»1 .* .''•A; ^^. ^»f?-*- Bt'' L^J5.*^ m: :S^- fr^ : nlbi nannte und den Gallen der Blätter verglich. Diese lösen sich ab und ver- mehren sich nach der Festheftung so rasch, dass eine junge Colonie schon nach 24 Stunden über 100 Individuen zählt. Auch hier ging er näher auf die Vorgänge ein, welche die besondere Verzweigungsairt der Colonie bewirken. Fügen wir noch zu, dass Trembley für Carchesium constatirte, dass die Stiele nur bei Vorhandensein der Polypen contractions- fähig sind und dass sie, der Polypen beraubt, nicht mehr wachsen, so erscheint • die Auffassung dieser colonialen Formen durch ihn so voll- kommen ermittelt, dass es als ein wenig rühmliches Beispiel wissenschaft- lichen Leichtsinns bezeichnet werden muss, wenn noch bis in die 20er Jahre unseres Jahrhunderts die irrthümlichsten Anschauungen über dieselben eifrige Anhänger fanden. Schon 1744 studirte Tr, auch drei Arten Stentoren (seine tuunel- like polyps), deren schiefe Theiluug er gleichfalls vorzüglich verfolgte. Cilien beobachtete er auch hier nicht, doch sah er den von der adoraleu Spirale erregten Wasserstrom mit Nahrungskörperchen. Keine wesentliche Erweiterung unserer Kenntnisse verdanken wir- den gelegentlichen Beobachtungen von Unger (174G), de Geer (1747),'" Kästner (1752), sowie denen eines Anonymus (1753), die wahrscheinlich alle Carchesium untersuchten. De Geer fand wohl hierher zu beziehende Formen auf Cyclops und Wasserasseln, versuchte dieselben auch von ihren Stielen abzuschneiden und schloss daraus richtig auf die Gründung neuer Colonien aus freischwimmenden Individuen. Kästner bemerkte in ihnen schwarze Pünktchen in Bewegung, die er als Eingeweide oder Nahrung deuten wollte. Auch Seh äff er lieferte 1754 nicht mehr wie eine Abbildung von Vorticellen und Carchesium und wollte die Colonien des letzteren wieder unrichtiger Weise aus Vereinigung einfacher Polj-pen (Vorticella) hervorgehen lassen. Er gedachte auch wieder der schon von Trembley (1744) und wohl auch Leeuweuhock (1703) gesehenen Läuse auf Hydra. Nicht gar vieles bieten die Baker'schen Untersuchungen (1743 bis 53). Manches was er mittheilt, ist nur Auszug aus Trembley. Er beob- achtete Vorticellen , Carchesium, vielleicht noch andere Colonien und auch eine Form (Polyp mit dem Deckel), die wahrscheinlich auf Ophrydium Eichhorni oder Opercularia bezogen werden muss. Die adorale Spirale beschrieb er als bewegte Fasern um den Mund theil weise nicht schlecht; auch bei Stentor erwähnt er dieselbe als eine Krone von Zähnen. Einzelne gute Beobachtungen und Abbildungen von Zoothamnium Arbuscula verdanken wir Bradyund Mitchell (1755). Sie zeichneten in dem Hauptstamm schon den Stielmuskel und in einer Makrogonidie Geschichte (Yorticellin. Trembley bis Spallanzani). 1119 sicherlich den Kern. Die allgemeine Auffassung blieb jedoch weit hinter Trembley zurück, da sie das Wesen als Pflanze deuteten, und die gewöhn- liche Individuen als Blätter, die grossen dagegen als Früchte bezeichneten, Ihre weiteren Beobachtungen beziehen sich wahrscheinlich auf Stentor, bez. dessen sie nicht über Baker hinauskamen. Für ihre Zeit (1755) ganz vorzüglich waren die Beobachtungen Rö sei's über zahlreiche, zum Theil neuentdeckte Vorticelhnen, ja sie übertrafen sogar die späteren von 0. F. Müller in mancher Hinsicht. Leider war Rösel mit den früheren Forschungen nicht hinreichend ver- traut, sonst hätte er wohl noch Vollständigeres geliefert. Richtiger als Frühere erkannte er die Verschiedenheiten zwischen den Vorticellinen und den eigentlichen Polypen und gab ihnen daher den Namen „ Äfft er - polypen". Seine Beobachtungen, die vortreffliche Abbildungen begleiten, erstreckten sich über eine Vorticella, Carchesium polypinum, drei-Epistylis- arten von Cyclops, zwei Opercularien und Epistylis flavicans. Bei letzterer und einer der Opercularien sah er den vollständigen Wimperkranz gut, bei den übrigen gewöhnlich nur den optischen Durchschnitt. Den Kern erkannte er bei den beiden ersteren, namentlich der Epistylis flavicans sehr gut als ein constantes inneres Organ; bei letzterer auch die con- tractile Vacuole als eine helle Stelle; ihre Nahrungsballen deutete er als Eier. Ueber die Bildung der Colonien dagegen hatte er unrichtige Vor- stellungen. Gut ist auch seine Abbildung der Trichodina Pediculus (2. Art von Polypenläusen), bei welcher er schon die adorale Spirale wahr- nahm; er unterschied zuerst die beiden Arten von Polypenläusen. Bei Stentor Roeselii bemerkte er die adorale Spirale als einen Kranz ,,vip- pernder Härlein", auch schon die Mundeinseukung, ohne sie aber richtig zu deuten. Loslösen, Umherschwimmen und Contraction wurden gut dargestellt. Es sei hier gleich erwähnt, dass das, was Leder mü Her (1760 — 63) über Vorticellinen mittheilt, sonder Zweifel ein Plagiat nach Rösel ist, entstellt durch einige ganz unrichtige Behauptungen. Polypen seien es nicht, sondern gesellige Schalenthierchen. — Marine colouienbildende Vorti- cellinen wurden von Ellis (1759), Baster (1759—65) und auch von S lab her (1775) abgebildet; alle diese Beobachtungen bezogen sich wahr- scheinlich auf Zoüthamnium. Interessant ist, dass Wilcke schon 1761 Trichodina auf den Schwänzen der Larven von Rana teraporaria zahlreich beobachtete, auch den Haftring und den hinteren Cilienkranz wohl andeutungsweise sah. Recht gering war, was Wrisberg (1765) über Vorticellinen berichtete. Eine in mancher Hinsicht nicht schlechte Beschreibung gab Gleditsch 1767 vonOphrydium versatile, das er Fucus subglobosus nannte und dementsprechend als Pflanze betrachtete. Die sich abl(»senden Indi- viduen hielt er für Samen, doch scheint er die in der Rinde sitzenden Individuen zum Theil auch als Drüsen gedeutet, ja möglicherweise ihre nach dem Centrnm der Colonie ziehenden Stiele schon beobachtet zu haben. 1120 Infusoria. Sogar männliche und weibliche P'ortpllauzungsorgane wollte er unter- scheiden. Goeze (1773 — 74) enthält nur sehr Weniges, dagegen verdienen die Untersuchungen Eichhorn's von 1775 unsere Beachtung. Bei einer der dargestellten Vorticellen beobachtete er deutlich die vom hinteren Winiper- kranz verursachte Radbewegung, bildete auch die Mundstelle ganz kennt- lich ab. Seine Forschungen über das Zoothamniiim Arbuscula führten nicht über die Erfahrungen von Trembley und Brady hinaus. Das farb- lose kleinere Ophrydium Eichhornii Ehbg. stellte er nicht schlecht dar und erkannte bei Stentor lioeselii (seinem Trompetenthier) zuerst die Sför mige Gestalt des Peristoms und die schleimige Hülle. Die von Trembley entdeckte Fortpflanzung der Vorticellinen durch Längstheilung bestätigte Spallanzani (1776), indem er sie bei einer Vorticella und wahrscheinlich auch CarcHesium gut erforschte und im Anschluss daran auch die Bildung der Colonien richtig entwickelte. Ausserdem beobachtete er zum ersten Male eine sog. Knospung von Vorticella, welche nach unseren jetzigen Erfahrungen wohl vorzugsweise knospenförmige Copulation war. Als Mund betrachtete Sp. die Wimper- scheibe, doch scheint er eine Andeutung des Schlundes zuerst gesehen zu haben. Dass Nahrung aufgenommen werde, war ihm nicht zweifel- haft. Auch Gleichen konnte 1778 die Längstheilung von Vorticella bestätigen, glaubte aber gleichzeitig die Geburt von Jungen an den Seiten bemerkt zu haben, ja wollte sogar den Stiel als eine Legeröhre be- trachten, indem er Kügelchen, die dem Stiel losgelöster Individuen g'e- legentlich anhingen, für Eier hielt. Da wir 0. F. Müller's Arbeiten als zusammenfassende auch im Zusammenhang betrachten müssen, gedenken wir gleich der ein Jahr nach Müller's Hauptwerk erschienenen Untersuchungen von Colombo (1787), die auch unabhängig von jenem entstanden sind. Leider kannte Colombo ausser Spallanzani's Arbeiten keine Literatur. Seine Forschungen über die Vorticellinen vertragen recht wohl den Vergleich mit denen seines berühmteren Landsmanns. Theilung und Bildung neuer Colonien durch Loslösung einzelner Individuen war ihm für Carchesium recht wohl bekannt, auch bemerkte er schon, dass sich die frei ge- wordenen Individuen mit dem Hinterende voran bewegen und einen hin- teren Wimperkranz erhalten, den er aus Fädchen bestehen liess. Irr- thümlich glaubte er, dass die freien Individuen sich wieder mit dem ehe- maligen Vordereude festhefteten und der hintere Wimperkranz zur neuen Spirale werde. Indem er die Theilung auch bei Vorticella verfolgte, hob er zuerst die Unterschiede dieser Gattung von den coloniebildenden scharf hervor, da er den einen Theilsprössling von Vorticella immer den Stiel verlassen sah. Die adorale Spirale konnte er in ihrem ganzen Verlauf- verfolgen und erklärte schon ganz richtig, warum man gewöhn- lich nur zwei Spitzchen oder Hörner am Vorderende wahrnehme, wie es von den älteren Forschern gewöhnlich angegeben wurde. Obgleich Gescliiclite (Vorticelliüen, Goeze, Spallanz., Colombo; üebrige Infus. Baker— EUis). 1121 er den Mund nicht aufzufinden vermochte, hielt er doch die Nahrungs- aufnahme für sicher und erklärte auch die Körnchen des Innern richtig für Nahrung, da sie bei längerem Verweilen der Thiere in den Versuchs- gläsern allmählich schwanden, ja wir finden hier schon die Angabe, dass die Nahrung in Bläschen eingeschlossen sei. Ausser Carchesium beobachtete er noch zwei Epistylis-, vier Vorticellenarten und Cothurnia imberbis (schon von Schrank 1776 gesehen). Lebhaft bekämpfte Colombo die mehrfach geäusserte Ansicht von der pflanzlichen Natur der Vorticellinen ; ganz wollte er ihnen zwar nicht alle Pflanzennatur absprechen, da ihm seine Versuche, ob sie mit den Stielen der Unterlage Nahrung entziehen könnten , kein entscheidendes Resultat ergaben ; wie Trembley aber betonte er als entscheidend die Unabhängig- keit, welche die Einzelthiere von den Stielen erlangen können. Wir haben nun zu verfolgen, was seit den 40er Jahren des 18. Jahr- hunderts in der Erforschung der übrigen Infusionsthiere bis auf MüUer's klassische Arbeiten geleistet wurde. Baker (1743 — 53) beschrieb die Lacrymaria Olor unter dem Namen Proteus, ohne die Cilien zu er- kennen und entdeckte die erste Suctorie (Podophrya quadripartita), deren Tentakel er unvollständig sah; er stellte sie zu den Glockenthierchen. Pelagische Tintinnoiden scheint Baster schon 1759 beobachtet zu haben ; bei einer der beiden Formen bildete er den Wimperkranz ganz deutlich ab. Einen ungemein wichtigen Fortschritt bahnte 1769 Saussure an, indem er den seither als Begattung gedeuteten Vorgang richtig als Quer- theilung erkannte, nachdem schon Bonnet (1762) die Vermehrung der Animalcula durch Theilung nach Analogie mit den VorticeHineu vermuthet und damit wohl auch auf Saussure's Beobachtungen eingewirkt hatte. Die Form, bei welcher Saussure die Quertheilung studirte, lässt sich nicht mehr feststellen; es war vielleicht ein Glaucoma oder ein Paramaecium. S. fand, dass die Sprösslinge immer wieder zur Grösse der Mutter heran- wachsen, und widerlegte so Needham's Ansicht, dass aus den grösseren Infusorien kleinere hervorgingen, ja es gelang ihm, ein solches Infusor zu isoliren, und zu beobachten, dass schon in zwei Tagen 60 Nachkom- men aus ihm entstanden waren. Auch die Vermehrung von Colpoda durch Encystirung verfolgte er zuerst : sah, wie dies Infusor sich am Grunde oder in der Schleimhaut der Infusion abrundet und hierauf kreuzweise theilt; doch hat er die Cystenhaut nicht wahrgenommen. Durch Saussure wurde auch Ellis (1769) mit der richtigen Deutung der sogenannten Be- gattungen der Infusorien bekannt. Letzterer verfolgte die Quertheilung bei allen von ihm geschilderten Formen (einer Oxytrichine, einem Amphi- leptus oder Lionotus und Paramaecium Aurelia). Dennoch hielt er die Quertheilung nicht für den normalen Vermehrungsprocess, glaubte vielmehr, dass sie durch Verletzungen veranlasst werde, da man nur auf etwa 50 Individuen eine Theilung beobachte. Auch wollte er nach Analogie mit Volvox, zu welcher Gattung er alle beobachteten Formen zog, zahl- B r 0 n D , Klassen des Thier-Reiehs. Protozoa. 7 1 1122 Infusoria. reiche Junge im Innern gefunden haben, ja schon in diesen wieder Näcli- komnien, Cilien sah er bei allen beobachteten Arten und bei I'aramaecium auch die Tricbocysten, weiche er durch den Saft von Pclargonium zonale zum Ausschnellen brachte. Wahrscheinlich hat dies jedoch schon 1765 Spallanzani bei derselben Form auf Zusatz von Urin beob- achtet. Beide hielten die Tricbocysten für Cilien. Bei den Tracheliden bemerkte Ellis die Nahrungsaufnahme und die dabei statthabende Erwei- terung des Mundes gut. Noch vollständiger wie Saussure verfolgte Corti (1774) die Ver- mehrung von Colpoda durch Encystirung. Erst nach der successiven Viertheilung sah er die Cysten hülle deutlich und darin die Spröss- linge sich bewegen. Er glaubte annehmen zu dürfen, dass dies die abgehobene Haut der Mutter sei, dagegen bekämpfte er richtig die Deutung als Eihülle. Auch das Ausschlüpfen der vier SprössHnge nach- einander durch dasselbe Loch der Cystenhülle beschrieb er ausführlich; ebenso, dass die freigewordenen Sprösslinge schon in einem Tag zur Grösse der Mutter heranwachsen. Wahrscheinlich sah C. denselben Vor- gang noch bei einem grösseren Infusor mit zwei contractilen Vacuolen, doch bleiben hierüber einige Zweifel. Sehr interessant sind seine Wahrnehmungen über die Fressbegierde eines Infusors (Holophrya oder Enchelys), das, wenn ihm die Nahrung fehle, ganz mager werde und sich wieder an kleinen Infusorien kugelig vollfressen könne. Den terminalen Mund und Schlund desselben bildet^, er deutlich ab; auch sah er die gefressenen Infusorien sich noch einige Zeit im Innern bewegen und gelegentlich dem Munde des Räubers wieder entschlüpfen. Die Cilien wurden gut dargestellt. Bei einer Vorticella beob- achtete er sicher schon das Spiel der contractilen Vacuole und verglich dieselbe mit einem Herzen. Goeze gab 1773 eine gute Abbildung des Dileptus Anser mit Andeutung des Mundes und der contractilen Vacuolen, die als Punkte erwähnt werden; doch hatte Müller dieses Infusor schon ein Jahr früher beschrieben. Leider sind die im 2. Band desselben Werkes (1774) von Goeze beschriebenen lebend gebärenden „Tnfusionsthiermütter", welche bewegliche Embryonen enthalten sollten, die nach der Geburt ihren Müttern unähnlich seien, nicht sicher deutbar. Vielleicht beobachtete er wirklich Parasiten im Innern von Infusorien. Auch Conjugations- zustände wurden hier beschrieben und als Längstheilungen gedeutet. 1777 konnte Goeze ähnlich wie Corti das Fressen einer grösseren Ox}^- trichine gut verfolgen. Das Peristom wird ziemlich kenntlich gezeichnet und die Lage des Mundes richtig angegeben. Die gefressenen Thiere waren Colpoden, die G. im Innern der Oxytrichine sich noch bewegen sah und auch durch Zerdrücken derselben wieder befreien konnte. Richtig wies er darauf hin, dass solche gefressene Infusorien, die all- mählich verdaut und zu Kügelchen würden, wohl oft für Eier gehalten worden seien. Geschichte (Ellis, Corti, Goeze, Gleichen, Spallanzani). 1123 Auch der Pastor Eichhorn (1775) stellte einige Oxytrichinen recht gut dar, namentlich die Bewimperung der Stylonichia Mytilus (seiner Mauerseege), wahrscheinlich ferner Oxytricha Pelionella (seine kleine Wasser- katze) und Uroleptus Piscis. Bei der ersteren erwähnte er die contractile Vacuole als einen „halben Circul". Gleichen entdeckte 1777 — 81 zuerst die parasitischen Infusorien des Regenwurmes: Plagiotonia Lurabrici und Anoplophrya striata; bei letzterer gedachte er der contractilen Vacuolen als Halbkügelchen oder Knöpfe. Bei Glaucoma scintillans schilderte er in derselben Ab- handlung zuerst wieder die Mundlippen, die „als ein besonderes zit- terndes Glied*^ bezeichnet und mit einer „Flossfeder" verglichen wurden. Wir erwähnen gleich, dass 1782 auch die parasitischen Infusorien der Frösche und Kröten von Goeze und Bloch wieder gefunden wurden. Des Ersteren Beobachtungen über dieselben sind viel genauer ; die Cilien erkannte er zum Theil. Eingehender behandelte Gleichen die Infusorien in dem Werk von 1778 ; doch blieb er hinter seinen Vorgängern in mancher Hinsicht zurück. Füsse oder Cilien leugnete Gl. direct und war daher genöthigt, eine anziehende und abstossende Kraft anzunehmen, um sich die Bewe- gungen feiner Partikel in der Umgebung der Thiere zu erklären. Fortpflanzung durch Theilung wollte er mit Ausnahme der Vorticellen nicht recht anerkennen, glaubte dagegen an Geburten und Eierlegen und deutete demgemäss die Conjugationen als Paarungen, zum Theil aber auch als Kämpfe. Grosses Interesse muss es erregen, dass er zuerst die künstliche Fütterung mit Karmin versuchte, welche später so grosse Bedeutung erlangte. Dabei kam er aber zu keinem rechten Verständniss des Gesehenen; wahrscheinlich deshalb, weil er sich den Karmin im Wasser gelöst dachte. Gl. wusste daher nicht, für was er die aufgenom- menen Karminballen haUen sollte und schwankte zwischen Eiern, Em- bryonen und Excrementen. Dennoch wollte er daraus schliessen, dass die Thiere fressen, da sie die Farbe in sich aufgenommen hätten. Bei Paramaecium gelang es ihm einmal, doch viel unvollständiger als Spal- lanzani, etwas von dem Spiel der contractilen Vacuole zu bemerken. Auch Gl. dachte dabei an ein Herz. Wie zu erwarten, enthalten auch die Arbeiten Sp allanzani's, speciell die spätere von 1776, eine Keihe wichtiger Erfahrungen über die Organisation der in Rede stehenden Infusorien. Während in der ersten Arbeit von 1765 der Cilien nicht gedacht wird, hat Sp. später das aligemeine Cilienkleid und seine Bedeutung für die Bewegung zum Theil gut erkannt. Spallanzani ist ferner der Erste, welcher die contractilen Vacuolen von Paramaecium Aurelia mit ihren zuführenden Kanälen beobachtete und ihre alternirenden Pulsationen alle drei bis vier Secun- den sich wiederholen sah; auch fasste er das Verhältniss zwischen Kanälen und Vacuolen richtig auf. Mehr als Zufall muss es bezeichnet werden, dass diese Organe richtig mit der Respiration in Verbindung 71* 1124 Inriisoria. gebracht wurden. Auch den Mund dieses Infusors sah Sp. zuerst deut- lich , erkannte ihn aber nicht als solchen. Besonders verdienstlich ist aber, dass er die Quertheiluni;- bei nicht weniger als 14 Infusorien- arten als die normale Vermehrungsart erkannte, ja schon die Neuentstehung der Girren bei einem hypotrichen Infusor während der Quertheilung ver- folgte. Obgleich er diesen Vermehrungsprocess selbst bei grosser Kälte noch beobachtete, bemerkte Sp. doch, dass Wärme ihn beschleunigt; auch wusste er, dass die Quertheilung in letzterem Fall gewöhnlich sehr rasch verläuft, häutig schon in einer Viertelstunde beendet ist. Die von Ellis erhobenen Einwände gegen die normale Vermehrung durch Theilung suchte er experimentell zurückzuweisen, und bemerkte schon, dass die Theilung periodenweise auftritt. Die Conjugationen galten auch ihm als Längstheilungen, doch fand er, dass sie viel längere Zeit zur Voll- endung brauchen als die Quertheihing. Obgleich Sp. sich bemühte, durch besondere Isolationsversuche nachzuweisen, dass die Inhaltskörner der Infusorien keine Eier sein könnten, glaubte er das Legen von Eiern und deren Ausschlüpfen doch bei einem der Thiere beobachtet zu haben. Hier erreichte er seine Vorgänger nicht, denn das fragliche Wesen war sicher Colpoda und die vermeintlichen Eier nichts weiter als deren Cysten. Nicht unwichtig waren die Beobachtungen von Köhler (1781) über die Quertheilung einer Oxytrichine. Auch er verfolgte deren raschen Ver- lauf in einer Viertelstunde, und sah schon, dass das hintere Thier bei seiner Trennung mit allen Wimpern versehen ist. Das Interessanteste ist aber, dass hier zuerst die beiden Kerne als helle Flecke deutlich er- kannt, namentlich aber auch festgestellt wurde, dass jeder Sprössling zwei solcher Flecke besitzt, demnach eine Vermehrung derselben wäh- rend der Theilung erfolgt. Ganz bedeutungslos sind dagegen die Arbeiten Her mann 's (1782 bis 1784), der zwar viele Infusorien beschrieb und abbildete, doch so ungenau, dass eine Deutung fast nirgends möglich ist. Auch sonst findet sich bei ihm nichts Neues. Wir müssen nun versuchen, einen Blick auf die Arbeiten des hervor- ragenden Mannes zu werfen, in welchem die Infusorienforschung des ver- gangenen Jahrhunderts, wenn auch nicht in allen, so doch den meisten Beziehungen, ihre grössten Triumphe feierte. Otto Friedrich Müller's Arbeiten begannen mit den 70er Jahren. Früher wurde erwähnt, dass er seine Theorie der Infusionen schon 1772 entwickelte. 1773 veröffent- lichte er seine ausgedehnten Forschungen über die Infusionsthiere in Form kurzer, nicht von Abbildungen begleiteter Schilderungen (Diagnosen) in der „Vermium terr. et fluv. historia". Hierauf folgten mehrere kleinere- Arbeiten über einzelne Formen in den 70er Jahren ; auch in der „Zoo- logia danica'' wurden einige marine Arten beschrieben und abgebildet, deren Figuren in das Hauptwerk von 1786 nicht aufgenommen wurden. Leider starb Müller, bevor er eine von Abbildungen begleitete Gesammt- Geschichte (^Spallanzani, Köhler, Hermann, 0. F. Muller). 1125 darstellung seiner Forschungen geben konnte. Otto Fabricius unter- nahm es, dies mit Hilfe der Notizen, Abbildungen und früheren Schriften M.'s auszuführen. So entstand das Hauptwerk „Animalcula iufusoria" von 1786 nach Müller's Tode. Unter diesen Verhältnissen ist es natürlich, dass wir in letzterem Werk manchen Widersprüchen begegnen, denn die ganze Einleitung ist mit Ausnahme eines eingeschobeneu Satzes über die Bullaria der Schrift von 1773 entnommen, und enthält daher Mancherlei, was mit den Beschreibungen der einzelnen Formen, welchen ja auch Müller's spätere Erfahrungen einverleibt wurden, nicht ganz überein- stimmt. Nichtsdestoweniger sind wir gezwungen, uns hinsichtlich der An- sichten Müller's über die Organisation und Fortpflanzung der Infusorien zunächst an diese Einleitung zu halten, Ergänzungen und Berichtigungen dazu aus den Eiuzelbeschreibungcn und seinen anderen Schriften suchend. Feinere Cilieubekleidungen, speciell der Holotrichen und Heterotrichen, übersah auch Müller mit seinen Hilfsmitteln (einfaches Mikroskop) sehr häufig, wenn er sie auch in manchen Fällen erkannte. Dagegen stellte er die adorale Spirale einiger Heterotrichen, Oxytrichinen und Vorti- cellinen ganz gut dar, ja bei Epistylis flavicans (seiner Vorticella acinosa) sogar schon die mehrfachen Umgänge („Kreise'^) der Spirale. Besser wie alle seine Vorgänger oder Zeitgenossen erkannte er die eigenthüm- liche Bewimperuug der grösseren Oxytrichinen in ihrer mannigfaltigen Ausführung. Dass keine geheimnissvollen Kräfte die Infusorien bewegen und in ihrem Umkreis wirken, die Cilien vielmehr hierzu dienen, be- merkt er mehrfach. Auch die Trichocysten entgingen ihm nicht, wenig- stens erwähnt er sie bei Paramaecium x4urelia, wo er ihr Ausschnellen auf Zusatz von Seewasser wahrnahm; doch galten sie ihm natürlich noch als Cilien. Wahrscheinlich beobachtete er sie aber auch bei seiner Leu- cophra vesiculifera. Contractile Vacuolen sah M. bei einer ziemlichen Zahl von Infusorien, ohne ein Verständniss derselben zu erlangen; gelegentlich gedenkt er ihrer als Knöpfe oder sogar als Löcher. Nur bei der unsicheren Leucophra pustulata bemerkte er ihre Pulsationen. Auch der Kern konnte ihm in vielen Fällen nicht entgehen. Bandförmige Kerne deutete er zuweilen als Darm , die Glieder der roseukranzförmigen auch als Eier, oder ver- suchte gar keine weitere Erklärung des Gesehenen. Auch ist gelegent- lich von einem Darm die Rede, wo keine sichere Deutung seiner Angabe möglich erscheint. -Seltsam berührt es, dass M. hinsichtlich der Ernährung keine rich- tigen Vorstellungen gewann. 1773 leugnete er ganz bestimmt, dass die Infusorien andere frässen, die betreffenden Angaben früherer Forscher beruliten auf Täuschung. Wenn es auch zuweilen schiene, dass kleinere Infusorien von dem Wasserwirbel grösserer erfasst und in deren Schlund oder Apertur hereingerissen würden, so würden sie doch stets nach kurzer Zeit wieder ausgeworfen. Er ist vielmehr überzeugt, dass nur Wasser 1126 Infusoria. durch den Mund aufgenommen werde und dieses wie bei anderen kleinen Wasserthieren zur Ernährung genüge. Dass er den Mund bei einem seiner Infusionsthiere richtig gesehen habe, lässt sich nicht behaupten ; bei den Vorticellinen und Stentoren hielt er wie seine Zeitgenossen das ganze Peristom für denselben. Bei Paramaecium wurde der Mund gele- gentlich wohl auch bemerkt, bei einer Nassula (seiner Leucophra notata) wohl sicher der Schlund. 1776 sprach er bezüglich der Ernährung von Stentor polymorphus noch dieselbe Ansicht aus. Ob M. später richtigere Vorstellungeu hatte, lässt sich schwer sagen. 1786 wird jedoch für die sogenannte Trichoda patula (eine Heterotriche oder Hypotriche) bestimmt angegeben, dass sie kleinere Thierchen fresse. Die Nahrungsballen deutete er daher zum Theil auch unrichtig, so bei Colpoda sicher als Junge. Die Ausstossung von Excrementen wurde 1786 mit Bestimmtheit für Stylonichia Mytilus verzeichnet, jedenfalls aber auch bei anderen Formen gelegentlich gesehen, jedoch falsch aufgefasst. Sehr bemerkenswerth erscheint, dass er bei der neu entdeckten Scyphidia limacina (seiner Vorticella limacina) von einer innneren Circulation spricht. Seltsame Widersprüche finden sich anscheinend in dem Werk von 1786 hinsichtlich der Fortpflanzung, namentlich der Paarung. 1773 nämlich leugnete M. recht bestimmt das Vorkommen von Paarung, obgleich auch hier schon ein Widerspruch vorkommt, indem einige Seiten vorher be- merkt wurde, dass die Paarung einiger nicht zweifelhaft sei; ja dies ala Beweis für die thierische Natur der Infusorien verwerthet wurde. Was früher als Paarung gegolten habe, sei Längs- oder Quertheilung gewesen. Die Quertheilung zahlreicher Arten, auch die Längstheilung der Vorticellinen hatte M. nämlich schon 1773 verfolgt und 1786 für viele gut abgebildet, ohne jedoch Neues von Bedeutung über diese Vermehrungserscheinungeu mitzutheilen. Daneben schrieb er den echten Infusionsthieren noch Fort- pflanzung durch Eier, lebendige Junge und Gemmen zu. Bei einem und demselben Infusionsthier fänden sich nicht selten verschiedene Fort, pfianzungsweisen, wenn auch die spontane Theilung die häufigste sei. Bezüglich der Eier haben wir schon oben Einiges erwähnt und auch der angeblichen Foetus von Colpoda gedacht. Was er bei seiner Leucophra signata und dem Didinium nasutum (seiner Vorticella nas.) von der Geburt lebendiger Jungen berichtet, lässt sich nicht sicher aufklären, dagegen war die für Trichoda foeta angegebene Geburt eines Foetus oder eines Ovariums jedenfalls nur die Ausstossung eines ansehnlichen Nahrungs- körpers am Hinterende, vielleicht unter theilweisem Zerfliessen. Bei Euplotes Charon wollte er gefunden haben, dass die Thiere eine Kugel herumtragen, welche nach Analogie mit Asellus als Ovarium betrachtet wurde. Aus den Einzelbeschreibungen von 1786, namentlich aber auch aus der Schrift von 1783, deren Abbildungen in dem Hauptwerk reproducirt sind, ergibt sich sicher, dass Müller seine Ansicht über die Paarung oder GescMchte (Organisation, 0. F. Müller; System, Hill). 1127 Copulation später änderte. Am bestimmtesten verrathen dies seine An- gaben von 1783 über Paramaecium Anrelia, welche 1786 wiederholt wurden. Jetzt erklärt er die seitlichen Verbindungen zweier Individuen desselben ganz entschieden für Copulationen, weil er ein Paar zwölf Stunden lang unverändert beobachtete, auch die Breite der vereinigten Thiere die der gewöhnlichen sei, namentlich aber auch deshalb, weil die seitlich ver- einigten Thiere kleiner seien als ausgewachsene. Wahrscheinlich ver- folgte er auch schon die Anfänge der Coujngation, w^as ihn in seiner Meinung bestärkte. Auch noch bei einigen anderen, z. B. Blepharisma, erklärte M, jetzt die Längsvereinigungen sicher für Copula; bei anderen Arten schwankte er, ob sie Längstheilung oder Copula seien; gewisse Verbindungen aber, die auch als solche gedeutet wurden, waren sicher keine oder sind doch zweifelhaft. Bei Aspidisca Lynceus nämlich und Euplotes Charon, sowie dem Vibrio Fasciola (wahrscheinlich Lionotus) wollte er Vereinigungen zweier Thiere mit den Hinterenden in gerader Linie hinter einander gefunden haben, welche er für Copula erachtete. Bei den erwähnten Hypotrichen können dieselben nichts anderes wie Quertheilungen gewesen sein. Jedenfalls darf als feststehend betrachtet werden, dass Müller in einigen Fällen die Conjugationen richtiger beurtheilte als seine Vorgänger und seine Nachfolger bis auf Balbiani. Richtig war auch seine Vorstellung von der Entstehung der Vorti- cellinencolonien, nur äusserte er die falsche Ansicht, dass die ihrer Thieie beraubten Aeste im Stande seien, neue hervorzutreiben, was doch schon Trembley als falsch erkannt hatte. Was Müller von neuen Formen kennen lehrte, ist so erheblich, dass eine Aufzählung desselben zu weit führen würde. Die Abbildungen, welche sein Bruder verfertigte, sind meist, soweit es die Hilfsmittel erlaubten, recht genau, so dass ein erheblicher Theil der Arten später verificirt wurde, was wohl für einige weitere noch gelingen wird. Müller versuchte aber schon 1773 seine Infusionsthiere systematisch zu ordnen, was 1786 weiter ausgeführt wurde und ihm nicht selten den Namen eines Linne der Infusorienwelt eintrug. Bevor wir seinem System einige Worte widmen, haben wir kurz der früheren syste- matischen Versuche zu gedenken, da hier der geeignete Ort scheint, dies nachzuholen. Den ersten Versuch einer systematischen Eintheihmg machte Hill (1751), sich theils auf eigene Beobachtungen, theils auf die des Ano- nymus von 1703 basirend. Als umfassender systematischer Versuch konnte demnach das Unternehmen nicht gelten, da er die meisten Arbeiten seiner Vorgänger unberücksichtigt liess. H, errichtete eine be- sondere Gruppe der Animalcula, welche drei Klassen umfasste. Die erste der Gymnia enthielt die Formen ohne Schwanz und sichtbare Glieder mit den Gattungen Enchelis, Cyclidium, Paramaecium und Craspedarium, von denen sämmtliche, z. Th. neben Bacterien, Monaden und anderem, 1]^28 Infusoria, wahrsclicinlich echte Infusorien einschliessen. Für seine zweite Klasse, die Cercaria, war das Vorliandensein eines Scliwanzes charakteristiscli. Sie enthält die Gattungen Brachiurus (lüldcrthiere, Cercarien und Euglena) und Macrocercus. Letztere umschliesst die Vorticella microstoma des Anonymus von 1703 sowie die verschiedenen Spermatozoon. — Die dritte Klasse der Arthronia schliesslich, deren Angehörige durch sichtbare Glieder ausgezeichnet sind, enthält in der Gattung Scelasiiis zwei von Hill ziemlich gut beobachtete Oxytrichinen, in der Gattung Brachion us dagegen nur Räderthiere. Speciesnamen gab Hill noch nicht, die Arten wurden einfach numerirt. Erst die Beobachtungen von de Geer, Ellis und Rösel veranlassten Linne, einige Infusionsthiere in die X. Ausgabe (1758) seines Systema naturae einzureihen, jedoch nur die polypenähnlichen Vorticellinen und Stentor, die er fast alle in die Gattung Hydra, je eine ferner bei Sertularia und Isis einreihte. In der XII. Ausgabe dagegen (1767) sonderte er durch die Errichtung der Gattung Vorticella die Vorti- cellinen aus der zu engen Verbindung mit den Hydroiden und Korallen, beliess dagegen Stentor bei Hydra. Eine besondere Abtheilung der Infusionsthiere nahm er in sein System überhaupt nie auf; erst in der von Gmelin besorgten XIII. Ausgabe findet sich eine Abtheilung der Vermes infnsoria. Alle übrigen Infusionsthiere warf Linne in der XII. Ausgabe in eine Art seiner Gattung Chaos zusammen, die folgendermassen diagnosticirt wurde: „Corpus liberum, uniforme, redivivum, artubus, sensusque organis' externis nuUis'^ Sie figuriren hier als die Species Chaos infusoriorum neben der Rösel'schen Amöbe (Chaos protheus), der Angnillula aeeti (Chaos redivivum) und den Infusorien, welche Münchhausen (1766) bei der Infusion von Brand- und Roststaub des Getreides sowie anderer Pilzsporen erhalten hatte. Jedenfalls erhellt hieraus, dass sich Linne um das Stu- dium der Aufgussthiere nicht viel bemühte. Die etwas seltsame Gattung Chaos lässt sich jedoch erst durch seinen gleichzeitigen Aufsatz ,,Mundus invisibilis" (1767) richtig verstehen. In diesem erkannte er die hohe Bedeutung des Mikroskopes für die Forschung aufrichtig an, erklärte sich aber gleichzeitig für einen ziemlich überzeugten Anbänger der irr- thümlichen Ansichten, welche der erwähnte Münchhausen entwickelt hatte. Wie gesagt, hatte derselbe Infusionen mit Sporen des Brand- und Rostpilzes des Getreides gemacht und in denselben natürlich auch Infu- sorien gefunden. Er glaubte nun, dass die infundirten Sporen die Eier jener Infusorien seien. Letztere sollten schliesslich platzen und ihre Eier zurücklassen. M. kam daher zu dem Resultat, dass die erwähnten Getreidekrankheiten von Infusorien hervorgebracht Avürden. Da er nun auch durch Infusion der Sporen gewöhnlicher Pilze dergleichen Infusorien erhielt und beobachtet zu haben glaubte, dass aus diesen wieder Schimmel oder Pilze hervorwüchsen , bildete er sich eine sehr eigen- thümliche Vorstellung über die Natur der Pilze. Die feinen Röhr- Geschicilte (Systeme,. Linne, Pallas, 0. F. Müller). 1129 eben derselben seien Dämlich gefüllt mit solchen kleinen Polypen- thierchen, zn denen sich der eigentliche Pilzkörpei*' verhalte wie das Gerüste oder Skelet der Korallen zu den in ihnen lebenden Korallen- thieren. Interessant erscheint, dass er, zum Theil auf diese Untersuchungen und Ideen gestützt, den Gedanken eines zwischen Pflanzen und Thieren stehenden Mittelreicbs sehr bestimmt entwickelte, das er „regnum neutrum" nannte und ihm folgende Abtheilungeu beizählte: 1. Hydra (Polypen); 2. Lithophyta (korallenartige Gewächse); 3. Fungi (Schwämme). — Wie gesagt, schenkte Linne diesen Angaben Münchhausen's grosses Vertrauen und gründete auf sie seine beiden Arten Chaos ustilago, die vermeint- lichen Thierchen des Getreidebrandes, und Chaos fungorum, die angeb- lichen Thierchen der gewöhnlichen Schwämme. Gleichzeitig erklärte er es aber für sehr wahrscheinlich, dass die von früheren Forschern geschilderten Infusionsthierchen (die Vorticellinen natürlich ausgenommen) nichts weiter seien wie solche Chaosthierchen, welche sich aus den in der Luft verbreiteten Samen der Pilze an geeigneten Orten (Infusionen) entwickelten. Unter diesen Umständen war er natürlich energischer Gegner der Generatio spoutanea und zeigte auch eine gewisse Unent- schiedenheit in der Frage nach der thierischen Natur der Infusorien, zumal er von dem Uebergang der beiden organischen Reiche überzeugt war. Da diese Chaosthierchen ja die Krankheiten des Getreides erzeugten und auch zahlreiche Infectionskrankheiten des Menschen auf ein äusseres Contagium hinzuweisen schienen, kam L. auf die alten Vermuthungen zurück, dass auch letztere wahrscheinlich durch solche Chaosthierchen hervorgebracht Avürden, was in dem betreffenden Aufsatz ziemlich ein- gehend dargelegt wird. Auch in der XII. Ausgabe seines Systems deutete er dies an, indem er dem Genus Chaos als zweifelhafte Formen noch folgende drei zufügte: a) Febrium exanthemathicarum contagium? ß) Fe- brium exacerbantium caussa, ;') Syphilitidis virus humidum. Ausserdem fungiren jedoch auch noch als zweifelhafte Formen am gleichen Ort: d) Spermatici vermiculi Leeuwenh., e) Aethereus nimbus mense florescentiae suspensus (scheinen wohl nur Schwärme sehr kleiner Mücken gewesen zu sein) und 'C) Fermenti putridinisque septicura, Münchhausen. Ganz schwach, selbst für seine Zeit, erscheint der Versuch Pallas', die Infusionsthiere in sein System der Zoophyten (1766) einzureihen. Eigene Beobachtungen fehlten ihm. Er adoptirte seltsamer Weise allein die von Hill aufgestellte Gattung Brachionus, und warf in ihr alles zusammen, was er von Infusorien aufführt (nämlich Räderthiere, Vorti- cellen, sowie die von Baker gefundenen Lacrymaria Olor und Podophrya). Diese geradezu komische Gattung Brachionus stellte er zwischen Tubu- laria und Sertularia. Solchen systematischen Versuchen gegenüber muss das von 0. F. Müller zuerst 1773 entwickelte und dann 1786 erweiterte System wohl als ein wesentlicher Fortschritt erscheinen. Müller übertrug den zuerst von Ledermüller (1760 — 63) gebrauchten Namen Animalcula infusoria oder 1130 Infusoria. Infusoria auf die ganze Abtheilung, wclclie er den Würmern als eine Klasse unterordnete. Als bemerkenswerther Fortschritt erscheint es, dass er sämmtliche Vorticellinen aus ihrer unnatürlichen Vereinigung mit den sogenannten Polypen erlöste und den Infusorien wieder tiberwies. Natürlich konnte bei ihm so wenig wie noch bei vielen seiner Nach- folger von einer eigentlichen Charakteristik der Infusorien die Rede sein; er war sich dessen auch wohl bewusst, indem er gelegentlich bemerkte, dass er diejenigen Wasserthiere als Infusoria bezeichne, die in keiner der sechs übrigen Klassen der Würmer Aufnahme finden könnten. Die 1783 zuerst augedeutete Unterscheidung der eigentlichen Infusoria und Bullaria gelangte in dem Hauptwerk nicht zur Geltung, da dessen Herausgeber sich nicht genügend sicher fühlte, dieselbe durchzuführen. Dass die Müller'schen Klassen ausser den heutigen Infusorien die gesammte bekannte Protozoenwelt umfassten, daneben aber auch noch die Rädeithiere, freilebenden Nematoden, Cercarien, Bryozoen und einige wenige Diatomeen und Desmidieen, bedarf hier keiner weiteren Erläu- terung. Hinsichtlich der Protophyten war Müller übrigens viel exclusiver wie später Ehrenberg; wie bemerkt, enthielt sein System nur wenige der- selben. 1773 vertheilte M. seine Infusorien in 13 Gattungen, von welchen er 5 von Hill adoptirte, 2 von Linne, die übrigen 6 neu errichtete. 1786 traten dazu noch 4 weitere, nämlich die Gattung Proteus nach Rösel und 3 neu errichtete.. Die Untergruppen wurden nach ähnlichen Grundsätzen, wie sie scholl Hill entwickelt hatte, gebildet. Eine erste umschloss diejenigen Gattungen, welche der äusseren Organe ganz entbehrten; eine zweite diejenigen mit solchen, theils mit Schwanz, theils mit Cilien oder Girren verseheneu. Da für viele Formen der ersten Abtheilung die äusseren Organe nur wegen ihrer Kleinheit unbeobachtet geblieben waren, wurde also von vornherein eine unnatürliche Gruppirung unternommen*). Für die Unterscheidung der Gattungen war in der ersten Gruppe besonders die Gestalt, in der zweiten die Beschaffenheit und Stellung der An- hänge massgebend. Einige der Gattungen umschliessen sicher keine eigentlichen Infusorien, nämlich Monas, Volvox, Proteus, Gonium und Brachionus (nur Räderthiere). Keine der übrigen könnte etwa im heu- tigen Sinne noch als Gattung, ja kaum eine als grössere Gruppe auf- gefasst werden (nur Kerona, Himantopus und eventuell noch Paramae- cium könnten in dieser Hinsieht als natürlicher gelten). Die mangel- haftesten waren jedenfalls Enchelys (doch ausschliesslich Protozoen und Bacterien umgreifend), Vibrio (Bacterien, ? Amöben, Flagellateu, Closterien, Diatomeen, freilebende Nematoden, Ciliaten), Cercaria (Flagellaten, *) Hätte Müller selbst die Herausgabe seines Werkes noch besorgen können, so wäre inöglicherweisft auch hierin ein Wandel eingetreten, denn bei Paramaecium Aurelia, das auch 1786 noch in der ersten Abtheilung steht, hatte er die Cilien mittlerweile doch erkannt. Geschichte (System, 0. F. Müller — Schrank). 1131 RotatorieD, Nematorhynchen und Ciliaten). Vorwiegend oder aus- schliesslich Ciliaten oder doch ausserdem hauptsächlich nur Protozoen führen die Gattungen Cyclidium (meist Flagellaten und einige Ciliaten), Paramaecium (nur Ciliaten), Kolpoda (kenntliche Formen nur Ciliata), Bursaria (Ciliaten und Dinoflagellaten nebst einigen zweifelhaften), Leucophra (fast nur Ciliaten, eine Bryozoe), Trichoda (hauptsächlich Ciliaten, Suctorien, einige Heliozoen, Rotatorien, Chaetonotus und einiges zweifelhafte), Kerona und Himantopus (hvpotriche Ciliaten), Vorti- cella (Vorticellinen, Stentoren, Freia, Didinium, Diatomeen und nicht wenige Rotatorien). Wie es häufig einzutreten scheint, wenn ein Gebiet von einem um- fassenden Geist bis zu gewisser Vollständigkeit durchgearbeitet wurde, so folgte auch auf die Müller'sche Leistung nicht etwa ein erhöhter Aufschwung der Infusorienforschung. Die Periode von Müller bis Ehren- berg muss im Gegentheil als eine relativ sehr sterile bezeichnet werden. Das Werk Müller's wairde von Compilatoren sofort mehrfach ausge- schrieben, unter w^elchen noch solche wie Adams (1787) und Bruguieres (1791), die sich auf einen einfachen Auszug beschränkten, lobens- werther erscheinen wie der später zu besprechende Bory de St. Vincent, der, obgleich auch nicht viel mehr als Compilator, durch seine systema- tischen Reformversuche nur grosse Verwirrung anrichtete. Bruguieres betonte übrigens schon sehr richtig die künstliche Natur der Infusorien- klasse; nach der natürlichen Methode, meinte er, könnten sie in die Abtheilungeu der „A^ers intestins, mollusques und zoophytes'' vertheilt werden. Keine sehr erhebliche Förderung der Infusorienkenutnisse, weder in morphologischer noch systematischer Beziehung, brachten die schon zu Zeiten Müller's anhebenden Untersuchungen von Franz von Paula Schrank, „des ehrwürdigen Baier^', wie ibn Ehrenbeig gelegentlich nannte. Seine in kleineren Mittheilungen von 1776, 80, 87j 93 und 1802 schon veröffentlichten, sowie weitere Forschungen über die Infusionsthiere vereinigte er 1803 zu einer Gesammtübersicht in der „Fauna boica". Aus seinen früheren Mittheilungen verdient hier vielleicht nur die Ent- deckung eines Spirostomum (1780, das egelähnliche Schleuderthierchen) Erwähnung, da sich diese Gattung bei Müller nicbt sicher nachweisen lässt, ferner die gleichzeitig beobachtete Theilung des Stentor Roeselii (seiner Vorticella flosculosa), welche er jedoch lange nicht so genau wie Trembley verfolgte. 1802 veröifentlichte Schrank ziemlich gute Beob- achtungen über Ophrydium versatile, welches er wie Müller für ein Thier erklärte. Auch kannte er schon die Bildung neuer Colonien durch abgelöste freischwimmende Individuen, glaubte jedoch fälschlich, dass die neuen Gesellschaften durch allmähliches Zusammentreten solcher Thierchen gebildet würden. Von wichtigeren Beobachtungen aus seinem Hauptwerk (1803) gedenken wir hier nur der bei dem sogenannten Trachelius falx (wohl ein Lionotus) recht gut verfolgten Ausstossung von Excrementen; 1132 Infusoria. doch blieb er unsicher, ob die grünen Kugeln, welche ausgeworfen wurden, ,,Eyersammluugen oder Unrath'^ waren, eigentliche Eier seien sie nicht. — Dennoch glaubte Sehr., dass sich nicht nur dieses Infusor, sondern noch zahlreiche andere durch Eier oder lebendige Junge fort- pflanzten, neben der häufigen Vermehrung durch Theilung; benierkte dazu aber, dass eine Begattung diesen Thierchen fremd und wider- natürlich sei. Im Allgemeinen ist über die Beobachtungen Schrank's zu bemerken, dass er viel sah, jedoch leider nur sehr weniges bildlich darstellte, was der Verwerthung des Gefundenen Schaden brachte. In systematischer Hinsicht schloss er sich innig an Müller an, über welchen er auch nicht eigentlich hinauskam. Einige Gattungen wollte er unrichtiger Weise von den Infusorien trennen und wegen des Besitzes einer Gehäuseröhre mit gewissen Rotatorien und Bryozoen zu einer be- sonderen Abtheilung der „Röhrenthiere'' erheben; so die von ihm errichteten Gattungen Tintinnus (Tintinnus und Cothurnia) und Linza (Ophrydium, Stentor Roeselii und gewisse Rotatorien). Im Uebrigen adoptirte er die meisten Gattungen Müller's, welche auch im Wesentlichen dieselbe Unbestimmtheit behielten, fügte denselben jedoch noch die von ihm gegründete Gattung Trachelius (Amphileptus, Lionotus, ? Tra- chelius und Lacrymaria) sowie die von Modeer (1790) vorgeschlagene Gattung Ecclissa (freischwimmende Vorticellen, Stentor, Didinium und Rotatorien) zu. Dagegen zog er Müller's Kerona zu Trichoda; Himan- topus führte er nicht auf. 1809 besprach Schrank noch einmal spezieller die Bewegungs- erscheinungen der Infusorien, doch begegnet mau den Hauptpunkten dieser Schrift auch schon in der Fauna boica. Eigentliche Füsse besässen die Infusionsthiere nicht, dagegen zum Theil Borstenfiisse, ähnlich denen der Anneliden. Den Haaren oder Wimpern, in deren Beobachtung er nicht über Müller gelangte, scheint er nur bei den Vorticellinen eine hervorragende Bedeutung als Schwimmorgane für die Bewegung zuzu- schreiben und erklärte auch schon das Räderphänomen der adoralen Spirale im Wesentlichen richtig. Die Bewegungen der übrigen Infusorien dagegen suchte er theils durch Körpercontractionen, theils nach Art des Schwimmens der Fische oder des Kriechens der Schnecken zu erklären. Dies hängt wohl damit zusammen, dass er schon 1803 geneigt war, den feineren Cilien auch eine respiratorische Bedeutung zuzuerkennen, was von Spä- teren mehrfach wiederholt wurde. Wir erwähnten oben schon der von Mode er errichteten Gattung Eclissa; Modeer schlug dieselbe in seinem Versuch, das Bekannte über die Gattung Voiticella zu sammeln und deren Arten systematisch festzu- stellen, vor. Im Gegensatz zu Müller hielt er die freischwimmenden Vorticellen für generisch verschieden von den festsitzenden, und ersteren galt daher die neue Gattung, welche jedoch nicht ausführlicher besprochen wurde. Da aber Modeer in seiner Zusammenstellung der Gattung Vorti- Geschichte (vSchrank, Modeer, Gnanzati). 1133 cella ausschliesslich nur Arten mit verzweigten Stielen berücksichtigte, scheint es fast wahrscheinlicher, dass er mit seiner neuen Gattung Eclissa eigentlich den Gegensatz zwischen den einfachen und den colonie- bildenden Formen ausdrücken wollte, und damit hätte er denn wohl das Richtige getroffen. Bedeutungslos waren die Mittheilungen von Watervliet (1786), der, wie es später noch vielfach geschah, den Uebergang kleiner holotricher Infusorien, die angeblich aus kleinen Eiern hervorgingen, in Vorticellen und dieser in Räderthiere verfolgt haben wollte. Auch Abildgaard's (1793) und Svaving's (1799) Abhandlungen enthalten kaum etwas von Interesse. Letzterer beobachtete zwar die Ausscheidung von Excrementen bei Colpoda, hielt dies jedoch wiederum für Eiablage. Am Schlüsse seiner Schrift trat er der Ansicht bei, dass eine Anzahl Infectionskrank- heiten von Infusorien herrühren dürften. Vorgreifend sei hier ferner erwähnt, dass Girod de Chantrans (1802) bei. Gelegenheit seiner Untersuchungen über niedere Pflanzen die Nahrungsaufnahme und Gefrässigkeit einer Vorticelle und eines holo- trichen Infusionsthieres überzeugend nachwies, was wegen der gegen- theiligen Miiller'schen Angaben nicht unwichtig erscheint. Den bemerkenswerthesten Fortschritt in der Kenntniss der Lebens- verhältnisse der Infusorien während dieser Periode brachten wohl die Untersuchungen Guanzati's (1797), indem sie zuerst den Encysti- rungsvorgang eines Infusors und seine Bedeutung erwiesen; denn selbst einem Müller war diese Erscheinung ganz unbekannt geblieben, und Corti hatte die Cysten zwar gut beobachtet, jedoch ihre Bildung nicht verfolgt. Das als Proteus bezeichnete Infusor eines Aufgusses, an welchem Guanzati seine Beobachtungen machte, wird nach Ehrenberg's Vorgang gewöhnlich als ein Amphileptus betrachtet; eine Reihe von Gründen bestimmen mich aber zu vermuthen, dass es eine Oxytrichine war. — G. verfolgte zunächst mit grossem Erfolg die rasche Vermehrung durch Quertheilung und bestätigte so die Entdeckung Saussure's. Innerhalb eines Tages sah er die Theilung gewöhnlich zwei bis drei Mal sich wieder- holen und verfolgte durch Isolation die Descendenz eines der Thiere durch 20 Theilungen. Aehnlich Saussure constatirte er die Theilungen eines dieser Infusorien innerhalb zweier Tage bis zu 64 Sprösslingen, und berechnete schon, wie später Ehrenberg, die ungeheure Vermehrung, welche nach diesen Erfahrungen in sechs Tagen erfolgen müsse, was denn auch die rasche Bevölkerung der Infusorien hinreichend erkläre. Die schnelle Vermehrung linde jedoch bald einen Einhalt, theils durch natürlichen Tod, theils wegen Zerstörung der Thiere durch andere, theils dagegen durch einen besonderen Vorgang, welchen er genauer verfolgte und der eben ein Encystirungsprocess war. G. beschrieb denselben recht genau, mit scharfer Verfolgung der Hüllenbildung, constatirte aber ferner, dass die Cysten bis 10 Monate lang trocken aufbewahrt werden können, ohne die Fähigkeit eiuzubüssen, bei der Befeuchtung wieder auszuschlüpfen; 1134 Infnsoria. auch wiederholte er das Eintrocknen mit Encystining und die Wieder- erweckung bei einer und derselben Partie der Thiere mehrmals hinter- einander. Mit Erfolg untersuchte G. schliesslich die grosse Regenerations- fähigkeit seines Infusors nach Verstümmelungen, auf welche Erscheinung schon Ellis (1769) hingewiesen hatte. Endlich stellte er, ähnlich wie Spallanzani, Versuche über das Verhalten der Thiere bei Erhöhung und Erniedrigung der Temperatur, sowie gegen Elektricität an, deren speziellere Verfolgung hier unnöthig erscheint. Leider fanden diese vortrefflichen Beobachtungen nicht die Berück- sichtigung, welche sie verdient hätten. Erst in den fünfziger Jahren unseres Jahrhunderts wurde die Bedeutung der Encystirung allgemeiner erkannt und damit die Möglichkeit einer Generatio spontanea endgiltig zurück- gewiesen. Zu den besseren müssen auch die Beobachtungen von Gruithuisen (1812) gerechnet werden, obgleich sie nichts Neues von Bedeutung ent- hielten. Mit der systematischen Feststellung der beobachteten Formen nahm Gruithuisen es nicht sehr genau, vielleicht durch seine Ansicht, dass alle kleineren Infusorien in einander übergingen, beeinflusst. Die Quertheilung einiger Arten, wie die Längstheilung der Vorticellen studirte er ziemlich gut, beobachtete sogar schon bei Stylonichia pustulata (seiner ,, grossen Polypenlaus") die Entwickelung der adoralen Spirale am hinteren Sprössling nicht schlecht. Dagegen verfiel er in einen auf- fälligen Irrthum hinsichtlich der Theilung des Paramaeciura Aurelia, indem er versicherte, dass hier das Hinterende des Mutterthieres zuin Vorderende des hinteren Sprösslings werde. Er zuerst bestätigte Spallan- zani's Entdeckung der angeblichen Fortpflanzung der Vorticellinen durch Knospung (Ableger, wie er sagte), will sogar schon drei bis vier solcher Knospen gleichzeitig an einer Vorticelle gesehen haben. Trotz aller dieser Erfahrungen war Gruithuisen überzeugter An- hänger der Fortpflanzung der Infusorien durch Eier. „Alles Körnige" in ihnen schien ihm Eier zu sein. Was er über deren Ablage beobachtet haben wollte, bezog sich ohne Zweifel im Wesentlichen auf sogenannte Sarkodetropfenbildung. Bei Colpoda cucuUus beschrieb er das Zerfliessen und bezeichnete die nun in Molekularbewegung gerathenden Körnchen als Eier, welche in solcher Weise ausgestreut würden, eine Ansicht, die übrigens schon 1803 Schrank angedeutet hatte und welche des- halb besonderes Interesse verdient, weil sie Ehrenberg später fast über- einstimmend wiederholte. Nahrungsaufnahme („Fressbegierue") schrieb Gruithuisen den Infusorien zu, namentlich auch in einer späteren Abhand- lung von 1818, die sonst nicht viel enthält. Hier gab er auch die Lage des Mundes einer Oxytrichine (als Trichoda Uvula bezeichnet) ganz richtig an, wies ferner das allgemeine Cilienkleid (Schwimrahaare) bei dem soge- nannten Trachehus falx und der Lacrymaria Olor zuerst nach. Endlich führen wir gleich an, dass Gruithuisen als Erster 1828 (wahrscheinlich sogar schon 1824) die Plasmabewegung in Para- Gescliichtc (Gruitlmisen — ßory). 1135 maeciura Aurelia auffand und sie als eine wohl organisch-chemische Säfte- bewegung, analog der der Pflanzen, beschrieb. Schon oben mussten wir Bory de St. Vincent's Bestrebungen auf dem Gebiet der Infusorien (1824—31) als wesentlich compilatorische bezeichnen. Dies kann hier nur bestätigt werden, da nicht eine einzige Bereiche- rung unseres Wissens von der Organisation oder Fortpflanzung aufzuführen ist, die von ihm herrührte. An Müller schloss er sich auch darin sklavisch an, dass er allen eigentlichen Infusorien die Aufnahme fester Nahrung absprach und die Ernährung durch Absorption geschehen Hess, welche Ansicht in dieser Zeit recht allgemein verbreitet war; so findet sie sich auch bei Lamarck (1815—16), Schweigger (1820) und Anderen. Dennoch glaubte Bory fest, dass viele der eigentlichen Infusorien einen Mund und eine einfache, weitsacktörmige Darmhöhle besässen. Neben der Fortpflanzung durch Theilung erkannte er auch die durch Keime an. Einen vollständigen Kückschritt dagegen bezeichnete Easpail's Versuch (1828), die Cilien der Vorticelliuen und anderer mikroskopischer Thiere als optische Täuschung zu erweisen, hervorgerufen durch zu- und abgehende Wasserströme; es erinnert dies zum Theil an Agardh, der noch 1820 den Vorticellen eine anziehende ,, Zauberkraft" (ähnlich Gleichen) zuschrieb, da er die Cilien der Spirale übersah. Dass man überhaupt den Cilien mit Ausnahme derjenigen der Vorticellinen in dieser Zeit keine grosse Bedeutung zuerkannte, sahen wir schon oben bei Schrank. Lamarck bemühte sich sogar nachzuweisen, dass die Bewegungen der Infusorien durch von aussen auf sie einwirkende Kräfte hervorgerufen würden. Versuchen wir nun eine kurze üebersicht zu entwerfen, von der Beurtheiluug, welche die Abtheilung der Infusorien hinsichtlich ihres Umfanges und systematischen Inhalts, sowie bezüglich ihrer Stellung im System und ihrer Classification von Müller bis auf Ehrenberg erfuhr. Im Laufe der in Rede stehenden Periode brach sich allmählich die Ueberzeugung Bahn, dass die MüUer'sche Infusorienabtheilung zu Hete- rogenes umschlösse, um als einheitliche gelten zu können; doch führten die verschiedenen Versuche, eine Sonderung durchzuführen, noch nicht zu befriedigenden Ptesultaten. Schon 1809 betonte Gruithuisen, dass die Räderthiere wohl über- haupt nicht für Infusorien zu halten seien, da sie eine „hohe Organisa- tion, Fresswerkzeuge, Darmkanal, Eierstöcke, Muskelfasern, Nerven, ein Hautsystem und einen Schwanz" besässen. Dasselbe bemerkte Dutrochet einige Jahre später (1812), auf seine guten Beobachtungen über Räderthiere gestützt. Die letzteren ständen höher wie die eigentlichen Infusionsthiere und die Zoophyten, sie näherten sich vielmehr am meisten den Mollusken. Die Anguillulen dagegen seien echte Würmer. Schon Lamarck trennte dann 1815 — 16 in seinem System die Räder- thiere von der Klasse Infusorien, welche die 1. KI. seiner „Animaux apathi- 113Ö Infiisoria. ques'^ (2. polypes, 3. vadiaircs, 4. vers) bildete, und reihte sie den Polypes ein. Da er jedoch die Infusorien wesentlich durch grösstc Einfacliheit der Organisation, speziell vollständigen Mangel von Mund und Verdauungs- organen, cbarakterisirte, so wurden auch echte Infusorien, namentlich die Gattung Vorticella und andere, deren Mund sicher erwiesen schien, theils mit den Rädertliieren (Rotifcra) vereinigt, theils dagegen in eine besondere Gruppe (Vibratilia) neben diese unter die erste Polypenabtheilung, die „Poljpes cilies", gestellt. Die Zahl der Gattungen vermehrte Lamarck durch die Errichtung einiger neuer (Vaginicola, Folliculina, Urceolaria). Cuvier Hess 1817 in seinem klassischen Werk zwar die Kotatorien (Rotifera) unter den Infusorien, schied jedoch die Klasse (die erste des Typus der Zoophyta) in die Ordnungen der Rotifera und der Infusoria homogenea. Die spätere Systematik Ehrenberg's lag also hier schon im Wesentlichen vor. — Die Vorticellinen dagegen vereinigte auch Cuvier wieder gegen früheres besseres Wissen mit den Polypes. — Aehnliches kehrt denn auch bei Schweigger (1820) wieder, der nur die beiden Infusorienordnungen Cuvier's gesondert als die beiden ersten Familien seiner Zoophyta vorführt. Etwas seltsam verhielt sich Goldfuss (1820), welcher zuerst die Bezeichnung ,,Protozoa" für seine erste Klasse, die vier Ordnungen (1. Infusoria, 2. Pliytozoa, 3 Lithozoa und 4. Medusina) umschloss, gebrauchte. Seine Infusorien umfassten ausser den eigentlichen Protozoen auch die Räderthiere, Hydroidpolypen und Bfyozoen. — Nicht unähnlich lautete das von Carus (1832) in seiner Zootomie entwickelte System; die Protozoa Goldfuss' wurden hier Eithiere genannt und die Infusorien fanden sich unter zwei Ordnungen derselben: der 4. Infusoria und der 3. Protozoa (Vorticellen , Hydra, Räderthiere). Auf beide hatte unver- kennbar das von Oken 1815 entwickelte System Einfluss, worin unter den Infusionsthieren oder ,,Milen" (auch Elemententhiere gen.), Infuso- rien, Hydroiden, Rotatorien und Bryozoen zusammengeworfen wurden. Von der Unhaltbarkeit der alten Infusorienklasse war auch Blaiu- ville (1822) überzeugt, seine Reformvorschläge hatten jedoch keinen Werth. Die Rotatorien wollte er zu den Entomostraceeu stellen. Die Andeutung, dass die Infusorien wahrscheinlich auf sehr verschiedene Abtheilungen der höheren Thiere zu vertheilen seien, hatte vielleicht auf die gleich zu erwähnenden Ideen Bory's einigen Einfluss. Letzterer versuchte in seinen beiden encyklopädischen Arbeiten (1824 — 31) eine systematische Gesammtübersicht der Infusorien zu geben und das System bis zu den Arten hinab zeitgemäss zu reformiren. Hierzu gebrach es ihm aber nicht nur an genügenden eigenen Er- fahrungen, sondern sicherlich auch an Talent und Scharfblick für systematische Vergleichung. — Die Abtheilung der Infusoria behielt er im alten Sinne bei, glaubte sie nur mit einem neuen Namen als Animalia microscopica bezeichnen zu müssen. Von diesen sonderte aber auch er die gestielten Vorticellinen, da er hinsichtlich Geschichte (System; Lamarck — Bory de St. Vincent). 1137 derselben die falschen Ansichten hegte, welche schon so lange sicher widerlegt waren : dass nämlich ihre Stiele einen durchaus pflanz- lichen Charakter besässen und ganz nach Art der Pflanzen wüchsen ; erst später brächten die Stielenden unter Anschwellung Thiere hervor. Die gestielten Vorticellinen seien also halb Pflanzen, halb Thiere, sie gehörten daher auch nicht zu den thierischen Infusorien, sondern in das von Bory errichtete Mittelreich oder „regne psychodiaire". Dieses Mittelreich, das den beiden anderen Pteichen, welche sich aus ihm ent- wickelt hätten, vorausgegangen sei, wurde auf durchaus physiologischer Grundlage aufgebaut, da als Hauptcharakter der hierhergehörigen Formen die beschränkte Beweglichkeit galt, welche sich nur in gewissen Theilen oder zu gewissen Zeiten zu einer thierähnlich freien erhebe. — In dem regne psychodiaire war eine durchaus heterogene Gesellschaft vereinigt; so in der ersten Klasse die Hydroiden und Plumatella, in der zweiten Vorti- cellinen nebst gewissen Metazoen, Bacillariaceen, Oscillarien, Conferveu, die sich durch Zoosporen fortpflanzen, doch auch Conjugaten, sowie die Spongien. Die dritte Klasse endlich bildeten die skeletführenden Korallen und anderes. Seine eigentlichen Infusorien theilte Bory in fünf Ordnungen. 1. Gymnodea, worin sich Bacterien, Rhizopoden, Mastigophoren und Ciliaten befinden, doch auch freilebende Nematoden, Cercarien, Sperma- tozoon, Nematorhynchen und einzelne Eotatorien; alle Formen der alten Infusorienabtheilung nämlich, wo weder Mund noch Cilien bekannt waren. — Die 2. Ordnung der Trichodea enthält vorwiegend Ciliaten, doch auch Suctorien, Räderthiere, Chaetonotus, auch das Ei von Hydra als Infusorium. In der 3. Ordnung der sogenannten Stomoblepharea, mit Mund und Darmhöhle, doch ohne doppelte Räderorgane, begegnen wir Ciliaten (hauptsächlich Vorticellinen) und Rotatorien. Die 4. der Rotifera enthält nicht nur Räderthiere, sondern auch das Infusor Freia, ebenso die 5. der Crustodea nicht nur Räderthiere und Entomostraken; sondern auch Infusorien der Gattung Euplotes. Dieses System war demnach sicherlich kein Fortschritt ; ebensowenig führte aber auch die von Bory versuchte Abgrenzung der Gattungen einen solchen herbei. Ohne von gesunden Grundsätzen geleitet zu w^erden, errichtete er eine grosse Zahl neuer Gattungen , wobei die nächstver- wandten Formen nicht selten in verschiedene Gattungen auseinandergerisseu wurden. So finden wir z. B. Vertreter der heutigen Gattung Vorticella und freischwimmende Vorticellinen unter folgenden Gattungen: Vorti- cella, Urceolaria, Convallarina, Kerobalana, Ophrydia und Rinella. — Einzelne seiner Gattungsnamen haben sich erhalten, jedoch ihre generische Bedeutung fast durchaus geändert. Der Heterogenität seiner Infusorienabtheilung, sowie der allgemeinen Ueberzeugung der Zeitgenossen glaubte Bory wohl dadurch gerecht zu werden, dass er unter den Infusorien die Anfänge verschiedener Abtheilungen der höheren Thiere vermuthete, was er bei den einzelnen Bronn, Klassen des Tliier- Reichs, Protozoa, 72 1138 Infusoria. Gruj3pen bestimmter darzulegen versuchte. In diesem Gedankengang- folgte ihm 1827 von Bär, welcher die Klasse der Infusorien für eine ganz unnatürliche erklärte und unter ihnen sowohl die Anfänge des Typus der langgestreckten gegliederten Thiere, wie des der strahligen und der Mollusken zu finden glaubte; sogar für die von ihm angenom- menen Zwischentypen glaubte er schon Vertreter unter den Infusorien zu bemerken. Die Rotatorien aber erschienen auch ihm weit verschieden von den eigentlichen Infusorien, theils mit den Mollusken, theils mit den Entomostraken näher verwandt. Dieselbe Arbeit enthält auch einige eigene Untersuchungen über parasitische Infusorien (Trichodina und wahr- scheinlich Conchophtirus), über welche, wie vorgreifend bemerkt werden darf, gelegentlich auch Carus 1832 kurz berichtete. F. S. Leuckart wollte 1827 die parasitischen Infusorien den Helminthen als eine Gruppe der Cryptohelminthes einreihen, in welche Abtheilung auch die ace- phalen Blasenwürmer (Aehnlichkeit mit Volvox) wahrscheinlich auch Echinococcus und die Spermatozoon zu bringen seien. Unter dem Ein- fluss solcher Vorstellungen versuchte endlich Reichenbach 1829*) die Gruppe der Infusorien völlig aufzulösen und in recht unverständiger Weise bei anderen Abtheilungen unterzubringen. Auch für die Unhaltbarkeit einzelner Gattungen MüUer's hatten sich gelegentlich Stimmen erhoben; so wurde namentlich von Nitzsch 1817, ausAnlass seiner Untersuchungen über die Cercarien, die Gattung Cercaria gut kritisirt und dieser Name auf die noch heute so bezeichneten Organis- men beschränkt. 1827 errichtete er für zwei von Cercaria abgesonderte eigentliche Infusorien die Gattungen Coleps und Urocentrum. Dass MüUer's Infusorien einzelne Formen von pflanzlichem Cha- rakter enthielten, wurde von einigen Forschern ziemlich früh er- kannt. So sprach Gruithuisen schon 1812 von vegetabilischen Infusorien, unter welchen er die Desmidiaceen und Bacillariaceen verstand, deren Längstheilung er verfolgte; die halb pflanzliche, halb thierische Natur dieser beiden Abtheilungen betonte auch Nitzsch 1817, und ßory de St. Vincent suchte dem ja durch ihre Aufnahme in sein regne psychodiaire Ausdruck zu geben. Auch B o e c k ent- wickelte schon 1826 seine Gründe für die Zugehörigkeit der Closterien zu den Algen. Alles dies scheint zu beweisen, dass Ehrenberg, als er später die gesammten Bacillariaceen und Desmidiaceen seinen Infusorien einverleibte, nicht nur auf dem Standpunkte MüUer's ver- harrte, ja in mancher Hinsicht hinter denselben zurückging, jedenfalls aber die betreffenden Mahnungen gewisser Vorgänger nicht genügend beachtete. Ganz werthlos erscheinen die beiden Abhandlungen, welche der Italiener Losana (1825 und 28) über Infusorien veröffentlichte, da die *) Heinpricli's Grundriss der Naturgesch. 2. Aufl. bearb. von H. G. L. Reichenbach. Berlin 1829. Gescliiclitc (v. Bär bis Ehrenberg). 1139 rohen Abbildimgen und flüchtigen Beschreibungen kaum die sichere Identi- ficirung einer der geschilderten Formen zulassen und sich auch anderweite Angaben von iigend welcher Bedeutung in diesen Schriften nicht finden. Indem wir zu einer Schilderung der durch die Arbeiten Christian Gottfried Ehrenberg 's inaugurirten Periode übergehen, bedarf es, als allgemein bekannt, wohl keiner besonderen Betonung, wie gross die Verdienste sind, welche dieser Forscher sich um die genauere Erkenntniss der mikroskopischen Welt in ibrer Gesammtheit und im Einzelnen er- warb. Wie seine Zeitgenossen bewundern auch wir noch die riesigen ArbeitsleistuDgen, welche in seinen Schriften über die Infusorien nieder- gelegt sind. Ehrenberg's Interesse für die mikroskopische Welt und die Infusorien im Speziellen ging Ende des zweiten Decenniums unseres Jahrhunderts von der Frage nach der Generatio spontanea aus, deren Widerlegung ihm am Herzen lag. Zunächst waren es die Pilze, die ihn beschäftigten, welche aber, da sie ja gelegentlich mit den Infusorien in Verbindung gebracht worden waren (Münchhausen, Linne), auf letztere hiuleiten mussten. Auf seiner afrikanischen Keise (1820 bis 26) widmete er sich auch dem Infusorienstudium spezieller und legte seine Erfahrungen in dem grossen Reisewerk von 1828 nieder. Hierin sprach sich noch kein wesentlicher Fortschritt über seine Vorgänger aus; die Darstellungen der beobachteten Infusorien sind ziemlich un- genau und grossentheils undeutbar. Auch auf seiner russischen Reise (1829) setzte er die Verfolgung der Infusorien fort. Ueber die Re- sultate dieser Forschungen, doch auch der in Berlin über die Organi- sation angestellten Beobachtungen berichtete er 1830. Diese Abhand- lung eröffnete seine eingehenden Studien über Organisation, Fortpflan- zung und Systematik der Abtheilung, welche durch weitere Schriften von 1831, 33, 35 vervollständigt und schliesslich in dem grossen Werke von 1838 zu einem zusammenfassenden Abschluss gebracht wurden. Bevor wir auf eine Besprechung der Ehrenberg'schen Resultate ein- gehen, wird es angezeigt sein, hervorzuheben, dass er zwar 1833 das Hereintragen allgemeiner philosophischer Möglichkeiten und Speculationen in die Beurtheilung der Infusorien, wie es früher beliebt wurde, bekämpft; nichtsdestoweniger aber bei seinen Untersuchungen selbst von einem aprioristischen Gedankengang auf das Stärkste beeinflusst wurde, näm- lich von der Idee einer in den Grundzügen wesentlich gleichen thierischen Organisation, welche die Nothigung mit sich führte, auch bei den nie- dersten Formen wenigstens die Hauptorgane der höheren nachzuweisen. Zunächst müssen wir uns über den Umfang, welchen Ehrenberg der Infusorienabtheilung geben wollte, unterrichten. Schon 1830 ver- wies er von derselben, nach dem Vorgang von Nitzsch, richtig die C e r c a r i e n und Anguillulen. Hinsichtlich der Sperma- tozoon war er 1830 noch etwas zweifelhaft; 1833 dagegen erklärte . er sie für Thiere, welche den Cercarien zunächst verwandt seien, eine Ansicht, die auch 1838 unverändert wiederkehrte. 1830 schien ihm die 72* 1140 Infusoria. tliierisclic oder pflanzliche Natur der Bacillariaceen noch unentschieden, später dagegen glaubte er, sie und die Desmidiaceen für echte Thiere halten zu müssen, und vereinigte daher beide Gruppen mit den Infusorien in viel entschiedenerer Weise, als dies von seinen Vorgängern geschehen war. Dass im Uebrigen alle Protozoen noch unter der all- gemeinen Bezeichnung Infusoria vereinigt blieben, bedarf keiner weiteren Erläuterung. Vor Allem aber muss uns Ehrenberg's Stellung zu der Frage nach dem Verhältniss der Räderthiere zu den eigentlichen Infu- sorien interessiren. Wie es schon seine Vorgänger angebahnt hatten, schied auch er scharf zwischen den eigentlichen Infusorien, seinen „Polygastrica", und den Rotatorien, welche bei ihm auch noch einige andere mikro- skopische Metazoen umfassen. Die mehrfach beliebte unrichtige Trennung der Vorticellinen von den eigentlichen Infusorien wies er zurück. Pol}^- gastrica und Rotatoria bildeten als zwei Klassen die Gruppe der Infusoria. Wie sich aber Ehrenberg das Verhältniss dieser beiden Klassen zu einander innerhalb der Gruppe eigentlich dachte, ist schwer zu sagen. Er vermied streng, sich über die Charaktere, welche er für die Gruppe der Infusoria als massgebende betrachtete, auszusprechen; auch in dem Hauptwerk von 1838 geschieht dies nirgends. Dennoch scheint er an eine nähere Verwandtschaft zwischen beiden Klassen gedacht zu haben, da er gelegentlich (1831) bemerkte, dass die Vorticellen den Uebergang zu den Rotatorien vermittelten. Doch Hesse sich auch die Ansicht vertreten, dass Ehrenberg mit der Vereinigung der beiden Klassen unter der vulgären Bezeichnung Infusoria überhaupt keinen näheren systematischen Zusammenhang in gewöhnlichem Sinne ausdrücken wollte, denn in der systematischen Uebersicht des Thierreichs, die er ' 1835 in seinen „Acalephen des Rothen Meeres" gab, zerlegte er die wirbellosen Thiere in vier grosse Gruppen: die Articulata, Mollusca, Tubulata und Racemifera, und stellte die Räderthiere in die zweit- letzte, die Polygastrica, die eigentlichen Infusorien also, in die letzte dieser Gruppen; ja er bezog sich später (1872) gelegentlich direkt, auf diese Schrift, um Vorwürfe, die ihm wegen der unnatürlichen Vereinigung der Polygastrica und Rotatoria gemacht wurden, zu entkräften. Wenden wir uns nun zu einer kurzen Darstellung von Ehrenberg's Forschungen über die Organisation der Infusorien im heutigen Sinne. Wenn er auch die Verhältnisse der Cilienbekleidung nicht überall voll- ständig beobachtete, so gelangte er in ihrer Erkenntniss doch weit über alle Vorgänger hinaus und verbesserte sich auch selbst in seinen späteren Arbeiten immer mehr. Doch blieb auch ihm das Cilienkleid einiger kleinerer Formen 1838 noch theilweise oder ganz verborgen, selbst bei Laerymaria, wo Gruithuisen die Wimpern schon bemerkt hatte, ver- misste er sie noch. Aus diesen Gründen begegnen wir denn auch in seinem System noch gewissen Ciliaten (Cyclidium und Cinetochilum) unter den Flagellaten und umgekehrt. Gescliiclite (Ehrenberg; Allgemeines, Organisation). 1141 Weit übertraf er seine Vorgänger in der richtigeren Feststellung der eigentbilmlichen Cilienverhältnisse der Oxytrichinen und Verwandten, hier unterschied er schon Hacken und Griffel von den eigentlichen Cilien. Die LängsreihuDg der Cilien vieler sogenannter Holo- und Heterotrichen wurde vielfach gut erkannt. Er vermuthete (1831 und 38), dass dies, wie auch die Anordnung in Querreihen, auf die Gegenwart entsprechend verlaufender Muskelfasern hindeute, welche mit der Bewegung der Cilien au thun hätten. 1838 deutete er die trüben Längsstreifen der Stentoren, auf welchen die Cilien stünden, als derartige Muskeln. Genauer sprach er sich noch (1831) darüber aus, wie die Cilien von Stylonichia und anderen Oxytrichinen bewegt würden. An eine zwiebelartige basale An- schwellung dieser Cilien sollten sich vermuthlich zwei Muskeln zur Be- wegung der Cilie befestigen. Als Muskel galt ferner der contractile Faden im Stiel der Vorticellen wie auch der Stiel der Opercularien- Wimperscheibe. Als gepanzert wurden sowohl die mit einem Gehäuse versehenen wie die starren Formen bezeichnet (Euplotes und Aspidisca), und den letzteren ein dorsales Schildchen zugeschrieben, das mit der Schale von Arcella in eine Reihe gestellt wurde. 1831 bemerkte E. zuerst den Pigmentfleck am Vorderende der Ophryoglena flavicans, der sofort als Auge in Anspruch genommen und 1833 bei zwei weiteren, gleichfalls zu dieser Gattung gerechneten Formen beobachtet wurde. Die Gegenwart eines Auges führte dann zur Vermuthung eines Nervensystems, welches er später (1838) auch bei Para- maecium Aurelia we'gen der im Vorderende bemerkten krystallinischen Excretkörner annehmen wollte. Trichocysten erkannte er zuerst 1833 bei Nassula und Frontonia; bei der ersteren erklärte er sie für Borsten zwischen den Wim- pern, bei der letzteren für Stäbchen in der Körpersubstanz; dagegen verfolgte er das Ausschnellen der Trichocysten bei keinem Infusionsthier. Die Uebereinstimmung der Organisation der Polygastrica mit den höheren Thieren sollte aber namentlich durch Ehrenberg's Entdeckung eines allgemein verbreiteten, besonders gebauten Darmapparates erwiesen werden. Bei der Unsicherheit, in welcher sich die Frage nach der Ernährung der Infusorien trotz mancher guter früherer Beobachtungen noch befand, muss es als besonderes Verdienst Ehrenberg's anerkannt werden, dass er die Aufnahme fester Nahrung in weiter Verbreitung erwies. Schon 1830 theilte er seine Entdeckungen hierüber mit, die sich wesentlich auf eine Wiederholung der alten Experimente Gleichen 's über die Fütterung der Infusorien mit Karmin und Indigo etc. basirten, aber richtiger gedeutet wurden. Der Erfahrungen Gleichen's wurde dabei nicht gerade liebevoll gedacht, sie seien, wie er sich ausdrückt, mehr Scherze geblieben. Mund und After vieler Infusorien wurden auf diesem Wege richtig erkannt, aber die zahlreichen Nahrungsvacuolen verleiteten, in Verbindung' mit anderen irrig gedeuteten Wahrnehmungen, zu der Annahme eines beide verbindenden Darmes, welchem diese Nahrungsvacuolen als zahlreiche 1142 Infusoria. „Mägen'' anliäugen sollten. Natürlich war für diese Annahme eines lange gesuchten Darmes die scheinbare Beobachtung eines solchen haupt- sächlich ausschlaggebend. Bei Vorticella wenigstens wurde in der Abhandlung von 1830 der unvollständig beobachtete Kern als ein zirkeiförmiger Darm gedeutet, und aus der Schrift von 1831 geht zur Evidenz hervor, dass langgestreckte Kerne auch anderwärts, so bei Stentor, wahrscheinlich aber auch bei Enchelis Pupa und der sogenannten Leucrophys patula, für den Darm genommen wurden. Es waren -'als'o zwei irrige und unrichtig verbundene Deutungen, welche zur Ansicht von dem Bau des Verdanungsapparates bei der Gruppe der sogenann- ten E n t e r 0 d e 1 a , die im Wesentlichen unseren heutigen Infusorien entspricht, führten. Diesen gegenüber standen die sogenannten A n en- ter a, welche, wie wir schon früher sahen, durch direkte Befestigung der Mägen am Mund, ohne Vermittelung eines Darmes, charakterisirt wurden, und nur ganz vereinzelte eigentliche Infusorien einschlössen. Auch die Aufnahme grösserer fester Nahrungskörper vermochte Ehrenberg schon 1830 mit Sicherheit bei manchen Infusorien festzu- stellen. In derselben Abtheilung errichtete er auch ein System der Enterodela auf Grundlage seiner Beobachtungen über die Verdauungs- organe, welches dieselben nach der verschiedenen Mund- und Afterlage in vier Familien ordnete. Da er dasselbe aber später nicht genauer ausführte, wollen wir hier nicht länger dabei verweilen. Erst 1833 wurde der sogenannte Reusenschlund bei Chiloden und Verwandten erkaniit, der wegen vermeintlicher Beziehungen mit dem Ifauapparat der Räder- thiere wichtig erschien. In derselben Arbeit glaubte er ferner nach- weisen zu können, dass bei gewissen Enterodelen auch Drüsen am Verdauungsapparat vorkämen. Die violette, aber auch in verschie- denen anderen :Nuancen gefärbte Flüssigkeit, welche die Nahrungs- vacuolen der meist Oscillarien fressenden Nassula elegans und oruata erfüllt, wollte er für eine Art Speichel oder Galle halten, und war gleich- zeitig der Ansicht, dass von der am Vorderende der Nassula elegans gewöhnlich vorhandenen Anhäufung eines ähnlich gefärbten Pigmentes ein Kanal nach hinten in den Darm leite, weshalb er in dieser Pigment- anhäufung das eigentliche Drüsenorgan vermuthete. Auch bei Fron- tonia wollte er einen ähnlichen Verdauungssaft gefunden haben. lieber die Nahrungsaufnahme der Suctoria hatte Ehrenberg seit 1833 schon ziemlich richtige Vorstellungen, indem er wenigstens bei Podophrya fixa das Fangen und Aussaugen von Infusorien mittels der Tentakel beobachtete; doch schrieb er derselben noch einen Mund zu; er scheint die contractile Vacuole für einen solchen gehalten zu haben. Die Idee eines feinen Gefässsystems, welches die ganze Oberfläche der Polygastrica überziehe (1831), liess er später (1838) selbst wieder fallen. Während in der Arbeit von 1830 die contractile Vacuole nur bei Enchelis und Amphileptus erwähnt und für eine Kloake gehalten wurde, konnte das Vorhandensein einer solchen Einrichtung 1833 bei zahlreichen Geschichte (Ehrenberg-; Organisation, Fortpflanzung). 1143 Ciliaten constatirt und auch die strahlenförmig-en zuführenden Kanäle bei Paramaeeium und Ophryoglena, sowie die Erscheinungen bei der Neu- bildung der Vacuole von Nassula schon nachgewiesen werden. Nach aussen münde die contractile Blase sicher nicht, und ein Herz könne sie wegen ihrer laugsamen Pulsationen nicht wohl sein. Nach Analogie mit der contractilen Endblase des excretorischen Apparates der Käder- thiere wollte er sie in weiter unten noch zu besprechender Weise mit dem männlichen Geschlechtsapparat in Verbindung bringen. Eingehendere Mittheilungen folgten dann 1835, wo schon die drei Formen der con- tractilen Vacuole, die einfache, sternförmige und geperlte, unterschieden wurden. Auch jetzt war Ehrenberg wie früher nicht geneigt, das Vor- kommen mehrerer Vacuolen zuzugeben ; nur für eine Form (Paramaeeium Kolpoda, und da wohl sicher unrichtig) wollte er sich von zweien über- zeugt haben. Dass er die contractilen Vacuolen nicht überall als solche erkannte, sie z. B. bei seinen Amphilepten und Trachelius zum Theil als Saft- oder Drüsenblasen, ähnlich denen von Nassula, bezeichnete, ist nicht erstaunlich, wenn man bedenkt, wie viele Mühe gerade diese Gebilde seinen Nachfolgern noch machten. Schon die eben besprochenen Verhältnisse haben uns auf Ehrenberg's Ansichten über die Fortpflanzungsorgaue der Polygastrica gewiesen. Dieselben dachte er sich entsprechend hoch organisirt. Schon 1830 be- merkte er, dass neben dem Darm noch eine zellige Masse vorkomme, welche den Eierstock repräsentire und durch die Analöffnung ausgeworfen werde. Die betreffenden Untersuchungen bezogen sich auf Colpoda cucullus, und lassen keinen Zweifel, dass das als Eiablage Beschriebene theil- weises Zerfiiessen war, um so mehr, als er direkt betonte, dass das bekannte plötzliche Zerfiiessen der lebendigen Infusorien zu der Eierstocksausscheidung zu rechnen sei. Von 1833 an wurden denn auch die grünen und anderweitig gefärbten, aber auch ungefärbten Körnchen im Innern der Infusorien überall für Eier erklärt, von welchen 1835 mit- getheilt wurde, dass sie in netzförmig anastomosirenden Röhren um den Darm und den ganzen Ernährungsapparat liegen. Dass Niemand die Entwickelung dieser vermeintlichen Eier je gesehen hatte, erkannte er selbst an*); auch gingen seine späteren Mittheilungeu über die Eiablage nicht über das früher Bemerkte hinaus, wenngleich 1835 behauptet wurde, dass der einfache oder mehrfache Eileiter sich in den After öffne. 1833 machte er die ersten bestimmten Angaben über einen männlichen Apparat. Als Hoden wurde der jetzt mehrfach beobachtete Kern ge- deutet, nach Analogie mit Ehrenberg's irrigen Ansichten über den Bau der Fortpflanzungsorgane der Räderthiere ; doch war auch die Vergleichung *) Nur 1S30 machte er sehr irrthümliche Angaben über die Entwickelung der Vorticellen aus Keimen oder Eiern, die er aber später wieder fallen Hess. Er glaubte nämlich damals, dass die Stiele der Vorticellen an ihrer Basis durch ein Stolonenwerk verbunden seien und dass aus diesem, welches er als eine Art Eierstock deutete. Junge herrorwüchsen. Die ver- meintlichen Jungen waren nichts anderes wie kleine gestielte Choanoflagellaten , welche sich zwischen den Yorticelien fanden. 1144 Infusoria. mit den Trematoden und Turbcllaricn (1835) für die Deutungen mass- gebend. Dass er dasselbe Organ zuvor schon, z. B. bei dem jetzt wieder geschilderten Stentor, zweifellos als Darm erklärt hatte, wurde mit keinem Wort berücksichtigt. Es gehörte nicht zu den Eigeuthümlichkeiten Ehren- berg's, von einer einmal gefassten Ansicht, namentlich wenn dieselbe Widerspruch erfuhr, zurückzutreten. So ergibt sich denn die eigenthüm- liche Thatsache, dass dasselbe Organ der Infusorien ihm nach einander zu der Lehre vom Darm und der von der männlichen Drüse dienen musste. In dem Werk von 1838 wurde dann die Morphologie dieser männlichen Drüse bei den meisten geschilderten Formen schon recht gut dar- gestellt. Mit dem einfachen oder mehrfachen Hoden brachte Ehrenberg, wie bemerkt, die contractile Vacuole in functionellen Zusammenhang; dieselbe sollte eine Art Ejaculationsapparat sein, welcher den vom Hoden gebildeten Samen entweder direkt durch mehrere Oeffnungen oder durch die sternförmigen Kanäle, wo solche vorhanden sind, in die Eileiter ergösse. — Alle Infusorien galten also als hermaphroditische Thiere, weshalb auch eine Begattung oder Paarung, wie sie die Alten so häufig beobachtet zu haben glaubten, für unnöthig und nicht vorkommend erklärt wurde. Die Conjugation hielt er durchaus für Längstheilung. Der Fortpflanzung durch Theilung hatte Ehrenberg näm- lich schon frühzeitig (1831) seine Aufmerksamkeit gewidmet und ähnlich wie frühere Beobachter die rasche Vermehrung mittels Isolationsver- sucheu festzustellen versucht. Schon 1833 konnte er beobachten, dags bei der Quertheilung von Nassula an dem hinteren Sprössling ein neuer Mund und Schlund gebildet werde, auch eine neue contractile Vacuole dabei entstehe. Ebenso gelang es die Theilung des Kernes bei diesem Vorgang zu ermitteln. 1835 hob er schon ziemlich richtig hervor, dass sich vor der Quertheilung alle Hauptorgane des Kör- pers verdoppeln. Auch das Werk von 1838 brachte natürlich noch mancherlei neue Beobachtungen, von welchen wir nur auf die über Paramaecium Aurelia hinweisen, und hervorheben, dass er schon die relativ spät erfolgende Theilung des Kernes bei der Vermehrung von Stentor bemerkte. Neben der allgemein angenommenen Längs- und Quertheilung wollte er eine Fortpflanzung durch Knospen nicht nur bei den Vorticellinen, 'sondern auch bei Stylonichia (1830 und 38) gefunden haben. Diese Vorstellungen von der gescblechtlichen und ungeschlechtlichen Fortpflanzung der Infusorien, wie auch die Ueberzeugung von ihrer hohen Organisation machten Ebrenberg zu einem lebhaften Gegner der Gene- ratio spontanea. Namentlich 1833 bekämpfte er dieselbe sehr energisch. Die Wirkung der »Infusionen erkläre sich durch Darbietung reichlicher Nahrung; es sei unmöglich, mittels gewisser Infusionen bestimmte Infusionsthiere hervorzubringen. Die Thiere der Infusionen entstünden nur aus Keimen oder Thierchen, welche in dieselben gelangt seien. Es kann nicht befremden, dass diese im Allgemeinen correcten Ansichten Ehrenberg's wenig Einfluss auf die Frage ausübten und die Ur- GescMchte (Ehrenberg ; Fortpflanzung, System etc.). 1145 zenguDgslebre auch für die Infusorien später noch auf das Lebhafteste vertheidigt wurde. Denn Ehrenberg selbst war der wirklichen Unter- suchung der Frage, etwa in der Art Spallanzani's, nie näher getreten, sondern hatte dieselbe nur aus allgemeinen und, wie bald erkannt wurde, grosseutheils irrigen Erwägungen und Deutungen geleugnet. Die angeb- lichen Keime, welche die Infusionen bevölkern sollten, hatte auch er nicht erwiesen; denn die Encystirungsvorgänge waren ihm völlig verborgen geblieben, und auf die früheren wichtigen Untersuchungen von Corti und Guanzati nahm er keine Rücksicht. 1838 sprach er zwar von der Möglichkeit eines Winterschlafes durch Frost und eines Sommerschlafes durch Trockniss; aber selbst als Stein Ende der vierziger Jahre ein- zelne Encystirungsprocesse nachgewiesen hatte, bemühte er sich, die Erklärung dieser Erscheinung zu widerlegen (1851) und als Häutung oder Ermattung misszudeuten. Die grossen Verdienste, welche sich Ehrenberg um die Erkenntniss des Formenreichthums erwarb, können nicht hoch genug anerkannt werden. Nach einer natürlich etwas schwankenden Vergleichung finde ich unter den von ihm 1838 beschriebeneu Arten der Infusorien (im heutigen Sinne) 100 oder wenige mehr, welche sicher zu identi- ficiren sind (darunter 5 Arten von Suctorren). Ebenso bildete er sein System, namentlich gegenüber dem seiner uumittlebaren Vorgänger, zu einem viel natürlicheren aus, welches denn auch die Grundlage aller weiteren systematischen Bestrebungen bildete. Viele seiner Gattungen besassen schon eine richtige, auch heute noch im Allgemeinen giltige Umgrenzung; manche waren jedoch auch recht schlecht (so namentlich Leucophrys, Trichoda, Loxodes, Bursaria, Trachelius und Trachelo- cerca); einige wenige haben sich nicht eruiren lassen und werden wohl immer unaufgeklärt bleiben. Genauer auf sein System einzugehen, scheint an diesem Ort nicht angezeigt, wie denn überhaupt die sptciellere histo- rische Entwickelung des Systems in der Zeit nach Ehrenberg im syste- matischen Abschnitt behandelt werden wird. Mit erstaunlichstem Fleiss hat Ehrenberg Alles, was je über die Infusorien mitgetheilt worden war, gesammelt, studirt und systematisch zu deuten versucht. Nicht immer aber waren seine Deutungen glücklich, wie er zum Theil später selbst erkannte. Auf Grund unzulänglicher Beobachtungen über die Infusorien ausser- europäischer Gebiete war Ehrenberg seit 1829 überzeugter Anhänger einer geographischen Verbreitung derselben im Sinne der höheren Thiere, während, wie hier nachträglich betont werden mag, Bosc (1802, p. 176), Lamarck (1815) und Bory (1804)*) wenigstens für die einfacheren Formen eine solche ge- leugnet hatten ; natürlich auf Grund ganz unzureichender Ermittelungen. Nach 1838 beschäftigte sich Ehrenberg nicht mehr eingehender mit Infusorien, theilte nur gelegentlich Diagnosen einiger neuer oder angeblich neuer Arten mit, so von einer grösseren Zahl 1840, weitere 1853, 54 und *) Yoyage dans les 4 princip. iles d. m. dafr. T. lU. Paris 1804. p. 165. 1146 Infusoria. 61. 1848 und 49 stellte er die Resultate seiner Eriabrungen über die- jenigen Infusorien zusammen, welcbe er durcb lufundirnng von Staub bober Orte und Moos von Bäumen zum Leben erwecken konnte und welcbe daber in der Luft an diese Orte gefübrt worclen sein mussten; docb veranlasste ibn dies nicht, näber zu untersucben, wie dies müglicb sei. Abbildungen einiger dieser Infusorien wurden 1871 publicirt, wie 1862 die Figuren einiger in dem Werk von 1838 nicbt bildbcb darge- stellten. Bei dieser Gelegenbeit sei erwäbnt, dass aucb Dujardin 1852 eine geringfügige Notiz über Moosinfusorien gab. Ebrenberg's gelegentlicher Erwiderungen auf die Angriffe seiner Widersacher werden wir erst später an passender Stelle gedenken; hier sei nur bemerkt, dass er keinerlei neue Erfahrungen beibrachte und in einem von Ueberbebung und Bescbränkung nicht freien Geiste sich jedem Fortschritt und besserer Erkenntniss verschluss. Das Hauptwerk von 1838 wurde in Auszügen vielfach weiter ver- breitet; so schon 1839 in Frankreich von Maudl; in Russland und Deutschland von Kutorga 1839 und 41; in England von Pritchard 1841, welcher schon 1834 eine ähnliche Uebersicht der Infusorienwelt nach dem damaligen Stand der Kenntnisse gegeben hatte, und dessen Werk noch viele Auflagen erlebte, denen auch die späteren Forschungen zum Theil einverleibt wurden. In der neuen, von Ebrenberg's glänzenden Leistungen inaugurirten Epoche entbrannte bald ein lebhafter Kampf um die Erstaunen erregenden neuen Lehren vom Bau und dem Leben der Infusorien, welche ja der höheren Thierwelt so nahe gerückt werden sollten. Bevor wir den hin- und herwogeuden Streit der Meinungen und Erfahrungen genauer verfolgen, werfen wir einen Blick auf die in directestem Anschluss an den Begründer der Epoche entstandenen Arbeiten. Mehr aus praktischen wie aus inneren Gründen ziehen wir die Zeit von Ehrenberg bis zu dem Erscheinen der Arbeiten von Stein, Lacbmann und Claparcde in diese Epoche, ohne uns jedoch wie früher im Einzelnen allzu strenge an den so begrenzten Zeitraum zu halten. Im Anschluss an Ehrenberg und wesentlich auch in seinem Geiste wirkten eine Reihe Faunisteu, welche die von dem Meister behauptete geographische Verbreitung aufzuklären gedachten. In Wien zunächst Riess (1840), in Salzburg Weru^eck (1841); in Russland von 1844-52 Eichwald, von 1845 — 54 Weisse. Den beiden Letzteren verdanken wir die Kenntniss einiger weniger neuen Formen. Die uordamerikanische Infusorienfauna suchten Bailey (1845 und 51) und Cole (1856) aufzu- klären. 1846 veröffentlichte Schmarda eine faunistische Studie über öster- reichische Infusorien, wobei auch die adriatische Fauna berücksichtigt wurde. Neues an Formen oder bemerkenswertheu sonstigen Beobach- tungen ergab sich auch dabei kaum. Etwas mehr Interesse erweckt in faunistischer Hinsicht seine Studie über die Infusorien Aegyptens (1854). Geschichte (Ehrenberg 's directe Nachfolger [Faunisten] u. Kritiker [Schultz — Pocke]). 1147 Die darin beschriebenen neuen Formen waren aber fast sämmtlich zu ungenau dargestellt, um gedeutet werden zu können. Ganz ohne Bedeutung waren Ormancey's dilettantische Unter- suchungen über, die Infusorien Lyons (1852), der auch eine ganze Anzahl unhaltbarer Gattungen errichtete. Auch Schumann's (1855) preussische und Schulz' (1856) nassauische Infusorien enthalten nichts von Bedeu- tung. Weiterer, auch faunistisch werthvoller Arbeiten dieser Periode wird bei Gelegenheit gedacht werden. Obgleich die Arbeiten und Lehren Ebrenberg's allgemein mit grossem Beifall aufgenommen wurden, erhob sich doch bald die Kritik, wenn auch anfänglich ziemlich schüchtern, gegen die vermeintliche hohe Orga- nisation der Infusorien. Namentlich der complicirte Verdauungsapparat erregte mehrfach Bedenken. Schon 1831 bezweifelte Bory die Deutung der sogenannten globules hyalins als Mägen, da sie sehr beweglich im Innern der Thiere seien. Wie er sich jedoch ihre Füllung mit Karmin erklärte, bleibt unverständlich. Dennoch deutete auch er den Kern einer Vorticelline gleichzeitig als Darm, wie ähnlich wieder 1836 Milne-Edwards und Audouin. 1832 zog C. H. Schultz in einer Besprechung der beiden ersten Arbeiten Ehrenberg's z. Th, auf Grund eigener Untersuchungen, namentlich aber auf Grund der unveröffentlicht gebliebenen eines Dr. Leo, in Zweifel, dass die sogenannten Mägen durch einen Darm verbunden seien ; auch spreche gegen einen solchen der Umstand, dass die Ausstossung der aufgenommenen Farbe an beliebigen Stellen der Körperoberfläche geschehen könne. Gleichzeitig wurde schon die sehr mangelhafte Be- gründung der vermeintlichen Augen nachgewiesen und die darauf basirte Annahme eines Nervensystems gut kritisirt. Den Mangel irgend welcher Gründe für die Vereinigung der sogenannten Polygastrica und Rotatoria zu der Abtheilung der Infusoria durchschaute Schultz recht wohl und bemerkte darüber treffend: „Dass Ehrenberg stillschweigend anerkenne, dass seine Infusorien nur eine mikroskopische Wasserfauna darstellten''. Endlich begegnen wir hier schon der Bemerkung, dass das, was Ehrenberg als Panzer bezeichne, sehr Verschiedenartiges sei und daher die von ihm beliebte Unterscheidung zweier Parallelreihen in jeder seiner Familien, der Nu da und Loricata, unnatürlich sei. Auch Carus betoute schon 1832, von theoretischen Vorstellungen geleitet, dass Thiere von einem dem Ei ähnlichen einfachen Bau existiren müssten, da alle Thiere mit der einfachen Bildung des Eies begännen. 1834 äusserte er aber direct einige Bedenken an Ebrenberg's Schilderung des Darmapparats der Infusoria. Er konnte mit dieser Vor- stellung die bei einer grünen sog. Leucophrys (ohne Zweifel wohl Para- maecium Bursaria) beobachtete innere Circulation, welche ihn an die der Ohara erinnerte, nicht wohl vereinigen. Hiermit hatte Carus zuerst den Einwand erhoben, welcher in der Folge den Sturz der Ehrenberg'schen Lehre hauptsächlich herbeiführen sollte. Auch Focke (1836) gründete seine Zweifel an der Existenz des 1148 Infusoria. Darmkanals wesentlich auf die Beobachtung- der Circulatiou der Mägen bei Vaginicola, und sah ebenfalls die Strömungserscheinung bei Paramaecium Bursaria. In seinen späteren gelegentlichen Mittheilungen von 1842, 1844 und 1854 beschrieb er dieselbe noch für eine Reihe weiterer Infusorien, gelangte jedoch hinsichtlich der Gesammtauffassung des Er- nährungsvorgangs zu keiner recht klaren Vorstellung, wenn er auch einen röhrenförmigen Darm leugnete. — Er dl beobachtete das Circuhitions- phänomen 1841 bei einer sogenannten Bursaria vernalis, ohne daran weitergehende Schlussfolgerungen zu knüpfen. Wie aus Früherem bekannt, richtete Duj ardin seit 1835 die schwersten Angriffe gegen das Ehrenberg'sche Lehrgebäude. Wenn es ihm auch nicht gelang, den Beweis von der Einfachheit der Infusorien- organisation in seinen Arbeiten von 1835, 1836, 1838 und schliesslich der zusammenfassenden Darstellung von 1841 in so überzeugender Weise zu führen, dass dieselbe allgemeine Anerkennung gefunden hätte, so bahnten doch seine Schriften einer richtigen morphologischen Er- fassung derselben im Vergleich mit den höheren Thieren am meisten den Weg. — Nicht ohne Eiutluss auf seine Forschungen und sein Urtheil über die Infusorien waren die vorhergehenden Unteisuchungeu über Khizopoden, welche ihn thierische Wesen einfachster Organisation kennen gelehrt hatten, deren Verhältnisse er naturgemäss auch bei anderen mikroskopischen Formen zu verwerthen, resp. auf letztere zu übertragen suchte. Schon 1835 wandte er seine Lehre von der Sarkodjs, jener einfachen, bewegungsfähigen Substanz, aus welcher der Rhizopoden- leib zusammengesetzt sei, auch auf die Infusorien an; doch hegte er anfänglich die Vorstellung, dass nicht der gesammte Infusorienkörper aus derartiger Sarkode bestehe, sondern diese nur eine Art Ausfüllungsmasse zwischen dessen festeren Bestandtheilen bilde. In seinen späteren Schriften tritt dies nicht mehr deutlich hervor, sondern der gesammte Leib der Infusorien gilt hier, ebenso wie der der Rhizopoden, für Sarkode. Der nächste Fortschritt Dujardin's war, dass er sich eine richtigere Vor- stellung von der Bedeutung der sogenannten Mägen bildete, die er als einfache wandungslose Flüssigkeitstropfen, sog. „Vacuoles" betrachtete. Es ist zu betonen, dass dies zunächst nur eine Vorstellung war, für welche der BcAveis 1835 noch nicht geführt wurde; denn diese Arbeit bot neben jenem richtigen Gedanken viele unrichtige Beobachtungen und Ansichten, welche erkennen lassen, dass Dujardin damals nur über wenige gesicherte Erfahrungen verfügte, und zudem hatte er diese namentlich bei der Unter- suchung einer parasitischen Opaline (Anoplophrya Lumbrici) erworben, was manche seiner damaligen Ansichten erklären dürfte. Nicht nur, dass er die Existenz von Mund und After und die Aufnahme fester Nahrung gegenüber Ehrenberg leugnete, er warf namentlich auch die gewöhnlichen und die Nahrungsvacuolen (Mägen) mit den contractilen zusammen. Alle diese Vacuolen sollten sich durch directe Wasserauf- nahme von aussen bilden, wobei der im Wasser suspendirte Farbstoff Geschichte (Dujardin). 1149 aufgeDommen werden könne; alle Vacnolen sollten ferner gelegentlich zusammentiiessen und sich contrahiien können. In mancher Plinsicht Aehnliches hatte schon C. H. Schultz (1832) geäussert; auch ist es wohl möglich, dass dessen kritische Besprechung nicht ohne Einfluss auf Dujardin war. Da das Vorkommen grösserer Nahrungskörper (Bacillariaceen) im Innern von Infusorien nach Ehren- berg's Untersuchungen nicht zu leugnen war, erklärte Dujardin dies für etwas Zufälliges; nicht die Infusorien hätten diese Körper gefressen, letztere seien vielmehr ihrerseits in die Infusorien gedrungen. Es war natürlich, dass ein Forscher von Dujardin's Bedeutung, bei näherem Eindringen in den Gegenstand, solch' falsche, theilweise wohl auch durch den Einfluss der in Frankreich verbreiteten Darstellungen Bory's bestärkte Vorstellungen bald aufgab. Schon 1836 erkannte er die Gegenwart eines Mundes bei einer Keihe von Infusorien an und schilderte auch die Art der Nahrungsaufnahme mittels desselben, sowie den Bildungsvorgang der Nahrungsvacuolen, der sogen. Mägen Ehren- berg's, ganz treffend. Damit war zuerst die Bedeutung dieser Gebilde, welche in der Lehre Ehrenberg's eine so hervorragende Rolle spielten, klargestellt. Auch jetzt aber hatten von den Rhizopoden abgeleitete Ver- gleiche einen deutlich hervortretenden Einfluss auf Dujardin's Urtbeil, da er von verschiedenartigen Sarkodefortsätzen sprach, welche aus der Mundöffnung der Infusorien hervortreten sollten, was zweifellos einem Vergleich mit den aus der Schalenmündung der Rhizopoden hervortreten- den Pseudopodien entsprungen ist, wie die Gesammtdarstellung ergibt. In der wichtigen Abhandlung von 1838 endlich, welche sich auch in dem Werk von 1841 als allgemeine Darstellung der Organisation ab- gedruckt findet, wurde der Mund bei der Abtheilung der ciliaten Infusorien fast allgemein zugegeben; dagegen eine Eingeweide- oder Darmhöhle mit Recht überall geleugnet, da die innere fleischige Substanz oder Sarkode, in welche die Nahrung eindringt, bis an den Mund reiche. Bildung und Bedeutung der Nahrungsvacuolen wurden hier noch genauer geschildert, doch 1841 auch gelegentlich bemerkt, dass die Nahrungsaufnahme ge- wisser Formen wohl durch Schlingen geschehen könne. Jetzt erkannte Dujardin auch die Strömungserscheinungen im Innern mancher Infu- sorien an, die er früher bestritten hatte, und verwerthete dieselben gleichfalls gegen Ehrenberg. Hinsichtlich der Analstelle kam er zu keiner gesicherten Vorstellung; obgleich er die Ausstossung von Excrementen bei gewissen Formen ganz gut verfolgte, blieb er doch zweifelhaft, ob es eine constante Analstelle gäbe. Einen Anus im Sinne Ehrenberg's leugnete er, was ja auch richtig war. Als Hauptbeweis der einfachen Sarkodenatur der Infusorien galt ihm die alte Erfahrung von ihrem Zerfliesseu, dessen falsche Beurtheilung durch Ehrenberg richtig dargelegt wurde. Wenn sieb, wie Ehrenberg es wollte, innere Organe fanden, so müssten diese bei dem Zerfliessen, nach Analogie mit den höheren Thieren, zu erkennen sein, und dies sei nicht der Fall. — 1150 Infusoria. Die Cilien seien den Haaren der liiihcren Thierc nicht vergleichbar und beständen gleichfalls nur aus der den Körper constituircnden Sarkode, welcher an und für sich Contractilität zukäme, ohne dass die Annahme be- sonderer Muskelfasern geboten schiene; denn es sei ja diese Sarkode wahr- scheinlich dieselbe contractile Substanz, auf welche man auch die Con- tractilität der Muskelfasern der höheren Thiere zurückführen müsse und welche eben bei den einfachsten Thieren als solche vorzuwiegen scheine. Seltsamer Weise schrieb er jedoch das Contractions vermögen des Vorti- cellenstieles nicht dem inneren Faden, sondern der äusseren Hülle zu. Die contractilen Vacnolen unterschied er jetzt etwas schärfer wie früher von den gewöhnlichen und deutete sie richtiger wie Ehrenberg, in Anlehnung an Spallanzani als Respirationsorgane, die Wasser von aussen aufnähmen und wieder abgäben; eine Ansicht, welche sich speciell in Frankreich lange erhielt und ja auch theilweise richtig ist. Eine sehr gerechtfertigte Kritik richtete Dujardiu endlich gegeij Ehrenberg's Hypothese von dem complicirten hermaphroditischen Ge- schlechtsapparat der Infusorien. Einzig sicher erwiesen erachtete er die Fortpflanzung durch Theilung; dass er die Conjugation durchaus für Längstheilung hielt und Begattung völlig vermisste, harmonirt natürlich mit seiner Leugnung der Geschlechtsorgane. Hinsichtlich der Deutung der körnigen Einschlüsse als Eier war er zuzugeben geneigt, dass die organischen Partikel, welche beim Zerfliessen der Infusorien restirteu, sich möglicherweise als Keime weiter entwickeln könnten ; dass sogar däe Art der Infusion, in der sie sich befänden, einen Einfluss auf die Höhe der Ausbildupg hätte, zu welcher die Keime sich entwickelten. In die- ser Form, welche gewissermassen eine Nachwirkung der alten Needham- Buffon'schen Lehre zu sein scheint, wollte er denn auch die Generatio spontanea zugeben, nicht jedoch das Hervorgehen von Infusorien aus Unorganischem. Bei dieser Gelegenheit schalten wir ein, dass, wie schon betont wurde, die Lehre der Generatio spontanea im engeren oder weiteren Sinne mit Ehrenberg keineswegs erloschen war, dass sich vielmehr in der Zwischen- zeit wieder mancherlei Stimmen für dieselbe ausgesprochen hatten. So 1831 Muncke und Eschweiler, welch letzterer auch für allmähliches Inein- anderübergehen der Infusorien eintrat; 1832 C. H. Schultz, der richtig hervorhob, dass Ehrenberg die Geueratio spontanea durchaus nicht wider- legt habe und die Untersuchungen Needham's pries. Energisch ver- theidigte ferner Laurent 1837 in seiner Dissertation diese Lehre, im Anschlüsse an Treviranus und auf Grund eigener Untersuchungen über Infusionen, obgleich er hinsichtlich der Organisation der Infusorien voll- ständig den Darstellungen Ehrenberg's folgte, ja dieselben eher noch übertrieb. Aehnliches gilt auch von der Arbeit Sonneberg 's (1840); obgleich dessen wenige experimentellen Untersuchungen über die Frage eigentlich mehr gegen dieselbe zeugten, erklärte er sich dennoch, wenn GescWclite (Dujardin; Generat. spont. von Elirenb. — Dujard.). 1151 auch hauptsächlich auf seine Vorgäuger gestützt, als ein warmer Anhänger der Geueratio spontanea. Von dieser Abschweifung zu der Kritik zurückkehrend, welcher Dujardin die Ehrenberg'sche Lehre des Generationsapparats unterzog, bleibt noch seine Ansicht über den Kern, den Hoden nach Ehrenberg zu erwähnen. Mit Unrecht suchte er die von Ehrenberg als Samendrüse beschriebenen Gebilde z. Th. in Zweifel zu ziehen. Ehrenberg's Deutung wies er natürlich zurück, konnte jedoch selbst nichts Sicheres über die Natur dieser Organe berichten, die er im Allgemeinen für dichtere Partien der Sarkode zu halten geneigt schien. Fügen wir noch zu, dass Dujardin natürlich weder Gefässe, noch Augen und Nervensystem der Infusorien zugeben konnte und auch die früheren Berichte über höhere seelische Befähigungen derselben mit Recht in Zweifel zog, so dürfte der Staudpunkt, welchen der hervor- ragende Forscher in der Organisationsfrage vertrat, wohl in seinen Grundzügen umschrieben sein. Auch hinsichtlich des Umfanges der Abtheiluug der lufusoria trennte D, sich von Ehrenberg. Zwar dürfte darauf kein besonderer Werth zu legen sein, dass er die NichtZusammengehörigkeit der lufusoria und Rotatoria noch schärfer betonte und die letzteren zu einer besonderen Klasse der „Systolides" mit den Tardigrada vereinigte; denn die beiden Klassen stehen in dem Werk von 1841, wohl mehr auf Grund historischen Herkommens, als Zoophytes infusoires nebeneinander, ähnlich wie bei Ehrenberg. — Irriger Weise dagegen nahm er, ein Rückschritt hinter Ehrenberg, die Nematorhyncha in seine Infusorienklasse wieder auf. Mit richtigem Gefühl wurden dagegen die Protophytenabtheilungen der Bacil- lariacea und Desmidiacea von den Infusorien ausgeschieden, so dass Dujardin's lufusoria zuerst die heutigen Protozoa mit Einschluss der Bacte- rien in richtiger Umgrenzung darstellen. Zur Erfassung der Gruppe der Infusorien im heutigen Sinne gelangte aber auch er noch nicht, da er dieselben noch auf die zwei unnatürlichen Hauptabtheilungen seiner Infusoires, die Infusoires asymmetriques und symmetriques, ver- theilte und sie unter den ersteren in zwei gleichwerthige, mit einander unverbuudene Ordnungen brachte. Dass die Suctoria den Actinophryen ^direkt angeschlossen wurden, wie z. Th. auch bei Ehrenberg, war für den damaligen Stand der Kenntnisse das Naturgemässeste und findet ja auch heute noch Vertreter. Im Umfang seiner Specialstudien über den Formenreichthum der Ab- theilung konnte Dujardin nicht mit Ehrenberg rivalisiren; dennoch hatte er auch hier Verdienste, insofern er die marinen Infusorien ziemlich be- rücksichtigte und dabei mancherlei Neues fand. Bezüglich seiner Ideen über die specielle Anordnung des Systems verweisen wir auf den syste- matischen Abschnitt dieses Werkes. Neben Dujardin bekämpfte auch P eitler in zwei notizenhaften Nach- richten von 1836 die Darm- und Magentheorie Ehrenberg's. Doch wollte 1152 Infusorica. er auch Diijardin's Deutung der Mägen nicht anerkennen. Seine eige- nen Anschauungen sind so confus, dass es nicht lohnt, sie specieller zu verfolgen ; es scheint sogar, dass er den Nahrungsvacuolen die Fähigkeit zuschrieb, sich nach dem Tode der Infusorien weiter zu entwickeln; „sie würden ihrer Spontaneität" in diesem Falle wiedergegeben. Der erbitterte Kampf gegen die Ehrenberg'sche Lehre fand bald auch an anderen Orten Widerhall. — In Deutschland trat schon 1839 der Botaniker Meyen mit einer trefflichen kleinen Arbeit als entschie- denster Anhänger Dujardiu's und Gegner Ehrenberg's in Bezug auf den Darraapparat auf. Er schilderte die Bildung der Nahrungsvacuolen wesentlich ebenso wie Dujardin und zog daraus wie aus der Strömungs- erscheinung dasselbe Resultat hinsichtlich der Nichtexistenz eines Darm- apparates. Die contractilen Vacuolen, welche er gleichfalls richtig als mit wässeriger Flüssigkeit erfüllte Räume auffasste, verglich er mit Vacuolenbildungen gewisser Pflanzenzellen; letztere zog er überhaupt zur Vergleichung mit den Infusorien mehrfach heran , so dass wir in xseiner Schrift, wenngleich nicht deutlich ausgesprochen, auch den ersten Versuch der Parallelisirung des Infusorienorganismus mit dem Bau einer einfachen Zelle erkennen müssen. Von viel geringerer Bedeutung erscheinen die Bemerkungen, welche Rymer Jones in demselben Jahre der Darmlehre entgegenstellte. Er konnte den vermeintlichen Darm und seine Verbindung mit den sogen. Mägen nicht sehen und betonte gleichfalls das Strömungsphänomen; auch die grosse Erweiterungsfähigkeit des Mundes und angeblichen Darmes gewissser Infusorien, welche bei Voraussetzung der Ansichten Ehrenberg's angenommen werden müsse, machten ihm letztere verdächtig. — Es scheint jedoch, dass diese Einwände sich nicht auf ein eingehenderes Studium stützten ; denn die Angabe, dass die sog. Mägen oder „sacculi" des Paramaecium Aurelia den grünen Körnern der Hydra ganz gleichen, lässt einerseits erkennen, dass Jones gar nicht dieses Infusor untersuchte und wohl zweifellos sog. Chlorophyllkörper für Mägen gehalten hat. Auch der Umstand, dass er 1847 seine Zweifel an dem Darm ganz fallen Hess und sich nun durch Betrachtung Ehrenberg'scher Präparate von der Richtigkeit der Darmtheorie überzeugt haben wollte, beweist, dass die früher von ihm erhobenen Einwände schlecht fundirt waren. Diese gewichtigen Angriffe konnte Ehrenberg nicht vollständig ignoriren, was er gegenüber Dujardin eigentlich streng durchführte. Er suchte daher 1839 das Strömungsphänomen dadurch mit seiner Darm- theorie in Einklang zu bringen, dass er es in den angeblichen Darm verlegte, welcher sich bei gewissen Infusorien auf Kosten der anhängenden Magensäcke bis zur Erfüllung der gesammten Körperhöhle ausdehnen könne; worauf es schiene, als wenn die verschluckten Stoffe, die den Magensäcken ähnlich seien, im gesammten Körper circulirten. Auch später (speciell 1855 und 1862) machte Ehrenberg gelegentlich Goscliirlitc (EiJoclie von i^lirenbcri!,- bis Olai.iar. ti. Laclim.). llöo erneute Versuche, seine irrtbümliclieu Ansichten zu vertbeidigen, ohne jedoch neue Beweise zu bringen. Seine Gegner behandelte er in dem Maasse abfälliger und verächtlicher, als Freunde wilder Hypothesen, je mehr die Unhaltbarkeit der eignen Lehren klar zu Tage trat. Auch in anderen Fragen, wie Encystirung, Conjugation etc., begegnen wir ihm als Feind jeden Fortschritts, und unvermögend, besserer Einsicht Raum zu geben. Von anderer Seite fand Ehrenberg einige Unterstützung, So schloss sich ihm Werne ck 1841, wie in fast allen übrigen Punkten, auch in der Darmtheorie innig an; konnte sich jedoch nicht für die Absonderung von Galle, oder Verdauungssaft bei Nassula erwärmen, sondern leitete die Fär- bung der Vacuolenflüssigkeit ganz richtig von den gefressenen Oscillarien ab. Ein Versuch, die Darintheorie in anderer Weise mit den Erfah- rungen über die Circulation zu versöhnen, blieb nicht aus. Griffith glaubte dies 1843 dadurch erreichen zu können, dass er die Mägen als Erweiterungen eines unzweifelhaft vorhandenen, gewundenen Darmes be- trachtete, welche au demselben verschoben würden. Hatten die Infusorien im Gegensatz zu Ehrenberg's Vorstellung nur eine sehr einfache Organisation, im Sinne Dujardin's, so lag der Ge- danke nahe: die mittlerweile durch Schieiden 's und Seh wann 's Be- strebungen in den Vordergrund gerückte Zellenleiire auf sie auszu- dehnen, um ihre Morphologie mit jener, die gesammte übrige Organismen- welt umfassenden Theorie in Harmonie zu bringen. Schon Burme ister glaubte 1840: dass auch die Leibesmasse der Infusorien aus Zellen mit wohl unkenntlichen oder verschmolzenen Wänden bestehen dürfte; die kleinen Körnchen der Leibessubstanz könnten wohl als Cytoblasten betrachtet werden. Bezüglich des Ernährungsapparates blieb Burmeister in seiner kritischen Besprechung des Infusorienbaues unsicher; neigte sich jedoch entschieden melir auf Ehrenberg's Seite. Dagegen erachtete auch er die Angaben über den doppelten Geschlechtsapparat für ganz unbewiesen, obgleich die Gründe, welche er gegen denselben vorbrachte, nicht gerade zu den besten gehören. Schon oben wurde Meyen's Vergleich zwischen Infusorien und Pflanzeuzellen gedacht. 1843 erklärte Barry die niederen Infusorien, Monas und Verwandte, für einfache Zellen und verglich auch schon den Kern derselben richtig mit dem Zellkern. Er vertrat gleichzeitig die Ansicht, dass die Zellen sich nur diuch Theilung fortpflanzten, und parallelisirte die Vermehruugsvorgänge von Volvox und Chlam}- domonas mit der Furchung der Eier, welch' letztere er mit Schwann gleichfalls für einfache Zellen erklärte. Ueber die Ciliaten sprach er sich nicht aus; doch theilte er hinsichtlich derselben w^ohl die Ansichten, welche Owen im Anschluss und unter theil weiser Reproduction der Barry 'sehen Arbeit gleichzeitig veröffentlichte. Owen erkannte mit Barry die Einzelligkeit der Monadina an ; die höheren Infusorien (speziell die Ciliaten) dagegen besässen zwar eine gewisse Aehnlichkeit mit einer Zelle und könnten in ihrer Entwickelang wohl nicht viel über den Bronu, Klassen des Thier-Rekhs. Piotozuu. 73 1154 iMfn snna. Zustand derselben fortgeschritten sein, dennoch erhöhen sie sieh wegen ihrer Organisationsverhältnisse: Mund, Zähne, Tentakel etc., hoch über einfache organische Zellen; ein Gedankengang, der später so häufig wiederholt wurde. Trotz der mitgetheilten Ansichten erwies sich Barry gleichzeitig als Anhänger der Generatio spontanea, indem er glaubte, dass die Or- ganismen der Infusionen wie die Parasiten aus Keimen von Zellen höherer Wesen, welche aus sogen. Hyalinsubstanz (wesentlich identisch mit Nucleussubstanz) beständen, hervorgehen könnten. Da Barry's und Owen's Ideen über die einzellige Natur der ein- facheren sogen. Infusorien auch in Deutschland in der Isis verbreitet wurden, so ist es nicht unmöglich, dass sie auf .Siebold, der 1845 zuerst die Einzelligkeit dieser Abtheilung consequent verfocht, von Einfluss waren. Bezüglich der Organisation wie der systematischen Umgrenzung der Gruppe schloss sich Siebold nahe an Dujardin an, als dessen eigentlicher Nachfolger er mit Recht erscheint. Nur theilte er mit den Botanikern die Ansicht, dass zahlreiche der von Ehrenberg und Dujardin unter die Infusorien aufgenommenen Flagellaten den Pflanzen zugerechnet werden müssten. Die Bezeichnung Infusoria beschränkte er zuerst auf die mit Flimmerorganen versehenen, also die Ciliaten und Mastigophoren; in welchem Sinne sie noch heutzutage häufig ver- wendet wird. Für die ganze Abtheilung der einzelligen Thiere benutzte er den schon früher in anderem Sinne gebrauchten Namen Protoj zoa, welche er zuerst als eine Hauptgruppe, also einem Cuvier'schen Typus entsprechend, seinem System der wirbellosen Thiere einverleibte. Wie gesagt, beurtheilte Siebold die Organisation der Infusorien wesentlich im Sinne Dujardin's, mit der Erweiterung, dass der Kern einem echten Zellkern entspreche. Ganz sicher fühlte er sich in dieser Hinsicht zwar nicht, denn den Kern von Chilodon verglich er selbst mit eiiier Zelle. Es machten sich bei ihm jedenfalls schon die ersten Anklänge der Ansicht geltend, welche in dem Kern dei In- fusorien das Fortpflanzungsorgan vermuthete. Glaubte doch Siebold selbst schon 1838 in einem Infusor des Froschdarmes lebendige Junge und deren Geburt beobachtet zu haben. Auch wollte Peltier 1840 gefunden haben, dass die aus der sog. Leucophrys vesiculosa hervor- gepressten Kügelchen durch Zusammenballung nach einiger Zeit wieder zu einer Leucophrys wurden; Focke endlich machte 1844 die Ent- deckung der sog. Embryonen des Paramaecium Bursaria, die aus dem Kern entstehen sollten; womit er den Grund zu der lange herrschenden und einflussreichen, aber irrigen Vorstellung von der Fortpflanzung der Infusorien durch innere Embryonen legte. Diese Einwirkungen kamen jedenfalls bei Siebold zur Geltung, als er die Vermuthung aussprach, dass der Kern der Infusorien wohl ein Vermögen zu weiterer Entwicke- lung besitze, und daran die Vermuthung knüpfte, dass manche Infuso- rien als Larven aufzufassen seien. Gescliiclite (Epoclie vou Elirenberg- bis Clap. u. Lachm.). 1155 Die genauere Kenntniss des Kernes vermehrte er durch eigene Beob- achtungen; entdeckte namentlich aber neben dem Kern des Para^ raaecium Bursaria das Gebikle, welches er als Nucleolus nicht nur bezeichnete, sondern auch auffasste. Von seinen weiteren Beobachtungen verdienen die über die contractilen Vacuolen noch Erwähnung. Bezüg- lich dieser trennte er sich von Dujardin, indem er sie für den Anfang eines Circulationssystems hielt, das Nahrungssaft aus dem Körper aufnehme und in denselben wieder ergiesse, obgleich er ihnen nicht alle Beziehung zur Respiration absprach, — Eine ähnliche Ansicht hatte übrigens für die Vacuole Wiegmann schon 1835 gegen Ehrenberg vertreten. Kölliker sprach sich (1845), auf seine Untersuchungen über Grega- rinen gestützt, ebenfalls für die Existenz einzelliger Infusorien aus, wollte dazu aber wie Barry und Owen jedenfalls nur die einfachsten rechnen. 1849 dagegen dehnte er diese Ansicht auf sämmtliche Infu- sorien aus. Ebenso bekannte sich Huxley*) 1850 als Anhänger der Fin- zelligkeit der Protozoen und im besonderen auch der Infusorien. Dennoch erwarb sich die Siebold'sche Lehre lauge Zeit keinen grösseren Beifall gerade bei Denjenigen, welche den Infusorien ein eingehenderes Studium widmeten. Die Bedenken, welche schon Owen angedeutet hatte, wurden nur schwer und sehr allmählich überwunden. Zunächst fand die Dujardin- Siebold'sche Auffassung der Infusorien lebhaften Widerspruch bei Eckhard, der, unter direktem Einfluss Ehren- berg's stehend, namentlich dessen Darmtheorie, jedoch mit schlechten Gründen, zu vertheidigen suchte. Interessant ist, dass er sich hierfür speziell ein Infusor, die Epistylis flavicans (grandis), aussuchte, dessen sehr ansehnlicher Schlund in dieser Hinsicht am verführerischsten ist und das auch später wieder ähnlich verwerthet wurde. Selbst Eckhard, sonst ein so eifriger Anhänger Ehrenberg's, konnte doch die Theorie des hermaphroditischen Geschlechtsapparates nicht für erwiesen erachten, ob- gleich er für die Fortpflanzung durch Eier eintrat, dagegen die von Siebold angedeutete Weiterentwickelung des Kernes leugnete, da er ganz richtig den Zerfall des isolirten Kernes stets bemerkte. Eine Ver- mehrung durch innere Knospen, welche er bei Stentor beobachtet haben wollte, führte zu keinem gesicherten Fortschritt in der Fortpflanzuugsfrage. Etwas richtiger beurtheilte Boeck (1847) den Verdauungsapparat der Infusorien, indem er die Darmtheorie Ehrenberg's verwarf. Den späteren Ansichten Claparede-Lachmann's gewissermassen vorgreifend, glaubte Boeck die Existenz einer mit Flimmerepithel ausgekleideten weiten Darmhöhle annehmen zu dürfen. Wichtiger scheint das, was er über die contractile Vacuole bemerkte. Bei Vorticellen wollte er sich bestimmt tiberzeugt haben, dass der Inhalt der Vacuole durch einen nahe dem After mündenden Kanal entleert werde. Er leugnete daher auch die *) Siehe p. 342. No. 5. 73* 1 1 ")(', • Iiifiisori.'i. Ehrcnberg'sclie Deutun;;' der contraetilen Vacuole als Samenblase und erklärte sie nicht unrichtig nls eine Urinblasc. Für die mit strahlcn- fr»rmigcn Kanälen versehenen Vacuolon hielt er an der falschen An- sicht fest, dass ihr Inhalt in die Kanäle ergossen werde, und konnte daher auch seine Deutung für diese nicht genügend erweisen. Fort- pflanzung durch Eier vermochte Boeck nicht zu finden. Auch in Frankreich fand Ehrenberg Avillkommene Unterstützung durch Pouchet, der 1848 und 49 nicht nur entschieden für die Lehre von den Mägen mit sehr schwachen Beobachtungen und Gründen auftrat, sondern auch die Fortpflanzung durch Eier für die Vorticellen zu erweisen suchte, indem er deren Cysten als solche deutete. Darin war ihm Wedl (1847) zuvorgekommen, der die Cysten einer so- genannten Vorticella chlorostigraa in diesem Sinne beanspruchte, ja irrthümlicher Weise ihre Ausstossuug aus der Vorticelle verfolgt haben wollte. Auch 0. Schmidt sprach sich 1849 in einer nicht unwichtigen Arbeit für den Anschluss der Infusorien an höhere Thierformen aus. Genauere Verfolgung der Trichocysten bei Frontonia und Paramaecium Hess ihn deren Analogie mit den sog. Stäbchen der Turbellarien vermuthen. Da er ferner den Porus der contraetilen Vacuole bei Frontonia zuerst beobachtete, verglich er die Vacuole mit dem Wassergefässsystem der Turbellarien, in ihr ähnlich Dujardin einen Wasser aufnehmenden und abgebenden Respirationsapparat vermuthend. Diese Erwägungen, wozm sich noch die Bestätigung der Geburt lebendiger Jungen bei Stentor gesellte, bestärkten ihn in der Ansicht, dass die Infusorien nähere Be- ziehungen zu den Turbellarien darbieten. Wir erwähnen gleich, dass der von Schmidt ausgesprochene Gedanke bald noch weiter ausgeführt wurde. 1850 und noch radicaler 1857 plaidirte L. Agassiz für eine gänzliche Auflösung der Infuso- rien, ja der Protozoa überhaupt. Beeinflusst durch die Reformversuche Nägeli's und Siebold's auf dem Gebiet der Mastigophoren, verwies auch er letztere säramtlich zu den Algen, ja 1857 wollte er diesen sogar die Rhizopodeu einverleiben. — Die später Holotriche genannten Infusorien galten ihm für die Larven von Würmern, da er sie aus den Eiern der Planarien und 1857 sogar Opalina aus Distomumeiern ausschlüpfen sah. Die Vorticellinen aber verwies er in einem Anfall von Atavismus wiederum zu den Bryozoen und fand darin Beistand bei Diesing (1848*), 1850), z. Th. auch bei van der Hoeven (1850) und Schmarda (1854). Den Haupttrumpf seiner Reformversuche spielte jedoch Agassiz 1851 aus, wo er nachzuweisen suchte, dass die bekannte Trichodina Pediculus die Medusengeneration von Hydra sei, des Polypen, auf welchem sie schma- rotzt. Aehnliche Idoen hegten auch Alder (1851) und Burnett (1854); letzterer zollte zwar der Einzelligkeit der Infusorien Beifall, hielt sie jedoch *) Sitzungslier. d. k. Ak zu Wien. M. natw. Kl. 5. H. p. 17. Gcscliiclite (Epoche v. ELrenb. bis Clap. u. Lacliui.). 1157 für Larvenzustiinde höherer Thiere, da ihre Kleinheit die Existenz von Geschlechtsorganen nicht gestatte und geschlechtliche Fortpflanzung ein Attribut aller Thiere sei. Im Gegensatz zu diesen Bestrebungen, den Infusorien mit Ehrenberg eine höhere Organisation zuzuschreiben, schloss sich Perty seit 1846 in seinen Forschungen über diese Gruppe und die Protozoen überhaupt innigst au die Dujardiu-Sicbold'sche Auffassung an. Schon 1846 bekämpfte er Ehrenberg's Lehren energisch. 1849 pubHcirte er einige Resultate faunistischer Untersuchungen in der Schweiz, wo er namentlich die Verbreitung der Infusorien in bedeutenderen Höhen genauer zu er- forschen strebte, und errichtete auch einige neue Gattungen. Sein Hauptwerk von 1852 darf denn auch hauptsächlich in faunistischer und einigermassen auch in systematischer Hinsicht Anerkennung be- anspruchen, obgleich das auf letzterem Gebiet, durch Entdeckung neuer Formen oder Aufstellung neuer Gattungen, Geleistete nicht gerade erheblich ist, da Perty 's Einzeluntersuchungen meist ziemlich oberfläch- liche waren und nur selten die früheren übertrafen, vielfach sogar hinter ihnen zurückblieben. Aus diesen Gründen konnte seine Arbeit kaum zur Befestigung und tieferen Begründung der Ansichten Du- jardin's und Siebold's viel beitragen. Mit Siebold's Einzelligkeitslehre vermochte sich Perty nicht zu befreunden, wie er schon 1848 erklärte und 1852 eingehender entwickelte. Nach seiner Ansicht sind die Infusorien nicht einfache Zellen, sondern „Combinationeu nicht zur Eutwickelung gekommener Zellen", oder wie er sich 1848 ausdrückte: „jedes der zahlreichen Moleküle und Bläschen, welche die Sub- stanz der Infusorien bilden, sei eine Art embryonischer Zellen". Na- mentlich bestritt er die von Siebold versuchte Homologisirung des Infusorienkernes mit einem Zellkern ; doch waren gerade seine Unter- suchungen über den Kern sehr ungenau, da er ihn vielfach ver- misste, wo er schon bekannt war, und da, wo er ihn gelegentlich fand, nichts mit ihm anzufangen wusste. Aus seinen Einzeluntersuchungen ist kaum etwas von Bedeutung hervorzuheben ; nur seine Ansichten über die Fortpflanzung bedürfen einiger erläuternder Worte. Gene- ratio spontanea einfacherer Formen der Protozoen, so der Monaden, hielt er für möglich; neben der Theilung nach Quere und Länge suchte er, in einer Verquickung der Vorstellungen Ehrenberg's von der Fort- pflanzung durch Eier mit den Vermuthungen Dujardin's über Vermehrung durch Keime, eine Fortpflanzung durch innere Keime oder Sporen, sog. „Blastien", zu erweisen, natürlich ohne dieser Ansicht den Schein einer Begründung geben zu können. Seine Blastien, welche wie die Eier Ehrenberg's nur im Tode der Thiere frei werden und zu weiterer Eut- wickelung gelangen sollten , waren wie die ersteren theils Chlorophyll- körper, theils anderweitige Pigmentkörner und Einschlüsse. Perty beobachtete eine recht erhebliche Zahl von Infusorien. Aus seinem systematischen Versuch interessirt uns hier, dass er zuerst die bewim- 1158 Infiisoria. perten Infusorien zu einer besonderen Gruppe der Ciliaten vereinigte, denen jedoch die Suctorien sammt den lleliozoen untergeordnet wurden. Diese Ciliata bildeten mit den Phytozoida (Flagellaten, Bacterien und Algensporen) und den Kbizopoden seine Arcbezoa (gleich Protozoa). Nicht ohne Einfluss auf die Forschungen und Vorstellungen über die Infusorienwelt blieb die von Steenstrup 1842 entwickelte Theorie des Generationswechsels; ja Steenstrup legte selbst in seiner berühmten Schrift hierzu den Grund, da er zwei bei seinen Untersuchungen beob- achtete parasitische Infusorien der Mollusken in den Entwickelungskreis der Distomeeu ziehen wollte. Aehnliche Vermuthungen wurden dann für die Opalinen noch lange gehegt; M. Schnitze (1852) und Stein (1854) ver- mutheten in denselben noch die Entvvicklungszustände von Eingeweide- würmern. Hinsichtlich eines Theils der Opalinen, speciell der Gattung Opalina, welche keine contractilen Vacuolen besitzt, waren auch Gl apa- rede und Lachmann (1859), Perty (1864), Kölliker (1864), ja Lan- k est er (1870) noch zweifelhaft. Seit 1859 vertrat dagegen Stein die Infusoriennatur sämmtlicher Opaliniden, obgleich seine Ueberzeugung jedenfalls keine sehr feste war, denn im II. Band des Organismus von 1867 findet man über die Infusoriennatur der Opalina Ranarum auf p. 11 und p. 160 zwei sich ganz widersprechende Aeusserungen. Auf die von Steentrup's Lehre erregte Phantasie haben wir wohl die 1845 anhebenden Bestrebungen theilweise zurückzuführen: Meta- morphosen und Generationswechsel bei den Infusorien nachzuweiseü. Schwierigkeiten der Beobachtung einerseits und die nur zu nahe liegende Möglichkeit, Entwickelungszustände verschiedener Formen, welche sich nach einander zeigten, auf einander zu beziehen, machten die Annahme solcher Uebergänge und Verwandlungen sehr verlockend und erzeugten bei manchen, der gesunden Kritik und ruhiger Erwägung ermangelnden Forschern z. Tb. recht abenteuerliche Vorstellungen von der Fortpflanzung und Entwickelung unserer Thiere. Als bedeutendster Ausfluss dieses Ideenkreises erscheint die S t ein 'sehe Aciuetentheorie, welche, wenn auch nicht auf lange Zeit, das Erstaunen der zoologischen Welt fesselte. Den ersten Keimen dieser Theorie und der Metamorphosenlehre der Infusorien überhaupt, begegnen wir schon 1845 bei Pineau. Derselbe glaubte zunächst durch seine Untersuchungen der alten Lehre der Gene- ratio spontanea neues Leben einflössen zu können. Obgleich in ein etwas modernes Gewand gehüllt, waren seine Ansichten und Beobachtungen über die Bildung der Infusorien durch Urzeugung im Wesentlichen die- selben, welche schon das vorige Jahrhundert entdeckt zu haben glaubte. Durch directen Zerfall der infundirten Substanzen (Fleisch) entstehen zunächst die kleinen beweglichen Körnchen (Bacterien), welche sich zu Ansammlungen von Granulationen vereinigen (Zuogloea); indem diese sich zu zellähnlichen Körperchen gruppiren und weiter ausgestalten, gehen aus ihnen Monaden, kleine Infusorien und actinophrysartige Wesen hervor; aus letzteren sollten dann kleine gestielte Podophryen entstehen. Hier- Geschichte (Epoche v. Ehrenb. bis Clap. u. Lachm ; Gcuer. spontanea, Piiieau — Jetztzeit). 1 159 mit sei aber die Entwicklung dieser Acinetiiien nicht vollendet, denn sie verwandelten sich schliesslich unter Bildung einer Oeffnung auf ihrem Scheitel und eines Cilienkranzes in Vorticellen. 1848 liess sich Pineau noch tiefer in diese Irrwege verlocken, indem er nun auch die Verwandlung der Vorticellen in eine Oxytrichine verfolgt haben wollte; ein Missgriflf, der wie mancher ähnliche auf der Vermischung und Verwechslung der Cysten beider Infusorien beruhte. Indem wir die Verfolgung der von Pineau angedeuteten vermeintlichen Beziehungen zwischen Acinetinen und Vorticellen für einen Augenblick bei Seite setzen, verweilen wir einige Momente bei der Entwickelung, welche die von ihm neu belebte Generatio spontanea in der kommenden Zeit nahm. Wir greifen dabei über die Grenze der zu behandelnden Epoche hinaus, da Pineau's Lehre bis tief in die folgende Vertreter fand, deren Erwähnung gleich hier, im Anschluss an den Begründer, angezeigt erscheint. Nur flüchtig weide erwähnt, dass die Geueratio spontanea der Infuso- rien auch in Deutschland von Keisseck (1851) wiederum vertreten wurde, welcher Infusorien und höhere Thiere aus den Zellen nnd Zellenbestandtheilen von Pflanzen u. s. w. hervorgehen liess. Doch blieben diese Phantasien, ebenso wie die gleichzeitigen und nicht unähnlichen von Gros, deren noch gedacht werden wird, ohne Einfluss auf den Gang der Wissenschaft. Als überzeugter Anhänger und erklärter Nachfolger Pineau's trat Pouch et seit 1858 in Frankreich auf, welcher mit dem umfang- reichen Buch über die „Heterogenie" wenigstens in seinem Vater- lande viel Staub aufwirbelte. Was darin über die spontane Generation der Infusorien in Infusionen mitgetheilt wurde, war dem Wesen nach dasselbe, was Pineau behauptet hatte. Zeugungsstätte der Infusorien ist, wie dies schon so oft angegeben wurde, die Haut der Infusionen, Pouchet's „pellicule proligene". Diese bildet sich aus Cadavern der zuerst ent- standenen Organismen (Bacterien), doch auch aus denen wirklicher Infu- sorien. Wie diese ersten kleinsten Organismen gebildet werden, blieb ihm unklar. In der pellicule proligene entstehen durch Zusammen- häufung nebelartige Flecke, die allmählich eine scharfe Umgrenzung erhalten und sich endlich durch eine zarte Hülle von der Umgebung abschliessen. Diese Gebilde, nichts anderes wie die Cysten verschie- dener Flagellaten und Infusorien, galten nun Pouchet als spontan entstandene Eier, deren Weiterentwickelung sich zunächst durch eine Rotation des Inhalts und dann durch das Auftreten einer contractileu Vacuole, des „punctum saliens" oder des Herzens, documentirt; worauf endlich die fertigen Thiere ausschlüpften. Bestärkt wurde er in dieser falschen Auffassung der Cysten durch die ebenso irrige Vorstellung, dass auch die Eier im Ovarium der höheren Thiere ganz ebenso ent- ständen, wie die spontanen Eier der Infusorien in der pellicule pro- ligene. Nicht nur von sehr mangelhaften eigenen Untersuchungen zeugt aber diese Pouchet'sche Irrlehre, sondern auch von recht ungenügender 1160 Iiifiisoiia. Orieiitiriing in der iDfiisorienkuiide iiberbaupt. — Natürlich ignorirte er die zahlreicben , mittlerweile über die Encystiriing gesammelten Er- fahrungen vollständig; er wollte höchstens eine sogen, morbide Ency- stirung, welche zum Tode führe, anerkennen, dabei wahrscheinlich von den ebenso irrigen und kritiklosen Behauptungen Ehrenberg's (1851) geleitet. Das Auffallendste an Verblendung und Leichtfertigkeit leistete Pouchet aber darin, dass er die Vermehrung der Infusorien durch Theilung für eine sehr ungewöhnliche Erscheinung (1864), ja 1859 sogar für einen ,,veri- table roman'^ erklärte, da ihm dieselbe natürlich sehr unbequem war; hatte man durch sie doch die rasche Belebung der Infusionen schon seit alter Zeit genügend erklärt. Dies hinderte ihn aber nicht, die geschlechtliehe Fortpflanzung der spontan entstandenen Infusorien durch Eier und Em- bryonen für erwiesen zu erachten und mit eigenen Erfahrungen zu belegen (1859 und 1804). Auf den langwierigen Streit, welchen die Pouch et 'sehe Lehre in Frankreich hervorrief, näher einzugehen, dürfte hier um so weniger an- gezeigt sein, als es sich dabei doch in der Hauptsache nicht um Infu- sorien, sondern um Bacterien handelte. Die einsichtigeren Forscher, so vor allem Pasteur, Milne-Edward s , Payen, Quatrefages, Cl. Bernard, Dumas und andere, widersprachen diesen zum Theil extravaganten Anschauungen energisch, doch fand Pouchet auch zahl- reiche Anhänger, so Houzeau, Joly und Musset, Donne, Penne- tier und andere, in Deutschland Schaaffhausen und in Amerika Wyman. Noch 1872 glaubte Bastian in England die Poucbet'sche Heterogenie der Infusorien durch eigene Untersuchungen bestätigen zu können, indem er wiederum die auch bei Pouchet eine grosse Rolle spie- lenden Cysten von Colpoda cuf^ullus verfolgte. Nur in Heu -Infusionen, welche mit heissem Wasser gemacht wurden, missglückte ihm die Erzeugung dieser Ciliaten stets, und auf eine briefliche Anfrage gab ihm Pouchet die charakteristische Antwort: ,,Jamais, Jamals, vous ne rencontrez un seul infusoire cilie dans une experience faite h l'eau chaude"; ein denkwürdiger Abschluss dieses langen unrühmlichen Kapitels unserer Wissenschaft. Dass Maggi noch im Jahre 1876 die Pouchet'schen Ideen vertheidigte, sei nur vorübergehend erwähnt. Die richtige Deutung der Pouchet'schen spontanen Infusprieneier gab schon 1864 Coste in Gemeinschaft mit Balbiani und Gerbe. Für den auf dem Gebiet einigermassen Bewanderten hätte es dieser directen Nachweise zwar kaum mehr bedurft, da die früheren Untersuchungen, namentlich die Stein's aus dem Beginn der fünfziger Jahre, die Erklärung längst enthielten. Dass eine einmal verbreitete Idee so leicht nicht auszurotten ist, finden wir in der Urzeugungslehre vielfach bestätigt; entwickelte doch Krasan in neuester Zeit (1880) wieder Ansichten, welche denen von Pineaii und Pouchet leider nur zu ähnlieh sehen. Auch Bergouzini Geschichte (Epoche v. Ehrenb. bis Clap. u. Lachm.). 1161 trug 1883 Doch Ideen über die Entstehung- der Vorticellen in Infusionen vor, die durchaus an Urzeugung erinnern. Nach diesem Exkurs, welcher uns bis in das lautende Decennium führte, kehren wir zur Metamorphosenlehre zurück, deren Anfänge schon bei Pineau, Ende der 40er Jahre, auftraten. Bo eck erachtete (1847) einen Generationswechsel der Infusorien für sehr wahrscheinlich. Nie ölet machte 1848 recht oberflächliche Angaben, welche Uebergänge von Actino- phrys in Halteria, Podophrya und Dendrosoma erweisen sollten. Zu geradezu erschreckenden Leistungen schwang sich die Lehre jedoch in den Arbeiten von Gros (1850, 1851, 1852 u. 1854) auf, der seine Ent- deckungen damit begann, dass er die parasitischen Trichodinen der Frösche aus den Epithelzellen der Harnblase hervorgehen, in die Opa- lina des Rectums und letztere schliesslich in Nematoden des Darmes sich verwandeln Hess. Zu einem höheren Fluge schwang sich seine reiche Phantasie jedoch 1851 und 1852 auf, wo er durch ausge- dehnte, im Einzelnen zum Theil gar nicht so üble Beobachtungen, die Entwicklung zahlreicher Thiere und Pflanzen unter variirenden Um- ständen aus der einfachen Zelle verfolgt haben wollte. Eine solch ein- fache, zu den mannigfaltigsten höheren Entwicklungen befähigte Zelle fand er in Eugleua, aus welcher er dann, verführt durch die beliebigsten Verwechslungen, parasitische Erscheinungen und den treu festgehalteneu Grundsatz: ,,post hoc, ergo propter hoc'', nicht nur Infusorien, Räderthiere, Rhizopoden, Nematoden und die verschiedensten Algen etc. hervor- gehen , sondern auch die Infusorien in Räderthiere und diese in Tardi- graden sich verwandeln sah. Andererseits vertrat er wie so viele seiner Vorgänger die Ansicht eines rückläufigen Ganges der Entwicklung durch Auflösung höherer Organismen in einfachere, speciell Vibrionen und Flagellaten. Auf Verwechslung von Cysten beruhte auch die Umwandlung der Oxy- trichaPelionella in AspidiscaLynceus, welche Haime 1853 beschrieb; indem er gleichzeitig den Encystirungsvorgang der ersteren ganz gut schilderte. Es erregt kaum Erstaunen, dass später Aehnliches noch mehrfach vorgebracht wurde, so von Lindemann (1864), Samuelson (1865) und namentlich Hilgard und Johnson (beide 1871); ja selbst die Leistungen eines Gros, obgleich sie lebhaft zurückgewiesen wurden, Rivaleu fanden und sogar überboten wurden. Das Seltsamste auf diesem Gebiet, wohl das Ko- mischste, was jemals über Infusorien geschrieben wurde, sind die Schriften des Forstmeisters Laurent (1854 u. 1858). Nicht nur zellige Bedeckungen der Infusorien werden darin beschrieben, sondern auch eine höchst merkwürdige Fortpflanzung durch Weibchen und Männchen, wobei die letzteren ihre Keime oder Eier bei der Begattung (Conjugation) auf die Weibchen übertragen, worauf diese Keime selbst wieder aewöhnlich zu zweien oder mehreren unter einander topulireu, um sich dann zu sehr verschiedenartigen Infu- sorien in einer Mutter entwickeln zu können. Die geborene Brut könne auch um den abgestorbenen Körper der Mutter einen neuen aufbauen ; ja die Infuso- 1162 Infusoria. rien (Flag-ellaten) sollen sogar, in Gesellschaften oder Nationen vereinigt, zellige Gewebe verfertigen, in ihrer Arbeit von Aufsehern beaufsichtigt, denen wieder aristokratische Faulenzer übergeordnet sind, während der König, der grösste und dickste aller, im Hintergrund weilt. Und die Ab- bildungen zeigen, dass allem dem Beobachtetes zu Grunde liegt, welches eine zügellose Phantasie im Gehirn des Beobachters zu solchen Nebel- bildern verdichtete. Man verzeihe, dass dieser Schrift als Beispiel des Leistungsniöglichen einige Worte gegönnt wurden, denn auch die Nachtseiten der Wissenschaft haben, von einem höheren Standpunkte aus, Interesse. Wie bemerkt, gehört auch die Stein'sche Acinetentheorie in das Kapitel von der Metamorphosen- und Generatiouswechsellehre. Diese Theorie kündigte zugleich die in ihrer Weiterentfaltung so wichtigen Ar- beiten Stein's über Infusorien an. Schon in der ersten Arbeit von 1849 wird die Lehre entwickelt. Ausser Beobachtungen über Organisation und Theilung der Vorticellinen finden wir hier die ersten genaueren Beobach- tungen über die Eucystirung von Vorticella; nur getrübt durch die An- nahme einer Bildung kleinster Sporen in den Cysten, aus welchen sich die für Jugendzustände der Vorticellen gehaltenen Choanoflagel- laten entwickeln sollten. Sofort setzte er jedoch an die Stelle dieser Theorie eine zweite, ebenso irrthümliche : dass die Vorticellencysten sich allmählich in Acineten umwandelten. Dieser Irrthum fand darin Unterstützung, dass Stein die vorbereitenden Encystiruugsstadien der Podophrya als Uebergänge ihrer Cysten in die freie Podophrya be- trachtete und die Podophryacysten durch allmähliche Veränderung aus denen der Vorticellen entstehen Hess. Schon zuvor hatte er jedoch die Metamorphose der Vorticellinen in Acinetinen für Cothurnia und Epistylis construirt; erstere sollte sich in Acineta mystacina, letztere in eine Podophrya umwandeln. Während für die Metamorphose der Vorti- cella die Beobachtungen einen Schein von Begründung gaben, ruhte die Annahme in den beiden letzteren Fällen lediglich auf dem Nebeneinander- vorkommen der Arten. Natürlich, dass Stein unter diesen Umständen auch die Ernährung der Acinetinen mit den Tentakeln nicht gelten lassen wollte, da die Suctorien ja nur Fortpflanzungszustände der Vorti- cellinen darstellten. Letzteres aber begründete Stein durch die wichtige Entdeckung der inneren Schwärmerbilduug der Acinetinen, womit auch Siebold's Annahme der Weiterentwicklung des Infusorienkernes er- wiesen sein sollte, da diese Schwärmer aus einem Theil oder dem gesammten Kern hervorgingen. Diese vom Nucleus ausgehende Fort- pflanzung soll 1851 auch für Vorticella microstoma erwiesen werden, da Stein bei dieser wiederum einen neuen Fortpflanzungsmodus inner- halb der Cysten entdeckt zu haben glaubte, dabei aber von neuem das Opfer einer Täuschung wurde. Es handelte sich um von Chytridieen be- fallene Cysten; die ausschwärmenden Zoosporen des Parasiten wurden als Embryonen der Vorticella gedeutet, die aus dem zerfallenen Nucleus entstanden seien. So glaubte denn Stein für ein und dasselbe Infusions- Geschichte (Epoche v. Ehreub. bis Clap. ii. Lachtn.; Stein's Acinetentheorie). 1163 thier, die Vorticella microstoma, nicht weniger wie vier verschiedene Fort- pflanznngsarten auuehnien zu dürfen: Längstheilung, Knospung, Embryonen- bildung in der Cyste und solche im Acinetenzustand. Gleichzeitig fand er die Austrocknungsfähigkeit der Cysten von Vorticella microstoma, was Wedl (1847) schon für eine Vorticelle gezeigt hatte und erklärte die grosse Verbreitung der Infusorien so- wie die scheinbare Urzeugung richtig aus der leichten Verbreitung der ausgetrockneten Cysten durch den AVind. Ferner entdeckte Stein schon 1849 die Conjugation von Podophrya, welche richtig gedeutet und von Siebold (1851) wie Perty (1852) bestätigt wurde. Sowohl die Acinetentheorie wie die Entwicklung des Schwärmers aus dem Nucleus sollte 1851 durch die Entdeckung des Dendrocometes paradoxus eine neue Stütze erhalten. Doch war er jetzt geneigt, die Aufnahme flüs- siger Nahrung durch die Tentakel der Acinetinen zuzugeben. Be- deutungsvoll erscheint in dieser Arbeit ferner die Entdeckung der inter- essanten Vorticellinengattung Lagen ophrys und der eigenthümlichen Spirochona sammt ihrer Knospenfortpflauzung. Die vollständigste Begründung der Acinetentheorie versuchte Stein endlich in dem umfangreichen und W'ichtigen Werk von 1854, das neben den Resultaten seiner früheren Forschungen eine Fülle neuer und wichtiger Beobachtungen, nicht nur über Infusorien, sondern auch zahlreiche andere Protozoen brachte. Da hier der vermeintliche Zusammenhang der Suctorien und Vorticellinen speciell erwiesen werden sollte, so bilden die For- schungen über beide Gruppen natürlich den Haupttheil des Werkes. Eine Menge neuer Suctorien wurde hier zuerst sehr sorgfältig beschrieben und ihre Fortpflanzung durch Schwärmsprösslinge meist ermittelt; auch der Bau der Vorticellinen viel genauer wie früher erforscht und damit, wie durch die Auffindung neuer Formen, die Systematik der Gruppe wesentlich gefördert. Neue, entscheidende Gründe für die Acinetentheorie beizubringen, gelang jedoch trotz der vielen Untersuchungen nicht; auch hier waren für die versuchten Beziehungen meist das häufige Zusammenvorkommen und gewisse äussere Aehnlichkeiten entscheidend; nur die vermeintliche grosse Uebereinstimmung mancher Suctorienschwärmer mit gewissen freien Vorticellinen (speciell Trichodina) erschien als eine weitere Bestätigung der Theorie. Nicht einmal wurde versucht, die ange- nommene Entwicklung der Suctorienschwärmer zu Vorticellinen durch Beobachtung zu verfolgen; im Gegentheil sogar mehrfiich anerkannt, dass diese Verwandlung ein durchaus hypothetisches Element der so eifrig verfochtenen Lehre bilde. Hinsichtlich der Ernährungsverhältnisse der Acinetinen wurde der Standpunkt von 1851 durchaus festgehalten. Da Stein's allgemeine Auffassung des Infusorienbaucs bald ein- gehender zu erörtern ist, genüge 'hier die Bemerkung, dass sie im Wesent- lichen die Dujardin-Siebold'sche war und dass vorzüglich Stein's 1164 Iiifusoria. trcft'liclie Untersuchungen dieser Auffassung allgemeine Anerkennung erwaiben und Ehrenberg's Irrthümern definitiv den Boden entzogen. Aber auch zahlreiche Beobachtungen über andere Infusorien enthält das Werk von 1854; so namentlich eine genauere Verfolgung der ver- meintlichen Embryonenbildung des Paramaecium Bursaria, wobei der acinetenartige Bau der Embryoneu natürlich als erwünschte Bestätigung der Acinetentbeorie erscheinen musste. Letztere Forschungen bildeten Dur eine Weitertuhrung der schon 1851 mitgetheilten vorzüglichen Beob- achtungen Cohn's über denselben Gegenstand. Cohn beobachtete zu- erst die Tentakel der Embryonen , erkannte jedoch die daraus folgenden Beziehungen zu den Suctorien nicht; dagegen bestritt er sehr richtig die von Focke versuchte Herleitung der Embryonen aus dem Kern, da er diesen neben den Embryonen auffnnd. Stein hingegen griff auf Grund seiner Erfahrungen über die vermeintliche Entstehung der Aciueten- schwärmer natürlich wieder auf Focke's Ansicht zurück. Cohn hatte aber 1851 auch schon erwiesen, dass die Erzeugung solcher Embryonen nicht auf Paramaecium beschränkt sei, da er bei Urostyla grandis ähn- liche entdeckte. Auch ihm drängte sich auf Grund dieser Erfahrungen die Idee eines Generationswechsels der Infusorien auf. Seine sonstigen Beobachtungen über den Bau des Paramaecium, namentlich die genaue Verfolgung der Circulation des Enloplasmas, hatten ihn zum überzeugten Anhänger üujardiu's und Öiebold's gemacht und zuerst zu einer scharfen Unterscheidung von Kiudenschicht und flüssiger Innenmasse geführt, gegen deren Bezeichnung als Parenchym er sich aussprach, 1854 vervollständigte er diese Beobachtungen durch den Nachweis einer sogenannten Cuticula bei dem erwähnten Infusor und genaue Beobachtungen über die Stellungsverhültnisse der Cilien, Wenig correct erschien dagegen seine Ansicht über die chitinige Natur dieser Cuticula, was Stein und Andere später bestätigen zu müssen glaubten. Einer Kerumembrau wurde schon 1851 gedacht. 1858 entdeckte Cohn endlich Embryonen bei Nassula und gab bei dieser Gelegenheit eine richtige Erklärung der von Ehrenberg als Galle gedeuteten farbigen Nahrungsvacuolen. Wichtig waren in der Stein'schen Arbeit von 1854 auch die Unter- suchungen über die Encystirung nicht allein der Vorticelliuen und Acinetinen, sondern auch anderer Ciliaten, speciell Colpoda, Chilodon, Nassula etc. Namentlich die mit Encystirung verbundene Vermehrung der Colpoda fand hier zuerst eine ausführliche Darstellung, Bei Chilodon verfiel Stein in einen Irrthum, da er auch hier eine vom Kern ausgehende Fortpflanzung in den Cysten finden wollte, wobei der gesammte Nucleus in Gestalt eines anderen lufusors, des häufigen Cyclidium Glaucoma hervorträte; so dass sich wiederum die Metamorphosen- lehre oder der Generationswechsel der Infusorien bewahrheitet haben sollte. Geschicilte (Epoche v. Elironl). Ijis Clap. ti. Laclini.). 1165 Auch in diesen wichtigen Fragen livalisirte Cohn mit Stein, da er schon ein Jahr zuvor (1853) die Eniystiriing einer ziemlichen Anzahl holotricher Infusorien verfolgt un 1 bei einigen schon Tlieilung in der Cyste beobachtet hatte. Hinsichtlich der Bedeutung dieser Erscheinung für die Ausbreitung der Infusorien stimmte er mit Stein (1819) iiberein und wies richtig auf die Analogie der Cystenhiille mit den GehUnse- bildungen mancher Infusorien hin. Das Interesse der Zeit an diesen Vorgängen verrieth sich noch in mehreren Arbeiten von Auerbach (Oxytricha 1854), Cohn (Dileptns 1854), Anton Schneider (Stylonichia, Euplotes 1854), und namentlich den wichtigen Untersuchungen Cienkowskv's über die Encvstirune: vieler Infusorien, wodurch die Erfahrungen über die Verbreitung dieses Vorgangs und den Bau der Cysten wesentlich erweitert wurden. Doch Hess sich Cienkowsky durch Vermischung von Cysten zu ähnlichen Ansichten über die Metamorphose gewisser Infusorien verleiten, wie sie Haime und z. Tb. auch Stein entwickelt hatten, und hielt wie letzterer die in den Cysten einer Nassula entwickelten Chytridieenschwärmei' für Embryonen. Im Anschluss darf gleich erwähnt werden, dass Weisse (1858) die Erfahrungen über Encystirung und Vermehrung der Colpoda, sowie die Verbreitung der Cysten an Heu bestätigte. Bevor wir die Weiterentwicklung der Acinetenlehre genauer verfolgen und damit in die neue Epoche, welche durch die umfassenden Forschungen Claparede-Lachmann's und Stein's charakterisirt wird, eintreten, müssen wir einen Kückblick auf das werfen, was in dem durchlaufenen Zeit- abschnitt an gelegentlichen Erfahrungen über einzelne Formen gesammelt wurde, insofern sich dies nicht schon in den Rahmen unserer seitherigen Darstellung einschalten liess. Zu erwähnen wären die Bemerkungen von Purkinje und Valentin 1835 über das von ihnen errichtete Genus Opalina, denen sich 1851 wichtige Beiträge zur Kenntniss gewisser Opaliniden der Tnrbellarien von M. Schul tze, ferner 1855 Notizen von Leidy (Anoplophrya) anschlössen. Weitere parasitische Formen (Nyctotherus) entdeckte Siebold 1839, die später Leidy (1850 u. 1853) verfolgte und Györy (1856) durch eine neue Entdeckung bereicherte. 1843 fanden Gruby und Delafond zuerst die interessante Infu- sorienfauna im Magen und Darm der Wiederkäuer und des Pferdes, welche 1854 Colin in einigen Abbildungen darstellte. Brightwell (1848) schilderte zwar in seiner Fauna of East Norfolk nur wenige Infusorien von Bedeutung, doch finden sich darunter einige Bemerkungen über das inter- essante Zootharanium Arbuscula und seine Fortpflanzung. Eine gute Schilderung des seiner Coloniebildung wegen so beachtens- werthen Ophrydium versatile gab 1849 von Frantzius, wobei er sich den Anschauungen Dujardin's gegen Ehrenberg anschloss und die- selben an dem untersuchten Infusor zu belegen suchte. Die Gattung Trichodina verfolgten Arlidge (1849), Siebold (1850), Davaine (1854) 1166 Iiifusoria. und namentlich Busch (1855), während Czerniak (1853) die Contraction der Vorticellenstiele genauer zu ergründen und hinsichtlich der Ursachen zu analysiren versuchte. Paramaecium Aurelia verfolgte Rood (1853); er studirte namentlich die contractilen Vacuolen und fand dabei deren Porus ; beurtheilte auch ihre Function ganz richtig, nur darin irrend, dass er eine directe Verbindung der sternförmigen Zufuhrcanäle mit dem Mund annahm, so dass das von letzterem aufgenommene Wasser durch die Canäle direct zur Vacuole und von da nach aussen geleitet würde. Eine gute Schilderung der Bursaria truncatella gab Allman (1854), sich gleichzeitig entschieden für die Einzelligkeit aussprechend. Wahr- scheinlich entdeckte er schon die Zusammensetzung der adoralen Spirale aus Membranellen, was erst viel später genauer erkannt wurde. Bei der Untersuchung der Frontonia leucas gelang es ihm (1855) das Ausschnellen der Trichocysten zu beobachten und ziemlich ein- gehend zu verfolgen. Die auffallende Uebereinstimmung derselben mit den Nesselkapseln der Coelenteraten entging ihm nicht; doch glaubte er sie nicht direct mit solchen zusammenwerfen zu dürfen, da die Nessel- kapseln in Zellen gebildet würden und dies mit der Einzelligkeit der Infusorien nicht zu vereinigen wäre. Huxley beschrieb 1857 mit Hilfe von Dyster die eigenthümliche marine Gattung Dysteria, deren Infusoriennatur und Organisation er im Wesentlichen richtig ermittelte, wogegen Gosse (1857) sie ganz fälsch- lich den Rotatoria zugesellen wollte. ^• Wenig Berücksichtigung fanden ausser in den schon verzeichneten Arbeiten Stein's und Anderer die Suctoria; nur Aid er schilderte einige marine Formen flüchtig, darunter eine Hemiophrya, von welcher er glaubte, dass sie den Uebergang der Infusorien zu den Campanularien vermittle. Wenden wir unser Augenmerk wieder dem Weitergang der von Stein mit grosser Beredsamkeit entwickelten Acinetentheorie zu, so finden wir, dass dieselbe erfreulicher Weise nur ein ephemeres Dasein hatte. Abgesehen von Perty, der sie schon 1852, doch ohne genügende Gründe bekämpfte, versichert Stein 1854 selbst, dass sein berühmter Lehrer Job. Müller zwar die Embryonen der Acineten mehrfach verfolgt habe, jedoch der Ansicht sei, dass sie sich keineswegs zu Vorticellen, sondern wiederum zu Acineten entwickelten. Müller's eifrige Schüler J. Lach mann und E. Claparede beseitigten denn auch die Stein'sche Theorie bald definitiv. Bevor wir jedoch die Widerlegung derselben verfolgen, dürften jene Stimmen zu hören sein, welche sie be- stätigen zu müssen glaubten. Carter wollte 1856 gesehen haben, dass Vorticellen aus Acineten entwickelt würden, ja dass die Vorticellen in einen rhizopodenartigen Zustand übergingen; nahm dies aber schon im folgenden Jahr zurück, theilweise auf Grund der inzwischen erschienenen Widerlegungen von Cienkowsky und Lachmann; mit Stein hielt er noch fest, dass sich Vorticellen in Acineten umwandelten. Erst 18G1 Geschichte (Epoche von Ehrenb. bis Clap. u. Lachiii.; Widerleg, d. Acinetentheorie). 11(>7 raiisste auch er zugeben, dass die Acinetentheorie jeder Walirscbcin- lichkeit entbehre, und zeigte gleichzeitig, was ihn früher zu dem selt- samen Irrthum verleitet hatte, dass Vorticellen amübenartige Zustände annähmen , aus welchen wieder Vorticellen entstehen könnten. Es han- delte sich dabei um von Amöben gefressene Vorticellen. Eine Weiterentwicklung der Acinetentheorie auf etwas veränderter Basis versuchte allein J. d'Udekem, indem auch er von eigenthümlichen Vorgängen, die sich auf Vorticellinencolonien häufig abspielen, irre geführt wurde. Wie bald erwiesen wurde, glaubte er (1857, schon 1855 der belg. Akad. vorgel.) die Cysten eines Amphileptus — welcher die Individuen ver- schiedenster Vorticellinencolonien räuberischer Weise in toto verschlingt und sich dann auf dem Stiele des Opfers einkapselt — aus directer Umwandlung der betreffenden Vorticellineu (Epistylis) hervorgegangen. Aus solchen Cysten sah d'U. dann nach einiger Zeit die vermeintliche metamorpho- sirte Epistylis, den Amphileptus ausschlüpfen, der ihm einer Opalina oder Bursaria (1858) zu ähneln schien. Der bedenklichste Missgriflf war je- doch, dass er diesen Amphileptus nun in Suctorien übergehen Hess (Podo- phrya quadripartita und Trichophrya), wobei jedenfalls (1858) eine Ver- mischung dieser Ciliate mit Schwärmsprösslingen der betreffenden Suctorien ins Spiel kam. Mit Stein glaubte auch er, dass die beobachteten Suctorienschwärmer direct aus dem Kern entständen, 1858 vertheidigte d'Udekem seine Modification der Acinetentheorie von Neuem, indem er jetzt das Vorkommen der Amphileptuscysten bei zahl- reichen Vorticellineu constatirte. Gleichzeitig theilte er ziemlich um- fangreiche Forschungen über die wirkliche Encystirnng der Vorticellineu mit, die 18G4 in seine treffliche Beschreibung der in Belgien beobachteten Vorticellineu aufgenommen wurden. Kaum aufgestellt, war diese Theorie jedoch auch schon als irrig erkannt worden. Schon 1859 (gelesen 1858) beschrieb Cienkowsky, ohne Kenntniss der früheren Beobachtungen, die gleichen Cysten auf Epistylis; hütete sich jedoch vor Täuschung und erkannte ihre Bildung durch ein Trachelius ähnliches Infusor durchaus richtig. Dieselbe Er- fahrung hatten ziemlich gleichzeitig auch Claparede und Lachmann gemacht und schon vor Cienkowsky 1858 mitgetheilt, auch die häufige Theilung des Amphileptus in der Cyste festgestellt. Diese beiden jugendlichen Forscher waren es denn auch, welche die Acinetentheorie Stein's definitiv wiederlegten. Einerseits wurden sie dazu jedenfalls von ihrem Lehrer J. Müller, den wir schon oben als Gegner der Theorie erwähnten, andererseits von dem Streben angespornt, die von der Pariser Akademie für das Jahr 1855 gestellte Preisfrage nach der Fortpflanzung der Infusorien zu lösen. Dabei rivalisirten sie mit einem andern Schüler des grossen Biologen, mit N. Lieb er kühn. Beide Preisschriften wurden der Akademie Ende 1855 vorgelegt und, wie gleich bemerkt werden darf, der Preis auf sie hälftig vertheilt. Claparede's und Lachmann's Forschungen wurden schon 185G in Lachmann's 11 ()8 Iiifiisoiii. Dissertation tlieilweise vcröffentliclit; eine vorläufige Mittlieiliing der Resultate ihrer l^reisschrift erscliieu 1858; ia extenso wurde dieselbe jedoch erst 18(;i nach Laclimann's Tode pnblicirt, jetzt aber durch zahl- reiche Zusätze Claparede's auf Grund eigener Beobachtungen und späterer Publicationen anderer Forscher vermehrt. Zuvor jedoch, 1858—59, veröflent- licliten beide Forscher ihre umfangreichen Beobachtungen über die Organi- sation und das System der Infusorien und Rhizopoden; das Gesamnite bildete dann ihr stattliches Werk „Ftudes sur les infusoires et les rhizopodes'''-), ein Versuch das Gesammtwissen über die Infusorien zu vereinigen und durch viele neue Erfahrungen zu klären und zu erweitern. Lieberkiihn's lateinisch geschriebene Preisschrift kam nie zur Veröffentlichung; nur Einzelnes aus seinen umfassenden Forschungen wurde gelegentlich mitgetheilt. Man muss dies jetzt noch auf das Lebhafteste bedauern; denn wie schon Quatrefages (1858) hervorhob, waren Lieberkiihn's Forschungen über den Bau der Infusorien umfang- reicher und ausgedehnter wie diejenigen Claparede-Lachmann's, was ich, dem es vergönnt war, G. Wagner 's Originalzeichnungen der Preis- schrift zu benutzen, die unstreitig das Schönste sind, was von Infu- sorienabbildungen je hergestellt wurde, durchaus anerkennen muss. Das von Lieberkühn gesammelte Material enthielt schon viele, erst später wieder entdeckte Formen und zahlreiche Einzelbeobachtungen, deren Verötfentlichung unsere Kenntnisse der Gruppe in hervorragender Weise vermehrt haben würde. Gerade die Fortpflanzungserscheinungen, auf welche die Frage der Akademie gerichtet war, sind, nach den Abbildungen zu urtheilen, nicht so ausführlich behandelt, obgleich sich auch hierüber mancherlei tindet, was erst viel später bekannt wurde, ja jetzt noch neu erscheint. Die stricte Widerlegung der Acinetentheorie fand sich schon in La eh mann 's Dissertation von 1856. Ein Jahr zuvor hatte jedoch Cienkowsky für Podophrya fixa und eine Trichophrya bestimmt nach- gewiesen, dass die Schwärmsprösslinge stets wieder zu den betreffenden Suctorien , keineswegs zu Vorticellinen würden. Gleichzeitig war da- mit der einfachste Theilungsvorgang einer Suctorie entdeckt worden, der später zur richtigen Deutung der inneren Schwärmeibildung führte. Ob- gleich Cienkowsky auch die angebliche Metamorphose der Vorticellen zu Podophrya als falsch erkannte, sprach er sich, wohl in einer gewissen jugendlichen Aengstlichkeit, noch nicht direkt gegen die Theorie nus, sondern erklärte sie nur für durchaus hypothetisch. Lach mann endlich (1856) erwies die Unhaltbarkeit der gesammten Lehre durch Kritik und die thatsächliche Feststellung: dass weder Vorti- cellen in Acineten, noch die Schwärmer der letzteren je in Vorticellen tibergingen. Gleichzeitig wurde gegen Stein die Function der Acincten- *) Den Text hat ausschliesslich Claparede verfasst. Geschichte (Claparede und Lachmann). 1169 tentakel liclitig nachgewiesen. Das Hauptwerk brachte die zaWreichen Einzeltbrschiingen beider Beobachter über Siictorien und Vorticellinen, welche die gezogenen Schlüsse unbedingt belegten. Unsere Kenntniss beider Gruppen wurde gleichzeitig sehr beträchtlich erweitert. In Lachmann 's Schrift (1856) wurde auch schon die Gesanimt- autfassung über Bau und Fortpflanzung der Infusorien im Wesentlichen erörtert, wie sie ausführlich und von umfangreichen Detailbeobachtungen belegt das Hauptwerk (1858 — 61) brachte. Das Bemerkenswertheste in Claparede- Lachmann's morphologischer Beurtheilung der Infusorien ist, dass sie im Anschluss an z. Th. schon berührte Bestrebungen die Siebold'sche Einzelligkeitslehre energisch bekämpfte. Wie aus manchen Bemerkungen klar hervorgeht, standen sie hierin direkt unter dem Einfluss ihres Lehrers J. Müller, welchen die niederen Organismen damals lebhaft iuteressirten. Beide waren von der Irrigkeit dieser Ansicht so tiberzeugt, wie auch davon, dass ihre Forschungen dieselbe für alle Zeit widerlegten, dass Claparede in dem Hauptwerk die Einzelligkeitslehre als „une phase d'aberrations et d'erreurs" bezeichnen konnte und Kölliker, den Vertreter derselben^ als „dernier Mohican de ses propres idees" persiflirte. Natürlich beurtheilten sie auch Duj ardin sehr abfällig. Welche Gründe, wird man fragen, veranlassten nun Cl. und L. die Einzelligkeit so unbedingt in Abrede zu stellen? Vermochten sie doch nirgends den zelligen Bau der Infusorien nachzuweisen, obgleich es Clapa- rede für möglich erklärte, dass z. B. ein Epithelium des Infusorien- integuments noch aufgefunden werde. Jedenfalls beeinflusste sie die Idee, dass die Organisation der Infusorien für einzellige Wesen zu com- plicirt sei. Ferner wurde namentlich die vermeintliche Existenz eines Darraapparats wieder vorgeführt. Zwar war dies nicht der von Ehren- berg behauptete complicirte Apparat; die Mehrzahl der Infusorien sollte vielmehr eine weite innere Darmhöhle besitzen, um welche die Rindenschicht die eigentliche Leibeswand bilde und in w^elcher Darmböhle nicht Plasma, sondern Chymus oder Nahrungsbrei sich finde, resp. circulire. Leider gelang es auch ihnen nicht, eine besondere Haut dieser Darmhöhle nachzuweisen; dennoch nahmen sie eine solche Darmwand an. Nur bei Trachelius Ovum sollte der verästelte Darm- kanal, welchen schon Ehrenberg beschrieben hatte, von einer deutlichen Wand begrenzt sein und Aehnliches, nach Lieberkühn's Erfahrung, bei L 0X0 des Rostrum vorkommen. Auch dies war ein Rückschritt gegenüber den besseren Erfahrungen Siebold 's (1845) und Cohu's (1853), die Beide den sog. Darm des Trachelius schon richtig als einen verzweigten inneren Sarkodestrang erkannt hatten, den Cohn treffend mit der Plasmaanordnung in manchen Pflanzenzelleu verglich. Auch Gegenbau r, der 1857 Bronn, Klassen de* Tliier- Reichs. Protozoa. 74 1170 Infusoria. diesem Infusionstbicr eine besondere kleine Studie widmete, macbte sieb von der Idee, dass bier ein Darm vorliege, und die ,, wässerige'' Flüssigkeit, w^elcbe denselben umgiebt, eine Leibesböble repräsentire, noeb nicbt frei, obgleicb er die Identität der Substanz des Darmes mit der Körpervvand bebauptete und die Contractilität der Darmtrabekel beobacbtet batte. Wie später mebrfaeli gescbab, fübrten Cbiparede und Lacbmann aucb die Tricbocysten, welcbe sie naeb Verbreitung und functioneller Bedeutung genauer verfolgten, gegen die Einzelligkeit an. Ein Hauptgrund war ibnen jedocb, wie es Lacbmann 1856 stark betonte: die Unmöglicbkeit, den sog. Nucleus der Infusorien einem Zellkern zu bomologisiren; worin ibnen J. Müller (1856) beistimmte, denn das fraglicbe Organ „müsse niebr als der Kern einer Zelle sein". Obgleicb sie die Stein'scbe Acinetentbeorie widerlegt batten, blieben sie docb eifrige Anbänger seiner Lebre, dass nicbt nur die Acinetinensprösslinge, sondern aucb die vermeintlicben Embryonen der Ciliaten aus oder in dem Nucleus, oder Tbeileu desselben, direct entstünden, und waren überzeugt, dies durcb ibre zablreicben Untersucbungen sieber bewiesen zu baben, Aucb Liebe rkübn barmonirte wenigstens für die Suctorien mit ibnen, da er 1856 zwar die Bildung eines endogenen Suctorien- sprösslings, wie scbon Stein (1854) ricbtig beobacbtete, aber un- ricbtig deutete. Claparede-Lacbmann's Untersucbungen über die Embryonenbilduiig erstreckten sieb nicbt nur auf die meisten von früher bekannten Fälle, sondern sie entdeckten aucb die vermeintlicben Embryonen der Vorti- cellinen. Dazu gesellte sieb, dass mittlerweile aucb gewisse Erfah- rungen gesammelt worden waren, welcbe eine wirkliebe gescblecbtlicbe Fortpflanzung der Infusorien wabrscbeinlicb machten; wobei der als Nucleus bezeichnete Körper wiederum eine KoUe spielen sollte. 1856 hatte nämlich J. Müller zuerst in Vacuolen der Stentoren bewegliche Fäden entdeckt; obwohl er ibre Aebnlicbkeit mit Bacterien nicht ver- kannte, brachte er sie docb mit ähnlichen Gebilden in Beziehung, die er mit Claparede und Lachmann im Kern von Paramaecium Aurelia beobachtet hatte, worauf Letztere aucb im Nucleolus von Paramaecium und dem Nucleus von Chilodon ähnliche stäbchenartige Körper auffanden. Indem sie die ^'ergleicbbarkeit dieser Gebilde mit Spermatozoon schon 1858 (1857) betonten, sprachen sie sich doch nocli ziemlich reservirt über sie aus. Erst die 1858 erschienenen Untersuchungen Balbiaui's veranlassten Claparede in einer Nachschrift (von 1860), die seither fest- gehaltene Keserve fallen zu lassen und die betreffenden Gebilde entschieden als Spermatozoon zu proclamiren; wobei er gleichzeitig die Priorität dieser Entdeckung für Müller und seine Schüler, jedoch unrichtig, beanspruchte, da, wie wir sehen werden, die von Balbiani entdeckten angeblichen Spermatozoen etwas ganz anderes waren, wie die von Ersteren be- scbriebeuen. Geschichte (Claparede und Lachmann). 1171 Auf Grund dieser Erfabrungen leugneten daher Claparede und Lachmann die Vergleichbarkeit des Nucleus mit dem Zellkern ; er galt ihnen als ein „Embryogene", und es blieb nur zweifelhaft, ob er als Uterus oder Ovar zu betrachten sei, was Claparede 1860 durch die Untersuchungen Balbiani's und Stein's in letzterem Sinne entschie- den glaubte. Auch zweifelte er damals auf Grund der Untersuchungen genannter Forscher nicht mehr an der Bedeutung des Nuclcolus als Hoden. Mit geschlechtlicher Fortpflanzung glaubten Cl. und L. auch die von ihnen für einige Vorticellinen und Suctorien beobachtete Conjugation in Beziehung bringen zu dürfen ; doch waren es nur die selteneren Fälle der Vereinigung gleichgrosser oder nahezu gleichgrosser Indi- viduen, welche sie richtig in diesem Sinne deuteten. Die viel ge- wöhnlichere sog. knospenförraige Conjugation hielten sie mit ihren' Vor- gängern für Knospung, indem sie sich der von Stein entwickelten ♦ Meinung anschlössen, dass Theilung und Knospuug zwar nahe verwandte Vorgänge seien, sich aber dadurch unterschieden, dass der Kern einer Knospe ganz unabhängig von dem der Mutter entstehe. Die Kenntniss der Theilung bereicherten sie durch eine Reihe Erfahrungen; namentlich erforschten sie die sog. Längstheilung der Vorticellinen in mancher Hin- sicht genauer wie Stein, beurtheilten aber auch sämmtliche Conjugatiouen, mit Ausnahme der erwähnten, noch als Läugstheiluugen. Hätten sie sich bemüht, auch diese genauer zu verfolgen, was in einer Preisschrift über die Fortpflanzung der Infusorien wohl angezeigt gewesen wäre, so hätte ihnen die eigentliche Bedeutung derselben schwerlich entgehen können. Erst 1861 nahm Claparede zu Gunsten der mittlerweile durch Balbiani (1858) aufgeklärten Natur dieser Längstheilungszustände die früher geäusserte Ansicht zurück. Das Resultat aller dieser Erwägungen und Forschungen verkörperte sich für beide Forscher in der Ansicht, dass die Infusorien die nächsten Beziehungen zu den Cöelenteraten hätten, wenngleich auch solche zu den rhabdocölen Turbellarien nicht zu verkennen wären. Es würde den verfügbaren Platz weit überschreiten, wenn wir den Umfang der Einzelforschungen und neuen Entdeckungen Claparede- Lachmann's hier nur andeuten wollten. Auch das System verdankt ihnen wichtige Förderungen, die später verzeichnet werden sollen. Nur ihrer Auffassung der contractilen Vacuolen im Siebold'schen Sinne als eines Blutgefässapparats, der mit besonderen contractilen Wandungen versehen sei, werde hier noch gedacht. Auch in dieser Hinsicht stimmten sie mit ihrem Lelirer J. Müller überein, welcher 1856 für Paramaecium Aurelia ähnliche Ansichten andeutete, namentlich behauptete, dass die Vacuolen- flüssigkeit bei der Contraction wieder in die Gefässe getrieben werde. Nicht ganz derselben Meinung war um diese Zeit Lieberkühn, welcher in einer Untersuchung über die interessante Gattung Ophryoglen a speciell dem complicirten System der contractilen Vacuolc seine Aufmerksamkeit 74* 1172 Infusoria. widmete. Obgleicli er die Speisung der Vacuole durch die Kanäle richtig beschrieb und norh mancherlei von Interesse mittheilte, leugnete er doch bestimmt mit Cla|)arcde und Lachniann einen Porus der Vacuole; er konnte daher auch nur zu einer ähnlichen Beurtheilung der gesamniten Einrichtung kommen, wiewohl ihn seine Beobachtungen lehrten, dass der Vacuoleninhalt bei der Contraction nicht durch die Kanäle getrieben werde. Concretcre Anschauungen über diesen Organisationsbestandtheil ent- wickelte in demselben Jahre 1856 Carter, welcher die Infusorien Bom- bays eingehender stndirte, so dass seine Arbehen in faunistischer Hin- sicht besonderes Interesse boten. Auch er gelangte zu einer ähnlichen Auffassung des Infusorienorganismus, da er Beziehungen zwischen dieser Abtheilung und den Planarien vermuthete. Ihm schienen sogar zellige Bestandtheile der Infusorien, namentlich seines Genus Otostoma, ziemlich 1 sicher, da er im Eutoplasma zahlreiche sog. ,,spherical cells'^ fand, die mit den Flimmerzellen im Magen der Planarien und Rotatorien verglichen wurden. Es waren dies, wie er 1861 selbst anerkannte, nichts anderes als Vacuolen mit theilweis verdauter Nahrung. Mit dem excretorischen System der Rotatorien verglich er die contractilen Vacuolen der Infu- sorien, für welche er bei Vorticella ziemlich überzeugend nachwies, dass bei der Contraction eine Entleerung in das Vestibulum und schliesslich durch dieses nach aussen erfolge. Auch bei Paramaecium Aurelia wid- mete er den contractilen Vacuolen, ihrer Entstehung und Contractidn eingehende und grossentheils wichtige Studien, konnte aber die Ent- leerung nach aussen nur sehr wahrscheinlich machen. Carter erblickte jedoch in den contractilen Vacuolen ebenfalls bestimmte Organe und nicht nur Flüssigkeitsräume. 1861 erweiterte er seine Beobachtungen über die contractilen Vacuolen, ohne wesentlich Neues zu bringen. Schon 1859 hatte übrigens auch Lachmann auf Grund erneuter Beobachtung die frühere Ansicht aufgegeben und die richtige adoptirt. Eierartige Körper wollte Carter bei manchen Infusorien gesehen haben, Spermatozoiden nicht mit Sicherheit. — Wir gedenken hier gleich seiner ferneren Ar- beiten; 1859 beschäftigte er sich mit Enplotes und Stylonichia, und gab namentlich von dem ersteren recht gute Darstellungen, wobei er vielleicht sogar die Membranellen der adoralen Spirale bemerkte, namentlich aber die Encystirung beider Formen wie früher die seines Otostoma gut ver- folgte. 1865 bestätigte und erweiterte er Cienkowsky's Beobachtungen (1858) über die Sprösslingsbildung und Encystirung der Podophrya fixa bei einer nahe verwandten Art und berichtete schliesslich 1869 noch über das interessante Mesodinium. Einen heftigen Gegner fand die Einzelligkeitslehre auch in Leydig, der sich 1857 in seinem Lehrbuch der Histologie, in nahem Anschliiss an Lachmann (1856) und z. Th. auf eigene Untersuchungen gestützt, hierüber äusserte. Von eigenen Argumenten führte er namentlich die vermeintliche Entdeckung zahlreicher kleiner Kerne in der Riudenschicht der Vorticellen Geschichte (Claparede u. L. ; Carter;' Le^^dig; Frey; Stein 1859). 1173 auf, soNvie die Vielkernigkeit der Opalina Eanarum, welche diircli ihn bekannt wurde. Er schien daher nicht zu zweifeln, dass nur die Klein- heit der Zellen ihre Beobachtung bis jetzt unmi)glich gemncht habe. Weit richtiger und in vieler Hinsicht an den Stnnflpunkt, welchen Stein später festhielt, erinnernd, beurtheilte Frey (1858) den Infusorien- organismus, gleichzeitig einige eigene, jedoch unerhebliche Beobachtungen anfügend. Obgleich er sich selbst als Gegner der Einzelligkeit bezeich- nete, vertrat er doch gegen Lachmann mit Entschiedenheit die Dujardin- Siebold'sche Auffassung. Namentlich stellte er die Existenz einer ver- dauenden Höhle in Abrede, dafür dasselbe Argument verwerthend, welches später auch Stein geltend machte: „dass eine scharfe Grenze zwischen Rindenscbicht und innerer Masse nicht existire''. Leydig's Ansicht von dem versteckten Zellenbau widersprach er bestimmt, da selbst die grössten Infusorien weder etwas von Zellen noch von Kernen erkennen Hessen. Der „sogen. Kern", wie er ihn nannte, galt ihm natürlich nicht als eigent- licher Zellkern, und dies ist begreiflich. — Als es nun aber galt, den morphologischen Wertli der Infusorien zu bestimmen, konnte er sich nur sehr gewunden und unsicher aussprechen. Die einfacheren Formen hätten nahezu die Bildung einer Zelle; die höberen könnten nicht für mehrzellig gehalten werden, „da sie nicht aus Zellhaufen des sich ent- wickelnden Eies hervorgingen, wie alle höheren Geschöpfe", „doch entfernten sie sich in ihrem Bau von dem der einfachen Zelle immer mehr, sie seien eben Organismen, deren Bau sich aus der weiteren Com- plication einer Zelle leicht ableiten lasse". Dass sich liiermit der Gegner der Zelltheorie am Schlüsse eigentlich als Anhänger derselben erklärte, schien ihm nicht klar geworden zu sein. Um dieselbe Zeit, da Claparede und Lachmann sich mit der Ab- fassung ihres Infusorien werkes beschäftigten, bemühte sich auch Stein, eine Ordnung der Infusorien monographisch darzustellen und gleich- zeitig seine Ansichten über diese Abtheilung im Allgemeinen darzulegen. Seit dem Werk von 1854 hatte er diese Protozoen unausgesetzt verfolgt und auch in Prag gelegentlich über den Gang seiner Forschungen be- richtet. Alle diese Berichte: 1856 über parasitische Infusorien, haupt- sächlich Opaliniden, 1857 über verschiedene neue Gattungen der Hypo- trichen und die Hauptgruppeu des Systems , über die Parasiten des Wiederkäuermagens, die Fortpflanzung der Vorticelliuen und die Con- jugation der Paramaecien, gelangten erst 1859 zur Publication, in dem- selben Jahre also, in welchem auch der 1. Band seines Organismus der Infusionsthiere, die sog. Hypotrichen darstellend, veröffentlicht wurde. Indem wir uns zu einer flüchtigen Schilderung des Standpunktes, welchen Stein 1851» hinsichtlich der allgemeinen Fragen einnahm, wenden, interessirt uns naturgemäss zunächst die Ansicht, welche er nun über seine Acineteutheorie hatte. Der Wucht der von Lachmann und An- deren gegen dieselbe aufgeführten Gründe vermochte er sich nicht zu entziehen und gab nun sowohl die Irrigkeit des behaupteten Ueberganges 1174 Infusoria. der ^'orticcllen in Acinetea , wie deren Schwärmer in Vorticellen zu ; auch die Ernährungsweise der meisten Acineten mittels der Tentakel wurde anerkannt. Trotzdem war er nicht überzeugt, dass die Acinetinen selbst- ständige Infusorienformen seien. Noch immer wurde an der Möglichkeit eines Generationswechsels festgehalten, da es wahrscheinlich sei, dass die Embryonen der ciliaten Infusorien, wegen ihres acinetenartigen Baues, in Acineten übergingen; ja die sog. Podophrya fixa sei wahrscheinlich nur eine weitere Entwickelungsstufe der Paramaecienembryonen. Auch sei bei den Acinetinen eine geschlechtliche Fortpflanzung nicht bekannt, was in ihnen eine Art Ammengeneration vermutben lasse. In der Organisationsfrage vertheidigte er gegen Claparede- Lachmann fast tiberall die richtigere Auffassung. Speciell die Deutung des Entoplasmas (seines Innenparenchyms) als Chymus und die Annahme einer Darmhöhle wird von ihm, ähnlich wie von Frey und z. Th. mit denselben Gründen, zurückgewiesen; dazu gesellte er namentlich noch die Eiweissreaction dieses Chymus, seine Contractilität und die Analogie mit der Sarkode der Rhizo- poden. Auch seine Ansichten über das System der contractilen Vacuolen sind richtiger. Er erkannte wie 0. Schmidt (1849) darin ein Wasserkanalsystem , dessen Oeflfnungen nach aussen er vielfach sah und welches er auch dem excretorischen Apparat der Turbellarien mehrfach verglich. — Dennoch glaubte er, dass nicht immer eine voll- ständige Entleerung bei der Contraction eintrete, sondern ein Theil der Flüssigkeit (speciell bei Paramaecium Aurelia) durch die Kanäle in das Parenchym zurücktrete. Seine Stellung war demnach eine vermittelnde. Obgleich meist correct, waren seine Untersuchungen über dieses System doch z. Th. von falscher Auffassung irre geleitet, speciell diejenigen über die contractile Vacuole der Oxytrichinen. Es kann natürlich nicht versucht werden, auch nur anzudeuten, wie viel Stein durch seine Arbeit zum genaueren Verständniss der ein- zelneu Organisationsverhältnisse der Infusorien und speciell der monogra- phisch bearbeiteten Hypotricha beitrug. Für letztere wurde sein Werk zur bleibenden Grundlage aller späteren Forschungen. Den gerade hier z. Th. recht schwierig und mühsam zu entziffernden Bau klärte er in vorzüglicher Weise auf, so dass die spätere Zeit fast nur in besonders schwierigen Detailfragen mit verbesserten optischen Hilfsmitteln weiter gelangen konnte. Es sei daher, bevor wir Stein's Stellung zu der, für die allgemeine Auffassung so wichtigen Fortpflanzungsfrage betrachten, nur betont, dass er in der die Einzelligkeitslehre berührenden Trichocystenfrage eine nicht sehr befestigte Position einnahm, indem er die von Allman betonten Beziehungen der Trichocysten zu den Nesselkapseln leugnete und sie als Tastkörperchen beanspruchte (schon 1856), auch hier jedenfalls durch die Analogie mit den Turbellarien geleitet. Zu dieser Auffassung zwang ihn ein thatsächlicher Defect seiner Beobachtungen, da er das Ausschnellen der Trichocysten auf Verlängerung der C^ilien zurückführen wollte. Da- Gescliichte (Stein 1859). 1175 gegen brachte seine Arbeit viel Neues über die Verbreitung dieser Gebilde. Mit Feuereifer ergriff Stein die Idee der geschlechtlichen Fortpflan- zung der Infusorien, welche ja seiner Hypothese von einem Generations- wechsel in mancher Hinsicht entgegenkam. Die von J. Müller und seinen Schülern beobachteten spermatozoenartigeu Gebilde schienen auch ihm als Samenfäden sehr wahrscheinlich; der Nucleus aber, welchen er schon lange als Fortpflanzungsorgan betrachtete, gestaltete sich ihm so zunächst (1859, s. p. 91) zu einem doppelten Geschlechts- organ, das sowohl Embryonen, wie Spermatozoon hervorbringen könne. In Rücksicht auf diesen klaren Ausspruch erscheint es jedenfalls unrichtig, wenn Stein einige Seiten später (p. 97) gegenüber den For schungen Balbiani's (1858) die Entdeckung der sogen. Spermatozoen- bildung im Nucleolus, welche er schon 1857 gemacht habe, für sich bean- sprucht. Wir können angesichts dieser Widersprüche die Wandlung seiner Ansichten nur auf Balbiani's Entdeckung zurückführen. Jetzt also galt auch ihm der Nucleus als weibliches, der Nucleolus als männliches Geschlechtsorgan. Zur Feststellung der weiteren Verbreitung des letz- teren trug er viel bei, obgleich hier und sj^äter denselben bei vielen Ciliaten entschieden leugnend. Seine Untersuchungen über die Conjugation der Paramaecien hatten ihm ein von den Befunden Balbiani's wesentlich verschiedenes Resultat ergeben, das auf Grund recht beliebig zusammengeworfener Stadien des Conjugationsprocesses und damit combinirter Infectionszustände mit para- sitischen Sphaerophryen zusammengestellt worden war. Zunächst hielt er seltsamer Weise die Bedeutung der Conjugationen als Längstheilungen noch aufrecht, wozu ihm namentlich seine genauen Untersuchungen über die Neubildung der Wimpersysteme bei der Conjugation der Oxytrichinen bestimmten. Hieraus folgte die merkwürdige Auffassung, dass die Infu- sorien ihre Geschlechtsproducte während der Längstheiluug entwickelten. Ferner stellte er den von Balbiani angegebenen Austausch der Samen- kapseln in Abrede, vielmehr sollten die jedes Thieres den eigenen Nucleus befruchten, indem die Spermatozoon in letzteren eindrängen, sich darin auf- lösend. Durch Zerfall des Nucleus entwickelten sich dann die sog. „Keim- kugeln'' (Producte, welche aus den Nucleoli bei der Conjugation hervor- gehen), die sich schliesslich in Embryonen erzeugende, sog. Embryoual- kugeln umbildeten (beides parasitische Sphaerophryen). Bezüglich der sog. geschlechtlichen Fortpflanzung der Vorticellinen kam Stein 1859 noch nicht viel über unklare Vorstellungen hinaus; ja er glaubte die von Claparede und Lachmann auf Epistylisstielen entdeckte Urnula noch als männliche Knospen dieser Vorticelline deuten zu dürfen. Immerhin hatte er schon bemerkt, dass nicht alles, was bei den Vorticellinen als Knospenbildung galt, wirklich solche sei, obgleich er die Knospenfortpflanzung in dieser Abtheilung noch allgemein verbreitet glaubte. Er hatte nämlich schon gelegentlich an Vorticellen, welche 1176 Infusoria. eine scheinbare Knospe trugen, den Zerfall des Nneleus beobachtet und glaubte, dass die Bruchstücke durch die Knospe hindurch entleert würden. Anfänglich war er daher geneigt, die mit Knospen besetzten Thicre für die männlichen zu halten; in dem Hauptwerk von 1859 neigte er dagegen wieder der Auffassung zu, dass die Bruchstücke zur Embryonenbildung bestimmt seien. Jedenfalls war er aber noch überzeugt, dass die scheinbare Knospe aus der Vorticelle selbst ent- stehe; die richtige Auffassung der Zustände als Copulationen blieb daher noch unermittelt. Dass Stein die Quertheilung, speciell die der Hypotrichen, durch eine grosse Zahl wichtiger Beobachtungen aufklärte, ferner zuerst die dabei auf- tretenden Neubildungen mit grosser Sorgfalt verfolgte und über das Ver- halten des Nucleolus bei der Theilung einiges ermittelte, bedarf kaum der Erwähnung; ebenso, dass die vermeintliche geschlechtliche Fort- pflanzung derselben auf das Eingehendste verfolgt und wesentlich in dem Sinne gedeutet wurde, der oben schon Erläuterung fand. Fragen wir nun, wie sich Stein auf Grund aller dieser umfangreichen Erfahrungen über die Morphologie der Infusorien äusserte, so tinden wir fast genau dieselbe Unklarheit, welche schon bei Frey betont wurde. Die Infusorien, welche eine so einfache innere Organisation besitzen, dass sie zu den Protozoen und zwar als die höchste Klasse derselben zu ziehen sind, seien nie aus Zellen oder Zellenderivaten zusammengesetzt. Dagegen seien sie auch entschieden nicht einzellig, wie Siebold und Köllil^er behaupteten, denn sie erreichten ,, einen Grad der Complication, bis zu welchem eine blosse Zelle niemals fortschreite''. Was aber dann wohl die Infusorien bedeuteten, wenn sie weder einfache Zellen, noch aus solchen oder Zellenderivaten zusammengesetzt sind? Dieses Räthsel zu lösen hat Stein nie versucht. Ohne uns auf specielle systematische Fragen einzulassen, muss doch betont werden, dass Stein wie Claparede-Lachmann die Klasse der In- fusorien in dem von Siebold begrenzten Sinne annahm, die Acinetinen damit vereinigend. Seltsam berührt es, dass er gegenüber Claparede- Lachmann die natürliche, schon von Perty richtig angedeutete Gruppe der Ciliaten 1859 und später nicht anerkannte, dieselbe vielmehr in die zuerst 1857 vorgeschlagenen 4 Ordnungen der Holotricha, Heterotricha, Hypotricha und Peritricha zerfällte und diese gleichberechtigt neben die 5. und 6. Ordnung seiner Infusorien, die Suctoria und Flagellata stellte. Wie so manches Specielle seiner systematischen Bestrebungen verräth auch dies, dass es ihm mehrfach an richtigem Gefühl für das Zusammen- gehörige gebrach und dafür ein etwas gewaltsames Systematisiren sich einstellte. Dies ergaben bei genauerer Betrachtung auch die unterschiedenen 4 Ordnungen, welche Lachmann schon 1859 zum Theil ganz tretfend kritisirte. Im Vorhergehenden hatten wir mehrfach der epochemachenden Balbiani'schen Untersuchungen über eine vermeintliche geschlechtliche Geschichte (Stein 1859; Balbiani's Theorie der geschlechfl. Fortpfl.). 1177 Fortpflanzung der Infusorien zu gedenken; ja die ersten Arbeiten dieses hervorragenden Forschers wären bei streng chronologischer Ordnung schon früher zu erörtern gewesen. Es scheint aber richtiger, seine For- schungen im Zusammenhang zu besprechen. Balbiani's grosses Verdienst ist zunächst, dass er die so lange fälschlich als Längstheilungszustände betrachteten Conjugationen richtig als Vereinigungen zweier Individuen zum Zwecke eines Geschlechtsactes erkannte. Schon die erste Mittheilung von 1858 über die Conjugation von Paramaecium Bursaria ergab wenigstens dies als sicheres Resultat. Was dieselbe weiterhin über die Vorgänge während und nach der Conjugation berichtete, war noch recht unsicher und die daraus gezogenen Schlüsse sehr hj-pothetisch. Wichtig er- scheint heutzutage nur die Entdeckung, dass die Nucleoli der Syzygien, häufig unter Vermehrung, zu streifigen Spindeln, sog. Samenkapseln an- schwellen, deren Inhalt als Spermatozoon gedeutet wurde. Ganz hypo- thetisch blieb dagegen der angenommene Austausch dieser Kapseln durch die Mundöfifnungen; ferner die Erzeugung von Eiern seitens des Nucleus und deren Befruchtung durch die sog. Spermatozoen, sowie endlich, dass diese Eier sich in den wieder getrennten Thieren zu den lange be- kannten Embryonen entwickelten. Schon eine zweite vorläufige Mittheilung desselben Jahres dehnte die Beobachtungen auch auf andere Infusorien aus und stellte die Ver- breitung der Nucleoli und Hoden für zahlreiche Formen fest. Hier trat zuerst die Ansicht hervor, dass gewisse Infusorien ihre Eier ablegten, die sog. Embryonenbildung also nicht bei allen das Ziel der geschlecht- lichen Fortpflanzung bezeichne. Es gelang Balbiani bald (1860) fest- zustellen, dass die vermeintlichen Embryonen der Paramaecien, Stylo- nichien und Urostyla überhaupt keine solche seien, sondern parasitische Suctorien der Gattung Sphaerophrya. Nachdem so die Embryonen glücklich eliminirt waren, welches Resultat 1861 in der Hauptarbeit noch eingehender begründet wurde, blieb natürlich kein anderer Ausweg, als die Fortpflanzung durch Eiablage tiberall anzunehmen, obgleich es nie gelungen war, diesen Vorgang zu beobachten. 1860 förderte Balbiani durch zwei Mittheiluugen die eingehendere Kenntniss der Theiluugsprocesse sehr erheblich; die kürzere beschäftigte sich mit der Vermehrungsfähig- keit durch Theilung und die hierauf wirkenden Einflüsse im Allgemeinen, ähnlich wie dies schon ältere Beobachter versucht hatten, namentlich aber auch mit den Erscheinungen, welche den Abschluss solcher Theilungs- perioden herbeiführen. Die zweite, umfangreichere Arbeit war dem Ver- halten der sogen. Geschlechtsorgane, also des Nucleus und Nucleolus bei der Theilung gewidmet. Diese Arbeit wurde in vieler Hinsicht grund- legend für die weitere Forschung ; sie zeigte zuerst die eigenthüm- lichen Umbildungen, welche die Nucleoli bei der Theilung erfuhren im Zusammenhang, von welchen auch Stein bei den Hypotrichen (1859) schon einiges bemerkt hatte, und stellte die gleich wichtigen Vorgänge fest, welche die Theilung der band- und rosenkranzförmigen Nuclci einleiten. 1178 Infusoria. Da Balbiani bei der Vermehrung der Nueleoli während der Qiiertheilung ganz ähnliche spermatozoenartige ötreil'ungen fand, wie bei der Con- jugation, so lag hierin für seine Theorie eine bedeutungsvolle Schwierig- keit, welche er dadurch zu umgehen suchte, dass er die Streifung bei der gewöhnlichen Theiluug als eine Ditfercnzirung in der Membran der Nueleoli oder Hoden, und für verschieden von den Spermatozoen der sog. Samen- kapseln erklärte, eine Annahme, welche ziemlich willkürlich erscheint. Die ausführlichste Darstellung der Theorie der geschlechtlichen Fort- pflanzung der Infusorien, begleitet von einer Menge Beobachtungen, gab Balbiani in der Hauptschrift von 1861. Die Grundzüge der Lehre lauteten nun etwa folgendermassen. Der Nucleus oder die Nuclei der Infusorien sind die weiblichen Theile oder das Ovarium und stets vor- handen, wenn auch ausser der Conjugation gewöhnlich in einem unent- wickelten Zustand und manchmal (ürostyla grandis) so fein vertheilt, dass sie nicht sichtbar sind. Im einfachsten Zustand, wie ihn z. B. Chilodon repräsentirt, bildet das Ovar in seiner Gesammtheit ein Ei, das sich bei der Conjugation zur Reife entwickelt. Bei vielen anderen Formen entwickelt das ursprünglich ebenso einfache Ovarium beim Heranwachsen der Thiere durch fortgesetzte Theilung zwei bis zahlreiche Eier, welche noch von der Haut des Ovariums, der stets vorhandenen Nucleusmembran umschlossen, die in sehr verschiedenem Grad entwickelten sog monili- formeu oder rosenkranzförmigen Nuclei darstellen. Ein zweiter Bildungs- modus zahlreicher Eier in einem einheitlich bleibenden Ovarium ist d% dass eine grössere Zahl von Keimbläschen, helle Flecke (Nueleoli) auf- treten, um welche sich allmählich die Granulationen des Ovariums dichter versammeln und so die Eianlagen bilden. Letztere isoliren sich erst bei der Reifung, infolge der Conjugation vollständig von einander. Eine Ovarialhaut ist, wie bemerkt, stets vorhanden und wird auch da an- genommen, wo sie nicht beobachtet werden konnte; ja bei Paramaecium Aurelia soll sich dieselbe in einen kurzen Gang fortsetzen, der ein wenig vor -der Mundöfifnung nach aussen münde. Die Existenz einer Geschlechtsöfifnung wurde ferner für die Oxytrichinen und Trachelius wahrscheinlich zu machen versucht. Im Gegensatz zu den weiblichen Organen entständen die Hoden oder Nueleoli häutig erst während der Conjugation, obgleich sie bei vielen anderen in rudimentärem Zustand dauernd vorhanden seien, Ihre Zahl ist sehr verschieden, doch stehe sie gewöhnlich in einem gewissen Ver- hältniss zur Menge der im Kern entstehenden Eier. Wie der Analogie wegen angenommen werden müsse, seien die mehrfachen Nueleoli, wie die Eier in einem häutigen Schlauch eingeschlossen, welcher bei Paramaecium Aurelia dicht vor der Geschlechtsöfifnung in den weiblichen Kanal münde. Die Reifung der Hoden geschehe wohl stets während der Conjugation und häufig, jedoch nicht immer unter Vermehrung, worauf ein Austausch der Spermatozoon der beiden conjugirten Thiere stattfindet, was aber nie direct festgestellt wurde. Alsdann bilden sich früher oder später die I Geschichte (Balbiani's Theorie d. geschlechtl. Fortpflanzung). 1179 etwaigen Reste der Nucleoli vollständig zurück und es entstehen später bei den aus der Begattung hervorgegangeneu Thieren neue. Ganz richtig unterschied jetzt Balbiani scharf zwischen den von J. Müller und seinen Schülern beschriebenen angeblichen Spermatozoen und den von ihm entdeckten streifigen Gebilden der sog. Samenkapseln, da er die ersteren als parasitische Bacterien erkannte, eine Ansicht, welche die spätere Forschung vollkommen bestätigte. Die während oder infolge der Conjugation gereiften und befruchteten Eier werden immer nach aussen abgelegt; doch wurde dies, wie bemerkt, nie beobachtet; nur die Eier einiger Arten sollen frei im Wasser gefunden worden sein. Auch die weitere Entwicklung dieser Eier konnte nicht verfolgt werden. Wurde der Nucleus bei der Eiproduction vollständig verbraucht, so bilde sich bei den aus der Conjugation hervorgegangenen Thieren ein ganz neuer; wenn dagegen nur ein Theil der Bruchstücke eines während der Conjugation zerfallenen Nucleus zu Eiern werde, so vereinigen sich später die unverbrauchten Reste vrieder zu einem neuen Nucleus. Dies sind etwa die flüchtigen Umrisse der Balbiani'schen Lehre, deren Autor naturgemäss auch lebhafter Gegner der Einzelligkeitstheorie werden musste. Seine Beurtheilung des Infusorieuorganismus schliesst sich auf das Engste der Claparede-Lachmann'schen an und sieht wie diese die nächsten Verwandten der Infusorien in den Hydroiden und Turhellarien, zu deren Niveau sich Formen wie Stentor und Spirostomum erhöben (1860). Erst 1875 vervollständigte Balbiani seine Lehre auch durch die Ver- folgung der etwas modificirten Verhältnisse bei den Vorticelliuen , für welche mittlerweile Stein zahlreiche Aufschlüsse beigebracht hatte. Da sich Balbiani's Befunde an den Vorticellen auf das Genaueste an seine früheren Anschauungen anschlössen, so sei derselben hier schon gedacht, ohne specieller darauf einzugehen. Der Streit zwischen Balbiani und Stein bezog sich hauptsächlich auf das Endergebniss des geschlechtlichen Fortpflanzungsactes: ob nämlich dabei Eier oder Embryonen gebildet würden; es dürfte daher an- gezeigt sein, den Weitergang in dieser Richtung zunächst zu verfolgen. Ueber das Vorkommen von Eiern bei verschiedenen Infusorien, resp. deren Ablage, berichteten noch Haime (1861), Desgouttes (1864), Linde- mann (1864, angeblich Sporen), Schaaff hausen (1868) ausser schon früher Angeführten (Pouchet); doch bedürfen diese Angaben hier keiner eingehenderen Betrachtung, da sie grossentheils ganz irrthtimlich, theilweise sogar unverständlich sind. Auf Stein's Seite trat mit Entschiedenheit sein Schüler Th. Engel- mann, dem directen Einfluss des Lehrers ergeben. Auf eine weniger wichtige Notiz von 1861 folgte 1862 eine Schilderung seiner genauen Beobachtungen über die Conjugation und Embryonenbildung einer Reihe von Hypotrichen, die in allen principiellen Punkten den Au- 1180 Infusoria. scliaiuiiigen Stcin's gegen Balbiani beistimmten. Dennoch brachten diese sorgfältigen Untersuchungen wichtige Dinge ans Licht. So fand E. die völlige Copulation oder Verschmelzu'ng gewisser Oxytrichinen, ohne dass hierauf eine geschlechtliche Fortpflanzung in dem einen oder anderen Sinne aufgetreten wäre; ein Resultat, welches nicht nur auf die gewöhnliche Conjugation, sondern auch auf die vermeintliche höhere Organisation der Infusorien ein eigenthümliches Licht werfen miisste. Seine Untersuchungen über die Embryonen der Vorticellinen brachten ihn nicht viel weiter und die Bedeutung der sogenannten Knospen blieb noch dunkel. Engelmann's Arbeit bot jedoch auch durch Beschreibung neuer und genaueres Studium schon bekannter Infusorien wichtige Beiträge. Namentlich betonte er zuerst richtig, dass die endogenen Schwärmsprösslinge der Acineteu nicht allein aus dem Kern entständen, sondern dieser nur den Nucleus des Sprösslings erzeuge; auch erkannte er gegenüber Claparede- Lachmann und Stein die sog. Urnula als eine Acinetine. Für Balbiani erhob sich 1864 Mecznikoff, indem er bei Paramaecium Aurelia bestätigte, dass die angeblichen Embryonen parasitische Sphaero- phryen seien; doch hatte die kurze Notiz keinen nachhaltigen Einfluss auf die Klärung der Streitfrage. Auch KöUiker, der 1864 gelegentlich der Abfassung seiner Icones histiologicae, die Conjugation der Paramaecien selbst studirte, acceptirte die Balbiani'sche Lehre in den Hauptpunkten und suchte sie mit der Annahme einer einfacheren Organisation zu ver- söhnen, wie gleich specieller dargelegt werden soll. Trotz der fast einstimmigen Ablehnung der Einzelligkeitslehre durch die Infusorienforscher hatte dieselbe dennoch, namentlich bei weiterblicken- den Histologen, nicht jeden Boden verloren, da hier ein ofifeneres Ver- ständniss für die verschiedenartige und zum Theil hohe Ausbildungs- fähigkeit der einfachen Zelle existirte. Schon 1860 bemerkte der um die neuere Ausbildung der Zellenlehre so verdiente M. Schnitze, dass die Existenzmöglichkeit einzelliger Infusorien nicht geleugnet werden könne, da Wimpern, Rindenschicht, peripherische Muskel- substanz, contractile Vacuole, jedoch auch Mund und After Dinge seien, welche sich auch an einer einfachen Zelle zu entwickeln ver- möchten. Nur theoretisch betonte er diese Möglichkeit; für die existi- renden Infusorien neigte er der Ansicht zu, dass sie eine zellige Rinde besässen, welche das aus verschmolzenen Zellen entstandene Ento- plasma umschlösse. Im Gegensatz dazu sollten die Rhizopoden, nach den Erfahrungen Häckel's über die Radiolarien, wahrscheinlich eine aus Zellverschmelzungen hevorgegangene Rinde haben, die in ver- schiedener Weise erhaltene Zellen umschliessen könnte. Wesentlich dieselben Ansichten trug auch Claus (1869) vor. Obgleich auch er die theoretische Möglichkeit einzelliger Thiere gegen Gegenbau r vertheidigte, schien ihm doch die Einzelligkeit der Infusorien durch die neueren Untersuchungen völlig widerlegt. Am ehesten hielt er GeschicMe (Engelmann 18G2; Einzelligkeitsfrage von 1860—1866). 1181 die AuffassuDg der Infusorien ,,als Complexe verschmolzener, hier und da zur Sonderling gelangender Zellen" für möglich. Citnseqnenter hielt KöUiker 1864 an der von ihm schon so früh vertheidigten Einzelligkeitslehre fest. Er legte überzeugend dar, dass die Organisationseigenthümlichkeiten der Infusorien mit dem Wesen der Zelle vereinbar seien ; nur die Trichocysten erregten Bedenken. Da er an der Vergleichung derselben mit Nesselkapseln nach eigenen Erfahrungen nicht zweifelte, und andererseits festgestellt haben wollte, dass die Nessel- kapseln der Coelenteraten aus Zellkernen entstünden, befand er sich that- sächlich in einem Dilemma; immerhin betonte er schon richtig, dass auch in diesem Falle der Infusorienkörper doch nur den Werth einer mehr- kernigen Zelle besässe, wie sie auch anderwärts vorkämen. Wie schon oben betont wurde, acceptirte Kölliker auch die Balbiani'sche Lehre in ihren wesentlichsten Zügen, und dies nöthigte ihn anzuer- kennen, dass der Infusorienkörper doch eine Entwickelung ,,über die einfache Zelle hinaus" erfahren müsse. Er suchte festzuhalten, dass der Nucleus ursprünglich, im Ei der Infusorien ein einfacher Zellkern sei, welcher sich ; später zu einer Zelle entwickele. Ebenso galten ihm auch die Nucleoli als männliche Zellen in der Infusorienzelle; doch er- örterte er die vermehrte Schwierigkeit, welche gerade diese Gebilde seiner Auffassung bereiteten, nicht eingehender. Trotz der Unklarheiten, welche naturgemäss diesem morphologischen Versuch anhaften mussten und deutlich in dem Satze gipfeln , in welchem Kölliker schliesslich seine Gesammtansicht zusammenfasste: „dass die Infusorien, wenn sie auch nicht einfachen Zellen entsprechen, doch immerhin am zweckmässigsten mit solchen verglichen werden und auf keinen Fall mehrzellige Organismen darstellen", muss man anerkennen, dass dieser Versuch, die thatsächlichen Erfahrungen mit der Einzelligkeitslehre zu vereinigen, der einzig mög- liche war. Es war nicht zu umgehen, dem Nucleus den Werth einer Zelle zuzuschreiben, und doch war auch nicht zu vermeiden, ihn mit dem Zellkern in Verbindung zu bringen; die grosse Schwierigkeit der Theorie lag eben darin, dass dem Kern der Infusorienzelle die Entwicke- lungstähigkeit zu einer selbständigen Zelle vindicirt wurde, was durch- aus isolirt stand, da von keiner echten Zelle etwas Aehnliches mit einem Schein von Sicherheit bekannt war. Ganz ähnlich wie M. Schnitze und Claus beurtheilte auch Häckel 1862 den morphologischen Werth der Infusorien, wogegen er sie 1866 überhaupt von ihren nächsten Verwandten in seinem Protistenreiche ganz trennte und au den Anfang des Articulatenstanimes stellte; ein Platz, der zwar durchaus irrig war, da nicht das Geringste dafür spricht, dass die Infusorien phj'logenetisch mit irgend welchen Metazoen zusammenhängen, aber weniger auffällt, wenn man das allgemeine IJrtheil der Infusorien- forscher der Zeit, sowie die Idee Häckel's berücksichtigt, dass seine sämmtlichen Phylen wahrscheinlich direct und gesondert aus Moneren entsprungen seien. 1182 Infusoria. 0. Schmidt stellte die Infusorien 1864 unter den Protozoen höher wie die Spono-icn, da sie eine Difterenzirung ihrer contractilen Sarkode zeigten; doch hielt er es noch für unsicher, ob ihr Körper eine Zellen- grundlage habe. Wie früher schien ihm ihre Verwandtschaft mit den Turbellarien unleugbar. Bevor wir die Bedeutung des hochwichtigen 2. Bandes (1867) des grossen Stein 'sehen Werkes kurz besprechen, dürfte es gerathen sein, die Förderungen, welche die Keuntniss der Organisation, Physiologie und des Formenreichthums durch die Bestrebungen einzelner Forscher erfahren hatte, zu betonen. 1857 entdeckte Malmsten das einzige parasitische Infusor des Menschen (Balantidium coli) und beschrieb es gemeinsam mit Loven; Leuckart erkannte 1861 dessen Vorkommen im Schwein. Später haben sich mit den Fällen beim Menschen noch eine ganze Reihe Forscher, hauptsächlich in Schweden, beschäftigt, so Stieda (1866), Eckekrantz (1869), Beifrage, Windbladh, Wi8ing(1876), Henschen und Walderström (1875). Stein hat dasselbe natürlich in seinem zweiten Band und schon früher (1862) ebenfalls berücksichtigt. Mit dem Studium einer grösseren Zahl von Infusionsthieren beschäf- tigte sich in zwei Abhandlungen von 1858 und 1862 Eberhard. Seine allgemeine Beurtheilung der Organisation ist im Wesentlichen die Dujardin- Stein'sche und enthält kaum etwas Eigenes von Bedeutung. Die zweite Abhandlung schilderte einige Formen etwas specieller und stellte auch eine beträchtliche Zahl neuer Gattungen auf, von welchen aber kaum eine haltbar scheint und manche ganz undeutbar blieben. Stein bemühte sich^ 1862 um deren Aufklärung. , Die Kenntniss der Opaliniden förderte Claparede 1860; Kefer- stein gelegentlich 1862. Ersterer schenkte noch 1863 einigen marinen Infusorien seine Aufmerksamkeit und namentlich 1867 der wichtigen Vorticelline Licnophora, welche Claus schon 1862 beschrieben und Cohn 1866 wieder entdeckt hatte. Ueberhaupt erfreute sich jetzt die nur von Claparede -Lachmann specieller berücksichtigte Infusorienfauna des Meeres erhöhter Theilnahme; neben kleinen Beiträgen von Mette n - heim er (1859) beschäftigten sich Fresenius (1865) und Cohn (1866) mit derselben, soweit ihnen jmarine Binnenaquarien hierzu Gelegenheit boten. Namentlich der Letztere förderte durch Auffindung neuer und ge- naueres Studium bekannter Formen unser Wissen in dankenswerther Weise. Dazu gesellten sich von 1865 — 68 die ziemlich umfangreichen Untersuchungen des Schweden Quennerstedt, der sowohl die Infuso- rien der Süsswiisser wie die der Ostsee studirte und gleichfalls vielfache Verbesserungen bewirkte, jedoch auch einige neue Formen kennen lehrte. In der allgemeinen Beurtheilung der Infusorien schloss er sich im Wesent- lichen den Anschauungcü von Stein (1859) an, ohne auf allgemeine Fragen , namentlich die nach der geschlechtlichen Fortpflanzung und dergleichen, specieller einzugehen. Auch in der Frage nach der Einzellig- keit nahm er keinen entschiedenen Standpunkt ein. I Geschichte (Einzelne Formen u. Organisationsverh. von 1857 — 1767). 1183 Beiträge zur Keniitniss mariner Infusorien, namentlich der Gattungen Ophryodendon und Freia, lieferte in tlieilweiser Concurrenz mit Claparcde- Lachmann auch T. Str. Wrigbt 1858—62. Treff'licbe Untersuchungen der Gattungen Urocentrum und Trichodina veröffentlichte James Clark (1865 und 66), wollte aber, wie schon früher bemerkt wurde, die erstere Form irriger Weise zu den Cilioflagellaten ziehen und adoptirte als ent- schiedener Gegner der Einzelligkeitslehre in der Arbeit über Trichodina in der Hauptsache Claparede-Lachmann's Auffassung, ohne allgemeine Fragen specieller zu berücksichtigen. Die Bedeutung gewisser ectopara- sitischer Vorticellinen als Krankheitserreger des Flusskrebses lehrten Panceri (1861), Ninni 1864 — 65 n. A. kennen. Auch die Function rind Bedeutung des sog. Stielmuskels der Vorti- cellinen hatte fortgesetzt zu neuen Beobachtungen angeregt. Von physio- logischer Seite nahm speciell Kühne (1859) diese Frage in Angriff, indem er festzustellen suchte, dass der Stielmuskel in seinem physio- logischen Verhalten, wenn auch nicht volle Identität, so doch eine grosse Annäherung an die Muskeln höherer Thiere zeige. — Ohne Bedeutung waren die Zweifel, welche Mecznikoff (1861) gegen Kühne's Experi- mente und Schlüsse vorbrachte, die Letzterer daher auch leicht wider- legte (1861). Mit der Structur des Muskels beschäftigte sich gelegent- lich Leydig (1857 und 1860), ohne jedoch wesentliche Förderung zu bringen. Das Verhalten des Muskelfadens im polarisirten Licht untersuchte Kouget 1861 und stellte 1867 eine unhaltbare Theorie der Coutraction des Vorticellenstiels auf, worin ihn Schaaffhausen (1868) noch überbot. Die schwierige Angelegenheit der coutractilen Vacuolen fand in der Dissertation Schwalbe's (1866) eine treffliche Behandlung, wo, gegen Claparede-Lachnianu und theilweise auch Stein, sowohl die Bildung der Vacuolen zahlreicher Infusorien gut ergründet, wie auch die rich- tige physiologische Deutung des gesammten Apparats mit gewichtigen Gründen gestützt wurde. Auch das pathologische und physiologische Verhalten der Vacuolen unter dem Einfluss verschiedener Verhältnisse wurde hier zuerst berücksichtigt. Zenker 's Untersuchungen desselben Jahres lieferten ebenfalls neue und überzeugende Beweise für die Richtigkeit dieser Auffassung der contractilen Vacuolen, sowie einige Beiträge zur Kenntniss der Organisation und Systematik der Suc- 1 0 r i e n. Mit der allgemeinen Systematik beschäftigte sich in diesem Zeitab- schnitt (1866) nur Diesing in durchaus compüatorischer Weise. Er wollte wie früher eine ziemliche Zahl der Infusorien zu den Bryozoen ziehen und verwies auch die Suctorien von denselben. Die geringe Bedeutung seiner reformatorischen Bestrebungen erhellt schon genügend daraus, dass er unter seine Amastiga (= Infusorien) auch einige Mastigophoren aufnahm. 1184 Infiisoria. Die Wirkung vieler chemischer Agentien auf die Infusorien studirte 1863 in ziemlich eingehender Weise Duplcssis, von dem Bestreben geleitet, eine vortheilhafte Conservirungsniethode ausfindig zu machen; dabei ergaben sich auch einige Thatsachen von allgemeinerer Bedeu- tung. Denselben Gegenstand verfolgte, wenn auch von anderen Ge- sichtspunkten ausgehend, Binz 1867, ebenfalls in ziemlich umfassender Weise. 1867 erschien, wie schon früher bemerkt, der 2. Band des Stein'- schen Organismus, die sog. bete rot riehen Infusionsthiere mono- graphisch durch Wort und Bild in gleich meisterhafter Weise schildernd wie früher der 1. Band die Hypotricha. Schon in der Zwischenzeit hatte Stein mehrfach über den Gang seiner Forschungen berichtet. So 1859 eine Eeilie theils neu entdeckter, theils neu errichteter Gattungen geschildert; 1860 und 62 Notizen über neue Formen, Systematik, Conjugation etc. veröffentlicht. 1863 gab er eine kurze Darstellung des heutigen Standes der Infusorienkunde, die nur wenig Interesse bietet. 1864 brachte er die Schilderung eines wichtigen, 1859 noch nicht gesehenen hypotrichen In- fusors. Das Wichtigste aller dieser Mittheilungen wurde jedoch auch in das Werk von 1867 aufgenommen. Es kann natürlich wiederum keine Rede davon sein, die Fülle der neuen wichtigen Ergebnisse dieses Bandes über Bau, Fortpflanzung und Systematik der Heterotrichen anzudeuten. Nur Stein's Standpunkt be- züglich der für die allgemeine Morphologie entscheidenden Fragen mitss gewürdigt werden. Stein's Stellung hatte sich denn auch in einigen wichtigen, die Fort- pflanzungsverhältnisse angehenden Punkten bedeutend geändert. Zunächst waren endlich alle Zweifel über die Bedeutung der sogenannten Längs- theilungszustände als Conjugationen definitiv beseitigt worden. Balbiani's Auffassung dieser Vereinigungen wurde aber im Anschlüsse an Engel- mann darin berichtigt, dass sie nicht nur Verkittungen zweier Thiere zum Zweck der Begattung, sondern wirkliche temporäre Verwachsungen seien. Ein grosses Verdienst erwarb sich Stein, indem er jetzt bestimmt nachwies , dass auch die sogenannte Knospung der Vorticellinen eine Conjugationserscheinung sei, welche zu völliger Copulation der schein- baren Knospe, der Mikrogonidie, mit der, einem gewöhnlichen Individuum entsprechenden Makrogonidie führe. Schon Pouch et hatte zwar 1864 die Anheftung von Mikrogonidien auf Makrogonidien jedenfalls verfolgt, die Erscheinung aber für eine parasitische gehalten. Die Vorgänge bei der Conjugation, d. h. -die vermeintliche geschlechtliche Fortpflan- zung, beurtheilte Stein wesentlich noch wie 1859. Zwar gab er nun zu, dass auch gewisse Infusorien ihre Keimkugeln oder Eier nach aussen ablegten, hielt aber im Gegensatz zu Balbiani an der Bedeutung der vermeintlichen Embryonen unentwegt fest, und hatte dieselben nun auch bei vielen Vorticellinen und einigen Heterotrichen (speciell Stentor) be- züglich ilirer Entstehung und Geburt, jedoch nie hinsichtlich ihres späteren Gescliicbtc (Stein 1S6T). 1185 Schicksals, eingebend verfolgt. — Völlig aufgegeben wurde die Acineten- theoiie; denn auch die Eutstebuug einer AciDeteugeneiation aus den Embryonen schien nun unmöglich, da sieb die Suctorien wegen ibrer Conjiigation gleichfalls geschlechtlich fortpflanzten.*) Die 1859 noch vertretene Anschauung: dass die sogenannten Keimkugcln mancher Infusorien im Nucleus entstünden, wird nun verlassen, dagegen eine neue Theorie der Keimkugelbildung für gewisse Ciliaten aus den Beob- achtungen abgeleitet. Bei diesen Infusorien sollte sich durch Wieder- vereinigung der Bruchstücke des befruchteten Xucleus ein heller kugeliger Körper, die sogenannte Placenta, entwickeln, welche in sich die Keimkugeln hervorbringe, um endlich wieder in einen gewöhn- lichen Nucleus überzugehen. Diese Placenta war nichts als der neue, bei der Conjugation sich heranbildende Nucleus und stand weder mit den Keimkugeln , noch weniger aber den parasitischen Embryonalkugelu in Zusammenhang. An der Deutung der parasitischen Bacterien des Nucleus und Nucleolus als wahrscheinliche Spermatozoen glaubte Stein festhalten zu sollen, doch war er in dieser Hinsicht weniger sicher, wie bezüglich der Embryonen. Eine treffende Kritik ül)te Stein an dem von Balbiani hypothetisch construirten complicirten Geschlechtsapparat, indem er sowohl die Existenz einer besonderen Geschlecbtsöffnung durchaus bestritt, wie auch, dass die Nucleoli in einem besonderen häutigen Schlauch ein- geschlossen seien. Zu weit ging er, wenn er den Zusammenhang der sogen, doppelten oder mehrfachen Kerne der Oxytrichinen und ähn- lich sich verhaltender Infusorien bestritt. Auch leugnete er irrthümlich gegen Balbiani in vielen Fällen das Vorhandensein der Nucleoli. Stein's morphologische Beurtheilung der Infusorien konnte sich unter diesen Umständen nicht erheblich von der 1859 entwickelten entferneu, da er die allgemeine Organisation wesentlich wie früher auffasste, jedoch die ehemaligen Irrthümer bezüglich der Trichocysten und con- tractilen Vacuolen zum Theil corrigirte. Sein morphologisches Glaubens- bekenntniss lautete jetzt in vieler Hinsicht ähnlich wie das Kölliker's von 1864, litt daher zweifellos an Unklarheiten und Widersprüchen. Einerseits erkannte er an: dass „der Infusorienembryo im strengsten Sinne des AVortes ein einzelliger Organismus'' sei, also auch dessen Kern ein richtiger Zellkern (p. 22), und hob sogar ausdrücklich her- vor, dass der Nucleus der Infusorien ursprünglich ein echter Zell- kern sei , welcher sich mit Ausnahme seiner Gestaltsyerhältnisse *) Sp;U(_Te Forscher naliineii diese Theorie uiclit wieder auf, mit einzii!:er Aus- nahme von Entz, welcher ISiy nocli die ]M(ij.lichkeit der Acinetentheorie aufrecht hielt. Seine Meinung unterschied sich jedocli von der ehemaligen Stein's, indem er sich die Beziehufigen der Ciliaten zu den Acinetinen so dachte , dass die Schwärmsprösslinge letzterer unter Umständen in Gestalt gewisser Holotrichen „zur Selbstständigkeit" gelangten. Da Entz später auf diesen Wicderbeleljungsvcisurli der Acinetentheorie nie zurückKaui, scheint er ihn sofort wieder aufgegeben zu haben. Bronn, Rlusäea des TMer-Reiclis. Protozoa. io 1186 Infusoria. iuich im entwickelten Thier (Inrclians nicht verändert habe (p. 58). Trot/deni bemerkte er zuvor (p. 11), dass der Nucleus der Infusorien einer Zelle entspreche, namentlich aber die aus ihm bei der Fort- pflanzung hervorgehenden Segmente. Lebhaft bekämpfte er die An- schauungen Leydig's, M. Schultze's und Häckel's von der Mehr- zelligkeit der Infusorien, resp. deren Autfassung alsComplexe verschmolzener Zellen , weil im Parenchym durchaus keine Zellen oder Zellkerne nach- weisbar seien. Dennoch muss er wieder (p. 65) zugeben, dass die Nu- cleoli zwar nicht den Hoden der höheren Thiere gleichzustellen seien, wohl aber den Bildungszellen der Spermatozocn. Auch seine Stellung zur Frage nach den contractilen Elementen der Infusorien verrieth seine Unklarheit in der Infusorienmorphologie; denn wenn er jetzt mit Lieber- kühn (1856) und 0. Schmidt (1864) derartige Elemente in dem Proto- plasma gewisser Heterotrichen (Stentor, Spirostomum) annahm, so war doch sein Bestreben: sie mit den Muskelfasern der höheren Thiere direct zu vergleichen, ja ihnen ein Sarcolemm zuzusprechen, mit dem sonst festgehalteneu Standpunkt unvereinbar und Hess die morphologische Be- deutung der Muskelfasern der höheren Thiere gänzlich ausser Acht. So kam denn Stein auch 1867 über die frühere Unsicherheit nicht hinaus; d.h. die Infusorien galten ihm als ursprünglich einzellig, werden nie mehrzellig und dürfen im erwachsenen Zustande doch nicht als ein- fache Zellen betrachtet werden, ,,da der ursprüngliche Zellenbau einer wesentlich anderen Organisation Platz gemacht hat, die der Zelle i^ls solcher durchaus fremd ist" (p. 22). Es war Stein nicht vergönnt, das Werk seines Lebens, die genaue Schilderung der gesammten Infusionsthiere, zu vollenden. Die Erforschung der Mastigophoren beschäftigte ihn in den folgenden Jahren, so dass die Darstellung der Holotrichen und Peritrichen unterblieb. Nur 1868 publi- cirte er noch eine Notiz über die Conjugation von Stentor und die Fort- pflanzung von Freia, ohne jedoch in dem ersten Gegenstand den lebhaft bekämpften Balbiani zu erreichen oder wesentlich zu verbessern. Es dürfte angezeigt sein, die historische Uebersicht der Frage nach der geschlechtlichen Fortpflanzung und der damit eng verbundenen, nach der morphologischen Auffassung der Infusorien, im Anschluss an das Vor- bemerkte gleich zum Abschluss zu führen. Wie wenig das vorliegende Beobachtungsmaterial geeignet schien, selbst bei einsichtigen und vor- urtheilsfreien Morphologen die richtige Ansicht zu befestigen, beweist Gegenbaur's Unheil in seiner vergl. Anatomie von 1870. Er hielt die Einzelligkeit der Infusorien zum mindesten für ganz uuerweisbar und neigte der Ansicht zu, dass sie als Complexe von Cytoden, ähnlich wie die höheren Organismen als solche von, Zellen , aufzufassen seien. Die Vergleichung des Infusorienkerus mit dem Kern der Zellen schien ihm ganz unhaltbar. — Im Sinne Stein's veröffentlichte Eberhard 1868 Einiges über die vermeintlichen Embryonen der Bursaria. II. Greeff, der 1870 (vurläufige Mittheilung schon 1868) eingehendere Studien Geschichte (von 1867 bis ztir Gegenwart). 1187 über die Vorticcllinen publicirte, welche die speciellere Kenntniss der- selben in mancher Hinsicht erweiterten, bestätigte die knospenlormige Conjiigation ziemlich ausführlich, kam jedoch nicht zu einem tieferen Einblick in deren Folgen. Im Allgemeinen adoptirte er Stein's An- schauungen und glaubte mit seinen Untersuchungen die geschlechtliche Fortpflanzung durch Eier und Spermatozoen, beide vom Nucleus aus- gehend, wahrscheinlich gemacht zu haben. Gleichzeitig suchte er die Claparede-Lacbmann'sche Auifassung der Organisation, speciell die Annahme einer verdauenden Höhle, welche Claparede 1868 in einer Besprechung des Stein'schen 2. Bandes definitiv zurückgezogen hatte, neu zu beleben. Aehulicb wie Häckel (186(3) und Anderen schien ihm : dass unter den Infusorien „mehr oder minder nahe Verwandte der Stammformen anderer Thiere, besonders der Würmer, vielleicht auch der Coelenteraten, zu suchen seien'^ Ein unbedingter Gegner der Ein- zelligkeit sei er nicht (1873, 74). Auch Balbiani sprach sich 1873, bei Gelegenbeit einer guten Schil- derung des Didinium nasutum, wo er sogar einen besonderen Darm gefunden haben wollte, in ähnlichem Sinne aus und betonte namentlich wie früher (1861) die Existenz einer Perivisceralhöhle bei Didi- nium. Im Uebrigen verharrte er auf dem früher gekennzeichneten Stand- punkt. Mit Lebhaftigkeit bekämpfte schon 1873 in einer Untersuchung über Vorticella nebulifera Everts Greeff's Anschauungen von der Or- ganisation der Vorticcllinen, indem er Stein's Auffassung vertrat. Im Uebrigen verdanken wir jedoch dieser Arbeit keine namhafte Förderung unserer Kenntnisse der Vorticellinen; dieselbe suchte sogar längst ver- lassene Anschauungen über eine Fortpflanzung durch Schwärmsprösslinge, welche sich in den Cysten aus Bruchstücken des zerfallenen Nucleus entwickelten, von Neuem zu beleben, ähnlich wie die gleichfalls längst bei Seite gelegte Annahme einer Metamorphose dieser Sprösslinge bei ihrer Entwickelung zur ausgebildeten Vorticelle. Auch A lim an hatte schon 1872 ähnliche Keimbildungen in den Cysten einer Vorticelline aus dem Nucleus hervorgehen lassen, sprach sich aber 1874, im Anschlüsse an Häckel (1873), gegen die geschlechtliche Fortpflanzung der Infusorien aus, wenn auch das Hervorgehen zelliger Fortpflanzungskörper aus dem Nucleus sicher scheine. In theilweise heftiger Polemik gegen Greefif trat Häckel 1873, ent- gegen seinen früheren Ansichten über die verwandtschaftlichen Beziehungen der Infusorien, eifrig für die Einzelligkeitslehre ein. Er zog nun die Infusorien wieder zu den Protozoen , welche er von Neuem aus einem Theile seiner früheren Protisten (1866) bildete. So erfreulich auch diese Stellungnahme eines Häckel erscheinen musste, darf doch nicht verkannt werden, dass der mit den seitherigen Erfahrungen versuchte Beweis der Einzelligkeit nicht gelang, ja überhaupt nur dadurch scheinbar gelingen konnte, dass wichtige Momente in der 75* llgJS Infusoria. angeblichen Forti)flanznngsgeseln('htc der lul'nsoricn tlieils übersehen, theils durch Annahmen in gewünschtem Sinne ergänzt wurden, lläckel's Hauptargument: dass die Infusorienentwickelung- ohne einen Furchungs- process des einzelligen Keimes (oder der Spore, wie er sich aus- drückte) verlaufe (was seiner Zeit schon Frey betont hatte), war von vornherein hinfällig, weil Niemand die Entwickelung der soge- nannten Ciliatenkeime (und um diese handelt es sich speciell), seien dies die Keimkugeln Stein's oder die Eier Balbiani's, verfolgt hatte, also auch Niemand wusste, welche Umbildungen dieselben bei der vermeintlichen Entwickelung durchliefen. Auch das Zusammenwerfen der Keimkugeln Stein's mit den Eiern Balbiani's erschien sehr willkürlich. Durch eine Annahme wurde ferner umgangen , was den seitiierigen Vertretern der Einzelligkeit die grösste Schwierig- keit gemacbt hatte, und die Quelle der Unklarheiten ihrer Theo- rien bildete: die übereinstimmend behauptete Thatsache nämlich, dass die FortpflanzungskiJrper der Infusorien aus dem Kern hervorgingen. Häckel's Annahme: dass die Bildung dieser Sporen durch Umhüllung eines Theiles des Nucleus mit Plasma erfolge, beseitigte natürlich diese Scb.wierigkeit mit einem Schlag, fand jedoch in den thatsäch- lichen Erfahrungen keinerlei Halt und ergab sich denn auch bald als. hinfällig. Eine geschlechtliche Fortpflanzung der Infusorien bezwei- felte Häckel; doch traf das Argument, welches er gegen dieselbe ver- werthete: die wahrscheinlich parasitische Natur der angeblichen Sper|na- tozoen, Balbiani's Untersuchungen nicht, was ganz übersehen wurde. Sollte sich jedoch , argumentirte H. , eine geschlechtliche Fortpflanzung in der von den früheren Forschern geschilderten Weise bewahrheiten, so bilde dies keinen Einwand gegen die Einzelligkeit, da auch einzellige Pflanzen geschlechtliche Fortpflanzungsprocesse zeigten; dass letztere jedoch Analogien mit der vermeintlichen geschlechtlichen Fortpflanzung der Infusorien zeigten, dürfte schwerlich Jemand anerkannt haben. Wie frühere Vertreter der Einzelligkeit lehrte auch Häckel, dass die mannigfaltigen Dififerenzirungen des Infusorienkörpers mit dem Bau der einfachen Zelle vereinbar seien, gab sich aber in der Charakteristik der Infusorienorganisation seiner Neigung zum Schematisiren in zu hohem Maasse hin. Dass er endlich den morphologischen Werth der Infuso- rien von der Zahl der Kerne abhängig machte, ist bekannt, da nach seiner Ansicht von der Zahl der Kerne der morphologische Werth eines Plasmakörpers bedingt wird. Dass Häckel's Argumentation einer ernstlichen Kritik nicht zu widerstehen vermochte, zeigte schon 1874 Claus. Da auch ihm die Erzeugung von Fortpflanzungskörpern aus dem erwachsenen Nucleus feststand, obgleich er die geschlechtliche Fortpflanzung und Stein's Embryonenlehre lebhaft bezweifelte, so vermochte er den Cardinai- punkt der Frage ebenfalls nicht zu lösen, nämlich die Bedeutung des Nucleus. Da letzterer „sicher nicht ein einfacher Zellkern im Sinne Gesclnclite (von 1S67 bis zur Gegenwart). 1189 Siebuld's sei, sei er entweder der urspriiugliche Kern nebst einer Partie Protoplasma oder eine endogen erzeugte Zelle". Ob unter diesen Um- ständen die Infusorien aber als einzellig oder mehrzellig betrachtet werden müssten, hinge von dem Begriff ab, welchen man den Zellen unterlege. Eine kurze Kritik der geschlechtlichen Fortpfianzuugslehren Balbiani's und Htein's hatte auch Bütschli schon 1873 auf Grund eigener, wenn auch nicht ausgedehnter Untersuchungen über die Coujugatiou der Paramaecien versucht. Sowohl die Embryonenlehre Stein's wie die von Balbiani angenommenen Spermatozoon schienen ihm sehr unsicher. Wenn B. auch zu keiner bestimmten Ansicht über das Wesen der Coniu- gation und die sich dabei abspielenden Vorgänge gelangte, sprach er doch die Ueberzeugung aus, dass dieses Phänomen den Copulatiouserscheiuungen sonstiger einzelliger Wesen analog sein dürfte. Auch für die Einzelligkeit trat er ein, sich auf das zur Zeit einzig brauchbare Argument stützend, welches die Deductionen der Vertheidiger der Einzelligkeit seit jeher geleitet hatte: nämlich die sehr allmähliche Reihe der Uebergäuge von den einfachsten, unzweifelhaft einzelligen Protozoen zu den complicirtesten Iniusorien. In der morphologischen Beurtheilung der Infusorien hat sich der Bär'sche Ausspruch, dass die Entwickelungsgeschichte der wahre Lichtträger der Morphologie sei, gleichfalls erst bewahrheitet, als die wahre Entwickelung aufgeklärt vorlag; zuvor hat die vergleichende Anatomie das Richtige frühzeitig geahnt, und ihrem Einflüsse ist es zuzuschreiben, dass die Entwickelungsgeschichte allmählich aus den Irrgängeu, in welche sie sich verfangen hatte, auf den richtigen Pfad geleitet w^urde. Ein Gleiches gilt noch vielfach in der Morphologie und warnt vor einseitiger Be- tonung und Uebertreibung der Resultate einer noch ungesicherten und un- verstandenen Entwickelungsgeschichte. Erst den späteren Untersuchungen Bütschli 's, die 1874 — 75 ange- stellt wurden und über welche schon 1875 ein vorläufiger Bericht erschien, gelang es, die Frage nach der geschlechtlichen Fortpflanzung der Infusorien und damit auch die Morphologie zu einem gewissen Abschluss zu bringen. Den Ausgangspunkt seiner Forschungen bildete die Entdeckung dei- seit- her übersehenen oder doch nicht genügend beachteten Umwandlungen, welche die Zellkerne bei der Theilung durchlaufen. Die auffallende Aehnlichkeit solcher Kerntheiluugszustände mit den von Balbiani er- forschten Umbildungen der Nucleoli zu sogen. Samenkapseln gab sofort die richtige Deutung der Nucleoli als echte Zellkerne, und machte gleichzeitig die Theorie der Samenbildung hinfällig, da sich nun die Samenkapselstreifung einfach als die bekannte Faserung der Kernspindel erkl^ürte. Die genauere Verfolgung der Conjugationen lieferte ferner den Schlüssel zum morphologischen Verständniss des Nncleus. Einmal ergab sich dabei, dass die Conjugationserscheinungen zu keinerlei besonderer Fortpflanzung, weder durch Embryonen noch durch Eier, führen; dass also die Balbiani'sche wie die Stein'sche Lehre aufzugeben sei. W20 Infusoria. Wenn der Conjugation ein Einfluss auf die Fortpflanzung zuerkannt werden müsse, wie dies Bütschli's Untersuchungen sogar wahrscheinlich machten, so äussere sich derselbe nur in einer Beförderung, resp. Verstärkung der gewöhnlichen Vermchrungsf ähigkcit durch Theilung, und darin beruhe die Analogie der Conjugation sowohl mit den Copulations- erscheinungen anderer niederer Organismen, wie den Befruchtungs- erscheinungen der höheren. Gleichzeitig Hess sich für einige Infuso- rien sicher nachweisen, dass im Verlaufe der Conjugation ein neuer Kern aus einem Theil des ehemaligen Nucleolus hervorgeht, und das Gleiche bei den übrigen studirten Formen wahrscheinlich machen. Hier- aus musste geschlossen werden, dass auch der sog. Nucleus den morpho- logischen Werth eines gewöhnlichen Zellkernes besitzt. Hiermit konnte die so lange schwankende Frage nach der Morpho- logie der Infusorien als im Sinne Siebold's gelöst betrachtet werden. Die Infusorien, speciell die Ciliaten, hatten sich als meist raehrkernige Zellen ergeben, welche das Besondere zeigen, dass ihre Kerne in den sogen. Nucleus und die Nucleoli differenzirt sind. Auch die Bedeutung dieser Difi'erenziruug wurde durch diese Untersuchungen einigermassen aufgeklärt; obgleich gerade in dieser Hinsicht erst erneute Verfolgung des Gegenstandes volles Verständniss bringen, wie auch die von Bütschli schon versuchte Vergleichung des gesammten Vorganges mit den Be- fruchtungserscheinungen der höheren Thiere eingehender begründen und ausführen konnte. i Nachdem ein erheblicher Theil der Resultate Bütschh's schon durch zwei vorläufige Mittheilungen im März und Juli 1875 bekannt geworden war, erschien im Jahre 1876, kurz vor der Publication von Bütschli's ausführ- licher Arbeit eine Mittheilung Engelmann's (datirt August 1875), in welcher derselbe seine früheren, mit Stein übereinstimmenden Anschauungen über die Conjugation und speciell die Embryonenlehre zurücknahm und durch Kritik wie genauere Verfolgung der vermeintlichen Embryonen der Vorticellen Balbiani's Entdeckung bestätigte, dass es sich dabei um parasitische Suctorien handle. Die Bedeutung der Conjugation wurde, auf eine verhältnissmässig geringe Reihe von Beobachtungen gestützt, ähnlich wie von Bütschli als eine Reorganisation der Thiere, speciell des Nucleus, aufgefasst; wobei aber, in theilweisem Anschluss an die frühere Theorie der geschlechtlichen Fortpflanzung und ohne sichere Beweise, dem Nucleolus ein .befruchtender Einfluss auf die zerfallene Nucleussubstanz zugeschrieben und daher auch der Nucleolus wie früher als männliches, der Nucleus als weibliches Element aufgefasst wurde, was gleichzeitig oder ein wenig früher auch 0. Hertwig be- tonte. Beide Gebilde wurden als Kerne betrachtet, die Nucleoli ohne specielle Beweise, wenn dieselben nicht etwa stillschweigend Bütschli entnommen waren, dessen vorläufiger Mittheilungen nicht gedacht wird. Wenn daher die von Engelmann vorgetragene Auffassung der Con- jugation und die daraus sich ergebende morphologische Beurtheilung der Geschichte (von 1867 bis zur Gegenwart). 1191 Infusorien in vieler Hinsiebt mit der Bütschli's übereinstimmt und dalicr häufig des letzteren Arbeit gewissermassen als eine Bestätigung der Engelmann'schen Darstellungen aufgeführt wird, so darf nicht verschwiegen werden, dass die Ideen Engelmann's über die thatsächlichen Vorgänge bei der Coujugation durchaus irrthümliche waren, und dass ihm \ov Allem der Cardinalpunkt, nämlich die Reconstitutiou des neuen Niicleus aus dem Nu- cleolus oder unter Betheiligung desselben, ganz unbekannt geblieben war. Es kann hier natürlich nicht unsere Aufgabe sein, die neueren Unter- suchungen über die Conjugation eingehender zu verfolgen; nur die Autoren, welche sich mit mehr oder weniger Erfolg auf diesem Gebiet versuchten, seien noch kurz erwähnt. Es sind dies Rees (1877), Entz (1879), Balbiani (1881), Jickeli (1884), Gruber, Maupas, Plate undAime Schneider (1886). Wie jeder neuen Anschauung, hat es auch der Bütschli'schen Lehre nicht an Zweiflern und Kritikern gefehlt, welche theils aus Unvermögen, die betreffenden Thatsachen selbst zu beobachten, theils wegen Befangenheit in alten irrthümlichen Vorstellungskreisen, und Unlust, einen wesentlichen Fortschritt auf diesem Gebiet anzuerkennen, ihrer Kritik die Zügel Hessen. Das Bestreben der neueren Forschungen ging hauptsächlich dahin, die wahrscheinlich noch innigere Uebereinstimmung des Conjugationsvorganges mit den Befruchtuugserscheinungen aufzu- decken. Ueberschauen wir nun noch die Bestrebungen, welche seit dem Ab- schluss der Stein'schen Arbeiten auf dem Gebiet der Infusorienbeschreibung, Systematik wie Organisation hervortraten, indem wir diejenigen Forscher in erster Reihe betonen, welche durch umfangreichere und fortgesetzte Arbeiten hierzu hauptsächlich beitrugen. Schon in der vorhergehenden Epoche begannen die trefflichen Untersuchungen Wrzesniowski's (1861, 1869, 1870, 1877), welcher viele Arten eingehend studirte und z. Th. zuerst kennen lehrte, dabei das System in mancher Hinsicht verbesserte und auch für die speciellere Kenntniss einzelner Organsysteme, wie der contractilen Vacuole (1869 und 1877) Wichtiges leistete. Mit dem letz- teren Thema beschäftigte sich gelegentlich auch Lieberkühu (1870); eingehend und erfolgreich, namentlich in physiologischer Hinsicht Ross- bach (1872), ferner Bütschli (1877), Eugelmann (1878), Limbach (1880) und Fiszer (1885), abgesehen von vielen Angaben, welche die Einzelbeschreibungen der verschiedensten Forscher enthalten. Mit umfassenden Studien über zahlreiche Süsswasser- und Meeres- infusorien trat seit 1878 Grub er auf, dem wir nicht nur viel Neues ver- danken, sondern der sich, wie bemerkt, neuerdings auch mit der Conju- gation beschäftigte und namentlich die interessanten Regenerations- erscheinungen bei künstlicher Theilung genauer verfolgte (1885 — 86), welche gleichzeitig und selbstständig auch in Nussbaum (1884 — S6) einen geschickten Beobachter fanden. Besondere Verdienste um die Er- forschung vieler Infusorien erwarb sich seit 1879 Entz; speciell seine Studien über die marine Infusorienfauna Neapels (1884-85) sind hier ]^J92 liifiisoria. hervorzuheben. Daday setzte dieselben 1886 fort. Rees schilderte (1884) Infusorien der holländischen Küste. In Frankreich trat 1874 Frommentel mit einem umfangreichen Werk über Süsswasserinfusorien hervor, welches aber trotz vieler Bemühungen, die sein Verfasser zweifellos der Verfolgung der Infu- sorien gewidmet hat, für den Fortschritt der Wissenschaft bedeutungs- los blieb , da Frommentel seine Aufgabe vollkommen dilettantisch auffasste und zu ihrer Lösung ungenügend vorbereitet war. So konnte es nicht ausbleiben, dass sowohl seine Anschauungen über die Or- ganisation der Infusorien sehr mangelhafte waren, ja in vieler Hinsicht an Ehrenberg's Irrthümer erinnerten, sondern auch seine systematischen Versuche zu grosser Confusion führten. Ohne dies specieller auseinanderzusetzen, heben wir als Beispiel und Beleg her- vor, dass Angehörige der Gattung Blepharisma in Frommenters System unter drei verschiedenen Genera stehen und die Gattung Di- leptus Augehörige von nicht weniger wie 5—6 Genera umschliesst. Dagegen fand unsere Gruppe in Maupas einen exacten und eifrigen Erforscher, der, von Arbeiten über die Suctorien (1876 u. 1881) ausgehend, später auch die Ciliaten sorgsam studirte (1883—87) und die gesammelten Erfahrungen gleichzeitig zu einer trefflichen Gesammtübersicht der Orga- nisation zu verarbeiten suchte (1883). Die jüngst von ihm begonnene erneute Erforschung der Conjugation verspricht eine werthvolle Vermehrung unseres Wissens, Auch Balbiani gab 1881 — 82 eine Gesammtübersic|it der Organisation und Fortpflanzung der Abtheilung, die manche werth- volle eigene Beiträge enthält. Wir gedenken ferner gleich der Arbeiten von Fabre-Domergue (1885 — 86), Gourret und Roeser (1886), so- wie einzelner Beiträge von Künstler (1884), Blauchard (1885), Henne- guy (1884) und Anderen. In England fand die Infusorienforschung wenig namhafte Vertreter und deshalb auch im Allgemeinen keine erhebliche Förderung, obgleich seit alter Zeit gerade das Studium der mikroskopischen Fauna einen be- liebten Sport bildete, der aber meist in dilettantischer Weise betrieben wurde. Selbst der hervorragendste englische Infusorienforscher in dem letzten Zeitabschnitt unserer historischeu Darstellung, W. S. Kent, der seine 1869 begonnenen lufusorieustudien 1880—82 in dem zu- sammenfassenden „Manual of the Infusoria'' vereinigte, kann trotz nam- hafter Verdienste von diesem Vorwurf nicht ganz freigesprochen worden. Das im historischen Abschnitt der Flagellata geäusserte Urtheil über dieses Werk könnten wir hier nur wiederholen. Theils vor, theils nach ihm begegnen wir zahlreichen kleineren Mittheilungen über Infusorien, meist systematischen Inhalts, von deren Autoren wir hier nur einige beachtenswerthere hervorheben: Tätern (1867 — 70), Moxon (1869), Barrett (1871), Forrest (1879), Levick (1879), Phillips (l.S8L^84) lind Rosseter (1886). Einzelnes wird noch an anderem Ort zu ver- zeichnen sein. Geschichte (von 1S67 bis zur Gegenwart). 1193 Ganz ähnlich gestalteten sich in jüngster Zeit auch die Verhältnisse in Nordanierika, wo der IVither erwähnte uncrniüdliche Leidy lange der einzige Forscher war, welcher gelegentlich Infusorien beachtete und auch bis in die neueste Zeit über seine Befunde berichtete (1874, 77, 8Üj 81 , 82). Speciell die Entdeckung sehr eigcnthUndicher parasitischer Formen der Termiten (Trichonyrapbidae) war von hohem Interesse. Später veröffentlichten noch Kcnt (1885) und Grassi (1886) einiges Weitere über dieselben. Unter dem Einflüsse des Kent'schen Manual breitete sich die Beschäftigung mit den lufusorien neuerdings auf dem jen- seitigen Continent sehr aus. Doch haftet auch diesen Bestrebungen meist ein etwas dilettantischer Zug an, ohne genügende Vorbereitung durch das Studium früherer Literatur, wie z. Th. auch der Methode, und ohne allgemeine biologische Schulung. Die Folge war, dass, wie der systematische Abschnitt zeigen wird, eine Menge angeblich neuer Formen häufig recht ungenügend beschrieben wurden, die z. Th. zu den ältest bekannten gehören. Wir beschränken uns hier auf die Anführung weniger Autoren. Unter diesen tritt speciell A. Stoke^ hervor, der seit 1882 in einer Menge kleiner Abhandlungen und Notizen in obigem Sinne wirkte, dabei mancherlei Interessantes zu Tage fördernd. Neben ihm arbeiteten noch Kellicott seit 1883, Ryder (1880—84), Mc. Murrich (1883—84), Evarts (1880) und viele Andere. In Italien erfreute sich die Infusorienforschuug nicht der Theil- nahme, welche ihr das vorige Jahrhundert gewidmet hatte. L. Maggi veröffentlichte 1874 eine compilatorische Darstellung der Infusorien, die sich wesentlich auf das damals schon überholte Werk Claparede-Lach- mann's stützte und machte später zahlreiche Mittheilungen über einzelne Formen, Faunistik und gewisse Vorgänge bei den Infusorien. Unter seinem Einfluss entstanden viele Publicationen von Cattaneo (seit 1879), Parona, Norsa, Clivio, Parietti, Magri, Bergonzini und Anderen, welche die geographische Verbreitung der Infusorien, hauptsächlich in Norditalien und Sardinien (Parona), zu erforschen strebten, von der zweifellos irrigen Vorstellung ausgehend, dass eine solche analog den höheren Thieren existire. Neues wurde dabei nur wenig bekannt. Einige parasitische Infusorien studirten Grassi (1882) und Parona (1886). In Russland beschäftigte sich Mereschkowsky seit 1879 mit den Infusorien der Binnengewässer und des Meeres und lieferte manche beachtensv/erthe Beiträge. Andrussowa und Perejaslawzew^a (18ö6) folgten ihm in der Erforschung der Infusorienfauna des Schwarzen Meeres, mit welcher sich schon 1872 Uljanin beschäftigt hatte. Grimm studirte einige Infusorien des Caspi'schen Meeres. Zu nennen wären ferner Alenitzin (1871 und 74) und Cienkowsky (1881). Endlich gedenken wir hier noch der wichtigeren Specialarbeiten ein- zelner Forscher über bestimmte Formen oder kleinere Gruppen, soweit 11 94 Infusoria. diesclhcn nicht schon früher angezeigt wurden, indem wir uns bei der Zusammenstellung an die Abtheilungen halten. Nachdem P'n gelmann 1876 den ersten Grund zur richtigen Erkennt- uiss der Fortpflanzung der Opaliniden unserer Anuren gelegt hatte, wurde diese Frage durch Zell er (1877) vortrefflich bearbeitet. Wich- tige Beiträge zur Kenntniss einzelner Formen dieser Familie verdanken wir ausser Anderen Lankester (1870), Everts, Maupas und Certes (1879), Foet tinger (1881), der neue und interessante Formen in den Cephalopoden entdeckte, Balbiani (1885) und Aime Schneider (1885—86). Viele neue Aufklärungen über die Hypotrichen brachte die leider nur zu wenig ausgeführte Arbeit Sterki's (1878), welche von Rees (1881) und Kowalewsky (1882) weitergeführt wurde; abgesehen von vielen hierher gehörigen Beobachtungen, die sich in den schon an- gezeigten umfassenderen Schriften zahlreicher Forscher finden. Auch die lange vernachlässigte interessante Gruppe der Tintin- noiden erfreute sich jetzt speciellerer Beachtung. Häckel schilderte 1873 eine Anzahl pelagischer, eigenthündich beschälter Formen. Sterki (1879) beschrieb die Organisation einer Süsswasserform wesentlich besser w^ie früher und schliesslich fanden die zahlreichen marinen Formen durch Fol (1881 und 83) und Entz (1884 und 85) eine tiefergehende und zum Theil bahnbrechende Bearbeitung. Die genauere Kenntniss der Vortic eil inen wurde ausser dur^h die zahlreichen Beiträge, welche sich in den Werken schon genannter Forscher finden, noch durch Arbeiten von Jackson (1875), Bütschli (1877, 1886), Aime Schneider (1878), Vedjowsky (1881), Nüsslin (1884), Hark er, Haliburton (1885) und Brauer (1886) geför- dert. Die mit den Vorticellinen verwandte Spirochona sammt ihrer interessanten Fortpflanzung machte R. Hertwig (1876) zum Gegenstand einer wichtigen Untersuchung, welche später Plate (1886) hinsichtlich der Conjugation vervollständigte. Die noch unaufgeklärte Streitfrage über die 1885 von R. Hertwig entdeckte sogen. Erythropsis, an der sich C. Vogt und Mecznikoff betheiligten, werde hier nur berührt. Von Bearbeitungen einzelner Ho lo trieben dürfen hier vielleicht specieller erwähnt werden Maggi's Studien über Urocentium (1875); Fouquet (1876) und Kerbert (1884) behandelten den sog. Ichthyophti- rius, welchen H i 1 g e u d o r ff und P a u 1 i c k i (1869) zuerst erwähnten. Wich- tige Beiträge zur Kenntniss gewisser Heterotrichen (Bursaria) lieferten Brauer (1886) und Sc hu b er g (1887), welchen sich des Letzteren Arbeit über die eigenthümlichen Parasiten des Wiederkäuermageus an- schloss. Giard (1883) und Möbius (1885 — 86) besprachen Freia. Besonderer Theilnahme erfreuten sich die Suctorien sowohl in descriptiver wie entwickelungsgeschichtlicher Hinsicht. Ausser schon an- geführten wichtigen Beiträgen nennen wir Hincks Arbeit (1873) über Ophryodendron ; ferner die Untersuchungen R. Hcrtwig's über Gescliichte (von 1867 bis zur Gegenwart). 1195 Podophiya (Hemiophrya) genimipaia, welche über Organisation und Fortpflanzung wichtige neue Aufschlüsse brachten und den Anstoss zu erneuten Forschungen auf diesem Gebiet gaben. Ihnen folgten Arbeiten von V. Koch (1876), Bütschli (1876 und 77) über Podophrya und Dendro- cometes, zu dessen Aufklärung weiter die Untersuchungen von Wrzes- niowski (1877), Plate (1886) und A inie Schneider (1886) beitrugen. Eine umfangreiche Studie über die marinen Suitorien verdanken wir Fraipont (1877 — 78); Levick untersuchte Dendrosoma (1880). Der wichtigen Arbeiten von Maupas (1876, 81), Kent (1880— 82), Gruber (1884) und Anderen wurde z. Th. schon oben gedacht. Der Erforschung der Kerne widmeten ihre Aufmerksamkeit in spe- ciellen Abhandlungen namentlich Zacharias (1881), Jickeli (1884), Gruber (1884) und Pfitzner (1886). Die Muskelfibrillen und die Contractilität der Infusorien behandelten speciell Engelmann (1875 und 1880), Simroth (1876). Der Erstere beschäftigte sich ferner mit den feineren Verhältnissen der Cilien und den Einwirkungen von Licht und Farbe auf gewisse Infusorien. Die von Entz (1876 und 82) und Brandt (1882) zuerst betonte parasi- tische Natur der sog. Chlorophyllkörper wurde der Gegenstand weiterer Unter- suchungen von Kessler (1882), Engelmaun (1883), Sallit (1884) und Anderen. Das Vorkommen von Glycogeu erforschten Gert es (1880), Barfurth (1885) und Maupas (1885). Färbung, Präparation und Conservirung der Infusorien fand speciellere Darstellung in Mittheilungen von Gert es (1881, 1885), Brandt (1882), Korscheit (1882), Cattaneo (1883). Es ist ein weiter Weg, den wir im Verlaufe dieser historischen Dar- stellung durchmessen haben, von den ersten Beobachtungen des 17. Jahr- hunderts bis zu den reichen Erfahrungen unserer Zeit. Obgleich wir jetzt wohl sagen dürfen, dass uns die Natur der Infusorien klarer und verständlicher vorliegt, als dies vor noch nicht langer Zeit der Fall war, und auch unsere Detailkenntnisse ein nicht unbedeutendes Maass von Vollständigkeit und Vertiefung gewonnen haben, kann doch nicht geleugnet werden, dass noch viel auf allen Gebieten der Infusorien- kunde zu thuu ist. Systematik, wie Morphologie und Physiologie finden hier ein reiches und fruchtbares Feld, dessen Bearbeitung auch für das Verständniss der Vorgänge in der höheren Thierwelt von grosser Wich- tigkeit werden dürfte. 1196 lufusoria. 'Z. Literatur.*) 1. Leeuwenhoek , A. v., Observatioiis cojic. littlc animals by hiin obs. in Hain-, Well-. Sea- and Snow - watur. as also in watcr wliercin pcpper liad lain infuscd. Philos Transact. Vol. Xll. f. tli. y. inifi. No. 13:i. p. 821—31. 2. Account of tlif; nianncr of liis observing so great a iiumber of 1. anim. in div. sorts of water etc. ibid. No. 134. p. 844^46. 0 ;}. Hiiyghens, Chr., in Journ. des savans 167S v. 1.5. Ang. p. 3;jl (nach Buft'on No. 23). 0 4. Hartsoeker, in Journal des savans l(i78 v. 29. Aug. p. V (nach Bullon No. 23). 5. Leeuwenhoek , A. v. , Anatomia s. intcriora rer. cum animat. t. inanimar. ope et benelic. exquis. inicr. det. 1687. Auch in Opera ornn. s. arcana natur. Lugd. Bat. 1722. Pars I. p. .56 — 57. c. fig. (Froschparasiten). Pars II p. 28 — 31 (Thiorchen im Blute der Heben), p. 38 (Thierchen in seinen Excrementen). 6. Arcana naturae dctecta. Deli^his 1005. (Opera omuia. Tom. II.) Brief an Thom. s Zootliaiimium.) 36. Linne, C. de, Systema naturae. edit. X. T. I. ITÖS, cd. XII. T. I. 176(5— (i^ ii. ed. XIII (Cura J. Fr. Gmelin) 1788—93. 37. Fauna suecica etc. edit. II. Stockholm 1761. ' 38. Baster, J., Opuscnla suljceciva, observat. miscell. de animalciilis qiiib. inarinis etc. II. T. Harlemi 17.5*)— 65. Liber 1. i». 30—31. Tf. III. fig-. 1 ti. IV. Ji-. 1; Liber 2. Tf. VII. fig. 1 E. 39. Ledermüller, M. F., Mikroskopisclie (lemütlis- u. Axigcncrgützungen. Nilrnbcrg 1760 —63. p. 88. Tf. 47, p. 174. Tf. 88. 40. "Wileke, J. C„ Eocii i natiiral-liistorien. K. Sven.sk. Vetensk. Acad. Handlingar. 1761. p. 285—92 Tf. VI. (Trichodina anf ¥i-osc,hl.avven.) 41. Münehhausen , O. von. Der Hausvater. 6 Tlieile. Hannover 1764 — 73 (z. Tli. in zweiter Auflage), ücbcr angebliche Beziehungen zwischen Infusorien und Pilzen. Vgl. die Stellen in 1. Th. p. 151 u. 328, 2. Th. p. 751, 3. Th. p. 207 und 6. Th. Vorrede. 42. Bonnet, Gh., Considerations s. les corps organisds. Auisterd. et Paris 1762 (s. speciell T. I. No. 130—35 u. T. II. chap. VI). 43. Wrisberg, H.A., Observationcs de animalc. infusoriis satura etc. Goettingen 1765. Tf. 44. Pallas, P. S., Elenchus Zoopliytorum sist. gener. etc. Hagae-cotnit. 1766. (Coiupilation.) 45. Spallanzani, L., Saggio di osservazioni inicroscopiche concernenti il sisteuia della gene- razione de'Signori di Ncedham c Button. Modena 1766. Deutsche Uebers(toing in Sp.'s Physical. u. mathemat. Abhandl. Leipzig 1769. 2 Tf. 46. Gleditseh, J. G., Vcruiischte physik.-botan.-ökonom. Abhandlungen. III. Th. Halle 1767. p. 1—16; (Ophrydinin.) 47. Linnaeus, C. v., Mundus invisibilis breviter delineatus. Diss. resp. J. C. Eoos. üpsal. 1767 (s. dass. in Amoenitates Academicae. Bd. VII. 1769. p. 385 — 408). 48. Ellis, J., Observations on a particular manner of increase in tlie animalcula of vege- table infusions etc. Philos. Transact. Vol. 59. 1769. p. 138—152. Tab. VI. (Wichtig.) 0 49. Müller, O. F., Pile-Larveu med dobbelt Haie. Ivjöbenh. 1772. m. Kaab. Auch deutscft» „die Gabelschwanzraupe". Leipzig 1775. (nach (). F. M. 1776; liat hier schon seine Theorie der Infusionen u. der Generatio spontanea entwickelt). 0 50. Fontana, F., in Giornale d'Italia. Venezia. (s. Beckmann's physic.-öconom. Bibliothek. Bd. IL p. 150.) (Nach Beckmann walirsch. nnr Eäderthiere.) 51. Göze, J. A. E., Bonnet's Abhandlungen aus der Inscctologie. Halle 1773 — 74. 1, Bd. p. 381. Tf. IV. 2. Bd. Tf. VIL 52. Müller, O. F., Vermium terrestr. et fluviatil., s. animal. infusor. etc. historia. Hafniae et Lipsiae 1773. 53. Corti, B., Osservazioni microscopiche sulla Tremella etc. Lucca 1774. c. 2 Tav. s. p. 69 ff. 54. Eichhorn, J. C, Wasserthierc , die mit keinem blossen Auge nicht können gesehen werden u. die sicli in den Gewässern um Danzig befinden. Danzig 1775. 8 Tf. (Neue Aufl. unter d. Titel: Beitr. z. Naturgesch. d. kleinsten Wasserthierc. Berlin 1781. Dazu eine Zugabe mit 1 Tf.) 55. Müller, O. F., Beobachtungen über einige chaotische Thiere etc. Naturforscher St. 7. 1775. p. 97—104. (Deutuuf? einiger v. Goeze No. .^)1 Imschriehenen Formen.) 56. Slabber, M., Physik. Belustigung, od. mikroskop. Wahrnelim. etc. Nürnberg 1775. (Ganz ohne Bedentung, nur Slcizze von marinem Zoothamninm auf Zoe.a.) 57. Terechowsky, M., De chao infusorio Linnaei. Diss. inaug. Argentorati 1775. (Versuche über Infusionen.) 58. Müller, O. F., Nachricht von der vielgestalteten Vorticelle. Beschäftigungen d. Berliner Gesellsch. natnrf. Freunde. Bd. II, 1776. p. 20—27. Tf. L (Stentor polymorphus.) 59. Synonyme aus d. unsichtbaren Thierreich. Naturforscher St. 9. 1776. p. 205 — 214. (Synonyme zn Eichhorn No. 49.) 60. Sehrank, Frz. P. von. Beitrüge z. Naturgeschichte. 1776. (Wenig.) 61. Spallanzani L., Opuscoli di fisica animale e vegetabile. 2 Vol. c. 6 tav. Modena 1776 (Jpuscules de pliysi(|U('. animale et viigetalc. Trad de l'italien p. J. Senebier. Geneve 1777. (hier auch Brief von Beccari.) Literatur. 1199 C2. Saussure, H. B. de, bei Spallanzani No. 5(J. T. I. p. 172 — 17(5. Brief an Bonnet; aucli früher publicirt in Bonnct, Palingenrsie philosopli. 2. edit. T. I. p. 42(1 II'. u. 17G1) in der französ. üebersetzung von Spallanzani's 1. Abhandlung (No. 4.5). G3. Goeze, J. A. E., Beschreibung einiger Infusionsthiere, die andre fressen. Beschäft. d. Berliner Gesellsdi. naturf. Freunde. Bd. lli. 1777. p. 375—84. Tf Vlli. (ig. 1 — 13. (54. Müller, O. F., Zoologiae danieae s. animal. Daniae et Norpegiae rar. ac minus notor. icones. Hafniae 1777. (Spätere vollständige Ausgabe durch den Bruder Miiller's. Hafniae et Lipsiae 1788 — ISOG. S. auch Prodromus zoologiae danicae etc. Hafniae 177(>.) (]."). Gleichen (gen. Russworm), W. F. v., Abhandl. üb. d. Samen- u Infusionsthierch. u. üb. d. Erzeug, etc. Nürnberg 1778. 60, Auserlesene mikroskop. Entdeck, etc. Nürnberg 1777—81. p. -58 — 07. Tf. 27 — 28, p. 47—104. Tf. 48—50. 07. Müller, O, F., Von unsichtbaren Wassermoosen. Beschäftig, d. berlin. Gesellscli. naturf. Freunde. Bd. IV. 1779. p. 42—54. Tf.IIIa— b. (S. p. 47—48 Stentor niger photophil.) OS. Schrank, F. Paula von, Nachricht von einigen kaotischen Thieren. Abh. d. baier. Akad. Bd. 2. 1780. p. 4G7— 480. 2 Tf. 69 Köhler, J. G., Mikrosk. Beobachtung einiger kleinen Wasserthiere. Naturforscher St. X, 1777. p. 102—7 (ohne Bedeutung f. Ciliata). St. XVI. 1781. p. 71—72. Tf. III. (Theihing.) 70. Bloch, M. E. , Abhandl. von der Erzeug, der Eingeweidewürmer etc. Berlin 1782. 10 Tf. (p- ^i. Generatio spontanoii.) \l'A. Fischer, G., Kapport s. les drcouvertcs de C. (J. Elirniilx'rg-. Riill. sor. imp. des nat. de Moscou. T. III. p. 4— Sl. ]."!:'. Gairdner, M., Analysis oi" Prof. Elireiiljerg's researclies on the infusoria. Ediiib. new philüs. Journal, XL 1831. p. 201—25 u. XII. 1S32. p. 78—102. (Referat iihor Ehrenbeig No, 128 u. 129 ohne eigene Beiträge.) 133. Muneke, Ueber Infusorien. Isis 1831. p. 1074—84. . (Fast boiloutiinyslos. (ienoratio spontancsa.) 134. Anonymus, Isis 18^2. p. 198. (P.i'riclit iibcr JOhrenliorg's er.ste Arbeit von IS.SO, walirsdi. von (Mcon.) 13.5. Carus, CG., Neue Unters, iiber die Eutwickelungsgesch. unserer Flussinusclicln. N.Act. A. C. L. G. T. XVI. P. I. 1832. p. 70—80. Tf. III. ügg. 8 u. 9. (Conchophtirus, 'J'rirboiliua.) 136. Schultz, C. H., Besprechung- der beiden ersten Arbeiten (1830 u. 1832) von Eliren- berg-. Jahihiiclier f. wissensob. Kritik. Jahrg. 1832. p. 480 fl'. 0137. Varley, C, and Valentine, "W"., Improvements in the microscope. London 1832. (Entb. Beschreib, u. Abbild, v. (larchesiiim polyp. nach Ehrenberg-, No. IGl.) 138. Wagner, R., Beobacht. üb. den Bau u. die EntwicU. der Infusorien mit bes. Berücksicht. der Arbeiten Ehrenberg's. Isis 1832. p. 383—98. (Gering.) 139. Ehrenberg, Chr. G., Dritter Beitr. zur Erkenntn. grosser Organisation in der Riclitung des kleinsten Kaumes. Aljh. d. Berliner Ak. 1833. Berlin 1835. p. 145—336. 11 Tf. (s. Auszug in Ann. sc. nat. (2) Zool. T. III. 1835. p. 281 u. 363. 2 PI.). MO. Gravenhorst, J. L. C, Einiges ans der Infusorien weit. N. Act. A. C. L. C, T. XVI. 1833. p. 843—908. (Sehr gering.) 141. Sharpey, W., An account of Prof. Ehrenberg's more recent researches on the Infusoria. Ediub. n. philos. journ. Vol. 15. 1833. p. 287—308. 1 Tf. (Nur Referat ohne eigene Beiträge od. kritische Bemerkimgen.) 142. Carus, C. G., Lehrbuch der vergl. Zootoinie. 2. Aufl. T. II. 1834. p. 424 Anm. (Oirculation des Entoplasma.) 0143. Enslin, Ueber die Lichtbrechung der Lufthülle. 1834. (.Tedenf. ganz gering. Vorticella nach Ehrbg. No. IGl.) j 144. Ehrenberg, Chr. G., Synonyme zu Bory de St. Vincent Infusorien. Isis 1834. p. 1181—1219. 0 145. Pritehard, A., The nat. history of animalcules, cont. descript, of all kn. sp. of Infus. London 1834. (Compilation.) 146. Burdach, K. F., Die Physiologie als Erfahrungswissenschaft. 2. Aufl. Mit Beiträgen von K. E. V. Bär, H. Eathke, E. Meyer u. G. Valentin. Bd. I. Is35. p. 8—24, 461—462, 612—14. (Vertheidigt die Urzengnng.) 147. Dujardin, F., Observat. s. les rhizop. et les infusoires. Cmpt. r. Ac. sc. Paris, Novbr. 1835. p. 338—40. (Vorlauf. Mittheilung.) 148. Rech. s. les organismes inf. Ann. sc. nat. (2), Zoologie. (I — III) Tmc. 4. 1835. p. 343—377. Tf. 9—11 u. IV Tme. 5. 1836. p. 193—205. Tf. 9. 149. Ehrenberg, Chr. G., Zusätze zur Erkenntniss grosser organischer Ausbild, in den kleinsten thier. Organismen. Abh. d. Berl. Akad. a. d. J. 1835. Berlin 1837. p. 151—80. 1 Tf. 150. Ueber die Acalephen des rothen Meeres, ibid. p. 181 — 256. (System.) 151. Purkinje, J. E. et Valentin, G., De phenomeno generali et fundamentali motus vibratorii etc. Vratislaviae 1835. ■ S. spec. p. 43, errichten das Gen. Opalina; a^uch p. G5. Im Ganzen sehr -wenig.) 152. Siebold, Th. von, Helminthologische Beiträge. Arch. f. Naturgesch. 1835. 1. p. 73 — 74. (Notiz; Balantidium Bntozoon, angebl. Embryonen; s. auch Stein 18G7, p. 316.) 153. Wiegmann, A. F, A., Bericht üb. d. Fortschr. d. Zoologie i. J. 1834. Archiv f. Naturgesch. 1835. I. p. 12 Aniu. (Notiz.) 154. Dujardin, F., Note s. les infusoires. Cmpt. rend. Ac. sc. Paris. T. 2. 1836. p. 104—7. 155. Foeke, G. W., Ueber einige Organisationsverh. bei polygastrischen Infusorien u. ßäder- tliieren. Isis 1836. p. 785—87. 156. Milne- Edwards, H,, in Lamarck, Hist. natur. des animaux sans vertebres. 2 fcdit. T. 11. Is36. p. 55 n. 61 (s. auch Ann. des sciences nat. T. It). p. 5). (>futiz über den l'au der Vorticellen u. neues Genus Vorticellida.) Literatur. 1203 157. Peltiei-, Obscrvat. s. iinc Vortirelle. L'Institut. TV. l^SO. p. ir)8. (Gering;.) lös. Lettre s. les aiiimanx microsroijiques. Gmpt. rend. Ac. sc. Paris. T II 1S3G p. 134—35. (Sfi)ir gerinjj.) 159. Lorent, J. A., De auimalculis infusoriis. Mannheim 1837. (Wenig; Versuche über Infusorien: Anbängor der Genera spontanea : hezügl. der Organisation Compilator von Ehrenberg.) KUJ. Dujardin, F., Mem. s. ["Organisation des infusoires. Ann. sc. nat. (2.) Zoo! T 10 I83S. p. 230—315. Tf. 14—15. 1(51. *Elu-enberg, Chr. G., Die Infusionsthierehen als vollkommene (Jrganismen. Leipzig 1838. M. Atlas v. 64 Tf. U)2. Communication respect. fossil and recent Infusoria. Annais m. nat. history. Vol. II. 1838—39. p. 121—24. Holzschnitte. (Auszug in Arch. f. Anat. u. Phys. 1839. p. 80-81.) (Magentbeorie.) 163. Jones, T. R., (Jn the digestive apparatus of Infusoria. Ann. m. nat. hist. Vol. 3. 1839. p. 10.5 — 107. (Soll Auszug aus A general outlines of the animal kiugdom, London 1841, sein; s. auch Athenäum 1S39, No. 567, p. 635.) (Magentheorie.) 164. Kutorga, S., Naturgesch. der Infusionsthicre, yorz. nach Ehrenberg's Beohacht. Peters- burg 1839 (russisch). Deutsche üebersctzung, Carlsruhe i841. Mit Atlas v. 7 Tf. (Bedeutung.sloso Compllation.) 165. Mandl, L., Traite pratique du microscope, suivi de Recherches sur l'organisation des animaux infusoires par C. G. Ehrenberg. Paris 1839. 14 PI. (Wiirtlifhe Auszüge der Diagnosen aus dem grossen Infusorienwerlc Ehrenberg's von 1838 und 7 Tafeln Kopien daraus.) 166. Meyen, J,, Einige Bemerkungen über den Verdauungsapparat der Infusorien. Arch. f, Anat. u. Phys. L839. p. 74—79 (s. auch Ann. mag. n. h. III. 1839. p. 100—105). 167. Siebold, C. Th. von, Beiträge zur Naturgesch. der wirbellosen Thiere. 1839. (Notiz ülier Xyctotherus ovalis in Blatta, .s. p. 69.) 168. Burmeister, H., Artikel Infusoria in Er seh u. (iruber, Allgem. Encyclopädie. 2. S. Bd. XVn. 1840. p. 196 ff. 169. Dujardin, F., Mem. s. une Classification des infusoires etc. Cmpt. r. Ac. sc. Paris. T. 11. 1840. p. 281—86. (System, ident. mit 1811.) 170. *Ehrenberg, Chr. G., Diagnosen von 274 neuen Infusorien. ;Monats]). d. Beil. Akad. 1840. p. 197—219. 171. Forbes, E., Note on animalcules. Ann. m. nat. hist. Vol. 5. 1840. p. 363 — 64. (Bedeutungslose Notiz.) 172. Peltier, Note s. la reproduct. du Leucophrys vesiculosa. Soc. philom. extr. Proc. verb. 1840 p. 74—75. L'Institut. VIII. 1840. p. 241. (Fast bedeutungslos.) 173. Riess, F., Beiträge zur Fauna d. Infusorien etc. Diss. Wien 1840. (Nur faunistisch.) 174. Sonneberg, S., De infusorior. generationc primitiva. Diss. Marburgi 1840. (Wesentlich Compilation ; vertheidigt die Urzeugung, obgleich die wenigen, vo7i ihm angestellten Experi- niente eigentlich gegen dieselbe sprechen.) 175. *Dujardin, F., Histoire nat. des zoophytes infusoires. 1841. Atlas von 22 Tf. 176. Erdl, M. P., üeber den Kreislauf der Infusorien. Arch. f. Anat. u. Phys, 1841. p. 278. (Kurze Notiz über Circul. des Entoiil.) 177. Pritehard, A., A history of infusoria liv. a. foss. (nach Ehrenberg). London 1841, u. folgende Auflagen. 11. (1852). IV. (1860). 178. Werneck, Untersuchungen iiber mikroskopische Organismen in der Umgebung v. Salz- burg (mitgeth. v. Ehrenberg). Monatsber. d. Berl. Akad. 1841. p. 102— 110 u. p. 373 — 77. 179. Steenstrup, J. J. S., Om Forplantning og üdvikling gj vexlende gcncrationsrakker etc. Kjöbnh. 1842. 3 PI. p. 52 — 53 u. 5". Auch deutsch. (Conchophtirus Anadontae u. Steenstrupii.) IH). Addison, W., On the sacculi of Polygastrica.Ann. m. n. hist. Vol. 12. 1843. p. 101—3. (Auch in Experiment, researches on inflammation etc. Churchill 1843.) (Sehr gering.) 181. Foeke, G. W., üeber die niedersten wirbellosen Thiere. Amtl. Ber. der Ycrs. deutscli. Naturf. u. Aerzte zu Mainz. 1843. p. 227 — 28. 182. Griffith, J. W., On the sacculi of the Polygastrica. Ann. m. nat. hist. Vol. 11. 1843. p. 438—447. Addit. observ. Ibid. Vol. 12. 1843. p. 178-80. 183. Gruby et Delafond, S. les animalcules se developp. d. les intestins pend. la digest. des anim. herbivores et carnivores. Cmpt.rend.Ac.se. Paris. T. 17. 1843. p. 1304 — 8. 184. Owen, R., On the gencration of the polygastric Infusoria. Edinb. n. |diiliis juunial. Vol. 35. 1843. p. 1^5—90. (Ausz. in Isis 1844. p. 905—8.1 7G=^ 1 204 Infusoria. 1S5. Barry, M., On flssiparoiis gencration. Eilinb. naw pliilos. journ. T. 35. 1843. ix20.'> — 22(1. IM. V. ISC». *Eiehwalcl, Ed., Beitrag zur Iiifusüriwikindu Kusslands. Bullet, soc. iinp. des nat. d(- Moscou. Bd. XVII. 1844. III. p. 480—587 (IV. p. G53— "Ofi, spcciell Käderthiere). *1. Naclitr. ibid. XX. 184:. H. p. 285— SGß. 2 Tf. 2. ., „ XXII. 1849. I. p. 400—548. Tf. IV. 3. „ „ XXV. 1852. I. p. 388—536. Tf. VI. ( Fjuniistisch.) 187. Bailey, J. W., Notes oii tlie Infusoria oF tlic Mississippi liivnr. Pror. Boston soc. iiat. liist. ^Vol. 2. 1845. p. 33—35. (Faunistiscli.) 188. Nüticc of souic nuw localities of infusoria. Sillim. anieric. Journal sc. a. arts. Vol. 48. 1845. p. 321—43. (F.auiiistisi'li.) 189. Focke, G. W., Andeutungen über die Ergebnisse s. ferneren Unters, üb. die polyg. Infusorien. Anitl. Bericht der 22. Vers, deutscher Naturf. u. Aerzte in Bremen. 1845. II. p. llü. 190. Kölliker, A., Die Lehre von der thierischen Zelle. Scheiden ii. Nägeli's Zeitschr. f. wibs. Botanik. Bd. I. 2. Hft. 1845. p. 46—102. (Einhelligkeit.) 191. *Siebold, Th. v.. Lelirb. d. vergl. Anatomie d. wirbellosen Thiere. 1 Hft. 1845. 192. Fineau, F., Kechcrch. s. le develoijpemcnt des aninialcules infus, des moissisures. Ann. sc. nat. (III.) Zoolog. T. 3. 1845. p. 182-89. Tf. 4 bis. Supplem. ibid. T. 4. 1845. p. 103—4. 193. "Weisse, J. F., Verzeichniss v. 155 in St. Petersburg beobachtet. Infusorienarten. Bullet, ph.-mathem. Acad. St. Petersb. T. 3. 1845. (Geles. 1843.) p. 19—26., ibid. p. 26—28.. 2. Verzeichn. ibid. p. 333—45. ibid. T. IV. 1845. p. 138—44. — 3. Verzeichn. ibid. T. V. 1847. p. 39—47, ibid. **p. 225-230. 1 Tf. — 4. Vcrz. ibid. T. VI. 1848. p. 106—112. *5. Vcrz. ibid. p. 353—364. — 2. Nachlese, ibid. T. VITI. 1850. p. 297—301. — 3. Nach- lese, ibid. T. IX. 1851. p. 76—80. (Faunistiscli.) 194. Eckhard, C, Die Organisationsverhilltn. der polygastrischen Infusorien mit bes. Elicks. auf die kürzl. durch Hrn. v. Siebold ausgespr. Ansichten über diesen Gegenstand, Arch. f. Naturgesch. 1846. I. p. 209-35. 1 Tf. 195. ManteU, Gr. A., Thoughts on animalcules, or a glimpse of the invisible world. London 1846. XH. PI. . ». (ropulilve Besprechung einiger Infusorien ohne jede Bedeutung : .Standpunct von Ehrenherg ohne Originales.) 0 196. Perty, M., üeber den Begriff des Thieres u. Eintheilung der thier. lebenden Wesen. Bern 1846. Mit 1 Tabelle. (Soll sich hier scharf gegen Ehrenberg aussprechen.) 197. Sehmarda, L. K., Kleine Beiträge zur Naturgesch. d. Infusorien. Wien 1846. (Einzelnes hieraus auch besonders publicirt; so über das Gehäuse von Stentor in llaidinger's Berichte, Bd. I. 1S47. p. 24—25; über den Einfluss des Lichts, ibid. Bd. I. p. 17 — 18 [schon früher in Medic. .Jahrbücher des österr. K.staats. 1845. 12. Hft, auch ibid. 1846.]) 198. Boeck, C. P. B., Nogle Forhold af Bygningcn og Udviklingen af Polygastrica Ehbg. Forhandl. Skaudinav. Naturforskercs 4. Mode i Christiania 1844. Cliristiania 1847. p. 270 —272. (Auszug in Isis 1848. p. 536—37.) 199. Dalyell, J. Gr., Eare and remarkable animals of Scotland. London 1847. Einige Ab- bildungen Vol. L Tf. 21., Vol. II. Tf. 16. u. 46. (Vorticelliuen und Stentoren.) 200. Frey, H. u. Leuekart, R., Lehrbuch der Anatomie der wirbellos. Thiere. (^Wagner, K., Lehrbuch der Zootomie. 2. Aull. IL Th ) Leipzig 1847. p. t'OO— 613. 201. Jones, Th. Rymer, Article Polygastrica in Todd, The Cyclop. of Anat. a. Phvsiol. Vol. IV. 1847." p. 2—18. (Bd. IV. dat. v. 1852.) 202. Sehmarda, L., üeber die adriat. Infusorienfauna in Haidinger, Berichte über die Mittheil. v. Freund, d. Naturwissensch. Bd. I. 1847. p. 177 — ISO (s. auch Oesterr. med. Jahrb. 1847. p. 1—20). ((.ihne Bedeutung.) 203. "Wedl, C, lieber die Bebrütung der Eier von Vorticella chlorostigma, iuHaidinger, Berichte über die Mittheil. v. Freunden der Naturwissensch. Bd. IL 1847. p. 153 — 57. 204. Brightwell, T., Sketch of a Fauna Infusoria of East Norfolk. Norwich 1848. ( Wenig.) 205. Ehrenberg, Chr. G., Mittheil, neuer Beobacht. über das gewöhnlich in der Atmosphäre unsichtb. getragene formenreiche Leben etc. Monatsber. d. Berliner Ak. 1848. p. 325 — 45 u. 1849. p. 91—98 u. 301. (Infusorien in Moos u. Staub.) 206. Leydig, Fr., Die Dotterfurch, nach ihrem Vorkommen in der Thierwelt u. nach ihrer Bedeutung. Isis 1S48. p. 161. Literatur. 1205 207. Pineau, J., Obscrvatioiis s. les aniinalciilcs iiifusoiius. Ann. sc. nat. [ll.i Zool. IX. 1S4S. p. 99—102. PI. 1. 20^. Nicolet, Observations s. rorganisat. et le diiveloijp. de TActinophrys. ("nipt. rund. Ac. sc. Paris. -IG. 1848. p. 114 — 16. (Ohne Bedeutung.) 209. Pouchet, F. A., Sur les organes digestifs et circulaires des anini. infusoires. Cmpt. read. Ac. sc. Paris. T. 27. 1S48. p. 516—18. 210. Note s. le dcveloppeinent et rorgaiiisation des infusoires etc. Ibid. T. 28 1849. p. 82—83. 0 211. Reclierches s. les organes de la circulation, de la digestion et de la respiratiou des anim. infus. 1 Taf. Paris 1848, u. in Precis analyt. des travaux de l'Acad. de Eouei). 1849. p. 61—68. 1 Tf. (Nach Ehrenbeig 1851 nur Abdruck der beiden vorhergehenden Nummern, ducb mit 1 Taf.) 212. Arlidge, J. T., Observat. of some of the phases of developm. of tlie Trichodina pedi- cuhis (V). Ann. m n. h. (2) 4. 1849. p. 269—74. Tf. VIII. (Sehr gering.) 213. Frantzius, A. de, Analecta ad Ophrydii versatilis bist, naturalem. Warschau 1849. 1 Tb. 214. Kölliker, A., Das Sonnentliiercheu. Z. f. w. Zool. Bd. I. 1849. p. 198 (s. p. 210— 11). (Einzelligkeit.) 215. Leidy, J., Nyctotlierus, a new genus of Polygastrica allied to Ploesconia. Ann. mag. nat. bist. (2). Vol.V. 1850. p. 158. (Origin. in Proc. Ac. nat. sc. Philad. V. IV. 1849. p. 233.) (Nyctotherus velox. Notiz.) 216. Perty, M., üeber vertik. Verbreitung mikroskopischer Orgauismen der Alpen. Miitheil. der naturf. Gesellsch. in Bern a. d. J. 1849. p. 17 — 45. 217. Mikrosk. Organismen der Alpen u. der italienischen Seen. ibid. p. 153—76. (Fortsetzung der vorigen Arbeit ; Errichtung neuer Gattungen.) 218. Schmidt, Ose, Einige neue Beobachtungen iiber die Infusorien. Froriep's Notizen f. Natur- u. Heilkunde. 3. Eeihe. IX. 1849. p. 5—6. 219. *Stein, Fr., Untersuch, über die Entwicklung der Infusorien. Arcli. f. Naturgesch. 1849. Bd. I. p. 92—148. Tf. 1—2. 220. Agassiz, L,, The natural relations betw. animals and the Clements in which they live. Sillim.'s americ. journ. sc. a. arts. 1850. Auch Ann. a. mag. nat. bist. (2). Vol. 6. p. 153 — 179 (speziell p. 156 — 57) Siehe auch: Agassiz, L., Contribut. to the natural Mstory of the Ünited-States. I. Monogr, Essay on Classification, 1857, wo p, 180 — 83 dieselben Ideen entwickelt werden, (Verwandtschaft. Gering.) 221. Eemarks on the little bodies seen in Hydra, which have b. describ. as parasites. Proc. Boston soc, nat. bist. Vol. III. 1850. p. 354. (Trichodina. Gering.) 222. Diesing, K. M., Systema helminthum. Bd, I, 1850. p. 104ir, (System. Compilation; mu- durch Literaturliinweise von einigem Werth.), 223. Gros, G., Note s, le mode de generation et les transform, success. d'un animalc. etc. chez les grenouilles, Cmpt. rend, Ac, sc. Paris. 31. 1850, p, 517 — 18. (Opalina. Gering.) 224. Sielbold, Th. V., üeber undulirende Membranen. Ztschr. f. w. Zool. 11, 1850. p. 356 — 64. (Notiz über Trichodina p. 301.) 225. *'■*■• Alder, J., An account on three new spec. of animalcules. Aun. mag. nat, bist. (2). Vol. VII. 1851. p. 426. Holzschnitte. (Aus Transact, Tyneside Nat. Field. Cl. Vol. I.) 226. Bailey, J. W., jNIicroscop, observations made in S, Carolina, Georgia and Florida, Smith. Contrib. Vol. 2. 1851. 16 pp. 1 Tf. (Faunistisch.) 227a— b. *Cohn, F., Beiträge zur Entwicldungsgesch. der Infusorien, Z, f. w. Zool. Bd, 3. 1851, p, 257—79. Tf, VH, u, Bd, 4, 1853, p, 253—81. Tf. XIII. (l'ar. Bursaria: Encystirung: Cuticula.) 228. Mibie- Edwards, H., Atlas des Zoophytes, in Cuvier, G., Le regne animal disirib. d'apr. son Organisation, 3. edit, 5, Cl. Infusoires, PI. 64. fig. 4 u. PI. 97. 1851V (nach Carus 1836-49). (Die Tafel zu den Infusorien enthalt einige nicht schlechte Figuren, die von Quatrefages herzuruliroii scheinen.) 22!). Reissek, S., Entwicklungsgeschichte des Thieres u. der Pflanze durch Urzeugung. Sitzungsber. d. k. k. Aiiademie Wien. Mathem.-natw, Cl, 1851, p. 334—41, (VVerthlose Phantasien über angebliches Hervorgehen von Infusorien, Käderthieren, Algen u. l'ilzen aus Zellen höherer Pflanzen, Polleukörnern, Sperjuatozoeu, doch auch verschiedenen luhaltskornern von Zellen , namentlich auch den Chlorophyllkörnern der vegetabilischen Zellen ) 0 230. RiddeU, J. L., Selected items of observ.. ref, chietiy to the living microscop. orga- nisms etc. N. Orleans 1851. 1206 Infusoria. 231. Schultze, M., Bi'itnigc zur Naturgcsch. di;r Turbellaricii. Grcifswald 1851. (Üjialinoü.) 232. *Siebold, Th. von, lieber die Coiijugation des Dii^lozoon paradoxum, nebst Bemerkungen über den Conjugationsprocess der Protozoen. Ztschr. f. wiss. Zool. Bd. 3. 1851. p. 62 — 68. (Eini^,'o Bemerkungen.) 233. '''Stein, Fr., Neue Beiträge zur Keuntniss der Entwicklungsgescli. u. des i'eineren Baues der Iiifusionsthiere. Z. f. wiss. Zool. Bd. III. IS-Jl. p. 475—509. Tf. 18. 234. Dujardin, F., Note .s. les infus, vivants dans les mousses et d. les jungermannes humides etc. Ann. sc. nat. Zool. (3) T. 18. ]852. p. 240—42. (Cxeringf. Notiz.) 235. Gros, G., De rembryogi''.nie ascend. oü gener. primit. etc. Bullet, soc. imp. des nat. de Moscou. T. 24. 1851. p. 283—340 u. 429—502. Tf. A— P (die jedoch z. Th. erst 1852 u. 53 erschienen u. sich daher in den Bdn. 25 u. 26 finden). (Uilettantisehe Phantasteroieu mit gelegoutl. Beobachtnugen von Interesse.) 236. Note s. 1. generat. spontanee et l'embryogenie ascendante. Ann. sc. nat. (,3) Zool. T. 17. 1852. p. 193—206. 237. Mantegazza, P., Eicerche s. gencrazione degli infusorii. Giorn. d. J. R. istit. Lombardo scienze, lett. ed ard. n. ser. T. III. 1852. 27 p. 1 Tav. (Nur Generatio spontanea.) 238. Ormaneey, P., Observations s. les infus, des environs de Lyon. Ann. d. I. soc. Linn. de Lyon. 1850- — 52. Lyon 1852. p. 257 — 83. 239. 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Leipz. 1853. Holzschnitte. (Kurze populiire Darstellung der Infusorien im (j. Brief; noch völlig auf dem Standininct Ehrenberg's von 1839. Niclits Originales.) 247. Leidy, J., Some observations on Nematoidea imperfecta and descript. of three parasitic Infusoria. Transact. amer. philos. soc. (n. s.) Vol. X. 1853. p. 241 — 44. Tf. XI. (N.YCtotherus.) 248. Rood, O., On the Paramaecium aurelia. Sillini.'s amer. journ. (2) 15. 1853. p. 70— 72. . (Wenig.) 249. Auerbach, L., üeber Encystirung v. Oxytricha Pellionella. Zeitschr. f. wiss. Zool. V. 1854. p. 430—33. 250. Brirnett, W. J., On the zoological nature of Infusoria, Proc. Boston soc. iiat. bist. Vol. 4. 1854. p. 331-35. 251. Cohn, F., üeber die Cuticula der Infusorien. Zeitschr. f. wiss. Zool. Bd. V. 1854. ].. 420—29. Tf. 22. 252. — üeber Encystirung v. Amphileptus Fasciola Ehbg. Zeitschr. f. wiss. Zool. V. 1854. p. 434—35. Tf. 22. 0 253. Colin, Traitc de physiologie comparee des animaux doniestiqucjs. Paris 1854. T. 1. p. 607 u. 657. (Parasit. Infusorien der Wiederluiuer etc., Abbild, reproducirt in No. ,313.) 0 254. Davaine, in Comptes rend. des seances et meni. soc. biologique. 1854. p. 170. (Triehodina.j 255. Ehrenberg, Chr. G., Nova genera et species maris profundi. Monatsber. d. Berl. Akad. 1854. p. 230—39. (Diagnose von Dictyocysta.) 256. Foeke, "W., üeber den üarni der Polygastrica. Amtl. Bericht d. 31. Vers, deutscher Naturf. u. Aerzte zu Göttingen. 1851. p. 115 — 116. Literatur. 1207 257. Gros, G., Loi noiivcllc de la gcneration ascendantc, faciiltative et contig. des iiifuboires. Bull. SOG, imp. des iiat. de Moscoii. XXVII. 1854. (2 P.) p. 2G7 — 75. (Ohne Bedeutung, vertheidigt seine Theorie gegen die Angriffe von Stein ii. Ehrenberg.) 25S. Laxirent, P., Etudcs physiolog. s. les animaux des infusions veget. T. I. Des iiifusoires. Nancy 1S54. 21 PI. T. II. Des organes eleinentaires des vegctaiix. Paris 1S5S. 24 PI. (Phantastisch.) 251). Schmarda, K. L., Zur Naturgescliiclite Egyptens. 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(Auch Quart journ. micr. sc. Vol. V. p. 96—103.) 266. * üeber Cystenbildung bei Infusorien. Zeitschr. f. w. Zool. Bd. VI. 1855. p. 301 bis 306. Tf. 10—11. 267. Ehrenberg, Chr. G., über den Grünsand etc. Abh. d. Berliner Akad. f. d. J. 1855. p. 85 (s. dort p. 124 — 25 Bemerkung). 268. Leidy, J., Contrib. tow. a knowledge of the marine invert. fauna of Khode Island and New-Jersey. Journ.Acad.nat.se. PhiladeliJhia. n. s. Vol. III. 1855. p. 135 — 52. Tf. X — XI_ (Kurze Beschreibung u. Abbild, der sog. Leucophrjs cuchleariformis =: Anoplophrya. p. 144, Tf. 11, 62 u. 63.\ 269. Sohiimann, Verzeichn. preuss. Infusorien. Neue prcuss. Provinzialblätter. N. F. Bd. 7. 1855. p. 321—28. (Bedeutungslose faunistische Aufzählung.) 270. Carter, J. H., Further observations on the development of gonidia etc. Ann. mag. nat. hist. (2.) 17. 1856. p. lOl. 2 PI. 271. Notes on freshwater Infusoria of the Island of Bombay. Ann. mag. nat. hist. (IL) 18. 1856. p. 115—32 u. 221—49. PI. .5—7. 0 272. Duparc, H. 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Halb).) p. .50— .57. .^41. Das Wasser in u. um Wien rücks. seiner Eignung zum Trinken u. zu anderen häus- lichen Zwecken. Wien 1800. M. 10 Kpfrt. (linilago. 8 onfliiilt Uiitersndmng'en C. Wodl's über das Vorkommen von J'iotuzoen, namentlicli Infu- sorien in don Brunnen und fliessendon Wilssern Wions und Beilage 12 soliihe von 1". Untrer über die Donau und das Wienllüsschen. Neues findet sich in beiden Beilagen nicht, doch sind uanionllicli die Angaben über die Infusorien der Brunnenwässer von einigem Interesse.) iJ42. ■''Balbiani, G. , Eecherches sur les phenomenes sexuelles des infusoires. Journ. de la physiol. T. IV. ISOl. p. 102—30, 194—220, 431—48 und 405—520. PI. 7—!). (Erschien vor dem III. Theil von Clap. u. Lachm. No. 301.) 343. *Carter, H. J., Notes and corrections on the Organisation of Infusoria. Ann. mag. nat. bist. 13) T. VIII. 1861. p. 281—90. 344. Ehrenberg, Chr. G., üeber das neue Genus Drepanidium verw. mit Vaginicola. Sitzungsber. der Geselisch. der naturf. Freunde zu Berlin v. 10. Juli 1861. 345. Leuckart, R., üeber Paramaecium (?) coli. Archiv f. Naturgesch. 1801. I. p. 80 — 80. Tf. V, 340. Mettenheimer , C, Beobachtungen über niedere Seethiere. 6. üeber eine Cotliurnia u. eine Epistylis aus der Nordsee. Abli. der Senkenb. naturforsch. Geselisch. Vol. III. 1859—1861. p. 309-12. Tf. XL ^ 347. Retzius, A., Om Trempetdjuren säsora beende in rör. Ofv. Vet. Ak. Förh. 17. AarL^ 1801. p. 23—25. (üebers. in Zeitschr. f. d. ges. Naturw. Bd. 10. p. 52—54.) ©348. Panceri, P., SuUc Vaginicole parassite dei Gamberi communi. Atti soc. ital. scienc. nat. Vol. 3. 1861, p. 334—335. Mit Abbild. 349. Rouget, Gh., Sur les phenomenes de Polarisation qui s'observent dans quelques tissus veget. et des animaux. Journ. de la physiologie. T. V. 1801. p. 247 — 71. PL VI. 350. Slack, H. J., Marvels of pondlife. London 1801. Mit Taf. u. Holzschnitten. 2. edit. 1871 (benutzt). 3. edit. 1878. (Ein naturwissenschaftliches Unterhaltungsbuch, das in monatlichen Besuchen während eines Jahres das mikroskopische Leben eines Sumpfes in der Nähe von London schildert. Darin auch einiges Originale von Werth, so über Ophrydiuni und Trachclius.) 3.51. Weisse, J. Fr., Vegetabilische Quellen von Infusorien. Bullet. Acad. imp. Pctersb. T. IV. 1861(62). p. 300—11. Holzschn. (Gering.) 352. Wrzesniowski, A. O., Observations s. quelques infusoires. Ann. sc. nat. (s. 4.) Zool. T. XVI. 1801. p. 327. PL 8-9. 353. **Wright, T. Str., On british Protozoa and Zoophytes. Ann. mag. nat. bist. (3) VIIL 1801. p. 120—135. TL 3—5. (Kurzer Ber. hier, in Edinb. n. philos. journ. (N. s.) T. 13. p. 322 u. T. 14. p. 53.) 354. *■* — : — On Ophryodendron abietinum. Qu. Journ. micr. sc. (N.s.) L 1861. p. 98—99. TL 6. (Kurze Notiz.) .355. Claus, C, Ein neues auf Cladonema parasitiscli lebendes Infusorium. Würzburger - naturwiss. Zeitschr. Bd. HL 1862. p. 252—53. TL VI. (Licnophora.) 350. Eberhard, E., Zweite Abhandlung über die Infusorienwelt. Programm der Kealschule zu Coburg. Ostern 1862. 2 TL 0 357. Edwards, A. M., On the microscop. forms of the Iiarbor of Charlestown. Am. Lyceum nat. bist. New- York. Vol. VH. 1802. p. 103-0. 358. Ehrenberg, Chr. G., üeber die seit 27 Jahren noch wolil erhaltenen Organisations- präparate des mikroskopischen Lebens. Abb. d. Berl. Akad. a. d. J. 1802. p 39 — 74. 3 TL *159. Engelmann, Th. W., Zur Naturgeschichte der Infusorien. Zeitschr. L wiss. Zoologie. Bd. XL 1862. p. 347—93. TL 28—31. 300. Häekel, L., Die Radiolarien. Berlin 1862. p. 95, 103 Anm. u. 201—12. (Bemerkungen ülier die morpholog. Aull'assung, den Umfang etc. der Infusoriengruppe.) 301. Keferstein, W., Untersuchungen über niedere Seethiere. Zeitsclir. L wiss. Zool. Xlt. 1862. p. 70. (Notiz über Opalinen.) 302. Mitchell, J., Notes from Madras. Qu. journ. micr. sc. N.s. Vol. IL ls02. p, 00— 02. (Unbedeutende Notiz.) Literatur. 1211 363. Stein, Fr., üeber Paramaecium (?) coli Malmst. Auitl Ber. d. Vers^ dciitscli. Naturf. u. Aerzte. Karlsbad 1862. p. 165. 364. Neue oder noch nicht geuügeud bekannte Infusorienformen aus der Ostsee bei Wismar, ibid. p. 161 — 62. 365. Waldenburg, L., De stnict. et origine cyst. verminosarum. Diss. inaug. Berolin. 1860 (s. Auszug- in Arch. f. pathol. Anat. Bd. 24. 1862. p. 140—65. Tf. II. p. 164.) (Unbedeutend.) 366. Wright, Str., Observations on british Zoophytes, Zooteirea rclegata, I'reya (Lagotia) obstetrica etc. Edinb. new philos. journ. (N. s.) T. XVI. 1862. p. 15:i. (Quart, jnurn. micr. sc. (N. s.) Vol. II. 1862. p. 217—21. Tf. IX.) 367. Claus, C, Ueber die Grenze des thier. u. pflanzlichen Lebens. Leipzig 1863. (Auch Marburger Unirersitätsprogramm f. 1864, Anm. des Progr. p. 8.) (Einzelligkeit.) 368. Du Plessis, G., De Taction des substanccs medicament. s. les infusoires. (Dissert. Bern.) Lausanne 1863. 64 pp. 1 PI. 369. Blake, J., Infusoria in moving sand. 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Die bolie Htiit'e, welche die Ciliata unter den Protozoen einnehmen, äussert sich in der allgemeinen Morphologie durch Constanz der Gestal- tung. Amöboide Veränderlichkeit der Form veimissen wir hei echten Ciliaten völlig. Selbst vorübergehend, etwa bei Encystirungsvorgängen, wo die Gestalt tiefe Umformungen erfährt, scheint kaum amöboide Be- weglichkeit einzutreten. Nur zwei kleine, unsichere Formen, Multicilia und Grassia, welche möglicherweise eine zwischen Flagellaten und Ciliaten vermittelnde Stellung einnehmen, immerhin aber von den echten Ciliaten durch eine weite Kluft geschieden sind, scheinen etwas amöboid beweglich. Dagegen sind alle Stufen des Contractionsvermögens unter den Ciliaten vertreten, von völliger Unveränderlichkeit der Gestalt bis zu energischen, raschen Zusammenziehungeu. Natürlich ist hiermit ein Gestaltswechsel verknüpft, welcher sich aber in bestimmt vorgezeichneter Weise gleich- massig wiederholt. Das Kapitel über die Contractionserscheinungen wird diesen Vorgängen eingehend Rechnung tragen. Bei den nachfolgenden morphologischen Untersuchungen nehmen wir stets den nicht contrahirtcn Zustand zur Grundlage unserer Betrachtungen. Die Ciliaten beginnen mit monaxonen Formen , wie sie die Familie der Enchelina unter den Holotricha noch reichlich aufweist. Wenn wir von monaxonen Formen sprechen, meinen Avir damit natürlich nur den Grundtypus der Gestaltung und lassen kleinere Abweichungen, wie sie geringfügige Verschiebungen einzelner Organe, sehr massige Krümmung des Körpers oder locale AVimperdifferenzirungen hervorrufen können, ausser Betracht. Mit dieser Einschränkung dürfen wir die gcsaramte Familie der Enchelinen, mit wenigen Ausnahmen, im Wesentlichen als monaxon bezeichnen. Die einfachsten Gestalten, welchen wir hier begegnen, sind ellipsoidische bis eiförmige und cylindrisch längliche, nut dificrenten Polen. Der vor- dere Pol trägt die Mundöftnung, der hintere die Aftcrstelle. Der gesaramte Körper ist gleichmässig mit Längsreihen von Cilien bekleidet, welche in regelmässiger Anordnung von dem einen zum anderen Pol ziehen, ent- weder ganz gerade oder in verschiedenem Maasse schraubig. Die Gattungen Holophrya, Enchelys, Prorodon und Lacrymaria der Unter- familie llolophryina, sowie die beiden Unterfaniilien Actin obolina und Cyclodinea bieten Beispiele solcher Bildung. Ist ein Schlund deutlich entwickelt, wie bei vielen derselben, so läuft er, der allgemeinen Monaxonie entsprechend, vom Mund in der Längsaxe gerade nach hinten. Fast stets AUgein. Morpliologie (Enclielina, Colcpina). 1229 ist der Körper vollkommen drehnuul; nur das Siibgcniis T räche 1 o- pliyllum ist stark abgeplattet; bei Enchelys und Spaihidinm tritt eine Abplattung des Vordereudes auf. Eine gewisse Mannigfaltigkeit der Gestalt wird z. Tli. durch hals- artige Verdiinnung und Verlängerung des vorderen Körperendes er- reicht. Diese Halsbildung, welche bei Enchelys nur massig entwickelt ist, erlangt in der Gattung Lacrymaria ihre höchste Entfaltung, wo der Hals viel länger wie der übrige Körper werden kann, meist aber bedeutend kürzer bleibt. Auch das ursprünglich einfach abgerundete Hinterende erfährt zuweilen eine Verschmälerung und ist bei Dinophry s und Lacrymaria gewöhnlich zu einem zugespitzten Schwänzchen ent- wickelt. Eine weitere jMannigfaltigkeit wird durch Diflferenzirung oder theil- weise Reduction des ursprünglich ganz gleichmässigen Cilienkleides her- beigeführt. Ein ein- bis mehrreihiger Kranz ansehnlicherer Cilien um die terminale Mundöftnung charakterisirt die Gattungen Lacrymaria und Dinophrys (57, 7 — 8). Reduction aller Körpercilien, mit Ausnahme eines solchen Kranzes in einiger Entfernung hinter der ^lundöffnung, wozu sich (Didinium) z. Th. noch ein zweiter Cilienkranz in der Körper- mitte gesellt, findet sich bei der Unterfamilie Cyclodinea (58, .3 — 5). Bei der etwas unsicheren Gattung Balanitozoon (Stokes) soll die P.e- wimperung auf die vordere Körperhälfte beschränkt sein (57, 2). Wie bemerkt, ist eine Neigung zur Bilateralität und Asymmetrie bei einigen Enchelinen recht kenntlich. Unter den Holophryina tritt dies schon bei gewissen Holophrya- und Prorodou-Arten hervor, in- dem der Mund aus der terminalen Lage ein wenig nach hinten verschoben und dadurch eine Bauchseite, auf welcher der Mund liegt, angezeigt wird (56, 8). Bei Enchelys (58, 10) und namentlich Spathidium (59., 1) wird das Gleiche in etwas anderer Weise bewirkt. Der Mund, ^velcher bei den typischen Enchelinen eine circuläre Bildung hat, wird hier, in Verbindung mit der Comprimirung des oralen Körperendes, ein Längs- schlitz ; er nimmt das gesammte, etwas schief abgestutzte Vorderende ein und dehnt sich specieJl bei Spathidium weit nach hinten, fast bis zur Körpermitte aus. Hierdurch wird gleichfalls eine Bauchseite deutlich angezeigt. Auch bei der Gattung Chaenia (58, G) scheint der Mund zuweilen etwas subterminal zu liegen. Eine geringfügige äussere Bilateralität tritt durch stärkere Convexität einer Körperseite unter den Colepiua bei der Gattung Colcps (58, 1) auf, während Tiarina (58, 2) anscheinend ganz monaxon gebildet ist. Bei specieller Berücksichtigung der Skeletgebilde von Colcps ist jedoch eine asymmetrische Ausbildung unverkennbar, was später zu erörtern ist. Auch äusserlich recht asymmetrisch erscheint die Colepinengatlung Stephano- pogon (57, 13).^ Die Krümmung des Körpers nach einer Seite würde eine bilaterale Bildung hervorrufen, Avenn nicht die linke Seite gleich- zeitig abgeflacht, die rechte gewöll)t wäre. Diese Differenz der bri.iiMi 1230 Infiisoria. Seiten wird dadiircli vcrmebi't, dass die linke in ihrer grössten Ausdeh- nung bewimpert und gestreift, die rechte dagegen . dies nur auf einem kleinen Theil ist. Bei allen übrigen Familien der Ilolotricha und sämmtlichen Spiro- tricha herrscht theils ein bilateraler, meist aber ein asymmetrischer Bau, indem der Mund stets vom vorderen Pol mehr oder minder auf der Ventral- seite nach hinten verschoben ist und meist noch anderweitige Differenzen zur Entwicklung gelangen. Theilweise bilateral erscheinen die Angehörigen der Familie Trache- lina, welche innigst mit Spathidium unter den Enchelinen zusammen hängen. So besitzt die Gattung Amphilep tu s (59,2) fast die Merkmale von Spathidium, nämlich: den vom vorderen Pol längs der Bauchseite weit nach hinten ziehenden, schlitzförmigen Mund, eine etwas stärker convexe Bück- seite und ein allseitiges Wimperkleid. Die vordere Körperregion, über welche sich der Mundschlitz erstreckt, ist rüsselartig etwas verschmä- lert und mehr oder minder comprimirt, ein Charakter, welcher allen Trachelinen zukommt. In der allgemeinen Bilateralität und dem allseitigen Wimperkleid stimmen die Gattungen Track elius (59, 3) und Dileptus (59, 4) mit Amphileptus überein, unterscheiden sich aber sehr wesentlich, indem der Mund nicht mehr als langer Schlitz, sondern nur in seinem hinteren Theil als circuläre Oeffnung erhalten ist; dieselbe liegt also an der Rüsselbasis. Bei Trachelius bleibt dieser Rüssel relativ kurz, bei Dileptus wird er dagegen sehr lang. — Die Mundbilduug von Amphileptus erhielt sich bei den Gattungen Lionotus und Loxophyl- lum, welche asymmetrisch wurden, indem die rechte Seite ganz flach, die linke dagegen mehr oder •weniger gewölbt ist, mit Ausnahme eines ge- W()hnlich abgeplatteten Randsaumes. Nur die flache rechte Seite ist be- wimpert; die linke ganz nackt. Die Rüsselbildung ist bei Loxophyllum nie besonders ansehnlich, während sie bei gewissen Lionoten die des Dileptus erreicht oder übertrifft. Die gleiche Asymmetrie der Bewimperung charakterisirt auch Loxodes (60, 3), dessen Körper stark blattartig comprimirt ist. Während der Rüssel bei den ersterwähnten Formen namentlich am Ende eine dorsale Krümmung besitzt, ist er bei Loxodes bauchwärts gebogen. Der Mund liegt an der Rüsselbasis, dehnt sich jedoch möglicherweise spaltartig gegen die Spitze aus. Auch die grosse Familie der Chlamy dodonta leitet sich direct von der Enchelinengattung Prorodon oder ähnlichen Formen ab. Schon einzelne Prorodonarten zeigen bekanntlich eine geringfügige Verschiebung des Mundes nach hinten. Bei der ursprünglichsten Cblamydodonte, der Gattung Nassula (ßO, 4 — 5), ist dies noch stärker ausgeprägt und der Gegensatz zwischen Rücken und Bauch durch geringe dorsoventrale Ab- plattung z. Th. noch bestimmter markirt. Wie bei allen Chlamydodonta gesellt sich hierzu eine asymmetrische Bildung beider Seitenflächen, in- I Allgem. Morphologie (Traclielina, Chlamydodonla). 1231 dem die linke in Miuidbölie eine Einbuchtung zeigt; das Vwderende krümmt sich daher ein wenig nach links. Die Bewimperung ist bei diesen ursprünglichen Chlamydodonten wie bei den Prorodontcn eine allseitige. Anders wird dies bei der Unterfamilie Chilodontina. Indem die Abplattung stärker hervortritt, bildet sich eine ganz ebene Bauchfläche und ein mehr oder weniger gewölbter Rücken, dessen Randsaum und vor- derer Theil gewöhnlich auch abgeflacht ist. Nur die Bauchseite Ijewahrt das Cilienkleid, die Rückseite wird nackt. Eine Ausnahme macht viel- leicht nur Orthodou (60, 6), doch ist die Rückenbewimpcrung hier, wenn vorhanden, jedenfalls sehr fein. Das Vorderende zeigt die Biegung nach links meist noch deutlich und ist bei Ortho don und Chilodon gleichzeitig schnabelartig entwickelt (60 , 6 — 8). Undeutlich wird die Biegung bei Phascolodon, Opisthodon und Scaphidiodon, daher fehlt diesen auch die Schnabelbildung (61, 2—4). Der Mund bewahrt gewöhnlich seine Lage in der vorderen Hälfte der Ventralseite, nur bei Opisthodon (61, 3) rückt er in die hintere Hälfte. Eine abweichende Lage erlangt er auch bei Ortho don, indem er an den rechten Rand verschoben ist. Das Gleiche gilt wahrscheinlich für den eigentlichen Mund von Chlamydo- don nach den Erfahrungen von Entz. Hieraus würde sich ergeben, dass die sogen. Bauchseite dieser beiden Gattungen derjenigen von Nas- sula und Chilodon nicht streng entspricht, vielmehr im Wesentlichen der linken Seite letztgenannter Formen. Das meist abgerundete Hinterende erfährt bei Phascolodon und Scaphidiodon (61, 2, 4) eine Umbildung, welche wahr- scheinlich auch bei gewissen Chilodonarten schon angedeutet ist. Es ver- schmälert sich und ist schwanzartig zugespitzt; namentlich bei Scaphi- diodon setzt es sich schwanzartig vom Körper ab. Uit diesem Charakter verbindet sich eine Art Zusammenziehung der bewimperten Bauchtläche, welche relativ schmal wird, indem die Rückenränder unter Umbicgung die seitlichen Partien der Bauchebene bilden. Letztgenannte Merkmale treten in der Unterfamilie Erviliina noch mehr hervor. Das Schwänz- chen setzt sich hier noch bestimmter vom Hinterende ab und rückt etwas auf die Bauchebene, indem eine ventrale Verschiebung des hinteren Pols, die bei Chilodon ^chon angedeutet ist, sich noch mehr entwickelt. Aus dem ursprünglichen Schwänzchen wurde so ein beweglicher, bei den Ortsveränderungen als Nachschieber helfender, kegel- oder boilf(»rmiger Schwanzgriffel. Während sich Gestalt und übrige Bildung bei Onycho- dactylus (61, 6) ganz ähnlich Cliilodon erweisen, scheint sich Aegyria (61, 7) näher an Chlamydodon anzuschliessen. Die Bauchfläche der- selben vermag sich unter Zusammenziehuug beträchtlich zu verschmälern, wobei sich der Rücken natürlich krümmt und das ganze Wesen muschel- ähnlich zusammenklappt (7b). Es ist dieselbe Erscheinung, welche uns namentlich bei Phascolodon schon als bleibendes Verhalten begegnete. Häufig tordirt sich der Aegyriaköipcr bei diesem Zusammenklappen 1232 Infusoria. gleich /.c'rtig schraubig, wodurch die ursprüngliche Gestaltung ungemein ver- ändert wird. Bei den Gattungen Trochilia und Dysteria (61, 10, 8—9) ist diese Zusammen klappung wie bei Phascolodon und Scaphidiodon eine dauernde. Bei der kleinen Trochilia spricht sie sich wesentlich nur darin aus, dass die bewimperte Bauchflriche auf ein schmales, nach rechts convcxes Band reducirt erscheint. Bei Dysteria treten etwas eigen- thümliche Verhältnisse auf. Hier ist jedenfalls die ganze linke Hälfte der ursprünglichen Rückseite unter starker Verschmälerung der bewimperten Bauchfläche ventralwärts umgeklappt oder auf die Ventralebene herüber gewachsen. Die schmale, bewimperte ßauchfläche bildet daher nur ein Band am rechten Rand, welches sich am Vorderende verbreitert und bis an den linken Rand, d. h. die eigentliche Rückenkante herüber reicht. Auch die Familie der Paramaecina knüpft an Enchelys oder Spathidium iihnliche Formen an. Der Charakter der Familie liegt vorwiegend in der Entwicklung undulirender Mernbranen am Mund oder im Schlund, welche uns hier zunächst nicht interessiren. Die ursprünglichste Form, Leucophrys, scheint wegen der längsspaltförmigen Mundöffnung, die das breite, schief nach der Bauchseite abgestutzte Vorderende ein- nimmt, nahe an Spathidium anzuschliessen. Bei allen übrigen Formen erhielt sich nur der hintere Theil der langen Mundspalte als eine rund- liche oder längliche Oeflfnung, welche also stets mehr oder weniger weit vom Vorderende entfernt ist. In den Unterfamilien Chilifera und Urocentrina liegt sie in der vorderen Hälfte der Bauchfläche oder rückt bis zur Körpermitte nach hinten, bei den Paramaecidina (Paramaecium) ist sie häufig in die hintere Bauchhälfte verlegt, was auch bei den Microthoracina und Isotrichina der Fall ist; beiPtycho- stomum und den Isotrichina rückt der Mund sogar ganz ans Hinterende. Die allgemeine Gestaltung ist eine vorwiegend ovale, bald kürzere, bald längere; ohne sehr auffallende Abweichungen. Die ursprüngliche Bilateralität erhält sich bei einigen Gattungen, wie Leucophrys, Glau- coma, Frontonia, Ophryoglena, üronema (62, 1 — 5), auch Uro- centrum noch ziemlich ungestört. Bei den übrigen wird die Asymmetrie bemerkbarer; bei Colpidium und Colpoda {62, 6, 7), indem sich eine schraubige Torsion der vor dem Mund gelegenen Körpei'partie nach links oder rechts entwickelt und gleichzeitig eine Einbuchtung der Mundgegend ausbildet, welche die Asymmetrie vermehrt, indem sie mehr oder w^eniger auf die linke oder rechte Seite, je nach der Art der Torsion, herüber- greift. Bei den kleinen Microthoracina ist der Körper seitlich mehr oder weniger comprimirt, l)ei Ptychostomum sogar ganz blattartig flach. Die linke Seite von Cinetochilum ist etwas weniger gewölbt wie die rechte, wodurch eine Asymmetrie bewirkt wird, obgleich sich eine all- seitige Bewiniperung wie bei Ptychostomum findet. Bei Microthorax ist wohl die rechte Seite flacher wie die linke und die bei allen Micro- thoracinae ausgebildete sogen. Peristom rinne, welche, in ihrem Allgem. Morphologie (Paramaecina, Pleuronemiiia). 1233 vorderen Theil, den Mund einschliessend, bis zum tlinterende zieht, liegt etwas auf dieser rechten Seite. Nur letztere Fläche scheint spärlich be- wimpert zu sein. Noch beschränkter wird die Bewimpcrung bei der wohl hierhergehörigen, noch unsicheren Drepanomonas, da sie nur in der Region der Peristomrinne eutwicl^elt zu sein scheint. Diese Gattung erlangt wegen der starken Krümmung des Rückens und der Zuspitzung ihrer Pole eine halbmondförmige Gestalt, welche auch bei Microthorax schon angedeutet ist. Paramaecium (63, 1, 2) ist gleichfalls asymmetrisch, was haupt- sächlich die Beschaffenheit des sogen. Peristomfeldes bewirkt; dasselbe führt von dem schräg abgestutzten vorderen Theil des linken Seitenrandes ein wenig schief nach rechts zum Mund, als eine rinnenförmige Einsenkung der Baucbfläehe, die vorn breit beginnt und sich mundwärts mehr und mehr verschmälert. Die Länge dieses Peristomfelds wird natürlich von der Mundlage bestimmt. Im Allgemeinen besitzen die Pararaaecinen eine gleichmässige allseitige Bewimperung. Die in der Unterfamilie Microthoracina ein- tretenden Modificationen wurden schon berücksichtigt. Reducirt erscheint die Bewimperung nur bei den Gattungen Urozona und Urocentrum (64, 17 u. 15). Bei der ersteren beschränkt sie sich auf einen Cilien- gürtel, welcher etwa die beiden mittleren Körperviertel einnimmt. Bei Uro- centrum umgibt ein schmaler Gürtel zarter Cilien den Körper in der Mundböhe, an welchen sich vorn ein breiter Gürtel grosser Cilien an- schliesst; ein zweiter Gürtel ähnlicher Cilien umzieht die hintere Hälfte , des Hiuterkörpers. Demnach bleiben Stirn- und Afterfeld, sowie die vor- dere Hälfte des Hinterkörpers nackt. In der allgemeinen Morphologie weicht die Familie Pleuro- uemina nur wenig von den Paramaecina ab; den Hauptcharakter bildet wiederum die Entwicklung undulirender Membranen , welche eine viel grössere Ausdehnung erlangen, da sie die Ränder eines immer vorhande- nen Peristoms mehr oder weniger vollständig umziehen. Der ungefähr ovale bis längliche Körper ist im Querschnitt entweder ziemlich rund (Lembus 64, 10), dorsoventral abgeplattet (Lembadion 64, 5), oder seitlich comprimirt (Pleuronema 64, 6 und Cyclidium 64, 7-8). Das rinnenförmige Peristom ist entweder sehr schmal (Pleuronema, Cycli- dium und Lembus) oder recht breit (Lembadion) und zieht vom Vorder- ende längs der Bauchseite mehr oder weniger weit nach hinten, zuweilen fast bis ans Hinterende*). Die Mundöffnung liegt gewöhnlich hinten im Peristom, nur bei Lembadion dehnt sie sich von hier spaltartig nach vorn aus. ■ Eine Asymmetrie wird durch Gestalt und Lage des Peristoms stets bewirkt. Am geringsten ausgebildet ist sie w^ohl bei Lembus. Bei Plcu- *) Es sclieint nicht unmöglich, class die übliclie, liier gleichfalls beibehaltene Orientirung der Plcuronemina falsch ist, dass vielmehr, wie s. Z. Claparcde -Lach mann wollten, das sog. Hinterende dem Vorderende der übrigen Holotrichcn entspricht. Bei der Bcsprcchun-"- der Körperstreifen soll diese Frage eingehender beriihrt werden. Bi'onn, Klassen des Thier-Reiehs. Protozoa. «o 1234 Ciliata. ronema und Cyclidium buchtet sich das Hinterende des Peristoms links- seitig etwas aus. Das breite Peristom von Lembadion liegt mehr in der rechten Hälfte der abgcHachten Bauchseite, was die allgemeine Gestalt recht asymmetrisch macht. Die allgemeine Morphologie der Familie Opalini na (Taf. 65) lässt sich, soweit unsere Kenntnisse reichen, in wenigen Worten er- ledigen. Da der Mund rückgebildet ist, iällt die Unterscheidung von Bauch- und Rückenseite weg, wenn nicht anderweitige Charaktere hierzu verwerthet werden. Die kleineren Formen haben gewöhnlich eine ziem- lich ovale Gestalt mit abgerundeten oder etwas zugespitzten Enden ; die grösseren neigen zu längerer wurmförmiger Entwicklung. Der im Querschnitt meist rundliche Körper ist namentlich bei der Gattung Opalina (65, 8) zuweilen ziemlich stark coraprimirt und die beiden Schmalseiten recht verschieden gebildet, die eine convexer wie die andere und letztere mit einer kürzeren oder längeren Einbuchtung ver- sehen. Die Gestalt ist dann im Allgemeinen deutlich bilateral. Schon diese Einbuchtung erinnert an ähnliche Vorkommnisse gewisser Para- maecinen; dort liegt in ihr die Mundöffnung. Dies führt zur Ver- muthung, dass der Mund bei den ^^orfahren von Opalina und wohl auch denen der übrigen Gattungen keine terminale Lage hatte, sondern auf die Bauchseite verschoben war. Wie wir später sehen werden, wird diese Vermuthung durch den Verlauf der Körperstreifung bei Opalina bestätigt. Hieraus würde also folgen, dass die eingebuchtete Seite der Opalinen der Ventralseite der übrigen Holotrichen entspricht, weiterhin aber namentlich, dass die Opalininen nicht als die einfachsten Holo- trichen zu betrachten sind, wie noch Stein f396) wollte, sich vielmehr von paramaecinen- oder isotrichinenartigen Formen ableiten. Bei der Gattung Hoplitophrya (65, 3 — 5) wird die Differenz zweier Körperflächen durch einen später zu besprechenden Haftapparat angedeutet, welcher die sog. Bauchfläche bezeichnet, deren Vorderende er gewöhnlich einnimmt. Ob das contractile Längsgelass der Gattung Disco- phrya (Fig. 2) wirklich die Rückseite bezeichnet, wird später zu unter- suchen sein. Eine Verschiedenheit der Pole ist häufig vorhanden; theils durch ihre verschiedene Gestalt, oder den schon erwähnten Haftapparat der Hoplito- phrya, theils durch eine kopfartige Anschwellung (Opalinopsis z. Th.) oder eine saugnapfartige Bildung des Vorderendes (Discophrya) bewirkt. Die Bewimperung der Opalininen ist fast ausnahmslos ganz gleichmässig und allseitig, nur die kopfartige Anschwellung des Vorder- endes gewisser Opalinopsis umzieht ein Gürtel stärkerer Cilien; auch die Cilienbekleidiing des Saugnapfes von Discophrya scheint von der der übrigen Körperoberfläclie abzuweichen, was später erörtert werden soll. Eine zweite grosse Ciliatenordnung, die der Spirotricha, zeichnet sich vor den Holotricha durch constante Differenziriing eines Theils des Cilienkleides aus, indem eine vom Mund ausgehende Zone, die sof. Allg:cm. Morphologie (Opaliiiina; Allgcm. über Spirotriclia ii. Hctcrotricliu). 1235 adorale Zone oder Spirale, besonders entwickelt ist. Sie besteht entweder aus stärkereu Cilien oder aus Membranellen ; genauere Unter- suchungen müssen feststellen, ob letztere nicht allgemein vorkonmien. Erst später wollen wir die feineren Bauverhältnisse der Zone genauer betrachten, sowie untersuchen: ob und wie sie bei den Ilolotricha vorgebildet oder angedeutet ist. Functionen übernimmt die Zone die Leitung der Nahrung zum Munde, betheiligt sich aber auch an der Be- wegung, welche ihr, bei Reduction der übrigen Cilien, manchmal ausschliess- lich übertragen wird. Ausnahmslos verbindet sich mit der Entwicklung einer Zone die Ausbildung eines sog. Peristomfeldes, demjenigen z. Th. ganz ähnlich, welches uns schon bei gewissen Paramaecina, namentlich aber unter den Pleuronemina (spec. Lerabadion) begegnete. Dies Peristom ist eine rinnenförmige oder breitere Aushöhlung, welche vom Vorderende zum Mund führt; letzterer ist also stets, wenn nicht nachträgliche Modihcationen eintraten , mehr oder weniger weit auf der Ventralseite nach hinten gerückt. Selten tritt an Stelle der Aushöhlung eine Vorwölbung des Peristomfeldes auf. Stets trägt die adorale Zone zur Begrenzung des Peristoms bei und lässt dessen Region auch dann erkennen, wenn es von der übrigen Körperoberfläche nicht beson ders verschieden ist. Vom Mund ausgehend , zieht die Zone am linken Peristomrande bis zum Vorderende, oder wo dieses und entsprechend der vordere Theil des Peristoms breiter ist, auch um den vorderen Peristom- oder Stirnrand bis zum rechten Körperrand hin. Endlich kann sich das aborale Ende der Zone rückläufig längs des rechten Peristomrandes bis dicht an den Mund ausdehnen, also einen völligen Umgang um das Peristomfeld beschreiben. In beiden letzteren Fällen hat die Zone einen bogigen bis Spiralen Verlauf, daher auch die häufige Bezeichnung adorale Spirale; sie nimmt dann, wenn wir vom Mund ausgehen, stets einen linksgewundeneu Verlauf, ist eine läotrope, wie sie schon Claparede-Lachmann bezeichneten, wogegen sie Stein rechtsge- wunden nannte. Die beschriebene Anordnung der Zone bewirkt stets eine asymmetrische Bildung der Spirotricha, welche häufig durch weitere U^mformungen verstärkt wird. Neben der adoralen Zone kann sich ein allseitiges und glcichmässiges Cilienkleid dauernd erhalten, was jedenfalls die ursprünglichsten Spiro- trichen bezeichnet. Ein solches charakterisirt die Unterordnung der Hete- ro trieb a, wo nur in der Familie Gyrocoryna Reduetionserscheinungen des Cilienkleides in ganz eigenthümlicher Weise auftreten. Die ursprünglichsten Heterotrichen finden wir unzweifelliaft in der Familie Plagiotomina; ja wir raussten derselben einzelne Formen, wie Conchophtirus und Ancistrum, einverleiben, welche schwer von den Holotrichen zu sondern sind, ihnen sogar z. Th. zugerechnet werden könnten, wie es seither gewöhnlich geschah. Die adorale Zone der Pia gio tomin a ist sehr ursprünglich gebildet, wenn sie nicht, wie es für gewisse Conchophtirus scheint, überhaupt 78* 1236 <^ili'^tf^- noch nicht deutlich entwickelt ist. Hie zieht (s. Tf. ß6) längs des linken Peristomrandes vom Mund bis ans Vordereode , ohne dort merkbar nach rechts umzubiegen. Letzteres beruht auf der geringen Entwicklung des Peristoms, welches als sehr schmale Rinne vom Mund über die Bauchlinic bis ans Vordereode zieht. Nur bei Conchophti rus (66, 2 — 3) ist es eine muldenförmige Einsenkuug der Mundregion, welche sich, soweit be- kannt, nicht bis ans Vorderende erstreckt. Auch bei An ei st mm scheint eine eigentliche Peristomrinne nur wenig oder nicht entwickelt zn sein. Die allgemeinen Körperamrisse sind etwa ovale, nur Spirostomum (67, 2 — 3) wird lang wurmförmig mit cylindrischem Querschnitt, worin ihm Metopus (67, 1) nahe konmit. Alle übrigen Foriueu sind mehr oder weniger stark comprimirt und die beiden Seitenflächen entweder ziemlich gleich (Blepharisma und Plagiotoma) oder verschiedengiadig gewölbt. Hei Conchophtirus und Aucistrum ist gewöhnlich die linke Seite ziem- lich flach, die rechte gewölbter, bei Nyctotherus (66, 5—6 die rechte flacher. Diese Verschiedenheit berührt auch das Peristom, welches bei Conchophtirus mehr auf die gewölbte rechte Seite gerückt ist, w^äli- rend es bei Nyctotherus mehr nach der linken Seite schaut. Letz teres ist zuweilen auch bei Blepharisma der Fall, gewöhnlich ist deren Peristom aber im Verlauf etwas schraubig gedreht, so dass sein oraler Theil nach rechts, sein distaler nach links schaut (66, 8—9). Die relative Peristomlänge hängt natürlich von der Mundlage ab, welche meist eine mittlere ist; doch kann der Mund bedeutend weiter nach hinten rücken, wie es bei Blepharisma zuweilen, namentlich aber bei Conchophtirus und Ancistrum vorkommt. Die manchmal vorhandene Zuspitzung und Verjüngung der Pole führt nur bei gewissen Blepharismen und Spirostomen zu wirklicher Schwanzbildung. So einfach im Allgemeinen die Verhältnisse des Peristoms und der Zone der Plagiotomiuen liegen, so zeigt doch Met opus eigenthündiche und nicht ganz leicht verständliche Weiterbildungen, welche aber nur den Werth von Variationen zu besitzen scheinen. Die Metopusformen mit ein- facher gebildetem Peristom (67, la— b) schliessen sich nahe an die gewöhn- lichen Verhältnisse von Blepharisma an, nur sind sie wenig oder nicht com- primirt, wie schon früher bemerkt wurde. Ihr Peristom hat demnach eine linksschraubige Torsion erfahren , indem die rechtsseitige vordere Körper- partie etwas nach links tordirt ist, was auch der Verlauf der Körperstreifen deutlich verräth. Das Peristom beschreibt in solchen Fällen höchstens eine viertel Schraubenwindung. Nun finden sich aber andere Zustände von ähnlicher Beschaftenheit, deren Peristom stärker gewunden ist, bis es endlich eine ganze Schraubenlinie um den Körper beschreibt. Eine genauere Untersuchung des Verlaufes der Körperstreifen solcher Varietäten, soweit bis jetzt hierauf geachtet wurde, scheint zu verrathen , dass der- artige Formen nur so aus den erst beschriebenen entstehen konnten, dass das orale Peristomende , den Mund mit sich nehmend, allmählich [""^ Allgcin. Morphologie (Heterotriclia, Fain. Plagiostomina und Eursariana). 1237 aiiswiichs; auf diese Weise, sammt dem Mund, allmählich über die rechte Seite auf den Rücken und endlich wieder über die linke Seite auf den Bauch gelangte (67, Ic). Auf den Abbildungen Eberhard's (356), welcher Metopus mit Caenomorpba zusammenwarf, finden sich ein- zelne Figuren, welche wohl auf Metopus zu beziehen sind, wo das Peri- stom bis 2 volle Schraubenumgänge beschreibt; es scheint also möglich, dass das Auswachsen sich zuweilen noch über eine Windung fortsetzt. Die eben erwähnte seltsamste Heterotriche, Caenomorpba l'erly (= Gyrocorys Stein, 69, 4) besitzt auch wirklich, soweit es sich augen- blicklich beurtheilen lässt, die nächsten Beziehungen zu Metopus. Ich wüsste wenigstens keine andere Form anzugeben, aus welcher sie besser abzu- leiten wäre. Denken wir uns einen Metopus, dessen Peristom etwa einen ganzen Schraubenumgang beschreibt und dessen hinter dem Peristom ge- legener Körpertheil sich plötzlich in einen langen Schwanzanhang ver- schmälert, während die vor dem Peristom gelegene Körperregion eine schön gewölbte Glocke bildet, so haben wir im Wesentlichen die Bildung der Caenomorpba. Zum Verständniss derselben ist noch hervorzu- heben, dass der rechte, oder bei dem flachschraubigen Verlauf eigentlich vordere Rand der Peristomrinne stark über den linken oder hinteren vor- springt, so dass die Peristomrinne nach hinten schaut, was auch schon bei Metopus angedeutet ist. Ferner besitzt Caenomorpba eine bei den übrigen Heterotrichen nicht vorkommende Reduction des Cihen- kleides. Neben der adoralen Zone, welche in der Peristomrinne, also ziemlich versteckt läuft, findet sich aussen, auf dem rechten oder vorderen Peristomrand noch eine Zone ansehnlicher Bewegungscilien , welche auch schon bei Met opus als eine Zone grösserer Cilien hervortritt. Ferner finden sich an der linken Seite einer Rinne, welche vom vorderen Körper- pol (also dem Scheitel der Glocke) zum aboralen Peristomende führt, zwei Reihen sehr langer Girren. Bütschli beobachtete aber auch Caenoraorpha- formen, die sich nicht wesentlich von den eben geschilderten unter- schieden, welchen aber jene grossen Girren fehlten. Die Familie der Bursarina (in dem von uns vorgeschlagenen Um- fange) lässt eine gewisse Unsicherheit über die natürliche Zusammen- gehörigkeit ihrer Glieder nicht verkennen. Einerseits finden wir hier Gat- tungen, wieBalantidium und Balantidiopsis (68,2—3), von sehr ein- facher Bildung und namentlich Peristombeschaffenheit, welche unverkenn- bar mit den ursprünglicheren Plagiotomineu ziemlich nahe verwandt sind. Die Gestalt ist wie bei allen Bursarinen eine mehr oder weniger bentelförmige; nur bei Condylostoma wird sie lang beutel- bis wurraförmig. Seitliche Comprimirung, in Erinnerung an die Plagiotomiua, findet sich nur noch bei Balantidiopsis; sonst zuweilen eine geringe dorsoventrale Abplattung. Zuspitzung des Hinterendes ist gelegentlich ausgeprägt, nie jedoch ehi Schwanzaiihr.ng. Das Peristom von Balantidinm und Balantidiopsis ist ähnlich einfach, wie das der ursprünglicheren Plagiotomineu; da es aber vorn breiter ist, erscheint es als dreieckiges Feld, welches recht 1238 Ciliata. kill/ bleiben oder bis zur Köri)eiinittc reichen Icann. Die adorale Zone zieht an seinem ganzen linken Kand hin, biegt jedoch vorn nicht oder nur wenig nach rechts um. Wie bei allen Hursaiinen ist das Peristom- teld unbewimpert. Eine höhere Entwicklung erlangt das Pcristom von Condylostoma (67, 4). Es ist vorn so breit, dass es den schräg abgestutzten Stirnraud völlig einnimmt, daher auch viel deutlicher drei eckig. Die Zone zieht auf dem Stirnrand nach rechts bis zum Beginn des rechten Körperrandes. Ferner ist der rechte Peristomrand in eine wenig vorspringende Lamelle erhoben , welche vorn, wo sie in den Stirn- rnnd umbiegt, ein mehr oder weniger deutliches Eck bildet. Eine höchst merkwürdige Entfaltung erlangt das Peristom bei der grossen Bursa ria (67, 6). Es lässt sich etwa vom Peristom einer Condylostoma herleiten, nur haben wir uns dasselbe bis über die Körpermitte nach hinten ausgedehnt und in einen, sich allmählich ver- engernden , nach links gebognen , trichterförmigen Schlund fortgesetzt zu denken. Die breite adorale Zone zieht dem linken Peristomrand entlang und setzt sich bis ans Ende des Schlundes fort; vorn reicht sie jedoch nur bis ans linke Ende des Stirnrands, eine Umbiegung auf den Stirnrand fehlt ganz. Das Peristom ist zu einer weiten Höhle stark verlieft, was dadurch vermehrt wird, dass der rechte Rand weit mehr wie bei Condylostoma in eine Lamelle auswiichs, welche sich ventralwärts umbiegt und die mittlere Partie der Zone verdeckt. Indem sich der freie Rand dieser Lamelle dem linken Peristomrand stark nähert, wird bewirkt, dass der Eingang in die Peristomhöhlc zwar vorn an der Stirn weit offen ist, sich auf dem Bauch aber zu einem Längsspalt verengt, dessen Weite durch Contractionen der Ränder verändert werden kann. Dazu gesellt sich endlich noch ein seltsames Verhalten am hinteren Rand dieses ven- tralen Peristomspaltes. Es scheint, dass nachträglich die hintere Partie des linken Peristomrandes nach rechts über den hintersten Theil des Spaltes herüberwuchs und etwas rechtsseitig vom rechten Peristomrand mit der ventralen Fläche der Lamelle verwuchs. Eine ähnliche Erschei- nung beschrieb Stein auch von Balantidium Entozoon (s. 68, 2a, hy). Damit wurde der hintere Theil der Peristomhöhle von Bursaria ven- tral abgeschlossen und ist dadurch ausgezeichnet, dass der ursprünglich freie und mit Cilien bekleidete hintere Theil des rechten Peristomrands, welcher tiberwachsen wurde, septumartig in diesen geschlossenen Theil der Peristomhöhle hineinragt (67, 6a und 68, la spt). Er scheidet die- selbe eine Strecke weit in zwei unvollständig getrennte Räume, welche hinten im Schlund wieder zusammenfliessen. Die letzte und in mancher Hinsicht recht eigentbümlich differen- zirte Familie der Stentorina beginnt mit ursprünglicheren Formen (Cli macostomum, 68, 4), deren Gestalt und Peristorabildung leb- haft an gewisse Bursarina, speciell Condylostoma, erinnern. Dennoch verräth die Bewimperung des Peristomfeldes und seine damit zusammen- hä,ngende Streifung die Zugehörigkeit zu den typischen Stentorinen. Allgcm. Morplioloj^ne (Hcterolriclia ; Farn. Bursarina. Stciitoriiial 12;V.I Hierzu gesellt sieb schon die Tendenz der PeristouifläcLe, hieb all niäblicb senkrecht zur Körperaxe zu stellen, also eine Art Stirn- fläche des Körpers zu bilden , indem sie sich gleichzeitig stark in die Breite entwickelt. Diese Eigenthümlicbkeiten kommen bei Stentor (68, 5) zu voller Entwicklung. Die Gewohnheit, sich vorübergehend mittels des Hiuterendes festzuheften, führte zu einer stielförmigen Verlängerung des letzteren, welche wenigstens im gestreckten Zustand der sehr con- tractilen Thiere stets deutlich hervortritt. Das ganz senkrecht zur Längsaxe gestellte und ans Vorderende gerückte Peristom ist zu einer Stirnfläche des nach vorn gewöhnlich trichter- oder trompeten- förmig verbreiterten Körpers geworden. Gleichzeitig verlängerte sich das aborale Ende der Zone längs des rechten Peristomrandes bis zum Mund, so dass die Zone einen völligen Umgang beschreibt. Ihr aborales Ende liegt etwas höher wie der Mund, wodurch der linksaufsteigende Schraubenverlauf der Zone sehr deutlich wird. Von der. oralen Partie des linken Peristomrandes zieht eine Lamelle nach rechts über den Mund, um sich rechts zwischen Mund und aboralem Ende der Zone zu befestigen (sog. Hypostom Stein), eine Bildung, welche an das schon bei Balan- tidium und Bursaria Beschriebene erinnert. Streifung und Bewimperung der Peristomfläche sind im Wesen identisch mit den Verhältnissen bei Climacostomum. Sehr interessant ist die Weiterbildung des Peristoms bei der marinen Folliculina (69, 3). Es leitet sich im Allgemeinen von einer etwas ursprünglicheren Einrichtung ab, wie sie bei dem sog. Stentor \uricula (Kent) Gruber erhalten ist, wo nämlich die Oralregion des Peristoms ventralwärts noch eine Strecke weit nach hinten zieht, demnach nicht die gesammte Peristomfläche wie Jsei den typischen Stentoren zur senkrechten Stirnfläche wurde. Bei Folliculina wächst nun das Peristom nach rechts und links ungemein in die Breite aus. In dieser \\ eise bilden sich zwei Peristomflügel, ein rechter und ein linker. Da diese Flügel .leichzeitig auch etwas nach vorn gerichtet sind, vertieft sich die 1 eristom- Säche trichterförmig. Das Hervorgehen dieses Peristoms aus ^em der ei- wähnten Urform, bewirkt, dass die beiden Flügel aut der Baucbse.tet.ee gespalten sind. Die adorale Zone ve.läuft bei FoUicul.na .m Wesentlichen wie bei Stentor; das aborale Ende beginnt daher an der ventralen Basis des rechten Flügels und die Zone umzieht von da aus den ^^^^ stomrand, um sich mit ihrem oralen Ende m Mund und ^^ -^ einzusenken. Möbius' Angabe (751), dass sich auch das abo-le Ln der Spirale durch den Schlund fortsetze, in ^^lesem Verlaute .d das o^^^^^^^ kreuze, halte ich für unwahrscheinlich. Es stimm weder -* Jen Ang^^^^^^^^^^ früherer Beobachter, noch Hesse sich dafür irgend e.ne Analogie au hndei Von HeterotHchen und wahrscheinlich stentonnena.tigen oruie^^ leiten sich zweifellos die übrigen Unterordnungen '^:J^;^;^'J^ bei welchen überall eine Tendenz zur ßeduction des Cihenkleides staik hervortritt. 1 240 Ciliata. Die nächsten Ikziehungcn zu stentorinenartigen Formen bewahrten diejenigen kleinen Ciliaten, welche wir zur Unterordnung- der Oligo- tricha zusammenfassen, Ihre einfachen Gestaltsverhältuisse sehwanivcn zwischen irmig gewundener, feiner Faden fort, der sog. Stielmuskel. Eine genauere Besprechung dieser Theile wird erst ein folgender Abschnitt bringen. Eine eigenthümliche morphologische Stellung nimmt die kleine Unter- familie der Lagen ophryiua ein, doch bedarf sie in mancher Hinsicht genauerer Aufklärung. Lagenophrys (75, 6) hat einen etwa ovalen bis herzförmigen, auf der aufliegenden Unterseite flachen, auf der oberen Seite massig gewölbten Körper. Das Gehäuse, welches im Allgemeinen die Gestalt der Thiere nachahmt, lassen wir hier unberücksichtigt. Ganz am Vorderende der Oberseite findet man ein sehr kleines Peristom mit Saum und operculariaartigem, erhobenem Discus. Der Verlauf der Zone, wie der gesammte Bau dieser Peristomeinrichtung zeigt grosse Ueberein- stimmung mit den übrigen Vorticellidinen und verräth, dass die Lageno- Fig. äiider eine körnige Hc- .schaffenlicit. Der optische Durciischnitt der dicken Membran von Disco pbrya gigantea besitzt nacb Maiipus eine feine radiäre Stricbelung, welcbe ihr Entdecker auf den Durchtritt von Cilienverlängerungen bezichen möchte. Ich glaube, dass auch hier eine Structur vorliegt, wie sie nur gröber und deutlicher der Alveolarschicht zukommt. Schliesslich finden wir bei einer von Schuberg studirten Isotrichine (Dasytricha Ruminantium) dicht unter der äusseren dunklen Membran noch eine zweite, etwas dünnere, von der ersteren durch einen hellen Zwischenraum getrennt. Ich vermuthe, dass beide Membranen die Grenzlamellen einer sehr fein structurirten Al- veolarschicht bilden, deren minutiöses Wabenwerk nicht zur Ansicht kam. Diese Verbältnisse, namentlich die Structur bei Discophrya und das Verhalten bei Isotricha machen es möglich , dass die dicke sog. Cuticula wenigstens in manchen Fällen nicht nur der äusseren Grenzlamelle der Alveolarschicht, sondern einer verdichteten und sehr fein structurirten derartigen Zone in ihrer Gesammtheit entspricht. Neuere, erst nacli der Abfassung des Manuscripts gemeinsam mit Schcwiakoff ge- sammelte Erfahrungen erlioben die letztausgesprochne Vernnithung zur Gewissheit und ver- ändern mancherlei in der vorstehenden Schilderung. Da ich diese nicht ■wohl durchgreifeml ummodeln l schiebt eine stärkere Entwicklimg und damit auch wohl Isolirbarkeit er- langen kann. Hier ist eine äussere Membran, weiche einer Pellicula im engeren Sinne am ehesten entspricht, wohl durchgängig vorhanden. Bei Vorticella und Verwandten erscheint sie relativ dünn; dicker wird sie beiEpistylis und namentlich Opercularia. Nach innen ist sie durch einen scharfen Contur begrenzt. Meist erscheint sie ganz hyalin farb- los, seltener, wie bei gewissen grünen oder gelblichen Vorticellen, grün oder gelblich; die Färbung scheint ihren Sitz wesentlich in der Pellicula zu haben. Auch bei Opercularia articulata fand ich sie manchmal etwas gelblich, lieber die Abhebbarkeit der Vorticellinen -pellicula durch Reagentien ist leider nur wenig bekannt; dass dies für die relativ stär- kere Pellicula von Epistylis und Opercularia durch Essigsäiireein- wirkung gelingt, betont Stein. Daraus lässt sich auf eine weitere Ver- breitung dieser Isolirungsfähigkeit der Pellicula schliessen. Ohne specielle Untersuchungen über diesen Punct vorgenommen zu haben, scheint mir doch auf Grund meiner Erinnerungen, dass bei zahlreichen Formen mit zarterer Pellicula die Abhebung nur schwierig oder nicht eintritt. Bei der mit den Vorticellinen verwandten Spirochona gelingt die Abhebung der ziemlich kräftigen Membran mittels Alkohol (Hertwig). Eine innere Structur der Pellicula bemerkt man nicht, dagegen zeigt sie bei den meisten Vorticellinen eine deutliche äussere Sculpturirung, welche bei anderen Ciliaten nicht gefunden wurde. Dieselbe besteht in einer gewöhnlich sehr feinen Querringelung der äusseren Fläche. Nur den Urceolarina und Lagen ophry in a scheint diese Zeichnung zu fehlen. Bei Trichodina Pediculus unter den ersteren erwähnt James-Clarke (413) auf der Pellicula, welche er vom übrigen Ectoplasma nicht unterschied, eine dichte Bedeckung von feinen zuge- spitzten Rauhigkeiten, auch kurze, jedoch nicht activ bewegliche Cilien genannt; es wäre nicht unmöglich, dass diese Bildung mit der Sculptur der übrigen Vorticellinen vergleichbar ist. Unter den Vorti- cel lidinen scheinen nur gewisse Opercularien (z, B. articulata) un- geringelt zu sein, doch datiren die Angaben aus älterer Zeit. Die Untersuchung des optischen Längsschnittes der Pellicula ergibt leicht, dass die Ringelung durch stärkere oder schwächere, convexe Er- hebungen der Pellicularoberfläche und dazwischen verlaufende Mingfurchen hervorgerufen wird; also nicht etwa der inneren, glatten Pelliculartlächc angehört, wie seiner Zeit Everts behauptete. Erhebung und Breite der Ringel hängen, abgesehen von specifischen Verschiedenheiten, auch vom Contractionszustand der Thiere ab. Ueberhaupt ist es wahrscheinlich, dass die Erscheinung physiologisch mit der starken Contractionsfähigkeit der Vorticellinen zusammenhängt, da wir auch bei Metazoen (z. B. Nematoden) unter nicht ganz unähnhchen Verhältnissen eine Ringelung der K()rpcr- haut bemerken. Wie betont, ist eine feinere Structur der Ringel nicht bekannt; Evert's Angabe, dass sie Reihen feiner Körnchen sind, scheint mir auf Verwechslung mit den Körnern der darunter liegenden Bronn, Klassen des Tliier- Reichs. Protuzoa. «SO 1260 Ciliata. Alveolarschicht zu bernlien. — Stein vertrat 1867 (p. 30) die Ansicht, dass die Kingel bei Vorticclla niicrostonia (und wohl allgemein) nicht ge- schlossen seien, sondern auf einer sehr niedrig -schraubigen Körper- streit'nng beruhten, wobei er wahrscheinlich von dem Bestreben ge- leitet wurde, die Kingelung mit den sog. Körperstreilen der übrigen Infu- sorien 7A\ homologisiren. Mit Greeff (467) und Anderen muss ich mich gegen Stein's Auffassung aussprechen ; ich konnte wenigstens nie etwas sehen, was dieselbe unterstützte. Die von Lachmann zuerst (274) geäusserte Meinung, dass die Er- scheinung von ringförmigen Muskelfasern unter der Pellicula herrühre, wurde von Stein 1867 wenigstens insofern adoptirt, als er sie mit den Körperstreifen anderer Ciliaten zusammenstellte und letztere als unvoll- kommene Muskelfasern deutete. Wir werden später sehen, dass dieKörper- streifeu nicht mit der Ringelung der Vorticellinen vergleichbar erscheinen, da sie keine Pellicularbildungen, sondern Reliefverhältnisse der gesammten Oberfläche sind, an welchen die Pellicula nur Theil nimmt. Eher könnte man die feine Längsstreifung, welche Hertwig an der Pellicula der Spiro- chona beobachtete, auf eine der Körperstreifung der übrigen Ciliaten ent- sprechende Bildung zurückführen. Die Feinheit dieser, bei jugendlichen Exemplaren besonders bemerkbaren Streifung, spricht aber mehr für eine blosse Pellicularstructur. — Schon Greeff betonte richtig, dass die Ringelung eine rein pelliculare Bildung ist, daher mit Muskelfasern nichts zu thun habe. Auch Wrzesniowski (546) schloss sich für Ophrydium dieser Ansicht an, obgleich seine Erklärung, dass die Ringelung auf „Erhöhungen des Aussenpareuchyms" zurückzuführen sei, nicht recht in das Wesen der Sache eingeht. Bei den meisten Vorticellinen scheint die Pellicula keine grössere Resi- stenz gegen äussere Einwirkungen zu haben, wie bei den übrigen Ciliaten ; wo sie jedoch dicker ist, wie bei Epistylis und namentlich Opercularia, wird auch ihre Resistenz eine beträchtlichere. Dies folgt namentlich daraus, dass man zuweilen abgestorbenen Körpern dieser Vorticellinen begegnet, deren Inneres bis auf die erhalten gebliebene Pellicula völlig zerstört ist. Schon Stein betonte dies 1854 für 0 p e r c u 1 a r i a b e r b e r i n a ; später berichtete Kent (601, p. 711) dasselbe von 0. nutans. Claparede-Lachmann wollen die gleiche Erscheinung auch bei Epistylis plicatilis beobachtet haben; Lachmann sogar, wie hier bemerkt werden mag, beiParamae- cium Aurelia. Bei letzterer Form muss dies aber, wenn es überhaupt vorkommt, sehr selten sein ; vermuthlich lag nur ein sehr gequollnes, oder von Parasiten innerlich stark zerstörtes Exemplar vor, nicht aber eine reine Pellicula, was auch daraus gefolgert werden dürfte, dass die ganze Trichocystenzone mit der Pellicula in Zusammenhang geblieben sein soll. Für die erhebliche Resistenz der 0 percularienpellicula spricht ferner der von Stein bei Opercularia aiticulata verfolgte Häutungs- proeess (428, p. 32). Die Pellicula hebt sich zunächst von dem unter- liegenden Plasma bis auf zwei Stellen ab, einmal die ringförmige Linie Pcllicula und Alveolarschiclit (Voiticellinen ; callgoin. Verhalten g-eg-en Keagentien). 12G7 oder Einscliiiiii-mig, aus welcher der hintere -Cilienkraiiz ents])riiigt, der bei allen in Häutung begriffenen Thieren entstanden war und ferner die Umschlagsstelle der Pellicula in das Vestibulum. Wir werden später noch erörtern, dass an der Ursprungslinie des hinteren Winiperkranzcs dauernd eigenthümliche Verhältnisse in der Pellicula vorliegen. Hierauf löst sich der Körper an der erstgenannten Stelle ab, wobei ihm der Cilienkrauz folgt; erst später tritt auch die Trennung am Vesti- bulareingaug ein und aus der dabei entstandenen Oeffnung schlüpft die gehäutete Opercularia aus, um sich schwimmend zu entfernen. Ob die abgeworfene Haut an der Urspruugslinie des hinteren Cilienkranzes eine Unterbrechung besitzt, konnte leider nicht festgestellt werden. Die grössere Widerstandsfähigkeit der Pellicula genannter Vorticel- linen zeigt sich weiter in ihrem Verhalten gegen Keagentien. Während die dünneren Membranen von Vorticella und Carchesium l)ci Druck oder Zusatz einer Spur Ammoniak Avie die der übrigen Ciliuten zcr- fliessen, gelingt dies bei den ersteren nicht so leicht, wie schon die ausgefaitlten Pelliculae beweisen. Dennoch scheint die chemische Wider- standsfähigkeit nur gradweise von der gewöhnlicher Pelliculae ver- schieden zu sein. Wie jene aller übrigen Ciiiaten wird nach Stein's Er- fahrungen auch die Pellicula der Opercularia von Kali oder concentrirter Schwefelsäure, unter vorheriger Quellung, zerstört; nur dauert dies etwas länger wie bei den übrigen. Jod soll nach Stein (s. speciell 2Ö1, p. 81 und 117) die Pellicula der Vorticellinen nicht färben, was Grecff (4(57) und Certes (590) bestätigten*); ersterer erhielt auch mit anderen Färbemitteln (welche nicht näher specialisirt werden) keine Tiugirung. Die Eiweiss- reaction mit Zucker und concentrirter Schwefelsäure lässt nach Stein die Pellicula der Opercularieii ungefärbt, während sich Plasma und Nucleus lebhaft roth tingiren. Jedenfalls folgt hieraus, dass Eiweiss in grösseren Mengen in diesen Pelliculae nicht mehr vorkommt. An dieser Stelle schalten wir ein, dass Engelmanu für zahl- reiche Vorticellinen die Doppelbrechung der Pellicula erwies (51(;, p. 440 Anm.). Nach seinen Erfahrungen ist dieselbe optisch einaxig; die optische Axe läuft parallel zur Körperoberfläche in einer Ebene, welche durch die betreffende Stelle der Oberfläche und die Körpernxc gelegt wird. Im Allgemeinen scheint die Kraft der Doppelbrechung mit dem Festigkeitsgrad der Pellicula zuzunehmen. Die leichte Zerstörbarkeit der Pelliculae der übrigen Ciiiaten durch Kali oder Schwefelsäure betonte gegen Cohn (251) schon Kölliker (386) und später wieder Maupas. Cohn glaubte aus der angeblichen Resistenz der Pellicula von Paramaecium gegen die genannten Ke- agentien auf deren chitinige Natur schliessen zu dürfen und beurtheilte sie daher auch wie die Chitincuticulae der Metazoen als ein Secretions- product. Ihm schlössen sich Clapa rede- Lachmann und viele Andere '•■) Ich halte iliese Angaben jedoch für unsicher. 80* 12()8 <"^iliat^- an. Auch Stein vertrat diese Meinung ISO? bestimmter wie früher (428, p. 33) und erklärte die Pellienla (Cuticula) für ein „amorphes, gallert- artiges, später erhärtendes Absonderungsproduet des Kcirperparencbyms, analog der Zellmembran'', aber auch nahe verwandt mit den Cjstenhüllen und Gehäusen der Infusionsthiere. Gegen eine Zusammenstellung der Pellicula mit den secernirten Cysten- hiillen und Gehäusen, welche auch KöUiker schon 1864 vertrat, obgleich er die chitinige Natur leugnete, sprach sich Mau pas (677) mit Recht aus, indem er betonte, dass die Pellicula kein todtes Absonderungsproduet, sondern ein lebendiger Theil des Körpers sei, wie ihre innige Verbindung mit letzterem und namentlich ihr Verhalten bei den Theilungen zeige. Wir stimmen ihm hierin völlig bei. Die Pellicula der meisten Ciliaten ist ohne Zweifel eine rein oder fast noch rein plasmatische Membran; wo sie grössere Resistenz besitzt und auch chemisch vom Plasma mehr oder w^eniger abweicht, wird dies, wie Klebs (s. p. 679) für die sog. Cuticulac der Flagellaten zeigte, auf der Einlagerung eines besonderen Stoffes in die ursprünglich plasmatische Membran beruhen, welcher ihr grössere Festigkeit und Widerstandsfähigkeit gibt. Dies unterscheidet solche Mem- branen, wie ich mit Klebs*) gerne anerkenne, wesentlich von den im pflanzlichen und thierischen Reich gewöhnlich Cuticulae genann- ten Absonderungsmembranen, die als Cystenhüllen und Gehäuse auch bei den Protozoen und speciell den Infusorien vorkommen. Wir er- setzten daher auch den seither gebräuchlichen Namen Cuticula durch die Bezeichnung Pellicula. Sie entspricht den von uns bei den Grega- riniden und Flagellaten noch als Cuticula bezeichneten Membranen, welche daher künftighin auch besser Pellicula genannt werden. Da- gegen kann ich in Uebereinstimmung mit Klebs die Identificirung der Pellicula mit einer Zelhiiembran, wie es Mau pas nicht nur für die eigent- liche Pellicula, sondern sogar für die ganze Alveolarschicht, wo eine solche entwickelt ist, versuchte, nicht zustimmen. Wo Zellmembranen, wie im pflanzlichen Reich am klarsten vorliegen, sind sie, soweit bekannt, eben Secretionsgebilde, welche namentlich an der Theilung nicht parti- eipiren. Vergleichbar mit wirklichen Zellmembranen ist daher nicht die Pellicula, sondern sind die Cystenhüllen und Gehäuse der Infusorien. Wir müssen beide Kategorien der Membranbildung wohl unterscheiden, ohne vorerst ganz bestimmt behaupten zu können, dass dieselben absolut und nicht doch nur gradweise verschieden sind. Schon die verschiedene Auffassung, welcher die Zellhautfrage auf botanischem Gebiet noch unter- liegt, muss in dieser Beziehung zur Vorsicht mahnen; weiter aber auch die oben besprochene Erfahrung, dass sieh derartige Pelliculae unter Um- ständen vom Körper lösen k()nnen. So fein sind unsere Untersuchungen noch nicht, dass wir mit voller Sicherheit die directe Theilnahme einer *) üebcr die Organisation der (Jallertc bei einigen Algen und Flagellaten. Unters, aus dem botan. Instit. Tübingen Ed. II. p. 40:? IT. 18S7. Pellicula u. Alveolarricbicht. Boioiidorc PuUiculari-oljiUlc. 12(j|) äiissersten Plasniaschicht bei der Bildung der sog. Öecretionsiiiembranen allgemein leugnen könnten. Wir müssen nun untersuchen, ob bei den Vorti cell inen eine Alveolarschicbt (abgesehen von der Pellicula als äusseren Grenzmcrnbran derselben) vertreten ist. Leydig entdeckte 1857 unter der Pellicula eine ein- lache Lage feiner, dichtgestellter Körner, welche er als Nnclei betrachtete-*^). Stein leugnete diese Deutung schon 1867 (p. 9), ohne sich jedoch über die Natur der Körner zu erklären. Greeff verhielt sich zweifelnd. Ich betonte zuerst 1876 (p. 12 Anm.), dass die Körner durch feine Fädcheu zu einem Alveolenwcrk verbunden werden. Die genauere Untersuchung grösserer Formen, speciell Epistylis Umbellaria L. (flavicans E.) ergibt, dass jene Körner sich ebenso verhalten wie diejenigen, welche wir in den Kanten der Alveolarschicbt gewisser Heterotricben fanden- Bei erwähnter Epistylis ist die Alveolarschicbt im optischen Längsschnitt deutlich als eine sehr dünne, radiär gestrichelte Zone unter der Pellicula zu verfolgen, wie schon Schuberg betoute. Ein solcher Durchschnitt zeigt ferner, dass die Körner wie bei Condylostoma in den Alveolen- kanten ganz peripherisch, direct unter der Pellicula liegen. Eine recht entwickelte Alveolarschicbt dürfte ferner nach Sehn eider 's Unter- suchungen (561) der eigenthümlichen Trichodinopsis zukommen. Schneider spricht von radiär gestellten Stäbchen, welche besonders deutlich auf der Haftscheibe zu bemerken siud. Da von ausschnellenden Fädeu nichts zu entdecken w^ar, so ist die Beobachtung wohl sicher auf eine Alveolarschicbt zu bezieben. Bei den übrigen Vorticellinen, speciell Vorticella und Carchesium, ist die Alveolarschicbt äusserst dünn und daher auf dem optischen Längsschnitt bis jetzt nicht klar beobachtet worden, nur die Köruerlage ist sehr deutlich. Genaue Beobachtung der Flächenansicht zeigt aber doch, dass die Körner auch hier netzig verbunden sind und dass kurze radiäre Fädchen von ihnen nach Innen abgehen. Daraus geht wohl sicher hervor, dass die Bildung im Wesen die gleiche ist, wenn auch viel feiner und schwerer aufzuklären. Manchmal, so bei Epistylis plicatilis siud die Körner ziemlich regelmässig in Längsreihen geordnet, worauf wir später, bei Besprechung der Myophautibrillen nochmals zurück- kommen werden. b. Besondere Pelliculargebilde. Es scheint noch etwas zweifel- haft, ob alle in diesem Abschnitt aufgeführten Gebilde hierher gehören, ob darunter nicht durch Secretion entstandene sich linden, welche richtiger den Skelet- und Gehäusebildungen angereiht würden. Der mangelhafte Stand unserer Erfahrungen lässt in manchen Fällen keine sichere Entscheidung zu, so dass nichts übrig bleibt, als eine provisorische Zusammeustellmig. *) Noch 1S85 (S22, p. 29) wiederliült Loydig diese Beliauptung und sucht die Ivünicr nun ganz irrthümlich mit den „Nebeukeruen^' (Micronuclei) zu identificircn, Angeblich soll Engelmann 1S62 seine Deutung bestätigt haben, wovon ich in der citirteu Schnft L. s nichts finde. Vielleicht ist E.'s Arbeit von lS7ü gemeint, da L. behauptet, dass E. die Ent- stehung der Körner durch Theilung des Nucleus verfolgt habe. Hier, wie bei anderen (>o- legenhciten bemerken wir eine ungenügende Oricntirung L.'s über die Infusorien uuil eiu, wie mir scheint, geflissentliches Ignorircn meiner Arbeiten. 1270 Ciliata. Einer eigenthümlichcn Pellicularz eich nun g oder -Difrcrenzirung begegnen wir bei einigen Chilodoutinen. Am besten bekannt ist die- selbe von Chlamydodon, wo sie Stein entdeckte und Entz später genauer studlrte. In geringer EntCerniing vom Körperrand (61, 5) findet sich ein massig breites Band, das letzterem parallel läuft und ihn völlig um- zieht. Stein verlegte dasselbe auf die Bauchseite, wogegen Entz bestimmt versichert, dass es der unbewimperten Rückenseite angehöre, was auch schon auf einer der Lieberkiihn'schen Tafeln deutlich angegeben ist. Nach Innen und Aussen wird das Band von einer scharfen Linie begrenzt; zwischen beiden Linien spannen sich dichtgestellte feine Qnerstreifen aus, welche da, wo sie die Grenzlinien treffen, zu dunklen Punkten anschwellen (nach Stein sollen dies Grübchen sein). Nach Entz findet sich dasselbe Band, wenn auch viel zarter bei der kleinen Varietät von Chilodon Cucullulus (dem Chilod. uncinatus Ehrbg.), während es der grossen fehle. Ver- mutheu möchte ich, dass auch die ganz ähnlich erscheinende Halb rinne, welche Stein auf der Bauchfläche von Opisthodon (61, 3) beschreibt und deren Verlauf dem Bande von Chlamydodon entspricht, hierher gehört. Dies wird noch wahrscheinlicher, da Stein auch das Gebilde von Chlamy- dodon einen bandförmigen „Eindruck'' nennt. Bei Opisthodon vereinigen sich die beiderseitigen Hälften des Bandes vorn zu einer kurzen unpaaren Strecke, welche zur Körperspitze zieht; hinten scheint das Band zuweilen etwas undeutlich zu werden. Sollte sich die Identität beider Gebilde be- stätigen, so wird es wahrscheinlich, dass auch das Band von Opisthodon auf der Rückseite liegt, obgleich Stein bestimmt versichert, dass sich die Bewimperung der Bauchseite auch auf das halbriunenförmige Band er- strecke. Betonen möchte ich, dass mir trotz Entz' Versicherung die pelli- culare Natur des Bandes noch etwas zweifelhaft erscheint; es könnte sich vielleicht doch um eine oberflächliche, plasmatische Differenzirung handeln. Wir gedenken an dieser Stelle ferner gewisser Zeichnungen , welche zuweilen auf der Oberfläche von Euplotes vorkonuuen, ohne versichern zu wollen, dass dieselben wirklich pellicularc sind. Schon Stein beob- achtete, dass die seitlichen ventralen Rippen von Euplotes Charon manchmal durch Reihen von „Körnchen" ersetzt werden. Später beschrieb Rees (631) auf den schwach erhobenen Rückenkielen von Euplotes longipes Reihen eigenthümlicher sternförmiger Gebilde, über deren Natur er unsicher blieb; seine Vermuthung, dass sie Vacuolen, viel- leicht sogar contractile, seien, scheint sicher unbegründet. Endlich schil- derte Stokes (753) bei einem sog. Euplotes plumipes auf dem glatten Rücken Reihen solcher Gebilde, welche er als sternförmige Er- hebungen betrachtet. Aufklärung über die eigentliche Natur dieser Zeich- nung kann nur genaueres Studium geben. Zu den durch stärkere locale Erhärtung entstandenen Pellicular- gebildeu rechnen wir nach Stein's Vorgang auch die Haftapparate der Opalinidengattuug Hoplitoph rya (65, 3 — 5). Dieselben bestehen jeden- falls aus einer ziemlich festen , aber wie der gleich zu besprechende Besorid. Pclliculargebilde (Haftorgaiic von Iloplitophrya, llaftrii.g der Urccolarii.a). 1271 Haftring vou Trichodina leicht zerstörbaren Substanz; sie mit Stein „hornartig-'' zu nennen, liegt kein Grund vor. Im einfachsten Fall findet sich ein feines leisten- oder stabartiges Gebilde, welches vom vorderen Kürper- ende eine kurze Strecke nach hinten zieht (H. secans St.); bei der speci- fisch kaum verschiedenen sog. 0 p a 1. s p i c u 1 a t a W a r p a s c h o w s k y 's da- gegen zwei Drittel der Körperlänge erreicht. Stein verlegt die Leiste in die Pellicula; nach Warpascho wsky soll das sog. „Spiculum" im Körper- innern liegen, was mir unwahrscheinlich vorkommt. Bei H. elavata Leidy sp. (= H. securiformis St.) findet sich eine ähnliche Leiste, welche vorn eine etwas schief aufgesetzte Querleiste trägt, die dem schief ab- gestutzten Vorderendc parallel läuft (4c). Eine von Lieberkühn abge- bildete Form, welche wahrscheinlich von der ersterwähnten H. secans nicht specifisch verschieden ist, besitzt am Vorderende der Leiste einen pfeilspitzenartig gestalteten Aufsatz, der zweifellos der etwas umgebildeten Querleiste entspricht (4 b). Bei einigen anderen Hoplitophryen finden wir nun die pfeilspitzenähnliche Querleiste noch, aber nicht mehr die Längsleiste. Bei H. pungens ist der Apparat eine solche Querleiste am Vorderende mit nach vorn gerichteter kurzer Spitze. Bei H. falcifera und Lumbrici hat sich aus der vorderen Zusammenstossungsstelle der beiden rückwärts gebognen Schenkel der Querleiste ein bauchwärts ge- richteter, über die Bauchfläche frei vorragender Haken entwickelt (5). Der linke Schenkel der Querleiste scheint mehr oder weniger verkümmert zu sein, wenn er auch bei H. falcifera (linker Hornbogen Stein's) recht lang ist. Bei H. Lumbrici soll dieser linke Ast nach Stein sogar ganz verküm- mert sein, doch scheint in der sog. „Falte'' ein Rest desselben vorzuliegen. Stark verkümmert ist der ganze Apparat bei H. recurva Clap. u. L., erscheint nur als eine kleine, qriere, häkchenartige Bildung in einiger Entfernung hinter dem Vorderende. Unsicher scheint es, ob die beiden stark gekrümmten Haken, w^elche bei H. uncinataM. Seh. sp. (3a— b) aus der saugnapfartigen Vertiefung des Vorderendes entspringen, auf die isolirten Schenkel der Querleiste anderer Hoplitophryen zu beziehen sind. Eine merkwürdige und recht complicirte Bildung ist der Haft- ring, welcher die Haftscheibe aller Urceolarinen (T. 72, 73) aus- zeichnet. Er ist eine pelliculare Differenzirung, welche in der con- caven Unterfläche der Haftscheibe liegt und sich mit dieser der Unterlage, auf welcher die Trichodinen kriechen, anschmiegt; daraus geht hervor, dass der Apparat recht biegsam ist. Beim Absterben löst er sich leicht ab, was schon Lieberkühn abbildete und Quennerstedt wie James- Gl arke berichteten; auch fanden alle drei Forscher, dass der isolirte Haftriug nach einiger Zeit in einzelne Stücke zerfällt. Hieraus darf man entnehmen, dass die einzelnen, wohl mehr erhär- teten Stücke von einer gewöhnlichen Pellicula zusammengehalten wer- den; da diese sich leicht auflöst, zerfällt das Ganze • in die ein- zelnen Constitnenten. Der Haftring zeigt kaum grössere AViderstands- fähigkeit gegen Reagentien wie die Pellicula; nach Stein genügt schon 1272 Ciliata. Essigsäure zu sciucr Zerstörung; Kali be\virkt nach mir dasselbe. Nach Euo-elniann (516) ist auch die Substanz des llaftapparates optisch ein- axig- düppelbrechcud und die optische Axe der einzelnen Elemente scheint, soweit ich seine kurze Angabe verstehe, mit deren Längsaxe zusammenzufallen. Die genaueste Schilderung des Haftringes gab James-Clarke (413) von Trichodina Pediculus, doch finden sich schon sehr gute Abbildungen auf Lieberkühn's Tafeln Die den Apparat aufbauenden Tlieile sind (72, 14): 1) Ein peripherisches, massig breites und dünnes Ringband (rm), welches selbst wieder aus zwei aufeiuanderliegenden Membranen besteht, einer äusseren sehr tein radiär gestreiften und einer inneren grober gestreiften. Au der äusseren Peripherie des Ringes entspringt der hintere Cilienkranz, von dem dünnen membranartigen Randsaum der Haftscheibe etwa zur Hälfte bedeckt. In der inneren Region des Ringbands, jedoch von demselben nach aussen überragt, findet sich 2) ein Ring von 22-24 hakenartigen dunk- leren Gebilden (h). Auf je 4 der gröberen Streifen des Ringbandes kommt ein Haken. Betrachtet man einen isolirten Haken (14b, h), so bemerkt man, dass er aus einer tangentialen Basalleiste und einer 'ge- krümmten äusseren Radialleiste besteht; doch setzt sich eine dünne Platte von der einen Hälfte der Basalleiste längs der convexen Krümmung der Radiärleiste fort. Genauere Angaben über die Lage dieser Haken zu dem Ringband kann ich nicht finden. Jedenfalls scheint das Band den Haken- ring zusammen zu halten, denn letzterer soll erst auseinanderfallen, wenn sich das gestreifte Ringband abgelöst hat. Wahrscheinlich dürften die Haken unter dem Riugband liegen. 3) schliesst sich an jeden Haken innen ein sog. nageiförmiges Stück (r) an. Diese letzteren füllen den centralen von dem Ringband umschlossenen Theil des Apparates aus. Jedes Nagelstück besteht auch wieder aus einer tangentialen, aber äusseren Leiste, welche dicht an der entsprechenden des zugehörigen Hakens hegt, aber ein wenig convergirend zu dieser gestellt ist; ferner aus einer radiären, geraden Leiste, welche bis zum Centrum der Haftscheibe läuft, wo demnach alle Nagelleisten zusammenstossen. Nach James-Clarke soll die Nagelleiste nahe dem einen Ende ihrer Tangcntialleiste angefügt sein, so dass die dadurch geschiedenen beiden Aeste der letzteren recht ungleich wären. Kent (601) gibt eine mehr mittlere Anfügung an die Tangentialleiste an, was auch den Figuren Quenu erste dt' s besser entspricht. Ein membrauartiger Saum soll sich nach J.-Cl. von dem längeren Ast der Tangentialleiste längs der Radialleiste herabziehen (i^ig. 146), während Kent diesen Saum gerade auf die entgegengesetzte Seite verlegt. » 0 & Ein Vergleich verschiedener Darstellungen des Ilaftringes der speci- hsch noch ungenügend erforschten Trichodinen lässt wenigstens soviel erkennen dass der feinere Bau des Apparats ziemlich variabel ist. lißi der Gattung Cyclochaeta findet sich, soweit dies aus den nicht sehr genauen Abbildungen von Jackson und Robin hervorgeht Bos. Pellicular-cbilde (Haftriu- der ürceolarina u. uiitsprech. Org-ane aiidcror Porilrichcii). 1 •> 73 im Weseiitlichcu der gleiche Bau wie bei Trichodina Pedieulus. Ein- tacber ist sicher der Haftriug von Trichodina Mitra (idcnt. mit T. Steinii Vedjowsky) nach Stein 's und Vedjowsky's Erfabrungen. Hier feblt der innere Ring der nagelformigen Stücke, oder ist doch nur schwach angedeutet. Dasselbe scheint nach den wenig genauen Angaben von Claparede-Lachmanu für Trichodinopsis zu gelten. Wie schon früher betont wurde, tiudet man an der kleinen Anbcl'tungs- stelle der Spirochona gemmipara (T. 75, 7) einen llaftapparat (b), welcher dem der Tricbodinen wohl entspricht. Nach llertwig's Be- schreibung ist die Pellicula hier verdickt, und bildet so ein unten con- caves, napfförmiges Scheibchen, dessen Rand etwas über den basalen Körperrand vorspringt. Die Aehnliclikeit mit dem Apparat der Urceola- rinen wird dadurch vermehrt, dass die Concavfläche der Scheibe 16 radiäre Verdickungen besitzt, w^elche an die complicirt<.ren Radiärstücke des Haft- ringes der ersteren lebhaft erinnern. Gegen Natronlauge soll das Scheib- chen etwas grösseren Widerstand leisten, wie die gewöhnliche Pellicula. Bei den Vorticellidinen wurde bis jetzt von einem derartigen Apparat nichts bekannt, welcher bei den Urformen wohl allgemein ver- breitet war. Eine Verglcichung des Stieles mit dem Haftapparat war wegen des Gesammtverhaltens des ersteren ausgeschlossen. Nun berich- tete aber zuerst Brauer 1886, dass ein kleines oberstes Stück des Stieles von Epistylis Umbe Ilaria L. (flavicans E.) sich anders verhält wie der übrige : dass es nämlich bei der Ablösung am Thiere verbleibt. Dass dies obere Stück sich von dem übrigen Stiel unterscheidet, nabm schon Wrzesniowsky (546) w^ahr, indem er es soUd fand, den übrigen Stiel dagegen hohl. Brauer glaubt, dass die Solidität dieser obersten Stiel- partie von einem darin eiugescheideten, soliden Pfropf herrühre, welcher bei der Ablösung aus der Stielscheide herausgezogen werde und dem Thier folge. Zweifelhaft blieb er, ob dieser Pfropf etwa einem Rudiment des Stielmuskels entspreche. Ich habe die gleichen Beobachtungen schon 1876 gemacht, Jedoch eine wesentlich verschiedene Auffassung der Sache gewonnen. Es han- delt sich nicht um einen Pfropf, welcher den oberen Theil des Stiels aus- füllt, sondern dieser obere anscheinende Stieltbeil (74, 7 b, h) ist wesent- lich vom Stiel verschieden; er wird daher auch nicht bei der Ablösung aus letzterem herausgezogen, sondern löst sich vom oberen Ende des eigentlichen Stiels einfach ab. Dass dieses Stück dem Thicrkörper selbst zugehört, folgt sicher daraus, dass es äusserlich bis zur Grenze gegen den Stiel von der Fortsetzung der geringelten Pellicula überzogen wird. Diese Fortsetzung der Pellicula ist erfüllt von einer fein längsgestreiften, jedenfalls erhärteten, pfropfartigen IMasse, welche selbst wieder in das Stiel- lumen wie ein kleinerer Pfropf etwas vorspringt. Die dem llinterendc des Thieres angelagerte, vordere Fläche des Pfropfes hat eine trichter- förmige Einsenkung, welche sich vielleiclit als feiner Kanal durch die Axe des Pfropfes fortsetzt. Vermuthcn aber möchte ich, dass diese pelli- 1274 Ciliata. Ciliare Pliopl'bildiiug- ein Hoinologon des Haftriuges der Trichodiucn ist. Genauere Untersiicliimgen werden ihre weitere Verbreitung unter den Vorticellinen wohl sicher erweisen, denn ich fand schon 187(i die "leichc Bildung bei Vorticella microstoma und einer zweiten, nicht genauer bestimmten Art. Die hier viel kleinere Einrichtung ist na- türlich weniger klar wie bei Epistylis und erseheint wie ein dunkles Cylinderchen oder Scheibchen zwischen Stiel und Körper. Es lässt sich auch hier sicher nachweisen, dass sie bei der Ablösung dem Thier folgt und bei den Vorticcllen entschieden ringförmig gebildet ist, indem der Stielmuskel durch sie tritt. Damit ist auch die Möglichkeit, sie bei Epi- stylis auf einen rudimentären Stielmuskel zu beziehen, ausgeschlossen. Zu den Pelliculargebilden rechnen wir schliesslich den sogenannten „Panzer", welchen 2 Gattungen der Colepina besitzen und der bei Coleps am genauesten bekannt ist. Nicht nur im chemischen, son- dern auch im morphologischen Verhalten zeigt derselbe gewisse Ana- logien mit den Pelliculardifferenzirungen der Trichodinen. Dieser Panzer (T. 58, 1), weh'her den ganzen Körper, mit Ausnahme des weiten terminalen Mundes, allseitig umgibt, bildet immer einen constitui- renden Theil der Körperobertiäche und trennt sich ohne künstliche Ein- griffe nicht von derselben. Wie schon seit Ehrenberg bekannt, wird er von einer grossen Zahl (81 nach Maupas bei Coleps) einzelner Stücke zusammengesetzt, welche bei Druck oder sonstigen Manipulationen aus- einandcrfallen können und zwischen denen die Cilien hervortreten. Wir müssen daher auch hier annehmen, dass die einzelnen, stärker erhärteten Pelliculargebilde von den nicht differenzirten Theilen der Pellicula im Leben zusammengehalten werden. Trotz grösserer Festigkeit haben die einzelnen Stücke kaum grössere Widerstandsfähigkeit gegen Reagentien, wie gewöhnliche Pelliculae und können nur aus einer organischen Sub- stanz bestehen. Schon Duj ardin (175) bemerkte, dass sie durch län- gere Einwirkung von Wasser ebenso -zerstört werden, wie die angeblichen Panzer gewisser Ilypotrichen, wogegen Claparede und Lach mann später versicherten, dass die ausgebildeten Panzer starken Säuren, ja so- gar dem Glühen widerstehen. Sie vermutheten daher Einlagerung un- organischer Stoffe, vielleicht Verkieselung des Panzers. Maupas' (74()) Untersuchungen erwiesen die Irrigkeit dieser Ansicht und zeigten, wie früher Bergh für Tiarina, dass der Panzer von Coleps aus einer relativ leicht zerstörbaren, organischen Substanz besteht. Schon längeres Liegen in AVasser oder Glycerin vernichtet die isolirten Panzerstücke. Dies lässt sich verhindern durch vorherige Behandlung derselben mit salpeter- saurem Silber oder „phenol soudique" (1 zu 5 H^O); in dieser Weise sind Präparate zu erhalten. Auch verdünnte Kochsalzlösimg zerstört die Elemente allmählich, wobei klar zu erkennen ist, dass die Widerstands- fähigkeit des Pellicularpanzers mit dem Alter wächst. Die jungen, bei der Theilung neugebildeten Panzerhälften werden nämlich durch Koch- salzlösung sofort zerstört, wogegen die älteren länger widerstehen. Starke Besondere Pelliculargebikle (Panzer der Ouloi-ina). 1275 Alkalien, 2% Essigsäure, Chlomnkjod, verdünnte Schvvclelsäurc lösen die Panzerstneke sofort, während sie Natronlange von 1/60 längere Zeit widerstehen, dabei aber aus ihrem Verband gelöst uiid isolirt werden. In 24 Stunden bewirkt aber auch dieses Mittel vollständige Lösung. Die einzelnen Stücke sind ganz hyalin, durchsichtig, ungefärbt und werden durch Jod oder Safrauin nicht tingirt. Maupas versichert, dass sie einfach brechend seien, was im Hinblick auf die besprochenen Engel man n'schcn Angaben wohl der Bestätigung bedarf. Aus dem Mitgetheilten geht hervor, dass der Panzer zu den Pelli- culargebilden gehört und die grössere Festigkeit, wie in anderen Fällen, wobl auf Einlagerung eines erhärtenden Stoffes zurückzuführen ist. AVir können daher nicht wohl mit Maupas von einer Secretion desselben sprechen, ebensowenig wie wir die Pcllicula auf eine solche zurückführen können. Der morphologische Aufbau des Panzers wurde durch Maupas' Untersuchungen bei Coleps hirtus am genauesten bekannt und hat sicher bei den übrigen Arten und nach Bergh's Erfahrnugen bei Tiarina, im Wesentlichen dieselbe Bildung. Den Hauptbestandtheil bilden i, den Körper ringförmig umziehende Gürtel länglich rechteckiger Platten (58, la— d). In jedem Gürtel linden sich 15 Platten; die entsprechenden Platten der Gürtel sind über einander geordnet, so dass 15 Längsreihen von Platten den Körper überziehen. Die längsten Platten besitzen die beiden aequatorialen Gürtel (ae ^--) , während die der beiden Polargürtel (po ^~^) höchstens halb so lang werden. Die beiden kurzen Seiten der Platten sind quer abgestutzt; nur die vorderen kurzen Seiten der vorderen Polarplatten sind schief abgeschnitten, so dass sie etwas spitzeckig vor- springen. Die beiden Längsseiten aller Platten sind verschieden gebildet, doch kann man die beiden Seiten nicht mit Maupas als rechte und linke unterscheiden, da die Platten in jedem Gürtel nicht symmetrisch zu einer Mittelebene, sondern fortlaufend im ganzen Umfang angeordnet sind (s. Ic). Betrachten wir daher einen Gürtel vom Mundpol (Ic), so sind alle Längsseiten, welche ein umlaufender Uhrzeiger zunächst berühren wird, einfach gerade, alle diejenigen, welche er nach dem Durchschreiten der Platte treffen wird, mit einer Anzahl quer vorspringender Zähne besetzt, welche durch coucave Einschnitte getrennt werden. An jeder Aequatorialplatte linden wir 5, an den polaren Platten 2 bis o solcher Zähne. Ist der Coleps nicht durch reichliche Nahrung aufgebläht, so sind die Zähne jeder Platte unter den geraden Längsrand der benach- barten geschoben (la); ist der Körper hingegen aufgebläht, !S() Ciliata. zarten, (liinklcn Linien (a OberHiu'lic .s[)eciell das rntersiu'liung des optischen in Fig. 10) hinzieht, längsgestreifte tragenden , springen. Erlvliirung- des Ilolzsclm ittcs Fig. 10. Kleine Partie des Überflächenreliefs von Lembadion. a. a die Längslinien. Die klei- nen Kreise im Centnim der Hexagone sind die Qnersclmittc der Cilienbasen. welch letztere dei Anssehen verleihen. Genaue Dnrchschnitts des Randes lehrt, dass die dunklen Linien zwischen je zwei Cilienreihen zarten Längsfurchen der Oberfläche entsprechen, wogegen die dazwischenliegenden , die Cilienreihen hellen Bänder convex vor- Ein optischer Querschnitt durch die Streifenrichtung zeigt dem- nach die Oberfläche regelmässig pa- pillenartig erhoben, wobei auf jeder Erhebung eine Cilie, als Durchschnitts- bild einer Cillenreihe, erscheint. Ge- nauere Untersuchung der hellen Cilien- bänder ergibt endlich, dass auch diese nicht ganz continuirliche sind, sondern, dass die dunklen Linien, d. h. die Furchen zwischen den Bändern, durch dunkle Querlinien verbunden sind, je eine zwischen zwei aufeinander folgenden Cilien der Reihe. Da die Ciiien der benachbarten Reihen meist regelmässig alterniren, so thun dies auch die erwähnten Querlinien. Auch bemerkt man schliesslich leicht, dass die Längslinien nicht vollkommen gerade sind , sondern zickzackförmig ge- brochen, wobei die Querlinien die winkligen Kreuzungsstellen der Längs- linien verbinden. Mit einem Wort, die ganze Zeichnung beruht darauf, dass jede Cilie in der Mitte eines von einer dunklen Linie umzogenen Hexagons entspringt und dass durch die regelmässige Aneinanderreihung dieser Hexagone zu Längsreihen ihre hintereinaudergestellten gebrochenen Seitenlinien als die zuerst beschriebenen dunklen Längslinien imponiren. Da wir letztere schon als Furchen erkannten, so folgt daraus sicher, dass auch die Querlinien Furchen sind. Demnach erheben sich die Cilien einzeln auf massig gewölbten Papillen, deren Basen, durch dichtes Zusammenstossen mit den benachbarten, hexagonale Umrisse er- hielten. Die in Längsfluchten zusammenfallenden Furchen zwischen den Längsreihen der Papillen sind es, welche die Längsstreifung hervor- rufen. Dass die Querfurchen zwischen den Basen der Papillen nicht das Bild einer Querstreifuug bewirken, rührt daher, dass sie fast stets alterniren, also nicht das liild von auf grösseren Strecken zusammen- hängenden Linien hervorrufen können. Ganz unbedingt gilt dieses Alterniren der Papillen benachbarter Längsreihen jedoch für Lembadion nicht, denn hier und da bemerkt man gelegentlich Nebeneinanderordnung von Papillen. Dann erhalten natürlich die Papillenfeldchen einen vier- seitigen oder sonst abweichenden Umriss (Bütschli und Schewiakofif). Nach Kenntniss des bei Lembadion besonders deutlichen Oberflächen- rcliefs, wird es uns eher möglich sein, die schwierigeren Fälle zu beurtheilen, welche jedoch im Princip dem geschilderten ohne Zweifel analog sind. KöriJerstreifung (Urocentrum, Paramaecium). 12S1 Untersucht man die eigenthüinliche, von uns zu den Paramaeciueii gestellte Gattung- Urocentrum (04, 15), so lallt auf der Fläche der beiden breiten Ciliengürtel sofort eine gekreuzte Streuung auf. Zunächst kreu/en sich zwei schief zur Längsaxe ziehende Systeme unter einem Winkel von etwa 60^ (s. Fig. 11). Das eine zieht schief nach V(.rn links, das andere entsprechend nach vorn rechts; dazu gesellt sich drittens noch ein etwas schwächer hervortretendes System querer oder eigentlich ring- förmiger Linien, welches gleiche Win- kel von etwa 60*^ mit jedem der erstge nannten bildet. Schon Jaraes-Clark (402) bemerkte diese Streifensysteme , „ , , ., . , ,,, . . 1 , Erklärung des Holzschnittes Fig. 11. theilweise, stellte sie jedoch am vor- ^^^^.^^ ^^^,.^ ^^^ Oberfläche von Uro- deren Gürtel nicht richtiir dar. Auch centrum in der Eegion eines CiliengUrtels. 'O bei TT rnc werden dieselben rlnrpb rlip ^^^^^ '^^^ regelmässige Stellung der Cilien nei UIOC. ^\eiaen aieseioen CIUICU aie j,^ drelKeihen. Die dunkeln Kreise sind die reihenweise Anordnung der Cilien- Cilienpapillen. jDie dieselben verbindenden • 11 i„ ^ . r lii. •! dunkeln Linien sind entweder schwache die papdlen hervorgerufen; letztere sind PaplUen verbindende Säume der überüächc nämlich gleichzeitig nach den drei oder Structurverhältnisse der Alveolarschicht. ü-i, -ü-i li. Ti Die blass gehaltene hexagonale Felderung Richtungen in Reiben geordnet. Jede ^^n ^j, Zeichnung andeuten, welche ent- Cilienflucht ruft das Bild eines Strei- stehen würde, wenn die Cilienpapillen ähn- n X 1 1 • 1 lieh wie bei Lembadion undParamae- fens hervor; um so mehr, als sich dum dichter zusammenstiessen. zwischen den Cilienbasen in der Richtung der drei Streifensysteme dunkle Linien ausspannen, die ich jedoch nicht auf ein Oberflächenrelief, sondern auf die Anordnung der Plasmamaschen der Alveolarschicht zurückführen möchte. Unklar blieb bei Urocentrum eine durch das Zusammenstossen der Papillen der Oberfläche erzeugte Felderung und eine darauf zu beziehende Streifung. Vielleicht dürfte jedoch auch diese Felderung vorhanden sein und bei richtiger Beobachtung erscheinen; doch kann sie auch deshalb fehlen, weil die Cilienpapillen relativ kleiner, die Furchenzwischenräume dagegen breiter und daher undeutlicher sind. Die Anordnung der Pa- pillen würde eine regelmässig hexagonale Felderung bedingen, deren nach drei Riebtungen geordnete Seitenfurchen drei Streifensysteme zur Ansicht brächten (s. das Schema Fig.. 11). Einer Doppelstreifung auf gleicher Grundlage begegnen wir endlich bei Paramaecium, wo zuerst Cohn (251) die Erscheinung im Wesen richtig darstellte und beurtheilte. Das deutlichste oder Hauptstreifen- system der Paramaecien ist längsgerichtet (s. d. Fig. 12 auf f. pag.) und entspricht dem von Lembadion; der besondere Verlauf dieser Streifung zwischen Mund und Vorderende in dem sog. Peristom kann zunächst ausser Betracht bleiben, da die Beziehungen der Körperstreifung zum Mund später speciell behandelt werden sollen. Dieses Streifensystem wird nun nahezu rechtwinklig von einem zweiten, schwächer hervortretenden Bronn, Klassen des Tliier-Reichs. Pvotozoa. ^-t 1282 Ciliata. gekreuzt. Abgesehen von dem Peristoinfeld , wo auch dieses System moditicirt eisebeint, ist seine Kiclitung auf der Bauchseite schief von rechts vorn nach links liinten. Eine genauere Untersuchung der Strei- womöglich an der abgehobenen reilicula, ergibt ähnliche Ver- Fig 12. fang, Fig. 13. a a ff- Erldärung des Holzschnittes Fig. 12. Schema der gekreuzten Körperstreifung auf der Ventralseite eines Paramaeciuin candatuin. Der Deutlichkeit wegen sind die Streifen zu locker gezeichnet. Erklärung des Holzschnittes Fig. 13. Versuch einer schematischen Construction einer kleinen Partie des Oberflächenreliefs der Bauch- seite eines Paramaecium zur Erklärung der gekreuzten Streifung. aa die Längsstreifen; hb die schiefen Querstreifen, welche deshalb zum Ausdruck gelangen, weil die stark verkürzten Seiten x der Hexagone bei ungenügender Vergrösserung mit den Querlinien zusammenzu- fallen scheinen. Man betrachte die Zeichnung aus grösserer Entfernung (2 — 3 Meter), um das Bild einfach gekreuzter Streifung zu erhalten; dadurch wird natürlich derselbe Effect erzielt, wie bei einer Untersuchung mit schwächerer "N'ergrösserung. hältnisse wie bei Lembadion, d. h.: dass die Streifung durch Anein- anderreihung von etwas länglichen, hexagonalen, nicht rhombischen Feld- chen (Maupas) erzeugt wird, welche von dunklen Conturen umsäumt sind (s. Fig. 13). Jedes Feldcheu trägt in seiner Mitte eine Cilie. Dass auch die Feldchen von Paramaecium papillenartig vorspringen, geht daraus hervor, dass der optische Durchschnitt des Randes wiederum den Ursprung jeder Cilie auf einer vorspringenden Papille zeigt. Ich kann daher Maupas (677) nicht zustimmen, der in einer sonst zutreftenden Schilderung die Feldcben wegen ihres optischen Verhaltens für Grübchen erklärt. Die Deutung der stärker ausgeprägten Längsstreifung ist demnach die gleiche wie bei Lembadion; sie folgt aus der Längsreihung der Feldchen, resp. der Cilienpapillen. Wie verhält es sich aber mit dem Körperstreifung (Paramaecium und anschliessende). 1283 zweiten Streifeiisy.stem? Bei Lcmbcaduiii knnn ein solches, wie Ije- tont wurde, nicht zu Stande kommen, weil im allgemeinen die Feldchcn benachbarter Längsreihen regelmässig alterniren. Bei Paramaecium hin- gegen linden wir die Erklärung für das zweite System darin, dass die Fcldchen der benachbarten Keihcn nicht mehr völlig alterniren, sondern nur wenig gegen einander verschoben sind. Schon j\[aupas, der die Feldchen, wie erwähnt, für viereckig hält, machte auf diese geringe Verschiebung derselben gegeneinander aufmerksam, um hieraus die geringere Schärfe des zweiten Streifensystems zu erklären. Wenn nun, wie unsere schematischc Figur 13 zeigt, jede Feldchenrcilic ein wenig gegen die benachbarte linke nach vorn verschoben ist, so wird dies bewirken, dass nun auch die Querlinien b zwischen dem Streifen- system a so nahe aneinandergerückt sind, dass sie mit den geknickten Verbindungsstücken x zusammen dem Auge als ein zweites Streifensystem imponiren. Dass dieses System schwächer wie das erste hervortritt, mag theils auf der Beschaffenheit der es bildenden Eiuzeltheile beruhen , vor- zugsweise aber wohl darauf, dass die Linien bb stärker geknickt sind und daher weniger leicht ins Auge fallen. Nachdem wir einige genauer studirte Beispiele der feinsten sog. Körperstreifung auf iiire Bedeutung untersuchten, bedarf es nur des Hinweises, dass die Streifungserscheinuugen zahlreicher kleinerer Holo- trichen den besprochenen sicher angeschlossen werden müssen ; doch sind speciellere Untersuchungen über diese Verhältnisse dringend nöthig. Zu betonen ist, dass die von Cohn, Entz, Gourret und Roeser beschriebene gekreuzte Streifung des sog. Placus striatus, ferner die gekreuzte, aus Querringeln und Längslinien zusammengesetzte Streifung, welche Cohn von seinen sog. Colpoda pigerrima undAnophrys sarco- phaga beschrieb, sicher in die Kategorie der besprochenen Streifnngen gehören. Für Placus hob Entz bestimmt hervor, dass die Streifen bei starker Vergrösserung aus perlenartig der Oberfläche aufgesetzten Kügel- chen bestehen. Auch die Querringelung des mit den eben genannten nahe verwandten Lembus, zu der sich nach Fahre -Dom ergue wie Gourret und Roeser noch ein längs gerichtetes Streifensystem gesellt, gehört hierher. Gekreuzte Streifensysteme ähnlich den Paramaecien erwähnt Entz (694) von zwei Nassulaarteu, indem er, wie es scheint, darunter eine Art Cuticularzeichnung ohne Beziehung zu den Cilicn versteht. Nicht ganz sicher scheint die Hierhergehüriglicit der von Cohn und später Entz beschrie- benen Kingelung der grossen Trachelocerca Phoenicopt erus. Die im contrahuten Zustand sehr stark hervortretende Kingelung wird bei der Streckung undeutlicher und soll nach Entz bei höchster Ausdehnung sogar ganz schwinden. Cohn bemerkt, dass die Ringelung von einem Längsstreifensystem gekreuzt werde. Letztere Angabe macht es wahrschen.hch . dass sie trotz ihrer scharfen Ausprägung auch hier im Princip auf derselben Einneh- tung, d. h. bestimmter Längs- und Querreihung der Cilienpapillen beruht. Dies wirJ noch wahrscheinlicher, weil Cohn von stäbchenförmigen Körperchen spricht, die in regelmassigen Ol 1 284 Ciliata. Abständen in die Hautscliiclit eiiigcbi'ttet seien. Entz konnte diese, von ihrem Entdecker mit Trichocysten verglichenen Gebilde nicht finden. Mir erweckt die Cohn'sche Abbildung den Verdacht, dass die fraglichen Körperchen überhaupt keine Einlagerungen, sondern nur die sich perlenartig erhebenden Cilienpapilleii sind. Gelegentliche eigene Untersuchung der Traclielocerca vor vielen Jahren bestärkt mich in der Aufstellung dieser Möglich- keit, wie auch die Abbildung von Gourret und Koescr, welche die Cilien deutlich auf der Höhe der Kingc zeigt. Immerhin dürften die Verhältnisse der Trachelocerca nicht so einfach liegen, da es nach Entz scheint, dass ihre Längs- resp. Schrauben- streifen mit einer Differenzirung des Ectoplasma in dunkle und helle Längsstreifen verknüpft sind, wie es bei den in der folgenden Kategorie zu besprechenden breiteren Längsstreifen der Fall ist. Ausbildung breiterer Körperstreifen in Verbindung mit Cilienfurcben und gewöhnlicb auch entsprechender streifiger Differenzirung der Alveolarschicht. Bei grösseren Holot riehen und ganz allgemein vielleicht bei den He terot riehen findet sich eine andere Längsstreifenbildung. Dieselbe beruht im Wesentlichen jedenfalls darauf, dass die L'ängsreihen der Cilien, resp. der Cilienpapillen beträchtlich weiter auseinander rücken, demnach breitere cilienfreie Bänder mit den Cilienreihen alterniren. Da das Wesen der Veränderung zunächst nur hierin zu bestehen scheint, so werden ge- nauere Untersuchungen gewiss mannigfaltige Uebergangsstufen zwischen der erstgeschilderten Reliefbildung und der jetzt zu besprechenden feststellen. Jedenfalls hat das stärkere Auseinanderrücken der Streifen stets zur Folge, dass neben der Längsstreifung ein zweites Streifensystem nicht mehr hervortreten kann. Bis auf weitere genauere Untersuchungen — denn die z. Z. vorliegenden sind noch recht mangelhaft — dürften wir daher alle diejenigen Formen zur 2. Gruppe verweisen, bei welchen nur eine Längsstreifung deutlich ist und die Verhältnisse nicht etwa wie bei Lembadion liegen. Bei typischer Ausbildung der Längsstreifung dieser 2. Kategorie tritt noch ein weiteres Moment zu, um die Zeichnung deutlicher und schärfer zu machen. Die Cilienreihen senken sich nämlich in mehr oder weniger tiefe Längsfurchen ein , indem sich die zwischeuliegenden cilien- freien Bänder gleichzeitig convex aufwölben, weshalb sie als Rippen - streifen bezeichnet werden sollen. Im Grunde der Furche entspringen die Cilien auch hier von kleinen Papillen (Fussstücken Engelmann), welche aber natürlich zum Ausdruck der Streifung nichts mehr bei- tragen, da dieselbe vom Wechsel der Cilienfurcben und Rippenstreifen herrührt. Auch darf die gekerbte perlartige Zeichnung, welche auf dem queren oder schiefen optischen Schnitt durch die Oberfläche letz- terer Formen hervortritt, nicht mit der ähnlichen, jedoch viel feineren der Ciliaten 1. Kategorie verglichen werden. In letzterem Fall bedingten sie die cilientragenden Papillen, hier dagegen die cilienfreien Rippen- streifen. Die Cilien entspringen daher in den Kerben zwischen den Hervorragungen. Auf Uebergangsstufen, wie sie kleinere Holotricha, so z. B. üronema und Urozona, Breitere Körperstreifung der 2. Kategorie. 1285 doch Wühl noch viele andere zeigen, sind die Cilienicihen zwar schon beträchtlich auseinander- gerückt, dagegen haben sich noch keine deutlichen Cilienfurchen und Eippenstreifen gebildet. Der optische Querschnitt ist daher auch nicht deutlich gekerbt, sondern es scheint mehr, als wenn die Cilien von schwach erhobenen Eippen entsprängen. Letztere Erscheinung wird jedoch sicherlich von den Cilicnpapillen vorgetäuscht. Es handelt sich nicht um zusa'mmeu- hängendc Eippen. sondern um Papillenreihen. Hierauf dürften auch wohl Balbiani's und Aim6 Schneider's Angaben zurückzuführen sein, dass die Cilien der kleinen Anoplo- phrya branchiarum St. (= circulans' Balb.) auf schwach erhobenen Längsrippen stünden. Weit schärfer wird die Streuung natürlich hervortreten, wenn sich mit dem Relief der Oberfläche gleichzeitig eine differente Ausbildung der Alveolarschicht unter den Bändern und Furchen entwickelt, was häufig der Fall ist. Hierauf wollen wir erst später eingehen, da eine solche Ditfereuzirung gewöhnlich mit der Gegenwart contractilcr Elemente in Verbindung zu stehen scheint. Obgleich Stein schon 1859 das geschilderte Eelief der Oberfläche in seiner Beziehung zur Körperstreifung erkannte, hatte er eine ganz irrthümliche Ansicht über das Verhalten der Cilien zu demselben. Nach ihm sollten die Cilien die vorgewölbten Bänder bedecken und nur in der Tiefe der Furchen fehlen; die Furchen seien es demnach, welche die scheinbare Längsreihung der Cilien hervorriefen. Der Stein'scheu Ansicht über die Cilienstellung schloss sich für Loxodes und Lionotus auch Wrzesnio wski an (1870); Frommentel (1874) glaubte noch bei Stentor je eine Cilienreihe auf der Höhe der Bänder zu bemerken. — Dagegen er- kannten schon Lieberkühn (1857) und später Mo xon (1869) bei dieser Heterotriche das richtige Verhalten, indem sie die Cilien nur auf den sog. hellen Streifen , d. h. den Furchen fanden, was auch Engelmann (1875) und Simroth (1870) bestätigten. Butschli zeigte 1875 für Spirostomum, dass auf jedem hellen Streif eine einzige Cilienreihe verläuft, und Engelmann (1875) vermuthete richtig, dass diese Beziehung der Cilien zur Längs- streifung allgemein verbreitet sei. In neuereu Beobachtungen über Ilolotriclia und Iletero- tricha wurde diese Cilien anordnung in einzeiligen Längsreihen vielfach beschrieben. Ohne hier specieller auf Einzelbeobachtungen einzugehen, heben wir nur die Arbeit von Maupas (1883) liervor, der für eine ganze Eeihe Holotrichen und namentlich Condylostoma unter den Hetero- trichen diese Cilienstellung erkannte und z. Th. gut abbildete. Auch bei Entz (1SS4 und früher) finden sich mehrfach bestätigende Angaben für die Eegelmässigkeit der Erscheinung, Wenn ich ferner die zahlreichen Bestätigungen berücksichtige, welche ich gemeinsam mit Schewiakoff unter den Holotricha kennen lernte, so ist nicht zu zweifeln, dass es sich um ein ganz allgemeines Vorkommen handelt. Den sichersten Ausweis über die Anordnung der Cilienreihen, ihre Einpflanzung in den Furchen etc. gibt natürlich der optische oder wirkliche Querschnitt. Ersteren kann man sich bei passender Manipulation der präparirten Thiere unschwer verschaffen. Die Einzeiligkeit der Cilienreihen erkennt man dagegen meist besser auf einer Flächenansicht. Dass das geschilderte Oberflächenrelief beiderlei Art mit der Cilienanordnung direct zusammenhängt und mit der Anwesenheit con- tractilcr Elemente zunächst nichts zu thun hat, lehrt die Erfahrung, dass es fast regelmässig sofort schwindet, wenn die Cilienbeklcidung eingeht. Die Holotrichen bieten hierfür zahlreiche Beispiele. Sehr charakteristisch verhält sich in dieser Beziehung die Gattung Uro- zona (64, 17), bei welcher die Bewimperung auf einen mittleren Gürtel beschränkt ist. lu der Ausdehnung dieses Gürtels findet sich die bekannte Läugsstreifung, die nackten Vorder- und Hinter- theile des Körpers sind dagegen ganz glatt. Unter den Trache- linen begegnen wir einigen Formen, die nur rechtsseitig bewimpert 128(5 üiliata. sind (Lionotns, Loxodes); mir diese Seite ist denn auch gestreift, die linke dagegen glatt und ungestreitt. Entsprechendes wiederholt sich in der Familie der Chlauiydodonta; nur die bewimperte Bauch- fläche besitzt noch die 8trcifung, und wo die bewimperte Fläche sich noch mehr redueirt, wie bei Trochilia und Dysteria, wird auch das gestreil'te Feld immer schmäler. Auch die Oligotricha und Peritricha haben mit dem vollständigen oder doch fast vollständigen Verlust der Körpercilieu die Streifuug ein- gebüsst, ähnlich wie die Cyclodinea unter den Holotrichen. Letztere Familie bietet jedoch gleichzeitig das einzige mir bekannte, sichere Bei- spiel deutlicher Streifenerhaltung bei Verlust der Bewimperung. Bei Didinium Balbianii n. sp. findet sich ein einziger, die Basis des Mundkegels umziehender Cilienkrauz, während die gesammte übrige Ober- fläche nackt ist. Dennoch blieb die Streifung nicht nur auf dem Haupt- körper, hinter dem Wimperkranz, sondern auch auf dem Mnudkegel deut- lich erhalten (B. u. Schew,). Dass es sich wirklich um die eigentliche Körperstreifung handelt, erkennt man leicht daraus, dass die dunkeln Linien, welche die Streifiing bewirken, die Fortsetzungen der schiefen Cilienreihen des Gürtels sind. Bei dieser Gelegenheit ist ferner zu erwähnen, dass Maupas (677) auf der cilienlosen linken Seite des sog. Lionotus dnplostriatus einige Streifen beobachtete, welche er für Furchen hält und die nicht wohl etwas anders sein können wie die trotz des Cilienmangels erhaltenen Cilienfurchen. Nicht ganz klar liegen die Verhältnisse bei den Hypotricha. So lange man die Rückenflächc derselben für ganz nackt und cilienlos hielt, wurde dieselbe uaturgemäss auch für glatt und ungestreift erklärt. Sterki (560), welcher nachwies, dass der Bücken zahlreicher, wenn auch nicht aller Formen, Längsreihen steifer Cilien trägt, beobachtete auch, dass diese Reihen in sehr seichten Furchen stehen, zwischen denen breite unbewimperte Rippenstreifen schwach gewölbt vorspringen. Obgleich also wegen der Zartheit der Rückenborsten und der Seicht- heit der Furchen keine deutliche Längsstreifung des Rückens her- vortritt, zeigt derselbe doch dieselben Reliefverhältnisse, welche wir bei den mit breiten Längsstreifen versehenen Ciliatcn trafen. Dagegen sind die Längskiele, welche den Rücken mancher Hypotrichen zieren, sicher nicht mit der Körperstreifung vergleichbar. Die Bauchfläche lässt bei allen Hypotrichen, welche eine stark redu- cirte, nicht mehr deutlich in Längsreihen geordnete Bewimperung besitzen, keine Körperstreifung erkennen. Wahrscheinlich blieb dieselbe aber bei den primitiven Formen mit zusammenhängend bewimperter Bauchfläche, wie Peritromus, Urostyla, Epiclintes und anderen erhalten. Die Girren stehen hier deutlich in schiefen Längsreihen; ob aber Furchen- und Rippenbildung vorhanden ist, w^irde nicht direct erwiesen, Körperstreifen der 2. Kategorie u. Speciellcres über d. Verlauf d. Streifi.n- überli. 1287 wenngleich die Analogie, uamentlicli aber die Bescbaffenbeit des Rückens lebhaft dafür spricht. Ob es wirklich Ciliatcn gibt, welchen bei allseitiger Körperbcwiinpcrui.g jede Streifung fehlt, wie Stein (1867, p. 31) für Trichodinopsis und Discophrya planariarum versichert, lasse ich dahingestellt. Für die betreffende Opal in ine ist dies recht unwahr- scheinlich , da die Körperstreifung bei den übrigen Mitgliedern der Familie im Allgemeinen sehr gut entwickelt ist. Man darf auch nicht vergessen, dass Stein ein ausgesprochener Gegner der Ansicht war, dass Körperstreifung und Bewimperung in Beziehung ständen (oder in einem Causalnexus, wie er sich ausdrückte). Wenden wiv uns nun zu einer etwas genaueren Betrachtung des Verlaufs der Streifung und damit natürlich auch der Cilienreihen. Wie bemerkt, ist derselbe bei den primitivsten Formen der Holopbrvina ein regulär meridionaler, indem die Streifen am Rande des terminalen Mundes beginnen und geradlinig bis zum hinteren Pol ziehen. Eine natürliche Folge dieses Verlaufes ist, dass die Rippenstreifen in der Aeqnatorialgegend des Körpers am breitesten sind und sich nach den Polen zu mehr und mehr verschmälern. Ob auch schon unter solch einfachen Verhältnissen gelegentlich ein oder der andere Rippenstreifen aufhört, bevor er den Pol erreicht hat, indem zwei be- nachbarte Furchen zusammeufliesseii, scheint möglich, obgleich es Stein (1867) in Abrede stellt. Wir begegnen dieser Erscheinung wenigstens häufig in der sich verschmälernden Hinterregion der Stentoreu. Ein solch meridionaler oder nahezu meridionaler Streifenverlauf erhält sich noch bei vielen anderen Holotrichen ; so zahlreichen Trache- linen, den meisten Chlamydodontinen, P a r a m ae ei i n e n und P 1 e u r 0 n e m ine n, doch fehlt es vielfach an genaueren Unter- suchungen. Auch bei manchen einfacher gestalteten Heterotrichen wie den ursprünglicheren Plagiotominen und Bursarin en scheint der Streifenverlauf nicht oder doch nur sehr wenig vom meridionalen ab- zuweichen. Schon bei relativ ursprünglichen Holotrichen geht jedoch die Streifen- richtung in eine schraubige über. Eine geringe Schiefstellung, welche erst bei genauem Zusehen scharf zu erkennen ist, mag übrigens schon manchen der oben aufgezählten Formen zukommen, da der üebergang zwischen meridionaler und deutlich schraubiger Streifung ein sehr all- mählicher ist. Unter den Holotrichen ist die schraubige Anordnung am besten aus- geprägt bei den Lacrymarieu, Chaenia, Dileptus und zahlreichen Opalininen. Den Heterotrichen kommt dieselbe Erscheinung mit Ausnahme der schon oben namhaft gemachten gleichfalls sehr allgemein zu und erreicht ihre auffallendste Entwickelung bei Spirostomum und Stentor. Soweit bekannt, geht der \'erlauf der scbraubigen Streifung bei Be- trachtuns? der Bauchseite stets von rechts vorn nach hinten links, d. h. die Schraube ist eine dexiotrope. 1288 Ciliata. Im AUgemeiuen verlaufen die Schraiibenstreifen ziemlich steil, d. li. ihre Schräge ist wcnigsteüs im gestreckten Zustand der Thiere eine massige, die kaum mehr als etwa 20° von dem meridionalen Verlauf ab- weichen dürfte. Anders wird dies natürlich bei sehr contractionsfähigen Infusorien im zusammengezogenen Zustand; denn es ist klar, dass die Schraube der Streifen um so flacher, also die Schräge der letzteren um so grösser werden muss, je stärker die Längsaxe verkürzt wird. Die Steilheit der Schraube bedingt, dass die einzelnen Streifen bei massig langen Ciliaten nur den Bruchtheil eines Umgangs beschreiben, bis etwa eine halbe Windung (vergl. z. B, Bursaria, Condylostoma). Bei sehr lauggestreckten und gleichzeitig recht contractilen Ciliaten, wie gewissen Lacrymarien, Trachelocerca und Chaenia unter den Holotrichen, namentlich aber Spirostomum (speciell dem grossen Sp. ambiguum) unter den Heterotrichen werden die Streifen länger, den- noch glaube ich, dass sie an gestreckten Thieren selten viel mehr wie einen Umgang beschreiben. Stein versichert zwar, dass die Streifung des uncontraliirten Spirostomum ambiguum gewöhnlich 2V2 „Umgänge" durchlaufe; auf seinen Abbildungen vermag ich jedoch kaum mehr wie einen zu erkennen; ich vermuthe daher, dass er als Umgang nur die Hälfte einer vollen Windung zählte. Auch bei Si^irostomum tcres will er langgestreckte Thiere mit 2 Umgängen beobachtet haben , was im obigen Sinne zu erklären sein dürfte , denn die ge- wöhnlichen Formen, welchen er 1 Umgang zuschreibt, zeigen auf der Abbildung kaum mehr als einen halben. Wir betonten, dass die obigen Angaben nur für nicht contrahirte Thiere gelten, denn schon Lieberkühn und Stein erkannten, dass con- trahirte Spirostomum ambiguum gewöhnlieh nicht nur eine bedeutende Abflachung der Schraubenstreifung, sondern eine Erhöhung der Umgangs- zahl zeigen, welche auf zwei volle Windungen, vielleicht aber auch noch mehr steigen kann. Das Zustandekommen dieser Erscheinung ist hier nicht specieller zu erörtern; nur soviel werde bemerkt, dass sie zweifellos auf einer bei der Contraction häufig eintretenden schraubigen Körpertorsion beruht, die dadurch verursacht wird, dass nur einige be- nachbarte schraubige Fibrillen sich contrahiren. Es ist nicht unwahr- scheinlich, dass auch andere langgestreckte contractile Formen solche Torsionen zuweilen erfahren. Vielleicht etwas anders zu beurtheilen sind die Körpertorsionen, welche die lauge, sehr contractile Trachelo- cerca Phoenicopterus im gestreckten Zustand nicht selten zeigt; auch diese Torsionen bewirken jedoch eine scheinbare Erhöhung der Um- gangszahl der Streifung. Beispiele einer sehr zahlreiche Windungen beschreibenden Schrauben- streifung bieten nur die durch Foettinger entdeckten sehr langen, wurm- förmigen Opalininen der Cephalopoden. Die regulär von den beiden Polen ausgehende Streifung umzieht bei den sehr langen Formen (65, 6a, 6c), welche Foettinger Benedenia nannte, in relativ sehr schrägen, bei stark contrahirten Thieren nahezu transversalen Windungen den Körper, so dass die Umgangszahl unter Umständen wohl 20 oder Schraubiger Verlauf der Streifang und Modific. b. Verlagerung des Munds. 1280 vielleicht noch mehr erreicht. Die Erscheinung ist um so auftallentler, als die Streuung selbst bei sehr langen Opalininen anderer Gattungen (Anoplophrya, Discophrya, Hoplitophrya) stets eine nahc/u nieridionale oder doch sehr schwach schraubige ist. Foettiniier sucht die Streifung' zwar ausschliesslich auf die Gegenwart scliraubig ver- laufender, Muskültibrillen zurückzuführen, von welchen bei späterer Gelegenheit noch die Kede sein wird, doch scheint es nicht zweifelhaft, dass auch hier, wie bei den übrigen Opa- lininen das Wesen der Streifung mit dem der übrigen Ciliaten übereinstimmt, also zunächst auf dem Verlauf der Cilienfurchen und der sie trennenden Kippenstreifen beruht, abgesehen von etwaigen contractilen Elementen, die mit der Streifenanordnung zusammenfallen. Wo die Streifen einen ziemlich schrägen Verlauf nehmen, kommen bei schwächeren Vergrösserungen nicht selten die des Bauchs und Rückens gleichzeitig zur Ansicht und täuschen ein System gelireuzter Streifen vor, wie es früher vielfach, z.B. für Spirostomum , Lacrymaria und andere, angenommen wurde (Stein 1859, Clap. und L. etc.). Es scheint zweifellos, dass die meisten derartigen Angaben, insofern sie Ciliaten mit Streifung der 2. Kategorie betrelfen, auf Täuschung zurückzuführen sind. Ganz anderer Beurtheilung unterliegen naturlich die schon früher erörterten gekreuzten Streif ungen der 1. Kategorie. Zunächst haben wir noch gewisser Modificationen des Streifenver- laufs zu gedenken, welche mit der Veränderung der Mandlage zusanmien- hängen, wie sie gegenüber den einfachsten Holotrichen bei den meisten Ciliaten eingetreten ist. Leider wurden diese Verhältnisse bis jetzt nicht so ausreichend studirt, wie sie es verdienten. Hier möge nur kurz auf die Regel, welche in dieser Hinsicht zu herrschen scheint, hingewiesen werden; erst bei der Betrachtung der Mundverlagerung und ihrer wahr- scheinlichen Entstehung soll auch einiges über die verniuthliche Ableitung dieser Erscheinung bemerkt werden. Wie schon betont wurde, strahlen die Streifen bei den mit terminalem Mund verseheneu Holotrichen allseitig von der Peripherie der Mundötfnung aus, mögen sie nun meridional oder schraubig verlaufen. Bei denjenigen Holotrichen aber, deren Mund mehr oder weniger auf die Bauchseite ge- schoben ist, erscheint der Verlauf der Streifen am vorderen Körperpol in- sofern modificirt, als die Streifen der Dorsalfläche zwar noch im Allge- meinen bis zum vorderen Pol ziehen und hier zusamoienlaufend endigen, die der Bauchseite dagegen, soweit sie nicht an den Mundrändern endigen, rechts und links an diesen vorbeiziehen, um sich m der htrecke zwischen Mund und vorderem Körperpol gegen einander zu biegen und paarweise zu vereinigen (Q2, 5 a). Diese Vereinigung geschieht in etwas verschiedener Weise. in der Familie der ^Chlamy dodonta stossen die zusammentretenden Streifen winklig zusammen. Festgestellt ist dies Verhalten wenigstens bei Chilodon (60, 8a) und Ony chodactylus (61, 6a). Entsprechen- des wird auch bei den übrigen Formen sicher zu erwarten sein. Die Vereinigungsminkte der Streifen, resp. die Spitzen a 1er ^Stre.tenwmke liegen in einer schiefen Linie, welche den Mund mit der Schnabelspit e veiÄdet. Dieselbe Erscheinung kehrt bei Nassula wieder (P^^^^^- koff), wovon schon Lieberkühn (s. 60, 4b) einiges snh. Auch 1290 Ciliata. ich beobachtete das winklige Zusamtueustossen der Streifen vor dem Mund bei Nassula aurea (1875). Doch bilden die Streifen bei N. keine so scharfen Winkel, gehen vieiraehr bogig in einander über, ähn- lich wie bei den Paraniae einen. Vermuthlich iindet sich dasselbe winklige Zusammeustossen der Streifen auf der Linie zwischen Mund und Riisselspitze auch bei den- jenigen T r ach el inen, deren Mund an der Rüsselbasis liegt. Bei Dileptus scheint dies insofern der Fall zu sein, als die Streifen des Küsseis allmälilich, unter sehr geringem Winkel, reclits und links an das Trichocystenband der ven- tralen Küsselkantc anstossen, also den vorausgesetzten Lauf nehmen, wenn sie sich auch nicht direct vereinigen. Bei Lionotus grandis Ent/- bildet Entz in der Eilsselregion ein wink- liges Zusammenstossen der Streifen der rechten bewimperten Seite ab, erklilrt es jedoch durch eine Einfaltung der Oberfläche an der scheinbaren Vereinigungslinie. Obgleich mir diese Erklärung nicht ganz plausibel scheint, wäre sie doch möglich, um so mehr als die an- scheinende Zusammenstossungslinie ausser Beziehung zu dem auf der ventralen Rlissel- kante liegenden "Mundspalt steht und eine solche Beziehung sonst stets vorhanden ist. Leider sind die Verhältnisse bei derjenigen Tracheline, wo sie wohl am Besten zu überschauen wären, bei Trachelius Ovum, noch nicht bekannt geworden. Besonders interessant ist nach Schnberg's Untersuchungen derStreifcn- verlauf bei der parasitischen, mit Isotricha nahe verwandten Dasytricha (65, 12 b). Der Mund liegt hier fast am einen Pol des länglichen Körpers, welchen Pol man, trotzdem er bei der Bewegung hinten bleibt, nur zu geneigt sein wird, mit dem Oralpol der einfachen Holotricheii zu identißciren, was Stein auch für Isotricha annahm. Genaue Verfolgung der Streifen der einen Körperfläche ergibt aber, dass dieselben auf der gesammteu langen Linie zwischen Mund und Vorderende winklig zusammenstossen, nicht einfach am Mund convergiren, wie es sein müsste, wenn eine ur- sprüngliche Holotriche mit terminalem Mund vorläge. Wie schon früher angedeutet wurde, schliessen wir aus diesem Verhalten, dass der Mund der Isotrichinen die lange Wanderung vom vorderen zum hinteren Pole vollendet hat. Ein ähnliches Zusammenstossen der Streifen auf der Ventralkante zwischen Mund und Vorderendc vermuthe ich nach den vorliegenden An- gaben auch bei C onchophthirus ; namentlich für C. S teenstrupii, dessen Mund ebenfalls fast ans Hinterende gerückt ist, deuten dies Quennerstedt's (408c) Beobachtungen an. Wie schon bemerkt wurde, verhält sich der Streifenverlauf der Paramaecinen etwas anders. Das Uebergehen der ventralen Streifen zwischen Mund und Vorderende geschieht hier im Allgemeinen unter allmählicbem Umbiegen, oder doch ohne scharte Knickung. Folge davon ist, dass eine Vereinigungslinie wie bei den Chlamydodonten nicht deutlich hervortritt, obgleich sich ihre Lage aus dem Streifenverlauf leicht ergibt. Gut zu erkennen ist dieses Verhalten bei Glaucoma (62,5), Uronema, Frontonia und anderen. Bei Paramaecium biegen die Streifen etwas winkliger in einander über und die Ueberbiegungsliuie läuft vom Mund längs des rechten Bandes der Peristomgrube hin (63, In, 2a). Modificafion des Streifenverkiifs bei Verlagerung des Munds u. durch das Pcriston,. \-2\)] Eigemhiimlich verändert siud die VerbUltuisse bei Colpidium (Ü2 6) und Colpoda (62, 7). Bei beiden scheint die Abweichung dadurch ent- standen zu sein, dass die vor dem Mund liegende Körperregion eine Tor- sion erfahren liat; bei Colpidium nach links, bei Colp^'oda dagegen nacli Maiipas' Untersuchungen nach rechts. Deshalb sieht man "bei Colpidium nur die rechtsseitigen «treuen vor dem iMund nach links biegen und vor dem Mund schief aufsteigen. Die Zusaninicnstossungs- linie mit den linksseitigen Streifen, welche ursprünglich gerade vom Mund zum Vorderende lief, etwa wie bei der nahe verwandten Glaucoma, wurde ganz auf die linke Seite geschoben und steigt nun vom Mund sehr schief nach links auf (6 a). Die entgegengesetzte Richtung der Torsion bei Colpoda rief hier den umgekehrten Streifenverlauf her- vor, doch wurden die Verhältnisse dieser Gattung noch nicht ganz aus- reichend studirt. Es fragt sich nun, welche Einflüsse die Ausbildung eines Peristom- feldes, wie es bei den Heterotrichen und z. Th. recht ähnlich bei den Pleuronemiua unter den Holotrichen vorkommt, auf den Streifenverlauf hat. Im Allgemeinen lässt sich hierüber sagen, dass sich die Streifung zu dem Peristomfeld etwa ebenso verhält wie zu einer lang spaltartig entwickelten Mundöffnung, wie wir sie bei manchen Tracheline n finden; d. h. die Streifen beginnen gleichmässig am ganzen Rand des Peristoms und ziehen von hier zum hinteren Körperpol. Die Verhältnisse liegen etwa so, als wenu man in die reguläre, ursprüngliche Körperstreifung einer primitiven Holotriche am Vordereude ein Peristomfeld einträgt. Je schmäler und länger gestreckt das Peristom ist, desto schwieriger wird die Feststellung des Verhaltens der Streifen zu seinen Längsrändern. Dennoch glaube ich, dass die Sache sich allgemein so verhält und dass Streifungsverhältnisse, wie sie Stein bei Blepharisnia und Spirosto- mum am rechten Peristonirand zeichnet, von welchem die Streifen zum vorderen Pol ziehen sollen, sich ebensowenig finden wie bei Bursaria, wo er ähnliches berichtete, was später Brauer und namentlich Schuberg corri- girten. Für Blepharisma kann ich nach eigenen älteren Beobachtungen versichern , dass alle vom rechten Peristomrand entspringenden Streifen zum hinteren Pol ziehen ; daher dürfte auch bei Spirostomum das Gleiche sicher zu erwarten sein. Ganz unwalirsclieiülich ist ferner der von Stein bei Nyctotherus Györianus an-r- gebene Streifenverlauf, welcher das Peristom einfach als Unterbrechung einer continuirlichen Spiralstreifuug angibt. Unverständlich bleibt ferner bis jetzt der Streifenverlauf, den Stein bei Nyctotherus cordiformis schildert. Die Streifung der rechten Seite nimmt hier den zu erwartenden normalen Verlauf; die der linken Seite dagegen (06, 5 b) weist eine Zusamuien- stossungflinie auf, ähnlich wie wir sie früher bei den Chlamydodonten bemerkten. Die Linie, in welcher die Streifen sehr spitzwinklig zusammenstossen , reicht von dem Vorderende bis in die Mundgegend. Künstler (703) will etwas ähnliches auf der rechten Seite seines Nycto- therus Duboisii gesehen haben, doch blieben mir seine Beschreibung und Abbildung un- verständlich. Ohne bezweifeln zu wollen, dass die Stein'sche Schilderung des Slreifeii- verlaufs bei Nyctotherus cordiformis im Allgemeinen richtig ist. bleibt vorerst unvei'sfänd- lich, wodurch eine solche Unterbrechung der linksseitigen Streifen, denn liierauf deutet die ]2il2 Ciliata. Zusammeiistossvings]inie hin, hervorgerufen wurde. Der Linie der Holotrichcn kann sie nicht entsprechen, denn deren Homologon findet sich sonder Zweifel in der Pcristombildung. Ein Wort verdient das Verhalten der Streif ung zur Peristom- fläche bei den Heterotrichen. Die Mehrzahl derselben besitzt eine unbe- winiperte und daher auch ungestreil'te Peristomfläche; denn die zarte Streit'ung, welche uns bei Bursaria bekannt wurde, besitzt, wie aus Früherem hervorgeht, wahrscheinlich keine Analogie mit der Körperstreil'ung. Be- kanntlich tritt aber in der Familie der Stentorina eine gleichmässige Bewimperung der Peristomfläche und damit, wie zu erwarten, auch eine Streuung derselben auf, welche in jeder Hinsicht der des übrigen Körpers entspricht. Der Verlauf der Peristorastreifen ist nur bei den Gattungen Climacostomum und Stentor genügend bekannt, bei Folliculina (Freia) hingegen noch ziemlich unsicher. Die Streifen be- ginnen nach Stein 's Darstellung am rechten Peristomrand und ziehen von hier concentrisch mit dem dorsalen und linken Peristomrand zum Mund (Tf. ßS). Natürlich müssen sie gegen letzteren fortgesetzt convergiren und daher auch immer schmäler werden. Es scheint vorerst kaum möglich, diesen Verlauf der Peristorastreifen mit einem Tbeil der Körperstreifen einfacherer Formen in Beziehung zu setzen und sie daher etwa von den vor dem Mund hinziehenden Uebergangsstreifen solcher abzuleiten. Immerhin mag diese Möglichkeit nicht ganz ausgeschlossen sein , da genauere Unter- suchungen wohl den Verlauf der Peristomstreifen in der Mundgegend und am linken Peristom- rande etwas anders ergeben könnten, als ihn Stein darstellt, d. h. ähnlicher dem Verhalten am rechten Peristomrand. Dann wurden sich die Streifen des Peristoms doch vielleicht als die Fortsetzungen der vor dem Mund in einander üherhiegenden ventralen Körperstreifen be- trachten und die gesammte Bildung daher auf das Verhalten mancher Holotrichcn beziehen lassen. Für diese Auffassung spriclit auch das Verhalten der Pcristomstreifung der leider noch so ungenügend erforschten Lieberkühnina, wenigstens stellt Lieberkühn dieselbe mehrfach als eine ganz concentrische , die links und rechts gleichmässig auf den Peristomrand auf- setzt, dar (69, 5b, 5d). Auch der Streifenverlauf auf den Peristomflügeln von Folliculina scheint, soweit das Wenige, was davon bekannt ist, ein ürtheil erlaubt, eher mit dieser Auf- fassung zu harmoniren. e. Differenzirungen contractiler Elemente des Ecto- plasmas in Zusammenhang mit der Körperstreifung oder unabhängig von derselben. a. Die contractilen Fibrillen oder Myoneme. Schon bei Besprechung der Körperstreifung wurde betont, dass die Reliefzeichnungen und die Cilienanordnung, welche dieselbe bedingen, häufig durch Diffe- renzirungen im Ectoplasma, welche dem Verlauf der Streifung folgen, verdeutlicht werden. Das Zusammenfallen beider Erscheinungen war be- kanntlich die Ursache, dass die im vorigen Abschnitt geschilderten Ver- hältnisse bei Beurtheilnng der Streifung vielfach gegen die jetzt zu be- sprechenden zurückgestellt oder überhaupt vernachlässigt wurden. Schon frühzeitig bildete sich die Ueberzeugung aus, dass jene Diffe- renzirungen des Ectoplasmas mit dem Contractionsverraögen zusammen- Streifung auf d. Peristom. Myoneme. 1293 hängen müssten ; waren es doch gerade die besonders contractilen Cilialen welche sowohl die*Körperstreitung wie jene Differenzirungen am Klarsten zeigten. Diese bekanntlich schon bei Ehrenberg angedeutete Aullassniig wurde durch die späteren Forschungen im Ganzen bestätigt und ins Ein"^ zelne verfolgt. Dabei ergaben sich aber tiefgehende Widersprüche in der Deutung des Gesehenen, welche z. Th. jetzt noch nicht völlig geschlicbtet sind. Ueberhaupt muss betont werden, dass die grosse Schwierigkeit der Untersuchung und physiologischen Beurtheilung dieser Ditlerenzirungeii, in Verbindung mit der Unsicherheit, welche auch in der Histologie der höheren Thiere bezüglich des Wesens der contractilen Substanzen herrscht, eine befriedigende Klärung der fraglichen Verhältnisse bis jetzt noch nicht gestatteten. Die betreuenden Erscheinungen wurden ausser bei den Vorticellidinen bis jetzt nur bei mit eigentlichen Rippenstreifeu, d. h. der Streifung unse- rer 2. Kategorie, versehenen Ciliaten beobachtet. Ob hieraus zu schliesseu ist, dass sie den anderen ganz fehlen, lassen wir dahingestellt. Dagegen beweist ihr Auftreten bei den Vorticellidinen, dass ein nothwendigcr Zusammenhang zwischen Körperstreifung und jenen Differenzirungen nicht besteht, wenn anders die Erscheinungen bei der erwähnten Ordnung denen der übrigen Ciliaten mit Recht verglichen werden, wofür unsere Erfali- rungen durchaus sprechen. Ein Wort möchten wir über den Ort dieser fibrillären Differenzirungen im Ectoplasma vorausschicken. Mit Sicherheit kennen wir sie nur von solchen Ciliaten , deren Ectoplasma die Zusammensetzung aus den drei früher charakterisirten Schichten, der Pellicula, AI veolarsc hiebt und dem Corticalplasma zeigt, doch mag das letztere z. Th. nicht deutlich ausgebildet sein. Jedenfalls treten die fraglichen Bildungen unter der Pellicula auf und stehen [nachweislich mit der Alveolarschicht in innigem Zusammenhang. Neuere Beobachtungen (Bütschli und Scbewia- koff) ergaben, dass die contractilen Fibrillen sicherlich Differenzirungen der Alveolarschicht sind, dass sie jedoch aus dieser häutig in das Cortical- plasDia rücken. Es kann uns daher nicht überraschen, wenn sie zuweilen streckenweis dieser Schicht eingelagert sind, ja bei einigen Ciliaten sogar gewisse Regionen des Entoplasmas durchziehen. Diese Erörterungen bezweckten hauptsächlich die zuerst von HUckel (497) ausg-esprochne und später häufig- vorgetragne Ansicht zu widerlegen, dass die contractilen Elemente des Ecto- plasmas in einer besonderen sog. „Myophanschichf ' ihren Sitz hätten. Diese, schon von Maupas (677) genügend zurückgewiesene Annahme bedarf nach dem Vorbemerkten einer speciellen \^'iderIegung um so weniger, als sie keinerlei thatsächliche Erfahrungen zu ihrer Bekräftigung aufzufahren wusste, vielmehr ein einfaches Ergebniss schcmatisirender Darstellung war, welcher für jedes ectoplasmatische Element auch die zugehörige Schicht nicht fehlen durfte. Den klarsten Einblick in die zu betrachtenden Verhältnisse gewähren die Vorticellinen; wir wollen unsere Uebersicht daher mit diesen be- ginnen, Ehrenberg hatte gelegentlich beobachtet (Vorticella Convallaria) , dass der h'aden im Stiel schnellender Vorticellinen, dessen muskulöse Natur er betonte, sich in den llintorthoil 1 21)1 Ciliata. (li's Küriicrs fortsetze. Spätere Beubacliter, wie Eckhard (191), Czcrmak (2'i;!), Stein (2(il), bestätigten dies in weitcrem Umfang, indem sie den anscheinend gablig' gcthcilten Stiel- faden eine Strecke weit im Körper verfolgten. Erst Lachmann (27-1) erkannte gemeinsam mit Cl aparede richtig, dass der Faden, nach seinem Eintritt in den Körper, eine membra- nöse, längsgestreifte, konische Ausbreitung bilde; auch suchte er zu erweisen, dass diese Fort- setzung des Fadens, wie der im Stiel gelegene Theil, Contractionsvermögcn besitze. Beide Forsclier stellten weiterhin fest, dass auch den Yorticcilinen, deren nichtcontractilem Stiel der INIuskelfaden fehlt, dennoch der im Körper gelegene Fasertrichter zukommt. Selbst Ehren- berg hatte denselben schon bei der grossen Epistylis Galea bemerkt und seine mus- kulöse Natur vermuthet. In den Arbeiten Greeff's (467) und Everts' (493) kann icli kaum einen Fortschritt über Lach mann und Claparede finden, ja die Verhältnisse im llinterende der Vorticellinen wurden von beiden falsch bcurtlieilt. Am mangelhaftesten zwar von Everts, welcher sicher die gesammte Körner- oder Alveolarschicht der Vorticella für eine längsgestreifte Schicht nahm, sie Ins ans Hinterende verfolgte und dort in den Stielmuskel übergehen Hess. Daraus geht hervor, dass er das wirkliche Verhalten der Fortsetzung des Stielmuskels nicht erkannte. Obgleich er für diese längsgestreifte Lage die Bezeichnung Muskelschicht anerkennen wollte, da sie die Fortsetzung des Stielmuskels sei, betonte er besonders, dass er nichts gefunden habe , was Muskelfasern vergleichbar sei. Es scheint mir deshalb sehr fraglich, ob Everts wirklich die contractilcn Fibrillen der Vorticellinen gesehen liat, wie gewöhnlich behauptet wird. Ob dies Greeff gelungen ist, ist gleichfalls unsicher. Eigentliche Fibrillen bildet auch Greeff nur aus der Fortsetzung des Stielmuskels im Hinter- ende ab. Er unterschied im Hinterende ein doppeltes System von Fibrillen, solche, welche der Körperwand angehören und andere, innen von diesen, welche der Ausbreitung des Stielmuskels zukommen. Dies ist irrig, denn im Bereich der konischen Ausbreitung des Stielmuskels fehlen dem Hinterende Fibrillen unter der Pellicula. Die angeblichen Quer- schnitte der äusseren Fibrillenlage, welche Greeff auf dem optischen Durclischnitt des Hinter- endes bemerkte , waren jedenfalls nur die Körner der Alveolarschicht. Dagegen mag Greeff wirklich die Fibrillen des Peristoms beobachtet haben , wenn sich die darüber vorliegenden Angaben überhaupt bestätigen. Wir müssen daher die wirkliche Entdeckung der Fibrillen in der Körperwand Engel- mann (,1S75) zuschreiben. Btitschli beobachtete sie gelegentlich (1875 — 7G), veröffentlichte darüber jedoch nur eine kurze Notiz (.522, p. 72 Anm.); später trugen namentlich ^Vrczes- niowski (546) und Brauer (767) zu ihrer genaueren Kenntniss bei. Untersucht man grossere, möglichst durchsichtige Vorticellinen (z. B. Epistylis Galea u. Umbellaria, doch auch Vorticella neb ulifera und C a r c b e s i u m p o 1 y p i n u m) mit starken Vergrösserungen , so be- nierkt man im Körperabschnitt vor dem hinteren Wimperkranz, dicht unter der Pellicula, zarte längsverlaufende plasmatischc Fibrillen (73,9a; 74, 7b). Dieselben sind sehr lein, massig dunkel und von dem allge- meinen Aussehen feiner plasmatischer Fädchen. Bei Epistylis Umbel- laria ist deutlich wahrzunehmen, dass die Fibrillen von Strecke zu Strecke feine Varicositäten besitzen. Sie verlaufen in ziemlicher Entfernung von einander, so dass ungefähr 10 — 20 auf die Hälfte des Körperumfangs kommen ; relativ selten fliessen zvvei benachbarte Fibrillen zu einer ein- zigen zusammen (Brauer). Die breiten Längsfelder zwischen den Fibrillen werden von den Körnern, oder vielmehr dem Maschenwerk (mit den Körnern) der Alveolarschicht gebildet und erscheinen deshalb als körnige Bänder (74, 7e). Indem die Körner sich nur bis zu einer ge- wissen, sehr geringen Entfernung von der Fibrille jederseits erstrecken, entsteht zwischen je zwei Körnerreihen ein sehr schmaler, hellerer Streif, ilyoneme der Vorticollincii. 12'.t'> in welclieui die Fibrille liinzieht. Sorgfältige Betrachtung hei starken Vergrössernngen ergiht weiter, dass die > Alveolen der Alvcolar.scliicht mit den beuachhaiten Fihrillcn in Verbindung stehen, d. h. dass feine Fädchen von den Alveolen zu den Varicositäten der Fil)rillcn ziehen (74, 7 c). Hieraus folgt, dass die Fibrille der Vorticellinen nicht ein besonderes, dem Ectoplasma eingelagertes Gebilde ist, sondern einer Diffcrcnzirung des Wabenwerks der Aheolarschicht ihre Entstehung verdankt. Indem sich eine Reihe Wabenwände (oder Netzmaschen, wenn man will) in linearer Anordnung hintereinander reihten, entstand die Fibrille oder das Myonem, w^e wir sie nennen kijnnen, aus einem ursprünglich gleich- massig alveolären Plasma. Zu dieser Auffassung- der Kbrillenbildung gelangte ich schon vor längerer Zeit selbst- ständig, theils durch Beohachtungen von 1875, theils durch Erfalirungen über die ähnliclie Fibrillenhildung der Condylostoma von 18S3. Gemeinsam mit Schewiakoff 1886 an- gestellte Beobachtungen haben sie bei Epistylis ümbellaria wiederholt bestätigt. Eine ahnliche Ansicht trug Leydig 1883 für Epistylis plicatilis vor; die Knoten der Bälk- chen (d. h. jedenfalls die Netzknoten , lesp. die Körner der Alveolen) sollen sich hier unter der Pellicula in Längsrcilien ordnen und so eine Schicht bilden, die jedenfalls der Sluskel- schicht der übrigen Infusorien entspreche. Schon früher wurde betont, dass bei Epistylis pli- catilis thatsächlich die Alveolcnknoten oder Körner sehr deutlich längsgereiht sind. Eigent- liche Fibrillen wurden hier noch nicht verfolgt; es ist daher auch unsicher, ob sich Leydig's Angabe auf die eigentlichen Myoneme bezieht. Peristorawärts kann man die Fibrillen bis zum äussersten Rand des Peristomsaums verfolgen. Die arkadenartigen Verbindungen, welche Engel mann bei Epistylis Galea in der Nähe des Peristomrandes zwischen den benachbarten Fibrillen bemerkt haben will, konnten weder Wrzesniüwski, noch Brauer und ich bei anderen Arten auffinden. Stielwärts verlaufen die Fibrillen unter der Pellicula bis zu der eigen- thümlichen dunklen Ringlinie, welche, wie früher bemerkt Avurde, die Bildungsstätte des hinteren Wimperkranzes ist. Obgleich wir diese Linie später noch genauer besprechen müssen, werde hier zum besseren Ver- ständniss doch bemerkt, dass sie durch eine Verdichtung der Alveolar- schicht bewirkt scheint; der so gebildete „ Wimperring", wie wir die Linie mit Brauer nennen können, springt nach Innen beträchtlich in die Alveolarschicht vor. Bis zu diesem Wimperring also ziehen die Fibrillen unter der Pelli- cula, der Alveolarschicht an- oder eingelagert; hier angelangt biegen sie plötzlich sämmtlich nach Innen in das im Ilinterkörper stark angehäufte Corticalplasma ein und eilen convergirend dem oberen Stielende zu. n dieser Weise bilden sie die konische Ausbreitung des Stielmuskels Brauer leugnet bestimmt, dass die Fibrillen eine Verbindung nnt de Wimperring eingehen, sie strichen nur dicht an demselben vorbei. Mir scheint dieser Punkt noch weiterer Aufklärung zu bedürten, da die lliat- sache, ring dir m „pot hpctimmr (IMSS Ulli x' luim»^" «-'»v/ . ^. ~^ ^ ei dieser Punkt noch weiterer Aui Klärung zu ucumiL-.., - dass die Fibrillen der Stielmuskelausbreitung stets dem A\ in.pcr- rect zustreben, doch am einfachsten durch eine innigere Vereinigung 129(] Ciliatä. mit demselben, resp. ßelestiguiig an demselben erklärt würde. Dal'iir spricht auch die Erfahrung, dass die Myoueme jedenfalls Producte der Alveolarschicht sind , wie der Wimperring. In ihrem Verlauf anastomo- sireu die Fibrillen der konischen Ausbreitung vielfach und werden auch durch maschige Zwischenfüdchen häufig untereinander verbunden. Gegen die Befestigungssfelle des Stiels hin treten sie natürlich immer dichter zusammen und vereinigen sich endlich bei Epistylis Umbellaria in ffcrino-er Entfernung vor dem Stielende zu einem kurzen cylindrischen Strang, welcher im optischen Querschnitt durchaus fibrillär gebildet zu sein scheint. Alle Fibrillenquerschnitte erscheinen auf dem optischen Schnitt durch zahlreiche Verbindungsmaschen netzförmig verstrickt. Wir dürfen dieses Endstück wohl schon dem Stielfaden der Contractilia direct vergleichen. Wie sich bei letzteren der Uebergang der konischen Aus- breitung in den eigentlichen Muskelfaden vollzieht, soll weiter unten bei Besprechung des letzteren erörtert werden. Aus obiger ScLilderung- ergibt sich, dass die kouisclie Ausbreitung der Fibrillen säumit- lichen Yorticellidinen, seien dieselben gestielt oder ungesticlt, mit oder ohne Muslcelfaden, zuzukommen scheint. Es ist daher wohl zweifelhaft, ob Brauer Eecht hat, wenn er dieselbe bei seiner sogen. Epistylis (?) Steinii leugnet. Ich halte dies auch deshalb fiir unwahr- scheinlich, da dieselbe wohl sicher gar keine Epistylis, sondern eine mit Muskelfaden ver- sehene Form ist, die jmit dem altbekannten Carchesium i^ygmaeum Ehrbg. = Aselli Engelm. identisch sein dürfte. Indem wir nochmals zu den Fibrillen der V ort icellid inen zurück- kehren, bemerken wir, dass nach Engelmann 's Erfahrungen gewisse Opercularien besonders starke Fibrillen besitzen, welche im contra- hirten Zustand 3 // Dicke erreichen. Auch ich beobachtete schon 1875 eine Opercularia (T, 74, Fig. 10) mit solch kräftigen, jedoch sehr wenigen Fibrillen. Engelm an n machte auch zuerst darauf aufmerksam, dass in der Peristomregion von Epistylis Galea noch weitere Myonemen beson- deren Verlaufs auftreten. Im Peristomsaum sollen circuläre Fibrillen einen wahren Sphincter bilden und auf dem ,,Peristomfeld'' (d. h. wohl auf dem Discus) fänden sich „bogenförmig verlaufende, wie es scheint, ähnlich wie bei Stentor nach dem Vestibulum zu convergirende, durch deren Zusammenziehung der Peristomdeckel (Discus) kleiner von Umfang und glatter und theihveise eingezogen werden müsse". Auch Greeff beschrieb auf der Wimperscheibe und dem Peristom noch circuläre Fibril len, wogegen Wrzesniowski bei Epistylis Umbellaria nichts von solchen bemerken konnte. Brauer endlich hat bei E. Galea gleichfalls Fibrillen („scharfbegrenzte Linien") auf dem Peristom beobachtet, welche mit denen der Körperwand nicht continuirlich zusammenhängen. Mir per- sönlich fiel bei gelegentlichen früheren Untersuchungen weder etwas von einem Sphincter, noch von Peristomfibrillen auf, jedoch suchte ich auch nicht speciell danach. Dennoch scheint mir namentlich die Gegenwart eines Sphincters sehr plausibel, wegen der energischen Contractilität des Peristomsaums. Myoneme der Vorticellincn und der üLrigen Ciliaten, 10i)7 Neuere, in Gemeinscbaft ^lit Scbewiakoff an Epistylis l'iiibel- laria angestellte Beobachtungeu lebrten dagegen uocb Fibrillenbildiingen in der Peristomregion kennen, deren Verlauf sofort klar erweist, welcb' wicbtige Kolle sie bei der Retraction des Peristoms spielen müssen. In einiger Entfernung vom Peristomsaum siebt man nämlicb von den Fibrillen der Körperwand andere abzweigen, welcbe sebief nacb innen und vorn zieben und sieb in der Region der adoralen Zone (Peristom- rinne) von unten an die Peristomsebeibe befestigen (74, 7 b). Dass diese Fibrillen zur Einziebung des Peristoms dienen, ist klar und die Ver. mutbung liegt nabe, dass dieselbe Einricbtung den Vorticellinen mit sebr retractilem Peristoni iiberbaupt zukommt. Bei einer Reibe Heterotrieben (Stentor, Spirostomum, Condylostoma) und Ho lot rieben (Holopbrja, Prorodon, gewisse Opalininen), welcbe sieb durcb mebr oder weniger energiscbes Contractionsvermügcn auszeicb- nen, begegnen wir Verbältnissen, welcbe den besprocbnen im Allgenieinen recbt äbnlicb sind und daber aucb nacb Feststellung derselben verständ- licber werden. Cbarakteristiscb für jene Ciliaten ist, dass die Fibrillendit!c- renzirung sich innig an die ausgeprägte Rippenstreifuug anscbliesst. dass nämlicb die Fibrillen stets dem Verlauf der Cilienfurcben, resp. der Cilien- reiben folgen. Wie früher bemerkt wurde, vertrat sclion Elireiibcri;- für S tentor die Ausiclit. dass die körnigen Eipi^cnstreifen Muskeln seien. Später griif 0. Schmidt*) diese Vcrmuthung wieder auf. Auch Kölliker (1864) schloss sicli dieser Ansicht an, wobei die von ihm beobachtete, häufige Querstreifung der Kippenbänder seine Deutung leitete. Er glaubte aber irrthümlich, die gleich zu erwähnenden eigentlichen Fibrillen, welche Lieberkühn 1857 gefunden hatte, studirt zu haben. — 1867 musste auch Stein, welcher früher hesondere contractile Elemente der Infusorien geleugnet hatte, die Gegenwart solcher zugeben. Er reihte sicli glciclifalls der obigen Anschauung energisch an, welche auch Häckel noch 187^5 adoptirte. Wie bemerkt, hatte Lieberkühn schon 1857 bei Stentor unter jedem hellen Zwischeu- streifen der Cilienfurchen eine zarte Läiigsfaser entdeckt, welche er aus später darzulegen- den Gründen für die eigentlich contractilen Elemente hielt. Schmidt (39S), Stein (42S) und selbst Simroth (536) konnten diese Fasern nicht finden. Erst Greeff beobachtete sie 1870 wieder bei Stentor und trat gleichzeitig energisch für Lieberkühn's Ansicht ein, welcher sich alle neueren Beobachter, Engelmann (1875), Wrzesniowski (1877), Maupas (1883\ Brauer (1S85) und Bütschli anschlössen. Nacb unserer früheren Schilderung erscheinen die Cilieniurcben bell, so dass die körnigen, die Structur der Alveolarschicbt aufweisenden Ripi)en- streifen von schmalen, bellen, sog. Zwischenstreifen uuterbrocben werden. Dies Verhalten beruht wesentlich darauf, dass die Alveolenkörner der Rippenstreifen in einiger Entfernung von der Tiefe der Cilicnfurche auf- hören. Bei Stentor coeruleus ist unschwer festzustellen, dass dieses helle Band oder der Zwischenstreifen nur auf der einen Seite der Cilicn furche entwickelt ist. Bei Ansicht auf die Bauchseite stösst nämlich jeder helle Streif rechts an die Cilienfurcbe an, oder anders ausgedrückt, er bildet den linken körnerfreien Saum jedes Rippenstreifeu und erreicht •■h Schmidt, 0., Lehrb. d. vergl. Anatomie, 2. und spätere Auflagen z.Th.; auch ls(il. Uronii, Klasson des TMcr-Keklis. Trutozou. *- *- 1298 Ciliata. Fiff. 14. luigefäln- ein Viertel von dessen Breite (s. Fig. 14 a, k). Ob diese einseitige AnsbikUmg der Zwiscbenstreifen allgemeiner verbreitet ist, bleibt festzustellen. In jedem Zwiscbenstreif bemerkt man dicbt unterhalb des Grundes der Cilienfurche eine Längsfibrille. Bei Condylo Stoma (s. Tf. 67, Fig. 4e) gleichen die Fibrillen denen der V or tic e 11 i d i n e n am meisten, da sie nicht nur recht fein sind, sondern auch zarte vari- cöse Anschwellungen besitzen , welche mittels querer Fädchen mit den Waben der Alveolarschicht zusammenhängen (Bütschli bei Schuberg 1886). Genaue Erforschung des optischen Querschnitts des Ectoplasmas von Stent or coernleus lehrt das Verhalten der Myoneme zur Alveolar- schicht kennen (s. neben Fig. 14 d) Im hellen Zwiscbenstreif fehlt das Al- veolen werk der Schicht wie die Körner; derselbe erscheint daher im optischen Schnitt wie ein mit heller, jeden- falls flüssiger Masse erfüllter Kanal. Recht häufig springt letzterer gegen das unterliegende Corticalplasma et- was convex vor, senkt sich in das- selbe massig ein. Die Fibrille liegt nun in der an die Cilienfurche gren- zenden Region dieses Kanals, einen Theil seiner Umrandung bildend. Sie reicht bis dicht an die Pellicula unter der Cilienreihe heran und an- dererseits bis nahe gegen die Mittel- linie der Innenwand des Kanals. Die Pellicula, welche den hellen Zwischenstreif äusserlich bedeckt, ist sehr fein quergestreift; auch ist eine entsprechende Streifung zuweilen auf dem körnigen Theil des Rippen- streifens wahrzunehmen, daher viel- leicht nur durch die Körnelung hier gewöhnlich verdeckt. — Ob diese Querstreifung möglicherweise dasselbe ist, wie die oben für Condylostoma an- gegebenen Fädchen zwischen Alveolen und Fibrillen, haben weitere Unter- suchungen festzustellen. Diese Fädchen erscheinen daher wieder et was unsicher. Sehr interessante Verhältnisse zeigt Holophryä. Die Einrichtung ist zwar im Wesentlichen der von Stent or gleich, aber der helle Zwischen- streif, resp. Kanal, dessen Umrandung die Fibrille anliegt, hat sich Erklärung von Fig. 14a — e. 14a. Flächenansicht eines kleinen Theils zweier Körperstreifen von Stentor coeruleus. c. Die Cilienreihe in den Körperfurchen, k Der helle Zwischenstreif, resp. der darunter befind- liche Kanal des Myonemsm. E Der mit blauen Körnchen erfüllte Eippenstreif. — 1 4b. Kleines Stück eines Myonems von Stent. CO er. bei sehr starker Vergrösserung (apo- chromatisches Objectiv 'i,.2 Zeiss). — 14c. Opti- scher Querschnitt eines Myonems von Stent, coerul. — 14d. Optischer Querschnitt der Al- veolarschicht dreier Körperstreifen von S t. coerul. K Der körnige Rippenstreif, k der Kanal mit dem Myonem m. — 14e. Optischer Querschnitt dreier Körperstreifen von Holo- phryä discolor. a. Die Alveolarschiclit, E. die Rippenstreifen, k. Der in das Ento- plasma (c) eingesenkte Kanal mit dem Myo- nem m. Myoiieme der Hctero- und Ilolotricha. |2Ji9 aus der Alveolarscliiclit in die Tiefe gesenkt (Fig. 14e). Sein optisclier Quer- schnitt hängt der Cilienfurehe innerlich wie ein rundliches helles Benteichen an, längs dessen Wand der dunkle Querschnitt der Fibrille innen hinzieht. Aus dem Zusammenhang des Fibrillenkanals mit der Alveolarschicht dürfen wir jedoch schliessen, dass er durch Einsenkung aus dieser ent- stand, was ja bei Stentor schon angedeutet war. Bei dem nahe verwandten P r 0 r 0 d 0 n scheinen ähnliche Verhältnisse zu bestehen (Biitschli u. Schewiak.). Bei der Gattung 0 p a li n o p s i s (einschliesslich B e n e d e n i a) streichen die recht deutlichen Myoneme nach Foettinger's (619) Untersuchungen dicht unterhalb der Pellicula in den Cilienfurchen hin. Der eigenthüm- liche, schraubige Verlauf der Körperstreifung, welcher früher (p. 1288) ge- schildert wurde, wird natürlich auch von den Fibrillen genau eingehalten ; jede derselben beschreibt daher gewöhnlich mehrere bis zahlreiche Schraubenwindungen um den Körper und reicht von dem einen Pol bis zum anderen. Wie gewöhnlich, erscheinen die Fibrillen ziemlich dunkel und werden von Pikrocarmin stark gefärbt. Bei der Opalinopsis (Benedenia) elegans sind sie sehr fein, bei 0. Sepiolac dagegen be- deutend stärker und häufig wellig geschlängelt oder etwas zickzackförmig. Bei dieser Art scheint auch ihre Isolirung gelungen zu sein. Der optische Längsschnitt zeigt die Fibrillen, wie bemerkt, als feine dunkle Pünktchen dicht unter der Pellicula. Diese Mittheilungen Foettinger's machen die schon oben ki'itisirte Ansicht Zell er 's, dass die Kippenstreifen bei Opalina Muskelfasern seien, hinfällig. Auch Nussbaum (786) schloss sich Zeller's Ansicht an. Bei dieser Gelegenheit wäre noch zu bemerken, dass die wellenförmigen Contractionen, welche letztgenannter Beobachter über die Opalinen hinziclien sah, wahrscheinlich überhaupt keine solchen, sondern die mit dem büscheligen Schlagen der Cilien verbundenen optischen Erscheinungen waren. Bei Stentor vermochte zuerst Engel mann (1875) die Myonernen zu isoliren', doch sah vielleicht auch schon Moxon (449) Aehnliches. Wird die Pellicula unter Einwirkung von Gerinnungsmitteln (verd. Schwefel- oder Oxalsäure) abgehoben, so bleiben die Fibrillen an dem zusammengezogenen Cortical- und Entoplasma haften, wäbrend die Alveolarschicht der blauen Rippenstreifen der Pellicula anhängt. Engel mann betrachtete daher auch die letzterwähnten Streifen als Theile der Cuticula. Bei dieser Schrumpfung reissen zuweilen einzelne Myoneme und rngen in den Flüssigkeitsraum unter der abgehobenen Pellicula hinein. Greeff gelang es beim Zerdrücken der Stentoren einzelne Fibrillen isolirt zu erhalten, was später auch Brauer bei dieser Gattung und Spirostomum glückte. Die Dicke der auffallend starken Fibrillen von Stentor beträgt nach Engelmann und Brauer 1 /<. Auf dem optischen Querschnitt erscheinen die einzelnen Fibrillen nach Ersterem als „kleine schart" be- grenzte Kreise'S nach Letzterem dagegen auf wirklichen Querschnitten als „fast rhombische'^ Gebilde, welche durch Carmin stark gefilrbt wurden. Ich finde ihren Querschnitt bei Stentor coeruleus deutlich elliptisdi (Fig. 14c); auch in Flächenansichten kann man sich häufig überzeugen, dass sie abgeplattet sind. 82* l.nOO Ciliata. Die starken Myoiienie des Stentor zeigten bis jetzt allein eine feinere Stnictur, wclelie jedoch nur mit Hülfe der besten Sj'Steme der Neuzeit deutlieh zu erkennen ist. Diese Struetur ist um so interessanter, als sie der Ansicht über die contractile Natur der Fibrillen durchaus ent- s])richt, d. h. an die Differenzirung der contraetilen Substanz glatter Muskelfasern und der früher besprochnen Bandgeissel der Noctiluca lebhaft erinnert. Auf dem optischen Querschnitt zeigt jede Fibrille einen zarten, etwas dunklen Randsaum. In der Flächenansicht (Fig. 14b) zieht längs jedem Eand des Myonems eine etwas dunklere Saumlinie hin, die in regelmässigen Abständen schwache knötchenartige Verdickungen besitzt. Je zwei gegen- überstehende Knötchen sind durch eine dunkle Querlinie verbunden. Wir erkennen daher in der Fibrille einen ziemlich dichten Plasmafaden mit einer Eeihe hintereinander geordneter Alveolarräume und können uns so eine Vorstellung über den Diflferenzirungsvorgang des Myonems aus der Alveolarschicht bilden. Bei früherer Gelegenheit erfuhren wir schon , dass namentlich im Hinterende von Stentor benachbarte helle Zwischenstreifen häufig zu einem einzigen zusammenfliessen; dasselbe gilt von den unterliegenden Fibrillen. Im weiteren Verlauf gegen das Hinterende gabelt sich jedoch der vereinte Streif manchmal wieder. Brauer will übrigens auch gesehen haben, dass einzelne vom Hinterende nach vorn ziehende Myoneme nach kurzem Verlauf endigten, oder dass bei Stentor coeruleus eine Fibrille in ihrem Verlauf successive bis 10 neue, als Seitenzweige, aussandte. Brauer macht über den Verlauf der Fibrillen bei Stentor noch weitere sehr eigen- thümliche und mir nicht völlig verständliclie Angaben. Die Fasern sind nach ihm im Hinter- ende des Körpers am dicksten und sollen sich ungefähr vom Beginn des 2. Körperdrittels an nach vorn sehr verfeinern , schliesslich sogar ganz schwinden. Dagegen entsprängen vam Peristomrand andere Fibrillen , welche eine Strecke weit nach hinten laufen. Ich muss ge- stehen, dass ich diese Angaben, obgleich icli sie keiner Controle unterwarf, für unwahrschein- lich halte und an der Continuität der Fibrillen längs der ganzen Körperwand nicht zweifle. Bekanntlich besitzt Stentor auch auf dem Peristomfeld ein ent- sprechendes System von Körperstreifen, dessen Verlauf schon früher ge- schildert wurde. Auch in dieser Ilegion enthält jeder helle Zwischenstreif ein Myonem, welche zusammen die Contractionen des Peristoms bewirken. Ausserdem will jedoch Brauer nocli weitere Fibrillenbildungen am Peristom gefunden haben. Einmal glaubt er, dass die dunkeln Querstreifen der adoralen Zone bei Stentor und Bursaria IMuskelfibrillen seien. Wir werden bei der Besprechung der adoralen Zone und ihrer Membranellen darzulegen versuchen, dass diese Streifen die Ansatzstellen, resp. die sog. Basalsäume der Membranellen sind. Dass es keine contraetilen, den Fibrillen vergleichbare Gebilde sind, ist schon deshalb wahrscheinlich, weil sie in allen adoralen Zonen vorkommen, auch bei Ciliaten, welche keinerlei Contractionen zeigen. Ferner will Brauer unter der adoralen Zone von Stentor 3 — 4 dem Verlauf derselben folgende Fibrillen beobachtet haben, welche von einem der Querstreifen der Zone entspringen. Besonders letztere Angabe macht es mir zweifelhaft, ob diese Gebilde zu den Myonemen gezählt werden dürfen Bevor wir die Gründe erörtern, auf welche die neueren Forscher die contractile Natur der Fibrillen stützten, sind die Erfahrungen über das Myoiiome der Hcfero- uml Ilolotricha. |v;(ll Verhalten dieser Elemente und des Ectoplasmas überhaupt im polarisirten Licht lairz zu schildern. Nach Engelmann 's Beobachtungen besitzt das gesammte Ecto- plasma der Stent oreu schwach cloppeltbrechende Eigenschaften; eine specielle Untersuchung der Fibrillen gelang nicht. Bei der grossen' Ep i- stylis Galea konnte dagegen die Doppelbrechung der konischen Fibrillenausbreituug im Hinterende gut beobachtet werden, während sich das Corticalplasma zwischen der Ausbreitung und der Pellicula isotrop erwies. Auch bei Epistylis Umbellaria gelang die gleiche Beob- achtung. Dass der Stielfaden der Vor ticellid inen relativ stark doppel- brechend ist, wie zuerst Rouget (1862) nachwies, werde hier nur er- wähnt, da wir später darauf zurückkommen; immerhin ist dies von erheblicher Bedeutung, da sein directer Uebergang in die Fibrillen des Körpers sicher ist. Aus den vorliegenden Beobachtungen ergibt sich demnach die Anisotropie der Myonemen mit ziemlicher Bestimmtheit. Schon 1862 beobachtete Rouget die Anisotropie „der coutractilen Körpcrwarid" einer Epistylis und wollte gleichzeitig feine doppelbrechendc Längsfibrillcn (Muskelfasern) in der ganzen Wand verfolgt haben. Ich vcrmuthe, dass er vorzugsweise die Doppelbrechung der Pellicula beobachtete. Bezuglich Kouget's anisotroper Fibrillen bin ich unsicher; wenigstens scheint Engelmann mit jedenfalls besseren Hülfsmitteln die Myonemen nie einzeln im pola- risirten Licht verfolgt zu haben. Der Grund, welcher Lieb erkühn s.Z. bestimmte, die Fibrillen von Stentor für die contractilen Elemente zu erklären, war: dass sie bei Contrahirten Stentoreu durchaus gerade sind, jedoch einen wellig ge- schlängelten Verlauf annehmen, sobald das Infusor sich zu strecken beginnt, indem sie sich, anscheinend erschlaffend, verlängern. Im Moment der Contraction tritt sofort wieder Streckung der Fibrillen ein. Die späteren Beobachter, welche sich Lieberkühn's Auffassung an- schlössen , haben diese Erfahrungen durchaus bestätigt und z. Th. er- weitert. So berichtet Engelmann, dass die Fibrillen bei der Contrac- tion auch deutlich dicker werden und dass bei starker Ausdehnung des Stentor wieder völlige Geradestreckung der Myonemen eintritt, ein Ver- halten, welches wir naturgemäss unserer früheren Schilderung zu Grunde legten. Derselbe Beobachter konnte aber auch ein abweichendes Ver- halten der Fibrillen im Contractionszustand feststellen. Erfolgt die Zu- sammenziehung nämlich nicht plötzlich, sondern sehr langsam und all- mählich, so bleiben die Fibrillen auch bei intensiv contrahirten Stentoren stark wellig geschlängelt und unverdickt. Die Schlängelung ist z. Th. so ausgiebig, dass sich die Biegungen benachbarter Fibrillen, welche durchaus nicht etwa gleichsinnig und auf gleicher Höhe verlaufen, unter den Pvippenstreifen nahezu berühren. In diesem Zustand kann noch ein weiteres „Zusammenzucken'' eintreten, wobei alle Fibrillen plötzlich gerade, kurz und dick werden. Diese Erfahrungen Engel man n's, welche übri- gens zum Theil auch schon 0. Schmidt (1864) machte, compliciren natürlich die ganze Angelegenheit sehr. Dieselben lassen nur die Erklä- rung zu, dass die Fibrillen au den langsamen Contractioncn nicht bc- 1302 Ciliata. theiligt sind, dabei vielmehr im Zustand der Ausdehnung verharren und deshalb passiv in Schlängelungen gelegt werden. Dies ist denn auch Engelmann 's Ansicht, welcher dem Ectoplasma (,,cortlcale Schicht'') ein Contractionsvermögen ,,in der Richtung der Streitung" zuschreibt, wo- durch jene langsamen Zusammenziehungen bewirkt werden. Meine Erfahrungen bestätigen die contractile Natur der Fibrillen des Stentor durchaus. Wird ein Stentor etwas gepresst, wobei er sich stets mehr oder weniger contrahirt und die Myoneme, da die Ausstreckung des Thieres erschwert ist, bald die geschlängelte Form annehmen, so sieht man bei jedem genügend kräftigen Inductiousschlag sofort Geradstreckung, also Verkürzung und deutliche Verdickung der Fibrillen eintreten*). Natür- lich ist damit auch eine Zuckung des Stentor verknüpft. Ich sehe nicht ein, was gegen diesen Beweis der contractilen Natur der Myo- neme vorgebracht werden könnte. Es unterliegt daher keinem Zweifel, dass die energischen Contractiouen derStentoren und anderer Infusorien, bei welchen Fibrillen erwiesen sind, durch die Myoneme bewirkt werden. Dass jedoch noch vielerlei aufzuklären ist, bevor ein genügendes Verständniss der Vorgänge erreicht wird, scheint sicher. So ist vorerst nicht recht klar, wie die starken Schlängelungen der erschlafften Fibrillen unter den Rippenstreifen möglich sind, wenn auch der Einschluss jeder Fibrille in den Kanal der Zwischenstreifen , resp. auch die mehr oder weniger tiefe Einsenkung der Fibrillen in das unterliegende Plasma, Hin- weise für eine Erklärung enthalten dürften. Es wurde schon früher erwähnt, dass auch die Rippenstreifen bei der Contraction der Stentoren gewisse Veränderungen erfahren, welche zu- weilen für ihre Deutung als contractile Gebilde verwerthet wurden. Sie erlangen nämlich meist ein sehr eigenthümliches, dicht quergestreiftes Aussehen, ja nach Stein soll diese Querstreifung selbst bei ganz ausge- streckten Individuen deutlich zu erkennen sein. Greeff sah die Quer- streifung vornehmlich am Vorderkörper in der Peristomgegend; ja er fand hier ,, wirkliche circuläre Linien, welche um den Körper verlaufen", und vielleicht besonderen „Muskelfasern" entsprächen. Wie schon Stein richtig bemerkte, und die späteren Forscher, spe- ciell Greeff, Engelmann und Simroth bestätigten, beruht die Quer- streifung auf der Bildung zahlreicher, regel- bis unregclmässiger querer Falten oder Wülste der Rippenstreifen. Dies lässt sich namentlich am optischen Längsschnitt des Randes sicher feststellen. Das Entstehen der Streifung scheint sich demnach so zu erklären : dass sowohl die Pellicula wie die Alvcolarschicht der Rippenstreifen, da sie an der Contraction der Fibrillen nicht oder doch nicht in gleichem Grad theilnehmen, weniger zusammengezogen werden und sich daher nach Aussen in Querfalten, resp. Wülste erheben, ähnlich wie die Haut höherer Thiere bei der Contraction unterliegender Muskulatur runzlig wird. Ein Ausweichen nach Innen ist *) Die Zuckungen wurden durcli Schliessung intermittircnder Ströme bewirkt. Myoneme der Hetero- und Holotricha. ]3();^ Datürlich auch für die Alveolarschicht ausgeschlossen, da das gesammte Körperinnere als incompressibel betrachtet werden niuss. Warum die Cilicnfurclien an dieser Kunzclun längs der äusseren membiaiuirtigeii Umgrenzung der Fadenscheide. welche bei Zoothamiiiiiiu Arbuscula nach Engelmann sogar doppelt con- turirt ist. Dieser Verlauf des Fadens in der Scheide hat zur Folge, dass ihr von Körnchen erfüllter Raum nicht allseitig um den Faden sichtbar ist, wie bei den erstbesprochnen Gattungen, sondern abwechselnd rechts nnd links von jedem halben Umgang des Fadens auftritt, ähnlich wie die Marksnbstanz des Stieles bezüglich des Fadens bei Vorticella oder Carehesium. Engelmann beobachtete ferner, dass die Körnchen der Fadenscheide in den jüngsten Stieltheilen der Kolonie von Zootham- nium Arbuscula ganz fehlen nnd in den älteren an Zahl fortgesetzt zunehmen , bis schliesslich die Substanz der Fadenscheide das Aussehen ,, ziemlich grobkörnigen Protoplasmas'' annimmt. Indem wir zur Betrachtung des feineren Baues des Fadens selbst übergehen, heben wir zunächst hervor, dass dessen Querschnitt gewöhn- lich kreisrund sein wird. Dies wurde aucli auf dem optischen Schnitt des schraubig contrabirten Stiels deutlich wahrgenommen, folgt aber auch daraus, dass der schraubige Faden bei Vorticella und Carehesium in seinem Verlauf keinen Dickenwechsel zeigt, obgleich er dabei von den verschiedensten Seiten gesehen wird. Der relativ sehr dicke Faden von Zoothamnium Arbuscula besitzt dagegen nach Engelmann einen ziemlich stark elliptischen Querschnitt. Da der Faden, wie bekannt, durch Zusammentritt der Körpcrmvo nemen entsteht, so lässt sich a priori vermuthen, dass er eine librilläre Stiuctur besitzen wird. Bevor wir dies näher untersuchen, ist der Zusammenhang des Fadens mit der konischen Fibrillenausbreitung im Hinterende des Körpers genauer zu betrachten. Wie die Untersuchung grösserer Vorticellen (Bütschli 1875) und Carehesium (Brauer) lehrt, reicht das zugespitzte Ende der konischen Fibrillenausbreitung bis in den obersten Theil des Stieles hinein, d. h. ihre deHnitive Vereinigung zum Faden tritt erst im Stiel selbst, in geringer Entfernung vom hinteren Pol des Thieres , ein. Da sich der optische Längsschnitt der konischen Ausbreitung, von ihrem Beginn am sog. Wimp erring bis zur endlichen Vereinigung im Faden, fortgesetzt verdickt, so darf ange- nommen werden, dass die Fibrillen, welche anfänglich in einfacher Schicht nebeneinander lagen, allmählich mehrschichtig werden, indem ein Thcd derselben nach Innen tritt. Es scheint dies ja natürlich , weil die zahl- reichen Fibrillen sehr stark convergiren und daher bald keinen Baum mehr zu einschichtiger Anordnung haben werden. Bei den meisten Formen hat es den Anschein, als wenn sich die Fibrillen im Faden selbst nicht mehr erhielten, sondern zu einer homo- genen Masse zusammenfiiessen. Dass dies aber wahrscheinlich überall nicht eintritt, sondern nur die Feinheit und enge Zusammendrängung der Fibrillen ihre Beobachtung gewöhnlich verhindert, scheint aus der deuthcl. fibrillären Strudur des ansehnlichen Fadens gewisser Zoothamnicn (Z. Arbuscula und alternans) zu folgen. Bei Z. Arbuscula konn- 1310 C'liata. tcn Ell gel mann und später Wrzesniowski am lebenden Faden eine fibrilläre Structnr direct nachweisen. Naeh dem ersteren tritt dieselbe je- doch nur an den jüngsten Zweigstielen der Kolonie deutlich berror. Hier ersclicint jeder Faden als ein Bündel von 6 — 10 sich vielfach kreuzenden Fibrillen, in deren Zwischenräumen eine wasserhelle Substanz bemerkt wird, in welcher Wrzesnio wski noch feine Körnchen beobachtete. In den älte- ren Zweigen fliesscn diese Fibrillen auch bier zu einem anscheinend homo- genen Faden zusammen, der nur hier^ und da längsgestreift erscheint und stellenweis gröbere oder feinere Längsspalten zeigt, welche ohne Zweifel gelegentlichem Auseinanderweichen der Fibrillen ihre Entstehung ver- danken. Nach dieser Schilderung ist es klar, dass die Engelmann 'sehen Fibrillen unmöglich den Fibrillen des Körpers entsprechen können, durch deren Zusammentritt der Stielmuskel entsteht, denn diese sind nicht nur viel feiner, sondern auch viel zahlreicher. Die Engelmann 'sehen Fibrillen müssen daher selbst wieder aus der Vereinigung einer grösseren Zahl ursprünglicher Fibrillen hervorgegangen sein, welche dann weiterhin zu dem scheinbar homogenen Faden zusammentreten. Dies scheint auch durch Wrzesnio wski 's Angaben einigermaassen unterstützt zu werden. Letzterer beobachtete, dass der Faden bei Verletzungen, z. E. bei Quet- schung mit einer Pincette, sofort ober- und unterhalb der Verletzungsstelle fein fibrillär wird ; doch schwindet diese Structur bald, indem sich seine Substanz in eine körnige Masse umwandelt. Eine ähnliche Beobachtung hatten schon C 1 a p a r e d e und L a c h - mann bei Z o o t h a m n i u m a 1 1 e r n a n s gemacht. An einem zerrissnen Stiel sahen sie den Faden an der Rissstelle deutlich feinfibrillär und die Fibrillen schraubig zusammengedreht. Eine etwas verschwommene Längs- streifung des Fadens beobachteten auch Forrest (572) und Kent (601) bei Zoothamnium Arbuscula. Audi bei Carchesiu m polypinum können Anzeichen einer ähnlichen Structnr gelegentlich beobachtet werden ; ich bemerkte dies gemeinsam mit Schub erg an einem präparirten Stiel, welcher jedoch wahrscheinlich einem abgestorbenen Thier angehörte. Die Fadensubstanz schien hier nicht eigentlich fibrillär, sondern langgestreckt netzmaschig und die spindeligen bis rhombischen Maschenräume selbst wieder von feineren Querfädchen durchspannt. Alle diese Erfahrungen drängen zu dem Schluss, dass die Fibrillen, indem sie zum Faden zu- sammentreten, nicht als solche untergehen, sondern sich nur innigst zu- sammenschmiegen, indem die Querfädehen, welche sie schon im Körper unter einander verbinden, sehr verkürzt, resp. bis zu directer Anastomosen- bildung der Fibrillen eingezogen werden. Eine solche Annahme erklärt uns sowohl das am lebenden Faden bei Zoothamnium Beobachtete, wie auch die Erfahrung, dass" die fibrilläre Structur bei Verletzungen besonders deutlich wird. In letzterem Fall werden durch lebhafte Imbibition, welche gequetschte Plasmagebilde in der Regel zeigen, die bis zur Berührung genäherten Fibrillen von einander abgehoben, häufig wohl bündehveis noch inniger zusammenhängend. Immerhin bedarf es dringend genauerer Stielfaden der Vorticellidinen (feinerer Bau; Doppelbrechung). 1811 Untersuchungen, um das Wenige, was bis jetzt von der leinen Structnr des Fadens bekannt ist, richtig zu stellen und zu erweitern. Nur kurz gedenken wir der Bestrebungen, eine Querstreifung des Fadens zu erweisen, was ja bczüglicli der Frage nach der Muskeluatur des Organs von besonderer Hedcutun"- schien. Schon Ehrenberg nannte den Muskel von Carchesium einen „querstrcifio-en". da er sich l)ei der Contraction querfalte oder runzle und darin dem der höheren Thicrc ent- spreche, üass er zweifellos die bei der Contraction nicht seltene Querrunzlung der Stielscheide auf den Muskelfaden bezog, betonten schon Czcrmak und Stein, welche jede Qucrstreifun"- des Fadens bestimmt leugneten. 1857 glaubte dagegen Leydig eine Querstreifung wieder nachweisen zu können: dieselbe werde durch eine Zusammensetzung des Fadens aus keil- förmig in einander geschobenen Tlieilchen („sarcous Clements?") hervoi'gernfen. Spätere Forscher, wie Kühne, Claparcde-Lachmann, Meznikoff etc. konnten diese Quer- streifung nirgends auffinden. Zenker (1860) glaubte die von Leydig gesehene Zick- zackstreifung ebenfalls bemerkt zu haben; sie beruhe aber darauf, dass eine schlaffe, unelastische Haut, die den eigentlichen Faden umgebe (jedenfalls die Fadenscheide) sich bei der Contraction in spiralige Falten um den Faden lege. Eine Art Querstreifung bildete Everts (1S73) wieder am Stielmuskel von Vorticella nebulifera ab, ohne sich jedoch genauer darüber auszusprechen. Jeder Querstreifen erscheint auf seiner Ab- bildung aus zahlreichen dunklen Längsstrichelchen zusammengesetzt, welche wohl die (ibril- lären Bildungen sein sollen, die er eine Strecke weit in den Stiel hinein verfolgt habe. Mit grosser Deutlichkeit zeichnet ferner Frommentel (1S74) die Fäden auf seinen Abbil- dungen überall quergestreift. Forrest (572). will an dem Sticlmuskel des Zoothamnium Arbiucula neben einer wenig deutlichen Längsstreifung eine viel klarere feine Querstreifung gefunden haben, welche Kent (601) nicht nachweisen konnte, so wenig wie früher Engelmann und Wrzesniowski. Letzterer glaubt jedoch eine Erklärung für die Leydig'- sche und wohl auch anderweitigen Angaben über Querstreifung in dem Verhalten des er- schlaffenden Fadens bei Zoothamnium zu erblicken. Bei diesem Vorgang nehmen die zuvor gerade gestreckten zarten „Längsstreifen" (Fibrillen) zunächst einen gcschlängelten Verlauf an. was auch schon Engelmann festgestellt hatte. Da nun alle Fibrillen parallel und übereinstim- mend geschlängelt werden, so scheint der Faden in ganzer Breite abwechselnd nach rechts und links zart gestreift, welcher Wechsel den Anschein querer Streifen erzeugt. Für dieLeydig'- schen Streifenbildungen scheint diese Erklärung zutreffend; die angeblich feine Streifung, welche Forrest beschrieb, Hesse sich in dieser Art jedoch nicht erklären. Jedenfalls geht aus obiger Darlegung hervor, dass eine Querstreifung als sicheres Structurelement des Muskel- fadens bis jetzt durchaus nicht erwiesen ist. dass jedoch der Anschein einer solchen durch besondere Verhältnisse zuweilen hervorgerufen werden kann. Mir scheint das Bild einer feinen Querstreifung möglicherweise auch dadurch zuweilen entstehen zu können, dass die zweifellos zwischen den Fadenfibrillen vorhandenen Querverbindungen eine regelmääsige Lage in Quer- ebenen haben oder einnehmen können. Ich erinnere in dieser Hinsicht an die früher be- schriebene Structur der contractilen Bandgeissel der Noctiluca. Wie schon früher erwähnt, beobachtete Rouget die Doppelbrechung des Fadens schon 1867. Engelmann und Wrzesniowski studirtcu dieselbe später genauer, während Meznikoff sie 1863 leugnete. Ensterer fand namentlich den dicken Faden des Zoothamnium Arbuscula in seiner Gesammtheit, wie auch seine einzelnen Fibrillen ziendich krältig positiv doppelbrechend mit einer tier Längsrichtung der Fasern parallelen optischen Axe. Auch die dünneren Fäden von Vorticella und Car- chesium zeigten dasselbe, obgleich schwächer und daher schwieriger nachweisbar. Dagegen verhielt sich die Fadenscheide bei Zoothamnium isotrop. Wrzesniowski bestätigte diese Erfahrungen, ohne sie wesent- lich zu erweitern, 1312 C'l'ata- Da der Faden eine directe Fortsetzung des hinteren Körperendes ist, so bietet seine Entwicklung bei der Neubildung der Stiele, resp. der Tliei- lung, dem Verständniss keine weiteren Schwierigkeiten, Es tritt eben nach kürzerem oder längerem Wachsthum des Stiels eine Insertion des hinteren, wesentlich aus den zu einem Bündel zusammenstossenden Fibril- len gebildeten Körperpols im Innern der Stielscheide ein und dieser fest- geheftete Theil wächst energisch mit dem Stiel weiter, den Faden bildend. Es scheint mir daher keine Nöthigung vorzuliegen, auf die Erwägungen Engelmann's einzugchen, der die im Hinterende der grossen Thiere von Zootliam niuui (Makrogonidien, den Gründern neuer Kolonien) angehäuften, stark lichibreclienden Körnchen fiir ^Material zur Bildung des Muskels, eventuell auch der Stielscheide halten möchte. Diese Ver- niuthung basirte wohl besonders darauf, dass E. hei diesen Thieren ,,von einer Fort- setzung oder einem allmählichen üebergang des neugebildeten Stielfadens in die Leibes- substanz durchaus nichts zu erkennen vermochte, namentlich die konische Ausbreitung der Fibrillen nicht beobachtete." Mir sclieint aber kaum denkbar, dass diese sonst allge- mein verbreitete Einrichtung jenen Makrogonidien fehlen sollte, während sie den gewöhnlichen Individuen regelmässig zukommt. Viel näher liegt die Yermuthung, dass gerade die starke Ansammlung dunkler Körnchen die Erkenntniss dieser Verhältnisse, wie überhaupt des Zusammenhangs des Muskels mit dem Körper störte. Eine Beziehung zwischen jenen Körn- chen und der Bildung des Stielmuskels zu suchen, scheint um so weniger gerechtfertigt, als sie wahrscheinlich zu den bei Infusorien, wie Protozoen uljerhaupt, so verbreiteten „Excret- körnclien" gehören, von welchen später genauer die Eede sein wird. Wir haben seither den Faden nur im gestreckten, uncontrahirten Stiel untersucht und müssen zur Vollendung unserer Darstellung auch noch sein Verhalten im contrahirten Stiel besprechen. Dies jedoch, wie auch die anzuschliessende Beurtheilung der physiologischen Bedeutung des Fadens, lässt es rathsam erscheinen, au dieser Stelle gleich das Wich- tigste über den Contractiousvorgang selbst einzuschalten. Die Contraction des Stieles geschieht unter normalen Verhältnissen stets sehr rasch und plötzlich, was eine genaue Verfolgung der Einzelheiten des Vorgangs aus- schiiesst. Selbst dann, wenn die Contraction verlangsamt ist, wie es für die letzte, beim Absterben der Thiere eintretende häufig gilt, wurde bis jetzt direct nichts beobachtet, was für die Erklärung des Vorgangs von besonderer Wichtigkeit wäre. Gewöhnlich ergreiit die Contraction den gesammten Stiel, welcher sich dabei zu einer niedrigen und eng gewun- denen Schraube, resp. Helicoide, zusammenzieht, deren Windungen sich meist dicht berühren. Der dem Stielende aufsitzende Körper wird da- bei natürlich plötzlich gegen den Befestigungspunkt des Stieles zurück- geschleudert und verharrt in dieser Stellung, so lange die Contraction des Stieles andauert. Ausser dieser Schnellbewegung erfährt der Thier- körper bei der Stielcontraction jedoch noch eine mehrfache rasche Drehung um seine Axe, wie sich speciell bei der langsameren Auf- rollung verfolgen lässt, wobei der Körper dieselben Umdrehungen im um- gekehrten Sinne durchläuft. Diese von Czermak zuerst betonte Er- scheinung beruht auf der Verkürzung des sich contrahirenden schraubigen Fadens, nicht jedoch eigentlich auf einer Torsion des Stiels, wie Czermak Contraction des Süds der Vorticellidinen. -[o^p^ glaubte. Denken wir uns den Faden bei der Contraction um einige l m- gänge sich verkürzend, so muss natürlich eine solche Rotation eintreten; das Nähere kann erst später bei der Erklärung der schraubigen A.il'- rollung des Stiels dargelegt werden. Der Thierkörper contrahirt sich gewöhnlich synchronisch mit dem Stiel, doch scheint gelegentlich auch die Contraction des Körpers ohne jene des Stieles eintreten zu können (Czermak). Es kommt aber auch vor, dass sich der Stiel nur theilweise contrahirt und zwar scheint sowohl der obere wie der nntere Stieltheil local und ohne ßetheiligung des übrigen zu- sammengezogen werden zu können (Czermak, Kühne). Viel langsamer rollt sich der zusammengeschnellte Stiel wieder auf. Auch dieser Vorgang kann verschieden verlaufen, d. b. bald oben bald unten beginnen und gelegentlich unvollendet eine Zeit laijg persistiren, resp. sofort von Neuem in Contraction des erschlafften Stieltheils oder in vollständige Erschlaflfung übergehen. Bezüglich der Windungsrichtung der engen Schraube des contrahir- ten Stiels begegnen wir verschiedenen Angaben. Während Czermak versicherte, dass er sowohl dexiotrop wie läotrop aufgewundene Stiele gesehen habe, und die Abbildungen zahlreicher Beobachter seit Ehren berg ebenfalls beiderlei Windungsrichtungen verzeichnen, be- hauptet Lach mann (247) bestimmt, dass er „stets dexiotrope AnfroUnng fand''. Da bei anderen thierischen Organismen, welche schraubige Wachs- thumserscheinungen zeigen, ein Wechsel in der Wachsthumsrichtung und der Windung nicht selten auftritt, halte ich es für wahrscheinlich, dass Czermak recht hat, obgleich dieselbe Analogie auch die Verrauthung nahelegt, dass eine Windungsrichtung die bevorzugte und gewöhnliche sein wird. Schon oben wurde betont, dass sehr kurze Stiele, in welchen der Muskelfaden keinen völligen Umgang beschreibt, im contrahirten Zustand nur gebogen oder geschwungen erscheinen, da die Umgangszahl des contrahirten Stiels direct von der Windungszahl des Fadens abhängt. Untersucht man die Lage des Muskelfadens im contrahirten Stiel von Vorticella und Carchesium, so findet mau, dass derselbe längs der inneren Windungslinie der Stielschraube hinzieht, d. h. also längs der Linie stärkster Krümmung. Im Verlauf dieser Linie liegt also die Faden- scheide der Stielscheide an ; diese Linie ist demnach auch identisch mit der schraubigen Anheftungslinie der Fadenscheide im gestreckten Stiel. Der Faden selbst aber liegt nun, nach Czermak's Figur, nicht mehr axial in der Fadenscheide, sondern der Anheftungslinie letzterer an der Stielscheide dicht an; doch bedarf dieser Punkt noch speciellerer Untersuchung. Für gewisse Zoothamnien wird seit Ehrenberg versichert, dass der contrahirte Stiel nicht in einer Schraubentour, sondern z ick zack - förmig in einer Ebene zusammengezogen werde. Ehrenberg bildete Bronn, Kbisscn des Tliier- Reichs, l'rotozoa. '^•J I ;>, ] 4 Oiliata. (lies von einer Form ;il), welche er für identisch mit C arclies i u ni poly- pin um hielt, die jedoch sicherlich ein Zoothamniiini war, was schon Claparede richtig erkannte. Letzterer verfolgte die gleiche Erscheinung gemeinsam mit Lach m a n n bei dem sog. Z o o t h a m n i u m n u t a n s Cl. L. und es scheint nach den sehr bestimmten Angaben beider Forscher zweifel- los, dass hier eine auffallende Abweichung vorkommt. Kent (601) behaup- tete später, dass dieser Contractionsmodus Zoothamnium allgemein zu- komme und glaubt dies mit dem axialen Verlauf des Muskelfadens in Zusammenhang bringen zu dürfen, obgleich er seltsamer Weise auf seinen Originalzeichnungen von Zoothamnium stets einen stark scbraubigen Fadenverlauf ganz nach Art der beiden anderen Gattungen zeich- net. Entz (01)4) schliesslich betont für Zoothamnium Mucedo be- stimmt, dass energische Contraction stets zu schraubiger Aufrollung des Stieles führe, zickzackförmige Faltung dagegen bei schwachen Contrac- tionen eintrete. Nach diesen Erfahrungen scheint es doch möglich, dass die Schlängelungen, welche Clap. und L. bei Zooth. nutans beobach- teten, nicht wirklich in einer Ebene lagen, sondern lose Schraubenwin- dungen waren; denn der axiale Verlauf des schraubigen Muskelfadens bei Zoothamnium erfordert jedenfalls sehr energische Contraction zur Hervorrufung totaler enger Schraubenaufrollung, wie wir später sehen werden. Kaum dürfte sich in dieser Weise jedoch der Ehrenberg'sche Fall erledigen lassen , wo die zickzackformigen Biegungen des Stiels so stark sind, dass sich die einzelnen Knickungen berühren. Lag hier keine Täuschung vor, so könnte die Erklärung nur darin gesucht werden : dass entweder der Verlauf des Muskelfadens thatsächlich nicht scbraubig, sondern zickzackförmig ist (was jedoch auch die von Ehrcii- berg gezeichnete völlige Berührung der Knickungen nicht ausreichend erläutern dürfte) oder dass die Contraction des Fadens gelegentlich nur local auf kurze Strecken und in gewissen Entfernungen einträte, eine Möglichkeit, auf welche schon Czermak hinwies. Mir sclieiiit das Letztere nicht iinwahrsclieiiilich , da wir wissen, dass wirklich locale Contraetionen des Fadens vorkommen und weil dabei die unwahrscheinliche Annahme: dass der Faden geleii'entlich einen abweichenden Verlauf besitze, umgangen wird. Natürlich würden bei der gemachten Voraussetzung die einzelnen Biegungsstücke -des Stiels auch nicht genau in einer Ebene liegen, da ja die sich contrahirenden Fadenantheile ein wenig schief zur Stiel- axe verlaufen; doch käme dies gerade bei Zoothamnium wenig in Betracht, da ja der beson- ders steile Schraulienverlauf des Fadens eine sehr geringe Schiefe zur Stielaxe bedingt. Wir wollen nun die Frage discutiren, was das eigentlich contractilc im Vorticellenstiel ist und gehen dabei gleichzeitig auf die Erklärung des Phänomens, soweit eine solche bis jetzt versucht wurde, ein. — Der Streit der Meinungen über diesen Gegenstand hat lange gedauert und ist auch heute nicht ganz geschlichtet; wenn auch allseitig anerkannt ist, dass der Faden das Contractile, die Stielscheide dagegen das Elastische ist, welches die Streckung wieder hervorruft. Die Erörterung der Frage wurde mehr- fach dadurch complicirt, dass sie mit der anderen, ob der Faden ein echter Muskel im Sinne der höheren Thiere sei, zusammengeworfen wurde. Contractiou des Vorticcllinenstiols und deren Erklärunu,-. 131;') Bekanntlicli crWickte schon Elircnbcr- im Faden das Bewc-ende, den Muskel, eine Ansicht, welche Diijardin (1S41) bekämpfte, indem er die Stielschcide filr contractil erklärte, Siebold (1845), obgleich eifriger Anhänger Dtijardin's, hütete sich doch, letzterem auf diesem Irrweg zu folgen und schloss sich Ehrenberg an. Eckhard (1S4G) verhielt sich zweifelnd, betonte die Nothwendigkeit der Gegenwart beider Elemente zum Zustandekommen der Con- traction, ohne jedoch klare Resultate zu erzielen. Erst Czermak's (1S53) uedliche Beob- achtungen und Erwägungen klärten den Mechanismus des Vorticellenstiels soweit auf, da.ss die Bedeutung des Fadens als contractiles und der Stielschcide als elastisches Element gegen weitere Anfechtungen gesichert schien, welche Ansicht seitdem zu allgemeiner Geltung kam. Zwar hegte Stein noch 1S54 (ohne genügende Berücksichtigung der Czermak'schen Darlegungen, welche ihm erst während des Drucks seiner Arbeit bekannt wurden) noch recht unklare Ansichten, deren Verständniss sehr scliwer ist. Er erachtete das Contractions- vermögen wesentlich durch den ,.Stielstreifen" bedingt, wollte jedoch in demselben nur das „Organ erkennen, durch welches das Thier seine Herrschaft über den Stiel ausübe'-. Wenn wir noch seine Aeusserung über die Czermak'sclie Auffassung des Stieles berücksich- tigen, so scheint sich doch aus der unklaren Darstellung soviel zu ergeben, dass Stein den Faden etwa einem den Eeiz leitenden Organ vergleichen wollte, also den Sitz der Contraction selber doch nur in die Stielscheide verlegen konnte. Dass Stein sich lebhaft gegen die Be- zeichnung des Fadens als Muskel erklärte, bezog sich zunächst nur auf den Vergleich mit dem Muskel höherer Thiere, was zuvor schon Ecker*) betont hatte (ohne die contrac. tile Natur des Fadens zu ' leugnen). Erst 1867 trat Stein entschieden für die richtige Be- deutung des Fadens auf, glaubte sogar behauiDten zu dürfen, dass er zuerst die Beweise hier- für erbracht habe. Czermak's Auffassung fand lebhafte Vertheidiger in Leydig, Claparede und Lach- mann und den meisten späteren Infusorienforschern, welche einzeln aufzuzählen unnöthig er- scheint. Dagegen müssen wir noch der Ansichten zweier Beobachter kurz gedenken, welche von dem Herkömmlichen durchaus abweichen und keiner ernstlichen Widerlegung bedürfen. Rouget (1S67) bemühte sich nachzuweisen, dass nicht der gestreckte Stiel den Ruhezu- stand darstelle, sondern umgekehrt die schraubige Aufrollung. Wie die Contraction des Muskels der höheren Thiere (nach Rouget's Ansicht) eine Wirkung der demselben inne- wohnenden Elasticität sei, der gedehnte Zustand dagegen nur im Leben durch eine der Ela- sticität entgegenarbeitende Wirkung eintrete, so gelte dies gleichennaassen für den Stielmuskel der Vorticellinen, welchen er daher immerhin als das eigentlich Wirksame auffasstc. Beweis für diese Auffassung schien ihm namentlich der stete Eintritt der Contraction nach dem Tode. Noch seltsamer klingt die Theorie, welche Schaaff hausen (1868) aufstellte. Nach ihm ist der Faden nicht contractil. Die Zusammenziehung des Stieles denkt er sich dadurch bewirkt, dass das Thier bei seiner Contraction zunächst einen Zug auf den Stiel ausübe und denselben dehne; lässt nun der Zug nach, so schnurre der Stiel durch seine Elasticität zu- sammen. Die Wiederausstreckung des Stieles werde theils durch die Wirkung der Elasticität, theils dagegen durch die Cilienbewegung des Thieres hervorgerufen. Diese Erklärung, wie auch jene Rouget's, erinnerte in einiger Hinsicht an die s. Z. von Schrank (,180*.)) ver- muthete, welcher schon das Zusammenschnurren des Stiels als elastische Federwirkung deuten wollte, die Streckung dagegen als einen „gewaltsamen, durch die Willkür des Thieres bewirkten Vorgang". Die Gründe für den Sitz der Contractilität im Faden sind über- zeugend. Einmal beweist die völlige Uebereinstimnmng der Stielscbeide der Contractilia und der Acontractilia, dass dieselbe nicbts mit der Contraction zu tbun hat, wofür aucb ihr Bau wie ihre chemische Natur Zeugniss ablegen. Den klarsten Beweis liefern Vorticellinen mit ganz oder theilweis zerstörtem Faden, da eine gänzliche Vernichtung des- selben das Contractionsvermögen stets völlig aufhebt, eine theilweise da- ö *) Zeitschrift f. wiss. Zoologie Bd. I, [>■ 236 Anm. l.'nC Giliata. i^egeu stets so weit, wie die Zerstörung geht. Ebenso nimmt der basale ladenlose Abschnitt des Stammes mancher Zoothamnicn an der Contraction nie Theil. Abgestorbene Stiele sind zunächst stets contrahirt; überhaupt bewirken alle Reagentien, welche den Faden unter Gerinnung tödtcn, also auch Hitze, eine Aufrollung, welche in diesem Fall natürlich andauert; d. h. so lang, als der Faden vorhanden oder nicht wesentlich alterirt ist. AVlrd er durch Fäulniss oder Reagentien zerstört oder seine Verkür- zung durch Quelluug aufgehoben, so streckt sich der Stiel wieder. Diese Erfahrungen beweisen also, dass die Streckung auf der Elasticität der Stielscheide beruht. Zieht man ferner die Doppelbrechung des Fadens in Betracht, sowie, dass Engel mann sich an Zoothamniura direct von der Verkürzung und Verdickung der Fibrillen bei der Contraction über- zeugte, so dürfte schwerlich ein Zweifel an der contractilen Natur des Fadens bestehen können. Auch über den Sitz der Contractilität im Faden selbst sind Diffe- renzen entstanden. Alle Beobachter nahmen seither an, dass der eigent- liche Faden das Contractile sei, die sog. Fadenscheide sich dabei nicht wesentlich bethätige. Gelegentlich wurde sogar deren vegetative Natur (Czermak) vermuthet. Neuerdings sprach jedoch Kühne*) die Vermuthung aus, dass nicht der Faden selbst, sondern die Fadenscheide, welche er dem von ihm Glia genannten Bestandtheil der Muskelzellen höherer Thiere vergleicht, das Contractile sei, der Faden dagegen ein elastisches Gebilde, das mit der Stielscheide zusammen die Streckung bewirke. Ich will hier nicht erörtern , dass ich der Kühne'schen Ansicht, in der sog. Sarkoglia der Muskelzelle das Contractile zu finden, nicht zustimmen kann ; ich beschränke mich darauf, die Gründe darzulegen, welche nach meiner Ansicht gegen die erwähnte Auffassung der Muskelscheide der Vorticellen sprechen. Es ist vorerst zu betonen, dass der Zusammenliang des Fadens mit den Fibrillen des Körpers, deren contractile Natur hinreichend .^-esichert erscheint, das (jleiche auch für den Faden erweist. Man liönnte dem entgcgenlialten , dass auch die Fibrillen des Körpers die Bedeutung- elastischer Elemente besitzen könnten, die Zwischensubstanz zwischen ihnen vielmelir das eigentlich Contractile sei. Dagegen muss jedoch bemerlit werden, dass diese Fibrillen jedenfalls sehr ungeeignet angebracht wiiren, wenn sie elastische Wirkungen ausiibcn sollten. Ferner kennen wir jedocli auch direct das plötzliche Erschlaffen der Fibrillen von Stentor beim Uebergang in den niclit contrahirten Zustand und überzeugten uns, dass dieselben bestimmt die contractilen Elemente sind. Das (xleiche aber, d. h. das plötzliche Schlängeln der Fibrillen des Zootliamniumfadens bei Lösung der Contraction versichern übereinstimmend Engelmann und W'rzesniowski. Hätte der Faden eine elastische Wirkung auszuüben, so wäre das Auftreten dieser Erscheinung unverständlich. Endli('h scheint mir auch betonenswerth , dass die ganze mechanische Eiiirichtung des A])parats bei der Auffassung der Fadenscheide als das Con- tractile unzweckmässig erscheint. Die Fadenscheide tritt an Quantität gegen die Stiel- scheidc und den F'aden sehr zurück. Soll man es nun für wahrscheinlich halten, dass der Stiel mit einem doppelten, überaus mächtigen elastischen Apparat für seine relativ langsamen Streckungen ausgerüstet sei, während die Substanz, welche die so energischen plötzliclien Contractioncn bewirkt, nur in selir geringer Menge vorhanden ist ? Ich glaube, dass die Wahr- ■") Kühne, W., Neue Untersuchungen über motor. Nervenendigungen. Zeitschr. f. Bio- logie XXIir. 18SG. p. 93— i)4. Erklärung der Coiitraction des Vorticelliiiciibticls. ];;]7 scheiiüichkeit , es verhielte sich so, eine recht gerüigc ist, wie mir denn auch der iranze (Jc- dankengang Kühue's, dass die Muskelzellc eine elastische Substanz enthalten uiiisse, welche ilire Wiederstreckung nach der Contraction bewirke, nicht geboten erscheint. Eine in gewisser Hinsicht der Kühne 'sehen ähnliche Ansicht sprach schon zuvor (l'sSö, s. Nr. S22, p. 133) Leydig aus; auch er hält die Engelmann'schen Fibrillen des Stiel- fadens für elastisch und sucht das Contractile in der hellen Substanz der Zwischenräume zwischen den Filjrillen. In entsprechender Weise dürfte er wohl auch die Fibrillen von Stentor als elastisch betrachten, doch verstehe ich das, was er hierüber bemerkt, nicht "c- nügend. Diese Ansicht Leydig's hängt mit der (iesammtauffassung zusammen, welche er sich über die Bedeutung der Wabenstructur des Plasmas gebildet hat. Ihm gilt das sogen. Spougioplasma, d. h. das Plasma der Wabenwände, für eine Gerüstsubstauz, welche sich an den Bewegungen und Contractionen des Plasmas nicht betheiligt. Das Bewegliche und Contractile erblickt er in dem von uns Chylema genannten Inhalt der Waben (seinem Hyaloplasma). Grund für diese Annahme' ist ihm namentlich die, meiner Ansicht nach, irrige Vorstellung, dass dies Hyaloplasma oder Chylema die Pseudopodien der Ehizopoden bilde. Dass letztere jedoch aus dem Spougioplasma (^mit oder ohne Theilnahme des Chylema) hervorgehen, unter- liegt für mich keinem Zweifel. Ich halte daher umgekehrt das Spongioplasma für das wesent- lich x^ctive und Lebendige, d. h. meine Ansicht geht bestimmter ausgedrückt, dahin: dass die Lebens- und Bewegungserscheinungen aus der innigen Wechselwirkung und Durchdringung beider Bestandtheile resultiren und dass speciell die Beweguugs- und Contractionserscheinungen sich möglicher Weise auf Gestaltsveränderungen der Maschen oder Waben des Spongioplasmas bei Aenderung von dessen Oberflächenspannung gegen das wässrige Chylema, sei es durch ver- änderten W^assergehalt oder anderweitig, zurückführen lassen dürften. Es erübrigt uns noch, das Phänomen der schraubigen AuCrollung und Wiederstreckung des Stiels auf Grundlage der Auffassung des Fadens als contractiles Element zu erklären. Es wurde schon bemerkt, dass Czermak eine solche Erklärung zuerst versuchte. Dieselbe erfuhr bis heute weder eine Weiterbildung noch eine W^iderlegung und wir erachten sie, nach dem was bekannt ist, im Allgemeinen für durchaus zutreffend. — Der Stiel der Coutractilia (speciell zunächst Vorticella und Carche- sium) ist nach unseren früheren Schilderungen ein Cylinder mit dünner elastischer AVand, auf deren Innenfläche ein in steilen Schraubenwindungeu herabziehender contractiler Faden befestigt ist. Dass diese Befestiguug wahrscheinlich keine directe, sondern durch die Substanz der Fadeuscheide bewirkte ist, darf bei der weiteren Erörterung ausser Betracht gelassen werden. Contrahirt sich in einer solchen Einrichtung der Fadeo, so tritt der gleiche Fall ein, welchen wir schon früher, bei der Besprechung der schraubigen Haltung und Bewegung der Flagellatengeisselu er- örterten (s. p. 836). W^enn sich nämlich ein Cylinder längs einer an seiner Oberfläche hinziehenden Schraubenlinie conti.ahirt, so geht er in die Gestalt einer Schraube über. Dieser Fall ist es aber, welcher durch die mechanische Einrichtung des Vorticellcnstiels realisirt ist. Die ent- stehende Schraube besitzt dieselbe Windungsrichtung wie die schraubige Contractionslinie und letztere verläuft naturgemäss längs der Linie stärkster Krümmung des Schraubencylinders, also da, wo wir den Faden, welclier ja die Contractionslinie repräsentirt , tbatsächlich verlaufen sehen. Line genauere Untersuchung des Aufrollungsvorgangs eines einerseits befestig en Cylinders unter den gegebenen Bedingungen zeigt ferner, dass sein den 1318 <^i'iata- Körper (ragendes, l'reies Eude dabei in Rütation versetzt werden miiss, also natürlich auch der damit fest vcreinij^tc Thierkörpcr*). Die Ivichtung dieser Rotation hängt von der Windungsrichtung des Muskeitadens ab. Ist diese läotrop, so geschieht die Rotation so, dass die rechte Seite des Thieres (rechts und links auf den Beobachter bezogen) gegen den Beob- achter und nach links rotirt; verläuft der Muskelfadcn dexiotrop, so ge- schieht natürlich die Rotation in umgekehrter Richtung. Eine Folge dieser Rotation, resp. von der gleichen Ursache, d. h. der schiefen Richtung der Coutraction in der Schraubenlinie bevs'irkt, ist, dass die Zahl der Win- dungen des aufgerollten Stiels stets etwas niederer sein muss, wie jene der Windungen des Fadens im gestreckten Stiel. Die Verminderung der Windungszahl wird (bei gleicher Intensität der Coutraction) abhängen einerseits von der Zahl der Windungen, welche der Faden im Stiel be- schreibt und ferner von der Schiefe der Windung; je niedriger die Win- dungen, d. h. je schiefer dieselben sind, desto grösser wird die Abnahme der AVindungszahl sein. W^ir erfuhren oben, dass die Fadenscheide im Stiel von Zootham- nium ziemlich axial verläuft und der Faden erst innerhalb derselben in sehr steilen Schraubenwindungen hinzieht. Im Princip ändert diese Ab- weichung das Verhalten des Stiels bei der Fadeucontraction nicht. Es ist jedoch leicht ersichtlich, dass wegen des ansehnlichen Abstands des Fadens von der Stieloberfiache jede partielle Coutraction eines Faden- elements, bei gleicher Contractiousinteusität, eine relativ viel geringere Verkürzung der genäherten Stieloberfläche hervorruft, als bei den beiden anderen Gattungen. Hieraus wird folgen, dass bei Zoothamnium viel energischere Contractionen des Fadens nothwendig sind, um eine totale schraubige Aufrollung des Stieles hervorzurufen, oder dass bei gleicher Coutractiousstärke die Stielschraube steiler und loser sein wird wie bei den beiden anderen Gattungen. Mit dieser theoretischen Erwägung scheint das oben über die Coutraction des Zoothamuiumstiels Berichtete ziem- *) Es scheint mir liier niclit angezeigt, den Vorgang der Scliraubenumgestaltung des Cy- lindcrd bei dffi' vorausgesetzten Contraetion längs einer Schraubenlinie etwa in der Art, wie es durch Gzcrmak geschehen, eingehender zu erläutern. Jedermann wird dies leicht selbst aus- führen können, wenn er sich nur den Gylinder in kleine parallele Scheiben zerlegt denkt und die Contraetion der aufeinanderfolgenden Scheibenabschnitte untersucht in ihrem Einiluss auf die Gcsammtgcstalt des Cylinders. Nur das möchte ich hervorheben, dass mir Czermak's Erläuterung des Vorgangs nicht ganz correct zu sein scheint. Nicht die von der Schiefe der Contractionsrichtung bewirkte Drehung (Torsion nach Czermak) des Cylinders, welche die Rota- tion des freien Stielendes und des Thieres bewirkt, verursacht die Schraubengestalt des Cylin- ders; das Wesentliche hierbei ist vielmehr, dass die durch die Contraetion bewirkte Biegung des Cylinders in jedem kleinsten folgenden Abschnitt etwas anders gerichtet ist und diese Veränderung der Biegungsrichtung so allmählich einen bis viele Umgänge um den Gylinder beschreibt. Zum Ueberfluss habe ich mit Hülfe von Herrn Dr. Bloch mann einen Leimcylinder hergestellt, in dessen \\'and ein Gummiband schraubig verlief; sobald dessen Contraetion sich geltend machen konnte, trat das tlieoretiseh Vorausgesagte ein, der Cylinder ging in eine Schraube von gleicher Richtung wie die des schraubigen Bandes über und beschrieb etwas weniger an Windung, wie let/.tcres ursprünglich. CoiitracHuii des Yorticcllinensticls (Erlvli.nii,"). l'.u.i.loroilicii. l;Jl:, lieh ZU harmoniien, deun, wie bemerkt, ist es NvaLr.sclicinlicl., dass die häufigen zickzaeklonuigen Biegungen oder Sclilängehingeu des Stiels der missverstandene Ausdruck relativ steiler Schraubenwindungen sind, wäh rend recht energische Contraction auch hier zu völliger Auirullini-' fiibrl. wie es Entz bei Z. Mucedo direct constatirte. Fragen wir am Schlüsse unserer Betrachtung noch, welchen Vortheil eine solche Stieleinrichtung den Contractilia bietet, so ist klar: dass hei gleicher Contractionsintensität des Fadens die Riickschnellung einer \(.rti- cella mit schraubig verlaulendem Muskel und daher schraubig sich auf- rollendem Stiel viel beträchtlicher sein muss, als die einer solchen, deren Faden völlig gerade und axial verliefe; davon abgesehen, dass die Stiel- scheide der energischen Zusammenziehung eines axialen geraden Fadens wesentliche Hindernisse bereiten würde. Andererseits wäre aber eine bogige KrUinmung des Stieles, wie sie ein gerader, an der "\^'and der Stiel- scheide herabziehender Muskelfaden unter gleichzeitiger erheblicher Riick- schnellung des Thieres bewirken würde, ebenfalls unvortheilhaft, indem dann bei der geselligen Lebensweise der Vorticellidinen benachbarte Individuen sich Ibrtgesetzt belästigten und gefährdeten. Wir erkennen daher, dass die eigenthümliche mechanische Einrichtung des Stieles der Contractilia eine recht vortheilhafte ist. B. Die ectoplasmatisilion Bewcgung-soriiane und Y(M'\vandtcs. a. P s e u d 0 p 0 d i e n b i 1 d u u g des E c top 1 a s m a. AVie früher hervor- gehoben wurde, vermissen wir bei den Ciliata die für die Sark od inen so charakteristische und z. Th. auch bei den Mastigoph oren noch ver- breitete amöboide Beweglichkeit und Pseudopodienbildung fast vollständig. Um so interessanter scheint es für die verwandtschaftlichen Beziehungen der Protozoenabtheilungen, dass w^enigstens ein sicheres Beispiel localcr, temporärer Pseudopodienentwicklung bekannt ist, dem sich vermuthlich noch einige weitere anreihen. Die Stentoren (68, 5a) nämlich heften sich, wie die neueren Beobachter übereinstimmend bemerkten, mit Pseudopodien des Hinterendes fest. Dieselben treten erst bei der Festheftung auf; wenn dieTliiere sich ablösen und in den freischwimmenden Zustand übergehen, so werden die Pseudopodien vollständig eingezogen. Das abgerundete Ilinter- ende scheint dann gleichmässig von Cilien überzogen, ohne Spur von Pseudopodien. Am festgehefteten Stentor hingegen ist das Ende des stielförmig gestreckten hinteren Körperabschnitts massig verbreitert (Fuss- scheibe) und in mehr oder weniger zahlreiche dickere, fingerförnn'ge bis recht feine, strahlenartige Pseudopodien ausgezogen, welche sich an der Unterlage befestigen. Manche der vorHegenden Abbildungen, namentlich jene Moxon's, deuten darauf hin, da.ss spitzwinklige Verästelung der Pseudopodien nicht selten vorkommt, rcsp. die verbreiterte Fussscheibe läppen- bis fingerförmige Fortsätze entwickelt, von deren Enden die feinen Pseudopodien büschelig ausgehen. Eine kranzförmige Anordnung der 1320 Ciliata. Pseudopodien um die Fussscheibe, wie sie 81 ein (lötiT; zcicbiiete, lialtc ich für nnwahrscbeiülich, doch mag sie zuweilen dadurch einigeimaassen rcalisirt sein , dass die Pseudopodien hauptsächlich vom Hand der Fuss- scheibe entspringen; dies dürfte aber nicht ausschliessen , dass sie auch aus deren Fläche entwickelt werden. Specielle Untersuchung lehrt, dass die Fussscheibe nur von dem Cor- ticalplasma gebildet wird, welches, wie wir schon früher erfuhren, im Hinterende der Stentoren stets beträchtlich verdickt ist. Die Alveolarschicht (sammt Pellicula) sowäe die Köri)crstreil'ung hören in einiger Entfernung vom Hiutereude auf; wahrscheinlich erstreckt sich auch das Cilienkleid nur soweit, wie sie reichen. Auch am freischwimmenden Stentor, ohne Fuss- scheibe und Pseudopodien, bemerkt man, wie namentlich Grub er (552) hervorhob, dass die Körperstreifen den hinteren Pol nicht völlig erreichen, sondern in geringer Entfernung davon endigen. Dieser streifenlose, helle, in seinem Durchmesser mit dem Contractionszustand schwankende Fleck des hinteren Pols wird ohne Zweifel durch das freiliegende Corticalplasma gebildet („structurlose Sarkode'' Gruber). Bei der Festheftung quillt das- selbe mächtig hervor und bildet, unter gleichzeitiger Pseudopodienentwick- lung, die Fussscheibe. Im Gegensetz zu früheren Forschern, welche die Festheftung von Stentor auf die Gegenwart eines hinteren Saugnapfs zurüctführten , als welcher die Fussscheibe betrachtet wurde, zeigte zuerst Stein (18G7), dass kein solches Gebilde im wahren Sinne vorhanden ist, dass vielmehr feine pseudopodienartige Fortsätze die Befestigung bewirken. Moxon (449) und Simroth (536) bildeten sie auf ihren Figuren ab, ohne specieller auf die Frage einzugehen. Gruber (IS'S) schilderte endlich die Verhältnisse etwas genauer; ich glaube jedoch, dass er unrecht hat, wenn er die von Stein beschriebenen pseudopodienartigen Fortsätze nicht als solche gelten lassen, sondern als bewegliche Wimpern deuten wollte; schildert er doch selbst sofort das Vorkommen feinerer Pseudopodien. Auch meine Erfahrungen von 1872 und spä- tere, gemeinsam mit Schub erg angestellte Beobachtungen zeigten, dass die Pseudopodien meist recht feinstiahlig sind. Es ist daher möglich, dass Gruber hauptsächlich die dickeren lappenartigen Vorsprünge der Fussscheibe bemerkte, weniger dagegen die eigentlichen Pseudo- podien. Noch in zwei weiteren Fällen, in welchen es sich gleichfalls um Be- festigung handelt, wird von Pseudopodien berichtet. Gruber beobachtete (1882), dass Stichotricha Mülleri Lachm.sp. (^=St. UrnulaGruber) am Grunde ihres Gehäuses mittels Pseudopodien angeheftet ist. Letztere sollen aus den endständigen Wimpern hervorgehen, welche also abwech- selnd die Natur von Cilieu und Pseudopodien annehmen könnten. Ob- gleich principiell gegen einen solchen Wechsel nichts einzuwenden wäre, scheint mir das Hervorgehen dieser Pseudopodien aus Cilien doch etwas zweifelhaft, da unter den Ciliaten nirgends ähnliches beobachtet wurde. Ganz wie bei Stentor scheinen dagegen die Verhältnisse bei Tin- tinnidium fluviatile (70, Ib) zu liegen, wenigstens zeichnetEntz (725) auf einer seiner Abbildungen am Hinterende dieses Infusors einige strahlen- artige kurze Fortsätze, welche zur Befestigung im Grunde des Gehäuses dienen. Leider spricht er im Text hierüber nicht, doch scheint die Ab- bildung die Uebereinstimmung mit Stentor genügend zu beweisen. Wahr- Pseudopodien. Tentakel. 1321 scheinlich wird die Anheftiiiig durch Pseudopüdicn in iler Familie der Tintiuuoina allgemein verbreitet sein"-^'). b. Tentakelartige Fortsätze der K örpcroberriiiche. Die unter obiger Aufschrift zu besprechenden Organe konmicn wie die eigent- lichen Pseudopodien nur wenigen Holot riehen zu, gehören auch nicht zu den beststudirten. Um so grösseres Interesse verdienen sie dagegen, sowohl wegen ihrer Beziehungen zu den Pseudopodien wie den für die Su Ctoria charakteristischen Tentakeln. Am genauesten kennen wir die Tentakel des Actinobolus (56, 3a), welche Stein entdeckte und Entz eingehender beschrieb. Auf der gesammten Körperoberfläche dieser Encheline erheben sich zahlreiche tentakelartige Fäden, welche zwischen den langen Cilien gleichmässig vertheilt sind. Dieselben können die maximale Länge des doppelten Körperdurchmessers erreichen; da sie aber retractil und extensil sind, variirt ihre Länge natürlicli sehr. Die Fäden sind in ihrer ganzen Ausdehnung gleich dick, mit meist abgestutztem, selten etwas zugespitztem Ende; einen Endknopf besitzen sie nie. iSoweit bekannt, bestehen sie aus hellem, structurlosern Plasma, dessen Heziehuug zu Ecto- oder Entoplasma nicht bestimmt angegeben wird; doch liegt die Ver- muthung nahe, dass sie aus dem hellen, angeblich structurlosen Ectoplasma entspringen, welches Eutz von Actinobolus erwähnt. Eine Fortsetzung der Tentakel ins Körperinnere konnte nicht aufgefunden werden. Die Organe sind passiv, zuweilen aber auch activ biegsam. Doch scheinen sie gewöhnlich eine gewisse Steifheit zu besitzen, da sie beim Schwim- men meist allseitig strahlenartig abstehen, zuweilen jedoch auch durch den Widerstand des Wassers nach hinten umgebogen erscheinen. Wie bemerkt, können sich die Tentakel „schnell und lebhaft" ver- kürzen oder verlängern und auch z. Th. oder sämmtlich ganz eingezogen werden. Bei der Ketraction nehmen sie keine schraubige Bildung au, auch scheint dabei keine plötzliche Erschlaffung einzutreten, wie sie an den Pseudopodien der Sa rk od inen häufig beobachtet wurde. In mancher Hinsicht ähnliche Gebilde stehen bei der Gattung M es o - dinium (58, 5a, t) in Vierzahl dicht um die terminale Mundotfuung. Fresenius (1S65) eutdeckte sie bei dem marinen M. Pulex; Carter ahiiderte sie später (,1869) als „Wimperu'- noch besser. In neuerer Zeit studirteu Mereschkowsky, Maupas, Entz und Eees diese Orgaue. Obgleich sie bis jetzt nur bei der erwähnten marinen Art sicher bekannt sind, ist doch wahrscheinlich, dass sie auch der Susswasser- form M. Acarus Stein zukommen; ich möchte sogar mit Maupas (681) annehmen, dass beide Arten identisch sind. Schon Carter beobachtete Mesodiniiim Pulex im Meer und Sitss Wasser. Die vier Tentakel von Mesodinium bleiben nicht nur thatsächlich, *) In einem mir soeben erst zugänglichen Aufsatz (s. Nachtrag ^r. 820, 188.) benclit-t Grenfell, dass auch eine neue Scyphidia amoebaea «lit ein bis mehreren, einlach lappen- förmigen bis complicirteren Pseudopodien auf dem Kücken von Oasterosteus sich betestige. Pa die zugehörige Tafel noch feWt, kann ich weder die Bestimmung der Art noch die Iseu.o- podienbildung gxjuauer beurtheilen. Ebenso kann ich hier noch nachtragen dass die d o, er 4 sog. Stiele, Velche Daday soeben (s. Lit. Nachtrag Nr. 837) bei den l.nt.nn. ^^f<^^]^ hyalina und Claparedei beschreibt, wohl sicher pscudopodienarti-e l'ortsatzc sind , juiui- ialls nicht dem stielförmig ausgezogenen llinterende vieler Tintinnomen entsprechen. 1322 Ciliata. sondern auch relativ viel kürzer wie die des A cli n obul iis. Sie erheben sieh nur als kurze, stiitähhlichc Gebilde gerade nach vorn um die Mund- (iffnuiig und schwellen an ihren Enden deutlieh knoplTörniig an. Sie sind ebenfalls retractil, was schon Carter beobachtete, Meresch ko wsk y und Kees später bestätigten; es scheint, dass ihre Einziehung haupt- sächlich bei gleichzeitiger Retraction des Mundkegels eintritt (Carter, Mereschkowsky). Von besonderen Structurverhäitnissen oder Fortsetzungen dieser Gebilde ins Körperinnere wurde nichts bekannt. Die beschriebenen Organe beider Gattungen scheinen nach den Erfah- rungen von Entz und Maupas hauptsächlich als Haftorgane zu functiouiren. Mit der Nahrungsaufnahme stehen sie direct nicht in Zusammenhang, wie man nach Analogie mit den Suctoriententakeln vielleicht vermuthen möchte und Mereschkowsky auch für Mesodiuium behauptete. Doch glaubt Entz, dass die Tentakel beider Gattungen vielleicht eine in- directe Rolle bei der Nahrungsaufnahme spielen; mancherlei Anzeichen wiesen nämlich darauf hin, dass die angehefteten Organe möglicherw^eise die Zellhaut der Algen auflösen und durchlöchern, von deren Inhalt Actinobolus und Mesodinium vorzugsweise leben. Ikvor wir ein Wort üher die morphologische Auffassung der Tentakel beifügen, ist noch kurz über ein drittes, in mancher Hinsicht ähnliches Organ zu berichten, das Stokes bei der Gattung Ileonema entdeckte. Dieses tentakelartige Gebilde (56, 4), entspringt in Einzahl dicht neben der terminalen Mundöffnung und kann nahezu Körperlänge erreichen. Auffallender Weise setzt es sich aus zwei ziemlich scharf geschiedenen Abschnitten zusammen. Die basale Hälfte ist nämlich " beträchtlich dicker und deutlich schraubig gewunden ; die terminale dagegen fein fadenförmig. Letzterer Abschnitt kann eingezogen werden; doch trat bei Thieren, welche lange in Gläsern gehalten wurden, auch völlige Retraction des Organes ein. — Der Tentakel wird gewöhnlich nach hinten umgebogen getragen, kann sich jedoch auch aufrichten. Obgleich das Wenige, was wir über Bau und Function des beschriebenen Organs wissen, kein sicheres Urtheil über seine Natur und eventuelle Ueberein- stimmung mit den erst geschilderten erlaubt, scheint mir doch seine Hierherziehung vorerst das Natürlichste. Stolics bezeichnet das Organ stets als „l'^lagellum" und glaubt sogar Bezicluingcu der Ileonema zu den Dinoflagella ta auf die Gegenwart dieses Flagelluuis gründen zu dürfen. Es mag deshalb noch besonders erwähnt werden, dass Stokes nie schwingende Be- wegungen des Tentakels beobachtete, welchem er die Function eines Fühlers zuschreiben möchte. Die morphologische Beurtheilung der tcntakelartigen Gebilde führte zu mancherlei Controversen. Schon Stein betonte die Aehnlichkeit der Organe von Actinobolus mit den Tentakeln der Suctorien; ihm sehloss sich Entz für A c t i n o b o 1 u s wie Mesodinium an. Für letztere Gattung vertheidigte dann namentlich Mereschkowsky die völlige Identität der Tentakel mit denen der Acinetinen und suchte sogar eine besondere systematische Grui)pe der Suctociliata für diese Form zu Tentakel. Wimperorgaiic (Allgemeines). 132.'i errichten. Maupas, ein trefflicher Kenner der Suctorien, vorhält sich ahlehnend gegen eine direkte Vergleichung der Organe mit den Aciuetinen- tentakehi. Ihm gelten die des Actinobolus einfach als Pseudopodien; für; die Organe des Mesodiniuni dürfte er wohl eine ähnliche Ansicht haben. Auch Rees leugnet die Beziehungen der letzteren zu den Tentakeln der Suctorien und bezeichnet sie als ,,Mundcirren''. Kine solche Auffassung ist jedoch wohl zu verwerfen, denn mit Cirren , d. h. cilienartigen Gebilden, haben die Organe von Mesodiniuni sicher viel weniger Aehnlichkeit wie mit Pseudopodien oder den Suctorientenlakeln. Ohne leugnen zu wollen , dass Differenzen zwischen den Tentakeln der Suctorien in ihrer hochentwickelten Form und den beschriebenen Organen existircn, kann ich doch nicht jede Beziehung zu den ersteren verkennen. Ihre ganze Bildung ist derart, dass sie wohl mit einer Ur- form der Acinetiuententakel verglichen werden dürfen. Dass sie auch an Pseudopodien erinnern, ist natürlich. Strömende Bewegungen jedoch, wie sie den Pseudopodien gewöhnlich eigenthümlich sind, scheinen in ihnen nicht vorzukommen. Andererseits ist aber, wie Maupas (627) selbst annimmt, auch der Suctoriententakel von dem Pseudopodium nicht fundamental zu trennen, vielmehr wahrscheinlich aus diesem abzuleiten. Man wird daher wohl die Beziehungen nach beiden Richtungen aner- kennen dürfen, ohne von der Wahrheit abzuweichen. IJebrigens werden wir die Frage erst bei der Besprechung der Suctorien ausreichend erörtern können. Xur liurz mag hier bemerkt werden, dass die tentakelartigen Cilieii, welche Kent (001) bei seinen sog. Arachnidien (wohl zu Strombidium gehörig) beschreibt, nichts mit den in diesem Abschnitt betrachteten Organen zu thun haben, sondern höchstens etwas eigenartige Membrancllen gewesen sein werden. c. Die Wimper Organe. Die einfachste Form der Bewegungs- orgaue bildet die Wimper oder Cilie, nach deren Gegenwart die ganze Abtheilung benannt wurde. Die Cilie stimmt fast in jeder Hinsicht mit den Bewegungsorganen der Mastigophoren, den Flagellen überein, welche auch von den Botanikern gewöhnlich Cilien genannt werden. Der Unterschied ist nur untergeordneter Natur, indem er ausschliesslich aut der relativen Länge der Bewegungsfäden in Bezug auf den sie tragenden Körper beruht. Bei den Mastigophoren sind die Bewegungsladen bekanntlich auf einen oder wenige beschränkt, was dadurch compensnt wird, dass sie in der Regel relativ laug sind; die Ciliaten besitzen sie dagegen fast immer in sehr grosser, z. Th. ungeheurer Zahl, die einzelne Cilie bleibt daher relativ klein und bewirkt doch im Verein mit zahlreichen Genossen einen erheblichen Gesammteflfect. Obgleich wir also prmcipiellc Unter- schiede zwischen Geissei und Cilie nicht finden, scheint die Forttuhrung der verschiedenen Bezeichnung doch gerechtfertigt, wenn damit auch nur Differenzen untergeordneter Natur ausgedrückt werden sollen. Die einfache Cilie ist demnach ein sehr feines plasmatlsches tadchen von geringer Dicke (höchstens ca. 0,1-0,3 .u nach Schätzung) und relativ 1324 Ciliata. geringer Länge (im Maximum etwa 16 /i). Wahrschcinlicli ist die Cilic in ihrer gesammten Ausdehnung nahezu oder ganz gleich dick, worauf schon die Analogie mit den Flagcllen hinweist. Maupas (677) versichert Avenigstens, dass dies gewöhnlich der Fall sei. Frühere Be- obachter und selbst Maupas zeichneten unzweifelhaft einfache Cilieu fein haarfürmig zugespitzt. Ohne si)eciell auf diese bei der Feinheit der Objecte ziemlich schwierige Frage geachtet zu haben, halte ich es für wahrscheinlich , dass haarartig verschmälerte Cilien nicht selten vor- kommen. Ebenso sicher scheint dttgegen die in ganzer Länge gleich dicke Cilie vertreten zu sein ; namentlich die vergleichsweise langen Cilien der Pleuren eminen gehören bestimmt in diese Kategorie. Neben oder au Stelle solch einfacher Cilien begegnen wir bei zahl- reichen Ciliaten ansehnlicheren Bevvegungsorganen, welche morphologisch wie physiologisch mit den ersterwähnten principiell übereinstimmen und deshalb auch gewöhnlich aus diesen durch Concrescenz hervorgegangen betrachtet werden. Unter sich sind diese grösseren, resp. coraplicirteren Bewegungsorgane selbst wieder verschieden. Die einfachste Art bildet die sog. Cirre, wie sie nach Maupas' Vorgang, der dabei auf Clapa- rede-Lachmann's Benennungen zurückgrift', bezeichnet werden kanu. Der Character der Cirre beruht zuuächst in ihrer Gestalt, sie ist nämlich nicht nur dicker und häufig auch viel länger wie die Cilie, sondern deutlich und meist schon von der Basis aus gegen das freie Ende ver- schmälert; sie läuft also fein zugespitzt aus. Daneben müsste jedoch zur scharfen Unterscheidung der Cirre von der Cilie noch der Cha- rakter hinzutreten, dass das betreffende Organ sich unter geeigneten Be- dingungen in einzelne, cilien- oder fibrillenartige Fäden auflösen kann. Mit der Cirre nahe verwandt ist jedenfalls die sogen. Membranelle, die in ihrer typischen Form bis jetzt ausschliesslich als das Element der adoralen Zone der Spiro tri cha bekannt ist. Die Membranelle ist ein mehr oder weniger breites, deutlich blattförmiges Organ, welches entweder in seiner gesammten Höhe dieselbe bis nahezu gleiche Breite besitzt oder sich gegen das freie Ende allmählich verschmälert und zugespitzt ausläuft. In letzterem Falle hat die Membranelle eine flügel- bis säbel- artige Gestalt und nähert sich, wenn sehr lang, deutlich der Cirre. Eine letzte Kategorie der Bewegungsorgane bilden die sog. undu- lirenden oder contractilen Membranen, welche ihrerseits den Membranellen zunächst verwandt scheinen. Wie letztere sind es nämlich flächenhaft, jedoch auf grössere Strecken entwickelte und vereinzelt stehende Bewegungsorgane, welche zuweilen sehr erheblichen Umfang erlangen und deren freier Randsaum gewöhnlich der festge- wachsenen Basis an Länge gleich kommt. Wie die Membranellen ver- rathen die Membranen schon im Aussehen eine Art Zusammensetzung aus fibrillären cilicnartigen Constituenten, indem sie von der Basis gegen den freien Band deutlich fein gestreift sind. Damit hängt zusammen, dass Wiinpcrovganc (Allgemeines). Gilicn. 132.') Membran eilen und ^Membranen wie die Girren unter gewissen licdingiingen vom freien Rand ans faserig oder fibrillär zerspalten können. Alle diese 4 Kategorien von Organen, welche wir weiterhin noch eingehender untersuchen müssen, sind Derivate des Ectoplasmas und ent- springen von der sog. Pellicula, insofern eine solche deutlich ist. Sowohl die direete Beobachtung, wie andere Gründe sprechen dafür, dass ihre Substanz continuirlich mit der der Pellicula zusammenhängt, dass letztere nicht etwa von den Bewegungsorganen durchbohrt wird, wie lange be- hauptet wurde. Wie gesagt, ist von einer solchen Durchbohrung nichts wahrzunehmen; doch kann ein solcher Anschein zuweilen erweckt werden, indem zur Basis der Cilie von innen feine Plasmafädchen heran- treten , oder auch die radiären Bälkchen der Alveolarschicht für solche gehalten werden können. Diese Fädchen durchbohren jedoch sicher- lich nicht die Pellicula, um als Cilien hervorzutreten, sondern stehen ebenso mit der Substanz der Pellicula wie der der Cilie in Continuität. Ganz überzeugend scheint mir aber für die direete Continuität von Cilien und Pellicula eine Beobachtung zu sprechen, welche Bloch mann ge- legentlich machte und die ich selbst mit ihm verfolgte. Bei einem etwas gepressten Prorodon hob sich die ganze Pellicula sammt den mit ihr in Zusammenhang bleibenden Cilien ab, welche ihre Bewegung als- bald einstellten. Das Infusor entwickelte sofort wieder neue Cilien, die sich lebhaft bewegten, und bald durchbrach es die abgeworfene Pellicula und schwamm foit. Diese Beobachtung spricht bestimmter für den directen Zusammenhang der Cilien mit der Pellicula, als die im Ganzen damit übereinstimmende Erfahrung, dass bei künstlicher Abhebung der Pellicula durch Reagentien die Cilien ebenfalls stets mit derselben abgehoben werden. Dass eine Cilie unter diesen Verhältnissen dem geschrumpften Körper- plasma folgt, wurde nie beobachtet und wäre doch wohl gelegentlich zu erwarten, wenn die Cilien aus der Tiefe unter Durchbohrung der Pellicula hervorträten. Die Vorstellung einer Dxirclibohrnng der Pellicula durch die Cilien, welche bis vor Kurzem ziemlich allgemein verbreitet war, scheint vorzugsweise durch die irrigen Anschauungen liber die Natur der Pellicula^ bedingt worden zu sein. Erblickte man in letzterer, wie ge- wöhnlich, -eine chitinöse Abscheidungsmembrau, so blieb natürlich kein anderer Ausweg als eine solche Annahme, da die Cilien unmöglich chitinöse Gebilde sein konnten. Irgend eine thatsächliche Stutze für die Annahme wurde jedoch nie geliefert, ausgenommen etwa die Beoli- achtungen Stein 's über' die Häutung von Opcrcularia, auf welche wir bei Gelegenheit noch eingehen werden. — Schon Dujardin (1835 und später) deutete eine derartige Auffassung an, da er die Cijien aus den Maschen des angel)licli netzförmig durchbrochenen Integumcntes entspringen Hess.' Claparcde und Lachmann verhielten sich zweifelnd bez. der Frage: ob Continuität der Cilien mit der sog. Cuticula oder Durchbohrung der letzteren statthabe. Zuerst scheint Kölliker (lSr.4) die letztere Ansicht bestimmt vertreten zu haben, obgleich ihm Carter (1856) insofern zuvorkam, als er zwar keine eigentliche Durchbohrung, sondern .ine Hervorstülpung der Cuticula durch die Cilien vermuthete, wonach also jede Cilie einen zarten cuticularen üeberzug besässe. Für die grösseren Cilien (Cirren) stimmte ihm Kölliker bei. und selbst Simroth daubte noch 1876 einen cuticularen üeberzug der Mcmbranellen von Stentor, die er für Cilien hielt, nachweisen zu können. Stein war 1S5!) noch überzeugt, dass die Cilien direete Fortsätze der Cuticula seien, gab jedoch 1867 diese nclitigc An- 1320 Ciliata. scliauung zu (uiusteii iler falsclica auf, voiziigswcise wegen der Beobachtungen über die Häutuno; der Opcrcularia. Ilun folgten dann zahlreiche spätere Beobachter , so namcntlicli Häckel (1S73). welcher sogar eine besondere Wimperschicht unter der Pellicnla unterscheiden wollte, von der die Cilicn entsprängen; ferner Frouimentcl (1874), Sirnroth (1876). ^laupas (1879) und Kent (601), welcher bezüglich dieser wie vieler anderen Fragen einfacli IIa ekel copirte. Für den Zusammenhang von Cuticula und Cilien trat jedenfalls Colin ein (1854), wenn er dies auch nicht direct aussprach. Stein hegte, wie bemerkt, dieselbe Ansicht lange. 1879 vertrat sie Kobin, glaubte jedoch in dieser Hinsicht einen Gegensatz zwischen Cilien und Flagellen zu finden. In seiner Hauptarbeit über Ciliatcn steht Maupas (677) jedenfalls gegen früher im Allgemeinen auf dcui hier vertretenen Standpunkt, obgleich er sich nicht spe- ciellcr darüber anspricht, sondern nur die grosse Schwierigkeit der Frage betont. a. Einfache Cilien. Wie bemerkt, bestehen die Cilien ans plas- matischer Snbstanz von derselben Beschaffenheit wie die Geriistsub- stanz des Ectoplasmas, d. h. des Gerüstes der Alveolarschicht z. B. Eine Betheiligung- des Chylemas (oder des sog. Hyaloplasmas nach Leydig) an dem Aufbau der Cilien scheint völlig ausgeschlossen. Dies folgt wenigstens daraus, dass sie mit den verfügbaren optischen Hülfs- mitteln ganz structurlos, homogen erscheinen. Hierin stimmen die besten Forscher fast vollständig überein. Schon oben wurde betont, dass die gelegentlich geäusserte Ansicht der Zusammensetzung der Cilien aus einem pellicularen üeberzug und einer von der Eindcnschicht abgeleiteten Innenmassc unhaltbar ist. Ebensowenig scheint aber die Angabe Kussbaum 's (786), dass die Cilicn der (Jpalina Ivanarum aus einem elastischen Faden und Protoplasma beständen, begründet zu sein. N. scheint den Cilien ganz allgemein eine solche Zusammensetzung zuzu- schieiben und äusserte auch diese Ansicht zuerst für die der Muschelkiemen*). Ich kann aber Engelmann (591) nur zustimmen, welcher Nussbaum's Darstellung für letzteres Dbjcct verwirft und muss, was Opalina betrifft, wie E. betonen, dass auf Nussbaum's Abbil- dungen durchaus nichts von der behaupteten Structur zu sehen ist. Ich brauche daher nicht weiter auszuführen, dass ich, so wenig wie andere Forscher ausser Nussbaum . an den Cilien der Infusorien etwas von dem behaupteten Aufbau finden kann. Einen pathologischen Zustand der Cilien beobachtete Maupas (677) gelegentlich ziemlich häufig bei Colpidium Colpoda. Alle Cilien einer gewissen Region hinter dem Mund waren dicht über ihrem Basalende ziemlich stark spindelförmig angeschwollen; dabei waren sie nicht mehr activ beweglich. Obgleich das Hervorgehen dieser Gebilde aus den normalen Cilien nicht direct verfolgt wurde, beurtheilt M. sie jedenfalls richtig in obigem Sinne. Schon früher wurde die Anordnung und Stellung der Cilien, sowie der Mannigfaltigkeit, welche in dieser Beziehung herrscht, genügend gedacht. Hier haben wir nur die Einpflanzung der einzelnen Cilie zu betrachten , soweit hierüber Näheres bekannt ist. — Bei der Schilderung des Reliefs der Oberfläcbe wurde schon betont, dass die Cilien gewöhnlicli auf kleinen Papillen der Oberfläche entspringen. Wenn diese relativ klein sind, könnte man sie den Cilien selbst als angeschwollene tuberkelartige Basis zurechnen; häufiger werden sie jedoch umfangreicher und flacher und treten dann deutlicher als Relief der Pellicularoberüäche hervor. Es fragt sich, ob diese Cilienpapillen dem zu vergleichen sind, was man an den Cilit^n der FlimmerzcUen höherer Thiere als Fussstücke beschrieben hat, durch deren dichte und regelmässige Nebcncinandcrstellung ein sog. Basalsaum oder Deckel der Flimmerzelle zu '■) Arcliiv f. niikr. Anatomie' Bd. II. 1S|77. \). ;-i!)(J. Cilieii und Cirreii. 18"^ 7 Staiulc kommen soll. Was uns speciell Engelmann 's i591) Angaben über üicscn Rasalsaurn lehrten, erweckt mir Zweifel, ol) eine Vergleichung der Fussstücke mit Jen Cilienpapilicn d.'r Infusorien berechtigt ist. Vieles in den Darstellungen dieses genauen Beoljachters scheint elier darauf hinzuweisen, dass der sogen. Basalsaum mit der Alvcolarschicht d.;r Infusorien ver- gleichbar ist. Bei Infusorien, deren Cilienreihen durch breitere Kippenstreifen j;etrennt werden (Stentor), bemerkt man, dass sämmtliclic Ciliarpapillen einer Längsreihe durch einen zarten vorspringenden 8aum unter einander verbunden sind, und Aehnliches seheint mir weiter verbreitet zu sein: wenigstens lassen sich darauf die zarten Linien beziehen, welche bei Urocentrum die benachbarten Cilien sänmitUch unter einander ver- binden. Bei Nassula aurea sind solche Lüngssäume der Ciliarpapillen gleichfalls recht deutlich. Auch bei Paramaccium treten unter gewi,ssen Bedingungen derartige Liings- und (,)ucrlinien zwischen den Cilien hervor, docli können dieselben nicht wohl auf äussere Saum- linien zwischen denselben bezogen werden, da dies mit dem Oberflächenrelief nicht stimmt und zwischen je zwei Längs- und Querlinien, welche die Cilien verbinden, noch je eine feine Linie eingeschaltet ist, welche keine Beziehung zu den Cilienbasen hat. Es scheint daher zunächst nur möglich, diese Linien von Paramaecium auf besondere Structurverhältnisse des T,rt„. plasmas, speciell der Alvcolarschicht, zu beziehen. Das was oben über frühere Beobachtungen der Cilicnpapillen berichtet wurde, ergänzen wir hier noch, soweit nöthig. Die von Ehrenberg beschriebene zwiebelartige Hasis der Cilien darf schwerlich hierher bezogen werden, da sie speciell den Girren der Hypotrichen zukommen sollte und sich gerade bei diesen nichts dergleichen findet. Dagegen bemerkten schon Claparede und Lachmann (1S58), dass sich bei Stentor Pveihcn kleiner Erhebungen fänden, auf welchen die Cilien stehen. Recht gut beobachtete Maupas (1SS3) die Cilien- papilicn bei einigen Arten 7on üronema (Cryptochilum Maupas), bei Holophrya oblonga und wahrscheinlich auch Glaucoma pyriformis. Bei anderen Beobachtern finde ich keine bestimmten Hinweise, wenn auch ihre Abbildungen natürlich mancherlei davon andeuten. Wir müssen ferner die Frage erörtern, ob die Cilien, wiewohl sie die Pellicula nicht durchbohren, doch in bestimmter Weise mit den tiefereu Schichten des Ectoplasmas verbunden sind. Bestimmtes ist in dieser Hinsicht wenig bekannt. Die naheliegende Yermuthung, dass bei Infusorien mit deutlicher Alveolarschicht je eine Cilie die Verlängerung einer Alveolar- kante bilde, wird von Schuberg für Bursaria geleuguet, da die Cilien- reihen unregelmässig über das so deutliche Alveolarwerk hinwegziehen. Doch halte ich Schuberg's (794) Beobachtimgen gerade in dieser Be- ziehung nicht für ausreichend. Neuere Erfahrungen an Nassula und anderen Ciliaten scheinen vielmehr die obige Voraussetzung zu bestätigen. Dagegen zeigte sich eine deutliche Verbindung der Cilien in die Tiefe bei gewissen Heterotrichen. Bei Condy lostoma patens beobachtete zuerst Bütschli (bei Schuberg 794), dass zu jeder Cilienbasis ein zartes Fädchen aufsteigt, welches von dem Myonem zu eotspringeu scheint. Auch Maupas (601) sprach das Gleiche vermuthungsweise für dieses Infusor aus. Später glaubte ich auch bei Stentor dieselben ladchcn zwischen Fibrille und den Cilien aufzufinden; ich muss aber bemerken, dass ich in dieser Beziehung wieder unsicher wurde, seit die Iruher (p. 1298) geschilderte oberflächliche Querstreifung der hellen Zwischen- 1328 «^ili'-ita. streifen beobachtet wurde, welche vielleicht zur Annahme der Fädchen Veranlassung gab. ß. Speci alleres über die C irren. Girren treten bei gewissen Holo- und Meterotrichen schon zwischen oder neben den gewöhnlichen Körpercilicn auf, oder scheinen sogar bei manchen Chlamydodonta die Cilien ganz zu ersetzen, wie es bei den Hypotricha bekanntlich durch- aus der Fall ist. Um den Mund von Coleps beobachtete Eutz (694) einen Kranz von 8 breit borstenförmigen Cilien, deren Basen durch eine längs- gestreifte Membran verbunden waren. Bei Stephanopogon fand er nur 4 deutlich cirrenartig gebildete Organe, deren basale Verbindungsraembrau ungestreift war. Maupas (746) schätzt die Zahl dieser Mundeirren bei Coleps hirtus gegen Entz auf 14, fand sie dicker und kürzer wie die Körpercilien und konnte eine basale Verbindungsmembran nicht auffinden. Trotz der Unsicherheit, welche diese Mundorgane der Colepina in mancher Hinsicht noch zeigen, glaube ich sie zu den cirrenartigen Gebilden stellen zu müssen. Diese Ansicht wird durch das Vor- kommen solcher Gebilde in Verbindung mit dem Mund bei Nassula unterstützt. Die sogen, adorale Zone der Nassula elegans besteht nämlich aus grösseren ansehnlichen Cirren, welche sich zwischen den gewöhnlichen Cilien erheben (Bütschli und Schewiakoff). Ebenso scheint die Zone von Lionotus grandis nach Entz 's Darstellung (694) aus Cirren zu bestehen, wogegen die von Dileptus sicher durch ein Band sehr feiner Cilien repräsentirt wird. Die Beschrei- bungen und Abbildungen von Entz lassen auch die gesammte Bauch- bewimperung der Chlamydodontengattungen Aegyria und Dysteria aus Cirren bestehen, ähnlich wie sie der Bauchseite der Hypotrichen zu- kommen. Nach Maupas (601) sollen die ßewegungsorgaue der Bauchseite bei Condylostoma patens stärkere cirrenartig bewegte Gebilde sein, während die des Rückens den cilienartigen Charakter bewahrten. Maupas erblickt hierin eine directe Annäherung der Gattung an die Hy p otricha, ob- gleich er besonders betont, dass die Organe der Bauchseite trotz ihrer cirren- artigen Bewegungen Form und Dimensionen von Cilien bewahrt hätten. Demnach scheint es sich wohl nicht um echte Cirren zu handeln. — Näher wie Condylostoma treten den Hypotrichen meiner Ansicht nach die Lieberkühninen (69, 5). Auf dem hinteren Theil ihrer Bauchseite steht eine schiele Reihe ansehnlicher Cirren, deren nahe Beziehung zu den Aftercirren der Hypotrichen schwerlich geleugnet werden kann. Die grösste Mannigfaltigkeit, verbunden mit z. Th. recht bedeutender Grösse erreichen die Cirren der Hypotricha, deren Stellungsverhältnisse schon früher eingehend geschildert wurden. Wahrscheinlich besitzen alle Bewegungsorgane der echten Hypotrichen Cirrennatur, obgleich bei einigen dichtbewimperten primitiven Formen mit kleinen Bewegungsorganen noch Zweifel m<;glich sind. Je mehr die Cirren an Zahl zurücktreten, desto grösser werden gewöhnlich die erhaltenen und compensiren so den Aus- fall. Auch bez. der Gestalt bieten die Cirren der Hypotrichen grössere Girren (Vorkommen; Form-, Zerfasening). 1329 Mannigfaltigkeit , da sie häufig nach vorn umgebogen getragen werden, also die Gestalt von Haken annehmen (was speciell von den .Stirn- cirren, häufig auch den Bauehcirren der Oxytrichinen gilt, dagegen meist nicht von den Aftercirren). Ehrenberg unterschied daher auch zwischen „Griffeln und Haken", doch lässt sich ein solcher Unterschied keineswegs durchführen. Wie schon bemerkt wurde, lau- fen die Girren gewöhnlich fein zugespitzt aus. Seltener verdünnen sie sich gegen das freie Ende nur wenig oder kaum; letzteres ist dann schräg abgeschnitten, wie es die Aftercirren der Hypotricha häufig zeigen. Der Querschnitt der Girren ist verschieden gestaltet. Rundlich bis unregel- mässig abgeplattet, auch halbkreisförmig oder polygonal erscheint nach Sterki (5G0) der Querschnitt grosserer Bauch- und Stirncirren der Gxy- trichinen ; bei polygonalem Querschnitt soll die Girre deutliche Kanten in der Flächenansicht zeigen. In der Breitenrichtuug des Körpers abgefiacht sind gewöhnlich die Aftercirren der Oxytrichinen, erfahren jedoch gegen das Ende häufig eine Drehung, so dass jetzt ihre schmale Kante ventralwärts schaut. Dünne Lamellen bilden nach demselben Beobachter stets die Randeirren der Oxytrichinen und wahrscheinlich auch die Bauch- eirren von Uroleptus und Urostyla. Etwas eigenartig gebildet, jedoch wohl sicher den Girren zugehörig, ist der sog. Schwanz von Urocentrum, welcher dicht vor dem Körper- ende aus der Ventralfurche der hinteren Leibeshälfte entspringt (64, 15). Er ist relativ recht dick und lang und zerfällt sehr leicht in einen Busch feiner Fäden. Wie früher hervorgehoben wurde, muss als charakteristisch für die Girren betrachtet w^erden, dass sie sich in feine cilien- oder fibrillenartige Elemente zerfasern können. Wahrscheinlich ist dies Vermögen schon an der unverletzten Girre durch eine fein-fibrilläre Längsstreifung ange- deutet, wie sie an Membranellen und undulirenden Membranen viel- fach gesehen, für die Girren dagegen bis jetzt nur von Engelmann (591) und Nussbaum (786 Gastrostyla) angegeben wurde. Zwar erwähnten schon Glaparede-Lachraann, dass sie mit Lieb erkühn eine fibröse Structur der Girren beobachtet hätten; doch scheint diese wohl aus der Zerfaserung erschlossen worden zu sein; wenigstens zeigen ihre Ab- bildungen nichts davon. Die grosse Girre oder der Schwanz des Urocentrum zeigt die Längsstreifung oder fibrilläre Zusammensetzung im lebenden Zustand stets sehr deutlich. Obgleich also die Girren im lebenden, unalteriiten Zustand von den Beobachtern fast einstimmig als homogen geschildert wurden, zweifeln wir nicht, dass schärferes Zu- sehen bei hinreichender Vergrösserung die fibrilläre Structur ebenso all- gemein erweisen wird, wie es bei Membranellen und Membranen der Fall war. Hierfür bürgt, wie bemerkt, der unter verschiedenartigen Be- dingungen — bald leichter, bald schwieriger — eintretende fibrilläre Zerfall. Schon reichlicher Gebrauch, Druck, Mangel von Sauerstoff oder Eintrocknen der Flüssigkeit rufen diese Erscheinung hervor, welche auch durch ver- Bv OD n , Klassen des TMer-Reielis. Protozoa. ö* 1330 ^^'J'-'^t«- schicdcnc Rcagenticiij wie verdünutc Essigsäure (Stein) oder Osniiiimsllnre, Goldclilorid (Maiipas) n. and. , dann jedocli natürlich unter Tildung des Infusors veranlasst wird. Die Zerfaserung beginnt am freien Ende der Girre und schreitet allmählich gegen die Basis fort. Das Ende zerfällt in ein Bündel feiner Fibrillen, resp. Blättchen, wenn die Girre dicker ist, welche sich aber wohl ihrerseits wieder in der Richtung ihrer Breite in Fibrillen zerlegen kijnuen. Die Zahl der Fibrillen steht natürlich in directem Zusammenhang mit der Girrendicke. Nicht selten schreitet die Zerfaserung an einem oder den beiden Rändern bis zur Basis fort, so dass Girren entstehen, die an einem oder beiden Rän- dern theilweise oder völlig mit feinen Fädchen besetzt sind; in letz- terem Falle erhalten die Organe eine eigenthümlich doppelt gefiederte Beschaffenheit. Gewisse Giliaten zeigen die faserige Zerspaltung des Endes einzelner Girren fast oder ganz regelmässig; Stein bemerkte dies an den beiden hinteren Randcirreu von Euplotes Patella, Rees an den hinteren Randeirren von Diophrys longipes. Sterki scheint die Zerfaseruug der Aftercirren vieler Oxytrichinen für eine constante Er- scheinung zu halten. Schliesslich kann sich eine Girre vollständig bis zur Basis zerfasern, was auch die Anwendung der erwähnten Reagentien lehrt, welche die fibril- läre Structur, wenn auch nicht immer gleichzeitig eine Zerfaserung, in der ganzen Girre hervortreten lassen. Besonders Goldcblorid wird zu diesem Behufe von Maupas empfohlen. Sterki bemerkte jedoch, dass sich die fibrilläre Auflösung der Aftercirren der Oxytrichinen gewöhnlich auf das Ende beschränkt. Von besonderem Interesse ist die zuerst von Stein (1859), später naraenthch von Sterki (1878) betonte Erscheinung, dass die zerfaserte Girre des lebenden Thieres ihre Beweglichkeit nicht nur bewahrt, sondern auch die randlichen Fasern, wie sie häufig an den Aftercirren von Stylonichia Mytilus und anderer Oxytrichinen auftreten, selbstständige Bewegungen ausführen können. Sie legen sich bald dem Girrenstamm an, bald richten sie sich wieder auf. Dies spricht, wie vieles andere, entschieden für eine autonome Bewegung der Gilien und Girren. Die geschilderte feinere Structur und Zerfaserung der Girren legte natürlich den Gedanken nahe, in ihnen überhaupt zusammengesetzte Gebilde, entstanden aus einer Verwachsung, resp. Verklebung einzelner Gilien zu erblicken. Namentlich Maupas vertritt diese Ansicht energisch ; wogegen Nussbaura seine schon früher erwähnte Auffassung von der Zusammensetzung der Gilie auch auf die Girre übertrug: die fibrilläre Structur also auf Einlagerung zahlreicher elastischer Fäden in eine gemeinsame Protoplasmamasse zurückzuführen sucht. So verlockend Maupas' Auffassung der Girren auch erscheint, lässt sich dieselbe zur Zeit kaum sicher erweisen. Wie Maupas hervorhebt, bemerkt man auch an manchen Flimmerzellen nicht selten eine Verklebuug benach- barter Gilien zu grösseren cirrenartigen , beweglichen Gebilden ; auch Girren (Zerfaserung ; Auffassung). ];^;^1 Hesse sich znr Unterstützung anfuhren, dass bei nicht wenigen Infusorien bliseheh'g vereintes Schlagen von Ciliengruppen beobachtet wird, also ge- wissermassen eine Cirre im Vorstadium der Bildnno-. Dem gegenüber muss betont werden, dass, wie Eugelmann (592) hervorhob, fibrilläre Differenzirangen und daher auch die Fähig- keit zur Zerfaserung in die constituirenden Fibrillen contractileii Plasmagebilden ganz gewöhnlich zukommt und vor allem ja im Muskcl- plasma überall realisirt ist. Fibrilläre Differenzirungen sind, wie wir früher fanden, auch den contractilen Gebilden des Infusorienorganis- mus keineswegs fremd. Diese Erwägungen legen die Möglichkeit nahe, dass die fibrilläre Beschaffenheit der Girren eine plasmatische Diffe- renziruug sein kann, ohne dass die constituirenden Fibrillen ursprünglich als freie Cilien existirt hätten. Dass natürlich die Beschaffenheit der isolirten Fibrille durchaus der der einfachen Cilie entspricht, liegt auf der Hand; denn das ist eben das Wesen der Cilie, dass sie eine einfache plasmatische Fibrille darstellt. Auch das Wenige, was wir bis jetzt durch Stein und Sterki von der Entwicklungsgeschichte der Girren hypo- tricher Infusorien im Gefolge der Theilung erfuhren, spricht eher gegen ihre Ableitung aus einer Concrescenz isolirter Gilien. Bei Stylonichia entsteht als Anlage einer Girrenreihe ein zarter uudulirender Saum, aus dem sieh nach einiger Zeit so viele zahnförmige, flimmernde Läppchen erheben, als später Girren in der Reihe stehen. Jedes derartige, von Beginn einheitliche Läppchen ist die Anlage einer Girre, welche allmählich mehr und mehr auswächst und sich durch Auseinanderrücken von den Genossen trennt, wobei der die Anlagen ursprünglich vereinigende Basal- saum eingeht. Letzterer verdient aber unser besonderes Interesse, da wir in ihm w^ahrscheinlich einen Vertreter des die Basen der Gilien einer Reihe verbindenden Saums, den wir bei Stentor und anderen fanden, erblicken dürfen. Auch diese Beobachtungen sprechen also nicht für die Auffassung der Girren als einfache Goncrescenzen von Gilien. Gleich- zeitig lehren sie aber, wie auch die Girrenstellung einfacherer Hypo- trichen, dass die Girren Gebilde sind, welche sich in den Reihen der vorauszusetzenden ursprünglichen Gilien entwickelten, in welchen sie nun wohl einen Raum einnehmen, der ursprünglich von einigen der einfachen Gilien occupirt wurde. Wir könnten daher vielleicht zu einer mittleren Auffassung gelangen, indem wir zugeben, dass die Girre zwar an der Stelle einer grösseren Zahl ursprünglicher Gilien entstand und diese ersetzte, dass sie jedoch nicht einfach durch Goncrescenz derselben hervorging, sondern als eine von Beginn einheitliche Bildung auftrat, welche ent- sprechend ihrer fibrillären Structur eine Neigung zum Zerfall besitzt. Mit dieser Auffassung würde wohl auch die Thatsache besser harmoniren, dass wir bei den Infusorien nirgends solchen Gilienbüscheln begegnen, wie sie als die Vorläufer der sich z. Th. so reich zerfasernden Girren betrachtet werden könnten. Dagegen darf nicht verschwiegen werden, dnss die wahrscheinliche Bildungsgeschichte der Membranellen deutlicher auf eine 84* 1.332 Ciliata. Concrescenz dicht stellender Cilieii hinweist, was bei der unzweifelliaft nahen Verwandtschaft zwischen Girren und Meml)ranellen ein Argument zu Gunsten der Mau pas' sehen Ansicht liefert. Fortsetzungen der Girre in die Tiefe des Körpcrplasnias wur- den bis jetzt nur vereinzelt beobachtet. Da es sich jedoch zweifellos um fundamentale Erscheinungen handelt, kommt diesen Erfahrungen allge- meinere Bedeutung zu. Engelmann (591) bemerkte, dass von jeder Kandcirre der Stylonichia Mytilus ein äusserst feines plasmatisclies Füdchen entspringt, dicht unter der Ventralfläche des Körpers hinzieht und bis nahe an die ventrale Mittellinie zu verfolgen ist. Alle Fädchen streichen ziemlich senkrecht zum Verlauf der Randeirrenreihen, Mau pas ((377) konnte diese Beobachtung bestätigen nnd bemerkte ferner, dass von jeder Aftercirre des Euplotes eine ähnliche Fibrille entspringt. Alle 5 Fibrillen verlaufen convergirend bis in die linke Region des Stirnfelds, wo sie sich ver- einigen. Auch die Aftercirren von Stylonichia besitzen ähnliche Fädchen. Engelmann vermuthet, dass diesen Cilientibrillen möglicherweise eine nervöse Bedeutung zukomme. Besondere Belege hierfür lassen sich jedoch nicht beibringen. Dagegen lässt sich schwerlich bezweifeln, dass die be- schriebenen Fortsetzungen der Girren mit jenen übereinstimmen, welche an den Gilien der Flimmerzellen von Metazoen häutig beobachtet wurden. Namentlich das Gonvergiren und die schliessliche Vereinigung der Fibrillen, welche Maupas bei Euplotes beobachtete, l'Lchrt bei den Flimmerzellen der Muscheln "^-j nach Engelmann's Erfahrungen häufig wieder. Dass jede Girre nur eine Fibrille besitzt, Hesse sich vielleicht ebenfalls für unsere morphologische Auffassung der Girre geltend machen. y. Schwanzgriffel der Erviliina (T, 61). Jm Anschluss an die Girrengebilde gedenken wir noch des in der Familie der Erviliina ver- breiteten sogen. Schwanzgriffels, welcher in Gestalt und Function viel Aehnlichkeit mit Girren besitzt, morphologisch jedoch wesentlich ver- schieden zu sein scheint. Letzteres wurde schon in dem Kapitel über die allgemeine Morphologie betont, wo wir mit Stein (1859, p. 118) dar- legten, dass dieses Organ vermuthlich die weiter entwickelte, schärfer abgesetzte und beweglich gewordene Schwanzspitze ist. Eine solche ist unter den Chilodontina namentlich bei Scaphidiodon schon bestimmt ausgeprägt und findet sich nach Stokes auch bei einer zu Ghilodon ge- rechneten Süsswasserform als ein schwanzstachelartiges Gebilde. Bei diesem Ghilodon caudatus steht der Stachel zwar dorsalwärts, ein wenig vor dem Hinterende, doch darf man wohl mit Recht vernuithen, dass er gleichfalls die eigentliche Schwanzspitze repräsentirt, was erst durch genauere Verfolgung der Körperstreifung festgestellt werden kann. Dass der dolch- bis beilförmige Schwanzgriffel der Erviliina kein Girrengebilde ist, wie Entz für Aegyria nachzuweisen sucht, schliessen wir, abgesehen von der morphologischen Beziehung zur Schwanzspitze *) Ebenso denen der sog-. Flimmergrube des Salpen (Biitsclili und Traustedt). Girren (Fortsetzung ins Innre). Scliwai>/gri(fcl der Eviliina. 1333 gewisser CL ilod ontina, mit Stein daraus, dass er nie zerfasert und dementsprechend auch keine tibrilläre 8tructur besitzt. Was von dem ferneren Bau des Grift'els bekannt wurde (Huxley, Claparede- Lachmanu, Entz), seheint vielmehr zu zeigen, dass er gewöhnlicli aus einer deutlichen membranartigen Hülle, die dünner oder dicker sein kann, und einer inneren Masse besteht. Letztere wurde bis jetzt structurlos! gallertäbnlich gefunden; doch scheint es zweifelhaft, ob dies wirklich' so ist, da sie schwerlich etwas anderes sein kann, wie ein DilTe- renzirungsproduct des Körperplasmas, wogegen die Hülle wohl der Pelli- cula entsprechen dürfte. Bei Onyc hodactylus färbt sich die Innenmasse ebhaft mit Carmin (Entz). Jedenfalls scheinen die Erfahrungen von Huxley und Entz zu beweisen, dass das Binnenplasma des Gritfcls ziemlich scharf gegen das Entoplasma des Körpers abgegrenzt ist. Eigenthüralicher ward der Bau bei gewissen Formen, so Dysteria crassipes Clap. u. L. (wahrscheinlich identisch mit der gewöhnlichen Dysteria monostyla Ehrbg. sp.) und der Aegyria Oliva Clap. u. L. Bei der erstereu beobachteten Clap. u. L, bei der letzteren Entz eine Structur, welche sich als eine Ineinanderschachtelimg mehrfacher Hüllen betrachten lässt , wie sie als einfacher Ueberzug dem Gritfei der übrigen zukommen. Wie ein solcher Aufbau zu verstehen ist, können erst genauere Untersuchungen lehren. Wenn wir jedoch das seither Bemerkte beher- zigen, scheint zweifellos, dass Entz' Vermuthung über die Entstehung der Structur bei Aegyria unhaltbar ist. Er glaubt nämlich? dass die einzelnen ineinandergeschachtelten konischeu Hüllen aus der Concrescenz je eines Cilieuwirtels entstanden seien, und ordnet so die Schwanzgritl'el offenbar den Cirreugebilden unter. Bei dieser Gelegenheit betonen wir noch- mals, dass das wirteiförmige Zusammenlaufen der Cilienreihen der Bauch- seite gegen die Grififelbasis, wie es Entz speciell bei Ony chodacty lus und Aegyria gut schildert, eben beweist, dass der Gritfei das primäre Schwanzende einnimmt. Die schraubige Drehung der Streifen um diesen ihren hinteren Vereinigungspunkt ist eine Folge der Torsion, welche bekannt- lich bei der Entstehung der Formverschiedenheit der Aegyria, ebenso je- doch auch im Hintertheil des Ony chodacty lus eine bedeutende Rolle spielt. 6. Membrauelleu. Nahe verwandt mit flachen, lamellösen Girren, sind sicher die sog. Mem br an eilen , welche als die Bewegungsorgane der adoralen Zone der Spirotricha besonders wichtig erscheinen. Mit Bestimmtheit können wir zur Zeit behaupten, dass die Zone der Hetero-, Hypo- und Oligotricha stets aus solchen Organen gebildet wird. Nicht erwiesen wurden sie bis jetzt in der Zone der Peritricha, und nach der allgemeinen Ansicht bestände dieselbe jedenfalls nicht aus Merabranellen, sondern aus Cilien. Wir werden aber später zu zeigen versuchen, dass w^enigstens die Zone gewisser Peritrichen ebenfalls aus Membranellen bestehen dürfte. Die Membran eilen treten in zwei ziem- lich verschiedenen Gestalten auf (s. die Fig. 15 auf p. 1335) ; entweder als kürzere oder längere dreieckige Blätter oder als distal unverschmälerte, 1334 Ciliata. also mehr oder minder rechteckige Phitten ; das freie Ende der letzteren ist entweder gerade, d. h. parallel der lUsis oder etwas schief abgeschnit- ten (Folliculina MölDius), Erstere Form scheint den Mcmbranelleu der Hypo- und Ölig" ot riehen stets zuzukommen, ebenso denen, welche ausnahms- weise bei gewissen Holo trieben gefunden werden. Die zweite Form zeigen diezoualen Membranellen der Heterotricheu; doch ist zweifelhaft, ob dies überall der Fall; wenigstens schildert Maupas die der Condy- lostoma patens (67, 4b) als dreieckige Platten, während sie mir bei Condylostoma Vorticella E. sp. 1875 rechteckig erschienen. Wie gesagt, schwankt bei den dreieckigen Membranellen derHypo- trichen das Verhältniss zwischen Länge und Breite sehr. Werden die Organe relativ lang, wie z. B. die frontalen gewisser Oxytrichinen (z. B. Actinotricha 72, 7 und Stichotricha 70,11), ferner die der Oligotricha, speciell der Tintinnoinen (Tf. 69 und 70), so erinnern sie lebhaft an lamellöse Girren, ja es dürfte kaum ein scharfer Unterschied zwischen solchen Girren und ihnen zu finden sein. Wir bemerken denn auch gewisse Organe, für welche es zweifelhaft scheint, ob man sie richtiger als Girren oder Membranellen betrachten soll. Das gilt z. B. für jene, w^elche in mehreren zu einem Gürtel vereinigten Kränzen den Körper des Mesodinium umziehen (58, 5) und deren eigenthümliche Stellungsverhältnisse der systematische Abschnitt genauer schildern wird. Warum wir diese ,, flachgedrückten Borsten oder Stachel- borsten'% wie sie Entz (694) nennt, am besten zu den Membrauellen stellen, wird später deutlicher werden, wenn wir die Verhältnisse ver- wandter Formen, welche entschieden zur Membranellenbildung neigen, betrachten. Auch die zonalen Membranellen vieler Tintinnoinen gleichen nach Entz' Schilderung abgeplatteten Girren mehr wie typi- schen Membranellen, da sie gewöhnlich beiderseitig zerfasert sind wie die Aftercirren vieler Hypotrichen. Nur ihre zweifellose Homologie mit den zonalen Membranellen verwandter Formen niuss uns bestimmen, sie den Membranellen unterzuordnen*). Die kürzeren, ausgesprochen dreieckigen Membranellen der Hypo- trichen erscheinen natürlich viel deutlicher blattartig. Sie sind meist in der Längsrichtung gekrümmt, d. h. ihre beiden freien Ränder sind ver- schieden gebildet ; der nach dem Aussenrand der Zone gerichtete ist con- cav, der entgegengesetzte convex. Eine länger gestreckte derartige Mem- branclle erscheint daher säbelartig vom Peristom nach Aussen gekrümmt. Der coneave äussere Rand entspricht, wie wir später sehen werden, dem schräg, resp. gerade abgestutzten freien Rand der viereckigen, oder anders ausgedrückt: die dreieckige Gestalt der Membranelle beruht darauf, dass dieselbe schräg von Innen nach Aussen bis zur Basis abgeschnitten ist. *) Die eben erschienenen Untersuchungen von Daday (Lit. Nachtr. 837) zeigen jedoch, dass diese Form der Membrancllen zum mindesten nicht allgemein hei den Tintinnoinen verbreitet ist, sondern dass sich bei manchen (spec. Condonclla Aminilla J'^ol. sp. = Petalutricha Daday) kürzere viereckige, cntsprecliend Fig. 15 b, finden. Membraiiellen (Gestalt, Streifuiiar). 1335 Inncrbalb der Zone selbst kÜDneii die Mendjranellen der llyp,,- tricba ibreFoim verändern; davon abgesebcD, dass sie gegen den Mund an Grosse fortgesetzt abnebuien. Oben wurde schon betont, dass die frontalen Membranellen häufig besonders lang und sehmal sind, weshalb Kees und Maupas überhaupt frontale und buceale Membrauel'lcu untercheiden wollen. Dagegen scheint die Gestalt, welche Sterki den frontalen Membranellen zuschrieb, eine etwa schaufeiförmige nämlich, mit breiterem freiem und schmälerem Befestigungsrand, nach den Erfahrun-en neuerer Beobachter (Rees, Entz, Maupas; nicht vorzukommen. ° Ueber die besonderen Gestalten der viereckigen Membranellen der Heterotricha ist wenig zu sagen: dieselben sind bald breiter wie hoch (Bursaria «chuberg), bald höher wie breit (Folliculina Möbius). Sie wurden jedoch einstweilen nur bei wenigen Formen studirt (s. Fi"-. 1.5). Fig. 15. Erklärung- 7üii Fig. ]5. Membranellen der adoralen Zone verschiedener Ciliaten in Fläclienansicht. a. Von einer Hypotrichen. b. Von Folliculina. c. Von Bursaria. Deutlicher wie die Girren zeigen die Membranelleu gewöhnlich eine feinfibrilläre Längsstreifung , welche fast sämmtliche Beobachter seit Sterki bemerkten. Dieselbe ist sehr dicht und zart und hängt wiederum mit der leicht eintretenden Zerfaseruug oder fibrillären Auflösung der Flättchen zusammen. Die Streifung zieht bei den viereckigen Mem- branellen senkrecht zur Basallinie gegen den freien Puind. Bei den drei- eckigen läuft sie dagegen dem inneren convexen Rand parallel; die Streifen endigen daher sämmtlich, indem sie von Aussen nach Innen fort- gesetzt länger werden, an dem äusseren oder concaven Rand. Letzterer entspricht also, wie schon früher bemerkt wurde, dem freien Rand der viereckigen. Nur bei Bursaria wurde bis jetzt der optische Querschnitt der Membranellen untersucht, wobei sich ergab, dass die fibrilläre Strei- fung eine doppelte ist, d. h. dass auf jeder Fläche der ^lembranelle ein solches Fibrillensystem hinzieht; im optischen Durchschnitt sieht man daher zwei Reihen feiner Pünktchen nebeneinander hinziehen (Fig. 15 c^^), die Quer- schnitte der beiden Fibrillensysteme (Schuberg). Ob, wie zu vermuthon, je zwei der gegenüberstehenden Fibrillen beider Flächen fester mit einander vereinigt sind, Hess sich bis jetzt noch nicht ermitteln. Die gleiche Er- scheinung wurde neuerdings auch bei Stentor bemerkt (Bütschli und Schewiakoff). Schon früher beobachtete Engel mann (591) au den Membranellen, wie sie gewisse Epithelzellen der Muschelkiemen besitzen, ganz denselben optischen Durchschnitt. 1336 üiliata. Zerfaseiung' der Membranellen tritt sehr häufig ein und scheint auch normaler Weise Aielfach vorzukommen; doch konnte sie Schuberg bei den Ophryoscolecinen nie bemerken. Oben wurde schon der ge- wöhnlichen Zert'aserung der zonalen Membranellen der Tintin noi neu gedacht. An den dreieckigen, gekrümmten Membranellen der Hypo- tricha beginnt die Auflösung natürlich am concaven Rand, weil der- selbe von den Enden der Fibrillen gebildet wird. Es scheint daher auch nicht wahrscheinlich, dass der convexe Rand, wie Sterki meinte, be- sonders stark sei und sich bei der I5ewegung hauptsächlich betheilige. Dem widerspricht ferner die gleichmässige Beschaffenheit des Basalsaums unter der ganzen Membranelle, was wir bald besprechen werden. Die Zerfaseruug der viereckigen Membranelle erfasst natürlich den gesammten freien Rand und schreitet von hier gegen die Basis fort. Dass der Zerfall unter den früher bei den Girren angeführten pathologischen und ander- weitigen Bedingungen zu vollständiger, häufig rasch eintretender tibrillärer Auflösung führen kann, wurde von Sterki, Maupas und Anderen beob- achtet. AVir werden sogar finden, dass deshalb von mancher Seite die Natur der Membranellen als zusammenhängender Platten bestritten wird. Soeben wurde des sog. Basalsaums der Membranellen gedacht, welcher stets deutlich zu beobachten ist, wenn die Membranelle eine blatt- artige Gestalt und daher eine längere Befestigungslinie besitzt. Dieser dunkle Saum entspricht ohne Zweifel dem Verbindungssaum einer Cilien- reihe. Dieselbe Bildung findet sich nach Engelmann 's Erfahrungen (591) auch an den membranellenartigen Gebilden der Flimmerzellen der Muscheln. Der ßasalsaum ist in seiner ganzen Länge gleich breit, was beweist, dass die Membranellenbasis in der ganzen Ausdehnung gleich dick ist (s. Fig. 15). Der Verlauf der Säume ist meist ganz gerade, sel- tener etwas geschwungen (Bursaria). Bei Dioplirys (Styloplotcs 72,3) sind die Säume in ihrem Verlauf geknickt, was Kees, der dies zuerst feststellte, auf einen schiefen Abfall der Zonalfiäche nach beiden Seiten zurück- führt. Die Knickungsstellen der Säume würde demnach die Firste der Zonalfläclie bezeichnen und der kürzere, schiefere äussere Theil jedes Saums die äussere, stärker abfallende Partie der- selben , wogegen sich der breite innere Theil der Hache allmählicher zum Peristomfeld herabsenkte. Bei Bursaria (67. 6a) zeigen die äusseren Theile der Säume eine ähnliche Biegung nach hinten, welche jedoch sicherlich ein Avinkliges Umbiegen ist, zusammenhängend mit der Vereinigung der Säume mit dem Peristomband, dessen wir schon früher gedachten (p. 1306). Das, sowie die Erwägung, dass bei der Venfralansicht von Diophrys die Säume doch sämmtlich im Grundriss gesehen werden müssen, auch wenn ein dachartiger Ab- fall der Zonalfläche existirt, macht es wahrscheinlich, dass auch bei dieser Hypotriche eine wirkliche Knickung der Säume nach vorn vorhanden ist. Wie die Untersuchungen an Bursaria zeigten, wird die Deutlich- keit der Säume hauptsächlich durch das Verhalten der Alveolarschicht unter der Zone bedingt. Ein Querschnitt durch die Säume verräth näm- lich, dass sich ein jeder als plasmatische Membran durch die Alveolar- schicht fortsetzt, um sich mit dem sehr fein wabigen Entoplasma zu verbinden. Zwischen diesen Membranen spannen sich senkrechte Ver- Memljranellen i^Zerfaserung, Basalsäume). 1337 bindungswäude aus; demnaeh ist diese Structur auf eine Differeir/.iriiug der Alveolarscbiclit zu regelmässiger Anordnung zuriickzufüliren. Wo die Basalsäume der Bursaria weiter von einander abstehen, schiebt sieh zwischen je zwei ein breiterer Streifen der xVlveolen der Alveolaischiebt ein, und nur die beiderseits au die Basalmembran des Saumes austossenden Maschen ordnen sich regelmässig senkrecht zu der Membran (Fig. 16b). Wir erhalten so ein Bild, ^\'elehes sehr an die früher beschriebene Structnr der Rippen- und Zwischeustrcifcn giösserer Heterotrichen erinnert. Daraus geht denn auch hervor, dass die Saum- membran den Verbiudungsfädchen ent- spricht, welche wir zwischen der Fi- brille und den Cilienbasen gewisser Heterotrichen beobachteten, was die Vermuthung: es möchten jene Fädchen einer plasmatischen Membran augehören, welche unter der ganzen Cilienreihe hin- läuft, verstärkt. Bei dieser Gelegenheit wäre besonders zu be- tonen , dass eine Fibrille im Baäalsaum, resp. der Membran desselben, bis jetzt niclit beobaclitet wurde und dass daher auch die Deutung der Säume als coütractile Elemente, wie sie zuerst Simroth (536), später wieder Brauer (T67) versuchte, unhaltbar erscheint. Schon früher (pag. 1300) wurden weitere Gründe gegen eine solche Auf- fassung angegeben. Dieselbe wurde denn auch schon von Engelmann (591) und Schuberg (794) bekämpft. Da die Basalsäume in gleicher Weise bei allen zonalen Membranellen wiederkehren, auch dort wo eine Alveolarschicht nicht deutlich ist, oder doch höchstens sehr zart sein kann (wie Ijei den meisten Hypotrichen), so wäre möglich, dass letztere hier im Bereich der Zone besser ausge- bildet ist. Ganz zwingend erscheint zwar eine solche Annahme nicht. Erklärung von Fig. H>. a Ein kleines Stück der adoralen Zone vonBursaria truncatella im Längs- schnitt, a die Alveolarschicht; e das Entoplasma; ß die Basalsäume der Mem- branellcn. — b ein ähnliches Stück der Zone in Flächenansicht. In der Fig. a sind die feinen Fädchen der Alveolar- schicht zwischen den Fortsetzungen der Basalsäume niclit beobachtet, sondern nach der Flächenansicht als wahrschein- lich eingetragen worden. Auch ist zu bemerken, dass die netzigen Streifen der Alveolarschicht zwischen den Basalsäumen nur da zu linden sind, wo die letzteren weiter von einander absteln-n. Oben wurde schon angedeutet, dass der Basalsaum dem Saum einer Cilienlängsreihe homolog erscheint; dies führt zur Erwägung der Be- ziehungen zwischen Membranellen und Cilienreihen überhaupt. Solche Beziehungen lassen sich scharf beweisen. Zunächst ergibt die Betrachtung wirklicher oder optischer Längsschnitte der adoralen Zone, dass jede Mem- branelle in einer Furche steht und dass die Streifen zwischen den Furchen als Rippenstieifen convex vorspringen. Es herrscht also ganz dasselbe Verhalten wie rücksichtlich der Cilienreihen und der breiteren Korper- streifung. Aber auch die Anordnung der Basalsäume, resp. der Furchen, worin sie liegen, zeigt deutüch, dass dieselben den Cilienfurcheu entsprechen, d. h. als Fortsetzungen der letzteren zu betrachten sind. 1338 Ciliata. Wir faaden früher (p. 1291), dass das Verhalten der Kürperstreifuug der Heterot riehen zum Peristomfeld so aufzufassen ist, als sei das Peri- stom einfach in eine mit regulärer Streifung versehene Form eingetragen, resp. aus derselben herausgeschnitten. Unter diesen Verhältnissen wird die Anordnung der an das Peristomfeld stossenden Cilienfurchen durch- aus der Stellung der Basalsäume in einer das Peristomfeld umziehenden adoralen Zone entsprechen , oder jede der Furchen und die in ihr ein- gepflanzte Membranelle als eine Fortsetzung einer Cilienfurche, resp. einer Cilienreihe erscheinen. Die Membranellen ergeben sich also als besonders diiferenzirte Partien gewöhnlicher Cilienreihen, wie dies ja auch für die Girren, speciell jene der llypotricha, zweifellos war. Mit dieser Auffassung stimmt gut überein, dass bei Bursaria die Zahl der Membranellen auf dem frei liegenden Theil der Zone (ca. 38) mit der Zahl der anstossenden Körperstreifen übereinstimmt. Anders ver- halten sich die verwandten Heterotricha. Bei Stentor wenigstens finden sich viel mehr zonale Membranellen, wie Körperstreifen; ähnlich scheint es auch bei Condylostoma patens nach Maupas, Folli- culina nach Stein und Möbius und wohl noch anderen zu sein. Ich erblicke hierin keinen ernstlichen Einwand gegen die ursprüng- liche Homonomie der Cilienreihen und Membranellen. Alle letzter- wähnten Heterot riehen besitzen breite Rippenstreifeu, also weit ge- trennte Cilienreihen. Es liegt daher nahe, die numerische Discordanz zwischen ihren Membranellen und Cilienreihen durch eine wahrscheinliche Reduction der letzteren zu erklären. Dies gäbe gleichzeitig einen Finger- zeig bezüglich der Entstehung der breiten Körperstreifen. Die Reduction von Cilienreihen ist bei den Hypot riehen wie anderen Ciliaten so klar, dass ihr Vorkommen bei Holo- und Heterotrich en nichts Auffallendes darbietet, um so mehr als wir schon aus anderen Gründen gerade die Stent orina für die nächsten Verwandten der Hypo- und Oligo- tricha halten müssen. Das Hervorgehen der Membranellen aus Abschnitten gewöhnlicher Cilienreihen wird bestätigt durch das Auftreten von Ditlferenzirungen inner- halb dieser Reihen, welche unzweifelhaft als Annäherungen, resp. Vor- stufen typischer Membranellen erscheinen. Derartiges finden wir bei Lacrymaria, Dinophrya und den Cyclodinia unter den Holo- tricha. Bekanntlich besitzen diese Formen ein bis zwei sogen. Wimper- kränze hinter der Mundöflfnung. Genauere Untersuchung des Wimper- kranzes bei Dinophrya und Didinium Balbianii (Cyclodinia; Sche- wiakoff und ich) ergab, dass der Kranz nicht aus einer einfachen Cilien- reihe besteht, wie es seither dargestellt wurde, sondern aus kurzen Abschnitten der schiefen Cilienlängsreihen. Jeder solche Abschnitt enthält noch eine grössere Zahl sehr dicht stehender Cilieu , welche wenigstens in ihren basalen Theilen unmittelbar nebeneinander herziehen, erst distal sich deutlich von einander isoliren. Die so entstandene fahnenartige Cilienreihe muss ohne Zweifel als eine Vorstufe echter Membranellen bc- Mcuibraiiellen (Auffassung\ 133') trachtet werdeu. Obgleich dieser Bau des Wimperkranzcs bis jetzt nur bei den beiden erwähnten Gattungen constatirt wurde, ist wahrschein- lich, dass er auch bei Lacrymaria vorkomuit. Zum mindesten con- statirteu Maupas und Bütschli bei Lacrymaria corouata (57, 8), dass der Wimperkranz gleichfalls nicht einreihig, sondern eine giirtel- förmige Zone der Cilienreihen ist. Immerhin ist möglich, dass hier die Cilien in den Reihenabschnitten des Kranzes häufig nicht so dicht stehen und deshalb weniger an Membranellen erinnern. Auch der hintere Cilienkranz der Vorticellinen besitzt wahrschein- lich ähnliche Bauverhältnisse. Engel mann (591) zeigte zuerst i'ür Carchesium, dass derselbe kein einreihiger Kranz ist, sondern eine gürtelförmige Zone, welche von dicht stehenden, schiefen Cilien- reihen gebildet wird. Eine speciellerc Betrachtung des CiHengiirtels bei der grossen Epistylis IJmbe Ilaria L. zeigten mir und Schewia- koff, dass sich über jeder schiefen Reihe ein langgestrecktes, mem- brauellenartiges Gebilde erhebt, ganz ähnlich den langen Mcmbranellen etwa, welche wir früher bei den Tintinnoin en und anderwärts fanden. Der Zusammenhang der einzelnen constituirenden Eibrillen scheint hier noch inniger zu sein, wie im Mundkranz der erwähnten Enchelincngat- tungeu , die Gebilde daher auf die Bezeichnung Membranellen wirklich Anrecht zu besitzen. iSchon 1875 beobachtete ich entsprechende mem- brauellenartige Gebilde als Organe des Kranzes von Carchesium. Diese Betrachtungen führen uns zu einer kurzen Erörterung der Ver- hältnisse der adoralen Zone der Vorticellinen. Es wurde früher be- merkt, dass dieselbe nach der gewöhnlichen Vorstelhing aus Cilien zusammengesetzt ist und zwar, wie später genauer darzulegen ist, aus zwei dicht neben einander herziehenden Cilienreihen. Schon 1875 überzeugte ich mich aber bei Epistylis Umbellaria, dass die Basis der Zone eine beträchtliche Breite besitzt und wie die der Hetero- und Hypo trieben von einem System senkrecht oder etwas schief zur Längsrichtung der Zone gesteUter, zarter und dichter Streifen gebildet wird (74, 7d). Das Gleiche ergab eine wiederholte Untersuchung von mir und Schewiakoff. Den inneren Rand dieses gestreitten Zonal- bands bildet ein dicker, dunkler Saum. Es scheint nicht zweifel- haft zu sein, dass die Streifung der Zone durch die Basalsäume lauger, zarter Membranellen bewirkt wird, obgleich letztere bis jetzt nie deutlich gesehen wurden. Den inneren dunkeln Saum der Zone deute ich vorerst als die Befestigungslinie einer sog. paroralen Cilienreihe, welche wir später l)ei den Bewimperungsverhältnisseu des Peristoms eingehender be- sprechen werden. Gewisse Erfahrungen machen es sogar möglich, dass die einzelnen AVimpergebilde der Zone in ihrer basalen Hälfte zu einer zusammenhängenden undulirenden Membran vereinigt sind. Betraclitct man nämlich die Zonu einer Vorliccllc in der Fläehcnaiibiclit, so er:,clieint ilirc basale Hälfte wie ein zartgestrcil'ter zusammenliän-ender Saum ; erst in der distalen llälfrc setzen sich die Streifen als freie und daher mehr oder weniger unregelmässig stehende Wimper- 1 340 Ciliata. gcbildc fuit. Die Streifuug der basalen Hälfte ist dagegen durchaus gerade und regelmässig. Schon Frantzius (1849) hielt die Zone des Ophrydium für eine undulirende Membran. Busch äusserte lS5ü für Trichodina schon die eben erläuterte Ansicht, welche auch Bütschli (1877, p. 67) nach Beobachtungen an Vorticcllen wahrscheinlich dünkte. Sterki (580, p. 462) endlich will sich überzeugt haben , dass die Zone der VorticcUinen als ein ein- heitlicher geschlossener Saum hervorwachse, der er.st, wenn er die Hälfte der definitiven Höhe erlangt habe, vom freien Kand aus in einzelne Wimpern zerfasere. Ob diese Beobachtungen an Theilsprösslingen angestellt wurden, wird nicht gesagt. Sterki 's Auffassung der Vorti- cellinenzone scheint mir dahin zu gehen, dass er dieselbe aus Membranellen zusammengesetzt denkt, welche in einer Flucht neben einander gestellt sind. Nach dem eben Vorgetragenen dürfte eine solche Ansicht nicht mehr haltbar erscheinen. Die vorsteheuden Betrachtungen zeigen klar, dass die ausgebildete Membrauelle auf Concrescenz einer Reihe sehr dicht stehender Cilien zu- rückgeführt werden muss. Nur die Verhältnisse bei Bursaria u. a,, wo zwei Reihen feiner Fibrillenquerschnitte auf dem optischen Durchschnitt der Membrauelle erscheinen, bereiten einige Schwierigkeit. Diese Erwägung in Zusammenhang mit der leichten Zerfaserung der Membranellen führten zwei neuere Beobachter, Nussbaum (786) und Möbius (785) zur Vorstellung, dass es überhaupt keine zusammenhängenden Membranellen gäbe, dieselben vielmehr nur Reihen dichtstehender Cilien, „Pektinellen", wie sie Möbius nennt, seien. Einer solchen Auf- fassung ist jedoch nicht beizupflichten. Wenn auch die typische Membranelle aus einer Con- crescenz von Cilien entstand und letztere in der Längsstrcifung noch optisch hervortreten, so sind die constituirenden Elemente doch sicher in eine organische Verbindung mit einander getreten , aus welcher sie sich zwar relativ leicht wieder befreien , die jedoch keineswegs zu leugnen ist. Wenn man die einheitliche Bewegung der Membranellen beachtet, ferner die Thatsache, dass sie in Gestalt zusammenhängender Blättchen nicht nui' im Leben, sondern auch nach geeigneter Präparation zu sehen sind, so scheint sicher, dass eine Vereinigung der con- stituirenden Elemente, sei es durch eine verbindende Substanz, sei es durch vielleicht noch nachweisbare, zarte Querbrücken zwischen den einzelnen Cilienelementen statthaben muss. Dazu gesellt sicli, dass gerade die allmähliche Zerfaserung der Membranelle beweist, dass die- selbe zuvor ein zusammenhängendes liautartiges Blättchen war. Berücksichtigen wir ferner, dass Möbius speciell angibt: er habe den Aufbau seiner Pektinellen aus einzelnen gesonderten Cilien erst dann deutlich gesehen, als die betreffenden Objecte unter dem Einfluss von Osmium- säuredämpfen allmählich erlahmten , also unter Verhältnissen , welche nach den Erfahrungen früherer Forscher den raschen Zerfall der Membranellen hervorrufen , so wird man behaupten dürfen, dass Maupas, Entz und Andere das Eichtige trafen, wenn sie die Membranelle als verwachsene Cilien auffassten und auch Sterki 's Schilderung, obgleich sie diese Deutung noch nicht enthält, eine durchaus zutreffende Darstellung der Membranellen gab. Einige Bemerkungen verdient noch das Historische über die Membranellen. Den ersten Hinweis auf dieselben verdanken wir Allmann, welcher schon 1853 die Bcwegungs- elemeute der Zone von Bursaria eher für „delicate plates" als für Cilien hielt. Stein er- kannte dieselben nirgends, weder bei den Hypotrichen (1850) noch bei den Hetero trieben (1867). Zwar bemerkte er den Basalsaum überall deutlich, glaulite ihn jedoch als eine Furche betrachten zu dürfen, welche von der Basis der Cilie nach aussen ziehe und die niedergelegte Cilie aufnehme. Nur bei Bursaria beobachtete er mehr von dem wirklichen Verhalten, was die Vorstellung erweckte, dass hier an jedem Ende der langen Furche (Basalsaum) eine Cilie stehe. Zu einer ähnlichen Ansicht gelangte auch Engelmann*) schon 1864 bezüglich Uro- styla und bildete die dreieckigen frontalen Membranellen von Euplotes deutlich ab (uned.). Bei den Hypotricha (Styloplotes) wies schon Fresenius (1865) auf die blattartige Gestalt der *) Herr Prof. Th. W. Engelmann hatte die besondere Freundlichkeit, mir seine zahl- reichen Skizzen zur Verfügung zu stellen (Januar 1S88). Für die früheren Bogen konnte ich dieselben leider nicht mehr benutzen. Membranelleii (Deutung, Historisches). Indul. Mcmhraneii (Allgemeines, Voikommon). 1;',4| adoralcii \\'impern hin, aber erst durch Sterki's Untersuchungen (lS7it) wurde die Zusaininen- setzung der adoralen Zone der Hypo- und Ilcterotricha aus Mcinbranellen allgemeiner erwiesen und der Bau der letzteren genauer ermittelt. Ich persöidich hatte mich schon 1^74—75 l),-i Stentor und Condylostoma Vorticella überzeugt, dass die Basalsäume je eine dichte Reihe von Cilien trügen, jedoch nichts darüber verölFentlicht. Die Sterin 'sehen Beobachtungen wurden namentlich von Rees, Entz, Maupas u. A. weiter geffUirt. Brauer stellte die Verhältnisse bei Bursaria wieder ganz unriclitig dar, welche hierauf Schuberg auflvliirf.-. der auch zuerst die zonalen Membranellen der Ophryoscolecinen nachwies. ö. Die contractilen oder unduliren den Membranen, v.n deren speciellerer Betrachtung wir übergehen, können nicht scharf von den Membranellen abgegrenzt werden. In Hinblick auf ihren allgemeinen Bau Hesse sich zur Zeit wohl sagen, dass sie membranellenartige Gebilde grösserer Ausdehnung sind. Speciellere Beachtung ihrer topographischen Beziehungen, sowie ihrer verrauthlichen Ilerleitung machen es jedoch wahr- scheinlich, dass sie sich schärfer von den Membranellen unterscheiden, ja sich zu diesen ähnlich verhalten, wie die Cilien zu den Membranellen. Leider w^urdc der feinere Bau der Membranen bis jetzt noch wenig erforscht; es bieten vielmehr die Angaben verschiedener Forscher noch manche Widersprüche, was eine übersichtliche Darstellung bedeutend er- schwert. Wie die typischen Membranellen der Spiro trieben stehen auch die Membranen stets in directer Beziehung zum Mund, ja sie sind noch inniger wie die ersteren mit der Nahrungsaufnahme verknüpft, da sie, wie es scheint, nur selten an der Bewegung theilnehmen, vielmehr meist ausschliesslich die Zuleitung oder sogar Ergreifung der Nahrung besorgen. Eine Ausnahme würde das sog. Velum der Tricho- dinen bilden (s. oben p. 1272), wenn es, wie Stein (1859) und James- Clark (1865) versichern, wirklich eine undulirende Membran ist. Jeden- falls träte es auch topographisch, wenn auch wohl nicht in allgemein morphologischer Hinsicht aus der Reihe der übrigen Membranen heraus. Obgleich wir bei der Besprechung der Mund- und Peristomeinrichtungen specieller auf die Anordnung und Gestaltsverhältnisse der Membranen zurückkommen, muss liier soviel davon erwähnt werden, als zu ihrem allgemeinen Verständniss und ihrer Beurtheilung nötliig ist. Die Membranen sind unter den Holotricha bei den Paramaecina und Pleurone- mina verbreitet. Bei den Chilifera der erstgenannten Familie tritt eine Membran gewühnlich als lippenartiger Saum am Mundrand auf, entweder nur linksseitig, oder naliezu völlig den .Mund umziehend. Dazu gesellt sicli zuweilen noch eine zweite ähnliche Membran, welche jedoch nicht am Mundrand steht, sondern auf der Dorsallinie des Schlundes entspringt und in den. selben mehr oder weniger tief hinabsteigt. Schon bei gewissen Chilifera, speciell aber bei den Paramaecidina und ürocentrina scheint letztere Membran allein erhalten und ragt nicht aus der Mundötlnung vor, wie es bei manchen Chilifera der Fall ist. Etwas eigei.thüm- lich sind die Verhältnisse der Mic rothoracina. da hier zwei randliche Mundmembranen, eine rechte und eine linke vorhanden zu sein scheinen, von welchen die erstere anselm- licliGr ist Bei den Plcuronemina linden wir eine mehr oder weniger ansehnliche, zuweilen so- gar sehr grosse Membran, welche sich, ähnlich wie die des Mundrands der Chilifera, .nehr oder weniger weit um das Peristom, dessen Rand sie entspringt, zieht. Zum Mund, welcher gewöhnlich das Hinterende des Peristoms bildet, verhält sie sich daher ähnlich wie die Kand- membran der Chilifera. Auch werden wir später wahrscheinlicli zu machen versuchen, da., der Mund sich ehemals durch das gesammte Peristom erstreckte. Die grösste Ausde]inun3 i.-'t 1342 CAWuta. die MeinLran stets am linken Pfristonirandc, greift jedorli liluifig hinten um den lUmu lierum und zieht ein Stück weit auf dem rechton nach vorn. Zu dieser Membran gesellt sich z. Th. noch eine zweite, welche den rechten Peristomrand, ähnlich wie die crsterc den linken, in ganzer Ausdehnung säumt. Auf dem Peristomfeld seihst kann sogar eine dritte längs ver- laufende Membran (Lembadion) hinzutreten. Von diesen Membranen der Pleuren emina findet sich die letztbesprochne rechte sehr verbreitet bei den Hcterotricha und vielleicht allgemein bei den Hypotricha. Sie zieht hier vom Mund, resp. sogar aus dem Schlund hervortretend, eine Strecke weit, oder den ganzen rechten Peristomrand entlang nach vorn und erhebt sich z. Th. sehr bedeutend. Die Stelle der linken Membran vertritt bei diesen Spirotrichen, ohne Zweifel die adorale Zone, wie schon Stein (1S67) hervorhob, so dass wir beiderlei Gebilde auch morphologisch in einen gewissen Zusammenhang bringen müssen. Bei gewissen Hypotricha endlich begegnet uns auch eine sog. endorale Membran auf der Peristomfläche sellist, in der wir wohl ein Homologen der schon bei Lembadion gefundenen 3. Membran erblicken dürfen. Bekanntlich besitzen auch die Peritrichen eine undulircnde Membran, welche aus dem Eingang des Vestibulums, in das sie sich eine Strecke weit fortsetzt, hervorragt. Da diese Membran, wie wir später genauer darlegen werden, die Verlängerung der adoralen Zone bildet, kann sie nicht den Membranen der Hypo- und Heterotrichen entsprechen. Wenn die Yergleichung der adoralen Zone der Spirotrichen mit der linken Membran der Pleuro- neminen richtig ist. muss sie vielmehr einem Theil der letzteren entsprechen, während ihre Fortsetzung von der Zone repräsentirt wird. Bevor wir die geschilderten topographischen Beziehungen der Mem- branen für ihre morphologische Beurtheiinng verwerthen , verzeichnen wir kurz, was von ihrem feineren Bau bekannt wurde. Obgleich noch neuere Forscher, z. B. Maupas, die Membranen im lebenden Zu- stand für durchaus homogen und hyalin erklären, scheint doch sicher, dass stets eine feine Streifiing vorhanden ist, die senkrecht zum freien Rande und der Basallinie verläuft. Ob\vohl man die Streifung im leben- den Zustand schwierig, sehr deutlich aber nach geeigneter Präparation wahrnimmt, ist nicht zweifelhaft, dass es sich um eine normale Structur handelt, welche jener der Membranellen entspricht. Wie bei letzteren zerfasert häufig der freie Rand der Membranen, wobei er zunächst in ansehnlichere Fetzen zerfällt, und sich schliesslich in feine, den Streifen entsprechende cilienartige Gebilde auflöst. Auch die Membranen können derart bis zur basalen Ursprungslinie total zerfasern. So allgemein diese Erscheinung verbreitet ist, mag sie doch gelegentlich fehlen, wenigstens scheinen die niederen lippenartigen Membranen der Chili feren und Microthoracineu nur selten zu zerfasern; auch an der Membran der Vorticellinen wurde dies bis jetzt nicht beobachtet. Mit der Streifung darf die häufige Faltenbildiing ansehnlicherer Mem- branen nicht verwechselt werden. Die meisten grösseren Membranen können gegen ihre Ursprungslinie zusammengelegt, resp. niedergelegt und wieder aufgerichtet werden; speciell die grossen der Pleur on eminen, doch auch jene der Spirotrichen zeigen dies meist klar. Es scheint sogar, dass diese Membranen vorzugsweise solche Bewegungen ausführen, seltener hingegen wellige Schlängelungen, sowie Umklappung gegen die Peristomfläche zu. Bei solchem Zusammenlegen einer ansehnlicheren Membran müssen schief verlaufende Längsfalten auftreten, wie sie bei Ündulir. Membranen (Voikommen, Bau, Structiir). 1343 den IMcuroneniinen, Iletc rot riehen und Hy potr idi e n .ukIi deutlich heobachtet werden. Die drei liervorgeliobencn Momente: die Streifung, Zerfaserung und Faltenliildung be- wirkten, dass die Membranen lange Zeit missdentet wurden und auch heute für die eine oder andere Form häufig noch bezweifelt werden. Obgleich die beweglichen sog. Lippen der Glaucoma schon von Joblot (1718) bemerkt wurden und Ehrenberg ausser ihnen auch die Schlundmcmbran von Leucophrys, sowie jene von Opercularia (Epistylis) nutans (,, Unterlippe" Ehrbg.) beobachtete, dauerte es doch lange, bis man die grosse Verbreitung der Membranen erkannte. Claparcde und Lachmann beobachteten sie zwar vielfach ziem- lich gut, hielten sie aber noch für Cilicn oder Borsten. Um die Ermittelung ihrer weiteren Verbreitung erwarb sich hauptsächlich Stein grosse Verdienste, welchem sich zahlreiche Nachfolger mit weiteren Ausführungen anschlössen, worüber später (ienauercs initgetheilt werden soll. Hier betonen wir nur, dass besonders die Membranen der Pleurone miiicn bis in die neueste Zeit häufig für Reihen dichtstchender Cilien erklärt werden, ähnlich wie es den Membranellcn erging. Für die linke Membran von Lembus und die einiger verwandter Formen äusserte schon Cohn eine solche Ansicht, welche Rees später auf beide ]\Iembranen dieser (»attung, die des Cyclidinm und früher schon auf die sog. präorale Membran von Diophrys ausdehnen wollte. Er nennt diese Organe daher „Pseudomembranen", welche nur durch die dichte Stellung und gleichmässige Bewegung der Cilien den Schein einer :Mem- bran erweckten. Auch S tokos vertrat 1884 fiir Cyclidinm (seine sog. Ctedoctema) die Ansicht, dass die Membran eine Reihe synchronisch schwingender Cilien sei, will jedoch eigenthümlicher Weise gefunden haben, dass dieselben vor der Theilung sämmtlich zu einer wirklichen Membran verschmölzen, welche erst bei den Sprösslingen wieder in ('ilien auf- gelöst werde. Dieselben Griinde, welche wir schon bei der Betrachtung der Membranellcn entwickelten, sprechen auch für die thatsächliche Existenz der Membranen, selbst in den letzterwähnten, schwierigeren Fällen. Dennoch ist denkbar, ja sogar wahrscheinlich, dass Fälle vorkommen mögen, wo die Ausbildung der Membranen eine unvollständige ist; wo vielleicht nur der basale Abschnitt eine zusammenhängende Haut darstellt, der distale dagegen dauernd freie Cilicn, resp. zarte Membranellen bildet. Von anderweitigen Striictiiven der Membranen Irinnen wir hier nur Maupas' Reobaehtimg: anführen, welcher die praeoralc Membran der Holosticha Laeazei opak und „granulirt'' fand. Die Membranen wurden bis jetzt stets als sehr dünne Gebilde be- schrieben. Fiir manche, so die von Pleurouema, Cyclidinm, die der Vorticellinen u. a. mag dies zutreffen oder ist sicher so. Dagegen sind andere relativ dicke, plattennrtige Gebilde. Maupas betonte schon, dass die praeorale Membran von Holosticha Lacazei breit und dick ist. Bei Fron ton ia und Lembadion (64, 5 b) sind die Membranen auffallend dick (Bütschli und Schewiak.). Ihr optisclier Querschn.it lein- , dass sie basal am dicksten sind und sich gegen den freien Rand a l.na ibcU verdünnen. Das optische Querschnittsbild der Membran gleic .t daher einer ansehnlichen Girre, resp. einer sehr langgestreckten schmnlen Mcm- branelle. Auch der optische Querschnitt der Membranen der 11> po- trichen scheint nach Sterki's Darstellung ähnlich beschalTcn Lbenso verhauen sich auch die der Heterotrichen, Jf""f «« ^'•«^;=!- f ^^^IVohon auch wohl Stein 1867 z. Th.) als Borste beschriebene Gebilde i. che der optische Querschnitt der Membran und diese Borste wn-d auf d Abbildungen (s. speciell Stein 1867) cirrennrtig dargestellt. Dagegen 1344 Ciliata. scheint sich die sog. Borste, d. h. das Durcbschnittsbild der Membran der Vorticellidinen gegen ihre Befestigiiiigsstelle nur wenig zu verdicken, was aber darauf beruhen l^önnte dass sie gewöhnlich nicht einen queren, sondern einen schiefen bis längsgerichteten Schnitt repräsentirt. Vorstehende Erwägungen machen es wahrscheinlich , dass die Mem- branen fast allgemein eine massige bis relativ ansehnliche basale Dicke besitzen und sich gegen den freien Rand 7Aischärfen. Dickere Membranen wie die von Frontonia und Lembadion zeigen auf dem optischen Längsschnitt der Basalregion eine deutliche Structur. Man bemerkt eine Längsstreifang, ja bei Frontonia scheinen die tibrillenartigen Längsstreifen noch durch zarte, quere Fädchen ver- bunden zu sein. Diese Erfahrungen bestätigen, dass es sich um wirklich membranöse Gebilde und nicht etwa nur um Reihen synchronisch schwingender Cilieu handelt. Sie verrathen aber auch, ebenso wie das cirrenartige Quer- schnittsbild, dass die Membranen nicht durch Concrescenz einer einfachen Cilienreihe entstanden sein können. Berücksichtigen wir ferner, dass die linke Membran der Pleuroneminen ihrer Lage nach sehr wahrschein- lich die adorale Zone der Heterotrichen ersetzt, so drängt sich die Vorstellung auf, dass wenigstens gewisse Membranen auf Concrescenz von langgestreckten, membraneilen- oder cirreuartigen Gebilden zurück- zuführen sind. Dabei möge jedoch wiederum erinnert werden, dass hier- bei weniger an eine thatsächliche Verwachsung bestehender Membranellen- reihen zu Membranen , als an die Hervorbildung letzterer au der Stelle früherer Membranellenieihen zu denken ist. Die Streifung des opti- schen Längsschnittsbildes dickerer Membranen Hesse sich etwa auf eine Längsverbindung der einzelnen constituirenden Elemente (Cilien, Fibrillen) der zur Membran zusammengetretenen Membranellenreihe be- ziehen. Obgleich die heutigen Erfahrungen zu einem tieferen Verständnis^ der Membranen nicht ausreichen, scheinen sie doch zu erweisen, dass diese Organe mit Recht als die entwickeltsten und complicirtesten Bewegungs- organe der Ciliaten betrachtet werden. s. Bemerkungen über die Zahl der Bewegungsorgane. Namentlich für die dichtbewimperten Holotricha und Heterotricha bietet die Zahl der Körpercilien ein gewisses Interesse. Wir wissen von früher, dass die verschiedenartigsten Reductionszustände der Bewimperung vorkommen, womit jedoch eine Verstärkung der verbliebenen Bewegungs- organe Hand in Hand geht; sei es, dass sie durch ansehnlichere Membra- nellen und Girren, oder erstere allein ersetzt werden, sei es, dass die spärlicheren Cilien relativ länger werden. Bis jetzt wurden nur sehr wenige Erfahrungen über die Zahlenver- hältnisse der Cilien gesammelt, obgleich schon Ehrenberg (1838) Zählungen versuchte; so bestimmte er die Cilienzahl bei Paramaecium Aurelia auf 2640; später gab Schumann (269) für dies Infusor sogar 10000—14000 an, wogegen Maupas (764) bei ca. 0,04 grossen Exem- üjuhilir. Membranen, Zahl der Cilieu. ilaftapiiaiate aus (•ili.Mi. ]■].{:) plaren die Cilien auf mindestens 350 schätzte. Letztere An';abe selieint etwas zu niedrig, selbst wenn man berücksichtigt, dass sie sich auf Indi- viduen bezieht, welche nur V.i— Vö der Maximalgiösse erreichen; wie ge- sagt, gibt sie jedoch auch nur an, dass die Cilienzahl jedenfalls nicht unter 350 beträgt. Schewiakoff kalkulirte auf meinen Wunsch die Cilienzahl zweier Holot riehen in jedenfalls recht genauer Weise und fand für Glaucoma sein tili ans (0,06 Länge und 0,034 Breite) ca. 1000, bei einem Colpidium Colpoda (Länge 0,1, Breite 0,0(j) ca. 2000 Cilien. Bei Berücksichtigung dieser Ergebnisse erscheint die Rhrenberg'sche Angabe für P. Aurelia ziemlieh zuverlässig, eher vielleicht etwas zu niedrig. Bei Coleps hirtus (Länge ca. 0,03—0,04, Breite ca. 0,018 bis 0,03) beträgt nach Maupas (764) die Zahl der ziemlich zerstreut stehenden Cilien 200. Dass die Ciliensumme grösserer Holo- und Heterotrichen die obigen Angaben viele Mal übertreffen kann, ist natürlich. Gelegentliche Betrachtung des parasitischen Balantidium elongatum der Frösche, welches eine Länge von 0,3 erreicht und sehr dicht bewimpert ist, lässt bei Berücksichtigung der Zahlen oben genannter Holot riehen vermuthen, dass seine Cilien wohl nach Zchntausenden geschätzt werden müssen. Wie gesagt, sinkt die Zahl der Bewegungsorgane häufig sehr herab. Als Beispiel führen wir an, dass die Summe der Membranellen und Girren der relativ grossen Stylonichia Mytiius ca. 160 — 170 beträgt (unter Berücksichtigung der Angaben Stein 's 1859 und Maupas' 677); schon Ehrenberg (1838) gab ganz zutreffend 170 an. V>ei den kleinen Oli- gotricha, deren Bewegungsorgane häufig nur in der adoralen Zone be- stehen, sinkt die Zahl natürlich noch bedeutender; so z. B. bei Strom- bidium sulcatum (Durchm. ca. 0,02-0,03) nach Entz (694) auf ca. 16 Membranellen herab, während die Zahl letzterer in der Zone von Stylonichia nach Maupas 60—75, in dem freien Theil der grossen Zone von Stentor polymorphus nach Stein ca. 270, bei Bursaria nach Schuberg in der ganzen Ausdehnung der Zone ca. 75 beträgt. Immerhin ist möglich, dass Stein die Zahl der Membranellen des ge- nannten Stentor etwas übertrieb, aus Unbekanntschaft mit dem wahren Bau der Zone, was ihm nach Maupas auch bei Stylonichia passirte. d. Aus Cilien bestehende oder unter Betheiligung von Cilien gebildete Haftapp arate. Maupas (677) hält es für wahr- scheinlich, dass die Enden der Cilien und Cirren agghitinirende Be- schaffenheit haben, was sie zu vorübergehender Anheftung belähigt. So sucht er zu erklären, wie die besonderer ßefestigungsapparate entbehren- den Spiro tri eben häufig stille stehen können, obgleich ihre adorale Zone meist rastlos bewegt wird. Bei den Hypo trieben dienten namentlich die Aftercirren zur Festhaltung, wobei die Auflösung ihres treien Endes in einige häkchenartige Fibrillen wohl von Werth sei. Auch Stroui- bidium urceolareSt. befestige sich vorübergehend mit dici, am Ende kammartig gebildeten Cirren, welche auf dem linken Peristomrand stehen. Bromi, Klassen des Thier-Reidis. Piotozoa. '- '^ 1346 Oiliata. Diese Ansicht erfährt eine gewisse Bestätigung durch das Vorkommen besonderer Haftvorrichtungen, welche aus Cilien gebildet, oder doch mit Cilien bekleidet sind. Aucistrum {6Q, 1) heftet sich häufig recht fest mit einer Gruppe dicht stehender, kurzer und abgestutzter Cilien, welche linksseitig, dicht hinter dem Vorderende in einer kreisförmigen Region stehen. Bei den befestigten Thieren sollen die Haftcilien in fortgesetzter Bewegung sein, was mit ihrer Function etwas schwer zu vereinigen ist. Eine ähnliche Vorrichtung besitzt vielleicht auch Ptychostoraum (64, 11). Die Fixation geschieht ebenfalls mit dem Vorderende, doch ist nach unserer Auffassung eine Partie der rechten Seite als Haftapparat entwickelt. Leider wurde derselbe bis jetzt noch nicht genügend studirt. Stein (338) deutete ihn wohl als Mund, den er als eine ansehnliche dreieckige Oeffnung beschrieb, welche durch Umklappung der rechten gegen die linke Hälfte geschlossen werden könne. Maupas (677) glaubt zwar, dass der Apparat dem des Ancistrura ähnlich sei, gibt jedoch keine eingehendere Schilderung. Da das Organ nach Stein vertieft zu sein scheint, schliesst es sich vielleicht näher an den Saugnapf der Opalinine Disco phrya an. Bei dieser (ßo, 2) ist das Vorderende, resp. die abgeflachte sog. Bauch- seite dicht hinter dem Vorderende, zu einem gruben- bis becherförmigen Napf vertieft, dessen Aushöhlung jedoch recht flach sein kann. Dass die Discophryen sich mit diesem Napf anheften , wurde bestimmt erwiesen. Bezüglich der Bewimpening des Saugnapfes differiren die Angaben der Beobachter etwas. Stein hielt es 1854 für wahrschein- lich, dass der Saugnapf von D. Planariarum unbewimpert, da- gegen die Cilien an seinem Rand länger wie die des übrigen Kör- pers seien. Die neueren Beobachtungen an D. gigantea sprechen gegen die Richtigkeit dieser Schilderung. Maupas (582) fand den Saug- napf dichter bewimpert wie die übrige Körperfläche; die Cilienreihen ständen auf dem ersteren ,,zur Hälfte zahlreicher" wie auf letzterer. Hiermit stimmen die Angaben von Everts (570) und Certes (583) ziemlich überein ; ersterer fand die Cilienbevvegung im Saugnapf ununter- brochen rasch und viel kräftiger wie auf der Köiperoberfläche; letzterer beobachtete am Rande des Napfes zwei Cilienkränze, fand aber auch seine innere Fläche bewimpert. Bei dieser Gelegentieit möge IjemerU werden, dass Certes den Saug-napf als den umgestalteten, geschlossenen Mund zu deuten versuchte, welcher noch zur Aufsaugung flüssiger Nahrung diene. Da lieine besonderen Gründe für eine solche Deutung sprechen, liann dieser Ansicht nicht beigepflichtet werden. Dagegen ist der angeblich zum Saugnapf umgebildete Mund der Holoplirya multifiliis (Fouquet, Balbiani = Ichthyophthirius) nach L i e b e r - kühn 's Darstellungen sicher ein wirldicher Mund. Auch Kerbert deutete ihn so. Die Wirkungsweise des Haftorgans der Discophrya wurde noch nicht genauer studirt; es scheint daher auch zweifelhaft, ob die lebhaft bewegten Cilien des Napfes die AnheftUDg Untersätzen. Da Maupas Piasmastränge fand, welche von der Saugnapffläche zur Dorsalseite des Körpers aufsteigen und, wie er sich ausdrückt, „dessen Function sichern", Haftapparatc aus Cilien. Tastborsten. 1347 liegt es nahe, in diesen Strängen contractile Dittei-enziruugeii /ii erblicken und eine Wirkungsweise des Organs nach Art gewöhnlicher Saugnäple zu vermutben. Es wurde schon bemerkt, dass auch Hoplitophrya uncinata M. Scb. sp. (65, 3) nach Lieberklihn's unedirten Abbil- dungen eine saugnapfartige Vertiefung des Vorderendes besitzt, in welcher die beiden Haken entspringen. e. Wenigodernicbt bewegliche Ciliengebilde, sog. Tastborsten. Bei vielen Ciliaten finden sich neben den geschilderten Bewegungsorganen ver- schiedener Qualität vereinzelte oder zahlreiche wenig bewegliche bis steife oder biegsame Borsten, welche echten Cilien sehr gleichen, soweit wenigstens die Untersuchungen Aufscbluss gewähren. Diese sog. Tastborsten scheinen häufig deutlicher wie die beweglichen Cilien bis ans freie Ende gleich dick zu sein, doch wurden sie auch nicht selten haarartig zugespitzt dargestellt. Die Organe treten in etwas verschiedener Bildung und Vertlieilung auf. Entweder sind sie gleiehmässig über den gesammten Körper zwischen den Bewegungscilien vertheilt, übertreffen die letzteren aber an Grösse, so dass ihre Enden über die Cilien hervorragen; oder sie beschränken sich auf gewisse Körperregionen , wobei cilienfreie Stellen bevor- zugt sind, überziehen jedoch noch grössere Partien der Oberfläche. Das andere Extrem repräsentiren die Ciliaten, bei welchen nur das Hinterende eine oder mehrere, gewöhnlich relativ ansehnliche Tastborsten trägt. Dass keine scharfe Grenze zwischen diesen verschiedenen Vorkommnissen zu ziehen ist, erweisen einzelne Formen, welche gleichzeitig terminale, grössere Tastborsten und über den Körper zerstreute, kleinere besitzen. Hintere Borsten finden wir in Ein- bis Mehrzahl hauptsächlich bei Holo- trichen. Von Enchelinen besitzen sie in Einzahl und dem Körper gleich- kommender Länge Urotricha farcta und Balanitozoon (57,1 — 2); ähnlich kehrt die Tastborste bei den Paramaecinen IJronema und Loxocephalus wieder (G4, 1-4); auch der Busch längerer sog. Cilien bei Paramaecium caudatum scheint, wie schon Claparede-Lach- mann richtig vermutheteu, hierher zu gehören. In Ein- bis Mehrzahl treten sie wohl allgemein in der üuterfamilie der Microthoracina (64, 11—12) und bei den Pleuronemina (64, 5-10) auf; 3—4 besitzt auch Urotricha Lasenula Kt. (Schewiakoff). Ganz steif fand Schewia- koff die Borsten von Urotricha farcta, Urozona und Cyclidium; etwas beweglich nach Art der Cilien dagegen die von Urotricha Lage- nula, Lembadion und Cinetochilum. Doch kann auch die steife Borste von Urotricha farcta ihre Richtung ändern, was auf passive Bewegung vom Körper aus zurückzuführen ist. Ein Beispiel ihres Vor- kommens bei den Spiro trieben bietet Met opus (67, 1), welcher ge- wöhnlich ein terminales Borstenbüschel trägt. Endlich gehören wahr- scheinlich auch die hinteren Borsten (1-2) der Vorticelline Astylozoon Eng. hierher. Die endständigen Tastborsten sind bald direct in der Laugs- axe der Thiere nach hinten gerichtet, bald recht schief gestellt (z. B. L ro- tricha farcta, Uronema z. Th., Cinetochilum etc.)^ So'- 1348 Ciliata. Verbreiteter sind die über den Körper zerstreuten, relativ kürzeren Tast- organe. Gleichmässig zwischen den Cilien vertbeilt findet man sie besonders deutlicb bei Stentor (68, 5 a, 7), wo sie Lach mann (1856) entdeckte und spätere Forscher vielfach bestätigten. Bei St. polymorphus vermisste sie Stein, doch ist zu vermuthen, dass sie dieser Art nicht constant fehlen. Sie stehen viel zerstreuter wie die Cilien, jedoch in recht erheb- licher Zahl über den Körper. Gewöhnlich sind sie ungefähr 2—3 Mal so lang wie die Cilien; ganz besonders gross werden sie bei dem von Barrett entdeckten und auch von Kent studirten St. Barrettii (68, 7); hier erreichen sie die fünf- bis mehrfache Länge der Cilien und bilden häufig einen sehr regelmässigen Kranz dicht hinter dem Peristomsaum. Wie wir später finden werden, variirt aber gerade bei den Stentor en die Länge der einzelnen Borsten sehr. Bei der Heterotriche Con- dylostonia patens sollen die Tastborsten nach Maupas in gedräng- ten Gruppen ausschliesslich auf der Dorsalseite unregelmässig zerstreut stehen. Gieichmässig zwischen den Cilien über den Körper vertheilte Tastborsten fand Stokes beiPleurouema (seinem Histerobalan- tidium); Entz (694, p. 309) erwähnt das Gleiche für die Gattung Cyclidium, sowie Glaucoma scintillans. Für letztere Art bezweifle ich dies, da ich bei ihr nie Borsten bemerkte. Wie erwähnt, treten die Tastborsten besonders häufig an Stellen auf, wo die eigentlichen Cilien rückgebildet sind. Schon dieHolotrichen bieten ein Beispiel hierfür in der Gattung Loxo des (60, 3), deren Bewimperung sich bekanntlich auf die rechte Seite beschränkt. Der ganze Rand dieses abgeplatteten Infusors wird von einer Reihe Tasthorsten umsäumt (Engelmann, Wrzsesnio wski); die Erfahrungen bei den Hypo- tricha lassen vermuthen, dass solche Borsten vielleicht auf der un- bewimperten linken Seite noch verbreiteter sind. Entz (694, p. 310) scheint dagegen anzunehmen, dass die Borsten bei Loxo des zwischen den Cilien der rechten Seite zerstreut stehen. Recht verbreitet sind die Gebilde unter den Oligotricha. Bei Halteria (69, 6) findet sich ein äquatorialer Gürtel ansehnlicher Borsten oder eine unregelmässigere Vertheilung derselben über den Körper. Bei gewissen Tintinnoinen (speciell Tintinnidium) stehen sie nach den Beobachtungen von Sterki und Entz auf einer beschränkten Zone hinter dem Peristomsaum, in einigen unregelmässigen Längsreihen. Ob sie hier ganz unbeweglich sind, scheint etwas unsicher; Sterki schrieb ihnen einen geringen Grad von Beweglichkeit zu; auch Entz vermuthet, dass sie das Emporsteigen der Thiere in den Gehäusen unterstützen, obgleich er sie den steifen Borsten zurechnet*). *) Bei dieser Gelegenheit können wir bezüglich der schwierigen Frage der Bewimperung der Tintinnoinen nachträglich mitthcilen, dass der neueste Monograph der Familie, Daday, (s. Lit. Nachtr. Nr. 837) überall vier weit getrennte, stark schraubige Reihen beweglicher kleiner Cilien vom Peristomsaum bis zum hinteren Körperpol verfolgt hahen will. Tastborsten. 134U Aehulich wie bei Loxodes kehren bei den Hypotricha die steifen Börstchen des Rückens sehr allgemein wieder; dennoch scheiuen sie gelegentlich ganz zu fehlen. So vermisste sie schon Sterki zuweilen, namentlich bei gewissen Oxy trieben; Maupas konnte sie bei Uro- nychia und Aspidisca nicht finden; ebenso sollen sie nach Xuss- baum der Gastrostyla vorax ganz fehlen. Wie schon angegeben wurde, ziehen diese Dorsalborsten in deutlichen Längsreihen über den Rücken. Die beiden äussersten Reihen stehen so dicht am Rande dass ihre Börstchen seitlich über denselben vorspringen und in der Vcn- tralansicht bemerkt werden. Diese Eandborstenreiben fanden denn aucb zuerst Lieb erkühn*), dann Claparede und Lachmann bei Stylonichia auf, während sie Stein (1859) nirgends bemerkte. Lieberkühn beobachtete sie um dieselbe Zeit aucb bei Epiclintes und stellte hier schon fest, dass sie sich in melirercn Keihen auf dem Kücken finden. Letzteres bemerkte dann auch Engelmann (1862) bei Oxytricha parallela und vermuthete schon eine weitere Verbreitung dieser Erscheinung, während er gleichzeitig die Randborstenreihen noch bei meh- reren Oxytrichinengattungen nachwies. Später machten sicli um die Erforscliung dieser Ver- hältnisse speci eil Sterki, Maupas, Eees und Kowalewsky verdient, abgesehen von einigen weiteren Beobachtern, welche einzelnes berichteten. Die Zahl der dorsalen Borstenreilien scheint stets gering zu sein, doch findet man hierüber nur wenig genauere Angaben. Verhältniss- mässig zahlreich sind sie nach Maupas bei Euplotes, (E. Patella 10 bis 11, sogen. E. vannus 8). Bei Epiclintes zeichnet Lieberkühn ausser den beiden randlichen eine mediane Reihe. Rees fand bei Oxy- tricha 5—6; Stokes bei Stylonichia pustulata 4 Reihen. Die Borsten der Hypotriehen sind gewöhnlich massig lang, kürzer wie die Baucheirren; doch bemerkt schon Sterki, dass sie nach hinten gewöhnlich an Länge zunehmen. Sehr kurz bleiben sie nach Maupas bei Euplotes; abnorm gross sind sie bei Stylonichia echinata (Chip, u. L.). Relativ sehr lang werden sie auch bei denjenigen kleineren Formen, so Balladiua nach Kowalewsky, deren Girren ebenfalls relativ recht gross sind. Sie erreichen hier ziemlich die Körperbreite. Epi- clintes besitzt ganz abweichend gebildete Borsten, welche unter den Ciliaten überhaupt nichts Vergleichbares haben. Nach den überein- stimmenden Angaben von Lieberkühn, Claparede und Lachmann, Stein, Mereschkowsky und Rees sind sie sehr kurz und relativ dick, erscheinen also mehr wie kurze Stäbchen oder Säulchen (70, 12). Interessanter Weise zeigen auch die Borsten der Hypotriehen Differenzirungen , welche an die früher beschriebenen terminalen Borsten der Holotrichen erinnern. Bei gewissen Plenrotrichinen, speciell Oxy- tricha und Stylonichia (71,10) entwickeln sich drei hinterste Borsten, welche dicht am Schwanzende, jedoch deutlich dorsal stehen, zu mehr oder weniger ansehnlichen, zuweilen sogar sehr langen Schwanz- borsten. Sterki beobachtete eine Stylonichia, deren Schwanz- *) S. bei Claparöde und Lachmann p. 160. 1350 Oiliata. borsten die Laibe Körperlänge eiTeichen. Ob die gleiche Differenziiung noch weiter verbreitet ist, lässt sich schwierig entscheiden, da die Be- obachter meist nicht scharf zwischen verlängerten Randeirren und solchen Caudalborsten unterscheiden. Die dorsale Einpflanzung der Schwauz- borsten von Stylonichia beobachteten schon Claparede und Lach- niaun, Engelmann und Stcrki. Erstere schildern sie als ganz steif; Öterki bemerkt, dass sie sich jedenfalls nur sehr wenig bewegen, wo- gegen er die eigentlichen Rückenborsten nur für passiv durch die unter- liegende Körpersubstanz bewegt erachtet. Wie früher betont wurde, scheint es nicht gerechtfertigt, die 3 sehr beweglichen und ganz cirren- artigen, hinteren Bewegungsorgaue vonDiophrys uudUronychia mit Maupas den Schwanzborsten der Pleurotrichinen zu homologisiren. Bemerkenswerth ist, dass das Ende der ansehnlichen Öchwanzborsten von Stylonichia Mytilus nach Sterki in 5—8 feine Fasern zerschlitzt ist, was schon Claparede und Lach mann bei ihrer Stylonichia fissiseta beobachteten. Dies spricht für eine fibrilläre Structur der Schwanzborsten, ähnlich jener der Girren, welche denn Maupas mit Hülfe von Reagentien auch direct beobachtete. Auch an anderen Körperstellen der Hypotricha treten zuweilen besonders grosse Borsten auf. Bei Stichotricha (70, 10) ist das halsartig verlängerte Vorderende beiderseits mit sehr laugen Tastborsten besetzt. Lach mann (185G) entdeckte dieselben; später schilderten sie Clapa- rede und Lachmann, Engelmann und Andere. Grosse, steife, büschelig gruppirte Borsten trägt nach Entz auch gewöhnlich der Hals der Colepine Stephano pogon (57, 13). Unter den P er it riehen finden wir hierher gehörige Gebilde einzig bei der Spirochona Scheutenii. Wie Stein (1854) entdeckte, stehen sie in ziemlich dichter Reihe auf dem Rand des ersten Umgangs des Peristomtrichters (75, 8). Kent verfolgte sie später genauer und fand, dass grössere und kleinere Borsten ziemlich regelmässig alterniren, indem zwischen je zwei grösseren einige kleinere stehen. Immerhin bedürfen die Borsten von Spirochona noch genauerer Untersuchung. Gewisse Erfahrungen zeigen, dass die Tastborsten mancher, vielleicht aller Ciliaten gelegentlich fehlen. Schon Claparede und Lachmanu bemerkten, dass man hä,ufig die der Stentoren lange vergeblich suche, dann seien sie plötzlich da; sie wären daher vielleicht retractil. Stein (1867, p. 228) beobachtete, dass die Borsten der Stentoren plötzlich an Stellen auftauchen, wo vorher von ihnen nichts wahrzunehmen war und dass sie nach einiger Zeit wieder spurlos verschwinden. Er erklärte sie daher für pseudopodienartige Gebilde, ähnlieh den Befestigungspseudo- podien des Hinterendes. Auch Entz vermuthet (725), „dass die Borsten der Tintinnoinen wegen der Unregelmässigkeit ihrer Zahl und Stellung wahrscheinlich wie die der Stentoren und S tic ho trieb en einem Wechsel unterworfen seien'', sei es, dass sie eingezogen oder abgeworfen und durch Neubildungen ersetzt würden. Bei Stephano.pogon betonte Tastborsten. Mund und Schlund. 3^35]^ er das gelegeDtliche Fehlen der Halsborsten. Bei Halteria verniisste Öchewiakoff die Borsten häufig gänzlich. Die Tastfiinction der Borsten wurde theils mehr hypothetisch, theils durch direete Beobachtung begründet. Schon Clapa rede und Lach, mann tanden, dass Lembadion gewöhnlich seine Bewcgungsrich- tung ändere, wenn die Terminalborsten einen Gegenstand "beilihren. Sie vermutheteu daher, dass sowohl diese Borsten als auch der hintere Cilienbüschel von Pararaaecium caudatum Gefiihlsorgane sind. Die übrigen Borstengebilde der Holotrichen hielten sie wie jene der Halteria für Organe, welche die springenden und schiesseuden Bewegungen dieser Ciliateu bewirkten; nur die Borsten des Cinetochilum seien keine Sprungorgaue. Letztere Deutung blieb lange die herrschende. Erst Maupas (1883) und Entz (1884) betouten die Tastfunction aller Borsteugebilde, und wie wir anerkennen müssen, wohl mit Recht. Einmal spricht hierfür die fast allgemein bestätigte Erfahrung, dass sie sich nicht oder doch nur w^enig bewegen und dann die von Maupas auch für die P 1 e u r 0 n e m i n e n und 0 x y t r i c h i n e n verificirte Beob- achtung, dass jene Ciliaten bei Berührung der Borsten in lebhafte Bewegung gerathen. Schewiakoff konnte sich bei Cyclidinen und Uronema ebenfalls davon überzeugen. Derselbe glaubt jedoch auch sicher beobachtet zu haben, dass die Terminalborsten von Urotricha, Uronema und Lembadion, durch Veränderung ihrer Richtung die Bewegungsrichtung der Thiere nach Art eines Steuers zu ändern ver- mögen. Engelmann (1862) versichert bestimmt, dass die Borsten von Astylozoon schnellende Bewegungen des Thieres hervorriefeu. Die Borsten der Stentoren erklärte schon Stein (1867) für Tastorgane, schrieb aber den Cilien überhaupt Tastvermögen zu, was schwerlich geleuguet werden kann. Auch Stokes schloss sich für Pleuronema der Auffassung der Borsten als Tastorgane an. Dass gerade das Hinterende zahlreicher Ciliaten besondere Tast- borsten besitzt, ist nicht so auffallend, wenn man berücksichtigt, dass die meisten häufig rückwärts schwimmen oder schiesseu. Gerade die rasch schiessenden oder schnellenden Ciliateu weisen besonders grosse Tastborsteu auf. Die Ertahrung, dass die Borsten, wenn sie sich zwischen Cilien erheben, stets über letztere emporragen, unterstützt die hier adoptirte Deutung. C. Mund und Schlund als Ectoplasinadifferenzirungen. Sowohl die nahezu allgemeine Verbreitung des Mundes, wie seine Lagerungsverhältnisse wnirdeu schon früher eingehend geschildert; ebenso auch gezeigt, dass die mundlosen Opalin inen keine primitiven Formen sind, sich vielmehr wahrscheinlich von mundführenden Urformen ableiten. Der Mund muss demnach schon ein Erwerb der ältesten Ciliaten gewesen sein. Wie bekannt, hat der primitive Mund eine vorderständige Lage, was mit den Bewegungsverhältnissen gut harmonirt. Als einfachste Mund- 1352 Ciliata. bildung haben wir eine nindliche oder spaltartige Stelle von massigem Üurclimesser zu betrachten, innerhalb welcher die Pellicula, resp. die Alveolarschicht (wo eine solche deutlich) unterbrochen ist oder fehlt, das Entoplnsma also frei zu Tage tritt. Da bei den primitiveren Ciliaten ein Corticalplasma zu fehlen scheint, so können wir dies ausser Acht lassen; sollte es sich jedoch irgendwo bei so einfacher Mund- bildung finden, so dürfte es an der Mundstelle wohl ebenfalls unter- brochen sein. Es wird angegeben, dass solch einfache Verhältnisse bei gewissen Holophrya- und Enchelysarten vorkommen. Leider sind aber gerade diese Gattungen recht ungenügend studirt, so dass Zweifel bleiben, indem die meisten hierhergehörigen Arten einen deutlichen, wenn auch kurzen Schlund besitzen. Dagegen scheint der primitive Mundbau sicher bei gewissen, mit kürzerem oder längerem spaltförmigem Mund versehenen Ciliaten, wie Chaenia, Amphileptus und Verwandte, Lembadion, Bursaria und Anderen erhalten zu sein. Auch gewissen Formen mit ventralem Mund soll ein Schlund ganz fehlen, so einigen Uronemaarten nach Maupas, wo also gleiche Verhältnisse bestehen müssen, wenn die Angabe richtig ist. Bei der grossen Mehrzahl der Ciliaten führt der Mund in einen kürzeren oder längeren Schlund. Derselbe ragt eine Strecke weit in das Entoplasma hinein, um schliesslich offen in demselben zu endigen. Morphologisch ist der Schlund im Allgemeinen als eine röhrige Ein- wachsung des die primitive Mundöfifnung begrenzenden Ectoplasmas, speciell der Pellicula und Alveolarschicht aufzufassen. Doch trifft dies vielleicht nicht überall zu. Die primitive Mundöffnung rückt also bei den schlundführenden Infusorien an das innere Schlundende, ähnlich wie es bei den Metazoen mit cctodermalem Schlund geschieht. Diese Auffassung macht erklärlich, dass die Bewimperung häufig bis in den tiefsten Grund des Schlundes reicht. Schon bei Enchelys, namentlich aber Spathidium (59, 1), geht die kurze Mundspalte der primitivsten Formen in einen mehr oder weniger langen Spalt über, welcher das schief zur Ventralseite abgestutzte Vorderende einnimmt. Dieselbe Bildung wiederholt sich bei Amphileptus (59, 2) und wenigstens gewissen Lionotus- und Loxophyllumarten (60, 1), ebenso unter den Paramaecinen bei Leucophrys. Unter diesen Umständen stossen die längsgerichteten Körper- streifen im ganzen Umkreis an den Mundspalt an; die oralen Enden der rechts- und linksseitigen Streifen stehen sich gerade gegenüber (s. Fig. 18b — c). Ein solches Verhalten der Streifen muss natnrgemäss eintreten, wenn sich die ursprüngliclie Mnndöftnung in die Länge streckt. Tritt bei solcher Bildung eine Reduction des vorderen Theiles des Mundspaltes durch Ver- wachsung ein, so werden die gegenüberstehenden rechten und linken Streifen aufeinander stossen und verwachsen. Auf solche Weise erklärt sich das früher (p. 1289) geschilderte Zusammeustossen der Streifen Mund (Allgemeines. Verlafferuno-V 135;h zwischen Mnnd und Vorderende bei allen Ciliaten, deren Mund ventral- wärts verschoben wurde. Dies spricht wieder dafür, dass der ventralen Verlagerung des Mundes eine spaltartige Umbildurg desselben vorherging, 17. « Erklärung von Fig. 17 Vier Schemata zur Erläuterung der ventralen Verlagerung des Mundes nach hinten und der dabei eintretenden Veränderung der Körperstreifung. a. Ausgangsform mit terminalem, ur- sprünglichem Mund (z. B. Holophrya). b. Der Mund ist spaltförmig ausgewachsen; seit- liche Ansicht (z. B. Enchelys oder Spathidium). c. Aehnliche Form in ventraler Ansicht, der spaltförmige Mund noch etwas schiefer gestellt, d. Der Mundspalt hat sich bis auf seinen hintersten Theil geschlossen , wobei die beiderseits an ihn stossendcn Körperstreifen zur Zu- sammenstossung und Vereinigung kommen. Die punktirte Linie deutet die ursprüngliche Aus- dehnung des Mundes an (z. B. Glaucoma). welcher eine allmähliche Reduction des vorderen Tbeiles folgte. Für die Wahrscheinlichkeit einer solchen Auffassung spricht ferner, dass gerade den ursprünglichsten Vertretern der Trachelina, Paramaeciua und Pleuronemina der lange Mundspalt noch zukommt; ferner, dass derselbe unter den Heterotricha noch bei Bursaria, wahrscheinlich aber auch bei den Balantidien auftritt. Auch für die Hypotricha halte ich seine Existenz, wie Stein w^ollte, noch für möglich. Xicht unbediugt nothwendig erscheint es, dass sich bei den Vorfahren der Ciliaten, deren Mund w^eit nach hinten verlagert wurde, ein Mundspalt in ganzer Aus- dehnung zwischen dem heutigen Mund und dem Vorderende zu einer gewissen Zeit fand; die Verschiebung des Spalts kann auch successive geschehen sein, d. h. die Rückbildung am Vorderende schon thätig ge- wesen sein, während die Ausdehnung am Hinterende noch weiter ging. Auch kann natürlich ein Auswachsen der vor dem Mund gelegenen Region die Verlagerung verstärken. Der terminale oder lang schlitzförmige ]Mund der Encheliuen ist nicht selten von einem sphincterartigen Lippenwulst umgeben, dessen Bedeutung nicht hinreichend aufgeklärt ist (T. 56 u. 57). Wir werden auf denselben später zurückkommen. Bei Amphileptus und den sich ähnlich verhahenden Lionotus- und Loxophyllumarten fehlt der Wulst; der Mundspalt ist hier jedenfalls so fein und seine Ränder sind so genähert, dass er bis jetzt nur während der Nahrungsaufnaljme bemerkt wurde. 1354 tJiliata. Nicht alle Lioiiotusaitcii scheinen den lang-spaltenförmigeii Mund längs oder etwas links- seitig von der ganzen Eiisselkanto zu besitzen. Während dies für Lionotus grandis nach Entz sicher scheint, schreibt Wrzesniowski den von ihm gescliilderten Lionoten eine Mundstelle an der Küsselbasis zu; dasselbe gibt Maupas für Lionotus du p lost riatus an. Aehnliches gilt von Loxophyllum ; Glaparede und Lachinann wie Wrzesniowski (1S69) beschreiben einen Mund an der Küsselbasis, Entz hingegen (Gi)4) erklärt den Mund säuimtlicher Lio- noten und Loxophyllen für einen langen Schlitz der ventralen Kusselkante. Ebenso zeichnet Lieberkühn den Mund bei Loxophyllum setig er a Qucn. als einen langen Spalt (60, 1), welcher parallel der Küsselkante und dicht an derselben, etwas linksseitig hin- zieht. Diese schwankenden Angaben machen es wahrscheinlich, dass die verschiedenen Arten genannter Gattungen wohl thatsäclilich etwas verschiedenes Verhalten zeigen. Bei einigen wird sich der Mundsj)alt in ganzer Ausdehnung erhalten haben, entsprechend Amphileptus; bei anderen dürfte hingegen eine Erweiterung des hinteren Spaltrandes eingetreten sein, d. h. dessen Differenzirung zu einem rundlichen Mund, wie ihn die nahe verwandten Dileptus und Trachelius an der Rüsselbasis besitzen. Diese hintere Munderweiterung mag sich bei manchen Arten noch in einen zarten Mundspalt nach vorn fortsetzen , bei anderen mag ein Verschluss des Spaltes bis auf die hintere Erweiterung stattgefunden haben, so dass die Ver- hältnisse denen von Dileptus und Trachelius gleich wurden, abgesehen von der Nicht- ausbildung eines Schlundes, welcher diesen beiden Gattungen zukommt. Der lauge Miindspalt einfachster Ausbildung erhielt sich, wie bemerkt, bei der Pleuronemine Lembadion, was schon Stein richtig erkannte. Auf der ganzen linken Seite des tief ausgehöhlten grossen Peristoms (64, 5 a— b, o) fehlt in einer laugen bandförmigen Zone die Pellicula sammt der wohl sehr dünnen Alveolarschieht, so dass das Entoplasma frei liegt. Nach rechts wird diese Mundzone durch eine zarte Längslinie gegen die rechte Peristomhälfte begrenzt; diese Linie zieht ein wenig links von der Mittellinie des Peristoms hin. Vermuthlich zeigen auch die zu den Heterotrichen gestellten Balantidien ähnliche Verhältnisse. Hier mag sogar das gesammte, bald grössere, bald kleinere Peristomfeld als Mundspalt functioniren, wofür die zuweilen sehr grossen Nahrungs- körper sprechen. Stein (1867) scheint zwar die Nahrungsaufnahme hauptsächlich in den hinteren Theil des Peristoms zu verlegen, spricht sich jedoch nicht recht klar aus. Ebenso herrschen über das Vorhandensein eines Schlundes noch Zweifel. Das was Stein als solchen bezeichnet, nämlich den hinteren Theil des Peristomfeldes , der, wie früher erwähnt wurde, bei gewissen Arten von dem sogen. Hypostom ventral abgeschlossen wird, ist jedenfalls kein eigent- licher Schlund. Dagegen zeichnete Lieberkühn (s. T. GS, 2b) bei Balantidium Ento- zoon eine tief ins Innere hinabsteigende, trichterförmige Schlundbildung, welche vom ge- sammten Peristomfeld entspringt; ebenso Wiesing bei Balantidium Coli einen zwar be- trächtlich kürzeren Schlund, mit denselben Beziehungen zum Peristom. Da aber das Peristom- feld sicher keine OefTnung darstellt, so scheint die Möglichkeit derartiger Schlundverliältnisse fast ausgeschlossen. Jedenfalls sind die Einrichtungen bei Balantidium sehr primitive, was um so interessanter ist, als diese Gattung Beziehungen zu Lembadion besitzt und überhaupt kaum eine typische Heterotriche sein dürfte. Von hohem Interesse ist die Erhaltung des ansehnlichen Mundspalts bei der grossen Bursaria (67, 6a, 68, la). Fast durch das ganze, tief ausgehöhlte Peristom zieht etwas rechts von der Mittellinie ein fast ge- schlossener feiner Mundspalt hin. Der Spalt ist auch hier eine einfache Unterbrechung der Alveolarschicht, wie Querschnitte klar ergeben. Muadspalt (Lcmbadioii, Bursaria etc.). I355 Die Verhältnisse von Bursaria sind deshalb besonders interessnnt, weil der Hintertheil ihrer Peristouihöhle in einen tief eingesenkten, links- seitig gebogenen, röhrigen Schlund ausläuft, dessen Ende sich ins Ento- plasma öffnet. Der Mundspalt setzt sich natürlich längs der ganzen Dorsalseite des Schlundes fort und tiiesst schliesslich mit dessen innerer Oeß'nung zusammen. Dies zeigt klar, wie wir uns die Entstehung des rundlichen ventralen Mundes nebst Schlundes der meisten Ciliaten denken müssen und bestätigt die oben gegebene Auseinandersetzung. Schon Stein venmitliete ursprünglich, dass der sog. Längskanal, wie er die Mundspalte nannte, in letzterem Sinne zu deuten sei; später hielt er ihn jedoch für einen Excretionskanal, analog den zuführenden Kanälen der contractilcn Vacuolen. Auch Brauer missdeutetc die Muüdspalte, indem er sie für muskulös hielt; erst Schuberg erkannte mit mir ihren wirk- lichen Bau und ihre daraus zu folgernde Bedeutung. Nach diesen Ergehnissen bei Bursaria darf mau fragen, ob ein Mundspalt im Verein mit einer hinteren Munder^^eiterung nicht noch anderweitig erhalten blieb. In dieser Hin- sicht verdienen speciell die Oxytrichinen Beachtung, da Stein (1859) deren Mundein- richtungen in einer Weise schilderte, welche obigen Voraussetzungen ganz entsprechen würde. Nach Stein's Beschreibung besitzen die Oxytrichinen einen Mundspait, der vom Peristom- winkel längs des rechten Peristomrandes, oder mehr in der Mittellinie des Peristomfeldes weit nach vorn zieht. Einen eigentlichen Schlund leugnete Stein, obgleich er anerkannte, dass am Peristomwinkel eine schlundartige Bildung bestehe. Seine Ansicht gründete sich theils auf directe Beobachtung des angeblichen Oralspalts, theils darauf, dass speciell Onycho- dromus und Stylonichia grössere Nahrungskörper nicht am Peristomwinkel, sondern am rechten Pcristomrand einführen, während kleinere an ersterer Stelle eintreten. Gegen diese Schilderung sprachen sich die späteren Forscher ziemlich einstimmig aus. Sie pflichteten der schon von Claparede und Lachmann vorgetragenen Ansicht bei, dass die Mundöffnung sämmtlicher Oxytrichinen, wie es Stein auch für die Eup lotinen und Aspidiscinen zugab, im Peristomwinkel liege und sich in einen meist recht kurzen, trichterförmigen Schlund fortsetze. Diese Auffassung schien dadurch gesichert, dass die Mund- und Schlundbildung im Peristomwinkel nicht zu verkennen ist, und der von Stein beobachtete, angebliche Mundspalt gewisser Oxytrichinen von Engelmann (ISG2) als eine undulirende Membran erkannt wurde, welcher Ansicht die späteren Forscher, wenn auch z. Th. mit gewissen Modificationen, beitraten. Hiermit scheint die Angelegenheit zu Ungunsten Stein's ent- schieden. Aus den Erfahrungen an Bursaria folgt jedoch, dass die Gegenwart eines er- weiterten Mundes und Schlundes die Existenz eines sich nach vorn anschliessenden Mund- spalts nicht ausschliesst. Berücksichtigen wir ferner die bestimmten Angaben Stein's über den Eintritt grösserer Nahrungskörper am rechten Pcristomrand genannter Oxytrichinen — Angaben, welche auch Sterki nicht bezweifeln möchte, obgleich er grosse Nahrungs- körper den Schlund passiren sah — so scheint es doch möglich, dass ein Mundspalt ähnlich Bursaria im Anschlüsse an den erweiterten Mund existirt. Jedenfalls ist aber das, was Stein als Spalt beschrieb, kein solcher; der wirkliche Mundspalt bleibt, insofern er überhaupt existirt, noch festzustellen. Der rundliche ventrale bis hinterständige Mund aller übrigen Ciliaten gleicht im Allgemeinen dem früher geschilderten terminalen Mund. W\t seltenen Ausnahmen, die schon früher augezeigt wurden, ist ein, wenn auch häufig nur kurzer Schlund vorhanden. Bei den Formen, welche sich den Enchelina näher anschliessen, ist der Mund wie bei diesen nahezu geschlossen und öffnet sich nur während der Xohruugs- aufnahme (so beiDileptus und Trachelius, wahrscheinlich auch den meisten Chlamydodonten, deren besondere Verhältnisse er.st später 1356 Ciliata. erörtert werden können), liei den Paramaecina, neuronem in a, sowie sämmtHclien Spirotricha steht der Mund dagegen mit seltenen Ausnahmen stets offen, da sich die Bewimperung in ihn fortsetzt. Eine Ausnahme bilden, soweit bekannt, nur die Paramaecinengattung Ophry o- glena und die Tintinnoina. Bei letzteren scheint jedoch der Ver- schluss der Mundöffnung eine secundäre Erscheinung zu sein, welche durch den sog. Stirnzapfen, der sich auf dieselbe legt, bewirkt wird. Diese Verschiedenheit zwischen dem geschlossenen und dem stets offen stehenden Mund betonten zuerst Cl aparede und Lachmanu sowohl in ihrer systematischen Bedeutung, wie hinsichtlich der damit zu- sammenhängenden verschiedenen Art der Nahrungsaufnahme; Stein C1867) bezweifelte die systematische Bedeutung dieser Differenz zwar später, doch mit Unrecht*). Die nahezu oder völlig geschlossene Mundöftuung der ersterwähnten Formen ist eine kleine rundliche Oeffnung oder ein Spalt, meist von bedeu- tender Erweiterungsfähigkeit. Sehr eigenthümlich ist der nahezu ge- schlossene Mund von Ophryoglena gestaltet**), welcher einen halbkreis- förmigen, bis etwas Spiralen Spalt darstellt {ß2, 1—2), dessen Concavität nach links schaut. Die offene, nicht schliessbare Mundöffnung der übrigen Ciliaten erscheint bald mehr kreisrund, bald oval, bald etwas unregel- mässig nieren- bis ohrförmig. Schon früher wurde die morphologische Auffassung des Schlundes angedeutet, auch bemerkt, dass die Schlundbildungen möglicherweise nicht ganz identisch sind. Für den bewimperten Schlund kann die Entstehung durch Einstülpung nicht bezweifelt werden. Etwas anders ist vielleicht der unbewimperte Schlund der Enc heiin a, Trachelina und Chlamy- dodonta zu beurtheilen. Im einfachsten Fall setzt sich die Mundöffnung in einen sehr kurzen, trichterförmigen Spalt fort, dessen Lumen sich nach kurzem Verlauf so sehr verengt, dass es nur noch als Linie erscheint, deren weitere Verfolgung bald unmöglich wird. Die meist ziemlich dicke Wand des Schlundes, in welchen der Spalt hineinragt, wird von einem hellen Plasma gebildet, an dem besondere Structuren noch nicht be- obachtet wurden. Dieses Plasma tritt bis an die Körperoberfläche heran und bildet hier im Umkreis des Mundes eine ovale bis kreis- förmige Zone. Ob es eine Fortsetzung des Ectoplasmas ist, wurde bis jetzt noch nicht festgestellt. Die Verhältnisse beiDileptus scheinen fast gegen eine solche Auffassung zu sprechen, wenigstens hört hier an der Grenze der Sehluudwand die Alveolarschicht auf (Schewiakoff). Es bleibt daher vorerst unentschieden, ob die Schlundvvand genannter Formen durch Einsenkung des Ectoplasmas entstand, oder ob sie ein Diffe- renzirungsproduct des Entoplasmas ist, was nicht ganz unmöglich erscheint. *) In dem soeben erschienenen Werk „Studien über Protisten" 1888 (s. Lit. Nachtr. 836) betont auch Entz wieder die beiden Schlundkategorien. **) Auf unedirten Abbildungen Engelinann's von 1860 erscheint jedoch der Mund ziemlich weit geöühet, entgegen den Figuren Lieberkübn's, welche auf unseren Tafeln re- producirt wurden. Mund fveisch. Ausbildung^. Schlund (AUgem. Holo- u. Heterotricba). lü;ü Betont muss jedoch werden, dass der sog. Reuse napparat des Schlundes, welcher in den genannten Familien weit verbreitet ist und gemeinhin als Schliindrohr bezeichnet wird, nicht als eigentlicher Schlund betrachtet werden kann. Wir werden ihn daher erst später besprechen. Die Schlundeinsenkung der übrigen Ciliaten wird stets von einer dünnen, selten etwas diclieren Wand gebildet, welche sich als eine Fortsetzung der Pellicula ergibt. Inwiefern sich die Alveohirschicht als solche an der Bildung der Schlundwand betheiligt, wurde bis jetzt noch nicht specieller verfolgt. Auf die Schlundröhre der Bursa ria setzt sie sicher fort. Der Schlund bleibt z. Th. so kurz, dass man von einer Mund- höhle oder -grübe sprechen darf. So können wir bei den Pleuro- neminen (Fleuronema, Cyclidium) als Schlund nur eine grnben- lormige Einsenkung am Hinterende des Peristoms bezeichnen (64, 6—7). Eine kaum viel ansehnlichere grubeutormige Einsenkung ist der Schlund der meisten Glaucomen, bei Colpidium, Urozona, Frontonia und den meisten Microthoracina. Etwas ansehnlicher wird der Oesophagus von Ophryoglena (61, IIa), der nach Lieberkühn und Stein (1859, Bursaria flava) ein massig tiefer Beutel mit relativ dicker Wand ist (61, IIa), an welcher sich mehrere Schichten unterscheiden lassen; die Natur derselben müssen genauere Untersuchungen ergeben. Interessant ist, dass der Schlund nach Stein, entsprechend der Gestalt der Mundöflfnung, im Ruhezustand „um seine Längsaxe eingerollt ist". Beuteiförmig, jedoch dünnwandig ist auch der Schlund von Colpoda. Bei Paramaecium (63, la, 1 1) wird er schon länger und zieht als etwas S förmig gebogenes Rohr, sich massig verengend, gerade oder ein wenig schief nach hinten. Eine lange, schief nach hinten ziehende Röhre bildet der Schlund bei Urocentrum (64, 15); ähnliches kehrt bei den Isotrichen wieder (65, 12). Bei letzteren ist die Schlundwand fein spiral- oder längsgestreift. Die Bedeutung der Streifung bedarf genauerer Unter- suchung. In der Schlundbildung knüpfen die He tero trieben theils an die letzterwähnten Holot riehen, theils, wie es schon nach früher Be- sprochnem schien, an Formen mit sehr rudimentärem Schlund an. Die Plagiotomina gehören z. Th. zu der ersterwähnten Gruppe; Con- chophthirus {(^6, 2) und Nyctotherus (5-6) besitzen gewöhnlich einen langröhrigen und nach hinten umgebogenen Schlund; kurz bleibt derselbe bei Plagiotoma, Blepharisma und Metopus (66, 7—9), relativ kurz bei Spirostomum. Mittlere bis ansehnliche Schlundbildung zeigen auch die Stentorina. Climacostomum (68, 4a) namentlich besitzt einen lang röhrigen, etwas kreisförmig gebogenen Oesophagus, dessen Wand zuweilen stellenweis deutlich längsgestreift erscheint (Stein), als wenn die Peristomstreitung in den Schlund sich fortsetze. Eine vielleicht nicht unähnliche Längsstreifung des Schlundes iribt 1358 Ciliata. Mübius*) tiir Folliculiua au. Auf die Unterscheidnug' zweier Abschnitte am Scbliind dieser lleterotrichc werden wir später zurückkommen , da diese Einrichtung mit dem Vorticellinenscbliind übereinzustimmen scheint. Der wahrscheinliche Mangel des Schlundes bei einem Theil der Bursarina wnrde schon früher betont. Nach Maupas wird der Schlund auch bei Condylostoma, im Gegensatz zu Stein' s Angaben, nur durch eine schwache Einsenkung angedeutet. Ein ganz ähnlicher, kurz trichterförmiger Schlund kehrt überall bei den Hypo trieb a (71, 10c etc.) wieder und charakterisirt ebenso die Halterina unter den Oligotrieha. Der Schlundtrichter ist stets etwas schief nach rechts und hinten gerichtet. Viel länger wird der Schlund der Ophryoscolecina (72, 10a), welcher als weiter Trichter von der grossen Miindöfifnung nach hinten zieht, etwas nach links gekrümmt. -Bei den Tin ti n noinen beschrieben Stein und Entz einen massig langen Schlund, welcher von dem in einer grubenförmigen Einsenkung (praeorale Höhle Entz, Pharynx Fol) gelegenen Mund nach hinten ziehe, etwas Sförmig gekrümmt (69, 9; 70, la). Nach Entz sollen sowohl Mund wie Schlund bei Nichtgebrauch völlig collabiren , erst bei der Nahrungsaufnahme sichtbar werden. Stein bemerkt dagegen, dass der Mund gewöhnlich vom sog. Stirnzapfen überwölbt und verdeckt werde. Mir scheint das völlige Collabiren des Schlundes etwas zweifelhaft, da sich nach beiden Beobachtern eine AVimperreihe in denselben fortsetzt. Auch wäre diese Erscheinung ohne Analogie bei den Verwandten. Eigen* thümlich ist, dass der Schlund gewisser Tintinnoinen (speciellCo- donellaAmpulla Fol, Daday 837) in eine von der Oralregion bruch- sackartig nach hinten vorspringende Ausbuchtung des Körpers eingelagert ist. Entz hielt dies für eine Abnormität; Daday erklärte sich dagegen neuerdings für Fol, welcher diese sog. „Schlundtasche" entdeckte und als normales Vorkommen der ganzen Familie betrachtete. Eigentbümliche Verhältnisse zeigt der Schlund der V o r t i c e 1 1 i n e n. Dieselben beruhen jedoch weniger auf seiner besonderen Beschaffenheit, als auf dem Zutritt einer accessorischen Vorböhle, indem sich die ursprüngliche Mundöffnung, d. b. der Eingang in den eigentlichen Schlund, unter Bildung eines ansehnlichen, röhren- bis trichterförmigen Kanals, tief ins Körperinnere gesenkt hat. Dass dieser, nach Job. Müller 's und Lachmann's \'orschlag Vestibulum genannte Kanal eine secundäre Bildung ist, folgt bestinmit daraus, dass sowohl der After, wie die Ausmündungsstelle der contractilen Vacuole tief in dem Vesti- bulum liegen. Bei den Ciliaten, welche wir als die nächsten Verwandten der Vorticellinen und der Peri trieben überhaupt betrachten, gewissen Hypo tri eben und Heterotrichen sind contractile Vacuole und After dem Mund zuweilen schon recht nahe gerückt. Von solchen Zuständen lassen sich die der Vorticellinen unschwierig durch einen Ein- *) S. den Nachtrag- zur Liter. Nr. S32. Schlund (Oligotricha, Peritriclia). i;-{5<) senknng'sprocess ableiten, wobei die Mundregion sammt der benachbarten Afterstelle und der Mündung der contractilen Vacuole in die Tiefe geführt wurde. Der ursprüngliche Mund liegt demnach am inneren Ende des Vestibulums; der Eingang in letzteres ist eine secundäre Bildung und als Vestibulareingang zu bezeichnen. Das Vestibulum beginnt mit weiter rundlicher oder etwas länglicher Eingangsöffnung in der Peristomrinne und ist ein ziemlich weiter Kanal, welcher sich nach innen allmählich verengt (7.3, Oa; 74, 7b). Seine Länge und Breite schwankt bei den verschiedenen Gattungen erheblich. Bei den Trichodinen und den Contractilia ist es im Allgemeinen massig weit, jedoch relativ lang. Auch gewisse E p is ty 1 i s a r t en , speciell Ep. Urabellaria, besitzen ein recht langes Vestibulum, sogar das längste, welches überhaupt bekannt ist. Bei den übrigen A c o n t r a c t i 1 i a und den Lagen op hryina bleibt es kürzer, wird dagegen meist sehr weit, sogar sackartig (74, 9 a). Die Umstände, welche diese Umformung bedingen, wurden schon früher {\). 1254) besprochen. Das Vestibulum der erstgenannten Vorticellinen nimmt einen nahezu horizontalen oder doch nur wenig nach unten gerichteten Verlauf. Schaut man von unten auf das Peristom, also in der Orientirung, welche wir früher als die richtige erwiesen zu haben glauben, so zieht das Vesti- bulum gegen die rechte Seite, unter gleichzeitiger massiger Krümmung nach hinten. Einen seltsamen Verlauf nimmt das lange Vestibulum der Epistylis Umbellaria (74, 7b); seine distale Hälfte steigt etwas schief nach unten und innen hinab; hierauf biegt es sich plötzlich knie- förmig unter nahezu rechtem Winkel um und steigt tief in den Körper hinab. Das weite und kurze Vestibulum der übrigen Formen (74, 6, 9 a, 10), jedoch auch das von Gerda und Scyphidia, zieht von Anfang an ziemlich gerade nach unten, resp. erfährt die knieförmige Um- biegnng sofort nach Beginn. Dies rührt hauptsächlich daher, dass diese Formen sämmtlich recht langgestreckte sind, die ersteren hingegen kürzer glockenförmig. Schon Ehreuberg wusste, dass Mund und Auswurfsöffnung der Vorticellen in einer Gnilje lieffcn, erkannte jedoch das Vestibnlum nicht genügend. Stein unterschied es 1S49 bei Vorticella als Mundhöhle von dem Schlund, welchen er Darm nannte, warf aber beide Abschnitte 1S54 wieder als Schlund zusammen; nur bei den Opercularieu bezeichnete er das weite Vestibulum als „Rachen^. Diese Nichtbeachtung beider Theile rührte hauiJtsach- lich daher, dass Stein die Afterstclle niclit kannte, vielmelir die Ausscheidung a,. das innere Schlundendc verlegte, also (mit Ausnahme von Opercularia) einen besonderen After leugnete. Erst Lachmann klärte diese Verhältnisse 1856 auf und unterschied die beulen Theile be- stimmt, welche seit dieser Zeit allgemein anerkannt wurden. Üleichzeitig stellte Carter (2^o '' ^ ^' '^ " und Holophrva wird die Mundöifnung von einem krcistörmigen l^eld klei- ner, sehr diclü gestellter Cilien umgeben (Schewiakoft). BeidcnLacr>- marien lernten wir den Gürtel längerer und sehr dicbtgestellter Cil.en,.n geringer Entfernung hinter der Mundöffnung schon Iriiher kennen und be- merkten die Neigung zur Membranellenbildung in demselben lerse l.c Gürtel kehrte bei den Cyclodinen wieder mit theilweise noch deutl.chu Membranellen- oder Cirrenbildung; bei letzteren trUt die Beziehung Nahrunosaufnahme hinter der Bewegungsfunction mehr zurück, ^^;as sei m die ansehnlichere Entfernung von der Mnndömuing erweist Auch de Cirrenkranz, welcher die Mundöftnung der Colepinen umgibt (s. p. 162^), gehört hierher. 1372 CAlmta. P'ntsprecliende Verhältnisse kehren unter den Trachelinen wieder. Speciell bei den mit lang-spaltförmigem Mund versehenen Li onoten zieht eine Reihe stärkerer Cihen, oder cirrenartiger Gebilde auf der Riisselkante längs dem Muiidspalt hin (Wrz esniowsk i , Entz, Maupas), die sog. „Mähne" (Dujardin) bildend (Tf. 59). Bei den meisten Lionoten sind die Wimpergebilde der Mähne wenig oder nicht grösser wie die Körper- cilien, unterscheiden sich von diesen jedoch dadurch, dass sie gewöhnlich nicht als Bewegungsorgane zu i'unctioniren scheinen, oder sich doch lang- samer bewegen wie die Körpercilien (Wrzesniowski), sowie durch ihre Haltung; sie sind nämlich meist deutlich nach vorn gekrümmt. Zuweilen (Lionotus grandis Entz) werden sie beträchtlich dicker und länger wie die Körpercilien, also deutlich cirrenartig. Jedenfalls zieht die sog. Mähne nur an der einen Seite des Mundspalts hin und zwar direct auf der Riisselkante, während der Mundspalt, dieser parallel, jedoch etwas linksseitig (d. h. dorsal nach der gewöhnlichen Auffassung der früheren Beobachter) liegt (Bütschli und Schewiak.). Nach Entz' Beobachtungen an Lionotus grandis soll die Mähne das Wasser an der Rüssel- kante nach vorn treiben, also wohl auch Nahrungskörper in dieser Rich- tung befördern; ferner auch bei Axendrehungen des Infusors mitwirken. Bei Dileptus (s. Fig. 19 p. 1364) finden wir ähnliche, aber wohl j)rimitivere Verhältnisse. Jederseits längs des massig breiten Tricho- cystenstreifs (tr) der ventralen Rüsselkante verläuft ein schmales, sehr dicht bewimpertes Band (z); beide Bänder vereinigen sich, indem sie das Mundfeld hinten umziehen. Die Cilien des Bands (Mähnen) sind sicher nicht länger wie diejenigen des Körpers. Das Band selbst ist deutlich, aber sehr fein quergestreift, wahrscheinlich der Ausdruck der Cilienan Ordnung. Wrzesniowski (1870) sali mir das rechte Band und sein Herumgreifen um deji Mund. Uas Verhalten von Dileptus scheint einerseits zu hcweisen. dass die einreihige Mähne vou Lionotus einen Keductionszustand rci^räsentirt , entstanden mit dem Verlust der Körper- bewimperung der linken Seite; fernerhin bietet es jedoch eine weitere Bestätigung unserer Annahme der ehemaligen Ausdehnung des Mundes bis zur Riisselspitze. Vermuthlich besitzt auch Trachelius eine ähnliche Mähne wie Dileptus. Wie sich Amphileptus in dieser Beziehung verhält, ist gleichfalls nicht sicher bekannt; dass aber auch hier die Mähne dichter gestellter, wenngleich nicht längerer Cilien existirt, geht aus Entz' Zeichnung (59, 2a), sowie aus ihrem Vorkommen bei der sogen. Acineria nach Maupas hervor. Bei letzterer soll sie einreihig sein und auf der rechten Seite des Mund- spalts hinziehen, wie bei Lionotus. Die Maupas'sche Acineria ist wohl sicher mit Amphileptus zu vereinigen. Die sogen, adorale Zone der Chlamy dodonta scheint bestimmt nach einem anderen Princip gebaut und daher auch anders entstanden zu sein wie die Mundbewimperung der Enchelinen und Trache- linen. Bei Nassula entdeckte sie Stein (1859, p. 112), später schilderte sie Entz genauer. Die folgende Darstellung gründet sich auf eigene, gemeinsam mit Schewiakoff angestellte Beobachtungen (s. p. 1373, Fig. 21). Die Zone besteht hei N. elegans und aurea aus ziemlich dicken , deutlich cirrenartigen Gebilden , welche nament- Mundbewimperung (Tracheliiia. Clilauiydodoiitai 1373 Fig. 21, lieh bei der erstgenannten Art die Körpercilien beträchtlich tiber- rag-eu und daher am linken Körperrand leicht autrallen. Die Zone be- ginnt am Mund, dessen Hinteiraud sie, wie schon Entz beobachtete, umzieht, um nach vorn umbiegend, auch noch seinen rechten Hand zu umgreifen. Eine Einseukung der Zone in die Vorhöble oder den Mund Hess sich jedoch nicht wahrnehmen. Vom Mund zieht sie (pier oder ein w^enig schief nach vorn gerichtet nach der linken Seite, folgt jedoch nicht der Umbiegungslinie der Körperstreifen zwischen Mund und vorderem Pol, sondern liegt weit davon ab in der bekannten Einziehung der linken Körperseite. — Die Zone setzt über die ganze linke Körperseite fort, tritt dann auf den Rücken , um dorsal nach rechts bis etwa gegenüber dem Mund zu ziehen, ja bei Nassula e leg ans erreicht sie beinahe die rechte Körperseite. Die grossen Cirren der Zone letzterer Art stehen in ziemlich ansehnlichen Zwischenräumen, indem nicht sämmtliche KiJrpeis! reifen im Bereich der Zone eine Cirre bilden; die Gesammt/.ahl der Cirren bleibt daher klein (ca. 18). Die Cirren der N. aurea, w^elche nicht länger, eher kürzer sind wie die Körpercilien, stehen viel zahlreicher und gedrängter, indem jede Cilienreihe eine Cirre bildet. Schon Engelmaiin (1S61 mied.) erkannte den Verlauf der Zone bei N. aiirca wenigstens auf der Ventralseite gut: ebenso ilirc Bildung durch Cirren. Entz schilderte die ado- rale Zone von Nassula hespcridea und der iibrigen Arten als eine dicht gedrängte Eeihe feiner Cilien, welche .,wie die Strahlen einer Federfahne ein zusammenhängendes Band bilden". Nach dem Mitgetlieilten triflt diese Schilderung wenig zu; die Cirren sind stets deutlich gesondert und z. Th. sogar recht weit getrennt. Ebensowenig entspricht der Verlauf der Zone den Angaben von Entz. Nach diesen soll sie schief zum vorderen Pol aufsteigen, also der Umbiegungslinie der Körperstreifen folgen, was sicher unrichtig ist. Eine adorale Zone wurde auch bei Chil o d on lind 0 n y c h 0 d a c t y 1 u s beobachtet. Bei ersterer Gattung (60,8a, az) entdeckte sie Stein (1859); bei letzterer (61, 6a, az) Entz (1884). Dies lässt vermuthen, dass die Zone unter den Chlamydodonl a weiter ver- breitet, n.öglicherweise sogar ein allgemeines Vorkommen ist. Beide Forscher lassen die Zone vom Mund längs der Umbiegungslinie der Körperstreifen zur Rüsselspitze ziehen. Es wurde schon fiir Xassula gezeigt, dass die Zone nicht diesen Ve.lauf nimmt, vielmehr nahezu quer nach der Einziehung der linken Seite läuft. Wahrscheinhch wird dies auch bei Chilodon und Onychoda cty lus ziitreflen. D.ese Vermuthung wird durch Stokes' (718) Beschreibung eines C h i lodon Megalotrochae unterstützt, dessen Zone wie bei iNassula verlantt; ErliUirung von Fig. 21. Nassula elegansE. von der Baucliseite; ra der Stäbchen- apparat; zdiesog.adorale Zone, aus ansehnliclien Cirren be- stehend, üie Kürperstreifuiig der Bauchseite ist eingezeich- net, weshalb deutlich sichtbar, dass die Zone nicht der Zu- sammenstossungslinie der Streifen zwisclien Mund und Vorderendc folgt. 1874- Oiliata. auch Maiipas schilderte einen Chilodon du bin s mit einer links vom Mund gelegenen „nndulireiiden Lippe", welche wohl zweifellos die Zone ist*). Während die Zone von Chilodon nach Stein aus dichter gestellten, jedoch nicht längeren Cilien besteht, wird die von Ony chodacty lus nach Eiitz von den längsten und dicksten Cilien gebildet. Wahrschein- lich handelt es sich aber bei beiden Gattungen um cirrenartige Gebilde wie bei Nassula. Die Frage, ob die Zone der Chlamydodonta der Mähne der Trac hei inen und der adoralen Zone der Spirotricha entspreche (Entz), müssen wir bei dem heutigen Stand unserer Kenntnisse verneinen. Die Spiro trieben Zone zieht stets zur vorderen Körperspitze und ent- spricht in dieser Hinsicht der Mähne der Trachelinen, wie der undu- lirendeu Membran der Pleuroneminen, mit welchen sie auch morpho- logisch verglichen werden darf. Nichts in der Zone der Spirotricha deutet darauf hin, dass sie je einen ähnlichen Verlauf wie die der Chlamy- dodonta genommen habe. Bei zwei weiteren Holotrichen treten Wimperdilferenzirnngen auf, welche an die Zone der Chlamydodonta erinnern und deshalb an dieser Stelle erwähnt werden. Grosse Uebereinstimmung mit der Zone gewisser Nassulaarten scheint die des eigenthümlichen, aber ungenügend studirten Loxocephalus Eberh. zu besitzen. Lieberkühn, welcher den L. granulosus Knt. schon 1855 auf seinen Tafeln abbildete (64, 4b), bemerkte wie später Eberhard (1862) und Kent nur die randlichen Cirren der Zone, welche die genannten Beobachter als ein bis zwei Borsten beschrieben. Erst Stokes erkannte (64, 4 a), dass eine Zone stärkerer oder längerer Cirren vom Mund über die rechte Seite und ein wenig schief nach hinten bis auf den Rücken zieht. Später beschrieb derselbe Beobachter noch eine zweite Art, deren Zone nahezu äquatorial verlaufen soll, wäbrend sie bei der ersten sammt dem Mund dem Vorder- ende nahe liegt. Die Zone von Loxocephalus soll nicht eigentlich Nahrungskörper zum Mund führen, vielmehr den durch die vorderen rech- ten Körpercilien erzeugten, nach hinten gerichteten Strom dem Munde zu- leiten. Wie gesagt erinnert die Loxocephaluszone auffallend an die von Nassula, unterscheidet sich jedoch, wenn Stokes' Beschreibung cor- rect ist, sehr wesentlich von letzterer, da sie gerade nach der entgegen- gesetzten Seite zieht. Auch die zonale Wimperdiflferenzirung, welche Stein (1859) bei seiner Gattung Perispira entdeckte, ist hierher zu rechnen. Bei dieser, mit Holophrya nahe verwandten Form zieht ein AVulst, welcher mit ebenso ''^) Es scheint mir dies jcdocli wieder etwas zweifclliaft, da ich seitdem in Engel- mann s Skizzen eine Form kennen lernte (Gastronauta n. g. Engelm.), die möglicherweise mit Chilod. duhius Maiq). identisch ist. Nach Engclmann trägt dieselbe auf der hewimi^crten Ventralscite an ähnlicher Stelle, wo bei Gh. dubius die sog. Lippe steht, eine lange, etwas schief fiiicrgcstcllte l)cwegliche Klappe. Leider wurde die MimdöfFniing nicht heohachtet, doch unter der Klappe vermufhet. Mundljewimpcrung- (Loxocephalus, Perispira, Pleiironn„i„:,V ];{ /.» feinen Wimpern bekleidet ist, wie der iibiige Körper, sclunubig vom Mund bis zum Hinterende. Sein Oralende umzieht den terminalen Mund in weitem Bogen. Kent publicirte später Carter 's Abbildung einer ähn- lichen Form, auf welcher die Zone etwa nur bis zum Beginn des hinteren Körperdrilttheils reicht und längere Cilien trägt wie der übrige Körj)er. Stokes endlich beschrieb eine Perispira strophosoma, deren Zone nur den „vorderen Körpertheil'' durchziehen soll. Die hochentwickelten Bewegungsorgane des Peristoms und Munds der Pleuronemina sind wahrscheinlich von Verhältnissen entsprungen, wie sie bei den Trachelinen bestehen. Es wurde schon öfter betont, dass das meist sehr lange und schmale Peristom dieser Formen der l'm- fassungsregion eines langen Mundspalts entspricht, M'clclier sich bei Lem- badion noch erhielt. Aus der jenen Mundspalt jederseits begleitenden Cirrenzone leiten sich die beiden undulirenden Membranen her, welche bei Lembadion und wahrscheinlich auch Lembus die beiden Peristom- ränder säumen (64, 5, 10), Bei jenen Gattungen werden diese Mem- branen relativ sehr hoch, von hinten nach vorn an Höhe anwachsend. Bei Lembus sind beide etwa gleich hoch; bei Lembadion ist die linke viel höher wie die rechte, so dass sie niedergelegt die breite Peristom- höhle völlig bedeckt. Die Membranen hängen weder vorn noch hinten zusammen; vorn werden sie durch die ganze Peristombreite getrennt; hinten, wo das Peristom zugespitzt ausläuft, treten ihre Hinterenden nahe zusammen, ohne sich jedoch zu verbinden. Schon früher wurde mitge- theilt, dass bei Lembadion noch eine dritte, niedrigste Membran vor- kommt, welche im Peristom, etwa mitten zwischen dem Mundspalt und der rechten Membran verläuft (eom). Bezügiich der reclitcii Membran von Lembus sind Zweifel bereclitigt. Kacli Analogie mit Lembadion und Pleuronema müssen wir nämlich die deutliche zweifellose Meuibrnu von Lembus als die linke ansjjrechen, obgleich sich die Beobachter über die Stellung der Mem- branen gewöhnlich recht unklar aussprechen. Cohn hielt die rechte Membran fiir eine Eeihc grösserer Cilien, theilt jedoch mit, dass auf jeder Seite der linken Membran eine Keihe solchci- Cilien stehe. Für ihre Ciliennatur erklärte sich auch Kent, ohne jedoch scharf anzugeben, auf welcher Seite der Membran diese Cilienreihe stehe. Fahre erwähnt die rechte Membran gar nicht, ebenso Quennerstcdt bei L. pusillus. Letzterer Forscher erklärte sie bei L. elongatus für eine undulirende Membran, während Kees bald eine, bald zwei sogen. Pseudomembranen beobachtete. Da sich bei Pleuronema und Cyclidium an Stelle der rechten Membran von Lembadion eine Eeihe ansehnlicher Girren findet, so ist möglich. dass die Auffassung der ersterwähnten Beobachter richtiger ist wie die Q uenn erstcdt's. Wir erinnern übrigens an das früher (p. 1343) über die sehr verschiedene Deutung d-T Mem- branen von Lembus und anderer Pleuroneminen Bemerkte. Bei den übrigen Pleuroneminen, speciell Pleuronema und Cyclidium (64, 6 und 8) ist allein die ansehnliche linke Mcnd)ran ent- wickelt, w^elche im ausgestreckten Zustand meist so hoch wird wie die dorsoventrale Breite des Thieres. Sie entspringt vorn niedrig und wächst allmählich zur angegebenen Höhe an, endigt aber hinten nicht am Ende des linken Peristomrandes, sondern zieht um den Mund herum und am rechten Peristomrand wieder bis etwa ^4 oder \.. seiner Länge 1376 Gihm. empor. Die orale Partie der Membran bildet demnach einen nach vorn weit gcöft'neten Beutel , in welchen die feinen Nahruugskörper ge- schleudert und direct zu dem in seinem Grunde liegenden Mund geleitet werden. Eine besondere rechte Membran fehlt nach den Beobachtungen von S c li e w i a k 0 f f und mir, obgleich sie Stein für P 1 e u r o n e m a und eine Cyclidinmart angab. Der rechte Peristomrand wird von einer lleihe kräftiger, in der Ruhe nach hinten gerichteter Cilien (oder Girren) gesäumt, welche z. Th. mit ihren hinteren freien Enden in den Beutel hineinragen und die Nahrungskörper in letzteren schleudern. Wie ge- sagt, scheinen mir die rechtsseitigen Organe distincte Girren, nicht etwa Falten einer Membran zu sein. Auch Fabre-Domergue beschrieb die Verhältnisse bei Pleuronema schon wesentlich ebenso. Mir scheint, dass das Herübergreifen der contractilen Membran auf den recliten Kand des Peristoms so aufzufassen ist, dass ein Theil der rechten Membran von Lembadion mit der linken hinten verwuchs, wodurch der Beutel gebildet wurde, während an dem davor ge- legenen Theil des rechten Peristomrandes die Membranbildiing unterblieb und freie Girren sich erhielten. Die Membran von Pleuronema und Cyclidium entspräche demnach nicht genau der linken von Lembadion und Lembus, wenn wir sie auch der Kürze wcgon als solche bezeichneten. Nach Kent (,601) soll die Membran beider Gattungen am rechten Peristomrand ebenso weit nach vorn aufsteigen wie am linken; sie hätte also die Beschaffenheit eines nur ganz vorn geöffneten, tiefen Beutels. Die gleiche Bildung beschrieb Phillips bei seiner mit Pleuronema nahe verwandten Calyptotricha, während Kellicott bei letzterer eine halbmondförmige, nicht sackartige Membran angibt. Für Pleuronema und Cyclidium muss ich Kent's Angaben widersprechen. Dennoch mag eine derartige Sackbildung der Mem- bran bei verwandten Formen vorkommen. Ein kleines hierher gehöriges Infusor mit ganz kurzem auf das Vorderende beschränktem Peristom, scheint diese Membran bildung zu zeigen (Schewiakoff). Diese Pleuronemine scheint den von Cohn beschriebenen marinen Ano- phrys und Colpoda pigerrima zunächst verwandt zu sein. Ehren berg und Diijardin hielten die Membran der Pleuron eminen für grosse Mundwimpern; auch Olaparcde und Lachmann deuteten ihren freien Rand, im Verein mit dem optischen Längsschnitt des hinteren sackförmigen Theils noch als eine grosse Borste, welche aus dem Mund weit hervorstehe. Erst Stein (1859 und 335) erkannte ihre wahre Natur. Die linke Membran von Lembus ist auf Licberkühn's Tafeln schon gut abgebildet. Recht schwierig ist das morphologische Verständniss der Mund- und Schlundmembranen der Chilifera und Microthoracinen, obgleich die Beziehungen beider Unterfamilien zu den Pleu roneminen sicherlich recht nahe sind. Speciell die Micr othoraciua schliessen sich wohl innig den Pleuron eminen an. Eine genaue Untersuchung von Gin e to- chilum ergab, dass an den beiderseitigen Mundrändern je eine kleine Membran steht ((34, 12). Die rechte Membran ist die ansehnlichere und und in der Ruhe mit ihrem freien hinteren Ende bogenförmig um den hinleren Mundrand nach links gekrümmt. Häufig wird dieser einge- krümmte Theil nach hinten in die Peristomrinne herausgeschlagen. Ueber die Membrannatur des linken kleineren Gebildes bleiben gewisse Zweifei, d. h. es könnte möglicherweise auch ein dichtes Cilienbüschel sein. Die ansehnliche rechte Membran der Microthoracinen fiel den Beobachfern früli- zeitig auf. Pcrty entdeckte „die vibrirende Klappe" bei Ginetochilum , glaubte manch- Peristom- und Mundbewimperung- (Pleuroneminen, Paramaecinen). i;^77 mal sogar zwei zu scheu; Stein, Engelmann, Wrzesniowski gedenken derselben bei Cinetocliilum und Microthorax allein. Dagegen beschrieb schon Claparedo bei crstcrcr Gattung zwei Lippen und Fahre neuerdings das Gleiche bei seinem Microthorax Auricula. Der Besitz zweier Membraueu am ]\Iundrand ist auch für die von uns als Chilifera zusammengefassten Paramaecinen im Allo-e- meinen charakteristisch ; doch gestattete die Kleinheit vieler Formen eine scharfe Untersuchung nicht immer, so dass mehrfach nur eine einzige be- merkt wurde. Letzteres scheint zum Theil wirklich der Fall zu sein. Wenn der Schlund sehr wenig entwickelt ist, stehen die Membranen am Mund- rand; vertieft sich der Schlund aber, so wachsen sie in ihn hinein und reichen dann gewölmlich beide oder nur eine bis zu seinem Grunde. Das erstere treffen wir bei gewissen G 1 a u c o ra e n , C o 1 p i d i u m , F r o n - tonia und Uronema. Die linke Membran beschränkt sich hier auf den Mundrand und dehnt sich entweder nur linkerseits aus (Frontonia, Uronema, T. G2, Fig. 3c um) oder greift um den vorderen Mund- rand herüber, und zieht am ganzen rechten Mundrand nach hinten (Glaucoma scintillans, pyriformis, Colpidium Colpoda, IL 62, 5a, 6 b). In letzterem Fall verdiente sie also richtiger die Bezeichnung vor- dere oder perorale Membran. Die sog. rechte Membran (rL) von Glaucoma und Colpidium nimmt überhaupt keinen Antheil an der Bildung des Muud- randes; sie entspringt vielmehr längs der Dorsallinie des kurzen grubenför- migen Schlundes, bis zu dessen Grunde sie fortsetzt. Ihr distales Ende schaut häufig als mehr oder weniger dreieckiges Läppchen aus der Mundotfuung hervor; am deutlichsten und längsten bei Glaucoma pyriformis. Sie verdiente daher richtiger den Namen dorsale oder endorale Membran. Bei Frontonia konnten Schewiakoff und ich eine rechte Membran nicht finden, wogegen sie Stein und Maupas beobachtet haben wollen. Einstweilen ist eine sichere Vergleichung dieser beiden Membranen mit denen der Pleuroneminen kaum durchzufuhren, üic sogen, rechte oder endorale Membran genannter Paramaecinen scheint nicht der rechten der Pleuroneminen vergleichbar zu sein, eher der end oralen von Lembadion, da die Ausdehnung der sog. linken oder peroralcn Membran um fast den ganzen Mundrand zu beweisen scheint, dass sie die Elemente beider Fandmem- branen der Pleuroneminen in sich schliesst. Schon früher (p. 1233 Anm.) wurde darauf auf- merksam gemacht, dass die vorhin, bei der Schilderung der Membranen beobachtete Orienti- rung der Pleuroneminen möglicherweise, ja sogar wahrscheinlich, unrichtig ist; dass vielmehr das so?. Hinterende eigentlich dem Vorderende der Verwandten, specicll der Para- maecinen entspricht. Dies folgt aus der Anordnung der Körperstreifen auf der Vcniralseite von Lembadion (64. 5a); die beiderseitigen Streifen biegen nämlich hinter dem Peristom resp. dem Mund, in einander über, wie bei den Verwandten zwischen dem Vorderendc und dem Mund. Ürientiren wir die Pleuroneminen dementsprechend, so wird ihre grosse Meni- bran zu einer rechten und greift dann interessanter .Weise um den vorderen Rand der Mund- Öffnung, resp. des Peristoms, herum, ganz ähnlich wie die sog. perorale Membran der Glau- coma^tc, welcher sie jedenfalls entsprechen wurde. Da die Frage nach der Orientirung der Pleuroneminen noch nicht sicher gelöst ist, wurde die seither gebräuchliche oben beibehalten. ohne dieselbe als die richtige anzuerkennen. Etwas anders liegen die Verhältnisse bei einer Glaucomaart, welche Schewiakoff und ich untersuchten; sie schemt bis letzt nicht genauer beschrieben zu sein und ist jedenfalls identisch mit der IHh. S7 Bronn, Klassen des Thier- Reichs. Protozoa. "• 1378 Ciliata. von mir als Gl. sciiitillans bezeichneten Form. Ihr Schlund ist viel tiefer und länger und in ganzer Ausdehnung von zwei Membranen durchzogen. Die eine derselben zieht ziemlich der linken Seite entlang und breitet sich mit ihrem distalen Tbeil an einem kleinen Theil des linken Mundrandes aus; die andere Membran läuft rechts und etwas dorsal im Schlünde herab und nimmt keinen Theil an der Bildung des Mundrandes. Einst- weilen glaube ich, dass die ersterwähnte Membran der linken oder peroralen, die zweite der rechten oder endoralen entsprechen dürfte. Die letztbeschriebenen Verhältnisse leiten direct zu den Einrich- tungen der übrigen Paramaecina über, deren Membranen, soweit be- kannt, an der Bildung des Mundrandes nicht mehr Theil nehmen. Nicht ganz klar ist die Sachlage bei Leucophrys, wo schon Ehrenberg eine Lippe beobachtete. Stein beschrieb sie später als eine „quere bandförmige, klappen- oder zungenartige Membran, rechterseits am Grunde des kurz sackförmigen Schlunds, wozu sich linkerseits noch ein schwin- gendes Läppchen geselle, das öfters wie ein kleiner Wimperschopf erscheine. Maupas bemerkte, dass die beiden Lippen denen vonGlau- coma pyriformis gleichen, aber viel kräftiger sind. Es wäre also möglieh, dass Leucophrys mehr mit den ersterwähnten Formen überein- stimmt, was auch mit ihrem übrigen, primitiven Bau besser harmonirte. Bei Colpoda Cucullus (62, 7d) wurde bis jetzt nur eine an der Dorsalseite des Schlunds herabziehende Membran erkannt, welche man wie die ähnlich verlaufende der Verwandten für die endorale halten möchte. Maupas blieb zweifelhalt, ob eine Membran oder eine Membra- nellenreihe vorliegt, ein Zweifel, welcher auch für das entsprechende Organ der folgenden Paramaecinen berechtigt erscheint. Mag dies sein, wie es will, so entspricht doch das Ganze jedenfalls einer der Membranen der erstbescbriebenen. Damit homolog ist sicher der bei Colpoda Steinii aus der Mundöffnung vorspringende angebliche Wimperbüschel oder die sog. Lippe („appendice de forme subulee Maupas). Ansehnliches Vorspringen aus dem Mund fanden wir auch schon bei der endoralen Membran gewisser Glaucomen. Eine dorsale, kurze Membran im Grunde des Schlunds von Ophry o- glena beschrieb zuerst Lieb erkühn 1856 (T. 61, IIa); ihm schloss sich Stein (1867, Panophrys) an, bemerkte auch wie Lieberkühn und Clap.-Lachm., dass die Cilien um den Mund etwas stärker sind. Endlich reiht sich hier Paramaecium an, wo zuerst Maupas die den ganzen Schlund längs der Dorsallinie durchziehende Membran beob- achtete, welche Schewiakoff bestätigte (63, If). Der freie Membran- rand scheint stets ciliar zerfasert zu sein*). Dass daneben noch eine zweite Membran oder Cilienreihe vorhanden ist, halte ich für mög- *) Entz 1888 (Nr. 836 p. 331) wiederholt die früher gcwühiilich gemachte Angabe, dass „die ganze Oberfläclie" des Schlunds der Paramaecinen mit Cilien beUeidet sei. Dies trifTt jedenfalls hier ebensowenig zu, wie bei Climacostomum und den Stentoren, für welclie dasselbe bemerkt wird. Scblundbewimpcrung (Paramaeciiia, Hetorotricliat. i;j7i| lieh, da der in mancher Hinsicht ähnliche Schlund von 1' roccn tr ii m (64, 15) gegenüber der dorsalen und etwas linksseitigen Membran, noch eine zweite, mehr ventrale und rechtsseitige, viel niedrigere besitzt, welche möglicherweise auch eine Reihe dichtgedrängter Cilien sein könnte (8che- wiak.). Die Verhältnisse bei den übrigen Gattungen der Paramaecinen sind nicht genügend erforscht, um hier specieller berücksichtigt zu werden. Da wir in der adoralen Zone der Spiro tri eben den Reprä- sentanten einer linken Membran erblicken, so ist nicht erstaunlich, dass die Zone ganz allgemein in den Schlund fortsetzt und gewöhnlich bis an dessen inneres Ende reicht. Bei den Heterotri chen undllypo- trichen ist auch die uudulirende Membran längs des rechten Peristoni- rands sehr verbreitet, erreicht jedocii das Vorderende gewöhnlich nicht. Sie setzt sich stets in den Schlund fort; doch wurde ihre Befesti- gung im Schlund der Heterotricha noch nicht genauer eimittclt. Die Bezeichnung präorale Membran, welche ihr bei den Hypotricha gegeben wurde, mag bis auf Weiteres auch für die Heterot riehen gelten. Die feineren morphologischen Beziehungen dieser und anderer Membranen sind noch nicht genügend durchgearbeitet, um mit consequen- teren Benennungen vorzugehen. Die Schlundfortsetzung der adoralen Zone der Heterotricha zieht bei den Plagiotomina (Ny ctotherus, Plagiotoraa, Metopus, wahrscheinlich auch Couchophthirus) geradlinig und dorsal bis ans Schluudende; erinnert daher lebhaft an die dorsale Schlund- membran der Paramaecina. Für Bursa ria gilt sicher das Gleiche. Bei den übrigen Plagiotorainen (Blepharisma, Spirostomum) und den Steutorinen setzt die Zone ihren schraubigen Verlauf durch den Schlund fort, ohne dass die Zahl der Umgänge im Schlund sicher bekannt wäre. Zweifelhaft ist C 1 i m a c o s t o m u m , doch zeichnet E n gel - mann auf seinen Skizzen von 1861 Cilien durch den ganzen Schlund (uned.). Diese Erscheinung kann nur durch selbstständiges Weiterwachsen des Oralendes der Zone entstanden sein, was wieder daraufhinweist, dass der Schlund eine Einwachsung, nicht eine Einstidpung ist. Wie schon früher bemerkt wurde, setzen sich nach Mob ins (^32^ bei Folliculi na beide Enden der Zone bis zum Mund durch den en- trichterförmigen Oraltheil der Peristoni- höhle schraubig- fort. Letzterer entspricht daher auch wohl dem Schlund der erstbcsprochncn Heterotrichen . wenigstens soweit derselbe von der Zone durchzogen wird. Die :Mögiichkcit, dass beide Enden der Zone den Mund erreichen, wurde oben (p. 1239) bezweifelt, da sie sicli dabei kreuzen mussten. Weitere üeberlegung und Möbius' ausfuhrliche Arbeit ergaben, dass dies auch ohne Kreuzung möglich ist, d. h. dann, wenn das aborale Ende der Zone m dem Peristomtrichter den entgegengesetzten Schraubenverlauf nimmt wie das orale. So stellt es Möbius denn auch dar. Berücksichtigen wir, dass Lieberkuhn ^mö uned s T 69 .3b) und Stein nur die Fortsetzung des oralen Endes fanden und dass die Umkehr des \erlauls des aboralen Endes beim Eintritt in den Peristomtrichter recht seltsam erscheint, so dürften einige Zweifel rücksichtlich der Möbius'schen Darstellung doch noch berccht.gt erscheinen. Die präorale Membran ist am ansehnlichsten bei Condylo- stoma patens entwickelt (67, 4), wo sie vom Mund läng, des ganzen rechten Peristomrands hinzieht. 87'- 1380 Ciliata. Bei Condylostoma Vorticella (G7, 5a) nimmt sie nach meinen Erfahrungen (von 1875) einen etwas andern Verlauf. Ihre ürsprungslinie liegt hier jedenfalls nicht am rech- ton Peristomrand, sondern auf dem Pcristonifeld selbst, wahrscheinlich gar nicht weit rechts von der adoralen Zone. Ferner biegt die Membran vorn längs des Stirnrands nacli links bogig um. Jedenfalls sind die Verhältnisse wesentlich anders, als sie Wrzesnio wski (1870) be- schrieb. Beträchtlich kürzer bleibt die Membran schon bei Blepharisma, wo sie bei B. Musculus Ehrbg. sp. (= undulans St.) besten Falls die halbe Länge des rechten Peristomrands erreicht (66, 9a— b). Hier entdeckte sie schon Li eher kühn 1855 und bildete sie vortretiflich ab. Aehnlich kurz bleibt sie ferner bei Metopus und wird noch unansehnlicher bei Plagiotoma und Nyctotherus. Ich bin wenigstens überzeugt, dass die Borste (66, 5), welche Claparcde-L ach mann und Stein bei diesen Gattungen aus dem Mund hervorragen sahen, der optische Längs- schnitt der Membran ist. Bei Spirostomum scheint die Membran ganz zu fehlen, ebenso bei den übrigen Bursar inen und den Stent orinen. — Recht ansehnlich entwickelt ist sie nach Maupas bei An eis tr um {6G, 1) und bildet hinten um den Muud eine Tasche wie bei den Pleuroneminen. Die Stellung dieser Gattung bei den Plagiotominen und H et er o trieben ist je- doch noch etwas zweifelhaft. Den Oligotricha scheint die Membran häufig zu fehlen; nur bei Strombidium constatirte sie Entz (1883). Dagegen kommt sie den Hypotricha fast allgemein zu, deren complicirte Peristombewimperung eine genaue Betrachtung erfordert. Die Abtheihing beginnt mit Formen, deren Peristomfeld dicht bewimpert ist; für T r ich 0 gaster betont dies Sterki; auch bei Peritromus scheint es der Fall. Auf die ursprünglich allgemeine Verbreitung der Peristom- bewimperung müssen wir auch deshalb schliessen, weil Reste derselben fast überall angetroffen werden. Diese ehemalige Bewimperung des Peri- stomfeldes nähert die Hypotricha den Stentorina unter den Hete- ro trieben. Die fast stete P^utwicklung einer präoralen Membran (pom) scheidet sie jedoch von letzteren und harmonirt mit den Plagio tomin a und Pleuronemina. Schon bei Peritromus scheint die präorale Membran, wenn auch schwach entwickelt, zu existiren; den Oxy tr ichi- nen wird sie schwerlich irgendwo fehlen, wiewohl sie von einem oder dem anderen Forscher bei gewissen Formen nicht erwähnt wird. Zweifel- hafter liegen die Verhältnisse bei den Euplotina. Stein undMaupas leugnen sie bei Euplotes bestimmt (z. B. gegen Quennerstedt), ebensowenig erwähnt sie Rees; auch ich bemerkte sie bei gelegentlicher Untersuchung nicht. Diophrys und Ur Onychia (72, 3— -4) hin- gegen scheinen eine präorale Membran zu besitzen (Stein); bei ersterem wird sie sogar so hoch, dass sie sich über das ganze Peristomfeld nach links herüber legen kann (Rees). Bestimmt fehlen dürfte die prä- orale Membran den Aspidiscina. Die Membran erhebt sich auf dem rechten Peristomrand, welcher leistenförmig vorspringt und erstreckt sich soweit nach vorn, als derselbe Peristom- und Schkimlbcwiinperung der Hyiiotiiclia. 1881 deutlich entwickelt ist. Etwa in der Mitte ihrer Aiisdehiiunj;- errciciit sie ihre bedeutendste Höhe (wie bemerkt, zuweilen gleich der P>reite des Peristomfelds); nach vorn und hinten wird sie allmUhlioh immer niedriger. Hinten tritt sie in den Schlund, welchen sie ganz durchzieht. Bei manclien Oxytrichinen , speciell Urostyla und Stylonicliia (K owale wsky^. wahrscheinlicli jcdocli noch verbreiteter, springt der rechte Peristomrand als eine liorizontale Lamelle nach links über das Peristomfeld etwas vor (71, 11). Kowalcwsky nennt diese Lamelle die äussere Membran, eine jedenfalls ungeeignete Bezeichnung, da es sich gewiss nicht um eine contractile Membran handelt; wenigstens betont Kowalewsky selbst, dass sie unbeweglich sei. Ist diese Lamelle vorhanden, so entspringt die präorale Membran nicht etwa auf ihrem freien Rand, sondern unter ihr T. 71, Fig. 11). Allgemein verbreitet scheint b?i Oxytrichinen und Euplotincn die sogen, präorale Cilienreihe (poc) zu sein. Claparede und Lachmann, wie Stein (1859) erkannten sie vielfach schon deutlich; Engelmann (1862) hielt sie für eine Faltung oder Streifiing der prä- oralen Membran, in welcher Hinsicht auch mir vielfach noch schär- fere Beobachtung nothig scheint. Nach Stein, Sterki und Anderen stehen diese, meist recht ansehnlichen borstenförmigen Cilien in einer Reihe unter, d. h. dorsal von der präoralen Membran (71, 10c, 11); ihre Ursprungslinie läuft daher dicht neben und etwas rechts von der Membran hin. Kowalewsky hingegen verlegt die Ursprungslinie der präoralen Cilien auf die linke Seite der Membran, wonach die Cilien also über, d. h. ventral von der Membran stünden; ich halte dies für unwahrschein- lich. Die Länge der präoralen Cilien scheint stark zu vaiiireu. Sterki sah sie bei Stylonichia und Gastrostyla beträchtlich über den freien Rand der Membran vorspringen, also länger wie diese. Kowa- lewsky zeichnet sie z. Th. etwas kürzer. Beraerkenswerth ist, dass diese Cilienreihe nicht in den Schlund fortsetzt, wie Kowalewsky be- stimmt versichert. Nahe der Mittellinie des Peristoms, gewöhnlich aber etwas rechts von derselben, durchzieht eine zweite längsgerichtete Membran das Peristom der Oxytrichinen, die sog. endorale Membran Kowalewsky's. Auch diese ist bis ans Schlundeude zu verfolgen. Sie erreicht manchmal (Urostyla) nahezu die Höhe der präoralen, gewöhnlich bkibt sie jedoch beträchtlich niedriger. Dass sie der endoralen Membran von Lembadion vergleichbar scheint, bemerkten wir schon früher. Natürlich wurde diese schwerer sichtbare Membran bis jetzt nicht überall nachgewiesen. Sicher erkannt ist sie bei Urostyla (Engelmann, Kowalewsky), Pleurotricha (Engelm.), Allotricha (Sterki), Gastrostyla (Engelm., Sterki), Oxytricha (Kow.) und Stylo- nichia (Sterki, Kow.). Ohne daher zu leugnen, dass sie gewissen Oxytrichinen fehlen mag, scheint ihre weite Verbreitung doch sicher. Die Euplotina und Aspidiscina entbehren sie dngegen bestimmt. Ent- gegen Sterki, welcher die endorale Membran bei gewissen Oxytri- chinen nur im hinteren Theil des Peristomfeldes (Peristomwinkel) tand, 1 382 (^'liat''^- betonte Kowalewsky, dass sie stets annähernd soweit wie die präoiale nach vorn zieht. Sie entspringt auf einer niedrigen Längsleiste des Peristomieldes. Diese Leiste endigt zuweilen nicht mit der Membran, sondern setzt sich (Urostyla, Oxytricha, Stylonichia) über dieselbe fort, indem sie in schiefem bis nahezu querem Bogen (Stylonichia 10 c) gegen die vordere Umbiegungsstelle der adoralen Zone zieht. Bei Stylonichia gabelt sich die Leiste sogar an der Stelle, avo die Membran endigt, da noch ein gegen den rechten Peristomrand ziehender Ast von ihr abgeht. Demnach bilden diese beiden Aeste der Leiste bei Stylonichia eine bogenförmige, den vorderen Theil des Peristomfekls durchquerende Linie. Schon Stein bemerkte dieselbe; Sterki wies nach, dass der vor ihr befindliche Theil des Peristomfelds tiefer liegt, d. h. gegen den Stirn- rand beträchtlich abtällt und nannte ihn deshalb den „P räperistom - räum". Balbiaiii (1861) wollte diese bogenförmig-e Querleiste seinerzeit als GeschJechtsöfTiiung deuten. Engelmann glaubt bei Onychodromus au der gleichen Stelle einen Spalt zu finden, welcher sich gegen den Nucleus zu in einen Kanal fortsetze (71, 6h, sp). Er verglich diese Bildung schon der bogenförmigen Leiste der Stylonichien. Stein äusserte später die Ansicht (18<37, p. 123), dass dieser Spalt eine Substanz zur Vereinigung der Thiere im Beginn der Conjugation ausscheide. Ohne selbst diese Verhältnisse beobachtet zu haben, möchte ich doch vermuthen , dass ein wirlilicher Spalt und Kanal kaum vorliegen wird. Stein (1859) hielt die endoralc Membran bekanntlich für den Mundspalt; Engelmann (1862) erkannte sie später mehrfach richtig. Sterki (1878) erklärte sie cigenthümlicher Weise für eine mehrfache Cilienreihe (endorale Cilien Sterki); schliesslich bestätigte Kowalewsky (1882) die En gelman n 'sehe Darstellung, welche denn wohl sicher die richtige war. Etwas rechts von der buccalen Kegion der adoralen Zone und dieser parallel ziehen bei gewissen Oxytricbinen eine bis zwei Reihen Cilien. Ganz dicht an dem Tnnenrand der Zone findet sich bei Urostyla (Sterki, Kowalewsky, 70, 8 b) eine Reihe ansehnlicher nach hinten und rechts gerichteter Cilien, je eine neben jeder zonalen Membranelle. Enge Im an II entdeckte diese sogen, paroralen Cilien (paoc) bei Gastrostyla, wo sie auch Sterki bestätigte. Sie finden sich ferner wahrscheinlich bei Onychodromus (Engelmarun) und Allotricha (Sterki), fehlen dagegen sicher nach Sterki's und Kowalewsky's Erfahrungen bei Stylonichia und Oxytricha. Kowalewsky glaubt ferner bei Urostyla an der Pasis jeder Membranelle noch eine kleine Cilie aufgefunden zu haben, welche er die inneren nennt; mir seheint deren Existenz etwas zweifelhaft. Mitten zwischen der adoralen Zone und der endoralen Membran — ersterer oder letzterer mehr genähert — verläuft bei mehreren Oxytri- cbinen eine Längsreihe von Cilien, welche Kowalewsky zuerst ge- nauer studirte. Engelmann sah sie vielleicht schon bei Onychodro- mus; Sterki scheint sie z. Tb. mit der endoralen Membran, welche er ja für Cilien hielt, zusammengeworfen zu haben. Diese endoralen Cilien wurden bis jetzt bei Urostyla (70, 8b), Stylonichia (71, lOe), Peristombewimpcrung- der Hypotricha uihI Oligotiicha. 1 3S;? Oxytricha und Uroleptus Piscis (Ampliisia K..wul.i sicher er- wiesen. Wahrscheinlich dürften sie sieh, wie gesagt, ancli bei Onvcho- dromus und Gastrostyla tinden. Auch die beschriebenen Cilienreihen ziehen bis ans Schhnulendc; speciell die endoralen sollen im Schlund stets lebhaft bewegt sein und die Nahrungskürper in Rotation versetzen (Sterki, Kowalewsky). Aus obiger Beschreibung folgt also, dass sänimtliche Wimperorgane des Pcri- stoms, mit Ausnahme der piäoralen Cilien, in den Schlund fortsetzen; doch scheint die adorale Zone der Oxytr ichinen nach Kowa- lewsky bald nach ihrem Eintritt zu endigen (71, 10c). Nur bei Style nichia fand Kowalewsky eine dritte nndulirendc Membran, die sog. „innere'^ (71,10c, 11 ium)."^ Nach der schematischen Querschnittszeichnung des Peristoms soll diese niedrigste Membran unterhalb, d. h. etwas dorsal von der präoralen liegen; dicht neben deren Ursprungslinie auch die ihre hinzieht. Die Flächenansichten machen mir aber fast wahr- scheinlicher, dass die „innere Membran" von Stylo nichia etwas rechts von der präoralen, von der eigentlichen Peristomfläche entspringt; ein ent- scheidendes Urtheil kommt mir natürlich nicht zu. Nach dieser Schilderung der Peristombewimperung der Hypotricha Icehreu wir fur einen Augenblick zu jener der H eterotricha zurück, indem wir uns fragen : ob letztere ausser den früher beschriebenen noch gewisse weitere Elemente der Hypo trieben besitzen. 1S75 beobachtete ich längs des Innenrandes der b«ccaleu Region der Zone von Condylostoma Vorticella eine Eeihe feiner Cilien, Avelche lebhaft an die paroralen der Hypotrichcn erinnert. Daday beschrieb später bei Stcntor Auricula längs des ganzen Innenrands der Zone eine undulirende Membran, welche auf der Figur nur als feine Linie erscheint. Er will den von Claparüde und L. gefundenen Ringkanal der contractilen Vacuole auf die Missdeutung dieser Membran zurückführen, was ich für sehr unwahrscheinlich halte. Endlich schildert Mob ins (Lit. Nachtr. Nr. S32) längs des Iniicnrands der Zone von Folliculi na Ampulla eine Reihe kurzer, breitviereckiger sogen. „Flimmerläppchen", die willkürlich bewegt werden. Sie sind weniger zahlreich wie die Membranellen der Zone, stehen also in weiteren Zwischenräumen. Auch diese Gebilde erinnern, trotz ihrer abweichenden Gestalt, durch ihre Anordnung an die paroralen Cilien der Hypotrichen. Unter den Ölig 0 trieben begegnen wir nur bei den Tintin noiucn neben der adoralen Zone noch paroralen Cilien, deren Vorkommen bei gewissen Hete rot riehen soeben wahrscheinlich wurde. Häckel, Stein, Sterki und Entz erwiesen diese, dicht innen von der Zone ein- gepflanzte parorale Cilienreihe bei Tintinnidium (70, Ib), Tin- tinnus und Codonella (69, 9, poc). Sowohl die Zone wie die kurzen paroralen Cilien ziehen nach Entz durch die sog. präorale Höhle l)is zum Mund fort. Die feine Schlundbewimperung dagegen möchte er allein als Fortsetzung der paroralen Cilien deuten. Daday (837) ist derselben An- sicht; er spricht von 5—6 Wimperreihen im Schlund. Bei dieser Gelegenheit gedenken wir Fol's wesentlich dillerirender Auffassung^ der Peristombewimperung der Tintinnoinen. Fol glaubte ursprünglich (1880), dass die Cilien des Peristomfelds in ca. 20 von dem Saum gegen das Centrum ziehenden, bogcuförmigcii Radiärlinien entspringen ((59, 9 a). In jeder dieser Linien stehen zahlreiche Cilien, deren Länge vom Ceutrum gegen den Peristomsaum stetig wächst Am Saum angekommen , biegt jede 1384 Ciliata. Cilicnrcihe um und zieht dem Saum entlang bis nahe zur folgenden. Später (1883) ertannte er richtig, dass auf der Höhe des Saumes keine freien Cilicn, sondern „vibratilc Lamellen" (palettes) stehen. Auch aussen sollen sich jeder Membranelle noch eine bis mehrere freie Cilien anschliessen. Entz führt die augeblichen bogenförmigen Kadialreihen auf die bei der Schliessung des Peristoms über dem Peristomfeld zusammengckrümmten zonalen Membranellen zurück, welche dabei eine bogige, dem Centrum zustrebende Lagerung annehmen. Der Schein von Cilicnreihen rühre von der früher beschriebenen Zerfaserung der Membranellcn her. Dagegen wurde Fol 's Beschreibung durch die eben erschienene Arbeit Daday's (832) in der Hauptsache bestätigt. Dabei ist jedoch zu berücksichtigen, dass sich Fol's Angaben vor- nehmlich auf Godonella AmpuUa (Petalotricha) beziehen dürften, für welche denn auch Daday's Bestätigung im Besondern gilt. Während nämlich die paroralcn Cilien der meisten übrigen Tintinnoinen kurze und ziemlich dicke, etwas borsteuförmigc Gebilde zu sein scheinen, sind die der C. Ampulla sehr eigenthümlich gebaut. Nach Daday's Schilderung kann ich sie nur als lange, niedrige Membranellen auffassen, welche vom Umfang des sogen. Stirnzapfens radial bis an die zonalen Membranellen ziehen. Ihr äusserer Theil erhebt sich frei. Der ganze freie Eand dieser paroralen Membranellcn ist fein zerschlitzt. Demnach entsprechen diese Wimpergebilde dem inneren, radiär gerichteten Theilen der Cilienreihen Fol's und die Entz 'sehe Deutung letzterer ist hinfällig. Bei dieser Gelegenheit darf auch bemerkt werden, dass Häckel die paroralen Wimpergebilde der Godonella Galea als eigenthümliche, gestielte Läppchen beschrieb, üeberhaupt scheint aber die Untersuchung dieser Einrichtungen noch keineswegs ausreichend. Daday findet die paroralen Wimpergebilde in einer linksgewundenen Spirale geordnet, deren aborales Ende in geringer Entfernung vom Munde liegt. Dagegen ist die Zone nach ihm nicht unterbrochen , sondern ein circulär geschlossener Kranz. Auch dies ruft wiederum neue Zweifel bezüglich der Morphologie der Abtheilung hervor. Schon früher (p. 1339) bemerkten wir, dass auch die Vor tic eil inen neben der wahrscheinlich aus Membranellen bestehenden, äusseren oder eigentlichen Zone eine innere Reihe WimiDergebilde besitzen, welche wohl den seither besprochuen paroralen Cilien entsprechen werden. Diese Zusammensetzung der Wimperspirale aus zwei Reihen Cilieugebilden erwies La chniaun erst 1856, obgleich das optische Querschnittsbild der beiden Reihen schon seit alter Zeit bekannt war. Der Nachweis, dass eine Verschiedenheit zwischen der äusseren zonalen und der inneren paroralen Reihe der Spirale besteht, ist noch nicht erbracht; was allenfalls darauf schliessen lässt, wurde schon früher besprochen. Jedenfalls ist die Länge der Ciliengebilde beider Reihen gewöhnlich nahezu oder völlig gleich; auch erstrecken sich beide durch die ganze Ausdehnung der Zone. Nur selten scheinen die paroralen Cilien merklich länger wie die zonalen zu sein; am deutlichsten tritt dies auf Wrzesniowski's Abbildungen von Zoothamnium Cienkowskii und Ophrydium hervor (74, 19 und 75, 5c). Die Zone erreicht, vom Vestibulareingang an gerechnet, gewöhnlich IV4 bis VI2 Umgang. Bei der in vieler Hinsicht interessanten Epistylis Umbellaria erhöht sich die Umgangszahl auf ca. 4V/4 — i^j.,, wie ich übereinstimmend mit Wrzesniowski finde (74, 7d). Claparede und L., welche diese Eigenthümlichkeit zuerst bestimmt erwiesen, beob- achteten nur 3—37-2 Umgänge, wogegen Kent 5—6 angibt; beide Zählungen scheinen mir ungenau. Die Erhöhung der Umgangszahl kann nur durch secundäres Auswachsen des aboralen Endes der Spirale entstanden sein. Dieselbe Vermehrung der Umgänge geben Cla- parede und L. auch für Opercularia articulata an, bei welcher schon Stein (1854) •.mehrere" Wimperkreise Ijcmerkt haben wollte. Eigene Beobachtung (1875) einer Form, Peristüui- und Vestibularljcwiiniioruiig- der Perilricheii. 18K5 welche entschieden Opercularia articulata war (74, 9a), Hess nicht iiiclir wie l'/j Um- gänge auffinden, weshalb mir die früheren Angaben bestätigiingsbedürftig scheinen. Auch Engelmann's zahlreiche Skizzen dieser Art von ISGl zeigen dasselbe. Beide Reihen Winipergebilde setzen sich in schraubig-eni Verlauf bis ans innere Ende des Vestibulnms fort, indem sie in diesem ca. IV2 Win- dungen beschreiben; bei sehr langem Vestibulum (Epistylis Umbellaria) auch bis 2 oder etwas mehr. Auf der Grenze zwischen Vestibulum und Schlund bemerkt man bei Ep. Umbellaria deutlich einige in die vor- dere Schlunderweiterung (Pharynx) einrngende cirrenartige Gebilde (Klappe Greeff und Wrzesniowski), welche offenbar auch zur Fortsetzung der Spirale gehören. Im Vestibulum selbst sind die Wimpergebilde der Spirale stets gegen den Vestibulareingang gerichtet, haben also dieselbe Richtung wie im freien Thcil der Zone. Auch in der spindelförmigen Schlunderweiterung bemerkte ich bei Vorticella nebulifera deutlich einige rückwärts gerichtete Cilien. Schon d'Udekem zeichnete fast überall Cilien im Schlund, welche auch Nüsslin für Epistylis anzeigt. Stein (1859) vermochte keine Cilien in dem sogen. Pharynx nachzuweisen. Es existirt demnach eine Fort- setzung der Spirale in den Schlund selbst. Wegen ihrer Richtung können wir auch die klappenartigen Girren der Ep. Umbellaria schon zum Schlund rechnen. Bekanntlich erfährt die äussere oder zonale Reihe der Spirale kurz vor dem Vestibulareingang eine Umbildung, welche sich noch eine Strecke w^eit in den Schlund fortsetzt; sie wird zu einer Membran. Früher hatte man nur den optischen Längsschnitt, resp. den freien Rand derselben beobachtet und für eine im Vestibulum entspringende Borste gehalten. Lachmann entdeckte dieselbe und erwies ihre weite Ver- breitung, obgleich sie bei Opercularia schon Ehrenberg und Stein als Unterlippe bekannt war und demnach ursprünglich richtiger gedeutet wurde wie später. Bütschli stellte 1877 fest, dass die sog. Borste eine Membran ist, was Grub er und Entz bestätigten. Engelmann erkannte jedoch die wahre Natur der Borste von Vorticella Ca mpanula schon 1864, wie eine seiner Skizzen deutlich zeigt (uned.). Die Membran der Contra cti Ha ist gewöhnlich massig hoch und lang (73, Ua). Etwas höher wird sie schon bei gewissen Epistylis (74, 6), namentlich aber bei Opercularia (74, 9a; 10), wo sie deshalb so frühzeitig be- merkt wurde. Eine ganz extreme Ausbildung scheint sie bei einer von Kent entdeckten und jedenfalls irrthümlich zu den Spirochonina gezogenen Form zu erreichen (Spirochona Tintinnabul um Kent = Glossatella mh.; 73, 7). Sie besitzt hier im ausgestreckten Zu- stand nahezu die Höhe des Thiers und dehnt sich fast über V. Lmgang der Zone vom Vestibulareingang an aus, während sie sonst iast ubera I kurz nach dem Austritt aus dem Vestibulum endigt; länger wird sie aucli bei der auf T. 74, 10 abgebildeten Opercularia. Zur grössten Hohe erhebt sich immer das distale Ende der Membran ; von hier wird sie stetig 138H ^'iliata- niedriger und endigt scliliesslicli auslaufend in der Afterregion dse Vesti- bulnms. Jedenfalls bedarf ihre P'ndigung im Vestibulum noch genauerer Untersuchung. Geleugnet wurde die Existenz der Borste, resp. der Membran von Jamcs-Clarlv; er hielt sie für eine optische Täuschung, liervorgcrafen durch das Durchschnittbikl der äusseren Cilienreihe beim Eintritt in das Vestibulum. .J.-Cl. war deshalb der Ansicht, dass auch die innere (parorale) Cilienreihe, wenn sie sich ins Vestibulum fortsetze, den Anschein einer kür- zeren Borste hervorrufe, welche jedoch sonst Niemand bemerlitc Gewöhnlich erseheint die Membran bewegungslos, doch kann sie zweifellos eingezogen und niedergelegt werden, was beim Peristomschlnss geschehen muss. Claparede und Lachmann sahen sie manchmal in Bewegung gerathen, hauptsächlich bei der Ausstossung von Excrementen ; doch vermuthete Lachmann, dass dies passive Bewegungen seien. Ich kann die Membran daher nicht mit Gruber als „starr'' bezeichnen, stimme ihm jedoch darin bei, dass sie zur Leitung der Nahrungspartikel in den Vestibulareingang dient, was directe Beobachtung bei Carminfütte- rung lehre. Die Stellung der Membran, wie ein Fangschirm am Eingar/g der Vestibulai Öffnung, spricht bestimmt für diese Auffassung, welche auch die Erfahrungen über die Function der Membran bei Pleuronema u. A. unterstützten. ü. Der After als ec toplasm atisches Element. Eine besondere Afterstelle zur Aus^stossung der unverdauten Nahrungs- reste ist wohl allen, feste Nahrung verzehrenden Ciliaten eigen. Dennoch ist begreiflich, dass die SchAvierigkeit der Beobachtung ihre Fest- stellung bei manchen kleinen Arten vereitelte, oder doch Unsicherheit über ihre genaue Lage verursachte. Wir dürfen nämlich ebenso bestimmt behaupten, dass der After überall eine constante Lage hat und die De- fäcation nicht etwa an beliebigen Stellen der Oberfläche geschieht, wie es bei Protozoen, denen eine festere Ectoplasmahaut fehlt, gewöhn- lich zutrifft (den Sarkodina und wohl auch einem Theil der Flagellata). Ueber diesen Punkt bestehen unter den neueren Ciliatenforschern kaum Meinungsverschiedenheiten, wie schon daraus hervorgeht, dass die Meisten der Afterlage hohen systematischen Werth zuschreiben. Nur wenige Ab- weichungen von dieser Auffassung sind zu verzeichnen. So behauptet Kerbert, dass Holophrya multifiliis (sein Chromatophagus) die Excremente au beliebigen Stollen der Oberfläche entleere, was aber recht unwahrschein- lich ist, weil alle Verwandten sicher einen terminalen After besitzen. Ebenso unwahrschein- lich ist Erauer's Angabe, dass die Defäcation der Bursaria truucatella an beliebigen Stellen der Ventralseitc geschehe. — Wir dürfen mit Stein (1859 p. 85) annehmen, dass häufig pathologische Vorgänge (besonders durch unnatürlichen Druck hervorgeriifene) Täuschungen über die Afterlage hervorrufen können, da unter solchen Umständen Excrementballen auch an anderen Punkten der Oberfläche zuweilen hervorbrechen. Solche Vorgänge fallen aber eigent- lich in die Kategorie der Zerfliessungserscheinungen, welche erst später zu betrachten sind. Das Bestehen eines bestimmt localisirten Afters ist eine nothwendige Folge der Erscheinung, dass die grosse Mehrzahl der Ciliaten in der Pelli- After (Allg-emcines und Lage). 13H7 cula und Alveolarschicbt eine festere Umhüllung besitzt, welche nicht beliebig duichbroclien werden kann, in der vielmehr bestimmte Einrichtungen zur Detacation vorhanden sein müssen. Nur bei wenigen Formen wurden aber diese Einrichtungen genauer erkannt, speciell dann, wenn sich die Afterstelle als ein kurzes Köhrchen ins Innere fortsetzt. IJci der grossen Mehrzahl, wo ein solches fehlt, beobachtete man den Anus bis jetzt nur im Moment der Detacation als eine rundlich bis spaltartig sich öffnende Stelle der Oberfläche. Nach vollzogener Excrementation schliesst sich dieselbe wieder so vollständig, dass nichts mehr von ihr zu erkennen ist. Stein (1859) meinte daher auch, dass der After ,,in den meisten Fällen keine wirkliche Oefifnung, sondern nur eine bestimmte, sonst durch nichts aus- gezeichnete Stelle ist", ,, welche sich durch grössere Nachgiebigkeit und Permeabilität auszeichne", Maupas (1883) betrachtet den After dagegen richtiger als einen Spalt im Integument, dessen Ränder bei Nichtgebrauch dicht geschlossen und daher unbemerkbar sind , welcher sich also nur während der Ausstossung öffne. — Dieser Auffassung trete ich, wie ge- sagt, bei. Der Afterspalt durchsetzt die Pellicula saramt der Alveolarschicbt, wo letztere deutlich ist. Er gleicht in dieser Hinsicht sehr dem später zu besprechenden Porus der contractilen Vacuole. Dass er bis jetzt im Ruhezustand viel seltener bemerkt wurde als der Porus, ist erklärlich. Letzterer liegt über der durchsichtigen, hellen Vacuole, was ihn relativ deutlich macht; der After ruht hingegen direct auf dem körnigen, mehr oder weniger undurchsichtigen Entoplasma , seine Beobachtung ist daher recht schwierig. Hierzu tritt noch, dass der Afterspalt gewöhnlich ganz oder fast völlig geschlossen ist; während der Porus, welcher unausgesetzt gebraucht wird, immer offen steht. Die Richtigkeit dieser Auffassung zeigt die directe Beobachtung bei Balanti- dium elongatum St. (Schewiakoflf und Bütschli). Hier erkennt man den terminalen After stets deutlich als eine röhrige, ziemlich weite Durch- brechung der dicken Alveolarschicbt (s. nebenst. 1^'g- 22). . , ,. TT 1 • u Erklärung von Fig. 22. Hieran reihen sich die Vorkommnisse mit ^^. „.^ .^ „„ iiicidu jt,iucu öiuii uit, , Kji K, Hintere Körperspitze von Ba- deutlicher, tiefer ins Innere einspringender Alter- lantidium elongatum St. röhre. Stein beobachtete eine solche zuerst bei ;- SSH'llIu d^ l^ef !: Nyctotherus (66,5—6) und den Ophryo- f das Entoplasma. scolecinen (72, 7c). In beiden Fällen ist diese feine, gegen ihr Innenende sich ganz verengernde Röhre eine Emwachsung der sehr dicken sogen. Cuticula, welche sicher der Alveolarschicbt samn.t Pellicula entspricht. Der eigentliche After liegt also am Grunde der- selben. Bei gewissen Entodiniu märten mündet die Afterröhre in eine grubenförmige Einsenkung des Hinterendes, gcwissermaassen eine ^<.r- höhle des Afters. Ein kurzes Afterröhrchen zeichnet Wrzesniowski auch hei Loxophyllum Mole- 1388 ß'liat.^- agris (60, '2a.) und sjuicht bei Liouotus diai^hanus von einem „Mastdarm", welcher aber auf den Abbildungen nicht wahrzunehmen ist. Es ist zu berücksichtigen , dass für Nyctotherus bestimmte Angaben über die Ausscheidung der Excrementc durch die After- röhre fehlen, dagegen die contractile Vacuole durch dieselbe ausmündet. Gewisse Zweifel, welche sich hieraus über die Bedeutung der Röhre ergeben , sollen bei Besprechung der contractilen A^icuole eingehender erörtert Averden. Etwas zweifelhaft scheint auch das Vorkommen einer Afterröhre bei Folliculina. Möbius bemerkt, dass sich hinter dem After gewöhnlich mehrere Kothballen in einem Kanäle, „einer Art Enddarm", sammeln nnd schnell nach einander entleert werden. Ohne diese Beobachtung bestreiten zu wollen, scheint mir jener Kanal doch niclit der oben beschriebenen Afterröhre zu entsprechen, sondern, wenn thatsächlich vorhanden, eher eine DifTerenzirung im Entoplasma zu sein. Eine Ansammlung von Kothballen findet wenigstens in dem Afterrohr der ersterwähnten Formen nie statt. Es erübrigt noch, eine kurze Uebersicht der topographiscben ße- ziebui]g-en des Afters zu geben, wobei wir natürlich nicht alle Dififerenzen, welche zwischen den verschiedenen Beobachtern bezüglich gewisser Formen bestehen, erörtern werden. Die einfacheren Holo trieben verrathen deutlich, dass die ursprüng- liche Afterlage der Ciliaten eine aborale, terminale war. Bei den Enc he- iin en ist diese Lage fast durchweg verbreitet und erleidet nur da geringe Modificationen , wo das Hinterende schwanzartig zugespitzt ist (Lacry- maria, Dinophrya). Dann rückt der After subtermiual, mehr in die Region der Schwanzbasis. Es wäre ja kaum möglich, dass ansehnliche Nahrungsreste, wie sie hier gewöhnlich zur Ausscheidung gelangen, an der feinen Schwanzspitze austräten ; auch besteht diese gewöhnlich aus festerem Plasma, wie wir von früher wissen. Aehuliche Verhältnisse kehren bei den Trachelinen wieder. Die ungeschwänzten Trachelius und Loxophyllum (wahrscheinlich auch noch andere) besitzen einen terminalen, die geschwänzten Dilcpten und Lionoten einen subter- minalen After; bei Amphileptus (Stein) und Loxodes (Wrzes- niowski) wiederholt sich letzteres, ohne dass ein deutlicher Schwanz vor- handen wäre. Hinsichtlich der mehr ventralen oder dorsalen Lage des subterminalen Afters der Trachelinen stimmen die Beobachter nicht ganz überein; bei Dileptus soll er nach Quennerstedt und Wrzesniowski dorsal, nach Schewiakoff ventral, bei Loxodes nach Wrzesn. ventral liegen. Der letztere Beobachter beschreibt jedoch auch Lionoten mit schwanzförmiger Zuspitzung des Hinterendes und terminalem After. Die terminale, resp. schwach subterminale Afterlage kehrt bei fast allen P a r a m a e c i n e n und C h 1 a m y d o d o n t e n wieder. Stärker ventral verschoben ist der Anus, soweit bekannt, bei Frontonia leucas, wo er am Ende der vom Mund nach hinten ziehenden Rinne liegt (Sche- wiakoff); ferner bei Paramaecium Aurelia und caudatum, bei denen er sich ungefähr mitten zwischen JMund und Hinterende findet. Dieselbe Verschiebung scheint bei Pleuronema und Cyclidium, wenn auch nicht immer gleich stark eingetreten zu sein. Unter den Chlamy- dodonta ist bei Chilodon eine recht bemerkliche vcLtrale und etwas linksseitige Verlagerung des Afters eingetreten , welche jedoch wie bei anderen Chlamydodonten, wo sich das Gleiche finden dürfte, auf der früher besprochenen Verlagerung des hinteren Pols beruhen wird (s. p. 1231). After (Lage). •|;^g(j Für die Hete rot riehen gilt die amiähernd terminale Afterlage last noch allgemein. Um so bemerkcnswerther ist die auffallende Ver- schiebung bei Stentor und Folliculi na. Der After derselben liegt linkerseits, dicht hinter dem Peristomsaum und etwas vor der contractilcii Vacuole, welche die gleiche Verlagerung erfuhr. Bei Folliculina rückte der After mit dem Auswachsen der Peristomseiten zu den beiden Flügeln naturgemäss etwas mehr vom Peristomsaum ab, er liegt daher in der Basalregion des linken Flügels. Claparüde und Laclimanu vermutLeton schon, dass die interessante Verscliie- bung des Anus auf der bei Stentor häufigen, bei Folliculina sogar regelmässigen Bildung eines Gehäuses beruhen möge. Auch mir scheint dieser Umstand allein eine Erklä- rung zu bieten; ist dieselbe richtig, so folgt daraus andererseits, dass auch die Stentorcn, welche keine Gehäuse mehr bilden, von gehäusebauenden abstammen. Die schon wiederholt ausgesprochene Vermuthung, dass die übrigen Spirotricha stentorinenähnlichen Ursprungsformen entstammen, wird auch durch die Afterlage eiuigermaassen unterstützt. — Unter den Oligo- tricha besitzen wenigstens die Tintinnoinen nach Entz einen den Stentoren ähnlich gelagerten After, linkerseits dicht bei der contractilen Vacuole, in geringer Entfernung hinter dem Mund ; wogegen Stein (1867) eine terminale Afterlage angab. Letzteres berichtete er auch von Hal- teria (1859j. Dennoch möchte ich eher vermuthen, dass auch bei den Halter inen, namentlich aber bei Strom bidium der After weiter vorn und efewa:s links liegt. Ausser St ein' s Angabe für Halteria finde ich jedoch keine w^eitere. Die Ophryoscolecina zeigen dieselbe Ditfe- renz der Afterlage, welche wir schon anderwärts fanden. Bei den unge- schwänzten Formen von Entodiuium und Diplodiuium liegt der After terminal; bei dem langgeschwänzten Ophryos colex hingegen an der Schwauzbasis (Stein). Von der Afterröhre dieser Familie war schon früher die Rede. Auch die Hypotricha schliessen sich insofern den Stento- rinen an, als ihr After fast nie terminal, sondern in ziemlicher Ent- fernung vom Hinterende liegt. Bei den Oxytrichinen findet er sich wohl immer dorsal und dem linken Rande ziemlich genähert; gewöhnlich neben oder etwas vor der linken Aftercirre, wo solche deut- lich sind. Die Entwicklung eines laugen Schwanzes scheint auch hier zuweilen eine bedeutendere Vorwärtsverlagerung zu bedingen, wenigstens findet sich der After bei Epiclin tes au der Basis des Schwanzes mitten auf dem Rücken (Stein). Wie sich die langgeschwänzten Urolepten verhalten, ist unsicher. Etwas zweifelhaft sind die Verhältnisse bei Uro- styla, wo Stein bald die Entleerung rechts neben den Aftercirren (U. Weissei), bald ({]. grandis) nahezu terminal bemerkt haben will, wäh- rend Wrzesniowski bei U. flavicans den After dorsal gegenüber der Basis der rechten Aftercirre fand. Dass die Oxytrichinen gelegent- lich eine Abweichung von der Regel zeigen, ist möglich, da der After der Euplotina entschieden ventral und ein wenig hinter den rechten After- 1390 Ciliata. cirren liegt (Stein, Maupas); auch bei den Aspidiscina kehrt er in entsprechender Lagerung wieder. Diese Abweichung erscheint um so interessanter, als sie auch die contractile Vacuole betrifft, was gleich den seither besprochnen Verlagerungen eine gewisse, wenn auch häufig ver- misste Beziehung zwischen After und contractiler Vacuole zu erweisen seheint. Grosse üngicherböit herrscht über die Afterlage der Oxytrichinen-tjattung Sticho- tricha. Bei der gehäusebewohnenden St. Mülleri Lachm. sp. besclirieb Lachmann den After auf der Dorsalseite des Rüssels ziemlich weit vor dem Mund. Seine An- gabe lautet so bestimmt, dass ein Zweifel kaum berechtigt scheint. Entz verlegt den After der St. secunda auf den linken Band der Bauchseite (?), dicht hinter die contractile Vacuole; Stolpes sogar ans Hinterende. Hudson 's Angabe ist mir unverständlich. Wenn sich die stark vorderständige Lage des Afters, welche älmliches bei den übrigen Oxytrichinen weit übertrifft, bestätigen sollte, so hätten wir hier einen mit Stentor analogen Fall, da die Verschiebung wohl auch auf die Gehäusebildung zurückzuführen wäre. Aeltere Beobachter, Glapariide-Lachmann, Stein, neuerdings auch wieder Kent. verlegten den After der Oxytrichinen auf die Ventralseite. Erst Engelmann (1SG2) erkannte die dorsale Lage überall bestimmt, was später Wrzesniowski (1870) für einzelne Formen und Maupas allgemeiner bestätigten. Stein hatte nur l)ei Epiclintes die dorsale Lage ermittelt. Von einem den Stentor inen und gewissen Hypotrichen ähn- lichen Verhalten müssen sich auch die eigenthUmlichen Einrichtungen der Vorticellinen ableiten. Wir erfuhren schon früher, dass deren After in das Vestibulum gerückt ist und hier nicht weit vor der EinmUn- dungsstelle der contractilen Vacuole (resp. des Reservoirs derselben) liegt. Wir finden ihn dicht vor dem inneren Ende der contractilen Membran (Lachmann, Carter, Greeff, Wrzesniowski), also ungefähr in der Mitte des Vestibulums nach unserer Auffassung, an der convexen Seite des Vestibulums (der hinteren nach unserer Auffassung). Er liegt dem- nach dem Vestibulareingang näher wie die Mündungsstelle des Reser- voirs der contractilen Vacuole, welche sich etwas tiefer wie das Ende der contractilen Membran findet. Die ausgestossenen Excremente passiren also zwischen der convexen hinteren Wand des Vestibulums und der contractilen Membran, kommen also nicht in Conflict mit den eintreten- den Nahrungskörpern. Die contractile Membran scheidet den distalen Theil des Vestibulums in einen weiteren Kanal zur Nahrungseinführung und einen engeren zur Ausleitung der Excremente. Eine Verschiedenheit der Afterlage, wie sie Stein (1859) bei den Formen mit horizontal verlaufendem Vestibulum und denjenigen mit senkrecht absteigendem, stark erwei- tertem, speciell Opercularia, annahm, dürfte sicher nicht existiren. Dass der After der Opercularia, welchen Stein entdeckte (Op. berberina 1854), scheinbar im Grunde des Vestibulums liegt, wie er angibt, beruht darauf, dass der distale Theil ihres Vestibulums bis zum Ende der contractilen Membran sehr erweitert ist, die convexe Wandscite des Vestibulums daher unter Bildung einer horizontalen Biegung in den nicht besonders erweiterten inneren Theil fortsetzt (s. 74, 9a). Diese Biegung oder der Boden der Erweiterung ist es, welche Stein den Grund des Vestibulums nannte und wo der After liegt. Der vermeintliche Unter- schied wird weiter dadurch hinfällig, dass Stein's Angabe über die Afterlage der Vorticellinen mit horizontalem Vestibulum zum mindesten unklar, wenn nicht unrichtig ist. Es heisst bei ihm, der After liege ,.ganz im Hintergrund des Vestibulums an dessen oberer After (Lage). Enfoplasma. loÜl Wand diclit über der eigentlichen Mniulölt'nung" , Angaben, welche kaum mit denen der übrigen Beobachter zu vereinigen sind. Irrthumlich scheint auch James- Clark 's Bericht über die Lage des Anus bei Trichodina zu sein. Derselbe soll etwa gerade gegenüber der Stelle, wo er sich bei den übrigen findet, an der concavcn Seite des Vestibulums liegen. Auch der geschlossene After der Vorticellinen scheint durch keinerlei besondere Auszeichnungen bemerkbar zu sein. Nur Everts will bei Vorticella ncbulifera ein sehr kurzes, bewimpertes „After- rohr" als Anhang des Vestibulums gefunden haben, durch welches die Ausscheidung der Ex- cremente geschehe. Schon die ürsprungsstelle jedoch, welche diesem Bohr angewiesen wird, nämlich die Grenze von Vestibulum und Schlund (nach unserer Bezeiclinung) macht die Schil- derung unglaublich; der After liegt, wie oben bemerkt wurde, dem Vestibulareiiigang viel näher. Möglicher Weise veranlasste das Reservoir der contractilen Vacuole diese Deutung. Das Historische über den After der Vorticellinen wurde schon bei der Besprechung des A^estibalums genügend erörtert (s. p. 1359). Wenn wir uns der früher versuchten Ableitung der Vorticellinen (s. p. 1251) erinnern, so ergibt sich, dass die contractile Vacuole wie der After bei den Urformen in nächster Nähe des Munds und am linken Rand, eher vielleicht sogar etwas dorsal, gelagert sein mussten, um bei der Vertiefung der Mundregion zum Vestibulum in dieses aufgenommen werden zu können. Die .relative Lage des Afters zur contractilen Vacuole macht ferner wahrscheinlich, dass der erstere entweder näher am linken Rand, oder wie annehmbarer, etwas hinter der Vacuole befindlich war. E. Das Entoplasma (Innenparenchym Stein u. A., (Thymus Clap.-Lachm., Eudosarc Maupas). a. Bau. Bei der besonderen Bedeutung, welche die richtige Auf- fassung des Entoplasmas für die Morphologie der Ciliaten besitzt, musste die historische Entwicklung der Frage schon im geschichtlichen Abschnitt genauer berücksichtigt werden. Daher verweisen wir bezüglich der älteren Ansichten auf dieses Kapitel. Das Entoplasma bildet bekanntlich die Hauptmasse des Ciliatenkör- pers, ja bei Formen mit völlig mangelnder Differenzirung eines Ecto- plasmas, wenn solche thatsächlich existiren, den ganzen Körper. Schon früher betonten wir, dass eine scharfe Grenze zwischen dem flüssigeren, häufig beweglichen Entoplasma und dem Corticalplasma nicht gezogen werden kann, dass beide vielmehr in einander übergehen. Dieser Uebergang kann allmählicher oder plötzlicher geschehen. Wo wirkliche Structurdiflferenzen beider Plasmaregionen fehlen, ist es, wie bemerkt wurde, ausschliesslich die consistentere Beschaffenheit des Corticalplasmas und das sonstige damit verknüpfte Verhalten , wodurch der Unterschie.l angezeigt wird. . Die früher geläufige Auffassung des Entoplasmas als einer homogenen, structurlosen schleimigen Eiweisssubstanz, resp. einer Mischung solcher Substanzen, muss nach den neueren Erfahrungen nmdific.rt werden. Auch das Entoplasma besitzt den alveolären Bau der ül)ngen Kurper- schichten. Was wir bei Schilderung der Ectoplasmastructuren über d,e alloemeine Auffassung des Alveolarwerks bemerkten, gut auch lür 1392 Ciliata. das Entoplasma. Die vvabige Structiir des letzteren ist stets sehr lein ; sie erreicht häufig die Grenze unserer optischen Hiilfsniittel. Die Maschen (oder Wabeudurchschnitte) sind unregelmässig bis regelmässiger poly- gonal und ihre Knotenpunkte meist deutlich verdickt. Regelmässige Anord- nung der Maschen in bestimmten Richtungen fehlt gewöhnlich, kann je- doch wohl unter besonderen Bedingungen auftreten. Unserer Anschauung gemäss ist die Structur des Entoplasmas gleichfalls eine waljige, keine sjiongiöse, wie sie Leydig (1883) auffasst, dem sich Fabre (804) auschliesst. Die Gründe hierfür wurden schon früher dargelegt. Zu deren Unterstützung führen wir nocli an, dass ausgeflossenes Entoplasma (z. B. von Paraniae ci um), welclies die Maschenstructur anfäng- lich deutlich zeigt, bald eine Umwandlung erleidet, indem die Substanz des Wabengerüsts (Spongioplasma Leydig, Plasma Bütschli) voluminöser und der helle Inhalt jeder Wabe (Hyalo- plasma Leydig, Chylcma Strasburger) unter Abrundung zu einer kleinen Vacuole wird. Wir erklären diese Erscheinung folgendermaassen. Die Gerüstsubstanz quillt zunächst unter der Ein- wirkung des umgebenden Wassers. Damit wird der Chylemainhalt der benachbarten Waben weiter aus einander gerückt und die directe molekulare Einwirkung derselben auf einander, welche die ursprüngliche Seifenschaumst ructur bedingte, aufgehoben. Seiner flüssigen Natur ent- sprechend muss sich nun der Inhalt jeder Wabe kuglig abrunden, d. h. zu einer deutlichen Vacuole werden. Längere Wassereinwirkung fuhrt schliesslich unter fortdauernder Wasseraufnahme zur Auflösung des Ganzen. Diese Erfahrung beweist die flüssige Natur des Chylemas wie die des Plasmas; letztere folgt jedoch, wie wir bald sehen werden, auch aus anderem. Wenn ich so für den Wabenbau des Plasmas und des Entoplasmas im Speciellen eintrete, muss ich doch die Möglichkeit zugeben, dass zuweilen benachbarte Waben in einander durch- brechen mögen und so ein spongiöser Bau sich stellenweise ausbildet. Diese Frage bedarf wie die gesammte Plasmastructur noch eingehender Erforschung. Wir stehen hier vor einer Erscheinung von ähnlicher Verbreitung und Bedeutung, wie der Aufbau der höhereu Orga- nismen aus Zellen, ohne vorerst den leitenden und aufklärenden Gedanken zu besitzen; ähn- lich wie es den Beobachtern der Zellgewebe vor der Begründung der Cellulartheorie ging. Fabre betonte vor Kurzem, dass die Maschenstructur des Entoplasmas von Innen nach Aussen dichter wird; mir ist Derartiges nicht bekannt. Im Corticalplasma mag der Maschenbau vielleicht häufig dichter sein, wie im beweglichen Entoplasma, doch ist zweifelhaft, ob Fabre's An- gabe in diesem Sinne zu deuten ist. Specielleres über die relative l<'einheit und weitere Besonderheiten des Wabenwerks lassen sich heutzutage nocli kaum mittheilen. Wohl zu unterscheiden von der feinen Wabenstructur ist das häufige Vorkommen eines gröberen alveolären oder vacuolären Baus. Manche Ciliaten scheinen ein solches Entoplasma nie auszubilden, vielmehr stets ein nicht vacuolisirtes, sog. compactes zu besitzen, welchem die feine Wabenstructur natürlich nicht fehlt. Die meisten Hypotricha gehören hierher; doch dürfte das Gleiche noch öfter vorkommen, namentlich bei kleineren Formen. Auch unter den Vortic eil inen und bei vielen Holo- trichen wurde eigentliche Vacuolisation bis jetzt kaum bemerkt. Doch sind auch bei den erwähnten Ciliaten gelegentlich grössere oder kleinere Vacuolen im Entoplasma zerstreut, welche stets kugelig erscheinen. Dies beweist sicher, dass sowohl ihr Inhalt, wie das sie um- schliessende Entoplasma den Gesetzen flüssiger Körper folgen , also auch die dichtere Substanz des Wabengerüstes, das eigentliche Plasma, dickflüssig sein muss. Bei vielen Ciliaten werden die Vacuolen im ganzen Ento- plasma so zahlreich, dass dasselbe schaumig wird. Drängen sich Entoplasma (Structiir, Vacuolisation). ]3c);) die Vacuolen genügend dicht zusammen, so beeinflussin sie gegenseitig ihre Gestalt, das Entoplasma wird netzig- schaumig. Wir linden hier die Strnctur im Gröberen, welche die Wabenstructur im Kleinen zeigt, und letztere kommt natürlich auch den Wänden dieses gröberen entopl'asma- tischen Vacuolenwerks zu. Bei den früher geschilderten Al)theihingen begegneten wir einer analogen Ausbildung des Plasmas schon häuliir, b!akl des peripherischen, bald des centralen, oder beider zugleich. xUs Beispiele solcli' racuolär- schaumiger Bescliaffenlieit des Entoplasmas können wir zahlreiche Holotricha aufführen, so Actinobolus (Entz), Prorodou zuweilen (Rütschli), Frontonia leucas (Maupas, Biitschli), Trachelocerca plioenicop terus zuweilen (Cohn), Trachelius (Amphilepfus) Gutta (Cohn). unter den Heterotrichen begegnet uns das Gleiche sehr schön bei Bursaria (Clapar.-Lachm., Lieberlc, Stein etc.') und wohl noch anderwärts. Bei Individuen von Stylonichia Mytilus, welche an Wassermangel litten, zuweilen jedoch auch bei normalen, fand Stcrki d;is Plasma durchaus vacuolfir-netzi«' ; demnach tritt diese Erscheinung auch bei Hypotrichcn auf, aber wohl vorzugsweise pathologisch. Letzterwähnte Beobachtung und Anderes zeigen, dass diese Ento- plasmabeschafifenheit überhaupt nichts ganz constantes ist. Noch bei manch anderen Ciliaten wird sie zeitweise auftreten; auch werden bei jenen, welche das vacuolär-netzige Entoplasma ziemlich normal besitzen, Ver- schiedenheiten in der Deutlichkeit und dem Grad seiner Ausbildung vor- kommen. Dies folgt schon aus dem zeitweisen Schwinden der Vacuoli- sation bei einzelnen. Bei Bursaria tritt dies bei der Encystirung stets ein; nach dem Verlassen der Cyste bildet sich die Vacuoli- sation wieder allmählich aus (Brauer). Diese Erfahrungen beweisen auch, dass kein scharfer Unterschied zwischen dem Auftreten einzelner Vacuolen und totaler Vacuolisation besteht. Der letzten Etappe der Vacuolisation begegnen wir schliesslich bei denjenigen Ciliaten, deren Entoplasma auf ein netzartig anastomosirendes Balkenw^erk reducirt wmrde, indem die benachbarten Vacuolen in einander durchbrachen. Die Vacuolenflüssigkeit (Zellsaft) ist zu einem continuir liehen Saftraum, welcher das Balkenwerk umspült, zusammengeflossen. Dass auch diese Zustände des Entoplasmas nicht scharf von einfacher Vacuolisation geschieden sind, ist natürlich. Einzelne Vnciiolcn werden sich häutig ohne Zusammenhang mit dem allgemeinen Saffrnuni erhalten, oder sich erst später in denselben öffnen, Verhältnisse, wie wir sie ganz ähnlich schon bei Noctiluca fanden. Es scheint, dass das balkennetzige Entoplasma vorwiegend bei grossen Ciliaten auftritt. Die Anordnung der Netzbalken unterliegt beträchtlichen Verschiedenheiten. Ursprünglicher erscheint ein ziemlich regelloses, na- türlich veränderliches Netzwerk von Strängen. Wir finden ein solches häufig bei grösseren Heterotrichen, so Blepharisma (Bütschlij, Condylo Stoma patens (Quennerstedt, Maupas), C. Vorticella (Bütschli), Stentor und wohl noch manchen anderen. Häufig dürfte das Entoplasma dieser Formen streckenweise oder im Ganzen den Charakter totaler Vacuolisation noch ziendich bewahrt haben. Bronn, Klassen des Thier-Reichs. Protozoa. OO 1394 Ciliata. Bei den Holotricbeu Trachelius (59, 3) und Loxodes (60, 3 b) ist die Anordnung der Plasmabalken so modificirt, dass ein ansebnlicher Strang durch die Läugsaxe zieht, von welchem allseitig zahlreiche zartere, verästelte oder unverästelte Zweige zur Körperwand aus- strahlen, um sich mit der relativ dünnen, oberflächlichen Entoplasmalage zu vereinigen. Wie zu erwarten, zieht auch zum Schlund ein solcher Ast, wenn der Centralstrang nicht selbst den Oesophagus erreicht. Natürlich ändert sich die Anordnung der Stränge fortwährend, obgleich langsam, diiferirt daher auch bei verschiedenen Individuen beträchtlich. Wir erfuliren schon, dass die Verliältnisse von Trachelius seit Ehren berg häufig als schlagender Beweis eines Darmkanals angeführt wurden. Obgleich schon Siebold (1845) und Cohn (1S53) die richtige Erklärung gaben, vertheidigten Claparede und Lachmann von neuem die alte Ansicht, der auch Lieberkühn zustimmte. Joh. Müller entdeckte (1856) die ähnliche Bildung bei Loxodes, ohne eine Erklärung zu versuchen, stimmte jedoch wohl seinem Schüler Lieb erkühn bei, welcher Loxodes einen verästelten Darm zuschrieb. Auch Gegenbaur befreite sich 1856 noch nicht ganz von der Vorstellung eines Darmappa- rats bei Trachelius, obgleich er die wechselnde Anordnung der Stränge und die Identität ihrer Substanz mit der der Körperwand beobachtete. 1861 und 1871 schloss sich Slack der Darmtheorie noch an. Stein (1859), Schmidt (1864), Schwalbe (1866) und zahlreiche Spätere brachten die richtige Auffassung zu allgemeiner Geltung; für Loxodes verdanken wir dies namentlich Wrzesniowski's Untersuchungen (1870). Bei Trachelius Ovum besteht eine gewisse Unsicherheit über die Gegenwart einer zweiten Oeffnung (ausser dem Mund) , welche ungefähr in der Mitte der Ventralseite liegen soll. Gegenbaur entdeckte sie 1856 und hielt sie für den Mund, letzteren selbst aber für die Oeffnung, durch welche Wasser von Aussen in den Saftraum („Leibeshöhle") eingeführt werde. Stein corrigirte 1859 diese Auffassung, indem er den Mund in sein Eecht setzte; die hintere, nach ihm in der Mitte der rechten Seite gelegene Oeffnung diene wahrscheinlich der Zu- und Abfuhr des Wassers. Eigentlich bemerkte er nur einen länglich elliptischen Spalt, welcher in eine trichterförmige, bewimperte Vertiefung führte. Eine Oeffnung auf dem Grunde der Vertiefung hielt er für wahrscheinlich, beobachtete sie jedoch nicht direct. Dieselbe Auffassung vertrat Schwalbe (1866). Balbiani deutete dagegen (1861) den Mund als Geschlechtsöffnung, die hintere Oeffnung mit Gegenbaur als Mund und beschrieb einen Sphincter um letztere. Ihm schloss sich 0. Schmidt (1864) an. Stein gab 1867 seine frühere Ansicht auf; die hintere Oeffnung fände sich überhaupt nicht bei allen Individuen und es sei wohl nur eine blinde taschenförmige Einsenkung. Hiermit stimmt, dass auf Lieberkühn's zahlreichen genauen Abbildungen nichts von der hinteren Oeffnung an- gedeutet ist und auch ich sie bei mehrfacher Untersuchung nicht bemerkte. Immerhin ver- dient die Angelegenheit erneute Beachtung. b. Die Strömungserscheinungen des Entoplasmas müssen wir gleich hier besprechen, weil sie stets als besonders wichtig für die Beurtheilung des Entoplasmas betrachtet wurden. Mit Clapa- rede-Lachmann darf wohl behauptet werden, dass Bewegungen des Entoplasmas, resp. Verschiebungen in demselben allen Ciliaten eigen sind. Bei der Mehrzahl erfolgen dieselben jedoch langsam und unregelmässig, sich häufig nur stellenweise, als hin- und herwogende Verschiebungen äussernd, welche natürlich an den Inhaltsbestandtheilen am besten verfolgt werden. Die allgemeine Verbreitung der Erscheinung muss jedoch zum mindesten für alle Ciliaten zugegeben werden , welche feste Nahrung aufnehmen, indem die auszuwerfenden Nahrungsreste stets, wenn auch Entoplasma (netzförmige Anordnung; Ströuuingscrscheinungon). 13(15 häufig sehr langsam zum After geschafft werden müssen, was nur dimh Verschiebungen des Entoplasmas zu Stande kommt. Damit ist jedoch nicht ausgeschlossen, da?s gewisse Formen längere Zeit keine Entophasma- bewegungen zeigen, resp. diese so langsam geschehen, dnss sie nicht direct wahrzunehmen sind. In letzterwähnter Weise scheinen nach Maupas' Angabe, mit welcher die Beobachtungen der früheren Forscher harmoniren, die N'erhältnisse bei den Hypotricha meist zu liegen, w\ahrscheinlich aber noch bei vielen Anderen!! Dass al)cr auch bei Vertretern dieser Unterordnung gelegentlich deutliche Strömung vorkommt, wird gleich geschildert werden. — Wogende Bewegungen, welche langsam' und in ungeordneter Weise nach verschiedenen Richtungen stattfinden, wurden vielfach constatirt. Speciell bei stark vacuolisirtem bis spongiösem Entoplasma scheint diese Bewegung häufig zu sein, so bei Stentor und Condylostoma (Maupas). Aehnliches gibt Maupas auch von Glau- coma pyriformis und Coleps hirtus an. Ueberhaupt dürften solche Strömungsvorgänge am weitesten verbreitet sein. Entsprechen- des kehrt bei balkennetziger Anordnung des Entoplasmas wieder. Dass der Verlauf der Stränge sich fortdauernd, wenn auch langsam ändert, wurde bei Trachelius Ovum schon frühzeitig (Gcgenbaur 1856) be- merkt; 0. Schmidt (1864) verfolgte auch die langsame Strömung in den Netzsträngen und verglich sie direct den entsprechenden Erscheinungen pflanzlicher Zellen. Bei Loxodes scheinen die Bewegungen noch lang- samer zu sein, da Wrzesniowski (1870) ,, keinerlei Bewegung im Innenparenchym'' bemerkte. Fehlen werden sie jedoch sicher nicht, dafür garantirt schon die allmähliche Ansammlung der Nahrungsreste im Hinterende. — Am frühesten wurde die regelmässig strömende oder circulirende Bewegung (Cyclose) des Entoplasmas beobachtet, Avelchc manchen Ciliaten eigen ist und gewissermaassen die höchste Stufe der Strömungserscheinungen repräsentirt. Längst bekannt ist das Pliänouien bei Paramaecium Bursaria. Seiner Entdeckung und weiteren Ver- folgung, sowie der bedeutsamen Rolle, welche es für die Auffassung des Infusorienorganismus erlangte, wurde schon im historischen Abschnitt ge- dacht. Weitere Beispiele schlössen sich diesem bald an. Bei Paramae- cium Aurelia verläuft die Rotation beträchtlich langsamer (Focke 1842, 54, Stein 1859, Perty 1864, Quennerstedt 1865). Rasche energische Cyclose zeichnet namentlich auch Nassula aurea und elegans aus (Focke 1844, Bütschli 1873); bei anderen Arten der Gattung geschieht sie langsamer. Recht langsam erfolgt die Cyclose bei Frontonia Icu- cas (Maupas), Glaucoraa, Colpidium, Urocentrum fSchewiak.), Pleuren ema chrysalis (Fahre). Bei der erstgenannten Art be- merkten aber frühere Beobachter und Schewiakoff recht energische Strö- mung. Beispiele energischerer Rotation bieten dagegen wiederum Col- poda Cucullus (Maupas), Didinium nasutu m (Balbiani) und Bal- bianii (Schewiak.), Entodinium (Schuberg), Balantidium Fnto- 88* 139() Ciliata. />oon (Stein 1807), sowie die Vorticellidincn im Allgemeinen (Pocke 1836, 1844, Lach mann und Carter 1856 sowie A.). Gemessen wurde die Schnelligkeit der Cyclose nur selten ; die ein- zigen Angaben beziehen sich auf die besonders energische Strömung von P. Bursaria. Cohn bestimmte die Umlaufszeit hier 1853 auf VI„—2, 1854 auf ca. 3 Minuten; Eberhard (1858) auf 1 Minute. IVg— 2 Minuten Umlaufszeit entspricht ca. 2—2,5 /< Weg pro Secunde. Bei den Vorti- cellinen ist die Strömung beträchtlich langsamer. Das gesammte Entoplasma nimmt in der Regel an der Rotation Theil. Eine loeal beschränkte Rotationserscheinung beobachtete nur AVrzes- niowski (1870) bei einer Varietät des Euplotes Patella. Er be- merkte hier Rotation innerhalb einer beschränkten Stelle zwischen Schlund und contractiler Vacuole; ob dieser Vorgang jedoch der eigent- lichen Cyclose entspricht oder nur eine Weiterbewegung der mit gewisser Kraft eingetriebenen Nahrungskörper ist, scheint zweifelhaft. Wenn das gesammte Entoplasma circulirt, so muss die Schnelligkeit der Bewegung natürlich vom Centrum gegen die Oberfläche zunehmen, was auch für P. Bursaria von Stein, für die Vorticellidincn von Greeff und Everts hervorgehoben wurde. Die Rotationsrichtung scheint stets in gewisser Beziehung zum Mund zu stehen, zum mindesten ist sie so gerichtet, dass die am Schlundende in das Entopkasma tretenden Nahrungskörper oder -Vacuolen von der Strömung erfasst und weiter geführt werden. Wenn der Schlund daher, wie bei den meisten der aufgeführten Ciliaten, deutlich nach hinten ge- richtet ist, so streicht die Strömung längs des Schlundes nach hinten und führt die Nahrungskörper mit sich. Bei Param. Bursaria zieht der Strom auf der rechten Körperseite nach hinten , um auf der linken wieder nach vorn zu eilen. Bei den Vorticellidincn verläuft die Strömung im Allgemeinen ähnlich, steigt längs der Mundseite und am Schlund hinab, um an der gegenüberliegenden Seite wieder emporzusteigen. Bei Nassula aurea beobachtete ich (1871) etwas eigenthümliche Verhält- nisse. Der Strom bewegte sich rechterseits von vorn und hinten gegen das Ende des Reusenapparats, um auf der linken Seite stark nach vorn zu eilen. Dagegen beobachtete Engel mann (1861 uned.) die starke Strömung dieser Art etwas anders, wenn auch in mancher Hinsicht ähnlich. Vom Schlundende bewegte sich der Strom gegen das Hinterende und theilte sich hier in einen rechten und linken. Der erstere stieg rechts und auf der Rück- seite, der zweite links und auf der Ventralseite nach vorn. Wahrschein- lich stossen diese beiden entgegengesetzten Ströme in der mittleren rechten Region theilweise aufeinander und biegen gegen das Schlundende ein, wie ich es bemerkte, weil dann erst der von E. angegebene Verlauf einen Abschluss erhalten würde. Abweichend von dem seither Beschriebenen soll sich nach Maupas Cölpoda Cucullus verhalten, dessen Entoplasma längs der Bauch- seite nach vorn eilt, um auf der Rückseite zurückzukehren. Die Nahrungs- Eiitoi)lasuia (Ströuiuugäersclrciuuiigcii). 131)7 ballen würden denmaeb bier, entgegen dem gewobiilicben \erbalten zu- nächst nach vorn geführt werden. ' Eigenthünilich und für die oben betonte Beziehung der .Strünuin- zum Munde bedeutungsvoll ist der Verlauf bei Didinium nasu tum" nach Balbiani. — Der Strom steigt hier an dem axial gelagerten Keu Jen- apparat von vorn nach hinten hinab, biegt am llinterende allseitig nach vorn um und eilt auf der gesammten Oberfläche dem Oralende wieder zu. Eine ziemliche Aehnlichkeit mit Nassula aurea wäre demnach nicht zu verkennen. Schewiakoff glaubt dagegen bei Didin. Balbianii einfache Circulation in gewöhnlicher Weise beobachtet zu haben. Strömungserscheinungen im Corticalplasma erwähnte bis jetzt nur Everts von Vorticella. Dieselben sollen sehr langsam geschehen und so, dass stets ein ab- und ein aufsteigender Strom in der Dicken- richtung des Corticalplasmas neben einander verlaufen. Der innere Strom bewege sich stets in umgekehrter Richtung wie der angrenzende, viel energischere des Entoplasmas. Weiteres hierüber müssen erneute Unter- suchungen lehren. Ueber die Ursachen der regelmässigen Cyclose wie der ungeordneten Strömungserscheinungen lässt sich zur Zeit ebensowenig etwas Bestimmtes sagen, wie über die Strömungserscheinuugen des Plasmas überhaupt. Denn dass das fragliche Phänomen mit den Strömungen im Plasma der Rhizopoden und Pflanzenzellen identisch ist, scheint nicht zweifelhaft und wurde auch schon von den ersten, wie zahlreichen späteren Beobachtern behauptet (Gruithuisen, Carus, Kölliker, Siebold, Cohn, Bal- biani, Everts etc.). Man kann sich zwar vorstellen, dass die Waben- structur des Entoplasmas veränderlich ist, dass bei Veränderung des Ge- halts des Chylema's an Wasser und anderen gelösten Stoffen die Gestalt der Waben sich ändert und Verschiebungen stattfinden, indem an verschie- denen Stellen des Entoplasmas die Waben sich bald strecken, bald ver- kürzen. Von der Entstehung der geordneten Cyclose [vermag ich mir jedoch auch unter dieser Voraussetzung einstweilen kein Bild zu machen. Die früheren Erklärungsversuche scheinen sämmüich unzutreifend. Die haltlosen gelegent- lichen Hinweise auf ein inneres Wimperepithel, worauf sogar noch Claparede-Lach- mann anspielten, bedürfen keiner Besprechung '■*•). Die Meinung, dass die den Schlund uüt einer gewissen Geschwindigkeit passirenden Nahrungskörper oder Vacuolen sich gegenseitig fortschöben (Meyen), verdient in Anbetracht der Gleichmässigkeit des Stromes und der Thaf- sache, dass derselbe bei Nassula und Didinium, welche nicht fortwährend. Nahrung oder Wasser aufnehmen, ununteibrochen andauert, keine weitere Widerlegung. Ziemlich dasselbe besagt die 1858 von Eberhard, 1S59 und 1867 von Stein versuchte Erklärung, welche die Ursache der Eotation in dem von den Schlundcilien erregten „Nahruugs- oder Wasserstrom" erblickte. Auch Greeff (1870 und ISl'S) und Entz (188S) glauben, dass dieses Moment bedeutenden Antheii am Zustandekommen der Girculation der Vorticellidiuen etc. habe. Diese Annahme wird durch dieselben Gründe wie die ersterwähnte widerlegt. Es scheint. *) Die Annahme eines Wimperepithels der sogenannten Leibeshöhle der Ciiiaten wird gewöhnlich Carter (1856) bestimmt zugeschrieben. Mit Sicherheit lässt sich dies nicht be- haupten; doch ist Gart er 's Darstellung vielfach so confus, dass dergleichen wohl heraus- gelesen werden konnte. 1398 Ciliata. seltsam, flass Stein diese EiiUiriiiig- rler Circulation verbuchte, obgleich er selbst Verscliie- biiiigeu im Eiitüplasma auf Coiitiactiuiieii desselben ziiriickfulirte und dies für die Deutung des Entoplasmas richtig verwerthete. Neuerdings glaubt Fahre (804) das Verstiindniss der Erscheinung durch die Annalime zu erleichtern, dass die Circulation nicht die Gerüstsubstanz (^Plasma) des Eiitoi^lasmas ergreife, vielmehr allein im Gliylema geschehe, welches das nach seiner Meinung spongiöse Gerüst allseitig durchdringt. Schon die älteren Erfahrungen lassen jedoch eine solche Auffassung nicht zu. Die Nahrungsvacuolen und andere Inhaltskörper, welche der Strom fortführt, liegen nicht im Chylema, sondern im wabigen rrotoplasma, und da sie sich nicht aus eigener Kraft fortbewegen können, muss das umgebende Plasma sie treiben. Andererseits hegen wir bekannt- lich die üeberzeugung, dass das Chylema überhaupt keine zusammenhängende Flüssigkeits- massc ist, was schon früher dargelegt wurde. Hiermit ist jedoch nicht ausgeschlossen, dass auch im Chylema Bewegungserscheinungen auftreten können, ganz anderer Natur zwar, wie die des eigentlichen Entoplasmas. Greeff (1870, 187.3) betonte, dass bei den Vorticellidinen neben der Circulation eine zitternde Bewegung der kleinen Körnchen des Plasmas stattfinde. Everts leugnete dies. Ich konnte Gre eff 's Angaben häufig bestätigen. Schon letzterer nennt die zitternden Bewegungen der Körnchen ,.mole- kularartig"-, ich bin überzeugt, dass es wirkliche Molekularbewegung ist. Die feinen Körnchen, welche hauptsächlich sog. Excretkörnchen zu sein scheinen (von denen später mehr), liegen jedoch nicht in der Gerüstsubstanz oder dem eigentlichen Plasma, sondern im Chylema. Ihre zitternden Molekularbewegungen beweisen demnach, dass das Chylema eine recht leicht- flüssige, jedenfalls wässrige Lösung sein muss. Bei dieser Gelegenheit berühren wir noch kurz die im historischen Abschnitt schon ziemlich eingehend besprochene Ansicht, welche das Entoplasma als einen die angebliche Leibeshöhle erfüllenden flüssigen Chymus deutete. Diese von Lachmann und Claparede zuerst bestimmt vertretene Auffassung wurde später namentlich von Greeff vertheidigt. Be- sonders die oben erwähnte Molekularbeweguug der feinen Körnchen- bildete ein Hauptargument der Gre eff 'scheu Beweisführung, wozu sich gesellte, dass er eine relativ scharfe Grenze zwischen dem strömenden Entoplasma und dem ruhenden Corticalplasma der Vorticellidinen bemerkte. Beide Argumente erscheinen jedoch hinfällig, wie aus dem Früheren ge- nügend hervorgeht. Obgleich das Entoplasma häufig rasch neben ruhendem Corticalplasma hinströmt, erweist die genauere Untersuchung doch bestimmt den directen Uebergang des Maschenwerks beider. Die häufige Einlagerung des Kernes im strömenden EntojJlasma, die Vacuolenbildung des letzteren und zahlreiche andere Momente machen die bekämpfte Ansicht un- haltbar. Da wir schon bemerkten, dass auch die Gerüstsubstanz des Entoplasmas einen zähflüssigen Aggregatzustand besitzen muss, obgleich sie beträchtlich dichter wie das Chylema ist, so er- scheinen Strömungen und Verschiebungen in ihr nicht unverständlich, auch nicht, dass Be- wegung und Ruhe häufig dicht neben einander zu treffen sind F. Die Nahrungsvacuolen und ihre Bildung; der Vorgang der Nahrungs- aufnahme überhaupt und die Defäcation. Die autgenonmiene feste Nahrung findet sich bekanntlich stets nur im Entoplasma und ist meist in Flüssigkeitstropf'en eingeschlossen , den sogen. Nahrungsvacuolen (den Mägen nach Ehreuberg und seineu Anhängern). Diese Nahrungsvacuolen sind gewöhnlich kuglige Tropfen wie die Vacuolen überhaupt; nur wenn umfangreiche, namentlich lange feste Nahrungskörper von einer verhältnissmässig geringen Eliissigkeits- menge umschlossen werden, ist dies nicht der Fall. Die Flüssigkeit ad- härirt dann der Oberfläche des umhüllten Körpers und schliesst sich daher dessen Gestalt mehr oder weniger an, kann sich also nicht kuglig ab- runden. Diese Erscheinung bildet folglich keinen Einwand gegen die ein- lache Tropfennatur der Nahrungsvacuolen und spricht keineswegs für Nalirungsvacuolcn unrl Nahruiigsaiifnahme. I39C) l)esoDdere Wandungen derselben. Dass die Flüssigkeit der Vaciiolen im Wesentlichen Wasser ist, bedarf keines besonderen lieweises und folgt auch direct aus der Entstehung vieler derselben. Es steht aber fes^t, dass die Nahrungsvacuolen keineswegs überall in gleicher Weise ent- stehen, dass wir vielmehr zwei Vorgänge zu unterscheiden haben. Im Allgemeinen scheinen diese beiden Bildungsweisen mit den zwei Haiipt- kategorien der Nahrungsaufnahme zusammenzufallen, welche schon früh- zeitig unterschieden wurden. Da die Bilduugsgeschichte der Vacuolen demnach mit der Nahrungsaufnahme innig zusammenhängt, empfiehlt es sich, beides gemeinsam zu besprechen. Im Allgemeinen fallen die beiden Arten der Nahrungsaufnahme mit den zwei Haupttypen der Mund- und Schlundbildung zusammen, ob- gleich gewisse Ausnahmen zu bestehen scheinen. Die erste Kategorie umfasst alle Ciliaten mit einfacher Muudstelle, Mundspalt oder unbe- wimpertem Schlund. Es gehören demnach hierher sämmtliche Enche- linen, Trachelinen und Chlamydodonten. Alle diese Formen fressen relativ ansehnliche, z. Th. sogar sehr grosse Nahrungskörper, welche sie durch eine Art Schlingprocess aufnehmen , wobei sich Mund und Schlund gewöhnlich sehr erweitern. Zu der zweiten Kategorie gehören im Allgemeinen sämmtliche übrigen Ciliaten, deren Mund und Schlund Wimperorgane verschiedener Art zur Ein- strudelung der Nahrungskörper besitzen; bei welchen der Mund und Schlund auch fast dauernd offen steht, so dass der gewöhnlich ununterbrochene Nahrungsstrom, welchen die Wimperorgane erzeugen, d. h. Wasser sammt kleineren oder auch grösseren Nahruugskörpern, fortgesetzt durch den Schlund in das Entoplasma getrieben wird. Letzterer Vorgang kann in etwas verschiedener Weise verlaufen, wovon später die Rede sein wird. Das Hauptmerkmal dieses Modus der Nahrungsaufnahme ist jedoch, dass stets erhebliche AVassermengen mit der Nahrung aufgenommen werden, letztere also wohl immer gleich in Nahrungsvacuolen liegt, welche aus dem gleichzeitig eingetretenen Wasser entstehen. Die schlingenden Ciliaten der ersten Kategorie verschlucken gewöhn- lich kein oder doch nur wenig Wasser mit der Nahrung. Die Nahrungs- körper werden daher zunächst dem Entoplasma direct eingelagert. Ge- wöhnlich begegnet man jedoch auch bei diesen Ciliaten Nahrungsvacuolen. Da nun bei gewissen (z. B. Nassula, Lionotus) sicher nachgewiesen ist (Schcwiakoff), dass um die Nahrungskörper später durch Flüssig- keitsabscheidung Vacuolen entstehen, so dürfte eine nachträgliche Bil- dung von Nahrungs- resp. Verdauungsvacuolen bei den betreffenden Ciliaten weiter verbreitet sein ; sie mag jedoch auch bei manchen ganz unterbleiben. Es wurde schon angedeutet, dass die Sonderung der beiden Arten der Nahrungsaufnahme keine ganz scharfe ist. Unter den Ciliaten der zweiten Kategorie finden sich solche, welche grosse Nahrungskörper auf- nehmen, ähnlich wie die der ersten Abtheilung. So gehören hierher die drei Paramaecinengattuu gen Leucophrys, Frontonia und 1400 Ciliata. Ophryoglena, welche abweichend von den übrigen Vertretern der Familie sehr ansehnliche Nahrungskörper fressen. Auch geschieht dies wenig- stens bei den beiden letztgenannten Gattungen wahrscheinlich mehr nach Art der typischen Schlinger. In ähnlicher Weise bildet Lembadion eine Ausnahme unter den Pleuroneminen, da es mit seinem langen Mundspalt wohl in der Weise der Amphilepten ansehnliche Körper aufnimmt. Unter den Heterotrichen gilt das Gleiche jedenfalls für Balan- tidium, weshalb es besonderes Interesse verdient, dass Stein (1867) bei B. Entozoon keine Nahrungsvacuolen bemerken konnte*). Obgleich ich bezweitle, dass dieselben völlig fehlen, dürfte dies doch den näheren Au- schluss dieses Infusor an die erste Gruppe verrathen. Nach Auffindung des langen primitiven Mundspalts der Bursaria kann es schwerlich länger zweifelhaft sein, dass zum mindesten grosse Nahrungskörper, wie sie häufig verschlungen werden, mittels des Spalts, in Amphilepten ähn- licher Weise eingeführt werden. Andererseits scheint jedoch nicht aus- geschlossen, ja unzweifelhaft, dass Bursaria auch kleinere Nahrungs- körper (nach Art anderer Heterotrichen und der Ciliateu der zweiten Kate- gorie überhaupt) durch ihre Schlundröhre ins Entoplasma treibt. Wir be- gegneten demnach hier einer Combination beider Arten der Nahrungs- aufnahme. Es bleibt der Zukunft überlassen, festzustellen, ob eine solche Combination bei anderen Heterotrichen und speciell den Hypo- t riehen weiter verbreitet ist. Dass die Mittheilungen St ein 's (1859) über die Art der Aufnahme grosser Nahrungskörper bei den Oxytrichi- nen darauf hinweisen, wurde schon früher betont (p. 1355); daneben findet sich bei diesen Formen sicher auch Einstrudelung von Nahrung durch die Schlundröhre mit Bildung von Nahrungsvacuolen. Wir wenden un-; nun zu einigen genaueren Bemerkungen über den Vorgang des Schlingens bei den Ciliaten der ersten Kategorie. Obgleich hierüber Mancherlei mitgetheilt wurde, bleibt die Erscheinung doch noch in vieler Hinsicht dunkel. Da über die Formen mit wohl ausgebildetem Stäbchenapparat des Schlundes schon oben (s. p. 1370) ziemlich ausführ- lich gesprochen wurde, verweisen wir auf das dort Bemerkte. Der Mund aller dieser Ciliaten besitzt eine grosse Erweiterungsfähigkeit, was bei denjenigen mit langem, schmalem Mundspalt schon durch den Bau direct ermöglicht ist. Es kommt daher nicht selten vor, dass einzelne hierher- gehörige Formen Nahrungskörper verschlingen, welche fast so gross wie sie selbst sind (Amphileptus und Spathidium spathula speciell); was eine enorme Erweiterung des Mundes voraussetzt. Ich glaube sicher aiinchmeii zu dürfen , dass die weite EröfFauiig des Mundes wesentlich durcli die Contraction des Ectojilasuias bewirkt wird. Die Anordnung der Streifen uin den Mund entspricht dem ganz, (ieringerc Erötfiiung mag dagegen von dem nächst- umgebeuden Plasma ausgehen, worauf sclion früher für Dileptus und Nassula hingewiesen wurde (s. p. 1366). (iewiss ruft jedoch nicht jede Contraction der Thiere ein Aufsperren des Munds hervor; daher bedingt obige Annahme die andere, dass der Mund unter der '■ Schuberg (943) hebt neuerdings hervor, dass die Nahrungsvacuolen auch den para- sitischen Is ut r ichinca, 0 phry oscol ccinen und Bütschlia fehlten. Nahrungsvacuolcn und NahruiigsaufualiuK;. 1401 Wirkung einer Verscblusseinricbtung stclicu umss, welche vor seiner Erödiuing auiser Tliatig- lieit tritt. Ein solches Aufsperren des Mundes wird nicht wolil möglich sein ohne gleichzeitige grubenlormige Aushöhlung des den Mundspalt unter- lagernden Plasmas, resp. Aveiter grubenlormiger Eröfthung des .Sclilimdes, insotern ein solcher vorhanden ist. Schon dabei muss ein Nalirungs- körper, welcher dem sich ött'nendeu Mund anliegt, durch den äusseren Wasserdruck in die Mundgrabe oder den Schlund hineingetrieben werden, also mehr durch einen Saugact. Dazu gesellen sich jedoch in den meisten Fällen noch active Bewegungen des fressenden In- fusors, worüber Lachmann (1856 p. 366), Claparede, Stein (185l> p. 80), Entz (836) u. A. berichten. Die fressenden Amphilepten, Spathidien und andere Tracheliuen drängen gegen den aufzunehmen- den Nahrungskörper an, ,,der von dem Thier gewöhnlich gegen einen Widerstand leistenden Gegenstand gedrängt wird'' (Stein 1. c), wodurch er, unter gleichzeitiger Contraction der Mundränder und der ganzen Mund- region allmählich tiefer in das Entoplasma (resp. den Schlund uder das tiefere Schlundplasma) getrieben wird. Wie gesagt, berichteten auch schon Lach mann und frühere Forscher Aehnliches; ersterer bemerkt: „sie (Amphileptus, Enchelys, Trachelius [wohl hauptsächlich ^= LionotusJ) schieben sich gleichsam mit Schlingbewegungen ähnlich wie die Schlangen über die Beute." Dieses Hinaufwürgen über die Nah- rungskörper ist wohl am seltsamsten bei Amphileptus Claparedii, der sich über einzelne Individuen von Vorticellinen würgt, ohne dieselben von ihrem Stiel abzulösen (Clap. und L. und spätere). Genaueres hierüber siehe im Abschnitt über die Encystirung. Wie gesagt, tritt die verschlungene Nahrung meist ohne gleich- zeitig aufgenommenes Wasser, in das Entoplasma, resp. zunächst das tiefere Schlundplasma und aus diesem allmählich in das erstere über. Hierfür sprechen die Angaben der meisten Forscher. Schon Lach- mann bemerkte: dass die Nahrung erwähnter Ciliaten „oft selbst ohne mitverschlungenes Wasser" in das Entoplasma (Leibeshöhle nach ihm) gelange. Ebenso berichtet Stein, dass die Nabruugskörper direct von dem Entoplasma umschlossen werden, ohne dass eine Lücke im Parenchym bliebe. Ln Allgemeinen findet sich bei den späteren Forschern nicht viel Bestimmtes hierüber; doch bemerkt Maupas (1883), dass bei den schlingenden Infusorien gewöhnlieh keine Vacuolen gebddet werden; auch finde ich in den Mittheiluugen von Entz, welcher sich mehrfach mit hierhergehörigen Ciliaten beschäftigte, keine Hinweise aut Vacuolenbildung. Immerhin geht schon aus obigen Bemerkungen von Lachmann und Maupas hervor, dass gelegentlich doch etwas Wasser mit der Nahrung verschluckt und so wenigstens die Anlage zu einer Vacuole gegeben werden dürfte. In dieser Hinsicht verdient namentlich Stein's (336) Angabe über Leucophrys patula Lhibg. Beachtung Bei dem Verschlingen ansehnlicher Nahrungskorper soll sicti 1402 Ciliata. hier eine lange „Laeune" bildeu, welche Khreuberg für einen Darm hielt. Obgleich Leiicophrys wohl nicht zu den ganz typischen Schlingern gehört — sie besitzt bekanntlich zwei iindulirende Membranen ähnlich Glaucoma, der sie überhaupt nahe steht — ist die Beobachtung Stein's doch recht wichtig, besonders im Hinblick auf die gleich zu erwähnenden Erschei- nungen bei Didinium nasutum. Bei letzterem Infusor beschrieb Balbiani besondere Verhältnisse der Nahrungsaufnahme; dieselben bedürfen aber um so mehr der Bestä- tigung, resp. der Correctur, da Schewiakoff bei dem sehr nahe ver- wandten Did. Balbianii keinerlei Abweichung von dem gewöhnlichen Verhalten der Enchelinen bemerkte. Die erste Besonderheit, welche D. nasutum nach Balbiani's Schilderung zeigen soll, ist, dass die Nahrung (kleinere his ziemlich ansehnliche Ciliaten) mittels eines aus der Mund- öffnung vorgeschleuderten, cylindrischcn Fortsatzes eingefangen wird. Die MundöfFnung wird dabei etwas erweitert; der Fortsatz, welcher etwa die halbe Körperlänge erreicht, heftet sich mit seinem etwas angeschwollnen Ende an die Beute fest und zieht sie in den sich ent- sprechend erweiternden Mund hinein. Bei keiner Ciliate, auch nicht der nächstverwandten, wurde etwas Aehnliches beobachtet ; es scheint daher zweifelhaft, wie der Fortsatz zu beurtheilen ist. Ich muss sogar gestehen, dass mir die ganze Mittheilung, obgleich sie von einem so geübten und erfahrenen Beobachter stammt, etwas unsicher erscheint. Findet ein solches Einfangeu der Nahrung wirklich statt, so kann es sich wohl nur um ein pseudopodienartiges Gebilde handeln, wie schon All mann (510) bemerkte. Principiellere Bedeutung beanspruclit die zweite Eigenthümlichkeit , welche B. festgestellt zu haben glaubt. Das Thatsächliche ist, dass vor der durch den Schlund ins Entoplasma ein- dringenden, häutig recht grossen Nahrung (Paramaecium Aurelia) gewöhnlich ein spaltartiger, dreieckiger, lichter Raum auftritt, der gelegentlich bis zum Hinterende des Thieres zu verfolgen war (58. 3d). Wurde ein Didinium, dessen Schlund sich beträchtlich erweitert hatte, durch Jodtinctur getödtet, so bildete sich häufig ein entsprechender heller Spalt, welcher sich verschmälernd von der Mundöffnung bis ans Hinterende reichte. Aus diesen Ergebnissen- schloss B., dass Didinium einen dauernden Darm besitze, welcher geradenwegs vom Mund zum terminalen After verlaufe; vor der eindringenden Nahrung öftne sich das sonst coUabirte Darmlumen streckenweise, was auch Jod durch Schrumpfung bewirken könne. Ist die Nah- rung eingeführt, so schliesse sich die Darmwand dicht um dieselbe, so dass von dem Nahrungsschlauch nichts mehr zu sehen sei, eVcnsowenig wie im ungefüllten Zustand des- selben. Da Balbiani auch am geöffneten Darm nichts von einer wirklichen Wand erkennen lionnte, nahm er an, dass die Wand nur eine Verdichtung des „Parenchyms", d. h. des Ento- plasmas sei. Damit gerieth er jedoch in Widerspruch mit sich selbst. Mit Clap. und L. betrachtete er das circulirende Entoplasma als den Inhalt einer zwischen Darm und Körper- wand gelegenen Perivisceralhöhle, demnach als eine Art Chymus, oder seiner Auffassung ent- sprechender Chylus. Er hielt seine Beobachtungen an Didinium natürlich für einen Be- weis der EA-istenz einer solchen Perivisceralhöhle. Nichtsdestoweniger gelangte er zur An- sicht, dass die Darmwand eine nicht scharf abzugrenzende Verdichtung des Inhalts dieser Leibeshöhle sei, ein Widerspruch, welcher natürlich nur durch das Aufgeben der unnatürlichen Annahme einer Leibeshöhle zu lösen wäre. Aber auch die Annahme eines etwa dauernd vor- handenen feinen Spalts im Entoplasma stösst auf grosse Bedenken. Zunächst ist dem ent- gegenzuhalten, dass B. selbst die Existenz einer wirklichen Darmwand leugnet. Das Auftreten des hellen dreieckigen Spalts vor der eingeführten Nahrung erklärt sich aber ebenso leicht durcli einfaches Auseinauderw eichen des Plasmas bei gleichzeitigem Eindringen einer gewissen Quantität Wasser, also durch die Bildung einer Art Nahrungsvacuole vor der eindringenden Nahrung. Denn es muss Wasser aufgenommen werden, wenn die Schilderung Nahrungsvacaolen und Nahrungsaufnahme (angchlicher Darm von Didiniuui). 1403 B.'s richtig- ist. Der licllc Kaum luuss Wasser enthalten, sei seine Jledcutunj,- nun welche sie wolle, denn leer kann er natürlich nicht sein. Schon Allmann (510) vermuthetc daher ganz richtig in dem angeblichen Darmlumen eine Vacuolc. Die einzige Schwierigkeit, welche die Balbiani'sche Beobachtung eigentlich enthält, scheint mir die Angabe, dass der wasscr- erfulite Spalt zuweilen bis zum After reiche. Schon dass dies nur zuweilen beobachtet wurde, maclit di.;sen Punkt bedenklich. Maupas (1S83) sucht eine Erklärung dieser Erscheinung und der Entstehung des vermeintlichen Darmlumens bei der Einwirkung von Jodtinctur in dem bei Didinium bekanntlich in der Längsaxe nach hinten ziehenden Entoplasmastrom, welcher früher geschildert wurde. Dieser bewirke, dass die Continuität des Plasmas in der L.=ingsaxe am geringsten sei; daher erfolge hier durch die eindringende Nahrung oder durch Schrum- pfung am ehesten eine Continuitätstrenuung unter Entstehung eines scheinbaren Darm- himens. Dieser Ansicht vermag ich nicht zuzustimmen; eine Strömung in der A.vc verräth jedenfalls eine leichtflüssige Beschaffenheit des Plasmas dieser Kegion, was wohl eine geringere Continuität dortselbst nicht anzeigt; denn dass die vorn in der A.ve zusammentreffenden und nach hinten ziehenden Ströme gewissermaassen an einander hinglitten und daher eine Ver- ringerung der Continuität bedingten, lässt sich mit unseren Erfahrungen über das Entoplasma nicht wohl vereinigen. "Meine Ansicht über die Entstehung des Darmspalts ist: dass derselbe zunächst der sich im Schlundplasma vor der eindringenden Nahrung öffnende und verlängernde Schlundspalt ist, wobei es nach dem über den Schlund des Didinium und der Yerwundtcn Mitgetheilten nicht nöthig erscheint, dass dieser Schlundspalt in seiner ganzen Länge prä- formirt ist. Im (iegentheil zeigt die directe Beobachtung, dass er sich stets nur auf geringe Länge vom Mund verfolgen lässt, jedenfalls nicht den ganzen Stäbchenapparat durch- setzt. Dass der Spalt häufig so weit gegen das Hintcrendc hinabsteigt, möchte ich darauf be- ziehen, dass Stäbchenapparat und Schlundplasma auch bei D. nasutuui wohl weiter nach hinten reichen, als die seitherigen Beobachtungen ergaben, denn dies ist sowohl bei dem nächst- verwandten D. Balbianii wie bei vielen anderen Holophryinen der Fall. Aus dem Be- merkten folgt, dass mir die Verbindung des angeblichen Daimlumens mit dem After zweifel- haft erscheint, obgleich es das Hinterende häufig nahezu erreichen mag. Die tiefe Eröffnung des Schlundplasmas unter dem Einfluss schrumpfender Eeagentien, welche jedoch nur erfolgte, wann der Mund schon weit geöffnet war — ein Auseinanderweichen des Plasmas im Anfang des Schlunds also schon bestand — könnte man vielleicht darauf zurückführen, dass die Schrum- pfung das eingeleitete Auseinanderweichen des Schlundplasmas nach hinten fortsetzt. Ebenso- wenig wie Maupas kann ich natürlich Balbiani's Ansicht beitreten, dass die Nahrung dauernd in der Körperaxe oder dem vermeintlichen Darm, verweile, dieselbe wird hier wie bei D. Balbianii und den verwandten Holophryinen aus dem Schlundplasma jedenfalls in das Entoplasma treten. Dafür sprechen auch die Massen brauner Körper im Entoplasma, welche Balbiani beobachtete und die ich mit Maupas nur als Nahrung betrachten kann. Es ist nicht nnwahrscheiiilicli, dass die NahiiingsaulnabQie maucber Clliaten erster Kategorie etwas moditicirt ist, dass z. B. ein eigentliches Schlingen nicht stattfindet. Die Berichte, welche Lach mann (185(5) und Eberhard (1863) über die Nahrungsaufnahme vonColeps hirtus gaben, würden dies arzeigen; doch schildert Maupas (1885) den Vorgang mehr in der gewöhnlichen Weise. Nach den erstgenannten Forschern .^(.11 die Nahrung (zerflossene Infusorien) ohne Schlingbewegungen in den weit geöffneten Mund und Schlund eindringen. Das Anfressen und Anbeisscu der Beute, welches schon Eberhard bemerkte, bestätigte auch Mau pas; nach letzterem dienen dazu die spitzigen Oialplatten des Panzers. Lach- mann vermuthetc Cilicn im Schkind, was sicherlich unrichtig ist. Zweifel bestehen auch noch über die Vorgänge bei der Autnahmc sehr langer Oscillarieniäden , was bei gewissen Chlam ydod on ten (speciell einigen Nassula, s. Ehrenberg 1853) und Cbilodon (Lbrcu- 1404 berg 1838, Griibcr 1879) häulig ist, doch auch bei Froiilonia vor- kommt üruber betont, dass Chilodoii Cucullulus bei der Aufnahme grosser Fäden, welche nicht selten die mehrfache Körperlängc erreichen, ganz ruhig daliege, dass dabei namentlich keine andringenden Schwimmbewegungen stattfinden. Ist das eine Ende des Fadens in den Schlund eingedrungen, so gleitet es rasch durch denselben, his es am Hinterende des Thiors gewisser- maassen anstösst. Erhält das eingedrungene Ende dann eine Biegung, so schreitet die Ein- führung des Fadens weiter fort; derselbe gleitet nun im Bogen unter der Pellicula hin, um schliesslich, wenn er sehr lang ist, mehrere Windungen im Chilodou zu beschreiben. Dabei ruft der Druck des gespannten Fadens häufig recht bedeutende Deformationen des Körpers hervor, welche schon Ehrenberg für die sog. Nassula (Liosiphon) Strampherii beschrieb. Bei der Umbiegung des Fadenendes wirken wohl sicher actiye Bewegungen des Thieres mit, denn Grub er betont, „dass dasselbe sich abarbeitet, den Faden von dieser Stelle (Hinterende) weiter zu bringen". Gelingt dies nicht, so wird er wieder ausgestossen. G r. äussert keine Vermuthung über die Gründe des raschen Eintretens der Fäden, bezweifelt nur, dass Sehluckbewcgungen des Schlundes und Stäbchenapparats dabei mitwirken, wie bei der Aufnahme kleinerer Nah- rungskörper. Dennoch dürfte schwerlich anzunehmen sein, dass bei diesem Vorgang andere Mittel in Action treten, wie bei der gewöhnlichen Nahrungsaufnahme. Unklar ist, wie das gelegentliche Ausstossen des Fadens geschieht; dabei könnten doch vielleicht Schwimm- bewegungen mitwirken, da Gruber ja von dem sich „Abarbeiten" der Thiere redet. Die Nahrungsaufnahme der Ciliaten zweiter Kategorie, d. h. derjenigen mit zuführendem Nahrungsstrom, ist mit typischer Nahruugs- vacuolenbildung verbunden. In der historischen Einleitung wurde geschildert, dass gerade diese Vorgänge seit Ehrenberg eifrig erörtert wurden und dass Dujardin sie zuerst richtig erklärte. Wie schon angedeutet wurde, hängt dieser Modus der Nahrungsaufnahme bis zu einem gewissen Grade mit der Beschaffenheit der Nahrung zusammen, es sind vornehmlich kleine NahruDgskörper, welche der Strom in Bewegung setzt und herbeiführt. Ciliaten, mit typischer Ausprägung dieser Einstrudelung der Nahrung, wie die grosse Mehrzahl der Paramaecinen (abgesehen von den oben genannten Ausnahmen) und die P er it riehen, fressen denn auch nur sehr kleine Nahrungskörper, hauptsächlich Bacterien und verschiedenartige Zerfalls- producte höherer Organismen; Ausnahmen dürften höchst selten sein. Auch gewisse Heterotrichen, so die meisten Plagiotominen (Blepharisma, Spirostomum, Nyctotherus, Plagiotoma, auch Conchophthi- rus) verhalten sich ähnlich, wogegen die übrigen wie die Hypotrichen und Oligotrichen neben kleinen Körpern meist auch grössere, z. Th. sogar recht grosse verzehren, was oben schon für einige angedeutet wurde. Es scheint sicher, dass mittelgrosse, selbst grosse Nahrungskörper bei letzterwähnten Ciliaten ebenfalls durch Einstrudelung in das Ento- plasma getrieben werden, was dann stets unter Bildung einer Nahrungs- vacuole stattfindet. Was das mögliche und gleichzeitige Bestehen des anderen Modus der Aufnahme bei einzelnen dieser Ciliaten angeht, so ver- weisen wir auf das früher Bemerkte (s. p. 1400). Die Ciliaten der zweiten Kategorie sind natürlich auch diejenigen, welche fein ver- theilte, im Wasser suspendirte Farbstoffe fressen (Carmin, Indigo, Tusche etc.). Bekanntlich wurde diese künstliche Fütterung seit Ehren- berg mit grossem Erfolg zur Untersuchung der Ernährungsverhält- Xalirungsvaciiolmi und Naliriingsanfnalimc. l-jO.") nisse verwendet. Dass vorzüglich die strudelnden Ciliaten in dieser Weise sich füttern lassen, betonte schon Lachniann (185(;). Klircn- berg gibt zwar an, dass ihm die Fütterung mit Carmin und In- digo auch bei zahlreichen Ciliaten der ersten Kategorie (spcciell Enchelinen und Trachelinen) geglückt sei, doch ist mit Lach- niann daran zu erinnern, dass in vielen dieser Fälle Ciliaten der zweiten Kategorie den Farbstoff gefressen , haben mögen , welche dann den be- treffenden Enchelinen zur Beute fielen. Die genauere Verfolgung der Nahrungsvaeuolenbildung durch Kiu- strudelung lässt zwei Vorgänge unterscheiden, deren gelegentliche Ver- mischung zu Irrthümern führte. Den ersten Modus finden wir typisch bei den P a r a m a e c i n e n , P 1 e u r o n e m i n e n (ausgenommen L e m b a d i o n ) , häufig wohl auch bei den Meter o- und Hypo tri eben. Der Vorgang vollzieht sich folgendermaassen. Der durch die Schlundbewimperung, resp. die adorale Spirale erregte und gewöhnlich ununterbrochen fort- dauernde Wasserstrom dringt durch Mund und Schlund ein und strömt aus dem Schlundende ins Entoplasraa. Bei Glaucoma sollen die sog. Lippen („undulirende Membranen") nach Maupas auch ge- legentlich direct Nahrung einschaufeln, namentlich wenn diese Ciliaten an Zoogloeahaufen fressen. Ebenso benutzen auch Frontonia undLeuco- phrys ihre Membranen zur Einführung der Nahrung, welche in diesem Fall aber ansehnliche Körper sind. Da das dem Schlund entströmende AVasser sich nicht mit dera^ Entoplasma mischt, häuft es sich am Schiandende im Entoplasma als ein Tropfen an, welcher die Nahrungskörperchen um schliesst. Der Tropfen steht natürlich mit dem zuströmenden Wasser des Schlundes in Continuität. Der Vorgang entspricht zweifellos dem, was sich ereignen wird, wenn ein Flüssigkeitsstrom langsam aus einem engen Rohr in eine dickerflüssige Masse (Entoplasma) eindringt. Durch fortgesetzten Zustrom von Wasser und suspendirten Nahrungskörperchen schwillt der Tropfen (Nahrungsvacuole) langsamer oder schneller bis zu einem gewissen, für die verschiedenen Formen ziemlich constanten Volum an. Nachdem er dies erreicht, löst er sich schliesslich vom Mundende ab, nimmt dann eine durchaus kuglige Form an und wird im Entoplasma langsamer oder rascher fortgeführt. Diese Ablösung der Nahrungs- vacuole vom Schlundende gleicht im Allgemeinen ganz dem Abfallen eines Tropfens von einer Röhre bei langsamem Wasserzufluss unter Wirkung der Schwere. Im Ciliatenkörper kann natürlich von der Ablösung des Tropfens durch seine Schwere nicht die Rede sein. Was diese Abtrennung der Nahrungsvacuole bewirkt, ist zur Zeit noch nicht sicher festgestellt. Bei Ciliaten mit energisch circulirendem Entoplasma, wie den Paramaecincn. könnte man daran denken, dass bei genügender Grösse des Tropfens der Strom hinreichend AngnfTsflarhe erhält, um ihn rem Schlundende abzureissen. Ist der Strom jedoch wie gewöhnlich weniger energisch, dann muss wohl noch anderes mitwirken, dessen Einflnss anch in dem ersten Fall möglich erscheint. Am wahrscheinlichsten wäre eine Contraction des inneren Schlund- endes bei der Ablösung, welche den Zusammenhang des Tropfens mit dem Wasser des Schlundes, resp. dem äusseren Wasser unterbricht, worauf wohl schon gcr.ngfüg.ge ^er- 1406 Clliata. Schiebungen des die Nalnungsvacuole eiiiscliliesbcndeii Eiitoplasuias genüg-eii, um dieselbe abzu- lösen und weiterzufahren. Die beiden ang'cfülirtcn Momente hat schon Stein (ISö',)) in ähn- licher Weise gewürdigt. Eine genauere Verfülgung des Vorgangs durfte den wirklichen That- bestand unschwer feststellen. Dass Contractionen bei der Ablösung mitwirken können, folgt daraus, dass bei den Vorti cellinen und gewissen Hetcrotrichen , siieciell Climaco- stomum Idstein 1867) und Folliculina (Möbiusl Schlundcontractioncn bei der Nahrungs- aufnahme beobachtet werden, wovon später mehr. Zuweilen scheint es vorzukommen^ dass auf die geschilderte Weise nur \y asser, ohne suspendirte Nahrungskörper, in das Eotoplasma ge- trieben wird, also einfache Wasservacuolen gebildet Averden; speciell für Ny c 1 0 1 h e r u s c o r d i f o r m i s und P 1 a g i o t o m a L u m b r i c i erwähnt dies Stein (1867). In beiden Fällen bemerkte er, dass solche Wasser- vacuolen häufig sehr gross und dann unregelmässig gebuchtet bis gelappt sind. Speciell der letztere Umstand legt die Vermuthung nahe, dass es sich um pathologische Vorgänge handelt, denn die unregelmässige Ge- stalt der Vacuole deutet wohl eine Veränderung des Entoplasmas an ; wahrscheinlich hat dasselbe seine flüssige Besehatifenheit eingebüsst, denn nur dadurch wären dauernd uuregelmässige Vacuolen zu erklären. Auch bei Ciliaten mit schlingender Nahrungsaufnahme sollen gelegentlich solche Wasser- vacuolen am Schlundende gebildet werden. Entz berichtete dies sowohl fiir Actinobolus (1879) wie Trachelocerca Phoenicopterus. Namentlich letztere Art soll häufig zahl- reiche Wasservacuolen bilden, welche die zuweilen schaumige Beschaffenheit des Entoijlasmas erzeugen. Ich muss gestehen, dass mir der Vorgang bei der Bildung solcher Wasser- vacuolen der Enchelinen nicht klar ist. Wie bei der Einstrudelung können sie nicht ent- stehen; Entz spricht vom Verschlucken des Wassers; demnach wäre anzunehmen, dass das orale Schlundende unter Erweiterung mit Wasser gefüllt, worauf dies durch eine von vorn nach hinten fortschreitende peristaltische Schlundcontraction in das Entoplasma getrieben wird. Damit stimmt aber die Abbildung, welche E. von Trachelocerca Phoenicopterus mit einer solchen Wasservacuole am Sclilundende gibt, nicht überein, denn er zeichnet die Schlund- röhre offen von der Vacuole bis zum aufgesperrten Mund. Wie bemerkt, bilden sich die Nahrungsvacuolen der Vorticellinen und einiger Heterotrichen wesentlich anders wie die seither besprochenen. Der durch die Zone und ihre Fortsetzung ins Vestibulum erregte Nahrungs- strora führt Wasser und Nabrungskörperchen in den Schlund (Pharynx Lach mann). Viele Nabrungskörperchen werden jedoch aus dem Vesti- bulum wieder ausgeworfen, nur ein Theil gelangt in den Schlund. So füllt sich letzterer unter Anschwellung allmählich und ziemlich lang- sam an. Seine Füllung kann bis V4 Stunde in Anspruch nehmen, ge- schieht jedoch meist rascher. Alsdann coutrahirt er sich peristal- tisch von vorn nach hinten und treibt seinen Inhalt, Wasser sammt Nahrungskörpern, meist vollständig aus; seltener nicht völlig, indem der vordere Theil des Inhalts bei der Contraction ins Vestibulum zurücktritt (Stein 1859). Bei den Vorticellidinen mit deutlichem Schlundrohr als Fortsetzung des Schlundes (Epistylis Umbellaria und Ophry- dium) tritt die Nahrung aus dem Schlund in das Rohr und durcheilt es mehr oder weniger rasch. Bekanntlich ist dies Schlundrohr (oder besser ge- sagt dieser Schlundspalt) bei Nichtgebrauch völlig collabirt, erst die eindrin- gende Nahrung öffnet es. Das den Schlundspalt mit einer gewissen, durch Nahrungsvacuolen und Nahrungsaufnahme. l.|(,7 die Contraction hervorgerufenen Schnelligkeit (Inrcheilcnde Wasser saninit Nahrung bewirkt eine spindelförmige Erweiterung des Siialts, wie zu er- warten, wenn ein Flüssigkeitstropfen durch einen Spalt mit fester, elasti- scher Begren7Aing in einer zähflüssigen Masse gepresst wird. Vorn und hinten wird sich dem spindeligen Tropfen ein allmählich auslaufender Flüssigkeifsfaden anschliessen. Der vordere ist der vor dem eindringenden Wasser in Erweiterung begriffene Theil des Spalts, der hintere der sich unter der elastischen Wirkung der festen Grenzschicht (resp. unter Umständen auch activer Contraction) allmählich schliessende Spalt- theil. Hat die Flüssigkeit den ganzen Schliindspalt durchströmt, so tritt sie aus dessen Ende in das Eutoplasma. Jetzt kugelt sich der Tropfen sofort ab, zum Beweis, dass er nun in ein flüssiges Medium tritt. Er wird sofort von dem Entoplasmastrom ergriffen und weitergeführt. Schon bei der Schilderung des Vorticellinenschlundes (p. 1360) wurde bemerkt, dass ein solches Schlundrohr, resp. ein Schlundspalt, weiter ver- breitet sein dürfte. Bei den meisten genauer studirten Vorticellidinen nimmt nämlich die aus dem Schlund getriebene Nahrung nicht sofort kuglige Tropfengestalt an, wie es sein müsste, wenn sie direct in das flüssige Entoplasma gelaugte, sondern bewahrt auf eine kürzere oder längere Strecke die spindelige Gestalt, welche bei den eben- genannten Formen geschildert wurde. Dazu gesellt sich, dass die spinde- ligen Vacuolen gewöhnlich immer denselben Weg durchlaufen. Zwar Hesse sich begreifen, dass beim Einspritzen eines Flüssigkeitsstromes durch die enge innere Schlundöfifnung ins Entoplasma ein zuerst thränenförmig ge- stalteter Tropfen entsteht, welcher nach dem Schhmdende zu in einen Fiüssig- keitsfaden ausläuft. Nicht verständlich wäre dagegen, dass die Vacuole auch an ihrem ins Entoplasma eindringenden Ende spindelig zugespitzt ist, was vielfach versichert wird. Wo dies der Fall ist, sind wir zur An- nahme eines feinen Schlundspalts als Verlängerung des eigentlichen Schlundes genöthigt (entsprechend den Verbältnissen bei Epistylis und Ophrydium, denn nur dadurch wird die Erscheinung verständlich. Lachmanii (1S56) Ijetonte zuerst bestimmter, dass die Nahrungsvacuole vieler Vorticel- lidinen die spindelförmige Gestalt nacli dem Verlassen des Pharynx einige Zeit bewahrt und sich gleichzeitig hinter und vor ihr eine Art Kanal zu öffnen scheine. Schon Ehrenberg hatte die Erscheinung für Epistylis digitalis ganz kenntlich abgebildet und auf einen Darm bezogen. Lachmann trollte das Phänomen aber dadurch erklären, daes der „Bissen" mit einer gewissen Geschwindigkeit durch den zähflüssigen Chymus getrieben werde. Anfang- lich dachte auch er an einen Kanal. Stein (1859) erklärte die Erscheinung in ähnlicher Weise, betonte jedoch, dass die Nahrungsvacuole an ihrem ins Plasma dringenden Ende stets abgerundet sei-, soweit dies zutrifft und es mag vielleicht gar nicht so selten sein, wäre nichts gegen diese Erklärung einzuwenden, wie schon oben bemerkt wurde. Obgleich Lachmann (1856) den Unterschied in der Bildung der Nahrnngsvacuolen bei den Paramaecinen und Vortic ellinen klar betonte, warf Clapar^de (1S58) beide wieder zusammen und betrachtete daher die entstehende Nahrungsvacuole der Paramaecinen als den sich füllenden innersten Theil des Schlunds, homolog dem Schlünde (Pharynx) der Vorticellinen. Seltsamer Weise wurde eine solche Ansicht in neuester Zeit von Entz reproducirt (836). Auch er erklärt die sich bildende Nahrnngsvacuole der Paramaecinen 1408 Ciliata. für iilcntisch mit ilom Sclilunrl (Pliarynx) der Vorti cell i nc n und Lczciclmct Ijriile Bil- dungen als ,,Sclilin gvacu olc". üebcr diese SchlingFacuole hat er eine merkwürdige und jedenfalls irrtluimliche Meinung. Dieselbe liegt nämlich nach ihm bei allen Infusorien, die ihre Nahrung einstrudeln, im Ectoplasma; der Schlund dieser Ciliaten soll nämlich bereits im Ectoplasma endigen. Die Schlingvacuole werde vor dem eindringenden Nahrungsstrom auf- geschlitzt nnd habe keine eigenen Wandungen, höchstens werde sie von „einer etwas con- sistenteren Plasmaschicht umgrenzt". Sie treibe ihren Inhalt schliesslich durch Contraction (d. h. solche des umgebenden Ectoplasma) in das Entoplasma; derselbe bildet hier eine Nah- rungsvacuole. Diese DarstelUing ist nach unserer Ansicht in mehreren Punkten unzutrcd'cnd. Einmal ist sowohl bei den Vorticellinen wie den Paramaeci neu durchaus klar, dass der Schlund nicht im Ectoplasma endigt, sondern, wie geschildert wurde, tief ins Entoplasma hinabreicht. Eine Vorstellung, wie sie Entz entwickelt, wurde von keinem früheren Forscher angedeutet oder auch nur für möglich gehalten; ich kann mir nicht einmal denken, was E. zu derselben veranlasste. Speciell bei den Vorticellinen ist die Lage des ganzen Apparats im Entoi^lasma so zweifellos, dass die Entz' sehe Idee ganz unhaltbar erscheint. Höchstens wäre dieselbe mit dem Thatsächlichen einigermaassen durch die Annahme zu vereinigen, dass das Ectoplasma, in welchem sich die Schlingvacuole bilden soll, mit der Schlundbildnng tief eingestülpt, am Schlundende befindlich sei; doch widerspricht einer solchen Annahme E.'s Darstellung durchaus. Zwar trilTt die Entz 'sehe Schilderung von der Füllung und Contraction der sog. Schlingvacuole für die Vorticellinen zu und gründet sich jedenfalls auf diesen Vorgang (abgesehen von der der Auffassung der Schlingvacuole als eines nicht bleibend existirenden Gebildes); dagegen gilt sie für die Paramaecinen keineswegs. Bei letzteren kann, wie früher dargelegt wurde, von einer Contraction oder Entleerung der vermeintlichen Schlingvacuole in das Entoplasma keine Eede sein; dieselbe ist vielmehr zweifellos die im Entoplasma aus ein- tretendem Wasser und Nahrung sich formirende Nahrungsvacuole, welche sich nicht contrahirt, sondern einfach von dem Schlundende ablöst. Wie gesagt, wurden auch bei gewissen Heterotrichen Contraetionen des Schlunds beohachtet, welche Nahrungskörper und Wasser in das Ento- plasma treiben. Für Climacostom um schiklerte dies Stein; was er mittheilt, beweist jedenfalls, dass peristaltische Contraetionen des Schlundes bei der Ablösung der Nahrungsvacuolen , vielleicht auch bei der Eintrei- bung ansehnlicher Nahrungskörper (die häufig aufgenommen werden) mitwirken. Der Wasserstreif, welcher nach Stein noch für einen Augen- blick den Weg der ins Entoplasma getriebeneu Vacuole bezeichnet, be- ruht hier jedenfalls auf den oben bei den Vorticellinen erläuterten Be- dingungen. Dies beweist, dass dergleichen auch bei diesen vorkommen kann. Ganz wie die Vorticellinen nimmt Folliculina ihre Nahrung auf (Möbius 832); schon früher wurde die ähnliche Schlundbildung beider erläutert. Zunächst füllt sich (69, 3e) durch Einstrudelung die sog. Mundhöhle (Möbius, Schlund nach uns) ; diese presst hierauf mittels ihrer Contraetionen den Inhalt in die Schlundröhre, durch welche er wie bei den Vorticellinen ohne Aufenthalt fortgleitet; erst beim Eintritt ins Entoplasma rundet er sich zur kugligen Nahrungsvacuole ab. Möbius glaubt, dass die Contraetionen der Schlundröhre die Beförderung der Nah- rung durch dieselbe bewirken; mit Rücksicht auf die Vorticellinen scheint dies nicht ganz sicher, doch liegen ja die Verhältnisse bei Folliculina in- sofern anders, als die Schlundröhre stets ziemlich weit geöffnet ist. Lachmann (1856 p. 352) und Claparcde (1858 p. 36) berichten, dass Ciliaten der zweiten Kategorie gelegentlich keine Nahrungsvacuolen Nabruugsvaciioleii. 1401* bilden, sondern der durch den Schliuid eintretende Xiihrun-s.slmni sidi dem sog. Cbynius direct beimische. Lachmann's Angabe bezieht sich auf Vorticelliiien. Der Nahrunnsstroin soll unter diesen umständen den Schlund (Pharynx) ohne Aufenthalt durcheilen und als heller Streif (Schlundröhre) noch eine Strecke weit zu verfolgen sein; beim Eintritt in das Ento- plasma jedoch, wie bemerkt, keine Vacuole bilden. Claparrde hebt hervor, dass die Er- scheinung sehr häufig sei. jedenfalls von äusseren Umständen abhänge und gewöhnlich alle Ciliaten eines Gewässers gleichzeitig ergreife. Demnach wäre sie gewiss eine pathologi- sche, was auch dadurch bestätigt wird, dass die betreffenden Ciliaten eine „liydropische"' Be- schaffenheit zeigen, d. h. nach Olaparcde's Vorstellung sehr wässrigeu Chymus (Entoplasma) besitzen sollen. Ich muss die Häufigkeit der Erscheinung bezweifeln, da andere Beobachter nichts Aehnliches berichten. Eine Erklärung des Phänomens könnte icli nur in der pathologischen Bildung einer mächtigen Vacuole im Entoplasma finden, welcher sich der Nahrungsstroui di- rect beimischt. Mir scheint dies ziendich plausibel: doch harmonirt damit nicht ganz Clapa- rede's weitere Angabe, dass die Circulation des sog. Chymus auch unter diesen Umständen ungestört fortdauere. Jedenfalls verdient die Erscheinung in Zukunft besondere Beaclituni:-. Der Grad der Erfüllung des Entoplasmas mit Nahrungsvacuolen, resp. Nahrimgskörpern, wechselt natürlich sehr; zu betonen wäre allenfalls nur, dass bei vielen Ciliaten eine recht dichte Erfüllung häufig vorkommt. Ge- wöhnlich ist keinerlei besondere Anordnung der Vacuolen im Entoplasma zu bemerken; dieselben sind unregelmässig zerstreut. Für Colpoda Cucullus erwähnt jedoch Maupas (1883), dass die Vacuolen, wenn zahlreich vorhanden, in einer Schicht unter der Pelliciila liegen, und an der Strömung des Entoplasma nicht theilnehmen, was sie dagegen thun, wenn ihre Zahl eine geringe ist. Die von Ehrenberg natürlicher Weise vertretene Ansicht, dass die Nahrungsvacuolen eine besondere Wand hätten, findet heutzutage kaum mehr Anhänger. Nur Kunstler (lSS4i möchte den Vacuolen wieder ein Häutchen („p61licule proteique") zuschreiben, welches bei dem lebenden Tliiere durch Bismarckbraun deutlich werde, und bezeichnet sie daher als „temporäre Magen". Er will sie ferner bei Loxodes Rostrum isolirt haben. Auch Ehrenberg bildete früher isolirte Vacuolen von Frontonia leucas ab. Wenn Derartiges wirklich ausfuhrbar ist, wie nicht ganz unmöglich erscheint, so dürfte es doch wohl nur da- her rühren , dass die Vacuolen in einer kleinen Quantität Entoplasma isolirt wurden . welche die Rolle einer Haut übernahm. Bezüglich der Veränderungen, welche die Nahrungsvacuolen im Ento- plasma erfahren (abgesehen von der Verdauung der Nahriingskörper), ist bekannt, dass eine allmähliche Resorption des Wassers eintritt; doch scheint dieselbe gewöhnlich keine völlige zu sein, sondern nur zu einer Verkleinerung der Vacuolen zu führen. Schon Claparcde und L. sprachen von der Verkleinerung der Nahrungsballen bei der Verdauung; Schwalbe (1866) betonte die Resorption des Wassers bestimmt und will bei Karminfütterung dessen völlige Aufsaugung bemerkt haben. Auch Maupas (1883) verfolgte die Wasserresorption bei Colpoda. Wie bemerkt, halte ick es für unwahrscheinlich, dass das Wasser der Nahrungsvacuolen gewöhnlich ganz schwindet. Dagegen durlte sprechen, dass auch der Koth, die unverdauten Nahrungsreste, in Vacuolen eingeschlossen sind. Anzunehmen, dass die Flüssigkeit dei Bionu, Klassen des Tliier-Keichs. Protozua. ^ "^ 1410 Ciliata. Nahriingsvacuolcn ganz aufgesaugt und erst um die Exeremente eine neue Vacuole abgeschieden wird, leuchtet schwerlich ein; die Koth- vacuolen entstehen jedenfalls direct aus den Nahrungsvacuolen. Für eine Keihe Ciliaten wurde auch direct beschrieben, dass die Nahrungsvacuolen nach einer gewissen, häufig gar nicht langen Zeit zum After geführt und entleert werden. Ob die unverdauten Nahrungsreste stets in Flüssigkeits- tropfen eingeschlossen sind, lässt sich einstweilen nicht angeben; es scheint vielmehr nach den Angaben und Abbildungen, dass grössere Nahrungs- reste (wie Schalen und dergleichen) gewöhnlich direct im Plasma liegen. Dennoch mag genauere Beobachtung um dieselben eine dünne Wasserschicht vielleicht nachweisen. Kothvacuolen wurden klar beschrieben und abgebildet bei Stein (1867) für Stentor, Spirostomum Ble- pharisma, Climacostomum, Bursaria, Folliculi na, von Wrzesniowski bei Dileptus, Lionotus, Prorodon und Chilo- don. Auch Maupas (1883) bemerkt, dass die Exeremente sich vor der Ausstossung stets mit einer Vacuole umgeben. Angaben von Lachmann (1856 p. 362) und Claparede (1858), sowie Mittheilungen Stein 's für Bursaria und Fahre 's (847) für Pro- rodon niveus machen es wahrscheinlich, dass zuweilen eine Anzahl Koth- vacuolen vor der Entleerung in einen grösseren Tropfen zusammenfliessen. Der Vorgang der Defäcation selbst wurde bei einer Menge Ciliaten beobachtet; doch beschränken sich die Angaben meist auf die Fest- stellung des Kothauswerfens durch den After, der gewöhnlich nur in diesem Moment zur Ansicht kommt. Insofern es sich um Kothvacuolen handelt, was gewöhnlich zutreffen dürfte, scheint die Erklärung des Vorgangs nicht allzu schwierig. Der After ist, wie früher bemerkt wurde, eine Oefifnung in der Pelliciila und der Alveolarschicht; vielleicht fehlt auch das Cortical- plasma oder ist an dieser Stelle nicht differeozirt. Wird daher die Koth- vacuole durch geeignete Verschiebungen im Entoplasma an die Afterstelle geführt und derselben schliesslich so stark angepresst, dass die zarte Entoplasma- (resp. auch Corticalplasma-) lamelle, welche sie von dem im After stehenden äusseren Wasser trennt, reisst, so tritt derselbe Fall ein, wie bei Eröffnung der contractilen Vacuole (s. unten p. 1431). Die Vacuolen- flüssigkeit muss sich sammt den Excrementen nach Aussen entleeren — das angrenzende Entoplasma tritt an ihre Stelle. Dass der After sich dabei ziemlich erweitern kann, wurde gelegentlich beobachtet (Stein für Sten- tor, Wrzesniowski für Chilodon); dies muss bei der Entleerung grösserer Nahrnngsreste nicht selten eintreten. Ob active Contractionen des Ectoplasmas diese Erweiterung des Anus, resp. auch seine Eröffnung, unterstützen, bedarf genauerer Feststellung. Dagegen ist es recht wahr- scheinlich und wird für Didinium von Balbiani ziemlich bestimmt angegeben, dass bei der Entleerung ansehnlicher Nahrungsreste active Körpercoutractionen mitwirken können, welche hierzu ganz geeignet scheinen. Nur unter diesen Bedingungen Hesse sich auch Kent's Beobachtung erklären, dass die Exeremente bei Stentor polymorph us Kothvacuolen. Dcfäoation. 1411 mit grosser Kraft auf eine weite Strecke aus dem After ausgestossen würden. Da keiner der früheren Beobachter dieses Infiisors etwas Aehnlicbes sah, halte ich eine Bestätigung dieser Angabe für recht nöthig. Eine seltsame Mittlicilung machte Wrzcsnio wski (ISefl") über die Entleerun"- ilcr Kütli- vacuolen bei Cliilodon Cuciillulus. Die Vacuole soll bei der Entleerung immer kleiner ■werden, wie es unsere Ansicht erfordert, schliesslich aber als sehr verkleinertes und leeres Gebilde ausgestossen werden. Eine Deutung- dieser Angabe erscheint schwierig; selbst beider Annahme, dass eine Partie Entoplasma aus dem weitgeöfTneten After austrete, lässt sich der Vorgang nicht recht begreifen, da ja die Kothvacuole bei der Entleerung kein abgeschlossenes Gebilde mehr ist. ]\Ian müsste noch eine weitere Annahme zugesellen, um den Vorgang einigermaassen zu verstehen. Von absonderlichen Ausscheidungsverhältnissen berichtet auch Stein bei Balantidium Entozoon. „Am hinteren KörperiJol sieht man nicht selten einen kleinen Höcker mit fein- körnigem Inhalte langsam hervorquellen , der sich bald darauf abschnürt und abtropft." Wie dies zu erkläretl ist, bedarf weiterer Nachforschung; ebenso auch, was die Ausscheidung „gallertiger hyaliner Tropfen" bei Mesodinium Pulex bedeutet, welche Entz(lS84) beob- achtete. Solche Tropfen bilden sich zuweilen bei zahlreichen Exemplaren (epidemisch Entz) im Hinterleib. Dass etwas Pathologisches vorliegt,, wie E. vermuthet, ist recht wahrscheinlich ; später spricht er von der Erscheinung als einer „schleimigen Degeneration des Protoplasmas". Nicht recht plausibel erscheint mir seine Vermuthung, dass der Vorgang bei Mesodinium mit dem von Cohn bei seiner Metacystis truncata beschriebenen übereinstimme. Bei letzterer Encheline, welche Entz nur für eine verkümmerte Varietät von Tracheioc erca Phoeni- copterus hält, „trägt der Körper (gewöhnlich) am hinteren Ende eine gallertartige, das Licht stark brechende fettig glänzende, ganz körnerlose Blase" von sehr verschiedener Grösse. Das optische Verhalten der Blase erinnerte Cohn lebhaft an die sog. Sarkodetropfen zerÜiessender Infusorien; dennoch erklärte er sie für eine normale, keine pathologische Bildung. Mit Entz bin ich sehr geneigt, die pathologische Natur dieser Blase anzunehmen, d. h. sie für einen grossen sog. Sarkodetropfen zu halten , das Kesultat des beginnenden Zerliiessens des Hinter- endes. Damit stimmt Uberein, dass Cohn die leichte Zerfliesslichkeit der Metacy st is besonders betont. Dagegen kann ich nicht einsehen, dass die Erscheinung direct mit der bei Mesodi- nium beobachteten vergleichbar ist, insofern wenigstens die Schilderung, welche Entz von letzterem entwirft, zutrifFt. G. Die contractilen Vacuolen. Bei keiner der früher geschilderten Protozoenabtheilungen erlangte das System der contractilen Vacuolen eine so hohe Ausbildung und Coni- plication , wie bei den Ciliaten. Dies hängt jedenfalls mit ihrem energi- schen Stoffwechsel, z. Th. auch mit ihrer bedeutenden Grösse zusammen. Contractile Vacuolen sind so allgemein verbreitet, dass wir sie fast als charakteristisches Kennzeichen bei der Begriffsbestimmung der Gruppe verwerthen dürften; doch fehlen sie einigen Wenigen sicher. Die allgemeine physiologische Bedeutung dieser Gebihlc ist uns v<.n früher bekannt; wir wissen, dass sie Wasser ausscheidende und ans- treibende Vorrichtungen sind, daher auch die Respiration wesentl.ch unterstützen, da letztere mit dem Wasserwechsel zweifellos nahe zusammen- hängt. Ebenso ist auch möglich, ja wahrscheinlich, dass das von den Vacuolen ausgetriebene Wasser ^gelöste Ausscheidungsprodnctc enthalt, das 1412 Ciliata. Organsystera dalier auch als excretorisclies functionirt. Wir dlirleu dies um so eher annehmen, als aucii in den excretorischen Organen der Metazoa die Wasserausscheidung häufig einen sehr erheblichen Theil der Leistungen bildet. Die contractilen Vacuolen sind wie jene der übrigen Protozoen ein fache Flüssigkeitstropfen im Plasma, welchen eine besondere Hülle oder Membran im Allgemeinen ganz fehlt. Wenn eine solche an einem vacuolen- artig functionirenden Gebilde durch Plasmadifferenzlrung entwickelt ist, was sehr selten vorzukommen scheint, handelt es sich nicht mehr um contractile Vacuolen im engeren Sinne, sondern um ein differenzirtes Re- servoir, das die Vacuolenflüssigkeit aufnimmt und nach aussen leitet, oder in vereinzelten Fällen vielleicht Wasser aus dem Plasma direct durch Diffusion empfängt. Die Vacuolen sind demnach in strengem Sinne keine beständigen Organe oder Organ ula (wie Möbius [832] die Organe der Einzelligen im Gegensatz zu denen der Vielzelligen zu nennen vorschlug). Jede Vacuole hört mit ihrer Austreibung als solche zu existiren auf. Ihre Nachfolgerin ist ein ganz neues Gebilde, ein neu entstandener Tropfen, welcher wiederum nur bis zur Austreibung existirt. Wenn wir dem- nach von contractilen Vacuolen als dauernden Einrichtungen der In- fusorien und Protozoen sprechen, so verbinden wir damit im Allge- meinen nur die Vorstellung, dass dieselben fortdauernd neu entstehen und vergehen und dass dies gewöhnlich an einer oder mehreren be- stimmten Stellen des Plasmas geschieht. Ein morphologischer Unterschied zwischen gewöhnlichen und contractilen Vacuolen existirt daher eigentlich nicht. Es ist also auch nicht richtig, die contractilen Vacuolen in morphologischer Hinsicht als differenzirte oder höher entwickelte nicht- contractile zu bezeichnen (Häckel 1873 j, da in der That nichts an ihnen dififerenzirt ist. Um so mehr scheint dagegen die Annahme berechtigt, dass sie physiologisch-chemisch von den gewöhnlichen Vacuolen des Ento- plasmas wesentlich verschieden sind, dass ihre Flüssigkeit chemisch von jener der gewöhnlichen abweicht. Schon die Erfahrung, dass die gewöhnlichen Vacuolen meist nur langsam entstehen und verschwinden, die contractilen hingegen mehr oder minder rasch, dass beide Vacuoleu- arten ferner, soweit wir wissen, nie zusammenfliessen, macht diese An- nahme sehr wahrscheinlich*). Da die normalen Vacuolen, wie bemerkt, wohl ausnahmslos an be- stimmten Körperstellen entstehen und vergehen, auch von den Strömungen des Entoplasmas nicht afficirt werden , so müssen sie in der festeren Corticalschicht ihren Sitz haben. Dies zeigt auch die Beobachtung in den meisten Fällen. Auch ihre Function, d. h. die Entleerung nach Aussen, im Verein mit der Erfahrung, dass sie im Körper nicht verschoben werden. *) Nur Stein (1867) bericlitet, dass bei Ny ctotlierus und Metopus gelegentlich gewölinliclie Vacuolen mit der contractilen zusammenfliessen ; ich halte dies jedoch für ganz unwahrscheinlich. Contractile Vacuolen (Allgemeines). ] | ] ;• bedingt iiothwendig, dass sie stets peripheriscli , dicht unter der äusseren Oberfläche auftreten müssen. Wo ein Corticalphisma deutlich erkennbar ist, liegen sie, wie gesagt, in demselben; bei Trichocysten führenden Formen (Paramaecium, Frontonia) sogar unter der Trichocystenanlage. Wo dies nicht der Fall ist, und sich gleichzeitig Verschiebungen des Entoplasmas finden, können wir die Annabme nicht umgehen, dass zum Mindesten in der Region der Vacuolen ein beschränkter Bezirk festeren Corticalplasnias exi- stirt, denn dies allein gibt eine Erklärung für die constante Lagerung der Va- cuolen und ihre Nichtbetheiligung an der Strömung. Einzig bei Tra c h el i u s Ovum will Schwalbe (1866) geringe Verschiebungen der kleinen con- tractilen Vacuolen beobachtet haben. Der Sitz der Vacuolen in dem Cor- ticalplasma schliesst nicht aus, dass sie bei der Diastole mehr oder minder tief in das Eutoplasma vorspringen. Dies dürfte sogar regelmässig der Fall sein, da der Vacuolendurchmesser die Dicke des Corticalplasnias wohl immer übertrifft. Da die Vacuole aber im Corticalplasma entsteht, so bleibt sie gegen das Entoplasma stets noch von einer, wenn audi dünnen, Schicht Corticalplasma abgegrenzt. Das Einspringen ins Ento- plasma spricht also nicht gegen den Sitz der \'acuole im Corticalplasma und macht auch ihre Nichtbetheiligung an der Entoplasmaströmung nicht unverständlich. Da die meisten Ciliaten eine festere Haut besitzen, sei dies nur eine Pellicula oder eine Alveolarschicht, so müssen besondere Oeffnunücn in dieser Bedeckung existiren , durch welche die Austreibung der Vacuolen- flüssigkeit geschehen kann. Zahl und Lage der contractilen Vacuolen sind den grössten Schwan- kungen unterworfen, zuweilen selbst bei den verschiedenen Arten der- selben Gattung. Namentlich die Zahlenverhältnisse sind äusserst variabel, so dass ihr systematischer Werth recht gering erscheint. Es gibt zahl- reiche Ciliaten mit einer und andere mit allen Abstufungen der Vacuolen- zahl bis gegen 100 und vielleicht noch mehr. Bei der Mehrzahl entsteht die Einzelvacuole in der einfachen Weise, welche wir von den früher besprochenen Abtheilungen kennen, d. h. durch Zusaramenfluss kleinerer, neuentstandener. Man hat Vacuolen dieser Hil- dungsart häufig auch rosetten- oder periförmige genannt, wegen ihres Aussehens bei der Entstehung. Nicht wenige Ciliaten erlangen com- plicirtere Bildungsverhältnisse der Vacuolen, indem die ausgeschiedene Flüssigkeit sich nicht in kleinen neugebildeten Vacuolen, sondern m Kanälen sammelt. Letztere verlaufen gegen die Stelle hin, wo die neue Vacuole entsehen soll, was denn auch durch Zusammenfluss der in den Kanälen angesammelten Flüssigkeit periodisch erfolgt. Wir unterscheiden also zwei Kategorien von Vacuolen: einfache und mit zuführenden Kanälen versehene. Erst später ist zu erörtern, wie die letzteren aus den ersteren entstanden sein mögen. a. Mangel der contractilen Vacuolen. Nach dieser Vorbe- sprechung beginnen wir die specielle Darstellung mit der Erörterung des 141! Giliata. Fehlens der Vacuole bei vereinzelten Formen. Ganz sicher gilt dies einst weilen nur für die Gattung Opalina nach den übereinstimmenden An- gaben sämmtlicher Beobachter. Föttinger berichtet das Gleiche für Opalinopsis (einschliesslich Benedenia), was jedoch der Bestätigung bedarf, da der Mangel contractiler Vacuolen früher für viele Opal in inen behauptet wurde (Stein, Gl aparede etc.), bei welchen genauere Unter- suchungen sie auffanden. Die übrigen Angaben über gänzliches Fehlen der Vacuole beziehen sich vorzugsweise auf marine Ciliaten, und erscheinen sämmtlich nicht ganz sicher, da meist widersprechende Angaben verschiedener Beobachter vorliegen. Bei Condylostoma patens 0. F. M. sp. vermisstc Maupas (1883) die Vacuole, wogegen sie Stein (1867) beschrieb und auch Quennerstedt von contractilen Vacuolen be- richtet. Auch die verwandte Bursa ria truncatella wurde verschieden beurtheilt. Clapa- rede- Lachm ann fanden zahlreiche contractile Vacuolen, was Bütschli bei conjugirten Thieren bestätigte (1876, Erldär. von Fig. 17, Tf. XI); Stein (1867) und Brauer vermochten keine zu finden. Es scheint daher fast, dass sie zeitweise wirklich fehlen. — Auch bei der marinen Sten torine Folliculina Ampulla 0. F. M. sp. konnte der neueste Beobachter Möbius (832 Nachtr.) überhaupt keine Vacuole linden, während sie die älteren Forscher Claparede und Lachmann sowie Stein (1867) bei dieser Art wie der F. e leg ans, be- schrieben; ausserdem gibt sie Kent von seiner F. Hirundo an. Unsicher ist die Vacuole ferner bei gewissen marinen Ilypo trieben. Maupas (1S83) vermisste sie bei Actinotricha saltans Cohn, Holosticha LacazeiMps, Gonostomum pediculiforme Colin sp. und den Euplotinen Diophrys appendiculatus und Urouy- chia transfuga. Gegen diese Angaben spricht jedoch, dass Entz (1884) die Vacuole der Actinotricha beschrieb; dass bei den übrigen Arten der Gattungen Holosticha und Gonostomum eine Vacuole bekannt ist und Cohn bei G. pediculiforme zwei helle Va- cuolen beobachtete , in welchen er die contractilen vermuthete. unwahrscheinlich ist ferner der Mangel der Vacuole bei Diophrys appendiculatus; Stein und neuerdings Fahre bemerkten sie, auch wohl schon Claparede -Lachm ann, da ihre Euplotes excava- tus und Schizopus norwegicus sicher zu Diophrys gehören. — unsicher ist die Sachlage für üronychia transfuga. Stein konnte hier ebenfalls keine Vacuole finden, dagegen beschrieben Cl.-L. bei dem höchst wahrscheinlich identischen Campylopus para- dox us eine solche, welche auch auf Lieb erkühn 's unedirten Tafeln an derselben Stelle angedeutet ist. Für die marinen Oligotrichen Strombidium urceolare und sulcatum bezweifelt Maupas gleichfalls die contractile Vacuole, was jedoch gegenüber ihrem Nachweis durch Claparede-Lachmann und Entz (1884) bei Str. sulcatum nicht in Betracht kommen dürfte. Gewisse Zweifel bestehen über die contractile Vacuole von Spirochona; Stein und Kent beobachteten eine solche, R. Hertwig fand sie nicht. Auch Loxodes ist etwas unsicher, worüber später mehr. Wie gesagt, ist aus vorstehender Uebersicht zu entnehmen, dass der Mangel der Vacuole nur bei Opalina mit Bestimmtheit behauptet werden kann. Zu beachten ist, dassmit Ausnahme von Bursaria und Spirochona alle Arten, bez. deren ernstliche Zweifel bestehen, marine sind. Da nun bei den Meeres-Iufusorien eine Verlangsamung der Vacuolenpulsation allgemein beobachtet Avnrde, so ist wohl möglich, dass bei manchen derselben zwischen Systole und Neubildung häufig lange Zeit verstreicht, wäh- rend welcher die Vacuole ganz zu fehlen scheint. Auf solche Weise Contract. Vacuolen (Yoikoinuicn, Zahl, topograj,!.. Vcrthcilm.j:). 141;, dürfte sich wenigstens ein Thcil der widersprechenden Nachrichten erklären. b. Zahl und topographische Vertheiliing der Vacuolen- sowohl der einfachen wie derjenigen mit zuführenden' Kanälen. Als einfachsten Fall begegnen wir bei vielen Ciliaten einer ein- zigen Vaciiole, ja ganze Abtheilungen zeigen noch dieses Verhalten, dessen Ursprünglichkeit daraus hervorgeht, dass bei vielen einfacheren Holotrichen die Einzahl Kegel ist. Bei den Enchelina und den Trachelina ist dieser Zustand jedenfalls der primäre, welcher sich bei zahlreichen Gattungen, resp. gewissen Arten derselben, erhielt. Damit verbindet sich fast ausnahmslos eine nahezu terminale oder doch wenig subterminale Vacuolenlage. AVir bemerkten aber schon, dass Verschiedenheiten hinsichtlich der Vacuolenzahl in einer und der- selben Gattung auftreten. Die Vermehrung der Vacuolen scheint bei den erwähnten Familien und bei den Ciliaten überhaupt so zu geschehen, dass neben der ursprüng- lichen, häufig terminalen noch weitere, davor gelegene auftreten. Auch liess sich manchmal gut erkennen, dass die Zahl der vermehrten Va- cuolen variabel ist, d. h. mit der Grösse der Individuen wächst. Letztere Regel hat aber wie ähnliche in gleichen Fällen immer nur für eine morpho- logische Gruppe von beschränktem Umfang Gültigkeit, häufig nur für eine Art oder Gattung, da zahlreiche grosse Infusorien nur eine einlache Va- cuole beshzen. Einer Eiliöhiiiig der Yacuoleiizalil auf 2 durcli Zutritt einer vorderen begegnen wir bei Stepli anopogon (Colepine), während die Verwandten nur die hintere besitzen. Aehiiliclics scheint nach Lieherliühn's (iined. T.), Q u en nersted t's und Stokes' Erfahrungen auch bei Lacrymaria vorzukommen, indem sich zu der subtenninalen hinteren liäufig (vielleicht z. TIi. regelmässig, so bei L. Olor) eine zweite an der Basis des Halses gesellt. Bei einer von Lieberkühn (u. T.) studirten Holophry a tritt ausser der terminalen Va- cuole noch eine Längsreihe von 5 weiteren auf, welche bis nahe zum Mund reicht; bei einer zweiten Art sogar zwei gegenüberliegende derartige Keihen (56, S). Der ersterwähnten Holo- phrya Aehnliches findet sich auch bei der von Claparcde-L. beschriebenen Enchelys arcuata, einer etwas unsicheren Form. — Mehrere Nebenvacuolen ausser der terminalen Hauptvacuole kennzeichnen nach Entz (1S79) Spathidium spathula (Enchelys gigas St.\ Stein gab schon 1859 zahlreiche Vacuolen an; Engelmann zeichnet dagegen 1S61 nur eine (uned.). Dass dieses Auftreten von Nebenvacuolen sogar bei einer und derselben Art variiren kann, erfuhren wir von Maupas (ISS.'i), welcher bei Prorodon te res E. gelegentlich einige neben der terminalen Vacuole vorfand. Bei Holophrya multifiliis Fouquet sp. (56, 10a), sowie Prorodon margaritifer Clp. u. L. steigt schliesslich die Zahl der Va- cuolen sehr ansehnlich, womit eine allseitige Zerstreuung derselben über die ganze Körper- oberfläche verbunden ist. Aehnliche Verhältnisse wiederholen sich unter den Tracheline n, nur ist hier dio Neigung zur Ausbildung zahlreicher Vacuolen im Ganzen stärker. Eine einzige subterminalo oder terminale Vacuole findet sich bei gewissen Amphilcpten, Lionotcn und Loiodcs Bostrum. Interessanter Weise besitzt der grosse Lionotus Anser Ehrbg. sp. (= folinm Wrzcsn.) auch nur die terminale Vacuole. Bei anderen erhöht sich ihre Zahl auf 3 und 4. 141(1 Ciliafa. bis (1 iiiul zahlreiche, welche in einer Länß'sreihe über die Kiicl(enliante hinziehen. ISIaiipas' Erfalirungen an l^ionotus d iiplos triatn s zeigen, dass die Vacuolcnzahl mit der Grosse zunimmt, dass sich zur ursprünglichen Terminalvacuole noch 2 — 3 weitere gesellen können. Eine Steigerung des eben von Lionotus crwiihnten Verhaltens zeigt der grosse Dileptus Anser M. sp. (59, 4a); längs der ganzen Riickenkante zieht hier ein mehrreihiges Band von Vacuolen hin, die sich vorn sogar auf den Rüssel erstrecken. Diese Ausbildung führt wieder zur allgemeinen Verbreitung zahlreicher kleiner Vacuolen über die gesammte Körperober- fläche, welche sich bei Amphileptus Claparcdii (59, 2a) und Trachelius Ovum (59, 3 a und f) findet. Sehr häufig- i>t die Veinieh)nng der Vacuolen auch unter den Chla- my dodonti nen. Dennoch beweist das Vorkommen einer einzigen bei grossen Nassula arten, bei Orthodon, Onychodactylus, Trochi- lia und gelegentlich auch bei den kleinsten Arten oder Individuen der Gattungen, welche gewöhnlich zahlreiche besitzen, dass die einzige Vacuole in dieser Familie gleichfalls den Ausgangszustand bildete. Dagegen liegt diese Vacuole gewöhnlich nicht mehr terminal; sie findet sich meist in der mittleren Körperregion, häufig etwas rechtsseitig. Eine Ausnahme bildet Orthodon mit terminaler Vacuole, sowie Ghilodon propel- lens Eng., welcher gleichfalls nur eine hintere Vacuole besitzen soll. Letzteres scheint um so auffallender, als die ursprüngliche Vacuole der übrigen Chile den arten gleichfalls eine mittlere Lage besessen haben muss, wie das Vorkommen derselben bei Chilodon dubius Maupas und anderweitige Erwägungen zeigen. Gewöhnlich liegt die einzige Vacuole der angeführten Formen baucliwärts . nur bei Onychodactylus (61, 6b) nach Entz dorsal, was sich durch weitere Verschiebung über die rechte Seite erklären dürfte, Schon bei gewissen Nassulaarten (N. hesperidea Entz, lateritia Glp. L., micro- stoma Cohn, elegans Ehrbg.) tritt eine Vermehrung- auf. N. microstoma (60,5a) besitzt zwei mittlere; bei N. lateritia findet sich die hinzugetretene Vacuole ziemlich weit hinten. — N. elegans zeigt eine Reihe von 3 — 4 Vacuolen längs der rechten Seite, häufig jedoch nur eine mittlere. N. hesperidea dagegen besitzt zwei rechte und zwei linke, welche ab- wechselnd auf der Bauch- und Rückenseite liegen (Entz). Gerade diese Art verräth aber das Schwankende der Verhältnisse, da Entz bei der gedrungenen Form, d. h. dem zusammen- gezognen Znstand, nur eine Vacuole bemerkte, welche in ihrer Lage der einzigen der erst- erwähnten Arten entsprach. Es gelang den üebergang der gestreckten Form in die verkürzte zu verfolgen und dabei das Schwinden der 3 secundären Vacuolen direct nachzuweisen. Aehnliche Vermehrung der Vacuolen ist bei den übrigen Gattungen eine gewöhnliche Erscheinung; dabei liegen die Vacuolen. soweit bekannt, ventral. — Zwei finden sich bei Phascolodon und Scaphidi odon; 1 — 3 bei Opisthodon, 2 — 4 bei Dysteria, 3 — 9 bei Chlamydodon (und zwar bei derselben Art); zahlreich werden sie bei Aegyria und den meisten Chilo donarten. Die Variabilität der Vacuolenzahl wurde gerade bei dem ge- meinen Chilodon Cucullulus schon lange bemerkt. Auch die Zunahme der Vacuolenzahl mit der Grösse der Thiere ist hier gut zu verfolgen. Kleinste Exemplare besitzen gewöhnlich nur 3 Vacuolen, 2 in der Gegend des Reusenapparats, eine dritte weiter hinten. Bei den grossen Exemplaren schwankt die Zahl zwischen 5 — 21 (Wrzesnio wski 1S69), obgleich die Fünfzahl ziemlich häufig zu sein scheint. — Die gelegentliche Beobachtung (Rossbach 4S6), dass zwei in der Schlundgegend befindliche Vacuolen bedeutendere Grösse erlangen , auch kräftiger arbeiten wie die übrigen, deutet wohl darauf hin, dass sie die ursprünglicheren sind. Dies erweist wohl, dass die ürvacuole von Chilodon gleichfalls eine mittlere Lage hatte, wie schon aus anderen Gründen gefolgert wurde. Relativ selten und fast nie sehr beträchtlich ist die Vermehrimg unter den Paramaecinen und Pleur onemineu; für letztere dürfte die Contract. Vaciiolen (Zahl, topngrajili. Yerthciliiiifr). 1417 Einzahl sogar Regel sein. Hei der Mehrzahl der Tara ui aec i ii en heoh achtet man das Gleiche, sowie dass die urspriingliclie Lage der Vaciiole jedenfalls eine terndnale ist. Bei nicht wenigen hat sie dieselbe hewahrf oder ist doch nur etwas nach vorn und dorsalwärts verschoben. Wenn nändich in diesen Familien eine N'erlagerung der Vacnolc cinlrill, scheint dieselbe gewöhnlich dorsalwärts zu geschehen (wenn nicht seitlich), nie jedoch ventral. Terminale oder nahezu terminale Lagerung findet sich namentlich bei Lcucophrys. Colpoda, Ürozona, üronema und üroce ntrum ; ferner hei den Microthora cina und den meisten Pleuronemin en. Stärkere Verschiebung nach vorn bemerken wir bei Colpi- dium und Glaucoma, doch bleibt die Vacuole bei diesen gewöhnlich iji der hinteren Körper- hälftc. Bei Loxoccph alns , Dallasia, Frontonia, Microthorax, Drepanidium und bei der Pleuronemine Lembadion rückt sie dagegen bis in die Körpermitte und theihvcise etwas rechtsseitig. Erhöhung der Vacuolcnzahl ist nur von Paramaecium und Ophryoglena bekannt. Bei ersterer Gattung scheint die Zweizahl Kegel zu sein (.3 beobachtete Bütschli zuweilen bei P. putrinuni 1876 p. 88); beide Vacuolen liegen ungefähr auf den Grenzen des 1. und 2. sowie des .3. und 4. Körperviertel hintereinander (63, 1 a, 2a). Bei Ophryo- glena (62, 1, 2 a) scheint grosse Variabilität zu herrschen. Die Vacuolen liegen hier gewöhnlich linksseitig. Ist nur eine einzige vorhanden (62, 2 b), so nimmt sie ziemlich die Mitte der linken Seite ein ; finden sich mehrere (2 — 3\ so stehen sie in ziemlich gleichen Abständen in einer Längsreihe hintereinander (2a, b). Abweichend verhält sich 0. citreum Glap. L. , deren einzige Vacuole mehr rechts und dorsal liegt, was Licberkülm's Tafeln für eine wahrscheinlich identische Form bestätigen. Aehnliche Schwankungen der Vacuolcnzahl bietet die Familie der Isotrichina wäh- rend Dasytricha nur eine einzige hinten in der Schlundgegend gelegene Vacuole besitzt, finden sich bei Isotricha zahlreiche durch die hintere Körperhälfte zerstreut. Vortreffliche Beispiele der Vacuolenvermehrung mit zunehmender Grösse zeigen gewisse Opalininen, speciell Anoplophrya. Die kleinsten Exemplare von Anoplophrya branchiarum St. besitzen nach Bal- biani nur eine hintere Vacuole; bei den grösseren vermehren sie sich bis auf 6 und 7 (auch mehr, s. T. 64, 16 a), welche eine Längsreihe an einem Seitenrand bilden. Eine entsprechende Vacuolenreihe findet sich noch bei manchen anderen Arten und scheint sich stets über die gesammte Länge der meist sehr gestreckten Formen auszudehnen. Je länger die betreffen- den Arten und wohl auch die Individuen werden, desto höher steigt ihre Vacuolenzahl. Bei nicht wenigen gesellt sich am gegenüberliegenden Rand eine zweite Vacuolenreihe zu. f.ir welche das eben Bemerkte gleichfalls gilt (6.5, 1). Ein oder zwei Vacuolenreihen besitzen auch die meisten Arten der Gattung Hoplitophrya (4-5); nur H. nncinata und rc- curva zeigen an Stelle einer Vacuolenreihe ein sogen. Längsgefäss, von dem später die Rede sein wird. Bei den Spirotricha herrscht im Allgemeinen keine so grosse Mannigfaltigkeit in den Zahlenverhältnissen der Vacuolen wie bei den Holotricha. Unter den Heterotrichen , welche den letzteren am nächsten stehen, ist dies gelegentlich noch der Fall. Der primitive Zustand der einzigen terminalen Vacuole ist in dieser Unterordnung vielfach noch gewahrt. In der ursprünglichsten Familie, der der Plagiotominen, tritt er sogar recht häufig auf, sobeiAncistrum, Nyctotherus, Blepharisma, Spirostomum Metopus, findet sich aber auch noch in höher entwickelten Familien, so bei den Bursarinen Balantidiopsis bei Condylostoma patens (wenn wir Stoin's Angaben für richtig erachten, was nicht 1418 Ciliata. uinvalirscliciiilicli ist, da Condylost. Vorticclla nach Wrzcsniowski und Bütschli glciclifalls eine teruiinale Vacuole besitzt und dieser Zustand bei den Verwandten so verbreitet ist). Endlich ist unter den Stentorincn die iirimitive Bildung noch bei Climacosto- iniiin erhalten. Mehr oder weniger weitgeheude Verlagerung der einfachen Vacuole auf der Ventralseite nach vorn bis in die Mundgegend ist zuweilen bei den Plagiotominen, speciell bei Con chophtirus arten und bei Plagiotoma Lumbrici vorhanden. Bei Caenomorpha ist die Va- cuole an die Schwanzbasis gerückt, was wohl nur auf der Schwanz- bildung beruht. Die auffallendste Verschiebung der Vacuole trat bei Stentor ein. Mit der Afterverschiebung nach vorn und links erfuhr auch die Vacuole dieselbe Verlagerung und findet sich dicht hinter dem Peristomsaum links- seitig und etwas hinter dem After (68, 5 a etc.). Wenn St ein 's Erfahrungen sich bestätigen, fände sich auch bei der nahe verwandten Folliculina eine weit nach vorn gerückte Vacuole, ungefähr in der Mittelregion etwas rechts- seitig. Clap. und L. und ähnlich Kent (F. Hirundo) verlegen dagegen die contractile Va- cuole bedeutend weiter nach hinten. Möbius leugnet, wie früher bemerkt, die Vacuole. Vermehrung der Vacuole tritt, wenn auch nicht sehr liäufig, dennoch bei einigen Hetcrotrichen auf. Claparüde beschrieb einen Con chojjhtirus Actin ar um mit einer Reihe von Vacuolcn längs der Eückenkante; doch sollen nicht alle Vacuolen contractu sein. Bei Nyctothcrus cordiformis sah Maupas gelegentlich 1—2 secundäre Vacuolen neben der terminalen. Mehrere Vacuolen finden sich regelmässig bei Balantidium, bald zwei längs der rechten Seite, bald daneben noch zwei linke; doch scheint auch bei dieser Gattung gelegentliche Vermehrung der Vacuolen in beiden ßeihen vorzukommen. Endlich er- fuhren wir schon früher, dassBursaria truncatella wenigstens zeitweise zahlreiche kleine, über den ganzen Körper zerstreute contractile Vacuolen besitzt, also auch diese Modification bei den Hetcrotrichen angetroffen wird. Grosse Einförmigkeit herrscht bei den Hypo tri eben. Es wurde bis jetzt kein Vertreter dieser Unterordnung bekannt, welcher mehr wie eine Vacuole besässe. Achnliche Constanz herrscht bezüglich deren Lage. Bei den Oxy trieb inen und Peritrominen liegt sie stets in der Mnndgegend oder in massiger Entfernung hinter dem Mund. Letz- teres tritt speciell bei langgestreckten Formen ein. Stets ist die Vacuole ferner dem linken Seitenrand stark genähert und liegt wohl ausnahms- los dorsal. Cl aparede und Lach mann wie Stein (1859) verlegten sie auf die Ventralseite. Erst Wrzcsniowski (1870) erkannte die dorsale Lage bei einigen Arten; Entz (1879) be- stätigte dies für Sti chotrich a. Die neueren Untersuchungen von Maupas (18S3) und Entz (1884) erwiesen endlich die allgemeine Verbreitung dieser Erscheinung. Bei den Euplotiuen und Aspidiscinen lagert sich mit dem After auch die contractile Vacuole auf die rechte hintere Bauchseite; sie findet sich hier in der Gegend der rechten Aftercirren und, wie gesagt, sicher ventral. Die meisten Oligotricha verrathen ihre nahen Beziehungen zu Stentor und den Oxyt rieh inen durch eine tibereinstimmende Lage Cüutract. Yaciioloii 'Zalil, topograpli. VoitluMliiii-^). ]\]>) der einfachen contractilen Vaeiiole, welche sich also stels linkssciti- in der Mundgegend findet. Abweichend verhalten sich nur die eigenthümlichen Ophryoscolecinen, bei welchen eine Verniehruug der Vacuolen häufig ist. Eine einzige findet sich bei Entodiiiiuin rechtsseitig dicht hinter dem PeriMuui ,-;2, luai. zwei in der linken Körperregion hei Diplodinium und gewöhnlich aucli Opliryos<-olrx: doch kann ihre Zahl hei letzterer Gattung viel grösser werden (72, 1 1 a). Die P er it riehen endlich schliessen sich sowohl bez. der Zahl und Lage der Vaciiole den Stentoren und Hypotrichen an. Die Vacuolc ist, wenn nicht secundäre Verlagerung eintrat, stets weit nach vorn in die Mundregion verschoben. Auch bei den Spiroch oninen ist dies der Fall, wenn Stein 's und Ken t's Angaben über die Vacnole richtig sind; sie liegt demnach in der Schlundgegend etwas linksseitig. Es wurde schon früher (p 1358) gezeigt, dass die fast stets einfache Vacuole bei sämnitlichen Vorticelli nen mit der Ausbildung des Vesti- bulums in die Tiefe rückte; sie mündet wie der After nicht mehr auf der äusseren Körperfläche, sondern in das Vestibulum. Bevor wir ihre Lagebeziehungen zu letzterem genauer betrachten, wollen wir die wenigen Fälle erwähnen, in welchen 2 Vacuolen beobachtet wurden. Sie betreffen alle die Gattung Vorticella. Stein (1S67 p. 112) bemerkte zuerst bei A''orticella Campanula Ehrhg. angeljlich drei Vacuolen, was Wrzcsnio wski (1S771 bestätigte. Beide stimmen darin Ultcrcin, dass die eine dieser Vacuolen sich anders verhalte wie die übrigen; W. bezeichnet sie daher auch als Blase. Ohne Zweifel war diese dritte Va- cuole das Keserroir, von dem später die Rede sein wird. Wenn sich diese Deutung richtig erweist, dann zeigt Vorticella Campanula dieselben Verhältnisse, wie sie Bütschli (537) bei V. monilata Tat. entdeckte, wo neben dem Keservoir zwei contractile Vacuolen bestehen. Stokes bestätigte später die beiden Vacuolen dieser Art (754) und will das Gleiche noch bei zwei weiteren Arten (V. Lockwoodi s. 716 und V. vestita s. 0S5 und 756) ge- funden haben. (Beide fallen wahrscheinlich mit der V. monilata zusammen.) Wie bemerkt, liegt die Vacuole der Vorticellinen dem Vestibulum gewöhnlich dicht au. So ist es speciell bei den Urceolarinen und den Contractilia; unter den Acontractilia bei Epistylis und Opercularia. Gewöhnlich findet sie sich in der mittleren oder inneren Kegion des Vestibulums , dessen unterer, resp. bei richtiger Orieutirung der Vorticelle hinterer Wand angelagert. Bei einigen Formen rückt sie dagegen mehr ül)er das Vestibulum in die Region des Discus. Bei Epi- stylis plicatilis ist dies angedeutet; am charakteristischsten tritt es jedoch bei gewissen Zoothamnium arten hervor, deren Vacuole dem Discus eingelagert ist und denselben zuweilen während der Diastole ganz erfüllt (Stein 1854 und 1867 p. 131, Quennerstedt 1865, 1, Wrzes- niowski 1877, Entz 1884). Bei wenigen Vorticellidinen rückt die Vacuole sehr weit vom Vestibulum ab, in die mittlere, resp. sogar die untere Körperregion. Xur bei sehr langgestreckten Formen, Epistylis ophrydi ilormis Nüsslin (706), Ophrydium (Wrzesniowski 1879) und Gerda Gl uns Clap. u. L., tritt dies ein, ermögUcht durch die Anwesenheit des Keservoirs, 1420 Ciliata. welches unter diesen Verhältnissen zn einem mehr oder weniger langen Kanal auswächst, der die Verbindung der Vacuolc mit dem Vestibulum erhält. c. Die Poren der Vacnolcn und das Reservoir derVorti- cellinen. Unsere gegenwärtigen Erfahrungen berechtigen zur Annahme, dass wenigstens bei allen mit einer Pellicula versehenen Ciliaten stets bestimmte feine Oetlfnungen über der Vacuole existiren, welche zum Austritt der Flüssigkeit dienen. Ist eine Alveolarschicht deutlich, so wird auch diese von der Oetfiiung durchsetzt; letztere ist also dann streng genommen ein feines Kanälchen. Kommen mehrere Vacuolen vor, so besitzt jede ihren besonderen Perus, resp. mehrere Poren. Denn obgleich häufig für jede Vacuole nur ein einziger Porus vorhanden ist, findet man nicht selten mehrere, ja eine ganze Gruppe solcher. Mehrere helle Flecke über der Vacuole von Spirostomum ambiguum bemerkten schon Claparede und Lachmann, bestritten jedoch, dass es Poren seien, da sie deren Vorkommen überhaupt leugneten. Auch Stein beobachtete schon 1859 bei Ophryoglena flava und Frontonia acuminata mehrere helle Flecke über der Vacuole, hielt dieselben jedoch gleichfalls nur für verdünnte Stellen der Cuticula, durch welche die Vacuolenflüssigkeit ausgepresst werde. Bei der ersteren Art fand er nicht weniger wie 5 — 7 solcher Stellen. Wir können an deren Porennatur um so weniger zweifeln, da es mir erst vor kurzem gelang, bei einer Ophryoglena 3 deutliche Poren wahrzunehmen. Ebenso zeichnete Engelmann schon 1S61 3 Poren der Vacuole von Frontonia acuminata (uned.), Fahre (847) neuerdings vier. Stein fand ferner (1867) mehrere feine Oelfnungen, durch welche die Vacuole von Pro ro- den niveus ausmünde. Bei Stentor coeruleus beobachtete Moxon (1869) 2 — 3 Poren, wäh- rend andere Beobachter, wie Schwalbe (186()), Maupas (1883) nur einen fanden. Ich selbst be- merkte bei Trachelius Ovum (s. T. 59, 3e) gewöhnlich 3 feine Poren über jeder Vacuole, während Balbiani (1860) nur einen angibt (s. 59, 3f). Endlich fand Balbiani (1860, siehe die Tafeln und Tafelerklärung) über der Vacuole von Paramaecium Bursaria 2 Poren, während bei dem nahe verwandten Param. Aurelia stets nur einer beobachtet wurde. Maupas bestätigte (1883) die Mehrzahl (2 — 3) der Poren bei P. Bu rsaria. Auf den Skizzen Engelmann's (uned.) sind bei C onchophtirus Steenstrupii vielleicht auch 0. Ano- dontae zahlreiche Poren der Vacuole angedeutet. Diese Erfahrungen zeigen einerseits, dass mehrfache Poren sicher vorkommen, dass jedoch Variationen in der Zahl derselben häutig sind und Verschiedenheiten in dieser Hinsieht bei nächstverwandten Arten be- stehen. Eine systematische Bedeutung kommt der Erscheinung also höchstens für die Artunterscheidung zu. Jeder Porus erscheint gewöhnlich als ein sehr kleines, von einem dunklen Randsaum umzogenes und im Innern lichtes Kreischen. Die Helligkeit des Innern rührt von der Durchbrechung der Pellicula und Alveolarschicht her. — Selten setzt sich der Porus in ein kurzes Röhrchen fort, welches über die Alveolarschicht hinaus in das Innere reicht. Bei Nassula aurea ist dies sehr deutlich (Bütschli 1875, B. und Schewia- koff 1887). Das Röhrchen, dessen zarte Wand aus verdichtetem, ziemlich dunklem Plasma, ähnlich der Pellicula besteht, ist dadurch eigentliümlich, dass es am kreisförmigen Porus cylindrisch beginnt, sich jedoch bald in der Querrichtung abplattet und beträchtlich breiter wird; seine innere Contract. Vacuolen (Poren). 1421 Oeffuung hat daher eine laugspaltartige Form. Hei Uro c entrinn Turbo mündet die terminale Vacuole durch ein relativ recht langes Köhrdien aus, da dasselbe die dicke Corticalschicht völlig diircbset/.t (liiitscldi und Schewiakoff). Auch das sog. Afterröhrchen, welches Wrzesnio wsk i bei Traehelophyllnm beschrieb, gehört jedenfalls hierher und hat mit der Entleerung der Excremente nichts zu thun. P^ei Euplotes liegt der Porus nach Maupas' Beobachtung auf einem röhrigeu Wärzchen (,,niame- lon tubuleux''), welches wenig hinter den beiden rechten Aftercirren steht. Demnach dürfte sich auch hier ein kurzes Kanälchen vom eigentliclicn Porus zur contractilen Vacuole erstrecken. Den längsten und eigenthümlichsten Ausführkanal besitzt Lemba- dion. Stein (1867, p. 155. Anm. 4) entdeckte und beschrieb ilin fast ganz zutreffend, was ich nach eigener Beobachtung bemerken darf. Der Kanal zieht von der nicht weit hinter der Mitte des Rückens und etwas rechts gelegenen Vacuole schief nach hinten und rechts und mündet ein wenig rechts von dem hinteren Peristomwinkel auf der Bauchseite deut- lichst aus. Sein Endstück besitzt eine dunkle, dickere Wand, während an seiner längeren Fortsetzung nur eine scharfe Grenzlinie zu erkennen ist. Der Kanal verläuft dicht unter der Pellicula, jedenfalls in einer festeren, wenn auch sehr dünnen Corticalschicht. Dass er zur Ausfuhr der Vacuole dient, wie schon Stein andeutet, folgt sicher aus deren Verhalten zum Kanalende, worüber später zu berichten sein wird. Ueber die genauere Lage des ein- oder mehrfachen Porus zum Relief der Oberfläche ist w^enig bekannt. Bei Paramaecium Au- relia ist unschwer festzustellen, dass der einfache Porus an Stelle eines der Pellicularfeldchen, also an Stelle einer Cilienpapille liegt (Bütschli und Schuberg); bei Frontonia leucas hat er jedenfalls eine entsprechende Lage. Er lindet sich zwischen zwei Körperstreifen, welche hier wohl sicher die nämliche Bedeutung wie bei Paramaecium haben; die beiden Streifen weichen deutlich etwas auseinander, um dem Porus, dessen Durchmesser ein wenig grösser ist, wie der gewöhnliche Abstand zweier Streifen, Raum zu machen (Schewiakoft'). Die Poren von Stentor linden sich nach den übereinstimmenden Beobachtungen S c h w a 1 b e 's, M o x o n s und M a u p a s ' auf einem Rippen- streifen. Dasselbe beobachtete Schewiakoff bei Prorodon undHolo- phrya. Ein entsprechendes Verhalten dürfte daher bei sämmthchen Ciliaten mit Rippenstreifen bestehen. Für zahlreiche Ciliaten, hauptsächlich solche, deren contractüe \ a- cuole dem After nahe liegt, wurde von Stein und den meisten Spateren die Ausmündung der Vacuole durch den After angegeben. In tast keinem Fall kann man jedoch behaupten, dass der Nachweis mit Sicherheit erbracht wäre; dagegen sind manche Angaben sicher irrtlnnuluhe. Stein rechnete hierhin die üxy trichinen, für welche die. f^^^^^ ^^J^^^ Flüssigkeit der Vacuole, wie wir später finden werden, mcht durch cn '"'-";-;;""' After geleitet wird, dieser Kanal vielmehr zur Bildung der A acuole be.tragt. tdr Mentor, 1422 Oüiata. den Stein (1867) gleichfalls hierher stellte, sind die Poren längst erwiesen. Speciell für die terminale Vacuolc der Enchclinen, Trachclinen und mancher Heterotrichcn wurde die Ausnumduiig durch den After nicht nur von Stein, sondern auch von Wrzesniowski (1869 und ISTO), Entz (1888 und früher) und Anderen vielfach behauptet. Wir fanden je- doch schon oben, dass Stein selbst die OclFnungen der Vacuole bei Prorodon niveus be- merkte; Scliewiakoff fand den Porus bei Holophrya und Prorodon stets etwas seitlich vom After. Ich halte es daher auch für sehr wahrscheinlich, dass Wrzesniowski (1869) bei Trachelopliyllum und Prorodon farctus den kurzen kanalförmigen Porus der Vacuole ganz richtig beobachtete, jedocli auch die Entleerung der Excremente unrichtiger Weise durch ihn geschehen Hess. Ich glaube annehmen zu dürfen, dass die Poren aller dieser Formen vom After getrennt sind, obgleich beide nahe bei einander liegen und daher der Schein ihres Zusammenfallens leicht erweckt wird. Etwas anders liegen vielleicht die Verhältnisse bei Nyctotherus, indem es St ein 's Untersuchungen sehr wahrscheinlich machen, dass die Entleerung der Vacuole durch die früher bescliriebene Afterröhre des Hinterendes geschieht, deren Innenende sie stets sehr nalie liegt. Wenn dies der Fall ist, so bleibt doch die Möglichkeit offen, dass After und Porus der contractilen Vacuole an verschiedenen Stellen der ßöhre liegen, ja es scheint nicht einmal ganz sicher, ob die Köhre überhaupt zur Entfernung der Excremente dient, wenigstens finde ich bei Stein keine Angabe, dass er dies direct verfolgt hahe. Bekanntlich entdeckte zuerst 0. Schmidt (1849) den Porus bei Frontonia leucas; Kood (1853) berichtet von ihm bei Paramaecium Aurelia, wo ilm Carter (1856) zwar ver- muthete, jedoch nicht wirklich beobachtete. Lachmann leugnete die Poren 1856 durchaus; sie seien nur verdünnte Stellen der Haut über der Vacuole, welche vielleicht der Respiration dienen könnten. Dieselbe Ansicht wurde von Olaparede wiederholt. Lieberkühn hielt 1856 diesen Standpunkt noch fest; erst ISTü gab er die Poren zu. Stein hatte sich schon 1856 von den Poren bei Frontonia überzeugt, und wies sie 1859 bei mehreren Gattungen nach (Paramaecium, Nassula, Glaucoma, Colpidium, Ophry oglena), hielt aber für einige noch an Lach- mann's Auffassung fest. Zahlreiche spätere Beobachter bestätigten die Existenz der Oelf- nungen für einzelne Formen, so Balbiani (1860 — 61, Paramaecium Bursaria und Aurelia, Chilodon, Trachelius); Engelmann (1862 Conchophtirus; auf seinen unedirtcn Skizzen aus dieser Zeit sind die Poren noch bei vielen Ciliaten angegeben); Schwalbe (1866, Stentor, Param. Aur.); Zencker (1866); Stein (1867, Prorodon niveus); Quenner- stedt (1865 — 68, Par. Aur.; Pleuroncma, Conchophtirus); Wrzesniowski (1869, Trachclo- phyllum, Prorodon); Moxon (1869, Stentor); Bütschli (1873, Nassula); Maupas (1879 Discophrya, 1883 Colpidium, Metopus, Euplotes); Schuberg (1888 Isotrichinen, Ophryoscole- cinen), Bütschli und Schewiakoff (ürocentrum etc.). Gegen die Existenz der Poren sprachen sich gelegentlich aus: Frey (1858); noch 1872 auch Kossbach, welcher den Porus wegen der Membranlosigkeit der Vacuole leugnen wollte, und wieder zu Lachmann 's Ansicht von der verdünnten Hautstelle zurückkehrte. Die ün- haltbarkeit dieses Einwands liegt auf der Hand und wird später noch ausführlicher nach- gewiesen werden. Mündung- der Vacuole der Vortieellinen in das Vesti- bül um und Reservoir dieser Abtheilung. Wir wissen, dass die Vacuole vieler Vorticellid i nen nicht direct in das Vestibulum, sondern in einen besonderen Eaum oder Behälter entleert wird, der als ein An- hang des Vestibulums aufzufassen ist. Augenblicklich lässt sich nur schwer beurtheilen, wie weit diese Einrichtung unter den Vortieellinen verbreitet ist. Sie wurde vorerst nur bei der Untertam. der Vorticellidina beobachtet. Da das Reservoir gewissen Vorticellidinen zu fehlen scheint, so liegt die Vermuthung nahe, dass es sich in der Abtheilung selbst all- mählich entwickelte. Wo es fehlt, müssen wir annehmen, dass die Vacuole Contract. Vacuolen (Ausmündung u. EcseiToir bei Vorticellinen). 1423 diiect durch ein oder mehrere Poren in das Vestibuhim mündet, obgleich dieselben noch nie beobachtet wurden. Das Fehlen des Reservoirs, also die directe Einmiiudun- der Vacuole glaubt B ü t s c h 1 i (537) bei V o r t i c e 1 1 a m i c r o s t o m a , E p i s t y I i s plicatilis, E. Umbellaria, und Opercularia articulata fest- gestellt zu haben. Hinsichtlich letztgenannter Art ist jedoch die Ein- schränkung zu machen, dass ich einmal einen röhrenförmigen Fortsatz von der Vestibularwand zur Vacuole ziehen sah, dessen Hinterwand letztere dicht anlag. Die Einmündungsstelle der Vacuole und demnach auch des Reser- voirs, wo ein solches vorhanden ist, findet sich wohl stets dicht unter (d. h. proximal von) dem inneren Ende der sogen. Borste , also in der inneren Hälfte des Vestibulums. Der After liegt, wie bekannt, nicht weit vor (distalwärts) dem Ende der Borste. Eine gemeinsame Ansmündung der Vacuole oder des Reservoirs mit dem After, wie sie Wrzesnio wski (1879) für Ophrydium beschrieb, ist unwahrscheinlich, da in der Mehrzahl der Fälle die Sonderung beider sicher erscheint. Schon Carter (1856) erwies dies für Epistylis Galea E, Im Besonderen schwankt jedoch die Mündungsstelle der Vacuole in ihrer Lage ziemlich, indem sie manchmal (so wohl Ophrydium nach Wrzesn.) dicht hinter dem Ende der Borste, bei anderen (Vortic. nebulifera) ungefähr in der Mittelregion der hinteren Vestibularhälftc, endlich auch ganz hinten, dicht vor Beginn des Oesophagus in das Vesti- buhim münden kann. Das Reservoir ist ein sehr verschiedengradig entwickelter Anhang der Vestibularwand, w^elchen wir uns durch eine sack- bis beutelförn)ige Ausbuchtung der ursprünglichen Einmündungsstelle der Vacuole entstanden denken müssen. Mit der Ausbildung eines solchen Anhangs entfernt sich natürlich die Vacuole von der eigentlichen Vestibularwand und rückt mehr nach unten; sie liegt nun der Wand des Reservoirs (in der Diastole) dicht an, ähnlich wie bei Maugel des Reservoirs der Vestibular- wand. Obgleich die Untersuchungen des Reservoirs z. Z. noch ungenügend sind, gestatten sie doch, seine allmählich fortschreitende Ausbildung zu verfolgen. Bei gewissen Vorticelien (V. citrina) ist es, während die Vacuole in Diastole begriffen, nur ein sehr unscheinbarer kurzer, etwa trichterförmiger Anhang des Vestibulums, der mit weiter Oeffnung in letz- teres mündet und sich gegen sein inneres Ende, welchem die Vacuole an- liegt, verengt (Bütschli). Bei jeder Entleerung der Vacuole wird es durch die eintretende Vacuolenflüssigkeit beträchtlich angeschwellt und sinkt dann allmählich auf den früheren Zustand zurück. Genauere Untersuchungen müssen erweisen, ob nicht eine oder die andere der oben aufgezählten Formen, bei welchen ein Reservoir nicht gefunden wurde, ähnliche oder vielleicht noch etwas primitivere Verhält- nisse besitzt. Die übrigen Vorticelien, deren Reservoir beobachtet wurde, sowie Carchesium, zeigen dasselbe als einen ansehnlicheren 1424 Ciliata. beutelartigen Anhang des Vestibiilunis. Zuweilen ist es nahezu kuglig, häutig Jedoch ziemlieh uniegelmässig, mit Einbuchtungen der Oberfläche, resp. plumpen Ausbuchtungen versehen. Der Füllungsgrad des Keservoirs moditicirt jedenfalls häutig seine Form. Die Unregelmässigkeiten dürften im coutrahirten, entleerten Zustand wohl stärker hervortreten. Zuweilen (V. citrina ßiitschli) ist eine weite Communication des Reservoirs mit der Vestibularhöhle deutlich wahrzunehmen. Da dies, wie es scheint, nur bei einzelnen Formen bemerkbar ist, so müssen wir schliessen, dass diese Communication bei den übrigen stark verengt sein wird, worauf auch die Verhältnisse der gleich zu besprechenden Peri- trichen mit kanalartigem Reservoir hinweisen. Bei einigen sehr langgestreckten Vorticellinen wird das Reservoir nändich zu einem relativ sehr langen, Spindel- bis beuteiförmigen Gebilde, welches durch einen distalen, kanalartig verengten Theil mit dem Vesti- bulum zusammenhängt. Ein solches Reservoir beschrieb zuerst Wrzes- niowski von Ophrydium (75; 5c, vst); später fand Nüsslin ein ähnliches bei der mit Ophrydium jedenfalls nahe verwandten Epi- stylis ophry diiformis (74, 8, vst). Das kanalartige Reservoir zieht wie zu erwarten , ziemlich gerade nach unten und reicht bei beiden For- men etwa bis gegen das Schlundende; wobei zu beachten ist, dass der Schlund von Ophrydium wegen der Anwesenheit einer langen Schlund- röhre sich bis fast zur Körpermitte nach unten erstreckt, also auch das Reservoir relativ länger ist als bei der Epistylis ophry diiformis. Im Besonderen ist der kaualartige Theil , welcher es mit dem Vesti- bulum verbindet, sehr lang. Der obere Theil dieses Kanals beschreibt in der hinteren Region des Vestibulums eine ziemlich beträchtliche Ausbiegung nach der Oralseite, deren speciellerer Verlauf hier nicht verfolgt werden soll. — Eine solche Verlängerung des Reservoirs ging natürlich mit einer entsprechenden Verlagerung der coutractilen Vacuole nach unten Hand in Hand. Bei der Entleerung der Vacuole schwillt der erweiterte innere Theil des Reservoirs deutlich an. Schon Claparede und I^achmann beschrieben bei der eben- falls recht langgestreckten Gerda 61 ans Cl. L. (73, 6a— b, vst) einen langen Kanal, welcher von der ganz im unteren Körperende gelegenen Vacuole bis in die Gegend des Vestibulums (angeblich sogar zuweilen bis in den Discus) verfolgt wurde. Sein Anfangstheil an der Vacuole, der zum Theil etwas dicker, jedoch nie als eine beuteiförmige An- schwellung, gezeichnet wird, richtet sich zuerst etwas nach unten, biegt dann sofort im Bogen nach oben um und zieht hierauf ziemlich gerade, etwas wellig geschlängelt, bis in die Schlundgegend. Einmal wollen Claparede und Lachmann in der Scblundgegend eine Um- biegung des Kanals nach unten bemerkt und dieselbe bis fast ans untere Körperende zurück verfolgt haben. Es kann nicht zweifelhaft sein, dass dieser Kanal, welchen seine Entdecker für einen zuführenden hielten. Contract. Vacuolcu (Reservoir der Vorticellidinon). 1425 dem Reservoir der übrigen Vorticellidinen entspricht und demnach als Ausfiihrapparat zu betrachten ist. Sclion Wrzesniowski hob dies riclitiu,- hervor. Unter diesen Verhältnissen ist jedoch höchst unwalii-scheinlich, dass eine rückläufige Schlinge des Kanals gelegentlich existirt, wie Clap. und L. beobachtet haben wollten. Wir müssen diese Angabe bis auf Weiteres für eine irrthümliche halten, vielleicht dadurch hervorgerufen, dass auch Gerda möglicherweise eine lange Schlundröhre besitzt, welche irrthümlich für eine rücldäufige Schlinge des Kanals gehalten wurde. Aus denselben Gründen ist auch die weitere Angabe beider Forscher, dass zuweilen feine Aestchen vom Kanal abgingen, sehr unwahrscheinlich. Ihre Abbildungen zeigen iibrigens nichts von solchen. Es erübrigt noch, den feineren Bau des Reservoirs kurz zu betrachten. Es scheint stets eine ziemlich dicke, dunkle Wand zu haben, welche der des Vestibulums ähnlich ist, aber meist eigenthümliche Structurverhältnisse zeigt. Greeff (1870) glaubte bei Carchesium zahlreiche feine, kurze und gerade Stäbchen in der Wand zu bemerken, die leicht vergäng- lich seien und auch zuweilen ganz fehlten. Auch Wrzesniowski (1877) beobachtete in der Wand des Reservoirs von Ophrydium stab- förmige, dunkle Körnchen. Bütschli (537) fand dagegen bei Carche- sium und Vorticella eine unregelmässige, zuweilen etwas strahlige, häufig netz- bis schwammartige Zeichnung des Organs, welche er durch die Annahme zu erklären suchte, dass die Höhlung des Reservoirs von uuregelmässigen Plasmabälkchen durchzogen werde, also eine mehr oder Aveniger schwammige Beschaffenheit besitze. Der neueste Beobachter, Nüsslin, fand endlich in der Wand des Reservoirs von Epistylis ophry diiformis eine sehr regelmässige, doppelt gekreuzte und schief zur Längsaxe des Organs gerichtete, also schraubige Strei- fung. Er bezieht dieselbe wohl richtig auf contractile (d. h. fibrilläre) Differenzirungen in der Wand. Neuere, flüchtige Betrachtung des Reser- voirs von Carchesium zeigte mir eine ähnliche gekreuzte Streifung; die Streifen oder Fibrillen waren deutlich varicös, wodurch wohl die Stäbchen Greeff 's und Wrzesniowski 's sich erklären. Ohne auf Grund dieser flüchtigen Beobachtung ein gesichertes Urtheil fällen zu dürfen, möchte ich den früher angegebenen schwammartigen Bau jetzt doch für zweifelhaft und durch Wandstructuren bedingt halten. Die Function des Reservoirs ergibt sich aus dem Vorstehenden; es nimmt die Vacuolenflüssigkeit bei der Entleerung auf und be- fördert sie hierauf langsam, wahrscheinlich durch active Contraction seiner Wand in das Vestibulum. Die von mir früher betonte Möglichkeit, dass das Organ auch eine Stätte besonderer Abscheidungen sei, gründete sich hauptsächlich auf die Voraussetzung des schwammigen Baues, und wird hinfällig, wenn ein solcher nicht existirt, wie oben vermuthet wurde. Warum sich gerade bei den Vorticellidinen eine solche Einrichtung als vortheilhaft ent- wickelte, scheint z. Z. schwer zu ergründen. Jedenfalls dürfte dies mit der Entleerung der Vacuole in das Vestibulum zusammenhängen, welches gleichzeitig die Nahrung zuführt. Unter diesen Bedingungen mag es vortheilhaft geworden sein, dass die Vacuolenflüssigkeit recht all- mählich in das Vestibulum austrete, damit der zuführende Nahrungsstrom nicht periodisch unterbrochen und gestört werde. Da die Einschaltung des Reservoirs thatsächlich eia solch Broun, Klassen des Thier-Reiehs. Piotozoa. vO 1426 Ciliata. allmäliliclies Ergiessen der Vacuolenfiüssigkeit herbeiführt, so dürfte hierin wohl auch die Hauptbedeutung der Einrichtung zu suchen sein. Schon im liistorischen Abschnitt wurde initgetheilt , dass die Entleerung der Vacuole in das Vestibuhim der Vorticellinen seit langer Zeit behauptet und geleugnet wurde. Boeck wollte 1S47 bei einer grossen Vorticella gesehen haben, dass die Flüssigkeit bei der Oon- fraction der Vacuole in einen Kanal ergossen werde, welcher sich nahe dem After öffne. Die Ausstossung der Flüssigkeit geschehe mit solcher Kraft, dass sie die vorliegenden Excremente fortschübe. 0. Schmidt*) wollte sich dann bei Opercularia gleichfalls von der Entlee- rung der Vacuole durch einen Kanal in den Schlund überzeugt haben. Von einer Verbindung der Vacuole mit dem Schlund berichtete ferner Schmarda (1854) bei seiner unsicheren Vorticella amphitricha. üeberzeugende Gründe für die Entleerung in das Vesti- bulum („buccal cavity") und durch dieses nach Aussen brachte aber erst Carter (ISöß) bei, indem er bemerkte, dass bei jeder Vacuolencontraction frisch encystirter Vorticellen das nicht mehr sichtbare Vestibulum sich füllte, sowie dass die im Vestibuhim aufgetretene Flüs- sigkeit aus demselben verschwand, lange bevor die neue Vacuole erschien. Berücksichtigt man ferner, dass Carter auch schon wohl bekannt war, dass die Kanäle der Vacuolen nicht zur Ableitung , sondern zur Zufuhr der Flüssigkeit dienen , so wird man ihm mit Recht das Verdienst zuschreiben, die Bedeutung der Vacuolen zuerst bestimmter erwiesen zu haben. Leydig meinte (1857), „dass die Blase der Vorticellinen nacli aussen führe, und zwar in der Vertiefung, in welcher Mund und After liegt.'- Sehr unsicher war Samuelson (1857), welcher bei einer Vorticelle von einem Kanal der Vacuole spricht, der entweder durch die Mundöffnung nacli aussen münde, oder längs der adoralen Zone hinziehe. Als energischer Gegner der Ausmündung der Vacuole bei den Vorticellinen, wie den In- fusorien überhaupt, trat Lachmann zuerst 1856 und später gemeinsam mit Claparede (1858) auf. Die Gründe, mit welchen namentlich Ol. die Carter'schen Beweise für die Entleerung in das Vestibulum encystirter Vorticellen zu widerlegen suchte, waren recht schwach. Sie stützten sich vornehmlicli auf die unbewiesene oder falsche Annahme, dass die Membran der Cysten für Wasser sehr schwer durchgängig sei; deshalb wäre nicht einzusehen, wohin die von der Vacuole entleerte Flüssigkeit gelange; ebenso unverständlicli sei, wie die Vorticelle bei fortdauernder Flüssigkeitsausscheidung wieder neue Flüssigkeit auf- nehme. Stein schloss sich 1859 der Carter'schen Auffassung an, da er die Anschwellung des Vestibulums bei der Vacuolensystole contrahirter Vorticellen gleichfalls beobachtete. Erst die Entdeckung und genauere Verfolgung des Reservoirs, in Verbindung mit der mittlerweile festgestellten Thatsache, dass die Vacuolenfiüssigkeit bei der Systole unmöglich in das Plasma getrieben werden kann, fiihrten zur definitiven Entsclieidung. Obgleich es möglicli ist, dass die älteren Angaben über einen Kanal, welcher die Vacuole mit dem Vestibulum verbinde, z. Th. auf der Beobachtung des Reservoirs beruhen, müssen wir dessen eigentliche Entdeckung erst von Greeff (1870) datiren. Wir bemerkten zwar schon früher (p. 1424). dass Clap. und L. jedenfalls das Reservoir von Gerda sahen und Stein (1S67) das der Vor- ticella Campanula wohl beobachtet, aber als dritte contractile Vacuole gedeutet hatte, worin Wrzesniowski ihm 1879 folgte. Greeff entdeckte das Reservoir bei Ca r che sin m, ohne über seine Beziehung zur Vacuole und dem Vestibulum klar zu werden; auch über eine Communication der Vacuole mit dem Vestibulum blieb er zweifelhaft. Schon bei früherer Gelegenheit wurde ferner bemerkt, dass die sogen. Afterröhre, welche Everts bei Vorticella nebulifera gefunden haben will, möglicherweise auf das Reservoir zu beziehen ist. Genaueres über dasselbe bei mehreren Vorticellaarten und Carchesium ermittelte Bütschli (1877), indem er namentlich feststellte, dass es bei jeder Entleerung der Vacuole anschwillt und sich hierauf allmählich zusammenzieht; ferner, dass seine Communi- cation mit dem Vestibulum wenigstens bei gewissen Ai'ten direct nachweisbar ist. Er be- stätigte das Anschwellen des Vestibulums während der Systole bei V. microstoma (ohne *) Nach Stein (1864) und Clap.-Iachni. in der 1. Aufl. seiner vergl. Anat. p. 220. (War mir unzugänglich.) Contract. Vacuolen (Bildung und Entleerung der einfachen). 1427 Keservoir), beobachtete einmal sogar, dass dabei feine, im Vestibulum enthaltene Körnchen aus letzterem heftig hinausgeschleudert wurden. Auch Engelmann hatte Carter's Beobachtung schon 1876 an Vorticellen, die sich eben encystirt hatten, bestätigt. Die Mittheilungen Wrzesniowski's (1877) und Niisslin's (1884) tiber die besonders gearteten Reservoire von Ophrydium oder Epist. ophrydiiformis bestätigten und ver- vollständigten Bütschli's Ansicht in erwünschter Weise. — Auch Limbach (605) constatirtc (ISSO) bei Vorticella cyathina und anderen Arten die Entleerung in das Vestibulum. d. Derßildungs- und Entleerungs Vorgang der einfachen oder rosettenförmigen Vacuolen lässt sich mit kurzen Worten beschreiben , obgleich dessen Feststellung viel Schwierigkeiten bereitete. — Wenn die Vacuole sich dem Maximum ihrer Anschwellung (Diastole) nähert (bald etwas früher, bald etwas später), treten in ihrer nächsten Umgebung einige zunächst ganz kleine, neue Vacuolen auf. Directe Beob- achtung sowohl, wie die Erwägung, dass auch diese neuen oder Bil- dungsvacuolen im Corticalplasraa entstehen werden, ergeben, dass sie bei Flächenbetrachtung meist in einem Kranz um die Hauptvacuole auftreten. Dies Verhältniss wird nur dann scheinbar gestört sein, wenn die Haupt- vacuole das Hinterende des Thiers ganz erfüllt. Obgleich diese Bildungsvacuolen bei der grossen Mehrzahl der Ciliateu schon vor Beginn der Entleerung (Systole) zu entstehen scheinen, dürfte doch nicht selten sein, dass sie erst nach derselben auftreten. Leider finden sich hierüber nur wenige genaue Angaben; bestimmt berichtet dies Wrzesniowski (1869) für Lionotus Fasciola; ich bemerkte es bei Vorticella citrina, während bei den übrigen Vorticellen das gewöhnliche Verhalten allgemein verbreitet scheint. Dennoch darf man vermuthen, dass die gleiche Erscheinung häufiger vorkommt; speciell bei den marinen Lifusorien, wo, wie früher bemerkt wurde, eine auffallende Verlangsamung des Vacuolen- spiels gewöhnlich ist, darf man dergleichen erwarten, unter diesen Verhältnissen ist in den betreffenden Ciliaten kürzere oder längere Zeit gar keine contractilc Vacuole zu bemerken, worauf schon oben (p. 1414) gewisse Angaben über den Mangel der Vacuolen zurückgeführt wurden. Wie berichtet, treten in der angegebenen Weise früher oder später meist mehrere Bildungsvacuolen auf, zwei bis gegen ein Dutzend; auch herrscht bei demselben Individuum hierin meist keine feste Regel. Nichts schliesst jedoch aus, dass gelegentlich auch nur eine einzige ent- steht, welche dann eigentlich nicht mehr Bildungsvacuole genannt werden dürfte, da sie direct zur neuen Vacuole wird. Ganz vertrauens- werthe Angaben über solche Vorkommnisse liegen jedoch kaum vor. Zwar berichtet Lankester, dass bei Anoplophry a Na i dos Duj. an Stelle der entleerten Vacuole eine kleine, allmählich anwachsende ent- stehe; doch sind diese und ähnliche ältere Angaben zunächst etwas vor- sichtig aufzufassen, da das Hervorgehen der neuen Vacuole aus mehreren sehr kleinen leicht übersehen wird. lieber das Entstehen der Bildungsvacuolen selbst lässt sich zur Zeit nichts Bestimmtes mittheilen; die Möglichkeit, dass sie durch Er- weiterung, resp. Zusammenfluss des Inhalts einiger Plasmawaben hervor- gehen, dürfte bei späteren Untersuchungen zu berücksichtigen sein. Die Bildungsvacuolen wachsen rascher oder langsamer heran und treten ge- 90* 1428 Ciliata. wohnlich bald in dichte Berührung, da sie in einem beschränkten Raum zusammenliegen. Dabei werden die Plasmawände der sich gegenseitig pressenden Vacuolen zu ganz dünnen Lamellen ; soweit sie sich gegen- seitig berühren, verlieren sie natürlich auch die ursprüngliche Kugel- gestalt. Die sie scheidenden Plasmalamellen sind dann mehr oder weniger eben; es kommen dieselben Erscheinungen zur Geltung, welche die Bil- dung ebener Begrenzungsflächeu im Seifenschaum und ähnlichen Mischungen hervorrufen. Als weitere P^'olge des fortschreitenden Wachsthuras der Bildungs- vacuolen tritt dann bald ein Zusammenfluss benachbarter, sich beson- ders pressender ein, indem die Trennungslamellen einreissen und deren Reste allmählich in das begrenzende Plasma zurückfliessen , während die betreffenden Vacuolen allmählich unter Abrundung verschmelzen. In dieser Weise vermindert sich die Zahl der Bildungsvacuolen all- mählich, unter fortschreitender Vergrösserung der noch bestehenden. Dass bei diesem Zusammenfliessen keine bestimmte Regel waltet, vielmehr Zu- fälligkeiten die Vereinigung gerade dieser oder jener Vacuolen bestimmen, scheint klar. Bei Prorodon teres sind es immer 4 ansehnliche Bildungsvacuolen, durch deren Verschmelzung die Hauptvaeuole entsteht (Schewiakoff uned.). Dasselbe "scheint nach Lieberkühn (uned. Taf., s. unsere Taf. 57, 4a) bei Prorodon farctus vorzukommen. Es fällt auf, dass die 4 Bildungsvacuolen bei Prorodon teres nicht kuglig, sondern etwa birnförmig gestaltet sind, wobei das breite Ende nach hinten, gegen den Porus gerichtet ist. Hieraus schliesse ich, dass diese 4 Bildungsvacuolen durch die Vereinigung von 4 kurzen Längsreihen kleinerer Vacuolen ent- stehen, welche nach vorn an Grösse abnehmen; dass sie daher eigentlich 4 kurze Zuführungskanäle repräsentiren, wie wir sie später genauer stu- diren werden. Auch bei Prorodon n i v e u s gibt Fahre (847) birn- förmige Bildungsvacuolen an, welche jedoch die schmäleren Enden nach hinten richten^, was ich bezweifle. Unter normalen Verhältnissen scheint nie ein Zusammenfluss von Bildungsvacuolen mit der sogenannten contractilen oder Hauptvaeuole stattzufinden. Wir können dies unter den gegebenen Verhähnissen nur dadurch erklären, dass die Entfernung der Bildungsvacuolen bei ihrer Entstehung so abgemessen ist, dass sie trotz erheblicher Veigrösse- rung nicht zum Durchbruch in die Hauptvaeuole gelangen, obgleich sie dieselbe recht dicht umlagern. Wenn die Vacuole sich schon vor dem Auftreten der Bildungsvacuolen entleerte, schreitet deren Wachsthum und demgemäss ihre successive Ver- schmelzung zu einer neuen Hauptvaeuole einfach in der angegebenen Weise fort, bis schliesslich alle zu einer Hauptvaeuole vereinigt sind. Die neugebildete Vacuole wird wegen ihrer Entstehung durch Zu- sammenfluss mehrerer, resp. der beiden letztrestirenden Bildungsvacuolen, zunächst meist etwas unregelmässig gestaltet sein ; sie geht jedoch mehr Contract. Vacuolen (Bildung- und Entleerung der einfachen). 1429 oder weniger rasch durch Abrundiuig- in die kuglige Tropfenform über, was mit den beschriebenen Bildnngsverhaltuissen durchaus harnionirt. Gleich- zeitig beweist sowohl die anfängliche kuglige Tropfengestalt der Bildungsvacuolen, wie das stets deutliche Streben der Hauptvacuole nach kugliger Abrundung, dass die Consistenz des Plasmas, in welchem die Vacuolenbildung statthat, eine mehr oder weniger zähflüssige sein muss, jedenfalls zähflüssiger wie das strömende Entoplasma vieler Ciliaten. Wenn die Bildungsvacuolen schon vor der Systole der Hauptvacuole auftreten, so rücken sie bei der Entleerung letzterer sofort, und in dem Maasse als dieselbe geschieht, an deren Stelle. Dies ist eine einfache Folge der Entleerung, indem das benachbarte Plasma und die demselben eingelagerten Bildungsvacuolen den von der Hauptvacuole ge- räumten Platz einnehmen müssen. Nachdem die Bildungsvacuolen so an die Stelle der Hauptvacuole geführt wurden, vollzieht sich ihr weiterer Zusammenfluss in der schon beschriebenen Weise, Nach einiger Zeit, wenn die neue Hauptvacuole sich abgerundet hat und. durch weitere An- ziehung von Flüssigkeit noch gewachsen ist, treten wiederum kleine Bil- dungsvacuolen auf; das Spiel hebt von neuem an. Zur Vervollständigung unserer Darstellung bedarf es noch der Be- trachtung des Entleerungsvorgangs. Derselbe beginnt plötzlich und ge- schieht in der Weise, dass die Vacuole, indem sie der Entleerungsstelle, resp. deren Porus, stets angeheftet bleibt, fortgesetzt kleiner wird und schliesslich ganz schwindet. Die Vacuole zieht sich demnach, wie es ge- wöhnlich ausgedrückt wird, excentrisch von Innen nach Aussen gegen die Mündung zusammen, was erforderlich scheint, wenn eine Entleerung durch die Mündung stattfinden soll. Die Systole vollzieht sich sehr verschieden schnell ; manchmal ganz plötzlich oder sehr rasch , in anderen Fällen massig, bis ziemlich langsam. Speciell für die marinen Infusorien betonte schon Stein (1859) die Langsamkeit der Entleerung oder Systole. Die Schnelligkeit des Vorgangs muss naturgemäss von verschiedenen Be- dingungen abhängen, welche vorerst nur theilweise zu tibersehen sind. Zunächst natürlich von der Grösse der sich entleerenden Vacuole selbst; die Erfahrung lehrt denn auch, dass kleine Vacuolen gewöhnlich sehr rasch zusammenfallen, grosse dagegen längere Zeit gebrauchen. Ein zweites Moment wird die Porenweite bilden; je ansehnlicher dieselbe ist, desto rascher kann und wird sich die Entleerung vollziehen. Endlich wird auch die Natur der Vacuolenflüssigkeit, die des umgebenden Plasmas und des äusseren Mediums, Temperatur und anderes in Betracht kommen. Die frühere Auffassung der contractilen Vacuolen sah natürlich den Hauptgrund für die Variation der Entleerungsschnelligkeit in der verschiedengradigen Contractionsenergie des die Vacuole umgebenden Plasmas, dessen Zusamraenziehung die Systole bewirken sollte. Wir schliessen uns dieser Ansicht nicht an, da nach unserer Meinung keinerlei Contractionserscheinungen des Plasmas an der Entleerung der Vacuole betheiligt sind, was bald dargelegt werden soll. 1430 Ciliata. Bevor wir den Entleerungsvorgang und die hierbei wirl^sanien Kräfte weiter verfolgen, dürften gewisse Besonderheiten zu erwähnen sein, welche die Vacuole gelegentlich darbietet. Wir berücksichtigen dabei auch gewisse Vacuolen mit zuführenden Kanälen, welche streng genommen nicht in diesen Abschnitt gehören. Dies scheint aber zulässig, da die Vacuolen beider Kategorien sich nur in ihrer Bildung, nicht aber ihrer definitiven Beschaffenheit und Entleerung unterscheiden. Zunächst ist gewisser seltener Fälle zu gedenken, wo die Vacuole vor ihrer Ent- leerung nicht kuglig abgerundet erscheint. Grub er berichtet für Cae- nomorpha oxyuris St. sp., dass die Vacuole keine kuglige, sondern eine oblonge Gestalt habe; dann an die Oberfläche dränge und nach aussen entleert werde. Die Erklärung für eine solche Erscheinung, so- l'ern dieselbe bei einer ungehindert im Plasma liegenden Vacuole eintritt, mag vielleicht darin gefunden werden, dass die Entleerung schon anhebt, bevor die kuglige Abrundung völlig eingetreten ist. Andererseits ist auch gelegentlich beobachtet worden, dass die Vacuole während der Entleerung ihre Kugelgestalt verliert. Zuerst bemerkte Ray L a n - kester, dass die Vacuolen von Anoplophrya Naidos bei der Systole immer ovaler werden, indem zwei gegenüberliegende Seiten sich rascher nähern. Gegen das Ende der Systole ist die Gestalt der Vacuole daher eine lang spindelförmige. Auch Rossbach (1872) bemerkte, dass die Contraction der Vacuole von Styl Onychia pustulata nicht gleich- massig und concentrisch , sondern von beiden Seiten geschehe; also die in Entleerung begriffene Vacuole eine oblonge Gestalt annehme. Eine Erklärung dieses, auf den ersten Anschein sehr auffallenden Phänomens dürften wir in Bütschli's Beobachtungen (537) über einen ähnlichen Vorgang bei Acineta mystacina finden. In letzterem Fall tritt die Erscheinung zwar erst gegen Ende der Entleerung auf, lässt sich aber deutlich darauf zurückführen, dass nicht ein, sondern mehrere, in einer Linie neben einander liegende Poren vorhanden sind. Es ist leicht ver stäudlich, dass bei der Entleerung durch eine Reihe Poren der Rest der Vacuole eine längliche Gestalt annehmen muss. Die Hypothese erscheint demnach berechtigt, dass auch die oben erwähnten Abweichungen im Gange der Entleerung bei gewissen Ciliaten auf der Gegenwart einer Porenreihe beruhen dürften. Einige neue Angaben F a b r c 's über den Gang der Systole (847) , würden , wenn sie sich bestätigten, was ich nicht glaube, die oben aufgestellte Ansicht über die Entleerung ernst- lich gefährden. Bei Frontonia acuminata (= Ophryoglena atra) soll die Zusanimen- ziehung der Vacuole nicht, wie dies seither allgemein beobachtet wurde, allseitig concentrisch geschehen, sondern so, dass das umgebende Plasma strahlig in sie eindringe. Audi würde die Flüssigkeit nicht ganz entleert, vielmehr blieben zwischen dem eingedrungenen Plasma Kestc derselben zurück, welche in die neue Vacuole übergingen. Ich halte diese Angaben für irrthümlich und glaube, dass Fahre die Bildungsvacuolen niclit genügend von der Hauptvacuole unterschied. Auch bei Ophryoglena flava will er gesehen haben, dass die Vacuole sich nicht concentrisch zusammenzieht, sondern zuerst eine nierenförmige , später eine scheiben- förmige Gestalt annehme. Auch dies bezweifle ich sehr, da es einem so genauen Beobachter wie Lieberkühn schwerlich entgangen wäre. Contract. Vacuolen iBiklniin- und Entleerung- der einfachen^. 1431 Es kommen auch Fälle vor, wo die Vacuole gewöhnlich nie zur Kugelgestalt gelangt, was aber durch ihre Grösse und Lagerung erklärlich scheint. Am klarsten ist dies bei Spirostomum. Die termi- nal gelagerte Vacuole wird hier von einem Längskanal in später zu er- örternder Weise gespeist und erreicht einen sehr beträchtlichen Umfang, so dass sie das schmale Hinterende des Thieres ganz erfüllt, bis auf eine dünne Zone von Cortical- und Entoplasma nebst umhüllender Alveolarschicht (67, 2 d, 2 a). Unter diesen Verhältnissen ist natürlich eine allseitige kuglige Abrundung der Vacuole ausgeschlossen, da die Alveolar- schicht, resp. die Pellicula, den Charakter einer festen, die Gestalt bestim- menden Umhüllung besitzt; die Vacuole erfüllt das ganze Hinterende wie ein Flüssigkeitsfaden eine enge Köhre und nur da, wo sie vorn an das Entoplasma stösst, tritt nach den Gesetzen sich begrenzender Flüssig- keiten kuglige Abrundung ein , wie es auch thatsächlich der Fall ist. Aehnliche Erfüllung des Schwanzendes durch eine sehr ansehnliche Va- cuole, welche aus denselben Gründen nicht zur Kugelgestalt gelangt, sondern häutig eine oblonge Gestalt besitzt, scheint auch bei Met opus sigmoides und L 0X0 des Kostrum vorzukommen. Zwar leugnet Wrzosnio wski die contractile Vacuole der letzterwähnten Giliate ganz; doch gaben schon Claparede und Lachmann an, dass das Hinterende häutig beträchtlich aufgeschwollen sei und dann plötzlich bcmcrlJicli zusammenfalle. Li ober kühn (uned. Tf.) zeichnet mehrfach eine ansehnliche contractile Vacxiole von der angegebenen Beschaffenheit im Schwanzende; zuweilen jedoch aucli eine kleinere und dann kuglige. Selten scheint es zu sein, dass die Vacuole sich vor der Entleerung noch in massiger Entfernung vom Porus befindet; diesem alsdann allmählich genähert wird, worauf die Entleerung erfolgt, sobald sie den Porus erreicht. Eine solche Beobachtung machte Maupas (1883) bei Met opus. Auch Rossbach erwähnt etwas vielleicht Hierhergehöriges für Chilodon Cucullulus. Wenn die Vacuole ihren grössten Umfang erreicht habe, mache sie „eine rasche zuckende Bewegung gegen die Mitte des Körpers", worauf sofort die Entleerung eintrete. Ob dies für alle contractilen Vacuolen von Chilodon Cuc. gilt (welcher deren bekanntlich mehrere besitzt), wird nicht angegeben. Untersuchen wir nun den Vorgang der Entleerung noch etwas näher, mit Rücksicht auf die dabei vermuthlich thätigen Kräfte. Wenn die Va- cuole soeben entleert wurde und die Gruppe der Bildungsvacuolen an ihre Stelle gerückt ist, so scheint Folgendes ersichtlich. Indem die Plasma- lamelle, welche die Vacuole umschloss und sie gleichzeitig von den an- liegenden Bildungsvacuolen trennte, ihren Umfang bei der Entleerung fortgesetzt verkleinerte und sich dementsprechend verdickte, wurde sie endlich, nachdem völlige Entleerung der Vacuole eintrat, zu einer Lamelle, welche die innere Oelfnung des Porus, resp. des Ausführkanals, tiber- spannt. Sie scheidet demnach die Gruppe der Bildungsvacuolen, d. h. wenigstens die dem Porus genähertsten von der Communication mit letzterem. Alsdann entsteht durch Zusammenfliessen der Bildungs- \4S2 Ciliata. vacuolen die neue Haiiptvacuolc, welche uur durcli die relativ dünne Plasmalamelle von dem Porus getrennt wird. Wächst nun das Vacuolen- volum allmählich noch etwas, so wird diese Lamelle mehr und mehr ver- dünnt werden und schliesslich einreissen, also die Communication der Vacuolenflüssigkeit mit dem im Porus befindlichen äusseren Wasser her- gestellt werden. Was wird aber geschehen, wenn eine solche Communi- cation eingetreten ist? Die Vacuole ist ein sehr kleiner Tropfen einer zweifellos wässrigen Flüssigkeit, welcher Tropfen seinerseits wieder in einer zäheren Flüssigkeit, dem Plasma, enthalten ist. Die Kleinheit des Vacuolen- tropfens bedingt, dass derselbe eine sehr hohe Oberflächenspannung (richtiger gesagt: capillaren Druck) besitzt, da letztere bekanntlich dem Durch- messer eines Tropfens umgekehrt proportional ist. Die Oberflächenspannung aber wirkt auf den Tropfen wie eine Contractionskraft, welche ihn allseitig zu verkleinern strebt. Sobald nun eine Communication (d. h. ein localer Zu- sammenfluss) des Vacuolentropfens mit dem umgebenden Wasser hergestellt wird, welch' letzteres wir als einen Tropfen mit ungemein grosser, also sehr geringer Oberflächenspannung betrachten dürfen, so ist an der Communi- cationsstelle nur die ganz geringe Spannung des äusseren Wassers vorhanden, auf der ganzen übrigen Oberfläche des Vacuolentropfens dagegen eine sehr hohe. Sofort wird daher die Verkleinerung des Tropfens beginnen und nicht eher enden, als bis er mit dem umgebenden Wasser völlig zu- sammengeflossen, d. h, bis die Vacuole total entleert ist. Das Phänomen ist demnach unserer Auffassung nach dasselbe, wie das stets eintretende Zusammenfliessen eines kleineren Tropfens mit einem grösseren, sobald eine stellenweise Contiuuität zwischen beiden hergestellt ist. Da die ge- schilderten Erscheinungen nothwendig eintreten müssen, wenn die voraus- gesetzten Bedingungen richtige sind, und alle unsere Erfahrungen für das letztere sprechen, so halte ich die gegebene Erklärung des Phänomens der contractilen Vacuole nicht nur für die einfachste, sondern auch für die wahrscheinlichste *). Nach dieser Auffassung sind also keinerlei contractile Vorgänge des Plasmas betheiligt, deren Annahme auch stets etwas Missliches hatte, *) Ich möchte hier nicht unerwähnt lassen, dass die oben vorgetragene Theorie der con- tractilen Vacuole von mir schon 1874 — 75 concipirt wurde, als ich mich mit der Lehre von der Oberflächenspannung der Flüssiglieiten etwas eingehender beschäftigte, um dabei möglicher- weise Anhaltspunkte für die Erklärung der Zelltheilung zu finden. Unter der Beschäftigung mit anderen Dingen verlor ich das Wichtigste jedoch selbst wieder aus dem Gedächtniss. Ich war noch durchdrungen von der Ueberzeugung, eine sehr einfache und plausible Erklärung gefunden zu haben und wollte dieselbe daher auch bei Gelegenheit mittheilen. Als ich 1877 (537) diesen Versuch machte, passirte mir dann das Seltsame, dass ich meine frühere Erklä- rung nicht mehr zusammenbrachte. Da mir das eigentliche Movens (die Oberflächenspannung), das ich früher richtig begriffen hatte, nicht melir einfiel, behalf ich mich mit der Annahme eines Drucks, resp. einer Spannung in der Infusorienzclle , in welcher ich die Ursache der Austreibung der Vacuolenflüssigkeit suchte. Später fiel mir bald wieder der ursprüngliche Gedankengang ein. Wie gesagt, kam das Aushülfsmittel mit der Spannung nur auf diesem Wege zur Welt. Coutract. Vacuolcn (Griuide fiir die Entleerung- nach aussen). 1.433 da von einem bestimmten contractilcu Plasma, welches die Ersebeiniing bewirke und dazu etwa besonders gebildet sei, keine Rede sein konnte. Das Plasma, welches jede neue Vacuole umgibt, ist, wie geschildert wurde, ein etwas anderes wie das der vorhergehenden; auch unter- scheidet es sich nicht von dem übrigen Cortical- resp. Entopiasma, an welchem wir von heftigen Contractionen nichts beobachten. Obgleich die Entleerung der Vacuolen nach Aussen jetzt zweifellos festgestellt erscheint, dürfte es doch angezeigt sein, die Gründe liierfür kurz aufzuzählen, da die Angelegenheit lange genug strittig war und auch jetzt noch Einwände von Freunden paradoxer Ansichten gelegentlich zu erwarten sein werden. Wir berücksichtigen hier nicht die Beweise, welche die Vorticellineu lieferten, für die ja die Entleerung zuerst bestimmter erwiesen wurde, indem wir auf das früher (p. 1426) Mifgetheilte verweisen. Die ersten Gründe wurden bekanntlich aus der Beob- achtung der Poren geschöpft (Schmidt 1S49 und seine Bestätiger) ; je allgemeiner die Gegen- wart der Poren mit der Zeit erwiesen wurde, um so mehr Anhänger erwarb sich auch die Entleerungstheorie. Dazu trat sjiäter die gelegentliche Erfahrung, dass sich die Poren bei dex Entleerung erweiterten, was ja auch bei einzelnen Formen zutrellen mag, während bei anderen nichts davon zu bemerken ist. Moxon berichtete zuerst 1869, dass sich einer der nach ihm mehrfachen Poren von Stentor bei der Systole erweitere und Maupas bestätigte dies später (1883) unabhängig für den nach ihm einfachen Perus. Hier reihen sich ferner Stein's Beobachtung (1867) an, dass die sog. Afterröhre des Nyctotherus ovalis bei der Entleerung der Vacuole anschwelle, und die entsprechende Wahrnehmung Wrzesniowski's (18(39) bei Trachcloph yllum apiculatum. Ferner betonte auch Zenker schon 1866, dass die Poren (wohl hauptsächlich von Frontonia leucas und Paramaecium, welche er speciell untersuchte) vor der Entleerung bei der Flächenbetrachtung bläulich erscheinen, während derselben aber röthlich. Er erklärte dies ganz richtig dadurch, dass der Porus wäh- rend der Anschwellung der Vacuole von einem „Schleim" verklebt sei, welcher die bläuliche Färbung bewirke ; bei Beginn der Systole reisse dieser Schleim ein , wie er nicht selten deutlich gesehen habe (eine Beobachtung, welche ich für durchaus wahrscheinlich halte). Statt des sog. Schleims erblickt man nun im Porus direct die Vacuolenflüssigkeit mit dem bekannten röthlichen Ton aller von Plasma umgebenen wässrigen Flüssigkeiten. Zenker möchte an- nehmen, dass der Schleim, welcher den Porus verklebe, nicht Plasma, sondern ein Absonde- rungsproduct desselben sei; vornehmlich deshalb, weil er bemerkte, dass bei Spirostomum nicht selten schleimige Masse in die Vacuole abgestosseu und mit deren Flüssigkeit entleert werde. Ohne ein bestimmtes ürtheil über letztere Beobachtung zu besitzen, dürfen wir doch behaupten , dass die oben beschriebene Verschlusslamelle des Porus zweifellos Plasma ist. Schon Maupas (1883) verfolgte ihre Bildung in der früher geschilderten Weise bei mehreren Ciliaten (namentlich Blepharisma) und ich muss ihm auf Grund eigener Wahr- nehmungen durchaus zustimmen. Besonders Nassula aurea mit dem relativ weiten und tief eintretenden Porenröhrchen ist ein vorzügliches Object, um die Bildung der Verschluss- lamelle zu verfolgen. Einen weiteren Grund für die Annahme der Entleerung bildet der Verlauf der Systole selbst, da diese fast stets deutlichst von Innen nach Aussen und zwar zum Porus hin ge- schieht. Dieses Moment betonte schon 0. Schmidt 1849; später sehr bestimmt Carter (1856 und 1861). Clapar ede-Lachmann, obgleich Gegner der Austreibung, fanden diesen Modus der Systole sehr allgemein. Auch Stein erblickte darin den Hauptbeweis für die Ent- leerungstheorie, und die meisten späteren F'orscher: KöUiker (1S64), Zenker (1866), Schwalbe (1866), Moxon (1869), Wrzesniowski (1869) und Andere schlössen sich dem an. Als dritter Grund gesellte sich seit Carter (1856) die Erfahrung zu, dass die Flüssig- keit der A^acuole bei der Contraction nicht in das Plasma zurücktrete, wie es die Verfechter der Circulationstheorie behaupteten. Obgleich Carter seine Beobachtungen vorwiegend an Formen mit zuführenden Kanälen anstellte, scheint doch sicher, dass er auch sog. rosetten- förmige Vacuolen studirte. Im Ganzen kommt hierauf nicht viel an, da wir später sehen 1434 Ciliata. werden, dabs der Unterüchied beider Vacuoleufornieii nur auf der verächiedeneu Ent- atehung der Bildiiiig-svacuolcn beruht. Im übrigen verhalten sie sich durchaus wie die der rosettenförmigen Vacuolen. Jedenfalls stellte Carter fest, dass die Bildungsvacuolen oder Sinus e, wie er sie nannte, häutig schon vor der Systole auftreten und daher nicht durch Austritt der Flüssigkeit bei der Systole entstehen könnten. Ferner bemerkte er, dass diese Sinusc nach der Systole wieder eine neue Vacuole bilden — diese wieder füllen, wie er glaubte, da er in den Vacuolen und Sinusen noch besondere, uuiwandete Organe erblickte. Speciellcr Erwähnung bedarf jedoch, dass schon Siebold (1845) die Entstehung der Vacuolen gewisser Ciliaten (Lionotus, Phialina, Nyctotherus) durch Zusammenfluss kleinerer Bildungsvacuolen deutlich verfolgt hatte. Da er jedoch die Vacuole für ein Kreislaufsorgan hielt, würdigte er die Bedeutung dieses Vorgangs nur bezuglich der Frage nach der Membran. Glaparede und Lachmann waren bekanntlich energische Gegner einer solchen An- sicht, worin sie jedenfalls ihr Lehrer J. Müller bestärkte. Von der Meinung ausgehend, dass die Vacuole das Centralorgan eines Circulationsapparats sei, suchten sie die Bildungs- vacuolen, welche sie namentlich bei Prorodon (Enchelyodon) farctus und armatus verfolgten, in ihrem Sinne zu deuten. Nur mangelhafte Beobachtung konnte sie veran- lassen, die Entstehung der Bildungsvacuolen für eine Folge der Contraction der Hanpt- vacuole zu erklären , indem die Flüssigkeit der letzteren dabei in die ersteren und zum Theil auch weiter in das Körperplasma getrieben werde , um zurückkehrend die zusammen- gefallene alte Vacuole bei der Diastole von Neuem zu füllen. Wie gesagt, beruhte diese Auf- fassung sowohl auf irrthümlichen allgemeinen Vorstellungen, wie auf mangelhafter Beobachtung des Thatbestandes, was genauer darzulegen kaum nöthig erscheint. Schon Stein erkannte 1859 bei einigen Formen (Blepharisma, Nyctotherus) be- stimmt, dass die Vacuole durch Zusammenfluss kleiner Bildungsvacuolen entstehe; für Proro- don hielt er dagegen nocli an der falschen Ansicht Claparedc-Lachmann's fest und gab für die typischen rosettenförmigen Vacuolen, welche er als solche wohl unterschied, überhaupt keine Erklärung. Die Füllung der kleinen Vacuolen ohne zufahrende Kanäle glaubte er durch ein Einsickern von Wasser in den „contractilen Behälter" erklären zu können. Obgleich er die Entleerungstheorie im Allgemeinen vertrat, blieb er doch vielfach unsicher; d. h. er machte mehrfach das Zugeständniss , dass nicht alle Flüssigkeit der Vacuole bei der Systole entleert, ein Theil derselben vielmehr in den Körper (nämlich in die Bildungsvacuolen oder die zuführenden Kanäle) getrieben werde (speciell Paramaecium, Prorodon), Er wollte demnach auf Grund unzureichender Beobachtungen einen vermittelnden Standpunkt vertreten. — Selbst JS67 finden wir Stein noch nicht ganz conserjuent. Obgleich die Entleerungstheorie für die hier beschriebenen Heterotrichcn noch bestimmter festgehalten wird, sprach er doch bei encystirten Metopus und Nyctotherus davon, dass der contractile Behälter bei der Systole in eine grössere Anzahl kleinerer zerfalle und für Balantid ium Entozoo n erwähnteer, dass der Behälter „bei der Systole Kosettenform annehme"; was jedenfalls beweist, dass ihm die eigentliche Bedeutung der Erscheinung unbekannt war. Entsprechendes hatte auch Engel - mann (1862) für Gonchophtirus berichtet. Selbst noch vor wenigen Jahren wiederholte Kent (601 p. 70) Aehnliches, indem er behauptete, dass die Vacuole gewisser Formen in eine verschiedene Zahl kleinerer zerfiele , welche sich dann wieder vereinigen könnten ; eine Angabe, die übrigens nur auf vollständigem Missverständniss der gleich zu erwähnenden Beobach- tungen Wrzesniowski's zu beruhen scheint. Quennerstedt erkannte 1865 die richtige Bildung der Vacuole bei Vorticella microstoma und 1809 bei Gonchophtirus Steenstrupii. Ebenso fasste Schwalbe (1866) die Entstellung der rosettenförmigen Vacuole ganz richtig auf, Ijcschäftigte sich jedoch nicht eingehender mit derselben. Wrzesniowski verdanken wir die volle Feststellung des Thatsächlichen l)ei der rosettenförmigen Vacuolenbildung. Er untersuchte namentlich das Infusor, Prorodon farctus, welches Claparede-Lachmann als Beweis ihrer Auffassung besonders verwertliet hatten. Ferner ermittelte er den gleichen Bildungsvorgang noch bei anderen Prorodouarten, Trachelophyllum, Blepharisma und einer Nassula. Auch Contract. Vacuolen (Gründe für die Entleerung; angebl. Memhran etc ). 1435 zog W. aus seinen Beobachtungen schon richtig die Consequenzen bezüglich der Mchtexistenz einer Membran und der Entleerung der Vacuole nach Aussen. Unter den späteren Beobachtern haben sich, ausser Wrzesniowski (1S7Ü und 1S79), namentlich Greeff (,1870), Entz (in verschiedenen Arbeiten) und besonders Maupas (1883) Verdienste um die Bestätigung und weitere Verfolgung des Vorgangs erworben. Kossbach (1872) sah zwar bei Ghilodon cucullulus einen Kranz kleiner Bildungsvacuolen um die Hauptvacuolc, leugnet jedoch, dass letztere durch Zusammenfluss der erstcren entstehe; sie bilde sich selbstständig zwischen den erstcren. Im Hinblick auf die allgemeine Verbreitung des beschriebenen Bildungsgangs der Vacuolen nicht nur bei den Infusorien , sondern den Protozoen überhaupt, können wir dieser Beobachtung kein Vertrauen schenken ; auch gab schon Schwalbe (1866) direct an, dass die Vacuolen von Ghilodon durch Zusammenfluss zweier Bildungsvacuolen entstehen. Den entscheidendsten Beweis für die Entleerung der Vacuolenfiüssigkeit nach Aussen bildete natürlich die directe Beobachtung des Austretens der Flüssigkeit. Da es sich jedoch stets um äusserst minime Flüssigkeitsmengen handelt, düifen wir nur in besonders günstigen Fällen oder Zufällen erwarten, dergleichen, etwa eine Strömung, bei der Entleerung zu be- merken. Den interessantesten hierhergehörigen Fall beschrieb Engelmann (1S78) bei Ghi- lodon propellens. Bei der raschen Entleerung der relativ ansehnlichen terminalen Vacuole dieser Art wurde stets eine merkbare Beschleunigung der Vorwärtsbewegung, resp bei stillstehen- den Thieren eine stossweise Vorwärtsbewegung um etwa ein Viertel der Körperlänge wahr- genommen, was nur auf den Rückstoss der austretenden l'"lüssigkeit bezogen werden kann. Dabei schrumpft der hintere Körperabschnitt faltig zusammen. Engelmann blieb unent- schieden, ob die gesammte Flüssigkeit der Vacuole entleert werde; nach den Erfahrungen bei anderen Giliaten können wir daran nicht zweifeln. Maupas (1883) beobachtete, dass die austretende Flüssigkeit der Vacuole von Colpidium Golpoda E. kleine Körperchen in Be- wegung setze*). Alle aufgeführten Thatsacheu und Erwägungen lassen keinen Zweifel mehr bestehen, dass die Vacuolen bei der sog. Systole wirklich und total entleert werden. Der festgestellte Bilduugsgang der einfachen Vacuolen wie der Vor- gang ihrer Entleerung, welcher auch für die der zweiten Kategorie gilt, beweisen ferner unwiderleglich, dass die lange wiederholte Behauptung: die Vacuolen seien bestimmte und bleibende, von einer Membran um- schlossene Organe, unhaltbar ist. Indem wir von den älteren Beobachtern wie Dujardin und seinen Anhängern absehen, welche natürlich eine Membran der Vacuole leugneten, jedoch auch keine richtige A'orstellung ihrer Bildung und Bedeutung hatten, begegnen wir schon bei Siebold (1845) begründeten Zweifeln an der Existenz einer Membran , da er die Bildung der Vacuole durch Verschmel- zung kleiner gelegentlich bemerkte, wie oben p. 1433 berichtet wurde. Die Bestrebungen der fünfziger Jahre, wiederum eine höhere Organisation der Infusorien nachzuweisen, waren der Annahme einer besonderen Wand oder Membran der Vacuole wie der Bildungsvacuolen (oder Sinuse), soweit letztere beobachtet worden waren, naturgemäss günstig. Schon Job. Müller (185G) war geneigt, den Haupt- und den Bildungsvacuolen von Paramaeciuni Aurelia eigene contractile Wandungen zuzuschreiben und seine Schüler Glaparede und Lachmann (1856 and 1858^ schlössen sich dem noch entschiedener an. Sie vertraten auf das Entschiedenste die Ansicht, dass die Vacuole eine von einer besonderen Wand umschlossene Blase sei, welche durch Zufluss aus dem Körper bald gefüllt, bald wieder völlig in letzteren entleert werde. Als Beweis für die „Blasennatur" betonte Lachmann namentlich die Er- fahrung, dass die Kothballen oder -vacuolen von Spirostomum zwischen Vacuole und Körper- wand hingleiten, um durch den terminalen After entleert zu werden, ohne dabei jemals in die A'acuole zu gerathen. Diese Erscheinung, welche auch bei vielen anderen Infusorien mit ter- minaler Vacuole und endständigem After, wenn auch weniger prägnant, beobachtet wird, lasse *) „j'ai vu — au moment de la Systole , le courant d'eau sortant de ce petit oritice der c. V.) entraiuer de petites particules solides." 143n (^iliafa. sich mir diircli die Existenz ciiiur bosondcrcii , widerstcliendeii Vacuolenwand erldärcii. Da aucli noch später, so von Wrzesiiiow ski (1869) und Balbiani (1881) eine Verdichtung, resp. eine Art Oberfläclienhäutclien des Plasmas lun die Vacuole ang-enominen wurde, um das erwähnte Pliänomen zu erklären, müssen wir etwas näher auf dasselbe eing-ehen. Betrachten wir den auffallendsten und bestgekannten Fall, den des Spirostomum (spcciell Spir. teres) genauer auf Grund der Stein 'sehen Schilderungen (1867), so überzeugen wir uns wohl, dass selbst die Wrzesniowski'sche Annahme keineswegs erforderlich scheint. Die Kothballea, welche zwischen Vacuole und Körperwand nach hinten gleiten, sind stets in einer ziemlich ansehnlichen Entoplasmapartie eingeschlossen (67, 2 c), welche hügelig in die Vacuole einspringt. In diesem Entoplasma werden sie zum After befördert. Sie kommen daher nie in so dichte Berührung mit der Vacuole, um in dieselbe durchzubrechen. Andererseits müssen wir uns aber vergegenwärtigen, was eigentlich die Kothvacuolen treibt und zum After bewegt. Nicht eigene Bewegungen derselben, oder äussere Contractionen be- wirken dies, vielmehr die Bewegungen des umsoliliessenden Entoplasma, welches sie auch, obgleich in dünner Schicht, gegen die Vacuole zu umgibt. Es ist daher gar nicht einzusehen, dass eine solche Entoplasmapartie, welche sich mit Kothballen gegen den After bewegt oder strömt, dieselben in die Vacuole entleeren sollte; um so weniger, als gewöhnliche Va- cuolen sich auch sonst mit den contractilen nicht vereinigen. Es liegt also keinerlei Nöthi- gung zur Annahme eines besonderen verdichteten Plasmas um die Vacuolen vor. Ein Ober- dächenhäutchen im physikalischen Sinne ist ihnen natürlich nicht abzusprechen; ein solches verhinderte jedoch auch das Zusammenfliessen mit gewöhnlichen Vacuolen und Kothvacuolen nicht, wenn letztere nur genügend genähert würden. Die Bildungsvacuolen besitzen ja gleichfalls ein solches Oberflächenhäutchen in physikalischem Sinne und vereinigen sich mit einander. Es wurde auch, wiewohl selten beobachtet, dass Fremdkörper in die Vacuole, resp. die Kanäle eingedrungen sind. Leider beruht das Wenige, was hierüber bekannt wurde, nur auf einigen Beobachtungen Stein's (1^50 und 1S67); dies ist um so mehr zu be- dauern, als solche Fälle für die aligemeine Beurtheilung der Vacuole grosse Wichtigkeit haben dürften. In dem zuführenden Kanal von Stentor polymorph us beobachtete Stein einmal sehr bewegliche, Astasia ähnliche Flagellaten; in der Vacuole, sowie dem hinteren zuführenden Kanal von Stylonichia pustulata bei vielen Exemplaren einer Localität ein dichtes Gewimmel vibrionenartiger Fäden. Auch Carter (1856) erblickte in den Vacuolen und Sinusen bestimmte, sich füllende und entleerende Organe, für welche er demnach wohl auch besondere Wandungen voraus- setzte. Ebenso sprachen sich Frey (1858) und 1861 selbst noch Wrzesniowski aus. Gegen die Existenz einer Membran erklärte sich Lieb erkühn schon 1856; wenigstens war es ihm unmöglich, eine solche an den Vacuolen oder den zuführenden Kanälen nachzu- weisen. Auch Stein bekämpfte 1859 die Annahme häutiger Umhüllungen bestimmt. Doch waren seine Gründe noch nicht die überzeugendsten. Er wies hauptsächlich auf das er- wähnte gelegentliche Vorkommen von Bactericn und kleinen Flagellaten in den Vacuolen und Kanälen hin und betonte die Nichtwahrnehmbarkeit der Haut. Die ersterwähnte Erschei- nung wäre jedoch auch bei Gegenwart einer Membran nicht absolut ausgeschlossen, und der zweiten widersprachen die Forscher, welche eine solche direct beobachtet haben wollten. Die Angaben letzterer hatten auch eine gewisse Berechtigung, da wir wissen, dass eine von Bildungsvacuolen dicht umschlossene Hauptvacuole durch eine dünne Plasmalamelle gegen die ersteren geschieden wird. Jene Lamelle war es denn auch, welche Claparede- Lachmann und Andere bemerkten und als Vacuolenwand deuteten. Dass aber auch Stein die Vacuolen für constantc, dauernd bestehende Gebilde, d. h. sich füllende und ent- leerende Lücken im Plasma, hielt, geht schon daraus hervor, dass er sie stets ,,contrac tile Behälter" nannte. Den (iegnern der Membran schloss sich 1864 auch Kölliker an. 1866 sprach sich ferner Schwalbe bestimmt in diesem Sinne aus; die Vacuolen und Kanäle sind ihm wie Stein constante Lücken im Plasma ohne besonders differenzirte Wandungen. Einer ähnlichen Auffassung huldigte wohl auch Zenker (1866). Erst Wrzesniowski (1869) wies über- Kaiialartig-e contr. Vacuolc gewisser Opalininen. 1437 zeugend nach, dass die Entstehung der Vacuolen durch Verschmelzung von Bildungsvacuolen die Gegenwart besonderer Membranen bestimmt ausschliesst. Seitdem breitete sicli diese An- sicht allgemein aus und fand in den Erfahrungen vieler späterer Beobachter kräftige Unter- stützung. (Biitschli 1877, Limbach 1880, Maupas 1883 und Andere.) Etwas zweifelnd verhielt sicli in der Membranfrage Kossbach (1872). Wenn auch die neueren Forscher besondere häutige Umhüllungen der Vacuole leugneten, so mussten sie auf Grund ihrer theoretischen Vorstellungen über den Vorgang der Systole doch meist die Annahme eines besonders contractilen Plasmas um die Vacuole machen. Nament- lich Schwalbe (1866) und Engelmann (1ST8, p. 436 Anm.) äusserten dies bestimmt. e. C 0 n t r a c t i l e Vacuolen mit zuführenden Kanälen und k a n a 1 a r t i g e Vacuolen. Längskanal gewisser Opalininen. Wir beginnen unsere Be- trachtung mit der nur bei den Opalininen beobachteten Erscheinung, dass statt eigentlicher Vacuolen ein langer pulsirender Kanal auftritt. Man findet denselben bei D i s c o p h r y a (65, 2) , H o p 1 i t o p hr y a u n c i n a t a (65, 3) M. Seh. sp. und recurva Clap. u. Lachm. sp. Bei diesen Ciliaten bildet sich ein die ganze Länge des Individuums erreichen- der, mit Flüssigkeit erfüllter Längskaual oder, wohl besser gesagt, Flüssigkeitsfaden, der sich nach Aussen entleert, nachdem er das Maxi- mum seiner Entwicklung erreicht hat. Der Kanal (ck) zieht gerade oder etwiis geschlängelt über die sog, Rückenseite der Thiere hin. Um ein Verständniss dieser seltsamen Verhältnisse zu erlangen, müssen wir uns erinnern , dass bei den verwandten Opalininen gewöhnlich eine oder zwei Läugsreihen zahlreicher Vacuolen an einem oder beiden Kcjrperrändern hinziehen. Berücksichtigen wir nun, dass der zuführende Kanal der später zu besprechenden Vacuolen in vielen Fällen nachweis- lich aus dem Zusammenfluss zahlreicher, hintereinander gereihter kleiner Vacuolen hervorgeht, so wird sehr wahrscheinlich, dass auch der Längs- kanal erwähnter Opalininen (insofern er ein wandungsloser Flüssigkeits- faden ist) eine solche Entstehung besitzen dürfte. Genauere Untersuchungen werden zu entscheiden haben, ob die versuchte Deutung allgemein richtig ist. Für dieselbe spricht namentlich Claparede's Angabe (1858 p. 374), dass das Längsgefäss der Hoplitophrya recurva sich zuweilen in eine Reihe von Vacuolen zerschnüre, eine Wahrnehmung, die wahrschein- lich im umgekehrten Sinne zu deuten ist. Ferner dürfen wir auch Bal- b i a n i 's (720) Beobachtung anführen , dass bei A n o p 1 o p h r y a b r a n - chiarum zuweilen zwei benachbarte Vacuolen der Längsreihe „eine Zeit lang" communiciren. Ich kann dies nur darauf beziehen, dass gelegent- lich schon einzelne benachbarte Vacuolen zusammenfliessen, nicht jedoch, dass sich die zeitweise vereinigten etwa wieder trennten. Ebenso dürfte sich die birnförmige Gestalt der in Bildung begriffenen Vacuolen wohl auf ihre Entstehung aus Verschmelzung mehrerer beziehen lassen. Auch Lankester (458 p. 146) beobachtete bei Anoplophrya Naidos ge- legentliches Zusammenfliessen benachbarter Vacuolen zu einer Kanal- strecke; da sich die Beobachtung jedoch auf ein abgestorbenes Thier be- zieht, ist sie etwas unsicher. 1438 Ciliata. Oben wurde betont, dass die aul'gestellte Hypothese nur insofern Gültigkeit beanspruchen kann, als der Vacuolenkanal ein den eigentlichen Vacuolen entsprechender, wandungsloser Fltissigkeitsfaden ist. Zu dieser Einschränkung waren wir genöthigt, da gerade bei einer hierhergehörigen Form, der Discophrya gigantea Mp. sp. von einem erfahrenen Beob- achter der Neuzeit, Maupas, eine besondere Wandung des Kanals be- stimmt angegeben wird (582 und 681). Auch Stein hatte schon (1854) für ü. Planariarum Sieb, sp., deren Kanal Siebold 1845 entdeckte, eine deutliche Membran beschrieben; 1859 diese Angabe jedoch wieder zurückgenommen. Maupas' weitere Mittheilungen von 1883 modificirten aber seine ursprüngliche Schilderung der Membran wesentlich ; es handelt sich nicht um eine scharf begrenzte Haut, sondern um ein dififerenzirtes, krümelig bis granulirt erscheinendes Plasma, welches ohne scharfe Grenze in das umgebende Entoplasma überzugehen scheint. Unter diesen Umständen scheint die Annahme vorerst zulässig, dass die kanalartige Vacuole von Discophrya sich in einem deutlicher wie gewöhnlich ditferenzirten Plasma bildet, welches wir wohl dem Cortical- plasma zurechnen müssen. Leider fehlen genauere Mittheilungen über die Füllung, resp. Entstehung des Kanals von D. gigantea; Maupas ging 1879 sogar noch von der Ansicht aus, dass er sich von aussen fülle, was jedenfalls unrichtig ist. Eine zweite mögliche Auffassung des sog. Kanals der D. gigantea wäre: denselben als eine Art Eeservoir zu betrachten, in welches sich ähnlicli wie bei den Vorticellinen die eigent- lichen Vacuolen ergössen; doch halte ich dies für unwahrscheinlich. Die Deutung der kanalartigen Vacuole gewisser Opallninen als Verschmelzungsproduct zahlreicher Bildungsvacuolen (d. h. einer Reihe ursprünglicher Hauptvacuolen), sowie die Art der Entleerung der Kanal- vacuole, welche von beiden Seiten gleichmässig zusammenfällt, also immer feiner wird, bis sie schliesslich ganz schwindet, bedingt naturgemäss die Existenz einer grösseren Anzahl Poren längs des Kanals. Diese Poren sind als die der ursprünglichen Einzelvacuolen zu betrachten, oder doch als eine Anzahl solcher, welche sich erhielten. Bei D. gigantea wies denn auch Maupas (1879) das Vorhandensein von 7 — 8 in gerader Reihe hinter einander liegender, ovaler Poren von 3 /( Länge nach. Auch diese Beobachtung spricht entschieden dafür, dass der Kanal der D. gigantea der Längsreihe gesonderter Vacuolen anderer Opalininen entsprechen dürfte. An diesem Ort glauben wir erwähnen zu sollen, dass Foettinger (619) einmal unter der Masse von Individuen der Opalinopsis (Benedenia) elegans, welche er untersuchte, ein dieser Art sehr ähnliches Infusor fand, in dessen Innern ein ziemlich diclier Längslcanal zu bemerken war, der vom Hiuterende bis dicht ans Vorderende zog und vorn mehrere Schlingen zu bilden schien. In seinem Verlauf von hinten nach vorn nahm der Kanal allmäh- lich, jedocli im (Janzen wenig an Durchmesser zu. In der Gegend der vorderen Schlingen- bildung scliicn eine Ausmiindungsstelle zu existiren. Auffallender Weise war die scharf con- turirte Wandgrenze des Kanals deutlich structurirt. Der vordere Theil zart quer, der mittlere und hintere dagegen schief gelireuzt gestreift. Foettinger deutet den Kanal als einen Contract. Vacuolen mit Zuftihrungslianälen. 1439 Darm, wofür nicht der geringste Anhalt besteht, und bezieht die gesclalderte Streifung auf contractile Fibrillen. Will man überhaupt eine Deutung der vereinzelten Beobachtung ver- suchen, so wäre zunächst natürlich an die Kanalvacuole der verwandten Opalininen zu denken. Damit lässt sich jedoch die Streifung der Wandgrenze, resp. der zarten Kanalwand nicht vereinen. Dagegen erinnert dieselbe sehr aa die von Nüsslin geschilderte Structur (s. p. 1425) des kanalartigen Keservoirs gewisser Vorticellinen. Auf diese Weise wären wir doch wieder zu der oben aufgestellten Möglichkeit der Existenz eines kanalartigen Keservoirs bei gewissen Opalininen gelangt, worüber die Entscheidung der Zukunft ver- bleibt. Vacuolen mit Zuführungskan älen finden sich nur bei einer beschränkten Zahl von Ciliaten verschiedener Abtheilungen. Die Vermuthung früherer Forscher, speciell von Lachmann (1856) und Claparude, dass wahrscheinlich alle Vacuolen mit einem Kanalsystem versehen seien, was Andere, wie Lieberkühn (1870) wenigstens für die sogen, rosettenförmigen Vacuolen annehmen wollten, hat sich nicht bestätigt. Letzteres gilt auch für manche gelegentlich beschriebenen Kanäle; so bestimmt für den von Lachmann (1S56) und Claparede (1858) beschriebenen Kanal der Vorticellinenvacuole, welcher von letzterer zum Discus aufsteigen sollte. Nur Kent (601) wiederholte die Angaben beider Forscher über diesen Kanal. Ich l>in nicht im Stande anzu- geben, was eine solche Annahme veranlasste. Vacuolen mit 1 — 2 zuführenden Kanälen. Im einfachsten Fall tritt ein einziger, längs verlaufender sog. Kanal auf, der in vieler Hinsicht dem gewisser Opalininen gleicht, abgesehen von der Umhüllung durch besonders differeuzirtes Plasma bei Disco phrya. Der Kanal zieht ganz oberflächlich hin, d. h. er liegt wie die contractile Vacuole im Cor- ticalplasma, insofern ein solches deutlich ist, oder an entsprechender Stelle. Dies gilt für die Kanäle ganz allgemein, ohne Rücksicht auf ihre Zahl und Verbreitung über den Körper. Der wesentliche Unterschied dieses sog. zuführenden Kanals gegenüber der kanalartigen Vacuole der Opalininen besteht darin, dass er sich nicht als solcher entleert, sich viel- mehr erst nach einer bestimmten Stelle zu, d. h. dahin, wo der Poriis der späteren Vacuole liegt, allmählich zusammenzieht. Der am Porus gelegene Theil des Kanals schwillt zunächst mehr an, worauf die eine oder beide restirenden kanalartigen Strecken (was von der Lage des Porus abhängt; allmählich mit dem angeschwollenen Theil zusammen- fliessen. Hierauf rundet sich die Flüssigkeitsansammlung zu einer kugligen Vacuole ab, welche nach einiger Zeit in bekannter Weise durch den Porus entleert wird. Unserer schon früher vorgetragenen Auffassung gemäss, können wir das allmähliche Uebergehen des Kanals in eine kuglige Vacuole nicht als einen Contractionsvorgang oder als ein aetives Eintreiben der Kanal- flüssigkeit in die Stelle, wo sich die Vacuole bildet, betrachten; wir er- blicken hierin vielmehr die alimähliche Zusammenziehung eines Flüssig- keitsfadens zu einer Kugel innerhalb eines zähflüssigen Mediums, welche nach physikalischen Gesetzen nothwendig eintreten muss, wenn nicht besondere Kräfte entgegenwirken. Die geschilderten Beziehungen zwischen Kanal und Vacuole werden klarer hervortreten, wenn wir einige hierher gehörige Beispiele genauer Studiren. Eines der längst und best bekannten bietet Spirostomum. 1440 Ciliata, Obgleich sich zahh'eiche Beobachter, seit Siebold (1845) den Kanal entdeckte, mit dessen Erforschung- beschäftigten, lässt sich doch nicht sagen, dass die Verhältnisse hinreichend aufgeklärt sind. Wie wir schon wissen, liegt die in der Diastole meist sehr grosse Vacuole terminal (67, 2) und setzt sich gewöhnlich direct in den zuführenden Kanal (ck) fort, welcher längs des Rückens verläuft und bei ansehnlicher Entwicklung bis zum äussersten Vorderende reicht. Dieser häufig beobachtete Zustand ist demnach der des allmählichen Zusammenfliesseus des Kanals zur terminalen Vacuole. Dass gerade dieser Zustand gewöhnlich gefunden wird, beruht wohl darauf, dass der Zusammenfluss sehr langsam geschieht; nach Stein (1867) bei S}3, teres 20 Minuten und mehr beansprucht. Nicht selten findet man auch Thiere, deren Kanal lange nicht soweit nach vorne reicht; es sind dies ohne Zweifel solche, bei welchen der Zusammen- fluss weiter fortgeschritten ist. Au diese reihen sich endlich Zustände, welche bei maximaler Anschwellung der Vacuole gar keinen Kanal mehr bemerken lassen (2 d). Das sind also diejenigen mit vollständig zur terminalen Vacuole zusammengeflossenem Kanal. Es scheint nun aber, dass sowohl bei Spirostomum wie bei anderen Ciliaten ein neuer Kanal schon wieder auftritt, bevor die Entleerung der Vacuole stattfindet; wenigstens muss ich dies aus St ein 's und Schwalbe's Angaben entnehmen; auch stimmt es mit der Erfahrung überein, dass die Bildungsvacuolen der einfachen Vacuole meist schon vor Beginn der Systole entstehen. Der Kanal entspricht aber in gewissem Sinne den Bildungsvacuolen. In welcher Weise der neue Kanal entsteht, wurde gerade für Spirostomum noch nicht festgestellt; wahrscheinlich geschieht dies aber durch Zusammenfluss einer Längsreihe von Bildungs- vacuolen, wie wir es anderwärts finden. Nachdem die Vacuole entleert wurde, dehnt sich das Hinterende des Kanals allmählich auf das hintere, jetzt beträchtlich zusammengefallene Stück des Körpers aus, das früher die contractile Vacuole umschloss. Hierauf schwillt der hinterste Theil des Kanals allmählich eiförmig an ; zunächst wahrscheinHch desshalb, weil die Wasserabscheidung aus dem Plasma hier am energischsten ist. Diese Anschwellung wächst unter Aus- dehnung nach vorn allmählich mehr und mehr heran, was jedenfalls schon vorwiegend auf das Zusammenfliessen des Kanals zu beziehen ist, welches endlich mehr und mehr vollendet wird. Ich betonte eben besonders, dass die erste Anschwellung am Hinterende vermuthlich auf einer energischeren Wasserabsonderung an dieser Stelle beruht; wir müssen nämlich in diesem wie in ähnlichen Fällen eine solche an und für sich wahrscheinliche An- nahme machen, um dadurch die erstmalige überwiegende Anschwellung des Kanals an der Stelle, wo sich später die contractile Vacuole bildet, zu erklären. Diese stärkere Anschwellung, resp. diese Ungleichheit in der Stärke des Kanals, ist denn auch die Ursache, dass seine Zusammen- ziehung nach dieser Stelle zu fortschreitet, wie ein feiner Flüssigkeitsfaden, der mit einem grösseren Tropfen in Verbindung gesetzt wird, mit diesem Contract. Vac. mit Zufülirungslwn. (Spirostomum, Loxopliyll., Climacostom.). I44l ziisamraeülaufeD wird. Dass diese Annahme nicht unbegründet ist, geht schon daraus hervor, dass sowohl der Kanal von Spirostomum, wie die Kanäle überhaupt, von der Vacuole ans, d. h. distalwärts allmäh- lich stets dünner werden. Auch lässt sich Balbiani's Beobachtung (720) hier anführen, welcher bei Anoplophrya branchiarum fand, dass die terminale Vacuole der Reihe stets grösser wird und frequenter pulsirt wie die übrigen. Auch die oben erläuterten Verhältnisse bei Prorodon teres mit unvollkommener Kanalbildung zeigen dies klar. Aehnlich den Verhältnissen von Spirostomum scheinen die einer Holotriche, des L o x o p h y 1 1 u m M e 1 e a g r i s 0. F. M. sp. (60, 2 a) zu sein. Auch hier zieht längs der Rückenkante ein von Claparede-Lachmann entdeckter Längskanal hin, welchen später Stein (1859), Engel mann (1861 uned.) und Wrzesnio wski (1869) bestätigten. Dieser Kanal fliesst zur Vacuole zusammen, welche in geringer Entfernung vor dem Hinterende liegt. Bei dieser Form constatirte aber Stein (1859 p. 89), dass der Kanal durch Zusammentluss einer Reihe „rundlicher Bläschen" entsteht, also die von uns vorausgesetzte Bildung hat. Möglicherweise findet sich auch bei anderen Amphileptincn Aehnliches; wenigstens liält es Entz bei Lionotus grandis fllr möglich (1S84), dass die vorderen Vacuolen der Reihe ihre Flüssigkeit zu der terminalen Hauptvacuole führten, was doch nur durcli vorüber- gehende Eildung eines zuführenden Kanals geschehen könnte. Einen zuführenden dorsalen Längskanal bildete Lieberkühn (uned. Tf.) 1S55 von Plcuroncma chrysalis ab. An Spirostomum schliessen sich einige verwandte Hete rot riehen nahe au, unter welchen namentlich Climacostomum virens (68, 4a) genauer erforscht wurde. Bei dieser Art entdeckte zuerst Lieb erkühn (1856 Bursaria Vorticella) die gewöhnlich vorhandenen beiden zuführenden Kanäle der terminalen Vacuole und beschrieb auch ihr Verhalten zu letzterer ganz zutreffend. Später beschäftigten sich Wrzesnio wski (1861) und Stein (1867) mit dem Gegenstand. Wie gesagt, bilden sich bei Climacostomum gewöhnlich zwei Kanäle aus, welche längs der beiden Seiten bis ans Vorderende reichen und nach Lieb erkühn erst einige Zeit nach der Vacuolensystole auftreten. Damit stimmt auch Stein 's Angabe, dass die Kanäle bei „grösster Ausdehnung des con- tractilen Behälters nie sichtbar sind". Nach letzterem Forscher ist aber der rechte Kanal gewöhnlich kürzer, ja scheint nicht selten ganz zu fehlen. Den linken bildet auch Engelmann 1861 (uned.) deutlich ab. Die hinteren Kanalenden stehen nie mit der alten Vacuole in Communication. Die Entstehung der neuen contractilen Vacuole durch Zusammentluss beider Kanäle erhellt schon aus Lieberkühn's Be- schreibung und kann auch nach obiger Angabe Stein's nicht bezweifelt werden. Für die Entstehung der Kanäle durch Zusammenfluss je einer Vacuoleoreihe sprechen (ausser der Analogie) ihre perlschnurartigen Anschwellungen, welche Stein mehrfach zeichnet, vielleicht auch seine Bemerkung, dass die Kanäle häufig nur streckenweise sichtbar seien. Auch bei Climacostomum ist sehr deutlich, dass die Kanäle Bronn, Klassen des Thier-Eeichs. Trotozoa. 91 1442 Ciliata. nach vorn immer dimuer werden, obgleich icii die von Stein angegebene feine Zuspitzung bezweifeln möchte. Etwas unsicher liegen leider die Verhältnisse bei Condylostoma, wie schon früiier (p. 1114) bemerkt wurde. Würde sich Stein's Schil- derung dieser Heterotriche bestätigen, was ich für wahrscheinlich halte, so böte gerade sie ein treffliches Beispiel der mehrfach erwähnten Ent- stehung des Längskanals. Stein's Angaben zufolge besitzt nämlich C. patens einen linksseitigen Längslianal (wie häufig auch Climacostomum), welcher zu einer terminalen Vacnole zusammenfliesst (67, 4a). Der eigentliche Kanal soll nur im hinteren Theil des Körpers auf eine grössere Strecke zusammenhängend sichtbar sein. Davor findet sich eine Längsreihe veränderlicher kleiner Vacuolen, welche bis ans Vorderende zieht. Stein, welcher die Verhältnisse wie gewöhn- lich unrichtig auffasste, vermuthetc, dass eine „Längslacune" an der ganzen linken Seite hinziehe, welche sich nur streckenweise fülle und deren locale Wassererfullungen allmälilich nach hinten in den ,,contractilen Behälter" getrieben würden. Unserer Auffassung entsprechend, können wir in den kleinen Vacuolen, von welchen S tein direct angibt, dass benachbarte häufig zusammenfliessen , nur die Bildner des Kanals erkennen. Ist ein solcher hinten deutlich vor- handen, so sind die vordem Yacuolcn vielleicht schon die Bildungsvacuolen des neuen Kanals. Bekanntlich leugnet Maupas (1883) die contractile Vacuole der Condylostoma patens überhaupt, wogegen Quennerstedt gleichfalls eine linksseitige Vacuolenreihe beschreibt, über ihre Bedeutung aber jedenfalls im Zweifel war, da er die Beobachtung mit einem Frage- zeichen versah. Clapar. -L. gaben eine rechtsseitige Vacuolenreihe an. — Wir sind um so mehr berechtigt, den Stein'schen Angaben für C. patens Vertrauen zu schenken, als Wrzes- niowski (1870) bei C. Vorticella E. sp. ganz Aehnliches beobachtete. Nur fand er ähn- lich Climacostomum virens nicht nur eine linke, sondern auch eine rechte Reihe von Bil- dungsvacuolen. Hinten bemerkte er häufig einen Zusammenhang der Tropfen jeder Eeihe unter einander durch zwischengeschaltete, also sicher einen Zusammenfluss. Auf der Höhe der Dia- stole der terminalen Vacuole waren die Tropfenreihen stets völlig verschwunden und schienen erst kurz nach der Systole wieder aufzutauchen. Wrzesniowski hat daher jedenfalls Eecht, wenn er die Verhältnisse bei C. Vorticella denen von Climacostomum direct vergleicht. Eine wesentliche Aenderung erfährt der Verlauf der beiden zu- führenden Kanäle bei Stentor (68, 5 a), in Verbindung mit der früher beschriebenen Verlagerung der Vacuole in die linksseitige Mundregion und mit der Umgestaltung des Peristoms. Wenn eine Vacuole., welche von zwei wie bei Climacostomum verlaufenden Kanalea gespeist wird, die bei Stentor vorhandene Verlagerung erfährt, so muss der rechte Kanal natürlich der Vacnole folgen und auf die linke Seite rücken, auf welcher er jetzt von der Vacuole nach hinten verläuft. Einen entsprechenden Kanal finden wir denn auch bei Stentor. Derselbe reicht bei völliger Ausbildung von der Vacuole bis ans Hinterende, erstreckt sich jedoch nie mehr auf die rechte Seite hinüber. Er findet sich bei allen Stentoren. Der ursprünglich linke Kanal der Vacuole bleibt bei deren Verlagerung natürlich auf der linken Seite oder dehnt sich mit seinem distalen Theile über das Vorderende herumgreifend auf die rechte Seite aus. Da die adorale Zone von Stentor gleichfalls einen solchen Verlauf nimmt und die Vacuole der Zone sehr nahe gerückt ist, muss demnach der linke Kanal derselben parallel und etwas hinter ihr verlaufen, insofern er über- haupt vorhanden ist. In dieser Hinsicht bestehen aber einige Zweifel. Lach mann (1856) und Clapar ede (1858) beschrieben zuerst einen Contract. Yac. m. Zufiihrungskanälen (Condylostoma, Stentor). 1443 solchen vorderen oder peristomialeu Kanal, während der hintere schon von Siebold wahrgenommen wurde. Nach ihren Beobachtungen sollte er das gesammte Peristom ringförmig umziehen. Lach- mann schrieb ihm bei St. polymorph us zwei kuglige Anschwellungen zu, eine etwa in der Rückenlinie, die zweite ventralwärts an dem sog. Peristomeck. Stein (1S6T) bezweifelte die Existenz eines solchen Kanals; nur bei St. Roeselii verfolgte er einen hellen ringförmi- gen Streif längs des linken und dorsalen Randes der Zone, welcher sich mundwärts verbreiterte und mit der contractilen Vacuole nie zusammenhing. Die Erklärung, welche er für diesen Streif gab, scheint mir so wenig plausibel, dass ich sie hier nicht mitthcilen will. Schwalbe (tSfi(j) berichtet nichts von dem vorderen Kanal; dagegen acceptirte Kent Lachmann's Darstellung, oline eigene Bestätigungen anzufilbrcn. Endlich sprach sich Maupas (1883) ent- schieden für die Gegenwart dieses Kanals bei St. coeruleus aus, was mich hauptsächlich bestimmt, die Richtigkeit der Lachmann-Claparede"schen Darstellung anzunehmen, wofiir auch die oben erwähnte Homologie des vorderen Kanals mit dem liäufigeren linken Kanal der übrigen Heterotrichen. sowie die allgemeine Verbreitung eines entsprechenden Kanals bei den Hypotrichen spricht. Dazu gesellt sich, dass Engelmann 1S61 (uned.) den Ringkanal auf das Klarste bei St. Roeselii und coeruleus abbildet. Ich glaube daher auch nicht, dass Daday (771) Recht hat, wenn er Lachmann's Beobachtung auf die von ihm bei Stentor Auricula beobachteten, sogen, paroralen Cilien (undulirende Membran nach Daday, s. oben p. 1383) beziehen will, was an und für sich unwahrscheinlich ist. Der Bildungsvorgang des hinteren Kanals wurde bei Stentor ziemlich gut erwiesen. Schon Claparede-Laclimann zeichnen an demselben gewöhnlich zahlreiche spindelförmige Anschwellungen und Stein bildet mehrfach an seiner Stelle oder statt einer Strecke desselben eine Längs- reihe kleiner Vacuoleu ab, deren theilweise Verschmelzung auf den Figuren deutlich hervortritt. Dasselbe zeigen auch Engelmann's un- edirte Skizzen von 1861 für St. coeruleus sehr schön. Es scheint daher sicher, dass der Kanal durch Vacuolenzusammenfluss ent- steht; das Gleiche wird wohl auch für den vorderen Kanal gelten. Mit diesen Erfahrungen stimmt weiter Maupas Beobachtung (1883) trefflich überein, dass die Kanäle während ihrer Bildung von zahl- reichen plasmatischen Scheidewänden unterbrochen sind. Dies sind die noch nicht eingerissenen Plasmapartien zwischen den zusammen- gedrängten Vacuolen der Reihe. Durch denselben Forscher erfuhren wir auch, dass an Stelle der entleerten Vacuole sofort eine Anzahl Bildungs- vacuolen auftreten, die sich jedenfalls rasch zum Stamm der contractilen vereinigen, mit welchem dann die beiden Flüssigkeitsfäden (Kanäle) allmählich zusammenfliessen. Wir finden darin eine Bestätigung des früher theoretisch betouten Moments, dass an der Stelle, wo die Vacuole sich bilden wird, stets eine besonders reiche Wasserabscheidung eintreten muss, damit hier später der Zusammenfluss zur Vacuole geschehe. Eine weitere Beobachtung Maup as' scheint geeignet, unsere Ansicht: dass die Vereinigung des Inhalts der Kanäle mit der Vacuole durch einfaches Zusammenfliessen geschehe (nicht etwa durch Contraction), wesentlich zu unterstützen. Es ereignet sich nämlich zuweilen, dass eine der erwähnten Scheidewände im Kanal lange bestehen bleibt, weil sie jedenfalls zufallig eine abnorme Dicke besitzt, oder weil eine oder einige Bilduugs- vacuolen in der Reihe ausgeblieben sind (B.). Dann fliesst nur der 91* 1444 Ciliata, proximale Kanaltheil mit der Vacuole zusammen ; der durch die Sclieide- wand abgetrennte distale Theil bleibt erhalten; ja er kann unter Um- ständen 2—3 Entleerungen der Vacuole überdauern, bis er wieder zum Zu- sammenfluss mit der Vacuole gelangt. Innigen Anschluss an die Verhältnisse bei Stentor /eigen die Oxytr ichinen, deren nahe Beziehungen zu ersterem wir schon mehrfach betonten. Obgleich die Untersuchung der Vorgänge noch viel zu wünschen übrig lässt und das Speciellere überhaupt nur für wenige Formen bekannt wurde, sind wir doch wohl berechtigt, bei der ganzen Familie übereinstimmende Verhältnisse anzunehmen. Be- kanntlich liegt die ausgebildete Vacuole der Oxytrichiuen stets dorsal, ziemlich in der Mittelregion des Körpers, meist in der Mundgegend, dem linken Körperrand sehr genähert. Sie prominirt in der Diastole ge- wöhnlich stark über die Rückenfläche. Wo ihre Entstehung specieller ver- folgt wurde, wie bei Urostyla, Uroleptus und Styl Onychia, ge- schieht dieselbe unzweifelhaft durch Zusammenfluss zweier Kanäle, welche entsprechend denen des Stentor verlaufen. Der vordere zieht von der Gegend der Vacuole längs des linken Randes und der adoralen Zone nach vorn bis in die Stirngegend; der hintere mehr oder weniger weit längs des linken Randes nach hinten. Meist scheint er bis in die Gegend der Aftercirren zu reichen. Nur bei Urostyla flavicans (70, 9 ck) fand Wrzesniowski (1870), dass er bis zum Hinterende zieht, ja sogar etwas um dieses herumgreift und auf der rechten Seite ein wenig nach vorn aufsteigt. Es scheint wenigstens für Urostyla und Uroleptus sicher, dass die proximalen Enden der Kanäle sich schon frühzeitig an der Stelle der entleerten Vacuole vereinigen. Indem die Kanäle dann allmählich von den Enden aus gegen die Stelle, wo die Vacuole entsteht, zusammen- fliessen, an welcher Stelle die vereinigten Kanäle schon von Anfang an am dicksten waren, bildet sich zunächst ein mehr oder weniger dreieckiger bis rhombischer Flüssigkeitsraum, welcher sich schliesslich zur kugligen Vacuole abrundet, indem die übrige Flüssigkeit der Kanäle damit zu- sammenfliesst. Bei Stylouychia liegen die Verhältnisse unklarer. Nach Stein (1859) soll die Vacuole aus' dem vorderen Kanal gebildet werden, welcher selbst durch Zusammenfluss zahlreicher längs des linken Vorderrandes und im sog. Stirnfeld auftretender kleiner Vacuolen entsteht (71, 10 a). Stein's Abbildungen und Schilderungen von Stylonychia Mytilus zeigen im Stirnfeld nicht eine einzige Reihe solcher Tröpfchen oder Vacuolen, sondern meist eine mehr oder weniger unregelmässige Gruppe solcher, zuweilen auch kurze Strecken zweier neben einander hinziehender Kanäle. Es scheint daher, dass die Bildung des vorderen Kanals im Stirnfeld der Stylonychia häufig etwas unregelmässig geschieht. Der von der Vacuole nach hinten ziehende Kanal soll bei dieser Gattung erst im Moment der Systole auftreten und bis in die Gegend der Aftercirren Contract. Vac. in. Zuführungskanälen (Oxytricliinen, üroccntrum). 1445 ZU verfolgen sein. Stein vertritt die Ansiebt, dass er die Vacuolen- fiüssigkeit nach liinten leite und schliesslich durch den After entleere, üebrigens scheint St. von diesem Kanal nicht viel gesehen zu haben, denn nur auf zwei seiner Figuren ist er angedeutet. Dass die Vacuolen- flüssigkeit bei der Systole in die beiden Gefässe gepresst würde, vertraten auch Claparede und Lachmanu (1858 p. 53) für Urostyla, deren Kanäle sie entdeckten. Stein behauptete natürlich auch für Urostyla, dass der hintere Kanal zur Ausleitung diene. Rossbach (1873) schloss sich für Stylonychia p us tu lata St.'s Auffassung an, weil der hintere Kanal erst im Moment der Systole auftrete. Berücksichtigen wir aber, dass Täuschungen hinsichtlich der Beziehungen zwischen Vacuole und Kanälen leicht möglich sind (man denke nur an Claparede- Lachmann's Angaben) und dass für Urostyla und Uroleptus (Clap.-L. , Entz, Maupas) die Vacuoleubildung durch Zusammenfluss beider Kanäle nachgewiesen wurde, so ist wahrscheinlich, dass das Gleiche auch für Stylonychia gilt. Beobachtungen, welche ich soeben, während der Correctur dieses Bogens, an St. pustuiata anstellen konnte, zeigten denn auch, dass von einem Abfuhrkanal keine Rede ist, und die Vacuole sich im Wesentlichen so bildet, wie angenommen wurde. Dass auch der hintere Kanal durch Zusammenfluss von Tröpfchen entsteht, betonte Entz für Uroleptus Zygnis. Ebenso ist dies für beide Kanäle einer kleinen Oxytriche auf einer der Skizzen Engel- mann's (1861 uned.) klar dargestellt; auch beobachtete derselbe die beiden Kanäle der Ox. ferruginea schon gut. Stcrlci (560) leugnete zuführende Kanäle bei den Oxytrichinen überhaupt, was gegen- über den zahlreichen Bestätigungen keiner Widerlegung bedarf. St ein 's Angabe, dass bei urostyla grandis zuweilen strahlenförmige Kanäle um die contractile Vacuole auftreten, wurde seither nicht bestätigt. Wir bemerken noch besonders, dass bei Euplotes und wohl den Euplotiuen und Aspidiscinen überhaupt keine Kanäle aufzutreten scheinen-, die Yacuole bildet sich wie für Euplotes (Carter 1S59, Rossbach 1872) dircct erwiesen wurde, in rosettenförmigcr AVeise. Vacuolen mit 4 oder mehr zuführenden Kanälen. Bei einigen wenigen Holo trieben (Paramaecinen) begegnen wir der com- phcirtesten Bildung der in Ein- oder Zweizahl vorhandenen Vacuolen, indem die Zufuhr durch 4 bis zahlreiche feine Kanäle geschieht, welche strahlenförmig um die Vacuole auftretea. — Bei Urocentrum (64, 15) finden sich 4 solcher Kanäle, welche von der terminalen Vacuole gerade nach vorn bis etwas vor die Körpermitte ziehen; je einer rechts- und linksseitig, der 3. in der Rücken-, der 4. in der Bauchlinie. Schon Lieberkühn (uncdirte Tafeln) erkannte die 4 Kanäle vollständig. Später beob- achtete Maggi (1875) die beiden seitlichen, welche auch Engclniann schon 1861 skizzirte (uned.); der italienische Forscher berichtete also zuerst etwas von den Kanälen des üroccn- trum. Kent (601) sah zwar die 4 Bildungsvacuolen, welche aus den Kanälen entstehen, jedoch die Kanäle selbst nicht. Bütschli und Schewiakoff können Lieberkühn's Ent- deckung durchaus bestätigen. Bei Paramaecium Aurelia und caudatum, deren zuführendes Kanalsystem schon seit alter Zeit bekannt ist und am häufigsten studirt 1446 Ciliata. wurde, strahlen um jede der beiden dorsalen Vaeuolen ca. 8—10 (zuweilen wohl auch noch mehr) ziemlich gerade Kanäle aus (63, 1), die fast über den gesammten Köri)er zu verfolgen sind. Jedoch greifen die Kanäle beider Vacuolensysteme nicht zwischen einander hinein. Auch anderen Arten der Gattung kommt das Kanalsystem zu, doch bedürfen die- selben hinsichtlich der genaueren Verhältnisse eingehenderer Erfor- schung. Kaum zahlreicher sind die Kanäle der einfachen Vacuole von Fronton ia leucas. Schewiakoff zählte gewöhnlich 8, Maupas (1853) 10—12 (12 bildet auch Engel mann 1861 uned. ab), welche sich in mehr oder weniger wellig geschlängeltem Verlauf gleichfalls über fast die gesammte Körperoberfläche ausbreiten, also wenigstens z. Th. auf die linke Körperseite reichen. Stein (1859) gibt an, dass bei dies(3r Art über 30 Kanäle voiiommeu ; auf Grund obiger Erfahrungen, sowie eigener frülierer Beobachtungen, scheint dies sicher unrichtig. Dass die Kanäle nicht allen Frontonien zuliommen, scheint sicher. Nach Fabre's unklarer Beschreibung bildet sich die Vacuole von Fr. acuminata (== Ophryogl. atra, s. o. p. 1430) wohl rosettenförmig. Ganz sicher beobachtete ich dies neuerdings bei einer kleinen, unge- färbten Frontonia (1 Vac. mit 3 — 5 Poren). Den höchsten Zahlen begegnen wir bei gewissen Ophry oglenen, speciell Ophryoglena flava E. sp., welche Lieberkühn (1856) ein- gehend studirte. Hier finden sich sicher bis 30 Kanäle (62, 2 b). Ihre Verbreitung über den Körper ist ähnlich wie bei Frontonia, wenn nur eine contractile Vacuole linksseitig vorhanden ist; finden sich deren zwei, was zuweilen der Fall ist, so gleicht die Ausbreitung der Kanäle natürlich mehr Paramaecium. Dasselbe gilt für Frontonia fusca Quenn. sp. mit 2 Vaeuolen, da Fahre (847) hier neuerdings die Kanäle beobachtete (Plagiopyla fusca). — Obgleich auch die Kanäle der Ophryoglena etwas wellig verlaufen, fällt dies doch nicht so auf, wie bei Frontonia. Gelegentlich wurde auch Glaucoma scintillans ein sternförmiges Kanalsystem zuge- schrieben (Stein 1859), oder ein Kanal (Samuels on 293, Clapar. -Lachm ann 1858, p. 54). Beides ist jedenfalls unrichtig; die Vacuole dieser, wie der übrigen Glaucomaarten bildet sich in rosettenartiger Weise. Auch Lembadion, wo Stein (1859) eine sternförmige Vacuole an- gab, besitzt keine zuführenden Kanäle (Schewiakoff). Für fast alle geschilderten Kanäle gilt im Allgemeinen gleichfalls, dass sie proximal am stärksten sind und sich distal mehr und mehr ver- feinern. Da die sternförmigen Kanäle jedoch relativ viel dünner sind wie die früher besprochenen, so ist diese Verfeinerung schwieriger wahr- zunehmen. Aus theoretischen Gründen muss ich jedoch bezweifeln, dass die Kanäle fein zugespitzt auslaufen. Am geringsten ist die distale Ver- feinerung jedenfalls bei Frontonia leucas; Maupas stellt sie sogar ganz in Abrede. Es scheint sicher, dass gelegentlich Verästelungen im Verlauf der Kanäle vorkommen. Für Ophryoglena flava (62,2b) beschrieb dies Lieberk ühn bestimmt; er will sogar wiederholte Verästelung der Zweige manchmal gefunden haben. Gelegentliche Gablung der Kanalenden Contract. Vac. m. Zufnlirungskan. (Paramaecium, Froutonia, Opliryoglena). 1447 bemerkte Stein auch bei Fron ton ia leueas und schon Lach mann (1856) und Claparede (301) schilderten dies für einen oder den anderen Kanal von Paramaecium Aurelia; Maupas konnte sich (1883) davon nicht überzeugen. Im Hinblick auf das Vorkommen dieser Er- scheinung bei anderen Gattungen ist Lachmann-CIaparede's Angabe wobl nicht ganz unwahrscheinlich. Dagegen scheinen Anastomosen der Kanäle unter einander nicht vor- zukommen. Lieberkühn (uned. Tf.) bildete dergleichen für Ophryo- glena flava, namentlich aber für Frontoni a leueas (s. unsere Tf. 62, 3 a) in sehr auffallender Weise ab. Die betreffende Darstellung ist jedoch wohl sieber irrthUmlich. Fahre (847) beschreibt neuerdings dasselbe anastomosirende Gefassnetz unter dem Ecto- plasma dieser Cihate. Er sah es jeduch nur an ungepressten Exemplaren; an gepressten da- gegen die Kanäle wie oben beschrieben. Hieraus will er schliesscn, dass die Kanäle erst bei der Pressung durch Zerreisscn und Fusion des Gefässnetzes entstehen. Da ich ebensowenig wie die meisten friiheren Beobachter etwas von diesem Gefassnetz bemerken konnte, und das regelmässige Hervorgehen einer Anzahl wohlgeordneter Kanäle durch Zerreissuug eines Gefäss- netzes mehr wie unwahrscheinlich ist, bezweifle ich auch Fahre 's Angaben sehr. Vorerst vermag ich jedoch nicht zu erklären, was das angebliche Gefassnetz eigentlich ist. Von dem Bildungsvorgang der sternförmigen Kanäle ist nichts be- kannt. Nach kurzem Verschwinden, während der Anlage der Vacuole, treten sie stets wieder genau an denselben Stellen auf, welche sie vorher einnahmen. So sehr man nach den Erfahrungen an den dickeren Kanälen der erstbeschriebenen Formen der Annahme zuneigen wird, dass auch die feineren, sternförmigen durch Verschmelzung von Reihen kleinster Vacuolen entstehen, konnte dies doch bis jetzt nicht beobachtet werden. Ich habe bei Paramaecium undFrontonia speciell hierauf geachtet, vermochte aber eine solche Bildung vorerst nicht festzustellen. Die Kanäle zeigen sich von Beginn als zusammenhängende Flüssigkeits- fäden. Dennoch möchte ich die Möglichkeit ihrer Entstehung in erst- erwähnter Weise noch nicht leugnen •, speciellere Untersuchung bei sehr starken Vergrösserungen könnten die jedenfalls sehr kleinen Bildungs- vacuolen doch vielleicht auffinden; zweifellos müssteu sich dieselben sehr rasch zu einem zusammenhängenden Kanal vereinigen. Carter (1S56) stellte zwar die Kanäle von Paramaecium Aurelia als eine Keihe Fog. Sinuse oder Yacnolen dar, jedoch wollte er damit wohl nur seine theoretische Auffassung derselben, nicht aber Beobachtetes wiedergeben, wie denn seine Abbildungen beides überhaupt zusammenwerfen. Zur Untersuchung der Bildung der Vacuole durch die sternför- migen Kanäle gehen wir am Besten von dem Zustand der höchsten Diastole aus, zu welcher Zeit die Kanäle stets gut entwickelt sind. Zunächst erhebt sich die wichtige Frage, ob die Kanäle in diesem Stadium mit der coutractilen Vacuole zusammenhängen, d. h. ob ihr Flüssigkeitsfaden mit dem Vacuolentropfeu continuirlich ist. Die meisten Beobachter scheinen dies bestimmt anzunehmen; ich kann mich dazu nicht verstehen. Bei U r o c e n t r u m sieht man deutlich, 1448 Giliata. dass ein solcher Zusammenhang nicht existirt, dass viehiiehr die proximalen Kanalenden , welche schon während der Endperiode der Diastole zu 4 birnförmigen Bildungsvacuolen anzuschwellen, d. h. zu- sammenzufliessen beginnen , nicht mit der Vacuole zusammenhängen, sondern nur dicht an sie herantreten. Sobald nun die sehr rasche Systole der Vacuole anhebt, stürzen die 4 angeschwollenen Kanalenden, die 4 Bildungsvacuolen, rasch an die Stelle der sich entleerenden Vacuole, was ja nothwendig eintreten muss. Hierauf flicsst der Rest jedes Kanals in bekannter Weise mit der zugehörigen Bildungsvacuole zu- sammen, worauf sich 4 neue Kanäle ausbilden. Die 4 durch Zusammen- fluss der Kanäle entstandenen Bildungsvacuolen schmelzen sehr rasch zu einer einheitlichen Vacuole zusammen. In wesentlich gleicher Weise vollzieht sich jedenfalls der Vorgang bei Paramaecium. Hier tritt aber ein Umstand hinzu, welcher die Beobachtung etwas erschwert. Wie schon Carter (1856) bemerkte und neuerdings Maupas (1883) bestätigte, stossen die proximalen Enden der Kanäle nicht an die Peripherie der Vacuole, sondern biegen um dieselbe nach innen herum, liegen also etwas einwärts von der Vacuole, resp. tiefer wie dieselbe, so dass sie bei Flächenbetrachtung schwierig zu beob- achten sind. Dass die Enden der Kanäle mit der in Diastole be- findlichen Vacuole communiciren, wie Maupas behauptet, halte ich für unrichtig. Auch hier schwellen die Enden noch vor Beginn der Systole zu sternförmig geordneten Bildungsvacuolen an , indem die Kanaltlüssigkeit in bekannter Weise proximal zusammeufliesst. Bei der Systole rücken diese 8—10 Bildungsvacuolen natürlich an den Ort der alten Vacuole und bilden durch allmähliche Vereinigung wieder eine neue. Letztere ist daher anfänglich unregelmässig gestaltet und kugelt sich erst allmählich ab. Auch bei Ophryoglena muss nach Liebe rktthn 's Beschrei- bung die Bildung der Vacuole ähnlich verlaufen; nur sind die Bildungs- vacuolen viel zahlreicher, entsprechend der grösseren Zahl von Kanälen. Zweierlei in Lieb erkühn 's Darstellung halte ich jedoch für sehr zweifelhaft; einmal seine Angabe, dass die proximalen Kaualenden zwischen Vacuole und Körperwand dringen und hier sowie periphe- risch mit der Vacuole communiciren ; ferner dass die Bildungsvacuolen nicht an den äussersten proximalen Enden der Kanäle, sondern ein wenig peripher in ihrem Verlauf entstünden (62, 2 b). Unmöglich wäre dies zwar nicht, doch sehr unwahrscheinlich. Etwas anders entsteht die Vacuole bei Frontonia. Hier bilden sich vor der Systole keine Anschwellungen der proximalen Kanalcnden, welch' letztere bis dicht an die Peripherie der Vacuole herantreten, jedoch deutlich von ihr getrennt sind (Engelmann 1861 uned., Sehe wiakoff). Erst einige Zeit nach der Systole beginnt der Zusammeufluss der Kanalflüssig- keit zu den Bildungsvacuolen, die sich weiterhin ebenso verhalten wie bei den schon beschriebenen Formen. Contract. Yac. m. Zuführungskan. (Param., Frontonia, Ophryoglena; Historisches). 1449 Eine Besonderheit der Vacuoleubildung wurde bei Paramaeciuni gelegentlich beobachtet und verdient Beachtung, da sie besonders klar zeigt, dass die Flüssigkeit der Kanäle zur Bildung der neuen Vaenole dient, was so lange geleugnet wurde. Kölliker bemerkte (1864) zuerst, dass die neuen Bildungsvacnolen sich gelegentlich in anormaler Weise mit der noch nicht entleerten Vacuole vereinigen und diese vergrössern; dass also eine doppelte Füllung der Vacuole stattfindet, bevor sie sich entleert. 1883 bestätigte dies Maupas ohne Kenntniss der Kölliker' sehen Beobachtungen. Wir können uns diesen Fall leicht erklären; er muss nothwendig dann eintreten, wenn die erstgebildete Vacuole nicht das Volum erreicht, welches zur Sprengung der Verscbluss- lanielle des Porus nothwendig ist. Auch ich habe schon 1871 Ent- sprechendes wahrgenommen, jedoch an gepressten Exemplaren, für welche schon Zenker (1866) mittheilte, dass mau die Pulsation ganz aufheben könne, wenn der Porus durch die Pressung abgesperrt werde. Unter diesen Umständen konnte ich mehrfach hinter einander Bildungsvacuoleu entstehen und mit der Hauptvacuole verschmelzen sehen , welche dabei zu unförmlicher Grösse anschwoll. Wie im historischen Abschnitt mitgetheilt wurde, beschrieb Spallanzaui die stern- förmigen Yacuolen von Paramaecium zuerst 1776 und hatte auch schon eine richtige Vor- stellung der Beziehungen zwischen Kanälen, resp. Bildungsvacuolen und der Vacuole. Wir beabsichtigen nicht, die Geschichte der Vacuolen mit sternförmigen Kanälen hier eingehend zu verfolgen, da das Wichtigste hierüber schon in der historischen Einleitung aufgeführt wurde. Die Hauptschwierigkeit für das Verständniss bildete die Feststellung der Beziehung zwischen der Fltissiglieit der Kanäle und jener der Vacuolen. Ehrenberg's falsche Ansicht, dass der In- halt der Vacuole bei der Systole in die Kanäle und den Körper geleitet werde, fand bei den meisten Späteren , welche die Vacuole für das Centrum eines ßlutgefässsystems hielten , An- klang; so jedenfalls bei Siebold (1845), wiewohl er sich nicht bestimmt in dieser Beziehung äusserte. Obgleich Joh. Muller (1856) bemerkte, dass die Vacuolen von Paramaecium Aurelia durch Vereinigung der sternförmigen Bildungsvacuolen entstehen, schien er doch der Ansicht zuzuneigen, dass die Fltissigkeit der Vacuole bei der Systole durch die Kanäle getrieben werde. Dies ist um so wahrscheinlicher, als seine Schüler Lachmann und Cla- parede bekanntlich energisch für diese Auffassung eintraten und sie auch als diejenige Müll er 's ausgaben. Nach ihnen sollte einerseits die Vacuole durch Zufluss aus den Kanälen gefüllt, andererseits die Vacuolenflüssigkeit bei der Systole durch die Kanäle wieder in den Körper zurückgetrieben werden. Die sternförmigen Bildungsvacuolen entstehen daher nach ihnen durch die Contractiou der Vacuole und contrahiren sich ihrerseits wieder, um ihren Inhalt in die Vacuole zu treiben. Natürlich vertraten beide Forscher diese Ansicht über den Gang der Flüssigkeit zwischen Vacuole und Kanälen für sämmtliche Ciliaten mit Kanälen. Li eber- kühn's Beobachtungen (1856), welche denen Lachmann-Claparede's vorausgingen, waren correcter. Er untersuchte Ophryoglena, Paramaecium und Climacostomum und er- wies die Speisung der Vacuole aus den Kanälen mit Hülfe der Bildungsvacuolen sehr klar; leugnete dagegen ebenso bestimmt und mit guten Gründen, dass die Flüssigkeit bei der Systole in die Kanäle getrieben werde. Da L. jedoch Gegner der Entleeruugshypothese war und den Vacuolen Poren absprach, konnte er über das Verbleiben der Vacuolen Üüssigkeit bei der Systole keinen Aufschluss geben. Aus seiner Anhängerschaft an der Circulationslehre geht aber hervor, dass er jedenfalls die Meinung hegte: es trete die 1^'lüssigkeit bei der Systole in irgend einer Weise (aber nicht durch die Kanäle) in den Körper zurück. Die Entleerung der Vacuole durch einen Porus nach aussen und ihre Füllung durch die Kanäle hatte für Paramaecium schon Kood (1853) vertreten, jedoch in wenig überzeugen- 1450 Ciliata. der Weise; er glaubte, dass die Kanäle mit dem Mund direct zusammenhängen und das von letzterem aufgenommene Wasser aUeiteten. — ■ Gonsequent imd corrccter vertrat Carter (1856) die Entleerungstheorie, indem er gute Gründe für die Speisung der Vacuole durch die Kanäle und für die Entleerung nach aussen beibrachte. Stein suchte 1859 zu vermitteln, da er spccicll für Paramaccium nachweisen wollte, dass wenigstens ein Theil der Vacuolcn- Hüssigiieit bei der Systole wieder in die Kanäle getrieben, der übrige durch den Perus ent- leert werde. Audi 1S67 dürfte er noch ähnliche Anschauungen für die Beziehungen zwischen Vacuole und Kanal mancher H cterotrich en nicht ganz aufgegeben haben, da er ge- legentlicli vom Kückfliesscn der Vacuolenflüssigkeit in den Kanal (Spirostomum) spricht; be- lianntlich auch den sog. „contractilen Behälter" und die Kanäle für ein stets zusammenhängendes Lückensystem hielt. Gegen den Eückfluss der Vacuolenflüssigkeit in die Kanäle erhoben sich 186G mit Ent- schiedenheit Schwalbe und Zenker auf Grund der Entleeruugstheorie; wogegen Kölliker (1864) zu keiner klaren Vorstellung der Verhältnisse bei Parauiaecium gelangte, da er die Ausmündung der contractilen Vacuolen nicht recht zugeben wollte. Wie schon oben bemerkt wurde, verdanken wir ihm aber eine wichtige Beobachtung. Natürlich trat auch Wrzesniowski (1S69) für die richtige Deutung ein, obgleich er die Vacuolen mit Kanälen nicht specieller studirtc. Dennoch waren seine genauen Feststel- lungen über die rosettenförmigen Vacuolen auch für die Auffassung der ersteren sehr wichtig. Die spätere Zeit beschäftigte sich wenig mit diesen interessanten Erscheinungen; nur Maupas untersuchte wiederum die Verhältnisse von Paramaecium (18S3) und schil- derte sie in wesentlich zutreffender Weise. Auf die Abweichungen seiner Auffassung von der unsrigen wurde schon oben hingewiesen. Einen Augenblick müssen wir noch der gelegentlich geäusserten Zweifel an der Existenz der straliligen Kanäle überhaupt oder ilires normalen Vorkommens gedenken. Schon Stein (1S54, j). 240) bemerkte gelegentlich, dass die strahlenförmige Bildung der Vacuole von Para- maecium Bursaria eine pathologische, durch Deckglasdruck bewirkte Erscheinung sei. Ein- gehendere Beschäftigung mit dem Gegenstand belehrte ihn jedenfalls bald von der Irrthüm- lichkeit dieser Ansicht. 1869 trat Moxon sehr bestimmt für die Nichtcxistenz von Kanälen bei sämmtlichen Ciliaten ein. Nach seiner Ansicht sind dieselben nur Eissc, welche durch den Druck des Deckglases in dem Plasma um die Vacuole erzeugt werden. Diese Ansicht scheint jedoch weniger auf Beobachtungen als auf theoretischen Erwägungen zu fussen; da M. aus der Maschenweite der Capillaren der höheren Metazocn abzuleiten suchte, dass so kleine Thiere wie die Infusorien überhaupt keiner Gefässe oder Kanäle zu irgend einem phy- siologischen "Vorgang bedürften. Vermuthlich war es eine Eeminiscenz an Moxon 's Ansicht, als Kent 18S2 (601, p. 486) wiederum die sternförmigen Vacuolen von Paramaecium Aurelia für pathologische, durch künstlichen Druck missbildete, im normalen Zustand dagegen stets kuglige Gebilde erklärte. Die Kanäle beobachtete er jedenfalls nur in ihren proximalen Partien. Auch Brass (660, 1884) erklärte die sternförmigen Vacuolen für „einen pathologi- schen Zustand des Plasmas", der nur dann eintrete, wenn die Infusorien absterben. — Gegen- über derartigen Ansichten , welche nur auf mangelhafter Untersuchung basiren , möge hier mit Maupas (18S3), welcher die Kent 'sehen Irrthümer schon zurückwies, nochmals besonders betont werden, dass man die Kanäle auch bei freischwimmenden, durch kein Deckglas be- lasteten Ciliaten auf das Sicherste wahrnimmt; obgleich sie natürlich klarer und deutlicher hervortreten, wenn die betreffenden Infusorien etwas gepresst und damit durchsichtiger gemacht werden. Auch Fahre (847) glaubt wenigstens für Paramaecium und Frontonia fusca, dass die Anwesenheit der Kanäle stets etwas Pathologisches anzeige. Grund hierfür: dass er die Kanäle zuweilen bei ungepressten Paramaecion nicht sah und bei der Frontonia überhaupt nur bei Pressung. Gegen diese Behauptungen führe ich noch an: dass man Ciliaten mit rosettenförmigen Vacuolen pressen kann, so viel und so lange man will, ohne je einen Kanal entstehen zu sehen; dass dagegen die Kanäle der sternförmigen Vacuolen bei der Pressung sofort und in stets gleichem, regelmässigem Verlauf sichtbar werden. Coiitract. Vacuolen (Physiologische Bedeutung). 1451 f. Physiologisches über die contra etilen Vacuolen. Physiologische Bedeutung derselben. Was wir gegenwärtig hierüber wissen, folgt schon aus dem JMitgetheilten. Die Vacuolen scheiden fortgesetzt aus dem Körper- plasma Flüssigkeit aus, welche bis auf einen geringen Briichtheil gelöster Stotfe zweifellos reines Wasser ist, denn irgend eine andere Flüssigkeit könnte der Infusorienkörper in solcher Menge überhaupt nicht erlangen. Es wurde schon erörtert, welch' ansehnliche Wassermengen zahlreiche Infusorien bei der Ernährung fortgesetzt aufnehmen; daneben müssen wir jedoch auch eine fortdauernde Aufsaugung durch die Körper- oberfläche anerkennen , über deren Maass einstweilen bestimmte Vor- stellungen fehlen. Dass dieselbe jedoch nicht unerheblich ist, folgt daraus, dass die meisten mundlosen Opal in inen ein gut entwickeltes und functionirendes Vacuolensystem besitzen, dessen Wasser nur endos- motisch aufgenommen werden kann; auch bei den später zu be- sprechenden Suctorien muss diese Quelle vorzugsweise die Vacuolen speisen. Das Wasser, welches die contractilen Vacuolen entleeren, wird aus dem Plasma ausgeschieden und muss ohne Zweifel vorzugsweise dem Entoplasma entstammen, da letzteres den Hanptsitz des Stoffwechsels bildet und das durch den Mund eintretende AVasser zunächst aufnimmt. Da das Wasser des Plasmas speciell im sogen. Chylema concentrirt ist, so dürfte auch das der Vacuolen vorzugsweise letzterem ent- stammen. Die Wanderung des Wassers nach den bestimmten Stellen, wo sich die Vacuolen, resp. die Kanäle constant bilden, sowie die Vor- gänge des Stoffwechsels im Plasma überhaupt, lassen sich jedoch nur durch die Annahme erklären, dass das flüssige Chylema, resp. dessen wässeriges Lösungsmittel sammt einem Theil der gelösten Stoffe, fortgesetzt durch die Plasmawände der Alveolen oder Waben diffundirt, dabei Stoffe an dieselben abgebend und solche mit sich nehmend. Da das von aussen aufgenommene Wasser stets eine gewisse Quan- tität Sauerstoff enthalten muss, wenn das Leben der Ciliaten nicht bald erlöschen soll, so ist mit der Wasseraufnahme auch eine Zufuhr von Sauerstoff ins Plasma nothwendig verbunden. Dass derselbe bei dem energischen Stoffwechsel des letzteren rasch verbraucht wird , ist sicher. Wird nun das Wasser hauptsächlich durch die contractilen Vacuolen wieder aus dem Körper entfernt, so erscheint die Vermuthung sehr begründet, dass damit auch die Pespirationsproducte, besonders also die entstandene Kohlensäure entfernt werden wird, abgesehen von even- tuellen anderen, löslichen Stoffwechselproducten. Ueber letztere kann vorerst keine weitere Vermuthung geäussert werden; überhaupt ist die Annahme solcher Ausscheidungsproducte einstweilen recht hypothetisch, wenn auch durchaus zulässig; denn die Restproducte des Stoffwechsels begegnen uns in der Form fester Excretkörperchen im Plasma, für deren directe Ausstossung verschiedene Forscher eintreten. Maupas' An- 1452 f'^iliata. nähme, dass die Excretkörpercben aufgelöst und mit der Vacuoleiiflüssig- keit ausgeschieden weiden, bleibt vorerst ganz hypothetisch und be- darf eingehender Verfolgung, bevor ihr eine grössere Bedeutung bei- zulegen ist. Das einzig Thatsächliche, was über eventuelle in der Vacuolen- fliissigkeit gelöste Stoffe bekannt wurde, beschränkt sich auf eine Beobachtung Brandt 's (612), die sich zwar auf Amöben bezieht, jedoch bei der Uebereinstimmung der allgemeinen Verhältnisse sicher auch filr die Infusorien verwerthet werden darf. Wurden Amöben in verdünnte Hämatoxylinlösuug gebracht, so färbte sich der Vacuoleninhalt erst gelb und schliesslich braun, d. h. er zeigte die Farbenveränderung, welche die Hämatoxylinlösung unter dem Einfluss einer Säure erleidet. Dies aber würde mit der vorausgesetzten Ausscheidung von Kohlensäure stimmen , ohne dass wir auf abgeschiedene organische Säuren recurriren müssten. Bei dieser Gelegenheit erwähnen wir, dass Gert es (724), welcher lebende Ciliaten vielfach in verdünnten Lösungen geeigneter Anilinfarbstoflfe untersuchte, dabei niemals eine Färbung der Vacuolen- flüssigkeit beobachtete. Dies ist zum mindesten, wie er richtig schloss, ein Beweis gegen die Wasseraufnahme der Vacuole von aussen. Was wir daher einstweilen mit Bestimmtheit von der Function der contractilen Vacuole behaupten dürfen, ist, dass dieselbe zur Wasser- abscheidang dient und wahrscheinlich auch die Hauptmenge der gebildeten Kohlensäure abführt; dass sie demnach eine wichtige Hülfseinrichtung des Respirationsvorgangs darstellt, obgleich sie selbst nicht die Bezeichnung Respirationsorgan verdient. Ob sie daneben auch noch in dem Sinne eines nierenartigen Excretionsorgans (von der Wasserausscheidung ab- gesehen) wirkt, bedarf genauerer Untersuchung und ist vorerst ganz hypothetisch. Bekanntlidi brachte schon Spallanzaiii (.]77(i) in glücklicher Intuition die contractile Vacuole von Paramaecium mit der Respiration in Zusammenhang. Wir wollen hier niclit alle Ansichten seiner Nachfolger recapitulircn , beschräuken uns vielmehr auf eine üebersicht der beiden sich hauptsächlich bekämpfenden Auffassungen der neueren Zeit: der Circulatious- uud der Ausscheidangslehre. Wir erfuhren schon, djiss die Idee, in der Vacuole das Gentrum eines Circulationsappa- rats zu erblicken, bald nach Ehrenberg auftrat, abgesehen von älteren ähnlichen Ansichten, (Corti 1774, Gleichen 1778). Schon von Wiegmann (1835) geäussert, fand dieselbe später namentlich in Siebold (1845) einen Vertreter. Mit besonderer Energie, jedoch schwachen Gründen trat seit 1848 Pouch et für die Herznatur der Vacuole ein; später (1864, 393) wollte er sogar gefärbtes Blut in ihr gesehen haben. Mit Joh. Müller vertheidigten seine Schüler Lieberkühu (1856), sowie Lachmann und Claparcde (1856 und später) die Circulationslehre, wie schon mehrfach erörtert wurde. Ihrer Auffassung schlössen sich Samuelson (1857), Frey (1858), Perty (1864) und selbst Frommentel noch 1874 an. Die Deutung der Vacuolcn im Sinne eines respiratorischen Apparats , welcher Wasser von aussen aufnehme und dasselbe dann wieder cliendahiii entleere, entwickelte schon Du- jardin (1838). Erst 0. Schmidt's Beobachtungen gaben dieser Lehre jedoch eine gewisse Sicherung. Letzterer betrachtete das Vacuolensystem als einen Wasser ein- und ausfülirenden respiratorischen Gefässapparat, ähnlich dem der Turbellarien. Ihm schlössen sich Schmarda (1854) und Eberhard (,1858) au. Namentlich in Frankreich erhielt sich diese Auffassung Contract. Vacuolen (Frequenz der Entleerung). 1453 lange; so vertrat sie jedenfalls Balbiani ISGO und 61, wie besonders aus verscluedenen Bemerkungen in den Tafelerklärungen herporgeht; ebenso Coste 1S64; Maupas noch 1879 für Discophrya gigantea und Lanessan 18S2. Die rein cxcretorische Bedeutung der Vacuolen („ürinblase") betonte bekanntlich zuerst Boeck (1847), ferner Rood 1853; ebenso Carter (1856), welcher ihnen jedoch auch noch die merkwürdige und unbegreifliche Function zuschrieb, die Cystcnhülle vor dem Ausschlüpfen ihrer Insassen zu sprengen. Auch Stein adoptirte seit 1856 diese Ansicht, indem er darin ganz mit 0. Schmidt übereinzustimmen glaubte, was nicht richtig war. An Stein schlössen sich im Allgemeinen Leydig (1S57), Eberhard (1SG2), KöUiker (1864), Quenner- stedt (1867, 408b) und Moxon (1869) an. Die wichtige Bedeutung, welche der durch die Vacuolen unterstutzte Wasserwechsel für die Respiration habe, wurde zuerst in den Arbeiten von Schwalbe (1866) und Zenker (1866), dann von W rzesniowski 1869 und später von Rossbach (1872), Butschli (1877), Limbach (1880), Fiszer (731), Maupas (1883) und vielen Anderen betont. Maupas trat daneben noch für die cxcretorische Bedeutung ein. Die Bildiings- und Entleer ungs fr eqiienz der Vacuolen schwankt im Allgemeinen bei den verschiedenen Ciliaten ungemein und gibt in Verbindung mit dem Volum, welches sie bei der Diastole erreichen, einen Maassstab für die Energie der Wasserbewegung im Plasma. Bei gleichzeitiger Gegenwart mehrerer Vacuolen herrscht im Allgemeinen die Regel, dass dieselben sich alternirend entleeren, was eine m()glichst gleichmässige Wasserausscheidung bewirkt. — Die Frequenz be- zeichnen wir am Besten durch das Zeitintervall zwischen zw^ei Entleerungen. Im Allgemeinen dürfte der von Schwalbe (1866) zuerst aus- gesprochene Satz gelten, dass die Entleerungsfrequenz zur relativen Grösse der Vacuole in umgekehrtem Verhältniss steht; doch unterliegt diese Regel jedenfalls grossen Einschränkungen, da die Energie des Wasserwechsels bei den verschiedenen Ciliaten sehr verschieden ist und die genannte Regel nur dann allgemein zutreffen würde, wenn in dieser Hinsicht an- nähernde Uebereinstimmung herrschte. Die maximale Entleernngsfrequenz, welche die Vacuolen überhaupt erreichen können, scheint nach Rossbach 's und Maupas' Unter- suchungen 3 Sekunden zu betragen. Diese Schnelligkeit wurde jedoch bis jetzt nur bei hohen Temperaturen bemerkt, welche die Frequenz sehr steigern. Bei mittleren Temperaturen (15—20*^ C.) wird eine Frequenz von 7—15'" schon recht erheblich sein. Etwas niedriger dürfte sich das Zeitintervall zwischen den aufeinanderfolgenden alternirenden Entleerungen der zahlreichen kleinen Vacuolen gewisser Formen ergeben. Doch ist dieses Intervall natürlich der Frequenz einer einfachen Vacuole nicht direct vergleichbar, wesshalb wir z. B. die Angaben für C h i 1 o d o n C u c u 11 u 1 u s (Schwalbe, Rossbach) besser unberücksichtigt lassen. Von jener Maximalfrequenz finden sich die verschiedensten Abstufungen bis zu sehr bedeutender Grösse des Intervalls. So beträgt dasselbe: bei Euplotes Charon (15" C.) 31'" (Rossbach), — Patella (16°) 50'" (Maupas), - Coleps hirtus (17") 48—50"' (Mp,). - Lagynus crassicollis (m. Temp.) 2" (Mp.), - 2 Indiv. von Amphih incurvata (m. T.) 6" resp. 10—12" (Mp.), - sog. Cryptochilum Echini Mp. 20" (Mp.). 1454 Ciliata. Es ist zu beacliteii, dass die beiden vorletzt genannten Arten marine Ciliateu sind, l'iir welche sclion Stein (1859) im Allgemeinen auf die relativ niedere Frequenz hinwies. Cryptocbil. Echini ist ein Parasit, und auch diese scheinen ähnlichen Verhältnissen wie die mnrinen zu unterliegen. Doch begegnet man auch Süsswasserformen mit sehr be- deutender Verlangsamung der Frequenz; namentlich grössere, wie Stentor und Spirostoni u m gehören hierher. Bei Spiros tomu m teres betrügt nach Stein (1867) das Intervall zwischen zwei Entleerungen häufig 30 — 40 Minuten. Auch manche andere grösseren Süsswasserformen mit ansehnlicher terminaler Vacuole dürften recht niedere Frequenz aufweisen (Blepbarisma, Loxodes etc.). Obgleich die Frequenz im Allgemeinen bei gleicher Temperatur eine sehr gleichmässige ist, erwähnt Maupas für gewisse Formen (1883 speciell Lionotus Lameila), dass das Intervall zwischen zwei Con- tractionen ziemlich veränderlich sei (bei gleicher Temperatur), was auch theoretisch möglich erscheint. Der Einfluss der Temperatur auf die Frequenz ist sehr erheb- lich; Rossbach (1872) gebührt das Verdienst, dies festgestellt zu haben. Wir geben nachstehend eine Tabelle, welche die directe Abhängigkeit der Frequenz von der Temperatur für verschiedene Formen nach Rossbach's Untersuchungen klar erweist. Intervall zwischen 2 aufeinanderfolgenden Contractionen in Secunden : Temperatur Euplotes Charon Stylonychia pustulata Cliilodon Cucullulus Vorticella sp. ind. 5° C. eiVs 18 9 10" 15» 20" 48 3179 28 14 10—11 6—8 7 5 4 7—9**) 7 25« 22*) 5—6 4 5 30» 23 4 3 35-38« 4 *) Genau bei 27°. **) Genau bei 17". Aus dieser Tabelle, wie aus den sonstigen Mittheilungen Rossbach's ergibt sich, dass bei niederen Temperaturen (zwischen 4 — 15^ C.) die Steigerung der Frequenz rascher erfolgt, wie bei höheren Wärme- graden; ferner dass bei Temperaturen von ca. 30— 35*^ C. ein Maximum erreicht wird, welches sich durch Temperatursteigerung nicht ver- grössert. Nicht ganz bestimmt dürfte dagegen eine Regelmässigkeit, welche R. ferner hervorhebt, aus den Beobachtungen folgen; dass nämlich die Steigerung der Frequenz durch Temperaturerhöhung um so energischer sei, je niedriger die Frequenz bei der Ausgangstemperatur ist. Wenigstens zeigt ein Vergleich zwischen Euplotes Charon und Stylonychia pustulata eher das Gegentheil. Bei 30" ist die Frequenz der Stylo- nychia gegen die der Ansgangstemperatur (5"^ vervierfacht, während 2G" 2" ■21'" 2Ö" - 14" 10"' 24" - 20" 28"' is« - 45" 27" - 40" Contract. Vacuoleu (Eiitleerung-sfrecju., Einfluss von Temperatur etc.). 1455 Euplotes Charon mit viel geringerer Ausgangsfrequenz bei 30*' höch- stens eine dreifache Frequenz erreicht. Maupas Iconnte die grosse Abhängiglceit der Frequenz von der Temperatur ebenfalls bestätigen. Wir müssen aus diesen Erfahrungen schliessen, dass die Energie des Wasserwechsels und damit auch die der Respiration mit der Temperatur beträchtlich steigt. Maupas (1883) versuchte zuerst, unter Berücksichtigung der Fre- quenz, des Volums der diastolischen Vacuolc und des Körpervolums, die den Körper passirenden Wassermengen zu berechnen und gelangte dabei zu den in nachfolgender Tabelle verzeichneten, sehr interessanten Resultaten. Die Vacuole entleert ein dem Körpervolum der betreffenden Ciliate gleiches Volum Wasser bei den angegebenen Temperaturen in folgenden Zeiten : Intervall 2'" üronema (Cryp tocliilum) nigricans Mp. bei 2S" G. in 2" (IMinuten) Lemljus pnsillus 37"' Euplotes Patella „ 7"' Stylonychia pustulata — Mytilus Paramaecium Aurelia Diese Angaben zeigen z. Th. eine ganz erstaunliche Grösse des Wasserwechsels, welche mit der jedenfalls hohen Stoffvvechselenergie der meist so beweglichen Ciliaten gut harmonirt. Einfluss verschiedener Stoffe und der Electricität auf das Spiel der contra etilen Vacuole. Für die theoretische Beurtheilung der wirksamen Kräfte bei der Vacuolenentleerung scheint die durch Rossbach's Untersuchungen fest- gestellte Thatsache sehr wichtig, dass electrische Schläge und inter- mittirende Ströme (welche bedeutende Contractionen des Körpers selbst bei solchen Ciliaten hervorrufen , die sich spontan nicht coutrahiren) dennoch die Entleeruugs- Frequenz gar nicht verändern. Jeden- falls geht aus diesen Erfahrungen hervor, dass selbst relativ starke Schläge keine Entleerung der Vacuole, resp. eine sogen. Contraction der- selben veranlassen. Da wir nun wissen, dass electrische Schläge ohne Zweifel der wirksamste Reiz für jede Art coutractilen Plasmas sind, so bilden diese Erfahrungen eine wichtige Stütze unserer Theorie der con- tractilen Vacuole. Die Wirkung aller versuchten chemischen Agentien auf den Gang der coutractilen Vacuole scheint, soweit die Beobachtungen reichen, nach 2 Richtungen zu difteriren (Rossbach). Eine Kategorie von Stoffen, wie H, CO2, verdünnte kaustische Alkalien (speciell NH3), verschie- dene Alkaloide (salpetersaures Strychuin, salzsaures Veratrin, — Chinin, — Digitalln und — Morphin, schwefelsaures Atropin) rufen in geeigneter Concentration verschiedengradige Quellung des Körpers hervor, womit stets eine Veiiangsamung der Vacuolenfrequenz unter Vergrösserung des diastolischen Volums verbunden ist. Bei längerer Wirkung der betreffen- 1450 <^'liata. den Stoffe in geeigneter Concentration tritt frülicr oder später sehr starice Anschwellung der Vacuole ein und die Entleerung hört schliesslich voll- ständig auf; worauf gewöhnlich bald Zeifliessen oder Zerplatzen des Infusors folgt. Kossbach rechnet unter diese (piellenden Mittel auch den verdünnten Alkohol (Vir,)> was mir nicht recht einleuchtet; ebensowenig wie die Angabe, dass 5*^/0 Alkohol wenig Einfluss mehr besitze. Eine zweite Kategorie von Stoffen, nändich Kochsalzlösung (72— 1%), Rohrzuckerlösung (1 — 2"/o), sowie verdünnte Mineralsäuren, bewirken Schrumpfung des Körpers unter gleichzeitiger Verkleinerung des Volums der Vacuole in der Diastole und Verlangsam ung der Frequenz. Diese Erfahrungen harnioniren gut mit dem was über die langsamere Frequenz bei den marinen lufusorien mehrfach bemerkt und auch neuerdings wieder vonDaday (837) für die marinen Tint in no inen hervorgehoben wurde. Auch die parasitischen Infusorien leben meist unter ähnlichen Be- dingungen und zeigen daher wohl z. Tb. Aehnliches. Die Energie des Wasserwechsels wird demnach unter diesen Verhältnissen erheblich herab- gesetzt. Leider bestehen einige Zweifel über den Einfluss des wichtigsten Körpers, des Sauerstoffs. Nach Rossbach wirkt reines Sauerstoffgas durchaus nicht auf die Frequenz der Vacuolen, dieselben bewahren den normalen Jlhythmus. Die oben erwähnten Wirkungen des reinen Wasser- stoffs sucht Rossbach allein auf Sauerstoffmangel zurückzuführen, doch scheint mir dies ohne speciellere Beweise nicht zulässig. Leider wurden genauere Untersuchungen über den Einfluss verschiedener Sauerstoff- spannung nicht angestellt, so dass die Sachlage etwas unsicher ist. Schon Schwalbe (1866) führte die Verlangsamuug der Frequenz und die Ver- grösserung der Vacuole, welche sich bei unter dem Deckglas abgesperrten Paramaecien allmählich zeigen, auf Sauerstoffmangel zurück. Nach dieser Auffassung hätte also die Sauerstoffentziehung die gleiche Wirkung wie alle früher aufgezählten quellenden Mittel. Diesen Erfahrungen stehen einige andere entgegen, welche gerade das Gegentheil besagen. James Clarke (402) fand, dass die Vacuole von Urocentrum Turbo sich gewöhnlich in 2 Minuten 3 Mal ent- leert, dagegen 10—12 Mal in derselben Zeit, wenn das Wasser nicht erneuert wird. Fiszer (731) bemerkte, dass die Frequenz der Ent- leerung bei allen Infusorien, welche er untersuchte, in ausgekochtem Wasser sehr erhöht wird (nur bei Acineta mystacina trat dies nicht ein, dagegen eine beträchtliche Vergrösserung der Vacuole). Andererseits' steht diesen Erfahrungen wieder Rossbach 's Angabe entgegen, dass es ihm durch keine Mischung von CO^ und 0 gelang, eine Erhöhung der Frequenz zu erzielen. Genauer sind diese Versuche jedoch nicht ge- schildert, auch wäre eine Mischung mit H oder N richtiger gewesen. In Betracht der theoretischen Wahrscheinlichkeit einer Frequenz- erhöhung bei Abnahme der Sauerstoflfspannung können wir die Frage noch nicht als erledigt betrachten. Contractile Vacuole (Physiologisches; Ein-wirluing verschiedner Agentien). 1457 Nur kurz kann hier angedeutet werden, wie wir die Verlangsamung der Frequenz und die Vergrösserung der Vacuole unter dem Einfluss der Quellung mit unserer Theorie in Ein- klang setzen können. Es sind jedenfalls so zahlreiche Bedingungen, welche hierbei wirksam sein mögen, dass vorerst wenig Bestimmtes zu sagen ist. Die Verlangsamung der Frequenz kann einerseits mit einer Störung und Herabsetzung der Wasserausscheidung des Plasmas zu- sammenhängen, was auch z. Th. die Quellung veranlassen mag. Andererseits kann die Ver- langsamung theilweise auch eine Folge davon sein, dass die Vacuole unter diesen umständen ein grösseres Volum in der Diastole erreicht. Die Möglichkeit letzterer Erscheinung deuten zu können, ist für unsere Theorie das Wichtigere; nach derselben können wir die Ursache nur in einer Störung und Veränderung des Porus suchen. Durch die Quellung kann dieser verengt sein, unter Umständen vielleicht ganz vorquellen; andererseits mag hierbei eine Ver- dickung der von der Vacuole zu durchreissenden Verschlusslamelle durch Quellung entstehen, resp. sogar eine grössere Entfernung der Stelle, wo die Vacuolenbildung geschieht, von dem Porus, so dass die Vacuolen zu ansehnlicherem Volum anschwellen müssen , bevor die Eröff- nung des Porus und die Entleerung erfolgen kann. Namentlich für die schliesslich eintretende Lähmung der Vacuole dürfte Verquellung des Porus in Frage kommen. Die Verlang- samung der Frequenz unter dem Einfluss schrumpfender Mittel ist zunächst eine directe Folge der Herabsetzung der Energie des Wasserwechsels. Dass damit eine Abnahme des diastolischen Volums der Vacuole verbunden ist, kann in umgekehrter Weise wie bei der Quellung auf einer Annäherung des Bildungsorts der Vacuole an den Porus, einer Verdünnung der Ver- schlusslamelle und der Erweiterung des Porus beruhen. Bei den unter Quellungserscheinungen stattfindenden Vergrösserungen der contractilen Vacuolen stellen sich häufig auch weitere Störungen ein. So erwähnt schon Schwalbe (1866), dass die Entleerung der Vacuolen bei P a r a m a e c i e n , welche unter dem Deckglas abgeschlossen werden *), schliesslich unvollständig werde, d. h. dass nicht mehr die gesammte Vacuolenfliissigkeit bei der Systole ausgetrieben wird ; ähnliches bemerkte auch Rossbach bei Euplotes Charon unter Wasserstoffeinwirkung. Diese Erfahrungen bieten unserer Theorie natürlich die grösste Schwierig- keit; dennoch dürften sie nicht zu überschätzen sein, da es sich um hochgradige Störungen handelt, wobei Zufälligkeiten die schon behinderte Communication der Vacuole mit dem umgebenden Wasser im Verlauf der Systole ganz aufheben können. Erneuerte Untersuchungen können allein einen klareren Einblick in diese Verhältnisse gewähren. — Dass unter normalen Verhältnissen eine theilweise Entleerung häufig vorkomme, wie dies Daday (837) neuerdings bei marinen Tintinnoinen, Fahre (s. 0. p. 1430) bei Fron ton ia angibt, halte ich für ganz unwahrscheinlich. Bildung secimdärer Vacuolen kann unter diesen Störungen ebenfalls erfolgen; so sah Schwalbe bei abgeschlossenen Paramaecien zu- weilen neben der Hauptvacuole 1 bis 2 secundäre durch Anschwellung einiger Kanäle entstehen; gelegentlich flössen sie wieder mit ersterer zusammen. Unter dem Einfluss mittelstarker Inductionsscbläge sollen gleichfalls an Stelle jeder contractilen Vacuole von Paramaecium oftmals 2 auftreten, welche durch Theilung der einfachen entstünden. Solche Durchschnürungen einer Vacuole (Phialina vermicularis *) Dass dabei möglicher Weise auch Druck ins Spiel kam, halte ich für wahrscheinlich; es war ja früher gewöhnlich nicht Sitte, das Deckglas zu unterstützen. Bei der Wasserver- dunstung entsteht dann natürlich Pressung. Bro an, Klassen des Thier-Reichs. Protozoa. 92 1458 Ciliata. und Nyctotherus cordiformis) zu zweien bei heftigen Con- ti-actionen des Körpers beschrieb schon Siebold (1845); auch Lieberkühn (1856) will bei Ophryoglena flava gesehen haben, dass die contractile Vacuole gepresster Thiere bei der Systole manchmal in zwei zerfalle. Mit Wrzesnio wski (1869) erachte ich solche Zerfall- erscheinungen der Vacuole für sehr unwahrscheinlich , wenn auch nicht unmöglich. Lieberkühn' s und wahrscheinlich auch Schwalbe's Angaben erklären sich wohl richtiger so, dass während einer Systole zwei neue Vacuolen an die Stelle der sich entleerenden traten. Siebold's Angaben wurden seither nicht bestätigt. Während der Correctur beobachtete ich, dass bei gepressten Stylonychia pustulata gewöhnlich 2 Vacuolen auftreten. Dies beruht wahrscheinlich darauf, dass nun jeder der beiden Kanäle (s. oben) eine eigene Vacuole bildet, Zum Schlüsse dieses langen Kapitels müssen wir noch einiges Historische bezüglich der verschiedenen Ansicliten über die Entleerungsursachen verzeichnen. Mit Ausnahme Wrzesnio wski 's (1869) suchten alle Beobachter, welche sich eingehender mit dieser Frage beschäftigten, diese Ursache in der Contraction des umgebenden Plasmas; so Schwalbe (1866), Rossbach (1872), Engelmann 1875 (Anm. p. 43(J), Maupas (1883). Obgleich letzterer bei Stentor auch die Spannung der Körperwand über der Vacuole und den Zufluss des Plasmas für die Entleerung heranzieht, bemerkte er später wieder, „dass die con- tractile Vacuole ihren Ursprung den contractilen und irritablen Eigenschaften der Sarkode verdanke". Schwalbe suchte den Anstoss zur Contraction des Vacuolenplasmas in dem Reiz der StofFwechselproducte , welche sich in der Vacuole anhäuften, sowie in dem mecha- nischen Druck der Vacuole auf das Plasma. Wenn diese beiden Momente eine bestimmte Stärke erreichten, so lösten sie eine Contraction aus. Rossbach 's Ansicht über die Be- dingungen für die Auslösung der Contractionen blieben mir etwas unklar; ich bediene mich daher z. Th. seiner eigenen Worte. Gegenwart von Sauerstoff wirkt nicht selbst als Reiz, ist jedoch Bedingung für das Zustandekommen der Erscheinung. Aus seinen weiteren Erfahrungen schliesst Rossbach ferner: „Die rhythmischen Bewegungen der contractilen Blase sind Folge von Oxydationsvorgängen im Protoplasma. Der Moment des Oxydationsvorgangs ist der die Contraction bedingende und zu Stande bringende Reiz. Es resultirt die Schnelligkeit der rhythmischen Bewegung im normalen Zustande von der Menge der oxydirten Stoffe, des Sauerstoffs und der Temperatur. Jede Oxydation setzt ein Oxydationsproduct ; so- bald dieses gebildet ist, hört der Reiz auf." Ich kann nicht glauben, dass die Rossbach '- sehe Theorie Anklang finden wird, selbst bei der Annahme, dass die Entleerung eine Folge der Plasmacontraction sei; denn eine solche Periodicität der Oxydation, wie sie Rossbach voraussetzt, dürfte schwerlich Zustimmung finden. Wrzesniowski's Theorie (1869) suchte die Erklärung der rhythmischen Erscheinung der Vacuole in einer Periodicität der Imbibition oder der Quellungsvorgänge des Plasmas. Nach- dem letzteres sich mit Wasser gesättigt hat, beginnt es dasselbe wieder auszuscheiden und bildet dadurch die contractile Vacuole, welche von einer etwas condensirten und für Wasser undurchlässigeren Plasmaschiclit vom übrigen Plasma geschieden wird. Nach einiger Zeit nimmt die Imbibitionsfähigkeit des Plasmas wieder zu, wobei es sich ausdehnt und die Va- cuole aus dem Körper hinauspresst. Vielleicht kam Zenker (1866) unserer Ansicht über die contractile Vacuole am nächsten, ohne dies klar auszusprechen; denn er bezeichnet den Vorgang der Systole gewöhnlich als ein „Einstürzen", was auch vielleicht der correcteste Ausdruck Desjenigen ist, was man beobachtet. Nach Z.'s Auffassung hat das Plasma eine grössere Anziehungskraft für sauerstoff- haltiges Wasser, wozu als Ergänzung zuzufügen wäre, dass es also das seines Sauerstoffs be- raubte, rcsp. kohlensäurehaltige wieder austreten lässt. Eine solche Vorstellung entspräche wohl unserem licutigen Wissen über die Vorgänge des Wasserwechsels im Infusorienkörper am besten; wobei ich es dahingestellt sein lasse, ob das durch den Körper tretende Wasser unter Contract. Vac. (Thcor. über die Ursach. d. Contr. Trichocysten (Vortommen). 1459 normalen Verhältnissen überhaiipt mit dem eigentlichen Plasma (Spongioplasma) in Verbin- dung tritt (resp. dieses quellt und wieder von ihm ausgeschieden wird), oder ob es sich allein dem Chylema beigesellt und nur durch das Plasma diffundirt. H. Die Trichocysten und Nesselkapseln. Eine Anzahl Ciliaten, fast ausschliesslich Holotriche, besitzen in der Plasmaschicht, welche die Pellicula, resp. die Alveolarschicht, unterlagert (also im Corticalplasma, wo ein solches deutlich ist) Stäbchen artige Gebilde, die sogen. Trichocysten. Dies sind kürzere oder längere Stab- bis nadeltormige Körperchen, da ihre Enden häufig fein zu- gespitzt sind. Sie erscheinen ziemlich viel dunkler und stärker licht- brechend als das umgebende Plasma, sind jedoch stets ungefärbt, d. h. sie haben den bläulichgmnen Ton des Plasmas. Besondere Structurver- hältnisse sind später zu erwähnen. Dieselben Organe fanden wir ge- legentlich schon bei Flagellaten (s. p. 737). Wie bemerkt, kommen sie fast ausschliesslich den Holotrichen zu, nur bei der Oligotriche Strombidium wurden Trichocysten noch bekannt. Bütschli (1873) erkannte sie zuerst als solche, obgleich sie Cl apared e- L achmann und Stein (1867, p. 163 Anm.) schon bemerkt hatten. Sie fehlen unter den Holotrichen nur den Opalininen gänzlich; in den übrigen Familien sind sie gewöhnlich gewissen Gattungen eigen; die Trachelina dagegen entbehren sie fast nie. unter den Enchelina ist ihre Verbreitung spärlich; soweit sicher bekannt, be- schränken sie sich auf gewisse Proro donarten (Pr. armatus CL u. L., Pr. Lieberkühnii n. sp. T. 57, (')). Man hüte sich jedoch , die häufig sehr deutliche Alveolarschicht gewisser Prorodonten mit einer Trichocystenlage zu verwechseln. Maupas (1883) schreibt auch Enchelys, Lacrymaria und dem sog. Lagynus elongatus Trichocysten zu, wir werden jedoch unten zu zeigen versuchen , dass die Stäbchengebilde derselben keine eigentlichen Trichocysten sind. — Die fast allgemeine Verbreitung bei den Trachelina wurde schon erwähnt; sie fehlen Loxodes und vielleicht auch der etwas unsicheren Gattung Spathidium. ■ — Nur vereinzelt kommen den Chlamydodonta Trichocysten zu. Sicher erwiesen sind sie bei Nassula (aurea, elegans, rubens und lateritia); bei Chilodon dubius Mps. fand Maupas trichocystenartige Gebilde, von welchen später Genaueres mitgetheilt wird. Häufiger und am typischsten begegnen wir den Trichocysten bei den Paramaecina. Regelmässig scheinen sie bei Frontonia und Paramaecium vorzukommen; nach Stein auch bei den noch ungenügend erforschten Plagiopyla und Pleurochilidium. Nur einzelnen Arten sind sie eigen bei Glaucoma (G. Wrzesniowskii nach Meresch- kowski, eine etwas unsichere Art), und bei Ophryoglena (0. flava Ehrbg. sp. Clap. u. L.; Stein 1859). Zuweilen sind sie bei ürocentrum vorhanden (Stein 1859, Entz 187). Den letzt- erwähnten Formen schliesst sich Pleuronema an, wenigstens versichern Stein (1859 und 67), Quennerstcdt und Fahre, Trichocysten beobachtet zu haben; Schewiakoff und ich konnten keine auffinden, dagegen ein radiäres Ectoplasma (nach Analogie mit den Verwandten wahrscheinlich eine Cortical-, keine Alveolarschicht. Engelmann bildet zahlreiche Tricho- cysten bei Cinetochilum margaritaceum ab (1862, uned.), Bütschli und Schewia- koff bemerkten sie hier nie. Den Heterot riehen scheinen Trichocysten durchaus zu fehlen; es wurde schon früher bemerkt, dass Brauer die Alveolarschicht der Bursaria für eine Trichocystenlage hielt; ebenso ist die angebliche Trichocystenschicht der sogen. Tillina magna (= Conchophthirus) Grub er 's zu beurtheilen. Des gelegentlichen Vorkommens der Organe bei Strombidium (sulcatum Cl. L. und viride St.) wurde schon gedacht. — Den Peritrichcn wiederum gehen eigentliche Trichocysten ab. um so interessanter ist das ge- legentliche Auftreten gut entwickelter Nesselkapseln bei Epistylis ümbellaria L. sp., worüber am Schlüsse dieses Abschnitts genauer berichtet wird. 92 * 14G0 Ciliata. Die Trichocysten werden auch bei denjenigen Ciliaten, welchen sie gewöhnlich zukommen, nicht constant angetroffen. Schon Cla2)arcde und Lach mann, Stein (ISöiJ), Eberhard (1862) und zahlreiche Spätere betonten dies. Man trifft selbst unter den Paramaecien und Frontonien zu- weilen einzelne Exemplare, resp. locale Varietäten, welclien sie völlig oder nahezu fehlen. Das Gleiche gilt für ürocentrum (Stein 1859, Bütschli und Schewiak.) und Wrzes- niowski (1869) vermisste bei einer localen Varietät von Loxophyllum Mcleagris die Trichocysten der später zu besprechenden Kückcnpapillen constant. Es überrascht daher, dass Stein s. Z. (1859) dem Vorkommen der Trichocysten eine besondere systematische Bedeutung zuschrieb und danach Gattungen unterscheiden wollte. Die gleiche Variabilität zeigen aucli die echten Nesselkapseln der Epistylis ümbellaria, wie schon ihre Entdecker, Claparede und Lachmann, bemerkten und die späteren Beobachter (Engelmann [1862], Greeff [1870], Wrzesniowski [1S79], Bütschli und Schewiakoff) bestätigten. Es scheint, dass die Organe nur bei bestimmten Varietäten dieser Vorticelline auftreten. Die Vertheilung der Trichocysten über den Körper unterliegt grossen Schwankungen. Ob die gleichmässige Ausbreitung einer einfachen Tricho- cystenschicht über die gesammte Oberfläche, welche sich bei Gl au com a, Frontonia, Ophryoglena, Paramaecium, Ürocentrum und Nassula, also bei den Paramaecinen regelmässig findet, der ursprüng- lichste Zustand ist, möge dahingestellt bleiben. — Bei Prorodon ar- matus breitet sich eine solche Trichocystenlage nur etwa über die vordere Körperhälfte aus ; bei dem interessanten Prorodon Lieber- ktihnii (57, 6) beschränken sich die Trichocysten auf eine kielförmig vorspringende Längsleiste, welche vom ]\Iuud aus eine kurze Strecke weit nach hinten zieht (Lieberk. uned.). Letzteres Vorkommen erinnert schon an die Einrichtungen der Amphileptina. Den Sitz der Trichocysten bildet hier hauptsäch- lich die Bauchkante, nur selten treten sie auch auf die Rückenkante über. Gewöhnlich beschränken sie sich sogar auf die ventrale Rüssel- kante (Trachelius [Stein 1859], Dileptus und Lionotus ge- wöhnlich [speciell Wrzesniowski 1870] s. T. 59, 4 — 6), stehen jedoch bei Dileptus nicht in einer einzeihgen Reihe hinter einander, wie es Wrzesniowski beschrieb, sondern in einem schmalen Band. Da- gegen findet sich eine einzeihge Trichocystenreihe bei gewissen Lio- n 0 1 e n. Aehnlich dürfte sich gewöhnlich auch A m p h i 1 e p t u s ver- halten, doch sind wir über diese Gattung wenig unterrichtet. Maupas schildert eine kurze Trichocystenreihe bei der hierhergehörigen A ei- ne ria incurvata längs des IVIundspalts , der sich bekanntlich an der ganzen Rüsselkante ausdehnt. Dasselbe bildete auch Li eber- kühn schon früher (uned. Taf.) bei einer wohl identischen Form des süssen Wassers ab; Entz erwähnt dagegen bei dem Amph. Claparedii nichts von solchen Organen. — Bei Loxophyllum IVIeleagris setzt das Trichocystenband über die ganze Bauchkante bis ans Hinterende fort (60, 2 a — b), greift manchmal auch etwas über dasselbe auf die Rücken- kante über, was beiL. armatum noch deutlicher ist (60,2c). Dagegen stehen auf der Rückenkante der gewöhnlichen Varietät der ersten Art (60, 2b) eine Reihe Papillen, von welchen jede ein Trichocystenbündel Trichocysten (Vertheiluiig; Bau). 1461 enthält. Wie bemerkt, können diese Papillen gelegentlich auch tricho- cysteufrei sein (60, 2 a). Bei dem genauerer Erforschung bedürftigen Loxoph. setige ra Quenn. (60, 1; 59, 7) scheint das Trichocystenband die gesammte Bauch- uud Bückenkante gleichförmig zu umziehen; wenigstens sind die aus- geschnellteu Trichocysten, welche bald geschildert werden sollen, über beide Kanten gleichmässig verbreitet. Auch bei Lionotus dehnen sich die Organe zuweilen auf die Bauchkante hinter den Mund aus (L. d uplostriatus nach Maupas, wohl = L. Fasciola E.), stehen aber hier uuregelmässiger. Ueberhaupt kommt eine unregelmässige Zerstreuung von Trichocysten im Körper der Amphileptinen neben dem Trichocystenband häufig vor. Bei Dileptus sind sie meist in ziemlicher Zahl unregelmässig durch das Entoplasma zerstreut (Stein 1859, Sehe wiakoff); ähnhches beobachteten Stein und Wrzesniowski schon bei Loxophyllum Meleagris gelegent- lich in der Rüsselregion und auch weiter hinten, was ich bestätigt fand (60, 2 b); auch die unregelmässig durch den Körper zerstreuten langen Trichocysten des Lionotus diaphanes Wrz. dürften sich ähnlich verhalten (Wrzesniowski 1870). Bei Dileptus und Loxophyllum (Wrzesniowski) scheinen diese zerstreuten Trichocysten stets länger wie jene des Bandes, daher vielleicht theilweise oder gänzlich ausgeschnellt zu sein. — Dass diese unregelmässig vertheilten Trichocysten sich nicht mehr an ihrer ursprünglichen Bildungsstätte befinden, ist wohl sicher; es fragt sich nur, ob sie, aus dem Band losgerissen, in das Ento- plasma geriethen, wofür wir später bei Nassula Belege finden werden, oder nach der Ausschnellung etwa mit der Nahrung verschlungen wurden. Eine eigenthümliche Vertheilungsweise existirt meist bei Strom- bidium. Bei Stromb. viride zwar soll das „ Rindenparenchym " „meist von zahlreichen Stäbchen durchsetzt sein'' (Stein 1867), was auf keine besondere Anordnung hinweist, wie sie Str. sulcatum zeigt. Bei dieser Art (69, 8 a, tr) finden sich die Trichocysten gewöhnlich in einem Kranz dicht vor dem Hinterende. Entz (1883) glaubt, dass etwa am Beginn des hinteren Körperdrittels eine ringförmige, nach hinten gerichtete Einfaltung der Oberfläche existire, ,, welche mit einem Kranz von Tricho- cysten gespickt sei"; wahrscheinlich sollen dieselben demnach in der inneren Faltenvvand oder im Faltengrund liegen. Mir scheint die Sach- lage überhaupt nicht recht klar. Letzteres dürfte um so mehr gelten, als die angebliche Falte nicht auf allen Abbildungen sichtbar ist und E. eine Varietät oblonga beobachtete, deren Trichocysten über die ganze Körperoberfläche zerstreut waren, etwa wie bei Paramaecium, wo also keine Falte existirte. — Bei der von Bütschli (1873) beobachteten und auf Str. sulcatum bezogenen Form fand sich ein Trichocystengürtel auf der Grenze der beiden vorderen Körperdrittel. Kent und Entz möchten diese Form für eine besondere Art halten, was ich einstweilen bezweifle. Form und feinerer Bau. Die Trichocysten wurden oben schon 1462 Ciliata. im Allgemeinen als stäbchenförmig bezeiclniet. Am zutreffendsten dürfte dies für die der Trachelinen und desProrodou sein, welche, soweit die Untersuchungen reichen, meist lange, cylindrische Gebilde sind, mit schwach zugespitzten oder stumpfen Enden. Besonders deutlich ist dies bei den sehr lang stäbchenförmigen, welche sich gelegentlich in Lo xophyllum Meleagris und Lionotus diaphanes nach Wrzes- niowski finden. Ziemlich stäbchenförmig erscheinen auch die von Uro- centrum und Strombidium, deren Enden nur schwach zugespitzt sind. Deutlich spindelförmig sind dagegen die von Paramaecium, Frontonia und Nassula, indem sie von der Mitte, wo sie am dicksten sind, nach den Enden fein zugespitzt auslaufen. So dick und plump spindelförmig jedoch, wie sie Maupas (1883) für die beiden erst- genannten Gattungen darstellt (63, le), sah ich sie nie; auch andere Beobachter, wie Lieberktihn, Kölliker, zeichnen sie viel schlanker. Bei Param aecium Aurelia glaubt Mau pas auf dem peripher ge- richteten , stumpferen Ende der Trichocyste eine feine haarartige Ver- längerung zu bemerken (63, 1 e). Dergleichen fiel anderen Beobachtern und mir nicht auf; auch halte ich Mau pas' Vermuthung: dass dieser Fort- satz dem sog. Cnidocil der Coelenteraten — N es sei z eilen vergleichbar sei, keiner Begründung fähig. Die Trichocysten von Nassula aurea (60, 4e) sind zuweilen etwas sichelförmig gekrümmt (60, 4e; Bütschli 1873). Die Länge der Organe ist natürlich stets recht gering, jedoch ziemlich schwankend, auch die Messungen noch wenig ausreichend. Bei Param. A u r e 1 i a ca. 4 fx, bei Frontonia 1 e u c a s bis 6 /i (Maupas), die im Ento- plasma zerstreuten von Dileptus Anser 12/^1 (Schewiak.); jedoch werden die lang stäbchenförmigen gewisser Lionoten und Loxophyllen, sowie die zuweilen sehr ansehnlichen der Nassula aurea wohl noch grösser. Dass die sog. Rindenschicht, d. h. das Corticalplasma Sitz und Bildungsstätte der Trichocysten ist, wurde schon lange erkannt (Allman 1855, Stein 1859, Kölliker 1864 etc.). Eine besondere Trichocysten- schicht, welche Häckel (1873) und nach ihm Kent annehmen wollten, findet sich nicht. Innerhalb des Corticalplasmas sind die Trichocysten fast ausnahmslos deutlich senkrecht zur Oberfläche und stets in einfacher Lage neben einander orientirt. Fast immer stehen sie sehr dicht neben einander, so dass das Oberflächenbild bei etwas tiefer Einstellung dicht gesäete dunkle Punkte, die Querschnitte der Trichocysten zeigt. Ihre Lage im Corticalplasma lässt sich am Bestimmtesten bei Uro- centrum beurtheilen. Bekanntlich besitzt das Rindeuplasma dieser Ciliate einen besonders deutlichen, grob radiär-alveolären Bau. Die Trichocysten sind nun, wenn vorhanden, stets im Plasma der Alveolen- kanten eingeschlossen und zwar je eine in jeder Kante. Vermuthlich wird das Gleiche auch bei den übrigen Ciliaten gelten, woraus auf die weitere Verbreitung eines derartig strncturirten Corticalplasmas bei trichocystenführenden Formen zu schliessen ist. Dies wird um so wahrscheinlicher, als uns diese Lagerung der Trichocysten nicht nur Trichocysteu (Bau; ehem. Natur). 1463 eine Erklärung ihrer bestimmten Anordnung im Cortiealplasma, son- dern auch ihrer Gestalt und Bildung geben dürfte. Ohne Zweifel ist jede Trichocyste das Erzeugniss einer Alveolenkaute, ganz allgemein aus- gedrückt ein Differenzirungsproduct derselben. Dies erklärt die stäbcben- bis spindelförmige Gestalt. Bei Urocentrum, und auch wohl bei anderen (Paramae cium, Frontonia etc.) ist das Cortiealplasma so dick, dass es die Trichocysteu gänzlich einschliesst. Bei Nassula aurea und elegans ist dies sicher nicht der Fall. Hier besitzt die Corticalschicht vielmehr eine so geringe Dicke, dass die Trichocysteu nur mit ihren peripherischen Enden in die- selbe tauchen; ihr Haupttheil erstreckt sich frei ins Entoplasma hinein, was sich deutlich daran erkennen lässt, dass die Trichocysteu von dem peripherischen Entoplasmastrom afticirt werden ; sie stehen nicht mehr senkrecht zur Oberfläche, sondern recht schief in der Richtung des Stromes. Ja, man sieht gelegentlich, dass der Strom einige Trichocysteu losreisst und mit sich führt (ßütschli 1873). Mit der oben entwickelten Ansicht über die Bildung der Trichocysteu in den Alveolenkanten des Corticalplasmas lässt sich auch ihr Verhalten bei Nassula unschwer vereinigen. Wir bedürfen nur der Annahme, dass die Trichocyste zwar ursprünglich in der Alveolenkante angelegt wird und von dieser aus weiter wächst, dass sie jedoch wegen der Dünne der Corticalschicht allmählich mit dem einen Ende in das Entoplasma tritt und von diesem vielleicht neuen Zuwachs erfährt. Abweichende Lageriingsverhältnisse zeigen ausschliesslich die Tricho- cysteu von Strombidium sulcatum. Nach Bütschli und Entz liegen sie gewöhnlich der Oberfläche parallel, nicht senkrecht zu ihr. Befänden sie sich wirklich im Grunde einer ringförmigen Falte der Oberfläche, wie Entz angiebt, so Hesse sich die Abweichung leicht auf die Regel zurückführen; doch geht dies, wie gesagt, aus der Entz 'sehen Darstellung nicht sicher genug hervor. Kölliker (1864) glaubte bei P. Aurelia wahrzunehmen, dass jede Trichocyste von einem hellen Bläschen dicht umschlossen ■werde; spätere Beobachter fanden nichts dergleichen und Maupas leugnet diese Angabe gewiss mit Kecht. Nur Entz bemerkte au den isolirten Trichocysten von Strombidium sulcatum die Abhebung eines äusserst feinen Häutchens. Wenn es gegenwärtig erlaubt ist, eine Deutung dieser Beobachtung zu versuchen, würde ich zunächst daran denken, dass es die Plasmahtille (etwa einer Alveolenkante entsprechend) ist, welche sich abhob. — Ganz bedeutungslos erscheint die Yermuthung Lanessan's (649), dass jede Trichocyste in einer eingesenkten Tasche der Cuticula liege. Feinere innere Structurverhältnisse wurden bis jetzt selbst mit den stärksten Objectiven nicht beobachtet. Die Trichocysten erscheinen durch- aus homogen und ziemlich dunkel. Dies verdient besondere Betonung, im Hinblick auf die gelegentlich ausgesprochene Vermuthung, dass die Gebilde eng schraubig aufgerollte Fäden seien oder dergleichen. Nur an den grossen Trichocysten einer Nassula aurea (60, 4e) beobachtete Bütschli eine gewisse Structur, d. h. die äussersten Enden waren dunkel, der grössere dazwischen liegende Abschnitt hell. 1464 Ciliata. Auch über die chemische Natur der Orgaue ist zur Zeit wenig bekannt. — Sicher scheint, dass sie aus einer dem Plasma ähnlichen Substanz bestehen, also vornehmlich Eiweiss enthalten. Ihr chemisches Verhalten, wie ihr morphologisches Erscheinen schliesst sie den Reusen- stäbchen am nächsten an. Wie diese widerstehen sie nach der Isoliiung dem Einfluss des Wassers lange (schon von A lim an und Lachmann betont); sie werden auch von verdünnten Säuren nicht, leicht dagegen von Alkalien gelöst. Mit Jod, Hämatoxylin, Fuchsin oder Goldchlorid färben sie sich energisch (Bütschli, Maupas). Wie die Schlund- stäbchen werden sie sehr rasch von Pepsin verdaut (Schewiakoff für Nassula). Die ältere Angabe Steia's (1859, p. 9 — 10), dass die Trichocysteii schon von Wasser oder Essigsäure sofort gelöst würden, ist oline Zweifel irrig und erklärt sich vornehmlich da- durch, dass er sie nur im unausgeschnellten Zustand kannte, die ausgeschleuderten dagegen für Cilien hielt; natürlich fand er sie daher in der letzteren Gestalt, welche sie nach den be- schriebenen Manipulationen gewöhnlich haben, nicht wieder und erklärte sie für gelöst. Ausschnellung. Die typischen Trichocysten besitzen als charakte- ristische und functionell bedeutungsvollste Eigeuthümlichkeit das Vermögen, plötzlich zu viel längeren, faden- bis nadelartigen Gebilden auszuschnellen, gewissermaasseu zu explodiren. So leicht dies bei manchen Ciliaten hervor- zurufen ist, so wenig woHte es bei anderen gelingen. Ueberhaupt wurde dies Vermögen bis jetzt nur bei Paramaeci um, Frontonia, Ophryo- glena, den Amphileptinen Dileptus und Loxophyllum, sowie Strombidium erwiesen. — Bei anderen (z. B. Nassula, Urocentrum; Pleuronema nach Fahre) gelang es sogar trotz allen Bemühungen nicht, diese Erscheinung künstlich hervorzurufen, welche ebensowenig spontan eintritt. Mir scheint daher zweifellos, dass nur gewisse Trichocysten aus- schnellbar sind. Maupas will sogar zwei Kategorien der Trichocysten unterscheiden, welche er offensive und defensive nennt; die letzteren sind die als ausschnellbar aufgeführten, die ersteren hin- gegen solche, welche nach Maupas' Meinung einfach ausgeschleudert würden, ohne dabei zu e.\plodiren. Hierher rechnet er die Organe der Tracheliuen und der Enchelinen, doch wurde schon früher betont, dass wir einstweilen nur bei Prorodon echte Trichocysten anerkennen können, die angeblichen von Enchelys, Lacrymaria etc. dagegen den Schlundstäbchen zurechnen. — Einfaches Ausschleudern der Trichocysten wurde aber bis jetzt nie sicher beobachtet, auch nicht von Maupas, obgleich er es bei Lionotus, Lacry- maria und dem sog. Lagynus elongatus annimmt. Auch das von Ealbiani behauptete Ausschleudern der Schlundstäbchen von üidinium nasutum ist sehr zweifelhaft, wie schon früher (p. 1369) gezeigt wurde. Wo bei den Verwandten, z B. Loxophyllum und Dileptus, eine Thätigkeit der Trichocysten gefunden wurde, war es das gleiche Ausschnellen, welches auch die sog. defensiven Trichocysten zeigen. Wir können deshalb die versuchte Unterscheidung zweier Trichocystensorten einstweilen nicht für begründet erachten, sondern nur zwischen ausschnellbaren und nicht explosibeln unterscheiden. Der Vorgang des Ausschnellens lässt sich nicht scharf verfolgen; er geschieht so rasch und plötzlich, mit einem gewissen Ruck, dass das Speciellere verborgen bleibt. Die relativ kurze Trichocyste verwandelt sich plötzlich in ein vielfach längeres und entsprechend feineres, nadel- artiges Gebilde, welches bei Param. Aurelia bis 33 /li (gegen 4), Trichocysten (Ausschnellen). 1465 bei Frontonia leiicas bis 60 /t (gegen 6) erreicht. Die Grestalt bleibt, abgesehen von der Längsstreckung, im Wesentlichen dieselbe. Aehnlich erscheinen nach Bütschli auch die ausgeschnellten Trichocysten von Ötrombidiiim Silicat um gegenüber den ruhenden; wogegen sich die von Loxophyllura und Dileptus nach der Entladung als äusserst zarte haarartige Fäden ohne deutliche Zuspitzung der Enden darstellen (Claparede und Lachmann, Stein, Quennerstedt, Schewiakoff). Bei Paramaecium und Frontonia beobachtete Maupas am peripherischen Ende der explodirteu Trichocysten einen etwas unregel- mässigen kleinen beuteiförmigen Anhang, welcher sich in Hämatosylin stark färbte (63, le). Schon All mau bemerkte häufig etwas Aehuliches an den ausgeschnellten Trichocysten von Frontonia, beurtheilt es aber als eine Umknickung des Fadenendes; so und nicht in der von Maupas gezeichneten beuteiförmigen Gestalt erschien der Anhang auch Schewia- koff bei Frontonia. Ohne Zweifel sah auch Stokes (753) das Gleiche bei dem sog. Param. trichium (= P. putrinum) und bildete den Anhang als eine pfeilspitzenartige Verdickung des äusseren Faden- endes ab. Ueber die Bedeutung der Erscheinung lässt sich augenblicklich schwer eine Vermuthung aussprechen. — Im Umkreis von getödteten Indi- viduen des C h i 1 0 d 0 n d u b i u s , welcher nach M a u p a s längs der Cilien- furchen der Bauchseite Reihen trichocystenähnlicher Stäbchen besitzt, fanden sich zahlreiche kleine (4 /t) ankerartige Gebilde (Hauptstrahl und die beiden Ankeraruie etwa gleichlaug). Maupas' Vermuthung, dass jene Anker die ansgeschnellten Trichocysten seien, scheint nicht unbegründet. Von besonderem Interesse sind die wenigen Fälle, wo die Tricho- cyste sich beim Ausschnellen als solche erhält und nur ein feiner langer Faden an ihrem peripheren Ende auftritt. Derartiges beschrieb zuerst Stein von Loxophyllum setigera Quennerst. Der ganze Rand dieser Ciliate ist gewöhnlich mit steifen, zwischen den Cilien hervor- ragenden Borsten besetzt (worauf sich auch der Name bezieht). Stein konnte feststellen, dass diese Borsten von den Trichocysten entspringen; auch auf Lieberkühn's Abbildung (uned. T. 1856) ist die Verlängerung der Borsten ins Innere des Randes deutlich zu erkennen (60, 1). Aehu- liches beschrieb Entz von Strombidium sulcatum. Die beim Zer- fliessen des Thiers zum Ausschnellen gebrachten Trichocysten waren der Form nach wohl erhalten, hatten aber am einen Ende einen etwa viermal so laugen feinen Faden entwickelt (69, 8 b). Ein gewisser Unterschied besteht insofern beim Ausschnellen der Trichocysten noch, als die der Param aecien dabei meist grossentheils aus dem Körper geschleudert werden, den sie in Massen umlagern (respect. von dem weiter schwimmenden Thier zurückgelassen werden); wogegen die Trichocysten der Trachelina mit ihren inneren Enden ge- wöhnlich im Körper verweilen und dann als Borsten zwischen den Cilien hervorragen, wie schon für Loxoph. setigera angegeben wurde. 146(3 Ciliata. Die Entladung kann durch sehr versclnedene Einflüsse hervorgerufen werden, doch wurde his jetzt nur selten spontanes Ausschnellen bemerkt. Bei dem erwähnten Loxoph. setiger a muss dies sehr leicht eintreten; bei der Nahrungsaufnahme von Loxoph. armatum sah Lachmann (301) die Entladung. Dies scheinen jedoch auch die einzigen sicheren Angaben über spontanes Ausschnellen zu sein; dennoch zweifle ich nicht, dass es durch genaueres Studium öfters zu constatiren sein wird. Druck oder Eintrocknen der Flüssigkeit (was ähnlich wirkt), ferner so ziemlieh sämmtliclie Keagentien, welche plötzlichen Tod unter Gerinnung herbeiführen (besonders verdünnte Säuren), bewirken das Ausschnellen. (Vergl. hierüber namentlich Du Plessis 368.) Dass auch Inductionsschläge ähnlich wirken, Hess das Vorbemerkte schon vermuthen; Wrzesniowski (1869) verfolgte es bei Param. Aurelia direct. Schwache Schläge bringen nur einen Theil der Organe zum Ausschnellen, stärkere schliess- lich alle. Der Mechanismus des Ausschnellens und dem entsprechend der mög- liche feinere Bau der Organe wurde recht verschieden beurtheilt; eine gesicherte Vorstellung bis jetzt aber noch nicht erreicht. Allman wollte bemerkt haben, dass die Trlcliocysteii der Frontonia nach ihrer Iso- lirung zunächst zu kleinen kugligen Bläschen würden, aus welchen dann plötzlich ein Spiral zu- sammengerollter Faden hervortrete, der sich fast momentan aufrolle. Kein späterer Beobachter konnte diese Schilderung bestätigen, welche daher wohl nicht zutrifft; die Explosion erfolgt vielmehr, wie bemerkt, so rasch, dass weder von einem Bläschen, noch einem spiral aufge- rollten Faden etwas zu sehen ist. Kölliker (18G4) nahm an, dass die ruhende Trichocyste einen in engen Schraubenwindungen aufgerollten Faden darstelle, welcher sich bei der Ent- ladung plötzlich strecke. Dieser Auffassnng stimmte im Wesentlichen auch Maupas bei; wogegen Bütschli (1873), gestützt auf die dunklen Enden der Trichocysten von Nassula aurea, vermuthete, dass jedes Ende einen aufgerollten Faden enthalte, analog dem einen Faden der gewöhnliclien Nesselkapseln. Stein widerstrebten solche Vorstellungen; selbst als er 1867 das Ausschnellen für Paramaecium zugeben musste. Er hielt die Entladung durch Essigsäure für einen „wider- natürlichen" Vorgang, doch könnten auch Körpercontractionen eine solche hervorrufen. Letzteres beurtheilte er dann wohl als eine normale Erscheinung Den Vorgang der Aus- schnellung dachte er sich so, dass die „zähe, ausdehnsame" Substanz der Trichocysten in einen längeren Faden einfach ausgezogen, oder vielleicht besser ausgedrückt, als Faden hervorgepresst werde. Wir können dieser Deutung nicht wohl zustimmen, da einmal die Annahme einer zähen, fadenziehenden Beschaffenheit der Trichocysten ohne Begründung ist, und ferner das häufig zu verfolgende plötzliche Ausschnellen isolirter Trichocysten unter Wassereinwirkung der Erklärung widerspricht. Für einen nesselkapselartigen Bau der Trichocysten sprechen besonders zwei Momente. Einmal die Beobachtung , dass bei gewissen ausgeschnellten Trichocysten wirklich ein Faden dem anscheinend wenig veränderten Gebilde angefügt ist (Strom bidium und wahrscheinlich Loxophyllum setigera), ferner das Auftreten echter Kapseln bei Epistylis ümbel- laria. Obgleich die Anwesenheit eines bis zweier ausschnellbarer Fäden in den Tricho- cysten hierdurch wahrscheinlicher wird, scheint mir dies für sämmtliche explosibeln Tricho- cysten doch recht zweifelhaft. Einmal ist es unmöglich , etwas zu beobachten , was hier- auf hinwiese; wobei icli aber gern anerkenne, dass die Verhältnisse die Grenze der Leistungs- fähigkeit unserer Objective erreichen, vielleicht sogar überschreiten. Dazu gesellt sich die grosse Aehnlichkeit zwischen Trichocysten, namentlich ausgeschnellten, und den Stäbchen des Keusenapparats zahlreicher Holotrichen. Diese Aehnlichkeit geht soweit, dass bekanntlich Tricliocysten (Ausscbiiellen, Function). 1467 manche Forscher, wieBalbiani und Maupas, die Reusenstäbchen von Didinium, Lacry- maria und anderen geradezu für nicht ausschnellbare Trichocysten erklären. Ich glaube auch, dass beide Gebilde nahe verwandt sind, und erkenne gern an, dass für die im Körper der Lacrymaria coronata und des Lagynus elongatus zerstreuten Stäbchen Zweifel be- stehen, ob sie als Schlundstäbchen oder als Trichocysten gelten sollen. An den Schlundstäbchen wird nun schwerlich Jemand einen complicirten Bau suchen; es könnte daher auch wohl sein, dass selbst ausschnellbare Trichocysten keinen solchen besitzen. Wir könnten uns Gebilde vorstellen , ohne besondere Structurverhältnisse , zum mindesten ohne schraubige Aufrolluns oder innere, ausschnellbare Fäden, welche sich gewissermaassen in einem stark contrahirten Zustand befinden, aus dem sie schon durch geringfügige Reize in plötzliche Streckung übergehen. Die Möglichkeit einer solchen Auffassung scheint mir um so beachtenswerther, als schon früher erwogen wurde, dass auch die Reusenstäbchen z. Th. contractile Eigenschaften besitzen mögen. Directe Beobachtuugen über die Function der Trichocysten fehlen leider fast völlig. Die einzige thatsüchliche Feststellung ist jene Be- obachtung Lachmann 's, welcher die Trichocysten eines Loxophyllum armatum gegen ein Cy clidium ausschnellen und dasselbe paralysiren sah. Hieran reihen sich ähnliche Erfahrungen über die sofortige Paraly- sirung kleiner Infusorien, welche mit dem Bussel von Dileptus in Be- rührung gerietheu (Quennerstedt III. p. 6—7); Maupas berichtet das Gleiche von Li onotus duplostr latus. Beide Forscher konnten jedoch ausgeschleuderte Trichocysten dabei nicht beobachten, verrauthen den Vor- gang vielmehr nur wegen der Immobilisirung der Beute. Auch bei dem sogen. Lagynus elongatus und Enchelys fa reimen bemerkte Maupas die Immobilisirung der Beute, sobald dieselbe von dem gefrässigen Maul der Räuber erreicht wird, und ist deshalb der Ansicht, dass auch die Schlundstäbchen dieser Infusorien Trichocysten seien. Für Didinium behaui)tete bekanntlich Balbiani das Gleiche. Wie schon mehrfach bemerkt wurde, halte ich diese Auffassung nicht für zutrclFend, zum mindesten für recht unwahrscheinlich, im Hinblick auf jene zahlreichen Ciliaten, deren Schlundstäbchen sicher keine solche Function besitzen. Die Immobilisirung kann wohl auch in anderer Weise geschehen; bei den Heliozoen (s. p. 294) tritt sie durch Berührung mit den Pseudopodien ein und ähnlich wirken auch die Tentakel der Suctorien auf die Beute. In beiden Fällen kommen jedenfalls keine Trichocysten ins Spiel. Nach allem bleibt die Annahme die naturgemässeste, dass die aus- schnell baren Trichocysten theils als Angriffs-, theils als Schutzorgane functioniren und zu diesem Behufe gelegentlich spontan entladen werden. Da wir wissen, dass schon Druck und sonstige geringfügige Ein- wirkungen das Ausschnellen bewirken, so ist wahrscheinlich, dass die Entladung eintritt, wenn z. B. eine derartige Ciliate von einem grösseren Wesen bedroht oder belästigt wird und dass ihr dieselbe Schutz gewährt. Welche Bedeutung dagegen die nicht ausschnellbaren Trichocysten haben, bedarf weiterer Aufklärung. Im Laufe der Zeit erfuhren die Trichocysten mannigfache Deutungen. Aus dem historischen Abschnitt wissen wir, dass die ausgeschnellten Organe schon von Ellis, Spallanzani und Müller bemerkt wurden. Erst 0. Schmidt (1S49) lenkte jedoch die Aufmerksamkeit auf die unausgeschncllten , obgleich sie Ehrenberg schon gelegentlich be- merkt hatte. Schmidt verglich sie mit den sog. Stäbchen der Turbellarien , welche jedoch selbst recht verschieden gedeutet wurden. All man (1S55) erkannte zuerst das Ausschnellen und suchte ihre Verwandtschaft mit den Nesselkapseln der Coelenteraten nachzuweisen, ob- 1468 Ciliata. gleicli iliii die Eiiizelligkeit der Infusorien, welcher er üustimmte, zweifeln Hess, ob eine wirk- liche Identität der Trichocysten und Nesselkapseln bestehe. Eriergisclicr traten fiir diese Zu- sammenstellung Claparedo und Lachmann, Kölliker (1864), Quenuerstedt (Di- leptus), Wrzesniowski (1869) und neuerdings namentlich Maupas (188:3) ein. Stein lehnte diese Auffassung stets ab. 1859 war ihm das Ausschnellen noch unbe- kannt; er verwarf daher auch natürlich die All man 'sehe Deutung und erklärte die Tricho- cysten für ,,Tastkörperchen", welche ähnlich den Turbellarienstäbchen das Tasten unter- stützen sollten. Namentlich ihre Anhäufung im Küssel der Trachelinen schien eine solche Function anzuzeigen. Gegen Allman sprach sich auch Eberhard (1862) aus; Quenuer- stedt (III) und Balbiani (1873) hielten die Deutung Stein's wenigstens für einen Theil der Trichocysten aufrecht. Obgleich Stein 1867 das AusschneUen zugeben musste, bestritt er doch den Vergleich mit Nesselkapscln, indem er den Mechanismus der Entladung für grund- verschieden von dem Vorgang bei den Nesselkapscln erachtete (vergl. oben p. 1466), ja das Ausschnellen überhaupt als einen pathologischen oder gewaltsam herbeigeführten , jedenfalls unnatürlichen Vorgang erklärte. 1870 sprach sich Wrzesniowski recht unsicher über die Organe der Trachelinen aus, welche er „S tabkörperchen" nannte. Weder das Aus- schnellen wurde bemerkt, noch ihre Function beurtheilt. üeber Dileptus bemerkte W. sogar, dass er es unentschieden lasse, ob sie Nesselorganc oder „Fettkörper' (ob Druckfehler für Tastkörper?) seien. — Greeff plaidirte endlich 1870 (467 Vorl. Mitth.) für die Stützfunction der Trichocysten, in welchen er eine Art „Hautskelet" erblickte. Wir sprachen uns schon oben über die möglichen Beziehungen der Trichocysten zu den Nesselkapseln aus und gehen daher gleich zur Scliilderung der Gebilde von Epistylis ümbellaria über, deren zweifel- lose ücbcreinstimmuug mit echten Nesselkapseln den Vergleich der Trichocysten mit letzteren sehr unterstützte. Die Nesselorgane der Epistylis Ümbellaria entdeckten Claparcde und La eh mann 1858. Sie liegen ziemlich zerstreut in der Corticalscliicbt, der Oberfläche parallel, nicht senkrecht zu derselben. Mit seltenen Ausnahmen (Claparcde, Greeff) sind stets zwei der läng- lichen, etwas bohuenförmigen Kapseln paarweise zusammengestellt (74, 76, e), indem sie sich mit ihren geraden oder sogar etwas concaven Längsseiten berühren. Engelmann fand gewöhnlich 12—20 Kapsel- paare, von selten über 85 f^i Länge. Greeff bildet jedoch ca. 30 in einem Individuen ab, wobei zu berücksichtigen ist, dass die Abbildung wohl nur die der einen Seite darstellt. Die beiden Kapselpole sind massig zugespitzt; der eine ist etwas stumpfer und von ihm entspringt der in dem Kapselinnern aufgerollte Faden. Letzterer läuft, wie in den Kapseln der Coelenteraten zunächst eine kleine Strecke in der Axe nach hinten und rollt sich hierauf in engen Schraubenwiudungen auf. Haupt- sächlich deshalb erscheint wohl das stumpfe Ende hell, der grössere Theil der Kapsel dagegen, welcher den dicht aufgerolhen Fadenabschnitt enthält, dunkel. Die gleichnamigen Kapselpole sind gewöhnlich in den Paaren gleichgerichtet, zuweilen (Bütschli) schauen sie jedoch auch nach entgegengesetzten Seiten. Spontane Entladung wurde bis jetzt nie beobachtet; doch kann man die Kapseln durch Druck leicht zur Explosion bringen. Der Faden tritt dann in etwa 8 — lOfacher Länge der Kapsel hervor und die ziemlich derbe Wand der letzteren ist deutlich zu erkennen. Nach Greeff widerstehen die Kapseln der Einwirkung von Kali. Dass die Gebilde echte Nesselkapscln sind und daher auch zweifellos Nesselkapseln. Glycogen, 1409 wie solche functionireD ist oicbt fraglich; ebenso wenig jedoch, dass sie genuine Erzeugnisse der Epistylis sind. Schon die paarweise Ver- einigung ist so charakteristisch, dass jeder Zweifel unmöglich scheint. Die Entdecker der Organe, Claparede und L., bemerkten den Faden nicht und wagten kein ürtbeil über ihre Bedeutung. Auch Engelmann (lSf32, p. 26) kam nicht weiter. Erst Greeff entdeckte den Faden und das Ausschnellen. Dennoch zögerte er, sie bestimmt als Nesselkapsela anzuerkennen, da die Möglichkeit, dass sie von Aussen eingedrungen seien, nicht ausgesclüossen wäre; wenn das letztere der Fall, so seien sie eventuell als Pilzsporen zu be- trachten. Bütschli beobachtete die Gebilde 1S75 und bestätigte ihr Vorkommen (1876, p. 32, Anm.). Seine Beobachtungen wurden schon oben berücksichtigt. I. Verschiedenartige Einschlüsse (Stoffwechselerzeugnisse) des Plasmas, Leider stehen die Forschungen über die nachstehend zu betrachtenden Plasmaeinschlüse noch auf recht niederer Stufe. Darunter leidet natürlich der Versuch einer geordneten Darstellung; eine solche ist manchmal geradezu ausgeschlossen, da gewisse Einschlüsse, die wegen äusserer Aebnlicbkeit genähert werden, chemisch vielleicht grundverschieden sind. Der Verfasser bittet daher um Nachsicht und hofft, dass die Zusammen- fassung der Ergebnisse zu eingehenderen Untersuchungen anregen möge. a. Glycogen und andere Kohlenhydrate. 1880 bemerkte Gert es (590), dass zahlreiche Ciliaten bei Behand- lung mit Jodserum eine mahagonibraune oder weinrothe Färbung an- nehmen. Er schloss hieraus auf die Gegenwart von Glycogen, das sich bekanntlich unter diesen Bedingungen, resp. bei Behandlung mit Jod- jodkaliumlösung in der angegebenen Weise färbt. Auch zeigte er, dass die Farbe, wie es beim Glycogen der Fall ist, durch Erwärmung schwindet, um beim Erkalten wiederzukehren. Ueber die Form, in welcher das Glycogen im Plasma vorkommt, erfuhren wir nicht viel Bestimmtes. Bei Chilodon sollte es in kleinen (8 — 16,«) Granulationen auftreten; auch scheint Gert es die zahlreichen kleinen Körnchen des Entoplasmas anderer Ciliaten als Glycogen betrachtet zu haben. 1885 erklärt er sogar die sog. Sarkodetropfen, welche beim Zerfliessen auftreten, für Glycogen, was jedenfalls unrichtig ist. Genaueres über das Glycogen verdanken wir den Untersuchungen Maupas' und Barfurth's (747 u. 721). Ersterer stndirte speciell Paramaecium Aurelia und fand (mittels Jodfärbung) gelöstes Glycogen im Entoplasma diffus verbreitet. Bald färbt sich letzteres total, bald nur stellenweise braun, oder die Färbung beschränkt sich auf eine gewisse Körperpartie. Beim Pressen derartig gefärbter Thiere quillt das Glycogen als braune Masse hervor und löst sich im umgebenden Wasser auf, so dass das Plasma schliesslich grünlich- gelb gefärbt zurückbleibt. Werden mit Alkohol getödtete Thiere, deren Alveolarschicht abgehoben ist, nach Entfernung des Alkohols mit Jod- lösung behandelt, so bräunt sich speciell die zwischen der abgehobenen Alveolarschicht und dem condensirten Entoplasma enthaltene Flüssigkeit, ein Zeichen, dass sich das Glycogen in letzterer gelöst hat. Behandelt man solche Präparate mit Alkohol, so sollen in dieser Flüssigkeit kleine 1470 Ciliata. Granulationen auftreten, welche als durch Alkohol gefälltes Giycogen gedeutet wurden. Man kann das Giycogen auch so aus den Param aecien ausziehen, dass man eine grössere Menge derselhen auf dem Objectträger antrocknet und dann einen Tropfen der Jodlösung zusetzt. Trocknet dieser Tropfen allmählich ein, so tritt das Giycogen braun gefärbt aus und hinterlässt am Tropfenrand eine braune Zone. — Bemerkenswerth ist, dassMaupas gelegentlich auch Culturen von Paramaecien fand, welche durchaus kein Giycogen enthielten. Die gleichzeitigen Forschungen Barfurth's (721) sicherten den Glycogennachweis bedeutend. Achnlich Certes und Maupas wies auch B. das Giycogen durch die Jodreaction bei Opalina, Param. Aurelia, Bursaria und Vorticella microstoma nach. Dabei zeigte sich, dass die braunroth gefärbten Glycogenstellen bei Opalina häufig den Körperstreifen folgen. Doch fand auch er, dass das Giycogen bei Opalina nicht constant vorkommt. — Er versuchte es schliesslich aus Infusorien direct darzustellen. Zu diesem Zweck wurde eine reiche Cultur von Glaucoma scintillans in Amnionwasser der Kuh her- gestellt; dieselbe schliesslich ganz eingedampft und der Rückstand nach der Brücke'schen Methode auf Giycogen verarbeitet. Es gelang einen Körper in sehr geringer Menge zu erhalten , welcher die Zucker- reaction, sowie die übrigen charakteristischen Reactionen des Glycogens zeigte. Ganz einwurfsfrei ist dieser Versuch insofern nicht, als eine solche Cultur neben Glaucoma jedenfalls noch grosse Mengen anderer Organismen (namentlich Ba et er ien und Flagellaten) enthielt, welche nicht eliminirt wurden. Paraglycogen (Zooamylum Maupas). Bei gewissen parasitischen Heterotrichen, Nyctotherus und Balantidium, wahrscheinlich aber auch noch anderen parasitischen Plagiotominen, ist das Ento- plasma gewöhnlich dicht von kleinen bis grösseren Körnern erfüllt, die ziemlich stark lichtbrechend und daher dunkel bis etwas glänzend erscheinen. Ihre Gestalt ist meist oval bis länglich, z. Th. auch ziemlich unregelmässig. Die Dimensionen schwanken bei Nyctotherus ovalis von molekularer Kleinheit bis etwa 11 jit (Bütschli).*) Die grösseren Körner sollen nach Maupas (748) deutlich geschichtet sein. Bütschli sah bei scharfer Einstellung gewöhnlich nur einen zarten hellen Saum und eine dunklere Hauptmasse. — Die Körner sind doppelbrechend und geben bei gekreuzten Nichols das bekannte Kreuz der Stärkekörner (Maupas). Bütschli wies zuerst (1870) die Identität dieser Einschlüsse mit den früher (p. 517) besprochenen Kiirnern der Gregarinen nach und glaubte sie als eine amyloidartige Substanz ansprechen zu müssen, gegen- *) Uebor das Vorkommen einer dem Amyloid verwandten Substanz in einigen niederen Thieren. Arcli. f. Anatomie und Physiologie. 1870. p. 362. Glycogen und Paraglycogcn. 1471 über Stein (1867), welcher sie für Fett erklärt hatte. Für die Gregarinen- körner wurde Bütschli's frühere Ansicht noch in diesem Werk vor- getragen; dieselbe ist daher, dem Folgenden entsprechend, zu moditiciren. In einem nichtparasitischen Infusor, Strombidium sulcatum, fand B, (1873) dieselben Einschlüsse; ihre Gestalt war aber eine plättchen- förmige, mit polygonalen, scharfen Umrissen, erinnerte also an Krystalle. Vor Kurzem überzeugte sieh endlich Maupas (811), dass die Körner, welche sich um den neuentstandenen Macronucleus conjugirter Onycho- dromus anhäufen, hauptsächlich ans Paraglycogen bestehen. Da solche Körneransammlungen bei conjugirten Hypotrichen ganz allgemein auftreten und ähnliche Einschlüsse im Entoplasma dieser Ciliaten verbreitet sind, ist wahrscheinlich, dass das Paraglycogen bei den Oxytrichinen häufig vorkommt. Durch erneute Untersuchungen konnte Bütschli*) die Natur der Gregarinenkörner und damit auch die der übereinstimmenden Ein- schlüsse der Ciliaten bestimmter ermitteln. Es stellte sich heraus, dass ein dem Glycogen nahe verwandter Körper vorliegt, welcher sich jedoch in einigen Punkten wesentlich unterscheidet. Er ist in kaltem Wasser nicht oder doch sehr schwer löslich; heisses bringt ihn dagegen zum Quellen und löst ihn allmählich. In Alkohol und Aether ist er unlöslich und wird von ersterem aus der wässerigen Lösung gefällt. Im festen Zustand färbt ihn Jod braun bis braunviolett, im gequollenen oder ge- lösten dagegen weinroth bis puipurroth; darauf beruht jedenfalls auch die Farbenveränderimg, welche die mit J gefärbten Körner bei Zusatz starker Schwefelsäure erfahren (Bütschli 1870). Durch Speichelzusatz wird die wässerige Lösung rasch verändert, wobei die Jodreaction erlischt; doch entstehen dabei höchstens Spuren von reducirendem Zucker. Die Verwand- lung in solchen gelingt dagegen meist leicht durch längeres Kochen mit verdünnter Schwefelsäure. Auf Grund dieser Reactionen unterschied Bütschli den fraglichen Körper als Paraglycogen von dem typischen Glycogen. Doch ist nicht zu verkennen, dass er anch nahe Be- ziehungen zu den Dextrinen besitzt, denselben vielleicht noch richtiger zugerechnet werden darf. Ziemlich gleichzeitig kam auch Maupas (748) zu einem ähnlichen Resultat, doch diiferiren seine Untersuchungen von denen B.'s in einigen Punkten. Nach M. soll die mit heissem Wasser, wie auch die mit Diastase bereitete Lösung Fehling'sche Flüssigkeit reduciren. Ich muss dagegen betonen, dass die unveränderte wässerige Lösung nicht reducirt. Maupas hob hervor, dass die Jodreaction der Körner mit jener der sog. Florideen- stärke völlig übereinstimme und nennt den Körper daher Zooamylum. Meiner Auffassung nach wäre zu untersuchen, ob nicht vielmehr die sog. Florideestärke auch die übrigen Reactionen des Paragly cogens besitzt und daher richtiger diesem angeschlossen wird. *J Bütschli, Bemerkungen über einen dem Glycogen verwandten Körj^er in den Gre- garinen. Zeitschr. f. Biologie Bd. 21, p. G03— 12. 1885, 1472 Ciliata. BarCurth hielt die Körner des Nyctotherus cordiformis für echtes Glycogeii. Amylum. Feste Stärkekörner, die nicht gefressen, sondern eventuell endogene Erzeugnisse des Plasmas sind, kommen mit einer zweifelhaften Aus- nahme niclit vor. Letztere betrifft den parasitischen Nyctotherus cordi- formis, welchen Stein nicht selten dicht mit kleinen rundlichen Stärke- körnern erfüllt fand. Dieselben schienen stets eine centrale, bald grössere, bald kleinere, lichte Höhle zu enthalten und erwiesen sich theils als linsen- förmig, planconvex oder uhrglasförmig. Nach letzterer Angabe scheint mir die Annahme einer centralen Höhle etwas zweifelhaft. Stein erörtert die Frage nach der Herkunft dieser Stärkekörner nicht. Berücksichtigen wir, dass N. cordif. im Enddarm des Frosches lebt, welcher wohl kaum amylumhaltige Nahrung geniesst, so scheint nicht ausgeschlossen, dass es sich um selbsterzeugte Stärke handelt. Zucker. Schon Stein vermiitlicte (1854 p. 81 und 201 — 2) wegen der rötlilichcn Färbung-, die Vorticellinen (speciell Op ercularia articulata und Vorticella micro- stoma) bei Zusatz concentrirter Schwefelsäure annehmen, dass in ihrem Plasma Zucker vorkomme. Bekanntlich werden mit Zuckerlösung getränkte Eiweisskörper von concentrirter Schwefelsäure geröthet. 1883 neigte auch Engelmann für seine grüne Vorticelle wegen derselben Reaction dieser Annahme zu. Auf Zusatz concentrirter Schwefelsäure wird die Vorticelle braungelb, mit einem deutlichen Stich ins Purpurrothe. Dagegen erhielt er bei zahlreiclien farblosen Vorticellidinen mit concentrirter Schwefelsäure keine Eothfärbung, ent- gegen den bestimmten Angaben St ein 's, deren sich E. nicht erinnerte. Obgleich also die Frage noch recht unsicher liegt, ist doch das Vorkommen gelösten Zuckers im Plasma mancher Ciliaten um so wahrscheinlicher, nachdem die Gegenwart des Glycogens bekannt wurde. Immerliin fragt es sich, ob nicht auch dieses die betreffende Ee- action veranlassen kann. Cellulose. K. Brandt (548) fand, dass bei succcssiver Behandlung verschiedener Ciliaten (Paramaecium, Vorticella. Epistylis) und anderer Protozoen mit Kochsalz- (10**/o) und Sodalösung (iVo) ein schleimiger Rückstand bleibt. Derselbe sei unlöslich in Wasser, werde dagegen von Salzsäure oder Kupferoxydammoniak gelöst. Br. hält ihn des- halb für einen cellulosenartigen Körper. Er färbe sich im lebenden Thier mit Bismarck- braun. Bei dieser Gelegenheit werde noch daran erinnert, dass Eood (248) einst einen Kiesel Säuregehalt des Paramaecium Aurelia erweisen wollte. Die Infusorien sollten beim Verbrennen einen Rückstand hinterlassen, welclier sich in CIH nicht löse. b. Pigmente. Leider gilt hinsichtlich der Pigmente, was für die Fette und andere Einschlüsse zu wiederholen sein wird, dass sich die seitherige Untersuchung meist auf blosse mikroskopische Betrachtung be- schränkte. Schon die erste Frage, welche wir bezüglich der Pigmente aufzu- werfen haben , ob nämlich neben körnigen oder tropfenförmigen Farb- stoffen auch diffuse Durchtränkung, resp. Tingirung des Plasmas (eventuell auch des Chylemas) vorkommt, lässt sich zur Zeit kaum genügend ent- scheiden. Zwar bemerkten schon Claparfede und L., dass die Pigmente stets granulär seien, und Stein äusserte sich 185!) ähnlich, zählte aber nichtsdestoweniger viele Ciliaten auf, welchen eine durchaus diffuse Plasmafärbung,- resp. eine Durchtränkung des Plasmas mit Farbstoff Pigmente (Chlorophyll ii. Verwandtes). 1473 eigen sei. Für manche derselben (z. B. Stentor nnd Blepharisma) corrigirte er diese Angaben spcäter (1S67) selbst. Immerhin bleiben noch zahlreiche, für welche die Ent- scheidung aussteht. Auch andere Forscher schilderten difl'use Plasmafärbungen; so Wrzes- niowski und Quennerstedt (Dileptus), namentlich aber Entz (1S84 und 1888) hei einer ganzen Eeihe von Oxytrichinen und C hlam ydo donten , woran sich weitere Angaben von Gruber (Lionotus pictus) und Stokes (Opalina flava) reihen, abgesehen von einigen anderen. Wie unsicher diese Berichte sind, ergibt sich schon daraus, dass Maupas (1883) für zwei gefärbte Oxytrichinen (Holosticha multinucleata und Uroleptus rosco- vianus), welche den von Entz studirten sehr nahe verwandt sind, die granuläre Natur des Pigments bestimmt angibt. Dies und Weiteres, wovon später die Eede sein wird, bestimmt uns, auch die sonstigen Angaben über diffuse Plasmafärbung einstweilen noch für zweifelhaft zu halten. Ebenso iiusicher ist die Frage nach der Herkunft der Pigmente. Schon Stein (1859) war geneigt, alle Farbstoife von der Zersetzung gefärbter Nahrung abzuleiten, Entz (1884, 1888) scbloss sich ihm an; als Quelle der Pigmente betrachtet letzterer die Farbstoffe ge- fressener Algen, durch deren Zersetzung die verschiedenen Pig- mente entständen. Zu diesen Vermuthungen gaben die bald zu besprechenden Färbungserscheinungeu von Nassula und Verwandten wohl vorzugsweise Veranlassung, wo sich die Wanderung des Nahrungs- farbstofifs im Plasma thatsächlich constatiren lässt. In so allgemeiner Weise hingegen, wie es Stein und Entz annehmen, ist der obige Ausspruch gegenwärtig nicht zu rechtfertigen. Selbstverständlich erscheint zwar, dass die Farbstoffe auf die Nahrung als letzte Quelle zurückzuführen sind ; dass sie jedoch stets einfache Derivate der Nahrungs- pigmente sind, ist nicht nur zweifelhaft, sondern unwahrscheinlich. Einmal aus dem Grunde, weil zahlreiche Ciliaten gefärbte Algen und sonstige einzellige Wesen fressen und doch nie Pigmente enthalten. Ferner dürfte sich für andere, wie z. B. die verschiedenen pigmentirten Sten- toren, wohl nachweisen lassen, dass ihre Farbstoffe nicht direct auf Nahrungspigmente zurückzuführen sind; wenigstens scheinen sich ungefärbte Arten, wie St. polymorph us und Roeselii nicht von anderen Stoffen zu ernähren wie die lebhaft gefärbten. Vorauszuschicken ist noch, dass die grüne Farbe vieler Ciliaten, mit Ausnahme eines gleich zu schildernden Falles, von der Einlagerung grüner Zellen herrührt, welche die neuere Forschung als selbstständige, nicht zum Organismus der Infusorien gehörige Wesen, die sog. Zoochlorellen, er- kannte. Ihre Besprechung fällt demnach einem späteren Abschnitt zu. Chlorophyll und andere, wahrscheinlich diffus ver- th eilte Farbstoffe. Das einzige sichere Beispiel diffuser Plasmafärbung ist um so interessanter, als es sich dabei um Chlorophyll handelt; doch schliessen sich diesem Vorkommen wohl noch weitere an. Engel- mann (1883) entdeckte nämlich eine Vorticelle (nahe verwandt mit V. Campanula E.), deren Pellicula und Corticalschicht deutlich, aber schwach grün war. Der Farbstoff verhielt sich spectroskopisch und chemisch wie Chlorophyll. Die Pellicula war merklich intensiver, die Bronn Klassen des Thier-EeicLs. Protozoa. 93 1474 Ciliata. Cortical.schicht sehr blass gefärbt; doch trat ihre Färbung in der hinteren Verdickung deutlich hervor. Am stärksten grün erschien stets der Peri- stomsaum, ungefärbt dagegen die Peristonischeibe und der Discus. Farb- los waren stets das Entoplasma und der Kern. Zuweilen fand sieb der grüne Farbstoff nicht mehr diffus im Ectoplasma vor, sondern hatte sich zu kleinen, fettartigeu Kügelchen vereinigt, deren allmähliche Ausbildung an normalen Thieren unter dem Mikroskop verfolgt werden konnte. Der- artige Kügelchen (bis 0,G /t i. D.) fanden sieb „späterhin" grossen- theils aussen auf der Pellicula; auch scbeinen sie gelegentlich in grössere zusammenzufliessen. — Bildeten sieb am Rand der Vorticella allmählich die bekannten Sarkodetropfen, so waren dieselben deutlich grün gefärbt und schlössen bäufig noch die erwähnten grünen Kügelchen ein. Besonders interessant ist, dass die Sauerstoffentwicklung der Vorticelle im Licht mittels der Bacterienmethode festgestellt wurde. Dagegen konnte weder Stärke noch Fett im Plasma nachgewiesen werden. Engel mann schliesst hieraus, dass diese Vorticelle thatsächlicb mittels ihres Chlorophylls pflanzlich assirailirt. Daneben nimmt sie jedoch reich- lich feste Nahrung auf. E. zählt einige Gründe auf, welclic es walirscheinlicli inaclien sollen, dass die tLierische Ernährung schwäclier sei, wie bei anderen Yorticellen ; mir scheinen dieselben aber nicht selir gewichtig. Zum mindesten beweist der Mangel grösserer Nahrungskörper nichts, da die Yorticellen solche überhaupt nicht häufig geniessen. Nach einer früheren Beobachtung glaubt E. ferner gelegentliche diffuse Chlorophyllfärbung bei Cothnrnia crj'^stallina an- nehmen zu dürfen. Stokes beschrieb (752) eine Vorticella smaragdina mit angeblich diffuser grüner Pigmentirung .,des ganzen Parcnchyms". Auch Salitt (711) beobachtete die Engel mann 'sehe Vorticelle, welche er mit der von Ehrenberg beschriebenen, grünen V. chloro Stigma ideutificirt. Dies ist sicherlich unrichtig; letztere Form ist durch Zoochlorellen grün gefärbt. Ebensowenig kann ich die Angabe S.'s, dass das Chlorophyll diffus im Entoplasma vertheilt sei, für zutreffend halten. Ganz ähnlich der Engel mann 'sehen grünen Vorticelle verhält sich die von Ehrenberg entdeckte gelbe Vorticella citri na (wenigstens bezeichne ich die von mir studirte gelbe, Carchesium ähnliche Vorticelle so). Die gelbe Färbung beschränkt sich auch hier wesentlich auf die Pellicula, auf welcher häufig Reihen von Knötchen sassen, die vorzugs- weise den Farbstoff enthielten (den Engelmann'schen Kügelchen ent- sprechend). Die hervordringenden Sarkodetropfen sind recht intensiv, sogar braun gefärbt (Bütschli, nach Beobachtungen von 1875). Alles spricht demnach dafür, dass Vorticella citriua sich wesentlich wie die Engel mann 'sehe Form verhält, jedoch gelbes bis braunes Chromo- phyll (Diatomin?) führt. Gelbe Färbung der Pellicula findet sich ferner zuweilen bei d eu Oper c u 1 a r i e n ; auch E p i s t y 11 s U m b e 1 1 a r i a er- scheint gewöhnlich gelblich bis gelbbraun (Greeff). Genaueres ist hier nicht bekannt. Unter diesen Umständen scheint es möglich, dass die gelbliche bis bräunliche Färbung, welche bei manchen anderen Ciliaten beschrieben wurde, auf einer ähnlichen diffusen Pig- mentirung des Ectoplasmas beruht; doch bedürfen alle diese Fälle speeiellerer Untersuchung. Hierher könnte man eventuell ziehen : die angeblich diffuse strohgelbe Färbung von Pigmente (Chlorophyll ii. Verwandtes; Pigm. der Alreolarschicht). 1475 0 nychodactyl US (Entz — der damit wohl sicher identische Chlamydodon pachy- dermus Perejaslawzewa soll dagegen bläulich sein); ferner die gelbe Färbung des Lio- notus pictus Gruber und die schwach bräunliche bis gelbliche mancher anderer Formen (Dinophrya, Didinium, Dileptus u. A.\ Wir werden auf diese Fälle z. Th. noch zurück- kommen. Feinköruige Pigraente der Alveolarscbiclit. Die Alveolar- schicht einiger Heterotrieben ist von einem feinkörnigen, verschiedenfarbigen Pigment in cbarakteristischer Weise erfüllt. Schon bei der Schilderung dieser Ectoplasmalage gedachten wir gelegentlich dieser Erscheinung und verniutheten, dass die gewöhnlichen farblosen Körner dieser Schicht den gefärbten entsprechen dürften. Später soll gezeigt werden, dass die Pigmentirung der Alveolarschicht wahrscheinlich weiter verbreitet ist. Am bekanntesten ist das verschieden nüancirte blaue Pigment von Stentor coeruleus, welches bei Folliculina wiederkehrt. Die Pigmentköruchen sind stets sehr klein und liegen in der Gerüstsubstanz, speciell den Alveolenkanten (s. Fig. 14, p. 1298). Wie bemerkt, variirt die Färbung des Stentors und der Folliculina beträchtlich, sowohl hinsichtlich der Intensität wie der Nuance. Es kommen gelegent- lich ganz farblose Individuen vor. Man begegnet Abstufungen von lichtbläulichgrau bis intensiv himmel- oder kornblumen- blau, doch geht die Farbe häufig auch ins blaugrünc über, wird sogar manchmal span- bis meergrün. Letztere Nuance ist auch bei Folliculina häufig; von dieser Gattung wurden gelegentlich auch ganz farblose (Lagotia hyalina Wright) und tief schwarzblaue Varietäten (Lagotia atropurpurea Wright) beobachtet. Weiterhin scheint die Farbe von Stentor coeruleus auch ins Rothe übergehen zu können. Wenigstens versichert Per ty rothe, violette bis pfirsichblüthenfarbige Exemplare gesehen zu haben. Stein zieht kleine, wein- bis rosenrothe Stentoren als Jugendformen zu coeruleus. Auch Lieberkühn (uned.) bildete diese schon ab; doch halte ich für möglich, dass diese kleinen rothen Stentoren einer besonderen Art an- gehören. Die rothe Färbung kehrt gewöhnlich bei Blepharisma wieder; S t ein "s Angabe, dass das feinkörnige Pigment den Körperstreifen angehört, beweist die Einlagerung in die Alveolarschicht. Die Nuance schw^ankt zwischen Pfirsichblüth- und Weinroth bis tief Purpurroth; doch sind farblose Blepharismen nicht selten. Die rothe Modification des Pigmentes ist andererseits für Stentor igneus Ehrbg. charakteristisch; hier variirt die Farbe zwischen blut-, Zinnober- und braunroth, man trifft aber auch lilafarbige Modiiicationeu. Eine dritte Art schliesslich, St. niger, besitzt rostgelbes bis kaffeebraunes Pigment der Körperstreifen. Stein versichert zwar, dass dasselbe nicht körnig sei, sondern die Eippenstreifen gleich- massig imprägnire; da er jedoch selbst in der Gegend der adoralen Zone häufig feinere und gröbere, bernsteingelbe bis grünlichgelbe ,,Oeltröpfchen" (?) beobachtete, darf auch für diese Art wohl ein recht feinkörniges Pigment angenommen werden. Eine alte Beobachtung von 0. F. Müller lässt vermuthen, dass auch rein gelbe Stentoren vorkommen. Ueber die Yertheilung des Pigments in der Alveolarschicht erwähnter Heterctrichen ist noch einiges Genauere mitzutheilen. Bei Stentor coe- 9 Q * 1476 Ciliata. rillen s und nig-er iindet sich gevvölinlicli eine recht gleichmässige Ver- breitung über den ganzen Körper. J>ei der erstcren Art begegnet mnn aber auch Varietäten, deren Peristomfeld, sowie eine schmale vorderste anstossende Region sehr intensiv blau sind, vv^ährend der übrige Leib blass erscheint (Stein). Aehnliche Pigmentvertheilung kommt meist auch bei Stentor igneus vor; wozu sich gesellt, dass jeder Rippenstreif im vorderen, intensiv gefärbten Gürtel gewöhnlich nicht gleichmässig pig- meutirt ist, sondern ein mit der Spitze nach hinten gerichtetes dreieckiges Pigmentfeld einschliesst. Die Fortsetzungen der Körperstreifen enthalten nur ziemlich zerstreute Pigmentkörnchen ; doch findet man auch in dieser Körperregion gelegentlich lokale Pigmentanhäufungen (Stein), AVesentlich verschieden verhält sich nach Stein's Erfahrungen Folli- culina. Hier ist der Hinterleib häufig intensiver gefärbt; den Hauptsitz des Pigments sollen nicht die Rippenstreifen, sondern die Cilienfurchen bilden, was gegenüber den Stentoren noch seltsamer erscheint. Möbius' Angaben scheinen dies zu bestätigen. Ueber die chemisch-physikalischen Eigenschaften dieser Pigmente, und ihre physologische Bedeutung sind wir kaum unterrichtet. Nur das blaue Pigment des Stentor coeruleus, R. Lankcster's (500) Sten- torin, wurde etwas beachtet. Die nahe liegende Vermuthung, dass dies Pigment, wie so viele andere, von Alkohol gelöst werde, muss ich bestimmt verneinen. Weder Alkohol noch Aether und Chloroform lösen den Farbstoff; der mit einem Gemisch von Alkohol und Aether längere Zeit gekochte Stentor verliert nicht im Geringsten von der Intensität der Farbe. Dagegen zerstört Osraiumsäure das Pigment. Von verdünnter Essig-, Salz- oder Schwefelsäure wird es nicht angegriffen; verdünnte Kalilauge soll die Intensität der Farbe sogar erhöhen (Lankester 500, Engelmann 516). Lankester stellte fest, dass das Absorptions- spectrum des Stentorins zwei Bänder besitzt, ein dunkleres in Roth, ein zweites in Grün. Auch der Farbstoff der Oscillarien soll zwei ähnliche, jedoch etwas abweichend gelagerte Bänder zeigen; er unterscheidet sich jedoch durch seine Löslichkeit in Wasser und Alkohol wesentlich. Diese Ermittelungen ergaben über die Herkunft, Natur und Bedeutung des Pigments nichts Bestimmtes. Neuere Beobaclituugeu an Stentor coeruleus führten zu einer unerwarteten Ver- muthung ülser die mögliche Bedeutung der gefärbten Körnchen. Es zeigte sich, dass die Oberfläche dieser Art zuweilen von einer etwas körneligen Gallertschicht bedeckt ist, welche bläulich gefärbt erscheint. An einem mit Osmiumsäure behandelten Exemj^lar waren die Körner entfärbt und stark gequollen; von vielen ging eine zäpfchenartig über die Pellicula hervorragende, etwas körnelige Masse aus, weshalb derStentor stellenweise ganz mit kurzen Spitzchen besetzt erschien. Berücksichtigt man, dass das Gehäuse von Folliculina Ampulla fast immer blau gefärbt ist, so scheint die Vermuthung nicht unbegründet, dass die Pigmentkörnchen zur Erzeugung der Gallerte, resp. des Gehäuses dienen. Die Verhältnisse lägen also möglicherweise ähnlich, wie sie Klebs von den Eugleninen beschrieb (s. p. 087). Auch wirft diese Ver- muthung eventuell auf die Körnerbildung der Alveolarschicht überhaupt etwas Licht (Bütschli und SchewiakofT). Die Möglichkeit, dass die oberflächlichen Pigmente gewisser Ciliaten mit der Eespiration zusammenhängen könnten, lässt sicli bis jetzt durch nichts specieller begründen. Pigmente der Aveolarschicht. 1477 Wahrscheinlich ist die Pigmentirung der Alveolarschicht viel weiter verbreitet. Wir zählen im Folgenden diejenigen Fälle kurz auf, wo wir Entsprechendes vermuthen. Schon der nahe systematische Zusammen- hang von Met opus mit Blepharisma lässt vermuthen, dass die bei grösseren Individuen häufige, rothgraue bis hirschrothe Färbung der Alveolarschicht angehört, obgleich Stein eine diffuse Pigmentirung des gesammten Körperparenchyms anzunehmen scheint. Ich beobachtete auch gelbe Exemplare. — Auch die rostbraune Färbung grösserer Loxodes Rostrum scheint hierherzugehören. Hier tritt besonders deutlich hervor, dass die Intensität der Farbe mit der Grösse zunimmt. Kleine Individuen sind ganz farblos. Dass die Pigmentirung der Alveolarschicht an- gehört, vermuthe ich deshalb, weil die Rippenstreifen der Bauchseite viel dunkler sind als die schmalen Zwischenstreifen. Erstere sind sehr feinkörnig und die Körnchen in dichten Längsreihen geordnet (B.). Ohne besondere Aufzeichnungen darüber zu besitzen, halte ich es doch für sicher, dass die Körnchen der Rippenstreifen das Pigment sind und die Färbung nicht diffus ist, wie Stein und Wrzesniowski annahmen. Dies folgt auch daraus, dass bei grösseren Exemplaren in der Wand der Schlundeinsenkung und längs des Mundspaltes viel braunes Pigment auftritt (60,3b), das deutlich körnig ist, wie schon Wrzesniowski bemerkte. Einen Zusammenhang der Farbe des Loxodes mit dem Auf- enthalt in Torfwässern anzunehmen, wie Stein (1859) andeutet, scheint mir sehr gewagt. Interessanter Weise scheinen namentlich bei den Oxy trieb inen Pigmentirungeu der Rippenstreifen, also wohl sicher der Alveolarschicht, oder doch der äussersten, dieselbe repräsentirenden Plasmalage, häufig vorzukommen. Interessant ist dieser Umstand besonders deshalb, weil ja auch manche andere Gründe auf ursprüngliche Beziehungen zwischen den Stentorinen und den Hypotrichen hindeuten. Diese recht ver- schiedenartig nüancirten Pigmentirungen finden sich bei den marinen Vertretern häufiger, fehlen aber auch den Süsswasserforraen nicht ganz. Gelbe Färbung findet sich bei Epiclintes auricularis; sehr schön weiter bei Holosticha rubra E. sp. var. flava, H. multi- nucleata Maupas (deren specifische Verschiedenheit von der ersteren nicht ganz sicher ist) und kehrt bei Urostyla Concha Entz wieder. Auch die Schwefel- bis braungelbe Farbe der Urostyla Weissei St., welche weniger intensiv bei U. grandis E. sp. auftritt, ist hierher- zurechnen, da sie besonders oberflächlich ausgebildet und gewöhnlich etwas unregelmässig längsstreifig entwickelt ist. Nach Stein ist das Pigment der zwei letztgenannten Urostylen deutlich körnig (Oeltröpfchen Stein'?); es soll sich auch im Entoplasma spärlicher finden. Uro- styla flavicans Wrzesn. erscheint durch körniges Pigment grünlichgrau (steht jedoch der U. Weissei sehr nahe). — Sowohl bei den Urostylen wie bei II 0 1 0 s t i c h a rubra und multinucleata geht die Pigmentirung häufig ins Rothe über. Schon Stein erwähnte eine weinrothe Varietät 1478 Ciliata. von Urostyla grandis, welche er mit der Ebrenberg'sclien Leuco- plirys sanguinea identificirte. Entz beschrieb eine marine blassrothe bis purpurrothe Urostyla gracilis, welche namentlich auf der Rücken- seite breit und intensiver roth gestreift ist. Dieselben Färbungsnnterschiede zeigt nach ihm auch die Süsswasserform U. viridis St. Auch auf der Bauchseite sind intensiver gefärbte, schmale Längsstreifen zu bemerken, welche ähnlich Folliculina den Cirrenreihen, nicht den Rippenstreifen folgen sollen; dasselbe gibt Maupas auch für das rothe Pigment seines Uroleptus roscovianus' an. Bei Holosticha rubra var. rubra und multinucleata mischt sich das rothe Pigment dem gelben bei und soll nach Entz peripherisch von letzterem liegen. Auch hier ist die Pigraentstreifung mehr oder weniger deutlich; die Streifen sind auf dem Rücken breiter. Dazu gesellt sich bei H. multinucleata die Besonder- heit, dass die rothen Pigmentkörnchen in den Rückenstreifen zu dicht- gestellten schiefen Querreihen geordnet sind. — Letzterwähnte Difleren- zirung der Pigmentstreifen führt vielleicht zu dem bei der rothen Varietät von Holosticha rubra gewöhnlichen Vorkommen über (71, 3). Jeder Streifen enthält eine Längsreihe intensiv rother, rundlicher bis ovaler „Flecke'^ (Entz). Andere Beobachter (Cohn, Rees etc.) bezeichneten dieselben meist als Körner und auch ich hatte bei flüchtiger Betrachtung diesen Eindruck. Dass diese Körner oder Flecke fettartiger Natur sind, wofür der erste Anblick, sowie die Erinneruug an die ähnlich er- scheinenden Stigmata der Flagellateu spricht, scheint wegen der Analogie mit dem Pigment der Stentoren zweifelhaft. Grosse Aehnlichkeit mit der Pigmentirung der Holosticha rubra besitzt die von Lionotus pictus Grub er, welcher neben der angeblich diffusen, dunkelgelben FärbuDg gleichfalls mit zahlreichen Reihen feiner rother Körnchen geziert ist. (Uebrigens ist die Genusbestimmung dieser Form etwas zweifelhaft.) Rothviolette bis dunkelwein- und carminrothe Streifenpigmentirung zeichnet einige Üroleptus-Arten aus, so die Süsswasserform U. vio- laceusSt. und die marinen U. Zygnis Entz und roscovianus Mps. Die körnige Beschaffenheit des Pigments letztgenannter Art wurde schon erwähnt; für U. violaceus gilt nach Stein dasselbe. Ob die rostrothe körnige Färbung der Oxytricha ferruginea Stein hierher gehört, scheint zweifelhaft; sie soll durch das ganze Plasma verbreitet sein und wird von Stein auf die Zersetzungsproducte der aus Bacillariaceen und 0 s c i 1 1 a r i e n bestehenden Nahrung zurückgeführt. Aehnliches kehrt bei der 0. aeruginosa AVrzesn. wieder und unterliegt jedenfalls der- selben Beurtheilung. Bei dieser Gelegenheit ist zu erwähnen, dass einzelne Oxytrichinen, z. B. Holosticha gibbaO. F. M. sp. farblose Körnchenstreifen besitzen, also die Beschaffenheit der Rippenstreifen, welche die meisten Ciliaten zeigen. Seltsam ist das Vorkommen feiner rother Körnchen im Stiel der allein von Ehrenberg (1838) beobachteten Vorticella picta; zu- gleich das einzige Beispiel körnigen Pigments bei den Vorticellinen. Pigmente der Alveolarschicht. Pigmenttroijfeii von Nassula u. Verw. 147I;> Pigmente der Nassuliuen und Verwandten. Pignicnt- i'lccke (sog'. Angenflecke). Es ist lange bekannt, dass das Entoplasma vieler Nassula- Arten, von verschiedenfarbigen Pignienttroplen mehr oder minder reich- lich erfüllt ist. Besonders zeichnet sich N. aurea ans, welche meist von blauen bis violetten und braunen Tropfen in den wechselndsten Nuancen dicht durchsetzt wird, wozu sich nach Stein auch ziegelrothe gesellen können. Entsprechende Tropfen kommen bei den übrigen Arten, ob- gleich nicht so massenhaft vor. Cohn erwies zuerst (1857), dass diese Farbstofftröpfchen den gefressenen Oscillarien entstammen und keineswegs die von Ehren berg angenommene Bedeutung eines secernirten, gallenartigen Productes besitzen. Genauere Verfolgung des Verdauungsvorgangs bei Nassula aurea lehrt über die Ent- stehung der Pigmenttropfen Folgendes (Schewiakoff). Die gefressenen Oscillaiienbruchstüeke sind zunächst direct im Entoplasma eingebettet. Erst allmählich werden sie von einem schmalen blauen Flüssig- keitssaum umgeben, der sich allmählich vergrössert; die Nahrung liegt dann in einer blau bis violett gefärbten Vacuole. Hierauf beginnt all- mählich eine Auswanderung des den Oscillarien entzogenen Farbstoffs (Phycochrom) in das Entoplasma. Im Umkreis der Nahrungsvacuole ent- stehen kleine blaue Tröpfchen, welche sich allmählich vergrössern, auch durch Zusammenflnss an Umfang zunehmen können, jedoch stets be- trächtlich kleiner bleiben wie die Vacuolen. Indem die Verdauung weiter schreitet, wird letzteren allmählich der gesammte Farbstoff entzogen und in Tröpfchenform im strömenden Entoplasma angehäuft. In der ent- färbten Vacuole bleibt zuletzt der mehr oder weniger zerstörte Rest der Oscillarien als eine bräurlichgelbe Masse zurück, welche schliesslich durch den Anus ausgeworfen wird. Demnach gehören die bräunlichen Tropfen oder Kugeln , welche die früheren Forscher unter dem Pigment auf- führen, nicht zu demselben, sie sind die Kothballen der Nassula. Cohn und Stein berichten, dass „ein Theil der farbigen Kugeln, welche durch Zersetzung der Oscillarien frei werden'^ (Stein), durch den After ausgeworfen würden. Mir scheint dies etwas zweifelhaft, insofern damit die ins Entoplasma gedrungenen kleineu Farbstotftröpfchen gemeint sein sollten. Vielleicht beruht die Angabe darauf, dass gelegentlich Nahrungs- vacuolen ausgestossen werden, welche noch nicht ganz entfärbt sind. Wir schalten hier ein, dass Nahrungsvacuolen mit violett oder bläulich gefärbter Flüssigkeit auch bei anderen oscillarienlVesseuden Ciliaten be- obachtet wurden; so von Ehrenberg bei Frontonia leucas, von Stein (1867) gelegentlich bei Stentor. Entz behauptet, dass bei seiner N. hcsperid ea niemals Nahrungsvacuolen um die zer- fallenen Oscillarienfäden entständen, vielmehr deren Bruchstücke selbst sich bei der Verdauung allmählich 1)lau verfärbten. Er betrachtet daher alle ,, blauen Bröckclchen" im Entoplasma dieser Nassula als Zerfallsproducte der Oscillarien. Schon die Abbildung aber, welche alle blauen und rothen Brocken kugelförmig zeichnet, spricht gegen diese Auffassung. Ich glaube daher, dass der Vorgang hier wie bei N. aurea verläuft. Auch bei anderen Holotrichen 1480 Ciliata. fiiidct man gelegentlich orangefarbige bis grilno ansehnliclie Kugeln (Holoplirya, Proro- don, Oi)liryogIena), welche vielleicht wie die der Nassula zu beurtheilen sind. Doch scheint nicht ausgeschlossen , dass es sich auch nur um farbige Nahrungskörper handelt. Schewialioff konnte dies für Prorodon und Holophrya sogar direct nachweisen; die- selben fressen nämlich sehr gern das orangefarbige Fett der Cyclops arten. Daher ist wahr- scheinlich, dass letzteres häufig die Quelle derartig gefärbter Tropfen bildet. Todte, halb zer- fallene Cyclopen sind ja fast überall zu finden. Die farbigen Tropfen von Nassula sind wässeriger Natur, d.h. der färbende Stoff ist in wässeriger Lösung enthalten; denn beim Zerfliessen der Thiere lösen sich die Tropfen sofort im umgebenden Wasser auf, was schon Ehrenberg und Cohn bemerkten. Dafür spricht ferner, dass kleine dunklere Körnchen, welche häufig in den Tropfen auftreten, tanzende Molekularbewegungen ausführen. Wie gesagt, bilden sich die eben erwähnten sehr kleinen und intensiv schwarzblauen Körnchen erst nachträghch in den Tropfen hervor; wie es scheint durch Ausscheidung. Sie sind sicher ein Fett, da sie von Wasser nicht, dagegen laugsam von Alkohol und Aether gelöst werden. Osmiumsäure schwärzt sie. Der blaue oder violette Farbstoff der Tropfen stimmt mit dem der Oscillarien, welchen er entstammt, noch nahe tiberein, da er durch Er- hitzen (Eintauchen in kochendes Wasser) zerstört wird, in Alkohol sieh leicht löst und auch bei Pepsinverdauung zu Grunde geht. Eigenthümlicher Weise sammeln sich bei Nassula elegans und aurea (ähnlich auch bei der vonEhrenberg als Chilodon ornatus beschriebenen Nassula) derartige blaue Tropfen zu einem Häufchen von wechelndem Umfang an, welches anf der Rückseite liegt, nahezu gegenüber dem Mund (60, 4, pi). Dieser blaue Fleck nimmt vv'enigstens mit seinem cen- tralen Theil die Querfurche der Cirrenzone ein, welche bekanntlich auf den Rücken übergreift. Obgleich die Pigmenttröpfchen hier ruhig zu- sammenliegen, im Gegensatz zu den übrigen, welche vom Entoplasma- strom unihergeführt werden, sind sie doch nur sehr locker befestigt; schon massiger Druck bewirkt, dass sie aus ihrem Zusammenhalt gelöst und vom Strom zerstreut werden. Es scheint demnach an besagter Stelle eine ruhende, vielleicht etwas festere Region des Entoplasmas zu bestehen, in welcher die Tropfen sich sammeln. Ehren berg hielt den Fleck be- kanntlich für eine gallebereitende Drüse. Bevor wir ähnlicher Pigmentauhäufungen anderer Arten gedenken, müssen wir auf gewisse Modificationen der Pigmentirung bei Nassula einen Blick werfen. Schon Stein (1859) behauptete, dass die rostgelbe Modification, in welche nach ihm das blaue Pigment der Nassula aurea schliesslich übergehen soll, das gesammte Entoplasma gleichmässig durch- tränke. Aehnliches berichtet auch Entz von Nassula hesperidea Entz und microstoma Cohn. Erstere soll neben blauen und violetten Tropfen (deren wir schon oben gedachten) ein tief orangerothes Plasma besitzen; N. microstoma dagegen ein bald mehr röthliches, bald violettes bis braunes. Auch N. brunnea hat nach Fahre eine braune diatominartige, N. ornata (Chilodon Ehbg.) E. sp. eine gelbe Farbe, lieber die be- Pigmenttropfen von Nassula u. Verwandten. 1481 treffenden Farbstoffe erfahren wir von Entz nicht viel mehr, als dass sie ,,feiu vertheilf' seien und sich wahrscheinlich von dem der Oscillarien herleiten. ,, Letzterer gehe, indem er das Plasma durchtränke", eine orangerothe Modification ein. Diese Ableitung, wie der Vergleich des rothen Farbstoffs mit dem der Vampyrella (s. p. 269) mag wohl richtig sein, doch bezweifle ich sehr, dass die Färbung auf einer Durch- tränkung des Plasmas beruht, vielmehr dürfte es sich wohl um Pigment- tröpfchen oder -körnchen handeln. Für Nassula microstoma betonte schon Cohn (410), dass die fleischrothe Farbe von feinen Körnchen herrühre, welche in der Cuticula liegen. Letztere Bemerkung gibt zu denken, indem sie die Möglichkeit darlegt, dass die sog. gleichmässigen Färbungen der Nassula- Arten ebenfalls zu den Pigmentiruugeu der Alveolarschicht gehören , dann aber auch von den Pigraenttropfeu des Entoplasmas wohl schärfer zu unterscheiden wären. Zu letzteren gehört dagegen sicher der au entsprechender Stelle wieder- kehrende Körnerfleck der N. microstoma; auch N. brunnea besitzt an demselben Ort einen braunen Fleck. Der Pigmenttleck der N. micro- stoma zeichnet sich häufig durch Doppelfärbung aus. Entz sah ihn meist central blutroth mit schwarzem Hof; Cohn dagegen einfach schwarz. Ersterer betont speciell, dass ähnlich gefärbte Körnchen im übrigen Entoplasma zerstreut sind, was nach den Befunden bei N. aurea erklärlich erscheint. Die beiden im Vorstehenden unterschiedenen Pigmentirungen kehren bei verwandten Chlamydodonten wieder. Zunächst die sog. diffuse Plasmafärbung. Chlamydodon erscheint verschiedenartig roth bis bräimlichgelb ; Aegyria schmutzig bräunlich, gelblichgrün bis violett; Ony c hodactylus, wie schon früher betont, gelb und Dysteria ar- mata rosa bis violett. Dabei ist aber zu beachten, dass die Intensität dieser Färbungen, wie bei der früher besprochenen Pigmentirung der Al- veolarschicht ungemein schw^ankt; farblose Individuen sind meist nicht selten. Auch der Pigmeutfleck findet sich häufig bei den aufgezählten Chla- mydodonten; nur ist seine Lage mit den Modificationen der Körper- form z, Th. etwas verändert. Bei Chlamydodon, Aegyria und Ony- chodactyius rückt er an die Spitze des sog. Schnabels und ist roth bis schwarz (61, 5— 7,pi). Bei Chlamydodon ist er weniger scharf umschrieben, streifenartig über den Vorderrand ausgedehnt; bei den beiden anderen Gattungen dagegen kleiner und scharf umgrenzt. Rees betont für Aegyria Oliva die Zusammensetzung des Flecks aus Körnern und beobachtete solche auch zerstreut im Entoplasma. Merkwürdig ist das Auftreten einer hellen, linsenartigen, peripherischen Plasmapartie inmitten des Flecks bei Chlamydodon Cyclops (Entz); auch bei Aegyria Oliva glaubte Rees ein liusenartig vorgewölbtes, peripherisches Plasma über dem Fleck zu bemerken, wovon Entz nichts berichtet. Beide Forscher erklären den Fleck desshalb für ein Auge. Ich finde in den vorliegenden Untersuchungen vorerst noch 1482 f^'iliata. keine Nülliiguiig zu einer solchen Annahme, um so weniger Jils wir bei den Verwandten nur einer einfachen Pigmentanhüuiung begegnen. Ohne physiologische Erfahrungen über die Bedeutung dieser Flecke wird eine solche Annahme nicht zu begründen sein.*) Bei Dysteria armata (61,6b, pi) wird der Fleck zweifellos durch ein bis zwei häufig vorhandene, amethystfarbige, grosse Kugeln repräsentirt (Hnxley, Entz). Demnach scheinen hier nur wenige ansehnliche Pigmenttropfen gebildet zu werden; doch sollen nach Huxley zuweilen auch kleinere, ähnlich gefärbte Granula im Körper verbreitet sein, üie Farbe wird durch Essigsäure zerstört (Huxley). Nahe verwandt mit den Pigmenten der Chlamydodonten ist zweifellos der tiefviolette bis schwärzliche, feinkörnige Farbstoff der dunkelen Varietät von Frontoniaacuminata(=OphryoglenaatraE. etc.). Fal)re zeigte (847), dass derselbe das Entoplasma enüllt und zwar häufig so reichlich, dass die Individuen ganz undurchsichtig sind (62, 4). Mehr aus practisclien wie inneren Gründen reihen wir hier die son- stigen Erfahrungen über locale, fleckartige Pigmentanhäufungen an, welche bei einer oder der anderen Form möglicherweise aus Körnern ganz anderer Natur (z. Tb. vielleicht sogar Excretkörnern) bestehen können. Ein rothes Körnerhäufchen findet sich nach Grub er im Stirn- zapfen des ungenügend studirten Strombidium oculatum. Gruber fand es sehr ähnlich dem Stigma der Euglenen, auch scheint es durch Alkohol gelöst zu werden. Unter den Par am ae einen finden wir einen körnigen Fleck ge- wöhnlich am vorderen Körperpol der Fron ton ia acuminata E. sp. (= Ophryogleua atra E. + acuminata E. Lieberk. 1856). Im durchfallenden Licht ist er meist schwarz (62,4); doch fand ihn Ehren b er g auch roth (wenn es richtig ist, die von ihm beschriebene Ophryoglena acumi- nata mit atra specifisch zu vereinigen). Auch die neuerdings von Fahre näher untersuchte Frontouia fusca Quenn. sp. besitzt den körnigen Fleck an der gleichen Stellen; er scheint nach den Abbildungen grünlich gefärbt zu sein. Weiterhin findet sich ein braunrother bis dunkelbrauner Pigmentfleck hei Ophryoglena flava Ehrb. sp. (= 0. flavicans Lieberk. 1856). Derselbe liegt in der Concavilät des halb- mondförmigen Mundes (62, 2 a), ist klein und unregelmässig. Er besteht aus äusserst feinen Körnchen. Dieser Fleck beanspruchte seit seiner Ent- deckung durch Lieb erkühn ein besonderes Interesse, weil zwischen ihm und dem Mund ein eigenthümliches kleines, glashelles Gebilde von uhrglas- bis napfförmiger Gestalt liegt (61, IIb; Durchm. = 10 ^it; sog. Ophryogl. flava Liebk. 15 u). Die convexe Fläche wendet das Körper- chen gewöhnlich dem Fleck zu; die concave schaut nach vorn und etwas mundwärts. Isolirt widersteht es Wasser längere Zeit, quillt jedoch all- '*') Bezüglich des sog. Auges der zweifelhaften Erythropsis Jv. Hertwig's verweisen wir auf den systematischen Abschnitt, da dies Wesen noch unsicher scheint und speciell das Auge stark hezweifelt wurde. Pigmentflecke (Au gen flecke). 1483 mählich auf und erhält häufig in der Mitte ein Loch (Liebeik.). Das Organ scheint nach den Erfahrungen Lieb erkühn 's, Claparede's und Lach mann 's, sowie Stein 's (1859) bei den Ophryoglenen all- gemein vorzukommen ; es ist jedoch nicht an die Gegenwart des Pigment- flecks gebunden, wenigstens findet es sich bei einer Art (sog. Ophryoglena flava Lieberk. nicht gleich Bursaria flava Ehbg.) ohne denselben. Ueber die Bedeutung des uhrglasförinigcn Organs fehlt jede gesicherte Vorstellung. Claparede und L. vermutheten in ihm ein Sinnesorgan, vermochten sich jedoch nicht zu entscheiden, welche Qualität sie demselben zuschreiben sollten. Stein scheint ihm ü1)erhaupt keine besondere Bedeutung beizulegen; er möchte es zu den Fettgebildeu stellen (bekanntlich sein Eefugium für alle stärker lichtbrechenden Einschlüsse); häufig lasse es sich von anderen Fcttkugeln des Körpers schwer unterscheiden. Ich halte diese Hypothese schon wegen Lieber- kiihn's Angabe über die Einwirkung des Wassers auf das Organ für zweifelhaft; doch be- richtet Fahre neuerdings, dass es Osniiumsäure energisch reducire. In der vorderen Körperspitze des Lagynus ocellatus (Daday 771) findet sich eine schwarze körnige Pigmentanhäufung, welche auch schon von Claparede-Lachmann wie Lieb er kühn (uued. Tf.) bemerkt wurde. Die ersteren hielten diese Ciliate für die Jugendform von Folliculina. Da letztere jedoch keine solche Pigmentanhänfung zeigt (Wright, Lieberkühn, Möbius), dürfte Daday's Auffassung des pigmentirten, äusserlich der jungen Folliculina ähnlichen Lagynus ocel- latus wohl richtig sein. Ein schwärzlicher körniger Pigmentfleck des vorderen Pols zeichnet ferner meist die Gattung Met opus aus (77, Ib, kf). Der aus sehr feinen Körnchen bestehende Fleck ist nach Stein scharf umschrieben, i-undlich bis halbmondförmig und ziemlich ansehnlich. Ick fand ihn jedoch mehrfach unregelmässiger und aus mehreren Klumpen gebildet. Vor ihm liegen interessanter Weise öfters 1—2 uhrglasförmige Körperchen, deren Concavität bald nach vorn, bald nach hinten gekehrt ist. Der im durchfallenden Licht schwärzliche Fleck erscheint bei auffallendem Licht „kreideweiss'; es handelt sich demnach nicht um eigentliches Pigment. Dafür spricht auch die wahrscheinliche Identität des Fleckes mit Körner- anhäufungen , welche sich bei nahen Verwandten im Vorderende finden. AVir wollen diese körnigen Einschlüsse daher an dieser Stelle besprechen, da über ihre Natur nichts Bestimmtes bekannt ist. Ein Fleck, welcher dem des Metopus ganz entspricht, findet sich bei Gyrocorys (79, 4a), deren nahe Beziehungen zu ersterer Gattung schon mehrfach betont wurden. Bei den ursprünglicheren Plagiotominen (Conchophthir us, Nyctotherus und Plagiotoma, wahrscheinlich jedoch auch Balan- tidiopsis) kehrt, wie gesagt, eine entsprechende Körneranbäufung wieder. Gewöhnlich liegt sie gleichfalls im Vorderende, besitzt jedoch meist einen viel erheblicheren Umfang, wesshalb sie nach Stein als Körnerfeld bezeichnet wnrd. Meist sind es sehr feine (molekulare. Stein) dunkle Körn- chen, seltener werden sie etwas gröber. Maupas rechnet sie zu seinen einfach brechenden Körnern, welche er vermuthuugsweise als Fett be- trachtet. Ueber letztere später mehr. Bei Nyctotherus cordiformis (66, 5b, kf) ist das Körnerfeld 1484 Ciliata. nur bei der var. Hylac dcutlieli , relativ klein und der vorderen Seite des Macronucleus als ein unregelmässig dreieekiger Fleck aufgesetzt. Ganz ebenso tritt es ursprünglich bei kleinen Individuen des Nycto- therus ovalis auf, fehlt jedoch diesen auch manchmal ganz. Bei den grösseren wächst es so erheblich an , dass das gesammte Entoplasma zwischen dem Nucleus und dem Corticalplasma des Vorderendes von der Körnermasse dicht erfüllt und zum Körnerfeld wird (66, 6a, kf). Nach Stein's Beschreibung soll das Feld jedoch nur die rechte Seitenfläche des Vorderendes (Rückenseite Stein) einnehmen, wie Ansichten auf die Kanten ergeben. Ganz ähnlich erscheint es bei N. Györianus. In beiden Fällen zieht vor der Mitte des Feldes gewöhnlich ein querer heller Spalt durch einen Theil desselben ; er beginnt am Bauchrand des Felds und erstreckt sich fein auslaufend bis nahe zur Rückseite, welche er gelegentlich erreicht. Auf diese Weise wird ein kleines vorderes Segment gewissermaassen abgesondert. Vermuthlich beruht die Spalt- entwicklung nur auf dem Eindringen eines hellen, körnerfreien Plasmas ('? Corticalplasma). Sowohl im Haupttheil wie im vorderen Segment tritt zuweilen eine ansehnliche Vacuole auf; bei Nyetotherus ovalis er- langt die allein vorhandene des Haupttheils manchmal eine sehr erhebliche Grösse und unregelmässige Gestalt. Enge Iniann beschreibt bei Conchophthirus curtus Engelm. ein in jeder Hinsicht an das des Nyetotherus erinnerndes Körnerfeld des Vordertheils, doch ohne die Diflferenzirungen des letzteren. Bei C. Anodontae findet es sich nur gelegentlich und schwächer. Ich rechne hierher endlich die centrale Anhäufung feiner Körnchen, welche Stein bei Balantidiopsis duodeni (6Sy 3 b) beschreibt; ebenso die ,, Molekularmasse'', welche nach demselben Forscher den Nucleus der riagiotoma Lumbrici (66, 7a— b) umhüllt und sich häufig als ein ziemlich scharf umschriebenes Band längs der Rückenseite hinzieht, am Hintcrende umbiegt und bauchwärts wieder bis zur Mundregion aufsteigt. c. Excretkörner und -krystalle. Im Entoplasma zahlreicher Ciliateu findet man spärlicher oder reich- licher körnige oder krystallinische Einschlüsse, welche im durchfallenden Licht dunkel, mit einem Stich ins Graugrüne bis Olivengrüne erscheinen, im auffallenden dagegen weisslich und ziemlich glänzend. Reichliche Anhäufung derselben macht daher die Thiere im durchfallenden Licht undurchsichtig, bräunlich bis schwärzlich, im auffallenden glänzend und gelblich weiss. Häufig ist, wie gesagt, die krystallinische Be- schaffenheit recht deutlich , indem die Einschlüsse theils ziemlich wohl- gebildete kleine, von scharfen Ebenen und Kanten umschriebene Kryställ- chen sind, theils dagegen sternförmige Zwillings- und Mehrlingsbildungen. Recht häufig kommt es nicht zur Entwicklung wohlgestalteter Krystalle, sondern zu den bekannten hantelförmigeu, faserig-krystallinischen Gebilden, indem von einem Punkt nach beiden Seiten ein ungefähr kegelförmiges Bündel feiner Krystallfasern ausstrahlt. Ein solcher Bau liegt zweifellos \ Körneranliäufungen der Plagiotominen. Excretkürner. 1485 auch den kleineren bantelförmigen Gebilden (äliulicb den sog. ,,dumbbells" der Harnsäure) zu Grunde, in welcher Form Maupas mehrfach die Exeretkörner antraf. Nur die Kleinheit verbinderte ohne Zweifel die Beobachtung des faserig- strahligen Baues. Zu dieser Voraussetzung be- rechtigt uns auch die Erfahrung, dass Hart ing*), unter dem Einfluss or- ganischer Substanzen gelegentlich ganz ähnliche Gebilde von kohlensaurem Kalk erhielt (vergl. speciell s. Taf. U, Fig. 6). Wir dürfen daher die krystalliniscbe Beschaffenheit der fraglichen Abscheidungen allgemeiner annehmen. Dazu gesellt sich die von Mäupas nachgewiesene Doppelbrechung Die Untersuchung im polarisirten Licht leistet daher bei der Ermittelung der Körperchen wichtige Dienste. Nach demselben Beobachter sollen die Exeretkörner nicht spröde und brüchig sein , sich bei Druck vielmehr breit quetschen und rissig werden, unter Verlust der Doppelbrechung. Stein (1859) bezeichnete sie hingegen bei Par am aecium Aurelia als spröde. Bezüglich ihrer chemischen Eigenschaften ist bekannt, dass sie weder von kaltem Wasser, noch Alkohol, Aether und sonstigen Lösungsmitteln des Fett's angegriffen werden ; sich in Essigsäure und Anmioniak schwer, leicht hingegen in den gewöhnlichen Mineralsäuren und kaustischem Kali lösen. Auch von heissem Wasser (70—80" C.) werden sie gelöst (Maupas 746). Färben lassen sie sich weder mit Jod noch anderen ge- bräuchlichen Farbstoffen; von Osmiurasäure werden sie nicht geschwärzt. Trotz dieser Ermittelungen bietet die Beurtheilung der chemischen Natur dieser Körper Schwierigkeiten, da unter den aufgezählten Reactionen keine eigentlich entscheidende ist. Schon Stein (1859, p. 68) ver- muthete in ihnen ,,eine Art Harnkörperchen", wozu ihn jedenfalls die Beobachtung veranlasste, dass sie bei Par am aecium Bursaria mit den Excrementen entleert würden. Letztere Angabe wiederholte auch Entz (1879), indem er die Einschlüsse für harn saures Natron er- klärte. Maupas konnte die Ausstossung nicht bemerken, schliesst sich aber der Entz 'sehen Deutung an. Beide halten es gleichzeitig für mög- lich , dass die Ausscheidung der Excretkörnchensubstanz auch nach vor- heriger Auflösung durch die contractilen Vacuolen geschehen könne. Ich glaubte früher**) in den Excretkörnchen Oxalsäuren Kalk vermuthen zu dürfen, so- wohl wegen Aehnlichlceit der krystallinischen Bildungen, wie der Keactionen. Ohne schärfere Reactionen, womöglich an grösseren Mengen gesammelten Materials, dürfte die chemische Natur des fraglichen Körpers kaum sicher zu enträthseln sein. Die krystallinischen Bildungen er- innern auch direct an Harnsäure, womit die übrigen Reactionen ziemlich harmoniren wurden. Jedenfalls steht soviel fest, dass hier ein Endproduct des Stoffwechsels vorliegt. Bei der zweiten Correctur kann ich noch zufügen, dass Rhumbler in einer eben er- schienenen Schrift (852) durch die Murexideration sicher nachzuweisen glaubt, dass die Excretkörnchen von Stylonychia (s. weiter unten) Harnsäure sind. Werden Stylonychien auf dem Objectträger mit Salpetersäure zur Trockne eingedampft und hierauf Kali zugesetzt, so sollen die erhalten gebliebenen Excretkörnchen deutlich blau werden, wie es für Harn- säure charakteristisch ist. Ich halte diese Angaben für ganz unwahrscheinlich. Sowohl von *) Harting, R6cherch. de morphologie synthct. etc. Naturk. Yerh. d. Kon. Akad. Deel. XIV. **) Zeitschr. f. wiss. Zoologie Bd. 30. p. 251. 1486 Ciliata. Salpetersäure wie von Kali werden die Kürnchcn gelöst: es ist daher ganz imbegreifiicli, wie sie Kli. nach dem Eindampfen mit genannter Säure nocli auffinden konnte. Entsprechende Versuche, welche ich mit Param. caudatum machte, zeigten denn auch nach dem Ein- dampfen mit Salpetersäure keine Spur der Körnchen mehr; bei Zusatz von NH3 oder KHO konnte ich eine Murexidfärbung nicht erzielen, was ich übrigens bei der geringen Menge Substanz auch nicht erwartete, selbst wenn sie Harnsäure ist. Khumbler will sich ferner bei Golpoda überzeugt haben, dass die Excretkörnchen durch die contract. Vacuole ausgeschieden werde. Dies geschehe jedoch nicht etwa, wie die früheren Beobachter annahmen, nach ihrer Auflösung, sondern in festem Zustand. Die Excret- körner zerfielen zunächst in kleine Krümel, welche von der Vacuole aufgenommen und mit deren Flüssigkeit entleert würden. Ja, bei encystirten Golpoda will er beobachtet haben, dass die Vacuole ein Concrement solcher Excretkorner umfloss und ausstiess, das so gross wie sie selbst war. Auch diese Angaben bezweifle ich sehr. Bis jetzt sah keiner der zahlreichen Beobachter je körnige Massen in der Flüssigkeit der Vacuole. Functionirte letztere in der von Rhumbler angegebenen Weise, so wären die Körnchen in ihr jedenfalls schon früher gesehen worden. Die Grösse der Excretkorner scliwankt sehr. Recht ansehnlich und meist auch in charakteristischen, krystallinischen Gestalten er- scheinen sie bei P a r a m a e c i u m A u r e 1 i a und caudatum, welche daher auch häufig zur Untersuchung gewählt wurden. Bald sind sie durch das ganze Entoplasma unregelmässig zerstreut, bald in gewissen Regionen besonders angehäuft. Bei den Para- maecien sammeln sie sich namentlich im Vorder- und JBinterende an; in ersterer Region bemerkte sie schon Ehren berg, was ihn vermuthen Hess, dass hier der Sitz des Nervensystems sei. Bei anderen scheinen sie sich speciell in der hinteren Region anzuhäufen; doch ist vorerst nicht zu entscheiden, ob die dunkelen Körnermassen, welche man hier bei Actinobolus (Entz), Prorodon farctus (Lieberkühn), Di- leptus (Lieberkühn), Lacrymaria (Clap. und L.) etc. findet, echte doppelbrechende Excretkorner sind, da Maupas ihr Vorkommen bei den Trachelinen und wohl auch Enchelinen leugnet. Bestimmter darf man die Ansammlungen im Schwanz der Urolepten hierher zählen, da bei den Hypotrichen echte Excretkorner sehr verbreitet sind (Stein, Maupas) und sich besonders im Vorder- und Hinterende anhäufen; speciell bei ge- wissen Oxy trieben (z. B. 0. pelionella) ist dies deutlich. Da Maupas jedoch mittheilt, dass die reichen Körneiansammlungen um den neuen Macronucleus der conjngirten Oxytriehinen hauptsächlich Para- glycogen sind, zum kleineren Theil doppelbrechende Excretkorner, so dürfte dies auch für die Körnermassen der gewöhnlichen Individuen gelten. In den beiden Körneransammlungen der Oxytricha pelionella (71, 9) liegt gewöhnlich je ein grösseres, rundes Körperchen mit hellem Inhalt und ziemlich dicker, dunkler Wand. Ob es ein kugliges Hohl- gebilde ist, scheint mir fraglich, es könnte möglicherweise auch biconcav oder ringförmig (Cohn) sein. Meist sind die Körperchen von einem schmalen, hellen Hof umschlossen, liegen daher Avohl in einer Vacuole. Ein solches Körperchen findet sich gelegentlich auch au einer anderen Leibesstelle dieser Oxytricha, umgeben von einem Häufchen der Excretkörner. 1487 gewöhnlichen feinen Körner; zwei entsprechende terminale kommen gewöhnlich bei Actinotricha saltans (Cohn , Entz) und Ampbisia oculata Mer. sp. (Mereschkowsky) vor. Cohn betont bei der ersten Gattung ihre Kingform bestimmt; Entz bezeichnet sie da- gegen als fettglänzende Kugeln (?). Körneranhäufungen scheinen (ab- weichend von Oxytr. pelionella) um die Körperchen letztgenannter Arten nicht aufzutreten. — Endlich trifft man die augeuartigen Körperchen häufig in erheblicher Zahl und z. Th. auch Grösse bei Onychodromus grandis und Stylony chia Mytilus im Entoplasma zerstreut, jedoch mit deutlicher Tendenz sich vorn und hinten anzuhäufen (71, 10 a, Stein, Engelmann). Der Einschluss jedes Körperchens in eine Vacuole ist meist recht kenntlich. Leider ist die Natur dieser Gebilde unerforscht; Stein hielt sie wie gewöhnlich für Fett, was unrichtig sein wird. Dass es besonders gestal- tete Excretkörner sind, würde mir am annehmbarsten erscheinen, wenn nicht Maupas' Erfahrungen auch auf Paraglycogen hindeuteten. Vielleicht weist das Vorkommen nicht unähnlicher, in Vacuolen ein- geschlossener Körper bei Loxodes, deren Uebereinstimmung mit den Excretköruern sicherer scheint, in ersterwähnter Richtung. Bei dieser Tracheline (60, 3 b, cv) zieht längs der ganzen Rücken- kante eine Reihe kleiner Vacuolen hin, von w^elchen jede ein dunkles, frei schwebendes Kügelchen einschliesst. Die Vacuolen folgen in ziemlich gleichen Abständen hinter einander und sind dem peripheri- schen Entoplasma eingelagert. Obgleich ihre Zahl bei Individuen gleicher Grösse ziemlich schwankt, ist doch deutlich, dass sie mit der Körpergrösse wächst. Die Vacuolen enthalten eine wässerige Flüssigkeit, denn das Kügelchen bewegt sich häufig tanzend in derselben (Engel mann 18G2, Bütschli). Seine Grösse schwankt etwa von 2,4 — 3,2 /(. Die bräunliche Farbe entspricht ganz jener echter Excretkörner; dabei erscheinen die Körperchen etwas runzlig granulirt oder zeigen zuweilen eine dicht aufliegende zarte Hülle (B.). Auch die Löslichkeitsverhältnisse stimmen mit den Excretköruern gut überein (in Alkohol, Aether und concentr. Essigsäure niclit, dagegen leicht und ohne Quellung oder Aufbrausen in CIH, NH^HO und KHO Bütschli). Dazu gesellt sich die grosse Aehnlichkeit der Concrementvacuolen des Loxodes mit den Excretvacuolen der Molluskenniere und ähnlichen Ge- bilden, welche in den hinteren Darmzellen mancher wirbelloser Thiere, z. B. Turbellaricn, Copepoden etc. entstehen und zweifellos Ausscheidungsproducte harnartiger Natur einschliessen. Auf diese Aehnlichkeiten deuteten schon Claparede-Lachniann und Wrzesuidw' ski iiin. Letzterer ver- muthete deshalb auch die Harnnatur der Concremente von Loxodes. Diese Auffassung scheint auch mir die annehmbarste; dagegen halte ich Maupas' Meinung, dass sie den sog. Eiweisskugeln der Radiolarien ent- sprächen, für unwahrscheinlich. — Eine ziemlich grosse Vacuole mit einem Häufchen dunkler Körner findet sich nach Schub erg gewöhnlich 1488 Ciliafa. im Vorderende der parasiliscbeii Bütschlia (57, 14); wahrscheinlich gehört dieselbe gleichfalls hierher. J. Muller entdockte die Concrementvacuolen von Loxodes (1856), versuchte jedocli keine Deutung. Clap aröde-Laclimann liielten sie für ganz problematiscli ; sie dachten auch an Otolithenbläschen. Stein erklärte s-ie, wie bemerkt, für Fett; Mag: gl (533) da- gegen für Myelin, ohne besondere Begründung. Ein Wort ist nachtraglich (2. Correctur) noch zuzufügen, über die eigenthümlichen An- sichten, welche Rhumblcr in seiner jüngst erschienenen Schrift (852) bezüglich der Excret- körperchen entwickelt. Wie schon oben bemerkt wurde, untersuchte er besonders Colpoda Cu cull u s. — Um die sehr kleinen Körnchen sah er gewöhnlich einen hellen Hof, welchen wir nach Analogie mit den ähnlichen Vorkommnissen wohl unbedenklich für eine Vacuole er- klären dürfen. E. gelangte hingegen zu der seltsamen Ansicht, dass diese Höfe „jüngstes" (d. h. ncugebildetes) „Protoplasma" seien, welches allmählich dem Entoplasma zugeführt Averde. Die Gründe hierfür sind meiner Ansicht nach ganz ungenügend. Bei Karminfütterung der Colpoden will E. bemerkt haben, dass die hellen Höfe ein wenig roth wurden, worauf die Färbung allmählig wieder scliwand und die Flüssigkeit der contr. Vacuole den röthlichen Ton annahm. Ferner sollen die Höfe allmählich schwinden, d. h. von dem Entoplasma auf- gelöst werden. Bei der Theilung geschehe dies besonders in der Thcilebene, Auf diese Befunde basirt E. die Hypothese, dass die Excretvacuolen „Assimilationskörperchen" seien, die der Nahrung die assimilirbaren Stoffe entzögen und zu jungem Protoplasma (helle Höfe = „Assimilationszonen" Eh.) verarbeiteten, welches sich allmählich dem Entoplasma zugeselle. Abgesehen von der grossen inneren ünwahrscheinlichkeit dieser Theorie , dürften auch ihre thatsächlichen Grundlagen , die Eichtigkeit derselben vorausgesetzt, nicht entfernt genügen , sie plausibler zu machen. Das Auftreten des gelösten Karmins in der Flüssigkeit der E.\'cret- vacuolen stimmt mit ihrer excretorischen Bedeutung gut überein, wogegen es ganz unerfind- lich ist, warum diese Erscheinung eine Assimilation und Protoi)lasmabildung anzeigen soll. — Auch die Ausscheidung der Flüssigkeit und des Karmins der hellen Höfe durch die contr. Vacuole, — wenn richtig, jedenfalls ein sehr interessantes Factum — spricht ganz in unserem Sinne. Einfach brechende Körnchen. Neben echten Excretkörnchen enthalten zahlreiche Ciliaten nach Maupas' Erfahrungen noch kleine rundliche Körnchen, von den ersteren durch einfache Lichtbrechung unterschieden. Viele besässen nur letztere Körnchen. Hierher rechnet M. speciell die körnigen Einschlüsse der Vor tic ellin en , die sich be- sonders im Hinterende manchmal so anhäufen , dass dasselbe ganz un- durchsichtig wird. Hierher sollen ferner gehören: die Körnchen der T ra- chelinen und vieler anderer Holotrichen, diejenigen zahlreiche Hete- rotricha (Stentor, Spirostomum), namentlich auch die Körner- anhäufuügen im Vorderende der Plagiotominen (s. oben p. 1483). Den einzigen Charakter dieser Einschlüsse bildet bis jetzt das ein- fache Brechungsvermögen, und Maiipas' Angabe, dass sie bei Osmium- säurebehandlung noch dunkler und undurchsichtiger werden. Er hält sie deshalb für Fett. Dies scheint mir aber noch ziemlich problematisch. Ueberhaupt beweist das AVenige, was bekannt ist, nicht einmal die Identität aller einfach brechenden Körner. Engelmann 's Angabe (G67), dass die Körnchen von Vorticella nebulifera kohlensaurer Kalk seien, kann ich nicht für richtig halten. E. will gefunden haben, dass sie sich bei Behandlung mit Schwefelsäure unter Aufbrausen lösen, worauf schwefeis. Kalk krystallinisch abgeschieden werde. Letzteres mag Excretkörncr. Fett. 1489 richtig seiu. Die EntwickluDg von Kohlensäure hingegen scheint un- richtig; ich habe wenigstens grosse Mengen von Vorticellinen mit Essig- säure behandelt, ohne je ein Aufbrausen zu bemerken. Meine Ansiclit war stets, dass auch die dunkeln Körnchen der Vorticellinen Kestproducte des Stoffwechsels sind und ich kann diese Vermuthung noch nicht für widerlegt halten, da ja auch einfachbrechcnde derartige Ausscheidungen vorkommen könnten, unter solchen Um- ständen scheint es aber möglich, dass Aehnliches auch für die einfachbrechenden Körnchen anderer Ciliaten gilt, um so mehr, als doppelbrechenden Excretkörnchen vielfach neben den einfach brechenden Körnern fehlen. Es scheint nicht sehr plausibel, dass gewisse Ciliaten Excretkörncr reichlich bilden, während Nächstverwandte keine festen Endproducte des Stoff- wechsels ausscheiden sollen. d. Fett*). So zweifellos es jedenfalls ist, dass Fettktigelchen und -tröpfchen zu den verbreitetsten Vorkommnissen im Entoplasma gehören, so ungenügend sind doch die thatsächlichen Nachweise. Stein (1859) hielt bekanntlich so ziemlich alles, was er von körnigen und einiger- maassen stark lichtbrechenden Einschlüssen beobachtete, für Fett oder Oel, ohne seine Vernnithung durch chemische Reactionen zu begründen. Auch die späteren Beobachter stützten ihr Urtheil meist nur auf das mikros- kopische Aussehen der betreffenden Einschlüsse. So kam es, dass wir nur ganz wenige zuverlässigere Angaben aufzählen können, da auch, wie vor- hin erörtert wurde, die Fettnatur der einfachbrechenden Körnchen Mau- pas' keineswegs erwiesen, z. Tb. sogar unwahrscheinlich ist. Die sicher beobachteten Fettköruchen waren stets sehr klein und ungefärbt; Schneider gedenkt solcher bei Anoplophrya branchiarum, Nussbaum bei Opalina Ranarum; Schewiakoff fand sie zahlreich durch das ge- sammte Entoplasma der Nassula aurea zerstreut. Auch die gelben kleinen Granulationen im Plasma des sog. Philaster digitiformis (== ? Uronema nach uns) dürfte Fahre richtig als Fett gedeutet haben; er vermuthet jedoch, dass sie dem Schleim des Seesterus entstammen, auf welchem die Ciliate lebt. Daday (837) spricht neuerdings von Oel- und Fetttröpfchen der Tintinnoinen, doch ohne Angabe von Reactionen. Certes (616, 724) will bei vielen Ciliaten eine Erfüllung des Plasmas mit feinen Fettkörnchen durch Färbungsversuche mit sehr ver- dünnten Lösungen von Cyanin und anderen Anilinfarben an lebenden Thieren nachweisen; dabei färbe sich das Fett. Auch Brandt (612) be- obachtete die Tingirung des Fetts im lebenden Thier durch Bismarckbraun. Balbiani (1881) sprach sich gegen die Deutung dieser Versuche aus; nach seiner Ansicht färben sich nicht die Fettkörnchen, sondern das Plasma. Auch Fahre (847 p, 56) äussert sich ähnlich. Ich habe kein Urtheil in dieser Sache. Zahlreiche Holotrichen sollen nach Stein und vielen Späteren gewöhnlich dicht mit grossen, glänzenden Oel- oder Fetttropfen erfüllt sein. Solche Einschlüsse finden sich in der That auch bei den meisten wohlgenährten Enchelinen, manchen Trache- *) Die Besprechung des Fetts an dieser Stelle und nicht oben neben den Kohlehydraten ist eine Folge unserer mangelhaften Kenntnisse. Auf diesem Wege erhalten wir einiger- luaassen einen Anschluss an möglicherweise verwandte Inhaltsbestandtheile. Bronn, Klassen des Thier -Reichs. Protozoa. 94 1 490 Ciliata. linen (Lionotus, Dileptus, Stein und W'rzcsniowsld); häufig aucli bei Opliryoglena und wolil noch anderen. Ich bin überzeugt, dass diese Gebilde meist kein Fett, sondern nichts anderes wie Nahrungskörper sind. Bekanntlich gehören die erwähnten Ciliaten zu jenen, welche andere Infusorien verschlingen; meist sind sie ungemein gefrässig, unter günstigen Bedingungen daher häufig mit gefressener Beute ganz vollgepfropft. Die verschlungenen In- fusorien werden bald desorganisirt ; ihr Körper schrumpft zu einem nahezu homogenen, glän- zenden Ballen oder Klumpen zusammen. Solcher Natur scheinen mir nun die vermeintlichen grossen glänzenden Oeltropfen oder -kugeln jener Enchelinen etc. zu sein. Ich selbst über- zeugte mich früher, dass die Kugeln von Prorodon und Trachelophyllum durch Carmin oder Fuchsin lebhaft tingirt werden, also jedenfalls kein Fett sind; dagegen spricht ferner, dass diese Einschlüsse, soweit meine Erfahrungen reichen, von Alkohol meist nicht gelöst oder wesentlich afficirt werden. Eine gewisse Einschränkung ist insofern zu machen, als wir früher erfuhren, dass manche Enchelinen (und wohl auch andere sich ähnlich er- nährende Ciliaten) ansehnliche Fetttropfen fressen können (s. p. 1480). Letztere sind dem- nach aber keine Erzeugnisse des Plasmas. K. Die Nuclei. Bekanntlich wurde bei der grossen Mehrzahl der Ciliaten nicht nur Mehrkernigkeit, sondern auch eine auffällige Differenzirung der Kerne nachgewiesen. Was die Mehrkernigkeit betrifft, so lässt sich gegemvärtig wohl behaupten, dass sie wenigstens bei sämmtlichen er- wachsenen Ciliaten besteht. Die specielleren Nachweise hierfür können erst die folgenden Abschnitte bringen. Im einfachsten Fall finden wir daher wenigstens zwei Kerne. Die bei den Meisten erwiesene Ver- schiedenheit der Kerne fällt, wie bemerkt, in der Regel sehr auf, indem die Nuclei der einen Art relativ sehr gross, die der anderen sehr klein sind. Aus diesem Grund wollen wir dieselben nach Maupas' (812) Vorschlag als Makro- und Mikronuclei unterscheiden. Wir geben dieser Benennungsweise mit Maupas deshalb den Vorzug, weil sie möglichst indifferent ist, d. h. über die Bedeutung beider Kernsorten nichts aussagt. Obgleich es ein Vorzug wäre, gerade dies bei der Namengebung zu Grunde zu legen, wird es doch erst dann mit Vortheil geschehen, wenn die Bedeutung der Kern-Differenzirung schärfer festgestellt und eine annähernde üebereinstimmung der Ansichten erzielt ist. Heute ist dies noch keineswegs der Fall. Auch Gruber (1S86) gebrauchte schon die Ausdrücke: Gross- und Kleinkern e. Wie schon in der Einleitung betont wurde, konnten die beiden Kern- sorten bis jetzt nicht bei sämmtlichen Ciliaten erwiesen werden. Immer- hin sind es nur wenige Formen, für welche das Fehlen der Differenzirung mit einer gewissen Berechtigung behauptet werden darf. Einige Forscher nehmen auch an, dass gewissen Ciliaten nur Makronuclei zu- kämen. Es scheint mir richtiger, erst bei der Specialbetrachtung der Mikronuclei auf diese Frage genauer einzugehen. Hier werde nur be- merkt, dass der zeitige Stand der Beobachtungen nicht auszureichen scheint, um die eine oder die andere Ansicht mit Bestimmtheit zu ver- treten; dass hingegen die Existenz der Kerndifferenz bei der überaus grossen Mehrzahl der Ciliaten, sowie ihr Vorkommen bei den Suctorien lebhaft für ihre allgemeine Verbreitung in der Klasse spricht, wenn es überhaupt erlaubt ist, in den biologischen Wissenschaften an Regel- raässigkeiten festzuhalten. Berücksichtigen wir das Angegebene, so scheint Nuclei (Allgemeines). Makronucleus. 1491 es eher gerechtfertigt, an gelegentliche Rückbildung der Differenzirung, als an den ursprünglichen Mangel derselben bei echten Ciliaten zu denken. Wir erinnern hier daran , dass unter den übrigen Protozoen nur bei einer einzigen Gat- tung der Dinoflagellata (Polykrikos) eine ähnliche Diffcrenzirung zweier Kernsorten wahr- scheinlich gemacht wurde (s. p. 978). Wir bezeichneten das Auftreten zweier verschiedener Kernarten bei den Ciliaten als eine Differenzirungserscheinung, d. h. wir nahmen an, dass dieser Zustand durch Diffcrenzirung ursprünglich gleicher Kerne nach zwei verschiedenen Richtungen entstanden sei. Die Gründe für eine solche Auffassung können erst in dem Kapitel über die Conjugation dar- gelegt werden; hier werde nur so viel bemerkt, dass die vorausgesetzte phylogenetische Entstehung aus ursprünglich gleichen Keroen sich noch jetzt im Verlaufe der Conjugation verfolgen lässt. Nichts spricht hin- gegen dafür, dass eine der Kernarten, etwa die Makronuclei, ursprüng- lich allein existirte und daraus die andere Sorte nachträglich hervor- gegangen sei. a. Die Makronuclei (Ma. N.) oder Nuclei schlechthin (Haupt- kerne, Grosskerne, secundäre Kerne [Bütschli 1876], Endoplast Huxley*), Kent etc.). Es darf bestimmt behauptet werden, dass ein oder mehrere Ma. N, normal gebildeten Ciliaten stets zukommen. Die wenigen vertrauens- werthen Beobachtungen , welche auf gelegentlichen Mangel dieser Kerne hinweisen , beziehen sich alle auf abnorme Zustände. Als Abnormität scheint daher, wenn auch selten, ein Mangel des Ma. N. vorzukommen. Dabei ist jedoch zu beachten, dass es sich in solchen Fällen nicht um völlige Kernlosigkeit handelt, da Mi. N. stets vorhanden gewesen sein dürften. Die ersten hierhergehörigen Erfahrungen machte Bütschli (1876, p. 98). Erfand einmal ein conjugirtes Paar von Paramaecium putrinum (jedenfalls kurz nach Beginn der Conjugation), dessen eines Individuum einen normalen, unveränderten Ma. N., das andere keine Spur eines solchen besass. Jedes Thier enthielt einen Mikronucleus. Hieran reiht sich eine nichtpublicirte Beobachtung desselben Forschers (1874) über einen kleinen farblosen Stentor (wohl zu St. coeruleus gehörig), in welchem gleichfalls jede Spur eines Nucleus vermisst wurde, Balbiani fand (1881) gelegentlich abnorme Para- maecium Aurelia ohne Ma. N. Solche Formen entständen in der Weise, dass bei der gewöhnlichen Quertheilung die Theilhälften des Ma. N. nicht in normaler Weise auf beide Sprösslinge vertheilt würden, sondern in einem derselben blieben. Aus solch anormaler Thei- lung geht demnach ein Individuum mit zwei und eines ohne Ma. N. hervor. Endlich bemerkt auch Jickeli (1S84), dass er selten Ciliaten ohne Ma. N. gefunden habe und deutet diese Erscheinung als eine abnorme oder senile. Es ist auch nicht unmöglich, dass ein Zu- grundegehen des Ma. N. als Senilitätserscheinung auftreten kann , weil wir wissen, dass dieses Organ eines periodischen Ersatzes bedarf. Andererseits scheint eine gelegentliche Erfahrung Bütschli's (1876, p. 98) anzudeuten, dass Mangel des Ma. N. auch als Folge abnormen Conjugationsverlaufes entstehen kann. Es ist eine offene Frage, ob solche, des Ma. N. entbehrende Ciliaten unbeeinträchtigt weiter leben können. Da sie nachweislich Conjugationen mit normalen Thieren eingehen *) Huxley, A Manual of the anatomy of invertebrated animals. 1877. 94* 1492 Ciliata. (Biitsclili, Parani. putrinum) , so ist iliiicn die Mögliolikeit der Rückkclir zum noruialcn Zu- stand geboten. Die allermeisten Ciliaten besitzen einen einzigen Ma. N. , welcher bei manchen recht eigenthiimlich gestaltet sein kann; dies verleitete häufig zur Annahme zweier bis zahlreicher Nuclei. Andererseits kennt man Jedoch auch einige Formen, welche im erwachsenen Zustand sicher zahl- reiche Ma. N. enthalten. Für andere, welchen eine solche Mehr- oder Vielkernigkeit gleichfalls zugeschrieben wird, sind die Acten noch nicht als geschlossen zu betrachten. Wir können erst weiter unten genauer auf diese Frage eingehen. Untersuchen wir daher zunächst die Fälle, in welchen die Einzahl des Ma. N. unzweifelhaft ist. Sie bilden, wie be- merkt, die grosse Mehrzahl. Form Verhältnisse und Lagerung des einfachen Makro- nucleus. Der Ma. N. liegt im Entoplasma, was namentlich daraus klar hervorgeht, dass er den Strömungen desselben häufig folgt, dann also auch keine bestimmte Lage hat. Im Allgemeinen dürfte es jedoch häufiger sein, dass er eine constante, wenn auch nicht bei allen Indivi- duen stets ganz übereinstimmende Lage besitzt. Diese Erscheinung mag z. Th. davon herrühren, dass die Strömung des Entoplasmas zu schwach ist, um den Ma. N. zu bewegen, oder z. Th. von einer wirklichen Befestigung desselben. Letztere kann entweder so geschehen , dass der Ma. N. äusserlich bis in die festere Region des Entoplasmas oder bis in das Corticalplasma eintaucht (was mehrfach angegeben wurde), oder durch besondere Plasmazüge von der Beschaffenheit des Corticalplasmas, welche sich zum Nucleus erstrecken. Eine Befestigung des Ma. N. am Corticalplasma durch An- oder Einlagerung wurde zwar vielfach an- genommen, jedoch nur in wenigen Fällen wirklich erwiesen. Den Ansichten, wie sie Claparede-Lachmann, Balbiani (1861) und Greeff (1870) über die Organisation der Ciliaten Legten, entsprach die Befestigung des Nucleus an der sog. Eindenschicht durchaus, weil ihnen das Entoplasma als Chymus oder Speisebrei galt, in welchem überhaupt keine Organe, geschweige ein so wichtiges wie der Nucleus liegen konnten. Klar ausgesj^rochen finde ich dies nur bei Lachmann (1856, p. 359) und Balbiani (1861). Kölliker's Angabe (1864), dass der Kern stets in der Rindenschicht liege, dürfte wohl auf Claparede-Lachmann's Darstellung beruhen; bei Stein (1859) findet sich Avenigstens kein solcher Hinweis. Directe Angaben über die Befestigung, resp. Einlagerung des Ma. N. in der Corticalschicht finde ich nur bei James -Clark für Trieb odi na und bei Everts für Vorticella. Gerade bei den Vorticelliuen scheint diese Befestigung auch ziemlich wahrscheinlich, obgleich wohl nicht all- gemein verbreitet. Jedenfalls ist aber auch bei diesen eine solch peri- pherische Lage des Ma. N. nicht durchaus bleibend , denn bei der Thei- lung nimmt er eine ungefähr centrale Position im Entoplasma ein. Auch der Ma. N. der Hypotrichen, an welchem bis jetzt nie Lageverände- rungen bemerkt wurden, dürfte wohl irgendwie an dem festeren Aussen- plasma befestigt sein. Andererseits muss jedoch betont werden, dass die Ma. N. mancher Formen, so z. B. die von Stentor und Bursaria be- Makronucleus (Form und Lagorung). 1493 Stimmt im Entoplasma liegen und soweit bekannt gleichfalls keine Orts- veränderuDgen erfahren , obgleich die Plasmaströmung ziemlich lebhaft ist. Genauere Untersuchungen werden vielleicht hier und anderwärts eine locale Befestigung ergeben, wie wir sie bei den jetzt zu erwähnenden Formen antreffen. Die erwähnten besonderen Plasmastränge zur Befestigung des Nucleus sind seltene Erscheinungen. Sicher nachgewiesen wurden sie bis jetzt nur von Schuberg bei Isotricha (65, 12a). Der Ma. N. dieser Gattung wird von einer hellen, dünnen, plasmatischen Schicht kapselartig umhüllt, welche in mehrere strangartige Fäden (Karyophoren) ausläuft. Letztere reichen bis zur inneren Grenze der Alveolarschicht, mit der sie zusammenzuhängen scheinen. Etwas Aehnliches findet sich nach Stein (1867) wahrscheinlich bei Nyctotherus ovalis. Hier liegt der ovale, nahezu quergestellte Makronucleus (06, 6a) auf der Grenze zwischen dem vorderen sog. Körnerfeld und dem grösseren, von Paraglycogen erfüllten hinteren Entoplasma. Beide Regionen des Entoplasmas scheinen durch eine dünne quere Schicht hellen Plasmas geschieden zu sein, welche sich rings am Nucleus befestigt, oder den- selben vielleicht umschliesst. Peripher lässt sich diese Plasmalamelle bis zu der relativ dicken Corticalschicht verfolgen , von welcher sie auszugehen scheint. Es muss jedoch betont werden, dass die quere Plasmaschicht nur auf einer von St ein 's Abbildungen deutlich gezeichnet ist und den kleineren Individuen mit schwach oder nicht ausgebildetem Körnerfeld ganz zu fehlen scheint. Neuere Untersuchungen von Schub erg und mir ergaben, dass diese Auffassung der Verhältnisse richtig ist. Wir müssen noch etwas eingehender über die erwähnten Ortsveränderungen des Ma. N. mancher Ciliaten im Entoplasma berichten, worüber die Beobachtungen in neuerer Zeit sich mehrten. Schon Stein bemerkte 1854 (p. 101), dass der Nucleus von Opercularia her- ber ina durch den „Nahrungsstrom" häufig etwas verschoben werde; auch bei Discophrya Planariarum fiel ihm die sehr verschiedene Lage des Nucleus im Entoplasma auf (p. 179), sowie dass er bei der Theilung stets in die Mitte rücke. Auch Maupas (1879) beobachtete den Ortswechsel des Nucleus von D. gigantea Mp. im Entoplasma. Dass diese Lage- änderungen durch die Contractionen des Körpers hervorgerufen werden, wie M. angibt, leuchtet nicht recht ein, da der Körper an anderer Stelle als uncontractil bezeichnet wird. Everts und Certes constatirten den Lagewechsel des Ma. N. dieser Opaline gleichfalls. — Claparede-Lachmann fanden den Nucleus von Chilodon Cucullulus an recht verschiedenen Körperstellen, ja er reisse sich gelegentlich von der Körperwand los und „flot- tire frei in der Verdauungshöhle" (1858, p. 336). Bei Paramaecium putrinum, welche parasitische Sphaerophryen (sog. Embryonen) enthielten, bemerkten sie lebhafte Ortsver- änderungen des Nucleus. Auch Balbiani betonte (1861) eine gewisse Verschiebbarkeit des Nucleus der Paramaecien. Ebenso beobachtete Quennerstedt Verschiebungen des Kerns im Entoplasma bei dem sog. Prorodon marin us Gl. u. L. (s. 408b, wahrscheinlich zu Holophrya gehörig) und noch deutlicher bei der Frontonia fusca Qu. sp. (Pano- phrys 40Sc). 1873 fand Bütschli, dass der Nucleus von Nassula aurea durch den sehr energischen Entoplasma-Strom im ganzen Körper umhergeführt werde; etwas später (1S74) beobachtete er auch bei Trachelophyllum Verschiebungen. Endlich bemerkte Maupas (1885), dass der Nucleus der sog. Tillina magna Grub. (= Conchophthirus) dem Ento- plasma-Strom folge und vermuthete dasselbe für Coleps hirtus. Schuberg (S43) beob- achtete das Gleiche bei Dasytricha, Schewiakoff (uned.) bei Nassula elegans und Frontonia 1 e u c a s. Aus dem Berichteten geht hervor, dass Ortsveränderungen des Ma. N. viel häufiger vorkommen, als gewöhnlich angenommen wird. Fraglicher bleibt dagegen, ob nicht in manchen der aufgezählten Fälle etwas anormale Verhältnisse vorlagen. Jeden- 1494 Ciliata. falls wurden die betrefleiideu Tliiere bei der Untersuchung mehr oder weniger gepresst, was schon zuweilen bewirken mag, dass der irgendwie schwach befestigte Ma. N. seinen Halt ver- liert und vom Entoplasma-Strom weitergeführt wird. Ich erinnere in dieser Hinsicht an die früher (p. 1480) mitgetheilte Erfahrung, dass die blauen Tropfen des sog. Pigmentflecks der Nassula aurea etc. vom Entoplasma-S'rom fortgerissen werden, sobald das Thier etwas ge- presst wird. An dieser Stelle haben wir endlich noch eigenthümlicher Beobachtungen über angebliche Bewegungen gewisser Ciliaten um ihren Ma. N. zu gedenken. Siebold (1845) berichtete zuerst, dass manche Ciliaten um den in ihrem Innern ruhig verharrenden Kern fortwährend rotirten; er schloss hieraus, dass der Kern ganz lose im Parenchym liege. Mit Ausnahme Clapare>de-Lachmann's bemerkte kein späterer Beobachter etwas Derartiges. Erstere glauben bei Prorodon margaritifer gleichfalls eine fortgesetzte Eotation des Thieres um die Längsaxe verfolgt zu haben, während der Ma. N. , der nach ihren Erfahrungen eine sehr charakteristische zweigliedrige Gestalt besitzt, fortdauernd dieselbe Lage bewahrte. Wenn beide Forscher die Ma. N.-Gestalt dieses Prorodon richtig beurtheilten; so wäre ihre Beobach- tung wohl beweisend. Es bleibt aber die Möglichkeit bestehen, dass sie die beiden optischen Durchschnitte eines queren hufeisenförmigen Nucleus für zwei Kernglieder hielten (obgleich sie dies bestimmt leugnen). Dann erklärte sich wohl, wie sie bei der Rotation der Thiere fortgesetzt dasselbe optische Durchschnittsbild verfolgten und es für einen zweigliedrigen Nucleus nahmen, welcher sich an der Eotation nicht betheilige. Dass Siebold's Angabe auf einer Täuschung beruhte, ist seit langer Zeit wohl allgemein anerkannt; wie gesagt, dürfte dies auch für Claparede-L achmann 's Beobachtung das Wahrscheinlichste sein. Indem wir zur Betrachtung der mannigfaltigen Gestalts Verhält- nisse des einfachen Ma. N. übergehen, betonen wir zunächst, dass seinen wechselnden Gestalten nur eine sehr beschränkte systematische Bedeutung zukommt. Zahlreiche Gattungen zeigen in ihren verschiedenen Arten grosse Mannigfaltigkeit der Ma. N.-Form. Obgleich dies bei verschiedenen Ord- nungen wiederkehrt, tritt doch in einzelnen eine gewisse Nucleusform als die herrschende hervor. Wir werden dies in der weiter unten folgen- den Uebersicht genauer darlegen; hier beschränken wir uns auf die Bemerkung, dass speciell gewisse He t er o trieben (Stentor, Spiro- stomum, Blepharisma) und manche Holo trieben (Prorodon, Lacrymaria, Ophryoglena) bedeutende Gestaltsverschiedenheit des Ma. N. innerhalb der Gattung zeigen. Dagegen scheint für eine und die- selbe Species gewöhnlich eine bestimmte Kernform charakteristisch, d. h. die Variation der Gestalt nur gering zu sein. Ob sich gelegentlich auch bei derselben Art eine auffälligere Variation findet, bedarf genauerer Untersuchung. Wahrscheinlich ist es für Blepharisma Muscu- lus Ehrbg. sp., bei welcher theils ein ovaler, theils ein rosenkranzförmiger Ma. N. vorzu- kommen scheint. Dass es sich um verschiedene Varietäten handelt, ist wahrscheinlich, kaum jedoch um differente Arten. Auch für Trachelius Ovum wird theils ein ovaler bis bis- quitf örmig er, theils ein bandförmiger Ma. N. angegeben. Es wird sich empfehlen, den folgenden Betrachtungen eine kurze Uebersicht der hauptsächlichsten Formen, welche der Ma. N. annehmen kann, vorauszuschicken. Die einfachste und zweifellos auch ursprüng- lichste ist die kugiige bis ellipsoldische. Durch einseitiges Auswachsen derselben entsteht die kurz band- oder wurstförmige , indem häufig eine schwache Krünjmung auftritt, welche bei stärkerer Entwicklung zur nieren- und hufeisenförmigen Gestalt führt. Noch stärkeres Längen wachsthum Makronucleus (Formverhältnisse). 1495 ruft langbandförmige oder strangartige Nuclei hervor, deren Längenver- bältnisse sehr mannigfaltig sein können. Recht häufig erreichen sie eine so bedeutende Länge, dass sie sich ein- bis vielfach schleifen- förmig zusammenbiegen, um Platz zu finden, Zahl und Hin- und Her- biegung dieser Schleifen variirt bei den verschiedenen Formen und häufig auch derselben Art sehr. Aus dem kurz- oder langbandförmigen Typus entwickelt sich der gegliederte oder rosenkranzförmige (auch perlschnurförmige genannt) dadurch, dass mehr oder weniger zahlreiche Einschnürungen auftreten, welche den Nucleus in eine verschiedene Zahl hintereinandergereihter Gliederstücke sondern. Die einzelnen Glieder sind meist ellipsoidisch, seltener kuglig, und hängen ge- wöhnlich durch recht feine Verbindungsfädchen zusammen. Re- lativ selten bleiben letztere dicker. Die Gliederzahl solcher Ma. N. schwankt ungemein. Bei zahlreichen Ciliaten erhebt sie sich nicht über zwei. Von dieser primitivsten Stufe ausgehend, finden sich alle möglichen Zahlen bis zu 20, 30 und 40 (abgesehen von besonderen Steigerungen der Zahl, welche erst später zu erörtern sind). Wie schon bemerkt wurde, findet man bei derselben Art häufig grosse Schwankungen in der Zahl der Kernglieder, indem sie im Allgemeinen w^ohl mit der Grösse der Thierc und der Länge des Ma. N. steigt. So wurden bei Steritor polymorphus und coeruleus 4 — 20, bei Condylostoina patens 8 — 25, bei Spirostomum ambiguum 10 — 40 Glieder gezählt (Stein 1867 und Maupas 1883). Stein gibt die Zunahme der Gliederzahl mit der Grösse für Condylo- stoma zu, stellt sie jedoch für Spirostomum und Stentor in Abrede. Jedenfalls werden ausser der Grösse noch andere Momente die Gliederzahl bestimmen, was schon daraus hervor- geht , dass die Gliederung bei verwandten Formen häufig ganz fehlt , deren Ma. N. , obgleich recht lang, einfach bandförmig ist. Das Hervorgehen der gegliederten Ma. N. aus dem bandförmigen Zustand wird dadurch bewiesen, dass dieser Bildungsvorgang sich bei jeder Theilung am Nucleus des Sprösslings wiederholt , wie später zu schildern sein wird. Dabei ergibt sich ferner, dass die mehrgliedrigen Nuclei nicht durch gleichzeitige Einschnürung in zahl- reiche Glieder entstanden, sondern durch wiederholte successive Ein- schnürungen und allmähliches Anwachsen der Gliederzahl. Auch die ver- gleichende Anatomie lehrt dasselbe; namentlich die Oxytrich inen zeigen eine sehr allmähliche Zunahme der Zahl, von 2 bis zu zahlreichen Gliedern. Ausserdem spricht hierfür die Erfahrung, dass auch an vielgliedrigen Nuclei zuweilen noch Vermehrung der Glieder durch Einschnürung einzelner zu verfolgen ist (Stein 1867 für Stentor), Bei gewissen Formen (Urostyla grandis und wahrscheinlich auch Dileptus Anser) wächst der vielgliedrige Ma. N. in ganz enormer Weise zu einem sehr langen verschlungenen Faden aus, wobei die Zahl der Glieder sich ungemein erhöht, auf Hunderte steigen kann, welche natürlich entsprechend kleiner werden. Die Feinheit der Verbinduugs- fäden macht es dann sehr schwer, den Zusammenhang der Glieder nach- zuweisen, r 1496 Ciliata. Nur äusserst selten findet sich Verästelung des Ma. N., während diese Erscheinung bei den Suctorien ziemlich häufig ist. Sicher beobachtet wurde solches bis jetzt nur bei Stentor polymorphus von Stein (1867), welcher einmal von einem Glied des rosenkranzfömiigen Kernes einen kurzen, zweigliedrigen Seitenast abgehen sah. Auch bei Bursaria truncatella beobachtete Schewiakoff einmal einen kurzen Seitenast des langbandförmigen Nucleus. Erst später sollen die Verhältnisse bei Opalinopsis erörtert werden, wo reichere Verästelungen vorübergehend vorkommen. Für sämmtliche weiter entwiclvelte Ma. N. ist zu beachten, dass sie im Beginne der Theilung zur primitiven, kugligen bis ellii^soidisclien Form zurückkehren und erst ihre Nach- kommen in den Sprösslingen wieder zur typischen Kernform auswachsen. Da dies rascher oder langsamer geschieht, so können Abweichungen von der typischen Nucleusform der Art z, Tb. auch auf nicht vollendeter Umgestaltung nach der Theilung beruhen. Die Unabhängigkeit der Ma. N.-Gestalt von der systematischen Ab- theilung verräth, dass vorzugsweise physiologische Gründe für dieselbe maassgebend sein müssen. Ein Ueberblick der Verhältnisse in der ge- sammten Abtheilung scheint denn auch zu lehren, dass als wesentlichstes Moment die Grössenentwicklung der Thiere in Betracht kommen dürfte. Natürlich gilt diese Regel, wie alle solche Abhängigkeiten auf biolo- gischem Gebiet, nur cum grano salis; da nämlich in den Einzelfällen sicherlich noch weitere Factoren ins Spiel kommen , so ist keine voll- kommene Herrschaft der Regelmässigkeit zu erwarten, besonders nicht bei Vergleichung weiter entfernter Gruppen. Die Regel wird meist um so deutlicher hervortreten, je enger die systematische Gruppe ist, welche untersucht wird. Neben der Grösse dürfte auch die Körpergestalt der Thiere einen gewissen Eiufluss auf die Form des Ma. N. äussern. Aus nachfolgender üebersicht der Mannigfaltigkeit der Nucleusgestalten wird die be- sprochene Eegelmässigkeit ziemlich deutlich hervorgehen. — Bei den kleineren und massig langgestreckten Ciliaten herrscht im Allgemeinen auch die einfachste, kuglige bis etwa kurz hufeisenförmige ]'''orm des Ma. N. vor. Dies finden wir bei den kleineren bis mittelgrossen Holotrichen der verschiedensten Familien. Besonders deutlich in der grossen Familie der Paramaecina und bei den Pleuren emina, deren Maximalgrösse bei kugliger bis ellipsoi- discher Kerngestalt etwa 0,3 erreicht. Eine Ausnahme bildet nur Urocentrum (bis 0,1) mit einem hufeisenförmigen, jedoch abweichender Weise quer- und ganz hinten gelagerten Ma. N. Massig bis sehr lang bandförmig wird der Kern nur bei grossen Arten von Ophryoglena (bis 0,5) , während kleinere den einfach ovalen Ma. N. aufweisen. Aehnliche Verhältnisse herrschen auch in der Familie der Chlamydo donta (Maximalgrösse bis 0,40). Eine Ausnahme bildet nur die ziemlich langgestreckte, jedoch keine übermässige Grösse erreichende Nassula brunnea Fahre mit langbandförmigem Ma. N. und die Gattung Opisthodon (0,18), welche nach Stein (1859) zwei dicht hintereinander liegende, kuglige Makronuclci be- sitzen soll; sie werden jedoch sicher die beiden Hälften eines zweigliedrigen Nucleus sein. Auch die kleineren und mittleren Formen der Holophr yinen zeigen in der Kegel die einfache Nucleusgestalt. Nur bei grossen und grössten Formen einzelner Gattungen , wie ge- wissen Holophrya-, Prorodon- und Lacrymaria- Arten begegnen wir lang bandförmig ausgewachsenen und z. Th. vielfach gewundenen Ma. N. Selten tritt ferner bei ansehnlicheren Arten die Kosenkranzform auf. Bei grossen Lacrymarien und Trachelophyllum Inder Gestalt zweier, mittels eines langen Verbindungsfadens zusammenhängender Glieder; bei Spa- thidium spathula E. sp. in vielgliedriger Ausbildung. Auch der gewöhnlich hufeisen- Makronucleus (Formverhältnisse). 1497 förmige Kern des mittelgrosseu Actinobolus zeigt nach Entz zuweilen Neigung zur Glie- derung. Die Kosenkranzform lierrsclit ferner bei den Trachelina. Nur Traclielius Ovum scheint zuweilen auch einen bandförmigen, häufiger jedoch einen zweigliedrigen Ma. N. mit einfacher Einschnürung, ohne Ausbildung eines längeren Verbindungsfadens zu besitzen. Bei den kleineren Amphilepten und Lionoten ist ein zweigliedriger Ma. N. mit kürzerem oder längerem Yerbindungsfaden Regel; doch erhält derselbe sich zuweilen auch bei bedeu- tender Grösse (so Lionotus Anser). Bei den grossen Formen, wie Loxophyllum und Dileptus Anser wird der Ma. N. vielgliedrig und sehr lang. Bei letzterer Gattung findet man ihn jedoch gelegentlich auch langbandförmig, meist jedoch in zahlreiche kleine Glieder- chen zertheilt. Wohl das interessanteste Auswachsen des Ma. N. , Hand in Hand mit dem des Körpers gehend, finden wir bei den Opalininen (abgesehen von Üpalina, deren besondere Verhältnisse später zu besprechen sind). Bei den kleinsten Formen von Anoplo- phrya etwa oval bis kurzbandförmig, wächst der Ma. N. bei den langgestreckten, wurmför- migen Arten dieser Gattung, wie auch bei Hoplitophrya, entsprechend in die Länge und wird sehr lang bandförmig. Zweigliedrige Bildung findet sich nur bei Opalina caudata Zell. Seltsamer Weise bewahrt dagegen der Ma. N. einiger grosser Arten die einfach ovale bis spindelförmige Gestalt; so bei der Gattung Discophrya, sowie den jedenfalls nahe verwandten Hoplitophrya Planariarum Sieb. sp. und recurva Gl. L. sp. Die ab- weichenden Verhältnisse bei Opalinopsis köuaen hier unberücksichtigt bleiben, da sie noch nicht ganz aufgeklärt sind. Analoge Verhältnisse bestehen im Allgemeinen bei den Heterotrichen. Die Gat- tungen, deren Angehörige geringe bis mittlere Grösse erreichen (so Ancistrum, Nycto- therus, Conchophthirus z. Th., Metopus, Balantidium, Gaenomorpha) und meist die kleineren Arten anderer Gattungen (so Blepharisma lateritia, Spiiostomum teres, Climacostomum patula, Stentor igneus, niger und multiformis, Folliculina z. Th.) besitzen einen einfachen Ma. N. Ein langl:)andförmiger ist auch hier im Allgemeinen den grösseren Formen eigenthümlich. Besonders schön finden wir ihn bei Stentor Eoeselii, Bursaria truncatella und Glimacostomum virens. Bei anderen gliedert er sich rosenkranzförmig mehr oder weniger zahlreich, so namentlich bei Stentor polymorphus und coeruleus, Folliculina Ampulla (wenigstens gewöhnlich, wie es nach Möbius scheint) und Condylostoma. Etwas abweichend erscheint das gelegentliche Auftreten solcher Ma. N. bei massig grossen Formen, so bei gewissen Individuen oder Varietäten der Blepharisma Musculus, bei Conchophthirus Steenstrupii (denn die von Q nenne r- stcdt und Stein beschriebenen mehrfachen Ma. N. sind ohne Zweifel nur Glieder eines rosen- kranzförmigcn Kernes). Auffallend abweichend verhält sich schliesslich nach Stein's Unter- suchungen die keineswegs besonders grosse Plagiotoma Lumbrici. Ihr Ma. N. ist zu einem relativ sehr langen und dünnen Strang ausgewachsen, welcher namentlich bei den grösseren Individuen so zahlreich in enge quere Schlingen gelegt ist, dass das Nucleusknäuel ein traubiges Aussehen erhält. Doch will sich Stein bestimmt überzeugt haben, dass ein continuirlicher, bandförmiger Ma. N. vorhanden ist. unter den recht kleinen bis massig grossen Oligotricha besitzen die minutiösen Halterinen einen einfach gestalteten Ma. N. Bei den grösseren Ophryoscolecinen wird er häufig etwas länger bis bandförmig. Etwas abweichend verhalten sich die Tinti nnoinen. Entgegen den früheren Beobachtern , welche denselben fast aus- nahmslos einen einfachen Ma. N. zuschrieben, glaubt Daday (837) jetzt die Vielkernig- keit der meisten nachgewiesen zu haben. Nur bei wenigen constatirte er einen einfachen Ma. N.; bei den übrigen dagegen 2, 4, 6, 8, auch 12—22 kuglige bis ovale, selten etwas nierenförmige Ma. N. Die Kichtigkeit der Beobachtung dürfte nicht zu bezweifeln sein; um so mehr dagegen Daday 's Ansicht, dass es sich um zahlreiche isolirte Ma. N. handle. Ob- gleich Verbindungsstränge nirgends nachgewiesen wurden, zweifle ich nicht im Geringsten an ihrem Vorhandensein und betrachte demgemäss den Ma. N. der meisten Tintinnoinen als einen gegliederten. Da Daday nirgends die Mögliclikeit solcher Verbindungsstränge erwähnt scheint er wohl nie danach gesucht zu haben. Die für mehrere Formen bestimmt geschilderte Anordnung der Glieder in einer geraden oder schraubig gekrümmten Reihe spricht sehr für 1498 Ciliata. unsere Deutung. Demnach bieten die Gestaltsverhältnisse des Ma. N, in dieser Familie viel Aehnlichkeit mit den gleich zu schildernden der Oxytr ichinen. Unsere frühere Bemerkung, dass in gewissen grösseren Abtlieilungcn eine Tendenz zu bestimmter Ma. N.-Gestalt herrscht, zeigen die Hypotrichen vielleicht am klarsten. Bei dieser Ordnung tritt auch eine Modification unserer Kegel deutlich hervor, da trotz bedeutender Kleinheit mancher Formen die einfache Ma. N.-Gestalt nirgends erhalten blieb. Inwiefern hierbei vielleicht Vererbung im Spiele ist, d. h. die kleinen Formen durch Reduction grösserer entstanden und dabei deren Ma. N.-Gestalt bewahrten, lässt sicli vorerst wohl nicht sicher ent- scheiden. Immerhin wird dies für die auffallendsten Abweichungen, so die sehr kleinen Aspidiscinen mit bandförmigem Kern in Frage kommen, da diese Gruppe sicher durch Verkümmerung aus cuplotinenartigen Formen hervorging. In den Familien der Peritromina und Oxytrichina herrscht der rosenkranzförmige Typus. Meist ist der Ma. N. zweigliedrig mit mehr oder weniger langem, feinem Verbindungsfaden. Diese Bildung erhält sich sowohl bei kleinen wie bei sehr ansehnlichen Formen. Bei einzelnen tritt eine Neigung zur Mehrgliedrigkeit hervor; doch lässt sich nicht behaupten, dass dies gerade die grössten wären. Bei Urostyla begegnen wir neben zwei- auch drei-, vier- und funfgliedrigen Ma. N., ja bei einer und derselben Art (U. Weissei) findet sich eine solche Variabilität. Letztere Erscheinung kehrt auch bei Onychodromus wieder, dessen Gliederzahl zwischen 4 und 8 schwankt, unter üroleptus (mit gewöhnlich zweigliedrigem Ma. N.) findet sich eine Art (ü. mobilis Eng.) mit sechsgliedrigem. Schwankungen zeigt auch Gastrostyla mit 2, 4, 5, vielleicht auch 6 Gliedern. Stein (1867, p. 66) beobachtete eine Süsswasseroxytrichine mit 8 — 16gliedrigcm Ma. N. Zu Gonostomum endlich, das gewöhnlich zweigliedrig ist, zog Maupas das G. pediculiforme Cohn sp., dessen Ma. N. aller Wahrscheinlichkeit nach rosenkranzförmig, mit 14 — 20 relativ kleinen Gliedern ist. Hier reiht sich endlich die Urostyla grandis E. sp. mit ihren Hunderten kleiner Kernglieder an , auf welche schon oben (p. 1495) hingewiesen wurde. Auch die sog. multinucleären Oxytrichinen, Epiclintes, gewisse Arten von Holo- sticha und üroleptus, die sich wahrscheinlich grösstentheils wie Urostyla grandis verhalten, schliessen sich hier an. Wir kommen auf dieselben später zurück. Bei den Euplotinen und Aspidiscinen finden wir z. Th. (Euplotes und Aspi- disca) den bandförmigen Typus, möglicherweise in Zusammenhang mit der geringeren Grösse. Bei Diophrys hingegen (und ähnlich dürfte sich wahrscheinlich auch Uronychia ver- halten) ist jedenfalls durch mittlere Verdünnung des Nucleus-Bandcs von Euplotes eine zwei- gliedrige Bildung entstanden. Zwar wurde der Vorbindungsfaden zwischen den beiden queren länglichen Gliedern, von denen das eine in der Vorder-, das andere in der Hinterregion liegt, noch nicht nachgewiesen; ich bezweifle aber nicht im Geringsten, dass er existirt. Auch die Peritricha zeigen eine offenbare Neigung zur Ausbildung einer bestimmten Ma. N.-Gestalt; bei ihnen herrscht jedoch die bandförmige vor. Nichtsdestoweniger findet man ovale Ma. N. bei kleineren Formen noch ziemlich häufig; so bei Spirochona, gewissen Scyphidien und Cothurniopsis. EigenthUmlich unregelmässig, jedoch nicht bandförmig, ist der Ma. N. von Trichodinopsis. Bei anderen kleineren Formen wird er mehr nicren- bis wurstförmig (Astylozoon, Glossatella, kleinen Arten von Vorticella, Epistylis etc.); auffallender Weise erhält sich ein hufeisenförmiger kurzer Ma. N. auch bei gewissen ansehnlichen Epistylis-Arten und den Opercularien. Bei den grösseren Trichodinen, Vorticellen, Carchesium, Zoothamnium und Vaginicola wird der Ma. N. dagegen langbandförmig. Selten tritt eine rosenkranzförmige Gliederung auf. Bekannt ist dies von der Gruber'- schen Licnophora Asterisci (^wahrscheinlich identisch mit L. Auerbachii Gohn sp.); auch bei Trichodina Pediculus fand James-Clark zuweilen den bandförmigen Ma. N. knotig eingeschnürt. Der hufeisenförmige Nucleus der Cyclochaeta Asterisci Gruber sp. endlich besitzt auf seiner convexen Seite einige Einschnitte, was wohl gleichfalls als eine An- näherung an die rosenkranzförmige Gliederung aufzufassen ist. Einige Worte fügen wir noch über die Lage des Ma. N. im Körper zu. Der einfach gestaltete Nucleus kleiner bis mittlerer Formen Malironucleus (Formverhältnibse. Lage im Körper). 1499 nimmt gewöhnlich eine nahezu mittlere Lage ein ; zuweilen ist er etwas nach vorn oder hinten verschoben. Sehr beträchtliche Verschiebung aus der mittleren Region ist selten; auf Urocentrum mit seinem weit hinten liegenden Kern wurde schon hingewiesen. Ganz unten auf der Haftscheibe liegt auch der Ma.N. von Trichodinopsis und gewissen Urceolarinen. — Schon bei ellipsoidischen Makronuclei ist häufig bemerkbar, dass die grosse Axe des Nucleus längsgerichtet ist ; doch sind Abweichungen nicht selten. Es gibt auch ganz quer gestellte, ellipsoidische bis nieren- und huf- eisenförmige Kerne; wir verweisen auf Ptychostomum64, 11; An- c i s t r u m , N y c t o t h e r u s 66, 6a ; U r o c e n t r u m 64, 15 ; 0 p e r c u 1 a r i a und einige andere Vorticellidinen. Langbandförmige und rosenkranz- förmige Ma. N. lagern sich bei ansehnlicher Streckung der Thiere stets der Länge nach. Auffallend tritt dies namentlich bei den Oxytrichinen hervor, deren zwei bis mehrgliedrige Kerne stets längsgerichtet sind, obgleich die Länge der Thiere meist keine auffallende ist. Auch die A m p h i 1 e p t i n e n und Andere mit ähnlicher Nucleusbildung zeigen dasselbe. Findet sich bei mehr rundlicher oder doch massig langer Körpergestalt ein bandförmiger Nucleus , so kann er auch quer gelagert sein (Urocentrum, Tricho- dina z. Th., sowie andere Vorticellinen mit massig langem Ma. N.), oder bildet, indem er den Körperumrissen gewissermassen folgt, vorn oder hinten eine schleifenförmige Umbiegung, resp. auch zuweilen an beiden Enden (Bursaria). Namentlich bei den Vorticellen, Carchesien und anderen Vorticellinen mit länger bandförmigem Nucleus ist die letzt- erwähnte Lagerung verbreitet. Der Hanpttheil des Nucleus zieht an der einen Längsseite des Körpers hinab und erfährt vorn parallel der Peristom- scheibe und hinten eine nahezu senkrechte Umbiegung. Bei sehr langgestreckten Vorticellidinen (Gerda, Ophrydium, Cothurnia etc.) geht der Ma. N. in einen vorzugsweise längsgerichteten Strang über, da die umgebogenen Enden relativ kurz werden. Aus diesen Beziehungen zwischen Form und Lage des Ma. N. zur Grösse und Gestalt der Thiere dürften gewisse Schlüsse zu ziehen sein. Sowohl die ansehnliche Grösse des Ma. N. wie der periodische Ersatzes desselben, weisen darauf hin. dass er sich bei dem Zustandekommen der Lebensprocesse, namentlich der Stoffwechselerscheinungen lebhaft betheiligen dürfte. Wie wir uns eine solche Wechselwirkung zwischen Ma. N. und Plasma auch denken mögen, so wird sie bis zu einem gewissen Grade von der Grösse der sich berührenden Flächen des Ma. N. und des Plasmas, im Ver- hältniss zu deren Massen, abhängen. Bei kugliger Ma. N.- Gestalt nimmt dieses Yerhältniss bei Zunahme der Masse, d. h. bei Vergrösserung der Thiere, fortdauernd zu Ungunsten der Fläche ab. Ist obige Annahme über die Wechselwirkung zwischen Plasma und Nucleus berechtigt, so erscheint erklärlich, dass der Ma. N. grösserer Infusorien die Kugel- gestalt gewöhnlich aufgibt und verschiedenartige Formen annimmt; wobei die Berührungsfläche zwischen Nucleus und Plasma stets relativ vergrössert wird. Dass letzteres, gleiche Masse vorausgesetzt, bei einem rosenkranzförmigen Kern noch ergiebiger der Fall ist, wie bei einem bandförmigen, ersieht man leicht. Andererseits mag bei dem Auswachsen des Ma. N. noch ein zweites Moment in Betracht kommen. Für eine solche Wechselwirkung zwischen Ma. N. und Plasma kann es wohl nur vortheilhaft sein, wenn die verschiedenen Körperregionen nicht sehr verschieden weit von dem Ma. N. entfernt sind, was eintritt, wenn die Nucleusmasse grösserer Infusorien auf einer Stelle in kugliger Form concentrirt bleibt. Bei 1500 Ciliata. langgestreckten grossen Infusorien zieht der langausgezogene Ma. N. meist durcli den ganzen Körper, wesshalb das umgebende Plasma zu den betreffenden Nucleusantlieüen überall in älinliclien räumlichen Verhältnissen steht, wie das Gcsammtplasma eines kleinen Infusors zu dem kugligen Kern. Dass das Gleiche durch eine wirkliche Vermehrung des Ma. N. erreicht wird , ist klar. Endlich führt die möglichst gleichmässige Erstreckung des Ma. N. durch den ganzen Plasmakörper noch einen dritten Vortheil herbei, auf welchen Gruber (841) zuerst hinwies. Die Beobachtungen an verstümmelten Infusorien zeigen , dass eine Regeneration nur hei Anwesenheit eines Theils des Kucleus eintritt; eine möglichste Aus- breitung des Ma. N. bietet den Vortheil, dass bei zufälliger Verstümmelung die abgetrennten Stücke des Körpers mit Nucleustheilen versehen und daher regenerationsfähig sind. Diese von Grub er ursprünglich für die sog. multinucleären Ciliaten ausgesprochene Idee würde auch für die hier in Betracht kommenden zu beachten sein. Ich glaube, dass dieses Moment nicht als das eigentlich bestimmende angesehen werden kann, sondern nur als ein nebenher laufender Vortheil. Dass Verstümmelungen bei den langkernigen Ciliaten häufiger sind, wie bei den primitiven, wäre wohl erst noch zu zeigen; auch scheint es mir bedenklich, zufälligen Verstümmelungen einen maassgebenden Einfiuss auf die morphologische Entwicklung einzuräumen. Das Vorkommen mehrerer getrennter Makronuclei. Nur bei einer Infusoriengattung:, Opalina, ist das Vorkommen zahl- reicher gesonderter Kerne im erwachsenen Zustand mit aller wiinschens- werthen Sicherheit erwiesen. Es sind kleine kuglige Kerne (65, 8— lOn), welche je nach der Grösse der Arten, resp. der Individuen, in verschiedener Zahl auftreten, da sie sich mit dem Wachsthum des Individuums fort- gesetzt durch Theilung vermehren. Engelmann's Entdeckung, welche Zeller später eingehender verfolgte, zeigte, dass die Opalinen ursprünglich meist mit einem Kern ihre Cysten verlassen und bei fort- schreitendem Wachsthum allmählich die hohe Kernezahl (bei Opa- lina Ranarum bis über 200) erreichen. Nur die sog. Op. caudata besitzt nach Z e 1 1 e r dauernd einen zweigliedrigen Nucleus. Die Kerne liegen dicht unter dem Corticalplasma, über die gesammte Ober- fläche in einfacher Schicht gleichmässig vertheilt, demnach im Ento- plasma. Obgleich die Vielkernigkeit der erwachsenen Opalinen keinem Zweifel unterliegt, bietet sie der Beurtheilung doch gewisse Schwierigkeiten. Bei Opalina wurde nämlich bis jetzt nur die beschriebene Sorte von Kernen gefunden und es scheint auch sicher, dass eine zweite nicht existirt. Dagegen sind bei einzelnen anderen Opalininen Mikronuclei neben dem ansehnlichen Ma. N. sicher nachgewiesen. Da nun die Kerne von Opalina sich nicht so wie der typische Ma. N. theilen, sondern wie wir später sehen werden, vollkommen nach Art der Mi. N., auf aus- gesprochen indirectem Weg, so kann man bei Opalina vorerst nicht von Ma. N. im Sinne der übrigen Ciliaten , also auch nicht von einer Vielheit solcher reden. Wir finden viele Kerne einer einzigen Art, welche sich in ihrem Theilungsmodus den Mikronuclei enger anschliesseu. Auch die Mi. N. kommen recht häufig in Mehrzahl vor. Anders liegen die Verhältnisse bei L o x o d e s R o s t r u m (60, 36, n). Diese grosse Tracheline enthält je nach ihrer Grösse ein bis zahl- Multiple Matronuclei. 1501 reiche kleine kuglige Kerne (bis 26 Biitsclili), welche sich deutlich als Ma. N. erweisen, weil neben jedem gewöhnlich ein sehr kleiner Mi, N. liegt. Wrzesniowski (1870) glaubte sich durch Färbungs- versuche überzeugt zu haben, dass diese Ma. N. Glieder eines langen rosenkranzformigen Kernes mit sehr feinen Verbindungsfäden seien. Bütschli (1876 p. 68) vermochte wie früher Balbiani (1861), Engel- mann (1862) und Stein (1867) weder durch Färbung noch durch Isolation der Kerne Verbinduugsfäden nachzuweisen, worin sich ihm später auch Balbiani (1881), Maupas (1883) und Gruber (1884) anschlössen. Da sich nun die Ma. N. von Loxodes bei der Theilung nicht wie die Glieder rosenkranzförmiger Kerne verhalten, d. h. sich nicht zu einem einheitliehen runden Kern zusammenziehen , vielmehr unverändert und ohne selbst getheilt zu werden, auf die beiden Sprösslinge übergehen (Bütschli 1876), so spricht zur Zeit alles dafür, dass Loxodes wirklich zahlreiche echte, gesonderte Ma. N. enthält. In neuerer Zeit w^urde die Auflösung des Ma, N. in zahlreiche, z. Th. sehr viele, kleine isolirte Kernchen oder Bruchstücke mehrfach beschrieben. Zuerst berichtete Foettinger (1881) derartiges für die Opalinopsis (einschliesslich Benedenia) der Cephalopoden. Man be- gegnet nur selten Individuen dieser Opalinine mit einheitlichem, laugstrang- f()rmigem und vielfach gewundenem Kern, welcher zuweilen auch durch Seitensprosse etwas verästelt erscheinen kann (65, 6b, 7c). — Bei Opa- linopsis Sepiolae wurde gelegentlich sogar ein ganz netzförmig ver- ästelter Nucleus beobachtet, dessen ziemlich unregelmässiges Maschenwerk allseitig in einfacher Lage unter dem Corticalplasma hinzog, ähnlich den zahlreichen Kernen von Opalina. Viel häufiger wie die beschriebenen Nucleusformen finden sich die mannigfaltigsten Zerfallszustände eines ursprünglich jedenfalls einheitlichen Xucleus. Der Zerfall schreitet all- mählich fort, bis eine Auflösung des Kernes in verschiedene Mengen theils rundlicher, theils mehr unregelmässiger und auch ziemlich ver- schieden grosser Bruchstücke eingetreten ist. Dieselben sind durch den ganzen Körper verbreitet (65, 6 c). Diese unregelmässige Fragmentirung erscheint derjenigen ganz analog, welche der zu Grunde gehende Ma. N. vieler Ciliaten während der Con- jugation erfährt; doch wurde bis jetzt Conjugation bei Opalinopsis nicht beobachtet; auch dürfte das Vorherrschen solcher Zustände ihre Ableitung von Conjugationen vorerst unwahrscheinlich machen. Berücksichtigen wir, dass nach Foettinger's Erfahrungen bei der Theilung der Opali- nopsis kein Zusammentritt der Fragmente stattzufinden scheint, so dürfen wir wohl annehmen, dass die Erscheinung thatsächlich eine Frag- mentirung des Makronucleus in zahlreiche, getrennte Bruchstücke ist. Wir können darin einstweilen eine Alterserscheinung vermuthen und ferner, dass die betreffenden Individuen wahrscheinlich erst wieder durch Conjugation in den Besitz eines neuen, einheitlichen Ma. N. ge- langen. 1502 Ciliata. Bei dieser Gelegenheit möge auch Jickeli's Angaben (1884)*) gedacht werden, welche einen Zerfall des Nucleus unter besonderen Verhältnissen wahrscheinlich machen sollen. Ich muss im Voraus bemerken, dass diese Beobachtungen nur sehr kurz und ohne Abbildungen mitgetheilt wurden, was recht zu bedauern ist, da viele Angaben so sehr von allem Bekannten abweichen, dass ich denselben nicht ohne Weiteres vertrauen kann. Bei Para- maecium caudatum will J. dreimal einen vollständigen Zerfall des Ma. N. dadurch hervor- gerufen haben, dass er die Thiere 8 Tage lang im Dunkeln hielt. Die Zerfallsproducte sollen sich durch unregelmässige Gestalt und Grösse, namentlich jedoch dadurch aus- zeichnen, dass die färbbare Substanz im Centrum jedes Bruchstücks angehäuft ist. Die Frag- mente glichen auffallend Amöben. Mir scheint diese Beobachtung vorerst ziemlich unsicher; ich halte es nicht für ausgeschlossen, dass die vermeintlichen Kernbruchstücke Parasiten, mög- licherweise sogar Sphaerophryen waren. — Bei P. putrinu m einer putriden Infusion, will J. einmal „krümelige Auflösung des Kernes" beobachtet haben. — Recht seltsam klingen ferner seine Angaben über den Zerfall und die Ausstossung des Kernes bei Chilodon Cucullu- lus und Colpidium Colpoda. An encystirten Individuen des ersteren soll der Kern in zahlreiche „Krümel" zerfallen, welche entweder im Plasma zerstreut würden oder „in eine gleich- zeitig entstehende Protoplasmaknospe einwanderten und sich mit dieser zugleich vom Organis- mus ablösten". „Der Kern scheint bei der Encystirung schliesslich ganz herausgeworfen zu werden, da kernlose Cysten nicht gerade selten sind." Bei Colpidium Colpoda soll sich vom Ma. N. zuweilen ein beträchtlicher Theil ablösen, welcher hierauf „in eine grosse Anzahl Theilstücke zerfiel, die dann nach einander am hinteren Ende an der Vorderseite" {Ventral- seite ?) „des Thierchens ausgestossen wurden". Dabei soll auch Protoplasma austreten. Wie gesagt, kann ich diesen Angaben vorerst kein Vertrauen schenken. — Manche Angaben über Zerfall des Ma. N. , welche im Laufe der Zeit mitgetheilt wurden, beziehen sich sicher oder doch sehr wahrscheinlich auf Zerfall in Folge von Conjugation; sie sollen daher erst später erwähnt werden. Für einige Holo- und Hypotriclien wurde in neuerer Zeit zu erweisen versucht, dass sie statt eines einheitlichen Makronucleus eine grosse Zahl kleiner Kernchen von theils rundlicher, theils jedoch auch etwas iinregelmässiger Gestalt enthalten. Maupas (1883) zeigte dies zuerst für H o 1 o p h r y a o b 1 o n g a Mp. , L a g y n u s elongatus Gl. L. sp. (wahrscheinlich eine Chaenia und vielleicht identisch mit der von Gruber 1884 und 1887 unter dem Namen Gh. teres studirten Form), ferner für die Hypot riehen: Holosticha Lacazei Mp., H. multinucleata Mp. und Uroleptus roscovianus Mp. Gruber fügte dazu 1884 noch die grosse Trachelocerca phoeni- copterus (bei welcher auch ich 1883 zahlreiche Kerne beobachtete) und 2 Hypotriche, welche er als Oxytricha (Holosticha) flava Cohn sp. und *) Da Jickeli in der Einleitung seiner Arbeit bemerkt, dass dieselbe im zoologischen Institut zu Heidelberg begonnen wurde, muss ich mein Verhältniss zu diesen Unter- suchungen kurz betonen, indem es scheinen könnte, als seien die mitgetheilten Resul- tate unter meiner Theilnahme entstanden und hätten meine Zustimmung gefunden. Allerdings entstanden J.'s Studien auf meine Anregung, speciell zur Beantwortung der von mir für 1884 gestellten Preisfrage, nach dem feineren Bau der Infusorienkerne im Hinblick auf die neueren Errungenschaften in der Histologie der höheren Thiere. In der kurzen Zeit, welche Jickeli auf meinem Laboratorium mit Infusorien beschäftigt war, erzielte er keine nennenswerthen Resultate, speciell keines der in seiner Arbeit mitgetheilten, gegen welche ich mich hier aus- sprechen muss. Er gelangte bald zu so abweichenden Ansichten über den Infusoriennucleus, dass ich an dem weiteren Verlauf der Arbeit kein Interesse fand und J. seine Untersuchung auf meinem Institut nicht weiter fortsetzte. Multiple Makroiiuclei. 1503 Scutellura Cohn sp. bezeichnete. 1887 untersuchte er die beiden Letzt- genannten nochmals und beobachtete ähnliche Zustände bei Epiclintes auricularis Cl. L. sp. sowie einer zweiten angeblichen Art dieser Gattung, E. vermis Grb.*), lerner bei einem unbestimmten Uroleptus; gleichzeitig bestätigte er Maupas' Beobachtung an Holophrya oblonga und wies die Vielkernigkeit bei einer fraglichen zweiten Art der Trachelocerca (minor Grb.) nach. Die kleinen Kernchen der erwähnten Ciliaten sind theils noch ziem- lich ansehnlich, etwa den Gliedern eines vielgetheilten rosenkranz- förmigen Nucleus gleichend, theils dagegen sehr minim, so namentlich bei den von Gruber studirten Trachelocercen. Doch scheint mir zweifelhaft, ob das was Grub er 1S84 bei Tr. phoenicopterus z. Th. Kernchen nennt, wirklich einzelne Kernstücke waren; denn er zeichnet zuweilen um Gruppen derselben einen ovalen feineu ümriss, was die Vermuthung nahe legt, dass eigentlich jede solche Gruppe ein Kern sei und die kleinen Körperchen stärker gefärbte Nucleoli. Auch fand ich bei der von mir untersuchten Trachelocerca phoenicopterus viel weniger und grössere Kerne i^s. T. 57, lOd). Wie gesagt, sind die zahlreichen Kernchen genannter Ciliaten meist rundlich bis oval und häufig grössere und kleinere vermischt. Bei einem unbestimmten Uroleptus fand sie Grub er (1887) kurzbandförmig. Bei keiner der aufgezählten Arten konnten die Beobachter Verbindungs- fäden zwischen den Kernchen finden; Grub er ist daher überzeugt, dass es sich bei allen um isolirte, vollkommen getrennte Nuclei handle. Maupas (1883) urtheilt vorsichtiger. Er ist zwar gleichfalls der Meinung, dass die Kernchen der von ihm beobachteten, oben genannten Ciliaten isolirt seien, gründet sich jedoch, ausser auf den Mangel der Ver- bindungsfäden, hauptsächlich auf seine Erfahrung, dass wenigstens Holo- sticha multinucleata, Holophrya oblonga und der sogenannte Lagynus elongatus bei der Theilung keine Vereinigung der zahlreichen Kernchen zu einem einheitlichen Ma. N. zeigen. Da letzteres bei der Theilung rosenkranzförmiger Ma. N. stets eintritt, so ist M. überzeugt, dass bei den drei genannten Arten ein sehr vielgliederiger Rosen- kranzzustand nicht vorliegen könne. Nun erfuhren wir aber, dass bei Urostyla grandis E. sp. eine Zergliederung des Makronucleus besteht, welche jener der meisten angeführten Formen nichts nachgibt, ja sie z. Th. an Zahl der Kerngliederchen übertrifft. Balbiani glaubte noch 1861 mit Stein (1859), dass der Nucleus dieser Hypotriche nur während der Theilung sichtbar sei, obgleich er richtiger wie letzterer keine Neubildung vor jeder Theilung annahm, sondern nur eine Zusammen- ziehung des in unsichtbare Granulationen zergliederten, seinem Wesen nach aber rosenkranzförmigen Nucleus. 1881 gelang es ihm nach- zuweisen, dass, wie Bütschli schon 1873 gezeigt hatte, die kleinen *) Es ist bedauerlich, dass Gruber nicht mehr W'erth auf die genaue Bestimmung, resp. auf die genügende Feststellung der übrigen Organisationsverhältnisse der untersuchten Ciliaten, speciell der Hypotrichen legte. Ein Tlieil der zwischen ihm und Entz (1S84) in der Kernfrage bestehenden Differenzen wäre dadurch wohl erledigt worden. 1504 Ciliata. Gliederstücke des Makronucleiis auch in gewöhnlichen Individuen zu beobachten sind, sowie, dass sie nicht isolirt, sondern durch feine Verbindungsf'äden zu einem sehr langen und vielfach verschlungenen, rosenkranzförmigen Ma. N. vereinigt sind. Ein analoger Fall scheint bei dem grossen Dileptus Anser 0. F. M. sp. vorzuliegen. Man be- gegnet von dieser Art zuweilen Individuen mit lang bandförmigem Ma.N. (Clap., Lac hm., Lieb er k. uned T.); häufiger jedoch solche mit lang rosenkranzförmigem (Ehren b. Amphil.moniliger, Lieberk. unedT., Stein 1859, Qu enn erste dt 408a U.A.). Die meisten Exemplare zeigen aber eine sehr grosse Anzahl (circa 200) kleiner Kernchen von rundlicher bis läng- licher Gestalt, z. Th. vermischt mit etwas grösseren (schon Lieb erkühn u. T., Qu en nerstedt 408 c., Bütschli 1875 uned. Beob., Maupas 1883 Dil. margaritifer). Letztere Formen hielt Stein (1859 p. 94) für kernlos; jedenfalls beobachtete auch Wrzesniowski (1870) solche Thiere, da er gleichfalls keine Kerne zu finden vermochte, obwohl er sie deut- lich abbildet. Neuere Beobachtungen mit sehr starken Vergrösserungen Hessen mich z. Th. zwischen den kleinen Kerngliederchen feinste Ver- bindungsfädchen erkennen , so dass ich auch die letztbeschriebenen Zu- stände von Dileptus auf einen sehr zergliederten, rosenkranzförmigeu Ma.N. ähnlich Uro styl a grandis zurückführen möchte. Dafür spricht auch das Vorkommen der Individuen mit band- oder rosenkranzförmigem Nncleus, welche vermuthlich solche sind, die erst vor Kurzem aus der Theilung hervorgingen. Leider wurde das Verhalten des Makronucleus bei der Theilung dieser Ami^hileptine noch nicht studirt. Neuerdings (1887) konnte nun Grub er für eine der oben erwähnten Hypotrichen, die sog. Holostich a Scutellum, nachweisen, dass sie sich bei der Theilung genau so verhält wie Urostyla grandis, d. h.: dass sich alle Makronucleuselemente mit Beginn der Theilung zu einem einheitlichen rundlichen Kern zusammenziehen, dessen Hälften sich erst in den Sprösslingen wieder in zahlreiche Kernchen auflösen. Ich stehe nun durchaus auf dem Standpunct Maupas', welcher in der Zu- sammenziehung des Makronucleus vor der Theilung den Beweis erblickt, dass ein Zusammenhang der Kerngliederchen besteht. Auch die voll- ständige Analogie zwischen Urostyla grandis und der sog. Holo- sticha Scutellum Gruber macht es sehr wahrscheinlich, dass bei der letzteren Verbindungsfäden zwischen den Kerngliederchen existireu, aber keine isolirten zahlreichen Makronuclei. Die Voraussetzung einer solchen Nucleusbeschaffenheit erklärt die Zusammenziehung vor der Theilung sehr einfach; die Erscheinung tritt dadurch der an band- und rosenkranzförmigen Nuclei allgemein verbreiteten einfach zur Seite. Bei Annahme der Isolirtheit der Kernchen bleibt ihre Verschmelzung vor jeder Theilung durchaus räthselhaft und ohne jede Analogie mit den Theilungsvorgängen vielkerniger Zellen wie derjenigen Ciliaten mit nachweisbar zahlreichen Nuclei (Opalinen und Loxodes), wo eine Verschmelzung nie eintritt. Letzteres gilt auch, trotz Grub er 's u. A. abweichenden Angaben, sicher Makronuclei (Multiple). 1505 für die in Mehrzahl vorhandenen, von einander isolirten Mikronuclei, welche sich vor der Theilung nie vereinigen. Ich halte es für sehr wahrscheinlich , dass sich ausser der sogen. Holosticha Scutellum unter den oben aufgeführten Ciliaten noch andere finden, deren angeblich isolirte, kleine Makronuclei vor der Theilung zusammentreten und welche daher gleichfalls einen rosenkranz- förmigen Ma. N. besitzen werden. Ob dies für alle gilt, ist natürlich unsicher, da ja auch Formen mit wirlilich fragmentirtem Ma. N. darunter sein können. In dieser Beziehung ist beachtenswerth , dass Entz bei Trachelocerca phoenicopterus stets einen einfach runden Ma. N. beobachtet haben will (1884), der möglicherweise auch zuweilen vorkommen kann (ich zweifle nicht, dass die von Gruher, Entz und mir unter diesem Namen beschriebenen Ciliaten thatsächlich identisch waren). Weniger bedeutsam scheint es dagegen, dass Entz auch bei Holo- sticha flava E. sp. und Scutellum Cohn sp. einen zweigliedrigen Ma. N. (wie bei den Oxytrichinen gewöhnlich) fand, denn Grub er 's Angaben und Abbildungen über die von ihm mit denselben Namen bezeichneten Hypotrichen sind viel zu ungenau, um ihre Identität mit den von Entz beschriebenen behaupten zu können. Was endlich den Umstand betrifft, dass weder Maupas noch Grub er bei den betreffenden Ciliaten Verbindungsfädchen nach- zuweisen vermochten, so lege ich darauf vorerst nicht allzuviel Werth. Speciell Gruber's Beohachtungen , welche nur an gefärbten und aufgehellten Präparaten angestellt wurden, be- weisen in dieser Hinsicht wenig. Wir werden später erfahren, dass gerade die Verbin- dungsfäden sich gewöhnlich nur schwach oder nicht tingiren, weshalb sie selbst bei Ciliaten, deren rosenkranzförmiger Nucleus am lebenden, resp. zerflossenen Thier auf den ersten Blick klar ist, an gefärbten und aufgehellten Präparaten häufig recht schwer nachzuweisen sind. Man vergleiche z. E. Gruber's Abbildungen gefärbter rosenkranzförmiger Kerne in der Arbeit von 1884 (693), wo nirgends Verbindungsfäden angegeben sind. Gruber bezeichnete 1884 die heiden Kernglieder der Oxytrichinen als isolirte Kerne, scheint daher auch deren Verbindungsfaden nicht gefunden zu haben. Maupas' Untersuchungen halte ich für vertrauenswerther; doch ist der Nachweis feiner Verbindungsfädchen so schwer, dass ich auch seiner Versicherung: dieselben existirten bei allen von ihm beschriebenen sog. multinucleären Ciliaten nicht, vorerst einige Zweifel entgegenstelle. Einige historische Bemerkungen über die rosenkranzförmigen Kerne der Oxytrichinen werden obige Mahnung zur Vorsicht weiter rechtfertigen. Noch Stein (1859) erklärte die Kernglieder sämmtlicher Oxytrichinen für isolirte unzusammenhängende Ma. N. ; erst Bal- biani (1860 und 1861) gebührt das grosse Verdienst, den Zusammenhang der Glieder vielfach erwiesen zu haben, so dass über die allgemeine Verbreitung der Erscheinung kein Zweifel bleiben konnte. Obgleich Stein noch 1867 Balbiani's Angaben misstraute, konnte sie Bütschli (1876) durchaus bestätigen; ebenso später Maupas (1883). Dagegen sprachen Entz (1884) und Grub er (1884), abgesehen von Anderen, stets von den beiden Kernen der Oxytri chinen ; auf den zahlreichen Abbildungen des ersteren ist ein Veibindungsfaden nirgends angegeben. 1886 behauptete Nussbaum von Neuem sehr bestimmt, dass die 4 — 6 Kern- glieder seiner sog. Gastrostyla vorax ganz getrennt seien. Ich kann aus diesen Angaben nur entnehmen, dass etwas mehr Geschicklichkeit zum Nachweis der Verbindungsfäden gehört, als die heute beliebte Färbetechnik erfordert und dass es zu diesen Beobachtungen nicht ge- nügt, einige Infusorien zu tingiren und einzubalsamiren. Etwas mehr Vorsicht und genauere Bekanntschaft mit den von früheren Forschern geübten Methoden möchte ich aber namentlich den Herren Histologen bei ihren gelegentlichen Excursionen auf dieses Gebiet empfehlen. Auch für die zweigliedrigen Ma. N. der Lacrymarien und Llonoten erwies Bal- biani (1860 u. 1861) zuerst den Verbindungsfaden; für letztere Gattung bestätigte dies Wrzes- niowski allgemein (1870), auch Bütschli (1873), Entz (1879 und 1884 Amphileptus) sowie Maupas überzeugten sich gelegentlich von dessen Existenz. Dass die Beobachter den Bronn, Klassen des Thier-Keiclis. Protozoa. 95 150G Ciliata. Verbindungsfaden nicht stets nachzuweisen vermochten (Entz Lionotus grandis 1S84, Maupas Acineria incurvata) kann nicht besonders überraschen. Feinerer Bau des Makro nucleus. Membran. Da an allen grösseren, genauer stiulirten Ma. N. eine feine HüUmembran leicht und sicher nachzuweisen ist, sind wir durchaus berechtigt, ihre Existenz für sämmtliche Ma. N. anzunehmen. Dass es in einzelnen Fällen selbst geübten und guten Beobachtern (z. B. Maupas bei Colpoda Cucullus) nicht glückte, eine Membran zu finden, scheint mir ihrer allgemeinen Verbreitung gegenüber nicht ins Gewicht zu fallen. Ich bin wenigstens von dem Walten von Regel und Gesetz in den natürlichen Er- scheinungen zu überzeugt, um vereinzelten abweichenden Angaben besondere Be- deutung beizulegen, namentlich wenn dieselben besonders schwierige und kleine Objecte (wie Colpoda) betreften. Ich lege daher auch keinen grossen Werth auf Jickeli's An- gaben, dem es nur in seltenen Fällen gelang, eine Membran sicher zu erweisen. Dies nihrt wohl vorzüglich daher, dass er sich auf die Untersuchung gefärbter und in Harz ein- geschlossener Infusorien beschränkte. Bei der Ciliate, deren Kernmembran er am deutlichsten beobachtete, wandte er gerade ein anderes Yerfahren an, die Isolirung der Kerne nämlich. (Ob diese Form jedoch Loxodes war, wie J. angibt, scheint recht fraglich, da nur von einem Ma. N. und Mi. N. die Eede ist, während diese Gattung bekanntlich zahlreiche kleine Makronuclei besitzt). Die klarsten und überzeugendsten Beweise für die Existenz der Membran liefern Isolationen der Makronuclei, welche bei vielen Ciliaten durch Zerfliessenlassen des Körpers leicht gelingen. Die Membran hebt sich dann unter der Einwirkung des Wassers, welches die Kernsubstanz zur Gerinnung bringt, allseitig oder nur theilweise vom Inhalt ab. Verdünnte Essigsäure (1 — 2 ^Jq) oder ähnlich wirkende Reagentien vermehren die Deutlichkeit der Erscheinung häufig sehr, da sie den Inhalt noch stärker condensiren. Die Membran erscheint als ein sehr feines, jedoch häufig deutlich doppeltconturirtes Häutchen , welches nach Aussen wie Innen scharf begrenzt ist. Eine Structur desselben wurde bis jetzt noch nicht bemerkt. Dass es sich nicht um etwas Künstliches handelt, lehrt die ganze Erscheinung. Zum Ueberfluss gelingt es jedoch auch an gepressten, lebenden CiHaten die Membran zu bemerken und sich zu überzeugen, dass sie schon bei lebenden Stylonychia und Vorticella durch eine feine helle Zone (wahrscheinlich Flüssigkeit) vom Kerninhalt geschieden ist (Bütschli 1876, p. 64). Bei längerem Verweilen der isolirten Kerne in Wasser oder ver- dünnter Essigsäure löst sich die Membran allmählich auf (Bütschli 1876); jedenfalls darf sie daher nicht mit Stein (1854 für Opercularia) als cbitinartig bezeichnet werden ; auch eine celluloseartige Beschaffenheit, welche Brandt (1882) der Kernmembran der Amöben zuschreibt, kann schwerlich in Frage kommen, Tingiren lässt sich die Membran wenig bis gar nicht, was ihre Beobachtung an gefärbten Präparaten erschwert, auf welchen sie vom anliegenden Entoplasma häufig nicht klar zu unterscheiden ist. Makronuclei (Membran). 1507 Die Membran umgibt natürlich auch die langbaudförmigen und rosen- kranzförmigen Ma. N. Sind die Verbindungsfäden zwischen deren Gliedern relativ dick und kurz, was natürlich bei der Bildung der Glieder durch Einschnürung anfänglich stets der Fall ist, dann betheiligen sich sowohl Membran wie Kerninhalt am Aufbau der Fäden. Dann ist also der Ver- bindungsfaden einlach ein fadenartig ausgezogenes Kernstück. Ist der Faden dagegen lang und fein , wie es bei den zwei- und mehrgliedrigen Ma. N. der Oxytrichinen gewöhnlich, jedoch auch anderwärts vor- kommt, dann ist in seinem Innern kein Kerninhalt mehr zu erkennen. Wo sich der Faden an die Kernglieder befestigt, ist deutlich zu be- merken, dass seine beiden Randconturen in die Membran übergehen. Es bleibt daher nur die Erklärung, dass er in diesem Fall aus- schliesslich von der Membran gebildet wird. Einen solchen Faden als hohl zu bezeichnen, wie es Balbiani thut, hat eine gewisse Be- rechtigung, da ihm ein sehr feiner und heller, wahrscheinlich flüssiger Inhalt zukommen muss. Dieses Verhalten der Verbindungsfäden erklärt, ■vraruin sie namentlich an gefärbten Präparaten häufig recht schwer zu finden sind. Schon ihre Feinheit bewirkt , dass sie selbst bei Erfüllung mit Kerninhalt relativ^ blass erscheinen. Bestehen sie nur in einer Fort- setzung der Membran , so sind sie gar nicht oder doch ganz blass gefärbt und daher sehr leicht zu übersehen. Das Verhalten der Membran der rosenkranzförmigen Kerne gibt gleichzeitig einen Fingerzeig für die Beurtheilung der Membran überhaupt. Bekanntlich suchen eine ßeihe Histologen neuerdings nachzuweisen, dass die Kernmembran (insofern sie eine solche überhaupt zugeben) ein Product des umgebenden Plasmas, gewissermaassen eine von diesem um den Kern abgeschiedene Kapsel sei. Mit einer solchen Auffassung, deren Begründung eigentlich erst zu geben wäre , dürfte das Verhalten der Membran der rosenkranzförmigen Kerne schwierig zu vereinigen sein. Was soll der nur aus Membran bestehende Verbindungsfaden bedeuten, wenn er nicht dem Nucleus selbst angehört, sondern vom Plasma gebildet wird? Eigentliche Kernsubstanz wenigstens ist in dem Faden nicht mehr abzukapseln. Wir können in letzterem nur ein Element zur Verbindung der auseinander gerückten Kernglieder erblicken, welches wir daher auch als Theil des Kernes betrachten müssen. Die Kernmembran wird zuerst von Cohn (1851 bei Paramaecium) erwähnt. Stein schrieb sie schon 1S54 den Ma. N. ganz allgemein zu; er wies die Membran gewöhnlich durch Essigsäurebehandlung nach und erklärte sie in stofflicher Hinsicht identisch mit der sog. Cuticula. Lachmann bestätigte die Membran 1856, doch enthält das grosse Werk von Clapared e-Lachmann nicht viel Genaueres über diesen Gegenstand. Besonderes Verdienst um die speziellere Verfolgung der Membran, namentlich deren Verhalten bei den rosenkranz- förmigen Kernen erwarb sich Balbiani (1860 und 61), welcher sie natürlich als die Ovarial- haut betrachtete. Stein brachte in seinen späteren Arbeiten nicht viel Neues bei und blieb, wie wir sahen, in einigen Punkten hinter Balbiani zurück. Mit der Bestätigung, resp. geuaueren Erforschung der Membran beschäftigten sich weiterhin namentlich Kölliker (1864), Wrzesniowski (1869 und 1870), Greeff (1870), Bütschli (1^73 und 18T6), K. Hertwig*) (1876 u. 1877), Maupas (1883) und zahlreiche andere Forscher in Einzel- untersuchungen, deren hier nicht gedacht werden kann. Als ein Gegner der Kernmembran bei den Ciliaten und Protozoen überhaupt erwies sich Brass (660). Es ist besonders zu be- tonen, dass die Membran des Ma. N. nicht mit dem identisch ist, was man an den Kernen der MetazoenzcUen häufig als Membran bezeichnete, nämlich der peripherischen Lage von *) K. Hertwig, Beiträge zu einer einheitlichen Auffassung der versch. Kernformen Morpholog. Jahrbuch, H, p. 63, 1876. 95* 1508 Ciliata. Kernsubstanz bei saftreichen Kernen, welche R. Hartwig als Kernrindenschicht bezeichnete. Sowohl Hertwig (1876, p. 75) wie Btltschli (1876) betonten diese Verschiedenheit. Der bestimmte Nachweis einer echten Kernmembran an den Nuclei der Metazoenzellen ist in vielen Fällen noch ein Desiderat und wird sich wie bei den Infusorien meist nur durch Iso- lation der Kerne sicher erbringen lassen. Die Kernsubstanz oder der Kerninbalt. Es muss als eine besondere, fast allgemein verbreitete Eigentbümlicbkeit des Ma. N. der Ciliaten und der Infusorien überhaupt bezeichnet werden, dass derselbe gewöhnlich durchaus und gleichmässig von Kernsubstanz erfüllt ist; grössere lichte, von sog. Kernsaft erfüllte Räume fehlen gewöhnlich. Namentlich ist der sogen, bläschenförmige Bau, welchen wir bei den bisher besprochenen Protozoen meist trafen, eine seltene Erscheinung. Der lebende Ciliatennucleus erscheint daher gewöhn- lich als ein ziemlich homogener Körper, welcher theils etwas lichter, theils sogar etwas dunkler wie das umgebende Plasma aussieht; dies hängt wesentlich von der Menge und Natur der Eotoplasmaeinschlüsse ab. Nach der Gerinnung durch Säuren etc. erscheint der stark zusammengezogene Kerninhalt relativ dunkel. Die Kernmembran hebt sich dabei ab und bleibt dem Entoplasma angelagert ; es tritt also zwischen der coudensirten Kernsubstanz und der Membran, resp. dem Entoplasma, ein mehr oder weniger ansehnlicher Flüssigkeitshof auf, welcher im Leben fehlt oder doch nur ganz minimal ist. Durch Diffusion kann dieser Hof, namentlich an isolirten Ma. N. stark anschwellen. Die Kernsubstanz zeigt wohl stets einen feinen, wabig-alveolären Bau, welcher sich bei den einfachsten Nucleusformen gleichmässig auf den gesammten Inhalt erstreckt und seinem Wesen nach zweifellos mit dem Wabenbau des Plasma identisch ist. Die Wabenweite schwankt natürlich bei den verschiedenen Formen sowie bei einer und derselben Art ziemlich, jedoch ist sie stets sehr fein. Die Wabenkanten, d. h. die Knotenpunkte der Netzstructur (als welche man das Wabenwerk erblickt, da man nur optische Schnitte desselben deutlich sieht) sind etwas verdickt. Der Inhalt der Waben, resp. der Netzmaschen, ist hell und structurlos und wird von uns ebenso wie der der Plasmawaben als leichtflüssig betrachtet (Nucleochylema). Dass bei solchen Bauverhältnissen sich nur das Wabengertist färbt und zwar stets bedeutend intensiver wie das umgebende Plasma, ist natürlich. Ob sich das sog. Nucleochylema gar nicht tingirt, ist natürlich schwer zu sagen, da man es ohne Unter- und Ueberlagerung durch gefärbte Gerüst- substanz nicht zu sehen bekommt; es besitzt daher auch stets einen schwachen Farbenton. Feinste, sich etwas intensiver färbende Körnchen, sog. Mikrosomen der neueren Histologie) lassen sich zuweilen in den Netz- knoten, gelegentlich auch in den Wabenwänden ziemlich klar erkennen, doch scheinen solche Elemente bei vielen Nuclei nicht deutlich nachweisbar zu sein. Wird die Wabenstructur sehr fein, so ist sie nicht klar fest- zustellen; die Kernsubstanz scheint dann ein verworren feinkörniges Wesen zu besitzen, welches man den Ma. N. früher allgemein zuschrieb. " Makronuclei (Der Kcrninhalt und seine DifFerenzirungen). 1509 Wie gesagt, erkannte man friihcr nur die Knotenpunkte in der Kernsubstanz und beschrieb letztere daher allgemein als fein granulirt (Stein 1S59 und später, Balbiani 1861 und später, Wrzesniowski 1869—1870, Bütschli 1876, Maupas 1883 und 1885 und zahl- reiche Andere). Lcydig erwähnte 1883, dass der Infusoriennucleus eine schwammartige Beschaffenheit besitze. Jickeli unterschied 1884 eine äusserst zarte Gerüstsubstanz, welche an verschiedenen Stellen stärkere Knötchen bildet, von einer „Grundsubstanz von Achromatin, welch' letztere aber, wohl in Folge in derselben zerstreuter feinster Chromatinpartikelchen, gewölinlich nicht ganz ungefärbt erscheint". Seine Gerüstsubstanz ist jedenfalls das AVaben- werk; das sog. Achromatin unser Nucleochylema. Von der eigentlichen Structur der Gerüst- substanz ist keine Eede. Carnoy (1884)*) gedenkt der „reticulären" Structur des Ma. N. mehr- fach und bildete sie namentlich für Stentor polymorphus (Fig. 126) gut ab. 1885**) machte Bütschli auf den wabig -netzigen Bau aufmerksam. Die obigen Angaben gründen sich theils auf meine früheren, theils auf neuere, gemeinschaftlich mit Schewiakoff an- gestellte Untersuchungen. Jickeli behauptet ferner, dass Protoplasmafortsätze in den Ma. N. eintreten. Beweise hierfür liefert er jedoch nicht. Da weder der Bau der fertigen Ma. N., noch ihr Verhalten bei der Theilung und Conjugation Anhaltspunkte für eine solche Annahme geben, so ist sie vorerst nur zu verwerfen. Jickeli ist denn auch der Einzige, welcher speziell für die Ciliaten dergleichen berichtete. In einigen neueren Untersuchungen, so der Gruber's über den sog. Chilodon cur- videntis (= Ch. dentatus Fromm.) sowie denen Stein's und Schneider's überAnoplo- phrya branchiarum St. (= circulans Balb.) und Ny ctotherus cordiformis St. wird eine Zusammensetzung der Kucleussubstanz aus dicht zusammengedrängten kleinen und stark färb- baren Kügelchen, den sog. Chromatosphäriten Schneider's beschrieben. Schneider behauptet bestimmt, dass diese Kügelchen von einander ganz isolirt seien. Ich glaube sicher annehmen zu dürfen, dass die Structur dieser Kerne keineswegs von der der übrigen so ab- weicht, wie angegeben wird. Es bedarf jedoch weiterer Untersuchungen, um zu entscheiden, ob ihr besonderes Aussehen auf Einlagerung distincter Elemente in das Wabengerüst oder nur auf einer eigenthümlichen Ausbildung desselben beruht. Nicht gerade häufig, jedoch ohne Zweifel normaler Weise, tritt bei einzelnen Ciliaten eine Abänderung der gewöhnlichen Structur auf, wie wir sie ähnlich schon bei den Dinofiagellatenkernen fanden. Bei letzteren findet sich diese Structur regelmässig; bei den Ciliaten dagegen gewöhnlich während der Theilung des Ma. N., am ruhenden Nucleus nur selten. Diese Veränderung besteht darin, dass der netzige Charakter der Waben- struetur in einen verworren oder verschlungen fädigen übergeht. Die Waben ordnen sich in einer Eichtung hinter einander, welche jedoch, wie gesagt, innerhalb des Ma. N. gewöhnlich vielfach unregelraässig hin- und hergebogen, ja verschlungen ist. Bei den Dinoflagellaten ist diese Structur häufig viel deutlicher; ich bitte daher, das dort Bemerkte zu ver- gleichen, da es für die Beurtheilung der ähnlichen Verhältnisse der Ciliaten von grosser Wichtigkeit ist. Ein derartig modificirter Kerninhalt erscheint also etwa wie ein un- regelmässig verschlungenes, resp. verworrenes Fadenknäuel. Untersucht man jedoch mit starken Vergrösserungen genau, so bemerkt man, dass die benachbarten Fäden nicht isolirt sind, sondern durch viele quer bis schiefe Fädchen zusammenhängen. Gelingt es ferner, den Querschnitt *) Carnoy, La Biologie cellulaire. Fascic. I. Liege, 1884. **) Siehe Dinoflagellata, No. 46. 1510 Ciliata. eines solchen Kernes senkrecht zu einem Fadenzug zu beobachten , so erweist sich die Structur netzmaschig, ganz entsprechend dem gewöhn- lichen Bau. Aus diesen Erfabrungen, sowie denen über die Dinoflagellaten- kerne dürfte hervorgehen, dass es sich um eine Abänderung der gewöhn- lichen Wabenstructur in der beschriebenen Weise, nicht jedoch etwa um einen oder mehrere isolirte, verschlungene Fäden handelt, welche die Kernsubstanz bildeten. Die Ijeschriebene Modification kommt selir häufig bei Epistylis Umbellaria vor, und wurde hier schon von Greeff (1870) beobachtet, welcher jedoch an die Entwicklung spermatozoenartiger Elemente im Nucleus dachte. Später (1876) beobachtete sie Bütschli, welcher auch bei Bursaria truncateila gewöhnlich Aehnliches fand. Auch Carnoy (1. cit.) bildet den geknäuelt fädigen Ma. N. einer Vorticelle (Fig. (i2) ab. Erneute Untersuchungen der Epistylis Umb. (Bütschli und Schewiakoff) ergaben das oben Be- richtete und erwiesen die üebereinstimmung mit den Dinoflagellatenkernen, auf welche Bütschli schon 18S5 aufmerksam machte. — Balbiani beobachtete in letzterer Zeit, dass der Makronucleus von Anoplophrya branchiarum im ruhenden Zustand zuweilen fibrillär- längsstreifig erscheint; ich vermuthe daher, dass diese Modification der Wabenstructur noch weiter verbreitet sein dürfte. Lokale Verdichtungen des Kerninhalts. Bei zahlreichen Ciliaten treten in der Nucleussubstanz dunklere und stärker tingirbare Partien auf. Zahl und Anordnung derselben ist recht verschieden. Sowohl diese Differenzirungen wie die später noch zu besprechenden sind durch- aus nicht constant vorhanden, sondern können mehr oder weniger beständig bei den betreffenden Arten vorkommen. In dieser Beziehung erscheint sehr wichtig, dass der Ma. N. bei der Theilung stets eine ganz gleichmässige Beschaffenheit annimmt, dass die zu beschreibenden Differenzirungen sich also während dieser Epoche zurückbilden und an den beiden Ma. N. der Sprösslinge erst allmählich wieder entstehen. Eines der schönsten Beispiele der fraglichen Differenzirungen bietet ßursaria truncateila. In dem wabigen Ma.N. -Inhalt finden sich häufig kleinere bis grössere, rundliche oder längliche, ja bis lang wurstförmige Verdichtungen, welche sich vom umschliessenden Inhalt nur durch viel engere Waben unterscheiden. Natürlich sind daher diese Binnenkörper, wie man sie auch nennen könnte, dunkler und stärker tingirbar. Wie gesagt, variiren sie sowohl nach Zahl wie Form und Grösse sehr erheblich. Zuweilen zieht durch die gesammte Axe des bandförmigen Nucleus eine Reihe solcher Verdichtungen hin. Dieselbe Erscheinung kehrt bei zahlreichen Ciliaten wieder. Doch wurde bis jetzt nur in wenigen Fällen bestimmt erwiesen, dass die dunklen und gewöhnlich ziemlich ansehnlichen Einschlüsse solch' feiner structurirte Partien des Wabenwerks sind. Einmal gilt dies für Para- maecium Bursaria, dessen Nucleus häufig von zahlreichen derartigen Binnenkörpern ganz durchsetzt ist, wie schon häufig beschrieben wurde (vergl. spec. Bütschli 1876). Interessant ist, dass gelegentlich nur eine einzige grosse centrale Verdichtung bei dieser Art auftritt. Letzteres findet sich nicht selten auch bei Prorodon. Schon Lieberkühn (uned. T.) Makroiuiclci (Der Kerninhalt und seine Differenzirungen). 1511 bildet es ab; Clp.-L. bei dem eigenthiimlieben Ma. X. des Prorodon margaritifer. Manchmal ist die ansehuliche centrale Verdichtung der Prorodonten ein Haufen dicht zusammengedrängter kleinerer, wie sie neben ihr im Nucleusinhalt gewöhnlich noch zerstreut sind. Wie bemerkt, treten zahlreiche Biunenkörper noch bei vielen Ciliaten ver- schiedener Abtheiluugen auf. Da aber die Untersuchungen meist nicht eingehend genug sind, so bleibt zweifelhaft, ob sich unter den nachfolgend aufgezählten Arten nicht auch solche finden, deren Binnenkörper mehr der später zu schildernden, zweiten Kategorie zugehören. Aehnlich den Verhältnissen von P. Bnrsaria erscheint zuweilen der Nucleus von Holoi^hrya discolor (Lieberkühn uned. Tf.), Frontonia acuminata (Lieberkühn) und Discophrya Planariarum (Lieberk.). Auch die von Aime Schneider für Anoplo- phrya branchiarum beschriebenen grösseren oder kleineren und verschieden zahlreichen Binnenkörper gehören wohl sicher hierher; ebenso die sog. Ivucleoli im hufeisenförmigen Ma.N. von Actinobolus und vielleicht auch die von Stephanopogon und Dysteria (Entz), obgleich sie zur zweiten Kategorie zu neigen scheinen; ferner die zahlreichen dunklen Eia- schlüsse im Ma. X, von Climacostomum virens und Nyctotherus (Stein 1S67). Die Glieder des rosenkranzförmigen Ma. N. von Dileptus Anser enthalten meist zahlreiche Binnenkörper, zuweilen oder z. Th. auch nur einen centralen ansehnlicheren (Lieberk. uned. Tf., Bütschli 1875 uned.). Dasselbe kehrt gewöhnlich bei Stentor polymorphus wieder. Die Binnenkörper variiren hier sowohl in Zahl wie Gestalt und Grösse recht beträchtlich; häufig sind sie durch den Besitz einer oder mehrerer centralen, vacuolenartigea Stellen aus- gezeichnet. Ob letztere einfache Vacuolen sind, oder Stellen mit weniger dichtem Waben- werk, bleibt vorerst zweifelhaft. Wahrscheinlich gehören auch von den im strangförmigen Ma. N. der Vorticcllinen häufigen dunklen Binnenkörpern manche hierher, andere da- gegen zur zweiten Kategorie. Besonders eigenthümlich erscheint manchmal der Ma. N. von Epistylis ümbellaria, indem er von einem axialen, dunkleren, körnigen Strang durchzogen wird, wie Greeff (1870) entdeckte. Es liegt nahe, diesen Strang als eine centrale Ver- dichtung zu deuten, wie wir sie bei Param. Bursaria und Prorodon zuweilen fanden. Doch dürfte dies nicht ganz richtig sein, da er thatsächlich aus kleinen runden Körnern zusammengesetzt scheint (Schewiakoff). Ob dies dem Waben werk einge- lagerte, discrete Gebilde oder nur zahlreiche kleine Verdichtungen sind, ähnlich wie wir einen centralen Haufen solcher zuweilen bei Prorodon fanden, halte ich einstweilen für zweifelhaft. Es scheinen sich nämlich auch Ma. N. zu finden , deren Binnenkörper oder Verdichtungen viel kleiner und zahlreicher werden , so dass der Ma. N. von ziemlich dicht gedrängten, dunkelen Körperchen oder Kügelchen erfüllt ist. Dieser Fall dürfte bei Fron- tonia leucas gewöhnlich vorliegen (vergl. Bütschli 1876). Vielleicht gehören hierher auch die Kügelchen, welche nach Gruber und Aime Schneider die Ma. N. von Chilodon dentatus und Nyctotherus cordiformis zusammensetzen (s. oben p. 1508). Schon mehrfach war von einer zweiten Kategorie von Biunen- körpern die Eede. Dieselben sind namentlich in den zweigliedrigen Ma.N. mancher Oxytrichinen (speciell Stylony chia) gut entwickelt, finden sich aber auch bei gewissen Vorticcllinen (speciell Epistylis üm- bellaria) nicht selten, wo sie von mir und Schewiakoff neuerdings genauer studirt wurden. Man könnte diese Körper ziemlich leicht durch eine weitere Differenzirung der erstgeschilderten entstanden denken, doch halte ich dies noch für unsicher. Meist sind diese kugligen Gebilde im Inhalt der beiden Nucleusglieder der Oxytrichinen gleichmässig ver- theilt, Ihre Grösse variirt bei den verschiedenen Nuclei und auch in einem und demselben häufig ziemlich beträchtlich. Grössere Körperchen 1512 Ciliata. zeigen einen Bau, welcher dem einfacher, bläschenförmiger Kerne ähnlich ist. Aeusserlich findet sich eine zarte membranartige Umhüllung, welche jedenfalls direct mit dem Wabenwerk des umgebenden Kerninhalts zu- sammenhängt. Von dieser Hülle strahlen radiär ins Innere zahlreiche feine Fädchen, die zu einem im Centrum befindlichen dunklen Körperchen treten. Ist letzteres grösser, so zeigt es selbst wieder eine sehr dichte, feinwabige Structur; ist es kleiner, so erscheint es meist wie ein dunkles dichtes Gebilde, welches eine centrale vacuolenartige Stelle einschliesst, also bläschenartig. Stein, welcher diese Einschlüsse bei Stylonychia Mytilus zuerst schilderte (1859), stellt sie insofern unrichtig dar, als er das Centralkörperchen stets als hellen vacuolenartigen Fleck, den umgebenden Hof dagegen dunkler zeichnet, während gerade das Umgekehrte der Fall ist. Eichtiger wurden sie von Bütschli (1873) geschildert, doch sah er die strahligen Fädchen des Hofs und die feinere Structur des Centralkörpers noch nicht. Auch an den kleinen Nucleusgliedern der ürostyla grandis fand B. denselben Bau. Ob auch die ähn- lichen, jedoch feineren Structuren bei Lionotus und Spirostomum teres, welche er be- schrieb, auf der Ausbildung zahlreicher ähnlicher Einschlüsse beruhen, bedarf erneuter Unter- suchung. Binnenkörper von ganz demselben Bau wie bei Stylonychia treten im Ma. N. von Epistylis Umbellaria zuweilen zahlreich auf. Dies lässt vermuthen, dass die häufig beschriebenen Binnenkörper der Vorti- cellinen (vergl. Stein 1854, Engel mann 1862, Greeff 1870) meist dieser Kategorie angehören. Greeff schildert sie bei Carchesium als doppeltconturirte Körper, „die oft den Eindruck machen, als ob sie Kerne mit grossem Kernkörper seien", was ganz der obigen Beschreibung entspricht. Auch Stein stellte sie schon 1854 für Vorticella micro- stoma ähnlich dar. üeberliaupt ist es möglich, dass manche der früher erwähnten Binnen- körper hierher gehören; speciell liegt dieser Verdacht für solche nahe, um welche ein heller Hof angegeben wird (Dysteria, S tephanopogon, Strombidium sulcatum, eventuell auch Actinobolus nach Entz 1884). Wie oben bemerkt wurde, wäre es nicht schwer die letztbeschriebenen Einschlüsse aus einer DifFercnzirung der ersterwähnten abzuleiten. Ich habe jedoch Zweifel, ob sie wirklich so entstanden. Mancherlei scheint eher dafür zu sprechen, dass die kernartigen Einschlüsse durch DifFerenzirung einer Partie des nucleären Wabenwerks um das Centralkörperchen hervorgingen; letzteres wäre daher vielleicht der ursprunglichste Theil. Dagegen enthalte ich mich vorerst einer Vermiithung über dessen Entstehung. Die Entwicklung eines sehr ansehnlichen centralen Körpers der letzt- beschriebenen Art in den Ma. N. einiger Chlamydodonten (Chilodon Cucullulus, Phascolodon und Scaphidiodon) erregte schon früh besondere Aufmerksamkeit. Der kuglige Binnenkörper (s. T. 60 u. 61) ist relativ gross, so dass bei kugliger Kerngestalt, die jedoch recht selten ist, der eigentliche Kerninhalt als eine schmale Rindenschicht erscheint. Die ge- wöhnliche Gestalt des Ma. N. ist eine ovale bis spindelige, wobei natürlich die verschmälerten Pole ganz von Kerninhalt erfüllt sind. Im Centrum des Binnenkörpers liegt der meist relativ kleine, dunkle Centralkörper, über dessen Structur genaue Untersuchuogen fehlen. Der grosse helle Hof um den Centralkörper wird von feinen Fädchen durchstrahlt, welche sich zu der etwas verdichteten inneren Grenze des eigentlichen Kerninhalts begeben (Bütchli, s. T. 60, 8c). Ob, wie Wrzesniowski (1869) zeichnet, der Makronuclei (Der Keriiinhalt, und seine Differcnzirungen). 1513 Centralkörper (Chilodon) gelegentlicli sebr gross, der Hof dagegen relativ schmal ist, bedarf wobl eingehender Untersuchung. Gleichzeitig schreibt W. diesem ansehnlichen Centralkörper genau dieselbe Structur wie dem eigentlichen Kerninhalt zu. Zuweilen tritt ausser dem centralen Binnenkörper im Kerninhalt noch ein zweiter excentrischer auf, welcher jedoch nur von einem sehr schmalen Hof umgeben ist (60, 8 c). Entweder ist der eigentliche Kerninhalt ganz gleichmässig fein grannlirt (d. h. jedenfalls sehr feinwabig), oder enthält dicht unter der Membran eine Anzahl rundlicher dunkler Verdichtungen, deren Beschatfenheit jedenfalls den Binnenkörpern unserer ersten Kategorie entspricht (60, 8 c). Genauere Betrachtung zeigt, dass diese Körperchen nicht isolirt in der Peripherie des Kerninhalts liegen, sondern dass gewöhnlich eine schmale oberfläch- liche Zone des ganzen Inhalts in derselben Weise verdichtet ist und die Körperchen nur halbkuglige Vorsprünge derselben ins Innere vorstellen. Bekanntlich rief der eigenthümliche Bau des Chilodonkernes schon frühe (Siebold 1845) die Vermuthung hervor, dass dieser und ähnliche Ma. N. einer Zelle entsprächen. Stein (1859, p. 95), welcher die Einschlüsse der Makronuclei gewöhnlich „Kerne" nannte, bezeichnete dagegen den dunklen Centralkörper bei Chilodon etc. als ,,NucIeolus", indem er ihn mit dem sogen, äusseren Nucleolus der Ciliaten (Mi. N.) identificirtc, wie die Gesammtdarstellung hestimmt ergibt. Für Balbiani's Auffassung des Ma. N. bildet der Chilodon kern eine Hauptstütze, da er in demselben hestimmt eine einfache Zelle zu erkennen glaubte, deren Kern der Binnenkörper sei. Natürlich deutete er ähnliche Binnenkörper im Nucleusinhalt anderer Ciliaten ebenso, resp. als die Keimbläschen der späteren Eier. Bei dieser Gelegenheit sei noch bemerkt, dass wir die verschiedenartigen Binnenkörper des Nucleus bei Jickeli (1884) unter den als ,,Chromatinbrocken" aufgeführten Bestandtheilen zu suchen haben. Der Bau des Chilodon-Ma. N. lässt sich schon in gewissem Grade als bläschenförmig bezeichnen; noch mehr trifft dies zu, wenn der helle Hof des Binnenkörpers relativ grösser und der eigentliche Kerninhalt auf eine dünne oberflächliche Lage beschränkt ist, welche als Kernrindenschicht zu bezeichnen wäre. Einen solchen Bau besitzt ohne Zweifel der von Maupas beschriebene bläschenförmige Ma. N. der Colpoda Steinii, dessen nahe Beziehungen zum Chilodon- kern schon Maupas betonte. Auch die zahlreichen kleinen Ma. N. von Loxodes zeigen denselben Bau recht charakteristisch (60, 3d). Der Centralkörper oder Nucleolus ist hier relativ gross und anscheinend homogen, doch bedarf dies genauerer Untersuchung; die sog. Kernrinden- schicht ist sehr dünn und die zum Centralkörper strahlenden Fäden sind gut zu erkennen (Bütschli 1876). Auch die bei Spirochona gewöhnlich vertretene Modification des Ma. N. scheint sich an die Verhältnisse von Chilodon anzuschliessen. Nach II. Hertwig's Untersuchungen, welche Plate in einigen Puncten vervollständigte, unterscheidet man an dem etwa ovalen Ma. N. in seiner ursprünglichsten Form, (d. h. in demjenigen Zustand, welcher zunächst auf die Theilung folgt) zwei durch eine scharfe Grenze ge- schiedene Abschnitte. Der grössere erscheint dunkel und feinkörnig, der kleinere dagegen hell und homogen (75, 7d). Durch Einwirkung 1514 Ciliata. verdiiniiter Essigsäure soll auch der letztere Abschnitt grobkörnig ge- rinnen und dann von dem anderen nicht mehr deutlich unterscheidbar sein. Ich glaube aber, dass die Structur beider Abschnitte jedenfalls erheblicher verschieden ist, als es nach diesen Angaben scheint; dies wird auch durch Plate's Bemerkung unterstützt, dass der homogene Abschnitt bei geeigneter Tingirung mit Safranin farblos bleibe, während der andere sich stark tingire. Mit Karmin färbten sich dagegen beide Abschnitte ziemlich gleich, wie schon Hertwig bemerkte. Ich vermuthe daher, dass der körnige Abschnitt dicht und eng wabig structurirt ist, der homogen erscheinende dagegen lockerer und zartwabig, und bezweifle daher auch, ob wir den sogen, homogenen Abschnitt mit Plate als Achromatin bezeichnen dürfen. Die scharfe Grenze beider Abschnitte mag wenigstens zuweilen auf einer Spaltbildung beruhen, wie wir sie später besprechen werden. Bei der weiteren Fortbildung der Spirochonakerne vergrössert sich der homogene Abschnitt allmählich und in seinem Centrum tritt ein dunkles, anfänglich kleines Körperchen (Nucleolus) auf, das allmählich zu massiger Grösse heranwächst. Hertwig bezeichnet den homogenen Abschnitt jetzt als Vacuole und betrachtet seinen Inhalt als flüssig. Vacuolenartig erscheint der Abschnitt jetzt auch schon des- halb, weil er meist linsenförmig bis nahezu kuglig gestaltet ist, da seine Grenze gegen den dunklen Abschnitt convex bis halbkuglig vor- springt. Auch ich erachte den Inhalt der sogen. Vacuole für wässrig- flüssig (d. h. für Nucleochylema) ; ihre äussere feine Umgrenzung muss ich für eine dünne Kernrindenschicht, d. h. eine Fortsetzung der Substanz des dunkeln Abschnitts halten, nicht für die eigentliche Kernmembran , wie Hertwig meint. Die feinen dunklen Körperchen, welche dieser dünnen Rlndeuschicht innerlich anliegen (nicht äusserlich, wie Hertwig angab, was Plate später corrigirte) erinnern sehr an die Verdichtungen, welche wir vorhin von der Eindenschicht des Chilodon- kernes schilderten. Die Aehnlichkeit wird noch dadurch erhöht, dass Plate gelegentlich statt dieser sehr kleinen Körperchen grössere, ähn- lich dem Nucleolus oder Centralkörper beobachtete. Fassen wir diese Erfahrungen zusammen, so fällt die grosse Aehnlich- keit der sog. Vacuole sammt ihrem Nucleolus mit dem ansehnlichen Binnen- körper des Chilodonkernes sehr auf; ich glaube auch dass beide Ge- bilde nahe übereinstimmen. Der Ma. N. von Spirochona unterscheidet sich wesentlich dadurch von dem des Chilodon, dass der grosse Binnenkörper sehr excentrisch liegt. Wegen dieser üebereinstimmung ist wahrscheinlich, tlass der helle Hof, die sogen. Vacuole, auch hier von strahligen oder vielleicht netzigen Fädchen durchsetzt wird, welche sich von der Rindenschicht zum Centralkörper begeben. — Die geschilderte allmähliche Aus- bildung des Centralkörpers in dem homogenen Abschnitt des ursprünglichen Ma. N. gibt vielleicht einen Wink über den Entwicklungsgang ähnlicher Binnenkörper anderer Ma. N. Gegenüber Plate's Meinung, dass die sogen. Chromatinsubstanz des Nucleolus im gelösten Zustand aus dem dunklen Abschnitt des Kernes einwandere, möchte ich an Makroimclei (Kernspalt). 1515 der Ansicht festhalten, dass die Nucleolusbildung- auf einer centralen Verdichtung der ursprunglich glcichmässig vertheilten Gerüstsubstanz (Chronaatin) des homogenen Abschnittes beruht; denn Hertwig's Schilderung weist ja darauf hin, dass die sog. Vacuole in dem Maasse substanzärmer wird, als sich der Nucleolus hcrvorbildet. Plate's Ansicht geht von der Erfahrung aus, dass zeitweilig am Pol des dunklen Abschnitts eine schwächer färbbare Partie hervortritt, welche auch Hertwig schon bemerkt zu haben scheint. PI. vcrmuthet daher, dass die Nucleolussubstanz das jener Partie entzogene Chromatin sei. Wir betrachteten den interessanten Ma. K. der Spirochona nur im rulienden Zustand. Sein Theilungsvorgang ist vielleicht geeignet, manches noch mehr aufzuklären; hierauf können wir jedoch erst später eingehen. Ausbildung eines sog. Kernspalts. Tu den Ma. N.- Gliedern der Oxytrichinen tritt häutig eine eigenthiimliche Diflferenzirung auf, welche gewöhnlich als Kerospalt bezeichnet ward. Bei vielen kommt der- selbe normal vor. Die Erscheinung ist nicht auf diese Abtheilung be- schränkt; da sie jedoch bei den Oxytrichinen am genauesten studirt wurde, empfiehlt es sich, deren Verhältnisse zuerst zu besprechen und die Bemerkungen über Aehnliches bei anderen Abtheilungen anzufügen. Soweit die Entstehung und w^eitere Ausbildung des Spaltes verfolgt werden konnte, scheint sich Folgendes zu ergeben. In jedem Ma.N.-Glied tritt früher oder später (nach der Theilung oder Conjugation; eine quere, massig dicke, dunkle Verdichtung auf, welche den Kerninhalt wie eine Scheidewand durchsetzt. Selten scheint dieselbe nahe der Mitte des Gliedes zu liegen, meist ist sie einem Pol genähert. Nach St ein 's Darstellungen liegt sie meist den abgeweudeten Polen der beiden Glieder näher; doch kommt auch das Umgekehrte gelegentlich vor. Dass die Scheidewand durch eine Verdichtung des wabigen Kern- inhalts entsteht, scheint mir unabw^ eislich ; ob sie daher ganz structurlos ist, wie es den Anschein hat, lasse ich dahingestellt. Die beiderseits an die Scheidewand angrenzende Partie des Inhahs zeigt eine Ver- änderung ihrer Structur. Die anstossenden Waben sind nämlich regel- mässig senkrecht zur Scheidewand geordnet. Letztere wird demnach beiderseits von einer etwas lichteren, massig breiten Zone begrenzt, die von zahlreichen feinen Fädchen durchsetzt wird, welche in den wabigen Kerninhalt übergehen. Auffallend ist ferner, dass die Scheidewand an der Oberfläche des Glieds mit der Kernmembran innig verbunden sein muss, inniger jedenfalls wie der übrige Kern- inhalt; während sich nämlich die Membran von dem letzteren bei geeigneten Manipulationen allseitig abhebt, bleibt sie in der Regel an der Peripherie der Scheidewand haften. Der eigentliche Kernspalt selbst ist erst eine Differenzirungserscheiuung in der beschriebenen Scheidewand. Man findet ihn daher nicht immer, sondern häufig nur die ungespaitene dunkle Scheidew^and. In dieser treten nämlich bei weiterer Entwicklung eine Reihe dichtgedrängter kleiner Vacuolen auf, d. h. die Scheidewand erhält den Bau einer einfachen Schicht von Waben. Indem letztere sich vergrössern, wird die Scheide- wand in zAvei Lamelle gespalten, welche durch senkrechte Fädchen (d. h. 151fi Ciliata. die Kanten und Wände der Waben) unter einander zusammenhängen. Wenn diese Verbindungsfädchen djer beiden Lamellen übersehen werden, was früher stets gesehah (ich bemerkte sie schon 1875), erscheint natürlich jedes Kernglied von einem hellen Querspalt durchsetzt, der jederseits von einer danklen Lamelle begrenzt wird. Nach Behandlung mit Essig- säure tritt der Spalt besonders deutlich hervor, weil die beiden Lamellen bei der Gerinnung des Kerninhalts stärker auseinanderweichen und der Spalt erheblich verbreitert wird. Daraus folgt aber keineswegs , dass derselbe ein Kuustproduct ist, wie gelegentlich behauptet wurde; auch ist er selbst an lebenden Kerngliedern zu beobachten. um die genauere Erforschung der Kernspalten der Oxytrichineu machte sich speciell Stein (1859) verdient; er erlJärte sie richtig für mit Flüssigkeit erfüllte Spalten. Auch Engelmann studirte sie 1862 näher und schloss sich Stein an. Balbiani (1861) leugnete den Spalt, wie ihn Stein beschrieben hatte; nach ihm sollte an der betreffenden Stelle eine vollständige Trennung des Kcrnglieds in zwei Abschnitte bestehen und das Bild des Spalts dann erscheinen, wenn man schief auf die Trennungsfläche sehe. Wie unsere Schilderung zeigt, ist diese schon von Engelmann (1862, p. 5 Anm.) bekämpfte Ansicht irrthümlich. Die späteren Beobachter trugen nichts Wesentliches zur genaueren Kenntniss dieser Verhält- nisse bei. Die oben gegebene Darstellung beruht theils auf meinen Erfahrungen von 1874 bis 1876, theils auf neueren, gemeinsam mit Schewiakoff angestellten Beobachtungen. Eine ähnliche Spaltbildung tritt bei Ciliaten anderer Abtheilungen im Ganzen selten auf. Unter den Hypotrichen begegnen wir ihr zuweilen noch bei Euplotes (Stein 1859) und Aspidisca (Engelmann 1862) ; jedes Ende des bandförmigen Ma. N. dieser Gattungen ist dann von einem Spalte durchsetzt. Häufig findet sich der Spalt bei gewissen Chlamydodonten, in der Unterfamilie der Erviliina sogar regelmässig. Der gewöhnlich ovale Ma. N. letzterer Formen wie der der Gattung Chlamydodon wird ziemlich in der Mitte von dem Spalt durchzogen. Doch fand Entz bei Dysteria arm ata auch längliche Individuen mit kurz bandförmigem Ma. N., welcher ausser dem mittleren Spalt noch zwei weitere, je einen mitten zwischen dem ersteren und den Kernenden besass. Dass solche Individuen durch Sistirung des begonnenen Theilungsprocesses entstanden, wie Entz vermuthet, scheint ohne schärfere Begründung sehr zweifelhaft. In der Unterfamilie der Nassu- lina beobachtete bis jezt nur Maupas (1883) bei Nassula oblonga einen Kernspalt. Ganz vereinzelt begegnen wir dieser Dififerenzirung bei den Holophryina und Trachelina. Quennerstedt (408b) con- statirte sie bei dem wohl zu Holophrya gehörigen Prorodon marin US Cl. u. L. ; Wrzesniowski (1870) beobachtete in jedem der beiden Kernglieder seines Lionotus diaphanes eine quere dunkle Scheide- wand, welche noch nicht bis zur Spaltbildung fortgeschritten zu sein scheint. Der zweigliedrige Ma. N. dieses Lionotus gleicht demnach fast völlig dem der Oxytrichineu. Ein mittlerer Kernspalt findet sich zuweilen auch im Ma. N. oder dessen Gliedern bei gewissen Tintinnoinen (Entz 1884, Daday 1887) und Strom bidium Turbo (Stein 1867, p. 62). Endlich halte ich es für möglich, dass der helle, häufig etwas winklig geknickte Spalt, welcher nach Hertwig's Schilderung vorübergehend in der dunklen granulirton Partie des Milronuclei (Vorliommen). 1517 Nucleus von Spirochona auftritt, gleichfalls zu den liier besprochenen Bildungen gehurt. Dagegen scheint der Spalt, welcher zwischen der granulirten und der homogenen Region nach Essigsäurehehandlung häufig auftritt (wenigstens bevor in letzterer der Nucleolus differenzirt wurde), wahrscheinlich nur durch Gerinnung erzeugt zu sein-, ganz bestimmt möchte ich dies jedoch nicht aussprechen , denn das Auftreten des Spalts setzt immerhin ge- wisse Differenzirungen an der betreffenden Stelle voraus , welche sich den besprochenen an- schliessen könnten. b. Die Mikronuclei , (Mi. N. ; Niicleoli der Autoren seit Siebold 1845; primäre Kerne Bütschli 1876; Nebenkerne 0. Hertwig 1875 u. A.; männliche Kerne 0. Hertwig 1875 u. A., Endopla- stula Huxley*), Kent etc.; Reservekerne Entz 1888, Nr. 836, Paranuclei Plate 1888). Das Vorkommen eines bis zahlreicher Mi. N. wurde seit Siebold 's Entdeckung eines solchen bei Paramaecium Bursaria (1845) für so viele Ciliaten erwiesen, dass ihr Fehlen, insofern es überhaupt vorkommt, als eine Ausnahme betrachtet werden muss. Natürlich ist es häufig recht schwer, so kleine Körperchen, wie die Mi. N. gewöhnlich sind, in der Masse des Entoplasmas und seiner Einschlüsse nachzuweisen. Dazu kommt, dass sie sich häufig nur schwach tingiren, die Färbemethoden also nicht selten versagen. Das Fehlen der Mi. N. wurde so häufig für Ciliaten behauptet, bei welchen ihr Nachweis keineswegs besonders schwierig ist, dass zahlreiche der nega- tiven Ergebnisse nicht ins Gewicht fallen. Meines Erachtens kommen heutzutage in dieser Hinsicht nur gewisse Opalin inen und manche der oben besprochenen sog. multinucleären Ciliaten in Betracht. Obgleich vorerst nur bei 2 Opalininenarten, Hoplitophrya falciferaSt. (Stein 18Ö1, No. 337) und Anoplophrya branchiarum (Balbiani 1885 und Aime Schneider ] 885) ein Mi. N. neben dem einfachen Ma. N. beobachtet wurde, gestatten diese Befunde doch wohl den sicheren Schluss, dass bei allen mit einfachen Ma. N. versehenen Opalin inen Mikronuclei vorhanden sein werden. Wirklich zweifelhaft erscheint nur die Gattung Opalina mit ihren zahlreichen Kernen, welche schon bei den Ma. N. eingehender besprochen wurden, sowie die Opalinopsis Foettinger's. Da jedoch die zahlreichen Kernchen der letzteren sicher durch Fragmentation eines einfachen Ma. N. entstehen, halte ich es für sehr wahr- scheinlich, dass diese Gattung sich den ersterwähnten auch bezüglich des Mi. N. anschliesst. Demnach bleibt nur Opalina, für welche der Mangel einer Differenzirung von Mi.- und Ma. N. mit ziemlicher Wahrscheinlichkeit behauptet werden darf. Wir betonten aber schon früher (p. 1499), dass die zahlreichen kleinen Kerne dieser Gattung nicht die Merk- male echter Ma. N. zeigen , sich vielmehr wegen ihrer typisch indirecten Theilung den Mi. N. anschliessen. Es Hesse sich daher eher behaupten , dass den Opalinen der Ma. N. fehle. Ob jedoch, trotz mangelnden äusseren Unterschieds, die Kerne der Opalinen sämmtlich ganz gleichwerthig sind , kann nur der Verlauf der Conjugation entscheiden, welche bis jetzt noch nicht studirt wurde. Jedenfalls sind wir nicht berechtigt in den Kernverhältnissen der Opalininen, auch wenn thatsächlich nur eine Kernsorte vorkommt, etwas Ursprüngliches zu vermuthen; vielmehr spricht Alles dafür, dass dies als Rückkehr zu einfacheren Verhältnissen aufzufassen ist. Recht zweifelhaft erscheint ferner der angebliche Mangel der Mi. N. bei einem Thcil der sogen, multinucleären Ciliaten. Wir fanden schon, dass die Beschaffenheit des Ma. N. dieser Formen noch ziemlich unsicher ist. Maupas, obgleich ein trefflicher Beobachter und überzeugt von der weiten Verbreitung der Mi. N., glaubte 1883 doch bestimmt behaupten zu dürfen, dass nicht nur den meisten Opalininen, sondern auch allen von ihm beschriebenen *) Huxley, A Manual of the anatomy of invertebr. animals. 1518 Ciliata. inultinucleären Formen (mit Ausnahme der Holosticha Lacazei) Mi. N. fehlten. Audi Gruber sprach sich noch 18S4 (692) Ijestiuimt für ihren Mangel bei den von ihm ge- schilderten sog. Multinucleären aus. 1887 änderte er seine Meinung, da er nun die Mikro- nuclci wenigstens in den Thcihiiigszuständen der sog. Holosticha Scutcllum auffand und ihre Existenz bei der gleichfalls multinucleären sog. Holosticha flava wahrscheinlich machte. Zur Begründung unserer Ansicht heben wir hervor, dass derjenigen Ciliate, bei welcher multiple Ma. N. mit der möglichsten Sicherheit erwiesen sind, Loxodes nämlich, die Mi. N. nie fehlen; dass ferner bei Dileptus Anser, dessen Makronucleus gewöhnlich genau dieselbe Auflösung zeigt, wie der der Maupas'schen und Grub er 'sehen multi- nucleären Ciliaten , neben dem rosenkranzförmigen Ma. N., wie er zuweilen beobachtet wird (s. p. 1503), eine grössere Zahl von Mi. N. leicht zu erweisen ist (Bütschli 1876), während sie bei den gewöhnlichen Exemplaren mit scheinbar aufgelöstem Ma. N. noch nicht unter- schieden werden konnten. Auch bei ürostyla grandis deren Ma. N., bekanntlich eine sehr weitgehende Zergliederung erfährt, beobachtete Bütschli (1873) spindelige, gestreifte Körper, welche sehr wahrscheinlich die Mi. N. sind. Beachten wir weiterhin , dass unter der Menge Kerngliederchen (resp. möglicherweise Kernchen) der sogen, multinucleären Ciliaten die kleinen Mi. N. äusserst schwer zu nnter- scheiden sein müssen, so wird die Wahrscheinlichkeit grösser sein, dass auch diese Formen Mi. N. besitzen. — Wie bemerkt, spiach sich neuerdings auch Grub er (1887) in diesem Sinne aus. Er Avill aber, die Schwierigkeit des Nachweises der Mi. N., resp. die Un- möglichkeit ihrer Wahrnehmung in gewissen Fällen (nach seiner Ansicht), darauf zurückführen, dass auch der Mi. N. dieser Ciliaten in eine ungemein grosse Zahl kleiner Kernchen zerfallen sei, entsprechend dem Ma. N. Nur bei der Theilung sollen alle Zerfallsproducte wieder zu einem grösseren Mi. N. zusammentreten. Letzterer sei allein deutlich nachweisbar, während seine Zerfallsproducte in den gewöhnlichen Zuständen ihrer Kleinheit wegen gewöhn- lich nicht mehr beobachtet werden könnten. Dieser Ansicht kann ich nicht beitreten. Alle früheren Erfahrungen über die Theilungsvorgänge der Ciliaten mit multiplen Mi. N. ergaben, dass sich dieselben nicht zu einem einzigen vereinigen, wie später genauer darzulegen ist. Da die Mi. N. vieler Ciliaten früher so häufig und auch heute noch bestritten wurden, scheint es angezeigt, über das Historische ihrer allmählichen Feststellung etwas genauer zu berichten. Nach Siebold bestätigte sie zuerst Cohn bei Paramaecium Bursaria (1851) und erwies sie 1S58 auch bei Nassula. Stein beobachtete sie 1854 schon bei der erst- genannten Art, bei P. Aurelia und Prorodon. Lieberkühn 1856 bei Ophryoglena. Clap. und Lachmann (1856 — 1861) vernachlässigten das Studium der Mi. N. auffallend, wogegen Stein (1859) sie nicht nur bei den meisten Oxy trichinen, sondern auch vielen anderen Ciliaten nachwies. Dennoch glaubte er, dass sie nur bei einer „massigen Anzahl" Infusorien zu finden seien. Besondere Verdienste um den Nachweis der Mi. N. zahlreicher Arten erwarb sich Balbiani (1858 — 1861); besonders betonenswerth scheint, dass er sie zuerst beiVorti- cellinen, Spirostomen undStentoren entdeckte, denen sie später noch vielfach bestritten wurden. Da B. bei den letzterwähnten Heterotrichen, sowie einigen anderen Ciliaten, nur die während der Conjugation vergrösserten Mi.N. auffand (oder die männlichen Geschlechtsorgane nach seiner Auffassung), glaubte er, dass sie bei diesen und anderen Arten erst während der Conjugations- oder §exualepoche entständen. Diese Ansicht wurde später noch mehrfach wiederholt (z. B. Entz 1879 und 1888, 836). Auch Engolmann (1862) entdeckte die fraglichen Kerne bei einigen Arten, darunter auch Vorticellinen ; ebenso fand Kölliker 1864 den Mikroniicleus einer Vorticella. Gegen diese Angaben verhielt sich Stein 1867 z. Th. ablehnend; namentlich bezweifelte er die Mi.N. der Vorticellinen; auch bei denjenigen Heterotrichen, wo die Beobachtung der Mi.N. grössere Schwierigkeiten be- reitet, glückte ihm der Nachweis nicht. Er hielt daher an seiner früheren Ansicht fest, dass Mi. N. nicht allgemein verbreitet seien. Von den späteren Forschern verdienen hier noch Wrzcsniowski (1869, 1870), Bütschli (1873, 1876), Maupas (1879, 1883) und Entz (1884) besonderer Erwähnung; namentlich die drei erstgenannten erwiesen die Mi. N. noch bei einer Reihe Formen, welche grössere Schwierigkeiten bereiten. Bütschli und Maupas (1879) bestätigten die Mi.N. der Vorticellinen, gegenüber den negativen Befunden von Mikronuclei (Zahl und Lage). 1519 Stein, Greeff (1870) und Everts (18T3). Selbst Engelmann Hess sich (18T6) durch die bestimmten Angaben letzterer Forscher verleiten, die allgemeine Verbreitung der Mi. N. bei dieser Gruppe (gegenüber seinen früheren guten Beobachtungen) zu bezweifeln. Ilim folgte Kees (1877). 1879 leugnete sie auch noch Entz, musste sie aber 1884 zugeben. Neuestens behauptete wieder Plate, dass Epistylis simulans der Mi. N. fehle (842). Bütschli (1876) zeigte ferner, dass die Mi. N. solchen Ciliaten (Trachelius Ovum, Spirostomum ambiguum), welchen sie nach Balbiani nur während der Conjugation zukommen sollten, auch ausser dieser eigen sind. Maupas bestätigte dies später für Spirostomum (1879, 1883) und wies sie auch bei Stentor zuerst ausser der Conjugation nach, was auch Gruber (1885, 776) constatirte. Gegenüber diesen jetzt schon recht ausgedehnten Erfahrungen, er- scheinen Behauptungen wie die Jickeli's (1884), dass die Mikronuclei sich nicht bei allen Infusorien fänden (die oben besprochnen sind jedenfalls nicht gemeint) bedeutungslos; J. fuhrt als Giliate ohne Mi. N. nur Spirostomum besonders auf, wo sie bekanntlich schon mehrfach erwiesen wurden. Ebensowenig Vertrauen schenke ich der jungsterschienenen Mittheilung Daday's (837), dass die Mikronuclei den Tintinnoinen häufig fehlten; speziell denen mit vielgliedrigem Makronucleus. Zahl und Lage der Mikronuclei. Während ein einziger Makronucleus die Regel bildet, zeigen die Mi. N. eine Tendenz zur Vermehrung. Multiple Mi. N. finden sich sehr häufig. Immerhin be- sitzen viele Arten nur einen Mi. N. ; es ist nicht zu verkennen , dass dies vorwiegend kleinere, mit einlach gestaltetem Ma. N. sind. Ueber- haupt dürfte eine zu den kleineren gehörige Art mit mehreren Mikro- nuclei noch nicht gefunden worden sein. Andererseits ersieht man deutlich, dass hohe Zahlen von Mi. N. nur bei grossen Formen und daher meist neben einem rosenkranz- oder langbandförmigem Ma. N. auftreten. Die Vermehrung der Mi. N. läuft also der früher geschilderten Um- gestaltung der Ma. N. mit der Grössenzunahme der Arten ziemlich parallel. Dennoch wurde bis jetzt noch nie eine Theilung der Mikronuclei ausser bei der Theilung der Ciliaten constatirt. Es scheint daher vorerst sicher, dass die Mi. N. sich nicht fortdauernd mit dem Wachsthum der Individuen vermehren. Obige Angaben schliessen natürlich nicht aus, dass auch neben einem kugligen bis ovalen Ma. N. gelegentlich mehrere Mi. N. vor- kommen. Beispiele hierfür bilden Paramaecium Aurelia, bei welchem Maupas neuerdings regelmässig zwei Mi. N. beobachtete, wodurch sich diese Form hauptsächlich von dem nahe verwandten P. caudatum mit nur einem unterscheiden soll; ferner Frontonia leucas mit 1—8 (Engelmann 1862, Bütschli 1876, Maupas 1883), Nassula aurea mit 3—4 (Bütschli 1876) und Spirochona gemmipara mit stets 3 (K. Hertwig 1877). Andererseits finden sich jedoch auch Abweichungen nach der ent- gegengesetzten Seite; so findet man nur höchst selten (Bütschli uned.) neben dem langbandförmigen Ma. N. der Vorti cell inen mehr wie einen Mi. N. Wie aus Obigem hervorgeht und schon frühzeitig (Engelmann 1862) betont wurde, zeigen multiple Mi. N. gewöhnlich eine ziemliche Variabihtät der Zahl. Balbiani glaubte früher (1860 u. 61) an eine nahe Beziehung der Zahl der Mikronuclei zur Gliederzabi rosenkranzförmiger Ma. N., indem im Allgemeinen auf jedes Glied 1 Mikronucleus komme. Gegen diese Regelmässigkeit sprachen schon Engelmann's Erfahrungen von 1862. 1520 Ciliata. Derselbe fand neben dem zweigliedrigen Kern der Urostyla Weissii 2, 4, G, oder 8 Mi. N.; ebenso neben dem glcicbbeschatrenen Ma. N. von Stylonycbia Mytilus, statt der gewöbnlichen 2, auch 3, 4 und 5. Bütschli (1876) beobachtete bei derselben ge- legentlich sogar 6 und einmal neben der seltenen Erscheinung eines dreigliedrigen Ma. N. 10 Mi. N. Andrerseits fand er jedoch auch Exemplare mit nur 1 Mi. N. Aehnlichc Schwankungen zeigt auch St. jjustulata (Engelmann 1861 uned.; Bütschli 1876, Maupas 1883). Letzterer erwies das Gleiche (2 — 6 Mi. N.) auch für Amphisia multi- seta Sterlii. Dazu gesellen sich die Beobachtungen an den vielgliedrigen Ma. N. mit ihrer gewöhnlich grossen Zahl von Mi. N. ; ebenso verhalten sich jedoch gewöhnlich auch die lang- bandförmigen Ma. N. Bei Bursaria truncatella (langbandförmiger Ma. K) schwankt die Zahl der Mi. N. sehr und erhebt sich bis auf 20 (Schewiakoff); schon Bütschli (1876) beobachtete bis 15. — Neben dem ähnlichen Ma. N. von Stcntor Roeselii fand Maupas bis 28 Mi. N. Erheblich geringer wie die Gliederzahl des Ma. N. scheint meist die der Mi. N. bei Spirostomum ambiguum zu sein, wie schon Bütschli (1876) beobachtete. Er fand neben 27 Gliedern 5—6 Mi. N. und als höchste Zahl 8. Maupas (1883) constatirte später folgende Zahlen 37 (6), 32 (7), 22 (10), 31 (8), 24 (11). Bei Stentor coeruleus und poly- Hiorphus tritt die Zahl der Mi. N. vielleicht noch mehr zurück; wenigstens konnten Bütschli und Schewiakoff stets nur 1 — 4 Mi. N. mit Sicherheit neben dem vielgliedrigen Ma. N. nachweisen. Ich glaube jedoch, dass weder auf die Angaben für Spirostomum, noch auf die für Stentor, vorerst ein übermässiger Werth zu legen ist, da Nachweis und Zählung der sehr kleinen Mi. N. so grosser Ciliaten äusserst schwierig ist. Doch sprechen auch Maupas' Erfahrungen an Gonostomum pediculi forme, wie die Maupas' und Bütschli's an Loxophyllum meleagris (1876) dafür, dass die Zahl der Mi. N. zuweilen erheblich hinter der der Nucleusglieder zurückbleibt. Bei ersterer fand M. 14 — 20 Glieder und nie mehr wie 2 Mi. N. ; bei letzterem auf 21 Glieder 9 (ähnlich schon Bütschli 1876). Auch Engelmann constatirte schon 1861 neben 20 Gliedern bei Prorodon farctus 10 Mikro- nuclei (uned.). Dagegen trifft für gewisse vielgliedrige Kerne eine annähernde üeberein- stimmung der Glieder- und Mi. N.-Zahl zu, so nach Maupas (1883) bei Condylos- toma patens. Bei 6 Individuen ergaben sich folgende Zahlen: 17 Ma. (14 Mi.), 15 (15), 14 (14), 14 (13), 16 (18), 15 (18). Bütschli fand bei einem mehr wie 30gliedrigen Makro- nucleus von Dileptus Anser fast neben jedem Glied 2 Mi. N., zusammen also circa 60; wohl die höchste Zahl, welche überhaupt beobachtet wurde. Erhebliches Interesse bietet die Lage der Mikronuclei zum Makro- nueleus. Die in Ein- oder Mehrzahl neben einem kugligen bis band- förmigen Ma. N. vorhandenen Mi. N. liegen dessen Oberfläche meist dicht an, sind sogar häufig einer kleinen grubenförmigen Vertiefung der- selben eingelagert. So deutlich dies auch bei Paramaecium und manchen anderen bemerkt wird, ist es doch keineswegs immer der Fall, ja die Mi. N. finden sich nicht selten in geringer Entfernung von der Nucleusoberfläche. Bei ßursaria truncatella z. B. lässt sich dies für einen Theil der Mi. N. meist leicht wahrnehmen (an gefärbten un- gepressten Präparaten). Bemerkenswerth ist, dass der Mi. N. von Iso- tricha unter der plasmatischen UmhtiUungshaut des Ma. N. liegt, von welcher die Karyophoren entspringen (Schuberg). Ein Mi. N. kann dem hufeisen- bis bandförmigen Ma. N. entweder in der Mitte oder bis ganz am einen Ende anliegen, wofür sich bei Vorticellinen mannichfaltige Beispiele finden. Am zweigliedrigen Ma. N. liegt ein einziger Mi. N. in der Regel ziemlich mitten zwischen beiden Gliedern, dem Verbindungsfaden an; Beispiele hierfür sind: Lacry- maria Olor (zuerst Enge Im. 18G1 uned.), Trachelius Ovum z. Th. Mikroniiclei (Zahl u. Lage, Gestalt u. Bau). 1521 (Balbiani 1860— 61), Lionotus (Maupas 1883, Schewiakoff) und die Exemplare von Stylonychia mit 1 Mi. N. Besondere Regelmässig- keiten in der Lage zweier bis zahlreicher Mikronuclei zu einem kugligen bis langbandförmigen Makronucleus wurden kaum beobachtet. Dagegen zeigt sich eine gewisse Regelmässigkeit bei einem Theil der rosenkranz- förmigen Ma. N., vorzüglich denen der Oxy trichinen. Mehrfache Mi. N. liegen hier fast stets den Gliedern an und, wie schon bemerkt, ist das Gewöhnlichste, dass jedes Glied einen Mi. N. neben sich hat. Ferner finden sie sich ebenso regelmässig auf der linken Seite der Glieder. Werden sie aber zahlreicher wie die Glieder, so liegen sie ihnen zwar meist auch an, manchmal jedoch auch den Verbindungsfäden und können gelegentlich z. Th. auf die rechte Seite der Glieder rücken (Engeln). 18G1 uned.; Bütschli 1875 uned.). Im Allgemeinen gilt die Lagerung der Mi. N. au den Gliedern auch für die vielgliedrigen rosen- kranzförmigen Ma. N. ; hier zeigt sich gleichfalls bald regelmässigere, bald unregelmässigere Vertheilung an den Gliedern , was eingehender zu verfolgen wohl tiberflüssig ist. Gestalt, Grösse und feinerer Bau der Mikronuclei. Die Gestalt der Kleinkerne schwankt vom Kugligen bis Ellipsoidischeu und wird zuweilen sogar spindelförmig mit massig bis ziemlich stark zu- gespitzten Polen. Letztere Form scheint speciell grossen Mi. N. eigen zu sein, so z. B. denen von Paramaecium Bursaria und anderen. Langspindelförmig ist namentlich der Mi. N. von Ophryoglena flava E. sp. (= flavicans Lieberk., nach letzterem). Obgleich die Gestalt bei einer bestimmten Art meist ziemlich constant ist, kommen doch auch Schwankungen vor, welche aber, wie so vieles Hierhergehörige, genauerer Feststellung bedürfen. Auch ist zu beachten, dass die Mikronuclei sowohl bei der Theilung wie bei der Conjugation bedeutende Veränderungen durchlaufen, womit manche Variationen in Grösse, Gestalt und feinerem Bau zusammenhängen können. Die Grösse der Mikronuclei schwankt etwa zwischen 1 — 10 ,u in der Richtung des längsten Durchmessers. Wie dem Ma. N. kommt auch dem Mi. N. eine zarte structurlose Membran in sehr vielen Fällen deutlichst zu. Bei allen grösseren wurde sie erwiesen. Stein (1859) und Balbiani (1861) nahmen eine Membran allgemein an, welcher Annahme man mit gewissem Vorbehalt zustimmen kann. In den meisten Fällen nämlich, wo die Membran nicht nachgewiesen oder nicht beschrieben wurde, handelt es sich um sehr kleine Mi. N., an welchen die Beobachtung natürlich sehr schwer ist. Auch gilt wie für die Makro- nuclei, dass die Membran nur bei Isolirung sicher zu erweisen ist, wobei sie sich beträchtlich abhebt; durch Reagentien kann dies unter Conden- sation des Inhalts erheblich verstärkt werden. Berücksichtigen wir, dass in der Bildiingsgeschichte der Mikronuclei, welche im Kapitel über die Conjugation geschildert werden wird, sehr weitgehende Verdichtung des Inhalts und eine gewisse Vereinfachung der Structur auftreten, so liegt die Mög- lichkeit vor, dass bei hochgradiger Vereinfachung die Membran als solche gelegentlich ein- Bronn, Klassen des Thier-Reichs. Piotozoa. 9 6 1522 Ciliata. gehe, d. li. sich mit dem Iiilialt bis zur Nichtunterschcidbailicit vereinigen mag. Obgleich ich einen solchen Vorgang vorerst nicht für sehr wahrscheinlich halte, scheint er docli möglich. — Von besonderer Wichtigkeit für die Membranfrage ist aber, dass bei starker Volumsvergrösserung der Mikron« clei, wie sie bei ihrer Theilung, namentlich aber während der Conjugation auftritt, eine Membran stets, auch an den kleinsten, deutlich erkennbar wird. Die Membran eines Mi. N. (Paramaecium Bursaria) wurde zuerst von Cohn (1851) nachgewiesen; Stein bestätigte sie 1854; auch Lieberkühn (uned. Tafeln) beobachtete sie mehrfach. 1859 nahm sie Stein, wie bemerkt, allgemein an; ebenso Balbiani 1860 — 1861. Letzterer vermuthete ferner, dass die Membran um multiple Mi. N. einen zusammenhängenden Schlauch bilde, ähnlich wie die Nuclensmembran um die Glieder der rosenkranzfürmigen Ma. N. Nur die Analogie mit letztgenannten Kernen verleitete zu einer solchen Annahme. Kein späterer Forscher konnte dieselbe bestätigen; sie wiirde vielmehr bald (Stein 1867, But'schli 1876) bestimmt abgewiesen. 1881 zog sie Balbiani selbst zurück. — Ganz unbegründet ist Jickeli's Angabe (1884), dass die Membran des Mikronucleus eine Ausbuchtung der Ma. N.-Haut sei. Ein solcher Irrthum kann nur daher rühren, dass sich J. auf das Studium gefärbter Präparate beschränkte und Isolationen versäumte. Nur eine einzige neuere Beobachtung Hess sich eventuell zu Gunsten dieser Ansicht aufführen, nämlich Maupas' An- gabe, dass der Mi. N. von Coleps hirtus dicht unter der Membran des Makronucleus , in einem Ausschnitt von dessen Inhalt liege. Ich kann aber auf diese vereinzelte Beobachtung kein Gewicht legen, sondern nur schliessen, dass entweder dieser vermeintliche Mikronucleus von Coleps kein solcher, sondern ein Bestandtheil des Ma. N. war, oder dass seine angebliche Lage unter der Membran des Ma. N. auf Irrthum beruht, so bestimmt sich auch Maupas dafür ausspricht. Während sich die Membran des Ma. N. stets allseitig vom gerinnenden Inhalt abhebt (soweit wenigstens bis jetzt bekannt), ist der Inhalt zahl- reicher Mi. N. an einer Stelle der Membran befestigt. Bei länglichen bis spindeligen Mi. N. geschieht dies stets an einem Pol. Ist die Membran stark abgehoben, so hängt ihr der Inhalt excentrisch an. Es ist daher wohl anzunehmen, dass an dieser Stelle eine gewisse Continiiität zwischen Membran und Inhalt besteht; ein weiterer Grund für die schon bei den Ma. N. ausgesprochene Ansicht, dass die Membran ein Bestandtheil des Kernes selbst, nicht ein Product des umgebenden Plasmas ist. Bestimmt wurde diese Anheftung nachgewiesen bei; Paramaecium caudatum und P. Bursaria, Colpidium Colpoda, Pleuronema Chrysalis, Loxophyllum Mele- agris (Bütschli 1876). Auch bei Balantidium Entozoon erkennt man dasselbe auf Stein's Figuren von 1867; für Frontonia leucas auf denen Maupas' (1883). üeber- haupt ist sehr wahrscheinlich, dass die Anheftung bei allen denjenigen Mi. N. besteht, bei welchen der Inhalt zwei verschiedene Abschnitte zeigt, und dies sind, wie wir gleich sehen werden, ausser den obengenannten noch viele. Andere Mikronuclei zeigen dagegen eine allseitige Abhebung der Membran ähnlich den Makronuclei. Als Beispiele seien erwähnt: Trachelius Ovum, Nassula aurea, Stylonychia, Vorticellin cn (Bütschli 1S76); Condylostoma patens (Maupas 1883) und die beiden Mikronuclei, welche Maupas von Paramaecium Aurelia schildert (1883). Die letzterwähnten Mi. N. zeigen keine Differenzirung des Inhalts in zwei Abschnitte; ihr Inhalt ist überhaupt dem der Ma. N. ähnlicher wie jener der ersterwähnten. Er ist nämlich mitunter deutlich feinnetzig- körnig oder anscheinend homogen ; wobei es vorerst unentschieden bleiben muss, ob die kleineren oder grösseren körnigen Bestandtheile in dem Netzwerk thatsäcblich discrete Körnchen oder nur Verdickungen und Mikronuclei (Gestalt u. Bau). 1523 Knotenpunkte der Maschen (auch hier wohl richtiger Waben) sind (Trachelius, Nassula, Stylonychia, gewisse Vorticellinen Bütschli 1876). Erscheint der Inhalt homogen, so ist er entweder massig dunkel, matt bläulich, bis recht dunkel und dicht. Die meisten kleineren Mi. N. besitzen letzteres Aussehen, und sind dabei gewöhnlich recht dunkel bis etwas glänzend, doch wurde auch bei manchen ansehn- licheren, so z.B. denen der meisten Vorticellinen, welche nur massig verdichtet erscheinen, vorerst keine feinere Structur beobachtet. Aus dem Angeführten darf man wohl schliessen , dass in vielen Fällen nur die Kleinheit die Beobachtung einer feineren Structur hinderte. Doch scheint nach dem oben über die Verdichtung der Mi. N. Bemerkten auch mög- lich, dass die wabige Structur mancher Mi. N. zu fein wird, um wahr- genommen zu werden, ja dass sie schliesslich ganz unterdrückt wird, indem sich die Gerüstsubstanz unter völligem Austritt des Chylema zu einem soliden Körper verdichtet. Die andere Modification des Inhalts beobachtet man gewöhnlich an elliptischen bis spindeligen Mi. N. Der Inhalt ist dann aus zwei Ab- schnitten zusammengesetzt; einem grösseren dunkleren und einem klei- neren, sehr lichten. Die Verschiedenheit beider Abschnitte documen- tirt sich namentlich bei der Färbung, indem sich nur der dunkle und grössere färbt, der lichte dagegen wie die Kernmembran unge- färbt bleibt. Nach der geläufigen Bezeichnung bestände daher der dunkle Abschnitt aus sogen. Chromatin, der lichte aus Achromatin. Schon Bütschli erwies 1876 die wesentliche Verschiedenheit beider Ab- schnitte (Paraniaecinm; durch ihr Verhalten gegen l^/o Essigsäure, welche den hellen Abschnitt ganz verschwinden lässt (wohl durch Quellung), während der dunkle sich erhält. Bei solchen Mi. N. , deren Inhalt an die Membran befestigt ist (speciell Paramaecium Bursaria und P. caudatum), bewirkt der Achromatintheil die Anheftung, was um so grösseres Interesse verdient, da die Membran in ihrem Verhalten gegen Tinctionsrcittel nähere Uebereinstiramung mit demselben bekundet. Der ansehnliche Chromatinabschnitt solcher Mi. N. erscheint stets mehr oder minder deutlich längsgestreift, d. h. fasrig. Die Fasern sind bald fein, bald ziemlich grob und dunkel, häutig etwas granulirt bis varicös. Letztere Erscheinung beruht wohl hauptsächlich darauf, dass sie nicht isolirt neben einander verlaufen, sondern durch Querfädchen ver- bunden sind. Auch der Achromatinabschnitt zeigt bei Paramaecium eine zarte blasse Längsfaserung , welche jedoch genauerer Untersuchung bedarf. Nur an den kleinen Mikronuclei von Spiro che n a, deren beide Abschnitte zuerst Plate (1886) erkannte, wurde keinerlei Streifung beobachtet. Wie gesagt, ist es sehr wahrscheinlich, dass alle Mikronuclei, deren Inhalt in zwei Ab- schnitte difi'erenzirt ist, auch die Befestigung des Achromatintheils an der Membran aufweisen. Es sind dies Paramaecium Bursaria und caudatum (Bütschli 1876), Holophrya Ovum, Prorodon teres, Didinium Balbianii, Frontonia leucas, ürotricha Lagenula, ürozona, ürocentrum, Pleuronema Chrysalis, Cy clidium CitruUus 96* 1524 Ciliata. (Schewiakoff). Bei Paramaecium Bursaria bildete schon Lieberlcühn (uned. Taf.) die Streifung sehr deutlich ab und nach ihm ist auch der langspindelförinige Mi. N. von Ophryoglena flava E. sp. deutlich längsfaserig. Stein beobachtete 1867 die Längs- streifung an dem ansehnlich vergrösserten Mi. N. einzelner Balantidium Entozoon, was es möglich erscheinen lässt, dass er Vorbereitungsstadien der Theilung studirte. Bütschli (1876) ermittelte zuerst die beiden Abschnitte, deren verschiedenes Verhalten gegen Tinctions- mittcl Plate (Spirochona 1886, Param. putrinum 1888) und Schewiakoff*) beobachteten. Es wurde schon mehrfach betont, dass die Tinctionsfähigkeit der Mikroniiclei überhaupt sehr variirt. Manche färben sich recht intensiv, stärker wie die Substanz des Ma. N. ; andere dagegen kaum erheblicher wie der letztere; ja es finden sich auch solche, welche sich in den ge- wöhnlichen Tinctionsflüssigkeiten nur sehr schwach (Anoplophrya branchiarum nach Schneider 1885) oder gar nicht färben. Letzteres betonte neuerdings namentlich Maupas (1885) für die Mi. N. von Balan- tidium elongatum und Nyctotherus ovalis. Auch der fragliche Mikronucleus von Coleps färbte sich nicht. Schon oben wiesen wir darauf hin, wie voreilig es daher erscheint, aus der Betrachtung einiger gefärbter Präparate auf den Mangel der Mikronuclei zu schliessen. c. Theilungserscheinungen der Niiclei. Der äussere Verlauf der Theilung eines kugligen bis ellipsoidischen Ma. N. vollzieht sich sehr einfach. Derselbe streckt sich in die Länge, wird massig oder lang bandförmig und schnürt sich dann in der Mitte all- mählich ein. Indem die Einschnürung tiefer greift und die durch sie ge- schiedenen beiden Kernhälften immer weiter auseinander rücken, wird die verbindende Strecke schliesslich zu einem feinen, häufig recht langen Faden. Schliesslich reisst letzterer mitten durch und seine Hälften werden von den betreffenden Tochterkernen eingezogen. Alle erheblich von der primären Gestalt abweichenden, wurst- bis band- und rosenkranzförmigen Ma. N, kehren vor der eigentlichen Theilung stets zur einfachen Gestalt zurück. Der bandförmige Kern verkürzt sich fortgesetzt unter Verdickung, bis er eine kurzstrangförmige oder nahezu kuglige Gestalt erlangt. Die gleiche Umformung erleidet der rosenkranz- förmige. Auch dieser zieht sich zusammen, indem zunächst die Verbindungs- fädchen der Glieder immer kürzer werden, bis letztere sich berühren und sich endlich vereinigen. Der so entstandene bandförmige Ma. N. kehrt hierauf in vorhin geschilderter Weise zur Urgestalt zurück. Bei dieser Concen- trirung gegliederter Kerne muss die Membran wohl eine wesentliche Rolle spielen, da wir wissen, dass die Verbindungsfädchen häufig nur von ihr gebildet zu sein scheinen. Eine Erklärung für die Concentrirung des Ma. N. zu geben , scheint einstweilen kaum möglich. Active Contractionserscheinungen im gewöhnlichen Sinne dürften dabei schwerlich mitwirken. Man könnte eventuell an eine sehr einfache Deutung denken, welche jedoch etwas gewagt erscheint. Jedenfalls müssen im ruhenden Zustand besondere Einflüsse auf den band- *) üeber die karyokinetische Kerntheilung bei Euglypha. Morphologisches Jahrbuch Bd. XIII, 18S7. Tbcilung des Makronucleus. 1525 bis rosealiraiizförDiigeii Nucleus wirlien, welche ihm die eigenthüniliche Gestalt verleihen. Das einfachste, Avas man sich in dieser Hinsicht denken könnte, wären äussere Zugkräfte, welche ihn dehnten und zunächst bandförmig und schliesslich rosenkranzförmig werden Hessen; nach Analogie mit einem zähen Flüssigkeitsfaden, welcher sich bei genügender Streckung ebenfalls perlschnurförmig gliedert. Solche Einwirkungen auf den Ma. N. könnten nur vom umgebenden Plasma ausgehen, und die Frage wäre, ob sich hierfür Anzeichen finden Hessen, etwa analog den hei Isotricha beobachteten Karyophorcn. Wenn nun diese Einflüsse bei Beginn der Theilung aufhörten, so würde der Nucleus von selbst wieder zu seiner natürlichen Gestalt, d. h. der kugligen bis nahezu kugligen zurückkehren. — Etwas gegründeter sind unsere Vor- stellungen von der Bedeutung des Vorgangs. Wir erblicken darin, im Anschlüsse an die Koux'schen Ideen*), eine Erscheinung, welche eine möglichst gleichmässige Halbirung des Nucleusinhalts , der in den langen Kernen ziemlich ungleichmässig vertheilt sein kann, bei der Theilung ermöglicht. Der weitere Verlauf des äusseren Theilungsvorgangs der coDceDtrirteü, ehemals band- bis rosenkranzförmigen Ma. N. vollzieht sich etwas ver- schieden , was mit der phylogenetisch verschiedenen Entstehung der viel- gliedrigen rosenkranzförmigen Kerne zusammenhängt, auf welche schon oben (p. 1494) hingewiesen wurde. Die langbandförmigeu Kerne wachsen zunächst aus dem Zustand der stärksten Concectrirung wieder band- förmig aus, so dass sie nun die beiden Tochtersprösslinge durchziehen, worauf früher oder später die Durchschnürung in der Mitte geschieht; die beiden Tochterkerne sind also von Beginn ihrer Sonderung schon bandförmig. Bei den vielgliedrigen rosenkranzförmigen Kernen, welche sich aus strangförmigen ableiten, wie jene von Stentor, Spirostomum und viele andere, verläuft der Theilungsprocess ähnlich; d. h. der con- centrirte Ma, N. wird zunächst wieder bandförmig und gliedert sich hier- auf in seiner ganzen Ausdehnung mehr oder weniger reich, was, wie es scheint, auf einmal geschiebt, obgleich einzelne Glieder noch wei- tere Zerlegung erfahren können. Erst dann folgt die Durchschnürung des nun wieder rosenkranzförmigen Kernes in der Mitte. Bei den Oxytri- chinen entstehen dagegen die Glieder eines mehr wie zweigliedrigen Ma. N. bei der Theilung stets successive, was damit zusammenhängen dürfte, dass sie sich auch phylogenetisch durch successive Gliederung eines ursprünglich zweigliedrigen Ma. N. entwickelten. Der coucentrirte, kuglige bis ovale Ma. N. schnürt sich daher zuerst in zwei Hälften ein, die Antheile der beiden Tochterkerne. Bevor sich diese durch Ein- reissen ihres Verbindungsfadens isoliren, schnüren sie sieh zu den beiden Gliedern der Tochterkerne ein, worauf erst die Trennung der letzteren erfolgt. Werden die Tochterkerne mehrgliedrig, so geschieht dies durch successiv fortschreitende Zerlegung der Glieder unter Auswachsen des Ma. N. Die schönste Gelegenheit zur Verfolgung dieser fort- schreitenden Gliederung bietet Urostyla grandis, deren Ma. N. all- mählich sehr lang auswächst und sich in eine ungemein grosse Anzahl kleiner bis kleinster Gliederchen theilt, wie schon früher geschildert wurde (Balbiani 1881). *) Koux, üeber die Bedeutung der Kerntheilungsfiguren. Leipzig 1883. 1526 Ciliata. Wir erinnern bei dieser (ielegenlieit nochmals an unsere bestimmte Ueber/eugung, dass die Kückkelir des Ma. N. zum primitiven Urzustand vor der Theilung die Existenz eines durchaus zusammenhängenden, venu auch zuweilen sehr vielgliedrigen Kernes voraus- setzt. Wir glauben daher auch, dass alle sogen, miiltinucleären Ciliaten, welche diese Erscheinung zeigen, einen einheitlichen , sehr zergliederten Ma. N. besitzen. Diese An- nahme scheint so berechtigt, wie irgend eine, welche sich auf Analogie und Voraussetzung von Kegelmässiglieiten in dem Bau der Organismen gründet. Dazu gesellt sich die Erfahrung, dass die thatsächlich isolirten Nuclei der Opalina, des Loxodes und wohl auch der Opalinopsis, vor der Theilung nicht zusammentreten. Die Verschmelzung zahlreicher isolirter Ma. N. vor der Theilung wäre äusserst schwierig zu erklären, wogegen diese Er- scheinung vergleichsweise natürlich ist, sobald wir einen zusammenhängenden einheitlichen Ma. N. zugeben. Die ersten Beobachtungen über die Coucentrirung gegliederter Ma. N. vor der Theilung machte Stein bei den Oxytrichinen (1859). Da er die Glieder für isolirte Kerne hielt, musste er natürlich eine Verschmelzung derselben annehmen. Balbiani (1860) ver- danken wir den wichtigen Nachweis , dass die Erscheinung den verlängerten Ma. N. allgemein zukommt. Da B. ferner die Verbindungsfäden zwischen den Gliedern der Oxy- trichinen und vieler ähnlich gestalteter Ma. N. auffand, drang er tiefer in die Vorgange ein. Die späteren Beobachter bestätigten seine Ergebnisse in allen wesentlichen Puncten ; speciell Stein (1867), Bütschli (1876), Balbiani (1881) und Maupas (1883) förderten die weitere Erkenntniss dieser Vorgänge, ohne aber den Balbiani'schen Befunden von 1860 wesentlich Neues zuzufügen. Bevor der Ma. N. in den eigentlichen Theilungsact tritt, erfährt sein Inhalt eine wesentliche Structuränderung. Der feinwabige Bau geht stets in einen anscheinend feinfasrigeu über. Die Fasern sind iu dem noch kuglig bis ovalen Ma. N. sehr unregelmässig durcheinander geschlungen, so dass sein Anblick an ein verwirrtes Knäuel feinen Bind- fadens lebhaft erinnert. Sowohl im lebenden Zustand, deutlicher jedoch nach BehandluDg mit geeigneten Reagentien, ist die Structur wahrzunehmen. Wir dürfen diesen Zustand des Ma. N. als Knäuelstadium bezeichnen, um so mehr, als dieser Name schon seit längerer Zeit für die in jeder Beziehung entsprechende Phase der indirecten Kerntheilung gebraucht wird. Isolirte Fasern sind es nicht, welche den Kerninhalt im Knäuelzustand bilden, denn genauere Beobachtung zeigt deutlich, dass die benachbarten durch Querfädchen zusammenhängen. Die Structur ist daher als eine Uniordnung des Wabenbaues zu beurtheilen, wie sie schon oben (p. 1508) für die fasrigen Zustände des ruhenden Nucleus beschrieben wurde, nament- lich aber für die in der Regel auf dem Knäuelstadium verharrenden Kerne der Dinoflagellaten. Von Binnenkörpern oder sonstigen Einschlüssen zeigt der Knäuel- zustaud gewöhnlich keine Spur mehr, auch wenn dieselben im ruhenden Kern regelmässig vorkommen. Daraus folgt, dass diese Einschlüsse bei der Knäuelbildung in der Regel schwinden; d. h. jedenfalls in die Knäuelmasse aufgenommen werden. Hieraus dürfte zu schliessen sein, dass die Binnenkörper und sonstigen Einschlüsse durchaus zur Gerüst- substanz des Kernes gehören, nur lokale Differenzirungen und Ver- dichtungen, resp. auch temporäre Sonderungen in derselben sind. ^ Tlieiluiig des Makromiclcus. 1527 Von dieser Regel ist bis jetzt eine einzige Ausnahme beliannt und, wie es scheint, genügend sicher, um hier erwähnt zu werden. Bei Chilodon Cucullulus bleibt nämlich nach den übereinstimmenden Angaben mehrerer Beobachter (Stein 1859, Balbiani 1860, Grub er 1882 Chilodon curvidentis) der ansehnliche Binnenkörper (s. p. 1511) während der ganzen Kerntheilung erhalten, also jedenfalls auch im Knäuelstadium. Nicht nur der helle Hof des Binnenkörpers, sondern auch der dunkle Centralkörper (Nucleolus) soll sich erhalten und die Binnenkörper der Tochterkerne durch einfache Theilung des ursprüng- lichen entstehen. Es ist zu beachten, dass die Knäuelstructur im Nucleus von Chilodon Cucullulus noch nicht verfolgt wurde; nur bei Chi- lodon curvidentis bemerkte sie Grub er, aber jedenfalls sehr ungenau. Da wir gleich erfahren werden, dass auch der ansehnliche Binnenkörper im Ma. N. von Spirochona, welcher dem des Chilodon sehr gleicht, während der Theilung schwindet, so dürfte etwas Vorsicht bei der Beuitheilung der Verhältnisse von Chilodon geboten erscheinen, lieber das Knäuelstadium gelangt der sich theilende Ma. N. in der Kegel nicht hinaus. In diesem Zustand streckt er sich in die Länge, wobei sich die Faserzüge gleichfalls mehr längs richten, wenn sie auch stets eine gewisse Unregelmässigkeit bewahren. Je mehr die Einschnürung fortschreitet, um so mehr kehren die Faserzüge in den beiden späteren Tochterkernen wieder zur verworrenen Knäuelstructur zurück, nur die des Verbindungsstrangs ziehen noch längs gerichtet zwischen den ersteren hin. Natürlich nimmt ihre Zahl im Strang fortdauernd ab, je dünner derselbe wird, so dass schliesslich nur noch ganz wenige die beiden Kerne verbinden. Nach vollzogener Trennung letzterer bildet sich die Structur früher oder später wieder in die wabige zurück, auch treten die Diflferenzirungen im Inhalt wieder auf, welche für den ruhenden Zu- stand der betreffenden Arten charakteristisch sind (Binnenkörper, Spalten der Oxytrichinen und Aehnliches). Genauere Verfolgung dieser Vorgänge fehlt leider noch; über- haupt bedürfen die feineren Vorgänge bei der Theilung dringend ein- gehenderer Untersuchung. Nochmals sei betont, dass den sich thei- lenden Ma. N. , soweit bekannt, ein Zerfall der Fasern in Schleifen abgeht, ebenso wie die Entwicklung achromatischer Spindelfasern und die Spaltung der Fasern oder Schleifen. Dass letzteres wirklich nicht statt- findet, dürfen wir daraus schliessen, dass der Ma. N. überhaupt nicht bis zu dem Stadium gelangt, auf welchem die Schleifenspaltung bei typischer Karyokinese eintritt; er kommt eben nicht über das Knäuel- stadium der Karyokinese hinaus. Gewisse Abweichungen von dem geschilderten Verhalten wurden nur bei Spirochona bekannt. Nach den Beobachtungen R. Hertwig's scheint es, als wenn der Theilungsact ihres Ma. N. grössere Annäherung an die normale Karyokinese und demnach auch den Theilungsvorgang der Mi. N. zeige. Schon Hertwig's Darstellung verräth aber, dass 1528 Ciliata. noch mancherlei Lücken und zweifelhafte Deutungen in derselben be- stehen, worauf auch Balbiani's (1881) und Plate's (1886) Beobach- tungen hinweisen. Der eigenthüiiiliche Bau des Ma. N. von Spirochona vor Beginn der Thcilung wurde oben (p. 1513) geschildert. Die ersten Veränderungen bei der Vorbereitung zur Theilung sind, dass die dunkle, granulirte Kernsubstanz, welche belianntlich fast ganz auf der einen Seite des grossen Einnenkörpers oder der sog. Kernvacuole angehäuft ist, letztere umfliesst und sich auf der entgegengesetzten Seite des Binnenkörpers anhäuft. Sie kann hierauf wieder zurückströmen und dieses Spiel sich eine Stunde lang yerschicdenlich wiederholen , bis es endlich seinen Abschluss darin findet, dass der Binnenkörper sich central inmitten der Kernsubstanz lagert (75, 71*). Der Ma. N. gleicht nun dem des Chilodon Cucul- lulus auffallend, was die oben versuchte Zusammenstellung beider Kerne rechtfertigt. Nach Hertwig soll die dunkle Kernsubstanz während ihrer A'^erschiebungcn amöboide Be- wegungen ausführen, indem sie sowohl nach Aussen, wie nach Innen in die Kernvacuole, kurze Fortsätze senden kann. Aehnliches wurde bis jetzt bei keiner anderen Ciliate beobachtet. Auf den geschilderten Zustand folgt ohne Zweifel der üebergang der Kernsubstanz in das Knäuelstadium. Hertwig bemerkte zwar nur, dass die Granulationen schwinden; die Masse schien ihm ganz homogon zu werden. Seine Abbildung jedoch (75, 71^), wie die Bemerkung, „dass oberflächlich tiefere und seichtere Furchen ihr (der Kernsubstanz) ein leichtstreifiges Ansehen geben", lassen den üebergang sicher erschliessen. Hierauf schwindet der Binnen- körper. Sein Nucleolus wird allmählich undeutlicher, soll sogar amöboide Fortsätze aussenden und dann allmählich verschwinden. Ich kann dies nur so deuten, dass er sich unter Flüssig- keitsaufnahme allmählich wabig oder fasrig auflöst (resp. differenzirt) und sich der fasrig um- gebildeten übrigen Kernsubstanz wieder zugesellt, welche gleichzeitig in die Vacuole vordringt. Nach Hertwig 's Schilderung sollen allseitig radiäre Fortsätze in die Vacuole eintreten (75, 71^), worauf die Kernsubstanz in zahlreiche radiäre Stücke zerfalle, welche durch fort- gesetzte Zerlegung immer kleiner werden, bis endlich der ganze Kern „eine homogene Masse" geworden sei. Die radiäre Anordnung der ohne Zweifel schon fasrig differenzirten Kern- suhstanz während dem Schwinden der Vacuole erinnert, wie Balbiani (1883) richtig be- tonte, sehr an die ümordnung des Knäuelstadiums zur sog. Sonnenform bei der Karyokinose. Auch ich halte dies für wahrscheinlich, so dass das Auftreten der Sonnenform bei Spiro- chona thatsächlich einen Fortschritt in der Karyokinese über das bei den übrigen Ciliaten Erreichte anzeigt. Dass jedoch auf dieses Stadium ein nächstes mit durchaus homogenem und gleichmässigem Kerninhalt folge, ist nach allem, was sonst bekannt, unglaublich. Balbiani leugnet diesen homogenen Zustand und lässt die radiären Strahlen der Sonnenform durch ümordnung einfach in die Fasern des späteren Spindelzustands übergehen. Nach Hertwig streckt sich der angeblich homogene Kern nun, wird oval, und gleichzeitig tritt an seinen beiden Polen eine Ansammlung heller Substanz auf (1*), welche bei der weiteren Theilung keine Veränderungen erfährt und schliesslich zu den hellen Abschnitten, d. h. den sog. Binnen- körpern oder Vacuolen der Tochterkerne wird. Es scheint daher natürlich, diese helle Substanz von der des hellen Hofs des früheren Binnejikörpers abzuleiten, indem dieselbe aus ihrer gleichmässigen Vertheilung durch die Kernsubstanz hälftig geschieden und an den Polen an- gehäuft wird. Jetzt erst sollen nach Hertwig in der homogenen Kernsubstanz zwischen den beiden hellen Kappen streifige Differenzirungen auftreten; dieselben beginnen an den Grenzen gegen die hellen Platten und wachsen von da zur Kernmitte vor; doch lassen sie vorerst eine mittlere Zone homogener Substanz frei. Letztere will H. der sog. Kernplatte vergleichen, was schon Balbiani zurückwies, da er den mittleren homogenen Abschnitt nie auffand, sondern die Streifung stets durch den ganzen Kern verfolgte. Hertwig berichtet übrigens selbst, dass in den späteren Stadien der Theilung (wenn die Mittelregion schon bedeutend ein- geschnürt und verlängert ist) die Streifung durch dieselbe hindurch fortsetzt. Nur eine ganz schmale scheidewandartige, verdichtete Partie der homogenen Eegion erhalte sich genau in der Mitte des Verbindungsfadens (p-**). Auch Plate bildete 1886 einen solchen Zustand ab und beobachtete, dass die mittlere verdichtete Partie, welche er entdeckt zu haben glaubte, sich Theilung des Makronucleus. 1529 lebhaft mit Safraniu farlje. Die anstosscnden Tlieile des Verbindungsfadeus sind auf seiner Abbildung viel feiner gestreift, wie die angeschwollenen Enden des Kernes. Nach dem Angegebenen scheint es möglich, dass die Theilung des Ma. N. von Spiro- chona auch darin der normalen Karyokinese näher kommt, dass zwischen den getheilten und an die Enden des spindelig ausgezogenen Kernes gerückten chromatischen Fasern, den ge- streiften Kerutheilen Hcrtwig's, feinere achromatische Spindelfasern auftreten, welch die ver^ meintlich ungestreifte, mittlere Kernregion Hertwig's repräsentiren. Obgleich dies möglich ist, scheint diese Annahme einstweilen keineswegs zwingend . ja der Mangel ähnlicher Er- scheinmigen bei allen übrigen, eingehender stiidirten Macronuclei macht sie nicht besonders wahrscheinlich. Der weitere Theilungsvorgang geschieht in der schon für die übrigen Ma. N. geschilderten Weise, nämlich durch fortschreitende Einschnürung der Mittelregion und schliess- liches Durchreissen des ganz fein ausgesponnenen Verbindungsfadens (1^), dessen beide Hälften eingezogen werden. Letzteres geschieht ziemlich langsam, da man häufig getheüte Kerne bemerkt, welchen ein Kest des Fadens anhängt. Die oben erwähnte verdichtete, stark färbbare Partie in der Mitte des Verbindungsfadens, da, wo später dessen Trennung erfolgt, beanspruchte schon Balbiani als ein Analogen der sog. Zellplatte (Strasburger), welcher Deutung man jedenfalls zustimmen wird, wenn die Beobachtung sich definitiv bestätigt. Nach vollzogener Trennung gehen die beiden Kerne allmählich in den Zustand über, welchen wir früher als Ausgangsstadium der Modificationen des ruhenden Ma. N. besprachen. Die streifig- fasrige Partie des Nucleus nimmt die granulirte (wabige) Beschaffenheit des dunklen Kern- abschnitts an und durchläuft dabei jedenfalls den Knäuelzustand, welchen ich deutlich be- obachtete. Die Faserung des letzteren ist sehr fein. Eine Bemerkung verdient noch die Deutung der hellen Kappen oder Endplatten (Hert- ffig) des sich theilenden Ma. N. Hertwig vergleicht sie den sog. Polkörperchen bei der karyokinetischen Theilung. Balbiani sprach sich gegen diese Vergleichung aus, da das sogen. Polkörperchen aus Zellplasma bestehe, wie Fol 's und Strasburger 's Arbeiten ge- lehrt hätten. Stände dies so sicher, wie Balbiani glaubt, so müssten wir ihm wohl zu- stimmen. Dies ist jedoch keineswegs der Fall und daher scheint Hertwig's Deutung vorerst nicht unberechtigt. Der Theilungsprocess des Spirochonanucleus erfordert circa 3 — 4 Stunden (Hertwig). Stein (1S59) bemerkte zuerst die fasrige Umbildung an dem concentrirten Ma. N. der Urostyla grandis. Nur bei diesem Object constatirte auch Balbiani (1861) die Faserung, welche er als Faltungen einer zweiten, unter der eigentlichen Membran gelegenen Haut deutete, während Stein die ,, wellenförmige Kräuselung" richtig der Nucleussubstanz selbst zugeschrieben hatte. 1S62 beobachte Engelmann die „Längsstreifung'' bei der Theilung von Didinium nasutum. Erst Bütschli betonte 18T6, dass die Faserstructur allgemein vorkomme. Bei Paramaecium Aurelia gelang ihm zwar der Nachweis nicht, doch fehlt sie dieser Form keineswegs, wie neuere Untersuchungen lehrten. Zwar haben spätere Forscher, wie Gruber (18S2, 1883), Entz (1884), Jickeli (1SS4), Carnoy (1. p. 1508 c. Fig. 69), Nuss- baum (1886) und Daday (1888) die fasrige Ditlerenzirung häufig bestätigt, ohne jedoch dem Bekannten etwas Neues zuzufügen. Dire Abbildungen und Schilderungen verrathen vielmehr meist, dass sie nur sehr wenig von der Faserung bemerkten, die bei ihnen meist als eine unzusammenhängendc Strichelung erscheint, während es sich um lange zusammenhängende Faserzüge handelt. Für Nyctotherus ovalis leugnet Aime Schneider die fasrige DifTerenzirung des Ma. N. ganz (793). Die Theilung soll hier ohne jegliche Structuränderung geschehen. Ich halte dies für unwahrscheinlich, um so mehr, als gerade bei dieser Heterotriche der während der Conjugation neugebildete Ma. N. die Knäuelstructur so klar und vorzüglich zeigt, dass Stein sie schon 1867 erkannte. Die kar}okinetische Theilung der Nuclei der Opalinen und der Mikron uel ei. Es wurde schon früher auf die Uebereinstimmung des Theilungs- vorgangs der in der Ueberschrift erwähnten Kerngebilde hingewiesen. 1530 Ciliata. Die Mi. N. der Ciliaten waren überhau])t die ersten Kerne, bei welchen Stadien der Karyokinese beobachtet wurden (IJalbiani 1858—61, Stein 1859). Es berührt daher seltsam, wenn neuere Forscher besondere Unter- suchungen ausführten, um festzustellen, dass die indirecte Kerntheilung auch bei Infusorien vorkomme. Bevor wir die feineren Vorgänge bei der Thcilung dieser Kerne verfolgen, inöcliten wir eine Vorfrage erledigen, welche neuere Beobacliter aufwarfen. Nussbaum (18S6) hält es für wahrscheinlich und Gruber (1887) behauptet bestimmt, dass bei den Oxytrichinen (speciell Stylonychia Histrio, Gastrostyla vorai [N.] und der sogen. Holosticha Scutellum [Gr.]) die mehrfachen Mi. N. vor der eigentlichen Thcihing verschmölzen. Alle früheren Erfahrungen (Stein 1859, Balbiani 1860, Bütschli 1870, Hertwig 1877, Maupas 18*'3) stimmen jedoch darin überein, dass nie eine Verschmelzung multii^ler Mi. N. bei der Thcüung vorkommt. Balbiani betonte dies 1881 nochmals besonders, indem er auf den Mangel der Verschmelzung isolirter Kerne bei den Ciliaten hinwies (und von einander isolirt, sind die multii^len Mikronuclei sicher), im Gegensatz zu anderen vielkernigen Zellen, bei welchen eine Keruvcrschuiclzung vor der Theilung eintreten solle. — Ich kann nicht zu- geben, dass die Beobachtungen Nussbaum's oder Gruber's die früheren Erfahrungen zu erschüttern vermöchten. Soweit die sonstigen Darstellungen, z. B. das über die Structur- verhältnisse der in Theilung begriffnen Ma.- wie Mi. N. Mitgetheilte, urtheilen lassen, gehören die betreffenden Untersuchungen keineswegs zu den genauesten. Dazu kommt, dass Nuss- baum auf diesem Gebiet die genügende Orientirung fehlte, da er z. B. meine Untersuchungen über diese Vorgänge gar nicht berücksichtigte oder kannte. Bei Opalina wurde die karyokinetische Theilung der Kerne vor kurzem am genauesten, mit Berücksichtigung der neueren Erfahrungen über die Karyokinese, studirt. P fitzner erwies (1886), dass der Theilungs- vorgang ganz der typische ist, nachdem zuvor schon Maupas (1879), Balbiani (1881) und Nussbaum (1885) gefunden hatten, dass die Theilung eine indirecte ist. Wenn wir die Vorgänge bei Opaliua zuerst betrachten, geschieht dies nur, weil sie zuletzt und daher am ausführ- lichstetf verfolgt wurden, nicht deshalb, weil die Theilung der Mi. N. weniger typisch zu sein scheine. Wir skizziren die Vorgänge bei Opalina nur kurz, da es nicht an- gezeigt scheint, die natürlich etwas mangelhaften Erfahrungen an diesen kleinen Kernen durch die Beobachtungen an geeigneteren Objecten zu ergänzen ; doch wollen wir auf die jüngst erschienenen Mit- theilungen Schewiakoff's*) über die Kerntheilung bei Euglypha hinweisen, da dieselben einerseits eine Protozoc betreffen und andererseits auf recht vollständiger Verfolgung des Vorgangs am lebenden wie prä- parirten Object basiren. Zunächst geht der wabig- netzige Kerninhalt in das Knäuelstadium über (65, IIa — b); die Knäuelfäden A^erdicken sich allmählich, jedenfalls unter entsprechender Verkürzung, und zerfallen schliesslich in zahlreiche einzelne Stücke, die sog. Schleifen. Dieselben sind Fadenstücke, welche in der Mitte gebogen sind, so dass ihre beiden Schenkel parallel bis winklig verlaufen. Hierauf ordnen sich diese Schleifen in der zur Theilungsaxe des Kernes senkrechten Aequatoriel- '*) Ueber die karyokinetische Kerntheilung der Euglypha alveolata. Morphol. Jahrb. Bd. XIII. 1887, p. 193. Tlieiluiig des Mikrouucleus. 1531 ebene zu einer sog. Kernplatte zusammen (ll,c, d). Die ein- bis mehr- fachen Nucleoli (Binnenkörperchen) des ruhenden Kernes schwinden l)ei diesen Vorgängen nur sehr allmählich und erst im Stadium der Kern- platte völlig. Pfitzner glaubt, dass sie nicht direct in die Faden- resp, Schleifensubstanz übergehen ; doch scheint mir dies etwas frag- lich. Mit der Ausbildung der Kernplatte treten auch sog. achromatische oder Spindelfasern auf (Parachromatin Ptitzner), welche von den Kern- polen zur Kernplatte ziehen und sich mit deren Schleifen verbinden. Der Kern, dessen Grenze (Membran) stets deutlich bleibt, ist jetzt in der späteren Theilungsaxe etwas verkürzt, daher kurz ellipsoidisch, wie es bei Euglypha so deutlich hervortritt. Nun erfolgt die Längsspaltung der Schleifen 7U je zweien (11 d), das Auseinanderrücken letzterer nach den Kernpolen, d. h. die Sonderung der Kernplatte in zwei Hälften, wobei der Nucleus sich allmählich in die Länge streckt (11 e). Wenn die beiden Kernplattenhälften die Pole erreichen, hat der Kern etwa eine länglich- elliptische Form, welche durch eine mittlere Einschnürung bald in die bisquitförmige übergeht (11 f). Achromatische Fasern zwischen den Kern- plattenhälften wurden nicht beobachtet, fehlen jedoch der Analogie wegen sicher nicht. Die eingeschnürte mittlere Kernregiou zieht sich in bekannter Weise zu einem dünnen Faden aus (65, Hg), der endlich einreisst. Bei dem Auseinanderweichen der Kernplattenhälften kehren sich die Schleifen um, so dass ihre Umbiegungsstellen nun den Polen zugewendet sind. In den getrennten Tochterkeruen treten bald wieder Nucleoli auf und zwar häufig zunächst im achromatischen Theil. Dann geht die Schleifenbildung allmählich in rückläufiger Weise in die Netzstructur über, wobei der anfänglich noch ausgeprägte Gegensatz zwischen einem achromatischen und chromatischen Abschnitt des Kernes schwindet. Von besonderer Bedeutung erscheint, dass während des ganzen Theilungs- actes die Grenzen des Kernes und der Tochterkerne scharf erhalten bleiben, was die schon von Bütschli (1876) besonders betonte Erfahrung bestätigt, dass bei der Karyokinese der Ciliateu (Mikronuclci) die Membran nicht schwindet. B. suchte auf diese Tliatsacbe schon 1876 die Vermuthung zu gründen, dass die eigentliche Kernmembran bei der Karyokinese überhaupt erhalten bleibe, und sah sich auch seither nicht veranlasst, diese Ansicht aufzugeben, trotz vieler gegeiitheiliger Angaben. Pfitzner*) kam später auch für die Gcwebckerne zu einer ähnlichen Auffassung, ohne zu wissen, dass er damit zu den Anschauungen zurückkehrte, welche schon den ersten Schilde- rungen der Karyokinese thierischer Kerne zu Grunde lagen. Strasburger gibt in seiner neuesten Sclirift**) die Erhaltung der Membran bei der Theilung der Protozoenkerne zwar zu, will aber darin etwas Besonderes erblicken. Er glaubt, dass die Karyokinese der einzelligen Organismen besondere Abänderungen erlitten hätte, wozu auch die Erhaltung der Kern- membran gehöre. Ich finde für diese Annahme keinen Grund; sie ist jedenfalls dem Bestreben entsprungen , das allgemein behauptete Schwinden der Membran bei den Gewebekernen mit den Erfahrungen bei den Protozoen zu vereinen. Ich habe schon mehrfach *) Zur morphologischen Bedeutung des Zellkerns. Morphol. Jahrb. Bd. XI, 1886, p. 54. **) üeber Kern- und Zellthcilung im PHanzenrcich , nebst einem Anhang über Befruch- tung. Jena 1888. 1532 Ciliata. dargelegt, dass icli den Erfalirungen an den isolirbaren Kernen der Protozoen grösseres Ver- trauen schenke wie denen, welche den Präparaten vielzelliger Organismen entnommen sind. ücbrigens durften sich in Strasl)urger's neuesten Beobachtungen eine Reihe Anhaltspunkte finden, welche sogar die Erhaltung der Membran bei den von ihm untersuchten Objecten wahrscheinlich machen. Wie bemerkt ist unser Wissen von dem Theilimgsprocess der Mi. N. bedeutend unvollkommener. Dasselbe gründet sich einstweilen noch fast ganz auf Bütschli's (1876) Erfahrungen, welcher die schon von Bal- biani (1858 — 61) und Stein gesammelten, jedoch falsch gedeuteten Beobachtungen weiter führte. Dennoch liegen die typischen Stadien so klar vor, dass kein Zweifel an der indirecten Theilung der Mi. N. be- stehen kann. Bekanntlich ist der Inhalt der stets sehr kleinen Mi. N. gewöhnlich stark verdichtet. Daher beginnt die Vorbereitung zur Theilung immer mit einer mehr oder minder beträchtlichen Volumvergrösserung. Bei der Ver- mehrung der Mi. N. während der Quertheilung der Ciliaten ist diese Volumzunahme eine relativ massige, jedoch deutlich bemerkbare; sie fehlt ja auch bei der Theilung der Gewebekerne nicht und wird jedenfalls ebenso bei Opalina vorkommen. Viel erheblichere Vergrösserung geht dagegen der durch die Conjugation hervorgerufenen Vermehrung der Mi. N. voran. Die Volumzunahme muss auf Flüssigkeitsaufnahme aus dem umgebenden Entoplasma beruhen, womit harmonirt, dass die vergrösserten Mi. N. viel lichter werden. Gleichzeitig erfährt ihr Inhalt eine Auflockerung, welche z. Th. von dem Eindringen der Flüssigkeit herrühren wird. Weiterhin erleidet derselbe eine Reihe tiefgreifender Umbildungen, durch welche er allmählich in eine Kernspindel übergeführt wird. Die Entstehung der Spindelform wurde für die Vermehrung der Mi. N. bei der Theilung der Ciliaten noch sehr wenig erforscht, etwas eingehender hingegen bei der Vermehrung während der Conjugation, wo die Vorgänge aus den oben erwähnten Gründen leichter zu verfolgen sind. Dennoch wurde noch keine genügende Einsicht in die Umbildungsvorgänge erzielt, obgleich es wahrscheinlich ist, dass eine ziemliche Uebereinstimmung mit denen der typischen Karyokinese bestehen dürfte. Diese Lücken unserer Erfahrungen erklären sich dadurch, dass die betreffenden Unter- suchungen (Bütschli 1876) aus einer Zeit herrühren, wo von den Vor- bereitungsstadien der Spindelbildung noch so gut wie nichts bekannt war. Wir wollen deshalb diese Vorgänge nur kurz berühren. Vermisst wurde seither das Knäuelstadium; dass es thatsächlich fehlt, halte ich für sehr zweifelhaft, da auch Maupas (782) neuerdings angibt, dass die Entwicklung der Mi. N. bei der Conjugation stets mit dem Knäuelstadium beginne. Es scheint, dass sich diejenigen Mi. N., welche schon im Ruhe- zustand chromatische und achromatische Substanz deutlich unterscheiden lassen, etwas anders umbilden, wie die übrigen. Bei den ersteren (speciell Paramaecium) wächst unter Vergrösserung des Mi. N. zunächst hauptsächlich der achromatische Abschnitt stark aus, wobei seine zarte Tlieilung des Mikronucleus. ' 1533 Faseriing, welche schon im ruhenden Zustand angedeutet war, viel schärfer hervortritt. Dabei bleibt der Abschnitt an der Membran dauernd be- festigt (63, 3a). Der chromatische Theil bewahrt seine körnig-fasrige Beschaffenheit oder erscheint auch mehr körnig; doch bedarf dies genauerer Untersuchung. Bei der Conjugation von Paramaecium caudatum und P. Bursaria folgen nun auf dieses Stadium sehr eigentbUmliche Zustände, deren Entstehung und weitere Umbildung bis jetzt noch etwas unklar blieb. Es sind dies sehr lange, mehr oder weniger stark gebogene, bis Spiral zusammengekrümmte Gebilde mit beiderseits stark zugespitzten Enden (63, 3b u. c). Schon im lebenden Thier erscheinen sie sehr hell; was damit zusammenhängt, dass der eigentliche Inhalt nur einen relativ kleinen Theil des Innern einnimmt, das übrige dagegen von hellem Kern- saft erfüllt wird. Der Inhalt liegt stets der concaven Seite an und be- steht aus den beiden bekannten Abschnitten. Der dunklere, fasrig-körnige chromatische Theil erfüllt gewöhnlich die eine Spitze des Gebildes voll- ständig und zwar meist diejenige, welche stärker verjüngt ist. Daran schliesst sich der achromatische Abschnitt, der wie ein Faserbusch gegen die andere Spitze zieht und sie auch gewöhnlich erreicht. Es scheint, dass die stärker spiral zusammengekrümmten Formen die an- fänglicheren sind, was auch mit ihrer vermuthlichen weiteren Umbildung stimmt. Auch bei manchen anderen Ciliaten (so Colpidium Colpoda [Bütschli, Maupas], Chilodon [ß.] etc.) scheint der Mikronucleus bei der Conjugation zunächst zu einem sehr langgestreckten Gebilde auszuwachsen, das wohl den gekrümmten Kapseln der Paramaecien entspricht, jedoch wenig oder nicht spiral eingerollt ist. Wir werden bei der Conjugation auf diese Zustände zurückkommen und ihre eventuelle Bedeutung be- sprechen. Balbiani (1861) entdeckte dieselben. Bütsclili studirte sie später bei Param, caudatum und Bursaria. In neuerer Zeit wurde die Ansicht geäussert (Grub er 188(3), dass sie anormale Gebilde seien. Demgeg-enüber muss ich nach wie vor mit Balbiani daran festhalten, dass sie regelmässig als erste ümbildungsform des Mi. N. bei der Conjuga- tion der Paramaecien und Colpidien vorkommen. Auch Maupas (782) bestätigte dies und betont, dass ähnliche hornartige oder halbmondförmige Zustände noch bei manchen anderen Ciliaten auftreten. Grub er scheint die Umgestaltung des Mi. N. zur Kernspindel nicht eingehend verfolgt zu haben, wie denn seine Untersuchungen über den feineren Bau der ruhenden und in Theilung begriffenen Mi. N. überhaupt nicht genau genug sind. Aus dem letzterwähnten Zustand leitet sich wahrscheinlich der eines ansehnlich vergrösserten Mi. N. von wieder ovaler Gestalt ab (63, 3d), dessen Inhalt die Membran nahezu erfüllt und die beiden Abschnitte deutlich längsfasrig zeigt. Der chromatische ist theils etwas grösser, theils nur ebenso gross wie der achromatische; seine Fasern sind dicker und dunkler wie die des achromatischen, etwas körnig und deut- lich durch feine Querfädchen verbunden. Auch Hess sich neuerdings constatiren, dass die Fasern Schleifeugestalt besitzen, da ihre Enden um- biegen (Bütschli) ; doch bleibt die genaue Anordnung der Schleifen fest- zustellen. Eine meiner älteren Skizzen von 1876 (P. Bursaria) zeigt einen 1534 • Ciliata, solchen Mi. N., welcher statt des Ulngsfasrigen chromatischen Abschnitts ein recht deutliches Knäuel aufweist, weshalb ich verniuthen möchte, dass der Schleifenbildnng ein Knäuelstadium vorausgeht. Das Stadium der Kernspindel geht aus dem letztgesehilderten da- durch hervor, dass die achromatische Fasersubstanz allmählich auch am anderen Pol des Kernes auftritt (63, 3e). Man findet zunächst Zustände, wo sie sich hier nur in geringer Ausdehnung als ein kleiner Abschnitt zeigt, der aber bald dem des anderen Pols gleich wird. Dann ist die chromatische Schleifenpartie als relativ sehr ansehnlicher mittlerer Ab- schnitt (wie die Kernplatte einer typischen Kernspindel) zwischen zwei massig grossen polaren Partien achromatischer Spindelfasern eingeschaltet. Die beiden letzteren sind wie der ursprüngliche achromatische Abschnitt an der Membran befestigt. Indem wir die Betrachtung des eigentlichen Theilungsvorgangs der Kernspindel , welcher überall in ziemlich übereinstimmender Weise ver- läuft, etwas verschieben, besprechen wir zunächst den zweiten Modus der Spindelbildung, welcher speciell den Mi. N. eigen scheint, die im ruhenden Zustand keine deutliche Scheidung der beiden Substanzen zeigen. Bei der Anschwellung des Mi. N. scheint sich der Inhalt zunächst zu lockern, so dass eine granulirte Structur klarer hervortritt, welche bei genauerer Untersuchung sich wohl als netzig -wabig ergeben dürfte. Hierauf folgt eine Sonderung der achromatischen und chromatischen Substanz, indem erstere als ein ansehnliches Faserbüschel aus der chromatischen hervorwächst. Dieses Faserbüschel heftet sich mit seiner grössten Aus- breitung der Membran an und verschmälert sich gegen das Kerninnere; sein inneres Ende bildet die chromatische Substanz, welche gewisser- maassen wie ein Köpfchen dem Büschel aufsitzt. Dies Köpfchen liegt bald ziemlich centrisch in der abgehobenen Membran, bald erreicht es dieselbe gegenüber der Befestigungsstelle der achromatischen Fasern nahezu. — Bei Stylonychia Mytilus (Halb., Bütschli), Bursaria truncatella (Balb. , Bütschli) und Stentor (Balb.) repräsentirt sich dieses Stadium meist etwas anders, indem das granulirte Häufchen chromatischer Substanz central in dem kugligen, ansehnlich vergrösserten Mi. N, zu liegen scheint und die Fasern allseitig nach der Men)bran ausstrahlen (68, le; 71, lOi). Solche Zustände haben daher eine gewisse Aehnlichkeit mit der sog. Sonnen- form der Karyokinese und sind damit auch schon verglichen worden. Ich glaube nicht, dass dieser Vergleich zutriffr, weil die Fasern sicher achroma- tische sind , die Strahlen der sogen. Sonnenform dagegen chromatische Schleifenelemente. Auch möchte ich gegen früher jetzt annehmen, dass das Häufchen chromatischer Substanz nicht central, sondern einseitig liegt. Hierauf deuten manche Bilder bei Stylonichia Mytilus hin. Da der achromatische Faserbusch sich bei diesen Zuständen sehr ausbreitet und die Mi. N. gewöhnlich so orientirt scheinen, dass die chromatische Substanz dem Beschauer zu- oder abgewandt ist, wird die vermuthete excentrische Lage der letzteren selten zur Ansicht gelangen. Tlieilung des Mikronucleus. 1535 Die folgenden Umljildungsstadien wurden nur bei Stylonycliia Mytilus einigermaassen erkannt. Sie lassen sich so auffassen, dass die cbromatische Substanz aus ihrer excentrischen Lage auf die achromatischen Spindelfasern wandert, um allmählich eine äquatoriale Kernplatte zu formiren , indem sich gleichzeitig der Busch der Spindel- fasern beiderseits den späteren Kernpolen spindelig zuneigt. Dabei be- merkt man neben der Anlage der Kernplatte häutig noch eine excentrische Partie chromatischer Substanz am einen Pol der Spindelfasern, welche ich als einen Rest des ursprünglichen chromatischen Substanzhäufchens deuten möchte, der sich allmählich zur Kernplatte begeben wird. Immer- hin ist dieser Punkt noch recht zweifelhaft. Die Kernplatte der eben geschilderten Stadien scheint noch auf dem Knäuelstadium zu stehen, wenigstens weisen einige meiner Skizzen von 1874 — 75 daraufhin. Bald muss jedoch der Zerfall in einige Fadenstücke eintreten, welche sich dann zu einer regulären Kernplatte parallel neben einander ordnen. Letztere bildet nun die Mittelpartie der Spindel, welche sich mittlerweile durch vollständige Ausgleichung der beiden achromatischen Abschnitte formirte. Dabei streckte sich der Kern gleichzeitig in seiner Längsaxe bis zur ellipsoidischen Form. Ob auch bei den ersterwähnten Formen (speciell Stylonychia pustulata und Euplotes Charon) die Umwandlung zur Spindel ähnlich verläuft, oder vielleicht den Vorgängen bei Para- maecium mehr entspricht, muss vorerst unentschieden bleiben. üeber den Bau der ausgebildeten Kernspiiidel (der sog. reifen Samenkapsel Balbiani's von 1S61) ist noch einiges zu bemerken. Dieselbe difFerirt bei den verschiedenen Ciliaten wesentlich nur in der relativen Ausdehnung des chromatischen und der beiden achromatischen Abschnitte. Während der erstere (d. h. die sog. Kernplatte) bei den Paramaecien relativ sehr lang ist, zum mindesten die beiden mittleren Viertel der Spindel einnimmt , bleibt er bei den übrigen, welche daraut untersucht wurden, kürzer. Bei Euplotes Charon und Car- chesium nimmt er etwa Va der Kernlänge ein, bei Stylonychia Mytilus etwa nur Vs! viel weniger noch bei Stylonychia pustulata. Dies hängt natürlich von der Länge der Kernplattenelemente ab. Während dieselben gewöhnlich verschieden lange Stäbchen sind, erscheinen sie bei Stylonychia pustulata nur als Körner. Bei Euplotes Charon scheint die Zahl der Kernijlattenelemente beträchtlich geringer zu sein wie die der achromatischen Spindelfasern, so dass manche der letzteren, ohne ein chromatisches Element zu berühren , von Pol zu Pol ziehen , was als Beweis dafür dienen kann, dass die Spindelfasern wirklich von Pol zu Pol reichen. Dasselbe dürfte auch aus der gesammten Bildungsgeschichte der Mikronucleusspindel folgen. Nussbaum bildet für Opa- lina ganz ähnliche Spindeln ab. Bei Chilodon Cucullulus zeigte sich dagegen folgendes seltsame Verhalten. Von jedem Kernplattenelement (Stäbchen) entsprang jederseits ein ganzes Bündel feiner achroma- tischer Fasern, womit vielleicht zusammenhängt, dass die Spindel sich gegen die Pole erweitert, also eine etwas bisquitförmige Gestalt besitzt. Der weitere Verlauf der Th eilung ist der gewöhnliche und bedarf daher nur weniger Worte. Unter fortgesetzter Streckung des Kernes wird die Kernplatte getheilt und ihre Hälften wandern nach den Polen, welche sie schon erreichen, bevor eine Einschnürung in der mittleren Region ein- tritt. Stets bleiben die achromatischen Verbindungsfasern zwischen den auseinandergerückten Kernplattenhälften sehr deutlich und klar. Sie sind 1536 Ciliata. nach meiner schon 1876 ausgesprochenen Ansicht, welche ich auch jetzt noch festhalte, die früheren Spindelfasern, an welcher sich die Kern- plattenelemente verschieben; was nicht ausschliesst, dass sie gleichzeitig von ihnen bewegt werden. Indem der Kern fortgesetzt in die Länge wächst, runden sich seine beiden Enden allmählich knglig bis ellipsoidisch ab, so dass sie sich durch eine Einschnürung von dem strangartigen Mitteltheil deutlich absetzen (G3, 4). Den Inhalt der abgerundeten Enden bilden wesentlich die Kernplattenhälften ; den Verbindungsstrang dagegen die achromatischen Verbindungsfasern, welche jedoch jederseits noch eine kleine Strecke in die Enden eindringen. Der Verbindungsstrang wächst nun sehr stark aus, wobei er zunächst lang spindelförmig wird, da er in der Mitte am dicksten bleibt. Diese Anschwellung erhält sich lang, wird jedoch natürlich immer unmerklicher, je mehr der Strang auswächst; schliesslich schwindet sie (64, 3 f.). Ob in der Mitte der Anschwellung möglicherweise eine wenig ent- wickelte sog. Zellplatte auftritt, innerhalb welcher die Continuitätstrennung des Stranges erfolgt, bedarf genauerer Feststellung. Jedenfalls zerreissen die achromatischen Fasern bei der starken Verlängerung des Stranges allmählich, da sie um so spärlicher im Strang sind, je länger er wird. Im Maximum seiner Streckung erscheint er als ein ganz feiner, in der Mitte nicht mehr angeschwollener Faden (73, 12c), welcher ähnlich dem feinen Verbindungsfaden rosenkranzförmiger Kern- glieder nur noch mit der Membran der beiden Tochterkerne zu- sammenhängt. Die eigentlichen Verbindungsfasern sind jedenfalls schon sämmtlich getheilt und in die Tochterkerne eingezogen worden. Dass dieser feine Faden schliesslich mitten durchreisst und seine Reste einge- zogen werden, scheint zweifellos, obgleich es sich schwer direct ver- folgen lässt, da der Faden nur an geeignet präparirten, nicht jedoch an lebenden Thieren wahrzunehmen ist. Die Tochterkerne verhalten sich etwas verschieden bei der Quer- theilung der Ciliaten und bei der Conjugation. Im ersteren Fall tritt bald, meist schon vor der vollen Ausbildung des Verbindungsstranges, die Rückbildung der Kernplattenhälften in jedem Tochterkern ein; d. h. die chromatischen Elemente der Kernplattenhälften vereinigen sich wieder inniger mit einander und gehen in die Beschaffenheit über, welche sie im ruhenden Mi. N. besitzen. Dabei bleibt der achromatische Abschnitt, d. h. also der dem Verbindungsstrang zugewendete, auch in dem Tochter- kern entweder deutlich erhalten (Paramaecium und die Formen mit ähnlichen Mi, N.) oder die anfänglich noch deutliche Scheidung der beiden Abschnitte geht bei der Rückkehr der Tochterkerne in den Ruhezustand verloren. Letzteres Verhalten bildet bekanntlich bei den Gewebekernen die Regel. Bei der Vermehrung während der Conjugation kehren die Tochter- kerne nicht in den Ruhezustand zurück; auch verkleinert sich ihr Volum vorerst nicht oder doch nur wenig. Dies beruht darauf, dass Theilung der Mikronuclei. 1537 sie meist sofort noch weitere Theilungen eingehen. Letztere vollziehen sieh dann, soweit bekannt (Paramaeciura), derart, dass die ursprüng- lich einseitig gelagerte Kernplatte wieder in die Mitte rückt, d, h. auch an dem anderen Pol wieder ein achromatischer Spindelfaserabschnitt erscheint und so fort, wie schon im Obigen dargelegt wurde. An den eben getrennten Tochterkernen conjugirter Paramaecien ist der achromatische Abschnitt, welcher in den Verbindungsstraug überging, deutlich schwanzartig ausgezogen, wie zu erwarten war. Erst allmählich erfolgt die Einziehuog des zugespitzten Schwanzes und die Abrundung. Am Schlüsse dieser Schilderung wäre nochmals auf einige Punkte hinzuweisen, welche von allgemeiner Bedeutung für die Beurtheilung der indirecten Kerntheilung erscheinen. Auf die Erhaltung der Membran und die Wichtigkeit dieses Factums wurde schon hingewiesen. Ferner zeigt die indirecte Theilung der Mi. N. wohl überzeugend, dass das Material zum Aufbau der achromatischen Spindelfasern schon im ruhenden Kern enthalten ist, nicht etwa von Aussen in denselben eindringt, was für Gewehekerne vielfach behauptet wird. In dieser Hinsicht ist von besonderer Wichtigkeit der vollständige Mangel der Strahlen- bildung im Plasma um die Pole der sich theilenden Kerne, mit welcher das Auf- treten der Spindelfasern meist in Verbindung gebracht wird. Wie die deutliche Scheidung in chromatische und achromatische Substanz für die ruhenden Mikronuclei vieler Ciliaten schon sehr bezeichnend ist, so bildet die frühzeitige Entwicklung der achromatischen Fasern eine sehr charakteristische Eigenthümlichkeit im Theilungsvorgang derselben. Für ein Eindringen geformten Plasmas in den Kern ergibt sich aber im Verlauf der Theilung keinerlei Anhalt. Was Jickeli (1S84) hierüber berichtet ist jedenfalls unhaltbar. Endlich verdient ein Punkt noch unsere volle Beachtung. Bei den Paramaecien und Colpidium beobachtete Bütschli (1876) häufig, dass in der Theilung begriffene, verlängerte Mi. N. hei der Isolation plötzlich stark zusammenschnurrten, ja wieder oval wurden. Dies scheint fast darauf hinzuweisen, dass solche Zustände innerhalb des Plasmas einer mechanischen Zugwirkung unterliegen; dies gilt speciell für die Membran, denn die Verbindungsfasern ver- kürzen sich dabei nicht , krümmen sich vielmehr in der zusammengeschnurrten Membran zu- sammen (63, 3 g). Entgegen meiner früheren Auffassung scheint mir dieses Zusammenschnurren der isolirten Kerne nicht wohl auf blosser Wassereinwirkuug unter Abhebung der Membran beruhen zu können, vielmehr darauf hinzudeuten, dass die Spindel bei der Theilung thatsächlich einen äusseren Zug erfährt. Welch' tiefgreifende Consequenzen sich für den ganzen Vorgang er- geben würden, wenn die Richtigkeit dieser Vermuthung festzustellen wäre, liegt auf der Hand. Bezüglich des Historischen über die Theilung der Mi. N. ist noch zuzufügen, dass die auf Balbiani, Kölliker (1864) und Bütschli folgenden Arbeiten kaum mehr enthalten wie die Bestätigung einiger Stadien bei gewissen Formen. Verhältnissmässig am genauesten verfolgte E. Hertwig (1877) den Vorgang bei Spirochona, doch bieten deren Mi. N. wegen ihrer Kleinheit zu grosse Schwierigkeiten. Was Jickeli (1884) über den Spindel- zustand der Mi. N. bemerkt, scheint mir zum grössten Theil unhaltbar. So behauptet er, dass die ^Spindeln zuweilen gar keine chromatische Substanz enthielten, und führt als Beispiel Paramaecium caudatum an, wo dies nicht im geringsten zutrifft. Weiterhin äussert er die irrthümliche Ansicht, dass die chromatische Substanz der Mi. N, von der des Ma. N. abstamme, indem etwas von dessen chromatischer Substanz an ihnen „hängen bliebe'", wenn sie sich vom Ma. N. abtrennten. Wie oben bemerkt (s. p. 1521), behauptet J. bekanntlich, dass die Mi. N. unter der Membran des Ma. N. liegen. Er nimmt daher an, und will sogar gesehen haben, dass sich die Mi. N. sammt der sie überziehenden Partie der Membran vor der Theilung von dem Ma. N. abschnürten. Gleich unhaltbar ist seine Ansicht über die oben beschriebenen halbmondförmigen ümwandlungsstadien der Mi. N. von Paramaecium. Er will sie auf Eindringen von Plasma in den vom Ma. N. abgelösten Mi. N. zurück- führen; jedenfalls deutete er den achromatischen Faserbusch als Plasma. Was die Arbeiten Gruber's (1886, 1887), Entz' (1884) und Nussbaum's (1886) über die Theilung der Bronn, Klassen des Thier- Reichs. Protozoa. y7 1538 Ciliata. Mikroiuiclei berichten , geht über das früher Beliaiiute nicht liinaus. Die obige Darstelhing konnte sich daher im Wesentlichen nnr anf meine eigenen Forschungen von 1876, sowie anf einige neuere, z. Th. mit Schewiakoff angestellte Beobachtungen stützen. d. Bemerkungen über die Cliemie der Kerne. Da wir das Verhalten der todten Kerne gegen Farbstoffe sclion berücksichtigten, bleibt nur zu schildern, was in neuerer Zeit über ihre Färbung im lebenden Zustand beobachtet wurde. Obgleich diese Untersuchungen vorerst nicht viel mehr als die Möglichkeit lehrten, die lebenden Kerne durch verschiedene Farbstoffe zu tingiren, verdienen sie doch genauere Beachtung, weil sie vielleicht zukünftig ein wichtiges Hülfsmittel der Forschung werden. Ziemlich gleichzeitig hemerkten Brandt (612), Certes (616) und Henneguy*), dass Ciliaten und andere Protozoen in sehr verdünnten Lösungen gewisser Farbstoffe (Hämatoxylin B., Bismarckbraun B. und H. , Cyanin C) längere Zeit zu leben vermögen und dabei differenziite Färbungen ihrer Inhaltsbestandtheile zeigen, deren z. Th. schon früher gedacht wurde. Brandt und Henneguy fanden, dass Häma- toxylin (Vgooo — Vaooo B.) die Kerne färbt (doch studirte B. keine Ciliaten, sondern einige Amöben und Heliozoen). Andere Farbstoffe, so Bismarckbraun und das von Certes ver- wendete Cyanin (Bleu de Quinoleine) tingirten den Kern nicht. Certes dehnte diese Unter- suchungen später (724) noch auf eine Reihe weiterer Anilinfarben aus, wobei sich ergab, dass dieselben tlieilweise wie Hämatoxylin den Ma. N. tingiren (so Malachitgrün , Dahliaviolett, Vert acide), andere dagegen nicht (wie Diphenylaminblau etc.) : letztere zeichnen sich dadurch aus, dass die Ciliaten sehr lange in ihren Lösungen leben. Die Intensität der Färbung des Ma. N. (denn nur dieser wurde bis jetzt verfolgt) schwankt nach Certes bei verschiedenen Arten beträchtlich; auch glaubt er, dass die Tinctionsfähigkeit mit dem Zustand des Kernes (Conjugation, Theihing etc.) variire, was nicht unwahrscheinlich ist. Die verwendeten Lösungen enthielten zwischen 0,00001—0,0601 der Farbstoffe. Auch diejenigen Stoffe, welche den lebenden Kern nicht färben, tingiren den abgetödteten gewöhnlich. Wie gesagt, dürften die Versuche bei weiterer Ausdehnung mancherlei wichtige Ergebnisse versprechen. Bekanntlich hat die neuere Forschung festgestellt, dass ein ansehnlicher Theil der Nucleussubstanz aus einem eigenthümlichen Körper, dem sog. Nuclein besteht. Auch liess sich feststellen, dass speciell der stark tingirbare Theil des Kerninhalts, das sog. Chromatin, vorzugsweise aus Nuclein besteht. Erkennen lässt sich dieser Körper, oder, besser gesagt, von den Eiweisssubstanzen unterscheiden, mit denen er gewöhnlich gemeinsam vorkommt, durch seine Unlösslichkeit in Pepsin oder Trypsin, welche die letzteren verdauen und durch seine Löslichkeit in Solutionen von Na.^COg und Na3P04. Durch Anwendung dieser Re- actionen zeigte zuerst Zacharias (637) dass auch der Ma. N. gewisser Ciliaten (Para- maecium, Vorticella, Opalina) hauptsächlich Nuclein enthält. Spätere Untersuchungen*), welche sich jedoch auf die Kerne pflanzlicher Zellen beschränkten, führten Z. zur Unterscheidung zweier Substanzen in denselben, welche sich im wesentlichen mit den oben als Chromatin und Achromatin bezeichneten decken dürften (abgesehen von verdaubarem Eiweiss, dessen An- | Wesenheit gleichfalls wahrscheinlich gemacht wurde). Das eigentliche Nuclein, welches die ohen aufgeführten Reactionen besitzt, bildet jedenfalls die Hauptmenge der sog. chromatischen Substanz, wie sich im Spindelstadium deutlich zeigt, wo es auf die Elemente der Kernplatte concentrirt erscheint. Der zweite Stoff, das Plast in (benannt nach einem ähnlich sich ver- haltenden Körper, den Reincke und Rodewald im Plasma von Aethalium reichlich auf- fanden), schliesst sich durch seine Unlöslichkeit in Pepsin dem Nuclein an , widersteht jedoch auch dessen oben genannten Lösungsmitteln. Es nähert sich daher den sog. unlöslichen Nu" cleinen, wie sie Miescher, Hoppe u. A. beobachteten und bezeichneten. Dass letztere Sub- I stanz dem von uns Achromatin genannten Theil des Inhalts im AVesentlichen entsprechen dürfte, geht zum mindesten daraus hervor, dass sie sich nur in gewissen Farbstoffen tingirt. Die sog. Spindelfasern aber fand Z. neuerdings in künstlichem Magensaft ohne Rückstand verdaulich während sie demselben nach vorhergehender Alkoholbehandlung widerstanden. *) Colorat. du protoplasma vivant p. le brun Bismarck. Comptes rend. soc. philomatique. 1881. **) Siehe Botanische Zeitung 1882, p. 611; 1883, 1885, 1887, 1888. — Vergl. jedoch auch Fr. Schwarz in Beitr. zur Biol. der Pflanzen, herausg. von Cohn. V. Bd. 1887. Nuclei (Chemie). GallertumlulUungen ii. Verwandtes. 1539 Untersuchungen, welche Schewiakoff neuerdings über das Verhalten der Ma. N. einiger Ciliaten (Bursaria, Paramaecium. Nassula aurea) gegen die bezeichneten Lösungsmittel ausführte, bestätigten die Angaben von Zacliarias. Bei Verdauungsversuchen mit frisch bereiteter Pepsinlösung scheint sich nur eine sehr geringfügige Menge der Kern- substanz zu lösen , dagegen schwindet die Nucleusmembran wie die Hauptmasse des Plasmas. Nur vom Entoplasma bleibt gewöhnlich ein nicht unansehnlicher Rest zurück (Entfettung ging natürlicli voraus). Die Hauptmenge des Kernrückstandes löst sich in Soda, doch bleibt ein Eest, welcher dem Zacharias'schen Plastin entspricht. Derselbe wird durch Natron oder Kali gelöst und ist meist nicht tingirbar. Auch der Rückstand des Plasmas wird gewöhnlich nicht vollständig durch Soda gelöst, so dass auch in diesem Plastinreste zu vermuthen sind, wie es Zacharias schon angab. Ein im Knäuelstadium befindlicher Makronucleus von Para- maecium veränderte sich bei der Behandlung mit concentrirter Sodalösung nicht sehr, nur war die Knäuelstructur nun klarer und deutlicher als nach irgend einer anderen Behandlungsweise. Leider geben diese Erfahrungen noch keine tiefere Einsicht in den chemischen Aufbau des Nucleus; die Natur der Körper, um die es sich dabei handelt, der sog. Nucleine, ist eine so mannigfaltige, dass vorerst allen solchen Untersuchungen, speciell aber den mikro- chemischen, etwas Schwankendes anhaften muss. 3. Ciallerthülleii, Gehäuse uml Stiele. A. Gallertnmhüllungen wie wir sie in anderen Protozoen-Ab- theilungen häufig, bei den Radiolarien sogar regelmässig trafen, sind selten, fehlen aber nicht ganz. Zuerst entdeckte Stein (1862, No. 340) eine die ganze Oberfläche überziehende Gallertschicht bei Trachelo- phyllum apiculatum (67, 12a— b). Er fand sie bei allen Individuen, Wrzesniowski (1869) dagegen nur bei einigen der untersuchten Exemplare. Auch ich beobachtete (1874) die Hülle regelmässig; doch untersuchte ich nur eine beschränkte Individuenzahl. Die Schicht (g) ist massig dick; die relativ langen Cilien ragen daher etwa zur Hälfte oder etwas mehr über sie hervor. Die Gallerte erscheint ein wenig fein- körnig und trübe; besonders ihre äussere Zone. Erst in neuester Zeit fanden Bütschli und Schewiakoff einen analogen Fall bei Nassula elegans Ehbg. Die Gallertschicht kommt hier sicher nur gewissen Individuen zu, doch können wohl alle eine solche abscheiden. Hinsichtlich ihrer Ausbreitung über die ganze Körper- oberfläche und ihrer Dicke verhält sie sich ähnlich wie bei Trachelophyl- lum ; dagegen ist sie ganz hyalin und deshalb sehr schwierig wahrzunehmen. Man überzeugt sich von ihrem Vorhandensein am leichtesten durch Untersuchung der Thiere in gefärbten Flüssigkeiten, weil ihre äussere Grenze dann deutlich markirt erscheint. Li schwachen wässrigen Lösungen von Fuchsin und Methylenblau färbt sie sich lebhaft, bevor die Thiere sterben; dabei streifen dieselben ihre Hülle sogar zuweilen ab. Bei längerem Verweilen in der Methylenblaulösung quillt die Gallerte bis zum Mehrfachen ihrer ursprüng- lichen Dicke auf, so dass ihr die Cilien nun ganz eingelagert sind. Der mit Methylenblau gefärbten Gallerte wird der Farbstoff durch reichlichen Wasserzusatz wieder entzogen. Schon oben (p. 1476) wurde mitgetheilt, dass auch bei Steutor coeruleus gelegentlich eine Gallertschicht beobachtet wurde (Bütschli und Schewiakoff). Bevor wir die nahe verwandten Gallertgehäuse besprechen, be- trachten wir gewisse eigenthümliche Bedeckungen, welche sich wahr- scheinlich hier anschliessen. Nach Entz' Entdeckung (1884) ist der 97* 1540 Ciliata. ganze Kücken des interessanten Ony chodactylus (61, 6a — b) von einem sogen. „Panzer" überzogen (g). Dies ist eine massig dicke, naeb den Abbildungen glasartig durcbsicbtige Schicht von besonderer Structur. Sie scheint nämlich aus „äusserst zartwandigen Prismen zu- sammengesetzt'', welche senkrecht auf der Rückenfläche stehen und nach aussen etwas convex vorspringen. • Obgleich demnach eine gewisse Aehnlichkeit mit der Alveolarschicht besteht , entspricht doch der sog. Panzer jedenfalls nicht einer solchen, wie schon Entz' Beobachtung ergibt, dass er durch verdünnte Essigsäure zerstört wird. Dagegen werden wir Structurverhältnissen der Gehäusewand bei den Tintinnoinen begegnen, die eher Vergleichspunkte bieten. Bei Onychodactylus schienen die Prismen oder Zellen der Hülle äusserlich offen zu sein, „oder waren mit gallertartigen Tröpfchen verschiedener Grösse bedeckt". Die Er- wähnung des sogen. Panzers an dieser Stelle ergibt von selbst, dass wir ihn für nächst ver- wandt mit den besprochenen Gallerthüllen halten. Tatem entdeckte (463) zuerst eine Vorticella (monilata), deren Körperoberfläche theilweise oder gänzlich mit kreisrunden bis ovalen, halbkuglig vorspringenden Knöpfen bedeckt ist (73, loa — b). Dieselben sitzen auf der Pellicula, wie leicht daraus folgt, dass sie sich schon bei schwachem Drücken des Thieres ablösen, worauf die fein geringelte Pelli- cula zum Vorschein kommt. Meist stehen die Knöpfe in ziemlich regel- mässigen Querringen um den Körper; nach Kent zuweilen auch auf dem Discus. Doch scheint häufig eine unregelmässige Anordnung vorzukommen; nicht selten auch nur eine theilweise Bedeckung des Körpers, worauf be- sonders Stokes (1884, 716> hinwies. Die Knöpfe erscheinen glasartig durchsichtig bis etwas glänzend. Ihre Grösse ist meist recht variabel; grosse und kleine stehen häufig dicht neben einander in einer Querreihe. Nach Btitschli's Erfahrungen (537) handelt es sich nicht um isolirte Tuberkel oder Knöpfe, sondern um eine zusammenhängende Schicht mit knopfartigen Vorsprüngen, wie der optische Durchschnitt und die Ab- lösung der Schicht lehren. Gewöhnlich bemerkt man in jedem grösseren Knöpfchen einen centralen runden dunklen Körper, über dessen Be- deutung nichts Bestimmtes ermittelt wurde. Dass es sich nicht um einen Nucleus handelt, ebenso wenig wie die Knöpfe Zellen sind, bedarf kaum der Erwähnung. Es scheint, dass die dunklen Binnenkörper zuweilen ganz fehlen, wenigstens erwähnt sie Kent nicht und Stokes will auf ihre Gegenwart sogar eine besondere Art (V. Lockwoodi) gründen. Bei einer dritten Art (V. vestita) enthielten die Knöpfe statt des Binnen- körpers zahlreiche dunkelgerandete Granula, welche Molekularbewegungen ausführten; der Inhalt dieser Knöpfe wäre also flüssig. Ich halte jene V. vestita gleichfalls nur für eine Varietät der V. monilata. Aus dem Berichteten scheint zu folgen, dass der Ueberzug der V. monilata wohl auch zu den gallertartigen Hüllen gehört. Die Knopfbildung erinnert sogar etwas an die vorspringenden Prismen des sog. Panzers von Onychodactylus. Ständen die Knöpfe dichter gedrängt, so würden wohl ähnliche Verhältnisse wie bei dieser Chlamydodontc entstehen. . Gallertgehäuse. 1541 Schon auf Lieberkühn 's Tafeln (1855) ist die V. monilata abgebildet. Nach Tätern schilderten sie Greeff (1870) und Frommentel (1874 V. margaritata), ohne Kennt- niss ihrer ursprünglichen Entdeckung. Greeff beobachtete schon die gelegentliche Ablösung der Knöpfe und knüpfte daran die Vermuthung, dass sie Knospen seien. Bü'tschli (1877) suchte diese Ansicht zu widerlegen und zeigte, dass die Knöpfe eine hautartige Schicht auf der Pellicula bilden, also keine Pelliculargebilde sind, für welche sie Kent (601) wieder er- klärte. Auch ist ganz unrichtig, die Querreihen der Knöpfe mit den Pellicularringeln zu vergleichen, denn letztere sind deutlich unter ihnen vorhanden und viel zahlreicher wie die ersteren. Später beschäftigte sich Stokes mehrfach mit dieser Form (685, 716, 754, 756), wie oben schon bemerkt wurde. Etwas zweifelhaft ist der dünne Schleimüberzug, den Stokes bei seiner sogen. Vorticella rabdophora (761) beschreibt. In dem Schleim fanden sich unregelmässig zerstreute Häufchen bacterienartiger Stäbchen. Es ist daher möglich, dass der üeberzug wirklich ein Product von Bacterien war; Aehnliches begegneten wir schon bei gewissen Ohoanoflagellaten (s. p. 905). Auch Stein (1867 p. 131) fand die Zweige und Indi- viduen von Zoothamnium Arbuscula „dicht mit einer gelblichen, aus feinen anorganischen Partikelchen und einem gallertartigen Bindemittel zusammengesetzten Schmutzschicht bekleidet". Unsicher ist ferner der dicke üeberzug , welchen Frommentel (1874) bei seiner sog. Epi- stylis Hospes beschrieb und Lieberkühn schon 1855 bei einer jedenfalls identi- schen Form auf seinen Tafeln darstellte. Nach den Abbildungen beider Forscher ist die ge- sammte Oberfläche von dichtstehenden, senkrecht aufgesetzten, feinen Stäbchen oder Fädchen überzogen , welche überall gleich hoch erscheinen und deren Enden schwachknopfig verdickt sind. Wenn es sich nicht um eine parasitäre Bedeckung (eventuell Bacterien) handelt, könnte man vielleicht an einen, dem sog. Panzer von Onychodactylus ähnlichen üeberzug denken, B. Gallertgehäuse. Schon oben wurde auf die nahe Verwandt- schaft zwischen dem Gallertüberzug und den Gallertgebäusen hingewiesen. Der Unterschied beider besteht wesentlich darin, dass die fertigen Ge- häuse von der Oberfläche des Thierkörpers abgehoben sind, der letztere daher im Gehäuse frei beweglich ist. Dazu gesellt sich häufig eine grössere Erhärtung der Gallerte, namentlich ihrer innersten Lage. Wie diese Difi'erenzen entstehen, wie namentlich die Thiere sich von der sie ursprüng- lich dicht bedeckenden Gallertschicht (der Wand des Gehäuses) ablösen und weshalb die Lichtung des Gehäuses häufig beträchtlich weiter erscheint, wie die Dicke des Thieres, bedarf noch genauerer Untersuchung. Die Ablösung von der abgeschiedenen Gehäusewand wird wohl meistens durch Bewegungen des Thieres hervorgerufen und von der etwas grösseren Consistenz der Gallerle unterstützt. Gewisse Formen, wie Stichotricha und Maryna, be- wegen sich während der Abscheiduug der Gehäusewand fortdauernd vor- und rückwärts. Natürlich setzt dies voraus, dass die Gehäuse äusserlich irgendwie befestigt sind, was auch für die gallertigen gewöhnlich der Fall ist. Wie bei Encystirungserscheinungen kann die Abhebung der Gehäusewand natürlich auch durch Wasserabscheidung unter entsprechender Volumverminderung des Körpers geschehen. Auch dies dürfte häufig mitwirken, resp. z. Th. allein in Frage kommen. Derartige Gehäuse treten in verschiedenen Ordnungen auf, sind daher zweifellos mehrfach selbstständig entstanden. Wie alle Gallertgehäuse besitzen sie eine ziemlich dicke Wand, welche ursprünglich aus sehr weicher, ja nahezu leichtflüssiger Gallerte besteht. Mit dem Alter er- härtet dieselbe in verschiedenem Grade, bewahrt jedoch gewöhnlich noch eine klebrige bis leimartige Beschaffenheit (Tintinnidium, Stentor Roeselii, Stichotricha, Ophrydium) oder wird fester. Letztere Gehäuse nähern sich den später zu besprechenden Chitinhüllen, von welchen sie sich aber meist durch unregelmässigere äussere 1542 Ciliata. Oberfläche und körnige Beschaffenheit der Substanz unterscheiden. Es ist jedoch klar, dass keine scharfe Grenze zwischen den gallertigen und den häutigen Gehäusen existirt, was besonders die Gattung Tiutin- nidium mit ihrem Gallertgehäuse beweist, während alle übrigen Tintin . noinen häutige Hüllen besitzen. Die Gallertgehäuse sind theils durch Aufwachsen auf fremden Körpern befestigt, häufig aber auch mit ihrem Basaltheil der Wasseroberfläche angehängt (Stentor, Stichotricha, Maryna, wahrscheinlich auch Tintinnidium zuweilen). Dies geschieht, wie schon Stein aussprach, wohl unter Vermittlung von Staubtheilehen, welche auf dem Wasser schwimmen. Während sich die auf festen Gegen- ständen aufgewachsenen in verschiedener Richtung frei erheben (wenigsteus wenn sie länger werden), hängen die letztgenannten von der Wasserober- fläche senkrecht herab. Es finden sich jedoch auch Gehäuse, welche der Unterlage flach aufliegen. Natürlich richtet sich die Gestalt mehr oder weniger nach der der Thiere, über welche die Gehäuse ja gewissermaassen als Abguss geformt werden. Meist sind es verschieden lange, häufig etwas unregelmässige Röhren (68, 5, 7; 70, 1, 11c), seltener etwas vasenförmige Gebilde (Stichotricha M ülleri Lachm. sp. = St. Um ula Gruber), und dann z. Th. mit verengter oder halsartig ausgezogener Mündung. Bei Stichotr. Mülleri schliesst sich die Mündung bei Zurückziehung des Bewohners durch ihre Elasticität von selbst, was auch bei Stentor Roeselii, obgleich in geringerem Grade, der Fall ist (Stein 1867; 69, 2). Die Länge der Gehäuseröhren ist recht verschieden; während die von Stentor und Stichotr. Mülleri selten die halbe Länge des ausge- streckten Thieres übertreffen, werden sie bei anderen viel länger als der Thierkörper. Letzteres kommt dadurch zu Stande, dass die Thiere sich in der Röhrenmündung aufhalten und dieselbe durch fortdauernde Ab- scheidung anhaltend verlängern; sei es, dass sie sich wie die Tintin- nidien mit dem Hinterende an der Seitenwand der Röhre befestigen oder wie die Stichot riehen und Maryna ganz frei im Mündungs- ende der Röhre leben. Die Röhren der Tintinnidien erreichen gewöhnlich etwa die Länge des gestreckten Thierkörpers; die von Stichotricha secunda (= St. socialis Gruber = Archimedes remex Hudson) und Maryna werden dagegen gewöhnlich vielmal länger wie ihr Bewohner. Bei den zwei letztgenannten Arten führt die Vermehrung des Röhrenbewohners zur Bildung dichotomisch verästelter, schliesslich baumförmig verzweigter Gehäuse, wie sie uns ganz ähnlich schon bei gewissen Flagellaten (s. p. 685) begegneten. Bei den übrigen gehäusebewohnenden Ciliaten verlassen nach vollzogener Theilung die beiden oder einer der Sprösslinge das Gehäuse. Nach Stein (1867) sollen gelegentlich zwei Individuen von Stentor Roeselii eine Röhre bewohnen; es seien aber nicht die Descendenten eines Thieres, sondern das eine sei in die Röhre des anderen eingedrungen. Gallertgehäiisc. 1543 Die Entstehimg der verzweigten Kolonial- oder Gesellschaftsröhren von Stichotricha secunda (70, 11c) und Mary na socialis, welche Grub er (1879) entdeckte, ist leicht verständlich und geschieht in der schon bei den Flagellaten geschilderten Weise. Die beiden aus der Tlieilung hervorgegangenen Sprösslinge nehmen zunächst neben einander im Mündungsende der Röhre Platz; bald beginnt jedoch jedes für sich, eine Röhre abzuscheiden, welche die Verlängerung der ursprüng- lich einfachen bilden. Letztere theilt sich demnach in zwei Aeste und dieser Process wiederholt sich bei jeder folgenden Theilung der Bewohner der Zweigäste. Die auf solche Weise entstehenden baumartigen Gehäuse können speciell bei Stichotricha secunda eine bedeutende Entfaltung und Grösse erreichen. Die ähnlichen Röhren der Mary na socialis sind an jeder Verzweigungsstelle ziemlich stark verengt. Dass der Durch- messer des Stammes wie der jedes Zweiges solcher Röhren distalwärts gewöhnlich etwas zunimmt, folgt natürlich aus dem allmählichen Wachs- thum der Erzeuger. Auch verdient es kaum besondere Betonung, dass das Lumen des ganzen Röhrenbaums einheitlich zusammenhängt. Den oben geschilderten verzweigten Gallertröhren schliesst sich die Gallerthülle der Kolonien von Ophrydium nahe an, jener eigenthtim- lichen Vorticelliue, deren Stöcke häufig eine für Ciliaten ganz gewaltige Grösse erreichen. Jedes Einzelthier scheidet eine Gallertröhre aus, welche sich bei der Theilung fortgesetzt verästelt. Die Thiere bewohnen auch hier stets die Enden der Röhren und füllen den von ihnen verlassenen Theil derselben mit Gallerte aus (75, 5 b). Die äussersten, zur Aufnahme der Thiere bei der Contraction dienenden Röhrenenden erhalten sich hohl. Zwei weitere Eigenthümlichkeiten zeichnen die Gallertgebäuse des Ophrydium versatile noch vor den verzweigten Gehäusen der erst- erwähnten Ciliaten aus. Einmal legen sich alle durch fortgesetzte Ver- zweigung einer Röhre entstandenen Aeste dicht aneinander und ver- wachsen, so dass äusserlich keinerlei Verzweigung erkennbar ist, das Gallertgehäuse vielmehr eine einheitliche, kuglige bis unregelmässige Masse darstellt. Zweitens entsteht eine solche Gallertmasse gewöhnlich nicht aus den Desceudenten eines einzigen Gründers, sondern aus der Ver- schmelzung mehrerer, dicht nebeneinander angesiedelter, ursprünglich getrennter Individuen und ihrer Nachkommen. Erst bei der Besprechung der Vorticellinen-Kolonien kann der Bau der Stöcke von Ophry- dium noch etwas genauer dargelegt werden. Verschmelzung, resp. Verwachsung benachbarter Gallertröhren zu einer gemeinsamen kuchen- bis inselartigen Masse kommt auch bei Stentor Roeselii häufig vor, was schon seit alter Zeit bekannt ist (s. hauptsächlich Stein 1867). Auch bei gewissen Stichotrichen spielt die innige Verwachsung der Gallertausscheidungen benachbarter Einzelthiere eine Rolle, doch dürften es in den beiden gleich zu erwähnenden, durch Grub er (643) bekannt gewordenen Fällen die Nachkommen eines oder we- niger Vorfahren gewesen sein, welche die verschmolzenen Gehäuse bildeten. 1544 Ciliata. Grub er beschrieb zwei Modificationen solcher Gallcrtgehäuse , über deren specifische Bedeutung genauere üntersucliungen nm so mehr abzuwarten sind , als die Organisation der sie erzeugenden Thiere ungenügend bekannt ist. In dem einen Fall besteht das Gehäuse der Gesellschaft aus einer unregelmässigen Gallertmasse, von deren Oberfläche sich die von den Thieren bewohnten Eöhren fingerartig erheben. In der gemeinsamen Centralmasse der Gallerte ist von einer Sonderung in den Einzelröhren entsprechende Partien nichts wahrzunehmen. Die zweite Modification unterschied sich wesentlich dadurch, dass die Köhren der Einzelthiere nur wenig über die Oberfläche der gemeinschaftlichen Gallerte hervorragen. Die Gesellschaften letzterer Art wurden viel grösser und hatten die Gestalt langer, zuweilen verästelter Gallert- fäden, welche theils an den Gefässwänden sassen, theils vom Wasserspiegel herabhingen. Die ganze Oberfläche solcher Gallertfäden war mit den grünen Sticho trich en dicht gespickt. Von Interesse ist, dass Stichotricha Mülleri nach Entz (1879) in ihrem Gehäuse häufig ein zweites, inneres abscheidet. E. sucht dies darauf zurückzuführen, dass das ur- sprüngliche Gehäuse dem bei fortgesetzter Vermehrung sich verkleinernden Bewohner zu gross werde. Einen Gegensatz zu den seither besprochenen Röhren bilden die beiderseits geöffneten. Hierher gehören die Gehäuse der sog. Oxytricha tubicola Gruber (1879) (die Genusbestimmung ist jedoch ganz unsicher). Dieselben besitzen eine massig lange, abgestumpfte Kegelform; der weiteren Oeffnung ist das Vorderende des Bewohners zugewendet. Im Anschlüsse an diese Oxytricha tubicola gedenken wir der vielleicht nahe- stehenden Form, welche Stokes (753) unter den Namen Cyrtolophosis mucicola sehr ungenügend beschrieb. Die Schleimgehäuse sind sehr unregelmässig gestaltet und variabel, platt aufgewachsen, jedoch nur einerseits geöfihct. Beiderseits offen ist ferner meist die Gehäuseröhre von Tintinnidium semiciliatum (Sterki). Endlich kehrt derselbe Bau bei der noch ungenügend studirten Pleuronemine Calyptotricha Phillips (= Di plo- spyla Kellicott 741) wieder. Obgleich Phillips die Wand der Gehäuse als sehr feine Membran abbildet, glaube ich doch, dass sie den gallertigen nächstverwandt sind. Jedenfalls berechtigt uns auch die Gestalt der Hülle, sie an dieser Stelle zu besprechen. Ihre Form ist etwa ellip- soidisch und jeder der Pole in eine massig lange offene Mündungsröhre aus" gezogen. Wie die Röhren der Oxytricha tubicola sind auch jene der Calyptotricha der Länge nach auf der Unterlage befestigt. Seltsam erscheint, dass Philipps anfänglich nur Gehäuse fand, welche gar keine OeflT- nung besassen. Wie dies zu erklären ist, bleibt einstweilen dahingestellt; doch könnte man des- halb Zweifel hegen, ob die Thiere normal solche Gehäuse bewohnen. Wie gesagt, hat Kellicott ohne Kenntniss der Phillips'schen Untersuchung ebenfalls die doppelmündigen Gehäuse beobachtet. Die Gallerte der geschilderten Gehäuse ist meist von Körnchen mehr oder weniger durchsetzt, was uns schon bei den gallertigen Abscheidungen der Flagellaten begegnete. Der Gallerte von Ophrydium fehlen solche Einlagerungen dagegen, wie es scheint, ganz. An den Röhren der Mary na findet sich eine ringelartige Zeichnung, welche auf der Anord- nung der körnigen Einschlüsse zu beruhen scheint. Grub er vermuthet des- halb, dass die Abscheidung der Röhre bei dieser Form hauptsächlich vom Peristomrand geschehe, dem eine gürtelförmige Zone dunkler Körnchen eingelagert ist (69, 4b). Er nimmt an, dass diese Körnchen mit der Secretion in Beziehung stünden, was wohl möglich ist. Wir erinnern Gallertige u. membranöse Gehäuse. 1545 dabei an das, was früher (p. 1476) über die Bedeutung gewisser Ein- lagerungen der Alveolarschicht bemerkt wurde. Die häufig klebrige Beschaffenheit der Gallerte bewirkt, dass ihrer Oberfläche nicht selten Fremdkörper anhängen oder auch in ihre Masse eingebettet sind. Dies wurde namentlich von Stentor (s. Stein 1867 etc.), manchen Stichotrichen, Tintinnidium semiciliatum und Ophry- dium versatile bekannt. — Für das genannte Tintinnidium glaubt Sterki sogar, dass die Gebäuseröhren nur aus zusammengestrudelten Fremdkörpern (,, zerfallenen Pflanzenresten, kleineren Pilz- und Algen- fäden'') aufgebaut würden: doch bewirkt auch hier eine Gallertaus- scheidung zweifellos die Verkittnng der Fremdkörper. Die Verhältnisse dieser Art interessiren aber besonders deshalb, weil sie direct zu den Fremdkörpergehäusen mancher Tintinnoinen überleiten. In der Gallerte von Ophrydium beobachtete Harker (735) zahlreiche unverästelte feine Fäden, welche sich gelegentlich activ bewegten. Beim Kochen mit schwacher Kalilauge bleiben die Fäden zurück, während die Gallerte gelöst wird. H. möchte sie für eingedrungene oscillarienartige Organismen halten. Von sonstigen Eindringlingen in die Gallerte des Ophrydium wurden gelegentlich beobachtet: Bacillariaceen, Ciliaten (Enchelys) und Räderthiere (Notommata) (s. Eichwald 186, 2. Nachtr.). Wie die der Flagellaten besitzen auch die Gallertausscheidungen der Ciliaten die Neigung mit dem Alter zu dunkeln. Anfänglich stets farb- los, werden sie allmählich gelb bis braun, zuweilen sogar recht dunkel. Die Gallerte von Ophrydium scheint jedoch stets farblos zu bleiben. Es bedarf genauerer Feststellung, ob die Veriärbung der Gallertsubstanz selbst eigenthümlich ist, oder auf Einlagerung anderer Stoffe, speciell etwa Eisenoxydhydrat beruht, wie es für gewisse Flagellaten ermittelt wurde (s. p. 690). lieber die chemische Natur der Gallerte fehlt es an aus- reichenden Beobachtungen; nur die von Ophrydium versatile untersuchte Haliburton (1885) etwas genauer. Seine Resultate gipfeln darin, dass die Gallerte nur 0,28^0 fester Substanz mit 0,07^0 Asche enthält. Im gereinigten Zustand erwies sie sich frei von N und löslich in starker CIH und SH^^O^. Beim Kochen mit letzterer Säure liefert sie gährungsfähigen, dextroseähnlichen Zucker, welcher schwefelsaures Kupfer- oxyd reducirt. Deuten demnach die Reactionen auf Cellulose hin, so stimmt damit nicht, dass Jod und Schwefelsäure keine Bläuung, sondern Bräunung bewirkten. Harker (1885) will in der Gallerte von Ophry- dium grosse Mengen kleiner Krystalle von kohlensaurem Kalk gefunden haben. Bei längerem Kochen in schwacher Kalilauge beobachtete er Auf. lösung der Gallerte, wie schon oben angedeutet. Die Gallerte von Ophrydium und Stentor ist nach Engel mann (1875) einfach brechend. C. Membranöse Gehäuse. Die nahen Beziehungen derselben zu den gallertigen wurden schon oben betont, bedürfen daher hier keiner 1546 Ciliata. Besprechung'. Im Allgemeinen werde nur bemerkt, dass die Dicke der Schalenwand ziemlich variabel ist und ihre Substanz, soweit bekannt, zu den chitinartigen gehört. In der Familie der Tintin noinen wird die Schalenwand häufig durch eingelagerte Fremdkörper, verstärkt. Letztere Gehäuse gleichen den agglutinirenden , welche uns namentlich bei den Rhizopoden so ausgebildet begegneten; doch werden sie wohl sicher in anderer Weise gebildet. / Zunächst einige Worte über das Vorkommen solcher Gehäuse. Den Hol 0 trieben fehlen sie fast vollständig. Nur. die sogen. Vasicola (Tatem 1869) soll ein flaschenförmiges , befestigtes Gehäuse bewohnen, ist jedoch sehr unsicher. Wie oben erwähnt, ist der Character des Gehäuses der Pleuronemine Calyptotricha Phill. noch etwas zweifelhaft. — Eigentliche membranöse Gehäuse scheinen sich auch bei den Hypotrichen nicht zu finden. Unter den Heterotrichen be- sitzt allein Folliculina (zu der wahrscheinlich auch Ascobius Henneguy gehört) ein solches Gehäuse. Allgemein verbreitet sind sie bei den Tinti nnoinen (abgesehen von der schon besprochenen Gattung Tintinnidium), Endlich zeichnen sie die Unterfarailien der Cothur- nina und Lagenophryina (Peritricha) aus. Die Gehäuse der allermeisten Tintinnoinen unterscheiden sich von denen der übrigen Ciliaten dadurch, dass sie (mit Ausnahme des Tintinnus inquilinus) nicht befestigt sind, sondern von den pelagisch lebenden Thieren umher getragen werden. Auch für Tintinnus inquilinus bildet die Befestigung nicht die Regel; man trifft ihn jedenfalls häufiger freischwimmend. Dennoch halte ich es für sicher, dass die von Ehrenherg, Duj ardin und Lieb er- kühn (uned. Taf.) gelegentlich beobachtete Befestigung des aboralen Gehäuseendes auf schwimmenden Algen wirklich vorkommt. Anderseits begegnet man auch einem ähnlichen Tintinnus, welcher nicht von Algen getragen wird, sondern selbst eine eigenthümliche, der Mündungsregion seitlich aufgewachsene kleine Alge umherschleppt, wie zuerst Fol (668) und später (837) Daday beobachteten. Die Gehäuse sind meist monaxon gestaltet, gehen aber zuweilen ins Bilaterale über. — Bei den Tintinnoinen herrscht der monaxone Bau fast allgemein, abgesehen von untergeordneten Abweichungen, welche später zu betrachten sind. Die Gestalt ihrer Gehäuse schwankt von nahezu kuglig beuteiförmiger bis sehr langgestreckt röhrenförmiger. Die systematischen Beziehungen der Formverhältuisse sollen hier nicht ge- nauer untersucht werden; bei der jetzigen Umschreibung der Gattungen würde die Gestalt innerhalb derselben ungemein variiren. Ich glaube jedoch, dass eine genauere Berücksichtigung der Form bei der Fest- stellung der Gattungen recht wüuschenswerth ist. Die langgestreckten Röhren finden sich allein bei den Gattungen Tintinnus (einschliesslich Amphora Daday) und Tintinnopsis. Die Mündung solcher Gehäuse ist bald gerade abgestutzt, bald mehr oder weniger nach aussen umge- schlagen. Das Hinterende bald abgerundet, bald mehr oder weniger I Membranösc Gehäuse (Gestalt). 1547 zugespitzt, nicht selten in eine Art Schwanzstacbel verläugert. Daday behauptet neuerdings, dass bei den von ihm als Tintinuus s. str. vereinigten Formen das aborale Gehäuseende stets geöffnet sei, also zwei Oeifnungen beständen. Ich kann dieser Auffassung vorerst nicht ohne Kückhalt zustimmen. Die aborale Schalenöfifnung scheint mir nur durch Abbrechen des Hinterendes entstanden zu sein. Auch En tz (1884) hielt dies für seinen Tintinnus lusus undae (spec. ?, ob zu acuminatus Cl. u. L. ?) mit hinten geöffneter Schale für möglich. Fol (1883) gibt sogar direct an, dass das zugespitzte Hinter- ende des eigenthümlichen kleinen Tintinnus, dessen Gehäuse gewöhnlich eine Alge trägt (s. vorherg. p.), sehr häufig abgebrochen sei. Daday sah jedenfalls nur abgebrochene Exemplare und erklärt dies daher für die Regel. Ich beobachtete dies Infusor gleichfalls zu ViHafranca und kann bestätigen, dass das Gehäuse geschlossen und schwanzartig zugespitzt ausläuft (diese Form gehört daher auch nicht zu T. inquilinus, zu der sie Daday zieht). Vasen-, glocken- und trichterförmige Gehäuse vermitteln den Uebergang zu den urnen- bis beuteiförmigen, welche in den Gattungen Codonella und Dictyocysta vorherrschen. Ein ge- wöhnlicher Charakter letzterer Gehäuse ist die Bildung eines sogen. Müudungsaufsatzes (70, 5). Etwas hinter der Mündung findet sich eine mehr oder weniger starke Einschnürung; der vor derselben gelegene Mündungs- theil oder Aufsatz ist meist trichterförmig nach der Mündung zu erweitert und bald mehr, bald weniger hoch. Die Mündung selbst ist meist weit geöffnet; selten biegt der Eand des Aufsatzes in eine horizontale bis schwach gewölbte Lamelle nach Innen um, w^elche die Mündung mehr oder weniger stark verengt. Wie bemerkt, ist nur selten Neigung zur Bilateralität vorhanden. Entz beobachtete eine solche Moditication, entstanden durch schiefe Ab- stutzung der Mündung bei Tintinnopsis beroidea. Andeutungen finden sich auch zuweilen durch schiefes Auswachsen des Schwanzanhangs gewisser Schalen. Auch die Gehäuse der Cothurnina zeigen im Allgemeinen den monaxonen Typus, wenn sie sich (Cothurnia und C othurniopsis) frei und senkrecht von der Unterlage erheben, der sie nur mittels des aboralen Pols, respect, durch einen Stiel aufgewachsen sind. Da dieser Stiel mit dem der gehäuselosen Peritrichen übereinstimmt, soll er später besprochen werden. Die monaxonen Gehäuse haben theils eine mehr röhrenartige, theils eine mehr vasen- bis urnenförmige Gestalt. Zuweilen sind sie nicht gerade, sondern etwas gebogen, wodurch sie gewöhn- lich retortenförmig und deutlich bilateral werden. Abplattung des Ge- häuses in einem Breitedurchmeser kann die Bilateralität verstärken. Dazu gesellt sich bei gewissen Cothurnia- und namentlich C othur- niopsis arten das Ausw^achsen der Mündung in zwei flügelartige Fort- sätze, welche bei C othurniopsis Sieboldii Stein sp. (74, 11) rechts und links stehen, w4ihrend sie sich bei Cothurnia compressa Cl. u. L. 1548 Ciliata. vorn und hinten in der Medianebene erheben, also gewissermaassen eine Ober- und Unterlippe bilden. Es muss aber besonders betont werden, dass die Variabilität der Gehäuseform bei beiden Gattungen sehr gross ist, was auch für die Stielbildung gilt. Ausgeprägtere Bilateralität zeichnet die Gehäuse der Genera Vagini cola und Lagenophrys aus (75, 4—6). Bei beiden rührt dies daher, dass die Gehäuse nicht mit dem Unterende, sondern fast in ihrer ganzen Länge flach aufgewachsen sind. Das nahezu kreisrunde bis ovale, zuweilen (Lagenophrj^s Vaginicola Stein) sogar etwas herzförmige Gehäuse besitzt daher eine aufgewachsene flache Unterseite und eine mehr oder weniger gewölbte Oberseite. Die Mündung liegt natürlich am einen Ende und ist mehr oder weniger nach oben gewandt. Ihre Lage, in Verbindung mit der Dififerenzirung von Ober- und Unterfläche, bedingt demnach die Bilateralität. Bei Vagini- cola ist die Mündung entweder eine einfache kreisförmige bis ovale Oeffnung oder erhebt sich zu einer verschieden langen, aufwärts gerichteten Röhre. Bei Lagenophrys, welcher eine solche Röhre fehlt, finden sich besondere Verschlusseiurichtungen der Mündung, von welchen später die Rede sein wird. Mit den Gehäusen gewisser Vaginicolen stimmen die der Stentorine Folliculina (69, 3) nahe überein. Bei der sog. F. e leg ans, deren Mündungsröhre kurz bleibt, ist die Aehnlichkeit mit gewissen Vagini- colen recht gross. Bei Foll. Ampulla (und anderen Arten, respect. Variet.) wächst die Mündungsröhre, schief oder senkrecht sich erhebend, stark aus, so dass sie die Länge des liegenden Gehäusetheils erreichen, ja mehrfach übertreffen kann (3 c). Erst später sollen die Verzierungen und besonderen Structuren der Röhre geschildert werden. Beachtenswerth erscheint noch, dass die Ge- häuse von Folliculina auf der Unterlage durch eine „leimartige" (Stein) Kittsubstanz befestigt sind. Bei F. Ampulla springt diese Sub- stanz zuweilen saumartig um den basalen Gehäuserand vor. Bei Foll. elegans stützt die Kittsubstanz den schräg erhobenen kurzen Hals pfeiierartig. Eine ganz ähnliche „Gallerte'' breitet sich unter der Schale des sog. Ascobius (Henneguy) aus; nur scheint sie bedeutend dicker zu werden, wie die Kittsubstanz der Folliculina (zu welchem Genus der unsichere Ascobius wohl gehören dürfte). Nachträglich bemerken wir noch, dass eine Kittsubstanz auch bei Vaginicola vorkommt. Sie bildet hier im ganzen Umkreis des basalen Schalenrandes (oder auch nur hinten) einen mehr oder weniger breiten, häufig unregelmässigen Saum, welchen namentlich Frommentel (1874) genauer darstellte (75, 4c). An den seither geschilderten Gehäusebildungen bemerkt man nicht allzu selten Verzierungen durch ringförmige Einschnürungen, zwischen welchen die Schalenwand natürlich in Form gewölbter Ringbänder vor- springt. Bei Cothurnia treten solche Ringe ziemlich häufig auf (75, 1 u. 3) ; sie beschränken sich theils auf den aboralen Schalengrund, theils auf die Mittelregion, oder breiten sich über die ganze Schalenwand Membranöse Gehäuse (Verzierungen, VerscUussapparate). 1549 aus. Frommentel beobachtete auch eine Vaginicola mit ganz geringelter Schale. Während die Ringelung bei den beiden besprochenen Gattungen wahrscheinlich nicht mit successivem Auswachsen der Mündung zusammenhängt, worauf schon die gelegentliche Beschränkung auf den Schaleugrund hindeutet, tritt ein solcher Zusammenhang bei den Tintin- noinen und Folliculi na deutlich hervor. Unter den ersteren be- gegnen wir der Ringelung in meist ziemlich massigen Abständen häufig bei Arten von Tintinnus (70, 3), Tintinnopsis und Codonella. In den meisten Fällen ist klar ersichtlich, dass die Ringe Anwachsstreifen der Mündung sind, und demnach auf periodischem Auswachsen der letzteren beruhen. Gleichzeitig folgt daraus, dass der Oralrand jedes Ringes vorübergehend als Münduugsrand diente. Wo daher die Ring- bildung gut entwickelt ist, zeigt sich auch deutlich, dass sie nicht auf Einschnürungen der Gehäusewand beruht, sondern auf Anfügung eines neuen Ringes an die frühere Mündung (s. Taf. 70, Fig. 3). Die Be- schaffenheit der Ringgrenzen wird also wesentlich von der des Mündungs- randes abhängen. Dem Bemerkten entsprechend, beschränkt sich die Ringelung gewöhnlich auf den jüngeren Theil der Gehäuse, w^elcher ja auch häufig als Münduugsröhre ausgezeichnet ist. Da jedoch die Ge- häuse der Tint. häufig sehr lang werden, kommt es auch vor, dass nahezu die gesammte Schale geringelt ist (Tintinnopsis cincta Gl. u. L. sp. und die mit einander nahe verwandten, wenn nicht identischen T. Campanella Häckel sp. u. urniger Entz sp.) Eigenthümlich erscheint die Beschränkung einer Art Ringelung auf das Hinterende des Gehäuses bei Tintinnopsis Helix Gl. u. L. sp., um so mehr, als in diesem Fall nicht ringförmige Einziehungen, sondern eine das Gehäuse schraubig umziehende Furche vorhanden sein soll. Diese Erscheinung erinnert an die Verhältnisse bei Folliculina, welche wir jetzt kurz schildern wollen. Bei denjenigen Arten, resp. Exemplaren, welche eine hochaufsteigende Mündungsröhre besitzen (Follic. Am- pulla M. sp. und producta Wright) erscheint die Röhre gewöhnlich mehr oder weniger deutlich schief geringelt (69, 3 c). Dies beruht jedoch nicht auf der Gegenwart wirklicher Ringel, sondern darauf, dass eine Leiste, welche distalwärts von einer mehr oder weniger tiefen Furche begrenzt wird, die Röhre schraubig umzieht. An etwas längeren Röhren findet sich stets, wie es scheint, ein nach aussen umgebogener Mündungs- rand. Ob dieser Rand eine Fortsetzung der schraubigen Leiste ist, scheint vorerst unsicher; jedenfalls steht er senkrecht zur Röhrenachse. Wenn er daher eine Fortsetzung der Schraubenleiste bildete, geschähe dies derart, dass letztere an der betreffenden Stelle ihr schraubiges Wachsthum aufgiebt und zum Abschluss gelangt. Das Auswachsen der Mündungsröhre kann aber nach Bildung eines solchen Mündungs- randes wieder anheben, ein weiteres Stück Röhre mit der schraubigen Leiste angefügt und durch einen neuen Mündungsrand abgeschlossen werden (Wright, Engelmann uned. Skizzen). 1550 Ciliata. Obj!;leic]i daher die Leiste im Allgemeinen nicht den Eindruck macht, dass sie als temjjorärer Mündungsrand der Külire betrachtet werden dürfte, und auch Wright wie Stein sich direct gegen eine solche Auffassung äusserten , möchte ich doch glauben , dass sie den Mündungsrand der rasch wachsenden Röhre bezeichnet, die Verlängerung der letzteren also auf dem Auswachsen eines schraubig aufgerollten Schalenbandes beruht. Bei längerer Unter- brechung des Wachsthums wird ein in sich zurucldehrender, geschlossener Mündungsrand ge- bildet. Leider berichtete der neueste Beobachter der F. (Möbius) über diese Verhältnisse fast nichts, er sah nur bei einigen Gehäusen „schwache ringförmige Anwachsstreifen". Dass diese von der schraubigen Leiste herrührten, scheint mir sicher, da schon Stein erwähnte, dass sie zuweilen nahezu quer verlaufe. Stein selbst gedenkt zwar auch schwaclier ring- förmiger Einschnürungen kürzerer Mündungsröhren; doch scheint mir vorerst zweifelhaft, ob statt der schraubigen Leiste zuweilen ringförmige Anwachsstreifen gebildet werden. Gewöhnlich zeigt die MünduDgsiölire ausser der schraubigen Leiste eine massig feine Längsfurchung , die sich bald nur auf der Endpartie, bald tiefer hinab findet. Auch kurze MUndungsröhren, welchen die schraubige Leiste noch fehlt, können gefurcht sein; in diesem Fall sah vStein den Mündungsrand der Furchung entsprechend gekerbt. Liings- furchen sind auch bei den Tinti nnoinen nicht gerade selten; speciell eine Anzahl Tintinnusarten, welche sich ura Tint. Amphora Gl. u. L. (Amphorella Daday) gruppiren , gehören hieher. Theils sind es nur wenige (z. B. 4) Falten (T. Amphora und Varietäten, Taf. 70, Fig. 4), welche über die Hinterregion der Schale ziehen, theils mehr bis zahl- reiche, die dann auch am Mündungsrand auftreten und schliesslich die gesammte Schale überziehen können (Ampho rella striata Daday). Die Streifung erscheint jedoch stets ziemlich unregelmässig. Verschlussvorrichtungen der Mündung sind bemerkens- werther AVeise ebenfalls bei sehr verschiedenen Gattungen vorhanden. Bei Lagenophrys ist der Peristomrand der Thiere mit dem Mündungs- rand des Gehäuses dauernd verwachsen. Gewöhnlich geschieht diese Verwachsung im ganzen Umfang der Mündung, soll sich aber gelegentlich auch auf den oberen Rand beschränken (L. aperta Plate). Die Con- traction der Thiere ruft daher einen Schluss der Mündung hervor (aus- genommen bei L. aperta). Die Mündung ist gewöhnlich noch mit be- sonderen Einrichtungen versehen, welche den Verschluss unterstützen. Bei L. aperta fehlen solche; der Mündungssaum ist nur leistenartig verdickt. Bei L. Ampulla und der jedenfalls nahe verwandten L. A sei 11 PI. legt sich beim Verschluss der obere Mündungsrand wie eine Ober- lippe auf den unteren. Bei der ersten Art (75, 6) ist der Rand zu einem wulstigen Saum verdickt, welcher sich durch Einkerbungen in eine Anzahl leistenartiger Abschnitte gliedert. Bei L. Aselli finden sich nur zwei solcher Stücke am oberen Rand, während der untere als eine dünne halbkreisförmige Membran vorspringt. An Stelle des niedrigen Mündungssaumes der erwähnten Arten besitzt L. nassa St. einen hohen röhrenartigen , welcher längsgefaltet ist. L. V a g i n i c o 1 a St. endlich hat eine rechte und eine linke klappenartige Saumlippe; der Verschluss geschieht dann durch seitliches Zusammenklappen der Mün- dung, nicht wie bei den übrigen durch Zuklappen von oben nach unten. Memln-anösc Gehäuse (Versclilussapparate). 1551 In der kurzen Mündundungsrölire von Follieulina elegans ent- springen dicht hinter der äusseren Oeffnung (Clap. u. L., Stein) gewöhn- lich ein bis mehrere khippenartig in das Lumen einragende Gebilde, welche dem eingezogenen Thier durch Verschluss der Eöhre einen ge- wissen Schutz gewähren sollen. Clap. und Laclim., die Entdecker dieser Einrichtung, bezeichnen sie als eine Klappe, welihe aus einer verschiedenen Zahl von Lappen („lohcs") bestehe. Das austretende Thier Süll die Klappe nach vorn aufrichten. — Stein fand gewöhnlich (jedoch nicht immer) eine einzige , sichelförmige, dorsale Klappe , welclie bis gegen die Ventralwand der Eöhrc reichte. Letztere schien zuweilen noch eine kürzere Klappe zu tragen. Das Aufrichten der Klappe durch das hervortretende Thier konnte er nicht constatiren; die Klappe schien dabei „nur seit- wärts gedrängt" zu werden. Möbius kam neuerdings zu einer Auffassung der Verschluss- klappe, welche von dem Früheren sehr abwöicht. Allerdings bezieht sich seine Angabe auf F. Am pull a, doch betrachtet er die F. elegans (wie alle beschriebenen Arten) als Varietäten der F. Ampulla. Nach seiner Ansicht ist der Verschlussapparat eine ehemalige Mündungs- röhre, welche sich im Innern der definitiven Köhre erhalte. Wahrscheinlich soll erstere so entstehen, dass das junge Thier den ehemaligen Hals (durch besondere Umstände veranlasst) seitlich durchbricht und dann um die frühere Röhre eine neue erzeugte. M. will ein Exemplar beobachtet haben , dessen Mündungsröhre zwei solcher alten Hälse enthielt. Mir will diese Darstellung vorerst nicht recht einleuchten; namentlich scheint schwer verständlich, wie der seitlich hervorgebrochene Hals des Thieres eine neue Eöhre bilden soll, welche die frühere allseitig umscheidet; und dies ist doch der Fall. Einstweilen halte ich daher die Auffassung der früheren Beobachter für wahrscheinlicher. Unter den Tintinnoinen wurden Verschlusseinrichtungen nur selten beobachtet (Codonella und Dictyocysta, einschliesslich gewisser sog. Cyttarocy clis). Schon Entz (1884 u. 85) erklärt das Vorkommen des Verschlussapparats für variabel und Daday (1888) bestätigt dies neuerdings. Bau und Wirkungsweise der Einrichtung sind noch recht unsicher. Am genauesten wurde sie bei Codonella Lagen ula Cl. u. L. sp. durch Entz bekannt. Es sollen sich hier und bei Dictyocysta 12 stachelartige, fein zugespitzte Platten finden, welche von einer zarten Membran befestigt seien, die innen an der Basis des Schalenaufsatzes entspringe (70, 5). Schon Fol (1883) deutete den Verschlussapparat als eine Membran, welche sich zwischen dem Thierkörper (dicht hinter dem Peristom) und der Basis des Aufsatzes ausspanne. Entz beobachtete die Befestigung der Membran an dem Thier nicht direct, hält dieselbe jedoch für wahrscheinlich. Wenn das Thier sich zurückgezogen hat, sind die 12 Platten kegelförmig im Schalenaufsatz zusammengeneigt und bilden einen Verschluss. Nur in diesem Zustand scheint übrigens der Apparat beobachtet worden zu sein. Die Einrichtung bei Dictyocysta ist jedenfalls im Wesen dieselbe (Entz). Aus dem Mitgetheilten geht hervor, dass der Apparat noch ungenügend erforscht ist. Wenden wir uns endlich zu den Verschlusseinrichtungeu der Cothurnien, w^elche zuerst entdeckt wurden. Dieselben sind zweierlei Art. Die eine Form beobachtete zuerst d'Udekem (1864) bei Cothuruia pyxidif ormis; sie wurde später von einer Anzahl sehr ähnlicher und meist schwerlich spezifisch unterschiedener Formen geschildert 1552 Ciliata. (Wrzesniowski 1870, Grub er 1879 und Kent 601 hauptsächlicli; letzterer errichtet ein besonderes Genus Pyxicola für diese Co- thurnien). Der Verscblussapparat (75, 3) ist ein ovaler bis kreisförmiger chitinöser Deckel (d), welcher von einer etwas scheibenförmig verdickten Stelle, die direct hinter dem Peristom liegt, abgeschieden wird. Soweit ich nach den Abbildungen urtheilen kann, scheint der Deckel ge- wöhnlich dem Vestibulareingang nahe zu stehen. Bei der Contrac- tion des Thieres stellt sich der Deckel horizontal, da die ihm gegen- überliegende Seite sich stärker zusammenzieht. Er schliesst nun die Mündung des Gehäuses ab oder wird tiefer ins Innere hineingezogen, um an einer verengten Stelle den Abschluss herzustellen. Kent gedenkt einer Form, die er gleichfalls zu einer besonderen Gattung (Pachytrocha) erhebt, bei welcher sich nur der protoplasmatische Deckel wulst, ohne den chitinösen Deckel finde, und wie letzterer den Verschluss bewirkt. Auch Grub er erwähnt übrigens bei seiner Cothurnia socialis nicht, dass der Deckel ein chitinöses Abschei- dungsproduct sei, obgleich dies wahrscheinlich ist. Die zweite Art des Verschlussapparats wurde 1858 von Str. Wright bei Cothurnia valvata entdeckt, später von d'Udekem (1864), Müller (1869), Grub er (1879) uad Kent (601) beschrieben. Letzterer will für die 3 von diesen Forschern beschriebenen (jedoch wohl sicher identischen) For- men eine Gattung Thuricola errichten. Die genaueste Schilderung gab Gruber. In einiger Entfernung von der Mündung (75, 2 b) ist an der Innen- wand des Gehäuses eine rundliche, deckelartige Klappe befestigt (d); dieselbe ist frei beweglich, nicht etwa der Oberfläche des Thieres aufgewachsen. Streckt letzteres sich aus, so hebt es den Deckel auf, welcher sich um seine Befestigungsstelle dreht. Zur Kückziehung des Deckels findet sich eine besondere Einrichtung, von der schon Wright einiges bemerkte. Grub er fand, dass von der Unterseite des Deckels, nahe seiner Be- festigungsstelle, eine zarte Membran entspringt (/?), die bis zum Hinter- ende der Cothurnia zieht und sich um den festgehefteten Pol des Thieres scheidenartig ausbreitet, ihn ganz einhüllt. Diese Membran wäre dem- nach als eine hinten allseitige, in ihrer grössten Ausdehnung dagegen einseitige chitinöse Ausscheidung des Körpers aufzufassen, ähnlich dem Deckel. Bei der Rückziehung des Thieres contrahirfc sich auch dessen hinterster Theil und zieht daher den an der bandförmigen Membran befestigten Deckel herab. Das Oefifnen des Deckels geschieht theils durch das Thier, theils jedoch durch die elastische Wirkung der gesammten Einrichtung, da sich der Deckel am leeren Gehäuse stets in Oeffnungsstellung befindet. Kent 's Angabe, dass die Klappe bei der sogen. Thuricola folliculata Kent durch ein „kammartiges Büschel horniger Borsten'^ vertreten werde, scheint mir noch etwas unsicher. Im Gegensatz zu der grossen Bedeutung, welche Kent der Deckelbildung der Co- thurnien in systematischer Hinsicht zuschreibt, erblickt Entz in dem Auftreten des Appa- rats nur eine Variation. Er rechnet daher^ z. B. Cothurnia valvata als Varietät zu der Membranöse Gehäuse (Feinere Stractur). 1553 gewölmliclien C. crystallina und hat auch eine gecleckelte Varietät der Cothurniopsis imherbis beobachtet. Feinerer Bau der Schalen wand. In dieser Beziehung betonen wir zunächst den Unterschied zwischen solchen Gehäusen, deren Wand durch Einlagerung- resp. Anheftung von Fremdkörpern verstärkt wird, und der Mehrzahl der übrigen, welchen dies fehlt. Nur gewisse Tintinnoinen besitzen solche agglutinirenden oder Fremdkörperschalen (Tintinnopsis Stein und einige Formen des Genus Codonella; das marine Strombidium min im um Gruber's (694), welches zuweilen mit Fremdkörperhülle getroffen wurde, ist vermuthlicli eine Tintiu- noine. Die Fremdkörper sind hauptsächlich Sandkörnchen kieseliger Natur, doch beobachtete Daday auch Kalkplättchen. Gelegentlich finden sich jedenfalls auch andere Fremdkörper. Dieselben können der Oberfläche der chitinösen Schalen wand nur aufgeklebt sein, was sich namentlich bei stärkerer Dicke der Wand und spärlicherem Zutritt der Fremdkörper findet (besonders bei Codonella s. Str.). Bei Tintinnopsis wird die Einlagerung viel reichlicher und die chiti- nöse Gehäusesubstanz häufig auf eine geringfügige Kittmasse be- schränkt, w^elche die Fremdkörper vereinigt. Letztere Gehäuse haben viel Aehnlichkeit mit denen der Difflugien und verwandter Rhlzo- poden. Die raembranöse Wand der Peritrichengehäuse liess bis jetzt von einer feineren Stiuctur nichts erkennen. Dagegen findet sich eine solche gewöhnlich bei Folliculina und den Tintinnoinen. Für F. beschrieb Str. Wright, dass die Gehäusewand, speziell au der Mündungsröhre, aus drei Schichten bestehe: einer dickeren mittleren und je einer dünneren äusseren und inneren (59, 3d). Erstere hält W. allein für chitinös und deutete die beiden letzteren jedenfalls irrig als Sarkode. Die Structur ist ohne Zweifel die gleiche, welche wir bei vielen Tintinnoinen finden. Leider herrscht über die feinere Structur der Tintinnoinen- gehäuse erhebliche Verwirrung unter den Beobachtern, welche grossen- theils auf ungenügender Beobachtung beruhen dürfte. Da die Syste- matik der Gruppe seit Fol (1881) auf die Schalenstructur gegründet werden soll, ist sie gleichfalls recht verwirrt. Die Schilderung der Structur kann daher nicht so präcis lauten, wie wünschenswerth w^äre. Bei ansehnlicher Theilnahme von Fremdkörpern am Aufbau der Gehäusewaud (Tintinnopsis) scheint die chitinöse Kittsub- stanz keine weitere Structur zu besitzen. Bei allen übrigen Formen dürfte eine im Wesen gleiche Wandstructur vorhanden sein. Die Wand besteht aus zwei Lamellen, einer inneren und einer äusseren, die durch einen hellen Raum geschieden sind; von was letzterer erfüllt ist, bleibt festzustellen. Die beiden Schichten stehen durch senk- recht zwischen ihnen ausgespannte, zartere Lamellen in Verbindung. Letztere bilden gewöhnlich ein mehr oder weniger regelmässiges, poly- gonales Fachwerk zwischen den beiden Grenzlamellen, so dass der helle Bronn , Klassen des Thier-Reielis. Vrotuzoa, 98 1554 Ciliata. Zwischenraum in zahlreiche zellenartige Kämmeichen getheiit erscheint (70, 3-4). Die polygonale Netzstruotur der Gelüiuscwaud wurde schon von Gl. und L. bei gewissen Tinti iinusarten, wo sie sehr regelmässig und deutlicli ist (so bei T. denticalatus und E hrenbergii), erkannt. Ebenso bemerkten sie die Iteiden (jrenzlamellen auf dem optischen Durchschnitt gelegentlich schon gut. 1863 bildete Glaparede auch die ßadiär- streifung des optischen Durchschnitts bei Tintin. Ehrenbergii deutlich ab. Spätere Forscher, wie Entz, Daday und z. Th. auch Fol, wollten auf den Mangel oder die Gegen- wart der Netzstructur wichtige systematische Unterschiede gründen. ' So sollte Tintinnus (und die von Daday von diesem abgetrennte Amphorella) eine einschichtige structurlose Wand besitzen und sich dadurch von den Gattungen mit zwei Wandschichton (Godonella, Dictyocysta, Cy ttarocy clis) unterscheiden. Genauere Betrachtung einiger Tinlinnus- arten mit angeblich einfacher Wand (T. Amphora, Gl. und L. , T. subulatus Ehrenb. und T. Ganymcdes Entz) zeigte mir jedoch auch bei diesen die gleichen Structur- verhältnisse , wenn auch weniger deutlich; doch ist die polygonale Zeichnung stets sichtbar und da, wo die Wand etwas dicker ist, bemerkt man auch die beiden Grenzlamellen. Demnach ist Daday's Gattung ündella hinfilllig, welche sich von Tintinnus durch die Ausbildung der beiden Grenzlamellen, bei Mangel der polygonalen Kammerung, unterscheiden soll. Ich halte die Irrigkeit dieser Angabe für nahezu gewiss; die feine Kammerung wurde nur übersehen wie bei den Tintin nusarten. Für die sog. ündella spiralis (recte Titinnus spiralis Fol) erwies jedoch Fol schon die Querlamellen, welche die abweichende Anordnung zeigen, dass sie schraubenförmig an der Schale hinziehen. Ebensowenig kann ich Daday's Angabe zustimmen, dass der Kaum zwischen den Grenzlamellen bei der sogen. Petalo- tricha (= Tintinnus Ampulla Fol) mit „feinkörniger Substanz" erfüllt sei; Fol erkannte jedenfalls schon 1S83 ganz richtig, dass hier dieselbe Structur wie bei den tibrigen besteht, nur in etwas feinerer Ausführung. Eine etwas seltsame Modification der Wandstructur zeigen gewisse von p]ntz als Godonella beschriebene Tintinnoinen. Ihre äussere Wandfläche springt in zerstreuteren oder zahlreicheren papillenartigen Erhebungen vor (zellenartige Scheibchen, Entz), in deren Mitte sich je eine dankle Stelle (Knopf Entz) findet (70, 5). Dass die Papillen oder zellenartigen Scheibchen den polygonalen Kammern der erst be- schriebenen Gehäuse entsprechen und daher auf der gleichen Ursache beruhen, ist sehr wahrscheinlich (in der 2. Abhandl. von Entz tritt dies für die sogen. Cod. Lagenula Clap. u. Lachm. deutlich hervor). Die Natur der dunklen Centralpuncte der Papillen oder Felder ist unsicher. Entz beurlheilt sie, wie gesagt, als knopfartige Gebilde; an den ganz ähnlichen Feldchen der Dictyocysta dagegen als Poren. Die eigen- thiimliche Structur des Gehäuses letzterer Gattung wurde schon von Ehrenberg und Häckel auf gitterförmige Durchbrechungen bezogen. Entz (1885) bemerkt gleichfalls, dass die Wand von zahlreichen sogen. „Tupfelporen" durchbrochen sei; d. h. bei Flächenansicht sieht man zahlreiche rundliche bis mehr polygonale, dicht gedrängte Feldchen, welche im Centrum einen Tüpfel aufweisen , der als Porus gedeutet wird. Der Hof des Tüpfels wird dagegen auf eine papillenartige Er- hebung jedes Porenfeldchens zurückgeführt. Obgleich Entz bei der Beschreibung der Dictyocysten ganz bestimmt von Poren spricht, bemerkt er einige Seiten später wieder: „Ich muss gestehen, dass es mir nicht gelang, mit Wünschenswerther Sicherheit darüber ins Keine zu Memljraii. Gehäuse (Feinere Structur). Stiele (Morpliolcgic). 1555 kommen, ob die Schalen der Di tyocysten auch wirklieb durchbohrt sind.'' Fol und Daday leugnen denn auch die Poren bestimmt. Sie führen die Structur von Dictyocysta auf die Kammerung der Schalenwand zurück, welche wir schon bei Tintinnus (einschliesslich der sog. Cyttarocyclis im Sinne Fol's u. Daday's) begegneten. Sie scheinen dabei nur zu übersehen, dass Entz an der Dictyocystenschale noch ein weiteres Structurelement beschrieb, eben die Poren oder dunklen Tüpfel in den Tüpfelhöfen. Letztere entsprechen wohl zweifellos den Kämmerchen von Tintinnus; die Tüpfel selbst müssen daher etwas anderes sein und ich glaube auch, dass Entz ganz recht hat, wenn er sie als Poren be- trachtet. Dann müssen aber die sogen. Knöpfe der Codonellen sicher ebenso gedeutet werden. Ist dies richtig, so erinnert die Structur auf- fallend an die der Schalenwand zahlreicher Dinoflagellaten (s. z. B. T. 55, Fig. 1 — 3 u. 4), obgleich für letztere nicht festgestellt ist, ob die netz- förmige Flächenanzeichnung auf einer ähnlichen Kammerung der Wand beruht. — Bei dieser Gelegenheit sei bemerkt, dass ich bei Tiut. Amphora in den Knoten der Xetzzeichnung porenartige Stellen bemerkte, welche auf dem optischen Durchschnitt der Wand gleichfalls zu sehen waren ; auch halte ich es für möglich, dass die Reihe von Puncten, welche Fol bei Tint. spiralis Fol zwischen je 2 der oben erwähnten schraubigen Linien angibt, Poren sind. Fol deutet sie (1883) als Pfeiler oder Säulcheu zwischen den Grenzlamelleu, was sich mit ihrer Porennatur wohl verträgt. Auch das Vorkommen grösserer Gitterlöcher in der Schalenwand der Di ctyo Cysten bestärkt die Deutung der sog. Tüpfel als Poren. Zunächst treten solche Löcher von massiger Grösse in der Aequatorial- region des sog. Wohnfachs als ein mehr oder weniger regelmässiger Kranz auf (sog. Zonallöcher Entz, oder auch Maschenlöcher, wenn sie grösser). Ein ähnlicher Löcherkranz zeichnet auch den Mündungsaufsatz häufig aus. Bei einer Picihe Die tyocysten erweitern sich die Löcher des Aufsatzes so stark, dass seine Wand auf ein gitterförmiges Gestell von Stäben beschränkt wird (70, 6). Auch die Aequatoriallöcher des Wohnfachs sind in diesen Fällen sehr gross. Zu dem ä(|uatorialen Kranz gesellen sich dann häufig noch vordere und hintere Kränze. Dass es sich thatsächlich um Löcher im Aufsatz und der Wand des Wohn- fachs handelt, konnte Fol (1883) direct erweisen, indem er die um- gebende Flüssigkeit hindurch strömen sah. Dagegen bestreitet Daday wieder, dass die sog. Zonallöcher des Wohnfachs Durchbrechungen sind. Wir weisen noch darauf hin, das die Kammerung der Wand der Tintinnoinenschale grosse Aehnlichkeit mit der Structur der Arcella- schale hat (s. p. 20). D. S t i e 1 b i 1 d u n g e n d e r V o r t i c e 1 1 i d i n e n. Schon früher mussten wir das Wesentliche über den Bau der Stiele mittheilen (s. p. 1306), und lernten auch die Verschiedenheit derselben bei den Contractilia und den Acontractili a kennen. Die Stiellänge zeigt die grössten Diffe- renzen; ferner ruft die Koloniebildung natürlich die mannigfaltigste 98* 1556 (>i'iata. Bcschaffenlieit der Slielgerüste hervor, was hier nicht speeicller zu untersuchen ist. Es geniige die Bemerkung, dass ihre Verzweigung stets dichotomisch geschieht. — Bekanntlich nehmen am Aufhau des Stiels zwei Substanzen tlieil. Eine festere und dichtere Itinden- substanz bildet die dünne bis massig dicke Stielseheide, d. h. die äussere Sticlwand, deren Inneres von der Marksubstanz (Stein 1854) erfüllt wird. Letztere ist jedenfalls weicher und schwächer lichtbrechend, wohl gallertig (doch bedarf dies genauerer Feststellung). Bei den Acon tractilia füllt diese Marksubstanz die ganze Stielscheide aus; bei den Contractilia nimmt natürlich der Stielfaden einen beträchtlichen Theil der Röhre für sich in Anspruch. Der Querschnitt des Stiels ist kreisförmig bis etwas oval. Das distale, am Thierkörper befestigte Ende zeigt gewöhnlich keinerlei Besonder- heiten. Die Marksubstanz springt häufig etwas convex in das Hinter- ende des Thieres vor, ist jedoch immer deutlich von dessen Plasma ab- gegrenzt. Von einem üebergang der Stielscheide in die Pellicula (Cuticula), vas vielfacli behauptet wurde, kann keine Eede sein; ebensowenig ähev von dem üebergang der Marksubstanz in den eigentlichen Körper des Thieres (Greelf 18T0, p. 361 — 362). G. unterschied überhaupt nicht zwischen dem contractilen Stielfaden und der Marksubstanz, sondern warf beides zusammen; daher kommt es, dass er von einer contractilen Achse bei den Contractilia und einer nicht contractilen bei den Acontractilia sprach. Auch die Angabe über die Verschmelzung der sogen. Stielachsc der Acontractilia mit dem Thierkörper entsprang wohl dieser Auffassung; ebenso wie die Acusserung, dass die Achse aus einer „dunkleren mehr oder minder körnigen" Substanz bestehe. Das auf der Unterlage befestigte Stielende ist dazu wohl stets be- sonders eingerichtet. Es bildet eine mehr oder weniger umfangreiche, Scheiben- bis tellerförmige Ausbreitung, aus deren Centrum der eigentliche Stiel sich erhebt. Die Vergrösserung der Ansatzfläche verstärkt natürlich die Befestigung. — Gewisse Stiele zeigten keinerlei feinere Structuren; so gewöhnlich die von Vorticella und Ca r che s iura; doch be- ruht dies vielleicht nur auf der Feinheit der Structuren. Wenigstens bemerkte ich bei Carchesium polypinum eine sehr feine Längsstreifung, wie sie bei anderen Formen viel deutlicher auftritt. Namentlich die Stiele der Acontractilia (speciell die von Epistylis und Opercularia) sind fast immer sehr deutlich gestreift. Doch variirt die Schärfe der Streifung nicht nur bei verschiedenen Arten, sondern auch bei derselben Species beträchtlich. Wie Stein beobachtete (1854, p. 112 Opercularia), rührt die Streifung von der Marksubstanz her, was nach Behandlung mit Kali deutlich werden soll. Auch eine Skizze Engelmann's (1862) von Opercularia Lichtensteinii zeigt die Marksubstanz deutlich faserig; an den oberen Stielenden, von welchen sich die Thiere abgelöst hatten, werden die punctförmigen Querschnitte der Fasern durch die gesammte Marksubstanz gezeichnet; sie wäre also durch und durch faserig, nicht etwa nur oberflächlich. Ebenso betont Plate (1888), dass die Mark- substanz des Stiels von Epistylis simulans durchaus fibrillär ist. Stiele i,MorplioIog-ie) FarLc der Gehäuse u. Stiele. 1557 Auch Stein wollte hieraus schon auf die Identität der Markuaasse der Acontractiliamit dem Sticlfadcii der Contractilia schlicssen ; eine Ansicht, welche wir oben zurückzuweisen suchten. Recht häufig zeigt die Stielscheide eine Rin gelang, welche bald ziemlich grob, bald fein bis sehr fein ist. Sie fehlt Vorti- cella und Carchesium gewöhnlich, ist dagegen bei Zoothamnium nr,d den Acontractilia sehr verbreitet. Die verschiedenen Beobachter geben ausdrücklich an, dass diese Striictur durch eine Ringelung der Oberfläche der Scheide bewirkt wird. Es kommt auch vor, dass die Ringelung ziemlich unregelmässig wird, mehr einer queren Runzelung gleicht. Besonders kräftig ist sie häufig bei den Opercularien, doch ist auch dieser Charakter grossen Schwankungen unterworfen. Wird sie unregel- mässigcr und schwächer, so treten die Ringel in ansehnlicheren mehr oder weniger schwankenden Abständen auf; dadurch nähert sich die Ringelung der Erscheinung, welche man gewöhnlich als Gliederung der Stiele bezeichnete. Auch diese ist bei Zoothamnium und den Acontractilia recht verbreitet, findet sich jedoch auch gelegentlich bei Carchesium (epistylides Cl. u. L.). Die Gliederung kann neben der feinen Ringelung bestehen, oder ohne sie. Sie beruht jedenfalls auf einer periodischen Unterbrechung des Stielwachsthums. Das Endstück des Stiels aus der vorherigen Periode ist häufig durch eine kleine Erweiterung bezeichnet, während das folgende Stück etwas verengert beginnt; doch kann die Articulationsstelle auch in etwas anderer Weise gebildet sein. Die Häufigkeit solcher Ariiculationen variirt sehr, ebenso wie ihre Lage am Stiel. Bei gewissen lärmen (z. B. Epistylis Galea, Opercularia articulata etc.) liiidet sich gewöhnlich an jeder Verzweigungsstelle eine Articulatiou. Dem entspricht jedenfalls, dass 1jei Epistylis ümbellaria L. an der gleichen Stelle meist eine knotige Verdickung existirt, ohne eigentliche Abgliederung. Bei anderen Formen treteJi die Abglicderungen dagegen liauptsächlich zwischen zwei Verzweigungsstelleu auf und zwar bald in Ein- bald in Mehrzahl (Beispiele hierfür bieten namentlich die Zo othamnien). Wie gesagt, lassen sich (soweit die Angaben reichen) die häufiger Aviederholten Gliederungen von spärlicher Eingelung nicht scharf trennen. Obgleich es wohl möglich ist, dass lUngelung und Gliederung im wesentlichen entsprechende Bildungen sind, bedarf das Ver- hältniss beider doch noch genauerer Aufklärung. E. Farbe der Gehäuse und Stiele. Anfänglich sind beide fast immer farblos. Die Tin tinnoinengehäuse scheinen zeitlebens so zu bleiben oder doch nur eine schwach gelbliche Farbe zu erlangen. Die Gehäuse der Peritrichen dunkeln dagegen mit dem Alter mehr oder weniger stark, werden gelb, gelbbraun bis tief braunschwarz. Das Gleiche fanden wir schon bei den gallertigen Gehäusen. — Eine spezifische, jedenfalls direct mit der Abscheidung auftretende Farbe besitzen ge- wöhnlich die Gehäuse von FoUiculina Ampulla; doch begegnet man auch farblosen. Die Farbe harnionirt meist mit der des Bewohners, ist daher in der Regel blau bis meergrün, geht jedoch häufig mehr ins Gelbe bis Gelblichbraune und Graue. Wir deuteten schon früher (p. 1476) an , dass die blaue Färbung des Folliculinagehäuses wohl von dem ectoplasmatischen Pigment herrührt; genauere Untersuchungen fehlen jedoch hierüber. Der gelbliche bis bräunliche Ton, welcher sich dem 1558 Ciliata. Blauen liäulig beimischt, dürfte von der gleichen Ursache lienühren, wie die Bräunung der Stiele und Gehäuse der Peritrichen. F. Chemische Natur der Gehäuse- und Stielsubstanz. Rouge t bemerkte zuerst (1862) die Doppelbrechung der Stielscheide von Vorticella, und Engelmann erwies 1875 das Gleiche für die Gehäusewand (p. 440, Coth,, Vagin.). Obgleich die Untersuchungen über die chemische Natur der Stiel- und Gehäusemasse noch recht mangelhaft sind, lässt sich doch ihre Chitinnatur im Allgemeinen behaupten; d. h. , dass sie zu der Gruppe stickstoffhaltiger, gegen kaustische Alkalien meist resi- stenter, in concentrirter Schwefelsäure dagegen löslicher Stoffe ge- hören. Da dieselben in ihrer Widerstandsfähigkeit gegen die erwähnten Eeagentien etwas schwanken , welche sogar mit der Zeit häufig grösser wird, so kann es nicht erstaunen, dass auch die Gehäuse und Stiele kochen- dem Kali bald etwas mehr, bald etwas weniger widerstehen. Wir halten es für unnöthig, einzelne Angaben hierüber zu machen. Bemerkt werde noch, dass die Gehäuse gewisser Tintinnoin en (Dictyocysta, Ehrenberg, Häckel) lange für kieselig gehalten wurden, bis die Erfahrungen Fol's, welche Entz und Daday bestätigten, ihre chitinöse Natur erwiesen. G. Der Bild un gs Vorgang der Stiele und Gehäuse ist eben- falls nur wenig bekannt. Nach der allgemein acceptirten Auffassung entstehen diese Schutz- und Sttttzgebilde durch Secretiou. Bekannt- lich (s. p. 1268) vergleichen wir die Schutzhüllen der Infusorien und der übrigen Protozoen mit der Zellmembran. Gerade neuerdings wird aber die Frage nach der Bildung der Zellhaut auf botanischem Gebiet, wo dieselbe am ersten zu lösen sein dürfte, wieder lebhaft discu- tirt. Man streitet von neuem energisch darüber, ob die Membian durch Secretion oder durch directe Umbildung der äussersten Plasnia- schicht entstehe. Für letztere Ansicht wurden in jüngster Zeit eine Reihe gewichtiger Gründe aufgeführt. Dennoch scheinen mir Gehäuse wie Stiele der Infusorien entschieden Secretionsproduete zu sein. Hierfür spricht einmal ihre zweifellos principielle Uebereinstimmung mit den gallertigen Hüllen und Gehäusen , deren Entstehung anders als durch Secretion nicht wohl denkbar ist und wofür auch oben Nachweise geliefert wurden. In gleichem Sinne dürfte auch die offennbare Ueber- einstimmung der Gehäuse mit den Cj^stenhüllen sprechen , denn die Secretion letzterer scheint w^ohl sicher. Ferner betone ich noch, das die Gebäusewand bei Follicuhna und ebenso wohl auch bei den Tintinnoinen von der allseitig bewimperten Körperoberfläche gebildet wird. Unter diesen Umständen scheint es höchst unwahrscheinlich, dass sie durch Umbildung der äussersten Plasmaschicht (der Pellicula) , von welcher die Cilien entspringen, entstehe. Die Thatsache, dass das Weiterwachsen der Gehäuse nur von einer beschränkten Region des Thierkörpers besorgt wird, spricht gleichfalls mehr für Abscheiduug. Ueber die Bildung (resp. Secretion) der Stiele ist nichts besonderes zu bemerken. Ueber die Geschwindigkeit ihrer Abscheidung liegen einige Chemie ii. Bildung der Gehäuse u. Stiele. 1559 Allgaben vor. So fand Engelmann (1875 p. 441) bei Zootli. Arbuscnla in deu ersten Stunden der Stielbildung' ca. 0,13 Wachsthum pro h., in den näehsten 15 Stunden im Durchschnitt nur ca. 0,05; Frommeutel (1884 p. 7) berechnet nach seineu Beobachtungen au einer Vorticella das Wachs- thum in der 1. Stunde auf 0,140 und constatirt gleichfalls dessen langsame Abnahme. Die Bildung der Gehäuse wurde gelegentlich etwas genauer verfolgt. Sowohl bei den Cothurninen wie den F oll icul inen (Stein 1854 u. 1867, VVright, Möbius) scheint das Gehäuse gleichzeitig auf der gesammten Körperoberfläche (mit Ausnahme des Peristoms) abgeschieden zu werden. Cothurnia crystallina contrahirt sich nach der Festheftung und scheidet in diesem Zustand die erste Anlage des Gehäuses aus (Stein 1854). Jedenfalls geschieht dies ziemlich rasch, da Wright IVeischwimmende Theil- sprösslinge von Folliculina schon am anderen Morgen (noch ohne voll ausgebildete Peristomflügel) in ganz ausgebildeter Hülle mit ansehnlichem spiralgestreiftem Hals fand. Auch Möbius sah schon nach 2 Stunden ein Gehäuse um die Sprösslinge gebildet, allerdings noch ohne Hals. Stein bemerkt über deu weiteren Ausbau des Gehäuses der Cothurnia crystallina Folgendes. Nachdem dessen erste Anlage von dem kuglig contrahirten Infusor abgeschieden wurde, zieht sich der Körper von der Gehäusewand allmählich zurück, bis schliesslich nur die vordere, hinter dem Peristomsaum gelegene Körperregion mit dem vorderen Theil des jungen Gehäuses in Verbindung bleibt. Diese Region besorgt dann, indem der Körper sich allmählich mehr und mehr streckt, das Auswachsen des Mündungsrandes. Erst wenn das Gehäuse die Länge des ausgedehnten Körpers erreicht hat, löst sich die peristomiale Körper- region vom Mündungsrand los. Etwas seltsam lauten Stein 's (1854) Angaben über die Gehäusc- bildung der Cothurniopsis imberbis und Astaci. Auch hier scheidet das Thier die erste Anlage des Gehäuses im contrahirten Zu- stand ab, doch soll dieselbe nur vom angeschwollenen hintersten Theil des Körpers, der vorn durch den Wimperring begrenzt wird, erzeugt werden. Die erste Anlage wäre demnach bei Cothurniopsis ein niederer Napf. Dann zieht sich die Körperoberfläche von dem mehr verdickten und erhärteten Napf zurück, dessen Orahand jedoch fort- dauernd mit der Körperoberfläche in der Region des Wimperrings in Verbindung bleibt. Indem die Abscheidung der Schalensubstanz hier weiter geht, wächst der Vordcrtheil des Napfes in eine dünne Lamelle aus, welche etwa bis zum Peristom des Thieres reicht, sich hier nach Innen umschlägt und bis zur Gegend des Wimperrings zieht, wo sie mit der Körperoberfläche zusammenhängt (74, 12). Indem die Lamelle weiter- wächst und der Körper sich gleichzeitig ausstreckt, rollt sich ihr ein- geschlagener Theil allmählich um, und nachdem das Gehäuse seine gehörige Länge erreicht hat, löst sich auch sein Oralrand von der Körperoberfläche ab. Ob St ein 's Schilderung ganz zutrifft, scheint mir etwas unsicher. 15G0 Ciliata. Auch für die Gehäuse der Tintinnoiucn und der Folliculinen wurde das Auswachsen des Münduugsrandes schon erwähnt. Dies kann gleicb falls nur durch die peristomiale Kegion des Thierkörpers bewirkt werden. Von Folliculi na Ampulhi berichtet Stein (1867), dass wahrscheinlich die Aussenfläche der Peristomfliigel die Abscheidung der Schalensubstanz bewirke; die Thiere verharren häufig längere Zeit so weil ausgestreckt, dass gerade die Peristorafliigel die Mündung ausfüllen, „wobei dieselben öfters wie ein Paar auf einander gelegter Hände bald nach rechts, bald nach links an der inneren Seite der Mündung umher- gedreht werden". 4. Fortpflrtiiziiiig" iiiul Roloiiiebüduii«'. A. Allgemeines. Der historische Abschnitt erörterte schon, dass von den mannigfachen Fortpflanzungsarten, welche den Ciliaten zuge- schrieben wurden, nur die einfache Theilung und ihre Modificationen thatsächlich vorkommen. Gerade für die Ciliaten dürfen wir bestimmt behaupten, dass alle Vermehrungsvorgänge von einfacher Theilung ab- leitbar sind. Auch in der Theilungsrichtung herrscht grosse Ueberein- stimmung. Es scheint ausschliesslich Quertheilung, d. h. senkrecht zur Längsachse geschehende, sicher erwiesen zu sein. Zwar vs'urde LängstheiluDg für viele Ciliaten seit alter Zeit angegeben, doch erwiesen sich seit Balbiani's Forschungen (1858—61) die meisten dieser Fälle als Coüjugation; dass auch die angebliche Längstheilung von Opalina (Zeller) auf Conjugation zu beziehen ist, wie Balbiani (810) richtig vermuthet, dürfte sicher sein. Nur die Vorticellinen schienen sich durch unzweifelhafte Längstheilung zu vermehren. Die oben (p. 1251) versuchte morphologische Ableitung dieser Ciliaten zeigte aber, dass ihre angebliche Längsachse eigentlich der dorsoventralen Achse der übrigen entsprechen dürfte, ihre vermeintliche Längstheilung demnach gleichfalls Quertheilung ist. Auch Eutz (,1888, p. 402) gelangte zu einer ähnlichen Deutung dieser scheinbaren Abweichung; doch ist die versuchte Identificirung des Vorticellinen-Discus mit der Bauchfläche der übrigen Ciliaten wohl unrichtig, wie aus unserer früheren Darlegung hervorgeht. Sollte unsere Erlilärnng der anscheinenden Längstheilung der Vorticellinen zutreffen, so dürften keine abweichenden Thcilungsvorgänge in der Gruppe vorkommen, speciell keine quer zur scheinbaren Längsachse verlaufenden. Es liegen nun einige Angaben über solche Vermehrung hei gewissen Vorticellinen vor; ich glaube aber, dass dieselben theils unsicher, theils unbegründet sind. So behauptet Kent (601), dass Ophrydium Eichhornii (= Wrzesniowski's var. hyalinum von 0. versa tile) sich quertheile. Die Unwahrscheinlichkeit dieser Angabe folgt schon daraus, dass die Längstheilung von 0. versatile lange (siehe z. B. von Frantzius 1849) nachgewiesen wurde; ferner bildet 0. Eichhornii nach Wrzesniowski ebenfalls Kolonien mit verzweigten Stielen wie die übrigen Vorticellinen, was nur auf sogen. Längstheilung beruhen kann. Kent behauptet zwar, dass die Stiele aller Individuen der Kolonien unverzweigt seien; ich schenke jedoch Wrzesniowski's Beobachtungen grösseres Vertrauen. Auch bei der sog. Spirochona tintinnabulum glaubt Kent Quertheilung nachgewiesen zu haben. Ich hob schon früher hervor (s. p. 1385), dass dieses Wesen eine echte Vorticelline und keine Spirochona ist, und erhob sie deshalb zu einer be- sonderen Gattung Glossatella. Ihre angebliche Quertheilung halte ich für sehr zweifei- Fortpflanzung (Allgemeinem). 15G1 Laft. Oliue iiatürlicli , auf (jrund der kurzen Bescbreibiiiig- und der Fig'ureu , Ken t 's Behauptung Ijestimuit widerlegen zu können, halte ich fiir walirscheiulich, dass der Cilienlranz, welcher in der Mittelregion entsteht und angeblicli die neue adorale Zone des hinteren Sprösslings sein soll, nur der untere Wimpcrkranz ist. Demnach dürften die vermeintlichen Theilungszuständc überhaupt keine solchen gewesen sein, sondern Individuen, welche sich von ihren wahrscheinlich kurzen Stielen ablösen wollten. Auch bei Ophrydium mag der Um- stand, dass der untere Wimperkranz ziemlich hoch oben entsteht, die Vermuthung einer Quer- thcilung veranlasst haben. — Einen unsicheren Bericht über die Quertheilung einer Vorti- celline gab auch Joseph (815, Autochloe wahrscheinlich = Zoothamnium sp.) und schliesslich Grenfell (829) für eine sog. Scyphidia amoebaea. Alles was Grcnfell beobachtete, ist die Entwicklung einer Einschnürung und eines Cilienkranzes; weiter wurde der Vorgang nicht verfolgt. Demnach unterliegt diese Beobachtung denselben Bedenken wie die Kent'sche; es handelte sich wahrscheinlich um die Entwicklung des unteren Giliengürtels vor dem üebergang in den freischwimmenden Zustand. — Während der Correctur kann ich noch zufügen, dass die Schilderung, welche Fahre soeben (864) von der Entwicklung des imtercn Cilienkranzes bei ßhabdostyla Scorpaenae gibt, die obigen Deutungen wesentlich unter- stützt. Der Vollständigkeit wegen sei noch erwähnt, dass auch die früheren Angaben Stein 's (1854): es theilten sich die Mikrogonidicn von Lagc]nophrys parallel der Ebene des unteren Wimperkranzes (also senkrecht zur Theilebene der übrigen Vorticellinen , welche auch bei der gewöhnlichen Theilung der Lagenophrys eingehalten wird), durch die neueren Erfahrungen Plate's (1888) corrigirt wurden. — Derselbe zeigte (942, p. .'il), dass die Theilebene senkrecht zum Cilienkranz verläuft, also von der Eegel nicht abweicht. Wie ich hoffe, haben die vorstehenden Erörterungen dargelegt, dass nur Quertheilung sicher bekannt ist. Dass dieselbe zu einer mehr oder weniger schielen modificirt werden kann, soll später betrachtet werden. Grössere Schwierigkeiten bereitet nur die Ableitung der eigenthümlichen Knospung von Spirochona von der Quertheilung; doch dürfte es ge- lingen, auch diese damit in Einklang zu bringen. Die JModificationen des Verniehrungsvorgangs sind folgende. Die ur- sprüngliche und auch häufigste ist die einfache quere Zw ei theilung im beweglichen Zustand. Hiervon leiten sich ab die K n o s p u n g und die Theilung im ruhenden Zustand. Die neueren Untersuchungen lehrten überzeugend, dass die im Ganzen seltene Knospung nur eine Abänderung der gewöhnlichen Theilung ist, wobei die Theilproducte so ungleich gross wer- den, um als Mutter und Sprössling unterschieden werden zu können. Früher hielt man bekanntlich die Knospung für eine von der Theilung principiell ab- weichende Vermehrungsart. Wie Stein zuerst 1851 für Lagenophrys, 1854 für die Vorticellinen und Spirochona nachgewiesen zu haben glaubte, sollte der Ma. N. der Knospe selbststündig entstehen , nicht von demjeuigen des knospenden Infusors abstammen. Zum Theil wurde diese Ansicht durch die irrthümliche Deutung der copulirenden Mikrogonidicn als Knospen unterstützt, da in diesen l'ällen ein Zusammenhang der Kerne von Mutter und Knospe natürlich nicht gefunden werden konnte. Im übrigen beruhten die Angaben auf un- genügenden Beobachtungen. Auch Claparcde-Lachmann (1858—1861) stimmten der ver- schiedenen Entstehung des Nucleus bei der Knospung und Theilung zu, obgleich sie die nahen Beziehungen zwischen beiden Vermehrungsformen schon lebhaft betonten und auch bezüglich der selbstständigen Entstehung des Nucleus der Knospe etwas unsicher geworden waren, da sie sich bei einer Acinete vom Gegentheil überzeugt zu haben glaubten. Erst die Feststellung der Natur der vermeintlichen Vorticellinenknospen und die genauere Erforschung der Knospung der Suctorien und Ciliaten (Engelmann 1876, E. Hertwig und Bütschli 1877) widerlegten die frühere Ansicht und stellten die wesentliche üeberein- stimmung der beiden Vermehrungsarten bestimmt fest. 1562 Ciliata. Die Füiij) flau z Uli g im ruhenden Ziistanz ist eine nicht allzuhäufij;e Erscheinung und ebenfalls nur eine IModification der gewiJhnlichenTheilung. Selten geschieht sie ohne Abscheidung einer Cystenhaut; meist erfolgt sie unter dem Schutze einer solchen. Natürlich ist der Uebergang in den ruhenden Zustand von einer R(;ihe Uniformungen und Rückbildungen be- gleitet, welche an den Sprösslingen später wieder ausgeglichen werden müssen. Häufig schreitet die Theilung im Ruhezustand successiv rasch fort, ohne dass die Sprösslinge Gelegenheit zur Ernährung und zum Wachsthum fänden. In diesen Fällen werden also einige bis viele kleine Sprösslinge erzeugt. Es dürfte lüclit gerathen erscheinen, solclie Si^rösslinge mit Kent als „Si)orcn" und iliren Bildungsvorgang als Sporulatiou zu bezeichnen. Obgleich wir, dem üblichen Sprach- gebrauch folgend, bei den Sporozoen selbst die Bezeichnung Sporen gebrauchten, scheint es doch richtiger, diesen Terminus für die Ciliaten und die Einzelligen überhaupt nicht zu ver- wenden. Bei den Sporozoen hatte diese Benennung insofern noch eine gewisse Berechtigung, da die Theilproducte sich mit besonderen eigcnthümlichen Hüllen umgehen und in diesem Zustand ausgestreut werden; auch tritt meist noch eine eigenthümliche Theilung des Sporen- iahalts ein. Die kleinen Sprösslinge der Ciliaten, welche bei der Theilung im ruhenden Zu- stand auftreten , unterscheiden sich nicht wesentlich von den gewöhnlichen Thcilspröss- lingen, nur dass sie meist nicht sofort beweglich sind. Es kommt zwar vor, dass sie sich in secundäre Cysten hüllen, welche den Sporenhüllen der Sporozoen vergleich- liar erscheinen. Wie bemerkt, scheint mir der Ausdruck Sporulatiou für die Ver- mehrung im Ruhezustand nicht angezeigt. Der Name Sporen wäre am Besten der ursprüng- lichen Anwendung gemäss, auf die ungeschlechtlichen Fortpflanzungszellen der mehrzelligen Pflanzen zu beschränken. Die Anwendung dieser Bezeichnung seitens der Botaniker auf be- liebige Ivuhezustände und kleine Sijrösslingc der Einzelligen kann nur verwirren. Die secundären Cysten kleiner Sprösslinge, welche sich durch simultane oder successive Theilung bildeten, Hessen sich vielleicht als Mikrocystcn bezeichnen und die kleinen Sprösslinge dieser Ver- mehrungsvorgänge als Mikron ten (oder Mikrogonidi en , wenn sie zur Copulation oder Conjugation bestimmt sind). (iruber will als eine besondere Vermehrungsart die „Zersplitterung" oder den „spontanen Zerfall" des Körpers in zahlreiche kleine Stücke (s. 1S85, 776. Vorl. Mittheil. p. 715 und 776 p. lü) betrachten. Die thatsächlichen Grundlagen hierfür bilden wesentlich Zeller's Mittheilungen über die Theilung der Opalinen. Was Gruber über selbst beobachtete Fälle S2»ontanen Zerfalls berichtet, ist gar zu wenig, um Beachtung zu ver- dienen und gegenüber den negativen Ergebnissen aller früheren Forscher kaum von Bedeutung. Dies gilt um so mehr, als Gr. seiner Sache selbst nicht sicher scheint, da er (776, p. 11) bemerkt: „Nehmen wir die Fähigkeit der Infusorien, spontan zu zerfallen und aus den Trümmern wieder neu zu erstehen, als möglich an". Ich kann die Auffassung der Engel- mann'schen und Zeller'schen Beobachtungen über die Theilung von Opalina als spontanen Zerfall oder Zersplitterung nicht billigen. Wie schon Nussbaum (1886, p. 49U) richtig hervorhebt, ist die Vermehrung der Opalina kein besonderer Vorgang, sondern die gewöhn- liche, durchaus successiv geschehende Quertheilung. Die angebliche Längstheilung ist, wie schon oben betont wurde, wohl sicher Conjugation. Gruber's Ansicht eutbehrt daher that- sächlicher Unterlagen; auch drückt er sich neuestens (1887, p. 68) unbestimmter aus, indem er „von rasch hinter einander folgenden Theilungen, oder, wie man auch sagen köJinte, dem Zerfall des Körpers (von Opalina Eanarum) in viele Theilstücke" spricht. B. Die gleichhälftige Theilung im beweglichen Zustand. Unter der Theilung im beweglichen Zustand verstehen wir die quere bis etwas schiefe Durchschnürung mit Bildung gleichgrosser oder doch wenig verschiedener Sprösslinge, wobei die Wimpern während des Theilungs- Glcicliliälftige Tlieilung im bewegl. Zustand (Yoluuivermehr., Erste Auzeiclien). 1563 actes erbalten und thätig bleiben. Der Eintritt der Theilung ist nicht an eine bestimmte Grösse der Individuen geknüpft; die Auffassung der Theilung, als eine Folge des Wachsthnms über das specifische Maass der Art, kann demnach für die Ciliaten , wie die Protozoen wohl überhaupt, nur in bedingter Weise gelten. Schon 1849 betoute Stein, dass die Theilung der Vorticella micro- stoma auf allen Grössenstufen erfolge. Später hob Bütschli dasselbe (1876, p. 76) namentlich für Loxodes Rostrum hervor. Er deutete auf die Erklärung dieser Erscheinung hin, indem er zeigte, dass bei fortgesetzter Theilung allmählich eine fortschreitende Verkleinerung der Generationen eintritt. Sind Ernährung und Wachsthum gleichzeitig auf- gehoben, wie es bei der Theilung im ruhenden Zustand zutrifft, so er- folgt die Grössenabnahme der Sprös.slinge natürlich viel rascher. Wir werden auf diese Erscheinung genauer zurück kommen. Beachten wir das Vorstehende, so scheint es klar, dass Stein 's Ausspruch (1859): „jeder Theilung geht eine Vergrösserung des Körpers in einer auf die Theilebene senkrechten Richtung voraus", keine allge- meine Gültigkeit haben kann. Bei fortschreitender Theilung im ency- stirten Zustand ist die vorherige Vergrösserung überhaupt ausgeschlossen. Bei der Theilung im beweglichen Zustand tritt sie jedenfalls in sehr verschiedenem Maasse, häufig wohl überhaupt nicht auf. Dass diese Verlängerung des Körpers in der Längsachse mit Beginn und während der Theilung, sehr erheblich sein, ja bis zur Verdoppelung der ursprüng- lichen Länge führen kann, beweist Coleps am deutlichsten. Bei der Theilung wird der Panzer dieser Ciliate im Aequator halbirt; jeder Sprössling erhält eine der Hälften. Die beiden anderen, ursprünglich nackten Körperhälften der Sprösslinge entstehen durch Auswachsen der mittleren Region der Mutter (58, 1 f). Demnach erfolgt bei der Theilung von Coleps notbwendig eine Verlängerung aufs Dop- pelte oder doch nahezu. Gleichzeitig tritt natürlich auch eine ent- sprechende Volumsvermehrung ein. Es liegt hier also eine ganz ähn- liche Erscheinung vor, wie sie bei der Zweitheilung derEuglypha und. verwandter beschälter Rhizopoden beobachtet wurde. Die rasche Ver- doppelung des Volums kann natürlich nur auf Wasseraufnahme beruhen. Es ist Aufgabe der Zukunft, festzustellen, ob das Wasser in das Chylema oder Plasma oder in beides aufgenommen wird. Eine ähnliche Volums- verdoppelung bei der Theilung ist nach Schuberg (843) auch für Dasytricha Ruminantium wahrscheinlich (s. das Nähere hierüber unten auf p. 1565). Fahre (847 gedenkt derselben Erscheinung bei Di- diniumBalbianii. Ansehnliche Streckung in der Längsachse mit Beginn der Theilung constatirte Stein auch für eine Reihe Oxytrichinen (speciell Stylonychia, Ouychodromus etc.), ebenso für Euplotinen und Aspidiscinen, gewisse Chlaray dodonten, Balantidium und N y c t o t h e r u s. Keine dieser Ciliaten scheint jedoch eine so ansehnliche Streckung oder 15(34 Ciliata. Volumsveinieliriing zu eiialircu , wie Colcps; l'iir die Sty lu iiy einen soll die Verlängeriuij^' bis mehr als Va der Länge eneicben. Dass iStein's angebliche Kegel keine durchgreifende ist, folgt schon aus seiner eigenen Angabe, dass die Verlängerung bei Urostyla äusserst gering sei, häufig sogar eine Verkürzung und Verbreiterung eintrete. Auch für einige der untersuchten lieterotrichen (Stentor, S pirostonaum, Blepha- risma, Climacostomum) wird einer Streckung weder von Stein noch von anderen Beobachtern gedacht. Grub er (776) fand die Sprösslinge von Stentor coeruleus nur ganz wenig grösser wie die Hälften der Mutter; doch wird nicht niitgetheilt, ob diese geringe Volumszunahme während oder nach dem Theilungsact eintrat. Gruber leugnet, wie wir später sehen werden, für Stentor jedes Wachsthum zwischen zwei Theilungen. Eine zweite Frage von allgemeiner Bedeutung ist, ob die wahrnehm- baren Anzeigen der Theilung zuerst am plasmatischen Leib oder an den Zellkernen hervortreten. Die Mehrzahl der Forscher sprach sich schon lange für das erstere aus. Schon Ehrenberg (1838) sj^rach von der relativ späten Theihing der Samendrüsc (Malironucleus) von Stentor. Lachmann (1856) imd später Claparede (1858 — 1861), Stein (1859 und 1867), Balhiani (1860 und später), Bütschli (1877), Entz (1884), Jickeli (1884), Nussbaum (1886) und Plate (1886) betonten dasselbe. Frey (1858) glaubte in diesem Verhalten der Infusorien sogar eine principielle Abweichung von der Zelle ge- funden zu haben. Platc möchte dem iMakronucleus jeden Einfluss auf die Theilung ab- sprechen, „sondern stets das Plasma als das eigentliche Agens ansehen, welches die Nucleus- veränderungen — manchmal mit einer gewissen Willkür — veranlasst". Wie sich dieser Ausspruch jedoch mit dem Anfang des Satzes verträgt, in welchem betont wird, dass es nicht richtig sei, das Active bei der Theilung der Infusorien dem Kern oder dem Protoplasma zu- zuschreiben, ist mir nicht recht klar. Nur wenige Forscher, wie Häckel (1873), R. Hert- wig (1876), Gruber (1883), Brass (660) glaubten die ersten Veränderungen am Makro- nucleus gesehen zu haben. Sie nahmen deshalb meist an, dass letzterer (die Klcinkerne wurden gewöhnlich nicht berücksichtigt) den Anstoss zur Theilung gebe. Es steht natürlich jedem frei, auch jenseits der wahrnehmbaren Ver- änderungen der Nuclei unsichtbare anzunehmen, welche die Theilung des Plasmas anregten. Wir begnügen uns mit der Constatirnng, dass in vielen Fällen unzweifelhafte Neubildungen am Plasma (Anlage neuer Wimpergebilde, eines Mundes und contractiler Vacuolen) auftreten, bevor am Makrouucleus und den Mikronuclei Veränderungen bemerkt werden. Der Verlauf einer normalen Quertheilung ist im Ganzen sehr einfach, namentlich wenn wir von den Theilungserscheinungen der Kerne ab- sehen, die schon geschildert wurden. Den einfachsten Verlauf zeigen natürlich die einfach organisirten Ciliaten, wo also Zerlegung, respect. Neubildung von Organen nicht oder doch nur in beschränktem Maasse stattfindet. Die mundlosen und überhaupt sehr einfach ge- bauten 0 p a 1 i n i n e n (speciell 0 p a 1 i n a) gehören hierher. Der Theilungsvorgang beschränkt sich bei ihnen auf eine quere oder nahezu quere Durchschnürung des Körpers in der Mitte oder nahe der Mitte der Gleicbli. Tlieil. im bewegl. Zust. (Vermehr, d. Organe d. Theilung, Änl. d. neuen Munds). 1565 Längsachse. Sind wie bei Opalina zahlreiche Kerne vorhanden, so erfahren dieselben dabei keinerlei Veränderung, sondern werden einlach auf beide Sprösslinge vertheilt. Findet sich ein ansehnlicher Hauptkern (Anoplo phrya), so verläuft dessen Theilung ziemlich Hand in Hand mit der des Körpers. Irgend welche neuen Organe entstehen bei diesen Infusorien nicht. Auf das Verhalten der Bewiniperung wird später noch eingegangen werden. Bei den übrigen Ciliaten wird der Theilungsvorgang dadurch coni- plicirt, dass auch die neben den Kernen vorhandenen Organe ver- doppelt werden müssen. Dies kann durch Theilung oder durch Neu- bildung geschehen. Der erstere Fall ist relativ selten. Er tritt nur dann ein, wenn die betreffenden Organe nahezu die ganze Länge des Körpers erreichen. So fand Schewiakoff, dass der sehr lange Stäbchenapparat des Schlundes von Didinium Balbianii bei der Quertheilung durchgeschnürt wird, also die neuen Apparate aus der Theilung des alten hervorgehen. Das Gleiche wird auch bei ver- wandten Formen mit ähnlichem Stäbchenapparat zutreffen. Auch die zuführenden Kanäle der contract. Vacuole, welche den Körper gewisser Ciliaten der Länge nach durchziehen, und die kanalartige Vacuole ge- wisser Opal ininen vermehren sich anscheinend durch Theilung. Da dieselben jedoch, wie früher gezeigt wurde, nicht eigentliche Organe sind, so ist dieser Fall weniger charakeristisch. Immerhin wird die lineare Kegion, in welcher die Bildungsvacuolea des Kanals entstehen, bei der Quertheilung durchgeschnürt, jedoch wohl auch die Zahl der Bildungsvacuolen durch neu auftretende in jedem Sprössling vermehrt. Nach Stein 's Schilderung (1859) gehen die beiden adoralen Zonen der Sprösslinge von Aspidisca aus der Durchschnürung der alten hervor, welche bei dieser Hypotriche bekanntlich sehr weit nach hinten reicht. Wenn es auch möglich ist, dass die Membran eilen der Tochterzonen später durch neue ersetzt werden, so scheint doch die An- lage der neuen Zonen durch Theilung der alten sicher. — Eine ähnliche Theilung der Zone scheint nur noch für die Vorticellinen zu gelten, wenn die Beobachtungen von Claparcde-L., Balbiani (1860), Greeff und mir zutreffend sind, welche die Erhaltung und Halbirung der Zone bei der Theilung der Vorticellinen beschrieben. Stein (1S49, 1859) gab an, dass bei diesem V^organg sowohl die Zone wie Mund und Schlund völlig rüclcgebildet werden und an jedem Sprössling neu ent- stehen. Ihm schloss sich Everts an. Die Beobachtung dieser Verhältnisse ist schwierig, weil die Vorticellinen sich stets im contrahirten Zustand theilen. An und für sich steht der Theilung der Zone nichts im Wege; sehen wir doch dass die Körperbewimperung stets auf die Sprösslinge hälftig übertrageu und bei Trichodina z. B. der untere Wimperkranz halbirt wird. Einen Verschluss des Peristoms beobachtete Stein (18ö7) auch bei der Theilung von Climacostomum virens; doch bildet sich hier das hintere Peristom neu. Auch der alte Mund und Schlund schienen einzugehen; doch hält er dies selbst für recht zweifelhaft. Ich l^ann nachträglich zufügen, dass Fahre (864) soeben die Theilung der Zone für eine Urccolarinc (Leiotrocha) bestätigt Das eine Individuum behält etwa das orale Viertel derselben mit dem alten Mund, das andere etwa die aborale Hälfte, das zwischenliegende 1500 ^ili'ifa- Stück sclicint zu (irunde zu gclicu. IJic beiden gesonderten Anthcilc ergänzen sicli durcli Auswachsen. Abgesehen von den angefüliiten Beispielen begegnen wir bei den übrigen Spirotrichen stets einer Neuanlage des Peristoms und der adoralen Zone. Einfach halbirt werden auch Peiliculargebilde, wie die Haftscheibe von Trichodina und der Panzer von Coleps (s. oben p. 1563). Ob die neu angelegten Organe für den hinteren oder den vorderen Sprössling bestimmt sind, oder ob jeder derselben eins erhält, hängt ganz von der Lage und Zahl der Organe bei der betreifenden Art ab. Liegt das frag- liche Organ vor der Körpermitte, so wird es für den hinteren Sprössling neugebildet, bei umgekehrter Lage für den vorderen. Mund und con- tractile Vacuole geben in dieser Hinsicht gute Beispiele. Da jedoch der Mund im Ganzen selten weit nach hinten gerückt ist, so kommt seine Neubildung im vorderen Sprössling selten vor; doch gibt es Stein für Aspidisca bestimmt an. Bei den Paramaecien, deren Mund ebenfalls zuweilen in der hinteren Körperhälfte liegt, tritt der neue dennoch hinter dem alten auf. Beide müssen sich daher später ziemlich verschieben, da die Theilung genau in der Mitte geschieht. Wie sich die Ciliaten mit nahe ans Hinterende geschobenem Mund ver- halten, bedarf der Auf klärung, da Untersuchungen hierüber fast mangeln. Leider sind die neuerdings (Schuberg 843) bei Dasytricha Rumi- nantium gemachten Beobachtungen nicht ganz vollständig. Immerhin ergeben sie jedoch, dass bei der Vermehrung dieser Ciliata, an deren hinterer Mundlage wir nicht zweifeln, ganz besondere Verhältnisse auf- treten. Die beobachteten Theilungsstadien (65, 13) lassen sich einst- weilen nur so deuten, dass auch hier der Mund des hinteren Sprösslings sich neu anlegt, trotz der Lage des ursprünglichen. Dies geschieht aber dadurch, dass die Theilung durch ein ansehnliches Auswachsen des hinteren Körperendes eingeleitet wird, wobei der alte Mund seine Lage nicht verändert. Der Körper wird hierbei auf das Doppelte ver- längert, so dass der alte Mund nun in die Mitte der Vcntralseile rückt. Dann erst beginnt die Durchschnürung und gleichzeitig das Auswachsen und die Theilung des Makronucleus. Nachdem die Durchschnürung ziemliche Fortschritte gemacht hat, legt sich ein neuer Mund am Hinter- ende des hinteren Sprösslings an. Dass dieser Vorgang gewisse Aelinliclikciten mit einem Knospuugsprocess besitze, wie Scliuberg meint, möclite ich nicht ohne weiteres zugeben. Ivnospung im gewöhnliclien Sinne ist er insofern jedenfalls nicht, als die Sprösslinge glcicli gross sind. Auswaclisen der Thiere vor der Theilung lernten wir schon oben als jedenfalls weit verbreitete, wenn auch sehr verschiedenartig entwickelte Erscheinung kennen. Das Auswachsen auf die doppelte Länge begegnen wir bei der Theilung von Ooleps u. A. Ob das Auswachsen mehr die mittlere oder eine der Endregionen ergreift, scheint mir niclit so gewichtig. Ich stehe daher auch nicht an, den Vermehrungsprocess der Dasytricha der Theilung zuzurechnen, was ja auch fiir den Vorgang bei Euglypha und verwandton Khizopoden üblich ist, welclie ScIi ubcrg treffend zum A'ergleich heranzielit. GleicLh. Theil. im bewegl. Zust. (Neubildiin,? von Cilicn, Girren, ador. Zone\ 1567 Ob aber aus diesen Erfahrungen zu schliessen ist, dass eine Neuanlagc des Mundes für den vorderen Sprössling überhaupt nicht oder doch nur ganz vereinzelt vorkommt, steht vorerst dahin. Für besonders ausgezeichnete Ciliengebilde und die contractilen Vacuolen ist die Abhängigkeit des Orts ihrer Neubildung von der Lage am Infusor sehr deutlieh. So müssen natürlich alle terminalen Cilien- gebilde (Tastborsten, Schwanzcirrus von Urocentrum etc.) für das Hiuterende des vorderen Sprösslings neu angelegt werden; wogegen die vorderständige adorale Zone und ihre Wimpergebilde, wie gesagt, in der Regel am hinteren Sprössling neu gebildet werden. Das Ersterwähnte gilt natürlich auch für die terminalen contractilen Vacuolen, wogegen bei Stentor natürlich der hintere Sprössling die neue Vacuole erhält. Bei Paramaecium bekommt jeder Sprössling eine neue Vacuole und zwar entsteht die vordere neu (Clap.-L., Balbiani). Aehnlich verhalten sich natürlich noch andere Ciliaten mit mehreren contractilen Vacuolen. Von grossem Interesse ist die Neubildung von Wimper Organen; doch ist leider wenig davon bekannt. Wie die neue adorale Zone entsteht, wie speciell die einzelnen Membranellen entwickelt werden, bedarf der Aufklärung. Jedenfalls tritt die Zone meist zuerst in geringer Länge auf und wächst allmählich zu ihrer definitiven Länge aus. Auch deuten die gleich zu erörternden Verhältnisse bei den Hypot riehen wohl an, dass die Ciliengebilde der Zone nicht aus der Umbildung von Körpercilien entstehen, sondern neu angelegt werden. Bei denjenigen Heterotrichen (z. B. Stentor) sowie den Oligotrichen, deren Zone ganz an das Vorderende des Körpers gerückt ist, entsteht die neue Zone des hinteren Sprösslings ursprünglich ganz auf der Ventralseite und rückt erst in dem Maasse, wie die Abschnüruug sich vollendet, an den vorderen Pol. Besondere Verhältnisse treten bei der Peristom- bildung von Entodinium auf. Schuberg (843j fand, dass das neue Peristom von Entod. Bursa Stein „innerlich" angelegt wird; d. h- dass die Peristomhöhle ursprünglich geschlossen ist und sich erst später nach aussen öffnet. AVahrscheinlich dürfte es sich nur um eine früh- zeitige Einsenkung, aber keine wirkliche innere Anlage der Peristomhöhle handeln. Von hohem Interesse ist das zuerst von Stein (1859), später Balbiani (1860, Anm. p. 81), Engelm ann (1862) und Sterki (1878) lestgestellte Verhalten des Wimpersystems bei der Theilung der Hypo- tricha. Hier beschränken sich die Neubildungen nicht auf die Ergänzung der mangelnden Gebilde, sondern führen wahrscheinlich zu einer totalen Neuanlage der gesammten ventralen Bewimperung beider Sprösslinge ; nur über die adorale Zone bestehen noch Zweifel. Der Gang dieser Neubildung wurde beiStylonychia (resp. auch Histrio) am genauesten untersucht; wir legen daher auch die betreffenden Erfahrungen zu Grunde. Rechts neben der Anlage der neuen adoralen Zone (71, 10 b, az') des hinteren Spröss- lings treten 6 kurze, schief von rechts vorn nach links hinten laufende 1568 Ciliata. uudulirende Säume auf. Dieselben sollen nach Stein anfänglich alle gleich lang sein; bald wachsen sie jedoch nach hinten nnglcich stark aus. Der weitest links gelegene bleibt ganz kurz; die 3 darauf folgenden sind bedeutend länger, die beiden rechten die längsten. Alle Säume ziehen in gleichen Entfernungen parallel und dicht neben einander her. Sie sind die Anlagen sämmtlicher Stirn- Bauch- und Aftercirren des hinteren Sprösslings. Gleichzeitig tritt Jedoch auch vorn zwischen den hinteren Stirncirren des sich theilenden Thiers ganz dieselbe Anlage auf; dazu bestimmt, die entsprechenden Girren des vorderen Sprösslings zu bilden, d. h. die alten zu ersetzen. Von ihrem ersten Sichtbarwerden an, sind die Säume in langsamen undulirenden Bewegungen begriffen. Der kurze linke Saum wächst am frühesten zu einem zahnartigen Läppchen aus, das sich schliesslich zur ersten Stirncirre (s. p. 1247) entwickelt. Bald erheben sich auch die folgenden Beihen zu solchen Läppchen und zwar die drei folgenden zu je 3, die beiden rechten zu je 4 Cirrenanlagen, welche an ihrer Basis ursprünglich durch den Saum verbunden sind. Bevor nun die neuen Bauchflächen der beiden Sprösslinge (d. h. die kleinen Gebiete, auf welchem die Girren hervorsprossen) allmählich auswachsend die alte Ventralseite und die alten Girren verdrängen , entstehen auch die Neu- anlagen der Randwimperreihen. Nach Stein sollen die Anlagen der Rand- wimperreihen jederseits als ein zusammenhängender undulirender Saum etwas rechts neben den alten Reihen auftreten (letzteres Lageverhältniss trifft jedenfalls auch für die neuen Bauchreihen in Bezug auf die alten zu). Sterki fand dagegen, dass die Randwimperreihen der beiden Spröss- linge von Anfang an getrennt auftreten. Bei der Längsstreckung des sich theilenden Thieres rückt nämlich die alte rechte Reihe in drei Theile aus- einander, zwischen die sich die beiden Anlagen der neuen Reihen ein- schieben. Die alte linke Reihe sondert sich dagegen nur in 2 Stücke, zwischen denen die neue des hinteren Sprösslings hervorwächst, wäh- rend die des vorderen vor dem vorderen Ende der alten Reihe an- gelegt wird^ sich aber wie die Neuanlagen sämmtlicher Randreihen hinten mehr oder weniger weit rechts neben und längs der alten fortsetzt. So liegen die Bewimperungsverhältnisse etwa, wenn die mittlere Ein- schnürung beginnt. Während dieselbe fortschreitet, wächst die Region der neuen Stirn-, Bauch- und Aftercirren stark nach hinten und in die Breite, wenig dagegen nach vorn aus. In dieser Weise gelangen die neuen Girren , welche sich fortgesetzt vergrössern und ihrer definitiven Gestalt nähern, an die für sie bestimmten Plätze. Schon früher (siehe p. 1247) wurden die verschiedenen Ansichten erörtert, welche über die Ableitung der definitiven Girren aus den Anlagen der 6 Säume geäussert wurden ; wir verweisen daher auf das dort Bemerkte. Auch die neuen Randreihen wachsen allmählich zur definitiven Länge aus, wobei nach Sterki die alten Randeirren successive verschwinden. Erst kurz vor völliger Durchschnürung wachsen neue Schwanzborsten für beide Spröss- linge hervor. GleicLh. Tlieilung im bewegl. Zustand (Bauclibewimp. d. Oxytricli.). 1569 S t e r k i konnte auch den Ersatz der p r ä o r a 1 e n u n d u 1 i r e n d e n M e m b r a n und der p r ä o r a 1 e n C i 1 i e n des vorderen Sprösslings durch neue Anlagen verfolgen und glaubt das Gleiche für die Membranellen der alten Zone annehmen zu dürfen ; doch wurde ihm der Vorgang nicht klar. Er bemerkt: „Dass die adoralen Wimpern nicht einfach tales quales stehen bleiben, ist vollkommen sicher. Nach allem — diese Untersuchungen sind sehr schwierig und mühsam — ist es aber wahrscheinlich, dass nicht zwischen oder neben den alten neue adorale Membranellen gebildet werden, vielmehr dass jede einzelne umgebildet, gleichsam umgeprägt werde, ähnlich wie das ganze Peristom/' Stein und Balbiani beob- achteten davon nichts; letzterer betont speciell, dass kein Ersatz der alten Zone eintrete. Auch nach der Trennung der Sprösslinge sind Reste der alten Girren gewöhnlich noch vorhanden; hieran, sowie an der Ausdehnung der Zone und den allgemeinen Gestaltsverhältnissen lassen sich der vordere und hintere Sprössling noch längere Zeit erkennen. Recht eigenthümlich verhält sich das Hinterende des hinteren Spröss- lings (Stein). Einige Zeit vor der Trennung tritt nämlich auf der Yentral- seite eine quere Furche auf, die das Hinterende mit den alten After- cirren, Schwanzborsten und den hinteren Randeirren abgrenzt. Genau dieser Furche gegenüber wachsen die drei neuen Schwanzborsten am Rücken hervor, so dass die Furche gewissermaassen das neue Hinterende be- zeichnet. Das abgegrenzte alte Schwanzende verkleinert sich allmählich, ist jedoch am abgetrennten hinteren Sprössling noch längere Zeit deutlich zu erkennen. Schliesslich sitzt es dem neuen Schwanzende wie ein kleines Knöpfchen schief linksseitig an und schwindet zuletzt sammt den alten Girren gänzlich. — In welcher Weise diese zu Grunde gehen, ist etwas unsicher. Stein und Balbiani lassen sie resorbirt werden; auch Sterki hält dies für wahrscheinlich. Dennoch bedarf der Vor- gang genauerer Feststellung; um so mehr, als Stein (1854) bestimmt versichert, dass bei der Rückbildung des unteren Wimperkranzes der Vorticellinen die Gilien abireworfen werden, und Aehnliches auch bei der "^ 7 Encystirung berichtet wird. Es wurde mehrfach die Ansicht geäussert (Stecnstrup 334, Sterki, EntzS36), dass die beschriebenen Neubildungsverliältnisse der Hypotrichenbewimperung- gegen die Auffossung dieses Vermehrungsvorgangs als einfache Theilung sprächen. Es wurden hierbei im Kalimen des alten Individuums gewissermaassen zwei neue angelegt. Der Vorgang sei daher als eine Sprossung oder Knospung zu bezeichnen. Ich kann dieser Ansicht nicht zustimmen. Die Erneuerung der Wimpergebilde der Hypotrichcn ist eine Erscheinung, welche auch sonst im Leben derselben, z. B. im Gefolge der Conjugation auftritt. Erneuerung von Wimper- gebilden findet auch bei der Encystirung statt. Hieraus geht hervor, dass den Ciliaten über- haupt die Fähigkeit zukommt, diese Organe gelegentlich zu ersetzen. Ich glaube, dass es iu Betracht der sehr differenzirten Bewimperung für die Hypo trieben vortheilhaft ist, im Inter- esse der Herstellung einer einheitlichen, zusammenstimmenden Bewimperung, sie für beide Sprösslinge neu anzulegen und nicht nur theilweise zu ergänzen. Bronn, Klassen des Thier-Reichs. Piotozoa. 99 1570 Ciliata. Es ist möglich, dass die Erneuerung der Wimpern eine allgemeinere Bedeutung bei der Tlieiluiig besitzt; wenigstens wies Aime Schneider nach, dass auch bei der Opalinine Auoplophrya branchiaTum ,in der sich theilenden Region'' durch die alten Cilienreihen neue ersetzt werden, monie .welche mehr mit der neuen Form m Har sind''. Schneider eine Menge ziemlich bemerkte auf der Oberfläche dieser Ciliate elmässig, häufig nahezu quer verlaufender Linien; jede Linie wird von einer Reihe feiner Punkte gebildet. Er meint, dass sie alte, eingegangene Cilienreihen seien, eine Ansicht, welche an wegen des sehr unregel- und für sich nicht unwahrscheinlich ist, aber massigen Linienverlaufs auf Bedenken stösst. Bei dieser Gelegenheit wäre die Frage nach dem Verhalten der Körperstreifen, resp. der Cilienreihen bei der Theilung überhaupt zu er- wähnen. Obgleich dieser Gegenstand zweifellos sehr wichtig ist, mangeln doch Beobachtungen darüber fast ganz. Jedenfalls lässt sich direct nach- weisen (Schewiakoff für Glaucoma uned.), dass die bogenförmige Ver- einigung der Streifen zwischen Mund und Vorderende (Mundnaht) am hin- teren Sprössling durch directen Zusammenfluss der Cilienreihen oder -Furchen entsteht. Specielleres über die Art der Neubildung des Munds und Schlunds ist einstweilen nicht anzugeben. Wir ergänzen unsere früheren Bemerkungen nur durch den Hinweis auf die eigenthümliche, gewisser- maassen gegenständige Lage der Mundöffnungen und dementsprechend auch der adoralen Zonen bei der Theilung der Vorticellinen. Diese Er- Erklärung von Fig. 23. a. Schema des Peristomfelds einer Vorticelline mit der adoralen Zone az und dem Vestibulum vst. b. Dasselbe in Theilung begriflen nach der Darstellung Fahre's (864) für Leiotrocha (ürceolarine). Der rechte Sprössling behält den alten Mund und ergänzt den aboralen Theil seiner Zone (punlitirt), der linke bildet den oralen Theil der Zone und den Mund (vsf) neu (punktirt). Gewisse Theile der alten Zone gehen jedenfalls zu Grunde. Die gestrichelte Linie die veruuithliclie Tlieilebene. c. Fortgeschritteneres Stadium nach Bütschli (1886), welches nach dem Bemerkten keiner weiteren Erläuterung bedarf. scheinung fiel schon Clapare de- L. auf, wurde dann später von Stein (1867 , p. 113) ganz kurz berüln-t und von mir (1886) wieder hervor- gehoben. Wie die vorstehenden Figuren zeigen, sind die adoralen Zonen und die Mundöffnungen beider Sprösslinge umgekehrt orientirt. Die Zone des rechten Sprösslings bewahrt im Allgemeinen die ehe- Gleichli. Tlieilung im bewegl. Zust. (Kerne; Durchschnürung). 1571 malig-e Orientirimg, die des linken ist um 180" verdrebt. Demnach sind auch rechte und linke Seite dieses Sprösslings in Bezug auf die Mutter vertauscht. Wie diese Verschiedenheit sich hervorbildet und ob die von Bütschli (1. c.) darüber geäusserte Ansicht zutreffend ist, be- darf weiterer Aufklärung*). Der Vermehrungsprocess der Kerne bei der Theilung wurde schon früher eingehend geschildert. Hier sind daher nur noch einige Bemerkungen über das allgemeine Eingreifen der Kerutheilung in den Theilungsprocess einzuschalten. Bekanntlich werden die Ma. N. bei der Theilung wirklich mehrkerniger Ciliaten (Opalina und Lo.xodes) nicht vermehrt, sondern auf beide Sprösslinge vertheilt. In den übrigen Fällen theilen sich sämmtliche Mikronuclei und der Makro- nucleus während des Vorgangs. Die Theilung der IMikronuclei scheint etwas vorauszueilen, so dass sie schon vor der des Makronucleus vollendet ist. Ob die von Balbiani (1860) aufgestellte Regel, dass die Hälften jedes Mi. N. auf beide Sprösslinge vertheilt werden, zutrifft, scheint mir fraglich. Meine früheren Erfahrungen über die Theilung der Oxytrichinen scheinen mehr dafür zu sprechen, dass beide Hälften eines Mikronucleus häufig dem einen Sprössling verbleiben. Die definitive Durchschnürung und Theilung des Ma. N. erfolgt be- kanntlich recht spät, zuweilen erst gleichzeitig mit der Durchschnürung des Leibes. Eine Plasmastrahlung tritt um die Pole der sich theilenden Kerne nie auf, wie schon früher (p. 1537) betont wurde. Die Einschnürung des Leibes, welche äusserlich die Theilung am schärfsten markirt, zeigt sich bekanntlich erst ziemlich spät. In den meisten Fällen tritt sie als eine regelmässig quere, mittlere und den Körper ringförmig umgreifende Furche hervor. Balbiani (1881) hebt als be- sonders charakteristisch für die Ciliaten hervor, dass die Theilungsebene stets zwischen Mund und After durchschneide. Obgleich dies in den meisten Fällen zweifellos zutrifft, reichen die vorliegenden Untersuchungen über die Theilung der Ciliaten mit abweichender Afterlage (Stentor, Folli- culina, Vorticellinen) doch nicht aus, um die allgemeine Gültigkeit dieser Regel zu erweisen. Namentlich die Vorticellinen fügen sich derselben nicht recht; doch sind gerade ihre Theilungsvorgänge sehr ungenügend studirt. Es verdient besonderer Erwähnung, dass die Theilungsfurche meist nicht als eine flache und breite Einschnürung erscheint, wue es bei *) Dieselbe findet sicli in Fabre's neuester Schrift (SG4) und bestätigt im Wesentlichen Biitschli's Ansicht, die jedoch von Fahre völlig missverstanden wurde. B. hat nicht behauptet, dass die beiden Zonen der Sprösslinge verschieden gewunden seien (laeotrop und dexiotrop), wie F. glaubt , sondern dass sie die oben angegebene Lageverschiedenheit zeigen. Letzteres bestätigte denn F. für Leiotrocha. 99* 1572 Ciliata. Zelltheilungen häufig ist, sondern von Beginn an scharf und senkrecht einschneidet. Wenigstens scheint dies in den meisten Fällen recht be- stimmt ausgesprochen zu sein 5 selten beginnt die Einschnürungsf'urche anfänglich flacher, insofern die betreffenden Darstellungen richtig sind. Obgleich, wie gesagt, ein gleichzeitiges ringförmiges Auftreten der Furche Regel ist, begegnet man auch Ausnahmen nicht allzu selten, d. h. einseitiger Einschnürung. Hierfür bietet nach Stein (1867) Cli- macostomum virens ein gutes Beispiel. Natürlich schreitet unter diesen Verhältnissen auch die Vertiefung der Furche einseitig rascher fort und die letzte Verbindungsstelle der Sprösslinge ist der Seite, auf welcher die Furche später auftrat, genähert. Auch bei den Vorticellinen erfolgt die Durchschnürung mehr oder weniger einseitig, indem die Furche zuerst in der peristomialen Region beginnt. Dennoch setzt sie sich bald bis an das untere oder befestigte Ende fort. Sie ist hier nur schwieriger wahrzunehmen, da die beiden Sprösslinge bis zum Abschluss der TheiluDg dicht nebeneinander auf dem Stiel befestigt bleiben. Endlich geschieht die Durchschnürung bei gewissen Ciliaten nicht genau oder annähernd genau senkrecht zur Längsachse, sondern mehr oder weniger schief. Schon die Seltenheit dieser Erscheinung beweist wohl, dass die schiefe Theilung aus der queren hervorging. Etwas schiefe Durchschnürung von der Dorsal- gegen die Ventralseite beobachtete Wrzesniowski bei Dileptus; soweit bekannt, verläuft die Theilung bei den Verwandten quer. Etwas schief verläuft die Theilebene auch bei Spirostomum teres nach Stein (18G7), und in den Notizen Engel- mann 's von 1860 finde ich für S p a t h i d i u m S p a t h u 1 a die Bemerkung : ,, diagonale Theilung", leider ohne zugehörige Abbildung. Besonders be- merkenswerth sind wegen der ziemlich schief erfolgenden Theilung Stentor und Folliculina. Obgleich der Theilungsvorgang von Stentor zu den frühest be- obachteten gehört (Trembley 1744), ist er keineswegs genügend er- forscht. Er beginnt mit der Anlage einer neuen adoralen Zone. Dieselbe tritt in einer Gestalt auf, welche von der definitiven so sehr abweicht, dass Ehrenberg (1838) sie bei einigen Arten als dauerndes Element neben der alten adoralen Zone beschrieb, näm- lich als eine seitliche Wimperleiste. Die Anlage ist eine ventrale, ziemlich längsverlaufende Leiste, welche dicht hinter dem Mund be- ginnt und bis etwa zur Mitte des gestreckten Körpers nach hinten zieht (69, 2, az'). Ihr hinteres Ende ist nach rechts umgebogen und durch- quert deutlich einige Körperstreifen. Ueber das Verhalten des längsge- richteten Theils der Leiste zu den Körperstreifen herrschen Zweifel. Stein lässt ihn bei St. polymorphus etwas schief nach rechts auf. steigen und dabei einige Streifen durchschneiden ; nach M 0 x 0 n soll er den Streifen parallel ziehen, nur das vorderste Ende sich wieder etwas rechts biegen und einige Streifen durch(|ueren. Ich Gleichb. Tlieil. im bcw. Zust. (schiefe bei Stentor, FolliculinaJ. 1573 halte den letzteren A'erlauf für wahrscheinlicher. Mit der Leiste wachseu auch sofort die neuen Membranellen hervor, welche je- doch erst allmählich ihre definitive Grösse erreichen. Allmählich baucht sich die Leiste nach der linken Seite bogenförmig vor und an ihrem Hinterende senkt sich der neue Mund und Schlund ein. Mit dem Auswachsen der neuen Zone bildet sich ein bruchsackartiger Vorsprung (68, 5 b)', auf dessen ventraler Fläche ein System feiner neuer Körper- streifen auftritt; dieselben sollen der neuen Zone parallel ziehen und mit den alten Streifen nicht zusammenhängen. Ob dies wirklich so ist, scheint weiterer Untersuchung bedürftig. Die neu entstandenen Streifen bilden einen Theil der Peristomstreifen des hinteren Sprösslings, also die von ihnen durchzogene Fläche einen Theil von dessen Peristomfeld. Jetzt krümmt sich das Vorderende der neuen Zone allmählich mehr nach rechts und gleichzeitig nach hinten herab; sie schiebt sich in ihrer Gesammtheit mehr auf die linke Seite. Während sich das bruchsack- oder knospenartige Vorspringen der Zone sammt dem angelegten Theil des neuen Peristomfelds vermehrt, beginnt allmählich eine Einschnürung vor dem vorderen Ende der neuen Zone (5 b). Dieselbe ist schief nach rechts und hinten gerichtet und macht sich bald auch auf der rechten Seite, wenn auch nur schwach, geltend. Sie zieht also als eine schiefe Ringfurche um den Körper, welche linkerseits stärker vertieft ist. Je tiefer diese Einschnürung wird, desto mehr verschiebt sich das aborale Ende der neuen Zone auf die Dorsalseite. Gleichzeitig richtet sie sich sammt dem neuen Peristomfeld allmählich immer senkrechter zur Körper- achse. Dabei krümmt sich ihr aborales Ende mehr und mehr vom Rücken um die rechte Seite nach dem Bauch herum, bis es dem Oralende ganz nahe gerückt ist und Zone nebst Peristomfeld nun die richtige Lage am hinteren Sprössling erlangt haben (68 , 5 c). Beide Sprösslinge hängen dann nur noch durch eine dünne Brücke zusammen, welche Stein etwa in die Mitte des neuen Peristomfelds, dicht neben das aborale Ende der Zone verlegt. Balbiani (1860) und Grub er (1886) geben sie viel weiter rechts, am rechten Rand des neuen Peristomfelds an. Die schliess- liche Durchschnürung dieser Brücke hat zunächst kein tieferes Interesse. Wie gesagt, sind die vorliegenden Bericlite nicht ausfuhrlich genug, um den Vorgang ganz zu verstehen. Eine genaue Verfolgung des Verhaltens der alten wie der neuen Körper- streifen scheint dazu erforderlich. Damit wird auch zuerst volles Verständniss über die Ver- schiebung des Peristoms an das Vorderende und die Natur der Peristomstreifung erzielt werden. Jedenfalls läuft die Theilungsebene bei Folliculi na noch schiefer zur Längsachse. Doch beschränkt sich unser Wissen auf Mob ins' Be- obachtung zweier Sprösslinge im Gehäuse. Einer derselben besass das alte Peristom, der andere ermangelte eines solchen vollständig. Ersterer ist jedenfalls der vordere, letzterer der hintere Sprössling. Beide schienen antänglich noch durch eine dünne Brücke, welche der Mittelregion des hinteren entsprang, verbunden zu sein. Der letztere verlässt hierauf 1574 Ciliata. das Gehäuse, um ciuige Zeit frei urahcrzuschwärmen und allmählich das noch fehlende Peristom nebst Mund etc. auszubilden. Dies beobachtete zuerst Str. Wright (325)-, daran zu zweifeln wie Möbius, scheint mir ohne Berechtigung. Lieb er kühn bildete solch freie Sprösslinge auf seinen unedirteii Tafeln schon gut ab (1855). Dagegen dürften die von Claparede-Lachmann beschriebenen, recht ähnlich gestalteten Ciliaten, welche sie für junge FoUiculinen hielten, keine solchen gewesen sein, sondern, wie Daday (1886) zeigte, eine besondere Lagynusart. Dieselbe besitzt nämlich vorn ein schwarzes Pigmenthäufchen, welches den Schwärmsprösslingen der Folliculina nach Lieberkühn, Wright und Möbius fehlt. Obgleich auch Stein (1868) für die Kichtigkeit der Clapar ede-L.'schen Auffassung eintrat, halte ich dieselbe, wie ge- sagt, für erledigt. Ich darf dies um so eher, als auch schon Lieb erkühn den Lagynus mit dem schwarzen Pigmentfleck beobachtete und seine Abbildungen keinen Zweifel lassen, dass es sich um eine Lacrymaria ähnliche Form handelt. Eecht schief muss nach Entz' Beobachtungen (speciell an Tintin- nopsis beroidea) auch die Theilung der Tintinnoinen verlaufen (70,2b). Dies stimmt gut mit ihren Beziehungen zu den Stentorinen. Am auffallendsten ist vielleicht der schiefe Verlauf der Theilungsebene bei der Vorticelline Lagenophrys (75, 6 b). Da wir schon früher (s. p. 1255 und den Holzschnitt Fig. 9) eine Erklärung hierfür versuchten, so ver- weisen wir darauf. Es ist jedoch zu betonen, dass gelegentlich ganz quere Durchschnürung eintreten kann. Stein beobachtete dies bei der Abschniirung der Knospensjorösslinge von L. Vaginicola; auch scheinen sich diese Knospensprösslinge durch reine Quertheilung weiter zu vermehren. Die definitive Sonderung der Sprösslinge vollzieht sich in etwas verschiedener Weise. Entweder durch eine ziemlich glatte Durchschnei- dung, oder indem die sehr eingeschnürte Verbindungsbrücke zwischen den Sprösslingen in einen langen, feinen Faden ausgesponnen wird, welcher schliesslich reisst, worauf seine Reste eingezogen werden. Es ist leicht verständlich, dass die getrennten Sprösslinge häufig noch nicht ihre vollständige Organisation erlangt haben. Einmal sind die neu entstandenen Organe zuweilen noch unfertig, ferner weicht die Gestalt der Jungen manchmal mehr oder weniger von der typischen ab. Es ist auch leicht begreiflich, dass diese Abweichung für beide Sprösslinge ver- schieden sein, d. h. der vordere hinten, der hintere vorn unvollständig sein kann. Bei einzelnen Ciliaten ist diese unfertige Beschaffenheit recht auffallend. So fehlt z. B. dem vorderen Sprössling von Di- leptus Anser der zugespitzte Schwanz, wogegen am hinteren der Rüssel noch sehr kurz ist; beide Theile wachsen erst nach der Tren- nung allmählich hervor (Wrzesnio wski 1870). Kent (p. 516) be- merkt, dass auch der abgelöste hintere Sprössling von Lacrymaria Olor anfänglich nur einen ganz kurzen Rüssel besitze; auf Lieberkühn's Tafeln ist jedoch der Theilungszustand einer kurzhalsigen Lacrymaria (wahrscheinlich einer Trachelocerca) abgebildet, mit gleich langen Hälsen beider Sprösslinge. Bei Balantidium Entozoon fand Stein, dass der hintere Sprössling anfänglich noch ein recht abweichend gebildetes Peri- stom besitzt. Seltsam ist ferner, dass die beiden Sprösslinge dieser Art (jlcichhälftige Theilung (schiefe bei Folliculiua und Tiutiiinoincn; Metamorphose). 1575 nur mit je einer contractilen Vacnole aus der Theilung hervorgehen sollen, dass sich also die beiden normal vorhandenen Vacuolen dabei nicht vermehrten. Da die Verdoppelung der Vacuolen bekanntlich meist sehr früh geschieht, klingt dies etwas unwahrscheinlich. Auf den Mangel des ganzen Peristoras und demnach wohl auch des Munds und Schlunds am hinteren Sprössling von Folliculina wurde schon hingewiesen. Von der allmähHchen Entwicklung dieser Theile, welche kurz vor der Festheftung und Gehäusebiluung in erster Anlage erscheinen, ist sehr wenig bekannt. Eine interessante Verschiedenheit zeigen die Sprösslinge bei Coleps hirtus. Wie früher bemerkt, erhält jeder die Hälfte des alten Panzers; demnach hat der vordere die hintere, der hintere dagegen die vordere Panzerhälfte zu ergänzen, was recht alimählich geschieht. Es ist nicht uninteressant, zu verfolgen, wie diese Ungleichheit sich auf die folgenden Generationen fortsetzt ; doch bedarf dies keiner genaueren Ausführung. Es liegt kein Grund vor, in dieser allmählichen Vervollständigung der Sprösslinge etwas Besonderes zu erblicken und deshalb die Vermehrung der Ciliaten überhaupt als von gewöhnlicher Zelltheiluug verschieden zu betrachten. Schon früher suchten wir eine solche Auffassung für die Theilung der Hypotrichen zurüclizuweisen. Im Anschluss an seine Untersuchungen über Folliculina bemerkte neuer- dings Möbius (S32), dass die Vermehrung dieser wie anderer Ciliaten so aufzufassen sei: dass „ein protozoisch ausgebildeter, einzelliger Thierleib eine protozoisch unentwickelte Keimzelle abgebe". „Das individuelle Dasein eines solchen Infusoriums beginne wie bei den Metazoen mit dem Entstehen eines unentwickelten einzelligen Keimes." Ich kann diesem Vergleich nicht zustimmen. Selbst bei Folliculina ist der bewimperte, schon mit den verschiedenen Plasmadifferenzirungen ausgestattete hintere Sprössling keine unentwickelte Keimzelle, etwa wie die Eizelle im Verhältniss zu dem entwickelten Metazoon. Noch weniger ist dies aber bei den gewöhnlichen Theilungen der Fall. Man kann doch nicht etwa fordern, dass ein wirklicher Theilungsact nur dann vorliege, wenn sämmtliche Organe dabei einfach durch- geschnüit würden, wie es im primitivsten Fall thatsächlich geschielit. Dass polar gelagerte Organe bei einer Quertheilung nicht halbiert werden können, liegt auf der Hand; sie müssen neu entstehen. Hierin liegt nichts Besonderes, wie daraus hervorgeht, dass Eück- und Neu- bildungen am plasmatischen Leib der Ciliaten nicht gerade selten sind und dass, wie wir finden werden, bei Modificationen der Theilung Organe neugebildct werden, welche bei normalem Verlauf aus der Theilung der ursprünglichen hervorgehen. Wir können daher auch solche Fälle, wo die Organe, welche dem einen Sprössling fehlen, erst relativ spät nach seiner Ablösung gebildet, resp. fertiggestellt werden, nur als Theilung bezeichnen. Bei dieser Gelegenheit mag die Frage kurz berührt werden: welche Bedeutung der Bildungsgang neu angelegter Organe für die Morphologie so complicirter Einzelliger besitzt. Ich habe seiner Zeit ausgesprochen, dass für die Ciliaten und die Einzelligen überhaupt das sog. biogenetische Grundgesetz nicht gelte (529). Ich halte dies auch heute aufrecht in dem Sinne, wie es begründet wurde, d. h., dass die einfache gleichhälftige Theilung im beweglichen Zustand das Ursprüngliche ist, die Knospung, Sporenbildung und dergleichen dagegen das Ab- geleitete, dass daher auch die eigenartigen Bildungserscheinungen der Knospen etc. nicht als directe phylogenetische Vorstufen, dagegen wohl unter Umständen als eine Art Ruckschlag aufgefasst werden dürfen. Es können dabei nämlich, wenn vortheilhaf t , Organe wieder ent- wickelt werden, welche die Vorfahren besassen. Anders liegt die F^age, inwiefern die Ent- stehungsweise einzelner Organe bei der Theilung auf den Gang ihrer phylogenetischen Ent- wicklung schliessen lässt. Ueberlegt man dies, so wird zweierlei möglich erscheinen, nämlich 1576 Ciliata. dass dies sowohl zutrefl'en , als auch nicht zutrcfrcii kann. Nehmen wir i. B. an , dass eine Ciliate mit ursprünglich einfachem rundem Mund allmälilich einen längereu schlitzförmigen oder auch anders gestalteten Mund erlangt habe, so wird dies, allmälilichc Umbildung voraus- gesetzt , wohl so zu Stande gekommen sein , dass der bei der Theilung sich neu bildende Mund eine etwas andere Form erhielt und dies durch, im Laufe der Generationen, fortgesetzte Variation sich steigerte. In diesem Fall ist daher nicht einzusehen, dass ein solcher Mund, wenn er bei der Theilung neu gebildet wird, alle Formen seiner Ahnenreihe durchlaufe. Er wird sofort in der definitiven Gestalt angelegt werden. Nehmen wir dagegen an, dass eine Ciliate mit sehr kurzem Schlund allmählich einen sehr langen ausbildete, oder dass eine Form mit Hachem, wenig entwickeltem Peristom allmählich ein sehr tiefes entwickelte, so wird die Bildungsweise dieser Organe bei dem Sprössling im Wesentlichen den Gang der phylo- genetischen Entstehung wiederholen müssen, da dies überhaupt nicht wohl anders möglicli sein kann. In jedem Einzelfalle dürfte also wohl zu überlegen sein, was bei der Neubildung der Organe eventuell mit der Phylogenese harmonirt, was nicht und inwiefern dabei unter Umständen ein Kücksclilag im Spiel sein könnte, wenn er vortheilhaft ist. Solche Kückschlags- erscheinungen treten auch bei der Fortpflanzung der Ciliaten gelegentlich auf und rufen dann bis zu einem gewissen (jrade die Erscheinung einer Metamorphose hervor. Bekanntlich entsprangen die festsitzenden, resp. gestielten Vorti- ce 11 inen von freiseh wimraendeu , welche einen unteren Cilienkranz be- sassen. Obgleich die festsitzenden diesen Kranz als bleibendes Organ eingebiisst haben, erhielt sich doch die Fähigkeit, ihn zeitweilig wieder hervorzubilden. Bei den nicht koloniebildonden Genera, speciell Vorti- cella, den Cothurnina und L agenophryina bildet der eine Spröss- ling kurz vor seiner definitiven Ablösung den Wimperkranz aus, welcher ihn befähigt, den alten Stiel oder das alte Gehäuse zu verlassen, um sich nach einiger Zeit des freien Umherschwärmens wieder irgendwo anzusiedeln. Nach der Festheftung bildet sich der Kranz zurück. Wie dies geschieht, wurde schon (s. p. 1568) erörtert. Die Entwicklung eines unteren Wimpergürtels tritt keineswegs nur im Gefolge der Theilung auf, vielmehr sind die Vorticellinen jederzeit hierzu befähigt. Sie gehen unter Bildung des Kranzes in den frei- schwimmenden Zustand über, wenn die Lebensbedingungen sich ver- schlechtern und ein Ortswechsel vortheilhaft wird. Alsdann verlassen sie ihre Stiele oder Gehäuse, um sich anderwärts anzusiedeln. Wie zu erwarten, existiren dauernd besondere Einrichtungen, welche die zeitweilige Entwicklung des Wimperkranzes ermöglichen; obgleich dies lange Zeit übersehen wurde. Die den Körper ringförmig umziehende Linie, in welcher der Wimperkranz sich entwickeln wird, ist meist durch eine seichte rinnenförmige Einziehung gekennzeichnet, welche jedoch nur auf einer Verdünnung der Alveolarschicht beruht (73, 9a; 74,. 7b, wk). Ferner ist die Alveolarschicht längs dieser Linie durch ein schmales dunkles, jeden- falls relativ dichtes Band unterbrochen. Wir bezeichneten dasselbe schon früher nach Brauer (767) als den W i m p e r r i n g. Wahrscheinlich ist also der Wimperring ein ringförmiges Band stark verdichteten Ectoplasmas (spe- ciell der Alveolarschicht). Brauer verglich ihn mit einem der früher (siehe p. 1265) beschriebenen Pellicularringe, was gewiss unrichtig ist. Die Pellicula senkt sich zu dem Ring hinab und scheint in ihm aufzugehen; wenigstens Hess sie sich darüber nicht unterscheiden. Wir dürfen an- Gleichhälftige Theilung (Metauiorphose). Knospung. 1577 nehmen, class der King das Plasmamaterial für die Wimpergebilde des Kranzes in verdichtetem Zustand enthält. Wie früher betont wurde, wird der Wimperkranz nicht von einem einfachen Cilienring, sondern von schief zur Längsachse des Thieres gestellten langen Membrauellen oder doch schief gestellten kurzen Reihen dichter Cilien gebildet; er besitzt also eine ziemliche Breite. Es dürfte kaum fraglich sein , dass die ganze Breite des Wimpergürtels durch Auswachsen des Wimperrings entsteht, ebenso wie die Membranellen oder Cilienreihen. Brauer bemerkt, dass die Cilien „als kleine lichte Pünktchen" hervorsprossen. Stein (1S49) betonte schon, dass die Stelle des hinteren Wiinpeiiranzes bei Vorticella uiicro Stoma durch eine ringförmige Einschnürung dauernd bezeichnet sei. VortreHlich ist der Wimperring- auf den unedirten Tafeln Lieberkühn's (1855) für eine Yorticella ab- gebildet. Erst Bütschli*) betonte jedoch 1882 die dauernde Gegenwart des dunkelen Bandes (nach Beobachtungen von 1875). Brauer beschrieb den Wimperring 1886. Plate (1888, 842) deutet ihn irrthümlich als eine circnläre Myophanfibrille bei Epist. simu- laus. Engelmann (1880, 591) theilte zuerst mit, dass der Wimperkranz nicht einreihig sei, wie gewöhnlich angenommen wurde, sondern ein ziemlich breites Band. Er beobachtete auf demselben zwei, unter 100" gekreuzte feine Streifensysteme, welche sich bei sehr starker Vergrösserung als Keihen zarter Pünktchen erwiesen. Letztere deutet er als die verdickten Fiissstücke der Cilien. Wii- würden sie als Cilienpapillen bezeichnen, die jedoch wahr- scheinlich zu zusammenhängenden Säumen verbunden sind, da es sich vermuthlich um mem- branellenartige Gebilde handelt. Im freischwimmenden Zustand ziehen die Vorticellinen ihr Peristom meist vollständig ein. Die Bewegung wird daher nur vom unteren Wimperkranz bewirkt; wobei dieser und das Unterende stets vorausgehen. Gewöhnlich nehmen die verschiedeneu Arten dabei charakteristische und von der gewöhnlichen häufig recht abweichende Gestalten an, die von langgestreckt cylindrischer bis scheibenartig ab- geplatteter Form schwanken (vergl. hierüber Claparede u. L., p. 92). Bei Wenigen bleibt das Peristom geöffnet; diese schwimmen dann auch mit dem Peristomende voraus (Clap. u. L.). Das Gleiche ist natürlich der Fall, wenn die Ablösung ohne Bildung eines Wimperkranzes geschieht; nach Stein soll dies häufig bei Ophrydium versatile ein- treten (1854, p. 247). Dasselbe gibt er für eine Opercularia an, wie ich mich zu erinnern glaube (diö betreffende Stelle finde ich leider nicht wieder). C. Knospung. Die Knospung oder Sprossung ist eine Modification der Theilung, bei welcher die beiden Sprösslinge auffallend in Grösse und z. Th. auch im Bau differiren. Im Ganzen sind derartige Vermehrungs- vorgänge selten, während sie bei den Suctorien die Regel bilden. Die neueren Erfahrungen haben die wirklichen Knospungsvorgänge bekanntlich noch mehr eingeschränkt und mancherlei ausgeschieden, was man früher hierher zog. So wurden die Copnlationszustände der Vorticellidinen, wie der historische Abschnitt ausreichend darlegte, lange für Knospung gehalten. Selbst in jüngster Zeit scheint Aehnliches *) Zoologischer Jahresbericht, herausgegeben von der Zool. Station Neapel für IS^l. 147 Anm. 1578 Ciliata. vorgekommen zu sein. So berichtete neuerdings Plate (T'JO und S12) über eine Knospung dicht hinter dem Peristomrand verschiedener Lagenophrys arten, wobei das Seltsame ein- treten soll , dass der Ma. N. in zahlreiche kleine Stücke zerfalle , von welchen die Knospe einige erhalte. Später sollten die Kernfragmente in der Knospe wie der Mutter wieder zu einem einheitlichen Nucleus verschmelzen. Obgleich die Angaben recht bestimmt lauten (wobei sich aber nicht unterscheiden lässt, wieviel davon beobachtet, wieviel erschlossen ist), bezweifle ich die Eichtigkeit der Deutung. — Schon Stein überzeugte sich 1867, dass die Auswüchse an der vorderen Körperhälfte der Lagenophrys Ampulla, welche er 1854 für Knospen erklärt hatte, Mikrogonidien sind, welche mit der Makrogonidie copulircn. Den Zerfall der Makronuclei und die definitive "Verschmelzung beider Copulanten stellte er gleichfalls fest. Diese Deutung St ein 's halte auch ich für die richtige. Zwar entstehen die Mikrogonidien durch Knospung, wie später gezeigt werden wird; unter allen Abbildungen Plate"s ist es jedoch höchstens die Fig. 35, Tf. II (No. 842), welche wirklich eine solche darstellt. Sehr unsicher ist ferner der Knospungsprocess, welchen Glaparede-Lachman n von Stylonychia pustulata beschrieben. Die Knospe, welche sie von modificirtcr Qucrtheilung ableiten, bildete sich nur aus der Körperregion zwischen den Aftercirren und dem linken Rand der Mutter. Sie wollen sie bis zur Ablösung verfolgt haben und bilden sie ab. Die Knospe besitzt eine adorale Zone und die 8 Stirncirren sowie rechts und links Eandcirren ; die drei linken sollen von der Mutter abstammen. Obgleich nach diesen Angaben Zweifel wenig berechtigt erscheinen, kann ich dieselben doch nicht unterdrücken; namentlich im Hinblick auf das eigenthümliche Verhalten des Hinterendes des hinteren Sprösslings der Stylo- nychia (s. p. 1569), welches leicht auf Knospung bezogen werden kann. Balbiani (610) glaubt die Beobachtung vielleicht nicht unrichtig auf einen Conjugationszustand zweier sehr ungleich grosser Exemplare beziehen zu dürfen. Andere Beobacliter sahen nie eine Knospung der Hypotrichen; nur Ehrenberg (1838) wollte sie bei derselben Stylonychia bemerkt haben. unsicher ist auch der Knospungsprocess, welchen Entz bei Mesodinium Pulex beobachtete. Die Knospe soll aus der hinteren Leibeshälfte der Mutter hervorsprossen. Das beobachtete Stadium, welches zwei Thiere darstellt, die mit ihren Hinterenden zusammen- hängen, erinnert daher eigentlich sehr an Längstheilung. Man wäre geneigt an eine Ver- wechselung mit Conjugation zu denken, wenn die Enchelinen, zu welchen doch Meso- dinium höchst wahrscheinlich gehört, nicht regelmässig mit den Mundpolen conjugirten Jedenfalls ist aber die Beobachtung noch zu unsicher, um mit Sicherheit als Knospung ge- deutet zu werden. Uebergänge zur Knospung, d. h. ziemliche Grössendifferenzen der SprössÜDge, treten nicht allzu selten bei gewissen Ciliaten auf. So fand Stein, dass die beiden Sprösslinge von Stentor Roeselii häufig ziemlich verschiedene Grösse haben. Er beobachtete ferner bei Balan- tidium Entozoon mehrfach die Abschnürung eines verhältnissmässig recht kleinen hinteren Theilsprösslings. Entsprechendes findet sich nicht selten bei 0 p a 1 i n i n e n , welche sich normal durch gleichhälftige Qucr- theilung vermehren. So zeichnet schon Stein (1854) den hinteren Sprössling von Hoplitophrya armata beträchtlich kleiner wie den vorderen und Aime Schneider sah einmal, dass Anoplophrya branchiarum, welche sich sonst normal theilt, zwei kleine, hintere Knospensprösslinge abgeschnürt hatte. Diese Vorgänge leiten zu typi- scher Knospung über, welche bei den Gattungen Anoplophrya, Benedenia und Hoplitophrya recht verbreitet ist. Besonders eigen- thümlich erscheint aber, dass die Abschnürung hinterer Knospen bei diesen Genera meist zur Bildung mehr oder weniger gliederreicher Kuospuiig (Vorticclliaeu)- 1579 Ketten führt, indem neue Knospen entstehen, bevor die Ablösung der zuvor gebildeten vollendet ist (65, 1, 4a, 6d). Dies ist, wie mir scheint, der gewöhnliche Gang der Kettenbildung. Dennoch mag F ö 1 1 i n g e r wohl Recht haben , wenn er bei B e n e d e n i a e 1 e g a n s den anderen Modus für wahrscheinlicher hält , nämlich die Abschnürung einer ersten grösseren, hinteren Knospe, welche sich successive in kleinere theilt. Jedenfalls hat F. für die genannte Opalinine nachgewiesen, dass die Knospen der Kette sich noch weiter theilen können ; interessanter Weise selbst wieder durch Abschnürung einer hinteren etwas kleineren Hälfte, so dass die Kette dann alteruireud aus grösseren und kleineren Knospen zusammengesetzt ist. Kettenbildung kann aber bei gewissen Opalinineu auch das Resultat einfacher Quertheilung sein. So treten bei Discophrya gigantea Mps. sp. Ketten auf, deren Glieder (bis 8) ziemlich gleich gross sind. Maupas führt ihre Entstehung auf successive Zweitheilung zurück; Everts hält dagegen simultane Theilung in zahlreiche Sprösslinge für wahrscheinlicher. Opalininenketten beobachtete schon 0. F. Müller (64, Leucophra nodulata = Ano- plophrya nodulata); später wieder Frey (1158), welcher aber die Knospenbildung ans Vorder- ende verlegte. Eine genauere Darstellung gaben Gl aparede- Lachmann (1S58 — ISOl). Später berichteten über diese Erscheinung noch Mc Intosh (460), Vedjowsky (58T)i Maupas (582), Everts (570) und Warpaschowsky (801). Auch Lieberkühn bildete auf den unedirten Tafeln (1855) Ketten von Hoplitophrya secans St. schon gut ab. Knospung findet sich nur noch bei den Peri trieb a. Ziemlich ver- einzelt scheint sie unter den Vorticellinen aufzutreten. Auch hier sind Uebergänge nicht allzu selten. So berichtete schon Stein (1854, p. 102), dass die Theilfurche bei Operculina berberina gewöhnlich etwas „seitlich von der Mitte'' auftrete und ein wenig schief beginne, so dass der eine Sprössling den anderen später immer überrage. Letz- teres wird auch meist für die Theilungszustände der Cothurnien angegeben, weshalb die Verhältnisse hier vermuthlich ähnliche sind. Bei einer freischwimmenden Vorticella (angebl. nach Stein V. Campanula Ehrbg. *) beobachtete ich Theilungen, bei welchen das Volum des einen Sprösslings nur ^4 — Vs ^'^^^ dem des anderen betrug (1876, p. 128—129), Die von Stein (1867, p. 113) bei dieser Art beschriebenen angeblichen Syzygien ungleichgrosser Individuen deutete ich als solche ungleiche Theilungen. Gleichzeitig verfolgte Engelmann (1876) bei Vorti- cella microstoma und Convallaria noch ungleichere Thei- lungen, Der Vorgang besitzt durchaus den Charakter der Knospung, ergibt sich jedoch auf das Bestimmteste als Modification der gewöhn- lichen sog. Längstheilung. Die Abweichung besteht darin, dass die Theil- *) Da ich vor Kurzem diese interessante Vorticelle wiederum auffand , kann ich mit- theilen, dass sie sicher nichts mit V. Campanula E. zu thun hat, sondern eine besondere, stets freischwimmende, ungestielte Art ist. Dies folgt sicher daraus, dass ihr das hintere kegelförmige Büschel der Myoneme, das bei den gestielten Vorticellen zur Befestigungsstelle zieht, vollständig fehlt. 1580 Ciliata. furche ganz .seitlich auftritt, also nur eine relativ kleine Partie des mütter- lichen Plasmas abgeschnürt wird (73, 13 a). Unter diesen Umständen muss natürlich das Peristom der Knospe ganz selbstständig entstehen. Wir erkennen hieraus, dass es für die Beurtheilung der Theilungsvor- gänge geringe Bedeutung hat, ob die alten Organe getheilt oder neu an- gelegt werden. Engelmann überzeugte sich, dass die kleinen Knospen- sprösslinge genannter Vorticellen Mikrogonidien sind, ein Individuum also durch eine ungleiche Theilung in eine Makro- und eine Mikrogonidie zerlegt wird. Das Gleiche gilt sicher für die Knospen von Lagen ophrys. Schon oben (p. 1576) suchten wir zu zeigen, dass die vonPlate beschriebenen Knospen wohl sicher keine waren. Dagegen beobachtete schon Stein (1854) bei L. Vaginicola sehr ungleiche Theilung, indem eine quere oder schiefe Furche einen relativ kleinen, hinteren Theil des Körpers abschnürte. Seine ursprüngliche Ansicht, dass der Ma. N. dieser Knospe selbstständig entstehe, corrigirte er selbst 1867. Nachdem die Knospe ein Peristom und einen Schlund entwickelt hat, theilt sie sich nach Stein nochmals quer, worauf untere Wimperkränze entstehen. Dass diese an der Durchschntirungsstelle entspringen, ist sehr unwahrscheinlich, ebenso auch, dass die Peristome der beiden Sprösslinge an den beiden freien Enden auftreten. Bei Lag en ophrys Vag inicola erfolge hierauf eine iiochmalige Theilung beider Knospensprösslinge, so dass 4 Mikrogonidien resultiren, während bei L. Am pull a letztere Theilung unterbleibe, also nur 2 Mikrogonidien gebildet würden. Theilung des ursprünglichen Knospensprösslings in 2 oder 4 Mikrogonidien beobachtete auch Plate bei L. Aselli, wobei die Theilebene, wie es die Morphologie erfordert, senkrecht zum Wimperkranz der Knospe verläuft. Die obigen An- gaben Stein 's bedürfen daher wohl der Correctur. Im Gegensatz zu Stein konnte Plate ferner keinerlei Peristom- und Muudbildung an den Knospen beobachten, was wohl möglich ist, jedoch der Bestätigung bedarf. Den interessantesten Fall von Knospung zeigt die Gattung S pi ro- ch ona; schon deshalb, weil ihr nur diese Vermehrungsform zukommt. Wie früher bemerkt wurde, ist der Vorgang gleichfalls eine einfache Modification der Theilung; doch ist es ziemlich schwierig, ihn auf Quertheilung zurückzuführen. Da wir die interessanten Theilungs- erscheinungen des Ma. N. schon früher besprachen (s. p. 1528), soll hier nur der äussere Vorgang der Knospung geschildert werden. Die Knospenanlage tritt an der Stelle auf, wo der Peristomtrichter auf der Ventralseite und etwas links eine schwache Einfaltung (fa) nach Innen zeigt (75, 7 b — c). Hier erhebt sich von der Basis des Trichters eine höckerartige Vorbuchtung, welche bis zum Rand des Peristoras auf- steigt. Dabei stülpt sich ein kleiner Theil der Trichterwand (wohl sammt einer Partie der adoralen Zone) auf den Höcker aus und bildet die An- lage des Knospenpcristoms. Letztere trennt sich jedenfalls schnell Knospung (Spirocliona). 1581 vom Peristomtrichtei- der Matter ab und soll sich nach aussen ver- schliessen; wenigstens spricht Hartwig davon, dass der anfänglich ge- schlossene Teristomspalt sich erst öffne, wenn die Knospe schon weit in der Abschnüruug fortgeschritten ist. Der ursprünglich kleine Knospen- hücker vergrössert sich nun ziemlich rasch, sowohl durch directes Wachs- thuni, wie auch dadurch, dass die Furche zwischen ihm und dem Peri- stomtrichter der Mutter tiefer nach hinten einschneidet. Nachdem sie bis etwas hinter die Trichterbasis vorgedrungen ist, greift sie allmählich, ventral und dorsal schief nach hinten fortschreitend, auf die linke Seite des Thieres über, wo sie sich dann nahe der Mitte als eine schwache Einschnürung bemerklich macht. Fortgesetzte Vertiefung der nun ring- fiirmigen, schiefen Furche bewirkt schliesslich, dass die Knospe nur noch durch einen dünnen Stiel mit der mittleren linken Seite der Mutter zu- sammenhängt (75, 7d). Mittlerweile ist die ursprünglich kleine, ungefähr rundliche Anlage ihres Peristoms zu einem langen Spalt ausgewachsen, der sich nach aussen öffnet. Da wir den Bau des Peristoms und des Haftorgans des Knospensprösslings schon früher (s. p. 1256) kurz er- örterten, verweisen wir darauf. Nur ein Punkt dürfte hier noch zu betonen sein, nämlich die Orientirung der Knospe zur Mutter. Aus Hertw ig 's Abbildungen scheint sich zu ergeben, dass Mutter und Knospe ähnlich umgekehrt zu einander stehen, wie es oben für die beiden Theilsprösslinge der Vorticellinen angegeben wurde; d. h. die Ventral- oder Peristomialseite der Knospe ist um 180*^ gegen die der Mutter verdreht. Ein Wort verdient die Frage, ob die Knospung- der Spirocliona von der gewohnliclien Quertheilung abgeleitet werden kann. Icli uiöclite dies bejahen. Einmal spricht hierfür der Umstand, dass die Abschniirungsfurche, wenn sie auch ursprünglich nahezu in der Längs- richtung einsetzt, doch schliesslich Fig. 24. einen schief c|ueren Verlauf nimmt und die Theilungsachse des Kerns etwa unter einem Winkel von 45" zur Längsachse der Spirochona geneigt ist. Nebenstehende Schemata suchen die Ableitung des Vorgangs von ursprünglicher schiefer Quer- theilung zu erläutern ; denn ohne die Annahme, dass die Theilung zu- nächst eine schiefe wurde, dürfte die Rückführung nicht gelingen. Interessanter Weise beob- achtete Hertwig, dass die Bildung eines zweiten Sprösslings gelegentlich schon eintreten kann, bevor sich der erstgebildete abgelöst hat. Wie zu erwarten , entsteht diese zweite Knospe zwischen dem Peristom der Mutter und der ersten. Es mag gleich erwähnt werden, dass kleine, jedenfalls durch reichliche Knospenerzeugung sehr reducirte Spirochonen schliesslich den Haupttheil ihres Plasmas mit Ausnahme der basalen Stielregion in 1582 Ciliata. eine Knospe umbilden können. Der Ma. N. theilt sich dabei nicht, sondern tritt vollständig in die Knospe über. Jedenfalls erfolgt diese Um- wandlung bei solchen Thieren , deren Peristom schon stark oder ganz rückgebildet ist. Nach den früheren Erörterungen über die phylogenetische Bedeutung- des Bildungsgangs einzelner Organe bei der Theiluug dürfen wir die Gestalt des Knospenpcristoms der Spiro- chona als einen ursprünglichen Zustand beurtheilen. Hieraus ergibt sicli die Berechtigung die eben erwähnte Umbildung des Haupttheils des Spirochonenkörpers zur Form einer Knospe, als einen Kücksclilag aufzufassen, welcher in mancher Hinsiclit an die gelegentliclie Ablösung der Vorticcllinen erinnert. Wir werden später bei den Suctorien Aehnliches kennen lernen. D. Theilung im ruhenden oder encystirten Zustand. Vermehrung im ruhenden Zustand wurde bekanntlich schon im vorigen Jahrhundert beobachtet. Im historischen Abschnitt berücksichtigten wir die an Colpoda frühzeitig gemachten Erfahrungen eingehend. Im Allgemeinen ist dieser Vorgang nicht sehr verbreitet; soweit wenigstens nach den heutigen Erfahrungen zu urtheileu ist. Interessanter Weise beschränkt er sich hauptsächlich auf die ursprünglicheren Gruppen, scheint daher bei den späteren allmählich erloschen zu sein. Dabei müssen wir unterscheiden zwischen solchen Formen, bei welchen die Theilung im ruhenden Zustand facultativ neben der gewöhnlichen Ver- mehrung im beweglichen Zustand einhergeht, und solchen, bei welchen sie die ausschliessliche Vermehrungsart zu bilden scheint. Natürlich ist es nicht ganz leicht, letzteres sicher zu erweisen; jedenfalls gehören dazu lang fortgesetzte BeobachtuDgen, eine Forderung, welche nur für wenige, eventuell hieher gehörige Formen genügend erfüllt ist. Da jedoch bei gewissen sehr gemeinen Ciliaten, wie Colpoda C u c u 1 1 u s und Steinii Maup. , nie eine andere Vermehrungsweise beobachtet wurde, so ist jedenfalls nicht ausgeschlossen, dass die Erscheinung weiter verbreitet ist. Ausser den beiden erwähnten Arten scheinen zu dieser Kategorie noch zu gehören Holophrya multifiliis (== Ichthioph- thirius Fouquet = Chromatophagus Kerbert); Amphileptus Claparedei Stein, Trachelocerca phoenicopterus (nach Entz), Trichorhynchus tuamotuensis (nach Balbiani). Stein (1859) schreibt diese Fortpflanzungsweise auch Lacrymaria als die aus- schliessliche zu; oben wurde jedoch schon über freie Theilung bei dieser Gattung berichtet. Es gibt noch ziemlich viele Ciliaten, bei denen bis jetzt nur solche Theilungen beobachtet wurden, für welche es jedoch einstweilen viel zweifel- hafter ist, ob dieser Modus bei ihnen ausschliesslich herrscht. Hierher ge- hören Fror odon (Cohn 1853, Fahre 1888), Actin ob olus (Entz 1883), Enchelys tarda Quenn. (Entz 1879), Holophrya Gulo Entz (837), Lagynus laevis Quenn. (Gruber 1884), Lag. crassicoUis (Maupas 1883), Ophryoglena (Carter [Otostoma], Li eher kühn |uned. Tafeln], Engelmann [uned. Beobachtung von 18G1]), Conchophthirus (= Tillina) magna Grub er. — Endlich nennen wir noch diejenigen. Theilung- im ruhenden Zustand. 1583 für welche die Theiluug in beiden Modificationen sicher erwiesen wurde. Es sind Leucophrys patula Ehrbg. (Manpas 188G), Glaucoma sein tili ans (Stein 1854, Lieb er k. uned. Tf.). Für Chilodon Cucullulus (Cohn, Auerbach) undCyclidium Glaucoma (Frey 1858) ist die Sache etwas zweifelhaft. Vorstehende üebersicht lässt gleichzeitig erkennen, dass es, wie gesagt, nur Angehörige ursprünglicher Gruppen, zunächst lauter Holo- trichen sind, welche sich ruhend theilen. Die einzige Angabe Cien- kowsky's (1885) über eine Cyste mit viergetheiltem Inhalt, welche möglicher Weise zuAspidisca gehöre, ist ganz unsicher. Die Mehrzahl der genannten Ciliaten gehört zu den ursprünglichsten Familien , den Enchelina, Trachelina und Paramaecina. Für die Chlamydo- donta fehlt der sichere Nachweis, da C oh n 's und Au erb ach 's Angaben für Chilodon von Stein (1854, p. 251) bezweifelt wurden. Gewöhnlich beginnt die Theilung im ruhenden Zustand damit, dass die Ciliate kuglige Gestalt annimmt und eine CystenhüUe abscheidet, unter deren Schutze die Vermehrung geschieht. Dieselbe kann bei der Zwei- theilung sistiren oder successive zur Erzeugung zahlreicher Sprösslinge schreiten. Die Beobachtungen, welche Maupas (784) jüngst über die Ver- mehrung der ruhenden Leucophrys patula machte, erweisen je- doch sicher, dass der Vorgang auch gelegentlich ohne Abscheidung einer CystenhüUe eintreten kann; dennoch bleibt er im Wesentlichen jedenfalls der gleiche. Die Leucophrys stellt ihre Bewegungen ein, verliert aber die Cilien nicht; der Schlundapparat geht ein und der Mund ist nur noch durch eine seichte F'urche angedeutet; die contractile Vacuole bleibt erhalten. In diesem Zustand tritt die Vermehrung ein , welche wie gewöhnlich Quertheilung ist. Die Theilung schreitet aber rasch fort, je nach der Grösse des Individuums bis zur Bildung von 8, 16, 32*), natürlicher Weise relativ sehr kleineu Sprösslingen. Die Erzeugung von 32 Sprösslingen erfordert nicht mehr wie einige Stunden Zeit. Sie fangen dann an sich sehr rasch und rastlos zu bewegen. Merkwürdiger Weise unterscheiden sich die Sprösslinge von den grossen normalen Formen in Gestalt und Bau auffallend. Sie sind cylindrisch, im Gegen- satz zur gewöhnlich beuteiförmigen Gestalt der letzteren. Der Mund ist nur durch eine geschlossene seichte Furche angedeutet; Nahrungsauf- nahme daher auch unmöglich. M au pas überzeugte sich später (812), dass die kleinen Sprösslinge (entgegen seiner ursprünglichen Ansicht 784) als Mikrogonidien in Conjugation treten können. Dennocli hält Maupas auch in der ausführlichen Arbeit (868) an der ursprünglich ge- äusserten Ansicht fest, dass diese Vermehrungswe'ise in Folge von Nahrungsmangel eintrete und die Bedeutung habe: die Existenz der Art sowolil durch die grosse Bewegliclikeit der kleinen *) Die ursprünglich (7.84) gemachte- Angabe von 64 Sprösslingen wird in der Haupt- arbeit (S6S) zurückgenommen. 1584 Oiliata. Spi'üssliiige zu retten, als auch dadurch, dass letztere den grossen Individuen zur Nahrung dienen. Es liess sich ferner feststellen, dass die Mikronteu bei geeigneter Ernährung wieder zu normalen theilungsfähigeu Individuen auswachsen. Auch für Didiuium und Enchelys Far- ciuien erwähnt M. die Mikrogonidienbildung durch rasch wiederholte vierfache Theilung. Es wird jedoch nicht angegeben, ob dieser Voi'gang wie bei Leucophrys im ruhenden Zustand geschieht. Ob Theilungsprocesse im ruhenden, nicht umhüllten Zustand noch weiter verbreitet sind, ist nicht bekannt; doch darf an Stein 's (1854) und Weisse' s (1858) Angaben erinnert werden, dass die Abschei- dung der Cystenhülle um ruhende Colpoden häufig erst während der Zwei- oder sogar Viertheihing erfolge. Wir halten es für angemessen, die Bildung der Cysten, in welchen die Vermehrung geschieht, und die Kückbildungserscheinungen, welche der Thierkörper dabei zeigt, erst im Kapitel über die Encystirung zu betrachten. Obgleich es bis zu gewissem Grade gerechtfertigt erscheint, die Cysten, in welchen Theilung erfolgt, von den eigentlichen Schutz- oder Dauercysten schärfer zu unterscheiden, so stimmt der Encystirungs- process doch in beiden Fällen wesentlich überein. Jm Allgemeinen zeichnen sich die Vermehrungseysten durch eine einfache, dünne und wenig widerstandsfähige Hülle aus. In der Regel geht die Theilung in der Cyste nicht weit; es wird jedoch häufig von Zufälligkeiten abhängen, ob die beiden erstgebildeten Sprösslingc schon die Cyste verlassen oder ob die Vermehrung zuvor weiter schreitet. So wurde Zwei- bis Viertheilung beobachtet: bei Prorodon (2 und wahrsch. mehr), Actiuobolus (2 — 4), Enchelys (2 — 4), Lacrymaria, Lagynus (2—4), Trachelocerca (2), Amphileptus (2 — 4), Glaucoma (2), Conchophthirus (=: Tillina 2—4), Trichorhy nchus (2—4). Zwei- bis Achttheilung dagegen bei Ophryoglena (2 — 4 nach Lieb erkühn uned., Acht- theilung nach Carter beiOtostoraa, die sicher = Ophr.; auch Fahre vermuthet neuerdings bei dieser Gattung fortgesetzte Theilung in der Cyste). 2 — IG Sprösslinge sind in den Vermehrungseysten vonColpoda beobachtet worden (Stein 1854 bis 8, Weisse 1858 bis 4, Coste 18G4 bis 12, Balbiani 1881 p. 294 bis 16; Maupas fand 1883 bei Colp. Steinii und Cucullus nicht mehr wie 4 Sprösslinge, Jedoch kann ich die früheren Beobachtungen deshalb nicht bezweifeln)*). Endlich wurde ein sehr interessanter Fall weitgehender Theilung in der Cyste für die parasitische Holophrya multifiliis durch Hilgendorff's und Paulicki's Entdeckung wie F o u q u e t 's und Kerbert's Unter- suchungen bekannt. Diese Form lebt, wie später genauer geschildert *) In der, nach Fertigstellung des Manuscripts erschienenen Arbeit Ehumbler's (S52) wird gleichfalls angegeben, dass bei Colp od a nur Zwei- und Viertheilung in der Cyste vor- komme. Doch beruht dies nur auf Eh.'s Auffassung, welcher auch 8 Sprösslinge in der Cyste beobachtete, was ihm als secundäre Vermehrung gilt. Er scheint anzunehmen, dass die Viertheilung in der Cyste simultan erfolge. Ein Beweis hierfür fehlt; ich glaube, dass die Viertheilung stets successive geschieht, wenn auch die beiden Durchschnürungen häufig schnell auf einander folgen. Theilung im rulienden Zustand. 1585 wird, in der Epidermis verschiedener Süsswasserfische. Im erwachsenen Zustand verlässt sie die Haut, um sich auf dem Boden der Zuchtgefässe zu encystiren. Das in der Hülle ziemlich stark verdichtete Wesen erlangt die bei der Encystirung eingegangenen Cilien nach einiger Zeit wieder und vermehrt sich dann äusserst lebhaft durch fortgesetzte Zwei- theilung. Dass diese Theilung andauernd eine quere ist, wie es für die erste Theilfiirche feststeht, scheint mir zweifellos, obgleich Fouquet's Beobachtungen dem direct widersprechen*). Innerhalb sehr kurzer Zeit (40 bis 50 Stunden F o u q.) schreitet die Theilung bis zur Bildung sehr zahlreicher (H. u. F. 100, F. bis 1000) kleiner Sprösslinge fort (56, 10 b). Letztere brechen nach F. am 3.-4. Tag aus der Cyste hervor. Aehnlich den Mikronten von Leucophrys unterscheiden sie sich in ihrer Gestalt (56, 10 c) nicht unbedeutend von den Erwach- senen. Ihre Form ist länglicher und die Enden sind spitzer. Eiu Mund (Saugnapf Fouq.) des Vorderendes soll fehlen und nur 1 con- tractile Vacuole vorhanden sein, während das erw^achsene Infusor (10a) zahlreiche besitzt. Die helle äussere Zone des Körpers (Cortical- plasma wahrscheinlich) zeigt eine sehr deutliche radiäre Streifung, welche Fouquet auf Trichocysten bezieht (ich möchte sie für eine Plasmastructur halten). Dass allein diese kleinen Sprösslinge einen Mikronucleus besitzen, wie Fouquet versichert, rührt jedenfalls nur von der Schwierigkeit her, welche die Beobachtung dieses Gebildes bei den Erwachsenen bereitet. Bis jetzt gelang es nicht, die weitere Entwicklung der kleinen Spröss- linge zu verfolgen, namentlich nicht ihren Uebergang zum parasitischen Leben wahrzunehmen. Im Allgemeinen bietet die rasche Vermehrung der Holophrya multifiliis in der Cyste nichts so Absonderliches, wie es im ersten Augenblick vielleicht scheint. Wir linden, dass Ciliaten aucli durch freie Theilung verhältnissmässig rasch zu recht kleinen Sprösslingen herabsinken. Ein treffliches Beispiel hierfür bietet Opalina. Die fortdauernde Verkleinerung bei der Theilung wird später als allgemeine Erscheinung noch zu berücksichtigen sein. — Wir weiden ferner bald erfahren, wie rapide auch die Theilung im beweglichen Zustand fort- schreiten kann. Das Auffallende des Vorgangs bei Hol. multifiliis besteht einmal darin, dass die zahlreichen aufeinander folgenden Generationen in der Cystenhaut vereinigt bleiben, und daher in ihrer Gesammtheit zu überschauen sind; ferner im Ausschluss der Ernährung während der Fortpflanzung, weshalb die Gnissenabnahme sehr auffällig hervortritt. Es liegt daher keinerlei Veranlassung vor, diesen Vorgang mit Kent als Sporulation zu bezeichnen, wie schon früher dargelegt wurde. Einer Besonderheit bei der Vermehrung von Colpoda muss noch gedacht werden. Wie Stein (1854) nachwies, können nämlich die Sprösslinge einer Cyste sich selbst wieder encystiren, sich mit einer sog. „Specialcyste" umgeben. Man tritft daher Colpodacysten, welche 1—8 oder vielleicht auch mehr Specialcysten einschliessen (62, 8 c — d). Dass letztere den Charakter sog. Dauer- oder Schutzcysten haben, ist sehr wahrscheinlich ; sie sollen daher erst später genauer berücksichtigt werden. *) Aucii Rhumbler spricht sich neuestens (1S88) dafür aus, dass die zweite Theilebene bei der Viertheilung der Colpodacysten längs verlaufe. Ich halte dies für sehr unwahrschein- lich, um so mehr, als Eh. seiner Sache keineswegs sicher ist. Bronn, Klassen des TLier- Reichs. Protozoa. 100 1586 Ciliata. Es kann hier nur knrz angedentct werden, dass Gerbe (432) die Vermelirungscysten von Colpoda durch Eocystirung eines copulirenden Paares entstehen lässt. Die 4 Specialcysten, welche er beobachtete, be- trachtet er als „Eichen'', die bei diesem Geschlechtsact gebildet werden. Wir werden bei der Copulation auf seine Angabe zurückkommen, welche ich übrigens nur aus Coste's (396) und Balbiani's (1882) Referaten kenne *). E. Ueber die Zeitdauer des Theilungsactes und die Schnelligkeit der Vermehrung durch Theilung. Die spär- lichen Angaben über die Dauer des Theilungsvorganges verrathen , dass derselbe im Allgeraeioen recht schnell verläuft. Genauere Daten sind nicht ganz leicht zu erhalten, da die ersten Anzeichen der Theilung äusserlich meist wenig hervortreten und schwer zu erkennen sind. Ich stelle einige Angaben zusammen, ohne damit auf Vollständigkeit Anspruch zu machen. Vorticella microstoma V2 Stunde (Quennerst.) Vorti cellin en im Allgemeinen % — 1 Stunde (Ehreuberg 1838, p. 291). 0 p a 1 i n a R a u a r u m 40—50 Minuten (Nussbaum). Stylonychia Mytilus 1 — 2 Stunden (Stein 1859). Paramaecium Aurelia (Ehrenberg), Dileptus Anser (Wrzes- niowski) und Stentor polymorphus (Cox) ca. 2 Stunden. Eingehendere Berichte besitzen wir über die Schnelligkeit der Ver- mehrung, da sie frühzeitig auffiel. Schon im historischen Abschnitt ge- dachten wir der Beobachtungen, welche ältere Forscher hierüber an- stellten. Im Allgemeinen ist über die Bedingungen , von welchen die Schnelligkeit der Vermehrung abhängt, wenig Positives bekannt. Dennoch deuten einige Beobachtungen auf gewisse Bedingungen hin , deren Ein- fluss sich aber vorerst nicht ausreichend würdigen lässt. Natürlich wird die Schnelligkeit zunächst für jede Art eine spe- citische sein, d. h. von inneren Eigenthümlichkeiten abhängen, deren Beurtheilung sich uns zur Zeit entzieht. Ferner wird man a priori anzunehmen geneigt sein, dass die Raschheit der Vermehrung direct von der Gunst der Ernährungshedingungen abhänge, dass sie desto lebhafter fortschreite, je ausgiebiger die Ernährung und damit das Wachsthum ist. Es scheint nun auch für zahlreiche Ciliaten zuzutreffen, dass die Ver- mehrungs-Schnelligkeit durch günstige Ernährung erhöht wird, indem das Wachsthum hierdurch beschleunigt und die Zeitdauer zwischen zwei auf- *) Die schönen Abbildungen Gerbe's sind in das populäre' Buch Schleiden's ..Das Meer", 2. Auflage, Berlin, Sacco Jv'achfolger, 1ST4, übergegangen (s. Tf. XV.). Sie wurden, ohne dass der Name des Beobachters oder die Herkunft der Tafel i,wie der übrigen) irgendwo angedeutet wäre, einem populären französischen \Verke entnommen sind, dessen Titel ich leider nicht auffinden kann. Dass die Tafel von Gerbe herrührt, kann ich glücklicher Weise noch entziffern, da es nicht gelang, die französischen Angaben über Zeichner und Stecher (Lackerbaucr) auf der Originalplatte gänzlich zu vertilgen. Zeitdauer des Theilungsvorgangs. Schnelligkeit der Vermelirung. 1587 einauderfolgenden Theilungen verkleinert wird. Obgleich dies für zahl- reiche Formen sicher gilt, so trifft es doch für alle diejenigen Ver- mehrungsprocesse nicht zu, bei welchen die Ernährung während rasch fort- schreitender Theilung ausgeschlossen ist, so namentlich bei ener- gischer Theilung innerhalb einer CystenhtiUe. In diesen Fällen ist die Vermehrungs- Schnelligkeit jedenfalls ganz unabhängig von der Ernährung. Ob dasselbe gelegentlich auch hei Ciliaten beob- achtet wird, welche zwischen den Theilungen Nahrung aufnehmen können, bedarf genauerer Untersuchung. Doch berichtet Grub er (1886) von fortgesetzter Verkleinerung des Stentor coeruleus bei successiver Theilung; ja er glaubt gefunden zu haben, dass diese Ciliate zwischen zwei aufeinanderfolgenden Theilungen nicht, oder doch äusserst wenig wachse. *Zus. b. d. Corr. In seiner neuesten Arbeit erklärt Mau- pas (868) diese Angaben wohl mit Recht für irrige, hervorge- rufen durch mangelhafte Ernährungsverhältnisse der untersuchten Sten- toren. Er sali die Erscheinung nur eintreten, wenn den Stentoren die Nahrung entzogen wurde; das beweist jedoch wieder schlagend, dass die Theilung keine einfache Wachsthums- Function ist. Jedenfalls machen es diese Beobachtungen wahrscheinlich, dass die Unabhängigkeit der Theilung von der Ernährung auch bei der Vermehrung im beweg- lichen Zustand vorkommen kann, * Ob wir deshalb zwischen zwei Theilungsarten, solcher mit und solcher ohne Ernährung streng unterscheiden müssen, wie Gruber meint, scheint mir zweifelhaft. Jedenfalls stehen die beiden Vorgänge nicht unvermittelt neben einander, sondern sind durch üebergänge ver- bunden. Dies folgt schon daraus, dass auch bei der Vermehrung mit Ernährung fort- schreitende Verlileinerung der Generationen häufig ist; nur tritt sie viel langsamer ein wie im anderen Fall. Auf diesem umstand beruht ja die hervorgehobene Thatsache, dass die Ciliaten meist auf den verschiedensten Grössenstufen in Theilung angetroffen werden. — Der Unterschied zwischen beiden Modificationen scheint im Wesentlichen darin zu be- stehen, dass im ersteren Fall die Theilungs- und Ernährungs-, resp. Wachsthumsvorgänge gleichmässig über den Lebensverlauf vertheilt sind, sich dagegen im zweiten Fall auf besondere Epochen eingeschränlit haben, welche mit einander alterniren. Dieselbe Erscheinung begegnete uns schon bei den Flagellaten, speciell den Phytomastogoden; wir betonten dort den unterschied dieser zeitlich eingeschränkten Vermehrung von der mit dem Wachsthum gleich- mässig fortschreitenden nicht specieller. Will man die beiden Vorgänge in ihrem typischen Auftreten durch besondere Bezeichnungen auseinanderhalten, so schlage ich vor, die gleich- mässig fortschreitende Theilung die continuirliche, die unterbrochene die int ermit- tirende zu nennen. Es braucht wohl nicht besonders betont zu werden, dass die geschlecht- liche Fortpflanzung der mehrzelligen Thiere auf die intcrmittirende Theilung zurückzuführen ist, welche ja schon bei den koloniebildenden Flagellaten deutlich hervortritt. Eine Abhängigkeit der Vermehrungsenergie von der Temperatur wurde durch die jüngst erschienenen Untersuchungen Maupas' (805) bestimmt erwiesen. Spallanzani betonte schon im vorigen Jahrhundert (1770), dass die Vermehrung der Ciliaten durch höhere Temperatur beschleunigt werde. Im Winter 1S75 machte auch ich einige Versuche an Stylonychia pustulata und Paramaecium caudatum über den Einfluss der Temperatur auf die Intensität der Vermehrung, indem ich die beiden aus einer Theilung entstandenen Sprüsslinge unter gleichen sonstigen Bedingungen isolirte und den einen im geheizten Zimmer, den anderen im ungeheiztem Eaume bei einer Temperatur von 100* 1588 ^^iliata- circa 3 — 0" 1\. hielt. Die wenigen Versuche lehrten so viel, dass die in der Kälte gehaltenen Ciliaten in mehreren Tagen tiberhaupt wenig wuchsen und nicht zur Thcilung gelangten, während die im geheizten Zimmer lebenden im gleichen Zeitraum unter entsprechendem Wachsthum 1 — 2 Theilungen erfuhren. Die Versuche wurden ihrer Unvollständigkeit wegen nicht publicirt. Maupas' Beobaclitiingen zeigten den bedeutenden Einfluss der Temperatur auf die Vermehrungsenergie für zahlreiche Ciliaten, was aus der unten folgenden Tabelle deutlich hervorgeht. Die Methode der Unter suchung war keine sehr genaue, da M. die Ciliaten nicht etwa bei con- stanter Temperatur hielt, sondern in lange fortgesetzten Kulturen den Ein- fluss der wechselnden äusseren Temperatur verfolgte. Die Züchtung ge- schah stets auf dem Objectträger in geeigneten feuchten Kammern, in deren Nähe ein Thermometer aufgestellt war, welches die Temperatur anzeigte. Für jeden Untersuchungstag wird in den Tabellen ein Wärme- grad angegeben, von dem nicht bemerkt wird, ob er die mittlere oder die Maximaltemperatiir anzeigt. Die erhaltenen Eesultate können demnach nur einen approximativen Werth beanspruchen, so sehr sie auch geeignet sind, den bedeutenden Einfluss der Temperatur auf die Vermeh- rung^ sowie das ungefähre Maass desselben zu erweisen. Wir können nur bedauern, dass es einem so trefflichen und unermüdlichen Forscher wie Maupas versagt war, seine Arbeit mit den Mitteln auszuführen, welche ihr volle Genauigkeit verliehen hätten. Vermuthlich wird die Temperatur den Gang der Vermehrung bei den Ciliaten mit continuirlicher Theilung viel kräftiger beeinflussen. Der Einfluss der höheren Temperatur dürfte sich bei ihnen vorwiegend in einer Steigerung der gesammten Lebensthätigkeit, speciell des Stoffwechsels und Wachsthums äussern. Dies folgt wohl sicher aus dem, was wir vom Einfluss der Temperatur auf die Lebenserscheinungen überhaupt wissen. Nicht ausgeschlossen seheint jedoch, dass auch die Rascliheit des Verlaufs bei der intermittirenden , ohne Ernährung geschehenden Theilung durch die Wärme gesteigert w^erde. Fouquet deutet dies für Holophrya multif sogar an. Was wir über den Einfluss höherer Temperatur auf die Entwicklung der Metazoeneier wissen, spricht in gleichem Sinne. Balbiani betonte (328), dass die Vermehrungsfähigkeit von der Quantität des AVassers, in welchem die Ciliaten leben, beeinflusst werde. So bedürfe Faramaecium Aurelia einiger Cubikcentimeter Wasser zur Entfaltung der vollen Vermehrungsfähigkeit. Man darf jedoch fragen, ob in diesem Falle die grössere Wassermenge direct wirkt, oder ob dabei die Ernährung ins Spiel kommt, event. auch eine andere Störung im regel- mässigen Verlauf des Stoffwechsels. — Derselbe Forscher suchte ferner nachzuweisen (610), dass die Vermehrungsenergie von der Zeit abhängt, welche seit der letzten Conjugation in der Vorfahrenreihe des betreffenden Individuums verflossen ist. Die Schnelligkeit der Vermehrung nehme ab mit der Zeit, welche seit der Conjugation abgelaufen ist. Die Versuche wurden an Faramaecium Aurelia ('? caudatum) angestellt. Schnelligkeit der Vermehrung (Einfluss der TeiöiJcratur). i58y Wir führen die Ergebnisse hier nicht specieller auf. Obgleich ich Balbiani's Ansicht im Allgemeinen theilc, glaube ich doch, dass die Versuche noch ausgedehnter (namentlich auch unter genauer Berüclisichtigung der Temperatur) angestellt werden müssen, um das Kesultat gegen Anfechtungen zu sichern. Die kurzen Tabellen B.'s lassen die Versuchsbedingungen und die Art, wie die Ecsultatc erzielt wurden, nicht erkennen. Es werden sogar Beobachtungen mitgetheilt, deren Ausführbarkeit ich nicht ganz begreife. Die eine Versuchsreilie betrifft Paramaecien, welche vor 8 Monaten, eine zweite sogar solche, die vor 3 Jahren zum letzten Male conjugirt hatten. Wie bemerkt, ist leider nicht angegeben, auf welche Weise dies festgestellt werden konnte. Ich muss gestehen, dass ich es schon für IS Monate, mehr aber ]iocli für 3 Jahre ungemein schwierig halte, durch anhaltende Beobachtung nachzuweisen, dass während so langer Zeit jede Conjugation unterblieb. Sollte Balbiani seine Paramaecien wirklich 3 Jahre lang so sorgfältig controlirt haben , um dies mit Bestimmtheit behaupten zu dürfen? Zus. b. d. Corr. Wie ich aus den Correcturbogen zu Maupas' neuester Arbeit (s6S) ersehe, hat derselbe über diesen Punkt ganz die gleiche Ansicht. Um eine Vorstellung der Vermehrungsenergie bei verschiedenen Temperaturen und im Allgemeinen zu geben, lassen wir nachstehend Maupas' und früherer Forscher Resultate in tabellarischer Uebersicht folgen. Im Allgemeinen ist bei den Angaben vorausgesetzt, dass die be- treffenden Ciliaten unter günstigen Ernährungsbedingungen stehen. Zeitdauer zwischen zwei aufeinanderfolgenden Th ei hingen bei der Temperatur von: Art. 5— ]0"G. Ibei reich- licher ani- malischer 24 h. pustulata bei vegeta- bilischer Ernährunar 10—15 12 h. 24 h. 15—20 •20—25 25— 2 S Sh. 12h. 6 h. 5 h. Balbiani (1860) fand in 6 Tagen Vermehrung auf 91 Individuen. Stylonychia Mytilus ! 48 h. [ 24 h. | 12 h. | 8 h. ] Balbiani (1S60) berechnete die Vermehrung in 1 Monat auf 50 — 54,000 Individuen Euplotes Patella var. eury- ' (7—12«) 48 h. 24 li. I (14—111) 12 h. stomus Wrz. Ünychodronuis grandis 24 h. 12 h. (12—18) (18—22) (22-27) ! (27-30) 12 h. Sh. ' Gh. I 5 h. (16-1-j 8 h. i Oxytricha fallax Stentor coeruleus | ' 24 h. Grub er (1886) fand circa alle 48 h. eine Theilung. Spirostomum teres | 48 h. (14— 18) (18—20) Paramaecium Aurelia 24 h. 12 h. Balbiani (1S60) berechnete die Vermehrung in 42 Tagen auf 1,384,416 Individuen Param. Bursaria I 48— 72 h.*) Leucoplirys patula (ilaucoma sciutillans Colpidium Colpoda ;(6-8) 8—11) 24 h. 12 h. (11—14) Sh. (11— 13)(13— 15) 8 h. 6 h. 12 h. Balbiani (ISGO) berechnete die Vermehrung iu 12 Tagen auf ca. 5964 Individuen. (14— 17)1,17-20) Gh. • 5 h. (15-18) 5 h. 8 h. (20-23) : (23-2G) 4 h. 1 3,4 h. *) In der vorläufigen Mittheilung wird angegeben 72 — 96 h. Üeberhaupt musste die Tabelle nach den Mittheilungen der ausfuhrlichen Arbeit, deren Correcturbogen mir kurz vor der Durchsicht dieses Bogens zugingen, mehrfach verbessert werden. Die ausfuhrliche Arbeit enthält noch Angaben über einige weitere Arten, die nicht mehr berücksichtigt werden konnten. 151)0 Ciliata. Art. 5—10» C. lü-15 15—20 20-25 25—28 Coleps hirtus Lionotus obtusum Mp. Spatbidium spathula Epistylis üinbellaria L. sp. Zoothamnium Arbuscula (16—18) 24 h. (15— 17) (17— 19) 121i. 9li. (14— IG) 24 h. Trcmbley (1744) fand, dass ein Individuen in 4 Tagen eine Kolonie von 8 Individuen erzeugte, also pro circa 241i. eine Theilung. Trembley (1747) fand, dass eines der grossen Individuen schon in 24 Stunden eine Kolonie von über 100 Individuen erzeugte, also in circa S'/o — 3 Stunden eine Tlieilung. Ehren berg (1838, p. 291) fand bei einzelnen Yorticellinen in '6 Stunden Vermehrung auf 8, gelegentlich auch in 6 Stunden auf 64 Individuen; Maupas (868) für eine Vorticella sp. 1 Th. pro 24 h. (14—15"). Des historischen Interesses wegen verzeichnen wir noch, dass schon Saussure (1769) die Vermehrung einer isolirten, unbestimmten Ciliate in 2 Tagen auf 60 Individuen steigen sah; am 3. Tage war die Zahl nicht mehr zu ermitteln. Guanzati (1797) stellte fest, dass sein Proteus (walirscheinlich eine Oxytrichine) sich in 2 Tagen auf 64 Individuen vermehrt hatte; ferner, dass er sich täglich circa 2 — 3 Mal theilte, und verfolgte 20 successive Theilungen in 8 Tagen, woraus er die mögliche Vermehrung in diesem Zeitraum auf 1,048,576 Individuen berechnete. Hinter diesen ausführlichen Angaben treten die Versuche Ehrenberg's (1831) an Stylonychia Mytilus und Paramaecium Aurelia sehr zurück. *Zus. b. d. Corr. Wir dürfen zur Beurtlieilung der Maupas'schen Resuhate, wie sie die obige Tabelle condensirt darlegt, niclit unerwähnt lassen, dass die Einzelergebnisse keineswegs die grosse Regelmässigkeit der Vermehrungsenergie bei bestimmten Temperaturen zeigen, wie sie aus der Tabelle zu folgen scheint. In der detaillirten Tabelle über die langen Kulturversuche mit Stylonychia pustulata finden sich sehr verschiedene Ver- mehrungszahlen bei derselben Temperatur; so zeigt gleich der Beginn der Tabelle die auffallendsten Schwankungen, welche wir als Beisinel für zahlreiche ähnliche hier wiedergeben : Temperatur 16" 16 16 17 IS 18 Zahl der täglichen Theilungen 1 13 2 2 1 Maupas sucht die Einwürfe, welclie man aus diesen Unregelmässigkeiten gegen die Gültigkeit seiner Mittelzahlen erheben könnte, durch die Annahme zu widerlegen, dass Un- regelmässigkeiten in der Ernährung, welche bei den Kulturen unvermeidlich seien, die Schwan- kungen verursachten. Dass auch individuelle Differenzen der Vermehrungsfähigkeit der Nacli- kommen des gezüchteten Infusors diese Verschiedenheiten bedingen könnten, sucht er zurückzu- weisen, obgleich er selbst bei Onychodromus und Leucophrys feststellen konnte, dass die Kulturen gewisser exconjugirter Individuen geringere Vermehrung zeigten ; was nur indi- viduellen Verschiedenheiten zugeschrieben werden konnte, da die sonstigen Bedingungen die- selben waren. Er glaubt jedoch , dass derartige Differenzen für die Deseendenten eines Indi- viduums nicht gelten. Ich halte dies keineswegs für sicher; wie mir denn auch die Erklärung dieser Schwankungen allein durch die Verschiedenheit der Ernährung zweifelhaft ist. Wir werden im folgenden Abschnitt finden, dass der Bau mancher Vorticellinenkolonien deut- lich auf individuelle Verschiedenheiten der Vermehrungsenergie unter den Nachkommen des ursprünglichen Gründers hinweist.* Man versuchte die intensive Vermehrung gewisser Ciliaten gelegentlich in besonderer Weise zu veranschaulichen. So berechnete Balbiaui, dass ein Paramaecium Aurelia (? caudatum) bei der aus der Theilungsfolge sich ergebenden Vermehrung in 42 Tagen 1,384,416 Individuen hervorbringe. Bei Annahme einer durchschnittlichen individuellen Länge iScliiiclIigLeit d. A'ermehruiig (Einiiuss d. Temperatur; AbnaLme b. fortges. Ycrmelir.). 1591 von 0.2 Mm., bildeten dieselben eine Kette von 277 31. Länge, wenn sie sämmtlich in Ver- bindung blieben. Maupas berechnet dagegen, dass eine Stylonycliia i)ustulata bei 25 — 20 "C. in 77^ Tagen 100 Billionen Individuen erzeugen könne, welche ein Gewicht von lü Kg repräsentirten. Alle diese Berechnungen gehen von der Annahme aus, dass die Vermehrung fortdauernd in gleichem Tempo weiter schreite. Wir fanden jedoch schon oben, dass sie wahrscheinlich allmählich sinkt, weshalb die thatsächliche Vermehning hinter der berechneten möglicherweise zurückbleiben wird. Maupas hat das Sinken der Vermehrnrigslahigkeit mit der Zu- nahme der Generationenzahl seit der letzten Conjugation sehr wohl ge- würdigt. Seine neuen Erfahrungen (612) bestätigten nämlich in weiterem Umfange, was Bütschli schon 1876 aus wenigen Versuchen an P a r a m a e c i u m p u t r i n u m abgeleitet hatte : dass nämlich mit fort- dauernder Vermehrung ein allmähliches „Sinken der Lebensenergie" ein- tritt, d. h. also eine Abnahme der Ernährungs- und dementsprechend auch der Vermehruugsfähigkeit. Wie bemerkt, kommt auch Maupas zu diesem Resultat, welchem sich Balbiani gleichfalls angeschlossen hat (610). Ersterer stellte durch seine Kulturversucbe für einige Formen fest, wann und in welcher Generation nach der Conjugation dieser Zeit- punkt der Erschöpfung eintritt. Die Kultur einer am 1. März aus der Conjugation hervorgegangenen Styl Onychia pustulata starb den 10. Juli aus, nachdem in diesem Zeitraum 315 Theilungen stattgefunden hatten. Bei der Kultur von Onychodromus grandis soll das Er- löschen in der 330., bei Stylonychia Mytilus in der 320., bei einer Oxytricha in der 330. und bei Leucophrys patula in der 660. Generation (d. h. nach eben so vifelen Quertheilungen) einge- treten sein. * Zus. bei d. Corr. Die Zahl der Generationen stellte M. so fest, dass er Kulturen eines einzelnen Individuums viele Monate lang verfolgte, indem nach einigen Tagen immer wieder ein Individuum (resp. auch gelegentlich mehrere getrennt) isolirt und die Ver- mehrung derselben beobachtet wurde. Dabei vermisse ich nur eine Angabe darüber, wie die Zahl der aus einem Exemjjlar in den meist mehrtägigen Einzelkxüturen L ervorgegangenen Individuen festgestellt wurde, denn dieselbe war z. Th. eine so hohe (z. B. 935), dass genaue Zählungen doch recht schwierig waren. Unmöglich sind sie ja nicht, namentlich wenn man die Infusorien abtödtct. * Jedenfalls folgt aus dem Ermittelten, dass die Vermehrungsfähigkeit der Ciliaten über kurz oder lang erlischt und Aussterben eintritt, wenn nicht die Conjugation früher oder später eine Stärkung, resp. eine Wiederherstellung des normalen Zustandes herbeiführt. Diese An- sicht sprach schon Bütschli 1S76 aus; auch Engel mann gelangte gleichzeitig zu einer ähnlichen Auffassung der Bedeutung der Conjugation. Hieraus folgt denn auch, dass von einer Unsterblichkeit der Ciliaten im Sinne Weismann 's nicht die Kede sein kann, sondern dass dieselben nicht unbegrenzt vermehrungsfähig sind, vielmehr sterben, wenn keine Conjugation eintritt. Dass viele andere Einzellige demselben Gesetz unterliegen, folgt aus der weiten Verbreitung der Conjugation oder Copulation. Ob es für Alle gilt, mass natür- lich vorerst dahin gestellt bleiben. Der Tod ist demnach auch keine erst von den Metazoen er- worbene vortheühafte Einrichtung, sondern von den Einzelligen auf die Metazoen überkommen. Die Beschränkung der Conjugation auf gewisse Zellen, die Fortpflanzungszellen, führt für die übrigen nothwendig das allmähliche Zugrundegehen mit sich, ebenso wie die Einzelligen sterben, welche behindert werden, sich durch Conjugation zu rehabilitiren. Zus. b. d. Corr. Auch Maupas kritisirt die Weismann 'sehe Lehre in seiner Arbeit (868) wesentlich ebenso. 1502 Ghit». Im Kapitel über die CoDJagation und Copolaücn iana eist auf diese Fra?e uäher ein- tesaa^ea üah auch erörtert werden. Toduich diese Kehabilitirun^ Iwwittt wird ' - „e Ersohöpfun? bei fortgesetzter Thr.. . ' rdinjt. : :._- "- der Correctar. In seiner auii :_._-a Arbeit über die Yenneh- nm^ der CiKaien S6S r: ädi Maupas jedoch eifrig gegen den zuerst von mir aus- gespr " ^5 die Yermehninesfähigkeit der Ciliaten nach der Conjngation besonders - :: welcher Ansicht bekanntlich auch ^:,. :: _._. ^z ; _. . - ^ ;::el zu unterliegen, dass Maupas' Unter,- . .:. die Guitigteit meines GcdaiLkeas im Allgemeinen erweisen: d. h. es tritt nach einer Ar.Tahl Ti . eine Degeneration ein, welche zuerst hauptsächlich die Xudei^ t' : ' -isscre . :rgreift. eine deutliche Abnahme der Tennehrangsenergie und _ ^;Zl Tod L.; * L"^:?rii wir Maupas über dagenige Iniasor vStylon. pustulata). rs er seine Einw i \::h stützt, selbst reden. Er sagt: ..Ce n'est que plus tanj, äpres -le serie de i. . -. qne cette faculte se modifle et s'afeiblit par une drirge' .i " I ilcii Seine Einwände nur gegen den Zeitpunkt, in welchem die A -^ ' T \tz—~ -— _r.--: auftrete, nicht aber gegen das allmähliche Sinken der- selbe". - _ stellt sich dieser Zei'Tiiiit e?^t relatir spät ein; bei Snrlönychia pustulata ~ -Tr: ;'a 200 Generationen. S«;!! i 'amen, dass Degeneration und Abnahme der V _ . - rie plötzli'ifa eintreten und letztere zuror. seit der Cönjagation, fondauemd ane - T"i .-'"-;. dies ist we>ler natürlioh, noch folgt es zwingend aus M's - Jass die Conjugatioii i:Z E'ckbildung Einhalt thui und .: - üe Yennehrungr: . wieder herstellt, so scheint nichts natuiiiciier, als dass auch ieiziere mit der Abnahme der Cünjngatiönswirtung ün Laufe der Z " ;h sinke, söwie dass die Degeneratiün nicht pIötzKch hereinbricht, s«jndem sich ;-_;_--_ -.iigert, obgleich das Auge sie erst nach einer verhältnissmässig langen Gene- radciienreihe bestimmt erkennt üebiigens spricht dies Maupas in seiner Polemik gegen Wei; -s: so sagt er z. B.: .JEUe (i h. die Unsterblichkeitshypothese W's) "res d'InfDSöires, pendant les-iueUes nous -• ._; .- - -.__.. .. .^ — .^ .-.- --liie «lö *^«^ Pro" z-'Trs se modifier en se dz-, de geneiatiön en gen-rration.'^ Und davon sollte die Y . .:.gsenergie wäh- rend 20«) Generationen eine Ausnahme bilden? M. stützt seine Ansicht auf lange Kulturen " "id, dass die Yermehrungsenergie noch in späten Zeiten . _. j.__ i-.abe, dass seine Yersuche keineswegs genau genug sind, _ ^ liiässigeä Sinken der Energie in den früheren Zeiten nachweisen oder widerlegen zu können. Wir bemeAten S':hon früher, dass sie nicht bei constanter Temf>eratur angestellt w:: :l dass die Angabe eines einzigen Temperaturgrades für jeden Taig -i r es Yerfahren :-- p — :- — - --, - ^- '-ir, aufweiche sich M. "; : etwas näher. L: : . - ' ,>S6 und wurde bis zum -li fortgesetzt. Angefangen bei einer Temperatur von 16', steigerte sich dieselbe fort- wäkreiid bis zu 2S'* im JulL Ist denn ntm zu erwarten, dass aus einer solchen Yersuchsreüie, bei weliiher d: : : ■! - T _ ' ^ --- - — - - -- i stieg, ein s! • ' ": ' - :a der Yermehrungs- energie zu e; wissen, w-r. _ss die Temperatur- steigerung anf die Y _^energie hat. Dazu gesellt sich das Schwankende der täglichen Eiazekrgebniäse , wc ;n früher aufmerksam gemacht wurde. Ohne Kulturen bei con- ; T ----- - ^ - - -- - :[-\- -r ^ ; ' ; ü. Maupas' Yeisuche ; 1^ — -. '-■■ - - ich dieselbe aus allge- mein-n Gründen auch heute noch für recht wahrscheinlich. Wir müssen hier noch einige Bemerkungen über die Yorgänge bei der allmählichen De- z:-- ----- ■ - ' - :e sie Maupas' at- ' " " e Arbeit näl a lehrt Der Kück- i - - ---■ ' "'ner successiT. .,_ ^me der Köri — j, wie es auch schon Bütsehli aus seinen E:: . .i gefolgert hatte. M. scheint zwar der Ansicht zu sein, dass - A -- i _zie erst nach oner sehr grossen Generationenreihe eintrete ; da er aber keine Mes- " "^ ~ ' ' ' ; wohl auch die Grössen- ., -. „ _„ch. dass sie schön riel Schücllizkeit der VermehruDg (Abiiakme bei fortgesetzter Termehr.: Degeneration". 1593 früher, aber sehr allmählich einsetzt. Ausser Deformatiooen der Bewimpening und der Körper- Gestalt sind :i- theili fraLinentiren sie sich (StylöüTchia T -;-■>• '■ ' 'r- -' -^ r ''' '-" ' ■ r - • ' -7-,.- (Stylon. ilytilüs nnd eine unbestimmte Oxy . lieh unter Terlust des Chromatins eine fettige D^eneration zu erleiden scheint, ja er iilen vollständig schwinden. Es vurden Eiemplare von St. Mytilas beobachtet, ^reiche ^i. bewegten, deren Kern ganz zu Grunde gegangen irar. Dies e: ^~ " ""' theilangen über gelegentlichen Mangel des Ma. X. z. Tb. (s, ; .^^ — 1^. . entTcder an Zahl allmählich abnehmen, bis s Ciliata. verläuft die Umbildung dos ovalen Ma. N. zu dem langen Band etwas abweichend. Auf der Oberfläehe des Kerns erscheinen zahlreiche gewundene Furchen, so dass sie Aehnlichkeit mit der Hirnoberfläche eines Säuge- Ihiers erhält. Nach der Trennung der Conjuganten lockern sich die von den benachbarten Furchen begrenzten Wülste als Kernband von ein- ander. Der Unterschied beruht augenscheinlich darauf, dass die Schlingen des bandförmig auswachsenden Kernes zunächst zu einem Knäuel dicht zusannnengelagert bleiben. — Zerfall des Kernes in zahlreiche Fragmente ist ferner sicher erwiesen für P. Aurelia (Maujjas 783) und Nycto- therns ovalis (Aime Schneider 793). Ausserdem gedenkt Maupas des Zerfalls noch bei Coleps hirti.s, Dexiotricha plagia und Cyc- lidium glaucoma, ohne Genaueres über die Zahl der Fragmente mit- zutheilen. Wie schon bemerkt wurde, stimmen die meisten Beobachter mit Bütschli überein, dass die Nucleusfragmente allmählich absterben und schliesslich ganz zu Grunde gehen. Es ist daher recht wahrscheinlich, dass die Fragmentation überhaupt mit dem allmählichen Absterben des Nucleus zusammenhängt, da auch ziemlich ausgedehnte Erfahrungen auf botanischem wie zoologischem Gebiet dafür sprechen, dass fragmentativer Zerfall bei altersschwachen und absterbenden Kernen häufig auftritt*). Die einzige sichere Ausnahme bildet Euplotes Charon, wo Bütschli zeigte, dass das hintere Kernfragaient nicht abstirbt, sich vielmehr erhält und später mit dem neuen Ma. N. verwächst. Aehnliches beobachtete Maupas gelegentlich bei Eupl. Patella. Der Vorgang erinnert dem- nach an Par. Bursaria. Obgleich Bütschli (187ß und früher) anfänglich geneigt war, bei Paramaecium caudatum und ))utrinum eine Erhaltung der Frag- mente und ihre Betheiligung am Aufbau des neuen Ma. N. anzunehmen, wurde ihm dies gegen Ende seiner Untersuchungen recht zweifelhaft. Er betonte deshalb, dass er keinerlei entscheidende Beobachtungen hierfür besitze und die Fragmerte recht wohl völlig zu Grunde gehen könnten. Engelmann (1876) . glaubte dagegen an ihre Weiterentwicklung; zu- nächst sollten die später zu besprechenden, eiartigen Körper (Producte des Mikronucleus) aus ihnen hervorgehen, wie dies schon früher Bal- biani (1861) und Stein (1867) angenommen hatten, und diese mit den übrigen Fragmenten später zu einem neuen Makronucleus ver- schmelzen. Auch Plate vertheidigt für Par am. putrinum neuer- dings (1888) wieder die ursprüngliche Ansicht Bütschli' s, dass ein Theil der Nucleusfragmente mit dem neuen Makronucleus verschmelze; die dafür verwertheten Bilder sind dieselben, auf welche Bütschli schon früher hinwies, und daher keineswegs beweisend. Die übrigen Forscher Balbiani (1882), Grub er (1886), Mau pas, A. Schneider (793) behaupten dagegen speciell für die genannten Para- *) Vergl. namentlicli bei Pfitzner 1. s, p. Kil cit. Partielle Conjugation (Verhalten des Makronucleus). 1617 maecien das Zugrimdegehen sämmtlicher Kernfragmente und ich scbliesse mich dem vollständig an. Ausser den beiden erwähnten Fällen bei Param. Bursaria und Euplotes Charon halte ich eine Betheiligung des alten Ma. N. an der Bildung des neuen nirgends für erwiesen, dagegen in einer Keihe Fälle bestimmt ausgeschlossen, in anderen sehr unwahr- scheinlich. Schwierigkeiten bereiten nur solche Ciliaten , deren zahl- reiche kleine Kernfragmente die Controle erschweren ; wogegen bei An- wesenheit weniger Fragmente (Styl Onychia und andere Oxytrichinen im Besonderey) oder wenn der Ma. N. unzerfallen abstirbt (Chilodon, Colpidium Colpoda, Glaucoma s. oben) sich bestimmt erweisen lässt, dass kein Theil desselben zum Aufbau des neuen Makronucleus verwendet wird. Früher oder später nach der Trennung verschwinden also (abgesehen von den erwähnten Ausnahmen) der alte Makronucleus oder seine Frag- mente. Ueber die Art dieses Verschwindens bestehen gewisse Zweifel. Bütschli beobachtete bei Glaucoma sp., Colpidium Colpoda und den Stylo- nychien, dass der abgestorbene Ma. N., resp. bei Stylonychia dessen 2 — 4 Fragmente, stets ziemlich plötzlich verschwanden. Bei anhaltender Verfolgung eines Colpidiums gelang es mir bestimmt zu beobachten, wie ich heute noch für richtig halte, dass der abgestorbene Ma. N. durch den After ausgestossen wurde. Auch für Stylonychia Mytilus glaube ich dies sicher bezeugen zu dürfen, da ich die abgestorbenen Ma. N.- Frag- mente von Syzygien, welche in einem möglichst kleinen Wassertröpf- chen isolirt waren, nach einiger Zeit ausserhalb der Thiere auffand. Diese Beobachtung wird erleichtert, weil die 4 Kernfragmente von Stylonychia Mytilus vor dem Verschwinden zuweilen paarweis oder sämmtlich zusammenbacken, was natürlich die bestimmte Wiedererken- nung der ausgestossenen Fragmeute sehr erhöht. Obgleich keinem späteren Beobachter der Nachweis der Ausstossung gelang — auch Balbiani nicht (1882), welcher bei Stylonychia Mytilus 1)esonders danach suchte und früher bekanntlich die Ausstossung (der an- geblichen Eier) allgemein angenommen hatte — halte ich meine Erfahrungen aufrecht. Ich darf dies um so mehr, da mittlerweile die gelegentliche Ausstossung eines Kernes auch bei einem Rhizopoden (Euglypha) sicher beobachtet wurde (Blochmann)*) und keiner der Gegner das plötzliche Verschwinden des abgestorbenen Ma. N. erklärte. Entz (1879), Balbiani (1882), Gruber (1886), Aime Schneider (1886 für Nyctotherus), Maupas und Plate (1886 und 1888) nehmen an, dass der Ma. N. stets vom Plasma resorbirt werde, worauf auch Jickeli (1884) für Spirostomum schon hindeutete. Namentlich bei Chilodon Cucull. und Stentor coeruleus glaubt Balbiani directe Beweise der Ptesorption gefunden zu haben. Für das erste Infusor wiesen wir schon (p. 1614) auf die betreffenden Beobachtungen hin. Bei *) Morpholog-. Jalirbuch Bd. XIII, 1S87, p. 173. Bronn, Klassen des Thier-Eeichs. Pvotozoa. 102 1618 Oiliata. Stentor sammeln sieh die kugligen Fragmente kurze Zeit nach der Trennung in irgend einer Körperregion an; hierauf schwinde ihre Membran und der körnige Inhalt zerstreue sich wolkenartig im Plasma. Ob hier nicht eventuell Verwechslung mit angehäuften Excretköruern vorliegt, scheint mir zu überlegen. Bei dieser Gelegenheit schalten wir ein, dass Stein (18G^) üljer das SchiclvSal der Ma. N.- Fragmente von Stentor polymorphus sehr abweichende Ansichten äusserte. DieKugeln drängten sich nach der Verwachsungsstelle der Conjuganten hin und verschmölzen hierauf paarweise mit einander; es finde also eine Copulation der Fragmente beider Conjuganten statt. Jede durch Verschmelzung entstandene Kugel sei viel lichter wie früher und enthalte einen deutlichen Nucleus; sie sei nun eine Embryonalkugel geworden, von welcher sich später die vermeintlichen Embryonen ablösten. Da letztere, wie wir finden werden, sicher keine solchen sind, so ist eine Entwicklung von Embryonalkugeln aus dem Nucleus jedenfalls irrthümlich. Doch auch die angebliche Copulation der Fragmente ist äusserst fraglich (bezog sich dieselbe vielleicht auf die Mi. N.-Producte?). Mit Balbiani glaube ich, dass die Fragmente auch hier völlig schwinden. Bei der Frage nach der Resorption oder Ausstossung der Nucleus- fragmente dürfte noch zu berücksichtigen sein, dass bei Par. caudatum und putrinum, sowie den erst später zu betrachtenden Vorticel- linen solche Fragmente häufig noch viele Tage nach der Trennung in den Exconjuganten aufzufinden sind; dass ihre Verminderung demnach sehr allmählich geschieht. Anzeichen von Auflösung oder Zerstörung beobachtete ich nie. Sollte ihr Schwinden durch Resorption vor sich gehen, so müsste dies doch wohl zu sehen sein; auch wäre dann wohl zu erwarten, dass die Zerstörung sämmtliche Fragmente gleichmässig ergreife und nicht successiv geschehe, wie es thatsächlich der Fall ist. Ich halte dem- nach an der Ansicht fest, dass das Verschwinden der Fragmente oder des unzerfallenen Ma. N. durch Ausstossung geschehen kann; vermag jedoch nicht zu leugnen, dass auch Resorption z. Tb. dasselbe bewirke. Eine principielle Bedeutung besitzt diese Frage überhaupt nicht. Verhalten der Mikronuclei. Wie Bütschli (1876) zuerst nach- wies, liegt hierin der Schwerpunkt der Conjugationsvorgänge. Leider sind die betreffenden Erscheinungen gewöhnlich sehr complicirt und ihre genaue Verfolgung deshalb recht schwierig. Die Ansichten der verschiedenen Forscher weichen daher noch in den wichtigsten Punkten von einander ab , und eine Vermittlung scheint vorerst kaum mög- lich. Sicher ist, dass die Mikronuclei kurze Zeit nach Beginn der Conjugation unter beträchtlicher Volumzunahme stets in Vermehrung treten. Die Vorgänge bei diesen Theiluugen wurden schon früher ge- schildert, weshalb wir nicht nochmals auf sie eingehen. Es verdient vielleicht nur hervorgehoben zu werden, dass die hervorwachsenden Mikro- nuclei von Parani. caudatum, P. Bursaria, Colpidium Colpoda und wahrscheinlich noch anderen zunächst die Form der eigenthümlichen, horn- artig gekrümmten Kapseln annehmen, welche früher (s. p. 1533) geschildert wurden. Bütschli 's und der früheren wie der meisten späteren Beobachter (Balbiani 1882, Gruber 1880, Platc 1886—88) Ansicht war, dass alle Partielle Conjugation (Verlialten des Makronucleus und der Mikronuclei). 1619 Theilproducte der Mi. N. bei der Trennung auf die beiden Exconjuganten übergeben^ dass demnacb aus der Zabl der Mi. K-Spindelu, welcbe ein solcher Exconjugant gleich nach der Trennung enthalte, die Zahl der Theilungen folge, welche der ursprüngliche Mi. N., resp. die Mikronuclei, wenn deren mehrere vorhanden waren , erfahren habe. — Dagegen glaubt sich Maupas bei den untersuchten Ciliaten ganz allgemein überzeugt zu haben , dass dies nicht der Fall ist. Leider fehlen bis jetzt ausführlichere Nachrichten über seine Untersuchungen, namentlich über die angewendete Methode. Nach seinen Beobachtungen, welche ein ganz neues Moment in die Conjugationsvorgänge einführen, verläuft Hand in Hand mit der Vermehrung ein fortgesetztes Zugrundegehen der Theil- producte der Mi. N., begleitet von einer Resorption derselben. Die Ciliaten, für welche er genauere Angaben macht, sind Colpidium Colpoda, Paramaecium caudatum, P. Aurelia*), P. Bursaria, Leucophrys patula, Onychodromus grandis und Euplotes Patella. Bei allen diesen Arten (mit Ausnahme von Euplotes Patella) sollen zunächst drei successive Theilungen der in Einzahl oder Zweizahl (Paramaecium Aurelia, Onychodromus grandis) vorhandenen Mi. N. stattfinden; bei Euplotes hingegen 4. Meist nach der zweiten Theilung, bei Onychodromus grandis dagegen schon nach der ersten, gehen eine Anzahl der Theilproducte zu Grunde, so dass von den 4 Spindeln der zweiten Generation gewöhnlich nur eine erhahon bleibt; bei Paramaecium Aurelia mit 2 ursprünglichen Mikronuclei nur eine von den 8 der 2. Generation (wonach also bei dieser Ciliate der eine Mi. N. total eliminirt würde). Bei Onychodromus grandis mit ebenfalls zwei ursprünglichen Mi. N. wird bei jeder Theilung die eine Hälfte der Spindeln resorbirt, von den 4 Spindeln erster Generation bleiben daher 2 zurück, von den 4 dritter Generation die beiden, welche aus einer 2. Generation durch Theilung hervorgingen, so dass auch hier der eine Mikronucleus ganz zu Grunde geht. Das Resultat dieser Vor- gänge wäre also, dass schliesslich immer in jedem der Conjuganten 2 Spindeln oder Mikronucleustheile vorhanden sind. Indem wir den Bericht über Maupas' Untersuchungen für einen Moment unterbrechen, bemerken wir, dass keiner der früheren Be- obachter etwas bemerkte, was mit seinen Angaben in Verbindung zu bringen wäre. Es unterliegt keinem Zweifel, dass Balbiani und Bütschli ganz frühe Conjugationsstadien der Paramaecien und Stylonychien beobachteten; dies beweisen die von ihnen beobachteten hornartig gekrümmten, in erster Auswachsung begriffenen Mikronuclei und die sonnenartigen der Stylonychien, welche auch Maupas als die ersten Eutwicklungsformen des Mi. N. betrachtet. Auch verfolgte Bütschli *) Mau23as (783) hat sich überzeugt, dass diese Art wegen des normalen Besitzes zweier Mi. N. etc. scharf von Param. caudatum unterschieden ist, mit welcher sie früher gewöhnlicli zusammengeworfen wurde. 'O 102 = 1620 Ciliata. die Vorg'HDg-e bei Par. piitiimira häufig läugeie Zeit unter dem Mikroskop am lebenden Tiiiere. Die früheren Beobachter müssten ihre Unter- suchungen stets nur an den späteren Stadien der Syzygien angestellt haben, wo die Theilung der copulirten Mikronuclei ohne fortgesetzte Rückbildung geschieht; dies allein würde erklären, dass sie von dem andauernden Zu- grundegehen der Spindeln nichts bemerkten. Jedenfalls seheint mir an- gezeigt, die genaueren Mittheilungen abzuwarten, bevor man den so auf- fallend complicirten Vorgängen, wie sie Maupas beschreibt, volles Ver- trauen schenkt. Dennoch muss ich hervorheben, dass seine Darstellung, namentlich wegen ihrer theoretischen Wahrscheinlichkeit, sehr ein- leuchtet, und schwer einzusehen ist, wie dieser genaue Beobachter auf die Idee des Zugrundegehens von Mi. N.-Theilen gekommen sein sollte, ohne dies wirklich beobachtet zu haben. Für eine Eückbildung von Mikro- nucleusproducten in den Coujuganten sprechen auch eine Reihe Figuren, welche A. Schneider von Anoplophrya branchiarum gab. Wir verliessen die Syzygien oben auf dem nach Maupas bei allen eintretenden Stadium , wo zwei Theilproducte der Mi. N., meist wohl in Gestalt von Spindeln, in jedem Paarung vorhanden sind. Nach Maupas' Erfahrungen tauschen nun die Thiere je einen dieser Mikronuclei gegen- seitig aus, worauf die beiden Mi. N. verschiedener Abstammung in jedem der Conjuganten verschmelzen, jedes Thier also wieder einen einzigen Mikronucleus, nun aber einen befruchteten enthält. Anfänglieh (782") behauptete Maiipas einen einfachen Austausch der auf die Einzahl reducirten Theilproducte der INIikronuclei ohne Copulation und gab gleichzeitig an, dass der Mikronucleus sich bei diesem Austausch stets im Knäuelzustand , nie aber im Spindelstadium befinde. In der späteren Mittheilung über die Conjugation der Paramaecien (783) wird dagegen versichert, dass der Austausch im Spindelzustand geschehe. Dass dies thatsächlich so ist, dass die beiden Kerne selbst im Moment der Verschmelzung noch Spindelgestalt besitzen, geht aus einer späteren Bemerkung Maupas' (823) klar hervor. Er zeigte nämlich, dass Balhiani schon 185S (T. IV. Fig-. ß) die Fusion der beiden Spindeln in einer Syzygie von P. Bursaria ab- gebildet, jedoch als Längstheilung gedeutet habe. Es ist nicht zu verkennen, dass Maupas' Interpretation der Balbiani' sehen Abbildung sehr \vahrscheinlich ist und die Fusionsfrage dadurch nachhaltig unterstützt wird. Bekanntlich glaubte Balbiani (1858) speciell für Paramaecium an einen Austausch der Spindeln (der Samenkapseln nach ihm), wozu ihn namentlich die Beobachtung drängte, dass zwei Spindeln beider Conjuganten in der Mundgegend häufig sehr genähert, ja theilweise gekreuzt liegen. 1S61 gab er diese Ansicht wieder auf und nahm nun einen Austausch der ver- meintlichen Samenfäden (der Spindelfasern) an. Auch Btxtschli (1873 und 1876) schloss aus gewissen Beobachtungen an Par. putrinum und Bursaria, dass zuweilen ein Austausch von Spindeln stattfinde, doch konnte er sich nicht überzeugen, dass dies regelmässig geschehe. Für einen regelmässigen Austausch der Mikronuclei, resp. eines ihrer Theilproducte trat Engel- mann (1876) wieder ein; die Begründung dieser Annahme bildeten die schon erwähnten Syzygien von Pa. Aurelia und Bursaria*) mit zwei etwas vor den Mundöffnungen dicht genäherten, resp. sich zur Hälfte kreuzenden Spindeln. Engelmann beobachtete einen solchen Fall bei Pa, Aurelia, wo sich zwei allein vorhandene Spindeln in der angegebenen Weise kreuzten, einen zweiten bei Pa. Bursaria, wo die Kreuzling zwischen zwei der acht Spindeln des Paares geschah. "*) Es ist etwas zweifelhaft, ob diese Form wirklich Pa. Bursaria war (vergl. oben p. 1609). Partielle Conjugation (Verhalten der Mikronuclei). 1621 Sehr entschieden trat' Balbiaui (1882) für die ganz allgemeine Verbreitung des Aus- tausches von Mi. N.-Producten ein. Ebensowenig wie Engelmann hatte er jedoch die üeber- wanderung einer Spindel verfolgt; er beruft sich gleichfalls auf die geschilderten Zustände der Paramaecien mit getreuzten Spindeln. ISS-l erUärte auch Jickeli den Austausch zweier Mikronucleusliapseln bei Pa. caudatum für erwiesen; sein kurzer vorläufiger Bericht ohne Abbildungen gestattet jedoch keine Kritik der Angaben. Jedenfalls ist soviel ersichtlich, dass er den Austausch nicht am lebenden Thier direct verfolgte, sondern aus Präparaten erschloss. Später beschäftigten sich Gruber (1SS6 und 18SS), sowie Plate (1SS6 und ISSS) mit dein Studium der kritischen Zustände bei Pa. Aurelia (? caudatum), Pa. Bursaria und putrinum (Plate). Beide leugnen gegen Engelmann und Balbiaui einen wirklichen Austausch der Mikronuclei oder ihrer Theilproducte bestimmt. Dagegen will Grub er bemerkt haben, dass zwei in der Gegend der MundöfFnungen dicht aneinander gerückte Spindeln in innige Berührung treten, indem sie mit den Polen zusammenstossen und sich gegen einander abplatten, wie er zuerst (vorläufige Mittheilung) meinte, oder sich nur etwas übereinander schöben und sich innig berührten, wie er später, wohl unter Plate 's Einfluss, annahm. Gruber meint nun, dass während der Berührung ein Substanzaustausch zwischen den Spindeln stattfinde. Er beobachtete die Kreuzung gewöhnlich auf dem Stadium, wo jeder Conjugant zwei Spindeln enthielt und hält es für wahrscheinlich, dass beide nach ein- ander in die beschriebene Berührung treten. Doch fand er bei Pa. Aurelia gelegentlich auch Kreuzung auf dem drei- ('? B.) oder vierspindeligen Stadium (selten auch bei Anwesenheit einer grossen, halbmondförmig gekrümmten Kapsel). Wie gesagt, beobachtete auch Plate diese Zustände; er fand Kreuzungen zweier Spindeln in der Mundregion sowohl bei Anwesenheit von ein, zwei, drei und vier Spindeln. Aus seinen Beobachtungen schliesst er, dass die Spindeln sich nur kreuzen; dass sie sich weder so innig berühren, um einen Substanzaustausch zu ge- statten, noch dass eine üeberwanderung derselben eintritt. Das Vorkommen der Kreuzung bei sehr verschiedener Zalü der Spindeln, also mehrfache Wiederholung dieses Vorganges, scheint ihm namentlich gegen Grub er 's Auffassung zu si)rechen. Dagegen ■will Plate annehmen, dass die genäherten, resp. gekreuzten Spindeln einen lebhaften Plasmaaustausch an der betrefienden Stelle beförderten. Er glaubt dafür auch einen thatsächlichen Anhalt in der Beobachtung ge- funden zu haben, dass beide Spindeln stets von einem „lichten körnerfreien Hof" umgeben seien, welcher wieder schwinde, wenn sie auseinander rückten. Mir will diese Hypothese keines- wegs einleuchten, da für einen Plasmaaustausch durch die innige Verwachsung der beiden Körper genügend gesorgt sein dürfte; die Wiederkehr der Kreuzung auf den verschiedenen Stadien der Mikronucleustheilung harmonirt mit dieser Hypothese ebensowenig wie mit der Gruber'schen. Wenn ich die vorliegenden Erfahrungen überschaue, so wiU es mir scheinen, dass die Annäherung und Kreuzung der Spindeln bei den Paramaecien überhaupt nicht die Bedeutung besitzt, welche ihr von den erwähnten Forschern zugeschrieben wird. Bekanntlich haben die beiden conjugirten Paramaecien eine etwas eigenthümliche Stellung zu einander, so dass bei der seitlichen Lage, in welcher man die Syzygien stets beobachtet, die postorale Kegion des linken Individuums über die des rechten hinübergeschoben ist (63, 2 b). Auf diese Weise kann es leicht eintreten, dass zwei in den Mundregionen beider Thiere liegende Spindeln übereinander stehen und sich kreuzen, obgleich jede in dem zugehörigen Individuum sich befijidet und mit der anderen in keinerlei nähere Beziehung tritt. Eine solche Kreuzung erscheint natürlich noch deutlicher, wenn die Syzygie gepresst und die beiden übereinander liegenden Spindeln daher aufeinander gedrückt werden; eine starke Pressung der lebenden Syzygie ist jedoch stets nöthig, um die Spindeln zu erkennen. Ausserdem ist noch zu berücksichtigen, dass die Sjündeln sehr häufig eine entsprechende Lage in den Körpern beider Conjuganten einnehmen, obgleich diese Regel auch viele Ausnahmen erfährt. Es ist daher mit einiger Sicherheit darauf zu rechnen, dass wenn der Mundöfi"nung des einen Thieres eine Spindel nahe liegt, dies auch in dem Partner der Fall ist; beide daher leicht in gekreuzter Lage erscheinen. Ich halte es deshalb für möglich, dass die häufig gefundenen Kreuzungen überhaupt keine Bedeutung für den Austausch der Spindeln als solcher, ihrer Substanz oder des Plasmas besitzen, sondern mehr zufällige Er- scheinungen sind. Dazu gesellt sich, dass bei den übrigen Infusorien, deren Conjugation genauer verfolgt wurde, solche Kreuzungen bis jetzt nie beobachtet wurden. 1622 Ciliata. Leider gestatten Maupas' vorläufige Berichte über den Aus- tausch und die Copulation der Mikronuclei bis jetzt noch keine genügende Kritik. Da M. auf dem Gebiete der Ciliaten wohl bewandert ist und sich als genauer Beobachter bewährt hat, glaube ich seinen An- gaben über die Copulation ausgetauschter Mikronucleusprodncte Vertrauen schenken zu dürfen. Dazu gesellt sich die Erwägung, dass seine An- gaben unseren allgemeinen Erfahrungen über Copulations- und ßefruch- tungserscheinungen am besten entsprechen würden. Ferneres Verhalten der Mikronucleusproducte. Wir haben oben gesehen, dass nach Maupas' Darstellung auf einem gewissen Sta- dium der Conjugation in jedem Conjuganten wieder ein eiufacher copu- lirter Mikronucleus (wahrscheinlich in Spindel- oder doch ange- schwollener Gestalt) sich findet. Im weiteren Verlauf beginnt er sich wiederum zu vermehren. Wie schon bemerkt wurde, hätten die früheren Beobachter die Theilungen der Mikronuclei vor und nach der Copulation nicht unterschieden, sondern zusammengeworfen. Alle be- obachteten Theilungen des Mikronucleus wurden von ihnen daher mit den- jenigen Vermehrungsvorgängen in Verbindung gebracht, welche nach Maupas erst nach der Copulation erfolgen. Ueber diese Vorgänge und das, was sich nach der Trennung der Sy- zygie ereignet, herrscht nun eine viel erfreulichere, wenn auch vorerst keineswegs allseitige Uebereinstimmuug. Gegen Ende der Conjugation finden wir demnach in jedem Conjuganten eine Anzahl Spindeln (resp. auch wieder kuglig gewordene Mi. N.-producte), welche nach Maupas durch Theilung des copulirten Mikronucleus ent- standen. Bütschli betrachtete sie als die Theilproducte des oder der ur- sprünglichen Mikronuclei ohne Copulation und ohne Zugrundegehen von Theilen des Mikronucleus, ebenso auch Plate und Gruber. Balbiaui's Ansicht unterscheidet sich nur darin von der letztgenannter Forscher, dass er annimmt, eines (oder vielleicht auch mehrere) dieser Mikronucleus- producte sei durch Austausch aus dem anderen Conjuganten herüber- gewandert. Die Zahl dieser Mikronucleusproducte vor Lösung der Syzygie ist bei den verschiedenen Ciliaten verschieden. Der einfachste Fall scheint sich bei Chilodon zu finden, wo nach Bütschli's (1876) und Balbiani's Erfahrungen (1882) gegen Ende der Conjugation zwei massig grosse, anfänglich spindelige Mikronucleusproducte neben dem alten Makronucleus vorhanden sind. Nach der Trennung wächst das eine dersellien rasch zu einem lichten, kugligen Körper heran, der nach einiger Zeit den Bau eines Makronucleus annimmt (von Bütschli vermuthet, von Balbiani direct nachgewiesen). Das andere Mikronucleusproduct verdichtet sich dagegen und wird kleiner; es lagert sich bald dem neuen Makronucleus als neuer Mi. N. an. Bekanntlich soll der alte Makronucleus nach Balbiani resorbirt werden; Bütschli konnte sein Schicksal nicht fest- stellen, vermuthete jedoch Ausstossung desselben (s. o. p. 1617). Partieile Coiijugation (Verhalten der Mikronuclei). 1623 Aehnlich verliefen uacli den Beobachtnugeu und Veimuthuagen Bütschli's die Vorgänge bei Colpidium Colpoda, was durch Maupas' Untersuchungen bestätigt und erweitert wurde. Gegen Ende der Conjugation trifft mau neben dem absterbenden Makronucleus 2 heran- wachsende lichte Kugeln, 2 neue Makronuclei. Längere Zeit nach der Trennung der Syzygie (Bütscbli 7.-8. Tag, Maupas 4.-5. Tag) tindet eine erste Theilung der Exconjuganten statt, wobei die beiden neuen Makro- nuclei auf die zwei Sprösslingevertheilt werden. Schon Bütschli vermuthete, dass gegen Ende der Conjugation 4 Mi.K-Spindeln vorhanden seien und die zwei neuen Makronuclei aus zweien derselben entstehen, während die beiden anderen zu neuen Mi. N. verkleinert und verdichtet würden. Maupas konnte diesen Vorgang direct verfolgen. Bei der ersten Theilung ver- theilen sich natürlich auch die beiden neuen Mi. N. auf die Sprösslinge, so dass jeder wieder ein normales Thier mit einem Ma. N. und einem Mi. N. wird. Wahrscheinlich verlaufen die Vorgänge bei Gl au com a sp. ganz ähnlich, soweit sich hierüber nach den unvollständigen Beobachtungen Bütschli's urtheilen lässt. Es ist auffallend, dass die Vierzahl der Mi. N.-Spindeln gegen Ende der Conjugation fast allgemein wiederkehrt. Eine Ausnahme bilden nur Paramaecium caudatum und putrinum, bei welchen sich 8 tinden, die entweder schon vor der Losung der Syzygie (P. putr., 63, i5n^) oder erst nach derselben (P. caud.) durch nochmalige Theilung der 4 ent- stehen. Unter diesen Formen mit 4 Mikrouucleispindeln verhält sich Par. Aurelia und Leucophrys Patula nach Maupas wesentlich wie Col- pidium, d. h. alle 4 Mikronucleusproducte bleiben bestehen, ditferenzireu sich jedoch hälftig zu neuen Makro- und Mikronuclei, welche bei der ersten Theilung auf die. zwei Sprösslinge vertheilt werden. Eine Be- sonderheit zeigt nur P. Aurelia mit 2 normalen Mikronuclei nach Maupas darin, dass bei der ersten Theilung auch die beiden neuen Mi. N. sich theilen, also jeder Sprössling neben dem einfachen Ma. N. je 2 Mi. N, er- hält, wodurch der Normalzustand wieder hergestellt ist. Bei Leucophrys Patula gibt Maupas für den einen der Exconjuganten einen abweichenden Gang an; ich weiss nicht, ob dies normaler Weise der P^all sein soll, oder etwa eine ^Modificatiou, welche gelegentlich vorkommt. Hier geht nämlich der eine der 4 Mikronucleuskörper zu Grunde, daher differenziren sich 2 zu neuen Makronuclei und nur einer zu einem neuen Mi. N. Letzterer muss sich daher bei der ersten Theilung zu zweien vermehren, damit normale Thiere entstehen. Dieses theilweise Zugrundegehen der Mikronucleikörper ist nun bei den übrigen genauer verfolgten Ciliateu allgemein verbreitet und wurde zunächst von Bütschli für Paramaecium Bursaria, putrinum und caudatum, wie für Stylonychia und Euplotes erwiesen. Nach seinen Erfahrungen wachsen bei P. Bursaria (63, 5a— e) nach der Aufhebung der Conjugation nur 2 der 4 Mi. N.-Spindeln (5a, n^) zu an- 1624 Ciliata. sehnlichen lichten Kugeln heran (5 b, n^); die beiden andern verkleinern und verdichten sich dagegen rasch [n^], ähnlich den absterbenden Makronuclei und werden nach einiger Zeit zu kleinen dunklen, stark glänzenden Kügelchen. Bald darauf (3. Tag nach der Trennung) sind sie verschwunden, wie Bütschli annahm, wahrscheinlich durch Aus- stossung entfernt worden. Die beiden erhaltenen Mi. N.- Körper sind mittlerweile ansehnlich gewachsen, so dass sie an Grösse hinter dem alten Makronucleus wenig zurückstehen ; auch ist ihr Bau diesem recht ähnlich geworden (5 c, n^). Kurz darauf (3. — 4. Tag) hebt jedoch eine differeute Weiterentwicklung dieser beiden Mi. N. -Körper an. In dem einen (5d [n^]^) treten verdichtete, dunkle Längsstreifen auf; er verkleinert sich fortgesetzt und wird schliesslich zum neuen Mi. N. (5e). Der andere er- hält sich ziemlich unverändert und verschmilzt endlich (10. — 11. Tag) mit dem alten Makronucleus (5e). Damit sind wieder normale Thiere mit je einem der beiden Kerne hergestellt. Gegen diese Darstellung, welche ich heute noch voll aufrecht erhalte, da sie auf den genaue- sten und vollständigsten meiner Untersuchungen basirt, haben sich Balbiani (1882) und später Gruber (1888") in ähnlicher Weise ausgesprochen. Die Mittheilungen beider Forscher liegen jedoch nur in kurzen, nicht näher erläuterten Berichten vor, so dass sie einer genaueren Kritik unzugänglich sind. Nach Balbiani sollen gewöhnlich beide herangewachseneu Mikronucleuskörper mit dem alten Makronucleus verschmelzen ; von den zwei nicht ver- grösserten Mi. N.-körpern schwinde der eine vollständig, der andere werde dagegen zum neuen Mikronucleus. Zuweilen sollen jedoch auch drei der Mikronucleusproducte zu lichten Körpern heran- wachsen und sich mit dem alten Mikronucleus vereinigen ; dann werde der vierte zum neuen Mikro- nucleus. — Gruber endlich lässt gleichfalls die beiden lichten Körper mit dem alten Makronucleus verschmelzen und die zwei nicht lierangewachsenen Mikronucleusproducte durch A'erschmelzung den neuen Mi. N. bilden. Ich muss, wie gesagt, die Kichtigkeit dieser Darstellungen bestreiten ; einmal habe ich mich bestimmt überzeugt und nachgewiesen, dass der neue Mikronucleus durch Verdichtung und Verkleinerung eines der lichten Körper entsteht und ebenso bestimmt das völlige Schwinden der beiden nicht herangewachsenen Mi. N.-Producte beobachtet. Für die von Grub er behauptete Entstehung des neuen Mi. N. durch Verschmelzung findet sich kein Analogon. Maupas (823) wurde durch seine neueren Untersuchungen wieder zweifelhaft, ob der alte Ma. N. von Pa. Bursaria sich wirklich erhält, wie er früher (782) ebenfalls angab. Ich habe vorerst keine Veranlassung diese Zweifel für berechtigt zu halten. Aehnlich wie bei Pa. Bursaria (nach Bütschli's Darstellung) scheinen mir auch die Vorgänge bei Anoplophrya branchiarum zu verlaufen, soweit dieselben aus Schneider's (763) Forschungen zu erkennen sind. Jeder Exconjugant enthält vier Mikronucleusproducte, von denen zwei heranzuwachsen scheinen. Andere zeigen einen grossen lichten Körper, ohne Zweifel der neue Ma. N. und daneben einen kleinen dunkeln, den neuen Mikronucleus. Was aus den beiden Fragmenten des alten Ma. N. wird, blieb unsicher (s. oben p. 1615). Ich glaube nicht dass sie am Aufbau des neuen theilnehmen. Relativ vollständig wurden die Vorgänge bei Hypo trieben verfolgt. Für Stylonychia Mytilus erwies Bütschli (1876), dass gegen Ende der Conjugation eine der 4 Mikronucleusspindeln zu einem grossen lichten Körper heranwächst (71, 101, n''), während die beiden benachbarten klein bleiben und sich zu 2 neuen Mikronuclei umbilden (u"*). Der vierte Mikro- nucleuskörper verdichtet sich zu einer kleinen glänzenden Kugel ; er stirbt ab [n*]. Einige Zeit nach der Trennung verschwindet der abgestorbene ^n. N.-Körper sammt den Fragmenten des Makronucleus, wie Bütschli bemerkt Partielle Conjiigation (^Verhalten der Mikroiiuclei). 1625 ZU haben glaubt durcli Ausstossiing. Der lichte Körper, der neue Makro- nucleus, vergrössert sich hierauf noch ansehnlich und erlaugt allmählich eine recht deutliche Knäuelstructiir (2, Tag nach der Trennung). Endlich streckt er sich bandförnaig in die Länge (4. Tag) und an seinen Enden treten die früher beschriebenen Spalten auf. Alsdann ist seine ötructur in die gewöhnliche, feinnetzige übergegangen. Zum Schlnss erhält er durch Einschnürung die zweigliedrige Normalgestalt, Soweit die Untersuchungen au St. pustulata (Bütschli 1S86) reichen, stimmen sie wesent- lich mit dem Geschilderten überein. Ganz dasselbe Scliicksal der vier Mikronucleusproducte beobachtete endlich Maupas bei Ouychodromus, wodurch die Richtigkeit von Bütschli's Darstellung bestätigt wird. Auch Balbiani (1882) fand bei StylonychiaMytilus im Wesentlichen dasselbe. Dass der grosse lichte Körper der Exconjugantcn (die sog. Placcnta Stein's 1867) später zum neuen Makronucleus wird, erkannten schon Balbiani (1861), Engelmann (1S62, 1876) und Stein (1867). Die beiden letzteren Hessen die sog. Placenta aus den Fragmenten des alten Ma. N. hervorgehen; Balbiani (1861) glaubte dagegen, dass sie selbstständig angelegt werde. Die abgestorbenen, verdichteten Nucleusfragmente hielt Balbiani ursprünglich (1861) für Eier; Stein dagegen für „Keimkugeln", welche von der Placenta ausgeschieden würden; sie sollten sich bei St. Mytilus zu „Embryonalkugeln" (parasitischen Sphaerophryen) entwickeln, bei St. Histrio und pustulata hingegen wahrscheinlich abgelegt werden. Engelmann (1876) fasste die abgestorbenen Nucleusfragmente wahrscheinlich als „Excretkörper" auf, die z. Tb. durch den After entleert würden. Sollte es sich bestätigen, dass die von Engelmann erwähnten dunkeln, stark lichtbrechenden Kugeln wirklich die Nucleusfragmente waren, so enthielte seine Angabe über deren Schicksal eine Bestätigung der von Bütschli behaupteten Ausstossung. Im Wesentlichen ähnlich verlaufen auch die Umbildungen bei E u - plotes Charon und Patella nach Bütschli undMaupas. Von den 4 Mi. N.-Prodncten entwickelt sich wieder eines zu der grossen lichten Kugel (Placenta), dem neuen Ma. N. ; nach Bütschli 1 oder 2 weitere bei Euplotes Charon zu neuen Mi. K, während das vierte schwindet. Nach Maupas sollen bei E. Patella stets 2 schwinden und die beiden restirenden sich zu den neuen Ma.- und Mi. N. differenziren. Der neue Ma. N. von E. Charon nimmt schliesslich eine querbandförmige Gestalt an und verwächst zum Schluss mit dem hinteren, erhalten gebliebenen Stück des alten (Bütschli). Bei E. Patella soll der alte Makronucleus gewöhnlich ganz zu Grunde gehen, gelegentlich aber ein Theil sich er- halten und mit dem neuen vereinigen (Maupas). Wir kommen endlich zu Paramaecium caudatum und putrinum, welche 8 Mi. N.-Spindeln entwickeln. Die Untersuchung wird wegen der grossen Menge der Nucleusfragmente sehr schwierig; es ist daher erklärlich, dass die Angaben ziemlich diffcriren. Auch scheint es keineswegs unmöglich, dass die Vorgänge bei den einzelnen Individuen etwas verschieden ver- laufen. Sicher steht, dass die 8 Spindeln allmählich zu runden granulirten Kernen (sog. Eier Balbiani's 1861) werden, worauf sie zur Hälfte in massig grosse lichte Körper auswachsen. In ihrem Centrum tritt gewöhnlich ein helles Binnenkörperchen auf, das häufig von einer verdichteten Hülle umgeben ist (ähnlich bei P. Burs, 63, ob, n^). Nach Balbiani's (1882) und M a u p a s ' (783) Darstellung für P a r a m. c au d a t u m wären diese 4 Körper 1626 Ciliata. ebenso viele Makronuclei, welche sich durch z\Yeiiiialige Quertheiluug des ExcoDJugauten auf dessen 4 Sprösslinge vertheilteD. Bütschli gelangte dagegen für P. caudatum zu einer Ansicht, welche sich an seine Befunde bei P. Bursaria anschliesst. Xachdem die 4 Kerne weiter herangewachsen und ihre Binnenkörper wieder eingegangen waren (3. bis 4. Tag nach der Trennung), wurden zwei derselben dunkel und längsstreitig sowie spindelförojig. Sie erfuhren ganz dieselbe Umbildung wie der eine der beiden Körper bei P. Bursaria, d. h. sie wurden zu neuen Mikro- unclei. Da gleichzeitig auch Formen zur Beobachtung kamen, welche neben zwei lichten Körpern die beiden streifig gewordeaen in deutlicher Theilung zeigten (karyokinetische wie die Theilung der Mi. X. überhaupt), so folgt daraus, dass die beiden neuen Mikronuclei sich wenigstens häutig zunächst vermehrten. Die Quertheilung solcher Thiere wurde mehrfach be- obachtet, wobei die 2 neuen Ma. X. auf die beiden Sprösslinge vertheilt wurden: neben jedem derselben fanden sich dann 2 Mikronuclei vor. Die weitere Theilung der Exconjuganten schreitet rasch fort, wobei sich bald auch Formen mit nur 1 31i. X. einstellen, woraus zu schliessen ist, dass die beiden ursprünglichen sich bei einer der folgenden Vermehrungen ver- theilen. ßalbiaui kam über die Herkunft des neuen Mi. X. nicht ins Klare; Maupas gibt an, dass er aus einem der 4 nicht zu lichten Kernen herangewachsenen Mikronucleuskörpern hervorgehe, dass demnach nur drei derselben verschwänden. Ich halte dies für unwahrscheinlich wegen der weit klareren Befunde bei Paramaecium Bursaria. Ueber einen gelegentliclien, abnormen Verlauf bei P a. caudatum berichtet Balbiani(18S2). Bei sehr schlechter Ernährung der Exconjuganten mit 4 lichten Körpern sollen nämlich TheUiingen der Thiere unterbleiben und die 4 Körper successive zu einem neuen Ma. N. verschmelzen. Dies könne jedoch bis zu einem Monat Zeit erfordern. Uebrigens wurde die deünitive Verschmelzung nie beobachtet, sondern nur eine sehr dichte Aneinanderlagerung. Auch Gruber vlSS6) meint, dass der neue Ma. X. häufig durch Verschmelzung der 4 Körper entstehe und vertheidigt gegen Balbiani die Ansicht, dass dies normalerweise auftrete. Wie sich Plate (18S6 und 18SS) zu dieser Frage stellt, lässt sich aus seinen Mittheilungen nicht ganz scharf erkennen, doch scheint es mir, dass er sich Grub er 's Ansicht anschliesst. Bekanntlich vertheidigt er noch die Meinung. dass ein Theil der Fragmente des alten Ma. N. mit den 4 lichten Körpern zum neuen Ma. N. verwachse. Während er für Pa. Aurelia ursprünglich (1SS6) behauptete, dass die Fragmente sämmtlich dieses Schicksal hätten, nimmt er in der zweiten Mittbeilang für Pa. putrinuui eine breite Variabilität an ; bald sollen alle, bald viele, bald nur wenige Fragmente durch Eesorption zu Grunde gehen und die restirenden mit dem neuen Ma. N. zusammentreten. Ich sagte wohl mit Kccht, dass dies auf Annahmen basire, da irgend ein positiver Beweis für die Verschmelzung nicht erbracht wird. Von Theilnngen der Thiere vor Abschluss der definitiven Keorganisation der Kerne ist bei Plate gar keine Kedc, während die übereinstimmenden Erfahrungen Bütschli 's, Balbiani's und Manpas' erweisen, dass dieselben schon früh auftreten und eine wichtige Rolle spielen. Ueberhaupt darf nicht unberücksichtigt bleiben, dass sowohl Grub er 's wie Plate 's Beobachtungen jedenfalls nicht au zeitlich genau controlirtem Material fortlaufend angestellt wurden, sondern an beliebig verfertigten Präparaten, was wenigstens Grub er speziell hervorhebt. Dieses Verfahren ist aber gerade für die verwickelten Vorgänge bei den Paramaecien unzulässig. Die grossen Irrthümer, zu welchen eine solche Methode schon Stein fiihrte, sollten vor derselben warnen. Einen fundamentalen Irrthum Plate's erblicken wir in seiner Behauptung, dass der neue Mi. N; von Pa. p,ut,rinum aus einem Fragment des alten Ma. N. hervorgehe, oder wenn Partielle Conjagatiou (Verhalten der Mikronuclei). 1627 die Fragmeiitc zuvor sämmtlich eingegangen waren, durch Abschnürung aus dem neuen Ma. ^'. iitätehe. Eine solche Annahme machten schon früher Engelmanu (157b) und Entz (1ST9) für die Neubildung der Mikronuclei im Allgemeinen. Selbst wenn Plate's Behauptung wirklich durch eingehendere Nachweise beleg-t wäre, was durchaus nicht der Fall ist — sie er- scheint nur als eine in wenig Sätzen sehr bestimmt vorgetragene Ansicht — verdiente sie kein Vertrauen, da für die Entstehung des neuen Mi. N. aus einem Theilstück des alten schon durch Bütschli und die meisten übrigen Forscher bei einer Eeihe Infusorien so überzeugende Beweise erbracht wurden, dass eine solche Abweichung ganz unwahrscheinlich ist Der im Heranwachsen begriffene neue Makronucleus scheint sich gegen Tiuctionsmittel gewöhnlich etwas eigenthümlich zn verhalten. Balbiani (1882; zeigte zuerst für P a r. B u r s a r i a , c a n d a t n m und S ty 1 o n y c h i a Mytilus, dass er sich anfänglich nicht oder doch nur sehr wenig larbt. Dies gilt bei den Paramaecien für alle heranwachsenden Mikronucleus- pruducte, also sowohl für diejenigen, welche sich nach Bü tschli" s Auf- fassung zu Ma. X., als für die, welche sich zu neuen Mikronuclei aus- bilden. Grub er nud Plate bestätigten dies für P. putrinum und Aurelia (V caudatum), Aime Schneider für Xyctotherus cordi- forniis (1887). Je mehr die zu neuen Makronuclei werdenden Kerne heranwachsen und ihre detinitive Structur erlangen, desto kräftiger lassen sie sich färben. Ob man deshalb mit Grub er und Plate annehmen darf, dass das Chromatin des zu Grunde gehenden alten Ma. X. allmählich vom Plasma aufgelöst und dem oder den neuen zugeführt werde, hake ich für sehr zweifel- haft. An und für sich ist solch" eine directe Auflösung und Uebertragung ziemlich unwahrscheinlich, da das Chromatin jedenfalls nicht als solches ge- löst werden kann; andererseits ist, wie oben dargelegt wurde, noch keineswegs entschieden, ob die Fragmente des abgestorbenen Ma. X. (wenigstens bei den Stylonychien) nicht ausgestossen werden und auch bei diesen Ciliaren findet man dieselbe Steigerung der TinctioDsfähigkeit am neuen Makronucleus. Wir lassen hier noch einige Angaben über Ciliaten folgen, bei denen die Neubildung des Makronucleus beobachtet, jedoch die Schicksale der i^Iikronuclei nicht eingehend fest- gestellt wurden. Bei Blepharismä lateritia sah Bütschli (iS'6) neben dem alten, zu Grunde gehenden ^Makronucleus in den Exconjuganten 2 lichte Körper aus 2 kleinen Mikro- nucleusspindeln hervorwachsen (66, Se). Am S.Tag nach derConjugation war der alte Mak-ronucleus verschwunden. Bei Nyctotherus cordiformis treten unter den Fragmenten des alten Ma. X. zwei lichte Kugeln auf, die allmählich sehr heranwachsen (Aime Schneider ISSl). Dieselben zeigen die Knäuelstructur, welcher oben schon für den neuen Ma. N. der Stylonychien gedacht wurde, ungemein deutlich (66, 5e\ Da sich auch Individuen mit nur einem derartigen Körper linden, ist wahrscheinlich, dass die beiden ursprünglichen durch eine Quertheilung der Thiere auf 2 Sprösslinge vertheUt werden. Die Grösse dieser neuen knäuelfbrmigen Makro- nuclei übenilfft schliesslich die des normalen Ma. N. beträchtlich. Schon Stein (1S6T) beob- achtete gelegentlich solche Thiere mit einem sehr grossen knäuelförmigen jungen Ma. N. tj6 , 5 d). Auch er hielt dieselben für Exconjuganten , beurtheilte sie jedoch insofern falsch . als er den knäueKörmigen Körper aus dem alten Ma. N. hervorgehen liess. Es kann keinem Zweifel unterliegen, dass der Körper, wie Schneider schon richtig betont, aus den IMikronucleusproducten entsteht. Sehr seltsam ist, dass Stein bei einem Theil dieser Thiere las gesammte Körperplasma um den neuen Ma. N. radiär strahlig bis zur Körperoberfläche fand. Dies ist um so auffallender, als bekanntlich sonst niemals, auch nicht bei der Theilung? Strahlung im Ciliatenplasma beobachtet wurde. 1628 Ciliata. Bei den Excoiijugautcii von Stcntor coeruleus sah Balbiani (ISGl und 1882), nachdem die Fragmente des alten Ma. N. gesch\yunden (s. oben v. 1618) sind, oder etwas früher (dies wird nicht genau angegeben)*) einen lichten kugligen Körper (eine sog. Placenta") auf- treten. Derselbe wächst rasch heran, wird hierauf durch eine mittlere Einschntirung zwei- gliedrig, dann vicrgliedrig und nimmt durch Auswachsen und Weiterschrciten der Gliederung schliesslich ßosenkranzform an. Bei Stentor Eoeselii soll der neue Ma, N. nach Bal- biani (1882) erst nach dem Verschwinden sämmtlicher Fragmente des alten sichtbar werden. Eigenthümlicher Weise erhalte er beim Auswachsen zunächst eine mehrglicdrige Bildung, ähn- lich wie der des St. coeruleus; erst allmählich gehe diese in die cylindrisch bandförmige über, welche dem normalen Ma. N. dieser Art eigenthümlich ist. Die Ncuentstchung des Ma. N. ohne Betheiligung des alten, jedoch in nicht näher fest- gestellter Weise, wurde bei Lionotus Fasciola von Entz (1879) ermittelt. c. Totale Conjugation der Vorticellinen. Die besondere Conjugationsweise der Vorticellinen wurde schon oben betont, auch unsere Meinung dargelegt, dass dieselbe aus der gewöhnlichen, partiellen Conju- gation hervorgegangen ist. Das Wesen des Vorgangs ist einmal, dass die zusammentretenden Thiere stets sehr uugleich gross sind und daher als Makro- und Mikrogonidie unterschieden werden; ferner dass die Vereinigung stets zu völliger Verschmelzung der Mikrogonidie mit der Makrogonidie führt. Als Makrogonidien functioniren bei allen Gattungen mit Ausnahme von Zoothamnium die gewöhnlichen Individuen. Wenigstens ergaben die seitherigen Beobachtungen keine Anzeichen, dass nur bestimmte Individuen normaler Grösse hierzu dienen. Dennoch weisen Engel- mann's Untersuchungen (1876) vielleicht auf etwas Derartiges hin. Bei Epistylis plicatilis coustatirte er nämlich, dass die Mikro- gonidien sich immer oder doch vorzugsweise mit solchen Individuen (Makrogonidien) vereinigten, deren Schwestersprössling durch Theiluug in Mikrogonidien zerfallen war. Dies dürfte wahrscheinlich machen, dass auch die Makrogonidien durch innere Besonderheiten ausgezeichnet sind, dass es solche Individuen sind, welche durch eine, bei der letzten, oder auch schon bei einer früheren Tb eilung aufgetretene Ungleichheit der Sprösslinge den besonderen Charakter von Makrogonidien erhielten. Nur bei gewissen Arten von Zoothamnium (Arbuscula Ehrbg., alternans CI. L. und den von letzterem jedenfalls wenig verschiedenen Z. niveum Ehrbg. und dichotomum Kent) zeichnen sich die Makrogonidien auch äusserlich durch besondere Grösse vor gewöhnlichen Individuen aus (74,2,Mg). EssinddieschonvonTrembley (1747)undEhrenberg(1838) bei Z. Arbuscula beobachteten B u 1 b i (Tr.) oder „knollenförmigen Individuen'' (Ehrbg). Ob sie den übrigen Zoothamnien ganz fehlen, bedarf genauerer Untersuchung. Die Makrogonidien sind, wie gesagt, auffallend gross , sie übertreffen die gewöhnlichen Individuen vielmal (5 — 6 Mal nach Greeff [1870J bei Zooth. alternans). Ferner be- finden sie sich, wenigstens wenn sie ihre volle Grösse erreicht haben, stets *) Nach den Angaben und Abbildungen von 1861 sind noch Fragmente des alten Ma. N. (sog. Eier) neben dem neuen vorhanden, wenn letzterer schon zweigliedrig geworden ist. Totale Goiijugation (Makrogonidien von Zoothamnium). 1G29 in zusammengezogenem Zustand, erscheinen daher knglig (knollig) mit geschlossenem Peristom. Sie sitzen entweder an der Basis der Zweige erster, oder auch derjenigen zweiter Ordnung. Im letzteren Fall finden sie sich daher auch im Verlauf der Zweige erster Ordnung. Stets stehen sie jedoch axillär. Daraus folgt, dass es Seitensprösslinge sind, welche sich nicht weiter theilten, sondern allmählich zu beträchtlicher Grösse heranwuchsen, wie schon Ehrenberg (1838) richtig bemerkte. Kent versichert, dass sie bei Zooth. alternans anfänglich Gestalt und Grösse der gewöhnlichen Thiere besässen. Auch der alte Trembley konnte schon beobachten, dass die „Bulbi" einige Tage nach der Grün- dung der Kolonie hervorwuchsen und nach 2 — 3 Tagen ihre volle Grösse erreichten. Dass nun diese grossen Individuen thatsächlich echte, zur Conjugation bestimmte Makrogonidien sind, unterliegt nach Stein 's Untersuchungen an Z. Arbuscula (1867, p. 131 — 33) keinem Zweifel, obgleich er seine Erfahrungen selbst nicht in diesem Sinne deutete. ObwoM schon Trembley das weitere Schicksal der Makrogonidien von Zootham- nium Arbuscula ganz richtig beobachtet hatte, wurden dieselben bis in die neueste Zeit für räthselhafte Gebilde erklärt. Dies scheint mir namentlich daher zu rühren, dass Ehren- berg (I83S) Trembley's Angaben unrichtig auffasste und ihre Bedeutung deshalb nicht betonte. Tr. beobachtete nämlich die Ablösung der Bulbi von der Kolonie, und erwies überzeugend, dass sie sich nach einigem Umherschwimmen wieder festheften und dann durch äusserst rasche, successive Theilung in kurzer Zeit eine neue Kolonie gründen. Dagegen beob- achtete er nie die Gründung einer Kolonie durch eines der kleinen gewöhnlichen Individuen ; er vermuthete daher, dass letztere nach ihrer Ablösung zu Grunde gingen. Bekanntlich hatte Tr. die Gründung neuer Kolonien durch abgelöste gewöhnliche Individuen bei Carchesium polypinum und schon 1744 bei Epistylis ümbellaria gut verfolgt. Wie bemerkt, konnte Ehrenberg Trembley's Beobachtung nicht bestätigen. Er scheint sie so ver- standen zu haben, dass die Makrogonidien sich auf dem Stock selbst rasch theilten, was er natürlich nicht finden konnte. Vollständig bestätigt wurden Trembley's Beobachtungen erst von Brightwell (1S4B). Da letzterer die jungen Kolonien nur bis zu 9 Individuen verfolgte, welche alle ziemlich gross waren, kam er auf die Vermuthung, dass Zoothamnium vielleicht eine Art Generationswechsel zeige, indem die grossen Thiete möglicherweise den Winter über im Schlamm ausharrten und wolil im folgenden Frühjahr Kolonien der kleinen erzeugten. Auch Claparede-Lachmann (1858 — 61) hielten es für wahrscheinlich, dass die Makrogonidien von Zooth. alternans zur Ablösung und Bildung neuer Kolonien be- stimmt seien. Endlich constatirten Engelmann (1875) und Forrest (1879) wiederum diesen Entwicklungsgang der Makrogonidien für Zooth. Arbuscula. Beide verfolgten jedoch die festgeheftete ]\Iakrogonidie nicht Aveiter und letzterer glaubte sogar (wohl in Anlehnung an Brightwell, dessen Arbeit er allein kannte), dass die Entwicklung zur Kolonie erst im näch- sten Frühjahr erfolge. Er machte verschiedene irrige Angaben über den Bau der Makro- gonidien, welche genauer zu verfolgen hier nicht der Ort ist. Kent (1881) beurtheilte die Makrogonidien, auf Forrest's Erfahrungen hin, ebenfalls als die Gründer neuer Kolonien und vermuthete schon, dass sie mit anderen Individuen copulirten. Er hatte nämlich einmal auf einer Kolonie von Zoothamnium alternans eigenthümliche Individuen beobachtet, welche er als die männlichen oder die Mikrogonidien deuten möchte. Diese Individuen waren viel länger und schmäler wie die gewöhnlichen und sehr stark geringelt. Mir scheint seine Vermuthung recht zweifelhaft; die Abbildung ist so ungenau, dass sich nicht einmal erkennen lässt, ob die betreifenden Anhänge wirklich Vorticellinen waren. Ich möchte vermuthen, dass es andere Organismen waren, welche sich auf der Kolonie angesiedelt hatten. 1(530 Ciliata. Dass jedoch die Makrogonidieu tliatsächlicli zur Conjugation befctimint sind , folgt aus Stein's Beo1)aclitungen (1867, p. 131) an Zootli. Arbuscula. Obgleich St. versichert, dass er an den untersuchten Kolonien nie die grösseren laioUenförmigen Thiere Eh renbe rg's gesehen habe, bemerkt er auf der nächsten Seite wörtlich Folgendes: „Die conjugirten Thierc kommen in der Regel ganz vereinzelt oder doch nur in geringer Zahl auf einem Stock vor ; man er- kennt sie, wenn auch kein äusseres Zeichen der Conjugation mehr vorhanden ist, sogleich daran, dasssiemerklichdickerundgrösscrals die gewöhn lieh enThieresindunddass sie beständig kuglig contrahirt bleiben." Hieraus dürfte doch sicher hervorgehen, dass eben diese conjugirten Thierc die von Stein vermisstcn grossen Individuen waren, ob- wohl sie nicht das ausserordentliche Yolum erreichten, welches mehrfach augegeben wird. Dies mag vielleicht damit zusammenhängen, dass die Kolonien, welche Stein unter- suchte, überhaupt etwas von denen Trembley's und Ehrenberg's abwichen. Weiterhin constatirte Stein, dass diese conjugirten Individuen sich bald ablösen und zu Gründern neuer Kolonien werden, also denselben Entwicklungsgang nehmen, welchen wir für die „Bulbi" kennen lernten. Dieser historische Abriss über die Makrogonidien der Zootham- nien, welcher in mancher Hinsicht recht lehrreich ist, scheint mir deren Bedeutung auch ohne neue Beobachtungen bestimmt zu erweisen. Natürlich ist die Möglichkeit nicht ausgeschlossen, dass die Makro- gonidien auch gelegentlich ohne Conjugation zu Gründern neuer Kolonien werden, sich auch parthenogenetisch entwickeln können. Die M i k r 0 g 0 n i d i en entstehen in zweierlei Weise ; bei V o r t i - cella microstoma, wie Engelmann (1876) feststellte, durch die oben (s. p. 1579) beschriebene Knospung. Damit stimmt überein, dass auch Stein (s. 1867, p. 116 — 117) und Andere bei Vorticella nie rosetten- förmige Theilung zu Mikrogonidien fanden ; Stein glaubte daher, dass die Mikrogonidien dieser Gattung theils gewöhnliche Theilsprösslinge, theils jugendliche Individuen sind (letztere Ansicht hat jetzt natürlich keinen Sinn mehr)*). Durch Knospung entstehen, wie früher beschrieben, auch die Mikrogonidien von Lagenophrys; die abgelöste Knospe vermehrt sich hier jedoch noch mehrfach. Stein (18GT, p. 126 — 27) vermuthet eine ähnliche Bildung zweier Mikrogonidien bei Cothurnia und Co thurniopsis, doch reichen die Beobachtungen bis jetzt nicht aus, um dies bestimmter zu behaupten. Bei der freischwimmenden Trichodina dürfte die Bil- dung von Mikrogonidien sehr wahrscheinlich wie bei den Vorticellen geschehen. Busch (1855'i beobachtete nämlich sichere Conjugationszustände der Tricho dina Pedi- culus, welche ganz wie die der übrigen Yorticellinen beschaffen waren. — Dagegen muss ich sehr bezweifeln, dass die Mikrogonidien der sogen. Epistylis simulans durch Knospung entstehen, wie Plate (ISSS) angibt. Seine Abbildung zeigt jedenfalls einen gewöhnlichen Theilungszustand ; auch findet die Mikrogonidienbildung bei Epistylis sonst allgemein durch rosettenförmige Theilung statt. Bei den übrigen Vorticellidinen, deren Mikrogonidienbildung bekannt ist, geschieht sie durch rasch wiederholte, successive Zweitheilung ge- wisser Individuen, durch sogen, rosettenförmige Theilung. Die Zahl der Theilungen beschränkt sich gewöhnlich auf 2 — 3, so dass ein Individuum in der Kegel 4 — 8 Mikrogonidien erzeugt (74, 7 a, mig). *) Zus. b. d. Corr. Dass Stein's Vermuthung richtig war, zeigte vor Kurzem Maupas (851), der bei 5 Yorticellenarten (darunter V. nebulifera) die Mikrogonidien durch gleich- hälftige Zweitheilung entstehen sah. Totale Conjugation (Bildung der Mikrogonidien). 1631 Selten scLcint deren Zalil grösser werden zu können; Stein (IS67) beübachtete dies gelegentlich bei Epistylis crassicollis; doch dürfte die Schilderung andeuten, dass diese reicheren Mikrogonidiengruppen aus der Theilung einiger am Ende eines Zweigs sitzen- der gewöhnlicher Individuen, welche nicht zur Stielbildung gelangten, hervorgingen. Im Princip wäre dies zwar dasselbe wie eine häufigere Theilung, da auch diese Gruppe von Individuen aus der Theilung eines Vorfahren entstand. Bei den einzelnen Arten scheint die Zahl der Mikrogonidien einer Eosette zu schwanken, bald 4, bald S zu betragen; auch 6 werden ge- legentlich angegehen. Manchmal scheiden die Mikrogonidien vor ihrer Ablösung- kurze Stielchen aus; schon Claparede und Lachmann, welche überhaupt zuerst die Rosetten bei Epistylis p 1 i c a t i 1 i s (4 — 8) beob- achteten, bemerkten dies einmal. Ich fand bei Carchesium poly- pin um je zwei der Mikrogonidien einer vierfachen Gruppe auf einem kurzen .Stielchen, welche daher nach der ersten Zweitheilung aus- geschieden worden waren. Auch die vier kleinen Theilsprösslinge, welche Stein (1867, p. 126) bei 0 p e r c u 1 a r i a i n f u s i o n u m (und ähnlich zuvor schon bei 0. Lichtensteinii) paarweise auf je 2 sehr kurzen zusammengehörigen Stielzweigen traf, sind in gleicher Weise zu benrtheilen. Besonderer Erwähnung bedarf, dass Stein (1867) auch bei Zoothamnium Arbuscula vierfache Rosetten auffand, wodurch die oben schon bezweifelte Beobachtung Kent's über die sogenannten männlichen Thiere des Zooth. altern ans noch unwahr- scheinlicher wird. Der Bau der Mikrogonidien ist, abgesehen von den Grössen- und äusseren Gestaltsverhältnisseu , durchaus der gewöhnlicher Thiere. Ich bezweifle daher auch sehr, dass ihnen bei Epistylis simulans (wohl sicher = Steinii AVrz.) der Mund und Schlund fehlt, wie Plate (1888) behauptet. Natürlich besitzen sie neben dem Ma. N. auch einen MiJ^ro- nucleus, wovon sichBalbiani undBütschli bei Carch. poly pinum überzeugten *). Wie gesagt, beobachteten schon Clapar. und La ehm. (1858) Mikrogonidiengruppen und ihre Ablösung; sie glauhten jedoch, dass diese Individuen zur Neugründung von Kolo- nien bestimmt seien. Erst Stein (1867) erwies ihre Bedeutung bei einer ziemlichen Zahl von Arten und widerlegte damit auch die früher allgemein verbreitete Ansicht, dass die totalen Conjugationen der Vorticellinen Knospungen seien. Die späteren Forscher bestätigten diese wichtigen Erfahrungen durchaus. Nachdem die Mikrogonidien unter Entwicklung eines unteren Cilien- kranzes frei wurden, suchen sie sich bald mit Makrogonidien zu verbinden. Die Mila'ogonidie, welche natürlich mit dem Unterende vorau- schwimmt, nähert sich der Seite einer Makrogonidie und kriecht auf dieser hin und her, ähnlich wie eine Trichodina auf der Oberfläche ihres AVirthes. Dabei zuckt die Makrogonidie häufig zusammen (Greeff, Balbiani), ohne dass die Mikrogonidie dadurch dauernd verscheucht würde. Es mag auch vorkommen, dass sie die erst gefundene Makro- ■•'■") Es ist eine unbegründete Angabe Balbiani 's (1SS2), dass ich 1876 den Mi. N. der Mikrogonidie geleugnet hätte. Maupas (851) fand ihn überall. 1632 ^il'ata. o gouidie wieder verlässt, wenigstens beobachtete ich dies nicht selten bei der freischwimmenden VorticeUa n. sp. (s. Lindner 781), Nach einiger Zeit tritt dauernde Befestigung an einer Stelle ein , wobei sich nach Greeff das Unterende der Mikrogonidie grubenförmig einziehen und wie ein Saugnapf functioniren soll. Bei Carchesi um polypinum sah Balbiani, dass die Mikrogonidie sich zunächst auf dem apicalen Stielende der Makrogonidie befestigt und an ihrer Anheftungsstelle ein äusserst feines Fädchen (Stiel) entwickelt. Dieses dient ihr zur Fixation bei den fortdauernden heftigen Stielcontractionen der Makrogonidie. Allmählich heftet sie sich jedoch am Unterende der Makrogonidie selbst fest und verschmilzt mit ihr. In diesem, wie in vielen anderen Fällen (speziell bei VorticeUa, Oarchesium und Trichodina) erfolgt die Vereinigung tief unten an der Makrogonidie in der Region des unteren Cilienkranzes, oder wenig höher, so dass man wohl sagen darf, dass die beiden Thiere mit ihren Bauch- seiten verschmelzen (13, 14a — b). Doch ist dies keineswegs immer so. Rees beobachtete, dass die Befestigung der Mikrogonidien bei Oarchesium polypinum gelegentlich auch weit oben geschehe. Bei anderen Arten (E p i s t y 1 i s , 0 p e r c u 1 a r i a , C o t h u r n i a) scheint die Verschmelzung in der mittleren Seitenregion der Makrogonidie, resp. über derselben, Regel zu sein (Stein 1867, Engelm anu 1876, Plate 1888). Weit oben er- folgt sie schliesslich stets bei Lagenophrys (Stein 1867, Plate 1886 und 1888). Die weitere Verschmelzung der Mikrogonidien bietet im Allgemeinen nicht viel Besonderes. Je mehr sie fortschreitet, desto mehr scheint das Peristom der Mikrogonidie zu Grunde zu gehen, so dass letztere schliess- lich als ein knospenartiger Zapfen ohne weitere Organisation anhängt. Derselbe verkleinert sich allmählich, indem sein Plasma in das der Makro- gonidie übertritt, bis schliesslich nur noch ein kleines kegelförmiges bis cylindrisches Anhängsel übrig bleibt. Auf dessen Oberfläche treten kurze, l)orstenaitige Auswüchse auf (Greeff, Everts, Engelmann, Bütschli), deren Bedeutung nicht sicher bekannt ist. Sie erinnern mich am meisten an den Zotteubesatz, welcher das Hintcrende gewisser Amöben auszeichnet (s. oben p. 121) und der von mir auf Wasserarmuth des Ectoplasmas an dieser Stelle zurückgeführt wird. Nach Greeff wird dieser borstige Rest der Mikrogonidien schliesslich abgestossen (73, 14c); auch Everts schliesst sich dem an , ohne die Abstossung selbst beobachtet zu haben. Besondere Verhältnisse will Stein bei der Verschmelzung der Mikro- gonidien von Epistylis crassicollis, plicatilis und Zooth. Arbus- cula (1867, p. 102, p. 134 und p. 133) beobachtet haben; die Mikrogonidie senke sich hier so tief in die Makrogonidie ein, dass nur ihr Oraltheil papillenartig vorspringe. Interessant ist auch, was Jickeli (1884) über die Verhältnisse bei Ophrydium versatile berichtet. Nach der Ver- bindung mit der Makrogonidie soll die Mikrogonidie bis zum Doppelten ihres ursprünglichen Volumens heranwachsen, worauf erst die Verschmelzung Totale Conjugation der Vorticellinen (Aeiissere Vorgäag-e; Verhalt, d. Ma. N.). 1633 eiotiete. Besonderes Interesse bietet die einmalige Beobachtung der Copulation zweier Mikrogonidien bei dieser Vorticelline (ebendort). Da die ziemlich häufige Vereinigung mehrerer Mikrogonidien mit einer Makrogouidie schon oben (p. 1609) erwähnt wurde, erinnern wir hier nur daran. Leider blieb das Schicksal solcher Zustände bis jetzt ganz un- erforscht. * Zus. h. d. Corr. Maupas (851) hebt neuerdings hervor, dass die Makrogonidie wäli- rend einer gewissen Zeit des Verschmelzungsactes ihr Peristom verschliesse und keine Nah- rung aufnehme. Nach Vollendung der Fusion erneuere sie die eingegangene adorale Zone, worauf das Peristom sich wieder öffne. Auch andere eigenthümüclie Erscheinungen am plasmatischen Körper der V. nehulifera beobachtete er. * Innere Vorgänge. Obgleich bis jetzt noch keine lückenlose Dar- stellung der Veränderungen an den I\rakro- und Mikrouuclei vorliegt, lassen die vorhandenen Untersuchungen doch erkennen, dass die Vorgänge denen der partiellen Conjugation durchaus entsprechen; am nächsten schliesen sie sich denen von Paramaecium putrinum und caudatum an. Wie schon seit alter Zeit bekannt ist (Stein 1867 und früher, Greeff 1870, Balbiani 1871, Engelmann 1875, Bütschli 1876 etc.), tritt kurz nach der Verbindung beider Thiere ein Zerfall der beiden Ma. N. ein, ganz in der für Paramaecium putrinum früher ge- schilderten Weise. Schon vor der totalen Verschmelzung ist dieser Process beendigt und die zahlreichen Fragmente beider Individuen finden sich schliess- lich alle in der Makrogonidie. Weitere Veränderungen treten an ihnen nicht auf; daher hielt es Büts chli schon 1876 für sehr wahrscheinlich, dass sie an der Reconstitution des neuen Ma. N. nicht theilnehmen. Dieser Auffassung schloss sich Balbiani (1882) an, welcher früher (1875) den neuen Ma. N. aus der Wiedervereinigung der nicht zur Eibildung ge- kommenen Fragmente entstehen Hess. Auch Maupas (783) vertritt die Ansicht, dass die Fragmente wie bei den Paramaecien schliesslich zu Grunde gehen. Beide Forscher lassen dies natürlich durch Resorption geschehen, wovon ich aus früher dargelegten Gründen nicht ganz über- zeugt bin. Auch Engelmann Hess den neuen Makronucleus einfach durch successive AViederver- einigung der Fragmente entstehen (1876), wozu er genöthigt war, weil er das Vorkommen von Mi. N. für sehr selten hielt und deshalb nicht auf sie achtete. Auf demselben Standpunkt stehen Rees (1877) und Entz (1879), ohne entscheidende Beweise zu bringen. Auch R. hält die Mi. N. der Vorticellinen für selten und glaubt, dass die Vorgänge wesentlich verschieden verlaufen, je nachdem solche vorlianden sind oder nicht. Er sah nur einmal etwas undeutliches von einer Mikronucleusspindel. Endlich beharrt Plate (1S88) für die sogen. Epistylis simulans, welcher der Mi. N. angeblich fehle, bei derselben Auf- fassung. Dagegen entwickelt er für Lagen ophrys die Ansicht, deren bei Param. putrinum oben schon gedacht wurde. Die Nucleusfragmente sollen bald gar nicht, bald zum Theil , bald sämmtlich am Aufbau des neuen Mi. N. theilnehmen. Wir müssen diese Meinung, wie die Betheiligung der Fragmente am Aufbau des Ma. N. überhaupt, bekämpfen. Die angebliche Variabilität bei Lagenophrys halte ich, wie die des Paramaecium nur für das Resultat ungenügender Beobachtungen und üeberlegungen , welche in unverstandenen und B r 0 u n . Klassen des Tkier-Keichs. Protozoa. 103 1634 Ciliata. unaufgelilärten Zuständen sofort etwas Besonderes erblicken , statt sich von der altbewährten Regel leiten zu lassen, dass Gesetzmässigkeit gerade in so fundamentalen Dingen zu er- warten ist. Leider wurden die wichtigen Veränderungen der Mi, N. bis jetzt noch wenig aufgeklärt. Balbiani (1875) hat das grosse Verdienst, in der Mikrogonidie zuerst 2 Mi kr ouuc le ns spindein nachgewiesen zu haben, während Engel mann (lö76) nichts von solchen bemerkte. Bütschli beobachtete unabhängig von Balbiani gleichfalls gelegentlich 2 Spindeln in der Mikrogonidie, welche nach der Verschmelzung in der Makro- gonidie aufgefunden wurden, wie auch Balbiani gezeigt hatte. Letzterer schloss aus seinen Untersuchungen, dass der Mi. N. der Makrogonidie überhaupt keine Veränderungen erfahre. Auch Bütschli konnte denselben nicht weiter verfolgen. — Nochmalige Vergleichung meiner alten Skizzen lässt mich glauben, dass ich doch einmal eine in Theilung begriffene Mikronucleusspindel in der Makrogonidie gesehen habe (neben einer ähnlichen in der Mikrogonidie), dass sich demnach auch der Mi. N. der ersteren theilt. Diese, wegen der Analogie mit den Vor- gängen bei der partiellen Conjugation sehr wahrscheinliche Annahme hat Maupas direct erwiesen. * Zus. b. d. Corr. Er berichtet nämlich neuerdings kurz (851), dass er bei einigen VorticeUen (besonders V. monilata) und Carchesium polypinum die Theilung des Mi. N. der Makrogonidie zu 4 , die des Mi. N. der Mikrogonidie zu 8 Spindeln ver- folgt habe. Von diesen gehen, wie es früher für die partielle Conjuga- tion geschildert wurde, alle zu Grunde, bis auf je eine der beiden Goni- dien. Die beiden restirenden Spindeln theilen sich hierauf nochmals, doch in solcher Lage und Weise, dass das eine ihrer Theilproducte in die Makrogonidie, das andere in die Mikrogonidie gelangt. Die beiden Spindeln der letzteren gehen dann zu Grunde, während die der Makro- gonidie copuliren. Erst nachdem dies geschehen , fliesst das Plasma der Mikrogonidie mit dem der Makrogonidie zusammen. * Nach völliger Vereinigung der Conjuganten treten zwischen den Nucleusfragmenten einige kuglige lichte Körper (Kerne) auf. Stein erklärt dieselben bei Vorticella für die Keimkugeln, aus -welchen später die Em- bryonalkiigeln (parasitische Sphaerophryen) entständen. Balbiani hielt sie (1875) für Eier; Engelmann (1875) Hess durch ihre successive Verschmelzung unter einander und Ver- einigung mit den Nucleusfragmenten den neuen Ma. N. entstellen. Letztere Auffassung ver- trat auch Eees (1877), ebenso endlich PJatc für Epistylis und Lagenophrys noch 1886 und 1888. Alle genannten Forscher, mit Ausnahme von Balbiani (1882) und Plate (für Lagenophrys 1888), Hessen die lichten Kugeln durch Auswachsen von Makronucleusfragmenten entstehen. Erst Bütschli (1876) erklärte dies für ganz unwahrscheinlich, da die Analogie mit den Vorgängen bei Paramaecium zeige, dass es Mi. N.-producte sein müssten, wenn auch der directe Beweis hierfür bei den Vorticellinen noch nicht erbracht sei. * Jetzt hat Maupas (851) direct erwiesen, dass sie durch fortge3etzte Theilung des copulirten Mi. N.-Products ent- Totale Coiijugation der Vorticellidinen (Innere Vorgänge). 1635 stehen (Zus. b. d. Corr.) *. Die Zabl der Kugeln fand B. am grössten bei C a r c h e s i u m p o 1 y p i n u m , nämlich 1 5 ; bei Vorticella nebuli- fera hingegen nie mehr wie 7. Auch in ihrem Bau gleichen die Kugeln den Mikronucleusproducten der Paramaecien sehr, da ihr Centrum ge- wöhnlich einen kleinen dunklen Binnenkörper enthält, w^elcher von einem hellen Hofe (Bläschen) umschlossen wird. Eine Membran ist deut- lich nachweisbar. Sie tingiren sich mit Karmin stets kräftig. — Man findet nun aber bei den beiden erwähnten Arten auch Individuen, welche weniger Kugeln enthalten. Dabei zeigt sich, dass sie um so grösser werden, je geringer ihre Zahl ist. Beobachtet wurden sehr häufig Thiere mit 7, 4, 3, 2 und schliesslich nur einer Kugel. Finden sich 3—4 oder weniger, so wird ihre Grösse erheblicher und der Binnenkörper schwindet; überhaupt nehmen sie dann mehr und mehr die Be- schaffenheit eines gewöhnlichen Makronucleus an. Auf welche Weise die Zahl der Kugeln sich verringert, konnte Bütschli bei dem stockbildenden Carchesium polypin um erkennen. Es zeigte sieb, dass eben aus der Theilung hervorgegangene Paare (mit kurzen Stielen) gewöhnlich Summen solcher Kugeln enthielten, welche sich gegenseitig ergänzten, so 7 + 7, 3 + 4, 2 + 2 + 2 (3 Thiere aus suc- cessiver Theilung). Es blieb daher kein Zweifel, dass die Verringerung hauptsächlich auf fortgesetzter Theilung der Individuen beruht. Dass dies auch bei Vorticella der Fall ist, erweist eine Beobachtung Engelmann 's (1876), welcher die Theilung einer Vorticella microstoma mit 4 Kn^eln zu 2 Thieren mit je zweien direct verfolgte. Dazu gesellt sich ferner, dass nie irgend etwas bemerkt wurde, was auf eine Verschmelzung von Kugeln hindeutete, die zwar von Engelmann, Rees und Plate behauptet, jedoch in keiner Weise erwiesen wurde. Natürlich ist nicht ausgeschlossen, dass die Zahl der Kugeln auch durch Zugruudegehen ein- zelner verringert wird, da wir dergleichen bei der partiellen Conjugation verbreitet fanden. Dennoch scheint dies wenig wahrscheinlich, da die ursprüngliche Zahl (15) bei Carchesium auf die Descendenten ziemlich ^ genau zu verfolgen war. Schliesslich restiren also Thiere, welche nur einen grossen lichten Körper, den neuen Ma. N. , neben einer Anzahl Fragmente des alten enthalten. Auch die Fragmente nehmen durch die fortgesetzte Theilung natürlich fortwährend an Zahl ab. Der neue Ma. N. ist, wie gesagt, meist ein kugliger bis ellipsoidischer, ziemlich lichter Körper. Stein beobachtete ihn schon hei einer Reihe stockbildender Vorticellidinen, und deutete ihn entsprechend seiner Ansicht über den neuen Ma. N. der Stylonychicn als eine sog. „Placenta", welche die Keimkugeln in sich entwickle und später ausscheide. Als solche Keimkugeln galten ihm die Fragmente des alten Ma. N. , wenn sie noch vorhanden waren. Bei Zoothamnium und Epistylis (1867, p. 132 ff.) glauhte er die Keiuikugeln schon in der Placenta zu bemerken; dies können nur Binnenkörper gewesen sein (Nucleoli)^ welche sich frühzeitig im neuen Ma. N. hervorbildeten. Gewisse Beobachtungen Stein 's über die sogen. Placenten unterstützen die oben dargelegte Ansicht über die Vermin- derung der neuen Ma. N. durch Theilung. Bei Zoothamnium Arbuscula lösen sich be- 103* 1680 Ciliata. kanntlicb die copulirten Makrogouidien ab und gründen neue Kolonien. Stein beobachtete nun, dass die Individuen (bis 8) solch" junger Stöcke statt eines Ma. N. eine sog. Placenta, häufig jedoch deren zwei enthielten. Ganz ähnliches bemerkte er an jungen Stöcken (bis 4 In- dividuen) von Ei^istylis plicatilis. Er meint nun, dass solche Stöcke von einer be- fruchteten Makrogonidie , welche eine Placenta enthielt, gegründet wurden, indem sich diese Placenta bei jeder Theilung gleichfalls theilte. Die Individuen mit 2 Placenten glaubt er als Vorbereitungsstadien zur Theilung auffassen zu dürfen. Mir scheint die Ansicht viel wahr- scheinlicher, dass die Gründer solcher Stöcke noch zahlreiche neue Ma. N, (Placenten) enthielten und diese auf ihre Nachkommen vertheilten. Dass daneben auch isolirte Einzel- thiere mit nur einer Placenta vorkommen , erklärt sich für Epistylis leicht aus der Ablösung der befruchteten Makrogonidie auf verschiedenen Stadien (Generationen); bei Zootham- nium dagegen so, dass zuweilen einzelne Individuen junger Stöcke sich wieder ablösen und neue gründen. Wenn die Zahl der neuen Ma. N. auf drei oder weniger gesunken ist, beobachtete Bütschli zuerst wieder einen deutlichen Mi. N. Woher derselbe stammt, blieb bis jetzt unentschieden. B.'s ursprüngliche, auf Balbiani's Angaben gegründete Verniuthung, dass es der unveränderte Mi. X. der Makrogonidie sei, besitzt heutzutage keine Berechtigung mehr. Wir können den neuen Mi. N. nur aus einem der durch Theilung ent- standenen Mikronucleusproducte ableiten. In dieser Hinsicht verdienen die eigenthümlichcn Zahlenverhältnisse der zu neuen Ma. N. hervorwachsenden Mikronucleusproducte unser Interesse. Statt der zu vermuthenden 16 fanden wir bei Carchesium polypinum nur 15, statt der 8 bei Vorticella nebulifera 7; statt S -{- 7 nach der ersten Theilung der befruchteten Makrogonidie von Carchesium poly- pinum 7 -}- 7. Unter diesen Umständen fragt es sich, ob diese von den zu erwartenden abweichenden Zahlen nicht darauf beruhen, dass einzelne der Mikronucleusproducte schon zu einem neuen Mi. N. verkleinert und verdichtet waren, welcher unter der Menge der Nucleus- fragmente nicht aufgefunden wurde. * Zus. b. d. Corr. Maupas (851) bestätigt diese Yermuthung für Vort. nebulifera und einige weitere Arten, sowie Carchesium polypinum. Eines der 8 Theilproducte des copulirten !Mikronucleus bleibt klein und wird zum neuen Mi. N. , die 7 anderen erfahren die von uns geschilderte Weiterentwicklung. Mp. berichtet jedoch abweichend, dass auch bei Carch. polypinum nur 8 Theilproducte des Mi. N. entstünden, während ich nach meinen Erfahrungen bestimmt auf 16 schliessen muss. Doch ist die Möglichkeit von Variationen natürlich nicht ausgeschlossen. * Der letzte Schritt der Reorganisation besteht endlich in dem Aus- wachsen des neuen Ma. N. zur normalen, bandförmigen Gestalt. d. Bedeutung der Conjugation. Es scheint unnöthig, die früheren Ansichten über die Auffassung der Conjugation eingehender darzulegen, da dies im historischen Abschnitte schon ziemlich ausführlich ge- schah. Nicht unerwähnt kann jedoch bleiben, dass Kent in seinem gerühmten Manual (601, 1880 — 82) noch auf Stein's Standpunkt von 1867 stehen blieb. Bekanntlich ge- langten Bütschli und Engelmann ziemlich gleichzeitig (1875) zur Ansicht, dass die Conjugation im Wesentlichen in einer Erneuerung des Makronucleus bestehe. Aus den vorläufigen Mittheilungen Bütschli's (März 1875, Juli J875) ging mit Bestimmtheit schon dreierlei hervor. 1) Dass die sogen. Samenkapseln der Ciliaten keine solchen sind, sondern Kernspindeln, und dass also die sogenannten Nucleoli wirkliche Zellkerne sind (schon 1. MittheilungX 2) Dass im Laufe der Conjugation eine theilweise oder völlige Neu- bildung des Makronucleus stattfindet. 3) Dass weder eine Fortpflanzung durch Eier noch durch Embryonen im Gefolge der Conjugation auftritt, die Conjuganten vielmehr zur normalen Be- Totale CoDJug. d. Yordcellidineii. Bedeutung der Conjugation. 1637 schatfeaheit zurückkehreu und sich durch lebhaftes Theiluugsvermögen auszeichnen. Erst in der Hauptarbeit (1S76) wurde dagegen schärfer und allgemeiner erkannt, dass der neue Makro- nucleus aus einem Theil des alten Mikronucleus hervorgehe, oder dass doch ein so entstan- dener neuer Theil dem alten Ma. N. (oder einer erhaltenen Partie desselben) zugeführt werde. Engelmann (dessen holländische Publication August 1S75 erscliien, die deutsche dagegen 1S"6), beharrte bei der Ansicht, dass der neue Makronucleus sich aus den Fragmenten des alten reconstruire. Dies erfolge bei den Ciliaten, welche einen Mikronucleus besitzen, nachdem dieser einen befruchtenden Einfluss auf die Nucleusfragmente ausgeübt habe. Zu diesem Behufe würde auch bei der Conjugation stets eine Mikronucleusspindel ausgetauscht, was Engelmann wahrscheinlich zu machen suchte. Natürlich blieb er den Beweis einer Befruchtung der Nucleusfragmente schuldig; höchstens konnte dafür seine irrige Meinung angeführt werden, dass die Mikronucleusspindeln schliesslich sämmtlich verschwänden. Ueberhaupt scheint die Annahme einer Befruchtung durch den Mi. N. aus den Theorien Balbiani's und Stein's in die E.'s herübergenommen zu sein. Dies geht deutlich aus der Stelle (p. 630) hervor, wo E. diese Thätigkeit des Mi. N. durch die Bemerkung zu stützen sucht, dass die Structuren der Spindeln doch sehr an „Spermatozoenbildungen" erinnerten. Engelmann gelangte daher zu der Ansicht, welche gleichzeitig auch 0. Hertwig*) an- gedeutet hatte: dass der Mikronuucleus ein männlicher, der Makronucleus ein weiblicher Kern sei, also beide zusammen eigentlich einem gewöhnlichen Zellkern entsprächen. Bei den Cüiateu, welchen nach Engelmann 's Ansicht der männliche Mi. N. fehle, so namentlich den meisten Vorticellinen, erblickte er die Befruchtung in der Vermischung und schliesslichen Vereinigung der Fragmente beider Ma. N. In der Bildung von Makro- und Mikrogonidien spreche sich eine zeitweilige Geschlechtsdifferenzirung (auch der Ma N.) aus. Das Resultat des Vorgangs bezeichnete E. schliesslich als eine „Reorganisation" des Individuums oder der Zelle. Bütschli sprach sich in seiner Hauptschrift insofern ähnlich aus, als auch er in dem Vorgang eine Reorganisation, oder wie er sich ausdrückte, eine Verjüngung des Individuums erblickte. Eine befruchtende Einwirkung des sog. Nucleolus (Mi. N.) war für ihn ausgeschlossen, da er die Bestimmung der Mikronucleusproducte als Er- zeuger der neuen Makro- und Mikronuclei wohl erkannt und in einer Reihe Fälle erwiesen hatte, dass der alte Ma. N. vollständig schwindet. Von einem regelmässigen Austausch gewisser Mikronucleusproducte konnte er sich nicht überzeugen. Andererseits vertrat je- doch auch B. energisch die Ansicht, dass der Conjugationsact dem Befruchtungsvorgang der Ei- und Samenzelle direct entspreche. — In der theilweisen oder völligen Elimination des alten Ma. N. glaubte er eine Analogie mit der Richtungskörperbildung der EizeUe er- blicken zu dürfen und verglich auch schon den Mi. N. mit dem Kern der Spermatozoen , von welchem er es für sehr wahrscheinlich hielt, dass er bei der Befruchtung den Eikern ebenso zu ersetzen habe, wie der Mi. N. den Ma. N. bei der CUiatenconjugation (s. 1876, p. 21S d. S. A.'s). Bütschli suchte demnach schon Conjugation und Befruchtung sogar in ihren feineren Vorgängen zu parallelisiren. Der Vorwurf, welcher ihm 1SS2 von Balbiani ge- macht wurde, dass er den Conjugationsact als etwas ganz besonderes („eine Verjüngung") dar- gestellt und die geschlechtliche Bedeutung desselben im Sinne einer Befruchtung nicht an- erkannt habe, war daher hinfällig (s. hierüber 661—62). — Balbiani trat gegenüber seiner früheren Auffassung in dieser Schrift (1SS2) energisch für die Analogie des Conjugations- vorgangs mit der Befruchtung ein , und erblickte das Wesentliche dabei in dem Austausch zweier Mikronucleusspindeln, welcher allgemein angenommen, jedoch nicht erwiesen wurde. Daher schloss er sich auch der Engelmann-Hertwig'schen Auffassung der Mi. N. als männliche, der Ma. K. als weibliche Kerne an. Es hätte nun nahe gelegen, dass doch zwischen diesen männlichen und weiblichen Kernen , speciell zwischen dem ausgetauschten männlichen und dem weiblichen, eine Vermischung eintreten müsse, wofür ja schon Engel- mann plädirt hatte. Doch nimmt Balbiani nichts Derartiges an. Das weitere Schicksal der angeblich ausgetauschten Mikronucleusspindel blieb ihm verborgen; er war geneigt anzu- nehmen, dass sie zum neuen Mi. N. werde. *) Morph olog. Jahrbuch Bd. I, p. 386 Anm. 1638 Ciliata. Neuere Untersuchungen traten der Frage näher, ol) bei der Conjugation nicht eine Vermischung oder Copulation der Mikronucleusproducte stattfinde. Wir glauljten uns oben dahin aussprechen zu müssen, dass der von Grub er angenommene Siibstanzaustausch zwischen 2 oder mehr Mikronuclcusspiudeln keine Begründung besitzt. Dagegen schenkten wir Maupas' Angaben grösseres Vertrauen, wonach auf einem gewissen Stadium paar- weise Copulation der Mikronucleusspindehi der Conjuganten stattfindet und demzufolge sowohl der neue Ma. N. wie der neue Mi. N. Abkömmlinge eines copulirten Kernes sind. Etwas eigenthümlich erscheint unter diesen Umständen nur die Erscheinung, dass in ge- wissen Fällen (Param. Bursaria, Euplotes Charon) der neue Ma. N. nochmals mit dem alten oder einem Theil desselben copulirt. Maupas vergleicht die 2 erstmaligen Thci- lungcn des oder der Mi. N. (bei Euplotes Patella sind es jedoch nach ihm 3) mit der zweimaligen Theilung des Eikerns bei der Eichtungskörperbildung und man kann dem wohl zustimmen. Die bis auf eines verschwindenden Theilproducte wären demnach den Kernen der Eichtungskörper zu analogisiren. Die hierauf eintretende nochmalige Theilung des zur Copulation bestimmten Kerns hat nur die Bedeutung, die kreuzweise Copulation zu ermög- lichen. Ganz unerklärt bleibt vorerst die Thatsache, dass von den späteren Theilproducten des copulirten Kernes häufig wieder ein Theil zu Grunde geht. Obgleich, wie gesagt, über die Maupas'schen Untersuchungen ein genügendes Urtheil vorerst nicht abzugehen ist, würde ihre Bestätigung den Conjugationsact weit inniger mit den Copulations- und Befruchtungserscheinungeu verbinden, als dies seither der Fall war. Ich bin des- halb auch sehr geneigt, namentlich die Eichtigkeit der Copulation der Mikronucleusproducte anzunehmen. Schon oben suchten wir wahrscheinlich zu machen, dass der Conjugationsact der Ciliaten aus der Copulation der niederen Protozoen hervorging, eine Ansicht, welche auch Grub er (188G) vertrat. Gegen eine solche Auffassung äussert sich Plate (1886 und 88), welcher in der Conjugation eine „Vorstufe der Sexualität", d. h. der Copulation mit Verschmelzung der Kerne der Copulanten, erblicken will. Dies beruht nur darauf, dass Plate jeden Austausch und eine Copulation von Kernen bei der Conjugation völlig leugnet; auf Maupas' Mit- theilungen nimmt er keine Eücksicht. Angesichts dieser , welchen mehr zu vertrauen ich alle Ursache habe, glaube ich auf Plate 's Meinung nicht näher eingehen zu müssen. Schon bei Besprechung der Conjugationsbedingungen wurde dargelegt, dass die neuereu Erfahrungen Bütschli's Ansicht über den Werth der Conjugation im Leben der Ciliaten be- stätigten. Die Conjugation tritt demnach als Abschluss einer längeren Theilungsepoche auf, gegen deren Ende die Energie der Lebensäusserungen entschieden sinkt und sie bewirkt, dass sowohl die Functionen der Assimilation, wie die des Wacbsthums und der Theilung wieder gesteigert werden. Da wir als wesentlichsten inneren Vorgang bei der Clonjugation die Eeorga- nisation, resp. den völligen Ersatz des Ma. N. fanden, welcher, wenn wir Maupas zustimmen, durch ein copulirtes Mikronucleusproduct geschieht, so können wir nicht zweifeln, dass die Steigerung der Lebensenergie in der Hauptsache auf dem Ersatz des Ma. N. und der Mi. N. beruht. Dabei ist zu unterscheiden, dass der Ersatz der Ma. N. gewöhnlich ein totaler, der der Mi. N. nur ein durch Copulation bewirkter, theilweiser ist. Es unterliegt keiner Frage, dass die Conjugation ein Vorgang ist, ohne dessen Eintreten die Ciliaten aussterben würden, ähnlich wie die Metazoen ohne die geschlechtliche Fortpflanzung. Dieser Auffassung widersprach neuerdings Grub er im Anschluss an Weismann's Theorien über die Bedeutung und Entstehung der geschlechtlichen Fortpflanzung und ihrer Vorläufer, der Copulation und Conjugation der Einzelligen. Gr. will daher annehmen, dass die eigentliche Bedeutung der Conjugation und Copulation in der Vermischung der sog. Keim- plasmen*) zweier Individuen bestehe, ,, worauf die Variabilität und damit auch die Möglichkeit der Artbildung begründet ist". Eine solche Ansicht hat selbst Weismann nie ausgesprochen; *) Unter Keimplasma soll mit Weismann diejenige Substanz der Kerne (bei den Infu- sorien also der allein copulirenden Mikronuclei) bezeichnet werden, welche die besondere morphologische Ausbildung der Zelle oder des Infusors bedinge und sie daher bei der Theilung auch auf die Nachkommen übertrage. Bedeutung- der Conjugation. 1639 seine Meinung geht, wenn ich ihn recht verstelle, dahin, dass durch Vermischung der beson- deren Eigenschaften zweier Individuen neue Variationen am Copulationsproduct hervorrufen würden. Auch letzterer Ansicht kann ich jedoch, wenigstens für die Einzelligen, nicht zustimmen. Soweit ich die Frage nach dem Ursprung der Variabilität und der Wirkung der Kreuzung ver- folgt habe, ist die Vereinigung der Eigenschaften der copulirenden Individuen keineswegs eine Quelle erhöhter Variabilität, sondern im Allgemeinen ein Ausgleich der Besonderheiten beider Individuen, häufig unter Abschwächung derselben. Würden Einzellige mit identischen Keim- plasmen coiDuliren — und jedenfalls sind die Keimplasmen der ersten Nachkömmlinge einer Sy- zygie so gut wie gleich — so ist nicht einzusehen, wie durch Vereinigung von Gleichem mit Gleichem Abänderung entstehen soll. Erst wenn unter den äusseren Einflüssen Veränderungen des Keimplasmas entstanden sind, können diese in der Zygote vermischt werden. Solche Veränderungen des Keimplasmas bedürfen jedoch bei den Einzelligen keiner Copulation, um ihre umgestaltenden Einflüsse auf das ganze Individuum zu äussern, sie müssen dies direct tliun, wie auch die Weis mann 'sehe Theorie für die Urorganismen annimmt. Es ist daher gar nicht einzusehen, dass, wie Gruber behauptet, die Variation und Artbildung an die Copu- lation geknüpft sei; höchstens könnten die Variationen dadurch etwas complicirter werden, häufig jedoch auch verwischter. Bei den Heteroplastiden mit geschlechtlicher Fortpflanzung entstehen die Variationen durch Abänderungen an den Geschlechtsproducten *), den Ei- und Samenzellen, da ich mit Weis mann vollkommen übereinstimme, dass Veränderungen, welche an den übrigen Zellen des höheren Organismus durch äussere Einflüsse bewirkt werden, nicht auf die Nachkommen über- tragbar sind. Ich stimme der Theorie von der Continuität des Keimplasmas um so über- zeugter bei, als ich schon 1876 zu derselben Auffassung gelangte, im Gegensatz zur Pan- genesis Darwin 's, und dies auch andeutend bemerkte. Ich hob nämlich zur Erklärung der Uebereinstimmung zwischen Phylogenie und Ontogenie folgendes hervor. „Es ist dies diese Uebereinstimmung) von vornherein um so mehr eine annehmbar scheinende Vorstellung, da *) Dies leugnet zwar Weismann sehr bestimmt (,s. „üeber die Bedeutung der sexuellen Fortpflanzung für die Selektionsthcorie". Jena 1SS6), wie ich jedoch glaube, mit Unrecht und ohne genügende Gründe. Für die niederen Einzelligen gibt er zu, dass die äusseren Einflüsse Variationen hervorrufen, welche bei der Theilung auf die Nachkommen übergehen; dagegen bestreitet W. , dass durch directe Einflüsse auf die Geschlechtszellen der Heteroplastiden ver- erbliche Variationen entstehen könnten. Denn gäbe er dies zu, so wäre ja seine ganze Hypo- these über die Bedeutung der sexuellen Fortpflanzung unnöthig, was denn auch meine Ansicht von ihr ist. Seine Gründe beweisen jedoch, wie gesagt, nichts; denn dass sich Ibis und Krokodil seit der Pharaonenzeit nicht veränderten, kann doch unmöglich als Grund gegen die Abänderungen des Keimplasmas unter dem Einfluss äusserer Veränderungen angeführt werden. Bekanntlich pflanzen sich diese Thiere sexuell fort; haben sie sich daher thatsäch- lich nicht verändert, so spricht dies ebenso sehr gegen die Weismann'sche Lehre von der Be- deutung der sexuellen Fortpflanzung wie gegen meine Ansicht, jedenfalls aber entschie- dener gegen die erstere. Wie gesagt, können diese Beispiele überhaupt nicht in der von Weis mann versuchten Weise verwerthet werden, denn dass gewisse Formen in langer Zeit stabil blieben, beweist nichts für oder wider gewisse Ursachen der Variation, son- dern kann höchstens gegen die Veränderlichkeit der Arten überhaupt angeführt werden, wie es auch häufig geschah. Weismann behauptet dann ferner, dass parthenogenetisch sich fort- pflanzende Arten keine vererblichen Abänderungen hervorbringen könnten; doch werden Be- weise für diese Behauptung nicht beigebracht. Ich kann sie auch keineswegs für richtig halten und füge dem auf Iblg. p. darüber Bemerkten noch zu, dass die bekannten Thatsachen aus der Lebensgeschichte zahlreicher Aphiden, wo mehrere verschieden gebaute parthenogenetische Generationen, deren Ditferenzen schon am Embryo deutlich ausgesprochen sein können, auf- einander folgen, jedenfalls nur durch Abänderungen des Keimplasmas parthenogenetischer Eier erklärlich werden, üebrigens düifte sich die directe Abänderungsfähigkeit des Keim- plasmas genügend auch mit Hülfe der vererblichen Missbildungen erweisen lassen. I X640 Ciliata. das zur Entwicklung sich anschickende Ei ja nichts weiter vorstellt, als eine der Zellen seines Mutterorganismus, ein kleines Theilproduct der Eizelle, aus der dieser Mutterorganismus früher selbst hervorgegangen war, und das nach einer gewissen liuhepause eine neue Phase der Entwicklung beginnt*'*). Berücksichtigt man, dass diese Sätze in einer Schrift stehen, welche lebhaft für die Variationen im embryonalen Zustand eintritt und daraus die Cenogenie und den Grad der Verlässlichkeit der Ontogenie für die Phylogenie zu erörtern sucht, so wird man zugeben, dass der 'Verfasser in den obigen Sätzen seine Ansicht von der Continuität des sogen. Keimplasmas anzudeuten versuchte; denn die betreffenden Sätze hätten gar keinen Sinn, wenn ihr Autor nicht davon überzeugt gewesen wäre, dass vererbliche Variationen nur von den Abänderungen der Keimzellen ausgehen. Mit der Anerkennung, dass die vererblichen Variationen der höheren Organismen auf der Abänderung des sogen. Keimplasmas beruhen, ist jedoch nicht bedingt, dass die Varia- tion durchaus der Copulation bedarf, um im entwickelten Organismus zur Erscheinung zu gelangen. Parthenogenetische Eier sind ebenso der Variation fähig und bei Abtheilungen, wo diese Erscheinung eine grosse Rolle spielt (z. B. bei den Distomeeu) ist dies gewiss nicht auszuschliessen. Dass natürlich die Variationen des männlichen Keimplasmas der Hetero- plastiden nur durch Copulation zum sichtbaren Ausdruck im entwickelten Organismus ge- fl langen können, ist klar, ebenso wie dies in der Eegel auch für die der weiblichen Keimzellen gilt. Damit aber ist keineswegs gesagt, dass die Copulation überhaupt nur deshalb entstanden sei, wie dies schon vorhin für die Einzelligen dargelegt wurde. Viel eher wäre mit Nägel i und Hatschek**) das gerade Gegentheil anzunehmen: dass nämlich die Copulation einen Ausgleich der verschiedenen Abänderungen der Einzelindividuen bewirke, wodurch die specielle Orga- nisation der Art erhalten bliebe. Wie gesagt, führen aber gerade die Erfahrungen über die Infusoricnconjugation dazu, in der Copulation und Conjugation einen Vorgang zu erkennen, welcher die Erhaltung des Lebens überhaupt garantirt. Grub er wendet gegen eine solche Auffassung noch ein, dass viele Protozoen sich ohne Copulation unbeschränkt vermehren könnten. Wir haben schon früher (p. 1597) dargelegt, dass wir diese Meinung für eine trügerische halten. Auch ist zu beachten, dass die Zeiträume, bis Erschöpfung und das Bedürfniss der Copulation eintritt, bei manchen Protozoen wohl recht lang sein können. Die fast unbegTenzte Vermehrung gewisser höherer Pflanzen durch Stecklinge etc. ist in dieser Beziehung auffallend genug, ja so sehr, dass man versucht ist daran zu denken, es könnten hier Erscheinungen verborgen sein, welche einen Ersatz leisten. Grub er wendet weiter ein, es sei eine undenkbare Annahme, dass die Natur Uebel- stände eingeführt habe, um sie durch ein Eemedium (die Conjugation) wieder zu heben. Diese Auffassung geht von der Vorstellung des cnragirten Darwinismus aus, nach welcher alles „ein- geführt" sein muss, was uns im Leben der Organismen begegnet. Die Natur hat diese üebel- stände ebensowenig eingeführt, wie sie etwa die Reibung eingeführt hat, welche die Bewegung allmählich vernichtet. Auch die Organismen sind keine Perpetua mobilia. Nicht üebelstäude hat die Natur eingeführt, um sie dann wieder zu heben, sondern umgekehrt Ilülfsmittel (Copu- lation und Conjugation), um Missstände, welche aus der Constitution und fortdauernden Functionirung des Organismus von selbst und nothwendig folgen, wieder abzustellen. Für Einführung von üebelständen durch die Natur sind Diejenigen verantwortlich (Weismann, Gruber), welche glauben, dass die Fortpflanzung der Einzelligen unbeschränkt gewesen sei und der natürliche Tod der Höheren erst gewisser Vortheile wegen entwickelt wurde. An diese Erörterungen knüpft sich die Frage, welcher Natur die Uebelstände sein kön- nen, welche sich im Leben der Infusorien allmählich einstellen und durch die Conjugation be- seitigt werden? Eine befriedigende Antwort hierauf scheint zur Zeit kaum möglich , speciell *) üeber die Bedeutung der Entwicklungsgeschichte für die Stammesgeschichte der Thiere. Berichte der Senckenberg. Gesellsch. Frankf. a. M. f. d. J. 1875—76, p. 66. "•*•*) Nägeli, Die Theorie der Bastardbildung. Sitz.-Ber. der K. Bayr. Akademie. 1860. — Hatschek, B. , Ueber die Bedeutung der geschlechtl. Fortpflanzung. Prager medic. Wochenschrift, 1SS7. Nr. 40. Bedeutung der Conjugation. 1641 für die Ciliateu mit ihreu doppelten Kernen. Einen ersten Versuch, den Befruclitungs- und Conjugationserscheinungen in dieser Weise näher zu treten, machte Bütschli*). Von dem Gedanken ausgehend, dass in dem Kern der Zelle ein Stoff angenommen , resp. vorausgesetzt werden dürfe , an dessen Vorhandensein die Lebenserscheinungen gebunden seien , linüpft er hieran die weitere Vermuthuug, dass dieser Stoff im Laufe des Lebens und der Fortpflanzung der Gewebezellen der Heteroplastidcn allmählich verbraucht werde, wogegen die Einzelligen das Vermögen besässen, den Stoff zu regeneriren. Bei den Ciliaten sammle sich der neu- gebildete Stoff im Mikronucleus. Nur die Geschlechtszellen der Metazoen und besonders die Kerne der Spermatozoen hätten das Vermögen bewahrt, ihn zu erzeugen. Bei der Be- fruchtung werde er daher dem Eikern zugeführt; bei der Conjugation trete dagegen der Mikronucleus theilweis oder ganz an die Stelle des Makronucleus , welcher das Kegenerations- vermögen für den fraglichen Stoff nicht besitze. Ziemlich dieselbe Ansicht über die Be- fruchtung entwickelte später Sachs**), welcher den betreffenden Stoff näher als das Nu clei n zu präcisiren suchte; auch Bütschli hatte s. Z. schon an Nuclein gedacht, dies jedoch nicht ausgeführt, da die Bedeutung des Nuclein für die Zellkerne damals (1876) noch wenig aufge- klärt war. Diese Hypothese begegnet jedoch einer ernstlichen Schwierigkeit darin, dass sie die einfache Copulation zweier anscheinend gleicher Einzelliger ]iicht erklärt. Denn da sie voraussetzt, dass deren Kerne den betreffenden Stoff zu regeneriren vermögen, so ist nicht einzusehen, warum eine Coi)uIation eintritt. Ebenso ist nicht zu begreifen, wes- halb die Infusorien conjugiren, da ja der Ersatz ihres Makronucleus durch den regenerations- fähigen Mikronucleus auch ohne Conjugation geschehen könnte. — Derselben Schwierigkeit be- gegnet ein von Plate (18S6) aufgestellter Erklärungsversuch der Conjugation. Er geht von der Hypothese aus, dass bei fortgesetzter Theilung allmählich ein quantitatives Missverhältniss zwischen dem Ma. N. und dem Plasma auftrete. Gründe hierfür kann ich in seiner Darlegung nicht finden; denn die Annahme, dass „zeitweise die Tendenz des Cyto-Idioplasma (Plasma) Theilungsvorgänge zu bewirken, so sehr überwiegt, da?3 die Ernährung des Zellplasmas nicht zu ihrem Recht kommt", scheint mir doch nicht als Grund gelten zu dürfen. Auch ist nicht einzusehen, dass, wenn dies auch der Fall wäre, gerade die Ernährung des Kernes leiden sollte, wie Plate annimmt, dagegen die des Plasmas nicht erheblich, weshalb der Kern (d. h. sein Nucleo-ldioplasma, wie sich Plate ausdrückt) allmählich unter die normale Quantität herabsinke. Dieses quantitative Missverhältniss soll nun nach Plate durch die Conjugation ausgeglichen werden. Während derselben erfolge eine Neubildung von sog. Nucleo-ldioplasma aus dem Plasma, wozu der Austausch des Plasmas der Conjuganten anrege. Durch Zutritt des neugebildeten Nucleo-Idioplasmas werde die Quantität des Ma. N. wieder zur normalen Höhe im Verhältniss zum Plasma erhoben. Bei den Ciliaten mit Mikronuclei (welche Kerne Plate bekanntlich nicht für allgemein verbreitet häh), wird angenommen, dass die Mi. N. vorzugsweise aus Nucleo-ldioplasma beständen, daher eine Art Eeservekerne zum Ersatz des Makronucleus darstellten, ausserdem jedoch besonders oder allein befähigt seien, bei der Conjugation aus dem Plasma neues Nucleo-ldioplasma aufzunehmen. Plate schliesst dies hauptsächlich daraus, dass die Mikronuclei bei der Conjugation lebhaft wachsen. Man erkennt aus dem Bemerkten, dass Plate 's Versuch viel Aehnlichkeit mit dem Bütschli'schen besitzt. Auch Plate nimmt an, dass bei der Copulation ein Stoff des Kerns erneuert werde, dessen Quantität im Laufe des vorhergehenden Lebens allmählich abnahm. Der wesentliche unterschied liegt nur darin, dass die Eegeneration des Stoffes auf die Conjugationszeit selbst beschränkt wird. Auch Plate 's Versuch lässt daher die Hauptsache unerklärt, d. h. die Vereinigung zweier Individuen; denn die Annahme, dass die Neubildung des Nucleo-ldioplasma durch Plasmaaustausch angeregt werden müsse, ist doch keine Erklärung, sondern nur eine Um- schreibung des Thatsächlichen. Weiterhin trägt dieser Versuch der auch bei den Ciliaten höchst wahrscheinlichen Kernverschmelzung keine Rechnung und lässt ferner gerade den Ausgangs- punkt der gesammten Erklärung, nämlich wie das quantitative Missverhältniss zwischen Plasma *) Gedanken über Leben und Tod. Zoologischer Anzeiger 1882, p. 64 — 67 (schon 1876 geschrieben). **) Vorlesungen über Pflanzenphysiologie. 2. Aufl. 18S7. p, 819 ü'. 1642 Ciliata. UQd Nucleus entstehen soll, unverständlich. Denn der Zufall kann dal)ei keine Rolle spielen, schon wegen der Eegelmässigkeit der Conjugation. Die erste Anregung zu der in den folgenden Zeilen ausgesprochenen Idee über die Bedeutung der Copulation rührt von meinem Freunde Prof. E. Askenasy her, mit dem ich diese Frage öfters besprach. Obgleich alle Hypothesen über diese Cardinalfrage des Lebens bis jetzt kaum Aussicht auf Erfolg haben können, möchte ich gerade diese nicht übergehen, da sie vielleicht doch die Keime zukünftiger richtiger Aufklärung enthält. In neuerer Zeit entwickelte Eoux*) die Ansicht, dass die complicirten Vorgänge bei der karyokinetischen Kerntheilung wahrscheinlich eine möglichst gleichhälftige Theilung aller Kernbestandtheile bewirken sollen. Demnach habe sich dieser complicirte Vorgang allmählich hervorgebildet, damit die vollkommene Gleichheit der Kerngenerationen möglichst erhalten bleibe. Diese Ansicht scheint recht allgemeine Zustimmung gefunden zu haben ; man kann ihr auch beipflichten, ohne dem Nucleus allein alle formativen Eigenschaften und die ausschliessliche Vererbungstendenz zu vindiciren, wie es neuerdings gewöhnlich geschieht. Der Kern bedarf des Plasmas, das Plasma des Kerns, beide beeinflussen sich gegenseitig und sind ohne einander nicht lebensfähig. Für einen natürlichen Vorgang braucht wohl nicht bewiesen zu werden, dass er nicht vollkommen sein kann, dass daher auch die Theilung des Kernes in zwei möglichst gleiche Hälften zwar annähernd, aber nicht vollkommen erreicht sein wird. Wenn bei jeder Theilung auch nur eine geringe Ungleichheit der beiden Kerne eintritt, so wird dieselbe bei lange fortgesetzter Theilung endlich durch Häufung merkbarer werden. Die späteren Gene- rationen werden hinsichtlich der Kerne stets ungleicher werden. Wir wissen nun thatsächlich, dass im Kerne hauptsächlich zwei differente Substanzen vertreten sind, welche wir ohne wei- teres zu prästiren, als Chromatin (Nuclein) und Achromatin (Plastin) unterscheiden können. Die angestellte Betrachtung macht es daher sehr wahrscheinlich, dass nach lang fortgesetzter Theilung das Quantitätsverhältniss dieser beiden Kernbestandtheile zu einander gestört ist; das sich eine Anzahl Individuen linden, in welchen das Chromatin überwiegt, eine andere, für welche dies vom Achromatin gilt. Beiderlei Individuen stehen demnach in einem gewissen Gegensatz zu einander. Durch Verschmelzung zweier derselben und spcciell ihrer Kerne würde der Normalzustand annäherungsweise wieder hergestellt werden. Man könnte diese Hypothese noch etwas weiter ausspinnen. Es ist bekannt , dass sich bei den Copulationserscheinungen und ebenso bei der partiellen Conjugation der Ciliaten bald die Tendenz entwickelt, an Stelle der ursprünglichen annähernden Gleichheit und Grössen- übereinstimmung der copulirenden Individuen eine Verschiedenheit treten zu lassen. Die spermoiden Individuen theilen sich häufiger und rascher ohne entsprechendes Wachsthum, sie werden daher zahlreicher und kleiner; die ovoiden dagegen theilen sich wenig, sie bleiben daher ansehnlicher. Wir könnten diese Verschiedenheit in Zusammenhang bringen mit den von unserer Theorie angenommenen KerndifTerenzen , und bei dem Ueberwicgen des einen Kernbestandtheils eine Erhöhung der Theilungsfähigkeit annehmen. Wenn wirklich eine diffe- rente Beschaffenheit der Kerne, wie sie die Hypothese voraussetzt, allmählich zur Ausbildung gelangt und in deren Ausgleichung die Bedeutung der Copulation liegt, so ist wohl möglich, dass diese unvermeidliche Differenz mit der Entwicklung der geschlechtlichen Fortpflanzung allmählich gesteigert wurde und damit auch die äusseren Unterschiede der copulirenden Zellen zunahmen. Die Schwierigkeiten, welche der weiteren Ausführung eines solchen Erklärungsversuchs sich darbieten, sobald wir denselben auf das Gesammtgebiet der copulativen Erscheinungen ausdehnen wollen, sind sehr gross. Wir unterlassen es daher hier, näher auf dieselben ein- zugehen, wie denn überhaupt unsere Darlegung nur der Fingerzeig nach einer Richtung sein kann, in welcher möglicher Weise eine Erklärung zu suchen ist. Plate's Auffassung hat insofern recht, als bei der Conjugation der Ciliaten thatsächlich Kernsubstanz (Nucleo-Idioplasma Plate) in bedeutender Menge gebildet, resp. den neuen Kernen zugeführt werden muss. Erachten wir die Maupas'schen Untersuchungen für richtig, so *) Roux, Ueber die Bedeutung der Kcrntheilungsfiguren. Leipzig 1883. Bedeutung der Conjugation. Encystirung. 1643 wurden z. B. bei Paramaecium Bursaria die copulirenden Mikronuclei je nur Vs ^'^^' ursprünglichen Makronucleussubstanz enthalten; durch die Gopulation würde ihre Gesammt- substanz wieder auf V4 erhöht Der neue Mikronucleus entspräche nur ^'jg der Kernsubstaiiz des ehemaligen Mikronucleus, ebenso der neue Makronucleus, welcher sich hier jedoch mit dem alten vereint. Entsprechendes gälte für Ouychodromus und Stylonychia Mytilus, wo der neue Makronucleus und jeder der beiden neuen Mikronuclei nur Via der Substanz des ehemaligen Mikronucleus repräsentiren würden. Hieraus folgt jedenfalls, dass Nucleussubstanz in sehr erheblicher Menge zugefügt werden muss , um die normalen Verhältnisse wieder her- zustellen. Ich möchte aber vermuthen, dass dies erst nach der Gopulation der Kerne geschieht und dass eben die durch die Gopulation wiederhergestellte normale Beschaffenheit der Kerne den Anstoss dazu gibt. Schliesslich müssen wir noch liber die Differeuzirung zweier Kernarten bei den Giliaten und den Infusorien überhaupt ein Wort bemerken. Die Hervorbildung der beiden Kernsorten im Verlauf der Gonjugation scheint zu verrathen, dass sie ursprünglich gleich beschallen waren und sich erst später in verschiedener Richtung entwickelten. Hiernach wäre also anzunehmen, dass die Ur- formen der Giliaten zwei bis mehrere kleine Kerne besassen, welche sich allmählich in Makro- und Mikronuclei differenzirten. Wenn sich Maupas' Untersuchungen bestätigen, so fällt jede Berechtigung weg, die beiden Kernarten als weibliche und männliche zu unterscheiden. Für einen Makronucleus, der in seiner Totalität bei der Gonjugation eliminirt wird, war dies auch schon unzulässig, seit die Vereinigung der Kerne als das Wesentliche bei der Gopulation erkannt wurde. Worin aber beruht diese Dilfercnzirung? Bütschli schlug s. Z. (1876) vor, die Mikronuclei primäre, die Makronuclei secuudärc Kerne zu nennen. Dieser Vorschlag fand wenig Anklang; dennoch sollte damit wohl etwas Richtiges bezeichnet werden, d. h. die That- sache, dass die Mikronuclei insofern ursprünglicher oder primärer sind, als aus ihnen allein ein Ersatz der Kerne bei der Conjugation geschieht. Wenn es erlaubt ist, aus dem äusseren Erscheinen auf die Function zu schliessen, so drängt sich sofort die Vermuthung auf, dass der Makronucleus zum mindesten bei den allge- meinen Lebensprocessen (Stoii'wechsel insbesondere) die Hauptrolle spielen muss. Sollte er deshalb aber ohne Einfluss auf die formativen Vorgänge sein? Ich glaube dies nicht. Wir köimcn uns diese letzteren nicht wohl von den ersteren unabhängig denken; ihr eigentlicher Sitz muss das Plasma sein, wenn dasselbe auch ohne Nucleus nicht dauernd weiter leben kann und seine Leistungen von dem Nucleus beeinflusst werden. Unter diesen Umständen scheint der Unterschied zwischen den beiden Zellkernen wesentlich darauf hinauszulaufen, dass der Mikronucleus ausschliesslich zur Gopulation berufen ist, während es dem Makronucleus durch Bedingungen, welche wir noch nicht kennen, in den meisten Fällen unmöglich wurde, sich copulirend zu regeneriren. Wir könnten daher auch den Mikronucleus als Geschlechts- kcrn bezeichnen. Warum diese Differenz eingetreten ist und die copulativc Regeneration nur auf die Mikronuclei beschränkt wurde, bleibt verborgen. Vielleicht kommt hier doch etwas ins Spiel, wie es Bütschli's Hypothese von 1882 andeutete, dass nämlich der Makronucleus wie die Gewebekerne allmählich abgenutzt wird, während der solchen Einflüssen entzogene ^Mikronucleus ähnlich wie die Kerne der Geschlechtsproducte der Metazoen keine solche Ab- nutzung erfährt. (), Der RuUezustaiid (Eneystiiun«), Unter Ruhezuständen verstehen wir bei weitester Fassung- des Be- griffes zeitweisen Uebergang in ein unbewegliches Stadium, in der Kegel unter Abscbeidung einer bis mehrerer Schutzhüllen (Cysten). Damit ist stets eine Vereinfachung der Gestalt und eine mehr oder weniger tief- gehende Rückbildung der Organisation verknüpft. Scbon früher (p. 1582 tf.) wurde betont, dass die Ruhezustände zweierlei Art sind. Entweder solche, mit Vermehrung durch Theiluug, oder solche, welche keine Ver- 1644 Ciliata. mehruiigsprocesse aufweisen, dagegen wicleistandsfäliigere und meist auch dickere Hüllen besitzen. Wir können diese beiden Modificationen nach Balbiani (1881) und Fahre (1888) als Vermehrungs- nnd Dauercysten unterscheiden (Cystes de division et Cystes de con- servation). Aus Gründen, die weiter unten dargelegt werden, wäre die erste Art vielleicht besser Rubecysten zn nennen. Analogen Verschiedenheiten der Ruhezustände begegneten wir auch bei gewissen Heliozoen und den Ma s t i g 0 p h 0 r e n. Im Kapitel über die Theilung wurde schon besprochen, dass die Vermehrungscysten fast nur bei Holo trieben und nament- lich bei deren ursprünglicheren Gruppen vorkommen. Bei einigen Ciliaten (Colpoda Cucullus, Prorodon niveus, Ophryoglena flava. Trieb orhynchus) wurde das gleichzeitige Vorkommen beider Cystenarten erwiesen; auch ist recht wahrscheinlich, dass dies unter den Holot riehen verbreiteter ist. In vielen Fällen lässt sich jedoch noch nicht entscheiden, ob die beschriebenen Cysten zur einen oder der anderen Kategorie gehören, weil die Untersuchungen nicht ausführlich genug sind und die Theilung in der Verniehrungscyste unterbleiben kann. Wir fanden schon trüber, dass in seltenen Fällen entsprechende Vermehrung im ruhenden Zustand ohne Bildung einer Cystenhaut vor- kommt (Leucophrys patula). Ubgieicli sich die beiden Cystenarten im Allgemeinen wohl unterscheiden lassen dürften, fragt es sich doch, oh ihre Verschiedenheit eine tiefer gehende oder gar absolute ist, wie Fabre (188S) annimmt. Mir scheint diese Auffassung kaum berechtigt zu sein; ich glaube vielmehr, dass beide nicht principiell , sondern nur gradweise verschieden sind. Anders aus- gedrückt: dass die Vermehrungscysten im Allgemeinen oder doch häufig den Anfangsstadien der Dauercystenbildung entsprechen, über welche sie nicht fortschreiten. Dass der Bildungs- vorgang der beiderlei Cysten ein wesentlich identischer ist, scheint unzweifelhaft. Bei den Vermehrungscysten handelt es sich, soweit wir wissen, um einen relativ kurzen, rasch vorübergehenden Schutz während der Vermehrung. Die Einflüsse, welche die Bildung der Dauercysten bewirken und einen energischen Schutz verlangen, fehlen hier. Deshalb beschränkt sich die Membranbildung bei den erstcren auf die Anfangsstadien. Dagegen halte ich es für wahrscheinlich, dass eine Vermehrungscyste bei Eintritt geeigneter Bedingungen direct in eine Dauercyste übergehen kann. Zwar zeigte Rhumbler (852) neuerdings (nach Abfassung des Manuscripts), dass beiderlei Cystcnformen bei Colpoda verschiedener sind, als man bisher ver- muthete, doch scheint mir zweifelhaft, ob dies weiter verbreitet ist. Manche Forscher (Balbiani, Fabre) wollen noch eine dritte Cysten- art unterscheiden, sog. Verdauungscysten. Dies basirt ausschliesslich auf den eigenthümlichen Erscheinungen bei Amphileptus Claparedii St. Bekanntlich verschlingt diese Ciliate ganze Vorticellidinen und encystirt sich dann meist sofort auf dem Stiel des Opfers, gewissermaassen über dem letzteren. Da aber der Bau dieser Cysten keinerlei Ab- weichungen von den Vermehrungscysten anderer Holotrichen verräth und der Amphileptus sich häutig in der Cyste theilt, so scheint kein Grund vorzuliegen, diese Zustände von den Vermehrungscysten zu trennen. Vielmehr unterstützen sie die oben ausgesprochene An- sicht, dass die Theilung innerhalb der Vermehrungscysten gelegentlich unterbleiben kann. Dies spricht ebenfalls gegen eine principielle Sonde- Encystirung (Arten der Cysten; Mangel des Vermögens ; Beding, des Eintritts). 1645 rung der Verraehruügs- und Dauercysten. Auch Trachelocerca phoeni- copterus (Entz) und Lagynus laevis (Gruber) verlassen die Ver- niebrungseysten häufig ungetheilt. Ganz ähnlich Araphileptus Claparedii verhält sich Holophrya tarda (nebulosa Entz), Dieselbe verschlingt ganze Cothurnia crystallina und bildet dann im Gehäuse des Opfers ihre Vermehrungscyste. Obgleich das Encystirungsvermögen zweifellos sehr allgemein ver- breitet ist, scheint es doch gewissen Arten abzugehen. Namentlich Fahre betonte dies neuerdings wieder bestimmt (1888). Am bestimmtesten scheint dies für Paramaecium zu gelten, von dessen meist selir Läufigen Arten nie eine Cyste beobachtet \rurde. Ebenso verhält sich das gemeine Colpi- dium Colpoda. Fahre führt als hierhergehörig noch auf Plagiopyla nasuta St. und Trichoda pura, doch bin ich unsicher, welche Infusorien er mit diesem Namen bezeichnet (vergl. den System. Abschnitt). Von Glaucoma scintillans, deren Cystenbildung F. gleichfalls leugnet, wurden Vermehrungscysten durch Stein (1854) und Lieberkühn (uned. Taf.) be- liannt. Sehr unsicher ist auch die Encystirung der verbreiteten Pleuronemin en, denn die Angaben Cienkowsky's (1855 Pleuronema Chrysalis) und Frey's (1858 Cyclidium Glaucoma) sind wenig zuverlässig; doch gedenkt F. neuerdings der Cysten letzterer Art. Auffallend ist ferner der Mangel jeder Nachricht über Coleps hirtus, welcher zu den gemeinsten Ciliaten gehört. — Endlich versichert Fahre trotz eingehender Nachforschungen nie Cysten der ürceo- larinen gefunden zu haben. Auch für das so häufige Carchesium polypinum, für Zoo- thamnium und Ophrydiuni wurde, nichts von Encystirung bekannt, was um so auffallender ist, als sie bei Vorticella und Epistylis recht häufig vorkommt. Was Gruber (1884) als sog. Schleimcysten eines marinen Zoothamnium beschrieb, ist recht unsicher; ja ich kann den Verdacht nicht zurückweisen, dass es vielleicht nur Cysten des Amphileptus Claparedii (s. oben) auf den Stielen einer Zoothamniumkolonie waren. Entz constatirte (1884), dass diese Tracheline das marine Zooth. Mucedo Entz (= ? dichotomum Kent) häufig überfällt. Ich würde nicht zweifeln, dass Gruber's angebliche Schleimcysten diese Bedeutung haben, wenn nicht in der umhüllenden Schleimmasse gelegent- lich 2 — 9 Zoothamnien enthalten wären. Obgleich Grub er es nicht ausspricht, müsste er daher diese Schleimcysten als Vermehrungscysten deuten ; wenn er es nicht betonte, so beruht dies wohl darauf, dass er keine Tlieilungen der eingeschlossenen Zoothamnien beobachtete. Seit Claparcde-L.'s Untersuchungen ist bekannt, dass sich die gefresseneu Vorticellinen häufig lange im Leib des Amphil eptus erhalten. Die Anwesenheit mehrerer bis zahlreicher Zoothamnien in einer der sog. Cysten Hesse sich unschwer dadurch erklären , dass der grosse Amphileptus zunächst eine Anzahl Vorticellinen verschlingt, bis er sich schliesslich auf dem Stiel des letzten Opfers encystirt. Nach dem Vorbemerkten scheint es also nahezu, wenn nicht ganz sicher, dass gewissen Ciliaten das Encystirungsvermögen fehlt. Jedoch geht Fahre viel zu weit, wenn er behauptet, dass die Cystenbildung nur einer beschränkten Zahl zukomme (p. 116). Im Gegentheil weist unser zeitiges, obgleich sehr ungenügendes Wissen darauf hin, dass ihr Fehlen die Ausnahme bildet. Bedingungen des Eintritts der Encystirung. lieber die Vermehrungscysten lässt sich in dieser Hinsicht wenig sagen. In den Fällen, wo die Theilung der Cyste sehr weit geht (Holo- phrya multifiliis), tritt die Encystirung jedenfalls nur ein, wenn das Grössenmaximum ungefähr erreicht wurde. Im Allgemeinen dürfte diese Regel für die Ciliaten mit typischer Vermehrung im Ruhezustand Itjte Ciliata. zutreffen. Dagegen scheint das Beispiel des Amphileptus Claparedii zu zeigen, das auch ein vorübergehendes Schutzbedürfniss bei der Ver- dauung ansehnlicher Nahriingsmasscn die Bildung ähnlicher Cysten be- dingen kann, ohne oder mit nachfolgender Theilnng. Aehnliches mag auch bei verwandten Ciliaten gelegentlich vorkommen. So erwähnt wenigstens E n t z (1884), dass T r a c h e 1 i u s 0 v u m und andere E n c h e 1 i n e n wie Trac hei inen sich häufig nur „zur gewöhnlichen Verdauung" encystirten. Es ist auch verständlich, dass manche gefrässige Ciliaten, und zu diesen gehiiren gerade die Enchelinen und Trachelinen, aus dieser Einrichtung wesentlichen Vortheil ziehen. Die Bildung sog. Dauercysten erfolgt, soweit bekannt, dann, wenn die äusseren Lebensbedingungen sich so verändern, dass sie die Existenz ernstlich gefährden. Der Vorgang ist daher ein Mittel, um solche Fährlichkeiten zu überstehen. Obgleich diesem Ausspruch ziem- lich allgemein zugestimmt werden dürfte, sind doch die schädlichen Einflüsse, welche hauptsächlich ins Spiel kommen, nicht hinreichend genau ermittelt. Zunächst liegt die Vermuthnng nahe, dass die Ciliaten auf solche Weise der leicht eintretenden Vertrocknung ent- gehen. Speciell Cienkowsky (1155) sah eine ganze Reihe Arten sich encystiren, wenn er sie auf dem Objectträger oder im Uhrschäl- chen langsam eintrocknen liess. Diese Ursache wurde seitdem meist als die wesentlichste betrachtet; weitere Versuche zu ihrer Begrün- dung jedoch kaum angestellt. Erst in jüngster Zeit bezweifelte Fahre, dass die Verdunstung des Wassers gewöhnlich Encysti- rung hervorrufe. Versuche, welche er in dieser Richtung mit Colpoda Cucullus und einigen anderen Ciliaten anstellte, erzielten keine Cysten, oder eine reichlichere Bildung derselben bei der Eintrocknung. Dagegen encystirten sich die Colpoden nach gewisser Zeit reichlich, wenn die Verdunstung des Tropfens, in welchem sie lebten, ausgeschlossen oder doch sehr gering war. Ebenso wurde auch Encystirung dieser Ciliate häufig in Infusionen beobachtet, ohne dass Verdunstung im Spiel sein konnte. Fahre schliesst aus diesen Erfahrungen, dass die Verdunstung jedenfalls nicht das wichtigste Beförderungsmittel der Ency- stirung sei. Man darf ihm soweit beistimmen, dass sicher auch andere Ursachen den Ruhezustand hervorrufen können. Weiter zu gehen, ist jedenfalls nicht angezeigt, da Rh um hier (852) wiederum auf das Bestimmteste versichert, dass die Bildung der Dauercysten von Colpoda durch langsames Eintrocknen auf dem Objectträger leicht hervorgerufen werden könne. Fabre's Experimente mit Colpoda Cucullus scheinen mir nicht ganz eiuwiirfsfrci. Bekanntlich Inldet diese Ciliate ungemein leicht Ycrmehrungscysten , deren Entstehung Fon Verdunstung ganz unabhängig ist. Es ist wohl möglich, dass solche Vermehrungscysten für Dauercysten gehalten wurden. Ich vermisse auch bei Fahre eine genaue Feststellung der Unterschiede beider Cystcnarten von Colpoda, obgleich er bekanntlich die Ansicht ver- tritt, dass sie absolut verschieden seien. Colpoda Cucullus scheint daher kein sehr geeig- netes Object zur Prtifung der Frage. Weiterhin ist auch Fabre's üntersuchungsmethode nicht Eiicystirung (Bedingungen des» Eintritts). 1647 einwruifsfrei. Er Hess Tropfen mit den betreffenden Ciliaten auf dem Objectträger an freier Luft rasch eintrocknen. Dass unter diesen Umständen gewöhnlich keine Cysten erzielt wurden, dürfte nicht sehr auffallen, da so schnelle Verdunstung schwerlich genügende Zeit und Gelegenheit hierzu lässt. Auch hat Niemand behauptet, dass auf solche Weise Encystirungen erzielt wurden. Die Cienko wsky'schen Versuche wurden bei langsamer Ver- dunstung unter Bedeckung angestellt. Fahre ist sich der Schwäche seiner Experimente in diesem Punkt selbst bewusst und durfte daher auch wohl nicht mehr gezeigt zu haben glauben, als dass auch andere Bedingungen Encystirung veranlassen. Wenn nichts destoweniger die Wirksamkeit langsamer Eintrocknung oben etwas weniger bestimmt hingestellt wurde, als dies aus Cienkowsky's Angaben zu folgen scheint, so be- ziehe ich mich dabei auf mancherlei Versuche, welche ich früher gelegentlich anstellte. Ob- gleich ich mit sehr langsamer Verdunstung in der feuchten Kammer operirte, gelang es doch nur selten Encystirungen zu erzielen, vielmehr vertrockneten die Ciliaten meist einfach. Anderweitige Bedingungen wurden bis jetzt wenig sicher ermittelt; doch dürfte die Wirksamkeit einiger sehr wahrscheinlich sein. Erstens scheint Nahrungsmangel , also z. B. die Erschöpfung einer Infusion an Bacterien oder anderer geeigneter Nahrung, die Encystirung veranlassen zu können. Für Trichorhynchus gibt dies Balbiani direct an und Mau pas (868) bemerkt, dass die Oxy tr ichin en, wie überhaupt sämmtliche räuberische Ciliaten, sich beim Eintritt von Nahrungsmangel stets encystiren. Andererseits dürften jedoch manche Infusorien umgekehrt zu intensive Fäulniss scheuen und derselben durch die Encystirung zu entgehen suchen. Dabei kann, wie Fahre vermuthet, die Secretion besonderer, bald der einen, bald der anderen Infusorieuart schädlicher Stoffe durch die verschiedenen Infusionsbacterien ins Spiel kommen. Wir wissen ja, dass solche Abscheidungen stattfinden und dass auch die Bacterienwelt in den Infusionen einem Wechsel unterliegt. Ob Sauerstoffmangel ähnlich wirken kann, bleibt genauer zu unter- suchen; das Experiment, welches Fahre hierüber anstellte, scheint ähnlich wie seine Versuche über die Eintrocknung ungenügend. Doch glaubt auch Khumbler, dass Luftmangel die Dauercystenbildung von Colpoda zu- weilen hervorrufe. üngewiss ist bis jetzt, ob wir den Jahreszeiten einen gewissen Einfluss auf die Encystirung zuschreiben dürfen. Wahrscheinlich ist es gerade nicht. Stein QSöTi fand, dass die parasitischen Balantidium Entozoon und Nyc tot her US cordiforrais sich gewöhnlich encystirten, wenn sie in Wasser übertragen wurden. Diese Ueberführung, welche auch im natürlichen Leben dieser Ciliaten vorkommen dürfte, ist wie eine schäd- liche Veränderung des umgebenden Mediums, resp. auch wie Nahrungs- mangel aufzufassen. Auch Nussbaum (1885, p. 488) schien diaCysten- bildung der kleinen, durch vielfache Theilungen entstandenen Sprösslinge von Opalina Ranarum durch Wasserzusatz beschleunigt zu werden. In derselben Richtung weisen ferner Balbiani's Erfahrungen an Ano- plophrya branchiarum. Die kleinen Sprösslinge dieser Art ver- lassen häufig das Blut ihrer Wirthe (Asellus aquaticus) durch zu- fällige Wunden, welche das Abbrechen der Antennen leicht hervorruft. Die meisten Auswanderer gehen im Wasser zu Grunde; einige erhalten 1648 * Ciliata, sich jedoch und büden Cysten , nachdem sie sich auf Conferven oder den Assehi selbst festgeheftet haben. Wir erfuhren eben schon, dass bei den erwähnten Opalininen nur sehr kleine Sprösslinge sich encystiren; dasselbe wurde von Everts auch für Disccophrya gigantea Mp. sp. festgestellt. Dies hängt jedenfalls damit zusammen , dass die Encystirung solch' parasitischer Ciliaten das Mittel ihrer Uebertragung auf neue Wirthe bildet. Zeller (1877) zeigte, dass die Bildung der kleinen, zur Auswanderung be- stimmten Sprösslinge bei den Opalinen der Anuien mit dem Erwachen des Frühlings auftritt; demnach auch die Cystenbildung. In diesen Fällen Hesse sich daran denken, dass auch innere Ursachen zur Cysten- bildung veranlassen mögen ; doch mag auch die Wanderung der kleinen Sprösslinge gegen den After zu durch die veränderten Verhältnisse, welche sie in der Kloake treffen, zur Encystirung bestimmen. Wenigstens erwähnt Everts für Discophrya gigantea, dass die Encystirung in der Kloake erfolgt. Da sich die Opalina Cysten ebenfalls in der Kloake finden, dürften sie sich wahrscheinlich auch hier bilden; um so mehr, als Nu ss bäum versichert, dass die grossen Opalinen im Koth zu rirunde gehen (p. 487). Betonen müssen wir endlich noch, dass die Encystirung, soweit bekannt, bei den Ciliaten nie als Folge der Copulation oder Conjugation auftritt, wie es bei den Mastigophoren häufig ist und auch wahr- scheinlich bei anderen Frotozocnabtheilungen vorkommt. Vorgänge, welche den Encystirungsprocess einleiten. Der Ruhezustand beginnt natürlich stets mit Aufhören der Ortsbewegung; doch zeigen sich bei gewissen Ciliaten auch schon früher Vorbereitungs- und Rückbildungserscheinungen. Mehrfach wuirde bemerkt, dass gewisse Arten vor der Dauer- cystenbildung die etwa vorhandenen Nahrungsballen und Nahrungsreste, sowie die Excretkörnchen ausstossen. Das erstere beobachteten Carter (1859) und Engelmann (1862) bei Stylonychia, Rhumbler bei Colpoda. Er betont es besonders im Gegensatz zu den Vermehrungs- cysten der Colpoda, deren Insassen ihre Nahrungsballen nicht entleeren, sondern im Verdauungsprocess ungestört fortfahren. Wir hörten ja schon, dass gewisse Ciliaten sich geradezu während der Verdauung in Ver- mehrungscysten einzuschliessen pflegen. Maupas (868) glaubt, dass Engelmann 's Angabe über die Ausstossung der Nahrungs- stoffe bei Stylonychia irrig sei. Kur die Excretkörnchen würden entleert; denn die Encysti- rung trete stets in Folge Nahrungsmangels ein, die betreffenden Stylonychien (und Oxytrichinen im Allgemeinen) enthielten daher überhauiDt keine ausstossbare Nahrung mehr. Mir scheint dies gegenüber den mehrfachen, übereinstimmenden Angaben nicht allgemein gültig zu sein. Für die in Folge längeren Hungeriis zur Encystirung schreitenden Ciliaten wird es zu- treffen, doch ist keineswegs sicher, dass nur diese Bedingung Encystirung im Gefolge liabe. Tritt dieselbe bei langsamer Eintrocknung auf, so ist das Verhalten wohl ein anderes, üebrigens spricht Maupas an späterer Stelle, bei der Encystirung einer Oxytricha, geradezu von der Ausstossung sämmtlicher „ingesta, corps ctrangers et corpuscules bir6frin- gents d'urate"; was alle Angehörige dieser Familie ähnlich thüten. Encystirung (Einleitende Vorgänge). 1049 Die Ausstossang der Excretkörncheii vor der Encystirung- verfolgten neuerdings Rhumbler bei Stylonychia und Maupas (868) bei einer grösseren Anzahl Oxytrichiuen. M. dürfte daher auch seine früher (p. 1485) erwähnte Ansicht über die Art der Entleerung dieser Stoffwechsel- producte jetzt luodificirt haben. Dass die Ausstossung der Excretkörner vor der Encystirung stets eine totale ist, wie M. anzunehmen scheint, halte ich nicht für zutreffend, weil wir bald erfahren werden, dass sie auch erst nach Abscheidung einer Cystenhülle stattfinden oder sich doch vollenden kann. Die in Encystirung begriftene Ciliate bleibt an einer gewissen Stelle liegen, oder heftet sich selten fest, wie wir vorhin für Ano- plophrya branchiarum erfahren; ebenso verhält sich Lagynus laevis (Graber). Gewöhnlich tritt die Ruhe auf dem Boden des Gefässes oder des Gewässers ein, seltener (Colpoda und wohl noch andere) in der Zoogloeahaut, welche die Infusionen gewöhnlich überzieht. Fest- sitzende Ciliaten encystiren sich natürlich meist auf der Befestigungsstelle, umhüllte im Gehäuse ; jedoch erleidet diese Regel seltene Ausnahmen, von denen noch die Rede sein wird. Mit dem Aufgeben der Ortsbeweguug erlischt jedoch nicht die Be- wegung überhaupt; vielmehr rotirt das Infusor gewöhnlich lebhaft und meist unter Wechsel der Richtung. Ob auch festgeheftete Ciliaten, speciell die gestielten Vorticellineu, bei der Encystirung rotiren, bedarf genauerer Unter- suchung. Fahre meint zwar, dass dies nicht der Fall sei, und will darauf die vom Kugligen abweichende Gestalt mancher Cysten zurückführen. Da aber die encystirten Vorticellen gewöhnlich bald von den Stielen fallen, so erfolgt die Ablösung des Körpers vom Stiel jedenfalls frühzeitig. Mit dem Aufhören der Ortsbewegung, manchmal auch schon etwas früher, tritt allmählich eine Vereinfachung der Gestalt auf. Letztere nähert sich mehr und mehr der Kugelform , in welche sie schliesslich meist übergeht. Contractile Ciliaten ziehen sich jedenfalls zunächst stark zusammen (Stentor, Vortic eil inen). Da jedoch gewisse Cysten von der Kugelgestalt mehr oder weniger abweichen, so kann die Ein- kugelung bei der Encystirung nicht als allgemeine Regel gelten. Jedenfalls geht aber auch in den letzterwähnten Fällen die Annäherung an die Kugelgestalt ziemlich weit. Die Einkugeluiig wird gewöhnlicli als Zusammenziehung des Infusorienkörpers bezeichnet, welche ja auch hei den Contractilen eintritt. Sie kann aber im Allgemeinen kein Con- tractionsphänomen sein, weil sie auch bei solchen Ciliaten regelmässig vorkommt, welche sonst nie Contractionen zeigen. Der Grund der Erscheinung miiss daher bei diesen ein anderer sein. Wir können ihn nur darin finden, dass die äussere festere, ectoplasma- tische Umhüllung (Pellicula -j- Alveolarschicht) , welche die Gestalt bestimmt, gewisser- maassen ausser Thätigkeit gesetzt, d. h. , dass sie allmählich flüssiger wird und der Infu- sorienkörper deshalb die kuglige Tropfengestalt annimmt. Diese Verflüssigung des Ecto- plasmas aber muss auf Wasseraufnahme beruhen. In dieser Hinsicht scheint von besonderer Bedeutung, dass wenigstens in einem Fall eine deutliche Veränderung des Plasmas schon vor Beginn der Einkugelung beobachtet wurde. Brauer (767) fand, dass die Bursarien, welche sich zur Encystirung anschicken, ein Bronu, Klassen des Tliier- Reichs. Protüzoa. 104 1650 Ciliata. milch weisses Aussehen erhalten. Dies rühre daher, dass die Vacuolisation ihres Entoplasmas (s. p. Ic5'.i2") viel reichlicher werde; Vacuole dränge sich dicht an Vacuole, worunter die DLirchsichtigkeit leide. Schliesslich gehe die uülchwcissc Färbung in eine dunkel- graue über. Jedenfalls deutet dies auf erhöhte Wasseraufnahme oder Sistirung der Wasser- abscheidung bei fortdauernder Aufnahme hin, was die oben geäusserte Ansicht über die Ein- kngelung unterstützt, üazu gesellt sich, dass die Alveolarscliicht der Bursaria in den Vorbereitungsstadien der Encystirung allmälilich dicker wird, schliesslich mehr wie die doppelte urspiünsiliche Dicke erreicht. Auch dies scheint direct anzuzeigen, dass ihr Wassergehalt be- deutend zunimmt. Bei der Kinkiigelung müssen natürlich alle äusseren Reliefverliältnisse des Körpers eingehen. Spedell das Peristom und seine Höhle, wo eine solche ansgt bildet ist, verstreichen allmählich ganz. Bei Bursaria, wo Brauer die Rückbildung des mächtigen Peristoms ziemlich eingehend verfolgte, beginnt sie schon recht früh, gleichzeitig mit der stärkeren Vacuolisirung des Entoplasmas. Wir glauben die einzelnen Stadien des Processes nicht genauer beschreiben zu müssen; er ist schon vollendet, wenn die Thiere noch eine ellipsoidische Grestalt besitzen, also lange vor der eigentlichen Einkugclung; dabei gehen natürlich auch die Menibranellen der adoralen Zone ein, während die Körpercilien erst später, bei der definitiven Einkugclung schwinden. Seltsamer Weise sollen sich nach Brauer die in solcher Kückbildung begriffenen Bur- sarien häufig theilen. Leider wird der Vorgang nicht genauer geschildert. B. gibt nur an, dass bei dem Theilungsact im hinteren Sprössling ein neues Peristom nur bis zu dem Zustand entwickelt werde, auf welchem das in Kückbildung begriffene des vorderen sich be- finde. Merkwürdig erscheint auch, dass die Thiere nach totalem Eingehen des Peristoms ge- wöhnlich wieder beweglicher werden und einige Stunden rasch umherschwimmen, worauf erst Euhe und Abkugelung eintritt. Nachdem die in Encystirung begriffenen Ciliaten kugelförmig ge- worden sind, beginnt die Abscheidung der Cystenhüllen. Das Nähere hierüber soll erst mitgetheilt werden, nachdem der Bau der fertigen Cysten geschildert wurde. Hier wollen wir zunächst verfolgen, wie weit die Rückbildung des Körpers geht. Es scheint, dass die Cilien während der Abscheid ung der Hüllen früher oder später stets ganz eingehen. Für die Dauercysten unterliegt dies keinem Zweifel, dagegen ist vorerst nicht ganz sicher, ob es auch bei den Vermehrungscysten stets zutrifft, obgleich die meisten Beobach- tungen hierfür sprechen. Die Schwierigkeit der genauen Feststellung liegt darin, dass die betreffenden Ciliaten gewöhnhch bald wieder neue Wimpern in der Cyste entwickeln; häufig scheinen diese schon vor der Theilung wieder aufzutreten. Bei Holophrya (Ichthyophthirius) multifiliis tritt die Bewimperung stets vor dem Beginn der Theilung wieder auf und bleibt dann dauernd erhalten (Fouquet, Kerbert). Bei Amphileptus Claparedii schwinden die Cilien jedenfalls allmählich in den Cysten, doch scheint dies nach Clap.-L.'s Beschreibung erst geraume Zeit nach der Encystirung stattzufinden. Jedenfalls gehen sie aber schliesslich zu Grunde, da sich häufig Cysten finden, deren Inhalt nicht rotirt und unbewimpert ist. Vor der Theilung scheint die Bewim- perung stets wieder aufzutreten. Bei Colpoda Cucullus zeigen sich die Cilien nach Stein (1854) wieder an den ersten Sprösslingen. Theilen dieselben sich nochmals, so begeben I Encystining- (Rückbildiingsvorgänge, Eingehen der Cilien). 1651 sie sich zuvor zur Euhe, d. h. ihre Cilien gehen wohl ein, um sich erst nach vollendeter Theilung wieder zu entwickeln. Auch Rhumhler sah die Cilien in den Vermehrungscysten stets schwinden und erst nach der Zwei- oder Viertheilung wieder auftreten. Wie sich die Bewimperung bei fortgesetzter Vermehrung (sog, secundärer Eh.'s) verhält, lässt sich aus seiner Schilderung nicht deutlich erkennen. Verlust der Cilien in den Vermehrungscysten für kurze Zeit wird bestimmt angegeben für Actinobolus (Entz) und ebenso scheint es bei Lagynus laevis (Gruber) zu sein. Dagegen berichtet Fahre, dass Ophryoglena flava in der Cyste fortgesetzt rotire; dies lässt vermuthen, dass gar kein Cilienverlust eintritt. Immerhin liegt die Möglichkeit vor, dass nur eine sehr schnelle Erneuerung derselben stattfindet. Da die Sprösslinge auch in den Ver- mehrungscysten der übrigen Ciliaten fast allgemein mit Cilien und in Rotation begriffen ge- schildert werden, so müssen die Wimpern auch hier kurz vor oder nach der Theilung wieder auftreten. Nach den vorliegenden Untersuchungen lässt sich nicht genau angeben, wann (speciell bei der Dauercystenbildung) die Cilien schwinden. Gewöhnlich wird berichtet, dass die Rotation des kuglig gewordenen Infusors noch einige Zeit nach begonnener Abschei- dung der Cystenhülle fortdauere. Daraus wird entnommen, dass die Cilien mit Ein- tritt der Ruhe, also nachdem die Membranbildung schon einige Fortschritte gemacht hat, zu Grunde gelien. Genau genommen, gilt dies nur für die eigentlichen Körpercilien. Wir er- fuhren wenigstens schon, dass die zonalen Membranellen der Bursaria mit dem Peristoni, also viel früher schwinden. Das Gleiche dürfen wir wohl unbedenklich für sämmtliche Sjiiro- trichen annehmen. Für Bursa ria berichtet Brauer, dass die Körpercilien jedenfalls mit Beginn der Membranabscheidung schwinden. Ob dies auch für die übrigen Ciliaten gilt, scheint mir genauerer Untersuchung zu bedürfen, da aus der Rotation allein nicht ganz sicher auf die Anwesenheit der Cilien geschlossen werden darf. Wir fanden nämlich früher, dass auch die cilienlosen Gregarinen bei der Abscheidung der Cystenhülle lebhaft rotiren. Es ist nicht ausgeschlossen, dass Aehnliches hei der Encystirung der Ciliaten vorkommt; ja gewisse Angaben St ein 's (1854) über die Rotation kuglig gewordener Colpoden nach Ver- lust der Wimpern machen es sogar wahrscheinlich. Der neueste Beobachter der Colpodacysten, Rhumbler, sah dagegen die Cilien bei der Bildung der Vermehrungscysten erst spät schwinden. Er verfolgte die Rotation zuweilen mehrere Stunden und konnte sich während ihrer Dauer stets von der Anwesenheit der Wimpern überzeugen. Erst mit ihrem Verlust tritt längere Ruhe ein, welche Rh. als die Hauptpause bezeichnet, im Gegensatz zu den gelegentlichen, vorübergehenden Ruhepausen während der Rotationsperiode. Auch bei den Dauercystenbildungen der Colpoda sah er die Wimpern ähnlich spät eingehen. Unsicher ist, in welcher Weise die Cilien zu Grunde gehen. Zwar berichten die meisten Forscher, dass sie eingezogen oder resorbirt würden (auch Rhumbler für Colpoda). Mir scheinen aber genügende Beweise hierfür nicht erbracht zu sein. Brauer äussert sich für die Membranellen der Bursaria vorsichtiger dahin, dass sie abgeworfen oder eingezogen werden. Nur ein Beobachter, Anton Schneider (1854), behauptet bestimmt, dass die Wimpergebilde von Stylonychia pustulata nach der Einkugelung „schnell abfallen''. Obgleich diese Beobachtung sehr vereinzelt dasteht, halte ich sie doch für recht wichtig, da wir das Ab- werfen von Geissein bei den Mastigophoren nicht selten fanden. Innerhalb der Dauercysten macht die Rückbildung noch wesentliche Fortschritte. Bei Bursaria constatirte Brauer bestimmt, dass die Alveolarschicht allmählich eingeht. Wir haben dies jedenfalls so zu deuten, dass ihre Verschiedenheit vom Entoplasma allmählich aufgehoben, das gesammte Plasma also gleichförmig wird. Dagegen soll die Alveolar- 104* 1652 Ciliata. schiebt von Proiodou niveus nach Fahre erhalten bleiben; es dürfte sich jedoch fragen, ob dies dauernd der Fall ist und ob nicht junge Dauer- cysten beobachtet wurden, welchen diese Rückbildung noch fehlte. Stein (1867) zeichnet die Körperstreifiing am Inhalt der Cysten von Stentor polymorphus noch deutlich, was gleichfalls die Erhaltung der Alveolarschicht anzeigt. Auch dieser Fall dürfte wie der von Prorodon zu beurtheileu sein. Wahrscheinlich ist das Eingehen der Alveolarschicht bei der Dauercystenbildung weit verbreitet. Dagegen scheinen Grub er 's Beobachtungen anzuzeigen, dass sich in den Vermehrungscysten von Conchophthirus (Tillina) raagnus die Alveolarschicht dauernd erhält. Ganz allgemein schwinden Mund und Schlund, wenigstens in den Dauercysten. Wie weit dies auch für die Vermehrungscysten gilt, bedarf genauerer Untersuchung. Möglicherweise entgeht der Stäbchenapparat bei den Enchelinen und Chlamydodontinen der Rückbildung; er wird wenigstens in den Cysten von Chilodon (Stein 1859) und Nassula (Stein 1854, Cienkowsky 1855, Engelmann uned. Skizzen von 1862) gewöhnlich angegeben. Die Natur dieser Cysten bedarf aber genauerer Feststellung. In mancher Hinsicht zweifelhaft liegt noch die Frage nach dem Verhalten der contractilen Vacuolen. Es würde unsere Darstellung unnötliig ausdehnen, wollten wir specieller über die Einzelangaben berich- ten; auch würde dies schwerlich zu klarer Einsicht führen. Aus den vorliegenden Erfahrungen scheint sich zu ergeben, dass in den Dauercysten zunächst die contractile Vacuole noch functionirt, jedoch allmählich lang- samer und langsamer pulsirt und ihre Thätigkeit schliesslich ganz einstellt, dass sie also schwindet. Mit dieser Auffassung lassen sich die sehr verschie- denen Angaben der Forscher vereinigen, welche entweder noch eine con- tractile Vacuole fanden, bald eine, die nicht mehr pulsirte, bald gar keine mehr. Der zweite Fall, welchen namentlich Stein mehrfach beschrieb, erklärt sich wohl dadurch, dass die Vacuole nur noch in sehr grossen Zwischenräumen entleert wird und daher als nicht pulsirend betrachtet wurde. In dieser wie in anderen Fragen über die Encystirung macht sich der Mangel anhaltender Beobachtung der Cysten in ihren aufein- ander folgenden Zuständen sehr geltend. In den Vermehrungscysten scheinen die contractilen Vacuolen zuweilen erhalten zu bleiben. Namentlich für Colpoda gibt dies Rh um hier neuerdings bestimmt an. Es ist verständlich, wenn wir uns erinnern, dass die Vacuole auch in den Dauercysten erst allmählich schwindet und die Ruheperiode der Vermehrungscysten jedenfalls viel kürzer währt. Wir bemerkten schon früher, dass diese Kategorie von Cysten gewisser- maassen auf dem Anfangsstadium der Dauercysten stehen bleibt, womit die gelegentliche Erhaltung der contractilen Vacuole gut harmonirte. Immer dürfte es jedoch nicht zutreffen. Encystirung (Rückbildungsvorgänge, Condensation, contr. Vacuolen). 1653 Fahre, welcher für das gänzliche Erlöschen der Vaciiolenthätigkeit in den Daiiercysten eintritt, glaubt den Zeitpunkt, wenn dies geschieht, genauer präcisiren zu können. Die Vacuole schwinde wahrscheinlich dann, wenn die noch vorhandene Nahrung vollständig assimilirt ist. Obgleich ich keine eigenen Erfahrungen über diesen Punkt besitze, möchte ich annehmen, dass bei dem Verschwinden der Vacuole noch Anderes im Spiel ist. Wir müssen nämlich gleich betonen, dass auch das Entoplasma nicht ohne Veränderung bleibt. Einige Zeit nach der Encystirung condensirt es sich mehr oder weniger stark; d. h. der encystirte Körper wird kleiner und erfüllt die Cyste nicht mehr vollständig, oder doch nicht mehr deren äussere Hülle, wenn mehrere vorhanden sind. Diese Condensation ist nicht auf die Dauercysten beschränkt, sondern findet sich gewöhnlich auch bei den Vermehrungscysten, wo sie aber meist geringer bleibt. Die Ursache der Verdichtung kann nur in einer Wasserausscheidung des Plasmas und speciell des Entoplasmas gesucht werden. Die Flüssig- keit, welche sich zwischen dem verdichteten Körper und der Cystenhülle sammelt, muss zweifellos vom Plasma ausgeschieden werden. Dass ein solcher Wasserverlust thatsächlich eintritt, wird durch einige Beob- achtungen direct bewiesen. Schon Entz bemerkte, dass der encystirte Actin obolus die schaumig alveolare Beschaffenheit des Entoplasmas verliere. Das Gleiche constatirte Brauer für Bursaria. Wir fanden oben, dass das Entoplasma dieser grossen Heterotriche im Vor- bereitungsstadium der Encystirung besonders reichlich vacuolisirt wird. Nach Abscheidung der Hüllen schwinden aber die Vacuolen unter starker Condensation des Plasmas völlig. Endlich beobachtete Fahre neuer- diugs dieselbe Erscheinung an Trachelius Ovum, wo sie natürlich sehr auffällt, indem das charakteristische, balkennetzige Entoplasmagerüst gänzlich zu einer continuirlichen Masse zusammenfliesst. Wahrscheinlich setzt eine solche Wasserausscheidung voraus, dass auch die Wasseraufnahme verringert wurde. Inwiefern dies eine directe Folge der Umhüllung durch die Cystenhaut sein mag, bleibt näher zu untersuchen. Obgleich .nun die Wasserausscheidung bei der Condensation wohl durch die Oberfläche ge- schehen kann und auch geschehen wird (beobachten wir doch ähnliche Erscheinungen gewöhnlich an der befruchteten Eizelle), so ist doch wahr- scheinlich, dass sich zunächst auch die contractilen Vacuolen an dem Vorgang betheiligeu und ihre Thätigkeit erst einstellen werden, wenn der Wasser- gehalt des Plasmas auf ein bestimmtes Minimum herabgesunken und die Wasseraufnahme gleichzeitig sehr vermindert ist. Ich halte es für wahr- scheinlicher, dass das Aufhören der Vacuolenthätigkeit mit diesen Ver- hältnissen zusammenhängt, als dass es durch den Abschhiss der Assi- milation bedingt werde, wie Fahre meint. Die eben ausgesprochene Ansicht erhielt nach ihrer Niederschrift durch Rhu mb 1er 's Untersuchungen an Colpoda eine gewisse Bestätigung. Bei der Bildung mehrfach umhüllter 1054 Ciliata. Dauercysten dieser Gattung (sog. Sporocysten Rh.) wird der luhalt uugetahr auf Vs ^6S ursprünglichen Volums, also sehr stark eondensirt. So lange die Verkleinerung fortschreitet, bleibt die Vacuole in Thätigkeit und Rh. glaubt bestimmt annehmen zu dürfen, dass die Flüssigkeit zwischen dem Inhalt und der äusseren CystenhüUe von der Vacuole ausgeschieden werde. Einen Hauptbeweis erblickt er in der Beobachtung, dass die Flüs- sigkeit röthlich gefärbt war, wenn die Colpoden Karmin aufgenommen hatten. Wie früher (s. p. 1488) erwähnt wurde, soll sich die Vacuolen- flüssigkeit unter diesen Bedingungen röthen. Die Nuclei erfahren bei der Encystirung, soweit bekannt, keine tiefer- gehenden Veränderungen. Meist scheint der Ma. N. überhaupt nicht sichtlich modificirt zu werden, weder in Gestalt noch Bau. Manchmal sollen sich gestreckte Ma. Ni. verkürzen , ähnlich wie bei Beginn der Theilung. So beobachtete Stein, dass der lang- rosenliranzförmige Ma. N. in der Cyste von Stentor polymorphus zu einem kurzen Strang zusammengezogen war. Auch Entz erwähnt Abrundung des Ma. N. bei der Encystirung von Actinobolus radians; Stein früher (1854) schon Aehnliches für Epistylis branchiophila Pty. Nach Nussbaum soll der viergliedrige Kern der Gastrostyla vorax zu einem kugligen werden. Dass dies durch Verschmelzung der sich aueinanderlegenden Glieder geschehe, wie er angibt, ist unwahr- scheinlich. Wenn diese Umbildung überhaupt eintritt, was ich noch nicht für ausgemacht halte, so wird sie wohl durch Zusammenziehung des gegliederten Ma. N. erfolgen. Stein (1859) wie Fahre zeigten, dass in der Cyste der Oxytrichinen (Stylonychia, ?Gastrostyla) die beiden Kernglieder noch deutlich erhalten sind, sich jedoch der Länge nach dicht nebeneinander legen , indem sich der Verbindungsfaden bogenförmig krümmt (Fahre). Diese Gestaltsveränderung des zweigliedrigen Ma. N. ist bei der kuge- ligen Umgestaltung des Thierkörpers leicht verständlich. Es scheint mir daher nicht ausgeschlossen, dass auch die angebliche Verschmelzung der Kernglieder bei Gastro- styla vorax nur auf ihrer dichten Zusammenlagerung beruhte. Denn dass eine Zu- sammenziehung des Kernes keineswegs allgemein bei der Encystirung vorkommt, beweisen Brauer's Beobachtungen an Bursaria truncatella, deren Ma. N. seine lang band- förmige Gestalt in der Cyste bewahrt. Auch Stein 's (1867^ Beobachtungen über die wahrscheinlichen Cysten von Spirostomum ambiguum verdienen hier erwähnt zu werden. Dieselben enthielten stets einen sehr lang bandförmigen Kern und wurden z. Th. des- halb auf die genannte Art bezogen. Wenn dies richtig ist, so hätte doch eine gewisse Zu- sammenziehung des Ma. N. stattgefunden, welcher bei Spiro st. ambiguum lang rosen- kranzförmig ist. — Auf Khumbler's Angaben, dass der Ma. N. im stark conden- sirten Inhalt der doppelt umhüllten Dauercysten von Colpoda (sog. Sporocysten) gänzlich schwinde, kommen wir später zurück. Bemerkt werde hier nur, dass diese Angabe, trotz ihrer Bestimmtheit, sehr unwahrscheinlich ist. Auch in der Dauercyste einer Stylonychia will Rh. das gänzliche Schwinden des zerfalleneu Ma. N. festgestellt haben. Letztere, bei sehr schwacher Vergrösserung (!) gemachte Beobachtung, bedarf kaum einer Widerlegung, im Hin- blick auf die widersprechenden Erfahrungen aller früheren Forscher. Nahezu unbekannt ist das Schicksal der Mikronuclei in den Cysten. Wir können hier nur über Nussbaum's Mittheilung berichten, dass sämmt- liche Mi. N. bei Gastrostyla vorax wie die Glieder des Ma. N. ver- schmelzen sollen. Auf directer Verfolgung beruht diese Angabe jedenfalls nicht, sondern nur auf der Be- obachtung eines einzigen Mi. N. im Cysteuinhalt. Nach Allem, was sonst über das Verhalten Encystirung (Nuclei; Gestalt der Cysten). 1655 der Mi. N. bekannt ist, scheint sie der Bestätigung- sehr zu bedürfen, bevor ihr eine grössere Bedeutung zugeschrieben werden kann. Gestalt und Bau der Cysten. Wie gesagt, sind die Cysten in der Regel vollkommen oder annähernd kuglig. Doch kommen auch mehr ellipsoidische bis längliche nicht gar selten vor, auffallendere Ab- weichungen hingegen nur vereinzelt. Länglich ellipsoidisch sind die Ver- mehrungscysten von Lagynus laevis (Gruber) und durch Anheftung mittelst eines kurzen Stiels ausgezeichnet. Länglich ist auch die Cyste von Lacrymaria Olor (Engelmann uned.); ellipsoidisch die ge- wisser Vorticellinen. — Flach linsenförmige Gestalt hat die Cyste, welche Stein (1867) vermuthungsweise zu Spirostomum ambiguum zog (68, 4c) und ähnlich ist nach ihm auch die von Euplotes. Die der Stent oren sind nach demselben Forscher ungefähr birnförmig, im Allgemeinen von der Gestalt eines stark zusammengezogenen Stentor; auch beweist die Lage der im Inhalt noch sichtbaren contractilen Vacuole, dass das verschmälerte Ende dem Hinterende des Stentor entspricht. Ovale bis etwas flaschentörmige Dauercysten hat ferner Nyctotherus ovalis (G6, 6b, Stein), wogegen die von N. cordi- formis kugelförmig sind. Auch Climacostomum virens soll nach Eberhard (1862) birnförmige Cysten bilden. Recht seltsam sind die der Epistylis branchiophila Ferty geformt (74, 9b). Sie haben im Allgemeinen die Gestalt eines Tönuchens mit abgestutzten Enden. Ueber die Seitenfläche ziehen 8 erhabene Längsrippen, welche soweit bekannt, ErhebuDgen der Cystenmembran sind; die abgestutzten End- flächen erscheinen daher gezackt (Stein 1854). Etwas unregelmässig dreieckig sind zuweilen die Dauercysten von Colpoda Cucullus (Stein, Fahre); doch glaube ich, dass diese wie manche andere Unregelmässigkeiten durch nachträgliche Schrum- pfung entstehen. Die Vermehrungscysten mögen auch deshalb ge- legentlich etwas unregelmässig seiu, weil die beweglichen Sprösslinge die nachgiebige Membran von innen ausbuchten. — Die Cysten der gestielten Vorticellinen sitzen entweder dem Stiel auf oder finden sich frei am Boden etc. Letzteres rührt wohl meist daher, dass sie sehr leicht und nach einiger Zeit wohl regelmässig von den Stielen abfallen. Doch wurde für gewisse Vorticellinen erwiesen, dass sie vor der Encystirung den Stiel i. d. R. verlassen, einige Zeit umherschwimmen und dann in den Ruhezustand übergehen. Bei Epistylis plicatilis bemerkten dies Stein (1854) und später Clap.-L. Interessant ist, dass die Epistylis erst wieder einen kurzen Stiel ausscheidet und sich auf demselben encystirt (74, 5 a); solche Cysten bleiben jedenfalls dauernd auf ihrem Stielchen befestigt. Auch Everts (1873) fand, dass Vorticella nebulifera gewöhnlich, jedoch nicht immer, vor der Encystirung in den Schwärm- zustand übergeht. Natürlich wurde die Encystirung abgelöster Vorticellen noch häufig beobachtet; zuerst von Stein 1849. Etwas eigenthtimlich verhalten sich z. Th. wohl die gehäusebewohnenden 1656 Cili^^^' Ciliateu; doch ist darüber nur wenig bekannt. Stein (1854) beobach- tete die Encystirung der Cothurnia maritima im Grunde des Gehäuses. Das Thier hatte sich zusammengezogen, und wie es scheint, dicht vor seinem Vorderende ein gallertiges Diaphragma abgeschieden, welches das Gehäuse quer durchzog. Nüsslin (1884) bemerkte die Encystirung der Vaginicola Bütschlii (== dilatata Fromm.) im Gehäusegrund; eine Cystenmembran umhüllte den ganzen Weichkörper. Aehnliches scheint auch bei Tintinnus vorzukommen, wenigstens berichtet Entz (1884), dass sich T. inqiülinus im Gehäuse einkapsele, durch Bildung eines „derben, vorn convexen Deckels*', welcher den Abschluss nach Aussen bilde. Holophrya tarda, welche sich (s. oben) häufig im Gehäuse der Cothurnia crystallina encystirt, kann sich mit der Abscheidung eines dünneu Diaphragmas begnügen. Zahl und Bau der Cysteumembranen. Es wurde schon bemerkt, dass die Vermehrungscysten in der Regel nur aus einer ein- lachen und gewöhnlich recht dünnen Membran bestehen. Sicher ist, dass diese häufig eine gallertige Beschaffenheit bewahrt, mehr oder weniger klebrig und daher gelegentlich von Schmutztbeilchen bedeckt ist. Andererseits scheint jedoch ebenso sicher, dass die dünne Hülle mancher Vermehrungscysten membranös ist. Dies gilt z. B. für Col- poda, wo die Dicke der Membran beträchtlich schwankt; nach Rhumbler bleibt sie manchmal so dünn, dass sie kaum wahrnehm- bar ist. Derselbe Beobachter fand auch, dass die Vermehrungscysten dieser Gattung nie völlig geschlossen sind , sondern eine massig weite, runde Oeffnung besitzen. Sind die Cysten etwas länglich, so liegt die Oeffuung an einem Pol. Interessant ist ihre Entstehung, wenn Rhumbler's Ansicht zutrifft. Sie rühre daher, dass die Colpoda während der Mem- branausbildung nur um die Längsaxe rotirt, demnach die terminale con- tractile Vacuole denselben Ort bewahrt. Die fortdauernde Wasseraus- stossung durch die Vacuole verhindere die Bildung der Membran au dieser Stelle. Nach genügender Erhärtung der Haut rotire die Colpoda um wechselnde Axen. Auch die Dauercysten haben häufig nur eine einzige Hülle; doch bedürfen die meisten Angaben genauerer Prüfung, da bei nicht wenigen zwei Membranen beobachtet wurden. Letzteres gilt jedenfalls für die meisten Oxytr ichinen nach Steiu's Untersuchungen (1859). Auch manche ähnlich gestalteten Vorticellinencysten mögen doppelwandig sein ; gewöhnlich wird ihre Cystenhaut zwar als einfach geschildert, doch erkannte schon Stein (1867, p. 112), dass sie bei Vorticella Cam- panula doppelt ist. Da diese Art die letzte war, deren Cysten er unter- suchte, so verdient die Angabe wohl besondere Berücksichtigung. Ebenso überzeugte sich Allmann von der doppelten Hülle bei einer unbestimmten, kolonialen Vorticelline. Doppelwandig ist ferner die Cyste der Bursaria truncatella (Brauer) und jedenfalls auch die ähnlich gebaute von Dilcptus Encystirung (Zahl iiiul Bau der Cystenmembranen). ] 657 Aus er (Cienkowsky), weiter die Dauercyste von Colpoda ciicullus und zuweilen die der Nassula ornata (Fabre). Bei solchen doppelwandigen Cysten besteht immer ein mehr oder weniger ansehnlicher Zwischenraum zwischen beiden Membranen, der mit Flüssigkeit angefüllt ist. Dies erklärt sich dadurch, dass die Ausschei- dung der inneren Hülle oder Entocyste erst nach der Condensation des Inhalts geschieht. Die äussere Membran oder Ectocyste ist zuweilen gallertig; dann gewöhnlich auch ziemlich dick und manchmal deutlich ge- schichtet. Sehr ausgesprochen ist beides bei Gastro styl a mystacea (Stein [71, 7b]). — Ziemlich dick, gallertig und geschichtet ist ferner die, soweit bekannt, einfache Hülle von Chilodon Cucullulus (Stein 1854 und 59; 60, 8d); ebenso die ziemlich dicke einfache (?) Cysten- membran der Stentoren (Stein). Bei den übrigen Oxytrichinen und den Vorticellinen scheint die Ectocyste gewöhnlich dünn und häutig zu sein; dasselbe gilt für Bursaria (68, If) und Dileptus (59, 4g). Jeden- falls bedarf aber die Beschaffenheit der Ectocyste noch vielfach genauerer Feststellung, da z.B. Allmann für die oben erwähnte Vorticelline angiebt, dass die äussere Hülle gallertig sei. Von Colpoda wurden gelegentlich auch dreihäutige Dauercysteu beschrieben (Fabre, Rhumbler [Sporocysten]). Es scheint mir, dass in diesem Fall zunächst zwei Ectocysten und schliesslich eine Entocyste gebildet wurden. Doch zeigt dieses Vorkommen wohl an, dass die Membranzahl in gewissem Grade variiren kann. Sehr gewöhnlich verliert die häutige Ectocyste bei der Condensation des Inhalts ihre ursprünglich kuglige und glatte Beschaffenheit, sie wird runzlig, wellig (71, 10h) oder ist mehr oder weniger regelmässig in dellenartigen Facetten eingezogen (68, If); endlich bei gewissen Oxy- trichinen ganz zackig (71, 5 c). Im Allgemeinen dürfte diese Erscheinung darauf beruhen, dass die Ectocyste bei der Plasma-Condensation mehr oder weniger zusammenschrumpft, vielleicht auch ein Theil des aus- geschiedenen Wassers aus ihr heraus diflfundirt. Die Verhältnisse bei Bursaria verrathen aber, dass noch anderes im Spiel sein kann. Das Plasma kann nämlich bei der Condensation stellenweise an der Ectocyste befestigt bleiben und sie deshalb an diesen Stellen dellenlormig einziehen. Bei Bursaria wenigstens entstehen die ansehnlichen Dellen auf solche Weise. Vom Grunde jeder Delle oder Facette ihrer Ectocyste (68, If) entspringt ein solider Strang oder Faden, welcher central- wärts zieht und direct in die Entocyste (C) übergeht. Einer der Stränge (*) ist viel dicker wie die übrigen; er gleicht einem breiten kurzen Pfropf. Natürlich ist auch seine Facette umfangreicher. Die erste Schilderung des eigenthümlichen Baues der B u r s a r i a cyste gab Cienkowsky (1855), später untersuchte sie Brauer ein- gehender. Ich konnte seine Darstellung gemeinschaftlich mit Schu- berg bestätigen. Zweifellos bilden sich die Fädchen und demnach auch die Dellen so, dass die Abscheiduug der Entocyste an den 1658 Ciliata. betreffcuden Stellen fi-iihzeitig beginut. Deshalb bleibt das Plasma bei der Condensation an diesen Puncten mit der Ectocyste durch die Fädchen von Entocystensubstanz in Verbindung. Da nun die Con- densation des Plasmas schneller geschieht, als die Fädchen wachsen, so folgen diese dem schrumpfenden Weichkörper, weshalb jedes Fädchen unter Mitwirkung seiner Nachbarn die Ectocyste dellenartig ein- zieht. Dass die Dellen durch den Zug der Fädchen hervorgerufen werden, folgt direct aus Brau er 's Beobachtung; er sah die Dellen sich sofort aus- glätten, wenn die Stäbchen zerrissen wurden. Nachdem die maximale Condensation erreicht ist, breitet sich die Abscheidung der Entocyste über das gesammte Plasma aus, weshalb die Dellenfädchen als solide Fort- setzungen derselben erscheinen (B.). Wie schon bemerkt wurde, scheint sich etwas Aehnliches bei der nur von Cienkowsky beobachteten Cyste des Dileptus Anser zu finden (59, 4g). Von den massig vorspringenden beiden Polen dieser Cyste ziehen zwei etwas faltige Bänder nach Innen, an welchen der stark condensirte, kuglige Inhalt aufgehängt scheint. Die beiden Bänder sind je an einem Punkt der Ectocyste befestigt und verbreitern sich dreieckig gegen die Oberfläche des Inhalts. Aus dieser, wohl recht unvollkommenen Beschreibung scheint zu folgen , dass die jeden- falls vorhandene Entocyste an zwei entgegengesetzten Stellen an der Ectocyste befestigt wird, sich jedoch schon nach schwacher Conden- sation des Inhalts über denselben ausbreitet. Verkleinert sich nun der Inhalt noch mehr, so zieht sich die Entocyste mit demselben zusammen, ausgenommen an den beiden ursprünglichen Befestigungsstellen an der Ectocyste. Der condensirte Inhalt bleibt durch zwei zipfelförmig aus- gezogene Partien der Entocyste an der Ectocyste aufgehängt und es ist erklärlich, warum die Ectocyste an diesen Stellen nicht dellenartig eingezogen ist, wie bei Bursaria. Eine sehr eigenthümliche Auszeichnung besitzen die Cysten derStentoren. An ihrem verjüngten , etwas halsartigen Hinterende ist die einfache Hülle deutlich geöffnet, die Oeffuung jedoch durch einen Pfropf, welcher aus etwas w^eicherer Masse besteht, geschlossen (Stein 1867). Verrauthlich bilden sich die Cysten um festsitzende contrahirte Thiere, so dass die Oeffnung von dem Fehlen der Abscheidung an der Anheftuugsstelle herrührt. Wahrscheinlich wird also der Pfropf erst gebildet, wenn der theilweis encystirte Stentor sich losgelöst hat (B.) Wir gedenken schliesslich noch gewisser Zeichnungen der Cysten- raembranen; die vorliegenden Angaben betreffen fast durchgängig Cysten mit angeblich einfacher Haut, die, soweit ein Urtheil möglich ist, wohl durch- aus einer Ectocyste entsprechen dürfte. Bei Nassula ambigua fand Stein (1854) meridionale Reihen feiner Puncte auf der Membran; Clap. und L. beobachteten bei Epistylis umbi- licata eine chagrinartige Zeichnung dichtgestellter punctförmiger Erhebungen. Aehnliches zeigt nach Fahre wohl die Cyste von Prorodon niveus. Die Eucystirung (Bau und Bildung der Membranen). 1659 einfache Membran der Vermehrungscyste von Trichorhynchus erscheint auf dem optischen Durchschnitt wie aus kleinen Körnehen zusammenge- fügt (Balbiani). Die eigenthiimliche Cyste der Epistylis brauch iophila (74,9b) besitzt ausser den 8 erwähnten Längskielen eine feine Querrippung. Auf der convexen Cystenfläche von Euplotes Charon (72,2b) bemerkt man 6 — 7 eigenthiimliche, meridionale Rippen, die fein quer gekerbt sind (A. Schneider 1854, Stein 1859, Carter 1859). Die genannten Forscher beziehen diese Zeichnung auf die früher (p. 1270) beschriebenen Rücken- kiele des Euplotes, da sie die Cystenhülle durch Abhebung des sogen. Panzers entstehen lassen. Dass letzteres unrichtig ist, dürfte sehr wahr- scheinlich sein; dagegen ist wohl möglich, dass die Rippen irgendwie mit den Rüclienkielen zusammenhängen. A. Schneider hält die gerippte Hülle für eine leicht vergängliche Ectocyste; der condensirte Inhalt sei noch von einer Entocyste umgeben; Stein und Carter beschreiben nur die gerippte Haut. — Allmanu erwähnt an der dicken Entocyste der unbestimmten Vorticelline eine hexagonale Oberflächenzeichnung; Fahre an der Entocyste derNassula ornata eine feine radiäre Strichelung des optischen Durchschnitts. Ich halte es jedoch nicht für ganz unmöglich, dass diese Entocyste eine Alveolarschicht war. — Endlich finden sich auf der convexen Oberfläche der wahrscheinlichen Cysten von Spirostomum am b ig u um zwei concentrische, etwas wellige Leisten, während eine dritte den Rand umzieht (68, 4 c). Ueber die Bildung* der Membranen ist Weniges zu bemerken, da die Erfahrungen sehr geringe sind. Dass sie wie die Gehäuse durch Abscheidung entstehen, ist durchaus wahrscheinlich, wenn nicht sicher. Die Gründe hierfür sind dieselben, welche schon bei der Be- sprechung der Gehäuse aufgeführt wurden; die so verbreitete Rotation während der Abscheidung der Cysten spricht besonders in diesem Sinne. Dass die Membransubstanz ursprünglich stets gallertig ist und erst all- mählich erhärtet, wird vielfach angegeben und harmonirt mit dem, was wir bei der Gehäusebildung fanden. Bei Stylonychia pustulata beginnt die Cystenbildung mit der Abscheidung gallertiger Tropfen auf der Oberfläche des eingekugehen Körpers (Stein 1859). Dieselben fliessen alimählich zu einer con- tinuirlichen Schicht zusammen, welche von Anfang an eine höckerige Oberfläche besitzt. Es ist daher möglich, dass wenigstens die An- lage der oben (p. 1657) erwähnten Höcker oder Zacken der Ectocyste mancher Oxytrichinen etc. von einer solchen Entstehung der Membran herrührt. Es scheint mir ausser Frage, dass bei den doppelwandigen Cysten zunächst die Ectocyste und erst beträchtlich später die Entocyste gebildet wird. Ich betone dies nur deshalb besonders, weil Fahre zu der an und für sich unwahrscheinlichen Ansicht gelangte, dass die Mem- branen in umgekehrter Reihenfolge entstünden. 1660 feiiata. Die von ihm vorgebrachten Gründe sclieiaen lieiueswegs beweibend zu sein und durch andere widerlegt zu werden. Er stützt sich besonders darauf, dass die runzlige bis zackige Beschaiicnheit der Aussenfläche gewisser Ectocysten erst allmählich auf der Oberfläche der anfänglich glatten Membran herVötti'etei Hieraus scliliesst er, dass die Bctocystfi teecundär und zwar aiisserhalb der zuerst gebildeten Entocyste entstehe. Nach dem, was Mr ft'ühör über die wahrscheinliche Entstehung der Kunzelung etc. bemerkten, erklärt bicii, dass sie geraume Zeit nach Anlage der Ectocysto auftritt, wahrscheinlich erst nach- dem die Abscheidung der Entocyste begonnen hat. Daraus folgt jedoch keineswegs, dass die Abscheidung der Ectocyste der der Entocyste nachfolgt. Gegen diese Auffassung sprechen einige gewichtige Gründe. Wie gezeigt wurde, lässt sich die Bauweise der Eursariacystcn recht wohl verstehen unter der Voraussetzung, dass die Abscheidung der Entocyste nach jener der Ectocyste geschehe; sie bleibt dagegen bei der umgekehrten An- nahme ganz unverständlich. Ferner wurde gelegentlich beobachtet, dass nach Bildung der Ectocyste noch unverdaute Nahrungsreste, rcsp. Körnchen (wahrscheinlich Excretkörnchen) ausgestossen werden. Fahre constatirte dies neuerdings selbst für die einfache Daucrcyste von Prorodon niveus. Bei Gastrostyla mystacea (Stein 1859) und Stylonychia pustulata (Carter 1859) werden dunkle Körnchen in grosser Menge unter die Ectocyste entleert« Auch Rh um bl er fand neuerdings die Ausstossung der Excretkörncr unterhalb «1er Ectocyste gewöhnlich bei der Bildung doppelt umhüUter Daüercysten von Colpoda. Ausstossung von Excretkörnchen in der Cyste fanden wir frühet schon bei gewissen Heliozocn und Flagellateu. Stein und Carter überzeugtön sich, dass die ausgeschiedenen Körnchen zwischen den beiden Hüllen der doppelwandigen Cysten liegen. Daraus folgt aber sicher, 8, p. 159); Proboscella Kent (601). Taf. 04, Fig. 10. Mittelgross (L. bis 0,1). Mehr oder weniger langgestreckt; die vordere Hälfte halsartig verjüngt. Daher z. Th. wurmartig. Recht biegsam. Quer- schnitt cylindrisch. Das Peristom ist eine schmale Rinne, welche vom Vorder- ende bis zu dem in der Körpermitte, oder wenig dahinter liegenden, kleinen Mund führt. An jedem Peristomrand scheint sich eine undulirende Membran zu finden, welche beide gegen den Mund immer niedriger auslaufen, also keine Tasche bilden (Quenn.). Die meisten anderen Beobachter geben nur eine solche Membran an und dann gewöhnlich die linke, an Stelle der anderen eine Reihe ansehnlicherer und dichter gestellter Cilien. Rees erklärt beide Membranen für Pseudomembranen. Zuweilen eine, selten mehrere hintere Borsten. Contractile Vacuole terminal. Ma. N. rund (nach Kent augeblich z. Th. auch zweigliedrig) ; 1 anliegender Mi. N. Nahrung fein. [Bewegung theils rasch und stetig"; häufig mit dem Vorderende in Zoogloeamassen bohrend. — Marin, namentlich Infusionen (auch Slisswasser nach Maupas 677). 2 oder 3 Arten. Als Proboscella Avolltc Kent Formen unterscheiden, deren Vorderende einen finger- artigen Fortsatz trügt, welche aber im übrigen dem gewöhnlichen L. elongatus Gl. und L. sp. vollkommen entsprechen. Rees erklärt diesen Fortsatz wohl mit Recht für ein Wimperbüschel und iV\o. V. vermina Kent fiir identisch mit dem genannten Lembus. System. 1715 Aiiophrys Colin 1866; Rees (709); Entz (694). Taf. 64, Fig. 9. Synon. Colpoda pigerrima Coha (410), Grimm (327); üronema Maupas (67 7, nach brieflicher Mittheilung), Möbius (876). Dürfte kaum mit Sicherheit von Lembus zu sondern sein. Wesentlicher Unterschied wäre nur, dass die Gestalt veniger langgestreckt und namentlich das Vorderende zwar ver- jüngt und etwas zugesjntzt, aber nicht halsartig gestaltet, sowie dass das Peristom kürzer ist, schon vor der Körpermitte endigt. Undulirende Membranen scheinen ähnlich wie bei Lem- bus beschaffen zu sein. (Cohn hielt sie für Wimperreihen oder Winiperbüschel.) Marin. Fäulniss liebend. 2 Arten. Eine ähnliche Form mit sehr kurzem Peristom findet sich auch im Süsswasscr und leitet, wie es scheint, direct zu Glaucoma pyriformis über (Bütschli und Schowiakoff). Das von Cattaneo jüngst (SöH) im Blut von Ca rein us Maenas entdeckte und als Anophrys Maggii n. sp. beschriebene, jedoch nicht abgebildete Infusor gehört aller Wahr- scheinlichkeit nach nicht hierher. Nach der Schilderung vermag ich seine Stellung nicht ge- nauer anzugeben. — Möglicherweise gehört zu dieser Familie auch die sog. Cy rtolophosis Stokes (188.5, 702, 855), welche sicli durch einen Büschel gekrümmter lebhaft bewegter Cilien am vorderen Pol auszeichnen soll und unregelmässige, klumpig aufgewachsene Schleim- gehäuse bewohnt, die häufig zu Gesellschaften vereinigt sind. Die Organisation ist jedenfalls ungenügend erforscht, so dass mir nicht einmal ganz sicher scheint, oh nicht Beziehungen zu gewissen Hypotrichen existiren, welche ähnliche Gehäuse bilden. Stokes versichert zwar, dass die Bewimperung total sei. Eine genauere Schilderung der einzigen Art C. mucicola kann daher füglicli unterbleiben. 5. Familie. I s o t r i c h i n a Bütschli. Gestalt oval bis länglich. Biegsam, jedoch nicht contractu. Pellicula dick. Bewimperung total und dicht. Mund auf der Bauchseite stark nach hinten verlagert, zuweilen bis an den hinteren Pol. Dann ist die Mund- nabt der dichten Körperstreifeu meist deutlich und sehr lang. Schlund röhrig, schraubig- bis längsgestreift, ob z. Th. bewimpert? Ma. N. einfach oval mit anliegendem Mi. N. Parasitisch. Vergl. über hierhergehörende^ Formen ausser den bei den Gattungen aufgeführten Autoren noch Colin (253), Zürn (Schmarotzer unserer Haussäugethiere 1874) und List (745). Isotricha Stein 1859 (321, 323, 338), Kentp.p. (601), Schuberg (843). Synon. 4. Art von Lifusorieh Gruby und Delafond (183). Taf. 65, Fig. 11—12. Mittelgross (L. bis 0,16). Farbh)s bis gelblich. Etwa eiförmig, mit massig zugespitztem, etwas nach der Rückseite gebogenem Vorderende. Das Hinterende abgerundet oder ein wenig schief vom Bauch gegen den Rücken abgestutzt. Bauchseite etwas stärker convex wie die Rückenseite. Zu- weilen etwas seitlich comprimirt. Der Mund weit hinten; entweder in kurzer Entfernung vom Hinterende oder ganz an den hinteren Pol gerückt. Führt in ziemlich langen röhrenförmigen Schlund, der dorsal, oder nach vorn gerichtet ist. Bewimperung gleichmässig; Cilien ziemlich lang, büschelig schlagend. Pellicula dick. Zahlreiche contractile Vacuolen über den ganzen Körper zerstreut. Ma. N. rund oder länglich, durch sog. Kenistiele am Ecto- plasma aufgehängt. Anliegender Mi. N. After wahrscheinlich am vorderen 108 * 1716 Ciliani. Ende. Bewegungen rascli, mit dem Vorderendc voran. Parasitisch im Rnmen der Wiederkäuer. 2 Arten. Die Üeurtlieiluiig- der Verwandtscliiift und systematisclieii Stellung dieser Gattung wird hauptsUclilicli davon abhängen , welches Ende fiir das vordere zu halten ist. Die Bewegung spricht für dasjenige, welchem der Mund nicht angehört, hierauf deutet auch der Verlaiif der Körperstreifen hin, was schon früher (p. 1290) erörtert wurde. Halten wir dies für richtig, so ergeben sich vielleicht Anschlüsse an die gleichfalls parasitische Gattung Conchoph- thirus, welche wir wegen ihrer nahen Beziehungen zu den typischen Heterotrichen zu letzterer Gruppe bringen mussten. Auch Stein vermuthete schon Beziehungen zu dieser Gat- tung, obgleich er die Enden umgekehrt wie wir auffassten. Dasytricha Schuberg 1888 (843). Taf. 65, Fig. i:^. Allgemeine Erscheinung und Gestalt sehr ähnlich Isotricha(L. bis 0,1). Mund am Hiuterende. Die Unterschiede bestehen wesentlich darin , dass die Körperstreiten schwach schraubig zwischen den beiden Polen hin- ziehen sollen, ohne Ausbildung einer Mundnaht; ferner im Vorhanden- sein einer einzigen contractilen Vaeuole und dem Fehlen der sog. Kernstiele. 1 Art. Rumen der Wiederkäuer. Der auffallende Mangel der Mundnaht bei Dasytricha scheint mir in Betracht der grossen Eegelmässigkeit, mit welcher diese Erscheinung bei Verlagerung des Mundes auftritt, doch noch etwas zweifelhaft. 6. Familie. Opal in in a Stein 1867. Gestalt kurz oval bis sehr langgestreckt wurmförmig; z. Th. comprimirt. Bewimperuug allseitig und fast stets gleichmässig; nur selten am Vorder- ende ein wenig differenzirt. Der Hauptcbarakter liegt in dem vollständigen Mangel eines Mundes und Schlundes. Anoplophrya Stein 1860 (335); Claparüde (^330); Leidy (.543); Vejdowsky (587); Ballnani (720); Foulke (729); Schneider (793). Synon. Leucophra nodulata Müller (64 und 76), Schrank (94); Leucophrys p. p. Djrd. (175), Leidy (268); Opalina p. p. Stein (233, 26], 318), Frey (304). M. Schultze (231), Clap. und L. (301), Lankester (458), Mc Intosh (460). Taf. 64, Fig. 16 und Taf. 65, Fig. 1. Mittelgross bis ansehnlich (0,9 und wohl noch länger). Gestalt mehr oder weniger länglich, cyliudrisch bis baudförmig abgeplattet. Die Enden abgerundet; das hintere zuweilen etwas verjüngt. Manchmal schwach ge- krümmt und dann mehr bilateral bis etwas asymmetrisch. Längs bis schwach schraubig gestreift. Contractile Vacuolen in einer Reihe längs des einen, oder in 2 Reihen längs beider Seitenränder. Ma. N. fast stets sehr lang band- förmig, selten mehr oval; gewöhnlich nahezu die ganze Axe der Tbiere durchziehend. Anliegender Mi. N. bei einer Art nachgewiesen. Fortpflanzung entweder durch einfache Quertheilung oder durch Knospuug am Hinterende; häufig unter Kettenbildung. — Darm von Oligochaeten und Polychaeten, Clepsine und Paludina. Zweifelhaft sind die von Leidy aus einer Bryozoe (Urnatella) und von Foulke aus einem Räderthier (Noteus) beschriebenen Arten. Frey beobachtete einmal eine sicher hierher ge- hörige Form in Süsswasser, wohin sie wohl mir zufällig gei'athcn war. Zahlreiche Arten, welclie jedoch grossentheils ungenügend beschrieben sind. Europa, N.-Amerika. System. 1717 Hoplitophrya Stein 1860 (335, 337, 338); Mobius (876). Syiion. Opalina (naiduui) Djrd. ? (175), M. Schnitze (231), Stein [26 \ , 31S), Glap. und L. (301), Qiiennerst. (408 a), Uljanin (46S), W'arpaschowsky (801); Leucophrys clavata Leidy (268). Taf. 65, Fig. 3-,5. Grösse äholich Anojilophrya. Die allgemeinen Bauverhältnisse sclilicssen sich theils an Anoplophrya, theils mehr an Discophrya an, indem bei einer Art der V^ordertheil der Bauchfläche saug napfartig- ver- tieft ist und bei dieser, wie bei einer zweiten, damit nahe ver- wandten, statt der Vacuolen ein Rückeugefäss sich tindet. Auch be- sitzen die beiden letzteren Arten einen ovalen Ma. N, ähnlich Discophrya. Alle übrigen Species sind ganz wie Anoploplirya gebaut. Der Charakter, welcher alle auszeichnet, ist die Anwesenheit eines aus festererSubstanz (horn- artig) bestehenden Apparates auf der Bauchseite des Vorderendes, welcher bei einigen zum Anheften dient. Derselbe liegt wohl in der Pellicula oder dem Ectoplasma. Entweder besteht er in zwei hakenartigen, vorspringenden Gebilden, oder diese sind mit einander verwachsen; dann entspringt davon gewöhnlich noch eine rückwärts ziehende, häufig recht lange Leiste, welche bei gewissen Arten den Apparat allein zu repräsentiren scheint. Fort- pflanzung theils durch einfache Quertheilung, theils durch Knospung und auch Kettenbildung. I.Gruppe mit Rückeugefäss und ovalem Ma. X. 2 Arten. Darm von Planarien. Europa. Ancli das A'orkominen deutet vielleicht darauf hin, dass diese Arten trotz ihrer Bewati- nung- besser mit Discophrya vereinigt würden. 2. Gruppe mit bandförmigem Ma.N. und Reihen contractiler Vacuolen. 6 Arten. Darm von terricolen und limicolen Oligochaeten. Europa und N.-Amerika. Discophrya Stein 1860 (335). Synon. Üpalina Siebold (191), p. p. M. Schnitze (,231), Stein (261, 318): Hapto- phrya Stein (428, p. 169\ Maupas (582), Everts (570), Certes (583), Kent (601). Taf. 65, Fig. 2. Sehr gross (bis 2 Mm.). Gestalt lang cylindrisch bis hinten ein wenig verjüngt und zuweilen durch ringförmige Einschnürungen etwas unregel- mässig. Hauptauszeichnung: die Umbildung des Vorderendes zu einem glocken- bis becherförmigen, bewimperten Saugnapf, der zum Anheften dient. (Wahrscheinlich dürfte der Saugnapf mehr aus dem rechten Rand des Vorder- endes hervorgegangen sein.) Statt der Vacuolen ein contractiles Gefäss längs der ganzen sog. Rückenseite (wahrscheinlicher linke Seite). Ma. N. oval bis spindelförmig. Fortpflanzung durch Quertheilung unter Ketten- bildnng. 2 Arten. Darm von Planarien (Planaria, Polycelis) und Anuren (Rana, Discoglossus, Bufo). Unsicher ist die von Certes aus dem Darm von Triton alpestris erwähnte D. Tritonis, welche möglicherweise ein Balantidium sein könnte. Unter dem Namen Lada Wrzes- niowskii n. g. et sp. beschrieb Vejdowsky (,1882, S34) eine Ciliate, von welcher er 2 Exemplare in einem Wassertropfen, neben einer zerdrückten Oligochaete (^Phrcato- 1718 Ciliata, thrix prageiisis) beobachtete. Da V. selbst glaubt, dass das lufusor aus dem Wurm stammle, ferner ein Mund und gefressene Nahrung nicht beobachtet wurden, so scheint es vorerst nicht unberechtigt, diese Lada den Opalinen einzureihen. Nacli Vejd. 's jedenfalls ungenügender Beschreibung und Abbildung stände sie Discophrya zunächst. Sie besitzt nämlich am schräg abgestutzten Vorderende einen hufeisenförmigen Randwulst, was Avohl auf den Saug- iiapf zu beziehen sein dürfte. Der Ma. N. ist ähnlich; dagegen soll sich eine einfache con- tractile Vacuole etwas linlisseitig fuiden. Natürlich ist die Einreihung der zweifelhaften Form an dieser Stelle zunächst ganz provisorisch. Opaliuopsis Foettinger 1881 (619). Synon. Benedenia Foett. (619). Taf. 65, Fig. 6—7. Mittelgross bis aiiselinlich (0,12 bis l,5j. Oval bis sehr lang- gestreckt cylindrisch. Z. Tb. recbt eontractil. Das Vordereiide bäufig kopf- förmig angeschwollen und meist zugespitzt. Hinterende abgerundet. Körper- streifung scbraubig; bei den langgestreckten Formen (Benedenia) mit zahl- reichen niedrigen Windungen. Bewiniperung gleichmässig, oder die Kopf- anschwellung (Benedenia z. Th.) von einem Gürtel stärkerer Cilien umzogen. Contractile Vacuolen sollen ganz fehlen, dagegen gewöhnlich zahlreiche nicht contractile vorhanden sein. Im jugendlichen Zustand ein band- förmiger bis gewundener, sehr langer Ma. N,, welcher später in unregel- mässige oder durch weitere Auflösung regelmässigere kleine Bruchstücke zerfällt. Dabei auch vorübergehend zuweilen eine netzförmig anastomosirende Bildung annehmend (Opalinopsis s. str.). Vermehrung durch einfache oder Kettenknospung am Hinterende, In den Venenanhängen von Sepia und Octopus (Benedenia, 2 Arten) oder in der Leber von Sepiola und Octopus (Opalinopsis s. str., 1 Art). Opalina Purkinje und Valentin 1835 (151); p. p. Djrd. (175); Stein (265, 318, 322 und 428); Perty (240); Quennerst. (408a); Engelmann (524); Zeller (547); Stokcs (718); Pfitzner (789); Balbiani (810, p. 400). Synon. Leeuwenhoek (5, p. 56); Hirudo intestinalis Bloch (70); ? Flimmer- walzen und Flimmerquadrate Goeze (71); Bursaria Rauarum und intesti- nalis Ehrbg. (161), Lankester (458); Anoplophrya p. p. Stein (428, p. 11). Taf. 65, Fig. 8—10. Mittelgross bis ansehnlich (bis nahe 1 Mm.). Nicbt contractu, jedoch recht biegsam. Ungefähr oval bis länglicher und im Querschnitt cylindrisch bis stark comprimirt. Rücken- und Bauchseite fast stets deutlich unter- scheidbar, indem die erstere gleichmässig convex, die letztere dagegen gewöhnlich mit einer kürzeren oder längeren Einbuchtung versehen ist. Hinterende abgerundet oder ziemlich zugespitzt, Vordertheil der Bauchseite mehr oder weniger abgeschrägt. Streifung schwach schraubig und auf beiden Seiten meist etwas verschieden. Bewimperung gleichmässig und zart. Contractile Vacuolen fehlen. Im jugendlichen Zustand ursprünglich ein rundlicher Nucleus; bei wenigen Arten verharrt er auch im erwach- senen^Zustand so, oder wird zweigliedrig bis doppelt. Bei den übrigen entstehen durch fortgesetzte Theilung des einfachen Nucleus sehr zahl- reiche rundliche kleine Kerne. Mi. Ni. bis jetzt nicht unterschieden. System. 1719 FortpflaiJZUDg durcli Qiiertheiluug; die angebliche schräge LäugstheiUiug wahrscheinlich Conjugation. Kleine, wenigkernige Thiere bilden kuglige Cysten. 5—6 Arten. Im Enddarni (selten der Harnblase) vieler Anuren (Raua, Bufo, Bombinator, Discoglossus, Pelobates und Scaphiopus). Europa, Afrika und N.-Amerika. 2. Unterordnung. S p i r o t r i c h a Bütschli (= Ordnung der vorhergehenden Abschnitte = Spirigera Blochniann 769). Stets mit deutlicher, gewöhnlich aus Membranc41en bestehender adoraler Zone, welche meist einen mehr oder weniger spiraligen Verlauf hat und dadurch gewöhnlich zur Bildung eines von ihr theilweis oder völlig um- schriebenen Peristomfeldes führt. Letzteres unterscheidet sich jedoch in der Regel noch durch andere Besonderheiten von der übrigen Körperoberfiäche. Hervorgehoben zu \verdeii verdient, dass die Differenzirung der adoralen Zone bei Gonchoplitliirus entweder sehr schwach ist oder vielleicht z. Th. noch ganz fehlt. Dennoch konnte diese Gattung nicht abgesondert werden , wegen ihrer zweifellosen Verwandt- schaft mit den übrigen Heterotricheu. 1. Section. Heterotricha Stein 1859 (= Unterordn. der vorherg. Abschnitte), Mit dem Besitz einer fast immer wohl ausgebildeten adoralen Zone oder Spirale verbinden diese Formen ein fast ausnahmslos allseitiges und im Ganzen recht gleichmässiges Cilienkleid , ohne scharf hervor- tretende Difterenzirung der Cihen auf Rucken und Bauch. P^ine cha- rakteristische Ausnahme bildet nur die Gattung Gyrocorys, wo die Bewimperung in einer Weise rückgebildet ist, welche keinen Anschluss an die Reductionserscheinungen in den drei folgenden Unterordnungen zeigt. 1. Familie. Plagiotomina Clap. u. L. 1858 emend. Theils kürzer, theils recht langgestreckt; häufig seitlich stark comprimirt, doch auch bis drehrund. Hauptcharakter: die Beschaffenheit des Peristoms, welches stets eine schmale Rinne darstellt, die gewöhnlich dicht am Vorder- ende beginnt und gerade über die Bauchkante oder Ventrallinie bis zum Mund nach hinten zieht. Die Lage des letzteren schwankt etwa zwischen der Körpermitte und dem Hiuterende. Bei den comprimirten Formen schaut die Peristomrinne bald mehr nach der rechten, bald mehr nach der linken Seitenfläche, die dann gewöhnlich auch etwas verschieden sind. Die in der Regel gut ausgebildete adorale Zone erstreckt sich vom Mund am linken Rand der Peristomrinne bis zum vorderen Körperende und hat demnach im Allgemeinen keinen spiraligen, sondern einen geraden Verlauf. Zuweilen tritt dauernd oder vorübergehend eine schraubige Torsion des Körpers und damit natürlich auch ein schraubiger Verlauf der Peristom- rinne und der adoralen Zone auf. Am hinteren Theil des rechten Peristomrandes meist eine undulirende Membran. Schlund kurz bis lang röhrenförmig. 1720 Ciliata. Concbophtliirns Stein 1861 (838, 428, p. 64); Engelmann (:i59): Quüiinur- stedt (40*^0). Sj'iioii. V V L e ucoiilira Hiiida und llii.va Müller ((M und !(>. oder zu Plagio- toina); Chaotisches Gewimmel im Muschelleib Bär (120); Peripheres Carus (135); ? Leucophrys Anodontae ii. ? Paramaecium compressum p. p. Ehrbg. (IGl); Colpoda oder Paramaecium sowie opali n en a rtiges Thier Stcen- strup (179), Wagner (270); Plagiotoma Perty (240), Claparcde (370); Bursa- ria p. p. Stein (318); Tillina Gruber (596); ?Plagiopyla Gourret und R. (774). Taf. 66, Fig. 2—3. MittelgTOSS (bis 0,2). Meist farblos und nicbt contractil. Stark compri- rairt; die Umrisse in seitlicher Ansicht etwa oval mit abgerundeten Enden. Bauchkante gewöhnlich weniger convex wie die Rückenkante und in der Mundgegend meist etwas eingebuchtet. Gewöhnlich ist die rechte Seiten- fläche gewölbter (sog. Rücken) wie die linke, die ziemlich eben (sog. Bauch); selten tritt das Umgekehrte ein (C. Actinarum Clap. sp.). Peristom eine massige, muldeiiartige bis ansehnlichere Einsen kung der Bauchkante; es schaut fast stets mehr nach der rechten Seite und liegt meist in der Mittel- region der Bauchkaute, selten nahe dem Hinterende. In seinem Grunde ein weiter Mund, welcher in einen röhrigen bewimperten Schlund führt, der kurz bis recht lang ist und sich bogenförmig nach dem Rücken und hinten krümmt oder mehr nach vorn richtet. Bewimperung gleichmässig und ziem- lich lang, meist büschelig schlagend. Zuweilen i^ob nicht vielleicht regel- mässiger) eine Zone stärkerer adoraler Wimpern längs des vorderen Peristom- randes. Meist einige grössere Wimpern am Hinterende. Längsstreifung sehr deutlich und auf beiden Seitenflächen etwas verschieden. Meist eine contractile Vacuole in der Mittelregion des Körpers oder terminal, selten mehrere längs der Rückenkante. Ma. N. einfach rundlich und meist central, oder mehrere rundliche (7 und mehr, C. Steenstrupi; es ist möglich, dass dieselben Glieder eines rosenkranzförmigen Ma. N. sind). Mi. N. z. Th. nachgewiesen. After wahrscheinlich terminal. — Süsswasser (C. magnus Gruber sp.) oder ectoparasitisch im Körperschleim verschiedener Land- und Stisswasserraollusken (Najaden, Succinea, Arion, Limax, Helix, Clausilia); wahrscheinlich, nach den Untersuchungen von Bär, Carus und Steenstrup auch im Innern der Muscheln; in der Gastralhöhle verschiedener Actinien, 5 Arten. Europa. VHelicostoma Cohn 1866 (410). Ungenügend beschriebene Form , welche noch am meisten Aehulichkeit mit Conchoph- thirus und Plagiotoma zu besitzen scheint, weshalb sie au dieser Stelle erwähnt werden mag. Maasse ? Die längliche, etwas comprimirte, vorn zugespitzte und hinten abgerundete Gestalt er- innert an die genannten Gattungen ; ebenso das huschelige Schlagen der gleichmässigon Wim- pern. Peristom eine lange Einne, welche auf der Bauchseite in der Nähe des Vorderendes beginnt und schief bis in die Mittelregion der rechten Seitenfläche zieht, wo die kreisförmige Mundöflnung liegt, die in einen spiralig gekrümmten und ziemlich engen Schlund führt. Ma. N. cenlrat, rund. 1 contractile Vacuole terminal. Bewegung rasch rotirend. — Marin. 1 Art. Möglicher Weise könnte das als Plagiopyla nasuta von Gourrct und K. (774) be- schriebene Infusor mit Cohn's Helicostoma identisch sein. Plagiotoma Djrd. 1841. Schliesst sich in Gestalt und allgemeiner Bildung nahe an Concho- System. 1721 phthirus an. Mittelgross (bis 0,4 j. Coutractilität, wenn vorhanden, sehr gering. Stark coraprimirt, meist aber die eine Seitenfläche stärker gewölbt wie die andere, daher auch die Bewegung stets auf einer Seite; doch wechseln die Thiere mit den Flächen. Mund etwa in der Mitte der Bauch- kante, welche an dieser Stelle zuweilen ein wenig eingebuchtet ist und über- haupt meist weniger convex ist wie die Rückenkante. Vom vorderen Pol, oder in geringer Entfernung hinter demselben beginnend, zieht ein schmales band- oder rinnenförmiges Peristom bis zum Mund herab. Dasselbe schaut bald mehr nach der linken, bald mehr nach der rechten Seitenfläche und besitzt (wohl immer an seinem linken Rand) eine gut entwickelte Zone adoraler Membranellen, welche an der Vorderwand des Schlundes bis zu dessen Ende hinabzieht. Am Hinterrand der Mundöffnung eine sogen. Leitborste (wahr- scheinlich undulirende Membran; ob immer vorhanden?). Körperstreiiung recht deutlich, schief; auf beiden Seiten verschieden (bedarf genauerer Fest- stellung). 1. contractile Vacuole bauchständig, zwischen Mund und Hinter- ende. Ma. N. ziemlich central, verschieden. Nahrung fein. Parasitisch. Subg. Nyctotherus Leidy 1849 (215, 247); stein (363, 42S); Btuschii (Arch. f. An. n. Physiol. 1870); Zeller (547); Künstler (703); Schneider (793). S y n 0 11. ? A n i m a 1 c u 1 a in s t e r c o r e ranarum p. p. Leeuwcnli. (5) ; Chaos intesti- nalis p. p. Bloch (70); die Pantoffeln Goeze (71); Paramaccium incxibas Schrank (94); Bursaria (cordiformis) Ehrbg. (161), Üjrd. (17.5), Stein (261, 318, 322), Györy (273); Opalina p. p. Perty (240): Leucophrysartiges Infusor Siebold (167); ? Infusor d'üdekein (310). Taf. 66, Fig. 5—6. Umrisse ziemlich oval bis etwas niereuförmig. Die linke Seitenfläche gewölbter und das Peristom mehr nach links schauend. Schlund sehr lang. Kern oval und vor ihm gewöhnlich ein sog. Körnerfeld. Deutliche bewimperte (! Bütschli 1887) Afterröhre am Hinterende. 4 Arten (die Unterschiede z. Th. sehr gering). Parasitisch im Darm von Anuren (Rana, Biifo, Pelobates, Discoglossus, Hyla), lusecten (Blatta, Gryllotalpa, Hydrophilus, Larve von Oryctes) und Myriopoden (Julus). Subg. Plagiotoma s. Str. Stein 1867(428); p. p. ciap. und L. (301): Quennerst. (408 b). Synon. Bohnen und Netzthierchen Gleichen (66) ; Leucophra p. p. Schrank (94); Paramaecium compressum p. p. Ehrbg. (161): Bursaria p. p. Stein (318). Taf. 66, Fig. 7. Länglicher. Vorderende etwas zugespitzt und Hinterende abgestutzt. Bei der typischen Form (P. Lumbrici) die beiden Seitenflächen ziemlich gleich. Das Peristom mehr nach der rechten Fläche gewendet. Keine After- röhre. Ma. N. lang, verschlungen bandförmig. — 1 Art. Hintere Darm- hälfte der Regenwtirmer. Man ist versucht, auch die Plagiotoma acuminata Gl. u. L. (301, ectoparasitisch auf Tichogonia) hierher zu rechnen ; jedenfalls vermittelt sie zwischen Conchophthirus und Plagiotoma. Blepharisma Perty 1849 (216, 240); Balbiani (328); Eberhard (356): Engel- mami (359V, Stein (428); Bütschli (522): Dunckcr (567). Synon. Trichoda striata, aurantiaca und ignita Müller (76); Plagiotricha p. p. und Ypsistoma Bory (115); Bursaria p. p. Ehrbg. (161), Djnl. p. ]i. (i7ö\ 1722 Ciliata. Cieiik. (260): Lo.vodes citbam Ehrbg. (,llil); Urolcptus niusculus p. p. Ehrb;;'. (161): Plagiotüina p. p. Ol. und L. (3ü]i; Dileptus btriatus, Parauiaeciuui flavuir. u. roseiiin, Trichomeciuin Froinmeiit. (504) ; Apgaria Stokes (712, 855). Taf. 66, Fig. 8—9. Mittclgross (bis 0,4). Steht Plagiotonin recht nahe. Farblos bis ver- schieden roth gefärbt. Sehr wenig- contractu-, nur das Vorderende scheint es ein wenig zu sein. Stark coraprimirt; das Hiuterende zuweilen mehr rundlich bis einseitig angeschwollen. Rückenseite gleichförmig convex, die Bauchseite zuweilen ähnlich, meist aber in der Mundgegend etwas winklig vorspringend. Vordereude gewöhnlich etwas zugespitzt und die Spitze hakig nach der Bauchseite gekrümmt, jedoch nur wenig vor- springend. Hinterende meist etwas verschmälert, in d. R. abgestumpft, aber auch nicht selten zugespitzt und sogar zu deutlichem Schwanzanhang abgesetzt (welcher nach Stokes retractil sein soll). Massig breites, rinnen- i'örmig ausgehöhltes Peristom erstreckt sich gewöhnlich nur über die vordere Hälfte der Bauchkante, reicht aber zuweilen bedeutend weiter nach hinten, sich oralwärts etwas verbreiternd. Zuweilen schaut es ganz nach der linken Fläche, gewöhnlich macht es aber im Verlauf eine schwache schraubige Drehung, so dass seine vordere Hälfte nach der linken, die hintere nach der rechten Fläche sieht. Sein Hinterende senkt sich in den massig laugen , etwas nach hinten und dorsalwärts gerichteten Schlund. Adorale Zone längs des ganzen linken Peristomrandes gut entwickelt, setzt sich schraubig durch den or.^len Theil des Schlundes fort. Längs des hinteren Theils des rechten Peristomrandes eine undulirende Membran, die nach vorn höchstens bis zur Peristommitte reicht. After terminal. Entoplasma gewöhnlich grobnetzig. Eine etwas eigenthümliche contr. Vacuole terminal. Ma. N. einfach rundlich oder oval in der vorderen Hälfte; oder zweigliedrig bis rosenkranzförmig. Nahrung fein. Bewegung massig rasch, fast stets auf einer der Seitenflächen, zuweilen aber auch wälzend; bald nach hinten bald nach vorn. Cyste kuglig (Cienk). — Süsswasser; angeblich auch Meer (Duncker, Andrussowa). Europa, N.-Afrika (Certes 559), N.-Amerika. 2 oder eventuell noch mehr Arten (da die B1. undulans Stein, welche eigen tlicli Bl. Musculus Ehrbg. sp. lieissen muss, in einer ziemlichen Reihe von Variationen auftritt, welche auf ihre specifische Bedeutung noch näher zu untersuchen sind). — Zus. b. d. Corr. Das von Möblus (876) geschilderte marine Porpostoma n. g. notatuni n. sp. scheint etwa eine Mittelstellung zwischen Blepharisma und Spirostomum einzunehmen. Von letzterer Gattung soll es sich durch .,2 sichelförmige bewegbare Längslii^pen" am Mund unterscheiden. Von Contractilität ist nicht die Rede. Links neben dem Schlund ein schwarzer, von stark licht- brechenden Stäbchen strahlig umgebener Pigmentfleck. Ma. N. lang bandförmig. C. V. terminal. Metopus. Olap.U. L. 1858(301); stein (428) ;McMurrich (704) •,.Gourretu.R.(774). Synon. Trichoda S Müller (76); Jugendform von Spirostomum Balbiani (342); Strombidium Eberhard p. p. (356); Metopidcs Quennerst. (40Sb), Stokes (806, 855); ?Perispira Stokes (s. oben p. 1679). Taf. 67, Fig. 1. Mittelgross (bis 0,3). Farblos bis roth und rothgrau. Seltsam viel- gestaltig variirend. Der Bau erinnert im Allgemeinen sehr an Blepharisma. System. 1723 Weuig' oder nicLt couipiimirt. Gewöhnlichste Variatiun (Fig. In) ziemlich laüggesti-eckt, mit massig verschmälertem und abgerundetem Hinterende, ähnlich auch das Vorderende. Peristom von ähnlicher Ausdehnung und Beschaffenheit wie bei Blepharisma, setzt sich in einen massigen, röhren- förmigen Schlund fort, welchen die adorale Spirale durchzieht. Auch die uudulirende Membran findet sich wieder. Bei dieser gewöhnlichsten Varietät ist die sehraubige Drehung (von rechts nach links) des Peristoms und des ganzen Vorderendes stärker wie bei Blepharisma, so dass in der Bauchansicht die ganze Vorderhälfte des Peristoms stark nach links schaut und verdeckt ist. Bei einer zweiten Variation fehlt diese Torsion des Peristoms oder ist doch sehr schwach; weshalb diese Modificatiou Ble- pharisma am nächsten kommt. Bei einer dritten Modifieation hat die Torsion den höchsten Grad erreicht, spricht sich jedoch weniger oder nicht in einer Torsion des Gesammtkörpers, sondern ausschliesslich in der des Peristoms und der Körperstreifung der ursprünglich rechten Seite aus. Dazu gesellt sich hier noch ein ansehnliches Auswachsen des Peristoms nach hinten, im Sinne der schraubigeu Krümmung über die gesammte Rückenseite bis wieder auf die linke Hälfte der Bauchseite, so dass es einen völligen Umgang beschreibt (Fig. 1 c). Es scheint sogar (Eberhard), dass auch noch längere Peristome, mehr wie einen Umlauf beschreibend, vorkommen. Am rechten Peristomenrand zieht eine Zone stärkerer Cilien hin (Bütschli); am Hinterende gewöhnlich ansehnlichere Cilien und z. Th. steife Borsten. Im Vorderende häufig ein dunkler Körnerfleck. — 1 con- tractile Vacuole terminal. Ma. N. kuglig, ziemlich central, mit anliegendem Mi. N. Nahrung wahrscheinlich fein. Bewegung rastlos rotirend. Cyste kuglig. — Süsswasser und Meer (Quennerst., Parona [654], Fahre [''26], Gourret und R.) Europa und N.-Amerika. Wahrscheinlich nur 1 Art, da die marine Form (Mutopides contortus Quenn.) schwerlich von der des Süsswassers verschieden ist. Spirostomum Ehrbg. 1885 (149, 161) emend. Dujard. (175); Perty (240); Clap. und L. (301); Eberhard (302); Balbiani (:i28, 342); Stein (42S); Bütschli (491, 522); Frommentel (504); Maupas (677); van Hees (709); Gruber (693); Stokes (755, 855). Synon. ? Joblot Taf. 12 p. p. (30) ; Egelähniiches Schleuderthier Schrank (68) ; Enchelis caudata Schrank (94); ?Uroleptus filum Ehrbg. (161); Pclticrius Ormancey (239); Dileptus cylindricus Fromment. (504). Taf. 67, Fig. 2—3. Mittelgross bis sehr ansehnlich (bis 3 Mm,). Farblos oder durch Zoochlorellen grün. Sehr contractu und biegsam. Gestalt lang- bis sehr langgestreckt. Querschnitt kreisrund; seltener terminal comprimirt. — Die Enden zuweilen verjüngt; das hintere jedoch auch in abnormer Weise in einen ziemlich langen, fadenartigen Schwanz verschmälert und manch- mal abgestutzt. Vorderende stets abgerundet. Peristom eine schmale lange Rinne, welche vom Vorderende bis weit über die Mitte nach hinten ziehen kann und deren Weite von der Contraction abhängt. Schlund sehr kurz. Die gut entwickelte adorale Zone setzt sich schraub ig in ihn fort. Vordere Umbiegung der Zone nicht oder doch nur sehr wenig entwickelt. 1724 . Ciliata. Undiilircnde Membran scheint zu fehlen. Körperstreifnng lang schraubig und sehr deutlich. 1 ansehnliche contr. Vac. hinten, mit einem langen, über den ganzen Rücken oder rechtsseitig hinziehenden Zufiihrnngseanal. After terminal. Ma. N. einfach, oval und ziemlich central, oder lang rosenkranz- lörmig. Mi. Ni. zahlreich. Nahrung fein. Bewegungen sehr mannigfaltig, von den Contractionen unterstützt; kann sich auch tordiren. — Cysten wahrscheinlich linsenförmig mit concentrischen Leisten. Süsswasser und Meer. 2 sichere Arten. (Sp. teres Cl. und L, und Sp. ambiguum Ehrbg. [eigentlich caudatum sp. Schrank]; unsicher sind Sp. lanceolatum Grb. und loxodes Stokes). Europa und N.-Amerika. 2. Familie. Bursarina. Kör])er kurz beuteiförmig bis ziemlich langgestreckt. Selten seitlich, zuweilen etwas dorsoventral abgeplattet. Den Hauptcharakter bildet die Beschaffenheit des Peristoms, das kürzer oder länger ist und bedeutend breiter wie bei den Plagiotomina. Es ist daher keine Rinne, sondern ein mehr oder weniger dreieckiges, vorn breiteres, oralwärts sich verschmälerndes Feld, welches massig bis recht tief ausgehöhlt oder eingesenkt ist. Die adorale Zone nimmt entweder nur den linken Peristomrand ein oder zieht vorn über den Stirnrand bis zur rechten vorderen Peristomecke. Ein eigentlicher Schlund fehlt wahrscheinlich überall oder ist doch sehr wenig ausgebildet. Der rechte Peristomrand mit oder ohne undul. Membran. Die Zusammengehörigkeit der hier zu einer Familie vereinigten Formen ist bei dem Stande unserer Kenntnisse nicht ganz zweifellos; doch vermöchte ich eine natürlichere Grui^pirung, ohne zu weit getriebene Sonderung, nicht vorzunehmen. Balantidium (Cl. und L. 1858) emend. Stein 1867 (363 und 428); Leucliart (371, 2. ed.); Eckekrantz (44-5); Beifrage (438); Wiesing (480); Windbladh (479); Walderström und Henschcn (517—18); '? Mercschkowsky (.584); Entz (694); Zur Nieden (835); Fabre (847). Synon. Animalcula e stercore ranarum Leeuvvenhoek p. p. (5); ? Chaos in- testinalis p.p. Bloch (7U); Bouteillen und Kribelkugeln Goeze (71); Paramae- cium (Nucleus) p. p. Schrank (94), Malmsten und Loven (291), Leuckart (345), Stieda (419); Holophrya Leuckart (371, 1. ed.); Bursaria p.p. Ehrbg. (161); Leuco- phrys p. p. Stein (322); Plagiotoma p. p. Clap. und L. (301). Taf. 68, Fig. 2. Mittelgross bis ziemlich ansehnlich (0,5). Farblos und wenig con- tractu. Gestalt eiförmig, beuteiförmig, bis länglich cylindrisch. Der Querschnitt nahezu kreisrund. Vorderende massig verjüngt, abgerundet; Hintcrende breit abgerundet bis zugespitzt. Peristom eine massig breite Rinne, die am etwas schief nach links oder rechts abgeschrägten Vorder- ende am breitesten ist und sich allmählich zuspitzend, nach hinten und etwas nach rechts zieht; entweder sehr kurz oder bis etwas hinter die Körpermitte reichend. Die Peristomränder etwas erhöht und bei B. Entozoon die hintere Hälfte des linken Randes zu einem hautartigen Saum (Hypostom St.) ausgewachsen, welcher sich nach rechts über den Hintertheil des Peristoms herüberlegt und mit der rechten Bauchseite verwächst. Linker Peristom- System. 1725 rand mit adoraler Zone (fraglich ob Membranelien?), doch ist auch z. Th. der Stirnrand und der vordere Tlieil des rechten Randes von stärkereu Cilien umsäumt (welche jedoch Stein nicht zur Zone rechnen will). Uebriges Cilienkleid massig und gleichförmig. Peristom nicht bewimpert. Wahrscheinlich functionirt das gesammte Peristomfeld als Mund (Stein beschränkt ihn auf dessen hinteren Theil). Eigentlicher Schlund scheint zu fehlen, wird dagegen von gewissen Beobachtern (Lieber- kühn, Wiesing) als recht ansehnlich weit und trichterförmig dargestellt, von dem gesammteu Peristom ausgehend. Längsstreifung deutlich und regulär. Contr. Vacuolen 2 an der rechten Seite, oder dazu noch 2 weitere auf der linken. Im letzteren Falle scheint die Zahl der Vacuolen jeder- seits etwas schwankend zu sein und sich häuhg zu vermehren, auch stellenweise ein Längsgefäss aufzutreten. After terminal. — Ma. N ein- fach, oval bis hufeisenförmig; mit anliegendem Mi. N. Nahrung spärlich; z. Th. ziemlich grob. Bewegung stetig wälzend. Cysten kuglig. o — 4 Arten. Parasitisch. Dickdarm des Menschen und des Schweins; Enddarm von Rana, Bufo, Discoglossus, Triton. Leibeshöhle von Poly- chaeten, Amphicteniden und Terebelliden. Etwas zweifelhaft ist die Stellung des ungenügend beschriebenen Bai. (V) Medusaram Mereschk. , welches sich iui Gastralraume verschiedener crespedoter Medusen, im Darm einer Polychaete (Brada), doch auch frei im Meerwasser finden soll. Balantidiopsis. Bütschli n. g. Synon. Balantidium duodeni Stein (428). Taf. 68, Fig. 3. Scheint den entschiedensten Uebergang von Plagiotoma zu Balan- tidium zu bilden. Mittelgross (0,15). Massig comprimirt und die linke Seite deutlich gewölbt, die rechte dagegen flach bis in der vorderen Region etwas ausgehöhlt. Körperumrisse in seitlicher Ansicht breit eiförmig. Peristom sehr schmal rinnenförmig, schaut ganz nach links. Schlund scheint nur schwach augedeutet (dies ist der einzige Charakter, welcher diese Form von Plagiotoma wesentlich unterscheidet). After terminal. 1 contract. Vacuole ventral und subterminal. — Ma. N. kuglig in der hinteren Körperhälfte. Cilien büschelig schlagend. Parasitisch. Milteldarm von Rana esculenta. 1 Art. C 0 n d y 1 0 s to ma ( Kondyliostoma p. p. Bory 1824, 115) Dujrd. 1841 ( 175) ; Clap. und L. (301); Stein (322, 428, 439); Fresenius (401); Colin (410); Quennerst. (408 b); Wrzesniowski (466); Bütschli (522); Maupas (677); Gourret und R (774); Möbius (876). Synon. Trichoda patens Muller (76); Üroleptus (?) patcns Ehrbg. (161); Bursaria Vorticella Ehrbg. (161), Djrd. (175); Climacostomum Grimm (527). Taf. 67, Fig. 4—5. Ziemlich gross (bis 0,5). Farblos und massig bis wenig contractu. Gestalt etwa kurz bis recht lang beuteiförmig und dann dorsoventral etwas abgeplattet. Hinterende abgerundet bis massig verjüngt. Vorderende da- gegen schief nach rechts aufsteigend bis ziemlich gerade abgestutzt. Peristom massig breit, etwa dreieckig, sich nach hinten verschmälernd. 1726 CilJf^ta. Vorn nimmt es fast die ganze Breite des Stirnrandes ein und reicht theils nur bis ^'^ oder weniger, theils bis zur Hälfte der Körperlänge nach hinten. Sein Hinterende geht in die ziemlich weite Mnndöffnung über, welcher sich ein nur sehr wenig entwickelter Schlund anschliesst. Kechter Peristomrand etwas lamellenartig erhoben und vorn z. Th. eine recht- winklig nach links vorspringende Ecke bildend. Längs dieses ganzen Kandes eine gut entwickelte undulirende Membrane oder diese mehr von der Peristomfläche entspringend. Peristomfläche selbst unbewini- pert. Adorale Zone gut entwickelt und vorn über den Stirnrand nach rechts bis zur Peristomecke reichend. Bauchwimpern (nach Maupas) etwas spärlicher und grösser wie die des Rückens; letzterer soll z. Th. auch steife Börstchen tragen (Beides leugnen G. und R.). Contr. Vacuolen etwas unsicher, wahrscheinlich eine terminale (s. p. 1442.) — Ma. N. lang rosenkranzförmig, rechtsseitig. — Mi. Ni. zahlreich. — After dorsal in hinterer Körperhälfte (Maupas; nach Stein terminal). Nahrung grob und fein. Bewegung rasch, doch auch lange ruhend; bei C. patens durch Schlängelungen und Krümmungen unterstützt. Süsswasser (Europa, N.-Afrika[?]) und Meerwasser (auch fauligem; Nordsee, Mittelraeer, Schwarzes M., Casp. Meer.) — 2 Arten. Bursaria (truncatella 0. F. Müller 1773 und Nr. 76) emend. Clap. und L. 1858 (301); Ehrbg. p. p. (161); Djrd. p.p. (175); Allman (241); Eberhard (.S02, 4.H1); Balbiaui (342); Stein (428); Biitschli (522); Brauer (767); Scliuberg- (794). Synoii. Leiicoplirys patula Cienkowsky (266). .Taf. 67, Fig. 6; Taf. 6S, Fig. 1. Gross (bis nahe 1,5 Mm.). Farblos bis bräunlich. Formbeständig, bieg- sam. Gestalt massig gestreckt, beuteiförmig; Bauchseite ein wenig abgeplattet. Vorderende sehr wenig verjüngt und breit abgestutzt; Hinter- ende breit abgerundet bis etwas zugespitzt. Hauptcharakter: die mächtige und eigenthümliche Entwicklung des Peristomfeldes. Dasselbe lässt sich etwa von dem einer Condylostoma ableiten, welches sich bis hinter die Körpeimitte erstreckte und sich trichterförmig tief in den Körper nach hinten zu einsenkte und aushöhlte. Der hintere, schlundartig verengerte Theil des Peristoms biegt sich gewöhnlich nach links um und läuft in eine Mundöffnung aus, an welche sich jedoch ein langer, fast das gesammte Peristom etwas rechtsseitig durchziehender, sehr schmaler Mundspalt an- schliesst (Stein's contract. Behälter sammt zuführ. Längscanal; Brauer's Rinne). Die aus sehr breiten Membranellen gebildete adorale Zone durch- zieht linksseitig das ganze Peristom bis zum Mund, greift jedoch vorn nicht auf den Stirnran.d über. Bewimperung massig; das Peristomfeld unbewimpert. Undulirende Membran fehlt. Körperstreifung schwach schraubig. After wahrscheinlich stets terminal. Contract. Vacuolen wurden gewöhnlich ganz vermisst; zuweilen zahlreich über den ganzen Körper zerstreut beobachtet (Clap. und L., Biitschli). Ma. N. lang bandförmig, gewunden. Mi. Ni. zahlreich. — Nahrung sehr ansehnlich. — Bewegung massig rasch, rotirend. Cyste kuglig , mit doppelter Hülle; die innere System. 1727 an mehreren Punkten an der äusseren befestigt und letztere daher an diesen Stellen dellenartig eingezogen. Süsswasser (nach Eichwald [186] auch Ostsee). 1 Art. 3. Familie. Stentorina Stein 1867 emend. Körper beuteiförmig bis recht langgestreckt und dann das Vordereude gewöhnlich trichterförmig sehr erweitert. Das Peristom ist relativ recht kurz und ganz ans Vorderende gerückt, so dass seine Fläche ziemlich schief bis nahezu senkrecht zur I-ängsachse steht. Die adorale Spirale zieht entweder über den Stirnraud bis zur rechten Peristomecke oder umkreist das Peristonifeld völlig, so dass sie nahezu einen vollen Umgang beschreibt. Die Peristomlläche durchaus bewimpert und spiral, parallel dem linken Peristomrand gestreift. Undulirende Membran fehlt. Zuweilen wachsen die beiden Seitenhälften des Peristoms zu langen Flügeln aus. Schlund röhrig, massig bis ansehnlich. Z. Th. festgeheftet und dann zu- weilen mit Gehäusebildung. Climacostomum Stein 1859 (322 p. 55, 336, 340, 428); Eberhard (356); Alenitzin (488). Synoii. ?Triclioda Patula IMüUer (76); Spirostomum virens Ehrbg. (161); Bursaria p. p. Ehrbg. (139), Djrd. (175), Perty (240), Eberhard (302), Lieber- kuhn (275), Qiieiinerst. (40Sa); Lcucophrys patula p. p. Ehrbg. (161), Clap. und L. (301), Wrzesniowski (352), Kent (601), Stokes (L. inarginata und curvilata, 760, 800, 855). Taf. 6g, Fig. 4. Mittelgross (bis 0,36). Farblos oder durch Zoochlorellen grün. Sehr wenig contractu, fast formbeständig. — Gestalt breit beuteiförmig, dorso- 'Ventral massig abgeplattet, die Bauchfläche eben bis etwas ausgehöhlt, der Rücken gewölbt. — Rechte Seite massig convex, die linke gerade bis schwach concav. Vorderende breit abgestutzt, schwach nach links abfallend; Hinterende breit abgerundet bis etwas eingezogen. Peristom breit und massig lang, ähnlich dem von Condylostoma ; ist jedoch deutlich parallel dem linken Rand spiral gestreift und fein bewimpert. Mund weit, Schlund lang, knieförmig gebogen; er scheint nach Stein gleichmässig bewimpert zu sein. After terminal, ebenso die contr. Vacuole, welche zwei Zuführungscanäle besitzt, die an den beiden Seiten bis zum Vorderende ziehen; der rechte fehlt jedoch häufig. Ma. N. oval und central oder lang bandförmig und verschlungen. Nahrung recht ansehnlich. Bewegung rasch, doch weniger rotirend, meist in Kreisen, welche durch die Körper- krümmung vorgezeichnet sind. Cysten oval bis birntörmig (Eberhard). — Süsswasser. 2 Arten, deren Verschiedenheit mir noch nicht genügend erwiesen scheint. Stentor Oken 1815 (104), Ehrbg. (161 , 170), Djrd. (175), Eckhard (194), Schmarda (197), Schmidt (218), Perty (240), Clap. und L. (274, 301), Stein (322, 339, 428, 439), Balbiani (328, 342), Moxon (449), Barrett (456), Fromment. (504), Bütschli (522), Simrotli (536), Kent (601), Gruber (693, 776), Stokes (758), Daday (771), Maskell (824). Synon. Tunnel like polypi (3 Arten) Trembley (18); funnel an i mal Baker (29); schalmeiähnlicher Afterpolyp Rösel (33); Vorticella floscnlosa Schrank (68), 1728 Ciliata. polymorpha, cornuta, uiultiformis, stentorea, '? cucullus MüUor (76 und 52, öS, 67); Leucophrys cornuta Müller (76); Hydra p. p. Linn6 (36); Bracliionus p. p. Pallas (44); Trompctenthier Eicliliorn (54); Colombo (79, '.•'Fig. 7); Ecclissa und Linza p. p. Schrank (94); Urceolaria p. j). Lamarck (102), Bory (115); Uiccratella p. p. Bory (115); Salpistes \Vri})lit (325). Taf. 6S, Fig. 5—7; Taf. 69, Fig. 1—2. Mittelgross bis recht aüsehnlich (über 1 Mm. in gestrecktem Zustand), Farblos bis blau, rotb und braun pigmentirt, z. Th. auch grün durch Zoochlorellen. Meist sehr contractu (weniger nur St. igneus nach Stein). Gestalt im ausgedehnten Zustand etwa lang trichter- bis tubaförmig; fest- geheftetes Hinterende dann stets mehr oder weniger stielförmig verjüngt. Vorderende stark verbreitert und im Allgemeinen breit abgestutzt bis etwas gewölbt. Stets ganz drehrund. Selten das Vorderende ein wenig halsartig verschmälert. Contrahirt beutel- bis kugelförmig; freischwimmend stets mehr oder weniger contrahirt. Das relativ kurze, jedoch sehr breite Peristom ist stets ganz ans Vordereude verschoben und seine Fläche steht im allgemeinen senkrecht zur Längsachse, so dass das abgestutzte Vorder- ende vom Peristom selbst gebildet wird. Der ganze Peristomrand von der adoralen Zone umsäumt, indem diese über den Stirnrand nach rechts bis dicht an den Mund herumzieht; doch liegt das rechte Ende der Zone bei ausgebreitetem Peristom stets ein wenig höher wie das linke, welches sich gegen den Mund schief bauchwärts herabsenkt. In dieser Weise bildet sich zwischen den beiden Enden der Zone eine gruben- förmige Einsenkung, in welcher der Mund liegt; sie ist am entwickelt- sten bei Stentor Auricula [Kent] Gruber, wo der Mund relativ weit hinten liegt. Schlund röhrig, massig lang, die Zone durchzieht ihn bis ans Ende. Körperstreifung ziemlich breit; mehr oder weniger schraubig. Das bewimperte Peristom spiral gestreift, parallel dem linken Rand. Zwischen den feinen Körperwimpern stehen häufig längere steife Borsten. Contract. Vacuole linksseitig, in geringer Entfernung hinter dem Peristomrand; mit 2 Zuführungskanäleo, von welchen der hintere links- seitig bis aus Hinterende herabzieht, der vordere längs dem Peristomrand verläuft. Ein wenig vor der Vacuole der After. Ma. N. oval bis lang band- oder rosenkranzförmig. Mi. Ni. zahlreich. Bewegung im schwimmenden Zustand ziemlich rasch und rotireud; häufig mit dem Hiuterende fest- geheftet, welches zu diesem Behuf zarte Pseudopodien entwickelt. Zu- weilen bilden sie im sessilen Zustand gallertige Schutzröhren. Cysten birnförmig, dick. Nahrung mittelgross bis ansehnlich. — Stisswasser (Europa, Afrika, N.-Amerika, S.-Amerika [Schmarda, Reise um die Erde. Bd. HI p. 118], N.-Seeland (Maskell) und Meer. Ca. 7—8 Arten. Den von Kent beschriebenen marinen St. Auricula möchte ich für eine freischwim- mende, vielleicht jugendliche Folliculina halten; dagegen scheinen die von Gruber und Daday unter diesem Speciesnamen beschriebenen marinen Formen zu Stentor zu gehören, wenngleich auch sie jedenfalls nach Folliculina überleiten. Folliculina Lamarck 1816 p. p. emend. Bory (115); stein (364); Kent (601); Möbias (S32); Giard (b74). Syuon. Vorticclla AmpuUa Müller (76); Vagiuicola p. p. Djrd. (175); System. 1729 Freia Clap. und L. (301), Leidy ({26), Stein (42S uiul 439j, Wright (345), Eyder (60S), Giard(669), Möbius(75l), 785); Cotliurnia p. p, Clap. u. L. (301); Lagotia Wright (324—25); ?Stentor p. p. (Auricula) Kent (601). Taf. 69, Fig. 3. Mittelgross bis ansehnlich (gestreckt bis über 1 Mm.). Farblos bis blau und schwärzlich. Sehr contractu, ähnlich oder eher noch mehr wie Stentor. Im gestreckten Zustand sehr lang trichterförmig bis cylindrisch, mit geringer Anschwellung des Vorderendes. Contrahirt dagegen kurz beuteiförmig bis nahezu kuglig. Bei mittlerer Contractioü gewöhnlich (uud abweichend von Stentor) hinter dem Peristom halsartig ver- schmälert; die Hinterhälfte dagegen etwas angeschwollen. Den Haupt- charakter bildet die eigenthümliche Entwicklung des Peristoms, welches sich von Stentor ableitet. Seine Seitenregionen sind zu zwei ansehnlichen Flügeln ausgewachsen, welche am ausgebreiteten Peristom schief nach aussen und aufwärts stehen und sich bei der Contraction mit den zugewandten Innenflächen zusammenlegen. Die Flügelenden abgerundet oder zuweilen in einen unbewimperten finger- bis dornartigen Fortsatz verlängert. Am Rücken greift die Bucht zwischen den Flügeln weniger tief nach hinten wie auf der Bauchseite. Die von den Flügelrändern umschriebene Peristomfläche vertieft sich trichterförmig, bis ziemlich tief in den Hals hinein und der an ihrem Grunde befindliche Mund setzt sich in einem röhriffen Schlund fort. Verlauf der adoralen Zone im Wesentlichen wie bei Stentor. Dieselbe beginnt an der ventralen Basis des rechten Flügels, umzieht den ganzen Peristomrand bis zur ventralen Basis des linken Flügels und setzt sich dann in den Peristomtrichter fort, in welchem sie, eine Schraube von ca IV2 Windung beschreibend, bis zum Mund hinab- steigt (über die abweichende Darstellung von Möbius s. p. 1379). After ähnlich wie bei Stentor linkerseits in einiger Entfernung hinter dem Peristomrand ; also an der Aussenfläche des linken Flügels. Körper- und Peristomstreifung ähnlich Stentor (letztere jedoch nur mangelhaft bekannt). Contr. Vacuole in der mittleren Körperregion ventral (nach Möbius fehlend.) Ma. N. oval und ziemlich central bis lang rosenkrauzförmig (Möbius). Mi. N.?. Lebt gewöhnlich in chitiniger Röhre von z. Tb. blauer bis brauner Farbe und etwa beuteiförmiger Gestalt, welche mit einer Breitseite auf der Unterlage (Algen, Wurm- und Molluskenschalen, Crustaceen etc.) durch Kittsubstanz befestigt ist. Die verengte Mündung erhebt sich schief bis senkrecht nach oben und wächst zu verschie- dener, z. Th. sehr bedeutender Länge aus. In letzterem Fall ist sie von einer spiralig aufsteigenden Leiste umzogen und häufig längs- gestreift. Dicht hinter der Röhrenmündung ein aus mehreren Stücken be- stehender, noch ungenügend erforschter Verschlussapparat. Theilung in der Hülle, worauf der hintere Sprössling dieselbe mit noch flügellosem sehr unentwickelten Peristom verlässt, einige Zeit umherschwiramt, sich hierauf festheftet und allmählich die Röhre abscheidet und das Peristom weiter entwickelt. — Marin. Europae. und nordamerikan. Küsten (angebl. B r 0 n n , Klassen des Thier-Reichs. Piotozoa. 109 1730 Oiliata. auch Süsswasser nach Kent, Freia Boltoni, doch bedarf dies wohl der Bestätigung; auch Barrett (456) will eine Foll. in Süsswasser gefunden haben). Artenzahl recht unsicher, ca. 3—4 (gesichert erscheinen einst- weilen nur F. Ampulla M. sp. und elegans Cl. und L, sp.). Möbius (832) will überhaupt nur 1 marine Art anerkennen. Von den 4 hov. sp. Giard's sclieint mir nur F. limnoriae inögliclicrwcise eine beson- dere Art zu sein. Die Sclialenbasis derselben besitzt einige fingerförmige Fortsätze zur Be- festigung. In die Nähe von Folliculina dürfte siclier auch die von Henneguy (696) ungenügend beschriebene Gattung Ascobius (lentus) aus Süsswasser gehören. Sie besitzt ein äiin- liches Gehäuse, welches aber nnr in losgerissenen Exemplaren beobachtet wurde. Das im Grunde desselben befestigte Infusor wurde offenbar nicht hinreichend erforscht; die Abbildung erinnert in vieler Hinsicht an in der Hülle zusammengezogene und dann sehr schwierig zu erforschende Folliculinen. Aus der Hülle vorgestreckt wurde der Ascobius nie beobachtet. Das hintere Körpei'drittel soll unbewimpert sein. Peristom- flügel werden nicht geschildert, dagegen ein ziemlich tiefes, grubeuförmiges Peristom, welches das ganze, schief vom Bauch nach dem Kucken abgestutzte Vorderende einnehme und sich in einen tief hinabsteigenden, bewimperten Schlund fortsetze. Ma. N. oval und central. Contractile Vacuole ? Sollte sich das Wesen als eine F. erweisen, so dürfte es wohl mit Kent's F. Boltoni identisch sein, an welche auch das Gehäuse erinnert. Als besondere Gattung Pebrilla will Giard (874) eine folliculinaartige Form unter- scheiden, deren Gehäuse ungefähr eiförmig ist und eine ziemlich tiefe, mittlere ringförmige Einschnürung besitzt. Ziemlich weite Mündung mit kurzer Mündungsröhre. Am aboralen Gehäuseende eine knopfförmige Ausbuclitung. Ma. N. lang rosenkranzförmig. Auf Abdomen von Eupagurus bernhardus. 4. Familie. Gyrocoryna Stein 1- p. Stein (318). Unterscheidet sich nur dadurch von Entodinium , dass ausser der adoralen Zone auch der linksseitige quere Membranellenzug vorhanden ist, welcher in der Familiendiagnose erwähnt wurde. Im Rumen der Wiederkäuer, 3 Arten. Ophryoscolex Stein 1859 (318, 323), Schuberg's Beobachtungen werden demnächst publicirt. Syiion. 1. parasit. Iiifiisorienart Gruby et I) elafon d' (183). Taf. 72, Fig. IL Mittel- bis ziemlich gross. Länglich oval, ziemlich abgeplattet. Hinten mit einem ansehnlichen, stachelartigen Schwanzanhang, dessen Basis bei System. 1739 0. Purkinje! von drei Wirtein dreizähniger Lappen umgeben ist. After an der Schwanzbasis. Der quere Membranellenzug- ähnlich wie bei Diplo- diniuni vorhanden , doch gewöhnlich mehr auf der Dorsalseite. 2 con- tractile Vacuolen. Ma. N. länglich linksseitig, mit anliegenden Mi. N. Parasitisch. Rumen und Reticulum der Wiederkäuer. 2 — 3 Arten. Anhang zu den Oligo t richa. Mary na Gruber 1879. Taf. 60, Fig. 4 b. Mittelgross (L. 0,15). Farblos, biegsam. Gestalt etwa becherförmig; Hinterende abgerundet, das Vordereude quer abgeschnitten und ziemlich tief ausgehöhlt (Peristomhöhle). Die Bauchwand der Höhlung (Peristom- saum) mit einem Längsschlitz. Vom Grunde der Peristomhöhle er- hebt sich ein nahezu cylindrischer Zapfen (Trichter Grb.) ziemlich hoch über den Peristomsaum. Sein Ende ist quer abgeschnitten und etwas aus- gehöhlt; die Aushöhlung setzt sich als eine ziemlich breite Rinne über die Bauchseite des Zapfens fort. Der eigentliche Körper fein bewimpert; auf dem Peristomsaum die Cilien etwas kräftiger und auf dem Rand der Vorderfläche des Zapfens lange „Borsten'^ Der Mund liegt etwa am Hinterende der Spalte des Peristomsaumes und fuhrt in einen ziemlich langen, röhrigen Schlund. Contractile Vacuole etwas links vom Mund. Ma. N. kuglig. Scheidet braune, dichotomisch verzweigte Schleimröhren aus, deren Enden je ein Thier bewohnt. SUsswasser. 1 Art. Europa. Mit Eiitz (lhS2) halte ich es vorerst für das Wahrscheinlichste, dass diese interessante, jedoch nicht ausreichend erforschte Form zu den Tin tinnoiaen, resp. den Oligotrichen, die meisten Beziehungen besitzt. Gruber hielt sie den Enchelinen, spcciell den Lacrymarien fiir nächstverwandt. Ohne eingehendere Untersuchungen lässt sicli jedoch lieine sichere Ent- sclieidung geben. 3. Section. Hypotricha Stein 1859 emeud. (= Unterordnung der vorhergehenden Abschnitte). Körper stets mehr oder weniger, meist jedoch stark dorsoventral ab- geplattet. Bauch fast immei- ziemlich eben, der Rücken mehr oder weniger gewölbt. Das meist dreieckige Peristomfeld liegt in gleicher oder nahezu gleicher Ebene mit der übrigen Bauchfläche. Die adorale Zone reicht vom Mund über den Stirnrand bis zur rechten vorderen Peristomecke, selten etwas über dieselbe hinaus auf den rechten Rand. Das Peristom ist gewöhnlich vom anstossenden Theil der Ventraltläche (Stirnfeld) deutlich abgegrenzt. Der Rücken ohne bewegliche Cilien, dagegen in der Regel mit Längsreihen steifer Börstchen. Die zur Bewegung dienenden Wimpergebilde beschränken sich auf die Bauchseite, welche sie bei den ursprünglichen Formen als gleichmässiges Cilienkleid überziehen. Bei den entwickelteren sind sie in mannichfacher Weise reducirt und diflfe- renzirt. Schlund wenig entwickelt bis fehlend. 1 740 Ciliata. 1. Familie. Peritromina .Stein 1867. Peristoin vom Stirnfeld wenig abgegrenzt. Bewimpenuig der Bauch- fläche dicht und gleichmässig, ohne Differenzirung stärkerer Cilien oder Girren. Peritromus Stein 1862 (346, 428 p. 165); Maupas (677); Rees (709). Synoii. ? Spirostomina Gruber (t545). Taf. 70, Fig. 7. Mittelgross (L. bis 0,1). Farblos bis gelblich; contractu. Ziemlich abgeplattet. Umrisse etwa muschelförmig; vorn und hinten breit ab- gerundet; das hintere Ende etwas, jedoch sehr wenig schmäler wie das vordere. Rechte Seite convex, linke gerade bis schwach eingebuchtet. Bauch flach; die Mittelregion des Rückens gewölbt; die Randzone ab- geplattet und ganz durchsichtig, ähnlich Chilodon. Bauch parallel dem rechten Seitenrand gestreift. Der Rücken glatt (Stein und Maupas, nach Lieberk. gleichfalls gestreift); trägt nach Maupas zerstreute Börstchen, ähnlich jenen der Oxytrichinen (nach Stein und Rees ganz uubewimpert). Adorale Zone ziemlich gut entwickelt; sie beginnt au dem wenig deut- lichen Mund, etwa in der Einbuchtung des linken Randes und umzieht den ganzen Stirnrand, um sich auf dem rechten Seitenraud bis fast zur Höhe der Mundöffnung nach hinten fortzusetzen. Das Peristom ist nur sehr undeutlich vom Stirnfeld abgesetzt, da nur eine kurze, vom Mund nach vorn ziehende Strecke des rechten Peristomrandes ausgebildet und nach Maupas vielleicht mit undulirender Membran versehen ist. Schlund undeutlich. 1 contractile Vacuole dorsal, weit hinten. In der Mittelregion jedes Seitenrandes ein ovaler oder runder Ma. N. (jedenfalls zweigliedriger Ma. N.), mit anliegendem Mi. N. Bewegung langsam, kriechend. Sehr eigenthümlich contractu; nach Maupas contrahirt sich nur der abgeplattete Rand, unter Bildung zahl- reicher welliger Falten , nach Stein soll die Contraction den gesammten Körper ergreifen. Marin (Ostsee und Mittelmeer; angeblich auch Süsswasser nach Rees). 1 Art. 2. Familie. Oxytrichina (Ebrbg) Stein 1859. Stirnfeid und Peristom fast immer deutlich von einander abgegrenzt. Die Bauchbewimperung bei den ursprünglichsten Formen noch recht dicht und gleichmässig, aus zahlreichen schiefen Längsreihen bestehend. Fast stets jedoch auf dem Stirnfeld einige stärkere Stirncirren entwickelt, ebenso dicht vor dem Hinterende gewöhnlich einige Aftercirren. Selten sind beiderlei Sorten von Girren undeutlich, dann ist jedoch die Bewim- perung der Bauchseite stark reducirt, d. h. auf wenige Längsreihen oder wenige unregelmässig zerstreute Girren beschränkt. Gewöhnlich unter- scheiden sich die äusserste rechte und linke Längsreihe der Baucheirren durch ihre Lage dicht an den Seitenrändern und grösseren Abstand von System. 1741 den mittleren Keiben; dieselben werden daber als Randciireureihen von den mittleren oder Baucbreiben iinterscbieden. Coutractile Vacuole stets einfach und linksseitig, dorsal, in der mittleren Körperregion. Der meist gegliederte Ma. N. ebenfalls linksseitig. 1. Unterfamilie. Urostylinae Bütscbli. Stets eine grössere oder geringere Zabl, zum mindesten zwei ununterbrochene Baucbreiben, wozu sieb noch zwei ununterbrochene Randreiben gesellen. Dififerenzirung von Stirn- und Aftercirren meist deutlich, selten die eine Sorte, oder beide undeutlich. Hinter dem Mund fast nie grössere Baucbcirren im Verlauf der Baucbreiben differenzirt. Trichogaster Sterki 1878 (560). Ungenügend bekannte und durch Abbildungen bis jetzt nicht er- läuterte Gattung. — Farblos (L. .bis 0,23). Ob formbeständig? Peristom jedenfalls deutlich vom Stirnfeld abgegrenzt und dem von Urostyla äbn- lich, aber ganz mit feinen kurzen Wimpern bekleidet. Auch die gesammte Stirn- und Baucbfläche trägt ein wahrscheinlich in Längsreiben geordnetes, feines Wimperkleid. Nur vorn auf dem Stirnfeld und hinter dem Peristom- winkel einige stärkere, doch kurze Wimpern (Girren) differenzirt; dazu hinten eine Gruppe von 4 — 5 Aftercirren. 1 contractile Vncuole. Ma. N, viergliedrig. Nahrung ansehnlich. Süsswasser (Europa). 1 Art. Urostyla Ebrbg. 1830 (u. 161); Cohn (227a); Stein (322, 42S, p. 63); Bal- biani (342 und filü); Qiiennerst. (40Sa); Wrzesniowski (466); Bütscbli (491V, Sterki (560); Mereschk. (584); Kowalewsky (647); Ent7, (694); Stokcs (756, 798, 855); Andrussowa (766). Synon. '??Triclioda patula Müller (76); ??Bxirsaria vorax Ehrbg-. (161); Oxytricha p. p. Perty (240), Clap. und L. (301); Leucoplirys sanguinea Ehrbg (161); Kerona multipes und Urostyla Fromm. (504); Hemicycliostyla Stokes (806, 855, die beiden Species = ürost. grandis). Taf. 70, Fig. 8. Mittelgross (bis 0,3). Farblos bis gelb, roth und braun. Sehr bieg- sam, doch nur z. Tb. massig contractu. Gestalt im Allgemeinen lang oval; das Hintereode stets abgerundet und bald schmäler, bald breiter wie die Mittelregion ; das Vorderende dagegen stets etwas schmäler. Peristom deutlich vom Stirnfeld abgegrenzt und massig lang, erstreckt sich jedoch manchmal bia zur Körpermitte; massig breit. Stirnplatte gut entwickelt. Bewimpeiung des Peristoms c'omplicirt: 2 undulirende Membranen, parorale, endorale und präorale Cilienreihe vorhanden. Ausser den beiden Rand- cirrenreiheu 5 bis zahlreiche Bauchreihen, von w^elchen sich die rechts- seitigen über das Stirnfeld fortsetzen, sich hier z. Tb. zu einigen ansehn- licheren Stirncirren differenzirend. Eine ([uere oder schief nach links aufsteigende Reihe von Aftercirren (5 — 12), welche nicht bis ziemlich beträchtlich über das Hinterende vorspringen. Contractile Vacuole normal. Ma. N. meist zweigliedrig, z. Th. (U. grandis) in ungemein zahlreiche, sehr 1742 Ciliafa. kleine Gliederchen zerlegt. Nahrung meist recht ansehnlich. — Cyste (U. graii- dis) kiiglig. — Slisswasser (Europa, N.-Amerika) und Meer. Ca. G Arten. Sterlä will iiocli eine zicmlirlie Anzalil Süsswasserarten aufgefunden Iial)ftn, welche aber nirlit besrlirie))en wurden. Kerona (Name von O. F. Müller 178G) Khrb. 1838; Stein (n-iP. u. .322); Balbiani (32s). Synon. Polypenliin se p.p. Rösel (33, Taf. S3, Fig. 4); Oyclidinm pedieulus Müller (Tß), Schränk (94); Alastor Perty (240). Taf. 70, Fig. 10. Mittelgross (bis 0,15). Farblos; formbeständig oder doch nur wenig biegsam und die Ränder etwas contractu. Stark abgeplattet; der Rücken nur massig gewölbt, Umrisse nahezu nierenlurmig, da die Mittelregion des linken Randes ziemlich tief eingebuchtet und der rechte Rand ziemlich stark convex ist. Vorderende breit abgerundet; Hinterende etwas zugespitzt. Peristom erreicht nahezu oder völlig den Mittelpunkt der Bauchseite; massig breit, sein rechter Rand nur etwa vom Mund bis zur Mitte des Stirnfeldes deutlich. Peristombewimperung ungenügend bekannt (Stein scheint nur präorale Wimpern gesehen zu haben), Baucheirren in G sehr schiefen Reihen, welche durch ziemlich beträchtliche Zwischenräume getrennt sind. Die hinterste oder rechte Reihe zieht nahezu parallel dem rechten Rand, die vorderste oder linke dagegen dem Stirnrand nahezu parallel. Eigentliche Stirncirren nicht differenzirt; dagegen im Anschluss an das Hinterende der rechten Bauchwimperreihe eine Gruppe von 5 sehr kurzen Aftercirren. Randreihen hinten in einander übergehend. ContractileVacnole normal. Ma. N. zweigliedrig. Bewegung kriechend und schwimmend. Nahrung z. Th. ansehnlich. 1 Art. Commensalistisch auf Hydren. Süsswasser. Europa. Epiclintes Stein 18G2 (364, 400, 428 p. 150); Mcreschkowsky (5S4) ; Rees (709); Gruber (841). Synon. Triclioda ambigna, und '?? Felis Müller (7G); Diplagiotriclia Bory (115); Oxytricha auricularis Clap. und L. (301), Perejasl. (78S): Claparedia p. p. Diesing (41 1). Taf. 70, Fig. 12. Mittelgross (bis 0,3). Farblos bis gelblich. Sehr contractil. Gestalt im gestreckten Zustand lang oval. Die grösste Breite in der Mittelregion ; das Vorderende etwas verschmälert und lötfei- oder ohrförmig abgerundet. Hinterende in ansehnlichen, sich jedoch nur wenig verjüngenden, sehr contractilen Schwanz ausgezogen. Peristom kurz, erstreckt sich nur über den ohrförmigen Vordertheil. Genaueres über die Peristombewimperung nicht bekannt. Ueber das Stirnfeld ziehen 3 schiefe Reihen von Cirren, ohne Differenzirung eigentlicher Stirncirren ; parallel mit diesen Stirnreihen ziehen über den Bauch eine Anzahl Reihen, bez. deren Zahl die Angaben der Beobachter schwanken. Nach Stein 6^7, nach Mereschkovvsky und Rees 9. Einige dieser Reihen setzen sich, in geraden Verlauf übergehend, über den Schwanz fort (nach Stein 3, die 4., 6. und 7. Bauchreihe, nach Mereschkowsky 5, nach Rees nur 1^ derselbe zeichnet jedoch noch 2 Rand- System. 1743 reihen des Schwanzes, schliesst sieh also wohl Stein mehr an). Die Cilieu der linken Reihe des Schwanzes etwas stärker, sie bilden eine Art After- eirren, ähnlich Uroleptus piscis. Am Schwanzende sind die Girren schöpf-- artig etwns verlängert. Der gesamnite Rand von kurzen starren stäbchen- förmigen Borsten umsäumt, welche sich auch in Längsreihen auf dem Rücken finden (Lieberk., unedirt). After dorsal am Beginn des Schwanzes. Vacuole normal, dicht hinter dem Mund. Ma. N. wahrscheinlich zwei gliedrig. Bewegung rasch, häufig zurückschiessend und sich durch knie- förmiges Biegen und Strecken des Schwanzes fortschnellend (Stein). Marin (Nordsee, Ostsee, Schwarzes Meer). 1 sichere Art. Gruber's E. vermis (847) ist zweifelhaft. (Vergl. jedoch bei Stichotricha.) Die Kenntniss dieser interessanten Gattung ist nocli reclit mangelhaft und ihre Stellung dalier auch niclit ganz siclier zu ermitteln. Stichotricha Perty 1849 (u. 240); Stein (322 u. 42S, p. 149): Engelmaun (;}59): Wrzesniowslci (46(5); Entz (.^G^l): (Jruber (^öilO, 643); Andrussowa (766): Stokes (797. 855); p. p. Möbius (S76). Synon. ?'?Trichoda Praeceps, 'PKerona Pullaster Müller (76); Chaeto- spira Lachm. (274), Glap. und L. (.301), Wright (366), Frommentel (504), Kent (601), Möbius (876); Stichochaeta Clap. und L. (301); Archimedes Hudson (519); Schizosiphon Kent (601); ? Oxytriclia pullaster Fromment. (504). Taf. 70, Fig. 11. Mittelgross (L. bis 0,3). Farblos oder durch Zoochlorellen grün. Sehr contractil und gestaltsveränderlich. Gestreckt recht lang, etwa langspindel- förmig. Das Vorderende (die Peristomregion) schmal und stark verjüngt zu einem sehr contractilen, rüsselartigen Vorderkörper geworden. Das Hinterende gleichfalls ziemlich verjüngt und zuweilen in einen schwanz- artigen Anhang verschmälert, welcher dann gleichfalls ziemlich contractil zu sein scheint. Peristom recht lang und schmal, erstreckt sich gewöhnlich bis zur Körpermitte. Die aus grossen Membranellen gebildete adorale Zone biegt wegen der starken Verjüngung des Stirnrandes nur sehr wenig nach rechts um. Die 2 — 3 vordersten Membranellen auf der Rüsselspitze zu stärkeren, borsten- bis stachelartigen Gebilden entwickelt. Stirn- platte nicht ausgebildet. Peristombewimperung ungenügend bekannt; am rechten Peristomrand wurde theils eine undulirende Membran, theils eine Reihe präoraler Cilien beschrieben, welche bis zur Rüsselspitze reicht. Zwei Randeirrenreihen, von welchen die linke am Munde beginnt, die rechte nahe der Rüsselspitze und- dazwischen noch 2—3 Bauchreihen; häufig verlaufen jedoch diese 4 — 5 Cirrenreiheu stark schraubig, so dass sie hinten und vorn auf den Rücken übergreifen. Besondere Stirn- und Aftercirren scheinen nie ausgebildet zu sein. Am Hals gewöhnlich jederseits .eine Reihe recht grosser Dorsalborsten. Contractile Vacuole normal. Ma. N, zweigliedrig. Afterlage etwas unsicher. (Nach Lachmann an der rechten Seite des Rüssels, etwas vor dem Mund, ähnlich scheint man Hudsons Angabe auffassen zu müssen; nach Entz bei St. Mülleri Lachm. sp. linkerseits, ventral hinter der contractilen Vacuole; nach Stokes hinten.) Bewegungen ziemlich mannichfaltig, häufig zurück- 1744 Ciliata. schicsseiid. Entweder frei oder in selbstgebildeter, meist gallertiger bis mehr häutiger, farbloser bis bräunlicdier Rühre. Bei fortgesetzter \ev- mehrung können einzelne Arten durch koloniale Vereinigung der Descen- denz sehr ansehnliche, baumartig verzweigte Röhrengeriiste bilden, deren Endzweige von den Individuen bewohnt werden ; auch unregelmässige Gallertmassen, oder fädige bis verästelte Gallertstränge, die von zahlreichen Individuen bewohnt werden, können in dieser Weise entstehen. Süsswasser (Euroj3a und N.-Amerika) und Meer. Artenzahl ziemlich unsicher, da die Schilderung der schwierig zu untersuchenden Thiere vielfach recht ungenau. Ca. 3—4 Arten lassen sich einstweilen festhalten. Ich gedenke liier der selir zweifelhaften von Elirenberg- 1S61 (344) kurz beschriebeneu, jedoch nicht abgebildeten Gattung- Drepanidiuin aus Süsswasser, deren Zugehörigkeit zu Stichotricha möglich, jedoch nicht sicher zu ermitteln ist. Sie scbliesst sich nach E. bezüg- lich der Gehäusegestalt an Vaginicola decumbens an, weiche jedoch durch einen dünnen, scheinbar verästelten langen Stirnfortsatz ab. Diese sichelförmige oder halbspiralige Stirn habe einen wirbelnden Anfangs- und Endtheil, während der Mitteltheil kammartig steif bewimpert sei. Die Beschreibung des Stirnfortsatzes erinnert, wie gesagt, in einigen Punkten an die KUsselbildung von Stichotricha, womit auch das Gehäuse stimmen würde. Andererseits Hesse sich vielleicht noch an Spirochona denken, doch scheint mir dies weniger natürlich. unsicher in ihrer Stellung, jedoch entweder an Epiclintes oder Stichotricha sich an- schliessend, ist die marine sog. Oxytricha retractilis Clap. und L. (s. Taf. 70, Fig. 13), mit der sowohl die Oxytr. longicaudata Wright (366), wie auch die Mitra radiosa Qnennerst. (40Sb) identisch sein dürften. Den Hauptcharakter dieser interessanten Form bildet die noch stärkere Entwicklung eines ungemein contractilen Schwanzes, welcher im ausgestreckten Zustand die Länge des übrigen Körpers weit übertreffen kann. Die Peristomregion ist ähnlich Stichotricha rüsselartig verschmälert. Da die Bauchbewimperung von keinem der Beobachter ge- nügend erforscht wurde, so lässt sich die Stellung dieser Form noch nicht scharf beurtheilen. Strongylidium Sterki 1878 (560), Kowalewsky (647). Scheint sich Stichotricha nahe anzuschliessen, von welcher sie sich wesentlich nur unterscheide durch Formbeständigkeit, einen etwas kürzeren Hals, Ausbildung von 3—6 starken Stirncirren und 3 ansehnlichen Schwanz- wimpern. Die adorale Zone greift etwas mehr über den Stirnrand auf die rechte Seite des Rüssels herüber. 1 — 2 Arten. Süsswasser. Holosticha (Wrzesniowski 1877) emend. Entz 1884 (694); Maupas p. p. (;i)77); Eees p. p. (709); Gruber (t)92, 693, 841); ?Stokes (798). Synon. Oxytricha p. p. (rubra) Ehrb. (161), Dujard. (175), Fresenius (401), Cohn (410), Quennerst. (408 b), Wrzesniowski (546); ? 0. capitata und viridis Perejasl. (788), Möbius (876). Taf. 71, Fig. 3. Mittelgross (bis 0,4), Farblos bis gelb und roth. Biegsam bis sehr contractu, Oval bis ziemlich langgestreckt; das Hinterende breit ab- gerundet bis ziemlich verjüngt, jedoch nicht zu deutlichem Schwanz ent- wickelt; das Vorderende gleichfalls ein wenig verjüngt. Zwei Randeirren- reihen und dazwischen in ziemlich gleichen Abständen zwei (z. Th. wohl auch drei) Bauchreihen, welche sich über das gesammte Stirnfeld fort- setzen, ohne Diff erenzirung deutlicher Stirncirren. Peristom System. 1745 von massiger Länge, ziemlich schmal; seine Bewimperung nicht ausreichend bekannt, doch eine undulirende Membran des rechten Randes nachgewiesen. Dicht am Hinterende eine z. Th. nur wenig ausgezeichnete, schiefe Reihe von Aftercirren. Contractile Vacuole normal. Ma. N. theils zweigliedrig, theils fein zertheilt (wohl ähnlich Urostyla grandis, H. multinucleata Maup., Scutellum Cohn sp. und rubra Ehrbg. sp. zuweilen nach Gruber). Marin, Ca. 4 Arten. Es finden sich unter dieser Gattung theils Formen von oxytricha-artigem , tlieils solche von mehr uroleptus-artigem Habitus. Mir scheint zur Zeit fraglich, oh die ausschliessliche Betonung der Bewimperung wirklich eine natürliche Grundlage zur generischen Sonderung der Oxytrichinen bildet und ob nicht gerade die Gestaltsverhältnisse bei der Bildung natürlicher Gruppen etwas mehr Berüclisichtigung zu finden hätten. Die von Clap. und L. (301) beschrie- bene marine Oxytricha crassa würde sich, wenn richtig dargestellt, von Holosticha nur durch drei Bauchreihen unterscheiden und Hesse sich der Gattungscharakter dementsprechend ändern. Amphisia Sterki 1878 (560); Kent p. p. (601); Rees (709). Synon. Trichoda gibba Müller (76); Oxytricha p. p. ßory (115), Ehrbg. (161), Stein p. p. (322), Wrzesn. p. p. (54G), Mereschkowsky (5S4); Holosticha Maupas p.p. (677), Rees p.p. (709), Stokes (798,825); ? Eschanenstyla Stokes (798, 855, ? oder zu urostyla). Taf. 71, Fig. 4. Einziger Charakter, welcher diese Gattung von Holosticha, der sie in G^estalt und allgemeiner Bildung durchaus gleicht, scheidet, ist die Aus- bildung einiger (3 — 5) deutlicher Stirncirren. Zahl der Aftercirren ziem- lich verschieden (5 — 10). Süsswasser und Meer. Europa, N.-Amerika. Ca. 6 — 7 Arten. Hierher gehört wahrscheinlich auch die ungenügend beschriebene Ox. micans Engelm. (359) aus Süsswasser. Ebenso wäre auch die marine Oxytricha velox Quennerst. (408c) liier anzuschliessen, welche sich, da sie drei Bauchreihen hat, zu Amphisia ebenso verhält, wie die oben erwähnte Oxytr. crassa Clap. und L. zu Holosticha. Uroleptus (Ehrbg. 1831 und 161) emend. Stein 1859 (322 u. 323); Engelmann (359); Quennerstedt (408a); Wrzesniowski (454); Manpas(667); Entz(694); Stokes (758, 795, 798, 855). Synon. Trichoda Gallina Müller (76); Oxitricha p. p. Bory (115), (caudata) Ehrh. (IGl), Dujard. (175), Cl. u. L. (301), Lachmann (315); Stylonychia Tatem (4(i4); ?Leucophrys sanguinea Eichwald (186, 3. N.); Tricholeptus und ?Dileptiis piscis Fromment. (504); ? Trachelocerca Maplestone (581); Am- phisia piscis Kowalewsky (647); ? Holosticha (caudata) Stokes (798); Platy- trichotus Stokes (798, 855 == ürol. Musculus Ehrbg.). Taf. 71, Fig. 1—2. Mittelgross bis ansehnlich (0,5). Farblos bis rosa und violett. Meist recht contractu, doch auch theilweise ziemlich starr. In der allgemeinen Bildimg schliesst sich diese Gattung nahe an Amphisia an, von der sie sich wesentlich nur dadurch unterscheidet, dass das Hinterende zu einem stark verjüngten, z. Th. sogar spitzen, kurzen bis recht ansehnlichen Schwanz ausgezogen ist und dass Aftercirren gewöhnlich fehlen. Nur bei Uroleptus piscis (Fig. 2) sind dieselben zahlreich (17) in einer Längsreihe am linken Rande des Schwanzes vorhanden (Kow^alewsky zieht diese Art Bi-onn, Klassen ilüs Tliier-Reiolis. Trotozca. 110 1746 Oiliala. desshalb auch zu Amphisia; doch schliesst sie sich im übrigen so innig an die anderen Urolepten an, dass ich sie von diesen nicht trennen möchte). Drei Stirncirren. Gewöhnlich zwei dicht zusammenstehende, selten 4 Bauch- reihen (U. Zignis Entz). Contractile Vacuole normal. Ma. N. meist zwei- gliedrig, selten sechsgliedrig (IJroleptus mobilis Eng.). Bewegung rasch, häufig zurückschiessend. Nahrung ansehnlich. Süsswasser (Europa, N.-Amerika, '? Australien Maplestone) und Meer. Ca. 5 Arten. unsicher erscheint der sog. üroleptus agilis Engeliu. (389), welcher einerseits mit ürol. piscis Beziehungen zu haben scheint, andererseits in der Bildung der Stirncirren an Oxy- tricha erinnert; auch die Bauchhewimperung ist unvollständig. VStylonethes Sterki 1878 (5G0). Bis jetzt ungenügend bekannte und nicht durch Ab- bildungen erläuterte Gattung, welche sich nach der kurzen Schilderung St.'s an üroleptus an- zuschliessen scheint. Sie hat 2 Bauchreihen, keine Aftercirren und auf der vordem Hälfte des Stirnfelds 15 — 21 zerstreute Wimpern. Die linke Eandcirrenreihe soll auf dem Stirnfeld beginnen und das Peristom überspringen. Süsswasser. 1 Art. Europa. Sparotricha Entz 1879. Mittelgross (bis 0,1). Farblos. Scheint sich in Gestalt und Bau nahe an Stichotricha anzuschliessen, von welcher sie sich vorzüglich dadurch unterscheidet, dass die adorale Zone nur etwa bis zur Mitte des Rüssels nach vorn reicht. Ihre Membranellen bewegen sich zusammen wie eine Art Fahne. Baucheirren unregelmässig in mehreren Reihen, ziemlich zer- streut stehend ; 2 Raudreihen angedeutet. Ma. N. und contractile Vacuole normal. Nahrung fein. Bewegung träge, häufig ruhend. Salzteich von Szamosfalva in Ungarn. 1 Art. 2. Unterfamilie. Pleurotrichina Bütschli. Stirncirren gut entwickelt und im typischen Zustand, wo sie die aus- schliessliche Bewimperung des Stirnfelds bilden in der Zahl 8 in neben • • verzeichneter Stellung. Die beiden Randeirrenreihen stets gut ausgebildet. Bauchreihen z. Th. noch ziemlich zahlreich , ge- wöhnlich jedoch auf zwei reducirt. Stets aber eine, mehrere oder sämmtliche Reihen unterbrochen und fast immer einzelne ihrer Cilien zu stärkeren Baucheirren differenzirt. OnychodromUS Stein 1859 (323 U. 322); Engelmann (.S89); Maupas (868). Synon. ? Kerona Silurus Müller (76); ? Himantophorus Ehrb. (161); ? Stylonychia regularis Fromment. (5U4). Taf. 71, Fig. 6 und p. 1248, Fig. 5. Mittelgross (L. bis 0,35). Farblos und formbeständig. Massig ge- streckt und meist etwas eckig, da sowohl Vorder- wie Hinterende gewöhnlich breit abgestutzt sind ; doch ist namentlich das letztere zuweilen auch abgerundet. Peristom breit dreieckig, reicht nahe oder bis zur Körper- mitte. Sein rechter Rand zieht vom Mund, schwach gebogen, schief nach vorn und rechts und ist am Vorderende weder nach rechts noch nach System. 1747 links gekrlimmt. Auf dem vorderen, schmäleren Theil des Stirnfeldes 3 an- sehnliche Stirncirren, von welchen sich die beiden rechten in zwei Cinen- reihen fortsetzen, die parallel dem rechten Peristomrand über das Stirnfeld bis hinter den Peristomwinkel auf den Anfang des Bauches ziehen. Ausser- dem ist noch eine 4., am weitesten rechts befindliche Eeihe auf dem Stirn- feld vorhanden in Gestalt dreier borstenförmiger Girren, welcher Reihe in der Bauchgegend gleichfalls noch einige Girren angehören. Auf der rechten Bauchseite weiterhin noch zwei Reihen von Girren, dahinter 5 — 6 ansehn- liche Aftercirren in schiefer Reihe. Randreihen wie gewöhnlich. Schwanz- borsten, wenn vorhanden, nicht verlängert. Contractile Vacuole normal. Nucleus 4— Sgliedrig. Auf dem linken Rückenrand zuweilen zwei kolben- förmige Fortsätze von unbekannter Bedeutung. Bewegungen schwerfällig. Nahrung ansehnlich. Süsswasser. 1 Art. Europa. Pleurotricha Stein 1859 (323 u. 322); Engelmann (389). Synon. ?? Kerona Calvitium Müller (76); Stylonychia lanceolata Ehrbg. (161), ? Cienkowsky (266); Onychodromopsis Stokes (825). Taf. 71, Fig. .5 und p. 1248, Fig. 6. Mittelgross (bis 0,4). Farblos und nahezu formbeständig. Etwa oval, vorn und hinten massig verschmälert. Peiistom breit dreieckig; beide undulirende Membranen gut entwickelt und auch wohl die präoralen Cilien. Stirnfeld, mit 8 Girren in typischer Stellung. Hinter dem Mund, in der Mittelregion des Bauches 5 ansehnliche Baucheirren in ähnlicher Stellung wie bei Oxytricha. Dahinter 5 Aftercirren, von welchen die beiden rechten dicht an das Hinterende gerückt sind, während die drei linken be- deutend weiter vorn, in der Höhe der hintersten Baucheirren stehen. Zwischen den Bauchcirren und den beiden Randreihen finden sich jederseits oder nur rechts noch einige, mehr oder weniger vollständige Reihen von Bauch- eirren (bis drei jederseits). Schwanzborsten scheinen zu fehlen. Con- tractile Vacuole und Ma. N. normal. Bewegung rasch und anhaltend, hin- und herfahrend bis fast springend. Gyste kuglig, mit doppelter Hülle; die äussere runzlig -zackig. Süsswasser (Europa und N.-Amerika). 2 Arten. ? Subg. Aliotricha Sterki 1878 (560). Nur durch kurze Notiz bekannt. Scheint [sich von Pleurotricha durch Contractilität zu unterscheiden. 2 accessorische Bauchreihen rechterseits. Consistenz, Färbung und Be- wegungsweise soll ähnlich ürostyla sein. Süsswasser. 1 Art. Gastrostyla Engelmann 1862 (389); sterki (560); Nussbaum (786); Mau- pas (868). Synon. Oxytricha mystacea Stein (322), Kent (601); Pleurotricha p. p. (setifera) Engelm. (389); ? Stylonychia pulchra Perejasl. (788); ? Kerona silu- rus M. Edwards (228); Nothopleurotricha Dies. (411). Taf. 71, Fig. 7 und p. 1248, Fig. 7. Mittelgross (L. bis 0,32). Biegsam, doch wenig contractu. Etwa oval hinten breit abgerundet bis etwas zugespitzt. Peristom im Allgemeinen wie bei Pleurotricha. Stirnfeld mit den 8 Girren. An die drei hinteren 110* 1748 Ciliata. borsteüförmigen schliesseu sich noch einige weitere an, welche sich in die Bauchcirren fortsetzen. Letztere bilden eine bis zwei etwas unregelmässige Reihen, in welchen vorn und hinten einige stärkere differenzirt sind, die gewissen Baucheirren von Pleurotricha und Oxytricba entsprechen. 5 After- cirren in etwas schiefer Reihe, oder die beiden rechten ähnlich Pleuro- tricha von den übrigen gesondert und ans Hinterende gerückt. Randreihen gut ausgebildet. Schwanzborsten nicht oder doch jedenfalls sehr wenig entwickelt. Contractile Vacuole normal. Ma. N. 2-, 4- und Ggliedrig. Cyste kuglig, mit z. Tb. ziemlich dicker äusserer Hülle. Süsswasser. (? Marin, da die zw^eifelhafte Art Stylonychia pulcbra Perej. möglicherweise hierher gehört.) 3 — 4 Arten. Man könnte versucht sein, auch die bezüglich ihrer Bewimperung ungenügend beschrie- bene Oxytricha tubicola Gruber (5P6i aus Süsswasser hierher zu ziehen, welche an beiden Enden oftene Gallertröhren bewohnt. Gonostomum Sterki 1878 (560); Maupas (677). Synon. Oxytricha p. p. (affinis) Stein (322), Engelmann (strenua) (389), Quennerst. (408 a); Stichochaeta p. p. (pediculiformis') Cohn (410), Kent (601), V Andrussowa (766); Plagiotricha Kent (601). Taf. 71, Fig. 8. Klein bis mittelgross (bis 0,20). Biegsam bis eontractil. Ziemlich schmal bis etwas spindelförmig. Beide Enden ein wenig zugespitzt oder die Peristomregion etwas rüsselartig verschmälert. Hauptcharakter: die Be- schaffenheit des Peristoms. Dasselbe ist sehr schmal, indem das Stirufeld bis nahe an den linken Körperraud reicht; das P. zieht bis in die Mittel- region des Körpers am linken Rand herab und biegt hier plötzlich unter einem massig stumpfen Winkel auf die Bauchfläche um, bis zu deren Mitte es reicht. Die 8 Stirncirren gut entwickelt; an die 3 hinteren schliessen sich ähnlich Gastrostyla noch einige weitere borstenförmige an, welche sich auch noch über den Peristomwinkel in eine kurze Bauchcirreureihe fortsetzen können. Ausserdem finden sich zwei hintere Baucheirren dicht vor den 5 (zuweilen vielleicht weniger) Aftercirren. 3 Schwanzborsten meist deutlich. Membrauellen der adoralen Zone sehr zahlreich und fein. Contractile Vacuole normal , bei G. pediculiforme vermisst. Ma. N. zwei- gliedrig, oder zahlreiche kuglige kleine Nucleussegmente (G. pedic.). Be- wegungen meist rasch, zuweilen zurUckschiessend. Süsswasser und Meer. Europa (Nord. Meere, Mittelmeer, ? Schwarzes Meer). 3 Arten. Urosoma Kowalewsky 1882 (647). Synon. Oxytricha (acuminata und caudata) Stokes (825, 855). Mittelgross (0,24). Farblos bis röthlich. Allgemeiner Bau ähnlich Oxy- tricha, von der sie sich wesentlich dadurch unterscheidet, dass das Hinter- ende in einen massig langen, schwanzartigen Anhang ausgezogen ist, welcher keine deutlichen Schwanzborsten trägt. Ferner beträgt die Zahl der Bauch- eirren 8, indem die linke Reihe derselben vorn um eine, die rechte an System. 1749 gleicher k?telle um zwei vermehrt ist (Stokes dagegen gibt bei den beiden hierhergezogenen Formen nur 5 Baucheirren an, wie bei Oxytricha). Süsswasser. 2 Arten. Europa und N.-Amerika. Zu vergleichen ist der sog. üroleptus agilis Engelm. , dessen schon oben p. 1740 ge- dacht wurde. Oxytricha (Oxitricha p. p. Bory 1824) Ehrb. 1830 u. 161 emeud. Sterki 1878 (560); Dujard. p.p. (175); Auerbach (249); Clap. und L. (3U1); Stein (322, 340); Wrzesniowski (352, 454); Engelmann (389); Quennerstedt (408a); Kees (709); Stokes (825, 855); Maupas (868). Synon. Trichoda pelionella Müller (76); ? Wasserkatze Eichhorn (54); Larve der Trichoda lynceus Haime (245); Steinia Diesing (411); Opisthotricha Kent (601), Stokes (757); Tachysoma Stokes (825); Histrio (inciuietus = 0. platystoma E.) Stokes (825). Taf. 71, Fig. 9. Klein bis mittelgross (bis 0,2). Meist farblos, doch auch z. Tb. bräun- lich. — Biegsam bis contractu und dieser Charakter neben der Bildung des Peristoms wichtig zur Unterscheidung von Stylonychia. Oval bis etwas länglicher ; Hinterende gewöhnlich ziemlich breit abgerundet, nie schwanz- artig; das Vorderende sehr wenig verschmälert. Peristom ziemlich an- sehnlich, zuweilen bis nahe zur Körpermitte. Sein rechter Rand zieht vom Mund ziemlich geradlinig nach vorn und biegt dann nach links um. Auf dem Stirnfeld die 8 typischen Girren; auf dem Bauch 5 Baucheirren in der charakteristischen Stellung l ' ; dahinter die 5 Aftercirren, welche « * meist in schiefer Reihe stehen, oder die beiden rechten etwas weiter hinten. Drei Schwanzborsten sollen gewöhnlich vorhanden sein (Sterki), sind jedoch wenig entwickelt. — Bewegung schwimmend und kriechend, gewöhn- lich nicht zurückschiessend. Süsswasser (Europa, N.-Afrika, N.-Amerika) und Meer. Ca. 6 sichere Arten. Sterki will noch zahlreiche weitere Arten im Süsswasser gefunden haben, die jedoch nicht beschrieben wurden. Stylonychia (Ehrbg. 1830 u. 161) emend. Stein 1859 (322); Cien- kowsky (266); Clap. und L. (301); Balbiani (328, 342); Engelmann (389); Quennerst. (408a); Butschli (522); Sterki (560); Kowalewsky (64"); Stokes (758, 759, 855); Manilas (868). Synon. ? La grande arraign6e Joblot (30); ?Mauerseege Eichhorn (54); Goeze (63); Trichoda p. p. Müller (76); Kerona Mytilus und pustulata Müller (76), Bory p. p. (115), Ehrbg. (128), Dujard. p. p. {IIb), Perty (240), Carter (309), p. p. Fromnient. (504); Grosse Polypenläuse Gruithuisen (101); Opisthotricha Stokes (759). ,Taf. 71, Fig. 10-11. Mittelgross bis ansehnlich (0,4). Farblos. Meist formbeständig, selten metabolisch (Sterki). Der Gesammtbau schliesst sich aufs innigste an Oxytricha an, von der sie sich hauptsächlich durch den Verlauf des rechten Peristomrandes unterscheidet. Derselbe ist etwas S förmig geschwungen und vorn nicht nach links eingebogen. Die Bewimperung wie bei Oxy- tricha, nur die 3 Schwanzborsten sehr lang und die beiden Randeirrenreihen am Hinterende deutlich unterbrochen. Parorale Cilien fehlen dem Peristom. 1750 Ciliata. Bewegungen rasch und gewandt, schwimmend und kriechend, doch nicht zniiickschiessend. Nahrung grob. Cyste kuglig, mit äusserer faltig- runzliger Hülle. — Süsswasser und Meer (Ostsee nach Quenn. 408c und Mittelmeer Parona 654). 3 — 4 sichere Arten. Europa, N.-Afrika,N.-Amerika, Asien, Neu-Seeland (Maskell, Histrio). Subgen. Histrio Sterki 1878, Keut (60l); Maskdl (824). Syuon. Kerona Histrio Müller (76), Bory (115); Triclioda p. p. Schrank (94); Stylonychia Histrio Ehrbg. (161), Stein (322), Engelmann (389); ecliinata Clap. und L. (301), Quennerst. p.p. (408a); Oxytricba macrostyla Wrzcsniowski (454); Pleurotricha p. p. Keut (&01). Taf. 72, Fig. 1. Steht ziemlich in der Mitte zwischen Oxytricha und Stylonychia s. str. Den Hauptunterschied soll auch hier der Verlauf des rechten Peristomrandes bilden, der etwa eine Mittelstufe zwischen den beiden genannten Gattungen darstellt, namentlich die vordere Krümmung nach links stärker zeigt, ähnlich wie bei Oxytricha. Parorale Cilien sollen sich finden. Die Schwanzborsten undeutlich, jedenfalls wenig ent- wickelt. Aftercirren nicht über den Hinterrand vorspringend und S förmig gekrümmt, mit den Spitzen genähert. Süsswasser. 3 Arten, welche sich jedoch sehr nahe stehen, so dass ihre Unterscheidung precär. Wahrsclieinlicli dürfte auch die sogen. Stylonychia similis Quenn. [40Sb] aus der Ostsee hierher gehören, welche 6 Baucheirren besitzen soll. Actinotricha Cohn 1866 (410); Quennerst, (408b); Maupas (677); Rees (631); Perejasl. (788). Synon. Oxytricha p. p. (incrassata) Dujard. (175), Entz (694), Kees (709). Taf. 72, Fig. 7. Klein bis mittelgross (bis 0,1). Farblos, biegsam und ziemlich con- tractu. Steht in Gestalt wie sonstigem Bau Oxytricha sehr nahe, doch dürfte einstweilen die generische Sonderung vorzuziehen sein. Den Haupt- unterschied bildet das Peristom, welches sehr schmal riiinenförmig und kurz ist (doch scheint letzteres z. Th. darauf zu beruhen, dass die adoralen Membranellen nicht bis zum Munde reichen, sondern etwa in der Peristom- mitte aufhören. Die 5 am Stirnrand stehenden, vordersten Membranellen sind besonders gross, strahlenartig entwickelt, ähnlich wie bei Stichotricha. Auf dem Stirnfeld nach Maupas nur 5 Girren, wogegen Rees die 8 der Oxytricha angibt. Bauch- und Aftercirren wie bei letzterer Gattung. Dorsale Randborsten gut entwickelt, Schwanzborsten dagegen undeutlich. Contractile Vacuole normal (Entz) ; ebenso der Ma. N. Bewegung rasch schiessend, mit langen Ruhepausen. Marin. Mittelmeer und Schwarzes Meer. 1 Art. 3. Unterfamilie. Psilotrichina Blitschli. Kleine Formen mit sehr reducirter Bewimperung der Bauchseite. Stirn- und Baucheirren nicht deutlich differenzirt. Dagegen zum Theil After- System. 1751 cirren. Zwei Raud- und 1—2 Bauchreihen, mit relativ wenigen, jedoch ansehnlichen borstenförmigen und z. Th. ziemlich unregelmässig geord- neten Cirren. Balladiua Kowalewsky 1882 (647). Taf. 72, Fig. 9. Klein (0,04). Farblos, formbeständig; oval. Bau etwa der einer kleinen Gastrostyla mit Reduction der Stirucirren, von welchen höchstens die drei hinteren borstenförmigen im Anschlüsse an die einfache Bauch- reihe erhalten sein können. Letztere bildet daher die einzige Bewimperung des Bauchs neben den Randreiheu. 5 gut entwickelte Aftercirren in schiefer Reihe. Alle Cirren sehr ansehnlich borstenartig. Ebenso die Rückenborsteu relativ recht lang; Schwanzborsteu dagegen nicht differenzirt. Contractile Vacuole und Ma. N. normal. Bewegung rasch und ununterbrochen. — Süsswasser. 1 Art. Europa. Psilotricha Stein (323 u. 322). Taf. 72, Fig. 8. Mittelgross (bis 0,1). Farblos, im Allgemeinen formbeständig, doch zu- weilen die linke Seite unter Annäherung der Körperenden einkrümmend. Gestalt etwa einer kleinen Oxytricha vergleichbar, kurz. Vorderende breit, Hinterende meist etwas zugespitzt. Peristom recht breit und der rechte Rand vorn unter Bildung deutlichen Winkels nach rechts umbiegend. Adorale Zone gut entwickelt. Bewimperung der Bauchseite stark re- ducirt und aus relativ wenigen zerstreuten, langen, borstenartigen und ganz gleichen Cirren bestehend, deren Anordnung zwei Rand- und zwei Bauchreihen erkennen lässt. Es fehlt also die Diiferenzirung von Stirn, Bauch und Aftercirren. Ma. N. und contractile Vacuole normal Bewegung rastlos wälzend. Süsswasser. 1 Art. Europa. ?Stylocoma Gruber 1S84 (693). Klein (L. ?). Unzureichend bekannte Form, welche sich in Gestalt und Bau Psilotricha zu nähern scheint. Das Peristom erinnert in seiner Breite an Psilotricha, weicht jedoch dadurch ab und nähert sich darin dem der Oligotricha, dass die adorale Zone längs seines rechten Eandes bis zum Mund zurücklaufen soll. Auf dem Bauch einige unregelmässig stehende borstenartige Cirren und dahinter eine schiefe Keihe von 6 Aftercirren. Ma. N. und contract. Yacuole? Mittelmecr. 1 Art. Wie angedeutet, könnte sich diese Form auch näher au die Lieberkühnina anschliessen, doch verbietet die ungenügende Kenntniss eine genauere Beurtheilung. 3. Familie. Euplotina (Ehrb. 1838) Stein 1859. Massig grosse, kurze und meist starre Formen, deren Hauptcharakter die weitgehende Reduction der Bewimperung bildet. Namentlich sind die Randreihen sehr rückgebildet, nur einzelne auf dieselben beziehbare Cirren finden sich an den Seiten des Körpers oder des Hinterendes. Auf dem Stirn -Bauchfeld eine verschiedene Zahl ansehnlicher zerstreuter Cirren, welche den Stirn-, einzelnen Bauch- und rechten Randeirren der Oxy- trichinen entsprechen; zuweilen fehlen sie jedoch auch völlig. Stets eine 1752 Ciliata. Reihe ansehnlicher Aftercirren. Coutractile Vaciiole rechtsseitig und weit hinten. Der Ma. N. bandförmig oder bandi'örmig zweigliedrig, linksseitig. Euplotes (Ehrb. 1831, 129, 161 u. 170) emend. Stein 1859 (322); Perty p. p. (240); Clap. und L. (:!01); Balbiani (32S, a42); Qiiennerst. (408 a u. b), Fresenius (401); Fromment. (504); Bütsclili (522); Kent (601); Kees (631, 709); Stokes (? 715, 753, 825, 855); Andrussowa (766); Gourret u. E. (72"!); Möbius (876). Synon. ,,Petite arraignc" Joblot (30); Tricboda p. p. Müller (52), Schrank (94); Kerona Patella Müller (76); Coccudina p. p. Bory (115); Euploea Ehrbg. (128), ? Himantophorus und ? Oxytricha p. p. (cicada) Ehrbg. (161); Ploesconia p. p. Bory (115), p. p. Dujard. (175), M. Edwards (228), Carter (309), p. p. Fromment. (504); Aspidisca Fromment.; ? Crateromorpha Perejasl. (788). Taf. 72, Fig. 2. Mittelgross (bis 0,2). Starr, farblos oder durch Zoochlorellen grün. Stark abgeplattet, doch der Rücken gewölbt. Etwa oval. Vorderende breit abgerundet bis etwas abgestutzt; Hinterende gerundet oder etwas zugespitzt. Das dreieckige Peristom nimmt vorn den ganzen Stirnrand ein und erstreckt sich bis zur Körpermitte, manchmal noch etwas darüber hinaus. Sein rechter Rand zieht vom Mund zunächst etwas S förmig ge- schwungen nach vorn und biegt nicht weit hinter dem Stirnrand ziemlich plötzlich unter rechtem oder spitzerem Winkel nach rechts um und ver- läuft bis zum rechten Ende der adoralen Zone. Diese Strecke des Peristom- raudes ist häutig mit Auszackungen versehen. Auf dem Stirnbauchfeld stehen 9 — 10 cirrenartige Cilien (sog. Bauchwimpern Stein), welche zum grösseren Theil den Stirncirren der Oxytrichinen sammt einigen Rand- oder Bauch- eirren entsprechen. 5 recht ansehnliche Aftercirren in ziemlich querer Reihe, welche beträchtlich über das Hiuterende vorspringen. Dazu schliesslich noch 2 kleine Randeirren am Hinterende und 2 ähnliche auf dem hinteren Theil des linken Seiteurandes. (Es scheint, dass die letzterwähnten Rand- cirren gelegentlich zahlreicher sein können, so gab schon Fresenius bei E, lon- gipes Cl. u. L. (= extensus Fres.) 4 — 5, einmal sogar 6 an.) Rückenseite selten glatt, gewöhnlich mit einer Anzahl Längsiippeu, die zuweilen auch durch Reihen eigenthümlicher kleiner sternförmiger Gebilde ersetzt, oder mit denselben geziert sind. Zahlreiche Reihen von Rückenbörstchen mehr- fach nachgewiesen. — Contractile Vacuole rechterseits in der Höhe der Aftercirren, oder etwas weiter vorn. After am Hinterende rechtsseitig. — Ma. N. lang bandförmig; zieht dicht am linken Seitenrand hin und biegt vorn und hinten nach rechts um. Bewegung rasch, anhaltend oder unter brochen, kriechend und kletternd. Cyste planconvex; die convexe Seite mit quergefalteten Rippen, welche den Rückenrippen entsprechen sollen. Süsswasser und Meer. Zahl der Arten etwas unsicher, doch dürften sich bis jetzt nicht mehr wie ca. 4 gesichert erweisen. Europa, N.-Afrika, N.-Amerika, S.-Asien. Subgen. Certesia Fahre 1885 (726). Kann höchstens in dieser Bedeutung, jedoch schwerlich als besondere Gattung neben Euplotes festgehalten werden, da die Unterschiede sehr System. 1753 geringfügig sind. Sie bestehen darin, dass eine zusammenhängende Reihe von 11 Randeil ren am linken hinteren Seitenrand vorhanden ist (die Form scheint daher primitiver wie Euplotes s. str.). Die Zahl der Girren auf dem Stirnbauehfeld beträgt 11. Statt des bandtörmigen Ma. N. ein 4gliedriger. Marin (atlantischer Oceau). 1 Art. Diophrys Dujard. 1841 (175). Synon. Stylony cliia p. p. Ehrbg. (161); Ploesconia p. p. Djrd. (175); Euplotes p. p. und Schizopus Clap. und L. (301); Styloplotes Stein (319, .S22), Quennerst. (408 b), Fresenius (401), Eees (631), Fahre (726), Andrussowa (766). Taf. 72, Fig-. 3. Mittelgross (0,15). Farblos bis gelblich; starr. Gestalt ziemlich oval; Vorderende breit abgerundet bis ein wenig zugespitzt; Hintereude gewöhnlich rechts schief abgestutzt, schaut überhaupt etwas nach rechts. Peristom breit, doch vorn schmäler wie bei Euplotes; kann bis etwas hinter die Körpermitte reichen. Sein rechter Rand nach rechts convex ge- krümmt, zieht etwa in der Mittellinie nach \ orn und biegt hier nicht nach rechts um. Die beiden seitlichen ventralen Körperränder breit wulstartig erhoben. Stirnbauchfeld mit 7—8 zerstreuten Girren (sog. Bauchwimpern Stein's). In geringer Entfernung hinter dem Mund die Querreihe der 5 recht ansehnlichen Aftercirren. Am schief abgestutzten Hioterende drei grosse, knietörmig gebogene Girren, in einer z. Th. etwas auf die Dorsalseite geschobenen Einsenkung. Auf dem linken Randwulst, zwischen Mund und Aftercirren, zwei dicht beisammenstehende Randeirren, gewöhn- lich aus einem Grübchen entspringend. Contractile Vacuole rechtsseitig in der Höhe der Aftercirren (nach Fahre weiter vorn). Ma. N. zweigliedrig, je ein bandförmiges Glied im Vorder- und Hinterende. Bewegung sehr schnell und stetig, nicht stossweise. Cyste kuglig glatt (Gl. u. L. f. Schizopus). Marin (Nord. Meer, Mittelmeer, Schwarzes Meer). 2 Arten; doch herrscht noch Unsicherheit bezüglich der Artunterscheidung. Die von Andrussowa (766) errichtete unsichere Gattung Planiplotes (Wagueri, Schwarzes Meer) würde sich nach der Schilderung etwa zwischen Diophrys und üro- nychia einschieben. Ich halte es jedoch für wahrscheinlicher, dass sie zu ersterer G. ge- hört, möglicherweise sogar mit Diophrys norwegicus Quenn. sp. identisch ist. Uronychia Stein 1857 (319 U. 322); Fresenius (401); Quennerstedt(40Sb); Eees (709). Synon. Trichoda transfuga Müller (64 u. 76); Ploesconia p. p. Djrd. (175), Stein (261); Camp yl opus Clap. und L. (301). Taf. 72, Fig. 4. Mittelgross (bis 0,1). Farblos und im Allgemeinen formbeständig, doch sollen sich die Peristomränder nähern und entfernen können (Stein). Umrisse etwa kurz oval. Vorderende breit abgestutzt, Hinter- ende abgerundet bis etwas zugespitzt. Rücken und Bauch massig gewölbt und der erstere gewöhnlich mit einigen Längsrippen, Das geöffnete Peris^tom massig breit und ziemlich in die Mitte der vorderen Bauchhälfie gerückt. Sein rechter Rand bildet vorn einen ähnlichen Winkel wie bei Euplotes; [754 Giliata. der linke Rand einen entsprechenden Winkel, indem er nach links umbiegt. Auch scheint der linke Rand die adorale Zone etwas zu überdecken. Keine Girren auf dem Stirnbauchfeld. Am Hinterende in einer rechts- seitigen Vertiefung- 4—5 dicht zusammenstehende Aftercirren und theils darunter, theils etwas rechts davon drei grosse, knieförmige Girren wie bei Diophrys (welche nach Manpas [677] dorsal stehen sollen). Linker- seits am Hinterende in einer ähnlichen Vertiefung zwei ansehnliche Rand- cirren und dicht vor dieser linken wie rechten Wimpergruppe je einige kleine borstenförmige Randeirren. Gontractile Vacuole nach Glap. u. L. linksseitig (nach Stein?). Ma. N. ein querer Strang in der hintern Körperhalfte, dazu vielleicht noch wie bei Diophrys ein zweiter vorn (Bütschli). Bewegung abwechselnd stetig und heftig schiessend bis springend. Marin. Wahrscheinlich nur 1 sichere Art (da der sog, Campylopus paradoxus Gl. u. L, wohl mit Uronychia transfuga Müll. sp. identisch ist. 3. Familie. Aspidiscina Stein 1859. Klein. Randeirrenreihen völlig reducirt. Eine verschiedene Anzahl Stirucirren und eine Reihe Aftercirren. Peristom sehr schmal, ganz an den linken Rand geschoben. Die adorale Zone ebenfalls sehr verkürzt, reicht nur bis zum Vorderende des linken Randes und umzieht das stark verbreiterte Stirnfeld nicht mehr. Ma. N. lang bandförmig. Aspidisca Ehrbg. 1830 (u. 161); Perty (240); Clap. und L. (301); Stein (322); Quennerst. (408a— c); Fresenius (401); Mereschkowsky (584); van Kees (709); Fabre (726); Perejasl. (788); Gourret und E. p. p. (774). Synon. Trichoda Lyncaster (52) und Lynceus Müller (76), Haime (229); Kerona Lyncaster und Eastellum Müller (76), Eory p. p. (115), ? rotund. From- mentel (504); Tribulina und Katulus p. p. Bory (115); Coccudina Dujard. (175), Perty (,240); Euplotes p. p. ELrbg. (161); ??Loxodes plicatus Ehrbg.; ? MonoStylus Perejasl. (788). Taf. 72, Fig. 5-tt. Klein (bis 0,07). Farblos und formbeständig. Gestalt nahezu kreis- rund bis sehr kurz oval. Linkerseits ziemlich gerade bis wenig convex, rechterseits gleichmässig stärker convex und der rechte Bauebrand wulstig verdickt. Bauchseite eben; Rücken gewölbt und stets mit 1 bis zahlreichen Längskielen, die dem rechten Rand mehr oder weniger parallel laufen. Bei A. turrita der einzige, die Mittellinie des Rückens einnehmende Kiel in der Mitte zu einem hornartig gekrümmten Fortsatz ausgewachsen. Peri- stom ganz am linken Rand, als eine sehr schmale Rinne, welche nur bis zum Vorderende reicht, so dass sie den Stirnraud nicht mehr umzieht. Dagegen erstreckt sich das Peristom weit über die Körpermitte bis gegen die Aftercirren nach hinten. Der rechte Peristom- rand ist nach links in eine die Peristomrinne überdeckende Platte ausgewachsen, welche vorn schmal beginnt und sich nach hinten allmäh- lich verbreitert, so dass sie, meist unter Bildung einer zahnartig vorspringenden hinteren Ecke, z. Th. über den linken Körperrand vorragt. System. 1755 Der Hiutenand dieses Zahnes setzt sich in eine fast bis zum rechten Körper- rand reichende, quere Leiste fort, welche die vordere Grenze einer Art Afterfeld bildet. Längs dieser Leiste entspringen vom Afterfeld 5 — 12 griffeiförmige Aftercirren. Am Vorderende der vorspringenden Platte findet sich fast stets ein nach rechts gerichteter busenförmiger Einschnitt, dessen vorderer Schenkel zuweilen als ein etwas nach hinten gekrümmter Zahn über den linken Körperrand vorspringt. Auf der Vorderhälfte der Bauch- fläche 7 Stirncirren, welche ziemlich deutlich in 4 schiefen Reihen stehen. After rechtsseitig, dicht hinter den Aftercirren (Stein). Contractile Vacuole gewöhnlich rechts in der Höhe der Aftercirren. Ma. N. ein hufeisenförmig gekrümmtes Band in der Vorderhälfte. 1 Mi. N. (Engelm.). Bewegung meist schnell, häufig unterbrochen, geschickt kriechend und kletternd; nicht selten in Kreisen sich bewegend. Süsswasser (Europa, N.-Afrika, S.-Asien) und Meer. Stein unterschied von der Gattung Aspidisca s. str. das Subgen. Onychaspis wegen Vermehrung der Aftercirren, welche sich bei dem von ihm studirten Vertreter dieses Suhgen., A. polystyla St., zu 10 — 12 finden. Dieser Art schliesst sich jedoch A. hexeris Quenn. (408 c) mit nur 6 Aftercirren innig an (= Asp. crenata Fahre und sehr wahrscheinlich A. Andrcewi Mereschk.). Ferner scheint die von Quennerst. (408b) beschriebene A. sedi- gita mit 6 (nach Eees 6 — 7) Aftercirren einen üebergang zwischen beiden Untergattungen zu bilden, weshalb deren Trennung grosse Schwierigkeiten haben dürfte, welche sich noch dadurch erhöhen, dass nach Kees die Vermehrung der Aftercirren von A. sedigita auf dem Zerfall der linken Cirre in mehrere zu beruhen scheint. Aspidisca s. str. ca. 4 Arten; Onychaspis ca. 3 Arten (bei Hierherrechnung sämmtlicher Formen mit mehr wie 5 After- cirren). Anhang zu den Hypotricha. Rhabdotricha GreefF 1888 (870). Da ich mir nach Greefl's kurzer Schilderung kein genügendes Bild dieser Form machen kann, so verweise ich auf das Original. 1. Art. Moos. (Zus. b. d. Corr.) 4. Section. Peritricha Stein emend. (= Unterordnung der vorher- gehenden Abschnitte). Ausgangspunkt dieser Unterordnung war vermuthlich eine den Hypo- trichen nächstverwandte Form, deren Bewimperung sich auf die bauch- ständige und nahezu einen völligen Umgang beschreibende, adorale Zone und einen die hintere Bauchhälfte einnehmenden Wimperkranz beschränkte. Die Familie der Licnophorina scheint diese Verhältnisse noch ziemlich bewahrt zu haben. Von jenem Ursprung aus entwickelten sich die Uebrigen nach zwei Richtungen. Die eine führte zu den Spiro- chonina, indem eine Festheftung mit der hinteren Hälfte der Bauchseite, unter Verlust des Wimperkrauzes, auftrat, während die adorale Spirale ganz ans Vorderende des sich aufrichtenden Körpers verschoben wurde. Die zweite Entwicklungsrichtung führte dadurch zu den Vorticellina, dass der Cilieukranz der hintern Bauchfläche allmählich von der den Rückenrand einnehmenden adoralen Zone ganz umwachsen wurde. Gleichzeitig erhöhte sich der Körper in dorso-veutraler Richtung zwischen Zone und Wimperkranz ansehnlich. Beide Wimperzonen wurden so scheinbar an die beiden Körperenden gerückt; eigentlich jedoch die Spirale, 1756 <'iliat'^' wie gesagt, an den Kitekeniand, der Kranz an den Rand der erhöhten Banchfläche. Bei zahlreichen Formen erfolgte Anhel'tung mit dem Centrnm der vom Wimperkranz umschlossenen Bancbfläche, unter Verlust des letzteren, welcher dann nur zeitweise, beim Uebergang in den freischwimmenden Zustand, entwickelt wird. Mund stets offen; mit röhrenförmigem, meist ziemlich ansehnlichem bewimpertem Schlund. Contractile Vacuole stets in der Mundgegend. Die feine Nahrung wird durch Einstrudelnng auf- genommen. 1. Familie. Spirochonina Stein 1867. Mit den Charakteren der einzigen Gattung: Spirochona Stein 1851 (233, 261, 322 p. 74, 428 p. 146) ; ciap. u. L. (301); Kentscli (840) ; Bütsclili (537);1E. Hert\vig(511); Kent p. p. (601); PJate(790); Canu(770). Synou. Bates aud AVestwood Britisli crustacea Vol. I. p. 374; Stylochona Kent (001 V, Plelioclioiia Plate (842). Taf. 75, Fig-. 7—8 und p. 158L Fig. 24. Mittelgross (L. bis 0,12); farblos und nicht contractu. Gestalt lang birnförmig; dorsoventral ein wenig abgeplattet. Hinterende massig bis ziemlich verschmälert, entweder abgestutzt und zu einer dauernd be- festigten, kleinen Haftscbeibe entwickelt oder einen ganz kurzen, bis massig laugen, epistylisartigen Stiel abscheidend. Die Pellicula der Haft- scheibe zu einem radiärgestreiften, wohl dem Pellicularring von Tricho- dina entsprechenden Sclieibchen verdickt. Das Peristom ist ganz ans Vordercude gerückt, so dass seine Fläche ziemlich senkrecht zur Längsaxe des Tbieres steht (ähnlich Stentor), und von relativ geringem Durchmesser. Der eigenthümliche, aus seiner Entwicklung hervorgegangene Peristom- trichter ist schwer zu beschreiben. In der primitiven Gestalt (beim Sprössling) besteht er in einer dünnhäutigen Ausbreitang des Vorderendes, in dessen Grund etwas ventral und links die enge Mundöffnung liegt. Etwas rechts von letzterer ist die Trichtermembran von ihrem freien Band bis zur Mundöffnung hin eingefaltet. Bei der weiteren Entwicklung wächst diese Falte in eine auf dem Grunde des Trichters befestigt bleibende und sich laeotrop einrollende Membran aus, welche IVa bis etwas mehr Win- dungen beschreibt (mit Zurechnung des ursprünglichen Trichters also 2Va bis 3 Windungen), Von der Mundöftnung zieht im Grunde (Peristomriune) des Spiraltrichters die zarte adorale Zone hin, welche demnach links gewunden ist, jedoch nur etwa 2 Umgänge beschreibt. Der freie Band des basalen Umgangs der Trichtermembrau z. Th. mit grösseren und kleineren steifen Borsten in ziemlich regelmässiger Abwechslung besetzt. Sonst finden sich keinerlei Cilien. Der fein röhrenförmige und ziemlich lange Schlund erinnert an den der Vorticellinen ; auch die contractile Vacuole liegt in der Schlundgegend (Stein, Kent; Hertwig konnte sie nicht finden). Ma. N. eiförmig bis wurstförmig, central. 1 bis mehrere Mi. N. im hinteren Körperabschnitt. Fortpflanzung ausschliesslich durch Knospung, Avelche linksseitig in geringer Entfernung hinter dem Peristom geschieht. System. 1757 Der etwa ovale Sprössliag hat ein noch sehr unentwickeltes Peristom, das sich rinnentonnig über die Bauchseite bis nahe ans Hinterende erstreckt. Am Hinterende seines Peristoms, also ursprünglich auf der Bauchseite, bildet sich die Haftscheibe, mit welcher er sich festsetzt und sich dann weiter entwickelt (s. p. 125G). Copulation ohne Mikrogouidienbildung zwischen kleineren Thieren mit unentwickeltem Peristom (Plate). — Silsswasser (Europa) und Meer. 2—3 Arten. Auf den Kiemenblätteru und den Borsten der Beine von Gammarus und Limnoria (Isopode) ; an den Beinen von. Nebalia. Es sclieiiit kein Grund voi'Zulieg<^n, die mit einem kurzen Stielchen und den steifen Borsten am Peristomtrichter versehenen Formen zu einer besonderen Gattung Stylochona zu erheben, wie Kent vorschlug; um so weniger, als ich die typische Form Stylochona coronata K. mit Stein's Spirochona Scheuten ii identisch erachte, welch' letztere Kent selbst unter Spirochona auffuhrt. Ebensowenig halte ich die Errichtung einer besonderen Gattung Heliochona für eine von Plate nicht ausreichend studirte marine Form für nöthig. Dieselbe scheint ungeslielt zu sein und soll sich durch 2 lappenartige Fortsätze des Trichter- randes auszeichnen, welche über die Trichteröffnung heriibergebogea seien. Jedenfalls bedarf Plate 's Schilderung des Trichters der Ergänzung. Die übrigen Charaktere wie bei Stylochona. 2. Familie. Licnophorina Bütschli. Mit den Charakteren der einzigen Gattung: Licnophora Claparede 1867 (423); Gruber (693): Bütschli {'6S)\ Fahre (S'15, 864). Synon. Bursarine oder Stentorine Claus (355): Trichodina Cohn (410); Entz (694). Taf. 72, Fig. 12. Klein bis mittelgross (Länge bis 0,12 Fahre). Farblos, biegsam und ziemlich contractil. Der vordere, die adorale Spirale tragende Körpertheil in ventraler Ansiebt rundlich bis oval, mit abgeplatteter Bauch- und massig gewölbter Rückenfläche; die hintere Körperhälfte stielartig verschmälert und das Ende des Stiels zu einer runden Saugscheibe verbreitert, deren Fläche unter Krümmung des Stieles sowohl mit der Peristomfläche in eine Ebene gebracht werden kann, wie auch, wenn der Stiel sich streckt, zu dieser Ebene senkrecht stehen kann. Am Rand der Saugscheibe ein Cilienring (hinterer Wimperkranz) ; einfacher glatter Haftriug auf der Saug- scheibe (Eabre). Auf der Peristomfläche eine gut entwickelte adornle Zone, die am linksseitig, etwa in der mittleren Körperregion gelegenen Mund beginnt und, last die gesammte Peristomscheibe in einer linksgewundenen Spirale umziehend, bis nahe zu ihrem Ausgangspunkt zurückkehrt. Ma. N. lang rosenkranzförmig bis in zahlreiche Bruchstücke vertheilt (Gruber). Contractile Vacuole in der Mundgegend linksseitig (Claus). Marin (MaskelTs [824] Angabe über das Vorkommen einer L. seti- fera im Süsswasser Neu-Seelands dürfte schwerlich begründet sein), Ecto- parasitisch, resp. conmiensalistisch auf der Haut von ]\[edusen (Cladonema), Opisthobranchiaten (Aeolis, Aph'sia), Würmern (Psyrmobranchus Syllis und Thysauozoon) und Asteroiden (Asteriscus, Ophiothrix). 2—3 Arten, welche 1758 Ciliata. jedoch genauerer Untersuchung dringeüd bedürfen (Fahre glaubt, dass alle zu einer Art gehören). 3. Familie. Vorticellina (Ehrb. 1838) ßiitschli emend. Der hintere Wimperkranz oder die ihm entsprechende hintere Hälfte der Bauchseite ist hier, wie in der Charakteristik der Unterordnung an- gedeutet wurde, so unter die nach hinten ausgewachsene adorale Zone geschoben, dass beide übereinanderliegen und der Wimperkranz an dem sog. unteren (hinteren) Körperende steht, die adorale Zone dagegen an dem sog. oberen (vorderen). Die Zone beschreibt stets etwas mehr wie einen Umgang, selten durch Auswachsen ihres aboralen Endes mehr. In der gewöhnlich gewählten Ansicht, d. h. von der Rückenseite auf die Zone, also in einer zu den übrigen Spirotrichen verkehrten Richtung, nimmt die Zone natürlich den umgekehrten Verlauf wie bei letzteren, erscheint daher dexiotrop. Wohl überall besteht sie aus zwei dicht neben ein- ander herlaufenden Reihen von Wimpergebilden. Der Mund liegt im Grunde eines mehr oder weniger tief eingesenkten sog. Vestibulums, durch welches die Zone bis zum Munde zieht. Die äussere Cilieureihe wird schon in einiger Entfernung vor dem Eingang in das Vestibulum durch eine undulirende Membran ersetzt, welche sich wahrscheinlich eben- falls durch das Vestibulum Yortsetzt. Ungefähr in der Mittelregion des Vestibulums liegt der After und gleichfalls in der Vestibularregion fast immer die meist einfache, selten doppelte contractile Vacuole, die häufig ein sog. Reservoir besitzt. Der Ma. N. kurz bis lang bandförmig und gewöhnlich von einem einfachen Mi. N. begleitet. 1. Unterfamilie. Urceolarina St. (Familie Stein 1867). Nicht festgeheftet, sondern frei beweglich unter dauernder Erhaltung des unteren Wiraperkranzes, der zur Schwimmbewegung, namentlich aber auch zum Kriechen dient. Die von ihm umschlossene Fläche zu einer Haftscheibe entwickelt, welche einen pellicularen ringförmigen Haftapparat besitzt. Die adorale Zone sitzt dem Rand des Peristom- feldes auf und ihr orales Ende steigt etwas gegen den unteren Wiraper- kranz herab, um sich in das Vestibulum einzusenken. Ein eigentlicher Peristomsaum im Umkreis der Zone fehlt. Trichodina (Ehrbg. 1830 und 161) Stein 1854 emend. (428, p. 127); Siebold (191); Busch (264); Clap. und L. (301); James-CIarke (413); Quennerst. (408a und c); Alenitzin (488) ; Frommentel (504): Kent (601); Wright(609); Vejdowsky (587); Kossetcr (792); Fabre (845, 864); Balbiani (810). Synon. Wahrscheinlich schon Leeuwenhoek (13); Animalc. des polypös Trembley Histoire nat. des pol.; Polypenläuse Schäfifer (31); 2. Art von Polypenläusen Kösel (33); Volvox dimidiatus Wilcke (40); Vorticella stellina und discina Müller (76), Pagenstecher 1,292); ürceolaria p. p. Lamarck (102), Bory (115), Dujard. (175), Perty (240), Davaine (254,\ Vulpian (295), Stein (428, p. 147); Peritricha p.p. System. 17Ö9 Bory (115); NumuUella Carus (135); Cyclidium v. Bär (120); Torquatina Gros (223); Infusör auf Planarien Hallez (525); Anhymenia p. p. Fabre (845, 864). Taf. 72, Fig. 14 und 73, Fig. 1—3. Grösse massig (bis 0,1 M. Höhe). Farblos und etwas contractu, speciell die sog. Peristomscbeibe, doch nicht schnellend. Gestalt meist kurz cylindrisch, etwa topfförmig; im zusammengezogenen Zustand das Peristomende jedoch häufig ziemlich kuglig abgerundet. Das sog. Binter- ende von der meist etwas ausgehöhlten Haftscheibe gebildet; das häufig etwas breitere Vorderende vor der ebenfalls gewöhnlich etwas ausgehöhlten Peristomscbeibe. Letztere steht in der Regel genau senkrecht zur Körper- axe, nur bei Tr. Mitra (Urceolaria St. u. A.) liegt sie häufig recht schief zu derselben, was ursprünglichere Verhältnisse anzeigt. Der Rand der Peristomscbeibe von der adoralen Zone umsäumt. Ein eigentlicher Peristom- saum im Umkreis der adoralen Zone fehlt und daher ist auch ein Wimper- discus nicht deutlich abgesetzt. Aus diesen Gründen tritt bei der Contraction des Peristoms keine völlige Einziehung der Zone ein. Der Rand der Haft- scheibe ist gewöhnlich in einen sehr dünnen durchsichtigen Saum aus- gewachsen (sog. Velum James Cl., welches nach letzterem unduliren soll. Fabre erhebt gewisse Formen, welchen das Velum fehlen soll, zur Gattung Anhymenia). Etwas nach Innen vom Rande dieses Saumes entspringt der hintere Wimperkranz, welcher distal ziemlich weit über das Velum hervorragt. Auf diesen folgt sofort der pelliculare Haftriug, welcher aus zahlreichen, strahlig zusammengeordneteu Stücken besteht, aber verschiedengradig complicirt ist. — Ma. N. bandförmig, zuweilen mit unregelmässigen Einschnürungen. Contractile Vacuole normal. Mit dem hinteren Wimperkranz behend auf der Unterlage kriechend, doch auch unter Rotation freischwimmend. Ectoparasitisch auf der Haut von Süsswasser- und Meeresthieren, so hauptsächlich Hydren, Spongien, Planarien, Neritina (Quennerst.), wohl auch Najaden, auf der Haut und namentlich den Kiemen vieler Fische (auch marinen, Scorpaena Fabre), der Haut von Frosch- und Tritonlarven, auf deren Kiemen und in ihrer Kiemenhöhle. Verlässt zuweilen auch die Wirthe, schwimmt frei umher und findet sich dann ge- legentlich an Wasserpflanzen. Nicht selten auch endoparasitisch, so häufig in der Harnblase der Fische, Tritonen und Frösche; zu- weilen in den Seitenkanälen von Fischen (Carriere, briefl. Mittheil.); selten im Darm von Triton cristatus (Grassi 642) und von Rana (Hen- neguy 810); nach Rosseter und Fabre gelegentlich auch in der Leibeshöhle der Tritonen, in den Ovarien der Najaden (Carus). Europa, N.-Afrika, N.-Amerika. Zahl der Arten recht unsicher, da die Beschreibungen bis jetzt un- genügend; doch dürften .sich neben der bekannten Tr. PediculusO.F.M.sp. und der charakteristischen Tr. Mitra St. noch einige weitere unterscheiden lassen. 17(iO Ciliata. Cyclochaeta Jackson 1875 (520). Synon. Trichoclina Kobin (585), Gruber (694); Leiotrocha, Cyclocyrrlia und Anhymcuia p. p. Fabre (845, 864). Taf. 73, Fig-. 4. Bau- und Grösseuverbältnisse im Wesentlichen ganz tibereinstimmend mit Trichodina, von der sie sicli nur dadurch unterscheidet, dass dicht über dem hinteren Wimperlcranz ein Kranz ansehnlicher Borsten (Girren Fabre) entspringt. Dieselben werden gewöhnlich nach oben aufgerichtet getragen und überragen das Peristom zuweilen beträchtlich. (Fabre sucht sie dem sog. Velum von Trichodina zu homologisiren.) Haftring ungezähnt (Leiotroclia Fabre) oder gezähnt (Cyclocyrrha Fabre). Ma. N. theils einfach bandförmig, theils mehr oder weniger gekerbt bis gelappt. 1 Mi. N. (Gruber, Fabre). Süsswasser und Meer. 4—5 Arten. Auf oder in den oberflächlichen Partien von Spongilla, auf den Kiemen von Scorpaena und Trigla, auf Asteriscus und Ophiothrix (Asteroideen) und den Kiemen von Serpula. Jackson beschrieb bei seiner Cyclochaeta Spongillae keine adorale Spirale. Fabre glaubt daher, dass ihre Verkümmerung für die Gattung in seinem Sinne charakteristisch sei. Ich halte dies für äusserst unwahrscheinlich und vermuthe im Gegentheil, dass Jackson die Zone einfach übersah. Auf die Beschaffenheit des Haftrings lege ich wie bei Trichodina Avenig Gewicht und möchte daher weder die Gattung Leiotrocha von Cyclochaeta noch ürceolaria (Trichodina Mitra) von Trichodina sondern. Trichodinopsis Clap. u. L. 1858 (301); stein (338 und 428, p. 146) Schneider (561). Taf. 72, Fig. 13. Mittelgross (H. bis 0,13). Schliesst sich im Allgemeinen nahe au Trichodina an, von der sie sich zunächst durch den sehr geringen Durch- messer des Peristoms unterscheidet. Damit hat sich auch das ganze Oralende sehr verengt, weshalb die Gestalt kegelförmig geworden ist. Die Haftscheibe gut entwickelt, mit Haftring; ihr Durchmesser ist jedoch ziemlich viel kleiner wie der des Hinterendes. Hinterer Wimperkranz vorhanden und die gesammte Körperoberfläche zwischen ihm und dem Peristom dicht mit büschelig schlagenden Wimpern bekleidet, welche aber nach Stein zuweilen völlig fehlen sollen. Die adorale Zone scheint schwach entwickelt zu sein, ihre Wimpergebilde unterscheiden sich nur wenig von denen des Körpers. — An den Mund schliesst sich ein eigenthümlicher, bis jetzt noch ungenügend bekannter Schlund an, welcher ziemlich in der Axe bis gegen die Körpermitte hinabsteigt* Seine Wand soll aus einem trichterförmigen, festen Rohr bestehen, das in einer Längslinie geschlit/.t ist; doch scheint der Schlitz durch eine zartere Membran geschlossen zu sein. Contractile Vacuole dicht neben dem Hinterende des Schlundes. Letzterer wird theilweise von einem eigenthümlichen, etwas unregelmässigeu Gebilde (auf der Figur?) umfasst (fälschlich Nucleus Clap. u. L.), welches zuweilen fehlen soll (Schneider). Ma. N, ganz hinten, der Haftscheibe aufgelagert; einerseits ausgehöhlt und in dieser Höhlung liegt der Mi. N. (Schneider). System. 1761 Parasitisch im Darm und der Athemhölile von Cyclo Stoma elegans (Europa). 1 Art. Zus. b. d. Corr. Hemispeira Fabre 1888 (864). Wo diese eigenthümliche Ciliate hingehört, liisst sich vorerst nicht angeben. Körper etwa halbkuglig (Dm. bis 0,03) mit ebener Peristomfläche. Dieselbe ist von einer dexiotropen Zone umzogen, welche von einer sehr hohen undulirenden Membran gebildet wird. Vom Peristomrand zieht eine ziemlich breite m'eridionale Furche bis zum unteren Pol, wo aus ihr ein Bündel contractiler Girren entspringt, das zur Befestigung dient. Auf dem Körper 4 — 5 Wimperringe. Mund etwas seitlich von der Furche. Contr. Vac. neben dem Mund. Ma. N. mehrgliedrig in der unteren Körperregion. Auf den Hautkiemen von Asterias glacialis. Fahre weiss selbst nicht, was er mit dieser Ciliate anfangen soll, welche nach ihm die Charaktere von Cyclidium, der ürceolarinen und gewisser Heterotrichen vereinigen soll. Wenn ich sie hier anführe, so geschieht dies nur, um sie überhaupt zur Sprache zu bringen. 2. Unterfamilie, Vorticellidina Bütschli. Der Wimperkranz findet sicli als dauernde Einrichtung nicht mehr, sondern entwickelt sich nur zeitweilig beim Uebergang in den freischwim- menden Zustand. Mit Ausnahme weniger Gattungen sind daher auch alle festgeheftet; tbeils direct, theils unter Stiel- oder Gehäusebildung. Im Umkreis der adoralen Zone ist stets ein ringförmiger Peristom- saum entwickelt, weshalb das Peristom sammt der Zone bei der Con- traction unter dem sphincterartig zusammengezogenen Saum Schutz findet. Die Zone steigt 'sammt dem centralen Theil des Peristomfeldes vom Mund aus allmählich in die Höhe, so dass sich ein sog. Discus oder eine Wimperscheibe bildet, zwischen welcher und dem Saum eine Peristomrinne liegt. Der Discus kann theils recht niedrig sein oder sich im ausgestreckten Zustand hoch über den Peristomsaum erheben. a) Tribus Scyphidina. . Gehäuse- und stiellose Formen. Entweder mit hinterer Saugscheibe befestigt, oder der Unterlage mit einer sog. Seitenfläche aufliegend, oder freischwimmend. Scyphidia (Name von Dujaixlin 1841) Lachmann 1856; ci. u. L. (30i); Quennerst. (408 c); Kent p. p. (601); Vayssifere (765); Kellicott (701); Stokes (757, 855); ? Grenfell (829); ? Fabre (864); non Perty, Fromment. etc. Synon. Vorticella Limacina Müller (76); ürceolaria p. p. Dujard. (175). Taf. 73, Fig. 5. Mittelgross (Höhe bis 0,12 und etwas mehr). Farblos und ziemlich contractu. Gestalt länglich cylindrisch ; das Vorderende zum Theil etwas verjüngt, nie verbreitert. Peristomsaum massig entwickelt, nicht oder nur wenig umschlagsfähig. Das Hinterende nicht verjüngt, breit abgestutzt, ähnlich Trichodina; sein Rand wulstig verdickt. Es bildet eine Haft- scheibe wie bei Trichodina, doch ohne Wimperkranz und Haftring. Zu- weilen ist der Durchmesser der Scheibe beträchtlich grösser wie der des übrigen Körpers. Wimperdiscus wenig erhoben, im Centrum gewöhn- lich mit einem nabelartigen Vorsprung. Vestibulnm und Schlund, sowie contractile Vacuole normal. Ma. N. soweit bekannt oval, mit anliegendem Mi. N. Querringelung des Körpers deutlich. Bvonn, Klassen des Thier-Keichs. Protozoa- 111 1762 Cüiata. Ectoparasitiscb , mit der Saugscheibe auf der Haut von ÖUsswasser- und MeeresmoIIusken befestigt (Planorbis, Nerritina, Physa und Trunca- tulina [marine Psorobrancbiate]). Europa, N.-Amerika. 2 Arten (ob die Sc. Scorpaenae Fabre's, von Scorpaena , ganz ungestielt ist, scheint n)ir noch etwas fraglich). Gerda Clap. u. L. 1858 (301); Kent p. p. (601). Taf. 73, Fig. 6. Mittelgross (gestreckt bis 0,2). Farblos und recht contractu. Im nicht Contrahirten Zustand langcylindrisch; das Vorderende massig verschmälert; der hintere Körpertheil etwas angeschwollen und al)gerundet, ohne Saug- scheibe. Contrahirt nimmt der Körper mehr eine ovale Gestalt an und das hintere Körperviertel setzt sich dann durch grössere Dicke und nn- geringelte Beschaffenheit von dem übrigen, stark quergeringelten Körper deutlich ab. Das ungenügend erforschte Peristom ist sehr eng und sein wenig entwickelter Saum jedenfalls nicht ausbreitungstabig. Vestibulum und Schlund ziemlich lang. Contractile Vacuole im hinteren Körperviertel; von ihr entspringt ein langer geschlängelter Kanal, welcher bis zum Peristom zieht und wahrscheinlich dem Reservoir der übrigen Vorticellinen entspricht. Ma. N. recht lang bandförmig. Hinterende unbefestigt; Gerda liegt nach Clap. u. L.'s Schilderung der Länge nach auf und bewegt sich gleitend zwischen Algen. Zuweilen geht sie in den schwimmenden Zustand über, indem sich dicht am Hinterende ein Wimperkranz entwickelt. — Süss- wasser. Europa. 1 Art. Weder die von d'Udekein (382), noch die von Phillips (TOS), Kellicott (741) und Stolics (826, 855) beschriebenen sog. Gerdaarten scheinen hierher zu gehören, da ich es als Hauptcharakter der Clap.-Lachm. 'sehen Gattung erachte, dass sie nicht mit dem Hinterende befestigt ist, sondern der Unterlage aufliegt. Für alle von den genannten Forschern beschrie- benen Formen gilt jedoch das erstere, ja sie besitzen z. Th. einen rudimentären Stiel. Dies gilt von der G. inclinans d'üdek., welche wahrscheinlich eine sehr knrz gestielte, nicht koloniale Epistylis (Khabdostyla Kent) ist. während G. fixa d'üdek. eine gehäuselose Cothurnia oder Vaginicula zu sein scheint. In vieler Hinsicht unsicher ist die sogen. G. c au data Ph., welche einen sehr kurzen Stiel zu haben scheint und auf Epistylis oder Ophry- dium hinweist; zu letzterer Gattung dürften auch G. sigmoides Kellic. und vernalis Stokes die nächsten Beziehungen haben. Astylozoon Engelmann 1862 (394). Taf. 73, Fig. 8. Mittelgross (bis 0,1). Farblos und contractu. Gestalt etwa umgekehrt glockenförmig mit etwas schief zur Körperaxe gerichteter Peristomscheibe, welche im Uebrigen wie bei Vorticella gebaut ist. Hinterende schwanz- artig zugespitzt und mit zwei sog. Schnellborsten versehen. Ma. N. nieren- förmig in der Mittelregion. Uebrige Organisation typisch. Bewegung- schnell rotirend und häufig, angeblich mit Hülfe der Borsten springend. Cyste kuglig, glatt. Süsswasser. Europa. 1 Art. b) Tribus Contractilia. Gestielt mit contractilem Stielfaden. Einzellebend oder in Kolonien. System. 1763 Vorticella. (Liune 1767. 36 edit. XII) enieiid. Ehrb. 1838; p.p. Müller (52.64,76); Cavolini (74) ; p. p. Schrank (94); p. p. Bory (115); Dujard. (175); Perty (240); Stein (219,233,261.322,428); Sclimarda(259); Lachm. (274) ; Clap. u. L. (301); Balbiani (328, 511): d'üdekem (3S2); Greeü (467, 870); Ei'erts (493); Fromment. (504); Bütsclili (537, 522); Mereschk. (584); Kent (601); Entz (694); Kees (709); Stokes (714 ff., s. 855); Kellicott (741, 779); Gourret und ß. (774); Mübius (876) und zahlreiche Andere. Synou. Bell like animalculs Anonym. (14); „Areugles entonnoir" etc Joblot (30); Bell-animals, Clustering polyps Baker (29); Macrocercus p. p. und Craspedarium (freischwimmende Vorticellinen) Hill (27); Polypus W'risberg (43); Einzelner Glocken polyp Schäffer (31), Göze (51); Animal. a campanelle u. a bulbo Spallanzani (61), Campanelle Colombo (79); Glocken- thierchen Gleichen (65, 66); kleiner gesell, becherf. Affterpolyp p. p. Rösel (33), Gruithuisen (101); H^^dra p.p. Linn6 (33, ed. X); Brachionus p.p. Pallas (44), Schrank (60); Eichhorn (54), verschiedene Formen; Ecclissa (freischw. Vorticellinen) Modeer (82), Schrank p. p. (94); ürceolaria p. p. Lamarck (102), Bory (115), Ehrbg. (122); Kerobalana, Ophrydia p. p., ßinella (freischw. Vorticellinen) Bory (115), wogegen Craterina und Plagiotricha, die Ehrbg. noch aufführt, keine sicheren Vorticellen enthalten); Carchesium p. p. Ehrbg. (128, 129); Vasia M.Edwards (228) freischw. Vorticelline; Rhabdostyla p. p. Kent (601): Spastostyla Entz (694). Taf. 73, Fig. 9—14. Mittelgross bis ansehnlich (Höhe bis ca. 0,2). Farblos bis gelblich oder grünlich, zuweilen auch durcb Zoocblorellen grün. Umgekehrt glocken- förmig, von recht verschiedener Höhe der Glocke. Im nicht contrahirten Zustand ist das Peristomende gewöhnlich stark verbreitert, selten etwas ver- engt. Der Peristomsaura, welcher z. Th. recht ansehnlich entwickelt ist, meist sehr uraschlagbar. Hauptcharakter: die Befestigung des Hinterendes durch einfachen, kurzen bis recht langen, mit coutract. Faden versehenen Stiel und der Mangel der Koloniebildung. 1—2 contractile Vacuolen in nor- maler Lage; meist mit sackförmigem Reservoir. Der Ma. N. fast stets lang bandförmig, mit anliegendem Mi. N. Cyste kuglig. Süsswasser (Europa, N.- Afrika, N.- Amerika, S.-Asien, Australien [Maplest.], Neu-Seeland [Kirk 823 aj) und Meer. Sehr viele Arten wurden beschrieben, von welchen jedenfalls nur eine beschränkte Zahl (ca. 15 nach meiner Schätzung) gesichert erscheint. Allein Stokes hat in den letzten Jahren 19 n. sp. aus N.-Amerika beschrieben. Da der Unterschied dieser Gattung von Carchesium und Zoothamnium nur auf dem Mangel der Koloniebildung beruht, so sind Verwechslungen ohne genügende Untersuchung leicht möglich. Ein zwingender Grund zur generischen Trennung der sehr kurzstieligen sog. Spastostyla Sertulariarum Entz (694) scheint mir kaum vorzuliegen; wenn sich auch der contrahirte Stiel nicht deutlich schraubig aufrollt wie hei den langstieligen Arten, so verläuft der Faden doch auch hier deutlich schraubig (V^ — 1 Windung). Es fragt sich aber, ob die von Entz beschriebene Form überhaupt von der Vort. brevistyla d'üdek. (aus Süsswasser) verschieden ist. Höchstens Hesse sich Spastostyla als Subgenus festhalten. Mehrfach wurden freischwimmende Vorticellidinen lange Zeit verfolgt, die in ihrem Bau durchaus mit Vorticella übereinstimmten und keinerlei Neigung zur Anheftung und Stielbildung zeigten. Schon Stein (428) beschrieb eine solche Form, welche er für eine freischwim- mende Vortic. Campanula E. hielt. Ich fand dieselbe später (522) und constatirte ihre leb- hafte Vermehrung im freischwimmenden Zustand. Schon p. 1579 wurde bemerkt, dass sie jedenfalls nicht der freischwimmende Zustand einer gestielten Vorticelle ist, da ihr die hintere 1764 Ciliata. kegelförmige Vereinigung der Myoneme, wie sie gestielten Vorticellen eigenthümlich ist, ganz fehlt. Ich halte sie jetzt für eine dauernd freie Form. Ferner hat Lind n er (781) neuer- dings eine solche Form, welche von der ersterwähnten sicher verschieden ist, lange Zeit ver- folgt, ohne je Festheftung und Stielbildung zu bemerken. Auch ich habe bei ihrer längeren Beobachtung das Gleiche gefunden. Sie bietet im üebrigen keine Verschiedenheiten von gewöhnlichen freischwimmenden Vorticellenarten. Kent (601) erhob eine solche freischw. Vorticelle mit hinterem Wimperkranz, welcher jedoch nicht selten undeutlich sein soll, unter dem Namen Telotrochidium crateriforme zu einer besonderen Gattung. Hierzu be- stimmte ihn hauptsächlich die Beobachtung, dass der After als eine röhrenförmige Ein- senkung am Hinterende liege. Eine solche Abweichung von sonst überall übereinstim- menden Organisationsverhältnissen einer grösseren Gruppe erscheint aber so unwahrschein- lich, dass ich der Angabe zunächst keinen Glauben schenke; wahrscheinlich war der vermeintliche After nur das etwas eingezogene ünterende, wie es bei freischwimmenden Vorticellen gelegentlich vorkommt. Sollte es sicli aber in der Zukunft bestätigen , dass that- sächlich Formen existiren, die, im üebrigen mit Vorticella übereinstimmend, nie zur Stiel- bildung gelangen, so Hesse sich für sie wohl das Kent'sche Genus Telotrochidium bei- behalten, da sie eben so grossen Anspruch auf generische Sonderung von Vorticella haben, wie etwa Vorticella von Carchesium. Carchesium (Ehrb. 1830) emend. Ehrb. 1838 (161); Stein (261, 428); Clap. u. L. (301); Engelmann (394); d'üdekem (382); Balbiani (328, 511): Greeff(467); Bütschli (522); Forrest (573); Kent (601); Kellicott (856). Synon. ? Leeuwenhoek (13, Fig. S p. p. und 7); ? Anonym. (15); ? Wasserthier auf Cyclops Degeer (20); "PPlantae sensitivae Ungar (19); Trembley (21, Fig. 5 — 6); Büschelpolyp SchäfFer (31); ? Strausspolyp Kästner (26); kleiner becherförmiger Affterpolyp Eösel p. p. 33): Isis anastatica p. p. L. (36. X); Brachionus p p. Pallas (44); Der Baum Eichhorn p. p. (54); Vorticella p. p. Linne (36, edit. XII), p. p. (racemosum) sehr wahrscheinl. Müller (76), Schrank (94); p. p. Dujardin (175); Animali alberetti Spallanzani (61), Colombo (79, Fig. 1, ? Fig. 2); Epistylis p. p. Brauer (767). Taf. 74, Fig. 1. Einzeltliiere klein bis mittelgross (bis 0,1). Farblos und recht con- tractil. Ihr Bau ganz wie bei Vorticella. Der Gattungscharakter be- ruht ausschliesslich auf der durch fortgesetzte, dichotomische Theilung geschehenden Koloniebildung. Die Kolonien stellen mehr oder minder reich verästelte und individuenreiche Stöcke dar (bis über 4 Mm. Höhe). Bei jeder Theilung bildet das eine der Individuen einen neuen Stielmuskel, während das andere den alten fortsetzt. Im Allgemeinen ist der Charakter der Verästelung zwar dichotomisch, doch tritt gewöhnlich sehr bald die Modification auf, dass das eine Theilindividuum stärker wächst (speciell sein Stiel) und sich auch reger vermehrt, weshalb sich Hauptzweige und Nebenzweige der Kolonie entwickeln. Da die Stielfäden der Individuen nicht zusammenhängeu, so können sich einzelne Theile der Kolonien selbst- ständig contrahiren; doch ergreift eine energische Contraction gewöhnlich den gesammten Stock mehr oder weniger. Süsswasser. Auf Wasserpflanzen oder kleinen Wasserthieren befestigt (Europa, N.-Amerika). Mit Sicherheit nicht marin bekannt; die marine Vorticella polypina Müller (76), welche seit Ehrenberg gewöhnlich hierher- gezogen wurde, ist, wie Entz (694) schon richtig betonte, wohl auf Zoo- thamnium zu beziehen. System. 1765 Zoothamnium (Zootliamnia Bory 1824) Ehrb. 1838, emend. Stein 1854 (261 U. 428); Brightwell (204); Clap. und L. (301); Wright (in 177, ed. IV); d'Udekem (3S2); Quennerst. (408 b); Greefi (467); Engelmann (524); Wrzesniowblci (546): Mereschkowsky (584); Forrest (522); Kent (601); Gruber (R93); Entz(694): Stokes (752, 855); Andrussowa (766); Perejasl. (788); Gourrct und R. (774); Möbius (876). Synon. Polype ä bulbe Trembley (21); Clustering polypes Baker (29); plant ind. with sensibility Brady (32); Isis anastatica p. p. Linn6 (36, ed. X); Vorticella p. p. Linn6 (36, ed. XII), Müller p. p. polypinum (76), Modeer p. p. (82), Schrank (94), Dujardin p. p. (17.5); Der Baum p. p. Eichborn (54); Den- drella Bory (115); Zoocladium Ehrb. (122, 129); ?Vorticellida M. Edwards (156); ?Autochloe Joseph (815). Taf. 74, Fig. 2—4. Einzelthiere mittelgross (gewöhnliche bis 0,08). Farblos und recht contractu. Bau der Individuen nicht wesentlich verschieden von Vorticella und Carchesium. Koloniebildend ähnlich Carchesium. Der Aufbau der Kolonien ziemlich verschieden. Selten mehr reguläre clichotomische Ver- zweigung, wobei jedoch ein basaler Anfangs- oder Grundstamm gewöhnlich deutlich hervortritt. Weiterhin findet sich fiederförmiger Aufbau mit geradem oder zickzackförmig gebogenem Hauptstamm, der eine Fortsetzung des Grundstammes ist, und mit Seitenästen, welche dann gewöhnlich keine Aeste 2. Ordnung tragen. Eine Modification dieses Baues tritt durch sehr starke Verkürzung des Hauptstammes ein, so dass alle Aeste 1. Ordnung fast gleichzeitig aus dem dicken Grundstamm entspringen; sie bilden dann gewöhnlieh Aeste 2. Ordnung. Hauptcharakter ist, dass sich bei jeder Zweitheilung auch der Stielfaden theilt, jeder Sprössling also die Hälfte des alten Stielfadens fortsetzt. Die Stielfäden sämmtlicher In- dividuen stehen daher in continuirlichem Zusammenhang, wesshalb auch die Coutraction stets die gesanmite Kolonie ergreift. — Bei einigen Arten finden sich grössere Individuen (bis 0,12), sog. Makrogonidien, zwischen den gewöhnlichen ; meist an den ürsprungsstellen der Aeste 1. Ordnung, doch auch nicht selten der 2. Ordnung. — Süsswasser (Europa, N.-Amerika) und Meer (zuweilen in ziemlicher Tiefe; N. Meer, Mittelmeer, Schw. Meer, Rothes Meer). Selten auf Wasserthieren befestigt. Artenzahl bis jetzt recht unsicher; ich glaube nicht, dass sich mehr wie 5 — 6 sichere Species auf Grund des Vorliegenden unterscheiden lassen. Kent beschreibt unter dem Namen Zooth. pictum eine Süsswasscrform, welche sich durch die Art ihrer Koloniebildung von den übrigen Zoothamnien, doch auch den anderen kolo- nialen Vorticellineu so wesentlich unterscheidet, dass die Aufstellung einer besonderen Gat- tung wohl angezeigt wäre, wenn die Schilderung richtig ist. Das Charakteristische ist, dass sich auf dem Ende eines contractilen Stiels eine Gruppe von gleichen Individuen findet, welche selbst gar keine Stiele bilden. Das Verhalten des Stielfadens zu den Individuen wurde nicht bekannt. c) Tribus Acoutractilia. Gestielt ohne Stielfaden. Einfach lebend oder koloniebildend. Zu- weilen gesellt sich Gallertausscheidung zu den Stielen. 176fi Oiliata. Glossatella u. g. Btitschli. Synon. Spirochona tintinuabulum Kent (601), Kellicott ('41). Taf. 73, Fig. 7. Aus Kent's Schilderung ergeben sich folgende Charaktere. Klein (bis 0,04). Farblos und contractu. Gestaltsverhältnisse die einer stiellosen oder niedriggestielten Vorticella ; das befestigte Hinterende stielförmig ver- schmälert (wesshalb der angeblich völlige Mangel des Stiels etwas unsicher scheint). Den Hauptcharakter bildet die enorme Entwicklung der un- dulirenden Membran des Vestibulums (sog. Borste), welche nahezu die Höhe des Körners erreicht und in der Peristorarinne hinziehend fast einen vollen Umgang beschreibt, indem sie allmählich niederer wird. Ma. N. wurst- förmig und contractile Vacuole normal. Angebliche Fortpflanzung durch Quertheilung nach Kent, was wohl sicher unrichtig ist. Süsswasser (Europa und N.-Amerika). 1 Art Auf jungen Triton- larven befestigt. Kent will diese Form, wie beoierkt, zu Spirochona ziehen, mit der sie offenbar keine näheren Beziehungen hat. Epistylis Ehrenberg 1830 (128, 161 u. 170); Dujard. (175); Perty(240); Stein (261 und 428, p. 135); Lachmann (274 und 315); Clap. und L. p. p. (301); Balbiani (328); Engelmann (394): Slack (350); Greeff (4f.7); Forrest (572); Fromment. (50J); Bütschii (522); Wrzesniowski (546); Mereschkowsky (594); Kent p. p. (601); NUsslin (706); Kellicott 673, 739—40); Gourret und E. (774); Plate (842); Stokes (826, 855). Synon. Polypes ä bouquet Trembley (18); birnförm., arlesbeerf., dutenf. und mispelförm. Affterpolyp Rösel (33); Hydra p. p. Linne (30, ed. X); Bra- chionus p. p. Pallas (44); Vorticella p. p, Linn6 (36, ed. XII), p. p. MuUer (76), Modeer (82), p. p. Schrank (87, 94). p. p. Bory (105); Myrtilina, Digitalina und Mespilina Bory (115); Campanclla p. p. Goldf. (110); ? Scyphidia Dujard. (175), ? Mo Murrich (678); Zoothamnium macrostylum d'üdek. (382). Taf. 74, Fig. 6—8. EinzeJthiere massig bis ansehnlich (bis 0,8). Farblos oder durch Zoo- chlorellen grün; contractu. Gestalt der Thiere glockenförmig bis sehr langgestreckt keglig und cylindrisch. Vorderende nicht oder doch nur sehr wenig verengt und der Peristomsaum mehr oder weniger aus- breitungsfähig, jedoch nicht in dem Maass wie bei Vorticella etc. und meist auch nicht so stark ausgebildet. Der Discus nur massig hoch und der Eingang in das Vestibulum nicht abnorm erweitert. Pellicula massig stark. Im Uebrigen der Bau typisch. Ma. N. kurz bis lang bandförmig. — Hauptcharaktere: vollständiger Mangel des Stielfadens und die Kolo- niebildung. Stiele theils structnrlos , theils längsgestreift, auch fein bis grob geringelt; selten an denBilurcationsstellen deutlich articulirt oder knotig angeschwollen. Der Aufbau der wenig bis sehr reich entfalteten Kolonien (Höhe bis 4 Mm.) meist sehr regelmässig dichotomisch, wobei in der Kegel alle Individuen in einer Ebene liegen, als^o analog einer Schein- dolde. Selten ein mehr altcrnirend gefiederter Aufbau. Hauptsächlich Süsswasser (Europa, Nord -Amerika). Häufig auf Wasserthieren befestigt. Im Meer jedenfalls relativ selten, soweit bekannt. System. 1767 Zahl der Arten auch hier recht unsicher; ich taxire die einigermaasseu gesicherten höchstens auf etwa 10 — 12. Von der Gattung Epistylis im engem Sinne Hesse sich wohl die interessante Epistylis Umbellaria L. sp. (= E. flancans + grandis Ehrb.) als ein besonderes Subgeuus oder Genus abtrennen, da hier eine charakteristische Verlängerung der adoralen Zone auf ca. 4 — 5 Win- dungen eingetreten ist, welche durch Answaclisen ihres aboralen Endes entsteht. Wird dies ge- billigt, so empfiehlt es sich, den Goldfuss'schen Namen Campanella, welcher speciell diese Form s. Z. einschloss, zu adoptiren. Rhabdostyla Keut 1882(601); ? Stokes (795, 806. S26, 855), Fabre (S64), Greeff (870), Möbius (876). Synon. ? Scyphidia p. p. Duj. (175), Fromment. (504), Kent p. p. (601); Gerda d'üdek. (.3S2) ; ? Opisthostyla Stokes (806, 855); ? Apiosoma Blanchard (722). Einziger Unterschied von Epistylis der Mangel der Koloniebildung. Da dieser unterschied seit langem für die Trennung der Gattung Vorticella von Car- chesium und Zoothamnium ausreichend erachtet wurde, so lässt sich gegen die Errichtung des Genus Ehabdostyla nichts einwenden. Eecht unsicher sind jedoch die 7 von K. aufgeführten Arten. Die 3 auf Frommentel's Autorität begründeten dürfen fuglich ausser Acht bleiben; eine 4. wurde von Entz als Vorticelle (seine Spastostyla Sertulariarum K. sp.) erkannt. Eine 5. Eh. longipes K. könnte möglicherweise eine Vorticelle mit zerstörtem Stielfaden gewesen sein. Als einigermaassen sicher bleiben dann noch die Eh. brevipes Cl. L. sp. und Ehabd. Ovum K. Dazu gesellen sich 3 von Stokes und 2 von Fabre und Möbius beschriebene Species (letztere marin auf Arenicola und anderen Folychaeten). Ausserdem mussten dieser Gattung je- doch noch angeschlossen werden: Gerda inclinans d'üdek., Scyphidia rugosa Fromm, und ru- gosa Stck., vielleicht auch Sc. rugosa Duj. Alle würden sich durch relativ sehr kurzen Stiel auszeichnen. Immerhin bedarf es für die meisten erst noch des stricten Nachweises, dass sie thatsächlich nie Kolonien bilden. Auch Apiosoma piscicola Blanchard's (auf der Haut von Cyprinus Carpio) besitzt im Wesentlichen die Charaktere von Ehabdostyla, da der in der Mittel- region des Körpers ge^vöhnlich beobachtete Wimperkranz wohl sicher nichts anderes war wie der untere Wimperkranz in Ablösung begrifl'ener Individuen. Fabre (S64) möchte Apiosoma ebenfalls hierher ziehen, um so mehr, als auch bei seiner Eh. Arenicola e der Cilien- kränz ungefähr in der Körpermitte auftritt. Möglicherweise besitzt Apiosoma jedoch auch Be- ziehungen zu Glossatella (s. p. 1766), an welclie die grobe' Eingelung der Pellicula erinnert. Als Opisthostyla (früher Ehabdostyla) bezeichnet Stolies 2 Formen, welche sich von Ehabdostyla dadurch unterscheiden, dass das basale Stielende mehr oder weniger hakig ge- krümmt ist. Bei der Contraction der Thiere soll es wie eine Feder wirken und den „sonst unbiegsamen Stiel rückwärts durch das Wasser schleudern". Mir ist dies nicht recht ver- ständlich. Sollte nicht doch ein contractiler Stielfaden vorhanden seinV Opercularia (Goldf. 1820, Ehrb. 149 u. 161) emend. IStein 1854 (261 u. 42S p. 116 u. 126); Dujard. (175) ; Wrzesniowski (466); Greeff (494, 870); Kent (601); Kellicott (701. 742, 856); Stokes (855); Kirk (823a). Synon. ? Polyp mit dem Deckel Baker (29); Affterpolyp mit dem Deckel und berbersbeerförm. Affterp. Eösel (33); Polyp mit der Klappe Eichhorn (54); Hydra p. p. Linne (36, ed. X); Vorticella p. p. Linne (36, ed. XII), Modeer (82), Schrank (94); Campanella p. p. und Valvularia Goldf. (110); Epistylis p. p. Ehrb. (161), Clap, und L. (301), d'üdekem (382), Slack (350). Taf. 74, Fig. 9—10. Klein bis mittelgross (bis 0,25). Farblos und contractu. Kolonie- bildend ähnlich Epistylis. Der Unterschied von letzterer beruht im Bau der Einzelthiere und ist zum Theil recht scharf ausgeprägt, obgleich Uebergänge existiren. Peristomeude stets ziemlich bis sehr be- trächtlich verjüngt und der Peristomsaum auch im uncontrahirten Zustand 1768 Oiliata: nie ausgebreitet oder umgeschlagen. Das Peristom und dementsprechend auch der Discus also von sehr geringem Durchmesser. Dagegen ist letzterer hoch empor gewachsen, so dass er wie ein auf einem mehr oder minder hohen Stiel stehender Deckel erscheint, der, hervorgestreckt, häufig etwas schief zur Axe des Thieres getragen wird. Die Stielbildung des Discus steht in Zusammenhang mit einer starken Vertiefung der Peristomrinne, welche besonders auf der Mundseite recht bedeutend ist. Gleichzeitig ist der Eingang in das Vestibulum sehr erweitert, so dass er wenigstens die orale Hälfte der Peristomrinne einnimmt. Das Vestibulum ist liberliaupt sehr weit und tief. Diese Verhältnisse bedingen es, dass der Discus sammt seinem Stiel wie ein besonderes Organ der contrahirten Peristom- höhle eingelagert erscheint. Cuticula meist recht stark. Ma. N. gewöhnlich kurz wurstförmig bis hufeisenförmig, quergelagert in der Mundgegend. Cyste tonnenförniig mit Längsrippen (Op. articulata). Süsswasser (Europa, N.-Amerika, Neu-Seeland); häufig auf Wasser- thieren. Ca. 8 Arten. Kent errichtete (601) eine besondere Gattung Pyxidium für diejenigeu Vorti- cellinen von opercularienartigem Bau, welche keine Kolonien bilden. Doch scheint der Nach- weis noch nicht genügend erbracht, dass die eine von ihm beobachtete Art und die ebenfalls hierher zu ziehende Scyphidia inclinans Fromment. (.^04) thatsächlich nie Kolonien bilden und nicht etwa nur jugendliche Opercularien waren. Das Gleiche gilt von den beiden Pyxidien, welche S tokos (806, 807, 855) beschrieb. Ophrydium Bory 1824 (115) emend. Ehrbg. 1838 (u. 358); Eichwald (186, II); Brightwell (204); v Frantzius (213); Perty (240); Stein (2(il, 322, p. 93, 428, p. 37); Clap. und L. (301); Wrzesniowski (546) ; Evarts(5y3); Keut(601); ? Herrick (697) ; Haliburton (734); Harker (735). Synou. ?ülva pruniformis Linn6 (37, 1. ed.) und spätere; ? Fucus subglobo- sus Linne (37, 2. ed), sicher Gleditsch (46); ? Tremella prunif. Linn6 (36, ed. XH) u. A.; ? Conferva globosa Haller Hist. sfirp. helvet. 1768); Vorticella p. p. versatilis Müller (76); ? Polyp mit dem Deckel Baker (29); Birnpolyp Eichhorn (54); Linckia Wiggers in Primit. flor. holsat. 1780; Linza p. p. Schrank (93 und 94); ürceolaria p. p. Lamarck (102); Coccochloris Sprengel (in Jungs Observ. bot. in Flor. hal. 1807); Echinella Agardh (Syst. Algarum 1824); Ea- phanella p. p. Bory (115); Vaginicola Slack (350). Taf. 75. Fig. 5. Einzelthiere ansehnlich (bis 0,4). Farblos oder durch Zoochlorellen grün. Im Bau sehliessen sie sich innig an sehr lang gestreckte, cylindrische bis fadenförmige Epistylisformen an (speciell E. ophrydii- formis Nüssl.). Contractile Vacuole sehr weit hinten und durch sehr langes, kanalartiges Reservoir mit dem Vestibulum in Verbindung (ähnlich Gerda wahrscheinlich). Ma. N. sehr lang bandförmig. Den Haupt- charakter liefert die eigenthümliche Bildung der Kolonien. Im All- gemeinen geschieht sie wie bei Epistylis, indem sich ein Thier durch fortgesetzte Theilung unter Entwicklung dünner, dichotomisch ver- zweigter Stiele zu einer Kolonie fortbildet, welche aber dadurch sehr eigenthümlich wird, dass sämmtliche Individuen Gallertröhren ausscheiden, die sich dicht aneinander pressen und auch wohl theilweise zu gemein- samer Masse zusammenfliessen. Derart bildet sich eine halbkuglige bis System. 1769 kuglige oder unregelmässigere Gallertmasse, auf deren Oberfläche die häufig uDgemein zahlreichen Individuen in becherförmigen Vertiefungen sitzen , in welche sie sich auch mehr zurückziehen können. Die Stöcke von Ophr. versatile, welche bis einige Zoll im Durchmesser erreichen, ent- stehen aber z. Th. auch durch Verwachsung benachbarter eigentlicher Kolonien, während dies bei dem nur einige Mm. grossen 0. Eichhornii nicht vorzukommen scheint. Bei ersterer Form verflüssigt sich das Innere alter Kolonien ; häufig tritt auch Gasentwicklung im Innern auf, weshalb sich die Kolonien von der Unterlage ablösen und schwimmend an die Wasseroberfläche gelangen. Süsswasser (Europa und N. -Amerika); hauptsächlich in grösseren Süm- pfen und Seen (nach Kent und Parona auch marin). Artenzahl etwas un- sicher, da die specifische Verschiedenheit des 0. versatile und Eichhornii zweifelhaft und das sog. 0. sessilc Kent, dessen Isleine, individuenarme Kolonien durch Stiellosigkeit der Einzel- thiere charakterisirt werden, nur auf jugendlichen Kolonien von Eichhornii zu beruhen scheint. Letzteres ist um so annehmbarer, als Slack, welcher jedenfalls dieselbe Modification beob- achtete, anfänglich auch keine Stiele bemerkte, nach 1 — 2 Tagen jedoch deutliche, wenn auch kurze auffand. d) Tribus Cothurnina. (Familie Ophrydina p. p. Ehrbg. u. Stein.) Gestielt oder ungestielt mit Gehäusebildung. Cothurnia (Ehrbg. 1831 u. 161) emend. Clap. u. L. 1858 (301); Eichwald (186, II); Stein (219, 261); Perty v240); Schmarda (259) ; Mettenheimer (346); d'üdekem (3S2); Cohn (410); Tätern (429); Qucnnerstedt (408c); Greefi' (467) ; Wrzesniowski (466); Fromment. (504); Hutton (554 — 56); Davis (565); Maggi (.t79); Mereschkowsky (584); Gruber (596); Kellicott (674); Entz (694); Kees (709); Stokes p. p. (755, 855); Gourret und E. (774); Vejdowsky (834), Möbius (876). Synon. Trichoda innata und ingenita Müller (76); Tintinnus p. \>. Schrank (94)- Limnias p. p. Goldfuss (110); Vaginicola p. p. Lamarck (102), p. p. Bory (115); Brightwell (204), p.p. Bory (115), Ehrb.(161), Dujard. (17.5), Eichwald (186, III), Fresenius (401), Qucnnerstedt (408 b). Wright (324), Mitchell (362), Müller (450), Kent (601), Stokes (755, 795, 807, 855); Stylocola und Pianicola Fromment. (504); Thuricola Kent(6Ü]); Pyxicola Kent (601), Leidy (648), Kellicott (741). GrenfeU (691); Pachytrocha Kent (601); Thuricolopsis Stokes (855). Taf. 75, Fig. 1—3. Bis mittelgross (gestreckt bis 0,4). Farblos oder durch Zoochlorellen grün. Bau der Thiere ähnlich einer massig bis ziemlich langgestreckten Epistylis. Ma. N. bei den typischen Formen stets lang bandförmig. — Auszeichnender Charakter die Bildung eines farblosen bis schwarzbraunen Gehäuses von recht variabler Gestalt. Fingerhut- bis pokalförmig, mit weiter oder verengter Mündung, bis lang röhrenförmig; häufig in der Mittelregion etwas aufgetrieben, zuvreilen comprimirt. Nicht selten ein bis mehrere ringförmige Wülste am Gehäuse. Zuweilen die Mündungs- region etwas gekrümmt und dadurch bilateral. Selten ist die Mündung an zwei gegenüberstehenden Seiten mehr oder weniger tief ausgeschnitten. Gehäuse entweder mit dem Hinterende direct aufgewachsen oder von verschieden langem, epistylisartigera Stiel getragen. Das Thier im Ge- häusegrund direct oder mittels eines kurzen Stiels befestigt. Contrahirt zieht es sich in den Grund der Hülle zurück; im ausgedehnten Zustand 1770 Ciliata. tritt sein Vordereiide mehr oder weniger weit aus der Mündung hervor. Bei gewissen Formen findet sich ein Verschliissapparat der Gehäusemüu- diing (Pyxicola und Thuricola Kent, s. p. 1552). Endlich besitzt der Körper gelegentlich eine einseitige kropfartige Anschwellung unterhalb des Peristonirandes, welche bei der Zurückziehung den Verschluss der Mündung herstellt (Pachytrocha Kent). Süsswasser (Europa, N.-Amerika, S.-Asien, N. Afrika, Neu-lSeeland) und Meer. Zahl der beschiicbcnen Arten sehr gross; doch ist ihre Unterschei- dung ähnlich unsiclier, wie die der Difflugiun unter den Ehizopoden, weil die Gehäusebildung, auf welche die Arten fast ausschliesslich gegründet wurden, ungemein variirt. Entz erklärt sogar die Declielbilduiig für ganz variabel, weshalb selbst deren Vorhandensein oder Fehlen keine specifischeii Unterschiede bedinge. Daher scheint eine Zerlegung der Gattung in meh- rere, wie sie Kent vorschlug, nicht möglich. Ich schätze die Zahl der einigermaassen sicher unterscheidbaren Arten auf S — 10. Subgen. Cothurniopsis Entz 1884 (694). Synon. Tubularia vaga Schrank (60l; Vorticella folliculata Müller (76); Kotifera ad astuccio Colombo (79); Folliculina p. p. Lamarck (102^); Vagi- nicola p. p. Bory (115), Dujard. p. p. (175), Panceri (34S); Cothurnia p. p, imberbis Ehrb. (161), Stein (261), Clap. und.L. (301j, Ninni (3S9 , 426. s. auch 373—74), Maggi (578), Kent (601), Kcllicott (672), Stokes (SOO), Vejdowski (83-1); ? Pianicola Maggi (578). Taf. 74, Fig. 11- J2. Gewisse Unterschiede im Bau der Thiere rechtfertigen die von Entz vorgeschlagene Sonderung dieser Gruppe von Cothurnia s. str. einiger- maassen. Der Gehäusebau ist im Wesentlichen übereinstimmend; der Stiel bleibt meist kurz und ist gewöhnlich quergeringelt. Hauptauszeich- nung der nicht bandförmige, sondern kurz ovale bis uieren- und hufeisen- förmige Ma. N. Immerhin bedarf es weiterer Bestätigung, ob dieser Charakter so regelmässig wiederkehrt, dass er die vorgeschlagene Son- derung rechtfertigt. — Artenzahl vielleicht 4 — 6. Süsswasser (Europa und N.-Amerika), wahrscheinlich auch Meer (Cothurnia recurva Cl. u. L. = ■??C. arcuata Mereschk. [584]). Gewöhnlich auf Crustaceen (Copepoden und Astacus; bei letzteren hauptsächlich aut den Kiemen, doch auch ge- legentlich den Extremitäten etc.) ; Vorkommen auf Wasserpflanzen sclieint jedoch nicht ausgeschlossen. Vaginicola (Lamarck 1816) emend. Clap. u. L. 1858 (301); Ehrb. p. p, (161); Dujard. p. p. (175); V Weisse (193, 1848); Stein p. p. (261); Fromment. (504); Nüsslin (706); '? Greeff (870). Synon. Platycola Kent (601), Grenfell (691), Kellicott (741), Stokes (826a, 855). Taf. 75, Fig. 4. Gehäuselänge bis ca. 0,1. — Bau der Thiere im Wesentlichen wie bei Cothurnia und Verwandten; das Peristom scheint gewöhn- lich sehr verengt zu sein. Den Charakter bilden Bau und Befestigung des stiellosen Gehäuses, das nicht mit dem Hinterende, sondern mit der ganzen Länge auf der Unterseite festgewachsen und dementsprechend auch stets plattgedrückt bilateral ist. Seine Umrisse oval bis sack- und beuteiförmig, indem das Müudungsende wenig bis ziemlich stark System. 1771 verengt bis ausgebreitet erscheiut. Die Mündung ist aufwärts gerichtet und zuweilen in einen mehr oder weniger langen Hals erhoben. Nicht selten ist der seitliche Gehäuserand in eine kiel- bis flügelartige Aus- breitung ausgewachsen, welche sich entweder nur hinten oder um den gesamniten Rand findet. Süsswasser, auf Wasserpflanzen oder Schneckenschaleu und an- deren Gegenständen. Europa und N.-Amerika. Die Zahl der Arten ist auch hier noch recht unsicher; nach meiner Schätzung lassen sich etwa 3 einigerraaassen sicher unterscheiden (die von Grenfell beschrie- benen konnte ich nicht im Original vergleichen). 3. Unterfarailie. Lagenophryina ßütschli, mit den Charakteren der einzig bekannten Gattung: Lagenophrys Stein 1851 (233, 261 und 42S p. 12S— 29): Plate 790, 842); ButscUi (768); Stokes (807, 826, 826 a, 855). Taf. 75, Fig-. 6; auch Fig. 9, p. 1255. Ziemlich klein (L. der Thiere bis 0,07). Farblos und contractu. All- gemeine Bauweise und Beschnfifenheit des stets vorhandenen Gehäuses erinnert lebhaft an Vaginicola, doch zeigt die speciellere Betrachtung tiefgreifende Verschiedenheiten nicht nur von dieser Gattung, sondern den Vorticellidina überhaupt. Gestalt der Thiere etwa beuteiförmig bis hinten etwas verschmälert; ziemlich abgeplattet. Dementsprechend ist auch das farblose bis bräunliche, chitinöse Gehäuse beutel- bis linsen- oder herz- förmig. Wie bei Vaginicola ist es mit der abgeflachten Unterseite auf- gewachsen , doch entspricht diese nicht wie bei ersterer Gattung einer Seite des Thieres, sondern der ursprünglichen, hier sehr ansehnlichen Haft- oder Saugfläche der Trichodina. Dies folgt daraus, dass bei frei- schwimmenden Thieren und Theilsprösslingen ein sehr ansehnlicher Wimper- kranz auf der gesammten Unter- oder Haftfläche entsteht. Das Peristom, welches sich ursprünglich jedenfalls über die gesammte Ober- oder Rückenseite ausdehnte ist im Durchmesser sehr verkleinert und ganz ans Vorderende der Rückenseite verschoben. Im übrigen entspricht sein Bau dem der andern Vorticellinen. Der Discus ist ähnlich Opercularia stiel- förmig erhoben. Die etwas nach der Rückseite schauende, enge Gehäuse- mündung besitzt einen Verschlussapparat, welcher bei der Contraction der Thiere in Function tritt (s. p. 1550). Die Thiere füllen das Gehäuse in der Ruhe nicht aus und befestigen sich mit dem Peristomsaum am Mündungsrand. Sie können sich daher auch nicht aus der Mündung vorstrecken wie die Cothurniuen, sondern nur den stielförmigen Discus über dieselbe erheben. Vestibulum und Schlund; sowie contractile Vacuole ziemlich normal. Ma. N. lang bandförmig. Fortpflanzung durch etwas schiefe Quertheilung, wobei der vordere Sprössling das gesammte Peristom behält, der hintere ein neues bildet. Zuweilen nähert sich die Theiluug der Knospung, indem der hintere Sprössling kleiner bleibt und sich im Gehäuse zu 2 — 4 Mikrogouidien vermehrt. 1772 Ciliata. Siisswasser (Europa und N.- Amerika). 5 Arten. Commensallstiscli auf den Kiemen von Gamma rus und Asellus, den Beinen der ersteren Form und den Schwanzborsten von Cyclopsine. Stylohedra nennt Kellicott (1SS4, 701, s. auch Abbild, bei Stokes 855) eine Form, ■welche sich von Lageuophrys nur dadurch unterscheiden soll, dass der aborale Pol des Gehäuses frei auf einem mässiu- langen Stiel befestigt ist. Die Gehäusemündung mit zwei halbkreisförmigen, beweglichen Klappen. Auf Gammarus. N.-Amerika. Abbildung und Beschreibung des eigentlichen Thierkörpers sind so ungenügend, dass aus ihnen die angeblich nahe Verwandtschaft mit Lagenophtys keineswegs zu erkennen ist. Andererseits spricht der Fundort auf Gammarus wieder dafür. Da es nun sehr unwahrscheinlich ist, dass sich eine lagenophrysartige Peritriche frei auf einem Stiel erhebt, halte ich es für möglich, dass die Form entweder nicht hierher gehört oder, wenn dies doch der Fall, dass der Stiel etwas war, was nicht zum Gehäuse gehörte, vielleicht eine abgebrochene Borste des Gammarus, auf welcher das Gehäuse befestigt war. Jedenfalls ist die Gattung vorerst viel zu unsicher, um neben Lage- uophrys als zweite aufgeführt zu werden. Anhang zu den Peritricha: ?Erythropsis ß. Hertwig 1884 (698 und 737); C. Vogt (736); Mecznikoff (749). Ein noch zweifelhafter und unsicherer vorticellinenartiger mariner Organismus, von dem Hertwig nur 1 Exemplar in vielleicht mangelhaft conservirtem Zustand untersuchte. Wohl mittelgross (genaue Maasse fehlen). Farblos. Gestalt ähnlich einer Vorticelle mit einem sehr contractilen Schwanzanhang von 3— 4faclLer Körperlänge, der zur Bewegung des freischwimmenden Wesens dienen soll. Er erinnert sehr au den Stiel der Vorti- cellinen, wie auch Hertwig betonte, konnte jedoch nicht genauer untersucht werden. Auf dem abgestutzten Vorderende ein wie bei den Vorticellinen rechtsspiralig (etwas über eine Windung) verlaufender Faden, der selbst wieder in dichten Schraubenwindungen, sprungfederähnlich, verläuft und auf der sog. Bauchseite, an dem Sporenträger endigt. Letzterer ist ein vor- springender Höcker der Oberfläche, welcher einen massig langen, gekrümmten, hakenartigen Fortsatz (den Sporn) trägt. Auf der linken Seite, in der Höhe des Sporenträgers und dicht hinter dem Spiralfaden, findet sich das merkwürdigste Organ derE., eine ocellusartige Bildung, hestehend aus einer kugligen und concentrisch geschichteten Linse, welche auf einem nach vorn schauenden Vorsprung ruht und sich frei erhebt", mit ihrer proximalen Partie ist sie etwas eingesenkt in einen ungefähr halbkugligen, nach innen scharf begrenzten, rostbraunen Pigment- körper. — Zwischen dem Sporenträger und dem Augenvorsprung findet sich eine Längsfurche der Bauchseite, welche bis zum Beginn des Schwanzanhangs nach hinten zieht. Ziemlich central ein etwa nierenförmiger Nucleus. Mund, Schlund, contract. Vacuole und eigentliche Cilien wurden nicht beobachtet. Obgleich nun Hertwig geneigt ist, die Erythropsis ,,in die Nähe der Infusorien zu bringen und iu] Anschluss an die A'orticellen zu behandeln", bemerkt er doch einige Zeilen später: „dass zwingende Gründe für die Vereinigung mit den Infusorien nicht vorliegen", speciell wegen des fehlenden oder nicht beobachteten Wimperkleides. Mecznikoff glaubt schon 1874 im Auftrieb zu Madeira eine Erythropsis beobachtet zu haben; die vielleicht eine zweite Species sei. Er kam jedoch zu einer Auffassung, die in vieler Hinsicht von der Hcrtwig's abweicht. Den Scliwanzanhang erklärt er für ein rüsselartiges Gebilde, ähnlich dem sogen. Eüssel der S u c t o r i e n gattung Ophryo- dendron. Den Sporn fand er nicht; hinter dem Pigmentfleck des Auges soll sich ein heller kegelförmiger Körper finden, dessen Spitze nach der ürsprungsstelle des Schwanzes ge- richtet sei. M. möchte ihn für die erste Andeutung der Dift'erenzirung einer nervösen Plasma- masse halten. Die vordere Spirale war weniger entwickelt wie bei dem von Hertwig geschil- derten Exemplar. M. will denn auch die Erythropsis zu den Suctorien ziehen, eine Auf- fassung, welche ich zum mindesten für viel unbegründeter halte wie die Hertwig'sche. 1773 Eadlich machte C. Vogt eine dritte Deutung des fragliclien Organismus geltend, welche nur auf Kritik, nicht auf Autopsie basirt. Die schon von Hertwig mehrfach angedeutete Aehn- lichkeit mit den Vorticellen suchte Vogt als Identität zu erweisen und glaubt sogar in der Entz'schen Vorticella (Spastostyla) Sertulariarum (Ii94) das Infusor zu erkennen, welches Hertwig vorgelegen habe. Das sogen. Ange hält er für den abgelösten Ocellus einer verfaulten Meduse (ursprünglich einer Lizzia, später war er mehr geneigt, ihn von Nausisthoe herzuleiten), welchen die Vorticelle theilweise verschlungen habe: er stecke im Schlünde der Spastostyla, welche gerade während des Schlingens getödtet wurde. Der Spiralfaden sei die durch Medusenschleim verklebte und unkenntlich gemachte adorale Zone, der sog. Sporn die Borste, d. h. die undulirende Membran; der Schwanzanhang natür- lich der Stiel dieser zufällig von ihrer Befestigungsstelle losgerissenen Vorticelle. In Betracht der offenbar sehr unzureichenden, an einem einzigen und vielleicht schlecht conservirten oder gar von vornherein verstümmelten Exemplar ausgeführten Untersuchungen Hertwig's hat Vogt's Deutung mancherlei Verlockendes. Wenn ich mein ürtheil in dieser An- gelegenheit snspendire. so veranlasst mich hierzu besonders die Erwägung, dass die Vorti- cellen grössere Nahrungskörper selten verschlingen, auch die zur Nahrungsaufnahme dienenden Einrichtungen hierzu sehr ungeeignet sind. Es scheint mir daher gerathen, weitere Unter- suchungen abzuwarten, welche wohl nicht zu lange ausbleiben werden. E. Phylogenie in der Unterklasse der Ciliata. Da meiner Ansicht nach wenigstens die Grundzüge der phylo- genetischen Entfaltung der Gruppe erkennbar sind, lasse ich meine Auf- PERtTR. fn?OTR.OLIGOTR..SteaioEiBa ./ Bursar. Pla€iotomina SPIROTBHHA Opaliniaa. Jsotrichina / / >ricro1horac. ?; /pardmaeridina / Plenronem .\ ^ Vrorenlrina ( hlamvd / ( olepina ^olDphrvina / / Cvclodinina PAB.Ol AE CINA ( Aspirotricha) HOLOTRICHA 1774 Ciliata. t'assung- derselben in vorstehendem Stammbaum folgen. Es scheint mir iinnöthig-, denselben weiter zu erläutern. Bezüglich des phylo- genetischen Entwicklmigsganges innerhalb der Ordnungen etc. verweise ich auf das im 1. Abschnitt und in der Uebersicht des Systems gelegent- lich Bemerkte. W'ir gedenken der VoUständiglceit wegen kurz noch einiger ganz unsicherer Gattungen der Ciliaten, welche im Laufe der Zeit errichtet wurden. Ceratidium Ehrb. 1838. Ganz zweifelhaft. Discocephalus Ebrb. 1828 (122 und 161). Wahrscheinlich eine Hypotriche. Die eil a Ehrb. (Werneck) 1841 (178). Ganz unsicher; man könnte event. an Metopus denken. Mitophora Perty 1852. Unsichere Holotriche. Ehrenbergius Ormancey 1852 (239). Vielleicht auf Scaphidindon zu beziehen. Turpinius Orm. 1852. Vielleicht eine Hypotriche. Gervasius Orm. 1852. Unbestimmbare Hypotriche. Cephalorhynchus Diesing 1866; errichtet für den zweifelhaften Trachelius ? laticeps Ehrb. (170). F. Anhang zum System der Ciliata. Trichonyraphidae Leidy 1877 emend. Klein bis mittelgross. Farblos. Biegsam bis ziemlich contractu. Kuglig bis beutel- und spindelförmig. Am Vorderendc ein dichter Busch bis über körperlanger, geisselartiger Cilien, welche sich wogend bewegen. Der übrige Körper entweder ganz nackt oder mit feinen unbeweglichen borstenartigen Cilien bekleidet. Es ist jedoch nicht unmöglich, dass einzelne Formen zeitweise auch ein Kleid beweglicher Cilien neben dem Busch besitzen. Nahrungsaufnahme sicher; Mund hingegen nicht be- stimmt beobachtet; wahrscheinlich findet er sich als feine Oeffnung an der Basis des Wimperbusches. Nucleus einfach, rundlich im Vorder- ende oder mehr central. Mi. N. scheint zu fehlen; ebenso eine con- tractile Vacuole. — Fortpflanzung nicht sicher beobachtet. Bei Lopho- mouas wurden gelegentlich an Theilung erinnernde Zustände beob- achtet (Bütschli, s. Taf. 76, Fig. Ic), doch die endgültige Theilung nicht constatirt. Was Leidy als ei- oder sporenartige Einschlüsse im Körper von Trichonympha und Dinennympha beschrieb, dürfte schwer- lich eine solche Bedeutung haben. Ortsbewegungen meist gering. — Parasitisch im Enddarm verschiedener Orthopteren, Stein, welcher zuerst die Gattung Lophomouas entdeckte, stellte sie zu seiner Familie der Monadma unter die Flagellaten. Erst 1877 und 1881 machte Leidy die mit Lophomonas jedenfalls nahe verwandte Gattung Trichonympha, Grassi 1885 die Gattung Joenia bekannt. Leidy war 1877 noch recht unsicher über die Stellung von Trichonympha; er glaubte sogar Beziehungen zu den rhabdocoelen Turbellarien annehmen zu dürfen, da er einen Schlund und Magen beobachtet haben wollte. Er vermuthete deshalb in diesen Organismen ein System. 1775 Verbindungsglied zwischen dea Ciliatcn und jenen einfachen Würmern. In der ausführlichen Arbeit von 1881 Hess er diesen Gedanken fallen und vertrat die Protozncnnatur von Tricho- nympha, welche ihm jetzt eine üebergangsform zwischen Gregarinen und Ciliaten zu sein schien. — Kent (fiOl) vereinigte die Trichonymphida mit den Holotricha und besprach sie vor den Opalinina, eine Stellung, welche ihnen sicherlich nicht zukommt; dagegen Hess er Lophomonas bei den Flagellaten. — Grassi (1885) endlich erkannte die Beziehungen zwischen seiner Gattung Joenia und Lophomonas wie Trichonympha richtig, obgleich er wohl etwas zu weit geht, wenn er Trichonympha einfach mit Lophomonas vereinigen möchte. Er schloss sich in der Beurtheiiung der verwandtschaftlichen Beziehungen dieser eigenthümlichen Parasiten insofern Stein an, als er sie gleichfalls den Flagellaten überwies und in die Nähe von Trichomonas, vielleicht auch der Gatt. Mallomonas stellte. Mir scheint die Frage nach der Stellung dieser Formen vorerst ohne erneute Unter- suchungen nicht sicher lösbar; da nehen ihnen noch weitere eigenthümliche und total bewimperte Formen im Enddarm der Termiten vorkommen, welche Leidy zu den Gattungen Pyrsonympha und Dinennympha erhob und die, trotz grosser Verschiedenheit von den eigentlichen Trichonymphidae, doch mit ihnen verwandt zu sein scheinen. Es wäre daher möglich, dass gewisse Trichonymphidae zu Zeiten neben dem Wimperbusch noch ein Cilicnkleid besitzen, welches die übrigen, vielleicht in Folge des Parasitismus, ver- loren oder das wie bei Joenia zu einem unbeweglichen Börstchenkleid geworden wäre, wofür auch unter den Ciliaten Beispiele vorkommen. Auch liesse sich die Möglichkeit erwägen, dass der Wimperbusch eine sehr umgestaltete adorale Zone sei. Zusatz. Erst nach Abschluss des Manuscriptes zeigte Grassi (866), dass das innere stäbchenartige Skelet der Joenia wahrscheinlich dem sog. Kiel der Flagellatengattung Trichomonas entspricht, da auch dieser ein inneres stäbchenardges Gebilde sei, nicht ein oberflächliches, wie früher angenommen und auch in diesem Werk noch vorgetragen wurde. Ich verkenne nicht, dass diese und einige weitere Eigenthümlichkeiten die Beziehungen der Gruppe zu gewissen Flagellaten wesentlich verstärken. Wären mir dieselben früher bekannt gewesen, so hätte ich die Gruppe wohl unter den Mastigophoren besprochen. Die alleinige Be- kanntschaft mit Lophomonas und den Leidy'schen Trichonymphid ae Hess mir, während ich die Mastigophoren bearbeitete, Beziehungen zu den Ciliaten möglich erscheinen ; für Lopho- monas namentlich deshalb, weil mir deren nahe Verwandtschaft mit Trichonympha sofort klar war, nachdem ich Leidy's Mittheilungcu zu Gesicht bekam; und dass L.'s Angaben die Ciliaten- verwandtschaft näher legten, wird Niemand verkennen. Ich gestehe jedoch, dass ich dieselbe jetzt sehr bezweifle; und wenn ich auch nicht geneigt wäre, die Trichonymphida als Familie den Flagellaten einzureihen, so scheint mir doch sicher, dass sie mit den Ciliata nicht direct blutsverwandt sind , sondern einen selbstständigen Ursprung aus flagellatenartigen Formen nahmen. Ob sie in der Folge als eine Untergruppe der Flagellaten oder eine Ordnung der Mastigophoren im System einzureihen sind , dürfte wohl erst ihre sehr wünschenswerthe und vielversprechende genauere Untersuchung ergeben. Dies zur Aufklärung über die Besprechung der Gruppe an dieser Stelle. Lophomonas Stein 1860 (336 und oben p. 656 Nr. 167); Blitschli (s. p. 656 Nr. 171). Taf. 76, Fig. 1. Klein (L. bis 0,03 und etwas mehr). Farblos; biegsam und etwas metabolisch bis starr. Gestalt kuglig bis beutel- und spindelförmig. Hinterende breit abgerundet bis zugespitzt. Vorderende gewöhnlich etwas verschmälert und mit einem abgestutzten, meist ein wenig vertieften kreis- runden Feldchen versehen, welchem der dichte Wimperbusch entspringt. Dieser erhebt sich auf einer engen, etwa halbkreisförmigen Zone des Feldchens; ist also nicht völlig geschlossen (Ib). Er besteht aus sehr dicht gestellten, langen, geisselartigen Cilien, von welchen die centralen 177('. Ciliata. körperlaug werden können, die äusseren dagegen meist kleiner bleiben. Auch sind die ersteren gewöhnlich eine Strecke weit zu einem Schopf verklebt; erst ihre Enden werden frei. Dicht hinter dem Feldchen liegt ein rundlicher Nucleus, welchen gewöhnlich eine Partie dichteren Plasmas mantelartig umhüllt (la, x). Zuweilen lässt sich eine dünne stabartige Bildung (y) vom Hinterrand dieser Kernumhüllung bis ans Hinterende des Thieres verfolgen. Ein Mund wurde bis jetzt mit voller Sicherheit nicht beobachtet, doch glaubte Stein eine kleine Oeffnung im Feldchen des Vorderendes zu bemerken. An der Nahrungsaufnahme ist wegen der im Plasma zu beobachtenden, gefressenen Körper, haupt- sächlich Stärkeköruern, nicht zu zweifeln. Bei einer Form (L. striata B.) ist das gesammte Plasma gewöhnlich mit langen stäbchenartigen Gebilden von unbekannter Bedeutung erfüllt. Parasitisch. Enddarm von Periplaneta orientalis und vielleicht auch Gryllotalpa (Leydig, Arch. f. Anat. u. Physiol. 1859 p. 102—103). 1—2 Arten. Europa. Joenia Grassi 1885 (732)*). Taf. 76, Fig. 3. Mittelgross. Farblos und nicht metabolisch. Gestalt beuteiför- mig; das Vorderende wenig verschmälert und schief zur Längsaxe ab- gestutzt; das Hinterende breit abgerundet. Das ganze abgestutzte Vorderende bildet das Feldchen des Wimperbusches, das also relativ grösser ist wie bei Lophomonas. Es ist sehr wenig vertieft, nur sein Band etwas erhöht. Aus diesem Felde entspringt ein dichter und wie es scheint, ganz geschlossener Busch körperlanger, wogender Geissein. Der übrige Körper allseitig und gleichmässig mit massig langen, un- beweglichen, cilienähnlichen Börstchen bekleidet. Alveolarschicht deut- lich. — Der Nucleus liegt wie bei Lophomonas dicht hinter der Basis des Wimperbusches. Er wird gewissermaassen von einem stabartigen, aus festerer Substanz bestehenden Gebilde (y) gestützt, welches in der Axe des Körpers bis ans Hinterende zieht und hier zuweilen ein wenig nach vorn umbiegt. Am Vorderende besitzt das Staborgan ungefähr die Dicke des Nucleus, welchen es sogar etwas umfasst; nach hinten verjüngt es sich gleichmässig und endigt zugespitzt. (Grassi [866] hält es für mög- lich, dass es ein „Dififerenzirungsproduct" der Nucleusmembran sei, was ich bezweifle. Zum Vergleich weist er auch auf den Axenfaden der Spermatozoon hin.) Ein wenig hinter seinem Vorderende wird das Organ von einem Kranz keulenförmiger Gebilde umgeben (z), deren Be- deutung unbekannt ist. Die Mundöflfnung ist noch unsicher, doch glaubt sich Blochmann überzeugt zu haben, dass am Bande des Wimper- *) Die folgende Schilderung dieser Gattung basirt hauptsächlich auf gelegentl. Beobach- tungen, die Ich gemeinschaftlich mit Hrn. Prof. Blochmann an lebendem Material machte, welches ich Hrn. Coli. Grassi verdanke. Trichonymphidae. 1777 feldcbeus und zwar an der vordersten Stelle desselben, eine feine Oeff- nung (o) liegt, welcher sich ein enger röhrenförmiger Schlund an- schliesst. Aufnahme von Holzfragmenten sicher. Bewegungen massig; gewöhnlich ruhend mit wogendem Wimperbusch. 1 Art, Enddarm von Callotermes flavicollis (Sicilien). Trichonympha Leidy 1877 (u. 621); Kent (743). Taf. 76, Fig. 4. Mittelgross (L. bis ca. 0,12). Farblos und ziemlich contractu ; Gestalt daher recht veränderlich. Im nichtcontrahirten Zustand lang spindelförmig; contrahirt bis niedrig kreiseiförmig. — Vorderende ziemlich fein zu- gespitzt, Hinterende gleichfalls stark verjüngt, doch stumpfer. Die Mittelregion des Körpers schwach ringförmig eingeschnürt, wodurch ein vor- derer und ein hinterer Abschnitt geschieden werden. Der Pol des vorderen Abschnitts ist seinerseits wieder etwas zitzenförmig abgesetzt und von dieser Zitze oder Papille scheinen allein die Ciiien oder Geissein zu ent- springen; dieselbe entspräche daher dem Cilienfeldchen der ersterwähnten Gattungen. Ectoplasma deutlich; im vorderen Körperabschnitt dicker- Die sehr langen Geissein entspringen anscheinend in 3 — 4 Kränzen von der terminalen Papille. Die beiden vorderen Kränze werden von massig langen Geissein gebildet, welche nach aussen schlagen; die des dritten Kranzes sind sehr lang, nach hinten gerichtet und umhüllen den Körper wie ein Mantel, der noch etwas über das hintere Körperende vorragt. Sie wogen von vorn nach hinten. Der sog. 4. Kranz, dessen Selbstständigkeit ich bezweifle, besteht aus ähnlichen, das Körperende noch mehr überragenden Ciiien, welche einen schraubig zusammengedrehten Schopf um das Hinterende formiren. Mund von Leidy nicht gefunden, doch will ihn Kent in geringer Entfernung von der vorderen Körper- spitze beobachtet haben. Holzfragmente im hinteren Abschnitt meist reichlich. Nucleus auf der Grenze beider Körperabschnitte. Die Contractionen äussern sich theils in Verkürzungen des Gesammtkörpers, theils in Einziehung oder Torsion des Vorderendes, letztere kann aber auch das Hinterende ergreifen. Ortsbewegung sehr gering. 1 Art. Enddarm von Termes flavipes; meist in sehr grosser Menge. N.-Amerika, wahrscheinlich auch Europa. Eccht zweifelhaft erscheint es, olj alle von Leidy beschriebenen Jugendformen der Trichonympha wirklich hierher gehören. Dies gilt speciell von den lang spindelförmigen, Spiral gestreiften und total bewimperten Formen (4c), welche sehr an die gleich zu erwähnende Gattung Pyrsonymplia erinnern. Immerhin ist zu beachten, dass wir noch zu wenig vom Leben und der Fortpflanzung aller dieser Parasiten wissen , um begründete Vermuthungen in ilieser Eichtung äussern zu dürfen. Auch die von Kent (692) aus Termiten Australiens be- schriebene, aber nicht abgebildete T rieh od. Leidyi vermag ich nicht zu dieser Gattung zu stellen, da sie ein totales Wimperldeid besitzen soll. Die eben betonten Erwägungen bestimmen uns, die beiden weiteren von Leidy im Enddarm von Termes flavipes beobachteten Gattungen an dieser Stelle zu besprechen, ob- gleich sie, wenn nur ihr Bau, soweit er erkannt ist, berücksichtigt würde, eher zu den Holo- tricha gehörten. B r 0 n n , Klassen des Thier-Reichs. Protozoa. 1J2 1778 Ciliata. Pyrsonympha Leidy 1877 (und 621). Taf. 76. Fig. 6. Länge bis 0,1. Gestalt länglich spindelförmig; Vorende stark ver- jüngt; Hinterende entweder gleichfalls oder etwas angeschwollen, z. Th. aber anch mit abgesetzter Schwanzspitze. Die ganze Oberfläche ziemlich weitläufig schranbig gefurcht. Entweder mit allseitigem Kleid massig feiner Cilien, welche in ihrem Verlauf der Streifung folgen, oder völlig cilienlos; letzteres dürfte nach Leidy's Vermuthung bei älteren Indivi duen eintreten, lieber den ganzen Körper zieht, vom Vorder- bis zum Hinterende, ein schmales bandartiges Gebilde hin(us); nach L.'s Schilderung wahrscheinlich oberflächlich gelegen. Dasselbe soll sich in von vorn nach hinten ziehenden, wellenförmigen Schlängelungen bewegen und würde demnach an einen undulirenden Saum erinnern; es soll aber auch Knickungen in ziemlich weiten Abständen ausführen, welche die energischen Knickungen des Gesammtkörpers hervorriefen. Endlich ziehen über die Körperränder flammenartige Undulationen hin. Eundlicher Nucleus ziem- lich central. Mundöfifnung nicht beobachtet; dagegen zahlreiche Holz- fragmente im Körperplasma, so dass Nahrungsaufnahme unzweifelhaft stattfindet. 1 Art. Enddarm von Termes flavipes. N.-Amerika. Dinennympha Leidy 1877 (und 621). Taf. 76, Fig. 5- Länge bis 0,09. Farblos. Gestalt lang bandförmig, stark abgeplattet; vorn und hinten ziemlich zugespitzt. Mehrfach schraubig tordirt; längs- gefurcht. Gleichmässiges Kleid ziemlich feiner Cilien. Ob sich an der vorderen Körperspitze einige längere Cilien finden, blieb etwas zweifel- haft. Nucleus vorhanden; seine Lage scheint verschieden zu sein, bald mehr in der Mitte bald mehr vorn. Bewegungen ziemlich anhaltend und rasch, wie es scheint. Nahrungsaufnahme sicher. 1 Art. Euddarm von Termes flavipes. N.-Amerika. 8. Physioloijisch -Biologisches. A. E e g e n e r a t i 0 11 s e r s c li e i n u n g- e 11. Da diese Vorgänge in neuester Zeit durch die interessanten und auch in allgemeiner Hinsicht bedeutsamen Arbeiten Nussbaum's (786) und Grub er 's (776) erhöhte Wichtigkeit erlangten*), schicken wir eine kurze Uebersicht desjenigen voraus, was wir in älteren Schriften hierüber finden. Schon Ellis (1769) beobaclitete, dass aucli Bruchstücke von Ciliaten, wie sie nach thcilweisem Eintrocknen bei Wasserzusatz entstehen, sich noch weiterbewegen und fortleben. Eingehendere Versuche tiber die Wirkung von Verstümmelungen machte Guanzati (1797) an seinem Proteus (jedenfalls eine grössere Oxytrichine, wie aucli Maui3as neuerdings [868J *) üeber die jüngst erschienene Arbeit Balbiani's (S77) kann icli nur bei der Correctur noch einige Zusätze einschieben. Regeneration. 1779 anerkennt). Er erzeugte die mannigfaltigsten Verstümmelungen in derselben Weise wie Ellis und verfolgte die Eegeneration der verletzten Thiere; aucli beurtheilte er die Vorgänge schon ganz richtig. Er scheint sogar den Namen Proteus besonders wegen der weitgehenden Eegenerationsfähiglieit des Infusors gewählt zu haben. Ehrenherg (1838, p. 317) bemerkte zwar auch, dass beim Zerfliessen der Stylonychlen ..die wunderlichsten fortlebenden Fragmente" entstehen, welche 0. F. Müller wohl z. Th. als besondere Himantopusarten beschrieben liabe, von Regeneration sprach er jedoch nicht; auch werden diese Vorgänge bei Stylonychia im Register unter der üeberschrift Regene- ration nicht erwähnt. E, vermuthete also wohl nicht, dass die Fragmente sich ergänzen. Dagegen bemerkte schon Dujardin (1838 und 1S42, p. 31). es sei sehr wahrscheinlich, dass solche Stücke wieder vollständige Individuen würden und künstliche Theilung daher wohl gelingen dürfte. Spätere Forscher, z. B. Perty (1852, p. .51). gedenken gelegentlich des Fortlebens von Fragmenten der Oxytrichinen, ohne jedoch von Regeneration zu reden. Cla- parcde-L. (1S5S, p. 11) betonen sogar besonders, „dass die Oxytrichinen zwar ungemein starke Verletzungen zu überdauern vermöchten ; sie konnten sich jedoch nicht überzeugen, dass irgend ein (quelconque"» Fragment im Stande sei, ein vollständiges Thier wieder zu erzeugen"; vielmehr hielten sie es für wahrscheinlich, dass die Fragmente bald zu Grunde gehen. Es bleibt jedoch etwas zweifelhaft, ob sie den Schwerpunkt ihrer Bemerkung auf „Fragment quelconque" legen, da dies wohl auch ein „beliebiges Fragment" bedeuten könnte, in welchem Fall ihre Ansicht der Wahrheit näher käme. Stein (1859) verfolgte die Ausheilung sehr schwerer Verletzungen bei ürostyla. Wrzesniowski (1870) sah die eine Hälfte der von Dileptus durchgebissenen Stylonychlen rasch fortschwimmen und nie zu Grunde gehen. Endlich verfolgten Parker (1883) und Worcester (1884) Regenerationen bei Amphlleptus (P.) und Stentor coeruleus (W.) nach theilweisem Zerfliessen (s. weiter unten im Abschnitt über die Zerfliessungserscheinungen). Erst der neueren Zeit war es vorbehalten, die trefflichen Er- fahrungen des alten G u a n z a t i zu prüfen und weiter zu führen. Dies geschah selbstständig und ziemlich gleichzeitig durch Nussbaum und Grub er; doch berichtete N. zuerst (1884) über einige seiner Eesultate, was nicht ohne Einfluss auf Gr.'s weitere Studien blieb, wie weiter unten gezeigt werden soll. Nussbaum selbst wurde durch Schmitz' Unter- suchungen (1879) über die künstliche Theilung von Algenzellen angeregt, welche schon das wichtige Resultat ergeben hatten, dass die Lebens- lähigkeit eines Theils durch die Gegenwart eines Nucleus bedingt werde*). Beide Forscher fanden das Regenerationsvermögen gewisser Ciliaten sehi gross und stellten fest, dass ein abgelöstes Fragment sich nur bei Gegen- wart eines Kernes wieder ergänze. N. hatte dies schon in seinem ersten Bericht (1884) als wahrscheinlich hervorgehoben, wogegen Grub er (1885) noch ziemlich zweifelhaft darüber war, ob kernlose Stücke „nicht die Kraft hätten zu wachsen und sich einige Zeit zu erhalten". Seine Unsicherheit ist erklärlich; hatte er doch noch 1883, auf eine gelegentliche Beobachtung an Actin ophrys gestützt, die Behauptung gewagt, dass der Kern keinerlei Einfluss auf Wachsthum, Bewegung und die Stoft- wechselvorgänge der einzelligen Wesen habe, vielmehr nur die Fort- pflanzung beeinflusse. *) Bei dieser Gelegenheit müssen wir besonders hervorheben, dass K. Brandt schon 1S77 (s. oben p. 322 Anm.) zeigte, dass die Lebens- und Regenerationsfähigkeit der künstlichen Theilstücke des Actinosphaerium von der Gegenwart eines Nucleus abhänge. Leider wurde diese wichtige Beobachtung früher übersehen. 112* 1 780 Ciliata. Schon die wenigen vorliegenden Untersuchungen zeigen aber, dass nicht alle Ciliaten in gleichem Maasse regenerationsfahig sind. Während bei den Oxytr ichinen (Gastrostyla vorax untersucbte N.) schon nach den früheren Erfahrungen, ferner bei Stentor coeruleus und Clima- eostomum virens (sowie Trachelius ovum und Prorodon niveus, Bal- biani 877) die Wiederergänzung nach Verstümmelungen vorzüglich gelingt (Gruber), gilt dies schon weniger für Paramaecium (sp. V) und Frontonia leucas. Bei Loxodes und Spirostomum dagegen schlugen Gruber 's Versuche ganz fehl; die durchschnittenen Exemplare starben stets rasch ab; Loxodes zerfliesst meist sofort nach der Verletzung. Dass N.'s Versuche an 0 p a 1 i n a nicht glückten , die Theilstücke vielmehr gewöhnlich nach wenigen Stunden starben, fällt nicht ins Gewicht, da parasitische Ciliaten zu solchen Versuchen un- geeignet sind. Ob man trotz dieser Misserfolge mit Grub er annehmen darf, dass die Regenerationsfähigkeit dennoch allen Ciliaten und Proto- zoen eigen sei und dass die Verschiedenheiten nur auf ,,der grösseren oder geringeren Fähigkeit beruhten, unter nicht ganz natürlichen Be- dingungen zu existiren", scheint mir recht fraglich. Die erste Bedingung jeder Kegeneratiou wird sein , dass die geschaffene Wunde sicli schliesst und rasch lieilt. Mangelt diese Fähigkeit, so führen auch relativ leichte Verletzungen rasch zum Tode und Eegeneration ist ausgeschlossen. Nun verhalten sich die Ciliaten gegen Yerlctzungen, Druck etc. recht verschieden, wie wir später genauer erfahren werden ; während die einen äusserst leicht zerfliessen , sind andere wenig dazu geneigt. Ohne Zweifel spielt diese geringere oder grössere Widerstandsfähigkeit gegen Verletzungen als Vorbedingung der Eegeneration eine wichtige Eolle und reicht, wie ich glaube, zur Erklärung der Misserfolge in den obigen Versuchen aus. Möglich erscheint , dass auch diese Ciliaten die verlorenen Theile wieder erzeugten , wenn die geschatrcno Wunde gegen schädliche Einflüsse der Aussenwelt geschützt würde; dass sie jedoch nicht selbst dazu im Stande sind, darf als eine Schwäche ihrer Eegenerationsfähigkeit angesehen werden. Zus. b. d. Oorr. Auch Bal- biani (S77) beurtheilt in seiner neuesten Schrift diese Angelegenheit ganz ähnlich. Er be- tont auch, dass die Erfüllung des Corticalplasmas mit Trichocysten dem raschen Verschluss der Wunde hinderlich sei (z. B. bei Paramaecium und Frontonia). Soweit die Versuche bis jetzt reichen , scheint für die totale Regeneration der Ciliaten die Gegenwart eines Theils des Makro- nucleus Bedingung zu sein. Zwar legte sich N. die Frage vor, ob dazu beiderlei Kernarten nothwendig sind, oder ob auch nur eine, etwa ein Mi. N. ausreiche; er musste aber wegen der Schwierigkeit auf ihre experimentelle Lösung verzichten. Theoretisch ist er zwar geneigt an- zunehmen, dass auch die Erhaltung eines Mi. N. ausreichen möge. Ich halte dies für zweifelhaft, da Alles anzuzeigen scheint, dass die Mi. N. in die allgemeinen Lebensthätigkeiten der Infusorienzelle nicht eingreifen, vielmehr nur zum Ersatz des Ma. N. vorhanden sind und weil es nicht wahrscheinlich ist, dass ein Mi. N. ohne Conjugation einen Ma. N. hervorbringen kann. — Gruber berücksichtigte die Mi. N. bei seinen Regenerati ons versuchen an Stentoren nicht weiter. In dieser Beziehung herrscht also noch Unklarheit, welche natürlich ins Gewicht fällt, wenn allgemeine Schlüsse über die Bedeutung der Kerne Eegeneration. 1781 für die RegeneratioiiScrscheiuiiDgen aus den Versuchen an Ciliateu ge- zogen werden sollen; denn es ist bei den vorliegenden Experimenten nicht ausgeschlossen, dass die zu Grunde gegangenen, angeblich kernlosen Stücke Mi. N. enthalten haben. Nussbaum sah die kernlosen Stücke der Gastrostyla stets nach 24 Stunden zerfliessen*). Sie bewegten sich während dieser Zeit, ohne neue Wimpern zu bilden; doch sollen sie an der Verletzungsstelle eine ,, Rindenschicht" erzeugen. Gr. constatirte das Gleiche bei St. coeruleus, nachdem er zuvor auch Regeneration kernloser Stücke beobachtet zu haben glaubte. Er sah nämlich kleine abgeschnittene kernlose Vorderenden wieder zu „ziemlich vollkommener Gestalt'' gelangen; doch soll ein neuer Mund nicht entstanden sein, wenn der ursprüngliche fehlte. Weiterhin fand er auch, dass zwei kernlose Hälften eines in Theilung begriffenen Stentor, welche durch einen nahezu mittleren Querschnitt erhalten wurden, sich beide wieder herstellten; namentlich erhielt die hintere wieder ein gut- entwickeltes Peristom. Die Einwände, welche aus diesen Beobachtungen gegen die allgemeine Gültigkeit der Regel entnommen werden könnten, glaubt er durch folgende Betrachtungen widerlegen zu können. Bei der Ergänzung der kernlosen vorderen Hälfte oder der abgeschnittenen Stücke der Vorderregion sei eigentliche Regeneration nicht im Spiele, sondern einfache Wundheilung und Verjüngung des Hinterendes zu der charakte- ristischen Gestalt, welche dasselbe bei Stentor besitzt. Das ist aber auch genau dasselbe, was geschieht, wenn eine kernhaltige Vorderhälfte sich regenerirt. Daher müsste auch dieser logischer Weise eigentliche Regeneration abgesprochen werden. Einfache Wundheilung liesse sich zwar, auch abgesehen davon, dass sie doch bis zu gewissem Grad auch als Regeneration gelten muss, für den Abschluss der Schnittfläche heran- ziehen. Die Umbildung des Hinterendes aber zur normalen Gestalt ist ein Vorgang, welcher jedenfalls ins Gebiet der eigentlichen Regeneration gehört. An der hinteren kernlosen Hälfte des oben erwähnten Theilungs- stadium von Stentor bildete sich ein neues Peristom, indem die schon vor- handene, ganz jugendliche Peristomanlage des hinteren Sprösslings sich auch nach der Zerschneidung und dem Verlust des Ma. N. weiter entwickelte. Hieraus folgert Gr., dass der Kern (Ma. N.) zwar den Anstoss zur Anlage neuer Organe gebe, ihre Weiterentwicklung aber ohne ihn geschehen könne. Auch dieser Schluss scheint mir gewagt. *) Balbiaiii (877) sah die kernlosen Theilstiicke (Merozoiten Balb.) von Traclielius üvum, Prorodon niveus und Frontonia leucas gewöhnlich schon in ca. 2—3 Tagen zu Grunde gehen ; hei der letztgenannten Art hielten sie aber gelegentlich 7 — 8 Tage aus. Die Abnahme der Lebensfähigkeit der kernlosen Stücke zeigt sich gewöhnlich durch reichliche Vacuolisation und unregelmässige Pulsationen der contractilen Vacuolen ; bei Frontonia auch durch ßesorption der Trichocysten und ündeutlichwerden der Grenze von Ento- und Corticalplasma, sowie durch allmäbliches Zugrundegehen der Cilien. Endlich platzen oder zerfliessen die Stücke. Bei Frontonia konnte nachgewiesen werden, dass die kernlosen Merozoiten, vrelchc den Mund besassen, Nahrung aufnahmen. 17;S2 Ciliata. Glaubt mau im Kern den alleinigen Ursprung der formativen Vorgänge in der Zelle zu erkennen, wie er auch der alleinige Träger der Vererbung sei, so ist es doch zum mindesten schwer verständlich, dass sein Einfluss sich nur im ersten Moment der Anlage neuer Organe geltend machen soll. Neue Organe sind nicht mit ihrer ersten Anlage gegeben, son- dern jeder successive Schritt ihrer allmählichen Gestaltung ist ebenso gut eine Neubildung^ wie die erste Anlage. Ist der Kern für letztere allein verantwortlich, so dürfte er es auch ftir die späteren Entwiclilungsschritte sein. Oder will man sich etwa vorstellen, dass der Kern nur den Anstoss gebe, auf welchen hin der ganze Mechanismus der Organbildung sich von selbst abspiele, dass er etwa wie ein Auslöser der Maschinerie wirke? Dann verlegt man doch offenbar den ganzen Mechanismus der Organbildung in das Plasma und setzt sich mit der Annahme, dass der Kern der Träger der formativen Vorgänge und der Vererbung sei, in Widerspruch. Ich glaube jedoch, diese Widersprüche rühren nur daher, dass man die Bedeutung des Kerns sowohl für die Regeneration der Einzelligen wie für die formativen Erscheinungen bei den Organismen überhaupt sehr überschätzt. Nach meiner schon früher geäusserten An- sicht bedingen sich Kern und Plasma wechselseitig und sind jedes für sich nicht dauernd existenzfähig. Der Kern stirbt isolirt sofort ab , da er dabei in ein Medium versetzt wird, welches zu seinem Weiterleben durchaus ungeeignet ist. Abgelöste kernlose Plasmastücke da- gegen sind diesem Uebelstand nicht ausgesetzt, ihre äusseren Existenzbedingungen bleiben die gleichen, weshalb sie auch noch kürzere oder längere Zeit weiter leben. Dass sie dies thun, scheint mir keineswegs zu beweisen, dass der Kern nur für die Neubildungen und die Fortpflanzung wichtig sei, wie Gruber meint. Im Gegentheil dürften die übereinstimmenden Erfahrungen, dass kernlose Theile verhältnissmässig rasch absterben, beweisen, dass die gesammten Lebensprocesse beim Fehlen des Kerns allmählich erlöschen. Dafür sprechen auch Gruber's Durschschneidungen an Amoeba Proteus. Das kernlose Stück verlor sofort die Fähigkeit Pseudopodien zu entwickeln und starb allmählich ab. Schwerlich wird Jemand die Pseudopodienbildung der Amöbe mit der Organentwicklung höherer Protozoen vergleichen wollen; bei der ersteren handelt es sich nur um besondere Bewegungserscheinungen des Plasmas. Mir scheint daher das Gruber'sche Experiment klar zu erweisen, dass die Lebens- thätigkeit der Amöbe durch den Kernverlust sofort auf das Empfindlichste gestört wird, dass sie unfähig zu Bewegung und Nahrungsaufnahme wird, der Kern also bei ihr eine ganz andere Kolle spielt, als die eines blossen Vermittlers der Neubildungen und der Fortpflanzung. Sahen wir im Gegensatz zu Amoeba Proteus kernlose Theilstücke der Ciliaten längere Zeit beweglich bleiben, ja ihre Wunden schliessen und einige Anfänge der Regeneration er- fahren, so dürfen wir daraus schliessen, dass die im Gange befindliche organisirte Maschine auch noch einige Zeit weiter functioniren kann, obgleich ihr ein wichtiger Theil ent- zogen wurde; etwa wie eine Dampfmaschine noch einige Zeit weitergeht, wenn der Dampf plötzlich abgesperrt wird. Dass unter diesen Umständen eine Regeneration nicht erfolgt, oder dass sie doch nur in sehr geringem Grade eintritt, scheint mir ganz verständlich; denn die Elimination des Kernes ruft sicher tiefgehende Störungen der ganzen Lebensthätigkeit hervor, die sich bald sehr steigern werden und unsere Ansicht ist ja auch, dass Plasma und Kern zusammenwirken müssen zum Gelingen weitergehender Regenerationserscheinungen. Dagegen halte ich es für wohl möglich, ja nach den Gruber'schen Experimenten sogar wahrscheinlich, dass das Plasma, welches die Ergänzungsvorgänge zunächst ausführt, solche auch nach dem Kernverlust häufig in geringerem Maasse bewirken kann, so lange seine Lebensthätigkeit noch nicht zu sehr gesunken ist. In dieser Meinung bestärkt mich hauptsächlich die Weiterbildung der einmal angelegten adoralen Zone und des Peristoms der oben beschriebenen hinteren Stentorenhälfte. * Zus. b. d. Gorr. Auch Balbiani beobachtete einmal, dass ein kernloses Merozoit von Prorodon niveus einen neuen Mund und Stäbchenapparat bildete. Gewöhnlicli erhalten auch die vorderen Theilhälften dieses Infusors wieder eine contr. Vacuole. Balbiani sucht die Bedeutung des letzteren Vorgangs zwar dadurch abzuschwächen, dass er die Bildung der neuen Vacuole als einen physikalischen Vorgang auffasst im Gegensatz zu der wirklichen Neuerzeugung eines solchen Gebildes. Kehren wir nach diesen allgemeinen Betrachtungen über die Regene- Regeneration. Bewegung. 1 783 lation zum Thatsächlichen zurück. Die Richtung der Zerlegung ist meist gleichgültig; sowohl quer wie längs geschnittene Gastrostylen und Steutoren ergänzten sich, von den letzteren auch geviertheilte. Bei Trachelius regeneriren jedoch nur die queren Theilstücke, da die längsgetheilten ihre Wunden nicht schliessen (Balb.). Gruber wiederholte die Durch- schneidung bei Stentor sogar mehrere Male an den wiederergänzten Theil- stücken mit Erfolg. Das endliche Absterben der letzteren war wohl mehr die Folge ungenügender Ernährung während der Versuche als der wiederholten Durchschneidung. Durch tieferes Einschneiden des Vorder- oder Hinterendes gelang es ferner Individuen mit zwei wohl ausgebildeten Enden zu erzielen. Doch rissen solche doppelköptigen Stentoren häufig unter drehenden Bewegungen entzwei. Ueber den Gang der Regeneration einer vorderen Stcntorenhälfte ist nicht viel zu sagen, da sie schon oben kurz berührt wurde. Nur im Allgemeinen sei die Bemerkung eingeschaltet, dass die Wunden sich stets sofort durch Zusammenziehung des Ectoplasmas schliessen, wie dies auch Balbiani bei den untersuchten Ciliaten beobachtete. Die Körperstreifen und Myoneme der gegenüberstehenden Wundränder verwachsen allmählich wieder, wobei jedoch mannigfache Unregelmässigkeiten vorkommen (Stentor). An einer hinteren Stentorenhälfte muss sich natürlich ein neues Peristom anlegen. Dies geschieht genau so wie bei der Theilung. Das Peristom, resp. die neue Zone, tritt daher zuerst auf der Ventral- seite auf und verschiebt sich erst später allmählich nach vorn, wobei es im Allgemeinen dieselben Umformungen erleidet, welche wir schon beim Theilungsprocess schilderten. — Dass diese Uebereinstimmung derPeristom- bildung bei Theilung und Regeneration etwas sehr Merkwürdiges ist, wie Gruber meint, kann ich nicht finden. Jedenfalls wäre es seltsamer, wenn in den beiden Fällen Verschiedenheiten beständen. An Schnittstticken, die einen Theil der alten Zone besitzen, geht die Ergänzung der Zone immer von demselben aus. Zus. b. d. Corr. Im Gegensatz zu obiger Darstellung Gruber's lässt Balbiani auf seinen Abbildungen das neue Peristom von Stentor stets am Vorderende in definitiver Lage auftreten. Da der Text noch fehlt, kann ich diesen Punkt nur andeuten. B. Bewegungserscheinungen. a. Ortsbewegungen vermittels der Wimpergebilde. Die grosse Mehrzahl der Ciliaten ist frei beweglich; eine Minderzahl dauernd oder zeitweise festgeheftet. Doch können auch die letzteren vorübergehend frei beweglich werden. Die Ortsbewegung wird fast ausschliesslich durch die Wimpergebilde bewerkstelligt, kaum irgendwo helfen Körpercontractionen dabei mit. Zunächst muss ein Unterschied in der Bewegungsweise hervorgehoben werden. Es gibt Ciliaten, deren Bewegungen (wenigstens bei nicht zu tiefer Temperatur) so zu sagen ununterbrochene sind, welche also rastlos hin und her eilen, ohne jemals eine erhebhche Ruhepause zu machen, 1784 Ciliata. oder gar Uiugerc Zeit stille zu stehen. Maupas (8G8) betont, dass dies hauptsächlich mit der Ernährungsweise zusammenhänge. Zu den rastlosen Ciliaten gehören nämlich diejenigen, welche ihre Nahrung einfaugen und durch Schlingen aufnehmen oder doch nicht im Stande sind, einen kräftigen, zuführenden Nahrungsstrom hervorzurufen, welcher Nahrung aus einiger Ferne herbeiholte. Solche Arten müssen daher ihrer Nahrung, die selbst häufig beweglich ist, fortwährend nach- eilen oder sie doch aufsuchen. Hierher gehören also hauptsächlich Enchelinen, Trachelinen, Chlamydodonta, doch auch gewisse Chili- fera (Leucophrys, Glaucoma, Frontonia), gewisse Oxytrichinen (Psilo- tricha Stein und wohl noch andere), Heterotriche (Gyrocorys, Me- topus) und wohl die meisten Tintinnoinen. Ebenso bewegen sich die freien Peritrichen fast rastlos, obgleich die genannte Beziehung zur Nahrung für sie nicht zutrifft. Doch gibt es auch unter den typischen Schlingern manche Formen, welche gelegentlich längere Zeit an einer Stelle verhältnissmässig ruhig verweilen; der hervorgehobene Unterschied ist eben, wie alle ähnlichen, nur im Grossen und Ganzen gültig. Die Ciliaten, welche über einen kräftigen, weitreichenden Nahrungs- strom verfügen und hauptsächlich feinere Nahrung gemessen (also besonders die Bacterienfresser) , bleiben häufig längere Zeit ruhig stehen oder machen unterdessen doch nur geringe Bewegungen. Unter- sucht man zwar einen Tropfen sofort nach der Ueberführung auf den Objectträger, so sind auch diese Ciliaten in lebhaftester Bewegung, in einem wimmelnden Durcheinander. Dies rührt jedoch nur von der Beunruhigung her, welche sie dabei nothwendig erfuhren. Nach ver- hältnissmässig kurzer Zeit werden sie ruhiger, d. h. sie sammeln sich gewöhnlich (namentlich gilt dies für zahlreiche Aspirotricha) in grösserer Menge an den Orten an, wo die Nahrung reichlich ist, also z. B um Fetzen der Zoogloahaut der Infusion, um verwesende Thier- oder Pflanzen- körper und dergleichen. Sie stehen dann nahezu oder ganz still; nur die Mund- und Schlundbewimperung, resp. die adorale Zone, ist in leb- hafter Thätigkeit und führt beständig Nahrung zu. Aehnlich verhalten sich auch manche Heterotricha, namentlich die zeitweise festgehefteten (Stentor), sowie die grosse Mehrzahl der Oxytrichinen und Halteria. Natür- lich führen die genannten Formen auch während dieser relativen Kühe kleinere Bewegungen aus, eilen bald etwas vor, bald etwas zurück, drehen sich vom Rücken auf die Bauchseite und umgekehrt, da ja fort- während mancherlei kleine Reize von der Umgebung auf sie wirken. Ansammlungen grosser Ciliatenmengen, wie wir sie eben erwähnten, entstehen jedoch, wie Pfeffer (844) neuerdings beobachtete, auch um Sub- stanzen, welche zur Ernährung untauglich sind; so z. B. um Stückchen aus- gekochten Fliesspapiers oder um Häufchen feinen Schwerspathpulvers. Namentlich Glaucoma scintillans, weniger dagegen Colpidium Colpoda, Paramaecium Aurelia und Stylonychia pustulata Bewegung durch Wiuipcrgebilde (Allgemeines, Bewcgungsarton), 1785 zeigten grosse Neigung zu solcher Ansammlung. Pfeffer glaubt diese Anhäufungen um unlösliche, nahrungsfreie Ötoäe auf Contact- reiz zurückführen zu dürfen. So möglich das auch ist, scheinen mir doch noch weitere Versuche nothvvendig, um es zu begründen; namentlich fehlt eine Nachricht darüber, ob jene Ciliaten die genannten Stoffe fressen; ist dies der Fall, so dürfte die Sache doch vielleicht etwas anders liegen. Die Art der Bewegung ist recht mannichfaltig. Zunächst müssen wir das freie Schwimmen betrachten, welches wohl auch die ursprüng- hchste Bewegungsform ist. Der Körper eilt frei durch das Wasser und rotirt dabei wohl ausnahmslos um die Längsaxe. Es dürfte schwerlich eine frei bewegliche Ciliate geben, welche nicht gelegentlich diese Bewegungsweise annehmen könnte; zahlreiche thun dies sehr häutig und für gewisse bildet sie die Kegel. Natürlich gehören zu letzteren die pelagischen Arten (speciell die Tintinnoinen, doch wohl die freilebenden Oligotricha überhaupt), ferner die meisten Enchelinen, ge- wisse Trachelinen (Trachelius), auch Nassula, zahlreiche Aspirotricha und einzelne tieterotricha, sowie gewöhnlich die Opalinen. Auch die losgelösten Vorticellidinen bewegen sich in der Regel freischwimmend. — Ebenso häufig, wenn nicht verbreiteter, ist die Neigung, sich auf einer Unterlage mehr gleitend oder kriechend zu bewegen. Ob- gleich nicht ausgeschlossen ist, dass manche der erwähnten For- men diese ßewegungsart gelegentlieh annehmen, zeigt sie sich doch in der Regel bei den Ciliaten deutlicher, welche durch ihre Körper- beschaffenheit hierzu besonders geschickt erscheinen, d. h. bei solchen, welche in einer Richtung abgeplattet sind, sei dies nun seitlich oder dorsoventral. Bei beiderseitiger Bewimperung geschieht das Gleiten dann bald auf der einen bald auf der anderen Seite, besonders wenn die Abplattung eine seitliche ist (gewisse Aspirotricha, ferner zahlreiche Plagiotomina). Ist der Körper dorsoventral comprimirt, so scheint das Gleiten vorzugsweise auf der Ventralfläche zu geschehen. Aus der Morphologie ist bekannt, dass diese Bewegungsweise bei zahlreichen Formen verschiedener Abtheilungen schliesslich zur Beschränkung der Bewimperung auf die Gleitfläche führte, womit natürlich eine Bewegung auf der entgegengesetzten Fläche ausgeschlossen ist. Wir erinnern nur an dieLionoten, Loxophyllen, Loxodes, die zahlreichen Chlamy- dodonta und Hypotricha. Auch die Urceolarinen und Licnophora können auf ihrer Haftfläche gleiten oder kriechen, was die Schwärmer der übrigen Vorticellinen nur selten thun. Bei den Hypotricha wird die Fortbewegung auf der allein bewimperten Bauchfläche zu einem wirklichen Kriechen, je mehr die Wimpergebilde auf wenige ansehnliche Girren reducirt sind. Die Ciliate bewegt sich dann auf diesen relativ laugen und starken Cirren ähnlich wie ein höheres Thier auf zahlreichen Beinen. Dass dabei namentlich die Bauch- und Stirncirren , weniger hingegen die Aftercirren thätig sind, 1786 Ciliata. dürfte schon aus der Anordnung und Haltung dieser Bevvegungsorgane folgen. Eine solche Bewegungsweise befähigt dann auch zum Klettern an vertikaler Unterlage, wozu übrigens alle gleitenden Formen mehr oder weniger geschickt sein werden. Auch gewisse Chlamydodonten, wie Chilodon, Trochilia, Onychodactylus und wohl noch andere, klettern häufig recht gut. Der früher beschriebene Schwanzgriftel dient den beiden letzteren Gattungen dabei als Stütze oder Nachschieber und spielt auch bei den übrigen Chlamydodonten, welche ihn besitzen, die gleiche Rolle. Obwohl die Gleitbewegung gewöhnlich mit einer Abplattung des Körpers in Verbindung steht, gilt dies doch nicht unbedingt. Auch relativ langgestreckte, mehr oder minder wurmförmige Ciliaten zeigen diese Bewegungsform , z. B. Trachelocerca, Lacrymaria olor, Dileptus, Spirostomum. Nach dem früher Bemerkten braucht wohl kaum besonders betont zu werden, dass alle genannten Formen mehr oder weniger häufig zu freier Schwimmbewegung übergehen. Die Schwimm- und Gleitbewegung geschieht theils ziemlich geradlinig, wobei jedoch die Richtung der Bewegung häufig geändert wird, theils in mehr oder weniger gebogenen Linien. Letzteres dürfte meist mit der Körpergestalt direct zusammenhängen ; wenigstens scheinen sich ge- krümmte Formen vorzugsweise in Bogenliuien zu bewegen. Wie mehr- fach angegeben wird, entspricht die Krümmung der Weglinie im All- gemeinen der der stärker gekrümmten Körperseite. Endlich müssen wir noch der schiessenden oder springenden Bewegung gedenken, welche bei gewissen Ciliaten beobachtet wird; natürlich nur bei solchen, die gelegentlich ruhen. Diese sprungartigeu Bewegungen sind jedenfalls ihrem Wesen nach keine anderen wie die seither be- schriebenen Schwimmbewegungen. Sie folgen nur sehr plötzlich und rasch auf den Ruhezustand und werden gewöhnlich sofort oder doch sehr bald be- endigt. Es sind verhältnissmässig wenige Arten, welche dergleichen zeigen; besonders bekannt sind hierfür Cyclidium, Halteria und Uronychia. Bei der letzterwähnten Hypotriche fand Stein, dass die ansehnlichen After- und rechten hinteren Randeirren die Sprünge durch ihre Bewegungen hervorrufen. Auch Mesodinium soll sich nicht selten schiessend bewegen. — Bei gewissen Oxj^trichinen beobachtet man häufig plötzliches, heftiges Zurückschiessen, wobei sich das Hinterende flexiler Formen sogar um- biegen kann (jedenfalls in Folge des Wasserwiderstands). Besonders ausgezeichnet tritt diese Erscheinung bei Stichotricha und z. Th. auch Uroleptus auf, scheint jedoch in geringerem Grade noch weit ver- breitet zu sein. Auch bei manchen Ciliaten anderer Abtheilungen wird gelegentlich Aehnliches erwähnt; zuweilen soll ein kurzes Rückschiessen die Aenderung der Bewegungsricbtung einleiten (Maupas 677). Wie soeben betont wurde, ist Rückwärtsbewegung bei den Ciliaten keines- wegs selten; vielmehr wird für zahlreiche geradezu berichtet, dass sie häufig vorkommt. Jedenfalls besitzen fast alle diese Fähigkeit; doch ist sicher, dass die Rückwärtsbewegung gewöhnlich die Ausnahme bildet Bewegung durcli \\'imi)crgcljilde (Bewegungsarten, ^\'illkül•). 1787 nod meist nur auf kürzere Strecken geschieht. iSelteuer bewegen sich die Thiere in beiden Richtungen abwechselnd und anhaltend. Besonders bevorzugt scheint in dieser Hinsicht Lembadion zu sein; schwimmt diese Ciliate rückwärts, so rotirt sie stärker und wackelt gleichzeitig hin und her. Auch Opisthodon soll nach Stein häufig rückwärts schwimmen. Namentlich P e r t y (1852) gedachte dieser Erscheinung noch für einige Ciliaten, wo sie nicht selten sei. Er hielt das Phä- nomen für etwas sehr Merkwürdiges und bezeichnete es als Dia- strophie. Nach seiner Ansicht sollten die diastrophisch bewegten Ciliaten gewöhnlich ihre Gestalt mehr oder weniger verändern, wovon andere Beobachter nichts berichten. Für die meisten Formen ist dies wohl unrichtig. Doch bemerkte auch K h a w k i n e (872) neuerdings, dass Paramaecium Aurelia beim Rückwärtsschwimmeu kürzer und breiter werde, was er auf den Widerstand des Wassers zurückführen will. Nach seiner Ansicht sind nämlich bei der Schwimmbewegung der Paramaecien nur die vorderen Cilien thätig weshalb der Wasser- widerstand bei der Vorwärtsbewegung Streckung mit Verschmälerung, im umgekehrten Fall dagegen Verkürzung und Verbreiterung hervor- rufen müsse. Seit alter Zeit machten die Bewegungen der Ciliaten auf die Beob- achter den Eindruck des Willkürlichen und häufig sogar des zweck- mässig Ueberlegten. Der häufige Wechsel der Bewegungsrichtung, die nicht seltenen Unterbrechungen durch Piuhepausen bei vielen, alles dies legte den Vergleich mit den Bewegungen der höheren Metazoen nahe. Von besonderer Bedeutung dürfte in dieser Beziehung das Verhalten gegenüber Hindernissen sein, welche sich der Vorwärtsbewegung ent- gegenstellen. Viele Forscher behaupteten seit alter Zeit, dass Hinder- nisse geschickt vermieden würden, dass die Ciliatenbewegungen auch in diesem Punkt ähnlich vollkommen seien, wie die der höheren, mit gutentwickelten Gesichtsorganen ausgerüsteten Thiere, Vorurtheilsfreie Beobachtung sowohl, als die Unmöglichkeit einzusehen, wie die Ciliaten auf Entfernungen von der Gegenwart solcher Hindernisse Kenntniss er- halten sollten, zeigen übereinstimmend, dass dem nicht so ist. Hindernisse üben erst dann auf die Bewegungsrichtung einen Einfluss aus, wenn sie zum wenigsten mit den Wimpern berührt werden. Häufiger stossen die Thiere in ihrem Lauf kräftig auf die entgegenstehenden Dinge, bevor sie sich zur Seite wendeo. Ich kann in dieser Beziehung nur Eberhard's (1858) Angaben bestätigen. Was die Willkür der Bewegungen angeht, so wird es sich zunächst darum handeln, w^as man hierunter versteht. Soll sie nichts weiter besagen, als dass die Bewegungen durch innere Impulse veranlasst werden und jene Impulse in verwickelter Weise durch sehr verschiedenartige und z.Th. noch wenig controlirbare äussere Reize, sowie durch Aenderungen in dem inneren Zustand des Organismus ausgelöst werden, so lässt sich dagegen nichts einwenden. Soll dagegen Willkür gleichzeitig ausdrücken. ] 7.^b Ciliata. dass auf jene Reize oder ZiistandsändeiUDgen durch bcwusste Willcnsactc geantwortet werde, so fehlt hierzu jede Berechtigung. Denn die hoch- complicirten Einrichtungen der nervösen Centralorgane der Metazoen, mit welchen sicherlich häufig nur ein mangelhaftes Selbstbewusstsein verbunden ist, schliessen meines Erachtens den Gedanken aus, in der einfachen Protozoenzelle ähnliche Vorgänge für möglich zu halten. Natür- lich wird dadurch nicht geleugnet, dass auch das Infusor, wie die lebende Substanz überhaupt, ein dumpfes Empfinden innerer Zustände und ihrer Aenderungen durch äussere Reize, wie auch der durch jene Ursachen ausgelösten Thätigkeiten besitzt. Dagegen fehlt, wie gesagt, jeder Anhalt den Protozoen ein Selbstbewusstsein im Gegensatz zur Aussenwelt und damit etwa verbundene bewusste Willkür zuzuschreiben. Die Bewegungen der einzelnen Cilien, deren Zusammenwirken die Ortsbeweguug hervorruft, wurden leider bis jetzt nur wenig untersucht. Die gewöhnliche Ansicht ist wohl, dass die eigentlichen Cilien in einer Ebene hin und her schlagen. Unter dieser Voraussetzung, in Verbindung mit der weiteren Annahme, dass der Schlag nach der einen Richtung kräftiger (also auch schneller) geführt werde, wie der Rückgang in der anderen Richtung , lassen sich die Ortsbewegungen , auf Grund der morphologischen Anordnung der Cilien, ziemlich befriedigend erklären. Für die Bewegung in einer Ebene und die Verschiedenheit des Schlags nach den beiden Richtungen darf auch auf die Bewegungen der Cilien von Flimmerzellen hingewiesen werden, wo beides direct beobachtet w^urde*). Maupas (18S3, 2^. 629) schreibt den g-ewöhnliclien Cilien eine trichterförmige Be- wegung zu; die Cilie beschreibe einen Kegelmantel, dessen Spitze durch ihre Ansatzstelle gebildet wird. Die. Cilien bewegten sich demnach Im Allgemeinen so, wie es früher für die Geissein der Mastigophoren auseinandergesetzt wurde. Leider wird diese Angabe nicht ein- gehender dargelegt und durch Beispiele erläutert. Nach dem, was wir früher über die durch schraubig bewegte Geissein hervorgerufenen Ortsbewegungen der Flagellateu theoretisch ent- wickelten, würde jede auf diese Weise bewegte Cilie den Körper in der Richtung der Axe des von ihr beschriebenen Kegelmantels zu bewegen streben. Stellen wir uns daher eine etwa ellipsoidische , holotrich bewimperte Ciliate vor, deren Cilien sämmtlich in gleichmässiger derartiger Thätigkeit sind , so Hesse sich nicht einsehen , wie eine Ortsbewegung zu Stande kommt, da die einzelnen Bewegungsimpulse nach den verschiedensten Eichtungen sich gegen- seitig aufhöben, vorausgesetzt, dass die Axen der von den Cilien beschriebenen Kegelmäntel senkrecht zur Kürperoberfläche stehen. Die Annahme, dass dies nicht der Fall sei, wodurch unter den gegebenen umständen eine Ortsbewegung eintreten könnte, scheint mit der allge- meinen Anordnung der Cilien wenig zu harmoniren. — Diese Betrachtungen machen es mir unwahrscheinlich, dass die Cilien bei der gewöhnlichen Ortsbewegung derartige Einzelbe- wegungen ausführen. Dazu gesellen sich anderweitige Bedenken. Wie wir früher darzu- legen suchten , ist es recht wahrscheinlich, dass sowohl die Girren wie die undulirenden Mem- branen Gruppen von Cilien repräsentiren , manchmal scheint es aber geradezu, dass die Cilien einer Eeihe in innige Berührung treten und dann gemeinsame Bewegungen aus- führen, ähnlich Cirren. Die Bewegungen dieser complicirteren Wimpergebilde sind aber stets schlagende, wie Maupas selbst angibt, obgleich er zuweilen auch Cirren „wirbeln" sah. — Unter diesen umständen scheint es mir wahrscheinlicher, dass auch die Bewegungen ''■■) Vergl. Engclmann in Haiidb. d. Physiologie, herausgeg. von Hermann. Bd. 1. 18T9. Bewegung durch Winipergebilde (^Willkür, Einzelbewegung der Cilien). 1789 der eigentlichen Cilien schlagende sind. Dazu gesellt sich ferner die vielfach be- schriebene, interessante Erscheinung, dass die Cilien gewisser Hole- und Heterotricha „biischelig" schlagen. Hierher gehören namentlich die Isotrichinen, Opalinen, Conchophthirus, Nyctotherus, Balantidium, Balantidiopsis, Cohn's Helicostoma, gewisse Nassnlaarten (Entz 1884) Metopus (Stein 1867), Chlamydodon Cyclops (Entz) und Trichodinopsis. Wahrscheinlich ist die Erscheinung aber verbreiteter; so finde ich sie auf Engelmann's unedirten Skizzen ange- deutet für Ophryoglena, Loxophyllum uieleagris und Peritromus. Es ist interessant, dass sie besonders bei parasitischen Ciliaten häufiger oder deutlicher zu sein scheint. Ihr Wesen besteht darin, dass die Cilien in büscheligen Gruppen zusammengeneigt erscheinen und diese Zusammenneigungsstellen wellenartig über die Körperoberfläche fortschreiten. Es sieht aus, als wenn Wellen über das Thier hinliefen und eigentlich ist dies aucli so. Dabei zeigt sicli jedoch ferner, dass diese Wellen nicht quer, sondern etwas schief zu den Körperstreifen (resp. Cilienfurchen) gerichtet sind (s. Schuberg für Isotricha und Fahre für Balantidium). Die Er- scheinung beruht jedenfalls darauf, dass das Schwingen der Cilien am einen Ende des Körpers beginnt und sich von hier aus regelmässig über den Körper fortpflanzt. Alle Cilien einer sichtbaren Welle befinden sich in der Phase der Zusammenneigung, während die zwischen den Wellen liegenden divergiren. Es handelt sich um dasselbe Phänomen, welches am Eäder- organe der Eotatorien den Anschein rotirender Zacken oder Zähne hervorruft und das Du- jardin (1842, p. 580 Anm.) in erwähnter Weise ausführlich erklärte, nachdem schon Schrank (1809) die Kadbewegung ähnlich gedeutet hatte. Auch am Flimmerepithel wurde diese Wellenerscheinung häufig beobachtet und in derselben Weise erklärt*). Die Erscheinung erfolgt wesentlich ebenso wie die Wellenbewegung in einem vom Winde durchfurchten Kornfeld. Wie gesagt, fällt ihre Erklärung nicht schwer, wenn wir eine über den Körper fortschreitende Schlagbewegung der Cilien voraussetzen, wogegen mir nicht ersichtlich ist, wie sie bei trichterförmiger Cilienbewegung zu Stande kommen soll. Elirenherg wollte zwar (183S, p. 480) gerade die fortschreitende Bewegung im Eäderorgan der Eotatorien durch trichterförmige Bewegungen der Einzelcilien erklären, jedoch in recht vager Weise und ohne tiefere Begründung. Nach den vorstehenden Erörterungen halten wir also die ein- fache Sehlagbewegimg der Cilien für die wahrscheinlichere. Bei dieser Voraussetzung und der Annahme, dass der Schlag in einer Richtung kräftiger geführt werde, ist die fortschreitende Bewegung der Ciliaten unschwer zu erklären. Die Bewegung nach vorn oder hinten erfordert natürlich einen Wechsel in der Hauptschlagrichtnng. Bei gewissen Ciliaten wurde eine Stellungsänderung der Cilien auch thatsächlich beim Uebergang aus der einen in die andere Bewegungsrichtung beobachtet. So fand Balbiani (490), dass die Wimperorgane der beiden Gürtel von D i d i n i u m n a s u t u m während der Vorwärts- bewegung nach vorn gerichtet sind, umgekehrt dagegen bei der Rück- wärtsbewegung. Seine Figuren zeigen jedoch beide Male genau die umgekehrte Stellung der Cilien, welche mir auch richtiger scheint. Damit stimmt ferner überein, dass Maupas die grossen Mundcilien des sogen. La gyn US elongatus Cl. und L. sp. bei der Vorwärtsbewegung stets rückwärts gerichtet fand. Ob dabei jedoch nicht der Wasserwider- stand ins Spiel kam, bleibt fraglich. Rotirt Didinium auf dem Platz, so ist nach Balbiani der vordere Kranz nach vorn, der hintere nach hinten gerichtet, so dass ihre Wirkungen sich aufheben. Ob Aehnliches beim *) Engclmann 1. cit. s. vorherg. p. 1790 Ciliata. i'iihigeu Stehen anderer Ciliaten mit fortwährend bewegten Wimpern vor- kommt, bleibt zu ermitteln. Ein Wort erfordert noch die wohl allgemein vorkommende Rotation während der freien Schwimmbewegung. Nehmen wir zum Ausgangs- punkt eine primitive holotriche Form, deren Cilienreihen also raerldional von Pol zu Pol ziehen, so wüirde eine Rotation bei der Vorwärts- bewegung nur dann eintreten, wenn die Cilien nicht in den Meridional- ebenen der Reihen schlagen, sondern mehr oder weniger schief zu denselben. Beobachtungen hierüber kenne ich keine; doch spricht hierfür die Erfahrung, dass die Membranellen stets schief oder senkrecht zu ihrer Saumlinie, welche wir bekanntlich mit Grund für die Fortsetzung einer ursprünglichen Cilienreihe halten, schlagen. Weiterhin stimmt hiermit überein, dass die Girren in den Bauchreihen der Hypotrichen stets schief zu den Reihen gezeichnet werden, woraus folgt, dass sie wohl sicher auch schief zu denselben schlagen werden. Interessanter Weise zeichnet Maupas auch bei Gondylostoma sämmtiiche Cilien der Bauch- wie Rückenseite schief zu den Reihen, weshalb auch für die gewöhnlichen Cilien das Gleiche Avahrscheinlich wird. Endlich spricht in diesem Sinne die oben erwähnte schiefe Richtung der fortschreitenden Wellen zu den Körperstreifen bei büschelig schlagenden Cilien ; da nämlich die Wellen senkrecht zu der Schlagrichtung der Cilien stehen müssen, so folgt daraus, dass auch diese schief zu den Streifen oder Cilien- furchen steht. Bis auf Weiteres dürfen wir daher das schiefe Schlagen der Cilien für wahrscheinlich halten. — Bei den meisten Ciliaten laufen die Cilienreihen bekanntlich schraubig um den Körper. In diesem Fall würde also auch ihr Schlagen längs der Reihen Rotation herbei- führen; doch sprechen die oben aufgeführten Thatsachen auch für schiefes Schlagen in den schraubigen Reihen. Unter diesen Umständen wird natürlich etwas fraglich, ob der schraubige Vedauf der Reihen eine mechanische Bedeutung für die Bewegung besitzt. Vielleicht mag eine solche darauf beruhen, dass der Schlag bei gleicher Schiefe gegen die Reihen wirksamer für die Vorwärtsbewegung w^ird, wenn die Reihen selbst etwas schief gerichtet sind. Wie für die Geissein der Flagellaten gilt jedenfalls auch für die Cilien und sonstigen Wimpergebilde der Ciliaten, dass ihre Be- wegung eine autonome ist, d. h., dass die wirksamen Contractions- kräfte in ihnen selbst ihren Sitz haben. Schon Stein (1859, p. 71) äusserte dies bestimmt, entgegen den Anschauungen, dass etwa con- tractile Fasern oder dergleichen die Cilien von innen bewegten. Den be- stimmtesten Bew^eis für diese Ansicht lieferte natürlich die Wahrnehmung dass Cilien nach der Lösung vom Körper sich noch bewegten. Einige Beobachter wollen dergleichen auch gesehen haben, doch sind die An- gaben nicht sicher genug. So berichtete Kölliker (386), dass Jie Wimpern von Paramaeciuin Bursaria iiacli tler Ablösung diircli 1 procent. Essigsäure sich noch einige Zeit selbstständig bewegten. Bei Beweg, d. WimpergeMlde (Rotation b. Scliwiuimeii ; auton. Bew. d. Cilien, innere Impulse). 1791 Gonostomuiü pcdiculiforme Cohii sp. (Stichocbaeta Coha 410) sali dieser Beobachter die beim Zerfliessen abgestossenen Wimpern (Girren) sicli nocb einige Zeit schlängeln. Gegen die Bewegungen abgelöster Wimpergebilde äusserten sich dagegen Moxon (449) und Sim- roth (536); auch stimme ich Maupas (677, p. 62.5) ganz bei, wenn er Kölliker's An- gabe für sehr unwahrscheinlich erklärt, da Iprocent. Essigsäure die Cilien sofort tödtet. Gegen Cohn's Erfahrung lässt sich ein solcher Einwand nicht erheben; immerhin kann auch sie nicht ohne Bedenken acceptirt werden, da Aehnliches sonst nie beobachtet wurde. Unmög- lich scheint sie nicht. Jedenfalls ist aber schon wichtig, dass selbst auf sehr kleinen abgelösten Plasmastückchen, welche nur noch wenige Cilien tragen, die Bewegung häufig fort- dauert. Schon früher (p. 1330) führten wir die nicht unwichtige Beobachtung Stein's über die selbstständigen Bewegungen der Fasern aufgelöster Aftercirren an, welche, wenn richtig, ein guter Beweis für die autonome Thätigkeit ist. Wenn wir daher mit Stein, Maupas und Anderen an der autonomen Thätigkeit der Wimpergebilde festhalten, so stützen wir uns hauptsächlich auf die principielle Uebereinstimmung zwischen Geissein und Cilien, da sie für erstere genügend erwiesen sein dürfte. Obgleich an der Selbstthätigkeit der Wimpergebilde nicht ernst- lich zu zweifeln ist, so erscheint doch auch sicher, dass sie den Impuls zur Thätigkeit aus dem Körperinnern empfangen, dass sie unter dem Einfiuss innerer Erregungen stehen, welche im Allgemeinen mit den nervösen der Metazoen vergleichbar sind. Dies folgt sicher aus dem früher über die Bewegungen der Ciliaten Mitgetheilten, hauptsächlich dem häufigen Wechsel zwischen Ruhe und Bewegung bei vielen. Es lässt sich auch bestimmt feststellen, dass Cilien wie Cirren häufig vollständig ruhen und ebenso plötzlich wieder in Thätigkeit versetzt werden. Ob- gleich diese Erscheinung zweifellos sehr allgemein verbreitet ist, ja wohl überall gilt, kann man sie doch bei gewissen Formen besonders deutlich verfolgen. Namentlich die Cyclidien zeigen dies klar, da ihre relativ langen Cilien während der Ruhe des Thieres wie steife Borsten völlig unbeweglich allseitig abstehen, um dann plötzlich in heftigste Bewegung zu gerathen, wenn das Infusor davon schiesst. Noch charakteristischer tritt der Wechsel von Ruhe und Thätigkeit an den Cirren der Oxy- trichinen hervor. Bald bewegen sich die einen, bald die anderen mit einer der Kriechbewegung des Infusors entsprechenden Zweckmässigkeit, was die schon früher angedeutete Analogie mit den Beinen eines viel- füssigen höheren Thieres recht auffallend macht. Namentlich die Thätig- keit dieser Wimpergebilde, doch auch die Bewegungsvorgänge der Ciliaten überhaupt, machen die Annahme unabweisbar, dass das Zusammenwirken der zahlreichen Einzelorgane eines Infusors zu vortheilhafter Gesammt- thätigkeit im Normalzustand von Innen aus geregelt sein muss, dass also nicht nur innere Erregungen, sondern auch eine vortheilhafte und gesetz- mässige centrale Regelung derselben vorhanden sein müssen. Wo deren Sitz zu suchen ist, dafür fehlen bis jetzt Anhaltspunkte, wenn ich es auch nicht für wahrscheinlich halten möchte, dass sich im Infusorieu- körper ein lokalisirtes Centrum für die Erregungen der Bewegungsorgane finden dürfte, dass vielmehr der gesammte Aufbau des Körpers, besonders der des Ectoplasmas (denn das strömende Entoplasma scheint hierfür un- 1 792 Ciliata. geeignet) so getroffen ist, dass die richtigen Wirkungen eine directe Folge desselben sind. Auch die interessante Beobachtung Gruber's, dass in Theilung begriffene Stentoren durchaus übereinstimmende und syn- chronische Bewegungen ausfuhren, so lange sie noch durch eine Plasraa- brticke vereinigt sind, entscheidet die Frage weder nach der einen wie der anderen Seite; denn auch bei Annahme irgend einer Lokalisation des Bewegungscentrums könnte das harmonische Zusammenwirken der beiden Theilhälften bestehen, so lange dieselben verbunden sind und dem- nach auch die beiden Centra noch zusammenhängen. Dennoch darf nicht unbeachtet bleiben, dass die Gruber'sche Regel wohl keine durch- greifende Gültigkeit hat, da Fälle bekannt sind, wo die beiden .Spröss- liuge gegen Ende der Theilung verschiedenartige Bewegungen aus- führen, in Folge deren der Verbindungsfaden schliesslich reisst. Es bedarf noch weiterer Aufklärung, ob gewisse AVimpergebilde dem Einfluss der wechselnden inneren Erregungen völlig entzogen sind. In der Regel ist deutlich zu beobachten, dass die Wimperorgane des Mundes und Schlundes, welche den zuführenden Nahrungsstrom erzeugen, auch während des Stillstehens der Bewegungscilien ununterbrochen thätig sind. Dennoch lässt sich wohl nicht sagen, dass ihre Thätigkeit von den inneren Zuständen des Organismus unabhängig sei; viel- mehr wird ihr Verhältniss zu denselben etwa so aufzufassen sein, \\\c die Herz- und Athmungsthätigkeit eines höheren Thieres. Dazu gesellt sich ferner, dass unter den Ciliaten selbst Abstufungen in dieser Hinsicht gefunden werden. So versichert wenigstens Maupas (677), dass die adorale Zone der Oxytrichinen in der Regel ununterbrochen thätig sei , also unwillkürlich bewegt werde ; bei A c t i n o t r i c h a saltans und Holosticha Lacazei aber ruhen ihre Membranellen zu- weilen, verhalten sich also ähnlieh wie die Girren. Ob die ununterbrochene Bewegung der adoralen Zone für die übrigen Hypotricha zwar so stricte gilt, scheint mir nicht ganz gewiss, da Stein versichert, dass häufig sämmtliche Wimpergebilde dieser Ciliaten ruhen. b. Contractionsbewegungen. Es wurde schon betont, dass Ortsveränderungen durch Coutractionen bei den Ciliaten kaum vorkommen; doch erwähnt z. B. Stein (428), dass Spirostomum bei jeder Zusammen- ziehung etwas rückwärts fahre. Dennoch ist das Contractionsvermögen sehr verbreitet und erreicht in dieser Abtheilung überhaupt die höchste Entwicklung unter den Protozoen. Wie uns schon bekannt, geht es trotzdem vielen vollständig ab. Unter diesen lassen sich wiederum solche unterscheiden, deren Körper als starr bezeichnet werden darf, da er selbst bei heftigem Anstossen an feste Körper seine Form nicht ändert. Als Beispiele solcher Ciliaten dürfen Coleps und eine Reihe Hypotriche (Euplotinen und Andere) gelten. In solcher Auffassung- wurde diese Bezeichnung' häufig verwendet (s. z. B. Cohn 410). Es scheint müssig, hier genauer auseinanderzusetzen, dass damit nicht „absolute Starre" ge- meint ist, welche, wie das Ahsolute überhaupt, nicht in die Naturwissenschaften, sondern in Contractionsbe\vo!i'ung-en. 1793 die Metapliysik geliört. Ich erwäline dies nur, weil sich gelegen tlicli ein Gegner der starren Ciliaten hinter die „absolute Starre" zu verschanzen glaubte. Häufiger ist der niclitcontractile Körper weicher, jedoch elastisch, d. h. er gibt äusserem Druck leicht nach. Die betreffenden Ciliaten können sich häufig durch relativ enge Lücken zwischen festen Kör- pern durchzwängen. Beim Nachlassen des Druckes kehrt der Körper sofort wieder in die ursprüngliche Form zurück und wird daher gewöhnlich als elastisch bezeichnet. Der Grad der Elasticität zeigt deutliche Abstufungen. Jedenfalls darf aber nicht die gesammte Körpersubstanz der Infusorien als elastisch bezeichnet werden , da wir ja früher zur Ansicht gelangten, dass sie ihrer Hauptmasse nach eine zähflüssige Beschaffenheit besitzt. Elastisch ist nur die meist recht dünne äusserste Schicht festeren Characters; der elastische Körper eines Infiisors kann daher nicht etwa mit einem soliden Gummiball, sondern nur mit einer von Flüssigkeit erfüllten Blase mit relativ dünner, elastischer Wand ver- glichen werden. Alle spontanen Veränderungen der Körpergestalt darf man unter dem Begriff der Contraction zusammenfassen, mögen sie nur gewisse Körper- theile oder den Gesammtorganismus ergreifen. Dennoch wird es gut sein, die beiden Haupttypen der Contraction durch besondere Bezeichnungen zu unterscheiden. Einmal die häufige Form , bei welcher sich der Körper meist in seiner Gesammtheit, seltener nur in gewissen Abschnitten in der Längsaxe mehr oder weniger heftig und rasch zusammenzieht; und dann jene Form, wo die Contraction nur einseitig bis ringförmig und gewöhnlich lokal, jedoch häufig den Ort wechselnd, auftritt und daher zu Biegungen des Körpers oder einzelner Theile führt. Obgleich das Wesen beider Vorgänge dasselbe ist, darf der erste mit Perty (1852) wohl als spastische, der zweite als metabolische Contraction bezeichnet werden; wobei aber zu be- merken ist, dass der Sinn, welchen Perty diesen Bezeichnungen unterlegte, sich nicht völlig mit dem hier festgehaltenen deckt. Cohn (410) nannte die metabolischen Ciliaten und Protozoen im Allgemeinen flexil, was sich nicht empfiehlt, da dieser Ausdruck in der Regel für passiv biegsame Körper verwendet wird. Die spastischen Infusorien nannte er retractil, womit ebenfalls nur eine Seite ihrer Thätigkeit aus- gedrückt wird. Da die morphologischen Grundlagen der spastischen Contractilität, welche jedoch in den meisten Fällen auch die der metabolischen sein werden, schon früher geschildert wurden, erübrigt hier nur, auf die Ver- breitung dieser Erscheinung mit einigen Worten einzugehen. Geringere Grade derselben, welche sich meist auch durch Langsamkeit auszeichnen, sind jedenfalls sehr weit verbreitet und werden unter besonderen Be- dingungen, so bei Einwirkung heftiger Inductionsschläge, auch bei Ciliaten beobachtet, welchen spontane Contractilität fehlt. Plötzliche und heftige spastische Contractionen sind seltener. Die schrmsten Beispiele bieten ge- I'i'onn, Klassen iles Tluer-Rrni-lis. Pruto/,oa. 113 1794 Giliata. wisse Gymnostoraata (wie Lacrymarien, Tracheloeerca), manche Heterotricha (Spirostoraum, Stentor, Folliculina), die Tintin- iioina, zahlreiche Hypotricha und die Vorticellina ausnahmslos. Bei den Hypotrichen combinirt sich die spastische Contractilität gewöhnlich mit einem gewissen Grad von Metabolie, so dass sie nur auf heftigere Reize in ihrer Totalität zusammenzucken, für gewöhnlich dagegen Biegungen bis Schlängelungen und andere, mehr unregelmässige Krümmungen machen. Auch die wurmförmige Tracheloeerca besitzt gleichzeitig einen hohen Grad von Metabolie, indem sie sich in der mannigfaltigsten Weise biegt und schlängelt, ja zusammenrollt; selbst ringförmige Ein- schnürungen treten häutig auf, doch mögen sie z. Th. auf wirklicher Torsion des Körpers beruhen. Aehnlich verhält sich nach Maupas' Beschreibung (1883) der sog. Lagynus elongatus Gl. L. sp. Auch Spirostomum zeigt neben spastischen Contractionen ziemlich starke Metabolie. Da die Zusammenziehung bei den mit Rippenstreifen versehenen Infusorien längs dieser geschieht, so folgt, dass bei jeder Contraction eine Rotation beider Körperenden eintreten muss, wenn dieselben |un- befestigt sind. Im Princip ist die Sachlage wesentlich dieselbe, welche wir schon bei der Contraction des Vorticellinenstiels besprachen; dieser erfährt ja gleichfalls eine Rotation seines freien Endes um die Stielaxe (s. p. 1312). Ist das hintere Ende der Ciliate befestigt, wie dies bei Stentoren häufig auftritt, dann dreht sich natürlich nur das freie Vorder- ende; in diesem Fall ist die Rotation besonders deutlich wahrzu- nehmen. Von besonderem Interesse erscheint, dass die Contraction bei Spirosto- mum (speciell Sp. ambiguum) auch eine wirkliche Torsion des wurmförmigen Körpers hervorrufen kann. Sowohl Lieberkühn (uned. Tf.) wäe Stein (1867) beobachteten solche Zustände. Bei diesen schraubig gewundenen Spirostomen sieht man, dass sowohl das sonst längsgerichtete Peristom wie der längsverlaufende Kanal der contractilen Vacuole schraubig hin- ziehen. Stein erkannte schon die Ursache dieser Torsion darin, dass sich nicht die Myoneme aller Körperstreifen gleichzeitig eontrahiren, wie bei normaler Zusammenziehung, sondern nur eine Anzahl be- nachbarter. Bei solchen Spirostomen erfolgt also die Contraction längs eines den Körper schraubig umziehenden Bandes; es tritt der Fall ein, welchen wir schon bei den Geissein der Flagellaten und der Contraction des Vorticellenstiels erläuterten, d. h. der sonst cylindrische Körper muss sich schraubig tordiren. Ueberlegt man die Vorgänge Lei dieser Torsion genauer, so ergibt sich, dass dabei keini^ Vermehrung der ümgangszahl der Kürperstreifen eintreten kann und dass die Windungszahl des tordirten Körpers nicht grösser sein kann wie die der Körperstreifen, resp. Myoneme, im ge- streckten Zustand. AVenn daher Lieberkühn's, auf unserer Taf. 67, Fig. 2 b reproducirte Figur richtig ist, auf welcher die Körperstreifen und der Kanal der contractilen Vacuole etwa 4 volle Umgänge beschreiben, so bleibt (vorausgesetzt, dass die obige Erklärung der Torsion richtig Contractiou. Art; der Bewegung. 1795 ist) nur die Annahme librig, dass die Umgangszahl der Körperstreifen z. Th. eine viel höhere ist als gewöhnlich. Wir fanden nämlich früher, dass sie meist nicht mehr wie 1 beträgt. Schon vorhin wurde bemerkt, dass Torsionen, von der gleichen Ur- sache hervorgerufen, wahrscheinlich auch bei anderen langgestreckten Ciliatcn vorkommen. Da schon bei früherer Gelegenheit auf die spastische Contractilität einzelner Körperabschnitte hingewiesen wurde, so berühren wir diesen Gegenstand hier nur kurz. Am bezeichnendsten ist der schon ausführ- lich besprochene Stielfaden der Vorticellinen. Einigermaassen ähnlich ver- hält sich der lange, sehr contractile Schwanz des Epiclintes und der sogen. Oxytricha retractilis Clap. L. Ein eigenthümliches Beispiel beschränkter Contractilität bietet Peritromus. Nach Maupas (677) con- trahirt diese Ciliate bei jeder Beunruhigung plötzlich den hellen dünnen Randsaum des ganzen Körpers, welcher sich dabei unregelmässig faltet. Stein gab totale Contraction des Körpers an. Wie gesagt, sind die metabolischen Contractionen jedenfalls nicht principiell von den seither besprochenen verschieden, sondern nur das Resultat localer und häufig einseitiger stärkerer Zusammenziehungen. Dass auch die spastische Contraction gelegentlich einseitig stärker wirken und daher eine Biegung des Körpers hervorrufen kann, wurde schon früher erwähnt (s. p. 1303). Diese Erscheinung findet sich bei gewissen Vorticellidinen (Opercnlaria berberina und nutans Stein), welche sich bei jeder Contraction gegen den Stiel zurückbiegen. Wie Engelmann (1875) zeigte, beruht dies jedoch darauf, dass die Myoneme auf der einen Seite stärker sind wie auf der anderen. Die metabolischen Bewegungen des Gesammtkörpers haben wir schon oben kurz berührt. Als besonders metabolischer Körpertheil verdient der sog. Hals oder Rüssel von Lacrymaria Olor, Trachelius, Lionotus (besonders L. Anser) und Dileptus besonderer Erwähnung. Der Rüssel- abschnitt ist bei allen durch eine ganz besondere Beweglichkeit aus- gezeichnet (geringer jedenfalls nur bei Trachelius). Er kann sich nach allen Richtungen biegen und tastet fortwährend umher. Unter Umständen rollt er sich auch auf (L. Anser, Wrzesn.). Es unterliegt keinem Zweifel, dass dieses Organ thatsächlich als eine Art Tastrüssel dient, welcher wenig- stens bei den Tracheliuen durch seine Trichocysten auch das Einfangen der Nahrung unterstützt. Wie über die Bewegungen der Ciliaten mit den Wimpergebilden, so Hesse sich auch über die Contractionserscheinungen noch mancherlei Detail aufzählen; da dies jedoch zur Zeit ohne allgemeinere Bedeutung ist, so beschränken wir uns auf das Berichtete. C. Ernährungsverhältnisse. a. Art der Nahrung. Die überaus grosse Mehrzahl der Ciliaten nimmt feste Nahrung auf, besitzt demnach animalische Ernährung. Nur die parasitischen Opal ininen gingen unter Mundverlust zur Aufsaugung 113== 1790 Ciliata. flüssiger Nabrung durch die Körperoberfläclie über. Ihre Ernährungsweise ist daher iin Allgemeinen eine saprophytische nach der Bezeich- nung, welche wir bei den Flagellaten gebrauchten (s. p. 865). Ob die Aufsaugung bei den mit einem Mund versehencn^Parasiten vielleicht sclion z. Th. eine Eolle neben der Aufnahme fester Nahrung spielt, bedarf genauerer Untersuchung; dennoch deuten Stcin's Erfahrungen (428), welcher bei manchen Balantidien häufig sehr wenig- feste Nalirung bemerkte und ähnliche Scliuberg's (843) an den Isotrichinen vielleicht Derartiges an. Kein holophytische Ernährung findet sich bei den Ciliaten sicher nicht. Auf die Bedeutung der sogen. Zoochlorellen für die Ernährung l;ann erst später eingegangen werden. Die Natur der Nahrung wnrd wesentlich dadurch bedingt oder be- schränkt, dass die Ciliaten nur relativ kleine Körper einzuführen ver- mögen. Dementsprechend ernähren sie sich vorzugsweise von einzelligen Organismen: Bacteriaceen , Bacillariaceen, Desmidiaceen, Zoosporen ver- schiedenster Algen, Flagellaten und Infusorien, seltener schon kleineren Rotatorien, Oscillarienfäden und deren Bruchstücken. Dies schliesst nicht aus, dass auch Zerfallsproducte höherer Organismen, wie Fragmente höherer Pflanzen und Thiere (Holztheilchen, Stärkemehlkörner, Gewebsfetzen, Fetttropfen etc.) verzehrt werden. Die Nahrung der Entoparasiteu wechselt natürlich mit dem Organ, welches sie bewohnen. Die des Darmes ernähren sich gewöhnlich von Partikeln der mehr oder weniger zersetzten oder macerirten Nahrungskörper ihrer Wirthe (so die Ophryoscolecineu des Wiederkäuermagens von macerirten Pflanzengewebstheilchen). Anderer- seits begegnet man z. Th. auch Darmschleim und Blutkörperchen der Wirthe im Entoplasma mancher Darmparasiten. Auch die Bacterien des Darmes mögen als Nahrung z, Th. eine Rolle spielen, lieber die Er- nährung der wenigen Parasiten, welche nicht den Darm bewohnen, ist so gut wie nichts bekannt. Schon früher ('s. p. 1399) wurde ziemlich eingehend erörtert, dass man nach der Art der Nahrungsaufnahme zwei grosse Gruppen der Ciliaten unterscheiden kann, denen im Allgemeinen auch eine bestimmte Ver- schiedenheit der Nahrung parallel läuft. Einmal diejenigen mit zu- führendem Nahrungsstrom und engem Mund und Schlund, welche nicht erweiterungsfähig und ganz ohne Schlingvermögen sind (im Besonderen die grosse Mehrzahl der Aspirotrichen [früher Paramaecinen] , der P er i trieben und gewisse He t er o trieben). Ihre Organisation weist diese Ciliaten auf sehr feine Nahrungskörperchen , insbesondere Bacte- riaceen, hin, welche durch den ununterbrochenen Nahrungsstrom ein- geführt werden. Natürlich ist die Beschränkung dieser Ciliaten auf Bacteriennahrung keine absolute, da, wie wir gleich sehen werden, be- liebige andere Körperchen, wenn sie nur genügend klein sind, einge- führt werden. Dennoch weisen sie ihre Lebensverhältnisse fast aus- schliesslich auf Bacterien hin. Maupas (868) hat diese Formen auch saprophage genannt. — An sie reihen sich zunächst diejenigen mit zuführendem Nahrungsstrom, welche entweder eine grössere oder erweite- rungsfähige Mundöffnung, oder deren Vermögen zu Schling- oder Schluck- Art der Nahrung-. Auswalil. 171)7 hewegUDgen, zur AufDahme ansehnlicherer Nahrungskörper befähigt. Es sind dies namentlich die Hy p otricha, Oligotricha, ein ansehnlicher Theil der Heterotricha und schliesslich gewisse Aspir otricha. Natürlich können die meisten derselben auch sehr feine Nahrungspartikel nach Art der ersterwähnten aufnehmen, wovon sie wohl immer Gebrauch machen, wenn ihnen anderweitige Nahrung fehlt; oder sie verzehren neben der gröberen auch feine Nahrung. Dennoch gibt es unter den hierhergerechneten Formen einzelne, welche, wie es scheint, ausschliess- lich ansehnliche Nahrungskörper aufnehmen, z. B. Leucophrys und F r 0 n 1 0 u i a. Die dritte Gruppe endlich bilden die früher genauer geschilderten typischen Schlinger mit meist sehr erweiterungsfähigem Mund (resp. auch Schlund) und ohne Nahrungsstrom. Diese Ciliaten sind auf grössere Nahrungskörper angewiesen, welche sie schlingend einiühren. Da manche jedoch mit einer etwas differenzirten oder stärkeren Mundbewimperung versehen sind, so scheint mir nicht ganz ausgeschlossen, dass sie mit deren Hülfe z. Th. auch feinere Nahrung einzuführen vermögen. Bacterien sind ihnen übrigens z. Th. auch in Gestalt von Zoogloeahaufeu zugäng- lich, welche sie ähnlich verschlingen wie grössere Nahrungskörper (Pro- rodon, Chilodon, Maupas 868). Man erkennt aus dem Vorbemerkten, dass die Gruppen der Ciliaten, ähnlich wie die Abtheilungen höherer Thiere, auf verschiedene Nah- rung angewiesen sind. Man unterschied daher mehrfach herbivore lind carnivore Ciliaten. Zu den ersteren rechnete man hauptsächlich die Bacterienfresser, zu den letzteren diejenigen, welche ausschliess- lich von anderen Ciliaten oder Protozoen leben. Es darf jedoch nicht ausser Acht gelassen werden , dass diese Ernährungsunter- schiede schw^erlich mit jenen herbivorer und carnivorer Thiere gleich- gestellt werden können. Ganz abgesehen davon, dass die Bezeichnung der Bacterien als Pflanzen ohne tiefere Bedeutung ist, glaube ich wohl, dass die Nahrun gsstoffe, welche sie den Ciliaten zuführen, nicht gar sehr von denen verschieden sind, welche die sog. caruivoren Formen geniessen. Jedenfalls bestehen in dieser Hinsicht kaum ähnliche Differenzen, wie zwischen der Ernährung herbivorer und carnivorer höherer Thiere. Das Gleiche dürfte selbst für solche Ciliaten bis zu einem gewissen Grad gelten, welche sich ausschliesslich von sog. Protophyten (Bacillariaceen, Oscillarien etc.) ernähren, denn es ist wohl wahrscheinlich, dass die stoff- lichen Unterschiede dieser Protophyten von den Protozoen weit geringer sind, als jene der höheren Pflanzen und Thiere. Dazu gesellt sich, dass die meisten Ciliaten , welche ansehnlichere Nahrungskörper geniessen, Protophyten und Protozoen aufnehmen, also Omnivora sind, wie man bei Verwendung obiger Unterscheidung sagen muss. Wichtiger ist die Frage, ob die Ciliaten befähigt sind, eine bestimmte Auswahl der Nahrung zu treffen. Obgleich diese Annahme für viele ungerechtfertigt erscheint, kann nicht geleugnet werden, dass sie für 17Ü8 ^iliata. andere z. Z. geboten sein dürfte. Schon lange ist bekannt, dass die typischen Bacterienfresser und andere Ciliaten mit Nahrungsstrom ver- schiedenartigste feine Partikelchen in grosser Menge einstrudeln, wenn sie ihnen dargeboten werden ; so Karmin, Indigo, chinesische Tusche, Amylum, Fetttröpfchen und dergleichen, Stoffe welche z. Th., wie die genannten Farben, ganz unverdaut wieder abgehen, also zur Er- nährung untauglich sind. Jedenfalls dürfte dies beweisen, dass das Auswahlvermögen dieser Formen recht beschränkt ist; doch scheint daraus noch nicht zu folgen, dass sie auch alle schädlichen Stoffe (denn dazu gehören die obigen nicht) aufnehmen. Es wäre immerhin möglich, dass sie gewisse vermieden. — Bekannt ist, dass die Vorti- cellidinen ins Vestibulum eingestrudelte Körper häufig wieder hinau.s- schleudern; doch scheint mir Stein 's Angabe (428, p. 32), dass die adoralen Cilien die Nahrungskörper betasteten und manche hierauf wegschlcuderten, grösstentheils Phantasie zu sein. Kühne sah Vor- ticellen Veratrinkörnchen aufnehmen und daran bald zu Grunde geben. Doch beweist alles dies nicht viel, da auch die Nahrungswahl der höheren Thiere meist eine Folge der Erfahrung ist. Auch für manche, an gröbere Nahrung gewöhnte Ciliaten wurde bekannt, dass sie gelegentlich Un- verdauliches verschlingen; so sah Wrzesniowski (466) die gefrässige Urostyla flavicans auch Sandkörner und Luftblasen aufnehmen. Gerade die typischen Schlinger bieten aber Beispiele der Be- schränkung auf eine bestimmte Nahrung, welche nicht wohl ohne ein gewisses Wahlvermögen gedacht werden können. So leben nahezu alle Chlamydodonten fast ausschliesslich von Bacillariaceen und Oscillarien. Eine bemerkenswerthe Ausnahme bildet nur Phascolodon, der nach Stein hauptsächlich Chlamydomonas und Pandorina frisst. Umgekehrt verschlingen Enchelys, Spathidium, Chaenia, Amphileptus, Lionotus, Di- leptus und Didinium, soweit bekannt, nur Ciliaten, während zahlreiche andere Enchelinen und Loxodes vorzugsweise auf Protophyten angewiesen scheinen. Vielleicht das interessanteste Beispiel der Nahrungswahl zeigt Amphileptus Claparedei, welcher, soweit bekannt, nur Vorticellinen verspeist. Wie gesagt, scheint mir aus dem Mitgetheilten zu folgen, dass die Ciliaten z. Th. eine gewisse Auswahl ihrer Nahrung treffen ; oder richtiger gesagt, dass gewisse Körper einen intensiveren Reiz in dieser Richtung auf sie üben, andere dagegen abstossend wirken. Die Bevorzugung gewisser Nahrungskörper allein von den besonderen und verschieden- artigen Einrichtungen zur Nahrungsaufnahme herzuleiten, wozu Maupas (818) geneigt scheint, dürfte wohl deshalb nicht zulässig sein, weil sich Beides Hand in Hand entwickelt haben muss, nicht aber die Organisation der Mund- und Schlundeinrichtungen als Ursache der ' Bevorzugung gewisser Nahrung gedacht werden kann. Auch das carni- vore Säugethier frisst nicht deshalb Fleisch, weil sein Gebiss dazu organisirt ist; vielmehr müssen sich Neigung oder Zwang zur Bevor- XaliruD^-dwalil. Vui'daiuingsvorgiuig'o. 17'JU zngimg- der FleischnabruDg und die Adaptiriiog des Gebisses allmählich zusammen entwickelt haben. Ob Pfeffer's Beobachtungen über die richtende Wirkung chemischer Stoflfe auf Einzellige eventuell zur Erklärung der Nahrungswahl herbei- gezogen werden dürfen, wie Bin et (848) meint, scheint fraglich, da Pfeifer gerade bei Ciliaten solche Erscheinungen nicht feststellen konnte (s. weiter unten), b. V e r d a u u n g s e r s c h e i n u n g e n . Erst in neuester Zeit wurden Versuche gemacht, diese Verhältnisse auf experimentellem Wege methodi- scher zu erforschen. Nachdem Green wo od*) (1886) zuerst Amoeba und Actinosphaerium studirt hatte, stellten Fahre (847) und Meissner (850) solche Untersuchungen ziemlich gleichzeitig an Ciliaten an. Ihre Ergebnisse stimmen ziemlich gut ttberein und sind im Wesentlichen fol- gende. Amylumkörner werden von den Ciliaten (solchen mit Nahrungs- strom wie Schlingern) gern aufgenommen und sichtlich verdaut. Immer- hin geschieht die Lösung ziemlich langsam , so dass bei einigermaassen reichlicher Aufnahme stets zahlreiche Körner unverändert oder doch nur wenig angegriffen durch den After ausgestossen w^erden. Bei längerem Ver- weilen im Eutoplasma wurden einzelne Stärkekörner rissig oder zerfielen auch, erschienen überhaupt mehr oder weniger angegriffen. Bei Behand- lung mit Jodserum beobachtete Fahre um die mit Amylum gefüllten Nahrungsvacuolen eine Zone gerötheten Entoplasmas, während die Körner sich bläuten. Er führt die Röthung wohl richtig auf umgewandelte, ge- löste Stärke (Erythrodextrin) zurück. Im Entoplasma oder den Nahrungs- vacuolen von Paramaecien, welche mit Stärkemehl gefüttert waren, beobachtete er kleine Körner, die sich mit Jod rötheten und „Rudimente von vollständig verdauten Amylumkörnern zu sein schienen." Auch Meissner bemerkte zuweilen Röthung veränderter Amylumkörner mit Jod und folgert daraus ebenfalls ihre Verwandlung in Dextrin. Hervorgehoben zu werden verdient, dass sowohl Greeuwood wie Meissner bei Sarkodinen (Amöben, i\.ctinophrys, Actinosphaerium) keine Lösung oder Veränderung des Amylums beobachteten. Dagegen fand Wortmaun die von Myxomyceten (Fuligo) gefressenen Stärkekörner nach 2 — 3 Tagen stets „corrodirf' und Kühne wies ein stärkelösendes Ferment in Aethalium nach**). Zur Untersuchung der Fettver- d a u u n g verwendeten Fahre und Meissner, wie schon Greenwood, Fütterung mit verdünnter Milch, also Milchkügelchen. M. färbte die- selben zuvor mit Alkannatinctur roth, resp. durch Behandlung mit schwach alkalischer Tinctur blau. Durch dieses Verfahren konnte er bei Rhizopoden nachweisen, dass die Flüssigkeit der Nahrungsvacuolen sauer reagirt, da die blaue Alkannafärbung sich rasch in die rothe ver- *) Oll tbc digestive process in some rhizopods, Journal of physiology Vol. VII. p. 253—73. 1886. **) S. bei de Bary, Vergl. Morpliologie u. Biologie der Pilze etc. 1884. p. IST. wandelte. Dass das Gleiche auch für die Ciliaten gilt, folgt schon aus einer älteren Beobachtung Engel mann 's, welcher Lackmuskörnchen im Entoplasma von Paramaecium Aurelia, Stylonychia Mytilus und pustulata, sowie Am oeba diffluens dauernd geröthet fand*). F. und M. konnten keine Veränderung der aufgenommenen Fettkügelchen bemerken; dieselben wurden nach verhältnissmässig kurzer Zeit wieder ausgestosseu (F. für Paramaecium). Auch M. fand sie nach 24 Stunden in den gefütterten Climacostomen nicht mehr. Etwas eigen thümlich ist, dass M. die Kügelchen in letzterwähntem Infusor nie in Nahrungs- vacuolen, sondern stets direct im Entoplasma bemerkte. Damit bringt er in Verbindung, dass einzelne der durch saures Alkanna rothen Kügelchen sich bläuten, was also alkalische Reaction anzeigte. Die Vacuolenflüssig- keit fand er dagegen, wie gesagt, stets sauer. Nach längerem Verweilen in den Climacostomen erschienen jedoch alie Kügelchen roth, so dass die Angelegenheit immerhin noch etwas unsicher erscheint. Schon Engulmauii**) hob die alkalische Keaction des lebenden Plasmas hervor, welche de Bary und Krukenberg bei Aethalium bestätigten; vor Kurzem zeigte Schwarz***), dass das pflanzliche Plasma wohl immer alkalisch ist. Die Schlüsse, welche beide Forscher aus ihren Resultaten über die Fettverdauung ziehen, lauten etwas verschieden. Während M. die Fähig- keit hierzu ganz bestreitet, hält es F. für wahrscheinlich, dass doch etwas Fett zersetzt und assimilirt werde. Nach den vorliegenden Versuchen scheint mir dies auch keineswegs ausgeschlossen. Die Fütterungen mit Amjlum, Karmin etc. zeigen, dass die Nahrung den Körper sehr rasch passirt; die Ausstossung der Nahrungsballen durch den After scheint wenigstens bei Paramaecium und ähnlich sich verhaltenden Formen keineswegs erst dann zu geschehen, wenn dieselben möglichst verdaut sind, vielmehr ohne Rücksicht hierauf nach einem gewissen, relativ kurzen Verweilen im Entoplasma; was auch natürlich erscheint, wenn wir berücksichtigen, dass diese Ciliaten fortwährend neue Nahrungs- vacuolen bilden. Bezüglich der Eiweissverdauung berufen sich F. und M, auf die alten Erfahrungen an gefressenen Organismen, welche dieselbe unzweifel- haft erweisen. Gekochtes Eigelb (Dotterkügelchen) sah M. wie bei den Sarkodinen nicht verdaut werden ; dagegen beobachtete F., dass gepulver- tes Casein aufgelöst, z. Th. jedoch auch unverändert ausgestossen wurde. Verschlungene Infusorien und Flagellaten sterben in den Nahrungs- vacuolen gewöhnlich ziemlich langsam ab. Schon ältere Forscher (z. B. Corti 1774, Göze 1777, Perty 1852 p. 60) betouten dies; in neuerer Zeit namentlich Fahre, welcher die von Steutor und Stylonychia ge- fressenen Infusorien häufig erst nach V4 Stunde sterben sah. Die In Handbuch der Physiologie, herausgeg. von Hermann, Bd. I. 1879. p. 349. ) In wiss. Zeitschr. f. Med. u. Naturw. IV. p. 469,' Anm. ***) Cohn's Beitr. zur Biologie der Pflanzen, Bd. V. 1887. p. 20. * ** Verdauungsvorgäiige. 1801 darauf folgende Verdauung geschieht meist ziemlich rasch unter Desorgani- sation des gefressenen Nahrungskörpers, der allmählich zu einem mehr oder weniger dunklen, häufig etwas glänzenden Klumpen zusammen- schrumpft. Nach vollzogener Auflösung des Assimilirbaren bleibt ein körniger Rest zurück, dessen Volum häufig weniger wie Vio des ursprüng- lichen beträgt (Kothballen s. p. 1410). Doch kann die Verdauung zuweilen auch verhältnissmässig lange Zeit erfordern, was besonders bei Amphi- leptus Claparedei auffiel (Entz 1884), in welchem die gefresseneu Vorticellinen meist recht lange in ihrer ganzen Organisation kenntlich bleiben. — Der Verlauf der Verdauung gibt Fahre zweifellos recht, der wie es früher allgemein angenommen wurde, die Assimilation des Eiweisses wie bei den höheren Thieren geschehen lässt, also durch Auflösung; wäh- rend Maupas (1883 p. 604) eine directe Vermischung des Plasmas der Beute mit dem des Infusors für möglich hielt. Auch stimme ich Fahre durchaus bei, wenn er Jickeli's (1884) Angaben über die Verdauung und Resorption des Nucleins (Ma. N.) der Beute be- zweifelt. J. sah das Nuclein häufig recht lange der Verdauung widerstehen, was ja mit seinen Eigenschaften gut harmonirt und von Fahre bestätigt wird. In den Kothballen liess sich Nuclein durch die Färbung zuweilen noch nachweisen (J. u. F.). Doch beobachtete J. auch z. Th. rasches Schwinden des gefressenen Nucleins (resp. Undeutlichwerden des Ma, N.). Das gelöste Nuclein glaubt J. bei gewissen Arten als Kügelchen im Plasma ausgeschieden gefunden zu haben, während bei anderen keine Spur davon nachweisbar war. Fahre bezweifelt die erste Angabc wohl mit Recht, indem er die angeblich ausgeschiedenen Kügelchen als unverdaute Nucleinreste der Nahrungsballen deutet. Für diese Auf- fassung spricht denn auch J.'s eigene Bemerkung, dass die abgeschiedenen Nucleinkügelchen wahrscheinlich ausgeworfen würden; doch hält er auch ihre theilweise Ueberführung in den Ma. N. für möglich, ohne dies aber zu beweisen. Da das Verhalten der Nahrungsvacuolenflüssigkeit bei der Ver- dauung schon früher besprochen wurde (p. 1409), kommen wir darauf nicht zurück. Die allmähliche Resorption der Flüssigkeit stimmt na- türlich gut mit ihrer Auffassung als eine Art Chymus, welcher die gelösten Nahrungsstofte enthält, überein. Auf die Ansicht von Brass (660), dass die assimilirte Nalirung vorzüglich im Ma. N. an- gesammelt werde, dessen Chromatin er als Reservenahrung ansieht, gehen wir nicht näher ein. Bütschli*) versuchte schon zu zeigen, dass die thatsächlichen Grundlagen dieser An- sicht hinfällig sind; auch Meissner schloss sich ihm an. Es bedarf kaum besonderer Betonung, dass Chitin, Cellulose und Kieselsäure das Entoplasma unverändert passiren. Fahre behauptet dies auch vom Chlorophyll und Diatomin. Es mag richtig sein, dass eine eigentliche Verdauung (Lösung) des Chlorophylls nicht ge- *) Morpholog. Jahrbuch Bd. XI, p. 2;J1 1802 ^''l''i''i- schieht, auch Meissner sah es meist wieder ausgewüri'cn werden. Da- gegen ist jedenfalls nicht richtig, dass es gewöhnlich gar nicht verändert werde, wie F. behauptet. Schon Perty (1852, p. 61) verfolgte die all- mähliche Farbenänderung des Chlorophylls der Beute in roth, gelb, braun und sogar schwarz. Spätere Forscher bis auf Meissner haben dieselbe Erfahrung vielfach gemacht. Es unterliegt daher keinem Zweifel, dass das Chlorophyll unter dem Eiiifluss der verdauenden Flüssigkeit der Nahrungsvacuolen verändert wird. Dagegen scheint der Farbstoff nicht gelöst zu werden, wie es für den eigenthümlichen der Oscillarien gilt (s. p. 1479); dies verstärkt wesentlich die früher geäusserten Zweifel an der Abstammung der Pigmente vom Chlorophyll der Nahrung. D. Wohiioi'tsverhältnibso. Das Leben der Ciliaten ist an das Wasser gebunden; wir finden sie daher im beweglichen, thätigen Zustand ausschliesslich im Wasser oder in Flüssigkeiten thierischer Körper (parasitische Formen). Nur sehr selten begegnet man Ectoparasiten im Schleim der Körperoberfläche luft- bewohnender Thiere (Pulmonaten); jedenfalls treffen besonders günstige Bedingungen zusammen, um ihre Existenz an diesem Ort zu ermöglichen. a. Freilebende Ciliaten. Es scheint unnöthig, die natürlichen Gewässer der Erdoberfläche aufzuzählen, in welchen Ciliaten leben. Schwerlich dürfte irgend eines (abgesehen von sehr heisseu Quellen) ihrer ganz entbehren. Reine, stark fliessende und kalte Quellen ent- halten fast keine Ciliaten. Der verbreitete Glaube, welcher in jedem Tropfen Trinkwasser ungezählte Mengen Infusorien zu verschlucken befürchtet, beruht daher nur auf den Uebertreibungen populärer Volks- belehrer. Das fast völlige Fehleu der Ciliaten und Protisten in solchen Gewässern ist eine einfache Folge ihrer Peinheit; sie enthalten keine Nahrung, im Besonderen keine für die Ciliaten. In schwach strömenden und stehenden Wässern jeder Art, also auch in den ruhigeren Uferstrecken der Flüsse und Meere ist die eigentliche Heimstätte der Ciliaten. Be- sonders ausgezeichnete Wohnorte sind, wie für viele andere Protozoen, Gewässer, in welchen durch reiche Entwicklung der als Nahrung dienenden Organismen günstige Bedingungen bestehen, so z. B. vegetationsreiche Teiche oder Gräben, Torfgruben und dergl. Ciliaten finden sich jedoch auch in den kleinsten, vorübergehenden Wasseransammlungen, wie es die leichte Verbreitung im encystirten Zustand erklärlich macht. Man wird sie schwerlich in einer Pfütze oder Lache, welche in der wär- meren Jahreszeit einige Tage gestanden hat, ganz vermissen. — Das Gleiche gilt natürlich von dem in Gefässen stehenden Wasser, wenn die Entwicklung geeigneter Nahrung für die Ciliaten statt hat. Dies ist aber stets der Fall, wenn das Wasser organische oder orga- nisirte Substanzen enthält, welche die Entwicklung von Bacterien ermöglichen, da diese die Ernährungsquelle zahlreicher Ciliaten sind. ^\'ollüOI■tsvc^h. (Allgvmuincs. Iiifusiousbewolincr). l^üo Incleni wir auf solche AVeise sog. Infusionen herstellen, ahmen wir nach, was in der Natur fortwährend nach jedem Regenguss oder jeder Ueber- schwemmung geschieht. Natürlich w4rd die Bevölkerung einer Infusion rascher geschehen, wenn das vervrendete Wasser einige Ciliaten ent- hält, was bei nicht gekochtem Wasser in der Regel der Fall sein wird, oder wenn die infuudirte Substanz Ciliatencysten führt. Letzteres Mittel wurde bekanntlich seit alter Zeit angewandt, indem man Heu mit anhängenden Cysten von Colpoda (und sicher häufig noch anderen Ciliaten), Moos, Schlamm und dergleichen infuudirte. Da die Infusionen und ihre Ciliatenwelt von jeher das grösste Inter- esse beanspruchten und, wie der historische Abschnitt lehrte, zur Auf- stellung weitumfassender Theorien führten, dürfte eine etwas genauere Besprechung ihrer Bewohner angezeigt sein. Zunächst gehören hierher alle diejenigen Ciliaten, welche typische ßacterienfresser sind, die daher in den Infusionen vorzügliche Bedingungen ihrer Ernährung und raschen Vermehrung linden. Infusionen, welche mit gekochtem Wasser und von Cysten freier Substanz hergestellt wurden, die also infusorienfrei waren, bevölkern sich natürlich langsamer durch Zufuhr aus der Luft. Formen, welche nicht encystirungsfähig sind, werden darin schwerlich auftreten, womit übereinstimmt, dass Fahre (Ö47j in solchen Infusionen weder Para- maecium noch Colpidium fand. Dagegen halte ich seine Ansicht für unwahrscheinlich, dass unter diesen Bedingungen überhaupt nur sehr wenige Ciliaten (nämlich Colpoda, Oxytricha und Vorticella uebulifera, eigentlich wohl V. convallaria E.) auftreten. Ich glaube vielmehr, dass bei längerem Stehen der Infusionen und sonstigen geeigneten Umständen, sich noch viele der encystirungsfähigen Infusionsbewohuer einstellen können und werden. Dass dies von mancherlei zeitlichen wie örtlichen Zufälligkeiten abhängt, liegt auf der Hand. Zu den gewöhnlicheren Infusionsbew^ohnern gehören die nachstehend verzeichneten Arten; dies sind also solche, welche in Infusionen gut gedeihen. Diejenigen, welche vorzugsweise in Aufgüssen animalischer Stoffe oder doch auch in diesen gedeihen, sind mit einem * bezeichnet. 1. Typische Bactcriciifrcsser. Chilodoii cucuUulus (kleine Varietät) E. , Glaucoina sciutillaus E. , *G]aucoma l^yriformis E. sp., Colpoda CucuUus M. , — Steiuii Mp. , üroneina (Crypto- chiluin) nigricans Mp. , Colpidium Colpoda E. sp., Paramaecium Aurelia E., — caudatum E. , — iratrinum Cl. L., Ciuetochilum margaritaceuni E. sp., Pleuronema Chrysalis E. , *Cyclidium Glaucoma E., Vorticella microstoma E., — convallaria E. , — ? liauiata E. , Opercularia coarctata Cl. L. sp. (nach Entz 1888). 2. Bacterien- und Ciliatenfrcsser. Stylonychia Mytilus M. sp,, — pustulata M. sp., Oxytricha pelionella M. sp., Gastrostyla mystacea St. sp., Euplotcs Charon M. sp., Aspidisca Lynceus M, sp., nach Ehrb.J. 1,S04 C^iliata. 3. Ciliatenfresser. VEnchelys Fiipa E. (nach Ehrb., scheint mir etwas zweifelhaft), — farciinen E., — nebulosa E. , — Lamella (E.) Maiipas, sog. Trachelius Anas E. (= ? Lio- notus), Coleps hirtus M. sp. Mit dieser Aufstellung soll nicht gesagt sein, dass die übrigen Infusorien Süss- wasserinfusionen durchaus fehlten. Gelegentlich tritt wohl noch die eine oder die andere Form auf; so erinnere ich mich, selbst Stentor coeruleus in einer Moosinfusion reichlich gefunden zu haben, auch Spirostomum kommt nach Ehrenberg gelegentlich vor. Ein Wort verdient das gegenseitige Verhalten der nach ihrer Er- nähruügsweise unterschiedenen 3 Kategorien. Es ist natürlich, dass sich zuerst die reinen Bacterienfresser reichlich entwickeln, doch schliesst dies Arten der 2. Kategorie nicht völlig aus, da letztere in Infusionen wohl gleichfalls von reiner Bacteriennahruug zu leben vermögen. Immerhin dürften sie sich in der Regel erst dann reichlicher eintind-en, wenn ihnen Vertreter der 1. Kategorie eine genügende Ernährung bieten. Dies gilt für die Ciliaten der 3. Gruppe durchaus; letztere werden daher erst in älteren Infusionen günstige Bedingungen finden. Schon hieraus ergibt sich ein seit alter Zeit beobachteter Wechsel der Ciliatenarten in den Infusionen, auf dessen Erklärung durch die Verschiedenheiten der Er- nährung neuerdings Maupas (868) treffend hinwies. Der zeitHche Wechsel der Bevölkerung einer Infusion wird aber noch vermehrt durch die Concurrenz, welche sich die einzelnen Ciliaten derselben Kategorie machen; die kräftigeren und mit besseren Einrichtungen zur Nahrungs- aufnahme ausgerüsteten Arten können den schwächeren den Unterhalt schliesslich entziehen und ihre Encystirung oder Vernichtung veranlassen. Wir berücksichtigten im Vorhergehenden nur die Süsswasserinfusionen, da über die mit Meerwasser bereiteten vorerst nur sehr wenig bekannt ist. Es unterliegt jedoch keiner Frage, dass für die letzteren ganz ähnliche Verhältnisse gelten, was schon daraus folgt, dass sich in stehendem, fauligem Meerwasser zahlreiche Ciliaten einstellen. Ein sehr grosser Theil der bis jetzt beschriebenen marinen Ciliaten erträgt, wie es scheint, einen hohen Grad von Fäulniss, ja entwickelt sich unter diesen Umständen besonders reichlich. In Betracht unserer noch etwas spärlichen Kenntnisse, sehe ich von einer Aufzählung der haupt- sächlichsten Arten ab und betone nur, dass allein die Tintin noinen und auch wohl die marinen Strombidien durch ihre Lebensweise von der Entwicklung im fauligen Meerwasser ausgeschlossen sein werden. Die meisten Ciliaten sind als lebhafte und geschickte Schwimmer unregelmässig durch die Gewässer verbreitet, bald hier bald dort reich- licher anzutreffen, wo sich die Ernährungsbedingungen günstiger gestahen. Gewisse Formen halten sich jedoch mit Vorliebe auf dem Boden und z. Tb. auch im Schlamm auf. Hierher gehören hauptsächlich solche, welche sich vorzugsweise kriechend oder gleitend bewegen, wie Loxodes, und Lionotus; auch Spirostomum, TrachelocercaPhoenicopterus, Trachelophyllum apiculatum und wohl noch manche anderen lieben den Aufenthalt auf dem Boden. Dagegen scheinen die häutig kriechenden Wolinortssverli. (Infusionsbewohner. Moosinfusorien). 1805 oder kletternden Oxytricbinen, welche jedoch meist auch geschickte Schwimmer sind, mehr an Wasserpflanzen sich aufzuhalten. Den Gegen- satz zu den Bodenbewohnern bilden die pelagischen Ciliaten des Süss- und Meerwassers. Zu den ersteren darf man die wenigen Süsswasser- tintinnoineu, Strombidien und wohl auch die nächstverwandte Halteria rechnen. Die Strombidien und Tintinnoinen bilden denn auch haupt- sächlich die pelagische Ciliatenfauna der Meere und erscheinen manchmal als ein nicht unwesentlicher Theil der mikroskopischen Thierwelt der Meeresoberfläche. Dazu gesellt sich Tiarina Fusus Clp. L. sp. lieber das Vorkommen von Ciliaten in grösseren Tiefen der Süss- wasserseen und Meere ist sehr wenig bekannt. Duplessis (5(38) fand in der Tiefe des Genfer-Sees: Spirostomum ambiguum, Stentor coeruleus und polymorphus. In grösseren Meerestiefen wurden bis jetzt überhaupt keine Ciliaten beobachtet. Oertes ^615) fand in 20 mit Osmiumsäure conser- virten Proben aus 300—4.500 Mtr. Tiefe (M. Meer hauptsächlich) nur ganz vereinzelt einige Gebilde, welche an Ciliaten erinnerten; doch blieb ihre Natur unsicher. Selbst wenn es Ciliaten waren, kann gewiss nicht sicher behauptet werden, dass die wenigen Exemplare wirklich aus den Tiefen stammten. Trotz dieser negativen Ergebnisse erscheint es doch ge- rathen, ein ürtheil in jener Frage einstweilen noch zu unterdrücken. Die zahlreichen festgehefteten Ciliaten (hauptsächlich Peritricba) siedeln sich auf den verschiedensten untergetauchten Gegenständen an ; so namentlich auf Algen und hilheren Pflanzen, Lemnawurzeln, abge- storbenen Pflanzentheilen (Blättern und Zweigen), doch auch auf Steinen. Häufig trifft man gewisse Formen auch auf der Haut (Sc3'pliidia) oder den Schalen (Epistylisarten namentlich) von Süsswasserschnecken. Weitere Arten kommen auf anderen Wasserthieren vor und spielen hier z. Th. die Rolle von Commensalisten , obwohl sie ihre Wirthe meist nur als bequemes Fuhrwerk benutzen dürften. Es ist nicht gerade selten, dass gewisse Arten sich vorzugsweise auf bestimmten Thieren und auf gewissen Theilen derselben ansiedeln. So leben die Spiro- clionen und Lagenophryen, soweit bekannt, nur auf gewissen Am phi- poden und Isopoden, sowie Nebalia (Spirochona) und Cyclopsine (Lagenophrys); sie befestigen sich namentlich auf deren Kiemen. Zahl- reiche Contractilia und Acontractilia suchen ausser den genannten Crustaceen auch Daphnien, Copepoden , Decapoden, Wasserkäfer und andere wasserlebende lusecten und Insectenlarven, gelegentlich auch Rotatorien und wohl noch manche anderen Thiere auf. Eine gewisse Bedeutung beanspruchen vielleicht gewisse Cothurniopsis arten, die besonders Astacus fluviatilis und namentlich dessen Kiemen bewohnen, wo sie durch die Massenhaftigkeit ihres Vorkommens geradezu schädlich wirken können. Wenigstens suchen einige italienische Forscher gewisse Erkrankungen der Krebse auf Cothurniopsis zurückzuführen (Panceri, Nini u. A.). Bei Besprechung der Rhizopoden erwähnten wir schon, dass auch ausserhalb der eigentlichen Gewässer, an feuchten Orten, Rhizopoden leben können. In Moosen und Flechten an Bäumen, Mauern und Felsen, ISOd Ciliata. auf Dächern und anderen Orten, nanieutlich aber in der Erde und dem Sand unter solchen Moos- und anderen Pflanzendecken findet man ausser Rhizopoden auch Ciliaten und Flagellaten. Schon 1849 erhielt Ehrenberg durch Ausdrücken von Baummoos mit abgekochtem, dcstillirtem Wasser einige Flagellaten und Ciliaten, welche als an jenen Orten lebend zu be- trachten seien, da das Wasser spätestens eine Stunde nach dem Ausdrucken untersucht wurde. Auch Cohn fand in Dach- und Mooserde (1849)*) einige Ciliaten; ferner machten Perty und Dujardin (1852) auf das Vorkommen von Ciliaten im feuchten Moos aufmerksam. Aehnliches beobachtete Stein (1854, p. 24) in Bezug auf Colpoda. In neuerer Zeit be- schäftigten sich Greeff (1873 und 1888), Maggi und Sacchi (1888) etwas eingehender mit den sog. Moosinfusorien. Die bis jetzt an den genannten Orten beobachteten Ciliaten sind folgende: Holophrya Ovum E. (S.), Nassula picta GrfF. (G.), Chilodon Cucull. (M. S.), Trachelius dendrophilus E. (ganz zweifelhafte Form) , Ami^hileptus sp. (M.) , Spathidium amphoriforme Grff. (G.) , Col- poda Cucullus (E., P., G., S.), C. lucidus Grff. (G.), Glaucoma scintilians (S.), Ophryoglena marginata Gff. (G., zweifelhafte Form), Cyclidium Glaucoma (E., S., M.) , C. arborum E. (E. ganz unsicher), ein Bursaria ähnliches Infusor (G.), dazu die beiden ganz unsicheren Bursaria arborum und triquetra E.'s, Bursaria truncatella M. sp. (S. sehr zweifelhaft), Plagiotoma sp. (S. ganz unsicher), Stentor albus Fromm. (S. unsicher, Fr. 's Art war bestimmt kein Stentor), Stylonychia Mytilus M. sp. (G. S.), St. pustalata Ehrb. sp. (E.), Styl. Pelionella M. sp. (E.), Gastrostyla mystacea St. (G.), ürostyla Weissei St. (G.), Aspidisca sp. (S.) , Rhabdotricha terricola Grff., Vorticella lichenicola Grff. (G.), V. microstoma E. (S.), Rhabdostyla (?) ar- borea Grff. (G.), Opercularia arenicola (irff. (G.), Cothurnia ovata Fromm. (S.), Vaginicola terri- cola Grff. (G., ob = Cothurnia?). Es fragt sich zunächst, dürfen wir annehmen, dass die genannten Ciliaten nicht nur im encystirten Zustand durch Luftströmungen an die bezeichneten Orte verschlagen wurden, sondern dass sie unter geeig- neten Bedingungen auch wirklich lebenstliätig dort verweilen. Soweit ihre Lebensgeschichte bekannt ist, scheint letzteres für viele wohl möglich. Da das vom Regen oder anderweitig befeuchtete Moos etc. viel Wasser aufsaugt, sehr hygroskopisch ist, und eine befeuchtete Moosdecke jedenfalls gegen Verdunstung trefflich schützt, dürften viele der aufgezählten Ciliaten häufig Gelegenheit haben, zum thätigen Leben zu erwachen und sich desselben, wenngleich in recht beschränkten Wasser- mengen, einige Zeit zu erfreuen. Bei eintretender Austrocknung bietet ihnen die Encystirung Schutz vor völliger Vernichtung. In dieser Weise beurtheilen denn auch Maggi und Sacchi das Leben der Ciliaten au den genannten Orten. Ob jedoch alle oben ge- nannten Arten wirklich auf längere Zeit ein solches Leben in und unter Moosen etc. zu führen vermögen, scheint mir aus den Untersuchungen vorerst nicht zu folgen, da ja der Zufall mancherlei Cysten dorthin führen kann und muss, deren Insassen zwar in den untergetauchten Moosen rasch wieder aufleben, ohne doch eine solche Lebensweise auf die Dauer ertragen zu können. *) Verhandlungen der srhlesischen Gesellschaft für vaterländische Cultur 1849; nach Perty 1852. Wolinortsverli. (Moosinfiisorien. Parasitische Ciliaten\ 1807 Etwas anders scheint Greeff die Ciliateu der Moose etc. zu be- iirtheilen. Er findet darunter eine erhebliche Anzahl neuer Arten, welche sieh jedoch einstweilen nicht eingehender beurtheilen lassen, weil ihre Abbildungen noch fehlen. Er hält es daher für ausgemacht, dass sie „mit Sicherheit als eigentliche Landbewohner betrachtet werden dürften" und dass an den genannten Orten eine besondere, eigenthümliche Proto- zoenfauna lebe. Wie gesagt, scheint mir dies noch keineswegs aus- gemacht, um so weniger als sich darunter eine Anzahl in den Ge- wässern gemeiner Cihaten, wie Chilodon Cucullulus, Colpoda Cucullus, Cyclidium Glaiicoma, Stylonychia Mytilus, Urostyla Weissei und wohl noch manche andere finden. Ich bin daher vorerst geneigt, die Infusorien- fauna der Moose als eine von den eigentlichen Fundstätten verschlagene zu betrachten, welche au den genannten Plätzen ein kümmerliches Dasein fristet. Greefi scheint es ferner für möglich, ja wahrscheinlich zu halten, dass die betreffenden Ciliateu auch im trockenen Moos unencystirt leben. Er bemerkt Avenigstens, „er habe sie zu jeder Zeit, im Sommer und im Winter, im trockenen und im festgefrorenen Moosrasen etc. und gleich nach Untersuchung der betreffenden Materialien gefunden". Leider wird die Art der Untersuchung und das wichtige „gleich" nicht eingehen- der präcisirt. Da jedoch alle Beobachtungen das Absterben nicht encystirter Ciliateu beim Eintrocknen constatirten und wir andererseits wissen, dass das Ausschlüpfen aus den Cysten häufig recht bald ge- schieht, namentlich wenn die Austrocknung nicht sehr lange gedauert hat, so halte ich das Leben nicht encystirter Ciliateu in wirklich trockenem Moos für unwahrscheinlich. Auch Sacchi fand in trockenem Moos nur Cysten und verfolgte die Encystirung beim Eintrocknen der Moose. Da jedoch, wie oben schon bemerkt wurde, gerade Moose Feuchtigkeit sehr energisch zurückhalten, so mögen wohl auch aus anscheinend trockenem Moos gelegentlich sofort nach der Befeuchtung lebende Cihaten aus zupressen sein, welche in der spärlichen Feuchtigkeit der tieferen Schichten des Moosrasens unencystirt leben konnten. b. Parasitische Lebensweise. Anpassung an parasitische Lebensweise begegnet uns in allen grösseren Gruppen; die Lebens- und Ernährungsverhältnisse zahlreicher Ciliaten machen diesen Uebergang auch verhältnissmässig leicht. Bei dem heutigen Stand unseres Wissens dürfen wir wohl sagen, dass kaum eine grössere Gruppe der Thierwelt vollständig von schmarotzenden Ciliaten verschont ist. Dieselben leben theils ectoparasitisch auf den von ihnen heimgesuchten Thieren, theils entoparasitisch und dann hauptsächlich im Darm. Ob die ersteren bezüglich ihrer Ernährungsverhältnisse alle wirkliche Parasiten, ob nicht manche von ihnen eigentlich Com mens allsten sind, bedarf eingehenderer Erforschung. Die folgenden Zeilen geben eine Uebersicht der Verbreitung der Ectoparasiten , welche sich natürlich fast nur auf Wasserthieren finden. 1808 ^i'iata. Auf der Haut, speciell an den Kiemen und in den Kiemenhölilen von Triton- und Froschlarven leben Trlchodinen : häufiger jedoch auf den Kiemen, Flossen etc. von Süss- wasser- und Meeresfischen (Scorpaena, Trigla, Eobin, Fabre, jedenfalls aber viel weiter ver- breitet). Auf der schleimigen Körperoberfläche der Süsswassermuscheln (ünio, Ana- doiita, Tichogonia) findet sich Conchophthiru s A nod o n tae, während C. Steen- strupii auf Pulmonaten (speciell Succinea, jedoch auch Arion, Limax, Helix, Claiisilia) lebt. In der Mantelhöhle mariner Muscheln (Mytilus, Venus, Ostrca?) begegnet man Ancistrum. Trichodina wurde gelegentlich auf Neritina gefunden; ihr Vorkommen auf Flussmuscheln ist nach Carus' Beobachtungen wahrscheinlich, um so mehr, als ürceolarinen und Licuophora auf der Haut von Opistliobranchiaten und Würmern nicht selten vorkommen. Licuo- phora auf Aplysia, Aeolis, Syllis, Psyrmobranchus und Thysanozoon. Trichodina (Mltra) auf Silsswasserplanarien ; Cyclochaeta (Leiotrocha Fabre) auf den Kiemen von Serpula. Auf Echin odermen wurden beobachtet Licn ophora und Cyclochaeta (Asteriscus und Oj^hiothrix) , der sog. Philaster digitiformis Fbrc (= ? üronema, auf Asteriscus') und die unsichere Hemispeira Fabre's (auf Asterias). Hydra bewohnen Trichodina und Kerona. Auf Süsswasserspongi en und wohl sicher auch in deren Kanälen leben Cyclochaeta und '? Trichodina (Alenitzin). Es verdient besonderes Interesse, dass gewisse Eetoparasiten (Tricho- dina, Conchopbthirus) auch in die Körperhöhlen ihrer Träger eindringen und zu Entoi)arasiten werden, wenigstens soweit ihr Wohnort in Frage kommt. Ganz zweifellos gilt dies für Trichodina, welche sehr häufig in der Harnblase der Tritonen und gelegentlich auch der Frösche (Gros 1850, Stein 18GT. Pagenstecher 1857, Henneguy bei Fabre), sowie der der SUsswasserfische (Acerina, Perca Lieberkühn uned.) ge- funden wird"). Grassi (642) beobachtete sie auch im Darm vpn Triton undPIenneguy (bei Fabre 864) in dem von Eana. Eosset er (1S86) fand eine Trichodina in der Leibes- höhle der Tritonen (hauptsächlich cristatus) in der Umgebung der Nieren. Ich würde diese Angabe bezweifeln , da in der Arbeit von der Harnblase und ihrer gewöhnlichen Parasiten nirgends die Eede ist und dies Organ bei mangelhafter Präparation leicht zerreisst, wenn sie nicht von Fabre (864) bestätigt würde. Da Letzterem das Vorkommen in der Harnblase wohl bekannt war , so ist anzunehmen , dass er die nöthige Vorsicht nicht ausser Acht liess. Im Hinblick auf diese Befunde darf auch der alten Beobachtung von Carus (1832) ge- dacht werden, welcher Trichodina (seine Numulella) zwischen den Eiern im Ovarium der Flussmuscheln fand und kenntlich abbildete. Es ist wichtig, dass die Trichodinen der Harnblase und Leibeshöhle der Tritonen keine Unterschiede von der Tr. pediculus der Hydren besitzen, wovon sich Fabre letzthin wieder überzeugte. Im Hinblick auf die erwähnten Lebensverhältnisse von Trichodina erscheinen die älteren Angaben Bär's (1827), Carus' (1832) und Steenstrup's (1842) über das gelegentliche entoparasitische Vorkommen des Conchophthirus Anodontae im Innern der Flussmuscheln nicht unwahrscheinlich. Steenstrup will sie in „den Wasserkanälen" (Blutgefässe?) „des Kopfes und Fusses" und in der Niere gefunden haben. Auch der sog. Peripheres von Carus aus dem Eierstock der Flussmuscheln dürfte wahrscheinlich ein Conchophthirus gewesen sein. Steenstr. will auch C. Steenstrupii in den Fühlern von Succinea beobachtet haben. Immer- hin bedürfen die letzterwähnten Angaben der Bestätigung, da Verwechslungen zu damaliger Zeit leicht möglich waren. *) Zus. b. d. Corr. Bei Cottus Gobio fand Carriere (briefl. Mittheilung), dass Trichodinen liäufig in die Seitenkanäle eindringen. Sie scheinen eine Art Entzündung hervor- zurufen, in Folge deren zahlreiche weisse und rothe Blutkörperchen das Epithel der Kanäle durchsetzen und in ihr Lumen gelangen. Die Blutkörperchen werden von den Trichodinen reichlich gefressen. Wohnorte (Parasitismus). 1809 Sicher ist ührigens, dass die Gattung Conchophthirus auch zur entoparasitischen Lebens- weise überging, denn die bestimmt hierlier gehörige C. Actinarum Clap. sp. lebt in der Gastralhühle der Actinien. Ob die durch Jourdan (626) vom gleichen Ort ungenügend be- schriebene Ciliate hierher gehört, resp. mit Claparcde's Form identisch ist, lässt sich vorerst nicht entscheiden. Wie schon betont wurde, leben die typischen Entoparasiten mit wenigen Ausnahmen im Darm. Einige Opalininen finden sich auch in der Leibeshöhle von Würmern, eine im Blut von Crustaceen, worin sich auch die von Cattaneo neuerdings beschriebene, unsichere Anophrys Maggii (Carcinus Maenas) und Nyctotherus haematobius (Apus, Entz 882) finden. Auch in den Venenanhängen gewisser Cephalopoden, sowie den Hoden von Lumbricus wurden Opalininen beobachtet. Interessant ist fernerhin die in der Epidermis der Süsswasserfische schmarotzende Holo- phrya multifiliis (Ichthyopbthirius Fouqu.). Wir geben nachstehend eine Uebersicht über das Vorkommen der entoparasitischen Ciliaten in der Thierwelt, wobei wir das über das ge- legentliche Auftreten ectoparasitischer Formen als Entoparasiten Bemerkte nicht wiederholen. Mannnalia. Ciliaten sind hier nicht selten, ja es ist wahrscheinlich, dass ausgedehntere l'orschungen noch viele neue Formen nachweisen werden. Mensch und Scliwein: Ealantidium coli (Colon und Coecum). Beim Men- schen hauptsächlicli in Schweden und den russ. Ostseeprovinzen, selten in Deutschland und Italien beobachtet. Nach Lindner angeblich auch encystirt die p. 1764 erwähnte, ungcst. Vorticelle (Ascobium L.); ein eigentlicher Parasit ist sie jedenfalls nicht. Kuminantia (Schaf, Kinder): Ophryoscolecina und Butschlia (Kumen und Keticulum). Eine noch unsichere Ciliate beobachtete Moss (475) mehrmals im Blut von Cervus Muntjac (Ceylon). Kent (601) zieht sie ohne Grund zu Enchelys. Auch das angeliliche Vorkommen im Blut ist nicht ganz zweifellos, da es sich um geschossene Hirsche handelte. Li st 's Angaben (745) über das Vorkommen von Colpoda Cu- cuUus und Paramaecium Bursaria im Magen des Schafs beruhen zweifellos auf schlimmem Irrthum. Pferd (Coecum und erweiterter Theil des Dickdarms). 6 Arten noch unsicherer Ciliaten (Gruby und Delafond 1843), Avelclie ich nach der Schilderung für verwandt mit Butschlia halte. Nach Colin (1854) sollen ähnliche Formen auch im Colon des Schweins vorkommen. Lepus cuniculus und Cavia cobaja. Waidenburg (1866) erwähnt aus deren Darm sehr kleine bewimperte Infusorien, zuweilen sogar in den Epithelzellen. Ganz unsicher. Ainpliil)ia. Anura. Enddarm: Opalina, Discophrya gigantea, Nyctotherus cordiformis Balantidium Entozoon und elongatum, Balantidiopsis duodeni. Harnblase: Opalina Kanarum gelegentlich (Stein 1854). C au data (Triton) Enddarm: Balantidium elongatum. Unsichere Form Disco- phrya tritonis Certes. Pisces. Cyprinoidea, Salmonidea (^Epidermis) Holophrya multifiliis. Aehnliche Form wahrscheinlich nach Kerbert auch auf Plagiostomen (Acanthius und Mustelus); lebt hier in der Pulpahöhle der Placoidschuppen. Mollusca. Ccphalopoda. Venenanhänge (Sepia, Octopus), Leber (Sepiola, Octo- pus): Opalinopsis. Gastropoda. Darm: sog. Ptychostofflum paludinarum St. (Bythinia impura und similis); Anoplophrya vermicularis Leidy (Paludina decisa); Trichodinopsis (Cyclostoma). Bronn, KlasBen des Thier-Keichs. Pvotozoa- 114 1810 Ciliata. Artliropodsi. Insecta. Eiiddarm: N yctotlio, rus (Blatta, Gryllofaljm, Hydropliihis. Larve von Orycteropiis). Myriopoda. Darm: Nyctotlicrus (JulusV Ci'ustacca. Blut: Anoplophrya brau clii aiuiii (Ganiuianis, Asellus); sog. Anophrys Maggii (Carcinus Maenas); Ny ctotli orxis liaematobiiis Eiitz (Apus). Vermes. Polycliaeta. Darm: Anoplophrya (Pliyllodoce) ; sog. Balantidiiim (?) Medusa nim Mcreschli. (Brada). Oligochacta. Darm: Anoplophrya, Hoplitophrya (zahlreiche Limicolen und Tcrricolen); Ptychostomum (Tubifcx); Plagiotoma (Lnmbricus). Leibeshöhle: Anoplophrya, Hoplitophrya. Hoden: Anoplophrya (Lumbricus, Lieberkühn). Hirudinea. Darm: Anoplophrya (Clepsine). Rotatoria. Leibeshöhle (Noteus): Ganz zweifelhafte sog. Anoplophrya notei (Foulkc). Eryozoa. Darm: sogen. Lcucophrys socialis Lcidy (ürnatella gracilis L.); gehört wohl zu Anoplophrya. Nemertina. Darm: sog. Opaliiia quadrata Keferst. (1802, Ncmertes octo- culata). Turbellaria. Darm: Hoplitophrya (Planaria, Polycelis). Echinodermata. Echinoidea. Darm: Cryptochilum Echini (Toxopneustcs lividus). Nach C. K. Hoffmann (47ä) ist der Darm der Echinen gewöhnlich reich an Ciliatcn ; dieselben Formen finden sich auch in Leibeshöhle, Blut- und Ambulacralgefässsystem. Coeleiiterata. Craspedote Medusen. Gastralhöhle: sog. PJalantidium (?) Mcdu- sarum Mereschk. (Eucope, Bougainvillea etc.). Actinien. Gastralhöhle Conchophthirus Actinarum Clap. sp. ; Ciliate Jourdan (1881). Hinsicbtlicb ihres Vorkommens verdienen nur die Opliryoscolecinen und Isotrichinen des Wiederkäuerniagens einige genauere Bemerkungen. Wie schon ihre Entdecker, Grul)y und Delafond, beobachteten, finden sie sieb im Rumen häufig in ganz erstaunlicher Menge. Aus verdünntem Mageninhalt setzt sich in einem Reagensröbrchen häufig eine mehrere Millim. hohe Schicht Infusorien ab. Gruby und Delafond zählten in 5 Cgr. des Mageninhalts ca. 20 Thiere und berechneten hieraus, dass dem Ge- wicht nach etwa \/r, des Mageninhalts aus Infusorien bestehe. Diese Berechnung ist jedoch ganz falsch, vielmehr ergibt sich, wenn mau das Volum der Infusorien stark überschätzt, bei der Annahme von 20 Thieren in 5 Cgr. noch nicht Viooo ^^s Gewichts an Infusorien*). Damit wird denn auch G. und D.'s Hypothese hinfällig, dass diese parasitischen Ciliaten Vr, ^^^' ^ou den Wiederkäuern aufgenommenen vegetabilischen Nahrung zu thierischer verarbeiteten, welche in den folgenden Ab- schnitten des Magens und dem Darm der Wirthe verdaut würde. Colin (1854) beobachtete, dass die Parasiten beim Wiederkäuen mit der Nahrung in den Mund aufsteigen und dann leicht vom lebenden Thier zu erhalten sind. *) Das Volum von 20 dieser Ciliaten kugelförmig gedacht (was bei ihrer starken Ab- plattung sehr übertrieben ist) fiir den grösstcn Durchmesser (0,15 Mm., s. Schuberg) berechnet, gibt 0,0:i54 CbMm. 5 Centigr. Mageninhalt aber sind 50 CbMm., woraus das oben Bemerkte sicli von selbst ergibt. Wohnorte (Parasitismus; Geograpli. und Höhen-Verbr."). 1811 Von besonderem Interesse ist ferner der Parasitismus von Holophrya multifiliis in der Epidermis der Süsswasserfische, weslialb hierüber einiges Genauere bemerkt werden mag. Die Ciliate lebt einzeln oder zu mehreren in kleinen weisslichen Flecken oder Pusteln zwischen den Epidermiszellen der Haut. Solche Pusteln findet man hauptsächlich auf den Flossen und dem Kopf, doch auch auf Augen und Kiemen. Wird die Infection sehr stark, so dehnen sich die Pusteln schliesslich über den ganzen Körper aus, wobei die benachbarten zusammentiiessen (Hilgendorfit' und P. 18G9). Gleichzeitig tritt in der Epidermis meist Schimmelbildung auf, was wohl als eine secundäre Erscheinung be- trachtet werden darf. H. multifiliis ist auch deshalb wichtig, weil sie den einzigen Fall darstellt, in welchem ein direct schädlicher Einfluss der schmarotzenden Ciliaten auf die Wirthe erwiesen ist. Namentlich unter der jungen Brut (z. B. der Forellen) kann die Krank- heit erhebliche Verwüstungen anrichten. c. Geographische und Höhen-Verbreitung. Schon in der historischen Einleitung wurde bemerkt, dass die von Ehrenberg und seinen Nachfolgern für die Süsswasserforraen behauptete geographische Lokalisirung sich nicht bestätigte. Ebensowenig wie für die übrigen Süsswasserprotozoen lässt sich eine solche Annahme wahrscheinlich machen, im Gegeutheil weist alles darauf hin, dass die Verbreitung der Süss- wasserforraen kosmopolitisch ist. Leider ist das Thatsachenmaterial auch für die Ciliaten noch gering; wozu sich gesellt, dass die spärlichen Berichte aus fernen Erdtheilen meist von wenig geübten Beobachtern herrühren, welche geneigt waren, jeden neuen Fund zu einer be- sonderen Art oder gar Gattung zu stempeln, obgleich es sich häufig um gemeine europäische Formen handelte. Auch die Forschungen über nordamerikanische Ciliaten, deren erfreulichen Aufschwung wir schon im historischen Abschnitt erwähnten, haben sich viel zn viel mit der Errichtung neuer Arten und Gattungen beschäftigt, welche einer gründlichen Revision nicht Stich halten werden. Dazu kommt, dass in Europa fortgesetzt noch neue Arten gefunden werden. Ich glaube die Aufstellung einer Tabelle über die Verbreitung der Gattungen unterlassen zu dürfen und verweise auf den svstematiscben Abschnitt, wo das Genauere bei den Genera mitgetheilt wurde. Nach meiner Ueber- zeugung ist nicht nur die Verbreitung der Gattungen, sondern auch die der Süsswasserarten eine kosmopolitische. Viel spärlicher wie die Fauna des Süsswassers ist die des Meeres be- kannt; die Frage nach der geographischen Verbreitung der marinen Ciliaten daher viel unsicherer. Ausser den nordischen Meeren (Nordsee, Ostsee, Weisses Meer) ist nur das Mittelmeer einigermaassen erforscht, doch lässt sich in keinem Fall von einer annähernd erschöpfenden Unter- suchung sprechen. Mereschkowsky (1879) wollte aus seinen Beob- achtungen über die Ciliaten des Weissen Meeres und ihren Vergleich mit denen Clapar. • Eachm.'s über die der norwegischen Küste schliessen, 114* 1812 Ciliata. dass die Fauna veiscliiedenei* Meere wesentlich dififerire, also eine geo- g-raphisclie Lokalisation für die marinen Formen gelte. Gegen diese Ansicht sprachen sich Entz und Rees (1884) mit Eecht aus; namentlich der erstere zeigte durch Kritik und Vergleiche der Mereschko wsky '- sehen Untersuchungen, sowie durch seine eigenen Forschungen über die mediterrane Fauna, dass ein solcher Schluss unstatthaft ist. Ob die marinen Ciliaten ähnlich kosmopolitisch sind, wie die des süssen Wassers, lässt sich jedoch z. Z. nicht genügend erweisen, auch mahnen die Er- fahrungen über andere Frotozoenabtheilungen (Rhizopoden und Radiolarien) in dieser Beziehung zu einiger Vorsicht. Meer nnd Süsswasser haben eine ziemliche Anzahl gemeinsamer Arten; nach den natürlich z. Th. etwas unsicheren Angaben schätze ich ihre Zahl auf ca. 25, also etwa 12 "/i) der bis jetzt bekannten marinen öpecies. Auch die Höhen-Verbreitung der Ciliaten fand gelegentlich Be- achtung (vgl. Perty 1849 und 1852*)). Das Ergebniss dieser Forschungen dürfte sich dahin zusammenfassen lassen, dass von einem directen Eücfluss der Höhe über dem Meer keine Rede sein kann, vielmehr die Ciliaten der Tiefe auch in den Höhen angetroffen werden, wenn die sonstigen Bedingungen ihrer Entwicklung günstig sind. Dass letztere natürlich von einer gewissen Höhe an schnell ungünstiger werden, liegt auf der Hand. Ebenso verdient es kaum besonderer Erwähnung, dass dem Vorkommen der Ciliaten und anderer Protozoen in Wasseransammlungen tiefer Berg- werke nichts im Wege steht, da ja Dunkelheit ihre Entwicklung nicht hemmt. Schon Elireiiber^ (1838) fand Cliilodon Cucullulus und Coli)oda Cucullus in 5G Lacliter Tiefe in einem Bergwerk des Altai. Neuerdings beobachtete E. Schneider (S21) in den Gewässern der Kohlenbergwerke Schlesiens, der Erzgruben von Clausthal und denen der Salz- und Abraumgruben von Stassfurt (mit 10° j^ Salzen) reichlich Ciliaten, welche wir nicht einzeln aufführen , da die Bestimmungen wenig sicher sind (darunter namentlich Stylonychia, gewisse Holotriclia und einige Vorticellinen). Dass unter solchen Umständen auch die stagnirenden Gewässer geringerer Tiefen, also besonders die vieler Pumpbrunnenschachte nicht arm an Ciliaten sind, ist verständlich. Um die Untersuchung dieser Vorkommen bemühten sich namentlich Wedl 1860, 341, Wien) und Vejdowsky (1882, Prag); wahrscheinlich dürfte jedoch auch in der mir unzugänglichen Arbeit Neuville 's über die Wasser von Paris hierher Gehöriges enthalten sein, Vejdowsky fand in den Brunnen Prags nicht weniger wie 31 Ciliatenarten (dazu 13 Mastigophoren und 1 Suctorie neben zahlreichen Sarkodinen). *) Es verdient hier vielleicht bemerkt zu werden, dass Ehrenberg's Arbeiten (Monatsberichte d. Berliner Ak. f. 1853 und 55, Abh. d. Berl. Ak. f. 1858) über die mikro- skopische P^auna des Monte Eosa und Ilimalaya nichts über Ciliaten enthalten. Höheii-Verbreitiing. EiiiHuss des Lichts. lt)13 F. Einfluss des Lichts. Hierüber liegen z. Z. nur sein* spärliche und z. Th. wenig verlässliche Untersuchungen vor. Schon die ältesten Forscher beschäftigten sich gelegentlich mit dem Einfluss des Lichts auf die Eutwickiung der Lifusionen, doch unterschieden sie niclit zwischen deren verschiedenen Bewohnern. Was sie fanden , bezieht sich vorzüglich auf die Entwicklung grüner Mastigo- phoren etc. Eine Zusammenstellung gab Ehrenberg (183S). Schon Samuelson (1856) glaubte gefunden zu haljcn , dass die Lifusorieu unter rotlien und blauen Gläsern sich reichlicher entwickelten wie unter gelben, wo jedes Lebenszeichen fehlte. Auch Fatigati (1879) sah violettes Licht die Entwicklung der niederen Organismen beleben, das grüne sie verzögern. Die Eesjjiration sei im violetten Licht energischer als im weissen und in grünem noch geringer als in letzterem. Da beide Beobachter über die Formen, mit welchen exijerimentirt wurde, nichts berichten, so sind ihre Angaben wohl ziemlich werthlos. Seit alter Zeit ist bekannt, dass im Dunkeln gehaltene Infusionen sich reichlich beleben (s. z. B. Ehrenberg 1838, p. 538). Auch Mau- pas (868) constatirte neuerdings, dass die Entziehung des Lichts auf die Schnelligkeit der Vermehrung von Paramaecium Bursaria, Colpidium Colpoda, Gl au com a scintillans und Stylonychia pustulata ohne Einfluss ist. Während eines Monats theilten sich die bei gleichen Temperaturverhältnissen im Licht und im Dunkeln gehaltenen Ciliaten fast genau gleich oft, wie nachfolgende kleine Tabelle zeigt: Licht. Dunkel. Colpidium Colpoda 46 48 Glaucoma scintillans .... {){) 98 Paramaecium Bursaria .... 9 9 Stylonychia pustulata .... .50 48 Bemerkenswerth erscheint, dass P. Bursaria fast stets reich von Zoochlorellen erfüllt ist und nach Engelmanu's Erfahrungen auch durch Licht beeinflusst wird. Demnach ergibt sich aus Maupas' Resul- taten , dass der angebliche Einfluss der Zoochlorellen auf die Ernährung dieser Ciliate nicht existiren kann, wie übrigens auch schon andere Er- fahrungen verriethen. Engelmann (1882) stellte fest, dass Param. Bursaria bei Sauer- stoft'maugel das Licht aufsucht (namentlich das Roth zwischen den Linien B und C), also photophil wird, bei Sauerstoffüberschuss hingegen das Licht flieht (photophob). Da diese Ciliate in ihren Zoochlorellen zweifellos eine innere Sauerstoffquelle besitzt, welche unter dem Einfluss des Lichts steht, so sind diese Erscheinungen unschwer verständlich. Andere zoochlorellenhaltige Ciliaten zeigen nach E. das Gleiche (Stentor polymorphus, „Bursaria" [V, ob Frontonia] ; Eberhard [1858] sah schon Ansammlungen von Stentor polymorphus an der Lichtseite der Gelasse). Auch frühere Forscher beobachteten die Photophilie gewisser gefärbter Cihaten. Vielfach erwähnt wird dies für den braunschwarzen Stentor niger (schon 0. F. Müller 1779 und 1786, Schmarda 1846, Clap.-L. 1858, Stein 1867); Fahre berichtet dasselbe für Nassula brunnea und Gruber 1814 Ciliata. für das grüne, mit einem rothen Stigma versehene Strombidium ocula- tum; welches mir jedoch etwas verdächtig scheint. Weiteres aus diesen wenigen Erfahrungen zu schliessen, dürfte vor- erst nicht angezeigt sein. G. Einfhiss der Temperatur, soweit davon nicht schon früher die Eede war. Da über die Wirkung der Temperatur auf die contractile Vacuole und den Gang der Vermehrung schon früher (s. p. 1454 und p. 1588) berichtet wurde, handelt es sich hier nur darum, gewisse noch nicht be- trachtete Einflüsse zu erörtern und die Temperaturgrenzen zu ermitteln zwischen denen Ciliaten zu existiren vermögen. Letzterer Gegenstand erregte natürlich sclion das Interesse der ältesten Beobachter. So stellte Spallanzani (1776) die Temperatur, bei welcher die Infusorien absterben, auf 34" K. fest, wogegen schon Erhitzung der Infusionen auf 28° genüge, um die Entwicklung von Ciliaten in denselben zu verhüten (s. auch p. 1110). Schon zuvor hatte Tere- schowsky (1775) SS*" als den Todespunkt angegeben. Gleichen (1778) sah sämmtliche Thierchen bei 40" K. absterben. Guanzati's Proteus dagegen ertrug bis 42"; zwischen 35 und 42* wurden die Thiere jedoch träge und starben wohl auch z. Th. ab. — Auch Ehrenberg beschäftigte sich mit derartigen Experimenten (s. 1838). Meistens sah er die Ciliaten bei Eintauchen in Wasser von 35— -40" 1\. sterben; dagegen will er Paramaecien und andere Infusorien in einer Infusion, welche längere Zeit auf einem Ofen bei 40" K. stand, noch lebend gefunden haben. Mir scheint diese Angabe wenig wahrscheinlich; wenig- stens folgt aus den späteren Untersuchungen, dass solche Temperaturen nicht ertragen werden. Lorent (1837) bestimmte den Todespunkt wieder richtiger zu 34" K. Die neueren Untersuchungen von Rossbach (1872) stellten das Ab- sterben (Chilodon, Euplotes, Stylonychia, Vorticella) auf 38— 42" C. fest; bei Stylonychia und Vorticella wurde in einigen Fällen bestimmt beob- achtet, dass der Tod erst bei 42° C. eintrat. Diese Angabe stimmt denn auch gut mit den älteren von Spallanzani, Tereschowsky und Lorent, welche 34—35" R. angaben (= 42,5—43,75" C). — Kühne (1859) sah die Wärmestarre des Stielfadens der Vorticellen bei 40" C. eintreten. Rossbach studirte das Verhalten der oben genannten Ciliaten bei steigender Temperatur genauer. Die Bewegungen, welche bei 4" C. nahezu ruhen, nehmen bis 25" C. fortgesetzt an Lebhaftigkeit zu; über 25" steigern sie sich sehr stark, es tritt pfeilschnelles Umherschiessen auf, nur von kurzen Ruhepausen unterbrochen, wobei aber die Bewegungs- weise den normalen Charakter behält. Die Infusorien besitzen jeden- falls noch die Herrschaft über ihre Bewegungen, d. h. letztere zeigen noch den spontanen Character. Zwischen 30—35" C. ändert sich dies; die Bewegungen verlieren den Anschein des Willkürlichen, werden un- unterbrochen und immer schneller, auch „verlieren die Thiere das Ver- mögen sich zu steuern". Doch bleiben die Bewegungen zunächst wie früher fortschreitende mit ungemein rascher Rotation um die Längsaxe. Bei Annäherung an 40" C. wird die Vorwärtsbewegung immer langsamer Eiiifluäb der Temperatur. 1815 und Lürt scillieisislich ganz auf. Die Bewegung besteht nun in einer schnellen Rotation auf dem Platz, welche aber gewöhnlich nicht mehr um die Läugsaxe, sondern (Stylouycbia) entweder um eine schiefe oder die dorsoventrale Axe geschieht. Im ersteren Fall überpurzelt sich das Infusor fortgesetzt, im letzteren dreht es sich wie ein Rad (Dreh- bewegungen auf dem Fleck im Gegensatz zu den fortschreitenden Dreh- bewegungen zwischen 30 — 35*'), — Bei weiterer Steigerung der Temperatur werden die Rotationsbewegungen langsamer und hören mit Eintritt des Todes auf. — Obgleich R. diese Bewegungsänderungen hauptsächlich für Stylonychia schildert, betont er doch besonders, dass sie bei zahl- reichen anderen Ciliateu in derselben characteristischen Weise vorkämen. Der Tod selbst erfolgt entweder unter Zerfliessen, resp. Zerplatzen (Oxytricliinen), oder unter Gerinnung mit Erhaltung der Körperform (Chilo- don, Vorticella und jedenfalls alle diejenigen, welche wenig zum Zer- fliessen geneigt sind, doch kommt dabei wohl auch die Einwirkungsart der Temperatur in Betracht). Allmähliche Erhitzung bewirkt jedenfalls häufig Zerfliessen, plötzliche Tödtung durch hohe Temperatur dagegen Gerinnung unter Erhaltung der Körperform (B.). Auch mit dem Einfluss starker Kältegrade beschäftigten sich schon die älteren Forscher vielfach. So fand Spallanzani (1776), dass eine Anzahl Ciliaten — S Ms 9" K. vertragen, wenn das Wasser nicht gefriert; tritt letzteres ein, so werden sie getödtet. Bei 0" entwickelten sich keine Ciliaten in den Infusionen. Auch Terescho wsky (1776) sah die Thierchen durch Einfrieren zu Grunde gehen. Gleichen (1778) behauptet dagegen, dass das Einfrieren der Infusion die Thierchen nicht tödte. Ebenso fand (iuanzati, dass ganz kurzes Einfrieren seinem Proteus nicht schadete; nach halbstündigem Einfrieren lebte er nicht mehr auf. Ehrenberg's Yersuche (1S38, p. 527) ergaben fast stets todtliche Wirkung des Einfrierens,- wobei die Körper mancher Ciliaten meist gut erhalten blieben, während andere (Stentor, Bur- -■aria) beim Aufthaucn zerflossen. Höchst selten fand er nach dem Aufthauen noch einige Yorticellen lebend. Diese Erfahrung, meint er, Hesse sich vielleicht dadurch erklären, dass im klar gefrorenen Eis zuweilen bewegliche Infusorien in Flüssigkeitsbläschen eingeschlossen bemerkt würden, welclie sich auf diese Weise erhielten. Wenn diese Erklärung auch Einiges für sich hat, so wird doch Ehrenberg 's Vermuthung, dass die Eigenwärme der eingeschlos- senen Ciliaten das Flussigbleiben der Bläschen verursache, keinen Beifall finden. Mit diesen Ergebnissen stimmen die von du Plessis gut überein, welcher beim Gefrieren stets Absterben beobachtete, wobei die „nicht gestreiften, zarteren" Ciliaten (d. s. speciell Oxytrichinen) so- fort beim Festwerden des Wassers zerflossen, während die „gestreiften" zerrissen oder sich deformirten, um beim Wiederaufthauen zu zerfliessen. Demnach dürfte feststehen, dass Einfrieren die nicht encystirten Ciliaten stets tödtet, dass sie hingegen auch weit unter Null gehende Kälte ertragen, wenn das Wasser nicht erstarrt. Damit stimmt im Allgemeinen die Erfahrung übereiu, dass die Infusorienwelt sich unter der winterlichen Eisdecke natürlicher Gewässer stets wohl entwickelt fand. Doch unter- suchte keiner der zahlreichen Beobachter die Temperatur der betreffenden Gewässer. Dass die Cysten dem directen Einfrieren widerstehen ist wohl sicher, zum wenigsten ist bekannt, dass sie sich in durch und durch ge- frorenem Schlamm oder Moos erhalten. 1816 Ciliata. H. Einfluss verschiedener clieüiischer Stoffe. ]\Iit diesem Geg-enstaiul beschäftigen sich in neuerer Zeit hauptsächlich du Plessis (1863), Binz (1867) und Rossbach (1872). Der erstere studirtc die Einwirkung einer Anzalil clicmischer StolFo, Medicamente etc. (darunter auch selir seltsame, wie Wein, Cider, liöhiisches Wasser und manches andere dieser Art), mit der Absicht, die geeignetsten Conservirungs- und Präparationsmethoden festzustellen. Unter diesen umständen ist es erklärlich, dass er nur gelegentlich einige Erfahrungen all- gemeinerer Bedeutung über die Einflüsse der betreflendcn Stoffe sammelte, um so mehr, als er keine Angaben üher die Stärke der versuchten Lösungen macht, da er es für das Geeig- netste hielt, die richtigen Concentrationen nach Bedarf auszuprobiren. Für die Conservirung und Präparation bietet seine Arbeit auch heute noch beachtenswerthc Winke; abgesehen von der Osmiumsäure und den Harzeinschlüssen findet sich in ihr schon ziemlich Alles, was später dafür empfohlen wurde. Binz untersuchte gleichfalls die Wirkung einer grossen Zahl von Stoffen auf Colpidium Colpoda mit der Absicht, ein geeignetes Vernichtungsmittel der in den Infusionen auftretenden Organismen zu finden. Demnach kam es ihm wesentlich nur auf die Feststellung der lethalen Wirkung der untersuchten Stofl'e an. Nur Rossbach verfolgte die Einflüsse der verschiedenen Lösungen sorgfältiger, es sind daher wesentlich seine Eesultate, welche wir hier etwas genauer zu besprechen haben. Wie schon früher bemerivt wurde, äussert sich der Eintiuss der untersuchten Stoffe im Wesentlichen in zweierlei Weise, indem sie nämlich entweder quellend oder schrunjptend wirken. Nach den vor- liegenden Ergebnissen scheint die erstere Erscheinung, abgesehen von blosser Diffusionswirkung, wie sie bei Uebcrtragung mariner Infusorien in reines Wasser eintritt, vielleicht stets auf einer Behinderung der Oxydationsvorgäuge im Plasma zu beruhen. Alle lebhaft (luellenden Mittel scheinen ferner in den späteren Stadien ihrer Wirkung, oder bei stärkerer Concentration schon früher, jedenfalls aber einige Zeit vor dem Tod, ähnliche Bewegungsstörungen (Drehbewegungen) her- vorzurufen, wie sie als Folge hochgesteigerter Temperatur soeben beschrieben wurden. Zu diesen quellenden Mitteln gehört zunächst das reine Hgas, in welchem die untersuchten Infusorien bei 16** C. circa 45 Minuten lebten. Drehbewegungen beginnen schon nach 10 Minuten, jedoch ohne Beschleunigung derBewegung, sondern mit Verlaogsamung. Alle Wirkungen des H traten bei höherer Tem- peratur schneller ein und zwar erfolgte der Tod unter Wasserstoff schon bei niedrigerer Temperatur (33^) wie in Luft. COg wirkt ähnlich, jedoch viel rascher, nach 3 Minuten erfolgte schon der Tod. Während daher die H Wirkung eventuell auf den Mangel des 0 rückftthrbar erscheint, dürfte der Einfluss der CO^ noch ein specifisch schädlicher sein. Die eben erschienenen Beobachtungen Clark e's (871) über die Wirkung sehr niederer Sauerstoffspaunung auf Ciliaten machen eine solche Annahme jedoch wieder etwas unsicher. Bei einem Luft- druck von 2,5 Mm. Quecksilber (Tp. 17,2'^ C.) kam Stylonychia schon nach 4 Minuten zur Ruhe, um weniger als eine Minute später zu zer- platzen. Wurde der Luftdruck rechtzeitig auf nur 6 Mm. verstärkt, so hörte das Zerfliessen auf und die Cilienbewegung begann nach wenigen Einfluss clioinisclier Stoil'e. 1817 Sekunden wieder; schliesslich schwammen die thcilweis zerstörten Thiere wieder munter umher. Aehnlich verhielten sich auch Plcurotricha und Paramaecium; Avogegen kleinere Ciliaten (Glaucoma) so schnell zer- platzten, dass sie durch Erhöhung des Drucks nicht gerettet werden konnten. Jedenfalls dürften diese Versuche zeigen, dass die Ciliaten noch bei sehr niederem Sauerstoff'druck lange Zeit aushalten. Mit diesen Erfahrungen harmoniren auch Engel mann 's (1882) Ergebnisse über den Einfluss wechselnder Sauerstofifspannung auf Para- maecien. Bei Abnahme derselben werden sie sehr unruhig (was auch Schwalbe [1866] und Rossbach sofort nach Zutritt von CO^, beob- achteten); gleichzeitig werden sie mehr ellipsoidisch und verlieren die Abplattung, was wohl sicher Aufquellung anzeigt. Engelmann fand jedoch auch, dass Steigerung der 0 Spannung über die normale gleich- falls Unruhe hervorruft, und schliesst daraus, dass die Paramaecien ähnlich wie andere einzellige Organismen auf eine bestimmte Spannung normirt sind. Rossbach, welcher den Einfluss reinen Sauerstoftgases gleichfalls |untersuchte, bemerkt dagegen nichts über Veränderungen der Bewegungen oder irgend welche Zeichen des Unbehagens. — Wrzes- niowski (1870 p. 473) empfiehlt ausgekochtes, also sauerstoffarmes Wasser, um die rasche Bewegung der Ciliaten zu mindern , was mit den Erfahrungen obengenannter Forscher nicht ganz harmonirt, obgleich es sich bei längerer Einwirkung vielleicht so verhalten mag. Zu den quellenden Mitteln gehören ferner die Alkalien und sänmit- liche untersuchten Alkaloide; die Concentration der letzteren braucht jedoch viel geringer zu sein, um dieselben heftigen Erscheinungen hervor- zurufen. Sehr wirksam erwies sich namentlich salpctersaures Strychnin, auf dessen 0,0065*^/0 Lösung Stylonychia noch ziemlich heftig reagirte*). Dagegen fand Kühne (1859) Vorticellen recht widerständig gegen wässrige Lösung von Strychnin, welche die Wimperbewegung nicht aufhebe, da- gegen die Contractionsfähigkeit des Stielfadens durch elektrische Reize vernichte. Binz sah salzsaures Chinin unter allen von ihm versuchten Alkaloiden auf Colpidium Colpoda am kräftigsten wirken. Aus du Plessis' Beobachtungen ergibt sich, dass noch eine Reihe Stoffe des Pflanzenreichs ähnlich wirken, da sie namentlich auch denselben ener- gischen Einfluss auf die contractile Vacuole haben. Ebenso scheinen sich nach Gert es (616) auch die giftig wirkenden Anilinfarben zu verhalten. Bei dieser Gelegenheit sei erwähnt, dass schon du Plessis den Einfluss der Alkaloide auf die contract. Vacuole und die Bewegungen im Allge- meinen richtig erkannte, wie ihn Rossbach später genauer feststellte. Zu den quellenden Stoffen rechnet Rossbach auch den Alkohol, der bei 5"/„ nur wenig Einfluss mehr zeige. Ich halte diese Wirkung des Alkohols jedoch noch für etwas zweifelhaft und kann kaum glauben, dass 5procentiger so einflusslos ist. *) Schon Ehrenberg (1838, p. 532) beobachtete die Strychninwirkung ganz richtig. 1818 Ciliata. Als schrumpfende Mittel erweisen sich natürlich zunächst Lösungen von indifferenten Salzen (wie NaCl und andere), Zucker und der- gleichen. Natürlich gilt das Gleiche auch für stärkere Lösungen der Salze im Allgemeinen; da jedoch viele eine specifisch gütige Wir- kung haben, sei es wegen sofortiger Gerinnung der Eiweissstofife oder anderweitig, so kommen sie hier nicht weiter in Betracht. Bei dem schon durch relativ schwache Lösungen (so NaCl l^o) rasch eintretenden Tod (manche Thiere starben schon nach ^/^^ h. [R.], ähnlich auch Binz) scheinen keine Drehbewegungen stattzufinden, vielmehr eine Art Lähmung der Cilien, welche sich bald nur noch einzeln und zuckend bewegen. Die Erfahrungen zeigten aber, dass auch die Ciliaten an das Leben in relativ starken indifferenten Salzlösungen gewöhnt werden können, so dass die lethale Wirkung massig starker Lösungen nur auf der plötzlichen und heftigen Störung des endosmotischen Gleichgewichts beruht, wie es ähn- lich für höhere Thiere ermittelt wurde. Colin gelang es schon 1S54*) einen E uplotcs, welcher sich in künstlichem Seewasser (4% Salz) fand und der bei Zusatz von Süsswasser unter starker Aufquellung bald abstarb, durch stündliches tropfenweises Zufügen von Süsswasser an 1 — 2 "/o Salzgehalt zu gewöhnen. AVurde dann starkes Salzwasser zugesetzt, so starhen die Ciliaten sogleich. Andererseits blieben die Euploten in dem eingedunsteten Seewasscr noch lebendig, als dessen Salzgehalt auf 12 "j,, gestiegen sein inusste. Schon früher erfuhren wir, dass man in Grubenwässern mit 10 "/„Salz Infusorien beohachtete. — Neuerdings gelang es Fahre (1888, p. 125) Stylonychia pustulata und Paramaecium durch allmählichen Zusatz an eine 2,5 "/o^^'Cl-Lösung zu ge- wöhnen, wobei er beobachtete, dass das anfänglich sich stets verkleinernde diastolische Volum der contract. Vacuole (s. p. 1450) allmählich wieder zum normalen zurückkehrte, wie sich auch die Verlangsamung der Frequenz ausglich. Da die Versuche jedoch nur kurz und ohne Angabe der Temperatur mitgetheilt werden, so dürfte die letztere Angabe vorerst noch ge- naucrer Begründung bedürfen Aehnliche Wirkungen wie die schrumpfenden Mittel haben nach Rossbach auch stark verdünnte Säuren. In stärkerer Dosis wirken sie jedoch durch ihren Eiufluss auf das Plasma meist sofort tödtlich. Essigsäure nach Binz noch bei 0,55 sofort, während sich SH2O4 und NHOy viel weniger wirksam zeigten. Besonders kräftig wirkt nach du Plessis auch SOg und er empfiehlt daher ihre Dämpfe für die Tödtung, welche sie ähnlich schonend hervorrufen wie Osmiumsäuredämpfe. i\.ls besonders heftige Gifte erkannte Binz Jod (das noch in 0,0002 'Vo sofort tödtet), Brom (0,00008) und Chlor (0,00004), ferner über- mangansaures Kali (0,0005 sofort) und Sublimat (0,0001 sofort). Dagegen fand Kühne (1859) Curare und Upas antior ganz unwirksam auf Vorti- cellen. Chemotactische Reizersch einungeu, die wir (s. p. 865) für gewisse Flagellaten nach den interessanten Untersuchungen Pfeffer 's erwähnten, fehlen den Ciliaten, wie es scheint, durchaus. Wenigstens ver- mochte der genannte Forscher bei fortgesetzten Studien (844) unter den zahlreichen geprüften Ciliaten (12 Arten) keine zu finden, welche auf *) Nova Acta Ac. Cacs. L. Carol. 1S54. p. 133, Anm. Einfluss chemischer Stoffe tiud der Elektricität. 1819 FJeiscbextract oder Pepton, die sieb in der Regel sehr wirksam erweisen, deutlich reagirt hätte. Nur auf Glaucoma scintillans und Colpi- dium Colpoda schienen diese Stoße zuweilen eine minimale Anziehung auszuüben; doch Hess sich nicht sicher feststellen, ob dabei nicht andere Einflüsse ins Spiel kamen. Pfeffer bemerkt jedenfalls richtig, dass diese Ergebnisse eine Reizbarkeit der Ciliaten durch gewisse Stoffe vorerst nicht absolut ausschliessen, da ja auch die Spermatozoidien ver- schiedener Pflanzenfamilien nach seineu Erfahrungen auf sehr verschiedene Stoffe reagiren. Bei dieser Gelegenheit fügen wir dem über die chemotactischo Reizbarkeit der Flagel- laten früher Mitgetheilten zu, dass dieselbe sich nach den neueren Untersuchungen Pfeffer's als recht verschieden ergeben hat. Während viele energisch reizbar sind, erweisen sich zahl- reiche andere ganz unbeeiuflusst. Es ergab sich ferner, dass die systematische Verwandtschaft dabei wenig entscheidend ist, ebenso wenig wie die Art der Ernährung. Während z. B. die chloroi)hyllhaltigen wie chlorophyllfreien Chlamydomonadinen (entgegen Pfeffer's früherer An- gabe) den Reizen folgen, zeigte sich keinerlei Wirkung auf die untersuchten chlorophyllhaltigen Eugleniuen (Euglena, Trachelomonas, Phacus) , ebenso wenig jedoch auch auf Cryptomonas ovata, welche den Chlamydomonadina verwandtschaftlich wahrscheinlich näher steht. Dagegen war die farblose Euglena hyalina Klebs deutlich reizbar, ebenso verschiedene Bodoarten, Monas, Trepomonas und Hexamitus. Solche Differenzen werden verständlich durch Pfeffer's Erfahrung, dass selbst in den Gruppen (Chlamydomonadina), ja bei den Arten einzelner Gattungen (Ilexamitus) eine deutliche Abstufung der Reizbarkeit von geringen Spuren bis zu hohen Graden angetroffen wird. I. Einfluss der Elektricität. Schon im vorigen Jahrhundert suchten Saussure (s. bei Spallanzani 1776), Spallan- zani (1776), Tcreschowsky (1775) und Guanzati (1797) die Wirkung des elektrischen Funkens auf die Infusorien zu ermitteln. Sie fanden übereinstimmend, dass er die Thierchen tödte, wie z. Th. bemerkt wird, unter Zerreissung. Guanzati fand die Wirkung eines ., Schlages" geringer als die des „prasselnden Funkens", was wohl so zu verstehen ist, dass er Schläge durch eine grössere Wassermenge leitete. Versuche Gruit hülsen 's und Ehren- berg's (1^09, 183S) bestätigten diese Erfahrungen im Allgemeinen. Mit einem besonderen kleinen Apparat fand E. die Schläge einer Leydener Flasche entweder sofort oder nach 2 — 3 maliger Wiederholung tödtlich, wobei die Körper der Thiere sich erhielten oder zerflossen. Er betonte schon, dass nur die Thiere getödtet zu werden schienen, welche sich dircct in der Stromlinie befinden. Auch Hessen beide Forscher zuerst constante galvanische Ströme auf Ciliaten einwirken. Gr. sah, dass die zwischen die Pole gerathenden Thierchen zu Grunde gingen, namentlich bei Annäherung an einen der Pole. E. erkannte schon richtig, dass die Wirkung beim Schliessen oder Oeffnen eintrete und nur in der Stromlinie geschehe. Er sah theils Zerfliessen, theils Deformationen und Drehbewegungen, doch auch schon Zusammen- fahren und Zucken. Unrichtiger Weise wollte er aber annehmen, dass die Wirkung galvani- scher Ströme nur auf der Wasserzersetzung beruhe. Gruithuisen glaubte beobachtet zu haben, dass die Thierchen sich bei Einwirkung eines starken Magnets reichlicher in der Ver- bindungslinie der beiden Pole aufhielten. Was Ehrenberg (1S3S) über derartige Versuche mit einem Elektromagneten mittheilt, kann nur irrthiimlich sein. In neuerer Zeit beschäftigten sich namentlich Kühne (1859) und Rossbach (1872) mit diesem Gegenstand, mehr gelegentlich schenkten demselben! auch Rood (1853), Schwalbe (1866), Wrzesniowski (1869) sowie Cadiat und Robin (585) einige Aufmerksamkeit. Es ergibt sich lb2U Giliata. hieraus, dass starke Indnclionsschläge gcwölinlich sulort oder duch in kurzer Zeit tödtlicb wirken, wobei die Ciliaten entweder gleich zerfiiesscn oder wobei doch ISarkodetropfen hervortreten, welchen der Tod bald folgt, 8ch wachere Oeffnungs- oder Schliessungsschläge bewirken bei allen contractilen Ciliaten sofort Zusammen ziehung, ja es tritt eine solche auch bei manchen auf, welche sich spontan nicht contrahiren, so z. B. bei Fara- maecium (Wrzesn.) und Stylonychia pustulata (Rossb.). Inter- niittirende Ströme erzeugen daher eine Art Tetanus. Doch fand Kühne, dass der Vorticellenstiel sich bei längerer Einwirkung intermittirender Ströme wieder streckt, was er als ein Ermüdungsphäuomen betrachten möchte. Wurde dann der Strom plötzlich verstärkt, so erfolgte eine neue Contraetion. Dass der Schlag direct auf den Stielfaden wirken kann, ohne Vermittelung durch den Vorticellenkörper, wies Kühne an ihres Körpers beraubten Stielen nach, welche sich, wenn frisch, durch Indiictionsscbläge contrahirten. Einen Einfluss auf die Wimperbewegung vermochte Kühne nicht zu erkennen, während Rossbach bei Anwendung schwächerer Ströme bei Stylonychien Drehbewegungen eintreten sah, worauf bald unter Ver- langsamung der Wimperbewegung der Tod durch Auflösung folgte. Durch Sauerstoffmangel geschwächte VVimpcrbewegung sah er unter dem Einfluss von Schliessungsschlägen wieder etwas lebhafter werden , was mit den Erfahrungen an Flimmerzelleu wohl übereinstimmt. Es dürfte daher die Eintlusslosigkeit der Schläge auf die Cilienbewegung, welche auch von Cadiat und Robin behauptet wird, nicht ganz richtig sein. Die Mangelhaftigkeit der Untersuchungen letzterwähnter Forscher folgt übrigens schon ans ihrer Angabe, dass Inductionsströrae die Contrae- tion des Vorticellenstiels nicht beeinflussten. Im Allgemeinen scheinen schwächere Ströme auch Quellungserscheinungen hervorzurufen und ihre Wirkung daher den früher beschriebenen Vorgängen bei der Quellung analog zu verlaufen; es scheint deshalb auch noch nicht ganz sicher, ob die bei nicht contractilen Ciliaten bemerkten Gestaltsveränderungen nicht z. Th. auf Quelluug zurückzuführen sind. Wie schon früher (p. 1455) hervorgehoben wurde, Hess sich ein Einfluss der Ströme auf das Spiel der contractilen Vacuole nicht nach- weisen (Rossbach). K. Zcrflicssu iigserscliciiuiiigeii. Schon häufig, besonders jedoch in den vorhergehenden Abschnitten, gedachten wir des vielen Ciliaten eigenthümlichen Zerfliessens. Diese, schon den alten Infusorienforschern gut bekannte und besonders von 0. F. Müller vielfach geschilderte Erscheinung tritt unter recht ver- schiedenen Einflüssen auf. Viele chemische Stoffe, s{)eciell die quellenden rufen sie bei geeigneter Concentration und Einwirkungsdauer hervor; Hitze elektrische Schläge, Verletzungen, Druck, Verdunstung des Wassers Einfluss der Elelitricität. Zerfliessungsersclieinungen. 1821 (welche ähnlich wie Druck wirkt) thun das Gleiche. Ueberhaupt scheint es geradezu, dass recht zerfliessliche Ciliaten fast auf jeden heftigen Eingriff eine solche Auflösung erfahren können, wesshalb auch die Conservirung mancher recht schwierig ist. Als besonders günstiges Mittel, um das rasche Zerfliessen zahlreicher Ciliaten hervorzurufen , erkannte schon Dujardin (1838 und 42) Ammoniakdämpfe. Auch ich habe dieselben vielfach sehr wirksam gefunden. Der Verlauf des Zerfliessens ist bei verschiedenen Ciliaten, doch auch bei derselben Form unter verschiedenen Einflüssen etwas verschieden. In gewissem Grade hängt dies jedenfalls mit der Festigkeit und Widerstandskraft der Pellicula und Alveolar- schicht zusammen , doch hat jedenfalls auch die gesammte Beschaffen- heit des Plasmas darauf Einfluss. Entweder bemerkt man nämlich, wie plötzlich an einer Stelle der Körperoberfläche, häufig an einem Ende, eine Auflösung des Plasmas beginnt; dies geschieht nicht selten mit einem gewissen Ruck, so dass die Inhaltskörnchen auseinander geschleudert werden. Die Auflösung schreitet dann rascher oder langsamer fort, so dass der ganze Körper in meist kurzer Zeit vernichtet wird. Es bleiben nur verschiedenartige Inhaltskörnchen, gefressene Körper und schliesslich die Kerne zurück (abgesehen von gewissen widerstandsiähigeren Organen einzelner Formen, wie dem Ötäbchenapparat, Trichocysten etc.). Denn es gilt allgemein, dass die Kerne nicht zerfliessen, sondern bei Berüh- rung mit Wasser sofort gerinnen und sich lange Zeit erhalten. Dess- halb bietet auch das Zerfliessenlassen vielfach ein treffliches Mittel zur Isoliruug der Nuclei, wie schon früher bemerkt wurde. Unter Um- ständen kann die Auflösung des Körpers nach Zerstörung eines Theils einhalten, der übrig gebliebene Rest fortleben und sich regeneriren. Gelegentlich wurde auch bemerkt, dass die Auflösung plötzlich die gesammte Oberfläche des Körpers erfasste, welcher auf diese Weise in kürzester Zeit gewissermaassen auseinander stäubt; ja die Erscheinung kann fast an eine Explosion erinnern. Der geschilderte Modus des Zerfliessens ist namenthch zahlreichen Oxytrichiuen eigen, findet sich jedoch auch bei manchen Heterotricha und Gymnostomata. Unter den ersteren gedenke ich besonders des Spirostomum, unter letzteren des Dileptus; bei beiden bereitet das leichte Zerfliessen der Conservirung grosse Schwierigkeit, so dass man nur durch plötzliches Uebergiessen mit starker Osmiumsäure zum Ziele gelangt. Dennoch triff't man unter den Oxytrichiuen auch einzelne, welche bei Druck nur schwer zerfliessen, was Stein (1859) besonders für Urostyla hervorhebt. Die zweite Art des Zerfliessens äussert sich zunächst im Auftreten der sog. Sarkodetropfeu auf der Körperoberfläche. Unter Druck oder auch sonstigen Einflüssen tritt an irgend einer Stelle eine klare durch- sichtige Substanz auf, welche der Oberfläche adhärirt. Dass sie flüssig ist, folgt aus ihrer stets kreisförmigen Grenzlinie gegen das Wasser. Im weiteren Verlauf vermehrt sich die Zahl der Tropfen meist rasch; sie wachsen mehr und mehr heran, wobei benachbarte zusammenfliessen ]822 Ciliata. k()nnen. Vaeiiolen treten in ihnen gelegentlich auf. Auch ist Ablilsung einzelner Tropfen von der Oberfläche des Infusors nicht selten zu be- obachten, wobei sie sich natürlich kuglig abrunden. Schliesslich zer- platzen die Tropfen meist plötzlich und lösen sich im umgebenden Wasser, worauf die Auflösung gewöhnlich den übrigen Körper des Infusors er- greift und theilweise oder gänzlich zerstört. Nicht immer vollzieht sich der Vorgang in der geschilderten Weise, manchmal quillt plötzlich an der Stelle des zerplatzten Tropfens das Entoplasma mehr oder weniger reichlich hervor, um sich im umgebenden Wasser allmählich aufzul()sen; der übrig bleibende Rest kann dann gerinnen. Auch lässt sich bei schwer zerfliesslichen Ciliaten häufig die Auflösung des Plasmas trotz der Bildung der Sarkodetropfeu nicht erzielen, vielmehr stirbt der Körper unter Gerinnung ab und die Tropfen zeigen selbst Gerinnungserscheinungen oder lösen sich auf. Die Beantwortung der Frage nach der Natur der sog. Sarkodetropfen ist nicht ganz leicht. Duj ardin hielt sie bekanntlich lür Sarkode, welche durch das Integument vorgequollen sei; daher auch der Name. P]ine ähn- liche Auffassung dürfte wohl im Allgemeinen die herrschende geblieben sein. Neuerdings deutete sie Fahre (847) als Chylema (sein Paraplasma), welches durch Druck hervorgepresst worden sei. Er findet wie schon Certes (s. p. 1469) in den Tropfen von Paramaecium mittels der Jod- färbung Glycogen. Ich kann dieser Ansicht, obgleich sie die Sache anscheinend sehr einfach erklärt, nicht zustimmen. Soweit meine gelegentlichen Erfahrungen reichen, ist mit dem Auftreten der Tropfen an einer gewissen Oberflächen- stelle eines Infusors stets eine mehr oder minder weitgehende Zerstörung der unterliegenden Körperschicht verbunden. Wird der Tropfen ansehn- licher, so schwinden Ectoplasma und Alveolarschicht an der betreffenden Stelle ganz, wesshalb hier auch häufig ein bruchsackartiges Hervorquellen des Entoplasmas erfolgt. Diese Erfahrungen, sowie das ganze Aussehen der Erscheinung führten mich zur Ansicht, dass die Tropfen durch wirkliche Auflösung der äussersten Körperschicht entstehen, indem an gewissen Stellen rasch grosse Quantitäten von Wasser aufgenommen werden. Gegen die Auffassung der Tropfen als hervorgepresstes Chylema spricht auch, dass sie keineswegs nur bei Druck, sondern auch unter dem Einfluss quellender Stotie auftreten, wo von Druck keine Rede sein kann. Warum sich die Tropfen zuerst mit dem umgebenden Wasser nicht mischen und dies dann plötzlich thun, ist vorerst ebensowenig zu beant- worten wie die Frage, warum das Plasma sich für gewöhnlich nicht mit Wasser mischt und doch so wasserdurchgängig und wasserhaltig ist, sowie im Wasser plötzlich spurlos aufgelöst werden kann, wie die erst- erwähnten Ciliaten zeigten. Sclion im lüstorischen Theil wurde gezeigt, dass das Zerfliessen mehrfach falscli gedeutet wurde. Gruithuisen (1812) und namentlich Ehrenberg (1838 und früher! liielten es für ein Eierlegen unter Auflösung des Körpers, indem sie die dabei ausgestreuten Inhaltskörnchen als Zerfliessiingserscheinungen. Parasiten (Suctoria). 1823 Eier oder Keime deuteten. Diese Ansicht wurde von DuJ ardin mit Erfolg bekämpft, welcher die Zerfliessung-serscheinung-en als Beweis der einfachen Organisation der Ciliaten und für seine Sarkodelelire verwerthete. Leider beschäftigte sich die spätere Zeit mit diesen Vorgängen wenig, wenn sie auch Dujardin's Auffassung derselben allgemein acceptirte. Von Zeit zu Zeit tauchten wieder gelegentliche Versuche auf, die Erscheinung mit Fortpflanzung in Verbindung zu bringen. Wenigstens kamen bei den von Peltier (1836, 158 und 1840), Arlidge (1849), Lindemann (1S64, Chilodon), Hilgard (1871), Parker 1883, sog. Amphileptus) und Worcester (1S84, Stentor coeruleus) beschriebenen angeblichen Fortpflanzungsvorgängen sicher Zerfliessungsvorgänge in Betracht. Jedenfalls war die von Parker beobachtete „re- production by partial dissociation" eines sog. Amphileptus nur ein theilweises Zerfliessen, wo- bei der erhalten gebliebene PLaupttheil des Körpers später wieder regenerirte. Dass die beim Zerfliessen losgelösten Stücke amöboide Bewegung zeigten, wie er angibt, ist wenig glaublich. Auch die von Worcester beobachteten angeblichen Knospen des Stentor dürften sicher nur Sarkodetropfen gewesen sein ; die nach völligem Zerfall des Körpers zurückgebliebenen Glieder des Ma. N. galten ihm als eiähnliche Körper, In welchen er den Beginn des Lebenscyclus vermuthete. Der vermeintlichen Fortpflanzung des Stentor soll eine Conjugation vorhergehen, welche einige Momente dauere. Maggi's Angabe (1876), dass die Sarkodetropfen bei Zu- satz von Wasser die Formen des Myelins annehmen und dieser Stoff deshalb einen Bestand- tlieil des Infusorienplasmas bilde, ist jedenfalls ganz unbegründet, da die Tropfen keine der cliarakteristischen Eigenschaften besitzen, welche die Myelin genannten Bildungen bei höheren Organismen kennzeichnen. L. Parasiten der Ciliata. Schon im historischen Abschnitt wurde der Pnrasiten vielfach ge- dacht, weil sie irrige Ansichten über die Fortpflanzungserscheiniingen so häufig veranlassten. Die Vorstellungen über die geschlechtliche Ver- mehrung stützten sich lange Zeit auf parasitäre Erscheinungen und es bedurfte erheblicher Anstrengungen, um die wahre Bedeutung dieser Vorgänge zu ermitteln. Alle bis jetzt bekannt gewordenen Parasiten der Ciliaten sind ein- zellige Organismen, nämlich Suctorien, Ch3-tridieen, Bacteriaceen, seltener Flagellaten und möglicherweise, doch ist dies noch recht zweifelhaft, aucli Ciliaten selbst. Endlich sind die symbiotisch lebenden Zoochlorellen sehr verbreitet. a. Suctoria. Parasitirende kleine Suctorien gehören zu den häufigsten Schmarotzern; nur die Znochloiellen übertreffen sie an Verbreitung. Sie werden gewöhnlich den beiden Gattungen Sphaerophrya Clap. und L. und Endosphaera Engelm. zugerechnet, über deren generische Ver- schiedenheit die Acten noch nicht geschlossen erscheinen. Wir besprechen diese Parasiten hier nicht eingehender, weil die Suctorien später aus- führlich zu schildern sind. Daher soll nur auf ihre Verbreitung und das Historische hingewiesen werden. Piclativ spärlich fanden sie sich bei den Holotricha, wurden aber gerade bei den Paramaecien entdeckt (Focke 1844 Param. Bursaria, Clap. und L. P. caudatum 1858—61, wogegen die von Letzteren bei P. putrinum beschriebenen sog. Embryonen noch etwas unsicher er- scheinen). Ausserdem wurden noch bei Nassula elegans Sphaero- phryen beobachtet (Cohn 1858). 1824 Ciliata. Möglich erscheint, dass der von Balbiani (1S7.'{) bei Didinium nasutum einmal gefundene, bewegliche innere Körper, welcher nach dem Ausschlüpfen einem Endosphaera- schwürmer ziemlich ähnlich war, hierher gehört. Bei gewissen Heterotrieheii: Stentor co eruleus udcI igneus (Clap. und L. 1858), Climaeostomum virens (Bütschli 1876) kommen Suetorien ziemlich häufig vor. Am verbreitetsten sind sie aber wohl bei denHypo- trichen und Vorticellinen. Da die der Vorticellinen im Bau ihrer Schwärmer von den Uebrigen etwas abweichen, hat man sie zur Gattung Endosphaera erhoben. Bei den Hypotrichen entdeckte sie Cohn (1851); später beschäftigen sich mit ihnen namentlich Stein (1859 — Ol, 1867), Engelmann (1862 u. 76) und Bütschli (1876). Nachgewiesen wnrden sie bis jetzt bei Euplotes Patella, Stylonychia Mytilus und pustulata, Pleurotriclia lanceolata, üroleptas Musculus und Urostyla grandis. Die Endosphaeren der Vorticellinen ent- deckten Claparede und L. bei Epist. plicatilis; Stein fand sie 1859 schon bei Vortic. nebuli- fera und Trichodina Pediculus, 1867 noch bei Vortic. Campanula, V. microstoma und Zooth. Arbuscula. Auch Carchesium (polyp. und Aselli), sowie Vort. Convallaria fehlen sie gelegent- lich nicht (zuerst Engelmann 1862). Endlich gehören wohl die von lläckcl bei einigen Tin- tinnoinen (Dictyocysta Mitra und Tintinnopsis Campanula) beobachteten Eier oder Sporen hier- her. Einmal fand er statt ihrer einen bewimperten, jedoch tentakellosen Organismus, welcher den von Stein beschriebenen sog. Embryonen der Bursaria am ähnlichsten schien (s, weiter unten). Wir berichten im Anschluss über einige noch ungenügend bekannte, jedoch zweifellos parasitische Vorkommnisse in Ciliaten, welche sich zunächst an die parasitischen Suetorien anzureihen scheinen. Bütschli beobachtete (1876) in zwei Individuen von Stentor coeruleus ciliaten- ähnliche Einschlüsse. Der eine Stentor enthielt im Entoplasma einen, der andere zwei grosse, kuglige, total bewimperte Körper. Dieselben rotirten beständig in ihrer engen Höhle (Vacuole), besassen einen ein- fachen Kern (Ma. N.) und eine contractile Vacuole. Die Cilien waren deutlich in meridionalen Reihen geordnet; das Plasma stark körnig. Die fraglichen Organismen glichen daher einfachen Holotrichen , erinnerten dagegen nur wenig an Suetorien. In beiden Fällen vermehrten sich die parasitischen Kugeln durch fortgesetzte Theiluug rasch; bei dem Stentor mit 2 Kugeln theilte sich jedoch nur die eine. In wenigen Stunden waren die sieh vermehrenden Kugeln in 10 bis 12 kleine Sprösslinge zerlegt, welche ausser lichterem Plasma keine weiteren Veränderungen zeigten. Das Absterben der Stentoren vereitelte die weitere Verfolgung der Para- siten. Unmöglich wäre es nicht, dass die von Claparede und L. be- schriebenen Embryonen von Stentor den eben erwähnten Organismen ent- sprächen, obgleich ihre Beziehung auf Sphaerophryen wahrscheinlicher ist. Unsicherer bleibt die Natur der von Eckhard (1846) und 0. Schmidt (1849) erwähnten Embrjonen der Stentoren. Dagegen erkenne ich aus Engelmann's uned. Skizzen, dass er schon 1860 zwei Stentoren mit je einem der eben erwähnten Parasiten beobachtete und auch ihren Bau ganz richtig erkannte. Leider ist auch die Natur der von Stein (1867) und Eberhard (1868) beschriebenen sog. Embryonen der Bursa ria truncatella noch Parasiten (Suctoria). 1825 nicht genau festzustelleü. Stein fand im Entoplasma gewisser Bursarien grosse Mengen (30 — 200) kleiner, total bewimperter Organismen. Meist lag ein jeder in einer besonderen Vacuole, selten einige in einer geraein- samen. Sie waren oval bis umgekehrt eiförmig; am vorderen Pol fand sich ein sehr „enger niedriger, röhrenförmiger Vorsprung'% der für ein blindes Saugnäpfehen gehalten wurde. Der hintere Pol enthielt eine con- tractile Vacuole, die Mitte des Körpers den runden bis kurz strangför- migen Nucleus. Acinetenartige Tentakel wurden nie bemerkt, doch auch nie ausgeschwärmte oder isolirte Parasiten untersucht. Die betreffenden Bursarien besassen weder Mund noch Schlund und höchstens Spuren des Peristoms; diese Organe waren jedenfalls zurückgebildet, nicht nur geschlossen, wie Stein annimmt. Eberhard dürfte wohl sicher die gleichen Parasiten beobachtet haben , obgleich seine Angaben ziemlich abweichen. Er nennt die im Entoplasma der Bursarien gesehenen Orga- nismen Embryonalkugeln. Zuweilen wurden einige durch das noch theil- weis erhaltene Peristom der Bursaria entleert. Künstlich hervorgepresste oder durch Zerfliessen isolirte nahmen eine längliche Gestalt an und ent- wickelten ziemlich grosse sog. Tentakel. Hierauf erhielten sie ein all- seitiges Cilienkleid und zogen die Tentakel allmählich ein; auch schien sich eine Mundöffnung hinter dem Vorderende gebildet zu haben; in letzterem lag die contr. Vacuole. Während die von Stein untersuchten Buisarien stets einen wohl erhaltenen Ma. N. besassen, konnte Eberh. bei den mit zahlreichen Kugeln versehenen entw^eder gar keinen oder nur Bruchstücke davon bemerken. Wie gesagt, glaube ich, trotz der starken Verschiedenheiten in den Angaben beider Forscher, dass sie die gleichen Parasiten beobachteten. Sollten sich Eberh. 's Angaben über die vorübergehende Entwicklung von Tentakeln bestätigen, so wären die fraglichen Organismen wohl zu den Suctorien zu ziehen. In dieser Hinsicht ist auch der von Stein beschrie- bene Saugnapf beachtenswerth, da die Suctorienschwärmer gelegentlich Aehnliches zeigen. Der Tentakelmangel allein würde noch keinen Grund abgeben, sie von den parasitischen Suctorien zu trennen, da auch die Endosphaeren der Vorticellinen nie Tentakel zeigen und doch zweifel- los zu den Suctorien gehören. Zu den Parasiten, deren Natur bis jetzt unsicher blieb, gehören ferner die von Siebold i'1835, s. auch Stein 1867. p. 315) entdeckten und später von Lieberkiihn (uned. Taf.) studirten des ebenfalls parasitischen Balantidium Entozoon. Es sind sehr kleine (nach Lieberk. ca. 0,02 lange), ovale, z. Th. geschwänzte Gebilde. Sie lagen in einer ansehnlichen Vacuole (Uterus Sieb.) des hinteren Körperabschnitts , in welcher sie sich lebhaft bewegten. Siebold fand in dem einzigen untersuchten Fall 6 solche Körperchen in *der Vacuole; Lieberk. viel mehr. Letzterer zeichnet die angeblichen Embryonen total oder nur in der vorderen Hälfte bewimpert. Von ihrer inneren Organisation lässt sich nichts Wesentliches er- kennen. Was sie eigentlich waren, scheint daher recht zweifelhaft; doch erwecken mir Lieberkilhn's Abbildungen den Verdacht, dass es sich um parasitische Trichomonaden handelte, welche ja neben Balantidien im Froschdarm schmarotzen. Das Wimperkleid, welclies L. zeichnete, durfte gegen diese Yermuthung nicht sehr ins Gewicht fallen, da gerade bei Trichomonas Täuschungen in dieser Beziehung leicht möglich sind. Stein (1S67, Bronn , Klassen des Thier-Reielis. Protozoa. 115 1826 Ciliata. p. 315), welcher Siebold's und Liebcrk.'s Beobachtungen natürlich auf Embryonen bezog, glaubte bei einzelnen Balantidien sog. Embryonalkugeln gesehen zu haben, von welchen er die Embryonen ableiten wollte. Was diese Kugeln waren, ist vorerst nicht festzustellen ; möglicher- weise Jiandeltc es sich um Individuen, welche aus der Conjugation hervorgegangen waren, vielleicht auch nur um gefressene Körper. Obgleich die Geschichte der parasitischen Suctorien schon im historischen Abschnitt in ihren wichtigsten Zügen verfolgt wurde, dürfte es doch angezeigt sein, die Hauptdaten im Zusammenhang zu recapituliren , weil diese Parasiten in der Ciliatenforschung eine so hervor- ragende Rolle gespielt haben. Schon ihr erster Entdecker, Focke, erklärte sie für die wahrer Embryoneu der Ciliaten und diese Ansicht herrschte lange Zeit. Sie wurde vertreten von Eckhard (1846), 0. Schmidt (1849), Cohn (1851 und 1858), Stein (1854—1867), Cla- parede-Lachmann (1858 — 61), Balbiani (1858), Engelmann (1861 und 1862), Eber- hard 1862 und zahlreichen Anderen, welche sich auf die Beobachtungen dieser Forscher stützten. Erst 1860 entdeckte Balbiani die wahre Bedeutung der angeblichen Embryonen, ohne aber mit seiner Ansicht besonderen Beifall zu finden. Namentlich Stein (1867) be- kämpfte sie aufs eifrigste und vermochte denn auch ihre Anerkennung bis zur Mitte der siebziger Jahre zu verhindern. 18tJl schloss sich schon Carter Balbiani 's Deutung an; 1864 vertrat sie Mecznikoff auf Grund eigener Forschungen über Paramaecium Aurelia. Erst die Untersuchungen Bütschli's (1875—76) und Engelmann's (1875 — 76) führten zum definitiven Sturz der Embryonenlehre und verschafften Balbiani's Auffassung allseitige Anerkennung. Die Ciliaten scheinen durch die Infection mit Suctorien nicht sehr zu leiden. Nur der Makronucleus dürfte manchmal deformirt oder auch zur Fragmentation veranlasst werden. Wenigstens beobachteten Stein (1859) und Engelmann (1862), dass seine beiden Glieder bei den Stylo- nychien durch die ansehnliche Menge der Parasiten häufig sehr weit aus- einandergedrängt werden und ihr Zusammenhang wohl zerstört wird. Zu- weilen waren die Glieder auch stark missgebildet, besassen eine wurst- förmige bis recht unregelmässig hin und her gewundene Gestalt. Engel- mann glaubt sich überzeugt zu haben, dass sie manchmal in eine Anzahl kugliger Fragmente zerfallen waren. Auch an die oben mitgetheilte Notiz Eberhard 's über den Ma. N. infieirter Bursarien mag bei dieser Gelegenheit erinnert werden. Mehrfach wurden inficirte Ciliaten in Theilung beobachtet, welche also durch die Parasiten nicht oder doch nicht immer verhindert wird. Schon Cohn (1851) constatirte dies bei Param aecium Bursaria. Aehn- liche Beobachtungen machten Lachmann für Stentor (1856, p. 394) und Stein für Vorticella micro Stoma (1867, p. 117). Letzterer fand gelegentlich auch Cysten von Vorticella Campanula, welche einige Endosphaeren enthielten; hieraus, wie aus der directen Beob- achtung der Encystirung infieirter Vorticella microstoma folgt, dass auch das Encystiruugsvermögen bei Gegenwart der Parasiten nicht auf- gehoben ist. Was Grenfell (1S86) über die Encystirung einer von Sphaerophryen Ein- gegriffenen Hypotrichen mittheilt, dürfte eher auf Absterben als auf Encystirung zu beziehen sein. b. F 1 a g e 1 1 a t e n. Balbiani (1881, p. 444) traf in Stent o r e n häufig ganze „Familien von Monaden", welche in einer Tasche (? Vacuole) Parasiten (Suctoria, Flagellata und Chytridiea). 1827 eingeschlossen waren. Letztere platzte zuweilen, wobei die Parasiten ins Freie gelangten. Gelegentlich dringen letztere auch in den Ma. N. ein, welcher dadurch gleichfalls zu einem mehr oder weniger ansehnlichen Sack (poche) umgestaltet wird. Schon Stein (1867, p. 231) beobachtete einmal im zuführenden Kanal der contractilen Vacuole von Stentor polymorphns 2 astasiaähnliche Flagellateu, welche sich lebhaft bewegten und trotz mehrfacher sog. Contractionen des Kanals in demselben ver- blieben, d. h. nach unserer Ansicht immer wieder von dem neuen Kanal umflossen wurden. Vergl. auch, was oben p. 1825 über die angeblichen Embryonen des Balantidium Entozoon bemerkt wurde. c. C h y t r i d i e e n. Diese Schmarotzer, welchen wir schon als häufige Parasiten der Mastigophoren begegneten, spielen bei den Ciliaten eine ähnliche Rolle ; sie greifen wie bei den ersteren ausschliesslich oder doch vorzugsweise die Cysten an. Im Ganzen wurden nur wenig sichere Fälle constatirt. Stein entdeckte sie 1851 in den Cysten von Vorticella microstoma, 1854 auch in denen von Yorticella nebulifera, wo sie später wieder Everts (1873) studirte. Cienkowsky constatirte ihr Vorkommen in den Cysten der Nassula aurea und Stein schliesslich (1859) in denen zweier Oxy trieb inen (Stylonychia jiustulata und Gastro- styla mystacca). Ob die Parasiten in die Cysten selbst eindringen oder sich schon vor der Encystirung im Körper einnisten , wurde bis jetzt nicht festgestellt. In den inficirten Cysten bemerkt man einen bis mehrere, selten (Nassula Cienkowsky) zahlreiche kuglige, blasenartige Körper. Ist nur einer vor- handen, so scheint er sich meist so stark zu vergrössern, dass er das Innere nahezu ganz erfüllt, wobei natürlich die Hauptmasse des encystir- ten Infusorienkörpers allmählich zu Grunde gehen muss. Da aber die Untersuchungen über solche Zustände zu den ältesten gehören (Stein 1854), so dürfte auf sie nicht allzuviel Werth zu legen sein. Wahrschein- lich ist die parasitische Chytridiee auch in diesen Fällen im Plasma des Infusorienkörpers noch deutlich zu unterscheiden, wie bei den Cysten mit mehreren Parasiten. Im Inhalt der letzteren bemerkt man die Parasiten als kuglige, ovale oder etwas uuregelmässige Körper. Vom Infusorien- plasma ist um so weniger erhalten, je mehr Parasiten vorhanden sind. Ueber die feineren Vorgänge der Zoosporenbildung ist nichts bekannt; dagegen wurde die Entleerung der Zoosporen mehrfach verfolgt. Wie Stein zuerst (1854) beobachtete, wächst jeder Parasit meist gegen die Cysteuoberfläche in einen zarten Schlauch allmählich aus , welcher die Cystenmembran schliesslich durchsetzt (71, 7 b, ch). Hierauf öffnen sich die Schlauchenden und entlassen die Zoosporen, welche in einer gallertigen, sehr durchsichtigen Masse eingebettet sind. Da letztere im umgeben- den Wasser zerfliesst, werden die Zoosporen bald frei und bewegen sich lebhaft weiter. Sie sind oval bis etwas nierenförmig. 1859 beobachtete zuerst Stein au ihrem Vorderende eine zarte Geissei; von ihrer inneren Organisation ist nichts Genaueres bekannt. 115* 1828 Ciliata. Es scheint, dass die Zoosporen nicht immer durch Schläuche entleert werden. Wenigstens will Stein (1854) bei Vorticella nebulifera die Entleerung durch Aufplatzen der Cysten und Austritt der Sporen in einer Gallcrtkugel beobachtet haben. Dasselbe berichtete später Everts für diese Vorticelle. Es scheint aber mitglich, dass es sich dabei um anormale Vorgänge handelte; wenigstens sah Everts die Zoosporen stets sehr bald nach der Entleerung zu Grunde gehen. Nach letzterem Beobachter sollen die Sporen gelegentlich auch einzeln hervortreten, nicht wie gewöhnlich in einem Klumpen vereint. Ihr weiteres Schicksal blieb bis jetzt ganz unbekannt. Schon der liistorisclie Abschnitt berichtete, Jass Stein aucli diese parasitären Vorgänge ursprünglich (1851 — 54) als Fortpflanzungserscheinungen der Cysten deutete. Ihm schloss sicli Cienkowsky 1855 für Nassula an; auch Laclimann und Claparede zollten dieser Auffasung anfänglich (1856) Beifall, da sie bei der eigenthümlichen Suctorie Urnula die gleiche Erscheinung verfolgt hatten. Auf die grosse Aehnlichkeit dieser Vorgänge mit den Entwicklungserscheinungen der in Pflanzenzellen beobachteten Chytridieen wies zuerst Colin (1857) hin. Dem stimmten dann sowohl Stein (1859, p. 106) wie Claparede-Lachmann (1861) bei. Everts erklärte die von ihm bei Vorticella nebulifera beobachteten Para- siten für Vibrionen; es unterliegt jedoch keinem Zweifel, dass sie identisch mit den früher von Stein (1854) beschriebenen und jedenfalls Chytridieen waren. Dass sich die inficirten Cysten namentlich dann bilden, wenn die Encystirung unter dem Deckglas erfolgt (Everts), ist schwerlich richtig. Zu den Chytridieen oder Flagellaten können am ehesten die noch unsicheren Parasiten gerechnet werden, welche Eees (1878) im Makronucleus von Oxytricha fallax beobachtete. In demselben fanden sich häufig kleine Kügelchen verschiedener Zahl, welche deutliche Zellen zu sein schienen. Nachdem sie bedeutend herangewachsen waren, wobei eine Zellhaut kenntlich wurde, theilte sich ihr Plasma successive in 15 — 30 kleine Zellen. Während dieser Entwicklung der Parasiten schmolzen die beiden Nucleusglieder der Oxytricha gewöhnlich zu einem einzigen Klumpen von unregelmässiger Gestalt zusammen; zu- weilen erhielten sich jedoch auch zwei Klumpen kugliger Parasiten als Andeutung der beiden ursprünglichen Kernglieder. Scliliesslich sollen die Häufchen der parasitischen, ge- furchten Kugeln ausgestossen werden. Dies wird daraus erschlossen, dass Thiere ohne Nuclei und ohne parasitische Kugeln beobachtet wurden, in welchen jedoch z. Th. noch die beiden Mi. N. nachzuweisen waren. Die Weiterentwicklung der Kugeln nach der Ablage bestand darin, dass die Hüllmembran allmählich schwand und die eingeschlossenen Zellchen etwas be- weglich wurden; doch erlosch die Bewegung bald, ohne dass eine weitere Entwicklung ein- trat. Kerne wurden in den Zellchen nicht beobachtet, ebenso wenig deutliche Geissein odoi' Cilien. Die Natur der fraglichen Parasiten dürfte nach dem Mitgetheilten scliwerlich festzu- stellen sein. Eees glaubt, dass es sich um parasitische „Algen" handle. Wie gesagt, dürfte zunächst an Chytridieen oder Flagellaten gedacht werden, was auch Kees wohl an- deuten wollte; denn von Algen im eigentlichen Sinne kann doch keine Eede sein. d, Bacteriaceen. Parasitische Schizomy ceten kommen in den Kernen der Ciliaten nicht selten vor und scheinen zuweilen zahlreiche In- dividuen einer Infusion gleichzeitig zu befallen. Wie gesagt, nisten sie fast ausschliesslich in den Kernen; wenigstens sind die spärlichen Beob- achtungen, welche über das Vorkommen ähnlicher Organismen im Ento- plasma vorliegen, noch ziemlich ungenügend. Bacterien entdeckte zuerst J. Müller (1850) im Ma. N. von Paramaecium cauda- um; später beschäftigten sich mit denselben noch Claparede-Lachmann, Stein (1859 Parasiten (Chytridiea, Bacteriacea). 1829 und lS67j, Eiigelmaiiu (1S62), Balbiani (18G1) und Eütschli (1ST6). Sie fanden sich, gelegentlich noch im Ma. N. von Chilodon (Clap.-L., Engelm.), Pleuronema Chry- salis, Prorodoii farctus, Pr. teres, Stentor Roeselii (Stein 1861 und 1867), Epi- stylis ümbellaiia (GreefF 1870) und Stylonychia (Engelman]i (1876). Nicht ganz mit derselben Sicherheit ist ihr Auftreten im Mikronucleus von Para- maecium caudatuui (Aurelia der Autoren) erwiesen. Schon Gl apared e-L achmann versicherten , dass der Mi. N. häufig von stabfürmigen Körperchen erfüllt sei. Das Gleiche vertrat in ausführlicherer Darstellung Balbiani (1861). Engelmann fand 1862 Ent- sprechendes bei Blepharisma lateritia und Kölliker studirte 1864 wiederum Par. cau- datum. Seine Beobachtungen scheinen überzeugend zu erweisen, dass die von Stäbchen er- füllte Blase wirlilich der angeschwollene Mi. N. ist, wie weiter unten genauer dargelegt werden soll. Ob die von Lieberkühn bei einem mit Colpoda Ren verwandten Infusor im Mi. N» beobachteten spermatozoenähnlichen Gebilde (s. bei J. Müller 1856) Bacterien waren, scheint mir fraglich. Auf seinen uned. Tafeln findet sich davon nichts, nur die Bacterien des Ma. N. von Parauiaccium caudatum sind abgebildet. Dagegen wird die längsstreifige normale Structur des Mi. N. bei einem unsicheren, als Bursaria vorax bezeichneten Infusor ungemein deutlich angegeben. Wahrscheinlich bezog sich daher L.'s Beobachtung nicht auf Bacterien, sondern auf die normale Faserung des Mi. N. Gestalt und Grösse der Parasiten wird etwas verschieden angegeben und dürfte auch sicher hei den verschiedenen Infusorien differiren. Im Ma. N. von Pararaaecium sind es stäbchenartige Gebilde (nach Bal- biani von 10,8 — 25,4 /f auf 2 /.t, nach Engelmann 8,« lang; Btitschli fand die grössten 6 mal so lang wie die kleinsten). Entweder werden sie ganz cylindrisch geschildert (Balbiani, Engel mann, Kölliker), oder mit massig zugespitzten Enden (Clap.-L., Lieb erkühn, Stein, Bütschli); letzteres halte ich für das gewöhnliche (63, li). Li eber- kühn bildet sie vibrionenartig gewunden ab (uned. Tafeln). Engel- mann (1862) unterschied „eine kurze, compactere Vorder- und eine grössere, etwas dünnere und durchsichtigere Hinterhälfte''. Diese Angabe bezieht sich wohl auf dasselbe, was auch Bütschli beobachtete, jedoch etwas anders auffasste. Er fand die kleineren Stäbchen ganz blass, homo- gen und matt, bei den grösseren dagegen häufig das eine Ende dunkel und glänzend. Ferner kamen alle Stadien der Vergrösserung des dunklen Abschnitts vor, bis schliesslich das ganze Stäbchen dunkel und glänzend er- schien. Ich vermuthe deshalb, dass die Stäbchen eine solche Veränderung bei ihrer Entwicklung allmählich erfahren. Immerhin fanden sich auch recht lange und noch ganz blasse. Auch an den Bacterien des Chilodon-Ma. N. beobachtete E n g e 1 m a n n ein „schwach kopfartig abgesetztes Vorderstück und eine wenig dünnere hellere Ilinterhälfte"; ihre Länge betrug nur 4 ,u. — Grceff (1870) fand die Stäbchen des Ma. N. von Epistylis Umbellaria sichelförmig gekrümmt, am einen Ende etwas angeschwollen, am andern zu- gespitzt, scharf begrenzt und dunkel. Auffallend grosse (40 /i), gerade spindel- förmige Stäbe fand Stein (1867) im Ma. N. von Prorodon teres. Kurz spindelförmig waren die des Stentor Roeselii (4 — 6 /*); die von Stylony- chia Mytilus kurz cylindrisch bis bisquitförmig (Engel mann 1876, p. 597). Der von den Bacterien mehr oder weniger durchsetzte Ma.N. ist ge- wöhnlich stark vergrössert; namentlich bei Paramaecium Aurelia wurde dies häufig constatirt (63, 1 g). Seine Umrisse werden nicht selten 1830 Öliata. iinrcgelmässig ; beutelartige Ausbuchtungen treten auf, welche sich nach Balbiani auch ablösen können. Ganz Aehnliches beobachtete Stein am inficirten Ma. N. von Stentor Roeselii, häufig war derselbe in einige rundliche Fragmente verschiedener Grösse zerfallen. Zerfall des inficirten Ma. N. in 2 — 5 unregelmässige Körper bemerkte auch Engelmann bei Stylonychia Mytilus. Die erwähnte Anschwellung des Nucleus scheint auf Wasseraufnahme, resp. auch auf Ausscheidungen seitens der Bacterien zu beruhen. Jeden- falls ist sicher, dass der Inhalt des stark inficirten Kerns sehr verflüssigt wird. Der Ma. N. erlangt allmählich die Beschaffenheit einer Blase mit relativ leichtflüssigem Inhalt; durch Druck platzt er daher sehr leicht. Gelegentlich mag letzteres auch spontan eintreten ; wenigstens bemerkt es Engel mann für Stylonychia. Balbiani's Angabe, dass bei Param. caudatum die eigentliche Kerusubstanz sich als eine dünne Rindensehicht erhält (63, Ih), welche durch die ansehnliche Ansammlung der bacterienhaltigen Flüssigkeit im Innern in solcher Weise beschränkt wird, bedürfte weiterer Untersuchung. Stein (1867) leugnet wenigstens eine solche Beschaffenheit des inficirten Ma. N. bestimmt und will die Bacterien stets bis unter die Kernoberfläche verfolgt haben. Dass die Parasiten sich im Nucleus lebhaft durch Theilung vermeh- ren, unterliegt wohl keiner Frage. Balbiani undBütschli constatirten es bei Paramaecium caudatum direct (63, li). Nach des ersteren Beobachtungen bleiben die Theilproducte anfänglich in Zusammenhang, so dass lange gegliederte Fäden entstehen, welche den Nucleus in viel- facher Schlängelung durchziehen. Schliesslich zerfallen sie in die einzel- nen Glieder (die Stäbchen). Bütschli beobachtete nur einfache, häufig ziemlich ungleiche Theilung, ohne Kettenbildung. Da auch Stein (1867) bestimmt leugnet, dass gegliederte Fäden vorkommen, deren auch die übrigen Beobachter nicht gedenken, so dürfte ihre Bildung wenigstens nicht allzu häufig sein. Bekanntlich variiren die Fortpflanzungserschei- nungen einer und derselben Bacterienart häufig beträchtlich, weshalb das Vorkommen beider Modi nicht auffallen würde. Balbiani (1861) beobachtete, wie bemerkt, eine ähnliche In- fection des Mi. N. bei Param. caudatum. Letzterer war dann stets an- sehnlich vergrössert und glich einer Mi. N.-Spindel sehr (Ik). Stein (1867) bestritt die Richtigkeit der Balbiani' sehen Deutung und wollte diese sog. „freien Fadenbäusche'' neben dem Ma. N. als die aus letzterem ausgetretenen Spermatozoen , respect. als die zur Befruchtung über- getretenen ansehen. Da jedoch Kölliker (1864) derartig inficirte und i vergrösserte Mi. N. bei der Theilung des Paramaecium sich wesentlich wie normale Mi. N. theilen sah, dürfte Balbiani's Ansicht schwer- lich zu bezweifeln sein. A priori scheint die Infection des Mi. N. ebenso möglich wie die des Ma. N. ; dass er dabei so stark anschwillt, stimmt im Wesentlichen mit dem Verhalten des inficirten Ma. N. überein. Kölliker wie Stein beobachteten gelegenthch auch 2 bis mehrere in- Parasiten (Bacteriacea). 1831 iicirte Mikroniiclci; theils mag dies dalier rübrca, dass thatsäehlich schon 2 vor der Infection bestaiuleii, theils auch auf dem Zerfall der ursprüng- lichen, Fragmentation des inhcirten Ma. N. wurde ja schon oben erwähnt. Gelegentlich fand Kölliker neben ein oder zwei inficirten Mi. N. auch 2 nichtinficirte Ma. N. Es wäre möglich, dass es sich dabei um inficirte Paramaecien handelte, welche aus der Conjugation hervorgegangen waren. Die meisten Beobachter bemerkten an den isolirten Bacterieu keine Bewegungen, was nicht überrascht, da ja unbewegliche Zustände dieser Protisten häufig sind. Nur Balbiani sah die des Ma. N. der Para- maecien im Wasser allmählich beweglich werden und sich „oscillirend wie gewisse Vibrionen", in der Flüssigkeit zerstreuen. Im Entoplasma fanden sich bis jetzt nur selten Häufchen von Baclerienfäden. Bei Stentor (Clap.-L., Stein 1867), fSpirostomum ambiguum (Stein 1867) und Stylonychia pustulata (Stein 1859) scheint dies jedoch nicht allzu selten vorzukommen. Nach den Angaben Stein 's, welcher diese Fäden zuletzt untersuchte, sind sie in grösseren rundlichen oder kleineren spindelförmigen Vacuolen eingeschlossen. Jede Vacuoie enthält einen dichten Bausch vielfach verschlungener, gegliederter farbloser Fäden, ^'on den Parasiten der Nuclei unterscheiden sie sich namentlich durch ihre lebhaften Bewegungen, Schon Cla}).-L. schien die parasitische Natur der Stentorenfäden nicht unwahrscheinlich , wegen ihrer grossen Aehnlichkeit mit gewissen Vibrionen. Dennoch Hessen sie die Möglichkeit, dass es Spermatozoen sein könnten, nicht ganz fallen, da ihre Bewegung nach der Isolirung in Wasser erlosch. Dagegen bewegten sich die von Stylonychia pustulata noch lange Zeit im Wasser (Stein 1859). Stein erklärte letztere für verschluckte Klumpen von Vibrioniden, die von ihm bei Sten- tor beobachteten für gegliederte Algenladen; wahrscheinlich galt ihm beides für identisch. Die Fäden als verschlungene Nahrung anzusehen, scheint doch etwas bedenklich; vielmehr möchte ich sie als im Entoplasma l)arasitirende Bacterien betrachten. Schon Clap.-L. beobachteten ge- legentlich einen solchen Faden in der contractilen Vacuoie eines Stentor; dass er jedoch bei deren Entleerung in den zuführenden Kanal getrieben wurde, wie sie angaben, scheint mir sehr zweifelhaft. Der Faden mag sich später im Kanal gefunden haben, nur wurde er sicher nicht hin- eingetrieben. Aehnliches beobachtete Stein bei Stylonychia pustu- lata (s. oben p. 1436). Die Bacterien der Kerne wurden s. Z. mit grösserer Bestimmtheit als die letzterwähnten des Entoplasmas für spermatozoenartige Gebilde erUärt. Nachdem J. Müller (1856) diese Idee zuerst für jene der Paramaecien angedeutet hatte, bemächtigten sich derselben Cla- parede-L. In der Nachschrift von 1860 zögerte Claparede nicht mehr (sich auf Bal- biani's Beobachtungen von 1858 stützend), die Stäbchen oder Fäden der Kerne als Sperma- tozoen zu deuten. Auch Stein stimmte dem lebhaft zu; ebenso Engelmann (1862). Anfänglich (1858) hatte sich auxih Balbiani irreleiten lassen und inficirte Mikronuclei von Parafü. Bursaria für Samenkapseln erklärt. Schon 1860 (p. 80 Anm.) betonte er dagegen bestimmt, dass alle Angaben früherer Beobachter über Spermatozoen der Ciliaten auf para- 1832 Suctoria. eitisclie Organismen zurückzuführen seien. 1861 wurde dies näher begründet, fand jedoch ebenso\renig Beifall, wie seine Ansicht über die parasitischen Sphaerop hrycn. Vielmehr bekämpften Claparede (s. oben), Engclmann (1862) und Stein (1867) B.'s Auffassung lebhaft. Ihnen schloss sich Greeff (1870) im Wesentlichen an. Nur Kölliker erklärte sich für Balbiani. 1876 bestätigte Bütschli des letzteren Ansicht für die Ma. N. -Stäbchen von Par. caudatum; gleichzeitig trat auch Engelmann zu dieser Meinung über. Seitdem ist die Spermatozoenlehre definitiv beseitigt. d. Sog. Zoo chlore Heu (Chlorophyllkörper, Pseudochlorophyll- körper Entz). Obgleich die Zoochlorellen nicht ganz die Eigenschaften eigentlicher Parasiten haben, erörtern wir sie doch an dieser Stelle, weil sie gleich Schmarotzern im Plasma ihrer Wirthe leben und von den- selben Vortheil ziehen. Trotz der interessanten Aufschlüsse, welche die neueren Forschungen brachten, bedürfen diese Organismen noch viel ge- nauerer Verfolgung. Seit alter Zeit sind die kleinen grünen Körperchen im Plasma zahl- reicher Ciliaten bekannt, deren verschiedenartige Beurtheilung erst durch die Erfahrungen von Brandt (638, 659) und Entz (618): dass sie selbst- ständige, nicht von den Ciliaten erzeugte Gebilde seien, einen gewissen Abschluss erhielt. Cienkowsky's Untersuchungen über die sog. gelben Zellen der Radiolarien (s. p, 456) waren nicht ohne Einfluss auf die Forschungen der erwähnten Gelehrten, Wir bedienen uns im Folgenden des Namens Zoo chloreilen für die Chlorophyllkörper, ohne damit aus- sprechen zu wollen, dass sie alle generisch identisch, oder dass sie Organismen seien, welche einen eigenen Gattungsnamen mit Recht ver- dienten. Zunächst einige Worte über ihre Verbreitung unter den Ciliaten. Im Ganzen sind es nur wenige Arten, welche nahezu constant Zoochlorellen enthalten. Aber selbst bei diesen berichten competente Forscher seit langem über ihr gelegentliches Fehlen. Wo sie sonst beobachtet wurden, ist ihr Auftreten viel variabler; bei diesen Arten findet man sie nur gelegentlich oder selten, nur bei gewissen Varietäten, oder an gewissen Lokahtäteu. Bei solchen Formen sind sie auch häufig spärlich, während die erstgenannten normaler Weise grosse Mengen von Zooclil. enthalten. Wie gesagt, wurde die Inconstanz der sog. Chlorophyllkörper schon frühzeitig betont. Während Ehrenberg auf ihre Gegenwart vielfach besondere Arten gründete, wiesen Cla- parede-L. und bald darauf Stein (1859) auf die grossen Schwankungen ihres Auftretens hin. Als Artcharakter könnten sie daher nicht dienen und eine ganze Anzahl Ehren- berg'scher Species wäre aus diesem Grunde einzuziehen. Die späteren Forscher, besonders Eberhard (1862), Entz (1876 und 1881) und Brandt (1882) schlössen sich dieser Ansicht an, welche in der Natur der fraglichen Gebilde eine Erklärung fand. Gewöhnlich oder doch sehr häufig sind die Zoochlorellen bei Par amaecium Bursaria Ehrbg. sp. und Ophrydium versatile M. sp. Von der erstereu Art gedenken jedoch schon Clap. -L. und Stein farbloser Individuen; von letzterer Gattung wurde, eine farblose Form, 0. Eichhornii Ehrb. (== hyalinum Wrzesn.) bekannt, von welcher es zweifelhaft ist, ob sie als besondere Art oder nur als Varistät gelten darf. Aehnlich den beiden erwähnten Arten verhält sich auch wohl Holophrya ovum Ehrb., die vielleicht mit Stein's Peri- spira Ovum identisch ist, von welcher dasselbe gilt. Zu den Arten, die sehr häufig Zoochlorellen führen, gehören Cpleps hirtus M. sp. (viridis E.), Lacrymaria Olor M. sp. Parasiten (Zooclilorellen; 1833 (= Trachuloccrca viridis E.), L. (Phialina) vermicularis (= viridis E.), FrontonialeucasE. (= Burs. vernalis E.), Stentor polymorplius M. sp., St. igneus E., Climacostomum virens E. sp., Stichotricha secunda Perty und eine weitere von Gruber (ISS2) be- schriebene Art, Euplotes Patella und Charon, Vorticella nebulifera M. sp. (nacli Stein 1859, wohl = V. chlorostig-ma E. , die manchmal auch auf V. Convallaria E. bezogen wird, was möglich ist, wogegen sie sicher nicht zu V. Campanula gehört, wie Entz will), Cothurnia crystallina E. (St. 1859 etc.). In dieselbe Kategorie lassen sich ferner die folgenden etwas unsicheren Formen rechnen: Enchelys Pupa E. (seit E. nicht mehr genauer untersucht, doch ist bei Lieberkühn eine wohl entsprechende Form abgebildet; es scheint nicht unmöglich, dass sie auf die sog. Enchelys gigas Stein und Entz zu beziehen ist, bei der Entz häufig Zoochlorellen fand), Lacrymaria ru- gosa E. (eine Ideine, ganz unsichere Form), Amphileptus viridis E. (entweder ein Lionotus oder ein Dileptus; letzteres ist nicht unmöglich, da auch Perty [1852] grüne Dileptus Anser al)bildet), Amphileptus longicollis (E.) St. (1859, ist eine ganz unsichere Form, da E.'s A. longicollis jedenfalls nur ein verstümmeltes Exemjolar von Dileptus Anser war), ürostyla viridis St. (1859, nur mit Chlorophyll beobachtet, doch etwas unsicher); schliesslich die sog. Leucophrys emarginata Stokes (1885). Selten scheinen sich Zoochl. zu finden bei Loxodes Eostrum (Stein 1859), Blepha- risma lateritia (Stein 18G7, bei nicht rothen Individuen), Spirostomum ambiguum Stein (1859, 1867), Lionotus fasciola E. sp., Prorodon farctus Gl. L., Microthorax sulcatus (Entz 1881) und Epistylis plicatilis (Stein 1859). Ich war in der Zusammenstellung ausführlicher, weil die von Brandt und Entz ge- gebenen Verzeichnisse in mancher Hinsicht der Berichtigung bedürfen. So sind aus beiden zu streichen Uroleptus Piscis und Hospes. Die bezüglichen Angaben scheinen sich auf Ehrenberg's Abbildungen zu gründen; die grünlichen Körperchen auf denselben dürften jedoch wohl Nahrung sein. Stein (1859) fand bei ü. Piscis kein Chlorophyll; ü. Hospes ist eine ganz zweifelhafte Art. Aus Brandt 's Yerzeichniss sind ferner zu streichen Loxodes Bursaria (= Paramaec. Bursaria), Nassula elegans (enthält soweit bekannt keine Zoo- chlorellen) und Leucophrys patula (bezieht sich jedenfalls auf Clima cos tom um virens). Entz führt eine Bursaria chlorostigma auf; eine solche Art ist mir nicht bekannt. Stein (1859) traf einige der gewöhnlich farblosen Ciliaten in Torfwässern häufig zoochlorellenhaltig. Auch Entz beobachtete Aehn- liches. Stentor polymorphus soll von „Frühling bis Herbst" reichlich, im Winter spärlich oder nicht Zoochlorellen führen; doch finden sich auch in der warmen Jahreszeit farblose Exemplare (Stein 1867). Bau. Die Form scheint stets eine kuglige zu sein, mit einem Durch- messer von 3 — ßii (Brandt, 10 /( Entz), Eine Membran wurde noch nicht ganz sicher beobachtet. Zwar glaubte Brandt bei den Zoochlorellen von Hydra (welche er mit denen der Ciliaten indentificirt) durch Jod und Schwefelsäure einige Mal eine sehr zarte Cellulosehülle nachgewiesen zu haben; doch blieb er selbst etwas im Zweifel. Dagegen versichert Entz (IL p. 456), an den Ciliaten-Zoochlorellen eine „farblose, gallertig ge- quollene Hülle, seltener eine derbe Membran" gefunden zu haben. Das erstere scheint mir doch etwas zweifelhaft; ich kann wenigstens nicht einsehen, warum Brandt eine solche, jedenfalls relativ dicke Hülle nicht bemerkt haben sollte. — Der Zoochl.-Körper wird in der Hauptsache von einem sehr ansehnlichen grünen Chromatophor gebildet, welches das farblose Plasma, ähnlich wie bei gewissen Flagellaten (z. B. Chlamydo- monas) nahezu erfüllt. Das Chromatophor ist gewöhnlich etwas nieren- bis muldenförmig ausgehöhlt und in dieser Höhlung tritt das farblose 1834 Suctoria. Plasma als Ausfüllung deutlich hervor. Dass diese Deutung des Baues richtig ist, ergibt sich am besten aus dem Vergleich mit ähnlich ge- bildeten Flagellaten. lieber die selbstständige Zellnatur der Gebilde belehrte die wichtige Beobachtung Brandt's, dass im Plasma ein kleiner Nucleus durch Färbung sicher zu erweisen ist. Diese Eriabruug bestätigten Entz (I) und Schewiakoff (^üi" Frontonia leucas nned.). Sic wurde bestritten von R. Lankester*) und Ryder (710), doch scheinen diese Zweifel hinfällig. Auch Sa litt (711) fand den Kern nicht; doch unterwarf er die Befunde seiner Vorgänger keiner Besprechung. Im Protoplasma kommen häufig ein bis mehrere farblose Körperchen vor, welche nach Brandt (wenigstens bei Hydra) durch Jod gebläut werden; er erklärte sie daher für Amylum. Entz gelang die Jod- reaction nicht oder nur selten; er hält die Körnchen daher theils für Amylum, theils für Paramylum. Zweifelhaft scheinen mir die beiden contractileu Vacuoleu, welche Entz in den Zoochlorellen der Infusorien beobachtet haben will. Schon Wcrncck (1S41) bemerkte in den Zoochlorellen von Climacostom um einen hellen Fleck, welchen Ehrenberg (ibid.) auch bei denen von Frontonia und Stent or beobachtet haben will. Cohn (1851) erschienen die von Param. Bursaria „ringförmig, als ob sich eine Hülle oder Kern nebst Inhalt an ihuen unterscheiden Hesse". Auch Clapa- rede-L. schienen die Körperchen häufig Bläschen mit einem „hellen Nucleus" zu sein. Wahrscheinlich beziehen sich alle diese Angaben auf das farblose Plasma der Zoochlorellen. Die üebereinstimmung des grünen Farbstoffs mit pflanzlichem Chlorophyll erwiesen zuerst Cohn (ISöl Paramaccium) und M. Schnitze (1851 Stentor p. 16); später stellten Cohn und Schröter die spektroskopische Identität des alkoholischen Auszugs von Ophry- dium vcrsatile mit echtem Chlorophyll fest**). Claparedc-L. (p. 265) und Stein (1867, p. 212) versichern, dass die farblosen Individuen von Paramaccium Bursaria und Climacostomum virens farblose Körperchen im Corticalplasma enthalten, in welchen sie Vertreter der Zoochlorcllen vermuthcn. Obgleich diese Ansicht durch die neueren Erfahrungen zweifelhaft wird, dürfte es doch wichtig sein, sie wiederholt zu prüfen. Lage. Nach den gewöhnlichen Angaben (Stein, Entz etc.) liegen die Zoochlorellen im Corticalplasma, wo ein solches deutlich ist, respect. in einer topographisch entsprechenden Schichte. Schuberg (71)4) zeigte dagegen, dass sie bei Stentor polymorphus sicher im Ento- plasma, dicht unter der deutlich diftereuzirten Corticalschicht liegen, jedoch auch noch tiefer vorkommen. Schon früher versicherte Sa litt (711) bestimmt, dass die Zoochlorellen von Paramaccium, Sten- tor, Cothurnia und Vorticella im Entoplasma liegen. Ebenso ver- hält es sich nach Schevviakoff bei Frontonia leucas. Auch auf den Abbildungen anderer Forscher (z. B. Ehren berg, Wrzes- n i 0 w s k i für 0 p h r y d i u m) werden die Zoochlorellen meist unter einer ziemlich dicken farblosen Rindenschicht angegeben. Aus diesen Angaben dürfte zu entnehmen sein , dass sie sich wahrscheinlich überall in einer oberflächlichen Schicht des Entoplasmas finden. Bei *) Quarterly journ. microscop. science (N. S.) Vol. 22. p. 220. **) Beiträge zur Biologie der Pflanzen, herausg. von F. Cohn. 2. Heft 1872 p. 88. Parasiten (Zoochlorellen), 1835 den Ciliaten mit lebhafter Entoplasmaströniung, verharrt die peri- pherische Zoochlorellenschicht gewöhnlich in Piuhe; das oberflächliche Entoplasma muss also ruhend oder doch relativ ruhend sein. Dagegen ist unrichtig, dass die Chlorophyllkörper nie oder doch nur abnormer Weise in das strömende Entoplasma geriethen, wie Claparede- Lachm. für Paramaecium Bursaria angaben und auch Entz an zunehmen scheint. Bekanntlich wurde die Entoplasmaströmung bei Paramaecium Bursaria und Fronton ia leucas gerade an der Bewegung der Zoochlorellen entdeckt. Die späteren Forscher haben diese Erfahrungen vielfach bestätigt, wenn sie auch eine äussere ruhende Zoochlorellenschicht unterschieden, wie schon Cohn 1851. Salitt, der, wie bemerkt, für ihre constante Lage im Entoplasma eintritt, sah sie auch bei Stentor polymorphus und einer Vorticella der Strömung folgen, was mir nach Analogie mit Paramaecium u. u. begründet scheint. In dieser Frage ist nicht ohne Interesse, dass die Zoochlorellen auch bei Actinosphaerium stets im Entoplasma liegen. Entz gibt zwar zu. dass die ZooclilorcUun von Paramaecium hiiulig ins Entoplasm a gedrängt wurden: doch gilt ihm dies wie Claparede-L. als Abnormität. Die ins Ento- plasma gerathenen sollen allmählich verdaut werden. Bei reichlicher Vermehrung der Zoochlo- rellen geschehe dies so häufig, dass sie zu einer wirklichen Nahrungsquelle der Wirthc würden. Ich bezweiHe die Richtigkeit dieser Ansicht aus verschiedenen Gründen. Einmal erwähnt keiner der zahlreichen früheren Forscher etwas von solchen in Verdauung begrill'encn Zoochlorellen; auch Brandt beobachtete sie nie. Entz will dagegen bei P. Bursa ria die verschiedenen Phasen der Verdauung constatirt haben. Zweitens dringen die Zoochlorellen bei der Infection anerkanntermaassen durch den Mund ins Entoplasma. Entz behauptet zwar, dass sie von den Nachfolgenden in das Ectoplasma gedrängt würden und so der Ver- dauung entgingen ; doch sahen wir schon oben , dass die Zoochlorellen wohl überhaupt stets im Entoplasma verbleiben. Es ist aber auch gar nicht einzusehen, dass sie der Einwirkung des Entoplasmas nicht widerstehen sollten, da wir Beispiele solcher Widerstandsfähigkeit unter Parasiten häufig finden und auch die Zoochlorellen der Heliozoen gewöhnlich in derjenigen Plasmaschicht liegen, welche die verdauende ist. Alles dies macht es recht wahrscheinlich, dass auch die Zoochlorellen der Ciliaten der Verdauung widerstehen. Vermehrung. Die Zoochlorellen vermehren sich im Infusorien- plasma meist reichlich durch Theilung, wie schon Balbiaui 1873*) bei Stentor polymorphus, später Entz und Brandt beobachteten. Die Vermehrung geschieht entweder durch einfache Zweitheilung oder durch Drei- bis Viertheilung; ob letztere simuhan, oder rasch successive ver- laufen, bedarf genauerer Feststellung; nach Entz (II) soll beides vor- kommen. Der Durchschnürung geht eine Theilung des Chromatophors in entsprechend zahlreiche Stücke stets voraus; nach Brandt auch die Verniehrung des Nucleus. Natürlich würden alle mitgetheilten Er- fahrungen nicht ausreichen, die selbstständige Natur der Zoochlorellen zu beweisen. Dazu gehört der Nachweis, dass sie auch ausserhalb ihrer Wirthe zu existiren vermögen oder auf andere Infusorien oder Organismen ■ *) Doch erst 1878 puhlicirt in den Legons s. les phenomenes de la vie communs aux animaux et aux r6getaux von Claude Bernard. 1. cdit. p. 211 und die Tafel. 1336 Suctoria. Übertragbar sind. Beides wurde überzeugend dargelegt. Schon Brandt stellte fest, dass die isolirten Cbloropbyllkörper lange Zeit im Wasser un- verändert fortleben; auch schienen sie dabei an Zahl zuzunehmen. Dass letzteres thatsächlich der Fall ist, beobachtete Schewiakoff (uned.) an den isolirten Zoochlorellen von Frontonia leucas, und ich konnte die Eichtigkeit seiner Untersuchungen selbst controliren. Die isolirten und viele Tage hindurch genau verfolgten Zoochlorellen vermehrten sich durch Zweitheilung unter dem Deckglas ebenso wie im Infusor. Auch Entz vertritt natürlich die Ansicht, dass die Zoochlorellen nach der Isolation fortleben und sich vermehren; seine Versuche führten jedoch zu einen Resultate, welches ich für sehr unwahrscheinlich halte. Er zerzupfte einig-e Exemplare von Stentor polymorphus und „brachte sie" (jeden- falls die zerzupften Stentoren) „in ein Uhrgläschen mit filtrirtem Quellwasser". In dem ühr- gläschen, welches in einer feuchten Kammer aufbewahrt wurde, blieben die Zoochlorellcn lebendig und nach einigen Tagen entwickelten sich „Gruppen von einzelligen Algen, namentlich Scenc- desmus, Eaphidium, Pleurococcus, ferner grössere grüne Cysten, aus welchen Chlamydomonaden und Euglenen ausschwärmten"; „einige grüne Zellen keimten sogar und es entwickelten sich aus ihnen Fäden einer nicht näher bestimmten Alge." Entz hält die Zoochlorellen deshalb für den Palmellenzustand der verschiedenartigsten einzelligen und mehrzelligen Algen und Flagellaten, besonders der oben genannten. Ich kann mich dieser Ansicht nicht anschliessen, vermuthe vielmehr, dass Entz das Opfer einer Täu- schung wurde, wie sie in der Fortpflanzungs- und Entwicklungsgeschichte der Einzelligen so häutig vorkamen. Es ist sehr wahrscheinlich, ja nothwendig, dass beim Zerzupfen mehrerer Stentoren leicht Keime anderer Organismen, namentlich auch solche, welche die Stentoren ge- fressen hatten und die noch lebensfähig waren , in das Präparat gelangen. Die unter dem Deckglas gezüchteten Zoochlorellen der Frontonia leucas zeigten nicht die geringste Neigung, sich zu Algen zu entwickeln (SchewiakofF, Bütschli); auch Brandt, welcher die isolirten Zoo- chlorellen von Infusorien und Hydra lange verfolgte, sah nichts dergleichen. Entz will ferner gefunden haben, dass die Zoochlorellcn im Stentor selbst sich zu den verschiedenartigen Algen entwickeln können. Dies soll eintreten, wenn die Ciliaten längere Zeit in abgestandenem, nicht erneutem, oder den directen Sonnenstrahlen ausgesetztem Wasser gehalten werden. Die entwickelten Algen und Flagellaten sollen dann allmählich in das Ento- plasma „gedrängt" und verdaut werden. Auf diese Weise entstünden schliesslich farblose Individuen von Stentor. Obgleich diese Angaben kurz und bestimmt lauten, glaube ich doch, dass sie einer Interpretation zugänglich sind, welche mit unserer Auffassung harmonirl. Entz ging in seiner ersten Mittheilung von der unbegründeten Ansicht aus, dass die reichlich mit Zoochlorellen versehenen Ciliaten gar keine feste Nahrung verzehrten, später (II) glaubte er, dass dies kaum geschehe. Dass grüne Stentor polymorphus feste Nahrung gemessen, wird von Stein bestimmt betont; in der farblosen Varietät (St. Mülleri E.) zeichnet Ehrenberg (isiJS) zahlreiche Nahrungskörper ein. Ich halte es daher für sehr möglich, dass die Algen, welche Entz beobachtete, gefressene waren. Infection. Dass sich Ciliaten mit Zoochlorellcn inficiren lassen, erwies Schewiakoff für Frontonia leucas. Zoochlorellenfreie Exemplare, welche mit isolirten Parasiten zusammengebracht wurden, frassen diese sofort auf und wurden in kurzer Zeit durch reiche Ent- wicklung der Parasiten grün. Gegen frühere Infectionsversuche hege ich gewisse Bedenken, Kessler (64.5) will Stentor coeruleus durch Zusammenbringen mit isolirten Zoochlorellen aus Spongilla in wenigen Stunden in grüne Stentoren verwandelt haben. Der Versuch erweckt namentlich deshalb Bedenken , weil bei St. coeruleus sonst niemals Zoochlorellen gefunden wurden. Parasiten (Zoochlorellen). 1837 Brandt's Versuche, Infusorien mit Spongillenzoochlorellen zu inficiren, schlugen stets fehl. Dagegen gibt Entz an, dass Coleps hirtus, Lionotus Fasciola und Prorodon farctus, wenn sie „Eugleuen, Chlamydomonaden oder verscliiedene Palmellaceen" fressen, zoochlorella- haltig werden. Wenn diese Algen etc., der Verdauung entgehend, Jn das Ectoplasma ge- langten, so vermehrten sie sich und würden zu Zoochlorellen. Gegen diese Ansicht lässt sich anfuhren, dass dieselbe Nahrung von einer Menge Ciliaten täglich genossen wird, ohne dass sie jemals zoochlorelleuhaltig würden. P. E. Wright (714) will beobachtet haben, dass die Sporen einer kleinen, zu Chlorochy trium gehörigen Alge in Epistylis und Cothur- nia crystallina eindringen und dort weiter leben. Natur. Die Ausichten über die eigentliche Natur der Zoochlorellen wurden schon im Vorstehenden angedeutet. Es genügt daher wohl die Be- merkung, dass wir der Entz 'sehen Meinung nicht beizustimmen ver- mögen, dagegen wohl Brandt, welcher die Z. im Allgemeinen für ein- zellige Algen erklärt ohne ihre besondere Stellung in dieser umfangreichen Abtheilung näher zu präcisiren. Mit der Bezeichnung Algen möchte ich jedoch keineswegs aussprechen, dass sie nicht etwa gewissen grünen Mastigophoren näher verwandt seien; die Grenze zwischen beiden Gruppen ist ja unsicher. Auch besitzen die sog. gelben Zellen der Radiolarien etc. (Zooxanthellen), deren grosse Analogie mit den Zooch- lorellen genügend bekannt ist, nach Brandt's Erfahrungen vielleicht nähere Verwandtschaft mit gewissen Mastigophoren, was auch für die Beurtheilung der grünen Schmarotzer wichtig erscheint. Die Rolle, welche die Zoochlorellen in den Ciliaten spielen, ist im Wesentlichen ebenso zu beurtheilen, wie die der Zooxanthellen der Radiolarien etc. Dass die Parasiten von der Kohlensäure, welche ihre Wirthsthiere entwickeln, Vortheil ziehen, dass sie dieselbe assimiliren, scheint sicher; dennoch dürfte dies schwerlich der Vortheil sein, welchem das parasitische oder symbiotische Verhältniss zwischen Z. und Infusorien seine Entstehung verdankt. Denn Kohlensäure findet sich allenthalben genug. Abgesehen von Schutz und dergleichen, welchen die Parasiten ihren Wirthen verdanken, scheint mir nicht ausgeschlossen, dass sie auch noch weitere Producte von ihnen beziehen, welche ihrer Ernährung etc. för- derlich sind. Hinsichtlich der thatsächlichen oder angeblichen Vortheile für die Ciliaten liegt die Frage hier nicht klarer wie bei den Radiolarien. Wir wiesen schon früher (p. 4G1— 462 Anra.) auf die Unrichtigkeit der ur- sprüngHchen Behauptung von Brandt und Entz hin: dass zoochlo- rellenreiche Ciliaten etc. keine feste Nahrung aufnähmen. Brandt gab dann zu, dass häufig reichliche Nahrungsaufnahme stattfindet. Entz beschränkte sich später auf die Bemerkung, dass zoochlorellenreiche Param. Bursaria, Vorticella, Cothurnia crystallina, Sticho- tricha secunda etc. „kaum" feste Nahrung aufnähmen. Mir scheint dies aber näherer Untersuchung recht bedürftig; denn viele stark zoo- chlorellenhaltige Ciliaten fressen sehr energisch, soFrontonia leucas (s. Ehrbrg 1838), Stentor polymorphus (Ehrbrg, St. 1867), Clima- costomum virens (E., St.). Bei der sog. Vorticella chlorostigma 1838 Suctoria. zeichnet Ehrenberg Nahrungsvacuolen; ferner nimmt sowohl diese Art, wie Cothurnia crystallina, Ophrydium versatile, Enchelys Pnpa und Paramaecium Bursaria, Indigo oder Karmin reichlich auf, was jedenfalls beweist, dass sie nicht nur Wasser, sondern auch feste Nahrungskörperchen einstrudeln oder verschlucken. Wrzes- n i 0 w ski (1877) beobachtete bei Ophrydium versatile Ausstossung von Excrementen, was feste Nahrung voraussetzt. Das eben Bemerkte wurde durch Maupas' (868) oben mitgetheilte Beobachtungen über die Ernährung von Paramaecium Bursaria in jeder Hinsicht gerecht- fertigt. Er constatirte eine reichliche Aufnahme von Bacterien, Flagellaten und Zoosporen; es klingt fast seltsam, dass er die Paramaecien gelegentlich ganz mit Euglenen vollgepfropft fand. Jeden- falls unterliegt es keinem Zweifel mehr, dass feste Nahruug bei dieser Art und bei den zoochlorellenführenden wohl überhaupt eine ganz ähnliche Rolle spielt wie bei den farblosen Ciliaten. Dazu gesellt sich weiter der gleichzeitig von Maupas erbrachte Nach- weis, dass die Vermehrung von Par. Bursa ria im Dunkeln genau ebenso reichlich geschieht, als im Licht. Dies beweist unwiderleglich, dass die Zoochlorellen bei der Ernährung dieses lufusors eine ganz geringfügige, wenn überhaupt eine Rolle spielen. Da aber gerade diese Art eine der typischsten und regelmässigsten Zoochlorellaten ist, so dürfte der Schluss nicht zu gewagt erscheinen : dass auch die übrigen sich ent- sprechend verhalten. Ich erachte es daher für sehr zweifelhaft, ja un- wahrscheinlich, dass die Cihateu von dem Ueberschuss der Assi- milationsproducte (speciell Kohlenhydrate) ihrer Zoochlorellen ernährt werden, wie Brandt und Entz annehmen. Die Abgabe von Eiweiss- körpern ist an und für sich schon so unwahrscheinlich, dass sie kaum einer Widerlegung bedarf, da auch schon oben gezeigt wurde, dass Entz' Behauptung von der angeblichen Verdauung der Zoochlorellen, unhaltbar sein dürfte. Es bleibt demnach nur der Sauerstoff übrig, welchen die Zoochlorellen im Licht jedenfalls aushauchen, von welchem die Ciliaten Vortheil ziehen dürften. Dass dies wirklich geschieht, scheinen Engelmann's Versuche über das Verhalten der Zoochlorellaten bei niederer Sauerstoflfspannung zu erweisen (s. oben p. 1813). Immerhin zeigen Maupas' Experimente an den dunkel gehaltenen Paramaecien, dass auch dieser Vortheil nicht sehr erheblich sein kann. Bloch- mann konnte bei gelegentlichen Versuchen keine Beeinträchtigung des Stentor polymorphus durch wochenlanges Verweilen im Dunkeln erkennen ; eigenthümlicher Weise verminderte sich dabei auch die Intensität der Farbe der Zoochlorellen fast nicht. Z 0 ox an th eilen (gelbe Zellen) fanden sich bis jetzt nur bei der marinen Vorticella (Spastostyla Entz) Sertnlariarum Etz. sp., wo sie Brandt (05!!) entdeckte und bei Scyphidia Scorpaenae Fabre's. Bei ersterer liegen sie, wenn vorhanden, meist zu 6 — 8 im Entoplasma; sind kuglig (8 — 10/* i. D.) bis abgeplattet und unregelmässig, gelb Parasiten (Zoochl.). Naclitr. z. Literaturverz. 1839 bis gelbbraun. Im Innern finden sich einige violette Granula und ein bis mehrere hohle Stärkekörner. Eine zuweilen etwas faltige Membran ist deutlich. Den Kern wnes Entz (1884) durch Tinction nach. Letzterer versichert auch, dass die zooxanthellenhaltigen Vorticellen nie feste Nah- rung, sondern nur Wasser einstrudeln ("? B.). Nachtrag zum Literatiirverzeichniss. b23. Maupas, E., Sur la conjugaison du Paramaecium bursaria. Compt. reiid. Ac. sc. Paris. T. 105. 1887. p. 955—57. 823 a. *Kirk, T. W., New Infusoria of Zealand. Ann. mag. nat. bist. (5) Vol. 19. 1SS7. p. 439 — 441. 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A, vorticelloides Fraip.) besitzen eine homaxone, mehr oder weniger regulär kuglige Gestalt (abgesehen von der Stielentwick- lung der meisten, bei deren Berücksichtigung natürlich von einem mon- axonen Bau die Rede sein müsste). Die Tentakel entspringen bei diesen Formen gleichmässig auf der ganzen Oberfläche und strahlen allseitig aus, weshalb bei oberflächlicher Betrachtung eine grosse Aehnlichkeit mit ein- facheren Heliozoen hervortritt. Bei direct aufgewachsenen, oder auf Stielen befestigten, wie den ge- häusebewohnenden Arten geht die Gestalt meist in eine monaxone über, welche jedoch häufig zu strahliger Ausbildung neigt. Abgesehen von der Entwicklung einer basalen Haftfläche oder eines basalen dem Stiel auf- sitzenden Pols, spricht sich die monaxone Bildung der allgemeinen Körper- form entweder durch Verkürzung oder durch Streckung in der Richtung der Hauptaxe aus. Ersteres ist seltener, findet sich aber zuweilen bei E p h e 1 0 1 a , einigen Tokophryen (T. cothurnata Vi^eisse sp. und ferrum equinum Ebb. sp, z. Th., Tf. 77, 5 — 6), bei Solenophry en (77, 3), auch bei gewissen Trichophryen, sowie den Genera Dendrocometes (79, 2) und Stylocometes (79, 1), welch' letztere im Allgemeinen eine halb- kuglige bis kugelförmige Gestalt besitzen, mit flacher, kreisförmiger bis etwas ovaler Basalfläche. Gestielte Formen mit etwas verkürzter Hauptaxe haben gewöhnlich eine linsenförmige bis umgekehrt kegelförmige Gestalt mit gewöbter Apicalfläche. — Planconvex bis concav-convex ist auch die cigenthümliche Hypocoma Grb. (= Acinetoides Plate, s. Tf. 77, 3); der ovale Umriss und die Stellung des einzigen Tentakels am Vorderende der flachen Bauchseite machen diese Form jedoch ausgesprochen bilateral, worin sie von allen übrigen Suctorien abweicht. Umgekehrt kegelförmig bis birnförmig und kurz cylindrisch sind auch gewöhnlich die Arten mit n^ässig verlängerter Hauptaxe (so die Epheloten Morphologie. 1843 zuweilen, zahlreiche Tokophryen, Acineten und einige Ophryo- tlendren). Beschränkung der Tentakel auf die Apical- oder Vorder- fläche verstärkt die monaxone Bildung dieser Formen gewöhnlich und zwar sind die Tentakel dann entweder gleicbmässig über die Vorderfläche vertheilt (Ephelota gewöhnlich, einzelne Tokophryen, naanche Acineten) oder in Büscheln gruppirt, was zum strahligen Bau überführt. Doch ist auch bei einer Reihe Acineten, wie einigen Tokophryen, mit nichtbüscheligen Tentakeln Zweistrabligkeit durch mehr oder weniger starke Comprimi- rung des Körpers angedeutet. Auch die in Ein- bis Mehrzahl vom Apical- ende der Ophryodendren entspringenden, langen Rüssel, welche die Tentakel tragen , vermehren die monaxone Bauweise. Ansehnlichere Ver- längerung der Hauptaxe, welche im Ganzen selten ist, ruft spindelförmige bis flaschenförmige Gestalten hervor (gewisse Ophryodendren und ihre sog. wurmförmigen Individuen, sowie einzelne Tokophryen, T. elongataCI. L, sp.). Wie schon bemerkt, führt die büschelige Gruppirung der Tentakeln bei zahlreichen Tokophryen, Acineten, Solenophryen und Metacineta zu strahliger Gestaltung. Im einfachsten Fall finden sich am Vorderende 2 Büschel, je einer rechts und links (gewisse Toko- phryen, so T. Cyclopum Gl. u. L. zuweilen, eine Anzahl Acineten, besonders A. tuberosa und ihre Verwandte, Taf. 78, Fig. 1). Der Körper er- scheint dann zweistrahlig, was bei den betreffenden Acineten noch durch eine mehr oder weniger starke Comprimirung parallel der Ebene, welche durch die Büschel und die Hauptaxe geht, verstärkt wird. Zu diesen beiden Büscheln kann sich zuweilen noch ein drittes, apicales gesellen (Tokophrya Pyrum Gl. u. L. ? = bracbiopoda Stks. sp. und Acineta Jolyi Mps 78, 2, A. papil. Kepp. zuweilen); von der Breitseite gesehen werden die Körperumrisse dann häufig etwas rautenförmig. Bei Tokophrya Gyclopum (z. Th,), namentlich aber T. quadripartita, trägt das Vorderende gewöhn- lich 4 Büschel, welche die Ecken eines mehr oder weniger regelmässigen Quadrats einnehmen; auch der Körper wird unter diesen Umständen mehr oder weniger vierseitig pyramidal, da sich die von den Büscheln bezeichneten Ecken der Apicalfläche als stumpfe Kanten gegen die Basis fortsetzen. Bei Solenophrya crassa Clap. Lachm. und der wohl kaum verschiedenen S. inclusa Stokes erhöht sich die Zahl der im Umkreis der Apicalfläche entspringenden Tentakelbüschel auf 4 bis G (78, 3). Eine „ähnliche Anordnung zeigen die langen verzweigten Arme des Dendrocometes, welche meist zu 4, seltener zu 5 — 6, von der Körperperipherie entspringen. Bei gewissen, länger gestreckten Toko- phryen sind die zahlreichen Tentakelbüschel (4 — 6) abweichend an- geordnet, indem sie nicht nur am Vorderende stehen, sondern sich über die ganze Körperlänge vertheilen. So besitzt T. Astaci Gl. L. sp. zwei vordere und zwei basale Büschel, T. e long ata Gl. L. sp. kann sogar zwei vordere, zwei mittlere und zwei basale entwickeln; doch findet sich bei diesen wie bei früher erwähnten Suctorien eine gewisse Variabilität in der Büschelzahl, welche z. Th. auf gelegentlicher Retraction 116* 1844 Suctoria. der Tentakel beruhen mag. — Nicht selten entspringt jeder Büschel auf einem warzen- bis läppen- oder knopfförmigen Körperfortsatz. Sind diese Fortsätze gut entwickelt (wie namentlich bei Tokophrya Cyclopum und quadripartita, doch auch bei manchen Acineten), so be- einflussen sie die Körpergestalt in dem oben angedeuteten Sinn wesentlich. Noch klarer tritt dies bei den stiellosen Trichophryen hervor, welche eine viel grössere Büschelzahl entwickeln. Bei der kleineren Trichophrya Epistylidis (78, 6) entspringen im Umkreis, zuweilen aber auch von der Apicalfläche des gewöhnlich flachen Körpers bis 8 (häufig wohl noch viel mehr)*) Büschel auf warzenförmigen oder knopf- bis armartigen Fortsätzen. Es scheint kaum zweifelhaft, dass die Zahl der Büschel mit der Grösse der Individuen wächst. Die Körpergestalt dieser Trichophrya ist daher eine mehr oder weniger unregelmässig gelappte und jedenfalls auch veränderliche, weil die Tentakellappen sich bald mehr ausstrecken, bald mehr zurückziehen können. Auf derselben Grundlage beruht im Wesentlichen der Bau des grossen Dendrosoma (78, 7 a). Wir können es entstanden denken aus einer Trichophrya Epistylidis mit sehr zahlreichen Tentakelbüscheln, deren Lappen zu laugen, senkrecht aufsteigenden Armen oder Zweigen auswuchsen, von welchen sich seitlich wieder mehr oder weniger zahlreiche ähnliche Tentakellappeu 2. Ordnung und von diesen schliesslich solche 3. Ordnung erheben kön- nen. Der Habitus der mächtigen Tentakellappen 1. Ordnung ist demnach ein baumförmig verzweigter. Da ihre basalen Abschnitte, bei ansehnlicher Entwicklung, gewöhnlich eine Strecke weit der Unterlage aufliegen, um sich erst dann senkrecht zu erheben, so erhält das erwachsene Dendro- soma das Aussehen eines verzweigten Rhizoms, von welchem die verästelten Tentakellappen emporsteigen. Nach Keut's Darstellung können einzelne Ausläufer des rhizomartigen Basalkörpers untereinander anastomosiren, was den Bau dieser Suctorie noch merkwürdiger macht. Dass Dendro- soma thatsächlich in der angegebenen Weise entsteht, zeigt seine Entwicklung aus dem Schwärmer (Kent). Danach ist es auch ganz zweifellos, dass die Zahl seiner Tentakelbüschel mit dem Grösseuwachs- thum fortgesetzt zunimmt. 2. Specielle Bauverhältiiisse «les Weiehkörpers. A. Das Ectoplasma. a. Pellicula (Cuticula). Wie die Ciliaten besitzen wohl auch die meisten Suctorien ein oberflächliches, plasmatisches Häutchen, welches wir vorerst allgemein als Pellicula bezeichnen müssen. Doch scheint nicht ausgeschlossen , dass diese Haut bei manchen Arten , wo sie als relativ dick geschildert wird, gleichzeitig eine Alveolarschicht um- fasst. Bei grösseren, gehäuselosen Arten erlangt die Pellicula wohl *) Hierauf deutet wolil die sicher auf Trichophrya zu beziehende Figur 6 Taf. VIII bei Perty (1852) hin. Morphologie. Ectoplasma (Pcllicula). 1845 eine bcdeuteudere Stärke, so dass sie meist doppelt begrenzt er- scheint. Besonders gut entwickelt ist sie bei den Dendrocora e- tinen, Ophry odendron, Ephelota, den grösseren Tokophryen unserer 1. Gruppe, findet sich aber auch, wenngleich meist dünner, wohl bei allen übrigen Tokophryen und Trichophrya (s. Entz 694), daher auch wohl sicher bei Dendrosoma. Ferner feblt sie nicht bei Rhyncheta, denn die von Zenker erwähnte Schale ist wohl bestimmt hierher zu rechnen, Plate erwies ihr Vorkommen bei der kleinen H y p 0 c 0 m a. Wenn demnach die Pellicula recht weit verbreitet ist, so behaupten doch einige Forscher, dass gewissen kleinen, gehäuselosen Formen ein unlerscheidbares, äusseres Häutchen fehle. Namentlich Maupas spricht sich für Sphaerophrya magna Mp. und Podophrya libera Perty gegen das Vorhandensein der Pellicula aus (627), obgleich er der letzteren früher (535) eine solche zugeschrieben hatte und auch für die als Podo- phrya fix a bezeichnete Form*), welche der ersteren ungemein nahe steht, eine Membran zugibt. Auch Hertwig (1876) leugnete, wie schon früher Cienkowsky (1855), die Membran der Podophrya fixa. Auf die älteren Angaben des Letzteren wird man wohl kein grosses Gewicht legen, doch auch die Hertwig's müssen mit Vorsicht beurtheilt werden, da, wie wir später sehen werden, seine Auffassung der Siictorieumembran als Skelettheil ihn leicht veranlassen konnte, eine feine Pellicula in unserem Sinne nicht hierher zu ziehen. Maupas konnte fernerhin bei allen von ihm untersuchten gehäusebewohnenden Acineten keine Pellicula finden und betrachtet sie daher wie Hertwig (1876) als nackt, obgleich er zugibt, dass wohl auch Gehäusebewohner eine Pellicula besitzen könnten. Dass dies wirklich so ist, dürfte nicht zweifelhaft sein. Schon Fraipont (1877—78) fand bei Acineta t übe rosa Ehrb. eine Membran, welche sogar die Gehäusewand an Stärke übertreffen soll; Entz (1879) beobachtete ein abhebbares Häutchen bei dieser Art. Auch ist nicht zu vergessen, dass schon Stein (1854) bei Acineta tuberosa und Lemnarum St. die Existenz einer Pellicula behauptete. Fraipont versichert weiterhin, dass der vom Gehäuse unbedeckte Körper- abschnitt einiger Acineten unserer 1. Gruppe von einer deutlichen Membran bedeckt werde. Welche Bedeutung er dieser Haut zuschrieb, soll erst später besprochen werden ; unserer Auffassung gemäss kann sie nur als Pellicula gelten. Ich beobachtete eine deutliche Pellicula bei Metaciueta mystacina Eb. sp. Dass die Verhältnisse bei letzterer ganz wie bei den Ciliaten liegen, ergibt auch schon die Ausmündung der contractilen Vacuole durch deutliche Poren, deren dauerndes Bestehen ohne das Vorhandensein eines festeren Häutchens nicht wohl verstanden werden kann. *) Er betrachtet dieselbe jetzt selbst nicht mehr als die eigentliche P. fixa, sondern als eine besondere Art, welche ich im Folgenden als Pod. Maupasii bezeichnen werde. 1840 Suctoria. Es scheint mir daher einstweilen noch nicht ausgeschlossen, dass die Pellicula bei den Siictorien allgemein verbreitet, wenngleich bei kleineren Formen häufig recht dünn ist. Auch die unzweifelhafte Ver- wandtschaft der Suctorien und Ciliaten spricht hierfür. Immerhin könnte bei manchen kleineren zuweilen nur ein allmähliches Fester- werden der äussersten Körperschicht vorliegen, ohne deutliche innere Ab- grenzung einer Pellicula. Aehnliches kam ja auch bei den Ciliaten in Frage. Es ist ferner zu beachten, dass Maupas Anforderungen an die Membran stellte, welche dieselbe nach unserer Ansicht nicht zu er- füllen braucht. Er verlangt nämlich, dass sie ganz scharf gegen das Innere abgegrenzt sei. AVie bei den Ciliaten erörtert wurde, sind wir vielmehr der Ansicht, dass Pellicula wie Alveolarschicht nur Differen- zirungsproducte des Plasmas sind und daher mit dem darunter liegenden Plasma continuirlich zusammenhängen (s. p. 1258). Ist die Pellicula gut entwickelt, so kann sie wie bei vielen Ciliaten durch Reagentien abgehoben werden (Hertwig für Ephelota gemmipara, Entz für Acineta tuberosa, Bütschli Tokophr. quadripartita). Eigenthüm- lich ist, dass Plate die Pellicula von Dendrocometes zuweilen auf der einen Seite des Körpers viel dünner fand wie auf der anderen. Erst in den folgenden Abschnitten können wir das Verhalten der Membran an den Tentakeln, Armen, der kStielbefestigungsstelle etc. be- sprechen. Eine besondere Pellicularstructur fand Hertwig bei Ephelota gemmi- para. Bei Flächenbetrachtung erschien die Membran wie aus feinen kurzen Stäbchen aufgebaut, welche in den verschiedensten Richtungen dicht neben einander liegen. Der optische Durchschnitt machte den Eindruck, als setzte sie sich aus verkitteten Körnchen zusammen (77, 3 g). Ueber die Erklärung oder Bedeutung dieser Structur lässt sich zur Zeit nichts Bestimmtes sagen; nur drängt sich die Frage auf, ob sie nicht even- tuell mit einer unter der eigentlichen Pellicula liegenden Alveolar- schicht in Verbindung steht. H. hält jedoch auch für möglich, dass sie auf Erhebungen der äusseren Oberfläche beruhen könne. Fraipont konnte bei seiner Eplielota Benedenii, die schwerlich von der erst- genannten specifisch verschieden ist, diese Pellicularstructur nicht auffinden. Ebensowenig ge- denken ihrer Kobin bei E. gemmipara (seiner Podophrya Lyngbyei) und Maupas bei der Hemiophrya Thouletii Mps., die wohl mit E. pusilla v. Koch identisch ist. Nach Maupas (1876) ist die Membran der Podophrya Maupasii etwas chagrinirt. Auch Keppene, welcher die Pellicula bei zahlreichen Arten beobachtete, fand sie gewöhnlich körnig (884). Chemisch verhält sich die Pellicula wie das Plasma, ist daher so leicht zerstörbar wie dieses. Hierauf wies namentlich Maupas (1876, 1881) hin, im Gegensatz zu Anderen, welche ihr eine widerstands- fähigere Beschaffenheit, ähnlich der Stiel- und Gehäusesubstanz, zu- schreiben wollten. Damit ist natürlich nicht ausgeschlossen, dass auch die Pellicula mancher Suctorien etwas widerständiger werden kann, da uns von den Ciliaten Aehnliches bekannt ist. Ectoplasma (Pullicula, Corticalscbiclit). 1847 Die Mcmbraiifrag-e der Suctorieii führte zu mancherlei Verwirrungen. Stein (1S54 und später) nahm wohl überall eine sog. Cuticula an . welche er wie bei den Giliaten beurtheilte, wenn er sich auch nicht bei allen Arten darüber bestimmt äussert. Bei gewissen Formen glaubte er irrthümlicher Weise eine doi^pelte Haut zu finden. Für manche Acineten (Lcmnarum und tuberosa) bezog sich diese Angabe darauf, dass er die Gehäusewand als äussere, cystenartige Membran auffasste; das Gleiche gilt z. Th. auch für die angeblich dop- pelte Membran der Podophrya fixa, indem Stein mit dieser eine Acineta (Infusionum St. p. p.), ausserdem jedoch auch sicher eine kleine Tokophrya zusammenwarf, wie er später selbst er- kannte. Auch Encystirungsvorgänge können zu dieser Ansicht beigetragen haben. Es ist er- klärlich, dass St. auch bei gehäuselosen Suctorien einen Vertreter dieser äusseren Haut oder Schale suchte. Bei zwei Tokophryen (cothurnata Wsse sp. und Steinii Gl. L. sp.) glaubte er sie gefunden zu haben. Dieselben sollten eine ziemlich dicke, gallertige, äussere Membran und darunter eine sehr zarte eigentliche Körperhaut besitzen ;_ letztere überziehe allein die Tentakel, weshalb diese die äussere Membran durchbohrten. Maupas (1881) führte diese Ansicht schon richtig darauf zurück, dass Stein von dem Eindringen der Tentakel in das Körperplasma etwas beobachtet habe. Auch Metacineta mystacina schrieb Stein eine gallertige Schicht um den ganzen Körper zu, welche an der apicalen Hälfte stärker sei. Nicht ohne Interesse ist, was er über die Pellicula der Tokophr. Lichtensteinii Gl. und L. sp. mittheilt; dieselbe soll durch Essigsäure stark auf([uellcn und dabei eine geschichtete Be- schaffenheit zeigen, wie die Abbildungen verrathen. Ich halte es für möglich, dass Encysti- rungszustände diese Angabe veranlassten. Hertwig (1876) brachte in die Membranfrage eine gewisse Verwirrung, da er die Pellicula der Ephelota und anderer gehäuseloser Suctorien mit der Gehäusewand der übrigen homologisirte. Er nannte die Pellicula deshalb „Skeletmembran" und behauptete, dass sie bei Ephelota mit der Stielsubstanz chemisch übereinstimme , was seine Versuche keineswegs bewiesen. Während er bei Ephelota bestimmt hervorhob, dass die Pellicula vom Stiel scharf abgesetzt sei und nicht in ihn übergehe, nahm er für einige Tokophryen directe Gontinuität des Stiels und der Pellicula an. Unter diesen Umständen ist es erklärlich, dass er dem eigentlichen Körper der beschälten Acineten eine Pellicula ganz absprach, als deren Homologon ihm ja die Gehäusewand galt. Kobin (1879) beurtheilte die Pellicula wie Hertwig. Sehr verwickelt dachte sich Fraipont (1877 — 7S) die Membranverhältnisse. Auch er homologisirte mit Hertwig die Pellicula der Gehäuselosen mit der Gehäusewand; da er nun auch auf dem vom Gehäuse unbedeckten Theil der Acineten eine Membran (Pellicula) fand, wollte er diese als eine directe, dünnere Fort- setzung der Gehäusewand deuten. Andererseits erkannte er aber bei Acineta tuberosa, wie erwähnt, eine deutliche Pellicula auch an den Körperpartien, welche sich von der Ge- häusewand zurückgezogen hatten. Da nun die Gehäusewand schon der Pellicula der Gehäuse- losen entsprechen sollte, musste er die eigentliche Pellicula der Ac. tuberosa naturgemäss als eine Neubildung beurtheilen, welche erst nach Eückziehung des Körpers von der Gehäusewand auftrete. Es braucht nicht besonders betont zu werden, dass wir uns einer solchen Auffassung nicht anscliliessen können, vielmehr in dieser Membran das Homologon der Pellicula und da- her das Ursprünglichere erblicken, in der Gehäusewand hingegen eine nachträglich ausge- schiedene Hülle. Maupas (1876 — 1881) wandte sich entschieden gegen die Gleichstellung von Pellicula und Gehäusewand, indem er auf ihre Uebereinstimmung mit der Pellicula der Giliaten hin- wies und ihre abweichende chemische Beschaffenheit vom Stiel und dem Gehäuse betonte, deren Beurtheilung als Secretionsproducte, analog den entsprechenden Einrichtungen der Giliaten, im Gegensatz zur eigentlichen Pellicula, dargelegt wurde. Wir brauchen auf diese Erörterungen, denen wir vollkommen beistimmen, hier nicht näher einzugehen, da unsere Auffassung der Pellicula und ihres Verhältnisses zu den Gehäusen schon bei den Giliaten ausführlich aus- einandergesetzt wurde. Auch wurde dort schon betont, dass wir die Pellicula nicht mit Maupas als Zellmembran bezeichnen können. b. Corticalplasma. Bei einer Anzahl, namentlich grösserer Suctorien, wurde unter der Pellicula eine dünne, durchsichtige, körnerfreie Plasmaschicht ]^g48 Suctoria. beobachtet (Epbelota Hertwig, Fraipont, Maupas; Opbryodendron Fraipont, Robin; Tokophrya truncata Fraipont, grössere Individuen von Acineta divisa, Ac. crenata und vorticelloides Fraipont). Auch die äussere körnerfreie Plasmascbicht von Sphaerophrya magna (Maupas) dürfte hierher zu rechnen sein. Dagegen konnte Maupas bei den Acineten eine solche Körperschicht nicht unterscheiden. Bei Dendrocometes und Stylocometes vermisste sie Plate. Nach dem bei den Ciliaten Erörterten müssen wir eine solche Schicht als Cortical- plasma bezeichnen und sie dementsprechend zum Ectoplasma rechnen. Maupas (1881) sucht darzulegen, dass man diese Schicht nicht als Ectoplasma auf- fassen dürfe, dass sie namentlicli dem Ectoplasma der Khizopoden nicht entspreche, ursprüng- lich nannte er die Pellicula der Suctorien Ectosark, gab dies jedoch später (1884, p. 590 Anm.) wieder auf. Er stützte die erwähnte Ansicht besonders auf den zweifellosen und allmählichen üebergang der fraglichen Schicht in das Eutoplasma, von welchem sie sich nur durch das Nichteindringen der Körner unterscheide; ferner darauf, dass das Ectoplasma der Amöben eine vom Entoplasma scharf abgegrenzte Umhüllung darstelle, die er als Zellmembran bezeich- nen wollte. Eine solche Auffassung des Rhizopoden-Ectoplasmas dürfte schwerlich Bei- fall finden; vielmehr wird man gerade an seiner Uebereinstimmung mit dem Corticalplasma der Infusorien festzuhalten haben. Wenn auch ein besonderer structureller unterschied zwischen Cortical- und Entoplasma nicht scharf nachweisbar ist, dürfte doch gerade die Thatsache, dass die Körner des letzteren in das erstere nicht eindringen, genügen, um eine solche Unter- scheidung zu rechtfertigen. Immerhin ist zu beachten, dass die Suctorien noch nicht mit sehr starken Vergrösserungen und unter Berücksichtigung der neuereu Ergebnisse bei den Ciliaten untersucht wurden; vielleicht dürften weitere Forschungen auch hier noch mancherlei Beson- deres an den ectoplasmatischen Schichten ermitteln. Von contractilen Fibrillen (Myonemen) wurde im Ectoplasma der Suctorien bis jetzt nichts beobachtet. Nur bei Stylocometes fand Plate neuerdings feine Fibrillen, welche vom sog. Haftring der Basalfläche apicalwärts gegen den Kern ausstrahlen (79, 1 a). Diese Einrichtung erinnert demnach etwas an das basale Myonembüschel der Vorticellinen. Da über die genauere Lage der Fibrillen und ihre Function nichts bekannt ist — nach Plate's Schilderung scheinen sie im Entoplasma zu ver- laufen — so ist ihre Bedeutung vorerst unsicher. Plate möchte ihnen eine stützende Function zuschreiben. B. Das Entoplasma und seine Einschlüsse. lieber das Entoplasma im Allgemeinen ist hier nichts weiter zu be- merken; es verhält sich wie das der Ciliaten. Erwähnenswerthe Ab- weichungen wurden mir nicht bekannt. Vacuolisation scheint nicht häufig zu sein und nie zu schaumiger Beschaffenheit zu führen wie bei vielen Ciliaten. Vereinzelte Vacuolen wurden jedoch gelegentlich bemerkt, wenn auch nicht immer von contractilen scharf unterschieden. Eine Gasblase beobachtete E n g e 1 m a n n ein einziges Mal im Eutoplasma einer Sphaerophrya. Sie verschwand unter den Augen des Beobachters in wenigen Minuten und andere traten nicht auf. — Energischere Strömungs- erscheinungen scheint das Entoplasma selten zu zeigen, dagegen fehlen schwächere, hin- und herwogende jedenfalls nicht; Bütschli gedenkt ihrer bei Podophrya wie Dendrocometes und Claparede-Lach- Ectoplasma. Entoplasina und seine Einschlüsse. 1849 mann (1858 p. 379) sprachen schon ven einer „langsamen Ch'ciilation" des Eutoplasmas. Besonders lehhaft soll die Entoplasmaströraung nach Levick (604) bei Dendrosoma sein; es scheinen 4 Ströme vorhanden zu sein, zwei aufsteigende und zwei absteigende (eigentlich also zwei Ströme) welche den ganzen Leib der Suctorie durchziehen. Ganz verständ- lich wurde mir L.'s Angabe nicht, daher die Unklarheit des Hinweises. a. Ungefärbte Körner. Im Entoplasma fast aller wohl genährten Suctorien treten kleinere bis grössere ungefärbte Körner in ansehnlichen Mengen auf, weshalb die meisten Formen unter diesen Bedingungen recht undurchsichtig sind. Die Körner sind kuglig bis etwas uuregelmässig, ziemlich glänzend und werden von Karmin nicht tingirt (Bütschli Toko- phrya quadripartita 1876). Schon Lachmann (1856) bemerkte , dass sie sich bei reichlicher Nahrungsaufnahme sehr vermehren, doch erkannte er auch, dass sie nicht direct der aufgenommenen Nahrung entstammen, sondern erst durch den Stoffwechsel ans ihr hervorgehen. Bütschli (1876) sah die Körner von Tokophr. quadripartita allmählich ganz schwinden, wenn die Suctorie hungerte, was durch ihre Uebertragung in reines infusorienfreies Wasser leicht erreicht wird. Die Tokophryeu werden dann ganz durchsichtig und eignen sich in diesem Zustand sehr zur Untersuchung. Das Gleiche erwähntauch Plate für die Körnchen des Dendr ocometes. Leider ist die chemische Natur dieser gewöhnlichen Einschlüsse noch nicht sichergestellt. Stein erklärte sie überall für Fett. Aach die späteren Beobachter, so Claparede, Fraipont, Maupas (Sphaerophrya magna) sprechen wenigstens von ihrem fettartigen Aussehen. Entscheidende Versuche liegen aber bis jetzt kaum vor. Nur Plate überzeugt sich bei Dendrocometes, dass die glänzenden Körnchen durch Osmiumsäure geschwärzt werden. Auch bei Stylocometes findet er in gut genährten Individuen zahlreiche „Fetttröpfchen'^ Mir scheint die Fettnatiir dieser Einschlüsse noch nicht überall genügend gesichert*). b. Sog. Tinctinkörner von Dendrocometes und Stylocometes. Im Ento- plasma dieser beiden Genera fand Plate (1886, 1888) gewöhnlich eigen- thümliche Einschlüsse mehr oder weniger reichlich (bis circa 30), welche durch Safranin und Karmin stark gefärbt werden. Meist sind sie kuglig, von Punktgrösse bis zu 0,006 Durchmesser, seltener wurstförmig und dann häufig gekrümmt. Sie tingiren sich mit Karmin energischer wie das Plasma, doch weniger wie der Ma. N. Im natürlichen Zustand gleichen sie den vorhin beschriebeneu, untingirbaren Körnern sehr, so dass sie nur durch Anwendung von Färbungsraitteln scharf von ihnen unterschieden werden können. Auch Schneider hat diese Körper bei Stylocometes sehr regelmässig im Plasma beobachtet und wie die dunkler färbbaren Einschlüsse des Ma. N. als Chromatosphaeriteu bezeichnet. Einen Unterschied ihrer Tinctionsfähigkeit gegenüber dem *) Z. b. d. C. Nach KeiDiJene (S84) sollen sie sicli in Alkohol lösen; er hält sie für Fett. Strömungen des Eutoplasmas sah er nicht selten; bei Ac. tuberosa auch Verschiebungen des Ma.X. 1850 Suctoria. Ma. N. scheint er nicht bemerkt zu haben. Im Gegensatz zu 1*1 ate betrachtet er die Tinctinl^örper als Kernsubstnnz und äussert über sie eine Vermuthung, welche jedenfalls Beachtung verdient. Gelegentlich fand er nämlich Individuen, deren Tinctinkorper in einem langen gewundenen und rosenkranzförmig gegliederten Strang eingebettet lagen, neben welchem ein eigentlicher Makronucleus lag. Schneider ver- muthet daher, dass die Tinctinkorper die Zerfallsproducte (Fragmente) des bei der Conjugation zu Grunde gehenden Ma. N. seien. In den letzterwähnten Fällen wäre der Zerfall des alten Ma. N. noch nicht ein- getreten gewesen , obgleich der neue schon ansehnlich herangewachsen war. Ich halte diese Ansicht für recht wahrscheinlich, um so mehr, als wir Ja auch bei den Ciliaten erfuhren, dass die Fragmente des alten Ma. N. häutig sehr lange erhalten bleiben und bei der Theilung auf die Nach- kommen übergehen können , wie es für die Tinctinkorper der Dendro- cometineu gilt. c. Gefärbte Einschlüsse. Das Entoplasma zahlreicher, namentlich mariner Suctorien enthält häutig bedeutende Quantitäten körnigen Pigments, welches ihnen eine mehr oder weniger intensive Färbung ertheilt. Der Farben- ton schwankt gewöhnlich von Gelb- bis Gelbbraun und Roth- oder Rostbraun, doch findet sich auch mehr reiubraunes und grünlichgelbes bis grünlich- braunes Pigment. Zuweilen scheint es auch ganz zu fehlen, namentlich bei kleineren Individuen. Gewöhnlich erfüllt es das Plasma nicht gleich- massig, sondern ist ziemlich unregelmässig vertheilt. Durch solche Piginentirung sind besonders ausgezeichnet: die Epheloteu, bei denen sie regelmässig- vorzukommen scheint (Körner bei E. gemmip. bis 0,005 Kobin), ferner ge- wisse Tokophryen (T. linibata Mp. sp., Lyngbyei Eb. sp. Clap. undL.; T. Astacii ist nach Stein zuweilen „rosenröthlich"), einzelne Acineten (Ac. tuberosa Stein, Clap. u. L., Lieberk. uned., Kobin, patula Clap. und L. [= divisa Fraip.], auch crenata und vorticelloides sind nach Fraipont schmutzig gelb, A. Notonectae nach Clap. und L. lebhaft gelbgrün, bei A. linguifera erwähnt Stein orangefarbene Ocltropfen). Der Körper von Dendrosoma ist nach Clap. L. bräunlich mit röthlichen bis farblosen Zweigenden. Bei Ophry o dcndr. p cdicellatum Hincks (= pedunculatum v. K.) fand v. Koch braune Körner; Wright sah in den Schwärmern des 0. Sertulariae olivenbraune. Schliesslich ünden sich auch in Dendrocometes nicht selten braune Körner, daneben jedoch auch chlorophyllgrüne, welche ähnlich bei Stylo- comete's (bis 0,005 Dm.) wiederkehren. Plate konnte an den letzteren keinen Zellenbau be- merken und verfolgte sie lange, ohne eine Veränderung wahrzunelinien ; er scliloss sich daher Bütsclili's Meinung (1876) an, dass auch diese grünen Körner Erzeugnisse des Plasmas seien. Der grüne Farbstoff wird von Alkohol ausgezogen (Plate). Leider sind Natur und Bedeutung des beschriebenen Pigments noch wenig ermittelt. Hertwig (1876) glaubt für Ephelota gemmipara annehmen zu dürfen, dass es ein Erzeugniss des Plasmas ist und der Nahrung nicht direct entstammt. Auch Fraipont schliesst sich dieser Ansicht an, welche Plate noch dadurch zu unterstützen sucht, dass die braunen Körner von Dendrocometes beim Uebergang der Suctorie in den freibeweglichen Zustand ausgeschieden würden. Sie seien daher als Restproducte des Stoffwechsels aufzufassen. Dagegen hält es Mau- pas (1881) nicht für ausgeschlossen, dass die erwähnten Pigmente der Einschlüsse des Entoplasinas (Pig-mcnte, Excretkörner, trichocystenart. Gebilde). 1851 Nahrung direct eutuommen seien. Ich erachte die erste Ansicht für die wahrscheinlichere *). d. Excretkörner wurden bis jetzt noch nicht nachgewiesen, dürften aber schwerlich ganz fehlen. Wrzesniowski (1877) beobachtete nament- lich im basalen Körperabschnitt von Tokophr. Lichtensteinii Cl. L. zu- weilen Vacuolen, welche einige glänzende Körner einschlössen. Bei dieser Art wie Tok. Steinii Cl. L. fand Stein im Basalkürper, dicht über dem Stiel, häufig eine besonders reichliche Anhäufung von Körnchen, welche er mit den gewöhnlichen Körnern der Suctorien indentificirt. Da auch bei manchen Ciliaten eine starke Anhäufung von Excretkörnern in den Enden auftritt, so darf wenigstens auf diese Verhältnisse der Suctorien hingewiesen werden, deren genauere Aufklärung künftiger Forschung vor- behalten bleibt. Keppene (884) beobachtete bei einigen Suctorien stark brechende Körner, die er für Nahrungsreste hält. e. Trichocystenartige Gebilde. Clapar ede und Lachman n entdeckten bei Ophryo dendron abietinum kleine spindelförmige Gebilde, welche gewöhnlich durch den ganzen Körper zerstreut waren, also wahrscheinlich imEntoplasma lagen (79,3a, tr). Selten fehlten sie ganz, fanden sich zuweilen nur spärlich, manchmal jedoch in so groser Menge, dass sie den Körper ganz undurchsichtig machten. Ohne in eine genaue Beschreibung einzugehen, bemerken sie nur, dass die Körperchen den Nesselkapseln von Campanularia (auf welcher ihre Ophryodendren leb- ten) „ganz ähnlich" seien. Sie fanden sich bei den beiderlei Individuen. Die Schwärmer enthielten zuweilen 1 — 3 Vacuolen, welche einige Körperchen umschlossen (79, 3f). Schliesslich bemerken beide Forscher noch, dass die Gebilde vielleicht den Trichocysten der Ciliaten vergleich- bar seien. Fraipont fand sie bei seinem 0. belgicum, das mit abietinum wohl sicher indentisch ist, wieder; er konnte den Angaben Clap. und L.'s nichts von Bedeutung zufügen. Bei anderen Arten der Gattung wurde Aehnliches noch nicht beobachtet. Wir gedenken an dieser Stelle noch eigentliümlicher Körperchen, welche Grub er (1884) bei seinem Ophr. variabile fand. Ich halte diese Form für identisch mit ü. Scrtulariae Wright und auch letztere nur für eine Varietät von abietinum. Es waren sehr kleine anker- oder widerhakenartige Gebilde, welche sich in geringer Zahl frei auf der Körperoberfläche erhoben, wobei die Ankerhaken das freie Ende bildeten. Zuweilen stand je eines auf einem warzen- artigen Vorsprung der Körperoberfläche. Gruber äussert keine Meinung über ihre Natur und Bedeutung und ich erwähne sie an dieser Stelle nur, weil man allenfalls au trichocystenartige Gebilde denken könnte. Die Berechtigung einer solchen Vermuthung ist zwar sehr fraglich; auf den Abbildungen erscheinen die Gebilde fast wie kleine geknöpfte Tentakel. C. Die Tentakel. a. Form Verhältnisse. Da über die Stellungsverhältnisse dieser wichtigen Organe schon trüber berichtet wurde, beschäftigen wir uns *) Z. b. d. C. Dagegen will Keppene bei Ephelota gemmip. und Ac. tuberosa direct beobachtet haljcn , dass das braune Pigment verändertes Chlorophyll der gefressenen Zoo- sporen sei. 1852 Suctoria. gleicb mit ihren allg-enieineu Gestaltsverbältn issen. In dieser Hin- sicht lassen sich zwei Grundformen unterscheiden , welche aber durch allmähliche Uebergänge verknüpft zu sein scheinen. Die Tentakeli'orm, welche wir zunächst erwähnen (ohne damit ausdrücken zu wollen, dass sie die ursprünglichere ist), kann als die stachel- oder dornförmige be- zeichnet werden. Sie umgreift also diejenigen Tentakel, welche au ihrer Basis dicker sind und sich distalwärts mehr und mehr verfeinern. Oh sie aber jemals ganz spitz, nadelartig auslaufen, wie es z. Th. angegeben wurde, darf wohl mit Recht bezweifelt werden. Derartige Tentakel von relativer Kürze und beträchtlicher Dicke finden wir bei den Dendrocometinen. Sie gleichen demnach langen Kegeln oder Dornen. Bei Stylocometes (79, la— c) stehen sie in grösserer Zahl auf der ganzen Apicalfläche, bei Dendrocometes krönen sie gewöhnlich in Dreizahl, als sog. Endzinken, die Armzweige (79,2a— b). Dendrocometes ist daher von einer Stylocometes ähnlichen Form abzuleiten, bei welcher sich die Tentakel an gewissen Stellen im Umkreis des Körpers zu Gruppen ver- sammelten, wie es bei den Suctorien so häufig eintritt. Weiterhin wuchsen die tentakeltragenden Stellen in lange Arme aus, welche im allgemeinen den Tentakellappen der Tokophryeu, des Dendrosoma und dem Rüssel von Ophryodendron entsprechen, wobei sich die Tentakel gleichzeitig vermehrten. Letzteres lässt sich bei dem allmählichen Hervorwachsen der Arme noch deutlich verfolgen. Die Arme des Dendrocometes können daher nicht mit Maupas (ISSl, j). 328) als Bündel verwachsener und von einer gemeinsamen Scheide nmschlossener Tentakel betrachtet werden. Auch Plate vertritt Maupas' Auffassung (1S8S, p. 15, S. A.)- Wir können dieselbe erst bei der Besprechung des feineren Baues, namentlich der Tentakellbrtsetzungen ins innere Körperplasma, eingehender würdigen. Ebensowenig ist eine solclie Auffassung für den KUssel des Ophryodendron zulässig. Das distale Ende der Dendrocometinen-Tentakel läuft zwar im aus- gestreckten Zustand sehr fein aus, ist aber doch deutlich abgestutzt. Seine feineren Verhältnisse können jedoch erst später betrachtet werden. Entsprechend geformt, nur viel länger und sich daher distalwärts viel allmählicher verdünnend, sind die sog Greiftentakel der Gattungen lüphelota und Podocyathus Kent, welcn^. sich neben Tentakeln vom zweiten Typus, sog. Saugröhren, vorfinden (77, 3, t). Hertwig (E. gemmi- para) und Maupas (E. Thouletii= pusilla v. Koch ^^ coronata Wright. sp.) lassen sie ganz spitz auslaufen, ähnlich einem Heliozoen-Pseudopodium. Koch zeichnet sie (E. pusilla) am Ende plötzlicher zugespitzt, ähnlich den Tentakeln von Stylocometes. Namentlich Fraipont betont aber (1877), dass die Greifteutakel seiner E. Benedenii (= gemmipara) nicht fein zugespitzt, sondern ziemlich plötzlich (brusque) endigen oder sogar eine schwache distale Anschwellung aufweisen können. Bei gewissen Exemplaren oder an halb zurückgezogenen Tentakeln sei diese kolbige Anschwellung des Endes besonders deutlich. Aus dem Mitgetheilteu möchte ich schliessen, dass auch die Greiftentakel nie mit ganz feiner Spitze aus- laufen, sondern im Princip wie die der Dendrocometinen endigen. Tentakel (Formverbältiüsse). 1853 Diese Ansicht wird nocli dadurch unterstützt, dass'Maupas bei seiner E. microsoma neben einem einzigen kleinen Saugtentakel noch einige kurze Greiftentakel beschreibt , welche mit deutlicher knopfartiger Anschwellung endigen. Dass sie den Greiftentakeln der übrigen Epheloten entsprechen, scheint auch mir sicher. Jedenfalls zeigt dies an, dass die Verwandt- schaft der nicht geknö^iften Greiftentakel mit den geknöpften Saugtentakeln recht innig ist. Dass zwar die eine Form beliebig in die andere übergehen könne, wie Entz (1879) für Acineta tube- rosa E. und Keppene für Ac. papillifera behaupten, möchte ich noch bezweifeln, angesichts der bestimmten Versicherung Hertwig's: bei langer Verfolgung derE. gemmipara nie etwas Derartiges bemerkt zu haben. Auch Fraipont und Maupas sahen nichts dergleichen. Entz will bei der genannten Acinete beobachtet haben, dass zuweilen einige der geknöpften Tentakel sich sehr in die Länge streckten, dabei ihr Endknöpfchen verloren und die Form von Greiftentakeln erlangten. Das Gleiche habe er auch bei anderen Acincten gefunden. Da keiner der übrigen Beobachter Aehnliches von den Acineten berichtet, bedarf die Angabe sehr der Bestätigung. Das Vorkommen zweier verschiedener Tcntakelformen bei den Epheloten beobachtete zu- erst Lieherkuhn (1870). — Zur Kategorie der beschriebenen Greiftentakel mUssten auch die der sog. Ephelota coronata (Wright) Kent gerechnet werden; ich halte es aber für möglich, dass diese Form nur eine gewöhnliche Ephelota war, deren Saugtentakel übersehen wurden. Dass eine ähnliche Verschiedenheit der Tentakel noch bei anderen Gattungen vorkommt, ist unwahr- scheinlich. Ausser der erwähnten Angabe von Entz wäre noch an die Bemerkung Hert- wig's (1876) zu erinnern, welcher bei einer ungestielten Podophrya und einer Sphaeroi^hrya zwei Tentakelarten beobachtete: 1) kurze, starre und 2) lange, sehr bewegliche, welche er den bei Ephelota gefundenen beiden Arten vergleichen will. Wenn dies auch in physiologischer Hin- sicht zutreffen mag, so scheint es doch in morphologischer nicht gerechtfertigt, da beide Sorten, abgesehen von dem Längenunterschied, wesentlich gleich gebaut sind. Eine ähnliche, ja eine noch grössere Verschiedenheit der Tentakel konnte Maupas bei der ecliten Podophrya fixa E. beobachten (briefl. Mittheil ; s. 76, 15a). Er unterschied drei Sorten: 1) sehr lange, dünne und äusserst retractile, welche als Greiftentakel functionircn ; 2) halb so lange, welche sich gegen das distale Ende massig verdicken, also etwas keulenförmig erscheinen, und gleich- falls sehr retractil sind; 3) kleinste, welche etwa nur Vc "^ß"^ Länge der Grciftentakel er- reichen, denen sie im übrigen Bau sehr gleichen. Sämmtlichc drei Tentakelsorten dieser Podo- phrya sind jedoch geknöpft, zeigen demnach ebenfalls nicht die charakteristischen Unterschiede der Ephelotententakel. Eine sehr eigenthümliche Tentakelform, welche in mancher Hinsieht eine vermittelnde Stelhing zwischen den beschriebenen Greii'tentakelu und den geknöpften Saugtentakeln einzunehmen scheint, beobachteten Claparede und L. bei der marinen Tokophrya Trold Cl. L. sp. (79,4). Die Organe bestanden aus einem dickeren, kurzen, konischen Basaltheil, welchem ein langer, dünnerer Endtheil entsprang; nach der Schilderung und Abbildung erscheint letzterer wie ein Greiftentakel der Epheloten. Claparede und L. versichern zwar, dass er ganz wie die Tentakel der übrigen Podophrjen gebaut sei, zeichnen ihn aber ganz fein zugespitzt, während sie sonst überall ein geknöpftes Ende angeben. Dieser Endabschnitt des Tentakels kann völlig eingezogen werden, worauf der dickere Basalabschnitt der Saugröhre einer Ephelota nicht unähnlich erscheint. Das Ausstrecken, oder die Ausstülpung des Endabschnitls geschieht sehr rasch und plötzlich. Wir werden später sehen, dass auch die Tentakelenden der Dendro- cometinen aus- und eingestülpt werden können; es wäre daher möglich, dass bei Tok. Trold etwas Aehnliches, nur in viel entwickelterer Weise, vorliegt. Leider wurde diese Art seither nie wieder untersucht, weshalb 2^854 Suctoria. weder der Teutakelbau noch ihre sytematische Stellung genügend be- urtheilt werden können. Nach Stein's Beschreibungen würden sich sowohl die Tentakel der Tokophrya cothur- nata Wsse sp. (77, 5) wie jene des sog. Acinetenzustands der Epistylis branchiophila (wohl = Tokophrya Carchesli Clap. L. sp.) in ihrem Bau den Greiftentakeln der Epheloten an- reihen. Für die erstere Art geben aber Clap. und L.. wie Zenker (1866, dessen Pod. fer- rum equinum wohl cothurnata war) deutlich geknöpfte Organe an und Stein zeichnet sie selbst stellenweise so. Für die zweite Art gilt das Gleiche, wenn ihre Identificirung mit Clap. L.'s Podophr. Carchesii richtig ist. Lieberkülm hat die Form von Epistylis branchio- phila auf seinen uned. Tafeln mehrfach mit gleichmässig dicken Tentakeln ohne Endknopf abgebildet. Wie wir sofort sehen werden, ist aber die Ausbildung des Knopfes bei den Ten- takeln der zweiten Kategorie überhaupt ziemlich variabel. Die Tentakel der zweiten Sorte erscheinen wesentlich dadurch charakterisirt, dass sie stets in ganzer Länge annähernd gleich dick sind und nie fein zu- gespitzt, sondern abgerundet, abgestutzt oder mit mehr oder weniger deutlichem Knopf endigen. Sie sind daher cylindrische, dickere bis recht feine Fäden. Im Allgemeinen scheint zu gelten, dass sie um so dicker sind, je geringer ihre Länge ist. Da sie aber alle retractil sind, so schwanken beide Dimensionen, obgleich für jede Art ein specitisches Längenmaximum besteht. Relativ kurz und dick, sowie mit schwacher oder undeutlicher Endanschwellung, sind sie bei Tokophrya Steinii Clap. L. sp. (77, 7 a); ganz ähnlich auch wohl bei Acineta lin guifera Cl. L. und den 0 phry odendren gewöhnlich;. doch beweist das Vorkommen dünnerer und sehr deutlich geknöpfter Tentakel bei Ophryod. tri nacrium Grub. sp. (Acineta Grub., einem unzweifelhaften Ophryodendron, 79, 5 a), dass die Ausbildung des Knopfes stark variiren kann. Relativ kurz und dick sind auch stets die sog. Saugtentakel oder -röhren der Epheloten (77, 3, t'). Auch sehr lange fadenförmige Tentakel scheinen zuweilen ohne Endanschwellung zu sein; wenigstens berichtetes Robin von dem langen einzähligen Organ der sog. Acinetopsis rara, und auch die langen Tentakel von Urnula sind zuweilen un- geknöpft (77, 2). Bei allen übrigen Formen sind die Tentakel meist recht deutlich geknöpft. Auf die genauere Form dieser Enden werden wir erst später eingehen. Verästelungen der Tentakel dürften sich nirgends finden; Claparede und L.'s Angabe über ihr Vorkommen bei Urnula hat Stein (18r)7, p. 107) schon richtig zurückgewiesen. Noch ein Wort über die sehr verschiedene Länge der Tentakel. Von Arten, bei welchen sie nur einen geringen Bruchtheil des Körper- durchmessers erreichen, finden sich alle Uebergänge zu solchen, deren Tentakel 10 bis 12 mal so lang sind wie der Körperdurchmesser jClap. und L. für die sog. Sphaerophrya ovata Weisse sp. (II, p. 127 Anm.)]. b. Feinerer Bau. Ueber die Fortsetzung der Pellicula auf die Tentakel, insofern eine solche überhaupt zugestanden wird, bestehen grosse Meinungs- verschiedenheiten zwischen den Beobachtern. Die Forscher, welche die Tentakel (Formverhältnisse, feinerer Bau). 1855 Pelliciüa für gewisse Formen überhaupt leugnen, können sie natürlich auch auf (leren Tentakeln nicht zugeben. An den relativ dicken und daher leichter zu untersuchenden Tentakeln der Den drocometin en wird eine pelliculare, bis zum distalen Ende reichende Umhüllung allseitig zugestanden. Dieselbe ist eine directe Fortsetzung der Pellicula, welche die Arme überzieht und andererseits in die Körpermembran übergeht; denn die Arme sind nichts w^eiter wie Kürperauswüchse. Gegen das Distalende der Arme verdünnt sich die Membran allmählich, was auf den Tentakeln endwärts noch fortschreitt. Die Beschaftenheit der äussersten Tentakelenden wird später geschildert werden. Eine deutliche Tentakelmembrau beschrieben Stein (1854) bei T 0 k 0 p h r. S t e i n i i Cl. L. sp., C 1 a p a r e d e und L. am dickeren Basal- theil bei Tokophr. Tro Id, Zenker (1866) beiTok. cothurnata und Rhyncheta. Endlich nimmt Fraipont (1877) eine Fortsetzung der pellicularen Hülle auf die Tentakel allgemein an. Unrichtig ist aber, wenn er fürAcineta tuberosa behauptet, dass die Membran in directer Continuität mit der Gehäusewand stehe, was mit seiner früher er- wähnten, irrigen Ansicht vom directen Uebergang der Pellicula in die Gehäusewand zusammenhängt. Dem Mitgetheilten steht die Meinung Hertwig's (1876) und Maupas' (1881) schroff gegenüber, welche eine Fortsetzung der Körper- pellicula auf die Tentakel überall leugnen. Hertwig's Angaben beziehen sich speciell auf Ephelota gemmipara, für welche er nachzuweisen sucht, dass die Pellicula (seine Skeletmembran) von den Tentakeln durch- bohrt werde. Dies scheint mir aber durch "seine Beobachtungen keines- wegs erwiesen, wie auch schon Fraipont betonte. H. beruft sich zunächst darauf, dass die feinere Structur der Pellicula auf den Tentakeln nicht zu tinden sei, was jedoch auch bei Anwesenheit einer Pellicula mög- lich ist; denn diese ist auf den Tentakeln, w^enn vorhanden, zweifellos viel dünner; ferner ist aber zu beachten, dass kein anderer Beobachter diese Structur der Epheloten- Pellicula bemerkte. Jedenfalls steht der Annahme nichts im Wege, dass die Pellicularstructur auf den Ten- takeln undeutlich werde. An präparirteu Epheloten will Hertwig gesehen haben, dass die Tentakel einfach durch die Pellicula hindurch tretend, sich ins Körperinnere fortsetzen (77, 3g). Doch betont er selbst, dass die Körpermembran sich häutig scheidenartig eine beträchtliche Strecke auf den Basalabschnitt der Tentakel distalwärts fortsetzt, und die Abbildungen zeigen theilweis klar, wie diese Pellicularscheide sich distalwärts rasch verdünnt. Mir scheint deshalb möglich, dass sie unter starker Ver- dünnung und Aufgabe der Stäbchenstructur bis zum Tentakelende reicht, wie bei den Den dro com et inen, deren leichter zu ermittelnde Verhältnisse wohl besonders zu berücksichtigen sind. Wie gesagt, theilt Maupas Hertwig's Meinimg um so mehr, als er bekanntlich den meisten Acineten die Pellicula abspricht. Ein Hauptargument bildet aber für beide Forscher das angebliche Eindringen der Tentakel in ihrer Totalität 1S5G Suctoria. durch die Pellicula ins Körpeiinuere. Wir können diesen Punkt erst naciiher eingehender würdigen; hier sei nur bemerlit, dass ich ein solches Eindringen der Tentakel in ihrer Gesammtheit für unwahrscheinlich halte, vielmehr glaube, dass allein ihr axialer Kanal ins Innere tritt*). c. Tentakelkaual. Dass die Tentakel hohle Saugrühren seien, be- tonten schon Lachmann (1856) und Claparede (1858 — 61); auch Stein bezeichnete sie 1859 als röhrenförmig. Sehr gut beschrieb Zenker (1866) den Kanal bei Tokophrya cothurnata und Rhyncheta. Ebenso fasst sieHertwig allgemein als Röhren auf, während Fraipont von einem eigentlichen Kanal nie spricht. Nach Maupas sind sie zw^ar gewöhnlich von einem solchen durchsetzt, doch nimmt er auch solide Tentakel an. Auch Entz (1879) schilderte die der Acin. tuberosa als solide Plasmafäden. Bei unserer Betrachtung gehen wir am besten wieder von den Dendrocometinen aus. Die Axe ihrer Tentakel wird von einem hellen, wahrscheinlich von Flüssigkeit erfüllten Kanal durchzogen, w^elcher sich auf der Endspitze nach Aussen öffnet; dies bedingt, dass das Teu- takelende nicht ganz spitz ausläuft. Bei Dendrocometes (79, 2b) ist nach Plate eine deutlicbe, sehr zarte Wand des Kanals zu erkennen, während er bei Stylocometes nur durch eine Grenzlinie gegen das umgebende Ten- takelplasma abgegrenzt werde (79, Ib — c). Es handelt sich, meiner Ansicht nach, in beiden Fällen wohl um eine mehr oder weniger deutliche Dififerenzi- rung des Tentakelplasmas zu einer der Pellicula vergleichbaren Grenzlamelle, welche natürlich verschieden kenntlich sein kann. Die Kanalmtindung und die Endspitze der Tentakel zeigt eigenthümliche Verhältnisse. Das äusserste Tentakelende ist nämlich auf eine gewisse Strecke ein- und ausstülpbar, weshalb die Tentakel bald spitzer, bald stumpfer endigen. Dieser Endtheil setzt sich durch grössere Dünne (Stylocometes Ib — c) und namentlich durch eine plötzliche Verdünnung seiner äusseren Pellicula gegen den eigentlichen Tentakel ab (letzteres besonders bei Dendroco- metes nach Plate, s. 2 b). Bei dieser Gattung kann der Endtheil nach Plate wie ein Handschuhfinger eingestülpt werden, so dass seine äussere Pellicula nun eine röhrenförmige Vertiefung im stumpfen Tentakelende bilde, in deren Grund die eigentliche Oeffnuug des engereu Tentakelkanals liege (2b*). Bei Stylocometes schildert PI. die Verhältnisse nach Einziehung des Endtheils so, wie sie zuvor schon Bütschli und Wrzesniowski für Dendrocometes angegeben hatten. Nach der Einziehung sieht man nämlich am stumpfen Tentakelende einen dunklen, verdichteten Ring, welcher im optischen Durchschnitt als zwei kleine Knötchen erscheint, von welchen der Kanal nach Innen entspringt. Es ist mir daher etwas zweifelhaft, ob der Endtheil, wie Plate für Dendrocometes *) Zus. b. d. Corr. Vergl. hierüber auch KeiJpene (884). Derselbe konnte die Pelli- cula bis zum Distalende der Tentakel von Ephel. gemmip. verfolgen, nur am äussersten Ende war sie nicht mehr deutlich. Tentaliel (feinerer Bau, Kanal). 1857 angibt, einfach eingestülpt wird; die Bildung des verdichteten Rings dürfte eher auf seine starke Zusammenziehung hinweisen. Bei Stylocometes lassen sich die Kanäle bis zur Basis der Tentakel verfolgen ; nur wenn diese theilweis eingezogen sind, treten sie etwas in das Körperplasma ein. Bei Dendrocometes setzen sie sich dagegen durch die Armzweige und den Armstanmi bis ins Körperplasma fort. Die Arme erscheinen daher wie fibrillär. Ueber das Verhalten der Arm- kanäle im Körperplasma bestehen noch gewisse Differenzen zwischen Bütschli und Plate. Ersterer sah die von benachbarten Armen her- kommenden Kanalbüschel zuweilen einander zustreben und sich schliesslich vereinigen, während Plate nichts Aehnliches finden konnte. Da auch Hertwig bei Acineta tuberosa (= poculum Hertw.) eine solche Ver- einigung der von den beiden Tentakelbüscheln kommenden Röhren be- merkte, halte ich meine Beobachtung für begründet. An eine wirkliche Vereinigung der Röhren kann zwar nicht gedacht werden. Zwischen dem Kanal und der Pellicula des Tentakels befindet sich durchsichtiges, körnerfreies Plasma, welches wir im Allgemeinen einem Cnrticalplasma vergleichen dürfen. Bei Dendrocometes erfüllt dasselbe natürlich auch die ganzen Arme und verbindet deren Kanäle mit einander, nur in den basalen Armstamm dringen die körnigen Einschlüsse des Ento- plasmas mehr oder weniger tief ein (79, 2 a). Biitsclili (1877) vermuthete zuerst auf den Tentakelenden des Dendrocometes eine Ocffnung, da er den verdichteten Eing und den inneren Kanal beobachtete; ferner erkannte er den fibrillären Bau der Arme, ohne jedoch die Verbindung der Fibrillen mit den Röhren der einzelnen Tentakel bestimmt festzustellen, obwohl er für möglich hielt, dass beide in ein- ander übergingen. Er hat daher den Bau der Arme und Tentakel, wenn auch nur ver- muthungsweise, schon im Ganzen richtig beurtheilt, was gegenüber der nicht ganz zutreffenden Darstellung Plate's (1887) wohl betont werden darf. Wrzesniowski (1877) erkannte zuerst das Aus- und Einstülpen des Endtheils der Tentakel, sah den Tentakelkanal bei eingezogenem Endtheil, vermisste ihn dagegen, wenn derselbe ausgestülpt war; von der Fortsetzung der Kanäle durch die Arme bemerkte er nichts. Maupas erkannte dann (1881, p. 328) die Arm- fibrillen als Kanäle und als Fortsetzungen der Tentakelkanäle, beurtheilte also den Bau der Arme und Tentakel ganz richtig; abgesehen von der irrigen Ansicht, dass die Kanäle den Tentakeln der übrigen Suctorien in ihrer Totalität homolog seien. Plate (1887 — 88) stellte die Verhältnisse hierauf noch etwas genauer dar, ohne im Princip Neues zuzufügen und er- mittelte den gleichen Bau der Tentakel bei Stylocometes. Im Allgemeinen haben wir die Kanäle der übrigen Suctoriententakel, seien diese nun Greif- oder Saugorgane, in gleicher Weise zu beurtheilen; auch den Greiftentakeln kommt der Kanal allgemein zu und deshalb wohl auch eine distale Oeffnung, obgleich sie noch nicht erwiesen wurde. Bei der grösseren Dünne der jetzt zu betrachtenden Tentakel scheint der Kanal vielfach eine relativ bedeutendere Weite zu haben, so dass die aus einem körnerfreien, anscheinend homogenen Plasma gebildete Tentakel- wand recht dünn sein kann. Wie gesagt, wurde jedoch für gewisse Tentakel der Kanal geleugnet, so von Maupas für die derSphaerophrya magna (76, 13a). Hier soll die Axe des ganzen Tentakels von einem sehr feinen und durchsichtigen Stäbchen Bronn, Klassen des Tliier-Eeichs. Protozoa. 117 1358 Suctoria. (baguette) durchzogen werden, welches M. mit den Axeufäden derHeliozoen vergleichen möchte. Auch Entz (1879) erklärte die Fortsetzungen der Tentakel von Ac. tuberosa ins Körperinnere schon für Stäbchen, welche aber nur bis zur Basis der Tentakel reichten, nicht in diese selbst einträten. Ich halte Maupas' Ansicht für wenig wahrscheinlich, glaube vielmehr, dass das Stäbchen der sehr feine Kanal ist, welcher wegen seiner Zartheit nicht als solcher erkannt wurde. Ich gründe mich hierbei auf die Thatsache, dass man bei der Nahrungsaufnahme der Sijliaerophrya an Stelle dieses angeblich soliden Stäbchens das Plasma der ausgesaugten Beute liinströmen sieht, wie bei jeder anderen Suctorie, weshalb die Verhältnisse auch wohl die gleichen sein dürften. Dazu Icommt, dass die Sphaerophrya eine sehr kleine und schwer zu entziffernde Form ist. Maupas nimmt selbst keinen Anstand, die anscheinend soliden, stäbchenartigen Fortsetzungen der Tentakel von Ac. Jolyi ins Körperinnere als Köhren zu deuten, während er für Sphaerophrya diese Auffassung zurückweist, für welche doch die Analogie mit den genauer zu beurtheilenden Arten durchaus spricht. Ich zögere daher auch nicht, die Verhältnisse bei Sphaerophrya nach Art der übrigen Suctorien zu betrachten*). Der Tentakelkanal endigt entweder an der Tentakelbasis, ähnlich wie bei Stylocometes, oder setzt sich verschieden tief in das Körperplasma fort, wie bei D eu d r o c o m e t e s. Das erstere gibt M a u p as bestimmt für Sphaerophrya magna, seine Ac. foetida und emaciata, sowie für die Greiftentakel der Ephelota microsoma Ms. sp. an. Für die erstgenannte Acinete bezweifle ich diese Angabe, da sie schwerlich von Ac. tuberosa verschieden ist, bei welcher das Eindringen vielfach bemerkt wurde. Meiner Ansicht nach wurde jedoch dies häufige Eindringen der Ten- takelkanäle ins Körperiunere gewöhnlich nicht ganz richtig beurtheilt, in- dem, wie Hertwig zuerst aussprach, der Tentakel in seiner Gesammtheit, unter Durchbohrung der Pellicula, eindringe. Die Tentakel sollen daher nach Hertwig nicht nur vollständig unabhängig vom Integument sein, sondern ihre Substanz soll auch nicht in das Körperplasma übergehen; sie sei „nicht mit demselben identisch, sondern etwas von ihm Differentes''. Maupas kam für die röhrigen, ins Innere eindringenden Tentakel zu derselben Ansicht. Speciell die Tentakel der Epheloten erklärt er für Organe, welche „ganz unabhängig vom Körper geworden sind". Dass eine solche Auffassung mit unserem Wissen vom Bau der einzelhgen Wesen von vornherein wenig harmonirt, liegt auf der Hand. Ich glaube aber auch, dass sie aus den thatsächlichen Beobachtungen keineswegs folgt. Beurtheiien wir die Sachlage nach den viel klareren Verhältnissen bei den Dendrocometinen, so scheint es höchst wahrscheinlich, dass nicht der Tentakel in seiner Gesammtheit, sondern nur der Kanal mit seiner pelliculaartig differenzirten Wand sich in das Körperplasma fort- setzt. Dass der Anschein eines totalen Eindringens des Tentakels leicht *\ *) Zus. b. d. Corr. Vergl. über den Tentakelkanal Keppen (884). Bei Acin. papilli- fera fand er den Kanal nur im Distalende der Tentakel constant sichtbar, im übrigen Tlieil nur während der Nalirungsaufnahme. Er betont richtig, dass nur der axiale Faden der Tentakel in den Körper eindringe. Tentakel (Kanal, Eiudriiig-en ins Körperinnere). 1859 hervorgerufen wird, erklärt sich wohl uugezwungeu aus dem Umstand, dass der Kanal häufig recht weit, die aus Rindenplasma bestehende Wand dagegen sehr dünn ist, weshalb der geringe Unterschied im Durchmesser des Gesammttentakels und dem des Kanals leicht übersehen wird. Bei den Tentakeln der Dendrocometineu mit ihrem dicken Rindenplasma ist die Sachlage ganz klar. Uebrigens scheint keineswegs ausgeschlossen, dass nicht auch das dififerenzirte Rindenplasma um den Kanal sich noch ins Innere fortsetzen könne und den Anschein einer Durchbohrung der Pellicula erhöhe. Die Abbildung, welche Maupas von einer mit Chrom- säure getödteten Ephelota gemmipara gibt, scheint mir die Richtigkeit des Gesagten zu erweisen. Die Tentakel sind hier zu kurzen dicken Stümpfen zusammengeschrumpft, durch deren Axe eine Röhre zieht, welche sich tief ins Körperinnere fortsetzt. Der dicke Stumpf ist zweitellos die zusammengeschrumpfte Pellicula und Rindenschicht des Tentakels und man erkennt klar, dass nicht diese, sondern allein der innere Kanal mit seiner Wand in den Körper eintritt, nicht unähnlich dem Oesophageal- rohr einer Encheline oder der langen Schlundröhre mancher Vorticellinen. Die Tentakelkanäle erstrecken sich häufig recht tief, bis gegen das Centrum des Körpers; bei büschelig angeordneten Tentakeln dringen sie natürlich auch vereint ein (78, 2). Schon oben wurde betont, dass Hartwig bei Ac. tuberös a die beiden Kanalbüschel hinter dem Kern sich verflechten sah. Bei dem eigenthümlichen Ophryodendron stehen die Tentakel bekanntlich am distalen Ende eines oder mehrerer sehr contractiler Rüssel. Bei völlig ausgestrecktem Rüssel entspringen die massig langen Tentakel in meist grosser Zahl (zuweilen bis über 100) allseitig vom Endtheil, so dass dieser einem Tannenbaum gleicht (79, 3 a). Wird der Endtheil des Rüssels stärker eingezogen, so scheinen die Tentakel sich natürlich mehr wie ein Busch zu erheben. Auch hier kann man die Fortsetzungen der Tentakel durch den ganzen Rüssel verfolgen, wie namentlich v. Koch betonte (1876). Letzterer kam daher zu einer Ansicht über den Rüssel- bau, welche wir schon für Dendrocometes zurückzuweisen suchten: dass nämlich alle Tentakel als solche durch den ganzen Rüssel sich erstreckten und dessen Wand nur eine Scheide um das Tentakelbündel bilde (79, 6 a). Einer solchen Auffassung widerspricht einmal die Darstellung, welche die meisten Beobachter vom Bau des ausgestreckten Rüssels fast aller Ophryodendren geben, ferner aber auch die Beobachtung Claparede und Lach mann 's wie Fraipont's, dass man das Plasma im Rüssel strömen sehe und die trichocystenartigcn Körperchen nicht selten in den basalen Rüsselabschnitt eindrängen. Demnach gelangen wir zur Ansicht, dass auch der Rüssel von Ophryodendron nur ein Körperfortsatz ist, auf dessen Ende die Tentakel entspringen und durch dessen Plasma die Tentakelkanäle bis zum eigentlichen Körper hinziehen, wie es schon für Dendrocometes geschildert wurde. Bei der grossen Retractionsfähigkeit des Rüssels scheint es nicht ausgeschlossen, dass der Endtheil mit seineu 117* l^GO Suctoria. Tentakeln gelegentlich eingestülpt werde und so wenigstens für den End- abscbnitt vorübergehend ein Verhalten eintrete, wie es Koch dem Rüssel in seiner Gesammtheit zuschrieb. Schon Glaparede und L. bemerkten die längsstreifige BeschafFeiilieit des Rüsselinneren, welche auch Wright (1859) nicht entging. Letzterer kam sogar schon zu derselben Auf- fassung des Rüssels, wie sie v. Koch später entwickelte. Er erklärte ihn für ein Bündel von Tentakeln, die er palpocils nannte und mit den Pseudopodien von Actinophrys verglich. Die äussere Wand des Rüssels bilde nur eine Scheide um das Bündel. Fortsetzungen der Tentakelbüschel in das Innere beobachteten schon Ehrenberg (1838) und Stein bei A c. tuberosa, letzterer auch bei A. linguifera (1854). St. erklärte sie aber, wie später Fraipont bei der ersterwähnten Acinete, durch eine Einstülpung des Ten- takellaijpens nach innen, also nicht durch eine Fortsetzung der Tentakel oder Tentakelkanäle ins Körperinnere. Es scheint nicht unmöglich, dass solche Einstülpungen zuweilen vorkommen und mit dem eigentlichen Eindringen der Tentakelröhren nicht verwechselt werden dürfen. Bei Glaparede und Lachmann findet sich keine Stelle , welche darauf hinwiese , dass sie das Eindringen wirklich gesehen haben; alles was etwa in diesem Sinne zu deuten wäre (II. p. 120), bezieht sich darauf, dass die Tentakel der Schwärmer schon vor ihrem Hervortreten prä* formirt seien, da dieses sehr plötzlich geschehe. Erst Hertwig machte auf diese wichtige Erscheinung aufmerksam, welche später namentlich v. Koch (Ephelota) und Maupas be- stätigten. Fraipont konnte sich nirgends von dem Eindringen der Tentakel ins Körperinnere überzeugen; doch leugnet er die Richtigkeit der Beobachtungen Hertwig's U.A. nicht ganz. Er stellte sich vor, dass das Tentakelplasma bei der Einziehung der Tentakel radial gegen das Körperinnere strömen müsse und sich so, da dies in gleicher Weise häufig wiederholt werde, eine bestimmte Bahn bilden könne, welche endlich zu einer besonderen Differenzirung des unter der Tentakelbasis liegenden Plasmas führe. Da Fr. einen Tentakelkanal leugnete, konnte er auch nicht zu einer richtigen Vorstellung der betreffenden Verhältnisse gelangen. Wie wir früher sahen, sind die Enden der meisten Tentakel mebr oder minder deutlich geknöpft. Nur bei einigen dickeren wurde aber die Kanalmündung am Endknopf deutlich beobacbtet. Zenker schil- derte sie gut an den relativ dicken Tentakeln von Tokophr. cothur- nata und bemerkte sie ferner bei Rhyncheta (77, 1). An den dicken kurzen Saugröhren der Ephelotenist nach Hertwig, Maupas u. A. die Mündung recht deutlich. Wir zweifeln nicht, dass sie überall in ähnlicher Weise wiederkehrt und auch den Greiftentakelu nicht fehlt. Wie schon früher bemerkt wurde, sind die Endköpfe ziemlich variabel und auch bei saugenden Tentakeln manchmal wenig oder nicht deutlich. Bei kleineren Formen oder solchen mit relativ dünnen Tentakeln werden sie in der Kegel kuglig bis etwas kolbig angegeben; an den vorhin er- wähnten dickeren Tentakeln hingegen, mit deutlicher Endöfifnung, erscheinen sie trichterartig oder wie kleine Saugscheiben (77, 3a u. g). Bei Rhyn- cheta fand Zenker gleichfalls eine schwach trichterartige Verdickung des Tentakelendes, welche noch ein engeres, kurzes Röhrcbcn (Ventil Z.) trug; dies erinnert an die Verhältnisse bei den Dendro- j cometinen. d. Bewegungserscheinungen der Tentakel. Die meisten Ten- takel erscheinen im ausgestreckten Zustand als ziemlich starre Strahlen ohne Eigenbewegungen, doch dürften wohl alle fähig sein, sich lang- samer oder rascher in verschiedenem Grade bogenförmig zu krümmen. I Tentakel (lümal, Eiidkuöpfe, Bewegungen). 1861 Bei vielen treten solche Krümmimgen nur beim Ergreifen der Beute auf; andere zeigen sie auch sonst und zuweilen recht energisch. So macht der Tentakel von Rhyncheta sehr lebhafte schwingende oder rotirende Be- wegungen, legt sich in Winkel oder Schleifen, oder biegt sich auch ganz zurück (Zenker). Aehnlich beweglich erscheint der von Acinetopsis rara (Robin); auch die 1 bis 2 Tentakel von ürnula machen tastende Bewegungen (Stein 1867, p. lÜT). Energisches und fortdauern- des Hin- und Herbiegen der Tentakeln scheint namentlich hei solchen Tokophryen und Aci- neten häufig zu sein, welche nur wenige entwickeln ; so bei der zweitentakligen Ac. dibdal- teria (Parona), bei der 2— 4tentakligen Tokophr. flexilis (Kellicott 1887) und der Ac. cuspidata Kellic. Auch bei Ac. divisa (= patula Gl. L.) erwähnt Fraipont Biegungen und Schlängelungen. Kiedergebogen und wieder aufgerichtet werden die Tentakel der sog. Ephelota coronata Kent's; ähnlich verhalten sich auch die von Podocyathus. Bei Ac. mystacina beobachtete Stein (1854) Krümmung einzelner Tentakel bis zu posthorn- artiger Form. Endlich sind die von Ophryodendron abietinum, doch auch wohl jene der meisten übrigen Arten dieses Genus beständig in lebhafter Bewegung (Clap. L., Fraipont). Von den Biegungen sind jene häufigen Bewegungen der Tentakel vieler Suctorien zu unterscheiden, wobei nur ihre Eichtung verändert wird, ohne dass sie sich krümmen. Solche Bewegungen können zu- weilen so lebhaft und anhaltend werden, dass die Tentakel hin und her schwingen. Der Sitz dieser Bewegungen liegt allem Anschein nach nicht im Tentakel selbst, sondern in der Körperoberfläche am Ursprungspunkt der Organe. Kleine Veränderungen der Lage der Ursprungsfläche können natürlich die Richtung des Tentakels bedeutend modificiren. Einziehung und Ausstreckung der Tentakel. Die Tentakel aller Suctorien können sich verkürzen und wieder ausstrecken. Gewöhnlich geschieht beides ziemlich langsam. Doch kommt es auch vor, dass ein- gezogene Tentakel sehr schnell vorgestreckt werden. Claparede und L. sahen den dünneren langen Endabschnitt der Tentakel von Tokophr. Trold sehr plötzlich ausgestreckt werden und Stein (1867, p. 107) berichtet, dass die Tentakel von Urnula häufig sehr rasch hervor- schiessen. Es unterliegt ferner keiner Frage, dass die Tentakel völlig eingezogen werden können. Dies tritt bei der Encystirung fast stets ein; auch der als Schwärmer sich ablösende Körpertheil zieht seine Tentakel stets vollständig ein. Unter gewöhnlichen Verhältnissen scheint hingegen bei der Contraction meist nur eine mehr oder weniger starke Verkürzung, jedoch keine völlige Retraction stattzufinden. Bei Stylocometes beobachteten Stein und Plate häufig ganz tentakel- lüse Individuen. Diese Suctorien und die ähnlich lebenden Dendro- cometen verlassen zuweilen ihren Wohnsitz und verwandeln sich in frei schwimmende Schwärmer; vor dieser Umbildung werden die Ten- takel stets eingezogen, bei Dendrocometes sogar die ganzen Arme (Plate). Auch bei ungünstigen äusseren Lebensbedingungen scheint letz- terer die Arme einzuziehen. Die Retraction eines Armes erfordert 3 bis 4 Stunden, geschieht also sehr langsam. Wohl an allen Tentakeln, welche sich rascher contrahiren können, bemerkt man bei Eintritt der Verkürzung eine eigenthümliche Ver- änderung. Sie erfahren eine schraubige Torsion, indem sich der Tentakel 1362 Suctoria. in eine meist sehr grosse Zahl kurzer und auch im Durchmesser kleiner Schranbenwindungen legt (77, 3f). Bei Beginn der Verkürzung, sind die Windungen natürlich noch recht steil und daher wenig deutlich. Die Tentakel erscheinen dann wie körnehg bis runzlig, indem die Höhen- linie der Windungen im optischen Längsschnitt der Tentakel, rechts und links alternirend, gleich Knötchen vorspringt. Je weiter die Verkürzung geht, desto niederer und deutlicher werden die Windungen, bis sie endlich bei sehr starker Verkürzung wegen der dichten Aufeinanderpressung der Umgänge wieder unklarer werden. Beim Ausstrecken des Ten- takels verläult die Erscheinung in umgekehrter Keihenfolge, bis endlich am gestreckten Organ nichts mehr von Windungen zu sehen ist. Nach Zenker (Tok. cothurnata 1866) soll die Verkürzung der Tentakel am Distalende beginnen und gegen die Basis fortschreiten, weshalb die Schraubenlinie gegen das Tentakelende enger wird. Doch liegen auch Berichte vor, nach welchen gerade das Umgekehrte stattzufinden scheint (z. B. Wrzesniowski 1877 für Urnula). — Als wahrscheinlichste Erklärung der Torsion dürfte sich folgende darbieten. Die Contraction des Ten- takels, deren Sitz wir aller Analogie nach in seine eigentliche, aus Rinden- fl plasma bestehende Wand verlegen müssen , erfolgt nicht in der Längs- | richtung, sondern in einer vSchraubenlinie. Als Folge eines solchen Contractionsvorgangs muss der verkürzte Tentakel eine schraubenförmig tordirte Form annehmen, wie es schon für die Geissein und den Sticl- faden der Vorticellinen erörtert wurde. Der Vortheil der Einrichtung aber ist der gleiche, wie bei den schraubenförmigen Contractionen des Vorticellenstiels, nämlich eine viel ausgiebigere Verkürzung des Tentakels, als sie bei gleicher Intensität der läugsgerichteten Contraction eintreten würde. Die ziclizacliförmigc oder scliraubige Gestalt der verkürzten Tentakel hat schon Weisse bei seiner angeblichen Actinophrys ovata (= Sphaerophrya) , Stein (1S54) namentlich beiTokophr. co thurnata (77, 5), T. Astaci undAcineta linguifera gesehen. Für die erstere Tokophrya schilderten sie namentlich anch Claparcdc und Lachmann, bemerkten aber gleichzeitig (p. 127, Anm.), dass die Erscheinung bei allen Suctorien verbreitet sei. Genauer erörterte sie Zenker (1866) für T. cothurnata. Er erklärte die schraubige Bildung als eine spiralige Faltung der Pcllicula bei der ßückziehung des Tentakels. Letzterer selbst soll hingegen nicht schraubig tordirt werden; der Kanal durchziehe ihn unverändert in gerader Linie. Dem gegenüber muss betont werden, dass schon bei Stein (1854), ferner auf Lieber- kühn's uncd. Skizzen etc. verkürzte Tentakel deutlich scliraubig gezeichnet sind. Auch Hertwig's Darstellung für die Greiftentakel von Ephelota gemmipara, sowie andere An- gaben scheinen hierfür zu sprechen. Stein (1867) erkannte die Erscheinung auch am Basal- abschnitt der U r n u 1 a tentakel und Wrzesniowski (1877) bestätigte dies, indem er gleich- zeitig betonte, dass die innere Körnchenbewegung (analog jener der Pseudopodien), welche Clap. und L. bei diesen Tentakeln bemerkten, auf Verschiebungen der Falten an den sich streckenden oder verkürzenden Tentakeln zurückzuführen sei; wodurch die von Engelmann (1862) und Stein (1867) schon zurückgewiesene Auffassung der ürnulatentakel als Pseudo- podien (Cl. und L.) definitiv widerlegt wurde. Zenker wollte in der Wand der Suctorien- tentakcl eine Längs- und eine Kingmuskelschicht zur Erklärung der Contraction und Streckung annehmen. Fraipont glaubt auch an den ganz ausgestreckten Greiftentakeln von Ephelota gemmipara eine schraubig verlaufende Fibrille beobachtet zu haben, welche an der Innen- Tcütakol (Bcwcguiigeu). 1863 Seite der Pellicula ]iiiiziclie. Er vcrgleiclit sie einem Myonem der Ciliatcu und führt die Ver- kürzung der Tentakel auf ihre Contraction zurück. Maupas (18S1) leugnet die Existenz dieser Fibrille für Ephelota; es handele sich nur um eine schraubige Falte der Ten- takelwand. Wenn er gegen Fraipont hervorhebt, dass bei den übrigen Suctorien nichts Aehii- liches bekannt sei, so ist dies unrichtig; denn es unterliegt keinem Zweifel, dass die Torsion der verkürzten Tentakeln in der grossen Mehrzahl der Fälle vorkommt. Ob eine schraubige Fibrille im Sinne Fraipont's nachweisbar ist, scheint mir zweifelhaft. Findet sie sich jedoch auch nicht, so harmonirt unsere oben dargelegte Meinung doch insofern mit Fraipont's Angabe, als sie die Contraction im Corticalplasma des Tentakels gleichfalls längs einer schraubigen Linie geschehen lässt. Wahrscheinlich dürfte Fraipont nur das Bild des schraubig tordirten Ten- takels für das einer Fibrille gehalten haben. Es ist nicht unmöglich, dass gelegentlich auch Faltungen der Pellicula an den verkürzten Tentakeln auftreten und das Bild unregelmässiger machen. Dass bei der Einziehung gewisser Tentakel keine Torsion auftritt, ist vvahrsciieinlicli. Hertwig betont dies für die kurzen Saugtentakel der Ephelota im Gegensatz zu deren Greiftentakeln. Seiner An- sicht nach werden die ersteren einlach hervorgeschoben und wieder zurückgezogen; sie scheinen sich sogar beständig auf- und nieder- steigend zu bewegen. Maupas (1876) sah die Tentakel der Podo- phrya libera, welche Beute ergriffen hatten, sich ohne Runzelung (Torsion) verkürzen, während letztere sonst eintritt. Die Tentakel von Acin. tuberosa bleiben nach Entz (1879) bei langsamer Einziehung steif und gerade, während sie bei rascher korkzieherartig gewunden werden. Ein solches Vor- und Zurückschieben, wie es Hertwig annimmt, ist nicht ganz unmöglich, wenn wir auch nicht zugeben können, dass die Tentakel sich dabei durch Löcher der Pellicula bewegen. Jedenfalls bedürfen die Contractionserscheinungen der Tentakel noch viel genauerer Untersuchung. Bei vollständiger Rectraction müssen die Tentakel wenigstens theil- weise im Körperplasma aufgehen, wenn unsere Ansicht von ihrem Bau richtig ist*). Nur der innere Kanal und vermuthlich auch nur der zuvor schon im Körperplasma gelegene Theil desselben, kann sich er- halten. Hierfür spricht Hertwig's Beobachtung, dass bei encystirten Ep he loten die Tentakelkanäle im Körperinnern noch zu sehen sind. Da- gegen konnte Plate bei Stylocometes und bei Dendrocometes an den Stellen, wo Tentakel oder ganze Arme eingezogen worden waren, nie etwas von den Kanälen im Plasma finden. Er musste daher annehmen, dass eine totale Rückbildung der Tentakel und Arme bei der Einziehung erfolgt. Hierfür spreche auch die Art, wie sie wieder hervortreten; bei Dendrocometes findet man nämlich, wie auch schon Bütschli (1877) beobachtete, in den kurzen jungen Armstümpfen nur ein oder wenige Kanäle, weshalb eine allmähliche Bildung derselben bei weiterem Aus- wachsen der Arme nothwendig erscheint. — Nur selten scheinen varicöse *) Maupas nimmt dies für die Tentakel der Sphaerophrya magna nach Art der zurückfliessenden Pseudopodien an, während die Tentakel von Ephelota und Verwandten sich nach Art von Muskelfasern contrahiren sollen. \%Q4: Suctorja. Anschwellungen an den Tentakeln aufzutreten. Schon Stein (.1859, p. 74) gedenkt gelegentlicher uuregelraässiger Anschwellungen beim Zurück- ziehen. Hertwig sah Derartiges an stark misshandelten Greiftentakeln von Ephelota gemmipara (77,3f), Spindelige Anschwellungen fand Maupas zuweilen an zurückgezogenen Tentakeln der Podophrya libera; manch- mal beobachtete er Aehnliches auch bei Sphaerophrya magna. Solche Varicositiiten werden jedenfalls durch lokale Anschwellung oder Ansamm- lung des Rindenplasmas gebildet. e. Nahrungsaufnahme mit den Tentakeln. Mit Ausnahme weniger Formen wurde die Betheiligung der Tentakel an der Nahrungs- aufnahme überall festgestellt. Bei Ophry ododendron glückte dies noch nicht; auch für Dendr ocometes bleiben noch einige Zweifel, während Plate's neuere Untersuchungen sicher erweisen, dass der nahe verwandte Stylocometes seine Tentakel zum Fangen und Aussaugen kleiner Ciliaten gebraucht wie andere Suctorien. Wrzesnio wski beobachtete zuerst Dendr ocometen, welche kleine Infusorien mit den zusammengekrümmten Tentakeln (die ihre Endtheile eingezogen hätten) festhielten und sehr langsam aussaugten. Stein und Btitschli hatten niemals wahrgenommen, dass die Tentakel irgend eine Beute ergriffen, und konnten deshalb nur die Aufsaugung flüssiger Er- nährungsstofife vermittels dieser Organe vermuthen. Platc vermochte Wr.'s Beobachtung nicht zu bestätigen; Infusorien, auch recht kleine Flagellaten, sah er nie von den Tentakeln festgehalten werden und glaubt deshalb, sie seien unfähig, lebhaft bewegliche Organismen ein- zulangen. Dagegen beobachtete er zweimal, wie kleine Amöben von ganz ausgestreckten Tentakeln rasch ausgesogen wurden. Ungünstiger Umstände wegen gelang es aber nicht den Vorgang genauer zu verfolgen, weshalb noch immer eine gewisse Unsicherheit über die Functionirung der Tentakel von Dendr ocometes herrscht, obgleich wir nicht bezweifeln können, dass sie analog denen der übrigen Suctorien und besonders denen des Stylocometes gebraucht werden. Bei den übrigen Suctorien verläuft der Beutefang und die Ernäh- rung mit den Tentakeln meist in folgender Weise. Kommen kleinere Ciliaten mit den Enden oder den Endknöpfen ausgestreckter Tentakel in Berührung, so sieht man häufig, dass sie an einem oder einigen hängen bleiben und sich trotz energischer Anstrengungen nicht loszureisscn ver- mögen. Daher wurde mehrfach ausgesprochen, die Tentakelendcn müssten sehr klebrig sein. Gruber (1876) bemerkt dies für Meta- cineta mystacina, Kent für Ophry od endron Sertulariae und Por- cellanarum, wo er auch das Anhaften der Tentakelenden am Deckglas häufig sah; Maupas für Sphaerophrya magna und Plate für Stylocometes. Es ist auch wahrscheinHch, dass beim Fang der Ciliaten häufig etwas Derartiges ins Spiel kommt. Obgleich, wie be- merkt, meist verhältnissmässig kleine Ciliaten erbeutet werden, gilt dies nicht allgemein; manche und vielleicht die Mehrzahl der Suctorien vermögen Te:italicl (Naliriuigsaufiialime uiit deiisulbeii). 18G5 unter günstigen Umständen auch relativ anscLnliclic Winipcrinfiisorien, die bedeutend grösser wie sie selbst sein können, zu bewältigen (76, 7a). Ist die Beute au einem Tentakel hängen geblieben, so befestigen sich häufig noch einige benachbarte an ihr, wobei nicht selten beobachtet wird, dass sie sich der Beute zubiegen, ja gradezu greifende Bewegungen machen, um sie zu erfassen. Die meisten Beobachter berichten, dass der Ten- takel, welcher eine Beute ergriffen hat, sich mehr oder weniger ver- kürzt; wodurch das ergriffene Infusor benachbarten Tentakeln genähert und deren Mitwirkung erleichtert wird. Greifbewegungen der Faug- organe kommen namentlich auch dann ins Spiel, wenn die zu bewäl- tigende Ciliatc zwischen die Tentakel geräth. Recht oft sieht man mehrere Ciliatcn gleichzeitig von den Tentakeln einer Suctorie ergriffen. Es ist wahrscheinlich, dass die Teutakelenden mancher Suctorien eine giftige Wirkung auf die ergriffene Beute ausüben, da deren Wimper- bewegungen nicht selten sehr rasch erlahmen und bald ganz aufhören. Schon Stein (1854, p. Q6) schienen die Tentakel der Metacineta mystacina eine ,, betäubende Wirkung ähnlich den Nesselorganen" auf die von ihnen berührten Ciliaten ausüben. Auch Gruber (1879) ver- muthet eine giftige Wirkung bei derselben Art. Maupas spricht sich namentlich für Sphaerophrya magna in gleichem Sinne aus, scheint diese Eigenschaft aber allen Suctoriententakeln zuzuschreiben. Auch Plate (1888) sah die von Hypocoma befallenenen Zoothamnien gewöhnlich sehr rasch sterben, was auf einer von der Suctorie ausgeschiedenen ätzenden Flüssigkeit beruhen dürfe. Obgleich nun in diesen und an- deren Fällen eine giftige Wirkung bei der Tödtung der Beute im Spiel sein mag, was ja recht vortheilhaft erscheint, sprechen doch manche Erfahrungen gegen die allgemeine Verbreitung der Erscheinung. Manche Beobachter fanden, dass grössere Ciliaten sich durch heftige Anstrengungen aus der Umgarnung der Tentakel wieder befreien können; weiterhin bemerken Claparede und Lachmann wie Stein (1859), dass das Erlöschen der Bewegung und das Sterben der Beute meist langsam er- folge. In dieser Hinsicht ist namentlich eine Beobachtung der erst- erwähnten Forscher recht interessant. Sie fanden (II, p. 30), dass eine ergriffene und theilweis ausgesaugte Sty Ion ychia sich nach einiger Zeit noch theilte, wodurch die eine Hälfte dem drohenden Tode entging. Bei derselben Gelegenheit bemerken sie, dass die Aussaugung stets sehr lange dauert. Dies und ähnliche, weniger positive Aussprüche bestimmen mich, die rasche Tödtung oder Paralyse durch die Tentakeln nicht für allgemein verbreitet zu halten. — Wie bemerkt, verkürzen sich meist die Tentakel, welche Beute ergriffen haben, wobei sie natürlich dicker werden. Wenn die Tentakel von Stylocometes kleinere Nahrungskörper erfasst haben, so wird nach Plate nur ihr Endabschnitt (Tentakelcheu PI.) eingezogen (79, Ic), während sie bei der Aussaugung grösserer Nahrungskörper gewöhnlich bis zur Hälfte eingezogen weiden. — Der Endknopf soll, namentlich wenn er trichterartig gestaltet ist, bei der 1860 Suctoria. Nahriiiigsanfnalinic bedeutend erweitert oder mehr ausgebreitet werden (Claparcde L., Stein 1859). Die mit Greiftcntakeln versehenen Epheloten erfassen die Beute zunächst mit diesen Organen, welche sich hierauf beträchtlich verkürzen und das gefangene Infusor in den Bereich der kurzen Saugtentakel bringen, worauf diese in Wirksamkeit treten (Hertwig, Fraipont). Die Greiftentakel sollen sich am Saugact gar nicht betheiligen. Ob letzteres ganz richtig ist, scheint mir weiterer Feststellung zu bedürfen. Kurz nachdem die Tentakel an die Beute angelegt wurden, sieht man deren Entoplasma in einem rascheren oder langsameren Strom durch den Tentakelkanal ins Innere der Suctorie fliessen. Da die Kanäle häufig recht tief in das Entoplasma eindringen, so kann man den Strom weit in den Suctorienkörper verfolgen; alsdann breitet er sich aus und wird undeutlich. Jedenfalls erklärt sich diese zuerst von Lachmann (1856) betonte Erscheinung auf die angegebene Weise. Das Ueber- strömen des Plasmas dauert so lange (zuweilen 3 und 4 Stunden Gl. u. L.), bis die Ciliate ihres gesammteu Entoplasmas beraubt ist und nur das festere Aussenplasma als ein zusammengefallenes, runzliges Säckchen zurückbleibt, welches schliesslich abgestossen wird. Doch zerfliessen auch die gefangenen Ciliaten gelegentlich, bevor sie völlig ausgesaugt sind. Auf welchen Vorgängen das Aussaugen beruht, ist noch nicht auf- geklärt. Stein betont ausdrücklich (1859, p. 76), dass die Tentakel dabei keinerlei peristaltische Bewegungen machen; auch Claparede- Lachraann berichten nichts dergleichen. Die genannten Forscher fanden jedoch auch nichts von auf- und niedersteigenden Bewegungen, resp. Verlängerungen und Verkürzungen der Tentakel. Hertwig bemerkte der- artige Bewegungen bekanntlich an den Saugröhren der Ephelota gemmipara; sie sollen nach ihm das Saugen verursachen. Er hält es also für eine Art Pumpen; bei der Verlängerung des Tentakels, resp. beim Aufsteigen oder Vorschieben desselben, soll das Plasma der Beute in den Tentakel eingesaugt werden, bei seiner Verkürzung dagegen in die Suctorie strömen. Auch Maupas schliesst sich dieser Erklärung für die meisten Suctorien an; nur Sphaerophrya magna sauge in anderer, sehr eigenthümlicher Weise, wovon nachher die Rede sein wird. Der Hertwig'schen Erklärung des Saugens durch solche Pumpbewegungen der Tentakel stimmt auch Plate (1887 u. — 88) zu. Bei Stylocom etes will er gesehen haben, dass die Endabschnitte der Tentakel (die sog. Tentakelchen PI.) schnell zurückgezogen und wieder ausgestreckt wurden und auf diese Weise kleinere Beute (Flagellaten) aussaugten. Auch die Enden der bis zur Hälfte eingezogenen Tentakel, welche grössere Beute ergriffen hatten, machten ähnliche rhythmische Bewegungen. — Einfaches Vor- und Zurückschieben eines festwandigen, stets und schon vor Beginn des Saugens mit Flüssigkeit erfüllten Rohrs kann meines Erachtens kein Saugen hervorrufen. Dagegen würde ein solches stattfinden, wenn das Lumen des Rohrs (Teutakelkanal) bei jeder Rückziehung verengt, bei Toutaliul (^Nahruiigsaufiialimc mit Jeiiselbeii). 1867 jeder Verlängciniig erweitert würde, was auch bei der CoutractioD iiiul Extension des Tentakels wobl eintreten muss. Weitere Voraussetzung für das Zustandekommen des Saugens unter diesen Bedingungen ist je- doch, dass die Verengerung des Lumens distalwärts, die Erweiterung basalwärts beginnt. Da aber die meisten Forscher gar nichts von Pump- bewegungen der Tentalvcl berichten, welche doch wohl leicht zu sehen sein dürften, kann ich kaum glauben, dass sie gewöhnlich vorkommen. Auch be- tont z, B. Stein (1859, p. 76) bestimmt, dass der Strom im Tentakel ganz continuirlich sei, was mit Pumpbewegungen nicht in Einklang gebracht werden kann. Mir will daher scheinen, dass das Ueberstrümen des Plasmas der Beute in den meisten Fällen auf bis jetzt noch nicht bekannten Ursachen beruht, ja dass es sich vielleicht um einen verhältnissmässig einfachen physikalischen Vorgang handelt. Für Sphaerophrya magna kam Maupas (1881) zu einer ganz anderen Auffassung des Saugens, welche ich jedoch für unwahrscheinlich halte. Bekanntlich nimmt er an, dass die Tentakel dieser Suctorie nicht hohl, sondern von einem plasmatischen Axenfaden durchzogen seien. Nach- dem die Beute ergriffen ist, soll das Plasma des Axenfadens, sammt weiterem, welches aus dem Körper in den Tentakel strömt, in die Beute dringen ; es trete also zunächst ein centrifugaler Strom von der Sphaerophrya nach der Beute hin auf. Das in letztere eingedrungene Plasma mische sich hierauf mit dem Entoplasma der Beute, um dann, sammt diesem, durch den Tentakel in den Suctorienkörper zurück zu strömen. M. erkennt selbst an, dass der vorausgesetzte centrifugale Strom ganz hypothetisch ist; denn die beobachtete Verdickung der Tentakel, welche Beute ergriffen haben, beruht doch wohl nur auf Verkürzung, wie es die übrigen Beobachter stets auffassten. Uebrigens denkt M. auch daran, dass unter Umständen schon die Entoplasmaströmung der er- griftenen Ciliaten das Ueberströmen in die Suctorie bewirken möge, nachdem die Tentakel eine oder mehrere Oeffnungen in den äusseren Körperschichten der Ciliate erzeugten. Dieser Erklärungsversuch scheint mir hauptsächlich von dem Bemühen auszugehen, eine möglichst grosse Analogie zwischen Tentakeln und Pseudopodien herzustellen, welch' letztere Maupas stets zur Vergleichung herbeizieht. Dabei ist jedoch zu beachten, dass die Strömungserscheinungen der Pseudopodien stets in deren gesammter Masse stattfinden, niemals nur in der Axe; dass also eine directe Vergleichung ausgeschlossen erscheint. Der Erklärungs- versuch geht ferner von einer Voraussetzung aus, welche ich für un- begründet halte, dass nämlich das Plasma der Beute dem der Suctorie einfach beigemischt, ihm einfach incorporirt werde. Nach den Erfah- rungen an den Ciliaten scheint mir eine solche Auffassung recht un- wahrscheinlich. Wenn auch bis jetzt nicht genauer verfolgt wurde, was aus dem aufgesaugten Plasma im Innern der Suctorie wird, so ist doch sehr wahrscheinlich, dass es zunächst verdaut und dem Suctorienplasma nicht einfach beigemischt wird. 18(30 Siicturia. Besonderes Interesse beanspruchen die vereinzelten Erfalirungen über wirlilicbes Verschlucken kleiner Nahrungskörper durch Suctorien- tentakel. Zuerst sahen Claparede und Lachraann, wie die Tentakel der Tokophrya Trold Gl. L. sp. einen Tintinnus denticulatus aus seiner Schale herauszogen, ihn in zwei' Hälften zerrissen , worauf die eine von einem Tentakel (d. h. seinem Basalabschnitt, s. oben p. 1853), welcher sich „enorm" erweiterte, verschluckt wurde. Nach dem Bericht beider Forscher muss man annehmen , dass dies die normale Ernährungs- weise der Art ist. Etwas Aehnliches gibt Entz (1879) für Acineta tube- rosa an. Er sah die Tentakel gelegentlich kleine, grüne Körperchen ergreifen (wahrscheinlich Chlorophyllkörper von Algen), worauf sie sich allmälilich sehr verkürzten und der Endknopf sich stark ausdehnte; schliesslich wurde der Tentakel ganz eingezogen und das grüne Kör- pereben drang wie durch einen engen Mund in die Acinete. Auch Hartog's Angaben (1881) für die sogen. Podophrya infundi- buliformis beziehen sich vielleicht auf Aehnliches. Bei dieser Gelegen- heit mag auch an eine Beobachtung Wright's (1859) erinnert werden, der bei seiner Ephelota apiculosa (wahrscheinlich = E. gemmipara) gesehen haben will, dass die Tentakel Algensporen aufnehmen*). Schon 0. F. Müller (1786) beobachtete bei seiner Trichoda (Podophrya) fixa das Einfangen kleiner Infusorien mittels der Tentakel und vermuthete, dass sie aus- gesaugt würden. Ehrenberg (1833 und 38) drückte sich für Podophr. fixa nicht sehr klar aus. Er bemerkt, dass die an den Tentakeln hängen bleibenden Infusorien plötzlich zu Wimpern aufhörten und dann „sichtlich ausgeleert würden", worauf ihre Haut abfalle. Die Angabe erschien um so weniger klar, als er dieser Art gleichzeitig einen Mund zu- schrieb, indem er die contractile Vacuole wahrscheinlich für einen solchen hielt. Stein scheint den Suctorien anfänglich (1849) jede Nahrungsaufnahme abgesprochen zu haben, was nicht unverständlich ist, da er sie nur als Umwandlungsstadien der Vorticellinen zum Zweck der Fortpiianzung ansah, welche während dieser Periode wohl der Nahrung entbehren konnten. Die Tentakel seien Vertheidigungsorgane. Schon 1851 wollte er jedoch annehmen, dass der Körper und namentlich die Enden der Arme von Dendrocometes flüssige Nahrung auf- saugten, was auch wohl für die Acineten gelte. 1S54 entwickelte er diese Ansicht ein- gehender (p. fi4, 66 und 141). Obwohl er in den Tentakeln noch wesentlich Abwehrorgane erblickte, könnten sie doch wohl mit der ganzen Oberfläche flüssige Nahrung aufsaugen, welche z. Th. dem Zerfall der eiugefangenen und getödteten Infusorien entstamme. Dass die Acinetinen Nahrung aufnähmen und wüchsen, sei zweifellos. Erst Lachmann zeigte 1856 tiberzeugend (speciell für Tokophr. cothurnata), dass die eingefangenen Infusorien von den hohlen Tentakeln ausgesaugt würden; in dem gemeinsam mit Claparede herausgegebenen Werk wurde dies näher dargelegt. Stein schloss sich 1859 (p. 76) dieser Ansicht an; nur für die D endrocometin en blieb er bei der früheren Meinung, dass sie flüssige Nahrung mit den Tentakelenden aufsaugten; woher diese aber stamme, sei ganz dunkel. Seit dieser Zeit fand die Auffassung der Tentakel als Saugorgane allgemeine Anerkennung. f. Morphologische Auffassung der Tentakel. Sowohl der Bau der Tentakel wie ihre Betheiligung an der Nahrungsaufnahme mussten die *) Z. b. d. C. Auch Keppen (884) berichtet neuerdings, dass Ac. papill. und t übe rosa Algenzoosporen mit den Tentakeln verschlucken. Dies sei die gewöhnliche Er- nährungsweise jener Acineten. Gelegentlich würden die Zoosporen jedoch ausgesaugt. Nahrungs- vacuolen fand er nur bei Ac. papill. und auch da nur selten. Tentakel (Nahrungsaufnalimc mit denselben; morpholog. Bedeutung). 1809 MeinuDg nahe legen, dass sie den Pseudopodien der Sarkodinen am näclisten verwandt seien. Schon die älteren Forscher gaben dieser Auf- fassung Ausdruck, indem sie Suctorien mit Actinophrys z.usammen- stellten oder auch verwechselten. Auch später blieb sie lange die geltende. So bemerkte Stein 1859 (p. 74), dass die Tentakel den Pseudopodien der Rhizopoden am nächsten stehen. Viele Morphologen, wie Gegenbaur, Kölliker, Claus, Häckel, Kent u. A. schlössen sich dem an. Claparede u. L. betonten dagegen mit Recht, dass ein fundamentaler Unterschied zwischen beiderlei Gebilden bestehe, zu welchem Resultat auch Hertwig gelangte; seine Ansicht über die völlige Unabhängigkeit der Tentakel vom übrigen Körper Hess ihn dies besonders scharf betonen. Die Tentakel galten ihm als eigen- artige Organe, nicht ableitbar von Pseudopodien, durch deren Besitz die Suctorien sich hoch über die Heliozoeu und andere Sarkodinen erheben. Fraipont schloss sich dieser Meinung im Allgemeinen an, ob- gleich er bekanntlich die Unabhängigkeit der Tentakel vom Körper leugnete. Ebenso gelten sie auch Plate (1888) als Organe sui generis. Gegenüber solchen Ansichten kehrte Maupas (1881) wieder zur älte- ren Meinung zurück. Namentlich seine Auffassung der Tentakel von Sphaerophrya magna und ihrer Funetionirung beim Saugen Hess ihn wieder eine nähere Verwandtschaft der Tentakel mit den Pseudopo- dien, speciell jenen der Heliozoen annehmen; wenn auch beiderlei Organe nicht absolut identisch seien, so müssten sie doch als homolog betrachtet werden. Jedenfalls nahm M. an, dass die Tentakel aus Pseudopodien entstanden seien; dies folgt schon daraus, dass er Suctorien und Heliozoen als nähere Verwandte betrachtet. Ich haUe die Beziehungen zwischen Pseudopodien und Tentakeln für unbegründet, um so mehr, als mir grade Maupas' Auffassung der Sphaerophryatentakel recht zweifelhaft erscheint. Müssen wir deshalb aber mit Hertwig u. A. schliessen, die Suctoriententakel seien ganz selbstständig entstandene Organe? Ich halte es für möglich, dass dies nicht richtig ist, die Tentakel vielmehr von Organen ciliatenartiger Vorfahren entsprungen sein können. Ob sie zwar mit den tentakel- artigen Gebilden, welche wir bei gewissen Enchelinen fanden, homo- logisirt werden dürfen, kann nicht behauptet oder verneint werden, bevor nicht nachgewiesen ist, ob diese einen Kanal enthalten und ähnliche Functionen besitzen. Wir werden bei der Frage nach der Verwandt- schaft der Suctorien auf diese Angelegenheit zurückkommen. Ich halte es aber für möglich oder doch der Erwägung werth: dass die Tentakel sich vom Mund der Ciliaten ableiten können. Betrachten wir eine zweifellos sehr ursprüngliche Suctorienform, wie Hypocoma, welche noch dauernd Cilien besitzt, so finden wir an deren Vorderende einen einzigen, relativ dicken und kurzen Tentakel, dessen Ableitung von einem feinen, auf einen contractilen , rüsselartigen Fortsatz gerückten Ciliatenmund keine grossen Schwierigkeiten bereiten dürfte. Dass aber die Suctorien über- 1870 Suctoria. iiiiiipt mit eiutentakeligen Formen begannen, ist sehr wahrscheinlich, weil solche noch mehrfach vorkommen und weil auch die Schwärmer nach ihrer Umbildung- häufig zunächst einen einzigen Tentakel entwickehi; wie denn auch deutlich nachweisbar ist, dass nicht nur im Leben des Individuums, sondern auch in der phylogenetischen Entwicklung der Gruppe eine fortschreitende Vermehrung der Tentakel stattfindet. Eine derartige Hypothese führte also zur Annahme, dass der ursprünglich ein- fache Tentakel aus der Modification der Miindöffnung entstand, indem diese sich der saugenden Ernährungsweise anpasste; der Tentakelkanal ent- spräche also einer feinen Schlundröhre, wie sie bei Enchelinen vor- kommt. Im Verlaufe der weiteren Entwicklung trat eine Vermehrung der Mundöffnungen ein. Letztere Annahme scheint mir nicht unzu- lässig, wenn wir bedenken, dass schliesslich alle Organe eines Lebe- wesens der Vermehrung fähig sind. Eine Suctorie mit zahh-eichen Tentakeln würde uns an eine Porpita oder Velella erinnern, mit ihren zahlreichen Saugröhren oder Magenstielen, welche wir allen Grund haben, durch Vermehrung des einzähligen entsprechenden Organs einer Meduse entstanden zu denken. Diese Hypothese gewährte andererseits den Vortheil, dass bei der Ableitung der Suctorien von ciliatenartigen Vorfahren keine völlige Revolution des Ernährungsvorgangs und keine gänzlich neue Organbildung angenommen zu werden braucht, zwei Voraussetzungen, welche stets grosse Schwierigkeiten bereiten. Obgleich ich nicht verkenne, dass der Hypothese zur Zeit noch bedeutende Schwierigkeiten entgegenstehen, wollte ich sie hier doch künftiger Forschung zur Erwägung stellen; die Hauptschwierigkeit erblicke ich zwar nur im Vorkommen tentakelartiger Organe neben einem wohl- ausgebildeten Mund bei gewissen Enchelinen. Wie gesagt, werden wir darauf noch zurückkommen. After. Am Sclilusse dieses Alosclinitts über die iiahruiigsaufnehmenden Organe möge kurz betont werden, dass Ausstossiing unverdauter Nalirungsreste oder Excretionsstoffe nie sicher beobaclitet wurde, demnach auch von einem After keine Rede sein kann. Ich kann über- haupt nur eine einzige unsichere Angabe über Defäcation finden, nämlich die Levick's, welcher die Elimination unverdauter Nahrungsreste bei Dendrosoma an der Basis der Tentakel gesehen haben will. Z. b. d. C. Neuerdings berichtet jedoch Keppen (884), dass im Plasma von Acin. papillifera stark lichtbrechende Körper vorkämen, welche wahrscheinlich Nahrungsreste seien und in den Hohlraum des Gehäuses entleert würden. Aehnliches will er auch bei Ac. tube- rosa und Ephelota gemmip. gesehen haben. Nutting (860) will dagegen beobachtet haben, dass bei seiner sog. Podophr. compressa gelegentlich ein heftiger Strom granulirten Plasmas aus einem Tentakel hervorbrach, woraus er auf eine gleichzeitig excretorische Thätigkeit dieser Organe schliessen möchte. D. Die contractilen Vacuolen. lieber diese, bei den Suctorien wohl weit verbreiteten Gebilde können wir uns kurz fassen, da alles, was bei den Ciliaten über sie im All- gemeinen berichtet wurde, auch hier gilt. Zweifel über das Vorkommen der Vacuolen bestehen nur bei wenigen marinen Formen, Ophryo- Tentakel (uiorpholog. Bedeutung). Contract. Yacuolcn. 1871 dendrou und viclleicbt gewissen Ephelotcn, wie wir Aehnliches aucli für gewisse marine Ciliaten fanden. Weder Claparede und L., noch Wright, Hincks, Koch und Koinn konnten bei erwacliscnen Ophryodendren contr. Vacuülcn finden. Fraipont beobachtete eine bis zwei, viel- leicht auch mehr Vacuolen bei seinem Ophr. belgicum, sah jedoch nie ihre Entleerung; er glaubt aber, dass sie doch stattfinde, wenn auch sehr langsam. Kent (001) spricht von einer bis mehreren contract. Vacuolen bei 0. S ertulariae; ebenso zeichnet Gruber (18S4) bei dem wohl identischen 0. variabile zuweilen mehrere Vacuolen, spricht aber nicht von deren Contractionen. Für 0. trinacrium Grb. sp. bemerkt er, dass die .,VacuoIe"' gewöhn- lich von den Körnchen des Entoplasmas verdeckt werde. In den Schwärmern von 0. abie- tinum konnten sich Claparede und L. zuweilen von dem Vorhandensein einer contract. Va- cuole deutlich überzeugen ; sie zeichnen aber z. Th. einen äquatorialen Kranz ähnlicher. Aus allem möchte ich entnehmen, dass die Vacuolen auch den Ophryodendren nicht fehlen. Eine gewisse Unsicherheit besteht ferner noch über die contr. Vacuolen der Ephelota gemmipara. Grössere und kleinere Vacuolen finden sich zwar in verschiedener Zahl gewöhn- lich vor; doch sah Hertwig nur selten einzelne schwinden. Fraipont bemerkte überhaupt keine Expulsionen. Dagegen beschrieb Maupas bei E. Thouletii und microsoma 1 — 2 contr. Vacuolen. Man darf daher wohl annehmen, dass sie auch hier keineswegs fehlen, sondern nur wegen ihrer sehr langsamen Bildung und weil die Expulsion in grossen Zwischenräumen ge- schieht, schwer feststellbar sind. Die Zahl der Vacuolen ist sehr verschieden und scheint auch bei den einzelnen Arten häufig beträchtlich zu schwanken; dennoch möchte ich glauben, dass die angeblichen Variationen bei einer und derselben Species vielfach auf ungenauen Untersuchungen beruhen. Kleinere bis mittelgrosse Formen enthalten häufig nur eine Vacuole; so stets die Dendrocometineu, Hypocoma, die Podophryen, zahlreiche Acineten, Endosphaera und einzelne Tokophryen. Daran reihen sich andere, bei welchen die Vacuolenzahl von 1 — 2 schwankt (Sphaerophryen, einzelne Epheloten und To kophryen). Tokophr. quadripartita besitzt nach Biltscbli (1876) regelmässig 3, ähnlich auch Trieb ophr ya Salparum nach Entz; bei anderen Tokophryen steigt ihre Zahl bis auf 5 und mehr. Auch bei Tricbo- phrya Epistylidis und Solenophrya crassa werden sie zahl- reicher (6 — 8). Bei den Tokophryen unserer 1. Gruppe, (speciell T. eothurnata, ,Steinii undferrum equinum) wächst ihre Zahl endlich ungemein. Hier umstehen die zahlreichen Vacuolen entweder den schmalen Eand des ganzen Körpers in einem Kranz oder sind über die ganze Körperoberfläche zerstreut. Aehnlich verhält sich die grosse Dendro- soma radians. Ueber die Lage der in geringerer Zahl vorhandenen Vacuolen lässt sich kaum etwas Allgeraeines bemerken, da sie sehr schwankt. Vielleicht war die mittlere Lage einer einzigen Vacuole die ursprüngliche, zu welcher sich dann die übrigen succesive gesellten. Soweit bekannt, geschieht die Neubildung der Vacuolen stets in dei' einfachsten Weise, nämlich durch Zusammenfluss einiger Bildungsvacuoleu. Wrzesniowski (1877) beobachtete bei Tokophr. Lichtenstein ii ge- legentlich, dass einzelne Bildungsvacuolen schon vor dem Zusammenfluss entleert wurden. Bei Podophrya sah Maupas (187G) manchmal 1872 Suctoria. einzelue liiklungsvacu.olen nicht zur Vereinigung mit der Hauptvacuole gelangen und erst nach mehrmaliger Entleerung der letzteren mit ihr zusammentreten, ein Verhalten, welches sich aus den früheren Erörterungen über die contract. Vacuole hinreichend erklärt. Zuführende Kanäle tinden sich, soweit bekannt, niemals. Lachmann (1850) und Claparcde (1858) Latten zwar angegeben, dass die ungemein zahlreichen Vacuolen des grossen Dendrosoma radians mittels eines, das ganze Wesen durchziehenden Kanals nnter einander zusammenhingen. Wie Kent ((JOl) zeigte, ist dies zweifellos irrig; die Vacuolen sind nicht mit einander verbunden. Es ist wahrscheinlich, dass die ersterwähnten Forscher die langen, bandförmigen Aeste des Makronucleus für einen Kanal hielten. Poren oder Aus führkanälchen der contr. Vacuole wurden ziem- lich häufig beobachtet, weshalb ihre allgemeine Verbreitung recht wahr- scheinlich ist. Bei Metacineta mystacina bemerkte Bütschli (1877) über der Vacuole 3 bis 5 kleine Poren der Pellicula, in einer graden Linie neben einander. Als eine Folge dieser Porenanordnung darf es betrachtet werden, dass die kuglige Vacuole während der Entleerung eine langelliptische Gestalt annimmt, indem sie sich gewissermaassen von beiden Seiten gegen die Porenlinie zusammenzieht (s. p. 1430). Schon 1859 (315) entdeckte Lachmann bei der sogen. Discophrya speciosa, einer mit Tokophrya ferrum equinum nahe verwandten Form, dass jede Vacuole durch einen Kanal ausmünde, welcher die dicke Pellicula durchsetze und sich bei der Contraction deutlich erweitere. Engelmann beschrieb 1862 (p. 380 Anm. 2) den Ausführkanal der contr. Vacuolen von Tokophr. Steinii, welcher jedenfalls etwas unter die Pellicula ins Innere reicht; auf seiner uned. Skizze sind jedoch an manchen Vacuolen auch 3 Kanalmündungen angegeben. Auch Zenker (1860) glaubt über den contractilen Vacuolen der Tokophr. cothur- nata einige die Pellicula durchbohrende Kanälchen gesehen zu haben. Wrzesniowski constatirtc ein Kanälchen der Vacuolen von Tokophr. Lichtensteinii und sah mit Lachmann, dass es sich bei der Systole erweitere. Endlich entdeckte Bütschli bei Dendr ocometes einen rela- tiv sehr langen, tief ins Innere reichenden, feinen Kanal (79, 2d, p), welchen Plate bestätigte, der ihn später (1888) auch bei Stylocometes, wenn- gleich viel kürzer, wiederfand. Bei Dendr ocometes lässt sich klar erkennen, dass der Kanal eine directe Fortsetzung der Pellicula ist. Engel mann (524) beobachtete an einer parasitischen Endosphaera von Vorticella raicrostoma bei jeder Vacuolencontractiou eine Erweiterung des spaltförmigen Geburtskanals, durch welchen die Knospenhöhle mit der Aussenwelt communicirt. Die Entleerung der Vacuole muss daher durch diesen Kanal, oder wenigstens in die Knospenhöhle stattfinden. Mit dieser Beobachtung harmonirt eine andere vonEntz (1879), welcher die Vacuole von Acineta t übe rosa durch ein Kanäleben auf dem apicalen Körperpol ausmünden sah. Dies Kanälchen diene bei der Knospenbildung gleichzeitig als Brutkanal zum Austritt der Schwärmer. Ich hege gewisse Bedenken gegen diese Auffassung; lieber möchte ich Contractile Yacuolen. Nuclei (Allgemeines, Mikronuclei). 1873 annehmen, dass die Ausmündungsstelle der Vacuole in die sich bildende Bruthüble hinabsinkt, nicht aber, dass ihr Ausführkanal zum Brutkanal umgewandelt werde. Wir werden auf dieses Verhältniss später nochmals zurückkommen *). Ueber die Systole ist kaum etwas Besonderes zu bemerken, sie voll- zieht sich wie bei den Ciliaten unter entsprechenden Verhältnissen. Er- wähnenswerth ist aber, dass Podophrya Maupasii bei jeder Systole in leichte Schwingungen geräth (Maupas 1876), was an Engel- mann's Beobachtung- bei Chilodon propelleus erinnert. E. Die Nuclei. 1876 fand Bütschli bei der parasitischen Sphaerophrya von Para- maecium neben dem aosehnlichen Kern einen kleinen Mikronucleus, wodurch zuerst auf die Uebereinstimmung zwischen Suctorien und Ciliaten auch in den charakteristischen Kernverhältnissen hingedeutet wurde. Maupas (1881) wies dann einen Mi. N. mit Bestimmtheit bei Tokophrya limbata Mp. sp., Acineta tuberös a (= foetida Mp.), Podophrya fixa (1884, Anm. p. 528) und P. Cyclo pum (briefl. Mitth.) nach. Wahrscheiulich, jedoch nicht ganz sicher, bemerkte er ihn bei Acineta Jolyi, während bei Ephelota gemmipara einige Körpercheu gesehen wurden, welche vielleicht Mikronuclei waren (1881). Bei Toko- phrya limbata bestätigte M ö b i u s den Mi. N. (876) **). Auf diese spär- lichen Erfahrungen hin lässt sich natürlich die Annahme einer allgemeinen Verbreitung der Mikronuclei bei den Suctorien nicht basiren, um so mehr, als neuere Forscher, z. B. Plate für Dendrocometes und Stylo- cometes, ihre Gegenwart bestimmt leugnen, andere sie bei den unter- suchten Suctorien wenigsteus nicht finden konnten. Es bleibt dem Belieben des Einzelnen überlassen, die eine oder die andere Annahme vorzuziehen. Ich persönlich neige mich der Hypothese ihrer allgemeinen Verbreitung zu, was schon aus meiner Stellungnahme bei den Ciliaten hervor- geht. Es ist zu beachten, dass die Körnermassen im Entoplasma der Suctorien der Beobachtung der Mi. N. besondere Schwierigkeiten bereiten, wozu sich gesellt, dass sie meist recht kleine Körperchen sind. Ueber ihren Bau ist wenig zu sagen. Sie sind ziemlich dunkel und stark färbbar; besondere Structuren wurden an ihnen nicht beobachtet. Ob die stark färbbaren Körper, welche Fraipont in. Ein- oder Mehrzahl im Nucleus der angeblichen äusseren Knospen von Ophryodendron belgicum, der kleineren Indivi- duen von Acineta tuberosa und im Ma. N. von Ac. vorticelloides beschrieb, möglicher- *) Z. b. d. C. Vergleiche über den Kanal der contr. Vacuole einer Suctorie auch Keppen (884). Derselbe glaubt hier am inneren Kanalende ein vacuolenartiges Reservoir gefunden zu liaben. *) Z. b. d. C. Keppen (884) gibt den Mi. N. noch für Ac. 'papillif., Metacin. mysta- cina, Tokophr. cothurnata und Carchesii an. Selten finden sich 2 — 3. Ihr Bau sei' ziemlich verschieden, eine Membran jedoch stets deutlich. Bronn, Klassen des Thier-Reichs. Pvotozoa. 118 ] g74 Suctoria. weise auf Mi. N. bezogen werden dürfen, die fälschlicherweise ins Kerninncre verlegt wurden, Icann allenfalls in Betracht gezogen werden, ist jedoch wenig wahrscheinlich. Der Makronucleus — denn so dürfen wir nach den vorliegenden Erfahrungen den ansehnlichen Kern der Suctorien allgemein nennen — findet sich stets in der Einzahl. In den seltenen Fällen, wo scheinbar mehrere vorhanden, oder Theile von ihm abgelöst schienen, handelte es sich wohl nur um Gliederbildung, wie bei vielen Ciliaten. Der Ma. N. kleinerer oder mittlerer Formen ist gewöhnlich kuglig bis etwas länglich. Bei Suctorien mit stärker verlängerter Hauptaxe, iedoch auch bei anders gestalteten wird er nicht selten bandförmig. Solch bandförmige Kerne sind entweder grade oder gebogen, bis hufeisen- förmig und unregelmässiger gewunden. Selbst recht kleine Formen haben zuweilen hufeisenförmige Kerne, so z.B. eine Art von Hypocoma. Bei grösseren Arten tritt nicht selten eine Tendenz zur Verzweigung hervor Dass dies mit der Grösse in Zusammenhang steht, ist leicht ersichtlich, da die Ma. Ni der Schwärmer solcher Arten gewöhnlich einfach oder doch nur bandförmig sind und die Verzweigung erst mit dem Wachs- thum allmählich beginnt, mit dessen Fortschreiten sie zunimmt. Wir werden später erfahren , dass die Verästelung mehrfach mit Knospen- bildung in directen Zusammenhang gebracht wurde; dass dies aber zum mindesten nicht überall gilt, zeigt Tokophrya Steinii, von der so- gleich die Rede sein wird. Verästelte Ma. N. besitzen gewöhnlich die grösseren Epheloten. Der ursprünglich hufeisenförmige Kern, welcher den Körper in einer Horizontalebene durchzieht, entwickelt bei grösseren Individuen eine ver- schiedene Zahl von Zweigen, vorzugsweise nach der Apicalfläche zu, an welcher später die Knospenbildung geschieht (77, oh). Seltener finden sich auch kleinere basale Zweige. Die Aeste können sich selbst wieder mehr oder weniger verzweigen. Durch Einschnürung, resp. Verdünnung des Haupt- theils wie der Aeste treten auch Gliederungen auf. Hieraus folgt, dass der Ma. N. grösserer Epheloten in der Regel eine sehr complicirte, jedoch recht variable Gestalt besitzt. — Mehrfach verästelt sind gewöhnlich, doch nicht immer, die Ma. N. der rüsseltragenden Individuen der Ophryoden- dren(v. Koch, Fraipont und Kent, 79,3c), wogegen die flaschenförmigen meist unverästelte, bandförmige Kerne besitzen. Der massig verästelte Ma. N. von Trichophrya epistylidis (78, 6a) leitet zu dem Verhalten bei Dendrosoma über, dessen Kern als ein vielfach verzweigtes Band den ganzen, mannichfaltig verästelten Körper durchzieht (Ehrenberg, Clap. u. L., Kent, 78, 7d u. b); selbst der Kern des Schwärmers zeigt hier schon die ersten Zeichen der Verästelung (78, 7b — c). Einen der complicirtesten Ma. N. besitzt endlich Tokophrya Steinii Gl. u. L. sp. nach Stein's Ent- deckung (77, 7a). Von einer centralen, bandartigen oder breiteren Partie strahlen viele Aeste aus, welche sich selbst wieder mehrfach verzweigen kön- nen (Stein). Auf Engel man n's uned. Skizzen erscheint der Ma.N. hingegen meist hufeisenförmig mit nach aussen und innen gerichteten Zweigen. Makronucleus (Gestalt, Structur). 1875 Obgleich Stein für diese Art schon hervorhob, dass der verästelte Kern allmählich aus einem einfach runden entsteht, leugnet er doch, dass dies mit der Grössenzunahme der Individuen Hand in Hand gehe, da auch verhältnissmässig ansehnliche Individuen mit einfachem Kern vor- kämen. Ich halte aber die oben aufgestellte Regel im Allgemeinen für richtig; die einfachen Kernformen grösserer Individuen beruhen wohl auf besonderen, erst noch zu ermittelnden Ursachen. Mit der Knospung hängt die Kernverästelung grade bei T. Steinii gewiss nicht zusammen, da bis jetzt immer nur eine einzige Knospe gefunden wurde (Stein, Engelmann uned.) — Auch bei den Acineten und einigen anderen Formen treten manchmal Anzeigen von Verästelung auf. lieber die Structur der Ma. N. brauchen wir hier nur wenig zu berichten, weil sie einmal nicht sehr eingehend erforscht wurde und andererseits wesentlich dieselbe ist wie bei den Ciliaten. Im granu- lirten, jedenfalls aber wabigen Kerninhalt wurden mehrfach vacuolen- artige Bildungen beobachtet, so schon von Stein gelegentlich bei Tokophr. Steinii. Bei Dendrocometes fand Bütschli solche vacuolenartige Räume zuweilen so reichlich, dass die Kernsubstauz grob- netzig erschien; auch Plate fand solche Ma. N. gelegentlich. Sehr deutlich netzig oder wabig zeichnet Schneider (1886) den Ma. N. conjugirter Dendrocometes, doch scheint diese Structur wegen ihrer Feinheit von der wabigen eigentlichen Kernsubstanz herzu- rühren*). Zuweilen zeigen die Suctorienkerne auch die längsfasrige Be- schaffenheit, welche schon bei den Ciliaten beschrieben wurde. Bütschli beobachtete dies bei einzelnen Dendrocometen; hier wie bei Stylo- cometes fand Plate manchmal diese Structur; auch Aime Schneider bildet von letztgenannter Suctorie einen ganz feinfasrigen Kern ab. Nicht selten finden sich kleine bis grössere dunklere Binnenkörper im Kerninhalt, welche ihn manchmal ganz und reichlich durchsetzen. Maupas und Daday schildern sie bei Acineta Jolyi Mp. und Ophryodendron trinacrium Grub, ganz wie die von einem hellen Hof umschlossenen Binnenkörper unserer zweiten Kategorie bei den Ciliaten (s. p. 1511). Eines solchen Hofs um die gelegentlich vorhandenen Binnenkörperchen des Dendrocometes gedenkt auch Plate. Der Ma. N. von Stylocometes wird ebenfalls häufig von dunkleren, stärker färbbaren Binnenkörpern durchsetzt, um welche weder Plate noch Aime Schneider, der sie vielfach abbildet, einen Hof erwähnen. Nach dem Letzteren sind sie bald kleiner bald massig gross, gewöhnlich rundlich, aber auch zuweilen länglich bis stäbchenartig. Er nennt sie Chromato- sphäriten. Es ist möglich, dass diese Körperchen mehr jenen 1. Kategorie der Ciliaten entsprechen. Gelegenthch fand Schneider bei Stylo- cometes auch Kerne, deren Axe von einem dicken, stärker färbbaren *) Z. b. d. C. Vergl. auch bei Keppen 884. 118^ ;[g7(i Suctoria. Strang durchzogen war, was ebenfalls an Aehuliches bei den Ciliaten erinnert. Schliesslich kamen auch Kerne vor, in welchen mehrere dünnere und zum Theil verästelte bis anastomosirende, stärker färbbare Fäden zu verfolgen waren. Auf die von Fraipont in gewissen Ma. N. be- schriebenen grösseren sog. Nucleoli wurde schon oben (p. 1873) hin- gewiesen*). Theilung der Makronuclei. Wie Bütschli zuerst (1876) bei der Knospung von Tokophrya quadripartita erkannte, erfährt der Ma. N. bei der Theilung genau dieselbe Structuränderung, welche für die Ciliaten eingehend geschildert wurde ; d. h, er nimmt die Knäuelform an (77, 9). Der Uebergang von der gewöhnlichen Beschaffenheit in die knäuelförmige Hess sich hier am lebenden Wesen gut verfolgen, ebenso auch die rückläufige Umbildung. B. konnte die fasrige Structur ferner bei der Theilung des Dendrocometeskerns verfolgen, wo sie Plate bestätigte. Bütschli beobachtete die Knäuelstructur noch beider Theilung des Ma. N. von Metacineta mystacina und zwar gleichfalls im lebenden Infusor (78, 4) ; Maupas verfolgte sie bei der Knospung der Acineta foetida und Entz bei der von Trichophrya Salparum. Demnach dürfen wir wohl annehmen, dass der Makronucleus sich ebenso allgemein im -Knäuelstadium theilt, wie bei den Ciliaten. Den äusseren Verlauf der Theilung, welcher sich gleichfalls im allgemeinen wie bei den Ciliaten vollzieht, werden wir besser bei der Fortpflanzung näher betrachten**). Ueber die Theilung der Mikronuclei wurde bis jetzt nichts bekannt (vergl. jedoch im Abschn, über die Conjugation). 3. Stiel-Hüll- und Gehäusebildungen. A. Stiele. Der Körper der meisten Suctorien sitzt bekanntlich auf einem Stiel, welcher in Bau und Entstehung mit den Stielen der acontractilen Vorticellidinen sehr übereinstimmt. — Die Verbreitung der Stiele wird im systematischen Abschnitt dargelegt werden. Hier ist nur zu betonen, dass wenige Arten gleichzeitig gestielt und ungestielt vor- zukommen pflegen. Schon Cienkowsky (1855) wollte stiellose Exemplare der Podophrya fix a . gefunden haben, doch wird sich schwer ent- scheiden lassen, ob er nicht eine verwandte Art beobachtete, da nach Maupas (1876) die Pod. libera Perty, welche der eigentlichen P. fixa sehr ähnlich ist, nur selten einen kurzen Stiel abscheidet, meistens ganz stiellos gefunden wird. *) Z. b. d. C. üeber die Kerneinschliisse vergl. namentlich auch bei Keppen (884). **) Z. b. d, C. Gute Abbildungen der Knäuelstructur der sich theilenden Ma. Ni gab neuerdings Kep^jcn (884). Er glaubt, dass die Membran bei der Theilung schwinde; ge- legentlich will er. die Andeutung einer Kernplatte bemerkt haben. Makruüuclei (Theiluiig). Stiele (Form). 1877 Auch für andere Suctorieii wurde behauptet, dass sie gelegentlich ihren Stiel verlassen. So erklärte Badcock (ISSO) die Trichophrya epistylidis für eine stiellos gewordene Tokophrya t]uadripar tita; auch Entz (1884) neigt dieser Ansicht zu. Mir scheint sie unbegründet, wie im systematischen Abschnitt genauer erörtert werden soll. Bei den gehäusebewobnenden Arten ist in der Regel ebenfalls ein Stiel vorhanden, dessen Bau dem der gebäuselosen ganz entspricht. Wir können ihn daher hier betrachten, wogegen wir über das Verhalten des Stiels zum Gehäuse erst später berichten werden. Die Länge des Stiels unterliegt bei den verschiedenen Arten den grössten Schwankungen. Es finden sich solche, deren Stiel nur ein ganz niederes, postamentartiges Gebilde ist, das aber zuweilen recht dick wird. Hierher gehört der Stiel der rüsseltragenden Individuen von Ophryoden- dron abietinum (Clap. u. L., Fraipont u. Eobin, 79, 3a); nach Letzterem ist der kurze Stiel jedoch häufig unsichtbar, da die Ophryodendren aus der aufgerichteten Stellung leicht in eine flach aufliegende übergehen, wobei der niedere Stiel vom Körper überdeckt und verhüllt wird (3 b). Darauf wird es wohl beruhen, dass der Stiel dieser Art gelegentlich vermisst wurde. Andererseits halte ich auch für wahrscheinlich, dass die angebüch stiellose 0. Ser- tulariac W'right auf solch' niederliegende Individuen des 0. abietinum gegründet wurde, dass sie also nicht stiellos ist. Mit dem 0. Sertulariae diirften ferner 0. Porcellanarum Kent und 0. variabile Grb. zusammenfallen. Bei anderen O.-Arten haben die rüsseltragenden Individuen einen längeren dünnen Stiel, wie er den flaschenförmigen Individuen stets zuzukommen scheint (79, 3d, 5 — 6). Auch für 0. multicapl ta tum Kt. behauptet der Entdecker, es sei bald gestielt, bald ungestielt; ich vcrmuthc, dass es sich gleichfalls nur um eine gelegentliche üeberdeckung des Stiels durch den Körper handelt, um so mehr, als Aehnliches zuweilen schon von Stein (1854) bei Tokophrya Lichtensteinii Cl. und L. beobachtet wurde. Das Hinterendc der kleineren Individuen war manchmal so über den Stiel basalwärts hinüber- gestülpt, dass er „von dem Körpergrund ganz eingehüllt" wairde. Ich beobachtete schliesslich das Gleiche bei einer unbestimmten, langgestielten Tokophrya des süssen Wassers. Natürlich war hier nur der apicale Theil des Stiels umhüllt und schien daher tief in den Körper ein- zudringen. — Einen sehr kurzen, jedoch recht dicken Stiel besitzt namentlich auch Tokophrya f errum ec^uinum E. sp. (77,6). Der Stiel wird nahezu so dick wie der Körper breit; er erscheint daher wie eine kurze und sehr dicke Säule. Aehnlich niedere Stiele sind jedoch sowohl bei den Gehäuselosen wie den Gehäusebewohnenden noch ziemlich verbreitet. An die sehr niederen Stielbildungen scheint sich die basale Haft- scheibe der Dendrocometinen direct anzureihen. Die ebene Basalfläche von Dendrocometes (79, 2a) liegt dem Kiemenblatt des Gammarus nicht direct auf, sondern ruht auf einer dünnen Platte, welche ein wenig grösser wie die Basalfläche ist, weshalb sie etwas über deren Rand vor- springt (hs). Bütschli beobachtete diese Haftplatte zuerst; Plate fand sie gewöhnlich ebenfalls, glaubt aber, dass sie zuweilen fehle. Verlässt der Dendrocometes das Kiemenblatt, so bleibt die Haftplatte stets zurück, woraus hervorgehen dürfte, dass sie ein dem Stiel entsprechendes Ab- scheidungsproduct ist. Bei Stylocometes fand Plate neuerdings eine entsprechende Bildung (79, la, hs). Da diese Form nur mit einem verhält- nissmässig kleinen, mittleren Theil der gewölbten Basalfläche aufgewachsen ist, so bleibt ihre Haftplatte recht klein. Plate bezeichnet sie als Haft- ring; nach der Analogie mit Dendrocometes möchte ich jedoch an- 1878 Suctoria. nehmcD, dass es sich auch hier um eine kleine Platte handelt, deren Rand ringförmig verdickt ist. Zwischen den besprochenen niederen Stiel- bildiingen und besonders ansehnlichen, welche die Körperlänge vielfach übertreffen, finden sich alle Uebergänge. Sehr grosse Stiele besitzen namentlich gewisse Epheloten und Tokophryen. In der Form der längeren Stiele fällt ein Unterschied sofort auf. Bei einer ersten Reihe beginnen die Stiele basalwärts sehr dünn, um sich apicalwärts fortgesetzt zu verdicken. Bleiben solche Stiele relativ kurz, so werden sie manchmal gradezu umgekehrt keglig, was bei Tokophrya Stein ii besonders auffällt (77, 7a), aber bei allen Tokophryen unserer 1. Gruppe mehr oder weniger wiederkehrt. Stark ausgeprägt ist die apicale Stielverdickung gewöhnlich auch bei den Epheloten und der mit diesen vielleicht näher verwandten Tok. conipes Mer. (78, 8). Bei anderen For- men tritt sie gelegentlich in geringerem Grade auf. Es ist leicht verständ- lich, dass diese Erscheinung auf fortschreitender Vergrösserung der den Stiel abscheidenden Haftfläche beim Wachsthum des Körpers beruht. Durch allmähliche Uebergänge verbinden sich solche Stiele mit denen der 2. Reihe, welche trotz erheblicher oder sogar bedeutender Länge gleiche Dicke zeigen oder doch apicalwärts nur ganz wenig zunehmen. Hierher gehören die vieler Tokophryen und der meisten Acineten. Hier w^ächst also die abscheidende Basalfläche des Körpers fast gar nicht. Die Stiele sind meist ganz grade; dennoch sind kürzere wie längere zuweilen etwas hin- und hergebogen bis geschlängelt, was wohl direct mit dem Grad ihrer Steifheit zusammenhängt. Der Stielquerschnitt entspricht natürlich der Form der abscheidenden Basalfläche. Da diese in der Regel kreisförmig ist, so gilt das Gleiche auch für den Stielquerschnitt. Bei stark comprimirten Arten mit recht dicken Stielen (z. B. Tokophr. ferrum equinum) wird auch der Stielquerschnitt länglich elliptisch. Selten sind kantige Stiele ; Fraipont fand den apicalen Theil des Stiels von Ephelota gemmipara (seiner P. Benedenii) gewöhnlich vierkantig (77, 3e), während der Basaltheil cylindrisch war. Diese vierkantige Beschaffenheit rührt direct von der etwas vierseitig pyramidalen Körperform her, welche die grösser werdenden Epheloten zeigen. Da der Ephelotenkörper erst allmählich diese Form annimmt, so ist erklärlich, weshalb der Stiel aus der cylindrischen in die vierkantige Beschaffenheit übergeht. Wie die Stiele der Vorticellidinen, so sind auch die der Suctorien in der Regel mit einer verbreiterten kreisförmigen Basalscheibe auf der Unterlage befestigt. In vielen Fällen wurde dies klar beobachtet. Auch ist nach Maupas' Angaben (1881, p. 334, Anmerk.) recht wahrschein- lich, dass die Epheloten von dieser Regel keine Ausnahme machen, wie Hertwig und Fraipont zu finden glaubten. Nach H. ist das basale Stielende der E. gemmipara schwach knopfartig verdickt (77, Sd); auf der abgestutzten, jedoch nicht scheibenartig verbreiterten Basalfläche entspringen einige Stielt; (Form; feinerer Bau). 1879 stäbcheiiartige Fortsätze, welche zur Verstärkung der Befestigung dienten. Auf dem Stamm des Hydroidpolypeu fand sicli um die Befestigungsstelle des Stiels bei Carminfärbung stets eine intensiv roth gefärbte Zone, welche nach Hertwig von einer Veränderung des sog. Periderms (Perisarc) des Hydroiden herrühren soll. Fraipout deutet die gefärbte Zone ebenso; nach ihm existirt eine Basalscheibe gleichfalls nicht, vielmehr dränge der Stiel tief ,,in das Peri- sarc" des Hydroiden ein. Wie gesagt, beobachtete Maupas die Basalscheibe bei E. gem- mipara und den anderen von ihm untersuchten Arten; er erklärt die intensiv gefärbte Zone im Umkreis der Befestigungsstelle des Stiels gerade für die vermisste Basalscheibe. 5 — 6 ankerartige Häkchen fand Robin am Basalende des Stiels der Haschenförmigen Individuen von Ophryodendron abietinum (79, 3e). Sie dienen nach ihm zur Befestigung und sollen bei denjenigen Lageni- formes, welche Rüsseltragenden aufsitzen, in deren oberflächliches Plasma eingesenkt sein. Das apicale Stielende verhält sich etwas verschieden zu dem auf- sitzenden Körper. Ist es dick, so springt es häufig schwächer bis stärker kuppenförmig in den Körper vor. Auch an dünnen Stielen ist eine convexe Kuppe zuweilen deutlich, doch kann bei ihnen von einem eigent- lichen Eindringen nicht mehr die Rede sein. Schon Stein (1854) wie Clap. L. beobachteten hochkuijpenförmige Bildung des apicalen Stielendes bei Tokophrya cothurnata, Steinii und ferrum equinum (77, 5 — 7). Für Ephelota gemmipara (77, 3) wies Hertwig darauf hin; auch Maupas u. A. bemerkten dasselbe. Wie gesagt, scheint es weit verbreitet zu sein. Ein eigenthümliches Eindringen des apicalen Stieltheils in den Weich- körper beobachteten Hincks und Robin bei den Lageniformes von Ophryodendron abietinum. Nach R. ist deren Hinterende schief abgestutzt und die ovale Abstutzungsfläche (sogen. Saugscheibe, 3e) von einem schwach erhobenen Rand umzogen. Der Stiel (st) soll nun am hinteren Pol der Saugscheibe in den Körper eintreten und dicht unter der Pellicula, längs der grossen Axe der Scheibe hinziehen; er endigt etwas angeschwollen an deren vorderem Pol. Demnach wäre der frei hervorragende basale Stieltheil viel kürzer wie der unter der Pellicula hinziehende. AuchFraipont schilderte schon das Eindringen des Stiels ins Hinterende der lageniformen Individuen (0. belgicum) und Engel- mann bildet es auch für die rüsseltragenden Individuen des 0. abietinum ab (uned. Skizzen). Ob das thatsächliche Verhalten obiger Schilderung entspricht, scheint mir etwas fraglich. Ich halte es für möglich, dass der Stiel nicht eigentlich in den Körper eindringt, sondern nur zum grösseren Theil vom Hinterende der Suctorie umhüllt oder umwallt wird, wie wir Aehn- liches schon bei den rüsseltragenden Individuen fanden. Der feinere Bau der Stiele erinnert lebhaft an das bei den Vorticellidinen Erwähnte. Ganz allgemein ist der Stiel röhrig, indem er aus einer dichteren und festeren Wand, der sog. Stielscheide, und einer diese continuirlich erfüllenden, hellen, schwächer lichtbrechenden Mark- substanz besteht. Stein und später Fraipont vertraten zwar die Ansicht, dass auch ganz solide Stiele vorkämen, bei welchen die Unterscheidung der beiden Substanzen nicht möglich sei. Ich halte dies für unwahrscheinlich, da schon die zarten Stiele der Podophrycu deutlich röhrig sind. ] 880 Suctoria. Die Marksubstanz ist jedentalls ein Abschcidiingsprüdiict des Kör- pers wie die Stielscheide. Maupas (1876) wollte für Podophrya Maupasii annehmen, dass das Körperplasma sich durch die hohle Stiel- scheide fortsetze. Aehnlichcs wurde sonst nirgends beschrieben und die Angabe dürfte wohl irrig sein. Wie schon aus dem Bildungsgang der Stiele hervorgeht, kann das apicale Ende nicht etwa durch eine Querwand, welche eine Fortsetzung der Scheide wäre, abgeschlossen sein, vielmehr grenzt die Marksubstanz direct an das Körperplasma; sie bildet daher auch die kuppenförmige Emporragung des Stielendes. Bei Ephelota gemmipara glaubt Hertwig beobachtet zu haben, dass die Stielscheide aus zwei dünnen Schichten besteht; einer äusseren, welche widerstandsfähiger gegen Säuren und Alkalien ist, und einer inneren, leichter zerstörbaren. Die übrigen Beobachter der Epheloten berichten nichts Aehnliches. Nur Wright glaubte auf der eigentlichen Stielwand noch eine dünne Membran zu unterscheiden, welche er für eine Fortsetzung des Körperplasmas über den Stiel hielt. Die innere Schicht der Stielscheide (Hertwig) soll sich am basalen Ende stark ver- dicken und dasselbe ganz abschliessen, während die äussere Schicht hier nicht zum Verschluss gelangt (77, 3 d). An manchen Stielen tritt eine feine Längsstreifung hervor; so nament- lich an den dickeren mancher Epheloten, der Tokophryen unserer 1. Gruppe, doch auch an dünnen (T. quadripartita, Acineta tuberosa [Entz, Fraipont] und A. linguifera, s. Tf. 77). Die meisten Beobachter erklären die Streifung, wie jene der Vorticellinenstiele, für eine Längsfaserung der Marksubstanz. Schon Stein sprach sich für Tokophrya Steinii bestimmt in diesem Sinne aus; ebenso Wright für die beiden von ihm untersuchten Epheloten. Bei der E. coronata soll nach W. die Längsfaserung in der axialen Partie der Marksubstanz sehr deutlich sein und sich gegen die Stieloberflächc allmählich verlieren. Auch Fraipont verlegt den Sitz der Längsstreifung in die MeduUarsubstanz *). Anders K. Hertwig, welcher bei Ephelota gemmipara gewöhnlich nur das apicale Stielende fein längsgestreift sah, worin er eine Structur der äusseren Stielscheidcn-Schicht zu erkennen glaubte. Sowohl die Analogie mit den Vorticellinenstielen wie. die Ergebnisse bei den übrigen Suctorien machen dies un- wahrscheinlich; doch wäre es möglich, dass verschiedenartige Längsstreifungen vorkommen. Die längsgestreiften Stiele zeigen recht häufig auch eine gröbere bis feinere Querringelung oder -streifung. Bei zahlreichen Arten lässt sich bestimmt erkennen, dass diese Erscheinung auf einer regelmässigeren oder unregelmässigeren oberflächlichen Ringelung der Scheide beruht, in- dem ihr optischer Längsschnitt äusserlich deutlich wellenförmig ist; die Ringel entsprechen den Einschnürungen der Stielscheide. Dabei sind sie, wie gesagt, meist wenig regelmässig, weshalb die betreffenden Stiele mehr quergerunzelt als geringelt erscheinen (77, 5, 7). Die Tokophryen der *) Z. b. d. C. Auch Keppen (884) fand dies bei der Ac. papiilifera und erwies die Eichtigkeit dieser Auffassung auf dem Querschnittsbild des Stiels. Stiele (feinerer Bau). Geliäuse. 1881 1. Gruppe zeigen dies gut und Stein benrtheilte die Erscheinung schon ganz richtig. Auch der apicale iStieUheil von Ephelota coro- nata (Pud. truncata Fraip.) besitzt zuweilen dieselbe Beschaffenheit; Fraipont's Abbildung verrätb, dass die Kingelung oder Runzelung sich hier auch auf der Innenfläche der Stielscheide ausspricht. Bei Ephelota gemmipara fanden Hertwig u. Fraipont eine relativ feine Querstreifuug , welche zuvor schon Wright bei der wohl identischen Ephelota apicu los a beobachtet hatte (77, 3). W. bezog sie auf Ringfasern in der Stielscheide. Die beiden ersterwähnten Forscher sind dagegen einig, dass die Streifung nicht auf der Stieloberflächc ihren Sitz habe. Hertwig führt sie auf feine, ziemlich dichtstehende Kingleisten der inneren Fläche der tieferen Stielscheiden-Schicht zurück. Fraipont nimmt dagegen an, dass sie auf feiner Schichtung der Mark- substanz in ihrer ganzen Dicke beruhe. Letztere Ansicht scheint auch Mereschkow sky für die ähnlich feine Querstreifung der Tokophrya c 0 n i p e s Mer, sp. zu hegen (77, 8). Doch widerstreitet dem die Angabe, dass gelegentlich einige Streifen breiter sind und dann deutlich ringförmig auf der Stieloberfläche vorspringen. Die grössere Feinheit und Regelmässig- keit der letzterwähnten Streifungen scheinen anzuzeigen, dass sie von der erstbesprochenen Runzelung verschieden sind; dennoch bedarf dies ein- gehenderer Erforschung. j B. Gallerthüllen. Nur bei der marinen Tokophrya limbata konnte Maupas (1881) gewöhnlich eine den Körper allseitig umgebende Gallerthülle nach- weisen. Ihre Dicke schwankte sehr und konnte den Körperdurchmesser erreichen. Die Gallerte war bei den von M. gesehenen Individuen, ganz hyalin und structurlos; Möbius (876) fand sie dagegen feinkörnig. Wegen ihrer Klebrigkeit bedeckt sie sich leicht mit den verschiedensten Fremd- körpern. Kalte Schwefelsäure und Kalilauge lösten sie nicht; erwärmte leicht. Weitere gelegentliche Beobachtungen, welche das häufigere Vorliommen einer (jallert- hülle wahrscheinlich machen, sind folgende. Cienkowsky (1S.55) bemerkte bei den von ihm untersuchten Trichophryen zuweilen eine schleimige dicke Hülle, was aber, wie_eine ähn- liche Beobachtung von Cl.-L. anAcineta patula auf beginnende Encystiruug bezogen werden könnte. Das Gleiche gilt für eine uneü. Abbildung Lieberkühn's, welche eine Tokophrya ijuadripar tita darstellt, deren basale Hälfte von einer zarten, gallertigen, körnigen Hülle überzogen ist. Endlich fand Levick die Oberfläche von Dendrosoma radians gewöhn- lich mit fremden Körpern bedeckt, was das Vorhandensein einer dünnen, klebrigen Galiert- schicht möglich erscheinen lässt. C. Gehäusebildungen. Schon bei Besprechung der Pellicula wurde erörtert, dass wir die Gehäuse mit Maupas als Abscheidungsproducte ansehen, entsprechend jenen der Ci- liaten. Wir begründeten dort auch schon, warum wir Hertwig und Fraipont 1882 Suctoria. nicht l'ulgen können, welche in den Gehäusen das Homologon der Pellicnla der Gchäuselosen erblicken. Leider wurde bei den Suctoricn der Bildungsvorgang der Gehäuse noch weniger verfolgt, als bei den Ciliaten. Trotzdem stim- men sie in beiden Unterklassen so sehr überein, dass Zweifel an der Richtigkeit unserer Auffassung kaum berechtigt erscheinen. Die Gehäuse lassen sich wie bei den Cothurninen als ungestielte und gestielte unterscheiden. Die ersteren sind direct auf der Unterlage auf- gewachsen; die letzteren sitzen auf einem, je nach der Art sehr ver- schieden hohen Stiel, dessen Scheide direct in die Gehäusewand tiber- geht, so dass Stiel und Gehäuse ein continuirliches Ganze bilden. Während die Combination der Stiel- und Gehäusebildung bei den Cothurninen stark variirt, ja selbst innerhalb der Species grosse Ver- schiedenheiten in dieser Hinsicht bestehen, scheinen diese Verhältnisse bei den Suctorien weniger zu schwanken. Man hat sie zu Genusunter- schieden verwendet, indem zur Gattung Acineta die gestielten, zu Solenophrya die ungestielten gerechnet werden. Werfen wir zunächst einen Blick auf die ungestielteu Gehäuse. Bei Solenophrya schwankt ihre Gestalt von der einer flachen Schüssel bis zum umgekehrt Kegelförmigen, mit weiter apicaler Oeflfnung (78, 3). Etwa becherförmig ist auch das Gehäuse der Urnula (77, 2), das jedoch wegen einer mehr oder weniger ausgesprochenen Krümmung und namentlich wegen der seitlichen Wendung des basalen, etwas zugespitzten Endes, das zur Befestigung dient, ziemlich bilateral wird. Dies ist gleichzeitig das einzige Beispiel bilateraler Gehäusebildung. — Besonders eigenthtimliche Verhält- nisse zeigt das Gehäuse von Metacineta mystacina (78,4a — c). Es ist im Allgemeinen umgekehrt kegelförmig, basalwärts stielartig stark ver- jüngt. Bald bleibt dieser stielartige Abschnitt sehr nieder, bald wird er sehr lang und hoch und geht dann , sich allmählich verbreiternd , in den erweiterten Theil über, dessen Apicalregion den Weichkörper enthält. Wegen des stielartigen Basalabschnitts wurde Metacineta seither zu den gestielten Acineten gezogen. Ihr Stiel unterscheidet sich jedoch wesentlich von dem der letzteren; er ist, wie gesagt, nur ein dünnerer Theil des Gehäuses selbst und jedenfalls ursprünglich bis zur Basis vom Weichkörper erfüllt gewesen. Sein Lumen geht direct in das des Gehäuses über ; zwischen beiden besteht nirgends eine Grenze. Wir müssen daher das Gehäuse der Metacineta zu den ungestielten rechnen und werden später untersuchen, inwiefern sich Analogien zu den gestielten ergeben. Recht eigenthümlich ist auch die apicale Region ihres Gehäuses gebildet. Es besitzt einen dachartigen, wenig erhobenen Ab- schluss, welcher bei Betrachtung von vorn 6 feine, ziemlich lange Spalten zeigt, die von der Mitte ausstrahlen (4c). Aus den 6 Spalten treten ebenso viel Teutakelreihen oder -büschel aus. Nach Stein 's Dar- stellung (1854) sollen die Spalten von einer weitereu Oeffnung im Mittelpunkt der Apicalfläche ausgehen, das Gehäuse besässe also vorn eine 6 strahlige, sternartige Oeffnung. Ich konnte mich nicht GeLäuse. 1883 überzeugen, dass die 6 Spalten zu einer gemeinsamen Centralöffuung zusammenfliesseu , vielmehr sah ich sie in einiger Entfernung von der Mitte der Apicalfläche undeutlich werden. Auch auf einer uned. Skizze Engelmann' s ist die Vorderansicht in derselben Weise dar- gestellt. Ich möchte daher vermuthen, dass die Spalten sich nicht ver- einigen, sondern von einander isolirt sind, was nicht ohne Analogie wäre, da auch andere Gehäuse mit mehreren getrennten Oefifnungen beschrieben werden. — Die 6 Tentakelspalten bewirken, dass die apicale Kegion des Gehäuses der Metacineta eine sechsseitige pyramidale Beschaffenheit an- nimmt, indem die zwischen den Spalten liegenden Partien der Gehäuse- wand nahezu eben sind. Der sechsseitige Umriss dieser Gehäuse- region ist natürlich in der Apicalansicht am deutlichsten wahrzu- nehmen. Gruber (1879) glaubt bei einer Varietät der Metacineta nur 3 Spalten gefunden zu haben. Soweit ich die Abbildungen beurtheilcn kann , möchte ich glauben , dass er nur die drei Spalten der einen Seite berücksichtigt hat. Auf einigen seiner Figuren sind entschieden mehr wie 3 Tentakelbüschel dargestellt. Bei Betrachtung der gestielten Gehäuse findet man eine ganz allmähliche Entwicklung des apicalen Stielendes zu einem wohlausgebildeten Gehäuse. Bei Tokophrya limbata Mps. erweitert sich das Stielende zu einer massig grossen Scheibe, welcher der Weichkörper aufsitzt. Von diesem Zustand ist nur ein kleiner Schritt zu jenem der Acineta vorticelloides Fraip., deren Stielende sich zu einem kleinen flach-trichterförmigen Gehäuse erweitert und ausgehöhlt hat (77, IIa). Der Weichkörper ruht nur mit seiner Basalregion in dem Gehäuse; im Uebrigen erhebt er sich frei. Etwas höber wird das trichter- bis vasenartige Gehäuse bei A. patula Cl.-L. (= divisa Fraipont), lang konisch endlich bei A. Saifulae Mr. (= crenata Fraip.). Bei allen genannten Arten ist das dreh runde Gehäuse mit einer weiten Apicalöftnung versehen und der Weichkörper nur zum kleineren Theil, höchstens bis zur Hälfte, vom Gehäuse um- schlossen. Bevor wir die " übrigen Acinetengehäuse betrachten, dürfte das Ver- hältuiss zwischen Stiel und Gehäusewaud bei den letztbesprochenen er- örtert werden. Wie schon bemerkt, ist sicher, dass die Stielscheide direct in die Gehäusewand übergeht; dagegen blieb das Verhalten der Mark- substanz des Stieles gewöhnlich ganz unberücksichtigt. Es könnte nun sein, dass sie auf der Grenze von Stiel und Gehäuse einfach aufhört, wie es wahrscheinlich bei den später zu besprechenden Gehäusen der Fall ist. Bei den ersterwähnten verhält es sich aber wohl anders. Mereschko wsky (1881, Ac. Saifulae) und Fraipont (Ac. divisa, vorticelloides) fanden, dass vom Mündungsrand dieser Gehäuse eine Membran ausgeht, welche sich mehr oder weniger tief ins Gehäuse- innere einsenkt und auf welcher der Weichkörper aufruhe, da er die Gehäuse nie völlig erfülle. Letzteres ist namentlich bei den lang kegel- förmigen der A. Saifulae, doch auch bei A. divisa, sehr deutlich. Igg4 Suctoria. Fraipont glaubt nun, dass diese Membran oder Scheidewand die Pelliculu sei, welche er bekanntlich als eine directe Fortsetzung: der Schalen- wand aulTasst; Pellicula und Gehäusewand gelten ihm als homologe Bildungen. Ebenso setzt sich die Gehäusewand nach seiner Ansicht auch über die frei hervorragende Region des Weichkörpers als deren Pellicula fort. Dem gegenüber betonte schon Maupas (1881), dass die Scheide- wand unmöglich eine Pellicula sein könne, weil sie sich auch an Gehäusen, deren Weichkörper zerstört ist, erhält und in Verbindung mit deren Mündungsrand bleibt. Sie bestehe also gleichfalls aus Gehäusesubstanz und sei wohl eine acccssorische Schalenmembran, welche der Weichkörper zu seiner Unterlage abscheide, um sich in der Mündungsregion des Gehäuses zu halten, wenn er dasselbe nicht mehr ganz erfülle. Gegen diese Ansicht spricht, dass die Scheidewand schon in den ganz kleinen und flachen Gehäusen der Aciu. vorticelloides vorhanden ist, und dass, wenn die Verhältnisse so liegen würden, die Bildung mehrerer aufeinander folgender Scheidewände bei langauswachsenden Gehäusen zu erwarten wäre*). Ich möchte daher einstweilen die Erklärung der angeblichen Scheidewand darin erblicken, dass auch die Marksubstanz des Stiels am Bau des Gehäuses sich betheiligt, indem sie dessen Grund auslüUt und sich allmählich verdünnend bis gegen den Mündungsrand aufsteigt. Die vermeintliche Scheidewand wäre demnach nur die freie Grenze der Mark- substanz, auf welcher der Weichkörper ruht ; von welcher er sich gelegent- lich aber auch etwas abheben kann. Fraipont nimmt zwar gleichfalls an, dass die Marksubstanz das Gehäuseinnere erfülle, doch erklärt er, wie gesagt, die Scheidewand anders; nehmen wir dies als unrichtig weg, so stimmen unsere Ansichten ziemlich überein. Bei den übrigen Gehäusen wurde von einer solchen Scheidewand, respect. einer Fortsetzung der Marksubstanz, in das Gehäuseiunere nichts beobachtet. Nur eine von Daday (1886) mitgetheilte Beobachtung kann vielleicht hierher bezogen werden. Er fand nämhch bei Ac. livadiana Mer. und Ac. ueapolitana Dad. (welche wohl nur eine Varietät der ersteren ist) die Gehäusewand doppelschichtig, im Gegensatz zu allen übrigen noch zu besprechenden Schalen , deren Wand stets als ein- fache Membran geschildert wurde. Es ist nicht unmöglich, dass die innere Schicht der Gehäusewand jener beiden Formen eine Fortsetzung der Mark- substanz des Stieles ist, zumal Daday für Ac. neapolitana betont, dass sie sich in „den Stielmusk el" fortsetze, jedenfalls also die axiale Erfüllungs- masse des Stiels, denn der Ausdruck „Stielmuskel'' ist wohl nur ein Lapsus calami. Bei Ac. livadiana soll hingegen der ganze Stiel in *) Z. b. d. C. Diese Voraussetzung wird übrigens, wie ich nachträglich sehe, durch Keppeu (884) für Acineta papillifera erwiesen, welche im Grunde des Gehäuses ge- wöhnlich 2, selten auch 3 Querscheidewände bildet. Zwischen denselben findet K. eine bei starken Vergrösserungen feinfibrilläre, also wohl der Marksubstanz entsprechende Masse. Hier- aus scheint zu folgen, dass die richtige Deutung wohl in einer Combination der oben ge- äusserten Ansicht mit der Maupas' zu suchen sein dürfte. Gehäuse. " 1885 die innere Schlicht übergehen, indem er die äussere durchsetze. Eigeu- thümlicher Weise bog bei der letzterwähnten Aciuete die innere Schaleu- schicht in einiger Entfernung vom Mündungsrand plötzlich von der äusseren ab und zog als ein schief aufsteigendes Septum durch das Gehäuseinnere zu der stark verengten Mündung. Liegen die Verhältnisse bei den letztheschriebeneu Formen thatsächlich so, wie wir sie aufzufassen geneigt sind, dann ist zu vermuthen, dass eine solche Ausbreitung der Mark- substanz als innere Wandschicht weiter verbreitet ist. Die Gestalt der noch zu betrachtenden Acinetengehäuse entspricht im Allgemeinen der Weichkörperform und bedarf daher nur kurzer Er- wähnung. Meist sind sie parallel der Hauptaxe mehr oder weniger stark abgeplattet, also deutlich zweiseitig. Die Form der Breitseite schwankt vom Halbkreisförmigen, bis Dreieckigen, mit kürzerer oder länge- rer Hauptaxe. Der Apicalrand ist bald gerade abgestutzt, bald convex vorspringend, selten winklig erhoben, so dass der Umriss der Breitseite trapezförmig wird (Ac. Jolyi Mp.). Bei den ursprünglicheren Formen wird die ganze Apicalfläche von der Mündung eingenommen, welche ent- sprechend der gewöhnlichen Abplattung des Gehäuses laugspaltförmig er- scheint (77, 10). Wenn die Tentakel als zwei Büschel an den beiden Enden des Mündungsspalts austreten, wie dies häufig der Fall ist, so sind die Spalt- enden gewöhnlich rundlich erweitert, während der zwischenliegende Theil der Mündung sehr schmal ist (78, la). Dieser Zustand würde zu dem über- führen, wo überhaupt keine einheitliche Mündung mehr vorhanden ist, sondern zwei Oeflfnungen , welche den erweiterten Enden des erwähnten Mündungsspalts entsprechen. Bei Ac. Jolyi Mps. gesellt sich hierzu noch eine dritte Oeffnung auf dem erhobenen Scheitel der Apicalfläche, welche also einer mittleren Erweiterung des einfachen Mündungsspalts ent- sprechen würde (78, 2). Nach Entz (1879) und Fraipont wäre die Ac. tuberosa Ehrb. eine solche Form mit zwei Oeffnungen zum Durchtritt der beiden Ten- 'takelbüschel. Das Gehäuse ist nach ihnen auf der Apicalfläche ge- schlossen, ohne Spalt. Dagegen schildert Mau pas bei Ac. foetida, welche ich für identisch oder doch ganz nahe verwandt mit Ehrenberg's Form halte, einen offenen Mttndungsspalt mit erweiterten Enden. Auch Stein (1854) hat diesen Spalt bei Ac. tuberosa schon bemerkt. Ich glaube daher, dass auch bei dieser Form der lange Münduugsspalt vorhanden ist, wozu ich um so mehr geneigt bin, als auf dem apicalen Pol die Schwärmsprösslinge austreten, was nicht wohl möglich scheint, wenn die Schale dort geschlossen ist. Ob es unter diesen Umständen sehr wahrscheinlich ist, dass Maupas' Angabe dreier getrennter Oeffnungen bei Ac. Jolyi zutrifft, mag dahingestellt sein. Zu bemerken wäre jedoch noch, dass Entz und Fraipont eigentliche Oeffnungen des Gehäuses auch bei Ac. tuberosa nicht zugeben, da sie dieselben durch eine sehr verdünnte Fortsetzung der Gehäusewand abgeschlossen glauben. Fraipont nimmt dies, wie schon betont, ganz allgemein an, denn nach 1^g(^(5 Suctoria. ihm ist ja die Geliäusewand nur ein stärkerer und abgehobener Theil der Pellicula (Cuticula, Skeletmembran), welche den ganzen Körper gleich- massig überzieht. Der Querschnitt der geschilderten Gehäuse ist natürlich mehr oder weni- ger länglich elliptisch (77, 10b), kann aber bei gewissen Arten polygonal werden. Bei Acin. tuberosa, woFraipont letztere Erscheinung näher verfolgte, beruht sie darauf, dass der Weichkörper zu gewissen Zeiten das Gehäuse nur noch theilweis erfüllt, ein überhaupt recht verbreitetes Verhalten. Es kann dies einerseits mit dem Alter eintreten, indem das Gehäuse wie bei den Ciliaten am Mündungsrand weiter wächst, während der Körper sich nicht entsprechend vergrössert. Andererseits bewirken jedoch auch schlechte Ernährungsverhältnisse und die Fort- pflanzung zuweilen eine mehr oder weniger starke Verkleinerung des Körpers. Wenn der Weichkörper an Volum abnimmt, bleibt er stets mit dem Müudungsrand, resp. den Rändern der Oeffnungen in Verbindung, denn es gilt ganz allgemein, dass der Körper an den Mündungs- räudern immer direct befestigt ist. Dies muss im Gegensatz zu den Ciliaten- gehäusen besonders betont werden, bei welchen sich der Weichkörper, mit Ausnahme von Lagenophrys und gewissen Tintinnoinen stets vom Müudungsrand ablöst, wenn das Gehäuse ausgewachsen ist. Gewöhnlich zieht sich der Acinetenkörper aus dem Gehäusegrund ganz zurück und hängt dann frei vom Mündungsrand in das Gehäuse hinein. Bei der Eückziehung des Körpers der Acineta tuberosa bleibt dagegen nach Fraipont anfänglich meist eine Befestigung im Gehäiise- grund und längs 4 Linien bestehen, welche vom Grund gegen die Tentakel- büschel aufsteigen (78, Ih). Die Folge hiervon ist, dass die Gehäusewand an den Stellen, wo sich der Körper zurückgezogen hat, mehr oder weniger ein- sinkt. Da dies nun längs der 4 genannten Linien nicht geschieht und da andererseits die dauernde Befestigung des Körpers an der Mündung ein Zusammensinken der Wand in der Breitenrichtung verhindert, in welcher es überhaupt nicht gut möglich ist, so erlangt der Quer schnitt des Gehäuses einen hexagonalen Umriss , mit 4 vorspringenden Kanten längs der 4 Befestigungslinien und 2 weiteren längs den beiden Rändern der Breitenebene, Jedenfalls wird diese Beschaffenheit des Ge- häuses variabel sein, da der Körper sich auch ganz von den Breitseiten und der Apicalfläche zurückziehen kann; auch die Verbindung mit dem Gehäusegrund kann aufgegeben werden, wie es Entz und Maupas häufig beobachteten (Ac. tuberosa und foetida). Bei der Zurückziehung des Körpers von der Geliäusewand entstehen beiAc. tuberosa (jedoch wohl auch bei verwandten Formen) häufig quere ringförmige bis recht unregelmässige Faltungen der Wand , wodurch die Gehäuse manchmal ziemlich unregelmässig werden. Da solche Faltungen auch durch Con- tractionen des Weichkörpers entstehen können, werden wir später auf sie zurückkommen. Gelläuse. Fortpflanzung (Allgemeines). 1887 B e s 0 n d e r e S t r u c t u re n oder Verzierungen der Gehäusewand fehlen fast stets. Bei Acineta Saifulae Mer. (=crenata Fraip.) ist die Wand ziemlich dicht quergeringelt. Nach Fraipont sollen die Ringel scharfe Leisten sein, zwischen welchen die Gehäuseoberfläche concave Ein- buchtungen zeigt. Dagegen zeichnet Möbius (876) die Eingel convex, etwa wie die der Nematodencuticula, auch dehnen sie sich nach ihm über den ganzen Stiel aus; die Innenfläche des Gehäuses zeichnet er ganz eben. Jedenfalls dürfte die Ringelung von periodischem Wachs- thum herrühren, wie jene der Tintinnoinengehäuse. Bei seiner Acineta bifaria fand Stokes (885) die Gehäusewand fein tuberkulös; ich habe jedoch einige Zweifel, ob es sich um ein wirkliches Gehäuse und nicht etwa um eine Cyste bandelte. Die borstige Bedeckung der Gehäuse, welche Claparede und L. bei der Ac. Cucullus beobachteten, dürfte wolü als ein Bacterienüberzug oder doch als etwas Fremdes betrachtet werden, da schon die Entdecker einer solchen Ansicht zuneigten. Farbe der Stiele und Gehäuse. Während die Gehäuse meist ganz farblos zu bleiben scheinen, sind die Stiele selten gefärbt. Zenker (1866) fand sie bei Tokophrya cothurnata im Alter gelblich, ebenso Hob in die der Lageniformes von Ophryodendron a bie- tin um. Nach Engel mann's Skizzen ist auch der Stiel der Tokophr. Astaci braun. Die chemische Beschaffenheit der Stiele und Gehäuse bedarf keiner besonderen Besprechung; sie verhalten sich im Allgemeinen ganz wie die der Ciliaten. ' 4. Fortpflanzung. A. Allgemeines. Die Vermehrung der Suctorien geschieht stets im nicht encystirten Zustand. Im Allgemeinen stimmen die Fortpflanzungserscheinungen zweifel- los mit denen der Ciliaten principiell sehr überein; zunächst dadurch, dass die Theilungsvorgänge wahrscheinlich stets quer verlaufen. In den meisten Fällen ist dies vollkommen klar; selten treten scheinbare Abweichungen auf, welche sich aber wohl auf die Regel zurückführen lassen; doch wird dies geeigneter erst später versucht werden. Ein etwas schiefer Verlauf der Theilebene, wie er gelegentlich vorkommt, ist nicht auffallend, da Aehnliches auch bei Ciliaten angetroö'en wird. Als einfachsten und sicherlich auch ursprünglichsten Vorgang begegnen wir der gleichhälftigen queren Theilung in zwei Sprösslinge. Mit Aus- nahme der bleibend bewimperten Hypocoma, sind die beiden Spröss- linge stets ungleich. Der basale, auf dem Stiel oder ohne solchen be- festigt bleibende, bewahrt die gewöhnliche Beschaffenheit; der apicale zieht dagegen die Tentakel ein und entwickelt Cilien. Er verwandelt sich so in einen Schwärmer, welcher nach der Ablösung einige Zeit frei umherschwimmt, sich dann wieder ansiedelt, um in den ge- ] ggg Suctoria. wohnlichen Zustand überzugehen. Auch dieses Verhalten ist bei den Vorticellidinen schon angedeutet, deren sitzende Lebensweise ja über- haupt Analogien mit den Suctorien bietet. Die Umbildung des oder der abgelösten apicalen Sprösslinge in die Schwärmergestalt ist für alle Suctorien charakteristisch (abgesehen von der überhaupt über den Schwärmerzustand nicht fortgeschrittenen Hypocoma). Bei verhältnissmässig nur wenigen primitiveren Formen bleibt je- doch die Theilung gleichhälftig ; bei der Mehrzahl wurde sie ungleich, also eine Knospung. Alle Uebergänge verbinden diese beiden Modificationeu, ja sie treten bei derselben Art häufig neben einander auf. Die Knospung ist natürlich ursprünglich eine freie und einfache; d. h. die apicale Region der Suctorie schnürt sich als eine einzige freie Knospe ab. Nicht selten tritt aber multiple Knospung auf, indem gleichzeitig eine Anzahl Sprösslinge abgeschnürt werden, es findet also simultane, ungleiche Theilung statt. Bei den meisten Arten wurde schliesslich die Knospung (oder auch die Theilung) eine innere, indem die Apicalregion der Suctorie sich während der Knospung allmählich beträchtlich ins Innere einsenkt, und der Sprössling auf diese Weise in eine sog. Bruthöhle zu liegen kommt, welche nur noch durch einen engen Kanal mit der Aussenwelt verbunden ist. Auch die innere Knospung kann wahrscheinlich zuweilen eine multiple werden. Wir haben demnach folgende 3 Modifioationeu der Fortpflanzung zu unterscheiden : 1) die gleichhälftige oder nahezu gleichhälftige freie Theilung , 2) die einfache bis multiple freie Knospung und 3) die innere Theilung und Knospuug. Wie die Ciliaten trifft man auch die Suctorien auf den verschieden- sten Gr()ssen in Vermehrung, worauf schon Stein (1854, z. B. p. 107) mehrfach hinwies. Auch spätere Forscher bemerkten Aehnliches (Hert- wig 1876, Bütschli 1876, Maupas 1881). Namentlich die parasitischen Sphaerophryen, doch auch Ephelota gemmipara verrathen dies deutlich. Die Ursache hierfür ist jedenfalls zunächst, dass die Ver- mehrung verhältnissmässig rasch weiterschreitet und in den Zwischen- pausen die ursprüngliche Grösse nicht wieder hergestellt wird. Ob dies eine Verkleinerung der succesiven Generationen zur Folge hat, wie es für die Ciliaten betont wurde, ist vorerst unsicher, da nicht fest- gestellt wurde, ob die succesiv erzeugten Sprilsslinge die ursprüngliche Grösse der Mutter wieder erreichen oder allmählich kleiner bleiben. Immerhin ist letzteres nicht unwahrscheinlich, da ja die sich fortpflanzende Suctorie fähig ist Nahrung aufzunehmen und zwischen Sprössling und Mutter keine principiellen Unterschiede bestehen. Verkleinert sich daher die erstere durch Theilung allmählich, so ist dies auch für die Spröss- linge wahrscheinlich. Auch für die Theilnngsvorgänge der Suctorien gilt, dass die ersten Anzeichen nicht an den Kernen, speciell dem Ma. N., sondern am Plasma Fortpflanzung (Allgemeines; Gleichhälftige Theilung). 1889 bemerkt werden. Der Nachweis ist hier sogar leichter und überzeugen- der zu führen, da mangehide Ortsbewegung die genaue Verfolgung eines Individuums erleichtert und die charakteristischen Neubildungen am Plasma, wie Cilien, contract. Vacuolen, die Bruthöhle etc. leicht auf- fallen. Schon Claparede-L. bemerkten daher, dass die ersten Zeichen der Vermehrung am Plasma hervortreten (specicll für ürnula). üebcrzeugende Beweise erbrachte dann Bütschli für Tokoijhrya qu adripartita (187G) und Dendrocometes. E. Hertwig dagegen glaubte aus den Vorgängen bei Ephelota gemmipara schliessen zu müssen, der An- stoss zur Vermehrung gehe vom Ma. N. aus; auch Gruber (1879) trat dem für Metacineta bei. Wir werden bei der genaueren Schilderung der Fortpflanzungsvorgänge jener Arten darlegen, dass sie nicht beweiskräftig sein dürften. Die Bedingungen für den Eintritt der Fortpflanzung wurden bei den Siictorien noch nicht näher verfolgt; ebenso fehlen Nachrichten über den Einfluss der Temperatur und anderer Verhältnisse. Doch darf wohl ohne Bedenken angenommen werden, das bei den Ciliaten Gefundene gelte im Allgemeinen auch hier. Maupas beobachtete, dass gut genährte Po- dophrya fixa sich in 24 Stunden zweimal theilten (briefl. Mittheil.). B. Die gleichhälftige oder annähernd gleichhälftige Theilung. Wie schon bemerkt wurde, ist dieser ursprünglichste Vermehrungs- vorgang nur wenigen Arten eigenthümlich, welche wir auch aus anderen Gründen für recht primitive zu halten haben. Bei einer und derselben Art geht die gleichhälftige Theilung häufig in etwas ungleiche über. Deshalb schildern wir hier auch die Vermehrungserscheinungen, bei welchen der apicale Sprössling oder Schw^lrmer etwas kleiner ist wie der basale oder die Mutter. Gleichhälftige quere Theilung finden wir beiHypocoma, wo natür- lich kein Unterschied zwischen den beiden Sprössliogen im Sinne der übrigen Suctorien auftritt. Leider wurde für diese wichtige Form bis jetzt kaum mehr wie die Thatsache der Quertheilung constatirt. Die sich vermehrenden Individuen sitzen entweder auf den Zootbamnien fest, oder schwimmen frei umher. Wir können kaum bezweifeln, dass der Tbeilungs- process wesentlich wie bei einer Ciliate verläuft. — Gleichhälftige Quer- theilung ist ferner die Regel beiden Sphaerophryen und Podophryen (76, 7, 14). Der apicale Sprössling wird hier natürlich durch Einziehung der Tentakel und durch Cilienbildung zum Schwärmer. Schon Cienkowsky (1855) fand, dass die Theilung der Podophrya fixa nicht selten un- gleich verläuft. Carter und Maupas sahen dagegen bei den unter- suchten Podophryen stets gleichhälftige Theilung; Meznikoff (1864) und Maupas beobachteten dasselbe bei den nichtparasitischen Sphaero- phrya Sol und magna. Wie leicht die gleichhälftige Theilung in ungleiche tibergeht, be- weisen jedoch die parasitischen Sphaerophryen der Ciliaten, deren Vermehrung namentlich Stein (1859, 1867) sorgfältig studirte. Die Bronn, Klassen des Thier-Reichs. Piotozoa. 119 1890 Suctoria. KSphaerophry en der Hypotrichen (speciell Stylonychia Mytilus und Urostyla grandis) vermehren sich anfänglich, nachdem sie in den Wirthen zu beträchtlicher Grösse herangewachsen sind, durch gleich- hälftige Theilung, wobei beide Sprösslinge ganz gleich bleiben, weil zu- nächst keiner Cilien entwickelt. Da dieser Vermehruugsprocess rasch fortschreitet, so werden die folgenden Generationen kleiner und nun wird die Theilung mehr und mehr ungleich, weshalb sie schon Stein als Knospung bezeichnete (76, 10 b). Früher oder später werden diese Knospen oder ihre Descendenten durch Entwicklung von Cilien zu Schwärmern und verlassen als solche die Wirthe. Ebenso verwandelt sich jedoch auch die knospende Sphaerophrya, wenn ihre Grösse auf die eines Schwärmers herabgesunken ist, in einen solchen um. Der Vermehrungsprocess schreitet jedoch auch ungestört weiter, wenn die Sphaerophryen künstlich oder durch Zufall aus dem Wirth in das umgebende Wasser gelangten. Nur wird das Bild dann insofern etwas verändert, als die ausgetretenen Sphaerophryen von Urostyla gewöhnlich sofort Tentakel entwickeln (10c). Ihre Theilungen vollziehen sich dann ganz wie bei den nicht-parasitischen Arten, abgesehen davon, dass sie gewöhnlich als Knospung erscheinen (lOd). Haben sich die befreiten Sphaerophryen der Urostyla durch fortgesetzte Knospung stark verkleinert, so wird die Vermehrung von Neuem zu gleichhälftiger Theilung. Beide Modificationen gehen demnach bei diesen Arten ungemein leicht in einander über. Dies wird auch durch den Vermehrungsprocess der Sphaerophryen von Stentor bestätigt, welcher stets eine Knospung zu sein scheint (Stein 1867); später werden wir sogar sehen, dass er schon zur inneren Knospung hinneigt. Freie, etwas ungleiche Theilung begegnen wir ferner bei Urnula epistylidis (77, 2c) und Metacineta mystacina (78,4a — b); bei beiden wurde sie von Claparede-Lachm. entdeckt. Die Vorgänge bei Urnula bestätigte später Stein (1867, p. 106— 108), die bei Metacineta Bütschli (1876). Charakteristisch ist für beide Arten der schiefe Verlauf der Theil- ebene, welche bei Metacineta die Längsaxe des Gehäuses unter etwa 45** schneidet, ja zuweilen fast längs gerichtet ist. Auch kann die Theilung manchmal gleicbhälftig verlaufen. Hat der zum Schwärmer bestimmte Sprössling sich abgelöst, so schiebt er sich allmählich nach vorn, der Gehäusemündung, resp. den Spalten des Metacinetagehäuses zu (4 b) und tritt endlich aus. Bei Metacineta wurde sein Ausschlüpfen noch nicht genauer verfolgt. — Endlich erwähnt Greeff (433), dass auch der Spröss- ling von Acineta patula Clap.-Lachm. durch freie Theilung oder Knospung wie bei Podophrya entstehe. Claparede-L. , welche seine Bildung jedenfalls unvollständig beobachteten, beurtheilten ihn als inneren; doch spricht schon ihre Fig. 17 PL V. sehr für Greeff 's Ansicht. Dazu gesellt sich, dass die Gruppe der Acineta patula zweifellos eine relativ ursprüngliche ist, was freie Theilung oder Knospung ebenfalls wahrscheinlich macht. Fortpflanzung (Gleiclihälftige Theilung). 1891 Es wäre jedenfalls voreilig, wegen der schiefen, resp. sogar längsgericliteten Theilebene genannter Suctorien zu scbliessen, dass die Kegel der queren Theilung hier eine Ausnahme erleide. Für ürnula betonte schon Stein. (1867), dass der Körper im Gehäuse gewöhnlich eine „Drehung" erleide, so dass die ursprünglich an der Mündung befindliche ürsprungsstelle der Tentakel tiefer und seitlich zu liegen komme, was die schiefe Theilung wohl erklären mag. Auch bei Metacineta kann Aehnliches stattgefunden haben; jedenfalls darf über den Verlauf ihrer Theilebene erst geurtheilt werden , wenn der Bau des Schwärmers und die Art seiner Festheftung, resp. seine Entwicklung zur ausgebildeten Suctorie genauer bekannt sind. Erst dann wird siclier zu entscheiden sein, ob die Längsaxe der Metacineta der der übrigen Suctorien entspriclit. Gruber (1879) machte einige Mittheilungen über Theilungsvorgänge der Metacineta, welche von dem oben Geschilderten stark abweichen. Die gewöhnlich ungleiche Theilung soll quer geschehen; die Ungleichheit rühre jedoch daher, dass die grössere Hälfte sich meist nochmals theile. Die Tentakel der Sprösslinge werden nicht eingezogen, während dies für die apicale, zum Sprössling werdende Hälfte bei den oben geschilderten Vorgängen gilt. Endlich sah Gr. nie Cilien auftreten , glaubt sich vielmehr überzeugt zu haben , dass die apicale Theilhälfte allmählich aus dem Gehäuse hervordringe und sofort ein eigenes ausscheide, welches „mit dem alten vorerst im Zusammenhang bleibt". Allmählich sollen sich dann die beiden Gehäuse von einander abschnüren , wonach also zwei fertige Individuen aus dem Theilungsact resultirten. Gruber vermuthet jedoch, dass der Sprössling unter Umständen nackt hervortrete und erst später ein eigenes Gehäuse bilde. Eemerkenswerth erscheint weiter, dass der Vermehrungsprocess durch eine Theilung des Ma. N. eingeleitet werden soll ; erst nach vollständiger Sonderung der beiden neuen Kerne beginne die Einschnürung. Wären Gr. 's Beobachtungen richtig, so stände Metacinetg, hinsichtlich ihrer Fortpflanzungserscheinungen ganz isolirt, denn etwas Aehnliches wurde sonst nirgends beobachtet. Nur Entz (1879) will gelegentlich eine gleichhälftige Längstheilung der Acineta tuberosa in dem Gehäuse beobachtet haben , wobei jede Hälfte einen der Tentakelbüschel behielt. Mir scheint dieser Fall in seiner Isolirtheit jedoch fast unglaublich. Ich halte es auch für sehr wahrscheinlich, dass Gr.'s Angaben unrichtig sind. Meine eigenen Beobachtungen bestätigten Claparede- Lachmann's Erfahrungen durchaus. Der Ma. N. theilt sich auch bei Metacineta erst während der Durchschnürung des Körpers (78, 4 a). Die Cilienbildung des Sprösslings ist zweifellos. Wie gelangte aber Gruber zu so abweichenden Resultaten? Einmal wohl dadurch, dass er nach eigener Angabe keine fortlaufenden Untersuchungen machte, sondern verschiedene Stadien combinirte und dann wohl deshalb, weil er Conjugationszustände für Theilungsstadien hielt. Unter seinen Abbildungen scheinen mir nur die Figuren 11 und 16 bestimmt auf Theilungen bezogen werden zu dürfen, wogegen 12 und 1.5 wohl sicher Conjugationen waren. Höchst wahrscheinlich beruhen die Angaben, dass die beiden Sprösslinge ihre Tentakel bewahren und das Gehäuse sich gewissermaassen theile, auf der Beobachtung von Conjugationen. Wie es sich mit der Dreitheilung verhält, ist vorerst schwer zu entscheiden; unter meinen Skizzen findet sich auch eine, welche hinter dem mit Tentakeln versehenen Acinetenkörper zwei un- bewimperte Sprösslinge zeigt, was gleichfalls darauf hinweist, dass der erstgebildete sich noch- mals theilen kann. Leider habe ich jedoch nichts Genaueres über den Fall angemerkt. Mag sich dies jedoch verhalten wie es will, jedenfalls vermögen Gruber's Mittheilungen nicht zu erweisen, dass bei Metacineta Fortpflanzungserscheinungen vorkommen, welche so erheblich von der Regel abweichen. üeber die feineren Vorgänge bei der freien Theilung ist wenig zu bemerken, da sie wesentlich wie bei den Ciliaten verlaufen. Zunächst tritt jedenfalls eine, respect. nach Umständen (entsprechend der Art) eine Anzahl neuer contr. Vacuolen auf. Von der Lage der Vacuolen hängt es ab, ob die neugebildeten für den Schwärmer oder für die Mutter be- stimmt sind. Bei Podophryen, Sphaerophryen und Urnula scheinen die alten Vacuolen wegen ihrer mehr oder weniger apicalen Lage in den Scinvärmcr überzugehen; für Spliaero' 119* 1892 Suctoria. plirya ist dies minder sicher, da wenigstens bei Sph. stentoris die Vacuolen des Schwärmers neu- gebildet zu werden scheinen. Bei Metacineta erhält dagegen die Scliwärmerhälfte sicher die neue Vacuole, welche in der Apicalregion des sich theilenden Körpers auftritt (78, 4a). Das Vacuolende des Schwärmers schaut daher anfänglich apicalwärts. Früher oder später zieht die zum Schwärmer werdende Hälfte ihre Tentakel gänzlich ein. Bei den Podophryen und Sphaerophrya magna geschieht dies stets erst während der Durchschniirung des Körpers allmählich, ja meist erst, nachdem die Cilien schon angelegt sind. Die parasitischen Spaerophryen ziehen dagegen nach Stein gewöhnlich die Tentakel in der Region ein, wo sich die Knospe entwickelt, bevor sich noch die Einschnürung zeigt. Doch findet sich auch bei ihnen gelegent- lich der von Podophry a etc. geschilderte Verlauf, wie eine Beobachtung Stein's an den Sphaerophryen von Urostyla grandis beweist. Urnula zieht vor der Fortpflanzung ihre Tentakel gewöhnlich ein (Stein IL, p. 108), und die Schwärmerhälfte der Metacineta wurde stets ohne solche Organe angetroffen, welche daher frühzeitig eingehen müssen. — Die Theilung des Makronucleus erfolgt stets relativ spät; meist ist die Ein- schnürung schon deutlich, ja die Bewimperung schon angelegt, wenn der Ma. N. sich zur Theilung anschickt. C. Die freie einfache his multiple Knospung ist charakteristisch für die Gattung E p h e 1 o t a , wo sie R. H e r t w i g ent- deckte und genau beschrieb. Spätere Forscher (v. Koch, Fraipont, Robin, Maupas) bestätigten sie, ohne etwas Neues zuzufügen. — Im All- gemeinen verläuft der Vorgang sehr einfach und ist aus der einfachen un- gleichhälftigen Theilung leicht abzuleiten. Dies trifft um so mehr zu, als die multiple Knospung auch für Ephelota nicht durchgängige Regel ist, viel- mehr die Zahl der gleichzeitig entstehenden Knospen von der Grösse des sich vermehrenden Individuums abhängt. Ist dieses klein, so bildet es häufig nur einen einzigen Sprössling, welcher dann relativ so gross ist, dass der Vorgang gleichhälftiger Theilung nahe kommt. Bei grossen Individuen von Eph. gemmipara steigt die Zahl der gleichzeitig gebildeten Knospen bis auf 12 (Hertw. ; bis 8 sahen Fraipont und Robin); bei Eph. coronata beobachtete v. Koch einmal 5; Maupas bis 7 bei E. Thouleti. Die Knospung geschieht natürlich auf der apicalen Körperfläche, indem hier so viele kleine, warzenartige Erhebungen entstehen, als sich Knospen bilden werden. Soweit die vorliegenden Untersuchungen reichen, scheinen sämmtliche Anlagen simultan aufzutreten; sollten sich jedoch zeitliche Differenzen finden, so sind sie jedenfalls geringfügig. Die kleinen Knospenanlagen erheben sich allmählich stärker und werden mehr oder weniger ellipsoidische Körper, welche sich jedoch bald längs einer Seite abplatten und schliesslich sogar aushöhlen (77, 3h). Dies ist die Seite, auf welcher die Bewimperung auftritt. Die Knospen sind gewöhnlich mehr ; oder weniger deutlich kranzförmig um den apicalen Pol gruppirt, so dass dieser selbst kuospenfrei bleibt; alle schauen mit den ausgehöhlten Seiten Fortpflanzung (gleichhälftige Theilung; freie Knospung). 1893 gegen die Körperaxe. Sie sind also keineswegs ganz übereinstimmend orientirt, wenn auch ihre Längsaxen sämmtlich parallel gerichtet sind. Die kreisförmige Anordnung der Knospen ist zweifellos eine Folge der hufeisen- oder ringförmig gekrümmten Grundform des Ma. N. der Mutter, wie wir gleich sehen werden. Nachdem die Sprösslinge ihre volle Ausbildung erreicht haben, wozu das Auftreten einer bis zweier contractiler Vacuolen und einer Anzahl sonstiger Charaktere gehört, die erst später zu schildern sind, schnüren sie sich vom Mutterkörper ab. Dies erfolgt nach Hertwig durch eine ringförmige Einschnürung, welche mehr oder weniger tief in das mütterliche Plasma einschneidet, so dass das basale Ende der Knospe gewissermaassen aus dem apicalen Mutterplasma herausgeschält wird. Jeder Sprössling sitzt dann in einer kleineu Aushöhlung der Apical- region; nach Fraipont auf einer niederen stielartigen Erhebung des Höhlengrundes. Schliesslich werden die letzten Verbindungen durch- schnitten und die Sprösslinge frei. Hertwig und Fraipont schlössen aus ihren Erfahrungen, dass der Knospungsprocess der Ephelota gemmipara sehr langsam verlaufe, obgleich sie die Zeitdauer nicht direct festzustellen vermochten. Nach Robin soll er dagegen nur 2^2 — 3 Stunden dauern. Das Verhalten des Ma. N. genau ermittelt zu haben, ist hauptsächlich Hertwig 's Verdienst. Wir wissen von früher, dass er bei Eph. gemmipara etwa hufeisenförmig ist und zahlreiche, z. Th. verzweigte Aeste nach der Apicalregion entsendet. Ueber jedem Ast oder doch über einigen entwickelt sich eine Knospe. Dennoch geht Hertwig wohl zu weit, wenn er den ersten Anstoss zur Knospenbildung direct vom Ma. N. herleitet, indem gewissermaassen die Kernäste das Plasma als Knospen hervordrängten. Dagegen spricht, wie schon Bütschli (1S76) betonte, dass die Kerniiste noch gar nicht in die jungen Knospenanlagen hineinreichen, wie H. selbst festgestellt hat. Dagegen ist wohl sicher, dass die Knospungsstellen durch die herantretenden Kernäste bestimmt werden. Wir dürfen uns dies etwa so vorstellen, dass ein solcher Fortsatz eine gewisse Selbstständigkeit be- sitzt, d. h.: wie bei einfach rundem Kern eine Knospe durch das Zusammenwirken von Kern- und Plasma sich bildet, so wirken hier die einzelnen Fortsätze des stark verzweigten Kerns, ähnlich einer Anzahl einfacher Kerne, mit dem sie umgebenden Plasma zusammen, wodurch die gleichzeitige Anlage mehrerer Knospen hervorgerufen wird, deren Bildungsstellen durch die Kernfortsätze bestimmt sind. Daraus folgt keineswegs, dass der Kern oder seine Fortsätze die Knospen direct erzeugen, d. h. dass die ersten Anzeichen der Knospung am Kern her- vortreten. Wenn die Knospenbildung weitere Fortschritte gemacht hat, beginnen die sie unterlagernden Kernfortsätze sich zu theilen, d. h. sie verhalten sich zu ihrer Knospe etwa gerade so wie ein einfacher Kern bei der Bildung einer einzigen Knospe. Sie wachsen in die Länge und strecken sich in das Knospenplasma hinein. Der in dieses eingedrungene Theil des Kernastes krümmt sein apicales Ende bald gegen die Knospenbasis zu- rück, wodurch die spätere hufeisenförmige Gestalt des Ma. N. der Knospe iy94 Suctoria. angelegt wird. Schliesslicli verdünnt sich der Verbiudungsstrang, welcher den Kernanthcil der Knospe mit dem Ma. N. der Mutter verbindet, immer stärker und reisst schliesslich durch. Letzteres geschieht jedenfalls erst gegen Ende der Knospung, kurz vor der Ablösung der Sprösslinge. Ein Punkt im Vermehrungsprocess der Ephelota bedarf noch einiger Erläuterung. \\'ie benierlit, \yerden die Knospen als Auswüclise des Plasmas angelegt, wälirend die eigcntliclieu Theilungsvorgänge durch Einschnürung geschehen. Man könnte deshalb annehmen wollen, es bestehe eine tiefere Verschiedenheit zwisclien beiderlei Vorgängen, die ersteren könnten nicht eine einfache Modification der letzteren sein. Das wäre aber jedenfalls trügerisch. Schon bei den Cüiatcu fanden wir, dass die Theilung häufig mit dem Auswachsen des Körpers in der Längsrichtung beginnt; das Gleiche gilt jedenfalls auch für die einfachen Theiluugsprocesse der Podophryen und Sphaerophryen in mehr oder weniger erheblichem Maasse; wenn auch die Beobachter nicht besonders darauf hinweisen, so deuten es ihre Abbildungen doch an. Das Heranwachsen der Knospen bei Ephelota entspricht demnach diesem Auswachsen bei der einfachen Theilung und beide Vorgänge sind direct mit einander vergleichbar. Im Anschluss an die beschriebenen Vorgänge müssen wir noch einiger unsicherer, an- geblich freier Knospungen gedenken, welche weiterer Aufklärung bedürfen. Kobin (1879) will bei Ephelota gemmipara gelegentlich apicale Knospen beob- achtet haben (1 — 4), welche keine Cilien entwickelten und auch nicht die charakteristische Gestalt der Schwärmer annahmen, sondern niedere, cylindrische Form und kurze bis längere Tentakel besassen. Allmählich sollen sich diese Knospen verlängern und vom Mutterkörper mehr abschnüren; schliesslich entwickelten sie an ihrem Basalende einen kurzen, homogenen und farblosen Stiel, mit dem sie der Ephelota aufsassen. Eine Ablösung solcher Knospen wurde nie beobachtet. Kobin glaubte sicher annehmen zu dürfen, dass diese Gebilde Knospen der Ephelota sind. Ich muss es jedoch so lange für zweifelhaft halten, bis ihre allmähliche Entstehung genauer verfolgt und namentlich auch die Beziehung zwischen ihren Kernen und dem der Ephelota aufgeklärt ist, ein Punkt, welchen Kobin gar nicht beachtete. Aehnliches wurde schon früher für andere Formen berichtet. Stein beobachtete (1S54 und 1867, p. 107 — 8) auf der apicalen Kegion des Gehäuses von Metacineta mystacina 1 — 5 und 6 kleine cystenartige , kuglige bis ovale Gebilde, welche eine anscheinend ge- schlossene gallertige Hülle besassen, die an ihrer Befestigungsstelle etwas verengt war. Diese Hülle soll nach ihm eine directe Fortsetzung der gallertigen Umhüllung des Met- acinetakörpers sein, welche er annimmt; da jedoch kein anderer Beobachter etwas von einer solchen Gallerthülle um den Weichkörper dieser Suctorie sah, so scheint mir dieser Zusammen- hang zwischen den sogen. Cysten und dem Suctorienkörper sehr fraglich. Der in der Cyste befindliche Körper war stets von dem der Metacineta gesondert, enthielt einen runden Nuclcus (1867) und eine contractile Vacuole. Zuweilen zeigte er an einer Seite eine furchenartige, ziemlich beträchtliche Vertiefung, in welcher Cilien sich bewegten. Später (1867) konnte Stein beobachten, dass manche der Cysten am vorderen Pol eine „Einkerbung oder einen spitzwinkligen Ausschnitt" besassen, durch welchen der eingeschlossene Körper einen langen geknöpften, lebhaft bewegten Tentakel aussendete, den er häufig wieder einzog. Stein er- klärte nun die in den Cysten enthaltenen Wesen für zweifellose Sprösslinge der Metacineta, welche er wenigstens 1854 aus Theilstücken des Ma. N. entstehen Hess. Gewöhnlich sollten die Sprösslinge aus ihrer Hülle ausschwärmen, was jedoch nie direct beobachtet wurde, zu- weilen hingegen auf dem Mutterkörper sofort Tentakel entwickeln. An diese knospenartigen Gebilde von Metacineta erinnern lebhaft ähnliche, welche Le vick and Kent auf Dendrosoma radians beobachteten. Ob zwar die knospenartigen Aus- wüchse, welche der erstere bei 2 Exemplaren seitlich am Stamm bemerkte und für Hoden und Ovarien erklärte, mit den später von Kent erwähnten identisch sind, ist nicht ganz sicher. Jedenfalls lässt sich aber mit Bestimmtheit sagen, dass Levick's Beobachtungen seine Deu- tung der Gebilde als Geschlechtsorgane nicht im geringsten begründen. Die angeblichen Spermatozoen des Hodens dürften wahrscheinlich nur auf Zugrundegehen des knospenartigen Auswuchses unter Auftreten von Molekularbewegung basiren. Kent beobachtete umhüllte. « Fortpflanzung (Freie und innere Knospung). 1895 kuglige bis ovale Jinospenartige Gebilde, welche häufig zu mehreren auf den Zweigendeu des Dendrosouia sassen (78, Tau. d). Auch er bemerkt, dass ihre Hülle direct in die Pellicula des Üeiidrosoma übergehe. Eine contract. Vacuole fand sich gewöhnlich vor. Manchmal schien die Hülle am freien Pol geöffnet und zuweilen sandte der eingeschlossene Körper einige kurze geknöpfte Tentakel aus, was ebenfalls für eine Oeffnung der Hülle spricht- Gelegentlich fanden sich leere, deutlich geöffnete Hüllen. Endlich reihen sich hieran noch Fraipont's Beobachtungen an Acinetadivisa (= patula CI.). Auf der apicalen Körperregion fanden sich häufig knospenartige Gebilde von fullhornartiger Form im erwachsenen , d. h. voluminösesten Zustand. Sie enthielten einen Nucleus, oft auch eine contract. Vacuole. Ihre Pellicula soll eine directe Fortsetzung der- jenigen der Acinete sein. Am distalen, dicken Ende der Anhänge schien die Pellicula weit geöffnet und ihr freier Kand ringförmig verdickt. Obgleich Fraipont versichert, dass diese Anhänge ganz allmählich nach Art von Knospen aus dem Plasma der Acinete hervorwüchsen, konnte er doch nie irgend eine Beziehung zwischen dem Kern der Acinete und denen der Anhänge linden, weshalb er die endogene Entstehung letzterer bestimmt vertritt. Die Anhänge sollen, jedoch nicht eigentliche, zur Ablösung bestimmte Knospen sein — denn hierfür lieferte die Beobachtung keinerlei Anhaltspunkte — vielmehr seien sie aufzufassen als „diverticules generateurs". Es seien Gebilde, in welchen erst die Schwärmer endogen erzeugt wurden. Letztere Angabe gründet sich auf die einmalige Beobachtung, dass aus dem freien Ende eines Anhangs ein sehr kleiner, ovoider, mit einem queren Ciliengürtel ausgerüsteter Schwärmer austrat. Fraipont's Ansicht ist, dass derselbe in dem diverticule g6nerateur etwa so ent- stehe, wie eine innere Knospe*). Nachdem wir die Beobachtungen an den drei genau .iten Arten skizzirt haben, können wir unser ürtheil kurz zusammenfassen. Jedenfalls scheint mir sicher, dass in keinem der Fälle die Zugehörigkeit der knospenartigen Gebilde zum Entwicklungscyclus der betreffen- den Suctorien mit einiger Sicherheit erwiesen ist. Vielmehr dürfte die Vermuthung recht nahe liegen, dass es sich um kleine Suctorien handelt, welche auf grösseren eine Art para- sitischen oder wohl richtiger commensalistischen Lebens führen. Ich halte es für unnöthig, die Momente aus dem Thatsachenmaterial besonders liervorzuheben , welche in diesem Sinne sprechen ; die Entscheidung wird doch nur durch erneute Untersuchungen herbeizuführen sein. Unter den gleichen Gesichtspunkt dürfte sicherlich auch die mit einigen Tentakeln versehene, angebliche Knospe fallen, welche Claparede-L. einmal an der Basis einer Tokophrya (juadripartita beobachteten. — Auf die angebliche freie Knospung der Ophryodendreü wird im Kapitel über die Conjugation näher einzugehen sein. D, Die innere Knospung oder Thcilung ist die Verbreiteteste Vermebrungsart der Suctorien, denn sie findet sieb bei den bis jetzt uicbt erwäbuten Gattungen, soweit deren Fortpflanzung über- *) Z. b. d. C. Entsprechende knospenartige Gebilde beobachtete Keppen (884) neuer- dings auch auf der Apicalfläche von Acin. tuberosa und papillifera. Gewöhnlich waren sie mehr oder weniger in dieselbe eingesenkt, zuweilen entwickelten sie Tentakel. Bildung und Austritt innerer Knospen wurde häufig an ihnen beobachtet. Auch K. hält die Gebilde für Embryonen der beiden erwähnten Acineten. Aehnliche Körper fand er auch innerlich neben dem Ma. N., wir werden auf diese später zurückkommen. Endlich will er bei Ac. papillif. freie Knospung in dem Gehäuse und auf der Apicalfläche beobachtet haben. Im letzteren Fall bildeten sich an Stelle einer oder beider Tentakellappen Auswüchse, in welche der Kern eintrete; nach längerer Zeit lösten sie sich ab. Im ersteren Fall entwickele die ab- gelöste Knospe im Gehäuse der Mutter eine Schale mit Stiel und die Tentakel. Beide Fälle halte ich nicht für genügend aufgeklärt. Die ersterwähnten knospenartigen Gebilde beurtheile ich wie die von Metacineta etc. 18()(3 Suctoria. haiipt bekaant ist. Leider wurde der Vorgang vorerst nur bei zwei Arten eingebender studirt; doch lässt sich schwerlich bezweifeln, dass er überall principiell der gleiche ist. Eine kurze iSchilderung seines Verlaufs bei den beiden genauer studirten Arten, Tokophrya quadripartita und Dendrocometes paradoxus, wird unsere Darstellung am besten er öjänen. Daran reihen wir das Bemerkenswerthe , was von den übrigen Formen bekannt wurde. Bei Tokophrya quadripartita, deren Fortpflanzung Bütschli (1876) genauer untersuchte, bildet sich als erstes Anzeichen der bevorstehenden Vermehrung im Centrum der Apical- fläche eine kleine enge, etwas trichterförmige Einsenjiung der Oberfläche. Dieselbe vertieft sich bis zu massigem Grad, worauf ihr inneres Ende sich allmählich erweitert. Diese Erweiterung, respect. das Auswachsen des Höhlenbodens, erfolgt viel rascher in derjenigen Medianebene der Tokophrya, welche durch die hintere der drei contractilen Vacuolen geht. Der Höhlenboden wächst nach den beiden Seiten dieser Ebene, sich bogenförmig basalwärts krümmend, in das Plasma der Tokophrya hinein, und schält so eine mittlere, vor dem Ma. N. gelegene Partie desselben her- aus, welche zur mittleren Kegion der Knospe wird (77, 9a). Das Einschneiden der Höhle setzt sich in der angegebenen Weise bis ungefähr etwas hinter die Mitte des Ma. N. jederseits fort. Auch in der anderen Median- ebene, welche auf der ersterwähnten senkrecht steht, breitet sich der Höhlenboden beiderseitig aus, jedoch viel langsamer. Sobald die Höhle einigermaassen erweitert wurde, ist ihre Decke relativ dünn und die ursprüngliche Oeffnung auf der Apicalfläche zu einem kurzen, rüsselartigen Köhrchen geworden, welches während des ganzen Knospungsprocesses deutlich geöffnet bleibt. Schon während des Auswachsens der Höhle in der ersten Medianebene wird der spätere Wimpergürtel der Knospe auf einer Furche des Höhlenbodens angelegt, welche in der genannten Medianebene liegt. Nur wenig später treten auch 3 contractile Vacuolen für die Knospe in dem Plasma auf, welches den Boden der Höhle bildet. Erst einige Zeit nach der Entstehung der contractilen Vacuolen zeigt der Ma. N. die ersten Veränderungen, d. h. seine körnige (zweifellos fein- wabige) Structur geht in eine verworren fasrige über, welche schliesslich schön knäuelförmig wird. Indem schliesslich die spaltförmige Höhle auch in der zweiten Medianebeue allmählich bogenförmig bis zu derselben Tiefe wie in der ersten einschneidet, wird die Knospe mehr und mehr aus dem Plasma der Mutter ausgeschält (9 b). Die Verbindung von Mutter und Sprössling ist jetzt auf eine axiale Partie beschränkt, in welcher sich der Ma. N, findet. Ausser der fasrigen Umbildung er- fuhr letzterer inzwischen auch eine Gestaltsveränderung, er hat sich nämlich in der Längsaxe stark verkürzt, ist also nahezu kuglig geworden. Diese Erscheinung entspricht wohl direct der Concentrirung, welche der Theilung verlängerter Ma. N. bei den Ciliaten gewöhnlich voraus geht. Hierauf wird der in der Knospenanlage liegende Theil desMa. N. allmählich zu einem massig dicken Zapfen, während der ausseuliegende Theil in die Breite Fortpflanzung (innere Knospung-. Tokophr. (^nadripart., Dendrocometes). 1897 (d. b. in der Richtung der 2. Medianebene) wäcbst und so eine ziemlich dreieckige Gestalt annimmt (9 b). In dem Maasse wie die Abschnürung der Knospe durch schliessliches Zusammenwachsen der spaltförmigen Höhle sich vollzieht, streckt sich der Zapfen des Ma. N. und verdünnt sich in der Verbindungsregion von Mutter und Knospe mehr und mehr (9c). Der feine Faden, welcher endlich noch den mütterlichen und den Knospenkern verbindet, wird wahrscheinlich erst mit der Durchschnürung des Plasmas zerschnitten. Hat die Knospe sich abgelöst, so liegt sie als ein runder Körper in einer sie allseitig eng umfassenden Höhle, der sog. Brutböhle, und rotirt mittels ihres Wimpergürtels lebhaft. Der Ma. N. der ab- gelösten Knospe nimmt dann bald wieder die gewöhnliche Structur an, während der der Mutter noch längere Zeit im fasrigen Zustand verharrt. Den Austritt der Knospe aus der Bruthöhle durch die oben beschriebene Geburtsöifnung bewirken theils die eigenen Anstrengungen des Schwärmers, theils Contractionen oder Zuckungen der Mutter, welche dabei sichtlich mitwirken, wie schon Stein und Claparede-Lachmann bei zahl- reichen Suctorien feststellten. Die Geburtsöffnung erweitert sich während des Austritts sehr stark, wobei ihre röhrchenartige Verlängerung ver- streicht. — Ob die Oeffnung nach dem Austritt des Schwärmers ganz schwindet, wie Stein und Claparede-L. angaben, scheint noch unsicher. Zuweilen mag vielleicht die Anlage einer neuen Knospe von ihr bald wieder ausgehen ; andere Male mag sie zunächst ganz schwinden. Auch für Dendrocometes zeigte zuerst Büt seh li (1877), dass die innere Knospe in ähnlicher Weise gebildet wird. Plate's Beobachtungen bestätigten dies und erwiesen für Stylocoraetes das Gleiche. Die erste Andeutung der Fortpflanzung soll bei Dendrocometes nach Plate im Fasrigwerden der Kernsubstanz hervortreten. Ich bezweifle dies, da der Ma. N. dieser Suctorie nach meinen Erfahrungen auch ausserhalb der Fortpflanzungszeit häufig grob fasrig ist und weil die Erfahrungen bei Tokophr ya quadripartita dagegen sprechen. Dann tritt eine neue contract. Vacuole auf, welche gewöhnlich gegenüber der alten liegt Hierauf senkt sich in der Nähe dieser Vacuole (Plate) die Bruthöhle ein, welche anfänglich eine flaschenförmige Gestalt hat und sich flach unter der Apicalfläche des Dendrocometes ausbreitet. Jedenfalls liegt die Ein- stülpungsöfifnung stark excentrisch. Nach Plate schliesst sich die Oeffnung der Höhle bald wieder durch Verwachsung. Obgleich dieser Umstand principiell keine Bedenken er- regt, hat mich doch Plate's Darstellung nicht ganz von dem Verschluss der Bruthöhle überzeugt. Die Beobachtungen an Dendrocometes sind gerade in dieser Hinsicht recht schwierig, da man selten seitliche Ansichten erlangen kann und auch diese, wegen der dicken und flachen Gestalt der Suctorie wenig klar sind. Ferner ist Plate selbst geneigt, die später auftretende Oefi'nung der Bruthöhle, durch welche die Knospenanlage hervortritt, auf die Wiedereröflhung des ursprünglichen Eingangs zurückzuführen, was ebenfalls wahrscheinlich macht, dass er sich nicht vollständig schliesst. 2g98 Suctoria. Die Hohle nimmt allinälilich an Unil'ang zu und erscheint dann, von oben betrachtet, oval, etwas länger als der halbe Durchmesser des Dendrocometes. Dass sie auch in seitlicher Ansicht ursprünglich elliptisch erscheine, wie Plate angibt, halte ich für zweifelhaft; ich vermuthc vielmehr, dass sie von Anfang au flach ist, indem ihr Boden convex gegen die Decke vorspringt (79, 2c). Hierfür sprachen alle meine Beobachtungen. Plate meint, wie gesagt, diese Erhebung des Bodens, aus welcher die Knospe sich bildet, trete erst allmählich in die anfänglich eiförmige Höhle ein. Dann legt sich in der Peripherie des Bodens der Wimpergürtel der Knospe an ; er zieht demnach hier parallel der Basalfläche der Suctorie (79, 2c — d). Nach Plate zeigt sich erst nur eine der späteren ringförmigen Wimperreihen, zu welchen sich noch 3 weitere gesellen. Jetzt entsteht nach ihm die Geburtsöfl'nung durch Durchbruch der Höhlendecke, während Btitschli, wie gesagt, die Persistenz der Einstülpungsöftnung auf Grund seiner Beobachtungen annahm. Am Ma. N. , welcher unter dem Boden der Bruthöhle liegt, sieht man nun Theilungserscheinungen (2d); er ist deutlicher fasrig und schnürt sich allmählich auf der Grenze zwischen der Höhlenperipherie und dem mütterlichen Plasma etwas ein. Nach Plate soll seine Theilung auf diesem Stadium zu Ende gehen. Ich bezweifle dies, weil ich es nie beobachtete und die Theilungserscheinungen der übrigen Suctorien und Ciliaten gegen eine so frühzeitige Durchschnürung des Ma. N. sprechen. Für Stylocometes, dessen Knospung Plate im Wesentlichen wie jene des Dendrocometes , jedoch nur wenig ausführ- lich beschreibt, bemerkt er selbst, dass die Kerntheilung sich erst viel später, bei der defini- tiven Abtrennung der Knospe von der Mutter vollende, wie ich es für Dendrocometes beschrieb und PI. wenigstens einmal auch bei letzterem beobachtete. Der weitere Sonderungsprocess der Knospe von der Mutter verläuft bei den Dendrocometiueu sehr eigenthtiralich, da der Sprössling nicht innerhalb der Bruthöhle zur definitiven Ablösung gelangt. Allmählich richtet sich der Boden der Höhle schief auf; dadurch gelangt die Geburtsöifnung, welche stets am einen Ende der Höhle liegt, auf den Scheitel des Dendrocometes. Nun dringt der Höhleuboden, d. h. die Anlage der Knospe ziemlich rasch durch die Geburtsöffnung heraus. Ist dies vollendet, also die innerlich angelegte Knospe in eine äussere ver- wandelt worden, so ist die Geburtsöftnung natürlich vernichtet (2 e). Mutter und Knospe gehen nun durch einen ziemlich breiten Fortsatz in einander über, in welchem der lang bandförmige Ma. N. liegt, mit einer Endan- schwellung in der Mutter, mit der anderen in der Knospe. Allmählich werden nun die Verbindungsbrücke und der Ma. N. durchgeschnürt und Mutter und Tochter getrennt. In mancher Hinsicht Hesse sich der Knospungsvorgang der Dendro- cometinen als ein etwas ursprünglicher betrachten, da die anfänglich innere Knospung später zur äusseren wird. Dass die geschilderte innere Knospung aus der freien hervorging, unterliegt wohl keinem Zweifel. Einige Thatsachen unterstützen dies weiterhin. Bei der freien Knospung der Ephelota gemmipara wird das basale Ende der Sprösslinge aus dem mütterlichen Plasma gewisser- Fortpflanzung (innere Knosining, Dendrocometes, übrige Toliopliryen ii. Acineta). 1899 massen herausgeschält; dieses Ende bildet sich also durch eine ins Innere einschneidende Furche, demnach in einer Weise, welche der inneren Knospung entspricht. Auch der Knospungsprocess der Sphaerophrya Ötentoris scheint nachStein's Erfahrungen einen Uebergang zwischen beiden Modi zu bilden, indem die Knospe zuerst im Innern der Mutter (Embryonalkugel Stein) um einen Zapfen des Ma. N. aus dem Plasma „abgegliedert" wird. Bald tritt sie jedoch frei auf die Oberfläche, um hier Wimpern und Tentakeln zu entwickeln. Auch vollendet sich erst dann die Theilung des Ma. N. Der Vorgang verliefe daher im Wesent- lichen wie bei den Dendrocometinen, während seine äussere Erscheinung mehr an die Verhältnisse von Tokophrya erinnerte. — Bei der zweifellos nahe verwandten, parasitischen Endosphaera ist die Kuospung eine ganz innerliche geworden, welche sich daher wesentlich wie bei Toko- phrya quadripartita vollzieht, wenn auch namentlich die Anfaugs- stadien noch nicht ausreichend studirt wurden. Von Stein (1854), Clapa- rede-Lachmann, Engelmann (1862) und manchen Anderen wurden innere Kuospungsvorgänge noch für viele Tokophryen und einige Acineten erwiesen, weshalb die fast allgemeine Verbreitung bei diesen Gattungen nicht zweifelhaft ist (abgesehen von Ac. patula und event. ihren Verwandten.) Meist dürften die Vorgänge ähnlich wie bei Toko- phrya quadripartita verlaufen. Von Besonderheiten, welche dabei beobachtet wurden, sei hier Folgendes erwähnt. Die Beschreibung, welche Stein von der Geburt der Knospe bei Tokophrya Astaci gibt, erinnert lebhaft an die Vorgänge bei Dendrocometes. Der heraus- gedrungene Sprössling nimmt nämlich viel mehr Plasma aus der Mutter mit, als er zu enthalten schien, solange er sich in deren Innern befand. Die Tokophrya verkleinert sich bei der Entleerung des Sprösslings ganz ungemein, ja dieser ist entschieden viel grösser wie die Mutter. Dazu gesellt sich, dass Stein den Sprössling nie in der ßruthöhle rotiren sah. Alles dies legt die Vermuthung nahe, dass die Lösung der Knospe wie bei den Dendrocometinen erst nachträglich erfolge. Während in den erwähnten, sowie den meisten sonst beobachteten Fällen, die Geburt des Sprösslings durch eine Oefifnung auf dem Scheitel der Suctorie erfolgt, tritt die innere Knospe bei Tokophrya cothurnata und ferrum equinum nach Stein wie Claparede-L, durch einen langen queren Schlitz in halber Höhe oder etwas mehr apicalwärts auf der einen Flachseite aus (77, 5— 6). Dies hängt jedenfalls damit zusammen, dass der ganze Rand dieser Arten mit Tentakeln besetzt ist, weshalb ein Austritt der Knospe am Scheitel störend wäre. Ob die Verhältnisse bei Tok. Steinii ähnliche sind, ist unentschieden, doch nicht unwahrscheinlich. Bemerkenswerth ist bei dieser Art, dass der stark verästelte Ma. N. bei der Knospung seine Gestalt nicht zu verändern scheint, also wahr- scheinlich nur einer seiner Aeste an der Knospung theilnimmt (77,7a). — Bei den letztgenannten drei Tokophryen, doch auch bei Acineta linguifera und Tokophrya Astaci liegt der ausgebildete, meist sehr grosse und \()Q() Surtoria. längliche Sprössling dicht seitlich neben dem Ma. N. Bei den drei ersten folgt dies wohl ans einer seitlichen Anlage der Knospenhöhle; bei den beiden letzteren wird die Höhle dagegen wohl sicher am Apex angelegt, da ja auch die Geburt dort geschieht. Hieraus ergibt sich, dass die Bildung der Bruthöhle und die Ablösung des Sprösslings hier in einer Weise geschehen müssen, welche wesentlich von den Verhältnissen bei Tokophrya quadripartita abweicht. Die Bildung innerer Knospen bei Trichophrya beobachtete zuerst Cienkowsky (1855), später verfolgten sie d'Udekem (1856), Clapa- rede-L., Stein (IL, p. 57, Anm. 3) und Btitschli (1876). Bei der nahe verwandten Dendrosoma radians entdeckte Levick (1880) zuerst die innere Schwärmerbildung, welche Kent bald darauf etwas genauer untersuchte. Der Vorgang ist recht interessant, weil Dendro- soma gleichzeitig an mehreren aufsteigenden Aesten innere Knospen bilden kann, von welchen jede zweifellos ihre eigene Bruthöhle besitzt. Er scheinen hauptsächlich die basalen Regionen der Aeste zu sein, an welchen die Knospung geschieht. Die Bruthöhlen mit je einem reifen Schwärmer springen nach Kent stark buckel- oder knieartig vor (78, 7b). Die gleichzeitige Bildung mehrerer innerer Knospen bei Dendrosoma erinnert sehr an die multiple freie Knospung der Epheloten und beruht jeden- falls auf ähnlichen Bedingungen. Auch hier müssen die Aeste des so reich verzweigten Ma. N. eine gewisse Selbstständigkeit hinsichtlich der Knospen- bildung besitzen, so dass die Bedingungen ihres Eintritts an mehreren Stellen erfüllt sein werden. Die innere Schwärmerbildung der Ophryodendren (abietinum und Sertulariae) wurde ziemlich gleichzeitig von Claparede-Lachmann und Wright entdeckt. Wir werden auf die besonderen Erscheinungen bei dieser Gattung gleich etwas näher eingehen. Bei einigen Tokophryen undAcineten, bei Trichophrya epi- stylidis und den Ophryodendren kommt es nicht selten vor, dass mehrere Sprösslinge in einer gemeinsamen Bruthöhle liegen und nach ein- ander allmählich ausschlüpfen (78, la u. g, 79, oa). Diese Erscheinung kann in zweierlei Weise zu Stande kommen; entweder wenn der zuerst erzeugte, relativ grosse Sprössling sich in der Bruthöhle mehrfach theilt und einige kleinere bildet, oder wenn vor dem Austreten des erstgebildeten Sprösslings ein bis mehrere weitere aus der Wand der Bruthöhle hervor- knospen. Den ersten Modus scheinen Gl apared e-L. bei [Ophryo- dendron abietinum ziemlich sicher erwiesen zu haben. Sie beobachteten Individuen mit einem einzigen ansehnlichen kugelförmigen Körper ziem- lich im Gentrum der Suctorie. Derselbe theilte sich bald in zwei; da letztere einige der nessel- kapselartigen Gebilde enthielten, welche sich meist im Plasma dieses Ophryodendron finden , so scheint sicher, dass es sich nicht etwa um den Kern , sondern um Knospen handelte. Ferner konnten sie auch die Theilung an wohl ausgebildeten Schwärmern ver- folgen, welche zu vieren in einer gemeinsamen Bruthöhle lagen. Endlich Fortpflanzung (innere Knospung; Trichoplirya ; multiple innere Knospen). 1901 trafen sie Individuen, deren Brnthöhle nicht weniger wie 16 und 20, ja noch mehr, entsprechend kleinere Schwärmer enthieh. Wright beob- achtete bei 0. Sertulariae 4 — 9 Sprösslinge, ohne ihre Entstehung genauer zu verfolgen. — Mehrere Schwärmer in gemeinsamer Höhle beobachteten Clap. und L. noch anderwärts, so bei Tokophrya Pyrum zweimal 4, bei einem Copulationszustand dagegen 8, bei Tokophr- Trold 2, bei Tok, Lyngbyei 5 von ungleicher Grösse und bei Acineta CucuUus 6 kleine. In keinem dieser Fälle wurde jedoch ihre Ent- stehung ermittelt. — Dagegen versichert Stein (II, p. 57, Anm. 3) bei Trichophrya epistylidis und Acineta tuberosa häufig mehrere Schwärmer (4 — 8) gefunden zu haben, welche durch successive Theilung eines ursprünglichen entstanden seien; überhaupt nahm er diese Ent- stehung für alle multiplen inneren Knospen an. Gelegentlich bemerkte Stein (1887, p. 115 und 117) auch 2 — 3 innere Sprösslinge bei der Endosphaera der Vorticellinen ; ebenso hatten Claparede-L. zuvor schon (1858 — 1861, II, p. 181) zahlreiche Sprösslinge in den Endo- sphaeren von Epistylis plicatilis beobachtet. 4 Schwärmer fand endlich Matipas mehrfach beiAc. tuberosa (= foetida Mp.) und hält St ein' s Ansicht über deren Entstehung für richtig, obgleich er selbst keine ent- scheidenden Beobachtungen anstellte. Für das Vorkommen des zweiten Modus kann ich nur R. Hertwig's Beobachtung an einer marinen Acinete (welche auf A. Cucullus Clapar.-L. bezogen wurde) anführen. Hertwig fand in deren Inneren häufig mehrere Knospen, um welche zwar eine gemeinsame Bruthöhle nicht gezeichnet wird (gefärbtes Präparat). Auf der Abbildung (78, lg) sieht man 3 kuglige und jedenfalls völlig vom mütterlichen Plasma abgelöste Knospen und daneben eine vierte, welche erst in der Bildung begriffen ist, da ihr Ma. N. noch mit dem der Mutter zusammenhängt. Wie gesagt, lässt sich diese Beobachtung nur so erklären, dass die Knospung mehr- fach und rasch hinter einander aus der Wand der Bruthöhe geschah. Wir berichten schliesslich noch über Claparede-L. 's Beobach- tungen, welche das Vorkommen einer zweiten Art kleinerer Sprösslinge bei Tokophrya quadripartita erweisen sollten. Ich halte diese An- gabe jedoch für recht unsicher. Einmal trafen sie Individuen, welche ein blasses rundes „Organ" enthielten (Brat- liöhle'?), in dem zahlreiche runde oder ovale „Segmente" lagen, die z. Th. eine contrac- tile Vacuole enthielten. In einigen Segmenten fand sich eine „Höhle", welche einen kleinen Sprössling umschloss, der durch seinen Wimpergürtel dem Schwärmer der Tokophrya sehr glich, jedoch viel kleiner war. 16 — 24 solcher „germes" gelangten zur Beobachtung. Weiterhin fanden Gl. und L. einige Tokophryen, welche mehrere runde grosse Zellen enthielten, die durch das ganze Entoplasma der Suctorie zerstreut waren und daher schwerlich in einer gemeinsamen Bruthöhle lagen (B.). Diese Zellen entwickelten kleine innere Sprösslinge, etwa so wie eine parasitische Endosphaera. Dass diese Schwärmer, deren Austritt aus der Toko- phrya beobachtet wurde, eine zweite Art von Sprösslingen der T. quadripartita seien, hielten Clap.-L. für sicher. Ich muss gestehen, dass es mir recht zweifelhaft scheint. Das weitere Schicksal der Schwärmer wurde nicht verfolgt. Was über ihre Entstehung bekannt ist, lässt sich sehr wohl mit der Ansicht vereinen, dass sie Sprösslinge parasitischer Endosphären seien, welche ] 902 Suctoria. in der Tokophrya quadripartita sclimarotztcn. Unmöglich wäre ein solcher Parasitismus sicher nicht und der ganze Vorgang würde dadurch viel verständlicher. Auch stimmt der Bau der kleinen Schwärmer ganz mit dem der Endosphärensprösslinge überein, weicht dagegen von jenem der Tokophryasch wärmer mehr ah, als Cl.-L. zugeben wollten. Zwar ist zuzugestehen, dass es auch möglich erscheint, sie als Schwärmer der Tokophrya aufzufassen; in diesem Fall müssten wir annehmen, dass sich die erstgebildeten ansehnlichen Knospen in der Mutter selbst wieder endogen fortpflanzten. Da diese Ansicht jedoch eine grosse Complication in den Ent- wicklungsgang einführen würde und Tokophrya quadrip. regelmässig nur einen grossen Schwärmer bildet, während in diesem Fall zunächst mehrere (.bis t» und mehr) entstehen müss- ten, welche sich in der Mutter selbst wieder durch innere Knospung fortpflanzten, so scheint mir vorerst die Annahme plausibler, dass es sich um parasitische Endosphären und deren Si^rösslinge handelte. Erst später werden wir die Erfahrungen anderer Forscher über das Auftreten von zweierlei Schwärmerformen bei gewissen Suctorien besprechen ; die Glaparede-L. 'sehen Angaben scheinen mir, .wie gesagt, hierfür nicht beweisend*). Historisches über die innere Knospung. Bekanntlich entdeckte Stein 1849 zuerst die innere Knospung bei Acineta Cyclopum Cl. L. (Ac. Lemmnarum Stein). Er trat sofort energisch für die Ansicht ein , dass der Embryo , wie er anfänglich alle inneren Knospen nannte, aus einem abgelösten Theil des Ma. N. entstehe, welcher vom Plasma reichlich ernährt und auf diese Weise entwickelt werde. Seine Beobachtimgen über die Entstehung des Schwärmers bei Dendrocometes (1851) bestärkten ihn noch mehr in dieser Aufassung, weil er bei dieser Suctorie dauernd eine Zusammensetzung des Ma. N. aus zwei Abschnitten bemerkt haben wollte, von welchen sich der eine in den Sprössling umbilde. 1854 konnte er aber bei Ac. tuberosa und A. infusionum deutlich wahrnehmen, dass nur der Ma. N. des Schwärmers aus einem zapfenartigen Fortsatz des mütterlichen Kerns entstehe während das Knospenplasma sich um diesen Zapfen herumlagere, also aus dem der Mutter hervorgehen müsse. Jedenfalls schrieb er dieser Beobachtung keine allgemeine Bedeutung zu, sonst hätte er nicht 1867 (s. p. 57 und 139) das Entstehen des Schwärmers aus einem Theilstück des Ma. N. als den gewöhnlichen Vorgang beschreiben können. An St ein 's An- sicht schloss sich d'üdekem (1856 Tokophr. quadripartita, Trichophrya) an. Lieber- kühn (1856) beobachtete zwar die Bildung des Sprösslings um einen Fortsatz des Ma. N. ganz richtig, vertrat jedoch nichtsdestoweniger sein Hervorgehen aus dem Ma. N. Auch Cla- parede und L. Hessen alle beobachteten inneren Schwärmer aus Theilstücken des Kerns ent- stehen und glaubten dies durch zahlreiche Beobachtungen bestimmt erwiesen zu haben. Bei den parasitischen Sphaerophryen und Endo sphae reu hatte Stein schon früh- zeitig (1859 und 1867) die Sprösslingsbildung ganz richtig verfolgt; da er jedoch stets an der Deutung dieser Parasiten als Embryonen der Ciliaten festhielt, blieben diese Erfahrungen *) Z. b. d. C. Auch Koppen (884) verfolgte die angeblichen kleinen Embryonen der Tokophr. quadripart. Er bestätigte ihre Entstehung in den grossen Kugeln oder Zellen und deutete sie anfänglich (884) wie Cl. und L. als eine Generation kleiner Schwärmer, da er die Entstehung der grossen Zellen durch Knospung in der Tok. nachgewiesen haben wollte. Selbst die wichtige Beobachtung, dass ein ausgetretener kleiner Schwärmer sich am Tentakellappen einer anderen Tokophr. festsetzte und nach Verlust der Cilien in denselben einsenkte, machte ihn anfänglich nicht wankend, indem er diesen Vorgang als eine totale Conjugation (Copulation) , analog jener der Vorticellinen , beurtheilen wollte. Erst in einer besonderen Nachschrift (Bemerk, über die Embryonalkugeln der Podo- phrya quadripartita, M6m. de la sociüt6 des natur. de la Nouv.-Kussic T. 13. p. 205—6) zieht K. diese Ansicht zurück und deutet jetzt, wie ich, die kleinen Embryonen als parasitische Suctorien. Auch die „diverticules gen6rateurs" Fraipont's betrachtet er nun als Parasiten. Ich brauche wohl kaum besonders zu betonen, dass alles, was ich über die kleinen Embryonen der Tok. quadrip. und über die divertic. g6ner. und Aehnliches oben im Text bemerkte, ganz unabhängig von Keppen's Arbeit entstand, welche mir erst Ende Januar, nach Absendung des Manuscripts, zu Gesicht kam und die ich erst während der Correctur genauer kennen lernte, iiulem Herr W. Schowiakoff die Güte hatte, sie mir in deutscher üebertragung vorzulesen. Fortpflanz, (innere Knospung- ; angebl. kl. Knospen v. Tokophr., Histor.). Bau d. Schwärmer. 1903 ohne Einfluss auf seine Ansichten über die Eildungsweise der Schwärmer freilebender Suctorien. Mit triftigen Gründen und z. Th. auch Beobachtungen (Tok, quadripartita) trat Engel- mann (1862) für die allgemeine Verbreitung jenes Bildungsmodus der Schwärmer ein, wie ihn Stein nur für Ac. tuberosa und infusionum anerkannte. Wir müssen E. daher auch hauptsäclilich das Verdienst zuschreiben, die Irrigkeit der früheren Angaben zuerst klar durch- schaut zu haben, wenn seine Ansicht auch erst durch die neueren Erfahrungen zu allgemei- nerer Anerkennung gelangte. 1876 schloss sich ihm K. Hertwig an, hauptsächlich auf theo- retische Erwägungen gestützt. Kurz darauf lieferte Bütschli ein zusammenhängendes Bild der Knospung von Tokophrya quadripartita und bestätigte dadurch nicht nur Engelmann 's Ansicht, sondern zeigte zuerst überzeugend, dass die innere Knospung als eine Modification der freien Knospung und Thcilnng betrachtet werden könne. 1877 ent- zog er durch seine Studien über die Schwärmerbildung des Dendrocometes der Stein'- schen Auffassung den letzten Halt, denn seitdem dürfte ein Zweifel über die allgemeine Verbreitung dieser Bildungsweise der Schwärmer ganz unherechtigt sein. Dennoch ver- suchte Entz 1879 die Stein'sche Lehre zu retten (speciell für Ac. tuberosa). Eine Widerlegung seiner namentlich gegen Bütschli gerichteten Angriffe dürfte jedoch unnöthig erscheinen, da er seine frühere Ansicht 1884 ausdrücklich zurückzog und sich der richtigen an- schloss (speciell für Trichophrya Salparum). Für letztere traten denn auch Fraipont (1878 Ac. tuberosa), Maupas (1881 Ac. foetida) und Plate (Dendrocometes und Stylocometes) ein. Nur PI. verfolgte jedoch auch die Bildung der Bruthöhle, wie sie Bütschli fiir Tok. quadripartita beschrieben hatte. Seitdem konnte Maupas meine Angaben über die Schwärmerhüdung dieser Suclorie in jeder Hinsicht bestätigen (briefl. Mittheilung). D. Bau der Schwärmsprösslinge. Obgleich ein übereinstimmender Bauplan der Schwärmer nicht zu verkennen ist, so herrscht doch im Einzelnen eine grosse Mannichfaltigkeit. Am Besten werden wir uns über den allgemeinen morphologischen Auf- bau, in Rücksicht auf die ausgebildeten Suctorien, orientiren, wenn wir die nahezu reifen, jedoch mit der Mutter noch verbundenen Sprösslinge betrachten. Wir können dann eine Hauptaxe des Sprösslings feststellen, d. h. die der mütterlichen Hauptaxe entsprechende Linie. Häufig ist diese Axe auch am Sprössling die längere; was sogar der gewöhnlichere Fall zu sein scheint. Dennoch kommt auch das Gegeatheil vor, dass nämlich der Schwärmer in einer zur Hauptaxe senkrechten Richtung in die Länge gestreckt ist. Letzteres treffen wir bei Sphaerophrya magna (Mp. 76, 7c) und Steutoris (Stein 76, 8a), doch auch bei gewissen Toko- phryen, so bei cothurnata, ferrnm equinum (77, 6), in massigem Grad auch bei T. quadripartita (77,9c), Acin. tuberosa und wohl noch anderen. Doch ist zu beachten, dass die ausgeschlüpften Schwärmer häutig ihre Gestalt etwas verändern, wobei sogar die ursprünglich längere Axe zur kürzeren werden kann; auch kommen gewisse Abweichungen bei den verschiedenen Schwärmern derselben Art nicht selten vor. Aus dem Bemerkten folgt, dass die Längsaxe der Schwärmer nicht immer ihre Hauptaxe ist. Sehr gewöhnlich sind die Sprösslinge etwas zweiseitig comprimirt und zwar scheint dies stets parallel der Hauptaxe stattzufinden. Ist die Abplattung beiderseits gleichmässig, so erhalten wir länglich ovale oder 1904 Suctoria. auch mehr rundliche Formen mit zwei nahezu ebenen Seitenflächen. Diesen Bau zeigen die Sprösslinge vonPodophrya (76, 13b— c) und jedenfalls auch die der parasitischen Sphaerophryeu der Paramaecien und Hypotrichen. Sind beide Seitenflächen dagegen etwas gewölbt, so wird die Schwärmergestalt mehr oder weniger flach linsenförmig, meist ist dann auch der Umriss in der Seitenansicht annähernd kreisförmig (78, 6b— c). Solche Schwärmer sind häufig bei den Tokophryen unserer Gruppe 2, den Trichophry en, Dendrosomen, Ophry odendron, Dendro- cometes (gelegentlich), wahrscheinlich auchUrnula und Metacineta. Häufig, und auch bei den letzterwähnten schon z. Th., sind beide Seiten etwas ungleich, indem die eine stärker gewölbt ist wie die andere, ja letztere wird dann häufig ganz flach oder sogar concav. Eine ganz flache Seitenfläche (Ventralseite) besitzen die Schwärmer von Tok ophry a Carchesii Clp. und L., Dendrocometes (79, 2f — g) und Stylo- cometes (i. d. R,), Ophryodendron Sertulariae (Wright 79,3g) und wohl noch manche andere. Solche Schwärmer gleichen in ihrer ganzen Erscheinung sehr der Gattung Hypocoma. Bei dem Ephelota- schwärmer endlich ist die flache Ventralseite längs der Medianlinie zu einer Furche oder Rinne eingesenkt, die vorn am tiefsten ist, gegen das Hinterende dagegen allmählich verstreicht, obgleich sie bis an dasselbe reicht (77, 3i— 1). Diejenigen Schwärmer endlich, bei welchen eine der Queraxen dauernd die längere ist, sind theils mehr oder weniger cylindrisch mit abgerundeten Enden (Sphaerophrya), theils mehr oder weniger kreiseiförmig, indem das eine Ende (Ventralseite) stärker verjüngt ist, wie das andere breit abge- rundete (Sph. Stentoris annähernd, namentlich aber Ac. tuberosa (78, Ib) und A. Cucullus Cl.-L.)'^). Auf gewisse abweichende, resp. noch nicht genügend bekannte Formen kommen wir bei Gelegenheit zurück. Nach der Bewimperung werden gewöhnlich holotriche, hypo- und peri triebe Schwärmer unterschieden. Ob thatsächlich holotriche vorkommen, scheint mir vorerst noch zweifelhaft. Fast alle Angaben rühren aus älterer Zeit her; seit aber Maupas (1876), wie schon früher Carter (1865), erkannte, dass die angeblich holotrichen Schwärmer der Podophryen (Cienkowsky, Stein) eigentlich peritriche mit verhältnissmässig breitem Ciliengürtel sind, dürften auch die übrigen, als holotrich be- schriebenen einer neuen Untersuchung bedürfen. Es sind jene der Spliaerophryen von Paramaecium und den Hypotrichen, welche wohl sicher wie die der Podophryen gebaut sind, ferner die Schwärmer von Tolvophrya cothurnata, Steinii, der sog. Acineta solaris St. (= ? Podojshrya), Acineta lingui- fcra Cl. L., Metacineta mystacina und Urnula. Zenker, welcher die Schwärmer der Tokophr. cothurnata gleichfalls als holotrich bezeichnet, bildet dennoch einen mit breitem Wimpergürtel ab. *) Z. b. d.O. Ganz ähnlich ist auch der Schwärmer der Ac. papillifera Keppen (884), welche überhaupt mit Ac. Cucullus sehr nahe verwandt, wenn nicht identisch sein dürfte. Bau der Schwärmer (Gestalt, Bewimperung). 1905 Auch an der hypotiichen Bewimperung wäre ich geneigt gewesen zu zweifeln, wenn nicht Gruber und Plate neuerdings die dauernde Be- wimperung der Hypocoma als eine solche erkannt hätten. Bei den hypotrichen Schwärmern stehen die Cilien stets auf der flachen Ventral- seite. Bei Hypocoma erstreckt sich die Bewimperung nicht über die ganze Ventralfläche, vielmehr bleibt ein massig breiter Randsaum wimper- frei (77, 2ß). Bei Ephel. gemmipara (Hertwig) und Tokophr. Astaci (Stein) soll dagegen die ganze Ventralseite mit Cilien bedeckt sein. Dies leugnete jedoch Fraipont bestimmt: nach ihm ist nur der Rand der vor- hin erwähnten Längsfurche mit „einer Reihe" von Cilien besetzt (77 , 3k). Auch Roh in (1879) fand nur eine ringförmige Cilienreihe im Umkreis der concaven Ventralfläche. Ich halte jedoch die Angaben der beiden letzt- genannten Forscher um so mehr für unsicher, als die ganze Ventralseite (ja sogar die Längsfurche) auch nach Fraipont concentrisch gestreift ist und diese Streifen von der Cilienbedeckung herrühren, wie wir gleich sehen werden. Wahrscheinlich ist die peritricbe Bewimperung die verbreiteteste. Sie findet sich bei allen Schwärmern, welche nicht schon als abweichend er- wähnt wurden. Diese besitzen nämlich einen bald schmäleren, bald breiteren Ciliengürtel, welcher den Körper stets in einer durch die Haupt- axe gehenden Mittelebene umzieht, so dass er Dorsal- und Ventral- seite der Schwärmer von einander scheidet. Sind diese beiden Seiten an- nähernd gleich gebildet, so ist der Ciliengürtel ein mittlerer; bei stark abgeflachter Bauchseite umzieht er dagegen deren Rand. Endlich finden sich einige Schwärmer (Sphaerophrya magna 76, 7c, Acineta tuberosa und Cucullus 78, 1 b), deren Wimpergürtel ganz an das Ventralende des dorso- ventral stark verlängerten Körpers gerückt ist, so dass ein un- bewimpertes Bauchfeld fehlt. Obgleich solche Formen sich durch ein- seitige Verschiebung des Gürtels ableiten lassen, dürfte man sie doch richtiger direct den Hypotrichen anreihen; sie bilden vielleicht eine Uebergangsstufe von diesen zu den peritrichen Schwärmern. Die Cilien stehen wohl immer in Reihen, obgleich dies für manche, in früheren Zeiten untersuchten, sog. holo- und hypotrichen Schwärmer nicht bestimmt erwiesen ist. Jede Cilienreihe steht ferner in einer deutlichen Furche der Oberfläche und die benachbarten Cilienfurchen sind durch convex vorspringende Rippenstreifen von einander getrennt, ganz wie es früher für zahlreiche Ciliaten geschildert wurde. Hieraus dürfte folgen , dass die Suctorien von derartigen Ciliaten entsprangen. Ferner verlaufen die Cilienreihen oder -Furchen stets längs, also wiederum wie bei den Ciliaten. Dies beweist, dass die Hauptaxe der Schwärmer jener der Ciliaten entspricht, was unsere Annahme bestätigt, dass die Theil- ebene der Suctorien eine quere ist, wie bei den Ciliaten. Da nun die Hauptaxe der Schwärmer fast immer mit der der entwickelten Suctorien zusammenfällt, so entspricht auch letztere der Ciliaten-Hauptaxe. Soweit bekannt, machen nur die Dendrocometinen eine Ausnahme von Bronn, Klassen des TUier- Reichs. Protozoa. • 120 1906 Suctoria. dieser Regel. Wie wir früher sahen , wird der Wiiii})ergiirtel ihrer Sprössliiige stets in einer Ebene augelegt, welche der Basalflilche der er- wachsenen Form parallel liegt (79, 2c — d). Dies beweist wohl sieher, dass die sog. Hauptaxe der Dendrocometinen der Dorsoventralaxe der Schwärmer und demnach auch nicht der Hauptaxe der übrigen Suctorien, vielmehr einer ihrer Qiieraxen entspricht. Die Dendro- cometinen entsprechen etwa einer Hypocoma, welche sich mit der Ventralfläche dauernd befestigt hat. Der genauere Verlauf der Cilienreihen bei den sog. holotrichen Schwärmern ist nicht sicher bekannt; bei Urnula und Metacineta ziehen sie etwas schief zur Läugsaxe (77, 2c; 78, 4a). Sollten die Reihen, wie es nach Stein's Schilderung für Tokophr. cothurnata scheint, am querlänglichen Schwärmer parallel eine Queraxe der ausgebildeten Toko- phrya streichen, so wäre dies wohl entscheidend für die morphologische Orientirung der fertigen Form, welche dann jener der Dendrocome- tinen ähnlich wäre. Für die Verhältnisse der hypotrichen Schwärmer ist der Bau von Hypocoma sehr wichtig. Nach Plate gleicht die Anordnung der Cilienreihen auf der Bauchseite von Hypocoma der einer hypotrichen Chlamydodontine (Chilodon etc.), d. h. die mittleren Reihen sind etwas bogige Längsreihen, während die äusseren concentrisch parallel dem Rand verlaufen. Der einzige Tentakel der Hypocoma steht vorn auf dem bewimperten Bauchfeld; seine Stellung lässt sich daher recht wohl mit der oben vermuthungsweise geäusserten Hypothese, dass er den Ciliatenmund repräsentire, vereinigen. Dieser Verlauf der Cilienreihen oder -Furchen legt die Ver- muthung nahe, die Urform der Suctorien mochte nicht unter Ciliaten mit terminaler, sondern unter solchen mit etwas ventral verschobener Mundöfifnung zu suchen sein. Bei Ephelota ist der Streifenverlauf jedenfalls ziemlich ähnlich dem der Hypocoma. Unrichtig scheint mir, dass die Streifen auf dem ganzen Bauchfeld ringförmig concentrische sind, wie Fraipont angibt; nur die randlichen werden diese Anordnung zeigen. Aus den Einrichtungen der erwähnten hypotrichen Schwärmer dürfte sich der Ciliengürtel der Pcritrichen vielleicht unter Vermittlung solcher Zustände, wie sie bei Acineta tu be rosa und Cucullus auftreten, her- leiten. Indem die Mittelregion des Bauchfeldes wimperlos wurde, blieben allein die ringförmigen randlichen Cilienreihen übrig und bildeten den Gürtel. Durch stärkere Hervorvvölbung des ursprünglich flachen Bauch- feldes wurde der Wimpergürtel schliesslich ein mittlerer. Demnach sind die letzterwähnten Formen wahrscheinlich nicht die ursprünglichen, wie es wohl häufig angenommen wurde. Mit dieser Ansicht scheint auch die Phylogenese in der Reihe der Suctorien zu harmoniren, soweit sie augen- blicklich zu beurtheilen ist. Bau der Schwärmer (Bewimperung-). 1907 Die Zahl der ringförmigen Cilieureihen der peritrichen Schwärmer wurde in wenigen Fällen sicher festgestellt, sie scheint gewöhnlich 3, 4 bis 5 (Ac. tuberosa) zu betragen*). Doch behauptet Eutz (1879), dass bei Tokophrya quadripartita gelegentlich Generationen von Schwärmern vorkommen, bei welchen die Zahl der Cilienreihen so wachse, dass nur die beiden Körperpole unbewimpert blieben. Solche Sprösslinge erscheinen nahezu holotrich. Eigenthümliclier Weise will Entz (1S79) bei Ac. tuberosa zwei verschiedene Schwärmerarten beobachtet haben, welche sich durch ihre Bewimperung auffallend xinter- scheiden. Neben der schon geschilderten Form mit 5 ringförmigen Cilienreihen, welche auch Maupas bei seiner Ac. foetida (= tuberosa) regelmässig traf (78, Ib), fänden sich noch liolotriche von etwas variabler Gestalt, die theils deutliche, schief gekreuzte Körperstreifen zeigten (78, Ic), theils ohne solche waren. Ich muss gestehen, dass mir diese Angabe ohne weitere Bestätigung vorerst etwas bedenklich scheint, um so mehr, als Entz berichtet, bei einer zweiten üntersuchungsreihe nur Sprösslinge der gewöhnlichen Form gefunden zu haben. Auch bei Podophrya fixa glaubt er das Vorkommen von zweierlei Schwärmern beobachtet zuhaben; da nämlich ,, gewisse Generationen" neben den flachgedrückten, die wir oben beschrieben, auch cylindrische, mit einem Cilienkranz versehene erzeugten. Wie gesagt, scheinen mir auch diese Beobachtungen, so wenig wie die friilier (p. 19ÜI) mitgetheilten von Claparede-L. das Vorkommen zweier Schwärmerformen im Entwicklungs- kreis gewisser Suctorien genügend zu erweisen. Noch weniger scheint es jedoch gerecht- fertigt, mit Fraipont (1878) zu vermuthen, dass die beiden Schwärmersorten die Rolle von Makro- und Mikrogonidien , analog denen der Vorticellinen spielten. Was wir von der Con- jugation der Suctorien wissen, spriclit vielmehr dafür, dass sie zum mindesten bei den Formen, für welche zweierlei Schwärmer angegeben wurden, zwischen gewöhnlichen Individuen geschieht, Fraipont wollte die concentrische Streifung auf der VentraMäche des Ephelotaschwärmers auf Muskelfibrillen (Mjoneme) zurückfuhren. Zwar rührt die Streifung zweifellos zunächst von der Anordnung der Wimpern in Cilienfurchen her, doch ist wohl möglich, dass unter diesen zarte Myoneme verlaufen wie bei vielen Ciliaten. Ohne directe Nach- weise zu besitzen, hält Plate das Vorkommen solcher Myoneme auch bei Hypocoma für wahrscheinlich. Jedenfalls ist die bewimperte Bauch- seite bei dieser Gattung recht contractu; ebenso vermag der Epheloten- schwärmer sich in einer Weise zu krümmen, welche auf Contractionen der Bauchseite hindeutet (Fraipont, Robin). Bei dieser Gelegenheit werde erwähnt, dass sowohl Stein (1854, p. C. p. 167) wie Claparede-L. die ziemlich energische Contractilität der Schwärmer gewisser Suctorien mehrfach beobachteten. Tentakel fehlen den frei umherschwimmenden Schwärmern fast stets. Eine Ausnahme bilden jene der parasitischen Sphaerophry en, welche sie fast immer entwickeln, sobald sie ins Freie treten. Die Schwärmer der ähnlich lebenden Endosphaera sind dagegen stets tentakellos. Dass die Sphaerophryen gerade im Schwärmzustand Tentakel besitzen, ist viel- leicht nicht so überraschend, da die Anheftung an einen neuen Wirth hierdurcli erleichtert wird. Dass die Endosphärensch wärmer tentakcllos sind, mag damit zusammenhängen, dass *) Der sehr ähnliche Schwärmer der Ac. papillifera besitzt nach Keppen (884) häutig bedeutend mehr Cilienreihen, 6 bis ühcr 1 1 . 120* 1908 Suctoria. sie in festsitzenden Vorticellinen schmarotzen, welche ihren AngriH'cn weniger leicht ent- wisclien können. Die contractilen Vacuoleu linden sich in den Schwärmern häufig in derselben Zahl wie in den Müttern. Dies gilt natürlich für diejenigen Suctorien durchaus, welche nur wenige Vacuolen führen. Doch fand Bütschli, dass auch die Schwärmer dei Tokophr. quadripartita stets 3 Vacuolen hatten, wie die ausgebildete Form; ebenso hatten die Schwärmer der Trichophrya epistylidis eine ungefähr so grosse Zahl wie ihre Mütter (ca. 6). Aehnliches beobachteten auch Clap.-L. bei Tokophr. ferrum equinum. Dennoch ist es wohl, sicher, dass die Zahl der Seh wärmervacu ölen nicht selten viel niedriger ist wie bei den ausgewachsenen, sehr vacuolenreichen Formen. So fand Stein im Sprüssling der Tokophr. cothurnata nur 1 Vacuole. Bei dem der Dendrosoma radians gibt Kent drei an, während die erwachsene Form bekanntlich ungemein viele enthält. Es verdient besondere Erwähnung, dass Maupas auch in den Schwärmern von Acineta tuberosa und Podophrya fixa (briefl. Mittheil.) den Mi. N. auffand, woraus folgt, dass dieser Kern bei der Fort- pflanzung zweifellos ebenso getheilt wird, wie bei den Ciliaten. Besondere Organe. Bei den Schwärmern der Ephelota gemmi - para entdeckte Hertwig eine eigenthtimliche röhrenförmige Einstülpung, welche dicht am Hinterende aus der medianen Furche der Ventralseite entspringt und nach vorn und dorsalwärts schief aufsteigt (77, 31, x). Sie reichte ziemlich tief in den Körper hinein, manchmal bis gegen die Mitte und war häufig deutlich aus 2 Abschnitten zusammengesetzt, einem distalen längeren und bewimperten und einem zuweilen etwas birnförmig ab- gesetzten, unbewimperten, proximalen Theil, dessen inneres Ende blind geschlossen war. Fraipont und R ob in konnten diese Einrichtung nicht finden , obgleich die Identität der von ihnen untersuchten Suctorien mit Hertwig's Art kaum bezweifelt werden kann. Etwas Aehnliches ist wohl auch die schlundähnliche Einbuchtung, welche Claparede-L. bei den Schwärmern ihrer Tokophr. Trold flüchtig bemerkten (77,4). Stein (1859, p. 105) machte zuerst darauf aufmerksam, dass bei einigen Schwärmern „ein kleiner mundähnlicher, runder Saugnapf" sich finde, der zuweilen auf einem ganz kurzen zapfenartigen Vorsprung sitze. Er diene dem Schwärmer zur Anheftung und scheide hierauf den Stiel aus. Bei Acineta tuberosa und Podophrya ('?, Acineta St.) solaris Stein sp. liege der Saugnapf am sog. Vorderende, bei der Tokophr. Astaci Clap.-L. sp. in der Mitte der bewimperten Ventralfiäche. Auch bei Metacineta mystacina und Podophrya fixa finde sich „ein kleines nabeiförmiges Saugnäpfchen". — Maupas (1881) fand wie Stein, die spätere Befestigungsstelle der Schwärmer von Ac. tuberosa am Vorderende, d. h. nach unserer Ansicht an ihrer Bauchseite; sie zeichnet sich als ein rundliches oder ovales kJirnerreiches Feldchen Schwärmer (Contr. Vac, bes. Organe; Festheftung u. Metamorphose). 1909 ans (78, Ib, st)*). Wenn die Schwärmer nach der Festheftung eine mehr kuglige Gestalt annehmen, wobei sich die sonst ganz kleine wimperlose Bauchfläche stark vergrössert, so bemerkt man, dass die Haftstelle nicht in der Mitte der Bauchfläche, sondern an deren Rand, dicht neben den nun zu einem mittleren Wimpergürtel zusammengedrängten 5 Cilien- ringen liegt (Id). Auch Entz will am Vorderende der holotrichen Schwärmer der A c. tuberosa ein warzenähnliches Haftorgan, welches dem Mund der E n che 1 inen gleiche, gesehen haben (Ic). Wie früher bemerkt wurde, scheinen uns jedoch diese holotrichen Schwärmer etwas unsicher, 1882 (p. 168) berichtet er, dass viele Suctorienschwärmer einen zitzen- förmigen Fortsatz am vorderen Körperpol besässen, — Claparede und L. fanden, dass die Sprösslinge der Tokophrya cothurnata nach ihrer Geburt das Vorderende tief grubenartig einziehen ; auf dem Boden der Grube zeichnen sie eine zitzenartige Erhebung. Endlich erwähnt auch Bück (1884) einen runden Saugnapf am Vorderende der Schwärmer einer Trieb ophrya (angebl. Podophrya). Hertwig (1876) meint, dass der von Stein beschriebene Saugnapf nichts weiter wie die erste Anlage des Stieles sei, welcher demnach schon am uraherschwimmenden Schwärmer auftreten müsste. Bei Ephelota gemmipara fand er nämlich im Vorderende der Bauchfurche von Schwärmern, welche sich eben festsetzten, „eine ovale oder kreisförmige Figur" in einer Vertiefung der Oberfläche (77, 31, st). Dies sei die erste Anlage des Stiels. Wir können auf diese Verhältnisse erst im folgenden Abschnitt näher eingehen. E. Die Festheftung der Schwärmer und ihre Entwicklung in die fertige S u c 1 0 r i e. Nachdem die Schwärmer einige Zeit frei umherschwammen oder krochen, heften sie sich fest. Ihre Bewegungen sind zuweilen recht rasch, häufiger jedoch eher langsam, manchmal sogar nur ein wenig energisches Umhertaumeln. Sie rotiren dabei i. d. R. um ihre Axe ähnlich den Ciliaten. Genaue Beobachtungen über die Körperstelle, mit welcher die An- heftung geschieht, liegen nur wenige vor; wir erwähnten sie z. Th. schon oben. Von besonderer Wichtigkeit erscheint mir in dieser Hin- sicht Maupas' Angabe, dass die Haftstelle bei Acineta tuberosa ganz dicht neben dem Ciliengüitel liegt. Diese Art der Befestigung ent- spricht nämlich dem, was man sich, auf Grund der morphologischen Orientirung der Mutter zu dem entstehenden Sprössling, darüber theore- tisch vorstellen muss. Wir sahen, dass bei den peritrichen Schwärmern (abgesehen von den Dendrocometinen) der Ciliengürtel stets in einer *) Ganz dieselbe Einrichtung besitzen auch die Schwänner der Ac. papillifera nach Keppen (884). Der sog. Saugnapf soll aus einem körnigen und einem homogenen Theil bestehen. 1910 Suctoria, Längsebene der Suctorie entsteht. Demnach ist, wenn sich die Regionen von Mutter und Sprössling entsprechen, was doch von vornherein wahr- scheinlich ist, die Anheftuagsstellc am Wimpergürtel zu suchen. Wie gesagt, tritft dies nach Maupas für Ac. tuberosa zu. Dass aber die Regionen von Knospe und Mutter sich wirklich genau entsprechen, dürfte auch daraus hervorgehen, dass bei Tokophrya quadripartita die 3 contract. Vacuolen der Mutter in der Knospe in derselben gegen- seitigen Lage entstehen (Bütschli, s. 79, 9), woraus wohl auch sicher folgt, dass sie zu den entsprechenden Vacuolen der ausgebildeten Tokophrya werden. Das ist aber nur möglich, wenn sich die Knospe später mit der Stelle tixirt, welche bei ihrer Entstehung der Befestigungsstelle der Mutter auf dem Stiel entsprach, d. h. mit der Stelle, wo die Abschntirung von der Mutter sich vollendete. Nach Hertwig sollen sich nun die Schwärmer von Ep he Iota gemmipara, wie schon oben bemerkt wurde, mit einer am Vorderende der Bauchfläche gelegenen Stelle festheften (77,31, st). Demnach würden die Regionen der Knospe bei der Befestigung gerade umgekehrt; die vordere, welche nach ihrer Entstehung der apicalen der Mutter entspricht, würde zum Hinterende der neuen Ephelota und umgekehrt. Ich muss gestehen, dass mir das wenig wahrscheinlich vorkommt. Wenn es sich als un- richtig erwiese, so könnte man daran denken, dass die röhrige Ein- stülpung am Hinterende der Sprösslinge mit der Stielbildung im Zusammen- hang steht. Was dann jedoch die von Hertwig geschilderte erste Anlage des Stiels darstellt (s. oben), erscheint recht zweifelhaft. Ohne erneute Untersuchungen dürfte die Frage nicht zu lösen sein. Fraiijont und Robin fanden, dass die Anlieftung und Stielausscheidung der Schwärmer von E. gemmipara mit der Mitte der Ventralseite geschehe. Obgleich namentlich Eobin's Abbildungen diesen Vorgang recht bestimmt darstellen, muss ich ihn doch sehr bezweifeln und wegen der morphologischen Beziehungen von Sprössling und Mutter Hertwig darin zu- stimmen, dass die Befestigung, zum mindesten aber die Stielbildung, an einem der Pole ge- schieht. Was Stein und Entz über die Anheftung bemerkten, wurde schon oben aufgeführt. In der Regel geht der Schwärmer schon nach verhältnissmässig kurzer freier Periode zum sessilen Leben über. So sah Cienkowsky (1855) die Sprösslinge von Podophrya fixa in 20 Minuten in die festsitzende Form übergehen; Claparede und L. beobachteten die Festheftung bei Toko- phrya quadripartita sogar schon 7 Minuten nach der Geburt. Dagegen dauerte die Schwärmperiode bei T. cyciopum einmal eine halbe, andere Male ca. 2 Stunden. Bei Trichophrya epistylidis trat nach Cienkowsky die Verwandlung erst nach 5 — 6 Stunden auf. Hertwig sah einmal einen Schwärmer der Ephelota gemmipara von der Ablösung bis zur Fixation und Annahme der definitiven Form 10 Stunden gebrauchen. Nach Robiu soll dies jedoch gewöhnlich in 5 Stunden geschehen. — Unter Umständen scheint die Schwärm- periode gewisser Formen ganz kurz zu sein. Gewisse Beobachtungen Clap.-L.'s au Tokophr. cothuriiata, Lyngbyei und Acineta patula (H. p. 131 136 und 121) sprechen hier- für; in diesen Fällen hatte sich der Schwärmer ganz dicht neben der Mutter, ja gelegentlich an seiner Austrittsstelle auf derselben festgeheftet und umgewandelt. Den eigenthümlichsten Fall dieser Art fanden die erwähnten Forscher jedoch einmal bei Tokophr. quadrip. Im FestheftUDg und Metamorphose der Schwärmer. 1911 Innern eines grossen Individuums lag ein kleineres mit Tentakeln und ziemlich langem, mehr- fach zusammengebogenem Stiel, eingeschlossen in eine Bruthöble. Obgleich der Fall nicht völlig aufgeklärt scheint, muss ich Clap.-L.'s Deutung vorerst ftir zutreffend halten, dass es sich nämlich um eine endogene Knospe handle , welche unter Verzicht auf freies Umher- schwärmeu ihre Metamorphose eingegangen habe. Bei dieser Gelegenheit erinnern wir an Keppcn's Beobachtung über eine Ac. papillif. im Gehäuse einer anderen (s. o. p. 1895 Anm.l. Wenn der Schwärmer zur Ruhe gelaugt, stellen die Cilien zuuäcbst ihre Bewegungen ein oder schlagen doch nur noch ganz schwach. Bevor sie aber verloren gehen, treten gewöhnlich die ersten Tentakel auf (78, le, 6c). Letztere erscheinen ziemlich plötzlich als Auswüchse der Körperoberfläche; genaue Ermittlungen über ihre Bildung fehlen bis jetzt noch gänzlich. Das bald eintretende Schwinden der Wimpern wird von den meisten Forschern auf Resorption zurückgeführt. Stein (1859, p. 105) bemerkt, dass sie in wenigen Augenblicken bis zum völligen Ver- schwinden zusammenschrumpften. Maupas (1881) sah die Cilieuenden kuglig zusammen- fliessen, worauf die Wimpern pseudopodienähnlich in den Körper eingezogen wurden (78, le). Dennoch halte ich es für möglich, dass die Cilien zuweilen abgeworfen werden. Bei Aci- neta tuberosa sah Entz (1879), wie „die Bewimperung sammt einer feinen Cuticula" ab- gehoben wurde; dies geschehe, wie er angibt, durch die hervorsprossenden Tentakel. Letz- teres scheint mir zweifelhaft, sowie auch seine weitere Angabe, dass diese Tentakelchcn nicht die definitiven seien ; letztere entstünden erst an den beiden Tentakellappen . nach der Ein- ziehung der ersterwähnten. Ich glaube mich zu erinnern, bei den Schwärmern der Trichophrya epistylidis das Abfallen der Cilien bemerkt zu haben; da mir jedoch ge- nauere Aufzeichnungen fehlen, ist die Sache nicht genügend sicher. Nach Keppen (884) sollen die Cilien bei Ac. papillif. in Körnchen zerfallen. Bei den mit zahlreichen Tentakeln ausgerüsteten Formen treten am Sprössling gewöhnlich sofort eine grössere Zahl dieser Organe hervor. Dennoch unterliegt es keinem Zweifel, dass zunächst meist weniger entstehen, als die fertige Suctorie besitzt, weshalb im Laufe der Weiter- entwicklung succesiv neue Tentakel gebildet werden müssen. In dieser Hinsicht erscheint von besonderem Interesse, dass Zenker (1866) bei den kleinsten Individuen von Tokophrya cothurnata nur einen einzigen Tentakel fand. Dasselbe gilt nach Aime Schneider für die kleinsten Stylocometes; der erste Tentakel hat hier eine ganz bestimmte Stellung, er hndet sich nämlich stets am einen Ende des etwas elliptischen Körpers, was lebhaft au die Lage des einzigen Tentakels von Hypocoma erinnert. Für die successive Entstehung spricht ferner Fraipont's Mittheilung, dass die Saugröhren am festgehefteten Schwärmer der Ephelota gemmipara erst beträchtlich später wie die Greiftentakel auftreten und zwar zeigen sich zuerst 2, dann treten noch 2 weitere hinzu und später eine grössere Zahl. Es ist ferner ziemlich deutlich wahrzunehmen, dass die Tentakel anfänglich auch bei denjenigen Arten ziemlich gleichmässig über die gesammte Körperoberfläche zerstreut sind, wo sie sich später auf gewisse Stellen (Tentakellappen) beschränken. Dies folgt z. Th. recht klar aus den Schilderungen kleiner Exemplare solcher Acineten und Toko- phryen. Am Schwärmer der Trichophrya epistylidis sah 1912 Suctoria. Btitsclili die Tentakeln zunächst ganz un regelmässig über die Ober- fläche zerstreut (78, ßc) und dieser Zustand ist noch bei jjleinen Individuen mit schon recht langen Tentakeln erhalten. Auch Engelmann (uned. Skizzen 1861) und Bück (1884) beobachteten dies bei der Umwandlung des Schwärmers einer Trieb ophrya.*) Erst später müssen sich daher die Tentakel auf die entstehenden Lappen concentrircn. Das Gleiche beobachtete Kent an den festgehefteten Schwärmern der Dendro- soma radians. Später wächst nahe dem Rand ein einziger Tentakel- lappen hervor, auf dessen Ende sich ein Tentakelbüschel entwickelt (78, 7 c). Dieser Lappen erhebt sich allmählich unter Verzweigung zum ersten Ast der jungen Dendrosoma, so dass hier die successive Ver- mehrung der Tentakel und Lappen ganz klar ist. Ueber die Stielausscheidung ist wenig zu bemerken. Sie geschieht meist ziemlich rasch. Nach Claparede-L. schied ein festgehefteter Schwärmer von Tokophrya quadripartita in 6 Stunden einen Stiel von lV2facher Länge des Weichkörpers aus. Aehnliche Beobachtungen liegen noch mehrere vor. Fraipont will beobachtet haben, dass die Schwäiiner von EphelotaBenedenii sich gelegentlich auch auf leeren Stielenden ihrer Artgenossen ansiedeln und erklärt sich so das Vorkommen sehr kleiner Individuen auf ungemein dicken Stielen. Wie wir schon oben sahen (p. 1888), hat dies jedoch wohl häufiger eine andere Ursache. Da das Historische über die Verwandlung der Schwärmer und die sog. Acinetcntheorie Stoin's schon im histo- rischen Abschnitt ausführlich dargelegt wurde, verweisen wir darauf. 5. Gelegentliche Verwaiidluno" des ganzen Individuums in einen Scliwiirmer. Hertwig (1876, p. 78 Anmerk.) beobachtete zuerst genauer, dass Individuen von Podophrya fixa gelegentlich die Tentakel einziehen, Cilien entwickeln und in Gestalt eines Schwärmers zum freien Leben übergehen. Zuvor hatte schon Engel mann (1862, p. 361 Anmerk.) Aelmliches an einer stiellosen kleinen Suctorie (Sphaerophrya oder Podophrya) wahrgenommen, doch nicht eingehender dargestellt. Endlich gehören hierher auch Stein 's Erfahrungen (1859) über die parasitischen Sphaerophryen der Stylonychia Mytilus, welche er, nachdem sie herausgefallen und Tentakeln entwickelt hatten, in Schwärmer übergehen sah. Auch bemerkte er, dass die durch fortgesetzte Sprösslingsbildung stark verkleinerten Embryonalkugeln sich schliesslich in Schwärmer um- bilden, was ja ein analoger Fall ist. Maupas (1876) constatirte das Gleiche häufig für Podophrya libera Pt. , P. Maupasii (= fixa Mp. 1876) und fixa Ehr. (briefl. Mittheil.). Bütschli (1876) *) Dieselbe ist identisch mit der von Stein 1854, Tf. IV. Fig. 28 abgebildeten Form und dürfte wohl von Trichophrya epistylidis verschieden sein; sie wäre daher als Tr. in- fusionum Stein sp. (s. St. 1859, p. 48) zu bezeichnen. — Z. b. d. C. Auch Keppeu (884) fand die jungen Tentakel bei Ac. papillif. anfänglich allseitig auf der Oberfläche; erst später trat Localisation auf die beiden Büschel ein. Die nicht in diese eingehenden sollen eingezogen werden. Umbildung ganzer Individuen in Schwärmer. 1913 sab einmal Metacineta mystacina im Gehäuse in eioen Schwärmer übergehen, doch starb dieser vor dem Austritt ab. Endlich konnte er einmal einen Dendrocometes paradoxus sich in seiner Totalität in einen Schwärmer verwandeln sehen. Interessanter Weise geschieht dies bei dem endogen knospenden Dendrocometes genau in der Weise, wie sich die inneren Knospen bilden, mit dem Unterschied, dass der Ma. N. nicht getheilt wird, sondern ganz in den Schwärmer eintritt, welcher beim Hervortreten nur die Haftplatte und eine kleine verschrumpfte Blase mit einigen körnigen Resten zurücklässt. Wahrscheinlich ist diese Blase die verschrumpfte alte Pellicula (B.). Bütschli bezeichnete deshalb auch den Vorgang als eine Art Häutung. Plate erkannte später bei Dendrocometes (1886) und Stylo- cometes (1888), dass der Uebergang in den Schwärm - Zustand stets eintritt, wenn die Wirthsthiere (Gammarus, Asellus) sich häuten, die Suctorien also gezwungen sind den Ort zu wechseln. Bei der Ver- wandlung von Dendrocometes werden nach Plate die braunen Pig- mentkörnchen stets ausgeschieden; sie sammeln sich zunächst sämmtlich an der Basalfläche unter dem Ma. N. an und finden sich schliesslich in dem blasenförmigeu Rest, welchen der Schwärmer zurücklässt. Auch einige der sog. Tinctinkörner (s. oben p. 1849) werden dabei häufig eliminirt. Wichtig ist, dass bei dieser Metamorphose auch eine neue contractile Vacuole auftritt, gerade wie bei der Knospung (Bütschli, Plate). Da die in Schwärmer übergegangenen Formen stets nur eine einzige besitzen, so dürfte, wie Plate annimmt, die alte Vacuole eingehen*). Den Uebergang der Suctorien in den Schwärmerzustand möchten wir ebenso beurtheilen, wie den entsprechenden Vorgang bei den Vorti- cellinen (s. p. 1576). Wir erkennen darin eine Rückkehr in den ur- sprünglichen bewimperten Zustand, eine Fähigkeit, welche sich die Sprösslinge bei der Fortpflanzung durchaus bewahren. Da sich diese Befähigung, in den phylogenetisch früheren Zustand zurückzukehren, wie bei einem Theil der Sarkodinen und den Vorticellidinen, erhalten hat, so dürfen wir auch vielleicht erwarten, dass gelegentlich dabei noch andere Charaktere wieder auftauchen, welche jenem Zustand eigenthümlich waren. Ebenso ist wohl möglich, dass die Umbildung aus diesem ursprünglicheren Stadium in das fertige zuweilen einen, der phylogenetischen Entwicklung ähnlichen Verlauf nimmt, so dass der Ent- wicklungsgang des Schwärmers zur fertigen Suctorie Aufschlüsse über die Phylogenese an die Hand geben kann. Auf diese Verhältnisse soll im Kapitel über die Verwandtschaft der Suctorien eingegangen werden. Bei Metacineta mystacina beobachtete ich mehrfach, dass der Körper (mit gut ent- wickelten Tentakeln versehen) aus dem Gehäuse hervorkroch und auf dessen Ai)ex sitzen blieb. Weitere Verfolgung solcher Zustände glückte nicht. Vielleicht handelte es sich um den Be- ginn der Metamorphose zum Schwärmer. *) Z. b. d. C. Keppen (884) beobachtete den uebergang des ganzen Individuums in einen Schwärmer nach dem Modus der inneren Knospung neuerdings auch einmal bei Toko- phrya quadrip. Die Tentakel schwanden dabei. 1914 Suctoiia. (), Coiiju^ittioii, Seit Stein 1849 Coujugationsznstände bei Podophrya beob- achtete, wurden sie noch vielfach und bei zahh-eichen Arten gefunden. Da eine Uebersicht der bis jetzt vorliegenden Angaben die wohl all- gemeine Verbreitung des Vorgangs am besten erläutern wird, lassen wir eine solche folgen. Siebold bestätigte 1851 die Conjugation der Suctorien und vermuthete , dass sie die Scliwärmerbildung veranlasse. Für Podojihrya fixa erweiterte Stein seine früheren Beob- achtungen 1854 und 1867. Die Conjugation wurde ferner erwiesen bei Tokophrya quadri- partita (d'üdekem 1856, Clap. und L. 1858—61, Stein 1867, p. 68); bei Tok. Pyrum (Clap. und L.) ; T. Cyclopuin (= phryganidarum Stein 1867, = moUis KentlSSl; der von K. beschriebene angebliche Theilungszustand, bei welchem der neue Stiel der einen Theil- liälftc aus zwei Tentakeln (!) entstehen sollte, war nämlich wohl sicher eine Conjugation). Ferner Acineta Lemnarum Stein (1867); Ac.patula (Clap. und L. 1858 — 61, Fraipont 1S78, A. divisa); A. vorti c eil oides (Fraipont 1878); A. tuberosa (Fraipont 1878); ? Ac. livadiana Mer. (wahrscheinlich Slack 1864); Ac. papillifera (Keppen 884); Metacineta mystacina (Lieberkühn 1855 uned., Clap. und L. 1858, p. 229); Dendrocometes para- doxus (Wrzesniowski 1877, Aime Schneider und Plate 1886); Stylocometes (Plate 1888). Wir bezeichneten die Vereinigungen zweier Suctorien durchgehend als Conjugationen , entsprechend denen der Ciliaten und im Besonderen entsprechend der partiellen Conjugation, da Copulationen, obgleich mehrfach behauptet, noch nirgends sicher erwiesen wurden. Wenn auch das Vorkommen der Copulation keineswegs ganz geleugnet werden soll, so kann ich es doch nicht als erwiesen ansehen. Nur die häufig beobachteten Verbindungen zweier oder mehrerer dimorpher Individuen der Ophryodendren könnten in diesem Sinne aufgefasst werden, wenn sich v. Koch 's Deutung derselben bestätigte. Bekanntlich er- klärten die früheren Beobachter jene Verbindungen der Ophryoden- dren einstimmig für Knospnngen; v. Koch's Beobachtungen haben diese Ansicht zwar etwas erschüttert, jedoch nicht genügend widerlegt. Wir glauben hier am Besten auf die Frage nach der Bedeutung der dimorphen Individuen der Ophryodendren eingehen zu können, da Koch, wie gesagt, wahrscheinlich zu machen suchte, dass sie mit einander copuliren. Schon dieersten Beobachter der Ophryodendren, Claparede- L. undWright, fanden neben einander zweierlei Individuen, rüsseltragende (A, 79, 3a) und wurmförmige (B, 79, 3d), welche wegen ihres gemeinsamen Vorkommens und ihrer sonstigen offenbaren Uebereinstimmung wenigstens von Cl.-L. anstandslos zu derselben Art gezogen wurden. Die genannten Beobachter bemerkten auch, dass gelegentlich ein Individuum B dicht neben der Rüsselbasis auf der apicalen Region eines A aufsass, ganz ähnlich einer freien Knospe (6c). Dennoch hielten sich Clap.-L. nicht zum Schlüsse be- rechtigt, dass die Individuen B durch Knospung aus A entständen, ob- gleich sie die Fortpflanzung der rüsseltragenden Individuen durch freie Knospung behaupteten. In diesem Fall glaubten sie sich jedoch über- zeugt zu haben, dass die Knospen schon eine Rüsselanlage besassen. Conjugation (Vorkommen; Frage nach Copulation, spec. bei OphryodendronX 1915 also direct wieder zu Individuen A würden. Da nach ihnen Nie- mand einen solchen Kuospungsproeess beobachtete, scheint mir kaum fraglich, dass die Angabe irrig sein dürfte, d. h. dass die vermeintlichen Knospen von der Form A wohl nur stark contrahirte Individuen B gewesen sind. — Auch Wright (1859) blieb zweifelhalt, was er von den Individuen B halten sollte. Er kam zum Schluss, dass sie ent- weder durch Knospung aus A entständen oder Parasiten und dann wohl Gregarinen seien. 1861 konnte er mittheilen, dass 1 — 4 solcher Individuen B gleichzeitig auf einem Individuum A vorkämen (0. Sertu- lariae), und nun deutete er sie bestimmter als Knospen. Der Knospungs- lehre sehloss sich 1873 auch Hincks für 0. peclicellatum an; nach ihm sollten die Individuen B sowohl aus A wie aus B hervorknospen können. Ebenso erklärten sich auch Fraipont, Kent und Gruber für die Knospungshypothese. Fraipont hält die Unterscheidung zweier dimorpher Individuen der Ophryodeudren für ungerechtfertigt, da er auf wenig beweisende Argumente die Ansicht gründet, dass die Form B nur der Jugendzustand von A sei. Wie gesagt, lassen sich weder in den Er- fahrungen der früheren wie der späteren Forscher Anhaltspuncte finden, welche diese Auffassung einigermaassen unterstützten. Nur Claparede- L. behaupteten, dass man alle L'ebergänge zwischen den beiden Formen finde, ohne dies jedoch eingehender zu begründen. Ihre Angabe bezieht sich vielleicht nur auf die äussere Gestalt. Aus Kent's Beobachtungen heben wir hier nur hervor, dass er auch bei Ophr. multicapitatum Kt. gelegentlich 3 Knospen oder Individuen B auf einem A fand (4). Bei Ophr. trinacrium Gr. sp. fand Grub er die Form B (5b) stets dicht über dem Stiel von A befestigt, also basalwärts, während sonst, wie gesagt, eine apicale Befestigung in der Nähe der Rüsselbasis die Regel bildet. Zu der schon von Wright angedeuteten Parasitenlehre, kehrte nur Robin (1879) zurück. Ihm galten die Individuen B (0. Sertulariae) als „parasitische Würmer", welche den „larves filariennes'' vieler Nematoden am ähnlichsten seien. Eine solche Behauptung konnte nur das Resultat ganz unzureichender Beobachtungen sein und war durch von Koch's mehrere Jahre ältere Erfahrungen völlig widerlegt. Dieser Forscher hatte zuerst die Kernverhältnisse der Individuen B verfolgt und ge- funden, dass sie einen Ma. N. enthalten; bei den auf A bclestigten Individuen war der Kern bald deutlich von dem des A gesondert (6 c), bald hingegen ein Anhang desselben A (6d). Hingen die Kerne zusammen, so war das Individuum B nur ein kurzer knospenartiger rundlicher Aus- wuchs von A und das Plasma beider war continuirlich. Von solchen Zuständen ausgehend, fanden sich alle Zwischenstufen in der Streckung und Sonderung des B von A, und Hand in Hand damit auch ihrer Ma.- N. Man sieht also, diese Zustände lassen sich ganz wie eine allmähliche Hervorknospung der Individuen B aus A auffassen, wie es auch Fraipont that, welcher sie theihveise bei seinem 0. belgicum bestätigte. — V. Koch neigt dagegen zur Ansicht, dass sie in umgekehrter Reihen- 1916 Suctoria. folge, nämlicli als eine fortschreitende Verschmelzung von R mit A, unter Vereinigung der Ma. N., aufzufassen seien. Seine Gründe scheinen mir nicht ganz ausreichend. Einmal betont er, dass er nie Individuen B finden konnte, welche einen kurzen, in Bildung begriffenen Stiel hatten, was doch zu erwarten wäre, wenn sie sich als ungestielte Knospen von A ablösten. Letztere Voraussetzung ist jedoch insofern etwas fraglich, als Robin häufig gestielte B auf A beobachtete. — Zweitens finde man nie B, welche in Entwicklung zu A begriffen seien. Es scheint mir aber keine Bedingung der Knospungshypothese zu sein, dass die Form B in A übergehe , vielmehr deutet wohl Alles darauf hin , dass es sich um zweierlei dimorphe Individuen handelt. Bedenklich macht mich namentlich auch die Erfahrung, dass bei den übrigen Suctorien, wie gesagt, die geschlechtlichen Verjüngungsprocesse partielle Conjugationen sind, während es sich hier entschieden um einfache Copulation handelte, wenn Koch 's Deutung richtig wäre. Wir wissen jedoch , dass bei den Ciliaten gelegentlich auch echte Copulation neben Conjugation vorkommt; aus- zuschliessen wäre die erstere daher auch bei den Suctorien nicht. Gegen die Knospungslehre spricht namentlich , dass bei ihrer Annahme zweierlei wesentlich verschiedene Fortpflanzungsvorgänge bei Ophryo- dendron vorkämen, wofür keine andere Suctorie sichere Analogien bietet. Doch ist auch dieser Umstand nicht so gewichtig, da ja Ophryodendron auch die einzige Gattung mit dimorphen Individuen ist. Ohne Analogie wäre ferner, dass die freien Knospen nicht in den Sehwärmerzustand über- gingen. Doch spinnen wir diese, bei der UnvoUständigkeit der Beobachtungen doch resultatlosen Erwägungen nicht weiter aus. Hätte sich einer der Beobachter bemüht, die angeblichen Knospen längere Zeit fortdauernd zu verfolgen, so wäre wohl die langathmige Erörterung unnöthig geworden. Hoffentlich wird dies bald nachgeholt. Während Stein ursprünglich (1849) von totaler Verschmelzung der conjugirten Podo- phryen sprach, erblickte er 1 854 in den Syzygien nur eine Vereinigung zweier oder mehrerer Individuen, „die äusserlich bleibt , den eigentlichen Herd der Individualität gar nicht berührt und sich am allerwenigsten auf die Nuclei erstreckt" (p. 162). Dieser Ansicht traten Clapa- rede und Lachmann energisch entgegen; die Conjugation führt nach ihnen zu wirklicher Ver- einigung der beiden Leiber, unter Kückbildung des Intcgumentes an der Verbindungsstelle, und zu directer Continuität der sog. Leibeshöhlen (Entoplasma). Dass sie die totale Verschmelzung zweier Individuen sicher beobachtet hätten, lässt sich schwerlich behaupten. Ernstlich kommt nur der bei Tokophrya Pyrum beschriebene Fall, in Betracht, wo sie ein äusserlich ganz verschmolzenes Paar beobachteten, welches sich durch 2 Stiele, 2 contractile Vacuolen und 2 Ma. N. als eine Syzygie darstellte. Ganz zweifelhaft ist jedoch die Behauptung, welche Stein (1867, p. 140) später auf diese Beobachtung gründete; dass nämlich die Ma. N. in diesem Fall thatsächlich verschmolzen seien. Bei der Weiterverfolgung jener Syzygie sahen Claparede-L. später eine Brutliöhle mit 8 Schwärmern auftreten, die sie natürlich aus den Nuclei ableiteten. Dennoch behaupteten sie selbst nicht, dass die beiden Kerne zuvor verschmolzen seien. Dies betonte erst Stein (1. c). Dass aber die Bruthöhle mit den Embryonen zunächst nichts für oder gegen die Verschmelzung der Ma. N. beweist, ist nach unseren heutigen Erfahrungen klar. 1867 (s. p. 68 und 140) behauptete Stein ganz allgemein, dass die Conjugation, entgegen seiner früheren Ansicht, stets zu totaler Fusion der beiden Individuen führe. BeiPodophrya fixa verschmölzen nicht nur die Körper völlig, sondern auch die beiden Ma. N., was er selbst Copulation (Ophryodendron etc.) uiul Oonjugation (Art der Vereinigung). 1917 beobachtet habe (p. 68). Diese Angabe dehnte er auf sämmtliche beobachtete Conjugationen aus. Die Copulation erklärte er für einen Geschlechtsact, in dessen Folge die eigentlichen Embryonen, d. h. die kleinen Schwärmer Claparede-Lachmann's, entwickelt würden; letztere entsprächen daher den sog. Embryonen der Ciliaten. Die vorstehenden Erwägungen zeigten, dass Copulationen bis jetzt nicht mit genügender Sicherheit erwiesen sind. Dagegen ist für die Dendrocometinen sicher, dass ihre Oonjugation im Wesentlichen wie die partielle der Ciliaten verläuft, woraus wohl geschlossen werden darf, dies gelte auch für die übrigen , nicht genauer untersuchten Conju- gationen. Art der Vereinigung. Die Paarlinge vereinigen sich meist mit den Seiten oder den apicalen Körperregionen und verschmelzen auf eine kürzere oder längere Strecke. Die gestielten Arten und Metacineta müssen sich dabei natürlich mehr oder weniger gegen einander neigen, be- sonders dann, wenn die Vereinigung mit den Scheiteln geschieht (78, lf,4d). Auch auf die Stiele und Gehäuse dehnt sich diese Zusaramenneigung nicht selten aus. Bei Podophrya fixa scheint sich nach Stein (1854) gelegentlich auch ein gestieltes mit einem stiellosen Individuum zu ver- einigen, doch bedarf dies genauerer Erforschung. In eigenthümlicher Weise vereinigen sich die Dendrocometinen, da sie sich nicht mit dem eigentlichen Körper, sondern mit den Ten- takeln (Stylocometes) oder mit rudimentären Armen (Dendrocometes) ver- binden. Bei Stylocometes wächst an jedem der benachbarten, zur Conjugation schreitenden Individuen ein Tentakel zu abnormer Dicke und Länge aus. Dass es wirklich ein solcher ist, erkennt man an dem Kanal, welcher anfänglich noch gut erhalten ist und an der endständigen Oeflfnung. Die beiden einander zustrebenden Tentakel stossen schliesslich mit den freien Enden aufeinander und verschmelzen zu einer mehr oder weniger langen Brücke zwischen den beiden Paarungen. Plate beobachtete auch, dass zuweilen 3 benachbarte Individuen durch 2 Brücken vereinigt waren , dass also auch multiple Conjugation, ähnlich wie bei den Ciliaten vorkommt. — Bei Dendrocometes sind die Conjuganten durch eine ähnliche, theils kurze, theils recht lauge Brücke verbunden; dies hängt wie bei Stylocometes natürlich von der Entfernung der festsitzenden Paarlinge ab. Mit Aime Schneider möchte ich annehmen, dass die Brücke aus zwei kurzen, unvollständigen Armen entsteht. Sicher ist, dass jeder Paarling gewöhnlich die Hälfte der Brücke liefert, da letztere in der Regel von einer zarten queren Linie mitten durchzogen ist, welche die Vereinigungsstelle andeutet. Plate erklärt diese Linie für eine zarte „Hautschicht'' des Plasmas, welche an den Conjugationsarmen entstehe. Mir scheint dies w^enig wahrscheinlich, zum mindesten, dass gerade an den Conjugationsarmen eine solche Haut- schicht gebildet werde, welche dem übrigen Körper fehle. Ich möchte die Linie eher für die an der Vereinigungsstelle noch nicht gänzlich zerstörte Peliieula halten, welche später allmählich vergeht. Während nämlich 1918 Suctoria. Schneider augibt, dass die Treiinungslinie in der Brücke stets erhalten bleibe, beobachtete Plate jedenfalls richtiger, dass sie allmählich schwindet und das Plasma beider Arme verschmilzt. Wenn dies ge- schehen ist, soll die früher gut sichtbare Hautschicht der Arme undeut- lich oder doch schwächer werden. Die thatsächliche Verschmelzung des Plasmas beweisen auch die schwachen Strömungen in der Vereinigungs- brücke, wodurch Körnchen der einen Hälfte in die andere geführt werden und umgekehrt. Auch bei Stylocometes ist nach Plate 's Untersuchungen an der Fusion nicht zu zweifeln. Für Tokophrya Pyrum bewiesen schon Claparede-L. das Gleiche. Bei Dendrocometes scheint es selten vorzukommen, dass nur das eine Individuum einen kurzen Con- jugationsarm aussendet, welcher auf die Körperoberfläche des anderen stösst und mit ihr verschmilzt. Dies ereignet sich wohl nur dann, wenn zwei dicht zusammensitzende Exemplare conjugiren. Plate will die Coiijugationsarmc nicht als wirkliche Arme anerkennen, liauptsächlicli desLaib, weil ihnen die „streifige Dift'erenzirung", d. h. die Kanäle, fehlen. Mir scheint dies nicht liinreichend beweisend zu sein. Jedenfalls handelt es sich nur um kurze, unvoll- ständig entwickelte Arme, welche nur einen oder wenige Kanüle besitzen; dass sie ihnen später, nach der Vereinigung, fehlen, beweist nichts, da die Kanäle auch an Jen Vereiniguugs- tentakeln von Stylocometes eingelien, wie Plate selbst zeigte. Ich halte daher Schneid er 's Ansicht fiir wahrscheinlicli, namentlich wegen der Analogie mit Stylocometes. Die Lösung der Syzygien wurde bis jetzt noch nicht direct beobachtet; doch sah Plate bei Dendrocometes Zustände, welche darauf hin- zuzielen schienen; die Vereinigungsbrücke war in der Mitte eingeschnürt, so dass ihre Zerreissung bevorzustehen schien. Für Stylocometes gibt er die Lösung der Syzygien durch Zerreissen der bedeutend verschmälerten Brücke bestimmt an. Jedenfalls trennen sich aber die Paarlinge in der angegebenen oder einer ähnlichen Weise — die Conjugation ist also sicher eine partielle — ■ denn man findet die getrennten Individuen mit den charakteristischen inneren Zeichen stattgehabter Conjugation häutig genug neben einander. Ohne vollständige Daten zu besitzen, schätzt Plate die Vereinigungs- dauer bei Dendrocometes auf ,, mindestens circa 2 Tage". Innere Vorgänge bei der Conjugation. Hierüber gaben uns nur Plate's und Aime Schneid er 's Untersuchungen andeuDendro- cometinen einigen Aufschluss (abgesehen von Stein 's früheren An- gaben über Verschmelzung der Kerne, die, wenn sie z. Th. richtig sein sollten, überhaupt nicht hierher, sondern auf Copulation zu beziehen wären). Leider sind die vorliegenden Mittheilungen noch recht aphoristisch und in vieler Beziehung ohne Zweifel unvollständig. Dennoch scheinen sie mir in hohem Grade wahrscheinlich zu machen, dass die Vorgänge im Prin- cip denen der Ciliaten entsprechen. Voraus ist jedoch zu betonen, dass beide Forscher die Existenz eines Mi. N. bei den Dendrocometinen leugnen, weshalb sie die beobachteten Erscheinungen als Belege für den Verlauf einer Conjugation ohne Mithülfe solcher Kerne betrachten. Ich erachte Conjugation (Vereinigung und Lösung; innere Vorgänge). 1919 hingegen die Niebtexistenz der Mi. N. bei diesen Siietorien noch als zweifelhalt und halte es vielmehr für wahrscheinlich, dass auch ihnen solche Kerne zukommen, da sie bei einer Reihe anderer Arten erwiesen sind. Bei beiden Gattungen zerfallt der Ma. N. während der Conjugation, respect. auch gelegentlich erst nach der Lösung der Syzygie, in mehr oder weniger zahlreiche Fragmente, wie bei vielen Ciliaten. Bei Den- drocometes wächst der Kern vor dem Zerfall lang bandförmig aus, zeigt Einschnürungen und Anschwellungen, jedenfalls Anzeichen der Fragmentation , wie sie bei vielen Ciliaten geschildert wurden. Gleich- zeitig wird er auch längsfasrig. Nach Plate's Untersuchungen geht der Fragmentation bei Stylo- cometes eine eigenthümliche Annäherung der Ma. Ni. voraus. Sie treten in die Vereinigungsbrücke der Conjuganten ein, ohne sich jedoch zu berühren oder gar zu verschmelzen. Nach einiger Zeit kehren sie wieder in die Körper der Paarliuge zurück ; doch blieb ihre Structur während des Vorgangs unverändert. Nach vollendetem Zerfall der Ma. N. und nach der Trennung der Paarlinge, zeigt sich zwischen den Bruch- stücken des alten Ma. N. die Anlage eines neuen. Aime Schneider wie Plate nehmen an, dass er aus dem alten hervorgehe, doch gehen ihre Ansichten über den Vorgang seiner Neubildung für Dendrocometes stark auseinander. Ich halte es für unerwiesen, dass der neue Ma. N. aus den Fragmenten oder auch nur aus der Substanz des alten entsteht. Wie bei den Ciliaten dürfte er auch hier viel wahrscheinlicher aus dem vermuthlich nur übersehenen Mi. N. entstehen und die Bruchstücke des alten an seiner Bildung gar nicht theilnehmen. In dieser Auffassung stimme ich sowohl mit Balbiani, welcher diese Vermuthung ge- legentlich schon äusserte (810) wie mit Maupas (briefl. Mittheilung) überein. Naturlich liann sicL diese Vermuthung vorerst nur auf die sonstige grosse Uebereiiistim- inung zwischen Ciliaten und Suctorien stützen. Doch darf und muss auch betont werden, dass die von Schneider und Plate vertretene Ansicht durch die Thatsachen bis jetzt ganz ungenügend begründet ist. Nach Sehn ei der 's Darstellung wachsen bei Dendrocometes 2 bis 3 der Bruchstücke des alten Ma. N. allmählich stärker aus wie die übrigen, welche all- mählich resorbirt werden sollen. Durch Verschmelzung dieser vergrösserten Stücke entstehe der neue Ma. N. Dass eine solche Verschmelzung wirklich eintritt, erweist jedoch weder die ganz kurze Erwähnung des Vorgangs im Text, noch thuen es die Abbildungen. Dagegen zeichnet Schneider in einem der Conjuganten (s. Fig. 5, Taf. XX) drei sehr deutlich spindelförmige, längsgestreifte Körper, welche auffallend an Mi. N.-sjMndeln er- innern. Bei Stylocometes hingegen erklärte Schneider später wieder die Frage nach der Herkunft des neuen Ma. N. für eine offene. — Aehnlich wie Schneider lässt Plate den neuen Ma. N. von Stylocometes aus der Verschmelzung sämmtlicher Bruchstücke des alten ent- stehen. Doch wird diese Ansicht so kurz und ohne Belege durch Abbildungen dargestellt, dass von ihrem Beweis keine Eede sein kann; sie erscheint vielmehr als eine auf recht unvollständiger Thatsachengrundlage basirte Vermuthung. Gegen sie sprechen auch Schneid er's Beobachtungen an Stylocometes, deren schon bei früherer Gelegenheit (Tinctinkörper, s. p. 1850) gedacht wurde. Verschiedene Zustände, welche er abbildet, machen es wahrscheinlich, dass der neue Ma. N. zuweilen schon vorhanden ist, bevor der alte zeriiel, weshalb er nicht aus den Fragmenten des letzteren entstehen kann (B.). — Ebenso 1920 Suctoria. inuss ich Plate's Ausiclit über die Eutsteluing des neuen Ma. N. bei Dendrocometes be- urtlieilen. Im Gegensatz zu Schneider nimmt er an, dass sämmtliche Bruchstucte des alten Kernes allmählich aufgelöst wurden , was ja auch wohl der Fall ist. Der neue Ma. N. soll durch Ausscheidung der gelösten Substanz des alten entstehen, ähnlich wie ein Krystall aus seiner Lösung. Auch diese Ansicht ist nur eine Hypothese, 'um das nicht näher ermittelte plötzliche Entstehen des neuen Ma. N.]^zu erklären, eine Hypothese ferner, welche äusserst unwahrscheinlich ist. Einmal sprechen gegen sie alle vertrauenswertheu Erfahrungen bei den Ciliaten und zweitens ist es, wie wir schon früher darlegten, in hohem Maasse unwahrschein- lich, dass die Nucleussubstanz (resp. das Chromatin) einfach aufgelöst und wieder ausgeschieden werden könne. Eine solche Ansicht bedürfte doch ganz anderer Belege, bevor sie annehmbar erschiene. Wir bemerken noch, dass Plate gelegentlich auch die Zerstörung (Auflösung) des alten Ma. N. ohne Fragmentation bei der Conjugation des Dendrocometes beobachtet haben will. Z. b. d. C. Mit der eben vorgetragenen Auffassung der Conjugationsvorgänge stimmen Keppen's Beobachtungen an Ac. papillifera sehr gut überein. Einmal ist auch hier die Conjugation eine partielle mit vorübergehender Fusion, ferner fand K. neben den noch un- zerfallenen oder auch den schon fragmentirten Ma. Ni 1 — 2 Mi. N. -spindein. Die Ma. N. wachsen lang und vielfach verschlungen bandförmig aus und zerfallen dann in zahlreiche Fragmente. In den aus der Conjugation hervorgegangenen Thieren finden sich neben den zahlreichen Fragmenten des alten Ma. N. noch 2 — 4 (oder mehr) schwächer färbbare Körper, welche die Erzeugnisse der Mi. N. sein dürften. Endlich fanden sich auch E.xemplare mit einem grösseren, schwächer färbbaren Körper, dem neuen Ma. N. , neben zahlreichen Frag- menten des alten und zuweilen auch einigen kleineren, schwächer tingirbaren Körpern ; letz- tere dürften neue Mi. Ni sein (wenigstens z. Th.; B.). 7. Eneystiruua; (Ruliezustaiid). Bis jetzt wurde die Encystirung nur in wenigen Fällen (Podophrya, ?Sphaerophrya, Ephelota, 'PTrichophrya) verfolgt*), obgleich sie sicher weiter verbreitet sein wird. Vermehrung in der Cyste wurde nie beobachtet, wie denn auch die Umstände, unter welchen man den Cysten begegnete, soweit sie genauer bekannt sind, für ihre Auffassung als Dauer- Cysten sprechen. Dass Vermehrungs-Cysten den Suctorien ganz fehlen, ist demnach wahrscheinlich, da auch die Fortpflanzungs weise der meisten diese Ansicht unterstützt. Was über die veranlassenden Bedingungen der Encystirung gelegentlich mitgetheilt wurde, lässt wenigstens vermuthen, dass sie im Allgemeinen die gleichen sind wie bei der Dauercystenbildung der Ciliaten. Die Cysten sind einfach kuglig bis ellipsoidisch (Ephelota) oder am einen Pol stielartig ausgezogen (Podophrya, ? Sphaerophrya). Dieser Stiel scheint sicher eine Neubildung, nicht etwa jener der Podophrya zu sein; Cienkowsky (1855) gibt dies für Podophrya fixa be- stimmt an, da der frühere Stiel zuweilen noch an der Cyste zu bemerken ist. Dafür spricht ferner, dass die selten und dann ganz kurz gestielte Podophrya libera stets gestielte Cysten bildet (76, 13d), ganz ähnlich jenen der P. fixa (Carter 1865, Maupas 1876, s. 76, 9c). Auch Sphaero- phrya zeigt höchst wahrscheinlich das Gleiche, denn die von Engel- *) Z. b. d. C. Koppen (884) beobachtete sie auch, jedoch selten, bei Acin. papillifera. Encystirung. 1921 mann (1862) in Stylonychia Mytilus neben parasitischen Sphae- rophryen beobaebteten Cysten (76, 14 d) gehören wohl zu dieser Sphaerophrya. E. hielt sie für gefressene Cysten der Podopbrya fixa; mir scheint dagegen die vorhin ausgesprochene Ansicht aus folgenden Granden richtiger; einmal giht sie Engeluiann auf seinen Skizzen stets in Gegenwart von Spliaerophryen an und dann werden in den Stylo- nycliien melirfacli in Bildung begriffene, unfertige Cysten gezeichnet. Letzterer Umstand scheint mir entscheidend zu sein. Gestielt wären zuweilen auch die Cysten der Trichophrya, welche Bück (1884) unter dem Namen Acineta gelatinosa beschrieb, wenn es erlaubt ist, die sog. umhüllten ,,acinetineDartigen Zustände" Bück 's als Encystirungen anzusehen, was ich für sehr wahrscheinlich halte. Die Cysten von Ephelota gemmipara sitzen dem Stiel der Suctorie auf (77, 3b); ähnlich verhielt sich die einer unbestimmten Ephelota oder Tokophrya, welche van Beneden (bei Fraipont) beobachtete. Die meisten Forscher schreiben den Cysten eine einzige Hülle zu. Nur Cienkowsky spricht bei Podopbrya fixa von einer zweiten inneren Membran, welche dem kugligen Weichkörper dicht aufliege. Unmöglich wäre eine solche Entocyste nicht, obgleich vorerst nicht sehr wahrscheinlich. Die Hülle ist bei Ephelota gemmipara ziemlich dick, wohl mehr gallertig, innerlich glatt, äusserlich körnig rauh (Hertwig 1876), was vielleicht von anklebenden Fremdkörpern herrührt (B.), wie sie Frai- pont auf der Cyste der sog. Podophr. truncata (wohl sicher = Ephe- lota pusilla Koch = coronata Wr.) reichlich beobachtete. Dick, sowie deutlich geschichtet war auch die Hülle der oben erwähnten, un- bestimmten Ephelota oder Tokophrya. — Dagegen ist sie bei Podo- pbrya und Sphaerophrya membranös und massig dick. Abgesehen von dem hohlen Stiel, welcher eine directe Fortsetzung der Membran ist und dem Basalpol der Podopbrya entspricht, ist die Cyste durch eine Anzahl aequatorialer Reifen ausgezeichnet, welche scharf vor- springen, während die zwischen ihnen liegenden Membranringe concav eingesunken sind (s. Tf. 76). Die Reifen sind wahrscheinlich stärker ver- dickte Partien der Membran, was bei Pod. libera direct ersichtlich scheint. Condensirt sich dann der Weichkörper in der Cyste, so sinkt die Mem- bran zwischen den Reifen concav ein (B.). Die Zahl der Reifen ist recht verschieden und scheint systematisch wichtig. Bei P. fixa sind es nur 5 (ähnlich auch bei der vermuthlichen Cyste von Sphaerophrya); bei P. libera finden sich 8 (Maupas) und 14 — 16 bei der wohl identischen Carter 'sehen Form. Podopbrya fixa und die sehr ähnliche Engel- mann'sche Cyste (Sphaerophrya) zeigen noch eine weitere Verzierung, indem die Reifen fein krenelirt sind und zarte meridionale Streifen von ihnen ausgehen, welche bis gegen die Mitte der Zwischenbänder reichen. Bei Pod. fixa (76, 9c) ziehen diese Streifen von den Reifen gegen den Bronn, Klassen fies Thier-Reichs. Pvotozoa. 121 1^22 Suctoria. hinteren Pol (Maupas, briefl. Mittheil.), bei Engelmaan's Cyste um- gekehrt apicalwärts (76, 14 d). Von der Bildung der Cysten wurde wenig bekannt. Cienkowsky betonte, dass die Hülle bei Podophrya iixa anlVinglich gallertig sei und allmählich oberflächlich zu der ([uergereiften festen Membran erhärte. Stein sah die Bildung der Hülle bei dieser Suctorie von der Basis gegen den Scheitel fortschreiten. Während z. B. die basale Hälfte mit dem Stiel und ihren Reiten schon gut entwickelt war, sendete die apicale Region des Weichkih-pers noch Tentakeln aus und konnte höchstens eine gallertige Hülle ausgeschieden haben (7G, 14c). Allmählich schreitet die Bil- dung der Membran apicalwärts fort und in demselben Maasse werden auch die Tentakel eingezogen. Entsprechende Zustände fand auch Maupas bei dieser Art (briefl. Mittheilung). Engelmann beobachtet das Gleiche für die wahrscheinlichen Cysten der Sphaerophrya (s. oben). Selbst wenn nur noch ein ganz kleines Scheitelloch der Cyste offen war, schaute aus demselben ein Fortsatz des Weichkörpers heraus, welcher häufig noch Tentakeln trug. Eine besondere Eigenthümlichkeit beobachtete Carter mehrfach an den Cysten der Podophrya libera ('?); zuweilen trat der Inhalt bald nach der Encystirung wieder hervor und bildete sofort eine neue Cyste, deren Stiel in der leeren Höhle der alten stak. Sonst wurde das Ausschlüpfen der Cysten kaum verfolgt. — In chemischer Hinsicht gilt für die Cystenmembranen der Suctorien jedenfalls das bei den Ciliaten Mitgetheilte. Historisches. Die ersten Siictorienrysten beobachtete W e i s s e (Podophrya) ; während er ursprünglich (1S47) mögliclierweise eine „Puppe" darunter vermutliete, erklärte er sie später für eine besondere, Tiattiing „Orcula"'. — Auch Stein verfolgte 1854 die Encystirung dei Podophrya fixa, hielt sie jedoch fiir einen wahrscheinlich pathologischen Vorgang und wollte daraus schliessen , dass der Podophryenstiel in eine den ganzen Körper beldeidende Hülle übergehe. Erst Cienkowsky (1855) erkannte die wahre Bedeutung der Cysten von Podophrya. Ueber die späteren Arbeiten wurde schon im Vorhergehenden berichtet. S. System. A. Historisches. Schon Ehrenberg unterschied S Gattungen der Suctorien, von welchen er Acineta anfänglich (1838) als Anhang hei den Bacillariaceae aufführte, obgleich ihm ihre näheren Beziehungen zu Podophrya nicht entgangen waren. Später (p. 316) hielt er es für rich- tiger, Acineta mit der mittlerweile beobachteten Dendrosoma zu einer Familie der Aci- netina zu erheben, welche zwischen die Bacillariaceen und Vorticellinen zu stellen wäre. Vielleicht Hesse sich auch Podophrya zu dieser Familie ziehen; er führte die letztere (iat- tung jedoch noch unter den Enchelina (Familie der Enterodela = Ciliata) neben Actino- phrys auf. Dujardin (1841) hielt den von Ehren berg schon im Wesentlichen aufgegebenen An- schluss der Suctorien an Actinophrys aufrecht. Er stellte daher die ?> erwähnten Gattungen in seine Familie der Actinophryens, welche neben den Familien der Amibiens und Khizo- podes seine 2. Ordnung der Infus, asymmetriques bildete. Podophrya zog er sogar als Synonym zu Actinophrys. — Siebold (1845) führte die Suctorien in seinem System der System. 1923 Protozoen nicht auf. — Wie in vieler anderer Hinsicht schloss sich Perty (1852) innig an Dujardin an. Er adoptirte dessen Familie der Actinoi^hryans unter Wiederherstellung der Gattung Podophrya, reihte die Familie jedoch als Sectio I. seinen Ciliaten unter. Jedenfalls darf man deshalb nicht behaupten , dass er die innigeren Beziehungen der Ciliaten und Suc- torien richtig herausgefühlt habe. — Wie aus der historischen Einleitung bekannt ist, machte Stein's Acinetentheorie (1849 — 54) die selbstständige Existenz der Gruppe einige Zeit zweifel- haft. Seit Claparcde-L.'s Forschungen (1856 — 61) war jedodi diese Periode überwunden. Cl.-L. erhoben die Gruj^pe zu einer besonderen Ordnung der Suctoria unter den Infusoria, welche sie neben jene der Ciliata stellten ; daran schlössen sich die beiden weiteren Ordnungen der Cilioflagellata und Flagellata. Die Zahl der Gattungen wurde auf 8 erhöht. Ein Bedürfniss zur Errichtung von Familien scliien ilinen einstweilen nicht vorzuliegen, obgleich sie hierüber einige Andeutungen machten. Die neuentdeckte ürnula zogen Claparöde und L. zu den Ehizopoden , während Stein (1859, p. 102 — 3) darunter die männliche, acinetenartige Generation von Epistylis ver- muthete. Erst Engelmann betonte ihre Zugehörigkeit zu den Suctorien bestimmt, 1867 schloss sich dann auch Stein dieser Ansicht an. Seit 1859 hatte sich Stein mit der Selbstständigkeit der Gruppe ausgesöhnt und sie als Ordnung der Acinetina in das Infusoriensystem aufgenommen. 1867 (p. 143) betonte er, f dass zum mindesten 3 Familien zu unterscheiden seien, nämlich die Acinctea (Acineta [-}- Solenophrya], Podophrya, ürnula und Dendrosoma [+ Trichophrya]). die Ophryoden- drea und die Dendrocometidea (Dendrocometes und Stylocometes). Claparede's Sphaerophrya erklärte er für Embryonen einer Oxytrichine. Häckel unterschied 1866 nur die beiden Familien der Podophryidae und Dendrocometidae (= Dendrocometidea -f Ophryodendrea Stein's), eine Eintheilung, welche Plate 1886 wiederum in Vorschlag brachte, indem er die Zerlegung der Suctoria in die beiden Abtheilungen der Eadiformia (= Podojjhryidae H.) und der Fasciculi- formia (= Dendrocom. H.) befürwortete. Ich halte eine solche Zweitheilung nicht für natür- lich, denn es scheint noch recht unsicher, ob Ophryodendron mit den Dendrocome- tinae inniger verwandt ist; es ist einstweilen eben so gut denkbar, dass diese Gattung keine näheren Beziehungen zu ihnen hat. Jedenfalls wäre aber der Name Fasciculifor mia wenig passend, da er für Stylocometes, dessen nahe Verwandtschaft [mit Dendro- cometes schon Stein gut erkannte, keinerlei Gültigkeit besitzt. Als Plate den Namen errichtete , war ihm letztere Gattung noch unbekannt oder doch in ihren Beziehungen zu Dendrocometes unldar. 1878 wollte Häckel 2 Abtheilungen der Monacinetinae und der Synacetinae (Dendrosoma) unterscheiden. Auch dieser Vorschlag empfiehlt sich nur wenig. Er gründet sich auf die angeblich koloniale Natur von Dendrosoma (einziger Vertreter der Synaci- nctinae), welche wir schon früher bestritten haben. Jedenfalls sind die Beziehungen zwischen Dendrosoma und Trichophrya so nahe, dass eine Zerlegung der Suctoria in die ge- nannten beiden Abtheilungen sich nicht empfiehlt. Fraipont (1877 — 78) erhob sämmtliche 8 Gattungen Clap.-L.'s zum Eang von Familien, was zwar sehr einfach ist, jedoch wohl zu weit geht. Kent (1881 — 82) endlich zerlegte die Suctoria (Tentaculifera) in die beiden Unter- gruppen der Tentaculifera-Suctoria und der Tent.-Actinaria. Letztere Gruppe umschliesst die Gattungen Ephelota (im Sinne Kent's), Actinocyathus Ivnt, Acine- topsis Rob. und Ophryodendron. Den Grund zur Abtrennung dieser 4 Gattungen von den übrigen bilde die Natur ihrer Tentakel. Dieselben sollen nämlich „non-suctorial, merely ad- hesive" sein, d. h. also wohl sämmtlich von der Beschaffenheit der Greiftentakel unserer Gat- tung Ephelota. Dass dies jedoch bei einer der obigen Gattungen zutreffe, halte ich für recht unwahrsclieinlich. Auch im übrigen Bau der 4 Gattungen spricht sich durchaus keine nähere Zusammengehörigkeit aus, weshalb ich die vorgeschlagene Eintheilung nicht annehmen kann. Neben den 3 Stein'schen Familien errichtet Kent noch die der lihynchetidae (Rhyncheta -\- ürnula), Dendrosomidae (Dendrosoma) und Ephclotidae (Ephelota im Sinne Kent's -j- Ai't inocyathns Kent). 121* /, 1924 Suctoria. Obgleich ich mich bemühte, die Zahl der Familien möglichst einzuschränken, muss icli doch nicht weniger wie 8 aufstellen , resp. adoptiren. Wenn überhaupt solche Untergnippen unterschieden und dabei eine gewisse Gleichartigkeit derselben eingehalten werden soll, komme icli nicht über diese Zahl liinaus. Im Allgemeinen scheint unsere Ivenntniss der Suctorien noch unzureichend, um ein cinigcrmaassen gesiclicrtes genetisches System zu errichten. Für gewisse Gattungen und zahlreiche Arten ist weder die Fortpflanzung noch der Bau der Schwärmer bekannt und es scheint zweifellos, dass Beides für die Beurtlieilung der verwandt- schaftlichen Beziehungen recht wichtig ist, wenn auch nicht allein maassgebend; auch ist der Bau der Schwärmer vielfach noch unsicher. Aus diesen Gründen lialte icli es noch für ver- früht, die Phylogenese in der lieihe der Suctorien eingehender zu discutiren , was um so eher unterbleiben kann, als schon in den vorhergehenden Absclmitten das Wichtigsti; hierüber bei Gelegenheit betont wurde. B. umfang der Gruppe. Die Zahl der eiuigermaassen gesicherten Arten schätze ich auf circa 65 bis einige 70; doch herrscht in der Systematik ziemliche Unsicherheit, da zahlreiche Formen recht ungenügend beschrieben sind. Die Zahl der im Folgenden festgehaltenen Gattungen beträgt 19; darunter sind jedoch einige noch ziemlich unsicher. Ausschliesslich marin sind 6 dieser Genera; von den übrigen finden sich 4 in Süss- und Seewasser, die übrigen sind nur aus ersterem sicher bekannt. C. üebersicht des Systems bis zu den Gattungen. 1, Familie. Hypocomina Bütschli. Frei beweglich, nicht aufgewachsen, mit dauernd bewimperter Bauch- fläche und einem kurzen Saugtentakel. Fortpflanzimg durch Qiier- theilung. Hypocoma Gruber 1884. Synon. Acinetoides Plate (842). Taf. 77, Fig. 'la—ß. Klein (Länge bis 0,046). Nicht aufgewachsen. Von ovalem Umriss, mit gewölbter Ober- oder Apicalseite und mehr oder weniger concav ausgehöhlter Unter- oder BasalHäche. Die Concavität der letzteren ist veränderlich , weil sie durch active Contraction vermehrt werden kann ; auch kann sich der Körper in der Längsrichtung mehr oder weniger nach der Unterseite zusammenklappen. Ein mittleres ansehnliches Feld der Unterseite, dessen Umrandung dem Körperumriss parallel läuft, ist mit Cilien bedeckt, die in etwas gebogenen Längsreihen an- geordnet sind. Am Vorderende des Feldes findet sich ein kurzer geknöpfter Saugtentakel, welcher ziemlich tief in den Körper ein- dringt. 1 Contractile Vacuole ungefähr im Mittelpunkt der Unterseite. Ma. N. kuglig bis band- und hufeisenförmig und dann dem Körperrand parallel ziehend. Vermehrung durch einfache Quertheiluug. Marin. Ectoparasitisch auf Zoothamnien (nach Gr. auch auf anderen Vorticellinen) ; verlässt jedoch die ausgesaugten Vorticellinen, um andere aufzusuchen. 2 Arten. Europäische Meere. System. 1925 2. Familie. Urnulina (Fraipont 1878) Bütschli (= Rhynchetida Kent). Kleine festsitzende Formen, mit oder ohne iingestieltes (ob immer?) Gehäuse. Ein bis wenige, nicht deutlich geknöpfte, jedoch sehr lange Tentakel des apicalen Endes. Fortpflanzung, soweit bekannt, durch schiefe und etwas ungleiche Quertheiluug. Schwärmer angeblich holotrich, Rhyncheta Zenker 1866. Taf. 77, Fig. 1. Klein bis mittelgross (bis 0,09); farblos. Cylindrisch bis laug glocken- förmig, mit verbreiterter Basis aufgewachsen. Pellicula dick. Vorderende in einen rüsselartigen, sehr beweglichen Tentakel ausgezogen, welcher zwei bis viermal so lang wie der Körper wird. Ma. N. oval, ziemlich central. Contr. Vac. zwischen ihm und der Tentakelbasis. Süsswasser; an der Bauchseite von Cyclops (coronatus) zwischen den Füssen. Das Vorderende nach hinten gerichtet. 1. Art. Europa. Urnula Claparede und Lachm. 1858; Engelmami (:j59); Stein (428, p. 105); Wrzesniowslsi (546). Syuon. Knospen von Epistylis (Stein (.^^22, p. 102). Taf. 77, Fig. 2a— c. Klein bis mittelgross (bis 0,08). Ein farbloses, bilaterales, etwa beutei- förmiges Gehäuse bewohnend, dessen zugespitztes, bis etwas stielförmiges Hinterende befestigt ist. Mündung wenig verengt, rundlich bis dreieckig. Der Weichkörper füllt das Gehäuse in sehr verschiedenem Maasse aus und entsendet von seinem Vorderende oder seitlich 1—2, seltener bis 5, mehr oder weniger lange tentakelartige, sehr bewegliche Fortsätze. Ob dieselben als Öaugtentakel functioniren , wurde noch nicht festgestellt. Ma. N. oval, ziemlich central. 1 bis mehrere contr. Vac. in der Mittel- region. Vermehrung durch freie Abschntirung einer ziemlich ansehnlichen, vorderen Knospe, welche total bewimpert sein soll. Süssw. 1 Art. Auf den Stielen von Epistylis. Europa. Es wäre wolil möglich, dass die sog. Acinetopsis Kobin (s. unten p. 19.30) zu dieser Familie gehört. Da sie jedoch noch nicht genügend erforscht, namentlich ihre Fortpflanzung ganz unbekannt ist, muss die Frage olieJi bleiben. 3. Familie. Metacinetina Bütschli. Mittelgross, gehäusebewohnend. Das basale, festgewachsene Ende des Gehäuses stielförmig verlängert; das apicale mit strahlig geordneten Spalten zum Durchtritt der zahlreichen, deutlich geknöpften und ent- sprechend geordneten Tentakel. Fortpflanzung durch freie, meist etwas ungleiche Theilung. Schwärmer angeblich holotrich. Metacineta nov. gen. Syuon. Cothurnia Ehrb. (129), Acineta p. p. (mystacina) Ehrb. (161\ Stein (219, 261), Clap. L. (301), Bütschli (529), Gruber (574), Mereschkowsky (584), Stokes (855, alata, stagnatilis, acuminata, sämmtlich wohl = mystacina). Taf. TS, Fig. 4. Massig bis ansehnlich (Länge des Gehäuses bis 0,7). Unterscheidet sich von Acineta durch ein rundliches bis lang trichterförmiges Gehäuse, 192(3 Suctoria. dessen Basaltheil in einen kurzen bis recht langen stielf'örmigen Fortsatz ausgezogen ist. Wie gesagt, ist derselbe eine hohle Fortsetzung des Gehäuses, also von letzterem nicht deutlich abgesetzt wie der Stiel von Acineta. An der vorderen Gehäuseregion gewöhnlich 6 strahlig an- geordnete Mündungspalten, welche vielleicht am Pol in eine gemein- same Oeffnung zusammenfliessen. Aus jeder Spalte tritt gewöhnlich eine Tentakelreihe hervor. Vermehrung durch freie Knospung; der Schwärmer anscheinend total bewimpert. Süsswasser. Europa und N. Amerika. 1 Art. Eventuell Hesse sich die von Archer (489) heschriebene eigcnthümliche Aciuctc hier- her rechnen, doch ist dies nicht sicher zu beurtheilen, da Abbildungnn fehlen und die Form nicht ausreichend studirt wurde. 4. Familie. Podophryina Bütschli. Kleine bis ansehnliche Formen von mehr oder weniger kugelförmiger Gestalt. Stiellos oder gestielt. Selten mit gallertigem Ueberzug. Tentakel zahlreich und meist ansehnlich, auf der ganzen Oberfläche oder nur apical; entweder säramtlich geknöpft oder ein Theil weniger deutlich bis nicht; letztere dann auch länger und als Greiftentakel dienend. Fort- pflanzung gewöhnlich durch freie Theilung oder einfache bis multiple freie Knospung. Selten geht die Knospung in innere über (Endosphaera). S p h a e r 0 p h r y a Claparede U. L., Balbiani (342) , Mc(;znikofi' (388) , Bütschli (.522), Mauijas (627), GreefT (870), Engelmann (Zoolog. Anzeiger 1. Bd. p. 152). Synon. Embryonen von Ciliaten Focke (198), Colin (227a), Clap. u. L. (301), Stein (322), Balbiani (298). Taf. 76, Fig. 7, 8, 9 a und 10. Klein (bis 0,08). Stiellos; kuglig. Von der ganzen Körperoberfläche strahlen kürzere oder längere, geknöpfte Saugtentakcl aus, gewöhnlich 1^ — 2 contr. Vacuolen (bei Sp. hydrostatica nach Engelni. zahlreich). Ma. N. kuglig. Vermehrung durch gleichhälftige oder etwas ungleiche Theilung oder äussere Knospung. Schwärmer länglich elliptisch, entweder das eine Ende bewimpert oder mit mittlerem Ciliengürtel oder angeblich total bewimpert (wahrscheinlich aber auch dann nur mit längsgerichtetem Ciliengürtel). Die endoparasitischen Formen sind tentakellos, so lange sie im Körper ihrer Wirthe leben. Süsswasser und endoparasitisch in Ciliaten (zahlreiche Hypotricha, Paramaecium, Nassula und Stentor). Zahl der Arten unsicher. Ca. 3 — 4. Unter den parasitischen Formen kann ich höchstens 2 Arten unterscheiden, von welchen eine die der Stentoren, die andere, welche wohl mit der Sph. pusilla Clap. unct L. identisch ist, alle übrigen umfasst. Ob die von Lachmann, M ecznikoff und Maupas Beschrie- benen: Sph. ovata Weisse sp. (identificirt mit Weisse's Actinophrys ovata) , Sph. Sol Mzn. und magna Mps verschieden sind, bedarf genauerer Untersuchung. Keine Sphaerophrya scheint mir Gourret und lioeser's Sph. pusilla (774) zu sein; ich vermuthe in ihr eine Acanthocystis. Ebensowenig gehört ihre Sph. massiliensis hierher; sie scheint entweder eine Trichophrya, Acineta oder Solenophrya zu sein, da sie wahrscheinlich eine Schale besitzt. Unsicher ist noch die Sph. parva Greell". Jedenfalls ist es recht schwierig, die frei lebenden Sphaerophryen von ungestielten Podophryen zu unterscheiden; es bedarf System. 1927 weiterer Forschungen , um diesen Punkt und d^imit die (iattung übeiiiaupt ganz sicher zu stellen. Endosphaeia Engelmann 1876. Synon. Embryonen der Vorticellidinen Clap. L. (.^01), Stein (321, 322 428, p. 100 tf.), Engelmann (359). Taf. 76, Fig. 12. * Unterscheidet sich von den parasitischen Sphaerophryen nur dadurch, dass die Knospung eine endogene ist und die Schwärmer, welche einen vorderständigen oder mittleren Ciliengürtel besitzen, nie mit Tentakeln beobachtet wurden. Endoparasitisch bei zahlreichen Vorticellidinen (s. p. 1824) und wohl auch bei Suctorien. Vielleicht ist auch der von Balbiani beobachtete eventuelle Embryo von Didinium nasutum hierher zu stellen. Als möglicherweise zu einer der parasitischen Gattungen gehörig ist noch an die sogen. Embryonen von Bursaria truncatella und gewisser Tintin - aoincn zu erinnern (s. oben p. 1824). Fodophrya (Ehrenb. 1833 u. 1838) Biitschli emend., p. p. stein (219 und 261): Perty p.p. (240); Cienkowsky (265); Engeluiann (359); Carter (404); Quennerstedt (408 II); Hertwig (528); Maupas (535, 627). Synon. Orcula Weisse (193, 3 u. 5); Actinophrys (pedicellata) Dujard. (175), Pineau (192, 207), V (difformis) Perty (240), V p. p. Stein (261); ? Acineta (solaris) Stein (322, p. 105 Anm.). ^ Taf. 76, Fig. 9b— c, 13—14. Klein (Dm. bis 0,07), Körper kuglig, mit allseitig ausstrahlenden kürzeren bis sehr langen Tentakeln. Stiel sehr kurz bis massig lang; gewisse Arteu schreiten nur selten zur Stielbildung (F. libera Pert.). Ma. N. central, kughg bis oval. 1 contractile Vacuole (bis meh- rere?). Vermehrung durch gleiche oder nahezu gleiche Theilung und Umbildung der vorderen Hälfte zum Schwärmer, Letzterer mit sehr breitem Wimpergürtel. Süssw. und wahrscheinlich auch marin. Europa, Indien, 3 — 4 Arten (P. fixa Ehrb., P. Maupasii (= P. fixa typica Mps. 535), P. libera Pert. und wahrscheinlich die unbenannte Pod. Taf. 19 Fig. 5 bei Maupas 627). Ephelota Str. Wright 1858, non Kent (60l). Synon. ?Conferva Cavoliui (74, Taf. 7, Fig. 6d); ? Trichoda fixa 0. F. Muller (76); Acinetenartiges Wesen Fig. I Alder (225): Alderia p. p. Pritchard (177, 2. edit.); Taf. 4, Fig. 39 Lieberkuhn (459); Podophrya p. p. Hortwig (528), v. Koch (530), Fraipont (540), Robin (585), Haller (598); Hemio- phrya Kent (599, 601), Maupas (627), Gourret et E. (859), Keppen (884). Taf. 77, Fig. 3. Klein bis mittelgross (Dm. bis 0,2); farblos bis bräunlich. Körper kuglig bis oval oder umgekehrt kegelförmig, zuweilen etwas vierseitig. Stiel massig bis recht lang (bis über 1 Mm.); seine Dicke relativ beträchtlich, apicahvärts gewöhnlich stark zunehmend; häutig längs und quer gestreift. Tentakel meist auf die vordere Körperhälfte be- schränkt, von zweierlei Art; längere zugespitzte Greiftentakel und kürzere, geknöpfte Saugtentakel (eine Ausnahme bildet Hemiophrya microsoma Maup. , deren sog. Greiftentakel gleichfalls sehr kurz und geknöpft sind, 1928 Suctoria. weshalb auch die Stellung dieser Art bei der Gattung noch etwas unsicher erscheint). Eine bis mehrere contr. Vacuolen in der vorderen Körperhäli'te. Ma. N. ziemlich central, von hufeisenförmiger Grundgestalt, doch häufig unregelmässig bis mehr oder weniger verästelt. Vermehrung durch freie, gewöhnlich multiple Knospung an der apicalen Körperhälfte. Die Schwärmer flach gedrückt linsenförmig, nur auf der planen bis etwas ausgehöhlten Unterseite mit einem Cilienkranz versehen. Europäische Meere. 3—4 Arten. Auf Hydroiden, Bryozoen und Crustacen. Podocyathus Kent 1881 (601). Klein (Höhe des Gehäuses bis 0,04). Der Bau entspricht im All- gemeinen dem von Ephelota, mit dem Unterschied, dass die Erwach- senen auf dem Stiel noch ein Gehäuse ausscheiden. Dasselbe ist etwa umgekehrt kegelförmig bis becherförmig, sehr dünnhäutig bis gallertig und mit einigen groben Eingfurchen versehen. Die vordere Gehäusewand soll sich nach Innen einstülpen und auf dem Boden dieser massig tiefen Einstülpung der Körper ruhen. Vermehrung unbekannt. Marin auf Hydroiden und Bryozoen. 1 Art. Europa. Nach der vorliegenden Beschreibung scheint mir die Gattung noch nicht hinreichend gesichert zu sein. 5. Familie. Acinetina Btitschli. Klein bis massig gross. Gestalt ziemlich verschieden. Gestielt oder mit gestieltem oder ungestieltem Gehäuse, dessen Mündung fast stets einfach und weit geöffnet ist. Tentakel zahlreich, alle gleich und in der Regel deutlich geknöpft. Fortpflanzung durch innere, einfache oder multiple Knospung. Schwärmer meist peritrich; z. Th. angeblich holo- und hypotrich. Tokophrya nov. gen. Synon. Clostering polyp Baker (29); Brachionus p. p. Pallas (44); Vorti- cella p. p. 0. F. Miiller (7(i) ; ? Trichoda fixa und Floccus 0. F. Müller (76); Peritricha und Volverella Bory (115), Acineta p. p. Ehrenberg (161, 170), Weisse (198, 3.), Stein (261, 322), Perty (240), d'üdekem (285), Zenker (421), Quennerstedt (40S, I), Wrzesniowski (546), (Parroceli) Gourret und R. (774); Podo- phrya p. p. Stein (261), Clap. und L. (301), Larhmann (316), Bütschli (529), Mereschkowsky (584), Kent (601), Maupas (627), V Hartog (G24), Möbins (876), Stokes (758, 759), Kellicott (741, 856). Nutting (860), Koppen (884). Taf. 77, Fig. 4—9. Klein bis ansehnlich. Stets gestielt. Den Unterschied von Podophrya finden wir in der endogenen Knospuug. Da die Vermehruugsweise mancher hierher gerechneter Arten noch nicht festgestellt wurde, so bleibt der Umfang der Gattung etwas unsicher. Europa und N.-Amerika, Indien (Carter). System. 1929 ]. (iruppe. Untergattung Discophrya Lachinann (316), Fig. 5 — 8. Gestalt kiiglig bis eiförmig oder etwas unrcgelmässig , häufig stark comprimirt. Stiel recht kurz bis sehr lang; seine Dicke meist beträchtlich und nach vorn stark zunehmend; ge- wöhnlich längs und ({uer gestreift. Tentakel allseitig auf dem ganzen Eande entspringend oder auf das Vorderendc beschränkt , nie in Büscheln. Ma. N. oval bis hufeisenförmig oder verästelt. Contr. Vacuolen einfach bis sehr zalilreich. Die Schwärmer wurden meist als total bewimpert geschildert; sollte dies auch nicht der Fall sein, so ist der Ciliengürtel jedenfalls sehr breit, ähnlich Podophrya. Süsswasser und Meer. Hierher ziehen wir Podophrya Lyngbyei (Ehrb.) Clap.-L., conipes Mereschk., limbata Maupas (nähert sich Acineta, sehr ähnlich ist P. macrostyla Stokes), Steinii Cl.-L. , Discophrya speciosa Lachm., P. cothurnata Weisse sp. , ferrum equinum Ehrb. sp., Lichtensteinii Cl.-L. Verwandt mit dieser Gruppe scheint Podophrya Trold Clap.-L. (Fig. 4), welche Kent zu seiner Gattung Ephelota zieht. Es kann aber keinem Zweifel unterliegen, dass die Stellung dieser eigenthümlichen Form ohne erneute Untersuchungen nicht sicher zu beurtheilen ist. Auch die Ephelota coronata (Wright) Kent schliesst sich hier an, soll sich jedoch durch nicht geknöpfte . fein zugespitzte Tentakel auszeichnen. Sie kann wohl eine echte Ephelota sein, deren Saugtentakel übersehen wurden. 2. Gruppe. Körper rechteckig bis langoval. Stiel ähnlich wie bei Gruppe ]. Tentakel in Büscheln, die jedoch nicht auf das Vorderende beschränkt, sondern über den ganzen Körper vertheilt sind. Ma. N. oval bis bandförmig. Contr. Vacuolen gewöhnlich zahlreich. Die Schwärmer scheinen denen der ersten Gruppe ähnlich zu sein. Süsswasser. 2 sichere Arten. Auf Schneckengehäusen (P. elongata CI.-L.) oder Krebsen (P. Astaci CI.-L., mit welcher P. inclinata Kellic. verwandt sein dürfte). Auch P. cylindrica Perty sp. dürfte wohl hierher gehören, obgleich ihre Tentakel auf einen vorderen Büschel beschränkt sind. .S. (iruppe (77, ',)). Körper kuglig bis birnförmig oder vierseitig pyramidal. Stiel fein und nach vorn nicht verdickt. Tentakel in 1 — 4 deutlichen Büscheln am Vorderende; häufig jeder Büschel auf einem knopfartigen Fortsatz. Vacuolen 1 — 3. — Ma. N. kuglig bis ellipsoidisch. Schwärmer mit deutlichem mittlerem Ciliengürtel. Süsswasser. Hierher: P. Cyclopuui Cl.-L., P. ([uadripartita Cl.-L., P. Infusionum St. sp., P. Pyrum Cl.-L., P. brachiopoda Stok., P. Carchesii Cl.-L. Auch P. fexilis Kellic. mit nur 2 — 4 langen Tentakeln lässt sich einstweilen hier einreihen. Acineta Ehrenberg 1833 emend. Bütschli, Eichwald (181, II), Stein p. p. (219, 261, 322), Alder (225, Fig. 2 u. 3), Clap. u. L. (301), Slack (3ü9), Quennerstedt (408, H), Grimm (527), Hertwig (528), Mereschkowsky (584), Fraipont (540), Entz (569), Kobin (585), Kent (601), Maupas (627), Parona (654), Gruber (693), Entz (6'14), Stokes (758, 759, 806, 826a, 855), Kellicot (741), Daday (771), Gourrct u. K. p.p. (774, 859), Kirk(823a), Maskell (824), Möbius (876), Keppcn (884). Synon. Alderia p.p. Pritchard (177, 2. edit); Autacineta Häckel (Generelle Morphologie). Taf. 77, Fig. 10 --11 und 7s, Fig. 1—2. Klein bis ziemlich ansehnlich. Der wesentliche Unterschied vun Tokophrya besteht darin, dass der immer vorhandene dünne und nach vorn nicht verdickte solide Stiel sich in ein Gehäuse .fortsetzt, welches den Körper theilweisse oder völlig umhüllt. Ma. N. rundlich bis läng- lich. Meist eine contractile Vacuole. Knospung soweit bekannt endogen 1930 Suctoria. lind Schwärmer mit schmälerem oder breiterem Ciliengürtel (angeblich z. Th. total bewimpert. Europa, N.-Amerika, Indien (Carter), N.-Öeeland. 1. Gruppe. Gehäuse teller- bis trichter- oder lang kegelförmig, seltener eiförmig. Stets drehrund, ]iiclit comprimirt. Es umschlicsst entweder nur einen geringen Theil des Körpers oder der- selbe ragt doch meist ansehnlich aus der weiten Mündung hervor. Tentakel nicht in Büscheln von der ganzen hervorragenden Körperpartic entspringend. Marin. Hierher A. vorticelloides Fraip., patula Gl. und L. *) = divisa Fraip. , Saifullae Mer. = crenata Fraip.; wahrschein- lich auch livadiana Mer. 2. Gruppe. Gehäuse stets mehr oder weniger comprimirt; von der breiten Seite halbkreisförmig bis vasen- oder kelchförmig, gelegentlich auch viereckig. Entweder mit langem vorderen Mündungs- spalt, dessen Enden zum Durchtritt von 2 Tentakelbüscheln erweitert sein können, oder an- geblich mit 2 bis 3 rundlichen vorderen OefFnungen zum Durchtritt der Büschel. Der Körper füllt das Gehäuse bald völlig, bald nur zum Theil aus und ist dann an der Mündung befestigt. Tentakel entweder an der ganzen Mündungsregion nicht büschelig entspringend (2 bis zahl- reiche) oder in 2 bis 3 deutlichen Büscheln. Süsswasser und Meer. Hierher A. dibdalteria Par. , pusilla Mps, emaciata Mps, com- planata Grub., compressa Cl. L. , linguifera Cl. L., cuspidata Kell., Cucullus Gl. L. , tuberosa 'Ehrb. (mit foetida Mps), Lemnarum Stein und grandis Kent (mit einer Anzahl wohl hierher- gehöriger amerikanischer Formen von Stokes und Kellicot), Jolyi Mps. Acinetopsis nennt Kobiu (585), wie schon erwähnt wurde, eine marine Form, die hinsichtlich des Gehäuses unserer 2. Gruppe entsprechen dürfte, sich jedoch durch einen ein- zigen sehr langen Tentakel auszeichnet. Ob es gerathen erscheint, dieses Genus festzuhalten oder es mit Acineta zu vereinigen, unter welcher sich ja auch Arten mit nur 2 Tentakeln linden, bedarf genauerer Untersuchung. Sollte es sich bestätigen, dass der Tentakel von den gewöhnlichen der Acineten so sehr abweicht, wie Eobin meint, so wäre das Genus wohl gerechtfertigt und seine Unterbringung bei den Urnulinae vorzuziehen. Zu den Suctorien gehören schwerlich die sog. Acineta stell ata Kent (601) und die sehr ähnliche A. lappacea Stokes (855); beide sind der früher (p. 32i() erwähnten Heliozoe Hcdriocystis pellucida Hertwig und L. so ähnlich, dass ich sie für identisch oder nächst- verwandt mit ihr halte. Dies gilt besonders für die Stokes'scho Form , deren Tentakel nach der Schilderung ganz pseudopodienartig erscheinen, wogegen jene der A. stellata Knt geknöpft sein sollen. Solenophrya Claparede u. L. 1858 — 1861, Alenitzin (488), Stokes (75!) und p. p. 855). Synon. Acineta p. p. (Notonectae) Clap. und L. (301) = Calix Fraipont (544), Taf. 78, Fig. 3. Klein bis mittelyross (Dm. des Ghs. bis 0,16). Unterscheidet sich von Acineta durch ein stielloses, direct aufgewachsenes Gehäuse, von Hach schiisselförmiger bis napt-, kegelförmiger und länglicher Gestalt. Je nach der Form ist seine Befestigungstläche bald sehr gross , bald kleiner bis sehr klein, wenn das basale Ende stark verjüngt ist; ebenso ist die Mündung bald sehr weit, bald verengt. Ob gelegentlich auch *) Sollte diese Art freie Knospen bilden, wie Greeff angibt (s. p. 1890), so müsste sie wohl von Acineta abgesondert werden. System. 1931 eine Anzahl Oeffnungen zum Durchtritt der Tentakelbiischel vorhanden sind, erscheint noch fraglich. Tentakel in ein bis zahlreichen Büscheln. Süsswasser. Ca. 3— 4 Arten. Europa und N.-Amerika. Diesog. öoleno- phrya odon tophora Stokes (826a, 855) gehört jedenfalls nicht hierher und ist wohl sicher keine Suctorie. ? Actinocyathus Kent 1880— Sl. Zweifelhafte Form (Dm. 0,04), welche im Bau des Gehäuses gewissen Acineten unserer 1. Gruppe, besonders A. patula vollkommen gleicht. Ganz verschieden wären dagegen nach Kent die Tentakel, welche kurze, spindelförmige, mit dornartigen Auswüchsen bedeckte Gebilde sein sollen. Da weder ihre Function noch die Nahrungsaufnahme beobachtet wurden, so bleibt der Verdacht offen, dass es sich möglicherweise gar nicht um Tentakel handelte, unterstützt wird dies noch dadurch, dass Fraipont bei seiner A. divisa (wohl sicher nur eine Varietät von patula) sog. Brutknospen fand (s. p. 1895), welche in grosser Zahl auf dem Körper stehen können. Möglicherweise beobachtete Kent etwas Aehnliches. Marin. 1 Art. Europa. 6. Familie. Dendrosomina (Fraip.) Bütschli. Ungestielt und gehäuselos. Tentakel zahlreich, alle gleich und geknöpft, deutlich büschelig gruppirt; die Büschel häufig sehr zahlreich und die Tentakellappen dann arm- bis astartig auswachsend, ja bis vielfach ver- zweigt. Fortpflanzung durch innere Knospen, Schwärmer peritrich. Trichophrya Claparede und L. 1858—61, Lachmann (315, 2), Bütschli (,529), Badcock (588), Entz ({594). Synon. Actiuophrys Sol p. p. Perty (240, Taf. 8, Fig. G), V Actinophrys p. p. Stein (233, 261, Taf. 4, Fig. 28), Acinete Cienkowsky (265), Acinete sessile d'Udekem (285), Aoineta gelatinosa Bück 689), Dondrosoma Astaci Stein (.S22. p. 93—94; 428, p. 143). Taf. 78, Fig. 6. Klein bis mittelgross (L. bis 0,24). Stiel- und gehäuselos. Gestalt rundlich bis länglich, meist jedoch mehr oder weniger unregelmässig lappig und veränderlich. Tentakel in wenigen bis zahlreichen Büscheln, die gewöhnlich auf lappigen bis knopfförmigen, gelegentlich auch arm- artig verlängerten Fortsätzen entspringen. Körper stets breit aufliegend. Eine bis zahlreiche contr. Vacuolen. Ma. N. rundlich bis bandförmig oder verästelt. Vermehrung durch endogene Knospung. Schwärmer länglich bis flach linsenförmig mit deutlichem Wimpergürtel. Süsswasser und Meer. Ca. 3 Arten. Auf Wasserlinsen, den Stielen von Epistylis, an Astacus und in der Kiemenhöhle von Salpen wie compo- siten Ascidien (Polyclinum). Trichophryenartige Formen, mit einem einzigen Tcntakelbüschel finden sich nach Lieberkühn auch auf den Kiemen der Susswasserfische (s. Taf. 78, 5). Die zuerst von Badcock geäusserte Meinung, dass die Tr. epistylidis (= Dendrosoma Astaci Stein), welche den Typus der Gattung darstellt, zu Tokophrya (| uadri par ti ta ge- höre, hält auch Entz (694) für wahrscheinlirh. Ich kann dem nicht zustimmen, da sie sich durch Zahl der Vacuolcji und der Tcntakelbüschel, den Bau des Kernes und anderes scharf von T. quadripartita unterscheidet und die Annahme von Verschmelzungen mehrerer Toko- phryen (Entz) zur Erklärung der unregelmässigen Form der Tr. ganz in der Luft schwebt. Dennoch darf die Möglichkeit, dass Tokophryen gelegentlich ihren Stiel verlassen, bei Be- urtheilung der Zugehörigkeit zu Trichophrya nicht ausser Acht gelassen werden. 1932 Suctoria. Dcndrosoma Ehrciibcrg 1838 (170, 358), ciap. und L. ciu]), Leuiy (,507), Levick ((i04), Keiit (fiOl). Taf. 78, Fig. 7. Gross (Höhe der Thiere bis 2,4 Mm. Keut). Im Princip ähnlich wie Trichophrya epistylidis gebaut, doch viel grösser werdend; die lappigen kurzen Fortsätze der letzteren wachsen hier zu frei und senkrecht auf- steigenden langen Zweigen aus, welche seitlich selbst wieder viele ähnliche Fortsätze entwickeln können und auch diese wieder solche 3, Ordnung. Alle diese Fortsätze oder Aeste tragen an ihren etwas knopfförmig angeschwollenen Enden je einen Tentakelbüschel. Auch der meist langgestreckte, aufliegende Körper, von welchem die Aeste ent- springen, kann sich verzweigen, ja selbst netzartig anastomosirend ge- stalten. Contr. Vacuolen bei den Erwachsenen ungemein zahlreich. Ma. N. vielfach verästelt den ganzen Körper durchziehend. Vermehrung wie bei Trichophrya. Süsswasser. 1 Art. Europa und Nordamerika. Schon früher (p. 1844) versuchten wir zu zeigen, dass der Bau von Deudrosoma leicht von Trichophrya abgeleitet werden kann und kein Grund vorliegt, der (iattung einen kolo- nialen Charakter zuzuschreiben, wie vielfach versucht wurde 7. Familie. Dendrocometina .Stein 1867. Mittelgross; Gestalt etwa halbknglig bis linsenförmig. Entweder mit der ganzen ebenen Basalfläche direct aufgewachsen oder nur mit einem kleinen centralen Theil derselben. Die zahlreichen Tentakel kurz, lang kegelförmig und geknöpft, über die ganze Apicalfläche zerstreut oder auf die Enden grosser, verzweigter Arme lokalisirt. Fortpflanzung durch Bildung einer inneren Knospe, welche sich jedoch erst nach dem Hervor- brechen abschnürt. Schwärmer peritrich. Dendrocometes Stein 1851 (und 261), Lachmann (316), Butschli (537), Wrzesniowski (546), Robin (585), Maupas (627, p. 328), Kellicott (741), Plate (790), Aimc Schneider (793). Taf 79, Fig. 2. Mittelgross (Dm. bis 0,1). Körper etwa halbkuglig; die ebene Basal- fläche vermittels einer chitinösen Basalplatte auf der Unterlage befestigt. Der Umkreis des Körpers sendet meist 4 (gelegentlich auch weniger), seltener 5 — 6 ansehnliche Arme aus, welche sich in ihrem Verlauf gewöhnlich zweimal (doch zuweilen auch dreimal) hinter einander dreigabelig theilen. Alle Armzweige in zwei, drei oder mehr kurze zinkenartige Tentakel endigend. Ma. N. ellipsoidisch bis länglich. 1 contr. Vac. randlich mit langem, sehr deutlichem Ausführgang. Ver- mehrung durch endogene Knospung. Schwärmer planconvex bis sehr flach biconvex, mit Ciliengürtel auf der Grenze beider Flächen. Stisswasser. 1 Art auf den Kiemenblättern von Gammarus Pulex und ])uteanus (die von Lachmann auf letzterem gefundene Form , welche er für eine 2. Art zu halten geneigt ist, dürfte sich schwerlich specitisch System. 1933 von dem gewöhnlichen D. paradoxus unterscheiden). Europa und Nord- Amerika. Stylocometes Stein 1867 (p. 144). Synoii. Gefingerte Aciuete und Acinetenzustand von Oplirydium versatile Stein (2Ü1); Acineta digitata Stein (322); Trichoplirya p. p. Olap. ii. L. (3Ül); Digi- tophrya Fraipont (540); Pericometes Aime Schneider (.793, S2S); Aselli- cola Plate (S42). Taf. 79, Fig. 1. Mittelgross (Gr. Dm. bis 0,11). Körper halbkuglig bis kegelförmig mit kreisrunder bis elliptischer, flacher oder etwas gewölbter Basalfläche, manch- mal auch mehr scheibenförmig. Bei St. digitata tindet sich im Centrum der Basalfläche ein enger, angeblich pellicularer Haftring, welcher der Basal- platte des Dendrocometes wohl sicher entspricht. Die ganze Apicalseite gewöhnlich mit massig langen, fingerförmigen, nicht geknöpften Tentakeln besetzt, welche die Endzinken der Dendrocometesarme repräsentiren. Seltener beschränken sich die Tentakel auf einen apicalen, durch eine Ringfurche abgegrenzten Theil der Oberseite. Ma.. N. oval bis bandförmig und zuweilen etwas gewunden (Stein, ? B.). 1 contr. Vacuole randlich. Vermehrung wie bei Dendrocometes; Schwärmer ebenso. Süsswasser. 1 Art auf den Rändern der Kiemenblätter von Asellus aquaticus und auf den Stöcken von Ophrydium versatile. Ob die Form des letzteren Fundorts vom gewöhnlichen Stylocometes digitatus Stein ver- schieden ist, wie ihr Entdecker annahm, bedarf weiterer Untersuchung. 8. Familie. Ophryodendrina Stein 1867. Mittelgross. — Kurz oder länger gestielt (gelegentlich vielleicht auch stiellos). Tentakel massig lang, zahlreich, selten deutlich geknöpft; auf die Enden eines bis selten mehrerer, kürzerer bis längerer rüsselartiger Fortsätze der Apicalseite (Tentakellappen) concentrirt. Neben rüssel- tragenden Individuen scheinen jedoch bei sämmtlichen Arten rüssel- und teutakellose Individuen vorzukommen (sog. vermi- oder lageniformes). Fortpflanzung durch innere Knospen. Schwärmer peritrich. Freie |vnospung zweifelhaft. Ophryodendron Claparede und L. (1858—61), Wright (353 — 54), Hiiicks (4',)9), V. Koch (530), Fraipont (540), Kobin (585), Kent (599, (JOl), Uruber (693). Synon. Corcthria Arlidge bei Pritchard (177, IV. ed.), Wright (325); Aci- neta (triuacria) Gruber (693) und Daday (771). Taf. 79, Fig. 3—6. Mittelgross (längster Durchm. bis 0,13). Ausgezeichnet durch das Vorkommen zweierlei verschieden gebauter Individuen, deren Be- ziehungen noch nicht hinreichend aufgeklärt sind (s. hierüber p. 1914): 1) die rüsseltragenden und 2) die wurm- oder flaschenförmigen. Die Gestalt der ersteren ziemlich mannichfaltig, kuglig bis ellipsoidisch, auch flach scheibenförmig oder länglich. Wahrscheinlich stets durch sehr kurzen bis massig langen Stiel befestigt. Im ersteren Fall scheint er jedoch häufig verdeckt zu werden, indem der KJirper sich der 1934 Suctoria. Unterlage flach auflegt. Vom apicalen Körperende entspringen ein bis vier kürzere bis sehr lange sog. Rüssel (bis 80 fache KiWperlänge), deren Enden auf eine kürzere oder längere Strecke mit feinen Tentakeln besetzt sind. Letztere sind mit Ausnahme von 0. trinacriura Grb. sp. nicht geknöpft. Zuweilen entspringt der Rüssel aus einer Einsenkung des Vorderendes. Contr. Vacuolen etwas unsicher, jedoch wahrscheinlich vor- handen. Ma. N. bandförmig bis verästelt. Vermehrung durch endogene Knospung beobachtet; die Schwärmer flach linsenförmig mit angeblich total bewimperter Unterseite. Fortpflanzung durch freie Knospen, welche zu wurraförmigen Individuen werden sollen, vielfach behauptet, jedoch nicht sicher erwiesen. Die wurmförmigen Individuen sind wohl stets gestielt. Ihre Ge- stalt ist gewöhnlich eine flaschenförmige mit halsartig ausgezogenem Apicalende, au welchem z. Th. eine Oefifnung angegeben wird. Einen Rüssel oder Tentakel besitzen sie nie. Sie finden sich theils neben den Rüsseltragenden, theils aber zu ein bis mehreren auf ihnen befestigt. Europäische Meere. Zahl der Arten etwas unsicher; von den 9 be- schriebenen halte ich nur 4—5 für begründet. C. Verwandtschaftlirhe Beziehungen der Suctoria, Wie wir von früher wissen, wurden die Beziehungen der Suctorien in zwei Richtungen gesucht, einmal bei den Heliozoen und dann bei den Ciliaten. Namentlich Claparede und L. erwarben sich durch die schärfere Scheidung der Suctorien von den Heliozoen wesentliche Ver- dienste; hatte doch Stein noch 1854 Heliozoen und einfachere Suctorien in der Gattung Actinophrys zusammengeworfen. Indem Gl. und L. die Ho- mologie zwischen Pseudopodien und Suctoriententakeln bestimmt leugneten, schieden sie die Gruppe zuerst scharf von der Sarkodinen. Man kann zwar nicht behaupten , dass sie die Verwandtschaft der Suctorien mit den Ciliaten betont hätten; im Gegentheil findet sich (I, p. 377) die Angabe: nur ein einziges, den Flagellaten angehöriges Wesen, die Syncrypta Volvox, scheine einen „wirklichen Uebergang" zu den Suctorien zu bilden , da es neben einem Flagellum acinetenartige Tentakel besitze. Was Claparede zu dieser seltsamen Ansicht führte, blieb mir unklar, da schon Ehrenberg die Syncrypta Volvox ganz richtig beurtheilte, Dass dennoch die Suctorien früher, und in der folgenden Zeit erst recht, den Ciliaten genähert wurden, beruhte theils auf der Bewimperuug ihrer Schwärmer, einem ja zweifellos sehr wichtigen Umstand, theils wohl auch darauf, dass sie Stein's Acinetentheorie , wenngleich irrthümlich, einmal in die nächste Verbindung mit den Wimperinfusorien gebracht hatte. Endlich gesellte sich dazu der suctorienartige Bau der vermeint- lichen Ciliaten-Embryonen. Wir besprachen schon früher, dass die Ten- takel immer wieder den Pseudopodien der Sarkodinen verglichen und Verwandtscliaftliche Beziehungen. 1935 SO auch nähere Beziehungen zwischen dieser Gruppe und den Suctorien festgehalten wurden. Besonders Maupas betonte dies in späterer Zeit (1881) wieder ernstlicher und kam daher von Neuem zum Resultat, dass die Suctorien die meiste Verwandtschaft mit den Heliozoen besässen. Obgleich er sich recht vorsichtig und nicht ganz bedingungslos aus- spricht, folgt dieser Schluss doch aus seinen Erörterungen. Maupas kehrte demnach im Wesentlichen zu Ehrenberg's und namentlich Duj ardin 's Ansichten zurück. Sein Hauptargument bildet, wie ge- sagt, die Pseudopodienähnlichkeit gewisser Tentakel. Da wir über diesen Punkt schon früher zu anderen Ansichten gelangten (s. p. 1869), können wir seinen Ausführungen nicht beistimmen. M. erkennt ferner die Uebereinstimmungen zwischen Suctorien und Ciliaten, auf welche die früheren Forscher hinwiesen, grossentheils nicht an, und findet in den Fortpflanzuugserscheinungen beider Gruppen wichtige Unterschiede. Die ersterwähnten Punkte werden wir weiter unten erörtern. Was die Unterschiede in der Fortpflanzung angeht, so dürfte genügend erwiesen worden sein, dass alle Vermehrungserscheinungen der Suctorien aus einfacher Quertheilung hervorgingen und dass die Bildung abweichend gestalteter Schwärmer keineswegs eine Erscheinung ist, welche sich auf diese Gruppe beschränkt, sondern auch bei den Ciliaten, wenngleich meist nicht so auffallend , vorkommt. — Die Gründe , welche für eine nähere Verwandtschaft zwischen Ciliaten und Suctorien sprechen, ent- wickelte namentlich R. Hertwig (1876) eingehender. Nach ihm geben in dieser Hinsicht drei Momente den Ausschlag. 1) Der übereinstimmende Bau der Ma. Ni. in beiden Abtheilungen; wozu Bütschli (1876) als be- sonders wichtig noch hinzufügte, die ganz übereinstimmenden Vorgänge bei der Theiluug der Ma. N. Weiterhin erhöhte letzterer die Uebereinstimmung in den Kern Verhältnissen wesentlich, indem er zuerst einen Mi. N. bei Sphaerophrya auffand. Maupas wendet gegen die Bedeutung des über- einstimmenden Ma. N.-Baues ein, dass ähnliche Kerne zuweilen auch bei Sarkodinen vorkämen, gelegentlich aber auch abweichende bei Ciliaten. Dem ist zu entgegnen , dass nicht die gelegentlichen Abweichungen ent- scheiden können, sondern die Norm und diese spricht für Hertwig. 2) betonte Hertwig die übereinstimmende Fortpflanzung durch endogene Schwärmer in beiden Gruppen. Dies überrascht etwas, da er einige Seiten später die vermeintlichen endogenen Schwärmer (Embryonen) der Ciliaten selbst für parasitische Suctorien erklärt. Dieser Punkt ist also hin- fällig. 3) Die zeitweilige oder dauernde Bewimperung in beiden Gruppen. Gegen die hohe Bedeutung dieses Momentes für die Beurtheilung der Verwandtschaft sprach sich Bütschli (1876) aus, obgleich er an- erkannte, dass die Befähigung des Suctorienplasmas zur Wimperbildung eine Verwandtschaft mit den Ciliaten anzeige. Er wurde bei seinen Er- wägungen wesentlich geleitet durch die so verschiedenartige Bewimpe- rung der Schwärmer, welche nicht den Eindruck eines alten Erbstücks, sondern eher den einer Neuerwerbung mache. Gleichzeitig wies er |t)3() Suctoria. auf ähuliche Differenzen der Bevvimperung bei den Schwärmsporen der Algen hin. Auch Engelmann (1876) sprach sich gegen die ausschlaggebende Bedeutung der Bewiraperung aus und ebenso natürlich Maupas (1881). Wie schon die früheren Abschnitte darlegten, habe ich meine Ansicht jet/i insofern geändert, als ich die Bevvimperung der Schwärmer nun mit Hertwig als ein directes Erbstück der Vorfahren an- sehe; dazu führte mich aber hauptsächlich die üeberzeugung, dass sie jedenfalls nicht so verschieden ist, wie es nach den früheren Untersuchungen schien, ihre Modificationen sich vielmehr auf eine Urform zurückführen lassen dürften. Ich betonte bei der Erörterung der Bewimperung zuerst (1876), dass das „biogenetische Grund- gesetz", welches für die vielzelligen Organismen schon „a priori" sehr walirscheinlich sei, bei den Einzelligen nicht gelte; hier sei vielmehr einfache gleichliälftige Theilung das Ursprüng- liche und eine Verschiedenheit der Sprösslinge, wie bei den Suctorien, erst später entstanden. Wenn demnach die vorübergehende Bewimperung der Suctorienschwärmer eine phylogenetische Bedeutung besitze und die Entwicklung der Schwärmer zur ausgebildeten Form mit der Ontogenie eines Metazoon vergleichbar sein sollte, so wäre dies nur möglich, wenn die Schwärmerform als „Ivückschlag zu einer früheren Organisationsstufe" aufgefasst werden dürfte. Eine solche Auffassung der Schwärmer schien mir aber damals aus den oben dargelegten Gründen unwahrscheinlich. Meine Ansicht über die Ungültigkeit des biogenetischen Grund- gesetzes für die Einzelligen fand theils Zustimmung (Weismann), theils Widerspruch. Ich be- rühre hier nur die Aeusserungen eines Gegners, Plate's (1888), welcher sich speciell in der Suctorienfrage gegen mich wendet. Er bemerkt: „liegt im Organismus wirklich die Tendenz, in der Ontogenie gewisse morphologisclie Verhältnisse, die in ihrer Aufeinanderfolge der phylo- genetischen Entwicklung entsprechen, zu recapituliren, so bleibt es sich ganz gleich, ob sich diese Verhältnisse an einer Zelle oder an einem Zellencomplex abspielen." Bei der Knospen- bildung werde höchst wahrscheinlich auch die „Micellarstructur" des Knospenplasmas ver- ändert und „es ist ganz gut denkbar", dass sie der des Vorfahren des betreffenden Infusors älinlich werde, weshalb sich also das biogenetische Grundgesetz auf die Entwicklung der Knospe anwenden lasse. Diese Aeusserung besagt jedoch eigentlich genau dasselbe, was ich schon 1S7G bemerkt liabe, nämlich, dass das Gesetz für die Protozoen nur dann Gültigkeit haben könne, wenn die Bildung der Knospe auf einem Rückschlag beruhe. Dass dies der Fall sei, ist nun zwar „ganz gut denkbar", jedoch keineswegs nothwendig. Dagegen leuchtet die Noth- wendigkeit des biogenetischen Grundgesetzes für alle Metazoen sofort ein, wenn man die Con- tinuität des sog. Keimplasmas zugibt (von der ich. wie oben p. 11)39 angegeben, schon 1876 überzeugt war). Denn ist ein Metazoon durch successive spontane Variationen eines Einzelligen, resp. sobald es mehrzellig geworden, durch derartige Variationen der Eizelle entstanden, so ist es, wie gesagt, „a priori" überhaupt gar nicht anders möglich, als dass die Ontogenie die Phylogcnie recapitulirt. Für die Metazoen können wir uns demnach von einer solchen Tendenz der Recapitulation Rechenschaft geben, für die Protozoen hingegen kann sie nicht einfach durch die aprioristische Annahme, es liege in jedem Organismus an und für sich eine solche Tendenz, vorausgesetzt werden. Bei diesen zeigt uns umgekehrt die Erfahrung, dass bei der Fortpflanzung gewöhnlich und ursprünglicli keine solche Recapitulation früherer Zustände stattfindet, dass sie vielmehr nur unter der Voraussetzung eines Rückschlags eintreten kann. Wenn uns demnach die Verwandtschaft zwischen Ciliaten und Suctorien zweifellos erscheint, so fragt es sich, wie sie im Beson- deren zu denken ist. So lange man noch an einer nähereu Ver- wandtschaft der Ileliozoen und Suctorien festhielt, lag es nahe, in den Suctorien ein Verbindungs- oder Mittelglied zwischen Sarkodinen und Ciliaten zu erblicken und eventuell sogar Beziehungen zwischen Verwandtschaftliche Beziehungen. 1937 den Pseudopodien, den Tentakeln und den Wimpern der Ciliaten zu ver- muthen. Eine solche Ansicht wurde von Gegenbaur angedeutet (1870*). Dazu verlockten namentlich auch die angeblichen suctorienartigen Embryonen der Ciliaten; denn diese machten es wahrscheinlich, dass die (Ciliaten aus tentakelfiihrenden, suctorienähnlichen Formen entstanden. Namentlich Häckel (1866) gründete auf diese Erwägungen die Ver- muthung, dass die gemeinsame Stammform beider Gruppen etwa den Bau eines Sphaerophryen Schwärmers besessen, ({. h. mit Wimpern und Tentakeln versehen gewesen sei. Aus einer solcher Stammform seien dann die beiden Gruppen durch Differenzirung nach zwei verschiedenen Richtungen entsprungen. Mit dem Nachweis, dass die angeblichen Embryonen der Ciliaten parasitische Suctorien sind, wurde dieser An- sicht der Boden entzogen. Schon Hertwig erklärte sich deshalb gegen sie. Dennoch besteht in dieser Hinsicht auch jetzt noch eine erhebliche Schwierigkeit. Wir fanden früher, dass gewisse Enchelinen eigenthüm- liche tentakelartige Organe besitzen (s. p. 1321), welche man häutig den echten Suctoriententakeln direct verglich. Stein (1867), Entz (1882, 1884) und Mereschko wsky (1882, No. 651, 680) betonten diese Be- ziehungen ; letzterer wollte sogar für die tentakelführenden Ciliaten eine be- sondere Abtheilung der Suctociliata errichten, welche eine offenbare Mittelgruppe zwischen Ciliaten und Suctorien bilde ; doch glaubte er nicht entscheiden zu dürfen, ob diese Mittelgruppe von den Suctorien zu den Ciliaten oder umgekehrt führe, oder ob ihr, wie Häckel wollte, beide Abtheilungen entstammen. Auch Engel mann schlug schon vor (1876, Anmerk. p. 590), für Actinobolus eine Mittelgruppe zu errichten, insofern er wirkliche Saugtentakel besitze. Entz (1882), welcher die Homologie der Tentakel von Actinobolus mit jenen der Suctorien für sicher hält, erklärt die Frage, ob die Enchelinen aus Suctorien, oder die Suctorien aus ersteren entsprungen seien , vorerst für unlösbar. Er geht jedoch so weit, zu vermuthen (1879 und 1882), manche Enchelinen seien nur „frei gewordene und selbstständig lebende Acinetenschwärmer'^ Jeden- falls neigt er daher mehr der Ableitung der Ciliaten aus Suctorien zu. Sogar die Selbstständigkeit des Actinobolus radians scheint ihm nicht ganz sicher, da er ihn mit Metacineta mystacina vergesell- schaftet fand und deren Schwärmer dem Actinobolus sehr ähnlich wären. Letztere Angabe halte ich für unbegründet. Während ich noch bei der Schilderung der Ciliaten die Beziehung ihrer tentakelartigen Gebilde zu den Tentakeln der Suctorien für wahr- scheinlich hielt, neige ich jetzt Maupas' Auffassung zu, dass diese Beziehungen nur scheinbare sind. Jedenfalls dienen die Organe der Ciliaten nicht zur Nahrungsaufnahme, wie auch früher hervorgehoben wurde. Der Hauptgrund, welcher mich jedoch zu einer solchen *) (iriiiul/.Uge der vergl. Anatomie. 2. Auli. lisTO. p. 9;$. Bronn, Klassen des Thier-Koiclis. Protozoa. 122 1938 Suctoria. Aeoderiing meiner Ansicht veranlasste, ist, dass es mir zweifelhaft wurde, ob die Suetorien überhaupt mit den Enchelinen näher ver- wandt sind. Schon früher erörterten wir mehrfach die jedenfalls sehr ursprüngliche Organisation der eigenthümlichen Gattung Hypocoma. Selbst wenn man sie nur als den Schwärmer einer Suctoric betrachten wollte, welcher sich während des freien Lebens ernährt und theilt, müsste man ihr doch eine wichtige Rolle bei^ der Beurtheilung der Verwandtschaft der Suetorien bei- messen. Ist dies aber sicher, so dürfte zweierlei wahrscheinlich sein : 1) dass die ursprüngliche Bewimperung der Suetorien eine hypotriche war und 2) dass sich die Tentakel anfänglich in der Einzahl fanden und später successive vermehrten. Beide Punkte wurden schon früher ein- gehender erörtert. Weiterhin wurde oben die Hypothese aufgestellt, dass der ursprüngliche Tentakel der Suetorien der Mundöfifnung, respect. einem diese tragenden, rüsselartigen Fortsatz, entsprochen haben könnte, wo- durch wir der Schwierigkeit der Neubildung nahrungsaufnehmender Or- gane und der Rückbildung des ursprünglichen Mundes entgehen. Bei Berücksichtigung dieser Momente erachte ich es daher als das Wahrscheinlichste, dass die Suetorien aus ciliatenartigen Urformen ent- standen durch Uebergang zu anfänglich ectoparasitischer Lebensweise und saugender Ernährung, welche nach ansehnlicherer Entwicklung und Vermehrung der Tentakel zu festsitzendem Leben führte. Eine solche Ableitung schien schon Hertwig (1876) und später Plate (1888) die natürlichste. Auch Engelmann (1876, Anmerk. p. 590) hielt die Ableitung der Suetorien aus „nur mit Flimmerhaarcn besetzten Formen'^ für wahrscheinlicher. Wie erwähnt, erscheint uns das gelegentliche Auf- treten der Bewimperung als ein Rückschlag auf frühere Zustände. Unter diesen Umständen ist es nicht unmöglich, dass dabei auch anderweitige Organe, welche jenem recapitulirten Zustand eigen waren, wieder auf- tauchen. In diesem Sinne betonte Hertwig, dass die hinterständige röhrenförmige Einsenkung auf der Bauchseite des Ep he lotasch wärmers vielleicht auf den Mund und Schlund des ciHateuartigen Vorfahren zurück- führbar sei. Auch der knieförmige Spalt (Rinne) der Bauchseite des Dendroeometes-Schwärmers wäre vielleicht ähnlich zu beurtheilen. — Obgleich ich es nicht für unmöglich halte, dass ein verloren gegangener Mund in dieser Weise vorübergehend wiederkehrt, scheint mir Hertwig' s Vermuthung doch eiostweilen noch unsicher. Schon früher wurde hierauf hingewiesen (s. p. 1906). E n t z vergleicht bekanntlieh den warzenartigen Fortsatz mancher Schwärmer mit der Mundöff'nung der Enchelinen. Da derselbe jedoch, wie früher bemerkt wurde, die Befestigungsstelle des Schwärmers ist, scheint mir, wie Hertwig (1876) eine solche Deutung nicht wahr- scheinlieb. Keiner besonderen Widerlegung bedarf Kent's Ansicht, welcher in den Suetorien und speciell der Dendrosoma einen „Arche-type" der liydroidpolyiJen erblickt, ihre Schwärmer Contractionen. 1939 mit der Medusengeneration und die vermeintlichen Gesclilechtsknospen (Dendrosoma) mit den Gonotheken vergleicht. 9. Biologisch-physiologische Bemerkungen. A. Körpercontractionen. Obgleich einige Siictorien (Dendrocometinen , Tokopbryen z. Th.) keinerlei active Veränderimgen der Körperform zeigen (abgesehen von den Tentakeln und den sie z. Th. tragenden Lappen oder Armen), oder diese Veränderungen doch so langsam ausgeführt werden und so gering- fügig sind, dass sie nicht auffielen, sind andere ziemlich veränderlich. Wahrscheinlich gilt letzteres sogar für die Mehrzahl. Da wir von den Gestaltsveränderungen der Schwärmer und den Contractionen der Hypocoma schon früher sprachen, berichten wir hier nur einiges über jene der übrigen ausgebildeten Suctorien. Nach ihrem Verlauf müssen wir deren Contractionen zu den metabolischen stellen. Fast nie scheint der Gesammtkörper sich nach Art der typischen contractilen Ciliaten zusammenzuziehen, vielmehr treten hier und da lokale Zusammenziehungen auf, welche die Körperform mehr oder weniger unregelmässig machen. Bei Tokophrya quadripartita und Cyclop\im (Stein 1854, p. 96, Clapar.-L. p. 109, 117, Bütschli 1876) wird der Körper auf diese Weise häufig faltig bis runzlig, indem mehr oder weniger unregelmässige Einschnürungen oder bruch- sackartige Vorwölbungen entstehen. Im Ganzen sind jedoch die Con- tractionen hier wenig energisch. Aehnlichem begegnet man auch bei manchen Acineten. Acineta linguifera kann den apicalen Theil des Weich- körpers mit den beiden Tentakelbüschehi ganz in das Gehäuse ein- ziehen und wieder ausstrecken; doch kann sich auch der Gesammtkörper in der Längsrichtung mehr oder weniger zusammenziehen, wobei am Gehäuse und dem anliegenden Weichkörper eine bis mehrere Ringfalten auftreten (Stein 1854). Aehnliche Ringfalten entstehen durch Zusammen- ziehung häufig bei Acineta tuberosa E. und lemnarum Stein. Sie können, wenn der Weichkörper der Gehäusewand anliegt, letztere er- greifen, oder auch nur den Weichkörper umziehen, wenn er von der Gehäusewand zurückgezogen ist (Stein 1854). Da jedoch Maupas solch' quergefaltete Gehäuse bei Acineta foetida abbildet, worin der Weich- körper von der Gehäusewand ganz zurückgezogen ist, so scheint es etwas zweifelhaft, ob die Faltungen stets von Contractionen herrühren. Es scheint ferner, dass die zahlreichen, dicht gestellten Ringfalten, welche Möbius (876) bei der sog. Acineta conto rta Gour. et R. (welche jedenfalls eine Podophrya ist) schildert, von ähnlichen Contractionen, wie sie im Vorhergehenden beschrieben wurden, herrühren. Eigenthümlich ist Stein's Beobachtung, dass die sog. Acineta Lemnarum häufig auf dem Stiel basalwärts umknickt. Lieberkühn bildet das Gleiche für eine marine, auf A. tuberosa bezogene Form ab 122* 2940 Suctoria. (iined. Skizzen), ebenso Engel mann bei einer wohl mit Tokophrya Cyclopum identischen Form (iined. Skizzen). Stein bemerkt ferner, dass das Basalende von Acineta Lemnarum sich ganz über das obere Stielende herüberstülpeu könne. Mir scheint dies jedoch für eine gehäuseführende Form, welche Ac. Lemnarum doch wolil ist, kaum wahrscheinlich, vielleicht bezieht sich daher die Ang-abe auf Tokophrya Cyclo- IMiui, welche Stein anfänglich (namentlich 1849) wohl mit Ac. Lemnarum zusammenwarf. Laugsamere bis ziemlich energische Contractiouen wurden seit Clapa- rede-L. auch au den rüsseltragenden Individuen von Ophryodendron wiederholt beobachtet. Sie geschehen gewöhnlich laugsam und unregel- mässig wie bei den zuvor erwähnten Arten. Recht energischen Gestalts- wechsel beobachtete Grub er hingegen bei Ophr. variabile (ob = Sertulariae Wright ?) ; sie erinnerten an amöboide Bewegungen. Levick glaubt eine Dendrosoma in amöboider Bewegung gesehen zu haben, doch handelte es sich jedenfalls um ähnliche energischere Con- tractionen. Noch beweglicher scheinen die wurmförmigen Individuen der Ophry öden d reu zu sein, welche mit dem halsartig verlängerten Vorder- ende fortwährend hin- und hertasten, sich krümmen oder pendeln und sich überhaupt wurmförmig bewegen (s. haui)ts. Clap.-L., Hincks und Robin). Genaueres über die Natur der geschilderten Coutractionen wurde noch nicht ermittelt. Es wird sich namentlich darum handeln, zu entscheiden , ob sie allein vom Corticalplasma ausgehen oder ob sich zum Theil auch das Entoplasma durch energischere Strömungserschei- nungen dabei betheiligt. Auf mich machten die bruchsackartigen Her- vorpressungen bei Tokophrva q uadripartita den Eindruck, als ob dabei plötzliche, energische Entoplasmaströmungen mitwirken könnten (1876, p. 290). B. Vorkommen und geographische Verbreitung. Die Suctorien sind, wie früher bemerkt, ziemlich gleichmässig in süssen Gewässern und dem Meer verbreitet. In Infusionen fehlen sie nicht ganz, doch finden sich nur wenige Formen unter solchen Bedingungen (Sphaero- phrya, Podophrya, Tokophrya infusionum St. sp., Trichophrya gelegent- lich). Die sessilen Suctorien befestigen sich an den mannichfachsten Orten, wobei sie zweifellos solche bevorzugen, welche ihnen genügende Ernährung sichern. Vor allem trifft man sie auf den verschiedensten Wasserpflanzen, Algen wie höheren der süssen Gewässer und des Meeres. Fast noch häufiger finden sie sich jedoch auf Wasserthieren. Einige befestigen sich ausschliesslich oder doch gelegentlich auf den Stielgerüsten von Vorticellinenkolonieu, eine andere Form (Stylocometes sp.) lebt auf Ophrydium versatile. Besonders reichlich findet man verschiedenartige Formen auf marinen Hydroiden und Bryozoen; auch auf einem Kalk- schwamm (Grantia) wurde eine Suctorie beobachtet. Viele Arten des süssen Contraction. Vorkommen. , 1941 Wassers sitzen auf Crustaceen (Cyclops, Gammarus, Asellus, Astacus), doch auch auf Wasserkäfern und -Wanzen, Phryganidenlarven und Schneckeugehäusen. Auch auf marinen Crustaceen fehlen sie nicht (Thisbe und Porcellana [Ophryodendrou], Caprella [Ephelota]). Endlich leben gewisse als Eindringlinge in der Kiemenhöhle von Salpen und Ascidien (Polyclinum , Lachmann). Lieberkühn fand eine eigeu- thümliche, trichophryaartige, ungestielte Suctorie häufig auf den Kiemen der Süsswasserfische (Perca, Esox, Acerina). Zu betonen wäre noch, dass zwar einzelne Formen einen bestimmten Staudort streng aufzusuchen pflegen , andere hingegen an recht ver- schiedenen Orten vorkommen, gleichzeitig auf verschiedenen Thieren und Pflanzen. Da die Verbreitung der parasitischen Suctorien schon im Ab- schnitt über die Ciliaten geschildert wurde (s. p. 1823), können wir auf das dort Bemerkte verweisen. Dagegen muss ihr Ein- und Aus- dringen, sowie die Art ihres Vorkommens kurz erläutert werden. Schon Balbiani (1860, 329) konnte parasitenfreie Paramaecium A u r e 1 i a (? caudatum) durch Zufügen einiger sphaerophryahaltiger Individuen in wenigen Tagen fast sämmtlich inficiren. M e c z n i - koff beobachtete 1864, dass ein aus Paramaecium hervorgetretener Sphaerophryenschwärmer sich an ein anderes Paramaecium anheftete und nach Einziehung der Tentakel allmählich in dasselbe eindrang. Bütschli bestätigte und erweiterte (1876) diese Erfahrungen für Par. Bursaria, caudatum (Aurelia genannt) und Ötylonychia Mytilus^ und beobachtete die Vermehrung und das schliessliche Wiederausschwärmen eingedrungener Sphaerophryen. Engelmann stellte gleichzeitig fest, dass ein Endosphaerenschwärmer oder sog. Embryo (Stein), welcher aus Vorticella micro Stoma hervortrat, sich nach einiger Zeit auf dem Discus eines anderen Individuums niederliess und rasch eindrang. Rees (545) hingegen sah den Schwärmer gewöhnlich in die mittlere Seitenregion jener Vorticelle eindringen. Nach diesen Erfahrungen bedarf es keiner ausführlicheren Nachweise mehr, dass die Parasiten thatsächlich als Schwärmer die Ciliaten äusserlich angreifen und in sie eindringen. Bei P a r a m a e c i e n und Stylonychien dringen sie fol- gendermaassen ein. Der Schwärmer, welcher Tentakel und Cilien verloren hat, sinkt allmählich wie in eine oberflächliche Grube des Ciliatenkörpers , welche sich mehr und mehr vertieft, bis die all- mählich herangewachsene Sphaerophrya tief ins Innere eingedrungen ist. Die ursprünglich seichte Grube wurde so zu einer den Para- siten dicht umschliessenden Höhle, welche durch eine massig weite Oeifnung auf der Oberfläche des Wirthes mündet, die sog. Geburtsöffnung nach Stein (Bütschli 1876). Dass diese Oeffnung hinter dem Durchmesser des eingedrungenen Parasiten und demnach auch jenem der Höhle meist ansehnlich zurückbleibt, erklärt sich wohl daraus, dass die Sphaerophrya, wenn sie einmal eingesenkt ist, stark wächst. 2942 Suctoria. Obgleich bei Stylonychia Mytilus und den Paramaecien eine solche Oeffnung der Höhle immer vorhanden zu sein scheint, und ihre Entstehung durch Einsenkung nach Bütschli's Erfahrungen sicher ist, könnte es doch zuweilen vorkommen, dass sie sich bei gewissen Ciliaten für einige Zeit nach Aussen abschliesst. Stein versichert nämlich be- stimmt, bei gewissen Ciliaten nie eine Geburtsöffnung gefunden zu haben. So vermisste er sie stets bei Pleurotriclia lanceolata und üroleptus. Weiter- hin behauptet er auch (1867, p. 52), dass sie Euplotes Patella stets fehle; die sog. Em- bryonen träten hier durch den Mund aus. Doch widerspricht er dem selbst auf p. 88, wo bemerkt wird, dass die Embryonen durch eine spaltförmig-e Oeffnung an der inneren Seite des Peristomwinkels hervorträten (1861 hat er beide Arten des Austretens angegeben, der im letzteren Fall erwähnte Längsspalt sollte sich an Stelle des Mundes finden). — Keine Oeffnung fand er weiterhin bei der sog. freischwimmenden Varietät von Vorticella Campanula, bei welcher der Austritt zwischen „Peristom und Wirbelorgan" erfolge. — ürostyla grandis zeigt zuweilen, trotz Anwesenheit zahlreicher Parasiten, keine Oeffnung, und bei Stentorcoeru- leus gelang es nur einmal, eine auf der rechten Seite zu beobachten. Der Vollständigkeit wegen führen wir noch an, dass eine enge seitliche Geburtsöffnung auch bei Vorticella nebulifera, microstoma und Trichodina Pediculus beobachtet wurde. Im Zusammenhang mit seiner Hypothese über die Bedeutung der Parasiten, behauptete daher Stein allgemein, dass die Geburtsöffnung stets nachträglich durchbreche, während Balbiani schon 1860 ihre Bildung durch Einsenkung gefolgert hatte. Ebenso stand für St. fest, dass die Höhle, welche die Parasiten umschliesst, nachträglich entstehe ; anfänglich lägen sie stets wie der Ma. N., aus dem sie ja entstehen sollten, direct im Entoplasma. Beide Angaben halte ich für unrichtig und schliesse mich im Allgemeinen Balbiani's Vorstellung an. Dennoch ist, wie gesagt, ein gelegentlicher Verschluss der Höhle möglich. Ein- gehendere Untersuchungen aus neuerer Zeit über diesen Gegenstand liegen nicht vor, weshalb die Detailfragen vielfach unsicher sind. So namentlich auch, ob die Höhle von einer Fortsetzung der Pellicula aus- gekleidet ist, wie Balbiani annahm, oder ob sie wandungslos ist, wie Stein behauptet. Die Stelle, wo die parasitischen Sphaerophryen eindringen, liegt bei Stylonychia Mytilus, fast stets etwas hinter dem Mund auf der linken Bauchseite. Stein schien dies ein gewisser Grund gegen Balbiani's Deutung. Schon 1862 hatte jedoch Engelmann gezeigt, dass bei dieser Hypotriche gelegentlich auch zwei Oeffnungen vorkommen; er fand nämlich einmal ein Individuum, welches ausser der gewöhnlichen noch eine rückenständige besass. Balbiani (1861) bildet sogar ein Exemplar mit drei Oeffnungen ab, gegen welches jedoch Engelmann (1882) wohl nicht mit Unrecht Bedenken erhob. Engel mann (1876) machte zur Erklärung der constanten Lage der Geburtsöffnung bei Stylonychia Mytilus geltend, dass die kleinen Sphaerophryen -Schwärmer vom Strom der adoralen Zone crfasst und gegen den Peristomwinkel getrieben werden, wo sie sich anhefteten. Durch den fortdauernden Strom würden sie dann allmählich etwas nach hinten auf die Bauchfläche geschoben und drängen Vorkommen. Geograph. Verbrcituug. Nahrung, Parasiten. 1943 hier ein. Diese Erklärung dürfte wohl in der Hauptsache richtig sein. Recht veränderlich ist die Lage der Oeifnimg bei den Paramae- cien; auch finden sich hier nicht selten 2 — 3 an recht entfernten Körperstellen. Bütschli konnte direct feststellen, dass sich zwei Para- siten an verschiedenen Orten einsenkten, weshalb es wohl sicher ist, dass die Mehrzahl der Oeffnungen von gleichzeitigem Eindringen an verschie- denen Stellen herrührt, — Das Gleiche scheint mir jedoch auch für die nicht selten zu 3 und 4 vorhandenen Oefinungen von Urostyla grandis zu gelten. Ihre Lage ist recht wechselnd, doch scheinen sie der mitt- leren Region der Bauchseite stets zu fehlen, Ueber die Vermehrung der Parasiten in den Wirthen und das Wieder- ausschwärmen, was bei geschlossener Einsenkungshöhle natürlich durch Wiedereröffnung (respect, Durchbruch) geschehen müsste, wurde das Nöthige schon früher mitgetheilt. Betont werde nur, dass namentlich bei Stylonychia Mytilus und Urostyla grandis die Zahl der Parasiten in einem Wirth durch rasche und energische Vermehrung häufig ganz enorm steigt (bis 50 und mehr, Stein 1859), womit natürlich die Bruthöhle, insofern sie deutlich zu unterscheiden ist, ungemein gross wird. Bei Stylonychia vergrössert sich unter diesen Umständen die sog. Geburtsöflfnung ansehnlich, zu einem länglichen Spalt, Für die geographische Verbreitung der Suctorien gilt ge- wiss im Allgemeinen das Gleiche, was bei den Ciliaten bemerkt wurde. Die Einzelerfahrungen sind in der systematischen Uebersicht verzeichnet worden. C. Ernährungsverhältnissc, Da der Vorgang der Nahrungsaufnahme mittels der Tentakel schon irüher besprochen wurde, kann es sich hier nur um einige allgemeine Bemerkungen über die Natur der Nahrung handeln. Soweit bekannt, leben die Suctorien fast ausschliesslich von Ciliaten, Die wenigen Aus- nahmen oder gelegentlichen Abweichungen von dieser Regel, welche schon früher angegeben wurden (Dendrocometes, Stylocometes Plate, Ac. tuberosa Entz, Ephelota Wright, s, p. 1864 ff.) sind sämmtlich noch nicht ganz sicher. — Für eine ziemliche Zahl von Arten sind die Ernährungs- verhältnisse noch ganz unbekannt, so namentlich für die Ophryo- dendren. Selbst kleinere Suctorien können häufig verhältnissmässig grosse Ciliaten einfangen, tödten und aussaugen. Nichtbefestigte Arten oder Individuen (Sphaerophrya und zum Theil wohl auch Podophrya und Trichophrya) werden von der angegriffenen Beute nicht selten einige Zeit umhergeschleppt, bis letztere allmählich erlahmt und abstirbt. Die freischwimmenden Hypocomen suchen Zoothamnienkolonien auf, deren Individuen sie aussaugen. Dabei heftet sich nach Plate H. para- sitica Grub, stets zu ein bis zweien an der Basalregion der Zootham- 1944 Suctoria. uieii an, das kleinere H. Zoothamnii PI. sp. dagegen auf dem Peristoni zu dreien bis vieren. Die angefallenen Zootbamnien sterben bald ab, werden jedoch nicht völlig ausgesaugt; die Hypocomen verlassen darauf das getödtete Individuum und überfallen meist bald ein neues. Noch etwas unsicher liegt die Frage, ob eine gewisse Auswahl unter der Beute getroffen wird. Während Stein (1867, p. 53) eine solche leugnet, nimmt sie Engel mann (1876, p. 601) auf Grund seiner. Erfahrungen an. Auch Maupas (1876) sah, dass Podophrya Paramaecium Aurelia und Coleps hirtus verschmähte, dagegen Stylonychia Histrio eifrig aussaugte. D. Parasiten. Im Kapitel über die freie Knospung (s. p. 1894) wurde schon betont, dass gewisse angebliche Knospen einiger Arten möglicherweise kleine para- sitische oder commensalistische Suctorien sind, welche auf grösseren leben. Ebenso fanden wir es nahezu, wenn nicht ganz gewiss, dass endosphaeren- artige Suctorien in grösseren Arten ihres eigenen Stammes schmarotzen. Von sonstigen Parasiten wurden nur Chytridieen bekannt, welche die Suctorien wohl ebenso häufig überfallen wie die Ciliaten. Die erste hierher- gehörige Beobachtung machte Stein (1854) an Metacineta my stacina; er hielt den Vorgang natürlich für eine Fortpflanzungsart der Suctorie. Aehnlich erging es auch zunächst Claparede-Lachmann, welche die Entwicklung von Chytridieen in Urnula epistylidis eingehend ver- folgten (1858—1861). Schon 1859 (p. 106) kam aber Stein zur Ueber- zeugung, dass die angeblichen Fortpflanzungserscheinungen der Meta- cineta von „parasitischen Algen" herrührten, und Claparede nahm 1860 (II, p. 212 Anmerk.) auch für die Vorgänge bei Urnula diese Deu- tung als wahrscheinlicher an. Es verhält sich denn auch sicher so. Stein (1859, p. 106 und 1867, p. 108 — 109) beobachtete gelegentlich auch 1 — 2 Chytridieen in abgestorbenen Acineta lemnarum. Da die Verhältnisse bei Urnula am genauesten erforscht wurden, widmen wir ihnen zunächst einige Worte. Im Plasma inficirter Individuen bemerkt man 1 bis mehrere (bis ca, 6) kernartige Körper, welche keine Beziehungen zum Ma. N. haben, wie Clap.-L. ursprünglich annahmen, denn Stein konnte den Nucleus der Urnula neben den Parasiten nach- weisen. Die eingedrungenen Chytridieen wachsen allmählich heran, wobei in ihrem Centrum eine ansehnliche Vacuole mit zahlreichen, in lebhafter Molekularbewegung befindlichen, dunklen Körnchen auftritt, ohne Zweifel das gleiche Centralbläschen , welches Stein auch bei den para- sitischen Chytridieen der Flagellaten häutig beobachtete. Die Entwick- lung der Parasiten führt gewiss allmählich zum Tod der Urnula, denn die inficirten Individuen ziehen die Tentakel stets ein, die Con- tractionen ihrer pulsirenden Vacuole erlöschen allmählich und das Plasma verräth deutliche Zeichen des Absterbens. Schliesslich scheint der Urnula- Parasiten. 1945 kf)rper gänzlich zerstört zu werden, da Clap.-L. die reifen Chytridieen zum Theil frei in dem Gehäuse ab.bilden. Allmählich beginnt die Fort- pflanzung der Cbytridieen, indem der relativ dünne Plasmamantel um die Centralvacuole in eine einfache Schicht von Sporen zerfällt. Dieselben gerathen nach ihrer Entstehung zum Theil auch in die Flüssigkeit der Vacuole, wo sie sich umherbewegen. Jetzt ist eine Umhüllungshaut der in Sporulation betindlichen Chytridieen deutlich wahrzunehmen; diese sendet nach einiger Zeit einen schlauchförmigen Fortsatz aus, welcher zuweilen sogar die Gehäusewand der Urnula durchbohrt, sich schliess- lich am distalen Ende öffnet und die Sporen entlässt. Man erkennt, dass der Entwicklungsgang der Parasiten jenem der Chytridieen genau entspricht. Auch bei Metacineta mystacina undAcineta Lemnarum ver- anlasst die Infection wohl immer den Tod. Bei der ersteren Art beob- achtete Stein ebenfalls bis 6 Chytridieen in einem Individuum; ihre Entwicklung wurde nicht genauer verfolgt. Bei Acineta Lemnarum geschah (1867) die Entleerung der Sporen gleichfalls durch einen hals- artigen Fortsatz, welcher die Acinetenwand durchbohrte. Auch am Körper der Metacineta (1854) bildete St, zw^ei Schläuche ab; obgleich keine Verbindung mit den Chytridieen angegeben wurde, waren sie doch wohl nichts Anderes als zwei Sporoducte. ]^()4(^ Kadiolaria. Anhang. Kurze Uebersicht des Systems der Kadiolaria nach Häckel's Clavis in „Die Kadiolaria, 2. Theil, Berlin 1887", sowie „Report on tlie Kadio- laria coli, by H. M. S. Challenger 1873 — 76", in „Keport on the scientif. results of the voy. of H. M. S. Challenger". Zoolog-y Vol. XVIII. 1887. Der Vollständigkeit wegen wurden endlich noch die Ergebnisse der Untersuchung Rüst's über jurassische Kadiolaricn (s. Palaeonto- graphica Bd. XXXI. 1885, p. 274 bis 351, 20 Taf.) eingetragen, ' soweit die Identificirung der Formen möglich war. Ebenso wurden die nöthigen Hinweise anf K. Brand t's Arbeit: „Die lioloniebildenden Kadiolarien des Golfes von Neapel" (in Fauna und Flora des Golfs von Neapel 1885) und K. Möbius' „Systematische Darstellung der Thiere des Plankton" (V. Bericht der Commission zur Untersuchung der deutschen Meere 1887) gegeben. Ich habe mir häufig erlaubt, H.'s Diagnosen zu verändern, resp. zu erweitern, wo ich dies für angezeigt hielt oder unsere Ansichten differiren. An einzelnen Orten fügte ich auch kritische Bemerkungen zu. Im Ganzen ist dies jedoch spärlich geschehen, da mir die Zeit zu einer eingehenden kritischen Kevision des Systems fehlt. H.'s System fordert zu einer solchen Kritik lieraus, da es zweifellos sehr künstlich ist, viel mehr, als sein Begründer zuzugeben geneigt ist, der es selbst als einen Compromiss zwischen natürlicher und künst- licher Methode bezeichnet und bei den einzelnen Formen häufig dircct auf die Künstlichkeit der Classification hinweist. Meine Darstellung der Kadiolarien in diesem Werk, welche 1882 erschien, hat H. nicht berücksichtigt, wohl in der Voraussetzung, dass sie eine simple Com- pilation sei. Abgesehen von einer Reihe Originalfiguren und Beobachtungen über Barbados- radiolarien, enthält dieselbe jedoch auch viele eigene Ansichten, Deutungen und Nachweise, weshalb sie wohl Berücksichtigung verdient hätte , die dem Ganzen zu gut gekommen wäre. I. Unterklasse Porulosa H. (= Ordii. Peripylaria unseres Textes). Centralkapselwand (C. K.) von zahlreichen feinen Poren gleichmässig und allseitig durch- bohrt. Ursprüngliche Grundform' homaxon ; Hauptaxen, wenn ausgebildet, meist gleichpolig. I. Legion. Spumellaria (oder Pcripylea) H. Ohne oder mit kieseligem Skelet. I. Sublegion. Collodaria H. Skelet fehlt entweder ganz oder besteht aus losen Kiesehiadeln. I. Ordn. Colloidea H. Uhnc Skelet. 1. Familie. Thaldsn icullif/a II. Einzellebend. Actissa H. 1887. Syn. Thalassolampe primordialis (Hertwig 33). Alveolen ganz fehlend, sowohl in wie ausserhalb der C. K. Einfacher kugliger Nucleus. 10 Sp. System nach Häckel 1887 (Ordn. Colloidea u. Beloidea). 1947 Thalassolampe H. 1862 und 1887. Nur mit intrakapsulären Alveolen; Nucleus einfach kuglig. 2 Sp. Thalassopila H. 1881. Unterscheidet sich von Thalassolampe durch papillösen oder verzweigten Nucleus. I Sp. Thalassicolla Huxley 1851. Taf. 17, 4 und 18, 1. Nur mit grossen extrakapsulären Alveolen. Nucleus einfach kuglig. 7 Sp. Thalassophysa H. 1881. Syn. Thalassicolla p. p. H. (20), Hertw. (33), Myxo- brachia H. (20). Taf. 17, 3 und 18, 2. Nur mit extrakapsulären Alveolen; Nucleus papillös oder verzweigt. 3 Sp. 2. Familie. Collosoida H. 1862. Koloniebildend. Collozoum H. 1862 und 1887, Cienkowsky (23), Hertwig (28, 33), Brandt (36 und 1885). Syn. Thalassicolla p. p. Huxley (5), Sphaerozoum p. p. Müller (12). Taf. 18, 6. Ohne Skelet. 13 Sp. (Brandt beschreibt 2 n. sp. , davon jedoch eine gelegentlich mit vereinzelten Nadeln.) Als besondere Gattung- Myxosphaera trennt Brandt CoUoz. coerulcus IL ab, welche sich in ihrer Sporenbildung den Collosphacrida anschliesse und daher mit diesen zu ver- einigen sei. üeberhaupt scheint ihm die Gattung Collozoum unnatürlich. II. Ordn. Beloidea H. 1887. Mit Skelet aus losen Kieselnadeln. 3. Familie. Thalassosphaei'ida K. 1862. Einzellebend. Thalassosphaera H. (1862) emend. 1887. Ohne Alveolen; Nadeln einfach unverzweigt. 2 Sp. Thalassoxanthium H. 1881. Syn. Thalassosphaera H. p. p. (16). Taf. 18, 4. Ohne Alveolen; Nadeln verzweigt oder strahlig. 10 Sp. Physematium Meyen 1834, Schneider (13), H. (16). Taf. 18, 5. Zalilreiche grosse intrakapsuläre Alveolen; Nadeln einfach unverzweigt. 2 Sp. Thalassoplancta H. (1862 Name) 1887. Zahlreiche grosse extrakapsuläre Alveolen; Nadeln einfach unverzweigt. 2 Sp. Lampoxanthium H. 1887. Unterscheidet sich von vorherg. Gattung durch strahlige oder verzweigte Nadeln. 4 Sp. 4. Familie. Sphaerozoida H. 1862. Kolonial. Belonozoum H. 1887. Syn. Sphaerozoum p. p. Müller (12), Häckel (16). Taf. 19, 1—2. Mit einfachen unverzweigten Nadeln. 4 Sp. Sphaerozoum (Meyen 1834) emend. H. 1887, Brandt (38 und 1885). Syn. Tha- lassicolla punctatum p. p. Huxley (5). Taf. 17, 7. Mit straliligen oder verzweigten Nadeln von einer Form. 20 Sp. Br. 1885 1 n. sp. Küst (1885) schildert verschiedene Kieselnadeln von Beloiden aus Juraschichten; er zieht sie zu Sphaerozoum ; auf Grund des Häckel'schen Systems lässt sich jedoch natürlich nicht fest- stellen, zu welcher Gattung sie gehören. Rhaphidozoum H. 1862. Syn. Sphaerozoum acuferum Müller (12), neapolitanum Brandt (36 und 1885). Taf. 19, 3. Mit 2 bis mehreren verschiedenen Nadelformen; eine derselben einfach, die ubrigcii strahlig oder verzweigt. 12 Sp. i(Hu Eadiolaria. II. Sublegioii. Sijbaci'cllaria H. 1SS7 (= Sphacriclceu unseres Textes). Mit zusammenhängender, gegitterter oder spongiöser Kieselschale. III. Ortli). Sphaeroidea H. 1887. Mit einer einzigen bis zahlreichen concentrischcn kugligcn Schalen. 5. Familie. Lioaxihaerida IL 1881. Schale ohne radiäre Stacheln der Oberfläche. Einzcllcbeud. a. Einschalig. Cenosphacra Ehrenberg- 1854. Syn. Heliosphaera H. (16), Cyrtidosphaera H. (16), Ceriosphacra H. (37). Taf. 19, S und 1.5. Eine einzige Schale, deren Gitterlöcher nicht röhrig verlängert. Binnenraum der Schale ohne Kadiärstäbe. 34 Sp. Seit Jura. (Rüst 1885 beschreibt noch 13 neue Spec. aus Jura.) Stigmosphacra H. 18S7. Wie Cenosphacra, doch der Binnenraum der Schale von ßadiärstäbeu durchsetzt, welche sich im Centrum vereinigen und mit ihren verzweigten Distalenden an die innere Schalenwand angeheftet sind. 1 Sp. Ethmosphaera H. 1862. Taf. 11), 14. Einfache üitterschale, deren Löcher nach aussen röhrig verlängert sind. 7 Sp. Sethosphaera H. 1881. Einfache Gitterschale, deren Löcher nach innen kurz rölirig verlängert sind. 2 Sp. b. Zweischalig. Carposphaera H. 1881 (26), Stöhr (3.5). Syn. Haliomma Ehrb. p.p., Küst (1885). Zweischalig; eine intrakapsuläre Medullär- und eine extrakapsuläre Corticalschale, welche durch Kadiärstäbe verbunden sind. 18 Sp. ; seit Jura. (Rüst noch 7 neue Arten aus Jura.) Liosphaera H. 1S81. I\lit zwei Schalen, die beide extrakapsulär. 5 Sp. c. Dreischalig. Thecosphaera H. 1881. Syn. Haliomma Ehrb. p. p. (6), Actinomma p.p. H. (I6i, Stöhr (35). Drei Kugelschalen, 2 intrakapsuläre und 1 extrakapsuläre. 14 Sp. Fossil seit Jura. (R. 1—2 Sp.; ob diese Gattung?) Rhodosphaera H. 1881. Drei Schalen, 1 intrakapsuläre und 2 extrakapsuläre. 4 Sp. d. Vierschalig. Cromyosphaera H. 1881. Taf. 23, 12. Vier Schalen. 2 intra- und 2 c.vtrakapsuläre. ß Sp. e. Fünf- bis mchrschalig. Caryosphaera H. 1881. Taf. 23, 12*). Fünf Schalen; 2 intra- und 3 extrakapsuläre. 3 Sp. Seit Tertiär. f. Schale spongiös, mit oder ohne gegitterte Medullarschale. Styp tosphaera H. 1881. Skelet eine Vollkugcl aus spongiöscm Netzwerk bestehend , oline innere Medullarschale oder Centralhölile. 3 Sp. Plegmosphaera H. 1881. Skelet eine Hohlkugel aus spongiösem Netzwerk, ohne Medullarschale. 8 Sp. *) Ich fand diese Form bis sechsschalig. Häckel nimmt in seinem System auf mögliche Entwicklungsstadien gar keine Rücksicht. System nach Häckel 1887 (Ordii. Sphaeroidea). 1949 Spongoplegma H. 1881, Eüst (1885). Skelet eine spongiöse Kugel mit einfaclier gitteriger Medullarscliale im Centrum. 1 Sp. (R. beschreibt 1 n. sp. aus Jura, deren Hicrliergehiirigkeit mir jedocli selir zweifelhaft er- sclieint. B.) Spongodictyon H. 1862. Syn. Dictyosoma Joh. M. (12), Dictyoplegma H. (1(J). Taf. 22, 2. Unterscheidet sich von Spongoplegma durch 2 concentrische innere Markschalen. 4 Sp. (Was lüist 1885 als eine Sp. von Dictyoplegma beschreibt, geliört sicher niclit hierlier und scheint mir ganz zweifelhaft. B.) 0. Familie. Collosphaer id (t (J. M.) H. 188T. Koloniale Sphaeroidea. a. Einschalig. Collosphaera J. Müller 1855, H. (16 und 1887), Cienkowsky (23), Brandt (1885). Syn. Thalassicolla p p. Hii.\Iey (5), Trisolenia zanguebarica Ehrb. (25). Taf. 19, 5. Einfache kuglige Gitterschale, aussen und innen glatt, ohne Eöhren und Stacheln. 9 Sp. Tribonosphaera H. 1881. Einfache üittcrkugel; auf der Innenfläche mit centripetalen Radiärstähen , welche sich nicht im Centrum vereinigen. 1 Sp. Pharyngosphaera H. 1881. Einfache Gitterkugel; einzelne grössere Gitterlöcher derselben centripetal in kurze, nicht- gegitterte Röhrchen verlängert. 1 Sp. Buccinospliaera H. 1887. Unterscheidet sich von Pharyngosphaera dadurcli, dass die centripetalen Röhrchen ge- gittert sind. 2 Sp. Acrosphaera H. 1881, Brandt (1885). Syn. Pyrosolenia Ehrb. (25); Collo- sphaera p. p. Hack. (16), Cienkowsky (23). Einfache Gitterkngel, deren Aussenflächc unregelmässig radiär bestachelt ist. 6 Sp. Odontosphaera H. 1887. Gitterkugel mit verschieden grossen Löchern ; der Rand der grösseren mit einem kurzen Stachel. 2 Sp. Chaenicosphaera H. 1887. Einfache Gitterkugcl ; der Rand ihrer Löcher, oder doch der grösseren, mit Kranz kurzer äusserer Stacheln. 4 Sp. Siphonosphaera J. Müller 1858, Brandt (1885), H. (16, 1887). Syn. Collosphaera tubulosa J. M. (12), Thalassicolla p. p. Huxley (5). Taf. 19, 7. Einfache Gitterkugel, deren grössere Löcher oder alle centrifugal in niclit gegitterte, am Ende glatt abgeschnittene Eadiärröhrchen verlängert sind. 14 Sp. Mazosphaera Ehrb. 1860 (Mon. Ber. und 25). Unterscheidet sich von Siphonosphaera dadurch, dass die distale Mündung jedes Röhrchens einen Zahn trägt. 4 Sp. Trypanosphaera H. 1887. Aehnlich den beiden vorhergehenden (iattungen, doch das distale Ende der Röjirchen mit i-inem Stachelkranz. 5 Sp. Caminosphaera H. 1887. Unterscheidet sich von SiiAonosphaera durch Verzweigung der Köhrchen. 4 Sp. Solenosphaera H. 1887. Syn. Tetrasolenia und Trisolenia p. p. Ehrb. (25). Taf. 19, 11—12. Wie Siphonosphaera, jedoch die Röhrchen gegittert. S Sp. (.Nach den Regeln der Xamengebung wäre einer der Ehrenberg'schen Gattungsnamen zu wählen. B.) Otosphaera H. 1887. Wie Solenospliaera, doch mit einem Zalni an der Munduiii;' der b'öhrclien. 2 Sp. 1950 Kadiolaria. Goronosphacra li. 1887. Wie Solenosphaera, doch mit, einem Staclielkranz an den Mündungen der Röhrchen. 3 Sp, b. Die Einzelthiere mit 2 concentrischen kugjligen Gitterschalen, welche durch solide oder röhrige Kadialstäbe verbunden sind. Clathrosphaera H. 1881. Oberfläche der Aussenschale glatt. 3 Sp. Xanthiosphaera H. 1881. Oberfläche der Aussenschale dornig oder stachelig. 3 Sp. 7. Familie. Stylo sphaeri d a H. 1881. Einzellebende Sphaeroideen mit 2 gegenständigen Eadialstacheln auf der Oberfläche der kugligen Schale. a. Mit einer einzigen Schale. Xipliosphaera H. 1881, Rüst (1885). Die beiden Stacheln von gleicher Länge und Form. X'y Sp. Fossil seit Jura, (l Sp. bei Rüst.) Xiphostylus H. 1881, Rüst 1885. Syn. Lithomespilus H. 1881. Die beiden Stacheln von ungleicher Länge und Form. 15 Sp. Fossil seit Jura, (l Sp. bei Rüst.) Saturnalis H. 1881. Syn. Lithocircus mesocaena und Haliomma sp. Bury (15). Die Enden der beiden gleichen Staclieln durch einen kreisförmigen oder elliptischen Ring verbunden, welcher bald glatt, bald dornig oder stachelig ist. G Sp. Fossil seit Tertiär. b. Mit 2 concentrischen Gitterschalen. Stylosphaera Ehrb. 1847 (M. B. und 26). Syn. Haliomma [dixyphos] Ehrb. (0) und Hack. p. p. (16). Die beiden Stacheln gleich lang und von ähnlicher Form. 16 Sp. Fossil seit Tertiär. Sphaerostylus H. 1881, Rüst (1885). Syn. Stylosphaera p. p. Ehrb. (26), Rhabdo- lithis Pipa Ehrb. (26). Taf. 21, 8*). Die beiden Stacheln von ungleicher Länge und Form. S Sp. Fossil seit Jura. (Rüst 1 Sp.) Saturnulus H. 1881. Die Enden der beiden Stacheln durch einen kreisförmigen oder elliptischen Ring ver- bunden. 4 Sp. c. Mit 3 concentrischen Gitterschalen. Amphisphaera H. 1881. Die beiden Stacheln von gleicher Länge und Form. 8 Sp. Amphistylus H. 1881. Die beiden Stacheln von ungleicher Länge und Form. 3 Sp. Saturninus H. 1887. Die Enden der beiden Stacheln durch einen kreisförmigen oder elliptischen Ring ver- bunden. 1 Sp. d. Mit 4 concentrischen Gitterkugeln, 2 intra- und 2 extrakapsulären. Stylocromyum H. 1881. Mit 2 gleich langen, ähnlich gebildeten Stacheln. 2 Sp. Cromostylus H. 1881. Mit 2 ungleich langen, verschieden geformten Stacheln. 1 Sp. e. Mit 5 oder mehr concentrischen Gitterschalen. Caryostylus H. 1881. Mit 2 gleich langen und ähnlich geformten Stacheln. 1 Sp. *) Die Ehrcnberg'sche Form Rhabdolithis Pipa ist nach meinen Untersuchungen zwei- schalig. Sie ist Jedoch der von Häckel beobachteten, angeblich einschaligen Xipliostylus so ähnlich, dass dies, wenn H.'s Beobachtung richtig, gut zeigt, wie wenig Bedeutung die Zahl der Gitterschalen für eine natürliche Classification besitzt. B. System nach Häckel (Ordn. Sphaeroidea). 1951 - f. Mit Inigliger spongiöser Schale, mit oder ohne innere gegitterte Medullarschalen. Spongolonchis H. 18S7 (s. Errata). Mit solider spongiöser kugliger Vollschale und 2 Radialstacheln. 2 Sp. Spongostylus H. 1881. Syn. Stylosphaera holosphaera Ehrb. (25). Mit spongiöser Cortical - und 1 gegitterter Medullarschale ; 2 gegenständige Radial- stacheln. 2 Sp. Spongostylidium H. 1881. unterscheidet sich von vorhergehender Gattung durch 2 gegitterte Medullarschalen. 1 Sp. Anhang zur Familie der Stylosphacrida. Triactoma Rüst 1885. Einfache Gitterkugel mit 3 gleichen oder 2 gleichen und 1 ungleichem Stachel. 3 Sp. aus Jura. Die Gattung scheint mir sehr zweifelhaft. Häckel beobachtete keine dreistachelige Sphaerellarie, dagegen gibt es dreistachelige Discoideen, zu welchen Fig. 5 und 7 von R. mög- licherweise gehören könnten. Fig. 7 ist ausserdem wohl sicher mehrschalig , aussen vielleicht spongiös. Die 3. Form ist möglicherweise eine Nasellaria. (B.) S. Familie. Staiiros2>haeri(la H. ISSl. Einzellebende Sphaeroideen mit 4 senkrecht zu einander stehenden, paarweise opponirten Radialstacheln. a. Mit einer einzigen Gitterschale. Staurosphaera H. 1881, Dunikowski Denkschr. Ak. Wien Bd. 44, Rüst (1S85). Syn. Haliomma p. p. Bury (15); AcanthosphaerB (Cenosphaera) Ehrl). (20). Taf. 19, 9. Die 4 Stacheln gleich oder doch annähernd so. 10 Sp. Fossil seit Lias. (Rüst noch 3 n. sp. aus Jura.) Staurostylus H. 1881. Das eine opponirte Stachelpaar grösser wie das andere. 2 Sp. Stylostaurus H. 1881. Ein Stachel viel grösser wie die 3 anderen. 2 Sp, b. Mit 2 concen trischen Gitterkugeln. Staurolonche H. 1881, Rüst (1885). Syn. Haliomma p.p. Ehrb. (6, 26), H. (16). Die 4 Radialstacheln gleich gross und ähnlich geformt. 12 Sp. Fossil seit Jura. (Rüst noch 5 n. sp. aus Jura.) Staurancistra H. 1881. Von vorhergehender Gattung durch verzweigte Stacheln unterschieden. 1 Sp. Staurolonchidium H. 1887. Syn. Haliomma perspicuum Ehrb. (26). Zwei gegenständige Stacheln grösser wie die beiden anderen. 2 Sp. Fossil seit Tertiär. Stauroxiphos H. 18S7. Ein Stachel viel grösser wie die 3 übrigen. 1 Sp. c. Mit 3 concentrischen Gitterkugeln. Stauracontium H. 1881. Syn. Haliomma p. p. Ehrb. (25), Actinomma p. p. Stöhr (35). ?Taf. 21, 0. Die 4 Stacheln gleich. 8 Sp. Fossil seit Tertiär. d. Mit 4 concentrischen Gitterkugeln. Staurocromyum H. 1881. Die 4 Stacheln gleich. 2 Sp. Cromyostaurus H. 1881. Unterscheidet sich von der vorhergehenden Gattung durch verzweigte Stacheln. 1 Sp. e. Mit 5 oder mehr concentrischen Gitterkugeln. Staurocaryum H. 1881. Die 4 Stacheln gleich. 1 Sp. 1252 Kadiolaria. f. Mit spong'iöser Schale; ohne oder mit inneren Gittcrku geln. Staurodoras H. 18S1, DunikowsKy Denkschr. Ak. Wien, Bd. 44; llüst (18S5). Spongiöse A''ollkugel; die 4 Stacliein einfach. 4 Sp. Fossil seit Lias. Die Form Staurodoras cingulum IJust aus Jura miisste nach den Principien des H. 'sehen Systems eine besondere Gattung bilden. Die Enden der 4 gleicli langen Stacheln sind kurz gegabelt und durch einen Kiesclring vereinigt; daher etwa Saturnodoras n. g. !). Familie. Cuhospliaerida H. 1881. Einzellebende Sphaeridea mit 0 senkrecht zu einander gestellten , paarweise gegen- ständigen Radialstacheln. a. Mit einer einzigen Gitterkugel. Hexastylus H. 1881 non Eilst (1885). Syn. Acanthosphaera setosa Ehrb. (25). Die 6 einfachen Stacheln gleich gross. 25 Sp. Hexastylarium H. 1887. Ein opponirtes Stachelpaar grösser wie die übrigen. 3 Sp. Hexastylidium H. 1881. Die 3 opponirten Stachelpaare sämmtlich ungleich. 2 Sp. b. Mit 2 concentrischcn Gitterkugeln. Hexalonche H. 1881. Syn. Haliomma i3. p. J.Müller (12), Häckel (16), Stöhr (35). Die 6 Stacheln gleichgross. 28 Sp. Fossil seit Tertiär. Hexancistra H. 1881. Syn. Hexapitys H. (1881). Unterscheidet sich von vorhergehender Gattung durch verzweigte Stacheln. 5 Sp. Hexaloncharium H. 1887. Ein opponirtes Stachelpaar grösser ^vie die übrigen. 3 Sp. Hexalonchidium H. 1881. Sämmtlichc 3 Stachelpaare ungleich, 1 Sp. c. Mit 3 concentrischen Gitterschaleii. Hexacontium H. 1881, Syn. Actinomma p. p. H. (16), Stöhr (35). Taf. 21, 3. Die 6 Stacheln gleich gross. 24 Sp. Fossil seit Tertiär. Hexadendron H. 1881. Unterscheidet sich von vorhergehender Gattung durch verzweigte. Stacheln. 2 Sp. Hexacontarium H. 1887. Ein opponirtes Stachelpaar grösser wie die übrigen. 2 Sp. d. Mit 4 concentrischen Gitterschalen. Hexacromyum (H. 1S81) emend. 1887. Syn. Hexacromidium H. (1881). Die G Stacheln gleich gross und einfach. 4 Sj e. Mit 5 oder mehr concentrischen Gitterschaleii. Cubosphaera H. 1887. Syn. Hexacromyum p. p. H, (1881). Die 6 einfachen Stacheln gleich gross. 2 Sp. Hexacaryum H. 1881. Die 6 gleich grossen Stacheln verzweigt. ] Sp. f. Mit spongiöser Schale, ohne oder mit inneren gegitterten Me- duUarschalen. Cu baxonium H. 1887. Spongiöse kuglige Yolischale ohne Medullarschalen, Die 6 Stacheln gleich gross. 2 Sp. Hexadoras H. 1881. Eine gegitterte Markschalc; die (i Stacheln gleich gross. 3 Sp. Hexadoridium H. 1881. Zwei concentrische Markschalen. Die (» Stacheln gleich gross. 1 Sp. 10. Familie. A s tro sp haeridd 11. 1 8.*3 1 . Einzeilebende Sphacroidea mit zahlreichen (8—12, liäufig 20— 6t») IJadialstacheln. System nacli Häckel 1887 (Ordn. Spliaeroidea). 1953 a. Mit einer einzigen Gitterschale. Acanthosphaera Elirb. (1S5S und 25) emend. H. 1887. Syn. Heliospbaera p. p. H. (16), Hertwig (33); Cladococcus p. p, H. (16); Raphidococcus H. (IG); Cyrtidosphaera H. (18); Cenospbaera p. p. Stöhr (35); Raphidosphacra H. (1881). Taf. 20, 2—3. Alle Stacheln gleich. 31 Sp. Fossil seit Tertiär. (Riist 1885 heschreibt 1 Raphido- coccus aus Jura, der hierher gehören kann.) Heliosphaera (H. 1862) emend. 1887. Die Stacheln von zweierlei Art; grössere Haupt- und kleinere Nebenstacheln. 14 Sp. Conosphaera H. 1881. Die Stacheln hohl und mit porösen Wänden. 3 Sp. Coscinomma H. 1887. Die Löcher der Schale nach aussen oder innen (resp. beiderseits) in hohle, conische oder cylindrische Röhrchen verlängert, 4 Sp. Cladococcus J. Müller lS5l'> und 12, H. p. p. (18) und 1887. Stacheln mit meist verzweigten Seitenästen besetzt, jedoch ihr Stamm nie gegabelt. 14 Sp. Elaphococcus H. 1881. Syn. Cladococcus p. p. H. (16). Taf. 20, 4. Stacheln dichotomisch verzweigt. 7 Sp. b. Mit 2 concentrischen Gitterschalen. Haliomma (Ehrb. 1838 und später) H. emend. 1887, J. Müller p. p. (12), Häckel p. p. (16), Stöhr p. p. (35). Taf. 21, 1. Stacheln alle gleich und einfach. Eine intrakapsuläre und 1 extrakapsuläre Scliale. 33 Sp. Seit Tertiär. Heliosoma H. 1881. Syn. Haliomma p. p. H. (16). Wie Haliomma, doch die Stacheln von zwei verschiedenen Grössen. 6 Sp. Elatomma H. 1887. Wie Haliomma, doch die Stacheln verzweigt. 5 Sp. Leptosphaera H. 1887. Syn. Diplosjjhaera spinosa Hertwig (33). Taf. 20, 5b— c. Beide Schalen extrakapsulär. Nur eine Art ansehnlicher Stacheln, keine Nebenstacheln. Die äussere Schale besteht nur aus zarten, zwischen den Hauptstaclieln ausgespannten Kiesel- fäden. 7 Sp. Diplosphaera (H. 1860 und 16) emend. 1887. Unterscheidet sich von der vorhergehenden Gattung dadurch, dass die innere Schale dünne radiale Nebenstacheln trägt. 8 Sp. Drymosphaera H. 1881. Wie Leptosphaera, jedoch die äussere Scliale mit Nebenstacheln. 5 Sp. Astrosphaera H. 1S87. Wie Leptosphaera, doch beide Sclialen mit Nebenstacheln. 4 Sp. c. Mit 3 concentrischen Gittersclialen. Actinomma (H. 1862) emend. 1887, Stöhr p. p. (35). Sämmtliche Stacheln gleicli. 17 Sp. Seit Tertiär. Echinomma H. 1881. Stacheln von zwei verscliiedenen Grössen. 7 Sp. Pityomma H. 1881. Stacheln verzweigt. 3 Sp. d. Mit 4 Gitterschalen. Cromyomma H. 1862 und 1887, Stöhr (35). Syn. Acanthosphaera zoaaster Ehrb. (25). Stacheln sämmtlich gleich. 8 Sp. Seit Tertiär. B r 0 n n , Klassen des Thier-Reichs. Protozoa. 123 J954 Radiolaria. Cromycchiniis H. 1881. Staclielii von zwei verschiedenen Grössen. 3 Sp. Cromyodrymus H. 1881. Staclielii verzweigt. 2 Sp. e. Mit 5 oder mehr Gitterschalen. Caryomma H. 1887. Gitterwerk' der Schalen nicht spinnwebartig, sondern wie gewöhnlich. 2 Sp. Arachnopila H. 1SS7. (iittcrwcrk der Schalen spinnwebartig. Innerste Schale mit hexagonalen oder polygonalen, die übrigen mit dreieckigen Maschen. Die concentrischen Schalen nicht durch diagonale (? B.) Kiesclfäden verbunden, 2 Sp. Arachnopegma H. 1881. Unterscheidet sich von der vorhergehenden Gattung durch Diagonalfaden , welche , von den Kadialstacheln ausgehend, die concentrischen Schalen verbinden, 3 Sp. Arachnosphaera H. 18G2. Taf. 20, 6. Unterscheidet sich von Arachnopila durch grosse unregelmässige Maschen der äusseren Schalen. 0 Sp. f. Mit spongiöser Schale, ohne oder mit inneren gegitterten Me- dullarschalen, Spongiomma H. 1887. Syn. Spongechinns Dunikowsky Denkschr. Wien. Ak. Bd. 44. Spongiöse Yollkugel ohne Medullarschalen. 7 Sp. Fossil seit Lias. Spongodrymus H. 1881, Unterscheidet sich von der vorhergehenden Gattung durch verzweigte Stacheln. 2 Sp. Spongechinus H. 1881. Hohles spongiöses Skelet, ohne Medullarschale. 3 Sp, Spongothamnus H. 1887. Wie vorhergehende Gattung, doch mit verzweigten Stacheln. 2 Sp. Spongopila H. 1881. Spongiöses Skelet mit einer gegitterten Medullarschale. 2 Sp. Khizoplegma H. 1881. Unterscheidet sich von der vorhergehenden Gattung durch einen weiten Zwischenraum zwischen der Medullarschale und dem spongiösen Mantel, .5 Sp, Lychnosphaera H, 1881, Unterscheidet sich von vorhergehender Gattung nur dadurch, dass die Medullarschale zahlreiche frei endigende Nebenstacheln trägt. 1 Sp, Centrocubus H, 1887, Mit sehr kleiner kubischer Medullarschale und einem dieselbe dicht umgebenden spon- giösen Mantel, 8 Hauptstacheln, welche von der Medullarschale entspringen und häufig noch secundäre von dem Mantel. 3 Sp. Octodendron. H. 1887. Unterscheidet sich von vorhergehendem Genus wesentlich nur durch ansehnlichen Zwischen- raum zwischen der Medullarschale und dem spongiösen Mantel. 8 Sp. Spongosphaera (Ehrb. 1847 u. später), H. emend, 1887, Joh. Müller (12), Häckel(16), Taf, 22, 1. Mit 2 Medullarschalen und dircct folgendem spongiöscm Mantel, 4 Sp, Khizosphaera H, 1860, 16 und 1887, Unterscheidet sich von vorhergehender Gattung durch ansehnlichen Zwischenraum zwischen der äusseren Medullarschale und dem spongiösen Mantel, 3 Sp. IV. OrdD. Prunoidca H, 1887. (Nicht 1883, wie es iu H.'s System heisst, B,) (= Zygartidae des Abschn, über die Radiolarieu), Einaxige, meist gleichpolige Sphaerellaria, mit ellipsoidischer bis cylindrischer gegitterter Schale, welche häufig ringförmige Einschnürungen besitzt und mit ähnlich gestalteter Centralkapsel, System nacli Häckel 1887 (Ördn. Pninoidea). 1955 11. Familie. Ellipsida H. 1887. Mit einer einzigen ellipsoidisclien Schale ohne äquatoriale Einschnüriuig. Sclialenwand gegittert, nicht spongiös. Cenellipsis H. 1887, Rüst (1885). Syn. Haliomma (?) cenosphaera Elirlj. (26). Ohne Radiärstacheln und Polröhren. 10 Sp. Fossil seit Jura. Rüst heschreibt lü n. sp. aus Jura, darunter jedoch eine mit mächtigem Stachel am einen Hauptpol, letzlere gehört da- her nicht hierher, sondern zu Lithapium (s. u.). Axellipsis H. 1887. Mit einem den Schalenraum in der Richtung der liürzeren Axe durchsetzenden Stab. 2 Sp. Ellipsis H. 1887. Wie Cenellipsis, doch mit zahlreiclien Radiärstacheln. 5 Sp. Seit Tertiär. Ellipsoxiphus Dunikowsky 1882, Denkschr. Wien. Akad. Bd. 44. Syn. Stylosphaera p. p. Riist (1885). Die Pole in je einen starken Stachel verlängert. Die beiden Stachehi gleich. 8 Sp. Seit Lias. (R. beschreibt 1 n. sp.) Axoprunum H. 18S7. Von Ellipsoxiphus unterschieden durch 4 innere, frei endigende centripetale Stacheln' 2 in der Hauptaxe und 2 in einer Breitenaxe. 1 Sp. Eilipsostylus H. 18S7.. Syn. Stylospliaera p. p. Ehrh. (25). Wie Ellipsoxyphus, doch die beiden Stacheln ungleich. 9 Sp. Seit Tertiär. Lithomespilus H. 1881. Syn. Stylosphaera sp. Bury (15). Ein Pol mit einem Stachel, der andere mit einer Stachelgruppe. 4 Sp. Seit Tertiär. Lithapium H. 1S87. Syn. Cenellipsis p. p. Rüst (18S5). Nur der eine Pol mit einem Stachel. 4 Sp. Seit Jura. Pipetella H. 1887. Beide Pole in je eine hohle gegitterte Röhre ausgewachsen. 4 Sp. 12. Familie. Drujy'pulida H. 1SS7 (1SS2). Mit 2 oder mehr elliptischen (wenigstens die äusseren), concentrischen üitterschalen. Medullarschalen ohne Einschnürung. Druppula H. 1887. Syn. Haliomma ovatum Ehrb. (5 und 26), ellipticum Stöhr (35). Taf. 21, 7*). Eine Cortical- und eine MeduUarschale. Erstere ohne Stacheln oder Polröliren. 1 1 Sp. Seit Tertiär. Druppocarpus H. 18S7. Von Druppula unterschieden durch zahlreiche Radiärstacheln der Corticalschale. 5 Sp. Seit Tertiär. Prunulum H. 1887. Syn. Haliomma Ehrb, p. p. (5); Actinomma p. p. Stölir (35); CaryoliUiis Ehrh. (1847 M. B.). 1 Corticalschale, 2 Medullarschalen, ohne Stacheln oder Polarröhren. 1) Sp. Seit Tertiär. Prunocarpus H. 1887. Von Prunulum durch zahlreiche Radiärstacheln unterschieden. 4 Sp. Seit Tertiär. Cromyodruppa H. 1887. Mit 4 oder mehr concentrischen Schalen; ohne Stacheln oder Polarröhren. 2 Sp. Cromyocarpus H. 1887. Wie Cromyodruppa, doch bestachelt. 1 Sp. Lithatractus H. 1887, Stylosphaera H. 1881 p. p. Zweischalig, mit 2 starken gleichen Polarstachel ii. 14 Sp. Seit Tertiär. Druppatractus H. 1SS7. Syn. Stylosphaera p. p. Ehrb. (22 und 26). Wie Lithatractus, doch die beiden Stacheln ungleich. 11 Sp. Seit Tertiär. *) Ich habe gezeigt, dass die sog. Haliomma ovatum Ehrb. (= Druiipula ovatum H.) keine ganz dünne Corticalschale besitzt, wie Häckel angibt, sondern eine abnorm dicke. 123* ^ y^ß Radiolaria. Stylatractus H. 1887. Syn. Stylospliaera p. p. Ehrb. (26). 1 Cortical- iiml 2 Mediillarsclialen. 2 gleiche opponirte Stacheln. !) Sp. Seit Tertiär. Xiphatr actus H. 1887. Syn. Stylosphaera p. p. Ehrb. (2G). Taf. 21, 4. Wie Stylatractus, doch die beiden Stacheln ungleich. 8 Sp. Seit Tertiär, Cromyatractus H. 1887. Mit 4 oder mehr Gitterschalen und 2 gleichen Polarstacheln, fy Sp. Pipetta H. 1887. Zweischalig; die Corticalschale in zwei gegitterte Polarröhren ausgewachsen. 4 Sp. Pipettaria H. 1887. Wie Pipetta, doch dreischalig. 2 Sp. 13. Familie. Sx^ongii rida (H. 1802) emend. 1887. Elliptische bis cylindrische spongiöse Schale ohne äquatoriale Einschnürung; ohne oder mit Medullarscliale. a. Ohne Medullarschalu. Spongellipsis H. 1887. Schale elliptisch bis cylindrisch mit innerer Höhle. Ohne Polarstachelu. 5 Sp. Spongurus (H. 1862) emend. 1887, Stöhr (35). Syn. Haliomma asperum Joli. Müller (12). Taf. 26, 8. Wie Spongellipsis, doch ohne innere Höhle. Oberfläche zuweilen bestachelt. 8 Sp. Seit Tertiär. Spongocore H. 1887. Unterscheidet sich von Spongurus durcli einen äusseren gegitterten Mantel, der durch liadialstäbe mit dem Hauptskelet verbunden ist. 6 Sp. Spongopruuum H. 1887. Wie Spongurus, doch mit 2 starken Polarstacheln. 3 Sp. b. Mit gegitterten Medullarschalen. Spongodruppa H. 1887. Syn. Acanthos]ihaera clliptica Elirb. (25), Haliomma polyacanthum J. Müller (12). 1 Medullarschale. Polarstacheln fehlen. 6 Sp. Seit Tertiär. Spongotractus H. 1887. 1 Medullarschale. Mit 2 starken Polarstacheln. -■] Sp. Seit Tertiär. Spongoliva H. 1887. 2 Medullarschalen. Ohne Polarstacheln. 6 Sp. Fossil seit Tertiär. Spongoxiphus H. 1887. Syn. Spongosphaera pachystyla Ehrb. (20)*). Taf. 24, 1. 2 Medullarschalen. 2 Polarstacheln. 3 Sp. Seit Tertiär. 14. Familie. Artiscida H. 1881. Mit elliptischer Schale, welche durch eine äquatoriale Einschnürung in 2 communicirende Kammern getheilt wird. Artiscus H. 1881. Oline solide Stächein oder gegitterte Röhren an den Polen der Hauptaxe. 7 Sp. Stylartus H. 1881. Mit 2 starken Polarstacheln oder 2 Bündeln solcher. 4 Sp. Cannartus H. 1881. Mit 2 hohlen gegitterten Polarröhren. 3 Sp. 15. Familie. Cyphinida H. 1881. Die einfache oder doppelte Corticalscliale (doch werden Gattungen mit dreifacher auf- gefülirt) wie bei vorlicrgehender Familie beschaffen ; dazu noch eine bis mehrere concentrische Medullarschalen. *^ Häckel zieht diese Form zu Spongotractus; ich liabe jedoch schon 1882 gezeigt, dass sie 2 Medullarschalen besitzt. System nach Iläckel 1SS7 (Ordii. Pruiioidea). 1957 Gypliaiita H. 1S'^7. Syu. '? Ommatosiiyris laevis Ehrb. 1S72 (Mou. B.). 1 Cortical- und 1 Medtillaibchalc. Ohne Polarstachdn oder -Köhren. 6 Sp. Cyphoniuin H. ISST. Syn. Ommatospyris Ehrb. (25), p. p. H. lS*vl; Didymo- cyrtiri p. p. H. (16). Taf. 23, 2. Unterscheidet sich von der vorhergehenden Gattung durch 2 Meduliarschalen. J 1 Sp. Seit Tertiär. Cypassis H. 1887. Syn. Astromma eutomocora Ehrb. (1S47 und tij, Ummatospyris Ehrb. (26), Didymocyrtis p. p. H. (16). 2 Cortical- und 2 Medullarschalen. Ohne Polarstacheln oder -Röhren. 5 Sp. Seit Tertiär. Cyphocolpus H. 1887. H Cortical- und 2 Medullarschalen, ohne Polarstacheln oder -Röhren 2 Sp. Cyphinus H. 1881. Syn. Ommatospyris penicillata Ehrb. (22). 1 Cortical- und 1 Medullarschale ; 2 Polarstacheln oder Stachelbündel. 4 Sp. ' Cyphinidium H. 1887. Syn. Ommatospyris apicata Ehrb. 1872 (M. B.). Von voriger Gattung nur durch 2 Medullarschalen unterschieden. '6 Sp. Cannartiscus H. 1SS7. 1 Cortical- und 1 Medullarschale. Die crstere mit 2 Polarröhren. 2 Sp. Seit Tertiär Cannartidium H. 1>87, Bury (15 PI. 20, Fig. 4), V Haliomma amphisiphon Ehrb. 1844 (M. B.). Wie Cannartiscus, doch 2 Medullarschalen. 6 Sp. Seit Tertiär. 16. Familie. Fanartida H. IsST. Die Corticalschale wird durch .S ringförmige Einschnürungen in 4 Glieder oder Kammern getheilt; 2 concentrische Medullarschalen. (Meine Auffassung der Morphologie dieser Schalen ist, wie schon 1882 (s. p. 375) dargelegt wurde, wesentlich von der Häckel's verschieden. Die 4 Kammern sind nicht, wie dies Häckel's Definition besagt, durch 3 Einschnürungen einer Corticalschale gebildet, sondern durch Anfügung einer unvollständigen zweiten Cortical- schale, von welcher nur die polaren Enden ausgebildet sind, an die vollständige erste Cortical- schale. Jedoch kommt es zuweilen vor, dass diese zweite Corticalschale vollständig wird, dann erscheint sie ein wenig, immer jedoch sehr schwach viergliedrig. Häckel's Darstellungen be- stätigen durchaus die von mir zuerst richtig erkannte Morphologie dieser Schalen. Ich modi- ficire daher die Gattungsdiagnosen nach meiner Auffassung. B.) Panartus H. Syn. Ommatocampe jx p. Ehrb. (25). Zwei Medullarschalen, 1 vollständige zweigliedrige Corticalschale und 2 Kammern einer unvollständigen zweiten Corticalschale an den Polen. Ohne Polarstacheln oder -Röhren. 1 5 Sp. Seit Tertiär. Peripanartus H. Unterscheidet sich von Panartus durch Entwicklung einer unvollständigen oder vollstän- digen dritten Corticalschale, welche dann die inneren mantelartig umgibt. 5 Sp. (Gewisse Arten gehören jedoch nicht hierher, sondern sind einfach Panartusformen, deren zweite Corticalschale vollständig geworden ist. Die echten Peripanartus gehören eigentlich zu den Zygartida, doch ist die Scheidung der beiden Familien ohne Bedeutung. B.) Pauicium H. 1887. Unterscheidet sich von Panartus durch den Besitz zweier Polarstacheln oder Stachel- bundel. 4 Sp. Peripanicium H. 1887. Wie Peripanartus, doch mit 2 Polarstachcln oder Stachelbundeln. 3 Sp. Panarium H. 1S81. Wie Panartus, doch mit hohlen Polröhrchen. 5 Sp. Peripanarium H. 1887. Scheint sich von Panarium nur dadurch zu unterscheiden, dass die zweite Corticalschale vollständig ist. 2 Sp. » 5^958 Radiolaria. 17. Familie. Zygartida (H. 1S81) emend. 1S87. Durch Zufiigung weiterer unvollständiger Corticalschalen steigt die Gliederzahl der stab- förmigen Schalen auf 6 oder mehr. (Diagnosen von B.) Ommatocampc Ehrb. 1860 (M. B. und 2.5), emend. H., Stöhr (35). Ohne Polarröhren und ohne eine vollständige äusserste, die übrigen Schalen mantelartig umhüllende Corticalschale. (B.) 7 Sp. Seit Tertiär. Ommatartus H. 1S81. Wie Ommatocampe, doch mit 2 Polarröhrchen. 3 Sp. Desmocampe H. 1887. Wie Ommatocampe, doch mit einer äussersten vollständigen Corticalschale. (B.) 4 Sp. Desmartus H. 1887. Wie Desmocampe, doch mit 2 Polarröhrchen. 2 Sp. Zygocampe H. Mit 2 — 3 inneren vollständigen Corticalschalen und daran anschliessend noch eine An- zahl unvollständiger. (B.) Die späteren Corticalschalen werden immer unvollständiger. 3 Sp. Zygartus (H. 1881) emend. 1887. Wie Zygocampe, doch mit 2 Polarröhrchen. 2 Sp. V. Ordn. Discoidea H. 1862*). Die Schale in einer Axe abgeflacht, daher Scheiben- bis linsenförmig. Die Diagnosen der Familien und Gattungen sind nach meiner Auffassung der Morphologie abgeändert (s. p. 376 ff.). 18. Familie. Cenodisclda H. 1887. Mit einer einzigen linsenförmigen Gitterschale. a. Ohne äquatoriale Radialstacheln. Cenodiscus H. 1887. Ohne Radiärstaclieln und ohne äquatorialen Gürtelsaum. 3 Sp. Zonodiscus H. 1887. Mit einer soliden äquatorialen Gürtellamelle. 1 Sp. b. Mit äquatorialen ßadialstacheln. Stylodiscus H. 1887. Mit 2 ansehnlichen oi3ponirtcn äquatorialen Stacheln, die ins Innere fortsetzen oder nicht. 2 Sp. Theodiscus H. 1887. Mit 3 äquatorialen Stacheln. .5 Sp. Wäre identisch mit Tripocyclia Küst 1885 aus Jura (1 Sp.), ob diese jedoch ohne MedullarschaleV B. Crucidiscus H. 1887. Mit 4 kreuzförmig geordneten äquatorialen Stacheln, die ins Innere fortsetzen oder nicht. 4 Sp. Trochodiscus H. 1887. Mit zahlreichen äquatorialen Stacheln , welche zuweilen durch eine zusammenhängende Kieselmembran verbunden sind. 7 Sp. - 19. Familie. Phacodiscida H. 1S81. Wie die vorhergehende Familie, doch mit 1 — 2 Medullarschalen. a. Ohne äquatoriale Stacheln. Sethodiscus H. 1881. Syn. Haliomma radians und radiatum Ehrb. (5), echinatum Ehrb. (2(1). Mit 1 Medullarschalc. 9 Sp. Seit Tertiär. *) Für diese Ordnung gilt, wie für die vorhergehende, dass H. meine Bemerkungen über ihre Mor23liologie übersah. So habe ich schon klar dargelegt, dass die Discoiden nicht spiralig sind, wie Hertwig angab, und auch den Charakter dieser wahrscheinlich überall nur scheinbaren Spiralität erörtert, welchen H. nicht erkannte. System nach Häckel 1S87 (Ordn. Discoidea). 1959 Phacodiscus H. 1881. Mit 2 Medullarschalen. 5 Sp. Periphaena EhrTj. 1873 (M. B. und 26). Taf. 22, 6. Wie Sethodiscus, jedocli mit äquatorialer Gürtellamelle. 3 Sp. Seit Tertiär, (Die tyiaische Periiihaena decora besitzt jedoch nach meiner Erinnerung 2 Medullarschalen. B.) Perizona H. ISSI. Wie Periphaena, doch mit 2 Medullarschalen. 2 Sp. b. Mit einer constanten Zahl von äquatorialen Eadialstacheln. Sethostylus H. 1881. 1 Medullarschale ; 2 gegenständige Stacheln. 6 Sp. Fossil seit Tertiär. Phacostylus H. 1881. Wie Sethostylus; doch 2 Medullarschalen. ö Sp. Seit Tertiär. Triactiscus H. 1881. Syn. Haliomma triactis Ehrb. (26). 1 Medullarschale und 3 Stacheln. 3 Sp. Fossil seit Tertiär. Sethostaurus H. 1881. 1 Medullarschale. 4 kreuzförmig geordnete Eadialstacheln. 7 Sp. Phacostaurus H. 1S81. Wie Sethostaurus, doch 2 Medullarschalen. 3 Sp. Distriactis H. 1887. 1 Medullarschale; 6 Stacheln. 5 Sp. Heliosestrum H. 1881. Syn. Haliomma sol p. p. Ehrb. (26), humboldti var. Bury (15). 1 Medullarschale, 8 Stacheln (auch 7 — 9). 12 Sp. Seit Tertiär. Astrosestrum H. 1881. Syn. Haliomma octacanthum Ehrb. (2.5) und contiguum (26). Taf. 22, 5. 2 Medullarschalen, 8 Stacheln (7—9). 8 Sp. Seit Tertiär, (unsere Figur, welche jeden- falls richtig als die sog. Haliomma contiguum Ehrb. (26) bestimmt ist, die Häckel zu Heliosestrum zieht, hat jedoch nur 5 Stacheln.) c. Mit zahlreichen (10 — 20) Aequatorialstacheln. Heliodiscus (H. 1862) emend. 1887, Stöhr (35). Syn. Haliomma helianthus, un- bonatum Ehrb. (26), sol p. p., humboldti (6), amphidiscus J. Müll. (12). 1 Medullarschale. 20 Sp. Seit Tertiär. Heliodrymus H. 1881. Syn. Heliodiscus p. p. Stöhr (35). unterscheidet sich von Heliodiscus durch verzweigte Aequatorialstacheln. 6 Sp. Seit Tertiär. Astrophacus H. 1881, '? Chilomma Ehrb. (25), Haliomma humboldti var. Bury (15). ? Taf. 24, 2. 2 Medullarschalen, sonst wie Heliodiscus. 7 Sp. 20. Familie. Coccodiscida (H. 1862) 1887. Mit einer vollständigen inneren Cortical- und 1 — 2 Medullarschalen, sowie mehr oder weniger zahlreichen weiteren unvollständigen Corticalschalen („gekammerte Gürtel" Häckel), welche sich als aufeinanderfolgende Kinge um den Aequator der ersten Corticalschale herumlegen. a. Rand ohne Aequatorialstacheln oder sog. Arme. Lithocyclia (Ehrb. 1847 M, B.) H. 1887. Syn. Stephanopyxis Bury (15). 1 Medullarschale. 5 Sp. Seit Tertiär. Eüst beschreibt (1885) 2 Sp. aus Jura, von deneu es jedoch fraglich ist, ob sie zu dieser oder der folgenden Gattung gehören. Ich ver- muthe das letztere. \^{\{) IJailiolaria. Coccodibcub II. Ibij'l. Syii. Lithocyclia Ehrb. (i und 26*). Taf. 23, 5. 2 Mcdullarschalcri. :j Sp. Seit Tertiär. b. Mit Ae(juatorialstaclicln. Styl 0 eye lia (Name von Ehrb. 184") H. 1887. 1 Mcdullarscliale ; 2 gegenständige Aequatorialstachelii. •'! .Sp. Seit Tertiär. Ampliicyclia H. ISSl. Syn. Stylocydia Ehrb. (1847 M. B. und 2fi). Taf. 23, 8—9. Wie vorhergehende Gattung, aber mit 2 Mednllarschalen. 4 Sp. Seit Tertiär. (Die Stylocydia dimidiata Ehrb. von Barbados besitzt sicher 2 Medullarschalen , gehört deshalb hierher. Also müsste diese Gattung eigentlich Stylocydia heissen. B.) Trigonocyclia H. 1881. 1 MeduUarschale. 3 Stacheln, 1 Sp. Staurocyclia H. 1881. Syn. ? Haliomma sp. Bury (15). 1 MeduUarschale; 4 kreuzförmig geordnete Stacheln. 4 Sp. Seit Tertiär. Astrocyclia H. 1880. Syn. Lithocyclia Stella Ehrb. (26). Taf. 23, 7. 1 MeduUarschale. .5 oder mehr (meist 30 — fiO) Aequatorialstacheln. .5 Sp. Seit Tertiär. Coccocyclia H. 1881. Wie Astrocyclia, doch mit 2 Medullarschalen. 2 Sp. c. Mit 2 bis mehr (meist 3 — 5) gekammerten ßadialarmen des Ran- des; d. h. die Ringe der unvollständigen äusseren Corticalschalen sind nur in gewissen Radien ausgebildet, so dass die Scheibe in Gestalt von Armen auswächst. Manchmal sind diese Arme durch zwischengeschaltetes Netzwerk (Patagium, p. 3011 u. 373) vereinigt. (B.) Diplactura H. 1881, ? Eüst (1885). Mit 2 gegenständigen Armen , ohne Patagium. 2 Sp. (R. schildert 1 n. sp. aus Jura, doch unsicher, da die innere Beschaffenheit der Schale nicht bekannt. B.) Amphiactura H. 1881. Unterscheidet sich von vorhergehender Gattung durch spongiöses Patagium. 1 Sp. Trigonactura H. 1881, ? Rüst (1885). Syn. Astromma pythagorae Ehrb. (26), Stephauastrum sp. Bury (15). Mit 3 Armen, ohne Patagium. 7 Sp. Seit Tertiär. (R.'s n. sp. aus Jura ist unsicher, da die innere Beschaft'enheit nicht bekannt. B.) Hymenactura H. 1881. Syn. Hymeniastrum pythagorae Ehrb. (2t)), sp. Bury (15), Astromma sp. Bury (15). Taf. 23, 11. Wie vorhergehende Gattung, doch mit Patagium. 6 Sp. Seit Tertiär. Astractura H. 1881. Syn. Astromma aristotelis Ehrb. (26), Bury (15). Taf. 23, 10. Mit 4 kreuzförmig geordneten Armen, ohne Patagium. 5 Sp. Seit Tertiär. Stauractura H. 1881. Unterscheidet sich von der vorhergehenden (iattung durch ein Patagium. 4 Sp. Pentactura H. 1881. Syn. Astromma pentactis Ehrb. (26). Mit 5 Armen ohne Patagium. 2 Sp. Seit Tertiär, Echinactura H. 1887. Wie Pentactura, doch mit Patagium. 3 Sp. *) In meiner Darstellung der l\adiolarien hätte Häckel gefunden, dass Lithocyclia ocellus Ehrb. 2 Medullarschalen besitzt, also zu seinem Coccodiscus gehört, resp. dass dieser den Namen Lithocyclia zu führen hätte! System nach Häckcl 1887 (Ordn. Discoidea). 1961 21. Familie. Porodiscida H. 1881 (= Trematodiscida'-{- Diöcoäpirida H. 18152). All Stelle des coccodiscusartigeu Centraltheils der Schale, wie er für die Coccodiscideu charakteriätisch ist, finden sich 1 — 3 (Bütschli)*) concentrische kleine Gitterkiigelii, deren Ab- stände ziemlich gleich sind. Darauf folgt die Scheibe, welche aus Eingen unvollständiger Corticalschalen von derselben Beschaffenheit wie bei den Coccodiscideu gebildet wird. a. Mit einer kugligen bis linsenförmigen vollständigen Centralschale und darum einem einzigen Ring (unvollständige Corticalschale). (Nach Häckel's Abbildungen scheint es mir jedoch z. Th. möglich, dass der Ring eine vollständige Corticalschale ist. B.) Archidiscus H. 1887. Ohne Aequatorialstacheln des Randes. 13 Sp. Axodiscus H. 18S7. Mit Aequatorialstacheln. 7 Sp. i b. Mit 2 bis zahlreichen concentrischcn bis spiraligen Ringen (s. über die sog. Sjnralität vorn p. 370 — 72)**) der Scheibe (unvollständige Cortical- schalen B.). Ohne Randstacheln oder Randöffnungen (Oscula H.). Porodiscus H. 1881 und 1887, Rüst (1885). Syn. Trematodiscus H. 1862 (jetzt Subgenus), Stöhr (3.5), Flustrella Ehrb. (1S38, 6, 26), Perispira H. 1881, Centrospira H. 1881, Discospira H. (16), Stöhr (35), Rüst (1885); Stylodictya bispirialis Ehrb. (26), Atactodiscus H. (37), Rüst (1885), ? Perispongidium Rüst (1885). Taf. 24, 3—6. Ohne poröse äquatoriale Randlamelle. 21 Sp. Seit Jura. (Rüst führt 8 n. sp. aus Jura auf.) Perichlamy dium Ehrb. 1847 (M. B.) und 26. Syn. Discospira p. p. Stöhr (35). Taf. 25, 1 und 7. Raud mit einer dünnen porösen Lamelle. 4 Sp. Seit Tertiär. c. Ohne Radialstacheln, dagegen mit 1 bis 2 gegenständigen kleineren bis grösseren Oeffnungen (Oscula) des Randes, jede von einem Stachelkranz umgeben. (Wie ich schon 1882, s. vorn Taf. 25, 0, angab, bezweifle ich, dass Ommatodiscus Stöhr (35) und seine von Häckcl 1887 aufgeführten Verwandten zu den Discoideen gehören; ich stellte sie vielmehr in die Nähe der Litheliden. Es handelt sich nämlich hier nicht um eine aus Ringen zusammengesetzte Scheibe, sondern um mehr oder weniger zahlreiche, concen- trische und vollständige (iitterschalen. Auch Häckel's einzige Abbildung (Taf 48, 8) solcher Ommatodisciden bestärkt mich in der ausgesprochenen An- sicht. B.) Ommatodiscus Stöhr 1880, H. 1887. Taf. 25, !). Schale kreisförmig bis elliptisch mit einer Randöflhung. 6 Sp. Seit Tertiär. Stomatodiscus H. 1887. Unterscheidet sich durch 2 gegenständige Randötlhungen. 2 Sp. d. Porodisciden mit ä(|uatorialcn Radialstacheln. Xiphodictya H. 1881, p. p. Rüst (1885). Mit 2 gegenständigen Radialstacheln der kreisförmigen oder elliptischen Scheibe. 4 Sp. Seit Jura. (Von Rüst's 4 u. sp. aus Jura dürften nur X. Knopi und pales hierhergehören. B.) *) Nach Häckel soll sich bei allen Porodisciden nur eine einzige centrale kuglige Gitter- schale finden. In meiner Schilderung von 1882 hätte er gefunden, dass auch 2—3 voll- ständige Gentralschalen vorkommen können. B. **) Meine, auf eigene Untersuchungen gegründeten Auseinandersetzungen über die schein- bare Spiralität zahlreicher Porodisciden hat Häckel unberücksichtigt gelassen. \f)Q2 Kadiolaria. Tripodictya H. 1881. Mit 3 Kadialstachelii. 3 Sp. Staurodictya H. 1881, Bütschli d. Werk, Rüst (1885). Stylodictya p. p. Ehrb. (2fi), H. (16). Taf. 24, 9. Mit 4 kreuzförmig gestellten Stacheln. 8 Sp. Seit Jura. (Eüst 1 n. sp. aus Jura.) Stylodictya (Ehrb. 1847 [M. B.] und später) emend. H. 1887; Bailey (7), J. Mtiller (12); Zittel (29), Rüst (188.5), Stylospira H. (16), Hertwig {HS). Taf. 24, 8 und 10. Zahlreiche Radialstacheln, 19 Sp, Seit Jura. Stylochlamydium H. 1881. Syn. Perichlamydium p.p. Ehrb. 1847 (M. B. u. 6), Bailey (7), H. (.16), Stöhr p. p. (35). Die Stacheln durch eine poröse Randlamelle verbunden. 6 Sp. Seit Tertiär. e. Mit 2 bis mehr radiären Armen (morphologisch entsprechend jenen der Astracturida (Grujjpe c) unter den Coccodisciden , s. p, 1960). Mit oder ohne Patagium. Amphibrachium H. 1881, Rüst (1885). Mit 2 gegenständigen Armen ohne Patagium. 8 Sp. Seit ? Jura. (Rüst beschreibt 3 n. sp. aus Jura, doch ist der Bau der Centralscheibe unsicher.) Amphymenium H. 1881, Syn. ? Ommatogramma Ehrb. (22), Ommatocampe spec. Bütschli*), s. oben Taf. 25, 10. Ebenso wie die vorhergehende Gattung, doch mit Patagium, welches die Arme verbindet. 6 Sp. Seit Tertiär. (B.) Amphirrhopalum H. 1881. Zwei Arme, von welchen einer oder beide distal gegabelt sind. 5 Sp. Amphicraspedum H. 1881. Unterscheidet sich von vorhergehender Gattung durch Patagium. 3 Sp. Dictyastrum Ehrb. 1860 (M. B. und 25). Syn. Rhopalastrum Harting (Mikr. Fauna Banda-Zee, Verh. d. Kon. Akad. v. Wetensch. Amsterd. IX.), Rüst p. p. (1885). Mit ji gleichen, in Winkeln von 120" entspringenden Armen, ohne Patagium. 7 Sp. Seit Jura. (Rüst hat 7 n. sp. aus Jura, die wohl hierhergehören, obgleich der Bau des Cen- trums nirgends ganz sicher ist.) Rhopalastrum Ehrb. 1847 (M. B, und 6), H. (16), Stöhr (35), Rüst p. p. (1885). Taf. 25, 2. 3 Arme, 2 gleich, einer ungleich; daher Schale bilateral. 11 Sp. Seit Jura. (Rüst hat 4 n. sp. aus Jura, Bemerk, wie für Dictyastrum.) Hymeniastrum Ehrb. 1847 (M. B. und 6, 26), H. emend. 1887. Syn. Histiastrum Ehrb. p. p. (26), Euchitonia p. p. H. (16), Stylactis Stöhr (35). Mit 3 gleichen Armen und Patagium. 8 Sp. Seit Tertiär. Euchitonia (Ehrb. 1860 M. B. und 25) H. emend. 1887, p. p. H, (16), Stöhr (3.5); Syn. Stylactis p. p. Ehrb. (25), Stöhr (35); Pteractis Ehrb. (25); Histiastrum H. (1860). Taf. 25, 3. Wie Rhopolastrum, doch mit Patagium. 14 Sp. Seit Tertiär. Chitonastrum H. 1881. Syn. Dictyastrum H. 1881, Rüst (1885). Mit 3 gegabelten gleichen oder ungleichen Armen; ohne Patagium. 5 Sp. Seit Jura. (Rüst 1 n. sp. aus Jura.) Trigonastrum H. 1SS7. Syn. Euchitonia p. p. H. (16). Wie vorhergehende Gattung, doch mit Patagium. 3 Sp. *) Ich habe diese Form oben p. 375 noch bei den Zygartiden besprochen, mit welchen sie und ihre Verwandten grosse Aehnlichkeit haben; die Einreihung auf der Tafel neben Euchitonia etc. beweist jedoch, dass mir ihre Beziehungen zu den Porodiscideu auch möglich erschienen. System nach Häckel 1S87 (Ordn. Discoidea). 1963 Stauralastrum H. 1S87. Syn. Rhopalastrum sp. Bury (15), Hagiastrum Eilst (1885). Mit 4 einfachen, lireuzförmig gestellten, gleichen Armen ohne Patagium. !l Sp. Seit Jura. (Kiist 6 Sp. aus Jura, doch nicht alle genügend sicher.) Hagiastrum (H. 1881) emend. 1887. Mit 4 gekreuzten Armen, die gegenständigen Paare ungleich. 5 Sp. Histiastrum (Ehrb. 1847 [M. B.] und 26) emcnd. II. 1887. Syn. Astronima sp., Stephanastrum sp. Bury (15). Taf. 25, 5. Wie Staurastnim, doch mit Patagium. 9 Sp. Seit Tertiär. Tessarastrum H. 1S87. Wie Hagiastrum, doch mit Patagium. 4 Sp. Stephanastrum Ehrb. 1847 und 26, Bütschli s. d. Werk*), H. (1887). Taf. 25, 4. Mit 4 kreuzförmig geordneten Armen, deren distale. Enden durch ein unvollständiges Patagium verbunden sind. 3 Sp. Seit Tertiär. Dicranastrum H. 1881. Mit 4 gleichen, regelmässig gekreuzten und gegabelten Armen, ohne Patagium. S Sp. Myelastrum H. 1881. 4 gegabelte Arme, ohne Patagium. Bilateral, da die benachbarten Armpaare un- gleich. 13 Sp. Pentalastrum H. 1881. 5 einfache Arme, ohne Patagium. 4 Sp. Pentinastrum H. 1S81, V Stephanastrum sp. Bury (15). Wie vorhergehende Gattung, doch mit Patagium. 2 Sp. ? Seit Tertiär. Pentophiastrum H. 1887. Mit 5 gegabelten Armen, ohne Patagium. 3 Sp. Hexalastrum H. 1881. 6 einfache Arme, ohne Patagium. 3 Sp. Hexinastrum H. 1881. 6 einfache Arme mit Patagium. 1 Sp. 22. FamUie. Pylodiscida H. 1887. Um eine kiiglige oder linsenförmige gegitterte MeduUarschale ein bis 2 ringförmige, unvollständige Corticalschalen , welche in 3 unter 120" geordneten Radien durch weite raud- liche Löcher geöffnet oder unterbrochen sind. (Häckel hat diese Formen 1881 zu den Pylo- niden gezogen und wir mussten sie daher s. Z. s. p. 376 mit diesen besprechen. Daher wurde denn auch unsere Darstellung der hierhergehörigen Gatt. Triopyle eine irrige. Doch bedürfen die Formen wohl überhaupt noch genaueren Studiums. Mir scheint noch keineswegs sicher, ob sie zu den Disciden gehören und ob nicht manche der einfachen Formen, welche als selbst- ständige Species und Gattungen beschrieben werden, nur Jugendzustände der complicirteren sind. B ) a. Mit einem einzigen Corticalring, welcher wegen 3 bis zur MeduUar- schale reichende Ausschnitte mit 3 weiten Löchern oder Spalten versehen ist Triolena H. 1887. Die 3 Spalten ganz offen, nicht in der Aequatorialebene überbrückt. 5 Sp. Triopyle H. 1881. Jede Spalte durch eine äquatoriale Gitterbrücke überdacht und dadurch je in 2 Löcher zerlegt. Demnach 3 Löcher auf jeder Flachseite des Skelets. 6 Sp. Triodiscus H. 1887. Wie Triopyle, doch die Brücken der 3 Spalten wachsen über die Flachseiten des Skelets jederseits empor und umschliessen dieselben vollständig (dies erinnert doch sehr an die Wachs- thumsverhältnisse gewisser Pylonidae. B.) 3 Sp. *) Meine Originaluntersuchungen über Stephanastrum hat H. nicht berücksichtigt. 1Ü64 Radiolaria. Ij. Mit einem triodi sciisartigou (nicht wie Häckel angibt triopyleartigeu) Centraltheil des Skelets, an welchen eine zweite ringförmige Corticalschale mit 8 grossen Siialten angefügt ist. Pylolena H. 1887. Die 3 Spalten der 2. Corticalschale nicht überbrückt. 2 Sp. Hexapyle H. 18S1. Die S Spalten der 2. Corticalschale überbrückt wie bei Triopyle. 7 Sp. Pylodiscus H. 1S87 Die 3 Brücken zu vollständig einhüllender Schale ausgewachsen wie bei Triodiscus. 4 Sp. c. Wie Pylodiscus, jedoch dazu ein äquatorialer durch K adialstäbe gekammerter äusserer Gürtel (ohne Zweifel eine unvollständige [?] 3. Cor- ticalschale. B.), welcher jedoch nicht mit Spalten versehen ist. (Nach den Abbildungen sieht es vielmehr aus, als wenn dieser angebliche Ring eine vollständige, den pylodiscusartigeu Centraltheil allseitig einschliessende Schale wäre. B.) Disco zonium H. 1887. Am Rand des äusseren sog. Rings keine bestachelte Oelliiung. 3 Sp. Discopyle H. 1887. Am Rand des äusseren Rings eine von einem Stachelkranz umgebene Üefliiung. 2 Sp. 23. Familie. Spouijodificida H. 1862 emend. 1887. Porodiscidenartiger Centraltheil der Schale, welcher distal früher oder später in unrcgel- mässiges spongiöscs Netzwerk übergeht. Skclet daher stets mehr oder weniger scheiben- förmig. (B.) a. Skelet einfach scheibenförmig, ohne Kadialstacheln oder -arme des Randes. Spongodiscus Ehrb. 1854 (M. B. und 1861), H. (16), Stöhr (.^5). Syn. Spongo- cyclia H. (16), Stöhr (35), Spongospira H. (16), Stöhr (35). Taf. 26, 7. Ohne äquatoriale Eandlamelle. 9 Sp. Seit Tertiär. Spongophacus H. 1881. Mit poröser oder solider äquatorialer Kandlamelle, ähnlich Periphaena. 1 Sp. b. Mit kreisförmiger Scheibe und Rand stacheln; seltener auch solch e auf der Scheibe. Spongolonche (H. 1881) emend. 1887, V Xipliodictya teretispina und acuta Rust (1885). Mit 2 gegenständigen Randstacheln. 2 Sp. '? Seit Jura. Spongotripus H. ISSl. Syn. Spongechinus p. p. Dunikowsky (Denkschr. d. Wiener Akad. Bd. 44). Mit 3 Randstacheln. 5 Sp. Seit Lias. Spongostauriis H. 1881. Mit 4 meist kreuzförmig geordneten Kandstacheln. 4 Sp. Stylotrochus H. 1862. Syn. Stylospongia H. (16), Stylospongidium H. (1S81). Spongotrochus H. (16), Stöhr (35), Rüst (1885); Spongosphaera rhabdostyla Ehrb. (26). Taf. 26, 2 und 3. Mit zahlreichen Randstacheln. 7 Sp. Seit Jura. (Rust 1 n. sp. aus Jura.) Spongotrochus (H. 1860 M. B.) emend. 1887. nicht unsere Taf. 26, 1. Mit zahlreicheji Stacheln, welche über die ganze (Jberüäche und den Rand zerstreut sind oder auf den beiden Seiten der Scheibe regelmässig vertheilt stehen. 5 Sp. c. Mit 2 bis mehr radialen Armen, mit oder ohne verbindendes Patagium Spongolena H. 1887. Syn. Spongurus Eüst (1885). 2 gegenständige Arme, ohne Patagium. 3 Sp. Seit Jura. (Rüst 1 n. sp.) System nach Häckel 1SS7 (Ordn. Larcoidea). 1965 Spongobrachium H. 1881. Syn. Spong-ocyclia p. p. H. (16). ? Taf. 27, 8. Wie vorberg-ebende Gattung, docb mit Patagium. 2 Sp. Ebopalodictyum Ebrb. 1860 (Mon. Ber. und Iböl) und 25, Riist (1885). Syn. Triactinospbaera Dunikowsky (Denkscbr. d. Wiener Akad. 44). Taf. 27, 1. 3 Arme; obne Patagium. 7 Sp. Seit Lias. (Rüst 2 n. sp. aus Jura.) Dictyocoryne Ebrb. 1860 (Mon. Ber. und 22), H. (16), Stöbr (3.5), Kiist (1885). Syn. Spongocyclia p. p. H. [16). Taf. 27, 2 und 20, 4 und 5*). 3 Arme; mit Patagium. 8 Sp. Seit Jura, (Kiist 1 n. sp. aus Jura.) Spongasteriscus (H. 1862) emend. 1887, Eüst (1885). Taf. 26, G. Mit 4 kreuzförmig geordneten Armen; obne Patagium. 8 Sp. (Küst 1 n. sp. aus Jura.) Spongaster Ebrb. 1S60 (Mon. Ber. und 25). Syn. Dictyocoryna und Spongocyclia p. p. H. (16). Mit 4 Armen und Patagium. 6 Sp. VI. OrdD. Larcoidea H. (1883) 1887. Skelet gitterig und „Icutellipsoidiscb", d. b. mit 3 verscbieden grossen und vcrscliieden be- scbaifenen, scnkrecbt zu einander stebenden Axen. Oft ist es jedocb modificirt und manch- mal ganz unregelmässig. 24. Familie. Larcarida H. (1883) 1887. Mit einer bis mehreren lentellipsoidiscben vollständigen Corticalscbalen , wozu sieb eine Medullarscbale gesellen kann, die durcli Kadialstäbe mit erstcren verbunden ist. a. Obne Medullarscbale. Cenolarcus H. 1887. Obne ßadialstacheln. 5 Sp. Larcarium H. 1887. Mit Stacheln. 7 Sp. b. Mit einer kugligen oder lentellipsoidiscben Medullarscbale und einer bis mehreren, sich umfassenden lentellipsoidiscben Cortical- scbalen. Coccolarcus H. 1887. 1 Medullär- und 1 Corticalscliale obne Stacheln. 2 Sp. Larcidium H. 1887. Von der vorhergehenden Gattung nur durch Bestacbelung unterschieden. 6 Sp. c. Mit spongiöser lentellipsoidiscber Schale mit oder ohne Medullar- scbale. Spongolarcus H. 1887. Syn. ? Amphicentria Salpa Elirb. (25). Mit innerer Centralböhle, ohne Medullarscbale und ohne Staclu^ln. 4 Sp. Stypolarcus H. 1887. Obne Centralböhle und Medullarscbale. 1 Sp. 25. Familie. Larnacida H. (1883) 1887. „Larcoidea mit einer (oder melir) regulären vollständig gegitterten lentellipsoidisclien Cor- ticalscbale ohne (Jelinungen und obne ringförmige Einschnürungen ; entweder ist diese Cortical- schahi oder die eingeschlossene Medullarscbale tri zonal, d. b. aus 3 elliptischen gegitterten nach den 3 Dimensionen angeordneten (dimensive) Gürteln verschiedener Grösse zusammen- gesetzt, welche senkrecht zu einander stellen." *) Häckel will diese Form (Stylactis Zittelii Stöbr) zu Euchitonia ziehen; mir scheint sie richtiger zu den Spongodisciden zu gehören. * 19()G Eadiolaria. (Diese Definition H.'s ist schwer verständlich. Audi die genauere Beschreibung scheint mir nicht das Charakteristisclie der Morphologie dieser Formen zu treffen. Aus H.'s Abbil- dungen und Beschreibungen ergibt sich, dass die Larnaciden ganz ebenso gebaut sind wie Triodiscus unter den Pylodiscida [s. oben p. 19G3J, mit der Ausnahme, dass nicht drei, sondern nur zwei gegenständige Spalten oder Löcher der Corticalschale vorhanden sind. Diese Löcher sind dann überbrückt und die Brücke ist wie bei Triodiscus zu einer vollständigen Umhüllung ausgewachsen. Hieraus folgt denn auch, dass die den sog. Pylodiscida ursprüng- lich gegebene Stellung bei den Larcoidea wohl richtiger war, wie die ihnen von Häckel jetzt angewiesene. B.) a. Mit einer einzigen sog. trizonalen Corticalschale, welche nicht spongiös wird; nur 1 Medullarschale. Larnacilla H. 1887. Ohne Stacheln der Oberfläche. 4 Sp. Larnacidium H. 1887. Mit Stacheln. 3 Sp. b. üntercheiden sich von den vorigen dadurch, dass sich der ersten trizonalen Cor- ticalschale eine zweite anfügt, in der gleichen Weise wie diese der Medullar- schale. Auf diese kann dann noch eine dritte folgen. (B.) Lanarcalpis H. 1887. Mit 2 in einander geschachtelten trizonalen Cortical- und 1 Medullarschale. (B.) 5 Sp. Larnacantha H. 1887. Unterscheidet sich von der vorhergehenden Gattung nur durch Bestachelung. 11 Sp. Larnacoma H. 1887. Mit 3 trizonalen Corticalschalen. Ohne Stacheln. 3 Sp. Larnacospongus H, 1887. Ausgezeichnet durch die spongiöso Beschaffenheit der äusseren (zweiten) Corticalschale. Ohne Kadialstacheln. 2 Sp. Larnacostupa. Wie vorige Gattung, doch mit Radialstacheln. 3 Sp. 26. Familie. Pylonida H. 1881. Der Bau ist im Wesentlichen ähnlich dem der Larnacida, d. h. im einfachsten Fall eine vollständige kleine Medullarschale, ■welche von einer unvollständigen Corticalschale um- hüllt wird, die zwei gegenständige grosse und überbrückte Spaltöffnungen besitzt. Wächst diese Brücke aus, so bildet sie nicht eine vollständige üebergitterung der 4 Spaltöffnungen wie bei den Larcoidea, sondern nur 2 auf die ersterwähnten Brücken (1. Ordnung) senkrecht aufgesetzte Brücken 2. Ordnung, zu deren Seiten wiederum je 2 Löcher bleiben. 1 — 3 solcher Corticalschalen können um die Medullarschale zur Entwicklung gelangen, (Aus dieser Schil- derung geht hervor, dass die auf p. 376 gegebenen Schemata, welche nur auf den kurzen Diagnosen Häciel's von 1881 basirten, unrichtig sind, mit Ausnahme desjenigen der Tetrapyle. B.) a. Mit einer einzigen Corticalschale. Monozonium H. 1887. Die Corticalschale sehr unvollständig; sie besteht nur aus einem Gitterring, welcher sich der Medullarschale beiderseits dicht auflegt und in der dazu senkrechten Eichtung weit ab- steht, so dass 4 grosse Löcher offen bleiben (paarweise nach den Enden der 3. Axe ge- richtet). B. 5 Sp. Dizonium H. 1887. Unterscheidet sich von Monozonium dadurch, dass auf die Enden des Rings der 1. Cor- ticalschale (Brücken 1. Ordnung) jederseits eine Brücke 2. Ordnung aufgesetzt ist, so dass jederseits von diesen 2 Löcher bleiben. B. 7 Sp. Trizonium H. 1887. Unterscheidet sich von Dizonium dadurch, dass auf die Mitten der Brücken 2. Ordnung jederseits eine solche 3. Ordnung senkrecht zu den beiden 1. und 2. Ordnung aufgesetzt ist und daher wieder zu der Seite jeder Brücke 3. Ordnung 2 Löcher. B. 1 1 Sp. System nacli Häckel 1887 (Ordn. Larcoideä). 1967 Zu dieser Gruppe a, resp. zur folgenden b könnte der sog. Heliodiscus inchoatus Riist's aus Jura gehören. B. b. Mit 2 Corticalschalon; d. h. von der Brücke S.Ordnung (s. Trizonium) aus erfolgt die Bildung von 1 — 3 concentrischen äusseren Brücken, welclie jene der 1. Corticalscliale wiederholen. (B.) Amphipyle H. 1887. Nur mit der Brücke 1. Ordnung der 2. Corticalschale. (Entspricht also Monozonium der 1. Unterfamilie.) 13 Sp. Tetrapyle Joh. Müller 1858, H. (Hij, Hertwig (33). Syn. Schizomma Ehrb. 1S60 (Mon. Ber. und 2.5). Taf. 23, 4. Mit den Brücken 1. und 2. Ordnung der 2. Corticalschale. (Entspräche also Dizonium der 1. Unterfamilie.) 18 Sp. Octopyle H. 1881. Unterscheidet sich von Tetrapyle nur dadurch, dass die 4 paarweise zu den Seiten der äusseren Brücken 2. Ordnung befindlichen Löcher durch eine meist solide Spange getheilt sind, welche von der Mitte der äusseren Brücken 2, Ordnung zu den Brücken 1. Ordnung der inneren Corticalschale ziehen. 15 Sp. Pylonium H. 1881. Mit vollständiger, aus den 3 Brücken bestehender zweiter Corticalschale. G Sp. c. Mit 3 Corticalschalon. Amphipylonium H. 1881. Von der 3. Corticalschale nur die Brücke 1. Ordnung ausgebildet. 4 Sp. Tetrapylonium H. 1881. Von der 3. Corticalschale nur die beiden Brücken 1. und 2. Ordnung ausgebildet. 5 Sp. Pylozonium H. 1887. Die 3. Corticalschale mit den Brücken 1. — 3. Ordnung. 2 Sp. 27. Familie. Tholonida H. 1887. Leiten sich ab von Formen wie Trizonium (Pylonida) mit einer Medullarschalc, welche jedoch z. Th. fehlt und einer aus den 3 Brücken 1. — 3. Ordnung bestehenden Corticalschale. Hierzu gesellt sich jedoch stets eine in verschiedenem Grad entwickelte 2. Corticalschale, welche die Eigenthümlichkeit besitzt, dass ihre einzelnen Brücken sich kammerartig allseitig abschliessen durch üebergitterung der bei den Pylonidae offen stehenden Löcher. Dies Gitterwerk verbindet sich natürlich mit dem der 1. Corticalschale. Jede Brücke erlangt daher den Charakter einer kuppeiförmigen Kammer, und entsprechend den Brücken 1. — 3. Ordnung, welche nach den 3 Richtungen des Raumes sich anfügen, haben wir hier Kammern 1. — 3. Ord- nung der 2. Corticalschale, welche sich an das innere Skclet ansetzen. B. (Ich möchte ver- mufhen, dass diese Formen ursprünglicher sind wie die Larnacida.) a. Nur die beiden Kammern 1. Ordnung (entsprechend den Brücken 1. Ordnung) der 2. Corticalschale ausgebildet. Tholartus H. 1887. Die Medullarschalc fehlt. 5 Sp. Tholodes H. 1887. Um das Tholartus entsprechende Skelet eine diesem ähnliche und concentrische, durch Radialstäbe verbundene 3. Corticalschale ausgebildet, von einfachem Bau, nicht etwa dem complicirten der 1. oder 2. Corticalschale (sog. Schleier H.'s). 1 Sp. Amphitholus H. 1887. Unterscheidet sich von Tholartus nur durch den Besitz einer Medullarschale. 8 Sp. Amphitholonium H. 1887. Unterscheidet sich von Tholodes nur durch eine Medullarschale. 3 Sp. 19(3^ Radiolaria. b. Die Kammern 1. und 2. Ordnung der 2. Corticalscliale ausgebildet (entsprechend den Brücken 1. und 2. Ordnung der Pylonida). Tholostaurus H. 1887. Medullarscliale fehlt; oline eine '6. einfache Corticalschale (Schleier, s. Tholodes). (i Sp. Tholoma H. 1887. Unterscheidet sich von vorhergehender Gattung nur durch Besitz einer einfachen 3. Corti- calschale oder den Schleier. 2 Sp. Staurotholus H. 1887. Wie Tholostaurus, doch mit MeduUarscliale. 7 Sp. Staurotliolonium H. 1887. Wie Tholoma, doch mit Medullarschale. 6 Sp. c. Die Kammern 1. — 3. Ordnung ausgebildet (entsprechend den Brücken 1. — 3. Ordnung der Pylonida). Tholocubus H. 1887. Ohne Medullarschale und Schleier. 3 Sp. Tholonium H. 1887. Wie Tholocubus, doch mit Schleier. 5 Sp. Cubotholus H. 1887. Wie Tholocubus, doch mit Medullarschale. 4 Sp. Cubotholonium H. 1887. Wie Tholonium, docli mit Medullarschale, oder bei einer Species (provis. Tholotauma IL 18S7) um die 2. Corticalschale noch eine 3. von demselben Bau (mit den 3. Kammer- paaren) und darauf erst die 4. einfache vom Bau des Schleiers. 2 Sp. 28. Familie. Zonaricla H. 1887. Schliesseu sich sehr nahe an die vorhergehende Familie an, von welcher sie sich nur da- durch wesentlich unterscheiden, dass die Kammern der 2. Corticalschale sämmtlich oder z. Th. i-ine mittlere Einschnürung besitzen und daher z. Th. oder alle unvollständig verdoppelt er- scheinen . (B.) Zonarium H. 1887. Mit den Kammern 1. und 2. (Jrdnung (ob auch 3.? B.). Die 2. Ordnung stark vor- gewölbt und unvollständig verdoppelt; die 1. Ordnung nicht vorgewölbt und daher das Skelet in der durch diese Kammern gehenden Ebene (Ebene der Kammern oder Brücken 1. und ,■'.. Ordnung) ringförmig eingeschnürt. (B.) 4 Sp. Zoniscus H. 1887. Wie Zonarium; jedoch auch die Kammern 1. Ordnung vorgewölbt, aber nicht verdoppelt. Die Corticalschale ist daher sechskammerig. 5 Sp. Zonidium H. 1887. Sowohl die beiden Kammern 1. wie 2. Ordnung vorgewölbt und eingescliiii'irt, daher die 2. Corticalschale achtkammerig. 2 Sp. 29. Familie. Lithelida H. 1862. Entweder mit einfacher gegitterter kugliger bis nahezu kugiiger MeduUarscliale und einer ungesclilossenen und spiralig involut auswachsenden Corticalschale (z. Th. aucJi doppelspiralig, s. vorn p. 378) oder im Centrum des Skelets eine Schale vom Bau der Gattung Larnacilla (s. p. 1966) und darum eine spiralig weiter wachsende Corticalschale. (Schon oben p. 379 wurde betont, dass ich die Spiralität der Lithelida (mindestens eines Theils derselben) bezweifle, da sie bei gewissen Formen ebenso nur eine sclieinbare ist wie jene der spiraligen Discoiden, Häckel hat diesen Bemerkungen, wie den entsprechenden über die Discoideen, keine Beachtung geschenkt. B.) a. Mit einfacher kugliger bis nahezu kugliger Medullarschale. Spirema IL lb81. (JbiTÜäche unbestachelt. 5 Sp. System nach Häckel 1887 (Ordn. Larcoidea). 1969 Lithclius H. 1862 (16); Hertwig (:53), Bütsclili d. Werk p. :!78. Syn. Stylotlictya ecliinastrum Ehrb, (26) und B. Taf. 25, 8. Oberfläche bestachelt. 6 Sp. Seit Tertiär (nach B.). b. Mit larnacilla-artiger Centralschale. Larcospira H. 1887. Die Spirallamelle der spiraligen äusseren Corticalschale soll von einer Brücke 1. Ord- nung- ausgehen und daher die Aufrollung um die Hauptaxe (Axe der Brücken 2. Ordnung) stattfinden. 4 Sp. Pylospira H. 1887. Die Spirallamelle soll von einer Brücke 2. Ordnung ausgelien und die Aufrollung daher um die Sagittalaxe (Axe der Brücken 3. Ordnung) stattfinden. 3 Sp. Thoiospira H. 1887. Die Spirallamelle soll von einer Brücke 3. Ordnung ausgehen und die Aufrollung daher um die Transversalaxe (Axe der Brücken 1. Ordnung) stattfinden. 5 Sp. Spironium H. 1SS7. Von den beiden Brücken 1 . Ordnung sollen gleichzeitig 2 Spirallamellen ausgehen, welche in entgegengesetzter Richtung, diagonal zu der larnacillaartigen Centralschale, letztere um- ziehen. 4 Sp. (Ein Blick auf die einzige Abbildung Häckel's scheint mir genügend zu zeigen, dass es sich hier nicht lun wahre Spiralität handelt.) 30. Familie. Strebionida H. 1887. „Larcoidea mit asymmetrischer, spiralcr, polythalamer Schale; sie besteht aus einer variablen Anzahl rundlicher Kammern, welche zusammen eine aufsteigende Spirale (d. h. eine Schraube) bilden ; die beiden Hälften der Schale ungleich. Anfangskammer entweder einfach oder larnacillaartig." (Ich gebe Häckel's Definition wörtlich, da ich die Morphologie dieser Gruppe nach den vorliegenden Berichten nicht hinreichend verstehe. Dass es sich hier um schraubig aufgereihte Kammern handeln soll , ist insofern von Interesse , als ja nach meiner Ansicht auch die an- gebliche Spiralität auf der cigenthümlichen Zusammenfügung von Kammerabschnitten beruht. B.) Streblonia H. 1SS7. Mit einfacher, ganz oder nahezu kugliger oder lentellipsoidischer Primordialkammer (Medullarschale B.), welche den Anfang der schraubig aufsteigenden Kammerreihe bildet. Oberfläche ohne Radialstacheln. 7 Sp. Streblacantha H. 1887. Nur durch Anwesenheit von Radialstacheln von vorheriger Gattung unterschieden. 3 Sp_ Streblopyle H. 1887. Beginn des Skelets eine Larnacilla ähnliche Schale. Daran schliesst sich die schraubige Reihe der folgenden Kammern; ohne Radialstacheln der Oberfläche, 2 Sp. 31. Familie. Fhorticida H. ISSl. um eine wie Larnacilla gebaute Centralschale findet sich eine ganz unregelmässige, je- doch einkammerige Corticalschale (2. Corticalschale B.). Phorticium H. 1881. Die 2. unregelmässige Corticalschale gegittert. 4 Sp. Spongophortis H. 1881. Die 2. Corticalschale spongiös. 3 Sp. 32. Familie. Soreumida H. 1881. „Ganz unregelmässige vielkammerige Larcoidea, deren an Zahl variirende Kammern ohne jegliche bestimmte Anordnung zusammengefügt sind. Primordialkammer einfach oder Larna- cilla ähnlich." Soreuma H. 1881. Centralkammer einfach, kuglig oder nahezu so. Mit oder ohne Radialstacheln. 6 Sp. Sorolarcus H. 1881. Centralkammer vom Bau einer Larnacilla. 3 Sp. Bronn, Klassen des Thier-Reiehs. Protozoa. 124 11)70 Radiolaria. II. J.eg'ion. Acantliaria II. ISSl (= Acanthometiea Hertwig- 1S79 und unseres Abschnitts über die Eadiolarien). (irnndg-estalt kuglig. Skelet nicht kieselig, aus sog. Acanthin bestehend, stets vom Cen- trum des Körpers, also auch jenem der C. K. ausgehend. VII. Ordn. Äctmelida H. 1882 (Subordo). Mit variabler Zahl von Radialstacheln, welche gewöhnlich unregelmässig angeordnet sind, nicht nach dem Müller'schen Gesetz. 33. Familie. Astroloijhida H. 1S81. Die sehr zahlreichen (30 — ^100 und mehr) Stacheln strahlen vom Centrum allseitig aus. Actinelius H. 1865. Alle Stacheln gleich gross. 5 Sj). Astrolophus H. 1881. Die Stacheln von zweierlei Grösse. 2 Sp. Actinastrum H. 1887. 32 Stacheln von regelmässiger Anordnung. 8 äquatoriale, 16 Tropen- und 8 Polar- stacheln. 2 Sp. 34. Familie. Litli olophi da H. 1862. Stacheln nicht allseitig vom Centrum ausstrahlend , sondern auf einen Quadranten be- schränkt. Auch der ganze Körper repräsentirt dementsprechend nur einen Kugelquadranten, ist also etwa konisch. Litholophus H. 1862, 1865 und 1887. Taf. 28, 1. Charaktere der Familie. 8 Sp. 35. Familie. Chiastolida H. 1862 (= Acanthochiasmida H. 1862 und unser Text). Je zwei entgegenstehende Eadialstacheln im Centrum verwachsen. Daher kreuzen sich die Doppelstacheln im Centrum, ohne feste Zusammenfügung. Chiastolus H. 1887. Mit 16 Doppelstacheln. 1 Sp. Acanthochiasma Krohn 1860, H. (16), Hertwig (33). Taf. 28, 4. Mit 10 Doppelstacheln. 4 Sp. VIII. Ordn. Acanthonida. Mit 20 nach dem Müller'schen Gesetz angeordneten Stacheln (d. h. 4 Aequatorial-, 8 Tropen- und 8 Polarstacheln). 36. Familie. Astrolonchida H. 1881. Mit 20 einfachen, nahezu gleich grossen und ähnlich gebauten , nach dem Müller'schen Gesetz geordneten Stacheln a. Stacheln ohne seitliche Querfortsätze. Acanthometron (Acanthometra) J. M. 1855 (Mon. Ber. und 12) H. emend. 1887, H. (16), Hertwig (33). Syn. Zygacantha p. p. H. (16), Astrolithium p. p. H. (16, jetzt nur Subgenus). Taf. 27, 4.- Dcr Stachelquerschnitt kreisförmig. 12 Sp. Zygacantha (J. M. 1858) H. emend. 1887, H. (16) p. p. Syn. Acanthometra p. p. Midier (12), H. (16), Astrolithium p. p. H. (16). Stachelquerschnitt elliptisch bis rhombisch, i) Sp. Acanthonia H. 1881. Syn. Acanthometra p. p. J. M. (12), H. (16), Clapar. und Lachm. (14i. Taf. 27, 5—6. Stacheln vierkantig, prismatisch oder pyramidal; ihr Querschnitt viereckig. 16 Sp System nach Häckel 1887 (Ordii. Actinelida und Acanthonida). 1971 b. Jeder Stachel mit 2 g-egenständigen seitlichen Querfortsätzen; oder manchmal 2 bis 3 Reihen solcher. Lithophyllium J, M. 1858. Syn. Acanthometra p. p. J. M. (12), Xiphacantha p. p. H. (16). Mit 2 nicht verästelten Querfortsätzen. 4 Sp. Phractacantha H. 1881. Mit 2 verzweigten Querfortsätzen. 2 Sp. Doracantha H. 1881. Mit 2 gegitterten oder gefensterten Querfortsätzen. 1 Sp. Astrolonche H. 1881. Syn. Acanthometra J. M. p. p. (12), Xiphacantha p. p. H. (10), Hertwig (33), Aspidomma p. p. H. (16). Taf. 27, 9. Mit 4 bis zahlreichen Querfortsätzen, die gewölinlich in 2, seltener in 3 doppelten Längsreiheu au den Stacheln stehen. 5 Sp. c. Stacheln mit 4 kreuzförmig geordneten Querfortsätzen, oder 4 ent- sprechenden Längsreihen solcher. Xiphacantha H. 1862, emend. 1887. Syn. Acanthometra p. p. J. M. (12). Mit 4 einfachen Querfortsätzen. 12 Sp. Stauracautha H. 1881. Syn. Dorataspis p. p. H. (16). Mit 4 verzweigten Querfortsätzen. 10 Sp. Phatnacantha H. 1881. Die 4 Querfortsätze gegittert. 2 Sp. Pristiacantha H. 1887. Mit 4 Längsreihen von Querfortsätzen. 3 Sp. 37. Familie. Quadrilonehida H. 1887 (Acanthostau rida H. 18sl). Die 4 Aequatorialstacheln viel grösser wie die 10 übrigen. a. Stacheln ohne Querfortsätze. Acanthostaurus H. 1862, Hertwig (33). Syn, Acanthometra p. p. Claparcdc (14), Staurolithium H. (10) Taf, 27, 8. Die 4 äquatorialen Stacheln von gleicher Grösse und Gestalt. Die Tropen- und Polar- stacheln nahezu gleich. 8 Sp. Belonostaurus H. 1887. Wie Acanthostaurus, doch die Tropen- und Polarstacheln sehr verschieden. 2 Sp. Lonchostaurus (H. 1862) emend. 1SS7. Die gegenständigen Paare der Aequatorialstacheln von sehr verschiedener Grösse und Gestalt. 6 Sp. Zygostaurus H. 1887. Wie Lonchostaurus, doch die beiden grösseren äquatorialen Hauptstacheln verschieden lang. 6 Sp. b. Mit 2 gegenständigen Querfortsätzen an sämmtlichcn oder einem Theil der Stacheln. Quadrilonche H. 1887. Querfortsätze unverzweigt. 4 Sp. Xiphoptera H. 1881. Querfortsätze verzweigt. 3 Sp. Lithoptera J. M. 1858, H. (16). Taf. 27, 10. Querfortsätze gegittert. 9 Sp. 38. Familie. Amphilonchida H. 1887 (Acantholonchida H. 1881). Zwei gegenständige Aequatorialstacheln viel grösser wie die 18 übrigen Stacheln. 124* \^'J2 Eadiolaria. Auipliiloiiclie H. 1862. Taf. 27, 7. Die 18 kleinen Stacheln naliezu gleich. 17 Sp. Amphibelone (Name von H. 1862) s. mut. 1887. Syn. Ampbilonclie p.p. H. (16). Unterscheidet sich von der vorhergehenden Gattung durch ungleiclie Länge der beiden äquatorialen Hauptstacheln. 5 Sp. Acan tholonchc H. 1881. Die 18 Meinen Stacheln ungleich. Die S Polarstacheln viel kleiner wie die übrigen. 2 Sp. IX, Ordu. Sphacrophracta H. 1887. Mit 20 gleichgrossen vierkantigen Stacheln ; dazu eine völlig umschliessende gegitterte kuglige Schale, welche entweder von Gitterfortsätzen der Stacheln gebildet wird, oder von den Stacheln ganz unabhängig ist. .S9. Familie. Sphaerocapsida H. 1881. Die sphärische Schale, welche die Gallerte (Calymma H.) nmschliesst, besteht aus zahl- losen kleinen Plättchen, jedes mit einem Perus. Stacheln vierkantig; selten ganz reducirt. (Die Vereinigung dieser ganz abweichenden Familie mit den beiden folgenden zu einer Ord- jiung ist sicher unnatürlich. Die Formen haben eine gewisse Aehnlichkeit mit den Circoporida unter den Phaeodarien ; eine Ableitung der Circoporida und anderer Phaeodaria von ceno- capsaartigen Formen wäre nicht unmöglich. B.) a. Die Stacheln reichen bis zur Schale, oder treten durch dieselbe hindurch und frei hervor. Sphaerocapsa H. 1881. Die Stacheln so lang wie der Radius der Schale. Das Ende eines jeden vierkantigen Stachels liegt in einem kreisförmigen vierlappigen Loch der Schale, mit dessen einspringenden Lappen sich die 4 vorspringenden Kanten des Stachels verbinden (jedes Stachelloch gehört einem besonderen grösseren, kreisförmigen Schalenplättchen an; ebenso bei den übrigen Sphaerocapsida). Demnach um jedes Stachelcnde 4 sog. „aspinale" Poren (oder besser Löcher. B.). 4 Sp. Astrocapsa H. 1887. üntersclieidet sich von der vorhergehenden Gattung nur dadurch , dass die Stacheln länger sind wie der Schalenradius und daher frei hervortreten. 4 Sp. b. Stacheln kürzer wie der Schalenradius. Sie erreichen daher die Schalenwand nicht. Dennoch findet sich in dieser über dem Ende jedes Stachels ein vicrlappiges Loch. Porocapsa H. 1887. Die 20 Löcher der Schale nicht in radiäre Röhrchen verlängert. 4 Sp. Cannocapsa H. 1877. Die 20 Löcher distal in hohle Eadiärröhrchen ausgewachsen. 3 Sp. c. Die Stacheln ganz zurückgebildet, dagegen die 20 Stachellöcher der Schale vorhanden. Cenocapsa H. 1887. Mit den Charakteren der Abtheilung. 1 Sp. 40. Familie. Dorataspida H. 1862. Die kuglige Schale wird von den meist gegitterten Querfortsätzen der 20 Stacheln ge- bildet. Centralkapsel innerhalb der Gitterschale. a. Jeder Stachel mit 2 Querfortsätzen, durch deren Zusammenstossen die Schale gebildet wird. a'. Diese Querfortsätze verzweigt, jedoch nicht gegittert. Phractaspis H. 1881. Syn. Acanthometra p. p. J. M. (12), Dorataspis p. p. H. (16). Taf. 28, 5. An den Zusammenstossungspunkten der Querfortsätze keine accessorischen centrifugalen Stacheln, (i Sp. System nach Häcliel 1*^S7 (Ordn. Sphaerophracta). 1973 Pleuraspiä H. ISSI. Syii. Acanthonietra p. p. J. M. (12), Dorataspis p. p. H. (16). Von vorhergehender Gattung nur durch accessorische Stacheln unterschieden. 5 Sp. a". Querfortsätze der Stacheln gegittert. Dorataspis (H. 1860 und 16) emend. ISST. Jede der 20 Schaleiiplatten (Querfortsätze) nur mit 2 Gitterlöchern. Schalenoberfläche ohne Grübchen und polygonales Leistenwerk oder accessorische Stacheln. 8 Sp. Diporaspis H. 1S87. Wie Dorataspis, doch mit zahlreichen accessorischen Stacheln. 3 Sp. Orophaspis H. 1881. Wi« Dorataspis, doch jeder Stachel ausserhalb der Schale mit 2 gegenständigen feinen, einfachen oder verzweigten Querfortsätzen. 6 Sp. Ceriaspis H. ISSl. Wie Dorataspis, doch die Schalcnoberfläche mit zahlreichen Grubdien, welche durch erhabene, polygonal angeordnete Leisten gesondert sind. Ohne accessorische Stacheln. 6 Sp. Hystrichaspis H. 1887. Wie Ceriaspis, doch mit accessorischen Stacheln. 10 Sp. Coscinaspis H. 1887. Die Schalenplatten von zahlreichen Gitterlöchern durchbohrt. Ohne accessorische Stacheln. 9 Sp. Acontaspis H. 1881. Wie Coscinaspis, doch mit accessorischen Stacheln. 4 Sp. b. Jeder Stachel mit 4 kreuzförmig geordneten Querfortsätzen (Schalenplatten). b'. Die Querfortsätze sämmtlicher oder eines Theils der Stacheln verzweigt, nicht gegittert. Stauraspis H. 1881. Die Querfortsätze sämmtlicher Stacheln nur verzweigt. Ohne accessorische Stacheln. 4 Sp. Echinaspis H. 1881. Wie Stauraspis, doch mit accessorischen Stacheln. 3 Sp. Zonaspis H. 1887. Die 4 äquatorialen Stacheln mit vierporigen Platten, die übrigen Stacheln mit verzweigten Querfortsätzen. Mit accessorischen Stacheln, 3 Sp. Dodecaspis H. 1SS7. Die äquatorialen und die polaren Stacheln mit vierlöcherigen Platten, die Tropenstacheln mit verzweigten Querfortsätzen. Mit accessorischen Stacheln. 2 Sp. b". Sämmtliche Stacheln mit gegitterten Platten. Tessaraspis H. 1881. Syn. Dorataspis p. p. H. (16). Sämmtliche Platten mit 4 Löchern. Ohne accessorische Stacheln. 1.^ Sp. Lychnaspis H. 1882. Syn. Dorataspis p. p, H. (16), Haliomma p. p. Müller (12) Haliommatidium p. p. H. (16). Wie Tessaraspis, doch mit zahlreichen accessorischen Stacheln. 14 Sp. Isocaspis H. 1881. Syn. Haliommatidium p. p. H. (16). Die*20 Schalenplatten ausser den 4 Löchern um die Stacheln noch mit 4 — 12 oder mehr anderen Löchern (Coronalporen H.) ohne accessorische Stacheln. 9 Sp. Hylaspis H. 1887. Wie Isocaspis, doch mit accessorischen Stacheln. 3 Sp. 41. Familie. Fhractopeliida H. 1881. Mit 2 concentrischen gegitterten Schalen, die beide von verzweigten Querfortsätzen der 20 Stacheln gebildet werden. Die innere Schale in der C. K., die äussere um dieselbe. Phractopelta H. 1881. Syn. Haliomma p. p. Müll. (12), Aspidomma p. p. H. (16)- Taf. 28, 7. Die Stacheln ohne freie Querfortsätze ausserhalb der äusseren Schale. 11 Sp. \Q14: Eadiolaria. Pantopelta H. 1887. Jeder Stacliel mit 2 äusseren freien Querfortsätzen, 1 Sp. Octopelta H. 1SS7. Nur die Tropenstacheln mit freien, äusseren Qaerfortsätzen. 3 Sp. Dorypelta H. 1881. Nur die Tropen- und 4 der Polarstachelu mit freien, äusseren Querfortsätzen. 8 Sp. Stauropelta H. 1881. Die Tropen- und Polarstacheln sämmtlich mit Querfortsätzen. 2 Sp. X. Ordn. Prunojjhracta H. 1887, Mit ellipsoidischer , linsenförmiger oder doppelkegeliger Schale. Die 20 nach dem MüUer'schen Gesetz geordneten Kadialstacheln von verschiedener Grösse. 42. Familie. Belonaspida H. 1887. 2 der ä7(i Eadiolaria, Plagonium II. ISSl. Die G Stacheln entspring-cn in 2 Gruppen von den Polen eines gemeinsamen Central- stabs. 5 Sp. d. Mit 7 oder mehr Eadialstacheln. Polyplagia H. 1887. Die Stacheln entspringen in verschiedenen Ebenen (d. h. wohl, gehören niclit paarweis gewissen Kadialebenen an. B.) von einem gemeinsamen Ccntralpunkt. 5 Sp. 47. Familie. Plectanida H. 188]. Die Verzweigungen der Eadialstacheln bilden durch ihre Ycrwachsungcn ein Flcchtwerk. Das Skelet umhüllt die Kapsel theilweise. a. Mit 3 Eadialstacheln, Triplecta H. 1881. Wie Triplagia. 2 Sp. Plectophora H. 1881. Wie Plagiacantha. 4 Sp. b. Mit 4 Eadialstacheln. Tetraplecta H. 1881. Wie Tetraplagia. 3 Sp. Plectaniscus H. 1887. Wie Plagoniscus. 5 Sp. Periplecta H. 1881. ' Wie Plagiocarpa. 3 Sp. c. Mit 6 Stacheln. Hexaplecta H. 1881. Wie Hexaplagia. 2 Sp. Plectaninm H. 1881. Wie Plagonium. 3 Sp. d. Mit 7 oder mehr Eadialstacheln. Polyplecta H. 1887. Syn. Acanthodesuiia dumetum J. Müll. (12), V Acanthodesmia polybrocha H. (1865). Wie Polyplagia. 5 Sp. XIII. Ordn. Ste})hoidea H. 1881 (= Acanthodesmida Bütschli 1881 sensu ampliori). Skelet besteht aus ein bis mehreren verwachsenen Eingen, welche durch loses Netzwerk verbunden sein können. Der ursprünglichste oder Sagittalring umschliesst die Kapsel, er liegt in einer Verticalebene in Bezug auf die C. K. 48. Familie. Stephanida H. 1887 (= Monostephanida H. 1881). Skelet besteht nur aus dem verticalen Sagittalring. Ohne eigentliches Gitterwerk. a. Der Basaltheil des Kings ohne ansehnliche Stachelfortsätze (sog. Füsse H.). Archicircus H. 1887. Syn. Lithocircus und Monostephus H. p. p. 1881, Litho- circus p. p. Hertw. (33). Taf. 28, 9 a. Der Eing ohne deutliche Verschiedenheit einer Ventral- (hintere Seite Bütschli im Text) und Dorsalseite. Sein Basal- und Apicalpol meist schwach verschieden. Glatt oder dornig. 13 Sp. Lithocircus Joh. Müll. 1856 (Mon. Ber. und 12). unterscheidet sich von der vorhergehenden Gattung durch verzweigte Bestachelung des Eings. 8 Sp. Zygocircus Bütschli 188J. Syn. Lithocircus p. p. Hertwig (33). Taf. 28, 9. Der Eing deutlich bilateral, d. h. mit dilferenzirter Ventral- [Hinter- B.j und Doisal- Vorder- B.] seite. Dornig oder glatt. 12 Sp. Fossil seit Tertiär. System nach Häckel 1^87 (Ordn. Stephoidea), 1977 Dendrocircus H. 1881. Unterscheidet sich von Zygocircus durch verzweigte Bestachelung. 7 Sp. b. Der Basalahschnitt des Bings mit so'g. Basalfüssen, d. h. schief abwärts gerichteten, einfaclien bis verzweigten stachelartigen Fortsätzen , welche wohl zweifellos den Stacheln der Plectoiden homolog sind. Cortina H. 18S7. Mit 3 sog. Füssen (H.) oder Basalstacheln ; zwei seitlichen und einem sog. caudalen (H., von uns früher im Text als vorderer bezeichnet; H. hätte ihn consequenter Weise doch wohl als dorsalen bezeichnen müssen, da er an der von ihm als dorsalen bezeichneten, flacheren Hälfte des Sagittalrings entspringt, unsere Vorderseite, s. oben im Text. B.). 6 Sp. Stephanium H. 1887. Mit 4 Basalstacheln, 2 seitlichen und 2 sagittalen, also zu dem dorsalen (caudalen H.) noch ein ventraler (sternaler H.). 2 Sp. 49. Familie. Semanticia H. 1887. Zu dem Sagittalring gesellt sich ein basaler Horizontalring, welcher durch Verwachsung von Aesten der Basalstacheln entstanden ist. a. Die Basalstacheln springen nicht über den Horizontalring frei vor. Semantis H. 18S7. Syn. Stephanolithis p. p. Ehrb. (26), Bütschli (38). Taf. 28, 10. Der durch spangenförmige Verbindung von Seitenästen der beiden seitlichen kurzen Basalstacheln mit solchen der ürsijrungsstelle des rudimentären dorsalen Basalstachels ent- standene horizontale Ring (welcher jedoch eigentlich nicht einheitlich ist) umschliesst in jeder seiner Hälften ein sog. Basalloch (B., Jugularporus H.). Die Basalstacheln nicht über den Horizontalring frei vorspringend (daher angeblich Basalfüsse fehlend H.). 6 Sp. Seit Tertiär. Semantrum H. 1887. Syn. Stephanolithis p. p. Bütschli (38). Sehr ähnlich Taf. 28, 11. Wie vorhergehende Gattung, doch durch Zutritt einer spangenartigen Verbindung der seitlichen Basalstacheln mit dem ventralen (hinteren. B.) Ende des Basaltheils des Sagittalrings, 4 typische Basallöcher. 7 Sp. Seit Tertiär. Semantidium H. 1887. Taf. 28, 11. Wie Semantis, doch jederseits 3 Basallöcher (hinzu gesellt noch ein 3. Paar dorsalster. B.). 4 Sp. Seit Tertiär. Clathrocircus H. 1881. Die Löcherbildung dehnt sich auch auf die übrigen Partien des Sagittalrings aus, indem dessen seitliche Dornen verwachsen. Ohne vorspringende Basalstacheln , doch natürlich mit Basalporen. 6 Sp. b. Mit frei über den Horizontalring vorspringenden Verlängerungen der Basalstacheln. Die beiden seitlichen scheiden die ventralen (hinteren. B.) und dorsalen (vorderen. B.) Basallöcher. Die Zahl der Basallöcher ist in den Gattungen verschieden. Cortiniscus H. 1887. Mit 3 typischen Basalstacheln. h Sp. Stephaniscus H. 1887. Mit 4 Basalstacheln, durch Zutritt eines sagittalen ventralen (hinteren. B.). 4 Sp. Semantiscus H. 1SS7. Mit 6 Basalstacheln , 2 sagittalen , den 2 ursprünglichen seitlichen und 1 weiteren dor- salen seitlichen. 3 Sp. 50. Familie. Corouida H. 1887 (= Triostephida H. 1881). Zu dem Sagittalring gesellt sich ein senkrecht zu ihm stehender, verticaler Frontalring. Gewöhnlich auch der horizontale Basalring vorhanden; dagegen nie ein horizontaler Apicalring (Mitralring H.). 1978 Radiolaria. a. >'ur die beiden vcrticaleii Jviiigc ausgebildet, ohne Basalring; da- lier a u c li ohne B a s a 1 1 ö c h o r. Zygo Stephan US H. 1862 xuid 1887. Charaktere wie erwähnt, die Löcher zwischen den Eingen ofTeii, ohne Gitterwerk. 7 Sp. Zygostephaniuni H. 1881. Die Löcher zwischen den beiden Ringen von mehr oder weniger Gitterwerk überspannt, welches aus der Verwachsung der Bedornung hervorgeht. 3 Sp. b. 3 Kinge. Sagittal- und Frontalring unvollständig, da sie sich basalwärts auf den vollständigen Basalring aufsetzen, ihn jedocli nicht kreuzen. Coronidium H. 1881. Zwischen den Eingen kein Gitterwerk. 4 Sp. Acanthodesmia J. Müll. 1858. Zwischen den Meridionalringen theilweis Gitterwerk. 4 Sp. c. Sagittal- und Basalring vollständig; der frontale dagegen basal- wärts unvollständig; daher der Basalring in zwei seitliche Basal- löcher getheilt. Eucoronis H. 1881. Keine Basalstacheln und zwischen den Eingen kein Gitterwerk. 7 Sp. Plectocoronis H. 1881. Wie Eucoronis, doch zwischen den Eingen Gitterwerk. 3 Sp. Podocoronis H. 1881. Wie Eucoronis, doch mit verschiedener Zahl von frei vorspringenden Basalstacheln. 8 Sp. d. Die 3 Einge complet; daher die typischen beiden Paare vonBasal- lö ehern. Triostephanium H. 18S1. Syn. Acanthodesmia p. p. Bütschli (38). Taf. 28, 12. ■ Die BasaUöcher viel kleiner wie die 4 grossen Apicallöcher, d. h. der Horizontalring dem Basalpol der Meridionalringe sehr genähert. 4 Sp. Seit Tertiär. Tricyclidium H. 1881. Aehnlich Triostephanium, doch Gitterwerk zwischen den Ringen. 2 Sp. Trissocircus H. 1881. Die Basal- und Apicallöcher von derselben Grösse, d. h. Horizontalring etwa in halber Höhe der Meridionalen. 5 Sp. Trissocyclus H. 1881. Unterscheidet sich von vorhergehender Gattung dadurch, dass die Löcher theilweis über- gittert sind. 3 Sp. 51. Familie. Tympanida H. 1887 (= Parastephida H. 1881). Mit 2 parallelen horizontalen Eingen, einem basalen und einem apicalen ; dieselben sind verbunden durch vollständige oder unvollständige Verticalringe oder durch parallele verticale Stäbe. a. Die beiden Horizontalringe durch einen vollständigen Sagittal- ring vereinigt. Protympanium (non H. 1881) H. 1887. uon Protympanium oben p. 401 Holzschnitt Fig. 7. Nur- der Sagittalring verbindet die beiden horizontalen. 3 Sp. Acrocubus H. 1881. Zu dem Sagittalring gesellen sich in der Frontalebene noch 2 senkrechte Stäbe zur Ver- bindung der Horizontalringe. !) Sp. Toxarium H. 1887. Wie Acrocubus, doch vom Apical- und Basalpol des Sagittalrings entspringen 2 verti- cale Stacheln , welche sich in der Frontalebene gabeln. Die Gabelhälften jedes Stachels biegen System nach Häckel 1887 (Ordu. Stephoidea und Si)yroidea). 1979 sich gegen die Seitentheile der horizontalen Ringe heralj (resp. lierauf) und verwachsen mit ihnen da, wo die beiden senkrechten Stäbe an sie herantreten. 9 Sp. Microcubus H. 1881. Wie Acrocubus, doch dazu noch ein äquatorialer 3. Horizontalring. 0 Sp. Octotympanum H. 1887. Achnlich Acrocubus, doch die seitlichen senkrechten Stäbe oder Columcllae so kurz, dass die seitlich gegeneinander zusammenbiegenden Horizontalringe mit ihren seitlichen Polen direct verwachsen. 4 Sp. Tympaniscus H. 1887. Syn. Ceratospyris fibula Ehrb. (26). Aehnlich Acrocubus, doch neben dem Sagittalring noch 4 senkrechte Verbindungsstäbe der beiden Horizontalringe. 7 Sp. Seit Tertiär. Tympanidium H. 1881. Syn. ? Lithocubus Küst (1885). Aehnlich Tympaniscus, doch neben dem Sagittalring noch 6 Verbindungsstäbc. 5 Sp. Seit ? Jura. (R. 1 Sp.) b. DieLumina der Horizontalringe übergittert. Zahl der Verbindungs- stäbe (einschliesslich der beiden vom Sagittalring gebildeten) ver- schieden. Siehe Fig. 5 Holzschnitt 7 p. 401. Paratympanium. Der Apicalring (Mitralring H.) kleiner wie der basale. Verbindungsstäbe zahlreich. 3 Sp. Lithotympanum H. 1881. Die beiden Ringe gleich gross. 2 Sp. c. Nur der Apicalring übergittert, der Basalring offen. Dystympanium H. 1887. Der Apicalring kleiner wie der basale. 3 Sp. (Die Aehnlichkeit dieser Skelete mit gewissen sog. Stühlchen der Holothurien ist z. Th. recht gross. B.) d. Die beiden Horizontalringe offen, auch nicht durch den Sagittal- ring getheilt. Zahl der Verbindungsstäbe verschieden. Parastephanus H. 1881. Siehe p. 401 Fig. 5, 1. 2 gegenständige Verbindungsstäbe. 4 Sp. Prismatium H. 1862 und 1887. Siehe p. 401 Fig. 5, 2. 3 Verbindungsstäbc. 2 Sp. Pseudocubus H. 1887. Die beiden Horizontalringe verschieden gross. 4 Verbindungsstäbe. 3 Sp. Lithocubus H. 1881. Siehe p. 401 Fig. .5, 3. Die Horizontalringe gleich gross. 4 Verbindungsstäbe. 4 Sp. Circotympanum H. 1887. Die Horizontalringe verschieden gross; 6 oder mehr Verbindungsstäbe. 3 Sp. Eutympanium H. 1881. Siehe p. 401 Fig. 5. Wie vorhergehende Gattung, doch die Ringe gleich gross. 5 Sp. XIV. Ordnung. S^yroidea H. 1881 (= Zygocyrtida H. 1862, Bütschli 1881). Zu dem Sagittalring, welcher wohl stets vorhanden, gesellt sich eine köpfchenartige Gitterschale, welche fast ausnahmslos in der Sagittalebene eingeschnürt ist*). Der Ring liegt *) Dies ist der einzige entscheidende Charakter, welcher diese Ordnung von gewissen Angehörigen der Monocyrtida H.'s scheidet ; da er jedoch bei den Zygocyrtida manchmal recht undeutlich wird oder ganz verloren geht, halte ich die Trennung jeuer Monocyrtidcn von den Zygocyrtiden für undurchführbar, zumal die Gruppe der Monocyrtida eine ganz unnatürliche ist, wie ich schon 18S1 zeigte. 2980 Radiolaria. gcwölinlich mehr oder weniger in der Wand der Gitterschalc, wenn nicht, dann nach innen von derselben. Dazu jedoch z. Tli. noch ein erstes Schalenglied (oder Thorax H.). 52. Familie. Zygot>pyrida H, 1887. Ohne blasenförmigen Apicalaufsatz der Schale (Cupola oder tialea H.) und ohne ein Thoraxglied. a. Mit 3 Basalstacheln , einem sog. hinteren oder dorsalen (vorderen R.) und 2 seitlichen. Triospyriö H. 1881. Syn. Ceratospyris triomma Ehrh. (26), clavata Bütschli (38), Cladospyris tribrachiata Ehrb. (26). Ein Apicalstachel. 16 Sp. Seit Tertiär. Triceraspyris H. 1881. Syn. Ceratospyris p. p. Ehrh. (26). Wie Trios])yris , doch jederseits neben dem Apicalstachel noch ein sog. Frontalstachel 11 Sp. Seit Tertiär. Tris tylospyris H. 1881. Ceratospyris p. p. Ehrb. (26). Ohne Apicalstachel. 7 Sp. Seit Tertiär. Cephalospyris H. 1881. Ohne Apicalstacheln, dagegen jederseits am Apex 2 grosse Löcher. 3 Sp. b. Mit nur 2 Basalstacheln (wahrscheinlich die seitlichen). Diospyris H. 1881. Basalstacheln einfach. Ein Apicalstachel. 7 Sp. Brachiospyris H. 1881. Syn. Ceratospyris p. p. Ehrb. (25 und 26). Basalstacheln einfach. Ohne Apicalstachel. 2 Sp. Seit Tertiär. Dendrospyris H. 1881. Syn. Ceratosp^ms p. p. Ehrb. (26). Ein Apicalstachel. Die beiden Basalstacheln baumartig verzweigt. 7 Sp. Seit Tertiär. Dorcadospyris H. 1881. 1 Apicalstachel. Die Basalstacheln mit einer Reihe secundärer Stacheln besetzt. 5 Sp. Gamospyris H. 1881. Die einfachen Basalstacheln zusammengekrümmt und zu einem Ring verwachsen. 2 Sp. Stephanospyris H. 1881. Wie Gamospyris, doch die Basalstacheln mit einer Reihe Stacheln. 3 Sp. c. 4 Basalstacheln; nämlich zu den 3 gewöhnlichen noch ein vorderer sagittaler (hinterer B.). Tetraspyris H. 1881. J Apicalstachel. 5 Sp. Tessarospyris H. 1881, Syn. Petalospyris p. p. Stöhr (35). Ohne Apicalstachel. 3 Sp. Seit Tertiär, d. Mit 6 Basalstacheln; die 3 hinzugetretenen alterniren mit den 3 ursprünglichen. Ilexaspyris H. 1887. Syn. Ceratospyris p. p. Ehrb. (26), Bütschli (38), Petalo- spyris p. p. Ehrb. (26). Stöhr (35). Taf. 2'J, 4. 1 Apicalstachel. 7 Sp. Seit Tertiär. Liriospyris H. 1881. Syn. Ceratospyris p. p. Ehrb. (26), Dictiospyris p. p. Ehrb. • (20), Bütschli (38), Petalospyris p. p. H. (16). Mit 3 Apicalstacheln. 5 Sp. Seit Tertiär. Cantharospyris H. 1881. Syn. Ceratospyris p. p. Ehrb. (26), Petalospyris p. p. II. (16), Stöhr (35). Ohne Apicalstachel. 4 S]). Seit Tertiär. e. Mit 5 Basalstacheln; zu den 3 gewöhnlichen noch 1 Paar zwischen dem hinteren und den seitlichen. Clathrospyris H. 1881. 1 Apicalstachel. 3 Sp. System nach Häckel 1887 (Ordn. Spyroidea). 1981 Aegospyris H. 1881. Syn. Ceratospyris p. p. Ehrb. (26). 3 Apicalstacheln. .5 Sp. Seit Tertiär. Pentaspyris H. 1881. Ohne Apicalstachel. 2 Sp. f. Mit4Basalstacheln, den beiden seitlichen und einem Paar zwischen diesen und dem fehlenden hinteren. Zygospyris H. 1881. 1 Apicalstachel. 2 Sp. Elaphospyris H, 1881. Syn. Ceratospyris p.p. Ehrb. (26), Giraffospyris H. (1881). 3 Apicalstacheln. 5 Sp. Seit Tertiär. Taurospyris H. 1881. Wie Elaphospyris, doch ohne den mittleren Apicalstachel. 2 Sp. Therospyris H. 1881. Ohne Apicalstacheln. 3 Sp. g. Mit mehr wie 6 Basalstacheln. Petalospyris Ehrb. 1847 (Mon. Ber. und 6, 26), p. p. Stöhr (35), Bütschli (38). Taf. 29, 6. 1 Apicalstachel. 17 Sp. Seit Tertiär. Anthospyris H. 1881. Syn. Petalospyris p. p. Ehrb. (2())- Mit 3 Apicalstacheln. 7 Sp. Seit Tertiär. Ceratospyris Ehrb. 1847 (Mon. Ber. und 2.5, 26), Stöhr p. p. (35). Mit zahlreichen Stacheln auf der ganzen Schalenoberfläche. 12 Sp. Seit Tertiär. Gorgospyris H. 1881, Syn. Petalospyris p. p. Ehrb. (26). Ohne Apicalstacheln. 9 Sp. Seit Tertiär. h. Ohne Basalstacheln. Circospyris H. 1881. Syn. Dictyosijyris p. p. Ehrb. (26). 1 Apicalstachel. 3 Sp. Dictyospyris Ehrb. 1847 (Mon. Ber. und 26), J. Müller (12), H. (16), Bütschli (38) Taf. 29, 1. Ohne Apicalstacheln. 17 Sp. Seit Tertiär. 53. Familie. Tliolospyrida H. 1887, Unterscheiden sich von der vorhergehenden Familie durch eine blasige Auftreibuug (Cupola oder Galea H.) des Apex der Schale. Tholospyris H. 1881. 3 Basalstacheln, 1 Apicalstachel. 5 Sp, Lophospyris H. 1881. Syn. Ceratospyris Hertwig (33). 2 seitliche Basalstacheln, 1 Apicalstachel. 3 Sp. Sepalospyris H. 1881. 1 Apicalstachel; zahlreiche Basalstacheln, 2 Sp. Tiarospyris H, 1881. Ohne Apicalstachel; zahlreiche Basalstacheln. 4 Sp. Pylospyris H, 1881. Syn. Lithopera p. p. Ehrb. (25), Spiridobotrys H, (16). Taf, 29, 2. 1 Apicalstachel; keine Basalstacheln. 3 Sp. 54, Familie, Phonnospyrida (H. 1881) emend. 1887, Ohne Galea, dagegen mit einem einfachen ersten Thoraxglied, das theils durch Ver- wachsung der Zweige der Basalstacheln, theils ohne Betheiligung derselben entsteht. a. Mit den 3 Basalstacheln. Acrospyris H. 1881. Das Thoraxglied durch die Bildung von (iitterwerlv zwischen den 3 Basalstacheln ent- standen. 1 Apicalstachel, 5 Sp. 1 932 Kadiolaria. Phorrnospyris (H. 18S1) emend. 1887. Wie Acrospyris, doch ohne Apicalstachel. 3 Sp. (Doch rechnet H. hierher Formen, welche sich selir wesentlich dadurch unterscheiden, dass die Stacheln sich nicht an der Bil- dung der Thoraxwand betheiligen ; ein Charakter, welcher mir recht wichtig erscheint und der mehrfach sehr bezeiclinend wiederkehrt. B.) b. Mit zahlreichen Basalstac heln , welche stets die Wand des Thorax- gliedes bilden helfen. Patagospyris H. 1881. Syn. Petalospyris p. p. Ehrb. (2()), Lithobotrys p. p .Ehrb. (26). 1 Apicalstachel. 4 Sp. Seit Tertiär. Ehodospyris H. 1881. 3 Apicalstacheln. 2 Sp. Desmospyris H. 1881. Syn. Petalospyris p. p. Bütschli (38). Taf. 29, 7. Ohne Apicalstacheln. 4 Sp. Seit Tertiär. 55. Familie. Anüros2iyrida H. 1887. Wie die vorhergehende Familie mit einem Thoraxglied; doch das Köpfchen mit einer sog. Galca oder Cupola. a. Mit 3 Basalstacheln. Androspyris H. 1887. 1 Apicalstachel. Das Gitterwerk der Schale nicht spongiös. 4 Sp. Lamprospyris H. 1881. Gitterwerk der Schale unregelmässiger bis spongiös. Der Apicalstachel nahezu bis zur Spitze umgittert. 5 Sp. b. Ohne frei vorspringende Basalstacheln. Amphispyris H. 1881. Auf der Ventral- und Dorsalseite der Schale grosse, weite Löcher. Ohne Apical- stachel. 7 Sp. Tricolospyris H. 1881. Wie Amphispyris, doch fehlen die erwähnten weiten Löcher. 4 Sp. Perispyris H. 1881. Wie Tricolospyris, doch Gitterwerk der Schale doppelt oder spongiös. 3 Sp. (Die 3 letzterwähnten Gattungen scheinen mir sicher mit den übrigen dieser Familie keine näheren Beziehungen zu haben; sie dürften überhaupt eine selbstständige aus der Sub- familie der Protympanida entsprungene Gruppe bilden. B.) c. Ohne Basalstacheln und ohne äussere Einschnürungen der kugligen oder scheibenförmigen Schale. Sphaerospyris H. 1887. Syn. Dictyospyris sphaera Bütschli (38). Mit kugliger oder nahezu kugliger Schale. 3 Sp. Seit Tertiär. Nephrospyris H. 1887. Syn. Paradictyum H. 1881. Mit scheibenförmiger, d. h. in der Frontalebene stark abgeplatteter Schale, welche am Basalpol nierenförmig eingebuchtet ist. 4 Sp. (Dass die beiden letzterwähnten Gattungen zu dieser Familie gehören , scheint mir sehr fraglich. B.) XV.Ordn. Botryoidea H. 1881 (=Polycyrtida H. 1862, Bütschli 1881). Unterscheiden sich von der vorhergehenden Familie dadurch, dass das Köpfchen stets drei- bis viellappig ist. Die Lappenzahl variirt in den Genera selbst. Zum Köpfchen ge- sellen sich häufig noch ein bis mehrere Thoracalglieder. 56. Familie. Cannobotryida (H. 1881) emend. 1887. Ohne Thoracalglieder. Botryopera H. 1887. Syn. Lithobotrys p. p. Ehrb. (1844 und 6). Ohne rührige Auswüchse des Köpfchens. 5 Sp. Seit Tertiär. System nach Häckel 1S87 (Ordn. Botryoidea und Cyrtoidea). 1983 Cannobotrys H. 1881. Mit röhrigen Auswüchsen des Köpfchens, welche am distalen Ende geöffnet sind. Zahl der Röhren verschieden (1 — 5). 7 Sp. 57. Familie. Litliobotryida H. 1887. Mit einem Thoraxglied. Botriopyle H. 1881. Syn. Lithobotrys p. p. Ehrb. (25, 26), Lithocorythium Ehrb. p. p. (26). Ohne röhrige Auswüchse des Köpfchens und mit Basalöffnung des Thoraxgliedes. 5 Sp. Seit Tertiär. Acrobotrys H. 1881. Mit Eöhrchen des Köpfchens und offener Basalmündung des Thoraxglieds. 8 Sp. Botryocella H. ISSl. Syn. Lithobotrys p. p. Ehrb. (22, 26). Ohne Kopfröhrchen ; Basalpol des Thoraxglieds geschlossen. 0 Sp. Seit Tertiär. Lithobotrys (Ehrb, 1844 Mon. Ber.) emend. H., Ehrb. p. p. (26), Bütsclili (38), Lithocorythium und ? Lithopera p. p. Ehrb. (26), ? Salpingocapsa Eüst (1885). Taf. 30, 3. Mit Kopfröhrchen. Basalpol des Thoraxglieds geschlossen. 7 Sp. Seit Tertiär. ? Jura (R.). 58. Familie. Pylobotryida (H. 1881) emend. 1887. Mit 2 Thoraxgliedern (Thorax und Abdomen H.). Botryocortys Ehrb. 18G0 (Mon. Ber. und 25). Taf. 30, 4. Ohne Kopfröhrchen und mit Basalmündung des 2. Thoraxglieds. 4 Sp. Seit Tertiär. Pylobotrys H. 1881. Mit Kopfröhrchen und Basalmündung. 3 Sp. Botryo campe Ehrb. 1860 (Mon. Ber. und 6, 22). Ohne Kopfröhrchen. Thorax geschlossen. 5 Sp. Seit Tertiär Phormobotrys H. 1881. Syn. Botryocampe H. (16). Taf. 30, 5. Mit Kopfröhrchen. Thorax geschlossen. 5 Sp. XVI. Ordn. Cyrtoidea H. 1862. Der einzige Unterschied von den Spyroiden besteht darin, dass dem Köpfchen die sagit- tale Einschnürung fehlt. Entweder besteht die Schale nur aus einem Köpfchen oder besitzt noch eine verschiedene Zahl von Thoraxgliedern. (Da die sagittale Einschnürung auch am Köpfchen zahlreicher Spyroiden H.'s kaum deutlich oder gar nicht mehr sichtbar ist, so erachte Ich die Trennung beider Ordnungen für künstlich. B.) 1. Unterordnung Monocyrtida H. 1'562 Die Schale besteht nur aus dem Köpfchen oder ist doch einheitlich ohne ringförmige horizontale Einschnürungen. (H. hält die Abtheilung der Monocyrtida aufrecht, obgleich ich schon 1881 und oben im Text darlegte, dass sie unnatürlich ist, insofern wenigstens zahlreiche der hierher- gerechneten Formen aus sog. Dicyrtiden durch Eeductioti des Köpfchens herzuleiten sind. Andererseits rechnet jedoch H. noch eine Reihe Formen hierher, welche ein einfaches Köpfchen repräsentiren, deren Bau also genau jenem der Spyroidea entspricht, nur fehlt ihnen die sagittale Einschnürung. Wäre die U.-O. der Monocyrtida auf letztere Formen beschränkt, so Hesse sich mit derselben rechnen, -wenn ich es auch nicht für gerechtfertigt halte, sie von den Spyroi- dea weit zu trennen, wie H. will. So wie sie jetzt beschaffen ist, muss ich dagegen die U.-O. der Monocyrtida für unnatürlich erklären. B.) 59. Familie. Trifocalfida H. 1887 (= Archipilida und Arcbiperida H. 1881). Mit 3 Basalstacheln oder 3 Rippen in der Köpfcheuwand (radiäre Apophysen H.). 1 984 Eadiolaria. a. Mit offener Easalinünd iiiig der Schäle (dieselbe repräsentirt ein typisches Köpfchen, mit Ausnahme von Tridictyopns). Tripocalpis H. 1881. Syn. Halicalyptra Ehrb. (2(3). Von der Basis der 'ii Stacheln aus ziehen 3 Rippen über die Wand des Köpfchens. 1 Apicalstachel. 5 Sp. Seit Tertiär. Tripodouium H. 1881. Wie vorhergehende Gattung, docli ohne Apicalstachel. 2 Sp. Tripterocalpis H. 1881. Die 3 Basalstachcln entspringen etwas oberhalb der Mündung, letztere selbst mit zahl- reichen Stacheln. Mündung etwas zusammengezogen. Apicalstachel fehlt. 3 Sp. (Diese Gattung gehört meiner Ansicht nach zu den Dicyrtida, da der Ursprung der Stacheln die basale Grenze des Köpfchens anzeigt. B.) Trissopilium H. 1881. Mit 3 Kippen, doch ohne Basalstachcln. 1 Apicalstachel. 2 Sp. (Gehört wahrscheinlich auch zu den Dicyrtida. B.) Archipilium H. 1881. Wie vorhergehende Gattung, doch ohne Apicalstachel. 3 Sp. (Gehört wohl sicher zu den Dicyrtida. B.) Tripilidium H. 1881 und 1887, Rüst p. p. (1885). Ohne Rippen, mit 3 einfachen bis verzweigten Basalstacheln und 1 Apicalstacliel. 9 Sp. (1 der n. sp. Rüst's aus Jura wohl hierher.) Tripodiscium H. 18S1. Syn. Cariiocanium Stöhr (35), Tripodiscus Rüst (1885) p. p. Wie vorhergehende Gattung, doch ohne Apicalstachel. 7 Sp. Seit Jura. (1 der 2 n. sp. von R. wohl hierher.) Tridictyopus H. (bei Hertwig) 1879. Mündung in 3 gegitterte zugespitzte Lappen vorspringend. 1 Apicalstachel. 3 Sp. (Wahrscheinlich keine echte Monocyrtide, sondern durch starke Keduction des Köpfchens aus einer Dicyrtide entstanden. B.) b. Die Basalmundung der Schale übergittert. (Dieser Charakter durfte in den meisten Fällen werthlos sein, da ohne Zweifel auch die Mündung der echten nur aus dem Köpfchen bestehenden Formen der vorhergehenden Gruppe a ilbergittert ist, d. h. die bekannte Basalzonc aufweist, welche H. nur übersah. B.) Euscenium H. 1887. Mit sog. Columella im Inneren (d. h. dem Dorsaltheil [H.] des Sagittalrings B.), welche sich in den Apicalstachel fortsetzt. Die Basalstacheln ohne seitliche Flügel. 8 Sp. Cladoscenium H. 1881. Unterscheidet sich nur durch Verzweigung der Columella von vorhergehender Gattung (ein Charakter, der schwerlich von Bedeutung ist, da er Euscenium kaum fehlen dürfte B.) 6 Sp. Archiscenium H. 1881. Columella einfach; 1 Apicalstachel. Die 3 Basalstacheln durch hohe, flügelartige, ge- gitterte Rippen mit der Basis des Apicalstachels verbunden. 5 Sp. Pteroscenium H. 1881. Unterscheidet sich von der vorhergehenden Gattung nur durch eine verzweigte Columella (daher gilt hier wohl das schon bei Cladoscenium Bemerkte). 6 Sp. Peridium H. 1881. Ohne Columella (? B.). 1 Apicalstachel. 7 Sp. Archipera H. 1881. Ohne Columella (? B.) mit 2 oder mehr Apicalstacheln. 6 Sp. Archibursa II. 1881. Ohne Columella und ohne Apicalstachel. 1 Sp. 60. Familie. Pli aenocalx>ida H. 1887 (= Archiphormida und Archiphaenida H. 1881. Mit zahlreichen (4 und mehr) Basalstacheln, resp. radiären Stäben der Gitterwand der Schale. System nach Häckel 1887 (Ordn. Cyrtoidea). 1985 a. Mit offener Basalmün d ung. (Auch hier ist dieser Charakter bedeutungslos, da er sich bei zahlreichen Formen gar nicht auf die Basis des Köpfchens bezieht, sondern auf ein echtes Thoracalglied. Handelt es sich um die Basis eines eigent- lichen Köpfchens, so ist diese wohl stets übergittert und mit den charakteristischen Poren versehen, welche jedoch H. vielfach übersehen haben dürfte. B.) Bathropyramis H. 1881. Mit pyramidaler Schale, deren Wand aus 6 — 9 und mehr ßadialstäben besteht, welche durch Querstäbe gegittert sind. 7 Sp. (Diese Gattung ist sicher keine Monocyrtide, sondern eine Dicyrtide mit sehr rudimentärem Köpfchen und sehr grossem Thoracalglied. B.) Cinclopyramis H. 1881. unterscheidet sich von vorhergehender Gattung nur durch feines spinnwebartiges Gitter- werk, welches die Hauptmaschen der Schale durchsetzt. 8 Sp. (Von dieser Gattung gilt das- selbe wie von der vorhergehenden. B.) Peripyramis H. ISSl. Wie Bathropyramis, doch mit äusserer spongiöser Umhüllung. 2 Sp. (Keine Mono- cyrtide. B.) Litharachnium H. 1860 (Mon. Ber.), 16. Syn. Carpocanium Ehrb. p. p. (25). Taf. 31, 15. Hauptsächlich ausgezeichnet durch die zeit- oder scheibenförmige, flache Schale. 6 Sp. (Diese Form ist selbst nach H.'s Auffassung durch Keduction des Köpfchens aus einer Dicyr- tide entstanden, wie ich zuerst [38] gezeigt habe. B.) Cladarachnium H. 1881. unterscheidet sich von vorhergehender Gattung nur durch Verzweigung der Kadialstäbe der Gitterwand. 1 Sp. (Gilt dasselbe wie für Litliarachnium. B.) Cystophormis H. 1887. Mit ei- oder urnenförmiger längsgerippter Schale und mehr oder weniger verengter Mündung. Kein Apicalstachel. 4 Sp. (Sicherlich keine Monocyrtide, sondern eine Dicyrtide mit nicht abgesetztem Köpfchen und ohne nähere Verwandtschaft mit den vorhergehenden Gattungen. B.) Haliphormis (Ehrb. 1847 [Mon. Ber.]) H. 1887. Mit glockenförmiger Schale, deren Radialstäbe sich an der Mündung frei verlängern. 1 Apicalstachel. 2 Sp. (Ist eine ganz sichere Dicyrtide mit kleinem Köpfclien, welches auf H.'s Abbildung deutlich zu sehen ist. B.) Archiphormis H. 1881. Syn. ? Halicalyptra cancellata Ehrb. (Mon. Ber. 1854). Aehnlicli der vorhergehenden Gattung, doch ohne Apicalstachel. 3 Sp. (Jedenfalls keine Monocyrtide. B.) Halicalyptra Ehrb. 1847 (Mon. Ber. und 6). Schale glockenförmig oder ovoid. Mündung mit einem Kranz von Stacheln. 1 Apical- stachel. 7 Sp. Seit Tertiär. (Z. Th. wenigstens ganz ähnlich Petalospyris , doch soll die Columella fehlen und die Miindung ganz oflen sein. Scheint mir sehr unwahrscheinlich. B.) Carpocanistrum H. 1887, Syn. Lithocarpium Stöhr (35), Halicalyptra p. p. Eüst (1885). Unterscheidet sich von vorhergehender Gattung nur durch Mangel des Apicalstachels.. 6 Sp. Seit Jura. (E. 2 n. sp. , 1 davon wohl hierher. B. H. selbst betrachtet diese Form als eine Dicyrtide [Carpocanium] mit verkümmertem Köpfchen; gehört also nicht hierher. B.) Arachnocalpis H. 1S81. Schale ellipsoidisch bis nahezu kuglig und doppelt; äussere Schale spinnwebartig oder spongiös. Mündung verengt mit zahlreichen Basalstacheln. Kein Apicalstachel. 2 Sp. b. Die Basalmündung übergittert. Phaenocalpis H. 1887. Syn. Petalospyris p. p. Ehrb. (2(')). Mit einfacher Columella, welche sich in einen Apicalstachel fortsetzt. 4 Sp. Seit Tertiär. (Die Trennung dieser Form von Petalospyris ist eine recht künstliche. B.) Phaeuoscenium H. 1887. Unterscheidet sich von vorhergehender Gattung durch verzweigte Onlumella. 3 Sp. Bronu, Klassen des Thier- Reichs, rrotozoa. 125 ;[986 Kadiolaria. Calpopliaena H. 1881. Wie Phaenocalpis, docli oline Columella (? B.). 7 Sp. Archipliaena H. 18S1. Uutersclieidet sich von vorliergchender Gattung durcli den Mangel des Apicalsiachels. ;i Sp. (il. Familie. Cyrlocal ]i icla IL 1887 (Arcliicorida und Archicapsida H. 1S81). Cliarakter: der Mangel von deutlichen Eadialstäben in der üitterwand der Schale und von Basalsfaclieln. (Audi diese Familie vereinigt wirkliche Monocyrtida, d. h. solche, deren Schale ein Köpfchen repräsentirt, mit solclien , deren Köpfchen reducirt ist und deren Schale daher einem Thoracalglied entspricht. B.| a. Mit offener Basalmündung (was natürlich, da sie wohl durchaus die eines Thoracalglieds ist; säuimtliche B'ormen dieser Abtheilung dürften nämlich Dicyr- tiden sein, oder sich von solchen licrleiten. B.) Cornutella Ehrb. 1838 (Mon. Ber. Berliner Ak. p. 128 und 0, 25, 26) H. emend.; s. Bütschli (38). Schale konisch, ohne Verengerung der Mündung. 1 Apicalstachel. 12 Sp. Seit Tertiär. (Ich glaube hinreichend gezeigt zu haben (38), dass diese Formen zweifellos aus Dicyrtiden durch Ke- duction des Köpfchens entstanden; bei einem Theil dürfte seine Rückbildung nicht einmal vollständig sein. B.) Cornutanna H. 1881. Von vorhergehender Gattung unterschieden durch Mangel des Apicalstachels. 3 Sp. Archicorys H. 1881. Schale krug- bis eiförmig; Mündung verengt. 1 Apicalstachel. 5 Sp. (Dürfte wahr- scheinlich eine Dicyrtide mit nicht deutlich abgesetztem Köpfchen sein, dessen Scheidewand gegen den Thorax vielleicht auch reducirt ist. B.) Cyrtocalpis H. 1860 (Mon. Ber. und 16). Stöhr (35), Bütschli (38), Rüst (1885). Wie Archicorys, doch ohne Apicalstachel. 10 Sp. Seit Jura. (ß. beschreibt 8 n. sp, aus Jura, von welchen einige wohl hierhergehören. Von dieser Gattung gilt das Gleiche wie von der vorhergehenden. B.) Mitrocalpis H. 1881. Schale eiförmig bis ellipsoidisch, mit doppelter Wand; die beiden sich umhüllenden Wände durch zahlreiche Stäbe verbunden. Ohne Apicalstachel. 1 Sp. (Wahrscheinlich auch keine Monocyrtide. B.) Spongocyrtis Dunikowsky 1882, Denkschr. d. \\'ien. Ak. Vol. 45. Schale oval; die Wand besteht aus unregelmässigcm spongiösem Netzwerk. 2 Sp. Seit Lias. b. Die Mündung übergittert. Halicapsa H. 1881, ? Rüst (1SS5). Mit l Apicalstachel. 6 Sp. ? Seit Jura. (In dieser Gattung sind sicher unzusammen- gehörige Formen vereinigt, nämlich wirkliche Monocyrtiden und dann solche mit nicht ab- gesetztem Köpfchen und geschlossenem Thoracalglied. B.) Archicapsa H. 1881, ? Rüst (1885). Ohne Apicalstachel. 3 Sp. (Die abgebildete Form ist sicher monocyrtid. Ob die 3 Rüst'schen n. sp. aus Jura hierhergehören oder dicyrtid sind, scheint mir fraglich. B.) 2. Unterordn. Dicyrtida H. 1862 (== Diocyrtida H. 1881). Mit zweigliedriger Schale, bestehend aus dem Köpfchen und einem Thoraxglied. (Wie ich schon bemerkte, gehört eine grosse Zahl der angeblichen Monocyrtida H.'s hierher, vergl. hierüber auch oben p. 392. B.) 62. Familie. Tripocyrtiäa H. 1881 (= Sethopilida und Sethoperida H. 1881). Mit 3 Radialrippen der Schalenwand oder 3 Basalstacheln der Mündung, a. Thoracalmündung offen. Dictyophimus Ehrb. 1847 (Mon. Ber. und 26), Bailey (7), Bütschli (38). Syn. Lychnocanium Ehrb. (25 und 26), Lamprotripus H. (1881). Mit 3 divergirenden Basalstacheln der Mündung, welche sicli als Rippen durch die Tiioraxwand verfolgen lassen. 1 Apicalstachel. 22 Sp. Seit Tertiär. System nacli Hiickel 1887 (Ordn. Cyrtoidea). 1987 Tripocyrtis H 1887. Aehnlicli Dictyophimiis, von wolcliom sie sich dadurch unterscheidet, dass sich das Gitter- wiirk der Tlioracalwand bis an die Enden der Staclielii ilügelartiü,- hiiiabziclit. ;> Sp. Sethopilium H. 1881. Unterscheidet sich von Dictyopliinius durch den Mangel des Apicalstachels. 3 Sp. Lithomelissa Ehrb. 1817 (Mon. Ber. und 25, 2(i), J. Malier (12), H. (in), Stöhr (35), p. p. Biitsclili (38). Die 3 Staclieln oder Flügel entspringen von der Seite des Thora.vgliedes. Mündung olme Stacheln. 1 bis mehrere Apicalstaclieln. 14 Sp. Seit Tertiär. Psilomelissa H. 1881. Syu. DictyoceiJhaliis p. p. Ehrb. (25), Lithomelissa p. p. Biitsclili (38). Taf. 30, 1. Wie vorhergehende Gattung, doch ohne Apicalstacheln. 5 Sp. Seit Tertiär. Spongomelissa H. 1887. Syn. Lithomelissa p. p. Biitsclili (38). Unterscheidet sich von Lithomelissa nur durch Entwicklung spongiöseu Netzwerks auf der Oberfläche der Schale. 1 Spec. Tertiär. Clathrocanium Ehrb. 1800 (Mon. Ber. und 25) IL 18S7 cmend., Bütschli (3S). Theils ähnlich Lithomelissa, theils ähnlich Dictyophimus. Charakter ist: dass in den 3 Seitenwänden des Thorax je eine grosse OelFniing bleibt, d. h. die Gitterwand des Thorax ist nur zwischen den distalen Stacheltheilen vollständig ausgebildet. G Sp. Lamprodiscus Ehrb. 1800 (Mon. Ber. und 25), Bütschli (38). Syn. Eucecryphalus p. p. Hortwig (33). Schale flach; die 3 Rippen der Thoraxwand springen nicht als freie Stacheln über die Mündung vor. 1 Apicalstachel. Mündung ohne accessorische Stacheln oder Dornen. 4 Sp. Lampromitra H. 1881. Syn. Eucecryphalus p. p. H. (10). Unterscheidet sich von vorhergehender Gattung durch einen Kranz acceäsorischer Stacheln der Mündung. 8 Sp. Callimitra H. 1S81. Aehnlicli Lamprodiscus, doch erliebt sicli von jeder der 3 Kijipen des Thorax ein hoher gegitterter senkrechter Flügel, welcher, mit Köpfchen und Apicalstachel, bis zu dessen Ende verbunden ist. 5 Sp. Clathromitra H. 1881. Unterscheidet sich von vorhergehender Gattung wesentlich durch Anwesenheit eines fron- talen (d. h. ventralen) Stachels des Köpfchens. 2 Sp. Clathrocorys H. 1881. Wie Callimitra, doch mit 3 grossen Oeffnungen der Thoraxwand (ähnlich Clathro- canium. 3 Sp. Eucecryphalus H. 1800 und 10, emend. 1887, Hertwig p. p. (3:i), s. Bütschli (38) Syn. Pterocodon p. p. Ehrb. (20). Taf. 29, 13. Das flach konische Thoraxglied ganz ohne Betheiligung der 3 Basalstacheln des Köpfchens gebildet, so dass dieselben direct auf der Grenze zwischen Köpfchen und Thorax vor- springen. 6 Sp. Seit Tertiär. Amphiplecta H. 1881. Mit flachem Thoraxglied, welches die 3 freien Basalstacheln des Köpfchens umhüllt. Köpfchen mit einer weiten Apicalöllhung, die von einem Stachelkranz umgeben ist. 2 Sp. (die ziemlich verschieden. B.). Lychnocanium Ehrb. 1847 (Mon. Ber. und 0, 20), s. Bütschli (38). Taf. 30, 7. Thorax mit 3 Mündungsstacheln, welche nicht als Eippen in seiner Wand fortsetzen. 1 Apicalstachel. Mündung des Thorax meist mehr oder weniger verengt. 21 Sp. Seit Tertiär. LichnodictyumH. 1881. Syn. Dictyopodium Thomson (the Atlantic Vol. I. Fig. 52). Statt der 3 Müudungsstacheln des Thorax 3 dreieckige Vorsprünge der gegitterten Thoraxwand. 4 Sp. 125* 2988 Radiolaria. b. Die Mündung des Thorax übergittert (geschlossen). Sethopera H. 1S81. Syn. Lithopera Ehrb. \>. p. (25 und 26). Mit dreirippigem Thoraxglied. 1 Apicalstachel. 4 Sp. Seit Tertiär. Lithopera Ehrb, 1847 (Mon. Ber. und 25) emend H. 1887, non Bütsrhli (.88). Mit 3 Ripjien (Basalstacheln des Köpfchens) in der Höhle des Thorax. Mit 1 Apical- stachel. 5 Sp. Micro melissa H. 1881. Syn. Lithomelissa p. p. Ehrb. (2ti) und Bütschli (38), ? Dicolocapsa Rüst (1885). Die 3 Basalstacheln des Köpfchens springen etwas unterhalb desselben frei über die Thoraxwand vor. 1 Apicalstachel. 5 Sp. Seit Tertiär. (Geschlossene Lithomelissa. B.) Peromelissa H. 1881. Wie vorhergehende Gattung, doch ohne Apicalstachel. 3 Sp. (P. capito Ehrb. sp. von Barbados hat einen Apicalstachel, wie ich [38] zeigte. B.) Sethomelissa H. 1881. Aehnlich Micromelissa, doch statt der 3 Basalstacheln gegitterte seitliche Flügel. Mit Apicalstachel oder einem Bündel solcher. 1 Sp. Tetrahedrina H. 1881. Syn. Lithochytris triangula p. p. Bury (15). Thorax dreiseitig pyramidal, die Kanten endständig in 3 Basalstacheln verlängert, 1 Apicalstachel. 3 Sp. Seit Tertiär (geschlossener Dictyophimus. B.). Sethochytris H. 1881. Syn. Lithochytris p. p. Bury (15) und Ehrenberg (26), s. Bütschli (38), ? Podocapsa p. p. Rüst (1885). Aehnlich vorhergehender Gattung; an Stelle der 3 soliden Stacheln 3 hohle gegitterte Icegelförmige Auswüchse der Thoraxbasis. 4 Sp. Seit Tertiär (? Jura). (Steht den Litho- chytris mit 2 Thoraxgliedern, deren Grenze häufig sehr undeutlich, so nahe, dass die Abson- derung recht unsicher und künstlich. B.) Clathrolychnus H. 1881. Mit 3 sehr deutlichen Rippen des Thorax, von welchen gegitterte Flügel längs des Köpfchens und des Apicalstachels aufsteigen und diese Theile spongiös einhüllen. Thorax- wände mit 3 weiten Oefi'nungen. 2 Sp. (Die nahen Beziehungen dieser Gattung zu Clathro- canium sind so offenbar, dass sie die Künstlichkeit des H. 'sehen Systems gut illustriren. B.) 63. Familie. Anthoc yrtida H. 1887 (= Sethophormida -\- Sethophaenida H. 1881). Mit mehr wie 3 Rippen der Thoraxwand, resp. mehr wie 3 freien Stachelverlängerungen derselben. a. Mit offener Thoraxmündung. Sethophormis H. 1881. Syn. Tetraphormis , Pentaphormis , Hexaphormis, Octo- phormis, Enneaphormis, Astrophormis H. 1881. Thorax sehr flach bis scheibenförmig mit zahlreichen Rippen. Auch das Köpfchen flach mützenförmig ; ohne Apicalstachel. 20 Sp. Sethamphora H. 1887. Syn. Dictyoprora p. p. 1881, Cryptocephalus H. 1881, Eucyrtidium Ehrb. j). p. (26). Schale ellipsoidisch bis eiförmig; die Thoraxmündung stark verengt. Mit zahlreichen Rippen der Wand. Ohne Apicalstachel. 10 Sp. Seit Tertiär. (Diese Formen sind meiner Ansicht nach die nächsten Verwandten der angeblichen Monocyrtide Cystophormis H.; siehe oben. B.) Sethopyramis (H. 1881) emend. 1887. Syn. Cornutella p. p. , Cephalopyramis H. 1881, Litharachnium p. p. Bütschli (38). Taf. 31, 16. Thoraxglied lang pyramidal mit deutlichen Rippenstäben, welche nur durch quere Stäbe gegittert sind. Gewöhnlich ohne Apicalstachel des sehr kleinen Köpfchens. 12 Sp. Seit Tertiär. (Diese Formen sind die nächsten Verwandten der angeblich monocyrtiden Bathro- pyramis, von welcher sie sich nur durch bessere Erhaltung des Köpfchens unterscheiden. B.) System nach Häckel 1S87 (Ordn. Cyrtoidea). 1989 Plectopyramis H. ISSl. Syii. Pyramis und Polycystina Bury (15). Unterscheiden sich nur durch feine üebergitterung der grossen vierwabigeii Maschen der Thoraxwand. 12 Sp. Seit Tertiär. (Verhält ;sich daher zu der angeblich monocyrtiden Cinclopyraniis (^s. oben 1985) ebenso wie Sethopyramis zu Bathropyramis. B.) Spongopyramis H. 1887. Wie Sethopyramis, doch mit spongiösen Ueberwachsungen der Schale. 2 Sp. (Stehen dalier zu der angeblich monocyrtiden Peripyramis H. in demselben Verhältniss, wie die vor- hergehenden Gattungen zu den entsprechenden Genera der sog. Monocyrtiden. B.) Acauthocorys H. 1881. Syn. Arachnocorys p. p. H. (16), ?? Clathrocanium ehreubergi Bütschli (38). Die Kippenstäbe der Thoraxwand setzen als freie Mundungsstacheln fort. Thorax pyra- midal. Mündung nicht verengt. Meist mit mehreren Apicalstacheln. 11 Sp. Seit Tertiär. Arachnocorys H. 1S60 (Mon. Ber. und 16), Hertwig (3b), s. auch Bütschli (38). Taf. 29, 14. unterscheidet sich von der vorhergehenden Gattung wesentlich nur durch spongiöse üebergitterung der Schale. S Sp. Anthocyrtoma H. 1887. Syn. Anthocyrtis p. p. Ehrb. (26). ^ Ohne deutliche ßippen in der Thorax wand, dagegen mit 6 Stacheln der Thoraxmündung. 1 Apicalstachel. 2 Sp. Seit Tertiär. Anthocyrtis Ehrb. 1847 (Mon. Ber. und 6, 26) emend. H. 1887, s. Bütschli (38). Taf. 31, 6*). Aehnlich wie vorhergehende Gattung, doch mit 9 Mundungsstacheln. 10 Sp. Seit Tertiär. Anthocyrtium H. 1887. Syn. Anthocyrtis p. p. Ehrb. (26), Stöhr (35), Bütschli (38 und oben im Text). Taf. 31, 5. Wie Anthocyrtoma, doch mit mehr wie 9 Mündungsstacheln. 18 Sp. Seit Tertiär, Anthocyrtidium H. 1881. unterscheidet sich nur dadurch von der vorhergehenden Gattung, dass die Mündung etwas verengt ist und daher die Stacheln in einiger Entfernung von dem Mündungsrand stehen. 3 Sp. Seit Tertiär. Carpocanium Ehrb. 1847 (Mon. Ber. und 6, 25, 26), Hertwig (33), Stöhr (35). Bütschli (38). Syn. Cryptoprora p. p. Ehrb. (25\ Halicalyptra p. p. Ehrb. (26). Taf. 31, 13. Schale ellipsoidisch bis krugförmig. um die z. Th. etwas verengte Mündung zahlreiche kurze Stacheln. Kein Apicalstachel, Köpfchen sehr wenig abgesetzt. 21 Sp. Seit Tertiär. (Ist sicher die nächste Verwandte der angeblichen Monocyrtide Carpocanistrum H. und ähn- licher Formen. B.) «• b. Die Thoracalmundung übergittert (geschlossen). Sethophaena H 1881. Mit zahlreichen freien Basalstacheln , welche von den Seiten des Thorax entspringen. 1 Apicalstachel. 4 Sp. Clistophaena H. 1881. Mit zahlreichen freien Basalstacheln an dem Umfang der geschlossenen Thoraxbasis- 1 Apicalstachel. 6 Sp. (Geschlossenes Anthocyrtidium. B.j 64. Familie. Sethocyrtida H. 1887 (= Sethocorida -f- Sethocapsida H. 1881). Ohne Rippen der Thoraxwand und ohne freie Stacheln. a. Thoraxmündung offen, nicht übergittert. Sethoconus H. ISSl. Syn. Cornutella Ehrb. p. p. (25, 26), Bailey (7), Bütschli (oben im Text), Lophophaena p. p. Ehrb. (26), Eucyrtidium p. p. Ehrb. (26), Cycladophora *) Die Figur (nach Ehrenberg) zeigt nur 7 Stacheln; H. bemerkt, dass die beiden fehlen- den wohl abgebrochen wären. 1990 Eadiolaria. p. p. Elirb. (25), Conarachniiim, Phlebarachnium und Cadarachnium H. 1S81 ; Ceratocyrtis Biitsclili (38 und oben im Text). Taf. 31, 11 und 17. Thorax lang koniscli bis glockenförinig. Mündung weit geöffnet. Köpfclien klein (Häckel stellt jedoch auch Formen mit ansehnlichem Köpfchen hierher) und z. Th. stark reducirt, mit ein bis mehreren Apicalstachein. Gitterung der Thoraxwand nicht viereckig. 25 Sp. Seit Tertiär. (Ein Theil dieser Formen wenigstens hat die nächsten Beziehungen zu der angeblich monocyrtiden Cornutella (s. oben p. 1986), von welcher sie zu trennen unnatürlich ist. B.) Periarachnium H. 1881. Unterscheidet sich von vorhergehender Gattung nur durch spongiöse üeberspinnung der Schale. 1 Sp, Sethocephalus H. 1881. Mit ansehnlichem fingerhutförmigem Köpfchen (welches jedoch wahrscheinlich ein 1. Thoraxglied mit rcducirtem Köpfchen ist. B.) und einem schmalen flach ausgebreiteten 2. Glied. Kein Apicalstachel. 2 Sp. (Gehört vermuthlich zu den Tricyrtida. B.) Sethocyrtis H. 1887. Syn. Eucyrtidium p. p. Ehrb. (25, 26), Cornutella cassis Ehrb. (6) und H. (16). Taf. 31, 7*). Schale eiförmig bis subcylindrisch. Mündung etwas verengt, ohne hyaline ringförmige Peristommembran. Mit Apicalstachel. 8 Sp. Seit Tertiär. Sethocorys H. 1881. Syn. Eucyrtidium p. p. Ehrb. (26), Lophophaena Stöhr (35). Unterscheidet sich von vorhergehender Gattung durch den Besitz einer ringförmigen, nicht gegitterten Membran (Peristom) der Mündung, wodurch diese ein wenig röhrig ver- längert erscheint. 6 Sp. Seit Tertiär. Lophophaena Ehrb. 1847 (Mon. Ber. und 6, 26); non Lophoph. tab. 31. Aehnlich Sethocyrtis, doch mit zahlreichen grossen Apicalstachein des Köpfchens. 5 Sp. Seit Tertiär. Dictyocephalus Ehrb. 1860 (Mon. Ber. und 25), s. Bütschli (38). Syn. Eucyrti- dium p. p. Ehrb. (25, 26), Lophophaena obtusa Ehrb. (6). Taf. 31, 10. Aehnlich Sethocyrtis, doch ohne Apicalstachel. 16 Sp. Seit Tertiär. b. Mit übergitterter Thoracalmündung (geschlossen). Sethocapsa H. 1881. Syn. Lithopeia p. p. Ehrb. (26). Köpfchen deutlich abgesetzt, keine Stachelanhänge des Thorax. 1 Apicalstachel. 7 Sp. Seit Tertiär. Dicolocapsa H. 1881, Syn. Sethocai:)sa Rüst (1885), Adelocyrtis Pantanelli, Archi- capsa p. p. Eüst (1885). Wie vorhergehende Gattung, doch ohne Apicalstachel. 3 Sp. Seit Jura. (K. beschreibt 6 Sp.) Oryptocapsa H. 1881, ? Rüst (1885). Wie Dicolocapsa, doch das Köpfchen nicht deutlich abgesetzt. 2 Sp. (E. beschreibt 1 n. sp. aus Jura.) 3. Unterordnung. Tricyrtida H. 18S1. Dreigliederig; 1 Köpfchen und 2 Thoraxglieder (1 Thorax und 1 Abdomen H.). 65. Familie. Podocyrtida H. 1887 (= Theopilida + Theoperida H. 1881). Mit 3 Rippen und 3 freien Stacheln des Thorax. Pterocorys H. 1881 = P terocyrtidium Bütschli (38). Syn. Pterocanium p.p. Ehrb. (25, 26), Stöhr (35), Pterocodon p. p. Ehrb. (26); Eucyrtidium H. p. p. (16), Rhopalo- canium Bury (12), Lychnocanium p. p. Ehrb. (26). Taf. 31, 2. Mit .-! freien Stacheln des 1. Thoraxglieds. Ein bis mehrere Apicalstachein. 18 Sp. Seit Tertiär. *) H. zieht diese Form (^Eucyrtidium Ficus Ehrb.) zu den Tricyrtiden (Theoconus), was wohl sicher irrig ist. B. System nach Häckel 1887 (Ordn. Cyrtoidea). 1991 TLeopilium H. 1881. Syn. Eucyrtidium \<. \k H. (16). Keine freien Stacheln des 1. Thorax, dagegen in dessen Wand 'S Kippen. '6 Sp. (Schliesst sich innigst an die Dicyrtide Lamprodiscus an und beweist wie die folgende Gattung die Kunstlichkeit der Eintheilung nach der Zahl der Glieder. B.) Corocalyptra H. 188". Schale flach konisch. 3 Stacheln auf der Grenze vom Köpfchen und I.Thorax. Apical- stachel. Zweites Thoraxglied kurz. 5 Sp. (Schliesst sich innigst an die Dicyrtide Eucccry- phalus an. B.) Dictyoceras H. 1862 und 1887. Das 1. Thoraxglied mit 3 gegitterten Flugein, Apicalstacheln vorhanden. 5 Sp. Pteropilium H. 1881. Syn. Arachnopilium H. 1881. Aehnlich wie Dictyoceras, doch die Flügel durch aufsteigendes Gitterwerk mit dem Köpfchen und dem ansehnlichen Apicalstachel zusammenhängend. 4 Sp. Theopodium H. 18S1. 3 Rippen durchziehen die Wand der beiden Thoraxglieder und setzen als freie Stacheln über die Miindung fort. 2 Sp. Seit Tertiär. Pterocanium (Ehrb. 1847 Mon. Ber. und 25, 26) emend. H. (ähnlich auch Bütschli (38), Lychnocanium p. p. Ehrb. (25), Dictyopodium H. 1881. Taf. 30, 6. Unterscheidet sich von der vorhergehenden Gattung dadurch, dass die Gitterwand des 2. Thoraxglieds sich flügelartig bis gegen die Enden der Stacheln herabzieht. 13 Sp. Seit Tertiär. Pterocodou (Ehrb. 1847 Mon. Ber.) emend. H. 1S87. s. Bütschli (38). Mit 3 freien Stacheln des 1. Thorax und zahlreichen Mündungsstacheln. 3 Sp. Seit Tertiäri Dictyocodon H. 1881. Mit 3 gegitterten Flügeln des 1. Thorax und zahlreichen gegitterten Auszackungen des MünduDgsrandes. 4 Sp. (Scheint wenig verschieden von Dictyoceras, s. oben. B.) Pleuropodium H. 1881. Syn. Pterocanium J. Müll. (12). Nur das 2. Thoraxglied mit 3 deutlichen Kippen, welche sich als freie Mündungsstacheln fortsetzen. 2 Sp. Podocyrtis Ehrb. 1847 (Mon. Ber. und 25, 26), Bütschli (38), H. 1887. Syn. Thyrsocyrtis p. p. Ehrb. (26), Theopodium Küst (1885). Taf. 30, 11—13. Keine Kippen der Thoraxglieder, 3 freie einfache Mündungsstacheln. 1 Apicalstachel. 45 Sp. Seit Jura. (Küst 1 u. sp.) Thyrsocyrtis Ehrb. (1847 Mon. Ber. und 26) emend. H., non Bütschli (38). unterscheidet sich von der vorhergehenden Gattung nur durch Verzweigung der 3 Mün- dungsstacheln. 7 Sp. Seit Tertiär. Dictyopodium Ehrb. 1847 (Mon. Ber. u. 26j H. emend. Syn. Podocyrtis p.p. Ehrb. (26). Unterscheidet sich von Podocyrtis nur dadurch, dass die Enden der 3 Mündungsstacheln gitterig sind. 5 Sp. Seit Tertiär. b. Mündung des 2. Thoraxglieds übergittert (geschlossen). Lithornithium Ehrb. 1847 (Mon. Ber. und 6, 26), Bütschli (38), H. 1887. Mit 3 Stacheln des 1. Thoraxglieds. 6 Sp. Seit Tertiär. Sethornithium H. 1881. 1 Thoraxglied mit 3 gegitterten Flügeln. 1 Sp. Theopera H. 1881. Syn. Lithornithium p. p. Ehrb. (26), Bütschli (38). Taf. 30, 9. Mit 3 langen Stacheln, welche auf dem 1. Thorax beginnen und mit ihrer Basis auf den 2. Thorax übergreifen. 6 Sp. Seit Tertiär. Rhopalocanium Ehrb. 1847 (Mon. Ber. und 26), s. auch Bütschli (38"), H. 1887. Die 3 Stacheln entspringen von dem 2. Thoraxglied. Das Ende des umgekehrt kegel- förmigen 2. Thorax nicht mit stachelartiger Verlängerung. 5 Sp. Seit Tertiär. Rhopalotractus H. 1881. Wie die vorhergehende Gattung , doch die Endspitze des 2. Thorax mit Stachel. 4 Sp. 19J)2 Eadiolaria. Lithochytris Elirb. 1847 (Mon. Ber. und 26), Bütschli (38), Rüst (18S5). Taf. 31, 4. Zweites Tlioraxglied dreiseitig- pyramidal an der Basis in 3 kegelförmige, gegitterte oder solide Fortsätze ausgezogen. 10 Sp. Seit Jura. (Rüst 1 n. sp. aus Jura.) 66. Familie. Phormocyrtida H. 1887. Mit zahlreichen (über 4) Rippen der Wand oder entsprechenden Stacheln. a. Mündung offen. Theophormis H. 1881. iSIit zahlreichen Rippen in der Wand des 1. Thorax und des flach ausgebreiteten zweiten. Gitterwerk fein. 4 Sp. Phormocyrtis H. 1887. Syn. Eucyrtidium p. p. Ehrb. (25, 26). Aehiilich der vorhergehenden Gattung, doch das 2. Thoraxglied eiförmig oder cylindrisch ; seine Mündung verengt. 6 Sp. Seit Tertiär. Alacorys H. 1881. Syn. Podocyrtis p. p. Ehrb. (26), Bury (15), Bütschli (38\ Cryptoprora p. p. Ehrb. (26). Die zahlreichen Rippen des 2. Thorax setzen als freie Stacheln über die Mündung fort; letztere weit. 8 Sp. 16 Sp. seit Tertiär. Cycladophora Ehrb. 1847 (Mon. Ber. und 26), s. auch Bütschli (38). Syn. Lan- terna und Podocyrtis p. p. Bury (15). Mit 4 — 6 oder mehr Rippen des 2. Thorax, welche sich nicht über den Rand der ab- gestutzten Mündung in Stacheln fortsetzen. 15 Sp. Seit Tertiär. Calocyclas Ehrb. (1847 Mon. Ber. und 26), H. 1887, s. auch Bütschli (38). Syn. Cycladophora p. p. Ehrb. (26). Taf. 31, 9. Zweites Thoraxglied eiförmig bis cylindrisch, ohne Rippen. Mündung abgestutzt, von zahlreichen Stacheln umgeben. 15 Sp. Seit Tertiär. Clathrocyclas IL 1881. Syn. Podocyrtis p. p. Ehrb. (26). Aehnlich vorhergehender Gattung, doch das 2. Thoraxglied kegelförmig oder scheiben- förmig erweitert. 14 Sp. Seit Tertiär. Lamprocyclas H. 1881. Syn. Podocyrtis p. p. Ehrb. (6). Aehnlich Calocyclas, doch einen doppelten Stachclkranz um die Mündung. 7 Sp. Diplocyclas H. 1881. Ein Stachelkranz der Mündung und einer auf der (Frenze beider Thoraxglieder. 3 Sp. b. Mündung übergittert (geschlossen). Hexalatractus H. 1887. Zweites Thoraxglied umgekehrt konisch mit 6 ansehnlichen Stacheln seiner Basis. 2 Sp. Theophaena H. 1881. Ganz ähnlich, doch mit 9 Stacheln. 2 Sp. 67. Familie. Tlicocyrtida H. 1887. ( )hne Rii^pen oder freie Stacheln der Glieder. Theocalyptra H. 1881. Syn. Halicalyptra Bailey (17), p. p. Ehrb. (25), Cyclado- phora p. p. Ehrb. (26), Carpocanium p. \). Ehrb. (25), Lophophaena H. (16). Zweites Thoraxglied flach scheibenförmig ausgebreitet. 1 oder 2 Apicalstacheln. 4 Sp. Seit Tertiär. Gecryphalium II. 1881. Wie vorhergehende Gattung, doch ohne Apicalstachel. 2 Sp. Thcoconus H. 1887. Syn. Eucyrtidium p. p. J. Müll. (12), Häckel (16), Ehrb. (26 und früher), Thyrsocyrtis p. p. und Podocyrtis p. p, Ehrb. (26). Kegelförmiges, allmählich erweitertes 2. Thoraxglied; Mündung weit offen. 1 Apical- stachel. 14 Sp. Seit Tertiär. (Tricolocampe pyramidea Rüst 1881 aus Jura vielleicht hier- her, doch ob viergliedrig? Apicalstachel fehlt.) System nach Häctel 1887 (Ordn. Cyrtoidea). 1993 Lophoconus H. 1887. Syn. Eucyrtidium p. p. Ehrb. (25, 26). Aehnlich vorhergehender Gattung, doch mit 2 bis mehr Apicalstacheln. 6 Sp. Seit Tertiär. Theocyrtis H. 1887, Eucyrtidium p. p. Ehrb. (25, 26), Thyrsocyrtis p. p. Ehrb. (26), Bütschli (38), Theocorys Rüst (1885). Mit cyliiidrischem 2. Thorax. 1 Apicalstacliel. 1 1 Sp. Seit Tertiär. Lophocyrtis H. 1887. Syn. Eucyrtidium p. p. Elirb. (26), Bütychli (38). Taf. 31, 1. Wie vorhergehende Gattung, doch mit 2 Apicalstacheln oder einem Bündel solcher. 5 Sp. Seit Tertiär. Theosyringium H. 1881, Rüst p. p. (1^85). Syn. Eucyrtidium p. p. Ehrb. (26), Lithopera p. p. Biitschli (38\ Zweites Thoraxglied lang röhrenförmig und sehr schmal. 1 Apicalstachel. 4 Sp. Seit Jura. (Von Kiist 6 Sp. dürften vielleicht 2 hierhergehören. B.) (Ich halte die Röhre nicht für ein 2. Glied wie H, , sondern nur für die ausgezogene Mündung des ersten; H. 's Theosyring. pipetta scheint mir nach seiner Auffassung viergliedrig zu sein. B.) Tri colo campe H. 1881, Eucyrtidium p. p. Ehrb. (25, 26). Wie Theocyrtis, doch ohne Apicalstachel. lü Sp. Seit Tertiär. Theocorys H. 1881. Syn. Eucyrtidium p. p. Ehrb. (22, 26). Taf. 30, 17. Zweites Thoraxglied eiförmig, Mündung etwas verengt; 1 Apicalstachel. 18 Sp. Seit Tertiär. Axocorys H. 1881. Aehnlich vorhergehender (jattung, doch mit einem a.xialen Kieselstab, welcher vom Apical- stachel bis ins 2. Thoraxglied herabsteigt und hier verzweigt endigt. 1 Sp. Lophocorys H. 1881, Rüst (1885). Syn. Eucyrtidium p. p. Ehrb, (26). Wie Theocorys, doch mit 2 Apicalstacheln oder einem Bündel solcher. 5 Sp. Seit Jura. (R. beschreibt 2 n. sp. aus Jura.) Theocampe H. 1887. Syn. Eucyrtidium Ehrb. i». p. (25, 2(i). Butschli (38), Dictyo- mitra p. p. Zittel (29). Aehnlich Theocorys, doch ohne Apicalstachel. 14 Sp. Seit Kreide. b. Mit üb er gittert er Mündung (geschlossen). Theocapsa H. 1881, Riist p. p (1885), ? Theosyringium amaliae Rüst (1S85), Urocyrtis Pantanelli (s. oben p. 473). Aehnlich Theocorys, doch Mündung geschlossen. 1 Apicalstachel. 20 Sp. Seit Jura- (R. führt 7 n. sp. aus Jura auf, die jedoch wohl nur z. Th. hierher gehören.) Tricolocapsa H. 1887. Wie vorhergehende Gattung, doch ohne Apicalstachel. 6 Sp. Seit Tertiär. Phrenocodon H. 1887. 1 Apicalstachel. Nicht die Mündung des 2. Thorax ist geschlossen, sondern die des ersten. 2 Sp. (Gehört daher nicht hierher. B.) IV. ünterordn. Stichocyrtida H. 1862 (Stychocyrtida + Tetracyrtida -H. 1881). Mit mehr wie 2 Thoraxgliedern. (1 Thorax, 1 Abdomen und sog. Postabdominal- gliedern. H.) 68. Familie. Podocdinj' idct H. ]'^87 (= Artopilida -{■ Artoperida -}- Sticho- pilida -|- Stichoperida H. 1881). Mit 3 Rippen oder 3 freien Stacheln des Thorax. a. Mündung des letzten Thoraxglieds offen. Stichopilium H. 1881. Syn. Pterocodon p. p. Ehrb. (25), Cycladophora p. p. Ehrb. (25). Eines der Thoraxglieder mit 3 freien Stacheln. 1 — 2 Apicalstacheln. 9 Sp. Seit Tertiär. 1994 Radiolaria. Aitopilium H. ISSl. Syti. Makiopyrgus H. 1881, Stychoptcrygium H. JSSI. Aeliiilich vorliergeliciider Gattung, doch statt der Stacheln gegitterte Flügel. 1 Apical- sfachel. 8 Sp. Kliopalocyrtis BiUschli 1^81 = Pteropilium H. 1S87. Syn. Pterocaniiiin Ehrb. p. p. (2r.). Taf. 31, 10. Unterscheidet sicli von der vorhergehenden Gattung wesentlich nur durch Mangel des Apicalstachels. Mundung gewöhnlich sehr verengt. H Sp. Seit Tertiär. Stichocampe H. 1881. Mit 3 Eippen oder Flügeln des Thorax, welche sich in 3 freie Mündungsstacheln fort- setzen. 1 Apicalstachel. 2 Sp. Stichoi)terium (H. 1881) emend. 1887. Wie vorhergehende Gattung, doch die 3 Mündungsstacheln gegittert. 3 Sp. Po do campe H. 1881. Syn. Acotripus Rüst (1885). Ohne -Rippen oder Flügel des Thorax, doch mit 3 freien Mündungsstacheln. 1 Apical- stachel. 4 Sp. Seit Jura. (R. 1 Sp.) Stichopodium H. 1881. Wie vorhergehende Gattung, doch Mündungsstacheln gegittert. 1 Sp. b. Die Mündung übergittert (geschlossen). Stichopera H. 1881. Thorax mit 3 soliden Eii^pen oder 3 Längsreihen von Stacheln. 6 Sp. Gyrtopera H. 1881. Syn. Artopera p. p. H. 1881. Thorax mit 3 gegitterten Flügehi oder 3 Längsreihen solcher. 5 Sp. Artopera (H. ISSl) emend. 1887. Syn. Lithornithium loxium Ehrb. (26). Mit 3 soliden Rippen oder Flügeln des Thorax und einem Stachel am freien Ende des zugespitzten letzten Thoraxgliedes. 1 Apicalstachel. 3 Sp. Seit Tertiär. 69. Familie. Fhormocainpida H. 1887. Mit zahlreichen Rippen oder Radiärstacheln des Thorax. a. Mündung des letzten Thoraxglieds offen. Stichophormis H. 1881. Schale leonisch oder pyramidal; Mündung nicht verengt. Mit zahlreichen Rippen, welche sich in freie Mündungsstacheln fortsetzen. 5 Sp. Phormocampe H. 1887. Syn. Anthocorys p. p. H. 1881, Rüst (|.885). Aehnlich vorhergehender Gattung, doch keine Rippen der Thoraxwandung. 6 Sp. Seit Jura. (R. 1 Sp.) Artophormis H. 1881. Syn. Calocyclas Ehrb. (26). Schale ei- bis spindelförmig; Miindung verengt. Zahlreiche Kippen, welche sich in freie Mündungstacheln fortsetzen. 3 Sp. Seit Tertiär. Cyrtophormis H. 1887. Syn. Eucyrtidium und Lithocampe p. p. Stöhr (35). Aehnlich vorhergehender Gattung, doch Rippen in derThoraxwand fehlend. 1 1 Sp. SeitTertiär. b. Mündung üb er gittert (geschlossen). Artophaena H. 1881. Mit 6 Rippen oder Radialstacheln des Thorax. 4 Sp. Stichophaena H. 1881. Wie vorhergehende Gattung, doch 9 Rippen oder Radialstacheln. 5 Sp. 70. Familie. Lltliocampida H. 1887 (= Artocorida -J- Artocapsida -|- Sticho- corida ■\- Stichocapsida H. 1881). Ohne Rippen oder Stacheln des Thorax, a. Mündung offen. Lithostrobus Bütschli 1881 emend. H. 1887. Syn. Eucyrtidium p. p. Bailey (7), Ehrb. (25, 26). Taf. 30, 24. Mit kegelförmiger Schale, die sich gegen die Mündung gleichmässig erweitert. 1 Apical- stachel. 24 Sp. Seit Tertiär. System nach Häckel 1SS7 (Ordn. Cyrtoidea). 1995 Dictyomitra Zittel 1876. Syn. Eucyrtidium p.p. Ehrb. (25, 26), Litliostrobus p. p. Bütsclili (38), Siphocampium und Lithocampe p. p. Rüst (1885). Wie vorhergehende Gattung, doch ohne Apicalstachel. 9 Sp. Seit Jura. (Einige sp. bei Eüst.) Stichocorys H. ISSl. Syn. Lithocampe p. p. Eüst (1SS5). Schale mit mittlerer Einschnürung, die apicale Hälfte konisch, die basale cylindrisch. 1 Apicalstachel. 7 Sp Artostrohus H. 1S87. Syn. Cornutdia Bailey (7), Eucyrtidium p. p. Ehrb. (6), Stöhr (35). Taf. 30, 21 und 25. Schale cylindrisch, Apex abgerundet, die Mündung abgestutzt. 1 Apicalstachel. Thorax- glieder gewöhnlich sehr kurz, häufig nur mit 1 Porenreihe. 5 Sp. Seit Tertiär. Lithomitra Bütschli ISSl, H. 1887. Syn. Eucyrtidium p. p. Ehrb. (26), Bailey (7), Dictyomitra p. p. Stöhr (35), Lithocampe p p. H. (16), Stöhr (35), Lithocampium und Lithocampe p. p. Rüst (1885), Stichophormis p. p. Rüst. Taf. 30, 26. Wie die vorhergehende Gattung, doch ohne Stachel. 14 Sp. Seit Jura. (.Einige sp. bei Rüst.) Eucyrtidium (Ehrb. 1^47 und 25, 26) emend. H. 1887, p. p. H. (Iß), Stöhr (35), Bütschli (38). Syn. Lithocampe J. M. (12), Thyrsocyrtis p. p. Ehrb. (26), Eucyrtis p. p. Rüst (1885). Taf 31, 19. Schale eiförmig bis spindelförmig; Mündung verengt, doch nicht röhrig verlängert. 1 Apicalstachel. 26 Sp. Seit Jura. Eusyringium H. ISSl Syn. Eucyrtidium Ehrb. p. p. (26), Stöhr (35). Lithopera p. p. Bütschli (3S), ? Theosyringium p. p. Rüst (1885). Taf. 31, 3. Aehnlich der vorhergehenden Gattung, doch die Mündung des letzten Thoraxgliedes zu langer Röhre ausgewachsen. 10 Sp. Seit Tertiär oder Jura (E. Theosyr. tripartitam). (Ich betrachte die sog. viergliedrigen Formen dieser Gattung als dreigliedrig, da ich die Röhre nicht als besonderes Glied ansehen kann. S. auch bei Theosyringium oben p. 1193, von welcher mir eine scharfe Trennung unmöglich erscheint. B.) Siphocampe H. 1881. Schale ei- bis spindelförmig. Mündung zusammengezogen, nicht röhrig verlängert. Köpfchen mit einer schiefen offenen Apicalröhre. 6 Sp. Lithocampe (Ehrb. 1838 Mon. Ber. und 2, 6, 26 p. p.) H. emend. 1887, H. (16), Stöhr (35), s. auch Bütschli (38). Syn. Eucyrtidium p. p. Ehrb. (6, 25, 26). Taf. 30, 22. Aehnlich vorhergehender Gattung, doch ohne Apicalröhre oder -stachel. 22 Sp. Seit Tertiär. Spirocyrtis H. 1881. 1 Apicalstachel. Die Einschnürungen zwischen den Thoraxgliedern sind zu einer Schraubenlinie verbunden. 6 Sp. (Wie diese eigenthümliche Moditication eigentlich zu Stande kommt, lässt sich aus H.'s Darstellung nicht ersehen. Wahrscheinlich handelt es sich jedoch nicht um eine wirklich schraubige Bildung. B.) Spirocampe H. 1881. Wie vorhergehende Gattung, doch ohne Apicalstachel. 3 Sp. b. Mit übergitterter Mündung (geschlossen). Cyrtocapsa H. 1881, Rüst (lSb5). Syn. Eucyrtidium p. p. Stöhr (35). Mit 1 Apicalstachel und ohne Endstachel des letzten Thoraxglieds. 11 Sp Seit Jura. (Rüst 1 Sp.) Stichocapsa H. 18S1 , Rust p. p. (1SS5). Syn. Lithocampe p. p. Ehrb. (3, f), Stöhr (35), ? Lithobotrys uva Rüst (1885), Lithornithium R., Tetracapsa Rüst. Taf. 30, 23. Wie vorhergehende Gattung, "doch ohne Apicalstachel 14 Sp. Seit Tertiär, ? Jura. (R. zahlreiche Species.) ]996 Eadiolaria. Artocapsa H. 1881. Syii. Eucyrtidiuin p. p. Stöhr (35), Stichocapsa p. p. Rüst (1885). Mit 1 A]3icalstaclicl und Eiidstacbel des letzten Thoraxglieds. 7 Sp. Seit Jura. (Rüst 2 Sp., doch ob ApicalstachelVi IV. Legion. Phaeodaria H. 1879 (= Tripylea Hertw. 1879 = Pansolenia H. 1878 [Protistenreich] = Cannopylea H. 1881). Centralkapsel mit doppelter Membran; am einen Pol mit einer röhrig verlängerten Haupt- öffnuiig auf radiärstreifigem Feld (Astropyle H.); häufig jederseits von der Hauptaxe am gegenständigen Pol noch je eine Nebenöflhung, s. oben p. 410 (seltener dagegen 1 gegen- ständige Nebenöffnung oder auch 'S — 4, vielleicht sogar noch mehr). Zuweilen mehrere Centralkapseln in einem Individuum vorhanden. Stets mit extrakapsulärer einseitiger Pigment- masse (Phaeodium H.), welche die Region der Hauptöffnung bedeckt. Skelet entweder rein kieselig oder nur schwach verkieselt mit viel organischer Substanz; stets extrakapsulär; selten fehlend. Ursprünglich monaxon, doch auch homaxon, häufig zweistrahlig bis bilateral. XVII. Oidn. Phaeocystina H. 1879. Theils ohne Skelet, theils mit losen Skeletgebilden. Centralkapsel im Centrum des sphä- rischen Körpers. 71. Familie. Phaeodinicla H. 1879. Ohne Skelet. Phaeocolla H. 1879. Nur die Hauptöffnung der C. K. vorhanden. 1 Sp. Phaeodinia H. 1879. Syn. ? Tripylea sp. Hertwig (33). 1 Hauptöffnung und 2 Nebenöffnungen der C. K. 2 Sp. 72. Familie. C annoraphida H. 1879. Mit losen, nicht radiär angeordneten Skeletgebilden. a. Skeletgebilde zahlreiche hohle cylindrische oder spindelförmige Röhren (Nadeln), welche der Gallertoberfläche tangential auf- gelagert sind. Cannobelos H. 1887. Syn. Thalassoplancta p. p. H. (16). Taf. 31, 18. Skeletnadeln ohne Stacheln oder Verzweigungen. 3 Sp. Cannoraphis H. 1S79. Skeletnadeln mit seitlichen Dornen oder Aesten. 4 Sp. b. Skeletgebilde mützenf örmig, der Gallertoberfläche tangential aufgelagert. Catinulus H. 1887. Skeletgebilde halbkugelige bis mützenförmige nicht gegitterte Stücke. 3 Sp. c. Skeletgebilde ringförmig; einfacher bis complicirter. Mesocena Ehrb. 1840 (Mon. Ber. und Abhandl. der Berl. Ak. 1841, 6, 25 etc., Bütschli (38 p. 495, der hier |zuerst die Zugehörigkeit von Mesocena zu den Phaeodarien zeigte). Syn. Dictyocha p. p. Ehrb. (26), Lithocircus Stöhr (35). Taf. 32, 1—2. Skeletgebilde einfache, kreisförmige bis elliptische und polygonale Ringe, mit oder ohne Stacheln. 11 Sp. Seit Tertiär. Dictyocha Ehrb. 1838 (Mon. Ber. und 3, 6) H. emend. 1887, p.p. H. (16), Hert- wig (33), Möbius (1887). Syn. Distephanus Rüst (IS'^ö). Taf. 32, 4—5. Skeletringe mit einem bis mehreren die Ringöftnung auf einer Seite überspannenden und mit einander verwachsenen Bogen, so dass der Ring gegittert erscheint. 12 Sp. Seit Jura. CMöb. 1 n. sp., etwas unsicher.) System nach Häckel 1887 (Ordn. Phaeocystina und Phaeosphaeria). 1997 Disteplianus*) (Name von Stöhr 1881) H. 1887. Syn. Dictyocha p. p. Ehrb. (5), Stöhr (35), Möbius (s. bei Dictyocha), und oben im Text. Taf. 32, 6—7. Vom Bing- erheben sich einerseits eine Anzahl convergirender Stäbe, deren Enden durch einen Apicalring verbunden sind. Die Skelettheile daher abgestutzten Pyramiden ähnlich. 13 Sp. Seit Tertiär. (H. erklärt den eigentlichen Distephanus Stöhr's [s. Taf. 32, 7] nur für ein zufälliges Zusauimeuhaften zweier Skeletgebilde, wie es auch bei Dictyocha vorkommt [vergl. auch Möbius 1SS5] und verändert daher den Gattungsbegriif in diesem Sinne. B.) Cannopilus H. 1887. Syn. Dictyocha Ehrb. p. p. (Mon. Ber. 1S44 und 6). unterscheidet sich von vorhergehender Gattung nur dadurch , dass der ApicaMng der Skeletgebilde übergittert ist. 5 Sp. seit Tertiär. 73. Familie. Aulacanthida H. 1862. Hohle radiär geordnete Skeletnadeln, welche centralwärts der Wand der Kapsel aufgesetzt sind, distal hingegen frei aus der Gallerte hervorragen. a. Ohne äussere Umhüllung tangentialer Nadeln auf der Oberfläche der Gallerte. Aulactinium H. 1S87. Die Eadialnadeln ganz einfach unverzweigt. 3 Sp. b. Mit einer äusseren Hülle von dünnen Tangentijalnadeln. Aulacantha H. 1860 (Mon. Ber. und 16), Hertwig (33). Taf. 31, 19. Eadialnadeln einfach, ohne Aeste. 6 Sp. Aulographis H. 1S79. Die Eadialnadeln am distalen Ende gegabelt oder dort mit einem Wirtel von einfachen Aasten. 26 Sp. Auloceros H. 1887. Aehnlich vorgehender Gattung, doch die Endäste der Eadialnadeln selbst wieder ver- zweigt. 8 Sp. Aulospathis H. 1887. Unterscheidet sich von Aulographis durch das Vorhandensein eines zweiten Wirteis von seitlichen Aesten etwas unterhalb des distalen Endes der Eadialnadeln (in der Höhe der Gallertoberliäche) 10 Sp. Aulodendron H. 1887. Eadialnadeln mit zahlreichen, unregelmässig vertheilten seitlichen u. terminalen Aesten. 5 Sp. XVIII. Ordn. Bicteospliaeria H. 1879. Skelet eine einfache oder doppelte Gitterkugel, ohne besondere Mündungsöffnung oder Peristom. Kapsel im" Centrum der Schale. 74. Familie. Orosphaerida H. 1887. Mit dickwandiger kugliger bis elliptischer oder polyedrischer Gitterschale. Gitterwerk aus dicken Stäben, mit feinem Axenkanal, bestehend. Die Maschen massig gross, uuregel- mässig polygonal. C. K. tripyl. *) Hinsichtlich der Hertwig 'sehen Deutung der Dictyochen und Verw. als Skeletgebilde, welche die Gallerte gewisser Phaeodarien in grosser Zahl bedecken, kann ich gewisse Zweifel nicht unerwähnt lassen. Ich fand nämlich (1885) im Auftrieb der Kieler Bucht mehr- fach einzelne solche Gebilde, welche von einem blassen Inhalt erfallt waren, der einen deutlichen, gut färbbaren Kern enthielt. Dies stimmt mit Möbius' Befunden (1887) gut übereiu, welcher sowohl von Dictyocha speculum Ehrb. wie von D. fornix Mb. einzelne mit gelblich- körnigem Plasma erfüllte und bewegliche Skeletgebilde beobachtete. Bei der letzteren Art beobachtete er mehrere Kerne im Plasma. Ich muss bei dieser Gelegenheit aucii auf die grosse Aehnlichkeit der Skeletgebilde von Dictyocha und Distephanus mit gewissen Tympa- niden Häckel's hinweisen. ]^c)()g Radiolaria. Oroiia H. 1S87. Einfacliu, zuweilen etwas elliptische Gitterscliale, oline Radialstaclielii oder zcltartige Eiliebungeii der Oberiiäebe. 3 Sp. Orosphaera H. 1887. unterscheidet sich von der vorhergeheudeii Gattung durch einfache oder verästelte, an- sehnliche und liäiifig sehr dicke Radialstacheln anf der Oberfläclie der Schale 11 Sp. Orosccna H. lJ>8T. Syii. ? Hcxatincllida dietyonina M. üuncan (Journ. roy. micr. soc. ISSl). Gitterschale polyedrisch oder nahezu kuglig, mit zahlreichen pyramidalen Erhellungen (Ausbuclitungen) der Oberfläche, von wolclien jede einen ansehnlichen Stacliel trägt, der ein- fach oder verzweigt ist. 8 Sp. Oroplegma H. 1887. Wand der Gitterschale spongiös und von einem losen spongiösen Netzwerk umhüllt. Mit zahlreichen Kadialstachcln. 5 Sp. 75. Familie. Sa(/os2^h(ierida H. 1887. Kug'lige bis polyedrische Gitterschale, deren Wand aus dünnen und langen soliden Kiesel- fiiden tiesteht, mit grossen dreieckigen Maschen. Oberfläclie meist radiär bestachelt. C. K. tripyl. a. Schalenwand einfach, niciit spongiös Sagen a H. 1887. Ohne Radialstacheln der Überfläche. 4 Sp. Sagosphaera H. 18S7. In den Knotenpunkten der Gittermaschen ein bis zahlreiche Radiärstaclndn. ö Sp. Sagoscena H. 1887. Von der Oberfläche der Gitterschale entspringen aus benachbarten Maschenknoten schief aufsteigende, einfache Stacheln, welche gruppenweise convergiren und sich mit iliren Enden vereinigen. Die Spitze dieser pyramidenförmigen Erhebungen mit ein bis melirercn Stacheln, welclui die Fortsetzungen der ersterwähnten sind. 8 Sp. Sagen ose ena H. 1887. Jede der Pyramiden von Kieselfäden erhebt sich im Umkreis eines radialen Haupt- stachels, mit welchem sich die convergirenden Kiesell'äden vereinigen und der, die Axc der Pyramide durchsetzend, über ihre Spitze mehr oder weniger weit hinausragt, ti Sp. b. Die Wand der Gitterschale dick und lose spongiös. Sagmari um H 1887. Syn. Spongodictyum H. (16). Taf. 22, 2 a. Ohne Kadiärstacheln oder Erhebungen der ()berfläche. •'> Sp. Sagmidium H. 1887. Aehnlich vorhergehender Gattung, doch mit Radialstacheln der Knotenpunkte des Maschen- werks. 5 Sp. Sagoplegma H. 1887. Mit zahlreichen pyramidalen Erhebungen der Schalenoberfläche. 2 Sp. 76. Familie. Aulosi^h aerida H. 1862. Gitterschale kuglig bis nahezu kuglig, selten sijindelförmig; aus hohlen Kieselfäden be- stehend. Maschen gross, dreieckig oder polygonal. Gewöhnlich mit Radiärstaclieln der Knoten- punkte. a. Mit regelmässigeren oder unregelmässigeren Maschen. Jeder Knotenpunkt durch die Vereinigung von 6 hohlen Kieselfäden gebildet. Aularia H. 1887. Keine Radialstacheln der Knotenpunkte. 3 Sp. Aulosphaera H. 1860 (Mon. Ber. und 16), Hertwig (33). Unterscheidet sich von der vorhergehenden Gattung durch holile Radialstacheln eines Thcils oder sämmtlicher Knotenpunkte. 21 Sp. System nach Häckel 1887 (Ordii. Phacosphaeria und Phaeogromia). 199U Auloscena H. 1887. Die bestacheltcn Knotenpunkte über die Oberfläche der Schale erhoben, indem die zu- tretenden 6 Kieselstäbe pyramidal aufsteigen. 10 Sp. Auloplegma H. 1S79. Scheint sich von Aulosphaera nur dadurch zu unterscheiden, dass sich unter der eigent- lichen Schalenwand noch ein dickes spongiöses unregelmässiges Netzwerk entwickelt. 2 Sp. Aulophacus H. 1887. unterscheidet sich von Aulosphaera wesentlich nur durch die linsenförmige Gestalt der Schale. 2 Sp. Aulatractus H. 1887. unterscheidet sich von Aulosphaera durch ellipsoidisch bis spindelförmig gestreckte Schale. 4 Species. b. Maschen polygonal bis unregelmässig; 3 — 4 hohle Kieselfädcn bilden einen Knotenpunkt. Aulonia H. 1887. Maschen polygonal. Ohne Kadialstacheln. 5 Sp. Aulastrum H. 1887. Wie vorhergehende Gattung; doch mit Radialstacheln. 8 Sp. Aulodictyum H. 1879. Schalenwand verdickt, spongiös (mehrschichtig. B.). Ohne Radialstacheln. 1 Sp. 77. Familie. Cannosphaerida H. 1879. Concentrisch doppelschalig. Die äussere kuglige oder polyedrische Schale sehr ähn- lich der der Aulosphaerida; die innere laiglig oder nahezu kuglig und mit besonderer Mun- dungsöffnung. Die beiden Schalen durch hohle Radialstäbe verbunden, welche sich in der Mitte der Gitterfäden der äusseren Schale inseriren. C. K. in der Innenschale. Cannosphaera H. 1879. Wand der inneren Schale solid, nicht gegittert. 3 Sp. Coelaeantha R. Hertwig 1879, H. 1SS7. Innenschale gegittert. 2 Sp. XIX. Ordn. Phaeogromia H. 1879. Mit einfacher Gitterschale von sehr verschiedener Gestalt, welche stets am einen Pol (Oral- pol) der Hauptaxe eine Mündungsöffnung besitzt. Kapsel in der aboralen Schaleuhälfte. 78. Familie. Cliallengerida J. Murray 1876. Schale meist oval bis linsenförmig, sie besitzt eine feine regelmässige hexagonale Zeich- nung (Diatomeen ähnlich); jedes Hexagon mit feinem Porus. Mündung gewöhnlich mit zahn- artigen Fortsätzen, doch ohne gegliederte längere Stacheln oder Füsse. a. Mündung einfach, nicht in eine innere Röhre verlängert. Lithogromia H. 1879 (ob Cadium Bailey*) [7] unsere Taf. 32, 15 hierhergehört, ist etwas zweifelhaft, es scheint mir eher, dass es eine einfache Concharide ist. B.). Ohne Zähne der Mündung und Randstacheln der Schale, 3 Sp. Protocystis Wall. 1869*) (s. oben p. 478) = Challengeria J. Murray 1876, H. 1887, Möbius (1887). (Wallich 's Protocystis ist unzweifelhaft identisch mit Challengeria, weshalb dieser 8 Jahre ältere Name die Priorität hat. B.) Taf. 32, 16 und 17. Ohne sog. Mundröhre (Pharynx. H.), mit ein bis mehreren Mundzähnen, doch ohne Stacheln des sagittalen Schalenrands. 22 Sp. Challengeron J. Murray 1876 (uned.), H. 1887, Möbius (1887). Syn. Cadium marinum Wallich 1. c, s. unsere Taf. 32, 15a. B. Unterscheidet sich von vorhergehender Gattung nur durch den Besitz von Randstacheln in verschiedener Zahl. 25 Sp. "*) Beide von Häckel nicht erwälint. OQQO Kadiolaria. b. Mit sogen, innerer Mundröhre (Pharynx H. , ähnlich gewissen Lageneii unter den Khizopoda). Entocannula H. 1879. Ohne Mundzähne und Kandstacheln. 4 Sp. Pharyngella H. 1887. Mit Mundzähnen, doch ohne Kandstacheln. 4 Sp. Porcupinia H. 1879. Mit Mundzähneu und Kandstacheln. 2 Sp. 79. Familie. Medusettida H. 1887. Schale halbkuglig bis mützenförmig, mit weiter basaler Mündung, deren Band lange, häufig verzweigte, hohle und gegliederte Stacheln (sog. Füsse. H.) aussendet, die meist bogig einwärts gekrümmt sind. Schalen wand fein alveolär, ganz ähnlich jener der Challenge- rida; die kleinen Alveolen der Schalen wand hohl und sowohl nach Innen wie nach Aussen durch je einen Porus geöflnet. Der innere Kanal der Mündungsstacheln durch zahlreiche dicht aufeinander folgende quere Scheidewände gekammert (gegliedert), doch communiciren die Kammern durch eine röhrig verlängerte OefFnung in der Mitte der Scheidewände. Die Stachel- kammern sind von Gallerte erfüllt. Cortinetta H. 1887. Mit 3 einfachen oder reich verzweigten Mündungsstacheln und einem Apicalstachel des aboralen Schalenpols. Daher recht ähnlich gewissen einfachen Cyrtiden. 2 Sp. Medusetta H. 1887. Mit 4 gleichgestalteten, gleichgrossen und regelmässig vertheilten Mündungsstacheln. 7 Sp. Euphysetta H. 1887. Mit 4 ungleichen Mündungsstacheln, einem sehr grossen und 3 rudimentären. 3 Sp. üazelletta J. Murray 1876 (uned.). Mit 6 Mündungsstacheln. 15 Sp. Gorgonetta H. 1887. Syn. Porospathis H. 1879. Mit 12 Mündungsstacheln, von welchen 6 wie gewöhnlich schief basalwärts absteigen, die 6 alternirenden hingegen schief apicalwärts aufsteigen. Ende der Stacheln reich verzweigt. 4 Sp. Polypetta H. 1887. Syn. Porospathis H. (34). Mit zahlreichen („10 — 20 oder mehr") Mündungsstacheln. 4 Sp. 80. Familie. Castanellida H. 1879. Schale kuglig oder nahezu kuglig mit gewöhnlicher Gitterwand. Mündung weit, gewöhn- lich kreisförmig und mit Kandzähnen. Kadialstacheln der Schalenoberfläche ohne Kreise grösserer Porenlöcher um ihre Basen. (Diese Familie leitet sich wohl direct von den 0 r-osphaerida [s. oben p. 1997] her. B.) Castanarium H. 1879. Mündung unbezahnt. SchalenoberHäche mit kurzen borstenförmigen Stacheln dicht be- deckt, doch ohne grössere Hauptstacheln. 5 Sp. Castanella H. 1879. Wie vorhergehende Gattung, doch mit bezahnter Mündung. 7 Sp. Castanidium H. 1879. Wie Castanarium, doch mit grossen radiären einfachen Hauptstachehi auf der Schalen- oberiiilclie. 8 Sp. Castanissa H. 1879. Unterscheidet sich von vorhergehender Gattung durch bezahnte Mündung. 6 Sp. Gastanopsis H. 1879, Wie Castanidium, doch die Hauptstacheln verzweigt. 3 Sp. CastanuTa H. 1879. \\ie vorhergehende Gattung, doch die Mttndnng bezalmt. 4 Sp. 81. Familie. Circoporida H. 1879. Schale kuglig bis polyedrisch. Ihre dicke Wand von eigenthümlichem por^ellanartigem Aussehen und nur um die Basis jedes hohlen Kadialstachels je ein sternförmiger Kreis von Systom nach Häckel 1887 (Ordn. PliaeogromiaV 2001 grösseren Porenlöcliern. Die übrige Schaleuoberfläche mit polygonalen Leisten oder Grübchen. Mündung gewöhnlich bezalmt, ziemlich eng, rundlich oder polygonal. In der dicken trüben Schalenwand sind viele einfache Kieselnadeln eingebettet; sie scheint sehr fein porös zu sein und enthält jedenfalls viel organische Substanz, da sie sich mit Karmin färbt und beim Erhitzen bräunt. a. Schale meist polyedrisch; ihre Oberfläche mit polygonalem Leiste n - werk verziert. Die Radialstacheln gewöhnlich verzweigt und regel- mässig angeordnet. Circoporus H. 1S79. Syn. Challengeria sp. Murray (27). Taf. 32, 19. Mit kugliger oder octaedrischer Schale, welche dann aus 8 congruenten dreieckigen Flächen besteht. Von den 6 Ecken entspringen die ansehnlichen Radialstacheln in den Axen des Octaeders. Die Mundzähne liegen in der Ebene der Schalenwand, ö Sp. Circospathis H. 1879. Schale kuglig oder polyedrisch, dann mit 14 dreieckigen Flächen und 9 Ecken, von welchen ebensoviel Radialstacheln entspringen. 4 Sp. Circogonia H. 1887. ? Taf. 32, 20. Mit regelmässiger icosaedrischer Schale, die aus 20 dreieckigen Flächen mit 12 Eck«n und ebensovielen Radialstacheln besteht. 2 Sp. Circorrhegma H. 1887. Mit regelmässig dodekaedrischcr Schale, die aus 12 pentagonalen Flächen, 20 Ecken und ebensoviel Radialstacheln besteht. 1 Sp. Circostephanus H. 1879. Schale polyedrisch oder nahezu kuglig, aus 30—60 oder mehr dreieckigen Flächen mit 24 — 32 oder mehr Ecken und ebensoviel Radialstacheln bestehend. 3 Sp. b. Schalenoberfläche mit Grübchen bedeckt, nicht aus polygonalen Flächen (Platten H.) bestehend. Die Schale ist nie polyedrisch. Die Radialstacheln unverzweigt und meist unregelmässig zerstreut. Haeckeliana Murray (1879 uned.) 1887. Charaktere der ünterfamilie. 6 Sp. 82. Familie. Tuscarorida H. 1887. Schale (1,4 — 3,G Mm. Dm.) annähernd kuglig bis ei- und spindelförmig. Sehr dicht und fein porös (ähnlich zahlreichen Perforata unter den Rhizopoda) und daher recht undurch- sichtig. Dazu gesellen sich einige wenige weitere Poren um die Basen der hohlen Stacheln, welche symmetrisch um die Hauptaxe und die Mündung angeordnet sind. In der Schalen- masse Kieselnadeln wie bei den Circoporida und viel organische Substanz. Schalenoberfläche glatt oder gedornt Mündung spaltartig oder polygonal bis röhrig. Tuscarora Murray (1879 uned.) 18S7. Mit 3 aboralen, seitlich oder noch näher an der Mündung entspringenden kurzen bis sehr langen, meist aboralwärts gekrümmten Stacheln und 2, .'i oder 4 Mundstacheln. 7 Sp. Tuscarusa H. 1887. ? Taf. 32, 18 (die hier mit ? 0 bezeichnete Stelle ist jedenfalls nicht die Mündung, sondern vielleicht die Ccntralkapsel ; die Mündung liegt oben auf der Röhre zwischen den 3 kurzen (abgebrochenen?) Mündungsstacheln) *). Mit 4 Stacheln der Schaleuoberfläche und verschiedener Zahl von Mundstacheln. 1 Sp Tuscaridium H. 1887. Mit einem einzigen Apicalstachel der Schalenoberfläche und einer verschiedenen Zalil von Mundstacheln. 2 Sp. *) Häckel deutet diese und andere Figuren Murray's von 187ti nicht. B r 0 n n , Klassen de.s Thier-Reichs. Protozoa. 12(l 2002 Radiolaria. XX. Ordn. Phaeoconchia H. 1879. Die Sclialc besteht ans 2 gegitterten Klappen, einer dorsalen nnd einer ventralen*), welche die Ccntralkapscl iimschliessen. 83, Familie. Concharlda H. 1&79. Die beiden Schalenklappen etwa halbkuglig bis halblinsenförmig ; die Schale daher kuglig bis linsenförmig, ohne hclmförmigen Aufsatz des Apex oder hohlen Stachelröhren der Klappen. Die Kapsel liegt dem Schalenrand (oralen) genäliert und zwar so, dass ihre 3 Oetrmingen (tripyl) in der Vereinigungsebene (Frontalebene H.) der Klappen liegen. a. Die Ränder der Klappen glatt ohne Zähne. Concharium H. 1879. Schale meist nahezu kuglig, ohne hornartige Fortsätze des Schlossrandes und ohne mitt- leren (sagittalen) Kiel der Klappen. 5 Sp. Conchasma H. 1887. Ganz ähnlich vorhergehender Gattung, doch jede Klappe am sog. aboralen Pol ihres Schloss- randes mit einem kurzen zugespitzten hornartigen Fortsatz (Caudalfortsätze oder -Hörner H.). 3 Sp. b. Die Schlossränder mit Zähnen, welche abwechselnd zwischen ein- ander greifen. Conchellium H. 1887. Schale annähernd kuglig ; ohne hornartige Fortsätze des Schlossrands und ohne sagittalen Kiel der Klappen. 2 Sp. Conchidium H. lS7i). Mit 2 sog. Caudalhörnern der Schlossränder, analog Conchasma. 8 Sp. Conchonia H. 1887. Aehnlich Conchidium. Auf dem Apex einer oder beider Klappen ein hohles Honi (Sagittalhorn). 3 Sp. Conchopsis H. 1871). Keine Hornfortsätze der Schlossränder; dagegen jede Klappe seitlich comprimirt und da- her mit scharf vorspringendem, mittlerem sagittalem Kiel. 7 Sp. Conchoceras H. 1879. Wie vorhergehende Gattung, doch mit 2 ansehnlichen sog. Caudalhörnern des aboralen Schlossrandes. 2 Sp. 84. Familie. Coelodendrida H. 1862. Auf dem Apex jeder Klappe ein konischer oder helmförmiger Aufsatz (Galea H.). Jede Klappe mit 3 bis mehr hohlen Stachelröhren, welche symmetrisch angeordnet sind und deren Verzweigungen manchmal einen äusseren, zweiklajjpigen Mantel bilden. a. Ohne den erwähnten äusseren Mantel; mit einfachen oder ver- zweigten Stachelröhren, deren Endäste nicht anastomosiren. Coelodoras H. 1887. Die 3 — 4 Stachelröhren jeder Galea unverzweigt. 2 Sp. Coelodendrum H. 186 (Mon. Ber. und 16), Hertwig (33). . Taf. 32, 12—13. Mit verzweigten Stachelröhren der Galea. 10 Sp. b. Mit äusserem z weiklappigem Gittermantel, welcher aus der Ana- stomosenbildung der Zweige der Stachelröhren hervorgeht. Coelodrymus H. 1879. Der äussere Mantel ist kuglig und besteht aus einer einfachen Gitterwand. 3 Sp. Coelodasea H. 1887. Syn. Coelodendrum ramosissimum p. p. H. (16). Der äussere Mantel kuglig, dicker und mehrschichtig spongiös. 2 Sp. *) Die Unterscheidung der beiden Klappen der Phaeoconchia als dorsale und ventrale scheint mir insofern nicht sehr empfehlenswerth, da sie in der Eegel ganz gleich sind; besser wäre daher wohl von einer rechten und linken zu sprechen. Die Grundform dieser Gruppe ist eine zweistrahlige, nicht eine bilaterale. B. System nach Häcl Spumellaria . Acaiitharia . Nasellaria . . Phaeodaria . < < Colloidea Beloidea Sphaeroidea Prunoidea Discoidea Larcoidea Actinelida Acantlionida Sphacrophractn Pruiiopliracta Nassoidca Plectoidea Stephoidea Spyroida Botryodea Cyrtoidea 'Phaeocystina Phaeosphaeria Pliaeogromia Phaeoconchia 2 2 6 7 6 9 3 3 3 3 1 2 4 4 3 12 3 4 5 3 6 8 107 53 91 51 6 21 27 11 2 17 40 45 10 160 15 22 27 20 36 56 660 280 502 260 22 138 149 63 5 61 205 239 55 1122 112 121 159 73 0 0 66 36 102 0 0 0 0 0 0 0 17 53 10 250 24 0 0 I I I II II V V I II IV V IV III III V III III III III IV V IV II II I II V III II II V III II I III I II I I 11 Summa 85 739 4318 558 Nachschrift. Einem Werke wie das vorliegende, dessen allmähliche Vollendung' gerade ein Jahrzehnt erforderte, konnte ein Vorwort im gewöhnlichen Sinne nicht wohl vorausgehen. Möge es daher erlaubt sein, in einer Nachschrift Einiges hervorzuheben, was sonst meist im Vorwort mitgetheilt wird. Zunächst eine Entschuldigung. Als ich im Jahre 1880 der ersten Lieferung einige Andeutungen über den muthmaasslichen Umfang des Werkes vorausschickte, geschah dies in gutem Glauben. Bald bemerkte ich jedoch, dass das Werk viel grösser werden müsste, wenn es in der begon- nenen Weise zu Ende geführt werden sollte. Dies schien mir aber, wie die Dinge einmal lagen, das Richtigere. So kam es denn, dass die an- fänglich angenommene Bogenzahl weit überschritten wurde. Dazu gesellte sich eine wohl ziemlich klar hervortretende Aenderung in der Ausführung selbst. Die ersterschienene Schilderung der Rhizopoden, obgleich überall auf ernstem Quellenstudium und hier und da auch auf eigenen Forschungen basirend , ist im Allgemeinen knapper gehalten ; namentlich wurde die ältere Literatur nicht in dem Maasse durch eigenes Studium bewältigt und z. Th. auch rectificirt, wie es für die späteren Abschnitte durchgängig geschah. Natürlich wurden die späteren Theile unter diesen Umständen auch eingehender und ausgedehnter behandelt; denn die Ergebnisse des vielfach recht mühsamen Studiums der älteren Literatur ganz zu unter- drücken, schien mir nicht angezeigt. Bei der umfangreichen Anlage des ganzen Werkes hielt ich es für richtiger, auch in dieser Hinsicht eher etwas zu viel, wie zu wenig zu thun. Für Manchen mag das eingestreute Historische doch von einigem Werth sein. Denn Goethe bemerkt wohl nicht unrichtig in einer seiner naturwissenschaftlichen Schriften, dass die Geschichte der Wissenschaft die Wissenschaft selbst sei. Consequenter wie in den früheren Abschnitten wurden später sowohl die geschichtlichen Hinweise wie die kritischen Erörterungen zweifelhafter Fragen durch kleineu Druck als das minder Wichtige unterschieden. 200(5 Naclisclirift. Dennoch kann ich mich, am Schlüsse der Arbeit angelangt, des Ein- druckes nicht erwehren, dass es in mancher Hinsicht besser gewesen wäre, wenn ich weniger ausführlich gearbeitet hätte. In der Natur eines Werkes, welches den Versuch einer möglichst vollständigen Zusammenfassung alles auf einem beschränkten Gebiet Geleisteten wagt, liegt es, dass die Einzelergebnisse nicht nur auf- gezählt, sondern auch auf Bedeutung und Vertrauen geprüft werden. Die Tendenz meiner Arbeit musste daher eine vorwiegend kritische sein. — Ob es mir stets gelungen ist, diese schwierige Aufgabe allseitig glück- lich zu lösen, steht dahin. Dass ich es an aufrichtigem und ernstem Streben, überall gerecht und unparteiisch zu urtheilen, nicht fehlen Hess, dürfte schwerlich zu verkennen sein. Wer jedoch lange Jahre eine solche Thätigkeit übt, kommt leicht in Gefahr, aus dem kritischen in den krittc- lischen Ton zu verfallen und sein kritisches Messer wird leicht durch allzugrosse Schärfe schartig. Möchte dieser Tadel in Hinblick auf das vorliegende Werk nicht allzubäufig am Platze sein. Ich habe wohl meine besten Lebensjahre dieser Arbeit gewidmet, so dass, wenn dies allein den Ausschlag gäbe, auch etwas Gutes heraus- gekommen sein müsste. In gewissem Sinne könnte ich von der Arbeit auch sagen: „Was man in der Jugend wünscht, hat man im Alter die Fülle". Ein Jugendbestreben war es nämlich, welches mich schon ein- mal, im Jahre 1869, veranlasste, unser Wissen von den Protozoen kurz und gemeinverständlich zusammenzufassen, ohne zu ahnen, dass ich dieser Aufgabe in erweitertem Umfang später ein Jahrzehnt meines Lebens wid- men sollte. Im Jahrgange 1871 der populären Zeitschrift „Die Natur" (herausgegeben von 0. Ule und K. Müller) steht dieser Aufsatz unter dem Titel: „Unsere Kenntniss von den sogen. Infusionsthierchen". Der angeb- liche W. Medicus, welcher als Verfasser figurirt, ist identisch mit dem Autor des vorliegenden Werks. Wie dies kam, wird man fragen? Die Geschichte ist zu eigenthümlich und in mancher Hinsicht charakteristisch, als dass ich mir versagen sollte, sie hier zu erzählen. Von dem erklärlichen Drange beseelt, mit den Ergebnissen meiner jugendlichen Studien einen bescheidenen Erwerb zu erzielen, einen kleinen Ersatz für die Opfer, welche die elterliche Güte meinem Studium bringen musste, zu verdienen, sendete ich s. Z. den fraglichen Aufsatz an den Herrn Herausgeber Dr. 0. Ule, mit der höflichen Anfrage, ob und unter welchen Bedingungen er geneigt sei, ihn in seine Zeitschrift aufzunehmen. Den Verfasser hatte ich in der Arbeit nicht genannt, tbeils aus falscher Bescheidenheit, theils weil ich am Erfolge jenes Erstlingsversuchs natur- gemäss etwas zweifelte. Der Herausgeber würdigte mich weder einer Antwort, noch erhielt ich das Manuscript, dessen Concept ich noch be- sitze, zurück. Nach meiner Heimkehr aus dem Feldzuge 1870/71 fand ich mit Erstaunen den Aufsatz, schön mit Holzschnitten verziert, im Jahr- gang 1871 der Natur abgedruckt, auch hatte der Herausgeber einen Ver- fasser, Namens W. Medicus, eigens dafür erfunden. Auf diesem jeden- Nachschrift. 2007 falls ungewübDlichen Wege kam ich zii dem PseudoDym W. Medieiis und muss daher bitten, diesen Autorennamen aus den Literaturverzeichnissen über Protozoen zu streichen. Ich hofife, dass meine Bearbeitung der Protozoen künftigen Erforschern dieses Gebietes einigen Nutzen gewähren wird, und diese Ueberzeugung kann mich allein für die aufgewendete Mühe einigermaassen entschädigen. Denn ich gestehe gern, dass mir die Arbeit, je länger sie währte, um so undankbarer erschien. Was ich wenigstens in meinem Vaterlande, in Jahresberichten oder sonstigen Besprechungen , gelegentlich über sie las, war nicht sehr ermuthigend; das Gleiche hätte recht gut von jeder be- liebigen schlechten Compilation bemerkt werden können. Auch die gelegent- liche Aeusserung von Collegeu , dass solche Arbeiteu nicht zum Lesen bestimmt seien, klang nicht gerade ermuthigend. Wer einen Abschnitt des vorliegenden Werkes durchgeht, wird sich W'ohl überzeugen, dass auch da, wo ich den Gegenstand nicht durch eigene Untersuchungen fördern konnte, der Standpunkt, welchen die Arbeit einnimmt, doch den der gewöhnlichen Compilation ein wenig überragt — dass das vorliegende Material kritisch gesichtet und, soweit dies möglich war, zu selbstständigen Schlüssen verwerthet wurde. Es war nicht stets thunlich, an jeder Stelle zu bemerken, dies oder das sei eigene Folgerung des Autors, selbstständige Verwerthung des gegebenen Materials; weshalb dem mit dem Gegenstand nicht näher Vertrauten vieles nur Referat scheinen kann, was in dem Buche zum ersten Mal hervorgehoben wurde. Dass selbst Specialisten auf dem Gebiete der Protozoen das Werk aus dem Gesichtspunkt einer blossen Compilation beurtheilen zu müssen glaubten, ersehe ich aus Häckel's grossem Buch über die Challenger-Radiolarien ; wenn Häckel meine schon 1882 erschienene Darstellung der Radiolarien gar nicht berücksichtigte, so lässt sich dies eben nur so verstehen, dass er sie von vornherein als eine einfache Compilation beurtheilte, aus welcher Neues nicht zu lernen sei. Mit Dank las ich Ray Lankester's Besprechung der beiden ersten Abtheilungen meines Werks in der Nature (Vol. 32, 1885); mit Dank nicht etwa deshalb, weil meine Bemühungen darin anerkannt und gelobt werden , sondern weil mir diese aus der Ferne kommende Anerkennung neuen Muth gab, die sauere Arbeit fortzusetzen und endlich zum Ab- schlüsse zu bringen. Dieser Abschluss ist nun auch glücklich erreicht, hoffenthch nicht nur zu meinem eigenen Besten , sondern auch zum Vortheil unserer Wissen- schaft. Zum Schlüsse danke ich allen den verehrten Fachgeuossen aufrichtig, welche mich bei dieser Arbeit gelegentlich in zuvorkommender Weise unterstützten. Leider kann ich einem derselben, N. Lieberkühn, welchem ich besonders verpflichtet bin, diesen Dank nicht mehr dar- bringen; er ist seitdem aus den Reihen der irdischen Kämpfer geschieden. Welch' grossen Nutzen das vorliegende Werk und besonders der Abschnitt ^(j()i^ Nachschrift. Über die Cilialeu ans der Vci'wcrthung der lierrliclien, nach Hunderten zählenden Tal'chi zu Lieb erkühn 's Preisarbeit gezogen hat, wird aus Text und Abbildungen hervorgegangen sein. Ich niusste dies hier noch- mals besonders betonen. Möge Herr Pro!'. G. Wagen er in Marburg, Li eher kühn 's Mitarbeiter an dem schönen Tafelwerke, meinen Dank IVeuiidlichst entgegennehmen, denn seine unübertroffene Künstlerhand bat alle die zahlreichen Tafeln gezeichnet. Für die Bearbeitung der Infusorien stellte mir ferner Herr Professor Th. W. Engel mann in Utrecht seine sehr umfangreichen Skizzen über die gesammte Infusorienwelt zur Verfügung. Auch diese Beihülfe war mir in nicht wenigen Fällen von grossem Werth. Ich ergreife daher die Gelegenheit, um dem verehrten Herrn Collegen für seine Liebenswürdig- keit aufrichtigst zu danken. Ebenso bin ich Herrn Dr. E. Maupas in Algier für mancherlei briefliche Mittheilungen über Infusorien, sowie für die freundliche Ueberlassung der Correcturbogen zu seiner neuesten Arbeit über die Theilung der Ciliaten herzlich verpflichtet. In gleicher Weise unter- stützten mich gelegentlich Prof. G. Balbiani und Dr. Fahre- Do- merg ue in Paris. Mancherlei freundliche Beihülfe gewährte mir nament- lich auch mein ehemaliger Schüler und lieber College Herr Prof. Bloch - mann, sei es durch gelegentliche Hülfe bei meinen Untersuchungen, sei es, dass er auf meine Bitte eines oder das andere betrachtete oder ein- zelne Correcturbogen durchsah. Er unterstützte mich ferner wesentlich bei der Zusammenstellung des Registers. Auch meinem lieben Freunde Prof. E. Askenasy bin ich für die freundliche Durchsicht der Correcturcn einiger Abschnitte dankbar verpflichtet. Bei der Bearbeitung der Infu- sorien gewährten mir ferner zwei meiner Schüler, die Herren Dr. A. Schu- berg und Dr. W. S c h e w i a k o f f , vielfache Unterstützung. Besonderen Dank schulde ich zahlreichen Bibliotheken für freundliche Ueberlassung ihrer Bücherschätze ; vor allem der Uni versitätsbibliothek zu Heidelberg, deren Verwaltung sich aufrichtig bemühte, mir die z. Th. schwierig zu beschaffende Literatur aufzutreiben. Eine Anzahl seltener Werke erhielt ich auch von der Bibliothek der Roy. microscopical Society of London, sowie den Antiquariaten Friedländer in Berlin und J. Bär & Co. in Frankfurt a. M. Ebenso unterstützten mich einzelne Herren Fachcollegen durch gefällige Ueberlassung von Literatur. Allen Genannten danke ich dafür nochmals verbindlichst. Indem ich von den Lesern dieser Nachschrift Abschied nehme, kann ich nur nochmals die Hoffnung aussprechen: es möge dieses Werk dazu beitragen, dass unsere Kenntniss der in vieler Hinsicht wichtigen Protozoen- gruppe möglichst gefördert und vervollkommnet werde; dann dürfte die Arbeit vieler Jahre, welche ich auf das Werk verwandte, nicht verloren gewesen sein. Heidelberg, im Januar 1889. 0. Bütsclili. Systematisches Namenregister. (iattiiugeu uikI Arten iü lileiucui, alle höheren Abthciluiigeii in grossem Druck. Synonyme ctirsiv". Nichtprotozoen eingeklammert. A. Acantharia (Leg,) u>70 Acanthochiasma 1970 AcantJiochiasmida (F.) l!>70 Acantliocorys 19S'J Acanthocystis 326 Acanthodesmia 1978 Acanthodenmia 1976 — 78 Acantliodesmida (0.) 1976 Acantholonche 1972 Acanthometra 1970 — 71 —72 —73 Acanthometron 1970 Acanthonia 1970 Acanthonida (0.) 1970 Acantliosphacra 1953 Acanthosphaera 1951 — 52 —53 —56 Acanthostaurus 1971 Acarella 1688 Acervnlina 206 (Acicularia) 225 Acidojjhorus 1 694 Acineria 1690 Acinele Cienk. 1931 — gefingerte Stein 1933 — sessüe d'Udek. 1931 Acinetcnartvjen Wesen Alder 1927 Acinetenz^istcDid von üphry- dium Stein 1933 Acineta 1929 Acineta 1928 — aeuminata 1925 — alata 1925 — digitata 1933 — gelatinosa 1931 — laijpacea 1930 — mystacina 1925 — notonecta 1930 — parroceli 1^28 — solaris 1927 — stagnatilis 1925 — stellata 1930 — trinacria 1933 Äcinetina Autor, (ü. Kl.) 1842 Äcinetina (F.) 1928 Acinctoidei; 1924 Acinetopsis 1925 — 30 Acomia 1702 —13 Acontaspis 1973 Acontractilia (Trib.) 1765 Acotrypns 1994 Acrita Owen i. Abth. VII Acrobotrys 1983 Acrocubus 1978 Acrosphaera 1949 Acrospyris 1981 Actinastrum 1970 Actinelida (0.) 1970 Actinelius 1970 Admoholidm Kent (F.) 1672 Actinobolina (U. F.) 1685 Actinoboluö 1685 Actinoceplialus 580 Actinocyathus 1931 Actinocyclina 216 Actinolophus 323 Actinomma 1953 Actinomma 1948 — 51 — 52 — 55 Actinomonas 811 Ad'mophryens Djrd. (F.) 319 Actinopliryina Prty (F.) 319 — Clap. (F.) 319 — Stein (F.) 319 ActinophrvsJJ21 Actinophrys 320 —22 —26 1931 — brevicirrhis 326 — digitata 320 — difibrmis 1927 — fissipes 320 — pedicellata 1927 Actiuophrijs sol 19;!1 — sol, Entwicklungszustand KnL__S-ll — viridis 326 Actinosphaerium 322 Actinotricha IT 50 Actissa 1946 Acystoplüsta Gabriel 573 Acyttaria Hack. 176 319 Adelea 576 Adelocyrtis 1990 Adelos Ina 189 Adinida (ü.O) luoi Aegospyris 1981 Aegyria 1698 Aegyria 1700 Afterpolyp, öiru-, arlcsbeer-, düten- u. juispelförin. Röscl 1766 — kleiner, gesell, hecherfövin. Kös. 1763 —64 — mit Deckel v. herhers- beerförm. Kös. 1767 — schalmciähnl. Eös. 1727 Agastrlca Meyen 333 Agatliisteijla d'Orb. 182 Agletwphrya 1703 Alacorys 1992 Alasior 1742 Alderia 1927 —29 Allodoriiia 836 Allomorphina 203 AUotreta Ehrb. (0.) 1667 Allotriclia 1747 Alveolina 193 Alveolina 214 Alyscum 1713 Amastiga Dies. 1183 — aperistorncda Dies. (0.) 1670 Arnhlyopliis 821 Amiha 1693 1707 Amibiens Diij. 172 176 Amoeba 176 2010 Systematisches Namenregister. Ai>H>rJH> 177 178 183 320 810 Sil — auerbachii 178 — poiypodia 177 — ladiosa 177 Amueba rotatoria Meyer (JUO Aniücbaea (U. 0.) 170 — Ehrb. (l'\) (} — lobosa (F.) 17G — reticulosa (F.) 178 Amochidae Hack, no Amöbidium 604 Äuiochma Clapar. etc. I7(i Ammodiscus 189 Ampliiactura 1960 Amphibelonc 1972 Ampliibrachium 19(;2 Ainphicentria 1 96.5 Ampliicraspedum 1962 Amphicyclia 1960 Auipliidinium 1011 AmiMdinium operculatuui 1002 Amphidoma 1005 Amphymeiiium 1962 Amphileptina (U. l") 1690 Ampliileptus 1690 Amphäcptus 1691 —92 —^ Aviphileptaa gutta Colin 1693 Amphilonclie 1972 Ahiphllonche 1972 Aniphilonchida (F.) 1971 Amphimonadina (F.) 830 Amphimonas 830 Aiiiphimoiias 827 843 Auipliiplccta 1987 Ampliipylc 1967 Ainphipylonium 1967 Amphirrhopalum 1962 Ampliisia 1745 Amphisia piscis 1745 Ampliisolenia 1010 Amphisphaera 1950 Ampliispyris 19S2 Ami)liistegina 211 246 Amphistomina (F.) 188 Amphistylus 1950 Amphitliolonium 1967 Amphitholus 1967 Amphitrema 188 Ampliizonella 178 Aiiiphizonella 183 Amphorella 1734 AvLphorina 197 ^ bnygdalina J 9 7 Ancistrum 1709 Ancyromonas 814 Andromedes 212 Androspyrida (F.) 1982 Androspyris 1982 Anentera Ehrb. 625 Anhymenia 1759 — 60 A nlmalcula infusorUi Lcdcrm. 1129 — bell Ukc 1763 — d. polypea Trembl. 1758 — in fitercore ranar. Lceuw. 1721 —24 — a bvlho Spall. 1763 — a cavipancllc SpalL 1763 AiäiuaU alhcrctti Spall. 1764 AnbnaUa piscifonnla Wrisb. 1710 Animalazzo l'reiju. u. infusioni Corti 1707 Animaiix apatlü(j_iics. Lani. 1136 Anisoncma 829 Anisonema 830 Aiiifionema intermcdium 828 — ludibundum 828 Aüisuiiemiiia (F.) s29 Anomalina 207 AnoDtallua 206 Ano^nsthia Ehrb. (0.) 1667 Anophrys 1706 —15 Anoiihrys maggii 1715 Anoplopluya 1716 Anoplophrya 1709 — 18 Antitucurys 1994 Anthücyrtida (F.) 1988 Anthocyrtidium 1989 Anthocyrtis 1989 Aidliocyrtia 1989 Antliocyrtoma 1989 Anthocyrtium 1989 Anthophysa 817 Anthophysa 816 '817 — solitaria 903 Anthospyris 1981 AntJiHsa 200 Aj)gftria 1722 Aphrothoraca (0) 32o Aphthonia Perty (F.) 166S Apionidina 'PGr\y (F.) 166S Ainosoma 1767 Ajnopterina 197 200 Aporea 832 Arachnidmvi 1688 1732 Araclinocalpis 1985 Araclinocorys 1989 Araclmocorys 1989 Arachnopegma 1954 Araclinopila 1954 Araclinopilium 1991 Arachnosphaera 1954 Arachnula 321 Arcella 183 Arcella 183 184 187 Arcellina 185 Arcellina (F.) 183 — Ehrb. (F.) 6 — composita Ehrb. (F.) 335 Arcliaediscus 246 Archaedisctis 209 Arcliaeodiscua 209 Archais 192 Archcsoa Pcrty l. Abth. I 1158 Arcliibursa 1984 Archicapsa 1986 Archicaptia 1990 Archicapsldn (F.) 1986 Arcliicircus 197() ArcMcorida (F.) 1986 Archicorys 1986 Archidiscus 1961 Archimedes 1743 Archipera 1984 ArcJiiperida (F.) 1953 Archiphacua 1986 ArchipJiaenida (F.) 1984 Archiphormida (F.) 1984 Arcliiphormis 1985 Archipüida (F ) 1683 Archipilium 1984 Arcliiscenium 1984 Arenacea (F.) 193 Ar Ister ig Ina 207 Aristerospira 206 Arraignee, grande Joblot 1749 — petite Jobl. 1752 ArtJirodcle Flagdlata kjt. 913 998 Arthronia Hill 1128 Articulina 190 Artiscus 1956 Artocapsa 1996 Artocapsida (F.) 1994 Artocorida (F.) 1994 Artopera 1994 Artopera 1994 Artoperida (F.) 1993 Artophaena 1994 Artopllida (F.) 1993 Artopilium 1994 Artophormis 1994 Artostrobus 1995 Aschemonella 195 Ascobius 1730 Ascoglena 822 Asellicolla 1933 Aspidisca 1754 Aspidisca 1752 — bipartita 1710 Aspidiscina (F.) 1667 1671 1754 Aspidomraa 1971 — 73 Aspidospira 206 Aspirotricha (ü.O.) 1701 Assilina 213 Astasia 826 Astasia 810 823 824 — acus 826 — costata 824 — crassa 826 — fusiformis 826 — inflata 826 Systematisches Namenregister. 2011 Astasia Jugendform 824 Ästasiuea Ehrl). (F.) 799 Astasiina (F.) S26 x\stasiodcs 823 Astasiopsis 823 Asteracites 215 Asterlgcrina 20f) 207 Asterocyclina 21(5 Asterosiga 903 Astoma Sieb. 799 997 Astractura 1960 Astrocapsa 1972 Astrococcus 325 Astroeyclia 1960 Astrodisculus 325 Astrodisculus 325 Astrodiscus 194 Astrolitliium 1970 Astrolonclie 1971 Astrolonchida (F) 1970 Astrolophida (F.) 1970 Astrolophus 1970 Astromma 1957 — 60 — 63 Astrophacus 1959 Astro2>lwrrnis 1988 Astrorhiza 194 Astrosestrum 1959 Astrosphaera 1953 Astrosphaerida (F.) 1952 Astylozoon 1762 Atactodiscus 1961 Atractolina 200 Atractonema S24 Aulacantha 1997 Aulacanthida (F,^ 1997 Aulactinium 1997 Aularia 1998 Alllastrum 1999 Aulatractus 1999 Auloceros 1997 Aulodendron 1997 Aulodictyum 1999 Aulographis 1997 Aulonia 1999 Aulophacus ]999 Auloplegma 1999 Auloscena 1999 Aulospathis 1997 Aulosphaera 1998 Aulosphaerida (F.) 1988 Aulostomella 200 Autacineta 1929 Autochlo'e 1765 Avevrßes Jobl. 1763 Axellipsis 1955 Axocorys 1993 Axodiscus 1961 Axoprunum 1955 B. (Bacillariacea) i.Abth. xii XV 805 1001 (Bacteriacea) l . Abth. Xlil 615 616 808 (Bacteriacea) Parasit, d. Ciliata 1828 (Bacterioidomonas sporifera) ]. Abth. XIV Balanitozoon 16S0 Balantidion 16^0 Balantidiopsis 1725 Balantidium 1724 Balantidiiiin duodeni 1725 - medusarum 1725 Balladina 1751 Bathropyramis 1985 Bathvbius 179 Bathysiphon 2034 Baum Eichh, 1764 — 65 Bdelloidina 213 BeU-ainmah- Baker 1763 Beloidea (0.) 1947 Belonaspida (F.) 1974 Belonaspis 1974 Bclonostaurus 1671 Belonozoum 1947 Benedenia (Sporoz.) 576 Benedema (Cil.) 1718 Bicosoeca 815 Bicosoeca 815 832 Bigenerina 204 Birjencrina 200 Bikoecina (F.) 815 Biloculina 190 Birnpolyp Eichh. 1768 Blepharisma 1721 Blepharocysta 1003 Boderia 178 Bodo 827 Bodo 813 841 — grandis 829 — necator 829 — socialis 817 — urinarius 813 Bodonina (F.) S27 Bolinentli ierclieu Gleichen 1721 Bolivina 205 BoUvina 205 Borelis 193 214 Botellina 193 Bothriopsis 578 Bothrostoma 1713 Botryocampe 1983 Botryocampe 1983 Botryocella 1983 Botryocortys 1983 Botryoidea (0.) 1982 Botr^'opera 1982 Botryopyle 1083 Bouteillen Goeze 1724 Brachiospyris 1980 Brachionus 1128 —29 1683 1728 —63 —64 —66 1928 Brachiurvs Hill 1128 Bradyina 211 246 Buccinosphaera 1949 Büscheljjoh/}^ SchäfFer 1764 Bütschlia 1690 Bulimina 204 205 BiiUaria 0. F. Müll, ili.ü Bursaria 1726 Burmria 1005 1131 1703 — 11 —21 —24 —27 — buUina 1712 — cordiformis 1721 — flava 1703 — intestinalis 1718 — ranarum 1718 — vorax 1741 — tnmcatella , Embryo 1927 — vorticella 1725 Bursariens Duj. (F.) 1667 Bursarinea Dies. (F.) 1670 Bursarina Ferty (F.) 1668 — Cl. U. L. (F.) 1669 — From. (F.) 1671 — Stein (F.) 1671 C. Cadium 34 1999 Cadmm marinum 1999 Caenomorpha 1730 Calcanthus 212 Calcarla 1730 Calcarina 207 246 Calcarina 207 216 Calceoliclae Kent (F.) 1672 C'alceoliis 1711 Calla 902 Calix 1930 Callimitra 1987 Calocyclas 1992 Calocyclas 1994 Calpophaena 1986 Calyi)totricha 1714 Camer ina 212 Caminosi)haera 1949 Campaaella 1766 — 67 Caiupanelle Colombo 1763 Campascus 186 Campylopiis 1753 Candeina 202 Cannartidium 1957 Cannartiscus 1957 Cannartus 1956 Cannobelos 1996 Cannobotryida (F.) 1982 Cannobotrys 1983 Cannocapsa 1972 Cannopylea (0.) 1996 Cannopilus 1997 Cannorhaphis 1996 Cannosphaera 1999 Cannosphaerida (F.) 1999 Cantharospyris 1980 Cantharvn 200 Garchesium 1764 Carchesitnn 1763 Carpenteria 202 Carpocanistrnm 1985 Carpocanium 1989 2U12 Systematisches Namenregister. Carpocuiiintit 1984 - 85 Carposiihacra 1!)48 Carteria (Flagcll.) 837 Carter in (Rliiz.) 1!)5 C'itri/olithis 1955 Caryouima 1954 Caryosphacra 194S Caryostylus 1950 Cassiduliiia 205 Oastaiiarium 20U0 Castaiiclla 2000 Castanellida (F.) 2000 Castaiiidium 2000 Castanissa 2000 Castauopsis 2000 Gastanura 2000 Catallacta 1677 Catliaria 184 Catinulus 1996 Catotreta Ehrb. (•).) 1 (Caunoiiora) 'l'l'l Cecryphalium 1992 Cenchridium 197 Ceuellipsis 1955 CenclUiJsh 1955 Ccnocajjsa 1972 Cenodiscida (F.) 195s Oeuodiscus 1958 Ociiolarcus 1965 Cenospliaera 1948 Cenosphacra 195:5 Ceutrocubus 1954 C'entropi/dj'fi 184 Coitrospira 1961 Ccphcdopiiramis li)SS CeplialurhifucJius 1774 Cephalospyris 19S0 Cephalotliamnium 817 Ceratiilluia 1774 Ccratium 1005 Ceratimn 1004 — 7 — macroccras 907 — totraceras 907 Ccratocorys 1008 Ceratocjp-tis 1990 Ceratopliorus 1004 — 5 CeratosjiiriiUua 190 Ccratospyris 1981 Ceratospi/rin 1979 —80 - Cercaria 821 —23 1002 1128 —39 1686 — cyclidium 1708 — liirta 1686 — tripos 907 — turbo 1711 Cercomadina (F.) 8I2 Cercomonas 812 C&rcomouas 810 — 13 — colubrorum S41 — hominis 841 — intestinalis 843 — vorticellaris 817 Ceriaspis 1973 Coioftphaera 1948 Oertesia 1752 667 -81 — 5 Cliaenicosphacra 1949 Chaenia 1681 Chaeto(jlena 822 Chaetomonas constricta 843 CliactopMiiu 822 833 Chaetoproteus 177 eil I u'Aüspira 1743 Chalarotboraca (u.) 325 Challert(jcrla 1998 Challengerida (F.) 1999 Ghallcngeron 1999 Chaos Linnc 1128 Chaoti fungorum L. 1129 — infusorioruiii L. 1128 — intentinalis BIocli 1721 —24 — 'protlicus L. 1128 — redivivum L. 1128 — natilago L. 1129 Chaotischen Gewiminel Bär 1720 Chasmatostoma 1705 Chaasson Joblot 1710 Cbiastolida {V.) 1970 Ghiastolus 1970. Chilifera (F). 1701 Clnloclncta Dies. (F.) njo Ghilodou 1695 Chilodou 1695 —97 - — aureus Elirbg. 1694 — aureus From. 1695 — depressus 1695 — ornatus 1694 — (Schwärmspiösslin^c) 1713 — teratol. Zustand Tatcm 1695 Chilodoiitina (U. F.) 1695 Chiloiuma 1959 ühilomonas S44 Cldlomonas 845 — volvox 841 Chilostomella 203 Gliilonastrum 1962 Ch la mt/doeocm.s 836 Chlamydodon 1697 Ch loniydodon pach y d ro ui u s 1699 Cblaniydodonta (F.) 1094 Chlmnijdoäonta öt. (F.) 1671 CJilamydodontidae Kut. (F.) 1672 Chlamydomonadina (F.) 834 Chlamydomonas 836 CldaiinidoiHonas 835 836 837 838 ' Chlamydomyxa 145 Cblamydopbora (0.) 324 Chlamydoplirys 186 Chlorangium 835 Chloraster 838 Chlorodesmos 834 Chlorogonium 835 Cbloropeltina (F.) S22 Chloropcltis 822 Cboanoflagellata (U.) 877 CItoeida 1681 — teres Kent 1684 Choucmonas 822 Chondropus 324 Chromafoj^harjus 1678 Chr-07uoph//to'n 820 Ghromulina 820 Chrysalidina 205 Chrysolus 212 Cbrysomonadiiia (F.) 832 Clirijsomoaas 820 Chrysopyxis 833 (Chytndiacea) 1 . Abth. xiii 603 610 805 '^72 1025 1^27 1944 _ Chytridium A. Braun 878 — Eberh. 1688 Cibicides 206 Cdiata (KL) 1677 — Peiiy 1668 Cäiatenembryonen 1926 Ciiiophrys 321 811 Cimacnoinonas 842 Cinclopyramis 1985 Cinctochila Dies. (V.) 1670 CindockiUna Perty (F.) 1668 Cinetoehilina 8t. (F.) 1671 Ginetochilum Pcrty 1708 Gircogonia 2001 Circoporida (F.) 2000 Gircoporus 2001 Circorrheguia 2001 Gircospathis 2U01 Gircospyris 1981 Gircostephanus 2001 Circotympanuni 1979 Cältarina 198 Githaristcs 1010 Cladarachnium 1985 Cladarachimmi 1990 Cladococcus 1953 Cladococcus 1953 Gladomonas 831 Cladonetaa 816 Cladopyxida Stein (F.) 998 Cladopyxis 1008 Cladoscenium 1984 Claparedta 1742 Clathrocanium 1987 Clathrocani'iim ehrenbcrgii 1989 Clatlirocysta 1007 Clathrocircus 1977 Clathrocorys 1987 Glathrocyclas 1992 Clathrolychnus 1988 Clathromitra 1987 Glathrospyris 1980 Glathrosphaera 1950 Clathrulina 328 Clausidus 193 Systematisches Namenregister. 2013 Clavulina 205 Clepsidrina 579 Clidostomum 204 Climacammina 204 245 Climacostomum 172" Climacostomum 1725 Clistophacna 1989 Closterlum acus 821 Chisterinc) poZy^jes Baker 1703 —65 1928 Cnemidospora 589 Cobalina Perty (F.) ißfis Coccidiidae (ü. 0.) 574 Coccidium 575 Coccidium 575 Coccocidoris 1768 Coccocyclia 1960 Coccodiscida (F.) 1959 Coccodiscus 1960 Coccolarcus 1965 CoGColithen 179 Coccomonas 837 Coccosphaeren 179 Cocctidina 1752 — 54 Cochliopodium 183 Codonella 1736 Codonella 1735 — perforata 1737 — punctata 1737 Codonellidae Knt (F.) 1672 Codonocladium 903 Codonodesmus 903 Codonoeca 814 Codonoecina (F.) 814 Codonoaüja 903 Codonosiginae (U. F.) 902 Codosiga 903 Codosiga 903 Coelacantba 1999 Coelodasea 2002 Coelodecos 2003 Coelodendrida (F.) 2002 Coelodendrum 2002 Coelodoras 2002 Coelodrymus 2002 Coelogalma 2004 Coelographida {V.) 2003 Coelographis 2003 Coelomonadina (F.) 819 Coelomonas 819 Coeloplegma 2003 Coelospathis 2003 Goelostylus 2003 Coelothamnus 2003 Coelothauma 2003 Coelotholus 2003 {Coenostroma) 222 Colacium 821 Colacium 835 Coleaspis 1974 CoJepidae Knt. (F.) 1671 Colepina (U. V.) H'.s6 Colepina Ehrb. (F.) 1667 — Perty (F.) 1668 — Gl. u. L. (F.) 1669 — From. (F.) 1671 Coleps 1686 Colepii 1686 —87 — inermis J6S6 Collodana(Subleg.) 1946 GoUodictyon SU Colloidea (0.) 1946 Collosphaera 1919 Collosjyhaera 1949 CoUosphaerida (F.) 1949 Collozoida (F.) 1947 Gollozoimi 1947 Golpidium 1704 Colpidiiim putrinum 1702 Golpoda 1707 Colpoda 1702 —04 —20 . - cucullio Malier 1696 — cucullus Maller 1696 — deprcssa 1708 Colpoda pigerrima 1715 — triquctra 1697 Colpodea Ehib. (F.) 1667 — Cl. U. L. (F.) 1669 Colpodclla 828 Colpodinea Dies. (F.) 1670 Colponema 828 Conarachnhim 1990 Concharida (F.) 2002 Goncharium 2002 Concliasma 2002 Gonchellium 2002 Gonchidium 2002 Gonchoceras 2002 Conchonia 2002 Concliophthiriis 1720 Concliopsis 2002 Gondylostoma 1725 Conferva Cavolini 1927 Conferva glSbosa 176S Conioct/clis 1735 Conospliaera 1953 Conorliynchiis 577 Contiactilia (Trib.) 1762 Gonulina d'Urb. 199 ConuUtes 208 Corethrla 1933 Comemuse Joblot 1"07 Cormispira 189 Cornuspira 189 210 Cornutanna 1986 Cornutella 1986 Cormitella 1988 —89 —90 —95 Gorocalyptra 1991 Coronida (F.) 1977 Goronidium 1978 Goronospbaera 1 950 Gortina 1977 Gortinetta 2000 Gortiniscus 1977 Cor //r in 177 Goscinaspis 1978 Goscinomma 1953 Coscinopora 191 Cosclnospira 201 Gothurnia 1769 Cotlnu-nia 1729 —34 1925 — imberbis 1770 Cothurnina (Trib.) 1709 Gotluirniopsis 1770 Craspedariiim Hill. 1 1 27 1763 Craspedonionadina (F.) 902 — Stein 877 Craterina 1686 1763 Crateromorpha 1752 Gribrospira 211 246 Cricocoleps 1686 Gristellaria 199 Crütellariu 191 198 Cromostylus 1950 Gromyatractus 1956 Cromyechinus 1954 Gromyodruppa 1955 Groinyodrymus 1954 Crommyomma 1953 Cromyospliacra 1948 Cromyostaurus 1951 Grucidiscus 1958 Onicilocidina 190 ürumemda 821 Cryptocephaliis 1988 Cryptocliiluia 1705 Gryptoglena 820 Cryptoglena 822 837 Cryptomonadina (F.) 844 Cryptomonadlna Ebrb. (F.) 799 Gryptomonas 845 Ctyptomonas 822 837 — 'lima 1002 — tetrabaena 839 Criiptoprora 1989 1992 Cryptostegia (ü. F.) 203 Ctedoctema 1713 Gubaxonium 1952 Gubospliaera 1952 Cubosphaerida (F.) 1952 Gubotliolonium 1968 Gubotbolus 1968 Guneolina 204 CiipnUtes 192 Gyatliolitben 179 Cyathomonas 844 Gycladophora 1992 Cydadophora 1990 —92 —93 Cyclammina 212 Gyclidium 1713 Cyclidium 1127 — 30 1707 '—59 — abcissa 825 — chrysalis 1713 — distortiim 823 — dubium 1696 — • elongatum 1714 — glaucouia 1713 2014 Systematisches Namenregister. Cjiclidium lineatum 830 1708 — uiargaritaceiun 1708 — nigricans 844 — pediculus 1742 Cyclochaeta 1760 Cycloclypeus 215 Cycloclypidae t,u. F.) 215 di/cloci/rrha ITOO Cyclodinca St. (F.) lOTl Cvclodinina (U. F.) 1087 Cj/dolina 192 208 Ci/closij)hon 215 Gyclospora 575 Cyclostegia d'Orh. 182 Cylicomastiges Biitschli 877 (Cylindrella) 22fi Cymbalopora 202 (Cymopolia"! 227 Cypassis 1957 Cyphanta 1957 Ciiphidmin 183 Cyphinida (F.) 1950 Cyphinidium 1957 Cypliinus 1957 Cyphocolpus 1957 Cyplioderia 186 Cyphonium 1957 GypricUuiii 1700 Ciirtidosphaera 1948 — 53 Cyrtocalpida (F.) 1980 Cyrtocalpis 1986 Cyrtocapsa 1995 Cyrtoidea (0.) 1983 Cyrtoloi)ho3is 1715 Cyrtopera 1994 Cyrtophormis 1994 C;/rfofitomu)ji 1703 (Jystidium 1975 Cystoflagellata (0.) 1030 Cystophormis 1985 Cijstoplasta Gabriel 573 Cnlospevmiuin 575 Cystosj)orea Schneider 578 Cptodosporea Schneider 578 Cjitozoen, Gaule 567 571 Cyttarocyclis 1736 CijUarocyclis 1784 — 37 — cystellula 1737 D. (Dactylopora) 224 t Dactyloporclla) 226 (Dactylopoiida) (F.) 224 Üactylosi)haerium 177 Dallasia 1702 Dallingeria 828 (Dasycladea) 226 Dasytricha 1716 Decteria Perty (F.) 1668 Deltomonas 830 Dendrella 1765 Dendritina 191 Dendrocircus 1977 Dendrocometes 1932 Dendrocometina (F.) 1932 Dendromonades (ü. F ) 816 Dendromonas 816 Dendrophrya 195 Dendrosoma 1932 Dendrosoma Astaci 1931 Dendrosoraina (F.) 1931 Dendrospyris 1980 Dentalina 198 Dentalina 198 199 Desmarella 903 Desmartus 1(1^8 (Desmidiacea) looi Desmocampc 1958 Desmospyris 1982 Desmothoraca (0.) 328 Dexiotricha 1707 Diaphoropodon 187 Dicella 1774 Diceras 1680 Diccratella 1686 1728 Dlcercomonas 843 Dicolocapsa 1990 Dicolocapsa 1988 Dicranastrum 1963 Dictyaspis 1974 üictyastrum 1962 Dictyastrum 1962 Dictyocephalus 1990 Dictyocephalus 1987 Dictyoceras 1991 Dictyocha 1996 Dictyocha 1996 —97 Dictyocodon 1991 Dictyocolcps 1686 — 87 Dictyocoryne 19Gä Dictyocoryne 1965 Dictyocysta 1737 Dlctyocysta 1736 Bictyocystidae Knt. (F.) 1672 Dictyomitra 1995 Dictyomitra 1993 — 95 Dictyophimus 1986 Dictyoplegma 1949 Dictyopodium 1991 Dictyopodium 1987 — 91 Dictyoprora 1988 Dictyosoma 1949 Dictyospyris 1981 Dictyospyris 1980 —81 —82 Dicyrtida (ü. 0.) 1986 Didinium 1688 Didirdtim, Embryo 1927 Didymocyrtis 1957 Bidymophyida Stein 485 572 Diftiiigia 1S6 DiffliKjia 184 185 186 — cratera 1736 — enchelys 185 Digitalina 1766 DUjitoplirya 1933 Dileptus 1693 Dileptus 1691 —92 — cylindricus 1723 — piscis 1745 — striatus 1722 Dimastix 817 Diinastigoaidax 1 005 Dimorpha 811 Dimorphina 200 Dimorplms 843 Dinamoeha 177 Dinema 826 Dinennympha 1778 Dinifera (ü. 0.) 1002 Dinobryinae (U. F.) 817 BinohryinaEhxh. (F.) 799 Dinobryon 817 Dinobryon 835 Dinofikgellata (0.) 900 Dinomonas 831 Dinophrya 1682 Dinophysida Bergh. (F.) 998 Dinophysida (F.) 1009 Dinophysis 1010 Dinophysis 1011 — jourdani 1008 Dinopyxis 1002 Biocyrtida (ü. 0.) 1986 Diophrys 1753 — norvegicus 1753 Diospyris 1980 Diplactura 1960 Diplagiotricha 1742 Diplocolpus 1974 Diploconida (F.) 1974 Diploconus 1974 Diplocyclas 1992 Diplodinium 1738 Diplodorina 839 Diplomastax 1702 Diplomastix 828 Diplomestoma 1702 Diplomita 832 Diplomita 829 Diplophrys 188 Diplopsalis 1003 Diplopsyla 1714 Diplosphaera 1953 Diplosphaera 1953 Diporaspis 1973 Discoidea (0.) 1958 Disceraea 836 Discocephalus 1774 Discocyclina 216 Discolithen 179 Discolithes 192 193 212 215 Discoplirya 1717 Discoplrrya 1929 Systematisches Namenregister. 2015 Discopyle 1964 Discorbina 206 Disccn-bites 206 Discos'pira 1961 Discosfomata - Gymno- zoiäa Knt. (Sect.) 901 Biscostomata-Sarcocrypta Knt. (Sect.) 901 Discozonium 1964 Diselmis 836 Disoma 1680 Distephanus 199" Distephanus 1996 Distigma S26 Distriactis 1959 Districha 1713 Ditrema 188 Dizonium 1966 Dodecaspis 1973 Doracantha 1971 Dorataspida 1972 Dorataspis 1973 Doratasjns 1972 — 73 Dorhignyina 192 Dorcadospyris 1980 Dorypeha 1974 TJoyerius 1704 Drepanidium ELrb. (CiL) 1744 — Laiik. (Sporoz ) ranaram 567 Drepanoceras 1710 Drcpanomonas 1710 DrejMnostoina 1694 Drepanostomea Dies. (F.) 1670 Druppatractus 1955 Drnppocarpus 1955 Druppula 1955 Druppulida (F.) 1955 Drymosphaera 1953 Dufouria 578 Dujarclinivs 2034 Dyas 835 Dysteria Huxley 1700 Dysteriidae Knt. (F.) 1672 Dysterina Cl. ii. L. (F.) 1669 Dystympanium 1979 E. Ecclissa 1688 1728 Echaneiistyla 1745 Ecliinactura 1960 Echinaspis 1973 Echinella 1768 Ecbinocephalus 580 EcLinomma 1953 Ecliinopy.ris 184 Ehrenbergina 205 Elirenhergius 1774 Eimeiia 575 -63 Eithiere Oken 1136 Elaeorhanis 324 Elaphococcus 1653 Elaphospyris 1981 Elaster 328 Elatomma 1953 Ellipsida (F.) 1955 Ellipsis 1955 EUipsoidina 203 Eilipsostylus 1955 Ellipsoxiphus 1955 l'llphidium 212 Enallostegia d'Orb. 182 Enantiotreta Ehrb. (0.) 1C67 EnclieUa Ehrb. (F.) 1667 Encheliidae Knt. (F.) 1671 EncJieliens Dlij. (F.) 1667 Enchelina 167S Enchdlna From. (F.) 1671 — St. (F.) 1671 Enchelis 1713 — Hill 1127 — pupa 0. F. M. 1692 — caudata 1723 Enchelydea Dies. (F.) 16T0 Encltehiodon 1682 Eacbelys 1680 Enchelys 0. F. M. 1130 Enchelys 821 1678 — triquetra 1705 Endospbaera 1927 Eudotbyra 211 244 Euodoii Ehrb. 1696 Entocannula 2000 Entodinium 1738 Entodinium 1738 Entomostegia d'Orb. 1S2 Eutosiphon 830 Entonolenia 197 Eozoon 217 Ephelota 1927 Eplielota coroiiata 1929 Epiclintes 1742 Epitricha Ehrb. (F.) 908 Epipyxis 818 Epistylis 1766 Epistylis 816 817 903 1764 —67 — Knospen, Stein 1925 — botrytis 903 — umbellaria 1767 Ervilia 1700 Erviliens Duj. (F.) 1667 Erviliina (ü. F.) 169S Ervüiina Dies, (F.) 1670 — St. (F.) 1671 — From. (F.) 1671 Erythropsis 1772 Etbmosphaera 1948 Eucecryphalus 1987 Eitrecryphahis 1987 Euchitonia 1962 Euchitonia 1962 Eucoronus 1978 Eucyrtidium 1995 Eucyrtidium 1989 —90 —91 —92 —93 —94 —95 — ficus 1990 Encyrtis 1995 Eudorina 840 Euglena 821 Evglena 822 823 — curvata 823 Englenina (F.) S20 Euglenma From. (F.) soi — Dujard (F.) 799 Euglypha 185 Enylypha 185 186 — pleurosoma 185 ' Euglyphina (F.) 185 Euphysetta 2000 Evploea 1752 Euplota Ehrb. (F.) 1667 Euplotes 1752 Euplotes 1700 — 53 — 54 Euplotidae Knt. (F.) 1672 Euplotina ^F.) 1668 — 7i 1751 Euscenium 1984 Euspora 579 Eusyringium 1995 Eutreptia 821 Eutympanum 1979 Explanatae 213 Exuyiaella 1002 F. Fabularia 190 Faujasma 212 Füigera Perty 799 997 Fischpsorospermien 590 Fissur Ina 197 Flabellina 198 Flagellata (0.) 620 llagellata Cohn 8oo — Eustomafa Kent (0.) 802 — Panfostomafa Kent (0.) 802 Flagellaten, parasit. d. Ciliata 1826 Flimmerquadrate Gocze 1 7 1 s Flimmerwalzen Gocze 1718 Florilus 212 Flnstrella 1961 Folliculina 1728 Follieulina 1770 Foraminifera d'Orb. 5 172 173 Freia 1729 Frondicularia 198 201 n Systematisclies Namenregister. Frontonia 1703 J-'ruiiientaria lisD Fricns subglobosiifi 17(58 Fiinncl animal Baker 1727 Ftircoccrca 821 Fusulina 214 247 Fusuliua 214 Fiisulinolla 214 248 Fiisuliiiidae (U. F.) 21 ;i Gamocystis 577 Gauiocystis Francisi 'ül (iamospyris 1980 Gasteiocliaeta 1 700 Üanterotricha 1681 Gastronauta 1696 Gastrostyla 1747 (iazelletta 2000 GemimiUna 204 (ieneiorhynchus 580 (ieophonus 212 (reoponus 212 Gerda 1762 Gerda caudata 1762 — fixa 1762 — iuclinans 1762 — sigmoides 1762 — vernalis 1762 Gertmsius 1774 Giraffospyris 1981 Glandulina 197 Glaucoma 1702 Gkmcoma i;04 1708 Glenodinium 1007 Gienodlnium 1004 — 5 — lenticula 1003 — triquetrum 1007 — troclioideum 1007 Gienogoniuru 8,'J9 Glenoniornm 835 — aegyptiacum 836 Glenopanoplirys 1703 Glenopolytoma 835 Glenoirocldlia 1698 Gleaouvella 833 (ilobigerina 201 Glohbjcrina 202 206 Globigeiinae (U. F.) 20l Globigeriuiiiae (F.) 200 (ilühidaria 811 Glubtdina 200 G'iockenpoh/p, einzelner Schaff. 1763 Glochenth ierch en, Gleichen 1763 Gloidium 176 Giossatella 17(;6 Glyphidinm 845 Goniodoma 1004 Goniomonas 844 (ionium 839 Gonium corrugatiim 844 — obtusanguliiiu 825 — rectani^tiiiiii» 825 Gonospora 577 Gonostomuui 1748 Gonyaulax 1004 Gonyostomum 819 Gorgonetta 2000 Gorgospyris 1981 Grumvwhotrya 205 Grauimostomum 20 4 Grammofitomum 200 Grassla 1675 Gref/firina 577 579 5^0 — i'alciformis 575 — locustae 580 — nemertis 578 — rubecula 580 — saeiiuridis 578 — sagittata 578 — sipunculi 578 — terebellae 577 — virgula 578 Gregarinaria Stein 572 Gregarinidae (ü. Abth.) 503 807 Groinia l&I Gromia 186 — socialis 187 Gromidea Ol. u. L. etc. (F.) ITC 186 Gromiina (F.) 186 Grymaea 844 Guttulina 200 Gymnamoehae Hack. etc. 176 Gymnia Hill. 1127 Gymnica Stein 1T6 319 Gymnodinida Bergh. (F.) 998 Gymnodinium 1007 Gyinnodiniuni p>^'^udonoctl- luca 1078 Gynmomoneres Hack. 176 Gymnopharynx 1682 Gymnoplirys 178 Gyninostoniata (0.) 1677 Gyrocoryda St. (F.) 1671 Gyrocorydac Kent (F.) 1672 Gyrocoryna (F.) 1730 Gyrocorys 1730 Gyroidina 206 207 (Gyroporella) 226 H. Haarpsorospermien 494 Hahrodon 1680 Haeckeliana 2001 Haeckeliiia (Helios.) 323 Haeckelina, (Khizop.) 194 Haematococcus 836 Haematomonas 8 1 1 Hasiastiuiii 1963 Hagiastrum 1963 Halicalyptra 1985 Halicaliiptra 1984 —85 —89 —92' Halicapsa 1986 Haliomma 1953 Haliomma 1948 — 50 — 51 — 52 — 53 — 55 — 56 — 57 —58 —59 —60 —73 —74 Haliommatidivm 1973 — 74 Halipliormis 1985 Halipliysema 194 Halteria 1732 Halteria 1688 Ilaltcriidae Kent (F.) u> 12 Halterina (F.) 1731 — Gl. u. L. (F.) 1669 — St. (F.) 1671 — From. (F.) 1671 Haplophragmiuin 192 243 (Haploporella) 226 Haplosticlie 199 Haptopltrya 1717 Ilarmodirits 1692 Hastigerina 202 Hauerina 190 Hedraeophysa 815 Hedriocystis 329 — pellucida 1930 Helenis 192 Helicostegia d'Orb. 182 Hcliodrymus 1959 Helicites 212 Hclicostoma 1720 Heliocliona 1756 Heliodiscus 1959 Heliophrynella 1675 Helioplirys 320 Heliosestrum 1959 Heliosoma 1953 Heliosphaera 1953 Heliospliaera 1948 — 53 Heliozoa (U. K.) 2j)/iri/,s 1^7 ricuropodiuui 19!)1 Pleiirotrema 207 rieurotricha 1747 Plenrotricha 1750 — setifeni J747 Pleurotrichina (U. F.) 1746 riocotia S2!) S30 riucsconia 1752 — 53 Ploesconiens Duj. (F.) ic.tn l'odocainpe 19U4 rodocampida (F.) i!i93 rodocapsa 19SS Podocoronis 19 78 Podocyathus 1928 Podocyrtida (F.) 1990 Podocyrtis 1991 Fodocyrtis 1992 Podolainpas 1002 Podophrya 1927 Fodophrya 2G1 1927 —28 — trold 1929 Püdophryina (F.) 192« rodospliacra 328 Podostoma 177 Folycyrüda (0.) 1982 Polycystidea (0.) 57« Volycysüna Ehrb. (F.) 335 1989 Pülydcria 201 Polydinida (F.) lou Polykrikos 1011 Polymastigina (F.) S42 Polymastix Bütsclili 843 Polymastir. Grubor 1675 Polymorphin;i 200 Polymorphininina (F.) 200 Fulymorph/'Uiti 200 204 Polyocca 904 Polypctta 2000 Polyplagia 1976 I'olyj) mit Deckel Baker 1767 — 6S Polyp mit Klappe Eichhorn 1767 Polype a hvlhe Trembley 1765 Polypcs a houquct Trembley 1766 Polypcnlä'use Kösel 1742 Polypenlmise 2. Art Kös. 1758 Pulypenlmise, grosse Gruith. 1749 — kleine Gruith. 1696 Polyplccta 1976 Polypi, tunuel like Trcmblcv 1727 (Polyphagus cuglenae) 873 Polyphragma 199 rtili/p/is Wribbcrg- 1763 Polyselmis 837 Poiysporea (Trib.) 576 Polystomatiuni 212 Polystomella 211 212 Polystomclla 199 Polytlialamia 3 7 176 182 Polytoma S35 Polytrema 208 Polyxenes 206 Pompholyxia 16S9 Poinpholyxoijhrys 325 Porcupinia 2000 Porocapsa 1972 Porodiscida (F.) 1961 Porodiscus 1961 Porospatkis 2000 Porosijora 579 Porpostoma 1722 Porulosa (ü. Kl.) 1946 Postpirorocentruia 1 002 Poteriodendroii 815 Prlnialia Wilson u. C. 1. Abth. VII Prismatill m 1979 Pristiacantha 1971 Protomonas 828 (Probien) Nägeli 1. Abth. XI Prohoscella 1714 Prorocentrina (F.) 1002 Prorocentrum 1002 Prorocentrrim 1002 Prorodou 1682 Prorodon mariims. 1679 Frorodontea Dies. (F.) 1670 Prorodontidae Kent (F.) 1671 Prorotrichina (Li. F.) 1689 Proroj)orus 200 204 Protamoeba 176 J^rotastrvm 2033 Profcm« Clp.u.L.(0.) 173 Proteonina 192 194 Proteroplasta Gabriel 573 Proteus 177 1683 — tenax 483 826 Protista i. Abth. VII Protoceratium 1007 Protoceratium 1004 (Protocoecoidea) l. Abth. XV 803 Protococcus 836 Pro^ocfefa Hog-g. 1. Abth. VII Protocystis 1999 Protogenes 178 Protomonas 828 Protomyxa 178 Protoviyxomyces 84 1 Protoperidiniiivi 1004 — digitale 1004 — pyro2)horum 1004 Protoplasta Hack. 176 Protospongia 904 Protympaiiiiuii 1978 Protosoa Goldf. i. Abth. I 1136 — Oken 1136 — Owen 1. Abth. VI — Siebold i. Abth. i. Prunocarpus 1955 Prunoidea (0.) 1954 Prunophraeta (F.) 1974 Pruiuilum 1955 Psammosphaera 202 Psilotrichina (ü. F.) 1750 Pseudohursarinca Dies. (F.) 1670 Pseiidocubus 1979 Pseudochlamys 183 Pse^idochlamys 183 Pseudodifilugia 187 Pseudospora 831 Pseudospora iiitellarum 813 — parasitica 813 Psilomelissa 1987 Psilotricha 1751 Psorospermien 489 Psorosperinien der Articu- laten 614 Psorospermium 575 — avium Eivolta 563 570 Pteraefis 1962 Pterocanium 1991 Pterocanium 1990 —91 —94 Pterocodon 1991 Pterocodon 1987 — 90 —93 Pterocorys 1990 Pterocyrtidium 1990 Pteropilium 1991 Pteroscenium 1984 Ptychodiscus 1007 Ptychostomum 1 709 Ptychostorimm paludiiiarum 1709 Pty.ndium 1 702 Pullenia 210 Pullen inae (ü. F.) 210 Pulvillus 212 Pulvinxilina 207 246 Pi(stid((rin 208 Pylobotryida (F.) 1983 Pylobotrys 1983 Pylodiscida (F.) 1963 Pylodiscus 1964 Pylolena 1964 Pylonida (F.) 1966 Pylonium 1967 Pylospira 1969 Pylospyris 1981 Pylozonium 1967 Pyramidomonas 838 Pyramimonas 838 Systematisches Naineuregisfer. 2023 F//vajnimonas S 4 1 Pyramis 1989 Fijryo 190 Pijrgidlum lOOG Pijrocijstis fvsifvnnh 1062 — psGiidonocülar.a 1002 Pijrosolenia 194!) Pyrvlina 200 Pyrsoiiymplia 17 78 Pyrophacus lOOB Pyxicola 1769 P'yxidicula 183 Pyxidicula prisca 1029 Pij.ddicala 1002 Pyxidium 1768 Pyxiiiia 580 Quiiuiueloculina 189 Quadiilonchc 1971 Quadriloiichida (F) 1971 üuadrula 184 R. Uadlaria F. E. Schulze 265 Badioflagdlata Kent 80l Kadiolaiia (U. Abth.) 332 — (Syst.) 1946 Rainci/sche Scldäachc 604 Kamulina 2034 Rapliamdina 200 Ratulus 1754 (Reccptaculites) 226 TiegmmineidnmM\\x\{i\\h. 1129 Rcnoidea 190 200 Remdina 190 Rcmdites 190 ' Keophax 199 (Rctcporites) 225 Reptomonas 8 1 2 Beticularia Carp. n:; ITO Kliabdaminina 194 RJiahdodon 1695 RTuihdogoiäum 198 Rliabdoina (F.) 197 Khabdolithen 179 RhaLdolithib- 1950 Khabdomonas 824 Kli.abdopleura 195 Rhabdospliaeren 179 Rhabdostyla 1767 Rliahdostjila 1763 Rhabdotricha 1755 Rliaplianella 1768 Ehapbidioplirys 326 RhapJudococcus 1953 Rhapliidodendron 202 RliaplddohionaH 819 Rliaphidosphaera 1 953 Eliaphidozoum 1947 Kbeophax 199 Ivliipidocyclina 216 Rhipidodendron 832 Rhizammina 195 BkisoflageUata Kcnt (0.) 801 810 Rhizomastiglna (F.) 810 R/dzontonas 810 Rhizoplegma 1954 MJikopoäa 3 176 — Siebold 172 — M. Sclmltzc 172 — J. Müller Clap. u. L etc. 172 — asphycta Häckel 173 — genuina J. Müll. 173 — innudeata F. E. Schulze 176 — proteina Stein 173 — radiaria J. Müll, 338 — sphygmica Hack. 173 lÜiisopodes Duj. {¥.) 172 176 Rhizopode, geisseltragender Bulscbli 810 Rhizospliaera 1 954 Kbodospliaera 1948 Rhodospyris 1982 Rhopalastrum 19G2 Rliopalastrvm. 1962 63 Rhopalocaniuin 1991 Rliopalocanium 1990 Rlwpalocyrtls 1994 Rhopalodictyum 1965 Ropalotractus 1991 Eliyncheta 1925 BhyncJietidae Kent (F.) 1925 Rhynclwplecta 204 Rhyiichospira 201 Kimulina 198 Rinella 1688 1763 Eobertina 205 Robertina 205 Rohrdina 199 Rognons arQenU's Joblot 1707 RÖsalina 202 206 207 Rostroliaa 200 Eotalia 207 RGtalla 206 207 211 Rotalinae (ü. F.) 206 Rotcdites 212 Rotifera ad astuccio Colombo 1770 Roulea 1004 Eupertia 210 S. Sahlier proleifornie Suriray 483 Saccainmina 195 244 Saenoloplms 2034 Sagena 1998 Sagenella 195 Sagmariuiii 1998 Saginidium 1998 Sagoplegma 1998 Sagoscena 1998 Sagosphaera 1998 Sagosphaerida (F.) 1998 Sayriua (Sagraiiia) 200 Salpingocapsa 1983 Salpingoeca 904 Salpingoecina (ü. F.) 904 Salpistes 1728 Saproph uns 1705 Saraccnaria 199 Sarcodina (Kl.) i Sarcocystis 604 Sarcosporidia (0.) 604 Sarltodina Hertw. u. L. 176 Saturnalis 1950 Saturninus 1950 Satiirnodoras 1952 Saturnulus 1950 Scaphidiodon 1698 Scelasins Hill 1128 Seh edoacercömonas 841 Schisomma 1967 (Schizophycea) 1. Abth. XIII Schizopus 1753 ScldsosipTion 1 743 (Schizosporeae) 808 Schien der tider, Schiajik 1723 Sckidtzia 2034 Schwagerina 214 248 Scyphidia 1761 Scyphidia 1766 — 67 Scyphidina (Trib.) 1761 Scytomonadinae St. (F.) 829 Scytomonas 825 Semantida (F.) 1977 Semantidium 1977 Semantis 1977 Semantiscus 1977 Semantram 1977 Scpalospyris 1981 Serinda 189 191 197 200 Sethamphora 1988 Sethocapsa 1990 Sethocapsa 1990 Sethocapsida (F.) 19S9 Sethocephalus 1990 Sethochytris 1988 Sethocomis 1989 Sethocorida (F.) 1989 2024: Syätematisclics Namenregister. SfHiocorys lit'.M) Hcthocyrtida (l-.) HtS'J Setliocyrtis li)',)Ü Sethodiöcus 1958 Sethoinelissa 19SS Sethopera 19SS Sethoperida (F-) l^^>^6 Sethophaena 19S9 Sctliopliaeniüa (F.) 19S8 Sdhopliormida (F.^ 19SS Setliopliormis 19SS Sdliopilida (F.) 1986 Sethopiliura 19S7 Sethopyramis 198S Setliornithium 1991 Sethosphaera 194S Setliostaurus 1959 Sethostylus 1959 Sexloculina 21ü Siagonophonis 16S2 — 98 Sichelthier Qöze 169;$ SideroUna 207 Siclerolithes 207 Stderospira 207 Signes Joblot 1691 Siphocampe 1995 Siplwcamiyium 1995 Siphonia 206 (Siphoniata) 227 Siplionifera d'Orb. 5 Siphonosphaera 1949 Rlsyriodon 1703 Slahberia 1079 Solenoplirya 193Ü Solenophrya odontophora 1931 Solenosphaera 1949 Sorcuma 1969 Sorites 192 Sorolarcus 1969 Sorosphaera 203 Sparotriclia 1746 Spastica Perty 1668 Spastostyla 1763 Spathidlum 1680 Sphaerastrum 325 Sphaeiellaria(Subleg.) 1948 Sphaerocapsa 1972 iSpbaerocapsida (F.) 1972 JSphaeroidea (0 ) 1948 Sphaeroidina 210 tiphacroidina 200 Sphaerophracta (0.) 1972 Sphaeroplirya 1926 — massiliensis 1926 — pusilla 1926 SpJiaerosira 840 Sphaerospyris 1982 Sphaerostylus 1950 Sphaerozoida (F.) 1947 Sphacrozouin 1947 Sphaerozuiün, 1947 Sphaerozoiim. Meyeu 333 Sphacrnla 187 201 Sphenoderla 185 Sphenomonas 827 Sphenomonas 827 SpMroides Joblot 1702 Spinosi f/ro.sfii Oorti 1680 Spirema 1968 Spiridobotrys 1981 Spnrkjera Bloclim. 1719 Spirillina 210 246 Spirocampe 1995 Spirochona 1756 Spirochona tintinnabul. 1766 1 Spirochonina (F.) 1670 1756 Spirocyrtis 1995 Spirolma 191 192 198 Spiroloculina 189 Spiromonas 827 Spironium 1969 i Spiroplecta 2034 Spirostomea St (F.) 1671 j Spirostomina 1740 j Spirostomum 1723 Spirostonmm virens 1727 Spirostoiniim (Jugcndf.) 1722 Spirotricha (ü. 0.) 1719 Spondylomorum 837 Spongaster 1965 Spongasteriscus 1965 Spongechimis 1954 Spo ngech inus 1964 Spongellipsis 195G (Spongia) l. Abth. XVI 902 Spongiomma 1954 SpongobracliiuBi 1965 Spongocore 1956 Spongocyclia 1964 65 Spongocyrtis 1986 Spoiigodictyon 1 949 Siwngodictyum 1998 Spoügodiscida (F.) 1964 Spoiigodiscus 1964 Spongodruppa 1956 Spongodrymus 1954 Spongolarcus 1965 Spongolena 1964 Spoiigoliva 1956 Spongoloncbc 1964 Spongoloiichis 1951 Spongomelissa 1987 Spongomonadina (F.) 831 Spongomoiias 831 Spongopliacus 1964 Spongophortis 1969 Spongopila 1954 Spongoplegma 1949 Spongopruiuim 1956 Spongopyramis 1989 Spongospliaera 1954 S2>ongosphaera 1956 64 Spoiigospira 1964 Spongostaiirus 1964 Spoiigostylidium. 1951 Spoiigostylus 1951 Spoiigotbainiius 1954 Spongotractus 1956 Spoiigotripus 1964 Spongotrocbus 1964 S'pongotrochus 1964 Spongoxipbus 1956 Spongurida (F.) 1956 Spongurus 1956 Spovgurus 1964 Sporadina 572 — 73 Simrihts 212 Sporozoidia Perty 800 637 S])orozoidie Perty 837 Sporozoa (Kl.) 479 Sxmmella 813 816 844 Spiimellaria (Leg.) 1946 Spyroidea (0.) 1979 Sqaiimlae pellucidac 0. F. M. 877 Sfiuamulina 188 S(pia7mdina 194 Stacheia 248 Stauracantlia 1971 Stauracontium 1951 Stauractura 1960 Stauralastrum 1963 Staurancistra 1951 Staurasins 1973 Staiirocaryum 1951 Staurocroinyum 1951 Staurocyclia 1960 Staurodictya 1962 Staurodoras 1952 Stauroloiiche 1951 Staurolonchidium 1951 Stauropelta 1974 Staurosphaera 1951 Staurosphaerida (F.) 1951 Staurostylus 1951 Staurotholonium 1968 Staurotbolus 1968 Stauroxiphos 1951 Steinia 1749 Stenocephalus 579 Stentor 1727 Stentor albus 1732 — auricula 1728 — 29 Stentorina St. (F.) 1671 — From. (F.) 1671 Stephanastrum 1963 Stephanida (F.) 1976 Stepbaniscus 1977 Steplianium 1977 Steplianolitlds 1977 Stephanoina 839 Stephanomonas 997 Steplianomonadidae (F.) Kent 997 Stepbanopogon 1687 Steplianopyxis 1959 Steplianosphaera 839 Stephanospyris 1980 Systematisches Namenregister. 2025 Stephuidea (0.) i'.iTC) Sterrcouetiia 817 Stern, Der, Eiclilioni V,-ll StciTomonas sKi Slerromonas S 1 1 Stichocampe 191)4 Stichocai)sa 1995 Stichoeapsa 1990 Sücliocapsida (F.) 1994 fiUeliocliaeta 1 743 — pcdiculiformis 174S Sücliocorida (F.) 1994 Stichocorys 1995 Sticliolonclie 327 Stichopera 1994 Stkhoperida (F.) 1993 Stichoi^haena 1994 Stichophormis 1994 Stichophormls 1995 SficJlopUida (F.) 1993 Stichopilium 1993 Stichopodium 1994 Stichopterium 1994 Stichopterygium 1 994 Stichostegia d'Orb. 182 Stichotricha 1743 Stigmosphaera 1948 Stomatoda Sieb. (KI.) 1668 Stomatodiscus 1961 Stomophyllum 1692 Stortosphaera 202 Strausspolyp Kästner 1764 Streblacantiia 1969 StreHonia 191)9 ötreblonida (F.) 1969 Streblopyle 1969 (Stromatocerium) 222 (iStromatopora) 222 {Stromatoporida) (F.) 217 Stromhidinopsis 1682 1734 Strombidium 1732 Strombidmm 1722 1730 — Claparedei 1734 Strongylidium 1744 Stroplwconus 200 Stylactis 1962 Stylartus 1956 Stylatractus 1956 Stylohryon 815 Stylochlamydium 1962 Stylochona 1756 Stylochrysalis 833 Stylocola 1769 Stylocoma 1751 Stylocometes 1933 Stylocromium 1950 Stylocyclia 1960 Stylocyclia 1960 Stylodictya 1962 Stylodictya 1961 —62 —69 (Stylodictyon , Stromatoporida) 224 Stylodiscus 1958 Stylolicdra 1772 Stylonethes 1746 Stylonychia 1749 Slylonychia 1745 53 — cchinata 1750 — histrio 1750 — lanceolata 1747 — pulchra 1747 — regularis 1746 — similis 1750 Styloplotes 1753 Stylorhynchus 580 Stylosphaera 1950 Stylosphaera 1950 — 51 — 55 —56 Stylosphaei'ida (F.) i95o Stylospira 1962 Stylospongia 1964 Stylospongidium 1 9t)4 Stylostaurus 1951 Stylotrochus 1964 Stypolarcus 1965 Styptosphaera 1948 Suctoria (U. Kl.) 1S23 1842 Süssivasserradtolarie No. I Focke 325 — No. II. 326 Syniphytes Stein 485 Sympledomhres Duj. 6 8ynapMa 839 (Synchytrium) 610 Siinchytrium Miescherianum 610 Syucrypta 834 Synura 833 (Syringostroma) 224 T. Tahdata Eiib. 335 (Tachymonera) 1. Abth. XII Tachysoma 1749 Tapinia Perty (F.) 1668 Taurospyris 19S1 Telotrochidium 1764 Tentamdifera Huxley etc. 1842 Tessaraspis 1973 Tessarastrum 1963 Tessarospyris 1980 Testacea (U. 0.) 181 Tetrabaena 839 Tetracapsa 1995 Tetracyrüda (F.) 1993 Tetragomtlina 197 Tetrahedrina 1988 Tetramitina (F.) 841 Tetramitus 841 Tetramitus salcatus 841 Tetropliormis 1988 Tetraplagia 1975 Tetraplecta 1976 Tctrapyle 1967 Tetrapyloniiini 1967 Tetrasolenia 1919 Tetraspyris 1980 Tetrataxis 245 Tetratoma 838 Texlilaria 203 Tcxtularia 203 204 Textularidae (ü. F.) 203 Thalaniopliora R. Hertw. (ü. ü.) 181 Thalassi colla 1947 TJialassicolla 1947 49 Thalassicollida (F.) 1946" Thalassolampe 1947 Thalassolampe 1946 Thalassophysa 1947 Thalassopila 1947 Thalassoplancta 1947 Thalassoplancla 1996 Thalassosphaera 1947 Thalassosphaera 1 947 Thalassosphaerida (F.) 1947 Thalassoxanthium 1947 TJiecomonadina Duj. (F.) 799 — Perty (F.) 800 Tltecoinonadine Bergh 1002 Thecosphacra 1948 Themeon 212 Theocalyptra 1992 Theocampe 1993 Theocapsa 1993 Theoconus 1992 Theocorys 1993 Theocorys 1993 Theocyrtis 1993 Theodiscus 1958 Theopera 1991 Tlieo2)enda (F.) l99o Theophaena 1992 Theopüida (F.) 1990 Theopilium 1991 Theopodium 1991 Theopodivrn 1991 Theophormis 1992 Theosyringium 1993 Theosyringium 1995 — amaliae 1993 Therospyris 1981 Tholartus 1967 Tholocubus 1968 Tholodes 1967 Tholoma 1968 Tholonida (F.) 1967 Tholonium 1968 Tholospira 1969 Tholospyrida (F.) 1981 Tholospyris 1981 Tholostaurus 1968 Thoracaspis 1974 2U26 Systeuiatisclies ■Namenregister. Tliiii^uiitiiina 202 'l'liiiricola 176',) Tliiirievlojisls 1 7('>!l Thyrsocyrtis l'JD] TInirsucyrtis 1991 —92 —WA —95 ' (Tliyrsoporella) 22(> Tiariiia IGST Tiaiospyris 19'^1 Tlllinu 1704 1720 — cainpyla 1707 — flavicans 1707 — iiillata 1 707 — sapropliila 1707 Tiiioiiorus 21() Tiiitiiinidium 17;!! Tintinnodca Cl. u. L. (!•'.) 1C69 — St. (F.) 1671 — Kent (F.) 1672 Tintinnoina (F.) 17.'!;'> Tinthmoinen. Embryo 1927 Tiiitiiinopsis 1735 'l'iiitiiiiius 17.-!4 Tintinnus 17.->4 -.•;6 -69 — lagcnula 1735 Tokophrya 1928 Topfjörmirjc Körjxir i'on Sq'fiiit^'ulufi 16S9 Torquatellidac Kent (l*.) 1672 Torquatclla 1732 Turquatina 1759 Toxarium 1978 Traüheliklae Kent (F.) Kwl Trachelina (F.) l69o Trach'lma Elirbg. (F.) 16G7 — Perty 1668 — Cl. u. L. (F.) 1669 — St. (F) 1671 'JrachclincaD'ies. (!<".) 1670 Tracheliiis 1092 Trmhclins 1681 1683 1684 1690 — falx 1691 — iilarina 1684 — gloljulifer 826 — laticeps 825 1774 — tricliophorus 824 TracJielocerca 1684 TracJtelocerca](]'^}', — 91 — 9-> —93 1745 — tenuicollis J691 Traclielocerciäae Kent (F.) 1671 Tracbelomonas 822 Trachelomonos acuminata 837 TraclielophTjUidae Kent (F.) 1071 Trachelophyllum 1683 {Tratpiruria) 474 Trciaatodiscun 1961 Tronclhi pruiiiformis 176S Trepomoiias '>< 1 \ Trepomouadina (F.) 843 Trlactiiiosiihacra 1965 Triactiscus 1 959 Triactoma 1951 Tribouosphaera 1 949 Tribulkia 1754 Triccraspyris 1980 Tricliainoeha 177 — radiafa 320 Trichoda 0. F. M. 1131 Triclwda 321 1683 M 1711 —49 —50 —52 — acumimata 1696 — ambigna 1742 — auraiitiaca 1721 — bomba 1732 — felis 1742 — fixa 1927 —28 — floccus 1928 I — galliiia 1745 ; — gibba 1 745 — grandinella 1732 — ignita 1721 — ingeiiita 1769 — innata 1769 — iii([niliiuis 1734 — lyiicaster 1754 — lyiiceus 1754 — lynceus (Jiigendf.) 17 19 — iiavicula 1700 — pateiis 1725 — patula 1727 1711 — pelliouella 174!t — praeceps 1743 — piira 1702 — S 1722 — sol 2(;i — striata 1721 — transfuga 1753 Tricliodiens Di\']. (F.) 1667 Trichodina 1758 Trichodina 1732 —57 —60 — tentaculata 1 730 TricJiodinqpsidac Kent (F.) 1672 Trichodinopsis 1760 Tricliodücus 262 320 Trichogaster 1741 Tricholeptus 1745 Triebomastix 842 Trichorneciurii, 1722 Tricbomonas 812 Tricliomonas 843 1^25 — intestinalis 841 Triclionemn 997 — hirsuta 833 TricJionemidae Kent (F.) 997 Tricbonympba 1777 Trichonymphidae 1774 Trichonymphidae Kent (F.) 1672 Tricbophrya l'.KU Tric/iop/ni/a 193.S Triebopus '1699 TricborbyncbusScbucid. (^(jrcg.) 589 Tricborhyncbus ßalb. (Gil.) 1706 TricJiosomcda (Typ.) Dies. 997 Tricbospbaerium 2033 Trichostomata (0.) l7oo Tricolocampe 1 993 Tricolocapsa 1993 Tricolospyris 1982 Tricyclidium 1978 Tricyrtida (U. 0.) 1990 Tridictyopus 1984 Trigonactura 1960 Trigonastriim 1962 Trigonocyclia i960 TrüjonuUna 197 Triloculina 190 Trimastix 829 Trinema 185 Triodiscus 19t)3 Triolcna 1963 Triopyle 1963 Triospyris 1980 Triostepbanium 1978 Triostepliida (F.) 1977 Tripilidium 1984 Triplagia 1975 Triplasia 198 Triplecta 1976 Tripocalpida (F.) 1983 Tripocalpis 1984 Tripocyrtida (F.) 19S6 ■ Tripocyrtis 1987 I Tripodictya 1962 \ Tripodiscium 1984 I Tripodiscvs 1984 i Tripodonium 1984 I Tripos 1005 1 Tripterocalpis 1984 ■ Tripylca (0.) 1996 Trisolenia 1 949 Trissocircus 1978 Trissocyclus 1978 Trissopilidium 1984 Tristylospyris 1980 Tritaxia 204 Trizonium 1966 Trocbammina 196 244 Trocliaimitina 189 195 Trocbilia 1699 Trocbodiscus 1958 Trofjlodytes 186 Trohipctentlder Eicbb. 1728 Tropidoscyi)bus 827 Truncatulina 206 245 Trvncatidina 206 Trypanosoma 811 Trypanosomata Kent (0.) 801 Systematischcö Namenregister. 2027 Trypaiiosphaera J949 Tnjpemonas S22 Turbello ncnlarve Ouljaiiiii 1011 Turhiiiella 1711 Tabularia vaga 1T7() Tiirpinins 1774 Tuscaridium 2001 Tuscarora 2Ü01 Tuscarorida (i\) 2001 Tuscarusa 2001 Tympaiiicla (F.) 107S TympanicUum 1U7!) Tymimniscuri 1979 u. Ulua 'pranifuriitis 176S IJndella 17^(4 Unduliiia Sil Uüiloculiiia 190 Urccolaria 172S — 32 — 5S 17G1 —63 —68 Urccolariens Duj. (F.) 1667 Urceolarüdae Kent (F.) 1672 Urceolarina (ü. F.) 1758 Vrceolarina Perty (F.) 1668 — St. (F.) 1670 Urceolus 825 Trnula 1925 Urnulina (F.) 1925 Urocentrina (F.) 1669 1711 Uroccntrum 1711 Uroeyrtis 1993 Uroglena 818 Urogleuinae (ü. F.) S18 Uroleptus 1745 — agilis 1746 —49 Uroleptus 1683 — filum 1723 — lamcUa 1683 — musculus 1722 — patcns 1725 Uronema 1705 Uronema 1715 — marina 1706 Uroiiychia 1753 ürosoma 1748" ürospora 578 Urostyla 1741 Urostylinac (U. F.) 1741 Urotriclia 1679 Urotricha 1705 ürozona 1706 (üteria) 226 JJvella 834 — atomus 817 — bodo 837 — chauiaemorus 817 ürclla disjuiicta 903 — glaucoma 817 — uva 817 — virescens S33 üvigcrina 200 V. Vacuolaria S19 Vaginicola 1770 Vaginicola 1728 — 31 — GS —69 —70 ! Vaginicolina Froni. (F.) | 1671 ' Vaginifera Perty (F.i 166^ Vaginulina 198 Var/inulina 200 Valvularia 1767 Valvulina 205 245 Valvulina 206 207 Vauipyrclla 320 806 Vasia 1763 Vasicola 1684 Vcrinicvl'um 189 197 Verneuilina 20 4 Vertebralina 190 Vibrio 0. F. M. 1139 — 821 1683 —90 —91 — anser 1693 — sagitta 1684 — vermiuus 1714 Virgulina 205 Vii-tjulina 205 823 Volverclla 1928 Volvocina (F.) 838 Volvocina (F.) Eliri). 799 — Dies. (F.) 800 — From. (F.) 801 Volvox 840 Volvo.r 817 833 839 840 1702 — dimidiatus 1758 — lacustris 836 — terebclla EUis 1710 — torquill a Ellis 1704 — ulva Girod 2034 — volutans Ellis 1707 — vorax 1691 Vorticella 1763 Vorticella 0. F. M. 1131 — 817 1686 1764 —65 —66 —67 1928 — ampulla 1728 — brevistyla 1763 — cincta 1004 — cornuta 1728 — cucullus 1728 — discina 1758 — Eiitwicklgsf. (Everts) 1732 — flosculosa 1727 — folliculata 1770 — limacina 1761 — multiformis 1728 — nasuta 1688 — polymorpha 1728 Vurticcllc polypiiiuui 1765 — punctata 1686 — racemosuni 1764 — Stellina 1758 — stentorea 1728 — vaginata 1734 — versatilis 1768 Vorticellida 1765 VorticeJUda Froni. (U. u.) 1671 Vorticdlidae Keut (F.) 1672 Vorticellidina (ü. F.) 1761 Vorticellidineii-Kmbriioneii 1927 Vorticdliens Duj. (F.) 1667 Vorticellina (F.) 1758 Vorticellma Ehrbg. (F.) 1667 — Perty (F.) 1668 — Gl. u. L. (F.) 1669 — St. (F.) 1670 — From. (F.) 1671 Vorlicialis 2 i 2 Vulculina 204 w. Wagncrclla 327 Warjneria 1688 Wasserli-aizc Eiclili. 1749 Wasserthier auf L'nclops üegeer 1764 Wasserscliioan Eiclih. 1683 — Idciner Eichh. 1691 Webbina 195 Webbina 191 A. Xanthidiiini 1008 10211 Xanthiosphaera 1950 Xiphacantha 1071 Xiphacantlia 1971 Xipliatractus 1956 Xiphodictya 1961 Xipliodictiia 1964 Xiplioptcra 1971 Xiphosphaera 1950 Xipliostylus 1950 Y. Yptiistoiua 1721 z. Zonarida (F.) 1968 Zonarium 1968 Zonaspis 1973 Zonidium 1968 202Ö Systeuiatisches Namenregister. Zoiiisciis inCiS Zoiiodisoiis U)5S (Zoooliinrcllcn) 1S.'{2 Z,(HH'hnUuiii ]7ß5 Zoophytcs infusoires Dnj. 1. Abth. I. Zooteirea 323 Xontluiiimid 17()5 Zootliaiimiiiiii ]7(iö — pictum 1765 ZüoÜiaiunium uiacrostyliiiii 17ü(; (ZooxaiitliclK'ii) 45H SI5 Zygacautlia Iil70 Zijgartida (0.) 1951 Zygartida (F.) 1958 Zy^artus 1958 Zygocampe 195S Zygocircus ]97(i Zi/godjrtida (. Daday, E. von 1192 Dallinger, W. H. u. Drysdale, J. 647 Davaine, C. 496 643 1165 Da^vson, J. W. 9 Desgouttes 1179 Dicquemare, J. F. 1031 Diesing, K. M. 486 647 913 1156 —83 Doenitz, W. 1035 Donne, A. 630 1160 Doyere, M. P, L. N. 1033. Dressler 494. Dufour, L. 4SI Dujardin, F. 1. Abth. I. 6 9 2f>2 483 491 623 627 632 910 1148 —51 Dumas J. B. 1117 —60 Dunal, F. 632 Duplessis, G. 1184 Diitrochet, E. J. H. 1135 E. Eberhard, E. 1182 Eberth, J. 494 497 641 Ecker, A. 483 Eckhard, Conr. 1155 Eckokrantz 614 1182 20:M) Autoren-Kegister. Elireiiberg, Chr. G. 1. Abth. I V 0 2(iÜ 335 (523 630 877 ilOS 1030 —32 1139 -52 Eichhorn, J. C 2H2 ()22 1120 —23 Eichwald. E. 0 630 1 1 16 Eimer, Tli. 497 Ellis. J. 1119 —21 Ellgelmann, Th. W. 1035 1179 —90 —91 —94 —95 Entz, G. 649 913 11S5 —91 —94 —95 Eidl, M. P. 1147 Eschw'ciler 1150 Evarts. H. C. 1193 Everts, E. 1187 —94 F. Fabrc-Domergue, P. 1192 Fabricius, 0. 1125 Fichte], L. u. Moll, J. P. C. 4 Fincli, H 495 Fisclier von Waldhcim, G. 9 Fiszer, Z. 1191 Flotow, J. V. 633 Focke, G. W. 264 639 1147 —54 Foettinger, A. 1194 Fol, H. 1194 Forrest, H. E. 1192 Förster, G. 1031 Foufiuet, D. 1194 Fraipont, J. 1 195 Frantzius, A. v. 484 1165 Fray, J. B. 1116 Fresenius, G. 641 642 645 878 1182 Frey, H. 1173 Fromentel, E. de 1. Abth. I 646 878 913 1192 Gabriel, B. 4S9 493 (jiaede, 11. M. 481 (icer, C. de 622 111s Gegcnbaur, C. 1. Abth. V 1180 —86 Gcinitz, II. B. 9 (ierbc, Z. 1160 Gervais, P. 9 (iiard, A. 489 493 1194 (iirod de Chantrans 623 1133 Glcditsch, J. G. 1119 (ilcicheii, W. F. von 6 622 1112 —20 —23 —41 (iluge, C. 630 Gm(3lin, J. Fr. 3 r pr/Tn](fnrt "'^[ Erklärung von Tafel LIX. Flg. la— b. Spathidiiim Lieberkiihnii n. sp. (Süsswasser). 1 a. Rechtsseitige Ansicht. 1 b. Ventrale Ansicht. Vergr. ca. 220. 2a — b. Amphil''ptus Claparedii Stein (Süsswasser und marin"). 2 a. Linksseitige An- sicht. Vergr. 2.S0,_ 2 1». Eine junge, nur 2 Individuen zählende Kolonie von Zoo- thamnium Mucedo Eiiti\ das rechte Individuum (Zo) ist von einem Amphileptus verschlungen worden, der sich sofort auf dem Stiel desselben encystirte. Man erblickt noch das wohl erhaltene Zoothamnium in dem Amphileptuskörper; ncl der Nucleus dieses Zoothamnium. 3a— e. brache lius Ovum Ehrbg. (Süsswasser). 3a. Encystirtes Thier im Begriff aus der Cyste zu schlüpfen; das Thier in linksseitiger Ansicht; R der Rüssel. Vergr. 160. 3b. Ein Individuum in nahezu ventraler Ansicht; x die sog. hintere Oelfnung, welche ^Balbiani für den Mund hielt; wahrscheinlich ist es nur eine nicht constante gruben- förmige Einsenkung. 3 c. Isolirter Mikronucleus stark vergrössert. 3d. Ein kleiner Theil der Alveolarschicht in optischem Durchschnitt. 3 e. Eine contractile Vacuole mit 3 dicht bei einander stehenden Fori. 3 f. Conjugationszustand ; x wie in Fig. 3 b. 4 a — g. Dileptus Ans er 0. F. M. sp. (= Dil. gigas Wrzesniowski = Amphileptus mar- garitifer + moniliger und longicollis Ehrbg. = A. gigas Clap. L.). Süsswasser u. marin. 4 a. Rechtsseitige Ansicht, etwas skizzenhaft; hauptsächlich um den bei diesem Individuum rosenkranzförmigen Nucleus und die Anordnung der contractilen Vacuolcn zu zeigen. Vergr. ca. 100. 4 b. Rechtsseitige Ansicht eines Individuums mit aufgerolltem Rüssel (R). 4c. Conjugationszustand in Umrissen; n die Fragmente der zerfallenen Nuclei, n' zwei jedenfalls aus den Mikronuclei hervorgegangene Kugeln. 4d. Isolirter Theil eines rosen- kranzförmigen Nucleus mit anliegenden Mikronuclei (n*). 4 e. Nucleusfragmente eines der gewöhnlichen Individuen mit völlig zerfallenem Nucleus. 4 f. Rüssel (R) und orale Region eines Individuums in ventraler Ansicht, um das Trichocystenband (tr) und die adorale Zone dichter gestellter Cilien zu zeigen; letztere zieht jederseits neben dem Band hin und umläuft hinten den Mund (o). Auf der Figur ist fälschlich das Trichocysten- band nur als eine Reihe von Trichocysten und die adorale Zone nur auf der rechten Seite des Bandes angegeben. 4g. Cyste; c äussere Hülle, c' innere Hülle, welche sich an zwei Punkten der crsteren befestigt. 5a — b. Lionotus Anser Ehrbg. sp. (= Amphileptus Anser Ehrbg, = Lionotus folium [Duj.] Wrzesn.). Süsswasser und marin. 5 a. Ansicht eines völlig gestreckten Individuums von der Dorsalseite. .5 b. Linksseitige Ansicht desselben. Vergr. ca. 200. 6. Lionotus Fasciola Ehrbg. sp. (Süsswasser und marin). Conjugationszustand. Vergr. ca. 450. 7. Loxophyllum setigera Quennerst. (? = rostratum Cohn). Marin. Ansicht von der Schmalseite (Bauch oder Rücken). Die Borsten am Rand sind ausgesprungene Tricho- cysten. Vergr. ca. 300. Figg. 1, 3a und 7 nach Originalien Lieber kühn's; Fig. 2 nach Entz (Mitth. zool. St. Neapel V); Fig. 3b nach 0. Schmidt (Supplement der adriat. Spongien, Leipzig 1804); Figg. 3c — e, 4a, 4c — e eigene Originalia von 1876; Figg. 4b u. 5 nach Wrzesniowski (Ztschr. für wiss. Zool. XX); Fig. 4f ebendaher, doch nach eigenen Erfahrungen von 1876 etwas modi- ficirt; Fig. 4g nach Cienkowsky (Zeitschr. f. wiss. Zoologie V); Fig. 6 nach Entz (Termös- zetrazii Füzetek Bd. HD. Ciliata. la Taf . LK. /'/A .-f)?-.* t'^'T''?''''"-***'^'^^'^.'"'''^'''A''«r'' ^/r Erklärung von Tafel LX, Fig. 1. Loxoi)liylliiui Setigera giienncrst. (marin'), linksseitige Ansicht. Die borstenartigen Gebilde (tr), welche zwischen den Cilien hervorragen, werden gewöhnlich als entladene Trichocysten gedeutet. Vergr. 270. ■2a— h. Loxophylliun Mcleagris 0. F. M. sp. (Süsswasser). Vergr. ca. 160. 2 a. Linksseitige Ansicht eines lebenden Exemplars. Die Trichocysten (tr) erstrecken sich bei demselben nur über die Bauchkaiite; die Papillen der Eilckenkante entbehren derselben. 2 b. Mit Essigsäure getödtetes Exemplar der Varietät mit Trichocysten fuhrenden Rücken- papillen (trh), hauptsächlich um den roseukranzförraigcn Nucleus und die Micronuclei zu zeigen. Die Stäbehen im Eiissel sind ebenfalls Trichocysten. 2c. Loxophyllum armatum Glap. u. L. (Süsswasser) in rechtsseitiger Ansicht; der Rüssel hat sich umgeschlagen , so dass er dem Beschauer seine linke Seite zukehrt. Vergr. 130. r!a— d. Loxodes Rostrum 0. F. M. sp. (Susswasser). r! a. Kleines Individuum in Theilung, von der rechten Seite ; zeigt deutlich, dass die Nuclei dabei keine Veränderung erfahren. 3 b. Lebendes Exemplar in rechtsseitiger Ansicht, ev die dorsale Reihe von Vacuolen mit dunkeln Körpern (wahrscheinlich Excretkörnern) ; Vergr. ca. 200. .3 c. Eine kleine Partie der bewimperten rechten Körperseite an einer ümbicgungsstellc des Thieres gesehen. Zeigt deutlich die Einpflanzung der Cilienreihen in den hellen schmalen Längsfurchen und dazwischen die breiten, fein längsstreifigen, cilienfreien Bänder. 3d. Ein isolirtcr Nucleus mit anliegendem Micronucleus. 4a— f. Nassula aurea Ehrbg. (Süsswasser). 4 a. Ansicht von der Bauchseite. | yere-r ca 180 4 b. Ansicht von der linken Seite, j o • ■ • 4 c. Der Eeusenapparat bei stärkerer Vergrösserung. 4d. Die contractile Vacuole mit dem röhrenförmigen Porus excretorius (p) und dem Kranz kleiner neuer Vacuolen (cv')- 4 e. Zwei isolirte Trichocysten. 4 f. Randpartie eines isolirten Nucleus mit vier dicht zusammenliegenden Micronuclei. 5a — b. Nassula microstoma Gohn (marin). 5a. Ansicht von der Bauchseite; die zum Mund führende adorale Zone (az) feiner Cilien gut sichtbar. Vergr. ca. 270. 5 b. Die adorale Zone sowie der Eeusenapparat stärker vergrössert. Oa— b. Orthodon hamatus Gruber (== Rhabdodon falcatus Entz). Marin. Vergr. ca. 240. 6 a. Linksseitige Ansicht. 6b. Exemplar, das im Begriff ist eine Bacillariacee zu verschlingen, wobei sich die lange Mundspalte öffnet. Gleichfalls linksseitige Ansicht. 7a— b. Chilodon den tat us Fromm. (= Ch. curvidentis Gruber). Süsswasser. 7 a. Unvollständig dargestelltes Exemplar in dorsaler Ansicht. Vergr. ca. 400. 7 b. Der Nucleus in Knäuclform, bei Beginn der Theilung. Sa— d. Chilodon Cucullulus 0. F. M. sp. (Süsswasser und marin). Sa. Exemplar in Bauchansicht. Die Bewimperung der Bauchfläche ist nur links und vorn theilweise angedeutet. Vergr. 150. ^b. Exemi)lar in seitlicher Ansicht, um die Diderenz von Bauch und Rücken zu zeigen. Sc. Isolirtcr Nucleus. Sd. Encystirtes Exemplar. Figg. 1, 2c, 4a — b nach Orij>inalien Lieberkühn's; 3a — d, 4c — d und Sc Originalia von 1876 (3b mit Benutzung der Abbildung von Wrzcsniowski, Ztschr. f. \v. Z. Bd. 20); ■Ic nach Bütschli, Arch. f. mikr. Anat. IX; 4f nach Bütschli, Abb. Senckenb. naturf. Ges. IM. X; 5, 6 nach Entz, Mitth. zool. St. Neapel V; 7 nach Gruber, Festschr. (Nr. CiTO): ^a. b und d nach Stein. Organismus I (Sa die Kürperstreifung corrigirtl r-t, Ciliata. Taf.LX. -JV LiffiJnstvWonarüWxtsr.Frimkfbrt'fM- Erklärung von Tafel LXl. Fig. la— d. CliilodoJi CucuUului U. F. M. sp. (Süsswaaser). I a. Theilungszustand in ventraler Ansicht. 1 b. Conjugationszustand zweier Thiere, derart, dass dieselben sich in verwendeter Stellung mit ihren Mundölfiiungen auf einanderlegen. ] c. Zweite Art der Conjugation , wobei die beiden Thiere sich in harmonischer Stellung mit den ungleichnamigen Seitenrändern vereinigen. 1 d. Aus der Conjugation hervorgegangenes Thier in Umrissen ; (n) der neue Nuclcus, n' der neue Micronucleus, n der alte Nucleus. 2. Phascolodon Vorticclla Stein (Süsswasser). Ventrale Ansicht. Vergr. 2i0. ii. Opisthodon niemeccensis Stein (Süsswasser). Ventrale Ansicht. Vergr. 20U. 4a— d. Scaphidiodon Navicula Stein (marin). 4 a. Ventrale Ansicht. 4 b. Dorsale Ansicht. 4 c. Theilungszustand in ventraler Ansicht. 4d, Conjugationszustand in seitlicher Ansicht. Vergr. von 4a — c 200, 4d 300. 5a — h. Chlamydodon Cyclops Entz (sehr wahrsch. = Colpoda triquetra 0. F. M.) marin. 5 a. "N'fntrale Ansicht, ba das quergestreifte Band der Dorsalseite. 5 h. Ansiclit von der linken Seite, der Mundspalt geöfthet. Vergr. ca. 350. 5c. Chlamydodon Mnemosyne (Ehrhg.) Stein. Verschiedenheit von Chi. Cyclops nicht ganz sicher (marin). Theilungszustand in Ventralansicht. Vergr. 300. 6a — b. Onychodactylus Acrobates Entz (marin). Vergr. ca. 270. sg der Schwanz- griffel, öa. Ventralansicht. 6 b. In linlvsseitiger Ansicht. 7a — b. Aegyria Oliva Cl. et L. (marin). Vergr. ca. 330. 7 a. A'^entralansicht eines nicht zusammengeklappten Exemplars. 7b. Ventralansicht eines zusammengeklappten Individuums, welches die linke Hälfte der Eückenfläche bauchwärts umgeschlagen hat. Sa— b. Dysteria monostyla Ehrbg. sp. (Ervilia Duj. , Stein etc.). Mariu.Vergr. 300. 8 a. Ventralansicht. 8 b. Theilungszustand in Ventralansicht. 9a — b. Dysteria armata Iluxley (marin). Vergr. ca. 350. 9 a. Ventralansicht. 9 b. Eechtsseitige Ansicht. 10. Trochilia palustris Stein (Süsswasser). Die Bewimperung des gestreiften Bandes der Bauchseite ist nicht gezeichnet. Vergr. 300. IIa — c. Ophryoglena flava Ehrbg. sp. (= Bursaria flava Ehrbg.). Süsswasser. Ha. Mund und Schlund in seitlicher Ansicht. Hb. Der uhrglasförmige Körper in zwei Ansichten. 11c. Der Nucleus mit anliegendem Micronucleus. Fig. la nach Balliiani, Journ. physiol. III; Ib nach Engelmann, Z. f. wiss. Zoo- logie XI; Id nach Butschli, Abh. Scnckenberg. Gesellsch. X; 2, 3, 4, 5c, 8a— b und 10 nach Stein, Organismus Bd. 1; 5a— -b, 0, 7 und 9 nach Entz, Mittheil. zool. Stat. Neapel V; 11 nach Lieberkühn 's Originalen. Ciliata. Taf.m. Erklärung von Tafel LXII. Eikliining von Tafel LXIII. Fig. hl — k. Paramaccium cauilatuiii Ehrbg. (.Süsswasser). 1 .1. Ansicht von der Ventralseitc. Vergr. 230. Ib— (1. Drei aufeinandcTfolgeiidc Pliaseii der Theiliing. te. Zwei niciit entladene und zwei entladene Trichocysten. 1 i'. ;Mund und Schlund in seitlicher Ansicht bei stärkerer Vergrösserung. lg. Individuum mit sehr vergrössertem, von Bacterien iniicirtem Nucleus 1 li. Nucleus eines ühnliclien Exemplars; derselbe bildet eine mit Flüssigkeit erfüllte Blase, an deren Wand sich nur noch Keste der Nucleussubstanz erhielten. Die Hauptmenge der Bacterien ist schon aus dem inficirten Nucleus ausgetreten, nur relativ wenige sind noch in der Blasenflüssigkeit suspendirt. 1 i. Isolirte Bacterien eines Nucleus. 1 k. Umrisse eines Exemplars , dessen Nucleolus mit Bacterien inficirt und sehr ver- grössert ist. 1 1. Isolirter Mikronucleus. 2a — d. Paramaecium Bursaria Ehrbg. sp. (Süsswasser). 2 a. Getödtetes Individuum in Ventralansicht, die Trichocysten sind allseitig entladen worden. Vergr. ca. 300. 2 b. Conjugationszustand. Vergr. ca. 300. 2c. Isolirter Nucleus mit anliegendem Mikronucleus; die Membranen beider durch Wasser- einwirkung ziemlich stark abgehoben. 2d. In Theilung begriffener, faserig dilferenzirter Nucleus; die Tlieiluug des Mikronucleus n' und (n') ist schon vollendet. 3a— b und d — g von Paramaecium Bursaria, 3c von P. caudatum; zur Erläuterung der Umbildungen des Mikronucleus bei der Conjugation. 3 a. Anfangsstadium des Auswachsens des Mikronucleus. 3b — c. Daraus hervorgegangener Zustand der gekrümmten Kapsel 3d. Folgendes Spindelstadium. 3 f. Theilungszustand einer solchen Spindel. 3 g. Die eine Hälfte einer gctheilten Spindel mit stark abgehobener Membran. Sämmtlicli nach Wasser- oder 1 7o Essigsäureeinwirkung. 4. Aufeinanderfolgende Theilungsstadien einer Mikronucleusspindel eines' conjugirteu Para- maecium putrinum Cl. et L., wie sie sich im lebenden Thier verfolgen lassen. 5a — e. Paramaecium Bursaria Ehrbg. sp. Zur Erläuterung der Vorgänge nach auf- gcliobcner Conjugation. r)a. Ein Thier kurz nach aufgehobener Conjugation. Der Nucleus ist nocli unverändert. n'' vier Mikronucleusspindcln. 5b. Ein Thier vom 2. bis 3. Tag nach aufgehobener Conjugation, (n') die zwei rück- gebildeten, n'* die beiden weitergebildeten Mikronucleusspindcln. 5c. Thier vom 5. Tag. nach aufgehobener Conjugation, die beiden rückgebildeten Spindeln sind ganz geschwunden , die beiden andern ii'* sind zu ansehnlichen nucleusartigen Körpern ausgewa(;lisen. 5d. Thier etwa vom 7. Tag nacli aufgehobener Conjugation, der eine der beiden Körper (n*) ist in der Ausbildung zu dem neuen Mikronucleus begriffen. 5e. Tliier vom ]J. Tag nach aufgehobener Conjugation. Ein neuer Nucleus ist durch die Vereinigung des alten mit dem Körper n'* entstanden, während di'r Körper i^n*) zu dem neuen Mikronucleus delinitiv umgebildet ist. B. Conjugationszustand von Paramaecium putrinum Cl. et L. gegen Ende der Conju- gation. Umrisszeichnung, in welche das Verlialten der Kerne eingetragen ist. n der in Zerfall begriffene Nucleus, n** die acht Mikrouucleusspindeln jeder Gamete. Essigsäure- präparate. Figg. 1a Originalzeichnung von stud. Schewiakoff; Ib— d und lg— h nach Bal- biani, Journ. pliysiol. Ilt; 1e — f nach Maupas, Arch. zool. expcr. (2) I; 1 i, 2c— d. 3--(J nach Butschli, Abh. Senckcnb. Ges. X; Ik nach Kölliker, Icones zootomicae I; 2a Ori- ginalzeichnung mit theilweiser Benutzung einer Zeichnung von Kölliker (Icones zootom.) ; 2b nach Balbiani. Journ. physiol. l. Ciliata. Taf.LXni. la. Ib. Ic. ig- II 1 = * - i -«' CI' -^p- Id. 1 72- (7K- er i OS CK -feC^"^ . Mi-' le. 0 If 2d / Ih. li. :iii. Jk 7^ - V j-um %^'- o---f ob. ^- # 1 oa / /:, /■«v-. -S ,Ä n' -w "''"■; " vP.W»;" Liih.Mt r Werner tVmSer.lrotjMwtW. Erklärung von Tafel LXIV. 1. Uronciua inarina üujartl. (= Cryptocliilu m nigricans Maupas). Marin. Vergr. 'JOO. 1 a linksseitige, 1 b ventrale Ansicht. 2. üronema griseola Manpas sp. (Cryptochilum Mps). Süsswasser. Ventralansicht Vergr. ca. GOO. ?>. Uroneuia torta MjDS sp. (Cryptochilum Mps.), Marin; rechtsseitige Ansicht. Vergr. 580. 4. Lo.\'occphaIus granulosus Kcnt. Süsswasser. 4a. Linksseitige Ansicht nach Stokes. Vergr. b'M). 4 b. Eechtsseitige Ansicht nach Li eberkühn. 5. Lcmbadion bullinum Perty. Silsswasser. Vergr. ca. .800. 5a. Ventralansicht; 5b Optischer Querschnitt in der Mittelregion des Körpers; um linke, um' rechte, com endorale undulirende Membran. Auch bei den übrigen Pleuro- ueminen und Micro thoracinen ist die linke Membran mit um, die rechte mit um' bezeichnet. C. Plcuronema Chrysalis Ehrbg. Sfisswasser und marin. Vergr. ca. 600. 6a. Linksseitige, 6b. ventrale Ansicht. (Jc. Contractile Vacuole mit zuführendem Kanal und Ausführröhrchen nach Lieb erkühn. 7. Trichorhynchus tuamotuensis Balbiani. Süsswasser. Rechtsseitige Ansicht. Vergr. 550. Sa — c. Cyclidium Glaucouia Ehrbg. Siisswasscr und marin. 8 a. Linksseitige, Sb. ventrale Ansicht. Vergr. 800 8 c. Conjugationszustand. Vergr. .800. 9a — b. Sog. Auophrys sarcophaga Cohn. Marin. Vergr. ca. 700. fla. Rechtsseitige Ansicht nach Eees. 91). Linksseitige Ansicht nach Cohn. 10. Lembus elongatus Clap. L. sp. Marin. 10a. Nahezu linksseitige Ansicht nach Quennerstedt; 10b. Nahezu ventrale Ansicht nach Rees; 10c. Conjugationszustand. 11. Ptychostomum Saenuridis Stein (Darm von Oligochaetenj. Eechtsseitige Ansicht. Vergr. ca. 350. 12. Cinetochilum raargaritaceum Ehrbg. sp. Süsswasser. Vergr. 420. ^. • 12 a. Linksseitige, 12 b. ventrale Ansicht. 13. Microthorax sulcatus Engelm. Süsswasser. Vergr. 350. 14. Drepanomonas dentata Fresenius. Süsswasser. Vergr. 330. 14a. Rechtsseitige An- sicht; 14 b. Ventralansicht. 15. ürocentrum Turbo 0. F. M. sp. Süsswasser. Vergr. ca. 300. Nahezu ventrale, etwas linksseitige Ansicht. 16. Anoplophrya liranchiaruni Stein (circulans Balbiani). Blut von (iammarus und Asellus. Ißa. Grösseres Exemplar nach Sclineider. Vergr. ca. 400. 16b. Theilungszustand nach Balbiani. 16 c. Conjugationszustand kleiner Thiere. 16d. Cyste auf einer Cladophora befestigt, der Inhalt abgestorben. 17. ürozona Bütschlii Schewiakoff. Süsswasser. Etwas linksseitig ventral. Vergr. 500. Figg. 1 — 3 und 11 nach Maupas (Arch. zool. experiment. {2] 1); 4a nach Stokes (755); 4b, 6c und 14 nach Lieberlcühn's Tafeln von 1855; 5a — b, 8, 12, 15 und 17 Ori- ginale von Schewiakoff; 6a nach Fabre-Domergue (Journal Anat. et physiolog. 21); 7 Original von Balbiani; 8c und 13 nach Engelmann (Zeitschr. f. wiss. Zoologie XI); 9a und 10b nach Rees (Tijdschr. Neederl. Dierk. Vereenig. Suppl. D. , 1 All., 2. 1884); 9b und 10c nach Cohn (Zeitschr. f. wiss. Zoologie 16); 10a nach Quennerstedt (Sveriges Infusorier III); IGa und c nach Aimr Schneider (Tablettes ^Zoologiques I); 16b und d nacli Balbiani (Bec. zoolog. suisse II). Ciliata. Taf. LyJV. lilh.Jbzsi. vWem^S.Tmkr.TTmikfijTt'^«. . Erkläriuiü' von Tafel LXV. Kit,'. 1. Aiioiiloplirya iiodulata 0. F. M. sp. Darm von Oligochactcii. Exemplar mit Kctto von Sprösslingcn am liiiitcreiidc. Yergr. ca. 200. 2. Üiscoplirya Planariarum Sieb. sp. Darm von Süsswasserplanarieii. Seitliche An- sicht. VergT. ca. 120. 3. Hoplitophrya uncinata M. Schultze sp, Darm von Planaria Ulvae. h Die bcidcji Haken des Vordereudes. 3a. Ventrale; 3b. rechtsseitige Ansicht. Vergr. ca. 300. 4a— b. Hoplitophrya (?) secans Stein. Darm von Oligochaeten. 4 a. Grosses Exemi^lar, wahrscheinlich mit Kette hinterer Sprösslinge (aus Darm von Nais). Vergr. 150. 4 b. Isolirtcr Stachelapparat (h) des Vorderendes. 4c. Hoplitophrya clavata Leidy sp. (= Hoplitophr. securiformis Stein IStil = Leucophrys clavata Leidy 1S55): Darm von Oligochaeten. h Leiste oder Stachel- apparat. Vergr. ca. 300. 5. Hoplitophrya Liimbrici Diijard. sp. (= arniata Stein 1854). Darm von Lum- bricus. Theilung'szustaud ; Ansicht von der Bauchseite, h Der Hakenapparat. Vergr. ca. 150. 6. Opalinopsis (Benedenia) elegans Foetting. sp. Aus den Venenanhängen von Sepia e leg ans. (ia. Exemplar nach dem Leben gez., mit zahlreichen Vacuolen; die Nuclei nicht sichtbar. Vergr. ca. 70. 6b. Gefärbtes und präparirtes Exemplar mit lang bandförmigem, stellcnweis etwas ver- zweigtem Makronucleus. G c. Gefärbtes und präparirtes Exemplar, dessen Makronucleus in zahlreiche Fragmente zer- fallen ist. 6d. Hinterende eines Exemplars mit einer Kette von 8 Sprösslingen. Ta — c. Opalinopsis Sepiolae Foett. Aus der Leber von Sepiola Eondeletii. Vergr. ca. 200. 7 a. Exemplar mit bandförmigem, kurzem Makronucleus. Nach Präparat. 7b. Exemplar nach dem Leben. Die Kerne nicht sichtbar, dagegen zahlreiche Vacuolen. 7 c. Exemplar, dessen Makronucleus in zahlreiche Fadenstücke zerfallen ist. 8. Opalina ßanarum (Ehrbg. sp.) Stein. Enddarm von Eana temporaria hauptsäch- lich. Vergr. von Sa — d ca. 100, Se — g ca. 200. 8 a. Grosses Exemplar in Seitenansicht. 8 b. Umrisse der Ansicht auf die Schmalseite (ventral oder dorsal). Sc. Angeblich schiefe Theilung nach Zell er; höchst wahrscheinlich Conjugationszustand. Sd. Quertheilungszustand. 8e. Kleines, durch viele successive Zweitheilungen entstandenes Lidividuum, kurz vor der Encystirung. Sf. Cyste eines solchen Thiercs. 8g. Eben aus der Cyste ausgeschlüpftes, einkerniges Exemplar. Sh. Mittelgrosses Entwicklungsstadium, aus einem der kleinen wie 8g durch Wachsthum utid Kernvermchrung hervorgegangen. !). Opalina dimidiata Stein. Enddarm von Eana esculenta. Vergr. 100. 9 a. Angeblicher Längstheilungszustand ; jedenfalls Conjugation. 9 b. Quertheilung. 10. Opalina intestinalis (Ehrhg. sp.) Stein (= ? Bursaria int. Ehrbg. = Anoplo- phrya intestinalis Stein = Opalina similis Zeller). Enddarm verschiedener Anuren. Vergr. ca. 130. 10 a. Gewöhnliches Exemplar in seitlicher Ansicht. 10 b. Angeblicher Längstheilungszustand, jedenfalls Conjugation. 11. Sieben aufeinander folgende Stadien der Kerntheilung von Opalina Kanarum. 12. Isotricha prostoma Stein. Kumen der Wiederkäuer. Vergr. von 12a — b ca. 330. 1 2 a. Linksseitige Ansicht, kst Kernstiele (Karyophoren). 12 b. Kechtsseitige Ventralansicht. 12 c. Künstlicher Schnitt durch eine oberflächliche Partie des Thieres iu der Nähe des Makronucleus. kst Kernstiel. 13. Dasytricha Ruminantinm Schuberg. ßumen der Wiederkäuer. Eigenthümlichcr Thcilungszustand (sog. Knospung nach Schuberg). Vergr. ca. 150. Fig. 1 nach Claparede und L. (,Etudes sur les iufusoires) ; 2, 3 und 4 nach Licbcr- kühn's Tafeln von 1855; 5 nach Stein (Infusionsthiere auf Entwicklung untersucht 18.54); 0 und 7 nacli Foettinger (Archives de Biologie 2); 8—10 nach ZeUcr (Zeitschr. f. wiss. Zoologie 29); 11 nach Pfitzner (Morpholog. Jahrb. 11): 12—13 nach Schuberg (Zoolog. Jahrbücher 3. 18SS). Ciliata. Taf. LXV. 2. M .■Sa. A--.^ n iK- CV X ck #^ ■ • ->!? Wm %:/■% 7 c. ^ 7b ■-7t — I f--?Z, 8 a 8b., 8d cc ■J ^ .Ml Z^<^T-' U 8 c n /2 10 a. rt C /i--r: a b (IP. 'Ü 9 b. d 11, 11- li&.Änst YVmieriWäanTmildkrt'^M.. Erklärung von Tafel LXVI. 1. Aücistrum Ycneris Maiipas, auf Venus galliiia. Vcrgr. 420. 1 a. Linksseitige; Ib. Ventrale Ansiclit. lic Die Gruppe von Haftcilicn am Vorderende. 2. Concbophthirus Anodoutae (Ehrljg-. sp.) Stein. Auf Najaden. 2 a. Keclitsseitige; 2 b. Ventrale Ansiclit. Vergr. ca. 200. 3. Concbophthirus Steenstrupii Queun. Auf Landpulmonaten. ■Sa. Ecchtsseitige; 3b. Linksseitige Ansicht. Vergr. ca. 200. 4. Conchophthirus (Tillina) magna Gruber. Süsswasser. Cyste mit 4 Theilsprösslingen. 5. Nyctotherus cordiformis Ehrbg. sp.' Enddarm verschiedener Antiren, Vergr. ca. 170. 5a. Rechtsseitige; ölt. Linksseitige Ansicht, kf Körnerfeld ; r sog. Afterröhre; v auf Fig. 5 a grosse, durch den Schlund eingestrudclte Wasservacuole. 5c. Theilungszustand von der rechten Seite, az' und cv' die neue adorale Zone und die neue contractile Vacuole. öd. Zweifellos aus der Conjugation hervorgegangener Zustand, nn der neue, sehr lichte und deutlich knäuelförmige Makronucleus ; das Entoplasma um denselben durchaus radiärstreifig. 5 e. Aehnlicher aus der Conjugation hervorgegangener Zustand. Mit zwei neuen Makro- nuclei (n'n') und (nu), resp. ausgewachsenen Mikronucleusproducten; daneben noch zahlreiche Bruchstücke des alten Makronucleus (n). (). Nyctotherus ovalis Lcidy. Enddarm von Blatta orientalis. 6a. Linksseitige Ansicht. 6b. Cyste. Vergr. ca. 170. 7. Plagiotoma Lumbrici Dujard. Darm von Lumbricus. Vergr. ca. 2ö0. 7 a. Rechtsseitige Ansicht, kk Streifen dunkler Körnchen. 7b. Theilungszustand. Rechtsseitige Ansicht. Der Makronucleus coiicentrirt; die neue adorale Zone (az') schon angelegt. 8. Blepharisma lateritia Ehrbg. sp. Süsswasser. Vergr. 200. 8 a. Theilungszustand in rechtsseitiger Ansicht. Sb. Linksseitige Ansicht. 8 c. Weiter vorgeschrittener Theilungszustand von der rechten Seite. Sd. Conjugationszustand. Jedes der Thiere enthalt eine grössere Anzahl :Mikronuclei n'. 8e. Aus der Conjugation hervorgegangenes Lidividuum. u Der sehr verdichtete, wahr- scheinlich degenerirte Rest des alten Nucleus. nn Zwei lichte Kugeln, dii^ ohne Zweifel aus den Mikronuclei entstanden sind. 9. Blepharisma Musculus Elirbg. sp. (= üroleptus Musculus Ehrbg. p.p.). Süsswasser. Vergr. 300. 9 a. Linksseitige Ansicht. 9b. Peristom in ventraler Ansicht. 10. Metopus sigmoides Cl. u. L. Süsswasser. Cyste. Vergr. 200. Fig. 1 nach Maupas (Arch. zool. experim. [2] 1); 2a nach Engelmann (Zeitschr. f. wiss. Zoologie 11); 2b und 9 nach Lieberkühn's Tafeln von 1855; 3 nach Quenner- stedt (Sveriges Infusorier III); 4 nach Grub er (Zeitschr. f. wiss. Zoologie 33); 5a^d, 6, 7, 8a — c und 10 nach Stein (Organismus der Infusionsth. II); öe nach Aime Schneider (Tablettes zoologiques I); 8d — e nach Biltschli (Studien 1876). Ciliata, Taf. LXVI. lilhMst vVmtenWinta; Jreaiifwt ''74- Erkläiimg von Tafel LXVII. .1. Metopus sig-moidos Ol. und L. Süsswasser und wolil ancli marin. VergT. ca. 200. 1 a. Gestreckte Form. Ansicht ron der Bauchseite. 1 1). Massig tordirte Form. Nahezu von der linken Seite. 1 c. Sehr sfiuk tordirte ]'"orni. Ventralansicht. 2, Spirostomum ambigu-um Ehrbg. Susswasser. Vergr. ca. 120. 2 a. Gonjugationszustand. Die Makronuclei in zalilrciche Fragmente zerfallen. 2b. Sehr stark schraubig contrahirtes Exemplar, mit mehrfacher schraubiger AafjTilliing der Zone etc. 2 c. Gestrecktes Exemplar in rechtsseitiger Ansicht. 2d. Theilungszustand in ziemlich rechtsseitiger Ansicht. Der Makronucleus stark concen- trirt, jedoch schon wieder iin Auswachsen begriffen. Die neue Zone nebst Mund (az' und o') angelegt. Die spindeligcn längsgestreiften Körper sind jedenfalls nicht die Mikronuclei. '.]. Spirostomum teres Ehrbg. Süsswasser. Theilungszustand. Weiter fortgeschritten wie Fig. 2d. Der Makronucleus schon getheilt. Die neue contractile Yacuole (cv') deutlich. Die Einschnürung des Körpers hat begonnen. Vergr. 150. 4. Condylostoma patens 0. F, M. sp. Marin. Vergr. von 4a — c ca. 120. 4a. Ventralansicht. N Die Nahrung, bestehend in 2 Diatomeen und 1 Prorocen trum. 4 b. üorsalansicht. Der After (a) entleert gerade Excremente. 4 c. Theilungszustand. Der Kern stark concentrirt und die wahrscheinlich schon fertig getlieiltcn Mikronuclei um ihn angehäuft, az' Die neue adorale Zone. 4 d. Optischer Längsschnitt einer kleinen Strecke des Eandes. ec Die Alveolarschicht ; ec' Das Corticalplasma. en Entoplasma mit ck Excretkörnchen. 4 e. Zwei Körperstreifen in Flächenansicht, ec Alveolarschicht des rechten Streifens; ec' Corticalschicht des linken Streifens, mf Myonem , von welchem feinste Fädchen zu den Basen der Cilien aufsteigen. An der rechten Grenze des rechten Kippenstreifens ist die Cilienreihe mit den Cilienpapillen gezeichnet. 5. Condylostoma Vorticella Elirbg. sp. Süsswasser. .'ja. Ventralansicht, poc Parorale Cilien. Vergr. 320. 5 b. Gonjugationszustand. Aus dem Beginn der Conjugation. (i. Bursaria truncatella 0. F. M. Süsswasser. ßa. Ventralansicht, msp Der lange Mundspalt, rechtsseitig durch die gesammte Peristom- liöhle bis an das Ende (o) des Schlunds führend, sph Sogen. Peristomband. spt Scptum (vergl. Fig. 1 auf T. 6S). ec Alveolarschicht. Vergr. ca. 50. (ib. Kleine Partie der Alveolarschicht in Flächenansicht, stärker vergrössert. Die 3 dun- keln Längslinien stellen die Cilienfurclien. resp. die Ansatzlinien dreier Cilien- rcilien vor. Figg. la— c, 2a. c — d, 3 und 4a nach Stein (Organismus d. Infus. II); Ic Original von 1875; 2b nach Licberkühn's Tafeln von 1855; 4c — d hachBütschli bei Scliuberg ]8S(i: 4b— c nach Maupas (Archiv, zool. experim. [2] 1); 5a — b nach Bütschli i^Studien 1870. z. Th. verbessert); (i nach Schuberg (Morpholog. Jahrbuch 12). Ciliata. Taf-Uail. um^ liälMt V- V't:'"'- ■: Vi-'" .^^r,i^--5: Erklärung von Tafel LXVIII. Vlg. 1. l?iirsaiia triiucatella 0. F. Müller (Süsswasser), Ja. Qaciscliiiitt in der Region der liintereu Uinbiegung- des Peristombands (si)h, vergl, iMg. da auf T. (IT), spt Das in den hinteren Theil der Peristomliölile vorspringende Septuui . welches die linke Partie der Höhle in dieser Hegion als sog. „Scptal- höhle" abtrennt. 1 b. Ein Individuum, dessen Entoplasma von grossen Mengen eines nicht näher bekannten parasitischen Infusors (Pa) dicht erfüllt ist. Pcristom und Mund sind ganz zurück- gebildet. 1 c. Ein solcher Parasit bei [stärkerer Vergrösserung. J d. Conjugationszustand. Die Makronuclei beider Thiere in eine Anzahl Kugeln (n) zer- fallen. Nach dem Leben gezeichnet. ] e. Isolirte, mit Essigsäure (1 "/o) behandelte Mikronucleuskapsel des Paares Fig. 1 d. 1 f. Cyste. C Die äussere Cystenhülle, welche durch radiäre Fäden mit der dem Inhalt dicht aufliegenden inneren (C) verbunden ist. Bei x ist ein solcher Verbindungs- faden zu einem dicken stielartigcn Gebilde entwickelt. Vergr. ? 2. Balantidium Entozoon Ehrbg. sp. Enddarm von Rana. Vergr. von ■2a — b ca. 120. 2 a. Ventrale Ansicht, hy Das sog. Hypostom. 2b. Linksseitige Ansicht nach Lieberkühn (uned.). L. zeichnet eine von dem ganzen Peristomfcld ausgehende schlundartigc Bildung, welche bis zum Hinterende reicht. X Eine Vacuole, welche zahlreiche kleine Ciliaten (sog. Embryonen Siebold) enthält. Der Höcker am Hinterende ist wahrscheinlich der After. 2c — d. Zwei aufeinanderfolgende Theilungszustände. az' Die neue adorale Spirale. 2 e. Cyste. 2 f. Conjugirtes Paar. 3. Balantidiopsis duodeni Stein sp. Mitteldarm von Rana csculenta. Vergr. ca, 250. 3a. Etwas rechtsseitige Ventralansicht; A Die ausgehöhlte Fläche auf der rechten Seite. 3b. Linksseitige Ansicht. Kf Das sog. Körnerfeld; a Der After, Excremente entleerend. 4a — b. Climacostomum virens Ehrbg. sp. (Süsswasser ) Vergr. ca. 150. 4 a. Ventrale Ansicht. Am Schlundende (os) eine Nahrungsvacuole. die ein gefressenes Infusor umscliliesst. Im Entoplasma noch eine grosse Nahrungsvacuole mit drei ge- fressenen Infusorien und eine andere mit der Schale einer Arcella (N). 4b. Das Hintcrendc in etwas schiefer Ansicht. Man erblickt das polare Feld, auf welches sich die Körperstreifen nicht fortsetzen und das den After sowie den Perus der con- tractilen Vacuole enthält. 4c. Wahrscheinlich Cyste von Spirostomum ambiguum Ehrbg. sp. Ansicht von der Schmalseite. Vergr. ca. 150. 5. Stentor Roeselii Ehrbg. (Süsswasser). Vergr. ca. 100 — 150. 5 a. Ausgestrecktes Exemplar in seinem Gehäuse (H) , von der Ventralseite, rk Der vor- dere oder Ringkanal der contractilen Vacuole (derselbe ist jedenfalls nicht ganz rich- tig gezeichnet, da ihn Stein, von welchem das Original herrührt, nicht als solchen anerkannte), b Die Tastborsten. 5b — c. Zwei aufeinanderfolgende Theilungszustände. az' Die neue adorale Zone des hin- teren Sprösslings. cv' Die neue contractile Vacuole. In Fig. 5 c ist die Bildung des hinteren Kanals (ck) der contractilen Vacuole aus einer Reihe Vacuolen recht deutlich. Vergr. ca. 120. ü. Cyste von Stentor coeruleus Ehrbg. (Süsswasser). Vergr. nahe 150. c Die dicke Cystenhülle, de deren Deckel. 7. Stentor Barrettii Barrett. Süsswasser. Ausgestrecktes Exemplar in seinem Gehäuse. Dorsalansicht, b Die sehr grossen Tastborsten. Vergr. ca. 60. Fig. la nach Schuberg (Morphol. Jahrb. 12); Ib c, 2a, c— f, 3, 4, 5 und G nach Stein (Organismus der Infusionsth. UV, Id und e nach Bütschli (Studien 1S76); 2b nach Lieberkühn 's Tafeln von 1S55. Ciliata. Id. ##^:S°^^af^p ;0-^oP \r ^ "^^ 2b. 2c. fftr'.: .-• '-.^'i£\', Taf . LX^TK. ^ 2e. V 2d. ^ 2f A^.#| *-.> \'. ■"* „-i-:-..- o- , r p-i— CT -.■..r-^- '■'• ■%•- : W oa. 'ta. 3b. Ar o(-- a 4b. -^ \ / ,..w ^.1 m ,,^. 1» " ^ OS n Ac. "^ U 1 ^ -Ä^ 5b. # »'Ä% , 5 c ^ ^VuSäBiii«- . .\fc „■ifr-az M W4,—ev' . CV ck J» U^ lidi-Aist. r. WoTia- f Wmsi:Frani/'jrt ^M. i Erklärung von Tafel LXIX Tig. 1. Coiijiigationszustand von Steiitor coeruleus 0. F. M. sp. (Silsswasser). Vcrgr. ca. Sü. Der Maliro'iaiclcus beider Tlijcre in viele Kugeln (n) zerfallen. Die Mikro- iiuclei (n') zu zahlreichen Kapseln ausgewachsen, welche z. Th. einen radiär-faserigen -Bau deutlich zeigen, ähnlich Fig. 1 e Taf. öS. 2. Beginnender Thcihingszustand von Stentor Roesclii Ehrbg. in seinem Gehäuse (H'i contrahirt. az' Die neue adorale Zone. Vergr. ca. 120. 3a— e. Folllculina (Freia Clap. L.) Ampulla 0. F. Müll. sp. (marin). 3a. Exemplar im Gehäuse, mit entfaltetem Pcristom , welches sich von der Eückenseite präsentirt. Vergr. ca. 150. 3 b. Entfaltetes Peristom in nahezu rechtsseitiger Ansicht nach Lieb erkühn. 3c. Sogen. Folllculina producta AVright sp. (wahrscheinlich nur Varietät der F. Am- pulla) mit ungemein langer Mündungsröhre des Gehäuses (H). Kechtsseitige An- sicht. Der stark vorspringende Eing in einiger Entfernung hinter der Mündung ist eine frühere Mündung; die etwas verdickte Stelle des Thicrleibs dicht hinter der Mündung soll nach Wright die Substanz zum Weiterbau der Röhre ausscheiden. Vergr. etwas über 200. od. Ein kleines Stück der Wand der Mündungsröhre (von F. producta) im optischen Längsschnitt, a Die äussere, b Die innere Lamelle der Wand. 3e. Mund und Schlund von Folllculina Ampulla nach Möbius. 1 die sog. Mund- höhle (Schlund Bütschli); 2 Der Schlund (Schlundröhre Btschli), welcher soeben an seinem inneren Ende eine Nahrungsvacuole in das Entoplasma treibt. Man sieht die beiden Enden der adoralen Zone, welche nach Möbius beide bis zum Mund reichen. Am Munde selbst eine schmale halbmondförmige Klappe, die sich zuweilen bewegt. 4a Caenomorpha Medusula Perty (= Gyrocorys oxyuris Stein). Süsswasser. Nahezu von der Ventralscite, etwas rechtsseitig. Vergr. 300. 4 b. Maryna so Cialis Gruber. Süsswasser. Von der Ventralseite. Vergr. ca. 200. 5. Vertreter der Familie Lieberkühn i na (Süsswasser). Sog. Jugendformen von Stentor (Claparede-Lachmann und Lieberkühn). 5a und c. Von der Ventralseite. 5 c ganz grün durch reiche Erfüllung mit Zooxanthellen. Vergr. von 5a 250, 5c 160. 5 b und d. Ansiclit von vorn auf das Peristom. 5d Vergr. 220. 6. Ilalteria grandin ella 0. F. M. sp. (Süsswasser). Vergr. 400.- (ia. Von der Ventralseite mit unregelmässig zerstreuten Tastborsten b. Ob. Theilungszustand in Ventralansicht, az' Die neue adorale Zone, a' Der neue Mund. 7. Strombidium typicum R. Lankester sp. (^^ Torquatella typica E. Lkst. == Strom- bidium tintinnoides Entz). Marin. Ventralansicht. N Gefressene Diatomee. Vergr. ca. 800. 8. Strombidium sulcatum Gl. u. L. (marin). 8 a. Ventralansicht. Vergr. ca. 600. 8 b. 2 Isolirte Trichocj^sten mit ausgeschnelltem Faden. 0. Tintinnopsis beroidea Stein (marin). Dorsalansicht. Die dem Beschauer zugewen- deten jMembranellen (mb) der Dorsalscito weggelassen, paoc parorale Cilien. st der sog. Stirnzapfen. Die Fremdkörper auf der Gehäusewand nicht gezeichnet. Vergr. 430. !)a. Codonella Ampulla Fol; marin (= Petalotricha Amp. Kent u. Daday 18S7). Con- jugationszustand ; Ansicht von vorn auf das Peristom. mb die Membranellen der Zone; poc Sogen, parorale Cilien; nach Daday gleichfalls membranellenartig. st der Stirn- zapfen. Vergr. ca. 150. 10a— b. Tintinnidium fluviatile Stein sp. Süsswasser. 10 a. Ansicht von vorn auf das etwas zusammengezogene Peristom. Die Gallerthülle deut- lich, sowie die unregclmässigen Reihen steifer Borsten. 10b. Eine Membranelle (mb) der Zone und an ilirer Basis einige parorale Cilien paoc. Fig. 1 nach Balbiani (Rccherchcs s. Ics phenomenes sex. 1861); 2 und 3a nach Stein (Organismus II); 3c nach Wright (Quarterl. journ. microscop. sc. N. s. 11); 3d nach Wright (Edinb. new philosoph. journ. N. s. Vol. X); 3e nach Möbius (Abhandl. aus dem Gebiet der Naturwissensch. Hamburg. Bd. X); 4a nach Blochmann (Mikroskopische Thier- welt des süssen Wassers. 1886); 4b nach Grub er (Zeitschr. f. wiss. Zool. 33); 5 nach Lieberkühn's Tafeln von 1855; 6 Originale von Schewiakoff; 7 Original von Bütschli (1SS3); 8 und 9 nach Entz (Mittheil. zool. Stat, Neapel V); 9a nach Fol (Arch. sc. phys. bist, natur. Geneve V); 10 nach Entz (Mittheil. zool. Stat. Neapel VI). Ciliata. Taf.LXDC. Iz'K.llsL vyis-:imW:ra!; B-jjikrir- ':■: Erklärung von Tafel LXX. Fip. 1. Ti M tiiinidiu in (luviatilc Stein. Susswasscr. Vergr. ca. 240. I a. In seinem Gallcrtg-chäuse zusammengezogenes Thier von der Dorsalscite. Im Begriff eine Chlamydomouas (N) zu fressen, welche gerade den Schlund passirt. Ib. Aiisgestreclites Thier, im Grund des Gehäuses durch Pseudopodien befestigt. Von der Ventralseite, bei beginnender Theilung. p' Anlage des neuen Peristoms, dahinter auch schon die neue contractile Vacuole des hinteren Sprösslings. 2. Tiutinnopsis bcroidea Stein. Marin. Zwei successive Theilungszustände. Vergr. ca. 400. 2 a. A'on der Ventralseite; az' Die neue adorale Zone. 21). Die Theilung nahezu vollendet. Von der Dorsalseite. ü. Tintinnus suhulatus Ehrbg. Mariu. Mündungsregion des Gehäuses. Dasselbe ver- schmälert sich nicht so rasch nach hinten, wie die Figur es darstellt. Vergr. 600. 4. Tintinnus Amphora Cl. und L. Marin. Gehäuse in seitlicher Ansicht. Vergr. 550. 5. Codonella Lagenula Cl. u. L. sp. Das Infusor im Gehäusegrund zusammengezogen; d Der Verschlussapparat aus 12 stachelartigcn Platten bestehend. Vergr. 360. 6. Dictiocysta Tiara Häckel. Marin. Gehäuse in seitlicher Ansicht. Vergr. 420. Bezüglich der folgenden Abbildungen von Hypotrichen ist vorauszu- schicken, dass dieselben gr ossenthe ils aus einer Zeit stammen, welche die Membranellen der Zone noch für einfache Cilien hielt und dementsprechend darstellte. Besonders gilt dies für die zahlreichen von Stein (1859) entliehe- nen Figuren. Bei diesen ist ferner zu beachten, dass Stein die sog. Stirnplatte (Oberlippe nach ihm") hinter (dorsal) der Zone liegend dachte und seine Figuren dementsprechend zeichnete. Auch manche Abbildungen Anderer sind in dieser Hinsicht verbesserungsbedürftig. 7. Peritromus Emmae Stein. Marin. Vergr. ca. 420. 7 a. Ventralansicht. 7 b. Linksseitige Ansicht (die auf dem Kücken gezeichnete Bewimperung ist falscli , inso- fern sie sich nicht etwa auf die Cilien des rechten Seitenrandes beziehen soll. S Urostyla grandis Ehrbg. sp. Süsswasser. 8a. Ventralansicht. N parasitische Sphaerophrya (^sog. Keimkugel Stein'sV Vergr. ca. 180. 8 b. Peristom in Vcntralansicht. pr der rechte Peristomrand; darunter springt die prä- orale undulirende INIembran (pom) vor, längs deren Basis die Reihe der präoralcn Cilien (poc) hinzieht. Weiter nach links die sog. endorale Membran (eoni), dann die Eeihe der endoralen Cilien (eoc). Innen an der Mcmbranellenreihe der adoralen Zone (az) die Keilie der paroralen Cilien (paoc). 8 c. Cyste. 9. Urostyla flavicans Wrzesn. Süsswasser (vielleicht nur Varietät der ü. Weissei St.). Ventralansicht. Vergr. ca. 240. 10. Kerona Pediculus 0. F. Müll. sp. (= K. polyporum Ehrbg.). Auf Hydra, Ventral- ansicht. Im Ejitoplasma viele ansehnliche Nahrungskörper N (1 Diatomee, 2 Trache- lomonas, 1 Phacus, 1 Euastrum). IIa. Stichotricha secunda Perty. Süsswasser. Ventralansicht nach Stein. Vergr. 300- IIb— c. Stichotricha social! s Gruber (fraglich ob verschieden von St. secunda). Süsswasser. IIb. Ventralansicht eines Individuums. 11c. Vom Wasserspiegel herabhängendes, baumartig verzweigtes Gallertgehäusc , dessen Endröhren von je einem Individuum bewohnt werden. Vergr. ca. 25. 12. Epiclintes ambiguus 0. F. M. sp. (= Trichoda ambigua 0. F. M. = Oxy- tricha auricularis Clap. u. L. = Epicl. auricularis Stöin u. A.\ Marin. Vergr. 230. 12 a. Ventralansicht. i 12 b. Linksseitige Ansicht. 13. Sog. Oxytricha retractilis Clap. u. L. (marin) Ventralansiclit. Vergr. 340. 13 a. Mit ausgestrecktem Schwanz. 13 b. Mit zusammengezognem Schwanz. l'igg. 1 und 5 nach Entz (Mittheil. zool. Stat. Neapel VI); 2 nach Entz (ibid. V); •j und 4 ürigmaha; 6 nach Häckel (Jen. Zeitschr. VII); 7 und 12 nach Liebcrkühn's iateln von ]S5d; 8a, 8c, 10 und IIa nach Stein (Organismus I); 8b nach Kowalewsky mij- IIb und c nach Gruber (Zeitschr. f. wiss. Zool. 33); 13 nach Claparede und L. (Etudes sur Ics infusoires). Ciliata. Taf.LXX. 2a Erklärung von Tafel LXXI. i'ig. 1. Urolcptus Musculus (Ehrbg.) Stein. Siisswasser. Ventralansicht. Vergr. 200. 2. üroleptus (Ainphisia Kowalewsky) Piscis Ehrbg. sp. Süsswasser. Ventralansicht. ac Aftercirren. Vergr. 150. 3. Holosticha rubra Elirbg. sp. (= flavorubra Entz), var. rubra. Marin, üorsalansicht. pi die in Liingsreihen geordneten rothen Pigmcntlcörner. Vergr. 160. 4. Ainphisia Kessleri Wrzesn. Marin. Veutralansicht. Vergr. 350. 5. Pleurotricha grandis Stein. Siisswasser. 5a. Ventralansicht. Vergr. ISO. 5b. Oon- jugationszustand in Ventralansicht. 5 c. Cyste "-"7i- (i. Onychodromus grandis St. Siisswasser. (i a. Ventralansicht. Vergr. 140. N Nah- rungsliörper (2 Arcellaschalen und 1 Paramaecium). 6 b. Das Peristomfeld mit dem trichterförmigen Spalt (sp) nach Engel mann. 7 a. Gastrostyla Steinii Engelm. Süsswasser. Ventralansicht. Icv Körner\racuole (Excret- iiorn'?). Vergr. 150. 7b. Cyste von Gastrotricha mystacea Stein sp.; C Die äussere, C^ Die innere Cysten- hüllc. Der Inhalt ist von Chytridieen inficirt, welche schon 2 Sporenschlüuche (ch) durch die Cystenhülle getrieben haben. Vergr. 200. 8. üonostomum affine Stein sp. Süsswasser. Ventralansicht. Vergr. 300. 9. Oxytricha Pellionella 0. F. M. sp. Siisswasser. Ventralansicht, Vergr. 300. 10. Stylonichia Mytilus 0. F. M. sp. Siisswasser. 10 a. Ventralansicht. Durch den dorsal gelegenen After wird gerade die Kieselschale einer Bacillariacee entleert, ^^"/j. 10 b. Theilungszustand in Ventralansiclit. ^^"/i- ^^'^ Einschnürung des Körpers hat gerade begonnen. Einwärts von den beiden Kandcirrenreihen sind schon zwei neue ange- legt. In der Vorderregion jedes Sprösslings die dicht zusammengedrängten Anlagen der neuen Girren der Bauchseite in 6 schrägen Reihen. Die Mikronuclei und der Makronucleus schon gctheilt. Die beiden, jedenfalls noch durch einen Verbindungs- faden zusammenhängenden Hälften des letzteren aber noch nicht in die beiden Glieder zerlegt. 10 c. Peristom und seine Wimperorgane in Ventralansicht, ümrisszeichnung. pr Der lamellenartig vorspringende rechte Peristomrand. poc Präorale Cilien; pom präorale Membran; um sogen, innere undulirende ^Membran; eom endorale Membran; eoc endorale Cilien; az adorale Zone mit 2 ^Membranellen (mb). 10 f. Nucleus im ruhenden Zustand; jedes seiner Glieder mit gut entwickeltem sog. Spalt. Die Membran etwas abgehoben. An jedem Glied ein Mikronucleus. Essigsäurepräparat (1 %)• lOf — g. Zwei successive Theilungsstadien der Kerne. 10 f. Der faserig diltcrenzirte Nucleus hat sich nach vorheriger völliger Concentririing in zwei Portionen getheilt , welche noch durch einen feinen Faden verbunden sind (Zustand, welcher dem der Fig. 10 b gerade vorausgeht). Die beiden Mikronuclei im Stadium der sich theilenden Spindel, mit an die Pole gerückten Hälften der Kernplatte. 10g- Jede der Hälften des Nucleus zu zwei Gliedern eingeschnürt; deren Verbindungs- faden noch nicht die spätere Dünne erlangt hat. Die Theilnng der Mikronuclei vollendet. loh. Cyste. G Aeussere; C^ Innere Cystenhülle. ""/,. lOi— 1. .'{ aufeinanderfolgende Conjugationsstadieu. Nach Essigsäurepräparaten. lOi. Die Makronuclci in je 4 Stücke zerfallen, resp. im Begriff hierzu. Die beiden Mikro- nuclei i;n') jedes Thiers zu ansehnlichen radiär-strahligen Kapseln angeschwollen. 10 k. Neben den 4 Bruchstücken des Makronucleus finden sich 4 massig grosse Mikro- nucleusspindeln n'^. 10 1. Die 4 Bruchstücke des ^Makronucleus (n) in Kückbildung (Absterben) begriffen, ebenso eine der Mikronucleusspindcln [n*]; eine zweite derselben n* im Auswachsen zu dem neuen Makronucleus , die beiden anderen (n*) in der Umbildung zu zwei neuen Mikronuclei begriffen. 11. Idealer Querschnitt durch eine Stylonichia in der Peristomgegend. Ansicht von vorn. Die Bedeutung der Buchstaben wie in Fig. 10 c. b Die dorsalen Borstenreihen. Die Girren der Ventralseite sind nicht gezeichnet. Figg. 1, 5a, (Ja, 7 b, S, 9, 10a— b, 10h nach Stein (Organismus I, 1S59); 2, 10c und 11 nach Kowalewsky (647); 3 nach Entz (Mitth. zool. Station Neapel V); 4 nach Wrzes- niowski (Zeitschr. f. wiss. Zool. 29); 5b— c, 6b, 7a nach Engelmann (Zeitichr. f. wiss. Zool. 11); 10c— g, lOi— 1 nach Bütschli (Studien 1876). Ciliata. Taf.LXXI. 'ah.Anst. vV/cma-tmter.Fraai&rt H! / / Erklärung von Tafel LXXII. ]„—r. Stylonycliia (Histrio Sterlü) Histrio 0. F. M. sp. Siisswasscr. Vergr. ca. 200. If, — /v. Zwei ConjugationszustJlndo von der Ventralseite. 1 «7. FriUierer Zustand mit der Anlage der neuen Banchbewimperung der Conjiiganten. 1 //. Späterer Zustand, nicht lange vor der Trennung. Die Anlagen der- neuen Bauclibcwiniperung haben sich weit über die Bauchflächen der Conjuganten ausgedehnt und die alten Girren schon grosscn- theils verdrängt, as' die neuen adoralen Zonen. .«.^'Z' in Fig. If} parasitische Sphae- rophryen, sog. Embryonalkugcln St ein 's. ]c — e. Copulation der Styl. Histrio. 1 c. Beginn der Copulation. .' \(l. Sechs Stunden später; die Verschmelzung ist nahezu vollendet. 1 e. Die Zygote 1 0 Stunden später. Nehen dem strangformigen Ma. N. 3 Mikronuclei. 2f(. Euplotes Patella 0. F. M. sp. SüssAvasser. Von der Ventralseitc. Vergr. 250. 2h. Euplotes Charon 0. F. M. sp. Slisswasser und Meer. Cyste. Vergr. nahe 300. ;■). Diophrys (Styloplotes St.) grandis Eees sp. (= '? St. norvegicus Cl. L. und Quenn.). Marin. Ventralansicht. Vergr. 300. Aa — h. üronychia transfuga 0. F. M. sp. Marin. 4r/. Ventrale, Ah. dorsale Ansicht. Vergr. 250. 5. Aspidisca Lyncaster 0. F. M. sp.- Marin. Ventralansichf. Vergr. .SOO. 5 c. Aspidisca Lynceus 0. F. ]M. sp. Slisswasser und Meer. Thcilungsznstand. cv' Die neu angelegte contractile Vacuole des vorderen Sprösslings. Vergr. 300. ('). Aspidisca turrita Ehrlog. sp. Marin. Seitlich-dorsale Ansicht. Vergr. .'!00. T. Actinotricha saltans Colin. Marin. Ventralansicht. Vergr. ca. 300. ^. Psilotricha acuminata St. Süsswasser. Ventralansicht. Vergr. 230. 9. B alladina parvula Kowal. Susswasser. Ventralansicht. Vergr. GOO. lOrt — h. Entodinium caudatum St. aus dem Kuinen der Wiederkäuer. lOrt. Exemplar in Ventralansicht. Vergr. 500. lOÄ. Kleiner Theil des Peristomrandes im optischen Längsschnitt mit einigen Mcnibra- neilen [mh) der adoralen Zone. \0c. Hinterende von Enfodinium Bursa St. mit der Afterröhrc, durch welche eben Ex- cremente entleert werden, llr^ — h. Ophryoscolex Purkinje! St. ans dem Eumen der Wiederkäuer. Vergr.? 11«. Exemplar in linksseitiger Ansicht. .c Der seitlich -dorsale Mcmbranellengürtcl. l\h. Ansicht auf das bestacheltc Hinterende. \'1(( — c. Licnophora Cohnii Clp. Marin auf Psyrmobranchus (Polychaete). Vergr. ca. 300. 12«. Ventralansicht mit nach dem Hinterende gewendeter Haftscheihe. \ 2 h. Seitliche Ansicht. 12c. Ventralansicht. In \'2J> und c ist die Haftscheibe nach der Ventralseite gewendet. ch Der untere Cilienkranz. 12r/. Licnophora Asterisci Grub, (wahrsch. = L. Aucrbachii Cohn) auf der Haut von Asteriscus. Gefärbtes Präparat mit deutlichem Ma. N. Ventralansicht. " 13. Trichodinopsis paradoxa Clp. L. aus der Athemhdhle von Cyclostoma elcgans. o Schlund. It Der Haftring. ? Fraglicher Körper. Vergr. 200. \\a—h. Trichodina Pediculus Ehrbg. Süsswasser auf Hydra. 14«. Ansicht der Haftscheibe von unten, vi Das sog. Velum. ch Der untere Cilien- kranz, welcher etwas einwärts auf der Unterseite des Volums entspringt, rm Das Kingband; links dessen oberflächliche feinere, oben seine tiefere gröbere Eadiär- streifuiig dargestellt, li Die Haken oder Zähne des Haftrings, r die nageiförmigen inneren Stücke. Vergr. 450. 14^^. Ein isolirter Haken h mit dem zugehörigen Nagelstück r; stärker vergrössert. Figg. \a—h. 2h, 4, 5, 6 und 8 nach S t ein (Organismus d. Inf. I); \c—e nach Engel - mann (Zeitschr. f. wiss. Zool. 11); 2« und 3 nach Kees (Zur Kenntniss der Bewimperung der hypotr. Infus. ISSl); 10 nach Schuberg (Zoolog. Jahrbücher 3, Abth. f. System.); 7 nach Maupas (Arch. zool. exp6r. 2. s. I); 1) nach Kowalewsky (Physiograph. Denkschr. Warschau Bd. 2); 12«— e nach Claparede (Ann. sc. nat. 5. s. Z»ol. VIII); \2d nach (Jruber (Nova Acta 46); 13 nach Claparede und Lachmann (Et. s. les infiis.^; 14 nach James- Clark (Mem. ]5oston soc. nat. bist. F). - Ciliata. Taf. LXXII la. 0m :'''j /°" 7o^ '^j'j. ., Ib az' # /?^ /^4 az n' Id j^J/5 le {■z- ;' i(^,ll « ''i'?W^ - •• •■•■■■ •• rA -' "rA- £ith.AnsL v.WimirfVfimerJnmMiirt'^K. Eikläning von Tafel LXXIIL Tip. ]. Tricliüdiua (ürceolaria [Lain.] Stein) Mitra Sieb, oder doch näclistverwandt. Angeb- licli von den Kiemen des Hechts (Esox^luciiis). Seitliche Ansicht, ck Der iintere Cilienkranz. Vcrgr. 220, 2a — h. Trichüdina Pediculus Ehrbg. von Hydra. Vergr. 430. 2a. Ansicht von der Vestibiilarseite. unt Die undulirende Meuiliran, welche wie eine Borste aus dem Vestibulum {vst) hervorschaut, lia Der Haftring. ck. Dax untere Cilienkranz. vi Das sog. Velum iJ.-Cl.), unter welchem der untere Cilienkranz ent- springt. 2h. Ansicht auf das Pcristom Die vollständig zu überschauende adoralc Zone beginnt bei az und senkt sich bei az^ in das Vestibulum hinein, a? Angebliche Afterstelle im Vestibulum (nach James-Cl.\ .';« — b. Trichodina sp. von den Kiemen der Quappe (Gadus Lota). 3 a. In seitlicher Ansicht. Vcrgr. 300. 'dh. Thcilungszustand von der Unterseite. Der Haftring (/<«) ist schon nahezu halbirt. 3 c. Eigenthümliclu; Zustände, welche Li ob erkühn auf seinen uiied. Tafeln mehrfach von einer Trichodinc der Kiemen des Kaulbarschs (Acerina cernua) abbildet. In einer ge- meinsamen und, wie es scheint, nicht umhüllten Plasmamasse liegen 3 vollständige Tricho- dinen. Es scheint sich um einen protozootischen Organismus zu liandcln, welcher die Trichodinen gefressen hat. Zunächst wäre vielleicht an den räuberischen Amphileptus Claparcdei St. zu denken, doch sprechen die Zeichnungen nicht recht dafür. Vergr. 250. \u. Cyclochaeta Spongillae Jacks, von Spongilla. Seitliche Ansicht, ha Der Haft- ring; b der Kranz ansehnlicher Borsten, welche etwas oberhalb des unteren Cilienkranzcs (c7,;) entspringen. Vergr. 450. Ah. Makro- und Mikronucleus der Cyclochaeta Asterisci Grub. sp. von Asteriscus (marin). Vergr. V 5. Scyphidia Physarum Lachm. auf Physa und Neritina. In seitlicher Ansicht. Vergr. 300. H« — ü. Gerda Glans Clap. u. L. Süsswasser. a. Ein kriechendes Individuum ohne unteren Cilienkranz in seitlicher Ansicht, b. Ein scliwimniendos mit dem unteren Cilienkranz {ck) und deutlicher Absetzung des unteren Körperabschnitts, was die Gestalt eichelartig macht. ag Das von Clap. und L. in Verbindung mit der contract. Vacuole beobachtete Gcfäss, welches wohl sicher einem kanalartigen , in das Vestibulum {vst) mündenden Keservoir entspricht. Vergr. ca. 200. 7. (jlossatella n. g. (Spirochona Kent) tintin iiabulum Kent sp. auf jungen Tritonlarven. Ausgezeichnet durch die kolossale Ausbildung der undulirenden Membran {tun), v Heller, dreieckiger Kaum, welcher gewölinlicii im Unterende beobachtet wurde; seine Bedeutung blieb unklar (ob Vacuole'?). Vergr. (iOO. * 8. Astylozoon fallax Engelm. Süsswasser. Seitliche Ansicht. sh Die angeblichen Springborsten des Unterendes. Vergr. 260. \)a—h. Vorticella nebulifera 0. F. M. Süsswasser. 9a. Ausgestrecktes Individuum mit dem oberen Theil des Stiels; seitliche Ansicht auf den Eingang des Vestibulums {vsf). Etwas schematisch, um den Bau der Vorticellidinen zu erläutern, a Die Aftcrstelle im Vestil)ulum; etwas nach innen davon mündet das Keservoir (rs) der contractilen Vacuole in das Vestibulum. os Schlund, irk Der sog. Wimperring, d. h. die stets sichtbare ringförmige Linie, aus welcher sich der untere \\'imperkranz entwickeln wird. Zu diesem Wimperring strebt das Büschel der Myo- ncme. welches vom contractilen Stielfaden herkommt, hin; der weitere Verlauf der Myoneme gegen den Peristomrand [^pcr) ist deutlich zu sehen. Vergr. 600. 9 b. Angeblicher Copulationszustand, möglicherweise jedoch eine Zwillingsbildung (s. p. 1 600). Die beiden Ma. N. bilden ein zusammenhängendes Band. Fig. \Oa—b. ^'ol•tiCl'-Ila uiojiilata Tätern. Susswasser. 10». Exemplar von der Vestibularseite , mit dem oberen Stielende. \Va Die oberfläch- lichen Protuberanzcn auf der Pcllicula. Vergr. 440. 1(»Ä. Ein IJeincr Theil zweier (v|uorrcilieu der Protuberanzcn bei stärkerer Ver- grösscrung-. 11«— c. Vorticella microstoma Ehrbg-. Susswasser. 11«. Vom Stiel abgelöste Cyste nach Stein. Vergr. 300. 1 1 b. Junge Cyste, noch auf dem Stiel befestigt. Pcristom etc. noch vorhanden. Vergr. 300. 11 c. Abgelöste Cyste nach d'Udekem. ]2a—c. Drei successivc Theilungsstadicn von Vorticella nebulifcra. Etwas schematisirt ; hauptsächlich um die Thcilung der Kerne zu zeigen. Xiia — b. Vorticella microstoma Ehrbg. 13 a. Knospungszustand. l'dlf. Ein dreifacher, frei umherschwimmender, sog. Copulatiouszustand nach Clap. und L. iia — c. Drei aufeinanderfolgende Stadien der totalen Conjugation von Vorticella nebuli- ■ fera 0. F. M. {= marina Greelf). 14 a. Die Milcrogonidie {tng) kurz nach ihrer Befestigung auf der Makrogonidie. ]ib. Der untere Wimperkranz der Mikrogonidie ist geschwunden; dieselbe hat ihr ünter- endo saugiiapfartig eingezogen und sich damit inniger auf der Makrogonidie be- festigt. 14 c. Die Verschmelzung ist vollzogen. Der l)orstigc Kest der Mikrogonidie (n/fj) wird gerade abgestossen. Figg. 1 und 3 nach Lieberkühn (uned. Tafeln 1855); 2 nach James-CIark (Mem. Boston soc. nat. hist. Vol. 1); 4a nach Jackson (Quart, jourii. micr. sc. N. s. Vol. 15); ib nach- Gruber (Nova Acta 46); 5 nach Quennerstedt (Sveriges infus. III); 6 imd l^b nach Claparcide und L. (Et. s. les infus.) ; 7 nach Kent (Manual of Infus.); SnachEngel- man]i (Zeitsclir. f. wiss. Zool. 11); 9, 10 und 12 Originalia von ls75; IIa— i nach Stein (Archiv für Naturgesch. 1S49); Uc nach d'Udckem (Mcm. Ac. Belgique 34); 14 nach Greeff (Arch. f. Naturgesch. ISTO— 71). Ciliata. Taf.LXXm. az 2a. 2b. cv 5. -^<£tS= ' cv ■ vst Tl'f"/ 77 lith.Aist.vWcrntTiWim'FrojMjifK Erklärung von Tafel LXXIV. Fifc'. In — h. Carclicsium poly piii ii m Elirbu-. Süsswasser. ] «. Eine Kolonie iui ausgestreckten, 1 b. Eine solche im rontraliirten Zustand. Vcrgr. von 1 a 60, von 1 b 100. 2. Zoothamnium Arbuscula Ehibg. Süsswasser. Eine Kolonie im ausgestreckten Zu- staiul. Mg Die Makrogonidicn oder sog. knollenförmigen Individuen, sff Der contractile Stielfaden im Grundstamm des Gerüstes. Vergr. 60. 3. Zoothamnium alternans Claj). und L. Marin. Ein kleines Stuck des Stammes einer Kolonie, dessen Stielfaden (stf) fasrig aufgelöst ist. fs Die Fadenscheide. 4. Zoothamnium Cicnkowskii Wrz. Marin. Eine Kolonie. Vergr. 350. öo — 1>. Epistylis plicatilis Ehrbg. Süsswasser. 5 a. Eine Cyste auf einem niederen Stiel (st). öh. Eine leere Cystenhtillc, deren ausgetretener Insasse seinen neuen Stiel {sl') auf dem Boden der Cyste befestigt und durch Theilung eine Kolonie gegründet hat. 6. Epistylis plicatilis Ejirbg. Ein Individuum von der Vestibularseite. Vergr. .300. 7a — e. Epistylis ümbellaria L. sp. (= flavicans und grandis Ehrbg.). Süsswasser. 7«. Theil einer Kolonie mit mehreren Kosettcn von Mikrogonidien {>n:ir Die hier sehr lange und deutliche Schlundröhre, rct Die zur Ivetraction des Peristoms dienenden Myoneme. nJc Die Paare von Nesselkapseln, h Der sclieinbar dem Stiel zugehörige unterste Abschnitt des Thieres (Peilicularscheibe?), welcher bei der Ablösung vom Stiel am Infusor verbleibt. Vergr. ca. 150. 7 <•. Ein kleines Stück der Oberfläche mit 3 Myonemen (contractilen Fibrillen) und da- zwischen die sehr deutlich wabige Alveolarschicht. Stärkere Vergrösserung. Id. Ansicht auf die Peristomscheibe. Schematisch, um den Verlauf der über 4 Win- dungen (/ — 4) beschreibenden adoralen Zone, sowie die eigenthümliche Structur längs deren Befestigungslinie zu zeigen. le. Ein isolirtes Paar von Nesselkapseln. Die eine im nicht explodirten Zustand mit dem schraubig aufgerollten Faden im Innern ; die andere mit ausgeschnelltem Faden. 8. Oberer Theil eines Individuums von Epistylis ophrydiiformis Nüsslin. Süsswasser. Ansicht auf die Vestibularseite. Bemerkenswertli ist das lange kanalartige Eescrvoir (r*-) der contractilen Vacuole. Vergr. 500. iirt — h. Opercularia articulata Goldf. Süsswasser. '.ta. Ein ausgestrecktes Individuum von der Vestibularseite. Vergr. ca. 350. 'dh. Eine vollständig ausgebildete Cyste. 10. Opercularia sp. nov.? Süsswasser Der ohere Theil eines ausgestreckten Exemplars. Das Vestibulum {est) etwas nach links gewendet, myn Dicke Myoneme zur Einziehung des sehr hohen Discus. Vergr. ca. 300. 11. Cothurniopsis Sieboldii St. sp. von den Kiemen des Astacus fluviatilis. An- sicht auf die Breitseite des Gehäuses. Vergr. 300. 12. Cothurniopsis Astaci St. i\\. von Astacus fluviatilis. Ein in Abscheidung des Gehäuses begrifl'enes Individuum (vergl. p. 1550). Vergr. 300. Figg. 1 — 2 nach Ehrenberg (Die Infusorien 1838); 3 und 5 nach Claparede und L. (Et. s. les infus.); 4 nach Wrzesniowski (Zeitschr. f. wiss. Zoologie 29); 6, Ib — e, 9a iip'^ 10 Originalia von 1S75 — 76 {Ib mit Benutzung einer Figur von Wrzesniowski 1. cit.); Ij, nach Greeff (Arch. f. Naturgesch. 1870—71); 8 nach Nüsslin (Zeitschr. f. wiss. Zodogic 40)- 9/^ 11 und 12 nach Stein (Die Infus, auf ihre Entw. unters. 1854'). Ciliata. Tat'.LXXR'. Ivlh.Anst. vWsmers WbUcrFrcmJdirt'iM. Erklärung von Tafel LXXV. Fi-. 1. Cotliurnia maritima Elirbg. (= nodosa CI. L. und Eatz). Ein Gehäuse mit 2 aus der Theilung- licrvorgegangencu Indinducn. Vergr. 270. 2« — h. Cotliurnia crystallina Ehrbg. Susswasser und Meer. 2«. Ein Gehäuse mit 2 Individuen, welche in diesem Fall einem kleinen Stiel aufsitzen, der sich im Gehäusegrund erhebt. Vergr. ca. 200. 2 h. unterer Theil des Gehäuses sammt dem entsprechenden Theil des Ciliateukörpers (&■) der mit einem Deckelapparat versehenen Varietät (Coth. valvata Wright = opercu- lata Grub., Gatt. Thuricola Kent). d Der an der Wand des Gehäuses beweglich be- festigte Deckel; ß das Band, -welches ihn mit dem untersten Ende der Cothurnia ver- bindet und bei der Contraction des Infusors herabzieht. ;;. Cothurnia socialis Grub. Marin (fraglich, ob nicht nur Varietät von Coth. maritima Ehrbff., Gatt. Pyxicola Kent oder Pachytrocha Kent). Ausgezeichnet durch einen am Pcristomrand befestigten Deckel d, welcher bei der Zurückziehung- die Gehäuse- mündung schliesst. Der Stiel ist fälschlicher Weise um die Hälfte zu kurz angegeben. Vergr. ca. 1.50. 4«. Vaginicola decumbens Ehrbg. i^PlatycoIa Kent). Sasswasser. Ein Gehäuse, welches 2 Individuen enthält; Ansicht auf die obere oder Mündungsseite. Vergr. ca. 150. 4i. Vaginicola longicollis Kent sp. Süsswasser. Seitliche Ansicht eines auf einem Algenfaden befestigten Exemplars. Vergr. 200. 4 f. Vaginicola tincta Frommen t. Süsswasser (fraglich, ob von V. decumbens ver- schieden). Leeres Gehäuse mit deutlichem Saum im Umkreis der Befestigungsfläche. Vergr. 200. ha—c. Ophrydium versatile 0. F. M. sp. und Eichhornii Ehrbg. Süsswasser. ha. Eine kleine Kolonie (Stock) von Ophryd. versatile. Natürliche Grösse. äh. Radialer Durchschnitt durch einen kleinen Theil einer lebenden Kolonie von Ophr. versatile. g Die Gallerte; st das dichotomisch verzweigte Stielgerüst einer Gruppe von Individuen, welche über die Oberfläche der Gallerte hervorragen. Vergr. ca. 35. hc. Ein Individuum von Ophr. Eichhornii Ehrbg. Seitliche Ansicht; der Vestibular- eingang nach rechts gewendet. Vergr. ca. 450. Ort- — e. Lagenophrys Ampulla Stein von den Kiemen des Gammarus und Asellus. Vergr. 300. (irt. Exemplar von der' Oberseite. Im Gehäuse finden sich ausser dem eigentlichen Be- wohner noch 2 Mikrogonidien {mig). ü h. Theilungszustand. üc. Die beiden durch Theilung entstandenen Sprösslinge haben einen unteren Wimper- kranz entwickelt. Der linke, welcher früher am Mündungsrand des Gehäuses befestigt war, hat sich unter Zurücklassung eines Theils seines Plasmas {R) von diesem ab- gelöst. %d. Ein frei umherschwimmender Sprössling mit unterem Cilienkranz in seitlicher Ansicht. Ge. Totale Conjugation im Gehäuse. Die Mikrogonidie ist schon theilweis mit der Makrogonidie verschmolzen und die Ma. N. beider Individuen sind in zahlreiche Fragmente zerfallen. 'ja—l. Spirocliona gemmipara Stein von den Kiemen des Gammarus Pulcx. Vergr. von la — r und d ca. 450. '. Thcilungszustand einer Sphaerophrye. ]0c. Aus der Geburtsöffnung herausgefallene Sphaerophrye, welche im Wasser Tentakel entwickelt hat. \{)d. Schwärmerbildung einer solchen Sphaerophrye. II. Spliaerophrya aus Urostyla grandis (Sph. Urostylae Mps.). Frei umherschwim- mender Schwärmer. Vergr. 300. rj. Epistylis plicatilis mit einigen Endosphaeren (Sph), welche zum Theil Schwärmer- gestalt besitzen. Was der seitliche Zapfen der Epistylis bedeutet, ist nicht ganz sicher; wahrscheinlich spielt er die Rolle einer Geburtsöffnung. VMi—d. Podophrya libera Perty (Süsswasser). 13«. Ein Exemplar mit lang ausgestreckten Tentakeln. Vergr. 220. Vih — c. Der Schwärmer, h von der Breitseite, im Beginn der Umwandlung zur Podu- phrva, c von der Schmalseite. Vergr. ca. 210. lU. Cyste. Vergr. 270. 14o— c. Podophrya fixa Ehb. (Süsswasser). Vergr. ca. 220. 14a — h. Zwei aufeinander folgende Theilungsstadien. 1 Je. Ein in Encystirung begriffenes Individuum, [\ä. Nach Engel mann angeblich Cyste von Podophrya fixa, welche vom Stylonychia gefressen wurde; Avahrschcinlicher jedoch Cyste von Sphacrophr^a pusilla Ol. L. Vergr. 200. 'o^ Fig. 1 u. 3 Originalia {\h — c u. 3 nach Skizzen von Prof. Blochmann); 4 — 6 nach Lcidy (Journ. of Ac. nat. sc. Pliiladelphia n. s. V. 8); 7 nach Maupas (Arch. zool. expcrim. T. !)); 8, 10 und 11 nach Stein (Org. d. Infus. I. u. IL); 9« nach Balbiani (Journ d. 1. phvsiol. T. 4); \)h — c nach Originalien von Maupas; J2 nach Clap. u. L. (Etud. s. les ini'. IL); 13 nach Maupas (Arch. zoolog. cxper. T. 5); 14« — c nach Cien- kowsky (Bull, phys.-math. Ac. Petersbourg T. 13); \\d nach Engelraann (Z. f. wiss. Zool. Bd. 11). Ciliata u. Suctoria. Taf.LXX\l. liAJbisty-WmurSiWäUcr,FränkwTt iM Eikläiimg von Tafel LXXVII. Fig. 1. Ehyncheta Cj^clopum Zenk. von Cyclops coronatus (Süsswasser). Vergr. ca. 170. 2a — c.^ Urnnla fepistylidis Clap. L. auf den Stielen von Epistylis (Süsswasser). Vcrgr. 200. 2a — h Exemplare in seitlicher Ansicht mit massig ausgestreckten Ten- takeln (2rt nach Engelmann, 2h nach Clapar.); 2c Exemjjlar, welches einen Schwärmer {S) durch schiefe Theilung abgeschnürt hat; [cv\ die contr. Vacuole des Schwärmers. 2« — ß. Hypocoma parasitica Grh. (= Acinetoides Greeffii Plate). Marin auf Zootham- nium. Vcrgr. ca. 550. 2«. Seitliche Ansicht: t der tief eindringende einzige Tentakel. 2ß. Ventrale Ansicht. 'da—l. Ephelota gemmipara Hertwig sp. (Podophrya Hertw., Hemiophrya Kent; ein- schliesslich Podophr. Benedenii Fraip.). Marin. \\a. Exemplar in seitlicher Ansicht; vom Stiel ist nur das Apicalende gezeichnet. t Greif-, t' Saugtentakel. Vergr. ca. 100. 3fc. Cyste auf dem Stiel. '6c, Kleines Stück des Stiels bei starker Vergrösserung. 'Ml. Basalende des Stiels nach Hertwig. 'ie. Ein Stück der apicalen Eegion eines langen Stiels, vierkantig; nach Fraipont (sog. Podophrya Benedenii). ;!/'. Einige Greiftentakel nach dem Leben, u im ausgestreckten Zustande; links daneben varicöse und geknickte Tentakel nach Misshandlung ; ß verschiedene Contractions- zustände. \)(j. Kleines Stück der Oberfläche eines mit verdünnter Chromsäure behandelten Exempl. pe die abgehobene Pellicula ; E Entoplasma; i' Saugtentakel, ausserdem noch drei Greif tentakel. 3/*. In Knospung begriffenes Exemplar, S die Knospen. Tingirtes Chromsäurepräparat. ^i—lc. Zwei Schwärmer nach Fraipont; i seitliche, h ventrale Ansicht. 3Z. Schwärmer in Ventralansicht nach Hertwig. st Anlage des Stiels ; x bewimperte, röhrenförmige Einstülpung (Cytostom? Hertw.). 4. PodO|phrya Trold. Clap. L. Marin. Seitliche Ansicht. S zwei endogene Knospen, welche aus dem Innern auf die Oberfläche der Suctorie getreten sind. Vergr. ca. 170. 5. Tokophrya cothurnata Weisse sp. Süsswasser. Exemplar von der Breitseite. Aus der langspaltenförmigen Geburtsöffnung (o) tritt gerade ein endogener Schwärmer hervor. Vergr. 200. tl. Tokophrya Perrum equinum Ebb. sp. Süsswasser. Exemplar von der Breitseite mit eingezogenen Tentakeln und einem endogenen, schon gut ausgebildeten Schwärmer, o die Geburtsöffnung. 7ft — h. Tokophrya Steinii Cl. u. L. Süsswasser. 7a. Exemplar von der Breitseite. Neben dem Ma. N. («) ein schon wohl entwickelter, endogener Schwärmer. Vergr. 200. Ih. Ein Schwärmer. 8. Tokophrya conipes Mereschk. Marin., Vergr. 160. 9a — d. Tokophrya quadripartita Cl. L. Süsswasser. Vergr. ca. 300. 9a. Exemplar in seitlicher Ansicht mit der ersten Anlage emer inneren Knospe, o die Geburtsöfl^nung. Die Knospenhöhle ist noch wenig ausgewachsen, doch der Ciliou- giirtel schon angelegt. Der Ma. N. noch unverändert. \)h—c. Zwei weitere Entwicklungsstadien derselben Knospe; {cv\ ihre contractile Vacuolen. 9f?. Ein ausgetretener, frei umherschwimmender Schwärmer. 10a— i. Acineta emaciata Mps. Marin. loa. Ansicht von der Breitseite, S endogener Schwärmer. Vergr. ca. 300. lOZ'. Apicalansicht. 11 o. Acineta vorticelloides Fraip. Marin. Seitliche Ansicht. Vergr. 420. Wh. Acineta divisa Fraip. (wohl = patula Clap. L.). Marin. Seitliche An.sicht eines Individvuims, welches zwei sog. „diverticules generateurs" (x) trägt; n' deren Nucleus. Der eine der Knospenschläuciie enthält eine endogene Knospe {S). Die Acinete soll einen Wimpcrgürtel entwickelt haben. Vergr. 400. Suctoria. Taf. LXX\'n . litk.Anst vMrnir lMnur,FrimkhTPM. Erklärung von Tafel LXXVIII. Fig. ]„_/■ u h. Acineta tuberosa Ehb. (= foetida Mps) Mann. ]a Aiisiclit von der Breitseite; in der Brutliöhle 4 reife Schwärmer (S). Vergr. 300. \b. Ein Schwärmer in seitlicher Ansicht, st Das Körnerhäufchen, welches die Stelle der Stielbildiuig bezeichnet (nach Maupas). ]c. Schwärmer nach Entz. , n o i, ■• 1 (l Zwei aufeinander folgende Stadien der Festheftung und Metamorphose des Schwär- mers, st der Stiel. 1/'. Conjugation. 1/i. Apicalansicht. Der "Weichkörper ist nur am Mündungsspalt und längs 4 aut- steigenden Linien an der Gehäusewand befestigt, weshalb der Querschnitt des Gehäuses sechseckig geworden ist. U/. Acineta Cucullus Clap. L. (? B.). Marin. Gefärbtes Präparat eines Individuums mit 4 endogenen Knospen {S), von welchen eine noch in Abschnürung begriffen ist. 2. Acineta Jolyi Mps. Marin. Ansicht von der Breitseite. Vergr. 180. 3. Solenophrya crassa Clp. L. Süsswasser. Vergr. ca. 150. 4a— d. Metacineta mystacina Ehb. sp. Süsswasser. ia. Seitliche Ansicht eines Individuums, welches durch schiefe Theilung einen Schwärmer entwickelt hat. Derselbe besitzt schon Cilien und eine contractile Vacuola [cv], doch ist er noch nicht völlig abgeschnürt, was aus dem Zusammenhang der Ma. N. hervorgeht. Vergr. ca. 300. 4h. Vorderende desselben Individuums, etwas später. Der Schwärmer (S) hat sich vollständig von der Mutterhälfte getrennt und ist allmählich gegen den Apex des Gehäuses emporgerückt. 4c. Etwas umgeknicktes, kurzgestieltes Individuum, welches dem Beschauer die Apical- fläche des Gehäuses zuwendet, auf welcher die 0 Mündungsspalten mit den aus- tretenden Tentakelbüscheln zu sehen sind. 4d. Conjugationszustand. 5. Trichophrya (?) piscium n. sp. von den Kiemen verschiedener Süsswasserfische. Exemplar mit einer in der Abschnürung begriffenen inneren Knospe. Vergr. ca. 300. Cirt— c. Trichophrya Epistylidis Clp. u. L. Süsswassei% Gcf. Mittelgrosses, flach aufliegendes Individuum. Vergr. ca. 150. lob. Frei umherschwimmender Schwärmer; Ge. Derselbe ist zur Ruhe gelangt und hat Tentakel entwickelt, doch die unbeweglich gewordenen Cilien noch nicht verloren. Tfl — d. Dendrosoma radiaus Ehb. Süsswasser. 7a. Sehr grosses Exemplar. Bei S an einigen der aufsteigenden Aeste innere Knospen; bei X angebliche freie, äussere Knospen (s. Fig. Id). Vergr. 24. Ih. Theil eines aufsteigenden Astes mit einer endogenen Knospe (S) in einer ])ru(h- sackartigen Hervor Wölbung. Die Knospe hat sich schon abgelöst und zum Schwärmer entwickelt, «der lang bandförmige, vielfach verästelte Ma. N. der Mutter. Der Ast, von welchem sich der Ma. N. der Knospe al)schnürte, ist deut- lich zu erkennen. 7c Sehr jugendliche Dendrosoma, kurz nach der Metamorphoso dos Scliwärmers. Es hat sich erst ein kurzer Tentakelast erhoben. Vergr. 470. Fig. Ui, h, d—e und 2 nach Maupas (Arch. zoolog. oxperim. T. IX); Ic nach Entz (Termez. Füzetek Vol. III.); If und h nach Fraipont (Bullet. Ac. Belgicpie T. 44 u. 45); !a. Der Eüssel nach einem tingirten Präparat. fiö. Wunnartige Form, seitliche Ansicht Vergr. 150. 6c— f?. Zwei rüsseltragende Individuen, auf deren Apicalfläche je ein wurmförmiges Individuum befestigt ist. Je nach der Auffassung dieser Zustände als freie Knospung oder (Kopulation wird die eine oder die andere der Figuren als die frühere Entwicklungsstufe zu betrachten scüi. (Vcrgl. im Text). Vergr. ca. 240. Fig. ] und '2b— c nach Plate (Zoolog, .labrbiiclier Bd. III); 2a, d—g nach Bütschli (Zeitschr. f. wiss. ZooL Bd. 2S); 2/t nach Aimö Schneider (Tablettes zoolog. I); 3a, d u. f nach Clapar. u. L. (Etud. s. les infus. II); 36 u. e nach Eobin (Journ. anat. et physiolog. 1S79); 3c u. 4 nach Kent (Manual of Infusoria); 'dg nach Wright (Ann. mag. nat. bist. [3] 8); 5 nach Gruber (Nova Acta Ac. C. L. C. Vol. 4(1); 6 nach von Koch (2. Acineten auf Plumularia setacea. Jena 1S76). Suctoria. Taf LXXiX. liätßMStrWamfr SiWnta;Fraa.kfart'!M. o ^m. t.-^ v'^'' *V»< .*'J "V^: ■m:-^-'';: ^\''^rim