Elementarcurs der Zootomie in fünfzehn Vorlesungen. Von Dr. B. Hatscliek, ü. ö. Professor der Zoologie au der deutscbeu Universität in Prag, und Dr. C. J. Cori, Privatdozent für Zoologie an der deiitscheu Universität in Prag. Mit 18 Tafeln und 4 Figuren im Text. " i' '^l\i'iX,^' '& 2.Ö Jena, Verlag von Gustav Fischer. 1896. Preis: broschiert 6 Mark 50 Pf., gebunden 7 Marh 50 Pf. TTilf QpVlplr ^^' ^®'^*'^0^*> °- °- Professor dei^ Zoologie an der deutschen Carl Yeiiag Ton CriistaT Fischer in Jena. Dr. Berthold, o. ö. Professor der Zoologie an der Ferdinands-Universität in Prag, Lelll'blich (Icr ZOOlOg'ie. Eine morphologische Uebersicht des Tierreichs zur üintuhrung in das Studium dieser Wissenschaft. Erste bis dritte Lieferung. Mit 407 Abbildungen im Text. 1888—91. Preis 9,50 Mark. von Bardeleben, ZI^mIiX'^ Haeckel, ?i ^S'^^irtTr Univ. Jena, Atlas dcr topogi aphisclien Anatomie des Menschen. Für Studierende uud Aerzte. lüö grösstenteils mehrtarbige Holzschnitte und eine lithographische Doppeltafel mit erläuterndem Text. Preis: brosch. 15 Mark, elegant geb. 17 Mark. Kritik aus ,, Fortschritte der Medizin^^ 1894, No. 11: Der vorliegende Atlas, von einem Anatomen und einem chirurgischen Praktiker gleichzeitig herausgegeben, verdient die vielseitigste Beachtung. Die Abbildungen sind sehr lehrreich, dienen' zur raschen Orien- tierung und sind künstlerisch schön ausgeführt. Kaum an einer der Tifejn lässt sich etwas aussetzen ; der beigefügte Text ist kurz und gut. Zur Topographie von Gehirn und Rücken- mark hat Professor Ziehen einige treffliche Abbildungen beigesteuert. Möge das schöne Werk grosse Verbreitung finden. Helferich {Greif stoald) . Ausführlichen Prospekt mit 3 farhigen Abhildungen liefert auf Wunsch jede Buchhandlung oder die Verlagshuchhandlung unentgeltlich. T^r^Q Q ^'^' ^' ^" ^■' ^^'^''°'' ^^^ Zoologie a. d. kgl. Landw. Hochschule in Kopenhagen, ^^"^^7 Lehrbuch der Zoologie für Studierende nnd Lehrer. Zweite vermehrte und verbesserte Auilage. AJit 4 des männlichen und weiblichen Gfesehlechts in der Natur. 1894. Preis: 80 Pt. üeber einige Probleme der Physiologie der Fortpflanzung. 1895. Preis: 75 fi. IxOrSChGltj E. und XlOlClGrj K., Professoren in Marburg i. H. und Berlin, Lehrbuch der Tcrgleichenden Entwicklungsgeschichte der wirbellosen Tiere. spezieller leil. Mit &99 Abuiidungen im Text. Ib90 — 93. Preis: 34 Mark. Inhalt: Poriferen, Cnidarier, Ctenophoren, Chaetognathen, Crustaceen, Palaeo- straken,- Insekten, Allgemeines über die Arthropoden, Phorouidea, Bryozoa ectoprocta, Brachiopoda, Entoprocta, Tunicaten, Cephalochorda (Amphioxus), bearbeitet von K. Heider. Plathelminthen, Orthonectiden u. Dicyemiden, Nemertinen, Nemathelminthen, Acanthocephalen, Rotatorien, Anneliden, Sipunculiden, Enteropneusten, Echinodermen, Arachnoiden, Pentasto- raiden, Pantopoden, Tardigraden, Onychophoren, (Peripatus), Myriopoden, Amphineuren, Lamellibranchiaten, Solenoconchen, Gastropoden, Cephalopoden, Allgemeines über die Mollusken, bearbeitet von E. Eorschelt. Kükonthal ^"^ wiUy, Die mikroskopische Technik im zoolo- ' giSChen Praktikum. Mit 3 Holzschn. I885. Preis: 75 Pf. H ^^ Elementarcurs der Zootomie in fünfzehn Vorlesungen. Von Dr. B. Hatscliek, o. ö. Professor der Zoologie an der deutschen Universität in Prag und Dr. C. J. Cori, Privatdozent für Zoologie an der deutschen Universität in Prag. Mit 18 Tafeln und 4 Figuren im Text. -^-»I^T^IgC 'l • Jena, Verlag von Gustav Fischer. 1896. Vorrede. Der vorliegende „Elementarcurs der Zootomie" hat sich aus der Praxis ergeben, welche durch etwa 10 Jahre an dem Zoologischen Institut der Prager deutschen Universität geübt wurde. Er lehnt sich in Bezug auf Form, Inhalt und Ausdehnung ziemlich genau an die jährlich gehaltenen Vorlesungen und Uebungen an. Der Zweck dieses zootomischen Elementarcursus ist, den Anfänger mit einer Summe von Thatsachen bekannt zu machen, welche nebst den theore- tischen Vorlesungen über allgemeine Zoologie die Grundlage für seine weiteren Studien bilden sollen. Für den Mediziner bildet dies einen wesentlichen Teil seiner zoologischen Vorbildung. Bei der Auswahl der Objekte wurde auf das praktische Bedürfnis und auf die leichte Beschaffung derselben die größte Rücksicht ge- nommen. Von den Wirbeltieren konnte nur ein einziger, wichtiger, mittlerer Typus genauer berücksichtigt werden und als solcher wurde ein niedriger Vierfüßer ausgewählt. Anhangsweise wurde der Frosch berücksichtigt, weil er ein leicht zugängliches und physiologisch häufig verwendetes Objekt ist. Dagegen wurde auf die Anatomie eines Fisches verzichtet, weil dieselbe ein eingehenderes Studium er- fordern würde, wenn sie in fruchtbringender Weise durchgeführt werden sollte. Ebenso wurde von der Anatomie gewisser Seetiere (Coelenteraten, Echinodermen, Ascidien) Abstand genommen, und ward dieselbe in die theoretische Vorlesung verwiesen. Die ge- nannten Objekte scheinen mit Rücksicht auf die praktische Uebung außerhalb des Rahmens eines ganz elementaren Kurses zu gehören. In der Untersuchung der einzelnen Objekte wurde nur so weit gegangen, als man makroskopisch und ohne Anwendung besonderer Hilfsmittel, z. B. Injektionen, gelangen kann und dabei der praktische Gang der Untersuchung möglichst berücksichtigt. Die dem Buche beigegebenen Tafeln sind speciell für die Zwecke desselben nach Originalpräparaten hergestellt. Die meisten Zeich- nungen waren in zinkographischer Vervielfältigung und als Wand- tafeln bereits viele Jahre hindurch am Zoologischen Institute in IV Vorrede. Verwendung. Um die Herstellung derselben hat sich besonders Herr cand. med. Ad. Kasper verdient gemacht. Zum Zwecke der Herausgabe des Buches sind sämtliche Figuren durch Herrn Zeichner und Präparator K. Bergmann in der früheren Anordnung, aber direkt nach Präparaten, nochmals neu gezeichnet worden. Einige wenige Figuren, betreffend Apus und Gehirn von Periplaneta, sind Kopien nach Burmeister, Zaddach, Siebold und Bruno Hofer. Auch die Einteilung des Buches lehnt sich durchaus an die praktisch erprobten Resultate an, und es ist dadurch die Gewähr ge- geben, daß der vorliegende Stoff wirklich in 15 je 2-stündigen Uebungen erledigt werden kann. Wir hoffen, daß dieses Büchlein, welches aus der Praxis hervor- gegangen ist, sich auch in weiteren Kreisen praktisch verwendbar erweisen wird. Prag, März 1896. Die Verfasser. Inhalt. Seite Vorrede IH Einleitung • VII Salanianilra maculosa 1 Erste Vorlesung: Uebersicht der inneren Organisation . . 3 Zweite Vorlesung: Verwandtschaft. — Aeußere Gestaltung. — Topographie der ventralen Skeletteile. — Situs viscerum 6 Dritte Vorlesung: Darmkanal. — Urogenitalapparat. — Kloake 13 Vierte Vorlesung: Blutgefäßsystem. — Nervensystem . . 17 Rana temporaria 25 Fünfte Vorlesung: Systematische Stellung. — Aeußere Ge- staltung und Geschlechtsunterschiede. — Topographie der ventralen Skeletteile. — Situs viscerum. — Blutgefäßsystem. — Darmtractus. — Harn- und Geschlechtsapparat. — Nervensystem 27 Auodonta mutabilis 39 Sechste Vorlesung: Einleitung. — Körperform 41 Siebente Vorlesung: Innere Organisation 45 Helix pomatia 51 Achte Vorlesung: Einleitung. — Körperform. — Organe der Lungenregion. — Situs viscerum 53 Neunte Vorlesung: Darmkanal. — Geschlechtsapparat. — Nervensystem 57 Astacus fluviatilis 61 Zehnte Vorlesung: Einleitung. — Körperform. — Bau der Extremitäten. — Kiemenhöhle. — Körperöffnungen ... 63 Elfte Vorlesung: Innere Organisation. — Uebersicht. — Blutgefäßsystem. — Geschlechtsorgane. — Darmkanal. — Nierenorgan. — Nervensystem 68 37299 VI Inhalt. Seite Apus cancrifomiis als Anhang zur elften Vorlesung ^) 73 Periplaiicta orientalis 79 Zwölfte Vorlesung: Einleitung. — Körperform .... 81 Dreizehnte Vorlesung: Innere Organisation ... .85 Hj'drophilus piceus als Anhang zur dreizehnten Vorlesung .... 89 Lumbricus terreslris 91 Vierzehnte Vorlesung: Einleitung. — Körperform. — Typische metamere Organe. — Organe des Vorderleibes . 93 Hirudo niedicinalis 99 Fünfzehnte Vorlesung: Einleitung. — Körperform. — Innere Organisation 101 Nachweis der Tafeln. Tafel nach Seite I— IV Salamander 24 V Frosch 38 VI— VII Teichmuschel 50 VIII — IX Weinbergschnecke fiO X— XII Flußkrebs 72 XIII Apus 78 XIV — XVI Küchenschabe nebst Schwimmkäfer 90 XVII Regenwurm 98 XVIII Blutegel 104 1) Vergl. Anm. p. 75. Einleitung. Die hier behandelten Objekte sind durchweg leicht zu beschaffen; nur wenn, wie dies bei uns üblich ist, der Curs im Winter vor- genommen wird, muß rechtzeitig im Herbst für die Beschaffung und Erhaltung der Objekte Vorsorge getroffen werden. Von Apus, der nur gelegentlich, aber dann in größeren Mengen vorkommt, kann bei günstiger Gelegenheit leicht ein größerer Vorrat von Hunderten von Exemplaren gesammelt werden. An Instrumenten und Vorrichtungen für die Präparation ist folgendes nötig: Ein größeres, viereckiges Sezierbecken, 30 cm lang, 25 cm breit, 6 cm tief, in welchem die Objekte unter Wasser seziert werden. Der Boden desselben ist mit einer fingerdicken Schicht einer geeigneten Wachsmischung ausgegossen, in welcher die Nadeln zum Zwecke der Befestigung der Objekte festhaften sollen. Wir verwenden meist ein Gemisch von Paraffinabfällen, etwas Unschlitt, Wachs, venetianischem Terpentin und Kienruß. Die Masse muß, erkaltet, eine harte und zähe Beschaffenheit haben. Als Sezierbecken sind die käuflichen, metallenen, emaillierten Bratpfannen gut verwendbar, doch müssen Füßchen an dieselben angelötet werden, um ihnen größere Stabilität zu geben. Für die kleineren Objekte (Apus, Küchenschabe) ist ein zweites, kleineres Sezierbecken erwünscht, wozu glasierte Blumentopfunter- sätze dienen können, die ebenfalls mit der obigen Mischung ausge- gossen werden. An Instrumenten ist erforderlich : 1 kleines, rundes Skalpell; 1 kleines, spitzes Skalpell; 1 kleine, aber nicht zu dünne Pincette; 1 kleine sog. Augenschere; 1 Sonde; 1 Paar Präpariernadeln, wozu Nähnadeln verwendet werden, die mit ihrem stumpfen Ende in einen Stiel, der aus einem Stückchen spanischen Rohres besteht, eingetrieben werden; 1 grober Haarpinsel; l weiße und 1 schwarze Präparierplatte (5 X 10 cm groß) ; hierzu werden Glasplatten verwendet, die an ihrer einen Seite mit weißer, resp. schwarzer Oelfarbe angestrichen sind ; diese Seite kann ferner durch eine zweite aufgeklebte Glasplatte geschützt werden ; von Vorteil ist ferner eine kleine Armlupe (mit 3 — 4-facher Vergrößerung), die schon um den Preis von 2 bis 3 Mark zu be- schaffen ist; VIII Einleitung. eine größere Anzahl gewöhnlicher Stecknadeln zum Fixieren der Objekte; 1 gröbere sog. Verbandschere zur Durchtrennung gröberer Teile, z. B. zur Oeifnung des Krebspanzers oder des Beckens vom Frosche ; diese kann aber, da sie nur wenig verwendet wird, mehreren Prakti- kanten gemeinsam dienen ; endlich wird man sich in einzelnen Fällen, wie z. B. beim Oeffnen der Teichmuschel, auch noch eines gewöhnlichen Taschenmessers be- dienen. Die in Anwendung kommenden Reagentien, die zum Töten und Konservieren der Objekte gebraucht werden, sind folgende: 1) Schwefeläther (billiger als Chloroform) ; 2) Chloralhydrat f 3) Alkohol; 4) Formalin = 40-proz. Lösung von Formaldehyd; 5) Salpetersäure ; 6) Glycerin. Zum eingehenderen Studium können, außer den Lehrbüchern und Handbüchern der Zoologie und vergleichenden Anatomie, folgende Schriften empfohlen werden : Salamander: M. Rusconi, Histoire naturelle, development et meta- morphose de la Salamandre terreste. Pavie 1854. Frosch: A. Ecker, Die Anatomie des Frosches. Braunschweig 1864 —1882. Krebs: T. H. Huxley, Der Krebs. Leipzig 1881. Küchenschabe: L. C. Miall and A. Denny, The structure and life- history of the Cockroach. London 1886. Blutegel: R. Leückart, Die Parasiten des Menschen. I. Bd. p. 535. Leipzig 1894. Salamandra maculosa Laur. Feuersalamander. Phylum Subphylum Claclus Subcladus Klasse Ordnung Subordo Chordata, Chordatiere. (Vertebrata) Craniota, Schädeltiere. Gnathostomata, Kiefermäuler. Tetrapoda, Vierfüßer. Amphibia, Amphibien. Urodela, Schwanzlurche. Salamandrina, Molche. Hatschek-Cori, Elementarkurs der Zootomie. Systematische üebersicht der Chordaten. Phyluni: Chordata, Chordatiere. 1. Subphyluin : Tunicata, Manteltiere. Beispiel: Ascidia, Ascidie. 2. Sul)phyllllll : (Vertebrata-)Acrania , Schädellose. Beisp. : AmpMoxus, Lanzettf ischchen. 3. Sul)l)hylum : (Vertebrata-)Cramota, Schädeltiere. 1. Cladus : Cyclostomata , Rundmäuler. Beisp. : Petromyzon, Neunauge, dessen Larve Ammocoetes. 2. Cladus: Gnasthostomata, Kiefermäuler. 1. Subcladus: Pisces, Pische. 1. Klasse: Elasmobranchii (== Selachii), Haifischähnliche. 2. Klasse: Stegobranchii (== Euichthyes), Kiemendeckelfische. Ord. : Dipnoi, Lungenfische. Ord. : Ganoidei, Ganoidfische. Beisp. : Accipenser, Stör. Ord.: Teleostei, Knochenfische. 2. Subcladus: Tetrapoda, Vierfüßer. 1. Klasse: Amphibia, Amphibien. Ord. : Stegocephali (ausgestorben). Ord. : Gymnophiona, Schleichenlurche. Ord.: Urodela, Schwanzlurche. Subord. : Perennibranchiata, Fischmolche. Beisp. : Proteus. Grottenolm. Subord. : Salmandrina, Molche. Beisp. : Salamandra maculosa, Feuersalamander , Salamandra atra , Alpensalamander, Triton, Wassersalamander. Ord. : Anura, Froschlurche. Beisp. Rana temijoraria, Grasfrosch. '2. Klasse: Reptilia. Reptilien. 3. Klasse: Aves, Vögel. 4. Klasse: Mammalia, Säuger. Ord.: Monotremata, Kloakentiere. Beisp.: Ornithorhynchus , Schnabeltier; Echidna, Ameisenigel. Ord. : Marsupialia, Beuteltiere. Ord.: Placentalia, placentale Säugetiere. Erste (theoretische) Vorlesung. Hierzu Taf. I. Uebersicht der inneren Organisation. Die Achse des Körpers wird von der Wirbelsäule ein- genommen (Taf. I, Fig. 1). In der Wiederholung der gleichartig gestalteten W i r b e 1 findet der segmentierte (oder metamerische) Bau des Wirbeltierleibes seinen Ausdruck , der sich aber auch auf das Muskelsystem, Nervensystem, Blutgefäßsystem etc. erstreckt. An den Wirbeln unterscheiden wir (Taf. I, Fig. 2, o, 4, 5) zunächst die Wirbel- körper, welche die eigentliche Achse des Wirbeltierleibes darstellen und die hier beim Salamander noch umfangreiche Reste des Urskelettes, d. i. eines knorpelähnlichen, als Chorda dorsalis bezeichneten Stranges enthalten. Von den Wirbelkörpern gehen dorsale Bogen aus, die durch einen dorsalen Dornfortsatz ihren Abschluß finden; diese Bogen bilden den Rückgratkanal, in welchem das Rückenmark eingeschlossen ist. An denselben findet sich ein vorderes und ein hinteres Paar von Gelenkfortsätzen, welche nebst den Gelenk- flächen der Wirbelkörper die bewegliche Verbindung der einzelnen Wirbel herstellen. Sie kommen in charakteristischer Ausbildung erst den Vierfüßern zu. Die von dem Rückenmark abgehenden Nerven- stämme, die sog. Spinalnerven, verlassen zwischen je zwei aufeinander folgenden Bogen den Rückgratkanal. Von den Seiten des Wirbels gehen beiderseits die Querfortsätze aus, an welchen bei den urodelen Amphibien durch eine Furche die Abgrenzung eines dorsalen und ventralen Teiles angedeutet ist. Sie finden ihre Fortsetzung in den Rippen, welche bei den Amphibien nicht die ganze Leibeshöhle umspannen (den Anuren fehlen sie gänzlich), da sie, die Muskulatur durchbohrend, nur bis zur Seitenlinie des Körpers sich erstrecken. Im Schwänze findet man den dorsalen Bogen ähnlich gestaltete ven- trale Bogen. Sie bilden einen Kanal, welcher die großen Blutgefäße des Schwanzes (Aorta caudalis und Vena caudalis) enthält. Der Schädel (Taf. I, Fig. 1, 6, 7) bildet die vordere Fortsetzung der W'irbelsäule , und zwar liegt die Schädelbasis in der Fort- setzung der Wirbelkörper; an jungen Larven erstreckt sich in die hintere Hälfte der Schädelbasis auch noch die Chorda dorsalis; ursprünglich reicht diese primäre Achse bis zu dem Hirnanhange (Hypophysis cerebri), welcher von dem Zwischenhirn ausgeht. Das Schädeldach entspricht in einem gewissen Sinne den Wirbel- bogen ; so wie diese die Rückgratshöhle mit dem Rückenmark, so um- schließt jenes die Schädelhöhle mit dem Gehirne. Der Schädel enthält aber auch teils in geschlossenen Höhlen, teils in Vertiefungen die höheren Sinnesorgane, nämlich Nase, Gehörorgan und Auge. Eigentlich ist es das nur zum Teil (in der Orbital- und Hinterhaupt-Ohr-Gegend verknöcherte Prim ordialcranium, welches in tieferem Sinne den 4 Erste Vorlesung. Wirbeln vergleichbar ist. An dasselbe schließen sich noch sogenannte Deckknochen, durch welche auch gewisse Lücken des Primordial- craniums am Schädeldache und an der der Mundhöhle zugewendeten Schädelbasis verschlossen werden. Die wichtigsten Deckknochen der Schädeldecke sind das Scheitelbein (Parietale) und Stirn bei n (Frontale), der umfangreichste Deckknochen der Schädelbasis ist das den Fischen und Amphibien eigentümliche unpaare Para- sphenoid. Dazu kommen noch als Deckknochen des vorderen oder Gesichtsschädels das Nasenbein (Nasale), Zwischenkiefer- (Praem axillare) und Kieferbein (Maxillare) und nach innen gegen die Mundhöhle noch das Pflugschar- (Vom er), Gaumen- (Palatinum) und F 1 ü g e 1 b e i n (Pterygoideum). — Bei den höheren Vierfüßern ist das Primordialcranium weniger ausgedehnt als bei den Amphibien und Fischen , und seine verknöcherten Teile bilden mit den Deckknochen ein inniger verbundenes Ganze. Die niedersten Wirbeltiere, die Cyclostomen und Selachier, besitzen dagegen nur das zeitlebens knorpelig bleibende Primordialcranium. Den Acrania (Amphioxus) fehlt die Schädelkapsel. Wie vom Rückenmark (Fig. 8) die sog. Spinalnerven, so gehen auch vom Gehirn zahlreiche G ehirn nerven aus. Nebst solchen, welche die Haut und die Muskeln ähnlich wie die Spinalnerven ver- sorgen, sind die drei Nervenpaare der speciellen Sinnes- organe: Geruchs nerv, Augennerv und Gehörnerv hervor- zuheben. Die Gliederung des Gehirnes in das paarige Vorder h im, das Z w i s c h e n h i r n (mit Hypophysis und E p i p h y s i s), Mittel- hirn, Hinterhirn und Nachhirn findet sich bei allen Wirbel- tieren mit Ausnahme des Amphioxus. — So wie oberhalb der Körper- achse das centrale Nervensystem, d. i. Gehirn und Rückenmark, typischer- weise seine Lage findet, so ist andererseits unterhalb der Wirbelsäule die Aorta als Hauptschlagader des Körpers und unter dieser der Darmkanal mit seinen Anhängen gelagert. Das Herz als der Central- apparat des Blutgefäßsystems liegt ventral vom vorderen Darmab- schnitte; es sendet sein Blut durch die Aortenbogen, das sind seitliche Gefäße, die bogenartig den Schlund umgreifen, zur Aorta. Diese Aortenbogen sind nur bei den Lungenatmern kontinuierlich; bei den Fischen ist in dieselben das kapillare Gefäßsystem der Kiemen eingeschaltet, und jeder Kieme entspricht ein Aortenbogen. Das Herz liegt in einer besonderen Höhlung im Herzbeutel, welcher sich von der allgemeinen Körper- oder Leibes höhle abgesondert hat, letztere erstreckt sich von der Herzgegend bis an die hintere Grenze des Rumpfes. Die Auskleidung der Leibeshöhle, das Peritoneum, schlägt sich von der Leibeswand als Ueberzug auf den Darm hinüber ; der Uebergang zwischen dem Peritoneum der Leibeswand und dem des Darmes wird besonders durch das dorsale Mesenterium ge- bildet, welches als Aufhängeapparat des Darmes fungiert. Unterhalb der Wirbelsäule zu beiden Seiten der Aorta erstrecken sich die Nieren als harnerzeugender Apparat ; ihre Ausführungsgänge ziehen zur Kloake. Sie liegen retroperitoneal , d. h. außerhalb der Leibes- höhle, von dieser durch das Peritoneum getrennt. Zu beiden Seiten des dorsalen Mesenteriums liegen die Keimstätten, d.i. Eierstöcke der Weibchen , Hoden der Männchen. Beim Weibchen fallen die reifen Eier in die Leibeshöhle und werden jederseits durch einen Kanal, der eine Leibeshöhlenöffnung besitzt (Ovidukt mit Tuba), in Salamandra maculosa Laur. 5 die Kloake entleert. — Eine übersichtliche Betrachtung des Darm- k anal es zeigt zunächst die mit bezahnten Kiefern versehene Mund- höhle, in welche die inneren Nasenöffhungen (Choanen) münden und an deren Boden sich die fleischige Zunge befindet, sodann die darauf folgende kurze Rachen höhle. Mund- und Nasenhöhle werden von dem Kiefer- und Zungenbeinapparat, als bogenförmigen Skelettstücken, umgeben. Bei den Fischen ist die Rachenhöhle ver- mittelst der paarigen Kiemenspalten , deren vorderste in veränderter Form als Spritzloch fungiert, mit der Außenwelt verbunden; bei den meisten Vierfüßern verbleibt nur die letztere als Gehörgang; bei dem vorliegenden Objekte fehlt auch dieser. Die kurze Speiseröhre führt in den Magen, dessen Lage hier noch wenig von der Längs- richtung abweicht; in demselben verweilt die Nahrung eine Zeitlang, um durch den Magensaft (Sekret der Magendrüsen) verändert zu werden. Hierauf folgt der resorbierende Mitteldarm, der in Zwölf- fingerdarm und Dünndarm eingeteilt wird , ferner der D i c k - darm, in welchem sich die Verdauungsreste ansammeln, und dieser mündet endlich in die Kloake. Als Anhangsorgane des Darmes — bei der embryonalen Entwickelung als Ausstülpungen desselben entstehend — sind zu nennen: Zunächst die paarigen Lungen, welche durch die paarigen kurzen Luftröhren mit dem unpaaren Kehlkopf zusammenhängen; dieser mündet mittelst einer kleinen, an der ventralen Wand der Rachenhöhle gelegenen Oeffnung in die- selbe ein. Die Lungen als das typische Atmungsorgan der Vierfüßer sind hier bei den Amphibien noch sehr einfach gebaute Luftsäcke. Sie kommen unter den Fischen auch schon den Dipnoern zu und treten in anderer Funktion auch als Schwimmblase auf. — In den Zwölffingerdarm münden zwei große Anhangsorgane des Darmes ein, erstens die Leber, eine kompakte Drüsenmasse, die mit einem be- sonderen Reservoir, der Gallenblase, versehen ist, und zweitens die ihr dicht angelagerte Bauchspeicheldrüse oder das Pankreas. Die Leber ist schon bei Amphioxus vorhanden, jedoch in der einfachen Form eines blindsackartigen Darmanhanges. Die Harnblase ist eine ventrale Ausstülpung am hinteren Teile des Enddarmes. Eine solche echte ventrale Harnblase fehlt allen Fischen ; bei den Amphibien und Eidechsen ist sie noch ohne Beziehung zu den Harnleitern; bei den Krokodiliern , Schildkröten und Vögeln ist sie rückgebildet; bei den Säugetieren münden die Harnleiter direkt in dieselbe ein. Die Muskel massen des Wirbeltierkörpers sind (als Seiten- r umpf muskel n) zum größten Teile zu beiden Seiten der Wirbel- säule des Rumpfes und Schwanzes gelagert. Im Bereiche des Rumpfes ist ein Teil dieser Muskeln, welcher zu beiden Seiten der Eingeweide- höhle gelagert ist, als Bauchmuskulatur zu unterscheiden; sie setzt sich nach vorn in die ventralen, geraden Halsmuskeln fort. Die Rückenmuskulatur zerfällt ebenso wie die des Schwanzes durch ein horizontales Bindegewebsseptum, das sog. Inter- stitium laterale, in welches die Rippen der Amphibien ein- gelagert sind, in eine dorsale (epaxonische) und eine ventrale (hypaxonische) Muskelmasse. Hierzu kommen noch die Muskeln der Extremitäten und ferner die einem besonderen System an- gehörigen Muskeln des Kiefer- und Zungenbeinapparates. — Die Muskeln der Eingeweide sind keine selbständigen Gebilde, sondern mit den einzelnen Organen innig verwachsen. Zweite Vorlesung. Zweite Vorlesung. Hierzu Taf. II, Fig. 1 u. 2. Technische Notiz. Es empfiehlt sich, die Tiere lebend zu be- trachten und die Art ihres Schreitens, die Atembewegungen — Bewegung der Nasenflügel bei geschlossenem Munde — zu beobachten. Zum Zwecke der weiteren Untersuchung sind die Tiere zu töten, indem man sie mit einem mit Schwefeläther befeuchteten Lappen in einem geschlossenen Glasgefäß hält; sie sind sodann vor dem Sezieren womöglich mehrere Stunden liegen zu lassen. Verwandtschaft. In dem Stamme der Vertebraten nehmen die Amphibien als niedrigste Tetrapoden eine Mittelstellung ein. Sie bilden den Ueber- gang zwischen den Fischen einerseits, die kiemenatmend sind und deren Kiemen und Kiemenskelett (Visceralskelett) hoch entwickelt ist, und den höheren Typen der Vierfüßer (Amnioten) andererseits, welche nur durch Lungen atmen, denen die Kiemen fehlen und deren Visceralskelett nur noch im Zungenbeinapparat erhalten ist. Die Amphibien atmen in der Jugend durch Kiemen, wie die Fische, und haben in diesem Zustande auch ein hoch entwickeltes Visceralskelett, im erwachsenen Zustande durch Lungen (Salamanderlarve — Sala- mander). In einer Unterordnung der Amphibien , nämlich bei den Perennibranchiaten, ist aber dieser Jugendzustand dauernd erhalten. Man hat diese Tiere früher als phylogenetisch tiefer stehende Formen betrachtet; seitdem man aber erkannt hat, daß echte Salamander gelegentlich mit Unterdrückung ihrer Endstadien in der Larvenform geschlechtsreif werden können — eine Erscheinung, die bei dem mexikanischen Axolotl sogar die überwiegende Regel bildet — • so werden auch die echten Perennibranchiaten für phylogenetisch rück- gebildete Formen gehalten, indem man annimmt, daß sie von Sala- mandrinen - ähnlichen Formen abstammen und geschlechtsreif ge- wordenen Larvenzuständen entsprechen. — Unter den zahlreichen Gattungen der echten Salamandrinen sind als einheimische Formen besonders die Gattungen Wassersalamander (Triton) und Landsala- mander (Salamandra) hervorzuheben, Aeiissere Grestaltung. a) Geschlechtsunterscliiede. Die Männchen besitzen eine be- sonders zur Zeit der Geschlechtsreife durch die Kloakendrüse (sog. Prostata) wulstig verdickte Kloakengegend (auch Aftergegend genannt). Die Kloake der Weibchen ist drüsenlos und nicht verdickt. Dies ist der auffallendste äußere Geschlechtsunterschied. Ferner ist noch zu bemerken, daß während der Trächtigkeitsperiode der Bauch des Weibchens aufgetrieben ist. Dieser Zustand dauert sehr lange. Im Sommer findet sich nämlich der Uterus des Weibchens mit Embryonen erfüllt, die im Herbste schon vollkommen zu kiemen- Salamandra maculosa Laur. 7 tragenden Larven entwickelt sind. Man kann dieselben um diese Zeit aus dem Uterus schneiden und im Aquarium lebend erhalten, ja man kann sie durch Fütterung mit kleinen Krebsen, Regenwürmern und Insekten bis zur Verwandlung aufziehen. Normalerweise aber verbleiben sie noch den ganzen Winter im Uterus, ohne sich zu ver- ändern, und werden erst im Frühjahr in kleine, fließende Gewässer ab- gelegt. Die Tragezeit dauert demnach fast ein Jahr. b) Färbung. Die schwarz und gelb gefleckte, höchst aufl'allende Färbung, welche die Tiere auf dem dunklen Boden der Wälder leicht sichtbar macht, ist scheinbar wenig geeignet, dem Tiere Sicherheit gegen Verfolger zu gewähren. Bei genauer Erwägung findet man aber, daß diese Färbung die Bedeutung einer Warnfarbe hat, sie dient gleichsam als abschreckendes Aushängeschild für die giftige Be- schaff'enheit des Tieres. Die Drüsensekrete der Haut sind nämlich derartig giftig, daß sie auf kleinere Säugetiere oder auf Vögel rasch tödlich wirken. c) Die äussere Haut aller jetzt lebenden Amphibien ist schuppen- los, glatt und durch Drüsensekrete feucht und schlüpfrig. Die aus- gestorbenen Stegocephalen — eine Amphibiengruppe, welche den eigentlichen Uebergang zwischen gewissen Fischen (Ganoiden, Dipnoer) und den Reptilien bildete , während unsere jetzigen Amphibien nur einen Seitenzweig des Amphibienstammes darstellen — besaßen wenig- stens an der Bauchseite ein ausgebildetes Schuppenkleid. Unter den jetzt lebenden Amphibien sind es nur die Schleichenlurche (Gymno- phionen), bei welchen sich noch Reste der Schuppenbildungen zwischen den sog. Hautschienen des geringelten Leibes finden. Gesonderte, vielzellige Drüsen , die unterhalb der Oberhaut gelegen sind , treten erst bei den Amphibien auf; den Fischen fehlen sie im allgemeinen und sind dort durch Schleimzellen ersetzt, die noch innerhalb der Oberhaut sich finden, und ebenso fehlen bei denselben eigentliche Drüsen der Mundhöhle, Thränendrüsen u. s. w. Die Hautdrüsen des Salamanders sind als rundliche Knötchen unterhalb der Haut gelegen ; ihre äußere Oeff'uung ist wohl sichtbar. In Bezug auf ihre Anordnung ist besonders eine Doppelreihe längs der ganzen Mittellinie des Rückens zu beachten, ferner eine Anhäufung jederseits am Hinterkopfe. Die letztgenannten werden als Parotiden bezeichnet, sind aber durchaus nicht mit den gleichbenannten, ähnlich gelagerten Speicheldrüsen der Säugetiere zu vergleichen, welche letztere nach innen in die Mund- höhle münden. Das weißliche Sekret der Drüsen bedeckt an den mit Schwefeläther getöteten Tieren die Haut und muß vor dem Sezieren abgewaschen werden. d) Körperregioneii. Wir unterscheiden als Körperregionen erstens den Kopf, zweitens die Halsregion, welche nach hinten durch die vorderen Extremitäten begrenzt wird. Den Fischen fehlt eine in ähnlicher Weise äußerlich ausgeprägte Halsregion. Bei den Amphibien ist dieselbe stets sehr kurz, etwa einen Wirbel umfassend, erst bei den Amnioten (Reptilien, Vögel, Säuger) erreicht dieselbe eine bedeutendere Länge und noch schärfere Abgrenzung; bei den Säugern finden sich die Halswirbel gewöhnlich in der Siebenzahl. Die Brust-Baue hregion erstreckt sich zwischen dem vorderen und hinteren Extremitätenpaare (Schultergürtel bis Beckengürtel); sie enthält die Eingeweidehöhle. Bei den Amphibien ist Brust- und Bauch- höhle nicht scharf voneinander gesondert. Jener Teil, welcher der 8 Zweite Vorlesung. Brusthöhle entspricht, enthält das im Herzbeutel gelagerte Herz und ferner nur die Wurzel der Lungen, die sich in ihrer Hauptausdehnung weiterhin in die Baucheingeweidehöhle erstrecken. Die Brustregion ist daher nur von sehr geringer Größe; dieselbe gewinnt erst bei jenen Tieren, wo sie einen großen Teil oder die gesamten Lungen beherbergt, eine bedeutendere Ausdehnung und erst bei den Säugetieren ist die Brusthöhle von der Bauchhöhle durch das Zwerchfell vollkommen ge- schieden ; dieses ist aber auch schon bei den Amphibien angedeutet. Die darauf folgende Seh wanz regio n ist durch den Mangel der Eingeweidehöhle und Eingeweide ausgezeichnet und besitzt nur die Wirbelsäule mit ihrem Inhalte und die Schwanzmuskeln als wesent- liche Organe. Ihre Abgrenzung gegen den Rumpf wird durch die hintere Extremität und den After gebildet. Bei den Fischen gehen Rumpf- und Schwanzregion äußerlich allmählich ineinander über; auch ist wegen der wechselnden Lage der hinteren Extremität und des Afters , die oft weit nach vorn gerückt sind , die Abgrenzung äußerlich weniger bestimmt und mehr durch innere anatomische Merk- male, Bau der Wirbelsäule, Eingeweidehöhle, gegeben ; gewisse Teile der Eingeweide, wie die Nieren, können sogar in die Schwanzregion sich erstrecken. Von den Fischen angefangen, bei welchen der Schwanz noch eine direkte Fortsetzung des Rumpfes darstellt, verliert derselbe nur allmählich an Bedeutung, so daß er schon bei manchen Reptilien (Schildkröten), bei den Vögeln und Säugetieren nur noch als Anhang des Rumpfes erscheint, oft auch in hohem Grade verkürzt ist. Schon unter den Amphibien fehlt derselbe bei den gedrungenen Anuren und den langen, wurmförmigen Gymnophionen. Im Embryonal- stadium besitzt auch der Mensch eine Schwanzregion als direkte Fort- setzung des Rumpfes. e) Körperöffiiuiigeii. Die breite M u n d ö f f n u n g ist von derben, wenig beweglichen Lippen umgeben, hinter welchen die Kiefer- r an der, mit einer Reihe feiner Zähnchen besetzt, liegen. Die äußeren Nasen öffn un gen sind mit kleinen, durch besondere Muskeln beweglichen Nasenflügeln versehen, welche eigene Nasen- flügelknorpel enthalten. Die inneren Nasenötfnungen führen in die Mundhöhle (siehe Verdauungstractus). Jede der beiden Nasenhöhlen ist ferner durch einen Thränennasenkanal mit der Augenlid- furche in Verbindung gesetzt; dieser Kanal ist nur mittelst genauerer Untersuchungsmethoden (mikroskopische Querschnitte) nachweisbar. Die Nase der Fische hat jederseits nur eine äußere Oeflfnung, die aber meist durch eine Hautbrücke in zwei Oeff'nungen geteilt ist. Die Haifische und Rochen besitzen jederseits eine ventrale Nasen- öff"nung, von welcher oft eine Nasenfurche zur Mundhöhle führt. Nur die Dipnoer (Ceratodus, Protopterus) besitzen jederseits zwei und zwar ventral gelegene Nasenöffnungeu ; schon die vordere derselben und noch mehr die hintere ist im Bereiche des Mundes gelegen. — Das Auge ist von einem kurzen oberen und unteren Augen- lid e umgeben. Ein inneres Augenlid oder Nickhaut, welches dem Frosche und den meisten Amnioten zukommt, ist aber bei dem Sala- mander nicht vorhanden. Den Fischen fehlen meist die beweglichen oberen und unteren Augenlider, nur bei den Haifischen kommen diese sowie auch eine Nickhaut vor. Längs des unteren Augenlides finden sich beim Salamander Augendrüsen, die ebenfalls den Fischen noch fehlen. — Der Gehörgang und somit auch die äußere Ohr- Salamandra maculosa Laur. 9 Öffnung und das Trommelfell fehlen den Urodelen im allge- meinen und so auch dem Salamander. Diese Bildungen finden sich aber bei den Anuren sowie bei den über den Amphibien stehenden Vierfüßern (Amnioten); doch bei dem niedersten Reptil, der Hatteria, fehlt das Trommelfell. Der Mangel des Gehörganges bei den nie- drigeren Amphibien (Urodelen), sowie bei Hatteria ist sehr auftauend, denn derselbe ist von einer Bildung abzuleiten, die schon bei den Fischen besteht, nämlich von der vordersten Visceralspalte oder Spritz- lochspalte, welche sowohl den Selachiern als auch vielen Ganoiden (Acci- penser, Polypterus) zukommt, den Knochenfischen aber fehlt. — Die Kloakenöffhung oder Afteröft'nung liegt ventral hinter dem Becken und vor dem Schwänze. Als Kloake bezeichnen wir jenen Hohl- raum, mittelst dessen der Darmkanal, der Harnapparat und der Ge- schlechtsapparat gemeinsam nach außen münden. Nicht nur die Amphibien, Reptilien und Vögel, sondern auch noch die niedrigsten eierlegenden Säugetiere, das Schnabeltier und der Ameisenigel (Oruithorhynchus und Echidna), besitzen eine Kloake. Diese letzteren, welche als Kloakentiere (Monotremata) bezeichnet werden, stehen da- durch im Gegensatz zu den übrigen Säugetieren, die eine getrennte Ausmündung des Darmes und ürogenitalapparates besitzen. Während die Haifische eine Kloake besitzen, kommt den Knochenfischen eine solche nicht zu. Topographie der yentraleii Skeletteile. (Taf. II, Fig. 1.) Bei der Erölfnung der Eingeweidehöhle sind die ventralen Skelett- teile zu beachten. Hinter dem bogenförmigen Unterkiefer, welcher aus zwei durch eine mittlere Symphyse verbundenen, äußerlich ver- knöcherten Teilen besteht, finden wir den aus mehreren Bogen be- stehenden knorpeligen Zungenbeinapparat (Visceralappa rat). Auf den eigentlichen Zungen- oder Hyoidbogen folgt ein rudi- mentärer erster und zweiter Branchialbogen, welche mit einem unpaaren Stücke, dem Basibranchiale, zusammenhängen. An der Larve sind die Branchialbogen durch die eigentlichen kiemen- tragenden Stücke verlängert, auch folgt noch ein dritter und vierter Kiemenbogen. Ein hinterer unpaarer Knorpelfortsatz (Urohyale) ist auch beim erwachsenen Tiere noch in einem kleinen isolierten Reste erhalten. An dem Schulter gürtel unterscheiden war jederseits eine dorsale Region als Schulterblatt (Scapula) und eine ventrale Region als Coracoid (Rabenschnabelbein), welch letzteres durch einen Ein- schnitt in Procoracoid und Coracoid s. str. geteilt ist. Dort, wo Scapula und Coracoid ineinander übergehen, bilden sie die Ge- lenkpfanne und besitzen dort eine ein einziges Stück darstellende Verknöcherung, während die übrigen Teile knorpelig bleiben. Längs der ventralen Mittellinie schieben sich die beiderseitigen Coracoide übereinander und sind an ihrem Hinterende auch noch mit dem kleinen, unpaaren, knorpeligen Brustbeine (Stern um), welches an den Herzbeutel fest angewachsen ist, verbunden. Das Sternum ist ohne jeden Zusammenhang mit den Rippen; ein solcher findet sich erst bei den Reptilien. Auch der Beckengürtel zeigt sich aus einem dorsalen Teile, dem schmalen, verknöcherten Darmbeine (Ileum) und einem breiten, 10 Zweite Vorlesung. ventralen Teile, dem Sitz-Schambein (Is chio -pubicum), welches aus dem hinteren, teilweise verknöcherten Ischium und dem vorderen knorpeligen Pubicum besteht, zusammengesetzt; das kleine Foramen obturatorium deutet die Abgrenzung der beiden ven- tralen Stücke an. Die beiderseitigen Ischio-pubica sind in der Mittel- linie durch eine bindegewebige Verwachsung (Symphysis ischio- pubica) fest verbunden. Vor der Symphysis findet sich ein ypsilon- förmiger Knorpel (Cartilago epipubis), der schon bei den Dipnoern durch eine vordere Verlängerung des Beckens angedeutet ist und unter den Säugetieren bei den Beuteltieren sich noch als Beutelknochen erhalten hat. Die Gelenkpfanne für den Oberschenkel- knochen findet sich wieder an jenem Punkte, wo der dorsale Teil, das Ileum, mit dem ventralen Teile, dem Ischio-pubicum, zusammen- stöi^t. Während aber der Schultergürtel ventral mit dem Sternum verbunden ist und sonst nur durch Muskeln mit dem Gesamtskelete zusammenhängt, ist der Beckengürtel direkt mit der Wirbelsäule ver- bunden; so entsteht ein dorsal abgeschlossener Beckenring, durch welchen die Endteile des Darmes und des Harn- und Geschlechts- apparates hindurchtreten. Jener Wirbel, der in den Beckenring ein- geht, wird als Kreuzbein Wirbel bezeichnet; eine kurze gedrungene Rippe des Kreuzbein wirbeis vermittelt den Zusammenhang mit dem dorsalen Ende des Ileum. Bei den Fischen ist das Becken niemals mit der Wirbelsäule verbunden, ein Ileum ist nicht deutlich ausgebildet (angedeutet ist es bei Chimaera). Bei den Amphibien verbindet sich stets nur ein Kreuzbeinwirbel mit dem Ileum, bei den Reptilien sind es meistens zwei, bei den Vögeln dagegen finden sich zwei primäre Kreuzbeinwirbel, denen sich eine ausgedehnte sekundäre Kreuzbeinregion anschließt. Auch bei den Säugern wird die ursprüng- lichere Zweizahl der Kreuzbeinwirbel meistens vermehrt. An den vorderen und hinteren Extremitätengürtel schließt sich das Skelett der freien Extremitäten an (Taf. I. Fig. 1). Das vordere und hintere Extremitätenpaar zeigt jenen Bau, der für alle Vierfüßer charakteristisch ist. Es ist nämlich sowohl äußerlich als auch in dem bis ins einzelne typischen Skeletbau die Gliederung in Oberarm, Unter- arm, Handwurzel, Mittelhand und Phalangen zu beobachten. Ebenso an der hinteren Extremität die Gliederung in Oberschenkel, Unterschenkel, Fusswurzel, Mittel fuß und Phalangen. Die typische Fünfzahl der Finger erfährt bei vielen Tetrapoden eine Reduzierung. Die gegenwärtig lebenden Amphibienarten besitzen am Vorderfuße nur vier Finger, der kleine Finger fehlt, am hinteren Fuße die volle Fünfzahl. Bei einigen, wie z. B. bei Proteus, ist eine weitere Reduktion der Fingerzahl eingetreten. Dies steigert sich bis zu vollkommenem Schwunde der Extremitäten, z. B. bei den Gymo- phionen, die, gleich wie unter den Reptilien die Schlangen, fußlos sind. Bei den Fischen werden die paarigen Extremitäten als Brustflossen und Bauchflossen bezeichnet; sie sind ungegliederte Stummel, welche mit einem besonderen Flossensaum versehen sind. Nebstdem besitzen aber die Fische auch noch unpaare, ebenfalls mit Skelett und Muskeln versehene Flossen, welche den Tetrapoden fehlen; der flossenartige Hautsaum am Schwänze der Amphibienlarven und der Perennibran- chiaten besitzt keine inneren Skelet- und Muskelteile. Nagelartige Bildungen an der Spitze der Zehen fehlen den Amphibien im allge- meinen ; nur in wenigen Fällen ist eine Verhornung der Haut an Salamandra maculosa Laur. 11 dieser Stelle bemerkbar, so beim Kralleufrosclie, Dactylethra. Diese Bewaffnung der Zehen kommt also erst den höheren Vierfüßern oder Amnioten in charakteristischer Weise zu. Technische Notiz. Das durch Aether getötete Tier wird von dem weißlichen Hautsekrete gereinigt und sodann in dem mit Wasser versehenen Sezierbecken mit der Bauchseite nach aufwärts durch Nadeln befestigt, welche passender Weise durch den Schwanz und durch die beiden seitlich auseinandergezogenen Extremitätenpaare mit Schonung der Skelet- teile gestochen werden. Sodann wird mit dem runden Skalpell ein Hautschnitt von der Unterkiefersymphyse bis zur Kloake geführt, ohne jedoch den Peritonealsack zu eröffnen. Beim Männchen wird der Schnitt beiderseits von der Kloakenöffnung fortgesetzt. Die Haut wird in der Halsgegend von der Unterlage abpräpariert, wobei der Musculus mylo- hj^oideus an der Haut verbleiben kann, während die gerade Halsmuskulatur in ihrer Lage belassen wird. Beim weiteren Abpräparieren der Haut werden zunächst die Coracoide sichtbar; sie werden durch Loslösung der sie bedeckenden Brustmuskeln bloßgelegt. Sodann werden die Coracoide seitlich auseinandergeschlagen, wobei die Befestigungsnadeln der vorderen Extremität neu anzuordnen sind. Nun werden die langen, geraden Bauchmuskeln sichtbar; man unterscheidet jederseits einen mitt- leren und einen seitlichen ; nach unserer Meinung entspricht der letztere den sog. schiefen Bauchmuskeln der höheren Tiere. Es ist von besonderem Interesse , daß dieselben , innerhalb von den Coracoiden hin wegziehend, direkt in die ventrale Halsmuskulatur übergehen, welche sich an den Zungenbeinapparat befestigt; von diesem erstrecken sich andere Muskeln bis an die Unterkiefersymphyse. Nun wird weiter die muskulöse Bauch- decke abpräpariert — mit Schonung des Peritonealsackes ! — wobei der mittlere gerade Bauchmuskel (Rectus abdominis) bei seinem Uebergang in die Halsmuskulatur quer durschschnitten werden muß. Nachdem man den Peritonealsack, der die gesamten Eingeweide einhüllt, besichtigt hat, schreitet man zur Eröffnung desselben. Er ist vorn durch ein longitudinales , ventrales Mesenterium mit der Leber verbunden (Liga- mentum Suspensorium hepatis), weiter hinten durch ein gleiches mit der Harnblase (Ligamentum Suspensorium vesicae). Längs des letzteren verläuft die Vena abdominalis , die weiter zur Leber hinüberzieht. Die Eröffnung des Peritonealsackes wird mittelst einer Schere unter Schonung der Vena abdominalis und der ventralen Mesenterien vor- genommen, indem man beiderseits derselben einen longitudinalen Schnitt führt. Ferner wird , nachdem man die ventralen Teile des Beckens frei präpariert und besichtigt hat, mit dem Skalpell die Symphysis ischiopubica der Länge nach gespalten, hierauf das Becken seitlich auseinander- gezogen und durch Neuanordnung der Nadeln in dieser Lage fixiert. Beim Männchen ist die Kloakendrüse durch Entfernung der Haut frei zu präparieren. — Der Herzbeutel bleibt zunächst uneröffnet und wird erst später nach Betrachtung des übrigen Situs viscerum in Angriff genommen. Situs Tiscerum. (Taf. II, Fig. 2.) Man beachte zunächst das ventrale Ligament, welches vom Leibesperitoneum zur Leber als Lig. Suspensorium hepatis, von der Leber zum Magen als Lig. hep ato-gastricum sich er- streckt, und das ähnliche Ligament, welches vom Leibesperitoneum 12 Dritte Vorlesung. zur Blase als Li g. Suspensorium vesicae, von dieser zum Dick- darm als Lig. vesico-rectale hinzieht. Leber und Harnblase sind demnach dem ventralen Mesenterium gleichsam eingelagert; das- selbe hat nur eine kurze Unterbrechung, welche dadurch entsteht, daß der gewundene Dünndarm kein ventrales Mesenterium besitzt. Die Vena abdominalis, welche sich hier von der Harnblase zur Leber hinzieht, überbrückt diese Lücke, durch welche eine Sonde hindurchgeführt werden kann. Wenn die Leber nach rechts^) emporgeschlagen wird, so wird unter ihr die Bauchspeicheldrüse (Pankreas) sichtbar; wenn sie nach links geschoben wird, erblickt man die Gallen blas e. Es ist nun die nahezu longitudinale Lage des Magens zu beachten, an dessen linker Seite mittels eines besonderen Mesenteriums die Milz — eine für alle cranioten Wirbeltiere charakteristische Blutgefäßdrüse — an- geheftet ist; ferner der von zwei kurzen Schenkeln gebildete Zwölf- fingerdarm, der gewundene Dünndarm, der Dickdarm und die Harnblase. Die Lungen, welche eigene kurze, dorsale Mesenterien besitzen, erstrecken sich vom vorderen Winkel des Peri- tonealsackes in die allgemeine Leibeshöhle hinein. — Der Darm ist in seiner ganzen Länge durch ein dorsales Mesenterium ange- heftet; dorsal von diesem werden bei Verschiebung des Dick- und Dünndarmes beiderseits die retroperitoneal gelegenen Nieren und beim Männchen die leicht sichtbaren Samen- und Harnleiter gefunden. — Zu beiden Seiten des dorsalen Mesenteriums liegen in der Leibeshöhle beim Männchen die Hoden, beim Weibchen die Ovarien, beide von den gelben Fettkörpern begleitet. Beim Weibchen sind überdies die Eileiter zu beobachten, deren vordere Oeffnung (Tuba) dorsal von der Lungenwurzel liegt. Zur Tragezeit ist der hintere Teil des Eileiters mächtig erweitert und in mehrere Windungen gelegt, welche als Uterus die Embryonen enthalten. Nach vorn vom Herzbeutel findet man den Truncus arte- riosus, der sich in zwei seitliche Gefäßbündel, die je vier Aorten- bogen enthalten, gabelt. Zwischen den Nieren verläuft längs der Wirbelsäule die Aorta. Der Hauptvenenzug des Körpers, die Vena Cava inferior, ist im Becken dorsal vom Darm zwischen den Nieren sichtbar, sie zieht von da bauchwärts gegen die Leber und durch dieselbe zum Herzbeutel. Nach Eröffnung des Herzbeutels mittels der Schere wird das Herz sichtbar ; man sieht zunächst die dickwandige Herzkammer, welche sich nach vorn in den Truncus arteriosus fortsetzt ; vorn von der Kammer werden die zartwandigen Vorkammern und dorsal — bei Aufheben der Herzspitze — der Sinus venosus gefunden. Das Blut gelangt von dem Sinus venosus durch die rechte Vorkammer in die Kammer und von da in den Truncus arteriosus. 1) Rechts und links bedeuten stets die entsprechenden Körperseiten des Tieres. Salamandra maculosa Laur. 13 Dritte Vorlesung. Darmkanal. (Taf. II, Fig. 3 u. 4.) Die Eröffnung der Leibeshöhle wird in derselben Weise wie in voriger Stunde (vergl. Notiz p. 11) vorgenommen. Wir gehen sodann zunächst zur Betrachtung der paarigen S c h i 1 d d r ü s e (T h y r e o i d e a) über, welche an dem medialen Rande der Branchialbogen aufzufinden ist, ferner der paarigen Thymusdrüse, welche in der Nähe des dorsalen Endes des ersten Branchialbogens hinter dem Kieferwinkel sich findet (Taf. II, Fig. 3). Die Schilddrüse ist bei Amphioxus nur durch einen schleimsecernierenden Epithelstreifen des Kiemendarmes gebildet. Bei Ammocoetes, d. i. der Larve des Neunauges (Petro- myzon), hat sie sich zu einer gesonderten Drüsenröhre, die sich ventral in den Kiemendarm öffnet, ausgebildet. Bei allen anderen Wirbel- tieren mündet sie nicht mehr in den Darmkanal ein und ist eine aus zahlreichen einzelnen Bläschen bestehende geschlossene Drüse. Aehn- lich ist die Thymusdrüse gebaut, welche sich an der dorsalen Seite der Kiemenspalten aus dem Epithel derselben bildet. Der Kehlkopf, welcher durch kleine Knorpelchen gestützt wird, ist nach vorsichtiger Wegpräparierung des Herzbeutels sichtbar ; er gabelt sich in das kurze Bron chien paar, welches in die dunkel pigmentierten Lungen führt. Diese sind einfache Luftsäcke, deren Wandungen an der Innenfläche durch wabenartig angeordnete Schleim- hautfalten ausgezeichnet sind, eine Einrichtung, welche zur Vergröße- rung der respiratorischen Fläche dient. Erst allmählich isolieren sich diese Waben bei den höheren Tieren zu den einzelnen Lungen- bläschen, die dann mit besonderen Verzweigungen der Bronchien zusammenhängen. Ein reiches, kapillares Blutgefäßnetz umspannt die einzelnen Lungenwaben. Die kurze und weite Speiseröhre führt in den Magen, welcher eine nahezu longitudinale Richtung besitzt. Beim Frosche und bei den höheren Tieren prägt sich die quere, von links nach rechts gerichtete Lage des Magens immer mehr aus. Der Magen ist durch eine Einschnürung, den Pförtner (Pylorus), gegen den nachfolgenden Abschnitt, den Zwölffingerdarm (Duodenum) abge- grenzt. Dieser besteht aus einem kurzen , nach hinten gerichteten und einem längeren, nach vorn umbiegenden Stücke ; an seiner hinteren Grenze findet sich die gemeinsame Mündung von Leber und Pankreas. Zur Beobachtung des Pankreas, welches in dem Winkel zwischen Duodenum und Magen liegt, und des Gallenganges mit der anhängen- den Gallenblase ist es angezeigt, das Lig. hepatogastricum zu durch- schneiden und die Leber nach rechts hinüberzuschlagen. — Ohne scharfe Absetzung folgt der Dünndarm, der mehrere Windungen macht, und auf diesen der keulenförmige, längsgerichtete Dickdarm, in welchem sich die Nahrungsreste ansammeln. Technische Notiz. Wir führen nun einen Schnitt mittels der starken Schere vom Kieferwinkel aus streng seitlich durch die Wand des Rachens und der Speiseröhre bis in die Magengegend; sodann wird die ventrale Mundwand zurückgeschlagen und die Mundhöhle mittels eines Pinsels sorgfältig gereinigt. 14 Dritte Vorlesung. In der Mundhöhle linden wir hinter den schmalen, derben Lippen die obere und untere Zahnreihe, welche den Rändern des Oberkiefers resp. des Unterkiefers angewachsen sind. Die Amphibien- zähne sind stets von einfachem Bau , meist dreieckig und einspitzig wie diejenigen der Fische und auch wie diese nicht in Alveolen sitzend, sondern mit den Kiefern fest verwachsen. An der Munddecke finden wir nebst den Kieferzähnen eine Reihe von Gaumenzähnen, welche eine lyraförmige Figur bildet. Vor denselben, dicht hinter dem Oberkieferrande, liegt eine Grube (Zwischenkiefer grübe), in welche die Z wischenkief er dr üsen münden; es sind dies die einzigen Mundhöhlendrüsen, deren Mündung aber mit freiem Auge kaum sichtbar ist. Zu beiden Seiten der Gaumenzähne liegen im vorderen Bereiche der Mundhöhle dieChoanen. Hinter diesen ist die Mund- schleimhaut durch die Augäpfel vorgewölbt; es ist dies dadurch be- dingt, daß die Augenhöhle (Orbita) hier keinen knöchernen Boden besitzt (suborbitalesFensterdes Skelettes, vergl. Taf. I, Fig. 6, 7). Am Mundboden ist als ein fleischiger Wulst die Zunge ausgebildet, deren hinterer, frei beweglicher Rand wahrscheinlich eine gewisse Vorstreckung derselben ermöglicht. Hinter der Zunge vertieft sich der Boden der Rachenhöhle ; an seiner hinteren Grenze findet sich die kleine, längsgestellte L u f t r ö h r e n s p a 1 1 e (A d i t u s ad 1 a r y n g e m), dicht dahinter beginnt die längsfaltige Schleimhaut des Oesophagus. Durch Auseinanderziehen des Aditus wird die Kehlkopfhöhle sichtbar ; Stimmbänder fehlen. Jene seitlichen Durchbrechungen der Rachen- höhle, die als innere Oeffnung des Gehörganges (Eustachische Trompete) bezeichnet werden, vermißt man beim Salamander wie bei allen Urodelen. Die Schleimhaut des gesammten Darmapparates besteht aus drei Schichten : aus dem äußeren Peritonealüberzuge, sodann aus der Längs- und Ringmuskelschicht und aus der inneren Drüsen- und Epithel- schicht. Der Charakter der letzteren wechselt am bedeutendsten entsprechend der Funktion der einzelnen Darmabschnitte. Die Leber und das Pankreas sind kompakte Drüsenmassen, deren mikroskopisch fein verzweigtes Drüsenkanalsystem in Ausführungsgänge mündet, welche hier auch nur mittelst Lupenvergrößerung nachweisbar sind. Urogenitalapparat. (Taf. III, Fig. 1 u. 2.) Technische Notiz. Um die Geschlechtsorgane und Nieren zu untersuchen, wird man den Darmtractus vom Oesophagus bis zum An- fang des Dickdarmes entfernen, indem man längs desselben sein dorsales Mesenterium mit der Schere durchschneidet. Die Geschlechtsorgane und Nieren sind durchaus paarige Organe. Wir unterscheiden an den retroperitoneal gelegenen Nieren einen schmäleren vorderen Teil, die Rumpfniere, und einen breiteren hinteren Teil, die Beckenniere. Durch die Rumpfniere strömt beim Männchen (S) auch der Samen, und sie wird daher auch Ge- schlechtsniere genannt; die von ihr seitlich ausgehenden Kanälchen, die daher nicht nur Harn, sondern auch Samen leiten, münden in einen seitlich von der Niere gelegenen longitudinalen Kanal, den Harnsamenleiter oder Urnierengang. Von der Becken- niere gehen beim Männchen sehr dicke und zahlreiche, sog. spe- Salamandra maculosa Laur. 15 cielle Harnleiter aus, die mit dem Harnsaraenleiter gegen die Kloake konvergieren, um gemeinsam mit ihm dort auszumünden. — Beim Weibchen (?) sind alle von der Niere ausgehenden Gänge viel zarter, nur harnführend, und sie münden sämtlich in den hier viel zarteren Urnie rengang, der auch Ureter genannt werden kann. Die Nieren der Amphibien sowie die der Fische werden als Urnieren bezeichnet. Sie sind der sekundären Niere der Amnioten gegenüber durch folgende Merkmale charakterisiert: erstens durch den Besitz zahlreicher kleiner, peritonealer Oeffnungen, welche Flüssigkeit von der Leibeshöhle in die Nierenkanälchen führen, aber nur mikroskopisch nachweisbar sind, bei vielen Fischen (z. B. bei allen Knochenfischen) aber auch fehlen ; ferner dadurch, daß der vordere Teil der Urniere beim Männchen meist zur Abführung des Samens mit herangezogen wird; endlich ist hervorzuheben, daß auch bei den höheren Wirbeltieren, den Amnioten, diese Urniere im Embryo vor- handen ist und später zu Grunde geht, nachdem von ihr die definitive Niere als lokale Neubildung ausgegangen ist; nur der vordere Teil der Urniere bleibt bei ihnen bestehen, dient aber ausschließlich zur Samenbeförderung und wird nicht mehr als Urniere, sondern als Nebenhoden bezeichnet. Beim Weibchen sind funktionslose Rudimente davon vorhanden. Geschlechtsapparat. Die weiblichen Keimstätten werden als Eierstöcke oder Ovarien bezeichnet. Sie sind längliche Wülste, die zu beiden Seiten des dorsalen Darmraesenteriums an eigenen Mesenterien, den sog. Mesovarien, befestigt sind. Je nach dem Reifezustand der Eier springen diese mehr oder weniger über die Oberfläche des Ovariums hervor und fallen, zur Fortpflanzungszeit sich loslösend, in die Leibeshöhle hinein. Längs der Ovarien sind die länglichen gelben Fettkörper befestigt, die je nach Umständen von wechselndem Umfange sind. Die Eier gelangen aus der Leibes- höhle in die Mündung des Eileiters (Tuba), welche sich in dem vordersten Winkel der Leibeshöhle, dorsal und seitlich von der Lungenwurzel findet. Der vordere dünnere Teil ist als Eileiter von dem hinteren dickeren Uterus, welcher zur Fortpflanzungszeit erweitert, verlängert und in mehrfache Windungen gelegt ist und zahl- reiche Embryonen enthält, zu unterscheiden. Der männliche Apparat besteht aus den Hoden, welche in zwei, drei, seltener vier Paaren gefunden werden und gleiche Lagerungs- verhältnisse zeigen wie die Ovarien und auch ebenso von einem Fett- körper begleitet sind. Von den Hoden gehen feine Kanälchen ab, die leicht mit benachbarten Blutgefäßen verwechselt werden ; es sind dies die sehr zarten Samengänge (Vasa efferentia), welche durch einen gemeinsamen Kanal zusammenhängen, der längs des medialen Randes der Rumpfniere liegt und sich durch mehrfache Oeffnungen in dieselbe ergießt. Die Weiterleitung des Samens geschieht durch diesen Nierenabschnitt und sodann durch den Urnierengang oder Harnsamenleiter. Neben diesem, und mit ihm innig verwachsen, ist beim Männchen ein dem Ovidukt des Weibchens entsprechender, hier aber rudimentär und funktionslos erscheinender Strang vorhanden, der als Müller 's eher Gang bezeichnet wird. In der Ausdehnung des Urnierenganges ist derselbe mit freiem Auge schwer zu be- obachten, aber weiter vorn bis zur Lungenwurzel leicht zu verfolgen. Beim Weibchen sind dagegen wiederum rudimentäre Vasa efferentia, 16 Dritte Vorlesung. als sog. Parovarien vorhanden, welche aber beim Salamander nur mikroskopisch nachweisbar sind. Die Harn- und Geschlechtsorgane des Männchens und Weibchens entsprechen einander demnach in folgender Weise: S ? Keimstätten Hoden Ovarien deren Leitungswege Urniere deren Leitungswege Vas a effer en tia als Parovarium rudi mentär und funktionslos Müller' seh er Gang rudimentär und funk- tionslos 0 vi duct Rumpfniere harn- erzeugend und zugleich samenleitend Rumpfniere nur harn- erzeugend Beckenniere nur harnerzeugend Wulff 's eher Gang harn- und samenleitend Specielle Harnleiter Beckenniere nur harnerzeuo-end Wulff' seh er Gang nur harnleitend Kloake. (Taf. II, Fig. 3, 4.) Technische Notiz. Beim Männchen wird vor Eröffnung der Kloake durch Wegpräparieren der äußeren Haut die Kloakendrüse (Prostata) untersucht. Die Kloake wird mittelst eines Scherenschnittes geöffnet, und zwar derart, daß zuerst die Harnblase zur Seite geschlagen wird und dann der Schnitt ventral, aber neben der Mittellinie geführt und bis in den Dickdarm verlängert wird. Bei der Eröffnung der Kloake sieht man ventral die Oeffnung der Harnblase; dorsal findet sich beim Männchen die paarige Oeff- nung der Harn-Samenleiter — beim Weibchen die unpaare Oeffnung der Harnleiter (Ureteren) und zu beiden Seiten derselben, an einem Paar kleiner Papillen mündend, die paarigen Oeffnungen des Uterus. Alle die genannten Oeffnungen bilden beim Männchen und Weibchen die vordere Grenze der Kloake, deren glatte Schleimhaut daselbst in die längsfaltige des Dickdarmes übergeht. Beim Weibchen findet sich an der dorsalen Wand der hinteren Kloakengegend eine kleine Grube, die nicht mit den Harn- und Geschlechtsöffnungen verwechselt werden darf; auch ist zur Orientierung die bei Männchen und Weibchen ver- schiedene Pigmentverteilung der Kloake zu beachten. Beim Sala- mander findet eine Begattung statt, wobei, im Gegensatze zu dem Verhalten der Frösche, der Samen des Männchens in den weiblichen Körper gelangt; die Entwickelung erfolgt bis zu dem Stadium der Larve, wie erwähnt, innerhalb des Uterus. Bei den nahe ver- wandten Tritonen werden die Eier wie bei den Fröschen vor der Ent- wickelung abgelegt, dagegen bei dem Alpensalamander (Salamandra atra) noch länger im Uterus zurückbehalten und bereits kiemenlos geboren. Salamandra maculosa Laur. 17 Vierte Vorlesung. Bliitgefässsystem. (Taf. IV.) Einleitende Bemerkungen. Das Herz der Wirbeltiere, welches die centrale Pumpe bildet, durch welche der Blutkreislauf im Körper in Bewegung gesetzt wird, zeichnet sich durch einen besonderen Muskelbelag aus, welcher mächtiger ist als an den anderen Gefäßen des Körpers und welcher eine besondere Entstehungsgeschichte hat, indem er während der embryonalen Entwickelung von der das ganze Herz überziehenden embryonalen Peritonealschicht ähnlich wie die Mus- kulatur des Darmes zur Sonderung kommt. — Man unterscheidet die Gefäße, die vom Herzen ausgehen, als Arterien; dieselben ver- zweigen sich und gehen in das Kapillargefäßsystem über, von welchem wieder die Venen entspringen, die das Blut zum Herzen zurückführen. Die Arterien haben dicke , feste Wandungen , die Venen zartere, dünnere. Die einzelnen Organe des Körpers besitzen demnach zuführende Arterien, ein Kapillarsystem und abführende Venen. Die Leber aller Wirbeltiere und bei vielen auch die Niere besitzt zudem noch ein sogenanntes venöses Pfortadersystem, indem eine besondere Vene als zufuhr ende Pfortader in dem Organe sich kapillar verzweigt und eine andere abführende Pfort- ader das aus diesen Verzweigungen sich sammelnde Blut wieder weiterführt. Amphioxus besitzt eine kontraktile Subintestinalvene, in welcher das Blut von hinten nach vorn strömt; in ihren Verlauf ist das Pfortader System der Leber eingeschaltet. Sie geht dann weiter ohne jede Herzbildung direkt in das Sub- branchialgefäß (Truncus arteriosus) über. Von diesem gehen, mit kleinen kontraktilen Bulbilli beginnend, die zahlreichen seitlichen , respiratorischen Aortenbogen aus , die sich in die paarigen K i e m e n a o r t e n (Aortenwurzeln) ergießen , welche nach hinten in die unpaare Rumpfaorta, nach vorn in die paarigen Carotiden sich verlängern. Alle cranioten Wirbeltiere besitzen hinter der Kiemenregion ein Herz, an welchem als wichtigste Abteilungen Kammer und Vorkammer zu unterscheiden sind. Bei den Fischen ist der Blutkreislauf ein sog. einfacher. Die respiratorischen Gefäße der Kiemen sind in die Aortenbogen einge- schaltet. Das vom Herzen kommende, durch den Truncus arteriosus in die Kiemenarterien strömende Blut ist sauerstoffarm, sog. venös; in den Kiemen wird es sauerstoflfreich, hellrot, sog. arteriell; ver- mittelst der Aorta ergießt es sich nun in den Körper, giebt dort seinen Sauerstoff ab und kommt als sauerstoffarmes, dunkelrotes, venöses Blut durch die Venen zum Herzen zurück. Die Vena sub- intestinalis erscheint — durch das Pfortadersystem der Nieren und 4er Leber unterbrochen — nicht mehr als einheitlicher Venenzug. Hatschek-Cori, Elementarcurs der Zootomie. Q 18 Vierte Vorlesung. Ihr mächtigster Teil ist als die von der Leber zum Herzen ziehende untere Hohlvene erhalten. In Zusammenhang mit dem System der Urnieren sind aber paarige vordere und hintere Kardinal- venen zu beiden Seiten der Aorta neu aufgetreten, welche ihr Blut durch die Ductus C u v i e r i ventralwärts zum Herzen senden. Bei den Amphibien (und auch schon bei den Dipnoern) be- ginnt sich der Lungenkreislauf von dem übrigen sog. Körper- kreislaufe zu sondern. Diese Scheidung ist aber erst bei den höheren Tieren (Vögel, Säuger) eine vollständige, bei welchen auch das Herz innerlich den beiden Kreislaufsystemen entsprechend geteilt ist. Bei denselben führen im Körperkreislauf die Arterien sauerstoff- reiches, hellrotes, sog. arterielles, die Körpervenen sauerstoffarmes, dunkelrotes, sog. venöses Blut. Dagegen wird im Lungenkreislauf das Blut, welches durch die Lungenarterien vom Lungenherzen zu den Lungen strömt, da es sauerstoffarm ist, als venös bezeichnet, das Blut, welches durch die Lungenvenen zum Körperherzen zurück- strömt, da es sau er Stoff reich ist, arterielles genannt. Bei den Amphi- bien und Reptilien, wo der Kreislauf im Herzen nur unvollkommen geschieden ist, führen alle vom Herzen abgehenden Gefäße gemischtes Blut; von den zurückführenden Gefäßen führen dagegen die Körper- venen rein venöses, die Lungenvenen rein arterielles Blut. — Das Venensystem hat bei den Vierfüßern eine weitere Veränderung er- fahren. Es verschmilzt nämlich der hintere Teil der Kardinalvenen, der zwischen den Beckennieren gelegen ist, zu einem unpaaren weiten Gefäße ; dieses setzt sich durch ein zur Leber absteigendes Gefäß mit der dieselbe durchströmenden Vena cava inferior in Verbindung, und dieser ganze Venenzug wird nun mit diesem Namen bezeichnet. Der hinterste Teil dieses Gefäßes (Pars posterior) ist vom hinteren Abschnitte der hinteren Kardinalvenen abzuleiten ; das mittlere dorso- ventrale Verbindungsstück (Pars media) ist ein neu hinzugekommener Teil; der vordere die Leber durchsetzende Teil (Pars anterior) ist von dem alten subintestinalen Venenzuge abzuleiten. Der vordere Abschnitt der hinteren Kardinalvenen ist beim Salamander und anderen Amphibien noch in seinem ganzen Verlaufe als dünnes Gefäß beider- seits vorhanden; bei den Säugetieren sind als letzte Reste hiervon die Vena azygos und hemiazygos zu betrachten. Nebst den schwächeren hinteren Kardinalvenen münden in den queren Ductus Cuvieri auch die von der Schädelbasis herziehenden vorderen Kardinalvenen, auch innere Jugularvenen genannt, und die von der ventralen Halsregion herkommenden äußeren Jugularvenen ein ; bei den höheren Tieren wird der oft unpaar ausgebildete Venenstamm nicht mehr als Ductus Cuvieri, sondern als obere (resp. vordere) Hohlveue bezeichnet. Bei der Untersuchung des Gefässsystems betrachten wir aus technischen Gründen zunächst die Venen (Taf. IV, Fig. 1). Schon bei der vorschriftsmäßigen Eröffnung des Tieres kommt die Vena abdominalis zur Beobachtung, ein Gefäß, welches einen Teil des ursprünglichen subintestinalen Venenzuges repräsentiert. Es sind auch die paarigen seitlichen Ursprünge derselben, die wieder von der Vena caudalis ausgehen, sowie der Uebergang dieser Vene in die Pfortadervene der Leber zu beachten. Um die Vena cava inferior zur Anschauung zu bringen, wird die Leber und der Darm nach links geschoben ; man erblickt dann in der Tiefe zwischen den Salamandra maculosa Laur. 19 Nieren die Pars posterior; ferner die rechterseits im Mesenterium zur Leber ziehende Pars media; endlich sieht man vorn und ven- tral die aus der Leber austretende und in den Herzbeutel eindringende Pars anterior. Durch Beiseiteschieben des Darmmesenteriums werden ferner die paarigen hinteren Kardinalvenen ersichtlich gemacht, die hinten mit der Vena cava inferior pars posterior direkt zusammenhängen und nach vorn in die Ductus Cuvieri sich er- gießen. Der Pfortade rkreisl auf der Niere empfängt seine Venae advehentes aus den paarigen Ursprungsstücken der Vena abdominalis, seine Venae revehentes münden in die Vena cava inferior pars posterior. In den P fo rtad er k reislauf der Leber ergießen sich die Vena abdominalis und die Darmvenen; sie bilden nach ihrer Vereinigung das Vas advehens, welches als Vena portae bezeichnet wird und an der konkaven dorsalen Seite der Leber in dieselbe eintritt; das Vas revehens, die sog, Vena hepatica, verläuft an der ventralen konvexen Seite der Leber nach vorn und ergießt sich in die Vena cava inferior. Das Venenblut des Kopfes gelangt in die Vena j u g u 1 a r i s interna und externa. Die erstere, welche von der Schädelbasis herkommt, entspricht der Vena cardinalis anterior der Fische. Nach ihrer Vereinigung ergießen sich diese Venen vermittelst der kurzen Ductus Cuvieri (auch als V. cavae anteriores bezeichnet) in das Herz. Vorn an dem Herzbeutel verläßt denselben der Truucus arte- riosus, welcher sich nach rechts und links in ein Gefäßbündel gabelt, welches j e vier Aortenbogen enthält; dieselben sind nach Wegpräparierung der ventralen Halsmuskulatur auseinanderzulegen und um den Schlund herum zu den Aortenwurzeln zu verfolgen (Taf. IV, Fig. 5). Der erste Bogen, Ductus car oticus, gabelt sich (hier liegt die sog. Carotidendrüse) in die Carotis externa, die an der ventralen Halsmuskulatur sich verzweigt, und in die Carotis interna, welche zur Schädelbasis zieht. Ein Zusammenhang mit der Aortenwurzel ist nur an der Larve vorhanden und verödet sodann zu einem bindegewebigen Strange. Der zweite und dritte Bogen, Ductus aorticus 1 und 2, ergießt sich in die Radix aortae. Der vierte Aortenbogen, Ductus pulmonalis, giebt nach hinten die Arteria pulmonalis ab, die sich an den Lungen verzweigt; der Zusammenhang desselben mit der Radix aortae bleibt meist weg- sam und ist als Ductus Botallii zu bezeichnen. — Die paarige Aortenwurzel (Radix aortae) vereinigt sich zur Aorta dorsalis, welche längs der Wirbelsäule nach hinten verläuft und sich direkt in die Aorta caudalis fortsetzt. Auf ihrem Wege giebt sie ab: die Arteriae subclaviae zur vorderen Extremität, Gefäße zum Darme, zur Leber, zu den Nieren, zum Geschlechts- apparate und endlich die Art. iliacae zur hinteren Extremität; kleinere Gefäße, welche wohl vergleichend-anatomisch wichtig, aber nur an Injektionspräparaten gut zu verfolgen sind, sind die Arteriae vertebrales und intercostales. Ein Längsgefäß, welches jeder- seits an der vorderen Bauchwand zwischen Art. subclavia und iliaca sich erstreckt, wird hinten Arteria epigastrica, weiter vorn A r t e r i a m a m m a r i a interna genannt. Man kann später, wenn die Untersuchung des Herzens beendet ist, den Verlauf der Aorta durch Entfernung des Darmes bloßlegen. 20 Vierte Vorlesung. Man eröffnet nun den Herzbeutel mittels der Schere (Taf. IV, Fig. 3, 4) und kann sodann die Vena cava inf. von hinten her bis in den Sinus venosus verfolgen. Dieser erste Teil des Herzens ist an die dorsale Wand des Herzbeutels angewachsen ; rechts und links ergießen sich in denselben auch noch die Ductus Cuvieri. Als zweiter Abschnitt des Herzens folgt die dünnwandige Vorkammer, welche durch eine unvollkommene innere Scheidewand in eine rechte und linke Hälfte geteilt ist. Die rechte Vorkammer empfängt ihr Blut aus dem Sinus venosus, die linke dagegen aus den Pulmonal- venen (diese sind besser an Injektionspräparaten zu studieren), welche demnach gesondert von allen anderen Venen zum Herzen ziehen. Der dritte Abschnitt des Herzens ist die Herzkammer, welche ventral und hinten von der Vorkammer liegt ; dieselbe hat eine dicke Muskelwand und besitzt einen einfachen, ungeteilten Hohlraum. Der vorn an der Herzkammer entspringende Truncus arteriosus ist mit einem Klappenapparat versehen, sowie auch am Eintritt und Austritt der Herzkammer Klappen ausgebildet sind. Die genauere innere Anatomie des Herzens ist besser an Alkoholexemplaren zu studieren, wobei man z. B. das Herz durch einen Medianschnitt halbiert; zum Zwecke eines noch genaueren Studiums ist aber eine Zerlegung in ganz dünne Schnitte nötig, die mikroskopisch untersucht werden. Das Lymphgefäßsystem des Salamanders ist nur an besonderen Injektionspräparaten zu beobachten. Nervensystem. (Taf. IV, Fig. 3—6.) Technisclie Notiz. Das Nervensystem des Salamanders kann wohl auch an frischen und besonders an Spiritusexemplaren direkt prä- pariert werden, was namentlich bei Verfolgung der einzelnen Nerven und ihrem Verhalten zu den Muskeln sich als notwendig erweist; auch kann an solchen Objekten die Schädelhöhle von der dorsalen Seite her geöffnet und das Gehirn zur Anschauung gebracht werden. Um aber eine rasche Uebersicht für den Anfänger zu gewinnen, werden wir hier eine andere Methode anwenden. Die ganzen Tiere, eventuell solche Exemplare, welche bereits zur Untersuchung des Situs viscerum benutzt worden sind, werden in eine Macerationsflüssigkeit eingelegt, welche aus: 85 Raumteilen Wasser, 10 ,, Salpetersäure, 5 ., Glycei-in besteht ; in derselben werden sie bei gewöhnlicher Zimmertemperatur wenigstens 48 Stunden belassen und dann 24 Stunden in Wasser aus- gelaugt. An so vorbereiteten Exemplaren behält das Nervensystem eine genügende Festigkeit, während alle übrigen Gewebe und namentlich das Bindegewebe so locker geworden sind, daß mit Hilfe des Pinsels und einer Pincette oder Nadel das gesamte Nervensystem leicht isoliert werden kann. Wenn das Präparat dauerhafter sein soll, so darf die Maceration nicht zu weit gehen. Die Präparierung wird am besten von der dorsalen Seite her begonnen. Wir teilen das Centralnervensystem ein in das innerhalb des Rückgratkanals gelegene Rückenmark, welches den Ursprung- Salamandra maculosa Laur. 21 licheren, einfacheren Charakter besitzt und in das in der Schädelhöhle gelegene Gehirn, welches eine massigere Entwickelung nnd einen komplizierteren Bau zeigt. Die Nerven , welche vom Rückenmark abgehen, werden als Spinalnerven, diejenigen, welche vom Gehirn ausgehen, als Gehirnnerven bezeichnet. Das Rückenmark ist beim Salamander ein sehr langgestreckter, durch die ganze Länge der Wirbelsäule sich erstreckender, etwas ab- geplatteter Strang. An seiner dorsalen und ventralen Fläche zeigt er je eine seichte Furche, die Fissura dorsalis und ventralis; die erstere ist bei allen Wirbeltieren auf die embryonale Nahtlinie des Medullar- rohres zurückzuführen ; die letztere ist im vorliegenden Falle nur eine seichte Furche und nicht ein tiefer Spalt wie etwa bei den Säuge- tieren. Die Nerven, welche vom Rückenmark ausgehen und die als Spinalnerven bezeichnet werden, entspringen alle mit einer doppelten Wurzel, einer ventralen, welclie rein motorisch ist und die Muskeln des Stammes und die der Extremitäten versorgt , sowie einer dorsalen, welche wohl vorwiegend, aber nicht rein sensitiv ist, da sie zum größten Teil Hautnerven abgiebt, aber auch die Muskulatur des Darmes innerviert. Nach Vereinigung der beiden Wurzeln schwillt der Nerv in ein Ganglion an, dessen Zellen aber nur zu der sen- sitiven dorsalen Wurzel in Beziehung stehen. Eine genauere Unter- suchung der beiden Wurzeln erfordert eine stärkere Lupenver- größerung, ist aber besser noch an Querschnitten des Rückenmarkes zu demonstrieren. Jene Spinalnerven, welche sich in die Extremitäten fortsetzen, sind besonders stark entwickelt. Der Plexus brachialis, welcher durch die Achselhöhle zur vorderen Extremität zu verfolgen ist und daselbst schon bei der Präparation des Situs viscerum leicht beobachtet werden kann , wird von dem 2. bis 5. Spinalnerven zu- sammengesetzt. Der Plexus lumbo-sacralis, dessen Haupt- zweige und namentlich der starke N. ischiadicus das Becken an dessen dorsaler Seite verlassen, erhält seine Zweige aus dem 16. bis 18. Spinalnerven. Vom sympathischen Nervensystem, welches von der Leibeshöhle aus zu präparieren ist, dessen Beobachtung hier aber größere Schwierig- keit bietet, werden wir erst beim Frosche genauere Kenntnis nehmen. Das Gehirn bildet eine Reihe vorderer Anschwellungen des gesamten centralen Nervensystemes. Wir unterscheiden an dem- selben vier Hauptabschnitte: 1) Das Vorderhirn oder Großhirn. Dasselbe besteht aus einer vollkommen getrennten, rechten und linken, länglich -ovalen Hälfte oder Hemisphäre; es liegt vor den übrigen, als Hirnstamm zu bezeichnenden Teilen. Eine Ueberwölbung der letzteren durch das Großhirn, wie sie den Vögeln und Säuge- tieren eigentümlich ist, kommt bei den Fischen, Amphibien und Reptilien noch nicht vor. 2) Das Zwischenhirn, ist ein sehr kurzes, gedrungenes Verbindungsstück zwischen Vorderhirn und Mittelhirn; es trägt an seiner Dorsalseite die Zirbeldrüse, Glan- dula pinealis, und ist an seiner ventralen Seite in einen, l3ei den meisten Wirbeltieren nach abwärts, bei den Amphibien aber mehr nach hinten unterhalb des Mittelhirns sich erstreckenden Lappen, der als Trichter oder Infundibulum bezeichnet wird, ausgezogen. An den letzteren schließt sich ein drüsenähnliches Gebilde, der Hirn- anhang oder Hypophysis cerebri, an. 3) Das Mittelhirn, ist 22 Vierte Vorlesung. an seiner dorsalen Seite als Vierhügel, Corpus quadrigeminum, vor- gewölbt. Dieser Name rührt von der Gestaltung her, die es beim Menschen und bei den Säugetieren zeigt. Bei den meisten anderen Wirbeltieren, z. B. dem Frosche, finden wir es nur in zwei Höcker vorgewölbt und hier beim Salamander ist äußerlich eine einzige ein- heitliche Wölbung vorhanden. 4) Das Hinter- und Nachhirn. Das Nachhirn ist ein keulenförmiges, etwas abgeplattetes Gebilde, welches vorn abgestutzt und verbreitert ist und mit seinem hinteren, allmählich verschmälerten Ende in das Rückenmark übergeht. An seiner dorsalen Fläche findet sich eine dreieckige, vom Adergeflecht, Plexus chorioideus, bedeckte Oeffnung, die Fossa rhomboidalis, welche uns einen Einblick in die Höhle des Nachhirns, den soge- nannten vierten Ventrikel, gestattet. Der vordere quere Rand der Fossa rhomboidalis repräsentiert das Hinterhirn, welches erst bei den höheren Tieren zu einem massigeren Gebilde sich entwickelt. Das Nachhirn verhält sich in Bezug auf seinen Bau, sowie auch in Bezug auf den Charakter der von ihm abgehenden Nerven, dem Rückenmarke ähnlicher und kann daher als spinales Gehirn bezeichnet werden ; im Gegensatze hierzu sind die drei vorderen oder prä- spinalen Hirnteile von komplizierterem und abweichenderem inneren Baue und auch ihre Nerven, besonders der I. und II., sind kaum auf Spinalnerven zurückzuführen. Die (xehirimerven, welche mit den römischen Ziffern I bis X, resp. bei den höheren Tieren auch XI und XII bezeichnet werden, sind folgende: I. Der Riechnerv, N. olfactorius. Derselbe entspringt nahe am Vorderhirnende und zieht innerhalb des Schädels zur Geruch- schleimhaut. IL Der Gesichtsnerv, N. opticus. Derselbe beginnt mit gekreuzter Wurzel (Chiasma) an der Basis des Zwischenhirns, vor dem Infundibulum. Centralwärts sind seine Fasern als Tractus opticus in dorsaler Richtung bis in das Corpus quadrigeminum zu verfolgen. Dieser Nerv dringt in den Augapfel ein und endigt in der Netzhaut desselben. III. Der N. oculomotorius, entspringt an der Basis des Mittelhirns und versorgt einen großen Teil der Augenmuskeln. IV. Der N. trochlearis, welcher an der dorsalen Grenze von Mittelhirn und Hinterhirn entspringt, ist ebenfalls ein Augenmuskelnerv für den Musculus trochlearis. Er ist bei den meisten Urodelen ein sehr zarter Strang, der in unserer Zeichnung nicht eingetragen ist. Die vom Nachhirn entspringenden Nerven (nebst den zwei letzt- genannten) können wir in drei Gruppen einteilen, von denen die vorderste als Trigeminusgruppe (III, IV, V), die zweite als Facialis- Acusticusgruppe (VI, VII, VIII), die dritte als Vagusgruppe (IX, X) unterschieden wird. V. Der N. trige minus, welcher die Haut des Kopfes und die Kaumuskulatur versorgt, entspringt an der vorderen äußeren Ecke des Nachhirns; alsbald nach seinem Ursprünge schwillt er in ein umfangreiches Ganglion, das Ganglion Gasseri, an. VI. Der N. abd ucens ist ein Augenmuskelnerv für den M. rectus externus des Augapfels; er entspricht seinem Ursprünge nach dem Salamandra maculosa Laur. 23 Typus einer ventralen Spinalnerven wurzel; als zugehörige dorsale Wurzel ist der nachfolgende Nerv VII und VIII zu betrachten. VII. Der N. facialis, welcher besonders einen Teil der ven- tralen Halsmuskeln und der vorderen Zungenbeinmuskeln versorgt, sowie VIII. Der Hör nerv, N. acusticus, der sich innerhalb des Oehörlabyrinths verzweigt, sind in ihrem Ursprünge sowohl der Lagerung nach als auch genetisch innig miteinander verknüpft. Die Ganglien dieser beiden Nerven liegen zum Teil in, zum Teil unter der Ohrkapsel. IX. und X. N. Glossopharyngeus-Vagus, die bei den Amphibien innig miteinander verknüpft sind, treten hinter der Ohr- kapsel nahe der Schädelbasis aus und bilden daselbst ein Ganglion. Die Aeste dieses Nerven versorgen den hinteren Teil der Zungen- beinmuskulatur, auch gehen Aeste zum Magen, zu den Lungen und dem Herzen ab (Rami intestinales). XI. N. recurrens Wilisii ist bei niederen Tieren nur ein Ast des Vagus. Dem XII. Hirnnerven (Hypoglossus der höheren Tiere) wird von den meisten Autoren der 1. Spinalnerv der Amphibien gleichgesetzt. 9i 98 1 o Ol ö 'S 0 ® s cö 0 Ui a CS s: CD ^3 .S CO ü» :o3 CO 3~ cS -r! CO S-i oT 3 s a o ■+J g -*^ cS 0 -2~ 'S C45 CO CS ce 0 > CO s 0 ce cS d ce 0 CS 0) Pm nö ÄH .2 '» ^ cS 0) PP cS ^ ^ 'TS :ce o rn pH pH (D o > ^ <ß CS Ph cS ^ Cß a. ^ ä ^^ 0 -1-5 a 13 ?3 © w Ti Ph OD CS ® CS p o DQ Ph a p5 ;5 £ rH M CO » !-i 5h .rH d) ® W Q Q ^ CO 2 f © fH bß -^^ 2 ^ :3 > TS • S © A TS CS > "§ ©" fH r— I © © f>. 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Brauner Grasfrosch. (Tafel V.) Fünfte Vorlesung. Die Anuren oder Froschlurche sind ein eigentümlich modifizierter Zweig der Amphibien, der viel weniger als die Urodelen geeignet ist, 'i den Bauplan des Wirbeltierkörpers zu klarer Anschauung zu bringen. \ Wir werden aber einen Vertreter dieser Gruppe untersuchen und j besonders einige vom Salamander abweichende Eigentümlichkeiten 'j beachten, aus dem Grunde, weil dieses Tier, als physiologisches Ver- 1 Suchsobjekt sehr wichtig ist, und weil auch einige Organe, wie be- 1 sonders das Nervensystem, hier günstiger untersucht werden können. Eine eingehendere Darstellung der ganzen Organisation ist jedoch an ; dieser Stelle nicht möglich. { 'O^ Systematische Stellung. Die einheimischen Arten der Frösche, welche für die anatomische und physiologische Untersuchung zumeist benutzt werden, sind folgende : 1) Rana esculenta L., der grüne Wasserfrosch; es ist dies die größere Art (Rumpf bis 11 cm lang), welche vorzugsweise in der Nähe der Gewässer lebt und eine vorwiegend grüne, seitlich und am Bauche hellere Färbung mit nur undeutlichem braunen Ohrflecke zeigt. 2) Rana temporaria autorum, brauner Grasfrosch, ist kleiner (Rumpf 5—9 cm lang) ; lebt auf feuchten Wiesen und Feldern. Derselbe ist von mehr bräunlicher Färbung und besitzt einen deut- lichen dunklen Ohrfleck. Von dieser Art sind 2 gute Varietäten zu unterscheiden. Die eine, Rana fusca, Rösel (Rana tempo- raria platyrrhinus Steenstr.), nähert sich in der Größe mehr dem Wasserfrosch; sie hat eine kurze und stumpfe Schnauze. Die sogenannte sechste Zehe des Hinterfußes ist schwach und weich. Es ist dies unsere häufigste Art. — Die zweite Varietät, Rana arvalis NiLSSON (Rana temporaria oxyrrhinus Steenstr.), auch Feldfrosch genannt, ist kleiner, die Schnauze ist lang und spitz, die sogenannte sechste Zehe des Hinterfußes stark ausgebildet, hart und schaufeiförmig. Für physiologische Experimente wird vorwiegend Rana esculenta verwendet, weil sie von bedeutenderer Größe und energischerer Lebensäußerung ist. Unsere anatomische Beschreibung bezieht sich auf Rana fusca. 28 Fünfte Vorlesung. Aeussere Oestaltimg und Greschleclitsuiiterscliiede. Was die G e schlecht s un ter schiede betrifft, so ist zunächst zu bemerken, daß die Weibchen zur Zeit vor der EiaWage, also vom Herbst bis zum Frühjahr, durch den verdickten Leib sich auszeichnen. Das Männchen besitzt an seinen vorderen Extremitäten Daumen- schwielen, die bei der vom Rücken her erfolgenden Umklammerung des Weibchens in die Achselhöhle desselben eingesetzt werden und als Reizorgan dienen. Bei Rana fusca ist diese Daumen Schwiele in vier Stücke geteilt. Die Männchen besitzen ferner ein Paar von Kehlsäcken, die beim Quaken aufgeblasen werden und zur Ver- stärkung der Stimme dienen. Die allgemeine Körperform weicht von derjenigen der Urodelen hauptsächlich durch die Kürze des Rumpfes und den Mangel des Schwanzes ab, welcher letztere bei den als Kaulquappen bekannten Larvenstadien vorhanden ist, bei der Metamorphose aber resorbiert wird. Die hinteren Extremitäten sind zu langen kräftigen Sprung- und Ruderbeinen umgewandelt und zeichnen sich im Gegensatz zu den Vorderfüßen durch den Besitz von Schwimmhäuten aus, welche sich zwischen den Zehen ausspannen. Bei der Schmalheit des Beckens sind die Gelenkhöhlen für den Oberschenkelkopf der Mittellinie sehr genähert, ein Umstand, der für die Mechanik des Springens von Be- deutung ist. Auch die Beweglichkeit des Beckens spielt hierbei eine Rolle; es sind nämlich die sehr langen, weit nach vorn sich erstreckenden Darmbeine, sowie auch das lange, stielförmige Steißbein gegen das Kreuzbein beweglich, wovon man sich an dem ganzen Tiere leicht überzeugen kann. An den Vorderbeinen ist die stark nach vorn ge- wendete Stellung der Hand, welche sich gleich wie bei den höheren Typen, z, B. den Säugetieren, in einer ausgeprägten Promationsstellung befindet, auffallend. Aeußere Kö rpe r Öffnungen. Die Mund sp alte ist sehr breit, und der Unterkiefer besitzt infolge der weit nach hinten ge- legenen Artikulationsstelle die vollkommene Länge des Schädels. Die Oberkieferränder sind bezahnt, der Unterkiefer ist zahnlos. Manche Anuren, wie die Kröten, entbehren vollkommen der Zähne. Die Nasen Öffnungen, welche mit kleinen, beim Atmen sich bewegen- den Nasenflügeln versehen sind, liegen weit vorn, nahe an der Spitze der Schnauze. An dem Auge unterscheiden wir ein oberes, dem Bulbus angewachsenes Augenlid, welches dessen Bewegungen folgt, ferner eine Nick haut, d. h. eine durchscheinende Membran, die über das Auge hinweggezogen werden kann und welche das Auge wohl schützt, aber den Lichteindruck nur wenig abhält; sie liegt an dem unteren Rande des Auges und wird von da durch einen Muskel- apparat über das Auge hinweggezogen ; sie ist daher als unteres Augen- lid zu bezeichnen. Eine an dem inneren Winkel des Auges gelegene Nickhaut findet sich bei den Haifischen, Reptilien und Vögeln und ist bei den Säugetieren in rudimentärer Form als halbmondförmige Falte vorhanden. Ein Thränen-Nasengang ist vorhanden, aber nur mit ge- naueren Untersuchungsmethoden nachweisbar. Dicht über dem Kiefer- gelenk liegt eine kreisrunde Membran, das Trommelfell, an dessen Centrum ein Gehörknöchelchen, nämlich das Außenglied des Stapes (Exostapediale), sich inseriert. Das Trommelfell wird von einem Knorpelring, dem Annulus tympanicus, getragen, und es verschließt Rana temporaria (aut.). 29 die äußere Oetfnung des Gehörganges, welcher andererseits nach innen vermittelst einer sehr kurzen und weiten Eustachischen Röhre in die Rachenhöhle mündet. Die Afteröffnung oder, genauer gesagt, die Kloakenöffnung ist dorsal emporgerückt, was durch den Mangel des Schwanzes ermöglicht wird; sie liegt dicht hinter dem Ende des Steißbeines. Die Beschaffenheit der Haut ist feucht und schlüpfrig durch das Sekret zahlreicher, in der Lederhaut zerstreuter kleiner Drüsen, die nicht so leicht makroskopisch bemerkbar sind wie jene des Salamanders. Unge- mein auffallend ist die Verschiebbarkeit der gesamten Haut, wovon man sich leicht überzeugen kann, indem man die- selbe faltenförmig emporhebt. Dies rührt daher, daß sich unter der Haut ausgedehnte Hohlräume , die sogen. L y m p h s ä c k e , befinden, welche einen Teil des bei den Fröschen ungemein entwickelten Lymphgefäßsystemes bil- den. Die Haut ist nur längs gewisser Linien an den Körper festgewachsen, und dadurch sind eine Anzahl be- stimmter Lymphsäcke abgegrenzt. Wir unterscheiden einen großen „dorsalen Lymphsack" (i), der längs der ganzen Rückenseite von der Schnauze bis zum After sich erstreckt, sodann an der ventralen Seite einen vorderen „Kehl- lymphsack" (2), einen „Brustlymphsack" (5) und einen „Bauchlymphsack" (4). Ferner finden sich am Rumpfe paarige „seitliche Lymphsäcke" (.5), welche von der Gegend des Trommelfelles bis zur Aftergegend sich erstrecken. Die Ober- riäche der Extremitäten ist von einer Anzahl kleinerer Lymphsäcke begleitet. Die Flüssigkeit, die in den Lymph- säcken enthalten ist, tritt auf dem Wege des Lymphgefäßsystemes in den Blut- strom ein. Dies kann auch durch künst- liche Einspritzung fremder Flüssigkeiten, z. B. von Milch, und deren Resorption nachgewiesen werden. Einzelne Nerven und Gefäße durchsetzen die Lymphsäcke. Der Frosch besitzt auch 2 Paare von kontraktilen Apparaten des Lymphgefäßsystems, sog. Lymphherzen. Das eine derselben wird bei der Eröffnung des Rückenlymphsackes zu beiden Seiten des hinteren Steißbeinendes als ein drüsenähnliches Gebilde gefunden; die Pulsationen desselben können am lebenden Objekte bemerkt werden. Das andere ist nur bei Eröffnung der Leibeshöhle von der ventralen Seite her zugänglich und liegt tief zu beiden Seiten der Wirbelsäule in der Thorakalgegend, hinter dem Querfortsatz des 3. Wirbels. Fig. 1. Lymph blicke des Frosches nach Ecker. / Rückenlymphsack. ^ Kehl- lymphsack, 'j Brustlymphsack. 4 Bauchlymphsack, ö Seitenlymph- sack. 30 Fünfte Vorlesung. Technische Notiz. Wir eröffnen zunächst mittelst eines Scheren- schnittes den Rückenlymphsack. Hierbei sind die den Lymphsack durch- ziehenden Hautnerven zu beachten, ferner die an der Innenseite dei' Haut sich ausbreitende Arteria und Vena cutanea magna, welche sich von der Schultergegend aus verzweigen. Bei dieser Gelegenheit sind die hinteren Lymphherzen aufzusuchen. In gleicher Weise werden durch einen ventralen Längsschnitt die 3 ventralen Lymphsäcke, ferner auch der Seitenlymphsack eröffnet. Toi)OgTai)hie der ventralen Skeletteile. In der Kehlregion wird nach Entfernung der Halsmuskeln das Zungenbein gefunden. Dasselbe besteht aus einer ansehnlichen Knorpelplatte (Copula), von deren vorderem Rande unmittelbar die vorderen oder Hyoidbogen (Ceratoliyalia) ausgehen. Dieselben Avenden sich in einer gekrümmten Linie nach hinten und dann aufwärts zur Schädelbasis, mit der sie in der hinteren Ohrregion synchondrotisch verbunden sind. An dem hinteren Rande der Copularplatte sind die nahe der Mittellinie befestigten, nach hinten divergierenden hinteren oder Branchialbogen (Ceratobranchialia) zu finden. Zwischen ihnen liegt der Kehlkopf nebst seiner zugehörigen Muskulatur. An der hinteren äußeren Ecke der Copularplatte ist die sehr kleine Thyreoidea gelegen und seitlich von dieser ein auffallenderes Gebilde, welches früher als Thyreoidea betrachtet worden war, das aber als Rest der Kiementaschen erwiesen wurde (Fig. 1). Der Schultergürtel steht ventral mit den sternalen Bildungen in festem Zusammenhang und muß daher bei der Eröffnung der Leibeshöhle durchschnitten werden. Der dorsale Abschnitt desselben besteht aus der knöchernen Scapula und der knorpeligen Supra- scapula, an dem ventralen Abschnitt finden wir zwei selbständige knöcherne Teile, deren vorderer als Präcoracoid (von den Autoren in der Regel als Clavicula aufgefaßt), deren hinterer als Goracoid zu bezeichnen ist. Dieselben sind mit der Scapula durch einen Knorpel verbunden, an welchem sich hauptsächlich die Gelenkhöhle für (len Oberarm befindet. In der ventralen Mittellinie sind die Coracoide mit denen der Gegenseite durch ein knorpeliges Zwischenstück direkt verbunden. An dem hinteren und dem vorderen Rande dieser Knorpelplatte befestigen sich zwei Skeletstücke, welche je aus einem stielförmigen knöchernen Ansätze und einer knorpeligen terminalen Verbreiterung bestehen ; der hintere wird als Stern um, der vordere als 0 m 0 s t e r n u m (oder auch Episternum) bezeichnet. Der Becken- gürtel besteht aus den sehr langen Darmbeinen, welche den dor- salen Teil desselben repräsentieren. Der ventrale Teil, der ungemein schmal ist, besteht aus einer hinteren, als Ischium bezeichneten Verknöcherung, welche mit der der Gegenseite verschmolzen ist, und aus einem Pubicum, welches zum Teil knorpelig ist, zum Teil mit dem Ileum eine kontinuierliche Verknöcherung bildet. Die Gelenk- höhle für den Oberschenkel, welche an der Grenze von Ischium und Ileo-Pubicum liegt, ist ungemein der Mittellinie genähert, so daß der Boden der Gelenkhöhle mit dem der Gegenseite nahezu zusammen- stößt. Das Kreuzbein wird von einem einzigen Wirbel gebildet, an dessen großem Querfortsatz das Vorderende des Ileums beweglich Rana temporaria (aut.). 31 befestigt ist. Das Steißbein, welches parallel mit den lang- gestreckten Darmbeinen als ein medianer stilettförmiger Knochen sich Schiiltergürtel, von der Bauchseite; an der einen Seite ist das Schulter- blatt ventralwärts umge- schlagen. S k e 1 6 1 , von der Eücken- seite ; rechts ist die vordere Extremität nebst Schulter- gürtel und die hintere Ex- tremität entfernt. ,,--S Zungenbein. Fig. 2 (nach Düges). findet, ist aus der Verschmelzung mehrerer rudimentär gewordener Wirbel hervorgegangen. 32 Fünfte Vorlesung. Situs Tiscenim. (Fig. 1.) Technische Notiz. Die ventralen Halsmuskeln werden ent- fernt, um das Zungenbein und die Thyreoidea nebst ventralem Kiemen- rest bloßzulegen. Ferner wird der Schultergürtel frei präpariert und be- sichtigt und sodann beiderseits durchgeschnitten und entfernt. Bei der nachfolgenden Eröffnung der Leibeshöhle ist auf die Schonung der Vena abdominalis zu achten. Der Herzbeutel wird eröffnet. Dicht hinter dem Zungenbein ist der kleine Kehlkopf nebst seitlichen zugehörigen Muskelgruppen zu finden, und an denselben sich anschließend die Trachea, die sich sehr bald in die zarten Bronchien gabelt. Der Herzbeutel, welcher das sehr ansehnliche Herz einschließt, ist in eine Mulde zwischen die rechten und linken Leberlappen eingelagert. Wir beobachten die Herzkammer, welche nach vorn in den Truncus arteriosus übergeht, der sich weiter in die rechte und linke Gruppe von Aortenbogen gabelt, ferner die an- sehnliche linke und die kleinere rechte Vorkammer. Dorsal vom Herzen liegt der umfangreiche Sinus venosus, welcher von vornher die paarigen Venae cavae superiores (Ductus Cuvieri), von hinten, zwischen den Leberlappen hervorkommend, die Vena cava inferior, in die sich die Venae hepaticae ergießen, aufnimmt. Die Lungen, welche einen einfachen Hohlraum und wabenartig gestaltete Wandungen besitzen, ähnlich wie wir dies beim Salamander beobachtet haben, liegen zu beiden Seiten des Herzens und der Leber. Sie gehen jederseits ver- mittelst der Lungenwurzel in den hinter dem Herzen ziehenden zarten Bronchus über. Die Leber neigt zu symmetrischer Gestaltung, indem rechte und linke Lappen vorhanden sind, die durch eine mediane Brücke verbunden werden. Hinter der letzteren liegt die ansehn- liche Gallenblase und, gegen den Darm sich erstreckend, das Pankreas. Der Darmkanal, welcher nur durch ein dorsales Mes- enterium in seiner ganzen Länge angeheftet ist, besteht aus dem auf den Oesophagus folgenden retortenförmigen Magen, der mehr aus der Mittellinie gerückt und schräger gestellt ist als beim Sala- mander, sodann aus dem Duodenum, in dessen Nähe die Milz liegt, dem kaum davon abgesetzten Dünndarm und dem longitudinal verlaufenden weiten Dickdarm oder Rectum. Ventral von letzterem liegt die ansehnliche Harnblase nebst Vena abdomi- nalis. Die Geschlechtsorgane sind durch Beiseiteschieben des Darm- tractus rechts und links von demselben zu finden ; beim Weibchen aber werden sie zur Zeit der Geschlechtsreife ohne weiteres zur An- schauung kommen, da sie in bedeutendem Umfang einen großen Teil der Leibeshöhle erfüllen. Die vielfach gewundenen Ovidukte über- treffen sodann den Darm bedeutend an Länge und Masse. Die Niere ist am besten erst nach Beseitigung des Darmkanals in Betracht zu ziehen. Blutgefässsystem. (Fig. 1 und 4.) Bei der Untersuchung der einzelnen Organe ist am besten zu- nächst das Venensystem zu betrachten (Fig. 1). In die paarige Vena cava super ior (Ductus Cuvieri) mündet nebst der Vena jugularis externa und interna auch die von der vorderen Extremität Rana temporaria (aut.). 33 kommende Vena subclavia und endlich die mit letzterer in einen gemeinsamen Stamm sich vereinigende Vena cutanea magna, die unter der Achselhöhle hinwegziehend in der Haut des Rückens bis zum Kopfe hin sich verzweigt. Der Pfortaderkreislauf der Niere und der Leber verhält sich in Bezug auf seine typischen Eigentümlichkeiten ähnlich wie beim Salamander. Die Vena cava inferior beginnt dorsal zwischen den Nieren und zieht in einem kurzen, gedrungenen Stamm nach vorn und ventralwärts zum Sinus venosus. Weit vorn ergießen sich in dieselbe die paarigen Lebervenen, Venae hepaticae. Der Sinus venosus, welcher alle diese Venen aufnimmt, mündet in das rechte Atrium, während die kleinen, schwieriger zu prä- parierenden Venae pulmonales dicht neben dem Septum in das linke Atrium sich ergießen. Zum Arteriensystem übergehend (Fig 4), finden wir den Truncus arteriosus, welcher sich nach vorn gabelt; jeder dieser beiden Aeste entsendet drei Aorten- bogen. Der erste ist der Ductus caroticus, der nebst der Carotis externa die zum Augapfel hinziehende Carotis interna ab- giebt; das Innere des Schädels wird außerdem auch von der direkt von der Aortenwurzel entspringenden Arteria occipito-vertebralis ver- sorgt. Der zweite, der Ductus aorticus, setzt sich in die sehr langen Aortenwurzeln fort, welche erst weit hinten an der Wirbelsäule zur Aorta abdominalis sich vereinigen. Der dritte, der Ductus pulmo-cutaneus, giebt nebst der Lungenarterie auch die Arteria cutanea magna ab. Darmtractus. Technische Notiz. Das Herz nebst großen Blutgefäßen wird entfernt. Sodann Avird mittelst der groben Schere ein Schnitt vom Kieferwinkel längs der Seitenwand des Oesophagus bis in die Magen- wand geführt, und es kann nun der Unterkiefer nebst ventraler Schlund- wand zurückgeschlagen w^erden. An der Decke der Mundhöhle (Fig. 4) finden wir nebst der Kieferzahnreihe rechts und links 2 kleine Gruppen von Zähnen am Vomer. Nach außen und vorne von letzterer Zahngruppe sehen wir die Choanen, und hinter ihnen sind die durch die Mundschleimhaut hindurchschimmernden, umfangreichen Augäpfel zu bemerken. End- lich finden wir am hinteren Rande des Gaumendaches und medial von dem hinteren Fortsatze des Os pterygoideum dieTubaEustachii als weite innere Oeffnung des sehr kurzen Gehörganges. An dem ventralen Mundhöhlenboden bemerken wir die mit einem freien hinteren Rande versehene, nach vorne umschlagbare Zunge, und beim Männchen seitlich die muskulösen Schallblasen. Eine Strecke weit hinter derselben liegt als eine Längsspalte der Eingang zum Kehl- kopf (Aditus ad laryngem). Durch Auseinanderziehen desselben mittelst der Pincette gewinnt man Einblick in die Kehlkopfhöhle und kann die deutlichen Stimmbänder in derselben beobachten. Da wir von den übrigen Teilen des Darmapparates bereits Notiz genommen haben, so wollen wir nur noch die Kloake betrachten, die, nachdem das Becken vermittelst der groben Schere eröffnet wurde, durch einen longitudinalen, neben der Harnblasenmündung zu führenden Schnitt gespalten wird. Wir finden an der inneren Fläche derselben Hatschek-Cori. Elementarcurs der Zontoraie. 3 34 Fünfte Vorlesung. beim Männchen ventral die Harnblasenmündung, dorsal die unpaare Mündung der Harnsamenleiter. Beim Weibchen sehen wir ventral die Mündung der Harnblase, dorsal zweierlei Oeffnungen, nämlich eine unpaare Mündung der Ovidukte, in welche die Sonde eingeführt werden kann, und hinter derselben paarige Oeffnungen der Harn- leiter. Harn- und Geschlechtsapparat. (Fig. 4 und 5.) Technische Notiz. Der Oesophagus wird quer durchschnitten, ebenso der Dünndarm dicht über dem Eectum. Sodann wird der Darm vermittelst Durchschneidung seines Mesenteriums abgelöst und nebst der Leber entfernt. In der vorliegenden Darstellung haben wir die Ge- schlechtsorgane der linken Körperseite abgebildet, dabei aber den Hoden, resp. das Ovarium der Uebersicht halber auf die rechte Seite hinüber- gezogen. Die Urnieren sind beim Männchen wie beim Weibchen läng- liche Organe, die aber bei weitem nicht so gestreckt sind, wie beim Salamander. Sie erscheinen als retroperitoneale , längs der Wirbel- säule gelagerte, leicht verschiebbare Drüsenmassen, die einander in der Mittellinie stark genähert sind; sie reichen von der Mitte der Wirbelsäule bis nahe an die Beckenenge. An der äußeren Seite der Urnieren verlaufen die Urnierengänge, die beim Männchen die Be- deutung von Harn-Samenleitern haben, beim Weibchen aber nur als Harnleiter fungieren. Die männlichen Geschlechtsorgane (Fig. 4) bestehen aus einem Paare kompakter, eiförmiger, gedrungener Hoden, die an dem kurzen Mesorchium dorsalwärts befestigt sind. Nächst den Hoden finden sich die büschelförmigen gelben Fettkörper, je nach der Ge- schlechtsperiode von sehr verschiedener Ausdehnung. Die Aus- führungsgänge der Hoden verlaufen als Vasa efferentia gegen den medialen Rand der Urniere. Der Samen wird dann weiterhin auf dem Wege der Urnierenkanälchen in den lateral gelegenen Harn- Samenleiter gelangen ; in Zusammenhang mit letzterer Funktion zeigt dieser — speciell bei Rana temporaria — eine besondere Einrich- tung, nämlich eine laterale, hinter der Nierenregion liegende Aus- sackung, die als Receptaculum seminis fungiert. Beim Weibchen finden wir die paarigen Ovarien dunkelgrünlich gefärbt; sie sind zur Zeit vor der Eiablage, also vom Herbst bis zum Frühling, von sehr bedeutendem Umfange. Die einzelnen, stark vorspringenden Eier lassen bereits den dunklen animalen und den helleren vegetativen Pol unterscheiden. Mittelst des Mesorchiums sind die Ovarien dorsal angeheftet. An dem Vorderrande derselben finden sich die finger- förmigen gelben Läppchen des Fettkörpers. Seitlich von der Niere sind die ungemein umfangreichen Ovidukte gelagert, ebenfalls mittelst eines eigenen Mesenteriums dorsal angeheftet. Wir unter- scheiden eine vordere, dicht an der Lungenwurzel gelegene Tuba, einen sehr langen, darmähnlich gewundenen Ovidukt und den etwas erweiterten, als Uterus bezeichneten Endabschnitt, der mit dem der Gegenseite in eine unpaare Oeff'nung innerhalb der Kloake mündet. Die dicke Wandung der Ovidukte enthält Drüsen, welche eine schleimartige, im Wasser stark aufquellende, kollagene Gallert- substanz secernieren, die bei der Eiablage die einzelnen Eier um- Rana temporaria (aut.). 35 hüllt; auch im Secierbecken wird unter dem Einflüsse des eindringen- den Wassers eine bedeutende Quellung der Ovidukte beobachtet werden. Zuweilen findet man auf Wiesen und Feldern solche auf- gequollene Ovidukte von Fröschen, die von Raub- oder Wasser- vögeln ausgespieen wurden und die von dem Aberglauben des Volkes als Sternschnuppen, Erdwachs etc. bezeichnet werden. Aehnliche Bezeichnungen werden übrigens vom Volke auch für Massen von Schleimalgen* (Nostoc), die nach Regengüssen auftreten, gebraucht. NerYensystem. (Fig. 2, 3.) Technische Notiz. Zunächst werden die Hauptverzweigungen der peripheren Nerven von der Leibeshöhle aus untersucht. Man kann an der Innenfläche der Muskelschichten, nur vom Peritoneum bedeckt, die ventralen Aeste der Spinalnerven verfolgen und ebenso den Plexus brachialis, der zur vorderen Extremität, sowie den Plexus ischio-coccygeus, der zur hinteren Extremität zieht. Wir untersuchen sodann das Gehirn, welches durch Eröffnung der Schädelhöhle mittelst der groben Schere zur Anschauung gebracht wird ; ebenso müssen die dorsalen Bogen der Wirbel abgezwickt werden, um das Rückenmark bloßzulegen. Die Porm des Gehirnes wird am besten an Salpetersäuremacerationen (vgl. p. 20) untersucht. Auch kann das Centralnervensystem nach Eröffnung der Schädelhöhle und des Rückgratkanals durch 90-proz. Alkohol oder 2-proz. Pormaldehydlösung gehärtet und nachher durch Präparieren isoliert werden. Die genannte Lösung, auf deren Verwendung wir auch noch bei anderer Gelegenheit zurückkommen werden, wird hergestellt, indem man von der käuflichen 40 - proz. wässerigen Lösung des Formaldehyd (dem sog. Pormalin) einen Raumteil mit 19 Raumteilen Wasser vermengt. Von der Leibeshöhle aus sind die Hauptstämme der Spinal- nerven leicht zu präparieren. Der L Spinalnerv fehlt dem Frosche und die als 1. — 10. bezeichneten Nerven sollten eigentlich als 2. — 11. gezählt werden. Der Plexus brachialis wird von dem sog. 1. — 3. Spinalnerven gebildet und zieht gegen die Achselhöhle hin. Von dem 1. Spinalnerven geht überdies ein nach vorn zur ventralen Hals- muskulatur ziehender Zweig aus, der als Hypoglossus bezeichnet wird. Der 4., 5. und 6. Spinalnerv sind längs der seitlichen Bauchwand zu verfolgen. Der 7. — 10., mit besonders starken Wurzeln entspringend, geht in den Plexus ischio-coccygeus über, der zu der hinteren Ex- tremität zieht. Die stärksten Aeste desselben, unter welchen haupt- sächlich der N. ischiadicus zu nennen ist, verlassen das Becken an der dorsalen Seite. Von der Leibeshöhle aus ist ferner noch ein besonderer Teil des Nervensystems zu beobachten, der dunkler grau gefärbte „ Grenz- stran g. des Sympathicus", welcher sich nach vorn bis in die Kopf- region verfolgen läßt. Derselbe steht durch Verbindungsäste mit den Spinalnerven im Zusammenhang und entsendet andererseits ein von Nervenfasern und Ganglienzellen gebildetes Netz, das sympathische Geflecht, zu den Eingeweiden ; es sind besonders im Mesenterium des Magens leicht sichtbare Teile dieses Geflechtes zu beobachten. Von den Gehirnn erven verläuft der L, der Riechnerv oder Olfactorius, innerhalb der Schädelhöhle und wird erst bei Präparierung des Ge- hirnes in Augenschein genommen. Der IL, Sehnerv oder Opticus, 3* 36 Fünfte Vorlesung. ist in der Augenhöhle aufzusuchen, am besten von der ventralen Seite her. Man wird in der Orbita auch die Hauptäste des V. Hirn- nerven, des Trigeminus beobachten. Der VII. Nerv, der Facialis, kommt hinter dem Trommelfell hervor und wird, den hinteren Kieferwinkel umgreifend, längs des ventralen Randes des Unterkiefers verfolgt werden können ; er versorgt hauptsächlich oberflächliche Muskeln der Halsregion und vordere Muskelgruppen des Zungenbeins. Der X., der gemeinsame N. vagus (= N. glossopharyngeus -\- N.* vagus), der an dem hinteren Teil der Schädelbasis austritt, verzweigt sich zu den hinteren Muskeln des Zungenbeinapparates; er giebt ferner Zweige ab zum Magen, zur Lunge und zum Herzen. Den Ursprung dieser Gehirnnerven und einiger anderer werden wir bei Betrachtung des Gehirnes genauer untersuchen können. Wir schreiten nun zur Betrachtung des Centrainerve n - Systems, das ist des Gehirnes und Rückenmarkes, nebst den von demselben ausgehenden Nervenwurzeln. Das Rückenmark be- sitzt eine sehr kurze, gedrungene Gestalt und reicht etwa bis in die Mitte des Rumpfes, nämlich bis zum Anfang des Os coccygis, und die Nerven des Plexus ischio-coccygeus haben daher einen stark nach hinten gerichteten Verlauf. Das Rückenmark bildet einen mäßig ab- geplatteten Strang, der auf seiner dorsalen und ventralen Fläche mit je einer Längsfurche, der Fissura dorsalis und ventralis, versehen ist. Die als Spinalnerven bezeichneten Nerven des Rückenmarkes ent- stehen, wie bei allen gnathostomen Wirbeltieren, aus der Vereinigung zweier Wurzeln, einer ventralen, welche rein motorisch ist, und einer dorsalen, die vorwiegend sensitiv ist — indem sie die Hautnerven enthält zugleich aber auch motorische Nerven zum Darme sendet. Nach der Vereinigung der Wurzeln schwillt der Spinalnerv in ein Ganglion an, das aber nur zu den Fasern der dorsalen Wurzeln in Beziehung steht. Wir zählen, wie bereits früher hervorgehoben, 10 Spinalnerven. Das Gehirn ist demjenigen des Salamanders im ganzen sehr ähnlich, und wir werden daher bei der Beschreibung zum Teil bereits früher Gesagtes wiederholen; es wird wegen seiner bedeutenderen Größe samt den von ihm ausgehenden Wurzeln der Hirnnerven leichter als jenes präpariert und untersucht werden können. Das Gehirn besteht demnach aus folgenden Teilen. 1) Das paarige Vorderhirn. Ursprünglich vollkommen in eine rechte und linke Hälfte zerfallend, ist dasselbe sekundär in ausgedehnter Weise mit dem der Gegenseite verwachsen, namentlich in der vorderen, als Lobus olfactorius bezeichneten Region. Eine dorsale und ventrale Längs- furche, nur in geringer Ausdehnung vollkommen durchdringend, be- zeichnet die ursprüngliche Trennung. 2) Das kurze, annähernd cylindrische Z wischen hirn, an dessen dorsaler Fläche sich der sog. Zirbelanhang, die Epiphyse oder Glandula pinealis, findet, während die ventrale Fläche in einen beim Frosche wie auch beim Salamander stark nach rückwärts unter den nachfolgenden Abschnitt gerichteten Lappen, den sog. Trichter oder das Infundibulum ausgezogen ist. An diesen schließt sich der sog. Gehirnanhang oder Hypophysis cerebri an. Vor dem Infundibulum findet sich der gekreuzte Ursprung des Sehnervs, das sog. Chiasma nervi optici. 3) Das Mittelhirn, welches an seiner dorsalen Fläche 2 rundliche Höcker trägt, die mit Rücksicht auf die Form des Gehirnteiles beim Rana temporaria (aut.). 37 Menschen als Vierhügel, Corpora quadrigemina, bezeichnet werden. 4) Das Hinterhirn nebst Nachhirn. Das Nachhirn, wesentlich demjenigen des Salamanders gleichend, ist von keulenförmiger, nach hinten verschmälerter Gestalt; an seiner dorsalen Fläche findet sich eine dreieckige Oeffnung, die Fossa rhomboidal is, durchweiche man in den sog. 4. Ventrikel Einblick gewinnt. Den vorderen Rand dieser Oefthung begrenzt eine quer gestellte Lippe, das Hinterhirn, welches namentlich bei den höheren Tieren zu einem umfangreicheren Gebilde sich entwickelt. Die Gehirnnerven, welche mit den römischen Ziffern I bis XII bezeichnet werden, sind folgende: I. Der Riechnerv, N. olfactorius, von dem vordersten Ende der Hemisphären entspringend, ist ein sensibler Nerv, der an der Geruchschleimhaut sich verzweigt. II. Der Sehnerv, N. opticus, mittelst eines gekreuzten Ur- sprunges (Chiasma) von dem Boden des Zwischenhirnes vor dem Infundibulum entspringend; seine Faserung ist am Gehirn als TraCtus opticus aufwärts in die Gegend der Corpora quadrigemina zu ver- folgen; er dringt in den Augapfel ein und breitet sich in der Netz- haut des Auges aus. III. Der N. oculomotorius, entspringt noch an der Basis des Mittelhirns und versorgt, wie bekannt, einen großen Teil der Augen- muskeln. IV. Der N. trochlearis, entspringt dorsal an der Grenze von Mittelhirn und Nachhirn. V. Der N. trigeminus, welcher an der vorderen Ecke des Nachhirns entspringt, schwillt noch innerhalb der Schädelhöhle zu dem umfangreichen Ganglion Gasseri an. VI. Der N. abducens, ist ein Augenmuskelnerv, für den Muse, rectus externus des Auges; er ähnelt hier in hohem Grade den ventralen Wurzeln der Spinalnerven und scheint seiner Lage nach, wie schon erwähnt, zu den nachgenannten Nerven VII und VIII, welche die zugehörigen dorsalen Wurzeln darstellen, morphologisch in Beziehung zu stehen. VII. Der N. facialis, der sich in seinem Verlaufe dem Ganglion Gasseri anschließt, und VIII. N. acusticus sind in ihrem Ursprünge sehr nahe mit- einander verknüpft und erscheinen auch genetisch als Differenzierungen eines ursprünglichen Stammes. Die zugehörigen Ganglien liegen zum Teil innerhalb, zum Teil unterhalb der Gehörkapsel. IX. Der N. glossopharyngeus und X. Der N. vagus, die wir als Nerven der Vagusgruppe zu- sammenfassen, sind bei den Amphibien ihrem Ursprünge nach innig verknüpft; das Ganglion dieses Nerven ist nach dem Austritte aus dem Schädel an der Schädelbasis zu finden. XL Der sog. N. recurrens Willisii ist bei den Fischen und Amphibien nur ein Zweig des N. vagus. XII. Der N. hypoglossus wird nach der herrschenden Auffassung bei den Amphibien in dem Spinalnerven, und zwar beim Frosche in dem 1. (eigentlich 2.) gesucht. Tafel V. Grasft'osch, Raiia temporaria. Fig. 1. Uebersicht des Situs viscerum. Die ventralen Hals- muskeln sind entfernt, so daß das Zungenbein nebst Thyreoidea sichtbar wird. Fig. 2. Uebersicht des Centraine rvens 5' stems, von der Ventral- seite gesehen. Der Grenzstrang des Sympathicus ist nur an der linken Körperseite in ganzer Ausdehnung belassen. Fig. 3. Das Gehirn in dorsaler, in seitlicher und in ventraler An- sicht. In Fig. 2 und 8 bedeuten: / N. olfactorius, II N. opticus, /// N. oculomotorius, IV N. trochlearis, V N. trigeminus, VI N. abducens, VII N. facialis, VIII N. acusticus, IX, X N. glossopharyngeus-vagus, 1 ... 10 erster bis zehnter Spinalnerv; da der erste Spinalnerv beim Frosche fehlt, so entsprechen dieselben eigentlich dem 2. bis 11. Spinalnerven. Fig. 4. Männlicher Geschlechtsapparat, die Hoden nach der rechten Körperseite hinübergezogen. Auf dieser Figur ist auch der Truncus arteriosus nebst Aortenbogen und Aorta dargestellt. Fig. 5. Weiblicher Geschlechtsapparat. Es sind die Teile der linken Körperseite dargestellt, dabei ist aber das linksseitige Ovarium und ebenso die linksseitige Lunge nach der rechten Körperseite hinüber- gezogen. Hatscliek-Cori, Elementwcws Frosch. TafV. X fiyol(wtel Schidairaiid r. äussere liic/i/c I\g.l risce/nle/: muskulöse/' Fuss Cnvbnd (jan (/li< V/ nd Ha-zk(onm€r luhda. Vorhajimier / \Aiisßhnin(mmff\ äwssMane. „ . _^ , . , Oe^ophagiL'; --Cefd)ral- //nnt/l. Ccjvbra pnlakom.- rnissiu: Jsrgmaim.gez. Verl.7 G\islift' Fisdier, Jana. Lith,fcst.Y.A.Giltsch,Jena. Tafel VII. Teichmuschel. Fig. 1. Weichkörper nach Entfernung der Schale, von der Dorsalseite gesehen. Fig. 2. Desgleichen, mit Eröffnung des Herzbeutels. Fig. 3. Präparat des Nervensystems, von der Ventralseite ge- sehen. Fig. 4. Schale nebst Tier von außen, darüber leere Schale von der Innenseite. Teichiniischel JlatscJiek -Cori ,Elani'utdnu}'s. T(d:il. Fi(f. I. f'i(/. J. rSrJ/liessniu.ihd Nunii ^ \ Jnta-a-rt'hnilergschnecke. Fig. 1. Seitliche Ansicht des ganzen Tieres. Fig. 2. Längsschnitt des Gehäuses. rig. 3. Der Weichkörper nach Entfernung der Schale, von der Dorsalseite gesehen. Fig. 4. Derselbe nach Eröffnung der Lungenhöhle. Der Atemporus ist durchschnitten, ebenso auch die Lungenwandung oberhalb des Mantelrandes und dann aufwärts bis zum Herzen. Die Dorsalwand der Lunge ist zurückgeschlagen und verdeckt die Windungen des Ein- geweidesackes. IlatsrJit'k fori , Ekmcntcacurs. Schnecke TuJUW. hr/itixji-us Auqmfaitifhrl )lwitelfün'hc -^ '> ' • Ld. Einviss drüse \ieren' ■ / ' '\ hilaüir ,__,^, _ __ „-.,., /^ Kernen ■ Bettgenmskeln '' d. Abdomens •Flearam Nemendediel-'' ^^^^C^-^^^^^i^S^^^LAi^ (I.Abdomens / \;\ ^ -Banchmaik VentmleÄrtaic .„,,.,.. \JnnererSternalfortsuU ^ Phopod ■JentrakArU!m\ 'stemalhmal Baurhmarh Fnssmuskulcdur Kasper u.Berojroaim.,Qi9z. Verl.T. Gustav Rsdier, Jena. LitLAnst.v.A.Glts(ii,Jena. Tafel XI. Flusskrebs. Fig. 1. Uebersicht der inneren Organisation. Es ist die rechte Körperhälfte entfernt, dabei aber der Magen nebst seiner Muskulatur sowie der ganze Darm unverletzt geblieben , ferner sind die rechte An- tennenarterie und die unpaare , absteigende Sternalarterie im Präparate belassen. Fig. 2. Seitliche Ansicht des Flußkrebses. Fig. 3. Ansicht der eröffneten Kiemenhöhle. Fig. 4. Magen nebst Oesophagus und Chylusdarm , durch einen Längsschnitt halbiert. Innere Ansicht der linken Hälfte. Fig. 5. Uebersicht desGrefäßsystems, halbschematisch. Die Verzweigungen der Kiemengefäße sind weggelassen. Hatiicliek -Cnri, Ele/tiniinrauy. Flusskreb^ s Tafll. fferzlieutel Hti-z Leber Magen Verl.v. Gustav Fischer Jena. LiÜi.An.3t .v. A . Gilt sdi, Jena Tafel Xn. lippe. Flusskrebs. Fig. 1. Situs viscerum, von der Dorsalseite gesehen. Fig. 2. Uebersicht des gesamten Nervensystems. Fig. 3. Männlicher Geschlechtsapparat. Fig. 4, Weiblicher Geschlechtsapparat. Fig. 5. Isolierte Extremitäten, ferner Oberlippe und Unter- Ilotschek - Corv, Elemeniar(ws Flusskrebs. lujü. Kaspä-r u. Bergmann . g?;:. /tri V Giislav- Fischer, Jeni. IatV../uistvi.iiitsJh.Je:ia. i Apus cancriformis. Krebsartiger Kieferfuss. Cladus Subcladus Klasse Subklasse Ordnung Unterordnung Familie Articulata, Ringeltiere. Arthropoda, Gliederfüßer. Crustacca, Krebse. Entomostraca, niedere Krebse. Phyllopoda, Blattfüßer. Branchiopoda, Kiemenfüßer. Apusidae, Apusähnliche. Anhang zur elften Vorlesung ^). (Hierzu Taf. XIII.) Um einen Vertreter der Entomostraken oder niederen Krebse kennen zu lernen, untersuchen wir den zur Ordnung der Phyllopoden gehörigen Apus cancriformis. Dieses merkwürdige Tier tritt auf zeitweilig überschwemmten Wiesen manchmal in sehr großer Menge auf, und man kann bei solcher Gelegenheit einen großen Vorrat von Exemplaren einsammeln und zum Zwecke späterer Untersuchung in Alkohol aufbewahren. Die Tiere sind getrenntgeschlechtlich , doch pflanzen sich die Weibchen meist nur parthenogenetisch fort; die Männchen sind überaus selten und nur von gewissen Fundorten be- kannt geworden. Körperform. (Fig. 1.) Der vorn abgerundete ventral-flache, dorsal schwach gewölbte Kopf geht in einen umfangreichen, schalenartigen Panzer (oder Schale) über, der als flaches Schild den größten Teil des übrigen Körpers bedeckt. Man kann sich leicht überzeugen, daß er mit der Rückenseite der Rumpfsegmente nicht verwachsen ist. An der Dorsalseite des Kopfes finden sich die ganz nahe zusammen- gerückten paarigen Augen, scheinbar an der Oberfläche sitzend, in Wirklichkeit aber von einer durchsichtigen Hautfalte überwachsen, die einen mit feiner Oelfnung nach außen mündenden Augensack darstellt. Zwischen den beiden Lamellen der Schale findet sich eine mehrfach gewundene Drüse, die einen ähnlichen Bau wie die Antennen- drüse des Flußkrebses hat ; sie entspricht aber einem anderen Körper- segraente, da sie an der Basis der zweiten Maxille ausmündet; mit Rücksicht auf ihre Lagerung wird sie als Schalendrüse be- zeichnet. Wenn man die Schale von hintenher emporhebt, so findet man, daß der Rumpf durch dorsal verlaufende Ringel deutlich in 26 Seg- mente gegliedert ist. Die Segmentzahl der Entomostraken ist je nach den verschiedenen Abteilungen, ja sogar Familien, eine wechselnde, also nicht eine in so hohem Grade fixierte wie bei den Malacostraken. Das E n d s e g m e n t oder Telson ist in zwei lange geringelte Fäden, die Schwanzgabel oder Furca, die ein Entomostrakencharakter ist, ausgezogen und trägt zwischen denselben den After. Der Kopf besitzt wie bei allen Krebsen zwei Paar Antennen, ein Paar M an dib ein und zwei Paar Maxillen (Fig. 7 — 9). Die beiden Antennenpaare sind nur bei der Larve des Apus wohl aus- gebildete, umfangreiche Anhänge; am erwachsenen Tiere aber sind sie rudimentär. Die Mandibeln, die auch bei der Larve fußartig und 1) Man vergl. auch Anm, pag. 04. 76 Anhang zur elften Vorlesung. zweiästig sind, werden später wie bei manchen andern Entomostraken tasterlos ; auch die beiden Maxillenpaare sind rudimentär. Der Rumpf besitzt eine sehr große Anzahl gleichartig gebauter Extremitäten; das vorderste Paar ist besonders durch geißelartig verlängerte Teile ausgezeichnet, die als Ruderorgane dienen. Nur in der vorderen Hälfte des Körpers entspricht die Zahl der Extremitäten derjenigen der Körpersegmente; in dem darauffolgenden Abschnitte (der wohl als Abdomen bezeichnet werden könnte) kommen merk- würdigerweise zwei und auch mehr Extremitätenpaare auf ein Körper- segment. Diese doppelte und mehrfache Bildung ist eine sehr merk- würdige Erscheinung, die nur noch bei gewissen Tausendfüßern, den Diplopoden vorkommt. Es sind 11 Segmente mit je einem Extremi- tätenpaare, ferner 9 Segmente mit zusammen 28 Extremitätenpaaren vorhanden. Die letzten Körpersegmente (die auch als Postabdomen bezeichnet werden können) sind fußlos. Bei Betrachtung der Extremi- täten tritt die sehr auffallende und interessante Erscheinung hervor, daß sie insgesamt einen Fortsatz besitzen, der als Kaulade bezeichnet werden kann, so daß alle zusammen eine ventrale Kaurinne bilden, längs welcher die Nahrungsteilchen nach vorn zum Munde geführt werden. Die Gesamtform der Extremität und ihrer charakteristischen Anhänge ist die eines blattförmigen gelappten Schwimm- fußes (Fig. 6), ein Charakter, der für die Gruppe der Phyllopoden bezeichnend ist. Im übrigen werden wir gewisse allgemeinere Merk- male des Krebsfußes wiederfinden; es sind zwei Stammglieder, Coxopodit und Basipodit, vorhanden, das erste mit der borsten- tragenden Kau lade versehen, darauf folgt ein Innenast (Endo- podit), welcher durch fünf gegen die Mittellinie gewendete blatt- artige Anhänge eine Andeutung von Gliederung zeigt; der Außenast oder Exopodit ist eine einzige ungegliederte Platte; das Epipodit, als Kieme fungierend, ist ein einfaches, ovales, bluterfülltes Säckchen. Das elfte Beinpaar (Fig. 5), an dessen Basis die weibliche Ge- schlechtsöffnung liegt, ist in merkwürdiger Weise zu einem Ei- behälter umgestaltet; das Epipodit desselben ist schalenförmig ausgehöhlt und das Exopodit bildet einen flachen Deckel dieser Schale, innerhalb welcher die sich langsam entwickelnden Eier die erste Zeit aufbewahrt werden. Die innere Anatomie (Fig. 3, 4), welche durch Abtragung des Panzers und vorsichtiges Entfernen des dorsalen Integumentes der Kopf- und Rumpfregion zu untersuchen ist, bietet folgende bemerkens- werte Erscheinungen. Längs der ganzen Rückenseite der Rumpf- segmente verläuft das Herz, welches v i e 1 k a m m e r i g ist und damit einen sehr ursprünglichen Typus zeigt ; jeder Kammer ent- spricht ein seitliches Spaltenpaar und die Zahl der Kammern stimmt mit der der Körpersegmente überein. Das Blut, welches durch die Spaltenpaare eintritt, wird am vorderen und hinteren Ende aus dem Herzen in die blutführende Leibeshöhle entleert. Die Leber, welche aus vielen kleinen, traubenförmig zusammenhängenden Läppchen be- steht, erfüllt die Kopfhöhle; der sehr umfangreiche Ghylusdarm ist vom Kopfe bis gegen das Hinterende zu verfolgen; die Speise- röhre (Stomodaeum) und der Enddarm (Proctodaeum) sind von ge- ringer Länge. Zu beiden Seiten des Darmes finden sich die paarigen Ovarien, die aus zahlreichen traubenartig angeordneten Follikeln bestehen, welche mit dem longitudinalen Eileiter (Oviduct) zu- Apus cancriformis. 77 sammenhängen ; die Ausmündungsstelle des Oviductes findet sich etwa in der halben Länge desselben und führt, wie erwähnt, zur Basis des elften Fußpaares. Nach Hinwegräumung der Ovarien und des Darmes (Fig. 4) wird (las Centralnerven System sichtbar, welches aus den typischen Teilen besteht. Das Cere bralganglion innerviert das Auge. Das Bauchmark besitzt die sog. Strickleiterform, indem an dem- selben sowohl die Ganglien als auch die Längskommissuren in zwei seitliche, weit von einander entfernte Teile auseinandergerückt sind ; die Ganglien sind dabei durch je zwei Querkommissuren verbunden. Der homonome Charakter der Segmentierung ist am ganzen Bauch- marke und sogar an dem den Kopfsegmenten zugehörigen unteren Schlundganglion in hohem Grade erhalten. Das Muskelsystem besteht aus Muskelzügen, die zu den Körperringen und zu den Extremitäten in Beziehung stehen. Tafel Xni. Apus cancriformis. Fig. 1. Das ganze Tier, von der Ventralseite gesehen, etwas vergrößert (3 : 2), nach Bukmeister. Fig. 2. Dorsalansicht. Fig. 3. Uebersicht der inneren Anatomie. Fig. 4. Das Centralnervensystem (nach Z addach). Fig. 5 — 9, Extremitäten (nach Buemeistee), etwas stärker ver- größert als Fig. 1. Fig. 10. Rechtseitiges Ovarium, isoliert (nach Siebold), stärker vergrößert als Fig. 1. Hatschek-Cori, Elementcavars Td/.M^ '^^il- ~- ÖfTnunij d.Auymsmkes AusfiUiriuiysgqng \ :isper u.Sercjmatm, cjez Verl .v. Gustav Fischer, Jens Lith.Aast.v.A.Gfcch,Jem. Periplaneta Orientalis L. Küchenschabe. Cladus Subcladus Klasse Subklasse Ordnung Unterordnung Familie Articulata, Ringeltiere. Arthropoda, Gliederfüßer. Tracheata, Tracheentiere. Hexapoda, Insekten. Orthoptera, Gradflügler. Orthoptera genuina, eigentliche Gradflügler. Blattidae, Schaben. Z^völfte Vorlesung. Einleitung. Wir haben von dem allgemeinen Organisationstypus der Arthro- poden schon beim Flußkrebs Kenntnis genommen ; die Tracheaten unterscheiden sich von den Crustaceen dadurch, daß ihnen die echten Kiemen fehlen (äußere Tracheenkiemen kommen bei Ephemeriden- larven, Hinterdarmkiemen bei den Larven von Aeschna vor), daß sie dagegen ein inneres luftführendes Tracheensystem besitzen. Die innere Anatomie ist ferner durch den Mangel der Leber (außer bei den Spinnen) und den Besitz der MALPiGHi'schen Gefäße (Harnorgane) aus- gezeichnet. In der äußeren Gestaltung ist besonders die andersgeartete Zusammensetzung des Kopfes und seiner Mundteile und der typisch einfachere Bau der mit einer Doppelklaue endigenden Extremitäten hervorzuheben. Bei den Hexapoden sind die zum Laufen dienenden ventralen Extremitäten auf die Brust beschränkt ; dieselbe trägt außer- dem bei den meisten derselben an ihrem zweiten und dritten Segmente als dorsale Anhänge die zwei Flügelpaare. Körperform (Taf. XIV). Teclinische Notiz. Die Tiere werden in Alkohol getötet; für die Untersuchung der allgemeinen Körperform und der Extremitäten sowie der Genitalanhänge bedarf es keiner besonderen Vorschrift. Um die Mundteile zu. untersuchen, wird zunächst der Kopf im ganzen abge- trennt und von der vorderen und hinteren Fläche betrachtet; sodann werden die Mundteile derart zergliedert, daß zunächst die Oberlippe durch einen flachen Schnitt mit dem Skalpell abgetrennt wird, sodann die Unter- lippe in ähnlicher Weise und schließlich die Mandibeln und das erste Maxillenpaar isoliert werden. Diese Teile sind auf einer Glasplatte aus- zubreiten und mittels einer schwachen Lupe zu untersuchen. Zur besseren Darstellung der Chitingebilde können die Weichteile aus denselben durch viertelstündiges Kochen in 25-proz. Kalilauge entfernt werden, was aber nur zum Zwecke mikroskopischer Untersuchung notwendig ist. In der Praxis ist uns sehr häufig bei den Anfängei^n eine Scheu vor diesem Objekte begegnet, welche aber mit Rücksicht auf den wissen- schaftlichen Zweck leicht überwunden wird; die Küchenschabe ist unter den leichter zu beschaffenden Hexapoden eine der ursprünglichsten und lehrreichsten Formen. Ilatschek-Cori, Elemeotarcurs der Zootomie. ß 82 Zwölfte Vorlesung. Greschlechtsuiiterschiede (Fig. 1, 2). Die Männchen der Küchen- schabe besitzen zwei Paar mäßig lange Flügel, die Weibchen da- gegen nur ein Paar sehr kurze Vorderflügel. Die übrigen Geschlechts- unterschiede beziehen sich auf die äußeren Genitalorgane (Penis beim Männchen) und damit zusammenhängend auf gewisse Verschiedenheiten der hintersten Körpersegmente. Die Cerci sind bei beiden Geschlechtern vorhanden, die Griffel nur beim Männchen. Der Typus des einzelnen Segmentes ist (Fig. 3 — 6) z. B. an einem Abdominalsegment zu beobachten ; wir unterscheiden da einen Rückenteil (T e r g u m o d e r N o t u m) und einen Bauchteil (S t e r n u m). Diese sind seitlich durch eine weiche Haut (Pleura) miteinander verbunden, welche die Tracheenöffnungen trägt. Die von den Terga und Sterna gebildeten Ringe decken einander in den aufeinander- folgenden Segmenten dachziegelförmig von vorn nach hinten und hängen mit einander durch eine weiche Ver bin düng s haut zu- sammen. An den Brustsegmenten werden die ventral zwischen den Beinpaaren gelegenen Chitinverdickungen ebenfalls als Sterna be- zeichnet; an dem vorderen Rande der drei Beinpaare liegen überdies besondere als Epi sterna bezeichnete Chitinleisten. Das Tergum des ersten Brustsegmentes ist breit und schildförmig, die Terga der nachfolgenden sind kleiner. Bei Insekten, welche wie die Käfer ihre Vorderflügel zu Flügeldecken ausgebildet haben, sind durch dieselben die Terga der beiden letzten Brustsegmente bis auf das kleine, dem zweiten Brustsegmente angehörende Schildchen verdeckt. Den Typus der yentralen Extremität repräsentieren die Schreit- füße (Fig. 10); dieselben bestehen aus einem Hüftgiiede, Coxa, aus einem kleinen Schenkelring, Trochanter, dem Oberschenkel, Femur, und dem Unterschenkel oder der Schiene, Tibia; als letzter Abschnitt schließt sich der Tarsus an, der bei der Küchen- schabe, wie bei den meisten Hexapoden, aus fünf Gliedern besteht, deren letztes mit einer Doppel klaue versehen ist. .Das Doppel- gelenk zwischen Coxa, Femur und Trochanter hat seinen Oeffnungs- winkel dorsalwärts, ebenso auch das Tibio-Tarsal-Gelenk, während alle übrigen Glieder ventralwärts gebeugt werden. Der gesamte Körper zerfällt in drei Körperregionen : 1) in den durch eine tiefe Einschnürung abgesetzten K opf, welcher die Augen, die Antennen und die Mundwerkzeuge besitzt; 2) den Thorax, der aus drei deutlich gesonderten Segmenten (Pro-, Meso- und Meta- thorax) besteht, welche an der Ventralseite die drei Paar Laufbeine tragen. Meso- und Metathorax sind überdies an der Dorsalseite mit den vorderen, resp. hinteren P'lügelpaaren versehen, welche, wie er- wähnt, beim Weibchen rudimentär sind; 3) in das Abdomen, welches aus 10 Segmenten zusammengesetzt ist, die beim Männchen alle deutlich ausgeprägt erscheinen, während beim Weibchen die letzten derselben sehr verkleinert und zum Teil versteckt sind. Das Hinter- ende des Abdomens ist durch zweierlei Anhänge, die Cerci und die nur dem Männchen zukommenden Griffel, ausgezeichnet. Der Kopf (Fig. 7—9) ist von vorn nach hinten abgeplattet; man unterscheidet an demselben eine vordere oder Stirnfläche und eine hintere oder Hinterh auptsfläche, welche beide an der Dorsal- seite bogenförmig ineinander übergehen; ferner eine schmale, drei- eckige Seitenfläche. An der Hinterhauptsfläche besitzt der Periplaneta oi'ientalis L. 83 Chitinpanzer das sog. Hinterhaupts loch, durch welches die VVeich- teile des Kopfes in die des Rumpfes übergehen. An der Seitenfläche des Kopfes sitzen die großen Augen, welche nach dem Typus der zusammengesetzten oder Mosaikaugen gebaut sind. Vor den Augen sind in einem Einschnitte , bereits der Stirnfläche angehörend , die Antennen eingelenkt. Dieselben sind einfache, lange, geringelte Fäden — eine Form, die in der Entomologie als borstenförmige An- tenne bezeichnet wird ; sie dienen hauptsächlich der Tastempfindung. Beim Embryo liegen die Antennen nicht vor dem Munde, sondern zu beiden Seiten desselben; sie sind wahrscheinlich als echte Scgmental- anhänge zu betrachten, die sekundär vor den Mund an die Stirn- fläche gerückt sind. — Wir wollen bezüglich der übrigen Sinnes- organe an dieser Stelle bemerken, daß die Geschmacksempfindung hauptsächlich auf die Tastanhänge der Mundteile , die zugleich auch als Geruchsorgane fungieren, und auf die Mundhöhle beschränkt ist; doch scheint die letztere Empfindung auch anderen Teilen, z. B. den Cerci, zuzukommen ; die Gehörorgane der Insekten sind merkwürdiger- weise nicht wie die anderen höheren Sinnesorgane am Kopfe ange- bracht, sondern sind bei vielen Insekten — und vielleicht auch in dem vorliegenden Falle — als mikroskopisch kleine innere Organe in den verschiedensten Körperabschnitten verteilt (nach gewissen Experi- menten soll die Küchenschabe aber taub sein) ; bei manchen Insekten sind sie lokalisiert und mit Hilfseinrichtungen (Trommelfell) versehen und finden sich an den Brustgliedern (Acridier) oder an den Schienen d'T Vorderbeine (Locustiden). An der Stirnfläche findet sich eine verkehrt Y-förmige Linie, denn beide Schenkel in runde Scheibchen ausgehen; diese als Epicranialnaht und Fenster bezeichneten Gebilde sind nur durchsichtigere, ungefärbte Stellen der Chitindecke. Bei einigen Insekten kommen an der Stirnfläche drei nach dem Typus der einfachen Cameraaugen gebaute Nebenaugen vor, welche bei der Küchenschabe fehlen. An der Ventralseite der Stirnfläche findet sich die Oberlippe (Fig. 11), welche die Mundhöhle nach vorn begrenzt; hinter der- selben sind die kurzen , mit einer gezähnten Kaufläche versehenen, zangenartig wirkenden Mandibeln eingelenkt, welche, wie bei allen Tracheaten , tasterlos sind. Komplizierter ist das darauf fügende Extremitätenpaar, die erste Maxille, gebaut. Wir unter- scheiden an derselben ein horizontal verlaufendes Basalstück, die Angel oder Cardo, ferner das senkrecht nach abwärts gerichtete Stammstück oderStipes, welches weiter mit drei Anhängen endigt; zwei kurze stummeiförmige Stücke, welche als Lobus internus und externus (Innen- und Außenlade, auch Lacinia und Galea ge- nannt) bezeichnet werden ; und einen mehrgliedrigen Kiefertaster (P a 1 p u s m a X i 1 1 a r i s). Dieser Typus ist von dem der Schreitfüße sehr abweichend. Die hintere Begrenzung der Mundhöhle bildet die sog. Unterlippe oder zweite Maxille (Fig. 11); der Bau derselben ist leicht verständlich, wenn man sich vor Augen hält, daß dieselbe aus einem Gliedmaßenpaare entstanden ist, welches nach demselben Typus wie die erste Maxille gebaut ist, dessen Basalteile aber mit denen der Gegenseite zu unpaaren Bildungen verwachsen sind. Man unterscheidet ein unpaares Submentum (= Cardo) und Mentum (= Stipes), welches die getrennt gebliebenen Teile, nämlich Taster, Innen- und Außenlade, trägt; die letzteren sind jederseits an 6* 84 Zwölfte Vorlesung. einem gemeinsamen Zwischenstück, der sog. Ligula befestigt. Der Kopf ist demnach, wie seine Anhänge zeigen, aus vier Segmenten zusammengesetzt; am Embryo sind die drei hinteren Kopfsegmente so deutlich gesondert, wie die nachfolgenden Körpersegmente; das An- tennensegment aber ist schon inniger mit dem primären (Vorder-) Kopf verbunden. (Neuerlich wurde noch die Anlage eines extremitäts- losen Segmentes beschrieben, welches hinter dem Antennensegmente gelegen ist.) Ihrer Funktion nach gehören die Mundwerkzeuge der Küchen- schabe zu dem sog. kauenden oder beißenden Typus, welcher der ursprünglichste und einfachste ist. Auf denselben Grundtypus in Bezug auf ihre Zusammensetzung zurückführbar, jedoch in Anpassung an die verschiedenartige Funktion mannigfach modifiziert, sind die saugenden, stechenden etc. Mundwerkzeuge der Lepidopteren, Rhyn- choten, Dipteren etc. Die drei Thorakalsegmeiite (Fig. 1—5) (Pro-, Meso- und Meta- thorax) sind bei der Küchenschabe wohl voneinander gesondert; das Tergum des Prothorax ist zu einem umfangreichen festeren Schilde — ähnlich dem Halsschilde der Käfer — verbreitert. An der Ventral- seite dieser Segmente, zwischen den Sterna und Pleurae finden sich die Hüftpfannen, in welche die Coxalglieder der Beine eingelenkt sind ; dorsal zwischen den Pleurae und den Terga sind am Meso- und Metathorax die Vorder- und Hinterflügel eingelenkt. Die Flügel sind als Hautfalten entstanden und sind daher aus zwei miteinander fest verwachsenen Lamellen zusammengesetzt. Wir unterscheiden an denselben dünnere, durchsichtigere Teile und dazwischen verdickte, weniger durchsichtige Chitinleisten, die das sog. Flügelgeäder bilden. Dasselbe dient nicht nur als Stützgerüst, sondern enthält auch die Tracheen , Nerven und Bluträume des Flügels ; die Anordnung des Flügelgeäders ist in der Entomologie von systematischer Bedeutung. Phylogenetisch sind die Flügel wahrscheinlich von Atmungsorganen (Tracheenkiemen) abzuleiten, die ursprünglich auch allen Abdominal- segmenten zukamen. Das Abdomen (Fig. 1) des Männchens ist deutlich aus 10 Seg- menten zusammengesetzt; das erste Tergum ist etwas kleiner als die unmittelbar nachfolgenden ; noch geringer ist die Ausdehnung des ersten Sternums. Das achte und neunte abdominale Tergum ist von dem vorhergehenden wohl stärker bedeckt, aber immerhin noch deutlich sichtbar ; am zehnten oder letzten Abdominalsegmente finden sich dorsal die gegliederten Cerci (modifizierte segmentale Anhänge), ventral die sehr fein geringelten Grifl'el; dicht unterhalb des zehnten Tergum s liegt die Afteröffnung; die Geschlechtsöffnung findet sich ventral von dieser und ist von komplizierten, asymmetrischen, zangenartigen Chitin- apparaten umgeben, die als Penis dienen (Taf. XVI, Fig. 1, 2). Beim Weibchen besitzen die Terga des achten und neunten Segmentes eine versteckte Lage, so daß das zehnte Tergum sehr nahe auf das siebente folgt ; ventralwärts sind die Veränderungen noch bedeutender, indem die Sterna des achten und neunten Segmentes rudimentär ge- worden sind. Die Afteröffnung liegt wieder hinter dem zehnten Tergum ; die ventral davon gelegene weibliche Geschlechtsöffnung (Taf. XVI, Fig. 4, 5), die ebenfalls mit zur Begattung dienenden Chitin- an hängen versehen ist, wird von einer Genitalklappe, welche vom Sternum des siebenten Abdominalsegmentes ausgeht, überdeckt. Periplaneta Orientalis L. 85 Dreizehnte Vorlesung. Innere Organisation (Taf. XV). Technische Notiz. An einem frisch gehäuteten kleinen Tiere (Larve) kann man das Herz und seine Pulsation im lebenden Zustande mit der Lupe beobachten. Zu diesem Zwecke wird das Tier auf einer Korkplatte mittels Nadeln befestigt. Zum Zwecke der anatomischen Zer- gliederung werden die Tiere in 70-proz. Alkohol getötet uud zum Teil frisch untersucht, zum Teil erst nach längerer Aufbewahrung in 80-proz. Alkohol. Da das Objekt leicht in großer Anzahl zu beschaffen ist, wird zunächst an einem Exemplare der gesamte Situs viscerum dargestellt. Oberhalb der Pleurae wird zu beiden Seiten je ein Längsschnitt durch das Rückenintegument geführt und dasselbe sodann entfernt. An der Innenfläche desselben kann man sofort das mittelst der flügeiförmigen Muskeln angeheftete Herz beobachten ; man findet dann in der Leibes- höhle den Darmkanal, welcher mit zahlreichen Tracheenästen versehen ist,, die von den beiden seitlichen Längsstämmen des Tracheensystemes ausgehen; die Schlingen des Darmes werden ausgebreitet und die einzelnen Teile desselben betrachtet; nach Entfernung des Darmes ist die Bauch- ganglienkette mit ihren Thorakalganglien und Abdominalganglien zu beobachten, sowie die am hinteren Ende des Körpers gelegenen Ge- schlechtsorgane. — Zum Zwecke genauer Untersuchung des Herzens wird ein Exemplar von der Ventralseite her präpariert, indem mittelst seit- licher Schnitte das gesamte Bauchintegument des Abdomens und des Thorax abgetragen und auch der Darm entfernt wird. — Oberes und unteres Schlundganglion, welche in der chitinigen Schädelkapsel liegen, werden durch vorsichtiges Abpräparieren der Stirnwand mittelst der feinen Schere bloßgelegt. Das langgestreckte röhrenförmige Herz (Fig. 2) ist mittelsc der flügeiförmigen Muskeln am Rückenintegumente des Abdomens und des Thorax befestigt; die Zahl seiner Kammern entspricht derjenigen der drei Thorakal- und zehn Abdominalsegmente, nur die letzte Kammer ist rudimentär. Jede Kammer besitzt ein seitliches Spaltenpaar und ist mit einem Paar flügeiförmiger Mu s kein verbunden; die letzteren bilden eine unvollkommene d. h. mit segmen- talen Lücken versehene horizontale Scheidewand, welche den Peri- cardialsinus von der allgemeinen Leibeshöhle abgrenzt, eine Trennung, die als allgemeiner Arthropodencharakter erscheint. Ge- nauere Präparation von der Ventralseite aus zeigt auch den an der Scheidewand befestigten Fettkörper, ein fettzellenähnliches Gewebe, welches für den Stoffwechsel wichtige Funktionen besitzen soll (MilzV) Das Blut, welches farblose, amöboide Blutkörperchen enthält, wird durch eine vordere und eine hintere Oeffnung des Herzens in die Leibeshöhle entleert und gelangt von dieser nach Umspülung der Organe wieder in den Pericardialsinus. Am Vorderende des Darmlfanals (Fig. 1), der durch Tracheen- äste in seiner Lage befestigt ist, findet sich ein in der Thorakalhöhle gelegenes Paar von Speicheldrüsen, die jederseits traubenförmig 86 Dreizehnte Vorlesung. an einem Ausführuugsgange befestigt sind; auf dieselben folgt ein Paar von blasenartigen Speichelreservoiren. Bei manchen anderen Insekten kommt statt dieser ein zweites Paar von Speichel- drüsen oder auch Spinndrüsen vor. Diese beiden Organe münden vorn an der Basis der Maxille und Unterlippe und gehören also der Mundhöhle (entwickelungsgeschichtlich eigentlich der äußeren Körper- oberfläche) an. Von der Mundöffnung führt die Speiseröhre, deren hinterer Abschnitt zu einem geräumigen Kröpfe erweitert ist, in den Muskelmagen; hinter diesem findet sich eine Anzahl rings um den Darm gestellter fingerförmiger Blind sacke (sog. fingerförmige Drüsen) ; darauf folgt der kurze Chylusdarm, hinter demselben finden sich die jederseits ein Büschel von Fäden bildenden Nierenorgane oder MALPiGHi'schen Gefäße, welche sich bei der mikroskopischen Untersuchung als ungemein lange, dünne, röhren- förmige Drüsen erweisen ; sie sind Differenzierungen des darauf folgenden Dickdarmes; auf diesen folgt schließlich der kurze End- darm. Der ganze Darm besteht aus einer äußeren Muskelschicht (quer- gestreiften Fasern) und aus einer inneren Epithelschicht. Am Oeso- phagus, Kropf und Muskelmagen wird vom inneren Epithel eine Chitinauskleidung abgesondert, welche feine Skulpturen trägt ; auch der Dickdarm und Enddarm besitzen eine Chitinauskleidung. Das deutet schon darauf hin, daß diese Darm ab schnitte von ektodermalem Epithel ausgekleidet sind ; Oesophagus, Kropf und Muskelmagen sind daher als Stomodaeum zu betrachten, Dickdarm und Enddarm als Proctodaeum; auch die MALPiGHi'schen Gefäße entstehen als Aus- stülpungen des ektodermalen Hinterdarmes. Nach einigen Forschern soll auch der Chylusdarm vom Ektoderm ausgekleidet sein und zum Stomodaeum gehören ; nach dieser Angabe würde den Hexapoden ein Mesenteron vollständig fehlen und wäre auf die embryologische Epoche beschränkt (Dotterzellen); die Leber der Spinnen jedoch wäre eine entodermale Bildung. Die Tracheen (Fig. 5) oder Luftgefäße bringen mittelst ihrer überaus feinen und zahlreichen Verzweigungen die sauerstoffreiche Luft zu allen Organen, ohne daß das Blut zum Transport derselben benötigt würde. Das Tracheensystem beginnt mit den an den Pleuren gelegenen seitlichen Mündungen oder Stigmen; es sind dies die Stellen, an welchen beim Embryo durch taschenförmige Einstülpungen des Integumentes die ursprünglich getrennten Tracheenanlagen ent- standen sind; bei vielen Insekten bleibt nur eine geringe Anzahl dieser Stigmen dauernd erhalten ; bei Periplaneta finden wir an dem Hinterrande der 3 Thorakalsegmente und ebenso der 7 ersten Ab- dominalsegmente Stigmenöffnungen. Die Stigmen sind von Chitin- haaren umstellt, die eine, bei den verschiedenen Insekten mannigfach gestaltete Schutzeinrichtung gegen das Eindringen von Fremdkörpern bilden. Die Luft wird durch Erweiterung und Verengerung der Ab- dominalsegmente (Atembewegungen) ein- und ausgeführt. Das Tracheen- system selbst zeichnet sich durch den Besitz seitlicher Längs- stämme aus, welche bei Periplaneta nur längs des Abdomens kon- tinuierlich ausgebildet sind, im Thorax aber durch die ventralen Ver- bindungen ersetzt werden ; die seitlichen Längsstämme werden in ihrer Funktion unterstützt durch ein paar dorsaleLängsstämme, die bis in den Kopf verlaufen ; sie sind ferner durch ein ventrales, segmentales K omm is surensystem unter sich und durch ein Periplaneta Orientalis L. 87 anderes dorsales mit den dorsalen Längsstämmen verbunden. Die genannten Röhren bilden nur den Anfangsteil des Tracheensystems, und ihre Zusammenhänge ermöglichen die gleichmäßige Verteilung der Luft in diesen Hauptstämmen ; von ihnen, und zwar besonders von den seitlichen Hauptstämmen gehen die Tracheenäste aus, die in immer feinere Verzweigungen sich teilen und mit denselben alle Or- gane umspinnen, ja sogar in alle Gewebe eindringen. Die seitlichen Stämme und die größeren Aeste des Tracheeusystems sind leicht bei Eröffnung des Körpers zu beobachten. Um das gesamte Kommissuren- system zur Darstellung zu bringen, müssen aber mehrfache Präpara- tionen, teils von der Dorsal-, teils von der Ventralseite vorgenommen werden. Ihrem mikroskopischen Baue nach bestehen die Tracheen aus einer Epithelschicht, welche eine Fortsetzung des äußeren Epi- thels ist, und aus einer inneren Chitinschicht, welche ebenso eine Fortsetzung des äußeren Chitinskelets ist und wie dieses bei der Häutung gewechselt wird; die Chitinlamelle ist in Form eines spira- ligen, isolierbaren Fadens verdickt. Die Greschlechtsorgaiie (Taf. XVI, Fig. 3, 6) liegen in dem hinteren Teile des Abdomens. Die männlichen Geschlechtsorgane, deren Keimstätten nur vor der Zeit der Vollreife leicht zu präparieren sind, bestehen aus den paarigen Hoden, die aus zahlreichen Follikeln zusammengesetzt sind und mittelst der paarigen, zarten und dünnen Vasa deferentia in den unpaaren, derberen, muskulösen Ductus ejaculatorius ausmünden; an demselben finden sich zweierlei, ihrem Baue nach verschiedene Dr üsen, welche je ein unpaares vor- deres, aus zahlreichen Röhren gebildetes, und ein hinteres kompaktes Paket bilden. — Die w^ei blichen Geschlechtsorgane zeigen zu- nächst die paarigen Ovarien, welche aus einer größeren Anzahl sog. Ovarialröhren oder Eir Öhren bestehen, die eigentlich als Einzelovarien zu betrachten sind ; bei den niedersten Insekten liegt je ein Paar der letzteren in je einem Abdominalsegmente. Jede Ovarialröhre besitzt ein dünnes Anfangsstück (Keimlager), welches an einem gemeinsamen , zur Herzregion aufsteigenden Faden be- festigt ist ; die Eier, welche von da an gegen die verdickte Basis der Ovarialröhre successiv größer und zugleich reifer werden, sind in einzelnen als Eikammern bezeichneten Auftreibungen einge- schlossen, welche in einfacher Reihe angeordnet, die perlschnurartige Form der gesamten Ovarialröhre verursachen. Die Ovarialröhren hängen mit den paarigen, weiten und kurzen Ovidukten zusammen und diese münden in einen unpaaren Abschnitt, der als Vagina bezeichnet wird. Als Anhangsgebilde der Vagina finden wir das Receptaculum seminis, das bei der Begattung den Samen auf- nimmt und ihn durch längere Zeit (bei manchen Insekten, wie bei den Bienen, jahrelang) aufbewahrt. Zur Verdünnung des Samens dient eine nächst dem Receptaculum befindliche unpaare Drüse; nebstdem münden die paarigen, verästelten Kittdrüsen, die zum Zusammenkleben der Eier in chitinartige Cocons dienen, in die Vagina ein. Die Cocons werden vor der Ablage eine Zeit lang unter der Genitalklappe des 7. Segmentes herumgetragen. Das Nervensystem (Taf. XV, Fig. 3, 4) besteht aus dem im Kopf befindlichen oberen und unteren Schlundganglion, die untereinander durch die den Schlund umgreifende paarige Schlundkomm i ssur verbunden sind. Diese Teile sind aber nur 88 Dreizelinte Vorlesung. Periplaneta orientalis L. mittelst feinerer Methoden (mikroskopische Schnitte) genauer zu untersuchen; das obere Schlundganglion zerfällt in ein hinteres Ganglienpaar, von welchem die Augennerven, und in ein vorderes, von welchem die Antennennerven abzweigen ; von dem unteren Schlund- ganglion entspringen die Nerven für die Mundteile. Von der Schlund- kommissur gehen auch paarige Nerven aus, die sich zum unpaaren Eingeweidenerv vereinigen, welcher längs der Dorsalseite des Schlundes hinzieht und mit kleinen .Ganglien (unpaares Frontal- ganglion und paarige Schlundnervenganglien) versehen ist. Der übrige Teil des Bauchmarkes, der auf das untere Schlundganglion folgt und den Thorakal- und Abdominalsegmenten angehört, wird schlechtweg als Bauchganglienkette bezeichnet; man findet 3 Thorakalgan glien, ferner die Abd ominal ganglien, und zwar 5 gesonderte und ein 6., welches einer Mehrzahl ver- schmolzener Ganglien entspricht. Von den einzelnen Ganglien gehen die peripheren Nervenäste aus; das Endganglion innerviert durch be- sondere Nerven auch die Geschlechtsorgane. Bei manchen Insekten ist die Reduktion der Ganglienzahl durch Verschmelzung viel weiter vorgeschritten ; z. B. bei der Fliege ist die gesamte Bauchganglien- kette in zwei, nahe bei einander im Thorax liegende Ganglienmassen verschmolzen. Eine ähnliche Konzentration kommt auch den Spinnen zu. Das Muskelsystem zerfällt in einzelne Muskelzüge, die zu den segmentalen Ringen und zu den ventralen Extremitäten, sowie zu den Flügeln in Beziehung stehen, wovon Taf. XV, Fig. 1, 2 eine Uebersicht giebt. Anhang zur XIII. Vorlesung: Grosser, schwarzer Schwimmkäfer (Hydrophilus piceus L.). (Taf. XVI, Fig. 7, 8.) Da die kleineu Dimensionen der Küchenschabe bei der anatomi- schen Untersuchung einiger Organe Schwierigkeiten veranlassen, so daß die männlichen Geschlechtsorgane und die im Kopfe gelegenen oberen und unteren Schlundganglien von dem Anfänger kaum mit befriedigendem Erfolge dargestellt werden können, so empfiehlt es sich, einige Organe an einer größeren Insektenform besonders zu untersuchen, wozu der große, schwarze Schwimmkäfer gut geeignet erscheint. 1) Darmkanal. Nach Eröffnung des Tieres von der Dorsal- seite aus, wobei auch das Herz und die flügeiförmigen Muskeln in Betracht gezogen werden können, wird der von Tracheen und Fett- läppchen reichlich umgebene Darm leicht auseinandergelegt. Im Kopfe, der hier auch eröffnet werden soll, was bei seiner ansehn- lichen Größe wohl durchführbar ist, sieht man, von dem oberen Schlund- ganglion überlagert, den Anfang des Oesophagus, welcher weiterhin im Bereiche der Thorakalsegmente eine ansehnliche kropfförmige Erweiterung besitzt. Es folgt im Bereiche des Abdomens der Dünn- darm, der sehr langgestreckt und in eine regelmäßige Spirale auf- gewunden ist. Seine hintere Grenze wird durch die Ansatzstelle der MALPiGHi'schen Gefäße bezeichnet, die bereits dem Hinterdarme angehören. Auch dieser besitzt eine beträchtliche Länge und ver- läuft daher ebenfalls in Windungen. Die bedeutende Länge des Darmes hängt wahrscheinlich mit der vorwiegenden Pflanzennahrung des Hydrophilus zusammen, im Gegensatz zum viel kürzeren Darme der Küchenschabe, welche eher als omnivor bezeichnet werden kann. Auch ist der Mangel jener Differenzierungen hervorzuheben, welche bei der Küchenschabe als Muskelmagen und fingerförmige Blindsäcke bezeichnet wurden ; ferner scheinen die Speicheldrüsen dem Schwimm- käfer im entwickelten Zustande gänzlich zu fehlen. 2) Geschlechtsapparat. Die Männchen werden durch eine Verbreiterung des letzten Tarsalgliedes der Vorderbeine von den Weibchen unterschieden ; ebenso durch den Begattungsapparat, auf den hier nicht näher eingegangen wird. Am männlichen Geschlechtsapparate unterscheiden wir zunächst die länglichen, ovalen, aus zahlreichen kleinen Läppchen bestehenden Hoden, welche paarig im vorderen Bezirke des Abdomens 90 Anhang zur dreizehnten Vorlesung. Hydrophihis piceus L. gelegen sind. Die dünnen, langen Vasa deferentia ziehen im weiten Bogen längs des Seitenrandes des Abdomens nach hinten (Vorsicht beim Eröffnen des Abdomens!) und gehen mit je einer drüsigen An- schwellung in den langgestreckten und paarigen Ductus ejaculatorius über, der bei eingestülptem Zustande des Penis in schleifenartigor Weise geknickt verläuft. An seinem inneren Ende, also an jener Stelle, wo auch die drüsigen Endabschnitte der Vasa deferentia in denselben einmünden, ist er auch noch mit verschiedenartigen paarigen Anhangsdrüsen versehen (Prostatadrüsen). Das größte Paar dieser Drüsen besitzt einen komplizierten Bau ; ihr blindes Ende besteht aus einem dünneren, gewundeneu Schlauche, während nach der Aus- mündung zu die Drüse sich bedeutend verdickt und sichelförmig gekrümmt ist. Eine zweite Drüsenart, welche benachbart, jedoch mehr ventral von dieser in den Ductus ejaculatorius ausmündet, besteht jederseits aus einer Gruppe von 2 — 3 fadenförmigen Drüsen- schläuchen. 3) Der weibliche Geschlechtsapparat besteht zunächst aus den Ovarialröhren, welche jederseits in reicher Zahl zu einem Büschel angeordnet sind. Vor der Eiablage, die im April und Mai erfolgt, sind die einzelnen Eikammern als umfangreiche Anschwel- lungen der einzelnen Ovarialröhren sichtbar, während nach der Ei- ablage, z. B. im Herbst, die Ovarialröhren mehr gleichmäßig faden- förmig erscheinen (so in unserer Abbildung). Neben den Eiröhren findet sich je eine (Gruppe von fadenförmigen Anhangsdrüsen (Kitt- drüsen). Die paarigen, kurzen Ovidukte münden in die gerade, nach hinten ziehende, ziemlich lange Vagina. An der Dorsalseite derselben sitzt ein zweifaches Anhangsorgan ; ein Teil desselben ist als Receptaculum seminis zu erkennen, eine deutlich abgesetzte Drüse erscheint als gesonderte Bildung mit dem Receptaculum verbunden. 4) Nervensystem. Bei der Eröffnung des Kopfes findet man das obere und das untere Schlundganglion, welche durch die Schlund- kommissuren zu einem engen Ringe verbunden sind, durch welchen der Oesophagus hindurchtritt. Das obere Schlundganglion, welches als paarige Anschwellung erscheint, verlängert sich seitlich in die Augennerven. Das untere Schlundganglion ist als vorderster zu den Kopfsegmenten gehöriger Teil der Bauchganglienkette zu betrachten, die übrigen Teile derselben, d. i. Bauchganglienkette s. str., bestehen aus 3 gesonderten Thorakalganglien und 5 darauf folgenden Abdominal- ganglien, von welchen das erste dem letzten Thorakalgangiion ge- nähert ist. Das 5. Abdominalganglion, welches auch besondere Nerven zum Geschlechtsapparate entsendet, ist das umfangreichste und als ein zusammengezogenes Ganglion zu betrachten, und hierin ist eine stärkere Konzentration der Bauchganglienkette im Vergleich zu Blatta ausgeprägt. Tafel XIV. Küchenschabe. Fig. 1. Männliches Tier, von der Seite gesehen. Fig. 2. Weibliches Tier, von der Seite gesehen. Fig. 3. Männliches Tier, vom Rücken gesehen, die Flügel der einen Seite sind abgeschnitten. Fig. 4. Männliches Tier, von der B au c h s eit e gesehen, die Füße der einen Seite sind entfernt. Fig. 5. Weibliches Tier, von der Dorsalseite gesehen. Fig. 6. Abdomen des weiblichen Tieres, von der Ventral- seite gesehen. Fig. 7. Kopf, Vorderansicht. Fig. 8. Kopf, Seitenansicht. Fig. 9. Kopf, Hinteransicht. Fig. 10. Ein einzelner Fuß. Fig. 11. Die Mundteil e. Fig. 1 — 6 sind schwach vergrößert, Fig. 7 — 11 in verschiedener, etwas stärkerer Vergrößerung. Küchen schabe, ßatschek- Cori, Eiemaitwcius Taf.m. Kaspem.Berqmarm gez. 7er! v Gustav Fischer Jena. Lith.Anst.vA.Giitsdi,Jena. Tafel XV. Küchenschabe. Fig. 1. Uebersicht der inneren Anatomie eines männlichen Tieres, von der Dorsalseite präpariert. Fig. 2. Das Herz in Verbindung mit den flügeiförmigen Muskeln, im Zusammenhange mit dem dorsalen Integument, von der Ventralseite her präpariert. Fig. 3. Nervensystem. Fig. 4. Oberes und unteres Schlundganglion nebst Ein- geweidenerven, in das Profilbild des Kopfes eingezeichnet (nach Bruno Hofer). Fig. 5. Uebersicht des Tracheensystems, Kombinationsbild nach mehreren Präparationen. Sämtliche Figuren schwach vergrößert. Küchenschabe. Hatscnek -(Jon, LlemeiUarcurs Taf.Xy. Iig.1. _ ,'y ßeso/Jiaffus — - •Spcichddrü'se -Reservoir Muskdrnagm Fhf. dum Huikebi Bcininusluijt -: m/US JStidrn'sen \ ünflasdarm ^'iuUiqu.krg-.- FKu/elfdnn. -I MaskH/i Klmfj.im/. Mulpiffhisdie Odasse Mterg.sfa-ii Eingnueukiicrr (JruTii. Didickcrrn Augennerv - (XtSdilundifamjl<. Aniennemierit — yjSpasrröft/v Sdilmdgangl Thwardl quntjlion -dJnt.Sddundgangl . piididdriisatgang 'düng •ttjHiphari/nx Tradyai-- -- z.dFUigeh Ober- Urda- Mdanmalganglion ^ SdÜidierLängssUimm Ka spei u , B ergmarm gez. VerI.v.f«iL"Sav Fischer, Jsna. ÜftuAaslv:A.Gi}tsch . Jena . Tafel XVI. Rüchenschabe, Fig. 1—6. Schwimmkäfer, Fig. 7—8. Fig. 1. Hinterleib des Männchens mit ausgestülptem Penis, von der rechten Seite gesehen. Fig. 2. Desgleichen, vom Rücken gesehen. Fig. 3. Männliche Greschlechtsorgane. Die Terga, an welche sich die Hoden anheften, sind nicht weggeschnitten, sondern nur zurückgeschlagen. Fig. 4. Hinterleib des Weibchens mit vorgestülpten äußeren Genitalteilen, von der rechten Seite gesehen. Fig. 5. Desgleichen, von der ventralen Seite gesehen. Der klappenartige Anhang des siebenten abdominalen St er nums ist zurück- geschlagen. Fig. 6. Weibliche Greschlechtsorgane. Fig. 7. Uebersicht der Anatomie eines männlichen Schwimmkäfers. Fig. 8. Nervensystem nebst Greschlechtsap parat eines weiblichen Schwimmkäfers. Küchenschabe mid Schwimmkäfer. Eatsdiek- fori, Elementarcurs Taf.XS/I. Kasper U.Bergmann gez. Verl. V. Gustav Fischer, Jena. LithliistYA.Gfltsdv,Jena. Lumbricus terrestris. Gemeiner Regenwurm. Cladus : Articulata, Riugeltiere. Klasse : Annelides, Ringelwürmer. Subklasse : Chaetopoda, Borstenwürmer. Ordnung : Oligochaeta, Borstenarme. Subordo : Terricolae, Erdwürmer. Familie : Lumbricidae, Regenwurmartige. Systematische Einteilung der Articulaten und im speciellen der Anneliden. 1. Subeladus: Annelida, Ringelwürmer. 1. Klasse: Archiannelida. 2. Klasse: Chaetopoda, Borstenwürmer. Ordnung : Protochaeta (Saccocirrus). Ordnung: Polychaeta. Ordnung: Oligochaeta. Beisp. : Lumbricus terrestris. 3. Klasse: Hirudinea, Blutegel. Familie: Gnathobdellidae, Kieferegel. Beisp.: Hirudo medicinalis. Familie: Rhynchiobdellidae, Rüsselegel. 4. Klasse: Echiurida. Anhangsklasse : Sipunculacea. Anhangsklasse : Chaetognatha (Sagitta). 2. Subeladus: Onycliophora (= Protracheata) (Peripatus). 3. Subeladus: Artbropoda^ Gliederfüßer. Vierzehnte Vorlesung. Hierzu Taf. XVII. Einleitung. Die Anneliden bilden unter den Articulaten die ursprünglichste Gruppe ; die typische Organisation dieses Tierstammes kommt bei ihnen in klarster Weise zum Ausdruck. Der größte Teil des Körpers besteht aus gleichartigen Segmenten oder Metameren, in welchen sich gleichartige Organ gruppen wiederholen. Von den- selben unterscheidet sich aber der vorderste, als P r o s t o m i u m (Acromer) bezeichnete Teil, und in gewissem Sinne auch das End- segment oder T e 1 0 m e r. Der D a r m k a n a 1 bildet die Achse des Körpers; er beginnt mit der Mundöffnung, die in der Nähe des Vorderkörpers gelegen ist und vom Kopflappen (Prostomium) über- ragt wird. Der Mund führt in den Vorderdarm (Stomodaeum), auf diesen folgt der langgestreckte, in segmentale Kammern gegliederte Mitteldarm (Mesenteron) und das kurze, am Hinterende ausmündende Proctodaeum. Das Cerebral gang Hon liegt vor oder über dem Schlünde — bei der Entwickelung stets im Kopflappen — und ist durch die paarige S c h 1 u n d k o m m i s s u r mit dem Bauch m a r k e verbunden, welches in der Regel als Bauchganglienkette segmental gegliedert erscheint. Das kontraktile longitudinale Pückengefäß treibt das Blut von hinten nach vorn : es liegt über dem Darm und hängt durch quer verlaufende seitliche Gefäß seh lin gen mit dem ventralen Längsgefäß zusammen, das zwischen Darm und Bauchmark liegt und das Blut von vorn nach hinten befördert. Die Leibeshöhle der Anneliden ist durch quere, den Segmentgrenzen entsprechende Scheidewände (Dissepimente) segmental gekammert. Die paarigen Nierenorgane, welche mit einer äußeren und einer inneren Oeffnung versehen sind, wiederholen sich segmentweise als sog. S e gm ental Organ e und dienen bei den Polychäten häufig auch zur Ausführung der Geschlechtsprodukte. Die Geschlechts- organe sind in den ursprünglichen Fällen (z. B, Polychaeten) ge- trenntgeschlechtlich und ebenfalls nahezu allen Körpersegmenten eigentümlich; bei den Oligochäten sind die Geschlechtsorgane auf bestimmte Segmente beschränkt und zwitterig im Gegensatz zu jenen der Polychäten. Bei den Polychäten sind die Borsten büschel- weise oder in größerer Anzahl an den Stummelfüßen (Parapodien) angeordnet, bei den Oligochäten sind sie nur in geringerer Anzahl vorhanden und in Gruben der Leibeswand eingepflanzt. — Der typische Schichtenbau des Annelidenkörpers, wie er auf einem 94 Vierzehnte Vorlesung. Querschnitt sich darstellt, zeigt uns die Leibes wand und die Darm wand, zwischen beiden die Leibeshöhle (Cölomhöhle), welche in den ursprünglichen Fällen durch ein dorsales und ventrales Mesen- terium in paarige Räume gesondert und außerdem, wie erwähnt, durch Dissepimente gekammert ist. Die Leibeswand besteht aus (L) der Cuticula, welche nicht aus Zellen zusammengesetzt ist, sondern ein Ausscheidungsprodukt der unter ihr gelegenen zelligen (2.) Epidermis ist; die Cuticula wird bei den Anneliden nicht durch Häutung gewechselt, wie dies beim cuticularen Außenskelete der Arthro- poden der Fall ist. Nach innen folgt (3.) eine Ringmuskelschicht, so- dann (4.) die L ä n g s m u s k e 1 s c h i c h t. Letztere ist nicht kontinuierlich, sondern mindestens an der „Rücken - und Bauchlinie" und an den „Seitenlinien" unterbrochen und dadurch in Längsfelder geteilt. Beim Regenwurm unterscheiden wir nächst dem dorsalen und ventralen Muskelfelde noch ein zwischen den beiden Borstenreihen gelegenes Seitenfeld und endlich ein zwischen den ventralen Feldern gelegenes neurales Muskelfeld. Beim Regenwurm erscheint ferner auf dem mikroskopischen Bilde der Längsmuskel in kleinere Abteilungen, sog. Muskelkästchen gesondert. Gegen die Leibeshöhle folgt endlich (5.) das seitliche oder somatische Peritonealepithel, welches während der Entwickelung den Mutterboden für die vorgenannten Muskelbildungen darstellt und ebenso auch die Keimzellen und Nephridien liefert. Die Darmwand besteht aus (1.) dem nach außen gelegenen splanchnischen Peritoneum, dann (2.) aus der Muskelschicht (Ring- und Längsmuskeln) und (3.) der inneren Epithelschicht. Die somatische und splanchnische Peritoneal- schicht hängen durch die Mesenterial- und Dissepimentbildungen mit- einander zusammen. Zwischen die Peritonealschichten sind die Haupt- gefäße des Körpers eingelagert. Das Nervensystem liegt bei vielen Anneliden dauernd im äußeren Körperepithel, bei anderen, wie beim Regenwurm, ist es in die Tiefe gerückt und erhält, wenn es in die Leibeshöhle gelangt, einen peritonealen Ueberzug. Ebenso sind die Segmentalorgane ursprünglich retroperitoneal gelagert und, wenn sie, wie beim Regenwurm, in die Leibeshöhle rücken, mit einem Peri- tonealüberzuge versehen. Technische Notiz. Die Würmer werden vor dem Sezieren in einer Mischung von 9 Teilen Wasser und 1 Teile 70-proz. Alkohol eine halbe Stunde lang betäubt; sodann folgt die Betrachtung der äußeren Merkmale. Zur Vornahme der anatomischen Untersuchung sind sie mittels Nadeln mit der Rückseite nach oben in dem mit Wasser gefüllten Sezierbecken zu befestigen. Bei der Anbringung der Nadeln am Kopfe ist auf die Schonung des Cerebralganglions Rücksicht zu nehmen. Ge- schlechtsorgane und Segmentalorgane können mit Vorteil nochmals an solchen Exemplaren nachuntersucht werden, welche durch mehrere Tage in 80-proz. Alkohol gelegen sind. Körperform. (Fig. 1, 2, 3.) Der Regenwurm besitzt einen lang- gestreckten , auf dem Querschnitt etwas abgeplattet erscheinenden Körper, an dem wir äußerlich eine große Anzahl durch vertiefte Furchen abgegrenzte Ringel bemerken, welche mit der inneren Seg- mentierung des Körpers übereinstimmen. Die Rückenseite zeichnet sich durch eine rötlich-braune Färbung aus, während die Bauchseite gelblich- weiß erscheint. In jedem Segment finden sich Borstengruppen, Lumbricus terrestris. 95 welche bei der Fortbewegung an die Unterlage sich anstemmen, und zwar sind es je ein dorsales (eigentlich seitlich gelegenes) Paar und ein ventrales Paar von Borstengruppen ; dieselben bilden am Gesamt- körper vier Längsreihen. Jede Borstengruppe enthält nur zwei wenig voneinander entfernte Borsten, Aeuilere Oeft'nungen: Am Vorder- ende des Körpers befindet sich die Mundöffnung, vom Prosto- mium überragt. Das hinter ihr gelegene erste oder Mundsegment ist borstenlos; auf seiner Rückenseite setzt sich vom Prostomium eine Furche fort (für die Artenunterscheidung von Bedeutung). Die After- öffnung liegt am borstenlosen Endsegmente. Jedem Ivörpersegmente kommen ein Paar kleine, in der Regel an der ventralen Seite ge- legene N e p h r i d i a 1 ö f f n u n g e n zu , die mit freiem Auge kaum nachweisbar sind. Außerdem ist in der dorsalen Mittellinie 'an den Segmentgrenzen je ein Rücke nporus vorhanden, durch welchen die Leibeshöhlentiüssigkeit entleert werden kann ; derselbe ist im Momente der Entleerung mittelst der Lupe sichtbar. Durch be- sondere Merkmale ist die Geschlechtsregion ausgezeichnet, welche sich vom 9. bis zum 15. Segmente erstreckt; an der ventralen Seite des 14. Segmentes ist die paarige weibliche und an der des 15. die paarige männliche Geschlechtsöffnung angeordnet. Hier sind die benachbarten vergrößerten „Geschlechtsborsten" zu beachten. Von der männlichen Genitalöffnung verläuft nach hinten bis zum sog. Sattel die Samenrinne. Der Sattel ist eine drüsige Verdickung der Haut, welche an geschlechtsreifen Tieren an der Rückenseite vom 32. bis zum 37. Segmente sich findet und die sowohl bei der Begattung als auch bei der Eiablage eine Rolle spielt. Technische Notiz. Man öffnet die Leibeshöhle durch einen dorsalen Längsschnitt, welcher mittelst der Schere vom Sattel aus nach hinten geführt wird. Die Cuticula, als äußere irisierende Schicht bemerk- bar, kann stellenweise leicht abgelöst werden. Beim Zurückschlagen der Leibeswand sind die zarten Dissepimente zu lösen, welche an den Darm angeheftet sind. In der mittleren Körperregion bemerkt man von typischen metameren Organen (Fig. 6) zunächst das Rücken gefäß, in welches Leibesgefäße, die längs der Dissepimente verlaufen (soma- tische Gefäßbogen), und je 2 Paar Gefäße, die vom Darme kommen (s p 1 a n c h n i s c h e G e fä ß b o g e n), segmentweise einmünden ; die Gefäße enthalten eine rote Blutflüssigkeit, welche keinerlei zellige Elemente (sog. Blutkörperchen) enthält; der Blutfarbstoff ist vielmehr an die Blutflüssigkeit selbst gebunden. Sowohl das Rückengefäß als auch der durch die Dissepimente segmental eingeschnürte Mitteldarm sind von gelbgrün gefärbten eigentümlichen Zellen, den sog. Chlor- agogenzellen, überzogen, welche umgewandelte Peritonealzellen sind. Dieselben können leicht abgepinselt werden, und es wird dann unter ihnen das Gefäßnetz und die Muskelschicht des Darmes sicht- bar. An der Innenfläche der Leibeswand sind die einwärts vor- springenden Borstensäcke und die dadurch gekennzeichneten, die Muskelfelder begrenzenden Längslinien (dorsale, dorsolaterale und ventrolaterale Längslinie) zu beobachten. Seitlich vom Darme finden sich als drüsige Läppchen die S egmen talo r gan e (unter dem Mikroskope als vielfach gewundene, bewimperte Röhren erscheinend), die an dem inneren Ende in der Nähe des Bauchmarkes mit dem 96 Vierzehnte Vorlesung. Wimpertrichter (Nephrostoma), an dem äußeren Ende mit einer Er- weiterung, der Harnblase, versehen sind. Der Chylusdarm ist" segmentweise erweitert und mit einer inneren dorsalen Längsfalte (Typhlosolis) versehen. Man findet, nachdem man den Darm in einer Anzahl von Segmenten vorsichtig entfernt hat, unter demselben das Bauch mark, an welchem durch mäßige segmentale Anschwellung sein innerer Bau als Ganglienkette, d. i. die Zusammensetzung aus Ganglienknoten und Längskommissuren, angedeutet ist. Von dem Bauchmarke gehen in jedem Segment drei Paar Nerven ab; über demselben liegt das Bauchgefäß, aus welchem die Gefäße der Segmentalorgane entspringen, deren Gefäßnetz sich wieder sammelt und den seitlichen Gefäßen der Leibeswand (somatischen Gefäßen) zum Ursprung dient. An dem Bauchmark verlaufen noch drei zartere Gefäße , und zwar ein ventrales und ein paar seitliche , als specielle Neuralgefäße; sie stehen teils mit den somatischen Gefäßbogen, teils mit dem Bauchgefäße in Verbindung. Technische Notiz. Es wird nun die vordere Körperregion in gleicher Weise eröffnet, um die vorderen Differenzierungen des Darmes, das Cerebralganglion und die Geschlechtsorgane zu untersuchen. Organe des Vorderleibes (Fig. 4). Hinter dem Kopflappen findet sich dem Schlünde aufgelagert das Cerebralganglion. Es besteht aus einem Paar von Ganglienknötchen, die durch die paarige, den Schlund umgreifende Schlundkommiss ur mit dem Bauch- mark zusammenhängen. Der vorderste Darmabschnitt oder Pharynx entspricht dem primären Vorderdarm oder Stomodaeum. Er verläuft durch sechs Segmente, in welchen die Dissepimente in zahlreiche Muskelfäden aufgelöst erscheinen, zwischen denen aber, schon vom dritten Segment angefangen, die Segmentalorgane liegen. Auf den Pharynx folgt der Oesophagus mit kleinen, seitlichen, Kalkkonkre- mente enthaltenden Aussackungen (Kalk säckchen), sodann der dünnwandige Kropf und der dickwandige Muskelmagen; die letzten drei Abschnitte sind Differenzierungen des ursprünglichen Mesenterons — ebenso wie der langgestreckte, an den Segment- grenzen eingeschnürte Chylusdarm, wenn sie auch durch ihren Bau und durch ihre Funktion bedeutend von diesem unterschieden sind. Der ganz kurze Afterdarm (Proctodaeum) mündet mit der Afteröffnung am hinteren Ende des Körpers nach außen. Das Rückengefäß setzt sich mit seinem Ueberzug von Chlor- agogenzellen auch vor dem Chylusdarm bis gegen das Vorderende des Körpers fort. In der Region der Geschlechtssegmente gehen von demselben sechs Paar seitliche kontraktile Gefäßschlingen aus, die als Hilfsherzen fungieren und ihr Blut ins Bauchgefäß er- gießen. Von diesem strömt das Blut auf dem Wege der somatischen und splanchnischen Gefäßbogen zurück in das Dorsalgefäß. Die inneren zwitterigeii Geschleclitsorgaiie (Fig. 7) sind in männliche und weibliche Organe einzuteilen. Die männlichen Keimstätten oder Hoden sind kleine Knötchen, die paarig zu beiden Seiten des Bauchmarkes an der vorderen Dissepimentwand des 10. und IL Körpersegmentes sich finden. Die Spermatozoen sammeln sich in großen, gelappten, dünnwandigen Säcken, Samenblasen (Vesi- culae seminales), welche, den Darm umgreifend, bis an die Dorsalseite desselben hinaufreichen. Der ausleitende männliche Lumbricus terrestris. 97 Apparat besteht aus zwei Paar rosettenförmigen, in den entsprechen- den (10. und 11.) Hodensegmenten liegenden und mit den Samen- blasen in Verbindung stehenden Samentrichtern, die unter dem Mikroskop bewimpert erscheinen und einen den Nephrostomen der Segmentalorgane ähnlichen Bau besitzen ; sie bilden den Anfang der Ausführungsgänge , welche nach außen zur Leibeswand ziehen und sicli dann innerhalb derselben jederseits zu einem rückwärts verlaufen- den Vas deferens vereinigen, welches im 15. Segmente nach außen mündet. Auch der w ei b liehe Apparat besteht aus paarigen Keim- stätten (Ovarien), die als kleine Knötchen zu beiden Seiten des Bauchmarkes am vorderen Dissepimente des 13. Segmentes gelegen sind. Am hinteren Dissepimente desselben Körpersegmentes finden sich Trichteröffnungen oder Tuben als Anfangsteile der Ovidukte, die als ganz kurze Kanäle schräg die Leibeswand durchsetzen und vor den männlichen Oeffnungen im 14. Segmente nach außen münden. Als Hilfsapparate der weiblichen Genitalien dienen die paarigen Receptacula seminis, welche bei der Begattung den Samen des anderen Tieres aufnehmen und bei der Eiablage denselben wieder in die Cocons entleeren ; sie liegen in den dorsalen Borstenlinien ; meist sind zwei Paare vorhanden, die an der Grenze des 9. und 10. sowie des 10. und 11. Segmentes ausmünden. Bei der Begattung (Wechsel- kreuzung) liegen die Vorderteile der beiden Tiere in entgegengesetzter Richtung mit den Bauchflächen aneinander, wobei sie durch das Sekret des Sattels fest verbunden sind; der Sattel des einen Indivi- duums liegt den Mündungen der Receptacula des anderen gegen- über ; nach der Begattung findet man den Tieren äußerlich anklebende Spermatophoren (Kapseln mit Samenmassen). Die pergamentartige Hülle der Ei-Cocons wird an der Oberfläche des Wurmkörpers ausgeschieden und in dieselbe Eiweißmassen und die mikroskopisch kleinen Eier sowie Samen aus den Receptacula entleert, der Wurmleib zieht sich sodann aus dem Cocon zurück, und dieser schließt sich zu einem hirsekorngroßen Kügelchen. Der anfangs sehr kleine Embryo wächst durch Eiweißschlucken bedeutend heran und gewinnt die gestreckte Gestalt des Wurmes. Hatschek-Cori, Elementarcurs der Zootomie. Tafel XVII. Regenwurm. Fig. 1 . Körperform, Dorsalansicht. Fig. 2. Vordere Körperregion, Ventralansicht. Eig. 3. Vordere Körperregion, Seitenansicht. Fig. 4. Uebersicht der Anatomie der vorderen Körper- region. Fig. 5. Vorderes Ende des Centralnervensystems. Fig. 6. Anatomie der typischen Körpersegmente. Fig. 7. Greschlechtsapparat. — In der Lithographie ist bei der Numerierung der Segmente irrthümlich X — XIII statt XI — XIV gedruckt. Fig. 1 — 3 natürliche Größe, Fig. 4 — 6, besonders die letzt- genannte, etwas vergrößert. R. eQeiiwvirm. Ilatsrli ek - Com Elmifritnrnirs sJL Bergmarin, g-ez. Veriv. GustavFischcr, Jena. Lith ^stv A.Giltsdi. Jena. Hirudo medicinalis L. Medizinischer Blutegel. Cladus : Articulata, Ringeltiere. Klasse : Annelides, Ringelwürmer. Subklasse : Hirudinei, Blutegel. Familie : Gnathobdellidae, Kieferegel. Fünfzehnte Vorlesung. Hierzu Taf. XVIII. Einleitung". Die Hirudinei stammen von den borstentragenden Anneliden oder Chätopoden ab, und zwar sind sie am nächsten den Oligochäten verwandt ; gleichwohl werden sie wegen ihrer besonderen Organisationseigentümlichkeiten als eigene Unterklasse betrachtet. Der Körper erscheint etwas abgeplattet und ist mit einem vorderen und hinteren Saugnapfe versehen : die äußere Segmentierung ist undeutlich geworden ; die Borsten fehlen ; der innere Bau ist durch parenchymatöse Beschaffenheit ausgezeichnet, d. h. die Leibes- höhle fehlt, und das Peritonealepithel ist in ein eigentümliches blasiges Gewebe umgewandelt, welches die inneren Organe miteinander ver- lötet; Teile der Leibeshöhle sind als sog. Seitengefäße erhalten, sind aber mit dem Blutgefäßsystem in Zusammenhang getreten ; der Ge- schlechtsapparat ist zwitterig und erinnert auch sonst in manchen Eigentümlichkeiten an den der Oligochäten. Im übrigen wird man hier den bekannten Organisationstypus der Anneliden wiederfinden. Die Blutegel sind teils räuberische, von niederen Tieren lebende, teils ektoparasitische, an Wirbeltieren blutsaugende Tiere. Hirudo medicinalis wurde früher häufig, jetzt seltener in der Medizin zur Blutentziehung verwendet. Die Körperform (Fig. 1, 2) des Blutegels ist abgeplattet, mit flacher Bauchseite und mäßig gewölbter Rückenseite. Am Hinterende findet sich der große Bauchsaugnapf (wie die Entwickelung und Innervation lehrt, aus mehreren Körpersegmenten gebildet) und am Vorderende der M undsau gn apf, der die Mundhöhle überwölbt. Die Oberfläche des Körpers erscheint durch seichte Furchen geringelt; die Ringel entsprechen ihrer Zahl nach nicht der inneren Segmen- tierung, sondern es kommen in der mittleren Körperregion 5 Ringel aufein Körpersegment. In entsprechenden Entfernungen wieder- holen sich daher die segmentalenNephridial Öffnungen sowie auch gewisse mit der Lupe wahrnehmbare (an bestimmten Ringeln rings um den Körper angeordnete) seg mentale Sinnespapillen; gegen das Vorderende und das Hinterende entsprechen eine geringe Anzahl von Ringeln einem inneren Segment. An der Rückenseite des Mundsaugnapfes und dicht dahinter sind die Augen im ganzen in 5 Paaren angeordnet. (Man hat versucht, dieselben auf die segmen- talen Sinnespapillen zu beziehen.) Das löffeiförmige gewölbte Vorder- ende ist es also, das als Mundsaugnapf fungiert. In der Mitte des- 102 Fünftiehnte Vorlesung. selben findet sich die von 3 Lippen umgebene und dementsprechend in 3 Spalten au sgez o gene M undöff nung. In der Tiefe dieser Falte liegen 3 Zähne oder Kiefer (mit dem Finger zu fühlen), die mit einem halbmondförmigen, freien Rande versehen und mit feinen Chitinzähnchen besetzt sind ; sie sind durch Muskeln nach Art einer halbkreisförmigen Säge beweglich. Die regelmäßige Zähnelung dieser Kiefer verursacht eine leicht heilende Wunde und bedingt die medizinische Verwertbarkeit von Hirudo medicinalis. Außer der Mundöftnung bemerken wir die After Öffnung, an der Dorsalseite über dem Bauchsaugnapfe gelegen ; ferner an der Bauchseite des Körpers an der Grenze des ersten und zweiten Drittels die unpaare männliche und dicht dahinter die unpaare weibliche Ge- schlechtsö ff nung. Technische Notiz. Die Blutegel werden in ähnlicher Weise mit schwachem (10-proz.) Alkohol getötet wie die Regenwürmer und ihre Leibeshöhle längs der ganzen Rücken seite mit dem runden, möglichst scharfen Skalpell aufgeschnitten. Dieselbe ist unter steter Befestigung mittelst Nadeln auseinanderzuziehen; das Gelingen des Präparates hängt wesentlich von der zweckmäßigen Anordnung ab, indem die Organe nicht verzerrt, sondern symmetrisch gelagert erscheinen und selbstverständlich auch das zunächst gefährdete Rückengefäß und der Darm geschont werden sollen. Darmkanal (Fig. 2, 3). Man erblickt zunächst im Vorderkörper die Basalteile der Kiefer und dahinter das obere Schlundganglion und den Pharynx. Auf diesen folgt die erste sehr umfangreiche Ab- teilung des Chylusdarmes, der sog. Magen, welcher sich durch 10 seitliche B 1 i n d s ä c k e (C o e c a) auszeichnet und durch diese Einrichtung befähigt ist, rasch bedeutende Mengen von Blut in sich aufzunehmen. Das größte 10. Paar pflegte man früher als Leber zu bezeichnen, doch ist eine solche besondere Funktion desselben nicht nachweisbar. Zwischen diesem Paare erstreckt sich die zweite Abteilung des Chylusdarmes, oder sog. Dünndarm, und es folgt ein ganz kurzer muskulöser Afterdarm, der in die dorsal vom hinteren Saugnapf gelegene Afteröffnung mündet. Blutgefäße (Fig. 3, 4). An der Dorsalseite des Darmes erblickt man das Rückenge faß; seitlich vom Darm, ventral von seinen Blindsäcken und den dazwischen gelagerten Segmentalorganen finden sich die longitudinalen Seitengefäße. Der sog. ventrale Blut- sinus wird erst später sichtbar gemacht. Der Darmkanal wird sodann vorsichtig wegpräpariert, wobei das obere Schlundganglion zu schonen ist (Fig. 4). Man gewinnt nun zunächst einen genaueren Einblick in Zahl und Bau der Segmental- organe, an denen ein drüsig gewundener Abschnitt und eine harn- blasenartige Erweiterung zu bemerken ist. Die Trichter, die nur mikroskopisch nachweisbar sind, hängen in den Hodensegmenten mit Säckchen zusammen, in welche die Hoden eingelagert sind. Das Nervensystem besteht aus dem oberen Schlund gang Hon, welches durch die paarige S c h 1 u n d k o m m i s s u r mit einem unteren Schlundganglion verbunden ist, welches letztere seiner Ent- wickelung nach aus mehreren Ganglien des Bauchmarkes verschmolzen ist. Es folgt die regelmäßig angeordnete B a u c h g a n g 1 i e n k e tt e , welche in das von schwarzem Pigment überzogene Ventralgefäß Hirudo medicinalis L. 103 (ventraler Blutsinus) eingelagert ist; an derselben sind die Längskonimissuren und Ganglienknoten sehr deutlich gesondert. In dem größten Teile des Körpers stimmen sie der Zahl und Anordnung nach mit den Segmentalorganen überein, worin der segmentale Bau des Körpers seinen Ausdruck findet. Am hinteren Ende des Bauch- markes findet sich ein umfangreiches Saugnapfganglion oder Schwanzganglion, welches wie das untere Schlundganglion aus der Verschmelzung mehrerer Körperganglien hervorgegangen ist. Man präpariert ferner die Geschlechtsorgane. Dieselben sind zwitterig. Der männliche Apparat besteht aus 9 Paar zu beiden Seiten des Bauchmarkes segraentweise angeordneten Hoden, welche in jenen Segmenten sich finden, die der Region der Geschlechts- öffnungen folgen. Von den Hoden gehen seitlich kleine Kanälchen (Vasa efferentia) ab, welche in das jederseits nach vorn ver- laufende Vas deferens einmünden; dieses besitzt eine vordere drüsige Aufknäuelung, den sog. Nebenhoden, biegt sodann als Ductus e j aculat orius nach der Mittellinie ein, um. mit dem der Gegenseite vereinigt, in den Cirrus einzumünden; derselbe ist an seiner Basis durch drüsige Einlagerungen verdickt (Prostata) und weiters als langer, dünner Faden in der Cirrustasche ver- borgen, aus deren äußerer Oeflfnung er zum Zwecke der Begattung vorgestülpt wird. Zwischen den Hodensegmenten und dem Penissegment findet sich jenes Segment, welches die weiblichen Geschlechtsorgane enthält. Diese bestehen aus einem Paar von Ovarien, die mittelst kurzer Ovidukte mit dem unpaaren, schleifenförmig geknickten, als Uterus und Vagina fungierenden Ausführungsgange in Verbindung stehen. Zur Zeit der Geschlechtsperiode, welche in das Frühjahr fällt, ver- lassen die Tiere das Wasser und begeben sich in die feuchte Erde, um die Eicocons abzulegen. Dieselben be- stehen aus einer außen lockeren, nach innen ,^•'<''*^^''v^, festeren chitinartigen Hülle, welche durch / ' ,^ ein von der Oberfläche des Tieres ausge- \ \ schiedenes Sekret gebildet wird. Ferner "F aus einer ähnlich secernierten Eiweißmasse, ^ in welcher die mikroskopisch kleinen Eier liegen. Der anfangs sehr kleine Embryo n wächst durch Eiweißschlucken bedeutend ^ r r + t^- -p heran. Nach dem Ausschlüpfen brauchen m^§;i; ^^^^il^^Z die jungen Tiere, welche sich direkt ohne Chitinzähnchen und gekreuz- Verwandelung entwickeln, noch mehrere ten inneren Muskelzügen. Ver- Jahre, um zum geschlechtsreifen Tiere großert. heranzuwachsen. In ihrer Jugend nähren sie sich zunächst vom Blute verschiedener Evertebraten, und erst im späteren Alter bedürfen sie zur Nahrung das Blut von Warmblütern. Technische Notiz. Zum Schlüsse der Präparation sind die Kiefer herauszuschneiden und mikroskopisch zu untersuchen. Tafel XVIII. Blutegel. Fig. 1 (etwas vergrößert). a) Zwei Körpersegmente mit je fünf Ringeln, von der Bauchseite gesehen. b) Vorderende mit den Augen, Dorsalansicht. c) Desgleichen, seitliche Ansicht. d) Desgleichen, Ventralansicht mit dem Munde. e) Vorderende des Körpers, der hintere Rand des Mundes ge- spalten, so daß die drei Schlundkiefer sichtbar werden. Fig. 2. Uebersicht der inneren Organisation, von der Seite gesehen. Fig. 3. Das Tier vom Rücken geöffnet zur Darstellung der Haupt- gefäßstämme und des Darmkanales; an letzterem sind zwei Paare von Magentaschen geöffnet. Fig. 4. Durch Entfernung des Darmes sind Nervensystem, Greschlechtsorgane und Segmentalorgane zur Anschauung ge- bracht. Frommannsche Buchdruckerei (Hermann Fohle) in Jena. — 1517 HatscfieTi' - fori, Elementamirs. Blu(o<5el. TafXW Bergmann.gez. Verl. V. GustavTischer, Jena . Liöi AnstY AGillsch, Jena iiifiifi Lang Yeiiag von Oustay Fischer iii Jena. Dr. Arnold, o. ö. Professor der Zoologie an der Universität Zürich, UeOCr ' deiiEiiifluss der festsitzenden Lebensweise auf die Thiere und über den Ursprung der ungeschlechtlichen tortpHauzung durch Theiluiig uiiu Knospung. 1888. Preis: 3 Mark. Mittel und Wege phylogenetischer Erkenntniss. Erste öffentliche Rede, gebalten am 27. Mui lbö7 in der Aula aer Universität zu Jena, entsprechend den Bestimmungen der Paul von Ritter'schen Stiftung für phylogenetische Zoologie. 1887. Preis: 1 Mark. Zur Charakteristik der Forschungswege von Lamarck und Darwin. Uemeinverstänaiicher Vortrag. lb«y. Preis: 6ü Pf. Lehrbuch der vergleichenden Anatomie zum Gebrauche bei ver- gleictieud anaioiuischeu und zoologiscuen Vorlesungen 9. yänzl. umgearbeitete Auflage von Ed. Ose. Schmidt's Handbuch der vergleichenden Anatomie. 1. — 4. Abt. 1888 — 94. Mit 854 Abbildungen. Preis : 24 Mark. **«lfraaKniTr"OV ^''- Eduard, o. ö. Professor "VT „11 Dr. Q/^Vjrin/^V ^'■• kJtiaöUUigClj an der Universität Bonn, -L>l Uli pntz, ^^'^i-lülJUJVj Reinr. Privatdocenten an Q/^Viimr-kOV ^^' ^' ^' ^'' ^ °' ^'''ofessor der Universität Bonn, OL'lHIlJptJl j «n der Universität Bonn, LchrbUCll der Botanik für Hochschulen. Zweite umgearbeitete Auflage. Mit 594 zum Teil tarbigeu Aobildungen. Ir'reis : broscii. 7,50 Alarn, eleg. geb. 8,50 Mark. Inhalt. Erster Theil. Allgemeine Botanik. — Morphologie. — Physiologie. — Zweiter Theil. Specielle Botanik. — Cryptogamen. — Phanerogamen. TT^—wjp.^-.y.j Max, Dr. med. et phil., Privatdocent der Physiologie an der medici- V t?l WUl Uj nischen Fakultät der Universität Jena, Allgemeine PhysiolOgiC. Ein Grundriss der Lehre vom Leben. Mit 270 Abbildungen. l»i>ö. Preis: brosch. 15 Mark, gebunden 16 Mark 50 Pf. Inhalt. Von den Zielen und Wegen der physiologischen Forschung. — Von der lebendigen Substanz. — Von den elementaren Lebenserscheinungen. — Von den allgemeinen Lebensbedingungen. — Von den Reizen und ihren Wirkungen. — Vom Mechanismus des Lebens. ATotf Ol» Benjamin, Dr. phil., Professor an der kgl. sächs. techn. Hochschule zu VClltJlj Dresden, f 2. Januar 1893, DJC modemC WcltanSChaUUllg und der Mensch. Sechs öffentliche Vorträge. Mit einem Vorworte von Dr. Ernst Uaeckel m Jena. Zweite Auflage. 1896. Preis: steif brosch. 2 Mark 50 Pf., eleg. geb. Mark. Inhalt. Das einheitliche Weltbild der modernen Forschung. — Der Mensch. — Das Sittengesetz auf natürlicher Grundlage. — Religion und Philosophie. — Ent- wickelungsgeschichte der Religion und ihre philosophische Begründung. — Zusammen- fassung der Ergebnisse und Ausblick auf künftige Zustände des Menschengeschlechts. WToiOmciTITI ^'^' ^^S''^^^' Professor der Zoologie an der Universität Freiburg i. B., VT t^JblUtlUlJ^ Aufsätze über Yererbung und verwandte biologische Fragen. Mit 19 Abbildungen im Text. 189<ä. Preis: 12 Mark. Inhalt: Ueber die Daner des Lebens (1882). — Ueber die Vererbung (1883). — Ueber Leben und Tod (1884). — Die Kontinuität des Keimplasmas als Grundlage einer Theorie der Vererbung (1885). — Die Bedeutung der sexuellen Fortpflanzung für die Selectionstheorie (1886). — Ueber die Zahl der Richtungskörper und über ihre Bedeutung für die Vererbung (1887). — Vermeintliche botanische Beweise für eine Vererbung erworbener Eigenschaften (1888). — Ueber die Hypothese einer Vererbung von Ver- letzungen (1889). — Ueber den Rückschritt in der Natur (1889). — Gedanken über Musik bei Thieren und beim Menschen (1889). — Bemerkungen zu einigen Tages- problemen (1890). — Amphimixis oder die Vermischung der Individuen (1891). Neue Gedanken zur Yererbungsfrage. Eine Antwort an Herbert Spencer. 1895. Preis: 2,50 Mark. Ueber Germinal-SelectiOn. Eine Quelle bestimmt gerichteter Variation. Freiburg i. Br. 1896. Preis: 2 Mark. Verlag Ton GrustaY Fischer in Jena. VlPTOrrlt ^^- ™®*^' Hermann, Prof. an der Universität Tübingen, AnatOUliSChO, ^ physiologische und physikalische Daten und Tabellen zum Gebrauch für Meaiziner. Zweite wesentlich vermehrte und gänzlich umgearbeitete Auflage, 1893. Preis: broschiert 11 Mark, elegant gebunden 12 Mark. Inhalt. I. Anatomischer Teil : Körperlänge; Dimensionen des Körpers; Körpergewicht; Wachstum; Gewicht von Körperorganen; Dimensionen und Volumen von Herz, Lunge, Leber; Körpervolumen und Körperoberfläche; Specifisches Gewicht des Körpers und seiner Bestandteile; Schädel und Gehirn; Wirbelsäure samt Rückenmark ; Muskeln; Skelett; Brustkorb; Becken; Kindsschädel; Verdauungsapparat; Respirationsovgane ; Harn- und Geschlechtsorgane; Haut, Haargebilde; Ohr; Auge; Nase; Nerven; Gefässsystem (ohne Herz); Lymphgefässe und -Drüsen; Vergleicli zwischen rechter und linker Körperhälfte; Embryo und Fötus; Vergleich zwischen beiden Geschlechtern. — IL Physiologischer und physiologisch-chemischer Teil: Blut und Blutbewegung; Atmung; Verdauung; Leber- funktion (ohne Gallenbildung); Ferspiration und Schweissbildung; Lymphe und Chyluse; Harnbereitung; Wännebildung; Gesamtstoffwechsel; Stofl'wechsel beim Kind; Muskel- physiologie; Allgemeine Nervenphysiologie ; Tastsinn; Gehörssinn ; Gesichtssinn; Geschmacks- sinn; Geruchssinn; Physiologie der Zeugung; Festigkeit des Schlafs; Sterblichkeitstafel. — III. Physikalischer Teil: Thermometerskalen; Atmosphärische Luft; Specifisches Gewicht; Dichte und Volum des Wassers; Schmelzpunkte; Siedepunkte; Wärme; Schall- geschwindigkeit; Spektrum; Elektrische Masse und Einheiten; Elektrischer Widerstand; — Anhang : Praktisch-medicinische Analekten. Klimatische Kurorte ; Temperatur der Speisen und Getränke; Dauer der Bettruhe; Inkubationszeit der Infektionskrankheiten; Maximaldosen; Medicinalgewicht; Medicinalmass; Dosenbestimmung nach den Lebensaltern; Letale Dosen dififerenter Stoffe; Traubenzucker im diabetischen Harn; Exsudate und Trans- sudate; Elektrischer Leitungswiderstand des Körpers und seiner Teile; Erregbarkeitsskala der Nerven und Muskeln; Festigkeit der Knochen; Massstäbe für Sonden, Bougies, Katheter. Berliner klinische Wochenschrift 1893 No. 47. Wir haben schon früher auf dieses ausgezeichnete Sammelwerk, welches durch den Reichtum seines Inhaltes eine überaus wertvolle Möglichkeit schneller Orientierung und Kenntnis aller nur irgend in das Gebiet der im Titel angegebenen Disciplinen ein- schlägigen Fragen erlaubt, hingewiesen. Trotzdem Verf. mit erstaunlichem Fleiss die zahllosen Daten und Tabellen zusammengetragen hat, istdieUebersicht über das grosse Material aufs Beste gewahrt. Das Buch sollte Niemandem, der sich und andere durch quellen- mässige Zahlenangaben belehren will, fehlen. Es erspart tage- langes Suchen und vereinigt an einer Stelle, was sich sonst an hunderten von Orten zerstreut findet. Mit einem Wort: ein ebenso mühsames wie verdienstliches Werk, welches dem Verf. so leicht nicht nachgemacht wird. — d. T^TiorlAVaVimTn ^'"* ^''^ö'^'» °- *^- Professor der Anatomie und Direktor des Vt l"ü."lc>llt511Llj anstom. und vergl. anatom. Instituts der Universität Freiburg i. B. (irrundriss der yergleichenden Anatomie der Wirhelthiere. Für Studirende bearbeitet. Dritte, gänzlich umgearbeitete und stHrk vermehrte Auflage. Mit 4 lithographischen Tatein und 387 Textabbildungen, 735 Einzelabtheilungen. 1893. Preis: brosch. 16 Mark, in Halbfranz geb. 18 Mark. 7\ciCr\c^V ^'' ^"^"^ßt, Prof. der Pathol. Anatomie und der Allgemeinen Pathologie Ajiegieij ^^ ^^j. Univers. Freiburg i. Br. , Lchrhuch der Allgemeinen Pathologie und der Pathologischen Anatomie für Aerzte und StudireiiUe. 1. Band. Allgemeine Patüologie oder die Lehre von den Ursachen, demWesen und dem Verlauf der krankhaften Leben'3- vorgänge. Achte, neu bearbeitete Auflage. Mit 458 theils schwarzen, theils farbigen Abbildungen und einer Tafel in Chromolithographie. 1894. Preis: brosch. 11 Mark 50 Pf., halbfranz geb. 13 Mark. II. Band. Specielle Pathologische Anatomie. Achte verbesserte und theilweise liou bearbeitete Auflage. Mit 562 theils schwarzen, theils farbigen Abbildungen. 1895. Preis: brosch. 16 Mark, halbfranz geb. 18 Mark. Froutmanusctie Buchdruckerei (Uermaun Fohle) in Jeaa. — 1617