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ENGLISCHE STUDIEN

28. BAND.

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e:n(;lische STUDIEN.

Org-an lür eng^lisehe philolog^ie

unt(;r initberücksichtigiing des englischen Unterrichts auf höheren

schulen.

Gegründet von Eugen Kölbing.

Herausgegeben

JOHANNES HOOPS,

firojessor der englischen philologie an der iinhersitat Heidelberg.

28. band.

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Leipzig^.

O. R. R 1<;ISI..\ .\ I).

1900.

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INHALT DES 28. BANDES.

A hlianflhingen.

Seite

Beitiäge zur erkläiung und textkritik 'les mitteleiigl. piosiiroiiians von

Merlin. Zweite hälfte. Von G. Stecher 1

Shelley's "Queen M:ü»" uml Sir William Jones* "Palace of Fortune". Von

E. Koeppel 4H

Tennyson's well- und lehensanschauung. Von Ph. Aronstein 54

Wels und walfisch. Von yohatmes Hoops i^>2

Bisherige ergebnisse und weitere aufgaben der Gower-forscliung. Von

//. Spies 161

Dekker-studien. I. Von W. Bang 208

Robert Browning's 'Iwan Iwanowitscli'. Übersetzt von Otto Roloß . . 2H5

Robert Louis Stevenson. (Conclusion.) By //. B. Eaildon 246

'Must' in modern English. By C. Stoffel 294

Zur beurteilung der sogen. Schlegi-l-Tieck'sclicn Shakespeare-Übersetzung.

Von W. Wetz 321

Studien zu Shelley"s "Epipsychidion". Von Armin Kroder 365

Tennysoniana. Von Emil Koeppel 397

Besprechungen. Spracii- und litteraturgesciiichte.

B i- ti w u I f. Kdited wilh textual Foot-Notes. Index of jjropei' nanies, and

al|ilial)clical Cllossary, l)y A. J. W y a 1 1. 2^1 edition. Ref. G. Sarrazin 407

B e i) w u 1 f. Mit ausführlicheni Glossar herausgeg. von Moritz Heyne.

6. aufl., besorgt von Adolf Socin. Ref. G. Sarrazin 408

Thomas Arnold, Notes on Beowulf Ref. G. Sarrazin 410

Hiblical Quotations in Okl English Prose Writers, edited with the Vulgate and othcr Latin Originals, Intioduclion on Üld English Biblical versions, Index of Biblical passages, and Index of principal words, l)y Albert S. Cook. Ref Max Förster 4Uj

King Alfred 's Old English Version of Boethius "De Consolatione Philosopluae". Edited froni the niss., with introduction, critic.ii notes and glossary, by Walter John Sedgefield. Ref J. E. IViWßng . . 97

VT Inhalt

Stfite

Robert Märkisch, Die altenglische bearheitung der erzahlung von Apollonius von Tyrus. Grammatik und lateinisciier text. Ref. Max Förster 111

Speculum Gy de Warewyke. An Early PInglish Poem, with Intro- duction, Notes and Glossary , here for the first time printed and first edited from the Manuscripts , by GeorgianaLea Morrill. Ref. F. Holthausen 431

ErnestJ. Becker, A Contribution to the comparative study of the Medieval Visions of Heaven and Hell, with special reference to the Middle-English Versions. Ref. F. Holthausen 4,33

Das Noahspiel von Newcastle upon Tyne. Herausgegeben von Ferd.

Holthausen. Ref. H. Logemaii II,',

H. Logeman, Faustus Notes. A .Supplement to the Commentaiies on

Marlowe's "Tragicall History of Dr. Faustus". Ref. E. Koeppel . . 435

Georg Brandes. William Shakespeare. 2. verbesserte aufläge.

Eduard Engel, William Shakespeare. Ein handbi'ichlein. Mit einem anhang : Der Baconwahn.

Gregor Sarrazin, William Shakespeare's lehijahre. VAnt litterai- histoiische studie.

Julius Schiller, Shakspere als mensch und Christ. Eine Studie. Ref

Ltidit'ig Fränkel 438

C h. Eidaiu, Bemerkungen zu einigen stellen Shakespeare'scher dramen,

sowie zur Schlegel'schen übeisetzung. Ref. 0. Glöde 449

Max Meyeifeld, Robert Burns: Studien zu seiner dichterischen ent-

wicklung. Ref T. F. Hendersoi 117

Heinrich Molen aar, Robei't Bums' beziehungen zur litteratui'. Ref.

Max Meyerfeld , . . . . 120

Otto Ritter. Quellenstudien zu Robert Burns für die jähre 1773 1783. , Ref. Max Meyerfeld 125

Helene Richter, Percy Bysshe Shelley. Ref Richard AckennaiDi . I2y

Neue romane.

V i o I e t Hunt, The Human Interest . Walter B e s a n t, The Oiange Girl. A n t h ü n y H o ]) e, Rupeit of Hentzau. Q. (A. T. Q u i 1 1 er- Couch), The Ship of Stars. Maurice Hewlett, Little Novels of Italy. Richard Bagot, A Roman My.stery. Rtf. E. F. Fvatis 137

Verwandte spi^ach- und litteraturgebiete. F. Holthausen, Altsächsisches clementarbuch. Ref Schlüter 4,t2

The Story of Tiistan and Iseult rendered into English irom the German

of Gottiried von Stiassburg by Jessie L. W es ton. Ref. W. Bang 454

Realien und huideskunde. Herman Lewin, Zur englischen realienkunde. Rel. J. Ellinger . . 14 1 R. Kr 0 n, The Eittle Londoner. Zweite verbesserte aull. KtL Ph. Aronstcin 142 Sidney Webb, Der socialismus in England geschildeit von englischen

socialisten. Deutsche Originalausgabe von Hans Kurella. Ref. Ph.

Aronstein 142

liilialt VII

Seite Englisclie skizzen von einer de ut sehen Ichreiin. \ie(. G. Metzi^er . 144

Verzeichnis der vom 1. Januar bis l. AuRust l<j(X) hei der reilaktion

eingelaufenen dru ck s cli r i f t en 146

M i s ce 11 e n. Shakespeare-verse auf der Wanderung in Conrad Kerd. Meyer's gedichten.

Von Heinrich Kraeger l'i.S

Nachtrag zu En^l. stud. 27, 163 tT. Von M. Kalma l6ü

Nachtrag und bericiitigung zlu' hibliographie von Köibing's schiiften

(Engl. stud. 27, 194 ft".). Von H. Janlzeti 160

Zu den 'Echecs anioureux'. Von E. Siepcr 310

Zu Macbeth l 7, 25—28. Von Vordieck 312

Ro.sicrucian. V^on R. Sprenger 3iy

Zu den verbalen -/// und -s pluralen des alteren Neuenglischen. Von

W. Bang 405

Keats' llynnie an Pan in drei deutschen Übersetzungen. Von Richard

Ackermann 4.56

Der 9. neuphilologentag zu Leipzig vom 4. bis 7. Juni 1900 Von

Ph. AronsUin und M. Pfliiger . - 466

Klassisches (Shakespeare. Milton) auf der heutigen I^ondonei- l)ühne. Von

Ludwig Fränkel 47t)

Kleine Mitteilungen 480

Verzeichnis der niitarbeiter.

Ackermann 129. 456.

Aronstein 54. 142. 466.

Baildon 246.

Bang 2u8. 454. 455.

Ellinger 141.

Evans 137.

Förster, M. 1 1 1. 419.

Fränkel 4,38. 479.

Glöde 449.

Henderson II7.

Holthausen 43 1. 433.

Hoops 92.

Jantzen 160.

Kaluza 160.

Koeppel A% 397- 435-

Kraeger 153.

Kr oder 365- Logeman 1 15. Metzger, G. 144. Meyerfeld 120. 125. Pfliiger, M. 47,5. Roloff 235.

Sarrazin 407. 408. 410. Schlüter 452. Sieper 310. Spies 161. Sprenger 319. Stecher l. Stoffel 294. Vordieck 312. Wetz 321. Wülling 97.

BEITRAGE

ZUR ERKLÄRUNG UND TENTKRITIK DES

MITTELENGLISCHEN PROSAROMANS

VON MERLIN.

Zweite hrilfte.

In seiner ausgäbe von ArtJwur and Merlin nach der Auchinleck- handschrift {Altenglische bibliothek, 4. band; Leipzig 1890J s.CLXXVIlfT. hat E. Kölbing die ersten 22 Seiten der von Henry B. VVhealley (1865 1869) für die Early English Text Society besorgten ausgäbe des mittelenglischen prosaromans von Merlin (2d ed. 1877} kritisch beleuchtet. Auf diese anregung hin erschien im 20. bände der von E. Kölbing redigierten Englischeji Studien p. 347 ff. eine arbeit von G. Richter: Beiträge zur erklärung und textkritik des tne. prosa- romans von Merlin. Erste hälfte. (Zur Orientierung verweise ich auf die einleitenden auseinandersetzungen dieser Untersuchung.) In derselben gicbt G. Richter besserungsvorschläge zu den Seiten 23 378 des Wheatley'schcn textes, und es ist nun meine aufgäbe, Richter's arbeit durch bcsprechung der seilen 379 701 zu vervollständigen (Wheatley's Part Uli. Um die -einheitlichkeit des ganzen zu wahren, habe ich mich, ebenso wie E. Kölbing und Ci. Richter, auf besserungs- vorschläge zu text und interpunktion beschränkt. Ich hoffe aber auch dadurch dem ausdruck im titel: »Erklärung . . entsprochen zu haben.

Whcatlcy hatte im jähre 1869 einen vierten teil seiner aus- gäbe versprochen ; derselbe sollte vorwort , glossar und index ent- halten. Erst 30 jähre später, 1S99 , hat er dies versprechen ein- gelöst und den von Mead und anderen bearbeiteten 4. teil erscheinen lassen. Er enthält s. CCLVII ff. eine kollation des Wheatley'schen druckes mit der Cambridger handschrift. Die fülle der sich hier findenden riclitigstellungcn beweist, wie notwendig Kölbing's hinweis, Altengl. bibl. IV p. XIX, und Richter's tadel a. a. o. p. 6 bezüglich der ungenauigkeit in der wiedergäbe der handschrift waren. Ich habe in meiner arbeit die; richtigstellungrn Rogers' angetührt, wo es sich nicht um rein graphische Verschiedenheiten, sondern um sinnstörendc fehler liaiulclte. Es muss aber noch dahingestellt bleiben,

J. H o o p s , Knglische Studien. XXVl.l. i. 1

2 G. Stecher

inwieweit Rogers unsern ansprüchen an genauigkcit der wiedergäbe gerecht geworden ist. Eine heranziehung der Cambridger handschrift ist mir so wenig wie G. Richter möglich gewesen. Jedenfalls ist Riigers' kollation dankenswert und bietet der textkritik einen sichereren boden, als G. Richter in der Wheatley''schen textwiedergabe gehabt hat.

In den Additional Notes (Merlin ed. W'hcatley, Part IV p. CCL) wird in einer anzeige der Richter'schen Untersuchung bedauert, dass sie statt auf eine frz. handschrift auf einen späten frz. druck zurück- geht. Der im jähre 1894 erschienene facsimiledruck der frz. hand- schrift Add. 10292 des Britischen Museums, herausgegeben von H. O. Sommer, hat es mir ermöglicht, meiner arbeit den text dieser handschrift zu gründe zu legen. Hatte nun schon G. Richter a. a. o. p. 7 sagen können: »Die englische prosa schliesst sich eng an die vorläge an, Sie ist eine genaue , die konstruktioncn der quelle nachahmende , geradezu meist wörtliche Übertragung der rcdaktion des französischen druckes von 1528«, so ist doch der anschluss der englischen prosa an die durch H. O. Sommer zugänglich gemachte handschrift ein noch engerer. Wenn ich nun sowohl den französi- schen prosadruck als auch den facsimiledruck der handschrift zu rate zog, so keimte ich mich doch meist mit dem zitieren der letzteren begnügen.

Zu bemerken ist noch, dass sich in dem französischen prosa- drucke, teil II, fol. CXIXb^, 34 eine lücke in der darstellung findet, deren umfang in dem facsimiledruck den Seiten 465, 16 472, i entspricht.

Das mir vor iegende exemplar des französischen prosadrucks (früher im besitze A. VV. SclilegeFs) aus der kgl. bibliothek zu Berlin ist unvollständig. Das als letztes vorhandene blatt CXXIV schliesst entsprechend facsimiledruck p. 481, 14. Von hier an bis p. 498 und an der oben angegebenen lücke habe ich nur den facsimile- druck zu gründe gelegt.

In folgendem bringe ich nun eine reihe von besserungsvor- schlägen. In anbetracht dessen, dass es sich nur um eine nachlese handelt, ist dieselbe recht gross. Die offenbare Sorglosigkeit und mangelhafte sprachkeimtnis des Übersetzers erschwert es allerdings in vielen fällen, mit Sicherheit anzugeben, ob die textverderbnis von ihm oder von einem abschreiber herrührt. Eine grosse zahl von interpunktionsänderungen , die ganz selbstverständlich erscheinen, legen von der geringen Sorgfalt Wheatley's, des hcrausgebers, Zeug- nis ab. Sie musstcn aufgenommen werden, da die herstellung einer

Beitr. z. crl<l;iiung u. tcxtkritik des me. prosaromans v. Mcrüii ■>

siiiiigomässrn iiitcrpunktioii ein gut teil iiiter[)ret;itionsarl)eit in sich <Mith;ilt.

Zuletzt liabc ich nocli die von Whcatlcy hinzugefügte englische ülxTsetzung des in der handschrift Add. 10293 l'ol. 216 stehenden Schlusses, der in der Cambridger handschrift feiilt, einer nachpriifung Ullierzogen.

Ich beginne nun mit l'ait III, seile 379 der ausgäbe Whcat- ley's. ')

P- 379, 14 f. : ßui no7ü resteth a while of kern and returne to speke of Leonce. In gleicher oder ähnlicher Fassung findet sich diese redewendiing überall da, wo ein Wechsel des Schauplatzes einUitt. Die verschiedenen arten der Ver- kürzung, die sie erlitten hat, lassen eine Zusammenstellung angezeigt erscheinen. 1) Vollständige konstruktion. E. P. 437, 30 : noiv cesseth the tale, 437, 36: now returneth Ihe tale, 450, 35. 451, 16. 468, 29. 503, 25. 562, 14. ,524, 26. 535. 12. 561, 5- 602, 29. 669, 7- 689, 19- Ebenso in den frz. Fassungen. 2) Unpersön- liche konstruktion durch weglassung von tale, störte etc. E. P. p. 519, 35 f.: But noiü a litill cesseth of hem, and speke th of kvnge ... cf. E. P. p. 527, 34 u. p. 687, 5 cf. Engl. stud. 20, 416 f. anzeige L. Kellner's von Wülfing's Syntax Alfred's. 3) Übergang von der unpersönlichen zur persönlichen konstruktion mit we oder /. Siehe oben p 379, 14, dann p. 401, 3,3. 449, 17. 473, 10. 557, 33. 687, 5- 4) Rein persönliche konstruktion ]). 470, 36; 7t07u ive moste cesse of this mater, and speke . . . p. 472, 8. 580, 14. Ich mö;hte auf grund dieses wechseis der konstruktion die obige Inkongruenz nicht beseitigen. j). 379, 15 : Leonce the lorde [of] Paerne. Paerne ist das von Leonce beherrschte land. cf. F. Hs. p. 274, 18 leonce le scgneur de paerne. Ebenso auch E. P. p. 381, 4: Leonce the lorde of L^aerne. 379, 18 f : Pounce and Antony and her companye com 7vith XX'^^^ men of armes , and ffrolle a Duke of Almayne with XX-^^^, . . . Diese aufzählung ist lückenhaft, wie aus E. P. p. 380, 19 f. hervorgeht, wo ausser den oben genannten führern noch Claitdas de la deserte und Randolf, the stiioarde of Gaule aufgeführt werden. Hierzu stimmen die originale: F. Hs. p. 275, 18 f. und F. P. D. 2. teil, fol. \h", 16 f. Dass unsere stelle. E. P. p. 37g, 18 f, nicht vollständig ist, wird ferner bestätigt durch die entsprechenden stellen der französischen fassungen , die etwas vollständiger sind , aber erst kombiniert das richtige ergeben. Ich nehme aus F. Hs. p. 274, 23 f. : & claudas de la deserte

tn

en anoit. XX. del roialme de la deserte und aus F. ]'. r>. 2. teil fol. I a *. 30 f : et le roy de gaule a tont vingt mille , wofür ich dem sinne nach allerdings et le

') Erklärung der in der Untersuchung gebrauchten abkürzungen :

E. P. ^^ Englischer Prosaroman von Merlin, ed. Wheatley.

F. P. D. = Französischer Prosa-Druck aus dem jähre 1528, citiert nach fol.,

spalte und zeile. F. IIs. = Französische Handschrift, wiedergegeben durch den facsimiledruck

Sommer's. [ ] umschliesst eingeschaltete, 0 auszuschaltende worte oder redezeichen.

1*

A G. Stecher

seneschall mi roy de gatde a tont vingt millc zu lesen habe. Ich schlage darum für E. P. p. 379, IQ f. folgenden zusatz vor: .... Almayne unlli XX'^^^, [and Claudas de la deserte with XX'^ll, and Randolf, ihe stiwarde of Gatde, xuith XX^^^,]. Oline diesen zusatz wirkt besondeis die unvermittelte einführung des Claudas, E. P. p. 380, 7 befremdend, zumal er nach ¥.. P. p. 395, lo f. und p. 395, 24 f. die hauptperson des feindlichen heeres ist. 379, 20 f. : Leonccs sente for peple fer and nygh of kyn and frendes and soiudiours. Es ist mir nicht recht glaub- lich, dass peple einen abhängigen genetiv nach sich habe. Ehei- möchte ich an- nehmen , dass das ziel des sendens auszudrücken sei und lese : Leonces sente for peple fer and nygh to kyn . . . Die frz. fssg. bieten keinen anhält, cf. F. Hs. 274, 24 f. : öß semonst pres d? loins <&. parens <&. soldoiers <&. amis. F. P. D. 2. teil fol. Ib*, 3 f.: Leonces de paerne inanda ses gens par tont le royaiinie ... 379, 25 f.: and brought viieles an alle parieis in to stronge townes. F. Hs. p. 275. 3 liest: si atraistrent tant les uiandes de toutes pars. Dies dürfte vorzuziehen sein ; ebenso ist die Schreibung parteis sonst in Merlin nicht belegt. Ich lese : viteles (on) [fro] alle (parteis) [partiesj. 380, 5 f- : f'iä litill thci foiinde in the contrey to take to. to take to heisst zugreifen, unsere stelle erfordert aber den sinn: nehmen, erbeuten, cf. F. Hs. p. 275. 7 : mais petit trotwimt il a prendre. Ich schlage vor, das zweite to zu tilgen. 380, 12 f.: and than toke conseile. Dies würde Tmi forreyottrs zu beziehen sein, was aber zu eng sein würde. F. Hs. p. 27,5, 13 hat dieselbe Unklarheit. F. P. D. 2. teil fol. Ib*, 2: Lars prindrcut conseil. Es fängt hier ein neuer satz an , so dass man sicii ein unbestimmtes, verallgemeinertes „sie" vorstellt. Der sinn erfordert: and than [the lordes] toke conseile. 380, 20 f. : and on that othir side ffrolle the Duke of Almayne, and on that othir side Claudas de la deserte, and on the fotirth parte . . . Das zweite (thai othir) ist als Schreibfehler zu betrachten und in [the thridde] umzuwandeln. Die französischen fassungen führen die Zählung allerdings nicht durch, cf. F. Hs. p. 275, 18 f. Aber E. P. p. 440, 29 f. findet sich eine ganz ähnliche konstruktion. 380, 21 f.: the peple of the kynge of Gaule; that Randolf, the stizvärde of Gaule, dide condite. 'That Randolf dide condite' ist ein von peple abhängiger relativsatz. Andere nach Gaule (:) zu [,]. 381, 7 f- : and than Leonce badde h\<m appareile his men, [„] ffor this night ['], quod he, [,,] be-hoveth vs to ride, and ye . . . (zeile 13) to oure enmyes ["], and he . . . Der sich hier findende Übergang von indirekter zu direkter rede kommt in unserm roman sehr häufig vor. Die bezeichnung der direkten rede durch redestriche hat aber Wheatley wie hier, so in vielen andern fällen unterlassen. 381, 17 f.: the place that was assigned in soche [ftfaner] as he knewe was myster. cf. F. P. D. 2. teil fol. II a ^, 36 : ainsi comme il scauoit que niestier en estoit. 381, 19 : And whan Pharien that Leonce was meved on his wey .... Nach Phorien ist das verbum des temporalsatzes zu ergänzen: [herdej. cf. F. Hs. p. 276, 5 f.: & qtiant pharicns entendi que Leonces estoit ia meus. 381, 31: Nach />;w»)/jtfö' endigt der temporale Vordersatz. Es ist darum der punkt zu tilgen und komma einzusetzen. Aus Rogers' koliation ergiebt sich dann noch die änderung von (then) zu [than]. 382, 5 f. : saf only the knyghtes , of the rounde table for hem shull ye not haue. Nach knyghtes ist das komma zu tilgen , nach table ein solches einzufügen. 382, 12: Lies statt (felisship) [felaship]. 382, 32: wc shull do as tvill vouchesafe. Die frz. fassungen F. Hs. p. 276, 3^' und F..P. D. 2. teil fol. Hb 2, 17 bieten keinen anhält. Es ist aber vor vouchesafe das subjekt [ye] einzufügen.

Beitr. z. eiklärung u. textkiitik des ine. piosaromans v. Merlin c

383, 14 f. : / shall teile yow this ny^ht ai (he firste somme ye sliull meve. Die temporale bestimniung , this nyght at the firsle somme, geliört zu dem folgenden.

/ shall teile yow ermangelt einer ergänzung, wie sie die frz. fassungen hieten. cf. F. Hs. p. 277, 8 f . : ye vous dirai fait merlins qtie vatts /eres atujttennit al Premier somme vous mouuerois. F. P. D. 2. teil fol. lila*, y f. jfe voiis diray dit merlin que vous ferez : vous mouuerez auiourdhui a minuit apres le premier som/ne. Wir finden übereinstimmend: que vous ferez, und ich lese darum: I shall teile yow [, what ye shtäl do :] this nyght at the firste somme ye shtill meve. 383, 17: in euery part is XX'^ll niett. Andere (is) zu [be^\ Die Übereinstimmung von Subjekt und prädikat bez. der zahl ist in unserm texte durchweg gewahrt.

383, 28 f. : that well knoweth the passages by the wey that I shall hym tecche. cf. F. P. D. 2. teil fol. 111 a ', 37 f. : qui scay les trespas et passages. F. Hs. p. 277, 1 8 f. : car il seit bicn les trespas que iou li ensengerai. Lies : passages (by) [and] the wey .... 384, 2 f- : he vanysshed a-roey so sodeynly that thei wiste not where he be com. Das perfektuin am Schlüsse dieses satzes giebt keinen sinn. Ich ziehe (be com) zusammen , [becom], und fasse die phrase where he hecom in dem sinne: wohin er kam. Als beleg dienen die in E. Kölbing's ausgäbe von Arthour and Merlin, im glossar unter bicomen angeführten stellen. Vgl. auch die- selbe konstruktion E. P. p. 407, 8 f.: they wiste not where he was be-come. E. P. \). 408, 7: thei ne wiste where he was be-come. E. P. p. 398, 32 f : thei also be-come to the walles. 384, 7 : Grascien wird hier als ein führer des entsatz- heeres aufgeführt; kurz vorher, E. P. p. 380, 33, aber als tröster der kfiniginnen in der belagerten bürg Trebes, über deren feste umschliessung es E. P. p. 380, 24 f. heisst: Thus was the castell of Trebes beseged on foitre parties, and kepte so cloos that noon myght entre ne come oute, but that Iie were a-noon taken. Die er- wähnung Grascien's ist also hier irrtümlich; die frz. fassungen bringen denselben fehler. 384, 36 f- : the siuete songe of these briddes rcmembred their armours whiche tlici were wonte to haue the presence. Das woi't (armours) isl hier ganz sinnlos. Es ist zu lesen: [amours] im sinne von „liebchen". cf. F. Hs. p. 278, 8: eil sesioisseut qui par amors aiment. Noch enger im anschluss F. P. D. 2. teil fol. 111 b^, 7 f : qiii <^ CSS iciines cheualiers ramenteuoient leurs amours dont parmy ces boquaiges souspiroient du cueur souuent. Zu vergleichen ist eine ganz ähn- liche stelle: E. P. p. 526, 3 7. Auch ist nach airwurs der relativsatz mit [of] whiche einzuleiten. 385, 4 f. : so mache thei entended to theire tnyry thoughtes [J that hem plesed [J that all othcr thinge was leide a-side. 385, 6 f- : into a feire launde (füll of floures) vpon the river of leirc ; and this launde was füll of floures and hvete herbes and grosse. Das erste fidl of flo^tres ist falschlich unter

dem einflusse des zweiten eingedrungen. Die frz. fa.ssungen bieten keinen anhält.

385, 9 : and ther thei resten all the hoste of Arthur all the day. Diese lesart Hesse sich zur not hallen , wenn man all the hoste of Arthur als nachträgliche erklärung des unbestimmten thei auffasste und in kommata einschlösse. Doch entspräche das weder dem stile unseres textes noch der fassung der frz. lesungen. cf. F. Hs. p. 278, 13: iliicc se reposerent la gent le roy artu. F. P. D. 2. teil fol. 111b-, 30: la se reposerent les gens du roy artus. Ich möchte danach, mit Streichung des ersten (all), vorschlagen: and there (t/ui) reste(n) (all) the hoste of Arthur all the day. 385, 15 f.; vpon strenge startelinge stedis , and s'u'vfte roinynge well covered vndir stielt. Nach rcnnyuge ist ein komma einzuschalten.

385, 19: and rode so cloos ... Es ist das subjekt [thei] einzufügen, zumal

6 G. Stecher

es sich nicht aus einem vorhergehenden worte supplieren lässt, wie z. h. Have- lok, vers 14 i.: fil nie a cuppe of fiil god ale , and wile drmken, her y spelle. In unserm texte kommt die auslassung des persönlichen pronomens bei Wechsel des Subjekts so selten vor, dass ich in den wenigen fällen Kicken annehmen möchte. 385, 31 f- Nach nede ist der satz zu schliessen. Nach dissevered da- gegen ist der puiikt in ein komma umzuändern, da hier vorder- und nachsatz zu- sammentreffen. — 386, 3 f. : thei rode all the nyght Uli a Hüll be-fore ihe day that thei zuere mite of the foreste of brioke, and were co?ne . . . Nach day ist der satz zu schliessen; (that) ist in [Than] zu verwandeln, cf. F. Hs. p. 278, 24: tant que ce vint a la ionrnee &. lors furent issus de la forest de la briosque. 386, 5 f. : and com alle after a longe ivhile be the river vnder leyer vnder the ivode side. Das ist augenscheinlich verderbt. Ich streiche das erste (vnder) und verwandele entweder (be) in [to^ oder (com) in [rode], cf. F. Hs. p. 278, 25 si cheualchierent selonc la riuiere de loire. 386, 28 f. : Claudas the kynge de la desert sette hym towarde the cauchie towarde the maras. Das zweimalige toivarde ist an sich schon verdächtig. Aus der Situation geht zudem hervor, dass es heissen muss: sette hym on the cauchie towarde . . . Vgl. auch F. P. D. 2. teil IV b ', 20 f. : Claudas demoura sur la chaticee par deuers les maretz. 386. 29 f. : towarde the maras that com out strongly fro>n the loigges .... Das relativum that giebt hier keinen sinn. Lies: ynaras and thei com out strongly . . . cf F. Hs. p. 279, 1 : si sen issirent tnoult es/orciement des loges. 386, 36 : ffor he 7nnde appere (, and) [on] high in the heire a grete flame. cf F. Hs. p. 279, 6 f.: car il fist aparoir en lair en haut un grant brandon. 386, 36 f : as reade as thunder. Wir würden erwarten : as reade as lightnynge. cf F. Hs. p. 279. 7 '• pbts vermel de foudre. 387, 7 : Pouncy and Antony .... Die form Pouncy steht nur hier und zwar in analogie zu Antony. Der name lautet Pounce. Merkwürdig ist, dass Pouncy and Atitony ursprünglich zwei peisonen vorstellen, cf E. P. 306, 2: Pounces and Antonyes , tzueyne cou)iseillers of Rome , dass aber im verlaufe der erzählung beide zu einer person verschmelzen cf E. P. p. 390, 6 f. : ivhan Pounce and Antonye saugh the damage ... he was ivonder wroth. Ebenso E. P. 390, 29 f und 393, 30 f Dazu gehört auch die sehr häufige weglassung des „and" zwischen beiden namen; cf. E. P. p. 387, 17 und p. .393, 33 Pounce Antonye und andere stellen , die im index des 4. teiles der Wheatley'schen aus- gäbe zusammengestellt sind. 387, 15 f.: the soime began to arise clier ipon the bright armure. Das verb arise kann nicht mit der adverbialen bestimmung vpon the bright armure hier verbunden werden. Nun liest F. Hs. p. 279, 19: //' solaus comtuencha a leuer qui reluisoit sor les armes:^ ähnlich auch F. P. D. 2. teil fol. IV b*, 23 f. Danach nehme ich in E. P. eine Kicke an und lese etwa: the sonne began to arise [and shonej clier vpon the armure[s]. Die an- fügung des pluralischen s wird durch sinn und vorläge nahe gelegt. 387, 18: hit hem for thought sore. Verbinde (for thought) zu [forthought]. 387, 22: Für (ivratth) lies [wrath]. 388, 3: Andere (wrorth) zu [wroth], wie es Richter in der note zu p. 246, 16 gethaii hat. 389, 30: but nedes fnoste the peple of kynge Ban refnse place. Sie mussten also weichen. Dass man dies mit refuse place ausdiücken sollte, ist mir nicht glaublich. E. P. liest p. 402, 1,5: made hem forsake place. So möchte ich auch hier [forsake] für (refuse) ein- setzen, das wohl auf ein versehen des Schreibers zurückzuführen ist. cf. F. P. D 2. teil fol. V b 2, 27 : // conuint au.x gens du roy Bon guerpir la place. 389, 32 f. :

Beitr. z. eiklänmg u. textkiilik des me. piosaroinaiis v. Merlin -j

noon myght hym remeve more than it hadde hen a-doni^on. Lies statt (a-dongoti) [a dongonj. Neliinen \vir nun dongon niclit in def abgeleiteten bedeutung = kerker, sondern in der ursprüngliciien ^ doniiniuni, herrenhaus, tu im", so er- giebt sich der sinn : nian vermochte ihn ebensowenig zurückzudrängen als man es mit einem türme vermocht hätte, cf. F. Hs. p. 280, 37 : ««J nel puel del champ reuser nicnt plus (jue ce fust vns doignoits. 390, 3 : Andere (olhar) zu [olherj. 390, 3 f. : Ott. that other side fanght tlu kyiige Boliors and Potoice and Antonye at tlie (etiles and pavelojins. Das entspricht der Situation niciit. Bohors kämpft hier nur mit den in den zelten zurückgelassenen ieuten Pounces und Antonyes. Diese selbst greifen erst zeile 9 f. in den kämpf ein. Lies also: Bohors and [the peple 0/] Pmmce and Antonye. cf. F. Hs. p. 280, 3g : De lautre part se recombat li roi bohors as gens poince antoine. Ebenso F. P. D. 2, teil fol. V b ^, 38 f.: aux gens potntes et anthoine. 390. 9 f.: lohere thei made this occision of hem that thei foimden. Es ist dies ein selbständiger zusatz der E. P. Er sciieiut gar nictit in den Zusammenhang zu passen, lässt sich aber vielleicht halten, wenn man die stelle folgendermassen auflfasst: zeile 9 f.: thei (seil. Pounce and Antony und seine leute) repeired toward the tentes where thei (seil. Bohors und seine leute) [hadde] made this occision (cf. zeile 4 f.) 0/ hem that thei [hadde] founden. Ich möchte also nicht ändern, denn praeteritalformen steilen im Mittelenglischen häufig da, wo wir plusquamperfekta erwarten, und der Wechsel in der bedeutung von thei ist ja zwar hier recht unvermittelt und störend, dürfte aber in anbetracht der unbeholfenheit des stiles in E. P. nicht zu beanstanden sein. 391, 25 f.: that he loas all for brosed. for ist präfix zu brosed\ lies darum for[-]l>rosed. cf. Stratmann : for-brüsert = break to pieces. 391, 30: (of him that nothinge hiin loved) ist ein ganz überflüssiger zusatz der E. P. Keine der frz. fassungen enthält ihn. cf. F. Hs. 28 1, 41 und F. P. D. 2. teil fol. VI b ', 20. 392, 3 f.: there enmyes. Andere (there) in die in unserm texte übliche form [theire]. 392, 14: attd then they hadde . . . (then) in dieser emendation Wheatley's ist zu streichen, cf. F. Hs. p. 282, lO: & orenl . . . 392, 21 f.: Emendation Wheatley's: /or thei bar down matt and horse ; th[at nothinge myght stotid ageyn hem. And they] with the kytige Arthur hem helped so well that he scowred th[e ranks. Ge^en diese emendation ist verschiedenes einzuwenden. Der anfang: that ttothitige tnygltl stotid ageyn hem passt ja dem sinne und der grosse des verbrannten Stückes nach (cf. E. P. p. 387, 1. fussnote\ ist aber von Wlieatley ganz willkürlich eingesetzt, da die von ihm benützte F. Hs. hier, p. 282. lö, im stiche lässt. Nun liest aber F. P. D. 2. teil fol. VI b 2, 34 f. : et occiretit hommes et cheuatdx et tout ce quilz rencotitrerent. Ich schlage darum vor: 7nan and horse (;) [J th[at thei founden on theire wey. Der an- schlu.ss, den Wheatley an den nächsten satz sucht, ist falsch: they .... hem helped so well that he scoxvred . . . ..'.' Unter zuhülfenahme einer kleinen ein- schiebim;; lese ich : And] with [hem was] the kynge Arthur [that] helped hem so well that he scowred . . . Das entspricht auch der F. Hs. p. 282, 15: cf auocc eis estoit li rois artus qui faisoit les rens esclairier. 393, 1 f. : ther 7i'as so grete toile atid romour of noyse. Nach Stratmann kann tioyse = quarret sein ; so liesse sich romour of noyse rechtfertigen. 393, 29: (sangh) ist von Rogers zu [saugh] verbessert. 393, 35 f. ; But as A'ay com that moche hem counforted, and tho began a stronge stour. Das and stört das Verhältnis von vorder- und nachsatz. Trotzdem ist niclits zu bessern , denn es handelt sich hier um einen

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der von E. Kölhing in der Zeitschrift für deutsche phil. IV, 347 beleuchteten fälle eines loseren gefüges der sätze. Die behnuptung Kocli's in seiner Hist. gram, der engl, spräche II p. 408, dass das a7id eine hervorhebung des nach- satzes bezwecke, möchte ich mit Kölbing zurückweisen. 394. 23: the hymder arson Der Situation entsprechend k;inn nur der vordere Sattelbogen gemeint sein. Es ist zu lesen the fore-arson. cf. F. Hs. 283, 15 Icspee desceiit soiir larchoi de la sele denant si le trenche. 394, 33 : hc sangk the merveile of the yonge knyght. Es handelt sich um eine ganze leihe von heldenthaten Gawein's. Lies: merveile[s] . cf. F. Hs. p. 283, 24 : Quant li rois bans uoit les merueilles que li enfes fait. 395, 2 f. : io a better than to yow myght he not haue yoven in all this ivorlde to olde 7ie yonge. Ergänze nach yoven das sachobjekt [it^ seil, the lordship. cf. F. P. D. 2. teil fol. VII b^, 33: a mdlletir cheualier que vous ne leust ü sceu bailler. Ahnlich F. Hs. p. 283, 28. 395, 14: the blake armes flortee of siltter. Im glossar des Part IV wird in ßorte eine adjektivform im sinne des 'ivz. ßeiirie vermutet, cf. F. Hs. 283, 37 f.: ces armes flories d'atgent. Man müsste dann aber immerhin (flortee) ändern zu [ßourie], vielleicht auch zu [ßo7ired]. Die lesart von F. P. D. 2. teil fol. Villa*, 20: a ces armes noires et ßorettes dargent legt eine andere besserung nahe, ßourettes ist auch bei Strat- mann und Mätzner belegt. Lies darum : the blake armes [and] (ßortee) [ßorettes] of siluer. 395, 18 f- '. Die aufforderung zum angriffe geht von Gawein aus. cf. F. Hs. p. 283, 40 f. Dies nimmt auch Wheatley in seiner Inhaltsangabe am rande an , setzt aber die redestriche so , als ob Ban die aufforderung spräche. ^3.c\\ yef god will (zeile 18) sind schluss- und anfangszeichen der direkten rede zu tilgen. Nach redy (zeile IQ) ist das komma in einen punkt zu verwandeln, die rede Gawein's zu schliessen und der anfang der rede Ban's zu bezeichnen. for ist entsprechend frz. certes zu för[soothe] zu ergänzen. Es heisst dann : yef god ^vill. („") A^otv lete vs yeve he»i oon assaute, ffor lo 7ne here all redy (,) [."] (for) [„Forsocthe] I desire ... 396, 2 f. : and thei afUr. that for tiothinge wolde hym haue lefte, saf for oon a-nenture that thei founde in the bataile-he ne hadd neuer ascaped . . . Der bau dieses satzes ist falsch, da man zuerst saf for . . . bataile auf den vorhergehenden satz bezieht und dann erst merkt, dass die angeführten worte den Vordersatz zu dem folgenden bilden. Ich füge darum nach lefte, [afid] ein und stütze mich damit auf F. Hs. p. 284, 14 f.: chil apres qui laissier ne le uoelcnt. dS se nc fitst vfie auenture qiiil trouerent en la bataillc ia escapes ne lor fiist. Ähnlich F. P. D. 2. teil fol. Villa*, 33. 396, 4: the kyne Ban. Amiere (kyne) zu [kynge], 396, 7 : Gueheret was on foote. (was) ist zu streichen und Gueheret als akkusativ, abhängig von Gawein saugh (zeile 5) zu fassen, cf. F. Hs. p. 284, 17 f.: si regarde mesire Gauaine & uoit agranain son frere iesir le cheual sor son cors. & guerrehes qui tenoit . . . Ahnlich F. P. D. 2. teil fol. VIII b', 2 f. 396, 11 f.: thei shola'e hym haue slayn [J ne hadde be Segramor ... 396, 22 f- : Übergang aus der indirekten zur direkten rede ist zu bezeichnen, he seide to the kynge Ban that he be not displesed, [„] for I se yonder my brother .... Zeile 25: deth ["] ; 396, 36: and ecke of hcm hente and hör se. .\ndere (and) zu [a] ! Die frz. fassungen sind etwas anders: cf. F. Hs. p. 284, 36 : si saut chascuns en vn cheual. Ebenso F. P. D. 397, 26 : (wotk) ändere zu [laroth] cf. F. Hs. p. 285, 13: courecies. 397, 30: ^^Certes^^, seide the kynge, ^^who, that hath this Galashin . . . JVho that heisst hier whoever; das komnin zwischen beiden worten ist zu streichen. 397, 33 f. : Nach rcmeve

Beitr. z. erklaruiig u. textkritik des ine. prosaromans v. Merlin q

ist das seiiiikoloii in koniina zu verwandeln, denn das folgende ist noch abhängig von Ihei satigk. 398, 6 f. : T/ier was grete entassement of men and of horse •vpon hepes. E?itasseme)it vpon hepes ist nicht angängig. Ich halte die worte vpcni hepes für den zusatz eines Schreibers, der entasscment nicht verstand , einen syno- nymen ausdruck aber dem sinne nach vermutete und hinzufügte. Die worte sind zu tilgen, cf. F. Hs. p. 285. 27: Moiilt ot illuec grant entassement si i fu si grans .... - 398, Vi f. : Bui sore were the peple of Claudas, a-baisshed . . . Nach Claudas ist das komma zu streichen. 398, 17: ther hadde the coward avatmtotir no nede to sitte by the chytmiyes and a-vannte (hat . . . Avatintmir habe ich in den nie. Wörterbüchern nicht gefunden. Skeat giebt unter vaunt ein sub- stantivisches vauntour, a vattnter an , welches letztere er belegt in Chaucer's Troilus und Ciessida II 724. Ich fasse das wort hier adjektivisch = prahlerisch, halte aber auch für möglich , dass es aus dem verbum a-vaunte auf der folgen- den Zeile irrtümlich hier eingedrungen ist. Die frz. fassungen bieten keine stütze. F. Hs. p. 280, 38 Kicke. F. P. D. 2. teil fol. IX b ', 10 f.: Si que pas mestier ne cstoit de estre conaniz. 398. 19 : io be-holde hem and . . . Dieser verkürzte konditionalsatz ist von dem vorhergehenden .satze durch komma abzutrennen. 398, 26 : aäe ihe felde were couered of deed peple and wotinded. ivere eifordert in unserm texte, ausser bei kollektivischen begriffen, wie peple , ein Substantiv im plural. Ändere (felde) zu [feldes]. cf. F. P. D. 2. teil fol. IX b'. 21: tous les prez estoient comiers .... 399, 5 f. : thei dide enqtiere (,) and asked [,] what peple thei were , and to whom that baner he-longed , and whan the messager com to the bataile he mette with . . . Diese sprunghafte darstellung nach bclonged fehlt ausdrückliche erwähnung der Sendung eines boten entspricht nicht dem Stil unserer englischen fassung. Da nun auch F. Hs p. 286, 1 1 liest : si enuoierent hors del chastel .1. inessage, so ergänze ich nach belonged etwa: [and thei sende a messager oute off the castell]. 399. 8 : that dide of his helme for to take a- ■newe Cscil. helme!). Lies also statt (a-newe) [a ne^cej for his 7vas all to rente. Z,wischen to und rente ist ein bindestrich einzufügen: to[-]renle. 399, 14 t. : Nach sente darf der satz nicht geschlossen werden, ^^noto inaist thow sey .... sente (. That) [, that] is the kynge . . . Nach moderner interpunktion würden wir an stelle des kommas ein kolon setzen. 399, 20: thei skull be qnyte of her merite. Es handelt sich um strafe, die an feinden vollzogen werden soll. Ich fasse daher qnyte als jjartizip von quyten ~ bezahlen, belohnen und ändere (of) zu [after]. Deutsch: Sie sollm nach ve dienst belohnt werden. Die frz. fassungen haben andere aber ähnliche konstruktion : F. P. D. 2. teil fol. IX b^, 36 f. : or est venu le terme qiiilz auront leur guerdon <&. leur merite. Also hier merite im sinne von strafe. Ebenso F. Hs. p. 286, 23. 399, 25 : and thought lange tili he hadde it tolde. Das soll heissen : und er konnte kaum die zeit er- warten bis etc. Ich lese darum and [it] theught [him] longe (es dünkte ihn lange, bis ... ). 399. 29 f. : Direkte rede ist zu bezeichnen, saf that he seide [,] (who) [^^ll'ho] that icill ought 7uite, lete hym come to the paleyse ["], and thus he passed forth ; 400, 2: ist nach lorde das semikolon in komma zu verwandeln , denn nach den beiden temporalen Vordersätzen p. 399, 35 f- "ii'han the ladies herde . . . and thei . . . 'wiste . . . folgt hiei" der nachsatz: thei were füll of ioye ... 400, 5 : oon a[nd] ot/ier. Die eingefügten buchstaben sind von Wheatley durch die klammern als seine hinzufügung bezeichnet worden; Rogers' kollntion ist mir darum hier nicht verständlich. 400. 18 f.: now in

lo G. Stecher

shcrte iyme skull 02ire emnyes he ptit hakke, and fayn to take ßighl. Obgleicli take ebenso wie be put von shiill abhängig ist, so ist doch to vor take anzuerkennen, cf. E. P. p. 415. 20 f.: biä ones be-fore s holde he synne . . . , but ther-of tw ta be dismayed. E. P. 400, 33 f. Zu vgl. ist Zupitza: Guy of Warwick note zu vers 1925/26. 400, 23: and 7c<han that hon saugh. Füge vor kern [he] ein! Der gleiche anfang beider Wörter erklärt die auslassung von he. 400, 34: Nach cotoardes ist (;) in /^J zu verwandeln, denn der folgende infinitiv to be well wäre ist noch abhängig von thei may, zeile 33. 400. 35 f.: the fees of kynge Arthur (,) of grete Breteyne. 401. 9 : thei were thus disseiiered (,) so be hem- self [J Atityaume, the senescall, .... 401. 16 f. : the bataile so feil mortall. Rogers: feil and mortall. 401, 17 f.: many a fre modres childe lay stiked (,) and slayn [,J that litill hadde it deserued. 401, 19 f.: that ther was slain of oon (,) and other [,] and all that 7üc,s ... 401, 20 f. : Claudas, that after [J er he dyed [,] (he) hadde euell myschef (;) [,] ffor he ... . Das he vor hadde ist neben dem lelativuna that falsch. Die hervorhebung des Zwischensatzes, er he dyed, durch komniata stellt die adverhielle bedeutung von after klar. 401, 22 : as the story witnesseth bezieht sich in erster linie auf das vorhergehende, dann aber fügt sich das folgende ihm an. Ich schliesse darum as the story wit- nesseth in kommata ein. 401. 25 : he toke the heed all white hoor. Das ist offenbar verderbt. Ich schlage vor zu leser. : he toke [himj the heed all white [with] hoor. cf. F. P. D. 2. teil fol. Xb^, 27 f : Car il print le roy claudas et . luy couppa la teste tonte chaime. 402. 15 f.: Die stelle ist verderbt, wird alier durch vorstellen des verbs j^j-ft/ verständlich. Lies: made Jum forsake place (,) and [sesedj the tentes and pavilouns that thei hadden take (, atid sesed) : but . . . Die frz. fassungen bieten keinen anhält. 402. 20 f. : that moche hadde (I-hadde) the worse, and all day before hadde ^I-hadde] the better. Der sinn ergiebt, dass das partizip falsch gesetzt wurde, cf. F. Hs. p. 288, 7 f- : car fnoidt en auoitnt le pior & tonte ior en auoieiit eu la millor. 403, 31 f. : for many of hem were deth wounded. Lies: dedly woutided oA^v to deth wounded. 404,5: a?id Merli?i that all this knewe_ wiste that thei were thus entirprised, he com . . . Der anfang ist als temporaler Vordersatz zu fassen und nach and [whanj einzufügen, cf. F. Hs. p. 289, 1 f. : Quant vicrlins qui toutes ches coses sauoit uoit cels des loges si entrepris si sen uint ... 404. 10 f : to haue grete blame [J for youre peple[s] haue moche losse hadde. Es handelt sich um die Völker mehrerer könige. F. Ils. p. 289, 7: fnout i ont perdu li nostre. 405, 12: How-so-euer ye [haue] do[n], euell haue ye wrought. Der Zusammenhang zeigt , dass hier das praesens falsch ist und durch das perfectum ersetzt werden muss. cf. F. Hs. p. 289, 35 : comment que votis laues fait vous aues trop mal esploitet. F. P. D. 2. teil fol. XII a *, 9: comment que vous l'ayez fait. 405. 13 f. : loke that the damage that thei yow haue don be right , dere I solde that thei that yow ascape haue no cause for to a-vaunten. Das erscheint unverständlich. Fassen wir aber / solde zusammen als partizipialform und ändern die interpunktion , so erhalten wir . . . haue don [J be right (,) dere Isolde [,] that thei . . . cf. F. I!s. p. 289. 35 f.: orc gar des que le damage quil vous ont fait Ior soit moult chier guerredoune si quil . . . 405, 18 f . : / sholde be deed or all to[-]hewen .... 405, 20 f. : i^e neuer cowardise that I shall do shall neuer [to nte ne to] the kynge . . . . be reprevcd. cf. F. Hs. p. 289, 41 f . : ne ia couardise que iou face ne me sera ia reprouee . . . ne au roy artu ... 405. 30 : aiid Ihan Merlin rode (,) forth and cried . . .

Beitr. z. eiklnriirif; ii. textkiitik des nie. piosaroinaiis v. Merlin i r

406, 5 : that euer he leyde Iwnde on eiiy »tau for to do Ihimj harnte, cf. Y . Hs. p. 290, 14: por Ini mal faire. 406. 15: Lies statt (7'ebres) [Tre/>es]. In unserm texte lieisst die Stadt durchgängig Trehes. 406, 19: aiid a-noon smyten .... Das Subjekt thc sqtiyers ist wohl aus dem vorhergehenden zu supplieien.

406, 19 f. : a?id dide right well as (of) squyers [,] for kuyghtes 70cre ther noon. cf. F. Hs. j). 290, 26 f. : öß le fierent moidt bien comme serianl & esaiier kil estoient. car il ni ot nul cheualier en lor compaignie ... 406, 20 f. : and yef that thei hadde not come so sooiie the other wert euen at disconfittire. Der konditionale Vordersatz verlangt im hauptsatze statt (were) [hadde benj oder [sholde haue ben]. Ich denke mir, der abschreiber hat einen temporalen Vorder- satz im sinne gehabt, verleitet durch den ausdruck to be at discouiißlure, der einen Zeitpunkt fixiert. Besser würde der sehr gebräuchliche ausdruck to be discoimfited hier passen, cf. F. Hs. p. 2Qü, 28 : sil »e fuissent li autre eussent este del tont descomßt. 406. 25 f. : the eir that 7vas blakke of the duste and powder be[-]coni all reade. 406. 35 f- : lohere-of was grete Harme to cristin that ther were sa many deed. Statt (cristin) lies [cristente] ! cf. F. Hs. p. 2yo, 41 : dont grans damages fii a la crestiente. 407, 1 f. : he hilde the reyne of his bridill in his lefte arme, and lete hym go ther as he wolde. Ersetze (bridill) durch [horse] ; da- durch wird auch das folgende hym verständlich. Horse wird in unserm texte oft als maskulinum gebraucht. cf. F. Hs. p. 290. 4'-i : d tenoit le fraiii de son cheual en la main destre. F. P. IX 2. -teil fol. XIHa'. 19: la resne de son cheual.

407, 3: the kynge Bau and the Bohors. Krgänze vor Bohors [kpige]. 407, 13 f. : Der Zwischensatz ecke for other ist sinnlos. Ergänze ihn zu [that thei departed] ecke (for) [fro] other. cf. K. Hs. p. 291, lO f.: si commencha . . . si asprc mellee kil se deparlirent (jne li vns ne satioit onqiies tnot oii li autres tonrna.

107, 20 : no man ncde sech[e] a beter knyght. 407, 29 f. : Gawein serched

so thc renges that he mette Randolf the Senescall of Gaide, that anoon he rafi zpon hym. Ändere das zweite (that) in [and than].' cf. F. Hs. p. 291. 22: si cherka les rens amont dg anal taiit ijiiil encontra randol le senescall au roy de gaule. <&. tantost com il le uist si li coitrut sus. 408, 8 : Grete was the stour and harde [the] bataile. Der artikel ist in der oft vorkommenden phrase stets vorhanden. 409, 4: he were deed (delyuered). cf. F. Hs. 292, 31: quil fust mors. 409, 15: than ßll that Gawein mette Pounce Antony , and hym soche a stroke on the sholder that the sxverde kutte the boon. Nach and ist [yaf] einzuschieben. 409, 30 f. : lete vs go faste after and helpe [that] thei were discotaißted. F. Hs. p. 292, 38 bringt den infinitiv : 7nais alons apres si les aidons a descomßre. 409, 32 f. : the Ban and the kynge Bohors. Schiebe vor Ban [kynge] ein. cf. F. Hs. p. 292, 42 : le roy Ban et le roy Bohort. 410, 8 f : kay fände the kynges shelde on the grounde lygginge, and [whanj he it saugh [] he hadde grete drcde. cf. F. Hs. 293, 9 f . : qna7it il le vit si ot moiilt grant paor. 410, 13: hc folo7ced thc chace a-monge [the] other that stynte (.) never [,] tili thei come . . .

cf. F. Hs. p. 293. 13 f.: Lors se met en la cache apres les aiitres si fn la cache moidt grans car il ne ßncrent onqtics iusqua ... 411 , 13 f. : for that is the beste rcpeire that we haue; and the nexle, and we shull go . . . A'e.vte ist al)hängig von repeire. Lies daium : . . . haue (;) and the nexte (,) [;] and we shull . . . 411, 14 f.: loe shull go by the for este . . . vndir molait (,) an(d) olde wey that I ktmoe. cf. F. Hs. p. 294, 2 f. : 7ious en irons . . par vne viex voie que iou sai. 411, 24 : Arthurs »wn heiii cnchaced füll harde and straytc [] and slo70gA (,}

12 G. Stecher

und toke whom thei wolden. 412. 1 f- : Thus were the fowc princes discounßied, as ye haue herde [J be the wüte of Alerlin. Die einfügiing des kommas ist not- wendig, da das folgende nicht von herde sondern von discounfited ü^\\ii.x\%\g ist.

412, 13 : where (he) [thefj made to hem grete ioye, Di^ gastgeber sind Ban und Bohors, cf. zeile lO. 412. 16 f- : Bnt ivho that was gladde or noon ther was noon like to the ioye of the two queenes. Das erste ,/ioon^^ ist hier mit „nicht" zu übersetzen, cf. Kölbing's note zu Ipomedon vers 4050, zu der unsere stelle einen weiteien beleg bildet. Das zweite (noon), welches sich auf ioye bezieht, ist durch- [nolhingj zu ersetzen, cf. F. Hs. p. 295. 14: fie monta riens a la ioie qiie ... 413, 6 : i>e-foj-e hem in [the] chambres. Das fehlen des artiUels be- fremdet; es sind die chambres schon zeile 3 erwähnt. 413. 9 f.: the wiff of k\nge Ban fill in to a merveiloiise drem that longe endured , that sore she was a- feerde whan she dide a-wake. Sie war von dem träume an sich erschreckt, nicht

von der langen dauer desselben. Andere das zweite (that) zu [and], cf. F. Hs. p. 296, 4 L: la roine chai en .1. mcrueilleus pense ki moult longetnent li dura si ■C7i fu 7710 tilt esfreeie. 413, 15 f . : tkei 7-07177 e that oon vpon the tother to dryve oute of the pasture. Nach dryve ist [it] fscil. the tother) einzuschieben, cf. F. Hs. p. 296, 9 f- : lu7ze courut lautre sus <&, la uoloit cachier hors de la pasture.

413, 17: the two partes ist dem weitern zusammenhange nach (zeile 19) als bruch- 7,ahl zu fassen ^ ^/j der gesa:r,ten tiere. 413, 34 f- : a7id toke a partie of his -bestes that he made thre grete hepes [of], and thei . . . cf. F. Hs. p. 296, 23 f.: si pre7idoit v/te partie de ses bestes ta/it qiiil e7i faisoit .111. gratis tropiaus.

414, 14 : he tur7ied toward the beestes . . . ajtd sangh . . . Andere (he) zu [she], denn es handelt sich um die königin, nicht um den leoparden. Von diesem wird erst zeile 17 und zwar ganz dasselbe berichtet, cf. F. Hs. p. 296, 34 f.: Et quant ele lot perdti si se returtioit uers les bestes saluages ... F. P. D. 2. teil fol. XVI b 2, 16 f. 414, 16: ^«'^T wha7t the leopart com oute. Andere (the) zu [a] , denn erst später (cf. zeile 35 f.) merkt die königin, dass es derselbe leopard war, der aus ihrem schtnkel hervorgegangen war ; er war jetzt ^^woxe7i aitd a77ie7tded"j cf. F. Hs. p. 296, 36: U71S grans lupars. F. P. D. 2. teil fol. XVI b^ 24: ebenso.

414, 19 f.: a7id ran vp07i the beestes of the lyo7i vii-crow7ied that faught with he/H so fiercely , that he 7nade hem resorte bakke. Das erste (that) ist zu tilgen und [and] dafür einzusetzen , denn faught bezieht sich auf den leoparden, nicht auf den ungekrönten löwen. cf. F. Hs. p. 296, 39: courut s<us au lyo7i sans coro/te & se combatoit a eis si fierement quil les faisoit reuser arriere. 415, 24 : Jti this dre77te that the ky/tge Ba7i was, hym thought . . . Der relativsatz ist un- vollständig, füge nach was [i/i] ein. cf. F. Hs. 2J7i 3*->: .^w cel soigtte ou li 7'ois bans estoit ... 416, 8 :' he lefte hem 7100 foote lotide. Lies : foote [of] londe.

416, 17 f.: 'ioe shall i-estc to speke [of] these thinges. F. Hs. p. 298, 12: Si vous lairai parier de ces coses. 416, 29 : Direkte frage ist zu bezeichnen. Thati asked the kvnge Arthur (what) [,^JVhat] a-zisiouns be7i thei (,) [■'''] and Merli/i .... 417, 7 f. : that is right riche a7td 77iighty of lo7ides (,) and of

frendes [,] that shall. 417, 22 f. : ffor like as the leopart fierce a/id prowde a-bove alle other bestes, so shall he be the beste k/iyght . . . Schiebe nach leopart [is] ein ! cf. F. Hs. p. 299, 5 f. : car autresi co)7t/7ie li lupars est orguilleus sor toutes autres bestes, autresi sera il li 77iietidres ... 417, 30 f. : Arthur asked yef he wolde declare e/ty othir wise to theire V7idirst07idinge. Lies : . . . declare [the drei/te i/t] e>iy othir ... cf. F. P. D. 2. teil fol. XX'IlIa^, 5: sil exposeroit

Beitr. z. erkliirung u. textkritik des me. pros.Tiomans v. Merlin i ^

poiut aultrement ce songe. 418, 9 f. : neiicrthehs he asked her /,/ ivhi she enquered [,] and ye he wiste it luele I-uough. Ergnnze (ye) /.u [yetj ! Die Irz. fassungen bieten keinen anlialt. Y. Ms. p. 299, 19 f- F. P. D. 2. teil fol. XVIII a". 26 f. 419, 1 f. : where the kynge Arthur rested , Ihat gladde ivere tchan thei saugh Merlm. Die pluralformen were und thei passen niclU zu kynge Arthur im regierenden satze. Es ist hier eir.e Kicke anzunehmen , und so lese ich : whert the kynge Arthur [and his cotnpanye] rested . . . cf. F. Hs. p. 299, 40 f. : ou It rois artus estoit sa cotnpaignie si en fnrent nioult lie quant il le uirent. 419, 6 f. : alle the mene pcple ßedde the contrey. Icli kenne im me. fleen nicht als transitives verb und lese : . . . fleddc [fromj the contrey. cf. F. P. D. 2. teil fol. XVlIIb*, 24 f.: Alors senßiyl tont le peuple hors de la terre. 419. 28: thei ivere gladde ivhan thei hym syen, (and) for tke grete richcsse that thei broughtetu for . . . bronghten giebt den grund für ihre frühlichkeit an. Die frz. fassungen sind hier kürzer und bieten keine stütze. 419. 32 f. : and ther thei were right well come, for it was right, and the kynge Bohors peyned hym to do hem honcnir. Der Zwischensatz : (for it was right) ist als ganz sinnloser zusatz eines Schreibers zu tilgen, cf. F. Hs. p. 300, 19 f.: Ilbuc furent il hien receu cor li rois bohars^ fist toute la feste con pooit deniser. 420. 3 f . : AI erlitt hem cvniaunded that as soone as thei were a-rived at the porte, in no wise that thei tarye not hnt two dayes. But hastely go theire wcy . . . Die stelle erscheint in mancher beziehung ver- derbt. Der aufenthalt von 2 tagen im hafen widerspricht den frz. fa.ssungen F. Hs. p. 300, 22 f. und F. P. D. 2. teil fol. XIX a*, 14 und der Schilderung der reise E. P. p. 447, 19 f. Ebensowenig passt dieser aufenti.alt zu dem ein- gange des Vordersatzes as soone as. Weiterhin befremdet die Stellung von in no wise, und die formen tarye und go ohne vorgesetztes [s holde] . Endlich darf nach dayes der satz noch nicht geschlossen werden. Ich möchte le-en: as soone as thei were a-rived at the porte, that thei sholde tarye in tio wise but two dayes, but hastely go theire wey. Die verbleibenden inhaltlichen Schwierigkeiten zu beseitigen, würde gewaltsame änderungen erfordern. 420. 8 f. : Die worte Arthur's sind direkte fragen. Lies : ^^shull ye not come with vs (; thenke) [? Thenke] ye not to be at oure »nariage (.) p]". 420, 19: Julyus Cesar t/uit the deed knyght slough i)i his pavilion. Die erwähnte episode ist mir nicht bekannt. Das hei- wort deed erscheint aber sinnlos. Vielleicht hat dem Übersetzer (.statt des F. P. D. 2. teil fol. XIX b*, 8 zu findenden cheualier mars) eh. mors vorgelegen. Der ausdruck deed kann sich aber nur auf einen toten ritter beziehen , wie E. P. p. 46y, 7. 420. 24: Lies statt (throuthe) [trouthe] . 420. 29: Rogers' kol- lation: (for the dredde) [for she drcddc] . 421, 7 f.: where her fader .... 'were (be comen) [becomen] . 421. 11 f.: and peyned [hir] tendirly to serue ivell the Emperour. peynen ist in E. P. durchweg reflexiv gebraucht, cf. E. P. p. 419. \\'>,: Bohors peyned hiin to do hem honour. Dem entspricht auch der frz. gebrauch, cf. F. Hs. p. 301, 12: se penoit de seruir Icmpereor. 421. 17: in the mede of (noiron) [Neron] . cf. F. P. D. 2. teil fol. XX aS 12: es prcz de neron iadis empcreur de roinmc. 421, 30 f. : she hadde so grete bristelis 011 her bakke that it trayled on the grounde a fadome large. bristelis ist ein plural und erfordert im nachsatze that (it) [thei] trayled = dass sie nachschleppten. 422, 2 : Nach a-nother ist der satz zu scldiessen. 423, 5: wheron thinkest thow (.) [.-] (Ute) [Lete] be ihi stodyinge ... 423. 31: Purchese jhssh nrwe and salt . . . Flessh neii'e ist befVenidend ; nun liest F. P. TV 2. teil fol. XXI a-, 34 aporte chair de

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G. Siecher

porc noujieUemenl pouldree de sei und so möchte ich 7ie-we als adverb zu einem ]5artizip saU[en] auflfassen und (and) tilgen. Also: Purchese flessh newe sahen 424, 3: a-grete walope. A in der bedeutung at wird mit einem Substantiv durch bindcstrich verbunden, also z. b. a-walope. Vor dem adjektiv aber ist der binde- strich zu tilgen : a (-) grete walope. 424. 12 f. : atid he a-light and sette thcire horse fer thens. Nach he a-light ist eine lücke und zwar ist einzuschieben [a)id his companie]. cf. F. Hs. p. 303, 14: si descendi (& si compaignon & misent lor chenax hing. Das Subjekt zu sette ist aus dem vorhergehenden zu supplieren. 424. 17 f. : And Merlin that all this knewe and that made all this to be don couertly that he 7uere not knotven drotigJi that wey (that he were no knowon) ivith a grete staffe . . . Der auszuschaltende Zwischensatz ist hier ohne sinn und ist irr- tümlich aus der vorigen zeile eingedrungen, cf. F. Hs. p. 303, 18 f.: <&. merlins qiti toutes ches coscs sauoit. <&. auuoit porparle le comierture quil 7ie fust conneus. si se tarne cele part vne nialinee ferant grans colx de kesne en kesne. 424. 19 : with a grete staffe in his tiekke. Entweder ist in zu ändern oder nekke. Analog F. P. D. 2. teil fol. XXI b^ I8: vne massue en son poing lese ich statt (nekke) [honde] . 4d!4. 20 : and was blakke and rovgh for rympled and lange berde. Für (rympled) ist zu lesen [rytiiples] = runzeln, cf. F. Hs. 303, 20 : (& fn noirs & hurepes & barbus. 424. 24 f. : and he this cotn to the fier. Andere (this) zu [thus]. Die frz. fassungen bieten keinen anhält. 424. 29 f. : and saugh ihe flesshe that the knaue hadde rosted that was tho I-nough. tho giebt keinen sinn; das naheliegende tongh dafür einzusetzen, lässt sich inhaltlich nicht recht- fertigen , denn es heisst F. Hs. p. 303, 27 : la char fu asses qiiite. Nun heisst aber im Neuenglischen to do enough speisen gar machen. Mit geringer änderung lese ich nun : that was do I-nough. do als partizipialform findet sich in unserm text ganz gewöhnlich. Eine dei- obigen ähnliche konstruktion findet sich E. P. p- ^H7, 34 f- '■ "««^ rosted flessh on a spite , and kut of the sidc that moste [^oas] J-Jiough. 425. 18 f : bnt he züolde not teile (. Sa/) [,'sa/J that he seide, y^Creature formed of nature [J chaunged in to other forme [J fro hens-forth hegylinge alle thinges [J venimonse as serpent ... 4^6, 3 f . : thei a-light alle the companye. Die letzten worte bilden die nachträgliche erklärung zu thei:, es ist iM\c\{^a-light ein konmia einzufügen. 426. 12 f.: he fte rofle no-thinge, for the shame lasted no lenger ; bnt zvhile he was in rctiirnynge, and whan the sauage man saugh this, . . . Der satz but white . . . retui-ninge schliesst sich eng an tto lenger an. Es ist darum zu interpungieren: no lenger (;) [,] but while he was in returninge (,) [;] and whan ... cf. F. Hs. p. 304, .30 f.: se ne li encalut. Car li hontes ne li dura for s tant quil jnetoit al retotirner. 426. 31 f : the squyer that hadde smyten his lor de com öfter and asked Grisandolus ... Im gegensatz dazu liest F. Hs. p. 305, 2 f. : // chetialiers ke li escuiers auoit fern senissi apres & demanda a grisandolcs. Ebenso F. P. D. 2. teil fol. XXHb*, 28 f. Diese lesart ist die richtige, denn l) der ritter war es, der schon vorher lebhaftes interesse für den wilden mann gezeigt hatte, cf. E. P. p. 426, 5 f. Er ist es, der jetzt fragt, um seine neugier zu befriedigen; 2) an die antwort Grisandol's schliesst sich die frage Grisandol's als eine gegenfrage an den ritter, cf. E. P. p. 426, 36 f.: „But, sir", . . . .; 3) nun erst wird der Squyer herbeigerufen, E. P. p. 427, 5. Ich lese darum : the lorde that hadde ben smyten be his squyer com after and asked Gr. 426, 35: thei hadde foundcd. Andere (fowided) zu [f&unden] . 427. 1 f. : »teil me [,] wherefore hath this squyer yo~cU smyten thre

Beitr. z. eiklaiiing u. ttxtkritik des nie. piosaronians v. Meilin i r

tymcs, and ye tie spake tiö worde a-gcin (,) [?] (haue) [Haue] ye soche a custome (,) l?]'^ (and) [Aiid] the knyght a7istterde ... 4^7, 17 f. : Die verschiedenen anreden Merlin's sind durch kornmnta zu trennen. Die worle Meilin's sind ab- sichtlich dunkel mit ihren bildern. 427, 33 f.: he wolde kern weil guerdon. Der infinitiv ist zu schreiben gucrdoneu. 428. 5 f- : Hmo ivere thow . . . so ivilde (.) [■■]". 428, 12 f.: aitd tkan com a sauage man oute of the foreste and by hir lay, be-causc she 7uas sool by hir-self. Durste she not hym dißende . . . Nach lay ist der satz zu schliessen. Das folgende ist als Vordersatz zu durste she . . . aufzufassen. Also ist nach hir-self der punkt zu tilgen und konima einzusetzen. diffenden hat hier die bedeutung nbw-ehren , w.ährend es F. Hs. p. 3ü6, 6 lieisst : que omjues Jic sen osa dcsfendre. 428. 26 f. : Obergang zur diiekten rede inuss bezeichnet werden. Than tolde Grisandolus hoio . . . (zeile 29) where-fore he aide laugh, (and) [,^And] he seidc . . . (zeile 31) by the wey, [^'J. 428, 32 f.: Wie in voriger note: he seide he sholde it knowe all in tyme, (hut) [y^Bitt] seitdeth ßrst . . . other thinge.c (,) [."] (7vith) [With] that . . . 429, 4 f. : On the fourthe day after the sauage man was comen, luhere that the lordes ivere assembled in the tnaister paleise , and the Emperour brought in this sauage tnan . . . Dieser satz ist so unlogisch in seinem bau, dass er nicht mit dem hinweise auf die oft sehr lose Verknüpfung der sätze in der ine. syntax zu hnlten ist. Ich nehme eine Verderbnis an durch die verbalform were und lese: . . . comen, (7i<here) [wcre] (that) tht lordes (laere) assembled . . . Nun ist der satz völlig koirckt und stinnut zudem wörtlich übeiein mit F. Hs. p. 306, 24 f. : Qvant vint al quart ior apres ce que li saluages hotn fu uciius si furent li baron assatnble el maistre palais. Et li empereres amena ... 429. 16 : Nach he-falle ist der satz zu schliessen. 429. 20 : whan he hadde a-while laughed. a ist hier nicht gleich der pr.äposition at, sondern es ist der unbestimmte artikel. Lies darum a (-) zvhile. cf. F. Hs. p. 306, 35: quant il ot ./. poi ris. 429, 24: Nach dispite ist der satz zu schliessen. 429. 26: Nach tymes ist ebenfalls stniker zu interpungieren. 429. 28 : Nach heren darf die ankündigung der direkten rede nicht von dieser selbst durch punkt getrennt werden; es ist ein komma dafür einzusetzen. 429. 34 : ne that he sholde come hym no magre. Das ist unverständlich. Gemäss F. P. D. 2. teil fol. XXIV a^ 25: ne que malgre lui scattroit ersetze ich (come) durch ein verbum des Wissens. Am nächsten liegt [conne] . G. Richter hat a. a. o in seiner note zu p. 83, 16 dieselbe änderung vorgenommen. 430. 20 f.: this so7ve , that ye saugh thus demened. Statt des partizips (demened) ist der infinitiv [demenen] einzusetzen, cf. F. Hs. p. 307, 16: chele truie ke vous auies ueu ensi demener. Ebenso F. P. D. 2. teil fol. XXIV a 2, 24. Es kommt allerdings im Me. demened As verbaladjektiv =r geartet vor, aber in der vorliegenden Verbindung ist der infinitiv anzunehmen; die frz. fassung bestätigt das. 430. 22 : thci Jugcd to be brent (,) bothe the so7ve and ... 430. 31 f.: yef he loill it teile, amd it is a thinge that uwlde gladly heren^^ . Vor wolde ist das Subjekt [we] einzuschalten, da es sich ans dem vorhergehenden nicht supi^lieren lässt. Der ausfall des tve ist sehr erklärlich. Mit %volde fängt in der handschrift eine neue spalte an , da konnte leicht das auch mit w beginnende loe vergessen werden, ive, seil, the barouns. cf. F. Hs. p. 307, 23 f . : si le vous uelt dire <& ehest z'ne chose que nous oriesmes uoleniiers. 43 1 , 5 f . : a Ccrtes,'^ seide man , y^than shall I teile yoio. Vor man ist [the] einzuschieben ; es handelt sich um Merlin in geslalt eines wilden niannes.

l5 G. Stecher

431, 17 f. : and than he spake and seide that that wolde he socne knowe. he spake and seide entspricht diircluius nicht dem nüchternen stil der E. P. Die rhetorischen kunstmitlel unseres aiitors erschöpfen sich mit einigen lypisclien phrasen bei der Schilderung von kampfscenen. Der F. P. D. 2. teil fol. XXIV b 2, 4 giebt uns die lösung: si recommence a parier furie7isement et dist . . . Ebenso F. Hs. p 307. 41 : öl lors parla co?nme homs irics öß dist ce verrons ittnis par ians. Es ist also nach dem ersten verbum des Sprechens eine adverbielle bestimmung einzusetzen, z. b. he spake [as a man füll wrothe] and seide ... 431, 19 : y,Dispoile vio tho damescles . . . (mo) ist zu ändern in [tne] . 431. 30 f. : he comannded to make the fier in the place , and a-noon it tvas don , and thei were boiinde hande and foot, and made kern to be caste in to the brynynge fier. Vor made ist [he] einzuschieben, da zwei andere Subjekte it und thei ein supplieren des ersten he niciit gestatten. In F. Hs. p. 308, 11 f. ist kein Wechsel des Sub- jekts : il fist maijitcnant lijer lor mains d? a lempereis aiisi &. les fist tous lanchicr el fit. 431. 34: Thus toke [the] Etnperoiir ve7tgaiince. cf. F. Hs. p. 308, 14: Ettsi prist li empereres veniance. 432. 3 f. : and seide oon to a-nother that the sauage man . . . avisee, [^J ffor yet shall he sey . . . worlde; ["] . 432. 9 f- : he seide, ,^ Fe yef he asked hym whereof.^^ Die redestriche sind hier von Wheatley falsch gesetzt. Es ist hier der selten vorkommende Übergang von der direkten zur indirekten rede zu bezeichnen, also ,, Ye [,^'] yef he asked hym whereof. (''). 432. 24 f. : / lough for that it was vnder [the] feel of hem that a-hoode after the almesse. Das determinierte feet verlangt den artikel, cf. F. Hs. p. 308, 32 : desotts les pies a chaus qui atendoieftt lau?notis}ie. Berechtigt ist dagegen zeile 22 der E. P. vnder erthe und F. Hs. zeile 32 en terre. 433. 1 f . : be women be niany worthi men shamed and luratthed that lange haue lotied to-geder, yef it were not for debate of women. Der konditionalsatz : yef it were not . . . women vei- iangt im vorbeigehenden satze : that longe [sholde] haue loued to-geder. cf. F. P. D. 2. teil XXV a-, 22 f.: en tous temps seyitraymassent tie feust par courroux de femme. 433, 7: that in hem is (closeth) [closed] ; 433. 10 f.: and wite ye fro whens this cometh of the grete fragelite that is in hon ; Mit comelh schliesst eine direkte frage Merlin's, die er im folgenden selbst beantwortet. Es ist frage- zeichen zu setzen. 433, 11: Nach hem ist das Semikolon zu tilgen, denn das folgende: the foule corage und the foide thottght ist noch von of, zeile lü, ab- hängig. — 433. 20 : the fierce lyon ist objekt zu put und korrelativ mit // in voriger zeile. Das Semikolon nach subieccion ist also zu tilgen, cf F. Hs. p. 309, 12 f.: dS metre en sa segnorie le lyon corone ... 433. 32 f- : In the same place ther the squyer stode was entred, and yet ther is vndir his feet a merveillouse tresour. Das wort entred bereitet hiei" Schwierigkeiten , die durch die frz. originale nicht beseitigt werden, cf. F. lis. p. 309, 23 f. : Illuec endroit on li Halles estoil est vns merttilleus tresors amasses en terre. Ahnlich F. P. D. 2. teil fol. XXV b*. 1 1 f . Auf squyer kann sich was entred nicht beziehen, es hängt vielmehr von tresour ab. Nun bietet zwar Mätzner entren belegt in der über- tragenen bedeutung eintragen, seil, in a boke, und so könnte man eine weitere bedeutungsentvvickelung eingraben annehmen. Näher liegt aber wohl anzunehmen, dass der Übersetzer von einem frz. aterrer ein verbum enterren ad hoc bildete. Dies wurde dann von dem Schreiber durch das gebräuchliche entren, enteren er- setzt. Das verbum enterren kann ich allerdings nicht belegen, wohl aber findet sich das abgeleitete substantivum, und auch F. Hs. stützt meine Vermutung durch

Heitr. /. eikläiiiii<,' n. texlkiitiU «ic-s ine. [ndsaioinniis v. Merlin i ^

den ausdnick- a terre. 434. 1 f. : l>nt Ute rirhe 7volde oppresse the pore vtider titeire fcet. In der vorliegenden steile seliildeit Merlin die gegenwärtige und zu- künftige weit. Die verbalform (u<olde) passt dazu niclit. Ich würde sie durch [ivill] ersetzen, cf. F. Hs. p. 309, 26 f. : avis voelent li riche defohr Us poiires.

434, 4 f. : thei swere and stare and sey [: „J (mauere) [MangreJ liaue i^od for his ycftes ["] , and ivite ye -wliat tiiaketh this [/J nothinge bnt pride of ric/icsse.

435, 15: seide Emperour. Nach seUe ist [the] einzuschiehen. 435. 26: ye t/iay her 710 heiter In seilen. Lies: [bc-setlenj versorgen, verheiraten. 435. 34: bnt shtdl ye teile us eny viore (.) [?J" . 435. 35 f.: „l tolde ytnu right nozv of the lyon crotvned and of the lyon volage. .Statt lyon volage lies: dragon volage, wie aus dem sinne hervorgeht, cf. K. P. p. A'.\'.\^ 18 f. Ehenso ist zu vergleichen die paraiielstelle in F. Hs. p. ;?lü. .35: dcl Hon cotirone ke ie dis orains & del dragon nolage. 435. 18 f. : tvile ye whos doughler she is (.) [?]. 436, 7: that he will nothir be-lez>e. An nother ist hier gar niclit zu denken. Ich schlage vor, das wort zu teilen und zu lesen: he loilL tiot hir be- Icve. hir bezieht sich auf the turtell. Der sich ergebende .sinn stinnnt überein mit zeile 5 f : a-gain the counseile of the turtell. Ebenso passt die frz. lesung F. Hs. p. 310, 40: que croirc nel uaudra. 437. 17 f.: Sir, is this treive that these lettres seyn (.) [?j'^ What sey thei (,) pj" quod the Emperonr, ^;ivote ye (neuer) (.) [?]^' Ausser der bezeichnung dei- direkten fragen, .schlage ich die Streichung des sinnlosen (neuer) vor. -cf. F. Hs. p. 3 11, 35 f '• '/' ^^cnt eles fait li empereres le saues vous. 438, 17 f. '. a/id ivhan Jie haJde all tolde, and Blaase haddc all writen in his hock. Bezüglich des mit and eingeleiteten nachsatzes cf. note zu p. 393, 3ö. In dem naclisatze passt das plusquamperfektum nicht zum sinne, cf. F. Hs. p. 3 13, 12 f.: Et quant il ot tout conte a blaise si le viist blaises en escrit. Ich möciite lesen : Blase (hadde) [didde] all writen. 43t). 4 : The fit he warde. Ändere {fithe) zu [fißhe]. 439, 6 f. : The VIII ["] warde. 439, 9: (welbeloued) [wel beloued] . 439, 31: thei sholdc not ride bul by tnight and smyte sodeynly in to the hoste. Das wenig sinnvolle (tnight) ist nach Rogers' kollation durch das viel besser passende [night] zu ersetzen. 439, 31 f. : Ül)ergang zur direkten rede zu bezeichnen: thei sholde not . . . on all partes, [,J

ffor better is it for vs to dye with worship than to lyve in s harne ; ["] 440, 16 f. : ther were XX kynges that after that thei herde that the crislin were comyngc, (thei) neuer be disgarnysslied of her armes. thei ist zu streichen , denn das Subjekt ist that (nach kynges), welches als relativum aufgefa.sst werden muss. 440. 22 : Rogers' kollation (hedde) [heede]. 440, 30: Nach ]'rien, ist starker zu inter- pungieren, denn die aui'zählung der par lies ist zu ende, und die handlung schreitet nun fort. 441. 24: (tnleyiisly). Lies: [vileynsly] ! Diese nebenform von vileynously , die Wülker in seinem glossar zum 2. teile des Altengl. lesebuches nur bedingt annimmt, findet sich belegt bei Maundeville p. 9ö: Hc "H'os scourged and vileynsly entreted. 441. 27: Ther 7(jas stronge shoiir. .\ndcre (shour) zu [stour] ! cf. F. Hs. p. 3 15, 31 : si ot illucc estor meruilleus. 443, 8: ^ll'hat [J lordynges, wheder will ye go (.) {?]. 443, 17 f. : and ther be-gan the baiaile more crewell than it hadde all the day be-fore. I..ies: than it luxddc [ben] . cf. F. V. D. 2. teil fol. XXX a', 21 f.: et rccommencerent vne bataille plus gi-ande <& merueilleuse qelle nauoit estc tout le iour. 443. 21 : his sheilde was all to [-] daisht. 443, 23 : his armes be-soiled in blöde. Die praeposition /// ist be- fremdend. E. P. liest p. 443. 24: soyled with bloode and bniyii. p. 444. 20 : J. Hoops, Knglische Studien. XXVIll, i. 2

l8 G. Stecher

be-soilcd with bloode. Ich iindere darum (in) zu [witli] . 443, 32 f. : atui fnade soche noyse a tempest that oon myglit . . . Lies : f/oyse a[nd] tempest. cf. F. Hs. p. 317> 5: ü^ ma'ment iel tempest con les voit ... 444, 15 f.: btit that thei wolden don kein tnore datnage er that thei wolde departed. Das parti/.ip giebt liier keinen sinn; icli setze dafür den infinitiv [departe//]. F. Ils. ji. 'A\~. iH hat das praesens : ?te kil ensi senparlent. -- 445, 15 f : Thau fdl thc barons in corage as god wolde, the yonge knvghtes that I haue tiatned be-forc . . . Wie aus dem zusamiiienliange hervorgeht, liandelt es sich um verscliiedene pcrsönlicldceiten : die barone einerseits und die jungen ritter andererseits. Es ist darum nach wolde, ein [and] einzuschieben, cf. F. Hs. p. 31 8, 4: Lors lor (seil, den baronen, siehe anfang der zeile 4) vi^it en corage comnie a dieu plot & as ioncnchaus ke ie vous ai Tioitmes ... 445. 21 f. : hit is rcson to reherse theire nanies of the worthi lordes. (theire) ist zu ändern zu [the] ! cf. F. lls. p. 31H, y: ke ie die Ics nons dat/t/iiat/s 446, 30: Nach be-fore ist stäiker zu interpungieien. 447. 23 f.: t her nur e thei richely welcomed, and the moste ioye that nivi^hi be made to eny peple; Nach and ist [witli] einzuschieben, cf. F. Hs. p. 320, 4: ou il furent moult richement recuelli d? a grant ioie rechen. 448, 5 : ther was made grete ioye (,) and welcomynge betwcne ... 448, 20 f. : thei ete o?2d dranke grete plente, for I-nough thei haue wherc-of ; Der sinn erforrlei t : I-nongh thei hadde where-of. cf. F. P. D. 2. teil fol. XXXI la K 36: car assez en y auoit. 448, 33 f.: Arthnr ansuerde that whiche honre that hvm plesed, ffor he icas thcr-to redv. Vor dem fragepronomen wliiclie ist {that) zu tilgen, cf. F. lls. p. 3-1. '^) : artus rcspondi de qtiel hetire kil l{ plairoit. 449, 20 f. : After that the kynges ivere thus discotm- fited, und zvere repeired ecke of heni hom to his repeire ', tili that tydinges a-roos . . . Die beiden ersten sätze sind als Vordersätze aufzufassen; (tili that) ist zu [than] zu ändern, das Semikolon nach repeire in komma zu verwandeln, cf. F. Ils.p. 32 1, 2 1 I. ; (/iiant U . XII. princJic furent descomft S: furetit repairiet casruns a son rcpaire. tantost lor ui>:drent nouucles ... 449, 23 f. : , Arthur . . . hadde adubbed . . . (zcile 27:) and Seigratnour, the Emperours nevew of Costantvnuoble, and his felowes that hadde brotight with hym. Lies : that [he] hadde brought, seil. Seigramour. cf. F. Hs. p. 32 1, 26 f.: S. saigrenwr Ie neuen al etnpereor de constantinoble (& ses covtpaignons kil ot amene aiioec lui. 450, 12 f. : and preiden god hcrtely that thei myghl coine in soche poynte that thei were acorded, be so that thei ther-by be not shamed. be so Hesse sich zur not halten in cler bedeutung: sei es so, wenn es sich so verhält. Näher scheint mir zu liegen zu lesen: but so . . . Die fiv.. fassungen bieten keine stütze. F. Hs ]). 321, 39 f.: Si prient dieu moult douchement kil i ??ieche boine pais a letir ioie n lor honors. Nähei' kommt F. F. D. 2. teil fol. XXXllb*, 26 f.: Si requierent dieu detiotemejit qe Hz puissent ve7iir en tel point qnilz soient raccordez a luy par teile maniere que Hz ny aient honte ne deshonneur. 450, 24 f. : Arthur wolde . sende his wif to legres Chief Citee. Lies: to legres [his] Chief Citee, wie der gebräuchliche ausdruck lautet, cf. F. Hs. p. 322, 8: a logres sa maistre chite. 451, 35 f.: Übergang zur direkten ledc miiss bezeichnet werden, tic no t?ian sholde witc lohere she were be-comc : /,,/ and a-tuion lete vs go . . . p. 402, 3: icith the kynge. [''] 451, 36 f.: lete vs go and do so mache to thc maistresse that thus it inay be do?i. Es handelt sich um eine bestechung der maistresse und so würden wir statt do vielleicht give er- warten, cf. E. F. p. 463, 11 f. Ich wage aber nicht zu ändern, da F. Hs. p. 322, 37 liest : si faisons tant a la maraslrc. 452. 21 f.: thei shull coinc alle Tn-aniied

Beitr. z. eikhining u. textkritik des nie. |)rosarüiiiaiis v. Merlin jn

saf hir sverdes , aiiii shiill come thourgh the gardin streight to the wiket, wlier-as liier skull hide tili ihat . . . 7i>her-as (her ist liier sinnlos ; ich lese : ivher-as t/iei . . . ef F. Ms. p. 328, 9 f. ; si iront a lor agait ou il se lapiront iusqua chel eure ke . . . 452. 36 f- : than a-rise the harouns and the knyghtes, and assembled faste in the tnvnster paleise. Die Zusammenstellung mynster paleise wirkt be- fi emcien'l. Da nun später (E. P. p. 453. 6 f.) ausführlich geschildert wird, dass die harouns und knyghtes die braut zum mynster geleiteten , lese ich in überein- stimiDung init den frz. fassungen: the (mynster) paleise. cf. F. lls. p. \\2'.\, 18 f.: Lors se leuerent li haron & li ehcualier en la sale. F. P. D. 2. teil fol. XXXlV^a', 3 I. : au matin sasseinblerent les barons et cluualiers au palais de leodagan.

453. 9 f. : the other tweyne was next after was Gawein and Seigramour. Das erste (7i>as) ist zu tilgen; das zweite, obgleich wir einen plurai laere erwarten, lässt sich halten, da eine neutrale konstruktion an/.unelip.ien ist. Also: die andern zwei daiiinter folgenden das war G. und S. So auch F. Hs. j). 323. 24 f. : //

. doi premicr qui deuant aloient fu li rois artiis li rois bohors. cf // autre apres mesire Gauaine £ mesire yuatnes. Vgl. .uich K. P. p. 4n.'i. u 18 454, 4 f.: where-to sholde I yoiv devise the ioye and the deduyt that (hei hadden (,) [P] IMe voiliegenden worte sind als rhetorische frage des aulors zu kennzeichnen.

454. 14: Nach knyghtes ist der .-atz noch nicht zu schliessen. 454, 21: Ebenso muss nach treson der punkt getilgt und ein komma gesetzt werden. 454, 24 f.: but whan that Gawein and his feh^ves com in to the medowes where-as zoas the turnement well be-gonne. Hier schliesst F. P. den Vordersatz und fährt fort, ohne den notwendigen nachsatz zu bringen But the neive kttyghtes were euell ledde . . . Es ist nach be-gonne der punkt zu tilgen, komnia dafür zu setzen und />'/// zli streichen, cf. F. Hs. p. 324, 16 f.: Mais ijuant ynes sires Gauaine ninl au tournoie- ment <£: si compaignon si estoient li nouel adoube moult mal tttene. 455. 7 f : and 7i'han that Gateein hadde takc the suerte . . . herde (. Thei) [, thei] rengcd hem ... 455. 21: Nach handes ist stärker zu interpungieren. 456. 12 f.: Wliealley setzt iirtündich den anfang der direkten rede erst an das ende der 14. Zeile. Es sind die redestriche vor (^^) and zu tilgen uml entweder nach seide einzusetzen, oder, was nach der F. Hs. wahrscheinlicher ist, nach age. cf. F. Hs. p. 32,0, 10 f.: <&. dist que onques tnais ne fit tels cheualiers veus de son eage. t& sil uit langes il ert ... 456. 17: and hem renged and a-ray[ed]. F. Hs. ]). 320, 14 bietet keinen anhält, ebensowenig F. P. D. 2. teil fol. XXXV h S 7 f.: si sattournerent et viennent les vngz contre les aullres ; denn hier reciitfertigen aufeinander folgende handlungen den Übergang zum praesens. In E. P. dagegen wird ein und dieselbe handlung umschrieben. 456, 23 f. : thourgh the myght of theire armes (,) and theire horse .... Das komma ist zu tilgen , denn die letzten Worte sind abhängig von myght. 457, 4 f. : that thei all to[-]perced. 457. 15 : Gawein paide hym vpon the helme that he fill .... Hym ist als dativ der person aufzufassen und ein akkusativ der sache zu ergänzen : G. paide hym [a stroke] vpon the helme. cf. F. Hs. p. 325, 36 f. : Gauaine li repaie si grant cop sur le hialme ke les estincheles ... 457, 18 f. : whan Gawein saugh that it a-noyed hym sore , and than . . . Dem sinn und dem gefüge des satzes ent- sprechend ist that nicht als koiijunktion sondern als objekt zu saugh zu fassen; nach that ist darum ein komma zu setzen. 457, 36 f.: »sey ye this for trouthe that ye hadde lener be deed than ye sholde yelde yow (,) [?]'^ 458, 2 : » Trewly,^' seide Gawein, ^and I 'will not sie yow, for. (and) ist zu streichen. 459, 3 f.:

2*

2Q G. Steclit-r

to recoiier a-not/ur keime, for Ins was to[-]re}ite ... 459, 21 : (fdemyusly) Das y ist zu tilgen, lies: [ feletiously] . 459. 31: a/id weh thei diden in armes the newe hiyghtes . . . the ne^ve knyghtes ist naclitiägliche erkliirung zu thei: es ist von armes durch komma zu trennen. 460. 6 f : and thnn be-gan the stonr so mervcilouse and fierce more thät it hadde bcn of all the day at the entery?ige of the yates of Toraise . . . Ändere (more thal) zu [more ihan] . In konimata ist ein/.usohliessen der Zwischensatz: moi-e than it hadde ben of all the day. Die frz. f.issungen bringen andere konstruktionen. F. Hs. p 327, 2<) f. und F. P. D. 2. teil fol; XXXVlla^, 18 f. 460, 17 f.: and com in to the presse there as he saugh [it] thikkeste. cf. F. Hs. p. 32", 40: si sen nient en la prese la il le

iioit plus grans. 460, 23 f. : tvhan the knyghtes of the rounde table saugh

that thei covcitcd. Nach that ist ein koninia einzufügen, cf. note zu 457, 18. 461 15 f.: Arthur . . . cried pees, that wele was vndirstonde of f?iay oon. Andere (ynay) zu [many]. Die frz. fassungen bieten keine stütze, cf. F. Hs. p. 328. 26.

461 19 f. : thow art take [J yelde thow to me. 461, 21 f . : Than Gaioein

be-helde and saugh it was Merlin; than he seide füll debonerly . . . Der erste satz ist als temijoraler Vordersatz aufzufassen; also: (Than) [IVhan] Gawein . . . Merlin (;) [,] than he seide . . . cf. F. Hs p. 328, 31 f. : Quant tnesire Gauaine voit que cest Merlins si li dist ... 461, 23 : Nach pleseth ist der schluss der direkten rede zu bezeichnen; diese reicht nicht, vvie Wheatley annimmt, bis take, zeile 24. Hier sind die redestriche zu tilgen. 461, 34: and that thei lete hem well 7mtc [,] the newe knyglites. hem icA. the newe knyghtes. Ahnliche konstruktinn cf. note zu E. P. p. 459, 31. 462, 11: Nach cometh schliesst der ausblicl; in die Zukunft, und die frühere handlung wird wieder aufgenommen. Es ist danuu schärfer zu interpungieren. 462, 14 f.: and seide oon to a-nother, (lo) I »Loj Iure the goode knyght, /"/. 462, 21: Nach comen ist der satz zu schliessen.

462 27 : that he hadde Item euyll be seyn, at that firste tiirnement. be seyn

ist zusammenzuziehen zu /'(T-J-tT«; cf. Mätzner: biseon —■ in eine Verfassung bringen (übertragene l>edeutung). Also hier: dass er sie in diesem ersten turnier i'ihe\ zugerichtet hätte, cf. F. Hs. p 329, 24: moult les a inal menes. 463, 24 f.: Nach litill and litill ist der satz zu schliessen. Der folgende satz ist mit seide (zeile 25) noch nicht zu schliessen. 464, 12 f. : whan that the traitours saugh thei were but tweyne, and dide hem a-scrye, and preised hem at nought, than V of hem ... In dieser Verknüpfung geben die s.ätze keinen für den Zusammenhang passenden sinn. cf. 1'". Hs. p. 330, 29 f. : Et qiumt li traitor oent cels qui escrient si se reo-ardent cf' uoent qiiil ne sont que doi si nc les priscnt gaires. Danach schlage ich vor zu lesen : whan that . . . tweyne, (and) [thall dide hem a-scrye, (and) [thei] preised hem at nought (, than) [. Than] V of hem ... 464. 20: and clippefd] it in hir armes. Vielleicht wäre auch das praesens clippcjth] an- zunehmen • cf. V. Hs. p. 330, 37 : si lenbrace dambes .II. les bras. 4(>4. 31 : that peyned jhem] to lede a-wey the quene. cf. F. Hs. p. 33 1, 4 f.: qui tnoult se petioient de mener ent la roine. 465, 18 f. : the kynge asked [,,,] VVherefore ]?] Is ther not I-nowgh of the ntaistresse (,) [?" ] And ... 465. 34 f. : and than he couercd hir a-gcin (, a) fand] wente oute of the chambre. cf. F. Hs. p. 331, 36 f. : puis le recucnre del couertor sen ist de la chambre ... 466. 15 f. : Der ganze satz ist nicht durchsichtig. Der name Bertelak kann dem sinne gemäss nicht als akkusativ und korrelativ zu hir genomnien werden, als nominativ aber steht er beziehungslos im satze da. Lesen wir: Bertelak, a trailour, [made] that

Beitf. z. eikl:iiimg u. textkritik des nie. prosniomaiis v. Rlt-ilin 2 I

(made) he zcolde .... so wird der satz allerdings giammatisch richtig und bietet auch den sinn von F. P. D. 2. teil fol. XLa-. 11 f., ahei da auch 1'". Ils. p. 332, 10 f. die oben angedeutete Unklarheit der E. P. hat , si) wird der fehler wohl beim Übersetzer liegen. 467, 1 f.: it ßll that sajiie eren titat arthtir hadde •wedded his ivif that th^ hiyghtes departedfn for ihe coitrt , and wente to theire hosteis . . . Die Situation vei langt die ändcrung: (for) j fro] the court ; ausser- dem ist (departeden) zu .andern in [dcparled]. cf. F. Hs. p. 3;}2. 28 que li cheaalier se departoient de la cour. 46". 2il f. : he seide his doiighter was she not, [^J ffor yef she hadde be my doiighter . . . the erthc ; ["J. 467. 23 t". : and as thei spake to-geder a-mcnige hcm ihre. The kynge leodogan was a-riscn erlv, . . . Nach thre, wo der Vordersatz endigt, ist der punkt zu tilgen und konuua zu setzen, cf. F. Ils. p. 333, 2 f.: Endementres quil parloient ensi il .111. si fii li rots leodegans matin leues ... 468. 18 f. : AV to me she ne aperteyned nothinge neuer. Die hier sich findende häufung von negationen scheint mir selbst das im Mittelenglischen zulässige mass zu überschreiten. Ich möchte (nothinge) streichen.

470. 10: Statt (Sirs) ist zu lesen [Sir], denn Bau richtet seine rede an den könig Leodogan, wie aus zeile 12: in youre p07vere und aus zeile 15: ye holde court open hervorgeht. F. Hs. p. 335, 7 liest: Sire. 470. 12: ( for-s7vhere) ist natürlich zu ändern zu [for-sivere] . 471, 23: In dieser zeile findet sicii zweimal die form hiindre die ich sonst nicht belegt gefunden habe. Icii lese darum : hundreld] . 471, 27 : ffor he hadde fcr contrey to ride. Ich nehme eine iücke i\n: he hadde [thoiirgh] /er contrey to ride. cf F. Hs. p. 336. lO: trop aiioit grant terre a passer. 471, 32 f.: Gmvein ordeyued that vitaile com on alle parties. Es bandelt sich um die verproviantierung einer einzigen Stadt; es ist darum angebracht zu lesen: (o7i) [0/] alle parties. cf. F. Hs. \) 336, 15: mesires Gatiaiue fist uenir uiandes de toutes pars. 473, 23 f. : and made his peple come a-botite hym and ordeyned for bataile. Wir vermissen nach ordeyned ein akkusativobjekt. Nun liest aber F. Hs. p. 337, 22 f. : & ßst ses gens uenir enuiron lui & ordener a bataille. Übereinstimmend F. P. D. 2. teil fol. XLni)*, 16 f. Es hängen hier \on ßst zwei infinitive ab und so möchte ich auch lesen: and made . . . come . . . and ordeyne(d) ... 473. 32 f. : and com hem a-geins tluire spers , a-gein the assels of the sadeles. Nach a-geins ist ein komma zu setzen, nach spers zu tilgen, (spers) ist zu ändern zu [speres] . Auch E. P. p. 474. 4 lies sper[e]s. 475. 7 f . : as he that was hardy and enterpendaunt. In dem glossar zur E. P. wird das letztere wort mit independant und cnterprising übei- setzt. Die erste Übersetzung ist zurückzuweisen. Ausserdem wird zu lesen sein : enterp[r]endattnt. 475, 22: (hoot) [lohoot] . -So lieisst der nanie nach zeile 19.

475. 29 : the shelde of goolde and azur [,] ther-ynne (,) a lyon raiupannt ;" Hier endigt eine direkte frage; nach rampaunt ist das semikolcn in ein frage- zeichen zu verwandeln. 475, 35 f. : yef god hym dißende from euell, he and his companye. Statt (he), welches sich auf god beziehen würde, lies [hym] ! Nun ist die richtige beziehung auf Gawein vorhanden, cf. F. Hs. p. 339, ~: se diex desfent de mal lui & ses compaignons. 476, 33 f. : glP'hat is that to the what I am (,) pj. 477. 9 f.: 7chan the kynge loot her de that a-noon he lepte vp . . . Nach that ist ein komma einzufügen. 477. 17: [^J ffor othirwise loke neuer . . . saf youre heed (,) [.'^] 477. 19 : (sowo^vned) [stvowned] . 477, 30 : . . . the felo7ves of sir Gawein hadde hem so euyll be[-]seyn . . . cf: F. Hs. p. 340, 1 ,T f . : car li compaignon man segnor Gauaine les auoient si mal niene ...

2 2 C}. Stfcher

4:77. IJ5 f.: yyFcirc ne7U2c<, ye be wclcmne (,) / ;] luherc-fore hc ye come in lo (this) [these] pdrtics (,) p] IVisle ye eny thinge of this a-wayte (;) p]^' 478. 2 f.: oure lorde god^' , qjiod he , yptow he thankcd and honoiired of this asse»i/>le . . . Das ist sinnlos, ilenn ilcr dankende ist dei' S|)icclier seUist. .\n(leie darum: 7/07C' (he) [/>e] thanked .... cf. F. Hs. p. 340, 24: sire-dicx en seit aore de ccste assa)Mce. 480. 11 f.: er thei 7vere acorded -tcith the kynge Arthur, [,,] ffor all this troidde and myschef that is fallen vnto vs , is com . . . to hym. ["]

480. 27: the lordes were seile thojirgh the halle as tliei oive[dl for to l>c. seil. wie es ihnen ihrein ian<ie nach gebührte. Das praesens hat hier keine berech- tigung. d. !•". Ils p. 342, 11 f.: si sassistretit li baron si com il diirent.

481. 12 f.: Nach crowne darf der satz noch nicht geschlossen werden; es ist statt lies punktes ein konima zu setzen. Das folgende wird verständlich, wenn man in to the tynre = nntil fasst, was sehr wohl angeht, cf. F. Hs. j). 342, 23 deiiant qiie aiintne aiietttiire i sera aitenne. cf. E. F. p. ,5Ui, 3,S : in to that tyme = iusqnes La. 481. 14: Nach aventiire ist st.itt des punktes ein koinnia zu setzen. 481. 14 f : be soche forwarde that yef it be myster I shall do it to be redressed by the knyghtes of ;«r court, whiche for prise and honour hider to repaire and bcn my frendes . . . Diese stelle ist nicht klar, yef it be myster heisst ganz gewöhnlich und so auch hier: wenn es notwendig ist; wenn es aber weiter heisst: / shall do it lo be redressed, so geht it auf myster = not, bedrängnis zurück, so dass die stelle ganz analog der in E. P. p. 48 1, 34 ist: and make alle the loronges to be redressed. Dennocli möchte ich hier nichts ändern. Da- gcgeii haben die infinitive to repaire and ben ohne bf gleitende finite form eines verhiims keine berechtisung. Ich lese: whiche . . . hider (to) ph] repaire and ben (seil sind) my frendes . . . cf. F. P. D. 2. teil fol. XFVla ', 10 f.: par tcl conuenant qtie seile est teile qui la conniengne accomplir. ie micil quelle sott accomplye par les cheualiers de ma court qui poiir conqiierre prix et honneur thnddront repaire en 7?ia court et estre de mon amitie. 481, SI f. : for to seche 'helpe or socour by so that it may be a-cheved by the body of oon knight . . . (by so) ändere ich' zu [be so] = sei es so, gesetzt den fall. cf. F. Hs. p. 34'-, 38: por aide qui puisse estre menec a chief par le cors diin seul cheualicr. 481. 27 f- : the knyghtes of the rounde table be come hcre to god , and in youre audyence . . . Die offenbare Verderbnis dieser stelle liegt beim Übersetzer, cf. F. Hs. p. 342, 34 f : ^i cofffaignon de la table roonde qui chi sont veuent a dien en oiance de vous S de . . . .

481. 34 f. : and make alle the wronges to be redressed that to hir (hath) piaue] be don. 482, 7 : Nach curfesie ist statt des punktes ein komma zu setzen.

482. 19 f. : That -whan thei cotne >/« . . . and of what londe (. Thnn) [, than] tliei may scyn [, ,Ofj (of) the reame of logres, and [wcj be the knyghtes of Qucene Gonnore, the ivif of kynge Arthur. /"'J* Die eiste ändeiung betrifft die logische zusainmenfügung von temporalem Vordersatz und nachsatz. die andere die heraus- hebung eines teiles der worte Gaweins als Zitierung der worte der knyghtes of the qucnc. 482,30 f.: Nacii ^t^rf' ist konuna einzufügen, nach a-nm< Semikolon in komma zu verwandeln. ^ 48$. 2: Nach courte ist statt des .Semikolons ein komma zu setzen. 483, 14 f.: and loite ye v.iher-of [?] I putte in youre gouer- fiance ... 483, 23: ^^Aladame" , seide Ga7vei>t, ^f graunte pt] f cf. F. Hs. p. 344., 2 : Dame fait mesires Gauaine & ion lotroi. 484, 5 : and ye [J lordinges of the rounde table (.) [?J 484, 11: and the shelde to [-] hakkcd. 484. 18 f. : and yet he was right a feire knyght and of high lynage , and (yet) it semed not

Beitr. z. erUläi uiig u. textkritiU des nie. piosaroiiians v. Merlin 2 i

by his aytiittcitaunce that he was sochc a fooU. Der zweite falschlieli ilurch vct eingeleitete satz drückt diirchans keinen gegensatz zu dem voi iiergehenden aus. Die frz. fa.ssungen fügen übereinstimmend einen solchen hinzu: ef. F. Ils. |). ;M4, 27 f. : mais quanl li nwt li escapoient de sa houce adoiit laperchiil on Es liegt aber keine veranlassimg vor, in E. P. eine ergänzung einzufügen. 484-, 24 : zvhat thenke ye to do (;] [.-]. 485, 6 L: Cy est lonoitrs darines Ore y parva qiii checun le ferra. Ich möchte (cheam) durch [bien] ersetzen. cF. F. Ils. p. [\^h. 6 : cht est lonor dartnes or i paira qui bien le fera 485, 12 ; (curroyes) zu ändern in [conroyes] . 486, 3 f. : that yef myster bc, thei to be redy to lepe 01t horsebak . . . Lies: t/ui (to) be , abhängig von that. 486, 21 f.: Ther were the hiyghtes of the roimde table eiiell I-ledde, but as VI I score knyghtes (that) com kern for to socoure, (and) thaii hadde the knyghtes of the rounde table the better . . . cf. F. Ils. p. 346, 4 f.: tnoult tnal meiie qitant vne compaignie de VIJ'^ cheualiers les secounireiit. lors en orent . . . Vielleicht ist auch der nachsatz in E. P. als mit and eingeleitet anzunehmen. 486, 30 : that for [-J thought hym right sore. 487, 13: Mit courte schliesst die direkte rede; es sind also redestriche einzufügen. 488, 21 f. : lo-day tnore ivolde thei do thcire werste [, ,J seth tt is so fer (forth) befallen. [^^J cf. F. Hs. p. 347, 25 f. : que ensi lor est ajtenu.

488, 34: Nach fehnves ist das semikolon zu tilgen und konima einzusetzen.

489, 13 : ffor thei ivolde (noon) [notj other wise do , and who that ther-zvith wrathed [, „J lete hym chese, . . . furnyssh a stoiir ; ["]. 489, 32 : Nach faile ist die rede zu schliessen und i)unkt zu setzen. 491, 19 : Mit felde ist dei satz zu sciiliessen. 491, 20 : Nach that ist komma zu setzen. 492, 1 f. : a-nother in zeile 1 ist ein niciit genannter ritter; he in zeile 2 darf aber nicht auf diesen bezogen werden, sondern es ist Nascien damit gemeint uf. zeile 5). Dies lässt uns eine lücke in E. P. am ende der l. zeile annehmen und F. Ils. bestätigt die.se annähme ; cf. p. 350, l f : piiis refiert .1. aiitre parnii lespaule si dnretneut {\) que nioult le mahaigne si le porte a terre tout estendu. <&. lors sen iiient par nascien & /,; quide ferir parmi hiaunie. (\ ) & eil qtti vit le rop ncnir ... Es würde also etwa zu lesen sein : . . . right harde, [and he maynied hym sore and shof hym to the erthe vp-right. And tkan he iurned to iVascien and wolde smite hym on the helme,] and he sangh the stroke come ... 492. 24 : ffor soche haiu it spoken and be-gonne . . . ffor I trowe (he) [thei] be zvonnded to the detk. thei seil, soche! F. Hs. p. 3öt>- 21 hat in beiden Sätzen den singular: car tels le porparla premierement & commencha qiti riens fii a gaaigniet car iou croi qiiil en est naures a mort. 492, 36 : "we be socke companye that [theij shall fynde kern ('seil, the compatiye) hole I-nongh, kepe thei hetn neuer so wele ow ther fer or nygh.'' So möchte ich den gedankengang hier auffassen. Die frz. fassungen weichen al). cf F. Hs. p. 35ü. 30 f., F. P. D. 2. teil fol. Llb«. 13 f. 494, 1 f '.ffor here" , qiiod he, ,fiaue thei it nothinge shewe , ivhan thei haue myn horse slayn," Lies: haue thei . . . shewe [d] ! F. Hs. p. 35 1. 18: ein cndroit natioient il pas vwnstre ... 494, 36 f. : for noon ivolde thei take ne with-holde [,] thei loere so ivroth (.) for the otiterage that ... 495, 7 f- : But in short tyme ther sJioldc haue ben do härme (. But) [, but] as the kynge Arthur (com) and the kyii^e Ban and the kynge Bohors com thider ... cf. F. Hs. p. 352, 13 f. : Mais il ne demorasi mie granlment quil en ieiist de mors & dafoles qiiant li rois artus & li rois bohors & // rois bans i uindrent. 495, 17 : it hadde ben a-wayte that hadde be leide for hem. Wir finden in E. P. sowohl die form a-zvayte (cf. p. 496, 19) ;'ls

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G. Stecher

auch 7vavlc (cf. \>. 496, 2). Ihn diese let/.tere foTiii handelt es sich hiei, und a ist als artikel zu fassen. Lies : (a-'ivay/e) [a waytt'] .' 495. 25 f. : as sooue as Gawein herde that his felmves were assaile[d] ... 495. 3i f.: he swor (in) [, y^hi] eticll tyme come Ihei thider, /*J 496, 1 f.: and cleped hem fj ^^Fitz a putayn [J traitoiirs f.] anvardes [,] haiu ye leyn in u<ayle (.) [?] 496. 13 : and toke XL. knvgktes at settc hem at thc stretes ende . . . at anstatt ta vor dem infinitiv würde in unserm text eine ganz vereinzelte erscheinung sein. Ich nehme vielmehr eine heeinflussung durch das folgende at an und lese : knyglitcs (at) [lo] sette ... 496. 23 f. : therefore seith the ivise matt in reprof of soche (.) [,] ^^Many ... 497. 15 f : Direkte frage zu bezeichnen, y^hane thei 7ne not . . . (zeile 17) / moste here feith (,) p] 499. 25 f.: But the knyghtcs of the roiinde -table (he) [laere] nother gladde ne iocunde , Init were shamefast .... cl. F. Hs. P- 355, 1 - f- : ''' coi/ipaignon de la tahle roonde ne fitrcnt ioiant ne lie ne haitie anchois fitrcnt honteiis. 500. 10 : Nach a-ioarde ist Her satz noch nicht zu schliessen. 500, 18: (wrorth) [laroth] and angry (;) [?J 500, 23 f.: the kynge that saiigh well he was a-gein hem Trotts and angry, (he) loked on thc ijuene. cf. F. Hs. ]) 355. 42 f. : Et li rois qui hien noit quil est uers eiis iries regarde la roine ... 501. 12 : wite ye what ye hatte woiine (,) pj ye may ... 50 1 . 14 f : that lady were nothinge ivise that ther-of yow reqiiered (. Ne,) j, ne] I )ic shall neuer, .... 501, 34 f.: and made alle the (reuenaiint) [remenaiint] to stonde vp. cf. F. Hs. p. 356. 39: &, fönt tons Ics atitrcs amont leuer. 502, 4 f. : Thiis assaied the knyghtes of the rounde table , the qiienes knyghtes be soche forward that .... Dieser satz ist unverständlich ; der fehler liegt aber zum teil schon in der vorläge, cf. F. Hs. p. 357. 3 f-: F-^isi sentrasa- ierent li co!?ipaignon de la table roonde & li cheualier la roine genieure par tel eonttent qtie onqiics . . . Auch hier ist das verbum nicht verständlich ; wir würden für sentrasaierent etwa erwarten : sentraseurerent ^ ils s'assitrcrent tnntiiellement. Jedenfalls ist zu lesen: the knyghtes of the rounde table (,) [and] the qticnes knyglitcs. 502, 9 f. : and whan the knyghtes of the rounde table hem toki in her companye for the prozvesse that in hem was shewed ; and the story seith .... Ich möchte (ivhan) zu phan] ändern. Allerdings scheint F. Hs. p. 357. 8 f. dem zu widersprechen : Et quant li compaignon de la table roonde les metoient en lor compaignie. & //' contes dist . . . . ; aber der text der F. Hs. ist hier nicht massgebend, da er für die obige stelle nicht vorgelegen hat. Sommer nimmt in der note 711 seile 357 eine Kicke an. Ich möchte aber die obige änderung empfehlen, da man nicht recht weiss , was eigentlich ein fehlendei' nachsatz ent- halten sollte. 502, 22 f. : Nach Nicodenms ist der satz zu schliessen. Der folgende satz hat zwei Subjekte: the holy vessell und the holy spere. Praedikat: %üas lefl. Die singularform lässt sich halten, denn in folge der vielen einsch.chte- lungcn steht das erste subjekt so entfeint , dass die nachlässige fügung mittel- englischer Sätze es erlaubt, d;is praedikat an das letzte sutijekt im numerus anzu- passen cf. 1'". Hs. ]). 358, 4 f. Zeile 23 ist in E. P. nach Sarras der |)Uiikt zu tilgen und koimna zu setzen. 502. 28 f- : But noon cowde wite in what place, ne neuer ne shall (, neuer) be founde (but hy) [, seith the] prophesie / ,J ne the merveilcs of the seitit graal , ne of the spere that Ihourgh the povnte of Iren dide blede (. Till) [, tili] that ... but by prophesie widerspricht dem sinne ; sehr wohl entspricht aber dem sinne dei- Zwischensatz: seith the prophesie. cf. ¥. Hs. p. 35H, 9: la prophesie Ic dist. Ähnlich F. P. D. 2. teil lul. LVIa', 26.

B(ilt. L. erkliiiuiig ii. texlkiitik lies mc piosai onuiiis v. Merlin 25

503, 7 f. : 7i'han ihe compiUiye of the rounde table hcrde sey . . . hroiight to ßn (. Thei) [, thei] entred ... 503. 25 : mno repeireth the tale to his mater tliat he hath lefte . . . tale als iiiaskuliinim ist befremdlich. Wahrsolieinlich hat das frz. a sa matere quil aiioit . . . , F. Hs p. 359, 1, diesen gebrauch veranlasst.

504, 9: 'uynes and drinkes that thei haJde In maners. Lies: in [many] maners ; der ausfall erklärt sich wohl durch die ahnlichkeit von many und maners. cf. F. Hs P- 359. 1": des beurages de maintes manieres. 504, 14: a softe cole 7vynde. Wheatley hat aus (cole) [colde] gemacht; dazu sehe ich aber gar keine Veran- lassung, cole entspricht viel besser der F. Hs. ]). 359, 22 : lair i iienloit douch & soef. cf. auch E. P. 504, 16: for it was right hoot. 505, 2 f.: avd seide ho7c< it 7i'as well seide [, „] and blessed be he of god that hath yove this counseile. p'] 505, 11 f. : ye haue not peple I-noio . . . in felde (. Bttt) [, bittj yef that . . . seil, aasser dass es jemand fertig bräclite .... 505, 34 f- : he is ivith hem a-qtieynted and theire welwellinge.^' Im glossar zum 4. teile der Wheatley'schen ausgäbe wird webvellinge mit bezug auf unsere stelle übersetzt mit welfare, interests. Das ist falsch und lässt auf eine unrichtige autlassung der ganzen stelle schiiessen. Der zusanuiiensteller des glossars muss notwendigerweise theire ivel- wellinge von wilh abhängen lassen. Nun liest aber F. Hs. p. 360, 26 f. : car il est lor acointes lor bien uoillans. Wir haben danach eine wörtliche Übersetzung von bien uoillans vor uns und demnach zu lesen : welwillinge. 7a\ konstruieren ist: and he is theire welwillinge 306. 1 f.: Die rede der künigin ist anfangs in intlirekter form gegeben. Von zeile 4 an ist die foini zweifelhaft. Also: atid the (jiiene seide C) that noon other man . . . conlrey. [''] But there ...

506, 28 : Nach go ist der satz zu schiiessen. 507. 4 f. : ,^7ohat a-rayment sholde we haue eny more (,) but oure armoiirs (,) and oitre horses (;) [P]

507, 6: (netther) [neither]. 507, 15 f.: the knyghtes of the rotmde table ne hn^e not hem wele in herte (. But) [, bttt] haue to them envye ... 507, 24 f- : than the kynge seide, ^^Be the feith that I owe vn-to yow no more ther sholde'-^ Statt (sholde) lies [shall be] ! 507. 27: departed(en). cf. folgende zeile.

507. 34: bitt was füll a-pert [,] auenaunt and . . . a-pert = frz. aparte F. Hs. p 361, 36. 508. 5: Morgain le fee. Lies: Morgain the fee. cf. E. V. p. 5^*, 19. 508, 8 f : she hadde oon of the ffeirest heed. Die nächstliegende ände- rung wäre : heedfesj. Doch ist im Mittelenglischen auch folgende konstruktion nicht ungewöhnlich : she hadde oon (of) [,] the ffeirest heed. Letztere änderung wurde mir von Kölbing nahe gelegt. 508, 15 f. : wherof it was aftcr alle the dayes of hir lif. Ich ergänze die lücke und lese: wherof (it) was [spoheji] after . . . cf. F. P. D. 2. teil fol. LVIIIa^ 33: que tous les iours de sa vie en fut parle cf. F. Hs. p. 362, 10: dont on parla puis tous les iours de sa uie.

508. 16 f. : as t/iat ye shull it luren hereafter .... that ist neben it über- flüssig : ich lese : as (that) ye . . . cf. F. Hs. p. 362, 1 1 : comme li contes le vous deuisera cha attant ... 509. 3 f. : and dide hir after gret annoye (,) and (of) blames that she areised that euer endured . . . Wahrscheinlich aber ist of hier, dem frz. article partitif entsprechend, herübergenommen: F. Hs. p. 362, 33 f.: si que puis li fist asses danui <&. de blasmes. si li esleiia tel blasme que . . .

509. 26: (Reostok) [Roestok] cf. E. P. 510. l etc. - 509, 28 i.: fro thens lue skull costinge to the Cite of North walis. Vor costinge fehlt ein infinitiv : ive shidl [go] costinge ... cf. F. Hs. p. 363, \o: Et diluec en irons costians la riche cite . . . costinge ist verkürzte form füi' costeiinge und belegt bei Maundeville. 510. 7 f.:

2 0 <^''- Steclier

Gr'mgalct , an horsc tliat tvas deped so far thc grete boinitc thal he hadde. (far) ist zu iindeni in Ifor]! et". F. Hs. p. 363, 26: qiii oisi auoH non por sa graut honte. 512. 7 ; tliat alle her armotirs wcre be-steyiie[dj luitk Mode and brayn. cf. F. IIs. p. ,'564, 40: (pii toutes lor armes csloimt taintes de :ane & de cheruele. 512,27: Die interjcktion IVy isl von dem folgenden alr/.utrennen. 512.29!.: gretly he Jiyiii coveited in hir Iierte. .\nde;e (hir) zu [^liis] ! Es handelt sich um Uaweins wünsch, das ross des gegner.s zu erbeuten. 513, IG f.: Übergang zur direkten rede: that were gon be-forc, [^J Afiii bidde . . . btit 1 'will se wherc these peple luill he[-]come. ['^] be come ist durch bindestrich zu verbinden, cf. F. Hs. p. 365. 37 : <p<£ CCS gens deuendront. Die pluase 7ühere he be-com ^ v\'as aus ihm wurde, ist in unserm text ganz gewöhnlich. 513, 28 : IVhat eyletk yoic, sire (;) [?]" 514, 7: Nach will ist die direkte rede der gromes zu ende; also: will; ["] 514, 22: it 7üas all to J-] slitte and [to-] he^wen. cf. F. Hs. p. 366, 27 : car tous li fu fendns <&. csquarteles. 515, 1 f. : is not that Gaivein .... that these glotouns chace (;) [?] 515, 7 f. : ivhere haue ye thiis lange laried (.) [?] Covcyte ye alle these saisnes to discounfite (,) [?] 515, 13 f. : noiv go tve [,] für I shall not Icve yow no more to day (fer) [for] nothi?ige that may be-falle.^^ cf. F. Hs. p. 367. 5 f- : Ore en alons car ion ne votis giterpirai hui mais por chose qin atiiegne. 515, 21: Die form (fighted) ist mir in E P. son.st nicht begegnet, sehi' h.'iufig dagegen [faught]. 510, 2 f.: yef ye haddc comen ruith vs [,] Gueheret ne hadde I had noon härme f Lies : Gueheret ne hadde I [-] had[de] ! cf. F. Hs. p. 367, 27 f.: encore neust ghaheries fiul mal. 516, 5: and he enbracefth] his shclde. cf. F. Hs. p. 367, 30: & il lenbrache lesen. 516, 18 : and ouer-toke hym dann in a valei (,) [andj sinote hyni . . . cf. F. Hs. p. 367, 40 : si le fiert ... 516, 20 : a [-] 7valop. 516, 35 f.: theire shaldes were slitte and theire helmcs to [-J heiven and theire armotirs all to [-] rente, 516. 36 f.: and theire horse all [be-stcyncd loilh] blöde and brayn. üb ilie aus- lissung auf einem druckfehler Wheatley's beruht? Sie fTHlt in den Übergang zweier druckseiten , aber Rogers' kollation liat hier keine besserung. cf. F. Hs. p. 368, 14: & lor cheual sanglent de sang & de cheruele. 517, 2: Mit deparied ist der satz zu schliessen.. 518, 18 f- : ye haue a feire meyne a[nd] well lerned."^ cf. F. Hs. p. 369, 16 f.: car moiilt a/ies bele maisnie & bien aprise. 519, 21: y,And wJterc trowc ye for to asscmblc Item (,) [?Y^ quad Mynoras. 519, 32: Nach tjuytc ist stärker zu interpungieien. 520, 5: and well barnys- shed 0/ body and boncs. Der vei fertiger des Wheatley'schen glossars übersetzt das wort barnysshed mit itiade, proportioned. Das ist aber nur dem sinne nacii geraten. Ich ersetze daß wort unbedenklich durch [ furnysshcdj . cf. F. Hs. p. 37", U> f.: mais a merueilles estoit bien furnis de tous menbres. Vor allem aber ist heranzuziehen E. P. p. 406. 2: he was füll lucll furnysshcd of body and of membres. 520, 13: and wite ye whi (.) [.- j 520, 35 f.: Jher be so vtany passages be-twene tliis and thal (.) /,] that it is no light thinge . . . cf. F. Hs. p. 371, 3: il « lafit de trespas entre cht &. la i/ue ce nest ... 521, 4: Mit sounde" ist der satz zu schliessen. 521, 4: „ffader,*^ seide [the] squyer, y^ive be . . . cf. F. Hs. p. 37 1, ~i: fait li enfcs. 521, 15 f.: And thc kyngc seide [,] as for that sholde [he] haue no dowte. cf. F. Hs. p. 371, 16 f.: de ce ne li conuient il ia esmaier. 521, 33 f.: where-as Fignarus and Monagins two kynges of thc saisnes that wcre restinge with V--' men of Mrmes that were come . . . Duich streiclien des eisten (that) ist der satz herzustellen: /'. and M . . . loere

Beitr. z. trlJaiiine; u. tt-xtkritik des nie. prosaiomans v. Meilin 27

rest:nge . . . . cf. F. Hs. p. 371- -S f.: oit pinanis li sesnes & maquins U roh

c scstoient arrestc a tont . V. fer tieslus <jui iieuoicnt . . . Ähnlich F. P. D. 2. teil

toi. lyXVa *, 6 f. 522, 11 f. : er ke hadde litill wcy rideu thei that folowe[d] hym ascried hym . . . cf. F. Hs. p. 372, 6 f. : si not gaires ale qiiil soi escrier de cels tjifi le sieiioienf .... 523, 2 t". : he rode euener at a gretc walop. Der ?inn erfoiciert den positiv: eiiciie(r). Fr/, fassungen liieteii keine .stütze. 023, 5 f.: hym to diffende front deth a[nd] front prison. cf. F. Ms. ]>. 37-, 26: ik mort & de prison. 523, 13 f. : aud the saisnes [com] hym a-gein with theire speres , thai thei ntade hym to liend ouer his Jiorse Croupe . . . Die obige ein- schiehung von [com] stammt von Wheatley. Sie ist nicht zu halten Erstens müsste die phrase dann iieissen ; the saisnes [com] hym a-gein[s] ; zweitens kann d.\s entgegenkommen an sich nicht veranlassen, was der nachsatz ausdrückt: ihat thei niade hym to bend oner his horse Croupe. Ich lese : the saisnes [smote] hym a-gein (seil, zum zweiten male, cf. E. V. p. ,ö23, 8: and X smote hym on the s holderes . . . ) ivith . . . cf. F. IIs. p. 372, 33: & // sesne le ficrent pltts de .X. tont a .1. fais .... 523, 21: (ktite) ; Rogers' kollation : (kitte); zu lesen ist: ]kiitte] ! 524, 10 f.: and Monaquyns and Pignoras that sangh noon of her men retnrne , (thei) lept to theire horse a[nd] co?n ridingc the wey. cf. F. 11s. p. 373, 26 f.: & pignoras & monaqnins qiii md de lor hommes ne uirent retorner furent monte & sc mctent . . . 524, 25 : ther-fore is seide a provcrbc, that god will hatte saued, no man may distroye, . . . that ist hier durchaus nicht konjunktion. wie Wheatley seiner Interpunktion nach anzunehmen sclieint, sondern der akkusativ : wen ! Also: . . . proverbc, [„] That god . . . may distroye, [^'J ... 525, 3: t/iei ridc forth otite (at) [of] the yate. cf. F. 11s. p. 374, H: si sen issent hors de la parte. 527, 6: Nacii delile ist das komma zu tilgen und fragezeichen zu setzen. 527, 29: so that it tieuer sholde be made hooll (;) [,] but yef it were ... 528, 4 f. : a feire lannde that dured a-longe to Roestok a-lotige by the ivode sidc. Das zweite a-longe ist irrtündich eingedrungen und ist zu streichen cf. F. Hs. p. 376, 21 : qtti duroit de lonc iiisqnes a rohestoc Ics a les del dos. 528. 14 f. : ^Vhy inakesl thoio this doell and this sorozve (;) [.^J^^ 528. 19: „And.whider wetite he () [.^]'^ 528, 23: he hath hcrde (spoken) [speken] of hym. cf. F H«. p. 376, 36 : tant en anons oi parier. 528, 25 : Ha! las caytef, noiu I hatte . . . Es ist hier die Interjektion auseinandergerissen. Lies: IJalas! caytef! now I hatte, cf. F. Hs. p. 37^, 37 f : /'«• 'Haitis or lai ie pcrdu . . . Vor allem heranzuziehen ist E. V. p. 515, 3''': Ha-las now be . . . 528. 30 f. : here ye not what a-tienture yow a-bideth (;) [?]'' and he seide, Yesse, ['f he hadde it welle herde. C^) Die letzten wurte sind in indirekter lede gegeben. 530, 12: ^^Agravain, brother, tvhere be ye (,) [?] 530, 16 f.: ^, What do ye [,] niy children (,) [?] Se ye not yottre brethern a-monge youre cnmyes (.) [■]" 531, 4 f. : Agravain hadde so chaced and Gaheries XX saisnes that thei stirbated on Pignoras that com ... cf. F. Hs. p. 378, 21 f.: agrattaiti ik. guerrehes orent tant encauchies .XX. sesnes qiiil les enbatirent sor pignoras qtti f'ien estoit soi chentisnte de sesnes. Das wort sttrbaten on ist in den mitteleng- lisciien wörterhiichern nicht zu finden, es ist also wohl dem frz. enbatir sor hier nachgebildet. Anzunehmen ist nun, dass es auch im nie. text transitiv gehraucht war, und da that vor thei stirbated nicht als relativum gefasst werden kann (cf. so chaced . . . that ; cf. ebenso die obige stelle aus F. Hs ), so ist ein akkusativ

2 8 ^j- Stecher

[Iicml iiacli sni'hated einzufügen. Mit einer unistcllniig des zweiten Subjektes würde ich ;ilso lesen: Agravain [and GahericsJ liadde so chaced (and Gaheries) XX saisnes (hat thei siirbated [hevij oii P . . . . 531, 6 f- : aiid whan (thei) [he] saugh . . . . , he cried vpon his wen. cf. F. Hs. p. 378, 22 f.: & quant il uoit qiie eil hs eticauchoit . . . sescric ses honuncs ... 531. 9: than renged hem X saisnes and svwte (hau) [hv"i] on alle partyes. seil. Agravaiji ! cf. F. Hs. p. 378, 24 f . : *\i lors se desrengent X. sesnes & ßcrent Agrauain st durement de toutes pars. 532, 6: Nach shyneth ist die direkte rede zu scliliessen. 533, 3 f. : iioon durste hym a-bide, hut lefte /he kynge Looth magre hem alle. Aus tioon ist d:is subjekt des zweiten sntzes, thei, zu supplieren. 533, 6 f . : yef we hadde yonre brother Garvein with 7>s ice shull nought lese this day. Andere (shull) zu [sholde]. cf. F. Hs. p. 379. 39: nons iie psrdisiens riens hui tnais. 533, 8 f.: zuherc be thei (.) fP]"^ 533, 18 f. : that 7oas ooii of the goode knyghtes of alle the saisnes. cf. F. Hs. j). 3*^'(>. 7: qui estoit .1. des miliers cheualiers dcl monde. So würden wir auch in E. 1'. einen Superlativ eiwarten. Ich lese: (goode) [beste] . 533, 21 : fro7n the sholdre to [the] girdell. 533. 22 f. : and blessed the ai-fne that soche a stroke [cowde] yeve ; cf. F. H.s. p. 380, 10 : & beneist le brach qui tel cop seit donncr. 534. 11 f. : y,Ha, cowarde peple, what do yc [.] that a-venge yow not on licjn that haue yonre two lordes slayn in this maner (,) [.-] Vor a-vcnge ist ye aus dem vorhergehenden zu ergänzen. .Vhnlich: F. Hs. p. 380. 29 f. 534, 32 f- : and cursed the hour and the day thei with hem mctten. Der ausfali von that nach day ist für uitsern text befremdlich; ich wage aber nicht zu ändern da er im Mittejenglischen nicht ungewöhnlich ist. Vgl. aber Y.. P. P- 535> 10 '• (itid cursed the hour and the day that euer thei cntred ... F. H. p. 381, 3 f. : si maudissent teure S le iour que il hui les encontrerent. 535, 7 t.: hadde hem do, [^J ffor thei haue oure two kynges slain, and oure stizvard Maun- dalis (;) [."] 535, 15: (Korestok) [Roestok]. 535, 20 f.: ,,why be ther .... contrey [,] whan thei myght thus ivynne I-nough (') [.>] 535, 28 : to rage with(in) these maydenes ... 536, 3 f : « inaiden of V yere of agc myg/it hatte take from yow youre breche. Es soll die äusserste erschöpfung Agiaweins gekennzeichnet werden. Der gedanke, dass er sich hätte die hosen nehmen lassen, ist ganz merkwüidig. Obgleich nun auch F. P. D. 2. teil fol. LXX a 2, 25 brayes liest, ist doch wohl mit F. Hs. p. 381, 40 hranc anzunehmen. Da der fehler atier im oiiginal liegt, haben wir zu einer änderung keine veranlassimg. 536, 11: /"jj Sir", qnod Gaheries, „asketh of Agravain f Der zusannnenhang zwingt, hier eine Kicke anzunehmen, denn der nun folgende Zornesausbruch Agra- vains wird durch die woite des Gaheries gar nicht motiviert. Nun fü;;t aber Gaheries in beissender ironie in F. P. D. 2. teil fol. LXXa^, 37 hinzu: .... a aggrauain qui tous les a gaignez. Ich schiebe darum nach Agravain ein: [that has won hem alle]. 536, 26: Nach detiell ist ausrufungszeichen zu setzen. 538, 5 f.: ,,//« [] boye(s)f^ quod the kynge, Jhow art feil .... boyc ist zu lesen, demi die anrede Looth's richtet sich, wie aus dem folgenden hervorgeht lun- an Gueheret. cf. F. Hs. p. 383, 14 I.: ha . gars faillis ?noult estes ore enjles uoirement estes vous son frerc (seil, des Agravain). 538, 20 : what sholde he do with the somers. Das he Hesse sich ja auf (jawein beziehen , und wenn die fragenden nur die brüder wären, so wäre die Unterordnung, die aus der Jetzigen fassung hervorgeht, am ])lalze. Nun ist aber der vater, könig Looth, mit unter ilen fragenden, und so pa.sst die konstruktion der F. Hs. j). 383, 26 f. viel besser:

Beitr. z. eikiarung u. toxtkiitik des me. prOsarom.ins v. Mcilin 20

rou feroit des sonimicrs. Alinlicli F. P. D 2. teil Fol. LXXIa^, n f.; qnih feront des sommiers. Ich lese : whai sholdc (he) [de] do ivitli the soiuers. 538, 24 : ///>? goodetnan. Eine treniuiiig wird nicht nötig sein , da wir Verschmelzung zu einem begriffe anzunehmen halien. cf. Amis and AmiloLui, hrsg. von E. Kölbing, 2. hd. der Altengl. I)ibl., note zu vers 1938. 538. 27: l^'ä wlto shall it lede (■) UT 539. 35: Nach Elizer ist der satz zu schliessen. 5-10, 11: what shall I do (,) [?] where haue I deserued to suffre this tnrnient and aniioye (,) [?]''^

540, 13 : the deth [J ffor lever he ... . 540, 18 f. : she seide so Icnvde that Gawein myght it well heren (.) [J ,^Sei?it Marie ... 54t, 8: a>id asked hym , ^^Sir knyght, haue loe eny drede of yoiv (;) [}]'" 541, 11: (vileyusly) [t'ileynsly]. 541. 32: 'u<hat do ye here (;) p] 542, 3 f.: Elizer that folowed after, rode thider (;) [J (her he herde the voice .... 542, 9 f. : and cleped hem, ^^Fitz a-putai7t [,] lechours [,] why deinem ye . ... so foule [P] what hath he . . . that mauere (.) [?]'' 542, 13 : » IVhat is it t<> the Q p] 542, 17 f. : he smote so the firste that he mette of the VI that he drof [hy??i] down deed on the playn. that vor he drof ist konjunktion : (so . . . that), also ist ein akkusativ einzufüijen. cf. F. Hs. p. 386. 22 : & fiert si durement bin des . VI. que t)iort lahat.

542. 25 : tlui wcre fledde in to thikke of the foreste. Lies : in the thikke of . . . cf. F. Hs. p. 386, 27 : il se ferirent en lespese de la forest. 544, 2 : (vilously) [vileynoiisly] . 544. 8 f. : that ye will teile nie what ye he, and for what cause ye be come (?) [;J 544. 17: and liadde well slepte well all the ny^ht. Das zweite well ist zu streichen. 544. 23 f. : ye haue slept I-nough [,] se ho7v it is . . . 544. 27 f.: Die direkte rede beginnt nicht auf zeile 27, wie Wheatley angiebt. sondern erst zeile 29: perile, [^J of the whichf ... 544, 32: IVhiche hen thei (,) pj" seide the kynge. 545, 2 : /" Jc^pc iti honest and viyrthe. Statt des adjektivs (lumcst) ist das Substantiv fhoneste] einzusetzen. 545, 2 f.: and seide [, ^J He durste not yow a-wake, for . . . litill ; p] Demi he ist nicht der sprechende, Gaheries, sondern Gawein. 545, 11 f.: the walles shone a-gein the sonne j ,] and the hourgh (,) and the castell stode right fcire ; 545, 30 : Nach be-fallen ist starker zu interpungieren. 545, 36 f.: Oreanye, [^J and these foure knyghtes be my sones. ["] 546. 5 f.: y^^And what wey shull ye go ßrst?^^ qtiod he, ^^from hens f Diese interpimktion ist ganz sinnlos. V<ac\\ first ist das fragezeichen zu tilgen und komma einzusetzen, nach hens statt des Semikolons ein fragezeichen zu setzen. 546. 8 f.: he sholde sende . . . Chiualers, [^J and teile hym in my name .... alle the other princes ;p] 546, 23 : (a-while) [a while] . 546. 29: Nach knyght ist der satz zu schliessen vnid fortzufahren: [.And] he yaf hym . . . cf. F. Hs. p. 389, 25 f.: ^i li fist li rois des .€. cheualiers moult grant ioie por lamor del roy loth quil amoit de tont sott euer & por lamor del message ausi qui moult estoit boins cheualiers. si li doitna .... 547. 21: Wheatley hat ein aw</ gestrichen, ich tilge auch das zweite. 548, 4 f.: y^Feire lordes, ye be welcome [;] what wey purpose ye to go (,) [■>] 548, 9 : yef ye will a(-)while a-bide ... 548, 15: Vor that sind redestriche einzufügen. 548, 27: „60 we a-gcins hem [.'] Lo , where thei come (.) [!]'' 548, 28: Nach helmes ist ein komma einzufügen. 548. 29 f. : and (and) thei hadde them sette on theire heedes, and well knyt and laced, thei turned . . . Wheatley, dessen kritische arbeit an unserm texte sich grösstenteils darauf beschränkt , von doppelt geschriebenen Worten eines zu tilgen, hat hier ein and gestrichen. Nun ist aber der erste satz als temporaler Vordersatz zu fassen und das zweite (and)

G. Stecher

sicherlich nis veiderht ;uis [icihaii] anzusehen, cl. F. Hs. ji l^ijl, '^ f.: & qnont il les orcnt tnis en lor festes . . . si sen retorncnt. 549, 2 : and smote a saisne Üunirgh the body that he oticrthrewe down deed. oitcrthroiüen ist hier intransitiv im sinne von stürzen gehrauclit. cf. glc^srir zu E. Köibing's Arthour and iNKilin.

549. 5: (hanhrek) [hauherk]. 549, 26 f.: N;ich Rogers' koHation und Wlieatley's besserung: 7v[kich]e slitte helnies . . . Icli lese: with ivhiche he slitte .... cf. F. 11s. p. 391, 36: do7it il decopoit hiaumcs. 550, 7 f.: Nncli haiie ist der satz zu schliessen und der nächste satz mit einer hegiündendcn konjunktion zu beginnen; also: [For] of his . . . cf. F. P. D. 2. teil fol. LXXV'la', 27 1- : qutl peust assenibler Car de VJI .tu. hommes quil aiioil .... 550, B4 : Nach body ist stärker zu interpungieren. 551, 14 f. : Ne his eneuiyes no po7ver hym to take. Diese worte sind dem voriiergelienden satze hinzuzufügen. 551,26: thourgli his proivcssc he hrake [ihc] presse, cf. F. lls. ]) 393, 14: de rompre la presse. 552, 2 f. : ivhat do ye (.) p] or ivhcre be ye (,) p] 552, 4 f. : ihe damage 7üas mortall tliat viiethe iitav be restored ycf ye taryc lenger ;" (ivas) passt nicht zu dem folgenden bedingungssatze. Ich lese : the damage (was) [shall be] tnoriall . . . yef . . . cf. 1"". Hs. p. 393. 24: ia iert mors sil nest soeounis. cf. F. P. D. 2. teil fol. LXXVlb^, 37 f : Cy gist le graut besoing le doinmaige se vous mouriez qiie a peine sera recotiuert se vous demourez plus. 552, 7 f. : 7oith Caliboiirne his goode swerde ageiii, vhirlte voon armiere mvght endtire ... agein whiche gehört zusanunen als Übersetzung von F. Hs. p. 3U3. -7 a qni. Also: . . . s7oerde [,] agein (,) 'whicJic ... 55B. 2: Nach a-bidinge ist der satz zu schliessen. cf. F. Hs. p 394, 13. 553, 9: l'^benso n^ch /allinge. -- 554, 4 f : thei wiste tiot ivhere he 7vas be conie. Lies: bc[-]come. Typische Über- setzung der fiz. phrase oit il estoit deiienii. cf. F. Hs. p. 395, 5. 554, 8: whan thei saiigh thei were oner he relurned . . . .\ndere (he) zu jthei]; seil. Gawein und sein sqiiyer. cf. F. lls. p. 3siö, 7: si se rclorncrent. I>iescr fehler des absclii'eibei's hat nun zu der folgenden melkwürdigen, Verwechselung geführt.

554, 21 f : the kyiige looth hym askcd rohere he hadde lefle his sqiiyer, and he seide how the saisnes hadde hym all to-hewe?i , and thcr-fore be hym to piarliase a-7iother, and the Diike seide he wolde yeve hytn a-nother tnyghty and strotige. Die ausdrücke purchase und yeven passen nicht in bezug auf einen sqtiyer ; E. P. p. 55,T. 8 wird uns zuden) eiv.ählt , dass Elizer, gleich nachdem er angeblich g.änz- lieh zerhauen zurückgelassen worden ist. geschäftig seinem luirn dient. Nun fragt Looth in der ¥. Hs. p. 3>j5, i8: ou il aiioit son esen laissiet und E. P. p. 558, 2 l)erichtet selbst, dass herzog Escatn dem (iawein einen neuen schild vei- ehrt. Über den Verlust des alten cf. E. P. p. ,^52, l l f. : he caste to erthe the reinejiaimt that was lefte of his shelde. Ich ersetze also (sq7iyer) durch [sheldej , auf zeile 22 (hym) durch [it] ! Auf zeile 23 ist folgende lücUe zu füllen: ther- fore be[-hoiiedl hy?n to purchase a-nother. cf. F. Hs. p. 39ö, 18 f. : si len contiient

./. antre porcachier. 555, 27: and [the] thridde Gueherct. 555, 33 f.: y^So helpe vic God," seide the Duke of high herte, ^^and gcntill comcth hym that corage. Die Worte: of high herte sind in die direkte rede einzubeziehen. high und gentill sind korrelativ, cf. F. Hs. |). 396, ^\■. de haut euer est il & de gentil. 556, 16 f. : who that this. tnyght . . . had lic not well spedde (.) [?]'^ 557, 29 : thei sctte forth the messagters and spedde hem so . . . Für (sette) ist nach Rogers' kolla- tion zu lesen fsente]. Das Subjekt des zweiten .salzes ist aus dem akkusativ the messagiers zu supplieren. 558, 5: and thei hilde her slreight(-)it)ey toivard . . .

Beitr. z eruliiiung ii. textkritik de-^ nie. prosaiomans v. Merlin tx

558, 19 f. : tliat -wa^ oon of the gentillist and deho>ieh[ist^ p)in<-e[s] of tlic 'ivorlde. cf. F. Hs. p. 397- -6 f.: qui fii .1. des plus debonaires hoinmes dcl monde <& boins chetiaUers estcit. 559, 15 f : than acordc yow togeder yef (ye) fit] mav be. cf. F. Hs, p. 398, 9 f '■ ^i vous acotdisies ensamble sil pooit estre. 559, 3G f. : Nach a-noyen darf der .satz noch nicht geschlossen weiden. Der gedankengang ist der: An dem tage, an dem ich ilini den meisten schaden zuzufügen gedaclite, huldigte ich ihm cf F. lls. p. 398. 27 f 560, 4: thei seidc [J hc mvght noon other do j ;J seith il 'was so [.] he was not inoche to blame. 562, 4 f.: attd than seide Alynoras to his felowes, [^J Lete vs go for to pley 7)s and disporte in this foreste to assay yef we fynde eny aventure, ['^] 562. 12: we moste cesse of kern (awhile) [a lohile] ... 562, 18 : u>han Merlin a(-)iühile hadde be ther 563, 2 f : Merlin seide, ^^A^ay [,^'J before that the peple locre come . . . that Gosenges hilde, [^J and as soone as I go fro hens ... In der frz. vorläge ist sogar die Verneinungspartikel in indirekter lede gegeben, cf. l-'. Hs. p. 401, .22: Merlin dist quc netiil deuant ce . . . 56iJ, 22 f.: that it was grete damage : [,J and yef I knc7ve .... it f>r to cesse; ["] 563, 25: Nach helfe ist die direkte rede zu schliessen. 563, 27: 1" dem frz, zitat inuss es heissen : de[l] tais. cf. F. lls. p. 401. 40: dd pais. 563, 35: Nach helpe ist statt des Semi- kolons ein fragezeichen zu setzen. 563, 37 : Kbenso nach hiowe ein frage- zeichen statt des punktes. 564, 28 f.: ^^Atid loho shall kepe this lande (,) [r]" seide leonce. 566, 16 f : for to lede his peple, [,J and thei skull finde . . . . tliei shttll go ; ["] 566. 22 •• thei 7t<ente for to seche her auentnrous. Setze statt des adjektivs (anentnrons) das sul)stantiv [aiientitresj ! Das adjektiv ist wohl aus der vorigen Zeile eingedrungen, wo es heisst : the foreste attenturoiise . cf F. Hs. P- 403, 32 f . : en la forest auenturcnse por les auentiircs cherquier & querre.

567. 4 f : what peple tro%v: ye shall come on youre partye (,) [?J 567, 14 : 7vite ye who cometh hider also (,) [.-] 567. 25 : what dide ye .... niedoives () PJ" 567, 27 f.: >JVote ye . . . ,,who thei he (.) [?]'< Die vorliegende seile ist ein schlagendes beispiel dafür, wie wenig sorgsam Wlieatley interpungiert hai. So nniss ich bis zum überdruss selbstverständliche änderungen anführen.

568. 1 f : / lete yo70 wite that thei nc Iiadde ride bnt litill wey er thei skull meete with . . . Wie der nachsatz anzeigt, handelt es sich um zukünftiges gescheiien. thei tie hadde ride giebt darum keinen sinn. Ich lese: thei ne hatte to ride oder thei ne shull ride. cf. F. Hs. p. 404, 28 f.: si vous di qttil 7iauront gaires ale quant il troueront ... 568, 6 f. : ^^Haa (?) [.'] lorde god/' quod the kynge, .^^who shall go hem for to disseuer a-soiider (.) [?]" 568, 25 f. : than seide Dodinell the sauage that it were a shreive to go ... In Pait IV wird im glossar shrewe mit bezug auf vorliegende stelle als si7t , pity wiedergegeben. Das ist wohl geraten; ich habe das wort nur als bezeichnung eines schlechten, feindlich gesinnten menschen und des teufeis gefunden. Ich möchte lesen: that it were a[-]shrewe[d] to go. shrewed =; aig, böse ist belegt. cf. F. Hs. p. 404, 41 : dodineaus li saluages dist que li alers i seroit maluais. 568. 26 f : [^J for in this foreste is noon rescette(s) and . . . kungir ; ["] Singular auch in F. Hs. p. 404, 41 f. : quil nauroient pas de rechet. 568, 35 f- : ^J-Iow so (,) [?]^^ quod Mynoras, ^fe not we thre as well as thei (;) [?y- 569, 8 f.: ^What [?] be ye than robbotirs that lyve be soche mysteir (,) [?] wite it verily [,] zvhan ye . . .

569. 35 f- : Agranadain ansuerde (y,) tluit to that pöinte was he nothinge yet comen ; (") 570, 3 f.: Übergang zur direkten rede zu bezeichnen. . . . fooll.

32

n. Steclie-

[^J and thcr-fore . . . so is it yo7v he-fallen. ["] An ileni zilierten spi icliwort veniing icli lüclits zu änciein. Ks sclieint mir gar niclit in den zusnniinenliang zu passen; aucli weist folcs neben /'w auf eine verderlinis hin. et". F. Hs. p. 405, 41 : fols ne C7-ient denaiit qiiil prent Incolec. 571. 9 f. : and fallen hadde he (;) [,] bnt as he kepte hym on his handcs. 57J, 29 f. : Nacli lyves ist statt des Semikolons ein komma zu setzen. 571, ;J4 : ,ß>>', gladly [,] for more wolde I . . . 572, 2 f. : y^Haiü so, my lorde, sir Etoein [?] Haue we . . . haue he- refte [?] 572. 13 f. : yfilissed be soche pley, and kern that il be-gynne ... Der akkusativ hem giebt keinen sinn. Ich lese : and he(m) that it />egi?ine[thj. cf. F. Hs. p. 407, 25 : eil qui le coiiniiencha. 572, 20 f. : Than Segramor asked of sir Ewein what thei ihre iveren. Da die Hage an Sir Ewein gelichtet ist, würde ich thei thre auf Ewein und seine zwei begleiter l)ezietien. Das ist aber falsch; aus der antwort geht lurvor, dass die drei besiegten ritter gemeint sind. Lies: what (thei) [the] thre iveren. cf F. Hs ]>. 407, 29: lors demanda saigrenior a monsignor yuain qui li .III. sont. 572. 21 f.: ^^Wkat (,) [?]^' qiiod sir Ewein, ^^iie knowe ye her?t nought (.) [?]" 572. 27 f.: ^^ 11 hat (,) [?]" quod Galashin, ■^^Mynoras [,J he that ye (,) [P] So helpc nie god [,] ye hatte. 573. 20 f. : y^Wite ye [J why is . . . the tjuenes knyghtes (:) [?] 573, 27 f: the hynge Ban seide [,] (,^) that the beste mvght soone be choscn, [^J for it is my lorde . . .

573, 29 f. : the kvngc seide that he sholde hem eotnpanye with the roiinde table .... Ich lese: he sholde [holde] hem companye . . . . cf. F. Hs. p. 408, 15 f : Et li rois dist quil la cot>ipaigne}-oit auoec les compaignotis de la table roonde . . .

574, 17 f. : thei sholde come after hyiti to [the] playns of Salisbery. cf. F. Hs. p. 408, 34 f- : tjitil en niegnent apres lui es plains de .uilebieres. 574, 24 f. : and seide that thei spake for nought, [^J ßor neuer shull yc ... 575, () : thei loigge[dJ a-monge . . . cf. I'". Hs. p. 409, 9 f : si se logierent ... 575, 27 f.: Biit for all that seide thei [,] „we rede that alle oure peplc holde, and we holde vs to-geder. Nach dem ersten holde ist eine lücke anzunehmen, cf F. Hs. j). 409, 26: qne nostre gcnt se tiegnent garni. Ich lese: that alle oure peple holde [hem appareiled] , and . . . cf. E. P. p. 575, 36: and apparciled hem fidl well. ' 577, 3 : that was a felozve of the rounde table of hem that were firste foundcd. Es hat hier eine konstruktion.-mischung stattgefunden. Man kann nicht founded ^w'i felowes beziehen und erwartet ein verb wie choscn. Nun lesen aber die frz. fassungen übereinstimmend: F. Hs. p. 410, : de la table roonde des qticle fii fondee und I'". F. D. 2. teil fol. LXXXVI b ', 24: de la table roonde des ce quelle fut fondee. Ais(j wäre etwa zu lesen: of the rounde table (of hem) [ivhanj that

(were) [it was] frste founded. 579. 19 f : I shall teile yow so mache [,] after this iourney shall cotne ... 579, 21 : Andere (foure) zu [thre] , denn es heisst weiter : wher-of tiveyne shull be crowned , and the thirdde is with-oute croivne ," these . . . cf. F. Hs. p. 4 12, 16: <& amenra auoec li .III lions dont li doi seroitt corone. <f' eil troi ... 579, 35 f. : lottdc [,,1 aitd haue also disirc to distroie all cristin peple ["] 580, 28 f.: that it myght be savacion to theire sotdes (and honour to theire soules), atid honour to theire bodyes. Der mittlere satz mit seiner niischung von vorhergehendem und folgendem kennzeichnet sich als einschiebsei eines Schreibers und ist zu tilgen, cf. F. Hs. p. 41 3, 11 f.: qui soit a la salttete de lor ames & a lonor de lor cors. cf. F. P. D. 2. teil fol. LXXXVÜIa^, 6 f.: que ce soit au salut des ames et au proffit des corps. 580, 36 : for othinge and for oquarell. Nach Rogers' kollation ist zu lesen: 0 thinge; ich trenne auch

Beiti'. 7.. erklaiiing u. textkritik des me. prosaromans v. Merlin -7 7

(oqiMrell), also [0 qiiarell] . cf. F. P. D. 2. teil fol. LXXXIlIa^, "iO: poiir vne seidle chose et potir vne senile qnerelle. 581, 10: Nacli Rogers' kollation: Wilh the these wordes. (the) ist zu streichen. 581, 17: reqnyre [,] speke no »lore ... 582, 1 f.: and Seide, ^^fVelcome rcas al the companye ;" E)ie foiin 7vas kennzeichnet die worte als in indirekter form gegeben ; es sind also die rede- striche zu tilgen. 582, 14: Nach blamed ist der satz nocii nicht zu scliliessen

582, 21 f.: Arthur repeired (kern) [hym] to his leinte, cf. F. Hs. p. 414. 21: li reis artiis se repaire a son tref. 582, 35 f. : o,nd seiden alle [, yj Bc it so in the honour of yiiesu criste and his moder Marie. [^'] 583, 12 f. : that ye make me knight (. So) [, sv] that I may prove. 583. 18 f. : be-fore my lorde the kynge yotire zmcle that is Iure be-fore this baronye . . . Nach here ist [and] einzuschieben, denn be-fore this baronye ist korrelativ zu before the kynge zu fassen, cf. F. Hs. p. 415, 5 f. : deiiant mon signor le roy qiii chi est <& denant ceste baronye.

583. 26 f. : armes soche as is a fieratmt for a kynges sone. Lies statt (a fieraunt) [afieraunt], denn es handelt sich um e i n wort, weiches dem frz. affiert nachgebildet ist. cf. F. Hs. p. 415, 13. Es bedeutet: geziemend, passend. 583, ^8: ^ylVhat is he thaji [,] feire nevewe (,) [?]" seide Arthur. 584, 9: a bende of golde enbelynk. cf. F. Hs. p. 41 5, 28 f.: "vne bende en belic de fin or.

belic ist im Altfrz. in der Wappenkunde die bezeichnung einer roten färbe. Ich lese also: . . . of golde en belyc. Der ausdruck ist wörtlich herübei genommen, wie öfter in unserm texte. 584, '20 f. : and seide füll debonerly . . . of the worlde (.) [J ^^Holde ... 584:. 26 : IVhan Sir Ga^vein hadde a-doubbed Elizer . . . lytenois, (and) [thanj toke hym a-jtoon Giieh[er]et ajnd] Gaheries ... Ich halte die änderung von (and) in [than] für notwendig, denn so mechanisch ist der Übersetzer nicht verfahren, dass er das si der frz. vorläge hier mit dem ganz unpassenden and übersetzt hätte, cf. F. Hs. p. 4 16, 1 f.: Quant mesire Ganaine ot adoube elyeser . . . listenois, si le pristrent tont maintenant gaheries & guerrehes ... 584. 33 : after mete their dide reise. Andere (their) zu [theij. cf. F. Hs. p. 416, 7: si fist on leuer. 585. 30 f.: with hym XIX kynges that ade his londe hadde environed. alle his londe giebt zur not einen sinn , nämlich : deren besitzungen sein land rings umgaben. Aber das verb environen wird hier , wo die belagerung einer Stadt geschildeit wiid , als umschliessen gefasst werden müssen, und so haben beide frz. fassungen für alle his londe, toule la citee resp. la cyte . . . de tous costez. cf. F. Hs. p. 416, 35, cf. F. P. D. 2. teil fol. XC b ^ 23. Es wird eine entsprechende änderung zu empfehlen sein. 585, 31 : (forriours) [forreyours] . cf. E. P. 585, 33", 587, 31 ttc. 586, 33 f.: ^^and whiche loey wente thei (,) [P]'^ seide Alerlin. 587, 9 f. : he seide (noiv) [, ^No7vJ may we a-bide to lotige. ['^J 589, 7 f. : and seide to hym-self (yef) [, Yef] this feende lyve eny white [,J we may mache lese. ["] 590, 17 : ßut [no7ii] shull we speke . . . Ohne stütze in F. Hs. p. 420, 2 : si ce taist ici endroit li contes daus. Ebenso F. P. D. 2. teil fol. XCII b 1, 19 f. 592. 10: [„] To that shalt thow ... 593. 10 f. : / may not trowe that foure so myghty kynges .... myght (not) be braught to discounßitire by no power of the cristin f Das von mir gestrichene not verkehrt den sinn. cf. F. Hs. p. 422, 6 f.: iou ne poroie croire ne quidier que tel .IUI. poisant komme . . . peusent estre mene a desco7ifiture par ntde force. 594, 10; the VlUI'i bateile. 595, 2: „Sir, what do ye now (,) [?] 595, 5: thei were half shamefast. Auf den Vorwurf der feigheit passt dieses (half) nicht; ich lese: [all] shamefast. cf. F. Hs. p. 423, 16: si en

J. Hoops, Englische Studien. XXV 111. i. 3

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fiirenl tnoitlt honteus. cf. E. P. p. 6qo, i6: a7id seide all shamefast. 595. 27: and smote so harde to the ky7ige Sorbares vpon the helme. smiten wird in unserm texte in der vorliegenden hedeutung stets transitiv gebraucht; icli tilge das (to)! cf. F. Hs. p. 423, .31 f.: si fiert le roy sorbaret si diirement sour le hiaume.

596. 10 f. : thcr myght mcn haue sein a-pcrtly wonder chyualries shewed of armes. Wottder tritt liier mit chyualries zu einem begriffe zusammen , es wirkt ver- stärkend. Ich schreibe: ivojider[-]chyualries. cf. Sir Beues of Hnmtoun , Early Engl. Text Society, ed. Köibing, glossar: wonder-cas ; -wonder-thing. 596.18: Nach hardynesse ist stärker zu interpungieren. 597. 33 : many a gentill lady l/e[-Jlefic luedowe. cf. F. Hs. p. 424, 21 : mainte geutil dame en remeist neue.

597, 32 f. : and than loked the wounded and httrt peple , and hadde hem to the castell of Garlot. Der schluss ist veiderbt ; ich lese: and ledde hem to the castell .... cf. F. Ms. [i. 425, 5 f : ü£ les fisent porter el chastel de garlot .... 597, 36 f.: and that oon was herzy de riiiell , and [that otherj males li briins, and the thridde was Clamedos, and the fourthe . . . cf. F. Hs. p. 425. 8 f. : U vns hertiis de rinel dS // autres males li brnns. U tiers . . . Mit a7id endigt eine seite von Wheatley's druck, vielleicht beruht die auslassung nur auf einem druckfehler?

599, 9 f- : the saisnes that ivereii at the sege be-fore Clarence that it dide assaile froin day to day. (it) giebt keinen sinn; lies: [thei]. cf. F. Hs. p 4Q6, 2: (jtiil asscilloient de iour en iour. 600,1: of grelter strengthc than were fthe^ cristin. cf. F. Hs. p. 426, 21: plus fort & viiex aryne que li cresticn ncstoient.

600. 2: 7C'onder[-]light atid delyner. cf. note zu 596, 11. 600, 27: (^vrorth) [wroth] . 601. 21 f. : „No7ü lete se (now) [J gentill knyghtes, )207ü is coine . . . cf. F. Hs. p 427. 2y : or ipaira signor cheualier hui est uenus li iors ...

601, 28: Nach a-7iother darf kein punkt stehen, denn es schliesst sicii liier der dritte von whati abhängige temporale Vordersatz an den zweiten. Also: a-nother (. And) [, and] thei ... cf. F. Hs. p. 427, 31 f. Auf zeile 29 beginnt dann der nachsatz; es ist dabei' zu lesen: baners, (and) thei thonght. F. Hs. p. 427, 34-

601, 33 602, 1 fehlt in F. Hs. cf p. 427, 37- In F. P. D. ist eine er- weiterte schildeiung gegeben cf. fol. XCVHb'. 24 f. Dem sinne und der ko'n- struktion des satzes nach , halte ich folgende änderung für notwendig : But the barouns and (the saisnes that) [the princes] herde Merlin crve . . . nede, and than . . . that stört den bau des satzes ; statt saisnes muss ein wort stehen , welches leute von der seite der Christen bezeichnet. 602, 5: Rogers' kollation : worderfull. Es ist die Wheatley'sche lesung wonderfuU Awiww^Xwvitw. 602, 19 f.: be strengthe of the swvflnesse of horse. Ich möchte lesen : be [thej strengthe (of the) [and] sivyftnessc ofjtheire] horse. cf. F. Hs. p. 428, 3 f.: a la grant force de lor cheuaus. 603, 9 f. : Mid (hem) [thei] that were wounded serched theire sores and hadde goode leckes. 603, 13 : and than alle the saisnes that were [spredde] thourgh the londe , whiche hadde not be at the bateile, (thei) returned in to Saxoyne. cf. F. Hs. p. 429, 11 f : «' widierent li sesne le pais eil qui natioient mie este a cele discomfiture S seit retournerent e7i saisoig7ie ... 603, 28: ,,Sir, thanke be god [!] ye haue ... 604, 9 : ye will [,] it be so . . . 605, 13 f. : thei saugh the Castell so fer fro thens [J that thei tr<nt'ed 7iot [,] the sounde of the hörne myght (not) thider be7i herde. cf. F. Hs. |). 430, 33 f. : il virent Ic castel si loi/ig quil ne qiiidoient mie qtie la uois del cor pcust aler ittsques la. 606, 21: With whom be ye (,) [?]" quod Agrauadai7i. 606, 23 : „.-bid of what parties of Gaule (,) [.]" quod A. 607, 36 : Mcrli/i that was with hem [was] tra/is-

Beitr. z. erklärung u. textkritik des me. prosaromans v. Merlin -tc

formed in to . . . cf. F. Hs. p. 432, 21 f.: mcrlin aiioec qiii scstoit mens en . . .

608, 27 f. : to whom he tie wolde(n) not false his feith. 609. 29 f. : btä a-7ioon a-roos vp oute of hir bedde naked [J saf (,) she first dide on hir stnok.

610. 9 f. : ffor yef it were in [his] poste [,] he wolde it not haue do. cf. F. P. D. 2. teil fol. Cla', 14 f.: Car sil eust ete eit sa puissance : il ne leitst fait. 610, 13: and [he] her toke in his armes. Vielleicht liesse sich auch he aus dem vorhergehenden akkusativ supplieren. 610, 16: all this hadde Merlin it ordeyned. Andere (this) zu [thtis] ! cf. F. Hs p. 433, 38 f.: tottt ensi laiioit merlins ordene.

610, 20: (side) [seide] . 611, 1 f.: 7t'han the tico kinges 7t>ere vp, atid alle tho that 'toere ther-ynne (;) [,] than com the lorde .... 611, 3 : and salued [hem], cf. F. Hs. p. 434, 16: & les saliierent. 611, 5: Nach hym ist ein konima einzufügen. 611, 8 f. : fntt yef the for'ce and the enchanntement hadde not cessed, . .. Das giebt keinen sinn; lies: the force (and) [of] the enchanntement. cf. F. P. D. 2. teil fol. CI b 1, 2 f . : Mais se la grant force de le7ichantement neust este rompne . . . 611. 19: T praye yow [,] haue in mynde ... 611. 26 f.: and scth yow be-hove[th] nede for to go. 611, 32: and the dameseil returned to hir Chamber ivitk the maydeties [;J and the tzi'o kynges (;) and Merlin comaimded the lady to god . . . Die interpunktion Wheatley's giebt einen ganz verkehrten sinn. Nur die tochter und ihre mädchen kehren zurück ; die zwei könige und Merlin verabschieden sich von der frau ihres wirtes. cf. F. Hs. p. 434, 36: si sentorne la damoisele en sa chamhre entre li & ses pticeles. & // doy roy & fnerlins commandent la dame del castel a dien .... 613. 6 f. : sir Gawein seide [J that hadde well devised, and [that] of gentell herte meved this purpos, . . . cf. F. Hs. p 4.36. lO f. : qnil a moult bien dit & de haut ctier li estoit uenus eis proposemens.

613, 12 f. : to the Barouns, and to [the] knyghtes of the londe. cf. F. Hs. p. 436, 15: as harons & as cheualiers. 614, 36: the stiward [that] brought the firste mese . . . Das Subjekt würde ganz beziehungslos im satze stehen, wenn wir that nicht streichen, cf. F. Hs. j). 437, 41 : & keus li senescaus aporta li premier mes .... 615. 9: and the stringes were-of fine golde wire. Andere (ivere-of) zu [were of]I cf. F. Hs. p. 438, 7: les cordes estoient de ßn or. 615, 15: a litill spayne[l]. 615. 16: Man würde erwarten: a^id [hadde] a litill coler . . . ., analog F. Hs. p. 438, 13: %. ot I coler . . . Die satzfügung ist aber oft eine lose in niittelengl. te.xten. 615, 34: that were IX by a count. Lies: a[-]cotmt.' cf. F. Hs. p. 438, 27: (jui estoient .IX. par conte. 616, 25 f.: that ther[-]on he take vengaunce. cf. F. Hs. p. 439, 7: qtte veniance en soit prise. 616, 31 f.: and be-seged [the] town all a-boute. cf. F. Hs. p. 439, l 2 : si asistrent la cite tont enuiroti. 617, 11 f.: and brought [it] in to the town. cf. F. Hs. p. 439, 25: lenporterent el chastel. seil, die beute! 617, 22: whan the kytige Rion herde (thus) [this], he seide, . . . cf. F. Hs. p. 439, 33 : quant li rois rions lentendi si dist ... 617, 31 : Nach Rio7i sind die redestriche zu tilgen. 618, 10 f. : therfore shull we be the lesse preised in other contreis , and [it shall] turfie 7)s to reprof and co7vardise. cf. F. Hs. p. 440, 11 f : mains en serons prisie en toutes autres co?itrees si nous sera torne a maluaiste & a couardise. 619, 23 : Kynge Arthur [,] to the sente me . . . . 620, 9 : alle ihe(ire) peple of theire londes. cf. F. Hs. p. 441, 30 : tous les gens de lor compaignie. 620, 10: of alle the kynges that I conquere [d] . Wenn auch oft praesens und piaeteritum wechseln, so ist doch hier ein praesens durchaus nicht am platze, da es sich um die er- wähnung einer ganz bestimmten handlung der Vergangenheit handelt, cf. F. Hs.

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p. 441, 31 : qne iai conqiiis. 620, 14: ajid for the tasseis faile [and] T haue Iierde tidinges . . . worlde, I will . . . Die einfiigung des and ist nötig, denn es folgt nocli nicht der nachsatz, sondern ein zweiter kausaler Vordersatz, cf. F. Hs. p. 441, 35 f. : por ce qtie ü tassel i falent & qne iai oi noueles . . . monde si iioeil ... 621, 13 : Nacli endure ist starker zu interpungieren. 621, 26 : yef it plese yoiv [,] graunte me. 621, 32 : Thaii sey youre volunte,'^ seide the kyfige boldely. Die Situation ist die : Der könig ermutigt den harfner, unbesorgt, frei heraus seine bitte vorzubringen. Ich meine nun, dass holdcly, auf den könig bezogen, recht schlecht passl , sehr wohl aber am platze ist, wenn man es zur direkten rede hinzunimmt, es also auf den harfner bezieht. . . . sey yonre volunte," seide the kynge [, „] />oldely.["] Die Wortstellung ist allerdings ungewöhnlich. Ebe;;so : F. Hs. p. 442, 37 : Or dites donl uoslre uolente fait li rois seuremcnt.

621, 35 f. : „sholde that be worship to tue and my reatne (;) [?]" 622. 3 : Ebenso ist nach hoste ein fragezeichen zu setzen. 622, 12 f.: „^^hy (,) [?]" seide Arthur, „trcnve ye [.] it sholde be to onre profite .... hymself (,) [?]

622. 18 f. : nooti wiste [J where he be[-]ccm. 623, 14 f- : afid wente to the londe of kynge Vrien , and (by) [to] the loiide of kynge lootk , and seid[e] to the Baroims, and to [the] other princes that thei be with-ytme XV dayes afte[r] oure lady day. Die änderung von (by) zu [to] ist nötig, denn das Innd könig Loot's ist das letzte ziel der reise Meilins. Die übrigen besserungen betreffen fliichtig- keiten des schreil)ers. cf. F. Hs. p. 443. A'^ f : ^i ^a uait partny la terre al roy urien <&. la terre le roy looih. -- 624, 24: rohere the kynge Rion had besege[d] the kynge leodogan. cf. F. Hs. p. 444, 20: oti li rois rions auoit assis le roy leodegan.

624, 9 L: ye shtdl smyte vpon hem of that other partye with-oute renny>ige of youre bateile . . . Das ist widersinnig, denn in der Schnelligkeit und wucht des ansturms lag die Wirkung des angriffes. Wirklich lesen wir aucli zeile 15 f-: Merlin bc-fore hem all so harde as his horse myghl renne . . . and Gawein that folowed hym »ext . . . Beide frz. fassungen haben nun an entsprechender stelle

das verbum rengier. cf. F. Hs. p. 444, 25 f. und F. P. D. 2. teil fol. CVIb^. 6: Hier andere konstruktion inid etwas ver.inderter sinn, aber auch: rengees. IcH lese also : ^vith-oute (rennynge) [renginge] of youre bateile = ohne euch zeit zu nehmen eure schlachtreihe zu ordnen. 624. 23 : „H^ (this) [thus] is sworti to pees. Ohne stütze. 625. 6 f.: „IVhat [] lordinges (,) [P] what shall this be-mene (,) [P] 625, 34 f. : and be-gonne to do (so) well in armes, and so dide alle theire Company e. cf. F. Hs. p. 445, 34: & commenchierent a faire tnerneilles darmes ausi fisent tont lor compaignon. 626, 4 f. : thei smyte down nten and horse (,) bot he [,] that alle that hem . . . 627, 7 f . : that it was y/ierveile [,] so many ther were ... 627, 16 f. : wher-fore dost thoiv . . . and also ?nyn (;) [?] do thcno noiu ivell [,] yef . . . recorded [,] 627. 23 : that is me be[-] left on lyvc. 628, 8 : „Now ther-of (,) require ye no tiiorc," 628, 32 f. : Ändere (renenaunt) zu [remenaunt] '. 628, 34 f. : that thei to[-]slitte helmes and to-rente hauberkes. 629, 11 : neuer be[-]forn. 630, 6 : he seide [,] that ■wolde he (ne) neuer. 631, 13 f. : „Ha , Merlin [,] feire sivete frende [] in what nede shull ye tue helpe (,) [?] 631, 23 : In this partie (,) seith the storye ... 632, 35: me (-) scmed. 633, 2: significac[i]on. 633, 10: atid oon seide (othinge) [0 thinge] .... 634, 29: he dide (soiourney) [soiournen].

635, 9 f. : where-as the kynge Arthur and Gonnore his wif [were], and res- ce\n>ed Merlin, cf. F. Hs. p. 452, 27 : ou li rois <£• la roine sa ferne estoient si

Beitr. z. erklnrung u. textkritik des me. prosaromans v. Merlin ^-j

rechurent merlin. 635. 11 : ioye (, and) [. A/idJ a-noon as he was come (. Ther) [, ther] com in a maiden ... 635. 16 : (heeir) [hetr]. 635, 31 f. : Nach yeße ist der satz zu schliessen. Nach woride (zeile 34) ist statt des punktes ein koamia zu setzen, cf. F. Hs. p. 453. 2 f. 637, 18 f.: „What is that," qttod ske, „sir knyghi, that ye purpose to do (.) [?]" 638. 17 f. : / trowe verily that it be som fende or of feire that thtis hath hir disceived." cf. F. Hs. p. 454, 36 t.: si croi al mien essient anemis oti faittosmcs qni ensi lont dechen. Elienso F. P. D. 2. teil fol. CXIlIa-, 1. (of) ist zu tilgen; feire, nicht mit gebrnuchlicheien gleichgeschriehenen woiten zu verwechseln, trägt den ton auf der zweiten silbe; es findet sich bei Mätzner untei" fairie. 638. 27 f- : „ivhat is the dameseü (;) [?] 639. 22 f. : as he hath agein me deserued (;) and agein the power of rome, ... 639, 26 : (formednesse) [fonnednesse] . Rogers' kollation. 639, 26 : (fole hardynesse) in ein wort zusam:r.enzuziehen : [fol-hardynesse] = veiwegen- heit. 639. 36 f. : wker-fore dost thou that (,) [?] or what right hast thou iher-to (,) [?] 640. 3 f.: (fooll hardy) [fooll-hardy] . cf. note zu E. P. p. 63 J, 26. Der ganze satz ist aber widersinnig; denn das schaf ist nicht verwegen gegen <ien Schäfer. Lesen wir aber: ffor thow ort a-gein vs (as fooll-hardy) as the shepe n-gein the shepherd, so t)ekommen wir den guten sinn der frz. fassungen. cf. F. Hs. p. 455, 39 f. : car tu es ausi sougis enuers nos que le oeille est au pastor. Ebenso F. P. D. 2. teil fol. CXlIIb^, 27 f. 640, 30 f : „longe haue we be idill and in slouthe [atid] in deduyt a-tiwnge ladyes. cf. F. P. D. 2. teil fol. CXIII a *, 32 f.: moult auoit de temps gaste en oyshiitez et desdnyctz de dames & de damoiselles.

641, 15 : Nach departi7ige ist stärker zu interpungieren. 642, 16 : thet ansuerde with oott voice that he hadde well seide .... Gegenüber der kollation Rogers': that hadde, ist bei der lesung Wheatley's zu verbleiben. 642, 20 f.: and put the signiourie of Rome in youre powste and remembre yow of the (signiourie and) prophesie of Sibile . . . Das zweite signiourie giebt keinen sinn, es ist aus 2eile fälschlich eingedrungen, cf. F. Hs. p. 457, 8 f. : & ratnenbre voiis de la professie la roine sebile .... Ebenso F. P. D. 2. teil fol. CXlIUb^ 19 f.

642, 22 : (Bretaige) [Bretaigne]. cf. zeile 4 ""d 9- 642. 23 f. : ther (hath) [haue] ben tweyne that Rome (hath) [haue] conquered. cf. F. Hs. p. 457. lo f.: i^ .//. en ont ia este q7ti ont romme conquise. 642, 32 : (Bretaige) [Bretaigne] .

643. 11: a(-)while cf. F. Hs. p. 457. 27 f.: ./• poi. 643, 13: Now seith the storye (than) [that] whan the XII Massagiers .... cf. F. Hs. p. 457, 29 :

Ore dist li contes que quant ... 643, 19 : (sonnet) [soner]. 643, 23 : that it'ith [-yune] XV dayes he sholde be . . . cf F. Hs. p. 457, 38: en .XV. iors.

643, 25 f. : and than Merlin departed (, whcr-for) [. Wher-for] sholde I »lake yo2u longe tale (, he) [^ Ne] warned .... 643, 27: the XVl'''l day.

643. 31 f : thei shtdl be redy here fro hens [anth-yiine] XV dayes." cf. F. Hs. p. 4,58. 4 : & seront chi de hui en .XV. iors. 644, 9 f. : Thati was the navie appereiled and [thei] entred in to shippes .... 644, 12 f. : thei sholde hem appereile, [„] for the kynge Arthur is entred in to . . . . the Romayns, [']

644. 18 f.: kynges [ ,J that shull be . . . . peple ; ["] 644, 35 f : / shall sey you the toketiinge the bere, the bere that ye saugh signifieth . . . Eine dei" in der hs. häufigen Wiederholungen, die Wheatley sonst durchweg beseitigt hat, ist liier stehen geblieben; tilge das erste (the bere)! cf F. Hs. p. 4,58, 34 f.: ie voiis en dirai la setiefiatice. li ours que vous aues veu senefie .... 645, 9 : Nach Geaunte ist stärker zu inteipungieren. 646, 5: Bediuer 7vente in to a böte (that

38 ti. Stecher

was füll of) the flos of tlie see, . . . Das ist augenscheinlich verderbt, cf. F. Hs. p. 459- 22: l(^rs entra bedoiers en .1. batel car plains estoit li flos de mer. cf. F. P. D. 2. teil fol. CXVIa^, 30 : car adonc estoit plains le flot de la mer. So lese ich: . . . böte [, for than 7vas füll] the flos . . . Der sinn ist nun khir: Der zufluchts- 01t des riesen war zur zeit der ebbe zu fuss zu erreiclien etc. 646, 17 f- : what art thow (,) [?] what dolour hath brought the in to this place (,) [?] . Das wort dolour passt niciit recht ; die frz. fassungen haben aventure bezw. mysaventtire. Ich möchte lesen ; aiieiiture. 646, 23 f. : IVhan Bediuer satigh the ivoman so wepe, and so pitously regrated hclayn sighinge, and had hym to fle .... Andere (regrated) zu [regrate] , denn es i.st ein von satigh abhängiger infinitiv. Ausser- dem lese ich: .... sighinge; (and) [she] bad .... cf F. Hs. p. 459, 37 f ^ Quant bcdoier uit la fe»ie plorer <&. si douchement helaine regretier si li dist en souspirant quil sen fttist . . . 647, 6: Mit recouer schliesst eine direkte frag", ich tilge den punkt und setze fragezeichen ein. 647, 9: Nach trouthe ist stärker zu interpungieren. 647, 15: ther[-]with. 647, 28: and [70/1011] thei were come vpon the hill (;) [,] than the kynge coinaunded . . . . cf. F. Hs. p. 460, 22 : öß qiia^it il i fnrent monte si les flst li rois arrester. 649, 35 : Nach afray ist das komma zu tilgen. 650. 3 : fro when she com ist durch Rogers' kollation richtig gestellt zu fro ivhetis he com. 650, 16 f. : ther thei herde tidinges (of) [thatj Luce the Emperour was com . . . cf. F. Hs. p. 462, 17: uindrent noueles que li empereres luces estoit uenus. 650, 20: atid loigge[d] his hoste by the river ; cf. F. Hs. p. 462, 19 f : si flst logier son ost sor la riuiere .... 650, 25: Nach myster ist stärker zu interpungieren. 651, 7: Für (co7iquered) ist ein von I shull abhängiger infinitiv zu setzen: [couquer] , denn Arthur will das land erst erobein. cf. F. Hs. p. 462, 36: si la conquerai par bataille. Vgl. auch Gawein's botschaft E. P. p. 601, 31 : be bataile shall he it conquere. 652, 5 : he was well plesed ivitk soche maundemetttes. well giebt gerade das gegenteil von dem wieder, was der sinn erfordert. Ich schlage vor zu lesen: (well) [euell] I cf. F. Hs. p. 463. 17 f.: Et moult li plaiseit diirentent tel mandement. cf. F. P. D. 2. teil fol. CXVlHb^, 8: moult luy pesoit'de cc mandcment. 652, 16 f : than taas all the court trottble [d] . cf F. Hs. p. 4'^'3, 27: <&■ lors fu tonte lost estormie. 653, 8: Gaivein that ist durch Rogers' kollation richtig gestellt: Gaivein than ... 654, 12 f.: sir Gawein and his felowes dide merveiles and wele. Die zusannnenstellung : mcrveiles and 7vele er- scheint mir verderbt. Ich lese : merveilonsly 7vele. cf. F. Hs. p. 465, 7 : mesire Gauaine le faisoit si meriieilleu-temcnt bien ... 654, 19: whom that. he smole die[d] hym behoued. cf F. Hs. p. 465, 12: eil qui il feroit morir le conuenoit. 654, 31 f : and yef it happe(n) vs wele he will co?ine vs thanke (. And) [, and] yef it myshappe ... 655. 16: do.wn[-]right. 656, 34 f : and zuhan the bretouns saugh hem thiis (demencd) [detnenen]. cf F. Hs. p. 466, 3B : Et qtiant li berton les uirent ensi detncner. 657, 11 f. : alle thei hadde be deed or taken (;) [,] but as Clcodalis . . . com ... 657, 16 f : than thei cried the signe of kynge Arthur so high, that Cleodalis com with F-W meii, . . . Der nachsatz ist sinnlos, denn schon zeile 12 wird von dem kommen des Cleodalis berichtet; nach zeile 15 f- haben ihn die bedrängten Bretonen schon bemerkt und erheben in neuem mute ihr feldgeschrei. Ursache und Wirkung sind also oben vert.uischt. F. Hs. p. 467, 12 bringt den sinngemässen nachsatz; que Cleodalis lentendi tont clcremcnt. Ich nehme an, dass in E. P. der nachsatz verseheiitlich aus zeile 12

Beitr. z. eikläiung u. textkiitik des me. ])ios:uümans v. Meiliii ^0

herübergeiionimeii ist und lese st;itt seiner: that Cleodalis it herde füll ehre.

657, 18 f. : tili thei were falle (,) eiien vpon hem, .... 657, 30 : aw(/ these that tue kxnge haddeii comaunded io kepe and conveye the prisoiiers thei ledde hem forth, and other that thei hadde taken in the bateile neiüly . . . Statt (hadden) ist

zu lesen [hadde] ; (thei) vor ledde ist zu tilgen, da dies verb schon ein subjekt in these hat. et". F. Hs. p. .167, 23 f. : £ cels a qiii li rois ot cotmtmnde les prisoniers les cnnienerent . . . 658, 7: he hym bethotight and iiiade his peple lepe to horse and come to logres with all his hoste. Bezüglich des namens logres liegt ein vei - sehen vor. Es kann nicht die hauptstadt Arthurs gemeint sein, vor die der kaiser jetzt rückt, denn: l) Die seefahrt , die bei der hinreise Arthur's so ausführlich beschrieben worden ist (cf. K. P. p. 644. 9 t), würde auch hier und dann bei dem naciirücken i\rtluu""s wenigstens erwähnt w"orden sein. 2) Die bewegung des kaiserlichen heeres ist taktisch ein ausweichen (cf. E. P p. 658, 6 f.), keines- wegs aber ein solcher handstreich, wie es die bedrängung der feindlichen haupt- stadt sein würde. 3) Es handelt sich nur um kurze landwege : Verlegung des weges nach Oston (Autun) cf. E. P. p 65S, 15; ein naclitmarsch, zeile 16. Nun liest F. Hs. p. 467, 35 iiii<^ nn den weiteren bez. stellen stets lengres (F. P. D. hat hier eine lOcke). Es liegt also ein veisehen des Schreibers vor, dem der geläufigere name logres lichtiger zu sein schien. Ich lese: [lengres^. 658,18: (logres) [lengres] . cf. vorige note. 658. 8 f. : and loigge[d] hym in the vales . . . cf. F. Hs. p. 467, 36 : si se loiga es valees ... 658, 32 : that were well appareile[d]. cf. F. Hs. p. 468, 13: (jui tnottlt esloient nohlement appareillie.

658. 35: in myd[']'cüey. 659. 32 u. 34: (logres) [lengres]. cf. note zu E. P. p. 6ä8. 7. 660. 13 : yotire fadres vailaittit and ivorthi, . . . Nach fadres ist [were] einzuschieben, cf. F. Hs. p. 469, 13: vostre pere furent uaillant. 661, 21: yef he hadde touched hym a litill lower, deed hadde ben for euer .... Nach hadde ist [hei einzufügen. Allerdings F. Hs. p. 470, 9 f.: sil leust assene ./. poi plns bas mort leust. 662. 27: (Gawfanon) [gonfanon] . 663, 10 f.: and seide to hym-sclf, (yef) [„ Yef] I inay ascape a-lyve, I may ther-of a-vaunte me at Rome. ["] 663, 20 : JVhat [J lordinges (,) [>] what do ye [>] 663. 24 f.: ffor ther shall noon passe quyk oute of this fehle , but I haue the victorye vpon these romayns, ffor this day shall I lyve or dye ;" Der anfang ist in dieser form ohne passenden sinn. Ich \tst: ffor neuer shall 1 passe . . . cf. F. Hs. p. 471. 28 f.: Car ia de cest catnp nister ai uis se iyu nen ai la uictoire sor les rommains. hui est uenus li iours que ie mourai ou aucrai uictoire. 663, 30 : hestor [,] the kynge [of] hibye .... cf. F. Hs. p. 47 1, 34: le roi de übe. 663, 32 f.: to do vs soche damagc (to my men) ;" Die eingeklammerten woite sind als zusatz eines Schreibers aufzufassen. Neben dem andern dativ vs sind sie ungehörig, cf. F. Hs. p. 47 1. 34 f : qiiant tu chi uenis poiir noiis damage faire. 664, 2 : the bretouns ne myght not a-gein hem endured. In eigänzur.g der lücke schiebe ich nach hem ein [haue]! cf. F. Hs. p. 471, 39: li berton ni eusent ia duree. 664, 20 f.: the ivounded lete hem be ledde to townes , and serched theire sores. Diese stelle ist ja verständlich, wenn man „hem" reflexiv fasst. Da aber vorher Arthur subjekt des satzcs ist (zeile 16) und auch hinter unserei stelle subjekt bleibt, so ist wohl folgende konstruktion anzunehmen : the wounded lete he(m) be ledde to to^vites and serched (cf. byried, zeile 19) theire sores. cf. F. Hs. p. 472, 12 f.: d? les naures fist il empörter & garir. Alan könnte auch sercke(d) als von lete he abhängig annehmen id. garir '.), aber wir haben in zeile

G. Steclier

19 bei hiryed einen dem serched analogen fall. (>64, 29: Nach do ist statt des punktes ein fragezeichen zu setzen. 664. 32 f.: //"w so (,) [?]" seide the kynge, ,,is tlier werre in this contrey (.) [?]" 664, 36 f. : „Hotv so (,) [?]" seide the kynge, „may thcr no man hym oidure (,) [?] 666, 5 : he was ivroth (,) for the syntie that ... 666, 7 f- : Than the kynge comatinded to trttsse and to make (hyr?t) [hem] redy to ride. Natürlich sollen sich die kriegsleute fertig machen, cf. F. Hs. p. 473, 24 f. : Lors ccmma?ida li rois artiis qtce on trotirsast & que on se mesist a la uoie. 666, 35 : the shaft to[-]l>rake. 666. 36 : in cattcs moT.vthe: Rogers' kollation. Es ist hei Wheatley's lesuiig zu verbleiben: in [the] cattcs nwxvthe. 667, 10 : /'''/ er the kynge myght his shelde recoiier, the calte sesed hvn. cf. F. Hs. p. 474i 32 : anchois que li rois petist aiioir son cop recoiire . . . Der Situation entspriciit letztere lesung: Aithur hat die katze durch einen ersten schlag betäubt ; bevor er ihr aber einen zweiten versetzen konnte, .... Von dem verlieren und nicht wieder erlangen des Schildes so müsste man doch E. P. auffassen ist gar nichts gesagt. Ich ersetze (shelde) durch [stroke] ; recouer r=. wiederversetzen (seil, einen schlag) ist in E. P. gebräuchlich. 667, 21 f.: the catte smote ther[-]in his Iwo feet be-fore .... 667, 23: and breied so harde that the kynge enclvned to the erthe. Lies statt (breied) [breided] ! breiden = ziehen, cf. F. Hs. p. 475. 2: et le sacha si dtn-ement que li rovs enclina. 668, 9: she be-gan to (zvhowle) [howle] atid to bray ...

668, 23: Rogers' kollation: ye haue ve haus grete cause. Es ist mit Wheatley zu lesen : ye haue grete cause. 669. 6 : his repeire. Interessant ist, dass das wort ,,catte'' männlich und weiblich gebraucht wird, [kyton sächlich: p. 66,5, 21, 22, 23.) Männlich: p. 660, 26, 27; 666, 24, 26, 28 667, 35. Weiblich: p. 667, 36 668, 16. Männlich: p. 668, 23. ^lerkwürdig ist der geschlechts- wechsel in seiner konsequenten duichführung , wie obige Zusammenstellung er- giebt, von p. 667. 36 ab. 669, 10 f.: Noio seith the storie , that whan the kynge Arthur hadde comaunded the knvghtes to lede the prisoners of the romayns that were repeired froni the discounfiturc of the roinayns that the prisoners wende to haiie rescowed, that thei toke the prisoners that the squyers kepte out of the-sioitr, and wente toward fraunce. Zur Orientierung übei- den Inhalt dieses satzungeheuers v^^rweise ich auf die Schilderung E. P. p. 655, 29 p. 657, 35. Freilich bleibt dann der satz noch genau so unverständlich als vorbei'. F. Hs. p. 476, 9 u. bietet eine geküizte und augenscheinlich verderbte fassung (der nachsatz fehlt !i ; F. P. D. 2. teil fol. CXXlb^, 17 f. scheint dagegen die der E. P. zu gründe liegende richtige fassung zu bieten : Or dit le compte que quajit le conduyt que le roy artu auoyt baille a ceulx qui les prisonniers rojmnains menoient sen furent retourjiez de la graiide dcsconfiture des Rommains qui les prisonniers cuyderent rescourre : que ceulx prindrent les prisonniers que les escuycrs gardoient au destour : et se misrent au chemin en france .... Mit allenlings nicht unbeträchtlichen änderungen wäre sonach etwa zu lesen: Ä^o7v seith the storye that luhan [the socour that] the kynge Artlnir hadde (cotnmautided) [sent to] tfu knyghtcs [that were coviinaumted] tu lede the prisoners of the Romayits [J (that) were repeired ...

669, 17 : tili thei com nygh a Castell that longe[d] to Claudas de la desert. cf. F. Hs. p. 476, 13: q^ii estoit a Claudas. 670, 3: Rogers' kollation: yet thei sholde thei haue hadde more damage. Es ist mit Wheatley ein (thei) zu tilgen.

670, 3 f : yet sholde thei haue hadde 7>wre damage (;) [,J but as the peple of the Castell hem socoured (.) be strengthe [,] that were well an hundrcd and fifty of

Beitr. z. erklürung u. textkritik des ine. prosaromans v. INIeiiin ai

Jiorsemen (,) [.] 670, 7 f- : Claiidas peple ivcre strongc and hardy [and] in her owne londe. seil, und noch dazu in ihrem lande, also des tenain.s kundig, cf. F. Hs. p. 476, 33 f.: la gent clattdas fort cg fier dS en lor tere. 671. 29 f.: „H01V so, feire daughter (.) [.-]" qnod he, „will ye than refiise niy plesier atid mv vobinte (.) [?]" 671, 31 : „I-losle (,) [?]" seide he, „nay, Imt I-wonne . . , 671. 36 f.: biä I shall holde me to hyvi that he hath me lefte, and he is of higher astate .... that ist als relativum zu fassen und das folgende (he.) zu tilgen, cf. F. Hs, p. 478, 5 f- oif^^ 1^1^ tenrai a celtti qni ma laissie. 672, 2 : of whom speke ye (;) [?] 672, 21 f. : for he hietve well he ivolde it not grajtnte that respite. (it) ist zu tilgen, vielleicht der dativ [hym] dafür einzusetzen, cf. F. P. D. 2. teil föl. CXXIIIa^, 23 f.: cpiil naccorderoit pas le respit. cf. F. Hs. p. 478, 22: qni ne li otroieroit pas le respit. 672, 33 f.: not for no drede to be taken J)y strcvgthe, ne famyn f/tyght thei not lightly for all the reme myght hym not take, for I-noiigh he hadde of viiaile , for V yere . . . Dieser satz ist durch ein ver- sehen des schreibe:s verderlit. cf. F. Hs. |). 478, 31 f.: 7ioti mie por ce quil cust paor destre prins aforce ne destre afa»ies rar tont eil del roialme ne lensenl mie prins a fo r c e ne afa m e s ne fnst il 7>iie hgierement. Cor il aiioit laiens asses nitaille por . V. ans. Der schreiher hat die beiden worte famyn verweciiselt und dadurch eine sinnlose Umstellung der sätze herbeigeführt. Ich lese: to be taken be strengthe ne famyn, for all the reme myght hym not take be strengthe, ne be famyn myght thei not be lightly (sqil. be taken), for I-nongh he hadde of vitaile for V yere ... 672, 36 f.: to com oute (at) [of] the yate. cf. F. Hs. p. 478, 34 f. : issir hors de la porte. 673, 22 : and be a[fid] jMandras rönne to-geder

674, 6 : ti'here [h]is artne 7vas well dight. cf. F. Hs. p. 479, 25 : pour son brach apparellier. 674. 15 f- : at this Jnstinge sholde be fynysshed the werre, and the sege departe[d] . cf. F. Hs. p. 479, 32 f.: a celc ioiiste seroit la gnerre

ßnee & le siege departi. 675. 17 : biit thei that (hym) [hem] toke ne slough (hym) [hem] not, bnt shewed hem . . . Gemeint ist Fhialis und sein weib. cf. F. Hs. p. 480, 19 f.: eil qni les pristrent ne les ochistrent pas aiiis lor fisent monstrer .... 675, 20 : and [the kynge] -was cleped be the same jiame that he hadde ie-fore .... Der Zusammenhang erfordert die einfügung des neuen Subjektes, cf. F. Hs. p. 480, 23: <&■ apeloit ön le roy par le non mesmes quil auoit eu . . .

676. 16 f. : for the grete renoome that of hym was [spredde] thourgh the ivorlde. cf. F, Hs, p. 481, 7: por la grande renomee qni de li couroit par le moiide. 676, 25: In this par tye (,) seith the storye, that whaii ... 677, 5: Libergang zur direkten rede zu bezeichnen : . . . grounde, [„] so that thei . . . of myn (,) [."] 677. 11: a-noon as (it was) [thei were] oute [,] sir^^Gawein ... cf, zeile lü: the beestcs. Vielleicht ist auch kongruenz herzustellen durch anderung von (beestes) zu [pray]. F. Hs. p. 48 1, 30 : 7nistrent la proie hors . . . qiie la proie fu liors. Auch liest E. P. im folgenden immer/rav: zeiie 17, 19, 20. 677, 26 f.: than a-ros the tioyse and the crye thourgh the cotUrey. Die vorliegende in schlacht- berichten typische phrase ist der Situation entsprechend zu ändern. Lies statt: (contrey) [castell] ! cf. F. Hs. p. 482, 7 f . : Et lors Heue la noise & li cris par>ni le casiel. 678. 36: a-geln youre wille [and] volunte. 679, 8: and he seide (tuele ;) [, „IVele!"] 679, 15 f.: thus hath a dameseil hym (^nyshapen) [niys- shapen] . cf. F. Hs. p. 483, lO: ains latorua ensi vne damoisele. Auch E. P. schreibt 688, 23 mysshapen. 679, 21 f. : and [he] shall come in to the age. Das Subjekt lässt sich nicht supplieren , da vorher von der damesell gesprochen

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G. Stechei-

wird. 680. 16 : neuer hc sh.olde(n) go oute. 680, 18 : a»d [whan] slu it aparceived, she asked ... cf. F. Hs. p. 483, 41 : £'/ quant eile lapercJuit se demanda. 680, 22 f.: Intiimlich lässt Whentley die direkte lede zu früh beginnen. Die redesttiche düifen erst vor ji'^ kiiotue eingefügt werden. 680. 29 f.: is [il] not right thati [,] that ye da my volwite and I yows (.) [?]" cf. F. Hs. p. 484. 9 : nest il dont Inen drois qtic voiis farhies .... 681. 3 f- : and she it rvrote all thal he seide ; and zvhan [he] hadde alle devised, ... 682, 7 f.: ffor he Seide [, ,, This] is the last tyme, ["] 683, 28 : soche a disßgiire [d] wortne. 684, 33 : (sede) [seide]. 685, 18 ; Nach with-ynne ist statt des Semikolons ein konima zu setzen. 685, 28 : vhat is this (, ihou) [? Thou] seidest thou were come to my prison and my tnercy (.) [.{/" 687, 3 f. : and preyse[d] the damesell. cf. F. Hs. p. 489, 4: <&. moult prisiere?it la damoiselle. In zeile 3 wird von der rückveiwandlung des zwerges gesprochen , ohne dass uns vorher etwas über die verwandelung und ihre Ursache erzälilt worden ist; elienso geschieht der abschied des besiegten ritters von Arthur in recht abrupter weise. F. Hs. be- stätigt uns, dass wir in E. P. p. 686, 31 eine umfangreiche lücke vor uns haben, die sich über den inhalt von F. Hs. p. 488, 23 37 erstreckt. 687, 36: Nach me ist statt des punktes ein fragezeichen zu setzen. 688, 5: . . . damesell (,) [.^]" 688. 21: he shewed [hym] to his felowes, cf. F. Hs. p. 490, 10: si le monstte a sez compaignonz. 688. 35 : Feire (,) sir, ne da no more. 689, 2 f. : he anstierde as he that was cwteise and deboneir (.) [,] „Sir, pleseth it you that I cesse thus (.) [?]" 689, 8 f. : hlissed be that lorde that hider you hath bi'ought."' Mit lorde ist gott gemeint , also ist (that) davoi- in [the] zu ändern, cf. F. Hs. p. 490, 31 : benois soit diex qui ... 689. 28 f.: and [whan] he hadde riden a-botite two walsh myle [,] ther com a damesell. cf. F. Hs. p. 491. 6 f . : Et qtiant il ot erre entonr .11. Heues galesce. si li uint ... 690, 31 f. : that he mette with the duerf knyght (;) and the dainesell that on the euen .... 690, 33 : (hedde) [hadde]. 691. 1 f- : „God yeve you good day and mache ioye of hir companye ;" (hir) passt nicht in die direkte rede; dieselbe ist schon nacii day zu schliessen. (of) ändere ich zu [to] . cf. F. Hs. p. 49 1, 42: cS dist a la d(niioisele que diex li dounast ioic a li a sa compagnie. 691, 33: the renge(s) of his swerde. cf. F. Hs. p. 492, 25: lerenge desespee. 692, 16 f.: what shall / now do [?] (for) [For] the terme (a-proched) [a-procheth] that I mustc returne. cf. F. Hs. p. 492, 40 : las que ferai li tcrmes aproce de »um retour. 692, 31: and fill (as) [that] he rode ... cf. F. Hs. p. 493, lO: si li aiiint etisi quil ala parmi .... 693, 6 f. : „How is that (,) / ■]", quod the voice, „ne knozve ine ye nought (,) [.-] 693, 36 : Nach 'worlde ist statt des punktes ein fragezeichen zu setzen. 694. 3 : where [-]thourgh. 695, 27 f. : false duerf (,) countir- feted [,] thou art but deed. cf. F. Hs. p. 495> 7 : fols nains contrefais mors estes. 695, 34 f. : Trustest [thow] so moche in thy-self . . . ■me be horsed (.) [P]" _ 696, 14 : will ye that it so be (;) [?]" 696. 24 f. : What wolde ye yeve hir that of that wolde [yo7o] warisshen (.) [?J" cf. F. Hs. ]). 495. 32 : qui de ce vous gariroit que li donries vous. 697, 1 f.: „lo this I assefit ; (with) [but] that the quarell be treivt . . . cf. F. Ms. |). 496, 2 f. : ensi lotroi iou mais que la querele soit loiaus .... 697, 6: A-noon brake the layners [with] that he had bounden vp his hosen of stielt, cf. F. Hs. p. 496, ,">: maintenant rompirent Uz Cordes dont il auoit loies lez cauches defcr. 697, 7 f. : atid com a-gein (,) a-noon in his owne scmblatincc. 697, 10 : for (eu)eucr more. 697, 17 : Naci»

E. Koeppel, Shelley's Queen Mab und Sir William Jones's Palace of Fortune a-i

devised ist statt des Semikolons ein komma zu setzen, denn das folgende the savte day hängt noch ab von he com.

Nachprüfung der W heat ley 'sehen Übersetzung des in E. P. fehlenden Schlusses. 697, 30 f. : that tw one handsonier conld be foiind in (the) two kingdo/iis. Durch hinzufügung des artikels hat Wheatley einen modernen sinn untergeschoben. In F. Hs. p. 496, 26 heisst es nur: en .II. roiahnes. Ahnlich liest E. P. p. 638, 16 f . : the dameseil is fidl of grete bewte , that i n foure remes sholde not he founden hir pareile. 697, 37: Certes , handsome friend. Wheatley hat sich durch die vorausgehende Schilderung der Schönheit des Jünglings verleiten lassen, wie oben zu übersetzen , obgleich dem frz. biaus atnis in der anrede sicherlich nicht handsome friend entspricht , sondei n dear friend. 698, 13 : my lord Gawain , zvhom I neither hear tior see here. Durch ein angefügtes fragezeicherv giebt Wheatley zu erkennen, dass ihm selbst seine Übersetzung bedenken erregt. Sie passt durchaus nicht in den Zusammenhang, denn Gawein ist anwesenJ und ohne zweifei dicht neben dem könige befindlich. Wheatley giebt die seiner Übersetzung zu gründe liegende stelle in einem anhange zu E. P. p. 700, 21 f.: moti seignor Gauwain. qui cht noi se oir. Das ist aber verderbt ; nach F. Hs. p. 496, 41 heisst es überraschend einfach: qui chi uoi seoir ; es heisst also sinn- gemäss : whom I see sitüng here. 698, 24 f. : attd the King received him as a companion like those of the Table Round, cf. F. Hs. p. 497. 8 : si le rechut li rois a compaignon auec ceuls de la table roonde. Wheatley's Übersetzung giebt einen andern sinn als das original hat. Letzteres sagt , der ritter wurde in die tafei- runde aufgenommen. Ich übersetze daher auec mit [with] und tilge Wheatley's (like).

Breslau, Juni 1900. G. Stecher.

SHELLEY'S 'QUEEN MAB' UND SIR WILLIAM JONES'S 'PALACE OF FORTUNE'.

Schon öfters hat man .sich darüber verwundert , dass Shelley in den mittelpunkt seiner Jugenddichtung Queen Mab (gedr. 1813) den geist einer Jungfrau gestellt hat, eine so jugend- lich zarte erscheinung, die in diesem Sturmwind von männlichen gedanken so wenig an ihrem platz zu sein scheint. Und kaum weniger befremdlich als der einfall, eine mädchenseele mit diesen mächtigen Visionen und gedanken zu bestürmen, ist die wähl, die der dichter getroffen hat für die gestalt, welche diese gesichte zu enthüllen und diese gedanken zu verkünden

^4 E. Koeppel

hat: als ein holdes rätscl stehen die feenkönigin und lanthe's geist in dem weltenraum der dichtung.

Die nächstliegende lösung dieses rätseis könnte man in dem wünsche des jungen dichters suchen, durch diese erhöhung der frauen und besonders durch die Schilderung der lieblichen lanthe den frauen im allgemeinen und der frau, die damals sein herz beherrschte, im besonderen eine huldigung darzu- bringen. Oder in seinem künstlerischen behagen an der Wirkung der gegensätze , der lichten frauen , wie sie von den wolken- zinnen des feenpalastes aus das Universum überblicken. Gewiss ein unvergcssliches bild, das dem leser einen tiefen eindruck hinterlässt, und dem wir meines erachtens eines der berühm- testen wortgemälde des dichter-malers Rossctti verdanken, die selige Jungfrau, die über die goldene himmelsbrüstung gelehnt in den unermesslichen weltenraum hinabschaut :

The blessed damozel leaned out

From the gold bar of Heaven . . .

It was the rampart of God's house That shc was Standing on ;

By God built over the shecr depth The which is Space begun ;

So high, that looking dovvnward thence She scarce could see the sun. Die möglichkeit einer solchen ganz in dem eigenen schaffen des dichters liegenden IcKsung zugegeben, ist der literarhistoriker doch berechtigt, für das werk eines so jungen mannes Shelley war bei dem ersten entwurf der Queen Mab achtzehn jähre alt die andere mciglichkeit in crwägung zu ziehen, die mt')glich- keit eines berühmten musters , einer literarischen inspiration. Er ist dazu um so berechtigter, als gerade für diese jugend- dichtung Shelley's bereits ein wichtiges quellenwerk mit voll- kommener Sicherheit nachgewiesen worden ist, ein weitgehen- der cinfluss von Volney's 1791 veröffentlichtem buche Les -Ruines.^)

. *) Vgl. Felix Rabbe, Shelley, sa vie :t ses ocitvres , Paris 1887; in eng- lisciier überst-tzung London 1888, 2 vols, wo über das Verhältnis Shelley's zu Volney vol. I p. 257 f- nachzulesen ist; Kellner, Shelley's 'Qtieai Mab' wid Volney's 'Les Ruines', Engl. stud. 22, 9 ff. Dass auch Lord Byron mit Volney's werk veitraut war, hat Petri nachzuweisen versucht in seiner progranim- -abhandiung Anklänge an Volney's 'Les Jxuines' and Goduiht's 'Calch Willia>ns' in

Shelley's Queen Mab und Sir William Jones's Palace of Fortune ^^

Die beiden frauengestalten aber sind in dem französischen werke nicht zu finden. Bei Volney erscheint dem einsamen Wanderer in den ruinen von Pahnyra ein geist, der ihn in den Weltenraum emporhebt und ihm die für Shelley's gedanken- gang bestimmende belehrung zu theil werden lässt. Für wanderer und geist hat Shelley die in dieser gedankenumgebung so viel befremdlicheren frauengestalten eingeführt m. e. unter dem einflusse einer anderen literarischen erinnerung.

Im jähre 1807 war eine gesamtausgabe der werke eines mannes erschienen , dessen Wirkung auf die schöne literatur England's wohl noch nicht genügend erkannt und geschätzt worden ist, eine gesamtausgabe der werke des berühmten Orientalisten Sir William JonesJ) Der zehnte band bringt an zweiter stelle (s. 197 ff.) einen neudruck seiner gedickte: Poef/is, consisting chiefly of Translations front the Adatick LanguageSy veröffentlicht zum ersten mal 1772, mit neuauflagen in 1777 und iSoo. Drei jähre nach der gesamtausgabe, 18 10, wurden die gedichte des Sir William Jones von Alexander Chalmers in den 18. band seiner weitverbreiteten Sammlung der werke der englischen dichter-) aufgenommen. Der erste entwurf der Queen Mab soll in demselben jähre 1810 niedergeschrieben worden sein, Shelley könnte somit die Jones'schen gedichte in dieser für alle literaten so wichtigen Sammlung gelesen haben und bei der komposition seiner dichtung unter dem ganz frischen eindruck dieser lektüre gestanden sein.^)

Byroti's Werkest (l 5. Jahresbericht über die realschule zu Glauchau, Glauchau l88ö). Petri hat da auch auf eine merkwürdige Übereinstimmung Macaulay's mit Volney aufmerksam gemacht.

1) The Works of Sir William Jones. With the Life of the Author, by Lord Teignmouth. In 13 vols. London 1807.

2) The Works of the English Poets, from Chaucer to Cowper; including the Series edited . . . by Dr. Samuel Johnson : and the most approved Trans- lations. The Additional Lives by Alexander Chalmers. In 21 vols. London 1810; vol. XVIII p. 427 ff.

ä) Shelley's eigene Zeitangabe würde zu dieser annähme stimmen: A poem, eittilled ^ Queen Mab', was ■writteii by me at the age of eighteen , schrieb er 1821 (cf. The Poetical Works ed. by H. B. Forman, London 1882, vol. IV p. 548)- Medwin hingegen wollte die anfange der komposition in den herbst 1809 zurück- datieren (cf. ib. p. 380), ohne Sicherheit. Eine neue Vermutung über den ersten entwurf des gedichtes bietet Hancock, The Fr ench Revolution and the English Poets, New-York 1899, p. 60 f.

E. Koeppel

In einem längeren gedieht, überschrieben : T/w Palace of Fortune^ An I/it/iafi Tale. Writteii in the Y(ar lyög (p. 211 ff.) erzählte Sir William Jones in heroischen reimpaaren die wunder- baren Schicksale der schönen Mala

Young Maia, fairest of the blue-eycd maids, That rov'd at noon in Tibet's musky shades (p. 211). An einem milden frühlingstag finden wir die Jungfrau am rande einer klaren quelle gelagert, von unzufriedenen gedanken ge- peinigt. Sie klagt, dass ihre Schönheit in der ländlichen ein- samkeit unbeachtet bliebe , sie sehnt sich nach bewunderung, nach einer glänzenderen Umgebung. Da wird sie von einem lichtstrahl geblendet, die wölken teilen sich, und auf goldenem, pfauenbespannten wagen senkt sich eine göttin . eine königin zu ihr herab :

A sudden blaze of light Shot through the cloiids, and Struck her dazzled sight. She raisM her head, astonish'd, to the skies, And veil'd with trembling hands her aching eyes; VVhen through the yielding air she saw from far A goddess gliding in a golden car, That soon descended on the flowery lawn, By tvvo fair yokes of starry peacocks drawn . . . The queen herseif, too fair for mortal sight, Sat in the centre of encircling light (p. 212). Von der erscheinung in den goldenen wagen gehoben, versinkt die zitternde Maia in tiefen schlaf. Die pfauen entfalten die pracht ihres gefiedcrs und tragen die schlummernde durch die lüfte empor zu einem Wunderland. In einem herrlichen garten wird Maia von der göttin mit freundlichen worten geweckt imd zu einem strahlenden palast geführt, in dessen glänzender halle die königin ihren thron besteigt. Sie giebt sich der Jungfrau als Fortuna , als die mächtige herrin des rollenden erdballs zu erkennen staunend erblickt Maia in der ferne die dunkle erdkugel mit ihren meeren und bergen:

"Favourite of heaven, my much-lovM Maia, know, "From me all joys, all earthly blessings, flow: "Me suppliant men imperial Fortune call, "The mighty emprcss of yon rolling ball: (She rais'd her finger, and the wondering maid At distancc hung the dusky globe survey'd,

Shelley's Queen Mab und Sir William Jones's Palace of ForUine An

Saw thc roi'.nd earth with foaming oceans vein'd, And labouring cloiids on mountain-tops sustain'd.) "To me has fate the pleasing task assign'd "To rule the various thought of humankind; "To catch each rising wish, cach ardent prayer, "And some to grant, and some to waste in air"

(p. 215 f.). Das schlafende mädchen , das herabsteigen der geister- fürstin in ihrem schimmernden wagen (Shelley: The pearly and fcllucid car v. 82), die selbstenthüllung der überirdischen er- scheinung , die auch bei Shelley verkündet , dass sie alle ge- danken der menschen erkennt :

I am the Fairy Mab : to me 'tis given

The wonders of the human world to keep :

The secrets of the immeasurable past,

In the unfailing conscicnces of men,

Those Stern, unflattering chroniclers, I find . . .

(v. 167 ff.), die betonung der gunst, welche lanthe zu teil wird : Soul of lanthe ! thou, Judged alone worthy of thc cnvied boon That waits the good and thc sincere . . . (v. 122 ff.), die entrückung der seele der Jungfrau in den wolken-palast, von dessen herrlicher halle aus die königin der staunenden die ferne, rollende erde zeigt :

There was a littlc light That tvvinkled in the misty distance : None but a spirit's eye Might kcn that rolling erb (v. 83 ff.) alle diese einzelheiten seiner einleitenden Strophen, w-elche ihm Volney's buch nicht bot , kann Shelley in dem gedichte des Sir William Jones gefunden haben. Jetzt begreifen wir auch, wie der junge dichter auf den gedanken kam , die geisterer- scheinung des Franzosen in die englische feenkönigin Mab zu verw^andeln wiederholt sind bei Jones die der königin ge- horchenden geister mit fairies bezeichnet :

The fairy band their shining pinions spread (p. 213) And, as she pass'd, the fairies homage paid (p. 215) Around the throne in mystick order stand The fairy train (p. 215).

48 E. Koeppel

Gewisse ähnlichkeitcn des t^fcdankens und des ausdrucks lassen sich im einzelnen noch in folgenden stellen erkennen: Jones : The goddess still with looks divinely fair,

Surveys the sleoping objcct of her care . . . (p. 213) Shelley: I-ong did shc gaze, and silently,

Upon thc slumbering maid (v. 66 f.); die stimme der geisterfürstin ist nur besonders begnadeten sterblichen vernehmbar :

Jones : And thus in sounds, that favour'd mortals hear,

Shc gently whispers . . . (p. 213), Shelley: And thc clear silvcr tones,

As thus she spokc, were such As are unheard by all but gifted ear (v. in ff.);

Jones : The goddess

Thrice wav'd her silvcr wand, and spokc aloud (p. 224), Shelley: The, Fairy Queen desccnded.

And thrice she waved her wand . . . As thus she spoke . . . (v. 106 ff.). Zu Southey, dem Shelley's Jugenddichtung die me- trische form verdankt,') und Volney, dessen einfluss in dem plan der dichtung und in der Weltanschauung des dichters bedeutend zur geltung kommt , ist als dritter lite- rarischer inspirator Shelley's meines erachtens zweifellos Sir William Jones zu gesellen, dessen verserzä,hlung von der schönen iMaia und der göttin Fortuna uns das rätsei der bei- den frauengestalten in Shelley's stürmischer dichtung löst. Freilich bei aller äusseren ähnlichkeit, welche Verschiedenheit! Nichts kann uns das neue in der \on den Lakers neubeseelten und metrisch befreiten englischen dichtung überraschender vor äugen bringen , als eine vergleichende betrachtung der über- irdischen erscheinungen der beiden gedichte. Bei Jones das dem Popc'schen modeil ängstlich nachgebildete heroische reim-

') M;in hat Soiitliey auch einen einfluss auf den plan der Queen Mab zu- gestehen wollen. In Helene Richtcr's buch über Shelley (Weimar 1898) lesen wir: „.Selbst die anläge und der rahmen der dichtung waren nicht ganz Shelley's eifinrlung . . . Schon Southey's Joan of Aic hatte an der hand Theodor's, ihres jugendgeliehten , eine deiaitige himmelfahrt gemacht, die die entzückten zeitge- nos.sen |d. h. William Taylor von Norwich] Dante's würdig erklarten" (p. 148)- Diese Vermutung ist für mich durch die erkenntnis des Zusammenhanges mit der Jones'schen dichtung hinfällig geworden.

Shelley's Qtteen Mab und Sir William Jones's Palacc of Foi-iiine q

paar , mit vollkommener Vermeidung jedes überfliessens des Satzes aus einem kouplet in das andere bei Shelley die freie , reimlose , ungleichmetrische odenstrophe Southey's, die jedem gedankenblitz, jeder willkür des dichters gehorcht. Und dieser auflösung der harten metrischen form entspricht die er- weichung, die belebung der steifen striche , der scharfen um- risse der Jones'schen Zeichnung. Bei diesem mythologische Verzierungen im stil der klassicistischen dichterschulc, die g()ttin Fortuna im pfauenwagen der Juno, von nymphen umschwebt, wie der wagen des Helios von den hören umtanzt ist, überall grelles licht, eine von gold und edelsteinen funkelnde Schilde- rung — bei Shelley die einsame, vom gelben mondlicht durch- leuchtete gestalt der elfenkönigin, nirgends eine spur von plastik, Wolkenschatten und wolkenglanz , alles in einander fliessend, nebelhaft, geheimnisvoll. Aber eben in diesem wunderbaren präludium der Shelley'schen dichtung, in dieser Schilderung des erscheinens der elfenkönigin, der luftfahrt und ihres wolken- palastes, liegt die grösste anziehungskraft der Queen Mab, diese Strophen liest auch der beeiltere leser, den die gedanken, der Sturm und drang der folgenden teile ermüden , gern und oft. Jedenfalls wurde der reiz der Shelley'schen Jugenddichtung durch die von Sir William Jones gebotene , von dem jungen genius so eigenartig verwertete inspiration bedeutend erhöht. Die weiteren Schicksale der sehr i)assiven heldin des Jones'schen gedichtes , der schönen .Mala , haben keinen Zu- sammenhang mit Shelley's Queen Mab. In herrlichkeit und Wonne soll sie im reiche der Fortuna wohnen, vorausgesetzt, dass sie wunschlos die gunst der göttin zu geniessen weiss. Warnend sagt ihr Fortuna :

But fill thy mind with vain desiros no more, And view without a wish yon shining störe (p. 2 1 6). Aber Mala besitzt diese kraft der entsagung nicht, beim an- blick eines smaragdringes kann sie den wünsch, sich mit diesem kleinod zu schmücken, nicht unterdrücken, und im augenblick des erwachens dieser begierde verschwindet der palast und das Wunderland der glücksgöttin. Mala sieht sich an den öden meeresstrand versetzt , auf eine von der flut bespülte klippe, den verhängnisvollen ring am finger. Wie der smaragd den felsen berührt , erscheint der an das kleinod gebundene , der

J. Hoops, Englische Studien. XXVIII. i. 4

E. Koeppel

besitzerin des ringes zum dienen veri)flichtete geist, und Maia fleht:

Waft me to softer climes and lovelier plains, Where nature smiles, and spring eternal reigns (p. 226). Der wünsch wird ihr sofort erfüllt, in lieblichstem land wandelt Maia mit fröhlichem herzen aber der geist des ringes hat sich mit dem tückischen gehorsam der dämonen der orienta- lischen geisterweit genau an den Wortlaut ihres Wunsches ge- halten : die schöne insel ist menschenleer, nirgends findet Maia eine mitfühlende seele. Verzweifelt schleudert sie den ring von sich, wieder erscheint der geist, und Maia beschwört ihn, sie zur behausung ihres vaters zu tragen. Im nächsten augen- blick steht sie am grabe ihres vaters , der während ihrer ab- wesenheit gestorben war. Wunschlos kehrt die Jungfrau in ihr heimatliches thal zurück :

Resign'd to heaven, and lost to all beside, She liv'd contented, and contended died (p. 229). Über seine quellen für diese das rastlose wünschen und begehren des menschlichen herzens rügende, Zufriedenheit und ergebung predigende geschichte hat Sir William Jones selbst in dem vorwort seiner gedichtsammlung folgendes bemerkt : The killt of ''The Palace of Fortune" 7e>as iaken from an Indian tale, translated a fcw years ago from Ihe Persian by a very ingenious gentlenian in thc sei'vice of the India-Cotnpany ; hut I have added several descriptions , and episodes fro?n otlier Eastern ivriters ^^ have gi7ien a dijfercnt moral to the whole piece, and have made soine othcr alter ations in it , ivhich tnay he seeii by a?iy one , who will take thc pains to covipare it with the story of 'Roshana', in the second voliime of the tales of Inatidla (p. 20i). (3hne zunächst den von Jones selbst gegebenen fingerzeigen nachzugehen , möchte ich auf eine von ihm nicht angedeutete quelle hinweisen , die ihm jedoch keineswegs aus orientalischem , sondern aus echt eng- lischem boden geflossen ist.

Um Maia von der nichtigkeit und gefährlichkeit der un- gestümen wimsche der menschen zu überzeugen , lässt sie Fortuna die zahllose schar der bittsteiler und die verhängnis- vollen folgen der ihnen gewährten wünsche schauen : Soon shall a numerous train bcfore. mo h(Mid, And knccliiig votarios my shrine att(Mid;

Slielley's Queen Mab und Sir William Jones's Palace of Foi-tiine c j

VVarn'd by their empty vanities bewarc, And scorn thc folly of each human prayer (p. 216). Auf ein glockenzeichen streunt die schar der glücivsdiirstigen menschen in die halle : sinnenlust, rnhmbegierde, habsucht urid Wissensdurst treten in typischen gestalten wiinsclicnd \(>r den thron der Fortuna, und die göttin erhört ihre wünsche, zumeist zu ihrem verderben. Die ganze szene : Fortuna auf dem thron, die ungeheuere menge der flehenden , erinnert uns sofort an (Z\\.'a.\\ce.x' s Hous of Farne imd diese unvermeidliche erinne- rung hat uns auch gewiss richtig zu dem englischen urbild der Jones'schen Schilderung geführt. Aber Jones hat sich nicht an Chaucer's darstellung angeschlossen, zwischen ihm und dem vater der englischen dichtung steht die kleine gestalt des altissimo poeta des achtzehnten Jahrhunderts, in dessen strenger schule sein eigenes, nachahmendes talent ciichten gelernt hatte : zweifellos hat Jones Pope's Umformung eines teiles von Chaucer's Ho US of Fat/t e \or s^ch gehabt, Pope's Tetnpk of Farne, in heroi- schen reimpaaren. Po[)e hatte das ungleiche walten der Fama in einem reimpaar mit dem ungerechten regiment der P'ortima verglichen :

' Thus her i)liiKl sistcr, ficklc Fortune, reigns,

And, undiscorning, scattcrs crovvns and chains (v, 296 f.) ich halte es für wahrscheinlich, dass aus diesem kouplet, aus dieser kurzen erwähnung der P\)rtuna das ganze Jones'sche Fortuna-intermezzo, dessen klassicistisches kolorit so schlecht zu den orientalischen dementen der Mala - erzählung passt, herausgewachsen ist. Gewissheit über diesen j)ankt kann uns freilich erst eine vergieichung der von Jones als seine haupt- quelle bezeichneten geschichte der Roshana in den Tales of Inatulla verschaffen,') aber der starke einfluss der Pope'schen

'j Sir William Jones hatte seinen stofl" zweifellos fnlgenriem weike ent- lehnt: Bahar Damish, Tales, translated from t/ie Fersiaii of yiiayed ÜUah of Delhi by Alexander Dmu ; London iy68 ; 2 vols. Dow, ein lieamter der Ivist India Company (gest. 1779), hatte einen iiilaub dazu benutzt, diese Übersetzung zu veröffentlichen, aus der schon im nächsten jähre, 176y, Sir Wiii. Jones nutzen zog. Noch vor ablauf des Jahrhunderts eischien eine zweite Übersetzung des- selben Werkes : Bahar Danush ; or, Garden of Kitowledge ; an Orie?ital Romance translated from the Per sie of Einaiut Oollah by Jonathan Scott; London ijgg ; J vols. Leidei' ist mir weder eine dieser englischen Versionen, noch überhaupt eine Über- setzung des "Bahar Danush" zugänglich, ich kann deshalb nur bezweifeln , dass die Fortuna auch schon in Jones's orientalischer vorläge eine rolle spielte.

4*

52 E. Koeppel

darstellung auf die Jones'sche Schilderung lässt sich auch ohne berücksichtigung dieser, für meine Untersuchung ferner Hegen- den , quelle feststellen. Wie bei Chaucer, steht auch bei Pope der glänzende tempel der Fama auf einem berg von eis :

High on a rock of ice the structure lay (v. 27), eine Symbolik, die für den palast der Fortuna nicht geeignet ist gleichwohl lesen wir auch bei Jones :

And Dil a rock of ice, by magick rais'd,

High in the midst a gorgeous palace blaz'd (p, 214).

Vier thore besitzen beide paläste :

Pope: Four brazen gates, on columns lifted high (v. 67), Jones: To four bright gates four ivory bridgcs lad (p. 215);

wie der himmcl von Sternen, glänzt die Wölbung der halle von edelsteinen :

Pope: As heav'n with stars, the roof with jewels glows (v, 143), Jones: And gems unnumber'd sparkled on the roof,

On whose bhie arch the flaming diamonds playM, As on a sky with living stars inlay'd (p. 215). Auch die beschreibung der erdkugel stammt aus Pope, dessen vision beginnt mit den versen :

I stood, methought, betwixt earth, seas, and skies; The whole creation open to my eyes: In air self-balanced hung the globe below, VVherc mountains rise and circHng oceans flow (v. 1 1 flf.), eine knappe Schilderung, die Jones mit zum teil W(')rtlichem anschluss etwas ausgeschmückt hat :

the wondering maid

At distance hung the dusky globe survey'd, Saw the round earth with foaming oceans veinM, And labüuring clouds on mountain-tops sustain'd (p. 216). Weltlust, nihmsucht und forschertrieb, deren \ertreter bei Pope in scharen die lialle der Fama füllen , haben wir auch im palast der Fortuna in je einer gestalt \erk()rpert gefunden. Von diesen offenkundigen nachahmungen abgesehen, werden wir beim lesen des Jones'schen gedichtes bei jeder zeile an Pope's stil erinnert. Alles kommt einem so wohlbe- kannt vor, für jede dichterphrase des epigonen meint man ein

Shelley's Queen Mab und Sir William Jones's Palacc of Fortune

berühmtes muster nachweisen zu können. ') Ganz deutüch wird uns noch der einfluss einer anderen dichtung Pope's, seines anmutigsten werkes : bei der beschreibung der nymphen, welche den wagen der Fortuna umtanzen , hat Jones gewiss Pope's entzückende Schilderung der seine Belinda und ihr schiff umgaukelnden sylphen im gedächtnis gehabt : Pope : Transparent forms, too fine for mortal sight, Their fluid bodies half dissolved in light. Loose to the wind their airy garments flew, Thin glitt'ring textures of the filmy dew, Dipped in the richest tinctures of the skies

(Rape of the Lock, canto II v. 6i ff.), Jones: Celestial shapes! in fluid light array'd .

Their lucid mantles glitter'd in the sun . . . Transparent rohes, that bore the rainbow's hue, And finer than the nets of pearly dew That morning sprcads o'er every opening flower . . . The Queen herseif, too fair for mortal sight . . . (p. 2 i 2). Chaucer, Pope, Jones, Shelley, Rossetti ohne berück- sichtigung der fesselnden orientalischen grundlage, schon inner- halb der englischen dichtung selbst, sehen wir aus der dich- tung des Sir William Jones genug der beachtenswerten ver- bindungsfäden rückwärts und vorwärts laufen.

') Bei Jones's beschreibung des nymphentanzes :

Like twinkling stnrs their beamy sanrlals play'd (p. 212) dürfen wir vielleicht an den reigen der liebt-sgötter in üray's ode The Piogress of Poesy (gedruckt 1 758) denken :

To brisk notes, in cadence beating, Glance their many-twinkling feet verse , zu denen dieser gelehrte dichter selbst Homer citiert hat ; bei dem er- scheinen des ringgeistes:

Sudden descends the genius of the ring, And drops celestial fragrance from his wing (p. 228) gewiss an Milton's Raphael :

Like Maia's son he stood, And shook his plumes, that heavenly fragrance fiU'd The Circuit wide (PL. V 285 ff.).

Strassburg, Dezember 1899. E. Koeppel.

CA Pli. Aronstein, Teiinysoii'.s weit- uiul lehensanschaiiung

TENNYSON'S WELT- UND LEBENS- ANSCHAUUNG.

Einleitung.

I. Tenny.son ein nationaler dichter.

Von allen neueren dichtem Englands hat keiner ausser Alfred Tennyson seit Wordsworth anspruch auf den namen eines nationaldichters. Browning, Matthew Arnold, Swinburne, Morris, Rossetti und die übrigen haben alle nur eine teilweise, umstrittene anerkennung erreichen können, die entweder wie bei Browning an formlosigkeit und dunkclheit des ausdrucks oder wie bei den meisten übrigen an verstiegenheit und ein- seitigkeit der ideen ihre grenze gefunden hat. Matthew Arnold allerdings hält sich von diesen fehlem frei, aber bei ihm läuft der Strom der poesie zu dünn , ist zu sehr beschattet von gedanken und betrachtungen, als dass seine dichtungen jemals hätten volkstümlich werden können.

Tennyson allein hat es zu einer wahrhaft nationalen an- erkennung gebracht, zu einer Volkstümlichkeit, die auch nicht Wordsworth , ja kaum ein dichter seit Milton erreicht hat. Wenn wir die memoiren Tennysons, die von seinem söhne llallam herausgegeben sind,') durchblättern, so finden wir unter seinen bewunderern männer und frauen jedes Standes und jeder geistigen richtung. Die höchsten Vertreter kirch- licher autorität, kardinal Manning und der erzbischof von Canterbury, rechnen ihn ebenso zu den ihrigen wie die fort- geschrittensten Vorkämpfer einer dem dogma und der Orthodoxie feindlichen Wissenschaft, die professoren Huxley und Tyndall; die ersten Staatsmänner und grossen des reiches, Gladstone, der herzog von Argyll , Lord Duffcrin , Gouverneur von Kanada , Sir Henry Parkes , Premierminister von Neusüd- wales, und besonders die königin und der prinzgemahl ver- ehren ihn nicht minder, wie die führer auf dem gebiete des gei.stes Carlyle, Thackcray, Dickens, Ruskin, F. D. Maurice, G. H. Lewes, Longfellow u. s. w. Und während er so den

•) Alfred Lord Teunysoii , A Menioir hy Ins Son. 2 vols. London, •Macinillan & Co., 1898.

Teiiiiysoirs weit- umi lel)ens;inscliaumig ec

besten seiner zeit genug gethan , ist er zugleich wie wenige vor ihm in die breiten inassen des volkes gedrungen. Hand- werker und arbeiter, hinterwäldler aus dem westen Amerikas und aus dem innern AustraHens richten dankesbriefe an ihn für den trost und das vergnügen, das er ihnen gewährt habe, die Soldaten im felde lesen mit begeisterung seine kriegs- lieder. »Seit Shakespeare's zeit,« sagt ein hervorragender englischer kritiker, T. Watts-Dunton, M »hat keiner nur an- nähernd einen gleichen erfolg wie Tennyson darin gehabt, eine Versöhnung zwischen dem volkstümlichen und künst- lerischen gefühl für poesie in England herbeizuführen.«

Was, so fragen wir uns nun, ist der grund dieses erfolges, dieser staunenswerten popularität in einem prosaischen, utilitari- schen Zeitalter.? Engel in seiner litteraturgeschichte (s. 425 f.) be- spricht Tennyson in seiner souverän absprechenden weise unter den romantikern und will ihm nur das verdienst zuerkennen, dass er die englische ncuromantik habe schaffen helfen und der lyrik manche neue formen , gegeben habe. »Die gewaltigen bewegungen unsers Jahrhunderts,« so meint er, »sind an dem einsiedler auf Wight vorübergegangen, ohne ihm einen leb- hafteren ausdruck der teilnähme abzuringen als einige schön- gereimte redewendungen in Locksley Hall, oder einige schüch- terne verirrungcn ins demokratische«. Nichts kann ober- flächlicher und falscher sein, als dieses urteil. Tennysons bedeutung und erfolg erklärt sich gerade dadurch, dass er an den Strömungen und bestrebungen seiner zeit auf dem gebiete der religion und philosophie, wie des Staates und der gesellschaft den lebhaftesten anteil genommen und ihnen den vollkommensten poetischen ausdruck gegeben hat, dass er der dichterische Interpret jenes Zeitalters der aufklärung ist, wie wir es wohl nennen dürfen. Benjamin Jowett, der be- kannte führer der freisinnigen theologie in Oxford in den 60er Jahren, stellt Tennyson's philosophischen einfluss über den irgend eines philosophen von fach;'') Bischof Colenso, ein

') Impressions by T. Watts-Duntun. zitiert in M. II 480.

^) "Your poetry lias an dement of piiilosopliy nioie to he consideied tli;;n any regulai' pliilosophy in England. It is almost too niuch impregnated with philosophy, yet tliis, to some niinds, will be its greatest charni. I believe that your In memoriam and Crossing the Bar will be for ever in nien's hearts", schreibt Jowett an Tennyson. Mtni. II 418.

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Pli. Aroiislein

anderer Vorkämpfer derselben richtunL( in England, sagt, dass er »mehr als irgend jemand gethan habe, die kirche der Zu- kunft zu gründen,« ') und der dichter Frederick Locker-Lamp- son nennt seine gedichte > den höchsten ausdruck des idealen geistes seiner epoche.<'-) Diese urteile bedeutender männer, denen sich noch viele andere hinzufügen liessen, zeigen, wie Tennyson's Stellung in England aufgefasst wird. Im folgenden will ich versuchen, nach dieser seite hin, nach ihrem Ideen- gehalte und ihrer tendenz, seine werke mit hilfe der memoiren und briefe zu betrachten. Vorher aber wird es nötig sein, wenig.stens eine kurze skizze von der persönlichkeit und der kunst des dichters zu geben.

2. Tennyson's persönlichkeit.

Tennyson war als mensch eine der edelsten und har- monischsten gestalten, die die litteraturgeschichte kennt. Zwischen seinem dichten und denken und' seinem leben be- steht keine Zwiespalt, kein Widerspruch. Allerdings verfloss dieses auch in ruhigem gleichmass ohne leidenschaftliche innere stürme und schwere äussere kämpfe mit dem Schicksal. ^j

Nicht, als ob Tennyson der erfolg mühelos in den schoss gefallen wäre. Viele jähre hindurch verhielt sich das publi- kum ablehnend oder doch gleichgültig gegen seine hervor- bringungen, und bis in sein reifes mannesalter hinein lastete auf ihm der druck, wenn auch nicht der armut, so doch einer firekären, ungesicherten äusseren existenz, so dass er erst mit fast 41 jähren nach beinahe 15 jähriger Verlobung seine braut heimführen konnte. Als dann aber einmal der Strom seines Lebens die beengenden klippen durchbrochen hatte, da eilte er in majestätischer ruhe, an breite und tiefe immer wachsend , dem ozean zu. Die königin ernannte Tennyson im jähre 1850 zum nachfolger von Wordsworth als Poeta laureatus, ein .amt, d<.;M er wieder würde und glänz ver- liehen hat; Oxford machte ihn 1855 zum ehrendoktor der rechte, und im jähre 1884 wurde ihm eine ehre zu teil, die noch kein

') M. II 23. 2) M. II 80.

*) In diesem jaliie .sind zwei deutsche hiogiapliien 'lennyson'.s ersclüenen, die beide auf den memoiren Füssen, die eine von 'lli. .\. Fischer hei Perthes in Gotha, die andere von Emil Koeppel in <ler sannnhuig Gcisteshddcn. Vgl. Engl. stud. 27, 289.

Teiinyson's weit- und lebeiisaiiscliauimg C'j

englischer dichter erlangt hatte: er wurde zum erblichen pair des reiches als baron von Aldworth und Farringford ernannt. So starb er an jähren und an ehren reich am 6. Okt. 1892 und wurde in der Westminster-abtei bestattet.

Wenigen menschen ist wohl ein glücklicheres leben be- scheert worden als Alfred Tennyson, aber wenige menschen sind auch dessen würdiger gewesen. In einer nervösen, nach genuss und besitz hastenden zeit steht er da als eine starke, einheitliche persönlichkeit, in den jähren des wartens wie in denen der erfüUung ruhig imd standhaft seinem idealen ziele nachstrebend , niemals sich dazu herablassend, für geld oder gunst zu schreiben, sondern immer an der Vervollkommnung seines könnens und wissens arbeitend. Diese geschlossenheit und dieser hohe schwung seines wesens, verbunden mit seiner prächtigen äusseren erscheinung, in der Apollo und Herkules vereinigt schienen, waren es wohl, die eine so faszinierende Wirkung auf alle ausübten, die ihm näher traten. Lange ehe das Publikum ihn kannte, schworen seine universitätsfreunde in Cambridge, die den klub der »apostel« bildeten, auf ihn als den kommenden nationalen dichter, den nachfolger Wordsworth's. Und eben diese freunde, von denen viele im leben es zu hohem ansehn und ehren brachten, blieben lebenslänglich mit ihm verbunden und verkündeten in wort und Schrift seinen rühm. Als im jähre 1833 in der Quarterly Review eine überaus gehässige kritik seiner gedickte erschien, da stritt man in Cambridge im debatierklub schon über die frage, ob Milton oder Tennyson der grössere dichter sei. Aber auch später machte Tennyson denselben bezaubernden eindruck auf seine Zeitgenossen. Kingsley, Dickens, Thackeray und Carlyle gehörten zu seinen bewunderern, ehe er eigentlich berühmt war. Der letztere, der im allgemeinen nicht viel von dichtem und poesie hielt, schrieb über ihn zu anfang der vierziger jähre an seinen amerikanischen freund Emerson: »Alfred ist eine der wenigen britischen und ausländischen gestalten, die für mich schön sind und bleiben, eine wahr- haftige menschliche seele oder doch authentische annäherung daran, zu der unsere eigene seele 'bruder' sagen kann. Ich glaube jedoch nicht, dass er mich besuchen wird; bei seinen kurzen besuchen in der Stadt übergeht er mich oft, übergeht in der that jeden ; er ist ein einsamer und ernster mann, lebt

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Vh. .\r<jii.stein

in einer düstern gedankenweit und trägt etwas von einem chaos in sich, das er zu einem kosmos zu gestalten strebt . . . Es ist einer der schönsten männer der weit. Eine fülle dichten dunkeln haares, helle, lachende haselnuss-augen, ein energisch-massiges adlergesicht, bedeutend und doch sehr zart , braune hautfarbe \on beinahe indischer dunkelheit; in der kleidung zwanglos und unbekümmert um die mode ; er raucht unendlichen tabak. In diesen letzten Jahrzehnten ist mir kein solch trefflicher gesellschafter bei einer pfeife vcrifekommen. Wir werden sehen, was noch aus ihm werden wird.« ')

Die melancholie , von der Carlyle hier spricht , war ein väterliches erbteil und wich erst später allmählich vor dem erwärmenden Sonnenschein des glückes und erfolges; die Schüchternheit aber, die sich ebenfalls in dem erzählten zeigt, blieb immer eine hervorstechende eigenschaft des dichters auch auf der höhe seines ruhmes und entsprang wohl teils seiner erziehung er war meist im elterlichen hause von seinem vater erzogen worden teils der empfindlichkeit und reizbarkeit seiner bei aller kraft doch zarten seele. Besonders konventionellen und unwahren leuten gegenüber war er be- fangen und oft schroff. Dagegen lies er sich durch rang und titel nie imponieren. Dies beweist vor allem sein menschlich so schönes Verhältnis zur königin, das dem dichter wie der königin zur ehre gereicht. Im jähre 1862, wenige monate nach dem tode des prinzen Albert, hatte er seine antritts- audienz in Osborne, und seit der zeit standen beiden in innigen beziehungen und wechselten briefe mit einander. Tennyson ist hier der gebende und fühlt sich als solcher- »Sie stehen so allein auf jener furchtbaren höhe,« schreibt er ihr einmal ;2) »es ist furclitbar. Ich habe nur noch wenige jähre zu leben, aber es wird mir freude machen, für Sie alles zu thun, was ich kann. Schicken Sie nach mir, so oft Sie wollen.« Und l)ald darauf schreibt er: Ich will nicht sagen, dass ich loyal bin, oder dass Ew. Majestät gnädig ist ; denn das sind alte abgedroschene rcdensarten, die jeder höHing gebraucht oder missbraucht. Aber ich will sagen, dass ich

'1 .Mem. I 187/88. 2) 7/« ib8;i.

TeniiYSon's weit- und lebensanscliauung ^g

während unserer Unterredung den hauch jener treuen freund- schaft fühlte, die die menschen verbindet, seien sie nun könige oder flickschuster.« ') Das ist in der that nichts weniger als die spräche eines höflings. Und wie seiner königin gegenüber, so erscheint er auch in allen übrigen beziehungen des lebens als das muster eines englischen gentleman, wie er ihn in könig Arthur gezeichnet hat, unabhängig nach oben wie nach unten, ohne makel, gross und edel handelnd aus der fülle seiner natur heraus. In seinem ganzen leben hat er sich keinen feind gemacht und von einem einzigen falle abge- sehen, wo er angegriften wurde, ^j keinen literarischen streit gehabt. Dagegen hat er fremdes talent immer neidlos an- erkannt und, wo er konnte, gefördert.

3- Tennyson's kunst nach stoff und form.

Ich will nun versuchen, in kurzen Worten Tennysons poesie nach stoff und form zu charakterisieren. Die dramen, die bei all ihren Schönheiten doch als dramen misslungen sind , mögen hierbei unberücksichtigt bleiben. Tennyson entnahm die Stoffe seiner poesie in erster linie seiner Um- gebung in natur und menschenleben. Für die natur hatte er von frühester Jugend an ein feines gefühl und sympa- thisches Verständnis. Er fühlte , wie er an seine braut schreibt, »dunkle mystische Sympathien mit bäum und berg, die weit in seine kindheit zurückreichten.« -Eine bekannte landschaft,' so sagt er »ist mir ein alter freund, der beständig mit mir von meiner Jugend und halbvergessenen dingen spricht und wirklich mehr für mich thut, als mancher alte freund, den ich kenne. Ein alter park ist mein entzücken, und ich könnte mich ewig darin herumtummeln.« Besonders das meer übte eine unwiderstehliche anziehungskraft auf ihn aus,

>) Aug. 1883. M. 11 4M

2) Lytton Bulwer veröffentlichte im j. 1845 ein satirisches gedieht: T/ie NtiiJ Timon: a Romatice of London, worin er Tennyson als Schoolmiss Alfred heftig angriff. Tennyson antwortete zunächst durch ein gedieht im Punch iT-bll 1846) The nrcu Tinwit and the Poets, das Bulwer's eitelkeit geisselte. Hess diesem aber bald (7/3 1846) ein anderes, Afterthought, folgen, in dem er auf das thörichte litterarischer Zänkereien hinweist. Dies ist unter dem titel Literary Sqiiabbles in seine werke aufgenommen. Auch widmete er später die tragödie Harald dem söhne Bulwer's und erwähnte dabei, was er seinem vater, der denselben stoff als roman behandelt hatte, schulde.

6o I^'i- Aioiistcin

und so ist es denn auch der Schauplatz vieler seiner schönsten gedichte. ') Auch die stcrne beobachtete er genau und be- sass in der astronomie, wie auch in allen übrigen zweigen der naturwissenschaften, der botanik, der geologie, der chemie gründliche und umfassende kenntnisse. Überhaupt war er einer der gebildetsten männer seiner zeit; Thackeray nannte ihn »den weisesten mann, den er kenne--) Auf seinen reisen machte er Studien und skizzierte in wenigen worten, wie ein maier, landschaftliche eindrücke, die er dann als material für bilder und gleichnisse verwandte. So konnte er für manches bild, das die kritiker unmöglich fanden, ort und tag angeben, wo er es gesehen hätte. ^)

Neben der natur stellt er besonders das leben auf dem lande dar, zeichnet den gutsherrn und den pächter, den fröh- lichen müller und den behäbigen geistlichen, die fischcr und Schiffer am strande mit ihren familien. Darum ist die Idylle seine lieblingsdichtung, und er hat die englische litteratur durch eine reihe der schönsten Idyllen bereichert ; ich erinnere nur an Enoch Anieti, Dorn, -De?i back. Die grossmiitter. Den f armer aus dein norden , Den flickschuster aus dem norden , Die dorffrau u. s. w. Das städtische leben, der lärm der fabriken, der gesteigerte kämpf um das dasein liegt ihm ferner und tönt nur wie ein dumpfes gewoge zuweilen in seine dichtung hinein.

Daneben pflegte Tennyson die reine lyrische dichtung, das lied und das epos und die gedankendichtung. Für die letzteren beiden gattungen erfindet er die stoffe teils frei, wie in Loeksley Jlall,^) Afaud, Dem alten weisen u. a. , teils gestaltet er Stoffe aus der antiken oder mittelalterlichen sage in ähn- licher weise um wie Schiller. Besonders die götter- und heldensage des klassischen altertums lieferte ihm viele stoffe, so Ulysses, Tithonus,.Oenone, Lucretius, die Lotosesser, Tiresias und Demeter. Zu den gedichten, die auf mittelalterliche und ein-

') Icli nenne nui- Ulysses, Enoch Ardcn, the Revenge, the Voyage, thc Sailor Boy, Sea Dreams, einige lieder in Maud, Crossing thc Bar.

2) M. I 4iy.

3) M. I 257 ff. 275- 292 f. 428.

■*) Die anregung zu diesem geriichte \\.\\. Tennyson seiner eigenen .aussage nach von einem arabischen gedichte erhalten , das von Sir William Jones über- setzt ist. Koeppel. Tennyson, s. 41.

Tennyson's weit- and lebensaiischriuung 6l

heimische sage und geschichte zurückgehen, gehören Ä Simeon Siylites, Godiva, Boadicea und vor allem die zahlreichen dich- tungen aus der artussage.

Die grundgedanken dieser dichtungen, die themata, die sie behandeln, sind sehr verschieden. Es ist die liebe, die glückliche, wie die unglückliche mit ihren freuden und leiden, die freundschaft , die selbstlose aufopferung und hingebung, der hochmut und die ascetik, der Idealismus der jugend und die resignation des alters, das streben nach thaten und erfah- rungen wie die Sehnsucht nach ruhe, die ekstase des glaubens wie der trotz und die Verzweiflung des völligen Unglaubens, der wert und die bestimmung des lebens, und die h()chsten fragen der menschheit, die religion und philosophie zu lösen versuchen. Auch politische und soziale fragen, die grosse Eng- lands, krieg und frieden, soziales elend und dessen hebung macht Tennyson zum gegenstände seiner poesie , in der er alles niederlegt, was er über göttliche und menschliche dinge empfunden und gedacht hat. Ihm wird alles zur poesie, seine naturbeobachtungen , seine persönlichen erfahrungen , seine politischen und religiösen Überzeugungen, ja auch seine wissen- schaftlichen Studien, die sich über alle gebiete der erkenntnis, neben der litteratur, der englischen wie der ausländischen, vor allem der deutschen auch auf philosophie und, wie schon er- wähnt, die naturwissenschaften in ihrem weitesten umfange erstreckten.')

Was aber Tennyson seine einzige Stellung in der englischen litteratur der viktorianischen epoche verleiht, ist vor allen dingen die harmonie von Inhalt und form in seiner kunst. Im allgemeinen hat die englische litteratur jener zeit den fehler,- dass sie formlos ist. In dem Strudel des politischen lebens, dem lärm der parlamentsreform, des mächtig auf- strebenden industrialismus und der sozialen und religiösen kämpfe ging das formgefühl, das rein litterarische und künst- lerische Interesse fast verloren. Die starken, künstlerischen Individualitäten wurden in den dienst der zeltideen gezwängt, und die herrschende lltteraturform wurde der sich leicht den erfordernissen des .Stoffes und der tendenz anpassende roman. Und auch die romane, wie zeigen sie bei all ihren grossen

1) M. 11 408. 464 ff. a. a o.

()2 i^l» Aioiistein

unvci'gleiclilichcn \orzi'i<^en in der sitten- und Charakter- schilderung eine oft ermüdende breite und nachlässigkeit der kompositioni Auch die bedeutendsten unter den roman- schriftstellern, Dickens, Thackeray und George EHot sind hier\T)n keineswegs frei. ÄhnHches lässt sich von der poesie in engerem sinne sagen. Soweit sie nicht epigonenpoesie ist und in breit getretenen gelcisen wandelt, fehlt es ihr an mass und Selbstbeherrschung, an harmonischer cinheit von inlialt und form. Tennyson ist der einzige würdige nachfolger und fort- bildner von Byron, Shelley, Keats und Wordsworth, indem er die poesie aus der zeit der romantik hinübergerettet hat in die der Wissenschaft und der aufklärung, den Widerhall seines strebens und Schaffens, seiner quäl und hoffens in harmonie auflösend. Sein formgefühl war auf das feinste entwickelt und auf das schwerste zu befriedigen. Seine memoiren geben zahlreiche beispiele, wie er unbarmherzig streicht und ver- wirft, V) wo ein gedieht ihm zu lang für den gedanken scheint, wie streng er mit bezug auf die reinheit des reimes ist,-) wie er den grössten wert auf das metrum legt und ver- suche macht in dem gebrauch antiker oder von ihm er- fundener metren.'*) So ist er denn wohl der formvollendetste unter den englischen dichtem, wenn auch \ielleicht Swinburne, der ihm nach eigenem geständnis unendlich viel verdankt, ein noch grösserer verskünstler ist. Seine blankverse sind voll ausdruck und elastizität; er vermeidet das enjambe- ment und endigt meist den satz mit der zeile , weiss' aber durch den tonfall dem verse mannigfaltigkeit zu geben. Er wendet mit mass und grosser kunst die allitcration und die Wortmalerei an und ist ein meister des gleichnisses imd der poetischen metapher. Dabei hat er viele neue metren ge- schaffen, lyrische und erzählende, die sich dem inhalte wunder- bar anpassen. Allerdings sind nicht alle seine versuche ge- lungen. Das gedieht Boadicea /.. b. ist in einem metrum geschrieben, von dem er selbst fürchtete, dass es niemand ausser ihm lesen könne und deshalb wimschte, dass es in

') M. I 198/199. 507 a. a. o.

2) M. I 287. Er fand reime wie Endora : before her, sister : vista ali- .scheiilicli. Brief an eine danie über ihre gediclite.

3) M. I ;ui- 459. 11 12 IT.

Tennyson's weit- und lebensanscliauung 6-2

musik ^fcsctzt würde, damit die leute den rhythmus verständen.') Ich habe auch vergebens versucht, es zu verstehen. Sonst zeigt sein styl bei aller kraft und gedrungenheit des ge- dankens eine durchsichtige klarheit und einfachheit; da ist alles auf das äusserste gefeilt, kein wort überflüssig, und der ausdruck ist immer das knappste, passendste gewand des gedankens. Welches sind nun die gedanken, die Tennyson poetisch gestaltet hat ? Betrachten wir zunächst seine an- sichten über das wesen der kunst.

Kap. I. Die kunst im Verhältnis zur moral und zum leben.

Tennyson's poesie ist in erster linie, wie fast alle eng- lische poesie, eine ethische. Sie entspricht der definition von Matthew Arnold, dem mitstrebenden Zeitgenossen Tennyson's und bedeutendsten kritiker der epoche, welcher sagt, dass die poesie »kritik des lebens ist unter den bedingungen, die einer solchen kritik durch die gesetze der dichterischen Wahrheit und dichterischen Schönheit gestellt sind.-) Diese kritik kann nach den worten desselben Schriftstellers nur »eine moralische deutung des menschen und des Weltalls von einem unab- hängigen gesichtspunkte scin.'<3) Tennyson stellte sich von vorneherein auf den Standpunkt, dass kunst und moral un- zertrennlich seien. *Du sagst pathetisch,- schreibt ihm sein freund Hallam am 26. Juni 1831, »weh mir! ich habe mehr vom schönen als vom guten! Erinnere dich zu deinem tröste daran, dass gott es dir gegeben hat, den unterschied zu sehen. Mancher dichter ist blind in seinem künstlerstolze weiter ge- schritten.« +)

Zwei seiner frühesten gedichte entwickeln allegorisch den gedanken , dass die blosse kunst ohne Zusammenhang mit dem leben keine befriedigung gewähren könne. Das eine heisst Die datne von Shalott und ist zugleich das erste ge-

>) M. I 459.

*) MaUhew Arnold, The Study of Poetry: „A criticism of life under the conditions fixed for .such a critici.sm by the laws of poetic truth and poetic beauty."

') Celtic Litern titre s. 171-

<j M. I 81.

()A Pli. Aronsteiii

diclit 'l'cnnyson's aus dem artussagenkrcise. Auf ihrer bürg an der Strasse, die nach Camelot führt, sitzt die dame von Shalott tag und nacht am fenster und webt, was sie in einem ihr gegenüber hängenden spiegel sieht, zu einem wunderbaren gewebe. Sie darf niclit hinunlersehen, da nach einer alten überHeferung ein fluch sie treffen wird, wenn sie hinab schaut in das muntere treiben zu ihren füssen. Sie sieht kaufleute und bauern, ritter und knappen, mönche und äbte, hochzeiten und begräbnisse. Manchmal, wenn der mond am himmel steht, kommen zwei junge Hebende vorbei, und dann wird die dame der schatten schon halb überdrüssig. Endlich reitet Lancelot singend vorbei, mit glänzender rüstung angethan. Als die Jungfrau sein bild im spiegel sieht, da ist es um sie geschehen. Das gewebe schleudert sie in den fluss, der spiegel zerspringt, der fluch muss in erfüllung gehen. Sie löst das boot, der fluss trä^t sie langsam nach Camelot hinab, wo sie vor kälte erstarrt vmd als leiche ankommt. Tennyson selbst gab folgende deutung des gedichtes: »die neugeborene liebe für etwas, für jemanden in der weiten weit, wovon sie solange ausgeschlossen gewesen ist, trägt sie aus dem reiche der schatten in das der Wirklichkeiten. ') Die dame von Shalott ist der künstler, der am ende seiner Schattenbilder überdrüssig wird und in der Sehnsucht nach liebe und lel)cn untergeht. Die phantasie allein genügt dem rnensclfen nicht; er bedarf der liebe, des anteils an menschlichen Schicksalen. Derselbe gedanke ist noch klarer entwickelt in dem ge- dichte Der palast der kiuist. Es beginnt mit den Worten :

»Ich baute meiner seeP ein herrlich haus,

Um dort in steter freud' zu wohnen.

Ich sagte: histig, leb' in saus und braus,

Hier wirst du sicher thronen.« So schwelgt die seele drei jähre lang in allen genüssen, die kunst und Wissenschaft zu bieten vermögen, herabsehend in ihrer gottähnlichen Vereinsamung auf das schmutzige erdenwallen und das </ezänk der sckten. Aber im vierten

>j M. 1 117.

'^) 1 biiill iiiy soul a lonily plcMSure-house

VVlierein at ease for aye to dwL'll. I said "O süiil, inake lueiry aiid carouse, Dear sonl, fnr all is well."

Tennyson's weit- und lebensanscliauung ßr

jähre wird sie in ihrer selbstsüchtigen einsamkcit von trüb- sinn, Verzweiflung und reue ergriffen :

Als so verflossen waren der jähre vier

Da warf sie fort ihr königskleid.

»Baut eine hütte in dem thale mir

Zu klagen dort mein leid.

Doch lasset stehn den herrlichen palast,

So schön, so leicht gefügt.

Vielleicht mach' ich mit andern dort einst rast

Wenn ich die schuld gesühnt.« ') Tennyson selbst schrieb mit bezug auf dieses gedieht im jähre 1890: ^Trench (der spätere erzbischof von Dublin) sagte zu mir, als wir zusammen in Trinity waren : 'Tennyson, wir können nicht in der kunst leben.' Der palast der kiuist ist die Verkörperung meines glaubens, dass das göttliche leben mit den menschen und für die menschen ist.«-) Die theorie, dass die kunst um der kunst willen da sei, erschien Tennyson immer als eine durchaus verdammenswerte ketzerei, gegen die er seinen ganzen zorn wandte. 3) Ihm schien nur die kunst die wahre, die sich in den dienst des guten und der mcnsch-

') So when four years were wholly finislud,

She threw her royal rohes away.

"Make iiie a cottage in the vale", she snid,

Where 1 may mourn and pray.

"Yet pull not down my palace towers, that are

So lightly, heautifully built :

Perchance I may return with otliers tlieie

When I have purged my guilt." *) M. I 119. Spedding sagt von dem gedichtet "The Palace of Art le- presents allegorically the condition of a mind vvliich, in tlie love of beauty, and the tiiumphant consciousness of knowledge, and inteilectuai supremacy, in the intense enjoyment of its own power and glory, has lost siglit of its relation to man and God. ds. p. 192/193. Ahnlich drückte sich Auhrey de Veie darüber aus ds. p. 505

^) Ein unveiöffentlichtes epigramm Tennyson's , betitelt : "Art for Art's sake (instead of for Art's and man's sake)" lautet :

"Art for Art's sake! Hail, truest Lord of Hell!

Hall Genius, Master of the Moral Will!

'The filthiest of all paintings painted well

Is mightier than the puiest painted ill!'

Yes, mightier than ths purest painted well.

So prone are we toward the broad wav to Hell". M. II 92.

J. H o o p s, EnglUche Studien. WVlll. i. 5

66 l"*'!- Aronstein

hcit stellte. '>Er hatte keine Sympathie,« sagt Lecky, »mit der theorie, die kunst und moral trennen möchte, und ich habe keinen schriftsteiler kennen gelernt, der ein ebenso hohes pflichtbewusstsein in bezug auf sein werk hatte. ')

Was das Verhältnis von kunst und Wirklichkeit angeht, so stand Tennyson entschieden auf der seite des Idealis- mus. Bezeichnend ist, dass er keinen geschmack an Rubens und der niederländischen maierei fand, dagegen für Tizian und die Italiener schwärmte. Hallam bemerkte richtig, dass seine eigene kunst der phantasie und dem style von Tizian näher stünde.-) Auch Raffael bewunderte er.') Charakte- ristisch ist auch sein Verhältnis zu Goethe, dessen dichtungcn er gut kannte. Er fühlte sich abwechselnd unter dem banne seiner grosse und von seiner breiten Objektivität abgestossen. Er vermisste an ihm, wie er einmal zu seinem freunde Fitz- gerald sagte, »the divine intensity (den heiligen eifer), den er bei Dante bewunderte. ^ Er empfand die grosse geistige kraft de Faust, warf das buch aber doch bei der ersten lektüre mit absehen weg. Auch das drama Tasso erregte in ihm gemischte gefühle; er empfand nur interesse an der ge- stalt des Tasso, während die weltklugkcit der Leonore ihn abstiess.-'') Der moderne naturalismus schien ihm eine er- niedrigung der kunst. »Ich stimme mit Wordsworth überein,« sagte er, »dass kunst auswahl ist. Man betrachte z. b. Zola: er stellt die übel der weit ohne das ideal dar. Seine kraft wird deshalb abscheulich, weil er keine auswahl trift't. Auch der edelste genius bedarf der selbstbeschränkung. ^) In einem seiner letzten gedichte, Locksley Hall sechzig jähre später (i88i), eifert er gegen die zeitgenössische litteratur, die die schände der natur mit den lebendigen färben der kunst male, die alle laster und schmutzigen leidenschaften nackt enthülle, die den reinen springquell der Jugend mit dem schmutz der gösse trübe, so dass die keusche phantasie des mädchens sich in dem

>) ds 203.

'-') Brief vom 6/<) 183:1. M. I in).

8) (Is. 121.

<) rls.

5) (Is. 277/278.

«) M. II X.M.

Tennyson's weit- und lebensanschauuno; 67

trog des zolaismus wälze. Das erscheint ihm nicht als ein fort- schritt, sondern als ein rückschritt zur tierischen natur.')

Kap. ir. T e n n y s o n ' s Stellung zur i- e 1 i g i o n und p h i 1 o s ( > j > h i e .

Tennyson's ideale auftassung von den aufgaben der kunst fusste aber auf seiner idealen Weltanschauung, wie sie in seinen werken sich wiederspiegelt.

Diese wollen wir jetzt zu rekonstruieren versuchen, denn nur so werden wir den dichter und seinen grossen ein- fluss auf die zeit begreifen und erklären können. Wie dachte er, so fragen wir uns zunächst, über die grossen fragen des warum , wohin und woher, die seine zeit wie alle zeiten be- wegten r

Besonders in England sind religiöse fragen ebenso wie politische immer aktuell gewesen , und sie waren es auch in hohem masse zur zeit von Tennyson's Jugend und mannes- alter. Mächtig tobte gerade im zweiten drittel unsers Jahr- hunderts der kämpf um dogmen und ceremonien innerhalb der kirche, während zugleich die aufklärung, sich stützend einerseits auf die naturwissenschaften , andererseits auf die deutsche philosophie und theologische forschung , an den grundfesten des christlichen glaubens rüttelte. Die kirchliche bewegung ging von Oxford aus, wo eine reihe bedeutender männer, vor allem Edward Bouverie Pusey und John Henry Newman, der spätere kardinal, die anglikanische kirche durch hebung der priesterlichen würde und macht und erweiterung des äusseren ceremoniells in katholisierender richtung um- zugestalten suchten , während sich ebendaselbst eine frei- sinnig-theologische schule bildete, die sowohl im gegensatze

') Es heisst dort : Autliors essayist, atheist, novelist, realist, rhymester, play yoiir part, Paint the morlal shame of nature witli the living hues of Art. Rip your brothers' vices open, strip your own foul passions bare ; Down with Reticence, down with Reveience forward naked let

them. Stare. Feed the budding rose of boyhood with the drainnge of vour sewer; Send the drain into the fountain, lest the stieain shouid issue pure. Set the maiden fancies wallowing in the troughs of Zolaism, Forward, forward, ay and backward, downward too into the abysm etc.

5*

(38 Pli. Aionstein

ZU dem ritualismus der hoclikirchler als dem pietismus der »Low Chiirch« die kirche auf eine breitere wissenschaftliche basis zu stellen sich bemühte. Zu gleicher zeit aber wirkte mächtig der einfluss Carlyle's , der auf dem boden der deutschen aufklärungsphilosophie stehend alle kirchlichen formein und formen verwarf und die dogmatischen Streitig- keiten der sekten mit blutigem höhn charakterisierte als das unverständliche geschnatter von äffen um ein feuer im waldc, das sie nicht zu unterhalten verstehen. i) Daneben entstand als grundlage einer neuen Weltanschauung die entwicklungslehre, die in England zuerst im jähre 1844 in einem anonym er- schienenen buche Spuren der naturgeschichte in der schöpßwg von Robert Chambers unter allgemeinem aufsehen verkündet wurde, und die Darwin 1 5 jähre später in seinem grossen werke über Deti Ursprung der arten wissenschaftlich be- gründete.

Alle diese einflüsse haben auf Tennyson gewirkt, dessen ganzes denken und fühlen auf dem gründe einer tiefen reli- giosität beruhte. Stammte er doch aus einem pfarrhause und hatte, was wohl von besonderer bedeutung war, eine überaus fromme, sanfte und mildherzige mutter, die bis in ihr höchstes alter hinein über dem seelenheile ihres sohnes wachte und den mehr als 50 jährigen noch erniahnte, sein talent im dienste gottes anzuwenden.-) So beschäftigten ihn denn religiöse fragen beständig von der universitätszeit an, wo er besonders zu F. D. Maurice, einem der bedeutendsten theologen Englands und dem späteren begründer des christlichen Sozialismus, in enge freundschaftliche beziehung trat, bis in sein spätestes alter. Zahlreiche gedichte legen hierfür zeugnis ab. Besonders aber hat er seine Stellung zu den fragen von glauben und wissen in dichterischer form dargelegt in dem gedichtcyklus In Memo- ria?n (1850), welcher dem andenken seines am 15. Sept. 1833 zu Wien einem schlaganfallc crlegenen freundes Arthur Hallam, dem söhne des bekannten geschichtsschreibcrs, gewidmet ist. Es sind 131 formvollendete und gedankenreiche gedichte, in denen er das emporringen seiner secle aus tiefer Verzweiflung, in die der Verlust des freundes ihn gestürzt hat, zu k'larhcit

') Vgl. Lalterday Pamphlels. No. VIll Jesuitistn 2j 10/1 1861). M. I 4."i2.

Tennyson'.s weit- und leliensanschauung (3g

und glauben schildert. Doch die macht der gedanken und gefühle durchbricht die ursprüngliche lyrische form und er- hebt das individuelle leid, die quäl des zweifeis, die unstill- bare Sehnsucht und das sti.irmische verlangen nach Wieder- vereinigung zur geschichte der läuterung der menschenseele und zwar der seele des modernen wissenschaftlichen menschen durch den schmerz. Tennyson sagt selbst über das werk : »In Memoriam ist ein gedieht , keine genaue biographie. Es dreht sich um unsere freundschaft, um die Verlobung Arthur Hallams mit meiner schwester, um seinen plötzlichen tod in Wien kurz vor der für die hochzeit festgesetzten zeit, und um sein begräbnis in der kirche zu Clevedon. Das gedieht schliesst mit der heirat meiner jüngsten schwester Cecilie. Es sollte eine art Divina Commedia sein mit ihrem frohen, ver- söhnenden Schlüsse. Die einzelnen teile wurden an ver- schiedenen orten geschrieben , je nachdem die besondern abschnitte unsers Verkehrs sich meinem gedächtnis auf- drängten und sie nahe legten . . . Die verschiedenen stimmen des Schmerzes werden dramatisch dargestellt und dazu meine Überzeugung, dass furcht, zweifei und leiden nur durch den glauben an einen gott der liebe antwort und trost erhalten können. Das 'ich' ist nicht immer der Verfasser, der von sich selbst redet , sondern die durch ihn redende stimme der menschheit.« ^)

Was nun die ansichten betrifft , die Tennyson in dem gedichte und auch an andern stellen ausspricht, so hält er an den grundlehren der christlichen religion, dem glauben an gott, der erlösung, der Unsterblichkeit der seele und dem fortleben nach dem tode fest. Manchmal neigt er zu einem gewissen poetischen pantheismus, ähnlich wie Goethe,-) aber zu andern Zeiten erklärt er doch wieder, dass die »selbstbewusste persönlichkeit gottes das rückgrat der

») M. 1 309.

2) Nach dem ersclieinen des Darwin'.schen buches sagte Tennyson zu einem freunde: „Darwinismus, der mensch vom äffen, würde das wirklich einen unterschied machen? Die zeit ist nichts; sind war nicht alle teile einer gottheit?" Und als man ihm entgegenhielt, dass das pantheismus wäre, entgegnete er: „Nun, ich glaube an einen gewissen pantheismus." M. 1 514- Er war auch ein Ver- ehrer Giordano Bruno's und Spinoza's. M. II 424. Besonders vergleiche man das gedieht 77^1? Higher Pantheisin.

Ph. Aronstein

weit sei.« M Die Unsterblichkeit der seele besonders war ein lieblingsgedanke des dichters, bei dem er gerne verweilte, und dem er vielfachen poetischen ausdruck gegeben hat.^) Auch in seinen gesprächen pflegte er bis in sein hohes alter gerne bei diesem gegenstände zu verweilen.'') Dass die seele schliesslich in der allgemeinen weltseele aufginge, verschlungen würde , schien ihm ein ebenso unbestimmter , wie unbe- friedigender glaube; er hoffte seinen freund nach dem tode wiederzusehen.'*) Im einklange mit den lehren der christlichen ethik erkannte er endlich als eme bedingung der fortcntwick- lung zum guten auch die Willensfreiheit des menschen an, »das grosse wunder, eigentlich ein akt der selbstbeschränkung gottes und zugleich eine Offenbarung seiner selbst.«"') »Die menschliche freiheit,« erklärte er einmal, -gleicht dem vogel im käfig. Er kann auf der niedersten sprosse sitzen bleiben oder zur höheren emporsteigen. Dann wird Er, der da ist und weiss, seinen käfig erweitern und ihm immer höhere stufen bereit halten, bis er endlich die decke des käfigs abbrechen und ihm den flug zur Vereinigung mit dem freien willen des Universums gestatten wird.«^)

Aber alle diese Überzeugungen sind dem dichter, wie Kant's postulate der praktischen Vernunft, Wahrheiten, die nicht bewiesen werden können, die wir im innersten der seele fühlen müssen. Wenn zweifei seine seele erfassen, und ihm die weit wie ein wüstes chaos erscheint, dann zerschmilzt eine wärme

») M. 1 312.

2) In Mcmoriam Introd. IX. XXXIV. XXXV. XM. XLII etc., I.iner in ilen gedicliten : The Sisiers, Tiresias u. bes. Crossing llic Bar. ^l iM. 11 H5.

^) M. II 103; 206: Brief Lccky's an Hallaiii 'rL-imyson. /// Me/ucriaiii XLVII:

'l'hat each, who seeins a separate vvlude.

Shüuld inove Ins lounds, and fusing all

'l'he skills of seif again, should fall

Reinerging in the general Soul,

Is faith as vague as all unsweet ;

Eternal form sliall still divide

The eternal soul froin all beside ;

And I shall know hini wlien \ve nieet." *) M. I 312. "j (Is. 319.

Tennvson's weit- und leliensanschauun«

71

in seiner brüst den kalten verstand, und sein herz erhebt sich wie ein mann im zorn und antwortet: >'ich habe gefühlt! <\) Ähnlich heisst es in einem der tiefsinnigsten späteren gedichte Tennyson's, Der alte weise:

»Beweisen lässt sich nichts noch widerlegen,

Was des beweisens wert ; drum sei du weise :

Halt an des zweifeis Sonnenseite dich

Und halte fest am glauben jenseits der glaubcnsformen.«^) Wohl sieht der dichter, wie in der natur ewige Zer- störung herrscht, wie tausend gattungen untergegangen sind. Aber soll auch der mensch, der auf gott vertraut und für Wahrheit und recht gekämpft hat, in dem sande der wüste umhergeweht oder in den ehernen felsen als Versteinerung be- graben werden? Dann wäre das leben entsetzlich, ein wüster träum. Die drachen der urweit, die sich im schlämm zer- fleischten, wären musik mit ihm verglichen, sein dasein eitel und nichtig.

»Welche antwort wird uns, welch(^r trostV

Ein Schleier birgt sie unscrm blick.«'') »Dies ist eine schreckliche zeit des Unglaubens,* sagt Tennyson einmal in seinen memoiren. Ich hasse voll- ständigen Unglauben, ich kann es nicht ertragen, dass wir alles an dem kalten altare dessen opfern, was die menschen mit ihrem unvollkommenen wissen Wahrheit und Vernunft nennen. Man kann leicht allen glauben verlieren, wenn man den beständigen gedanken und die sorge für geistige dinge verliert.« ')

Wenn Tennyson so an den grundlagen der religion als einem persönlichen bedürfnisse des fühlenden, denkenden menschen festhält, so weist er doch alle Streitigkeiten über formales und dogmen weit von sich. Sein glaube war frei von jeder dogmatischen und konfessionellen engherzigkeit; er hoffte

1) In Mmwriam CXXIV.

-) "For notliing wortliy proving can be proven,

Nor yet dispioven ; wherefore be thou wise, Cleave ever to the sunnier side of doubt, And cling to Faith beyond tlie forms of Fnitli !'

') In iMem. LVI : "What hope of ansvver, or redress? Behind the veil, liehind the veil."

^; -M. 1 309.

72

Ph. Aronsteiii

vielmehr auf eine die weit umfassende und einigende kirche, die über den sekten st<-inde. »Es ist unmöglich, sagt er einmal, sich zu denken, dass der allmächtige dich fragen wird, wenn du im nächsten leben vor ihn kommst, was deine besondere form des glaubens war; sondern die frage wird vielmehr lauten: bist du dir selbst treu gewesen und hast in meinem namen den kleinen einen becher kühlenden wassers gereicht?« ') So klingt denn auch /// Memoriam in den froh- lockenden ruf aus: »alles ist gut, wenn auch glaube und form getrennt sind in der nacht der furcht, «^j

Noch das letzte gedieht Tennyson's, das er kurz vor seinem tode schrieb, Akbars iraum (1892), behandelt den ge- danken der duldung und kann gleichsam als das religiöse testament des dichters, seiner Weisheit letzter schluss, be- trachtet werden. Akbar, ein indischer kaiser, abgestossen von dem hader und der selbstgerechtigkeit der sekten, von dem gezänke unduldsamer pfaffen und dem elend der reli- giösen Verfolgungen träumt von dem bau eines heiligen tempels, der weder pagode, noch moschee, noch kirche sein soll, sondern erhabener und einfacher, offen jedem hauch des himmels , die wohnstätte der Wahrheit und des friedens, der liebe und der gerechtigkeit. Solch ein glaube war Tenny- son's ideal, wie das von Carlyle und Dickens. Doch verband er mit dieser freiheit von dem zwange religiöser formen und formein eine hohe toleranz gegenüber allen, die noch in den- selben steckten. Wir sollen nicht herabsehen auf die, welche noch am glauben der kindheit festhalten, denn ihr glaube durch die form ist ebenso rein wie der unserige, und ihre hände sind vielleicht bereiter zum guten. •'^) Wenn die Wahr- heit in den überzeugendsten Worten versagt, so tritt sie, in einer geschichte verkörpert, auch in »die niederen thüren«

«) ds.

2) In Manoriam CXXVll :

"And all is well, llio" faitli and form ße siindei'd in tlie night of fear."

») In Mein. XX XI II 2:

"Leave thou thy sislef wheii slie piays, Her eai 1 y lieaven, her happy views ; Nor thou with shadow'd hint confuse \ lit'e that leads melodious days."

Tennyson's weit- und lebensanscliauur.g n ■>

ein und wirkt gutes. So versteht sie der, der die garbe bindet, der das haus baut und das grab gräbt und »jene wilden äugen, die beobachten, wie die woge um das korallenriff braust.«') Und wie allen formen des glaubens gegenüber, auch den einfachsten und kindlichsten, so lehrt Tennyson auch duldung gegenüber dem ehrlichen zweifei. Es war ein kühnes und freies wort und ein wort, das gerade in dem orthodoxen, bibelgläubigen England sehr zeitgemäss war, wenn der dichter sagte: »es lebt mehr glauben in ehrlichem zweifei als in der hälfte aller glaubensbekenntnisse.« -) Nur gegen eine form des glaubens hatte er, wie Dickens, Kingsley und George Eliot, von Jugend auf eine starke abneigung, nämlich gegen den düsternen kalvinismus mit seinem fatalismus und seiner Unduldsamkeit.-^) In einem gedichte Verzweiflung schildert er, wie ein ehepaar, durch diesen glauben zur Verzweiflung des Unglaubens getrieben, den tod durch ertrinken sucht. Wenn Tennyson so an den grundlagen des glaubens unvcrrückt festhielt, so verhielt er sich doch keineswegs ab- lehnend gegenüber der Wissenschaft. Im gegenteil: er strebte sein ganzes leben darnach, ihre letzten resultate in sich aufzunehmen und in seiner poesie zu verkörpern, so dass man ihn den »dichter der Wissenschaft , wie Wordsworth den dichter der natur genannt hat. Zwar, meint er, ist unser wissen beschränkt; unsere kleinen wechselnde Systeme sind nur ein gebrochener strahl des göttlichen lichtes.^) Die wissen-

') XXXVI 2: "Ff)r Wisdom dealt vvith iiioil;d power.s, Where truth in dosest words shall fall, Wlien trutli embodied in a tale Shall enter in at lowly doors" etc. ^) XCVl :\: "Theie lives nioie faith in honest doubt,

Believe ine, tlian m half the creeds." *) M. I 318. In n]y lioyhood, 1 came across the Calvinistic Creed, and assuiedly, however unfathomable the mystery, if one cannot believe in the free- doni of the human will as of the Divine, life is hardly worth having." Er hatte eine alte, streng kalvinistische tante, die stundenlang über gottes gnade zu weinen pflegte, nach der sie erw.ähit sei, die meisten ihrer freunde aber verworfen. Auf die dissidenten geht auch wohl die stelle in Akbar's Dream (1892) wo die rede ist von denen, die "sitting on green sofas contemplate The torment of the damn'd". *) In Memoriam, Introd. 5 :

"Our little Systems have their day; They have their day and cease to be :

74

Ph. Aiunslciii

Schaft ni(")gc ihren platz kennen : sie ist die zweite, nicht die erste.') Aber auch sie kommt von gott, ist ein strahl in der dunkelheit, und deshalb sollen wir sie pflegen. 2) Nur kann die Vernunft allein die weit nicht erklären; sie darf sich daher nicht das amt des giaubens anmassen.^)

Tennyson war besonders ein anhänger der ent wick- ln ngslehre, die er von dem naturwissenschaftlichen auf das ethische gebiet übertrug. Der glaube an eine beständige fort- und Weiterentwicklung in natur und menschenleben ist ein grundgedanke seiner poesie. »Er ahnte diese lehre zum teil,« sagt Professor Romanes, einer der schüler Darwin's, >-für die Darwin dann die erklärung fand.«^) Schon in seinen frühesten gedichten findet sie sich angedeutet-'') und erscheint darin wieder, weiter ausgeführt und auf das einzelleben, wie das leben der Völker und das leben nach dem tode angewandt, in In Me7iwria7n. »Die menschheit,« so glaubte Tennyson, »ist noch auf den ersten stufen der leiter.«^) Eine unendliche

They nie but hroken liglils of thee, And thou, O Lord, art inore thaii tliey." •) /;/ Mct7i. CXIV 4: "Let her knovv lier place;

She is the secoiid, not tlie first." ^j ds. Intiod. 6: "We have but faith : vve cannot know ; For knowledge is of tliings we see ; And yet we tru.st it conies from thee, A beam in darkness : let it grow." ') Mein. 11 6tj : "Whatever is the object of Faith caniiot be tlic object of Keasun. In line , Faith must be our guide that Faith which we believe conies to us froni a Divine Source."

*) Dariüin and after Darwin zitiert in Mein. 1 223.

^) So in einer ursprünglichen f'assiing des gedichtes Der hinstpalast , die in den Mein. 1 II9/120 angegeben wird:

"All nature widens upward. Evennore ^ The .simpler essence lower lies, More comjilex is niore peifect, owning niore Discourse, niore widely wise." Vgl. auch The iiuo Voices, wo es heisst: Or if thro' lower lives I came Tho' all experience past became Consolidate in niind and fiaiiie Hezug nehmend auf diese stelle sciiickte Mcibert .Speiicei' <!cm dichter seine Psychologii , welche eine hypothese erliiutere, die er hier aulstclle. M. 1 41 1.

') Mein. 1 324 \'gl. auch: The Princess ; a mcdley, Conclusion , wo es heisst : "'i'his fine old world of ours is but a child Yet in the go-cut." Vgl. auch eins seiner letzten gedichte : The Daivn.

Teniiyson's well- und Itbensaii.schauimg yc

entwicklung zu höherem, besserem steht ihr bevor. Diesen tröstenden glauben atmet das wunderbare neujahrshcd (CVI), welches beginnt :

»Klingt aus, ihr glocken, zu den höh'n,

Der flüchtigen wölke, dem licht so kalt:

Das alte jähr muss sterben bald ;

Klingt's aus, ihr glocken ; lasst's vergehn« und dessen letzte beide Strophen lauten :

»Klingt aus die krankheit und die pest,

Klingt aus engherzige sucht nach gold!

Klingt aus die kriege aus der weit,

Klingt ein ein ewig friedensfest.

Klingt ein die tapfern und die frei'n.

Das grössere herz, die gütige hand,

Klingt aus das dunkel aus dem land

Den zukunfts-Christus klinget ein.« ') Und in demselben sinne heisst es am Schlüsse des cyklus :

»Denn was wir dachten, liebten, thaten

Und hofften, litten, sind luir saaten

Von dem, was einst wird l)lüte und frucht.« -)

Wir könnten noch eine reihe von stellen aus den ge- dichten und gesprächen Tennyson's anführen, in denen dieser gedanke der entwicklung ausgedrückt wird, aber es würde dadurch auch nicht mehr bewiesen.'^) Darwin's lehre be- grüsste er mit freuden. Er fand darin nichts, was mit der religion und dem Christentum unvereinbar gewesen wäre, und der grosse forscher bestätigte ihm dieses auf seine frage. ^) So suchte er denn auch nicht gegen den wissenschaftlichen geist seiner zeit anzukämpfen, sondern zwischen wissen und glauben zu vermitteln. In dieser rolle eines Vermittlers zwischen den resultaten der forschun^r und den unabweisbaren be-

') In Mem. CVI. "Ring out, wild hells, to the wild sky" IT. Vgl. auch das gedieht: The Making of Man in den gedichten von I8y2. 2j "For all we thought, and loved and did.

And hoped, and suffer'd, is but seed Of what in them is flower and fruit." ä) Vgl. M. I 322. 324; II 365 a. a. o.

*) Tennyson sagte zu Darwin : "Your theory of Evolution does not niake against Christianity", und dieser antwoitete: "No, ceitainly not". M. 11 57-

76

Ph. Aroiistein

dürfnissen des religiösen gcfi'ihls liegt zum grossen teile seine bedcutung und das geheimnis seines grossen erfolges. Die männer der Wissenschaft, HuxleyO, Tyndall^), Sidgwick^), Owen, Herschell begrüssten ihn als einen der ihrigen und bewunder- ten den wissenschaftlichen geist in seinen gedichten, sein Ver- ständnis für die letzten resultate der forschung und sein ver- trauen auf die Wahrheit derselben; die geistlichen andererseits, wenigstens die bedeutenderen und freier denkenden unter ihnen, wie bischof Westcotf^), Robertson, F. D. Maurice, Kingsley, bischof Colenso von Kapstadt u. a., lobten das tiefe religiöse gefühl, das seine gedichte durchdringe. Allerdings fehlte es natürlich auch nicht an zeloten""), die die gedichte für pantheistisch oder gar für atheistisch erklärten, aber Tenny- son tröstete sich darüber mit dem allgemeinen beifall, be- sonders auch mit dem der königin, die ihm im jähre 1862 kurz nach dem tode des prinzgemahls bei einem besuche sagte: »Nächst der bibel ist In memoriatn mein trost.«^)

In späteren jähren suchte Tennyson noch auf andere weise für die Versöhnung von Wissenschaft und glauben zu wirken. Er gründete im jähre 1869 zusammen mit Knowles und Pritchard die sog. »Metaphysische gesellschaft,« welche besonders dahin wirken sollte, die scharfen gegensätze zwischen den agnostikern, d. h. den männern, die sich der religion gegenüber ablehnend verhielten, und den theolpgen zu mildern, und religiös-philosophische fragen in massvoller weise zu erörtern. Die Wissenschaft, so meinte Tennyson in einer Vorversammlung, sollte immerhin die menschen gelehrt haben, licht von hitze zu unterscheiden, und dies wurde zur gesell- schaftlichen regel für die mitglieder. Die gesellschaft um- fasste bald die bedeutendsten männer sowohl aus dem theo- logischen wie aus dem wissenschaftlichen lager. Ich nenne nur Dean Stanley, .den schüler und biographen dr. Thomas Arnolds und Vertreter der breitkirchlichen richtung, James

*) „Huxley once spoke strongly ol' tlie insiglit iiitü scientific metliod sliowii in 'remiyson's I?i Memoriam." Nineteentli Century, Aug. l8y6.

'■') M. I ■?,2%

3) M. I 300 ff.

*) eis.

*) ds. 4Ö2.

«; iM. l 4H2. 4«o.

Tennyson's weit- und 1ebeiisansch;>uung -j n

iMartincau, das haupt der unitarier, die häupter der rcimisch- katholischen hierarchie und der englischen staatskirche, kardinal Manning und den erzbischof von Canterbury, F. D. Maurice, den führer der christlich-sozialen u. s. w. Von männern der Wissenschaft gehörten der gesellschaft an die historiker Seeley und Froude, die naturforscher Huxley und Tyndall, die philoso- phischen Schriftsteller Lubbock und Harrison, John Ruskin, der literarhistoriker Lcslie Stephen u. a. m. Ausserdem zählte sie auch viele Politiker und Staatsmänner beider parteien zu ihren mit- gliedern, wie Gladstone, John Morley, A. G. Balfour, den herzog von Argyll, Robert Low^e und Acland. Tennyson, der sich meist wenig an den Verhandlungen beteiligte, stand, im allgemeinen auf selten der religion imd bekämpfte den materialismus, den er für unvereinbar mit den hohen zielen und dem sittlichen ernste vieler agnostiker hielt. Er war der erste präsident der gesellschaft, aber ein sehr wenig regelmässiger teilnehmer. Die gesellschaft löste sich schon 1880 auf. Sie starb wie Huxley meinte, »an zu\iel liebe«, nach Tennyson, weil man in 10 Jahren nicht im stände gewesen wäre, den ausdruck metaphysik auch nur zu erklären.') Jedenfalls aber hatte sie das verdienst, bedeutende männer der verschiedensten ge- sinnung einander näher zu bringen und so versöhnend vmd vermittelnd zu wirken. Das Nineteenth Century, herausgegeben von einem der gründer der gesellschaft, Knowles, setzt diese arbeit der gegenseitigen ausspräche und des ausgleichs der gegensätze , die von unendlicher sozialer bedeutung ist , mit grossem erfolge fort.

Kap. III. Tennyson's Stellung zu Staat und gesellschaft.

Von nicht geringerem Interesse, wie Tennyson's ansichten über die grossen ewigen fragen der philosophie und religion, ist seine Stellung zu den politischen und sozialen bewegungen seiner zeit und besonders seines Vaterlandes. Er war zwar kein politischer dichter in dem sinne, dass er sein talent in den dienst einer politischen partei stellte und seine stimme im kämpfe der interessen rmd leidenschaften ertönen liess ;

») M. II 166 ff.

Ph. Aroiistein

er war es in dem sinne, in dem Shakespeare und Schiller politische dichter waren, in der liebe zu seinem vaterlande und der begeisterung für alles grosse und edle in der ge- schichte aller Völker.') Und sein bedeutendes ansehen, be- sonders auch seine Stellung als poeta laureatus, die er zum ersten male als die eines nationaldichters auffasste und zu einer solchen machte, gab seinen politischen liedern einen ganz besondern wiederhall.

Tennyson ging vom liberalismus aus. Seine Studenten- zeit, die jähre, in denen wir die stärk.sten und bleibendsten eindrücke empfangen, fiel in die erste phase des grossen emanzipationskampfes der Völker im neunzehnten Jahrhundert, die zeit der julirevolution und der darauf folgenden aufstände in Belgien, Polen, Italien und Spanien. Wie alle liberalen, schwärmten Tennyson und seine freunde für die freiheits- bestrebungen aller dieser Völker. Im jähre 1830 unternahm er sogar mit seinem freunde Arthur Hallam eine reise nach Spanien, um die spanischen aufständischen unter general Torri- jos in ihrem kämpfe gegen den despotismus Ferdinands VII. mit geld zu unterstützen, eine reise, die allerdings erfolglos blieb. Auch in England stand der dichter auf selten der reformbestrebungen, der Sklavenemanzipation, der abschaffung der religiösen beschränkungen an den Universitäten und be- sonders der Parlamentsreform. Als diese , nach heftigen kämpfen am 7. Juni 1832 gesetz wurde eine friedliche revolution im sinne der demokratie läutete Tennyson in der kirche zu Somersby die glocken , worüber der pfarrer, ein Tory, wenig erbaut war.-) Aber obgleich für freiheit be- geistert, war doch Tennyson entfernt von jener Schwärmerei für extreme, die aus Unklarheit, Verbitterung oder phantasterei entsteht. Vom St. Simonismus z. b., einer der begleit- erscheinungen der franz()sischen Julirevolution, deren sozia- listisch-mystische ideen damals grosse Verbreitung fanden.

'; Tennyson's view was tliat a poet oiight to love his own coiintry, biit tliat he shoiild found liis political poenis on wliat was noble aml great in tlie history of all countiies, and that Ins utterances should be outspoken, yet states- manliUe, withoiit any cnlour o*" parti/.arslii]). M. I 209/210.

^) M. I 93.

Tennysoirs weit- uiul leljensans-ihauiing ng

wollte er nichts wissen.') Auch in seinem alter noch, be- sonders in dem gedichte : Locksley Hall, sechzig jähre später, eifert er gegen demagogentum und thörichte gleichheitslehren. Da heisst es:-)

»Neid legt an der liebe maske, und die Wahrheit höhnend spricht Er zum schwächsten wie zum stärksten : Gleich seid ihr, ein gleich

geschlecht ! Gleich? Oh ja, wenn mit dem gipfel jener berg die ebene küsst. Rede, redner, bis der löwe nicht grösser als der kater ist, Bis der kater scheint dem volke, das der phrasen dunst bethört. Grösser gar selbst als der löwe, bis das volk sich selbst zerstört.« Die freiheit, die er meinte, und die er in einigen seiner schönsten und gedankentiefsten gedichte verherrlicht hat, ist nicht die bacchantische freiheit der Franzosen, mit der phry- gischen mutze auf dem fliegenden haar, sondern »sober-suited Freedom«, die ehrbar gekleidete freiheit, die freiheit, welche langsam sich nach unten zu erweitert von Präzedenzfall zu Präzedenzfall. 'M Diese freiheit herrscht in England, einem lande, wo ein mann sprechen kann, was er will, einem lande von fester regierung und ruhmreicher geschichte und tradition. Diese freiheit verachtet »die falschheit der extreme,« h(nt nicht auf »Schlagwortes, ist weder langsam noch schnell im ändern, sondern fest und -hütet sich wohl vor der »rohen hast, der halbschwester des aufschiebens«. Niemand hat den geist dieser lebendigen, historisch gewordenen vmd immer wachsen- den freiheit , deren gelobtes land England nun einmal ist, so scharf und treffend gekennzeichnet wie Tennyson in den ge- dichten: You ask me why, tho' ill ai ease, Of old sat Freedom an the heights und Lcwe thou the land with love far-brought.

Diese liebe zur freiheit vereinigte sich bei Tennyson mit einem glühenden Patriotismus. »Der mann ist der beste Weltbürger, der sein heimatsland am meisten liebt«, heisst es in einem gedichte. Er war stolz auf die grosse Englands und blies in stürmischen zeiten auch wohl die kriegstrompete

1) Er schrieb an seine tante: "But I ho[)e and trust that there are hearts as triie and pure as steel in Old England, that will never brook the sight of Baal in the sanctuary and St. Simon in the Chuich of Christ." M. I 99.

") "Envy wears the mask of Love, and, laughing sober facts to scoin" fl.

*) "Where Freedom slowly hroadens down

Froni precedent to prtceflent" in dtni gedichte: Von ask me, ivhy etc.

go Ph- Aionstein

statt der hiiLcnfliite. Zwar träumte auch Tennyson den trauni aller dichter und Idealisten von dem ewigen frieden. In Locks- ley Hall berauscht sich seine seele an dem bilde einer besseren Zukunft, einer zukunft der arbeit und des friedlichen Wett- bewerbs, >wo die kriegstrommel nicht mehr erschallt, und die kriegsfahnen entrollt sind in dem parlament der mensch- heit und dem bunde der ganzen weit.« ') Und in dem schon oft erwähnten gedichte Locksley Hall sechzig jähre späte?-, welches in vieler hinsieht das politische, religiöse und ästhetische glaubens- bekenntnis des greisen dichters enthält, spricht er denselben gedankcn, wenn auch weniger zuversichtlich aus : '-) »Kriegslos endlich diese erde eine rasse, eine zunge. Ach! ich seh sie so von weitem ist die erde nicht noch jung? Gezähmet jede tigerwildheit, jede leidenschatt besiegt, Jede öde schhicht ein garten, ja die wüste selbst gepflegt. Und von pol zu pol die erde lächelnd in der ernte kleid, Und die Länder sanft umspület von dem grossen Weltmeer weit.« Aber diese träume hindern ihn nicht, für die ehre und grosse seines landes einzutreten, wo er sie gefährdet glaubt. Als im jähre 1852 grosse aufregung über den staats.streich Napoleons in England herrschte, weil man die ehrgeizigen plane des neuen machthabers fürchtete, da machte sich Tenny- son zum Sprecher der kriegerischen Stimmung und tadelte in einem begeisterten gedichte die ängstlichkeit der Lords, die zur ruhe gemahnt hatten.'^) Entrüstung und patriotischer stolz spricht aus diesen versen. Da heisst es :

»So lang wir sind, herrsch' freie rede hier, Wenn auch herein über uns stürme brechen. Kein kleiner deutscher Staat sind wir. Sondern Europas stimme: wir müssen sprechen.«')

') Locksley Hall:

"Till the war-(]rum tlirohltVl no longer, and tiie hattlefiags were t'inril In tlie Parliament üf man, the Fcderation oi' the world." *) "Eaitli at last a wailess world, a single race. a single tongue" fT. ^) Tlie third of February iiS^z. Zwei andere gedichte, die bei derselben gelegenheit geschrieben wurden Hands all round und Brilons guard vour o^i'n sind nicht unter die werke aufgenommen, linden sich aber in den Meiiioirs. ■*) As long as \ve remain, we inust speak free,

ilio' all the stoiiii of Enrope on iis lireak; No littie Clernian State are we, But the one voice in Europe : we niust spcal< "

Tennyson's weit- und lebensanschauung 8 1

Tennyson war kein anhänger der friedensliga, die im Interesse des handeis und der materiellen Wohlfahrt den frieden um jeden preis zu erhalten strebte. Mit bezug auf diese männer, die den lehren von Cobden und Bright folgten, heisst es in demselben gedichte:

»Was krämerkehlen von Manchester auch schrei'n, Soll England drum feig kriechen unters joch? Sind doch nicht krämer wir allein; Wir lieben England und seine ehre noch, Und schützen treu mit starker hand Gegen eine weit in waffen unser Vaterland.« ') Besonders aber richtet sich gegen die manchesterschule und ihr ideal des wirtschaftlichen Laissez aller und des ewigen friedens das monodrama Maud (1855). Es ist eine art seelen- drama, etwa in der art von Byrons Manfred oder Cain, aber noch mehr lyrisch, ein dramatischer monolog, untermischt mit liedern von wunderbarer Schönheit. Es stellt die geschichte einer krankhaften poetischen seele unter dem erstarrenden einflusse eines rücksichtslos 'materialistischen und spekulieren- den Zeitalters dar. Der held ist eine waise; er hat seinen vater durch einen plötzlichen tod verloren, der unmittelbar auf seinen unvorhergesehenen, durch eine falsche Spekulation veranlassten bankerott folgte. Durch eben diese Spekulation ist aber ein nachbar und früherer freund reich geworden. Der söhn vermutet Selbstmord und Schurkerei und betrug. Seine Jugend fliesst in thatenlosem , düsterem grübeln dahin. Da zieht der mann in seine nähe, dem er sein unglück zuschreibt. Seine tochter Alaud war seine jugendgespielin. Er sieht sie wieder, und die cynischen, düsteren gedanken weichen, sein herz öffnet sich unter den erwärmenden strahlen der liebe. Er träumt einen kurzen träum berauschenden glückes. Doch ihr bruder, der andere bewerber begünstigt, überrascht die liebenden und schlägt dem Jüngling ins gesicht. Es kommt zum Zweikampfe, in dem der bruder der geliebten fällt. Der Jüngling flieht, von Verzweiflung getrieben. Er wird wahn- sinnig, doch schliesslich gesundet er und beschlies.st, sein leben einer hohen edlen sache, der Verteidigung des Vater- landes , zu weihen. Tennyson nannte das gedieht selbst

') "Tho' niggard throats of Manchester may bawl" IT.

J. H o o p .s , Knglische sindien. XXVÜI. i.

g2 Pli. Aronsteiii

»einen kleinen Hamlet^« und in der that ist es aus ähnlichen Stimmungen entsprungen. Es enthält sicherlich viel subjek- tives, aus den Verhältnissen und dem charakter des dichtcrs zu erklärendes, ist eine art selbstbefreiung von krankhaften gefühlen, eine katharsis nach Goethescher manier. Doch nicht hiermit, sondern mit der tendenz haben wir es hier zu thun. Und diese richtet sich, wie schon gesagt, gegen das manchester- tum, gegen die betrachtung der gesamten nationalen existenz vom Standpunkte des handeis. Den frieden, sagt er, predigen diese krämer. Aber es ist mir ein Scheinfrieden, unter dessen deckmantel der kämpf aller gegen alle um so schamloser w'ütet. Mit bezug hierauf heisst es : ')

Der friede sitzt unter dem Ölbaum und höhnt die Vergangenheit, Während arme in elenden hütten zusammengepfercht wie die

Schweine. Das hauptbuch ist unser gott, und der lüge ist alles geweiht. Der friede sitzt unter dem weinstock, doch eine gesellschaft fälschet

den wein. Der branntweingenuss dem schurken den blöden sinn verroht, Bis von des misshandelten weibcs geschrei die gasse ertönt, Und kalk und alaun und gyps verkauft man den armen als brot. Ja ! selbst in den mittein zum leben wird dem geiste des mordes

gehöhnt.

Und der schlaf selbst ist nicht gefahrlos; in der stjlle der finsteren

nacht Tönt an das wachsame ohr des brecheisens knarrender laut. Während ein anderer gauner in düsterer spclunke wacht Und heimlich dem sterbenden kranken den tötlichen gifttrank braut! Und die gottlose mutter tötet ihr kind für das leichengeld, Und mammon grinst, wie auf häufen von kinderleichen er blickt. Nennt ihr das krieg oder friede? Besser, krieg durchrase die weit, Krieg, der die throne erschüttert und millionen Schwerter zückt.«-) Der mitleitlose kämpf ums dasein, so sagt der dichter, ist weit schlimmer als der offene krieg. Auf die friedens- apostel man warf Tennyson vor, er habe John Bright gemeint, aber er leugnete dies geht folgende stelle:

') I, I 9 und lO: "Peace sitting linder lici- olive, and sluning tlie days

gone by" ff. ^j "And Sleep imist lie down arin'd, for tlie viliainous centre-bits" fl".

Tennyson's weit- und leliensanscliauung 83

Kürzlich kam einer zur grafschaftsstadt,

Der unser kleines heer verlästert hat.

Wollte die geschäfte der despoten machen,

Als ob das der Staat nicht schon thäte allein,

Dieser brcitkrämpige höker mit heiligen Sachen,

Dem immer die pfennige in den ohren schreien,

Der sich mit baumwolle verstopft das ohr,

Was redet dieser trödler uns vor?

Er will den krieg abschaffen. Weiss er,

Ob folge oder Ursache der krieg denn ist?

Schafft ab zuvor der leidenschaften heer,

Eifersucht, stolz, habsucht, ehrsucht.

Die bittern quellen von zorn und furcht,

Die rottet erst aus aus euerm geist !

Am eigenen herde treibt sie in die flucht,

Die böse zunge und das böse ohr,

Denn jedes sich als feind der menschheit erweist.« ') Und in dem geschrei , der deniokratie ruft der dichter mit Carlyle, unter dessen einfluss er hier steht, nach dem starken manne, der das land errettet:-)

»Oh ! wo ist ein mann von köpf, herz, hand.

Ein mann, wie die grossen, die heute nicht mehr,

Weh, der zeiten schmach !

Ein starker Schweiger im tobenden land,

Wie man ihn auch nennen mag,

Aristokrat, demokrat, autokrat, der

Kann herrschen und nicht lügen mag?« In dieser Stimmung begrüsst Tennyson den Krimkrieg als einen reiniger vom materialismus, als eine erhebung aus dem schlämme des mammondienstes:"^)

»Nicht Britanniens gott sei allein mehr der millionär!

Nicht herrsche der handel allein, und auf ländlichem hügel

Pfeife der friede der flöte schmachtenden ton!« Er freut sich, dass England zu höheren zielen er- wacht ist:

') I, X 3: "Last week canie one to the county town" ff. 2) I, X 5: "Ah God, for a man with heart, head, hand" ff. ^) III, VI 2: "Nor Britain's one sole God be the millionaiie'

84

Ph. Aronstein

»Ein land, das nicht mehr allein den mammon ehrt, Und den frieden, der soviel unheil gebracht, Schändlich, unsagbar, fürchterlich, hassenswert. Ein land, das nach dem rühme der schlachten begehrt.') Natürlich erregte dieses gedieht vielen Widerspruch. ?\Ian warf dem dichter vor, dass er zum kriege reize, dass er die poesie zu persönlichen angriffen auf verdienstvolle männer wie John Bright, auf ganze stände, wie die besitzer von kohlenbergwerken u. a. benutze , aber es fehlte auch nicht an bewunderern, zu denen z. b. John Ruskin gehörte. Tenny- son selbst schätzte es unter seinen werken am h()chsten, vielleicht weil es das subjektivste, persönlichste war. Er em- pfand gegen die prosaische, utilitarische Weltanschauung des manchestertums mit ihrem bequemen Universalheilmittel des Laissez aller und der freien konkurrenz die abneigung einer phantasievollen und humanen natur, eine abneigung, die er mit den ersten männern der zeit, mit Kingsley, Dickens, Dis- raeli und Ruskin teilte. Wie diese männer, stand er unter dem gewaltigen einflusse der ideen Carlyles , mit dem ihn das band gegenseitiger bewunderung und freundschaft ver- knüpfte.

Obgleich an den fortschritt der menschheit glaubend, sah er doch um sich und empfand in tiefer seele das soziale elend, das weder Wissenschaft noch kunst hatten mildern können. Auch in dem schon oft erwähnten gedichte Locksley Hall, sechzig jähre später schlägt er denselben melancholisch- anklagenden ton an. Der greis sagt da zu dem jungen en- thusiasten : -)

»Ist es gut, dass, während wissen wächst der ganzen weit zu nutz,

Unsere kinder an leib und seele verderben in der städte schmutz?

Dort in jenen düsteren gassen geht der fortschritt ganz gemach,

Auf die Strasse wirft, der hunger unsere mädchen tausendfach,

Und es hat die bleiche näherin kaum ihr dürftig, täglich brot.

Und die einzige schmutzige kammer birgt das leben und den tod.«

Noch in einem andern punkte als in der Verherrlichung

der freien konkurrenz und des friedens um jeden preis stand

Tennyson in ausgesprochenem gegensatze zu den herrschen-

') 111, VI 4.

') "Is it well that while vve raiioe with Science, gloryiiig in the Time" ff.

Tennyson's weit- und lebcnsanscliauung' 85

den liberalen anschauungen, nämlich in der auftassung von dem werte und der bedeutung der kolonien für England. Er war stolz auf die hnperii porrecta Majestas des britischen reiches, und zu einer zeit, wo die Staatsmänner und politiker Englands die Verbindung mit den kolonien als eine last empfanden, wo z. b. Canada in der Times ernsthaft der rat gegeben wurde, sich doch selbständig zu machen,') befürwortete er eine engere Verbindung mit den kolonien. Er brannte vor entrüstung und schäm, wenn einflussreiche Staatsmänner zu ihm sagten: : wenn Canada doch nur gehen wollte! «2) Er trat ein herold und prophet der zukunft für kolonialkonferenzen in Eng- land ein, aufnähme der Premierminister der kolonien in den >'Privy Council«, den Staatsrat, oder auch die bildung eines reichsrats, in dem sie in reichsangelegenheitcn sitz und stimme hätten. 3) Er hoffte auf einen bund aller englisch-sprechenden Staaten der weit, dem selbst die Vereinigten Staaten von Amerika beitreten würden.'^) Daher nahm er den innigsten anteil an allen versuchen der staatlichen Organisation und des Zusammenschlusses innerhalb des Britischen reiches und trat in freundschaftliche beziehungen zu Sir Henry Parkes, dem Premierminister von Neusüdvvales und Vorkämpfer der föderation der australischen kolonien,'') die jetzt endlich ver- wirklicht worden ist. Noch in seinem alter trat er in versen voll kraft und feuer für die Vermehrung der englischen flotte ein, die Englands ein und alles« sei, und von der sein schick-

'j Epilog zu den Idylls of the King :

"And tliat tiue North, whereof \ve lately heard A strain to slianie us "keep you to yourselves;" So loyal is too costly ! friends your love Is but a burthen : loose the bond and go." Is this tiie note of empire? here the faith That made us ruiers? this, indeed, her voice And nieaning, whom the roar of Hougoumont Left mightiest of all peoples under heaven?"

2) M. II 119-

3) M. II 109. *) ds. 223.

^) Tennyson schiieb nn ihn im Mai 1881 : „Meine gefühle sind immer auf Seiten des i'eiches, und ich lese mit grossem interesse von diesen ersten schritten in der föderation." M. II 26 1. 382

35 1*1' Aronstein

sal abhänge.') Natürlich war er bei diesen ansichten ein ent- schiedener gegner der honie-rule-poUtik seines freundes Glad- stone , die gerade in seinen letzten lebensjahren England in aufregung hielt. »Ich bin von ganzem herzen und von ganzer seele ein unionist« schrieb er an einen freund.-) Und es bereitete ihm eine besondere freude , dass die unionisten als motto seine worte gewählt hatten :

»Ein leben, eine flagge, eine flotte, ein thron.«-')

So ist Tennyson gleichsam der verkünder der imperia- listischen Politik der gegenwart. Seine dichtung ist, wie es die wahre dichtung so oft ist, prophetisch ; sie zeigt den weg, auf dem die wirkliche entwicklung fortschreitet.

Denselben prophetischen blick zeigt Tennyson in seiner behandlung der frauenfrage , der das schon 1847 ^'ei'- fasste gedieht Die Prinzessin; eine misclidichtuug (a viedley) ge- widmet ist. Sie wurde veranlasst durch die agitation für die errichtung von frauenkollegien an den Universitäten, welche im jähre 1869 zur gründung von Girton College in Cambridge führte, dem ersten einer reihe von Ladies' Colleges in England. Das gedieht gehört besonders durch die eingestreuten herr- lichen lieder zu dem formvollendetsten, was Tennyson ge- schrieben hat. Die agitation zeitigte viele extravaganzen und auswüchse, und gegen diese wendet sich der dichter mit einer leisen Ironie. Die prinzessin Ida, genährt von den theorien der natürlichen gleichhcit und der bisherigen knecht- schaft der frau, hat eine Universität gegründet, in die bei todesstrafe kein mann eintreten darf, und die ganz dem Studium und der befreiung der frau gewidmet ist. Ein blau- äugiger, blondlockiger nordischer prinz, der der stolzen schönen von frühester Jugend her verlobt ist, schleicht sich mit zwei freunden in frauenkleidung hinein. Durch die Unvorsichtig- keit eines freundes werden die entweiher des heiligtums ver- raten und mit schimpf und schände aus dem gelehrten frauen-

') The Fleel: "The fleet of Knglnnd is hör all in all;

Her fleet is in your hancLs,

And in her fleet her Fate." 2) M. II 861. ^) Opening of the Indian and Coloniai Kxhiliilion by the Queen:

"One lifc, one flag, one fleet, one Throne! Brilons hold your own I"

Tennyson's weit- und kl)en.san.scliaiiuiig 87

paradies verwiesen. Es kommt zu einem grossen turnier zwischen den brüdern der prinzessin und dem prinzen und seinen gefährten, in dem die letzteren unterliegen und schwer verwundet werden. Während der pflege der verwundeten erwacht im herzen der stolzen Ida die liebe und die Weiblich- keit, und sie reicht dem genesenen die hand. vSo ist der stolze plan vereitelt, die Universität 'aufgel()st, und die trau zu ihrer bestimmung, gattin und mutter zu sein, zurückgetührt. Die theorie, dass die trau dem manne gleich sei, weist der dichter entschieden zurück :

»Die fraii ist nicht ein unvollkommener mann, Sondern verschieden ; war' sie dem manne gleich, Die liebe wäre tot ; ihr schönstes band Ist gleichhcit nicht, doch gleich im anderssein.« ^)

Und an einer andern stelle heisst es ähnlich: »Lasst ruhen dieses stolze losungswort Von gleichheit; ist doch jed' geschlecht allein Nur halb es selbst, uiid in der wahren ehe Giebts weder gleich noch ungleich ; jedes füllt Im andern einen mangel ; sich ergänzend In denken, wollen, absieht werden sie Zum reinen und vollkommnen lebewesen. Dem doppelherzen, schlagend mit einem schlage, Dem leben.« ~)

Doch ist Tenn)son keineswegs, wie man behauptet hat, ein feind der bildungsbestrebungen der trauen. Er will sie nur vor falschen zielen schützen und redet der höheren ent- wicklung der frau durchaus das wort.

>Des weibes sache,« so sagt der prinz zu seiner endlich gewonnenen geliebten, »ist auch die des mannes.« Zusammen steigen oder sinken sie, Zwerge oder göttcr, Sklaven oder freie :

') "For wonian is not undevelopt man,

But diverse: could we niake her as the man, Sweet love were slain: her dearest bond is this, Not like to like, but like in difference."

^) let . . . this proud watchword rest Of equal ff.

88 Pli- Aronstein

Denn wenn die frau erbärmlich, klein und elend, Wie soll die menschheit wachsen ? Doch allein Nicht strebe mehr ; last uns zusammen wirken. Ausrotten die schmarotzerformen, die Sie niederhalten unter falschem schein. Damit sie frei im licht sich kann entfalten Und geben, nehmen, lernen, leben, sein . Alles, was mit der Weiblichkeit nicht streitet.« ') So liat man denn Tcnnyson's gedieht nicht mit unrecht i'den heroldsruf der höheren erziehung der frau genannt.

■Kap. IV. Tenny.son'.s ethik.

Nachdem wir so Tcnnyson's ansichten über religion und Philosophie, Staat und gescllschaft gekennzeichnet haben, er- übrigt es noch seine sittlichen anschauungen kurz zu charakte- risieren.

Durch jedes grosse und erfolgreiche leben geht ein leit- motiv, ein gedanke, der in mannigfacher weise gestaltung findet und sich doch, wie die devise eines ritters, in wenigen Worten ausdrücken lässt. Schiller sagte, allen seinen w'erken liege die idee der freiheit zu gründe. Tennyson lehrt, dass die höchste Sittlichkeit in der Selbstbeherrschung, Selbstver- leugnung und Selbstaufopferung besteht. Die schönsten seiner gedichte durchzieht dieser gedanke, indem entweder diese fugenden gepriesen, oder ihr gegcnteil, Selbstsucht, sinn- liche leidenschaft und hochmut in ihren vercierblichcn folgen gezeigt werden.

Die selbstverleugnende liebe ist der grundgcdanke des herrlichen Idylls Enoch Arde/i , der ballade Lady Godiva, des idylis Dora und des gedichtes Sceträume; alle schliessen har- monisch mit vergeben und Versöhnung. Die liebe, welche Tennyson verherrlicht, ist nicht der leidenschaftliche, wilde naturtricb , der über alle schranken der konvcntion und sitte rücksichtslos hinwegstürmt, jene liebe, wie sie die Franzosen vorzugsweise schildern, sondern \iclnu-hr die aufopfernde,

*) "The woiiiau'.s cause is man's ! tliey rise or sink Togetlier, dwarf'd or godlike. bmul oi' free" ff..

Tennyson's weit- und lebeiisanschauung 80

hingebende, selbstlose liebe, deren ziel nicht die befriedigung sinnlicher lust, sondern das glück des geliebten menschen ist. Den stolz geisselt der dichter in der bailade Lady Clara Vere de Vere, deren grundgedanke die worte sind : »Güte ist mehr als adlig gut Und treue als normannisch blut« ')

und in der epischen erzählung Aylmer's Field, welche erzählt, wie adelsstolz und hartnäckigkeit das glück einer familie ver- nichten.

Besonders aber hat der dichter seine ethischen an- schauungen niedergelegt in den Köiiigsidyllcn, seinem umfang- reichsten werke, an dem er, wie Goethe am Faust ^ während des grössten teiles seines lebens arbeitete. »Mit 24 jähren«, so erzählte er selbst seinem söhne, »hatte ich den plan, ein epos oder ein drama über könig Arthur zu schreiben, und ich dachte, ich würde zwanzig jähre dazu brauchen; man wird jetzt sagen, dass ich 40 jähre dazu brauchte.«-) In der that beschäftigte ihn die Artussage noch länger, denn schon 1832 erschien unter seinen gedichten Die datne von Shalott, und im jähre 1885 veröffentlichte er das letzte der königsidyllen. Baiin and Balan.''')

Über den grundgedanken des Werkes giebt uns der dichter selbst in den memoiren reichlichen aufschluss, wenn er sich auch gegen eine pedantische allegorische deutung verwahrt. »Poesie,« so antwortet er denen, die ihn an eine erklärung binden wollen, -ist ein aus vielfarbigen fäden gewebter seiden- stolT. Jeder leser muss, ja nach seiner eigenen fähigkeit und je nach der grosse der Sympathie mit dem dichter sich seine eigene auslegung zurechtmachen.' ^l Doch enthält das gedieht einen einheitlichen ethischen grundgedanken. König Arthur ist der ideale mensch und ritter.

*) Kind heaits are niore than coronets,

And simple faith tlian Norman blood.

2) M. II 89/90.

^) 1842 erschien das gedieht Morte d' Arthur, jetzt dem letzten gesange einverleibt, 1859 vier idyllen , 1867 fünf andere, 1872 zwei und endlich 1885 das letzte.

*) M. II 127.

Ph. Aronstein

»Der sein gewissen wie seinen könig ehrte, Des rühm war, unrecht wieder gut zu machen. Der nie gelästert noch der lästerung lauschte, Der eine liebte und an ihr festhielt.« ')

Er ist der Vertreter der höchsten religiös-sittlichen kultur, der durch seine tafelrimde das reich gottes auf erden auf- richten will. Eine Zeitlang gelingt es ihm, die tafeirunde mit seinem, eigenen geiste, seiner leidenschaftlichen Wahrheitsliebe und seiner achtung edler Weiblichkeit zu erfüllen. Dann aber kommt das Verhängnis durch die untreue seiner gattin Gujne- vere. Das ideal hat auf erden keine bleibende statte. Cynis- mus und Unglaube, Selbstsucht und materialismus, treulosig- keit und verrat brechen in die tafeirunde ein, und am ende verliert der könig selbst seine Sicherheit und geht mit schatten kämpfend zu gründe. Es ist der kämpf der Sinnlichkeit mit der seele (»Sense at war with Soul«), in dem jene siegt, aber nur für eine zeit. Hiermit tröstet Arthur seinen letzten treuen ritter Sir Bedivere:

»Es ändert sich die zeit und weicht dem neuen,

Und gottes rat erfüllt sich mannigfacii,

Dass nicht ein guter brauch dje weit verderbe. << -)

Unter andern formen werden Arthurs gedanken und ideale wieder aufleben. »Das ganze,« so erklärt Tennyson selbst, »ist der träum des menschen, der in das- thätige leben eintritt und durch eine sünde vernichtet wird. Die geburt ist ein geheimnis und der tod ist ein geheimnis. Dazwischen liegt das hochplateau des lebens - mit seinen kämpfen und thaten. Es ist nicht die geschichte eines menschen oder einer generation , sondern einer ganzen reihe von gene- rationen.«^') »Der Verfasser,« so heisst es in den memoiren,

') Dedication :

"Who reverenccd liis conscience as Ins king;

Whose glory was, rediessing human wrong;

Who spake no slander, no, nor listened to it ;

\Vlio lovod one oidy. and who clave to her." Diese worte werden liier auf den prinzgemalii Albert angewandt. *) "The old Order changeth, yielding place to new.

And God fulfils hiniself in inany ways.

Lest one good custom should corrupt the world." 3) M. II 127.

Tennvson's weit- und lebensanschauuiiEr

91

»hat sorgfältig den geistigen fortschritt der weit gezeichnet und die höchsten hoffnungen des menschen in dieser neuen und alten legende verkörpert, mit der prophetischen \ision eines dichters die unzusammenhängenden und unbestimmten träume eines vergangenen Zeitalters krönend.« ')

Ob es dem dichter in der that so gelungen ist, die alte legende für uns wieder lebendig zu machen, sie mit dem geiste der gegenwart zu durchdringen, wie dies Goethe mit der Faust- legende gethan hat. ist eine frage, die ich eher verneinen mtichte. Bei aller Schönheit hat das gedieht doch etwas schattenhaftes, unbestimmtes für uns, und wir können uns weder für den könig noch für die übrigen personen menschlich interessieren und erwärmen.-) Jedenfalls hat Tennyson aber sein höchstes und bestes, seinen ganzen sittlich-religiösen Idealismus hinein- gelegt und hierdurch sich und den edelsten bestrebungen seiner zeit ein unvergängliches denkmal gesetzt. So erklärt sich auch der glänzende erfolg der dichtung und die be- geisterte bewunderung von männern wie Thackeray, Macaulay, Gladstone, Jowett, dem herzog von Argyll, prinz Albert u. a. Ruskin allerdings bedauerte, dass der dichter sich von den fragen der gegenwart abgewandt hätte.

Am Schlüsse unserer betrachtungen angelangt kehren wir zum anfange zurück. Tennyson's poesie ist nicht, wie Engel meint, eine reihe »wohlklingender verse mit sanften gefühlen und edlen, wenn auch weder tiefen noch neuen ge- danken.«^) Sie ist vielmehr der vollkommenste poetische ausdruck des denkens und fühlens, der höchsten religiösen, politischen und sozialen bestrebungen seiner zeit. Er ist neben männern und frauen wie Carlyle, Dickens, Darwin, Herbert , Spencer , George Eliot u. a. einer der hervor- ragendsten Vertreter jenes Zeitalters der aufklärung, welches das nationale denken und empfinden in England umgewandelt und auf eine breitere menschliche grundlage gestellt hat.

») ds. 128.

-) Dies ist auch die ansieht Koeppel's in seinem buche über Tennyson (Geisteshelden bd. 32) s. 85/86. •*) Engel a. a. o. s. 426.

Berlin. Ph. Aronstein.

Q2 J- Hoops, Wels und walfisch

WELS UND WALFISCH.

Dass diese beiden namen miteinander verwandt seien, hatte Kluge im Et. \vb. schon seit jähren vermutet. Er hat auch bereits i88i (in KZs. 26, 89) gr. rfdlkaiva, das er nach der gewöhnUchen weise irrtümlich cficduira schrieb, durch eine grdf. idg. '^•qhal- mit germ. Jnval- zusammenzubringen versucht, eine etymologie , die Osthoff demnächst neu zu begründen gedenkt.

Liden (üppsalastudier , tillegnade Sophus Bugge ; Upp- sala 1892; s. 91 f.) stellte dann die germ. sippe ^hwal-az »wal- fisch« (aisl. hvair, ae. ImicBl , ahd. mhd. nhd. 7val), */iwalh-ön-, ^hwalaz-ön- , '^^hwaluz-ön- -walfisch« lahd. walera, walira , mhd. 7valre, nhd. waller, weller) und '^•Ji^valis-az »weis« (mhd. weis m , nhd. ivels, welsch] mit lat. sqnahis m. ; meersaufisch< zusammen, aus einer gemeinsamen idg. grdf. *(s)qalo- oder *(s)g?lo-. Diese gleichung ist sprachlich gewiss sehr ansprechend ; sie wird von E. Zupitza (Germ. Gutt. 55) als evident richtig« acceptiert und auch von Brugmann (Grundr. I, s. 6071 als vielleicht- zutreffend bezeichnet, während neuerdings Palander (Die ahd. tiernamen, 1899, s. 163) sie wieder als unsicher« bezweifelt. Liden hätte aber wohl auf die zoologische bedeutung des lat. sqitalus und die belegstellen für dasselbe etwas näher eingehen dürfen : er hätte dadurch vielleicht weitere stützen für seine ansieht gewonnen.

Das wort sqnahis ist nur an wenigen stellen sicher be- zeugt. Bei Varro (Res rust. III 3, 9) heis.st es: quis habehat piscinam nisi diilcem et in ea dwntaxat squalos ac i?iugiles piscesf Besonders wichtig aber ist die stelle bei Plinius (Nat. Hi.st. 9, 78): Planornm piseium alter um est getius quod pro Spina cartilaginem (knorpel) habet, ut raiae, pastinacae, torpedo et qiios bovis, lamiae, aqiiilae, ranae nominibits Gracci appellant, quo in numero sunt squali quoque^ quavivis non plani. Haec Graece in Universum af'/.ä/rj ap- pellavit Aristoteles primus, hoc nomine eis inposiio; nos distitiguere nofi possumus nisi si cartilaginea appellare libeat. Onwia autcm Carni- vora sunt talia et supina vescjintur, ut in dclphinis dixivius ; et cum

\\'els lind walfiscli

93

ceteri pisces ova pariant , hoc geims solum, ut ea quae cete ap- pellant, animal parit, excepta quam r anain vocant^)

Also die squali sind knorpelfische , aber nicht flach ; sie sind fleischfresser und bringen lebendige junge zur weit wie die Walfische : daraus ergiebt sich mit ziemlicher Sicherheit, dass unter squali haifischartige fische zu verstehen sind. Linne hat darum auf grund dieser stelle für die gattung hai- fische den genusnamcn Sqiialus gewählt. Dass unter dem sqiialus des Plinius speziell der meersaufisch [Sqitalus galeus ]^.) zu verstehen sei, wie die Wörterbücher ansetzen, lässt sich aus den knappen uns vorliegenden angaben schwerlich begründen, ist auch für unsere zwecke gleichgiltig.

Bedeutet squalus wirklich einen haiartigen fisch , so ge- winnt dadurch die Zusammenstellung mit germ. ^/iwaiaz »wal« an Wahrscheinlichkeit, da haifische und walfische zweifellos in körperbau , grosse und fortpflanzungsweise viel ähnlichkeit haben.

Ohne auf Lidcns hypothese bezug zu nehmen , suchte vier jähre sjjäter Solmsen (Kuhn's Zs. 34, 536 41; 1896) germ. '^hwalaz, *hu>alis- durch eine idg. wz. "^qel- : '^qol- mit gr. TihX-ü)Q^ Tf'A-ft>p n. »Ungeheuers vbX-Mooc,, mk-iÖQioc.^ rsk-cdpiog »ungeheuer, gross« zusammenzubringen. Gegen Solmsen's Ver- mutung, dass TiehvQiog ursprünglich den äolischcn mundarten zukomme , und dass es mit dem gleichbedeutenden , aber selten belegten rtXwQiog etymologisch identisch sei , wird man kaum etwas einwenden können. 2) Aber ein idg. *qo/- müsste nach der gewöhnlichen ansieht im germ. */ta/- , nicht '^'hiüal- ergeben (vgl. ahd. kara d-ilage« neben queran »klagen < etc.). Solmsen sucht diese Schwierigkeit zu beseitigen , indem er für das urgerm. eine dem gr. TxtXtoQ entsprechende nebenform mit hellem vokal, etwa '^hwel-az, ^hweliz- «der auch ^hzaeliz-, supponiert. Aber von solchen formen ist nirgends eine spur zu entdecken; denn in ahd. waler a , wallera , walira ist das a zw'eifellos kurz, wie auch Solmsen selbst annimmt. s)

') squali weiden ausserdem noch kurz erwähnt Nat. Hist. 9, 162. Da- gegen ist an der verderbten stelle üvid , Halieut. 123 sqtiatiis oder sqtialiiia zu lesen.

^) Auch von Brugmann acceptieit (Gi-dr. I, s. 594).

^) ;\us Palander'.s leider nicht vollzähligen und nicht chronologisch ge- ordneten belegen (ahd. tiernamen 163) ergiebt sich, dass diese namensform vor

94 J- IIoops

Vom Standpunkt Zupitza's aus, welcher meint, dass vor idg. o der labialisierte velar im Germ, erhalten ist, könnte man germ. '^hwal-az, ^hzvalis- allerdings durch idg. '^'qol-os, "^qolos-, qoles- lautlich mit gr. vL'K-uto und weiterhin auch mit lat. sqnalus (aus einer grdf. *sqdlos) zusammenbringen; aber ich glaube es wahrscheinlich machen zu können, dass der wurzelvokal der germ. Wörter, sowie eventuell des lat. squalus, von haus aus a war (s. unten); auch Osthoff trennt nach mündlicher mitteilung' vbhoo von loal und wird demnächst eine andere ctymologie für v'choü begründen.

Einen wesentlichen fortschritt in der erkenntnis der ety- mologic der namen weis und walfisch machten ziemlich gleich- zeitig und unabhängig von einander Berneker in seinem buch über die preussische spräche (1896; s. 296) und Schrader in den Philologischen Studien (festgabe für Sievers, 1896, s. i f.), indem sie mit germ. ^Invalis- (mhd. nhd. weis) das altpreuss. kalis »weis« verglichen. Durch Schrader's weiteren hinweis auf namen wie weller, waller, Wallerfisch, die in zahlreichen gegenden Deutschland's für den weis gebräuchlich sind, wird die ursprüngliche Identität der namen weis und walßsch end- gültig erwiesen. Schrader ist ausserdem unabhängig von Liden, dessen aufsatz auch ihm entgangen zu sein scheint, auf die Zusammenstellung der germ.-balt. sippe mit lat. squalus ge- kommen. —

Ich möchte nun zu diesem anscheinend recht alten , ur- europäischen namen eine weitere parallele aus der finnisch- ugrischen Sprachfamilie heranziehen, die mir eine interessante vorgeschichtliche Perspektive zu eröffnen scheint. Im Esthni- schen sind zcuillas-kalla und nierre-kalla benennungen für den walfisch (Nemnich, Polyglotten -Icxikon d. naturgesch. I 567). Im P'innischen heisst der walfisch 7<.>alas oder walas-kala (Lönn- rot, Einskt-Swenskt-lexikon II 876). Bei dem allerdings räum- lich weit abgelegenen, aber sprachlich verwandten tungusischen stamme der Lamuten in Sibirien endlich führt er den namen kalim fNemnich a. a. o.).

dem 11. jh. gai- iiiclit bezeugt ist. Die grosse mehrzalil der l>eis|)iele gehört dem 12. Jh. nn. \'gl. auch GratT, Sprachsch. I 839. Es linden sich die ver- scliiedensten formen: walera, wallera, xvalarc, walira, waler, ^oalr, walra; die formen mit i sind allem anscliein nach erst jünger; sie sind wohl ein kreuzungs- produkt von umgelauteten und ununigehuiteten formen.

Wels und walfisch p5

In den obigen finn.-csthn. bezeichnungen ist walas natür- lich aus dem germ. '^hivalaz entlehnt, das als faks, fala, swaies auch ins Lappische gedrungen ist; und esthn. tnerre^ finn. vm-i ist das deutsche mecr, ahd. as. mcri. In dem esthn. kalla, finn. kala aber haben wir das gewöhnliche finn.-ugr. appellativum für »fisch«: magyar. hal (vgl. z. b. Lönnrot a. a. o. I 458). walas -kala entspricht also genau unserm walßsc/i\ viej-rekalla, meri-kala ist »meerfisch«, und in dem lamut. simplex kalhn scheint der walfisch als ; der fisch, der grosse fisch« schlecht- hin bezeichnet zu sein.

Die ähnlichkeit des altpreuss. kalis >wels« mit dieser finn.-ugr. sippe kala, kalhn »fisch« bezw. »walfisch« wird jedem sofort in die äugen springen. Es wäre seltsam, wenn sie nichts miteinander zu thun hätten. Ist aber altpreuss. kalis mit germ. ^Incalis-, *hwal-az und diese weiterhin mit lat. squaliis und gr. (faü.uiva verwandt, so ergiebt sich der unabweisliche schluss, dass alle diese idg. Wörter mit der finn.-ugr. sippe in vorgeschichtlicher verwandtschaftlicher beziehung stehen müssen. Bei der Verbreitung, die das wort in appel- lativer bedeutung durch die ganzen finn.-ugr. sprachen hat, bei der beschränkten bedeutung und geringeren Verbreitung anderseits, die ihm in den idg. sprachen zukommt, wird man annehmen dürfen, dass der idg. name auf einer sehr frühen entlehnung aus dem finn.-ugr. Sprachschatz beruht. Die ent- lehnung muss schon in der urzeit vor der ausbildung der westidg. labiovelare erfolgt sein.

Tvlit der älteren vulgatansicht, dass die Indogermanen aus Asien eingewandert und folglich erst in verhältnismässig junger zeit mit den finnisch-ugrischen Völkern in berührung gekommen seien , ist die annähme eines so frühen lehnworts allerdings kaum vereinbar. Für die stetig wachsende zahl derjenigen forscher hingegen , welche die heimat der Indogermanen im nördlichen Europa suchen , ist eine uralte innige berührung mit den finn.-ugr. stammen selbstverständlich , und die Über- einstimmung der Wörter finn. kala : uridg. '^kalos, '^kales, westidg. *qalos, '^qaks oder mit Kluge und Osthoft' "^qhalos, ''qhales, wird zu einer weiteren bestätigung dieser ansieht.

Nachschrift. Vorstehender artikel wurde bald nach dem erscheinen von Schrader's aufsatz in den Philologischen Studien geschrieben und bereits im Januar 1897 ^^^ prof. Sievers

9 6 J- Hoops

zum abdruck in den Beitr. eingeschickt, aber später behufs Stellungnahme zu Lidens artikel , der mir zuerst entgangen war, zurück erbeten. Der aufsatz bheb dann Hegen, bis koUege Osthoff mich vor einigen tagen auf ein kürzHch erschienenes büchlein von Henry Sweet, Tlie History of Language (Dent, 1900, London), aufmerksam machte, in welchem der hervor- ragende englische philologe die ansieht einer Urverwandtschaft der indogermanischen mit den ugrisch-altaischen sprachen ver- tritt und mit beachtenswerten gründen verteidigt, so dass die moderne Sprachwissenschaft wohl veranlassung haben wird, zu dieser hypothcse Stellung zu nehmen bezw. ihr weiter nach- zugehen.

Als ich meinen aufsatz schrieb , wagte ich nicht , eine Urverwandtschaft der beiden sprachfamilicn in rechnung zu ziehen. Unter der fahne Sweet's wird man nunmehr idg. '^qalos oder '^qhalos nicht sowohl als ein lehnwort aus finn. kala, sondern eher als ein ui'altes erbwort aus gemeinsamem grundstock aufzufassen haben.

Heidelberg, 3. August 1900. Johannes Hoops.

BESPRECHUNGEN.

SPRACH- UND LITTERATURGESCHICHTE.

King Alt'red's Old English Version of Bocthhis de Consolatione Fhilosophiac. Edited trom the mss. , with introduction, critical notcs and glossary by Walter John Sedgefield, M, k. Melb., ß. A. Cantab. , late Scholar of Trinity Collrge, Melbourne. Oxford, at the Clarendon Press 1899. XLIV -}- 328 ss. Pr, : 10 s. 6 d.

Die vorliegende neue ausgäbe von Alfreds Boethius- üb ertragung, die der herausgeber mit recht 'his most personal and thereforc most important \vorl<' nennt, trägt die widmung: »To Professor Edward Ellis Morris M. A. , Litt. D. this book is gratefully dedicated by his old pupil«,') und als kennwort den satz, den Alfred am Schlüsse des 17, abschnittes der Boethius-übertragung von sich selbst sagt: y>ic zoilnoäe weordfulUce to Ubbanne da hwile de ic lifde, & cefter minum life dcetn vionnum to la-fanne, de cefter me icuercfi ^ min gemynd on godum weorciwi«. Sie scheint, so viel sich bei einer ersten durchsieht feststellen läfst , mit aller Sorgfalt und gewissenhaftigkeit gearbeitet zu sein. Nach der vorrede soll sie zwei zwecken zugleich dienen : den bedürfnissen sowohl des wissenschaftlichen erforschers der altenglischen spräche als auch des litteratur-beflissenen rechnung tragen; dem ersten bietet Sedgefield vor allem den lang ersehnten getreuen abdruck der Cotton- schen handschrift, so weit er sich bei ihrer argen Zerstörung überhaupt getreu ermöglichen läfst. Statt den lateinischen text zu Iringen, was grade hier beim Boethius überaus verdienstlich gewesen wäre , giebt Sedgefield in der einleitung nur eine , allerdings sehr

') E. E. Morris ist nach der Minerva professor für englische, französische und deutsche spräche und litteratur in ^lelbourne.

J. Hoops, tnolische Studien. XXVill. i. 7

qg Besprechungen

ausführliche, Übersicht über Alfreds abweichungen von seiner vor- läge. Nach dem schlufssatze und der Unterschrift dieser vorrede ist der Verfasser jetzt an Christ's College in Cambridge. Die 'critical notcs' sind nicht etwa text-erklärungen solcher finden sich nur vereinzelte ganz kurze im 'Glossary' sondern die angäbe der les- arten der andern handschriften am fujfse jeder seite.

Die 'Introduction' umfafst 33 Seiten. Ihr erster abschnitt bietet eine genaue beschreibung der 3 vorhandenen handschriften (d. h. der Cottonschen, der Bodleyschen und des von Napier 1886 aufgefundenen bruchstückes) sowie der Juniusschen abschrift. Sehr wertvoll sind die ausführlichen angaben über die zusammengeflickte Cottonsche handschrift, die schon Fox 1864 für wieder leser- lich erklärt hatte, ohne dafs sich bisher jemand der mühe unter- zogen hätte, sie zu entziffern; es ist überaus dankenswert, dafs Sedge- ficld dies nun unternommen hat, um so dankenswerter, als nach seiner Schilderung in der vorrede Foxens behauptung »most of it can be read with the greatest ease« doch sehr gewagt gewesen ist Sedgcfield hätte aber auch gleich Fox die beiden männer dankbarst erwähnen sollen, derer jedes falles überaus knifflichen und mühsamen arbeit die lesbarkeit der Cottonschen handschrift und damit die Sedgefieldsche ausgäbe selbst zu verdanken ist, nämlich Holmes und Stevenson. Sedgefield sagt (s. XIII J, dafs nach Sir Edward Maunde Thompsons ansieht die handschrift um 960/70 geschrieben sei; dafs aber Sweet sichWanlcy anschliefse, der 1705, also noch ehe die handschrift von feuer und wasser zerstört war, schrieb: »quo (d. i. Alfred) vivente , aut saltem paullo post obitum eius , hunc codicem scriptum credo« ; welcher ansieht der verf. sich selbst an- schliefst, sagt er nicht.

Bei der beschreibung der Bodleyschen handschrift (s. XV) heifst es: »In its text B agrees on the whole prctty closely with ; ich vermisse aber die dann auch hier nötige erwähnung, dafs hier die metren in prosa, njcht in versen übersetzt sind.

Von dem Napierschen bruchstücke heifst es merkwürdiger weise (s. XVI): »Some years ago N was taken out and bound se- parately, but it has since been temporarily mislaid, so that the present editor has not been able to see it«.

Die vorliegende ausgäbe bietet nun zunächst aus der Cottonschen handschrift die prosaischen stücke und giebt dazu am fufse der seite aus der Bodleyschen die verschiedenen les- arten abgesehen von den stets wiederkehrenden viihte statt mea/itc,

King Alfred's Old English Version of Boethius etc. gn

dam statt davi u. s. \v. Aber selbstverständlich ist nur dasjenige gedruckt worden, was für Sedgefield unzweifelhaft lesbar war, an den zweifelhaften und unlesbaren stellen bildet der Wortlaut von B die nötige ergänzung, und zu diesem giebt der herausgeber dann am fufse die etwa vorhandenen lesungen aus der Juniusschen Cotton- abschrift. So sind natürlich auch sogar einzelne woite halb aus C, halb aus B gedruckt, und der ganze text macht auf fast allen Seiten einen wenn ich so sagen darf arg bunten eindruck ; ich will hiermit natürlich nicht tadeln , dafs sich die beiden handschriften durch anwendung verschiedener Schriften deutlich von einander ab- heben, sondern nur andeuten , dafs man sehen kann, wie furchtbar die handschrift zerstört ist. Alle Wörter nämlich , die in C nicht leserlich und daher aus B ergänzt sind, sind schräg gedruckt; in eckigen klammern stehen sie, wenn sie jetzt ganz in der handschrift fehlen; in runden, wenn erkennbar ist, dafs sie nie darin gestanden haben. Statt der poetischen abschnitte aus C stehen an den entsprechenden stellen die prosaischen aus B, während jene im zusammenhange hinter dem ganzen prosa-texte folgen ; sie sind an den undeutlichen stellen aus der Juniusschen abschrift ergänzt und nach Grein in verse abgeteilt. Die abkürzungcn sind so abgedruckt, wie sie in den handschriften stehen, ebenso d und {) und die accente. selbst die getrennte Schreibung von ae (a e) ist im drucke dadurch angedeutet, dass dann se durch eine eckige klammer zerschnitten wird. So ist alles beobachtet , was zu einem wirklich buchstaben- getreuen abdruck einer handschrift gehört. Verbesserungen von offenbaren Schreibfehlern sind natürlich aufgenommen worden, und zwar die wichtigeren von Junius, von Grein (zu den versen) und eine von Napicr, dazu aber viele neue des herausgcbers selbst ; sie sind aber selbstverständlich auch als solche bezeichnet.

Die einteilung in ^^ hat Sedgefield von Junius übernommen, die Satzzeichen aber selber angebracht, und zwar in der prosa nach dem heutigen sprachgebrauche.

Im dritten abschnitte der »Introduction« bespricht Sedgefield kurz die früheren ausgaben, die vorhandenen Übersetzungen und die bisher erschienenen Schriften zum Boethius. Hier heifst es (auf s. XXIV o.): »In Boethius, an Essay, by H. F. Stewait (pp. 170 17SJ, there is an interesting appreciation of Alfred's translation« ; es ist nur sehr l)edauerlich , dafs S. ort und jähr des erscheinens dieses buches anzugeben versäumt.

jQQ Besprechungen

Der vierte abschnitt (s. XXV XXXV) behandelt das Ver- hältnis der Alfredschen Übertragung zur urschrift des Boethius, und zwar sagt Sedgefield über jedes einzelne kapitel, über jeden einzelnen paragraphen, ja oft über einzelne sätze, ob sie ge- kürzt, hinzugefügt, wörtlich oder frei übersetzt oder ausgeführt sind ; auch führt er an, wo das Lateinische falsch übersetzt ist. So sorg- fältig diese Übersicht nun auch gemacht ist, sie ersetzt doch nicht das , was sehr wichtig gewesen wäre , nämlich den abdruck des Lateinischen neben dem Altenglischen. Sehr wertvoll und lehr- reich sind die auszüge aus dem aufsatze von Schepss im 94. bände von Herrigs Archiv, die zeigen, aus welchen quellen, nämlich alten lateinischen kommentaren, die vielen erklärungen und erweiterungen geflossen sind, die Alfred aufgenommen hat; sonderbar ist nur, dafs der könig anderseits manchen fehler gemacht hat, den er hätte ver- meiden können, wenn er in jenen kommentaren nachgesehen hätte; er scheint sie also nicht dauernd zur hand gehabt zu haben.

Im fünften abschnitte bespricht Sedgefield die mundart der Boethius -Übersetzung, d. h. er giebt eine mitteilung darüber von Sievers wieder. Sievers hatte den dialekt beider handschriften unter- sucht: beide enthalten viele kentische eigentümlichkeiten, die metra so viele, dafs sie wohl in Kent geschrieben sein müssen, und wohl auch nach einer kentischen abschrift der prosa. Sedgefield meint daher, eine Untersuchung der metra aus diesem gesichtspunkte würde über den verfas.ser vielleicht wertvollere ergcbnisse zu tage bringen als die bisherigen forschungen darüber.

Von diesen handelt der Verfasser im 6. abschnitte ; er führt da die gründe an , die mit recht für Alfreds Urheberschaft an der prosabearbeitung geltend gemacht werden , und diejenigen , welche einerseits für, anderseits gegen die Vermutung erhoben worden sind, dafs Alfred, der ja nach Asser die poesie seines landes sehr liebte, die metren gleichfalls selbst verfafst habe. Vielleicht bringt uns Ernst Krämer, der wie ich von professor Trautmann höre eine einzelausgabe der metren beabsichtigt , eine ausführliche Unter- suchung über ihre spräche. In seiner ansieht über die entstehungs- zcit schliefst sich Sedgefield an Wülker an.

In dem 7. abschnitte giebt der Verfasser eine Übersicht über die Seiten der handschrift B, »in ordcr not to furthcr l)urden thc margin of the text«.

Auf s. XLIV stehen 'Additions and Corrcctions'. Zu -i2, 16: Darnach ist die lesart von Fox und Cardalc (am Schlüsse

King Alfred's Old English Vei'sion of Boethius etc. jor

von XIV. 2): yypcrt call eo7vre wontldgod sien (prran ge selfev ganz falsch, da nach Sedgefield sowohl B wie J dion-an und dierran haben ; S. will dazu das in den handschriften fehlende \1onue einsetzen. Vgl. meine Syntax Alfreds I. s. 75 o. Zu 89, 22 bemerke ich, dafs Fox die Vermutung Thomsons, dafs hier ;f>ces cer iies zu fcesternes zu ändern sei, durch Bosworth erfahren hat (s. Anglia XIX 99 f.).

Zu 47, 27: Durch Sedgefields ausgäbe erhält die bisher ganz unverständliche stelle im 20. kapitel einen andern und bessern sinn. Cardale las genau wie Fox: sio wiperweardnes ponne biß simle untcelu. et' ivracii ascirred mid pcei-e styringe hire ageiire frecenncsse. Fox gab aber schon aus C (d. h. nach Junius) an: ''wceru ascerred' -^ Fox übersetzt: »while adversity is always faultless , and is saved from injury by thc cxperiencc of her own danger«, und bemerkt dazu: yi'styring means a stirring, or agitation , or any kind of tumult«. Cardale übersetzt : »whilst adversity is always sober , and is saved from destruction by the experience of her own danger<^ Mit tinte ist in meiner Cardalcschcn ausgäbe das eine r in ascirred mit einem fragezeichen getilgt. Ich brachte in meiner Syntax (I. s. 160) die stelle bei ascirian unter, wie es auch Bosworth-Toller thut. Nun giebt Sedgefield an dieser stelle die lesung von B, da C wohl un- leserlich ist , setzt aber statt \vracu nach Junius ^wceru ein , aber auch statt \7scirred' 'ascirped\ wozu er anmerkt: »Originally aj^/rrf^^ in B, but the sccond r changed to /; J. has nscerped«^ so dafs der satz nun lautet : -»sio wideriveardnes f>ön bid simle tmleelu & zccgru^ ascirped mid fcpre styritige hire agenre frecetmesse« ; übersetzt würde die stelle nach S. lauten : »adverscness is always blameless & cautious, sharpened by the stirring (Stimulus) of its own hardship<'. Im 'Glossary' führt S. nämlich ascirped bei ascicrpan an ; hier aber, auf s. XLIV, sagt er: »the pp. ascerpedYi'A.^ better perhaps bc taken as connected with sceorp, and ^ equipped, prepared ; the Latin has 'sitccinctcm«. Das Lateinische lautet vollständig : y>hanc sobriam succinctamqjie et ipsius adversitaiis excrcitatiotie priuieniem<' ; obgleich also der Wort- stellung nach ''ascirped' nicht dem lateinischen 'succinctain entspricht, ist diese Vermutung doch ganz ansprechend; allerdings giebt ja auch »sharpened« sehr gut das 'prudentcni wieder. Die lesung 'ascirred' rauss also wohl endgültig fallen gelassen werden.

Was den abdruck des textes angeht, so zeichnet er sich vor den früheren ausgaben durch die Übersichtlichkeit aus: es ist auf den ersten blick zu erkennen, was aus C, was aus B aufge- nommen ist. u. s. w. ; und die anmerkungen am fufse der Seiten er-

J02 Besprcchun!i(.-n

leichtern die vergleichung der handschriften noch mehr. Sehr schade ist es nur, dafs sich Sedgefield nicht zu einer neuenglischen Über- setzung entschlossen hat , zumal die von Cardalc und von Fox der fehler genug aufweisen ; das Glossary', so ausführlich es ist, ersetzt eine solche nicht. Immerhin ist dieser mangel nicht so bedauerlich wie das fehlen der lateinischen Urschrift.

Ich will nun einige derjenigen stellen, die nach den früheren ausgaben schwer oder gar nicht verständlich waren , mit der neuen vergleichen, und sehen, ob diese neues licht darauf wirft.

An der stelle Cardale lo, i6 (Sedgefield lo, 6): »s7C'a dep eac se mojia viid his blacan Ico/itc, J^at ßa bcorhtaii stcorraii dunniap Oll pLun heofone'i fafst Sedgefield \iunnian als intransitives Zeitwort, wie ich gleichfalls in meiner Syntax (I. s. 179) andeutete. Bosworth- Toller giebt die stelle (als einzigen beleg zu \hinnian) nach Fox SO: >'>se mona da beorhtan steorran duiinap [Ms. dunniap^ the moon obscures the bright stars« ; hat Fox diese änderung , die auch ich a. a. o. vorgeschlagen habe, wirklich so gedruckt? In meiner aus- gäbe von Fox von 1890 steht 'dimniap\'^) Wie käme aber sonst B.-T. zu der änderung ? Wenn man \iutinaf einsetzt , so mufs es wegen des '' pcet' auf 'leohtc bezogen werden , nicht auf 'niona\ wie es nach B.-T. den anschein hat.

Cardale 36, 5 (Sf. 19, 22): y>he icre de ojilcrnde after his bebo- dufii io brucanue«. ; S. schliefst sich an Cardale und Fox an , die übersetzen : »he lent us to thee, to be enjoyed« ; doch kann es auch heifsen : »er verlieh dir, uns zu geniefsen«, so dafs 'urc von Vvv/- caime abhängt.

Cardale 62, 9 (Sf. 29, 17): ythtvcet bclhnpd pc to hiora fcegcr- ncssaUc. liest S. in C; dafs B kein 'to hat und 'fcegernessG liest, er- wähnt er nicht; aber Cardale und Fox drucken so; sie haben das 'to wohl übersehen, denn in der Überschrift (Cardale VIII, 3) heifst es auch: »/nca^t htm belumpe to hira fcegeriiesse«.

Cardale 82, 9 (Sf. 37, 10): »/nocet wenst pu ponne hwcet godes se ainvcald sie«; ich zweifelte früher (Syntax I. s. 427) an der richtig- keit dieser stelle, glaube aber jetzt, dafs sie doch richtig ist, und el)enso die Übersetzung von Cardale und Fox: »what thinkest thou, then? what good 13 power?«

Cardale 128, 5 (Sf. 53, 28). Sedgefield liest auch: »Pat he mihte py orsorgUcor dissa 7üoriddiusta bnican , & cac {^as wclan«;

') Audi in der ersten nusgabe von 1S64 stellt dumtiap. J. H.

King Alfied's OM Englisli Version of Boetl:ius etc. 10-5

C ist an dieser stelle nicht leserlich , es stehen also in der that genitiv und akkusativ bei 'brucaii hier nebeneinander (s. Syntax I. s. 27).

Cardalc 162, 8 (Sf. 66, 23): »Ä^eron wohic hatan his ageime fiurgister & his fostorfcvdcr acwellan, ßces nama mces Se/wca« ; Cardale und Fox hatten das beide falsch übersetzt: »would hate his own master and kill his l'osterfather^<, S. gicbt im 'Glossary' bei 'hatan diese stelle richtig für die bcdeutung 'conmiaiuV an.

Cardale 162, 14 (Sf. 66, 29). S. liest: yidtvt \\\ne 711011 oßetc blödes Oll dcem earme\ in C ist nur ' iie lesbar, 7//' ergänzt S. aus J., ß hat 7«'. Die auffassung, die ich in der Syntax Alfreds {\. s. 37) als »vielleicht bessere« hinstellte: »dafs man etwas blut (partitiv!) ablasse ihm (possessiver dativ !) am arme, an seinem arme«, wäre demnach für diese lesung nicht möglich ; aber die andere, die hier allein möglich wäre, nach der 'oßcEtan zu denjenigen Zeitwörtern der trennung zu stellen wäre , die neben einem genitiv der sache einen akkusativ der person bei sich haben, scheint mir so gezwungen, dafs ich die lesart von B für die allein richtige halten möchte, und dann auch jene erste auffassung nach wie vor für die bessere.

Cardale 216, 21 (Sf. 85, 28). Die von mir vorgeschlagene, und wohl allein richtige , abtrennung der sätze an dieser stelle (s. m. Syntax Alfreds I. s. 402): y>Hu ne hmfdon we cer gereht pcet da gescelpa & sio godcundties an 70cere'? Se pc doiine />a gesmlpa hcefp, ßotine hafp he cegper; se pe done cegpcr hce/p, hu ne bip se donne fiill eadigU< hat S. nicht angenommen; er teilt wie Cardale und Fox ab : »se pe ponne pa gesalda hcefd, ponne hcefd he cegper, se pe pone cEgper hcpfd. Hn ne bid se ponne fall eadigU< Ob S. mein buch überhaupt nicht kennt?

Cardale 246, 22 (Sf. 96, 21). Diese stelle war mir bisher unverständlich (s. Syntax I. s. 398, anm.); sie lautet bei Cardale: f> .... gif an unawendendlic God ncere . weolde pone god pcEt pcet he is . pect ic hate God srva siva ealle gesceafta hatap«\ die lateinische Urschrift : y>}ioc quidquid est, quo condita maitent atque agitantur, tisi- tato cunctis vocabulo deiitn nomino«-^ Cardale und Fox übersetzten: »Good , therefore , directed whatever is. This , I call God , as all creatures call [it]« ; ich vermutete, dafs statt 'pa-t he' 'pect pe'' zu lesen sei. Sedgefield druckt den Wortlaut hier nach C, grade an der fraglichen stelle aber mufs er aus B einflicken ; doch thut er dies mit einem eigenen zusatze , der die stelle sehr ansprechend aufklärt : ->.... gif an unamüendendlic God {ncvre [pe heora^ weolde.

loj. Besprechungen

po?ie God), dcct fcct he is, j)C('t ic hatc God, siua swa eallc gesceafta hatadü ; die in runden klammern stehenden Wörter sind zusatz und zwar aus B, mit ausnähme von 'ße heora\ was S. selbst einsetzt.

Cardale 250, 27 (Sf. 98, 9): »w> Jian gesceaft de he tiohhige fat Mo scyle 7vinnan ivip hire scippendes ivillan« ; dazu schrieb ich in der Syntax (I. s. 411, § 296, a.): »In der anmerkung sagt Cardale: *»//^« is redundant'; es ist um so auffallender, als 'gesceaft\ wie die formen 'hio' und 'hire' beweisen , hier weiblich gebraucht ist , und männlich ist es ja ohnehin nie, höchstens sächlich«. Nun druckt S. nach C » . . . />e t/ohh/e« und giebt am fufse die lesart »/>e he« aus B; das 'he' ist also ohne zweifei irrtümlich in B hineingekommen.

Cardale 278, 20 (Sf. 108, 12): »da dysegan nanwuht tiyllap onginnan, dces pe hi him atvper incegen iojvenan odde lofes oddc leana« ; Sf. trennt richtig Vc/ von 'wenaii \ auch geht aus seiner ausgäbe her- vor, dafs nicht beide handschriften 'hit statt 'hi haben, sondern nur C; er setzt aus B 7//' dafür ein. Aufser den in der »Syntax« (I. s. 35 u.) angeführten stellen, kommt 'wcnau mit 'to noch vor: Or. 218, 19. Bo. 84, 6 (Sf. 37, 31).

Cardale 290, 7 (Sf. 112, 4): y>s7va hivces swa his irsung 7üil/ap<.< ; ich bemerkte dazu (Syntax I. s. 13, ^ 11. k.): »Da die form 'ivilh^f nicht zu 'irsiing' pafst , wird wohl 'wilnap^ zu lesen sein«. S. hat denselben gedanken gehabt, der ja allerdings sehr nahe liegt; er druckt da es metrum ist nach B, setzt aber 'wilnad' ein und bemerkt am fufse: »em. willad B«.

Cardale 320, 28 (Sf. 123, 18): ~)>pcet sio foresprcec ne dyge tiauper ne pam scyldigan ne pam fe him fo7-e pifjgapc ; auch hier schliefst sich S. nicht Bosworth-Toller's ansieht an, der diese stelle unter einem besonderen zeitworte 'dygaii giebt, sondern meiner, nach der 'dyge der alte konjunktiv von 'dugan ist ; auch auf diese annähme scheint er selbständig gekommen zu sein.

Cardale 360, 8 (Sf. 137, 6): -»nis pcps nan twy pcei cek wyrd Mop god^ dara pe riht & nytwyrpe Inop« ; vgl. dazu 'Syntax Alfreds' I. s. 417. S. druckt aus C an beiden stellen 7vV/', ohne andere les- arten anzugeben ; Fox giebt nur an der zweiten an, dass C V'/V/' habe.

S. 47, 26 setzt Sedgefield statt '/)'/ pyf ein, erwähnt auch am fufse, dafs Napier diese Verbesserung vorgeschlagen hat, erwähnt aber weder hier, noch im 'Glossary', wo er das gethan hat, nämlich in PBB. 24. s. 245 f.

In UKMiicr Cardale'schen ausgäbe ist zwischen s. 316 und 317 ein facsimile-abdruck einer scite aus C eingeklebt, die wohl in den

King Alfred's Olri Englisli Version of Boetliius etc. 105

Übrigen abzügeii fehlt, sie ist ja auch nirgends erwäliiit. Ich ver- mute, dafs es ein abzug der nach Sedgefield (s. XXIII o.) der Jubilee- ausgabe beigegebenen Vervielfältigung ist, die hier in Bonn auf der universitäts- bibliothek leider nicht vorhanden ist; Sedgefield giebt nicht an, welche seite dies ist. Oben darüber steht gedruckt: »Boethius (Metres) Otho A. VI. fol. 99.« ; nach Sedgefield's Zählung ist es aber s. 104a. Bosworth selbst hat 'Metres' durchgestrichen und 'Prose' darüber geschrieben ; aufser einigen anderen beinerkungen über die auslassung y>on /ces modes cagmn gc« und über die Stellung, die das blatt im buche einzunehmen habe , hat Bosworth noch darauf ge- schrieben: »sent to Mr. Fox May 3' 1852«. Bosworth hatte also wohl als mitarbeiter einen probcabzug dieses facsimilcs für die schon 1849 beschlossene, aber erst 1858 veröffentlichte Jnbilee-ausgabe er- halten, und lieh ihn an Fox, der ja die Übersetzung des Boethius dafür zu liefern hatte. An drei stellen nun lese ich in diesem facsimile anders als Sedgefield jetzt druckt: Sf. 121, 25 's7am(rsi' ; S. sagt am lüfse: > From B, S7i>i/icit C«. Mein facsimile zeigt ganz deutlich ein über dem c eingefügtes s. Sf. 121, 31 'cordlican ; der abdruck zeigt ganz deutliches ^ewrdlican \ 32 'dysfgan, ich habe ziemlich deutliches \iys\gan . Demnach scheint die handschrift in den ungefähr 50 jähren, seitdem dieser abdruck genommen wurde, noch unleserlicher geworden zu sein.

Während der text 206 Seiten einnimmt, umfafst Sedgefields 'Glossary' nicht weniger als 122 Seiten. Es ist, soviel ich mich durch Stichproben überzeugen konnte, äulserst sorgfältig und gewissen- haft gearbeitet und giebt jedes vorkommende wort und bei denen, die nicht auf jeder seite wiederkehren, auch alle stellen. Sedge- field sagt (s. XXIj , es solle mehr 'phonological' als 'syntactical or lexicographical sein, und giebt daher alle abweichenden formen an, legt aber weniger wert auf die abschattung der bedeutungen. So bietet das Wörterverzeichnis allerdings für den erforscher des satz- baucs so gut wie gar keine ausbeute, nur bei den präpositionen hat Sedgefield »in view of their high syntactical importance and the interesting light they throw on the ways of thought of the early users of cur language« ausführliche einteilungen gemacht. Es ist noch besonders zu erwähnen , dafs Sedgefield das 'Glossary' auf C beschränkt, und dafs, »as the B text is here not printed in lull, the Glossary is incomplete as a register of B forms«. Nun hat er zwar die Wörter der beiden vorreden (aus B) darin aufgeführt, aber solche aus den Überschriften sowie aus dem schlufs2:ebete habe ich ver-

lo6 Besprechungen

gebens darin gesucht, diese hätten dann aber doch auch eingereiht werden müssen ; weshalb das nicht geschehen ist, giebt der Verfasser nicht an.

\ib£dec}aii führt Sedgetield mit der bedeutung »get by begging« an; es handelt sich um die stelle Cardale 176, 11 (Sf. 71, 17): »butoii pu hit fo7-stcle oddc gereaßge odde ahepecigc«- ; Cardale und Fox übersetzen sie: »or find it hid«, und Bosworth-Toller führt an: -yya-bepeciari'^ subj. du abepecige\ p. ode-^ pp. od \Ih', peccan to cover] To uncover, detect, find hidden, to discovcr, disclose; dctegerc<( und dann als einzigen beleg eben unsere stelle. So führt es auch kürzer Hall an im "Concise Anglo-Saxon Dictionary' und verweist dabei auf deutsches 'entdecken'. Anders aber Sweet im 'Student's Dictio- nary of Anglo-Saxon'; er giebt: »ä.bcdecian'", äbep- get by begging or asking« ; er denkt also an ein verstärktes 'bcdecian\ wie es in der Cura Pastoralis 285, 12 vorkommt (vgl. seine anmerkung dazu); Sedgefield hat sich also Sweet angeschlossen. Diese Vermutung ist recht ansprechend, aber, so lange keine anderen belege ausgegraben sind, hat sie nur dieselbe gute wie diejenige, die das wort mit 'decken' zusammenbringt; guten sinn geben ja beide.

Bei 'cefter bringt Sedgefield einen beleg mit ''^vilnian : Cardale 126, 18 (Sf. 53, 16): »& wilniad /liora woruld cBfter pceyn«^ also = »sie streben ihr ganzes leben lang darnach« ; das scheint mir richtig zu sein, obgleich ich die stelle früher anders übersetzte: »sie wünschen sich ihr leben dem gemäfs« (vgl. Syntax I. s. 260).

Bei 'be bringt Sedgefield zwei belege an verschiedenen stellen unter, die m. e. gleichmäfsig zu behandeln sind. Die bedeiitung von 'compared with' spricht er nämlich, und mit recht, für folgende stelle an: 39, 21 (Cardale 88, 9): f'SC liet cct sntnimi cyrre forbccrnan eallc Romeburh o?i atme sid crfter pccre biseiie pe gio Trogiabnrg barn ; hiue lysie eac gcscon , hu sio burne , & hu lange , (C hu höhte be pcEve operre« :, aber nur für diese. Ich glaube, sie gilt auch noch an der folgenden, für die S. die bedeutung »in connexion with, in the casc of« annimmt: Cardale 342, 10 (Sf. 130, 27): »S7C'ylc is pcet pcet we wyrd hatap be pavi godcundan foreponce^ swylce sio smeaufig & sio gescead^visnes is to ?netanne wip pone gearowitan., \& swylce pas Ucnan ping biod to metanne wid da ecan.^ and swelce pect hweol bip to jnetanne zoip da eaxe« \ ich übersetze also hier: >>im vergleich mit«, d. h. hier »im gegensatze zu« ; dafs dies riclitig ist, geht schon aus dem bald darauf folgenden satze hervor 342, 22 (Sf. 131, 9J : »sufue upwitan peah secgap pect sio 7oyrd 7vcaldc crgper

Kins: Alfred's OKI English Version of Boethiiis etc.

107

ge gesceipa ge wigescrlpa (vlccs mowies ; ic doime sccge^ swa swa ealle Cristeue tuen secgap^ ptvt sio godcunde forctiohhung his weaUc , nccs sio layrdii.

S. 216 '1 z. 13 V. u. füge ein »be dccm pcrt«, denn dies kommt in der bedeutung 'in order that' vor, nicht »be dccf/i de«.

Bei 'belimpan giebt S. zwei stellen mit der bezeichnung: 'with to and genitive' ; doch hat der genitiv dort mit dem zeitworte nichts zu thun ; man vgl. sie, Sf. 29, 17 (Cardale 62, 9) und 31,7 (66, 11), und meine Syntax I. s. 99 und 426.

\ionies dccg kommt auch 120, 31 vor, was S. übersehen hat.

'efentiea/i ist an den beiden stellen, wo es mit dem dativ ver- bunden ist, nicht als präposition aufzufassen, sondern als eigenschafts- wort oder adverb (s. meine Syntax I. s. 60).

Bei '/<?;■' mit dem dativ ist die bedeutung 'from' bemerkens- wert, die bisher wohl noch nicht belegt war: 45, 28 »siddan hio oiitiged bid ^ & for pccm carcerne pcvs lichofnan onlesed bid« (B hat: of). 29, 5 (Cardale 60, 24): y>odde hit nan god is for eow seife., odde peak forlytel god wid eow to metatie« ; S. will 'for hier durch »compared with« übersetzen; ich glaube aber, es heifst hier doch »für, zum nutzen«.

Bei fore' wäre auch die stelle 88, 13 zu erwähnen gewesen, die S. bei for i.c nur nebenbei angiebt.

Für forhealdan giebt Sedgefield die bedeutungen illtreat, misuse'. Ich habe erst kürzlich in dieser Zeitschrift fXXVI 450 f.) ausführ- licher über dieses zeitwort gehandelt und die drei einzigen stellen besprochen , an denen es bisher gefunden worden ist. Mir scheint die Übersetzung »verachten« jetzt doch für alle drei stellen diejenige zu sein, die am besten pafst; Bosworth-Toller giebt sie ('disregard') gleichfalls an. Wie Fox übrigens (248, 11) zu der dreimaligen lesung frydojH gekommen ist , ist nicht ersichtlich ; Sedgefield liest alle drei male freodoiii aus C, und giebt auch aus B keine andere lesung an.

Bei 'gierwafi fehlt die form ^gegyrcwod' 32, 27.

Die formen und das vorkommen von '^mcksi' werden bei 'miceT aufgeführt, immerhin hätte hinter 'fncesi^ eingesetzt werden müssen: >ym(ESt., cf. micel«.

Bei WV/' stellt S. die stelle 145, 3 (Cardale 380, 26): »ac ic li'undrige hwi swa f/icrnige tüise tuen swa swipe swtincen niid dcsre sprcece'f. unter die abteilung »instrument, means«, er müfste es aber unter eine mit der Überschrift 'cause, rcason' bringen , da ';///</' hier

j 08 Besprecliuiigen

in der that den grund angicbt, wie in Alfreds anderen werken an vielen stellen, die man später aus meinem buche ersehen kann. Bei 'w/V/' mit dem akkusativ fehlt die stelle 116, 14: »Mo sccohie mid hire djycrcvft pa tuen forhredatK' .

Bei 'of ist die stelle Fr. 3 : -»he sette word be ivorde^ hwiliim andgit of atidgite« m. e. besser unter »b) starting-point« zu setzen, oder noch besser unter »e) source , origin«, als unter »dj removal from«. Die Übersetzung von 'of durch 'opposed to' an der stelle 12, 20 (Cardale 16, 23): y>ic no 7ie wearj> of pam sopan geleafan« [=. 71 ec unquavi fiierit dies, qui me ab hac sententice veritate dcpcllat) scheint mir etwas gesucht zu sein ; es bezeichnet 'of hier doch nichts anderes als 'removal' und hätte von S. bei diesem kennworte einge- reiht werden sollen ; 'weordati hat hier wie so oft besonders im Boethius die bedeutung eines bewegungszeitwortcs --; 'kommen, sich entfernen'; näheres darüber in meiner 'Syntax Alfreds' II. ^ 383. c. und d. s. 21 f. Dasselbe gilt für die andere stelle (57, 8 (Cardale 136, 12): •)>da iveorpap hwibitn of hiora gecy?ide<i), die auch aufs. 22 in meinem buclie nachzutragen ist. Für eine bedeutung ^- 'con- cerning, about' giebt S. bei \f eine einzige stelle an, nämlich 107, 26 (Cardalc 276, 25): »Ic nat peak ße elles hwcet dince. da cwcEp ic\ Ne fincp ?ne naiiht opres of pimmi spellutn« (= Afi tu aliter cxistimas? Min'nne, inquam); Cardale und Fox übersetzen: »I de not think at all differently from what thou sayest<<. Ich halte diese aufifassung für richtiger ; \f' deckt sich hier in seiner bedeutung wie so oft mit froiff

Bei 'ofei- brauchte die stelle 108, 24: »^^ fe 7/iikte gan op pisse corpan ende, swa pa:tie nan dccl ofer fcrt ncere« nicht besonders mit der Überschrift: »distancc : heyond, farther than^' abgetrennt zu werden; sie gehört doch zu der folgenden gruppe: »excess: beyo/id, more than« ; in dieser aber ist die erste stelle aus der prosa, die als beleg angeführt wird, zu streichen: 41, 13 (Cardale 92, 23): y>pa:t is pon/ic 7c>i/t!U/ig leases gilpes d' unryhtes anwealdes rC" imgetnetlices hUsan godra weorca ofcr eall folc« , denn 'ofer call folc gehört zu ''anweald' oder auch zu lüisd : »über alles volk hin ; rühm, der sich über alles volk hin ausbreitet«; nicht: »gröfserer rühm als ihn alles volk hat«. 22, 18: »//eo hit hccfd eall forsawen ofer de annei', S. übersetzt: »beside, in comparison with«, besser wäre wohl: »on account of«. -»on ivite« (120, 25) gehört nicht unter 'time', sondern unter 'place, metaph'. Bei '011 ist ferner s. 276a unten bei »e)« zu lesen: y>niinan 18. 2, 25. 24, 42. 6, 46. 19, 59. 26«; s. 276b

King AltVeiVs Üld Eiiglish Version of Boethius etc. 109

oben bei »f)« : »\v. gebrengan 7. 24, 11. 11, iS. 10, iii. 25, 131. 5 . Bei 'on mit dem akkusativ unter 'motion' ist die stelle 7, 24 {y>het he hine gebringan on carcerne«) zu streichen, denn \arcerne ist hier natürlich ebenso wie an der ganz ähnlichen stelle III, 25 {»ßcFi he sie on carcerne gebrohl«) dativ , nicht akkusativ; daher sind auch bei 'carccrn s. 223a die belegstellen 7. 24 und III. 25 nicht zum akkusativ, sondern zum dativ zu ziehen; 'gebringan hat ja auch sonst 'oii mit dem dativ; s. o., wo ich die stellen schon eingefügt habe. Hier führt S. ferner an : 56, 29 »/« //// ne secad on ponc rihtestan weg«^ ; hier ist aber natürlich der 'ort, wo' gemeint, was häufig genug mit dem akkusativ vorkommt, vgl. z. b. ganz ähn- lich: Cardale 186, 7 (Sf 75, i) »hi ihueligende secap pect hehsie god on da saniran gesceafta«-, welche stelle S. auch ganz richtig unter »h) place: in« aufführt. Bei »k)« füge hinzu: »143, 3 hiora agcnne willan«. Bei ^>n) 'on riht\< füge ein: »76, 22; 107, 5, 8; 131, 22, 29;« ferner bei \vi woH : »107, 9, 25«.

Bei 'ongeaii mit dem akkusativ fehlt die stelle 16, 29: »gif ßii fines seines scgl ongean pone wind tobrcedesH.

'ofigcfnong' fehlt im 'Glossary' ; es kommt aber zweimal vor : 102, 3 und 119, 12.

Bei 'id giebt S. unter »ej« für beiimßan nur die letzte der 7 stellen an, an denen es vorkommt, ohne dies durch sein sonst üb- liches »&:c.« anzudeuten; ähnlich ist es mit '.f//'^^«//, cwepan, clipian, foii und bei »g)« mit 'ieohhian^ von diesem ist die zweite stelle 36, 26 bei 'teohhian selbst zwar aufgeführt, aber falsch übersetzt (Cardale 80, 21): »hii geweard pcBt dam wisan fuen com to lofe and to ivyrdscipe pcet se unrihtwisa cyning htm (eohhode io 7vile« , das heilst nicht »determined to punish«, sondern etwa »had considered, designed as punishment« ; das zeigt auch das Lateinische : >.ita cruciatus, qnos putabat tyranns materiam crudelitatis , vir sapiens fecit esse virtutis«. Unter »k) concerning , in the case of« bringt S. die stelle 11, 13 (Cardale 14, 9): »ne sceolde pe eac tum man swelces togekfan«^ trennt also gleich Cardale und Fox das 'to nicht allein äufserlich, sondern auch dem sinne nach von 'gelefan ; ich schliefse mich jetzt dieser ansieht an (vgl. meine Syntax I s. 35), glaube aber nicht, dass '/<?' hier 'concerning, in the case of bedeutet, sondern wie bei anderen Zeitwörtern des suchens, wollens, Vertrauens, erwartens u. ä. die richtung angiebt , wohin sich das suchen, wollen, vertrauen, erwarten richtet, die quelle, aus der das gesuchte, gewollte, erwartete kommen soll ; Cardale übersetzt zwar auch : Wr could any one think

1 1 o Besprechungen

in i/iis manner ivith respect to thee\ doch scheint mir diese aufifassung ferner zu liegen als meine ; bei 7C'cna7i mufs es hier heifsen : »J7, 31 statt 27, 31«, und hinzuzufügen ist: »108, 12« (vgl. o. s. 104). Bei »1) source, from« mufs es heifsen: »w. wilnian 45. 3, 19. 15, w. secan 31. 26, 32. 7«. Unter »m) addition« bringt S. 2 von den 6 vorhandenen stellen unter, an denen ^ioeacan vorkommt; diese hätten natürlich unter besonderem köpfe abgeschieden werden müssen, da doch 'ioeacan selbständige präposition ist ; hier übersetzt S. ferner V<? dam einmal durch '?norcover an der stelle 57,32 (Cardale 138, 17) 'ac (de gesceaft /m^earfad on hire selfre swa swa hweol\ <:('' to pam heo swa /nvearfad pect heo efi eiime ßa-r heo eer icess' ; ich fasse dies anders auf und übersetze: »und dreht sich so zu dem zwecke, dafs ....<'

Bei 'uppan verzeichnet Sedgeficld nur einen einzigen beleg, und zwar aus den 'Metra ; die präposition kommt aber zweimal in der prosa vor: Cardale 54, 18 (Sf. 26, 24) y>ne sccall he hit no setian lipon pone hehstan cnol«; 182, 20 (Sf. 73, 31) »pa-t ge hi demne setton lipon dunu7n<! .

Bei W fehlt die stelle 100, 6 (Cardale 256, 11): »lädst nie hidrcs & didres on swa picne wudu dcvt ie ne mceg itt aredian<< »dafs ich den weg hinaus nicht mehr finden kann«.

Bei »7wV/, 36, 31« wäre zu erwähnen gewesen, dafs an dieser stelle der dativ zu ergänzen ist. Der beleg für »3. a) direction,

towards: 103, 13« stimmt nicht; an dieser stelle steht der genitiv: y>7vid dces wi/cs<<.

Ausser den im verlaufe dieser besprcchung schon angegebenen druckfehlern sind mir noch folgende aufgefallen: S. 41 z. 2 lies ne statt e s. 2 38=> z. 3 v. u. lies /(-»/v/)' statt ordy s. 268'' z. 15 v. u. lies 2)^- "2 statt 32. 13 s. 274;^ z. 20 lies III. 20 statt iii. 19 s. 274t' z. 8 lies 8, 12 statt 8. 12 s. 305 ■! z. 8 füge hinter dreatian hinzu: wv.

Wie das von der Clarendon Press nicht anders erwartet werden kann, ist die druck-ausstattung ausgezeichnet, nur hätten im Wörter- verzeichnis die einzelnen bedeutungsgruppcn durch fettdrucken der zahlen und buchstaben besser von einander abgehoben werden können. Und wenn sich doch die Engländer endlich mal den alten zopf abschneiden und von dem nichtbeschneiden eingebundener bücher abstehen wollten! Die becjueme benutzung von wörtert)üchern

R. Markiscli, Die ne. hearbeit d. erznlii. v. Apollonius v. Tyrus i i i

wie Stratmann-Bradley z. b. wird ja durch dies verfahren ganz un- möglich gemacht. Leider hat uns die lächerliche und thörichte nachäfferei von allem Englischen, die jetzt an der tagesordnung ist, auch schon diese unsitte in Deutschland eingeschmuggelt.

Meine kleinen ausstellungen vermindern selbstverständlich nicht den gesamtwert von Sedgcfields mühevoller arbeit ; das in seiner Boethius-ausgabe niedergelegte ergebnis seiner lesung der Cotton- schen handschrift wird von jedem kenncr des Angelsächsischen mit freude begrülst und mit reichem nutzen durchforscht werden.

Bonn, Mai 1899. J. E. Wülfing.

Die altenglische bearbcitung der erzühlung zwn Afollonius von Tyrus. Grammatik und la/ei?iisc/ier text von Robert Märkisch. (Palaestra 6 .) Berlin. Mayer & Müller. 1S99. 62 ss. Fr. M. 1.60,

Eine Vollendung der langgeplantcn ausgäbe der altcnglischcn Übersetzung der erzählung von Apollonius von Tyrus ist der rast- losen Schaffenskraft Zupitza's leider nicht mehr vergönnt gewesen. Zwar fand sich im nachlasse das druckfertige manuskript des alt- englischen tcxtes vor, das Napier im Archiv 97, 17 ff. zum ali- druck brachte ; aber gerade das , worin wir die meisterhand am meisten zu bewundern pflegten , die behandlung der grammatischen und litterarischen Vorfragen, stand noch aus. Und so war es eine pflicht der pietät und schon darum ein verdienstvolles unternehmen, die fehlenden prologomena nachzuholen , wie das in vorliegender Schrift versucht wird, in welcher laut- und formenlehre, syntax und quellenverhältnis knapp behandelt sind.

Der grammatische teil der arbeit ist als materialiensammlung für das arg vernachlässigte Spätwestsächsische wertvoll. Mit der art der darstellung kann ich mich freilich nicht überall befreunden, be- sonders in der lautlehre nicht. Hier schwankt verf. unglücklich zwischen einer rein deskriptiv- statistischen und einer historischen betrachtungsweise hin und her , so dass wir stellenweise nur eine buchstabenlehre erhalten. Von welchem lautstande er ausgeht, ist nirgends angegeben : der verlauf zeigt, dass er bald den urgermanischen bezw. westgermanischen , bald den urenglischen , bald wieder den altenglischen laut im äuge hat. Die lautchronologie kommt nirgend zu ihrem rechte. Paul's Scheidung von e und a als /-uiTilaute von

112 Besprtcluingen

urengl. te bezw. a wird ignoriert. Das verlnlltnis von Ju^bbe und habbe ist rein äusserlich gefasst, wie denn überhaupt nirgendwo ein Studium der grundlegenden, inhaltsvollen artikel Bülbring's (s. silf %. 3, gnncEcca s. 2) hervortritt. Von suffixablaut und dadurch hervorge- rufenen /-umgelautetcn nebenforrncn scheint verf., seiner behandlung von geslegene s. 1 nach zu urteilen, nichts zu wissen. Höchst wahr- scheinlich findet dies auch auf 7iu27iig anwendung, das verf. durch anlehnung an das »sinnverwandte« [?] äiiig erklären will. Wie steht es denn aber mit ae. nienig und dem nebeneinander von ahd. manig, vicnig sowie westfries. jnan?iig, meiuiigl Auch dass pceiine analogie- bildimg zu ae. tenne sei, werden wenige dem verf. glauben, zumal wer an ae. hwcnne und ahd. Jnoaniie , Jiwenne ^ mnd. wanne, weniu\ ndl. 7001 neben ivanneer denkt. Die epigrammatische kürze des aus- drucks führt häufig zu recht bedenklichen formulierungen von laut- regeln. So z. b. s. 5 : »got. ^, ahd. a wird zu a'« ; oder s. 2 : »vor silbenschliessendem h und x erscheint immer ea«. (doch vgl. ae. cvx, axe)\ oder s. 4: >lat. / .;> ex (woV im Ae. oder im Volkslatein'?). Was s. I über befcestan gesagt wird, klingt fiist als übersehe verf., dass es sich liier um /-umlaut handele. In dem gewiss lobenswerten bestreben, die bedingungen eines lautwandels aufzufinden, geht er gelegentlich etwas weit, so wenn das cc in scceddig dem c zugeschrieben wird , oder wenn die cntrundung von ae. y zu / besonders in der uingebung von r und w erfolgen soll, während umgekehrt dieselben laute bei ae. l gerade rundung zu y hervorrulen. Ein solches Ver- hältnis ist doch undenkbar. Hätte verf. Beiblatt IX 95 gekannt, würde er den Wechsel von i\y wohl etwas tiefer aufgcfasst haben. Die formen ßär, hwär scheinen mir eher an die emphatischen nebenformen pära, hwitra (Sievers ^ 321, a. 2) angelehnt als an ae. ;pä und hwä^ wie s. 5 angenommen wird.

Auch die behandlung der nicht-haupttonigcn vokale erregt mir mancherlei bedenken. Die leider in der ae. grammatik gänzlich vernachlässigte frage nach dem vokal in der kompositionsfugc wird s. 6 mit folgendem, mir unverständlichen satze abgethan : »e statt a oder eingeschoben ; ealdefadcr (ä'.Wxq. ealdafcvdcr) , hearpe/iccgl, hearpesirengas<(. Ist wirklich sonstwo a noch in der kompositions- fugc erhalten? (Das /t^fric'sche beispiel ist mir sehr verdächtig.) Und nimmt verf. einschub oder e für (7 in hearpencBgl u. s. w. an? Formen wie gefrcnwde s. 6 sind für mich keine belege für einen lautwandel. von unbetontem »c > , sondern analogiebildungen nach einer andern Hexionsklasse. Ebenso gehören wohl nicht in

R. Märkisch. Die ae. bearheit. d. erzähl, v. Apollonius v. Tyrus i i -r

die lautlehre dative wie beheafdunge statt -unga (s. 7) und hand statt handa. Verf. freilich nimmt hier lautwandel von a > c bezw. ab- üill des a an. Aber warum soll in dem einen falle, noch dazu in der schallschwächeren dritten silbe nach dem hauptton, a als c er- halten bleiben, im anderen aber abfallen? Und warum soll das lautgesetz nur im dativ der ung- bezw. «-stamme wirken und nicht auch sonst? Natürlich handelt es sich auch hier um systemzwang. Ich würde auch, wo partizipia wie fn/idor/., prät. plur. wie cnoritcn, nebst abfall von end-« erscheinen , den schluss wagen , dass die reduktion der endsilben schon ziemlich fortgeschritten sei , dass die ausspräche des Schreibers , wenigstens unter gewissen umständen, etwa bei schnellerem rede-tempo oder im alltagsverkehr, bereits die reinliche Unterscheidung der vokalqualitäten in schwachtoniger silbe aufgegeben habe. S. 8 trägt verf. die irrige meinung vor , dass -nesse die normalform des suffixes im Ae. sei , woraus -ticss durch abfall des end-^ hervorgegangen , während in Wahrheit die sache sich genau umgekehrt verhält.

Wieder unverständlich ist mir s. 10 »inlautend fällt // neben iv in horhgmn^ horwe<i^ wo es sich doch um urgerm. Wechsel von '/jiv und yw handelt (Sievers ^ 242, a. 4). Förderlicher für die Wissen- schaft wäre es sicherlich gewesen , wenn verf. rein deskriptiv ver- fahren wäre, dann aber auch wie Cosijn uns ein vollständiges inventar der spräche geboten hätte.

Auf grund der lautuntersuchung glaubt verf. unser »denkmal« ungefähr in das 11. jahrh. setzen zu müssen; er übersieht dabei, dass dies resultat nur auf die uns zufällig erhaltene form in der einzigen Cambridger handschrift (Corp. Crist. Coli., 201) bezug haben kann, die der vielen fehler wegen schwerlich die Originalaufzeichnung darstellt. Es ist damit also nur ein terminus ad quem gegeben, der- selbe, der schon durch das alter der handschrift geboten war. Verf. hätte also versuchen sollen, ein weiteres hinaufrücken der abfassungs- zeit, durch litterargeschichtliche momente unwahrscheinlich zu machen.

Auch hätte es sich verlohnt, auf grund der sprachlichen Unter- suchung zu Wanley's ansieht, dass die hdschr. C. C. C. C. 201 in Worcester geschrieben sei, Stellung zu nehmen. Die überwiegend entrundeten y würden dagegen sprechen, falls sie nicht auf rechnung des kopisten zu setzen sind. Dasselbe gilt von dem häufigen tx für Umlauts-^ vor nasalen. Wer heutzutage spät-ae. texte behandelt, wird, seit Morsbach's Grammatik vorliegt, wohl nicht mehr umhin können,

J. Hoops, Englische Studien. XXVlll. i. 8

II 1 Besprechungen

seinen blick auch aufs Me. zu richten. Es ist dies der einzigste weg, auf dem wir eine lokalisierung später denkmäler oder wenigstens ihrer handschriften erlioffcn können.

Unter »Syntax« stellt verf. einige bemcrkungcn über Wortfolge, rektion der verben und adjektiva, passiversatz, intinitiv mit oder ohne /ö, konjunktiv'-verwendung, pronomen, artikel, präpositionen u. s. w. zusammen , die ich als das wertvollste in seiner schrift bezeichnen möchte. In anspruchsloser form, rein beschreibend gehalten, werden sie allen, die dem Stiefkind der engl, philologie beachtung schenken, eine sehr willkommene, bequem geordnete beispielsammlung sein. Möge dies beispiel der einbeziehung der syntax recht viele nach- folger finden. Mit der zeit wird dann auch wohl in unseren prüfungs- vorschriften die erkcnntnis zum ausdruck gelangen , dass die syntax der für den künftigen lehrer wichtigste teil der historischen gram- matik ist.

Der zweite abschnitt von Märkisclrs schrift bietet eine her- stellung des lateinischen textes in der gcstalt, wie er vermutlich dem ae. Übersetzer vorgelegen hat, und daran anschliessend eine erörterung der zur Verwendung gelangten Übersetzungstechnik. Schon Zupitza hatte dies erstrebt und bereits fünf lateinische handschriften zu diesem zwecke abgeschrieben oder verglichen. Dies material scheint dem verf. leider nicht zugänglich gewesen zu sein. Zupitza hatte ferner in seinem aufsatze Welcher text liegt der ae. bearbcitung der erzählung von Apollo7iius von Tyrtis zu grtwde? (Rom. forsch. III 269 ff.) be- reits mitgeteilt, dass der ae. bearbeitung die lat. handschriften Corp. Christ. Coli., Cambr. 318 {e) und ebenda nr. 451 irj) am nächsten ständen. Diese hätte verf. daher seiner textherstellung zu gründe legen sollen. Statt dessen hat er seinen text auf der handschr. ,:/ (Magd. Coli. Oxf. 50J aufgebaut, die, wie wir jetzt aus der trefflichen, Märkisch freilich noch unzugänglichen handschriften-gruppierung durch E. Klebs 'j ersehen können, einer ganz anderen, ursprünglicheren redaktion (RB) angehört, wohingegen die ae. Übersetzung wie die meisten mittelalterlichen bearbeitungen auf eine eigentümliche misch- redaktion (RCi j zurückgeht und sich mit den lat. hss. e, ?;, ()'(Laud 247), i (Rawl. C. 510) zu einer besonderen englischen tcxtgruppe zusammen-

'j E. Klebs, Die erzähbuig von Apolloiiius ans Tyrtis. Eine geschicht- liche Untersuchung üher ihre lateinische uiforiii und ihie sjjäteren hearbeitungen. Berlin 1899. Ich bedaure sehr, dnss die besprecliung dieses weikes von i. Singer im Beiblatt X 233 ff. so wenig den wahren weit des buches erkenneri lässt.

F. Holthauseii, Das Noahspiel von Newcastle up'in Tyne n c

schliesst, von der verf. nur cV stellenweise (nach Riese?) benutzt hat. Dass danach Märkisch' text-rekonstruktion mancher änderung bedarf, ganz zu schweigen von dem störenden text-tnosaik , ist leicht mit Klebs' reichem material (s. 176 ff.) zu zeigen. So stimmt z. b. der Schlusssatz von kapitel X : fordam ße he pect folc of hungrc alcsde and heora ceastre gcstadolode (Zupitza, s. 23, z. 27) trefflich zur les- art von £^ u. s. w. eo quod Uberalitate sua fanicm abstidit civibus dvitatefnqtie restitucrit , wo Märkisch von der ursprünglichen fassung eo quod liberaliiaic sua /a?nem sedm<erit ausgehend ein kompliziertes eo quod libera\züt civ\itatc\7)i\ sua\r)i\ /cwic{f>i) \i-cstauravitque^ konjiciert. Oder, noch deutlicher, kap. III, wo die englische gruppe Quid pliiral luidiquc reges .... liest in Übereinstimmung mit dem ae. /nccet is 7iu vuve ymbe pizt to sprecannc, buton pcet cyniiigas . . . . (s. 19, z. 15 f.), während verf. die ältere lesart quia plurimi nndique reges ?. 38 bei- behält und dementsprechend s. 54 eine selbständige erweiterung des ae. Übersetzers hier annehmen muss. Man sieht, der zweite teil der arbeit, die mit unzureichenden mittein unternommene text-rekonstruktion sowohl wie die besprechung des Verhältnisses von quelle und Über- setzung, ist noch einmal zu machen.

Schade ist , dass nicht auch die gelcgenheit benutzt worden ist, das von Zupitza bereits fertiggestellte glossar zum Apollonins zum abdruck zu bringen.

Würzburg, März 1900. Max Förster.

Das Noahspiel von Newcastle upo7i Tyne. Herausgegeben von Ferd.

Holthausen. Göteborgs Högskolas Arsskrift 1 89 7. III. Göteborg,

Wettergren & Kerber. Preis i Kr.

Every Middle English text should of course bc made generally accessible, especially one which is interesting from the point of view of literary history sce p. 1 9 as well as from that of the language. And as the Newcastle play was only printed in two books which are more frequently honourcd by their absence in Continental and private libraries than otherwise, Dr. Holthausen is to be congratulated on his choice of subject. In this littlc brochure of only 42 pp. wc have about all that could be wished : an emended text with Notes wherever necessary and an index to these Notes ; an account of the literary history of the play and of previous editions ; notes on the source, the language, the metrics (stanza-form, rhyme, alliteration

1 1 6 Besprechungen

and rhythm) and especially the Diction of the play. This last chapter I would call the Reader's careful attention to.

The manuscript of the play scems irretrievably lost ; see p. 33 and Anglia 21, p. 166, note i. We have therefore to work on the editio pr'mceps^ that of Bourne (1736), and as this text is more than usually corrupt, Holthausen is quite justified in using the pruning knife less sparingly than need otherwise have been the case. His text has certainly gained very mach by his efforts. And I say this, although, being mach morc conservative, in matters philological, than Holthausen, I find it impossible to agree with the method adopted to reconstitute that text.

Here as well as I am afraid, whencver Prof. Holthausen goes in for textual emendation, he seems to mc to overlook that canon of textual criticism which prescribes , that , while concentrating all our critical acumen on the emendation of a corrupted text, we must not attempt to improve upon the author. When, to quote only one or two instances , the Editor changes For I was nevcr since I was boi n Of kind of craft to burthcn a hoat into For I was never [in all my life] Of kind of craft to biiild a boat^ merely indicating the divergent reading of his original in a footnote, and with- out the slightest attempt to explain why the author could not have written [sitice I was born, but especially:] burthcn here, then I think I ma}' say he has gone too far. And when, evidently 7netri causa, Dr. H. changes man, beast, child nor wife into Nor^ man nor bcast nor child nor wife and I must here add that thcse metrical considerations play a very great part in Prof. Holthausen's other text-critical ') writings - it ought to be sufficient to remind him that it will not do to excludc a line simply because it does not answer to the exigencies of the metre and, I may add, laying the necessary amount of stress on it, because it does not come up to our prescnt Standard of a perfect line.

Morcover the Editor's way of printing the text with his »emendations«, adding the original readings in the footnotes, I cannot allow to pass without protest , however common the pro- ceeding may be. I fully grant that, if anywhere, it would be admissible from my point of view I should call it: cxcusable here, where the text is indeed very much corrupted and where we have no manuscript to fall back upon. This method of printing

') I hope the word will pass; we need such a terni sadly.

M. Meyerfeld, Roheit Burns 117

»edited« texts I can admit , at most , in the case of writings of which one or more reliablc diplomatic reprints or facsimiles are available. In the prescnt case, one editor has an additional excuse for his proceeding in the fact that, while the transcript iised for the editio princeps was probably written in the i6th Century (Holthausen, p. 20; Brotanek, Anglia 21, p. 167 seems to me to be wrong in assuming that Bourne used a r5th Century Ms., in which case he would have to be madc answerable for all the corruptions of our text !) the work itself is about a Century and a half older (Anglia, /. /.). But für all that, what mc judice Holthausen should have done, was to give us a careful reprint of the Bourne-text and to give the result of his labours in the Notes or in a parallel text on the opposite page as Brotanek (/. /. pp, 170 seqq.) has done in his subsequent edition of the play. For it is misleading and irrita- ting; but that possibly personal impression I do not wish to mention in the first place to have to find out ;//// mähe u/id not what is the reading of that text which comes , as in our case, at least nearest in point of tiine , to the original, and which in' nearly all other cases can practically bc said to be the original.

The paper by Brotanek, which I have had to refer to once or twice , is a new edition which the author had prepared for the press when Holthausen's edition was announced. Profiting to some extent by H's work , Dr. Brotanek has tried to rewrite the text in the old I 5th Century Northern dialect. Students especially interested in the remnants of the Old English drama, should not be content to use Brotanek's or Holthausen's text only, but should carefully study the two.

Ghent, Dcc. 7, 1S99. H. Logeman.

Robert Burns: Studien zu seiner dichterischen ent^vicklung von Max Meyerfcld. Berlin, Mayer & Müller, 1899.

Whatever opinion be formed as to the justice of the con- clusions which Dr. Meyerfcld sceks to estahlish by his elaborate enquiry into the indebtedness ofBurns to hisEnglish pr&decessors, all in- telligent students of the Scottish poet owe him gratitude for the thorough- ness with which he has discharged the special task of supplying material for a satisfactory verdict. Here we have, if not a complete record

llg Besprechungen

of the poet's adaptations of the thoughts and sentiments and imagery of his English predecessors, at least a much more ainple one than any previously provided , and one more than sufficiently exhaustive for all purposes of enlightened criticism. Of half knowledge I have observed only one notable instante , and it is outside Dr. Meyer- fekFs special field of enquiry. For the origin of O my Ltivc's like a red, red Rose he contents himself with a version of on old song quoted, on the authority of Hogg, in Wallace's edition of Chambers' Bums. Now not only is the mere authority of Hogg of no real value , bat the mistake of Dr. Meyerfeld in limiting himself to Hogg seems inexcusable, since much fuHer iiiformation on the song was before his eyes in The Centenary Bums. There he would have found proof both that the first verse of Burns equally with the remainder is borrowed, and that the line »Till a' the seas gang dry«, is also a mere adaptation.

But on the whole if Dr. Meyerfeld sins, it is rathcr in cxcess, than in lack, of diligcnce and zeal. Is it not superfluous, for example, to illustrate the commonness of the motive in Tibbic, I hac secn the day from Allan Ramsay's Highland Lassie? The phrase / 'd rathcr hae her in her sark seems to have been virtually proverbial ; at any rate with the Substitution of smock for sark it occurs in a letter of Graham of Claverhouse, Viscount Dundee, almost a Century before Ramsay. Moreover Burns more nearly copies Ramsay in Tibbie Dunbar: »come in thy coatie«. Similarly the idea of whist- ling to keep the courage up must be older than Blair's Grax'e perhaps almost as old as the art of whistling itself. Then is there any reason to suppose that Burns was influenced by Milton's praise of the ploughman in the Allegro, when, himself a ploughman, he merely amended for Johnson an old improper song on that iheme? Again why regard Burns as dependent on Pope, rathrr than on his pious old father , for ccrtain opinions about God which were merely current commonplaces? . In a good many instanccs also similarities are discovered which, if thcy exist, arc intinitesimally small, as for example in the last illustration of the indebtedness of Highhind Mary to Blair's Grave. Besides even tlie most original of poets cannot wholly cscape the grooves of thought and sentiment which belong to a civilized Community.

Still such supertiuities as thosc now pointed out are almost inevitable in an enquiry which strives alter thoroughness, and when

M. Meyeifel'l, Rotiert Burns ng

all is Said it remains that Dr. Meyerfeld entirely makes out the conclusion that few, if any poets were, in a sense, more indebted than Burns to poetic predecessors , that none has bcen a more inveterate borrower of thoughts and sentiments, and even, in some respects , of language. But all this being proved the question still remains as to the exact naturc of his indcbtedncss. The most striking characteristics of his best poetry arc, perhaps, the fullness and vigour of its life and passion, and the marvellous skill, within a very limited ränge, of his poetic art. To combat the view that Burns as a poet was but slightly indebted to his English prede- cessors, Dr. Meyerfeld quotes a long list of borrowings, whereas the question seems rathcr to be what did he do with his borrowings : what effcct had they on his poetic art in the strict sense of that tcrm? And to determine this must we not consider such questions as the following : How far was the English poetic influcnce helpful and salutary, how far huitful, how far merely futilc, how far counteracted or superseded by the influence of the cid Scottish modeis, how far harmonious with thcm? My own view is that on the whole the English influence was harmful rather than beneficial, and that in the long run it was slight and superficial. The outstanding fact is that Burns did make an attempt to become a pupil of the English school , and lamentably failed. Of the injurious efifects on his art of English modeis there are many examples, one of the most striking, as it seems to me , being T/ie Cotter' s Saturday Night. Its sentiment is of course highly praiseworthy, but praiseworthy rather than poetic; and I am quite unable to takc this piece of patchwork so seriously as Dr. Meyerfeld and some other critics do. Have we not here rather one of the poet's vainest attempts to harmonisc the two poetic traditions; and instead of one of the most striking triumphs of his poetic art, have we not, even at the best, merely plausible and stilted rhetoric? On the other hand in all the pieces modelled on the old Scottish tradition, the hallmark of a great individual poetic artist is unmistakeably manifest. Is it not, for example, specially manifest in The Jolly Beggars^ Hallo- lücen, The Holy Fair, The Address to the Dell and Holy Willie, to name but these; and remembering that such pieces belong to the ante-Edinburgh peiiod, can we agree with Dr. Meyerfcld that in »this first phase of his poetry«, we have little positive indication of his streng individuality ? Hovvever exquisite many of Burns' lyrics may be, do they really show more distinct traces of individuality

I 2 o Bespiecliungen

than the pieccs nanied , or can thcy bc rcgarded as more than a

very partial and fragmentary fulfilment of thcir rare poctic promiscV

London, March 1900. T. F. Henderson.

Heinrich M o 1 e n a a r , Robert Bums' beziehungen zw litti-

7-aiur. Erlangen u. Leipzig. A. Deichert'sche verlagsbuchh.

nachf. (Georg Böhme). 1899, ^H "• ^3- ^s. Preis 3,60 M.

[IMünchener beitr. zur rom. u. engl, philologie, hrsg. von H.

Breymann u. j. Schick, XVIL heft.]

Wie sich ans den Zusätzen auf s. 107 ergibt, war die vor- liegende arbeit ,,im wesentlichen schon seit einigen jähren voll- endet" Die neuen Burnsausgaben von Wallace und Henley, die in den Jahren i8q6 97 erschienen, wurden leider nur in einem an- hang benutzt, und doch wäre es wünschenswert gewesen , der Verfasser hätte seiner im Oktober 1898 abgeschlossenen arbeit eine dieser ausgaben zugrunde gelegt, weil die weitere wissen- schaftliche beschäftigung mit Burns hierauf fusst und fortan auf Douglas' ausgäbe nicht mehr zurückzugreifen braucht. Dadurch erscheint die Molenaar'sche arbeit von vornherein in gewissem betrachte antiquiert, denn wer heute eine Burnsstelle nachschlägt, wird dies bei Henley und Henderson oder bei Wallace thun. Aus letzterem habe ich die citate entnommen.

Der Verfasser bezeichnet sein mit vielem fleiss zusammen- getragenes buch im vorwort als ,,eine Vorarbeit für eine neue kritische ausgäbe von Robert Burns' werken!' Wir dürfen uns freuen , dass wir in der Zwischenzeit zwei solcher ausgaben er- halten haben, und dürften zufrieden sein, wenn lür jeden engli- schen dichter so viel gethan wäre wie tür den schottischen hoch- landssänger. „Ferner . könnte die arbeit" , fährt verf. fort, „für einen biographen des dichters von wert sein, der besonders dessen geistesentwicklung zum gegenständ einer darstellung machen wollte" Thatsächlich besitzen wir noch keine unter littcrarhistoriscliem gesichtspunkt geschriebene Bruns-biographie, weder in deutscher noch in englischer spräche, obwohl der Franzose Angell ier schon im jähre 1893 verheissungsvolle anfange in seinem um- fangreichen werke dargeboten hat. An dieser stelle sei es mir gestattet, zu bemerken, dass ich einen versuch gewagt habe, Burns'

H. Molenaar. Roheit Bums' be/ieliungeii zur littei;itur 121

dichterische entwicklung zu skizzieren. (Berlin, IMayer & IMüller.) Dem verf. war diese ausführliche arbeit noch nicht bekannt, da- gegen hat er sich im anhang öfter auf meine dissertation : Quellen- studien zu Robert Bums berufen. Auch die mittlerweile erschienene dissertation von Otto Ritter: Quellenstudien zu Robert Bums für die Jahre 1713 17S3 (Halle, 1899) konnte von ihm nicht mehr berücksichtigt werden. Durch dieses reichhaltige material ist Molenaar's arbeit in manchem punkt ergänzt und überholt. Verf. bedauert weiterhin, dass er einige in einem besondern anhang angeführte citate unverifiziert lassen musste. Ich vermag darin keine grosse Unterlassungssünde zu erblicken. Nur der Voll- ständigkeit wegen wäre zu wünschen, dass alle citate an der richtigen stelle rubriziert wären, aber neue, für die entwicklung des dichters bedeutsame aufschlüsse werden doch aus solchen obskuren anleihen nicht gewonnen. Leider ist dem verf. bei allem aufgebot von emsigkeit und Spürsinn manche wichtige einzelheit entschlüpft, was teilweise vielleicht auf reclmung der von ilnn aus- gebeuteten Douglas'schen ausgäbe zu setzen ist. Im einzelnen mögen dies die folgenden ergänzungen und berichtigungen dar- thun, die ich aus eigenen exzerpten beisteure.

Molenaar hat sein material naturgemäss in drei grosse klassen eingeteilt: i. schottische, 2. englische, 3. fremde einflüsse. Diese hauptgruppen zerfallen wieder in mehrere Unterabteilungen. So weit lässt sich gegen dieses einteilungsprinzip nichts einwenden. Was jedoch unter einem cUchter zusammengefasst ist, hätte eine schärfere sonderung vertragen. Hier hat M. die einzelnen belege kunterbunt durch einander gewürfelt. Mir wäre es ratsam er- schienen, folgende trennung durchzuführen: a) citate, von Burns selbst als solche mit angäbe seiner quelle bezeichnet; b) citate, über deren Ursprung sich Burns nicht mehr klar war und die der litterarhistoriker vermöge seiner belesenheit an dem richtigen orte einschaltet; c) stellen, wo der dichter unbewusst von einer vorläge abhängig ist. Hierdurch wäre in das reiche material ein System gebracht worden. Man hätte vor allem leichter feststellen können, wo die eigene arbeit des verf. einsetzt. An der ge- troffenen einteilung festhaltend, möchte ich folgendes nachtragen:

S. I : Burns' Vorliebe für citate hätte durch einen besseren beleg illustriert werden können, bei Wallace II 253: ,,I like to have quotations for every occasion" u. s. w.

12 2 Besprechungen

Gavin Douglas, s. 5: Wie kommt Burns zu der kenntnis der angeführten stelle? Eine ausgäbe von Douglas' werken gab es damals noch nicht.

Allan Ramsay, s. 8: Die ähnlichkeiten zwischen Tavi 0' S/ia/itcr und den T/iree Bo/i/iets hat jMinto bereits betont, doch sie sind rein äusserlicher natur, ohne einfluss auf die struktur und den inhalt der bailade.

Es fehlt der hinweis auf die vorrede zur Kilmarnock-edition. (W. I 388.)

Zusatz zu s. g: M. hält die Vermutung, Burns habe bei ab- fassung seiner Vision WoUaston vorgeschwebt, für haltlos. Dem gegenüber möchte ich auf ]Meyerfeld, s. 67 verweisen.

Fergusson, s. 11 f.: Auch hier fehlt der hinweis auf die vorrede zur Kilm.-ed.

John Skinner, s. 14 f.: M. schreibt ihm das viel um- strittene gedieht On Pastoral Poetry zu. Der erste grund , den I\I. ins feld führt, um Burns' autorschaft zu erschüttern, ist stich- haltig; der zweite bedenklich. Kommt denn wirklich in dem citierten vers ,,Philomel" vor? Nein, der name ist geradezu parodistisch gebrauclit, vollständig im einklang mit dem, was Burns über diese exotischen naraen sagt. Weiter unten, s. 15, heisst es. dann: ,, Fergusson kommt doch wohl auch kaum in betrachtl' Doch wohl auch kaum nein, er kann nicht in betracht kommen (cf. jMeyerfeld, s. 28). Aus dem metrum des gedichts "lässt sich gar nichts mit Sicherheit schliessen, es beweist für Skinner nicht mehr als für jeden andern, denn es ist allgemein im gebrauch. End- lich ist die datierung des gedichts (s. 16) nicht haltbar, weil Mrs. ßarbauld erst 1773 an die öffentlichkeit trat.

John i\I i 1 1 o n, s. 17: es fehlt das brieffragment an Dr. ^Anderson (W. III 202). Wenn mir M. in einem zusatz auf s. 113 mit einem sikamberstrichelchen entgegenrückt," so möchte ich pro domo an- führen, dass trotz der ähnlichkeit des motivs noch lange keine abhängigkeit zu bestehen braucht. Es scheint mir nach wie vor fraglich , ol) Burns Milton's Allegro und Pefiseroso gekannt habe.

Shakspere, s. 29 ff.: M. schreibt Burns' prologe dem direkten einlluss des Elisabethiners zu; sie gehören vielmehr zur hochflut der prologe des 18. Jahrhunderts und dürften auf keine unmittelbare anregung zurückzuleiten sein. Es fehlen: W. III 144 (,,last, tho' not least in love"j; III 150 (,,0 for a Shakespeare

H. Molenaar, Robert Burns' beziehungen zur litleratur 123

or an Otway scene"); III 405; IV 279: Hamlet III i; IV 273 ('„Man delights not me"): Hamlet II 2, 321.

Pope, s. 40: Es fehlen W. I 73 u. IV 162 (Eloisa to Abelard); ferner W. III 375 (Temple of Farne).

Young, s. 43: Der name „Clarinda" stammt gewiss eher aus der anakreontischen poesie. Es fehlt der vergleich der letzten Strophe des Mountain Daisy mit Night IX; W. I 392 („miich in- debted tear"): Night I 306; W. II 22^^ fast wörtlich aus The Re- venue entlehnt.

Gray, s. 49: es fehlt W. I 264. Vgl. ferner Meyerfeld^ s. 106.

Ossian, s. 50: ist am schlechtesten weggekommen. Der unzulängliche aufsatz von Schnabel brauchte im anhang nicht mehr gebucht zu werden. Vgl. Meyerfeld, s. 89, 104 und 106.

Beattie, s. 51: vgl. INIeyerfeld, s. VI.

Cowper, s. 54: der entscheidende einfluss auf Tarn 0' S/ianier wird nicht hervorgehoben (Meyerfeld, s. 1 1 2).

Collins, s. 53: Die Ode an den abend, nicht die Address to the Shade of Thomson ist das vorbild für Burns' Gedächtnisrede auf Thomson.

Blair, s. 54: vgl. Hugh Haliburton.

Addison, s. 68: es fehlt die wichtige briefstcUe an Mrs. Dunlop (W. III 17).

^lackenzie, s. 73: es fehlt der brief an ]Mrs. Dunlop (W. IV 69).

Thomas Paine, s. 81: sollte nicht mit einer zeile abgethan werden. Wallace hat darüber des näheren gehandelt (vgl. auch Meyerfeld, s. 131).

Dagegen muss besonders anerkannt werden, dass Thomson äusserst eingehend behandelt wird, und dass das Verzeichnis der von Burns citierten bibel stellen sehr vollständig ausgefallen ist. Gewiss ist eine einzelne stelle, das sei hier ausdrücklich betont, belanglos; aber gerade bei arbeiten dieser art, die teilweise ins gebiet der lexikographie fallen, verzichtet man nur ungern auf Vollständigkeit. Daraus soll nicht der geringste Vorwurf gegen den bienenfleiss des autors erhoben werden.

Leider kann ich mich durchaus nicht mit Molenaar's Stellung zu seinem dichter einverstanden erklären. Sobald er den sach- lichen Stil des registrierens aufgibt, verfällt er in einen üblen ton des moralisierens. S. 11 f. heisst es: ,,ob die beiden lockeren

124 Besprechungen

gesellen (Bums und Fergusson) sich allerdings im himmel wieder- getroffen haben, das können wir nicht so ohne weiteres mit Burns annehmen, da wir nicht ebenso überzeugt sind, dass ,,those thought- less, though often destructive follies" wirklich ,,the unavoidable aberrations of frail hiiman nature" sind. Jedenfalls haben die armen teufel beide furchtbar unter ihren schwächen gelitten und wenn ihnen auch die pforten des paradieses verschlossen geblieben sein sollten, so sind sie doch auf erden unsterblich geworden." Dieser passus würde vielleicht einer frömmelnden englischen Wochenschrift zur zierde gereichen oder könnte in Shairp's skandal- biographie stehen. Hier spricht neben dem moralisten der phi- lister. Und was soll man gar zu folgender stelle (s. 14) sagen? ,,Wir dürfen nicht vergessen, dass Blacklock blind war und dass an Burns manches zu sehen war, was auch nachsichtige äugen verurteilen mussten ?" Will M. damit etwa auf eine vom alkohol- genuss rot gefärbte nase anspielen? Es ist unbegreiflicli, dass ein litterarhistoriker so unendlich banale sätze drucken lassen kann. Andrerseits erkennt er doch (s. 2j) bei Einem gedichte den ,, ungeheuren moralischen" fortschritt bei Burns gegenüber dem ,, zotigen original" bereitwillig an. ,, Ungeheuer moralisch" : so möchte ich den Standpunkt nennen, den der verf. dem dichter gegenüber einnimmt. An absonderlichkeiten des ausdrucks ist auch sonst kein mangel. So heisst es s. 105: ,,Auch das grösste genie saugt seine scliöpferische kraft nicht aus den wurzeln des waldes, sondern es bedarf einer vorbereitenden entwicklung, um diese dann zu ihrer höchsten höhe führen zu können!' Wenn sich der verf. hierbei etwas gedacht hat, ist ihm eine arge kata- chrese in die feder geflossen. Überhaupt scheint er von dem Wesen des naturdichters eine falsche Vorstellung zu haben. Im ersten satze seines buchs wirft er die frage auf; ,,Wen dürfte man wohl mit mehr recht einen naturdichter nennen, als Robert Burns?" Und s. 105, als er das fazit zieht, macht er sich über einen vers lustig und schilt ihn übertrieben , worin Burns nach- gerühmt wird : ,,Ihm half durchaus und ganz allein natur!' Dieser innere Widerspruch ist M. offenbar entgangen. Hier möchte ich auch die misbildung ,,erstanschaffung"' (s. 103), nach dem greu- lichen zeitungswort,,erstaufführung" gemodelt, zurückweisen. Ebenso ist die hässliche Verknüpfung mehrerer genitive (s. 44, 51) zu tadeln. In dem litteraturverzeichnis ist mir aufgefallen , dass die Schriften von Hugh Haliburton unerwälmt geblieben sind. Auch

O. Kittti, OuelleiislLidien zu Rolieit Burii'; 125

Fiedler hätte, wiewohl er veraltet ist, genannt werden können. Desgleichen fehlt die Sammlung The Evergreen. Die ebenfalls von Ramsay herausgegebene Sammlung Tea l^ahle Miscellany ist 1876 (nicht 71) neugedruckt. Der herausgeber von Chambers' ausgäbe heisst William (nicht Ed.) Wallace.

Das buch ist sorgfältig gedruckt. S. 41, z. i ist Progress (nicht Progres), s. 64 Masion (nicht Mason), an mehreren stellen wie s. 8, 77, 84 Bums' (nicht Bunis) zu lesen.

Ob Molenaar wirklich dem künftigen Burns-biographen vor- gearbeitet hat, scheint mir recht zweifelhaft. Ich möchte sein buch mit der nützlichen Burns- Concordance von Reid auf eine stufe stellen. Was dieser für die bei Burns vorkommenden Vo- kabeln gethan hat, hat jMolenaar für die bei dem schotten be- gegnenden dichter und citate geleistet.

Berlin. M a x I\Ie y e r f e 1 d.

Otto Ritter, Quellenstudien zu Robert Burns für die Jahre IJJJ - 178^. Hallenser Diss. 1899. 50 ss.

Die Burns-literatur, die lange übereifrigen moralisten ein tunimel- platz war, hat seit dem Jubiläumsjahr reichen kritischen Zuwachs er- fahren. Die hochflut der festartikel, die, den willkommenen anlass nützend, sich im jähre 1896 über uns ergoss , ist rasch wieder ab- geflossen. Kein winkclchcn blieb undurchstöbert, jedes ercignis aus des dichters leben wurde mit einer Wichtigkeit, die zu der sache selbst in umgekehrtem Verhältnis stand, breit geschlagen. Aber die centenarfeier hat uns zwei in ihrer art vortreffliche Burns-ausgaben beschert, die neben einander bestehen können, ohne sich gegen- seitig abbruch zu thun, die sich sogar in erspriesslicher weise er- gänzen. Wenn uns für jeden englischen dichter so hervorragende kritische ausgaben zu geböte stünden, wie sie der schottische lieder- sänger in William Wallace und in Henley und Henderson gefunden hat, würde die literarhistorische forschung mit siebenmeilenstiefeln gefördert. Hier ist alles einschlägige material beisammen und um- sichtig angeordnet. Namentlich Henley und Henderson haben mit ver- einten kräften so viel zusammengetragen, haben, zumal für Burns' lieder, so viel neue quellen erschlossen, dass die kärrner auf jähre hinaus mit arbeit versorgt sind. Seinen biographen hat Robert Burns zwar noch immer nicht gefunden weder in England, noch bei uns.

12 0 Bespreclumgen

Dafür sind einige pioniere hervorgetreten, die dem kommenden mann das werk erleichtert haben und ihm gewiss gute dienste leisten werden. Heinrich Molenaar hat eine art literarisches lexikon zu- sammengestellt, das ,,Burns' beziehungen zur literatur" mit bienen- fieiss bucht (Münchener Beiträge zur romanischen und englischen Philologie, heft 17, 189g). Von einem eigenen bescheidenen versuch [Robert Bums, Studien zu seiner dichterischen Entiüicklung, Berlin 1899) zu geschweigen. Nun hat es sich Otto Ritter zur aufgäbe gemacht, ,, zunächst für die jähre 1773 1783 eine zusammenfassende quellenkritische beleuchtung der Burns'schen dichtung zu liefern". Sollte diese dissertation vervollständigt werden und Burns' gesamtes schaffen behandeln , so besässen wir für einen dichter englischer spräche quellenstudien in einem umfang , dessen sich kaum die dichter heimischer zunge rühmen dürfen : Burns hätte seinen Düntzer gefunden. Nicht den feinsinnigen interpretcn klassischer dichtkunst, sondern den emsigen commentator, der in einzelheiten schwelgt, der notizen anhäuft, bis er ein arsenal unter dach hat. Und wenn dann alle die mosaikstcinchen herbeigetragen wären, würde das verlangen nach dem künstler, der sie zum bilde zusammensetzt, um so lauter. Nach den quellenstudien möchten wir den mann sehen, der den ström in sein bett leitet.

Ritter ist nicht ohne Vorläufer gewesen, die sich bei Burns erst merkwürdig spät hervorgewagt haben. Erst zu beginn des vorigen Jahrzehnts rückten sie mit ihrem mit argumenten reich gespickten köcher aus, um den wahn vom naturdichter hinwegzuräumen. Das märchen, Burns sei ein vom himmel gefallener poet, der die dicht- kunst aus dem boden herausstampftc, hatte sich so tief eingenistet, dass jene ersten aufklärungsversuche ungehört verhallten oder doch unbeachtet an der Zähigkeit, mit der alte verurteile eingewurzelt waren, abprallten. ,,So war es den neunziger jähren dieses Jahr- hunderts vorbehalten, jenen Originalitätsglauben Burns sei 'without help, without instruction, without model, or with modeis only of the meancst sort' gewesen in gründlicher weise zu zerstören" (einleitung, s. 5). In ausgiebigstem masse haben dies, von etlichen Wortklaubern wie Hugh Haliburton abgesehen, Henley und Henderson gethan , indem sie ,,in jedem einzelnen falle die abhängigkeit des dichters" nachwiesen. Ritter, der bekennt, auf ihren schultern zu stehen , stellt ihre ausgedehnten Untersuchungen weit in den schatten. Nur war Henley nachträglich bemüht, die crgebnisse der einzelforschung zu einem gesamtbild zu vereinigen , das den preis

O. Ritte]-, Quellenstudien zu Roheit Bums 127

der englischen Zeitschrift Athenacum davongetragen hat. Auch Ritter's arbeit hat im jähre 1897 den königHchen preis der berliner Universität erhalten. Die vorliegende dissertation „ist aus dem ersten teile dieser arbeit hervorgegangen". Aber wenn auch Torso, sie lässt erkennen, dass Ritter nur zerpfli^ickt, doch nicht verdichtet hat; nur material angefahren, doch nicht verarbeitet hat; nur bau- steine zusammengeschleppt, doch nicht gebaut hat; dass er uns die letzten Schlüsse schuldig geblieben ist. (jewiss bietet seine arbeit ,,eine grosse reihe neuer positiver funde" dar, nur ist aus der sumine dieser ,,funde" keine entdeckung herauskrystallisiert worden. Er schöpft das Wasser mit vollem trog, aber die welle ballt sich ihm nicht in der hand. Es sind überall nur schnitze!, nur späne. Und so ist er auf der untersten stufe der quellenforschung stehen ge- blieben. Seine beobachtung beharrt nicht bei jedem einzelnen falle, sie erstreckt sich sogar bisweilen auf da:) einzelne wort, denn die einzelnen verse werden noch unter das scciermcsser genommen. Wird die grenze, innerhalb deren sich selbst die minutiöseste quellenuntersuchung bewegen soll, nicht überschritten, wenn für den alltäglichen ausdruck 'Fain would I sav auf das vorbild von Beattie's Minsir el 'Fain would I sing' (s. 31) hingewiesen wird? Die beispiele liessen sich mühelos vermehren. Im einzelnen mag Ritter's akribie das herz jedes philologen höher schlagen lassen, im ganzen bleibt sie Stückwerk. In einzelheiten erfreulich, als ganzes unerquicklich: anders kann das gesamturteil bei bereitwilligster anerkennung für den aufgewandten fleiss nicht lauten.

Gerade dieser fleiss hat dem Verfasser gelegentlich übel mit- gespielt. Wenn er mit Shakspere's sonetten operiert ('s. 1 6), so kann dies als ausnahmefall noch hingehen. Wenn er dagegen auch Horaz (s. 19 u. s. 34) und Ovid (s. 19 u. 21) heranzieht, so ist dies blosses prunken mit gelehrsamkeit. Ritter kann nichts verschweigen. S. 25 wird eine stelle aus Chaucer's Canterlmi'y Tales mitgeteilt, obwohl ausdrücklich bemerkt wird, er sei Barns sicherlich imbekannt gewesen. Durch diese weit hergeholten vergleiche wird die dar- stellung belastet, aber nicht geklärt. Fast ans lächerliche streift es, wenn sogar der Perser Omar Chijam (anf. d. 12. jhs.) (s. 31) auf- marschiert. Andererseits sind, wie dies in der natur der sache liegt, Ritter bei allem Spürsinn parallelen entschlüpft ; wir müssen sagen : glücklicherweise. Um ein beispiel anzuführen : der gedanke, dass die natur erst in dem weibc ihr meistcrstück schuf (vgl. das lied Greeti gro7v the Rashes^ s. 46), ist bei Dimbar (Schipper s. 121)

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wenigstens angedeutet. Und wenn Ritter einen blick in Molenaar's buch wirft, wird er einsehen, dass absohitc vollständigl<cit in dieser richtung nicht zu erzielen ist. Die parallelen bleiben immer ver- mehrungsfähig. So sehr sie tiefe kenntnis und beschlagenheit er- fordern, sind sie doch teilweise dem zufall anheimgegeben. Ich bin fest davon überzeugt, dass bei dem Chinesen Li-thai-pe oder bei dem Araber Motanabby ebenfalls stellen begegnen, die wie ein vor- klang von Burns gemahnen. Darauf kann es nicht ankommen ; sonst würde alle methodc über den hauten gerannt, und die qucllen- forschung würde zum Werkzeug in der hand eines jeden bücherver- schlingenden dilettanten. Was uns die hauptsache bleiben muss, das eigene , das der dichter einträufelt , wird sich immer noch am sichersten aus der augenblicklichen Stimmung heraus feststellen und beurteilen lassen.

Das sind die bedenken, die ich gegen Ritter im allgemeinen erheben muss. Nun noch zu einzelheiten :

S. lo: Bedeutet wirklich Burns' unselbständiger crsüing //(!//(/- some Neil ,, wegen seiner ungekünstcltheit und Wahrhaftigkeit einen bruch mit den gepflogenheiten des pseudoklassicismus" ? Des dichters sinn steht nicht nach Schönheit und legt keinen wert auf bunte kleidung seiner liebsten , sondern wertet ihre geistigen Vorzüge, ihre Unschuld und bescheidenheit höher. Ritter erklärt dies für ,,im wesentlichen originelle, Burns eigentümliche gedanken und em- pfindungen". Auf der folgenden seite widerspricht er sich, wenn er zwei liedcr mitteilt, die denselben gedanken ausführen. Grade der gcdanke , dass den bauernsohn nicht äussere Schönheit besticht, sondern dass er Unschuld und bescheidenheit als lobenswertere eigen- schaftcn nennt, liegt ihm von haus aus fern; er hat aus anderen liedern der zeit gelernt , dass bei deren dichtem geistige Vorzüge mehr in die wagschule fielen.

S. I 2 : die strophenform des grdichts HaiiJsome Neil würde ich eher als 4a 3 b 4c 3 b' b(>zeichnen.

S. 14: die ,, eigenartige, überraschende schlusswendung des gedichts O Tibbic, I hae scen thc day will Ritter auf rechnung des dichters setzen. Auch hier widerspricht er sich selbst, denn auf der nächsten seite citiert er entsprechende vorlagen.

S. 23: Mir scheint es zweifelhaft, ob bei dem lied The Lass of Cessnock Batiks schon Ossianische vergleiche vorgeschwebt haben. Der gedanke, dass das gleichnis von dem nebel, der abends am hang

H. Richter, Perey ßysshe Shelley 129

des gebirgs emporklimmt, aus direkter beobachtung geschöpft sei, ist nicht ohne weiteres abzuweisen.

S. 28 : Für das Gebet hat schon Brandl mit glück Pope als V'Orlagc namhaft gemacht.

S. 35: Mit der vagen behauptung, Burns habe die typischen Züge in den balladen durch individuelle in dem ergreifenden liede My Father K<as a Farmer ersetzt, können wir uns nicht abspeisen lassen; wir möchten wissen, worin die individuelle färbung besteht. Die persönlichen züge knüpfen sich an die gestalt des alten: ,,der arme, aber ehrenwerte , iimerlich stolze vatcr weist schon auf The Cotter's Saturday Night hin, ebenso die Überzeugung, dass jeder bauer ein kleiner könig und ihm die hütte palast ist. In der lobpreisung des 'cheerful honcst-hearted clown' ist der erste leise vorklang des Schibboleths zu linden, dem er später in „trotz alledem und alledem" der Stempel der Unsterblichkeit aufgedrückt hat" (Robert Burns, s. 25).

Die darstellung Ritters strebt nach einem sachlichen ton strenger wissenschaftlichkeit, vermag jedoch der trockenheit nicht immer zu entgehen. Alle würze scheint mit mit einer gewissen absichtlichkeit vermieden, als ob dadurch dic'wissenschaftliche bedeutung der arbeit angetastet werden könnte. In üblem sinne auffällig sind die zahl- reichen englischen citate ; diese sätze , die aus halb und halb zu- sammengebraut sind, lesen sich schlecht, z. b. s. 6 : ,,eine ein- gehende darstellung der literarischen Vorbedingungen 'that made the poetry of Burns possible'." Durfte das nicht übersetzt werden? Oder s. 37 : ,, Allan Ramsay hatte das metrum höchst 'effectively ver- wendet". Wäre ,, wirksam" minder gut gewesen? Endlich möchte ich den gebrauch des adverbs als adjektiv in der Verbindung ,, einen ungefähren begriff" beanstanden; sonst wird sich demnächst ,,das zune fenster" auch in der Schriftsprache einbürgern.

Berlin, i. Februar 1900. Max Meyerfeld.

Helene Richter, Percy Bysshe Shelley. Mit dem bildnis des dichters. Weimar, E. Felber, 1898. Mit namenregister pp. 640. 80. Pr. IC— mk.

Es war im jähre 1S84, als uns H. Druskowitz, dr. phil., mit einer nach dem damaligen stand der forschungen wohl brauchbaren deutschen Shelley - biographie beschenkte. Vielleicht ist es nicht bedeutungslos , dass eine neue deutsche biographie dieses dichters

J. Hoops, Fnglische Studien. XX\'I11. i. . y

I -jQ Besprechungen

uns ebenfalls von einer Wiener damc geboten wird, die sich aut dem gebiet der Shelley-litteratur bereits einen guten namen gemacht hat. als feinfühlige Übersetzerin des Entfesselten Profucthens, als bio- graphin jener berühmten Verfechterin der frauenrechte im vorigen Jahrhundert, Mary Wollstonecraft , die als spätere gattin Godvvin's und mutter von Shelley's gattin Mary in den kreis der Shclley- familie gehört , und schliesslich auch als Übersetzerin der schrift A Vindication of the Rights of IVonian (1792) jener vorkämpferin der cmanzipation.

Das Studium Shelley's hat seit Druskowitz bedeutende fort- schritte gemacht, am meisten wohl durch die anregungen und Publi- kationen der Shelley Society, die von 1886 92 bestand und mit der zentenarfeier des dichters (1892) ihre aufgäbe für erfüllt hielt. Mit hilfe der familie und vieler privater quellen konnte 18S6 Dowden's grosse Shelley-biographic erscheinen, auf der jede weitere forschung über des poeten leben zu fussen hat und natürlich auch die vorliegende biographie , die gründliches Studium dieses quellen- werkes zeigt, teilweise sogar so sehr, dass man ihr wörtliches nach- schreiben Dowden's zum Vorwurf gemacht hat. Seitdem lässt sich die zunehmende lektüre Shelley^s und die in weitere kreise dringende anerkennung desselben in Deutschland am nachdrücklichsten an unseren hochschulen vermerken, wo durch Vorlesungen und andere anregungen schon mancher essay junger Anglisten als beitrag für die Shelley- forschung veranlasst wurde.

. Wir durften also ein verdienstliches werk in dem neuen buche Richters erwarten, das sich auch äusserlich gar stattlich präsentiert, zumal da es gegenüber dem buch der Helene Druskowitz um das doppelte stärker geworden ist. Auch dem inhalte nach stehe ich nicht an, es im ganzen genommen als eine wertvolle hervorbringung zu bezeichnen , deren Verbreitung im kreise gebildeter laien dem Studium des dichters grossen Vorschub leisten würde. Denn das haupterfordernis des biographen besitzt Richter in hohem masse ; sie hat es verstanden , die individualität des dichters zu begreifen und sich mit ganzer hingebung in diese zu versenken, sie sich zu eigen zu machen und aus dieser disposition heraus uns den mann, sein werk und seinen kreis darzustellen. Das gelit nicht allein aus den zahlreichen (10 von 29J, teilweise recht umfangreichen kapiteln hervor, die sich mit den grösseren und kleineren Schöpfungen Shelley's befassen und mehr als die hälfte des buches betragen , sondern aus der betrachtung jedes einzelnen, auch des kleinsten gcdichtes , wo

I

II. Kicliter, Peicy Bysslie Shelley l -2 I

sich überall vorsichtiges Studium des momentanen milieu und genaues sichversenken in das kolorit und in die Stimmung zeigt. Dass bei einer solchen kennerin des dichteis auch die benützung der ein- schlägigen litteratur neben der hauptquelle, den werken selbst, nicht vergessen wurde, ist nach dem inhalte als sicher anzunehmen, lässt sich aber äusserlich leider nur an einzelnen fussnoten erkennen ; von einem werke mit diesen ansprüchen dürfte heutzutage , auch wenn es für ein grösseres publikum bestimmt ist, und manchmal gerade deswegen , eine genaue angäbe der benutzten quellen und werke verlangt werden. Wie viel mehr uns Richter gegenüber Druskowitz geboten ist, lässt sich am besten aus den betreffenden kapiteln, z. b. »Der entfesselte Prometheus und andere gedichte« ersehen, wo die letztere uns eine inhaltsangabe und eine reihe, oft zu vieler, zitate vortrug, während Richter uns in die Werkstatt des dichters führt und ab ovo die entstehung und weitere entwicklung des opus mit Ursache und Wirkung vor unseren äugen darlegt. Ich möchte gerade diesen teilen des buches seinen hauptwert zuschreiben, die eine einfühiung in die dichtungen und eine cxegesc derselben bieten.

Was die darstellung des Icbens selbst in seinen verschiedenen daten und phasen anlangt, vermisst referent die Übersichtlichkeit der einzelnen perioden, die durch dazwischen eingestreute exkursc über die dichtungen allzusehr auseinandergesprengt und verschoben werden. Ihm däucht nacli eingehender behandlung eines grösseren lebens- abschnitts, oder aber in den letzten jähren des geschilderten je nach einer genauen darstellung eines dieser jähre eine darauf folgende und auf den betreffenden abschnitt bezügliche Übersicht der hervor- bringungen am geeignetsten , um den faden der ereignisse in der biographie nicht zu verlieren. Damit steht im Zusammenhang ein man gel an kritischer sichtung im vorliegenden buche, dessen biographische ausführungen ja sehr reichlich sind , aber fast ohne quellen und gewährsmänner anzugeben , wodurch authentisches und sagenhaftes in gleichmässiger erzählung gegeben wird , sodass bei nachprüfung der fakta keine Sicherheit, dem unkritischen leser aber kein reines bild des Charakters und der begebenheiten gezeigt werden kann. So wird beispielsweise p. 14 die zweimalige Verweisung Shelley's aus Eton als nacktes faktum dargestellt, während wir als einzigen beleg dafür einen viele jähre späteren brief Shelley's an Godwin mit kurzer notiz haben. Die Verfolgungen des jungen fag zu Eton allerdings eine der stellen , die Dowden fast wörtlich nachge-

9'

I -. 2 Besprechungen

schrieben sind p. 1 1 und 12 geben ein zu verzerrtes bild des damaligen lebens an einer public school. Shelley's freund und nachmaliger biograph Hogg scheint nicht mit der nötigen vorsieht benützt worden zu sein, da er nach Richter (p. 31) »das herz auf dem rechten fleck hat«, während seine spätere treulosigkeit in bezug auf Shelley's gattin Harriet erwiesen ist. Jener mangel an Übersicht der darstellung wird aber geradezu verwirrend dadurch , dass den einzelnen daten in der erzählung meist die Jahreszahl fehlt, und da- durch der Verfasserin selbst der überblick verloren geht. p. 288 nimmt Sh. am 10. März 181 7 von den freunden abschied (cf. Dow- den II 288), Seite 311 wird der faden wieder aufgenommen mit der richtigen notiz, dass Sh. am 12, März 181 8 über den kanal setzt. Am beginn des 20. kapitels (p. 361), das mit den Worten beginnt: »Das jähr 1820 begann für Sh. in wenig erfreulicher weise« -- notiere ich mir, dass von 18 19 so gut wie nichts berichtet ist. Zwei Seiten weiter dagegen (p. 363) beginnt mit dem Februar 18 19 erst eine detaillierte darstellung der ereignisse dieses Jahres. Es wird zugegeben werden , dass ähnliche inkonsequenzen , die sich häutig vorfinden , hätten vermieden werden können , und gerade in dieser hinsieht wäre das beispiel Dowden's mit der Jahreszahl am köpf oder rand jeder seite zur raschen Orientierung zu empfehlen gewesen. Neben diesen Unklarheiten in der datierung sind andere un- gcnauigkeiten zu finden, welche die bei einem so gross ange- legten buche notwendige Sorgfalt in den details vermissen lassen. Wenn R. p. 112 das gedieht Southey's über den irischen patrioten Robert Emmet erwähnt, hätte sie auch das noch berühmtere Thomas Moore's über seinen unglücklichen landsmann zitieren sollen, zumal sie einige zeilen weiter an Moore erinnert; p. 226 wird eine stelle aus Mary's History of a Six Weeks Tour angeführt für die Schilderung eines aufenthaltes in Genf aus dem jähre 18 16, während der bericht für die reise im jähre 181*4 geschrieben ist. p. 319 wird Mr. Hoppner (nicht Hopp^ner , wie R. beständig schreibt), gar zum englischen botschafter in Venedig gestempelt: er war jedoch bekanntlich einfacher konsul. Auf derselben seite wird die reise von Padua per schiff (!) nach Venedig fortgesetzt; für den aufenthalt in Byron's Villa dei Cappuccini bei Este fehlt wieder jedes datum in bezug auf ankunft, dauer des aufenthaltes u. s. w., bis wir p. 324 zufallig erfahren , dass Sh. mit den seinen am 5. November Este verlässt. Man liest p. 326: »Täglich, den milden November hindurch, weilt Sh. in den ruinen des Kolosseums«. Der aufenthalt in Rom

H. Richter, Peicy Bysslie Shelley li'?

dauerte jedoch nach R. selbst nur vom i8. 26. November; eine genauere vergleichung ergibt gar, dass Sh. erst am 20. November abends in der ewigen Stadt anlangt! p. 363 hat Sh. in den bädern des Caracalla den Entfesselten Prometheus vollendet: ergänze »in seiner ersten fassung<<^ ; denn er beendigt dort den dritten akt. Wenn p. 463 Karoline, die gemahlin des prinzregenten und späteren königs Georg IV. »ein kühnes, gefährliches und freches weib« genannt wird , so ist das zum mindesten eine äusserst extreme an- sieht, die der öffentlichen meinung der zeit diametral entgegengesetzt ist. Wie durch ungenaue benützung der quellen eine geradezu falsche darstellung von personen oder thatsachen entsteht , dafür spricht schlagend die notiz R.'s p. 471: »Reats hatte in Oxford (1817) eine zeit lang flott gelebt«. Jedermann schliesst daraus, i)dass der dichter Student auf der fashionablen hochschule war und 2) das liederliche treiben gewisser kreise mitmachte. Thatsachc: Keats hat bekanntlich nie studiert; er war aber im September 181 7 auf 4 Wochen von dem jungen theologen Bailey nach O. eingeladen') und benützte den aufenthalt, um dort den grössten teil vom III. buch seines Eiidymmi zu dichten , mit dem freunde unter litterarischen gesprächen spazieren zu gehen und zu rudern und eine litterarische wallfahrt nach Stratford-upon-Avon zu machen ! !

Ein ähnlicher fall , der zeigt , wie Mary Shelley's tagebuch benützt wird: Jan. 31, 1820: "Sh. reads the 'Vita Nuova' aloud to me in the cvening". Febr. 2111I : "Read Greek. Write. Emilia Viviani walks out with Sh. in the evening". Aus diesen einmaligen fakten entsteht bei R. die Schilderung : »Sh. schickt der neuen freundin vögel und bücher , um ihre haft zu erleichtern ; er geht abends mit ihr spazieren und liest Mary dann die Vita Nuova vor«. Dabei ist jenes einmalige faktum der Dante-lcktüre vom 31. Januar der ausgangspunkt für die genesis von Epipsychidion.-)

Wenn diese ausstellungen als kleinigkeiten erscheinen mögen, so müssen wir doch an den wissenschaftlichen biographen und Jiistoriker besonders bei einem buch von diesem umfang den an- spruch erheben , dass er nicht nur in grossen zügen uns den autor in seiner zeit mit wahren färben malt, sondern dass wir seine lebens-

>) Gothein I, p. 85 f-

2) Über diesen namen bemerkt R. p. 489: ,.Eine seele innerhalb einer Seele nennt es Sh. in seinem aufsatze „Über die liebe". Ergänze: „Auch im gedichte selbst, v. 4,'-),5!"

I ,, Bespiechungeii

bahn schritt für schritt im einzelnen verfolgen können. In dieser hinsieht verlangen wir von dem gewissenhaften biographen, dass er bei Zitaten und briefen selbst das Mr. mit dem Mrs. des adressaten nicht verwechselt (Richter p. 488 lies Mr. anstatt Mrs. Gisborne). Ähnliche flüchtigkciten der diktion sind z. b.

p. 16: »Dr. Lind hat Sh. in zwei seiner dichtungen ein denkmal gesetzt«. Frage: In welchen"?

p. 147: »Die anfangsverse des vierten buches »De rerum natura:« Frage: Von wem?

p. 264: »Ein satyrisch (!) humoristisches werkchen der brüder James und Horace Smith mit durchschlagendem er- folg etc.« Frage: Wie heisst es?

Diese liste liesse sich noch sehr verlängern. Dazu gesellen sich undeutsche Wendungen, die bei der lektüre störend aufstossen, so p. 3 »die liebe zu ihm trug es über seinen geiz davon« (cf. frz. Temporter sur) , das gleiche p. 68; und neben so zu sagen wirk- lichen druckfehlcrn solche, die wir doch wohl einer flüchtigen Schreibweise und der Vernachlässigung der korrcktur zuschreiben müssen, wie p. 628 »erbe der baroninde« (? ?), p. 616 der name der Zeitschrift 'The liberal', p. 572 die grässliche entstellung des griechischen zitates : udmc slu' eaiör drjud^wi' anstatt: uävng &iu eadloHv 'Ad^i]V(7>v\ p. 505 der unrichtige name des Edward Williams (Ellerker, nicht Elliker!), p. 163 »mit prophaner hand-.< und andere. Dabei bemerkt referent ausdrücklich , dass er sine stu.dio nur einige der hervorstechendsten irrtümcr glaubte notieren zu müssen.

Wie schon eingangs dieser besprechung hervorgehoben wurde, schreiben wir den abschnitten des buches besonderen wert zu, die sich mit den dichtungen selbst beschäftigen. Wenn auch in der anordnung und übersieht dieser Studien manches sich nach der an- sieht des referenten prägnanter gestalten Hesse, so gestchen wir doch zu, dass hier individuelle Schulung und anschauung zu sehr in den Vordergrund tritt. Diese Studien bilden unstreitig eine grosse be- reichcrung der Shelley - philologie , die mit der Verfasserin von der lektüre des knaben und schülers (z. b. p. 9 und 13) ausgeht, um grundlagen und Vorbilder für die Schöpfungen des künftigen autors festzustellen. Für die autorschaft des Jugendwerkes T/ie Wandering Jcw folgt Verfasserin richtig den deduktioncn Dobell's gegenüber Medwin , dass das gedieht wahrscheinlich gemeinsam mit letztcrem verfasst wurde. Von den »Or{i^inalgcdic/iten von Victor und Cazire'<. fp. 28) ist seitdem, wenn wir uns recht erinnern, eine neuausgabe

H. Richter, Percv Bvsshe Sliellev

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erschienen. Wenn es p. 40 von einem anderen jugendwerke heisst Sf. Irvyne oder das IcbeiiscUxlr^ so ist der zweite titel eine von R. nach Shelley gegebene erklärung , aber keine Übersetzung des eng- lischen titeis : St. Irvyne or, the Rosicrucian.

Zu den quellen der einzelnen werke bringt R. wichtige eigene oder aus dem Studium anderer zusammengetragene aufklärungen und neue beitrage, oder auch anregungen durch ihre darstellung. p. 52 ist in dieser beziehung auf Southcy's Curse of Keha?na hingewiesen, wodurch wieder auf diesen als vorläge zu Laon & Cythna hingeführt wird; p. 78 und 148 wird der einfluss von Volney's Rinnen ange- deutet , der übrigens schon von dem Franzosen Beljame in seiner ausgezeichneten ausgäbe des Alastor festgestellt wurde. Auf p. 204 möchten wir zu Alastor neben der Fairy Queene vor allem auch Southey's Thalaba als vorbild nennen, bei der darstellung der boot- fahrt in die tiefen der erde fp. 205) hätte das unzweifelhaft dieser zu gründe liegende faktum, der ausflug Shelley's zu den quellen der Themse, angeführt werden müssen, p. 210 findet Richter neue an- klänge, wenn sie beispielsweise auf analogien zu Franz von Assisi hinweist; die epochemachende eigenschaft jedoch , die sie p. 208 dem Alastor in der damaligen englischen litteratur zuschreibt, kommt nicht diesem, sondern vorgängigen dichtungen Coleridge's und Words- worth's zu, deren priorität in diesem punkte der naturdichtung fest- gestellt ist. Neue Vorbilder für Shelley's »Inselparadiese« sind p. 348 richtig erkannt; ebenso p. 574 die zweifellose einwirkung des griechi- schen Sängers in Byron's Doti Juan III. auf Hellas. Desgleichen hat meines wissens noch niemand ausser der Verfasserin (p. 410) auf unseres Herder Entfesselten Pro?netheus in der Adrastea 1802 gegen- über der dichtung Shelley's hingewiesen. Dagegen finden wir uns wieder im gegensatz zu R., wenn sie p. 495 dem Epipsychidion an- spielungen auf persönliche Verhältnisse absprechen will ! Denn nach dem gutachten aller bisherigen kommentatoren müssen solche zu gründe liegen. Ebenso behaupten wir zu p. 523, dass bei Adonais eine hebräische quelle des namens ausgeschlossen ist , da bei dem zunächstliegenden griechischen Etymon das zu weit hergeholt wäre. Rossetti^s erklärung in seiner Sonderausgabe des Adonais be- friedigt hierin alle hypothesen. Die zu diesem gedichte von R. gefundenen anklänge an dichtungen Keats' sind anzuerkennen, welche nach dem Vorgänge von Rossetti in seiner Sonderausgabe des Adonais nachgewiesen worden sind. Die parallelen aus Spenser, die p. 536 zu jener elegie geboten werden , scheinen mir indess nicht ganz

I ^6 Besprecinmgen

stichhaltig, sondern mehr gefiihlc und empfindungen zu sein, die die weltlitteratur von jeher in verschiedenster form gebracht hat. Die »bukolischen Wendungen« des Adonais gehen nicht, wie R. an- nimmt , auf Milton zurück , sondern auf die klassischen quellen des letzteren, Bion und Moschus. So lässt sich über manches noch ver- schiedener ansieht sein , so über die vorlagen des traums und der vision in The Triumph of Life (p. 608), von denen an dieser stelle keine erwähnt ist, oder über Richter's gegenteilige ansieht von Hellas' Verhältnis zu den Persern des Aischylos , bei welchen dichtungen ich nachgewiesen zu haben glaube , dass das äussere gewand der ersteren, der rahmen derselben , dem griechischen dramatiker nach- geahmt ist; so ist z. b. p. 3S4 zu ergänzen, dass Dowden nicht nur in seiner biographie einzelne auszüge der schrift A Philosophical View of Reforvi mitgeteilt, sondern dass er in dem 188S (London, Kegan Paul) erschienenen buche Transcripis and Siudies eine genaue analyse des essays veröffentlicht hat: das sind einzelne Streitfragen oder versehen, die dem werte des ganzen keinen eintrag thun, näm- lich einer gründlichen und geistvollen einführung in die dichtung und Philosophie des grossen dichters.

Die einzelnen der darstellung eingefügten exkurse auf dem gebiete der englischen dichtung sind von interesse und passen in den rahmen des ganzen, p. 93 die inhaltsangabe des berühmten Godwin'schen werkes Poliiical Justice und p. 97 eine solche von seiner gattin Mary Vindication of Warnen^ wo sich Richter, wie oben angedeutet, ja auf ihrem eigensten gebiete bewegt; p. 142 die ab- schweifung über die Wiederbelebung der englischen poesie im vorigen Jahrhundert, wobei sich nur rechten lässt, ob diese episode gerade im gefolge von Queen Mab angebracht ist; endlich p. 392 die aller- dings weit ausholende skizze über das englische drama um jene zeit. Der Schlusssatz des ganzen bandes hat gewiss tiefe berechtigung : »Doch unvermerkt lebt und schafft sein (i. e. Shelley's) genius in den breiten schichten der Völker. In unserer für soziale bcfrciung und gleichstellung begeisterten zeit sind die ideale, die ihn beseelten, ein gemeingut aller besten imd ihre Verwirklichung das ziel der strebenden menschheit«.

Die ausstcllungen und anregungen vorliegender besprechung betreffen demnach bezüglich einzelner fühlbarer mängel nur die historischen partien des buches , während im ül)rigen nicht sowohl der inhalt , als vielmehr die ausfuhrung in darstellung und stil Ver- besserungen und änderungen bedarf, um allen . anforderungen der

Neue romniie

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faclikritik zu genügen. Möge es der Verfasserin vergönnt sein , bei einer neuen aufläge ihrer biographie diese auch hierin zu vervoll- kommnen !

Bamberg. Richard Ackermann.

NEUE ROMANE.

Viel et Hunt, T/ie fliinia/i Intei-est. Tauchnitz Edition. Leipzig,

1900. 8 ". M. 1,60. Walter Besant, T/ic Orange Girl. Ebd. 1899. 2 vols. M. 3,20. Anthony Hope, Rupert of Hentzau. Ebd. 1898. ]\I. i,6o. Q. (A. T. Quiller- Couch), The Ship of Stars. Ebd. 1900.

M. 1,60. ]\Iaurice Hewlett, Little Novels of Italy. Ebd. 1899. M. 1,60. Richard Bagot, A Rof/ian Mystery. Ebd. 1900. 2 vols. IM. 3,20. Von den neuesten englischen romanen darf The Human Interest als einer der besten bezeichnet werden. Er ist durchaus einzig in seiner art, und grösseres lob kann man einer prosadichtung kaum geben. Die gut erfundenen Situationen sind eigenartig und doch voller lebenswahrheit; in der heutigen weit der nach Unabhängigkeit strebenden und dadurch häufig in Verrücktheit fallen- den frauen hätten sich die begebenheiten leicht ereignen können. Trotz aller von der hauptpersönlichkeit begangenen thorheiten ist die handlung mit so tiefem psychologischem Scharfsinn entwickelt, dass sie nicht gegen die Wahrscheinlichkeit streitet, sondern unter den umständen und bei der charakterbeschaifenheit des betreffen- den ganz natürlich und folgerichtig vor sich geht. Grenzenlose dummheiten, die mit glücklichem humor geschildert werden, unter- halten und belustigen den leser, aber keine gemeinen laster ekeln ihn an. Wie weit eine einfältige, aber sonst nicht schlechte frau durcli eitelkeit und unangebrachte empfindsamkeit sich irre führen lässt, wird mit geschick und ohne Übertreibung in der person der auf abenteuer ausgehenden frau Elles zur lebendigen an- schauung gebracht. Egidia ist dagegen das musterbild von würde- voller Selbstbeherrschung, bescheidenheit und Zurückhaltung, merk- male einer wirklich begabten und edelherzigen dame, und hrn. Rivers' begeisterung für die kunst, der er sich mit eifer widmet, bewahrt ihn sowohl vor albernen Jugendstreichen wie vor den

178 Besprecimngeii

starken Versuchungen, denen das mannesalter ausgesetzt ist. Sämt- liche Charaktere sind meisterhaft gezeichnet, darunter solclie gegen- sätze wie der gefühlvolle dorfdichter hr. Widrington und die herbe wohlbeleibte Verkörperung der philisterei frau Poynder. Es ist ein buch, das man mit steigendem interesse vom anfang bis zum scliluss und sogar mehrmals lesen kann.

Walter Besant's The Orange Girl spielt zu London in der zweiten hälfte des achtzehnten Jahrhunderts und gibt einige inter- essante, aber grauenhafte beschreibungen der damals in der briti- schen hauptstadt herrschenden zustände namentlich unter den niedrigen und verbrecherischen volksklassen, von deren thun und treiben ein treues und anschauliches bild entworfen wird. INIan wird mit dem peinlichen gerichtsverfahren, dem gefängniswesen und ähnlichen dingen bekannt, die der nation wahrlich nicht zur ehre gereichten, und man wundert sich, dass leute, die nie müde werden, von ihrer christlichen kultur und menschenliebe zu reden, und mit ihrem gerechtigkeitssinn förmlich prahlen, solche greuel im Zeitalter der aufklärung und des humanitarismus so lange dulden konnten. Das pomeranzenraädchen ist die schöne, unschuldige und hochherzige tochter eines strassenräubers, der seine lauf- bahn am galgen endet, und der wirtin einer als diebshöhle be- rüchtigten schnapsschänke. Sie verbringt ihr kindheit in diesem von dem gesindel der hintergässchen und den schlimmsten Spitz- buben besuchten orte, ohne ihre Sittenreinheit und .edle gesinnung im geringsten zu beeinträchtigen. Zuerst verkauft sie pomeranzen vor dem eingang zum theater ; später tritt sie als Schau- spielerin mit grossem erfolg auf der bühne auf, bleibt aber in ihrem lebenswandel ebenso bezaubernd wie tugendliaft. Ein reicher junger herr von hohem adel , der ihre geistes- anmut und -grosse zu schätzen weiss, bewirbt sich um sie und beharrt auf seinem heiratsantrag auch , nachdem sie ihn über ihre herkunft und Verwandtschaft genau unterrichtet hat. Sie ist auch in ihn verliebt, aber weigert sich, seine gattin zu werden, weil seine Schwester sie flehentlich bittet, eine alte und vornehme familie nicht durch einen so unpassenden ehebund zu betrüben und zu verunehren. Obwohl die vom aristokratischen hochmut eingegebene einwendung eigentlich eine grobe beleidigung war, entsagt sie mit würdevoller selbsverleugnung dem ihr angebotenen glück, und um die entscheidung unwiderruflich zu machen, ver- mählt sie sicli mit einem scheinheiligen Schurken , von dem sie

Neue roniaiie I 30

sich trennt, sobald sie seinen wahren Charakter erkennt. Um ihre mutter vor der gerichtlichen belangung wegen hehlerei zu retten, nimmt sie die schuld auf sich und wird zum tode verurteilt. Diese strafe wird in die Verbannung nach den amerikanischen kolonien verwandelt, und sie kommt nach Virginien , wo, dank der ver- mittelung und fürsorge einflussreicher und vermögender freunde, sie nicht als Sträfling, sondern als die herrin eines grossen land- gutes lebt und stirbt. Der junge lord folgt ihr auf freiersfüssen nach, aber vergeblich; er überzeugt sich auch am ende, dass sie recht habe und sagt ihr in der herzlichsten weise lebewohl, in- dem er sie als „die edelste der frauen" preist. Die rührende und vielleicht in dieser hinsieht etwas überspannte erzählung ist trefflich in der anläge und ausführung xuid hat als eine lebendige darstellung der rohen brutalität und grausamen Ungerechtigkeit der englischen kriminal] ustiz des vorigen jalirhunderts einen hohen kulturgeschichtlichen wert.

Rupert of Hentzau bildet eine art nachtrag zu dem bekannten und allgemein beliebten roman The Prisoner of Zeiida und gleicht ihm auch in der erfindung der Situationen und in der entwickelung der einzelnen begebenheiten. Ein rascher, fast ungestümer lauf der ereignisse, edle ritterlichkeit, die gegen niederträchtigkeit und Schelmerei absticht, und der endgültige sieg der Unschuld, tugend und treue über die entgegengesetzten eigenschaften kennzeichnen beide prosadichtungen und werden in dem nur in der einbildung existierenden königreich ebenso anschaulich wie in der wirklichen weit zur darstellung gebracht.

Heutzutage hängt der buchhändlerische erfolg eines romans in hohem grade vom titel ab; darauf legen Schriftsteller und Ver- leger grosses gewicht und stecken die köpfe zusammen, um etwas ergreifendes, auffallendes, geheimnisvolles und nie dagewesenes zu ersinnen. Ob der titel dem Inhalt entspricht, ist von geringerem belang; die hauptsache ist, dass er aufsehen erregt. In The ship of Stars hat Quiller-Couch dieser albernen, aber einträglichen sucht keine grenzeu gesetzt und ist über alle vom vernünftigen und ästhetischen Standpunkt aus inne zu haltenden schranken weit hinausgegangen. Ein in einem postwagen gegen Cornwall fahrender knabe hat zum mitreisenden einen matrosen, in dessen brusthaut das bild eines Schiffes mit einem halbkreis von sieben Sternen darüber tätowiert ist Später erleidet er Schiffbruch und ertrinkt. Das ist alles. ]Mit der entwickelung der handlung und den zur

Ij_o Besprechungen

darstellung gebrachten begebenheiten und lebensverliältnissen hat der unsinnige titel nicht den geringsten Zusammenhang. Die ge- schichte ist ein unkünstlerischer, verworrener mischmasch und spielt meistens in einem dorfe an der küste der grafschaft Corn- wall, dessen bewohner mit ihrem aberglauben, gebrauchen und stark ausgeprägten eigentümlichkeiten wir gelegenheit ha])en kennen zu lernen. Die hauptcharaktere sind ein träumerischer junge, der im späteren leben nur sinn für das praktische hat, und ein mädchen mit gesundem menschenverstand, cfessen geistesentwickelung die entgegengesetzte richtung nimmt. Die daraus entstehenden pro- bleme wären nicht uninteressant, wenn man sie mit tieferer psy- chologischer einsieht behandelt hätte.

In der Litik Noveh of Italy betitlten und aus fünf kurzen erzählungen bestehenden Sammlung von Maurice Hewlett fällt die merkwürdige und erfreuliche treue auf, mit welcher der dichter die verschiedenartigsten selten des italienischen lebens schildert. Kein Italiener hätte die betreffenden Verhältnisse so- wie die eigentümlichkeiten des volkscharakters mit grösserer Wahr- heit und klarheit auffassen und zur anschauung bringen können. Die mannigfaltigen Stoffe werden alle mit der gleichen tiefen Sach- kenntnis und künstlerischen meisterschaft behandelt. Die erste novelle, MadoJia of the Peach Tree, hat auch ein grösseres kultur- historisches interesse, da sie von der art und weise, wie heiligen- legenden entstehen, sich unter dem volke verbreiten und von der kirche ausgenutzt werden, ein triftiges beispiel giebt.

Das geheimnis in A Roman Mystery schlägt in das gebiet der Seelenkrankheitskunde ein. In der alten adeligen römischen familie der Monlelupi vererbt sich ein keim des Wahnsinnes, der sich fortentwickelt und gelegentlich zum ausbruch kommt. Zu- weilen werden einige generationen verschont, aber die immer drohende gefahr verdüstert das dasein des sonst glücklichen ge- schlechtes, denn maji weiss nicht, wer von der verhängnisvollen krankheit angegriffen und in einen wütenden lHpo7nanaro verwandelt wird. Eine Engländerin, die einer vornehmen katholischen familie angehört, vermählt sich mit dem angeblich einzigen söhn und erben des vorerwähnten geschlechtes und entdeckt später , dass der älteste l)ruder ihres gemahls an dieser tollwut leidet und in einem ländlichen ahnenschloss eingesi)errt lebt. Bei einem anfall dieser raserei sucht er sie umzubringen, tötet sicli aber zur gleichen zeit. Italienische politik, die bestrebungen des Vatikans, die ver-

H. Lewin, Zur englischen lealienkumle I/i r

lorene Herrschaft wiederzugewinnen, und gegenkärapfe der liberalen

partei nehmen einen hervorragenden platz in der erzählung ein.

M ü n c h e n. E. P. E v a n s.

REALIEN UND LANDESKUNDE.

H e rm a n L e \v i n , Zur englischen rcalicnkuiidc. Beilage zum Jahres- bericht der rcalschule zu Biebrich, ostcrn 1899. 59 s. Biebrich, Guido Zcidlcr, 1899.

Der Verfasser stellt in übersichtlicher weise zusammen, was die Schüler im anschluss an die englische lektüre oder die be- sprechung von tagesereignissen gelegentlich über englisches familien- und gesellschaftslcben gehört haben. Die gegenstände, die hier besprochen werden, sind das englische unterrichtswesen, das leben der wohlhabenden englischen familie in der Stadt und auf dem lande, die verschiedenen spiele und Vergnügungen, die politik und politischen Versammlungen und die materielle Stellung verschiedener stände, wie der geistlichen, professoren, rechtsanwälte, Offiziere u. s. w. Die aus- künfte, die der Verfasser seinen schülern gibt, sind um so glaub- würdiger, als er ja das meiste nach eigener anschauung schildert. Er verfallt nirgends in den fehler der Übertreibung, di(^ in Schilde- rungen fremder zustände und Verhältnisse so häufig anzutreffen ist. So schreibt er z. b. über die sonntagsheiligung in England, von der auf dem kontinent die sonderbarsten begriffe im umlauf sind: »Die Vorschriften für die sonntagsheiligung in England und in Deutschland nähern sich sehr durch abthun auf der ersteren und zuthun auf der letzteren seite; es wird nicht lange dauern, bis sie sich in der mitte begegnen« (s. 31). Eigentümlich nehmen sich nur bemcrkungen aus, die nicht bloss für England, sondern für die ganze gebildete weit giltig sind; z. b. »Der zucker wird der schale immer mit der zange entnommen« (s. 20), oder »Gesellschaftlich gleichstehende herren grüssen sich untereinander durch berühren des hutes mit der hand oder durch winken mit der hand ; der untergebene grüsst den höhergestellten durch unaufdringliches abnehmen des hutes« (s. 19). Von der Victoria University wird erwähnt, dass sie in ver- schiedenen Städten des königreichs ihre sitze habe (s. 6). Es hätte doch genauer gesagt werden sollen, dass sie aus dem Owen's College in Manchester, dem University College in Liverpool und dem York-

JA 2 Bes])reclHingen

shirc College in Lceds besteht. Die frauen auf dem kontinent haben jetzt dieselbe freiheit in bezog auf die wähl ihres berufes wie ihre englischen kolleginnen, da ihnen ja, ebenso wie diesen, sogar die hochschulen offen stehen.

Die arbeit ist als ein wertv'oller beitrag zur kenntnis des fremden Volkstums zu betrachten und den fachkollegen bestens zur benützung zu empfehlen.

W i (Ml , Februar 1900. J. E 11 i n g e r.

R. Krön, T//£ Little Londoner. Englische realicn in modernem Englisch mit hervorhebung der Londoner Verhältnisse. Zweite verbesserte aufläge. Karlsruhe. J. Bielefeldes vcrlag. 1899. 196 ss. kl. 8". Pr. 2 mk. 40 pf.

Die thatsache, dass Kron's Little Londoner in zwei jähren schon eine zweite aufläge erlebt hat, spricht genügend für die brauchbar- keit und gediegenheit des werkchens. Es ist in der that mit ausser- ordentlichem geschick angelegt und ebenso reichhaltig, wie lebendig und interessant. Die spräche ist fehlerlos und durchaus idiomatisch. Ich habe das buch schon mit vielem vergnügen im unterrichte ver- wandt. Meines wissens ist es übrigens nicht richtig , dass die Eng- länder bei dem lunch meist wasser trinken (p. 16), und dass es nur ein deutsches wirtshaus in London giebt (p. 39J. -

Berlin, Jan. 1900. Ph. Aronstein.

Der socialisnms in England geschildert 7'on englischen socialisten. Herausgeg. von Sidney Webb. Deutsche Originalausgabe von Hajns Kurella. Göttingen, Vanderhoeck & Ruprecht, 1898. XIV -r 326 SS. tr. 5 mk., geb. 5 mk. 60 pf.

Die litteratur, soweit sie wirklich lebenswahr und lebendig ist, ist das Spiegelbild und der Widerschein des realen lebens, welches ihr Stoff und richtung giebt. So ist die litteratur unserer zeit durch- drungen von dem socialen geiste unserer epochc, und es ist unmög- lich, jene wirklich zu verstehen, ohne mit diesem enge fühlung zu haben. Dies gilt besonders auch von der englischen litteratur , die sich von jeluT durch ihren wirklichkeilssinn ausgezeichnet hat. Der

S. Webb, Der socialisnius in England j^i

sociale gedankc spielt eine hervorragende rolle in dem romane ich erinnere nur an Mrs. Ward, Grant Allen, Sarah Grand u. a. , wie auch in der lyrik von Swinburne bis John Davidson.

Von diesem gesichtspunkte aus ist die lektüre vorliegender Sammlung von abhandlungen auch für englische philologen sehr interessant. Auf die darin behandelten fragen einzugehen und dazu Stellung zu nehmen, dazu ist Jiier weder der ort noch irgend welche veranlassung. Dagegen möchte icli auf einige gemeinsame eigen- tümlichkeiten hinweisen , die die sociale bewegung in England im gegensatze zu der deutsclien kennzeichnen.

Betrachten wir zunächst einmal die Verfasser, die hier friedlich neben einander ihre socialistischen grundsätze auseinandersetzen. Da haben wir Vertreter aller stände, neben dem socialistischen Parla- mentarier und Londoner grafschaftsrat John Burns den fiirstbischof von Durham dr. Westcott , neben socialistischen redaktcuren wie Hyndman und Blatchford einen professor der Universität Oxford, deren kanzler der jetzige Premierminister ist, Sidney Ball, neben arbcitervertretern wie Tom Mann u. a. Ijürgerliche schriftsteiler wie Sidney Webb , seine frau Beatrice und Bernard Shaw, und an der spitze dieser buntgcmischtcn gesellschaft marschiert der kürzlich verstorbene feinsinnige dichter, künstler und socialistische Schwärmer \Villiam Morris.

Diese nebeneinandcrstellung offenbart uns schon den unter- schied des socialismus in England und Deutschland. Bei uns ist er noch vorzugsweise eine proletarische massenbcwegung , die die Scheidung und den gcgensatz der klassen verschärft hat; in England wird er nicht bloss als eine Sache der arbeiter und arbeitslosen, kurz der armen leute behandelt , auch die mittleren und oberen klassen nehmen hervorragenden anteil daran , und das bekenntnis zu socialistischen ansichtcn macht in keiner weise unfähig, hohe ämter in kirche, Staat oder gemeinde zu bekleiden. Das durch lange ge- wöhnung erzeugte vertrauen des englischen volkes auf den segen freiheitlicher entwicklung wirkt hier mildernd und versöhnend ein.

Derselbe grundton geht durch den inhalt der aufsätze. Sie erheben nicht den ruf nach revolution, sondern nach reform, hoffen nicht auf einen plötzlichen Umschwung, sondern auf eine allmähliche entwicklung nach dem erstrebten ideale hin. Auch wird kein allein- seligmachendes System verkündet, sondern die einzelnen fragen, das gewerkvereins- und genossenschaftswesen, die frage der arbeitslosen, die kirche und der socialismus, die socialdemokratie und der anar-

I 11 Befpreclmiigen

chisinus , sowie vor allem praktische vorschlage zur hesscrung der läge der arbeiter werden vom Standpunkte des praktisch erreichbaren aus besprochen.

Berlin, Febr. 189S. Ph. Aronstein.

Englische skizzen von einer deutschen lehrerin. Gera, Th. Hof- mann, 1899. 8'\ Pr. mk. 1.20.

Das büchlein umfasst Zd seiten und ist in 6 abschnitte von ungleicher länge eingeteilt, deren Zusammenhang , wie der titel an- deutet, ziemlich lose ist. Die Verfasserin redet aus fünfzehnjähriger erfahrung. Sie kam als musiklehrerin nach London und erweiterte dann allmählich ihren Wirkungskreis durch lernen und durch leliren vornehmlich in deutschen familicn und in deutschen schulklassen. Ihre »Englischen skizzen« sind weit davon entfernt, in autobiogra- phischer weise die erfahrungen eines individuums der reihe nach wiederzugeben oder mit systematischer gründlichkeit den thatbestand auf einem oder mehreren gebieten des englischen lebens darzustellen. Vielmehr besteht die eigenart , und eben darum der reiz und das verdienst der skizzen , in der durchdringung ganz verschiedenartiger Objekte der beobachtung mit einer und derselben scharf ausgeprägten Subjektivität.

In England , an ort und stelle , unter dem mächtigen einfluss der gewohnten englischen Umgebung sind diese skizzen von einer deutschen lehrerin mit achtunggebietender Unabhängigkeit und Un- parteilichkeit zur belehrung eines deutschen leserkreises geschrieben. Licht- und Schattenseiten des stils gewähren ein treues abbild dieser entstehungsweise des biichleins. Nicht immer ist die anordnung des Stoffes übersichtlich ; hie und da lassen die statistischen angaben etwas zu wünschen übrig ; in manchen fällen vermisst der ferner- stehende leser eine erklärung, während das äuge des sachkundigen hin und wieder durch einen unglücklichen kompromiss zwischen englischem Sprachgebrauch und deutscher Schreibung beleidigt wird. Hingegen ist die mannigfaltigkeit der tonarten, die frische der dar- stellung und besonders die anschaulichkeit der zahlreichen belege aus der persönlichen erfahrung geradezu erquickend. Von andern redet die Verfasserin mit achtung , mit teilnähme , von sich selbst ohne Zurückhaltung und ohne aufdringlichkeit , von allem mit takt und mit tempcrament.

Ensflische skizzeii von einer deutsclien lelirei'in

H5

Der I. abschnitt: »Wie ich nach England kam« verweilt, zum glück nicht lange, bei den ersten eindrücken der jungen lehrcrin in London. Im 2. abschnitte: »Englische Schülerinnen und schulen« bekämpft die Verfasserin landläufige verurteile der Deutschen einer- seits durch betonung des Zusammenhanges, in welchem die englische erziehungsmethode mit dem englischen nationalcharaktcr steht, ander- seits durch eingehen auf die geschichte des englischen untcrrichts- wesens, dessen entwicklung spät begann, aber innerhalb der letzten Jahrzehnte verhältnismässig rasch schöne fruchte gezeitigt hat. Die brennende frage, ob der Staat die höheren schulen unter seine auf- sieht nehmen soll oder nicht, hofft die deutsche lehrerin in bejahen- dem sinne beantwortet zu sehen, wozu denn auch durch das gesetz von 1899 ein anfang gemacht worden ist. Sie legt (doch wohl mit recht) auf gewissenhafte ausbildung des Verstandes der durchschnitts- schüler mehr wert als auf ehrgeizige Züchtung von Individualität und gcnialität.

Der 3. und längste abschnitt: »\Vohlthätigkeit« nimmt die grossen spezifisch englischen bewegungen auf diesem gebiete (tem- pcrenz, heilsarmee, dr. Barnardo's Homes) in schütz und fordert mit der ganzen wucht einer fühlenden , thatkräftigen , hoffenden frauen- seele , dass »ein weniger gleichgültiges , ein weniger selbstsüchtiges geschlecht heranerzogen« werde. Was der 2. abschnitt hinsichtlich des Schulwesens ausführt , wendet die Verfasserin im 4. abschnitte : »Musik« auf ihr lieblingsgebiet an. »Ist es möglich, die Engländer immer noch ein unmusikalisches volk zu nennen Nein, nein ! lautet die beredte antwort. Wird im 5. abschnitte: »Sonntage in London« ein thema von allgemeinem interesse mit besonderer be- lücksichtigung der deutschen kirchen und des deutschen hospitales in London behandelt, so untersucht der 6. und letzte abschnitt: »Die deutsche lehrerin« die fragen, die sich an die soziale Stellung des Standes der Verfasserin knüpfen. Mit besonnenheit redet sie von den gefahren, mit ernst von der Verantwortlichkeit des lehrerinnen- berufes , und dankbar rühmt sie den verein deutscher lehrerinnen und erzieherinnen in England.

Von besonderem werte müssen die »Englischen skizzen« für diejenigen sein , welche ihr lebensweg über den kanal geführt hat oder führen wird. Aber das büchlein verdient einem viel weiteren leserkreise empfohlen zu werden, nicht nur weil es altes und neues in anziehender form und zu billigem preise bietet, sondern insbe-

J. Hoops, F.nglische Studien. XXVI H. i. lO

146

Besiirecliungen

sondere , weil von der lautern , tiefen persönlichkeit der Verfasserin eine im besten sinne des Wortes aufklärende , anregende Wirkung ausgeht.

London, 17. Jan. 1900. G. Metzger.

Verzeichnis

der vom 1. Januar bis 1. August 1900 bei der ledaktion eingelaufenen diuckschriften.

Anglia. 23. 1: F. Göibing, beispiele von realisirten mythen in den eng- li.schen und schottiscben bailaden. B. Leonhard, die textvaiianten von Beau- niont und Flechters »Philaster, or Love lies a-bleeding« etc., nebst einer Zusammen- stellung der ausgaben und litteiatur ihrer werke. IV. The Maid's Tragedy. J. D. Biuce, The Middle English metrical loniance »Le Moite Aithur«: Its sources and its relation to Sir ThoiDas Malory's »Mo:te Dartluin;. L. Wiener, Engl. rummage, franz. maquignon, 7?iaguiller, masque etc. L. Wiener, Roman ogro, orco E. Einenkel, das indefinitum, V. F. Holthausen. zu alt- und niittel- englischen dichtungen. XII.

AngUa, beiblatt. 10, 9—12. 11. 1-3. (Januar— Juli KjOO).

Archiv für das Studium der neueren sprachen und litteraturen. 103, 3. 4 : Karl Luick, über die diphthongierung von nie. ü, i und verwandte deutsche er- scheinungen. A. L. Stiefel, über die quelle von J Fletcher's 'Island Princess.' J. Schick, zu Shelley's Prometheus Unbound. Herausgeg. aus dem nachlass von Julius Zupitza. Kleine mitteilungen : E. Björkman, zur englischen wort- kunde. R. Petsch, zum englischen volksrätsel. Beurteilungen und kurze anzeigen. 104, 1. 2: F. Liebennann, matrosenstellung aus landgütern der kirche London, um looo. K. Koep()el. zur englischen woithildungsleljre. G. Sarrazin, scenerie imd Staffage im 'sommernachtstraum'. Kleine mitteilungen. Be- urteilungen und kurze anzeigen. 104, 3. 4 : E. Koeppel, zur engl, wort- bildungslehre. F. Klaeber , aus anlass von Beowulf 2724 f. M. P'örster, kleine mitteilungen zur me. lehrdichtung. G. Herzfeld, eine neue quelle für Lewis' 'Monk'. Kleine mitteilungen. Beurteilungen und kurze anzeigen.

Literaturblatt für genn. und roman. Philologie. 21j 1-7. (Januar— Juli 19OO).

Modertl Language Notes. 14, 8 (Dez. 1899): G. Hempl, The semasiology of in'arai.uii^ zersleheti, understand, unterstehen, gestehen, unternehmen, undertakc etc. R. M. Alden, The time dement in English verse. - Reviews. Corre- spondence. 15, 1 (Jan. 1900): F. A. Wood, The semasiology of understand, verstehen, tTiimuuai. Reviews etc. 15, 2 (Feh.): J. B. Hennemann, The seventeenth annual meeting of tlie Modern Language Association. L. A. Fisher, The first American reprint of Wordsworth. P. W. Long, A detail of Renais- sance criticism. C. Searles, Some notes on Bo'i'ardo's version of the Alexander- sagas. — F. A. Wood, Etymologies. Reviews etc. 15, 3 (March): C. W. Eastman, Meeting of the central division of the Mod. Lang. Association of America. K. Merrill, Wordsworth's Re,\lism, I. A. C. Wheelock, Note on the time analysis of Macbeth III 4— IV l. Reviews etc. ^—15, 4 (April):

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77« Journal of Gennanic Philology. 3, 1 (1900): F. A. Blackl)urn, The Hiishand's Message and the accompanying riddles of the Exeter Book. A. C. I^. Brown, The source of a Guy of Warwick chap-book. J. Äl. M^ Bryde. A study of Cowiey's Davideis, E. \V. Fay, The primitive Aryan name of the tongue Reviews.

Die neueren sprachoi. 7, 9 (Jan. lyuo): F. Lindnei", die Stellung der neueren philologie an den Universitäten und ilir veidiiiltnis hesondeis zur khassi- schen plülologie. Ph. Aronstein, Samuel Pepys und seine zeit, IV. Berichte.

Besprechungen. Vermischtes 7.10 (Feb. März): Ph. Aronstein, Samuel Pepvs und seine zeit, V. Berichte etc. 8, 1 (April): A. Bruniiemann, die jüngsten französischen romanschriftsteller. J. N. Gallee und H. Zwademaker, über giaphik der sprachlaute, namentlich der explosiva. Berichte etc. 8, 2 (Mai): L. Bevier, The acoustic analysis of the vowel A. Berichte etc. 8, 3 (Juni): W. Victor, neuphilologische wünsche für Universität und schule. Berichte etc. 8, 4 (Juli): E. Ahnert, 9. allgemeiner deutscher neuphilologentag zu Leipzig. G. Buchner, l. hauptversammlung des bayerischen neuphilologen- verbandes.

Beiträge zur geschickte der deutschen spräche und literatur. 25, 1 (19. Feb. 1900): W. Braune, die handschriflenverhältnisse des nibelungenliedes. O. Bremer, zum alter des namens der Franken. ii6. I (15. Mai): B. Busse, sagengeschicht- liches zum Hildebrandsliede.

Indogertna>nsche forschungen. 11. 1. 2 (23 Feb. 1900): F. Sommer, die komparationsbuffixe in lateinischen. K. Brugmann, griechische und italische miszellen. H. M. Chadwick, ab-aut prol)lems in the Idg. verb. M. H. Jellinek, die endung der 2. person ]>!. praes. im ahd. 11. 3. 4 (15. Juni 1900):

F. Sommer, die komparationssuffixe im lateinischen, 11. K. Biugmann, zur griech. und latein. etymologie und stamnddldungslehie. '- L. H. Giay, zur idg. syntax von *nä»tan. G. N. Hatzidakis, zur ethnologie der alten Makedonier.

F. Sommer, lateinische!" vokalumlaut in haupttonigen silben.

Zeitschrift für vergleichende litteratnrgeschichte. NF. 13, 4. 5 (15- Peb. 1900): W. Bormann, zwei haupstücke von dei' tragödie. I. Schuld und sühne.

J. Bolte, der Ursprung der Don Juan-sage , I IV. Vermischtes. Be- sprechungen.

Zeitschrift für französische spräche 7ind litteratur. 21, 6 u. 8 (24 Feb. 1900): referate und rezensionen. 22. 1 u. 3 (!0. März): VV. Golther, be- merkungen zur sage und dichtung von Tiistan und Isolde. W. Mangold, Friedrich der Grosse und Moliere. W. Hern, zur lautlehre der französ. iehr- und fremdwörter im deutschen (forts.). 22. 2 u. 4 (11. Juli): rcfeiate und rezensionen.

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The Nezü English Poetry Book. A selection froni English poems and ballads: Spenser to Swinburne. With a glossary. Edited by E. E. Speight. London, Horace Marshall & Son. 1900. Pr. l s. net,

A Book of English Poetry for the use of Schools, containing one hundred and two poems, with e.xplanatoiy notes and biographical sketches of the authors, bv F. W. Gesenius. Third ed. Revised by Fritz Kriete. 2 vols. Halle, Gesenius. 1900.

A. Brandt, Outline of English Literature. Zweite durchgesehene und vermehrte aufl. Bamberg, Hübscher. 1900.

I e 2 Besprechungen

The Nephe^u as Uucle. Tianslated form tlie Gerninn of Friedrich Schiller by G. Shirley Harris. Second edition. Revised hy Ph. Hangen. Leipzig, Ehiermann. 1900.

Fairy ajid other Tales. Für die anfangsklassen des Englischen ausgewälilt und mit anmerkungen zum schulgebrauch hrsg. von B. Klatt. Ausg. A. Mit anmerkungen unter dem text. Ausg. B. Mit anmerkun-^en in einem anhang. Bielefeld 6c Leipzig. Yelhagen & Klasing. 19(Jü. (English authors "t).) Pr. geb. 1 M. Wörterbuch geh. 20 Pf.

Zusammenhängende stücke zum übersetzen ins englische. Von prof. dr. 1' . G. Wershoven. 3., verbesserte aufl. Trier, Jacob Lintz. 1900. i'r. geb. M. 1.35.

Benedix, Doktor Wespe. Zum übersetzen aus dem deutschen in das englische bearbeitet von Ph. Hangen. 8. aufl. Dresden, Ehiermann. 1 S96. (Engl. Übungs-bibliothek no. 3 )

MISCELLEN.

SHAKESPEARE -VERSE AUF DER WANDERUNG IN CONRAD FERD. MEYER'S GEDICHTEN.

Der verstorbene Schweizer Conr. Ferd. Mej'er war in seinem Shakespeare wohl belesen : er hielt, wie ich ihn mündlich noch 1890 versichern hörte, den Hamlet für »ein ewiges wunder« und gedachte einer andern tragödie des Engländers im Schiiss von de)- kanzel (Nov. i, 200), wo zu jenem schmerzlichen ausruf des pfarrers »Mein amt, meine würde« bemerkt wird: »Mit diesen vier schlichten Worten war dasselbe ausgedrückt, was uns in jener grossartigen tiradc erschüttert, mit welcher Othello von seiner Vergangenheit und seinem amte abschied nimmt«. Auch die lust, selber eine bühnendichtung zu schreiben, trieb den Schweizer immer wieder zu Shakespeare und seiner technik hin. Freilich sind die fruchte aus diesen Studien nicht recht gereift, denn das drama wurde bei C. F. Meyer ja stets wieder von der erzählung verdrängt. Was sich bei Goethe und Schiller ausserhalb ihrer gedichte und novellen selbständig auf dem theater bewegte, das rang auch bei ihm, aber vergebens, nach ge- staltung für die bühnc. Seine von haus aus dramatischen Stoffe fanden eben nicht die dramatische form, die ihnen von rechtswegen gebührte: sie lösten sich nicht so weit von dem dichter ab, um für den dialog oder das zusammenspiel vieler frei hinauszutreten. Die Vorgänge blieben meistens in einer bailade oder erzählung stecken.

Es ist aber interessant , wie einige verse aus den dramen Shakespeare's in den gedichten C. F. Meyer's einen lyrischen wieder- hall gefunden haben.

I. »Then, window, let day in and let life out.«

In den Romanzen und bildern, die bei Haessel, Leipzig 1870 erschienen, findet sich p. 3 das folgende gedieht unter der Überschrift :

j £- , Miscellen

»Tag, schein' herein, und, leben flieh hinaus!«

Romeo und Julia.

Tag, schein heiein! die kamnier steht dir offen!

Du blauer f i- ü h 1 i n g s in o r g e n , steig herein !

Schon glitzert, von der sonne sti'nhl getroffen.

Das tintenfass, der eichne Iniclieischrein.

Der w i n t e r r ä u ni t , ei n ni ü r r i s c h e r v e r w alte r,

Dem jungen schönen erben hof und li a u s.

In meines fensters bogen schwebt ein falter

Tag schein herein, und, leben flieh hinaus!

In meinem manuskript beginnt zu t)lattern

Der morgen wind, der lustige student !

Vergoldet schimmern die bewegten lettern,

Kaum fängt er an, und sehon ist er zu end'.

Und an den boden wirft er's ohne gnade.

Und jagt's durch's fenster, taugenichts! o graus!

Komm mit! wir haschen's, lauscht er, s'ware schade'

Tag, schein heiein, und, leben, flieh hinaus!

Ein segel zieht auf wunderkühlen pfaden,

Ein m e e r von gute, glänzt der blaue tag.

Was hat die bai'ke wohl für mich geladen ?

Vielleicht ist's etwas, das mich freuen mag!

Entgegen ihr ! Was kann das segel bringen

Mir durch der wellen freudiges gebraus?

Noch spannt der lenz auch meiner seele schwingen !

Tag, schein herein, und, leben, flieh hinaus!

Die Strophen waren besonders in der mitte, wo sich der dichter oder Schreiber mit seinem beruf fröhlich vorgedrängt hatte , etwas burschikos gehalten. In den späteren auflagen (gedichte i, tu; 2, 119, 8, 139) wurde gerade diese stelle von grund aus geändert: in dem neuen umgebildeten frühlingslied wird nicht mehr auf die thätigkeit eines Schriftstellers, poeten oder gelehrten angespielt, sondern von den leiden und freuden gesungen, die alle menschen bewegen, und die deshalb ein jeder nachempfinden kann. Dabei treten die eigenen inneren erlebnisse des dichters, der es drinnen im gemüte nach langem dunkel endlich hell werden sah, in eine tiefe beziehung zur natur. Die kleinlichen Schelmereien des »morgenwindes« sind vor- bei, wenn es in der zweiten Strophe des licdes später heisst:

Ich war von einem schweren bann gebunden.

Ich lebte nicht. Ich lag im trauni erstarrt.

Von vielen tausend unverbrauchten stunden

Schwillt ungestüm mir nun die gegenwait.

Aus dunkelm gründe giüne saat zu wecken

Bedarf es Sonnenstrahles nur uiid tau's.

H. Kraeger, Shakespeare-verse in Cour. Fei d. Meyer's gedichten 1^5

Ich fühle, wie sich tausend keime strecken.

Tag, schein herein, lunl, leben, flieh hinaus!

Gegen diese umstimmung des gnindtons wollen die übrigen änderungen wenig sagen: »Du blauer frühlingsmorgen« klingt später voller und melodischer: »Holdsel'ger lenzesmorgen, schein' herein.« Prägnanter tönt die erste Strophe :

„Vogt wintei" inuss dem lenze rechnung geben, Dem schönen erben über hof und haus Auch mir zu gut geschrieben ist ein leben "

In der dritten und letzten Strophe aber macht der abstrakte satz : »Ein meer von gute glänzt der blaue tag« dem anschaulichen bilde platz: »Im flutendunkel spiegelt sich der tag«. Die färbe »der blaue tag« geht aber nicht verloren; sie rückt ein wenig weiter, um sich auf andern dingen niederzulassen :

Was wii^d die barke bringen

Durch blauer wellen freudiges gebraus ?

Entgegen ihr mit weit gestreckten schwingen . . ."

Die Überschrift des frühlingsliedcs aber, zugleich der kehrreim jeder Strophe, ist die Übersetzung des rufes, womit Shakespeare's Julia nach dem Zwiegespräch im morgendämmer ihrem Romeo das fenster zur flucht öffnet.

Der schmerz und die bitterkeit der worte des dramas sind in dieser lyrik in freude übergegangen. Wenn Julia ihr »leben«, d. h. den geliebten, von sich Hess und dafür weniger, d. h. den tag, empfing, so hat der Schweizer dichter den gegensatz beseitigt und gerade umgekehrt sich den frühling jubelnd herbeigewünscht, »Tag schein herein« der seine scelc auf hellen fittigen ins freie tragen mag, »und, leben flieh hinaus.« Ohne die form zu ver- ändern , hat das zitat also in dieser deutung einen andern inhalt gewonnen ; es ist zum ausgangspunkt einer neuen gedanken- und bilderreihe geworden und arbeitet nicht in dem sinne weiter, in dem es ursprünglich gemeint und gesagt war. So pflegen überhaupt die schöpferischen menschen zu zitieren, wie es Conr. Ferd. Meyer hier gethan hat; nicht, indem sie wohlfeil sich der worte eines andern bedienen , um mit fremder hülfe besser und schneller weiter zu kommen , sondern indem sie den sinn irgendwie umprägen und schaffende selbstthätigkeit auch da beweisen, wo sie, scheinbar lässig, einen fremden für sich reden lassen. Das einmal weiter zu ver- folgen, würde einen dankbaren beitrag zur »lehre von den zitaten« geben, wie sie Michael Bernays vor jähren in grossen innrissen vor- getragen hat.

156

Miscellen

2. Pardon, goddess of the night,

Those, that slew thy Virgin knight.

Much Ado nbout iiotliing. Einer toten. Weihgeschenk. Diese »Nekyia«, die der dichter nach den mannigfachen ände- ningen zu urteilen, besonders wert hielt, ist dennoch in die ausgäbe letzter hand nicht aufgenommen , weil C. F. Meyer sich vielleicht scheute , ein so persönliches bckcnntnis länger der Öffentlichkeit preiszugeben. In der ersten fassung (rofnanzen und bildet^ 1870, p. 32) sind es 5 Strophen von je 8 zeilen : Ein gesang voll liebe und voll heimweh, der angestimmt wird an dem grabe »einer totcn<', deren frühvollendetes geschick schmerzlich die herzen aller, die ihr nahe standen, bewegt hatte:';

1) Lass' gedenken heut' im liede Deiner uns mit leisem laut. Die umfängt der ew'ge friede, Deren grab die naclit betaut.

S c h w e ]■ ni u t s V o 1 1 e braune äugen,

Öffnet euch ein letztes mal,

Lasst aus euein tiefen saugen

Micli noch einen süssen stiahl ! Wie Schiller in seinen Leichenphofitasien und Elegien nach einer allgeineinen einleitung auf den gegenständ der klage kommt, wie er der tage der kraft gedenkt und das tote mit sehnsüchtigen Worten wieder lebendig rnachcn möchte: so schildert nun auch der Schweizer dichter die verstorbene selber:

2) Schreiten seh ich dich und weilen Wieder wie beim ersten gruss.

Sehe, wo sich wege teilen,

Zweifeln deinen scheuen fuss ;

\Vie ein reh, dem wald entronn.?n.

Das ein grünes thal entdeckt.

Nahst du schüchtern dich dem hronnen.

Fliehst, vom eignen bild erschreckt.

3) Wie ein klang gedämpfter saiteii Schlichen sich in jedes herz

Deine stillen liehlichkeiten. Deiner züge leiser schmerz. Frohgefühl uiuwand mit frischen Rosen dir die stirne nie, Dunkel war von t u m er i s c h en Feuchten w a 1 d e s s c h a 1 1 e n sie.

*) Vgl. Adolf Fiey . Conr. F. Meyer, Sein leben nnd seine werke, IQOO, p. 138.

H. Kraeger, Shakespeare-verse in Cour. Feld. ^leyer's gefliehten 157

Erst in den beiden letzten Strophen reisst sich der dichter von den erinnerungen los, um abschied von dem grabe zu nehmen :

4) Warum war dir nicht gegeben, Was die schlichte treu vermag, Mutig unter uns zu leben Diesen flücht'gen erdetag? Zeigte jung ein arger Spiegel Dir den wurm in jeder frucht ? Schwebte frühen todes flügel Über dir mit eifersucht ?

5) Bangend vor dem glück der eide Bangtest du nicht vor dem grab, Und mit freundlicher gebärde Stiegst die stufe du hinab. Lass mich auf die giuft dir stellen Dieses liedes w eih gesehen k !

Sei du an den ew'gen quellen Unser liebend eingedenk ! Diesem schhiss ward die Überschrift für die zweite fassung (gedichte i, 161, 1882), nämlich »weihgeschenk«, entnommen, die nun zugleich von den worten Claudio's aus Viel lärm um nichts begleitet wurde :

„Heil dir, knnigin der nacht. Die dein miigdlein umgebracht." Es sind die verse aus der totenhymne zu ehren der jung- fräulichen Hrrtnione, die Claudio durch seinen falschen verdacht getötet zu haben glaubt:

Pardon, g o d d e s s o f t h e night, T h o s e t h a t s 1 e w t h y v i r g i n k n i g h t Für the which, with songs of woe Round about her tomb they go. Midnight, assist our moan ; Help US to sigh and groan,

Heavily, heavily; Graves, yawn, and yield your dead, Till death be uttered Heavily. heavily. Schlegel-Tieck hatten undeutlich übersetzt: „Gnad uns, königin der nacht, D i e dein inägdlein umgebracht, Trauernd und mit angstgestöhn Um ihr grab wir reuig gehn ..." wobei die beziehung des »die« unklar bleibt, das sowohl richtig zu »uns« wie falsch zu der »königin der nacht«, der keuschen Diana, passt. Und auf dieser letzten, falschen Verbindung" baut Conr. Ferd. Meyer weiter, der seinen Sprecher nicht wie Claudio um erbarmen bitten, sondern demütig in das Schicksal sich ergeben lässt, das die göttin- über das mädchen verhängt hat.

Um aber in dieser zweiten fassung einen chormässigen charakter dem gedichte zu geben, das er sich in feierlichem zuge von Jüng- lingen und Jungfrauen, etwa wie das requiem über der leiche von Goethe's Mignon , gesungen dachte, schloss C. F. Meyer jenes zitat als kehrreim jeder Strophe des umgeschaffenen liedes an ; der eindruck eines begräbnisses, das er einst in Rom gesehen, mochte nachwirken :

158

Miscelleii

1) Heute (leiner zu gedenken, Deren grab die nacht betaut. Nalien wir mit weihgeschenken Und gedämpftem klagelaut ! Warum war dir's nicht gegeben. Mutig deinen tag zu leben ? Heil dir, königin der nacht. Die dein mägdlein umgebracht !

2) Braune, s c hw e r m u t v o 1 1 e äugen. Öffnet euch ein letztes mal !

Lasst aus euren tiefen saugen Mich noch einen süssen strahl! O wie hatt' ich euch so gerne, Tiaute, träumerische sterne ! Heil dir, etc.

3) Wie das s c 1 1 e ]■ n zarter saiten Schlichen sich in jedes herz

Deine stillen lieblichkeiten. Deiner züge leiser schmerz ! Feuchte waldes schatten lagen Über dir in lenzestagen Heil dir, etc.

4) Wie ein reh dem wald entronnen, Das ein üppig thal entdeckt. Nahtest schüchtern du dem bronnen. Flohst,^) vom eignen bild erschreckt ! Angstlich, wo sich wege teilen. Seh' ich zweifeln dich und weilen. Heil dii , etc.

5) Zeigte jung ein arger spiegel Dir den wurm in jeder frucht? Schwebte nahen todes flügel Über dir mit eifersucht?

Nie hat dich ein arm umschlossen. Liebe hast du nie genossen, Heil dir. etc.

6) Willig stiegest du die stufen Nieder in dein frühes grab. Wandtest dich, von uns gerufen. Lächelnd um und stiegst hinab! Mit gelassener gebärde

Schiedest du vom grün der erde. Heil dir, etc.

Der inhalt hat sich verschoben ; und verse, die vorher die ihnen günstigste stelhing noch nicht inne hatten, sind wie bausteine hin und her gerückt ; vor allem mussten die Strophen um jene zwei dem kehrreim einzuräumenden zcilcn gekürzt und früher breit und unklar gehaltene partien verdichtet werden.

Ein teil der älteren 4. strophc geht in die neue erste über. Den »äugen«, die früher gleich in der ersten miterwähnt wurden, ist jetzt die ganze zweite gewidmet ; die alte zweite Strophe wurde zur neuen vierten, die dritte blieb, allerdings mit zarten abweichungen, bestehen. Statt des »klanges« der saiten jetzt ein feineres geräusch, nur ein »schüttern«; »das frohgefühl« und die »rosen« verschwinden, und nur die »feuchten waldcsschatten« bleiben übrig.

*) Gedichte 2, 170: Bebst, vom eignen bild erschreckt'

H. Krneger, Shnkespt-nie-vei'se in Coni'.Ferd. Meyei's gedicliteii i cq

Die 5. Strophe erhält dagegen einen neuen stärkeren ton : »Liebe hast du nie genossen«, und die 6. wird durch die beugung des mädchenhauptes »Wandtest dich« viel rührender gestaltet. Der an Shakespeare gelehnte refrain fiel aber in der dritten fassung (gedichte 2, 169) wieder fort; die zwei letzten Zeilen jeder Strophe wurden dafür nun als chor abgetrennt, der, wie auf der antiken bühne, den vorsprecher mit wechselnden und beziehungs- reichen Worten zu begleiten hat; nur hinter dem dritten solo klingt noch eine erinnerung an Shakespeare durch.

Während die Zeilen 1 6 der Strophen im übrigen sich also gleich blieben, trat jetzt am schluss jeder Strophe, in der 7. und 8. zeile, ein neues reimpaar ein. Das lied wurde dadurch wesent- lich bereichert :

Heute deiner zu gedenken, Deren grab die nacht betaut, Nahen wir mit weihgeschenken Und ged.ämpftein klagelaut ! Warum war dir's nicht gegeben, Mutig deinen tag zu leben ? Chor: Str. 1. Warum schwand'st du vor dem ziel

Allerlieblichstes gespiel? Str. 2. Sanften Schlummer, gute ruh!

'lim" die äugen wieder' zu., str. 3. Schwermut, konigin der nacht.

Hat ihr mägdlein umgebracht! Str. 4. Ohne glauben an das glück

Flohst in's dunkel du zurück, str. 5. In der Selg'en keuschen hain

Tiatest unvermählt du ein. Str. 6. Liessest du das süsse licht.

Doch vergessen bist du nicht. Die Worte des Claudio, die das lied auf seiner zweiten Station beherrschten , sind gleichsam durchgeglittcn und nur noch in einer seiner maschen hängen geblieben.

Der erste entwurf , um zusammenzufassen , wusste gar nichts von der Shakespeare'schen totenhymne , an die sich dagegen der zweite lehnte , indem er eintönig die englischen verse am schluss jeder Strophe wiederholte ; zuletzt aber, in einer dritten fassung, legt das gedieht die fremde stütze fast ganz wieder ab, und das zitat, das vorher etwas eigenmächtig, wenn nicht geradezu umgekehrt verwandt war, wird jetzt am ende der 3. Strophe vollends verändert. Die »Königin Diana« , die bei Shakespeare dem Claudio , der sich für Hermionen's mörder hielt, vergeben sollte, war bei dem Schweizer anfangs unklar dafür gepriesen worden , dass sie das mädchen , die frühverblichene heldin des gedichtes, zu sich genommen hatte; nun tritt an die stelle dieser göttin als »Königin der nacht« eine andere, dunkle, wunderbare gestalt , die »Schwermut« ein, die das ernste kind, das ihr längst gehörte, mit grösserem recht für sich einfordern kann.

Berlin, Januar 1900. Heinrich Kraeger.

l(5o Miscellen

NACHTRAG ZU Engl. stud. XXVII 163 ff.

Zu den schülern Kölbing's, die. sich später der akademischen laufbahn zugewendet haben, gehören ausser den aufs. 170 genannten, wie mir inzwischen bekannt geworden ist, auch noch die germanisten prof. H. Möller in Kopenhagen und prof. P. Pietsch in Greifs- wald (z. z. in Berlin; und auf dem gebiete der englischen philologie der nachfolger des verstorbenen auf dem ßrcslaucr lehrstuhle, prof. G. Sarrazin.

Zu der entwicklung der Englischen Studien möchte ich namentlich mit bezug auf eine äusserung Kölbing's in seinem briefe an Schipper, s. 177 noch nachtragen, dass herr Oberlehrer dr, H. Klinghardt zu Reichenbach in Schlesien, jetzt prof. am kgl. gym- nasium zu Rendsburg , die redaktion des pädagogischen teiles von band X und XI der Englischen Studien selbständig geleitet hat. In- folge von Überhäufung mit andern wissenschaftlichen arbeiten musste er zwar mit band XI die mitredaktion niederlegen, hat aber Kölbing, mit dem ihn eine sich immer enger schliessende freundschaft ver- band, auch weiterhin in der leitung des pädagogischen teiles durch seinen sachverständigen rat und seine beihilfe wesentlich unterstützt.

Königsberg i. Pr., Juni 1900. Max Kaluza.

NACHTRAG UND BERICHTIGUNG ZUR BIBLIOGRAPHIE VON KÖLBING'S SCHRIFTEN (Engl. stud. 27, 194 ff.).

Herr prof. Koschwitz war so fieundlich, lienn prof. Kaluza auf folgende Schrift Kölbing's aufmerksam zu machen, die mir entgangen war: Geiplur and Geipa-Tattur in Koschwitz, Sechs bearbeitungen des altfianzfisischeii ge- dichtes von Karls des Grossen reise nach Jerusalem und Constantinopel. Heil- bronn, gebr. Henninger, 1879, s- 134 1*^4.

Im Veizeichnis" 'ist unter dein jahie iSQ'j z. 3 Jonson st. Johnson zu lesen. H. J a n t z en.

BISHERIGE ERGEBNISSE UND WEITERE AUF- GABEN DER GOWER-FORSCHUNG.

Der folgende aufsatz enthält in veränderter gestalt einen Vortrag, den ich über den »Gegenwärtigen stand der Gower- forschung und eine kritische neuausgabe der Confessio A^nafitis« in der neuphilologischen Sektion des Bremer philologentages im September 1899 gehalten habe. Obwohl der bericht der Verhandlungen darüber bereits kurz orientiert , schien es mir aus mehrfachen gründen zweckmässig , meine ausführungen in geeigneter form zu veröftentlichen. Ich möchte wenigstens einen davon hervorheben : sollen die vielen an die Gower- forschung sich knüpfenden probleme einer erfolgreicheren lösung als bisher entgegengeführt werden, und soll eine neu- ausgabe der Confessio Amantis den heutigen anforderungen der Wissenschaft gerecht werden, so muss die ganze arbeit in einer, ich möchte sagen, monumentalen art angefasst und durchge- führt werden. Wie das gemeint ist, wird man aus meinen darlegungen entnehmen können. Weil ich nun mit den ersten endgültigen ergebnissen meiner Gower-studien erst nach ver- lauf mehrerer jähre hervortreten kann, scheint es mir nicht unangebracht, schon jetzt einige mitteilungen zu machen, zu- mal da auch auf diese weise eventuell ein meinungsaustausch mit solchen , die über die einzuschlagenden wege andrer meinung sein sollten , zum nutzen der sache herbeigeführt werden könnte.

Gegenüber dem eifer, mit dem sich die wissenschaftliche forschung seit dem aufblühen der anglistik der sprachlichen und litterarhistorischen Würdigung Chaucer's gewidmet hat, ist sein Zeitgenosse und freund John Gower bisher nur recht

J. H o o p s , Englische Studien. 28. 2. 11

l62 ^I- ^'^Pies

stiefmütterlich bedacht worden. Die gründe hegen teils in der alle Zeitgenossen weit überragenden bedeutung Chaiicer's für spräche und litteratur Altenglands , dem sich darum die Wissenschaft als einem lieblingskinde mit besonderer Vorliebe zuwandte, teils aber auch in den grossen Schwierigkeiten, die mit der kritischen herausgäbe einer so umfangreichen und in so zahlreichen handschriften erhaltenen dichtung, wozu bei der Confessio Aviantis noch die thatsache mehrerer Versionen und redaktionen kommt , naturgemäss \erbunden sind. John Gower verdient aber diese Zurücksetzung um so weniger, als wir es bei ihm mit einem dichter zu thun haben , der sich trotz seiner meist nüchternen und trocknen darstcUungsweise jahrhundertelang einer geradezu auffallenden beliebtheit in England erfreute, und dessen werke, insbesondere sein grosses englisches, sich als eine reiche fundgrube für den Sprachforscher sowohl wie für den litterarhistoriker erweisen werden, sobald ihnen die wege durch eine streng kritische ausgäbe geebnet sind.

Wie uns die grosse handschriftliche Überlieferung (43 hss.) der Conf. Am. beweist, lasen Gower's Zeitgenossen mit grossem interesse die überallher zusammengetragenen, teilweise pikanten geschichten, die in leicht und glatt dahinfliessenden versen zu einer art rahmenerzählung mehr oder weniger lose zusammen- gefügt waren , und ihre nachkommen bewahrten die Vorliebe für dieses geschichtenbuch ; denn alsbald nach einführung der buchdruckerkunst in England kam der eifrige Caxton dem lesebedürfnis einer viel jüngeren generation nach und besorgte den am 2. September I4<S3 beendeten ersten druck der Conf. Am. Etwa ein halbes Jahrhundert später, 1532, folgte ihm der drucker Thomas Berthelette mit einer abermaligen, in der Orthographie den veränderten Verhältnissen angepassten, aus- gäbe nach. Der buchhändlerische erfolg muss recht ermutigend gewesen sein, denn 1554 lässt derselbe drucker eine zweite, wiederum modernisierte , ausgäbe erscheinen. Dass ein ver- einzelt') erwähnter dritter druck Berthelette's vom jähre 1544

*) Edward Blore, The nioiuiiiieiital remains of noble and eminent peison.s comprising tlie sepulcial antiquities of Great Britain etc.. London 1826; C halmers' English Poets. Vol. II intr. London 18 10; Robert Watt, Bibliotheca Britannien, Edinburgli 1824.

Bisherige ei'gehnisse u. weitere aufgaben der Ciowei-foisciiuiig i6'l

bestanden haben sollte , ist wegen der gewährsmänner sehr unwahrscheinlich , es liegt wohl eine Verwechslung mit dem druck von 1554 vor. Von 1554 bis zum anfang des 19. Jahr- hunderts ist keine weitere gesamtausgabe erschienen. Dagegen hat Elias AshmoleM 1652 ein kleines bruchstück , die ge- schichte vom philosophers stone« aus dem 4. buch (vers 13283 458), zusammen mit auszügen aus anderen englischen dichtem, darunter bekanntlich auch Chaucer , aufs neue ver- öffentlicht.

Hand in band mit diesen ausgaben , deren herausgeber schon aus finanziellen gründen den Verfasser im vorwort^) möglichst herauszustreichen suchen, geht eine lange reihe von rühmenden anspielungen englischer dichter und schriftsteiler, von gelegentlichen erwähnungen Gower's bei alten biographen und in privaten mitteilungen, sowie bemerkungen in hss., die darauf schliessen lassen, dass man bis ins 17. jh. hinein dem dichter in England ein warmes z. t. begeistertes interesse ent- gegenbrachte.

Die bekannten widmungsverse Chaucer's an Gower (und Strode) in Troilus and Criseyde V, 1856 ff. nehmen nur auf das persönliche Verhältnis der beiden dichter bezug : »O moral Gower, this book I dirccte To thec, and to thc philosophical Strode, To vouchen sauf, ther nede is, to corecte, Of your benignitees and zelcs gode.« (Skeat). Aber schon kurz nach dem tode beider dichter (1410) lässt sich ein nicht ungeschickter Übersetzer von Boethius' De consolatione philosophiae mit einem lobspruche vernehmen, >'Capellanus Johannes Tebaud alias Watyrbeche , wie

'; Theatruni Chemicum Britannicum containing severall poeticall pieces ot oiir iamous English piiilosophers, wiio have written the hennetique raysteries in their owne ancient language. The first part. London 1652.

-) So heisst es bei Berthelette (1554) unter anderem : "And though I .»iliulde saie, it was not muche greatter peyne to that excellent clerke tiie morall Johan Gower, to compile the same noble warke, than it was to me to pvint it, no man will beleue it . . . . of the same efFecte and stiength. Tlie whiche if any man w'ante , let hym resorte to this worthy olde writer John Gower , that «hal as a lanterne giue him lighte to write cunningly. and to garnishe his sentences in our vulgare tonge" (cf. Skelton's benierkung).

U *

164 ^- ^''P^'^-^

er in der von Todd XXXI f.') herangezogenen handschrift -) heisst, während Warton (Hist. of Engl. Poetry 1871, III 39) John Walton, domherr von Oseney als Verfasser ansieht: »I have herd spek and sumwhat haue y-seyne, Of diuerse man, that wounder subtyHye, In mctir sum, and sum in prose pleyne, This bock translated haue suffishantlye In-to Englissh tonge, word for word, wel nye; Bot I most vse the wittes that f haue ; Thogh I may noght do so, yit noght-for-thye, With helpe of god, the sentence schall I saue.

To Chaucer, that is floure of rethoryk In Englisshe tong, and excellcnt poete, This wot I wel, no-thing may I do lyk, Thügh so that I of makynge entyrinete : And Gower, that so craftily doth trete, As in his book, of moralitec, Thogh I to theym in makyng am vnmete, Yit most I schewe it forth, that is in rne.«

Weiter kommen hier einige äusserungen Skelton's in be-

tracht, der im Boke of Phyllyp Sj^arowe sagt :

ed. Dyce v. 784 »Gowers Englysh is olde, And of no value told ; His mater is worth gold, And worthy to be enrold.«

und weiter bemerkt Gar lande of Laurcll vers 38/ A saw Gower,

that first garnisshed our Englysshe rüde < (vgl. Berthelette's

1) Illustiations of tlie lives and wiitings of Gower and Chaucer. London 1810.

^) Diese hs. befindet sicli jetzt in der Sammlung von Sir Thomas Phillips nr. 1099. Ich zitiere nach Skeat, Chaucer vol. 11, XVI f., der den text nach MS. Brit. Mus. Reg. 18 A XllI giebt , aber, nebenbei bemerkt, die richtigkeit der Verfasserangabe ohne gründe vorzubringen bezweifelt. Aus derselben hs. druckt Wülcker (Altengl. lesebuch 11, 56) ]6o verse ab (s. u.). Vgl. auch ten Brink, Litt. II, 228. Skeat fflhit mehrere hss. an, denen wohl auch noch MS. Society of Antiquaries 134 zuzurechnen ist, das ausser I^ydgate, Gower und Occleve "a poelic Version of Boethius's consolation of philosophy" enlhäll, cf. Meyer, diss. Bonn 1889, p- h'i-.

Bisherige ergebnisse u. weitere aufgaben der Gower-forschung 165

bemerkiing oben s. 4 anm. 3) und sich schliesslich an Gower, Chaucer und Lydgate zusammen wendet mit den worten : vers 407 Maister Gower, I haue nothyng deserued To haue so laudabyle a commendacion: To yow thre this honor shalbe reserued. Um dieselbe zeit singt William Dunbar sein begeistertes lob zusammen mit dem Chaucer' s und Lydgate' s in The goldyfi Targe (ausg. Schipper, Wien 1892): vers 253 »O morale Goweir, and Lidgait laureat, Your suggarat tounges, and lippes aureat, Bene tili our eiris cause of grit delyte: Your angehe rno\vth[is] most inehifluat, Our rüde langage hes cleir illumynat, And fair ourgilt our Speiche, that impcrfyte Stude, or jour goldin pennis schup to wryt; This yle befoir wes bair, and dissolat Of rethorik, or lusty fresche indyte.« Ebenso beklagt er seinen tod in Lament for the Makaris Strophe XIII :

»He hes done petuouslic dcvour, The noble Chaucer, of makaris flour, The Munk of Berry, and Gower, all thre; Timor Mortis conturbat me.« Kein wunder dass auch Dunbar's landsleute Douglas und Lyndsay dem dreigestirn ihre huldigung darbrachten. Gavin Douglas lässt sich im Palice of Honour folgendermassen vernehmen :

xSa greit ane preis of pepill drew vs neir, The hundreth part thair names ar not heir, 2it saw I thair of Brutus Albyon, Gefifray Chauceir, as a per se sans peir In his vulgare, and morall Johne Goweir. Lydgaite the monk raid musing him allone, Of this natioun I knew also anone, Greit Kennedie, and Dunbar jit vndeid, And Quintine with ane huttok on his heid.« Bei David Lyndsay (ed. David Laing) (ausg. J. Small I 36, 6 ff.) heisst es in The Testament and complaytit of the Papyngo prolog v. 10 ff. :

i66 H- Spies

Of Poeitis now, in tyll our vulgare toung :

For quhy? the bell of rethorick bene roung

Be Chawceir, Goweir, and Lidgate laureate :

Quho dar presume thir Poeitis tyll impung,

Quhose sweit sentence throuch Albione bene sung?

Or quho can now the workis countrafait

Of Kennedie, with termes aureait?

Or of Dunbar, quhilk language had at large,

As may be sene in tyll his Goldin Targe?

Man beachte die ähnlichkeit der verschiedenen zitate, besonders

die anlehnung Lyndsay's an Douglas.

Vgl. ferner Stephen Hawes im Pastime of Pkasure ed. Wright,

Percy See. 1846 p. 53:

»O pensyfe herte . . .

Remembre the of the trace and daunce

Of poetes olde wyth all the purveyaunce.

As morall Gower, whose sentencyous dewe Adowne reflayreth with fayre golden bemes, And after Chaucers all abrode doth shewe, Our vyces to clense ; his dcpared stremes Kyndlynge our hartes wyth the fyry lemes Of moral vertue, as is probable In all hys bokes so swete and profytablq.«

Bullein im Dialogue agaitist /euer pestilence 1578 (l. ed. 1564) nennt Gower zu.'^ammen mit Homer, Hesiod, Ennius, Lucan auf der einen scite , mit Skelton , Chaucer , Lydgate auf der andern und bemerkt dazu: »And nere theim satte old INIorall Goore with plesaunt penne in hande , commcndyng honest loue without luste, and pleasure without pride;-' (ausg. EETS. p. 16).

Daneben ertönt das wort des besonnenen kritikers , der sich veranlasst sieht, der Stimmung einhält zu gebieten. George Puttenham schreibt in seiner ^r/^ of English Poesie 1589 (ed. ^rberj :

p. 73 :> . . . where by the stu.dy of all good learning was so nuich decayd , as long tiuic after no man or very few entended to write in any laudable science : . . . And those of the first age were Chaucer and Gower both of them as

Bisherige ergebnisse u. weitere aufgalien der Govver-foi schung 167

I suppose Knightes. After whom foUowed John L^dgate the monke of Biiry ...

p. 75 But of them all particularly this is myne opinion, that Chaucer, with Gower, Lidgat and Harting for their anti- quitie ought to have the first place, and Chaucer as the most renowned of them all, for the mach learning appeareth to be in him aboiie any of the rest.

p. 76 »Gower sauing for hi.s good and grave nioralities, had nothing in him highly to be commended , for his verse was homely and withoiit good measure , hi.s wordes strained much deale out of the French writers, his ryme wrested, and in his inuentions small subtillitie: the applications of his mora- lities are the best in him , and yet those many times very grossely bestowed , neither doth the substance of his workes sufficicntly aunswere the subtilitie of his titles < (cf. Peacham's urteil weiter unten).

Wesentlich günstiger urteilt ein anderer kunstkritiker, Sir Philip Sidney, An apologie for poetry ed. Arber, wenn er s. 21 sagt: >So in the Italian language, the first that made it [sc. poetry] aspire to be a Treasure-house of Science , were the Poets Dante, Boccace and Petrarch. So in our English were Gower and Chaucer. After whom, encouraged and delighted with theyr excellent fore-going, others have followed, to beautifie our mother tongue, as wel in the same kinde as in other Arts. <

Diesem urteile Sidney 's können wir das von William Webbe zur seite stellen, der sich schon 1586 im Discourse of English poetrie u. a. folgendermassen über unseren dichter ge- äussert hatte: >The first of our English Poets that I haue heard of, was John Gower . . questionlesse a singuler well learned man : whose works I could wysh they were all whole and perfect among vs , for no doubt , they contained very much deepe knowledge and delight. Vgl. dazu über Chaucer ib. 'Chawccr, who for that excellent fame which hee obtayned in his Poetry, was alwayes accounted the God of English Poets (such a tytle for honours sake hak beene giuen him) was . .'■<■ Man vergleiche hierzu auch die äusserungen von Thomas Nash in der vorrede zu Greene's, Alenaphon {To the Gentlemen Students of both Vniuersities) ed. Arber s. 15, ed. Grosart IV 24.

i68 H. Spies

Die erwähnung Robert Green e's führt mich auf eine eigenartige form der darstelkmg , die John Gower in einer der letzten prosaschriften jenes dichters , deren echthcit wohl keinem zweifei mehr unterliegt, erfahren hat. Chaucer und Gower erscheinen dem sterbenden Greene in einer vision »Greene's Z'ision: Written at the instant of his death. Conteynmg a penitent passion for the folly of his Pen (vgl. ausg. Grosart's vol. XII, p. 191 f. und früher Will. Herbert, Typ. Antiq. Lond. 1790 vol. III s. 1355 f.)'), wo es p. 210 von der äusseren gestalt Gower's heisst :

»Large he was, his height was long ;

Liroad of brest, his lims were strong ;

Bat couller pale, and wan his locke,

Such haue they that plyen their booke :

His head was gray and quaintly shorne,

Neately was his beard wornc.

His visage graue, steine and grim,

Cato was most like to him.

His Bonnet was a Hat of blew,

His sleeues straight, of that same hew ;

A surcoate of a tawnie die,

Hung in plcights ouer his thigh :

A breech close unto his dock,

Handsomd with a long stock ;

Pricked before were his shoone,

He worc such as others doone ;

A bag of red was by his sidc.

And by that his napkin tide.

Thus John Gower did appeare,

"Quaint attired, as you heere.« Es entspinnt sich eine Unterhaltung zwischen Chaucer, Gower und Greene über des letzteren Verdienste , wobei der ernste Gower dem heiteren , lebensfrohen Chaucer in der debatte gegenübertritt.

Und der Verfasser des Perikles führt Gower sogar anstelle des chors ein und eröffnet das drama mit den worten :

1) Ich gebe den text nach der vollständigen ausgäbe Grosart's, obwohl Herbert, der aus Harl. Pamphlets 522 abdruckt, anscheinend einige bessere les- aiten bietet.

Bisherige eigehnisse u. weitere aufgnlien der Gower- Forschung 169

»To sing a song that old was sang, From ashes ancient Gower is come; Assuming man's infirmities, To glad your ear, and pleasc your eyes.« Interessant sind fernerhin die bemerkungen von Henry Peacham im Cotnpkat Ge?itleman zuerst 1622 zuletzt 1661, ob- wohl nicht zu verkennen ist , dass sein urteil in wesentlichen punkten von dem Sir Philip Sidney's (vgl. oben) abhängt, was ja schon die wörtliche herübernahme einzelner phrasen wie > good and grave moralitie- andeutet.

»Gower being very gracious with King Henrie the fourth in his time. carried the name of the only poet; but his verses to say truth were poor and plaine, yet füll of good and grave moralitie , but while he affected altogether the French phrase and words , made himself too obscure to his reader, beside his invention cometh far short of the promise of his titles. He published only that I know of three books, which at St. Mary Overies in Southwark, upon his monument lately repaired by some good benefactor, lie under his head ; which are, Vox clamantis, Speculum Meditantis . and Confcssio Amantis. He was a Knight , as also was C^haucer.« (Vgl. Biogr. Brit. IV 2251).

Etwas später, 1655. finden wir gelegentlich einer erwäh- nung des Wat Tyler aufstandes und der Vox Clcwtaniis in Thomas Füller' s Church- History of Britain (Lond. 1655, book IV 139) den dichter sogar mit dem pompösen beinamen Prince of poets in his timc^ bezeichnet. (Über die Gower- biographie desselben Füller und anderer siehe weiter unten). Sonst wird man bemerken, dass, wenn Chaucer und Gower zusammen genannt werden , ersterer doch meistens als der hervorragendere anerkannt wird. (Es gilt dies auch für die weiter unten erwähnten älteren litterarhistoriker , für andere stillschweigend deshalb, weil sie wohl Chaucer's muse preisen, Gower dagegen ignorieren). Man vergl. dazu noch das urteil Michael Drayton's, Works London 176S p. 393 Elegies. To my dearly loved Friend Henry Reynolds , Esq ; of Poets and Poesy :

»That noble Chaucer, in those form er times, The first inrich'd our English with his rhimes, And was the first of ours that ever brake

lyo H. Spies

Iiito thc muscs treasurc, and first spake In weighty numbers, delving in the niine; Of perfect knovvledge, which he could refinc, And coin for current, and as much as then The English langiuige could express to men, He made it do; and by his wound'rous skill, Gave US much light from his abundant quill. And honest Gower, who in rcspect of him, Had only sipM at Aganippa's brim, And though in years this last was him before, Yet feil he far short of the other's störe.« Schliesslich mag hier noch eine episode aus dein leben Karls I. erwähnung finden, die Mrs. Kath. Thomson in ihren Recol- lections of literary char acters and celebrated places Lond. 1854 I, 299 301 verzeichnet. Der IMarquess of Worcester liest koenig Karl I. aus der Conf. Am. und zwar aus dem die Secreta Secretorum wiedergebenden abschnitte vor, indem er dazu be- merkt, wenn der koenig dieses »book of books« lesen würde, würde es ihn zum »ki/ig of /cings'< machen. \)

Vielleicht wird sich die zahl von anspielungen auf John Gower in der englischen litteratur noch \crmchren lassen.'-)

Von privaten erwähnungen sind mir zwei interessante notizen aufgefallen :

Am 15. November i62<S schreibt der gelehrte theologe Joseph Mead (oder Mede 1586— 1638) an Sir Martin Stuteville : I send you Gower Poemes, an old book, not easie to be gotten, and of no great price, viz. 4 s. 6 d. It is fittest for a Gentle- man's study« (cf. EUis , O. L. i-^t Series , III, 278 aus dem Catalogue der Huth Libr. zu Glasgow Hg. Lond. 1880). ^lit dem »book« ist sicher einer der alten drucke gemeint, die angäbe des preises ist besonders interessant, wenn wir erwägen, dass für eine von Berthelette's ausgaben schon 14 £, für die Caxton's gar 336 £ gezahlt worden sind (vgl. s. 199). Etwa aus derselben zeit haben wir ein anderes Zeugnis in einer dem St. Catherine's College zu Cambridge 1740 von William Bohun aus Norwich geschenkten handschrift der Conf. Am. Gelegent- liche bemerkungen, die zugleich auch einen lehrreichen einblick

'j Herr clr. Hjöikmaii war so freundlich , dieses sowie einiges andere für micl) in London zu kopieren hezw. nacli/.usehen. -) S. den nachtrag auf s. 207 f-

Bisherige ergebnisse u. weitere aufgaben der Gower-foiscluing i -^ r

in das Schicksal von handschriften thun lassen , zeigen , wie diese hs. als ein altes familienerbstück in ehren gehalten wurde. So heisst es z. b. in einem eintrage von Edmund Bohun 1666 »Let no man violate or deface this booke, for it is of greate Antiquity and so of greate vallewe und mit besonderem hin- weise darauf übergiebt der enkel 75 jähre später die hs. seinem College in dankbarer erinnerung an die auf der Universität ver- lebten glücklichen tage.

Fassen wir das im vorangegangenen gesagte zusammen, so sehen wir da allerdings vielfach eine Verherrlichung Gower's zu tage treten, die seine bedeutung als dichter weit überschätzt und von der kritik nicht geteilt werden kann, auch wxnn wir manches dem geschmacke der zeit zu gute halten. Jedenfalls aber bietet sich uns in ihnen ein interessantes bild der beliebt- heit, dessen sich John Gower, wohlverstanden als dichter der Conf. Avi.^ noch lange nach seinem tode zu erfreuen hatte.

Hierzu kommt als weiterer beleg das Vorhandensein einer kastilianischen Übersetzung, ,auf die hcrr prof. Max Foerster die freundlichkeit hatte, mich aufmerksam zu machen. Nach Groeber's Grundriss (bd. II, 2 s. 223 u. 242) ist die Conf. Am.. auf anregung Johann I. (1365 1433) von dem Lissaboner kanonikus Robert Payn, einem geborenen Engländer im I 5. jh. ins Portugiesische übersetzt und darnach ins Kastilianische umgeschrieben worden. Eine bisher noch nicht herausgegebene hs. (g ij 19) liegt im Escurial. Ob die ursprüngliche portug. Übersetzung noch handschriftlich existiert, ist mir bisher nicht bekannt geworden. Es knüpft sich übrigens an diese Über- setzung die frage , wo sie angefertigt wairde und , wenn nicht in England, ob das von Robert Payn benutzte exemplar des englischen Originals etwa noch irgendwo auf der pyrenäischen halbinsel vorhanden ist.

Angesichts aller der oben angeführten thatsachen wird man sich wohl etwas verwundert fragen , wie es kam , dass John Gower solcher Wertschätzung teilhaftig wurde. Ich glaube, ein wesentlicher grund liegt im Charakter der Conf. Am. als rahmenerzählung mit ihrer grossen fülle des zusammengetragenen erzählungsstoffes. Man griff bald diese , bald jene der vielen kleinen in gefällige form gekleideten geschichten heraus und kümmerte sich im gründe w'ohl herzlich wenig um die stets mit rührend einförmiger re^elmässi^keit wiederkehrende mora-

17 2 H. Spies

lische nutzanwendung , wenngleich sicli auch die bezeichnung des dichters als moral Gower' von Chaucer ab traditionell weiterschleppte.

Trotzdem nun das Interesse der mit- imd nachweit an John Gower ein ausserordentlich grosses, seine Cotif. Ajh. weit verbreitet und viel gelesen war. sind wir über den lebenslauf des dichters noch sehr wenig unterrichtet. Die erste bedeutende zusammenfassende v/issenschaftliche darstellung ist in der ein- leitung zu Reinhold Pauli 's ausgäbe der Conf. Am. (London T857) enthalten. Sie verwertete alles bekannte wichtige material, besonders die bahnbrechenden Forschungen \-on Sir Harris Ni che las {Life of Chaucer in der ausgäbe von Morris und Retrospective Review, Second Series II London 1827 8) und brachte vieles neue hinzu , sodass sie für alle späteren darstellungen die grundlage abgeben musste, unter denen die von Warton (vol. III, 1871), Morley (English writers vol. IV p. 150 239) und ten Brink (Litt, gesch.i, sowie die artikel bei Allibone und im Dict. of Nat. Biogr., ferner E. B. Browning's fein- sinniges urteil (Poet, works, Lond. 1890, Y 211 4) besonders hervorgehoben werden mögen.

Die ältesten allerdings recht dürftigen biographischen notizen verdanken wir Caxton, ausführlicheres bietet erst Lei and, Conmicntaj-ii de Script, briiannicis (ausg. Oxonii 1 809 I s. 414 416) und Itiucrary (ausg. Oxf. 1744, VI, 131, auf dem die späteren zum grossen teile fussen , vor allem Joh. Bale, ■Scriptorum illiistriimi maioris Bryta?iiiie . . catalogus, Basileae 1557, s. 524 und Joh. Pits, De ilhistr. Angliae scriptorilms Paris 1619,

"• 731 s- 575^7-

Unter den folgenden sei es mir gestattet , eine auswahl zu treffen, um zu zeigen, wo man dem dichter einen, oft aller- dings nur bescheidenen platz einräumte. Die hier gegebene liste soll sich später zu einem eigenen abschnitte auswachsen, der möglichst alle stellen, an denen John Gower's erwähnung gethan wird , verzeichnet und im Zusammenhang damit des dichters einfluss auf spätere autoren behandelt. Natürlich sind die Verfasser der genannten werke mehr oder weniger von einander abhängig eine neue selbständige forsclnmgs- periode beginnt erst mit unserem Jahrhundert.

Francis Thynne, Chaucer. Animaäuersions aXc. 1598. EETS s. 13 16;

Bisherige eigcbnisse u. weitere aufgaben der Gower-foi'sciuing lyj.

John Stow, A Survay of London, Lond. 1599, s. 334 und The Annales of England, Lond. 1600, s. 439 11. 52(S;

Thomas Füller, Jlisiory of the K'orthics of England, (ausg. Lond. 1840) vol. III, 426;

John Aubrey, Brief Lives, chießy of contcjnporaries., sei down by , beiween the ycars lööQ ed. Andrew Black, Oxf. 1898 vol. I, 271 ;

Edward Phillips, Theatnun foetaruni anglicanoriim 1 67 5 (ausg. Canterbury 1800 s. 12 19);

Will. Winstanley, The lives of the tnost fanious Eng äs h poets. Lond. 1687 •'^- ^S 22.

Giles Jacob, An historical account of the lives and writings of our most considerahle English poets etc., Lond. 1720;

John Lewis, Life of IVyllyam Caxtofi, Lond. 1737 (s. 60 those two great Genius's, Chaucer and Gower). The historical and poctical medley: or tniises library, Lond. 1738 s. 19 22;

Thomas Tanner, Bibliotheca Britannico - Hibernica , Lond. 1748 s. 335 7, (für die zeit, recht guter artikel mit angäbe der dem \ erfasser bekannten hss. und drucke sowie einem Verzeichnis von Gower's werken) ; hierauf beruht im wesent- lichen der artikel in der Biographia litcraria or a biogr. hist. of lit. By John Berkenhout, Lond. 1777 I, 314—5;

Colley Cibber, The lives of the poets of Great Br itain and Lreland, to the tivie of Dean Swift, Lond. 1753, I, 20—23. (C. ur- teilt in jeder beziehung völlig absprechend über Gower) ; in völligem gegensatz dazu

Samuel Johnson, dessen lob Gower's in der einleitung zum Engl. Dict. aber auf misverständlicher auslegung einer stelle der Conf. Am. (vers 33203 f.) beruht und damit hinfällig wird ;

Gough, Sepulchral monmnents in Great Br itain, Lond. 1786 giebt vol. II part I p. 24 ^26 eine genaue beschreibung und treffliche bilder von Gower's grabdenkmal.

Erst im 19. jahrh. beginnt eine umfangreiche und exaktere forschung. Zunächst brachte allerdings noch Will. Godwin {Life of Geoffrey Chaucer 4 vols. 2. ed. Lond. 1804) eine mehr an behauptungen und Vermutungen als an positiven thatsachen reiche erörterung der mit der Chaucer - forschung zusammen- hängenden fragen. Ihm folgte Henry J. Todd, der wichtige mitteiluneen über hss. sowie auszüoe aus Gower und ihn betr.

174 ^' ^f^''^^

dokumenten in seinen lllusirations (Lond. i8iOJ veröffentlichte. Dass der dichter jedoch nicht , wie er meinte , mit der noch jetzt lebenden familie des Marquis of Stafford (Earl Gower) in Verbindung zu bringen sei, wurde erwiesen durch Sir Harris Nicolas (cf. s. 172), der neben vielem anderen auch urkund- liche Zeugnisse dafür beibrachte , dass Gower in Kent ange- sessen war, was ja auch in der spräche des dichters seine be- stätigung findet. Zahlreiche andere litterarhistoriker werden hier am besten mit stillschweigen übergangen , da sie keine selbständige forschung bieten.

Obwohl nun Pauli in der einleitung zu seiner ausgäbe 1857 alles bekannte mit dem von ihm neu gefundenen zu einer einheitlichen darstellung verwoben hatte, blieb doch noch vieles im leben des dichters strittig, das meiste dunkel. Zu den hauptstreitpunkten gehört das Verhältnis Gower's zu Chaucer und Icönig Richard IL, eine frage, die sehr eng mit der datie- rung der Versionen der Co7if. Am. zusammenhängt. Am aus- führlichsten hat hierüber Karl Meyer') gehandelt. So ver- dienstlich die arbeit an sich ist, und so sehr auch das zurück- gehen auf die quellen anerkannt werden muss die rcsultate betreffs der datierung der Versionen der Couf. Af/i. sind keine annehmbaren. Seine Untersuchung konnte nicht zum ziele führen, weil seine methode nicht ausreichte, wie ich im folgen- den an einigen beispielen zeigen will. Es,i,st mir dabei vor allem darum zu thun, die bedeutung der von M. herangezogenen englischen stellen und lateinischen anmerkungen ins rechte licht zu rücken, die unwahrscheinlichkeit, um nicht zu sagen, Unmöglichkeit seiner auffassung zu betonen und schliesslich eine endgültige lösung durch aufzeigung der einzuschlagenden wege vorzubereiten.

Um eine nochmalige aufzählung der hier einschlägigen litteratur zu ersparen, verweise ich deswegen auf ]\Ieyer, dem nur leider die beachtenswerten ausführungen von John W. Haies, Athenaeum 1881 nr. 2826. Dec. 24, s. 851—853 ent- gangen sind.

1) John Gower's bezieluingen zu Chaucer und könig Richard IL, diss. Bonn 1889; vgl. Litbl. XII (l8yo) 454—6 (J. Koch), Athenaeum l88y, nr. 3220 July 13. s. 62 f.

Bislierige eigebnisse u. weitei'e aufgaben der Gower-fur.schung ly c

Es handelt sich um die verschiedenen Versionen der Conf. AfN.^ um ihre datierung sowie um die für die Umarbeitung massgebenden gründe. Die erste oder A-version ist bekannt- hch könig Richard II. im prologe vers 24 gewidmet und ent- hält im schluss vers 33248/9 einen weiteren hinweis auf ihn, ebendort findet sich vers 33203 ff. ein.gruss an Chaucer. In der zweiten oder B-version ist im prolog vers 24 für könig Richard England eingesetzt und die widmung an Heinrich von Lancaster in die verse 83 ff. verlegt. Analog dazu sind in den lat. schlussversen am ende der Cotif. Am. noch zwei weitere auf ihn als > comes Derbeiae- bezügliche angefügt. Ausser- dem ist im schluss der gruss an Chaucer gestrichen. (Weitere hier nicht in betracht kommende unterschiede siehe s. 201). Dort habe ich auch meine ausführungen über die Wahrschein- lichkeit einer authentischen dritten oder C-(Stafford-)version eingereiht; da diese aber mit der B-version in den hier wesent- lichen punkten übereinstimmt , kann dieser unterschied hier füglich aus dem spiele bleiben.

Bei der datierung der Versionen der Conf. Am. lautet die hauptfrage , von der ausgegangen werden muss : erschien die B-version, als Richard noch könig war oder nach 1399.^ Erstere ansieht vertraten Pauli (und später Haies, Skeat u. a.), letztere Mätzner, dem sich auch INIeyer anschloss. Die beweisgründe liegen zum teil in Jahresangaben in der Conf. Am. selbst bezw. in hss. der Conf. Am. Von den in der B-version vorhandenen Zeitangaben ist als absolut sicher von G. selbst herrührend, weil bestandteil der eigentlichen dichtung, folgende : vers 22 And für that fewe men endite

In eure englissh, I thenke make

A bok for Engelondes sake

The jer sextenf^e of kyng Richard,

VVhat schal befalle hierafterward

God wot . . . Dieser offenkundigen thatsache sucht nun Meyer dadurch die beweiskraft zu nehmen, dass er s. 39 sagt »dass G., um die zeit der änderung der widmung zu verdecken, die Zeitangaben, welche alle in der ersten |sc. ausgäbe] fehlen, hinzugefügt habe, und zwar das jähr, in welchem er die erste ausgäbe beendet und veröffentlicht habe«. Der hinweis auf änderungen in hss. der Vox clamantis ist hier nicht stichhaltig, da es sich in der

jn^ H. Spies

lat. dichtung um ausserhalb des eii(entlichen textes stehende anmerkungen liandelt, die natürlich auf dem rande der hss. leicht nachgetragen oder im text durch andere ersetzt werden konnten, hier aber um verse der Con/. Am.^ die also mit der ganzen dichtung unzertrennlich verbunden waren ; und zwar von anfang an, denn in keiner von mir eingesehenen hs. sind an dieser stelle spuren einer früheren tilgung zu entdecken. Meyer's behauptung kann deshalb nicht als gerechtfertigt gelten.

Nun zu den Zeitangaben in den anmerkungen :

Mit der eben besprochenen Jahresangabe stimmt die lat. anmerkung vor vers 93 überein (sie fehlt') nur in w und N2): »De statu regnorum, ut dicunt, secundum temporalia videlicet tempore regis Ricardi secundi anno regni sui sexto decimo«.

Und ferner mit bedingter Wichtigkeit, da Clemens VII. von 1378 94 gegenpapst war, die lat. anmerkung vor vers 193: »De statu cleri, ut dicunt, secundum spiritualia videlicet tempore Roberti Gibbonensis qui nomen Clementis sibi sortitus est, tunc antipapae«.

Die von I\I. s. 22 angeführte, auf das jähr 1391 hinweisende anmerkung Hie in anno quarto decimo regis Ricardi orat pro statu regni quod a diu diuisum nimia aduersitate periclitabatur'< gehörte ursprünglich allen hss. der B-version an, sie fehlt nur in w und ist nicht überliefert in H2, Ha, A?, und h?. Ob diese anmerkungen, was allerdings wahrscheinlich ist, vom dichter stammen, macht für die oben behandelte frage keinen unterschied.

Sehen wir uns nun die weiteren von AI. herangezogenen anmerkungen aus der A-version näher an. Ohne belang sind zunächst die, welche den beiden ersten aus der B-version an- geführten anmerkungen in A entsprechen, vor vers 93 De statu regnorum . . . temporalia und vor vers 193 De statu cleri . . . spiritualia; ferner^) folgende vor vers 299 : Gregorius. Terrenis lucris inhiant honore prelaciae gaudent et non ut prosint sed ut praesint episcopatum desiderant . Diese note findet sich übrigens nicht, wie Meyer sagt, nur in den hss. der A-versibn,

1) Die nur bruchstücke enth;\lteniiun liss. siml in diesen und alinliclien fallen stets unbenicksictitigt gelassen , wenn sie die betr. stelle nicht aufweisen.

2) Pauli giebt diese note nicht, weil sein text im wesentlichen auf Berthe- lette, der sie nicht hat, beruht und seine koUation mit den hss. keine genaue war.

Bisherige ergebnisse u. weitere aufgaben der Gower-forschung i y y

sondern ebenso in denen der B-version ; sie ist, nebenbei be- merkt, nicht überliefert in Ci' und Si, om. a2, J, N2 | M2.

Von bedeutung könnte nun aber die Jahresangabe nach vers 330 erscheinen »Anno domini millesimo trecentesimo nonogesimo«. Sie findet sich in allen hss.der A-version ausser Mi, Ci und N?, nicht überliefert ist die stelle in Si. Zunächst wäre zu beweisen, dass diese note vom dichter selbst herrührt. Da keine der erhaltenen hss. der A-version vor das jähr 1390 fällt, so liegt die möglichkeit vor, dass diese note als erklären- der Zusatz eines Schreibers aufzufassen ist. Diese Vermutung wird zunächst einigermassen wahrscheinlich gemacht durch die thatsache, dass in 5 hss., von denen 4 eine besondere klasse innerhalb der ersten gruppe der A-version bilden (R, si, ai, D -|- S2), diese note eine abermalige erklärende erweiterung gefunden hat in den worten >quia tunc erat ecclesia diuisa*. Dieser zusatz stammt sicher nicht von Gower (vgl. dazu die bemerkungen über diese hss. gruppe s. 203), für die note selbst wird die aufstellung eines Stammbaums der hss. entscheidend sein. Derselbe wird dabei auch die ebenso interessante wie auffällige thatsache aufhellen , dass diese sonst nur in der A- version vorhandene note ursprünglich auch in hs. F der B- version gestanden hat , wie die noch deutlich vorhandenen spuren der tilgung an jener stelle zeigen.

Für die frage der datierung darf jedoch allen diesen lat. noten keine entscheidende bedeutung beigemessen werden. Selbst wenn ihre echtheit unzweifelhaft nachgewiesen werden sollte , würden sie mir nur ein beweis dafür sein , dass sich John Gower, der nachgewiesenermassen viel an seinen werken herumkorrigierte, in den betr. jähren (1390, 1391) wieder in seine dichtung versenkt hatte oder vielleicht schon bei der Umarbeitung war.

Als unanfechtbar steht nur das zeugnis im text der Conf. Am. selbst da, das die (vollendung der) B-version in das jähr 1393 setzt, eine thatsache, die durch die anderen erörterungen Meyer's nicht aus der weit geschafft werden kann.

Für die A-version der Conf. Am. setzt Skeat (Academy iS. März 1S93, nr. 1089 s. 246 sowie Chaucer III, XLI ff. und s. 413) die jähre 1382 5 an, was im wesentlichen zutreffen dürfte. Zu einer genaueren präzisierung werden m. e. die klarlegung des hss.- und versionenverhältnisses der Conf. Ajh.^

J. Hoops, Englische Studien. 28. 2. 12

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die eingehende Untersuchung ihrer quellen sowohl wie der des MirroHv de VOtnme sowie Chaucer's Stellung zu diesem werke Gower's viel beitragen.

Ausser der datierung der Versionen der Conf. Am. hat die frage nach den gründen der änderungen viel kopfzerbrechen gemacht. L'ber das Verhältnis der beiden dichter zu einander gedenke ich demnächst in einem besonderen aufsatze zu handeln. Was das Verhältnis Gower's zu seinen königen, besonders zu Richard II. anlangt , so kann von einer Charakterlosigkeit des dichters , auch bei berücksichtigung aller späteren tilgungen des königs aus seinen Schriften , natürlich keine rede sein. Dem widerspricht die ganze persönlichkeit des dichters , wie sie uns in seinen werken entgegentritt. Der mann , der die wilden gräuel entfesselter pöbelhaufen den besten seines volks als Warnung für die zukunft vorgehalten, der dem korrumpierten pfaffentum und üppig aufschiessenden sektenwesen offen seine meinung gesagt hatte , derselbe mann brauchte sich nicht zu scheuen, selbst dem könig seine abneigung zu bezeugen; er handelte seinem Charakter und seiner Überzeugung getreu, wenn er sich der aufgehenden sonne Heinrichs von Lancaster zuwandte, als er einsah, dass von Richard II. eine Wiederkehr der glanzzeit Eduards III. nicht zu erwarten war. Das Vater- land stand unserem dichter höher als die person des königs, der Übergang von einem herrscher zum andern ist eher ein zeichen von Charakterfestigkeit als Charakterlosigkeit. Bietet uns nicht Walther von der Vogelweide ein ähnliches beispiel dar.^ Möglich dass neugefundene thatsachen aus dem leben Gower's weitere bestätigung dafür bringen. Warten wir zu- nächst ab , ob Macaulay ausser den wenigen aus dem Mirorir de rOmme gezogenen Vermutungen weitere anhaltspunkte für das leben des dichters durch einen glücklichen zufall oder eine systematische durchforschung des in betracht kommenden akten- und urkundenmaterials gewonnen hat.

Ich möchte jedoch nicht verfehlen, schon an dieser stelle darauf hinzuweisen, dass hier auch die aufhellung der bezieh- ungen Gower's zu angesehenen zeitgenössischen familien von nutzen sein kann. Schon Meyer vermutete s. 54 nähere be- ziehungen zwischen der familie Brandon-und Gower. H()chst- wahrscheinlich haben solche bestanden zwischen der familie Bohun und Gower. Im dritten teil der Chronica tripartita wird

Bisherifre er£rebnisse u. weitere aufgaben der Gowei-forscluinEr

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der tod der wittwe Gloucester's , einer geb. Bohun und ihres sohnes rührend betont , und eine hs. der Conf. Am. war Jahr- hunderte lang im besitz der famiUe Bohun (vgl. s. 170). Es wird sich bei solchen fragen zum teil darum handeln, die ge- schichte der einzelnen hss. klar zu legen, wozu unter anderem auch die erklärung der in ihnen enthaltenen wappen etc. eine handhabe bieten kann. Wenden wir uns nun den werken Gow'er's im einzelnen zu.

Ausgaben der fremdsprachlichen werke Gower's.

Die französischen w"erke liegen soeben im ersten bände einer von G. C. Macaulay für die Clarendon Press besorgten gesamtausgabe ') von Gower's Schriften \'or. Den inhalt bilden der Mirour de rOmme^ die Cinkante Balades sowie der Traitic pour essampler Ics Amantz Marietz. Die blosse that- sache dieser ausgäbe wird von romanisten und anglisten freudig begrüsst werden. Der Mirour de VOmme, in dem den meisten hss. der Conf. A?n. beigefügten inhaltsverzcichnis der werke Gower's als Specidum hotn'mis oder (später) als Sp. meditantis be- zeichnet (unter letzterem titel auch auf dem grabdenkmal des dichters in St. Saviour's Church, London, Southwark) ist hier- mit zum überhaupt ersten male gedruckt. Er war verschollen bis zum jähre 1895, wo INIr. Jenkinson, bibliothekar der Uni- versitätsbibliothek zu Cambridge, die aufmerksamkeit Macaulay's auf eine neuerdings (1891) erworbene hs. (Add. 3035) lenkte, die sich alsbald als das franzcKsische werk Gower's entpuppte^). Für die Gower- und Chaucerforschung ist es von hervorragen- der bedeutung.

Die Cinkafite Balades und der Traitie waren zuerst ge- druckt in den Veröffentlichungen des R o x b u r g h e Club 1S18 von dem besitzer der einzigen hs., Lord Gower, und darnach \on Stengel in Ausgg. und Abhdlg. LXXII , Mar- bürg 1886. Wegen der kürze der zeit ist es mir augenblick- lich noch nicht möglich , mich eingehender mit den franz. werken Gower's zu beschäftigen. Ich will hier nur bemerken,

>) The Works of John Gower. Vol. I. The French Works. Oxford l899- ^) Vgl. dazu die ersten mitteiiungen Macaulay's in der Academy 1895 no.

1197 s. 3IÖ, no. 1212 s. 71 f., no. 1^213 s. 91 f , ausführlicheres in der ein-

leitung zu seiner ausgäbe s. LXVIII ft".

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dass dem herausgeber beim text der bailaden die textbesse- rungen Suchier's ^), bei der datierung die bemerkungen in ten Brink's Litt, gesch. (II 624) und bei ihrer litterarhistorischen Würdigung der aufsatz Koeppel's-) entgangen sind. Beim Mirour de l'Onune will mir der franzö.'^ische titel nicht genügend gerechtfertigt er.scheinen. Denn ersten.s liebte Gower einen lateinischen titel auch für seine nicht lat. dichtungen und zweitens ist das frz. Inhaltsverzeichnis des Mirour de rOtntne, worauf sich dieser titel gründet, in der hs. von anderer hand (vielleicht späterer.^ was M. nicht untersucht, vgl. s. LXIX). Was den text des Traitii anlangt , so wird sich die Wissen- schaft, oder wenigstens die deutsche Wissenschaft , schwerlich mit Macaulay's ausgäbe einverstanden erklären ; mit seinem prinzip, eine auswahl von lesarten zu geben (s. LXXXV ff.), steht der herausgeber auf einem veralteten Standpunkt, und wenn er dem deutschen herausgeber Stengel •\), unter anderem damit auf die finger klopft, dass er s. LXXXVI sagt »his collation of other copies is incomplete -, so sollte Mr. Macaulay bedenken, dass er sich damit selbst schlägt; denn s. LXXXV sagt er »Of these Bodley 294 has been collated for this edition, and the rest occasionally referred to .

Die lateinischen werke '*) Gower's , Vox Clamantis (8 hss. nach JMeyer s. 66 ff.). Chronica tripartita u. a. liegen bisher nur in schwer zugänglichen ausgaben vor. Der an- kündigung nach sollen sie den 4. band der von Macaulay be- sorgten gesamtausgabe bilden. Bei der Wichtigkeit, die gerade hier einzelheiten der Überlieferung beanspruchen dürfen, sowie mit rücksicht auf die entstehungszeit der kleineren gedichte (vgl. Meyer s. 28 ff.) ist das heranziehen der gesamten Über- lieferung dringend zu wünschen.

Die fremdsprachlichen dichtungen Gower's haben sich keiner grossen beliebtheit und Verbreitung zu erfreuen gehabt,

1) Lit. cbl. 1887 (41) s. 1414-

^) Engl. stud. XX 154 156 „Gower's frz. balladeii und Cliaucer".

^) Scherzhaft ist übrigens die bemerkung M.'s auf s. LXXVIII über Stengel's ausgäbe „The preface is signed witli the initials D. H." War es so scliwer hinter das gelieimnis der abkürzung für „Der herausgeber" zu kommen?

*) Vox Clamantis etc. ed. l)y Rev. H. O. Coxe, Roxburghe Club, 1850; andere lat. gedichte, darunter die Chronica tripartita ed. by Th. Wright, Political Poems and songs, Lond. 1861. Bd. I, 346 ff. 417 ff-, H, l ff.

Bisherige ergebnisse u. weitei'e aufgaben der Gower-forschung i8 i

die handschriftliche überheferung ist nicht sehr gross und einen druck haben sie nicht erlebt. Den grund werden wir nicht nur in der spräche zu suchen haben. Beim Mirotir de VOmme hat auch die oede des Inhalts ein wörtlein mitgeredet. Ganz anders steht es mit der Conf. Am., sie hat Gower's dichterischen ruf begründet und erhalten.

Die englischen werke Gower's.

Um die kleineren sacken vorweg zu nehmen, so ist das an the worthy and noble kinge Henry the Fourth« gerichtete, in siebenzeiligen Strophen mit der reimstellung ababbcc abge- faste gedieht im Trentham Ms. des Duke of Sutherland hand- schriftlich und in der Chaucer- ausgäbe Thynne's 1532 durch einen alten druck überliefert. Neugedruckt ist es von Th. Wright, Poliiical poe?Hs and songs, Lond. 1861, bd. II p. 4 ff. nach der handschrift, nach handschrift und druck von Skeat, Chaucerian and other pieces , Oxford 1897 P- 205 2l6 wozu s. XXXVIII f. der einleitung zu vergleichen ist. Während Wright die dichtung einfach als »Address of John Gower to Henry IV.« bezeichnete, nannte IMorley, English writers IV, 157 sie genauer -De pacis commendatione«, und E. W. B. Nicholson schlug als titel The praise of peace<; vor.

Ein anderes gedieht ist in drei hss. vorhanden i) INls. Ashmol. 59 fol. i/t' mit der von Shirley herrührenden Über- schrift »Balade moral of gode counseyle made by John Gower«. 2) Ms. Rawlinson C 86 fol. 89V. 3) Ms. Brit. Mus. Add. 29729 fol. 6v 7r unter dem titel »A leson to kepe well ye tonge«. Paralleldruck von i und 2 findet sich bei Meyer (diss. Bonn 1889) s. 72 f., abdruck von 3 durch Max Förster in Herrig's Archiv bd. loi s. 50 f. unter Benedict Burgh's werken; vgl. dazu die kritischen bemerkungen Förster's Archiv bd. 102 .s. 213 f. Vgl. auch Brandl im grundriss § 97.

Ausgaben der Confessio Ajnantis.

Gesamtausgaben.

Die erste neuere gesamtausgabe der Conf. Am. war ein

wörtlicher abdruck der letzten ausgäbe Berthelette's vom jähre

1554 im 2. bände von Chalmer's English Poets, Lond. 18 10,

die erste wissenschaftliche die des hervorragenden deutschen

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gelehrten Reinhold Pauli, Lonci. 1857. Eine ausführliche einleitung , der man im sprachlichen teile allerdings anmerkt, dass der Verfasser vorwiegend historiker war , fasste die ge- samten resultate der Gower-forschung bis zum jähre 1857 zu- sammen und bot damit eine treffliche grundlage für weitere Studien. Die ausgäbe selbst ist zweifellos von ausserordent- lichem nutzen gewesen trotz der verschiedenen mängel , die teils auf rechnung der zeit zu setzen sind, teils sich aus Pauli's prinzip ergaben. F. legte nämlich die erste druckausgabe Berthelette's vom jähre 1532 zu gründe und kollationierte sie mit 4 hss. So entstand ein conglomerat aller möglichen ek- lektisch ausgewählten Schreibungen und z. t. auch lesarten, das darum besonders so verworren ist, weil ihr Ursprung nicht im einzelnen angegeben war. Pauli's text ') war also für sprach- liche und metrische Untersuchungen nur mit vorsieht zu be- nutzen , während er der litterarhistorischen forschung sehr zu statten kam. Zu bedauern war allerdings auch dafür das fehlen jeglicher verszählung.

hl weitem abstände, mehr als 30 jähre später, London 1889, folgt '^^^^ Pauli Henry Worley mit einer abermaligen gesamtausgabe , der letzterschienenen , nach. Sic ist in der sog. Carisbrooke Library publiziert , die vor allem populären zwecken dienen sollte. Ist es mit dem popularisieren von werken der älteren zeit so wie so schon eine eigene sache, so war es bei John Gower entschieden verkehrt angebracht. Denn zum vergnügen wird der modern empfindende durch- schnittsengländer die ganz im mittelalterlichen geiste geschrie- benen erzählungen mit dem moralischen beiwerk , noch dazu in der mc. Schreibung, schwerlich mehr lesen, wie vSchonTodd-) 18 10 sehr richtig bemerkte, und als wissenschaftliche ausgäbe waren IMorley's Tales of the sevcn dcadly siiis bcing thc Coiifessio

') Aussei' dfii schon von Meyer s. ly fT. iiachgetragcnen 52 verseil fehleiv V. 5740 'l'il twclue yeres weie agoiie , v. 'J0759 AI dai liefalle in sondri wise, V. 21.t71 And rillt so ior to teile soth, v. 23533 f. As wei bi reson as bi kinde, Of olde ensample, as ir.en niay linde. Andere verse sind nicht vollständig, wie z. l). 6975 Supplanted [hath] the wortlii knight.

^j lUustrations XXII „Impoi'tant as a re-publicatiini of Gower's poetry might be, particularly as it respects the histoj-y of our langiiage; it is not, however, probable that the work (to use a coninion phrase) would be very populär".

Bisherige eigebnisse u. weitere aufgaben der Gower-forschung 183

Affiantis wohl kaum gemeint. Ihr text beruht in allem wesent- lichen auf Pauli's text, ihre einleitung auf Pauli's einleitung. obwohl durch abweichungen in der Interpunktion, ausmerzung anstössiger stellen (!) z. b. 7002 8, 8194—8390, 8399—8406 etc., durch erklärung vieler dem jetzigen leser unvollständiger worte unter dem text sowie sonstige Verbesserungen mancherlei änderungen vorgenommen sind. Ferner gab M. eine dispo- sition des Inhalts, führte aber keine verszählung ein. So stellt sich denn seine ausgäbe, im ganzen genommen, als ein ziem- lich verfehltes unternehmen dar, wie z. t. auch von der eng- lischen kritik (Athenaeum 1889, no. 3213, 4. May s. 566 und no. 3218 s. 663) zugegeben ist; denn als populäre ausgäbe hatte sie wenig zweck und als wissenschaftliche wenig wert. Volle anerkennung gebührt JNIorley aber für die pietätvolle art, in der er Pauli's Verdienste um englische geschichte und spräche seinen landsleuten vor äugen führt.

Ausgaben einzelner erzählungen aiis der Conf. Amantis.

Neben diese wenigen gesamtausgaben stellen sich mehr- fache abdrucke einzelner erzählimgen aus der Conf. Avi. , von denen manche als diplomatisch genaue wiedergaben einzelner hss. von entschiedenem wert sind. Zu den älteren ist Todd zu zählen (je eine erzählung aus buch V und VI v. 16811 928 bezw. V. 2321 1 72), sodann Georg Ellis, der die er- zählung von Florent aus buch I, v. 2483 2936 nach Berthe- lette's erstem druck in seine Spechnens of the Eaily Eiiglish pocts vol. I 169 200, Lond. 181 1 aufgenommen hat, E. Sand- ford, The tvorks of the British poets \o\. I, Philadelphia 1819, 12*', »Select poems« s. 225 255 und J. Payne Collier, der [Shake- speare's library bd. I, Lond. 1843) die geschichte von Apollonius von Tyrus (v. 30533 32270) nach I\Is. Harl. 3490 getreu wiedergiebt.

Von neueren smd vor allem zu nennen: Alex. Ellis mit dem paralleldruck der geschichte von Nebukadnezar (vers 3861— 4118) sowie des grusses an Chaucer (vers 33160—232) nach drei Londoner hss. in On Early English pronunciation III 728 39, Alätzner, Altcnglische sprachprohen I 349 ff. (mit kom- mentar) vers 93—192, 1839 2154, 10903 1 1059, 26723—73, Wülcker, Altengl. lesebuch II 36 ff. nach Ms. Harl. 3869 vers

184 H. Spies

1079 1607 sowie Morris and Skeat, Specimens 0/ Ear/y En^- Ush II, Oxf. 1S79 s. 270 ff. mit anmm. v. 16S11 928, 18483 712 nach Harl. 3S69. Hierher gehört auch die Veröffentlichung der erzähkmg von Pyramus und Thisbe aus der Conf. Afn. durch E. Flügel, Anglia XII 13 ff., 631 f. nach JMs. Ralliol Coli. (Oxford) 354 vgl. unten meine hss. aufzählung no. 43.

Kollationen. Dem offenbaren mangel eines befriedigenden gesamttextes war hiermit allerdings nicht abgeholfen. Als textbesserungen in gr(')sserem stil waren die kollationen Easton's, prof. f. vergl. sprachwisseni5chaft an der Universität von Pennsylvanien, Philadelphia , gemeint , die unter dem titel Readings in Gower 1895 in den Puhlicaiions of the universiiy of Pennsylvania IV I erschienen sind. Die falschen anschauungen und geradezu unglaublichen fehler , von denen das büchlein wimmelt , sind bereits an 2 stellen einer ebenso treffenden wie vernichtenden kritik unterzogen worden, von Brotanek im Beibl.der AngliaVI, und von G. C. Macaulay in der letzten Augustnummer der Academy 1895. Das buch wäre thatsächlich besser ungedruckt geblieben, denn erstens giebt es wichtige sinnvarianten der kollationierten hss., wie ich mich selbst überzeugt habe, viel- fach gar nicht, und ausserdem ist die ganze anläge des buches methodisch verfehlt. Wenn jemand textbessQrungen geben will , soll er entw^eder für die betr. stellen alle erreichbaren hss. kollationieren oder die besten auswählen, nicht aber die nur durch einen rein äusserlichen zufall an einem orte (es handelt sich bei Easton nur um Londoner hss.) zusammenge- kommenen. Der ausgäbe Pauli's war also mit der arbeit Easton's wenig gedient.

Abhandlungen über die Confcssio Amantis.

Ich glaube es hauptsächlich der Unsicherheit des Pauli'- schcn textes zuschreiben zu müssen, dass die Conf. Am. bisher nur in verhältnismässig wenigen fällen den gegenständ von sj)czialuntersuchungen abgegeben hat.

/\uf lautlichem gebiet kommen da die wertvollen vor- sichtigen bemerkungen Child's') in betracht , die in etwas

') Observations on the language of Gowei's Confessio Amantis. A Supple- ment to „Oliservations on the lang, of Chaucer" by Fr. James Child, iirofessor

Bisherigf ergelniisse u. weitere aufgnbeii der Gowei-forschuiig 185

veränderter form auch von Ellis, On E. E. Pr. I 342 ff. auf- genommen sind. Ferner der aufsatz von Fahrenberg (Herrig's Archiv 89, 389 412), der das verhältnismässig geringe material der sich stets wiederholenden reime verwertet und mit der spräche Chaucer's, der I^ondoner Urkunden sowie der me. Bibel vergleicht. F. kommt dabei zu dem ergebnis : s. 409 »Gower ist als zeuge für die englische Schriftsprache nicht hinter, sondern neben Chaucer anzuführen, ja er kann in manchen punkten sogar als. ein älterer zeuge gelten<. Auf den Wort- schatz der Conf. Am. bezieht sich die Zusammenstellung selten vorkommender Wörter durch Georg Tiefe'), während Paul Hoefer über die zahlreich vorkommende AUiteratio7i bei Gower '.< handelt (diss. Leipz. 1890).-)

Von neueren quellen Untersuchungen sind endlich zu nennen: Bech, Quellen und pla7i der Legende of good women una ihr Verhältnis zur Conf. Am. Anglia V 313 382.^) O. Rumbaur, Die ge schichte von Appius und Virgi7iia in der engl, litter atur (diss. Breslau 1889) und endlich E. Eücke, Die bearbeitungen des Icbcns der Constanze bei Nie. Trivet , Gower und Chaucer ') (Anglia XIV -jj ff. u. 147 ff.).

in Harvard College. Memoirs of tlie Arnericim academy, New Sei ies. Vol. IX, s. 265, Boston 1868; vgl. Stiiiiming's rez. in Heirig's Archiv bd. 47 (I871) s. 322 26. *

^) Zu John Govver's Conf. Am. 1. Lexikali-sches, diss. Breslau 1889.

^) Im anschluss hieran mögen noch einige kleinere notizen ervvahnung finden; Academy 1881, ;-}. Sept. no. 487 s. E. \Y. B. Nicholson, Mispunc-

tuation in Gower and Ronsaid (gerichtet gegen P.iuli und Janics R. Lowell). Athenaeum 1889, 25. Mai, no. 3213 ? 663. H. Bradley „Sonic jiropei" names in the Conf. Am."' wendet sich gegen einige konjekturen Morley's in eigen- namen. Academy 181^3, 18. IMiirz, no. loSy s. 242 A. L. Mayhew, „The Word artemage in Gower"; vgl. ib. no. 1092 s. ,307 F. Chance gegen sowie 367 f. H. Krebs für Mayhew. Academy l8y2, 5. Miirz, no. 1035, s. 28ü f. W.W. Skeat, Sonie rimes in Gower (gegen Lounsbury's behauptung, G. habe schlechte reime). Journal of Geimanie Philology 1897, I 118 135 E. Flügel, Some notes on Chaucer's Prologue (parallelstellen bei Chaucer, Gower und Wiclif). Den in Köiting's grundriss angeführten aufsatz von Stryenski, Un poete d'autrefois: John Gower, Revue de l'enseignement des langues Vivantes 1895 August habe ich nicht zu gesicht bekommen können.

^) Vgl. dazu Skeat, Chaucer III s. XLI und 413 , Anglia XXII 31 f., \V. Ewig, Shakespeare's Liicrece Anglia XXII 31 f.

*) Vgl. Engl. stud. XVII 122 ff., Zs. f. vergl. litt, gesch. V 126 f., Aca- demy, 18. März 1893, no. 1089 s. 246 (referat über Skeat's Vortrag in der

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Diese wenigen arbeiten sind jedoch weit davon entfernt, ein abschliessendes urteil über Gower's quellen oder seine Stellung zu ihnen zu ermöglichen. Macaulay stellt s. VII eine quellcnuntersuchung in aussieht , doch berechtigt der klein- mütige ton sowie die behandlung der quellen des Miroiir de rOmme nicht gerade zu grossen hoftnungen. S. LVI stellt er fest , dass im Mirour eine sehr grosse zahl von autoren als quelle zitiert werden, was jedoch z. t. für die betr. stelle falsch sei. Ich glaube , es wird sich verlohnen , bei der for.schung nach den quellen von Gower's werken auf die bedeutung der angaben von gewährsmännern in der me. litteratur überhaupt einzugehen. Denn , wenn auch die berufung auf die quelle ein Charakteristikum der mittelalterlichen litteratur ist , so scheint doch manchmal ein unterschied obzuwalten. i)

Eine kritische neuausgabe der Confcssio Ainantis. Als verlässliche grundlage für alle Untersuchungen über die Co7}f. Am. bedürfen wir natürlich einer streng kritischen ausgäbe. Der seit langem und von den verschiedensten selten her lautgewordene wünsch nach einer solchen hat mich be- wogen , diese zwar umfangreiche aber dankbare aufgäbe zu übernehmen. Die ausgäbe war ursprünglich für die EETS. bestimmt , doch wurde davon nach freundschaftlicher rück- sprache mit dr. Furnivall wieder abgesehen, als ich in Oxford erfuhr, dass die Clarendon Press eine ausgäbe 'aller werke G. 's durch Macaulay vorbereite, und dr. F. eine doppelte englische ausgäbe zu vermeiden wünschte, wenn JMacaulay's cdition a

„Cniiiljr. Phil. Soc." „On the lelatioiis Ijetween tlie works of Cliaucer nnd Gower", gegen Lücke gerichtet.

*) Nachträglich erhalte ich von herrn Eugen S t o 1 1 re i t her , assistent an der hof- und staat.st)ihliothek zu München die mitteiiung, dass einige schüler Schick's die qiiellenfragen hei Gower energisch in angritT genommen haben. Von Karl Eic hinger wird "demnächst eine arbeit im druck erscheinen u. d. t. : Die Trojasage als stoffqtielle von John Gower'' s Conf. Am. diss. JNIünch. l89y n- St. beabsichtigt auf grun<l einer Untersuchung Qiiellcmtachweisc zu G.'s C. A., die als erster teil einer gesamtquellenuntersuchung gedacht ist, zu promovieren. Es wird darin behandelt das veihältnis G.'s zu den kirchenschriftsteliern Josephus Flavius, Petrus Comestor, St. Methodius. Augustin, Gregorius, zur Bibel, zu den lat. profanschriftstellern Ovid, Statius, Horaz, Vergil (Servius), Livius, Hyginus, zu den mittelalterlichen autoren Boethius, Gotfridus Viterbensis, Albertanus von Breschia, zu den Secreta Secretorum sowie zu Thomas von Kent's Roman de toute chevalerie. Ich glaul)e, wir dürfen diesen arbeiten au.s der schule Schick's mit vertrauen entgegensehen.

Bisherige ergebnisse u. weiteie aufgaben der Gower-forschung 187

good working text abgäbe. Diese entdeckung legte mir zu- gleich den gedanken nahe, auf meine ausgäbe zu gunsten der englischen zu verzichten. Ich wurde jedoch davon bald wieder abgebracht durch eine persönliche ausspräche mit herrn ]\I., wobei sich ergab , dass seine ausgäbe nur eine eklektische, aber keine kritische im strengen sinne des Wortes sein würde, eine ausgäbe , die von einer \orherigen Untersuchung des handschriftenverhältnisses und aufstellung eines Stammbaums ganz abstand nimmt und auch nur einen bruchteil der Über- lieferung berücksichtigt. Bei solchen tief einschneidenden unterschieden konnte von einem unlauteren Wettbewerbe« natürlich keine rede sein. Über die prinzipien selbst brauche ich wohl kein wort weiter zu verlieren, die grundlegende be- deutung der genauen Untersuchung des handschriftenverhält- nisses für die gestaltung des textes ist heutzutage einfach etwas selbstverständliches. Dass im falle der Cofif. Am. von dieser Untersuchung die entscheidung weiterer sehr wichtiger fragen der Gower- (und Chaucer-)forschung abhängt, dürfte aus meinen bisherigen darlegungen wohl schon hervorge- gangen sein.

Ich wende mich nun zu den hss. selbst. Dabei ist zu bemerken , dass ich den weitaus grössten teil derselben per- S()nlich eingesehen und , soweit sie an den betr. stellen voll- .ständig waren, zunächst je 1300 1400 verse aus ihnen kolla- tioniert habe , und zwar mit rücksicht auf die abweichungen der Versionen und die sogen. Zwitterhandschriften vers i 614 des prologs , vers 20089 20612 (erzählung von Progne und Philomene in buch V) sowie vers 33200 bis zum schluss. Auf diesen koUationen beruht auch die vorläufige, nur im grossen und ganzen angedeutete, gruppierung der hss. Bereits Meyer hatte (a. a. o. s. 47 ff.) eine sehr dankenswerte Zusammen- stellung der ihm bekannt gewordenen hss. gegeben, doch leidet sie an einigen (verzeihlichen) ungenauigkeiten und be- sonders an einer ungleichmässigen behandlung im einzelnen.

Da in meinem aufsatze , besonders aber im folgenden, ein häufiges zitieren von versen aus der Conf. Am. unvermeid- lich , ein zitieren nach selten und zeilen der ausgäbe Pauli's aber sehr lästig und mit rücksicht auf meine spätere ausgäbe unpraktisch ist, gebe ich dem Interessenten ein mittel an die hand, meine versangaben in Pauli's ausgäbe aufzufinden.

H. vSpies

Sclilüssel zur verszälilung dei" Confessio Amavtis auf grund der ausgäbe Paul i ' s. Die Zählung bezieht sich auf die A-version ; über die zusätze und weg- lassungen der B-version und Stafford-version vgl. s. 69. Die erste zahl bezeichnet ■die seile der ausgäbe Pauli's, die zweite den ersten vers der seite. Da jede seile in der regel 30 verse entliält, so ist in diesen fällen nur jede zweite seite vermerkt; dadurch wird die liste fast um die iiälffe verkürzt, die auffindung der verse jedoch nicht erschwert.

Band 1.

60—1613

131—3715

199 -5693

273—7897

Prolog.

61 1643

132—3745

200-5723

275—7957

2 -15

62-1667

133-3767

201—5755

277—8017

s. 2 anni. —23

64—1727

loÖ 3827

203-5815

278 -8047

s. 3 r —47

66-1787

136-3857

205-5875

s. 4 . —72

68-1847

137-3883

207-5935

Buch III.

s. 6 z. 8 v. u.

70-1907

139-3943

209-5995

279-8053

vers 93

72 -1967

141—4003

211-6055

280 -8067

7— 101

74-2027

143-4063

213—6115

282-8127

9 161

76—2087

145 4123

215-6175

284— S187

10 191

78-2147

146-4147

217-6235

286—8247

11—213

80—2207

148—4207

219-6295

288 -8307

13—273

82—2267

150—4267

221—6355

290 -8367

15 -333

83—2297

152-4327

222—6385

292—8427

17—393

84-2319

154-4387

223-6407

293-8457

19—453

86-2379

156-4447

225 6467

294 -8483

20-483

87-2409

158—4507

227—6527

296 -8543

^1-505

88—2435

229—6587

298—8603

23-565

89 - 2465

Buch 11.

231—6647

300—8663

24-585

90-2493

159-4523

233 -6707

302—8723

26 -^45

92-2r,53

160-4537

235 -676V

304-8783

28—705

94-2613

162—4597

237—6827

306-8843

30—765

96-2673

164—4657

238—6827

307 -8873

32-825

98 -2733

166-4717

238-6851

308—8899

34-885

100—2853

167—4743

240—6911

310-8959

36 -945

102—2793

168—4769

242-6971

312 -9019

38 - 1005

104—2913

170—4839

244—7031

314-9079

40 -1065

105 -2943

172-4889

246 -7091

316—9139

Buch I.

106—2969 108—3029

173—4913 175-4973

248-7151 250—7211

317—9165 319-9225

41 1079

1 10—3089

177-5033

252-7271

321-9285

42 1089

112 -3149

179-5093

254—7331

323 -9345

44—1149

114—3209

181—5153

256-7391

325—9405

45-1173

116-3269

183—5213

258 -7451

327^9465

47—1233

118 -3329

185-5273

260 -7511

329—9525

48-1263

120-3389

187—5333

262—7571

331-9585

49—1289

122-3449

189-5393

264-7631

333 -9645

51—1349

123-3475

191—5453

265—7657

335—9705

52-1373

125-3535

193—5513

267-7717

337-9765

54-1433

127—3595

195—5573

269^7777

339—9825

56-1493

129-3655

197—5633

271—7837

341—9885

Bisherige ergebnisse u. weitere aufgaben der Gower-forschung

189

343—

9945

345—

10005

347-

10065

349—

10125

351—

10185

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10245

354-

10275

355-

10303

356--

10331

358-

10391

360-

0451

362—

10511

364-

0571

366-

10631

368-

10691

370—

0751

372—

0811

Band 11.

Buch

IUI.

1

0827

2

0837

4-

0897

6—

0957

8-

1017

10—

1077

12—1

1137

13—

1163

15—1

1223

17—

1283

19—

1343

20—

1369

22

1429

24-

1489

26-

1549

28—

11609

30-

1669

31

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11725

34-

11785

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1931

41-

11991

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2051

45-

2111

47-

2171

49-

12231

1 51—

12291

138-

4853

53—

12351

140-

4913

55

12411

142-

4973

56-

12441

144—

15033

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12469

146

5093

59-

12529

148

5153

61-

12589

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15213

63—

2649

152-

15273

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153-

15299

67-

12769

155

5359

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12829

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5419

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12889

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5479

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1 2949

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5539

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1 3009

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5599

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15659

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13129

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5719

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5779

82-

3217

171—

5839

84-

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5899

86-

13337

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5959

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3397

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3517

181-

6139

93—

3543

183-

6199

95—

3603

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6259

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3663

187-1

6319

99-

3723

189—

6379

101

3783

HU

6439

103-

3843

193-

6499

105-

3904

194-

6525

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3964

196 1

6585

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6645

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4083

200-1

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6765

115-

4203

204- 1

6825

116-

4229

206-

6885

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4289

208—1

6945

120—

14349

210—1

7005

123

4409

212

7065

124-

14469

214-

7125

126-

4529

216-

7185

Buch

V.

218- 220

7245 7305

127-

14539

222—1

7365

128

4553

223 1

7395

130-

4613

224

7419

132

4673

226

7479

134—

14733

228-

7539

1.36-

14793

230—

7599

232—

1 7659

324-

- 20405

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17719

326-

-20464

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7779

328-

-20525

238—

78.39

330-

30585

240—

"899

331-

- 206 1 3

242-

7959

332-

- 20641

244-

18019

334-

-20701

246

18079

335-

-20731

248— 250—

18139 8 1 99

336- 338-

-20763 -20823

252—

8259

340-

-20883

254-

18319

341-

- 20909

256-

18379

344-

- 2U953

258-

8439

346-

-21013

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8499

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9125

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- 2 1 699

288—

9331

376-

-21759

290— 1

9391

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-21819

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9421

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Buch VI.

318- ;

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1-

-22383

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2-

- 22303

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H. S])ies

6—22513 8 22573 10-22633 12 22693 14-22753 16—22813 18—22873 20 22933 22 22993 23 23019

25— 23079 27—23139 29—23199 31-23259 33-23319 35- 23379

37—23439

39 -23499 40-23529 41 -23561 43-23621 44-23645 46—23705 48-23765 50—23825 52—23885 54-23945 56—24005 58—24005 60 -24125 62 24185 64-24245 66—24305 68-24365 70—24425 72—24485 74 - 24545 76—24605 78 24665 80 24725 82 24785 83-24815

Da Paii: hier ab Meyer

Buch VII.

84—24825

85-24839

86 -24869

87 -24895

89—24955

91-25015

92—25041

94-25101

96 -25161

q8— 25221

100—25281

102 -25341

104—25401

105-25331

106—25457-

108-25517

110—25577

112—25637

114-25697

116 -25757

117— 257B7

118—25815

119-25843

120 -25871

1 2 1 25899

122 -25927 1 23—25955 124—25983 125—26011 126 -26039 128—26099 130-26159 132—26219 134-26279 135-26309 136-26335 138-26393 140-26453 141—27481 142—26511 143—26537 145-26597

i's wiedergäbe \. a. o. s. 19 ff.

Zusammen: 33376 verse. NB. siehe s. 201 ff.

147-26657

231—28961

309-31265

149—26717

233-29021

311-31325

151—26777

234-29047

313-31385

152—29807

236—29107

315-31445

153-26833

238—29167

317-31505

155—26893

240 -29227

319 31565

157—26953

242 29287

321—31625

159—27013

244-29347

323—31685

161 -27073

246 -29407

325 -31745

163-27133

248-29467

327-3I805

165-27179

250-29527

329-31865

167—27239

252 29587

331-31925

169-27299

254—29647

333-31985

171—27359

256 -29707

335—32045

173-27419

258 29767

337 32105

175—27479

260—29827 '

339—32165

176—27509

262 -29887

3-11-32225

177-27535

264 -29947

343—32285

179-27595

266—30007

34^.-32345

181—27655

268—30067

347—32405

183-27715

270 30127

349—32465

185 —27775

272 -30187

350—32493

187—27835

274-30247

351—32521

189 -27895

352 32549

190-27925

Buch VIII.

353—32577

191-27951

275-30263

3,55—32637

193-27977

276—30279

356—32659

199-28001

278—30339

358-32719

201—28061

280—30399

360-32779

203-28121

282 - 30459

362-32839

205—28181

284-30519

364-32899

207-28241

285-30545

366—32959

209—28301

287 -30605

368—33019

211 —28361

289 -30665

370-33079

213—28421

291-30725

372—33139

215 28481

293 -30785

374—33199

217 —28541

295-308.15

(forts. in der

219—28601

297—30905

anm.

221 28661

299 - 30965

s. 374 - 377.)

223 -28721

301 -31025

374-33203

225 28781

303-31085

375—33233

227 28841

305-31145

376—33263

229—28901

307-31205

377-33295

des sclilu.s.ses U'ic

•cenhaft ist, verg

eich"- man von

links: s. 19-33

311.

s. 20-33

320,

s. 21-33

350.

Betreffs der abw

eichungen' der an

deren Versionen

Bisherige ergebnisse u. weitere aufgaben der Gower-forschung igi

Die handschrifteni) und drucke der Confessio Amantis.

I. Die handschriften der A-version =^ 26.

Erste gruppe := 18.

Wenn nicht anders angegeben, hat die seite jeder handschrift 2 kohimnen.

1) Ms. Brit. Mus. Reg. 18 CXXII = R.

206 bl. perg. 36 -r 25 cm. Erste hälfte des 15. jh. Schon und deutlich geschr., rankcnverzierungen an den buchanfängen, ini- tialen ausgemalt. Im O von Of des ersten verses ein bild, den confessor und amans , auf der rückseite von bl. 4 ein solches den träum des Nebukadnezar darstellend. Vollständig.

2) Ms. (Bodl.) Arch. Seid. B. it (3357) = si.

169 bl. papier, 37 ■-- 27,5 cm. 'Mitte des 15. jh. Nicht schön aber deutlich geschr., keine Verzierungen , initialen zuweilen schwach ausgemalt. Vollständig.

3) Ms. College of Arms (Lond.) Shrewsbury 45 := ai. 167 bl. papier neben einzelnen bl. perg. (bl. i, 8 etc.) gehen

2 perg. bl. mit gekritzel voran. 29 -p 20,5. Spätes 15. oder 16. jh. Unschön aber ziemlich deutlich geschr., keine Verzierungen. Unvoll- ständig, es fehlt-): v. 1141 1294 = i bl. nach bl. 7, v. 19767 20132 r^ 2 bl. nach bl. 105, v. 31365— schluss, zus. 2530 verse.

4) Ms. Univ. Libr. Cambr. Dd. VIII. 19 = D.

127 bl. perg, (noch ohne einzelzählung). 38,5 -\- 25 cm. Die ersten 2 blätter mit lat. text. Etwa 2. hälfte des 15. jh. Gut geschr. , keine Verzierungen. Die initialen für beabsichtigte aber nicht ausgeführte spätere ausmalung nur angedeutet. Blatt 14 endet mit V. 2305 und bl. 18 fährt mit v. 2306 fort, bl. 15, 16, 17 ge- hören in der reihenfolge 16, 17 (v. 28046 374), 15 (v. 2S375 507) an den schluss. Unvollständig, es fehlt: v. 14539 15980, 16687 22382, 28508 bis zum schluss, zusammen 12007 ^'f^rse.

') Die folgende liste ist absichtiicli möglichst knapp und nach bestimmten gesichtspunkten gehalten, da eine endgültige gruppierung genaue beschreibung und darstellung ihrer geschichte sowie dialektische Fixierung doch erst nach voll- ständiger kollation möglich und zweckmässig ist. Falls mir eine hs. entgangen ist, oder weitere entdeckt werden sollten , wäi'e ich für sachdienliche mitteilung sehr dankbar. Den harren bibliothekaren der benutzten bibliotheken möchte ich bereits an dieser stelle meinen dank für ihie freundliche und bereitwillige Unter- stützung aussprechen.

^j Vereinzelt fehlende verse sind natürlich nicht berücksichtigt.

192 H. Spies

5) Ms. Sidney Susscx Coli. (Cambr.) J. 4. i. Erster teil (vgl. iir. 40) = s?.

211 bl. papier, nur i bl. pcrg. 29,5 -r 21,5, die Conf. Am. von 2 202 c. 15. jli. Ziemlich gut und deutlich geschr. , keine Verzierungen. Unvollständig, es fehlt v. i— r4o. Seit 1643 im besitz des College durch Schenkung von Rev. Samuel Ward.

6) Ms. Brit. Mus. Add. 22139 = Ai.

138 bl. perg. 36 26 cm. 2 bl. papier mit angaben über die geschichte der hs. gehen voran. Erste hälfte des 15. jh. Schön und deutlich geschrieben. Randverzierungen an den buchanfängen^ beim piolog auf bl. i nur reste. Initialen ausgemalt. Hs. stark beschädigt. Es fehlt (im wesentlichen): v. i 124, 126 175, 456-478, 504-523, 707 716, 969—1051, 1278-4578, 9202 12342, 12469-494, 22345 536, zus. rund 6960 verse. Über andere gedichte in der hs. vgl. Meyer s. 51.

7) Ms. St. Catherine's College fCambr.) I. 26 = Ci. Etwa 180 1)1. perg. (hs. noch ohne Zählung). 45,5 - 31,5 cm.

Zweite hälfte des 15. jh. Ziemlich gut und deutlich geschr. Einzelne Verzierungen , initialen ausgemalt. Das erste blatt gehört ans ende. Unvollständig, es fehlt das vorletzte blatt = v. 33202 376 = 175 verse. Die hs. enthält interessante eintrage von früheren besitzern (familic Bohun vgl. s. 170).

S) Ms. Brit. Mus. Egerton 199 1 -■-= E.

214 b). perg. 38,5 -f- 25,5 cm. 2 unnummerierte bl. gehen voran , hierauf sowie auf späteren blättern zahlreiche bemerkungen (vgl. Meyer 49 f. , dessen abdruck lautlich ungenau). Erste hälfte des 15. jh. Schön und deutlich geschr., die ersten und letzten blätter stark beschmutzt , keine Verzierungen , initialen ausgemalt. Unvollständig, es fehlt: v. i 134, 456 584 = je i bl., zus. =^ 263 Verse.

9) Ms. Brit. Mus. Harl. 3490 = Hi.

215 bl.pcrg. 36,.5-^ 25,5. bl. i 6 enthält Speculum religiosorum von Edmund, erzbischof von Canterbury, bl. 7 215 die Cof//. Am. 15. jh. Gut und deutlich geschr., rankenvcrzierungen mit wappcn- bildern an den buchanfängen (vgl. Meyer sowie Collier, Sh. Libr. I, Introd. p. V). Unvollständig, es fehlt der schluss von 33325 ab = 52 verse, ausserdem zahlreiche einzelne verse im inncrn.

10) Ms. Brit. Mus. Stowe 950 = Si.

177 bl. perg. 35,5 -\- 25,5. I 5. jh. Gut und deutlich geschr. Keine Verzierungen. Hs. stark beschädigt, es fehlt : v. 1-- 1243, 3717 3867,

Bisherige ersrebnisse u. weitere aiifealjen der Gower-forschuns;

193

700S 7167, 20370 722 sowie der schluss von 32S11 ab, zus. rund 2470 verse. Früher im besitz des Earl of Ashburnhain vgl. Report of the Hist. Mss. Comm. VIII, III, 19 a.

11) Ms. Bodl. 693 = B'.

196 bl. perg., je 2 papierbl. gehen voran und folgen. 37,5 -4- 26 cm., anfang des 15. jh. Schön und deutlich geschr. Reiche Verzierungen an den buchanfängen , im T von Torpor des ersten lat. verscs ein wappen (vgl. Meyer s. 53). Vollstcändig.

12) Ms. (Bodl.) Ashmolian 35 = a".

183 bl. papier, 34,5 -r 24,5 cm. Erste hälfte des 15. jh. Unschön aber ziemlich deutlich geschr, , keine Verzierungen , aus- malung der initialen nur angedeutet. Die lat. verse und noten sind, abgesehen von einzelnen in buch VII, durch englische ersetzt. Hs. stark beschädigt, es fehlt v. i 169, 537 714» 32767-33155» 33205 33294 sowie V. 33345 bis zum schluss, zus. rund S50 verse.

13) Ms. (Bodl.) Land. 609 = L.

170 bl, perg. 41,5 -{- 27,5. Erste h?lfte des 15. jh. Schön und deutlich geschr. Randverzierungen, auf bl. 5 ein bild mit dem träum des Nebukadnezar. Unvollständig, es fehlt v. 20087—279, 20678 863, zusammen rund 370 verse.

14) Ms. Corpus Christi College 67 == C2.

Etwa 215 bl, (noch keine Zählung) perg. Die Conf. Am. von bl. 2 ab. 40,5 -t- 28, Erste hälfte des 15. jh. Schön und deut- lich geschr. Auf der rückseite von bl. 4 ein bild mit Xebukadnezar's träum, von bl. 9 ein solches den Confessor und Amans darstellend. Unvollständig, es fehlt v. 144 301 = i blatt.

15) Ms. Hunterian Museum (Glasgow) T. 2. 17 =. G. 179 bl. perg. Erste hälfte des 15, jh. Gut und deutlich geschr.

Unvollständig, es fehlt unter anderem v. 30222 399 sowie der schluss von 30533 ab = zus. etwa 3020 verse.') Vgl. auch Haenel's katalog.

16) Ms. Soc. of Antiquaries (Lond.) 134 = Ar.

297 bl. perg. Die Conf. Am. auf bl. 30 249, im übrigen vgl. Meyer s. 52, 38,5 -^ 28,5, Erste hälfte des 15. jh. Schön und deutlich geschr. Keine Verzierungen. Initialen ausgemalt. Vollständig,^)

') Aile bisherigen mitteilungen iibei' diese lis. verdanke ich den höchst beieitwilligen bemühungen von dr. Young, keeper des Hunterian Museum.

^) Infolge widriger umstände habe ich diese hs. nicht einsehen können ; W. H. S. John Hope, librarian der Society war so fieundlich, die lis. für mich einzusehen.

J. H o o p s , Englische Studien. zS. 2. 13

194 ^ Spies

17) Ms. Brit. Mus. Harl. 7333 = H .

Es ist die bekannte Chaiicer-handschrifti), »etwa aus dem dritten viertel des 15. jh.«, die auf blatt 120 bis i29r eine anzahl crzäh- lungen aus der Conf. Am. enthält und zwar in folgender reihcnfolge vers 20089 585 (erzählung von Progne und Philomcne) , v. 5109 6134 (erz. von Constanze), v. 4143 447S, v. 4813 4904, v. 16569 Bio (erz. v. Crassus), v. 16811 17036 (2 erz. von je einem könig), zus. 2417 vcrse. 45 -f- 31 cm.

18) Ms. Maggs Bros. (Lond. Paddington) = P.-)

Nach katalog : 174 bl. perg., erste hälfte des 15. jh., initialen ausgemalt. Nicht ganz vollständig. Preis £ 84 (früher schon da- für gezahlt £ 132). Ich bringe die hs. vorläufig hier unter.

Zweite gruppe = 8.

19) Ms. Chetham Library (Manchester) 6696 = c.^) 126 bl. papier, 38 -f- 26. 15. jh. Gut und deutlich ge- schrieben. Keine Verzierungen. Es fehlt v, i 191.

20J Ms. New College (Oxf.) 326. Zweiter teil (vgl. no. 33) = N .

207 bl. perg. -p 2 leere bl. am an fang. 35,5 -p 25,5. Um 1550. Ziemlich gut und deutlich geschr. aber von 2 händen : bl. I 62 (ende der läge) ->- bl. 63 schluss. Betreffs des wappens im O von Of des ersten verses vgl. Meyer s. 62. Es fehlen alle lat. notcn und verse , ferner, soweit vorläufig ermittelt, mitten im text v. 23625 24054 = 430 verse. Die hs. ist >ein geschenk an das College von Tho. Mompesson 1705.

21) Ms. Univ. Libr. Cambr. Mm. II. 21 = Mi.-*)

183 bl. perg. vom Schreiber selbst nummeriert. 26 -4- 24,5. 15. jh. Massig gut, aber deutlich geschr. Rankenverzicrungen an

1) Vgl. u. a. Skeat, Cr.aucer IUI p. IX.

^) Aus „gescliäftlichen" gründen wurde mir von dieser iis. , auf die di-, Furnivall mich aufnieiksam machte, als ich England bereits veilas.sen hatte, nur die Version seitens der firma mitgeteilt, aber die sehr bereitwillig. Die iis. be- fand sich früher in der Townley Collectioii , später im besi'.z von Sir Thomas Phillips. Das British Museum lehnte, wie mir Edwnrd Scott mitteilt, den an- kauf gemäss dem antrage der hss.-kommission ab.

^) Auf diese hs. wurde ich durch ])rof Max Föister in liebenswürdiger weise aufmerksam gemacht. \'gl. J. ü. Halliwell, Account of the European Mss. in the Chetham iibrary, Manchester 1842. Die mitteiluiigen verdi'.nke ich Walter T. Browne, librarian der Chetham Libr.

^) Trotzdem bei dieser hs. die nu'iglichkeit nicht ausgeschlossen ist, dass sie von zwei verschiedenartigen hss. der A-version kojjiert sein könnte, stelle ich sie doch mit rücksicht auf meine bislierieen koliatioiien vorläufis hierher.

Bisherige ergehnisse u. weitere aufgaben der Gower-forsclumg ig 5

den buchanfängen. Auf bl. 4 a ein biid mit dem träum des Nebu- kadnezar.

Zwei bände: i) bl. r— 32, 41 88, 97 136, 145—152, 161 176. 2) bl. 33 40» 89—96, 137—144, 153—160, 177 183 (= je 8 blätter). Das letzte blatt mit den lat. verscn und notcn des Schlusses ist verloren.

22) Ms. Bodl. 902 = B?.

184 bl, perg. 34 -r 23,5. Erste hälfte des 15. jh. Sehr schön und deutlich geschr. Bilder (so auf bl. 8 der Confessor und Amans) und Verzierungen, initialen ausgemalt. Unvollständig, es fehlt V. I 143, die viel später nach der Lancasterversion ergänzt sind. Die hs. ist ein geschenk an die Bodleyana von Gilbert Dolben of Finedon im jähre 1697.

23) Ms. Bodl. 294. Erster teil (vgl. no. 39) = Bs.') 201 bl. pcrg. -r je 2 unnummerierte bl. am anfang und ende.

39,5 -r- 28. Die Conf. Am. xuif bl. i 197 a. Anfang des 15. jh. Sehr schön und deutlich geschr. (grosse ähnlichkeit mit Ms. Trinity Coli. Cambr.), reiche Verzierungen an den buchanfängen. Auf der rückseite von bl. 4 ein bild mit Nebukadnczar's träum. Vollständig.

24) Ms. St. John's College (Cambr.) 12 B = J.

Etwa 200 bl. perg. (noch keine Zählung). 31 -+- 24, erste hälfte des 15. jh. Sehr schön und deutlich geschr., rankenverzie- rungen auf bl. la. Vollständig. Die hs. ist geschenk an das College von Thomas, graf von Southampton aus der bibliothck von William Crashaw.

25) Ms. Brit. Mus. Egerton 913 = ei.

47 bl. papier, einspaltig. 29,5 -\- 21. 16. jh. Von mehreren händen unschön und wenig deutlich geschr. Die hs. enthält nur V. I 2775 -r reste von einigen folgenden. Angekauft vom B. M. 1841 von Tho. Thorpe für £ 4. 16. 6. Früher im besitz von W. Cough.

26) Ms. Brit. Mus. 6494.

Ein sammelband des 16. jh., 20,5 -)-- 15, der auf bl. 154^ 170b nur die lat. verse und noten bis vers 16509 enthält.

') Aus gewissen gründen nur bedingungsweise hierbei gesetzt.

13*

ip6 H, Spies

II. Die handschritten der B-vcrsion = 8.

27) Ms. (Bodl.) Fairfax 3 (3883) = F.

195 bl. perg. 34,5 -+- 25. Um 1400. Die Conf. Avi. auf bl. 2 i86a, über den weiteren inhalt vgl. Meyer s. 59. Sehr schön und deutlich geschr. Blattverzierungen an den buch- und kapitelanfängen. Bilder: bl. 2a Nebukadnezar's träum, bl. Sa der confessor und amans. Vollständig. Früher im besitz der familie Fairfax. (Von Macaulay für seine ausgäbe zu gründe gelegt).

28) Ms. J. H. Gurney, Esq., Keswick Hall, Norwich. Da Macaulay a. a. o. s. LXXXVI über diese von mir bis jetzt

nicht gesehene hs. sagt, sie habe denselben inhalt wie no. 27, setze ich sie hierher. Vgl. auch Report of the Hist. Mss. Commission XII, app. IX s. 164.

29) Ms. Brit. Mus. Harl. 3869 = hi.

368 bl. meist papier , perg. bl. i 5 sowie je ein blatt am anfang jeder läge. Einspaltig 28 -j- 19,5. i5- jh. Die Conf. Am. auf bl. 5 357. Deutlich, wenn auch nicht schön, geschr. Auf bl. 5 a ein bild mit Nebukadnezar's träum. Die hs. enthält am schluss dasselbe wie no. 27 und ist auch direkt davon abgeschrieben; bl. 2 4 enthalten ein englisches gedieht in 8-zeiligen Strophen, beginnend »Atte the Brigge foot in Suthwerke«.

30) Ms. New College (Oxf.) 266 = Ni.

Etwa 170 bl. perg. (noch nicht nummeriert).. " 33,5 -t- 23,5. Erste hälfte des 15. jh. Schön und deutlich geschr. Reich ausge- schmückt mit ausgemalten initialen sowie bildern , die aber vielfach herausgeschnitten sind. Daher unvollständig , es fehlen an vielen stellen einzelne verse, z. b. v. 79 84, 107 119, 238 248, 285 294; 1057 1184, 6043—6226, 13033— 222, 20087 20200 = je ein blatt, 30533 626 = V'-' blatt. Zus. (nur diese) rund 750 verse.

31) Ms. lirit. Miis. Harl. 7184 = H .

143 bl. perg. -h I (vorangehendes) papierblatt. 55 + 38. Erste hälfte des 15. jh. Sehr schön und deutlich geschr., nur die Vorderseite von blatt i und die rückseitc von bl. 143 stark beschmutzt. Auf bl. I reste von Verzierungen , zahlreiche Schnörkelverzierungen durch die ganze hs. verstreut , initialen ausgemalt. Unvollständig, es fehlt V. 22383 564, 24055—26229 sowie der schluss von 28417 ab, zus. rund 7940 verse.

Bisherige ergelinisse u. weiteie aufgaben der Gower-forschung , iny

32) Ms. Mary Magdalen College (Oxf.) 213 = M2.I)

193 bl. perg. 4S + 34. Spätes 15. jh. Vom Schreiber nach Seiten nummeriert. Am anfang von buch I blattverzierungen. Die einzelnen buchstaben sind mit Schnörkeln versehen , die beim lesen sehr störend wirken. Vers 193 328 sind anscheinend von anderer hand, die schriftzüge steiler und deutlicher , der tcxt ortho- graphisch abweichend. Vollständig. Bl. ib, bl. 2, bl. 191b, bl. 192 und 193 enthalten eine englische inhaltsangabe.

Die hs., seit 16 10 im besitz des College, war früher im besitz von Mercadine Hunnis, 1606 »usher« der »College Grammar School«, 1611 entlassen weil »insufficiens« (mitteilung von Rev. H. A. Wilson, librarian of M. M. C).

^^) Ms. \\ adham College (Oxf.) 13 = w.

447 bl. papier, nur i bl. perg., einspaltig. 29 -r 21,5. Um 1500. Die Co///. Af/i. auf bl. 3 443 a. Unschön und flüchtig wenn auch nicht undeutlich geschr., von verschied, händen. Die einzelnen abschnitte des prologs folgen z. t. in bunter reihenfolge aufeinander. Unvollständig, es fehlt v. 14498 616 und die lat. inhaltsangabe der werke Gower's am schluss. Vgl. auch Meyer s. 60.

34) Ms. New College (Oxf) 326. Erster teil = N2. Siehe no. 20.

III. Die handschriften der »Stafford« version^) r= 6.

35) Ms. Stafford des Earl of Ellesmere = S.>.

Siehe Pauli s. XL f. Perg. Anfang des 15. jh. Sehr schön und deutlich geschr. Es fehlt je ein blatt von buch I, V, VII, VIII.

36) Ms. (Bodl.) Hatton 51 = H:;.

205 bl. perg. 31 --j- 2T,. Ende des 15. jh. Mittelmässig geschr., keine Verzierungen. Bl. i 6 a enthält eine englische in- haltsangabe. Unvollständig, es fehlt bl. 121 sowie der schluss von 32671 ab =^ rund 930 verse.

37) Ms. Brit. Mus. Add. 12043 = A^«

156 bl. perg., das letzte frei. 33 26. Erste hälfte des 15. jh. Schön und deutlich geschr. Unvollständig, es fehlt v. i 1864, 27895 986/62 sowie der schluss von 32665 ab, zus. rund 2S00 verse.

') Diese hs. war lange jalire verloren, bis sie vor einigen jahien zwischen der wand und dem büchergestell, von wo sie herabgerutscht war, zufällig wieder aufgefunden wurde !

^) Vorläufig so nach der vielleiciit besten hs. genannt (s. u.).

igS H. Spies

38) Ms. Trinity College (Cambr.) R. 3. 2. = T.i) Etwa 150 bl. perg. (noch ohne Zählung) 2 vorangehenden

bl. papier. 37,5 4- 26. Anfang des 15. jh. Sehr schön und deutlich geschr. Unvollständig, es fehlt v. i 720S, 22037 82 zus. 7254 verse. Auf die Co»/. A»i. folgen noch frz. und lat. ge- dichte Gov^^er's.

39) Ms. Bodl. 294. Zweiter teil =r B:;. Siehe no. 21,.

40) Ms. Sidney Sussex College (Cambr.) /J. 4. i. Zweiter teil = S2.

Siehe no. 5.

IV. Handschriften deren fassung noch unbekannt-) ^= 6.

41) Ms. Univ. Libr. Cambr. Ee. II. 15 = e?, Sammelband des 16. jh. , papier, 28,5 -j- 20,5, einspaltig,

enthält nur V. 3159 3330 (teil der erzählung der »three qucstions« mit abweichendem schlussj sowie 4143 4478 (erzählung vom könig von Ungarn, todestrompete) zus. 508 verse.

42) Ms. Univ. Libr. Cambr. Ff. I. 6 =^ f. Sammelband des 16. jh., papier, 22-1-15, einspaltig, enthält

nur auf bl. 45a^5ia v. 4143 4501 ("erzählung der »three questions«), auf bl. 3 10 b V. 1 1940— 12292 (wesentlich die erzählung von Herupus und Rosiphele), auf bl. i 3 v. 20459 59° i^^^^ ^^^ ^''' Zählung von Progne und Philomene) zus. 844 verse.

43) Ms. Balliol College (Oxf) 354 = b'. "

Vgl. E. Flügel, Anglia XII, 13 ff., 631 f. Enthält nur v. 93S3 9554, 9707—8, 9711 24. zus. rund 190 verse.

44) Ms. Marquis of Bute, Eccleston Sq. (Lond.) = B4. 162 bl. perg. Erste hälfte des 15. jh. Randverzierungen,

initialen ausgemalt. Es fehlen am anfang und ende je 2 blatten Siehe Report of the Hist. Mss. Commission 1872 s. 207. 45)Ms. Lord Middlctün,\Vollaton Hall, Nottingham ==\V. Dr. Furnivall lenkte meine aufmerksamkeit auf diese hs. die eine

»magnificent folio« sein soll; ich habe sie aber noch nicht einsehen

können.

') Der grossen ähnlichkeit mit B3 (no. 3y) wegen kann auch diese hs. sicli später als in 2 verschiedenartige hälften zerfallend herausstellen.

2) Was die von Meyer s. 66 aus dem bekannten kataloge von 1697 an- geführten hss. anlangt, so ist no. 21 identisch mit der hs. der Soc. of Antiquaries, no. 6 entspricht der hs. in der Chetham Library und no. 467 wahrscheinlich der von J. H. Gurney; 611 no. 1 könnte vielleicht die hs. des Lord Middieton sein.

Bisherige ergebnisse u. weitere aufgaben cki' Gower-forschung igg

46) Ms. früher in der Sammlung von Sir Tho. Phillips im Juni 1899 von Sotheby, Wilkinson & Hodge in London in auktion verkauft. Der käufer ist mir durch vertrauliche mitteilung bekannt. Nach dem katalog ist es eine pergamenths. des i5.jh. Vgl. auch Hsenel's katalog no. 2298.

Die drucke.

i) Caxton 1483 =- •/..

Vgl. Dibdin, Typographical antiquities, Lond. iSio, I, 177 185; Will. Herbert, Typ. ant. Lond. 1785 s. 45 f.; Ebert , Bibl. Lex. Leipz. 1821, I, 697 no. 8 740; Hain-Copinger I, 234 no. 7835; Brunet, Manuel du librairc, Paris 1861; W. Blades, Caxton, Strassb. 1877, s. 269 271 no. 53; Pauli, einleitung zu seiner ausgäbe s. XLI f.; Dibdin, Bibl. spenceriana IV 266 no. 856.

Xach Blades existieren 1 7 excmplare, darunter 5 vollständige. Bruchstücke sind neuerdings in Viscount Clifden's bibliothek in Lanhydrock gefunden, vgl. Athenaeum no. 3765, Dez. 2^, 1899 s. 866. Nach Ebert wurden- als höchste preise für diesen druck Caxton's gezahlt 315 £ (Merly), 336 £ (Roxburghe).

2) Thomas Berthelette, London 1532 = ß\.

Vgl. Pauli, einleitung zu seiner ausgäbe s. XLII, Herbert, Typ. Ant. s. 419 f.

3) Thomas Berthelette, London 1554 = ß?. Vgl. Pauli s. XLIII, Herbert, Typ. Ant. s. 456.

Während die drucke Berthelette's die »Stafford« version wieder- geben, stellt Caxton's ausgäbe die B-version, allerdings mit mannig- fachen abweichungen , die aus einer schlechten vorläge resultieren, dar.

Um die auffindung der abkürzungen zu erleichtern , schliesse ich hieran eine alphabetisch geordnete liste der hss. Ai = Brit. Mus. Add. 22139 (6). b == Balliol Coli. 354 (43J. A2 :^ Soc. of Ant. 134 (16). ßi = Berthelette 1532. A3 = Brit. Mus. Add. 12043 (37). ß^ '=='- Berthelette 1554. ai = Coli, of Arms 45 (3). Ci = St. Cath. Coli. l. 26 (7).

a2 ^ Bodl. Ashm. 35 (12). C2 -= Corp. Chr. Coli. 67 (14).

Bi =: Bodl. 693 (11). c =^ Chetham Libr. (17).

B2 = Bodl. 902 (22). D =-- Un. Libr. Cambr. Dd. VIU.

B3 = Bodl. 294 (2i, 39j. 19 (4j.

B4 ^= Marquis of Bute (44). E = Brit. Mus. Eg. 1991 (8).

H. Spies

ci = Brit. Mus. Eg. 913 (25). 62 =^ Un. Libr. Cambr. Ec. II.

15. (40- F = Bodl. Fairfax 3 (27). f = Un. Libr. Cambr. Ff. I. 6

(42). G = Hunt, Mus. Glasgow (15). Hl = Brit. Mus. Harl. 3490 (9). H2 = Brit. Mus. HarJ. 7184 (31). H3 = Bodl. Hatton 51 (36). Ht = Brit. Mus. Harl. 7333 (17). hl = Brit. Mus. Harl. 3869 (29). h2 = Brit. Mus. Harl. 6494 (26). J = St. John's Coli. 12B (24). K =r J, H. Gurney, Keswick Hall

(28). V. ■= Caxton.

Ml Un. Libr. Cambr. Mm. II.

21 (21). M 2 = Mary Magd. Coli. 213 (32). Ni = New Coli. 266 (30), N2 = New Coli. 326 (20, 34). P = Maggs Bros. Paddington (t8). R = Brit. Mus. Reg. 18 CXXII (i). Si =-- Brit. Mus. Stowe 950 (10). S 2 = Earl of Ellesmcre, Stafford

(35i- si = Bodl. Seiden B. 11 (2). S'2 = Sidney Sussex Coli. A. 4. i

(5, 40)- T ^ Trinity Coli. R. 3. 2 (38). \V = Lord Middleton, Wallaton

Hall (45). w = Wadham Coli. 13 {^'^.

L --- Bodl. Laud. 609 (13).

Im ganzen sind es also bis jetzt 43 hss. (darunter 31 pergamenthss.) und 3 alte drucke. Von den hss. gehören 26 der A-version , 8 der B-version , 6 der Stafford-version an, 6 stehen noch aus. 16 hss. befinden sich in London (11 im Brit. Mus.), 14 in Oxford (8 in der Bodl.i, 8 in Cambridge (4 in der LTniv. Libr.) und je eine in Glasgo\y, Manchester, Norwich und Nottingham.

In meiner liste sind 3 hss. doppelt aufgeführt, sie sind Zwitter, d. h. sie zeigen im anfang die A- und im schluss die B- (bezw. Stafford-)version oder umgekehrt, sind also von 2 verschiedenartigen hss. abgeschrieben worden. Nur bei N2 lässt sich auch äusserlich der absatz der beiden teile an dem Wechsel der schrift erkennen , und nur hier ist die doppelte aufführung in der liste wohl begründet. In den übrigen fällen ist die möglichkcit nicht ausgeschlossen , dass der Schreiber beide hss. während der ganzen abschrift vor sich gehabt hat. Trotzdem habe ich diese hss. vorläufig als in 2 teile zerfallend betrachtet. Ob sich die Scheidelinie bis auf den vers genau angeben lässt, möchte ich aber schon jetzt bezweifeln. Hieran anschliessend will ich noch bemerken , dass nach weiteren kollationen noch mehr hss. sich als zwitter in obigem sinne herausstellen kininen , wie wahrscheinlich T, ferner zwitter

Bislierige ergebnisse u. weitere aufgaben der Gower-forschuiig 201

zwischen den beiden gruppen der A-version , sowie solche zwischen der B- und Stafford-version. Mit rücksicht darauf ist bei der aufstelkmg des Stammbaums grosse vorsieht geboten.

Über den unterschied der Versionen.

Der unterschied der Versionen der Conf. Am. zeigt sich nicht nur in der jeweiHgen tendenz durch die widmung und durch den gruss an Chaucer bezw. seine weglassung , die dichtung hat auch sonst eine Umwandlung erfahren , die sich teils durch abweichende lesarten , teils äusserlich in der ver- änderten verszahl kundgiebt. In der Richard II. gewidmeten Version zähle ich insgesamt 333/6 verse, in der Heinrich IV. gewidmeten B-version und Stafford-version 33446 bezw. 3377/. Im einzelnen stellen sich die massgebenden abweichungen folcjendermassen, ich trehe dabei von der A-version aus :

A- ve 1 s i on.

B-

V er

s i 0 n.

Stafford-version.

V. 24—92 (widmung an

Gleiche

ver.szahl a

ber abweichender te.xt widmung an

Richard 11.)

Heinric

li V. Lancaster.

V. 494

N

acli

vers

494 finden

sicii 4

^veitere verse vgl. Pauli I, 20 v. 13-

-16

V. 576

57A ,.

. 6

1.23 V. 11-

-16

V. 2482 3^)

Z

1 4

versen erweitert vgl

Pauli 1. 89 V. 17—20

V. 20933—42

Fehlen hier, dafüi-;

V. 20932

Näcli

V. 20932 44 verse melir.

V. 21518

Nach

V. 21518 verse mehr.

V. 21570

Nacli

V. 21570 125 verse mehr.

V. 22239—284

Fehlen hier.

T. 27152

Nach

V. 27152 12 verse mehr.

V. 27960

Nach

V. 27960 32 verse mehi'.

^) Diese von Pauli nicht gegebenen verse lauten And take ensample of this matere ; A tale I finde as thou shalt here.

A - v ersi o n. V. 27986

B - V ers ion.

S t a ff er d- V ersio n Nach 27986 154 verse mehr.

V

33203-230

Text verschieden.

V

33231-247

Text wie in A.

V

33248—349

V. 33248— 349 entsprechen hier v. 33248-413 (64 vv. mehr)

V

33350-362

Text wie in A (=: v. 33414 426)

V

33363-372

V. 33362—372 entsprechen hier nur 4 andere verse (v. 33427 43o)

V

33373—376

Text wie in A (= v. 33427— 434"

202 i^- Spies

In der Stafford-version finden sich also an 6 stellen Zu- sätze von zusammen 387 versen , an 2 stellen auslassungen von zusammen 56 versen. Um die Zählung möglichst einheit- lich zu gestalten , sind die zusätze und weglassungen in der B- und Stafford-version bis zum vers 33247 nicht eingerechnet; bei Zitaten werden sie durch eine sonderziffer als zusatz zur hauptzahl gekennzeichnet. Es erhebt sich nun die frage , ob alle diese änderungen vom dichter herrühren oder nicht. Die der B-version sind sicher authentisch , zweifei kann bestehen betreffs der der Stafford-version. Sind die zusätze darin, (was mir wahrscheinlich dünkt), echte verse Gower's, so dürfen wir auch annehmen, dass die weglassungen von ihm vorgenommen sind. Und dann haben wir es mit einer nochmaligen eigen- händigen Umarbeitung , einer C-version (genauer müssten B und C als Bi und Bn bezeichnet werden) zu thun. Damit stehen wir vor neuen fragen : warum fand diese Umarbeitung statt .^ Fällt die C-version etwa zeitlich vor die B-version.' u. s. w. Die datierungsfragen werden damit in ein neues licht gerückt, die klarlegung aller dieser punkte wird bei dem an- scheinend gänzlichen mangel an urkundlichem material im wesentlichen auf grund der hss. -Untersuchung anzustreben sein.

Innerhalb der A-version lassen sich auf grund meiner bisherigen koUationen 2 ziemlich deutlich geschiedene gruppen wahrnehmen, eine grössere von 19 und eine kleinere von 7 hss. Diese kleinere gruppe stimmt in zahlreichen und wichtigen lesarten mit der B- und Stafford-version überein. Ich glaube daraus den schluss ziehen zu dürfen , dass , als der dichter seine Con/. Am. umarbeitete , er eine hs. dieser gruppe als vorläge benutzte und daraus weiter , dass diese gruppe über- haupt die ursprünglichere fassung der dichtung darstellt, zu- mal sie in einzelnen fällen entschieden die einzig mögliche lesart aufweist (vgl.v. 20496).

Eine ausführliche begründung des gesagten muss ich mir natürlich für später vorbehalten, es seien deshalb nur einige wenige lesarten ') mitgeteilt : V. 115 gruppe I: Tho was ther none envied loue gruppe II (mit B u. Staff.) : Tho was ther vnenvied loue.

*) Der kiirze halber ist liier nicht erwähnt, wenn die betr. stelle in einer hs. nicht überliefeit ist, da es für das eigebnis keinen ujiterschied macht.

Bisheiige ergebnisse u. weitere aufgaben der Gower-foischuns

203.

V. 20209 f. griippe I: And crie it to briddes al aboute

How thou hast do to me thurghoute. gruppe II (mit B u. Staff.) : And crie it to the briddes oute

That thei schul here it al aboute V. 20474 gruppe I: And in a twinkling of an ye, AI sodeinly that men it syhe, Her formes chaunged alle thre. gruppe II (mit B u. Staff.): The goddes, that the meschef syhe, V. 20496 gruppe I: For euere vpon her womanhede,

Thogh that the goddes wolde her chaunge, She was and is the more straunge. gruppe II (mit B u. Staff.): She thenk{) and is the more straunge..

etc. etc.

Den Übergang von gruppe II zu gruppe I scheinen mir Al und Ci darzustellen. In (vorläufig) zwei wichtigen fällen schliessen sich diese auch sonst eng zusammengehörigen hss. von gruppe I aus und stimmen zu den übrigen : V. 20340 gruppe I ausser Ai und Ci : And jit as here seinen list, alle andern einschl. Ai und Ci : And jit right as here seinen list. V. 20515 gruppe I ausser Ai und Ci : And in here song al

priuely, alle andern einschl. Ai und Ci : And in here song al openly. NB. »al openly« steht in Ai auf rasur !

Innerhalb der ersten gruppe bilden R, si, ai und D eine durch viele eigentümlichkeiten nicht originaler natur ausge- zeichnete besondere klasse und von diesen stehen sich a 1 und D wieder sehr nahe. Mit rücksicht auf den charakter meines aufsatzes muss ich hier in diesen und ähnlichen fällen von der anführung von beispielen als zu weitführend absehen.

Betreffs der übrigen hss. im einzelnen möchte ich nur ganz kurz mitteilen, dass ^Ii und N2 zweiter teil nahe ver- wandt sind, ferner H2 und INI 2 (hierhergehörig auch die ganz minderwertige w), wobei die zuerst genannte stets die bessere ist. hl ist direkt und recht gut von Fabgeschrieben worden; da F und K nach Macaulay (ausg. s. LXXXVI) genau den- selben inhalt haben , könnte auch eine nahe Verwandtschaft bestehen.

Was die drucke anlangt, so stellen Caxton's ausgäbe die B-version, Berthelette's ausgaben die Stafford-version dar.

2 04 ^- ^P'^''

Alle geben ausserdem noch die , soweit ich sehe, nur in M 2 und H3 überlieferte inhaltsangabe der Conf. Am.

Wenn ich mich in dem letzten auf das Verwandtschafts- verhältnis der hss. bezüglichen abschnitte sehr zurückhaltend gezeigt habe, so geschah das deswegen, weil eben ein sicheres und endgültiges resultat erst nach erfolgter vollständiger kol- lation aller (nach oberflächlicher Schätzung rund i 200000 verse enthaltenden) hss. gegeben werden kann.

Die aufstellung eines sicheren Stammbaums wird er- leichtert durch die länge der dichtung (grosse zahl von Vari- anten), erschwert dagegen durch die nur geringe bruchstücke enthaltenden hss., durch die Zwitterhandschriften sowie durch diejenigen, die tilgungen ursprünglicher lesarten aufweisen.

T e X t f r a g e n.

Im ganzen genommen hat sich der im alter kränkelnde John Gower bei der Umarbeitung seiner englischen dichtung die arbeit nicht schwer gemacht , die Überarbeitung ist keine besonders starke gewesen (mit ausnähme der charakteristischen stellen am anfang und schluss natürlich, sowie der auslassungen und Zusätze der »Stafford-version« , wenn diese vom dichter herrühren) , sodass also die Versionen der Conf. A??i. in ganz anderem Verhältnis zu einander stehen als beispielsweise die verschiedenen fassungen von Langland's Piers Pjowman. Schon aus diesem gründe dürfte sich also ein durchgehender paralli-l- druck aller Versionen nicht empfehlen.

Wir sind somit vor die methodisch sehr wichtige frage gestellt, ob eine hs. der ersten oder zweiten (oder ev. dritten) version der textgestaltung zu gründe zu legen sei. Der grundsatz , den wir im allgemeinen bei einem modernen autor befolgen würden , nämlich die letzte vom Verfasser be- sorgte ausgäbe als grundlage zu nehmen , scheint mir nicht ohne weiteres auf die ältere zeit übertragbar. Denn die hss. entsprechen in der regel nicht den modernen authentischen ausgaben, denen nur originalhss. gleichzuachten wären, (und ob unter den erhaltenen Gower-hss. eine originalhs. ist , er- scheint mir mindestens zweifelhaft). Wir werden also die gute der hs. als wesentliches moment bei der wähl der version betrachten. Nun weisen aber alle Versionen recht gute hss. auf, es bliebe also da durch genaue \ergleichung festzustellen.

Bisherige ergebnisse u. weitere aufg.iben der Gower-forschung 205.

ob eine der erhaltenen hss. (wenn keine sich als originalhs. herausstellen sollte) der originalhs. ihrer version besonders nahe steht. Das ergebnis dieser vergleichung würde fast allein ausschlaggebend sein, fast allein, denn im Interesse der angli- stik scheint mir doch noch eine gewisse rücksicht auf die aus- gäbe jMacaulay's geboten. M. legt i die (recht gute) hs. der B- version, F, seiner ausgäbe zu gründe , und da er die korrek- turen nach den hss. lesen kann, wage ich nicht an der Zuver- lässigkeit seines abdruckes zu zweifeln. Sollten sich nun hss, anderer Versionen selbst nur als fast gleichwertig heraus- stellen, würde es dann nicht sehr im Interesse unserer Wissen- schaft liegen, eine von diesen zu wählen und damit noch eine Gower-hs. mit allen ihren eigentümlichkeiten allgemein zu- gänglich zu machen.^ Ich glaube die frage bejahen zu dürfen, und zwar gerade mit rücksicht auf die länge der dichtung und auch auf das Interesse der Verleger.

Welche hss. würden nun voraussichtlich als ausgangs- punkt für die textgestaltung in betracht kommen.'^

Wenn die oben gestreiften mängel aller hss. von gruppe I der A-version nicht durch anderweitige Vorzüge aufgehoben werden sollten, würden sie sämtlich ausscheiden. Sonst dürfte unter den von mir eingesehenen Ai, A2, B, E, L und vielleicht auch R die au^wahl zu treffen sein. Innerhalb der zweiten gruppe käme vor allem B2 in betracht, weniger J und j\Ii. B3 ist eine gute hs. aber zwitter. In der B-version scheiden jedenfalls aus he, Nv, w und Ms wegen unvollständiger oder mangelhafter Überlieferung , h 1 als direkte abschrift von F, welches entschieden die beste hs. der B-version ist, auch gegenüber Ni und H?, die beide zudem stark beschädigt sind. Von den hss. der Stafford - version sind H3 und S2 minder- wertig, in A?. fehlt leider anfang und schluss, in T (das über- dies wahrscheinlich auch eine zwitterhs. ist) fast V'i allein S2 scheint nach der beschreibung trotz einiger lücken besonders beachtenswert zu sein. Aus der zahl der andern von mir bisher nicht eingesehenen hss. stehen noch als beachtenswert aus B4, K, W.

Im kritischen apparat werden selbstverständlich alle sinn- varianten aus den hss. sowohl wie aus den drucken gegeben werden und ferner, am zweckmässigsten vielleicht im druck äusserlich von ihnen getrennt, dialektische lesarten, soweit sie

2o6 H. Spies

sich nicht suinmarisch abthun lassen. Besonders interessante oder sprachHch wichtige Schreibungen sollen bei der ortho- graphischen beschreibung der hss. möglichst berücksichtigt werden. Auch dürfte sich die mitteilung eines längeren ab- schnittes aus solchen hss. empfehlen. Denn gerade jüngere hss. weisen bei dem stärkeren hervortreten der Individualität des Schreibers vielfach eigenartige sprachliche formen auf. Man könnte dies als zu sehr ins einzelne gehend vielleicht beanstanden, doch scheint mir der Zeitpunkt nicht mehr fern, wo die forschung sich auch in diesem punkte noch mehr \er- tiefen und die entwicklung der Orthographie mit ihren gelegent- lichen versehen und aus wüchsen in höherem masse als bisher für die historische erforschung der spräche nutzbar machen wird. Die bei der kollation aufgewandte mühe ist gering im Verhältnis zu dem nutzen, den sie vorarbeitend für eine solche arbeit gewährt.

Nach herstelkmg des kritischen textes und kommentars, wird, sozusagen als reife frucht, eine zusammenfassende dar- stellung von Gower's spräche und verskunst abfallen, wo sich gelegenheit zur erörterung wichtiger fragen (wie z. b. Verhältnis zwischen dem Französisch und Englisch des dichters, geltung und bedeutung des end-^ etc.) bieten wird.

Die benutzung und ausnutzung des ganzen werkes für wissenschaftliche zwecke soll durch ein ausführliches glossar möglichst bequem gemacht werden. Als icJeal schwebt mir dabei ein Wörterverzeichnis vor, das sämtliche in der Ct^f//. A?n. vorkommenden Wörter (einschl. der abweichungen in den hss.) und sämtliche belegstellen enthält. Ich für meinen teil besitze ein solches bereits für eine hs. ; es ist streng nach dem muster des Thesaurus linguae Latmae angelegt und wird sich zweifel- los als äusserst zweckdienlich erweisen, so bei der herstcllung des kritischen textes , für die genaue ermittlung des Wort- schatzes der Co7if. Am. und ferner für anderweitige arbeiten aller art. An Vollständigkeit und damit auch an brauchbarkeit muss es bei dieser anläge das von Macaulay für seine ausgäbe geplante glossar weit übertreffen.

Neben der eingehenden erforschung und Verwertung der spräche Gower's wird die litterarhistorische Würdigung hergehen. Aus Macaulay 's einleitung wird sich zunächst ergeben, wie weit es ihm gelungen ist, neues licht auf Gower's leben zu werfen

Bislierige eiErehnisse u. weitere aufgaben der Gower-forschunf

207

und weiter, durch aufdeckung des Verhältnisses zu seinen quellen überhaupt und klarlegung seines einflusses auf spätere autoren dem dichter den ihm gebührenden platz in der eng- lischen litteraturgeschichte anzuweisen. Daran wird die weitere forschung anzuknüpfen haben.

Eins aber ist sicher, was ich schon im anfang meines aufsatzes ausgesprochen habe. Der erfolg bei der lösung der vielen in betracht kommenden fragen hängt ganz und gar von der grundlage ab , auf der ihre lösung versucht wird. Die ergebnisse werden um so reichere sein , je mehr sie im Zu- sammenhang mit einander behandelt werden, und je grösser die Vollständigkeit des verwerteten materials ist , ganz abge- sehen davon, dass die Wissenschaft heutzutage diese Vollständig- keit berechtigtermassen als grundbedingung stellt. Der von mir aufgestellte und näher ausgeführte plan einer kritischen neuausgabe der Conf. Af/i. mit ihren vorarbeiten und folgerungen sucht diesen grundsätzen gegenüber der englischen ausgäbe nach möglichkeit rechnung zu tragen. Möge ihm die wohl- wollende billigung und freundliche Unterstützung der fachge- nossen zu teil werden !

Nachtrag zu seite 163 170.

Caxton sagt im Book of Curtcsye (gedr. um 1477—8) über Gower nach der einen fassung :

»Redith Gower in bis writyng moralle,

That aiincient faders memorie,

Redith his bokis clepidc »confessionale«,

Wj'th many anodir vertuous tretie,

Füll of sentence satte so friitously,

That them to rede shall yeue you corage,

So is he fülle of sentence and langage.« (ed. EETS. Extra Series III vers 323 Strophe 47).

Eine kurze erwähnung Gower's ist zu finden in The Pil- grijnage to Pariicissus , with the two parts of the Return from Parnassus ed. Macray Oxf. 1886 p. 58 z. 1048: Ingenioso: My pen is your bounden vassal to cotnmande. Bat what

vayne would it pleasc you to have them in ? Gullio : Not in a vaine veine (prettie, i' faith; : make mee them

in two er three divers vayns in Chaucer's, Gower's and

Spencer's and Mr. Shakspeare's.

2o8 W. Bang, Dekker-stiidien

Dryden im vorwort zu den fabeln Lond. l/OO The Verse of Chaucer , I confess , is not Harmonious to us ; but 'tis like the Eloqiience of one whom Tacitus commends , it was auribus istius temporis accommodata : They who liv'd with him, and some time after him, thought it Musical; and it continues so even in our Judgment , if compar'd with the Numbers of Lidgate and Gower his Contemporaries : There is the rüde Sweetness of a Scotch Tune in it, which is natural and pleasing, though not perfect. <:

Göttingen, Febr. 1900. Heinrich Spies.

DEKKER- STUDIEN.

i.

Prolegomena zur geschichte der Pleasant Comodic of Paiicnt Grissill})

Dekker Ben Jonson. Ben Jonson Will Kempe. Shakespeares Mcrry

Wives of Windsor. Kyds Spanish Tragedy.

Dass die im jähre 1603 anonym in London erschienene Pleasant Comodic of Patient Grissill nicht ausschliesslich das pro- dukt gleichzeitiger, gemeinsamer arbeit Chettle's, Dekker's und Haughton's sei , ist meines wissens zuerst von Collier, Hist. Engl. Dram. Poet. III 236 ausgesprochen worden: »I apprehend that in this case, as in many others, Joint author- ship has been attributed to different poets who were not con- cerned in the production of a play at the same time. Thus, in the present instahcc, the hrst drama upon the well known Story of Griselda may have been written by Chettle; and Dekker and Haughton, at a subsequent period, may have made additions to it, for the sake of giving it variety and novelty, and rendering it more pop)ular when it was revived.-

Dafür dass die Ouarto 1603 nur eine Überarbeitung und erweiterung des ursprünglichen Stückes ist dass sie sich

1) Hübsch's dankenswerte ausgäbe in Eilanger beitr. heft 15 ist den fol- genden benierkungen zu gründe gelegt worden.

Dekker-studien 209

also zu diesem ungefähr verhält, wie die O. 161 6 des ]\Iarlowe'schen Faustus zur ed. 1604 dafür liegen eine an- zahl unzweideutiger beweise vor :

I. "Mit V. 155 tritt der schwatzhafte Babulo [to babble) auf und nachdem er eine zeit lang seinem namen ehre gemacht hat, sagt Janicola zu ihm, v. 117 ff.:

Let not thy tongue goe so : sit downe to worke, And that cur labour may not seeme to long, VVeele cunningly beguile it with a song. Es folgt dann der Song: zweimal, in vv. 182 und 192, steht vor dem refrain dieses Song die bühnenweisung 'Fool{c)-., die bisher verschiedentlich gedeutet wurde; es ist aber meines erachtens ganz zweifellos, dass dieses Fook sich auf Babulo bezieht, er also den refrain, der närrisch genug ist, allein zu singen hat. So sagt Janicola zu Babulo in v. 99 : goe, foole, cease this vaine talke etc.; cf. v. 965, wo Furio zu ihm sagt: goe looke, sirra foole etc., wie es z. b. in v. 1767 heisst: sirra Scholler (zu Laureo); an andern stellen kann/ft^/f auch Schimpf- wort sein. Das heisst mit andern werten: im ursprünglichen stück trat der Foole auf; diese bezeichnung ist irrtümlicherweise in vv. 182, 192 stehn geblieben; die neubearbeitung gab dem Foole den namen Babulo.

II. Der marquesse verleiht zweimal einem gedanken aus- druck, der dem ganzen tenor der grisildensage vollkommen widerspricht:

V. 1292 : When I require them (the wandes) backe, then will I shew

How easily a man may tame a shrew. V. 2159: ... ile haue my will and tame her pride,

lle make her a seruant to my bride.

lulia, Ile bridle her.') Dieser gedanke, der von v. Westenholz und Hübsch verschieden interpretiert wurde, kann nur aus dem gründe in die Überarbeitung aufgenommen worden sein, um die haupt- handlung auch äusserlich mit der nebenhandlung Sir Owen- Gwenthian zu verknüpfen. In der that wurde ja dieses under- plot nur deshalb aufgenommen, um einen gegensatz zur haupt- handlung zu bilden. Ähnlich das sei hier gegen Collier, 1. c. III 237 bemerkt wurden schon in der ursprünglichen

') cf. vv. 2,551 ff., wo der gedanke nicht so scharf formuliert erscheint. J. Hoops, Englische Studien. 28. 2. I4

2IO " W. Bnng

redaktion die der Grisildensage fremden personen Laureo und Foole verwendet, um einen gegensatz zu der ewig zufriedenen Grissill und ihrem nicht aufmuckenden vater Janicola zu haben.

III. Was der Marquesse in vv. 2174 ff., im wesentlichen sich an personen der beiden nebenhandlungen wendend, sagt, ist offenbar nur eine störende Wiederholung der vv. 2309 ff., die nach der bühnenweisung vor v. 2309 speciell an Lepido, Onophrio, Urcenze, Farneze und Mario gerichtet sind. Alle diese personen mit einziger ausnähme von Lepido, der der Überbringer der nachricht (v. 2176) war hätten jedoch die neuigkeit schon aus vv. 2174 ff. wissen müssen, wenn diese im ursprüngl. stücke gestanden hätten!

IV. Die vv. 2530 I, vom Marquess gesprochen,

Our pardon and cur loue circle thee round Lots all to banquet, mirth our cares confound bilden einen im älteren drama sehr beliebten schluss; vgl. Greene's Orlando, Friar Bacon, James IV, Alphonso, George- a-Greene etc.

Alles auf v. 2531 folgende steht mit der geschichte der Grissill nur in sehr losem Zusammenhang, und bezieht sich eigentlich nur auf Sir Owen und seine liebenswürdige Gwen- thian. Ich nehme also an, dass die erste redaktion mit v. 2531 abschloss.

Ich denke dass das zusammenwirken der obigen aus- führungen darnach angethan ist, die richtigkeit'der Collier'schen ansieht im allgemeinen zu beweisen. Demnach waren die beiden nebenhandlungen dem ursprünglichen stücke fremd, dessen Personalbestand sich zusammensetzte aus : Marquesse, seinem bruder Pavia, Janicola, Grissill, Laureo, Babulo und seinem boy, Furio, den beiden kindcrn und lords, attendants o. ä., deren namen möglicherweise schon die 1603 gebrauchten waren : bes. Mario imd Lepido, die gegensätze zu Furio, da sie in poetischen teilen schon vom IVIarquess namentlich an- geredet werden.

Von diesen Charakteren hat nur Laureo eine Verschiebung erfahren, da er durch die zugäbe der vv. 2202 2263 in der neubearbeitung erst zu dem geworden ist, was Hübsch in ihm sieht (1. c. p. XXIV: »in [ihm] . . . soll wohl der dunkel der Scholaren gegeisselt werden, die im praktischen leben gar nicht zu Gebrauchen sind«). Dass aber diese scene (vv. 2202

Dekker-studien 2 1 1

bis 63) späterer ziisatz ist, geht einmal aus der ausdrücklichen angäbe in 2221 > but 1599^ am 19. Dez. 1599 bezahlte Henslowe 3 £ an die drei autoren hervor, sodann aber aus dem Wortlaut der vv. 2242 -4:

Such are cur banckrouts and cur fugitiues, Scarse hauing one good leg, or one good limbe Out run their creditors, and those they wrong, womit zu vergleichen ist Dekker's Seveti Dcadly S'uis 0/ London (1606), ed. Arber pp. 11 18 »Politick Bankruptisme < und p. 25: »Scarce was his (Caualiero Candle-light's!) entrance blown abroad, but the Bankrupi, the Fellon, and all that owed an\' monv and for feare of arrests^ or lustices Warrants, had like so many Snayles kept their houses ouer their heads al the day before, began now to creep out of their shels, and to stalke vp and down the streets« etc. Die ganze scene trägt im übrigen das gepräge Dekker's; vv. 2223 ff. Ich stehe also auch nicht an, sie Dekker zuzuschreiben.

Diese Überlegung führt naturgemäss zu der allgemeinen frage nach den teilen, welche meiner ansieht nach dem ur- sprünglichen stücke angehörten. Nicht zu dem alten stücke gehörten auf jeden fall die meist in prosa verfassten scenen der nebenhandlungen. Von andern teilen kann es zweifelhaft sein, ob sie von Chettlc oder Dekker resp. Haughton her- rühren. Hier auf den ersten wurf etwas bestimmen zu wollen, wäre tollkühn.

Ein besonders zweifelhafter teil beginnt mit v. 368 und endet mit v. 420 (421 4 können alt sein und sind es, für mich wenigstens, sicher; 425 754 sind neu). Gründe, die ge^en das alter dieser scene sprechen, sind die folgenden: I) wir sahen, dass im ersten entwurf ßabulo nur als Foole auftrat; in v. 385 fragt der Marquesse : »What's his name< worauf Babulo antwortet -Babulo, Sir, is my name«. Mit der einsetzung von Foole für das neuere Babulo kommen v.ir nicht weiter. Die ganze frage steht überhaupt im Widerspruch mit vv. 134 5, ^^'^ denen hervorgeht, dass der Marquesse im hause des Janicola öfter eingekehrt war und zwar ver- kleidet, sodass es weiter nicht auffallend ist, dass vv. 370 ff. Babulo ihn nicht gleich erkennt. 2) scheinen die vv. 414 15 mit vv. 140 50 in Widerspruch zu stehen (?). 3) wir sahen oben, dass v. 2220 i von Dekker herrühren; sie enthalten

14'

212 W. Bang

den ausdruck : wonders not of nine daies ; ebenso enthält V- 403—4 wonder . . . wil last but nine daies, stammt also

höchst wahrscheinlich aus der feder Dckker's.

Von den folgenden scenen sind :

vv. 755— 932 alt. vv. 1886 2152 neu.

933— 973 neu. 2152 2157 wohl alt.

974—1104 zum teil wohl 2158—2262 neu.

alt. 2263—2321? alt, aber wohl

1 105 1276 neu. überarbeitet.

1277— 1289 alt. 2322 2347 neu.

1290— 1410 neu. 234S-2396 z. t. alt.')

1411 1672 alt. 2397 2531 alt aber sehr

1673— 1700 von Dekker. starkvonDekker

1701-1745? von Dekker überarbeitet.

überarbeitet. 2532— schluss neu. 1746 1885 von Dekker.

Auf grund der noch recht häufig eingestreuten reime und der zahlreichen endstopt lines wäre ich geneigt, die alten teile in die jähre 1590 94 zu setzen; doch ist hier nichts be- stimmtes auszumachen! Es sei denn, dass die erwähnung der »seauen deadly sins in v. 199 202 auf Tarletons gleich- namiges stück hinweist, das im jähre 1594 aufgeführt wurde (cf. Fleay, Chron. Hist. pp. 23, 296). Dass die 7 sünden mit denselben namen im Faushis vorkommen, ist belcannt ebenso, dass die betr. scene von vielen für »eingeschoben« gehalten wird.

^) Warum fragt in v. 2375de1-Marq11es.se: What fellow is this (Laureo)? Er musste ihn doch kennen? Oder sollen wir noch einen schritt weiter gehen, und fast das ensemble der Babulo-Laureo-scenen dem alt. stück ab.spiechen? Es Hesse sich ja mancherlei für eine solche annähme anführen; so ist in v. 966 vom ship of fooles die rede; in seinen 7 deadl. Sins sagt Dekker (p. 37): . . . Fooles, In whose Ship whilest they all are sayling. [Korrektur-note: ausdrücke von der bildung der folgenden ////i?7i/ of idlenes, doake of hypocrisie, doake of honesly 17.] 7— 8 finden sich hundertmal bei Dekker; vgl. nur egg of iniquity, We.stw. Ho! II l, p. 217; breeches of conscience, petticoal of her cstale und smock of her charity in Viig.- Mart II 3, pj). y - 10 ; Jieedle of necessiiy ibid. III ,3, p. 14, sowie iron goose of mortalUy, stiburhs of conscience, zvalls of honesty ibid. p. 15; ivorking-Jay robes of humility in Sun's Darling, I l, p. 171. Ferner kann auch to serve in 1876 von dem bibelfesten Dekker stammen (cf. Northw. Ho ! I 3 you may kill a calf for htm (= prodigal), im hinweis auf den verlorenen söhn) ; cf. 7 deadl. Sins , ed. Arber, p. 46 : they seiu'd you seuen yeeres to pick vp a poore liuing etc.]

Dekker-studien

213

Relativ einfacher liegen die Verhältnisse bei den neueren teilen, da wir hier die folgenden daten haben:

1. vor 19. Dez. 1599 (Hensiowe).

2. 26. Jan. 1599 60 (Hensiowe).

3. 28. i\lärz 1599—50 (S. R.).

4. 1603 erscheint »Grissill«.

Dieselben können uns hier und da leiten. Zunächst ist festzuhalten, dass Ben Jonsons Every man out of his hmnour im März April 1600 aufgeführt worden sein muss. Die sonder- bare Übereinstimmung Emulo-Owen (Griss.) und Brisk-Lucu- lento (Ev. m. out) ist längst aufgefallen; Small (Stage-Quarrel, Breslau 1899, p. 43) bemerkt dazu: > It is, to say the least, extremely improbable that two dramatists should have hit upon a fictitious story of this sort independently, or that one should have dared to steal from the other so striking a tale.« Die Sache wird noch viel unheimlicher, wenn man Griss. vv. 444 : as a gallani whome I know, cozens others : for my briske spangled bahie will come into a Stationers shoj), call for a stoole and a cushion, and then asking for so?nc greeke Poet, to him he falles, and there he grumbles God knowes what, but Ile be sworne he knowes not so fnuch as one Char acter of the tonguc"^ vergleicht mit E. man out III i (Giff. p. 46): >'The other monsieur, Clove, is a fnore spiced youth; he will sit you a whole afternoon sometimes in a booksellers shop, reading the Greek, Italian and Spanish, \vhen he utiderstands not a word of either. « Clove selbst spricht 1. c. p. 47 von the souFs synderhis, womit man Griss. v. 493 sintheresis of the soule^) vergleiche; cf. ferner die ausdrücke swect lady, sweet Signior (v. 490 etc.) Fastidioiis V. 492 die sich nur auf Ev. m. out beziehen können, sowie v. 501 to take Tobacco well und dazu B. Jons. Ev. m. out III 3 ganz.

Diese Übereinstimmungen sind derartig, dass wir un- bedingt annehmen müssen, Ben Jonson sei der Verfasser von Grissill vv. 425 511 13 und vv. 1105 1215! Denn es giebt gar keine andere erklärung für dieselben.-) B. Jonson, der auch

M cf. Small, 1. c. 45 riniu. l.

^) Oder ist die ganze scene doch von Dekker und beruht auf ihr der Vorwurf des Plagiat's, den Ben Jonson im Poetaster, V \ (p. 129) gegen Dekker erhebt?! Dekkers antwort darauf könnte in Satirom. liegen p. 201 Demetrius shall write thee a Scene or two, in one of thy strong garlicke Coniedies und

214

W. Ban"

sonst mit Dekker zusammengearbeitet hatte, arbeitete mit ihm und Haughton auch Chettle's Grissill um ; nehmen wir an Sommer 1598 99; darauf brach der W'ar of the Theatres aus und B. Jonson wurde von Henslowe nicht mit den drei anderen autoren bezahlt. Diese annähme erklärt es am einfachsten, warum Grissill, obwohl am 28. März 1599 1600 eingetragen, doch erst 1603 erschien.') Ben Jonson seinerseits genierte sich nicht, . sein geistiges eigentum anderweitig zu bemitzen^) obw'ohl die ganze duellgeschichte gegen den unbekannten Luculento an salz verliert, während sie bei Emulo Sir Owen sinn und verstand hat.^)

Am 26. Jan. 1599/1600 kaufte Henslowe ein costüm für Grissill; am 28. März wurde Grissill eingetragen; zwischen diesen beiden daten , wahrscheinlicher nach dem letzten, wurde vor dem druck eine scene oder wenigstens eine bemerkung eingeschoben, die auf Kempe's berühmten tanz sich bezieht: 514 he would daunce a morrice rarely if hee were hung with belles. Im April 1600 erschien nämlich Kempe's Ninc day's wonder, performed in Morrice from London ta Norzüich (E. G. VII, pp. 15 ff.). Vielleicht bezieht sich auch das zweimalige nine daies wonder auf diesen titel (2220— i ; 403 4); »of 1599« in 2201"^) kann sich, da der tanz vom

p. 261 you shall sweare not to buiubast out a new Play, jv<ith the ol'ie, lynings of lestes, stolen from the Temples Keuels (cf. auch Poetaster p. 121 [IV 2] Horace ! he is a mere .sponge etc. etc. und dazu wieder Satiroin. p. 211: able to beare away any' mans iestes in England).

1) cf. auch Collier, III 390 anni.

^) Vielleicht wurde Dekker erst durch diese hamllungswei.se Ben Jonsons, die ihm ja ganz ähnlich sehen würde, veranlasst, gegen ihn partei zu ergreifen*

2) Aus dieser erklärung der Sachlage geht zunächst für den Stagequarrel hervor, dass Fastidious Brisk nicht Dekker sein kann ! Small hat , wie .so oft, auch hier das richtige von ganz anderen positionen aus erreicht. Jetzt wird es aber weiter deutlich, warum in Dekkers Satiromastix „Ev. man out" „is never mentioned with bittei'ness" (Small, \). 30)! Übrigens können Fleay und Small Grissill v. 445 nicht aufmerksam gelesen haben, dann />riske spaugled hahie ht7Äe:\\\. sich nicht auf Emtdo, sondern auf galhvit in v. 404.

^) In 2214 (cf. 1055) sagt Babulo: I ivas a traiicllcr ; in 2221 sagt er dann , um das zu beweisen : / hmic seene vnder JoJm Prester and Tamer Catns people, with lieds like Dogs. Natürlich steht John Preskr für Prester yohft; dann ist es aber selbstverständlich, dass Babulo auch Tamer Cam beabsichtigte, wie es B. Jonson, Discoveries , p. 748 gebraucht; loith the Tamer - laues , and Tamer- chams of the late age 1 Hier ist chatiis der plural von cham = türk. kagan.

Dekker-studien

215

II. Febr. bi.s 8./11. März 1599 1600 ausgeführt wurde, sehr gut darauf beziehen ; cf. Ev. man out IV 6, Giftord, p. 59 : would I had one of Kemp's shoes to throw after you. Zu dem witz Babulo's vgl. Sh. CH 6, III 2, 113 14. Dass besonders Dekker, der in dieser zeit mit Shakespeare eng befreundet war, die gelcgenheit, Kempe, der Shakesp. truppe verlassen hatte, lächerlich zu machen, benutzt haben sollte, ist an mid für sich keineswegs unwahrscheinlich. Doch bleibt diese an- gelegenheit eine Vermutung , da Kempe's n a m e \) nicht ge- nannt ist, und der ausdruck nine days wonder sonst oft genug vorkommt.

Grössere Sicherheit der resultate im einzelnen, besonders in der Zuweisung der Übergänge von alten zu neuen partieen etc.. wird sich vielleicht später noch erreichen lassen ob-

kan ^ klian ; cf. Tniubuil. I, v. 206. Doch ist es auch möglich, dass der drucker Cams Kw Laine veiins ; mir allerdings ganz unwahrscheinlich; cf. Collier III, pp. 104 5. Die im text der Grissill unsinnige form Cams für Cam muss ihr s daher haben, dass der schreib^r die enden seiner vvörtei" mit einem Schnörkel versah, die der drucker für s I:is , cf. 2512 beastcs ; Hübsch's anm. zu 156. (Zu dem plural-j im AVelsh Engl. cf. Dods. XIII 65). Die kenntnis des Prester John kann Dekker nur aus Mandeville gehabt haben, der im jähre 1568 in London erschienen war (cf. Cordiers höchst fleissige Mandevilie-Bibliographie im 'l'oung Pao, Leiden, vol. II. p. 3l6; von l670 an erscheint Prester John auf den titeln der engl, edd.) respective aus R. Hakluyt's reisen, die 1,089 und 1599 erschienen ; ich kann dieselben hier nicht einsehen ; doch enthalten sie nach d'Avezac, Relat. des Mongols etc., Paris, 1838, p. 6, anm. 2 „en tout ou en partie, Jean du Plan de Carpin", welcher p. 259 der ausgäbe d'Avezac's vom Johannes - Presbyter spricht (cf. d'Ave/.ac, pp 151 ff.). Aus derselben quelle stammen denn auch die people, wilh heds like Dogs (d'Avezac, jip. 97 u. 282); auf eine andere, mir eben nicht erinnerliche quelle weist Tomaschek hin, ohne sie zu eitleren, in: Kritik d. alt. nachr. über den skvth. norden II (WSB, II7) p. 69: „Bei späteren heissen die Samogedi, quia habent faciem ut canis , Cynocephali'^ (ich denke, Tomaschek citiert den Schwindler Mandeville oder Rubriquis , die wir hier nicht besitzen). Citiocephalus schilt Tucca den Horace im Satiromast. Dekkers Works London, '73, I 23.5. In Shom. Hol. (p. 73) erwähnt Dekker selbst Tamar Chams beard, während er p. 72 von Tamherlaine redet (siehe Fleay, pp. 16. 361 ; Fleay's quelle ist mii- unzugänglich); cf. Tamor Cham m Satiromast. f). 258, weiter Old Fortunatus pp. 104. 109, wo auch Prester John" erwähnt wird (cf. Dodsl. XII, 229. 337). Ich sehe nachträglich, dass schon Hippe, E. stud. XX, p. 108 die identität von Prester John erkannt hat. Auf Cordiers erwähnte bibliogr. mache ich übrigens nochmals ausdrücklich aufmerksam, da sie von Ang- listen leicht übersehen werden kann (cf. z. b. Morris, Speciniens* II 326, wo sie einen schönen platz gehabt hätte!).

>) Ebenso in Westward Ho V 1 (p. 237, Dyce).

2i6 ^^'- B'^'ig

wohl hier ungemein viel dem subjektiven gcfühl überlassen bleibt. Da ich das meinige nicht für massgebend halten kann, so überlasse ich diese Scheidung einem glücklicher veranlagten und wende mich zum überlieferten text der »Grissilh ; denn so lange dieser nicht genau festgelegt ist und bis in's kleinste detail hinein verstanden wird, ruht alles auf einem unsicheren unterbau.

1.68: cutti/ig age ^= betrügerische zeit; schwindel-jahrhundert ; cf. Nares s. v. cutter, cuitifig ; Schmidt, Sh.-L. s. v. cuttlc ; Ward"', Greene, Friar Bacon, p. 238.

204: starke beggers. Was Hübsch eigentlich in seiner anmcrk. will, ist mir nicht klar geworden; they are starke beggars bezieht sich auf die neun musen, die den sieben sünden gegenüber, als arm, bettelhaft dargestellt werden sollen ; also ist in ihrem dienste nichts zu verdienen; die richtige Übersetzung wäre: gaiizr, vollendete bcttler.i)

218: icuvlcls deuill : this angell of golde; cf. Webster, Duchess of Malfi I I (Dyce, p. 62):

Take your devils [der herzog hatte ihm gold gegeben], Which hell calls angels etc.

397: ///;' mans simplicitie; //y ist nicht mit Hippe, Engl. stud. 20, 108 in this zu ändern; cf. 399: //y mistresse. iM?« bezeichnet nicht nur im allgemeinen einen diener, sondern auch einen zu einem handwerks-meister in abhängigkeitsverhältnis stehenden »gesellen«; so heisst es bei Greene Looking-glass, Dyce, p. 1.33:

Smith: What, beat thy tnasfcr, knave? Adam: What, beat thy moji, knave?

Die frau des Smith redet Adam als »mistress« an: »Frau

meisterin.« Da Janicola's frau tot ist, ist Grissill Babulo's meisterin.

408 : giue her the helles, let her flye. cf. Webster, The White

Devil, Dyce p. 30 :

.... l'll givc you the bells, And /(•/ you fly io the devil.

Flaminco setzt dazu: Ware hawk, my lord. Ebenso in Northward Ho ! Dyce, p. 272:

Alhim: But now slie knows she'.s chscovered, she'll takc her bells and ßy out of otir reacli.

Capt. Jen.: Y\s with her pells! etc. [cf. unten anm. zu v. .tIS]. Cf. ferner Dekkers Whore of Babylon (II 249):

^) cf. Northward Ho! IV 2 (r\vce p. 272): she niade a stark ass of my coach-horse.

Dekker-studier

217

Tliis Owle (= Campeius). that diel not loue your sacred lighl,

Stole or'e the Seas by darknes, and was lield

In Babilon a bird of noble flight :

Tliey tourn'd him to a goshawke, fether'd him

Arni'd him with tailents, >S: tlien gaue hivi hels

And liither charg'd him ßy etc. 479: hee's nothing: purffe^ reeke; \\es purße reeke : Tand tind dunst ; vgl. übrigens die beschreibung, die Fast. Brisk in Ev. man ■out IV 4 (p. 57") von seinen kleidern giebt : cuts my brims, which by good fortune, being thick cmbroidered with gold twist and spangels, disappointed the force of the blow : ncvertheless, it grazed on my Shoulder, takes me awaj' six pur h of an Italian cut-work band etc.; cf. Grissill 11 26 fif.

490: sweet Signier; cf Dekkers Old Fortimatus (I, p. 140), wo Shaddow den Andelocia zu wecken sucht mit den werten : Scignior, Sir, Monsieur, sweete Seigmor : this is the language of the accomplishment.

509 10 lese ich: so thev can cric ■»7i'ighce and y>]iollowl kicking jade« they care not if etc. ; zu hollow cf. Schmidt s. v. hoUa^ Jwllo'^ es ist ein ausruf, um die pfcrde ziun stehen zu bringen = hü!') Es ist demnach sehr wahrscheinlich, dass wighee das gcgen- teil bedeutet : hot^): »»vorausgesetzt nur, dass sie »hot« imd »hü, verfluchtes luder« schreien können etc.«« Cf übrigens Satiromast. (I, p. 216):

Sir Vau.: will von be an Asse Mistiis Miniiiei's '

Min.: If I be you shail not ride me

WO der sinn obscon sein mag. cf. Schmidt s. v. ride i, g; 2, b. Die ganze stelle fängt mit v. 504 an: ^x\^ for a neede to ride prettie and well; cf. dazu B. Jonson , Ev. man out, Characters of the Persons: (Brisk) will borrow another man's horse to praise, and backs him as his own. Or, for a need^ on foot can etc.

Von V. 506 an würde ich übersetzen : »Sie müssen sich schon nolens volens gut reiten lassen, weil jeder gute Wit auf ihnen herum- reitet^) (sich über sie lustig macht).« Dazu bemerkt Farneze: >'Ja, aber hier liegt der unterschied : sie (die reichen Stutzer) reiten auf

') cf. Hüb.sch's note 1112; zwei andere Wörter . bei Nares .s. v. Iiaight ; ivlghee wird zu ivhig, -whiggamore etc. {.;ehören.

2) cf. auch die formen hoave-gee und lioave-gee -looliop im Dial. Dict. III, p. 86^ „a call to a horse to go straight forward". Das rüstig fortschreitende unternehmen wird wohl aucli wighee noch mehrfacli belegen.

*) Natflrlicli kein Sprichwort, wie Hübsch meinen möchte.

2i8 ^V- B;i»g

pferden ; wenn man aber auf ihnen herumreitet (sie lächerlich macht), so werden sie angespornt (aufgezogen in ihrer eigenschaft) als esel, dummköpfe etc. etc.«

518: out 0' cry bedeutet in Grissill ganz gewiss nicht out of reach. Sehr wichtig ist es, dass out 0' cry in der bedcutung out of measure^), die es auch in Grissill hat, in Northward Ho! von Webster und Dekker vorkommt: IV i (cf. Dyce's note p. 268); in der- selben . scene tritt Capt. Jenkins auf, der, wie Sir Owen, kein dz aussprechen kann: seiitleman, Sesus; auch sagt tr plees (bless)^ ped {bed) etc. traiü (dratu) ; urds (words), iffien (women) etc. ; und schliesslich gebraucht er, wie Sir Owen, mit verliebe : God udge me.^) Auch er stammt aus Wales. Wir werden also in beiden stücken diese Personen Dekker^) zuschreiben dürfen, und damit die scenen, in denen sie auftreten. Besonders hervorgehoben zu werden verdient Northw. Ho II r : diggon = Grissill, 650^) und Northw. Ho II Saint Davy's day = Grissill, 624.

531: steht shoke = joke oder = choke?

555 6: Diogenicall würde ich =^ cynic setzen; geiücalls ist natürlich nur gewählt, weil es den hörern =^ gcnitals sein sollte; is hier und an anderen stellen, möchte ich zu /V//, /(Franz Sh.-Gr. ^137 anm.) stellen.

587: Ihne and hair cf. Satiromast. (Dekker I, 199) wo Tucca von Horace (Ben Jons.) als dem Whooresoft poor lyvie & hayrc- rascall spricht; hier bedeutet es »ausgestopft« = »kraft- und saftlos<^ Haar zum ausstopfen gebraucht cf. Johnson, Gase is altered, IV 4:

shakc your legs let mc see these drums , these kilderkins,

these bombard slops, what is it crams them so? Juniper antwortet: Nothing but hair. Cf. auch Nares s. v. trunk-breeches.

') oder „mächtig"; cf. Massinger, Very Wonian III 5 the wind hlows out a cry at both ends.

2) Nicht =^ jtidge; das wäre im munde Owens siidge ; es steht wolil für urge, wie aus Griss. 550 tirdge hervorgeht; unde in 632 =: undo?

ä) Dyce hat, was Northward Ho ! anbetrifft, schon darauf autnieiksani ge- macht, dass sich which is nonc d God's angel[s] sowohl in Northw. Ho (Cap. Jenkins spricht; Dyce, p. 259) als im Satiromasti.x findet; es stammt also beide male offenbar aus der feder Dekkers.

*) Dekker kann dieses wort in der form digon in Peelc's Edward 1 sc- fumlen haben, wo es im munde eines anhängers von Lluellen vorkommf {(). I) , p. 382); dort fand er auch die natnen : Owen ap Rice, Rice aji Meredith und Guenthian. Peele's beliebtes stück war 1599 wieder neu erschienen.

Dekker-stuiiien

2 19

Unter laihcs denke ich mir dünne Stäbchen (cf. Simpson, Seh.

of Sh. I 201) aus holz oder tischbein , die den haaren halt geben

sollten, cf. 585 6 und Ev. man out IV 4: itüo pair of silk stockings

. . being somewhat a raw morning . . ;^) der wahre grund war,

dass das feine herrchen keine waden hatte-).

604: No, goe to^ ihcn. Nur so ist zu lesen; hätte Hübsch die von ihm citierten stellen aus Schmidt nachgesehen, so hätte er ab- solute Sicherheit erreicht; cf. Wiv. 1, 7. III 3, 42. Der ausdruck findet sich fast auf jeder seite elisabethanischer schriftsteiler und ist zu übersetzen: -»vorzvärts« oder »/lur /osl«, »tmhcsorgtl«, y>}za, dann nur ios!«

628: Taute loue Mistris Persabe; Pcrsabe ist entweder Druck- fehler für Petsabe (Elze, Notes, n*> 194) oder und das ist mir wahrscheinlicher absichtliche Verwechslung mit dem stadtnamcn Bcrsabe^ der in Peele's David and Bethsabe, Dyce, p. 478 vor- kommt (= BijGöaßst etc.). Peele's stück erschien zum ersten mal

1599!

654: coward = conrtl im munde Owens zweisilbig, wie to know bei Capt. Jenkins: kanow (D^xe, p. 259).

666: If she misse his croiviie^ 'tis no matter for crackklng. Far: So she soader /'/ againe, it will passe currant. In 666 be- deutet crowne zunächst »wirbel«, dann »köpf« schlechthin, wie z. b. bei Shakespeare; in 667 legt ihm aber Farnezc die bedeutung ;>krüne, geldstück« unter. To crack ist in den beiden bedcutungcn .>krachen« (665) und »lörher bekommen, reissen, Sprünge bekommen (von geldstücken)« zu nehmen ; cf. Dekkers Seven Deadly Sins, p. i 2 : and though he had no conscience (but a crackt one) yet he had croivnes that were sound, und Hamlet II 2, 446: pray God, your voice, like a piece of uncur7-ent gold, be not crackcd within the ring. Dasselbe Wortspiel wie in Grissill finden wir auch bei Shakesp. H 4 A II, 3, 96—7:

We must liave bloody noses and crackcd crowns,^) And pass tlieni ctirrent too.

') a peach colonr ; Grisül 11 58/9: carnation silke stocking.

-) cf. Westward Ho! III 4: You may talk wliat you will of legs , and rising in the small, and swelling beneath the garter ; but 'tis certain , when lank thighs brought long stockings out of fashion , the courtier's leg and his slender tilting-staff grew both of a bigness.

') cf. Wc'^tward Ho! V4: ... he bleeds like a pig . for his croivi/'s cracked in einei' scene, die ganz den Stempel Dekkeis tragt.

•2 20 ^V. Bang

Ebenso in Farn. History of Sir Thom. Wyatt (Dyce, p. 196J

Wyatt : .. . but to such lean knaves

That cnnnot put up ciosses thus I say : Fight valiantly, and. hy the Mary God, You that have all your life-tinie silver lack'd, Shall now ged crozvns, marry, tliey luust be crack'd. First Soldier: Ä'o matter; we'll change thein for white money. Wyatt: But it niust needs be so, dear countrymen; For soldiers are the nuxsters of war's mifit ; Blows are the stamps they set lipon with bullets, And broken pates are whtn the brahis lie spilt. 'l'hese light crowns that with blood are double-gilt

Das Wortspiel steht in »Grissill« in einem teile, den ich Dekker ztischreibe ; es ist also zu beachten, dass Dekker auch mit- verfasser des Sir Th. Wyatt war; cf. anm. zu 51 8.

753 4 lese ich: We obey to follow yoti^ biii^ not to loue you, no\ rcnoimce that obedience\ renonnce ist imperatif: verzichte darauf, dass wir dir hierin gehorchen.

1045: //// tccth ursprünglich = /;/ the face ^ bifore the face\ gesagt soll wohl sein: er wird uns nicht damit autziehen'); er wird sich seiner that {iiirning iis) nicht rühmen, da es kein guter streich ist. Der satz ist nur wegen des Wortspiels: turn out und //.';■;/ von Babulo gesprochen worden.

1071: Vgl etwa Massinger, The Very Woman II 3: Dart down thy beams of" pity on Almira. Webster, App. and Virg. IV i : Last not your nobler beains . . . on such a putrefied dunghill, und Merry Wives I 3, 68 9.

II 27: vppc7- gar7nent\ ich glaube nicht, ^?iss uffer ga7-ment ](i die »kopfbedeckung« bedeuten kann. Hübsch ist zu dieser angäbe offenbar durch das folgende againe gekommen, das sich aber auf eticoiintring bezieht; als höfliche gegner hatten Sir Owen und Emulo vor dem gefährlichen duell einen gruss ausgewechselt.

II 46: lying =- I. uusliegen mit dem degen ; H 4 A II 4, 216.

') cf. Westward Ho! III \\ you shall not hit lue i'the teeth that 1 was your hiiidrance, wo es geradezu für „vorwerfen" gebraucht zu sein scheint. Vgl. Dryden , Amphitryon I t: Then she hit him on the teeth of all his Bastards; dagegen „aufziehen" bei Ben Jonson , Gipsies Metanioiphosed (1. c. p. 624): Ha, Prue , has he hit you in tiie teeth luith the sweet hit? \'ergl. besonders Massingers Viigin-Martyr II 1: the . . . page liit nie in the teeth with it in einem teile, der ohne zweifei Dekker zuzuschreiben ist. Dekker gebraucht auch to cast in my theeth für „nachsagen, vorwerfen", Shoni. Hol. p. 61 62

Dckker-studien 22 r

II 58: In der klammer wird ein verbum gestanden haben, wie yybegrüssie ic/ii hiiss ich ivillkovimen« ^ sowie hiU.

II 60: imprision\ das wort wird sich schwerlich überhaupt noch nachweisen lassen ; es ist eine bildung Emulo's nach analogie von misprhion\ er wird 'mipeachment beabsichtigt haben.

13 14: and f?iag Giventhyaii put her fing er in nie hole (Gwen- thian selbst spricht); mag = 7nake (cf. 585 is mag'') ^= he ?/iake _ in der spräche Owens ::= he makes, he made)\ 7ne = niy")'^ der sinn scheint daher wohl klar aber etwas unanständig (cf. den ähnl. ge- brauch von hole in Rom. II 4, 97). Der unanständige sinn (ine = jny) ist daher gekommen, dass eben die des englischen nicht mächtige Gwenthian die phrase gebraucht; cf. das gewöhnliche im Roistcr Doister I i (Arb. p. 12):

For exalt Iiym, nnd haue hyiii as ye lust in deede : Yea to hold his fiiiger ui a hole for a neede.

Also ein yicotnble de palience<.< !

1330: cf. Northw. Ho! II 2: \Ve have notable valiant fellows about Doncaster; they'll give the lie and the stab in an instant.

1363 6: Zu diesen Versprechungen vgl. was Capt. Jenkins- (Dyce, p. 2 6oj"in Northw. Ho! II i seiner Doli verspricht. Die scene ist, wie wir sahen, Dekker zuzuschreiben; wir finden in ihr: but how sit our blue coats on our backs? und beadles in blue.

141 7: circle\ cf Hippe, Engl. stud. 20, 108 und dazu Tambur- laine I 193: Euen in the circle of your Fathers armes etc.

1675 ff- s^i^d ^'O" Hübsch in ganz sonderbarer weise miss- verstanden worden ; zunächst hat, wie auch H, bemerkt, schon Collier gesehen , dass and I daunce mine ozvn childe ein stück von einem' ammenliedchen sein muss. Babulo stellt sich also, als wäre er die amme; als solche hätte er die sixteene pence a 7veeke zu verdienen. Ammen, denen man ein besonderes honorar geben wollte, bekamen sope and candle , wie aus folgender stelle ganz unzweideutig her- vorgeht :

Massinger, Bashful Lover III i :

It is his sucking-bottle, and confirms An old man's twice a child [Hamlet II 2, 404]; his

niirse's milk

M So gebraucht Capt. Jenkins tag für take (Dyce, p. 272). -) cf. V. 1902.

222 ^ B'TIg

Was ne'er so chargeable^ should you put in too For soap and candles. ') Bei Hübsches Vermutung ist auch a weeke gar nicht zu er- klären; es steht natürlich für >. pro woche, wöchentlich«, cf. A Cure for a Cuckold III 2, wo die Nurse sagt: he pays me well and weekly for my pains. Die eight groates sind demnach offenbar zu sope and candle zu ziehen und scheinen ein einmaliges geschenk an 'die amme zu repräsentieren ; es muss das also wohl sitte gewesen sein; nachweis derselben wäre erwünscht.

1744: come kisse them soone\ vor soone (= son) wäre ein komma zu drucken gewesen.

1782 würde ich lesen: Let's fret, and cursc the Marqiiesse' cruelty\ cf. 2320: your Nobles lookes\ Tamburl. I 553: His Highncsse plcasure. Dass cruelly als adv. vorkommt, weis ich sehr wohl, denke aber doch, dass einmal ein prägnantes objekt zu curse verlangt wird, und dass ferner die idee curse cruelly sonderbar ist.

1797: 7uust is for Kings etc.; must ist als Substantiv aufzu- fassen ; es ist aus einem you viust im befehl des Marquesse zu er- schliessen ; wir können es geradezu durch y>befchk?i<( übersetzen; cf. auch Massinger, The Very Woman II 2, wo der Duke sagt: . . . that (revenge) / must and will have etc. Pedro, der allein weiss, dass Antonio geflohen ist, bemerkt dazu bei seite: Your nmst and will shall . . . deceive you. 2)

1802: hop cf niy thombes; cf. Hippe 1. c. und Nares, s. v. Welches ist die genaue bedeutung von Jiop in dieser Zusammen- setzung? Etwa »Springer«? Doch vgl. Nares s. v. Hob. Es würde demnach wie Jack, Will, Dick in ähnlichen Zusammensetzungen stehen. Ist vielleicht Robin 0' ?ny thovib nachzuweisen? Zum laut- wandel wäre gossip zu vergleichen.

182 1 fif. lese ich: Oh rare; cry »prentices and clubs« ; the Corporation [of basket-makers] cannot be absent (? oder ähnlich) ; sirra, set downe thy baskets and to 't pell mell. Fu. Would I were rid of my oftice!

Gri. What will you doe? driue this rashe fellowe [^= Mar- quesse] hcnce!

1) cf. Dekkers, 7 deadl. Sins, ed. Arb. p. 29: liee (Can(lle-light)'s sued vnto by . . . Schollers, Mariners, A'iirses, Dninkaids . . . etc.

^) cf. .Satirom. p. 247 :

Must I then goe? tis casie to say 110,

jViisi is tlie King lümseü'e, and 1 must goe etc.

Dekker-studien 223

1876: Babulo gebraucht y>to serve«, weil er an Jacob's dienst bei Laban denkt; ähnlich bei Sh. Per. IV 6, 182 (cf. Schmidt s. v. seven); das soll heissen: so dauert's lang.

1886 ff. Einen ähnlichen streich erzählt Dekker in Honest Whore, I, p- 16 von Candidos frau.

2030: his are not rewmaticke, for there's no spitting = sie haben nicht den husten, denn man sieht nichts von spit ^^ i. »aus- spucken«, 2. »bratspiess etc.«. Zu übersetzen ist: »denn sie werden nicht gebraten«. ') Das Wortspiel kann im deutschen nicht nach- geahmt werden.

2 2,']()'- porter's lodgc cf. Nares s. v.

2470: trappings bedeutet ganz besonders »Verzierungen«; so gebrauchte man: to trap a horse with silk etc.

2598: louertine ist verbum »herumliebeln«, abhängig von behelde.2)

Das ziemlich wahrscheinliche ergebnis der vorstehenden ausfühningen wäre also, dass Chettle der Verfasser der ersten »Grissill« ist, und dass er im jähre 1599- 1600 mit Dekker, Ben Jonson und Haughton "dieses ältere stück umarbeitete, wobei, um ihm grössere Zugkraft zu verleihen, »some fond and friuolous lestures« beigefügt wurden. Diese verteilen sich etwa folgendermassen: Sir Owen und Gwenthian sind Schöpf- ungen Dekkers; Emulo eine solche Ben Jonson's^j; für Haughton würde nur die nebenhandlung Julia und ihre freier übrig bleiben.'') Durch diese zugaben wurde »Grissill« fasst auf das doppelte ihres ursprünglichen umfangs gebracht.

Anhang I. Ben Jonson und Will Kempe. Wir sahen oben, dass B. Jonson sich über Kempe's tanz lustig gemacht hat. Am schluss seines pamphlet sagt K., nachdem er

1) cf. Roiscer Doister 1 2 (p. 14): Ye speake like a Capon tliat had the cough now !

2) Eine erschöpfende liste solcher seltener Wörter, ausdrücke und an- spielungen, die sich in Grissill einerseits, den früheren werken Dekkers ander- seits finden, hoffe ich in bälde hier geben zu können.

*) Wo beide zusammen auftreten, ist, das brauche ich kaum zu bemerken, gemeinschaftliclies arbeiten Dekkers und Ben Jonson's anzunehmen. Vgl. aber anm. - auf p. 2 13.

*j cf auch die redensart to lead apes in hell, die zweimal in Julia-scenen vorkommt (704, 2603-4), sowie in Haughton's Englishm for my RIoney etc., Dods. X 518; auch Dekker gebraucht sie gern.

224

\V. Bans

konstatiert hat, dass er lange nach dem autor einer seinen tanz ver- spottenden ballade gesucht habe, das folgende:

„Ytt all this while, could not I tind out the tnie ballet maker; tili, hy Chance, a friend of inine piilled out of bis pocket , a book in Latin, called Mundus furiosus , printed at Cullen , written by one of tbe vilest and airantest lying cullians that ever wrote book ; bis name Jansonus : who, taking lipon hiin to write an abstract of all the turbulent actions that had been lately attempted or perfonned in Christendoin, like an unchristian wretch ! writes only by report, partially, and scoffingly of such \vhf)se page's shoes he was unworthy to wipe. For indeed he is now dead. Farewell, he! every dog must have a day.^)

But See the luck on it ! This beggarly lying busybody's name brought out the Ballad - Uiaker ^j [Arber giebt : ? Richard Johnson] ! and it was generally confirmed it was bis kinsman ! He confesses himself guilty, let any man look on his face! if there be not so red a coloicr that all the soap in the town will not wash white . . .

Well, God forgive thee, honest fellow !

I see, thou hast grace in thee ! I prithee, do so no more ! Leave writing these beastly ballets! . . . Call iip [J thy old Melpomene ! wliose sti'awberjy quill may w'rite the bloody lines of „the blue Lady"- etc. . . .

Ich habe inich bemüht, die existenz jenes Jansonus tind seines Mundus furiosus nachzuweisen aber vergeblich ; dann ist mir die form Jamonus statt des zu erwartenden Jansonius aufgefallen und jetzt möchte ich fast glauben, dass Kempc einfach von Mundus furiosus = Every inan out of his humor und Jonson hat sprechen wollen. 3) Dass er die sache so versteckt und einkleidet, liegt ganz in den gewohnheiten des Zeitalters.

Von den im obigen von mir durch den druck, hervorgehobenen Wörtern passt so red a colour zu Satiromastix y,Hke a rotten russct

1) Es ist an und für sich ganz unwahrscheinlich, dass in Köln (der name ist offenbar nur gewählt wegen des folgenden cuUion) ein buch über engl. Persön- lichkeiten erschienen sein sollte, das Kempe schon kannte: darauf weist aber doch sein scoffingly of such whose etc. hin AVie soll weiter Kenijie schon nachricht von seinem tode gehabt haben? Ich denke dead ist = abgethan zu fassen.

-) Dass Ben hier und d.i in dej' gattung ballade machte, wird ihm auch im Satirom. p. 2ü7 vorgeworfen: tis a Poet, we call them Bardes in our Countrie, singes ballads and rymes etc. Dass die beziehungen zwischen Kempe und Ben nicht die besten waren, scheint auch aus den Worten hervorzugehen, die im Ret. from Farnassus, Dodsl. IX, p. 194 Kempe in den mund gelegt werden: O, that Ben Jonson is a pestilent fellow; . . . but our fellow Shakespeare hath given him a purge that made him bewray his credit (der Ret. f. Barn, ist um die wende 1601 2 geschrieben).

^) Sollte Jansoni Mundus furiosus wirklich existiert haben, so kann Kempe den titel immer noch gewiUilt haben, um auf Ben Jonson mehr oder weniger deutlich hinzuweisen.

Dekker-studien

^25

apple^ when 'iis huiscd«. Dass Kempc ihm zuruft »Call up thy old Melpoinene« stimmt zu der thatsachc, dass B. Jonson bisher fast aus- schliesslich als tragödiendichter aufgetreten war (cf. Meres, E. G. II, p. 99, sowie Small, 1, c. pp. 129 30).

Kempe will also mit dem ganzen passus sagen : »Bei einer Vorstellung von Ev. man out., in der Jonson von meinen shoes sprach, fielen mir die schuppen von den äugen und ich wusste, an wen mich zu halten.« Denn ein gedrucktes exempl. von Ev. man out wird ihm schwerlich schon zug.änglich gewesen sein !

Es hat nicht in dem charakter Jonson's gelegen , einen solchen angriff unbeantwortet zu lassen ; ich glaube denn auch, dass Ulysses Polytropus Amorphus in Cynthia's Revels auf Kempe ge- münzt ist. Von ihm wissen wir, dass er vielgereist und ein dealcr lipon returns war, hier und da reimte und von sich und den ihm gewordenen empfangen sehr gern und laut sprach J) Andere züge in der charakterzeichnung Amorphus'"') kann ich bei Kempe nicht nachweisen. Ich würde mich überhaupt nicht auf dieses ungemein gefährliche gebiet gewagt habeil, wenn es für das Verständnis der poctaster-stücke nicht unumgänglich nötig wäre, die einzelnen Per- sonen nachzuweisen. Gegen meine hypothese scheint besonders Jonson's 134. epigramm »The famous Voyage« zu sprechen, wo Jonson Kempe von italienreisenden trennt oder doch namentlich seines Morris wegen aufführt:

in woitliy scoin

Of tliose. that put out monies, on return

Frctn Venice, Paiis ....

Or him that backward wcnt to Berwick, or which

Did dance Ihc famous ?norris ic?ito Ä^orwic/i.

Anhang II.

Im jähre 16 19 hat auch Ben Jonson in einem zusatz zu seiner masque Pleasure Rcconcikd to Virtne Walliser auf die bühne gebracht;

') cf. Elze, Notes, pp. 212 18; Kempes Nine Daies Wonder und Ev. ni. out. 11 1, p. 78. IV 1, p. 88; von den hier aufgeführten fürsten hatten mehrere englische Spielertruppen an ihren höfen ; heim kaiser war Kempe selbst gewesen, cf. Elze.

-) Amorphus weist zwar einige züge auf, die Jonson auch Puntarvolo in Ev. m. out zulegt; doch ist der charakter sonst ganz verschieden, so dass an Identität der personen gar nicht zu denken ist : Puntarvolo macht seiner eigenen trau in der lächerlichsten weise den hof, während Aniorplius ein zweiter Squyre of Dames ist !

J. Hoops, Englische Studien. 28. 2. I5

2 26 W. Bang

CS ist ganz interessant zu vergleichen und zu sehn, wie sehr die wiedergäbe des wall, kauderwelsches bei Ben Jonson von derjenigen Dekker's sich unterscheidet {digon bei B. J. 1. c. p. 613); wie sehr sticht auch hier Dekker von dem schwerfälligen Ben ab I Shake- speares Merry VVives of Windsor, in denen der wallisische geistliche Sir Hugh Evans (im stück selbst fast ausschliesslich Sir Hugh\ cf den Vicar of Pancras in B. Jonson's Tale of a Tub, ? 1597; cf Small, p. i5j auftritt, wird von Dowden u. a. in das jähr 1598, von Fleay in den anfang des jahres 1600 gesetzt. Es kann meines erachtens a priori gar nicht bezweifelt werden, dass wir entweder den VValliser in den Merry Wives auf Grissill, oder die VValliser der Grissiil auf die Merry Wives zurückzuführen hahen, d. h. entweder hat Shakespeare Sir Owen und Gwenthyan und ihre Zugkraft ge- kannt'';, als er die Merry Wives schrieb, oder aber Dekker hat an Sir Hugh gedacht, als er seine Walliser auf die bühne brachte. INIir persönlich will es scheinen, dass in diesem falle Shakespeare der nachahmcr ist, denn sein wallisisches englisch ist nicht so originell und flott, als dasjenige Dekker's, er wendet kein einziges irisches ivort an"^)^ dagegen übermässig oft das substant. für das adjekt. ; in der wiedergäbe des Wortes cheese (I, 2,13) ist er inconsequent; es hätte seese zu lauten, cf V 5, 148 und Northw. Ho! II i, p. 259;3) ferner scheint der ausdruck priblcs and prables (cf Schmidt, s. v.

') Auf die parallele Sir Hugh (der für Slender freit) dcktor Caius: Anne Page und Sir Owen Emulo : Gwenthyan brauche ich kaum hinzuweisen, ebensowenig auf die famosen „duelle". Wie Sir Owen sein gefühl allgemeiner waschlappigkeit auf schritt und tritt vor Gwenthyan bethätigt, so Sir Hugh vor di\ Caius in Mer. W. III 1, 87 f. Mehrfache berührungen bestehn auch zwischen Slender und Eniulo; Slender ist ein geck, der bei seinen handschuhen und bei seinem hut schwöit, Wörter falsch gebraucht ; Iie has fought imth a warrener und er striits i7i Jiis gait. Dass Evans eine „s^tirical representation" Draytons wäre (Fleay. 1. c. p. 214), ist eine mir ganz unwahrscheinliche Behauptung von der art, wie Fleny sie auch sonst aufstellt.

-) Während doch dr. Caius Französisch spiicht ; auch Jonson hat sich das Irische nicht entgehen lassen. Shakespeares grund kann also nur gewesen sein, dass er das Irische nicht kannte' Wird er da wohl der Schöpfer der Walliser- rollen gewesen sein? Ein Italiener oder Spanier hätte ihm dieselben dienste gethan . . . aber die Sache war eben modern und schon vor iiim beliebt ! Der- selbe giund wild für die Schöpfung der Fluellen-rolle in Henry V. massgebend gewesen sein. Wie schwach ist aber auch Fluellen's Irisch-Englisch im vergleich zu demjenigen Sir Ovven's!

*) So ist <lie wiedergäbe von Jesu im munde Fluellen's unrichtig; es sollte Sesti sein; dagegen gebraucht er Chcshit und Jesh.

Dekker-studien

227

und Hübsch, p. XXIII) nicht auf Skakespeares acker gewachsen zu sein; Dekker dagegen liebt derartige Wörter sehr; ich verweise hier nur auf eine Dekker-scene von Massingers Virgin-Martyr IV 2, wo es hcisst: I'll come upon her with rounce, robble hobble^ and thwick t/ncack - t/iirlery bouncing; anderes später an anderer stelle.

Ein ziemlich sicherer terminus a quo für die Merry VVives wäre also die erste aufführung der Grissill, Januar 1600 (übrigens mag ja auch angenommen werden, dass Dekker sein Ms. Shakespeare gezeigt hat); am 18. Febr. 1602 wurden Wives in das SR eingetragen.

Der rühm, Walliser ') mit ihrer Verdrehung des englischen und eingestreuten brocken aus ihrer muttersprache auf der englischen bühne beliebt gemacht zu haben, scheint also neben und viel- leicht vor Shakespeare-) Dekker zu gebühren. Eine Übersicht

') Zu den Wallisern wai' wohl aucii Diggon Davie (man beachte den namen) gezogen, von dem es in Spensers Shep. Cal. Sept. heisst: Herein Diggon Davie is devised to be a shepheard that , in hope of niore gayne , drove ins sheep into a farre countye. The abiises wiiereof, and loose living of Popish prelates, by occasion of Hobbinols demaund he discourseth at iarge. Man lese ferner Kirkes glosse: The Dialecte and phrase of speache, in this Dialogue, seemeth somewhat to differ from the common etc. etc. Nun ja, es ist wenigstens ein ansatz; uns interessiert liier besonders her = he. Peele hat diesen Diggon ■noXvxQonov im jähre 15S4 in seinem Arraignment of Paris auftreten lassen; er spricht dort English. wie alle andei-en personen.

^) Henry V in erster Ouarto aus dem ende 1600. Allgemein wiid ange- nommen, dass Henry V zwischen März und Sept. 1599 (cf. Chorus zu V) auf- geführt worden sein muss ; das beweist natürlich nichts für ein auftreten Fliiellens in dieser zeit, obwohl dasselbe als wahrscheinlich anzusehen ist. Cf. etwa Haughton's im Febi'. 1598 von Hensl. als „A woman will have her Will" erwähntes stück, das untei" diesem titel am 3. Aug. 1601 auch in das SR eingetragen wurde, während der druck vom jähre 1616 den titel „English-Men for my Money : Or, A Woman will have her Will" trägt; es ist offenbar später umgearbeitet worden, so dass es nicht klar ist, ob die drei fremden schon in der ersten redaktion vorkamen: der neue obertitel scheint vielmehr darauf hinzudeuten, dass dies nicht der fall war. Zeichen der Überarbeitung sind die folgenden : Dodsl. X, p. 499, 514, (044) beweisen, dass die drei ausländer im sinne der neuen redaktion junge leute sind; nach p. 480 sind sie sämtlich wealthy 7/ierchant: in the town ; dagegen wird der Holländer Vandal p. 534 angeredet:

What. Master Vandal?

A "weather-beaien saldier, an old wenchei',

l'hus to be overreach'd by three yotmg girls ! Nach pp. 534. 536 ist er ein schwerer, dickbäuchiger herr, was schlecht zu seiner Jugend passen würde (p. 553 my Dutchman will do on my young mistre.ss in der rede Frisco's kann sich zwar auf das alter Vandal's beziehen , jedoch auch

lö*

2 28 ^\'- Bang

Über die im obigen angezogenen Walliser - stücke ist vielleicht hier am platz :

I. Peele: Edward I.

Personennamen: i. Llnellen^ 2. Oioen ap Rice ^ 3. Rice ap Meredith^ 4. Gwent/üan. Sämtliche personen sprechen nur gutes englisch.

II. Dekker : a. Patient Grissill.

Personen: i. Sir Owen ap Mercdith^ 2. Gwaithiaii, 3. Rice [Rees). Rice spricht nur englisch; die beiden andern radebrechen englisch und fügen irisch ein.

b. Northward Ho! mit Capt. Jenki)is, der schlecht englisch spricht und irisch, allerdings weniger als Owen, gebraucht.

III. Shakespeare:

a. Merry VVives of Windsor, mit Sir Hugh Evans \zi. B. Jonson's Tale of a Tub : Sir Hugh).

b. Henry V. mit Flucllcn (cf. Lliiellcn in Peele's Edw. 1 1)). Beide sprechen schlecht englisch, ohne irisch zu gebrauchen.

durch seine ermikiung er hatte einen guten teil der nacht in einem korb ge- sessen — veranlasst sein); es scheint also, da3s die ursprüngliche rezensinn einen alten freien, etwa einen witwer, hatte; ein rest dieser anschauung kann in dem nezüwiueken p. 512 stecken, wo es zu heissen hat: slaet up den tromele, van (= ndl. want „denn") ick sal conie up to de camerken (dann konima zu tilgen) wan (— ndl. van „von") my new wiueken ; (so!) slaet up den tromele, van ick sal come ! (Übrigens strotzen die reden der ausländer auch in der neuesten ausg. von alten druckfehlern.) Auf clipper of the Kmg's English p. 483 ist kein gewicht zu legen. Sind diese ausführungen berechtigt , so waren m. w. Hans und der skipper in Dekkers Shoni. Hol. die ersten vliimisch sprechenden personen der engl. Volksbühne; in Northw. Ho! liat Dekker später auch einen Hans Van Belch auftreten la.ssen. Der Charakter des Wallisers Sir Rees ap Vaughan im Satiromastix (ihm wird vorgeworfen : thou clipst the ä7«^^j English, p. 241) leidet an der überhastnng, mit der das ganze stück zusanunengeschrieben wurde; auf parallelen mit Owen-Emulo etc. ist schon von anderer seite hin- gewiesen worden; bemerkt sei wenigstens, dass \ aughan kein wal. wort ge- braucht; nur Tucca (p. 258) antwortet ihm einmal zwei worte auf Wallisisch, um sich über ihn lustig zu machen. Zu erwähnen sind hier wenigstens noch Henslowes eintragungen pp. [61], 120 und 276 (März 15^8/99), doch wi.ssen wir von diesem boocke, wher in is a pte of a weallchc man ivritten nichts und wie der betreffende sprach geht aus dem Wortlaut nicht mit unbedingter Sicherheit hervor. ') Vgl. die Fluello-rolle in Dekkers Honest Whore 1 (SR. 9. Nov. 1604, erster druck 1604); Fluello ergreift gegen den herzog partei. Da kymr. // auf älteres // zurückgehen kann , so vermutete ich anfänglich . dass /7uellen eine vielleicht dialektische nebenform zu AAiellen sein könnte. Thurneysen schreibt mir dazu gütigst: „kymr. Llywelyn ist ein überaus häufiger name im mittelalterlichen Wales.

Dekker-studien

229

IV. Ben Jonson: For thc Honour of Wales. Personen: Evan, Rheese^ Jenkm Griffith, Howell. Die personen sprechen schlecht englisch und gebrauchen auch ihr irisch.

Anhang III.

Die frage nach der abfossungszeit von Kyd's Spanlsh Tragedy ist in den letzten jähren schon so häufig behandelt worden, dass man wirklich um entschuldigung bitten muss , wenn man sie, ohne neues material beibringen zu können , wieder aufnimmt. Als mildernden umstand bitte ich nur die capitale Wichtigkeit der ant- wort auf diese frage im äuge behalten zu wollen, hängt es doch nur von ihr ab, ob wir weiterhin Marlowe als denjenigen betrachten dürfen, der den blankvers zuerst auf die englische Volksbühne brachte.

Neues material habe ich also nicht ; ich habe daher mein heil in einer neuen gruppierung der alten datcn gesucht ; ich gebe die- selbe hier möglichst kurz und übersichtlich:

I. 29. März 1588: Greene's Perimedes the Blacksmith. Darin angriff auf:

1. Marlowe, Tamburläine.

2. X, The Mad Priest of the Sun = Heliogabalus.')

3. höchst wahrscheinlich auf ein gemeinsames stück der

beiden.'-)

II. 23. Aug. 15S9: [Greene-jNash, Menaphon.'')

Ahnliche nanien mit fl kenne ich dagegen nicht. Docli kann die eigenti'unliche ausspräche des kynir. // (stimmloses / mit einseitigem reibegeräuscli) selir wohl einen ausländer veranlassen, neben dem / einen spirantischen laut z. b.y"zu hören. Es ist wohl diese ausspräche, die Shakespeare durch /Quellen wiedeigiebt". Dazu h.ibe ich, Thurneysen's erklärung unterstützend, nur zu bemerken, dass in Giissill 611 12 thla^ven geschrieben wird für llawen „fiöhlich", Fick**, II, p. 2;-i7 ; es entsprechen also thl, fl kymiischem //.

^) cf. Koeppel , Archiv t02, pp. 3.57 361. Ein brillanter wuif! Das stück muss noch lange beliebt und bekannt gewesen sein, da am lü. März 1598 Henslowe unter den inventarstücken der Eord Admirals Truppe eine „croion vith a sone [stin]" erwähnt; cf. Colliei-. III p. 356 '. feiner spricht Dekker in l'he Gull's Hornbook von „pies of 7iightingales' totigiies in HeUogabalns his kitcheii".

^) Ein römerdrama ; leider lassen Greene's worte bei unserer mangelhaften kenntnis der veihältnisse eine absolute erklärung nicht zu; kamen die tivo mad }nen of Rome etwa in dem veilorenen IMailowe'schen diama vor, von fiem w. 1 2 des chorus zum Faustus berichten ?

^) Zu beachten ist, dass im Menaphon selbst sich noch kein hiiiweis auf Faustus und Hamlet befindet; die Epistle ist also oftenf)ar auch deshalb voi'- gedruckt worden , um den beiden autoren auch Faustus und Hamlet noch voi'-

23°

W. Bang

Darin angriff auf:

1. Marlowe, Faustus.

2. Kyd, Hamlet.

Schon aus dieser Übersicht scheint hervorzugehen, dass auch im Perimedes Kyd neben Marlowe gemeint war. Fleay ist noch einen schritt weiter gegangen, und hat aus French Doudie etc. bei Nash (Arb. p. lo) und hot-house bei Greene (Dyce, Old Dram. p. 35) die idejitität der beiden personen geschlossen ; wie mir scheint, sehr mit recht ; denn auch die Marlowe nachgesagten eigenschaften sind in beiden texten dieselben ; vgl. besonders propheticall spirits as bred of Merlins race im Perimedes und sofne propheticall füll mouth im Menaphon, p. 54 (ebenso sowterly im Menaph. p. 54, 68).

Aus dem Wortlaut bei Greene, Perimedes, und Nash, Epistle, geht nun mit evidenz hervor, dass sämtliche stücke in blankversen verfasst waren (also auch Ur-Hamlet!), ferner aber aus Perimedes, dass beide dichter im März 158S als novices zu gelten hatten. Demnach wäre Schicks angäbe in der einleitung zu seiner ausge- zeichneten ausgäbe (p. XXIV: From an historical Standpoint, 1585 . . . would certainly do as any.) abzulehnen.

Betrachten wir die obige Übersicht weiter und ohne uns um andere mögliche daten zu kümmern so geht ferner aus ihr hervor, dass Tamburlaine und der Mad Priest die am 29. März 1588 am besten bekannten stücke jener novices waren. Hier ist nun weiter zu bedenken, dass überall Marlowe an erster stelle, genannt ist; ich schliesse daraus, dass er auch von Greene als der »erfinder« des verhassten blank-verses betrachtet wurde, auf jeden fall auch in dessen meinung über dem Verfasser des Mad Priest stand. Ferner schliesse ich aber aus obiger Übersicht, dass Faustus und Hamlet die »Zugstücke« der zeit kurz vor dem 2}^. x\ug. 1589 gewesen sind (wenigstens die besten stücke der beiden uns beschäftigenden dichter) ; beide werden also auch in dieser zeit entstanden [und aufgeführt] sein. Bei diesem zeitlichen nebeneinander des Faustus und Hamlet würde ich nicht mit Scliick sagen »that the first period lasts down to about 1587, and \x\c\\.\iS.(^,i Hamlet and The Spanish 7ragedy<c.

Bei all diesen erwägungen, die im besten falle eben nur er- wägungen bleiben, ist immer wieder auf das novice hinzuweisen,

zuwerfen. Dagegen ist im Menaphon noch die rede von Tamberlaiiie (Aih. p. 53) und von Heliogabalus (Arb. p. 71)! Vielleicht sind auch die zweimal (p. 53, kurz nach Tamburlaine; und p. 92) erwähnten Syiian Woliies eingefügt, um auf Heliogabalus' vaterland hinzuweisen (?).

Dekker-studien 231

daneben vielleicht noch auf die thatsache, dass die Span. Trag. wie die folge gelehrt hat doch kleine blossen genug bietet, daher von Greene und Nash gewiss gegen ihren Verfasser ausgebeutet worden wäre, wenn sie am 23. Aug. 1589 schon bekannt ge- wesen wäre.

Nun setze man einmal die Sp. Trag, mit Schick in die jähre 1583 85 (1. c. p. XXIII); Schick selbst bezieht ja den Nash'schen passus auch auf Kyd ; wird aber Nash, dessen erste Veröffentlichung') die Epistle war, es gewagt haben, einen nach Schickes ansatz so bewährten Schriftsteller herunterzukanzeln mit den Worten: it is a common practise now a daies amongst a sort of shifting companions etc. etc.? Übrigens ist iioiu a daies gehörig zu beachten, denn es entspricht ungefähr dem novice Greenes.

Ich nehme also an, dass die Spanish Tragedy bis zum 23. Aug. 1589 nicht bekannt war. 2) Geschrieben muss sie allerdings um") oder noch einige monatc nach-^) diesem datum sein; der armada- rausch einerseits war schon verflogen man sieht, wie verschieden ein derartiges a-silentio-argument interpretiert werden kann ! als Kyd I 5 schrieb. Aus der ganzen scene, bes. aber aus vv. 54 56:

That Spain may not insnlt [bed. =- exult] tor her success,

Since English warriors likewise conquer'd Spaiii,

And niade theni bovv their knees to Albion spricht jedoch ein gewisses gefühl der ruhe und Sicherheit, denn da das auftreten der drei engl. Knights, trotz der eine ideenverbindung

') Nash war vermutlicli im jähre 1589 ein kerlchen von 22 jähren: wie die meisten seiner kollegen, liat auch er sehr fiiili angefangen. Eine derartige allgemeine schlussfolgeriing beweist aber nichts für Kyd (Schick, p. VI), da uns Nash ausdrücklich sagt : companions .... eiie.ry art . . . . io lernte the trade of Noiiermt etc. Er kann also bedeutend älter gewesen sein!

-) Das scheinbar stäikste argument gegen meinen obigen ansatz ist Koeppel's erklärung von Nash's „to bodge zp a blanke verse with ifs and ands" in Engl, stud. XVIII, p. 1,31, worauf micii Koeppel freundlichst hinweist (cf Schick, 1. c. p. XU). Zu bedenken ist zunächst, dass der heute beste text .Sciiick's an der betr. stelle der Span. trag, gar keinen blatjk-versc bietet und dann , dass es a priori doch wahrscheinlicher ist. dass Nash, wie im vorbeigehenden, auf den ur-Hamlet hindeutet ; so ungemein bezeichnend ist doch ifs and ands nicht, dass es nur auf die Sp. trag, hinwiese; und wenn uns ein gütigeres Schicksal den ur-Hamlet erhalten hätte und in ihm „ifs and ands", so würde sich jedermann mit diesem „ifs and ands'' zufrieden gegeben haben.

') cf unten; denn die rOckkehr Drakes fand im July 1.^8y statt.

*) cf unten; die Faerie Queene erschien im anfang des jahres \h^}0 (SR. 1. Dez. 1589); der vorgedruckte brief an Sil- W. Kaleigh ist datiert 23. Jan. 1589 = 1590.

2X2 ^^ Bang

anstrebenden worte des konigs, dem portugiesen gegenüber gar keinen sinn hat, so muss es durch die zur zeit zwischen Spaniern und Eng- ländern obwaltenden Verhältnisse zu erklären sein. Die ganze stelle nimmt sich ausserdem im munde des Ambassadors sonderbar genug aus ; und warum sollte Kyd den Spaniern unter die nase gerieben haben, dass Engländer hier und da auch einmal Spanier besiegt haben, solange die Engländer die überhand hatten? Da wir nun, wie gesagt, die ganze scene auf anglo-spanische Verhältnisse deuten müssen, so bleibt für den success in v. 54 nur das jähr 1589, in welchem Drake jene gewaltige schlappe erlitt, von der Brosch, gesch. engl. VI, p. 642 sagt »der ausgang des Unternehmens . . . war für england ein kläglicher« ! i) Vgl. besonders Major Hume's ausführ- liche darstellung in The Year after the Armada-, besonders pp. 10, 23, 25, 29, 67, 71.

Ob wir die Span. Trag, nun in das jähr 1589 oder 90'-') setzen sollen, wird viel von der beurteilung der von Sarrazin nachgewiesenen Übereinstimmungen mit der Faerie Qucene abhängen ; mir scheinen dieselben ganz sicher; und da an den betr. stellen ein zwingender grund für die annähme einer Überarbeitung gar nicht vorzuliegen scheint, so ist nichts gegen 1590, als das entstehungsjahr der Span. Trag., einzuwenden; es bleiben also die möglichkeitcn 1589 und 1590 bis auf weiteres offen.'')

') Aus last, not least in v. 47 hat man schlies.sen woljen, dass Drake noch nicht von sich reden gennacht hatte, als dieser vers geschrieben wurde. Im ernste können docli die Ivndungen Drakes nicht mit den zügen der im text genannten lierrn veiglichen werden; es waren momentane piraten-erfolge, gewiss, aber aucli nichts weiter, denn ihre thatsächlich ungeheuere politische tragweite konnte da- mals noch niemand ahnen.

-) Ben Jonsons angäbe five-and-tweiity or thirty ycars in der Indukt. zur pjarthol. Fair wird, wenn sich 25 nicht direkt auf Jeronimo , \\Q dagegen auf Tit. An(h-. bezieht, durch seine eigne angäbe a dozen years in Indukt. zu Cynthia's Kev. (init. l6()l) präzisi.-rt. Über 1588 (Hamlet) wird man also für jene drei oder vier ghost-stücke nicht hinausgehn dürfen. Das vierte stück, welclies Ben Jonson im sinne iiatte , dürfte Grim the Collier of Croydon gewesen sein (dort auch ifs or ands , Dod.s.-Hazl. VIU , |i. 418. ifs and ivids auch in Dekker's Shomakers Hoiiday, p. 61 der L. ed.). Dabei ist jedocli (cf. Savrazin. p. 53) das datum 1590 nicht zu selir zu betonen, da die F. Q. schon vor dieser zeit bekannt war; cf. Tamburl. ed. Wagner, p. '210, Collier, 111. ji]) 117—18; auch hierin wieder ein gemeinsamer zug Marlowes und Kyds.

8) Können sich die worte, die der könig fast zum schluss ausspricht (IV 4. 216 tT.)

Jl'hat apr hath ever heard such monstrous dceds -

Dekker-studien 233

Die im obigen berührten Schriften würden also nach meiner ansieht in dieser relativen folge entstanden resp. veröffentlicht oder aufgeführt sein :

1. Tamburlaine.

2. The Mad Priest of the Sun = Hcliogabalus. 2^. Das römerdrama y

3. Perimedes.

4. Menaphon.

5. Faustus.

6. Hamlet.

7'. Nash's Epistle.

8. Spanish Tragedy.

Erwähnen möchte ich noch schliesslich, dass ich den für Shakespeare schon tausendmal angeführten passus aus Greene's Groatsworth of VVit (Dyce, 1. c. pp. 60 61) auf Shakespeare und Kyd beziehe: »Base-minded men all three of you, if by my misery yee bee not warned; for vnto none of you, like me, sought those burs to cleave; those puppiis, I .meane, that speake from our mouths, i/iose anticks garnisht in our colours etc.« ^)

I\Iv bi otlier, aiid tlie ivhole sncceediiig liope

That Spain expected after my decease auf die ermorfluiig Heinrichs III. (2. Aug. 1589) beziehen . der der letzte der Valois war? Weiter dürfte die parallele nicht gezogen weiden. Bei der an- setzung 1589 90 können aucli die der historischen Wahrheit nicht ontspreclien- den werte I 5, 39

He came likewise, and lazed Lisbon walls durch den angriff auf Lissabon (24. Mai 1589) veranlasst sein. Die insel Terceira (I 3, 82) stand in der zweiten hälfte des Jahres 1589 im Vordergrund der Interessen , da dei' Earl of Cunibei land mit einer flottile nach den Azoren gefahren war; sie liatte jetzt, statt des portugiesischen, einen spanischen goveriioi'. Die flotille Cumberland's kehrte anfangs 1590 nach England zurück, mit 8 Ei;g- liindern , die Längere zeit in Terceira gefangen gewesen waren. Der titel Vicerov scheint doch darauf hinzudeuten , dass es schon seit längerer zeit keine könige von Port, mehr gab, als K. die Sp. tr. schrieb (im first part nur king of Port.!). Seit 1580 gab es gouverneure von Lissabon; führten diese etwa den titel Vicekönig, und seit wann- Es gab Viceroys von port. Indien (Goa); ist dieser titel vielleicht die quelle Kyds? Im May 1.^88 war Don Duarte de Meneses in üoa gestorben; sein tod mag ungefähr ein jähr später in Spanien und England bekannt gewesen sein ; sein übernächster nachfolger verliess Lissabon erst um April 1590, trotzdem er längst ernannt war.

') Wie gut passt das alles zu Sarrazins ausführungen, Kyd und sein kreis, pp. 70 fT.

234

W. Bang

Kyd, und nicht wie bisher angenommen Marlowe, wird es also auch wohl gewesen sein, der nach dem berichte Chettle's neben Shakespeare sich durch die Veröffentlichung des Groatsworth beleidigt fühlte. Nur er konnte (allenfalls neben oder mit Shakespeare) die Verfasserschaft des Groatsworth Nash zuschreiben. Nur von ihm passt, was Chettle ausdrücklich sagt: For the first, whose Icai-ai/ig '') I reuerence, and, at the perusing of Greenes booke, strokc out lohat then in conscience I thought he in some displeasurc writ, or, had it beene true, yet to publish it was intollerable etc. (Dyce, Marl. p. XXIXj. Der Marlowe betreffende passus des Greene'schen buches war erstens einmal nicht dazu bestimmt, Marlowe zu beleidigen; zweitens macht er einen ganz abgeschlossenen eindruck, während die Kyd [und Shakespeare] 2) betreffende stelle allerdings wie gekürzt aussieht. Von Kyd, dem Greene [und Nash mutatis mutandis] das hot-house vorgeworfen hatten, konnte sich der ehrbare Chettle ab- wenden mit den worten »with one of them I care not if I euer be (sc. acquainted)« ; allerdings würde das ja auch auf Marlowe passen.

So bleibt ein kleiner rnakel an Kyd's namen haften wir können nur bedauern, dass Chettle anständig genug gewesen ist, Greene's gehässige schmutzereien nicht durch den druck zu ver- ewigen.

') Dieselbe kMim Kyd in keiner weise abgesprociien werden , cf. auch Saira/.in, p. 64; hier ist übrigens die Na.sh'sche stelle that could 'scarcelie latinize thcir iiecke-vcrse etc. anzuziehen, die mit dem Greene'schen 'scholler (cf. Koeppel, I. c. p. 357) in offenbaiem Widerspruch steht. Sie hat übrigens auch Sarrazin nicht abgehalten (p. 63), Kyds auienthalt an At^x Universität Cambridge für mög- lich zu erklaren; cf. Schick, 1. c, p. IX. Entweder war also Kyd wirklich nicht universily-bred und Greene hat das im jähre 1588 noch nicht gewusst; oder er hat den ausdruck scholler iur „gelehrter" schlechthin gel)raucht. Eine dritte niög- lichkeit wäre ja, dass Nash, um den herrn in Oxford imd Cambridge Kyd noch verächtlicher erscheinen zu lassen, gelogen hatie; da er sich aber in seiner epistel ausdrücklich und nur an die Studenten der beiden Universitäten wendet, so wäre das eine bodenlose und von manchem leser sofort leicht zu widerlegende frech- heit gewesen. Ich sehe mich also zu der annalime gezwungen, dass Kyd keine Universität besucht hat; mit Greene's worten haben wir uns also in einei' der beiden oben dargelegten weisen auseinanderzusetzen.

^j Denn während immer im phiral von den apes etc. die rede ist, bekommt schliesslich, und mit schlechtem Übergang, nur Shakespeare einen hieb ab. Schrieb Greene etwa statt hc both of thctti at oitce forsaken : be of thetn both etc.(?) und folgte dann der angrift' auf Kyd?

Louvain. \V. Bans:.

R. Browning, Iwan Iwanowitsch 235

IWAN IWANOWITSCH

von Robert Browning,

ühertragt-n

von Otto Roloff.

Ich sprach zu dem russischen freund: Man sagt, dass dem Zimmermann Bei euch ein einfaches beil das Werkzeug ersetzen l<ann. Gebt einem manne die axt, als hammer gebraucht er sie, Als hobel und meissel zugleich, mit meisterschaft, die ihm nie Ein Zimmermann nachmacht bei uns. Ein leichter beilhieb genügt. Und ohne nagel und stift verschalt er, zerspaltet und fügt Zusammen das folgsame holz. Man sagt, er könne gewandt Rasieren sich mit der axt, mit riesen- und elfenhand Verrichte er arbeit und spiel.« Der freund erwiderte mir: »Ganz recht, und manchmal auch mehr. Ist wirklich noch un- bekannt dir Die alte geschichtc, die gern die mutter, die Wärterin Den lauschenden kindern erzählt? Sie birgt einen tiefen sinn. Den leicht ein kinderherz fasst. Wenn je die sache geschah, So war es zu Peters zeit: Gross waren die herzen da. Vom geiste des Westens beseelt. Ich wette, du kennst sie sogar Wie von Adam und Eva die mär. Vielleicht ist sie eben so wahr.

In unseren wäldern versteckt soll ein dörfchen gelegen sein Am heerweg tief im land und zwischen zwei wüstenein. Durch buschland rechts und links, durch kiefern meilenweit Zieht sich von ort zu ort die Strasse kahl, lang, breit. Lichtungen dann und wann, sonst herrschen tückevoll Der wald und sein getier. Sie sehn mit neid und groll Des menschen winzige weit, den herd für leben und licht, Den Stern in nacht und graus, dass recht und regel nicht In greulicher wildnis erlischt: Denn hungrig vorwärts dringt Der wald und trachtet stets, dass er zurückverschlingt Was ihm der mensch entriss. E r schlug von nord nach süd Den graden, langen weg, der von der Newa zieht Nach Moskaus goldnem thor. Ja, jedes dorf hier loht Ein herd für leben und licht, vom tode rings umdroht, Vom ungeahnten graun der wälder eingeengt.

!36

R. B:o\vninc

Und an ein solches dorf im winterfrühlicht denkt.

Schneeweiss ist alles umher, den weg nur nehm ich aus

Mit seiner schlittenspur. Dort schafft vor seinem haus

Iwan Iwanowitsch, der Zimmermann im ort,

An einem mächt'gen stamm ; er putzt die zweige fort

Mit leichtem hieb, er hackt mit einem kräft'gen streich

Den bäum in scheite, schlägt durch splint und mark zugleich.

Im Schafspelz um ihn her die nachbarn ; stossweis dringt

Der dampf aus jedem bart, und jedes äuge blinkt

Und folgt vergnügt dem arm, dem starken, der nie ruht.

Ist auch der winter kalt, heiss siedet menschenblut.

Horch, schellenklang! Vom weg am Waldrand kommt es her!

Hufschlag, galopp! Es naht! Ein Schlitten! Seht doch, wer . . .V

Was giebt's? schreit alles. Da, mit einem letzten satz

Springt auf den freien räum, markt, volksversammlungsplatz.

Strauchelnd, bis es fällt, in todesangst ein pferd.

Ein Schlitten hinter ihm. Wie! Dmitris weib! Und kehrt

Sie ohne Dmitri heimV Die kinder, wo sind dieV

Ein leichnam nur! Erstarrt! Zieht sie heraus! Nein, sieh.

Am leben! Doch sie stirbt! Nun kehrt sie so allein

Durch nacht und schnce zurück! Ein monat mag es sein.

Da gingen sie. Wie Drug, der alte rappe, lechzt!

Mit dem ist's aus ! O reibt, reibt, nachbarn ! Hört, sie ächzt,

Erwacht! He, mütterchen, du bist ja heim! Nur mut!

Nimm hier! Ein heisser trunk bei solchem frost ist gut!

Die freunde sind wir ja, wir sind gespenster nicht!

Was starrst du so? Welch seltsam abenteuer spricht

Aus deinem blick? Scrgei und Wassili sind wir,

Und dort kniet freund Iwan Iwanowitsch bei dir.

Bei diesem worte irrt ihr blick von mann zu mann.

Den honigfarb'nen bart Iwans dann starrt sie an.

Und leben kommt und licht, der Schleier reisst entzwei.

Der ihr die Wahrheit birgt. Ein lauter, langer schrei

Gellt auf, als hätte sich der stimme ganze kraft

Zu einem grausen ton verzweifelnd aufgerafft.

Tief stöhnt sie auf und schluchzt, und lindernd bricht sich bahn

Der thränenstrom und nimmt mit sich hinweg den wahn.

Iwan stützt auf sein knie ihr haupt und kost und streicht Mit breiter hand ihr haar; die bösen träume scheucht

Iwan Iwanowitsch . 2'

Er weg- wie einen schwärm von bienen und spricht trost :

»Loukeria, Louscha, kind!« und streicht und streicht und kost.

Und Worte spricht ihr mund: »Iwan, ach du gerad,

Du lieber! Während ich . . . ruf deines sohnes gnad',

Maria, an, dass er das heut zum gestern macht

Und ungeschehn macht was geschah in dieser nacht !

Noch gestern um die Zeit, Iwan, hielt ich wie du

Ein kind auf jedem knie und drückt' im arm dazu

Den kleinsten an mein herz, den ich geliebt zumeist !

Dahin! Zerfetzt im schnee! Vater, söhn, heiiger geist.

Gebt ihr mir denn zurück mein glücklich gestern nicht?«

Und als die thräne stockt, erzählt sie dann und spricht:

»Vier Wochen sind's, nicht wahr? da kam die künde her,

Dass hinten tief im land beim kirchbau arbeit war.

Am dach besonders. 'Lass uns hingehn', sprach mein mann,

'Den zeig mir, der wie ich ein bleidach legen karm!'

Ihr freunde halft uns weg, und du, Iwan, zumal.

Froh brachen auf wir fünf, ' mir bricht das herz vor quäl !

Und Dmitri lenkte Drug zur glatten wegspur hin.

Der monat ging zu End, wir wollten heimwärts ziehn.

Da, gestern plötzlich, brennt das dorf. Aufflackernd hell

Läuft rasch von haus zu haus der brand, naht blitzesschnell.

Was thun? Wie helfen? 'Eilt!' rief Dmitri, 'Männer thun

Was sie vermögen! Ihr müsst fort zum Schlitten nun.

Du und die drei! Ihr seht, man reisst die häuser ein

Und hemmt das feuer so. Da kann ich nützlich sein.

Doch ihr . . .! Kein wort! Nimm nur die decken, hülle warm

Die beiden grossen ein, das kleine halt im arm.

Und sorg' dich nicht um Drug, der findet schon nach haus,

Wenn er die spur erst hat. Und munter nun hinaus !

Der schnee liegt glatt wie glas und hart wie stahl, und bald

Geht wunderbar und hell der vollmond auf. Doch halt'

Trotzdem die fackel hoch, den pechbrand halte fest!

Daheim bei freund Iwan seid ihr im warmen nest.

Ich hab' mein geld, und sonst ist alles einerlei.

Weiss ich nur sicher euch, dich und die lieben drei!

Zu, Drug!' Wir fühlten schon die flammen uns umwehn,

Man rief: Wo Dmitri bleibt! Der schafft ja mehr als zehn!'

So packen wir uns ein, ich und die gott mir gab.

Drug scheint erst steif, doch läuft er bald in muntrem trab

238

R. Brownino;

Ganz jugendlich des wegs, als hätte er verstand.

Der Vollmond steigt herauf, es bleicht mein fackelbrand

In tageshelle, die, von mond und schnee vereint

In Unnatur gezeugt, bis in die waldnacht scheint,

Die solche teufel birgt vor gottes blick. - Wie kahl

Im schnee die kiefern stehn ! Sie strecken nicht einmal

Barmherzig äste aus, dass sie ein schirm uns sind

Auf unsrer flucht durch diese hölle. War das wind?

Drug stutzt und starrt, und legt die ohren an und schnaubt

Und schnauft so seltsam, läuft dann los, es scheint, er glaubt,

Es sei der wind. Doch nein! Der hauch steigt ja empor!

Und nicht so leis mehr, laut und lauter dringt an's ohr

Der ton. Kein zweifei mehr ! Soll ich mich umdrehn jetzt,

Die grause Wahrheit sehn? Trab, trab! Ich thu's zuletzt.

Es sind wölfe im gleichmäss'gen trab, auf das leben im Schlitten erpicht! In keilform geordnet ein heerl Sie scharen, sie drängen sich dicht, Und es wächst ihre zahl bei der jagd, denn untier auf untier schleicht Aus den kiefern am walde hervor, und die vorhut der bestien reicht Stets weiter! Als führer voran die alten, und allerwärts Glüht äuge an äuge und flammt wie grünlich schimmerndes erz. Doch sind sie noch fern ! O Drug, o rett' uns! Er thut was er kann! Sie kommen, sie nahn, sie sind da! Der eine! Und was kam dann? O das vorderste satansgesicht ! \\'ie die lechzende zunge hängt. Wie grinst das weisse gebiss! Da ist er! Die taTtzen zwängt Er in decken und tücher! Lieg' still, mein taubenpaar, stille Stopan ! Deine mutter wirft sich ihm vor! Dich, liebling, rührt er nicht an! Er hört nicht, der narr, er muss Schrein, Stiopka, mein ältester zwar. Doch die nachbarn behaupten, dass er von den dreien der schlech- teste war. Zu früh ja kam er an's licht, war schwächlich, und doch mir so lieb! Zwar tadel verdiente er oft, und gab man ihm gar einen hieb. So maulte er lange. Trotzdem war er mir der teuerste schätz! Du dummer junge, lieg still! Das scheusal macht sonst einen satz Und schnappt nach dir über mich weg! Vergebens! Er kreischt!

Wer zwingt. Wer hält ein geängstigtes kind? Nun kam es! Der satan springt, Schnappt zu! Ich reisse zurück und zerre! Da langt an zu schrein Das zweite brüderchen auch ! Soll einer verloren sein, Der zar braucht männer, und nicht verzärtelte knaben ! Ich fand In dem faltengewirr nicht zurecht, erlahmt vielleicht war die hand.

Iwan Iwanovvitsch

239

O gott! Er ist fort! Und sieh, es rcisst das gesindel voll gier Sich wild um den raub und vergisst darob die Verfolgung schier! Das war' noch ein vorteil! Nun Drug, galoppiere noch einige werst, Und wir entrinnen und sind, will's gott, am ziele zuerst!

Die zwei solcher knaben besitzt, die mutter nennt man noch reich! Nicht einen zu haben, ist schlimm, nur einen zu haben und gleich Ihn dann zu verlieren, zu sehn, wie der liebling sich langsam verzehrt, Ist schlimmer! Und ich habe zwei, so gesunde! Wie neidenswert! Weh mir! Ich beruhige mich, ich scheine zufrieden beinah. Da hör ich es wieder: Trab, trab! Und die funkelnden äugen sind da, Eine linie, punkt an punkt in grünlich metallischer glut! Beginnt denn schon wieder die Jagd, und Scättigt denn nichts eure wut'r* Und dabei scheint es mir fast, als liefen sie weniger schnell, Als wäre geringer die zahl. Ein viertel kaum ist zur stell. Was voll gefressen und satt, blieb hinten! Noch nicht genug? Und gilt es jetzt uns? Greif aus, und rett uns, und stirb dann, Drug! Was emen Schlitten man nennt, die menschenfalle, nie, nie Besteig ich die wieder! -- Ui^d du, Terioscha an meinem knie, Ich lege mich üi)er dich, mit meines herzens nerv Bind ich dich fest! Nichts, nichts ist diesmal zu fürchten! Ich werf . . . Ich werfe? Ich warf? Nein, nein! Bedenkt, ein weib

bin ich, Und ringe mit einem wolf! Ich schütze, ich rette dich, Terentii! Weh wir! Führst du die hetze noch an. Du satan, und lechzest nach frass mit äuge, zunge und zahn? Ich schlug, ich schlug heraus die grünen funken ! Ach ! Da glühn die äugen noch ! Meine arme faust ist zu schwach ! Zermalm' doch die faust! Willst nicht? Gelüstet dich . .? Warum gab Gott diesem wolf dies gelüst? Sonst scharrt ein wolf aus dem grab Die leiche hervor und frisst aas ! Der schlemmer hier verschmäht Mein welkes fleisch, weil ihm der sinn nach frischem steht! Terentii! Gott, sieh im beutel am halse hier Die heil'gen reliquien an ! Der satan verschlingt voll gier Auch die! Und der popc sagt, dass wunderkraft darin wohnt. Die schützt vor aller gefahr ! Verschmäht, doch nicht verschont! Aus meinen armen heraus! Er wühlt und zerrt und beisst Mit schnauze, tatze und zahn! Terentii, er reisst Dich weg, mein liebling! Ach! Ich seh's, ich muss es sehn! Mit den zahnen verteid'ge ich dich! Umsonst! Es ist geschehn! Die andren kommen dazu! Wie tanzt, wie hüpft und springt

240

K. Brownins;

Und tobt die Satansbrut! Der grauvvolf, der dort hinkt,

Ist wohl die alte Marpha, die mir voll bosheit nie

Die kinder hat gegönnt. Zum werwolf wandelt die

Des nachts sich um, schleicht weg und schwelgt in kindcrblut

Mit ihrer hexenzunft, stiehlt sich dann heim und tlnit

Ganz ehrbar, an der thür kann man sie hocken sehn.

Da spinnt sie, krumm und lahm, kann nicht zehn schritt weit gehn.

Mit einem entkam ich doch ! Welch abstand : ein und kein !

Wie hülle und paradies! Und seht, ein ros'ger schein

Färbt dort den schnee. Es tagt, wird hell, wir sind zu haus!

Wir überlisten euch! Heult, teufel, tobt euch aus

Und reisst euch um den raub ! Vergesst in eurer gier

Was uns geblieben ist! Den besten retten wir.

Der treue Drug und ich! Mein knabe wird ein mann,

Er wird noch mehr, er lernt was weidmannslist nur kann,

Und jagt und hetzt und fängt und quält erbarmungslos

Was wolf und wolfsbrut hcisst. Das junge nackt und bloss,

Das an der zitze liegt, soll sterben tausendfach!

Nur zugestossen! Mitleid? Ist denn mitleid in euch wach,

Ihr hunde, die ihr tanzt um diesen, diesen? Nein!

Wir lachen euer! Gott! Hilf himmel! Kann es sein?

Nicht alle, einer nur! Seht, seht, Drug wittert ihn schon!

Der eine hat geahnt, sie rettet einen söhn!

Unmöglich scheint solch glück den andern, dieserh " nicht !

Lacht mich nur aus und nagt die knochen, denkt der wicht.

Und los und hinter uns her ! Ein punkt, ein fleck, ein ball

Wird grösser mit jedem satz ! So schlimm sind die andern all'

Zusammen nicht wie der! Ich weiss, wie man wölfe zwingt:

Die schlüpfrige zunge fasst, den lechzenden fetzen wringt

Man mutig heraus! Dann lauf, dann heul' nach herzenslust!

Da! Zugepackt! Weh mir! Du, du! Ich hab's gewusst!

Du satan dreimal verflucht, du, bis zuletzt mein feind!

Umsonst mein widerstand! Das grüne funkeln scheint

Mir diesmal bis ins hirn ! Ich falle, falle, und zwar

So wie ich muss, auf mein kind, bedecke es ganz und gar !

Zerrissen zu werden, o, entsetzlich! Und doch bleib'

Ich liegen und weiche nicht. Friss dich durch meinen leib!

Hier bin ich! Welch gefühl! O gott, die klaue geht

Mir tief ins schulterfleisch, bis auf den knochen, seht!

O Kirill unter mir, was könnt ich weiter thun ?

Iwan Iwanowitscli

241

Ein \vo]f, der wollsart kennt! Er zwängt, er schiebt sich nun

Vorbei an hals und brüst und herz, und dann . . ! Was fühlt

Die Zwiebel, wenn der stahl in ihren hüllen wühlt

Bis in das mark, wo blatt, wo blute, keim und saat

Noch ungeboren ruht? Das traf! Da in der that.

Da starb ich und lag tot, bis Drug hier anhielt, hier,

Nicht wahr? Nun bin ich wach, und um mich her steht ihr!

Doch wie, warum es kam, und wann, das weiss ich nicht.

Sagt, freunde, sagt: Du träumst, vorbei dein wahngesicht!

Dort drüben steht versteckt dein haus, du sähst es frei,

War dort der Schornstein nicht. Dort sind die drei, sind zwei,

Ist einer! - Nicht einmal der eine! Bittre not

Bringt uns das leben, doch wir leben, scheun den tod!

Fest drängt an mein gesicht der satan sich heran

Und prägte wie in wachs sein bild. Nur du, Iwan,

Erlösest mich, taust weg und tilgst den makel aus !

Sieh du mich gütig an, so schwindet aller graus,

Vor deinem antlitz weicht die hölle! Wohl thun mir

Die thränen ! Leben ist doch süss! Iwan, und dir

Dank' ich was mir noch bleibt. Du lieber, dein bin ich!

Dich segne gott!«

Sie fiel nach vorn, und feierlicli Stand auf Iwan und nahm die axt, denn passend lag Der köpf, und rechts und links hing je ein arm. Ein schlag Blitzschnell und donnerstark ! Ihr leib bewegt sich kaum Liegt kopflos auf den knien. Gesund sein muss der bäum. Wie man im dorfe sagt, stahlmarkig, dem zulieb Iwan Iwanowitsch thut einen zweiten hieb. Gleich karg mit streich und wort, sagt er: »Es musste sein, Nicht anders konnte ich. Gott sprach: Tritt für mich ein!« Er bückt sich, sieht sich um. Was sucht denn jetzt sein blick? Zum reinigen der axt ein passend rindenstück. Als dies gethan ist, geht er in sein haus. Es stehn Lautlos die andern da, der ringelnden blutschlange sehn Sie zu, die sich in holz und splitter scheu versteckt.

Sie regen sich, doch stumm. Den köpf, der dunkler fleckt Die kiefernspähne, nimmt der eine, zwei sodann Den leib, der blutend trieft. So ziehn sie mann für mann, Beinah in prozession, zum kirchplatz hin, und dort

J. Hoops, Englische Studien. 28. 2. 16

242

R Biownin

Legt der am langen haar es trug an seinen ort Das jammervolle haiipt. Nun liegt der körper da, Und keine spur zeigt an, dass ihm ein leid geschah, Wie man sie stets gekannt, die alte Louscha jetzt, Geliebt als mädchcn, weib und mutter, bis zuletzt.

Die schneebank, die den platz am kirchcntlior umfasst,

Ist bald besetzt, ein ort, wie er zum richtspruch passt.

Was nur im dürfe wohnt, mann, weil) und kiiul, kommt schnell.

Zu sehn was folgt, sogar die Juden sind zur stell.

Zigeuner auf dem weg zum rossmarkt machen halt

Und hocken auch im schnec. In jedem herzen wallt.

Kocht ein gedanke nur, doch keine zunge spricht,

Sie sind so still, es scheint beinah, sie atmen nicht.

Da, aus der kirche kommt strauchelnd der pope her,

Steinalt, er lebt kaum noch, Zcählt hundert jähr und mehr.

Mit ihm, auch alt und grau, des dorfcs haupt, was wir

Starosta nennen bei uns, und friedensrichter ihr,

Ein rechtsrat und ein freund. In pelz vermummt alsdann

Der pomeschik, der herr. Ihm beugt sich jedermann,

Und leben hängt und tod von seinem Spruche ab.

Der leichnam wird beschaut. Aufrecht an seinem stab

Vernimmt dann der starost, der klügste greis im ort.

Was du vernahmst bis auf des mannes letztes wort :

»Gott sprach: Tritt für mich ein! Zu zaudern w^gt ich nicht.«

Der pomeschik hob an: »Wie kann unrecht gericht

Denn unrecht richten, selbst wenn hier ein unrecht war.

Das solche sühne heischt? Spricht das gesetz nicht klar?

Kann jeder richter sein und nach dem urteil gleich

Den henker spielen, wie mit einem raschen streich

Und ohne widersprach gewürm vernichtet wird,

Nur weil aus dunklem loch es frevelnd sich verirrt

In unser tageslicht? Zu jäh, zu rasch! Worin

Liegt hier die schuld? Gesetzt, wo ich, der herr, hier bin.

Stürzt jetzt die kirche ein. Für mich sein bestes thun

Soll dann ein jeder knecht. Doch scheucht der einsturz nun

Euch, meine kinder, weg, und giebt der söhn sogar

Den vater preis, so nenn ich feig die wichte zwar.

Doch schwank' ich, ob ich auch ihr leben fordern kann.

Weil sie es mehr geliebt als meins. Dass für den mann

Iwan Iwaiiowitsch

Die frau stirbt, für den ahn der söhn, ist wünschenswert, Ist tilgend, die man preist, kaum pflicht, die man begehrt. Iwan Iwanowitsch that eine that, die heisst Mord nach gesetz und recht. Wer zweifelt, rede dreist.«

Man sah den popen an. »Ja, kinder, ich bin alt, Wie alt, weiss ich nicht mehr. Im lebenskreislauf wallt Zur greisenzeit der mensch. Reicht seine bahn so weit, Kehrt sie, so scheint's, zurück zur kindheit. Eine zeit Bricht endlich für mich an, so träumt mir, wo ich echt Die wahre Wahrheit schau und richtigeres recht. Als da mein fuss zuerst auf erdenpfaden stand : Da lenkten menschen mich, jetzt führt mich gottes hand. (Gesichte sollen sehn die jungen !' Ich war jung Und sah die weit des Scheins und zollt' ihr huldigung. 'Die alten sollen, heisst's dann, träume haben!' Ich Bin alt, und eine hand führt durch die wölke mich. Die das gesetz umgiebt. Fest steht mein fuss zur stund, Die Wirkung sah ich einst, ich scliaue jetzt den grund.

Die weit liegt unter mir, doch nirgends darin hab'

Ich grösseres geschn in dem, was gott uns gab,

Als unser leben, das sein eigenes enthält.

Preist dich der toten mund?' Nein! 'Die lebend'ge weit

Ist voll, herr, deines ruhms !' Dies leben, soll und kann

Dies gottgeschenkte gut man opfern? Nur, wenn man

Mit andrem leben zahlt und so in gottes sinn

Die wage ausgleicht. Gebt für grosses kleines hin.

Ob eigen oder fremd, für niedres leben setzt

Gottähnlicheres sein. Es wird kein recht verletzt.

Wenn leben leben tilgt und höhres leben schafft.

Wie weit die regel geht, zu zeigen, fehlt mir kraft.

Das schlichte wird entstellt, verwirrt was einfach war.

Spürt man ihr weiter nach. Doch ist sie klipp und klar

Ein ausfluss ew'gen rechts. Folgt mir zu seinem quell,

Wie er aus gottes stuhl hervorbricht frisch und hell.

Ein weib gebiert ein kind. Es wird Vollkommenheit Erfüllt durch die geburt. Sie selbst zu ihrer zeit Kam so als weib ans licht, so wunderbar gebaut, Dass leben sich durch sie vermehre. Nun vertraut Ihr gott das heil'ge amt, des lebens quell zu sein.

16*

243

2t± ^- Browning

So königlich gekrönt, soll sie sich selbst entweihn,

Soll kinderlos hinfort, freiwillig unfruchtbar.

Die frucht verschmähn, den stolz der Schöpfung, die sogar

Oft leben preisgiebt, wenn nur leben es gebiert,

Das schöner, herrlicher die erde gottes ziert?

Was sagt ihr, wenn die hand, der gott das licht der weit,

Des lebens fackel, gab, nur weil ein funke fällt,

Die fackel loslässt? Sagt, zu welchen greucln denn

Zählt man die mutter, die ihr kind hinwirft, nur wenn

Ein flämmchen sie versengt? O vor der mutterschaft

Tritt stolz der mann zurück, wird Schwachheit seine kraft,

Wird Schüchternheit sein mnt, und thorheit sein verstand:

Des weibes vorrang wird hierin allein erkannt.

Den falschen fuchs zerreisst die füchsin in der not,

Greift er die welpen an. Stumm duldet feuertod

Der biber, ehe er preisgiebt die junge brut.

Die in dem heil'gen schütz des busens sicher ruht.

Und hier? Du totes weib, steh auf, verteid'ge dich.

Wie du vor gottes thron jetzt rede stehst, so sprich!

Dreifach gekrönt warst du, dir war ein hehrer hört.

Drei kinder, anvertraut. Wo sind sie? Rede! Fort?

Was frommt's, wenn lang und breit du sagst: So ging es zu!

Lebst du, kannst sagen 'fort', so sprichst dein urteil du!

Als posten schützt im feld das lager ein soldat.

Was kündet, dass er treu, nicht dachte an verrat? '

Sein leichnam, über den zum siege schritt der feind !

Du gabst dein höchstes preis, hast du trotzdem gemeint,

Zu leben und zum graun und gott zur schmach? Er sah

Die unerhörte schuld, und neue Satzung da

Gab er sogleich. Der mann, der gott zuerst verstand.

Lieh, treu erfunden, auch dienstfertig seine hand.

Versagte hier der mensch, so wäre, meine ich,

Der himmel eingestürzt, die erde hätte sich

Geöffnet, ausgetilgt dies neueste vergehn,

Die Schmach der mutterschaft. Es blieb der himmel stehn.

Die erde gähnte nicht, denn rasch für gott trat ein

Ein mann, ein ganzer mann, gesund und herzensrein.

Er hörte gottes wort und folgte ihm. Iwan

Iwanowitsch that heut was Moses einst gethan,

Als er gedeutet hat den jähen feuerbrand.

Iwan Iwanowitsch

245

Der durch die tafeln lief, darauf mit eigner band Gott einschrieb das gesetz. Darum mit fug und recht, Iwan Iwanowitsch, sag ich, ist gottes knecht!«

Bei diesem worte hob im volle ein flüstern an, Wie es entsteht, anschwillt und hinstirbt, wenn ein mann Mit blut und leben kühn der strafe trotzt. Es schaun Entsetzt die menschen zu, begreifen voller graun, Dass was geschah doch recht, gut und barmherzig war. »Ja, gottes knecht!« so ging ein flüstern. Es ward klar, Als dieses amen schwieg, es sprach das volk ihn frei. Und »amen!« seufzt zuletzt der hcrr. »Ein freispruch sei In solchem neuen fall denn nicht missgönnt von mir. Dem alter beug' ich mich, der heiligkeit. Sei hier Gnade gewährt. Indess es könnt' ein stärkrer geist Als ich bedenklich sein, denn alles hier beweist Den rechtsbruch, blutig-klar seht ihr vor äugen ihn. Doch ihr verzeiht die that, wohlan, sie sei verziehn !

Da aber gnade doch nun einmal waltet heut,

Thut kund der gnade Spruch, des Zweifels angst zerstreut,

Die martern muss ein haupt, um welches insgemein

Den Strang legt das gesetz, ihr einen heil'genschein !

Worauf macht sich Iwan wohl selbst gefasst? Den mord

Schützt diesmal das gesetz, das sagt ihm, und hinfort

Brauch' er sich scheu nicht mehr zu bergen am altar.

Ich wette, dort, wo stets der Unschuld statte war,

Versteckt er sich. Geht ihr! Ihr andren unverweilt

Schafft dort den greuel weg! Was säumt ihr denn noch? Eilt

Den leichnam heben auf die jungen. Zu Iwan

Zieht stumm der alten schar und hält am hausthor an.

Es bückt der erste sich und horcht. Kein ton, kein laut.

Man ratschlagt, öffnet rasch, tritt in das haus und schaut

Iwan, den mörder, selbst, wie er am boden sitzt

Und dort aufbaut den kreml, den kunstvoll er geschnitzt

In müss'ger winterzeit. Und atemlos, voll glück

Schaun ihm fünf kinder zu, wie richtig stück für stück

Er auf einander setzt. Es steht der bau beinah.

Das mütterchen Iwans, Stescha, sitzt spinnend da

Am ofen, wo sein weib Katja am backtrog steht.

Sein honigfarbnes haupt hat langsam umgedreht

2 i6 H. B. Bnildon, Roheit Louis Stevenson

Iwan Iwanowitsch. Den kürbis gelb und hohl,

Der, scheint es, bergen soll den grossen kolokol,

Den stellt er eben zu den kiefernzapfen hin,

Die schon als kuppeln stehn. Die glocke, die darin

Soll hängen, ist bereit, es ist gar fein und rund

Ein kleiner eichelnapf. Den hält in seinem mund

Iwan und dreht sich um. Sie sagen ihm, er war'

Frei wie die weite lult. »Ja, was den sonst?« fragt er.

ROBERT LOUIS STEVENSON.

(Conclusion.)^)

A child's gar den of verses (1885). It is pleasant to tum from a werk in which, to cur thinking-, a vast amount of labour and ability is , to a large extent, lost, to one in which the success is so unequivocal and assured as is that of the delightful CMLfs Garden of Verses. This book has the enormous advantage of being unique , so far as I know, in English Literature. There are enough of verses for children and about children, but none that represent childhood so accurately as seen from the adult Standpoint and yet stiH "perfectly remem- bered and understood. Reading this book we live our childhood over again. The child-psychology is so startlingly exact, that it brings back to us much that we had otherwise forgotten and lost. We See again our own tiny figure in short frocks, and, with a dclicate humour and exquisite regret, we ourselves re-enact the joys and sorrows of child-life. As has already been remarked, Stevenson retained much of the child in his nature; bis recol- lections of his childhood scem miracuhnisly lucid and sharp, and he positively never lapses from childish na'fvete. Steven- son is always, in the best sense of the word , an Impressionist. That is , he draws tliings not as he knows them to be on re- flection, but as they seem to him, and that is the method of a child. Here for instance is an excellent piece of impressionism. „The Dog and tlie Plough, and the Hunter and all, And the star of the sailor, and Mars,

1) Vgl. Kngl. stud. 25, 218. 26, 19. 27, 399-

Robert Louis Stevenson 247

These shone in the sk'v, and t h e p a i 1 b y t h e wall W o u 1 d b e half füll o f w a t e r and st a r s. " To the child the Stars in the bücket are as real as the Stars in the sky and this is impressionism, to render a thing just as it appears to the senses and it is this quality in Stevenson that often gives his descriptive touches such startling force and vividness. The phrase we quoted before about the Lainplighter ,,knocking another luminous hole in the dusk" is an excellent example of this. Very difücult is it to select amid so much that is charming, but here is the child's notion of

THE COW.

The friendiy cow all led an ^ white

I love with all iny heai t ; She gives me cream with all her niight

To eat with applc-tart.

She wanders Iowing here and there,

And yet she cannot stray. All in the pleasant open air,

The pleasant light of day.

And blown by all the winds that pass

And wet with all the showers, She walks aiiiong the nieadow grass And eats the nieadow flowers.'- It would be impossible to describe better with all the re- sources of language an English cow browsing in a lush June or july meadow. It is , indced , not a cow but the cow. She has the meadow all to herseif, and she is so well fed that she does not seem seriously to eat the grass but strolls about wantonly and leisurely chewing perhaps a single cowslip and a few butter- cups. Then how naively described is her place in the child's scheme of Providence!

,,She gives me cream with all her iiüght To eat with apple-tart."

More Arabian Nights; the Dynamiter (1885).

The next volume by Stevenson was written in conjunction with his wife, Fanny Van de Grift Stevenson, under the title of The Dyuiamiter, but is now called Morc Arabian Nights ; the Dyna- miter, in Order to bring it into line , as it were, with The New Arabian Nights, to which it is on the whole an inferior and dis- appointing sequel; and the most interesting question regarding it

248

H. B. Baildon

is how much is real Robert Louis and how much Fanny Van de Grift. Mrs. Stevenson says very categorically "All the stories are mine, except the Explosive Bomb.'' It would be ungallant in the extreme to throw the slightest doubt on the accuracy of this Statement; but it lands us in a difficulty for which \ve would fain seek a Solution; for, if this shortest of the tales be really all Stevenson's own share in the book, it seems nothing short of a fraud on the public to have appended his name to it at all. But when \ve turn to the stories themselves we find them so saturated with the characteristic Stevensonian philosophy and so tinctured with his style, though seldom or ever touching his highest levels, that it seems well-nigh impossible to believe literally that the Explosive Bovih represents his total contribution to the work. If Mrs. Stevenson composed these stories quite independently she possesses narrative and inventive pövvers little inferior to those of her husband. The Destroying Angel , though highly fantastic and putting a strain on our credulity, is written with great power and such a passage as that describing the starvation camp of Mormon emigrants, might well be cullcd out as one of the most eifective in Stevenson's works. Had Mrs. Stevenson equal literary faculties to those of her husband, or did he directly influence and inspire the work? Very instructive in this respect is a remark once made to me by Stevenson's mother apropos of The Wrong Box, the first work published by liim in collab^ration with his stepson, Lloyd Osbourne. It seems that the whole story was ac- tually written by Osbourne, though no doubt talked over by him with Stevenson. But Stevenson went over the book later, putting in touches of his own, and his mother went on to say that he had an extraordinary faculty for thus giving the whole work so strong a smack of his own style that the critics were often quite wrong when they attempted to distinguish Stevenson's own work from those of his collaborateurs. But it is more when we regard the books as a whole that we perceive the difference and are able to make at least this generalization, tliaL the books in wliich he had a collahorateur are never quite his best, and seldom make that substantial addition to his fame which is usually made b}- those which bear his sole name in the title -page. Tliere is in- deed usually a great difference between master and pupil, and the pictures in which Rubens alone worked m u s t be superior to those which he merely touched up, allhough the latter may seem

Rülieit Louis Stevenson

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to have the Rubens mannerisms quite as markedly as the fonuer. Thus, I doubt not, we ma}' fairly class the Dynamitc}- as a work of the Stevenson school.

One aim, however, it has throughout and, curiously, that cuhninates in Stevenson's own story of the Explosive Bomb, that is thoroughly to expose the mingled folly, cruelty, conceit, vanity, and cowardice of the Dynamiter and, indeed, the Anarchist gene- rallv. If the crowned heads of Europe want an antidote to Nihi- lism and kindred evils, they cannot do better than circulate tlie Dynawiter broad-cast throughout their dominions in the vernacular. Nothing kills like ridicule, and the figures of Zero and Macguire, so brilliantly satirised, if the bare truth can be called satire, elfect a true ^-cdiictio ad absurda?n of Dynamitism. It may of course be mere coincidence, bat it is very nearlv true to say that with this appearance in literature the Dynamiter, as an agent, so far as Great Britain is concerned, stepped out of hi story. The effect of translation at least into French, Italian, Spanish, and Russian might be tried !

But, as though he had learned a Icsson from Zero and bettered it, Stevenson hiraself now successfully ])lanted a bomb,

The Strange Gase of Dr. Jekyll and Mr. Hyde (1886).

Treasiire Island had captured the better-class reading public and juveniles of all Orders who could get hold of the book. But to the masses generally he was still unknown. The British work- man, who reads his Carlyle and Ruskin and Huxley, took no interest in sucli a light horseman as the author of New Arabian Nights and a ChihVs Garden of Verses. He was hardly even a name to them and quite unknown to those still less cultured. This public of the masses lay it seemed out of his reach, as indifferent as a whale to paper-darts, and yet all on a sudden he harpooned the monster. Since Tennyson wrote the Northern Cobhler no man of high and refined literarv power has Struck home to the populär conscience, as did Stevenson with his terrible parable of The stränge case of Dr. Jekyll and Mr. Hyde. Published as a "Shilling shocker", as the term for a cheap sen- sational novel goes, and sold chiefly at railway book -Stalls, the fame of the book spread with electric speed and sent Steven- son's name echoing through the four quarters of the globe. It

250 H. B. B:nli!on

captured the press and even the pulpit, and seemed to travel like a ballet straight to the lirart. We all suddenly except those who knew it alread}' discovered we had a 'Mv. Hyde in our bosoms.

Founded, as has been said, on a dream and that a highly unpleasant one, the story, for it is half reality, half fable, sets forth how an outwardly excellent and blameless physician Dr. Jekyll discovers in the course of some experiments a drug or mixture of drugs, on taking which his personality is at once changed into that of a human monster with all the worst human and in- human passions. To this personality he gives the name of Ed- ward Hyde, and in this character he is capable of any crime and plunges into the wildest orgies. In his own person Dr. Jekyll had been in the habit of secretly indulging his lower passions, and INIr. Hyde is made up of these passions deprived of the control of the higher faculties. Dr. Jekyll contains Mr. Hyde, but Mr. Hyde has got rid öf the Dr. jekvU elcment until he again drinks the potion. There are some curiously subtle psychologic touches in the depiction of these two personalities. Edward Hyde is younger and smaller than Dr. Jekyll, signifying that this part of Jekyll's nature had been long suppressed and held in abeyance and was slarting on its career later than the higher seif. The fignre of Hyde is deformed and repulsive and all normal persons fecl an instinctive abhorrence for him. This affords higi. only a fiendish pleasure and a desire to snatch pleasure for himself at the ex- pense of pain in others. Witli indulgence in such passion he grows in Statute and strength and in daring wickedness. When he has sated himself for a time, prudence and self-interest induce him to retire to the disguise and shelter of the higher personality of Dr. Jekyll , which otherwise he despises. Dr. Jekyll in turn suffers acutest remorse for the crimes of Hyde, redoubles his acts of kindness and strives ever to undo the evil wrought by Edward Hyde. But now a terrible State of matters comes about. He finds himself involuntarily, and without using the drug, relapsing into the character of Hyde from which he can only recover by the use of stronger and stronger doses, to the danger of life itsclf. Finally, while in the character of Hyde, he commits an unprovoked, shocking and barbarous raurder, wliich has been witnessed. With the utmost difficulty he succeeds in taking re- fuge in the semblance of Dr. Jekyll, when a- new and appalling

Robert Louis Stevenson

25'

danger and terror presents itself. The stock of the essential ingredient of the potion riins low. He procures a further quan- tity and mixes it eagerly only to find that the usual transformation no longer takes place. He now guesses, in despairing terror, that it was the presence of some unknown impurity that rendered the first powder effectual. He has only at most sufficient of the original to procure one transformation, and then he must forever lapse into the murderer Hyde. He sets his house in order for the last time, making Edward Hyde his heir and then sits down to write his Statement of the case which thus concludes, speaking of Hyde:

"And indeed the dooin that is closing on us hoth has ah'eady chnnged and cnislied him. Half an liour froin now, when I shall again and for ever reindue that hated personality, I know I shall sit shuddering and weeping in niy chair, or continue, with the most strained and fearsti'uck ecstasy of listening, to pace up and down this room (luy last earthly refuge) and give ear to every sound of menace. Will Hyde die on the scaffold? or will he find the conrage to release himself at the last monieiit? God knows! I am careless; this is my true hoiir of death, and what is to foliow concerns anotlier than inyself. Here then as I lay down th.e pen, and pioceed to seal up iny confession, 1 hiing the life of that unhappy Harry Jekyll to an eni."

So we leave the miserable Hyde sitting under the shadow of the gallows and shudderingly awaiting his fate.

It is , I believe , impossiblc for any human being to read this terrifying , this appalling apologue unmoved. The good and the evil , the virtuous and the wicked , the inno- cent and the depraved alike stand shuddering at the brink of that abyss into which Dr. Jekyll has disappeared and into which the wretched Hyde seems about to plunge , as into the Bottomless Pit. No conscience is so unsmirched or so hardened that it can fearlessly face this awful presentment of this de- gradation and destruction of a human soul. To the best, as to the worst of us, rings in our ears the damning words of the prophet "Thou art the man?" A cold terror clutches at our hearts, more frightful than the very Trump of Judgment. As in Browning's Easterti JDay, the Dar of Judgment seems already upon US, not imposed from without, but a still more dreadful assize in our own breast. If a man could be terrified into good- ness surely D?-. Jekyll and Mr. Hyde \^o\x\ö. do it! But it is one tliing to open a man's eyes to his danger, to teil him his house is on fire or that he is plague-stricken, but quite anothcr to pro-

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H. H. B;ül(lon

vide him with a fire-escape or a specific. Stevenson seems in this book to be like a man arousing you in the night with a crv of fire and at the same time informing you that your retreat is already cut off, the water Frozen at the main, no fire-escape within twenty miles and that you will certainly break your neck if you jump from the Windows. "Thank you kindly for nothing," you crv- "1 had much better have died asleep in the sraoke." Like Bunyan, even perhaps more effectually, Stevenson convinces US that we are in the City of Destruction. Bat he leads us only to the Slough of Despond and there incontinently leaves us, and here I think, and I am not alone in thinking, we have a grievance. "What right" we cry, "have you to point out to us thesc blue plague-spots on our souls and make us miserable when we might at least have been thoughtlessly light-hearted, when you have no remedv to propose?" As far as I understand, Dr. Jekyll is from first to last a flv caught fast in the Devil's web, whose struggles only serve to bind him more securelv. There is no point indicated in the narrative at which he could escape, no helping hand is held out to him on earth or from heaven. Is it, then, not the same with us? Can any of us declare we have never touched with hand or foot this Devil's w^eb? Dare we say now that none of its subtle meshes entangle us? Bat lias the Devil a more dangerous weapon in his armoiiry than despair? Yet this, Stevenson deliberately presents him with. > The apologue, indeed. breathes a pessimism of the worst kind, representing the evil part of our nature completely and irresistibly triumphant over the good. This surely is to put the human spirit back iiito a worse dungeon than Calvinism itself! There is, in fact, in Steven- son despite his courage, his zest in living, his sweetness and broad humanity, a deep vein of pessimism fmay we set it down l)artly to his diseased and ever-ailing body?), and here it runs its blackcst.

In palliation of the offence which this book offers there are perhaps two things to be said. In the first place it was not intended as a complete and general parable of the Soul's history, like the Pilgrim' s Progress, but purely as a scarecrow, so to speak, to alarm those apt to indulge, especially in secret, some evil passion or habit. To any one just entering on such a course the book might be a most effective deterrent. In the second place w^e observe that Dr. Jekyll's virtues are of a somewhat

Roheit Louis Stfvenson

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questionable and negative kind and arise largely from the desire to be esteemed and respected. He has no attachment, no high passion, no real self-sacrifice, and such half-virtues as he has, readily betrayed him into the hands of his evil proclivities. So we hope this is no universal case , only 1 piece of pathologic psy- chology.

It is well also to remember that the story is founded on a Vision of the night, a veritable night-mare , and was not wholly conceived in Stevenson's waking moments.

The Broicmics liked strong etfects, and the efifect was too striking for Stevenson to suffer it to be lost; and from the literary point of view , while it does not show Stevenson in liis highest and noblest flights, it forms one of his greatest, if also one of his coarsest, iours de force. One may, indeed, hoist Stevenson with his own petard, and declare tliat we find in him as an author a Dr. Jekyll and ]Mr. Hyde and that here, as in the ''beastly Body- snatcher," as he himself called it, in the Sitidde Club, in The Ebb Tide, and even in parts ßi the Master of Ballantrae and the IVrccker we have rather more than we care for of his Mr. Hyde. The Hyde - Stevenson, if we may so denominate that side of Stevenson the author, is that which busies itself with unmistakeable zest with the criminal, the sanguinary, the morbid, and that which is to many the revolting, whicli I am inclined in part to attri- bute to the so-called Brownies of his dream-life.

But how do we reconcile tliis element with the kindly, ge- nerous, modest, peaceable conduct of the man himself? Partly it seems to me founded on the survival of a childlike delight in the horrible for its own sake. But in part, also, it arises from the philosophy in which his age was steeped. I mean the "Nature red-in-tooth-and-claw" philosophy set agoing by Darwi- nism and expounded by Spencer, through which we were taught to see in the world of nature nothing better than a vast, sangui- nary and cruel battle-field, where the weak are the sport and the victims of the strong and the cruel. This view of nature naturally colors our view of human life and those who see in nature itself nothing better than a battle-field, see little eise in human life also, and civilisation becomes for us a mere artifical screen on which fair figures are painted, while behind it man is busy as ever undoing and, in a true sense, murdering his fellow-men.

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H. B. Baildon

It was this view, coupled with his instinctive Bohemianism, that gave Stevenson his huge distaste for modern civilised life, which seemed to him tarne, mean and hypocritical. Instead of waging open war like the savage and the soldier, we are busy destroying and injuring each otlier in a thousand meaner ways. We are not even bush - rangers and highway - robbers; we are swindlers and sharpers, pickpockets and cut-purses; we drive each other into crime and put on ourselves . the black cap to give sentence. Swallowing with too Httle thought the old Malthus fallacy on which the whole philosophy of Darwinism and of Spencer Stands, like a pyramid on its apex, Stevenson says, in effect: "Since this mutual destruction and struggle is the law of the garae, let us at least do it like men and even, if possible, like gentlemen. If our mission is to cut each other's throats, let US do it frankly and fairly. If not chivalrously , like knights, honestly and wiihout pretencc, like decent men."

Thus , by a logical over-driving of this idea, he arives pretty much at the paradox that one can hardly bc better em- ployed than in taking life. Hence the rifeness of homicide in nearly all his books and the lightheartedness with which he thins out his draviatis pcnonae with an ingenious variety of lethal means and methods, from the dagger, sword, pistol and gun, to the spine- Cracking blow of John Silver's crutch, If Stevenson were to be held morally responsible for the murders and other homi- cides he commits in his pages, he would rival the record of the most notorious criminal. There are chapters in his books which run with blood, like a slian;ibles. Yet, curiously enough, the reader bears all this with a wonderfully good stomach, for vividly and realistically represented as all this blood-letting certainly is, the movement of the narrative is usually in thesc cases so brisk, the current of action so swift, that, as in an actual fight , we have really no time, to lament the fallen or to sicken amid so much carnage.

Unlike Zola , Stcvcnson's object is not to disgust, bat to interest and to make his characters titly and vivaciously play their parts. Thus, although his material might often be termed "sensational", his treatment is not so. In all Stevenson writes, however gruesome the subject and however far he may. push his imaginative realism, we have usually a sense of a certain artistic restraint, a feeling that he is keeping steadily to the inside-edge

R(4;uit Louis Sleveiisoi

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of triith and not wildly venturing on the outcr-edgc. A murder for instance, especially one on which the whole plot of a novel turns, would be bv a more commonplace writer iised as an occasion of some display ; but it is not so witli Stevenson. He lets it happen swiftly, surely, perhaps silently, as no doubt it happens for the most part in real life. Of this there is an admirable example in Kidnapped the first of Stevenson's historial romances, and which , in order of issuc , immediately follows the weird parable of Jekyll and fivde.

Historical novcls. Scott and Stevenson.

When Stevenson ventured into the domain of the historical novel and, especially when he laid his scene in Scotland, partly in the Highlands and partly in the Lowlands, and, in particular, when he selected the period of time immediately foUowing the Rebellion of 1745, he was taking a very venturesome course and boldly challenging comparison with no less a person than the author of IVaTcrley and Rob Roy. It was an act of daring per- haps only paralleled in cur days by Tennyson's venturing so near the domain of Shakespeare in his blank-verse dramas, and espe- cially Queen Mary, which might almost claim a place as sequel to Henry the Eighth. And, if anything, the approximation was in Stevenson's case the closer of the two. Eiit as to which of the two moderns best justified his boldness there can be no doubt.

Tennyson's dramas added little or nothing to his reputation, and, with one possible exception, must remain closet-dramas, as Byron's have already become. On the other band , Stevenson Struck out a fresh and fitting Channel for his romantic genius and gave us during the next eight years, which were all that re- mained to him, a series ofScottish historical romances, ending with the fine fragments of Weir of Hcriniston and -5"/. Ives, which form undoubtedly the most important contribution to that class of literature since the deatli of Scott himself.

It is to make no unimportant or supertine distinction to say, that Stevenson was a follower or rival rather than an imi- tator of Scott, and I always hold, in spite of the frequently close resemblance of their material that they have more points of con- trast than of similarity.

What they have in common is chiefly this resemblance in material and subject, their inborn love and faculty for the telling

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PI. B. BaiMon

of tales, their fondness of movement, action, fighting and adven- turc, their partiality for their villains and, in point of defect, a laxity in construction of plot and difficulty in portraying the higher forms of female character.

On the other hand the differences are perhaps more nume- rous and striking. Scott was a great careless, unconscious genius, with small critical faculty either with regard to his own werk or that of others. He had absokitely no message and no philosophy of his own. His is the outlook on life of a sane but common- place mind that had never been disturbed by speculation on the deeper problems of life, philosophy, or religion. His religion and morals are those of the upright, healthy, pure-minded country gentleman, to whom Dissent and enthusiasm are vulgär and ridi- culous. His 'morality', if unimpeachable , is also strictly con- ventional to the very borders of Pharisaism, for it takes some- thing like a Pharisee to repent himself of so harmless and pathetic a creation as Eftie Deans.

For the novelist who is to reliect life faithfolly for us some of these may be ranked as advantages. If a novelist is also a philosopher or a moralist, or a religious or political enthusiast, his pages do not impartially reflect life, but return it somewhat tinted or warped by the author's views, whicli, if they are inter- esting and attractive to one reader, may be repellent, or anti- pathetic or unintelligible to half-a-dozen others, so that he tends to limit the circle of his readers. Yet in all 'the very greatest work, in Shakespeare, in Milton , in Goethe, in the Greek tra- gedies, in Dante, even in Burns, we have some of these elements, we have in a word, a touch of tendenz in some form or other. But these breathe a loftier, rarer, more intellectual and spiritual atmosphere than Scott. Similarly Scott is no master of the higher and intenser forms of passion, and, even in his poetry, never reaches the true "lyrical cry".

Now Stevenson has many of these things that are wanting or defective in Scott. He has his philosophy of life, he is beyond rcmedy a moralist, even when his morality is of the kind which he happily calls "tail-foremost" or, as we may say, inverted mo- rality. Stevenson is in fact much more of a thinker than Scott, and he is also much more of the conscious artist, questionable advantage as that sometimes is. He has also a much cleverer, acuter mind than Scott, also a questionable advantage, as genius

Robert Louis Stevenson

257

has no greater eiiemy than cleverness, and there is really no greater descent than to fall from the style of genius to that of cleverness, and yet even Shakespeare not infrequently falls down this trap-door. But Stevenson was too critical and alive to mis- use his cleverness, and it is generally employed with great eflfect as in the diabolical ingenuities of a Silver or a Master of Ballantrae.

Yet another positive quality of Stevenson's , his admirable style, carries also its own danger. The novelist with a style (of which Scott was innocent as a habe) is like a man who wears his sword in a ballroom. He is under two dangers, that of using it without proper occasion or of tripping over it. Also, a beautiful style, like high finish in a picture, while it may enhance the book as a work of art , is apt rather to detract from the sense of reality. Prince Otto is perhaps the best written of Steven- son's books, but it is by no means his best book. (Of course for the Short story and the essay, and books like the Inland Voyage, style is as indispenable , as it is in poetry.) Stevenson seems, in a sense, a weakling compared with the easy unconscious strength and stature of Scott; but a well - armed weakling, who raakes the best of his skill, may accoinplish what a giant, capable of blundering, may fail in.

In one sense Stevenson does not even belong to the school of Scott, but rather to that of Poe, Hawthorne and the Brontes, in that he aims more at concentration and intensity than at the easy, quiet breadth of Scott. He is not so strong as Scott to handle simultaneously a number of characters; but of the working of a solitary mind , or still more in the Single combat of two characters Stevenson is an almost unrivalled master.

In one point these two, the giant and the stripling, are very equally matched, in their knowledge and command of the Scottish dialect, and certainly from what I know from those en- titled to judge, if there is an inferiority it is not on Steven- son's side.

One more point and we must leave this edifying comparison. Scott's characters are more solid, more concrete, more convin- cing, more thoroughly flesh and blood and of a piece with or- dinary experience than Stevenson's. He is greatest of all in genre, in Bailie Nichol Jarvie, Edie Ochiltree, Andrew Fairservice, Cuddy Headrigg, and only in this province can he compare with Shakespeare. Never does Scott approach the sublime, nor does

J. Hoops, Englische Studien. 2S. 2. I7

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H. B. Bnihloi

he strike the triie tragic note, not even in the Bride of La^iimcr- 7nuir, which only succeeds in making one miserable, while a true tragedy should leave one in a State of spiritual exaltation, wiiich turns to a sort of haughty pleasure beyond the region of tears. The Master of Ravenswood is a character of far too slight moral and intellectual content to play the leading röle in a tragedy. A scene - shifter cast for the part of Hamlet could not be less effective. Bat, on the other band, not only does Stevenson, who begins, like Scott, to paint from the outside inwards, let the liglit penetrate far further, in fact illumine bis characters, as with Röntgen rays, but bis characters are also of a rarer, in a sense, higher Order. In some there is something of the Übermensch which gives them a malign subliiuity and makes real tragedy possible.

Kidnapped (1886).

Both Scott and Stevenson are great when it comes to fighting, the one by land, the other by sea, the one in open battle and chivalrous combat, from the tournament in Ivanhoe to the combat between Roderick Dhu and Fitz-|ames, and in battle, from Bannock- burn to Bothwell Brig, the other in rautiny and the guerilla war- fare, as in Ireasure Island, in stränge and savage life, and grisly death-encounters, as the massacre of a whole crew in the Wrccker. the vitriol-throwing in Ebb-tide and the horrible duel in the dark with two halves of a pair of scissors in St. Ivcs. But of all these the most famous and populär is the defence of'tlie Round House in Kidnapped.

Alan Breck, a Highland Jacobite, an expcrt swordsman, and David Balfour , the young hero of the book, defend the Round House (a sort of Captain's Deck - cabin) wliere the ammunition happens to be stored, against the wliole crew of the ship on wlu'ch David has been kidnapped. They have already repulsed one attack when it is more fiercely and seriously re- newed.

"Theii caine a single call 011 tln- sea-pipc. and that was the signal. A knnt of them made a nish of it, cutlass in hand, against the door, and at the same inoment the glass of the skvlight was daslied into a thousand pieces, and a man leaped throngh and landed on the iloor. Ik'fore he got his feet , I had clapped a pistol to his hack and iiiight have shot hini, too: only at the touch of him (and hini alive) my whole flesh misgave, and I could no niore pull the trigger than I could have flown.

"He had dropped his cutless as he jumped, and when he feit the pistol. whipped straight round, and laid hold of me, roaring out an oath, and at that.

Roljert Louis Stevenson

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either iiiv courage carnc again or I grew so much afraid as came to the same thing, for 1 gave a shiiek and shot him in the midst of the hody. He gave the niost horrible ugly groan and feli to the floor. The foot of the second fellow, whose legs were dangling through the skylight, Struck me at the sanie time upon the head; and at that I snatclied another pistol and shot this one thiough the thigh, so that he slipped throiigli and tumbied in a lunip on his cotn[)anion's body. There was no talk of missing, any nioie than there was tinie to aini; I chipped the niuzzle to the very pkice and fiied.

■'I might have stood and stared at them for long, but I heard Ah\n shout as if for help, and tli.it brought ine to mv senses.

"He had kept the door .so long, but one of the seanien, while he was engaged with the others, had run in under his guard and caught iiim about the body. Alan was dirking him with the left hand, but the fellow clung like a leech. Another had broken in and had his cutlass raised. The door was thronged with their faces. I thouglit we were lost and catching up my cutlass, feil on them in flank

"But I had no time to be of help. The wrestler dropped at last, and Alan, le:iping l)ack to get his distance, ran upon the others like a bull, roaring as he went. They broke betöre him like water, turning, and running and falling one against another in their haste. The sword in his hands *flashed like quick- silver into the huddle of our fleeing eneinies , and at every flash there was tlie scream of a man hurt. I was still thinkins we were lost, when lo ! they were all gone and Alan was di'iving them along the deck as a sheep - dog chases sheep.

"The round-house was like a siiambles; there were two dead inside. another lay in his death-agony arrn^s th.- tlneshold; and there were Alan and I victorious and unhurt.

"He came to me with open arms. "Come to my arms!"' he cried, and enibraced and kissed nie hard on both cheeks. "David"' he said , "I love you like a brother. "And oh, man," he cried, in a kind of ecstasy, ";un 1 no' a bonnie fighter?"

Alan Breck is one of Stevenson's hajipiest creation.s. Brave as a Hon in fight, )'et tiroorous at the prospect of a watery grave, true as steel 'to his chieftain and his cause, warm - hearted and devotcd to his friend, he is puffed up by inordinate vanity and struts in the hour of success with the airs of a victorious fighting- cock. His vanity and Highland pride make him easy to offend, but, except in the case of his hereditary fcjemen, he is gene- rously placable. He has marvellous aplomb especially in his way.s with women old or young, a quality in which his friend David is sadly lacking.

The pair of friends are skilfully contrasted, each affording an admirable foil to the other, and, as is usual with Stevenson, he handles these two mutually interacting characters with subtle

17'

26o ^I- ß- Baildon

psychological truth and a quiet play of humour ^\ilich keeps the reader cheerful and happy through the otherwise over-elaborate description of their flight together.

The plot of the story is slight and of no great novelty. A wicked uncle, Ebenezer Balfour, a weirdly, skilfuUy-drawn figure, who has his nephew kidnapped to get rid of him and the ad- ventures of the lad Balfour on the Brig "Covenant' and then on the Island of Erraid, and the flight of David and x\lan who, though innocent, are implicated in the Appin Murder and the final return of David, when he comes into his own, occupy the whole book, which cannot be said to be so fesselnd as Ireasure Island, but still shows Stevenson's power of holding our interest apart from the exciting expedients more rife in the earlier book. We see life in Kidnatped in a more normal and healthy light than in the other, but it lacks the strong central interest afforded by the character of Silver.

But, even apart from the very leading characters, we have some very striking portraiture in Kidnap-bed. Hoseason is a fine, solid, grim villain, with an unmistakably distinct, almost raagnetic, Personality and with a curious hard touch of the Puritan about him, Poor Ransome, the half-witted cabin-boy, is a memorable and pathetic picture, and the two Catechists, and Cluny in his hiding, the lawyer Rankeillor and Robin Oig have each their picturesque and distinctive characters, so that, while the events are less exciting , the minor characters are more living than in Treasure Island.

From the historical point of view, while no events of signal importance are brought on the stage, the condition of the High- lands shortly after the rebellion is vividly painted and both the noble traits and the characteristic foibles of Highland character sharply and faithfuUy depicted. Stevenson, indeed, is more im- partial, less affected.by Jacobite sentiment, than Scott, and, like David Balfour, who is very much of R. L. Stevenson, at bottom a sound Whig.

It may be said of Kidnapped that there is absolutely no love- interest, and we have been so starved of the feminine dement that the good-natured lass at Limekilns, who so pluckily saves the pair of fugitives, quite takes our eye, so that we feel it quite ungallant of Stevenson when he, so to speak, slams the door of his tale in her face , the moment his Dioscuri have no

Robert Louis Stevenson 261

further use for her. To some extent friendship takes the place of love in the story and the humours of the two friends towards each other are the only Substitute \ve have for the lovers' diff'erences and misunderstandings of the more ordinary plot. Later on we shall meet David in love , and a pretty bad Job he would have made of it, left to himself.

The INIerry IMen, and other Stories and Fahles (1886).

We now come to a volume which in reality cairies us back somewhat in our author's career seeing that the short stories it contains were mostly written and published in Magazine-form, before the appearance of Kidnapped. I mean The Merry Men and other Stories and FaNes which contains some of Stevenson's very best things and that in all his various manners.

IVill 0' the Min, for example, is perhaps the most perfect Philosophie idyll in prose, ccrtainly in the English tongue, if not in any language.

Markheim is a moral apologue as impressive as Dr. Jekyll and Mr. Hyde and ending on a much more gracious , more noble, note.

Thrawn Janet, as an incarnation of a weird populär super- stition, related apropriately in the vernacular, is unsurpassed.

In Olalla we liave, what is so rare in Stevenson, a treat- ment of passionate love and the creation of a really living and breathing woman. Olalla and her mad mother, and even the ancestress in the portrait, seem vital realities to us; Olalla is one of the noblest types of a tragic heroine and is nevertheless paint- ed with a voluptuous fulness that puts the reader's blood into a tumult. In spite of the tragic inevitableness of the Situation, we are so infected with a passion for her beauty of soul and body, that we think very little of the lover who can leave her, even at her own entreaty. In the true tragic fitness of things they ought to die together. Yet the story is very noble and the concluding lines express, what is also a rarity in Stevenson, his relation to Christianity.

"I looked at the face of the ciucifix , and though 1 was no friend to iinages, and despise that imitative and griniacing art of which it was a lude ex- annple, some sense of what the thing implied was carried honie to my intelli- gence The face looked down upoii me with a painful and deadly coiitraction; but the rays of a gloiy encircied it and it reminded me that the sacrinee was voluntarv. It stood theie , crowning the rock, as it still Stands on so inany

262 H. B. Baü.ion

liiglnvny sides, vainly preaching to pnssersby, an eniblein of sad and noble truths: that pleasure is not an end , but an accident; that pain is tlie choice of the magnanimous; that it is best to suffer all things and do well. 1 turned and vvent down the niountain in silence; and when I looked back for the last time before the wood closed about my path, I saw Olalla still leaniiig on the crucifix."

In delightful contrast to this piece of noble tragedy comes the genial philosophic comedy, The Treasure of Franc/tard. A retired French physician, Dr. Desprez, a philosopher to his own thinking, a lover of good living and especially of his glass of wine, garrulous, kindly, vain, uxorious, adopts a poor lad Jean yiax'ie, who had been trained as a mountebank and educated as a thief. He comes, nominally as stable-boy, really as adopted son, into the childless household of the Doctor and his sleek, amiable, sensuous, afifectionate wife Anastasie, who, like the Doctor, soon takes the stränge but pretty child to her heart. The Doctor had had a rather wild past in Paris, and his wife was delighted when money losscs compelled him to retire to the delightful village of Gretz in the forest of Fontainebleau, where he lives , in phi'o- sophic moderation and calm, the life of a modal husband. In one of his many confidences to the boy whose education he undertakes, the Doctor declares that if he ever had money enough to return to Paris, he would soon be miserable and ruined and that every thing must be done to prevent him, even to the wrecking of the train. One day, in a botanical ramble with the boy, he comes on the Treasure of Franchard, a coUectipn of solid gold plate which had been hidden many years under ground. The Doctor is elated, forgets his good resolutions and carries away even his wife in his enthusiasm. They are to go to Paris , she is to sparkle with diamonds and shine, in Society; he is to be- come famous and his society is to be sought after. Next morning the Treasure has disappeared; the cupboard is broken open and there is no trace of the thief, but a few Scratches by nailed boots on the green paint of the gate. The Doctor suspects some loafing artists, but no one of his household. He telegraphs for his brother- in-law, who by a few trenchant questions convinces liiraself that Jean Marie is the thief. The boy retreats in a passion of tears and is only brought back bv Madame Desprez, under promise that no word more shall be addresscd him on the subject. Still the worthy pair will no entertain the idea of his guilt, a few days after their house is destroyed and they lose all their fortune. At this junction, as Lhe reader expects, Jean Marie reappears

Kobeit Louis Stevens

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with tbe treasure, having Stolen it to save las beloved master from the min he himself had perdicted. The good people take the child to their hearts; they are to rebuild the house and re- main content as betöre with the simple healthful pleasiires of life in Gretz. All the characters are here admirably living. The Doctor is a piece of humour worthy to be paired oflf with Monsieur Leon Bertilini in Providcnce and fhc Guitar and Anastasie is as sleek, and comely, and womanly and real for us, as though we had sat by her at the Doctor's table. And we love "jean Marie", though there is just a toach of the "uncanny" about him, as there is in Goethe's INIignon and Hawthorne's Pearl.

There reraains to be mentioned the title-story, Tlle Mcri-y Min, which attracts me less than any of the others, containing neither a streng enough nor a genial enough ciiaracter to raise human interest in the highest degree, but in its descriptions of the terrible aspects of the sea, equal to anything in Hugo for power, while greatly excelüng him in fidelity to fact and truth to nature.

There is in many of Stevenson's stories a characteristic trait which must be to many readers, and especially to those of the so-called weaker sex, annoying, that, I mean, of baulking them of what seems a natural and proper dinouenient , especially in a love-aftair. A friend of mine, also an autlior and writer of fiction, declares that his lady - readers are, to a w^oman, wishful for the success of a love-affair, in a novel, whether it be innocent or guilty. That their interest should be excited and then nothing come of it, to all appearance, constitutes, it would seem, a grave Charge against an author. Now in this respect Stevenson is an inveterate ofifender. In Will 0' the Mill, for instance, Miss Mar- jory and Will love and are beloved and, just when we are cx- pecting the marriage-bells to ring out, this incontinently philosophic William decides it is not worth while to get married. So, a little later Marjory marries another and shortly dies, and, in a sense, the whole idyll is nugatory. To a man such conduct seems that of a mystical, hypersensitive idealist or, as many would coarsely put it, a fool; to many women, who are in some ways less idea- list even than men, it would appear that of a lunatic or a brüte. Poor Will was indeed befooled by his wisdom and, so to speak, lost the substance in the attempt to keep the image untarnished by too intimate and daily usage. Like many of Stevenson's otlier

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H. B Bailflon

stories, this is fully as much fable as story, and may be taken either as example or as warning'. It is often ditficult to know which side the author takes and which his genial and sympa- thetic Satire is bent on reproving. He draws Will with the gieatest tenderness and seems to love him and to wish the reader to love him, as one does. But when the subject was discussed at Vai- lima, his Samoan home, he vigorously repudiated Will's negative philosophy. His favourite paradox seems to be that, while no- thing is worth doing for the object to be gained, yet, for the doing itself, it is well worth it. He would play the game of life, not for the stakes and prizes it holds out, but purely for the sake of the game.

Underwoods (1887). In his highly characteristic Song of the Road in the volume of poems entitled Underwoods lie sings,

"There's nothing under lieaven so blue,

That's fairly wortli the travelling to.

Ün ever\' hand the roads be;;in.

And people walk with zeal therein ;

But wheresoe'er the liigliways tend

Be sure there's nothiiig at the end.

Then follow you, wherevei" hie

The travelling niountains of the sky.

Or let the streams in civil niode

Dii'ect your choice tipon a i'oad ;

For one and all or high oi- low

Will lead you where you wish to go;

And one and all go night and day

Over the hüls and far away." In another poem he clearly praises action,

"For still tlie Lord is Lord of niight;

In deeds, in deeds, he takes delight:

Those He approves that ply the trade, That rock the child, that wed the maid, That with weak virtues, weaker iiands, Sow gladness on the peopled lands, And still willi laughter, song and sliout. Spin the great wdieel of eartli aboul." So he casts his vote finally for action, as against paralysing reflection about action, for the simple activities of life as against a Philosophie abstention. His thought moves, however, in what is strictlv an eccentric orbit, of which the one focus is this "all

Roheit Louis Stevenson 265

is-vanity" philosophy and the other a love of normal liuman activities.

The verses in Underivoods are the verses of the philosophic litteratair rather than those of the born poet, and consist of occa- sional poems, gnomic pieces and poems in the Scottish dialect, mainlv that of Lothians. In verse Stevenson has not attained the distinction of his prose , and his poems are commemorative in style of other poets, here of Emerson, here of Landor, here of Milton or Arnold, and in the Scotch pieces, inevitably, of Burns. But it must he said lie does these masters no discredit: they might gladly themselves have owned his handiwork. A Lowden Sabbath Moni for example, wiiich I learn has just been produccd separately in a handsome gift-book form, might well form a wortliv pendant, if not companion-picce, to A Cotiar's Saturday Ä^^Iif. There is, by the l>ye, in this volume for the philologist and phonetician a very interesting "Table of Common Scottish vowel Sounds" to which I would humbly add one c<i7'i'at. The Scots lii before any consonant but /' written by him souie timcs //' is not to my ear quite the sarae sound as that of the / in grin, but is somewhere between that and the German ü or French cu, Coming pretty close to the latter, though no doubt it tends to degene- rate into a mere e.

We have now touched l think practically on every form of Stevenson's work, so that in future we can proceed more rapidly and witli a more comparative style of treatment , that is to say, we shall indicate the character of the book not integrally, but difterentially as compared witVi its predecessors.

Memories and Portraits (1887).

The next book of Stevenson's is one over which we would willingly linger, and whose charming, heart-warming pages are in my copy even rifer with markings of the applauding pencil than any other. Perhaps the book goes to my heart so closely be- cause some of its Memories and Portraits are often the same as I myself have known, His College Memories^ for instance, em- braced almost the ssaae perso/mel of professors , class -assistants and so forth as my own. I cannot , indeed , resist quoting his pen-and-ink portrait of the dear old Professor of Mathematics of our day in Edinburgh. He was already an old man, I daresay

266 H. B. Baililon

he had his lectures bv heart and the class occasionally stamped time to the rhythm of famihar sentences. But as Stevenson says,

■'No miu's eiiiicatioii is coinplete or liuly liberal who knew not Kelland. Theie were unutterable lessons in tlie mere siglit of tliat frail old clerical gentleman, lively as a boy, kind like a fairy god-father, and keeping perfect order in liis class ^) by the spell of that very kindness for all his siiver hair and wem face, he was not truly old, and he had too much of the iinrest and petulant fire of youth and too much invicible innocence of niind, to ))lav the vetefan well. The tiini> to nieasuie liim best, to taste (in the old phrase) his gracioiis nature, was when he i-eceived his class at liome. What a pretty simplicity wculd he then show, tiying to aniuse us. like children, with toys ; and what an engaging ner-

vousness of iiianner as fearing that his effoits might not succeed ! A theo-

rist has held the view that there is no featuie in man so teil - tale as his spec- tacles : that the mouth may be compressed and the brow siiioothed artificially, hiit the sheen of the barnacies^) is diagnostic. And truly it must have been thus with Kelland ; for, as 1 still fancy 1 behold hini IVisking actively about the platforni, pointer in band, that which I seem to see most cleaily is the way his glasses glittered with alTection. 1 never knew but one man who h.ad (if vou will perniit the phrase) so kind a spectacle."

]My own education has at least the one touch of complete- ness of having known, and, I may ahnost say , loved ihis dear old gentleman, and I can soberly say that no photograph, how- cver perfect, no portrait however masterly, could possibly recall the whole being of this kindly creature, who has been probably twenty years in his grave, than do these few lines of Stevenson's I can see the small, bent, but still springy form, the small head rounded and firm as an apple, the glint of the. '«'kind spectacles" and the cheerful "marbley"') voice , the only important trait Stevenson has missed.

In the whole of this vokime we find a ccrtain mellowncss, a certain ripeness: mellowness as of an old family-portrait, ripe- ness of the master whose medium, like some perfectly trained horse that obeys the lightest touch of the rein, the least pressure of the heel, seems become a part of himself. The art, more completely than in the earlier essays, conceals art. Tlie portraits, drawn from the life, are not warped or distorted b^' the idiosyn- crasies of Stevenson's philosophy, and so are solidly, unaffectedly

') No child's i-lav in a class of betwcen um- aid two luindied unücked Scoltish studenls.

^) Schoolhoy's slang for spectacles.

*) Marbley, must be taken as ononiato|)Oeic and perhaps thought of in connection with 7varble to get the exact ePect of the epithel.

Robert lAniis Stevenson 267

human, as were the Originals. Nothint,^ is, indeed, so dang-erous to the artist, the creator, as holding theories either of life or art.

In this very volume we find Stevenson in A Gossip on Romaiice, an essay I know he ranked among his best, theorising on Roinance, and what do we really discover ? The causes of his success? No, the Solution of his failures. The particular passage I refer to is this, which contains mach trutli, excellently expressed, and nevertheless points out clearly, more clearly than we could have pointed out for ourselves, a weak point in Stcvenson's narrative art, or one should rather say in his creative art. The passage is as foUows:

"To come at all at the natuie of this quality of romance, we mnst hear in mind the peculiarity of our attitiide to any ait. No art produces iilusion; in tiie theatre we never tbrget we aie in the theatre; and while we read a stoi'y, we sit wavering hetween twn luinds, now nierely clapping onr hands at the merit of the Performance, now condescending to take an active part in tancy with the characters. This last is the triuniph of roinantic storytelling; when the reader consciously plays at being the hero, the scene is a good scene. Now in character-stndies the pleasure we take is critical; we watch, we approve, we smile at incongruities, we are niov'ed to siidden heats of sympathy with courage, suffering or virtue. But the characters are still theniselves, they are not us ; the niore clearly they are depicted, the niore widely do they stand away from us, the more imperiously do they thrust us hack into our place as spectator. 1 can- not identify myself w'ith Kawdon Crawicy or Eugene de Rastignac, for 1 have scarce a hope or fear in common with them. It is not character but incident that woos US out of our reserve , something iiappens as we desire it to have happened to ourselves: sonie Situation, that we iiave long dallied with in fancy, is realised in the story with enticing and appropriate details, Then we forget the characters; then we push the hero aside ; then we plvuige into the tale in our own person and bathe in fiesh experience; and then. and then only we say we have been reading a romance."

Now there are just exactly to my mind two ways of it; either that this is not a correct definition of romance, or romance is thereby stamped as an inferior form of creative art to the highest. For what is it that distinguishes and renders immortal the greatest works of all time : the Iliad and Odyssey, Shake- speare's Plays, Chaucer's Caniei-bury Tales, Faust, Paradise Lost, Vanity Fai>\, Filgi'im's Frogress, all Scott's best novels, Dickens, Hugo, Cervantes, all or nearly all the really imperishable works? It is not that they have heroes and situations with which the reader plunges himself head-over-ears, but that they afford us objective creations, which become part of our mental furniture. We are convinced that if we had walked into Trov we should

2(33 H. B. Baildon

know Hector and Paris, Priam and Hecuba, Zeus and Pallas Athene. They are old friends, beside whom our ovvn personal intimates seem almost interlopers. The hero of a story even a Ulysses is often a mere thread to hang the story on. The other cliaracters are the pearls that take our eye. And, further, the characters that most impress us are precisely those with whom \ve are 1 e a s t i n c 1 i n e d to identify ourselves. Lady Macbeth, lago, Shylock, Falstaff, Mephistopheles, Sancho Panza, Mr. Micawber, Becky Sharp, Richard the Third, are either morally or in point of dignity contemptible, yet they are the great characters for the actor and the play-goer. And this applics just as much to Ste- venson's own works. What makes Treasure Island a great book? Is it Jim Hawkins? Is it even the Doctor, the Captain or the Squire? Certainly not. It is Long John Silver, one of the vilest scoundrels under the wide heaven of fiction. We do not throw ourselves into John Silver, but we watch him with a horrible, and yet pleasurable, fascination. Even in Kidnapped, it is not David Balfour, honest lad, that rivets our attention and fills the stage of our imagination. No; the villainous miserly uncle even, the grim buccaneer Hoseason, the appalling blind Catechist, the gen- ial pedant lawyer Rankeillor and, best of all, the vengeful, blood- thirstv, vain, but loyal and ever - picturesque Alan Breck. No doubt for a work of art to be interesting in the highest degree there must be a character w^ith which we can more or loss identify ourselves, but that is nearly always the very personality that is least of all objective for us , just as our own personality is in real life the least objective.

The Black Arrow (i888).

The case of the Black Arrow, Stevenson's next romance, is a curious one, and one over which there is perhaps an even sharper diff'erence among Stevenson's readers and admirers than on any other point. A few sentences from the dedication to his wife will best set Ibrth the Situation.

"I have watched with interest, with pain and at length with amusement, your unavailing attempts to peruse The Black Arrow, and I tliink I should lack humour indeed, if I let the occasion slip and did not place your name on the fly-leaf of the only book of mine that you have never read - and never will read." With still further and almost quixoüc candour lic proceeds to say :

Roheit Louis Stevenson 2 00

"The tale was written years ago for a particular audience" (for a Boy's Paper) "and, I may say in rivalry with a particular author, Mr. Alfred R. Phillips, but in the eyes of readers who thought less than nothing- of Treasure Island, The Black Arroiu was supposed to mark a clear advance. Those who read volumes and those who read story-papers belong to two different worlds. The verdict on Treasure Island was reversed in the other court; I wonder if it will be the sarae with its successor?"

I had myself, curiously enough, exactly the same relations to the book as Mrs, Stevenson. I could not read it and it was only from a sense of duty, when preparing for this article that I at length succeeded in doing so. The opening of the book al- ways repelled me; I believe from a lack of the distinction that iisually, even in the opening sentences of his books declares Ste- venson's individuality and his clear exaltation over the herd of book - makers for juvenile consumption. The opening chapters seemed hopelessly commonplace, in comparison with one's ex- pectation. Dick was of the cofnmonest ty})e of boy's hero, Matchem (jne of Stevenson's most colourless women and even the relations of the two seemed a poorer and cheaper and comraoner version of the more subtile character -play of David and Alan. Then Stevenson is not really at home in the period, his archaisms of speech and diction are almost as rudimentary and conventional as Sir Walter's. We had been accustomed to the perfect temporal titness of Stevenson's Georgian speech in which he was as much at ease as was Thackeray in the dialect of Queen Anne. So that the attempt to render the INIiddie English of Henry the Sixth seems by comparison the efifort of a school - boy. Then the early incidents are disheartening, the adventures strain our credulity , the deus ex - 7nachma use of the black arrow on all occasions irritates us, and it is not tili we meet the young Duke of Gloucester, atterwards Richard the Third, that the story reaches the true Stevensonian levels. This daring attempt to touch a Shakespearian character in which one might readily expect fai- lure is the making of the book, which nevertheless must take at the best a secondary place, being a success as a boy's story, but not interesting the adult mind as even Treasure Islajtd does and will continue to do.

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H. B. Baildon

The Wrong Box (li

The Wrong Box, being- the production of Mr. Osbourne, merely touched up by Stevenson, even if the indecent merriment it contains over the misadventures of a box containing a dead bodv , an idea quite sufficiently elaborated already in the New Arabian Nights , could be a legitimate source of pleasure , need not d etain us.

The INIaster of Ballantrae (1889).

Very different is it with the succeeding romance The Maste7- of Ballantrae. Tlie tragedy of fraternal hatred and rivalry has been frequently the subject of Hterary art, repulsive as the theme is, but never, I say deliberately, has it assumed a more terrible and ahnost sublime intensity and impressiveness than in Steven- son's gloomy, ahnost revolting, romance.

The eider brother, the original "Master of Ballantrae", eldest son and heir of Lord Durrisdeer, is one of Stevenson's "villains" a study in pure undiluted evil, by the side of which Long John Silver, blood-stained ruffian as he was, appears harmless and in- nocent. Silver is a common man, the Master is a gentleman, and in that very character, (as we call the Devil, the old gentle- man) he rises to refinements of villainy, which make Long |ohn appear a mere journeyman in wickedness. Silver is a bad man, a criminal, a murderer; James, Master of Ballantrae, is a devil. The ship's cook spills blood like water for lust of gold, but he does not enjoy evil for its own sake and he has some shred of honour and is capable of something like afifection , but the Master of Ballantrae has no redeeming point in liis character. Yet his personal graces , his fine airs , his artistic and finished hypocrisies, his unflinching fidelity to evil, the magnetisra of his Personality, fascinate the reader tViroughout, as they fascinate and draw to ruin his victims. Such a perfection , such an ideal of evil, is probably beyond natura and fact, but as an iucarnation of wickedness it out-tops I think all previous achievements of the kind. Beside it Mephistopheles seems no worse than an un- pleasant cynic , Milton's Satan a haughty and malignant rebel, with some til^ to our respect. lago and Richard the Third perhaps are the nearest approximations, but the one is imbittered by jealousy, the other by his deformity and. is corrupted by a

Roheit Louis Stcvenso:

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very iiilclligible aiiibition. With the ]Ma,ster there seems no ex- cuse bat that of a radically evil-disposed nature, but a nature with qualities to have made a great and good man of him, but for "the malady of not wantiny." Tliis whole terrible and unre- lieved story of fraternal hate, is the skilfuUy and pitilessly de- picted struggle between ineffectual virtue and effectual wicked- ness. And the moral Iragedy lies in this, that the good brother is gradually dragged ciovvnwards in the struggle, tili he ends by being almost as wicked, and far more dcspicable, than the other. It is a black and terrifying spectacle, and wo naturally revolt against it, as \ve do against the hopeless and irrevocable de- gradation of Dr. |ek} 11. We even ask ourselves , when a man holds so black a view of life , should he give it forth ? Above all should he spend the very finest powers of his gonius in driving home so appalling a conclusion ? For it is not the splendid portrait of the strong bad man we resent; it is tho de- gradation of the good brother, who was not so much really weak , as only barely strong. enough to resist the frightful con- tamination of evil.

The Master of Ballantrae shows how deeply and blackly runs the vein of pessimism in Stevenson's philosophy; and we ask naturally for reasons , for causes. Two present themselves at once and are probably the principal factort; tlie one personal and pliysical, the other springing from his nationality and his upbringing. The first is physical weakness and disease, which, while permitting of periods of comparative strength and buoyancy, brought with it passages of the deepest langour and depression. The second I would call Calvinism in the blood, hereditary or innoculated. (The previous question wliether the acceptance of Calvinism in Scotland does not reflect on the climate and the State of the national liver , it would carry us too far atield to answer or attempt to answer.) In the blood of both his parents there must have lingered Calvinistic bacilli or molecules, and, as if that wcre not enough, he was plentifully inoculated by his Calvinistic nurse and a study of the "Shorter Catechism" , so called. No doubt Stevenson thought he threw off Calvinism, but the Philosophy of the Master of Ballantrae lias all the gloom of Calvinism without its high lights in which we see the Elect sitting in glory. We have , as strongly as ever. Human Depra- vity with a non-theological, but none the less real and terrible,

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H. B. B.iilrlon

Election and Reprobation of the wicked. For U\o souls in the roinance are indubitably ruined and of the rest neither the worthy but humdrum Mackellar , nor the suffering Mrs. Henry (latterly Lady Dui-risdeer) can be said to represent "the spirits of the jnst made perfect." Hell indeed yawns beneath us, but where is the heaven over our heads?

The book is, indeed, a strong book, a great book, but it sadly wants relief. The first three-quarters of the book, especially those parts enacted at Durrisdeer itself for Stevenson like Scott is all the l)etter of having "his foot on his native heath" are admirable and in the execution beyond praise. I con- fess the piratical episode and the treasure - seeking at the end seem to me not only out of keeping with the rest , but to sa- vour of self-repetition. It is admirably done, as this sort of thing always is by our author , but we would wish him to take him- self a little more seriously than to repeat the dexterity we know him already to possess, like a modern music-hall perforraer driving from one stage-door to another to rehearse the same or give a similar Performance. Stevenson, like the performer, had doubtless to live by his exertions, and, it is conceivable, might intention- ally repeat those tricks by wliich he knows he can draw applause. But in his case I think he never outgrew his childish fancy for the Pirate and the Highwayman, whose specious, and theatrical attractions we are expected to outlive. . ,

But, as we have said, the whole of the Durrisdeer portion of the Story is admirably executed. Few scenes in literature or in our own experience, shine so clear in our memory as the interior of the old Hall at Durrisdeer and the unhappy family group , the old lord. and the two contrasted sons , James and Henry, and the kinswoman Alison, destined for the wife of the INIaster, yet fated to marry tlie brother. The old noblen:ian, so füll of antique grace,' doating on the wicked son and vainly striv- ing to dissemble his preference and to deal justly with the otlier, who was so forbearing, so self-sacrificing, so long-sutfering, tili, stung, insuited and tortured beyond endurance, he tights with his brother to the death and, as he believes, kills him. To all readers of Stevenson the famous duel-scene, as told by Mackellar, the faithful factor on the estate, who is the chief narrator through- out, will doubtless be familiär, yet the passage is too character- istic not be quoted.

Robert I.ouis Stevenson

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"1 took up the candles", writes MacKellar, "and went befoi'e tliem, stejjs that 1 would give n\y band to recall; but a coward is a slave at the best, and eveii as 1 went, my teetli smote each other in iny mouth. It was as he had Said; there was no breath stirring; a windless stricture of frost had bound the air; and as we went forth in tlie shine of the candles, the blackness was a roof over oui' lieads. Never a word was said ; theie was never a sound but the creaking of our Steps along the frozen path. The cold of the niglit feil about nie like a bücket of water; 1 shook as I went with moi'e than teiror; but niy companions, bareheaded like myself and fresh tVom the warm hall, appeared not even conscious of the change."

"Here is the place," said the Master, "set down the candless !"

I did as he bid nie, and presently the flaines went up, as steady as in a chanibei-, in the nüdst of the fi'osted trees, and I heheld these two l)i-others take their places.

■■'i'he light is something in my eyes," said the Master.

"1 will give you every advantagr" jeplied Mr. Henry, shifting his ground, "for 1 think you are about to die." He spoke rather sadly than otherwise, but there was a ring in his voice.

'•Henry Durie," said the Master, "two words befoie I hegin. You are a fencer, you can hold a foil, you little knovv what a change it is to hold a sword. And by that 1 know you are to fall. But see how strong is my Situation! If you fall, I shift out of tlüs couivtry to wheie my nioney is before nie. If 1 fall, where are you? My father, your wife who is in love with lue, as you know very well, your child even, who prefers me to yourself how will these avenge me! Had you thought of that, dear Henry?" He looked at his brotlier with a smile; then made a fencing-room salute.

Never a word said Mr. Henry , but saluted too, and the swords rang tngether.

1 am no judge of the ))lay; my liead, besides, was gone with cold and fear and horror, but it seems that Mr. Henry took and kept the upper band from the engagement, crowding in upon his foe with a contained and glowing fuiy. Nearer and nearer he crept upon the man tili of a sudden the Master leaped back with a sobbing oath ; and I believe the movement brought the light once more against his eyes. 'l"o it they went again, on the fresh ground; but now methought closer, ^Ir. He:;ry pressing more outrageously, the ALaster beyond doubt with shaken confidence. For it is beyond doubt he now rccognised him- self for lost and had some taste of the cold agony of fear ; or he had never attempled the foul stroke. 1 cannot say I foUowed it, my untrained eyes were never quick enough to seize details, but it appears he caught his brother's blade with his left band, a practice not permitted. Certainly Mr. Henry only saved himself by leaping on one side; as certainly the Master, lunging in the air, stumbled on his knee , and before he could move , the sword was through his body. I cried out with a stifled scream, and ran in ; but the body was already fallen to the ground, where it writhed a moment , like a trodden worm , and then lay motionless.

"Look at his left band," said Mr. Heiuy.

"It is all bloody," said I. J. Hoops, Englische Studien. 28. 2. I8

21 A 11- R- I^>il<lon

"On tlie inside?" said he.

"It is cut on tlie inside," s;ii.l I.

"1 thought so," Said he, and tnrned his hack. 1 ojieiR-d tiie ni.urs clothes, llie heart was quite still, it gave not a fliitler.

"God foigive us, Mf. Heniy !" said 1. Ilt is derid."

"Dead ?" he repeated. a little stupidly ; and then in a lising tone. "Dead? dead?" savs he, and suddenly cast his bloody sword niion tlie ground."

Few scenes of tliis ordei- in the ränge of fiction are more vivid and haunting than this. As we foUow the one shivering and terrified witness of the life - and - death struggle, the cold of the frosty night seems to take hold on us, we see the glint of tlie silver candlesticks, and watcli the candlc - flames as they steady and straighten themselves up in the still air. We catch the sad deterinined ring of the one voice and the mocking tones of the other. We tremble for the innocent and injured man and exult in his "contained and glowing fury" when Stevenson , in a fine stroke of surprise, makes him prove the better man, at the foul play of the Master our heart Stands still, and we almost cry "Villain!" alotid; and as the sword passes through his body, we applaud the deed. We adraire the Master, but we also hate him, as we never hated Silver, and we rejoice in his fall, but the moment after we shudder to find our innocent Abel with the brand of Cain upon him. Very weird is the immediate sequel to the combat. INIr. Henry now coUapses under the horror of the Situation. MacKellar breaks the news to Mrs. Henry and the old lord. They sally forth to the scene where the candless still burn straight in the frosty air, to find nothing but a little blood on the ground and traces of heavy footsteps. The body was clean gone. Was he living or dead? What a question for the survivors! Of course he is not dead , or the story would have died too, he being the essential, spinal column thereof.

The other characters are subtly, effectively, admirably drawn, the old lord, weak , temporising , blind in his aflfection for the bad son and unconsciously cruel and unjust to the other, yet so unmistakably high-born and courtly, and rising at a crisis into a pathetic endurance that is well-nigh heroic; Mrs. Henry too is subtly drawn, and in spite of her culpability, her infidelity of heart, to husband, inovcs our pity, but Stevenson wich a kind of chivalry, does not let us look closely enough on her weakness and keeps her too much veiled in the shadows of the back- ground. She should have come nearcr the footlights, so to speak;

Rol)ert Louis Stevenson

275

there should have been at least one direct scene of the master's diabolic insidious wooing of bis brother's wife, in whicb tbe woman could have flashed out into solid life. Whether Stevenson mis- trusted at all bis power or deemed it more effective and artistic to leave sucb scenes to our imagination I know not. Be tbat as it may , something seems lacking to give her füll vitality for US.

Ballads (i8go).

No phenomenon in modern English literature is so marked, per- iiaps, as tbe extraordinary decline, during tbe lasttwenty or tvventy-five years, in the public's interest in verse. Mr. Henley , friend and collaborateur witb Stevenson in bis dramas and a man in critical oircles higbly esteemed as a poet, bas lately, in tbe preface to bis collected verse, confessed tbat he was absolutely driven from poetry to journalism by tbe complete indifference of tbe public to bis verse, and its steady rejection by publisber after publisber. It is very doubtful indeed if any living English poet is subsisting by bis writing of poetry. The present Laureate was also driven to journalism, and probably, in spite of tbe prestige attaching to bis office, is little rieber for all tbe verse be bas written. Poetry, at any rate modern poetry , bas fallen into a kind of contcmpt whicb it is not easy wholly to account for. Rudyard Kipling is the only poet, who really moves tbe public and tbat is probably more due to his trenchant realism and bis ardent imperialism tban to bis real merits as a poet.

Something of tbis may be due to tbe insolent contempt for verse - writing expressed bv two of tbe most influential prose writers of our time, Carlyle and Ruskin, both of whom, to judge by tbe attempts they made, were incapable of writing verse of any merit. They seem to have made it the fasbion to consider verse-writing as tbe occupation of a trifler, incapable of serious tbought, or as once expressed to me by a young lady in a more concrete form, "that no one reads poetry after they were seven- teen." But the greatest proof of tbis distaste for verse is tbat, even when prose writers who seem to have captured the public betake themselves to poetry, they immediately receive tbe cold Shoulder.

Tbis w'as undoubtly tbe case witb Stevenson's next issue in verse form, entitled Ballads, as be bas bimself told me in one

18*

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of bis letters and, not withoiit a touch of perhaps justiliable bitterness. Following at tbe beels of so notable an achieveraent as the Master of Ballantrae, this voluine seems to have fallen ab- solutely flat. It has, however, perhaps a worse recommendation to the general reader than being in versa, namely that it required some imaginative effort to comprehend these pictures of savage life , not conventionally drawn like Cooper's Red Indians , but painted from the life by an earnest and loving Student of the "blacks and chocolates", as Stevenson called the Polynesian na- tives of Samoa and the other islands which he visited in the South Seas.

The Song of Raheio in this volume raarks the high - water level of Stevenson's power as a verse-writer. The whole of the third part describing the treacherons tiring of the House ofRahero and bis own solitary escape is a masterpiece. It breathes a fe- rocity that jars on sensitive civilised nerves, but it rises into a tremendous brutal sublimity , which seems to me quite Homeric.

Take these fevv lines only, description of Raheros attempt to save bis son out of the universal conflagration :

"Then. where tlie roof liad fallen, it ronred lik"e the inouth of hell.

Thither Rahero went, stumhling on seiiseless folk.

And grappled a post of the house, and hegan to clinib in the snioke :

The last alive of Vaiau; and the son hörne l)y the sire.

The post glovved in the grain with ulcers of eating fire.

And the fire bit to the hlooil aml niangled Ins hands 'antl tliighs;

And the fumes sang in bis head like vvine, and stung in his eyes ;

And still he climbed and came to the top, the place of proof,

And thnist a band through the flame and clairibered alive on the roof.

But es'en as he did so, the wind, in a ganv.ent of flaaie and pain,

Wrapped hini from head to heel, and the waistcloth parted in twain,

And the living fruit ot his loins diopped in the tire below."

Then the subsequent slaying of the poor fisherman, fishirig with his torch on the Reef, the silent leap into the canoe, beside tVie dead man's wife, the driving of the canoe out to sea in the dark, while the woman cowers awestruck in the stern , the two unknown companions facing and regarding each other alone by the dawning light on the infinite ocean , like a primeval pair suddenly sj)rung u]) out of chaos, has a wild, weird and, if you will, brutal impressiveness to which I know no parallel in mo- dern literature.

Robert Louis Stevenson 277

The Wrecker (1892).

Stevenson's next work (in conjunction with Osbourne), The Wrecker, contains a great deal of good writing and interesting matter , to some extent thrown away on confused and inverte- brate plot. There is a crowd of characters and more than enough of crime and sanguinary adventiire , depicted with unflagging skill. The fight in the round house in Kidnapped and the most murderous passages in Treasnre Island pale before the massacre of the one crew by the other on board the "Flying Send." As one reads one seems to imbrue one's own hands in blood and the guilt of murder seems to strike us like an infection, at which we sicken, and we are haunted by a sense of blood-guiltiness.

It is a piece of masterly horror, but still horror, so ex- treme that we are inclined to ask on the one band, if it does not transgress the modesty of legitimate art, and, on the other, how it Squares with any decent sort of morality and whether the excitement for the reader is not dangerously morbid ? One is, indeed, inclined, sometimes tempted, to declare that Stevenson, so inotfensive, so genial, so generous, so tolerant as a man, had in bis capacity of author a touch of homicidal mania. In spite of many merits the story hangs more loosely together than any of bis others and adds no very important figures to bis gallery of human portraits, the rather loathsorae Bellairs being the most striking.

Across the Plains (1892).

To return to Stevenson the essayist, as we do in the volume Across the plains is to breathe a purer, calmer air and so to speak, to rinse the smell of blood from our nostrils. Still we find even here traces of those tracts of low spirits and of the consequent pessimism of view, as in the essay Pulvis et Umbra. But most of the others strike a more cheereful note and all possess elements of interest, especially to those already interested in the man himself, for they nearly all throw some fresh light on bis experiences, bis opinions. But the most extraordinary of all is the alreadv mentioned Chapter on Drcams, perhaps the most extraordinary confession ever made by a literary man.

The act of imaginative composition is, to say the least, complex and remarkable, even to those who can best analyse its factors and elements, so that the old term Inspiration is not so

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II. B. BaiUlon

far astray. For to some the presence of a pen, a bottle of ink and some blank paper work like an incantation, and like Franklin's kite , draw down the lightnings. We sit down, perhaps feeling we have not two ideas to rub against each other, and the mere laying of pen to paper seems to complete a mvstic circuit. I have even myself feit the Sensation, which may, of course, be delusion, as though I were writing to dictation , rather than consciously composing; and in quite another sphere of thought, persons ca- pable of performing great feats of mental calculation, seem in other respects duU , and cannot explain their methods. It is as though some brighter spirit did the work and we merely handed in the answer. In the act of imaginative composition, there is required great concentration and a shutting out of external sen- sations. (This is one reason why many authors , like Goethe, composed best in a simple and bare Chamber, and perhaps why literary persons love to have their books and papers in what appears a hopeless confusion, as such confusion is really less distracting than serried Order.) But, to set the imagination per- fectly free, there is nothing like falling asleep. Like a fly-wheel relieved of its strain, imagination runs on with more than double velocity. But Stevenson, was surely the first to hitch such a wild Pegasus to the aar of practical authorship. ^) This liberated imagination, if we may honestly use so specious a term, for that to which Stevenson gives a kind of personality, "the Little People, the Brownies", grew, not at once but by reason of a growing dis- cipline, to be the unsleeping partner in the firm of Stevenson, Brownies e^ Co.

"The mcjre I think of it," writes Stevenson, „the more I am moved to press upon the world my question, who are the Little People? They are near connections of the dieamer's, beyond doubt; thcv share in his tinaiicial worries and have an eye to the bank-book; they share plainly in his training; they have plainly learned like him to build tVie scheme of a considered story and to arrange emotion in progressive ordcr; onl}' I think they have more talent; and one thing is beyond doubt, tliey can teil him a Story, piece by piece, like a serial and keep liim all the while in iarnorance of where thev aira." 1 confess I think mv simile

^) One (ioes not, of coiiise, folget Coleliciüt'? Kitbla Kliaii, anfl a ftw such isolated instances.

Roheit Louis Stevenson

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of the freed wheel helps us to some extent to a Solution. In sleep the ruind is freed from the strain of attending to external impressions, it is free also from the responsibilities of real lifo and the protests and interferences of conscience. We have thus the diiference betwecn a man in armour or fetters and a free man stript like an athlete. The man is the same, but the move- ment so difterent as hardly to be recognisable. Even the differ- cnces in taste and judgraent may be accounted for when we recollect how a character may be completely changed by the slightest injury to the brain. Subtract one faculty or dement from the complex we call character, and, like a chemical change, tVie resultant is hardly recognisable. In madness some slight mental lesion transmutes the sane , perhaps blamelcss, man or woman, into a Compound of fiend and brüte more horrible than either. We ask, is the retention of reason a feat of rope-walk- ing over this abyss of madness , or is the rational soul within US Sprung upon and overmastered by some treacherous and üend- ish housemate ^ our Mr. Hvde?

A Footnote to history (1893). It will be the part of prudence to pass lightly over that proscribed and long-since incinerated work A footnote to history. I must admit that I found the work surprisingly interesting, one which no one wishing to understand the very coniplicated position in Samoa can afford to leave unread. The description of the hurricane in Apia Bay, when Ironclads were tossed about like cock-boats, is a prose raasterpiece among the raany Stevenson has produced. If Stevenson was unjust to any of the characters or nationalities concerned, it was not, I fecl sure, from a narrow anti-national prejudice nor even from British Jingoism, but rather from his passionate championship and affection- ate partialit}' for the natives and especially for his friend Mataafa, wlio, to judge by his looks, was a very fine fellow.

Island Xight's Entertainments (1893). A ver}- charming volume is Jslamt night's entcrtainments, the stories in which have their scenes all laid in the South Seas and all, except one, have a strong element of magic, a domain in Stor}land of which Stevenson is certainly master. Even in the exceptional story The Beach of Falcsa na- tive beliefs and superstitions are rife and are worked upon by

2 8o H. B. BaiMoii

the villaiii of the piecu, Gase, a villain distincüy inferior to some of Stevenson's other villains , being- purely repulsive and never rising to the levcls of Long john or the Master of Ballantrae. What charm the story has lies in the character of Uma, the na- tive girl, whom the hero, Wiltshire, marries. Indeed it is rather on her account than on that of the able-bodied, but not otherwise very interesting, hero, that we rejoice when in the inevitable life-and-death encounter between the tvvo men, Wiltshire's knife gets home to Case's heart. But I think all will incline to re- probate as an unnecessary piece of savagery the stabbing of the dead bod}'.

But the masterpiece of the book is the magical story of the Bottle Imp. On an idea taken from an early nineteenth-cen- tury play , Stevenson has founded one of the most charming of fairy stories. Written chiefly with the view of pleasing a Samoan audience, (for it was translated into Samoan and is still no doubt one of the favourites in the Island stor3^-teller's stock-in-trade) it has just that ingenuous, child - like simplicity of belief and ex- pression that makes the perfectly fitting medium for such a tale. There is no doubt a touch of the gruesome in the tale in that the possessor of the Imp, while he can have wealth to his wish, must, if he dies with it in his possession , go to hell. Very touching is the generous struggle between Keawe and his wife Kokua to buy the Bottle from each other and_ thus save the loved one the horrible penalty. The trouble is that it must be always sold at a loss and ünally the price gets so low that it is next to impossible to find a sraaller coin and the purchaser is necessarily suspicious of tlie low price. The final possessor is a drunken sailor who is unappalled by the conditions, seoing that he is already convinced that he is bound for the same final dc- stination as the possession involves.

As a mixture of .reality with the weirdest superstition nothing could well be better, or better tuld, than the concluding story, The /sie of Voices.

Catriona (iSg,s).

There is usually not a little danger to an author when hc attcmpts to trade on a previous success, l)y writing a sequel to, or even reintroducing characters from, a previous work. So one took up Catriona (first called Dai'id ßai/oui), tlie sequel to Kidnapped, with anticipation of possible disappointment. With

Rolieit Louis Stevenson 28 I

some at tlie first rcading this anticipation may have been real- isecl , though never to an acute degree. As a story it lacks the unity of Treasure Jsla/ui , Kidnapped or the Master of Ballan- trae. The interest is apt to rove into separate Strands, and the book to split itself too rauch into distinct episodes, not suffi- cientlv deeply involved with the rest of the story. Indeed the storv comes perilously near breaking in two with the end of the Appin Murder Trial. Fortunately the reader has never been se- riously interested in the unfortunate James Stewart, who was politically murdered and done to death for a crime of which he was innocent in deed , if not in will; so that we are ready to forget him and turn the more willin^^ly to follow the fortunes of David, Alan and Catriona. So this is a point marking the ebb- tide of our interest, which turns to a spring - tide with the re- union of David and Alan , rises more rapidly with the meeting of David and Catriona and culminates in the dinoinncut, when all our three favourites hold the stage.

Then the ingredients of the story, if less exciting than in the other romances , are more enduring and legitimate. The author for once remains free from his homicidal fits and of the deaths, two in all I think, onc is a hanging, done decently be- hind the scenes, and in the other James More, scoundrel as he was, dies quietly in his bed. To make up for the want of the more sensational elements of interest, we had a very prett\ , if somewhat interrupted, love-story, and we have above all, a rarity with Stevenson, two really fine feraale characters.

Regarding the one, Miss Grant , eldest daughter of the Lord Advocate, there are no two opinions and she is altogether one of the brightest , most vivacious and breezily fresh young ladies in fiction. To some extent, it is thought, Mrs. Strong, Stevenson's stepdaughter, sat for the portrait, and thcre is a good deal of the author himself, disguised in petticoats. Still there are no two ways of it: it is a great success.

Of Catriona there is more than one opinion, but my own, fresh from a reperusal of the book , is that she is not only a charming creature , but a really fine and fresh creation in wo- manhoöd. Siie moves and touches the reader if lie be a man at least as few women in fiction do.

Perhaps it is that in the passages dealing with iier com- panionship with David, Stevenson attains his own ideal of ro-

282 H. B. Baildon

mance and caiises us to iclentify ourselves closely with the hero. A man in love is usually a blind fool , and David Balfour was an incxperienced ''goraeral" (highly expressive Scotch word = raw , loutish fool) , to boot. Wo rage over bis blindness and iblly , as \ve do over her phenomenal innocence, and virginal whims and inconsequent Highland pride. But which of us who have ever been in love (calf-love, if you like) and who have had hearts, pure and noble enough to be sensible of the infinite awe that hedges about a pure and noble woman, can quite quit our- selves of the apprehension that we might have played the "go- meral" as cornpletely as David himself ? Here at length Steven- son's chivalrous regard for woman, instead of embarrassing liim, Stands him in excellent stead and enables him to pourtray with great truth and subtility a virginal love in both sexes , one is tempted to say, better than had been hitherto done.

This book is not dorainated by one over - shadowing cha- racter as some of its predecessors , but the character- drawing throughout is excellent. The politic and unscrupulous, and yet kindly Lord Advocate, Prestongrange ; Simon of Lovat, with the slippery craft and cruelty of a snake ; that mockery of martial virtues , the treacherous and drink - hollowed James More, whose fatherhood to Catriona is the cruel element in her fate, these, and our cid friend Alan Breck, are drawn with unfailing skill. They are not bitten into our memory , perhag!^, as sharply as some of Stevenson's more intensely - rendered and insistently-im- pressed characters, but the}' are none the less true, human and natural.

Nor in local colouring and description does Stevenson here fall below bis previous achievements. The flight of Alan and David through East Lothian, over country I know well-nigli as well as Stevenson, is, I can vouch for it, a {»iece of faithful, quiet and elTective work. So also the landing at Helvoetsluys, the walk on the quays of Rotterdam, and, best of all, the final description of the desolate and lonely dunes about Dunkirk, are masterpieces in their way, painted in a low fidelity of tone, quite as convincing as the most startling totir de foice. On the whole 1 would maintain tliat Catriona is the soberest, soundest, broad- est and healthiest romance Stevenson had so far written, and I believe it is one that will grow in public favour and esteem,

Rot)eit Louis Stevensoi

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and will wear better as a piece of literature than some of its more exciting precursors.

The Ebbtide (1894).

If \ve are refreshed as by a bathe in a clear sea, under a bright sky by the purity and innocence of Catriona, we can compare bis next book The ebbtide (in collaboration with Osbourne) to little better than a mud - bath in comparison, for we find ourselves , as it were , dredging among the scum and dregs of humanity , the 'white trash' of the Pacific. Here we have Stevenson's masterly but utterly revolting incarnation of the lowest , vilest, vulgarcst villainy, the Cockney Huish. Steven- son's other villains sliock us by their cruel and wicked conduct; but there is a kind of fallen Satanic glorv about them , some shining threads of possible virtue. They might have been good, even great in goodness, but for the malady of not wanting. But Huish is a creature hatched in slime , his soul has no true hu- manity , it is squat and toad-like and can only spit venom. I like the prayer-pattering Davis little better, Herrick is a wretch- ed nonentity and Attwood , the merciless death - dealing evan- gelist , is at once too exceptional and grisly a character to be either attractive or convincing. Yet on these creatures Steven- son lavishes his marvellous psychologic and pictorial powers and these live and move in a world of rieh and glowing tropical splen- dour, like Devils who have broken inco Paradise. Nature sets a jewel in a toad's head. Stevenson frames his genius in as loathsome a setting. He himself feit a sort of revulsive after- sickness for the story and calls it in one passage in his Wiilima Letters "the ever-to-be-execrated Ebbtide."

Vailinia Letters (1895). These said Vailinia leftcrs, forming the next issued volume, consist of letters written from his island-home in Samoa to his great friend Sidney Colvin. They are of high interest, as throwing light on the character of the man and the manner of his life and work in that far Pacific island. Especially in- structive are they for us as revealing his methods of work and liis own opinions of his books and as containing hints of projected works , never alas, to be completed. But, amidst much that is bright and brave in the book, there is a streng outcrop of the

284

U. B. Paikion

melancholy undcrlying bis disposition. Here is a characteristic passage.

'Happy , 1 was only liappy once ; tliat was at Hyeres ; it came to an end for a variety of reasons , decline of health, change of place, increase of nioney, age with his stealing steps; since Ihen as hefoie then 1 know not what it nieans. But I know pleasure still; pleasure with a thousand faces, and none perfect : a thousand tongues all hroken; a thousand hands and all of tliem with scratchiiig nails. High among these I i)]ace this delight of weeding. out iiere alone by the gairulous water, under the silence of flie high wood , broken by incongruous sounds of birds. And take iny life all through, look at it fore and back, and upside down, though I would very fain change niyself I would not change inv ciicuinstances unk'ss it were to l)iing you liere."'

Later on , speaking of this same "delight of weeding"

he says.

"1 wonder if anyone had ever the same attitude to natui'e as 1 hold, and have held for so long? 'I'his business fascinates me like a tune or a passion ; yet all the while I thiill with a strong distaste. The horror of the thing ob- jective and subjective. is always present to iny mind; the horror of creeping things, a superstitious horror of the void and the powers about me, the horror of niy own devastation and continual murders. The life of the plants comes through niy finger tips, their struggles go to uiy lieart like supplications. I feel niyself l)loodboltered : then I look back on my cleared grass, and count my- self an ally in a fair quarrel, and inake stout niy heart."

Genius, especially imaginative, artistic and poetic genius, rarely inakes for Viappiness, being based very often, if not al- ways, on a higher degree of^ sensitivity to that of ordinary mor- tals. The lump of pig-iron and the magnetic n^edle are under the pull of the same forces ; but one lies inert and the other thrills and trembles as in anxious , fearful obedicnce. Pleasure is a thrill that passes, happiness is an equilibrium, a concord of our whoie nature with itself and all that affects it from without, a State eminently difücult to reach, more difticult to maintain. The artistic nature is peculiarly sensitive to pleasure as to pain; but the poise of happiness comes to it necessarily very seldom. And, when a man keeps an artistic conscience , even the plea- sures of successful production, keen as they are in moments of triumphant work, are perilous and passing, like every other in- toxication, and often recoil into a cruel jjrostration of spirit. When the efjiatus , as it is called, is there, one mounts upon wings triumphatit as a lark; when this mysterious condition fails ihe spirit falls plump into the blackest depths.

"As for my damned literature", cries Stevenson (apropos

Robtit Louis Stevenson 285

of the South Sea Leiters), "God knows what a business it is, i^rind- ing along withcut a scrap of inspiration or a note of style."

His haunting fear was of what he called "Dving at the top", the decav of his powers. It was a vain fear, as his latest work amplv proved, but in view of such experiences as tlie above over the iinfortunate South Sea Letters it is quite intelligible that he shoiild have entertained it.

If the Vailima Letters be often sad, they are never dull, and their pathos is plentifully relieved by evident bravery of spirit and by easy humour. They form indeed one of the most faith- ful "human documents" as it is the fashion to express it , and whoever can read them without a deepening esteem, a growing sym- pathy and an increasing atfection for the writer must be more akin to the iron lump than the magnetic needle. But one would fain hope that Stevenson's last four \ears his Samoan life were happier than we might gather from these letters. When a man sits down to his diary and these letters serve very much the same purpose the pleasures of the day which are so often trivial and passing, appear faint beside its labours and trials, which endure and leave a deeper impression. The more bravely a man bears himself, the more utterly he refuses to let his private sorrovvs bürden those about him, the more apt will he be to pour out those sorrows in his diary or to his most intimate friend. Xo man could be loved, looked u]) to, well-nigh worshipped by those about him, as Stevenson was, and receive the love and admiration of his readers and disciples without many moments of pleasure, if not of happiness.

Fables (1896).

Nothing serves the human mind so long as a Symbol, be- cause, one must suppose it can, like the apostle and in some- what the same sense "be all things to all men", Religious Sym- bols, the sign of the Gross, the Gommunion, Baptism, Marriage are all symbolic, and it is hard to say if they represent exactly the same ideas to any two persons. This it is that makes them of universal acceptance. The definitions of theologians are the wedges that split up religion, Symbols the bands that bind them together. Next to Symbols and symbolic acts for power and durability come literary Symbols, the figure of speech, the meta- phor. the simile and even the hyperbole, then proverbs, fables

286 M- B- Haildon

and allegories. If the autVior of" a proverb coukl only tag liis name to it, he would be surer of immortalit}' than Shakespeare, just as that of /Esop is as well assured as that of Homer.

This trutVi was, I doubt not, well-known to Stevenson and this, along with his creative instinct and horror of dogma, may account for his fondness for fable, Many of his shorter stories, as we have already observed, are in part fables. But in republi- shing Dr. Jekyll and Mr. Hyde Stevenson's representatives, in con- sonance with, but probably not in consequence of, a Suggestion of my own, added to the volume a number of undoubted and professed fables. Nothing more curious, more characteristic, more original, more packed with quaint, striking and pungenl, if almost bitter, truths has come from his or perhaps from any pen, With his usual penetration in matters of literary art, Stevenson per- ceives that the moral is the inartistic part of the fable. The moral is committal, it is the priest turned theologian and tiius making himself a target for the adversary. It is also usuaUy superfluous. Stevenson therefore usually leaves it out or clothes it in 'gnomic' verse nearly as symbolic as the fable itself. This innovation will not tend to the immediate popularity of the fables, because I am afraid many of us prefer to be told wliat is meant to having to find out for ourselves, especially when we can never be sure that we are right. Here is one of tlie pithiest which seems to embody the retort of Youth to "Crabbed Age".

The Tadpole and the Frog.

"Be nshaiiied of yourself" said the Frog. ''When I was a Tadpole, I had 110 tail."

"Just what I tlunighl !" said the Tadpole. "You never were a Tadpole."

Some of the so-called fables are rather long and elaborate for the name, and Stretch into the domain of allegory or symbolic tale. But they are liighly significant, always striking and often bcautiful. To this class belong, The Hoiise of Eid, The Touch- stone, The Poor Thing and The Song of the Morroiv. The first is a warning to the reformer and iconoclast and sums up its moral thus.

"Old is the tree and the fruit good, Very old and tiiick the wood, Woodman, is your courage stout ? Beware ! the root is wrapped about Your mother's heart, your father's bones ; And like the mandrake coiues with groans."

Roliert Louis Stevens

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Weir of Hermiston (i8g6).

The art of novel-writing- is perhaps at once the easiest and most difficult of all varieties of literary art. AliDost anv school- miss could write a novel capable of interesting unsophisticated rcaders, and }et, when we comc to the greatest novelists, \ve find that masterpieces are extremely rare. Tiiere is a curiously parallel case, which would at tirst sight seem to stand in the very antipodes to the novel, i. e., the sonnet. In no poetic form can mediocrity so readily pass rauster; in none is it more difficult to find instances of absolute perfection. In these two cases the reasons are exactly opposite. The strict laws of the sonnet are clear to the meanest capacity and when once fulfilled absolutely insure a certain beauty of result; but in the novel the very laxity of its unwritten laws enables incompetency often to pass unre- proved. In the same way the exacting technique of the one makes actual perfection diliicult and rare; while the chartered freedom of the novelist leaves him liable to a thousand crrors. A perfect novel in fact demands so many qualities, and such a just balance of these, that it can only be written in the fullness and ripeness of power, Imagination and experience. Ke it noted that a success and a masterpiece are two different things. Stevenson had already many successes; but his more critical, though none the less enthusiastic, admirers still awaited his masterpiece, Catri- ona, if not exactly itself a masterpiece in the strictest sense, had proved Stevenson's possession of the qualities to produce one. He had worked up, as it were, important arrears in his treatment of his women characters. He had drawn closer to them without sacrifice of delicacy. No doubt Ebbiide dashed our hopes with its relapse into the violent and villainous. But he repented of it like a debauch, and, as with some men after a debauch, feit cleared and strengthened instead of wrecked. So, after what in one sense was his lowest plunge, Stevenson rose to his greatest height.

ün the great merits of Weir of Ilei-f/iishin there is an almost suspicious unanimity. The author himself was "frigh- tened" by the ease with which he produced it and the excellence of the result. His friend Colvin, an exacting, delicate and sound critic, writes in the Epilogue to the Vaiäi/ia Leiters, "The frag- ment which he wrote during the last month of his life gives to my mind (as it did to his own) for the first time the füll measure

1!. 13.

of his powers; and if in the literaturc; of romance there is to be found work more masterly, of more piercing human insight or more concentrated imaginative vision and beaiity, I do not know it."

When \ve read Ife/'r cf Hcnnision we feel no longer that Stevenson is showing, as in some of his works, a certain side of himself and his art and repressing the other. His other books seem like attacks to gain particular positions. Wiir of Hcrfniston is a coiip de main.

To begin with there is a feeling of Space and largeness, a sense of height and depth and breadth, that is ahnest epic. The father of the hero, if hero the kickless Archie may be called, the eider Weir of Hermiston, is a Titanic figure. Founded on the historic character of Lord Braxfield, the 'Hanging Judge', he looms lipon us large, harsh, coarse, unfeeling, inevitable, immo- vable, changeless as the granite mountains, but with a certain stoic dignity and grandeur in his formidable personahty. Harsh as the man is to the point of cruelity, gross as he is to the verge of vulgarity, there is in him something sterhug and almost awe- inspiring, like some rüde and even grotesque Colossus that may excite horror, but seems to soar far beyond the ränge of our con- tempt, perhaps even of our hate. ReaUstic, uncompromising, as the Portrait is, it, like some others in Stevenson, approaches that quality so rare in romance and novel, sublimity, not the beauti- ful sublimity of Greek sculpture, but the rough-hewn Gothic sub- limity of Michael Angelo's 'Niglit and Morning'. The other figures are apt to appear dwarfish and weak beside it, especially tVie younger men, his son Archie and Frank Innes, the IMephistopheles of the piece, of which Archie is the Faust. Lord Glenalmond is skilfuUy saved from this smallness öf eftect by a lofty gracious- ness and dignity of kindness that seem to give him height and genial largeness. Apother figure that conveys this sense of great dimension, as of the fallen gods of Keats' Hyperion is the eider Kirstie, this deep-brcasted, still golden-haired ex-goddess, talking such potent vernaculav and yet charged with a force that we feel to be elemental. Another figure of almost Titanic mould is the old Elliot, attacked when in his cups at the ford by five foot- pads, breaking through the five, and leaving one hors de combat, to drop from his dying horse at his own doorstep) and live only to murmur to his four sons the kevword for their work of ven-

Robert Louis Stevenson

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geance "Broken Dykes", and die cruelly mishandled. The four Black Elliots who issue at once hatless, armed only with sticks, on the grim business of revenge, perhaps because there are four of them to divide the canvas, do not loom out so large. But each is a clear, credible, solid creation. On the night of the murder, in their savage triumph over their father's prowess and their remorseless chase in search of vengeance, they take a heroic Scale : but later in the story, they "fade into the common light of day" and shrink to merely human proportious.

On this lower, non-heroic plane live for us also, so far as the book is carried, the hero, the Gretchen of the piece, the younger Kirstie , and INIephistopheles-Innes. The first of these, Archie Weir, brought up by a religious, but in domestic matters an incapable, mother, admirably sketched in the opening chapters, inherits her sensitive spirit with something of his fater's high sense of duty and a reticence and aloofness in society which make him no favourite among his comrades. But when he comes to the estate of Hermiston, whither he is banished by his father, he is highly esteemed by all his retainers and dependants and wor- shipped by his house-keeper the eider Kirstie. Among the county families on the other band, his reticence and lack of the wish or art of making himself agreeable render him unpopulär. To the reader he is a handsome, well-meaning, callow youth, out of which \ve expect the author to develop a stronger and more in- teresting character. There are a few points of resemblance be- tween Archie and his creator, but if the latter seriously meant it for self-portraiture he was uttering a gross, actionable libel upon himself.

In the younger Kirstie, Stevenson was making a very inti- mate study of a common-place, by no means ideal or very refined young woman. He shows clearly his advance in knowledge of the sex, and many traits are admirably touched. Whatever she is, she is thoroughly woman, and no man masquerading in petti- coats. But she shows poorly in comparison with her Aunt (the eider Kirstie) and is of a shallow, vain nature without the simpli- city and charm of a Hetty Sorrel. Out of a certain inadequacy in her nature and even in her passion would doubtless develop (as from the weakness of Ophelia and the colourlessness of Desde- mona) part at least of the approaching tragedy. The young

J. Hoops, Englische Studien. 28. 2. I9

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II. B. Baildon

laird ^) of Hermiston and this girl fall in love at tirst sij^ht with a passion which is on neither side of the noblest kind. Like ships dravvn irresistibly by converging currents they are attracted and indeed compelled towards each other. But Archie's love has something patronising in it, the minglcd pity and tenderness and desire that might mark the passion of a master for a beautiful slave, Achilles for Briseis; and Kirstie's love is largely mingled with ambition and gratified vanity, below which seethes sub- consciously a potent animalism. It is this latter that helps to sweep her away when the insidious Innes, taking advantage of her pique at the more prudent Archie's seeming coldness, seduces the girl. The last words Stevenson wrote were the conclusion of her interview with Archie, at which he had urged more pru- dence of conduct for them both.

"Archie ran to her. He took the poor chiU in liis arms, and she nestled to his breast as to a mother's , and clasped hini in arnis that were stro:.'g like vices. He feit her whole body shaken by throes of distress, and had pi\y lipon her beyond speech. Fit}', and at the same time bewildered fear of this explo- sive engine in his arnis , whose works he did not understand and yet had been tampering with. Tiiere arose froin before hirn the curtains of boyhood, and he saw for the first time tlie ambigous face of woman as she is. In vain he looked back over the interview; he saw not where he liad offended. It seemed unprovoked, a wilfu! convulsion of briite nature."

So ends, abruptly as a sea - cliff, one of the most remar- kable literary fragments in our language. How Stevenson would have steered the story through the many difficulties that ob- viously beset it , can never be exactly known. There was still the perilous passage of Kirstie's fall to deal with, and the ter- rible, already foresha,dowed Situation of the father's sitting in judgment on the son, charged witVi murder of his friend, to be brought about and carried through, and some dcnoument to be arranged.

But one cannot leave IVeir of Hermiston vvithout a word of praise for the admirable atmosphere and local colour that pervade tVie book, especially when dealing with Hermiston. To any who knov/ the upper reaches of the Tweed or Talla, which we may call the uplands of the Scottish Lowlands, the country

^) The Scotch 'laird' must not be identificd with the English lord, though originally the same word, as it is applied to any proprietor of hou.se and land, however sniall his possessions. The "young laird" is .his heir.

Robert Louis Stevenson

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of Scott and Hogg, this book brings them back with extraordi- nary force and fidelity. We seem to breathe the light heady moorland air and tread the springy heather. We feel the weight of its massive immovable sadness, the wistfulness of its winter sunshine, the brief fiery triumph of its summer heats, the savage uncontrollable wildness of its storms , and all these we find re- flected in the fast-rooted folk of this high-set Valley; the four Black Elüots, all so clearly distinguished and including preacher and poet, and the two Kirsties, the golden and the dark, all, except the latter and the citified brother Clem , seeming as in- digenous as the heather, the birches and the gnats.

St. Ives (1897).

An indefatigable worker, Stevenson found relief inostly in change of work , and so it happened that altliough IVeir of Hcnniston was in band at the moinent of bis death he had on the Stocks another novel , St. Ives , much nearer completion. He had got dissatisfied with it, or fagged over it , and aban- doned it for the time in favour of the other, so that from re- ferences in the Vailima Letters one is apt to anticipate some- thing of the nature of a failure. I, for my part, was delight- fuUy disappointed in this apprehension.

The Story carries one at a gallop like John Gilpin's horse; at any rate to the point where Stevenson's own narrative (the book was skilfuUy lad to a conclusion by Mr. Quiller Couch) ends. "Monsieur le Vicomte Anne de Keroual de Saint - Ives" the hero , to whom we are introduced as a French prisoner in Edinburgh Castle , is a more lively , if more conventional hero than David Balfour, who is often some trial to our patience. No "laggard in love" , the Frenchman goes near to offend us by bis self-confidence in bis own powers of fascination, and bis con- scious use of them. His first important advenjure is both serious and extraordinary^ being no less than a dual in the dark, armed with one half of a small pair of scissors. He issues successful from this gruesome encounter, to which naturally füll justice is done. The heroine, Flora, is a brave sweet girl, but lacks indi- viduality. Her Aunt, a loud, vulgär, but essentially sound-heart- ed and well - meaning woman , is on the other band a highly successful creation.

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H. B. Bailclon

The book is crammed with thrilling and interesting, ad- venture, and is one of the most unflagging of Stevenson's stories. On laying down the book there are a few passages that shine out like gems among gold. There is for example the wonderful description of the descent of tlie Castle rock by the hero at the end of a rope that might easily have proved many feet too short. The scene in the bedroom of his dying uncle, when the whole household are summoned as witnesses to our hero's succession to his wealth and the disinheritance of his rival cousin Alain, the villain of the piece, is most striking and eflfective. But of all the good things in a book which abounds in telling and ex- cellent scenes and situations , the best is the passing sketch of the old French Colonel who has broken his parole and forfeited his honour to reach the bedside of his dying daughter, but who dies by the way. It is a passage that can well stand by any- thing ever penned by Sterne or Thackeray. I cannot, indeed, refrain from quoting it in part :

"I had never" writes the heio , "any occasioii to vvaver in my fiist judgment of the Colonel. The oid gentleman seeined to nie, and still seems in the retrospect , of the salt of the eaith. 1 iiaii occasion to see hini in the ex- tremes of hardship, hunger and cold : he was dying, and he looked it; and yet I cannot remember any hasty^ haish or impatieiit word to have fallen froni his lips. On the contrary he ever showed himself careful to please ; and even if he ranibled in his talk, ranihled always gently like a humane half-vvitted old hero , true to his colouis to the last. 1 would not like to say iiow often he awoke suddenly from a lethargy . and told us again , as fliough we had never heard it, the story of hovv he had earned the cross, how it iiad been given him by the hand of the Eniperor, and of the innocent and indeed foolish sayings of his daughter when he leturried with it on his bosom. He had an- other anecdote which he was very ajjt to give by way of rebuke, wlien the Major wearied us with di-^praises of the English. This was an account of the braves gens with whom he had been tioarding. True enough, he was a man, so simple and grateful by nature, that the most common civilities were able to touch him to the heart, and would remain wi itten on his memory ; but from a thousand inconsiderable, but conclusive, indications I gatliered, that this family had really loved him and loaded him with kindness. They made a fire in his bedroom, which the sons and daughters tended with their own hands ; letters from France were looked for with scarce moie eagerness by himself than by these alien .sympathisers; when they came he would read them aloud to the as.sembled family, translating as he went.

"Their kindness had continued to the end. It appears they were piivy to his flight, the camlet cloak had been expre.ssly lined for him, and he was the bearer of a letter from the daughter of the house to his own daughter in Paris. The last evening, when the time came to say good night, it was tacitly known to all that they were to look upon his face no more. He rose pleading fatigue.

Robert Louis Stevenson 293

and tuined to the daughter, who had been bis chief ally ; "You will permit nie, niy dear to an cid and very unhappy soldier and may God bless you for your goodness !" The girl tlirew her arms about his neck and sobbed upon bis bosom ; the lady of the house hurst into tears ; '■"■'et je vous le jure, le pere se mouchait" quoth the Colone), twisting his nioustaches vvith a cavalry air, and at the same tinie blinking the water from his eyes at the niere recoUection."

And then of his death.

"Sure enough , in but a little while after, he feil into a sleep as gentle as an infant's, which insensibly changed into the sleep of death. I had niy arm about his body at the time and niarked nothing , unless it were that he sti-etch- ed himself a little, so kindly came the end to that disastrous life. It was only at cur evening halt that the Major and I discovered we were ti'avelling alone with the poor clay. That night we stole a spade from a field I think near Market Bosworth and a little farther on, in a wood of young oak- trees and by the light of King's lantern, we buried the old soldier of the Em- pire with both prayers and tears."

Pathos is not a favourite weapon of Stevenson's, who pro- bably scorned to play so cheaply (as can be done) on the feel- higs of the reader. But , like Tliackeray, when he does, so to speak, condescend on pathos, it is with a master-touch and takes US fairly by the throat. When we say that the Colonel recalls to US, the death of Colonel Newcombe and Sterne's Le Fcvre, while at the same tirae Stevenson's Colonel is very clearly dis- tiguished from either of these, we pay him the highest eompli- ment we can. The Muse of Pathos is the youngest of the muses and not the greatest, and there is little in common between her and her eider, more grisly sister of Tragedy. In this respect, as in so many others, Stevenson is a classic, his note being tragic rather than pathetic ; his humour is quiet, rarely raising laughter, merely exciting gentle inward mirth, and often, like all the higher humour, with a deep vein of irony.

We have now passed all Stevenson's works in review, and we have indeed lamentably failed if we have not produced on the readers of these articles the Impression that Stevenson is an author worthy of the dosest study, not only a stylist, as is uni- versally acknowledged, but a psychologist and observer of human nature of the first rank.

Edinburgh. H. B. Baildon.

2q± C. Stoffel, ßhis^ in modern English

'MüST' IN ^lODERN ENGLISH.

The luminous ob.ser\ations on this miich discussed siib- ject with which Mr. B radle y has favoiired iis on pp. 151 152 of Englische Studien 26, and the review of the various utterances on the point which Air. Malmstedt has printed in his Siudies in English Gra?nmar, pp. Y X, hav"e induced me in the follow- ing pagesto attempt to deal with the question also from the historical point of view, which, stränge to 5ay, has hitherto been almost altogether overlooked by those who ha\e joined in the discnssion. I wish to treat : i' of the iise of ??mst as an iini)erfect tense ; of its use as a present tense.

I. Must as an imperfect tense.

The use of must (moste) to denote "present necessity" is rarer in ME. than the use of the same form to express "past necessity" in Mod. E.

In Piers the Plowman (Ed. Skeat), C, XVIII 225—6: "A medecine moste ther-to that myghte amende the prelates, That sholden preye for the pees and possession hem letteth", the past tense moste is in the subjunctive mood, and has the same conditional or quasi-aoristic force that had has in "I had rather go than stay" ; the meaning of the first line of the quotation being evidently: [if all were to be right] a mcdicine wuuld have to be used that might amend the prelates.

The same subjunctive use of the past tense jnostc we have in F. the Fl. B, XIII 314 5 : "'Bi Cri.ste', quod Conscience tho, 'thi best cote, Haukyn, Hath many moles and spottes, it moste ben ywasshe"' (= // ought to be washed , \vhere ought is also a past tense used subjimctivcly, the subaudition being : "if all were to be right"). Ibid. B, XIV 191— 2: "Ac the perchemyn of this patent of poucrte be moste [-=r would have to be of povertyi. And of jiure pacicnce and parfit bileue".

From such a subjunctive-conditional use of the past tense moste, to its being employed to denote present necessity, the transition is very easy, and in the following passage the sub- junctive-conditional character of moste is hardly percei)tible :

Mtist in modern English 295

P. the PI. C, VIII 292 3: "'2^e , villain etm^), qiiath on, 'and now niosi ich thudcre, To loke how me iyketh hit'".

This is also the case in the foUowin«^ passages from Chaiicer's Canterbury Tales (Ed. Skeat): B,"'s28i— 2 [Man of Lawes Tale] : "Alias ! unto the Barbre nacioiin I moste anon, sin that it is your wille" ; B, 1369-71 [Shipmannes Tale]: "But, by that ilke lord that for us bledde , For his honour, my-self for to arraye, A Sonda}' next, I moste nedes paye An hundred frankes, or elles am I lorn"; cf. Troilus and Criseyde, II 1506 8: "Thou thinkest now, 'how sholde I doon al this.? For by my cheres 7/iosten folk aspye, That for hir love is that I fare a-mis'".

In the two Chaucer quotations next to be gi\en, though there is question of present necessity, the conditional or subjunctive character of moste is still clearly seen : Cant. Tales, A, 3085 8 [Knightes Talej : ''And, though he were a povre bacheler. Sin he hath served you so many a yeer, And had for you so greet adversitee , It moste been considered , leveth me". Ibid. F\ 38 40 [Squieres Tale]; "It 7?iosie been (= he would have to be) a rethor excellent, That coude his colours longing for that art, If he sholde hir discryven every part".

It would seem that in ME. present necessity is espe- ciall\- expressed by tnoste in those cases in which it is used impersonally with a personal pronoun in the objectivc case. Of this impersonal usc of moste, I subjoin a few JNIiddle Eng- lish examples : Chaucer, Cant. Tales, G, 944—6 [Chanouns Yemannes Tale]: "Al-though this thing mishappcd have as now, Another tyme it may be wel y-now, Us moste putte ou.r good in aventure"; Rom. of the Rose, B, 2483 5 : "And though thou go, yet 7nust thee nede Thenke al-day on hir fairhede, Whom thou bihelde with so good wille"; Altengl. Legenden, ed. Horstmann (1878): (Kristine, 279 80: "'Hir ynnstc nedis be one holy wighte Thate Criste thus baptiste in the stronde". The present tense 7not is used with exacth' the same sense, e. g. Rom. of the Rose, B, 6416 7 : "And if thou wolt me thus constreyne, That me inot nedis on thee pleyne.

This impersonal usc of must , but only in the standing phrase needs must, and without a dative pronoun, survives in

') Cf. Luke 14, 18 jVulgatej: VilUun emi , et necesse liabeo exii'e, et videre illam.

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C. Stoffel

Mod. E., e. g. Punch, 1865, II (Vol. 49), i66b: "While such are ihc shadows yoiir features that darken , N'eeds musi that the blacks in your picture appear" ; Atlantic Alonthly, Oct. 1887, 503 t> : "When you have tried les grands ?noyens and failed, needs must that you should return to influences of a more practicable kind". Perhaps this survival of impersonal must is due to the old proverb : Needs must when the devil drives.

I conclude that the past tcnse vmst has probably come to denote present necessity, from its being so often employed in a conditioned sentence , i. e. the principal sentence of a conditional complex, and from the implication of conditionality being gradually dropped, in the same way in which such im- plication has disappeared from ought, liad ratJier, had better, had need, etc.

In ij 1482 of his New English Grammar, Henry Sweet also traces the use of must as a present tense to its employ- ment as a past subjunctive, but his account of the transition of meaning, since also adopted by Prof. W. Franz in v^ 21 of his Shakespeare-Grammatik, differs from the view sct forth in the above.

Sweet's words are : "Already in INI. E. the preterite was used in the sense of the present , and in Early Mod. E. this usage became fixed. It began with the use of the preterite subjunctive which was practically indistmguishable from the preterite indicative to express mild command, .so that fou mäste = 'you would be able', 'you might' was understood to mean 'you will have to', 'you must'".

However this may be , I consider the Solution of the difficulty advocated by Dr. Sweet and myself, though on some- what different grounds , as a better one than the Suggestion ^hrown out by Prof. Skeat in his Etym. Dictionary i. v. must, that the use of inust as a j) r e s e n t tense in English ma\- be partly due to Scandinavian influence, seeing that the Swedish mäste is used both as present and past ten^e. If we remember that so late as Chaucer the use of must to denote "j^resent necessity" is rare, and can almost always be traced to its doing duty as a past conditional subjunctive, it seems more likely that both in English and in Swedish like causes have brought about like results , and that it is quitc needless to

Must in modern English 297

assume Scandinavian influence on English syntax at so late a period in the history of the language.

But must survivcs as a past subjunctive in a conditioned sentence also in INIod. E. , and Mason is mistaken where in ij 241 of his English Grammar (p. 90) he says : "The verb must is now iised only in the indicative mood , and with a present signification ... 'I must have been mistaken' means *It must be the case that I was mistaken', /. c. 'It can not (present) be that I was not mistaken'".

Now, though it is ccrtainly true that in "I must have been mistaken" = ich ?/iuss imch geirrt haben, "must" is a cate- gorical present, and "have been mistaken" a genuine Perfect Infinitive , it by no means foUows that this is the only sense of which such a formula as vmst -p (quasi) Perfect Infinitive admits.

If we compare the two following sentences : He must have been mad when he said that; and He must have been ntad to say that {ox\ if he had said that) \ it requires no very intimate acquaintancc with the niceties of English syntax to see that the first sentence is a categorical one meaning: We cannot but conclude now that he was mad when he said that =^ Er muss wahnsinnig ge^i'esen sein, als er das sa'^te, a sentence which is cxactly parallel with Mason's he ftmst have been ?nistaken. In the same way I fuUy agree with Mr. Bradley (Engl. Studien 26, 152) and Mr. Malm.stedt, Studies in Engl. Grammar, pp. IX f., that in the passage from Dickens's Christmas Carol : "Scrooge could not help thinking that a night of unbroken rcst would have been more conducive to that end. The Spirit must have heard him thinking, for it said immediately etc.", must is a present tense, since the meaning of the sentence evidently is : I cannot but conclude at this time of writing that the Spirit had heard him thinking.

But the second of the two sentences given above is virtually a conditional complex of which the conditioning clause is expressed by the infinitival adjunct to say that, and its füll meaning is : If he had said that , we should have had to conclude that he was mad = Er hätte wahnsinnig sein ?nüssen Jim so etwas zu sagen. In the second sentence "He must have been mad to say that", therefore, we have a real past sub-

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C. StofYel

junctive must used condilionally. Nor are instances of musf thiis used rare in Mod. E.

Roorda, Engeische Spraakk. II 47, gives such examples as: "Had he been there, he must have seen everything" ; "If he had been detected as he 7nust have been in another moment what would have become of him?" And in the same work, I, Supplement, p. 138, the author aptly contrasts such sentences as : "You were present ; you Jtmst have seen it", and "If you had been there, you 7nust\\-a.\Q seen it", giving as the Dutch equivalents "gij moet het gezien hebben", and "gij hadt het moeten zien" =: "gij moest (= behoordet) het gezien te hebben", respectively.

Fiedler - Sachs , Wissensch. Gramm. II 55, quotes from Robertson, History of America : "Luther 7nust have been more than a man, if he had never feit any sentiment of this kind" ; and from Fielding's Tom Jones : "If he had understood nothing, he must have had no understanding". Compare Cromwell in Carlyle's "Cromwell" IV 67 (Tauchn.): "I must be a slave if I should comply with any such humour as that" ; Bryce, American Commonwealth I 256: "It has enabled the court to avoid an immixture in political strife which must have destroyed its credit", where it is piain that we are to understand : which, if it had taken place , must have destroyed its credit. Review of Reviews, Alarch 15, 1897, 218b: "The continuance of the State of things to which this led must have been productive of consequences the most mischievous" {hätte hervorbringen müssen) ; cf. also the instances from Green and Macaulay quoted by Gebert, Engl. Studien, 19, 324.

We see , then , that in Alod. E. such a senlence as "it must have destroyed his credit" is ambiguous , since it may mean: i) it cannot but have destroyed his credit {must pres. tense) ; and 2) it would infallibly have destroyed his credit, if . . . {must preterite subjunctive).

An original subjunctive mood we ha\e perhaps also in those numerous ca.ses in Mod. 1-2. in which must dcnotes past necessity in indirect speech, and in what the context shows to be the reported utterance, opinion , will or command ot another (cf. Mr. Bradley's obscrvations in Engl. Studien, 26, 152): "He told me that I must do it" ; Mrs. Gaskell, Ch. Bronte II 266: "A letter came i'rom Mr. Bronte, saying ihat she was

Miist in modern English

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sufferincT from so severe an attack of influenza . . . that he 7nust request me to defer my visit until she was better". Hcre are few more examples from literature of the past tense viust in subordinate clauses containing indirect Statements: Shakesp. Pericles I 4, 40: "Those palates, who , not yet two summers younger, Mtist have inventions to delight the taste, Would now be glad of bread and beg for it"; Bible, John, 20, 9: "For as vet they knew not the scripture that he 7niist rise again from the dead" ; Luke 22, 7: ''Then came the day of unleavcned bread, when the passover must be killed".

We see , then , that in Mod. E. the form viust is often Past Subjunctive in conditioncd principal sentences , and that in subordinate clauses it is often used as a preterite either of the Subjunctive or of the Indicative mood. But we may go farther, and say that even in Mod. E. must as a Past Indicative in principal sentences, containing a whoUy inde- pendent Statement, is by no means obsolete, though restricted to certain clearly defined cases.

Before, however, we go on to show this, it will be good first to clear the ground , and rule out certain cases of must as a past tense that have repeatedly done duty to prove the use in Mod. Engl, of the past tense must in isolated Statements.

In Englische Studien 26, 151, IMr. Bradley observes that "'7nust cannot be used as a past tense in a sentence which is strictly independent in thought as well as in verbal form. But it frequently happens that an English sentence which is formally independent is feit by the instinct of a native Speaker or hearer to be virtually dependent on something not expressed". Hence we have the past tense 7?iust not only in subordinate clauses containing indirect Statements, but also in sentences that look like independent Statements, but which, as Dr. Bradley says, "are virtually oblique, because the Speaker or vvriter is thinking of what was or might have been said or thought of at a past time".

In "I knew that he must have committed the robbery", we may feel that something is wanting, viz. some such condi- tioning clause as "if he had had an opportunity", and in this case viust is past subjunctive ; but the Compound sentence may also be complete by itself and mean : "I was siu'e at the time that he could not but ha\e committed the robbery", in which

300

C. Stoffel

case 7nust is past indioative. Hcre \ve have the saine ambi- guity to which I have referred above. In "I knew that he must have committed the robbery" in the sense last mentioned, vmst is a past tense, because the past tense knew necessarily in- volves the use of the past tense in the subordinate clause. Thus in the sentence which Dr. Klapperich, Engl. Studien i8 262 ff. cites from TroUope : "Mr. Greenwood was a stout short man . . . who vmst have been good-looking when he was young", I hold with Dr. Kl. and Mr. Malmstedt (Studies in Engl. Grammar, p. IX) that must is a past tense, because the conclusion referred to is represented as arrivcd at, not b\' the author at the time of writing as is the case in the quotation from the Christmas Carol above cited, but by those who at the time of the story made the inference from his looks then, which infercnce is reported by the author.

To most of the cases of the past tense must in inde- pendent sentences, cited by Schulze in his "Erwiderung" (Engl. Studien, 19, 174), and reproduced by Mr. Malmstedt on p. VI of his "Studies", is applicable Mr. Bradley's remark that they are not really independent but virtually oblique (see p. 299). Thus in Farrar, Darkness and Dawn 27 (Tauchn.) : "Her thoughts were getting too agitated. She must go step by Step", the second sentence is evidently not the author's independent opinion as to what it was best for her to do under the circum- stances, which w'ould have had to be expressed by "she had to go Step by step"; but it is the oblique expression of what she said to herseif: "I must go step by step". In id. ibid.; "Was this the boy who seemed so meek and helpless.'' This must bc Seen to", the case is exacth' the same : the author does not give his own view of the matter, but reproduces what the person interested ma}" be supposed to have said to himself.

As concerns the quotatinns from \\\ Besant : "The law was piain. It must be carried out to the Ictter", and Black- more's : "This flippant style was foreign to her, and its charms must be foregone", it seems clear to me that in "it must be carried out to the letter", we have not the author's own view, which would have had to be expressed by had to , but the reported view of certain persons at the time of the story; and that with respect to "its charms must be foregone" the

Miist in modern English

301

same reasoning holds good , the autlior's nieaning evidently being that the authoress or writer he is referring to had at the time come to the conclusion that she had better give up the flippant style which was not natural to her. If Blackmore had wished to State the fact that she was actually compelled to give up the st\ie in question , he would have used had io instead of must. This reasoning will probably also account for the use of the imperfect must in the passage from Hall Caine, The Manxman, eh. 17, p. 182: "There was no help for it after all she must go on as she had begun", which Prof. Franz cites at the end of i; 21 of his Shakespeare-Grammatik. And the same consideration accounts for the use of the past tense must in the following quotation from Thackeray, in which the Statement is virtually oblique, though seemingly independ- ent: Adventures of Philip, eh. XIII (p. 234, ed. 1888): "Do you know that for the last week I have been to Beaunash Street and found nobody.? Agnes had the bronchitis, and her mother was attending to her; Blanche came for a minute or two, and v^as as cool as cool as I have seen Lady Iceberg be cool to her. Then they must go away for change of air". It is important to observe, here also, that this does not mean "they had to go away", w'hich would express the speaker's own view, but that the Speaker, Philip in casu, is sarcastically referring to their own pretext for going out of town : We must go away for change of air. And in the following passage from the same book the oblique character of the Statement is Still more evident: ibid. eh. XVIII (p. 296): "It was hard even for Mrs. Baynes to force the figures into such a shape as to make them accord with the General's income; but, driven away by one calculation after another, she returned again and again to the charge , until she overcame the stub- born arithmetical difficulties , and the pounds , Shillings and pence lay prostrate before her. They could save upon this point; they could screw upon that; they must make a sacrifice to educate the children".

After thus eliminating from the question a number of instances quoted from modern literature, which do not really prove that the past tense ffmst can in contemporary English be used in whoUy independent Statements , I go on , against

302

C. Stoffel

Mr. Bradley, to point out the cases in which it does occur in Statements of this kind.

We have seen that must = "was obliged, had to", Indi- cative inood, in principal sentences, was the rule in ME., and my contention is that , thongh somcwhat limited in function. this past tense must survives in Modern English.

On referring to the Auth. Version I find only one indu- bitable example, viz. John 4, 3 4: "He left Judaea, and dc- parted again into Galilee. And he 7nust needs go through Samaria". Prof. Franz, Shakespeare-Grammatik, ij 21, has onc example from Raleigh, History of the World IV 4 i^ 6, 249: "The footmen of Antigonus, being . . . farre inferiour to those whom they must encounter, were at the first brunt presently defeated by the Siluer-shields".

In Shakespeare, too, it is rare: Macbeth IV 3, 212: "And

I must b'e from thence ! [Schlegel: "Und ich war nicht da !"j

In eighteenth and nineteenth centur\- English, instanccs of 7nust as a past indicative in indcpendent sentences or iso- lated Statements seem to be on the increase. Prof. Franz 1. c. quotes from Sir W. Temple, Obs. Netherlands VIII 273 : "This State had a very hard Game to play ; Either the}- must see Flanders wholly lost , and France grown to confine upon them .... Or eise they must join with France to divide Flanders between them". Flügel (1891) cite.s irom Johnson's Lives of the Poets II 327: "The success of his finst play must naturally dispose him, etc."; Reade, Cloister, etc. II 233: "Eh, girl, why must you be out.'", with which compare Macduff's "And I must be from thence !" ; Lady Blessington, M. Herbert

II 236: "I had placed myself in his hands, and mtist abide the consequences" ; Hugh Conwa}/-, Living or Dead (Seaside Libr.) 146: "Those were hard words, but I Jtiust bear them, and crush down the hot retort which rose to m}^ lips". The following passagc from Mark Pattison, Milton, 99: "His translations were not all the duties of the new secretary. Hc must often serve as intcrpreter at audiences of foreign envoys. He must super- intend the semi-official organ, the Mercurius Politicus. He must answer the manifesto of the Presbyterians of England", seems to me to be a quite unmistakeable instance of must = "had to". It is not, I think, on a par with Mr. Bradley's instance of latent oratio obliqua in: "His parents trcat him like a child.

Mitst in modern English

303

Last night he 7/mst go early to bed ; then this morning he miist ask leave to go for a walk; and all through the day he has seemed to be in fear of doing something wrong", where '"had to" would have expressed the writer's view, whereas tnust represents what the parents may be supposed to have said. In Mark Pattison's sentence, I think, most Engiish writers would have preferred "had to".

Parallel with IMacduff's "And I fiuisi be from thence!" ( fate had decided that 1 should not be there) is the foUow- ing passage from Douglas Jerrold's comedy "The Prisoner of War" I 2, where an Engiish naval captain is complaining of being detained as a prisoner by the French authorities in 1803: "Still you had a fight for it you weren't caught as I was , like an old woman in a shower, without an umbrella. Ugh ! I niusi go to Paris!", where the meaning is : Nothing could prevent me from going to Paris , and this is what has come of it ! = ich mussie und sollte nach Paris, und da sitze ich nun !

Very near to this comes tlic past tense in the following passage from the same play, II 3: "Sir, it is the creed of honesty always to hope for goodness. But no, sir ; you ?nust be cunning worldly wise. You piiist crawl to your purpose like a snake, when you might have won it like a man", which means : nothing could prevent you from being cunning, etc. =^ Du musstest und wolltest mit gewalt die sache auf schlaue weise betreiben, und jetzt sehen wir was dabei herauskommt.

As an additional example of this past tense nmsi = "was absolutely compelled to", in an indubitably independent sentence, 1 adduce : Thackeray, Philip, 318: "In later days , when two gentlemen of mature age happened to be in Paris together, what musi Mr. Philip Firmin do but insist on Walking me senti- mentally to the Champs Elysees, and looking at an old house there, a rather shabby old hcnise in a garden".

It is especially in the phrase must needs [of necessity, iieces- sarily , i7ifallibly , etc.) that must has preserved the forcc of a preterite indicative in independent Statements.

In Chaucer's works 7noste nedis (nedc) is either past Indi- cative or past Subjunctive, the present Indicative being ex- pressed by mote nedis (nede)\ e. g. Past Ind. Cant. T. , D, 1070 I [Wyf of Bathes Tale]: "But al for noght , the ende

304

C. Stoffel

is this, that lie Constreyncd was, hc nedes moste hir wedde" ; Hous of Farne 1631 5 : "Alas", thoughte I, "what a\"entures Han these sory creatures! For they, amonges al the pres, Shul thus bc shamed gilteles ! But what! hit 7nosic iiedes bc".

Past Subj. [passiiig into the sense of the present Ind., the notion of conditionahty being lost sight of | : Book of the Duchesse 1072 4: "[Thogh I had] ben as wys as Minerva, I wolde ever, withoute drede, Have loved hir, for I ?noste nedeT' \ Hous of Farne 721 4: "What so comth fro any tonge, Bi hit rouned, red, or songe, Or spoke in seurtee or drede, Certain, hit moste thider nede" \ Cant. T., F 1161 2 [Frankeleyns TaleJ : "Than were my brother warisshed of his wo. Than 7nosti- she nedes (-- she would needs liave to) holden hir biheste".

In Shakespeare the phrase miist needs is of very frequent occurrence, and a carcful scrutiny of well-nigh all the passages in which it is found, has convinced me that in almost ever}^ case in Shakespeare's works must needs is a present Indicative, or at most a doubtful i)ast Subjunctixe, while I have not found a Single instance in which it does duty as a past Indicative.

In the Authorised Version ?7tust needs is present Indicative in the great majority of cascs ; the one case in which it is past Indicative (John 4, 4) has already been cited higher up.

The same State of things as regards tnust needs obtains in contemporary English in the grcat majority^ of cases : it is either present Indicative or past Subjunctive in independent Statements ; but I have also come across unmistakeable instances of nmst needs as a past Indicative in principal sentences. In other words, in contemporary English, must needs occasionally means "was irresistibly or absolutely compellcd to", with the Suggestion on the speaker's or writer's part that the course of action thus decided upon was predestined to end disastrously ; a Suggestion that is.also clearly seen in Macduff's "And I must be from hence!" and in the two passages which on p. 303 I have cited from Douglas Jcrrold's "Prisoner of War".

I subjoin a few instances of must needs = "was, untortu- nately enough, irresistibly driven to", all of them being thus indubitable instances of must as a past Indicative in isolated Statements: Rev. of Reviews, Aug. 15, 1893, 124a: "But instcad of acting upon the onh' sound principle, and leaving the Housc of Commons intact , the Prime Minister vucst needs strengthcn

Miist in itioilern English -.qc

the hands of his adversaries by tacking a new Redistribution Bill of Irish seats , and a rcduction of Irish representation to his scheine for establishing a subordinate Parliament in Ire- land" ; Academy, June 2, 1894, 453c: ^'But the author of Guy Livingstone' must needs [-- musstc und wollte mit gewalt] take a passing phase of 'smart' society they did not call it 'smart' then , but no matter exaggerate it immensely, and write wholly or mainly in the key of that exaggeration" ; Review of Rev.. Oct. 15, 1894, 405 b: "Arrived at Keswick, I must needs recklessly risk my life" ; Bryce , American Commonwealth II 527: "Their strife with the State Governments has not been enough to occupy the pugnacity of the Räilway Companies. They must needs fight with one another ; and their wars have been fierce and long". To which I may add the quotation from Bellamy's Looking Backward 176, cited by Mr. Malmstedt on p. VIII of his "Studios" : "So far as considering the causes of the trouble inherent in their industrial system , your con- temporaries were certainly correct. They were in its very basis , and tnust needs become more and more maleficent as the business fabric grew in size and complexity" ; the one cited by Gebert (Engl. Studien 19, 324) from (jardiner 47 : "A Commander like JMansfeld, who could not pay his soldicrs, tnust , of necessity, plunder wherever he was. As soon as his mcn had eaten up one part of the country, they must go to another, if they were not to die of star\ation"; and one which Prof. Franz, Shakespeare-Grammatik, i^ 21, adduces from Mrs. Ward, ]\Iarcella VIII, p. 84 : "His plaintive wife laughed under her breath tili she must needs sigh because laughter tircd her old bones".

The above discussion will, I think, justify the conclusion that in Modern English in principal sentences containing an independent Statement which is not a latent oratio obliqua, 7nust may be used as a past tense :

as a past conditional Subjunctive in the principal (conditioned) sentence of a conditional complex.

as a past Indicative, mainly in such cases in which it has a very emphatic pregnant meaning = "was, sad to say, irresistibly or absolutely compelled to", a meaning that may find expression either by must getting extra-stress, as, for in- stance, in Gebert's quotation from George Eliot, Middlemarch ;

J. Hoops, Englische Studien. 28. 2. 20

3o6 C. Stoffel'

"Soniething hc viiist read , whcn he was not riding the pon\\ or running or hiinting , or listening to the talk of men" ; an extra-stress , which in print authors often symbolize by the iise of itaHcs ; or this emphatic meaning may be expressed by the Insertion of the word needs, and in this case the extra- stress is in speaking shifted from the; word imist to the word iieeds.

I therefore practically agree with Gebert, v.here, as quoted by Mr. JMahnstedt, p. VII of "Studies in EngUsh Grammar", he holds that "in an actually isolated principal sentencc, not niodified by a conditional clause, the imperf. rnust is in j)rose only used to express . . . a state of things necessarily resulting from existing conditions".

There can further be no doubt, especially aftcr I\Ir. Brad- ley's observations in Engl. Studien 26, 152 that such sentenccs as those which Dr. KHnghardt def ends on p. 3 1 9 of Engl. Studien i (S, "Last night he 7)iust go early to bed" and "he mtist die a month ago", are inadmissible in Modern English, since in them vuist has not the emphatic meaning above referred to. Indeed, in all cases where we have an unemphatic present Indicatixe must in a principal sentence containing a direct Statement , the preteritc of this viust has to be expressed by //(?^/ AMn ?^Iodern English.

In the interesting passage from Dickens's Christmas Carol cited by Mr. Malmstedt (Studies, p. VIII): *"It was a game called Yes and No , where Scrooge's nephew had to think of something, and the rest must find out what", I am inclined to think the author uses 7tmst before "find" merely to avoid the repetition of //a</ /^. He might, however, with perfect propriet\" have used jnust in both cases, since the whole might be con- ceived of as a latent oratio obliqua, reporting the rules of the game.

In the following ([uotation from Blackwood's Edinb. Magazine , in which according to Schulze and Malmstedt the Statement is indubitably an independent one, it is quite pos- sible that the context would show it to l)e a case of latent oratio oblicjua : "No, Salvatore would do nothing. E\en Mar- cantoria was obliged to see that ; and she 7nust see, too, that it was generous of him not to go to Rome to-morrow and take another wife". ßut, since the use of zoas obliged would

Miist in inodei'ii Ensrlish

307

seem to militate iigainst this supposition , perhaps it is safer to assume that the writer has uscd tmisi in order to avoid the repetition of was obliged.

To conclude this part of the inquiry, I hold that in the passage which Vix. Malmstedt cites from Jeaffreson and Boensel, Enghsh Dialogues (Studies, p. VIII): "How will von ever per- suade him (the average Briton) to try and bring back the natural State of things in which men and women must work for their own living, and if thcy chose to bring children into the world, viust support them themselves", must'^) is unidio- matically used for had to ; and that this is also the case in Mr. Malmstedt's quotation from Milman's History of Latin Christianity : "It is singular to see every kingdom in Latin Christendom , every order in the social state , furnishing the great men . . . Italy sent Thomas of Aquino and Bonaventura; Germany, Albert the Great; the British Isles . . . Duns Scotus and William of Ockham ; France alone must content herseif with names somewhat inferior".

But in the sentence which Gebert quotes from Morlcy, Engl. Literature, 125: "He w-as moneyless, dependent on his uncles and ?>tust earn", must is correct, if we suppose the author to have wished to express the uncles' view of what the young man in qucstion had to do under the circumstances. For the writer's own view on the matter, the correct expression would have been "'/lad to earn".

Must as a present tense.

The Old English Ic mot, past tense moste, means : I ) I am allowed ; 2) I am able; 3) I shall perhaps; 4I it expresses the Subjunctive and Optative ; 5 ) it is my duty to ; 6) I cannot but. Of these six senses the first , second , third and fourth are in j\l. E. more frequent than the fifth and sixth, but are quite obsolete in ^lod. Engl., which has preserved senses 5 and 6, and has added to these, various shades of the general notion of necessity, all of them expressed by the original past tense viust, as explained above.

*) Face Dr. Klapperich (Beiblatt Anglia , Juli August, 1898, p. 84), 1 hold that this must is „zweifellos" in the past teiise.

20*

3o8 C. Stoffel

As an archaism the present tense viote is still found in Spenser'sFaerieOiieene. InBk.I. CantoIIIzg: "thatw^/^'ye please well to accept", fnote means "may", and expresses the optative; it also represents the modern may in Bk. I, C. IX 27 : "(He) was both bold and free, But not so happ\' as mote happy bee". In the followäng passage Spenser's knoten seems to mean mig/it, being thus used as a past tense: Bk. III, C. VI 31: "And double gatcs it had which opened wide , By which both in and out men jnotefi pass" ; cf. Bk. IV, C. VII 42: "His owne deare Lord Prince Arthure came that way, Seeking adventures where he mote heare teil".

I ani told that English Freemasons still use the formula "So mote it be!'' for "so be it!", and Byron, in Childe Harold, in evident Imitation of Spenser's diction, has 7?iote to represent must and might\ e. g. Canto I i : "Nor 7noie my shell awake the weary Nine To grace so piain a tale this lowly lay of mine" ; ibid. 8 : "Nor sought he friend to counsel or condole, Whate'cr this grief 7note be, which he could not control".

As we have seen , one of the old senses of mot was to be alloived , a sense which is still found in AI. E. Here is a good instance of mosi -- "was allowed" from Piers the Plow- man, A, XII 38 39 (ed. Skeat) : "Than held I vp m\'n handes to Scripture the w'ise, To be hure man, ^if I most for eucre- more after" ; cf. Rob. of Glouc. (apud Koch), 3433: "The kyng wolde ajen him wende, ac he ne no moste for is conseil".

This sense survives in the modern nmst not = "am (is, are) not allowed , e. g. you must not smoke here. Compare Punch, Oct. 20, 1894, 181 a: "Rabelais may steal a horse, but Lawrence Sterne viust not look o\er a hcdge" ; Punch, 1881 1 (Vol. 801, 239: "Yes , my dears , and I hcar from his friend the Doctor that he's engaged to a girl in the north, and jnustn't play at lawn-tennis" ; Rev. of Reviews, Alay 15, 1895, 401b: "Chief Justice Feiler rriles that incomes dcrived from rents or Profits upon real estate fniist not be taxed by Congress" ; Bryce, American Commonwealth I 364: "I must ?iot \-cnture on any general account of the interpretation of the Constitution".

In the passage last (luoted the notion of "being forbidden" passes into that of i)rohibition by a rule of one's own imposing. This notion of self-imposed abstention from a line of action is frequently met with in cases of / must not in Mod. E. e. g.

Must in modern English 309

George Eliot, Essays 174: "Wc vmst not follow him in bis criticism, however ; nor can we afford to do more than niention hastily his interesting sketch of the mediaeval aristocracy" ; G. A. Sala in Echoes of the Week, 111. Lond. News, March 24, 1883, 283 b: '^I must not impinge on the province of the re- viewers by criticising Mr. Brocklehurst's handsomely illustrated vohimes"; Seeley, Expansion of England, I 51 (Tauchn.) : "'/ must never be tired of quoting that passage of Aristotle's Politics which is so infinitelv important to the student of political -science".

In the foUowing passage I must not means "it is of vital importance to me that I should not": Tennyson, Decket 35 (Tauchn.): "Save me, father, hide me they follow me and / must not be known.

The / must not exemplified in the passages just cited, contains the subjective dement, which as Mr. Bradley (Engl. Studien 26, 151) observes , "is absent from the approximate synon^'ms o{ Imust: 1 am obliged to, I have to, or /'/ is necessary for fne to\ We feel that, just as I must not means "I feel it incumbent on me to abstain from", so / must in Mod. Eng. often means "I feel it incumbent on me to . . ."; e. g. in: "Well, I must teil you that your way of looking at the matter is not at all to my taste". Here "have to", or "am obliged to" could not be used instcad of fnust, without modifying the meaning conveyed.

Nijmegen. C. Stoffel.

MISCELLEN.

ZU DEN ECHECS AMOUREUX.

In meinem buche über dieÄ//t'ri-^w^/^;YZ/jc(\Veimar, iSgSjhabe ich, um für die quellenuntersuchung und die vergleichung mit der englischen Übertragung die nötige grundlage zu gewinnen, eine inhaltliche analyse des noch ungedruckten Werkes mit gelegentlichen textproben gegeben. Leider war es mir unmöglich, als meine im sommer 1898 erfolgte habilitation , deren termin mir erst wenige tage vorher bekannt ge- geben wurde, den sofortigen druck meiner arbeit notwendig machte, eine beabsichtigte letzte kollation meiner textproben mit der in Dresden befindlichen handschrift vorzunehmen. Das resultat einer nachträglich vorgenommenen kollation lasse ich hiermit folgen , da auch die in- zwischen von einzelnen rezensionen versuchten berichtigungen der textproben nicht vollständig sind.^)

Seite ö, zeile g : cointoye statt comtoye ; 6, 22 moustrer st. monstrer ; 9, j desface st. defiface ; 9, 7 cerberus st. cerburus ; 9, 10 bien st. biens ; /o, 24 CEst st. Est ; //, 12 com st. cowe ; /.?, 7 sans riens st. sansriens ; 12, g Qu II st. Que II ; /j, g sentemens st. sentimens ; /j, 24 les st. le[s] ; 14, j Autel que st. Autelque ; cow st. come ; 16, ig desirer st. desircz ; /ö, 26 mauuais st. mauvais ; 2/, 18 oultree- ment st. oultrement ;• 2/, 24 Ce st. Se ; 24., 4 ayde st. garde ; 24., j Rien st. rien ; 24, 12 pou st. peu; jo, 8 amoiewt st. amoient; jo, g damoiselles . . . st. damoiselles ; j^, 7 luv st. lay ; jj, 18 Raiso«nable

') Es liegt mir d;iraii festzustellen, dass dieser nachtrag zu meinem buche fertiggestellt und dein herausgeber dieser Zeitschrift angemeldet war. bevor die rezension in band 27, 3 (s. 437 ff.) erschienen war. Vgl. des herausgebers an- merk'ung auf s. 445 des betreffenden bandes. Einzelne einwürfe dieser rezension werden in meiner demnächst erscheinenden ausgäbe von Reason and Sensiiality ihre erledigung finden.

E. Sieper, Zu den Echccs Amoureicx jll

st. Raisonnable ; JJ, 2j quiconcquez st. quiconquez ; j-O, ö lamoureuse st. lamoureux ; jS, ii ceste st. seste ; jtS", 22 priiere st. pryere ; Jt9, 26 gra«s st. gra«z ; j8, JJ parfist st. parfis . ; JQ, l desclaire st. declaire ; ?9, j büuton st. buton; ^/, 16 Faire st. Fair; ^/, 2 quns st. quuils ; 77, j d/c/ez ^/. d/Vtez ; ^/, J<9 Larcq jr/. Larq ; ^7, 27 Alnsy ^/. Ainsy ; 77, ?/ pecieux st. precieux ; 48, J und 4Q., 21 eschecz st. eschez ; 7(V, // e«seigne st. ciiseigne; 48., 2-," in^;/^lt st. des 2. moult ; -/9, 1 point st. poent; j(9, / ly st. li ; jo, 7J Cestoit st. Certoit ; jo, 79 mireoir st. mireor ; J/, 9 lautre st. laultrc ; J/, 18 Garnie st. E[n]arine ; f/, 22 affiert ^/. offiert; 5/, r6 bzVn ^/. b/V// ; J4, 3 hinter continuer auslassungspunkte zu setzen ; J^, // ET st. Et ; .i f, 7 q/-«i m<;//lt j-/. q//e mo//!lt; JJ, samours /t////.?;- deliz zu crganzen\ ^fj, 26) lez st. les; JJ, 2J lespece st. lespiece; jö, j nie«t st. nee«t; jö, 27 Greffez st. Creffez ; ßö.^ 2g neccessaire st. necessaire ; J7, 3 v. u. Soiiez st. Soyez ; jcS", 27 compte st. comte ; 59, ö Q/zant jt/. Qu^/^t ; coment st. comment ; j9, 10 dessoubz st. dessoulz ; J9, 28 croire st. croir ; 39-, 31 estri? ^/. estr^ ; öo, 7 pappellardie st. pappelardie ; öo, 18 et st. eX. ; 67, 12 sesforce st. sefforce ; Ö4, 14 liii st. Inj ; 64, 21 BRietment st. Briefment; 65, 9 Q//<7nt 5/. Qiunit ; 66, (V couuicnt ^/. conuient; 66, /o diligens ^/. deligens; 67, 2(? appareille ^/. apparaile ; 68, 30 couuent st. conuent ; 7/, 2t grant st. gmiit ; 7/, 27 Concquez st. Coiiquez; 7/, 29 ainsy st. aussy; 72, /? muez st. mez ; 75", 2 und j pereceux st. per^ceux ; 75, 12 pourueoir st. pourueoiz ; 76, 32 Vlixez st. Vlixcs ; anchiienncinent st. anchyenncment ; JJ., J Coiicquist st. Conquist ; yj., 2 toutesfois st. toutefois ; oju st. qui\ j"/., 4 prouesce st. prouesse; jg, 22 Aussi st. Aussy; "/g, 23 subgict st. subget ; <b'o, 26 scrroit st. serrait; mesfaire st. meffaire; 6'/, (? Esperis st. esperis;

81, ig desfait st. diffait ; 6'/, 20 Dez st. Des ; 81, 21 mai;/te st. mainte ;

82, 21 accoi^tancc st. acoiz/tance ; 82., 2g lui st. luy ; A'y, ö continucl- ment st. continuelme«t ; 84., 2g und (S'j, 2 v. u. couuent st. conuent; 86, I fehlt Li />« anfang ; 86, 3 Ne st. Nu ; 87, 4 v. u. deismez st. vcismez ; in der amnei-kung ^wyrj'y Avvoulgle ^/. avoulgle stehen\ 88, 3 auenir st. avenir ; 88, 10 Regardons st. regardons ; 88, 12 de quel st. dequel; 88, 22 fole st. fo][e] ; 88, 23 friuole st. frivole; 132, 16 Icntailla st. lenteilla; 133, 3 v. u. hinter aussy ist (tu) zu ergänzefi; 147, 17 ve[o]ir st. veir ; Jj8, 9 telz st. tcls ; 160^ 2 und ig propre- ment st. p/v^prement ; 160, 4 mas st. ma ; 161, 6 7>. u. Je st. je; J6i, 2 V. u. forgie[r] st. forgier; ig7, ig escripture st. escr/'pture ; ig7, 21 parfaite st. parfoite ; 797, 24 sauoir st. savoir ; 797, 27 sesm^"/-- ueille st. sesmerueille ; 797, 28 nous st. uous ; 797, 29 und ig8, 2,

5 12 Miscellen

4, 6, II u. jj Je st. je ; jgS, 2 ensuiure st. ensuivre ; igS, j httre St. 1^/tre; ig8, ij vn st. un; 201, 4 Dcdalus st. dedalus; 201, 5 soubtil- ment st. subtilment ; 21/ , 7 corrowpables st. corrowpable ; 21S, j Qvant st. Quant ; im abschnitt über die macht der Venus heisst es z. 2: Scet st. Set; in z. 7: amiable st. aimiable; 227, ö mesfaire st. mcffaire; 2JO, 8 V. 7C. und 2J2, 2 V. u. cointoye st. comtoye ; 2J2, 12 v. ». descend st. descent; 2J4, 16 mignos st. mignonnes; genteles st. gentelles; 2j6, I nays st. neys; 2jö, J asses st. assez; 2j6, 4 v. u. ooye st. voye ; 246, 16 daut/-^ st. dautre ; in der 2. z. dieses stiickes heisst es ge^tilz St. g^;/tilz, in der y. z. sacoi^^tance st. saco/;/tance , in der g. z. Aueuc st. Auveuc , in der 12. z. co//traires st. c^wtraires und endlich in der IJ. z. lez st. les.

Krebsoege (Rheinland), Sept. 1900. Ernst Sieper.

ZU MACBETH I 7, 25 28.

I liave no spur

To prick the sides of my inteiit, hut oii]y

Vaulting ambition, which o'erlenps itseif,

And falls on th'other. Alle bisherigen auffassungen dieser stelle, sei es mit oder ohne vornähme von textänderungen , haben unbefriedigt gelassen. Ich hoffe endlich den Schlüssel zu diesen für das Verständnis des Charak- ters Macbeth's so wichtigen versen gefunden zu haben. Ich verändre th'other in th' author und übersetze:

_ Mir mangelt mut, den ich

Als sporn dem willen in die flanken setzte.

So niuss mein ehrgeiz, der zu hoch emporspringt,

Sich überschlagend, auf mich fallen. Die erklärungen und Übersetzungen dieser stelle hal)en vor allem deswegen nicht befriedigen können , weil die logische Ver- bindung mit dem vorhergehenden unzulänglich ist. Nach Bodenstedt z. b. heisst es:

Ich habe keinen sporn für meinen versalz

Als ehrgeiz, der, sich überstürzend, jenseit

Des Zieles niedeif.allt. Wenn der gedankengang des monologs bis zu dieser stelle i>t : »Ich würde den mord ohne bedenken begehen, wenn nur nicht die folgen wären schon hier auf erden , während ich die des jenseits nicht fürchte. Dieselben müssen aber, bei der waltenden gerechtig- keit einerseits, den erschwerenden umständen der that andrerseits,

Vordieck. Zu Macbeth I 7, 25 28. 313

sehr schlimm sein, denn dieser Duncan ist mein könig etc. . . .«, so sieht man nicht ein , warum ein ehrgeiz , von dem jemand von vornherein weiss , dass er nicht oder vergebens zum ziele gelangt, noch überhaupt als ein sporn des wollcns zur that bezeichnet wird. Die Verschiedenheit meiner auffassung bezieht sich auf drei punkte. I. Ich löse ambition aus seinem verhängnisvollen Zusammenhang mit spur, indem ich but only mit »sondern nur« übersetze und nicht mit »ausser«, wobei ohnehin das only überflüssig wäre.') 2. Das wort spur wird als »mut« aufgefasst, so dass logisch und bildlich, wie gram- matisch, zwei selbständige ganze entstehen. 3, Für other tritt auihor ein, um in Verbindung mit i. und 2. die logische beziehung zum ganzen herzustellen.

Die annähme , dass ambition der sporn von intent sei, ist aus dem bestreben zu erklären, die stelle in Übereinstimmung zu bringen mit dem , was vorhergeht. Man hat die als richtig angenommene lesart jener durch den inhalt des monologs aufhellen wollen und dabei gleichzeitig aus ihr auf diesen einen rückschluss gemacht. So ist man stillschweigend oder ausdrücklich dazu gekommen anzunehmen, dass Macbeth bei den folgen des mordes gleichzeitig an die möglich- keit der nichterreichung seines zielcs, der königskrone, (vgl. Laehr, Die Darstellung krankhafter geisteszustände in Shakespeares dranien s. 108) oder an die durch seine eventuelle eigene ermordung sich ergebende nutzlosigkeit der crreichung dieses zieles (vgl, Delius) denkt, d. h. dass Macbeth im hin blick auf diese möglichkeit des misserfolges oder nutzlosen gelingens bezüglich der königskrone die folgen des mordes ins äuge fasst. Von einer solchen be fürchtung neben der furcht ist aber in dem monologe nirgends die rede. Es ist eben nur eine annähme. Wenn also be- stimmte gründe dagegen sprechen , so müssen diese auf unbedingte geltung anspruch haben. Das wort success (v. 4) kann nicht etwa als beweis für die annähme dienen. Der dort ausgesprochene ge- danke ist nur eine variierung des vorhergehenden und des folgenden. Was Macbeth unter den folgen des mordes versteht, das mögen wir aus akt III 3 entnehmen, wo es heisst: »Duncan is in his grave

nor Steel, nor poison, Malice domestic, foreign levy, nothing

Can touch him further«. Auch die eventuelle notwendigkeit, weitere blutschuld auf sich zu laden , muss als ein bestandteil seines allge- mein ausgesprochenen gedankens hinzukommen : »The Prince of

*; Die Übersetzung von W. Jordan hat richtig „nur".

314

Miscellen

Ciimberland ! that is a step , On which I must fall down , or eise o'erleap, For in my way it lies«, (l 5). Die seele Macbcth's ist ausschliesslich erfüllt von dem gefühl der furcht vor den unmittel- baren folgen des königsmordes , die in diesem besonderen falle be- sonders schwer sein werden wegen der erschwerenden umstände, die ihn begleiten. Es ist das gefühl, in dem sich nach Wetz [S/iakc- speare vom Standpunkte der "vergleichenden litter aturgeschichte, kap. 4), der konflikt der beiden Shakespeare's zeigt. Dass Macbeth dieses gefühl der furcht besitzt, nicht als befürchtung oder neben derselben, beweist sein verhalten gegen seine frau. Als diese erscheint, tritt zu jener furcht nämlich noch eine zweite hinzu, die, seiner frau die letztere zu zeigen. Er befindet sich dabei in einer ähnlichen Stim- mung wie Cäsar, als Decimus ihn zu bestimmen vermag, unter auf- gäbe seines ersten entschlusses doch in den Senat zu kommen, weil er den schein der furcht zu erwecken fürchtet (vgl. Wetz s. 190). Macbeth fürchtet sich, sein wirkliches gefühl der furcht seinem weibe einzugestehen. Kein wort sagt er in der ganzen scene von dieser seiner furcht. So verschweigt er ihr auch sorgfältig seine furcht, als sie ihm , akt I 5 , überschwänglich und aufdringlich entgegen- kommt. Er weicht ihr aus mit dem scheinbar ruhigen : we'll speak further, während er doch sich selbst eingestanden hat: »Present fears are less than horrible imaginings«. Wenn Macbeth hingegen neben der furcht vor den folgen des mordes die befürchtung hätte, die königskrone gerade durch den mord aufs spiel zu setzen, so läge es doch nahe , dass er sie gegenüber seiner frau äusserte , weil er dadurch gerade seine furcht verdecken könnte und er sich von seinem Standpunkt aus nichts vergäbe. Es läge um so näher , als es eine passende antwort wäre auf ihre worte: »Wouldst thou have that Which thou esteem'st the ornament of life. And live a coward in thine own esteem?« Statt dessen antwortet er, der selbst die an- regung zum morde gegeben: »I dare de all that may become a man ; Who dares do more is none« und erweckt dadurch den schein als habe er ein moralisches bedenken , gerade wie vorher durch das : »He hath honoured me of latc« den schein des mitleids.

Wenn Lady Macbeth nun trotz seinem versteckenspielen ihn der feigheit anklagt, so liegt darin keineswegs, dass sie den wahren beweggrund , der Macbeth zu seinem entschluss geführt , entdeckt hätte. Sie glaubt ihm vielmehr, so müssen wir aus ihrer über ihn gegebenen Charakteristik (I 5) unbedingt annehmen. Aus ähnlichen äusserungen ihres mannes mag sie ihr urteil über ihn sich gebildet

Vordieck, Zu Macbeth I 7, 25 28 ßir

haben. Aber aus den worten an derselben stelle: »Hie thec hither, That I may pour my spirits in thine ear« etc., aus ihrer furchtbaren entschlossenheit, wie sie sich in derselben scene zeigt: The raven etc. und der art des empfanges ihres mannes daselbst erklärt sich zur genüge, dass sie hier, wo ihr eben noch der Vollendung naher wünsch jäh zunichte zu werden droht , mit voller berechnung die stärksten mittel anwendet , um ihren mann wieder in ihren bann zu ziehen. Macbeth verhehlt ihr also seine furcht und beweist uns damit indirekt, dass er sie besitzt, wie andrerseits die nichterwähnung jener be fürchtung darauf schliessen lässt, dass er sie nicht hegt oder wenigstens an dieser stelle kein bewusstsein davon hat. Wenn Macbeth schliesslich sagt: »If we should fail?« so meint Laehr (1. c. 109): »Hiermit spricht Macbeth den wirklichen grund aus, die that zu unterlassen, dies zeigt der vorhergehende monolog«. Macbeth kann aber nach dem oben ausgeführten dabei weder an ein misslingen denken in hinsieht auf die befürchtung, die kröne nicht zu erlangen, noch in hinsieht auf die unmittelbaren folgen des mordes; denn durch letzteres würde er sein,e furcht verraten. Er sagt es nur in hinsieht auf die Veranstaltungen zum morde und, schon ge- wonnen, um noch einen einwand gegenüber dem ungestümen drängen seiner frau zu machen wie der, welcher nicht scheinen möchte, all- zu leicht von einer seite auf die entgegengesetzte überzutreten. Seine frau gibt ihm in der that selbst die anregung zu diesem einwand, denn sie sagt vorher: »Nor time nor place Did then adhere , and yet you would make both : They 've madc themselves , and that their fitness now Does unmake you«. Ihre auseinandersetzung, wie der mord sicher gelingen kann , eröffnet ihm dann einen weg, den mord so zu vollziehen, dass die schuld auf andre fallen muss. Dass dies möglich , daran hatte er , der trotz seiner früheren , in Selbst- überschätzung gegebenen, Versicherung, zeit und ort zu finden, un- fähig war , einen plan auszusinnen (I 5 Lady Macbeth : »you shall put This night's great business into my dispatch«), nicht im ent- ferntesten gedacht. So trifft ihn die eröffnung völlig unvorbereitet, und mit blitzartiger Schnelligkeit drängt sie das gefühl der furcht vor den folgen des mordes zurück , gleichzeitig ihn von dem druck be- freiend, den die scheu, seiner frau diese furcht zu verraten, auf ihn ausübt. Das ohnehin viel stärkere ehrgeizige streben bekommt so wieder volle gewalt über ihn.

Da Macbeth die angenommene befürchtung bezüglich der königs- krone nicht hegt, so hat es keinen sinn die in frage stehende stelle

3i6

Miscellen

ZU dcLitPii : Ich habe keinen sporn zur that als ehrgeiz , der mich doch nicht zum ziele kommen lässt oder der das ziel, die kröne, vergeblich mich erreichen lässt. Dagegen entspricht es den worten des monologs, zu übersetzen: Ich habe gar keinen sporn, um mein wollen zu stacheln. Denn wenn jemand eine that nicht zu voll- ziehen wagt aus furcht vor ihren folgen, so fehlt ihm eben das eine für diese that, was alles ausmacht. Der ehrgeiz hindert zwar nicht die that, ja er hat den gedanken daran sogar wachgerufen; zu der Umsetzung dieses gedankens in die tliat vermag er aber nichts bei- zutragen, er ist hierzu kein sporn. Folgt denn auf das ehrgeizige streben immer die zur erreichung seines zieles notwendige handlung? Wie viele ehrgeizige gibt es, die, diese handlung scheuend, ihren ehrgeiz in sich verbergen , entweder weil sie sich vor den folgen der that fürchten oder weil ihr sittliches gefühl angesichts der zu begehenden handlung das übergewicht behält. Bei Macbeth liegt der erstere fall vor; denn bedenken sittlicher art halten ihn nicht ab, und die folgen fürchtet er nur, weil sie ihn persönlich treffen würden. (Auch nach dem morde spricht er nicht von reue, sondern nur von seinem Unbehagen.) Solche furcht vor den folgen der that ist aber nichts anderes als der mangel an mut sie zu begehen. Ich habe keinen mut zu diesem königsmorde will Macbeth also sagen. Damit steht keineswegs im Widerspruch, da^s er ein tapferer mann ist. Seiner gewaltigen körperlichen Überlegenheit sicher, kann er in der Schlacht mehr wagen als jeder andere und, dann setzt ihn der gewonnene rühm in den ungestörten besitz grösserer ehre. Hier dagegen handelt es sich um eine that, die, wie er ahnungsvoll vor- aussieht, eine strafe nach sich ziehen muss, derart dass er seines lebens (nicht der königlichen würde) niclit mehr froh werden wird. Durch einsetzung von tK mtthor für th' other ist die bedeutung des zweiten teils der stelle: Ich habe nur zu hoch springenden ehr- geiz, der, sich überstürzend, auf den Urheber fällt, d. h. ihn zu er- drücken droht, wenn er ihm weiter nachgibt, ohne gleichzeitig den mut zum morde zu finden. Macbeth ist sich demnach der Unver- einbarkeit seines strebens nach der gewaltsamen erwerbung der königs- krone mit seinem mangel an mut zu der dazu notwendigen that klar bewusst geworden. Bei dem intent denkt er nur an den mord, bei ambition an die königskrone, wie ja der ehrgeiz auch nicht den mord zum ziel hat , sondern die königskrone , während das wollen auf den mord gerichtet ist. Dem zu hoch springenden ehrgeiz schreibt er die schuld an der quälenden furcht ■m.( falls an ih'aiii/ior).

Vordieck, Zu Macheth I 7, 'ifi 28

.17

Er kann also nur ruhe gewinnen , wenn er die Ursache seiner quäl beseitigt, d. h. auf die kröne vorläufig verzichtet; und er kommtauf seinen früheren gedanken zurück: »If chance will have me king, why, chance may crown mc« (I 3). Diesen schluss spricht er zwar nicht aus, aber die bestimmtheit , mit der er zu seiner frau sagt: »VVe will proceed no furthcr in this business« etc., beweist, dass er ihn gezogen hat.

Zu den inneren gründen, die für die richtigkeit dieser erklärung sprechen, kommt noch die auffallende ähnlichkeit des ausdrucks, bei gleichem gedanken , mit den worten des monologs : »that we but teach Bloody instruction>, which, being taught, return To plague th' inventor«. Wie dort die blutigen lehren sich gegen den er- finder derselben kehren, so fällt hier der ehrgeiz auf seinen Urheber. Inventor und author ! Was dort in allgemeiner beziehung gesagt wurde , wird hier auf den besonderen fall angewendet. Die lesart lag wohl gerade an dieser dem Verständnis nicht ohne weiteres sich darbietenden stelle nahe genug , da der Schreiber oder drucker des textes sehr leicht den schriftzügen wie auch dem laute nach other und author verwechseln konnte.

Der bildliche ausdruck wird nach der vorgi^schlagcncn lesart ebenfalls klar. Wir haben es hier mit zwei selbständigen bildern zu thun. In dem ersten ist intent , in dem zweiten ambition das ross , Macbeth in beiden der reiter. Das erste ist ohne weiteres verständlich. In dem zweiten setzt der springende (vaulting) ehrgeiz über die neu erworbene würde des thane of Cawdor und die »golden opinions Which would be worn in their newest gloss«, hinweg, um auf die königskrone loszuspringen. Kr überschlägt sich aber dabei und fällt auf den Urheber des chrgeizes , den reiter. Dass beide bilder demselben vorstellungskreise entnommen sind, kann nicht auffallen. Das ist bei Shakespeare wohl nicht ungewöhnlich ; und gerade dieser monolog gibt eine vortreffliche illustration zu dieser eigcntümlichkeit. Denn unmittelbar vor der besprochenen stelle finden sich noch zwei bilder , die ebenfalls aus demselben kreise entnommen sind. Das mitleid als nackter neugeborner knabe reitet auf dem Sturmwind , und die engel des himmels auf den luftigen unsichtbaren rossen. Darin kann man wohl eine absichtlichkeit des dichters sehen , die gegen die verquickung unsrer beiden bilder zu einem spricht, wie sie nach der üblichen auffassung notwendig ist, und wobei der phantasie Ungeheuerlichkeiten zugemutet werden.

3i8

Miscellen

Die verschiedenen ansichten findet man zusammengestellt in dem neuesten versuch, die stelle zu erklären, bei Eidam: Betnerkimgen zu einigen stellen Shakespeare' scher dravien sowie zur Schlegel' sehen Übersetzung. Nürnberg, Programm 1898. Eidam sagt: »Es ist kein zweifei, dass Shakespeare bei diesem kühnen kraftvollen bilde intent als das ross, ambition aber und damit den ganz von ehrgeiz erfüllten Macbeth selbst als den auf dem rosse intent sitzenden reiter. Das ziel nun, das dieser reiter erreichen will, ist die königskrone, und auf dem wcge dahin türmt sich eine grosse Schwierigkeit auf, die person Duncans und das noch nicht ganz erloschene gefühl Macbeth's für pflicht und unterthanentreue. Macbeth auf dem rosse , das er kräftig anspornt , setzt nun über jenes hindernis hinweg. Doch ist dieser sprung zu hoch und zu gefährlich , so dass ross und reiter zwar das ziel erreichen , aber dann zu boden stürzen. Die wortc falls on tK other verstehe ich also nicht im sinne: »er fällt jenseits des Zieles, sondern auf der andern seite des hindernisses«. Das ganze bild soll von einem rennen mit hindernissen genommen sein. Was den letzten punkt betrifft, so ist dafür im text keinerlei anhalts- punkt gegeben , sondern würde erst zu folgern sein , wenn die er- klärung Eidames richtig wäre. Was das übrige angeht, so liegt der- selbe grundirrtum vor wie bei den früheren erklärungen , der dann auch zu ähnlichen gewaltsamkeiten führt ; während die Übersetzer leichtes spiel haben, indem sie die erk ärung dem lescr überlassen können. Nachdem ambition vom sporn zum reiter des intent ge- worden, muss Macbeth für ambition gesetzt, ein hindernis, von dem nichts im texte steht, errichtet und genommen werden, wobei sich die weitere Umwandlung des ambition-Macbeth in »ross und reiter« vollzieht, die dann auf der ebenfalls nirgends genannten seite des hindernisses niederfallen. Vorausgesetzt die richtigkeit dieser oder der andern erklärungen, müsste man bei Shakespeare hier doch wolil von einer »confusion of metaphors« sprechen.

Aus der hier gegebenen erklärung, im verein mit andern er- wägungen, ergibt sich noch, dass Macbeth nicht, wie das bei einer notwendigen ergänzung von side hinter th'other angenommen werden musste, bei dem erscheinen seiner frau zusammenfährt und abbricht. Das abbrechen seiner rede könnte seinen grund haben in einem aufschrecken aus seinen gedanken infolge des blossen kommens jemandes oder, wie allgemein angenommen wird, in dem unerwarteten erscheinen seines weibes , dem gegenüber er wieder wankend zu werden fürchtete. Gegen das erstere s[)richt schon die wähl des

K. S|)renger, Rosici-ucian ßin

ortes, ein schlosshof, über den, nach der bühnenanweisung, vor be- ginn des monologs die diener mit den speisen gehen, so dass Macbeth also weiss, dass er jeden augenblick gestört werden kann. Ausser- dem spricht hiergegen , sowie gegen die angenommene besorgnis, der umstand , dass er gerade eben mit sich einig geworden , den mord nicht zu vollziehen , imd durch die vermeintliche Festigkeit seines entschlusses eine ruhigere Stimmung erlangt hat. Was den zweiten punkt betrifft , so musste Macbeth bestimmt erwarten , dass seine frau, durch seine auffallende abwesenheit beunruhigt, ihn suchen würde.- Wahrscheinlich beal)sichtigte er sogar, als er von der tafel sich entfernte, dies herl)eizuführen , um ihr seinen entschluss mitzu- teilen , den er sehr wohl schon bei der tafel gefasst haben kann. Seine frage: »How now ! what news?« beweist nicht das gcgenteil jener absieht. Es ist eine Verlegenheitsfrage gleich dem folgenden : Hath he ask'd for meV wie die scharfe antwort seiner frau: »Know you not he has?« zeigt. Sie kennt ihren mann zu gut, um nicht hinter seiner entfernung von tische wieder eine wallung der von ihr sogenannten »milk of the human kindness« zu entdecken. Wie sehr er auch nun entschlossen ist, ihr seinen vorsatz mitzuteilen, so über- kommt ihn doch wieder die eigentümliche befangenheit , die wir schon einmal (I 5) in gegenwart seiner frau ihn befallen sahen. Als er an jener spitzigen gegenfrage erkennt, dass sie schon sein schwanken durchschaut hat , da erspart er sich weitere Verlegenheitsworte , die er, wie der welcher nicht ohne weiteres mit einer unangenehmen nachricht heraus möchte, zu machen gedachte, und er sagt nun ohne jeden Übergang die nackte halbwahrheit.

Neisse. Vordieck.

ROSICRUCIAN.

Zur erklärung dieses wortes finden wir in Webster's Dictionary folgendes: '■'■Rosicrucian \\dX. ros^ dew, and ^;-«;c, cross; dew, the most powcrful dissolvent of gold , according to these philosophers, and cross, the emblem of light.] One of a sect of hermectical philosophers which came into being in Germany about the close of the seventeenth Century". Diese falsche erklärung scheint in England verbreitet und ist auch in deutsche Schulausgaben, z. b. in

220 i\Iiscellen

Karl Feyerabcnd's History of English Literatiire (Velhagen's English Authors 72. lief. anm. zu s. 94, 2) übergegangen.

Webster bemerkt in einer fussnote : "The sect was often known as the Brothers of the Rosy Cross^ it being supposed that the term Kosicrucian was dirived from crux ^ cross , and rosa ^ rose'". Dass diese verworfene erklärung die allein richtige ist, ergibt sich aus folgenden thatsachcn, die aus jedem grösseren deutschen konversations- lexikon zu entnehmen sind. Der eigentliche begriinder der Rosen- kreuzer, Joh. Valentin Andrea (j zu Stuttgart 1654) nannte sich in seinen anonymen flugschriften einen ritter vom rosenkreuz, weil er ein Andreaskreuz mit vier rosen (den Symbolen der geheim- haltung) in seinem petschaft führte, woraus das wappen der späteren Rosenkreuzer (Andreaskreuz mit der Umschrift Crux Christi Corona Christia?iorum) hervorgegangen ist. In seiner schrift Chymische Hoch- zeit Christian Rosenkrentz (16 16) hatte er mit anspielung auf jenen selbstgewählten namen erzählt , ein deutscher edelmann , ' Christian Rosenkreutz, habe 1378 das morgenland besucht und von den indi- schen weisen die geheimnisse des philosophischen Steins und lebens- elexirs erlernt, worüber im jähre 1604 schriftliche aufzeichnungen in seinem grabe gefunden seien. An dieses märchen knüpften die späteren Rosenkreuzer an. Die erklärung von rosy cross {rosicrux) = rose-cross, die sich auch in Muret's Wörterbuch findet, ist dem- nach die einzig richtige.

Northeim, 15. März 1900. R. .Sprenger.

ZUR BEURTEILUNG DER SOGENANNTEN SCHLEGEL-TIECK'SCHEN SHAKESPEARE- ÜBERSETZUNG.

I.

Der wert dieser vielgerühmten Übersetzung wird den meisten benutzern durch die namen, die sie an der stirn trägt , und ein paar oft gehörte lobesphrasen verbürgt , die um so eifriger wiederholt werden, je sinnloser sie sind. Ist ja doch schon behauptet worden , unsere Übersetzung biete luis Deutschen einen besseren Skakespeare als das original den Engländern, denn Shakespeare spreche durch Schlegel zu uns in der uns geläufigen spräche, während er zu dem heutigen Engländer in einer altertümlichen und schwerverständlichen spräche rede! Allein der glänz, der von dem namen Tieck's auf unsere Übersetzung fällt, ist erborgt, denn dieser hat be- kanntlich Shakespeare nicht selber übersetzt, sondern nur mit seinem namen die arbeit zweier schüler gedeckt. Wir haben also hier das werk dreier Übersetzer vor uns, Schlegel's und seiner dreissig jähre nach ihm kommenden fortsetzer, deren anteile ihrer art und ihrem werte nach sehr verschieden sind. Will man sich ein unbefangenes urteil über das geleistete bilden, so wird man aber nicht nur die entstehungsgeschichte des Werkes, sondern auch das Zustandekommen seines hohen ansehens immer im äuge behalten müssen.

Die Übersetzungsversuche Schlegel's reichen noch in das achtzehnte Jahrhundert zurück. Zwischen 1796 und 1801 waren sechzehn stücke Shakespeares von ihm verdeutscht worden, denen 18 10 als siebzehntes Richard III. nachfolgte. Zur fort- setzung der arbeit, die er unter andern Verhältnissen und in

J. Hoops, Englische Studien. 28. 3. 21

322

W. Wetz

einer andern Stimmung begonnen hatte, konnte er sich nicht mehr entschliessen, daher unternahm es Tieck, dem der ruf des grössten lebenden Shakespearekenners vorausging, das grosse werk zu ende zu führen. Man weiss, wie er in pomp- haften Worten der weit seinen entschluss ankündigte, aber nicht die kraft, ihn auszuführen, besass und bloss durch das eintreten jüngerer freunde« in der läge war, nach geraumer zeit sein versprechen einzulösen. Von den noch fehlenden stücken hat Wolf graf Baudissin dreizehn, Dorothea Tieck, des dichters tochter, sechs übersetzt. Das nachwort der Tieck'schen gesamtausgabe, das dies Verhältnis anerkennt, aber zugleich verschleiert, erweckt den anschein, als habe Tieck in gemein- samer arbeit mit seinen beiden gehülfen erst den endgiltigen Wortlaut festgestellt, weshalb weder diese noch er selber heraus- zufinden vermöchten, »was und wie viel ihm an der Über- setzung gehöre und zugeschrieben werden könne.« Über die natur des zusammenarbeitens von Tieck und seiner tochter wissen wir wenig, wohl aber können wir auf grund der noch erhaltenen handschriften Baudissin's seinen anteil an den von ihm übertragenen stücken und den seines berühmten mit- arbeiters genau feststellen, der die ehre und den gewinn allein erntete. Aus ihnen geht hervor, dass Baudissin seine Über- setzung allein hergestellt hat, und dass Tieck sich bloss die fertige arbeit vorlesen Hess und hierbei .die Veränderung dieser und jener einzelheit veranlasste. Manche kleine Ver- besserung wird so zu stände gekommen sein, häufig hat je- doch auch Tieck dem bescheidenen manne, der sich gegen besseres wissen fügen musste, eine seiner überkünstlichen auslegungen aufgedrängt, durch die er dem sinne des dichters gegen die dürre prosa der englischen kommentatoren zu seinem rechte zu verhelfen vermeinte. »Baudissin musste bisher«, sagt Michael Berftays, der dafür manche belege beibringt, »die schuld einzelner missgriffe tragen, von denen wir ihn jetzt, nach dem Zeugnisse der handschriften, völlig entlasten können«. (Preuss. jahrb. bd. 68 s. 551). Von diesen in ihrem umfang und in ihrer bedeutung überschätzten kleinen än- derungen abgesehen, gehörten Tieck an seiner ausgäbe nur die anmerkungen, die man in den späteren abdrücken mit recht weggelassen hat.

Zur beurteilung d. sog. Schlegel-Tieck'sclien Shakespenre-ühersefziing - 1.2 X

Es wäre wohl endlich einmal an der zeit , die soge- nannten Tieck'schen Shakespeare-Übersetzungen deren wirk- lichen Verfassern beizulegen und ihre Vorzüge und schwächen diesen anzurechnen. Wenn graf Baudissin grossmütig das honorar für seine arbeit den töchtern Tieck's zuwandte und sich für seine mühe und anstrengung durch ein paar gönnerhafte worte Tieck's reichlich entschädigt glaubte, so sollte dies doch uns nicht abhalten , ein sechzigjähriges un- recht wieder gut zu machen und endlich dem wackeren Bau- dissin zu einem platz neben Schlegel auf dem titel unserer verbreitesten Shakespeareübersetzung zu verhelfen. Denn es kann doch kaum anders als eine Unredlichkeit gegen das publi- kum bezeichnet werden, wenn zahlreiche spätere ausgaben, die ohne das aufklärende nachwort von Tieck erschienen, Skakespeare's dramatische werke »übersetzt von Schlegel und Tieck: zu bieten versprachen. Man begreift, wie ein Verleger sich scheute, den namen Tieck's durch zwei weniger klangvolle zu ersetzen, was -auch keine geringe kränkung für die Selbstgefälligkeit des greisen dichters bedeutet haben würde : weniger ist es jedoch zu billigen, wenn die deutsche Shake- spearegesellschaft, die den Sachverhalt sehr wohl kannte, sich nicht entschliessen konnte, in ihren beiden ausgaben der Wahr- heit die ehre zu geben, und spätere herausgeber und verlegcr dies beispiel nachahmten. Allerdings lassen sich auch für dieses verhalten gründe, wenn auch nicht sehr rühmliche, anführen. Hätte die deutsche Shakespearegesellschaft, als sie 1867 einen revidierten deutschen Shakespeare veranstaltete, den namen des damals noch lebenden Baudissin genannt, so wäre sie auch verpflichtet gewesen, erst seine einwilligung einzuholen, ehe sie mit seiner arbeit wie mit herrenlosem eigentum schaltete. Die rechnung auf die vornehme sinncsart des mannes hatte nicht getäuscht. Baudissin ertrug stillschweigend die neue un- bill wie die früheren, ja Hess es ruhig geschehen, als man nur unwesentlich und nicht immer glücklich abgeänderte Über- tragungen von ihm als die arbeit anderer Übersetzer erscheinen Hess. Nur die nachrufe seiner freunde verrieten, dass er das unrecht doch schmerzlich empfunden hatte. Für die Verleger spielte mit, dass Tieck 1853 und Baudissin 1878 starb, eine Tieck'sche Übersetzung sonach um ein vierteljahrhundert früher für den nachdruck frei wurde. Dazu kam, dass die vertraute

21*

324

W. Wetz

bezcichnung: übersetzt von Schlegel und Tieck , welche die beiden auch sonst meist verbundenen häupter der romantischen schule so schön vereinigte, nicht nur wirksamer klang, sondern auch handlicher war. So traf vieles zusammen, um die Aktion, dass wir hier ein werk der beiden romantiker vor uns haben, immer wieder zu stützen, und wir dürfen von glück sagen, wenn wir ihr verschwinden erleben.

Zwar, als beim tode Baudissin's alle namhaften blätter den wahren Sachverhalt darlegten, konnte es vorübergehend scheinen, als ob man nun auch bald die konsequenzen für die benennung einer Übersetzung, die ihm so viel verdankt, daraus ziehen würde. Allein es fehlte an dem entscheidenden vor- gehen, wie man es vielleicht von der deutschen Shakespeare- gesellschaft hätte erwarten können, und jetzt, wo ausser Bau- dissin auch seine freunde meist verstumnit sind, ist kaum mehr zu hoffen, dass ein in gleicher weise sinnloses wie un- redliches herkommen noch gebrochen werden könnte. Aller- dings meint Er an dl, der bearbeiter einer neuen ausgäbe unserer Übersetzung für das Bibliographische Institut, Tieck's energie, mit der er die Vollendung von Schlegels werk veran- lasste, verdiene dankbarkeit genug, um uns bei der herge- brachten bezeichnungsweise festzuhalten. Mit demselben rechte könnte man einen Verleger, der unaufhörlich einen autor zum abschluss eines werkes drängt, dessen verf£i.SvSer nennen, und Brandl belehrt uns selber, dass die gewinnung Baudissin's ebenso sehr das verdienst G. Reimer's als Tieck's ist.

Die herkömmliche bezeichnung hat die Schätzung unserer Übersetzung in nachhaltigster weise beeinflusst. Da die litte- raturgeschichte die namen Schlegel und Tieck sozusagen in einem atem auszusprechen pflegt, erweckte eine arbeit, die sich als das werk beider gab, unwillkürlich den eindruck, als ob sie W'ie aus einem gusse sei. Jeden augenblick finden wir Verallgemeinerungen von urteilen, die man sich nach teilen der Schlegel'schen Übersetzung gebildet hat, und manches lob derer, die zwischen Schlegel und seiner fortsetzung zu scheiden gewohnt sind, w^ar von Baudissin redlich verdient worden, wurde aber auch auf Dorothea Tieck ausgedehnt. Früher konnte man überhaupt nur mit grosser mühe feststellen, wer von beiden denn eiL^entlich ein stück übersetzt hatte.

Zur beurteiUing d. sog. Schlegel-Tieck'schen Shakespeare-Übersetzung ^25

Wir glauben dass mehr noch als die gute der arbeit die namen der beiden berühmten männer unserer Übersetzung zu ihrem beinahe kanonischen ansehen verholfen haben. Wären die Übersetzungen Dorothea's unter ihrem namen und gar selbständig erschienen, wie die trefflichen Übertragungen Kauf- mann's, so würde man wohl für ihre mängel weniger nach- sichtig gewesen sein als so, wo ihre leistung von den weit besseren Schlegel's und Baudissin's getragen wurde und sich überdies unter dem schilde der Schlegel-Tieck'schen ctikette deckte. Weit mehr, als es gewöhnlich geschieht, sollte im äuge behalten werden, wie sehr den Übersetzungen Dorothea's die Verbindung mit denen Baudissin's, und beiden dies zu statten kam, dass sie als ergänzung der schon seit dreissig Jahren in höchstem ansehen stehenden Schlegel'schen Über- setzung auftraten.

Wie oft wird nicht von den lobrednern des sogenannten Schlegel-Tieck'schen Shakespeare darauf hingewiesen, dass diese ausgäbe noch immer die »populärste« und »beliebteste« sei und bisher von keiner andern in der gunst des publikums habe verdrängt werden können. Diese popularität und beliebt- heit erklären sich sehr einfach: wer die anerkannt gute Über- setzung Schlegels haben wollte, musste die von Tieck heraus- gegebene ergänzung mitnehmen und konnte sich mit seiner gesamtausgabe auch um so eher zufrieden geben, als die von Baudissin bearbeiteten stücke sicher eine achtungswerte leistung darstellten. Aber was beweist das für die gute aller hier ver- einigten arbeiten, namentlich für die noch nicht sehr weit zurück liegende zeit, wo die Schlegel'sche Übersetzung das alleinige eigentum der G. Reimer'schen Verlagsbuchhandlung war und nicht ohne ihre fortsetzung ausgegeben wurde .^ Dass teilübersetzungen wie die von Kaufmann, die auch nicht einmal die von Schlegel -unübersetzt gelassenen stücke voll- ständig enthielten, trotz aller Vorzüge gegen einen so mächtigen gegner nicht aufkommen konnten, liegt auf der hand.

Zwar schien es einmal, als ob die meinung von der un- übertrefflichkeit unserer Shakespeareübersetzung ins wanken gekommen sei. Um die mitte der sechziger jähre traten bei- nahe gleichzeitig drei neue ausgaben mit dem anspruch hervor, sie zu verbessern oder zu überholen. Die vorhin erwähnte von Ulrici redigierte ausgäbe der deutschen Shakespeare-

3 26 W. Wetz

gesellschaft beseitigte irrtümer, versehen imd Kicken in den von Schlegel selber bearbeiteten stücken, in den andern wurde die Übertragung Baudissin's und Dorothea's teils verbessert, teils durch eine neue ersetzt. Dann wurden unter leitung von Bodenstedt und Dingelstedt von jenem für Brockhaus, von diesem für das Bibliographische Institut, zwei neue Ver- deutschungen Shakespeare's durch ein zusammenwirken einiger unserer formgewandtesten Übersetzer unternommen. Wenn neben Bodenstedt männer wie Gildemeistcr, Paul Heyse, Hermann Kurz, Adolf Wilbrandt, neben Dingelstedt solche wie W. Jordan, L. Seeger, K. Simrock, H. Viehoff und F. A. Gelbcke standen, to durfte man überzeugt sein, dass in beiden Übersetzungen gutes, vielfach ausgezeichnetes geboten wurde. Auch waren die stimmen damals nicht selten, die behaupteten, dass viele der neuen Übertragungen bei gleicher treue weit lesbarer seien als die Schlegel's oder gar die seiner fortsetzer. Es bleibt ewig schade, dass Bodenstedt und Dingel- stedt sich damals nicht zur herstellung einer einzigen noch besseren Übersetzung verbanden, die dann vielleicht alle übrigen übertroffen hätte. So schwankte das publikum unentschieden zwischen beiden ausgaben und der alten Schlegel-Tieck'schen; es zog aus der Bodenstedt'schen dieses, aus der Dingelstedt'- schen jenes stück vor, und Schlegel behauptete mit Baudissin und Dorothea das feld gegen in mancher hinsieht überlegene gegner.

Bald sollte sogar Schlegel's werk eine auszeichnung ganz einziger art erfahren. Michael Bernays \Ziir entskhnngs- geschickte des Schlegel' sehen Shakespeare. 1872) erwies ihm alle ehren eines klassischen meisterwerks und untersuchte seine ent- stehung und seine textbeschaffenheit mit all der Sorgfalt und feinheit, wie sie von diesem meister philologischer kleinarbeit zu erwarten war. . Welchem philologen geht das herz nicht auf, wenn er einem schriftsteiler sozusagen auf die finger sehen, auf grund verschiedener handschriften und drucke seine arbeitsweisc und seine stete annäherung an das ihm vor- schwebende ideal bequem studieren kann.^ Bei Schlegel waren nun verschiedene fassungen ganzer stücke und zahllose \ari- anten für einzelne stellen vorhanden, die dem Übersetzer mühe machten, und für die er niclit gleich die entsprechende deutsche Wendung fand. An ihnen wies Bernays liebevoll nach, wie

Zur bemteilung d. sog. Schlegel-Tieck'schen Slinkespeare-i'ibeisetziing ^27

Schlegel zuerst tastend seinen weg suchte, wie ernst er es nahm, und wie schwer er sich genug thun konnte, wie er prüfte und verwarf, und wie er schliesslich seinen eigenen Stil fand.

Das alles war geeignet, die höchste Vorstellung von Schlegel's arbeit zu erwecken, wie ja auch schon die blosse thatsache, dass Bernays sie einer philologischen behandlung für wert erachtet hatte, für ihre bedeutung sprach. Ja, auch ein gewisses gemütliches Interesse fehlte nicht, namentlich wenn man sah, wie oftmals Schlegel zwischen sechs oder mehr Übertragungen einer stelle schwankte, die uns alle die hand- schrift aufbewahrt hat, bis sich schliesslich eine ungezwungene fassung in der handschrift einer frau Karolinens, die damals frau Schlegel hiess einstellte und im druck verewigt wurde : sie war durch das zusammenwirken beider gatten oder, wie unsere philologen galant durchblicken lassen galanterie gegen Karoline gehörte von jeher zum guten ton bei den philologen vielleicht von Karoline allein gefunden worden. Auch konnte Bernays nachweisen, dass für viele die ausgäbe entstellenden fehler und auslassungcn Schlegel keine schuld traf; sie waren erst beim abschreiben oder drucken entstanden und liessen sich aus den handschriften leicht korrigieren, wo auch unter den verworfenen lesarten manche standen, die besser waren, als die in den text aufgenommenen. Hier mit schonender hand einzugreifen und Schlegel durch Schlegel zu verbessern, schien Bernays statthaft und geboten, während er im übrigen Schlegel's wort für unantastbar erklärte. Nach diesem prinzip säuberte und berichtigte er 1871 den Schlegel'- schen text, in der ausgäbe vom jähre 1891 auch den Baudissin's, aus dem er mit hülfe der ebenfalls enthaltenen entwürfe nament- lich manche unglückliche änderung Tieck's entfernte.

Für Bernays ist Schlegel's Shakespeare weniger eine Übersetzung, die immer nur innerhalb gewisser grenzen das original vertritt und bestenfalls unvollkommen bleibt, als ein originalwerk, von dem jeder eingriff einer fremden hand ab- zuwehren ist. Schlegel's nachbildungen haben sich den ur- gebilden unserer vaterländischen dichtung würdig angereiht. Unangetastet und unverkümmert, mit ihren schwer zu er- reichenden vorzüt/en und ihren leicht zu verschmerzenden

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W. Wetz

mangeln , so müssen sie der folgezeit treulich erhalten bleiben.'

Seitdem nun die Schutzfrist für Schlegel und neuerdings auch für die unter Tieck's flagge segelnden fortsetzer abge- laufen ist, verbreitete sich ihre Übersetzung in immer neuen ausgaben der verschiedensten art. Heute ist sie billiger als eine der andern guten zu haben. Anfangs wurden wohl auch aus Schlegel und andern Übersetzern gesamtausgaben zusammen- gestellt. Max Koch hat so für die Cotta'sche Bibliothek der weltlitteratur Schlegel durch Kaufmann ergänzt und die wenigen noch fehlenden stücke in der Übertragung von Abra- ham und Heinrich Voss gebracht. INIeist aber werden uns »Shakespeare's dramatische werke. Übersetzt von Schlegel und Tieck- geboten. Die gewöhnlichen ausgaben enthalten einfache, mehr oder minder fehlerhafte abdrucke, andere suchen im einzelnen zu bessern und zu berichtigen. Hier ist zuerst ]\Iax Koch zu nennen, der besonders mit den arbeiten von Vossens söhnen sehr frei schaltete, aber auch bei Schlegel nicht vor zahlreichen änderungen zurückschreckte. Konser- vativer verfuhren mit dem texte Schlegel's und seiner ge- nossen Richard Gosche und Tschi schwitz, die herausgeber der Grote'schen ausgäbe, im grossen und ganzen auch W. Oechelhäuser, der Vorsitzende der deutschen Shakespeare- gesellschaft, der in ihrem auftrage eine Volksausgabe veran- staltete. Zu der kritischen ausgäbe von Bernäys gesellte sich eine zweite von Aloys Brandl, der jedoch eine erneute durch- sieht der handschriften nach der gründlichen durchforschung seines Vorgängers mit recht für entbehrlich hielt. Ein Anglist konnte sich selbstverständlich nicht dabei beruhigen , dass er die \'on den Übersetzern begangenen fehler oder die lückcn, die sie gelassen hatten, einfach wiederholte. Er griff daher zu einem wunderlichen auskunftsmittel, von dem wir später noch sprechen müssen.

Während wir so auf der einen seite die absolute unan- tastbarkeit des Wortlauts der sogenannten Schlegel-Tieck'schen Übersetzung von angesehenen philologen proklamiert finden, wird auf der andern seite in Veröffentlichungen der allerjüngsten zeit ebenso energisch die möglichkeit und notwendigkeit, sie zu verbessern, betont. Fr. Th. Vischcr, dessen urteil und takt in einer fra^e des dichterischen ausdrucks wohl von nie-

Zur beurteilung d. sog. Schlegfl-Tieck'schen Shnkespeare-übersetzung 229

manden bestritten wird, ist hier an erster stelle mit seinen Shakespeare-Vorträgen zu nennen, wo er den Hafnlct, Romeo lind Julie und Macbeth vielfach neu übersetzt. Demnächst kommt ein Programm des Nürnberger gymnasialprofessors Christian Eidam^) mit einigen Verbesserungsvorschlägen, die fast alle bei der kritik die freundlichste aufnähme fanden. Ferner hat Eduard Cossmann in einer in Paris bei Didot erschienenen ausgäbe des Hamlet nach der Schlegel'schen Übersetzung diese an ein paar hundert stellen zu berichtigen und zu verbessern gesucht: käme auf fünf änderungen nur eine gelungene, so wäre dies sicher ein sehr beachtenswertes resultat. Und schliess- lich haben doch auch die andern Übersetzer, die sich nach Schlegel und seinen genossen an dieselbe aufgäbe mit ihnen wagten, damit zu erkennen gegeben, dass sie einen wettkampf mit ihnen nicht für ganz aussichtslos hielten.

Unter diesen umständen ist es wohl angebracht, die frage einmal von neuem vorzunehmen und von den schlagworten und phrasen, mit denen man uns meist abspeist, auf die dinge selber zurückzugehen. Es handelt sich also darum, ob jene gepriesene Übersetzung in der that so vortrefflich ist, dass sie nicht mehr verbessert werden kann, und wenn das nicht der fall ist, was dann geschehen soll. Wir scheiden selbstverständ- lich zwischen den anteilen der drei Übersetzer und wenden uns zunächst zu Schlegel, der ton und Charakter des ganzen Werkes bestimmte.

II.

Böckh sagt in seiner Encyclopädie und Methodologie über Übersetzungen : »Nur darf man solche leistungen nie als ab- geschlossene klassische werke ansehen: sie bedürfen fort- während der Vervollkommnung, da sie im besten falle doch nur das jeweilige Verständnis des Übersetzers wiedergeben. Der Übersetzer kann nie mehr verdienst in anspruch nehmen als etwa ein Zeichner oder kupferstecher, der eine Raphael'- sche madonna kopiert.

Dass nun Schlegel's Shakespeare unter den Übersetz- ungen einen sehr hohen rang einnimmt und den dichter

^) Bemerkungen zu einigen stellen Shakespeare'scher dramen sowie zur Schlegel'schen Übersetzung. Nürnberg 1898. [Vgl. die besprechung dieser schrift weiter unten in diesem hefte. Die red.].

33°

W. Wetz

erst wirklich bei uns eingebürgert liat, wird von keiner seite bestritten. Man muss um so mehr achtimg vor seiner leistung haben, wenn man sich vergegenwärtigt, mit wie unvollkomme- nen hilfsmitteln er arbeitete, und dass er zu Vorgängern Wie- land und den in doppelter hinsieht prosaischen Eschenburg hatte. Die Sicherheit seines kritischen blicks und seine fähig- keit, trotz aller hindernisse zu dem sinne des dichters durch- zudringen und ihn in einer andern spräche wirksam wieder- zugeben, zeigen sich oft in wahrhaft glänzender weise. Es müsste jedoch wie mit einem wunder zugegangen sein, wenn diese übersetzimg von dem allgemeinen loos aller Übersetzungen, viele mängel aufzuweisen, frei wäre. Zwar sagt Bernays, der sich nicht im lobe der unvergleichlichen gesamtleistung er- gehen will, mit herausgeberemphase: >Wozu das lob, da nie- mand, der gehör verdient, die stimme des tadeis erhebt.^« Als man Beethoven die ersten bände der Schlegel'schen Über- setzung gesandt hatte, warf er sie, wie ich bei Eidam ange- führt sehe, nach durchlesung weniger selten als eine ver- renkte, schwer verständliche arbeit unw'illig beiseite. Auch Schiller, Heine, O. Ludwig, F. Th. Vischer, um aufs geratew'ol einige namen herauszugreifen, deren urteil in diesen dingen etwas mehr bedeutet als das von Bernays, hatten manches an ihr zu tadeln. Schwer fällt allerdings das lob eines selber als Übersetzer ausgezeichneten mannes in die wage, Gildemeisters, der besonders im 'hinblick auf den Julius Cäsar, >' Schlegel 's meisterwerk^ , auf den //d'w/i?/ und den Kaufmaim von Venedig rühmte, »der grössere teil dieser Über- setzungen sei schlechthin unübertrefflich, und auch von dem verbleibenden rest sei das meiste so vorzüglich, dass der Über- setzer nur mit äusserster vorsieht ändern dürfe, wenn er nicht gefahr laufen wolle, statt des vorhandenen bessern ein schlech- teres neues zu bieten.« Allein das hielt Gildemeister selber von diesem gefährlichen Wagnisse nicht ab, das in zahllosen fällen von dem' schönsten erfolg gekrönt war.

Man sollte nicht vergessen, dass Schlegcl's Übersetzungen sehr ungleich sind, und dass er zum Schlüsse eine gewisse manier angenommen hatte, eine art Übersetzerjargon schrieb. Schlegel's programm : Schritt \'or schritt dem buchstaben des Sinnes zu folgen und doch einen W\\ der unzähligen, unbe- schreiblichen Schönheiten, die nicht in buchstaben liegen, die

Zur beurteilung d. sog. Schlegel-Tieck'schen Shakespeare-Übersetzung 331

wie ein geistiger hauch über ihm s c li w e b e n , zu er- haschen«, ist wohl am glänzendsten in seinem Julius Cäsar ver- wirkUcht. In einigen der später übertragenen stücke arbeitet er, dank der erlangten Übung, rascher, aber auch mehr hand- werksmässig. Zwar zeigt sich auch hier noch immer der grosse Übersetzer, aber wenn wir hören, dass er zwei akte Heinrichs des Sechstefi in sechs tagen bewältigt habe, so dürfen wir über- zeugt sein, dass jene glücklichen fünde, durch die er zarte Schönheiten des Originals für seine nachbildung rettete, sich weit seltener einstellten als früher, wo er mit mehr Sorgfalt und hingebung arbeitete. Schlegel meistert wohl die spräche wunderbar, aber sie gewährt ihm ihre gunst fast nie aus freien Stücken, sondern meist nur als lohn mühevollen ringens. In seinen Übersetzungen, namentlich bei denen aus dem Spanischen, vermisst man oft leichtigkeit und natürlichkeit. Wir, die wir in der hochschätzung von Schlegel's Shakespeare aufgewachsen sind und seine härten geduldig hinzunehmen oder gar als eine charakteristische nachbildung der Shakespeare'schen spräche anzusehen gelernt haben, sind hier keine guten richtcr mehr. Doch wird mir jeder, der zuerst Shakespeare in Schlegel's Übersetzung las und später zu dem original überging, gerne bestätigen, wie ihn die anmut und Schönheit der diction Shake- speare's im vergleich zu der seines Übersetzers überraschte. Auch kann man jeden augenblick von gebildeten lesern klagen über die spräche des Schlegel'schen Shakespeare hören. Die Zeitgenossen wenigstens fanden sie ^ zu schwerfällig und dunkel«, und Tieck, der in einer vorrede seiner ausgäbe dies einräumt, hatte bei ihrem erscheinen schon darüber zu klagen, dass diese Übersetzung »so manche gemüter nicht ansprechen wolle«. Wir führten schon das urteil Beethoven's an und können ihm ein ähnliches von Schiller anreihen. Dieser schreibt unterm 22. Okt. 1799 an Goethe: »Ich habe in den neuen band von Schlegel's Shakespeare hineingesehen und mir däucht, dass er sich viel härter und steifer liest als die er.sten bände. Wenn Sie es auch so finden, so wärs doch gut, ihm etwas mehr fleiss zu empfehlen.« Bernays (Shakespeare-Jahrbuch bd. I s. 400) meint zwar, »es bewege uns zum lächeln«, wenn wir auf eine solche äusserung .stiessen. Doch wird man dem schwerlich beistimmen, wenn man etwa Richard II., der mit König Johann in jenem bände stand, mit dem original und der Übersetzung

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\V. Wetz

(jildemeister's, die uns gerade zur band ist, vergleicht. Wir wählen aufs geratewohl ein paar stellen.

Richard, durch Bolingbroke's empörung aus Irland zurück- gerufen, ist eben ans land gestiegen, und es entspinnt sich zwischen ihm und seinen getreuen folgende Unterhaltung :

Aumerlc. Wie dünket euch die luft Nach eurem schwanken auf der holilen see?

König Richard. Wohl muss sie gut mir dünken : vor freude wein' ich, Noch 'mal auf meinem königreich zu stehn. 5 Ich grüsse mit der hand dich, teure erde. Verwunden schon mit ihrer rosse hufen Rebellen dich; wie eine mutter, lange Getrennt von ihrem kinde, trifft sie's wieder, Mit thränen und mit lächeln zärtlich spielt: IG So weinend, lächelnd, grüss' ich dich, mein land, Und schmeichle dir mit königlichen bänden. Nähr' deines herren feind nicht, liebe erde ; Dein süsses lab' ihm nicht den räubersinn. Nein, lass sich spiimen, die dein gift einsaugen, 15 Und träge kröten in den weg ihm legen, Zu plagen die verräterischen füsse. Die dich mit unrechtmäss'gen tritten stampfen. Beut scharfe nesseln meinem feinde dar Und, pflücken sie von deinem buscn blumen, 20 Lass bitt' ich nattern lauernd sie bewahren. Die mit der doppelzunge gift'gem stich Den tod auf deines herren feinde schiessen. Lacht nicht der unempfundenen beschwörung ! Die erde fühlt, und diese steine werden 25 Bewehrte krieger, eh' ihr echter könig Des aufruhrs schnöden waffen unterliegt.

Carlisle. Herr, fürchtet nicht! Der euch zum könig setzte. Hat macht, dabei trotz allem euch zu schützen. Des himmels beistand muss ergriffen werden 30 Und nicht versäumt, sonst wenn der himmel will Und wir nicht wollen, so verweigern wir Sein anerbieten, hüH"' und herstellung.

Zur beiirteilung d. sog. Schlegel-Tieck'schen Shalcespeare-üherset/.ung ■j-7-2

Aumerle. Er meint, mein fürst, dass wir zu lässig sind. Da Bolingbroke durch unsre Sicherheit 35 Stark wird und gross an mittehi und an freunden. 'Sla.n vergleiche damit einmal das original und die Gilde- meisterische Übersetzung.

A u m e r 1 e. How brooks your grace the air, After your late tossing on the breaking seas?

King Richard. Needs must I likc it well: I weep for joy, To stand upon my kingdom once again. Dear earth, I do salutc thce with my hand, Though rebels wound thee with their horses' hoofs : As a long-parted mothcr with her child Plays fondly with her tears and smiles in meeting, So, weeping, smiling, greet I thee, my earth. And do thee favour with my royal hands. Feed not thy sovereign's foe, my gentle earth, Nor with thy sweets comfort his ravenous sense ; But let thy spiders, that suck up thy venom. And heavy-gaited toads, lie in their way, Doing annoyance to the treacherous feet, Which with usurping Steps do trample thee. Yield stinging nettles to mine enemies ; And when they from thy bosom pluck a flower, Guard it, I pray thee, with a lurking adder, Whose double tongue may with a mortal touch Throw death upon thy sovereign's enemies. - Mock not my senseless conjuration, lords : This earth shall have a feeling, and these stones Prove armed soldiers, ere her native king Shall falter under foul rebellion's arms.

Bishop of Carlisle. Fear not, my lord: that power that made you king, Hath power to keep you king, in spite of all. The means that heaven yields must he embrac'd, And not neglected ; eise, if heaven would, And we will not, heaven's offer we refuse, The profifer'd means of succour and redress.

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W. Wetz

Aumerle. He ineaiis, my lord, that we are too remiss; Whilst Bolingbroke, through our sccurity, Grows strong and great in substance, and in friends. Nun G i 1 d e m e i s t e r :

Aumerle. Wie findet ihr die luft Nach dem geschaukel auf der hohlen see?

König Richard. Sie muss wohl gut sein : o vor freude wein' ich, Mein königreich noch einmal zu betreten. Ich grüsse mit der hand dich, teure erde, Obwohl rebellenrossc dich zerstampfen. Wie eine mutter, lang getrennt vom kinde. Beim wiedersehn mit thränen kost und lächeln. So weinend-lächelnd grüss ich dich, mein reich, Und schmeichle dir mit meiner königshand. Nähr, liebes land, nicht deines herrschers feind. Lab' seine gier mit deiner süsse nicht; Lass deine spinnen, die dein gift einsaugen. Und träge kröten seinen weg belagern Und die verräterfüsse peinigen, Die dich mit räuberischem schritt zertreten ; Beut scharfe nesseln meinen feinden dar,. Und pflücken sie von deiner brüst ein blümchen. So setz' als wach' ihm eine gift'ge natter, Dass sie mit mörderischer doppelzunge Tod schleudert auf die feinde deines herrn ! Lacht nicht der unempfundencn beschwörung: Denn diese erde wird gefühl erhalten. Und diese steine werden krieger werden. Eh' ihr gebdrner könig straucheln wird Unter den waffen schnöder rebellion. Bischof von Carlisle. Herr, fürchtet nicht ; der euch zum könig setzte. Kann euch als könig halten wider alle. Ergreift die mittel, die der himmel beut, Versäumt sie nicht ; sonst wenn der himmel will, Und wir nicht, so verschmähn wir sein erbieten. Des himmels dargereichte hülf und rcttung.

Zur beurteilung d. sog. Schlegel-Tieck'scheii Shakespenie-ül)ersetzung ^^S

Aumerle. Er meint, mein fürst, dass wir zu lässig sind. Weil Bolingbroke, indess wir sorglos feiern, Stark wird und gross an freunden und gehalt. Niemand wird bestreiten wollen , dass Gildemeister, der uns darum noch lange nicht für unübertrefflich gilt, bei gleicher oder grösserer treue den charakter von Steifheit und Über- setzungsdeutsch, der Schlegel's Übertragung anhaftet, oft glück- lich beseitigt hat , während er zugleich seinem verse einen festeren gang gegeben ^) und viel von der rnusik der Shake- speare'schen verse, die bei Schlegel beinahe verflogen ist, be- wahrt hat. Man sieht , wie Gildemeister sich auf Schlegel stützend, diesen übertroffen hat. Das ändert jedoch nichts an dem rühme Schlegel's, der -erst das muster bot und in \ielem gew'iss unübertrefflich ist: »Zu verbessern, sagt mit recht Vischer, ist Schlegel jetzt relativ leicht, nachdem er voran- gegangen. Wer den ersten wurf gethan hat, der ist der meister«. Aber auch Gildemeister's verdienst wird durch seinen anschluss an Schlegel nicht geschmälert , und man hätte nur wünschen mögen, dass das schutzrecht für Schlegel nicht mehr bestanden hätte , damit Gildemeister die arbeit seines Vorgängers noch freier hätte benutzen dürfen. Schlegel war hierin selber un- bedenklich. Er nahm in seiner Übersetzung des Sotnmernachts- traums vieles von Wieland unverändert auf und rechtfertigte es in der vorrede damit, dass ihm mehr daran gelegen habe, »dass die von ihm gelieferte Übersetzung so vollendet wie möglich, als dass sie in allen ihren teilen neu wäre«.

Wir geben noch ein beispiel aus derselben scene. Ein paar dutzend verse später kommt Salisbury, um dem könig zu melden, dass zwölftausend Walliser, da bis heute früh keine nach rieht \on dem könig eintraf, zu Bolingbroke übergegangen sind. Hier findet sich folgende stelle :

') Nur die nachlässige aibeit eiklnit bei einem so au.sgezeicliiieten vers- kün.stler wie Schlegel so schlecht gebaute verse wie v. 4, 14 und 16 oder die monotonie von v. 18 ff.:

Beut I scharfe | nesseln | meiiieni | i'einde ' dar Und I pflücken | sie von | deinem | busen | blumen, I>ass I l)itt' ich | nattern | lauernd | sie bewahren, Die I mit der | doppel|zunge | gift'gem | stich Den I tod auf | deines | herren | feinde | schiessen.

336 W- Weiz

»O, rufe gestern wieder, lass die zeit

Umkehren, und du hast zwölftausend Streiter.

Dies heute, dieser unglückstag, zu spat

Stürzt deine freuden, freunde, glück und Staat«.

[O ! call back yestcrday, bid time return.

And thou shalt have twelve thousand fighting men.

To-day, to-day, unhappy day, too late,

O'erthrows thy joys, friends, fortune, and thy State. J Auch hier ist Gildemeister glücklicher , der auch den klang der englischen verse besser wiedergiebt : «^

»O, hol die zeit zurück, ruf gestern wieder, |j

Und du erhältst zwölftausend rüst'ge Streiter.

Heut', heut', der eine unglückstag zu spät

Stürzt deine freund' und glück und majestät«. Im 4. akt I. scene wird Aumerle des verrats von einem nicht ebenbürtigen bezichtigt, für den Lord Fitzwater eintritt:

Aumerle.

»Auf einen nach, wollt' ich, der war' der beste

In diesem kreise, der mich so gereizt. Fitzwater.

Wenn du bestehst auf cbenbürtigkeit :

Da liegt mein pfand, Aumerle, zum pfand für deins:

Beim Sonnenlicht, das deine stirn bescheint :

Ich hört' dich sagen, und du sprachst es. rühmend,

Du hab'st des edlen Glosters tod bewirkt.

Wenn du es leugnest, lügst du zwanzigmal.

Und deine falschheit kehr' ich in dein herz.

Das sie ersann, mit meines degens spitze. Aumerle.

Du wagst den tag nicht zu erleben, zage!« Das Englische ist zum Verständnis des ersten verses kaum zu entbehren :

Aumerle.

Excepting one, I would he were the best

In all this presence, that has moved mc so. Fitzwater.

There is my gage, Aumerle, in gage to thine.

By that fair sun which shows me where thou stand'st,

I heard thee say, and vauntingly thou spak'st it,

That thou wert cause of noble Gloster's death.

Zur beurteilung d. sog. Schlegel-Tieck'schen Shakespeare-Übersetzung ^^t

If thou deny'st it tvventy times, thou liest ^) ; And I will turn thy falsehood to thy heart, Where it was forged, with my rapicr's point.

Aumerle. Thou dar'st not, coward, live, to see that day.

Bei Gildemeister heisst die stelle: Aumerle. Ich wollt', es war' der beste (bis auf einen) In diesem kreise, der mich so gereizt.

Fitzwater. Wenn deine tapferkeit nach glcichheit steht. Da ist mein pfand, Aumerle, als pfand für deins. Beim licht der sonn', in dem ich dich erkenne, Ich hört' es auch, und prahlend sagtest du's. Der tod des edlen Gloster sei dein werk. Wenn du es zwanzigmal ableugnest, lügst du, Und dir ins herz will ich die lüge stossen, Wo sie geschmiedet ward, mit meinem Schwerte.

Aumerle. Du wagst den tag nicht zu erleben, feigling.

Durchgehends bietet Gildemeister den ungezwungeneren, verständlicheren ausdruck und den leichter dahinfliessenden vers , ohne dass Schlegel durch grössere kraft oder schärfere wiedergäbe des sinnes entschädigte. Beispiele wie die ange- führten 2), wo Schlegel's Übersetzung in der that »zu schwer- fällig und dunkel« ist, finden sich fast auf jeder seite. Wie man angesichts derselben Schiller's tadel belächeln kann , be- greife wer kann. Dieser tadel erscheint auch noch nach einer andern seite gerechtfertigt, indem Gildemeister's besserungen beweisen, dass bei grösserem fleisse ein gewandter Übersetzer manche dieser mängel vermeiden konnte.^) Und dabei zitierten wir nach der ausgäbe von 1839, ^^ der Schlegel drei der

1) Wie man sieht, setzte Schlegel das komma an eine andere stelle.

^) Vgl. auch unten s. 350 anm. 2.

*) Auch Adam Müller, wie ich soeben bei Bernays lese, äusserte sich im jähre 1808 ähnlich: „Hätte der fleiss vollendet und retouchiert, was das genie so siegreich begonnen , so würde der grämlichste pedant einsehen müssen , was die besseren fühlen, dass nämlich durch diese Übersetzung Shakespeare auf ein halbes Jahrhundert hin eigentum der deutschen nation geworden sei".

J. Hoops, Englische .Studien. 28. 3. 22

338

\V. Wetz

historjcn, darunter imscrn Richard IL, (gründlich durchgesehen und manche härte weggefeih hat , nicht nach der uns nicht vorhegenden ersten, die Schiller las.

Schlegel hatte , wie jeder , der aus dem Englischen ins Deutsche übersetzt, mit der mehrsilbigkeit unserer spräche zu kämpfen, die dort wo das Englische ein- oder zweisilbige worte hat, oft um eine silbe längere verwendet. Er half sich mit solchen Verkürzungen wie »Summ'«, »Memm'«, ;'Du solltst<; statt: du solltest«, »ich athm'«, »eu'r gatt'«, -das bös'« u. s.w. Im allgemeinen ist man geneigt , einem Übersetzer manches nachzusehen. Aber Schlegel bedient sich dieser freiheit mehr als billig, und leider haben die späteren Shakespeareübersetzer, selbst Gildemeister nicht ausgenommen, sein vorbild nur zu eifrig befolgt. Schlegel schreckt nicht davor zurück, »bindt eu'r haar auf« statt »bindet euer haar auf , zu schreiben, was nur für das äuge ein plural ist. Eidam führt aus dem Kavf- viann von Venedig u. a. folgendes beispiel an:

Mein' tochter mein' dukaten o mein' tochter: Fort mit 'nem Christen o mein' christliche (sie) dukaten! Recht und gericht! mein' tochter, mein' dukaten!

Immerhin sind härten der Übersetzung im gewöhnlichen blankvers noch eher zu ertragen und k()ru>en beim Vortrag einigermassen vertuscht werden. Anders steht es jedoch mit den köstlichen liedchen, die in manche dramen eingelegt sind, und für die eine formvollendete Übertragung gefordert werden muss. Schlegel's Verehrer unterlassen selten, Herder 's wort anzuführen, dass nicht »wort mit wort«, sondern »sang mit sang« zu übersetzen sei. >Lied muss gehört werden, nicht gesehen,« sagt Herder an einem andern orte, in der vorrede zu den Stimmen der' Völker^ »gehört mit dem ohr der seele, das nicht einzelne silben allein zählt und misst und w^äget, sondern auf fortklang horcht und in ihm fortschwimmt. Beim übersetzen ist das schwerste, den gesangston einer fremden spräche zu übertragen. Oft ist kein ander mittel, als, wenns unmöglich ist, das licd selbst zu geben, wie es in der spräche singet, es treu zu erfassen, wie es in uns übertönet, und fest- gehalten, so zu geben. Alles schwanken aber zwischen zwei sprachen und singarten , des Verfassers und Übersetzers , ist

Zui- beurteilung d. sog. Schlegel-Tieck'sclien Shakespeare-Übersetzung -i^g

unausstehlich. < An diesem massstab gemessen, wird man ruhig sagen dürfen, dass Schlegel's Übertragung der hcder in PFie es euch gefällt nicht besonders gehmgen ist und weit der- jenigen Dingelstedt's nachsteht. Bei Schlegel heisst die erste strophe von Amiens' liedchen (II 5):

Unter des laubdachs hut

Wer gerne mit mir ruht

Und stimmt der kehle klang

Zu lustiger vögel sang : Komm geschwinde! geschwinde! geschwinde!

Hier nagt und sticht

Kein fein d ihn nicht Als wetter, regen und winde. Bei Dingelstedt:

Wer gern im grünen liegt,

Von bäumen eingewiegt,

Und stimmt vergnügt mit ein . Ins lied der vögelein,.

Der komme geschwinde, geschwinde!

Hier folgt ihm nach

Kein ungemach

Als regen, wetter und winde. Bei Shakespeare:

Under the greenwood tree,

Who loves to he with me,

And turn his merry note

Unto the sweet bird's throat,

Come hither, come hither, come hither ; Here shall he see No enemy

But winter and rough weathcr. Wir geben ferner die erste und letzte strophe des liedchen.'i der pagen (V 31. Schlegel:

Ein liebster und sein mägdlein schön.

Mit heisa und ha und juchheisa trala !

Die thäten durch das kornfeld gehn

Zur maienzeit, der lustigen paarezeit,

Wann vögel singen tirlirelei :

Süss' liebe liebt den Mai.

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So nutzt die gegenwärt'ge zeit, Mit heisa und ha und juchheisa trala! Denn liebe lacht im jugendkleid, Zur maienzeit, der lustigen paarezeit, Wann vögel singen tirlirelei : Süss' liebe liebt den Mai. Dingeis tedt:

Ein liebster und sein mägdelein, Juchheirassa, juchheirassa! Die gingen wohl ins kern hinein, Zur maienzeit, der freienszeit, Wo vöglein singen, dideldei : Wer liebt, der liebt den Mai.

So nehmt die nächste stunde wahr, Juchheirassa, juchheirassa ! Die lieb' passt nur ins junge jähr, Zur maienzeit, der freienszeit. Wo vöglein singen, dideldei : Wer liebt, der liebt den Mai. Shakespeare:

It was a lover, and his lass,

With a hey, and a ho, and a hey nonino,

That o'er the green cornfield did pass,

In the spring time, the only pretty ring' time,

When birds do sing, hey ding a ding, ding ;

Sweet lovers love the spring.

And therefore takc the present time, With a hey, and a ho, and a hey nonino, For love is crowned with the prime In spring time, the only pretty ring time, When birds do sing, hey ding a ding, ding ; Sweet lovers love the spring. Die Zeitgenossen rühmen gerne die süssigkeit Shake- speare's. Davon ist bei Schlegel wenig genug übrig geblieben. Buchmässig steife und harte ausdrücke statt sinnlich naiver und einfacher verscheuchen jede Stimmung. Schon der refrain ist in beiden liedchen so ungeschickt wiedergegeben, dass sie dadurch ihren ganzen reiz einbüssen mussten. Allerdings ist das unglückliche : »Zur maienzeit, der lustigen paarezeit« durch

Zur beurteilung d. sog. Schlegel-Tieck"schen Shakespeare-Obersetzung ^^i

die schlechte lesart, der Schlegel folgte, mitverschiildet worden. Soll man nun aber die pietät gegen Schlegel so weit treiben, dass man einen so plumpen missgriff nicht nur entschuldigt, sondern ihm zu liebe sogar Dingelstedt's graziöses: »Zur maien- zeit, der freienszeit nicht will gelten lassen.^

An dem späteren liede Amiens (II 7) fällt besonders auf, wde Schlegel hier die winterstimmung verfehlt hat: Blow, blow, thou winter wind, Thou art not so unkind As man's ingratitude ; Thy tooth is not so keen, Because thou art not seen,

Although thy breath be rüde. Heigh, ho ! sing, heigh, ho ! unto the green holly : Most friendship is feigning, most loving mere folly. Then, heigh, ho! the holly! This life is most jolly.

Freeze, freeze, thou bitter sky, Thou dost not bite so nigh

As benefits forgot : Though thou the waters warp, Thy sting is not so sharp

As friend remember'd not. Heigh, ho ! sing etc.

Stürm', stürm', du winterwind!

Du bist nicht falsch gesinnt Wie menschenundank ist.

Dein zahn nagt nicht so sehr.

Weil man nicht weiss, woher. Wiewohl du heftig bist. Heisa! singt heisa! den grünenden bäumen! Viel freundschaft ist falsch und die liebe nur träumen.

Drum heisa den bäumen !

Den lustigen räumen!

Frier, frier, du himmelsgrimm! Du beissest nicht so schlimm

Als wohlthat nicht erkannt ; Erstarrst du gleich die flut,

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W. Wetz

Viel schärfer sticht das blut Ein freund von uns gewandt. Heisa ! singt heisa ! u. s. w.

Der refrain mit dem green holly deutet auf ein weihnachts- lied, und winterlich ist die natur, an die der sinkende denkt. Was sollen da die »grünenden bäume«.? Mehr noch aus der Stimmung fällt ;>den lustigen räumen '<, was auch als zu freie wiedergäbe von This life is 7/iost jolly zu beanstanden ist.

Niemand kann verkennen , dass der grüne stechpalmen- zweig als weihnachtssymbol dem Übersetzer ganz eigene Schwierigkeiten schafft. Auch Dingelstedt ist gestrauchelt, aber, wie es scheint, nur, weil er Schlegel zur unzeit folgte : Blas, Sturm, mir ins gesicht ! Du bist so bitter nicht Wie menschenundank ist. Dein zahn thut nicht so weh, Schon weil ich ihn nicht seh'. Wie scharf er nagt und frisst. Hallo ! stimmt an im grünen räum ! Freundschaft ist falsch und lieb' ein träum, Darum, hallo, hallo, Schlürft ab des lebens schäum !

Gefriert nur, eis und schnee ! Auch ihr thut nicht so weh. Als wie für wohlthat hass ; Was kältres noch ich weiss Als wasser unter eis: Ein freund, der uns vergass. Hallo! stimmt an u. s. w. F2he wir das stück verlassen , werfen wir noch einen

blick auf Orlando's worte, als er seine verse an Rosalinde an

einen bäum anheftet (III 2). Sie lauten

bei Shakespeare :

Hang there, my verse, in witness of my love : And thou, thrice-crowned queen of night, survey With thy chaste eye, from thy pale sphere abovc, Thy huntress' name, that my füll life doth sway. O Rosalind ! these trees shall be my books. And in thcir barks my thoughts VW character.

Zur beurteiliing d. sog. Schlegel-Tieck'schen Shnkespeare-übersetzung 34 "5

That evcry eye, which in this forest looks, Shall see thy virtuc witness'd every wherc. Run, run Orlando : carve on every tree The fair, the chaste, and unexpressive she.

bei Schlegel :

Da häng, mein vers, der liebe zum beweis ! Und du, o königin der nacht dort oben, Sieh keuschen blicks aus deinem blassen kreis Den namen deiner jäg'rin hier erhoben. O Rosalinde! sei der wald mir schrift. Ich grabe mein gemüt in alle rinden, Dass jedes aug', das diese bäume trifft. Ringsum bezeugt mag deine tugend finden. Auf, auf, Orlando ! rühme spät und früh Die schöne, keusche, unnennbare sie.

bei Dingelstedt :

Da hängt, ihr verse, zeugen meiner schmerzen !

Und du, Diana, königin der nacht.

Mit bleichem strahlenaug und keuschem herzen

Halt über meiner herrin namen wacht.

Der bäum hier sei mein buch, o Rosalinde!

In seine rinde grab' ich ein mein weh,

Dass jeder blick in dieses waldes gründe

Hier überall dein bild verherrlicht seh'.

Orlando, feire, und ermüde nie,

Die eine, reine, unerreichte, sie ! Der vergleich fällt zweifellos zum nachteil von Schlegel aus, zumal wenn wir ihn unmittelbar mit Dingelstedt zusammen- stellen.

Was von den angeführten beispielen gilt , gilt auch von den übrigen liedern und gedichten in PVie es euch gefällt. Schlegel ist bald mehr , bald weniger steif. Wer aber die musik und die idyllische anmut dieser lyrischen stücke verfehlt hat , die für ton und färbung des ganzen so viel bedeuten , von dem kann man nicht sagen, dass er eine mustergültige Übersetzung davon geliefert habe.')

1) Wie das liebliche , so verfehlt Schlegel sehr oft auch das neckische und parodistische. Vgl. seine und Dingelstedt's Übertragung von Probstein's: Jf a hart do lack a hiiid in derselben scene.

344

W. Wetz

Wie man sieht , hat Dint^^clstedt Schlegel gekannt und einiges von ihm benutzt : um so besser, wenn er uns dadurch vollendeteres als sein Vorgänger bieten konnte!') Man kann sich im rühmen der Schlegel'schen Übersetzung von Ariel's liedchen über Ferdinand's toten vater (»Fünf faden tief liegt vater dein ) nicht genug thun : die drei fassungen in denen sie vorliegt, werden als beweis für den fleiss und die geschick- lichkeit des Übersetzers angeführt. Die erste steht jedoch von ton und geist des Originals beträchtlich weiter ab, als die über ein dutzend jähre früher von Herder in den Stinwien der Völker gegebene. Die zweite schlicsst sich an die Herder's so eng an , dass sie sämtliche reimworte mit ihr gemein hat. Die dritte fassung hat von Herder bewahrt, was Schlegel sich nicht besser zu machen getraute, das übrige hat sie verworfen. Ist das nicht überhaupt der beste weg , zu einer mustergiltigen Übersetzung zu gelangen.'^-')

Es ist nicht zu verkennen, dass Schlegel's litterarische neigungen ein gewisses glätten, mildern und abschwächen an Shakespeare's ausdruck begünstigten. Von deutschen mustern, an die er sich anschliessen konnte, stand ihm am höchsten der Schöpfer von Tusso und Iphigenie^ dessen dichterische spräche und dramatischer vers von denen Shakespeare's durch eine weite kluft getrennt sind. Unmerklich modelt nun Schlegel

') Im vorbeigehen sei nur erwälint, dass auch Herwegh, der unser stück für die Bodenstedt'sche ausgäbe übertrug, oft Schlegel übertriflt.

2) Bernnys wundert sich jeden augenblick darüber, dass ein so gewaltiger fortschritt in der überset/.ungskunst, wie ihn Schlegel über Wieland und Eschen- burg hinaus darstellt, in so kuizer zeit möglich war. Man sollte hierbei vor allem nicht vergessen, welche ausbildung unsere poetische spräche in diesem Zeitraum erfuhr, und wie namentlich der blankvers durch den Don Carlos, durch Iphigenie und Tusso gesclimeidigt worden war. Dann hatte aber auch Herder für seine Sthnmen der Völker einiges aus Shakespeare metrisch übertragen, darunter manches, wie den grossen monolog üthello's und die worte Lorenzo's aus dem Kaufmmtti von Venedig über die hai-monie der Sphären, ausseist glücklich. Diese letzteren, der ganzen Sammlung als motto vorgesetzt , w%aren besonders sorgfältig gefeilt, und Schlegel hat an ihnen später wenig zu ändern gehabt. Ausserdem hatten sich auch Bürger und Schlegel während dessen Göttinger aufenthalts zu einer Übersetzung des Sommernachtstranms veieinigt. Das biispiel Herder's wie Bürger's ist für unsern Übersetzer sowohl da, wo sie auf dem rechten wege waren, wie da, wo sie in die irre gingen, sehr lehneich gewesen.

( I

Zur beurteilung d. sog. Schlegel-Tieck'sclien Shakespeare-Übersetzung ^45

seinen dichter nach diesem vorbild. Selbst schwache einflüsse der antiken metrik scheinen anfangs noch mitgespieh zu haben Schlegel erklärt sich z. b. gegen spondeen im blankvers , dann kamen riicksichten auf den Wohlklang, denen zu liebe er manches bedeutungsvolle wort des Originals durch ein ganz verblasstes in seiner nachbildung ersetzte. Das resultat ist, dass wir da, wo Schlegel sorgfältig feilte, einen sanfter dahin- fliessenden vers erhalten und einen schwächeren ton vernehmen als im Shakespeare.')

Da nach dem erscheinen der Schlegel'schen Übersetzung, hauptsächlich dank Heinrich von Kleist, unsere dichter- sprache und unser dramatischer vers eine weitere ausbildung erfahren hatten und nun als ein adäquateres ausdrucksmittel für Shakespeare gelten konnten als im beginn der neunziger jähre mit der sprachschöpferischen kraft der blossen Über- setzer, selbst Schlegel's, ist es nicht weit her so hätten begabte Übersetzer wohl daran denken können, unter Währung der Schlegel'schen Vorzüge auch das kräftige, heftige und derbe in Shakespeare besser wiederzugeben. Das unglück wollte, dass der alternde Voss, dessen spräche immer mehr verknöchert war, diesen versuch machte, bei dem er völlig Schiffbruch litt. '-')

Unseres erachtens hätte Schlegel auch vor den neunziger Jahren ein besseres muster für seinen dramatischen vers finden können, als es Goethe ihm darbot, nämlich den vers des Doii Carlos in der Thaliafassung, der eine mittelstellung zwischen dem vers des Naihan und der Iphigcnie einnimmt, der geschwellt

*) Bernays gesteht (s. 235 anm.) die tliatsache zu. die in seinen äugen natihlicli nur einen vorzug seines helden bildet, dass nämlich Schlegel „die sinn- liche gewalt und derbheit des Shakespeare'schen ausdrucks vielfach gemildert und seine spräche dem muster angenähert hatte , welches damals in den vollendetsten dichtwerken unserer einheimischen litteiatur aufgestellt worden. Aber Schlegel hätte es gar nicht für erforderlich gehalten, solche vorwürfe abzuwehren : Denn das hier getadelte verfahren hatte er mit vollem bewusstsein und mit wohl be- rechtigter absieht befolgt; es stimmte durchaus zu dem einen zwecke, den er stets klar vor äugen behielt: Den Deutschen ein deutsches werk zu schaffen."

2) „Wo hen Schlegel vielleicht zu weich übersetzt, wo seine verse manchmal wie geschlagene sahne sind, wobei man nicht weiss, ob man sie essen oder trinken soll : da ist Voss hart wie stein, und man muss fürchten , sich die kinnladen zu zerbrechen, wenn man seine verse ausspricht." (H. Heine, Die romantische schule. Bd. V 242 Elster'sche ausgäbe).

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\V. Wetz

ist von einer tieferregten leidenschaft, die bald stockend, bald unaufhaltsam eilend, in gewaltigem und doch melodischem flusse dahinrauscht. Schiller, den man zum kummer der ro- mantiker und mancher germanisten noch immer nicht aus der geschichte der deutschen litteratur wegschaften kann, Schiller hat wirklich schon lange vor Schlegel den dramatischen vers und zwar meisterhaft gehandhabt, er brauchte darum dessen behandlung nicht erst aus Schlegel's Übersetzungen zu lernen, wie dieser eitle mann später behauptete: Bernays (s. 249) hat dafür das milde wort, dass Schlegel »mit dieser behauptung zu weit greife«.

Schlegel baut seine verse zu sehr für das lesen und vor- lesen, aber er arbeitet dem Schauspieler nicht genug in die hände. Oft beseitigt er die gewaltsamen einschnitte, die den vers zerreissen, um Stützpunkte für die aktion des Schauspielers zu gewinnen, weil er einen mehr Goethe'schen vers erzielen will, oder er stellt, was noch schlimmer ist, worte, die den grössten nachdruck haben, an eine stelle im vers, wo es dem Schauspieler absolut unmöglich ist, sie zur vollen geltung zu bringen. Scharf pointierte und antithetische stellen, ferner monologe liefern manche belege dafür ^). Es ist ein unerquick- liches geschäft, immer den tadler zu spielen, wo alle loben ; es trifft sich daher gut, dass wir hier einen andern für uns sprechen lassen können, dessen kompetenz niemand bestreiten wird. Wie uns Heydrich berichtet (»Otto l^udwig's Shake- speare-studien« 1872 p. LXVJII) fand Otto Ludwig Schlegel's Übersetzung, besonders bei charakteristischer affektdarstellung, oft zu flliessend, nicht unmittelbar, nicht fertig genug für schau- spielerische darstellung. In einer erörterung über dramatische diktion bemerkt Ludwig selber (s. 386): »Schlegel hat zuweilen die dramatische spräche Shakespcare's in die eines sogenannten

*) Schlegel satjt einmal es ist luii- leider nicht möglich, die sUdle wieder- aufzufinden, ich kann sie daher nur ungefähr wiedergeben der dichterische Übersetzer, der in einem verse seiner spräche nicht alles ausdrücken könne, was sein autor in einem solchen gesagt, müsse sich auf die hauptsache beschränken und dafür eine möglichst entsprechende form finden, wenn darüber auch ein paar nebensachen ganz verloren gingen. Unzweifelhaft ist das ein richtiges prinzip. Vermutlich hat es jedoch auch namentlich in gereimten stellen manchen sich sehr schön lesenden vers verschuldet , der den sinn de3 Originals nur ganz obenhin trifft.

Zur beurteilung d. sog. Schlegel-Tieck'schen Shakespeare-Übersetzung ^±1

lesestücks umgesetzt, z. b. »O, that this too, too solid flesh would meltl« 'Zerschmölze doch dies allzufeste fleisch !' Ich gebe zu, dem ruhigen Vorleser beim thee wird diese Übersetzung die bequemere beim sprechen sein ; dem Schauspieler aber, der voll ist von dem affekte, den er darstellen soll, wird sie zu schwach sein, eben um des milden flusses der worte willen, da der affekt des ärgers, wie alle affekte, das nachdrückliche, das stossende suchen. Spricht er die treuere Übersetzung: 'O dass dies zu, zu feste fleisch zerschmölze', so wird es ihm leichter fallen ; noch besser , wenn er das 'zerschmölze' noch in zwei ärgerlich - polternde stücke zerbrechen könnte«. Dass das englische this too, too solid flesh« unvergleichlich ausdrucksvoller ist, als Schlegel's »allzufestes fleisch' , liegt auf der hand. Es ist darum auch in England sprüchwörtlich ge- worden, und vor mir liegt eine annonce mit der empfehlung eines entfettungsmittels, das allen helfen soll, denen ^^this too too solid ßesh«. zu schaffen macht.

Von einer ähnlichen empfindung wie Otto Ludwig war denn auch Tieck geleitet, als er in der ausgäbe von 1825 die obige stelle dem original genau anpasste. Man weiss, dass diese änderungen, die Tieck an Schlegel's text ohne dessen ermächtigung vornahm, sp^itcr sämtlich wieder entfernt werden mussten. Hören wir noch, wie Bernays (Shakespeare-jahrb. bd. I s. 402) ein solches attentat gegen Schlegel's Wortlaut an- sieht: »Hamlet durfte seinen ersten monolog nicht mehr mit dem bekannten vers beginnen: 'O schmölze doch dies allzu- feste fleisch' er musste jetzt dem original ängstlich die misstönenden worte nachsprechen : 'O dass dies zu zu feste fleisch jetzt schmölze'«. Die tilgung dieser charakteristischen fassung ist um so weniger angebracht, als Shakespeare sie jenen worten möglicherweise erst nachträglich gegeben hatte. Denn die Ouarto von 1603, in der manche eine ältere redaktion des Hantlet erblicken wollen, liest in einem glatteren verse :

O that this too mach grieved and sallied flesh

Would melt to nothing.

In derselben scene kurz vorher können wir gut beobachten, wie Schlegel bei seiner Übertragung gar keine rücksicht darauf nimmt, ob der rethorische nachdruck der einzelnen Satzglieder auch in seinem vers ^e wahrt wird. Wir meinen Ham.let's ant-

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W. Wetz

wort auf die frage der königin, weshalb etwas so allgemeines wie ein todesfall ihm so besonders scheine.

Scheint, gnäd'ge frau? Nein, ist; mir gilt kein scheint.

Nicht bloss mein düstrer mantel, gute mutter,

Noch die gewohnte tracht von ernstem schwarz.

Noch stürmisches geseufz beklemmten odems,

Noch auch im äuge der ergieb'ge ström,

Noch die gebeugte haltung des gesichts

Samt aller sitte, art, gestalt des grames

Ist das, was wahr mich kundgiebt; dies scheint wirklich:

Es sind gebärden, die man spielen könnte.

Was über allen schein, trag ich in mir;

All dies ist nur des kummers kleid und zier, [these, indeed, seem,

For they are actions that a man might play,

But I have that within, which passeth show,

These but the trappings and the suits of woe.] Schlegers »dies scheint wirklich«, in _ dem viertletzten vers legt einen ganz andern sinn nah, als es ausdrücken soll. Nimmt man es so, wie Schlegel es meint, so büsst das »scheint« durch seine Stellung im vers sein ganzes gewicht ein. Coss- mann half sich mit der kleinen ändcrung: »Dies, ja, scheint , was sicher eine Verbesserung ist. Bei Schlegel hat überdies die freie Übertragung des vorletzten verses- ^den sinn abge- schwächt und den gegensatz verwischt. Andere Übersetzer haben wenigstens die Schwierigkeit gesehen, die Schlegel über- hüpfte. Fr. Th. Vischer:

ja dies scheinet nur.

Es sind gebärden, die man spielen könnte.

Was in mir wohnt, geht über form und schein,

Dies hier ist kummers kleid und putz allein Seeger: das scheint;

Geberden sinds, die jeder spielen kann.

Was in mir ist, ist über allen schein.

Das hier, ist draperie des grams allein. Fr. Köhler: ja dies scheint,

Denn das ist äussres, was man spielen könnte.

Ich aber hab' was mehr als schein in mir ;

Dies ist des wehes prunkkleid nur und zier.

Zur beurteilung d. sog. Schlegel-Tieck'schen Shakespeare-Übersetzung ^ao

Köhler, den ich damit wirkUch nicht als einen grossen Übersetzer hinstellen möchte, ist der einzige von den Über- setzern, die ich einsah, der die bedeutung des Buf fühlte, wie er überhaupt den >buchstaben des sinnes« oft getreuer als andere trifft. Vischer's Wortlaut braucht nur unbedeutend ver- ändert zu werden, um wenigstens den sinn erträglich wieder- zugeben: »Doch in mir wohnt, was über allen schein«.

Der beurteiler von Übersetzungen liest meist blos mit den äugen, und thut er dies, so wird er wahrscheinlich Schlegel's Übersetzung der letzten vier verse den vorzug geben. Handelt es sich aber um die Übertragung dramatischer rede, so sollte man auch immer das urteil des Schauspielers hören oder sich die scene selber vorspielen. Wir bezweifeln nicht, dass man dann für manche vielgepriesene .Wendung Schlegel's ersatz suchen müsste vielleicht bei weniger grossen Übersetzern, die aber hier einem richtigeren prinzipe folgten.

Erblickt man in dem bisher ausgeführten nicht eine blosse grille, so wird man es uns auch zu gute halten, wenn wir auf den anfang des monologs, dessen erster vers vorhin besprochen wurde, noch mit einem worte zurückkommen. O schmölze doch dies allzufeste fleisch, Zerging' und löst in einem tau sich auf! Oder hätte nicht der ewige sein gebet Gerichtet gegen Selbstmord! O gott! O gott! Wie ekel, schal und flach und unerspriesslich ' Scheint mir das ganze treiben dieser weit! Pfui, pfui darüber ! 's ist ein wüster garten, Der auf in samen schiesst; verworfnes unkraut Erfüllt ihn gänzlich. Dazu musst es kommen ! [Fie on't! O fie! t'is an unweeded garden, That grows to seed; things, rank and gross in nature, Possess it merely ! That it should come to this !] Wie leicht hüpft der drittletzte vers im vergleich zu dem Shakespeare'schen einher! Durch das nachfolgende -darüber« wird die wucht der beiden »pfui« abgeschwächt und die pause danach aufgehoben. W^irksamer wäre auf jeden fall: »pfui drüber! pfui!- Ob nicht auch die wörtliche Übersetzung: »Dass es zu dem musst' kommen !< für den Schauspieler ihre

35°

W. Wetz

Vorzüge hätte, geben wir bloss zu erwägen'). Noch sei be- bemerkt, dass die besprochenen stellen aus dem Hamlet sich alle in derselben scene (I 2) innerhalb sechzig versen finden.

Wir haben bisher nur die Übersetzungskunst Schlegel's betrachtet und gesehen, dass er trotz seiner begabung teils wegen mangelnder Sorgfalt und aufmerksamkeit, teils wegen seiner oft gewaltsamen behandlung der spräche, teils wegen der richtung seines litterarischen geschmacks nicht immer mustergiltiges geschaffen hat. Aber auch noch aus andern gründen fehlte seinem Shakespeare vieles zur Vollkommenheit. Schlegel ist öfters einer inzwischen als irrig erkannten lesart gefolgt, oder er verstand eine stelle unrichtig, unterliess viel- leicht auch, ein wort, dessen bedeutung er erraten zu können glaubte, im Wörterbuch nachzuschlagen. So übersetzt er Umc »mörtel, kalk« stets mit leim, der von ihm gebrauchten neben- form für lehm-).

^) In cIlt abschiedsscene von Romeo imd Julia heisst es bekanntlich bei Schlegel :

Die lerche war's, die tagverkünderin,

Nicht philomele.

|It was the lark, the hei-aki of the nioi'n.

No nightingale.] Vischer scheint gefühlt zu haben , dass der auf morii liegende nachdruck in der Übersetzung verloren gehe, und druckt darum :

Die lerche war's, die tag veikünderin. 2) Auch die Vorliebe für die form leim statt lehm stört öfters. In Richard IL {\ i) feiert Movvbray die ritter- und mannesehre in folgenden Worten :

Der reinste schätz in diesem ird'schen lauf.

Mein teurer füist, ist fleckenlose ehre,

Ohn' die dei" mensch bemalter leim nur wäre.

Ein kühner geist im treuen busen ist

Ein kleinod in zehnfach verschloss'ner kist'.

Ehr' ist des lebens einziger gewinn;

Nehmt ehre weg, so ist mein leben hin. [My dear dear lord,

The purest treasure mortal times afford

Is spotless reputation : that away,

Men are but gilded loam or painted clay.

A jewel in a ten times-barr'd-up ehest

Is a hold spirit in a loyal breast.

Mine honour is my life ; both grow in one :

Take honour from me, and my life is done.]

Zur lieuiteilung d. sog. Sclilegel-Tieck'schen Shakespeare-Übersetzung •sei

Durch einige derartige versehen wird Shakespeare arg entstelh. Schlegel lässt Antonius in seiner leichenrede sagen : Ich bin kein redncr wie es Brutus ist,

Ich habe weder schriftliches noch werte,

Noch würd' und Vortrag, noch die macht der rede,

Der menschen blut zu reizen. In Schlegel's englischem text stand :

For I have neither writ, nor words, nor worth,

Action, nor utterance, nor the power of speech,

To stir men's blood. Statt 7orii^ das auf einem druckfehlcr der ersten folio beruht, ist 2vit zu lesen. Die stelle heisst in Eidam's glücklicher Übersetzung :

Mir fehlt's an witz, an Worten und an wert,

Gebärden, vertrag, an gewalt der rede. Als Capulet von seiner frau die für ihn unfassliche kundc erhält, dass Julie sich weigere, den grafen Paris zu heiraten, ruft er aus :

Soft ! take mc with you, take me with you, wife. Schlegel , der diesen ausdruck nicht verstand , übersetzte wörtlich :

Sacht, nimm mich mit dir, nimm mich mit dir, frau.

Diese stelle gibt ausser durch den bemalten leim und die Wortverkürzungen (ohn' kist' ehr') von denen eine sogar im leim steht, auch durch die verflachende und unpräzise wiedergäbe des zweitletzten verses anlass zu tadel. Eidam, der sie eingehend bes])richt, schlägt folgende Übersetzung vor:

Der reinste schätz in diesem ird'schen lauf.

Mein teurer fürst, ist fleckenlose ehre,

Ohn' die der mensch bemalter thon nur w.are.

Ein kleinod in zehnfach verwahrtem schrein

Wird kühner geist in treuer brüst stets sein.

Ehr' ist mein leben; eins sind diese zwei;

Nehmt eine, mit dem leben ist's voi'bei. Zum vergleich führen wir auch noch Gildemeister an :

Der reinste schätz, der menschen werden kann,

Ist fleckenloser ruf; ist der entflohn,

So ist der mensch nur übertünchte)- thon.

Ein tapfrer geist in reinem busen ruhe

Wie ein juwel in zehnfach ehrnei- ti'uhe.

Ehr' ist mein leben, beid' ein einz'ger sinn;

Nehmt ehre weg, so ist das leben hin.

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W. Wetz

Richtig heisst es bei Alexander Schmidt :

Sacht, ich versteh' nicht, ich versteh' nicht, frau.

Ärgerlicher ^var es, dass das speaking ihick, das den heiss- sporn nach den worten seiner gattin verunzierte, nicht mit »hastig sprechen« sondern mit stottern^ übersetzt worden war: obwohl die Shakespeare -gesellschaft schon in der ersten zeit ihres bestehens sich die beseitigung dieses irrtums angelegen sein Hess , so sind die stotternden Percy's , dank Schlegel, ' noch immer nicht von imsern bühnen verschwunden.

So gering, als man wohl versucht sein könnte anzrmehmen, ist die zahl dieser grossen und kleinen missverständnisse des Shakespeare'schen textes nicht. Für den Hiunlet giebt uns Cossmann einige anhalte. Allerdings hat er auch diejenigen fälle mit einbegriften, wo Schlegel den sinn ungenau oder schielend wiedergegeben oder aus irgend welchen gründen von dem dichter abgewichen war. Zusammen ergiebt das eine stattliche reihe von stellen, wo das dichterwort in der Über- setzung nicht zu seinem vollen rechte gekommen.

Weniger hoch als die arbeit Schlegel's steht die seiner fortsetzer, und was von jener gilt, gilt von dieser in verstärktem masse. Zwar ist Gustav F>eytag der meinung, dass Bau- dissin, der gerade mehrere der sprachlich schwierigsten stücke übertrug, in wiedergäbe der launigen, sow^ohl als der epi- grammatisch zugespitzten stellen eine \ irtuosität bewiesen habe, die bewundernswert sei und den vergleich mit Schlegel wahr- lich nicht zu scheuen habe^). Bei aller anerkennung von Baudissin's Icistung im ganzen finden wir doch, dass einzelne seiner Übersetzungen, namentlich die früheren, ihre sehr grossen mängel haben. Antonhcs iind Klcopatra ist das zweite stück, das er bearbeitete. Vergleicht man damit die Übertragung Paul Hevse's oder die kurzen abschnitte, die Heine für den aut-

1) Frey tag hebt noch hervor, dass eile geboten war und Baudissin für die fertigstellung seiner Übersetzung nur eine beschränkte zeit zu geböte stand. Wie hochmütig hatte Tieck seinerzeit im hinblick auf die Übertragung von Voss und seinen söhnen über die auf solche weise entstandenen arbeiten gesprochen! „Was lässt sich, ruft er aus, am ende nicht übersetzen, und auch schnell, wenn der fleissige sich jeden tag sein pensum aufgiebt und nicht ablässt, bis dieses voll- endet ist?"

Zur beurteiluiig d. sog. Sclilegel-Tieck'schen Shakespeai'e-flbersetzung :> t ^

satz Shakespeare' s tuädchen und fraiien neu übersetzte, so wäre man eher geneigt, das urteil Vischer's zu unterschreiben, der allerdings Baudissin und Dorothea Tieck nicht trennt (S/iake- speare-voriräge. I. bd. s. 205 f.): Diese Übersetzer haben nun das streng Shakespeare'sche nicht ausgewischt, nicht abge- glättet, aber sie behandeln die spräche so hart, dass es ein richtig organisiertes ohr kaum verträgt. Die Konsonanten- häufungen sind ungeniessbar. Vieles ist überdies ganz dunkel ausgedrückt ; und es kommen auch Verstösse gegen den bau der deutschen spräche vor, gegen den Organismus ihrer syntax und grammatik. An einigen der von Baudissin übersetzten stücke \ersuchten sich auch andere Übersetzungskünstler, wie Herwegh, Heyse, Kaufmann, Kurz, Simrock, Wil- brandt, und ich finde, dass sie ihn öfters übertrafen. Shake- speare'sche liedchen gelangen ihnen fast immer besser.

Von Dorothea 's arbeit wird wohl zuviel aufhebens ge- macht. Als sie die arbeit begann, war sie in die spräche, aus der sie übersetzte und die sie hauptsächlich zum zwecke dieser Übersetzung gelernt hatte , noch nicht sehr tief eingedrungen. Über die berühmten korrigierstunden schreibt sie einmal an einen freund : Auch bei den stücken, die Baudissin übersetzt hat , habe ich fast immer den korrigierstunden beigewohnt und dadurch viel Englisch ge- lernt, besonders Shakespeare's spräche. Baudissin war mit ihrer spräche, zumal mit dem klänge ihrer verse, oft nicht einverstanden. Es ist schade, dass werke wie Macbeth ihr zu- fielen. Wie w'erden die monologe des beiden in ihrer breiten, marklosen spräche verwässert, wie schlotterig und lahm sind die verse ! Dem schauspielerischen Vortrag widerstreben sie geradezu. Das sozusagen ofl'izielle lob der herausgeber des Schlegel -Tieck'schen Shakespeare wird fast immer durch die bemerkung eingeschränkt, dass diese arbeit Dorothea's viele anfechtungen erfahren habe. Andere illustrieren ihre be- hauptung in der vorrede, dass die in dieser Sammlung ent- haltenen Übersetzungen >die besten und populärsten« seien, damit, dass sie eine neue Übersetzung des Macbeth selber unter- nehmen. Wenn man die Kaufmann'sche Übersetzung des Macbeth in Max Koch's ausgäbe mit der von Dorothea Tieck vergleicht, so wird man nicht anstehen, jene als weit besser gelungen, als dichterischer und kraftvoller zu bezeichnen. Dass

J. Hoops, Englische Studien. 28. 3. 23

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W. Wetz

Kaufmann hier Dorothea Tieck nicht schon längst ersetzte, ist eine von den vielen wunderUchkeiten, an denen die ge- schichte des deutschen Shakespeare so überreich ist.

III.

Das festhalten an dem texte Schlegel's imd seiner ge- nossen, selbst da, wo er den dichter falsch oder ungenügend wiedergiebt, bedeutet nicht mehr und nicht weniger als eine preisgäbe Shakespeares zu gunsten seiner Übersetzer. Eine solche kann selbstverständHch sich nur da rechtfertigen lassen, wo die abstellung der fehler grössere übelstände nach sich ziehen würde , als die fehler selber sind. Zu dieser ansieht bekennen sich Bernays und Aloys Brandl. »Auch in diesem neuen abdruck blieb der text des deutschen Shakespeare vor jeglicher willkür behütet«, heisst es bei Bernays. »Kein fremdes wort ist in den text gelangt ; auch keins, das Schlegel und Tieck mit absieht verwarfen <:, sagt Brandl. Diese hochklingen- den Worte erhalten einen leichten komischen beigeschmack, wenn man sich vergegenwärtigt, dass sie doch auch von der arbeit der Dorothea Tieck gelten. »Nur Schlegel selbst hätte sein werk, nachdem es einmal abgeschlossen vorlag, auf eine noch höhere stufe der ausbildung emporheben können«, sagt Bernays weiter. Wer an Schlegel's Shakespeare hie und da besserungen vornehmen will, gerät nach ihm in die unver- meidliche gefahr, die einheit des grundtons in dem einzelnen Schauspiel zu stören. JNIan möchte da wirklich fragen, ob Schlegel denn der einzige gewesen, der Stilgefühl besessen, imd ob so ungeheuer viel dazu gehöre, um Jamben von dem Charakter der vorhin angeführten zu bauen, die sich nicht nur in Richard II., sondern wohl in jeder seiner Übertragungen finden. Übrigens -ist Bernays dreimal seinem prinzip untreu geworden. »Niemand wird klage führen«, tröstet erjsich, wenn er, um den stotternden heisssporn zu beseitigen, zwei verse Schlegel's durch solche von Alexander Schmidt ersetzte. Eben- so«, hofft er, »wird man zufrieden sein«, wenn er in Romeo und Julie dem gleichen forscher die richtige Übersetzung des vorhin angeführten Wortes von Capulet und in derselben scene einen schwer zu entbehrenden vers entlehnt, den Schlegel über- sehen hatte. Wenn in einer scene zwei, verse eines andern

Zur beviiteiking d. sog. Schlegel-Tieck'schen Shakespeare-Übersetzung ^5 5

Übersetzers stehen konnten, ohne >die cinheit des grimdtons zu stören ■, warum nicht auch sonst: Warum nicht wenigstens in den fällen, wo der sinn des dichters ebenso gröbHch ver- fehlt war wie hier? Als ob in Romeo imd Julie die einheit des grundtons nicht weit mehr durch Schlegel's mischung von alexandrinern und blankversen und seine oft erw'eiternde über- setzungsweise gestört würde als durch hundert verse fremder Übersetzer, die sich einigermassen bemühten, Schlegel's ton zu treffen ! ^lan kann sich des gedankens nicht erwehren, dass die ehrfurcht , mit der der philolog an eine textkritisch interessante aufgäbe herantritt, einen so feinen philologen wie Bernays sein eigentliches ziel habe aus den äugen verlieren lassen. Denn dies hätte doch sein müssen, dem Deutschen vom ende des neunzehnten Jahrhunderts einen möglichst guten deutschen Shakespeare zu bieten, der auf leser und h()rer zu wirken bestimmt ist. Statt aber an leben und Wirksamkeit zu denken, zog er die beschaulich - selbstgenügsame aufgäbe vor, Schlegel's text wie den eines toten klassikers zu prä- parieren , lesarten gegen einander abzuwägen und sich des hierbei bewiesenen Scharfsinns als einer dor höchsten formen von wissenschaftlicher bethätigung zu erfreuen.

Brandl befindet sich bei seinem unternehmen in einer argen klemme. Als philolog hat er den grundsatz von der absoluten unantastbarkeit des textes, wie er aus den bänden seiner Urheber hervorgegangen. Auf der andern seite fühlt er als anglist die Verpflichtung, doch auch dafür zu sorgen, dass Shakespeare sein recht findet. Er druckt den text ohne änderung getreulich ab lesarten verzeichnet ein anhang und berichtigt ihn in den anmerkungen. Es heisst z. b. im text:

König Richard liegt

In dem bezirk von jenem leim und steinen. Eine anmerkung zu >leim < belehrt uns, dass es richtiger mörtel : engl, lime« hiesse. Andere setzen ruhig dafür:

Li dem bezirke dort von kalk und stein. Im ersten teil Heinrich' s des Vierten druckt Brandl :

Nicht mehr soll dieses bodens durst'ger Schlund

Mit eigner kinder blut die lippen färben,

Nicht krieg mehr ihre felder schneidend furchen

Noch ihre blumen mit bewehrten hufen

Des feinds zermalmen.

2,3*

;56

W. Wetz

Aus der anmerkung erfahren wir, dass Schlegel ursprüng- lich statt: boden erde« geschric^ben hatte und sich daravif das zweimalige »ihre« bezog.

Brutus sagt in seinem grossen monolog bei Schlegel : Das kann auch Cäsar : Drum eh' er kann, beugt vor. Und weil der streit Nicht schein gewinnt durch das, was Cäsar ist, Legt so ihn aus u. s. w. »Richtiger : beug' vor (an sich selbst gerichtet) ; ebenso im folgenden«, lautet eine anmerkung zu »beugt' . Man möchte fragen, ob es in den beiden letzten fällen nicht rätlicher ge- wesen, das richtige in den text zu setzen und die Schlegel'sche fassung bloss in den anmerkungen zu berücksichtigen. Eine so radikale neuerung war jedoch von Brandl um so weniger zu erwarten, als er sogar ungenaue Schlegel'sche Übersetzungen von bühnenanweisungen nur berichtigte, nicht ersetzte.

Aber Schlegel hat nicht nur geirrt, sondern auch aus- gelassen. Wir schlagen die lesarten von Romeo und Julie nach und werden für den von Schlegel ausgelassenen prolog auf die anmerkungen« am schluss des bandes verwiesen, wo Brandl eine Übersetzung davon giebt. Ein ausgefallenes wort des zweiten musikanten : »Bitte steckt euern dolch ein und löscht euern witz aus!- wird in den »lesarten« nachgetragen. In den anmerkungen« am schluss des bandes- heisst es: ;>Die ausgefallenen worte des zw'eiten musikanten sind als veran- lassung zur folgenden rede unentbehrlich.« Jeden augenblick muss Brandl seinen leser von dem text nach den noten unter dem text oder nach den lesarten« und den »anmerkungen am ende des bandes schicken. Zu solchen behelfen muss ein geistreicher mann seine Zuflucht nehmen, weil er eine sache am falschen ende angefasst hat ! Brandl sendet mit feierlichem geleitswort seinen ' »Shakespeare in klassisch -deutschem ge- wande zu seiner unvergleichlichen missionsthätigkeit inmitten unseres volkes« aus. Man kann nicht sagen, dass er ihm sein amt besonders erleichtert hat.

So »klassisch ; dies gewand auch sein mag Brandl selber war früher von seiner Vollendung nicht überzeugt. In seiner in den Führenden geistern erschienenen Shakespeare- biographic giebt er die citierten stellen teils in eigener über- .setzung, teils ändert er frühere iibcrsetzungen wesentlich um.

I

Zur beurteilung d. sog. Schlegel-Tieck'schen Sliakespeare-übersetzung ßjy

Sogar Schlegel bessert er öfters glücklich. Auch ten Brink's EngliscJie litteraturgesch'ichle ist in den äugen unsers heraus- gebers ein »klassisches buch,- und doch hat er in seiner neuausgabe dieses werkes öfters geändert, weil der zweck dies gebieterisch verlangte. Schwerlich wird dies jemand wahr- nehmen, und doch i.st der stil Brandl's und der ten Brink's ziemlich verschieden.

Bei den von Baudissin übersetzten stücken bewahrt Brandl äncjstlich den text, wie er in Tieck's ausgäbe stand, selbst da, wo Tieck eine ursprünglich richtige Übersetzung durch eine falsche verdrängt hatte. Oktavian sagt in Antotiius und Klcopatra bei der nachricht von dem tode seines gegners : Antony !

I have followed theo to this; but \ve do lance

Diseases in cur body Dafür hatte Baudissin richtig übersetzt:

Bis dahin bracht ich dich! doch schneiden wir

Geschwür' aus unserm . leib : gezwungen musst' ich

Dir solchen trüben tag des falls bereiten,

Wenn du nicht mir. Tieck legte dem lance eine unmögliche bedeutung bei und ordnete nun folgende Übersetzung an :

Bis dahin bracht ich dich! doch hegen wir

Den todeskeim in unsrer brüst. In der späteren ausgäbe wurde ; hegen« durch nähren über- setzt, und diese lesart giebt auch Brandl in seinem text.

Ein anderes beispiel findet sich im Othello, wo Brabantio von Rodrigo die künde von der flucht seiner tochter erhalten und ihre Verfolgung anordnet. Befehle, klagen und fragen folgen in raschem Wechsel :

Call up my brother. O, would you had had her!

Some one way, some another. Do you know

Where \ve niay apprehend her and the Moor? Die Worte sind abwechselnd an die dienerschaft und Rodrigo gerichtet , der sich früher um Desdemona beworben hatte. Baudissin übersetzte gut und richtig:

Ruft meinen bruder. War' sie euer doch!

Ihr diesen weg, ihr jenen. Habt ihr kundschaft,

Wo wir sie finden mögen mit dem mohren?

358

\V. Wetz

Dafür verfügte Tieck das sinnlose und grammatisch un- mögliche :

War' sie euer doch ! Auf welche art auch immer!

Daran reihen sich ähnliche beispiele aus dem gleichen stück und aus dem König Lear, wo Baudissin das richtige ge- habt, Tieck aber das falsche dafür gesetzt und Brandl es stehen lassen. Die rücksicht auf den dichter und die pietät gegen den eigentlichen Übersetzer forderten hier dasselbe. Statt dessen bietet man ims Tieck'sche abgeschmacktheiten !

Nur beiläufig sei bemerkt, dass Brandl in diesen aus- führlich von Bernays besprochenen fällen Tieck's versehen nicht in den anmerkungen berichtigt, wie ja auch Schröer in seiner anzeige von Brandl (Engl. stud. XXVII s. 282) findet, dass die berichtigungen nur gelegentlich angebracht worden und massenhaft unrichtiges unbeanstandet stehen ge- blieben sei. Es ist ja begreiflich , dass ein geistreicher köpf an eine verfehlte sache nicht gerne zu viel zeit und kraft ver- schwendet, auch hält sich die genialität durch das uns philo- logischen pedanten heilige gesetz der genauigkcit nicht für ge- bunden. Nur hätte Brandl nicht mehr versprechen sollen, als er hielt und in betracht der knappheit der zeit auch halten konnte.

Wie hier , ist er auch anderswo nicht konsequent. Der epilog von Wie es euch gefällt fehlt bei Schlegel, Brandl bringt ihn aus der ausgäbe von i(S2 5, wo vermutlich Tieck ihn übersetzt hat. Schlegel hat sich einmal an bruchstücken des Macbeth versucht, die Brandl an ihrem orte in Dorothea Tieck's Übertragung einfügte. Kein grösserer stilgegensatz lässt sich denken als der zwischen spräche und vers beider Übersetzer: so gross ist jedoch die Zauberkraft der beiden namen Schlegel und Tieck, dass, was sonst unsinnig und un- statthaft ist, hier löblich und vernünftig wird.

Brandl hat manches gethan, um dem Icser nützlich zu sein. Er hat einleitungcn mit zahlreichen geschichtlichen, litterarhistorischen und dramaturgischen bemerkungen beige- steuert; er vergleicht den dichter mit seiner quelle und ver- deutlicht scenische vorgärige durch hinweise auf Shakespeare'.s von der unsern so sehr verschiedene bühne ; er erläutert manche anspiclvmg, für die auch der belesene ihm dankbar ist,, und dann steigt er wieder zu dem herab, der Hamlets: tot

Zvir beurteilung d. sog. Schlegel-Tieck'sclien Shakespenre-übersetzung ^^o

für 'nen dukaten nicht versteht oder Niobe nicht kennt M: aber das, was man zuerst von ihm verlangen konnte, einen für eine zusammenhängende lektüre geeigneten deutschen text das bietet er nicht. Ist denn Shakespeare, möchte man da fragen, bloss da für den einsamen leser, der in müsse sich aus text, noten, lesarten und anmerkungen zusammen sucht, was eigent- lich Shakespeare sagen will? Selbst diesem ist kaum mit unserer ausgäbe gedient, denn schon das blosse bewusstsein, dass sein text ungenügend ist, stört eine unbefangene hingäbe an das in dieser form dargebotene werk. Und dann ist Shake- speare doch auch da, um laut gelesen und namentlich um von der bühne herab vernommen zu werden : was nützen aber alle dramaturgischen erläuterungen unsern theatern, wenn man ihnen Shakespeare nicht so giebt, wie sie ihn unmittelbar brauchen können .-

Die Stellung zu Schlegel's Shakespeare muss verschieden sein je nach dem Standpunkte, von dem aus man ihn be- trachtet. Nimmt man ihn als die bedeutendste litterarische that Schlegels, an der man seine grosse als Übersetzer studieren will, so muss man, wie Bernays gethan, auf die Vorgänger und die handschriften eingehen, die sein erfolgreiches ringen mit seiner aufgäbe zeigen. Die Bernays'sche ausgäbe trotz der drei vorhin erwähnten kleinen änderungen bietet sich für diesen zweck dar. Dann hat auch Schlegel durch seine Über- setzung in unsere litteraturentwicklung eingegriffen und, wie er übertreibend behauptet, unser ganzes späteres jambendrama beeinflusst : für den geschichtsschreiber der deutschen litteratur ist also die Schlegel'sche Übersetzung , wie sie auf jene zeit wirkte, ein ausserordentlich wichtiges litterarhistorisches denk-

*) Das sind nicht die einzigen annierkungen, die sich Brand! hatte sparen können. Wir lesen in 2 H. VI. IV 2, ll8 f.:

Euter M i c liac l.

Michael. Where"s our general ?

Cade. Here I am, thou particular fei low.

Das übersetzt Schlegel:

Michael. Wo ist unser General ?

Cade. Hier bin ich, du spezieller kerl.

Dazu macht Brandl die anmerkung: „Wieder zeigt Cade seine lateinkenntnis durch ein Wortspiel mit generalis \xw\ specialis.''

36o

W. Wci/

mal. Schliesslich ist sie aber \or allem und namentlich für uns heute eine Übersetzung, die das original vertreten soll und bloss danach zu beurteilen ist, wie gut oder schlecht sie das thut. Auf diesen standi)unkt stellen sich nun aber die gelehrten herausgeber und panegyriker Schlegel's fast nie. Bernays (s. 216) drückt sein staunen darüber aus, »dass dieser arbeit nur so wenige flecken anhaften, die so leicht tilgbar sind, und auch, wenn sie ungetilgt bleiben, den reinen genuss der Shakespeare'schen dichtung nicht stören können«. Nun, wenn diese flecken so leicht tilgbar sind, so tilge man sie doch oder störe nicht jeden derartigen versuch durch die phrase von der einheit des grundtons , die dadurch gefährdet werde. Soll man wirklich einer gelehrten marotte zu liebe Shake- speare's text dunkler und schwerfälliger machen , als er that- sächlich ist, oder soll uns nicht die rücksicht auf den dichter über die auf den Übersetzer gehen .- Es soll hier nicht jede Veränderung Cossmann's in schütz genommen werden: oft jedoch ist er glücklich gewesen und hat an stelle eines falschen ausdrucks einen richtigen, an stelle eines schiefen einen treffen- den gesetzt, der sich dem Schlegel'schen vers ungezwungen einfügt und darum wohl hier seine stelle finden dürfte. Wenn Schlegel grace mit ehre, statt mit gnade übersetzt oder tote bei ihm dem vers zuliebe »umhergehen« statt um- gehen und Hamlet das haupt hin und her statt auf und ab wägt, so sind das kleine und leicht tilgbare und darum zu tilgende flecken. Auch scheint mir Cossmann's:

Ins leichentuch gehüllt {The sheeted dead) Schrie'n tote wimmernd durch die Strassen Roms wirksamer als Schlcgel's verblasster ausdruck : »Verhüllte tote«, wie denn überhaupt die ganze stelle bei Schlegel nicht gut gelungen i.st und andere, wie Seeger, sie besser übersetzen. Und so liessen sich, noch viele fälle anführen, wo Cossmann, wo Brandl ich kann (\s ihm nicht ersparen, ihn hier zu zitieren , wo Alexander Schmidt, der einige Schlegel'sche Übersetzungen für die grosse ausgäbe der deutschen Shakc- spearegesellschaft durchsah, wo Max Koch, Gilde meister, Eidam und andere mit leiser hand Schlegel glücklich besserten. Für das grosse publikum, das an Schlegel hängt und auf der andern seite doch auch beanspruchen darf, dass ihm der dichter so fehlerfrei geboten wird, als wir ihn ihm bieten kötnnen, wird

Zur beurteiluiig d. sog. Schlegel-Tieck'schen Shakespeare-Cihersetzung -ißi

sich daher immer noch am meisten eine der verbesserten ausgaben empfehlen, die jedoch in bestimmten Zwischenräumen von neuem durchgesehen werden sollten. Bei solcher durch- sieht müsste es jedoch grundsatz sein, vor allem dem dichter zu seinem rechte zu verhelfen und nicht ängstlich zu fragen, ob die fassung Schlegel's oder Baudissin's sich nicht doch allenfalls rechtfertigen und halten liesse. Selbstverständlich müsste man von dieser auch da abweichen , wo eine ehemals anerkannte lesart oder Interpretation sich als irrig erwiesen hat.^) Unsers erachtens werden jedoch alle diese besserungen im einzelnen nie einen deutschen Shakespeare zu stände bringen, der das leistet, was er heute leisten könnte und sollte. Dazu liegen einzelne mängel Schlegel's ich lasse seine fortsetzer zunächst ganz bei seite viel zu tief und sind mit dem ganzen wesen seiner Übersetzung zu eng verknüpft. Eidam, der sich tür eine neubearbeitung des sogenannten Schlegel-Tieck ent- scheidet, muss auf der andern seite doch zugeben, der grund, weshalb die beschäftigung mit Shakespeare's wirken in weiten kreisen unsers volkes nicht so verbreitet sei , wie sie sein sollte, liege nicht zum wenigsten in der oft eigentümlichen, ja geschraubten ausdrucksweise der Übersetzung«. Aber selbst wenn man nun, wie Eidam fordert, die Übersetzung mit dem gegenwärtigen stand der Shakespeareforschung in Überein- stimmung bringt und dafür sorgt, dass an möglichst wenigen stellen der volle genuss gestört und das Verständnis beein- trächtigt wird, so ist damit noch nicht alles gethan. Schlegel hat anfangs zwischen alexandriner und blankvers geschwankt und in J^omei? 7inä /u//e sind längere abschnitte in alexandrinern

') Wir stimmen z. b. vollstSnHg R. Koppel (Verhesseningsvoischläge zu den erläiiterungen und der textlesung des Lear. Berlin 1899) zu, wenn er zu der anrede Lears an Cordelia in der eröfFnungsscene : Now, our joy, Allhough mir last and hast (nach anderer lesart: our last, not least) bemerkt: „Das herz- liche und rührende our last and least der Folio („du unser letztes, kleinstes") sollte nach alle dem, was darüber geschrieben worden ist, läi;gst statt des kalten. wohl schon zu Shakesjjeare's zeit abgebrauchten Wortspiels last, not least (letztes, nicht geringstes) in alle texte eingeführt sein. Es gehört zu den im leiblichen sinne persönlich individuellen zügen im bilde Cordelias, deren zarte, seelisch liebliche gestalt den reckenhaften Schwestern gegenübersteht". Den freunden des last, not least diene zur beruhigung, dass sie daium auf diese Hebgewordene ledensart nicht zu verzichten brauchen, denn sie findet sich ausserdem noch im Julhis Cäsar.

362

\V. Wetz,

stehen geblieben. Für die geschichte der Schlegel'schen Über- setzung hoch interessant und darum von bedeutung für den Htterarhistoriker und philoIogen ! Aber für wen noch sonst? Sollen wir hier Shakespeare in einem andern versmass sprechen lassen, bloss deshalb, weil Schlegel nicht mehr dazu kam, jene abschnitte zu ändern ? Auch seine neigung zum glätten und abschwächen und seine dem dramatischen Vortrag bisweilen widerstreitende behandlung des verses wird oft nicht geduldet werden können. Gerade diesem letztern punkt möchten wir grössere Wichtigkeit beilegen, als meist geschieht. Dem mehr gehaltenen und massvollen stil der Schauspielkunst zu Goethe's zeit war jenes mildern und der ruhig dahin fliessende vers, wie Schlegel ihn anstrebte, gemäss. Der leidenschaftlicheren, schärfer accentuierenden spielweise unserer tage wird dagegen nur eine Übersetzung genügen, die die kraft der rede und das unruhige gestikulieren des Shakespeare'schen verses ungemindert bewahrt. Wollte man die Schlegcl'sche Übersetzung so sehr umgestalten, dass sie alle diese forderungen erfüllte, so wäre allerdings gefahr vorhanden, dass dann eine flickarbeit entstünde, die den grossen wurf vermissen liesse. Immerhin kommt es auch hier zumeist auf die sprachliche meisterschaft und den takt des umarbeiters an, und Vischer's Hamlet sieht man die verschiedenen hände kaum an. X'öllig sinnlos wäre aber eine solche mühsame Umarbeitung bei einigen der von Schlegel nicht übertragenen stücke, wie etwa dem Macbeth, den andere besser als Dorothea Tieck übertragen haben; möge man an ihrer arbeit noch so viel herumfeilen, so wird sie darum den Charakter der mittelmässigkeit doch nicht verlieren und jenen andern Übersetzungen immer nachstehen.

Aber muss es denn immer Schlegel sein, und ist Schlegel wirklich unübertrefflich.' Doch nur so lang, als er noch nicht Übertroffen ist, und .das ist er vielfach. Seinen Übersetzungen Calderon's sind nach dem urteile eines mannes wie Sc hack diejenigen von Gries überlegen. Baudissin's Moliere-über- setzung wurde von manchen als sein meisterwcrk^ gepriesen. Sie wurde jedoch kaum gelesen und drang nicht auf da^ theatcr, was beides die von Fulda erreichte. War es hier möglich, erfolgreich mit Schlegel und Baudissin zu wetteifern, warum nicht auch sonst .^ Wir halten es darum für das ver- kehrteste, was die frcvmde Shakcspeare's thun können, wenn

Zur beurteilung d. sog. Schlegel-Tieck'sclien Shakespeare-überset/.ung -iß-r

sie durch das stete verkünden der unübertrefflichkeit der arbeit Schlegel's und seiner genossen die heute lebenden Übersetzer davon abhalten, jene wirkHch zu übertreffen. Eine eiche fällt nicht auf einen schlag, und nichts erleichtert einem guten Über- setzer seine aufgäbe so sehr, als wenn schon ein gleich oder annähernd tüchtiger ihm vorgearbeitet hat. Wenn ein be- deutender Übersetzer wie Gries den Ariost übersetzt, ein anderer gleich grosser, wie Hermann Kurz diese Übersetzung neu bearbeitet und als letzter redaktor Paul Heyse kommt, so darf man überzeugt sein, etwas besseres zu erhalten, als wenn Gries oder Kurz oder Heyse allein das beste ihres könnens geboten hätten. Auch Schlegel ist da am glücklich- sten, wo ihm jemand vorausgegangen ist und einen teil der Schwierigkeiten schon überwunden hat. So ist auch nicht zu bezweifeln , dass auf Schlegel's schultern stehende sprachge- waltige Übersetzer uns einen bessern deutschen Shakespeare als Schlegel zu bieten vermöchten vorausgesetzt , dass sie nicht Schlegel zu verbessern« unternähmen, sondern in selb- ständigem ringen mit dem dichter diesen mit den mittein unsrer weiter ausgebildeten dichtersprache wiederzugeben suchten und dabei die Übersetzungen SchlegeFs und anderer so nützten, wie Schlegel selber die arbeit seiner Vorgänger.')

»Dem gebildeten deutschen leser die werke des grossen Briten in einer form vorzulegen, die, unbeschadet der kraft des dichterischen ausdrucks, den anforderungen möglichst entspricht, die wir heute an die spräche stellen, in einer form, die nicht nur im ganzen, sondern auch im einzelnen, den ur- text getreu wiedergiebt, und die nicht durch sprachliche Sonder- barkeiten und härten den «jenuss der dichtun« stört« : das

^) Man hat Schlegel's überti-agiing des ersten verses von Richard IH. getadelt :

Nun ward der winter unsers missvergni'igens

Glorreicher sommer durch die sonne Yorks.

[Now j s the winter of our discontent

Made gloiious summer by this sun of York.] Schlegel hat ihn wörtlich aus Eschen bürg übernommen, der dies stück allein im blankvers üt)ertragen hatte:

Nun ward der winter unsers niissvergnügens

Durch diese sonne York ein heitrer sommer.

364 W. Wetz

scheint mir mit Eidam eine lohnende aufgäbe, die den ehr- geiz von fähigen Übersetzern reizen könnte. In den ausgaben von Boden stedt und Dingelstedt war sie teilweise gelöst, und Schlegel und Baudissin sind hier vielfach übertroffen worden, obwohl die Übersetzer unter mancherlei hemmnissen schufen : die arbeit Schlegel's wie die Baudissin's war noch geschützt, man scheute sich daher besonders bei L. Seeger hat man den cindruck diesen Vorgängern zu nahe zu kommen. Heute liegen die Verhältnisse wohl auch deshalb günstiger, weil durch Ibsen das gefühl für manche eigenheiten der dramatischen rede geschärft worden ist , die frühere Übersetzer bei Shake- speare ruhig glaubten tilgen zu können. Sollte der versuch gewagt werden, so sollte man sich dessen freuen und ihn er- mutigen , statt den Übersetzern durch das stete pochen auf Schlegel und Tieck die lust an ihrer mühevollen arbeit zu verleiden. Wer von der unübertrefflichkeit Schlegel's spricht, hat den grossen abstand zwischen dem dichter und seinem Übersetzer nie empfunden und kennt auch die schätze unserer spräche nicht, die, wie manche beispiele uns zeigten, es wirk- lich ermöglichen, Shakespeare öfters näher zu kommen, als es Schlegel thut. Wer aber die alte phrase wiederholt, dass die sogenannte Schlegel-Tieck'sche die deutsche Shakespeare- übersetzung sei und bleiben müsse, hat nie ein werk Vvie den Macbeth mjt dem original und andern Übersetzungen verglichen und sollte darum billigerweise sich des Urteils enthalten. Es scheint uns eine ehrenpflicht gegen den dichter wie das deutsche volk, dass man ihm Shakespeare in der besten gestalt bietet, in der man ihn bieten kann, und darauf hinzuwirken sollte namentlich das bestreben aller anglisten und Shakespeare- forscher sein.

Bis wir aber einen solchen deutschen Shakespeare er- halten , wäre es wohl das rätlichste , unter fachmännischer leitung eine eklektische ausgäbe herzustellen, die \on jedem stück die beste der vorhandenen Übersetzungen brächte und sie von versehen und Unebenheiten m(')glichst befreite. Die frage, ob an stelle Schlegel'scher Übertragungen das eine oder andere mal eine spätere zu treten hätte, hat wohl nur theoretische bedeutung, da diese noch eigentum der Verleger sind und vielleicht nicht freigegeben würden. Dass mit den Übersetzungen Baudissin's die von Kaufmann um die palme

A. Kroder, Studien zu Shelk'v's ■'Epipsyclüdioii'" ^65

ringen und sie oft übertreffen, scheint uns sicher, ebenso auch, dass Dorothea's arbeit ganz oder teilweise wegfallen müsste. Diese ausgäbe würde sich bescheidener geben, aber dem leser einen bessern deutschen Shakespeare bieten als >Shakespeare's dramatische werke. Übersetzt von Schlegel und Tieck«.

Giessen. W. Wetz.

STUDIEN ZU SHELLEY'S ^^EPIPSYCHIDION".

Ma ciö che l'artista crea,

tutto il inondo lo beve,

lo fa b-ua carne e suo sangue.

(.•\da Negri.)

Aus wundersamen melodien gewoben, erklang der liebes- hymnus des Epipsychidion im frühjahr 1821 an das taube ohr der weit. Der Wagner'schen muse an schwung und gefühls- tiefe vergleichbar, war Shelley's dichtung ihr auch darin ver- wandt, dass sie einem aufgeklärteren Zeitalter entgegenwarten musste, um zu vollem Verständnis und zu liebevoller Würdigung ZU gelangen. Die zeit ist gekommen, längst gekommen, gott- lob! Unter zahllosen bewundeiern, lesern und forschern, hat die pracht des E[pipsychidwn] erhebend, veredelnd, entzückend und beglückend gewirkt.

Nur eine befruchtende Schöpferkraft hat dieses werk bis- lang nicht entwickeln können ; denn von keinem nachgebornen dichter ist es erreicht worden : wir müssen im gegenteil be- kennen, dass just die poetischen mitbrüder, die als congeniale geister berufen wären , den fior der dichterischen anschauung Sh[elleyrs zu lüften, am wenigsten dazu beigetragen haben, die sagen wir rätsei des E. der weniger tief blickenden weit zu enthüllen. Ja nicht einmal das : sie stehen nicht an, in jenen effektvollen und vom poetisch-technischen Standpunkt aus durchaus gebotenen Umhüllungen einen entstellenden makel des werkes zu erblicken. Ein bedeutender englischer dichter und forscher , der die kleinste metrische flüchtigkeit Sh.'s als rein g(")ttliche Inspiration preist und in ausdrücken

^66 A. Kroder

absurder ereiferung jeglichem andersdenkenden zehntausend- jährige fegfeuerqualen auf den hals wünscht ^), fühlt sich doch bemüssigt , dem E. ein entstellungsmal anzuheften , indem er ihm vorwirft : die schleierhafte einbeziehung ganz und gar persönlicher anspielungen sei nur dazu angethan, geduld und verstand des getreuen forschers zu verwirren und zu erbittern ; rätsei seien hier nicht angebracht; mit rebuskünsten solle wahre kunst nichts zu thun haben 2).

In welch merkwürdiger beleuchtung steht dieses dictum Swinburne's da , wenn wir es in beziehung setzen zu werken wie Goethe's Faust l Und sagt nicht andrerseits Shelley selbst in seiner vorrede, das vorliegende werk werde einer gewissen klasse von lesern auch ohne trockne darlegung der Verhält- nisse hinreichend verständlich sein , eine andre klasse freilich werde es niemals verstehen können, weil ihr ein sympathischer sinn für seine ideen abgehe ? !

An einem müssen wir vor allem festhalten : der reine aesthetische genuss , den sich Sh. von selten der nvreroi ver- sprochen hat ist primär und steht auf anderer stufe als der durch forschungen erkaufte genuss des gelehrten. Ein im schwunge der begeisterung schwelgender leser gelangt zu eignem neuem empfinden dessen , was der dichter geschaut, er versteht die probleme und grundtypen, die in das gewand glühender fantasie gekleidet, vor seinem augie' vorüberziehen. Er geniesst beispielsweise das E. mit lebhaftestem entzücken, geniesst es nicht nur, sondern versteht es auch genügend, um es geniessen zu können, ohne mit den details von Sh.'s biographie vertraut zu sein. Warum sollte er auch nicht, wenn nach Todhunter's-') annähme jene vielumstrittcncn anspielungen des E. überhaupt nicht auf persönlichkeiten, sondern auf s/a/cs, auf gewisse entwicklungsstadien hindeuten, welche jeder mehr oder weniger ideale mensch zu durch- laufen hat.

Den biographen hingegen drängt und lockt die aufgäbe der forschung, den verwischten spuren jener persönlichkeiten

^) Swinbuine , Essays and Studies. London 1<S75. p- '-;-!ü; vgl. hieizu Mayor in Trans. Phil. Soc. 1 875/76. p. 4'^-><J.

2) 1. c. p. 2,36.

3) A Study of Sil. London 1880, p. 242 f.

Studien zu Sheiley's "Epipsychidion" -567

nachzugehen , bis er sie auf der realen erde , in der realen Vergangenheit , unter einem tönenden namen , inmitten einer bekannten Umgebung wiederfindet ; bis es ihm gelungen ist, ■den rätselvollen schleier zu lüften , den der dichter wie zum schütz vor uneingeweihten blicken daraufgeworfen, und der für ihn , den mitfühlenden, den vertrautesten aller freunde, nicht bestimmt war : denn in der that , wann hätte Shelle\' zahlreichere und liebevollere freunde gehabt als in unsern tagen ?

Wie viele fragen allerdings der Wissenschaft noch offen stehen, wie viele punkte des B. trotz der bemühungen eifriger und verständnisvoller ausleger noch in dunkel gehüllt sind, diese thatsache ist in den kreisen der Sh.-forschung und da- rüber hinaus bekannt genug , um auf eine reihe von jähren jeden neuen interpretationsversuch zu rechtfertigen.

Einen bescheidenen beitrag zur lösung der grossen frage bieten die folgenden zeilen, die ich in dankbarer ergebenheit meinem früheren lehrer he.rrn professor dr. Breyniann zu seinem 25 jährigen dozentenjubiläum darbringe.

Ich gedenke meinen stoft" in fünf abschnitten zu behandeln, welche umfassen werden (!) das problem einer genesis des £., (IIl die beiden anfangszeilen , (III) die platonischen spuren, (I\^) die personalia und (V) die dichterische technik des £.

I. Problem einer genesis des Epipsychidio7i.

Es mag kühn erscheinen, in crmanglung von onginal- manuskripten, gleichzeitigen notizen und traditionen über die abfassung eines werkes seine entstehung konstruieren zu wollen. Und doch liegen einige umstände vor, die, mit richtigem ge- fühl gesichtet , eine gewisse handhabe zur Uhsung der frage bieten können.

Für die genesis eines 'gelegenheitsgedichtes' und Sheiley's und Goethe's dichtungen haben nach dem eigenen geständnis ihrer Verfasser fast ausnahmslos als solche zu gelten sind nach unserer ansieht die poetischen momente, chronologisch betrachtet, von der allergrössten bedeutung. Wird es im all- gemeinen auch unmöglich sein , sämtliche poetische momente herauszufinden , die zur erzeugung eines dichterischen planes führten , so ist doch auch mit der ergründung eines einzigen

368

A. Kro<ier

meist schon ein wesentliches restiltat gewonnen. Für Auomiis- beispielsweise lassen sich mühelos zwei poetische momente erkennen : der frühe tod eines genialen sängers , imd das mörderische gift der kritik. Eines dieser beiden motive hätte zar erzeugung eines Adonais - BhnWchcn gedichtes genügt; während umgekehrt, beim völligen mangel dieser momente, also auf einen lebenden und gefeierten Keats ein grösseres weihgedicht im allgemeinen nicht entstanden wäre.

Wenn wir in ähnlicher weise die ereignisse jener Pisaner tage chronologisch durchlaufen und von anbeginn nach poeti- schen momenten derselben suchen , werden wir sogleich ge- wahren , dass schon Pacchiani's erzählung von einer einge- kerkerten gräfin ein allgemein poetisches , für den freiheits- dürstenden Sh. aber ganz wesentlich poetisches moment ent- hielt. Noch mehr: bereits d&r ßro/cssore hatte das »arme kloster- fräulein« mit einem im käfig trauernden vogel verglichen. Eine lieblichere wiederhohmg dieses stimmungsvollen Vergleichs tönt an Sh.'s ohr, als bei gelegenheit seines ersten besuches Emilia die gefangene lerche apostrophiert. Nicht ohne bedeutung ist es, dass die glänzende metaphernrcihe des ersten teils unsres E. mit folgendem glied anhebt (v. 5) : Poor captivc bird ! who from thy narrow cage

Pourest such music etc. MedwinM setzt diese allegorie in direkte beziehjimg zu Emilia's melodischer klage im parloir. Als ursprünglichste huldigung könnte somit ein lied zärtlicher mittrauer geplant gewesen sein, das speziell den \ergleich des gefangenen vogels durchführen sollte.

Aber noch ein zweites poetisches moment ist mit diesem ersten gleichzeitig und innig \erychmolzen: der eindruck makel- loser Schönheit auf ein empfängliches gemüt. Es wäre ein fruchtloses unterfangen, jede regung persönlicher leidenschaft- lichkeit in unsrem liebessang ableugnen zu wollen. Emilia. so berichtet schon der alte profcssore'^)^ war ein ^avfta tcVfcTiV«/, und für die liebe geschaffen. Das »in üppigen träumen schwelgende äuge« der Italienerin wird auf den an ein kühles liel)umfanL{en wewcjhnten Engländer s"einen eindruck nicht \er-

') T/ie Life of P. B. Sh. London l847- H 64. 2) S. z. b. Dowden's Life of Sh. II 369.

Studien zu Shelley's "Epipsycliidion" T(5g

fehlt haben. Wir kennen auch Shelley's impulsive natur, die in jenem augenblick des ersten sehens mit ganz andrem wonne- jauchzen als Dante's scholastischer geist gejubelt haben mag Apparuit jam beatitudo vestra ! In diesem punkt haben die ge- reiften mannesjahre das jünglingstheorem Lovc is inevitably conse- quent upon the perception of loveliness^^ nicht über bord geworfen. Eine vom hauch warmer persönlichkeit umwobene detaillierte Schilderung von körperreizen, wie sie an mehreren leidenschaft- lichen stellen des E. auftritt, erwächst nimmermehr aus späterer nüchterner reflexion : sie wird nur aus jenem fieber geboren, das um mit Plato -) zu sprechen die berührung mit dem schönen in dem .^chönheitsfähigen wesen hervorruft.

So wenig allerdings die delikatesten fragen des empfindens mathematisch zu messen sind, so wenig vermag der Verfasser vorliegender zeilen seine dargestellte auffassung im eigentlichen sinne zu beweisen. Gleichwohl glaubt er überzeugt sein zu dürfen , dass der erste teil des E. 3) mit seinem begeisterten lobespreis der Schönheit, mit, seiner rührenden klage über das los der gräfin aus der unmittelbaren bewunderung, aus der unmittelbaren teilnähme des ersten sehens und hörens ersprossen ist. Es war dies ein allgemein dichterischer Vorwurf, ein be- geisternder, stoff, der nach ausdruck verlangte, und den allein wohl auch ein Wordsworth in seiner weise freilich hätte gestalten können.

In intellektueller und moralischer beziehung hat Sh. in der schönen gräfin kein ideal ersehen. Dies ist schon von mehreren forschern aus dem kühlen ton seiner briefschilde- rungen gefolgert worden*). Emiliens glühendes südländisches empfinden riss ihn mit fort, ihr glänzendes philosophieren be- geisterte ihn - aber welch weiter weg von da bis zum geist der Vollkommenheit, der im E. gefeiert wird !

') Queen Mab. Note zu V. 189, bei F'orman IV 477.

2) Sytnposion 206 D und 209 B. C.

*) d. i. veis 1 146. Die meisten kommentatoren verschmelzen mit diesem huldigenden teil den ganz heterogenen philosophierenden abschnitt 147 190 zu einem gedankenganzen und bekommen hiedurch eine einteilung des E. in 3 gruppen. Dass eine solche disposition unberechtigt ist, werden wir sogleich erkennen. Frei- lich — warum nach den staubgefüllten fruchten des toten meeres statt nach Hesperien's goldäpfeln greifen?

■») Vgl. Dowden 11 389 f. J. Hoops, Englische Studien. 28. 3. 24

370

A. Kroder

Wir k(')nnten, von dieser letzteren erwägung ausgehend, uns folgende fragen vorlegen : was veranlasste Sh., das erden- bild der gräfin in solcher weise zu veridealisieren? An voll- kommeneren erdenfrauen war er vorübergegangen, an Portia. Maimuna, Cornelia, Mary und Mrs. Gisborne, die intellektuell und moralisch zweifelsohne über der Italienerin standen : doch ein Epipsychidion hat keine von ihnen inspirieren können. Was war also die geheimnisvolle triebfeder in diesem falle ? Wohl, es war der taumel der entzückung, in den bestrickende reize des weibes ein jedes geniale wesen versetzen. Eine andere auslegung ist mir nachgerade undenkbar.

Die stufen, auf denen Emilia's bild bis zur höhe idealster Weiblichkeit hinaufstieg, bleiben unsren äugen verhüllt. Eine uralte erfahrung , bewährt solange menschen minnen , lässt immer die liebste für die schönste, und die schönste für die vollkommenste gelten. Und wohl, dass in diesen sachen das herz unsrem verstand einen leichten streich spielt: wir ver- danken diesem holden glauben alle edlen und volkserhaltenden reeuneen der treue, des herzensglückes, der häuslichen fried- samkeit. Die seele , die eine herrliche körperform erfüllte, musste ebenso herrlich sein : Sh. machte sie dazu.

Beachtenswert scheint aber auch , dass nach der Über- lieferung gerade in jenen tagen M'ne de Stael's roman Coi-inne die lektüre der Shelleys war und der holden- gefangenen als trosteinsamkeit in's kloster geschickt wurde, worauf die letztere sympathische dankesworte zurückschrieb M. Es ist denkbar, dass Sh. in dem Verhältnis jenes trauernden Engländers zu der strahlenden Italienerin eine deutliche analogie erblickte zu seinem eigenen bund mit Emilia, dass er somit unbewusst das bild der beiden frauen in seiner Vorstellung verwoben und in der schönen Emilia eine vollkommene Corinna erschaut haben mochte, ntw persou/le doiice comine aucitne fevimc nc I'a jatnais ctc, im ange d'espnl et de honte; uti ^cnie admiraöle , et ticmwioins- uii caractere setisil'le et timidc ; ime 'nnagination snblifiie , UJic gcncrositi^ Sans liorties , une persofine cjui peut avoir cu des torts , pärcc qti' iine suph'ioriti si itoimante nc s'aecorde pas toiijoiirs iwcc la vie commune,

') Z. b. bei Marshall, Life and Letters of Mary Wollstonecraft Slulley. London 1889. 1 271, auch 108, und Dowden II 376.

Studien zu Slielley's "Epipsychidion" ^yi

t/iais qui posscde iiiic ante si belle qu' eile est an-ilessi/s de ses faules^ t:t gu' iine senk de ses aeiions ou de ses pur ol es les ejfaee tonte s'^).

Emiliens bild im E. entsteht also aus einem psycholo- gischen legierungsprozess , der ihr geistiges und moralisches sein durch das vollkommene körperliche läuterte 2).

Für die unmittelbarkeit der eingebung sprechen auch allerlei nebenumstände. Rossetti hat aus dem munde Trelaw- ney's die bestimmte Versicherung erhalten, dass das E. nach dem ursprünglichsten plan in italienischen versen begonnen worden sei 3). Dass Sh. einzelne partien der dichtung, inson- derheit den von Dante inspirierten ersten teil, zugleich in eng- lischer und italienischer spräche komponiert habe, wie Acker- mann'^) nahelegt, erscheint mir vom Standpunkt des künstlers aus nicht recht glaublich ; eine genaue prüfung jener italieni- schen anfangszeilen des E., welche das neu aufgefundene ms. der Mask of Anarchy auf der rückseite eines blattes aufweist, könnte vielleicht in dieser beziehung ein befriedigendes resultat liefern. Jedenfalls -aber harmoniert obige tradition vollkommen mit unsrer hypothese , insofern Sh. diesen ur- sprünglichsten hymnus seiner angebeteten in ihrer mutter- sprache singen wollte, wie er ihr auch die Buona Notte und vielleicht die Favola in italienischer spräche zu füssen legte. In der that weist die diktion des ganzen ersten teils eine überfülle pompöser metaphern auf. Trotzdem wir alle wissen, dass die eigenart der dichterischen darstellung Sh.'s ein schwelgen in bildern ist, wird doch ein einigermassen ge- übtes gefühl leicht herausfinden, dass die metaphernsprache der vorliegenden abschnitte gerade im gegensatz zu Sh.'s tiefinner- licher allegorisierungskunst einen mehr äusserlichen charakter trägt und oft auf ein blosses schwelgen in reichen färben und Vorstellungen, in wort und ton hinausläuft: ein merkmal roma- nischer, bes. südländischer dichtersprache.

M Coriime XVI 6.

-) Mit dieser ansieht stehen wir also in bewusstenn gegensatz zu Rev. Stopford A. Brooke (im Vorwort zum neudruck des E., Shelley Soc. Pubi. 2nd Ser. No. 7. p. XX. XXXIII. XXVII. XXIX.). oder zu Helene Richter (in ihrer neuen Sh.-biographie, Weimar i8g8, p. 486. 491).

^1 Z. b. hei Dowden II 379, oder Ackermann in seiner jüngst besprochenen ausgäbe des E. u. Adoitais, Berlin IQOO, p. XIV.

^) Ebenda.

24*

372

A. Kl oder

Es wird auch berichtet M. dass Sh. in der hypnose ohne zwang formvollendete toskanische verse sprach. Für diese thatsache würden uns die praktischen versübungen der Buoua Notte allein keine befriedigende erklärung geben.

Auf welchem umweg späterhin die englischen Juroics auch in diesen ursprünglich italienischen teil des E. kamen, werden wir sogleich zu erörtern haben.

A n 111. GariicU bringt in seinen Relics p. 29 das liebliche briichstück Fiordispina mit dem bemerken, dass es wahrscheinlich in den ersten tagen der hekanntschalt mit Emilia entstanden sei. dass es somit eine wenn auch unbe- wusste Vorstudie zum E. darstelle, in welches späterhin viele Zeilen übergeflossen seien. Dieser hypothese gegenüber nimmt sclion Ackermann-) eine ablehnende Stellung ein; auch mir ist irgend eine inhaltliche Verwandtschaft der beiden werke nicht aufgefallen, und welche stellen übernommen worden sein sollen, hat Garnett nicht spezialisiert. Es bedarf also vor allem genügenden beweises, dass Fiordispina die erste aus der begeisterung für Emilia entsprossene blute sei. Hingegen ist eine grosse ähnlichkeit dieses fragmentes mit der (spateren) Ginevra augenfällig: auch mag daran ei'innert werden, dass Mrs. Shelley für Fiordispijia nicht das jähr 1820, sondern 1821 angesetzt hat.

Ein zweites erregungscentrum war vielleicht das verhalten einer blinden und niedrig denkenden weit, das argwöhnische und eifersüchtige gemunkel der Umgebung, das dem dichter heilige veranlassung gab, die grundlagen seiner freundschaft mit der edlen darzulegen , seine vom erdenstaub geläuterte anschauung vom wesen wahrer liebe öffentlich zu bekennen und so die teure und sich selbst \or dem gjfthauch der Ver- dächtigung zu schützen. Was der dichter schreiben wollte, und in der that teilwei'^e zu papier brachte , ist wohl nichts anderes als eine xorstufe zu jenetn Symposium of Ms ou<n to sct all this right , xon dem er drei\iertcl jahr später an bekannter stelle'*) spricht.

Wer nun die in Forman's ausgäbe 11 3S9 als Studus and Canccllcd Passages to ihe 'Epipsychidioti' ^\ abgedruckten fragmente liest, wird sich de.'^ gedankens kaum erwehren können, dass diesen zeilen ganz der ungezwungene hier allerdings mit

•) Dowden p. 397.

^) p. XX.

^) Brief an die Gisbornes, 22. Okt. 1821. Vgl. auch Advertisement Tlic present poem appears to have been intended by thc Writer as the dcdicaüon to somc langer one.

^) Oder in Ackermann's Separatausgabe ]i 2.') als Studien zu?n E. und ge- strichene stellen.

Studien zu Shelley's "Epipsychidion" 273

sarkasmus gemischte^) plauderton der Letter to Maria Gisborne innewohnt. Ich fasse in der that jene Siiid[ies & Canc. Pass.] nicht anders auf als einen entwurf zu einer grossen poetischen epistel des dichters an seine freundin Emilia Viviani. Diese epistel war wohl gedacht als begleitschreiben oder vorrede zu jenem Symposium, und als ausgedehnteres seitenstück zu dem ein halbes jähr früher geschriebenen und zweifellos schon da- mals herzlich beklatschten poetischen brief an Mrs. Gisborne. Wir bemerken auch, dass die metrische form des heroic couplet beiden dichtungen gemeinsam und somit möglicherweise aus der Leiter durch die Stud. in das E. übergegangen ist.

Ein brief trägt persönlichen, realen charakter, und selbst im gewande der poesie wird er die fühlung mit der umgeben- den weit nicht verlieren. In der that belehrt uns ein flüchtiger blick , dass das fundament der vorhandenen skizzen Wirklich- keit, thatsachen sind. Die Quarterly, angedichtete freunde und freundinnen , neugierige oder argwöhnische bekannte, die be- schränkte und skandalsüchtige weit spielen hier eine rolle : aus dem E. sind sie durchweg verschwunden. Die gemein- plätze A^x free lovc und fricndship hier (17. 62) sind zu true love iE. 160 u. ö.) veredelt. In dem dilemma , ob freund oder geliebter, ist der korrespondierende dichter selbst noch be- fangen (98 u. ö.); dem klaren bewusstsein von den erden- mängeln seiner damc ist unverhohlen ausdruck verliehen (120).

Es wird mithin nicht allzu gewagt erscheinen, wenn wir ims eine feste Überzeugung dahin bilden, dass auf dem realen Untergrund einer poetischen epistel der ideale bau der philo- sophierenden (und vielleicht noch anderer) teile des E. er- wachsen ist. Somit erscheint die von kompetenter seite^) vorgebrachte darstellung, als hätte Sh. vom Verhältnis zu Emilia profitieren wollen zum besten der ausgestaltung seiner philo- sophischen lieblingsideen und hätte , wenn er keine Emilia gefunden , sein E. notwendigerweise auf irgend eine andre frauengestalt gedichtet, als unbegreiflich nüchterne Insinuation.

Eine weitere anregung ging zweifellos von Emiliens ■admiral)le fiece of eioquence'^) aus, der von Sh. hoch bewunderten

1) Auf den satirischen charakter der zeilen hat Forman 1. c. hingewiesen. 2j Symonds, Shelley. (Engl. Men of Letters). London 1879, P- 143- 142. *) Medwin II 72; Ackermann p. VIII.

374

A. Kroder

apostrophe an den Vero Amore. Dies waren töne aus weibes- brust, die die gleich<^estiminte harfe seiner seele in entzückte Schwingungen versetzten. Dies war kein roman für den salon- tisch, voll von human interest: es war ein aus platonisch-shelley- schem empfinden ersprossenerliebessang voll edelsten Schwunges. Auf diesem boden fühlte Sh. sich ein »Antäus am gemüte« ! Der gedanke ist sehr einleuchtend, dass die soeben besprochene poetische epistel zugleich als eine art antwortender äusserung hierauf gemeint war.

Deutliche verbindungsfäden laufen aus jenem poetischen prosastück der gräfin in das E. über. Zunächst ist es der satz, welchen Sh. als weihespruch auf das titelblatt seiner dichtung setzte, und welcher womöglich sogar ein direkter anstoss zur Schöpfung jener traumhaften insel der Seelenvereinigung war, deren märchenschönes bild den letzten teil des E. erfüllt.

Dass freilich der gedanke einer weitenflucht Sh. schon vor dem Dezember 1820 lieb und vertraut war und dass er es in den folgenden jähren blieb, hat Ackermann nachgewiesen'). Zu seinen belegen sind noch zwei bedeutsame stellen zu fügen. Am 30. November 1821 schreibt Mary in einem brief "Tf Greece be free, Sh. and I ha7>e vowed to go, perhaps to setile there, in o/ie of those heautiful Islands where earth, ocean, and sky form ihe paradise"-) (vgl. E. 422 f., 457). Von interesse ist auch eine stelle aus dem brief Mary's vom 7. JMärz 1822 an j\lrs. Gisbori^e, worin die korrespondentin sicherlich mit vielsagendem hinweis auf das E. schreibt: "But that which I have seen ?nakes tne long most eagerly for some sea-girt isle, where wlth Sh., 7ny habe, and books and horses., we may give the rest to the ivinds" •') (vgl. E. 430 u. 5 18). Solche stellen beweisen, dass auch nach dem E. die glückliche insel der weltcnflucht in der täglichen Unterhaltung der gatten oftmals auftauchte.

Emilia's begei.'^terter sehnsuchtsruf nach einer insel seeli- scher Vervollkommnung weckte auch ein altes echo in Sh.'s herzen : das echo einer jugendlichen träumerei vom stufen-

*) Quellen, Vorbilder etc. Münch. bcitr. lieft 2, p. 26; aiicli p. XVII. INB. In den hinweisen aui' Ackermnnn's stiuiien gehen die arabischen seitenzifFein auf die Quellen, die römischen auf die ausgäbe des E. u. Adonais\.

-) Bei Marshall I 31 7.

') ib. p. 330.

Studien zu Shelley's "Epipsycliiilion" ^y^

massig läuternden fortschritt des menschlichen seins von stern zu Stern bis zur höchsten Vollkommenheit'). Jene insel mochte solch eine etappe in dieser ideellen Stufenleiter sein.

Fassen wir somit das gesagte kurz zusammen , so geht unsre anschauung von der entstehung des E. dahin, dass ein lobespreis der Schönheit , zusammen mit einem klagelied um das los der gräfin, als das allererste, in italienische verse ge- gossene glied anzusehen ist ; dass aus der begeistcrung für ihre rhapsodie und aus der notwendigkeit einer rechtfertigung des Verhältnisses eine in den Stud. bruchstückweise über- kommene — poetische epistel entstanden ist. Durch die körperliche Schönheit oder sonst ein moment zur veridealisie- rung der angebeteten angefeuert, vereinigte der dichter alle vorhandenen teile zu einem grossen ganzen , indem er die italienischen verse des ersten Stückes in spräche und versmass der übrigen umkleidete und darin Emilia nicht nur als schön- heitswunder, sondern als ideal jeglicher Vollkommenheit feierte. Der ton der poetischen epistel wurde dabei auf den hymnen- ton des ersten teils gestimmt : ein technisches meisterstück, ein wunder von kunst- und feingefühl, das für jeden Sh. -freund eine herzerfreuende studie sein muss-). Die umfangreichen philosophischen erörterungen der epistel mussten natürlich grossenteils fallen , insofern sie auf die beschwingte begeistc- rung des E. lähmend wirkten. Die schlussepisode der märchen- insel mag chronologisch das dritte, die -idealisierte geschichte seines lebens und empfindens das vierte glied in der ent- wicklungskette gewesen sein , und als allerletztes ist wohl die sonne-, mond- und kometenepisode (v. 345 3S9) sowie das envoi angeschweisst worden 3).

Eine derartige auffassung von der entwicklungsgeschichtc des E,. ist geeignet, den augenfälligen Widerspruch auszugleichen, der zwischen Sh.'s kühlen briefschilderungen und der exstase seines liedes besteht. Auf grund einer solchen anschauung vermögen' wir die laxe Verbindung der einzelnen ge-

') Medwin I 35-

-) W-elche fülle anderweitiger biographischer und litterargeschichtlicher ergebnisse der vergleich zwischen Stiid. und E. beschert, ist noch viel zu wenig betont worden. Man betrachte z. b. die entwicklung des verses Stitd. 15 zu E. 158!

^) Für diese letztere behauptung werden noch gründe angeführt werden.

376 A. Kroder

dankenkomplexe zu entschuldigen, die in so seltsamer weise zu tage tritt \). Auf grund unserer auffassung ist es möglich, mannigfache inkonsequenzen in der anläge und durchführung des planes zu begreifen, insbes. eine crklärung dafin- zu finden, dass die gestalt Mary's im lauf der dichtung in so verschiedener beleuchtung auftritt: in den ersten versen (nach der bisherigen Interpretation) als lebensgefährtin des dichters und Schwester der angebeteten gepriesen , erscheint sie 50 Zeilen später der fremden huldin hintangesetzt, und der bund mit ihr v. 13S, 143 als gramvolle hinderung für edlere bände empfunden; in der grossen mondepisode ist sie die kalte keusche , in deren armen er nicht tot , nicht lebend liegt , Emilia hingegen die glühende, licht und leben spendende sonne; gleichwohl, flehen die nächsten verse (345 ff.), möge Mary vereint mit der holden fremden den dichter regieren ; von der flucht zum eiland der Seelenvereinigung ist sie ausgeschlossen , es wird ihrer nicht mehr gedacht bis zum schluss : im envoi wandert das lied wieder mit Sehnsucht zur geliebten gattin und all ihren lieben und bringt ihnen einen liebesgruss ! Ich brauche kaum des näheren auszuführen, inwiefern sich das gewirr dieser Wider- sprüche klärt, wenn wir es durch die lupe obiger hypothesen betrachten. Wenn die sonne strahlt, muss der mond verblassen; in den ursprünglichsten , von Emiliens persönlichkeit direkt inspirierten teilen ist Mary's bild in grauen färben gemalt; die letzten zusätze des gedichts stellen die gattin der fremden wieder gleich.-)

II. Anfangszeilen.

Sweet Spirit ! Sister of that orphan one, VVhose empire is the naine thou weepest on. Diese eingangszeilcn blicken noch heute den leser wie durch einen schleier an. Prof. Craik glaubte seinerzeit an dieser stelle eine textverderbnis annehmen zu müssen'''). Der

1) Man vgl. die wichtigsten Übergangsstellen, v. 147. 190. 345- 3y<.>- Auch auf diesen punkt ist noch nicht hingewiesen worden.

^) Psychologisch betrachtet ein hochinteressanter prozess : die laxen welt- lichen Interessen treten wieder in den Vordergrund, in dem mass als sich die poetische Spannkraft erschöpft und die strengen konscquenzen der theorie durch den verbalen ausdruck abgeschwächt haben.

3j Engl. Lit. üß Lam-. II 498. .'

Studien z.u Shelley's "Epipsychidion" •jy-?

verdiente Rieh. Garnett bereicherte dann die forschung mit der wohlbekannten auslegung [orpJjan ojic = Mary, iiamc =:: Shelley), die bis zum heutigen tag unangefochten geblieben ist, weil sie die besondere eigenschaft hat, sämtliche vor- kommende epitheta vortrefflich aus der biographic zu erklären.

Wenn schon ein rekrut der Wissenschaft mit dem ruhm- gekrönten Veteranen zu fechten wagen darf, so möchte ich mir gestatten , auf einige schwächen in Garnett's erklärung aufmerksam zu machen. Die Vorstellung des namens Shelle\' als einer domäne für Mary's geist dürfte einem doch wohl befremdlich vorkommen. In einem gewissen verbalen und ideellen gegensatz hiezu würde z. 46 stehen, wo es heisst the name my heart lent to anotlnr. Auch bliebe in solchem Zu- sammenhang unklai", was Emilia veranlassen sollte, über Sh.'s namen thränen zu vergiessen.- Es ist ferner nicht abzuleugnen, dass im ganzen (ursprünglichen) ersten teil des E. die gestalt der gattin in schroffen und lieblosen gegensatz zu der der geliebten fremden gesetzt ist. Was sollte also der schwache effekt einer verschwisterung der beiden rivalinnen besagen } Wozu überhaupt die bezugnahme auf Mary inmitten dieser empfindungssphäre .- Auffallend muss \or allein erscheinen, dass Mary hier eine waise genannt wird. Ist diese (halbe!) verwaistheit von irgend welchem momente für die zum aus- druck gebrachte idee } War die \orstellung dieser (halben !) verwai-stheit Sh. überhaupt vertraut.'^ Wo hat er sie in seinen dichtungen betont von der 12. widmungsstrophe zu Laon and Cythna abgesehen .'

Vielleicht ist es mir gegönnt, mit folgenden zeilen eine richtigere auslegung der zeilen wenigstens anzubahnen. Des dichters eigener geist wäre der orphan onc. Sein eigener geist, der in seiner verwaistheit schon bei Neapel schluchzte »Wie süss! erbebte nur mit mir ein einzig herz!«, und der noch in den .S/W. 76 seufzte »Ja, hätte ich nur einen freund!« Körper- liches und geistiges sein sind in den vorliegenden zeilen von einander getrennt. Von Emiliens persönlichkeit wird nur der geistige wesensteil angeredet (sweet spirit); und diesem holden geist i.st Sh.'s geistiges sein verwandt, während das körperliche an die aussenwelt, an fremde bände gefesselt ist. Nicht über den ihr selbst verschwisterten geist brauchte sie thränen zu vergiessen, aber über den namen, unter dessen flagge Sh.'s

178

A. Kioiler

ganzes körperliches sein segelt. Der körperlich-irdische wesens- teil Shelley wird die domäne für den geistigen wesensteil Shelley genannt wie mich dünkt, eine befriedigende Vorstellung.

Dass sie, Emilia, der schwestergeist zu dem seinen sei, ist das grundmotiv des ganzen liedes , das, hier zuerst ange- schlagen , späterhin in zahllosen Variationen wiederkehrt. Zu beachten ist insbes. auch die stelle Sind. 173

For all that band of sister-spirits kr.own

To one another by a voiceless tone, worin geister wie der seine und Emilia's verschwisterte geister genannt werden. Unsere frage wird besonders gut illustriert durch den frühesten briefwechsel Emilia's mit ihrem sensibile Percy. Wir sehen daraus, dass Emilia den anfang gemacht hatte, ihn 'bruder' zu nennen, und dass er ihr beispiel begeistert nach- ahmte. Am 10. Dezember schreibt sie ihm nach Dowden II 373 : » You have already scen that I had atiticipated you in this (nämlich in der gegenseitigen anrede als bruder und schwester), which means that our hearts under stand each othcr, that thcy have thc sa?ne sentimc?its , and ivere created to be bound by a strong and constafit frieiidship « . Schliesslich ist aber auch dieses motiv nur ein echo aus früheren tagen: in briefen des Jahres icSii w'ird schon Portia von unsrem dichter als die »schwester seiner seele« gefeiert.

III. Platonische spuren.

Der mit vers 147 beginnende zweite, philosophierende abschnitt unsres gedichtes , ist keineswegs wie Stopford Brooke ') und andre meinen als hauptkapitel und angel- punkt des gedichtes aufzufassen. Die entwicklung der liebes- theorien war gewiss , w-ie bereits erörtert , zweckidee in den Stiui., aber das E. hat den eigentlichen charakter jener poeti- schen epistel abgestreift : der preis der heldin und der von ihr geschenkten erlösung und beseligung ist hauptinhalt ge- worden, das philosophische dement dagegen an ausdehnung und bedeutung in den hintergrund getreten.

Die im genannten abschnitt auseinandergesetzte aut Piaton - Gastmahl fussende doktrine einer universal love-) ist von der

') p. XXXII.

2) Dieser teiininm findet .sicli Qi4een Mab V 153..

Studien zu Shelley's "Epipsychidion" •lyo

kritik eingehend kommentiert worden , am besten vielleicht von Todhunter, dessen prächtige erörterungen auf schritt und tritt fesseln und anregen. Die nötigen quellennachweise hat Ackermann nahezu erschöpfend beigebrachte.

Vom standf)unkt der vergleichenden litteraturgeschichte mögen hier einige hinweise auf verwandte theorien angefügt sein. Ein auf grund verschiedenem boden erwachsenes, aber merk- würdig ähnliches problem wird der interessierte leser finden bei Jean Paul im Hcspems, i. heftlein, 1 1. hundsposttag gegen ende, ebenda, 7. hundsposttag g. E.. und in derU/isic/itbareti löge, Vorredner, abschnitt über die kunstrichter. An diesen stellen handelt der göttliche humorist der übrigens in seiner weltumfassenden empfindungsschwärmerei unsrem Sh. durchaus nicht unverwandt ist! von einem neuen herzensieben, das er (als erster priester desselben) GesamtHche ('Savmi/iebe'), Zugleichliebe, Siniultaii- oder Tuitiliebe etc. tauft. Zwei kurze stellen sei mir gestattet wörtlich zu zitieren: »Ich würde ihnen [den kunstrichternj gratulieren zu ihrem geschmack , dass er .wie der eines genies , dem eines >kosmopoliten gleiche und nicht bloss Einer Schönheit ;> räuchere ... sondern dass er in seinem simultantempel und pantheon für die wunderlichsten heiligen altäre und >kerzen da habe . . . Gewisse Schönheiten, w-ie gewisse wahr- »heiten . . zu erblicken, muss man das herz eben so ausge- weitet und ausgereinigt haben wie den köpf Es hängt »zwischen himmel und erde ein grosser spiegel von krystall, »in welchen eine verborgne neue weit ihre grossen bilder »wirft; aber nur ein unbeflecktes kindes-auge nimmt sie wahr »darin, ein besudeltes tier-auge sieht nicht einmal den »Spiegel-.-) »Sehnt sich deine seele nicht, alle menschen -zu lieben, und ist ihr nicht ein einziges herz zu enge, in das »sie mit ihrer liebe wie eine biene in eine eingeschlafene tulpe » eingeschlossen ist .^«

Zu dieser theorie allumfassender liebe hatte sich Emilia in ihrer rhapsodie noch nicht aufgeschwungen. Sie erreichte vielmehr dort auf grund ihrer liebesregungen das gerade wider- spiel von Sh.'s folgerungen; w^ährend seine liebe ihn befähigt,

') P- 24-

^) Der letzte sntz ist ein interessanter kominentar zu einigen ideen in Sh.'s Prince Atkanase, insonderheit zum vorletzten Fragment.

jSo A. Kroder

im höheren und wahrhaftigen sinn für alle andren wesen zu fühlen, heisst es bei ihr : -^ Tutto cib che non ha rappoi-to all' oggetto ■»dl S2ia icnerezza, tutto cib che non c quell' oggetto adorato, covipariscc vun piccolo punto a suoi occhi beinahe noch ?^Iontaigne's Standpunkt : man kann nicht mehr als einen freund, eine ge- liebte recht lieben.

Auf die fundamentale bedeutung des prächtigen aufsatzes On Love für die erklärung des E. (und auch für die biographie des dichters !) ist mehrfach, insbes. von Helene Richter ') hin- gewiesen worden. Nehmen wir die hauptidee dieses aufsatzes, welche die liebe als ein sehnen nach verstcändni s dar- stellt, zusammen mit jenem vielzitierten satz , dass »jeder vor seiner geburt in eine Antigone verliebt war« ^l, so haben wir eine interessante in"s ideale umgesetzte fortführung der im Symposion von Aristophanes vorgetragenen bizarren spaltungs- theorie ! Eine neue, schöne bestätigung für jene beobachtung, die der Shelleyfreund so oft 7X\ machen gelegenheit hat: dass Sh.'s himmlischer geist alle irdischen dinge läutert und ver- edelt. Wörtliche Übereinstimmungen bietet somit mancher satz im ij 191 u. 192 des Gastmahls mit Sh.'s liebesdoktrine, z. b. Symp. 191 D. Ci]xn ^rj dei ro avvov S'/Marog iv,tißo?.ov

192 B. nrai' f.i&v ovv y.ai av'rco ty.ctrco ivrv/j] x(o avrov i]t.uGei . . , lort y.ai Daviiaava l/.TiXi]xxovT(a cfihct. -re y.at or/.&iorJ/Tt yai i()fori, ovk iOeXoVTsg <>')c iTiog HTttiv /(ogiCsaß(xt u'A'Ai]/jov oudc- ourAOOv /pnvovß)

Eine weitere stelle des Symposion steht in naher bezichung zum schluss unsres gedichtes, zu jener ätherischen seelenhoch-

') In ihrer Sh.-biogrnphie p. 489-

-) Brief an Leigli Hunt. Eine beaclitenswerte parallele zu dieser äusse- rung findet sich in Corinne 11 4. ^^On a souvent dans le caur je ne sais quelle Image in nee de ce qu' on atme, qui pourraü persuader qu' on 7-cco7i7ia'i t l'ohjet qtie Von voit pour la premüre fois^^ .

ä) Es gewährt dem litteraturforscher die grösste genugthuung, das gleiche )iroldem in veischiedenen von einander unabhängigen Schriftstellern behandelt zu finden. Für jeden Sh.-IVeund wiid die lektüre von Fr. Spielhagen's roman Stumme des hint7nels von Interesse «ein, Doit findet sich n. a. (II 8.) ein satz. der wörtlich in den rahmen unsrer obigen Untersuchung pa.sst: „Aber dieser mann imd dieses weib gehören zusammen und müssen sich einander suchen, bis sie sich gefunden haben".

Studien zu Shelley 's "Epipsycliidion" ^gj

zeit auf dem inärcheneiland, die »den dualismus alles irdischen seins zu einer bruchlosen einheit« ') versöhnt.

Symp. 192 (mit kürzungen) Epips. 565 fif., bs. 573:

•/Ml ei (xvTOig iniorag Hffniorog &^(i)v Tu opyava sgoiTO Tt toH^ 0 ßovXsnßs , CO avBoumoi , v ulv irao ttXXtfkdiv ysrfnßai: '^4oa ys

Tovds iTTiOvf.ieiTS , av tm avTo VVe shall becomn the saine , \ve ysvsoßfxi ort uaAiar^ dXXrjloicx shall be one Spirit within two ißsXo) vitag 'E.vpTrj'iai y.ni tvu- frames, oh! vvherefore two? . . . (pvGtti stg ro avTO, «jarf di.'' (57 7) Those spheres . . bccome nvrag eva yeynvtvai -/.(a Hog t\Ii' the same, Touch, mingle, are ^rjre, wg tva ovra y-oivi] durpo- transfigured . . . rs(jovgLrjv,i(.ai^nsidavdTioßavi]T(-, ^S^S) Oi^e life, one death, ay.ei av tv 'Aidov uvri dveiv Iva One Heaven, one Hell, one im- tirai y.oivi-j reßvsMxe, y.rX. mortality . . .

B'ür die idee einer solchen seelenvcrmählung ist Shelley's eigene erklärung , die ich in einigen früheren briefstellen zu finden glaube , nicht ohne Interesse. » The union of our minds, schreibt er im Januar 18 12 an seine damalige Emilia-), '■will hc vmch more efficacioits than a state of separate endeiwoiir. I shall excite you to actioti, you will excite nie to just s/ecnlatioii . . I slioiild possibly gain the ad%'a7itage in the exchange of qualities , r.nd im Februar '^l: ■>/ a»i mmi incapable of writi?ig compared to 7chat /shall be wlieu I persoiially am cnlightcned icith the evia iiaiio iis of your geniiis, and invigorated by the dcductions of yoiir rcason . . Let US mingle our identities i nseparably.

IV. Personalia.

Der dritte grosse teil des E. ist eigentlich , was Sh. die idealized history of my life and feelings nannte^). Reichhaltige kommentare sind zu dieser Jagd nach dem ideal geliefert worden. Die ebenso feinsinnigen wie treffenden vergleiche die man mit den werken einer verwandten empfindungssphäre, insbes. dem Alastor angestellt hat, erlaubten uns manchen wert-

') Richter, p. 499.

^) Dovvden I 229.

3) ib. p. 248.

*) Brief an die Gisbornes, 18. Juni 182

382

A. Kroder

vollen einblick in Sh.'s Seelenleben. Es bleiben nur noch wenige ungelöste fragen zur erörterung.

Zwei vielbesprochene briefstellen verdienen zu dem vor- liegenden teil des E. in beziehung gesetzt zu werden: jene schon zitierte äusserung von einer im vorirdischen zustand geliebten Antigone, und ein passus aus dem soeben angezogenen brief an die Gisbornes, worin das suchen nach solch einer Antigone hie- nieden ein verhängnisvoller irrtum genannt wird. Im zusammen- hält mit diesen briefstellen gibt uns das E. nun folgende dar- stellung von Sh.'s suche nach seinem ideal : Ein vorirdisches fühlen für eine edle gestalt begleitet uns in dies leben (brief an L. Hunt); der dichter erspäht das ideal [E. 1901; dasselbe flieht ihn, er verfolgt es ausserhalb der sichtbaren weit (217); dann, auf die seltsame orakelstimme hin, in irdischen formen (232 ff.). Dass dies letztere ein fehler ist, beweist der miss- erfolg und das verhängnisvolle resultat solchen suchens ; bei- spiele geben im E. die verführerische huldin der nachtschatten- laube (256); die schöne dahinwelkende, die geistvolle tückische, die holde treulose (269 271); die kalte keusche (277); der mächtige sturmplanet (308). Die lebenserfahrung gibt dann den letzten traurigen beweis, dass auch das vermeintliche sonnenideal der Emilia ein trug war (brief an Gisborne), wo- durch die trübe theorie erhärtet und des dichters äuge sonnen- blind gemacht ist auf immer.

Ich griff nach holden maskcnzügen

und fasste wesen, dass mich's schauerte . . .

Sämtliche allcgoriegestalten unsres abschnittes sind auf biographische persönlichkeiten zurückgeführt worden. Nur Tödhunter versuchte etwas mehr zu geben , den allegorien eine allgemeinere deutung unterzulegen. Er erblickte in ihnen States, entwicklungsstufen, welche sozusagen jeder ideale mann auf seiner lebensbah-n durchläuft : eine scharfsinnige hypothese, der sich mit gründen schlechterdings nicht widersprechen lässt, es müsste denn sein , dass wir uns auf das Dante'sche zitat beziehen, welches Sh. in die prosavorrede seines E. setzte und aus welchem hervorzugehen scheint, dass reale persönlichkeiten unter jenen allegorien verborgen sind. Tödhunter nimmt meist auch zu einer solchen auslegung Stellung.

Für den passus 256 266 beispielsweise warnt er daxor, Harriet Westbrook mit jener verführerischen nachtsch(>nen

Studien zu Shelley's "Epipsyclndion" t^St,

identifizieren zu wollen : // would be rash io coniicct ihe iiamc of Harriett with this personage, evcn as a 'statc' Harricti'^). Er bezieht die stelle wie auch die meisten andern kommentatoren thun auf den Epmg ndfdijjitoc. Neuerdings bringt Richter 'obzwar' ohne jegliche beweisende stütze eine verquickung beider deutungen auf den plan : Es ist [!] die Venus Fa/id(?nos, itnd insofern S/t. in diesem lebeiislaiife auf eigene crlebnisse anspielt, Ha nie t-).

Hiemit bin ich an einem punkte angelangt , wo mein heutiges thema sich mit einem demnächst zu behandelnden 3) nahe berührt. Natürlich ist es mir unmöglich, den Inhalt des- selben, so unerlässlich er zur eingehenden begründung meiner thesen wäre, in diesen Zeilen anders als nur andeutungsweise mitzuteilen.

Für die erklärung der gedachten episode geht meine ansieht dahin , dass allerdings Harriet darin allegorisiert sei : Harriet als das bei aller düsterheit holde wesen , in dessen reizen unsrem dichter die -irdische liebe leibhaftig genaht. Denn just dies scheint mir die lösung jenes so lange unver- standenen biographischen rätseis : sowenig Harriet ihm das intellektuell schöne verkörperte , so beglückend schenkte sie ihm Venus und Amor zugleich. Von den körperlichen reizen seiner ersten gattin fliessen die Schilderungen Shelley's, Hogg's u. a. über. Sie ist ihm auch die mutter seiner ersten kinder gewesen. Sh. müsste nicht der begeisterte priester der Schön- heit gewesen sein (der leiblichen so gut wie der geistigen !), wenn ihm nicht der bund mit einem schönheitstrahlenden weib viel reines glück für herz und sinn gebracht hätte. Die rührende innigkeit aller ihr gesungenen verse ; seine herzliche liebe zu ihr^). wenngleich er ihren Intellekt und wahrscheinlich auch ihre moral sehr tief stellen musste ; sein langes wehevolles schwanken , eh er sich von ihr trennte ; sein anerbieten , bei ihm und seiner neuen gattin zu bleiben ; seine stete fürsorge für ihr wohl : alle diese Widersprüche werden uns überraschend

'i 1. c. p. 244.

■) p- 49.=)-

') Die ß-atiengestalten in Sfielleyi's leben.

*) Oder wird man mir als gegenbeweis vorhalten , dass er sechs Wochen

nach der vei heiratung schreit)! 'I am not in love' ?

384

A. Kroder

klar, wenn wir bedenken, welche menschlich-natürlichen bände ihn an dies holde junge geschöpf fesselten !

Et füt-elle Sans äme : Aphrodite a son prix ! Mit dieser auffassung deckt sich vollkommen die spätere darstellung des Harriet allegorisierenden kometen als eines schönheitstrahlenden, als eines leitsterns der liebe, dem sonne und mond huldigen müssen.

Stimmen nicht auch die meisten, ja alle züge jener viel- umstrittenen verse , wenn wir sie der dichterischen hülle ent- kleiden , auf Harrict's bild ? Beachten wir saie by a ^cell eine verschleierte hindeutung auf ihren tod in wassersfluten ; denken wir bei dem ausdruck 7vhdse voice jvas [venomedj melody an Harriet's biegsame klangvolle stimme. Die nightshade bowtrs,. fa'uii flowers und c^ /^/7//>;^^ <?/;- versöhnen sich insofern mit ihrem bild, als tod und Selbstmord, wie wir wissen, zeitlebens ihr beliebtestes gesprächsthema war, ja dass sie mit dieser idio- synkrasie gewissermassen kokettierte'). Vergessen wir auch nicht, dass als Shelley seine erste gattin zum letzten male sah. bereits ein grauenvoller todeshauch um sie schwebte-): diese erinnerung mag des dichters fantasie stetig verfolgt und sich darin zu einem bleibenden Charakteristikum ihrer erscheinung verdichtet haben. Die ausdrücke vt/to?ntd //u/odv und false mout/i erklären sich leicht: selbst Todhunter hat p. 244 anerkannt, dass der 'hauch des falschen mundes' ihr lejdenschaftliches trügerisches licbeswerben recht wohl allegorisieren könne.

Eine art negativen beweises für die berechtigung meiner auffassung erblicke ich darin , dass wenn wirklich nicht Harriet's bild dasjenige der Venus Vulgivaga als solcher beabsichtigt sein mässte. Jeder kenner von Sh.'s leben und dichten wird aber ohne weiteres zugeben , dass eine solche auffassung derselben (als eines trügerischen verderbenscngels) durchaus unvereinbar ist mit Sh.'s thatsächlichcr Stellung zu den freuden physischer liebe. Denn sosehr unser dichter die grobe Sinnlichkeit \erabscheute, so herzlich -menschlich fühlte er das massvoll genossene entzücken irdischer umarmung.

Medwin's kurzer und bi'mdiger hinweis, dass Harriet in diesen zeilen allegorisiert sei ■^), wird fürchte ich kaiuu

*) V^gl. z. b. Hogg passiiH] oder Maishall 1 I7n- -) Vgl. Dowden I 174- ») Life I 189.

Studien zu Shelley's "Epipsychidion" ogc

als starke stütze für meine ansieht gelten , da sich die kritik gewöhnt hat, die darstellungen dieses biographen mit skepti- cismus aufzufassen. Nun kann jedoch nicht geleugnet werden, dass just er in den- Pisaner tagen, also während das E. ent- stand, um den dichter war, und dass er im persönlichen Um- gang mit ihm mehr gelegenheit hatte, seine wahren absichten kennen zu lernen als irgend ein nachgeborener.

Die gestalten der zeilen 269 271

And some were fair but beauty dies away: Others were wise bat honeyed words betray : And One was true oh! why not true to me? sind nach Rossetti als Cornelia Turner, Mrs. Boinville und Airs. Taylor identifiziert worden '). Ackermann und nach ihm Richter haben wenngleich ohne beweise einfachere deutungen versucht. Von diesen verdient die beziehung der zweiten gestalt auf Miss Hitchener beachtung.

Es kann nämlich nach unsrer ansieht die ehrliche Portia den Vorwurf böswilliger heu.chelei unmöglich verdienen. Sie hat den jungen Schwärmer keineswegs mit honigsüssem Schmeichellied an sich gelockt ; noch weniger hat sie ihn später betrogen. Das seltsame denkerpaar musste scheiden, weil das schifflein ihres idealen seelenbundes an den klippen der realen Umgebung allzu hart auflief, wohl auch weil die schonungslose nüchternheit von Portia's männlichem äusseren allen Schwär- mereien hohnlachte; denn »naht das schöne dem hässlichen, so zieht es sich finster und traurig in sich zurück und wendet sich ab und schrumpft ein = 2) ; und Sh.'s bekannte mitleidlose Worte waren mehr von der pein und höllenqual der Verhält- nisse eingegeben als von seinem eignen besseren fühlen. So- mit, meine ich, dürfen wir Maimuna, die silbergelockte Mrs. Boinville, als urgestalt der zweiten allegorie annehmen.

In Mrs. Taylor hat uns Rossetti eine neue puppe aufge- putzt, die einen als popanz erschrecken möchte, sodass man sie kaum näher in's äuge zu fassen wagt. Solange über das Verhältnis unsres dichters zu dieser Mrs. Taylor nichts genaueres zu erfahren ist, sind wir wohl berechtigt, eine derartige hypo- these von vorn herein abzuwerfen.

') Vgl. auch Todhunter p. 245. 2) Piaton, Symp. 206 D. J. Hoops, Englische Studien. 28 3. 25

386 A. Kroder

Es besteht nun aber eine seltsame Verwandtschaft zwischen iinsrer zeile 271

And One was true oh! why not true to me? und andren, zweifellos auf Harriet Grove zielenden Worten in jenem vielglossierten ^ers aus der dedikation zu Laou atui Cythna (6. Strophe, ursprüngliche lesart):

One whom I found, was dear but false to ine. Diese äusserung lehrt uns , dass die schöne cousine im ge- denken des dichters als ein holdes wesen haftete, das ihm nicht treu geblieben. Es ist also an sich die annähme, dass in v. 271 des E. Harriet Grove gemeint sei, nicht durchaus von der band zu weisen; der Widerspruch zwischen Chronologie und versord- nung dürfte uns dabei nicht irre machen. Sehen wir nun aber w'eiter zu.

Der vers 269 bringt mitten in erhabene weisen einen alltäglichen erdenton. Was sollte die welkende erdenschönheit hier, da der sänger w"unden herzens das abbild seiner ent- flohenen himmelsliebe sucht- Wollten wir selbst das verb dies mvay als ersterben der körperschöne im tod auffassen, wäre noch kein befriedigender gedanke gewonnen. Im höheren sinn au.'-gelegt, würde das vergehen der Schönheit dem ersterben einer »schönen seele« gleichkommen, in dem sinn etwa, wie Sh. das Schicksal seiner an einen philister verheirateten cousine darstellt : > Marricd to a clod of carth, she will ^e^oj/ie as insensible as liimself, all these fine capabilities will moulder U ') Somit würde auch v. 269 vorzüglich auf die gestalt Harriet Grove's passen. In der that lässt sich für 271 das warmäugige kind der Sym- pathie, Fanny Imlay, sehr wohl in Vorschlag bringen, wenn wir nur auch hier die anscheinend banale phrase not true to nie im höheren sinne nehmen.

Vielleicht geben meine obigen anregungen anderen er- fahreneren kritikerrt anlass zur äusserung ihrer ansichten, so- dass wir noch hoffen dürfen , eine befriedigende lösung der strittigen frage zu gewinnen.

Die deutung der mondepisode v. 277 307 hat Tod- hunter überaus schwierig genannt^). Sie ist es aber sicherlich nicht, und der dichter selbst hat sie dadurch dass er an späterer

') An Hogg, 11. Jan. iBll. 2) p. 246.

Studien zu Shelley's "Epipsychidion" 387

Stelle Mary als mond dem sonnenideal Emilia's gegenüber- stellt, wesentlich erleichtert. Sogar Mary nimmt einmal be- deutungsvoll bezug auf diese stellen, in ihrem tagebuch unter dem 5. Oktober 1822 '), wo sie von sich als dem fuoon-shine spricht, der sich nun bald seinem planeten gatten dürfe.

Es bleiben hier nur noch zwei rätsei zu lösen. Mary als die urgestalt dieser umhüllten allegorie bezeichnet zu haben, genügt keineswegs ; es bedarf des nachweises. Es bedarf einer befriedigenden Versöhnung des schreienden gegensatzes , der noch heutzutage zwischen biographic und dichtung Sh.'s be- steht. Es bedarf einer verständnisvollen aber auch unpar- teiischen — aufhellung der merkwürdigen Verhältnisse eines ehebundes , der alle faktoren aufwies , welche beide teile im höchsten mass beglücken konnten, und doch keinem teile das rechte glück beschert hat. Diese lücke hat die biographie noch nicht auszufüllen vermocht. In meiner obenerwähnten Studie möchte ich den schwierigen versuch wagen ; und sollte er als ganzes missglücken, wird er vielleicht doch wenigstens dazu angethan sein, die haltlosigkeit einiger wieder und wieder auftauchender darstellungen^) nachzuweisen.

Der zweite dunkle punkt unsrer stelle ist die einführung der tod- und lebensgeistcr, welche durch die grotte (d. i. das heim des dichters) flattern mit dem ruf »hinweg! denn unser ist er nicht!« Brooke hat dem passus die idee von Schiller's Teilung der erde unterzulegtm versucht : der sänger ist nicht von dieser irdischen weit , er gehört ihr weder mit leiblichem sterben noch leiblichem leben an"^). Eine schwache auslegung gibt Richter"^), während Todhunte r schon vor ihr eine un- gemein feinsinnige hypothese vorgebracht hatte, indem er die

1) Z. h. hei Mar^lmll II 41 , auch in der Preface zu Hogg's iiiographie. Im vorübergehen sei darauf hingewiesen , dass in einem gedieht der eisten periode (On Death) die lebensflanime mit dem bleiclien , kalten , mondgleichen lächeln eines meteoischinnners verglichen ist.

-) Hier ein beispiel für viele. Brooke 1. c. p. XXVII : 'He was quite. content luith her as long as he chose to live in the oiitward world. But for the suptrsensuoiis tmiverse , and as a realisation of his Spiritual bride , ^he 7vas not enough' .

3j p. XLl.

*) p. 496: „der ersten zeit ihi'er Verbindung und der vorhergegangenen kämpfe denkend, seufzt der dichter: ich war damals weder tot, noch lebendig!"

25*

388 A. Kroder

geflügelten Zwillinge kinder des Schönheitsgeistes nennt , den der dichter in jener periode aufgegeben habe ').

Nach meinem erachten dürfte die stelle im allereigent- lichsten sinne auszulegen sein. Tod und leben streiten sich um Sh.'s irdisches sein, das in den armen seiner gattin schlummert. Keiner der zwillingsbrüder gewinnt die oberhand : der dichter ist ein lebender leichnam, und ersterbendes leben ebbt in ihm.

Menschen späterer zeitläufte, durch Jahrzehnte oder Jahr- hunderte von der lebensepoche eines helden getrennt, vergessen nur allzu leicht das persönliche wohl und wehe , die kleinen lebensfragen, die auch den grossen genius auf schritt und tritt umringen. Sh.'s äugen bot sich seine existenz bis zum jähr 1822 als ein marterleben dar, von steten physischen quälen und noch quälenderen todesahnungen zerrüttet. Todesahnungen hatten ihm das bild des jung dahinsterbenden dichters im Alastor eingegeben. In den weihestrophen zu Laon and Cythna fragt er bang

Wie? oder schweigt mein holdes saitenspiel? Verstummen ewig meines geistes lieder? Ach, hoffen möcht' ich wohl ! Doch solches glück Reisst mir ein lebend siechtum nieder, Der tod kämpft mit der liebe um sein beutestück.

Todesbefürchtungen jagen ihn nach Italieh. Unerträgliche schmerzen zwingen ihm im herbst i(Si8 zu Este wieder die opiumflasche in die band, und verzweifelnd ruft er >ich nehme mir vor, bald gesund zu sein!« 1819^) meldet sich mit schwerer krankheit an. Von körperlichen leiden gepeinigt steigt er vom Vesuv herab ; die Stanzen bei Neapel klagen, dass ihn hoffnung und heilung fliehe. Die aufregungen um William's und des findelkindes tod waren nicht geeignet, eine gesundung zu be- fördern. Der winter auf 1820 war wiederum bedrohlich. Später- hin stellte sich ein gallenleiden ein.

Von diesem Standpunkt aus betrachtet verstehen wir, warum Sh. sich so gern als den Jüngling des Alastor malte, oder als »den Jüngling, in dessen zartem wesen der genius sich

') Siehe das genauere p. 247.

*) Verhängnisvolles versehen in Ilel. Richter's biogrnphie p. 361 (l8-ü statt 1819).

Studien zu Shelley's "Epipsychidion" 389

mit dem tode stritt«'); oder als den zarten Lionel (in Rosa- Ji/id and Heleti]^ von dem es heisst (842)

Death and he could never meet, oder (1012)

And death seemed not like death in him,

For the spirit of Life o'er every limb

Lingered, a mist of sense and thought; und jene treue Helen wacht gleich Mary nur mütterlicher, wärmer, liebevoller über seinem leben und sterben : eine neue sorge hat ihr glückfrohes herz erfüllt (817), und sie hängt mit zärtlichem wachen über ihm, während er schlummert (836) : •ein in allen zügen verwandtes pendant zur mondepisode.

Nach seinem prinzip abstrakter deutung erklärt Todhunter den folgenden überaus dunklen abschnitt des Seelensturmes (V. 308 316 ff.) als die gänzliche Zerrüttung einer seele , die ihr ideal verloren habe-). Immerhin dürfen wir nach unsrem leitenden grundsatz auch für die vorliegende episode eine persönliche urgestalt wohl annehmen.

Nun ist es aber nicht der schlcicr des geheimnisses allein, der diese letzte lebensdämonm umhüllt, sondern der flor tiefster trauer diesem empfinden kann sich kein fühlender leser verschliessen. Es scheint in der that mit dem mächtigen Sturmplaneten , der neue wilde wogen auf des dichters ge- glättetem lebensmeer heraufbeschwört und mit seinem unter- gehen alles in eis und nacht und öde begräbt , Medw^n's Ignota gemeint zu sein mag sie im leben gräfin X. oder Ciaire geheissen haben.

Eine ganz andere auslegung hat s. z. Ackermann angeregt, indem er auf Fanny Godwin hinwies^); er Hess diese hypothese später fallen ^'), weil er wohl selber fühlte, dass ihr schon äusser- lich chronologische gründe widersprechen. Denn der dichter führt die ganze Sturmesepisode mit deutlichen chronologischen hinweisen ein und verfolgt sie ebenso (mit then 308, 310, 312, li'hen 312, //7/314, and ihen 317, all the while 318) bis zum schluss,

') Im Stinset.

2j Dies ist Todhunter's interpretation. Bei Ackermann scheint p. 27 und p. XIX ein irrtum vorzuliegen. *j p. 28. *) p. XIX.

39°

A. Ivroder

ohne die geringste zeitliche Verschleierung. Wir sind somit gezwungen , die episode später anzusetzen als jene mondes- kühle existenz gedämmert hatte. Und wer wollte füglich be- haupten, dass dies letztere schon vor iSi6 der fall war!

Für seine neuerdings ausgesprochene deutung der stelle auf Ciaire bringt Ackermann leider keinen beweis: nun ist aber ein erlösendes wort in dieser sache ein schreiendes be- dürfnis ! Helene Richter hat den bedeutungsschweren Zusammen- hang der Neapolitaner affaire mit dem leben und dichten unsres Sh. wenigstens andeutungsweise recht gut auseinandergesetzt M- Die frage ist aber , wie gesagt , noch nicht gelöst , und nicht lösbar , solang die biographie hier keine aufklärung schafft- Freilich

ttXk ov yao aröav ijöv r«'x/)'?;r' fjr?;.

Eine weitere persönlichkeit ist allegorisiert unter dem bild des schönen und wilden kometen v. 368. Während bis- her allgemein Harriet darunter verstanden wurde, bringt Richter mit apodiktischer Sicherheit die neue these auf den plan »der komet ist Ciaire«-). Ihre hierzu gegebenen erläuterungen sind von zweifelhaftem wert. Wie herrlich prosaisch erklärt sie die inhaltsschweren worte, dass des kometen herz ir7'e fii/ir^ durch den hinweis, dass Ciaire aus dem haus ihres Schwagers schied und sich in ferne fremde dienstesstellung begab !

Mit noch grösserem befremden muss -ims die beweis- führung Ackermann's^) erfüllen, der die stelle ebenfalls auf Ciaire bezieht mit der begründung, dass sie »das herz dieses gebrechlichen iiniversufus (Byrons) [!] gegen das ihre zog und das eigene brach«.

Auf sonstige Ungereimtheiten obiger erklärungen glaube ich nicht eingehen zu müssen. Denn wenn je, so haben wir hier Ilarriet's schöne und wilde gestalt zu erkennen. Be- achten wir nur abermals , wie das Charakteristikum der liebe und Schönheit mehrfach hervorgehoben ist^): der komet wird schönheitstrahlend genannt; er möge als Venus, der liebe

') p. 330. ^) p. 498. 3) p. XIX.

■■) Schon 'rodluinter betontu p. 249 , dass der komet im letzten sinn für liebe typisch ist.

Studien zu Slielley's "Epipsychidion" ßoi

leitstern , schimmern ! Es lässt sich auch kaum in abrede stellen, dass die verse 371 (^vcchsclnd angezogen und abgestosseii) und 372 {({es diehtcrs herz z rl>rach und ihr herz fuhr irre : irre, nämlich zu moralischer Verkommenheit und in die Hüten des Serpentine) nur mit bezug auf Harriet ihre eigentliche volle bedeutung erlangen.

Wenn somit Harriet im E. zweimal und noch dazu in verschiedener beleuchtung auftritt, so brauchen wir deswegen in unsrer auffassung keineswegs irre zu werden. Der Zusammen- hang der einzelnen stellen lehrt ohne weiteres, dass im ersten fall der ton ein scharfer, verzweifelter, im zweiten ein ver- söhnender und beruhigender sein musste. Die gleiche beob- achtung hatten wir bereits hinsichtlich Mary's gestalt zu machen. Der ganze komplex der verse 345 -389 steht auf einer ent- wicklungsstufe mit dem Envoi, beide scheinen als letzte glieder zum ganzen gefügt worden zu sein und predigen (wie wir weiter unten genauer betrachten werden) Versöhnung, aus- gleichung aller gegensätze, beschwichtigung aller herzenskämpfe, ruhige Stellung zu den Verhältnissen. Nur die drei einfluss- reichsten planeten seines himmels dürfen des dichters schwaches wesensall fürderhin regieren : jene beiden , die ihm frauen, angetraute gattinnen gewesen, denen er name und vermögen, geist und herz schenkte , und die hehre , die er als wahrstes seelenideal erkennt und mit dem gedickte feiert.

Für die gestalten des Envoi Marina , ranua , Primus bisher, und unzweifelhaft richtig, auf Mary Shelley, Jane Williams und Edward Williams gedeutet') hat Richter (und zwar diesmal an der hand von 'beweisen') ganz neue beziehungen ergründet: sie erblickt in Marina die (in London weilende!) Maria Gisborne , in Frifuns den griechischen prinzen Mavro- cordato ; man lese p. 500 f. ihrer biographie und widerstehe der boshaften Versuchung, an Goethe's bekanntes diktum vom aus- und unterlegen zu denken.

V. Dichterische technik.

Der wert des E. als eines poetischen erzeiignisses ist vom publikum und von der wissenschaftlichen kritik einmütig

1) Hierauf behant auch Ackermann p. XIX, trotz Richter's neuen vor- schlagen.

392

A. Kioder

als über jeden lobespreis erhaben anerkannt worden. Insbe- sondere das grosse schhissstück der dichtiing (die inselepisode) erscheint mir als ein vorher kaum je geahntes und nachher nie wieder erreichtes wund(?rding, sei es dass wir die märchen- hafte pracht der vorgezauberten bilder in's äuge fassen, oder die übermenschliche innigkeit in der Schilderung des liebes- bundes.

Eine prinzipielle erwägung scheint mir jedoch hinsichtlich dieses letzteren punktes angebracht. The Jonian is/e and all else<-', schreibt Brooke ^), »are fneant to bc impalpablc Images of an ivwiatcrial worhi . . . The passionate descriptkni of his life therc with Emilia is not a descriptlon of earthly passion . . . The in- corporation of the tico iiito o/ie is as incorporeal as the rest . Wie aber aus versen, die von einem haus mit parischer marmor- flur, von Instrumenten und musikalien , von hand - in - hand Spazierengehen , von schlafen und wachen , von ödem , lippen und busen sprechen, jegliches körperliche dement auszuscheiden ist, läs.st sich nicht so leicht begreifen. Wenn wir einen ein- blick in des dichters Werkstatt thun , wollen wir ihn nicht so flüchtig thun, dass wir modcll und material verwechseln.

Unleugbar ist die darstellung eines psychischen Vorgangs, der innigsten Seelenvereinigung, das endziel der verse. Aber wie sollte uns dies ideale geniessen abgeschildert und zur Vor- stellung gebracht werden, wenn nicht unter dem bild körper- lichen zusammenfliessens } Die ganze Schilderung ist somit ähnlich wie in der Fee vom Atlas eine rein äusserliche, ein schwelgen in färbe und glänz von tausend gegenständen, und jedes wort ein körperliches abbild für das unausdrückliche schwelgen der seelc.

Einer ähnlichen nicht ganz einwandfreien auff"assung be- gegnen wir bei Brooke p. XXXIV. Er behandelt dort die dichterische spräche. des ersten teils und betrachtet die wilde Strömung der metaphcrn durch die brille des philosophen. Dreimal , sagt er, nimmt der dichter einen erhabenen anlauf, und dreimal stürzt er lichtgcblendet herab, unfähig das auszu- drücken, was er ausdrücken wollte. Von dieser schiefen Vor- aussetzung ausgehend , kommt Brooke zu einer allgemeinen kritik über Sh.'s dichterisches vermögen und beeilt sich, dieser

J) 1. c. p. XXVllI.

Studien zu Shelley's "Eiiipsvcliidion" -ja 3

Ohnmacht dichterischen gestaltens bei Sh. das wort zu sprechen , weil just sie ein integrierender bestandteil seiner eigenart sei.

Möchten wir doch Todhunter's schönes wort , in goldne lettern gefasst, stets \or unsren äugen prangen lassen: 'IVit/i a great ppei)i, the critic viusi becovie a poet er turn mvay abasheii"^). Niemand wird mich dazu vermögen, Sh.'s mehrfach wieder- kehrendes ]\\c is ?ne'. und ähnliche ausdrücke tout de hon als bekenntnis seiner ohnmacht dichterischen gestaltens ^l aufzu- fassen. Glaubt Re\^ Stopford A. Brooke wirklich , dass Sh. beispielsweise am ende des gedichtes mit dem weheruf zu- sammenbricht in der erkenntnis, den zenith seines ideals nicht erreicht zu haben , und dass er aus diesem gründe Schwärmereien ä la E. für immer bei seite setzte .^ Werden meine leser mit mir gehen in der annähme, dass all diese sog. bekenntnisse der Unfähigkeit nichts sind als mächtige Steige- rungen des effekts, mithin beweise ausserordentlicher diktions- kraft.' Denn mit solchen werten gesteht er uns, wie er selbst, von dem schwung wahrer begeisterung hingerissen , in Wahr- heit bebt und zittert und in entzücktem todestaumel ringt. Damit gelingt es ihm, das Idealbild seiner angebeteten in noch viel erhabenere regionen zu rücken als ihm der schwung der metaphern erlaubte. Denn cintic simile- Claudicat -, just das vage nichts, das unsrer denkkraft durch solche Schlussworte ge- boten wird, "dient weit mehr zur Vorstellung des unnennbaren als die konkreten ideen, welche die nennung jener metaphern oder am ende des gedichts die Schilderung innigster liebes- verschmelzung erwecken konnte.

Wirklichen grund zu einer ausstellung glaube ich aber in der cinfügung des abschnittes v. 345 389 zu erkennen, der die wundersame verschwisterung von sonne, mond^^l und

1) p. 184.

^) Brooke p. XXXIV 'he 7-ecords Ins faitin e" , XXXV 'another ccvifession of faiture', XXXVI 'niost conscious of his weakness' u. ö.

•"*) Die beziehung dieses Vergleiches auf eine stelle bei Calderon , welche Richter p. 497 aufgestellt und Ackermann p. XVIll gebilligt hat, erscheint mir hier gezwungen. Zunächst ist ja die gegeni'iberstellung der neuen und alten geliebten als sonne und mond (oder stern) eine allen dichtem geläufige idee, vgl. Shak. T7V0 Geilt. II 6. 9. und unzählige andere. Ausserdem ist aber der mond bei Sh. oft ein typus für das ewig-weibliche (Todhunter p. 60). Im E. speziell

394

A. Kroder

kometen erfleht, auf dass sie des dichters schwächliches wesensall in holdem Wechsel zum grabeswinter lenken. Diesem nicht sehr mannhaften bekenntnis seiner Unselbständigkeit begegnen wir bei Sh. öfter; in briefcn nennt er sich gelegentlich »ein schwaches, schwankes wesen , das des trostes und beistandes (der frauen) bedürfe. Im E. erscheint mir diese episode als ein triibschimmernder stein inmitten des wundervollen ge- schmeides blitzender diamanten. Der letzte will ich sein, der den grossen dichter auch da preist , wo er von seiner grosse fällt; und meine begeisterung für ihn wird sich damit nicht verflüchtigen , dass ich tadelnd zu fühlen und zu bekennen wage, wenn er mich nicht begeistert. Jener versuch, irdische Interessen mit den konsequenzen seiner exklusiven idealsuche zu versöhnen, mag aus dem leben des dichters entschuldigung finden ; denn dort begegnet er uns oft genug, und bei Sh. nicht nur, sondern im leben manches andren genies, bes. deutlich in dem schwächlichen Verhältnis des starken Swift zu Varina, Stella und Vanessa. Aber solche von der ausscnwelt auf- gezwungene ideen , die alles nur eben machen und des empfindens weit verflachen möchten , in den Zusammenhang dieses gedichtes aufzunehmen, erscheint mir off"engestanden als aesthetischer/tz//!.r-/^;5'. Die drei an dieser stelle einträchtig verbundenen gestalten sind dieselben, die kurz vorher in den bittersten und wehevollsten gegensatz zu einander getreten waren. Ein missklang schmerzt mein ohr, wenn der dichter sein lebensschiff der holden gewalt dieser wellenregierenden Sterne weiht und eine weit zum zeugen solchen opferdienstes anruft.

In ähnlicher weise und aus ähnlichem gründe verletzt mich die anfügung des Envoi v. 592. Niemand wird leugnen, dass dies Dante nachempfundene anhängsei an sich das schwächste stück des ganzen ist. Hier kommt aber noch etwas hinzu : der aesthetische gegensatz zu den vorausgehen- den schlussvcrsen. Setzen wir auf Tristan und Isolden's ent- zückungstrunkenen liebessang das ritornell aus einer Bach'schen arie , so haben wir den effekt dieses Envoi vollkommen. So wenig Bach's regeltreue schlichte weisen zu Wagner's himmel-

ist die allegorie der .sonne aus der vorangehenden des niondes, und diese ai s vorangehenden andern allegorien organisch erwachsen.

Studien zu Shelley's "Epipsychidion" 395

hohem schwung passen wollen, so wenig versöhnt sich ein im mittelalterlichen geist empfundenes schlussstück mit einem sang, dessen akkorde nicht von dieser erde sind. Dieser Übergang von den höhen des äthers zm- alltagswelt ist ein Phaetonssturz, ein Ikarusfall ! ^)

Der leidigen misswirkung war sich ja der Verfasser nicht bewusst. Der jubilierende liebessang sprudelte zu andrer zeit, aus andrer herzensquelle, als die trockne nachahmung Dante'- scher weisen im präludium und envoi. Der aesthetische fehl- griff bestand in der Zusammenstellung heterogener teile, nicht in der abfassung derselben. Wird es darum als ein sakrileg aufgenommen werden , wenn ich den Vorschlag mache , in künftigen ausgaben das Envoi in möglichst kleinen typen auf eine besondre seite hinter oder noch lieber vor ^ das E. zu setzen }

Zum schluss noch einige einzelpunkte. Eine metrische frage legt v. 142 nahe:

VVe are we not .Ibrmed, as notes of music are.

Die imregelmässigkeit des doppelten auftakts hat manclic herausgeber zur Streichung des We veranlasst , anderen freilich (Forman) ist sie ganz besonders schön und charakte- ristisch vorgekommen. Ich werde mich an zuständiger stelle über diesen punkt erklären und bemerke hier nur, dass nach meiner meinung Sh. das We als versgiltig betrachtete und trotz der pause ! das ist das merkwürdige an diesem falle mit are zu verschleifen meinte.

Zu eigentümlichen textauffassungen haben die verse 72 f. und 138 verführt.

Für 72 75 gibt Richter folgende kuriose darstellung : »Emilia traf ihn auf des lebens rauhem pfade und lockt ihn »zum süssen tode ; wie der tag die nacht, der lenz den winter, »wie die hoffnung den gram in's dasein ruft [!], so lockte sie »ihn in's licht und in den frieden«^). Da die vergleiche an der vorliegenden stelle nach Sh.'s manier etwas gehäuft auftreten, so mag eine prosaische analyse derselben zur klärung der be- griffe von nutzen sein. Der reihe nach lauten nämlich die

^) Eine benierkuiig , die ?nutaüs mutandis auch für manches mit Envoy schliessende gedieht aus dem mittelalter gilt. -) p. 493-

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A. Kroder

vergleiche : Emilia führt den sänger zum süssen tode, so wie der tag die nacht zum hchte , der frühhng den winter zum leben, die hoffnung den gram zum frieden geleitet.

Wenn zu dieser stelle ein kommentar nötig war , so forderte ihn die Vorstellung eines süssen , licht- und lebens- vollen todes. Hier hätte Richter gelegenheit gehabt , auf jene stellen hinzuweisen , die sie in andrem Zusammenhang p. 534 bringt, und zu betonen, dass die auffassung des todes als des durchgangsmomentes zu vollkommnerer existenz eine lieblingsidee nicht nur Sh.'s , sondern aller gross denkenden und gross empfindenden menschen war, siehe z. b. bei Goethe das gedieht 'selige Sehnsucht' [Divan I a. E.), oder die prachtvolle stelle aus dem Promet]ieus-{x2,gvaQ.VL\., die Otto Lyon einmal zitiert hat '). Ausserdem wären aber aus Sh. noch Rosalind and Helai I 123 I 130 und Prvinctknis III 3. II3 f. anzuziehen gewesen.

Den vers 138 überträgt Strodtmann, als hätte ihm die lesart yet I feel vorgelegen. Nun bringt aber der text keinen gegensatz, sondern eine affirmative Steigerung : ycs, I fcel. Das heilige siegel auf des sängers herzensquell versinnbildlicht den reinigenden und läuternden einfluss des edlen weibes : eine überaus schöne , von allen edlen dichtem gefeierte idee. Vgl. im E. noch 35 ff., bei Dante beispielsweise Vita Nuova^ Ganz. I

E quando trova alcun che degno sia

Di veder lei, quei prova sua virtutc oder Parad. XXXI 85 :

Tu m' hai di servo tratto a libertate . . .

La tiia magnificenza in me custodi

Si, che Tanima mia che fatta hai sana,

Piacente a te dal corpo si disnodi.

*j Zeitschr. f. deutsch, mit. X 435-

Ansbach, Juli 1900. Armin Kroder.

E. Koeppel, Tennysoiiiana 39 7'

TENNYSONIANA.

I. >Armageddon« und »Timbuctoo.«

Wiederholt ist in Hallam Tennyson's biographie seines Vaters erwähnt, dass dieser das preisgedicht Titnbuctoo (1829) nur auf den wünsch seines vaters angefertigt habe, und dass es keine ganz neue Schöpfung, sondern die Umarbeitung eines älteren gedichtes war. Hallam Tennyson theilt uns mit : My grandfaiher had dcsired Mm to compete, so iinw:lUngly he patchcd up an old pocvi on 'The Battlc of Arviagcddon (146)^, und in seinen kurzen aufzeichnungen der gespräche mit seinem greisen vater während ihrer seefahrt im frühjahr 1889 lesen wir: Of his father, urging hi7n to try for the Cambridge Prize Poem although it was looked upon 7vith the greatcst contcmpt. Of the tur/ii/ig of an old poem on 'Armageddo?i into ' Thnbuctod by a Utile alteration of the beginning and the tnd, and of his utter astonishment ivhen this poetn won the medal (II 355). Über die metrische form dieses älteren gedichtes ist an beiden stellen nichts gesagt; wenn Morton Luce in seinem Handbook to the Works of Tennyson (London 1897) bemerkt: [Tcnnysonj had bethought him of an carlier poem in blank verse, 'The Battle of Armageddon ; this, recast, might serve the purpose (p. 61), so muss er diese einzel- heit von anderer seite erfahren haben.

So knapp diese mitteilungen über das ältere gedieht, aus welchem das preisgedicht des Laureaten herausgewachsen ist, auch sind, so erklärt uns doch schon der titel, wie der junge dichter auf den gedanken kam, seinem preisgedicht die form einer vision zu geben. Der stoff des älteren gedichtes war nämlich selbst aus einer gewaltigen vision entlehnt, aus der vision des evangelisten Johannes von den sieben engein, welche die schalen des zorns gottes auf die erde giessen. Bei der vision von dem sechsten engel heisst es im 16. kapitel der apokalypse : {12) And the sixth angel ponred out his vial upon the great river Euphrates ; and the water thcreof was dried tip, that the way of the kings of the east miglit bc prepared. (/ j) And I sa7C'

*) Alfred Lord Tennyson. A Memoir by his Son. In 2 vols. Londor 1897.

398 E. Koeppcl

thrce imclean spirits Hke frogs come out of thc moiii/i of thc dragon, and oiä of ihe moiith of the beast^ and out of thc fnoiit/i of the falsc Prophet, (l-l) For thcy are thc spirits of dcvils , working miraclcs, which go forth iinto thc kings of ihe earth and of thc whole world^ to gathcr thnn to the battle of that grcat day of God Almighty . . . (j6) Atid he Rüther cd theni together hito a place called in the Hchrew tongue Armageddon (bei Luther: Harniagedon). Dieser hier dunkel angedeuteten geisterschlacht, der schlacht der könige der weit gegen gott , verdankte das ältere gedieht jedenfalls Stoff und titel - der seraph in Tennyson's Timbuctoo ist somit der direkte litterarische abkomme der vielen engelserschei- nungen der apokalypse.

Tennyson selbst hat an seinem preisgedicht keine frcude gehabt. Schon wenige jähre nach der Veröffentlichung, wahr- scheinlich 1831^), erteilte er einem Verleger, der die preis- gedichte der Universität Cambridge sammeln wollte und ihn deshalb gebeten hatte, den abdruck von Timbuctoo zu gestatten, diese erlaubnis nur widerwillig : / could have wished that poor ^Timbuctoo' might Jiave bcen suffercd to slide quietly off , -ü<ith all its errors, i/ito forgctfuhiess, und er hat es denn auch nicht zu- gelassen, dass das preisgedicht in die ausgäbe letzter hand aufgenommen wurde. Es ist erst nach seinem tode 1893 ^l, zusammen mit den von dem laureaten ebenfalls abgelehnten Jugendgedichten der brüder Tennyson: Foefns bytivo Brothers \om jähre 1827, neu gedruckt worden. Gegen den Vorwurf der nachahmung irgend eines anderen dichters hat er jedoch auch seinen preisgekrönten erstling in .^chutz genommen, mit den Worten: 'The Lovcr's Tale' and' Tiinhuctoo arc in no 7t.>ay i7nitativc of any poet, and^ as Air as I know^ nothing of niine aftcr the date of 'Timbuctoo' ivas imitative'-') eine gelegentliche, vom söhne aufgezeichnete äusserung des trefflichen dichters, von der aber doch wohl ein gewisses mafs begreiflicher Selbsttäuschung in abzug zu bringen ist.

Jedenfalls verdient hervorgehoben zu werden, dass es in der englischen litteratur schon längere zeit vor Tennyson's Timbuctoo ein offenbar von der gleichen stelle der apokalypse

1) Cf. Memoir I 45-

2) London. Macmill.m & Co. ») Cf. Memoir I 45 f-

Tennvsoniana

399

inspiriertes gedieht gab , welches ebenfalls Armageddon betitelt war. Mein ältester gewährsmann für die existenz eines solchen gedichtes ist Lord Byron. Er schreibt am 27. August 181 1 von Newstead Abbey an seinen freund R. C. Dallas: There /V u sncking- epic poet at Granta, a Mr. Townscnd , protcgc of thc latc Cu)/il>erland. Did you ever hear of him and Jus 'Armageddon? I thinh his plan {the man I don't knoiv) horders an ihe sublime: thmigh^ per- haps., the anticipation of the 'Last Day {according to you Nazarenes) is a little ioo daring : at least, it looks like telling thc Lord what he js to do., and tnight retni)id an ill-natui cd person of the llne. And fools rush in where angels fear to tread. Bzit L don't viean to cavil., cnly^ other folks will., and hc may bring all thc lambs of Jacob Bclwien about his ears. However., L hope he will bring it to a conclusion., though Milton is in his way.^) Schon vor dieser brieflichen äusserung hatten sich Byron's gedanken mit diesem noch nicht flüggen epiker beschäftigt. Der von ihm als beschützer des neuen dichters erwähnte, bekannte dramatiker Richard Cumberland hatte schon mehrere jähre vor dem erscheinen des Town send 'sehen Annageddon in einer Zeitschrift das gedieht angekündigt, plan und i)roben mitgeteilt und dem neuling reichlich lob gespendet. In einer anmerkung zu V. 191 ff. seiner zweiten, im März 181 1 in Griechenland abgeschlossenen, aber erst lange nach seinem tode 1831 ver- öffentlichten, litterarischen satire Hints fro?n Horace hatte Byron mit recht bezweifelt, ob Cumberland auf diese weise, durcli diese vorzeitige anpreisung seinem Schützling einen guten dien.'-t erwiesen habe. Die wichtigsten stellen dieser anmerkung lauten: About tiC'o years ago a young man named Townscnd ivas announced hy Mr. Cumberland, in a revicw (since deceased) [the 'London Review, anm. des herausgebers]''), as being engagcd in an epic pocfn to be entitled TrArmaggedon«. The plan and specimen promise much; but . . . . it may be doubted zvhether the prematurc display of his an (sublifne as the ideas confessedly are) has not., by raising expectation too high., or divtinishing curiosity, by developing his argument, rather ificitrrcd the hazard of injuring Mr. Toivnscnd' s future propects etc.

*) Cf. Works of Lord Byron. Letters and Journals, vol. II ed. by R. E Prothero; London 1898; p. q.

-) Cf. Works of Lord Byron. Poetry. Vol. I ed. hy E. H. Coleridge ; London 1898; p. 403 f-

400 E. Koeppel

Wenn wir uns nun um auskunft an das Diciionary of Natio7ial Biography wenden, so finden wir, dass in der that ein junger geistlicher namens George Townsend (1788 1857), im jähre 18 16') ein gedieht veröffentUchte, betitelt: Armageddon 4to, London. Etwas mehr erfahren wir von dem Byron- herausgeber R. E. Prothero, der bei der niederschrift seiner anmerkung das Townsend'sche gedieht vor sich liegen hatte. Er fügt noch bei, dass Townsend damals, Prothero's angäbe nach 18 15, 8 bücher seines Ar?nagcddofi veröffentlicht habe, weitere 4 bücher seien ungedruckt geblieben. Der von Cumberland geweissagte erfolg war eben nicht eingetreten.

Sehr wahrscheinlich ist mir, dass dieses 181 5/16 pub- lizierte religiöse epos des George Townsend seinen weg in die rektorei von Somersby gefunden hat vielleicht war es eines der bücher, mit welchen der liberale Verleger der Poems hy two Brothers 1827 vertragsgemäss die hälfte des den dichter- brüdern versprochenen betrags tilgte. Es verfehlte seine Wirkung auf die empfängliche seele des jungen Alfred nicht : ihm verdankt er wohl zweifellos die anregung zu seinem den- selben entlegenen stoff behandelnden gedieht: The Battle of Armageddon oder Armageddon, welches er 1829 zu seinem preis- gedicht Timbiutoa umgearbeitet hat. Ob sich noch intimere beziehungen zwischen dem Townsend'schen epos und der Tennyson'schen vision feststellen lassen, ob. diese ihre ab- stammung noch deutlicher erkennen lässt, darüber kann ich leider keine auskunft geben : es ist mir hier weder die Zeit- schrift London Review mit dem Cumberland'schen artikel zu- gänglich, noch ist es mir bis jetzt gelungen, auf dem Londoner büchermarkt ein exemplar des Townsend'schen Armageddon aufzutreiben. Sehr erfreulich wäre es, wenn nun einer der in London lebenden oder sich dort zeitweilig aufhaltenden fachgenossen sich im Reading Room des British Museum der mühe einer genauen vergleichung der beiden gedichte unter- ziehen und uns das ergebnis seiner arbeit mittheilen wollte.

II. Sir William Jones's Übersetzung der »Moallakat und »Locksley Hall.«

Dass in der bibliothek des rektors von Somersby die werke des gelehrten und rastlos fleissigen Sir William Jones

*) Die Byron-herausgeber fühieii 1815 als veiöffcntlichungsjahr an.

iemiysoiuana ^OI

vorhanden waren, dafür haben wir ein untrügliches zeugnis : in der ersten, gemeinschaftUchen Veröffentlichung seiner ältesten söhne, in der Sammlung Focj/is by Two Brothers eigentlich von drei brüdern, da auch der älteste söhn Frederick vier gedichte beigesteuert hat des Jahres 1827I) haben die jungen dichter in ihren reichlichen anmerkungen wiederholt Sir William Jones genannt und aus seinen werken zitiert. Das gedieht »The Expedition of Nadir Shah into Hindostan« (p. 79 f. », in metrischer und stofflicher hinsieht eine unver- kennbare, ossianisch gefärbte nachahmung von Byron's hebrä- ischer melodie »The Destruction of Sennacherib,« führt unsere gedanken sofort zu Jones's »Histoire de Nader C.'hah,« auf welches werk in einer anmerkung auch verwiesen ist zur rechtfertigung des pompösen ausdrucks : The Monarch 0/ Nafions. Unter dem verse : Fair as "he cairba-stone art fhoii, that stone of dazzüng white (p. 166) steht: See Sir VVilliatn Jones on Rastern Plants, und in die schlussstrophe des gedichtes »Love« sind mit leichten änderungen zwei reimpaare des Sir William Jones hineingearbeitet, welche unten (p. 208) zitiert sind mit der genauen angäbe: See Sir Jl'i/liam Jones' s PVorks, 7'ol. VL p. jij eine angäbe, welche übrigens zu der 13 bändigen, von Lord Teignmouth 1807 besorgten gesammt- ausgabe nicht stimmt. Vermuthlich haben die jungen dichter die 6 bändige ausgäbe von 1799 vor sich gehabt, welche i8or'4 zu 9 bänden ergänzt worden war. 2)

Die drei gedichte, in deren anmerkungen der name des berühmten Orientalisten erscheint, sind sämtlich A. T. ge- zeichnet und diese nach Hallam Tennyson's Vorbemerkung nicht unbedingt sichere autorenbestimmung kann eine gewisse stütze darin finden, dass auch eines der späteren und be- rühmtesten gedichte Alfred Tennyson's erkennen lässt, dass gerade er die Jones'schen werke gründlicher studiert hat. Auch für diesen späteren fall stehen wir auf ganz festem, boden, wieder hat der dichter selbst unsere aufmerksamkeit auf

*) Neudiuck London 1893, besorgt von Hallam Tennyson -) [Diese Vermutung des verf. bestätigt sich. Das citat ist aus Jones' gedieht A Hymn io Camdeo entnommen , welches in der sechsbändigen ausgäbe von 1799 i"i VI. bände, s. 31,3 ft". steht; die citierten verse finden sich auf s. 315. In der ausgäbe von 1807 steht der hymnus im XIII. bände, s. 237 ff- und die fraglichen verse s. 238. J. H.]

J. Hoops, Englische Studien. 28. 3. 26

402 E- Koeppel

seine inspirationsquelle gelenkt, die sonst schwerlich je ent- deckt worden wäre. In der biographie seines vaters schreibt Hallam Tennyson über das 1842 veröffentlichte gedieht Locks- Icv Hall: I revieviber niy father sayhig that Sir William Jones' s prose ir:>islation of the >■ Moällakät,« fhe se7>e?t Aiuihic poems (whic/i are a seleciion froin the work of pi-e- Mahuviviedan poets) hatiging np in the teniple of Mecca, gave him the idca of the pocni (vol. I p. 195, London 1897I.

In diesen arabischen gedichten ist allerdings der grund- ton der Tennyson'schen dichtimg kräftig und oft angeschlagen : die klage des mannes um die verlorene oder treulose geliebte. Eine bestimmte Situation scheint zu dem festen apparat dieser arabischen liebesklagen gehört zu haben : der liebende steht vor der verödeten, zerstörten wohnstätte der geliebten und gedenkt leidvoll des glückes der Vergangenheit. Die gefühle des Tennyson'schen helden sind im einklang mit den klagen über die treulosigkeit der geliebten, ausgesprochen in dem 7. gedieht »The Poem of Hareth : \)

(i) Doth fair Asoma give us notice of her departure? .... (2) She is resolved to depart after cur mutual vows among the Sandy hillocks of Shamma .... (3) Vows , repeated in Mohayat .... (4) Vows, renewed in the bowers of Katha .... (5j 1 see no remains of the troth which she plightcd in those stations ; and I waste the day in tears, frantick with grief: bu_t,oh! what part of my hapiness will tears restoreV

und mit den ermahnungen, von der treulosen zu lassen, die in dem 4. gedieht The Poem of Lebeid« der dichter ent- weder selbst an sich richtet oder einem freunde in den mund gelegt hat :

(20) Break then so vain a conncxion with a mistress whose regard has ceased ; for hapless is an union with a inaid , who has broken her vow ! (21) VVhen a damsel is kind and complacent, love her with ardent affection , but, when her faith staggers and her constancy is shakeh, let yoiir disunion from her bc unalterably fixed.2)

Die grösste ähnlichkcit mit der inscenierung des Tenn\- son'schen monologs hat jedoch das erste gedieht der arabischen Sammlung »The Poem of Amriolkais.« Der liebende tritt auf.

1) Cf. Works, London 1807; vol. X p. 'Ih ff.

2) Cf. ib. p. 62.

Tennysoniana 403

von seinen gefährten begleitet, an welche seine ersten worte gerichtet sind:

(i) Stay Let us weep at the remembrance of our beloved, at the sight of the Station where her tent was raised, by the edge of you bending sands . .^)

Ganz ebenso tritt Tennyson's Jüngling auf, von seinen gefährten begleitet, an die seine ersten worte gerichtet sind, freilich nur, um sie zu verabschieden:

(i) Comrades, leave me here a little, while as yet His early morn : Leave me here, and when you want me, sound upon the biigle

hörn.

Wie der Araber sehnsüchtig auf die statte blickt, wo einst das zeit der geliebten stand, blickt der englische Jüng- ling in zornigem schmerz auf das schloss zurück, wo die treulose Amy wohnt, auf Locksley Hall. Vielleicht wurde Tennyson zu dem gedanken, das schloss an den sandigen meeresstrand zu verlegen (J) Locksley Hall, ihat in ihe dis- iance cwerlooks the sandy trac/s gebracht durch die worte : ly the ed^e of you benduig saiuis. Am auffälligsten kommt aber der einfluss der vorläge zur geltung in Tennyson's herüber- nahme der genossen des liebenden. In dem arabischen ge- dichte sind diese keine bedeutungslosen Statisten, sie ergreifen selbst das w^ort mit tröstungsversuchen in dem englischen gedichte aber werden sie im ersten verse entlassen, kommen nie zu wort, sind so gänzlich überflüssig, dass wir den grund ihres daseins erst in der quelle finden.

Im weiteren verlauf des gedichtes erzählt der Araber verschiedene liebesabenteuer in einer bilderreichen, stark sinn- lichen spräche, aus welcher wenig in Tennyson's dichtung übergegangen ist. Doch wird es schwerlich ein zufall sein, dass in beiden gedichten das Sternbild der plejaden erwähnt und von einem gleichnis begleitet ist. Der Araber vergleicht die Sterngruppe* den falten einer mit verschiedenen edelsteinen geschmückten seidenen schärpe:

(23) It was the hour, when the Pleiads appeared in the fir- mament, like the folds of a silken sash variously decked with gems^), bei Tennyson glitzern die sterne wie ein in silbernes geflecht verstrickter schwärm feuerfliegen (leuchtkäfer):

') Cf. ib. p. 9.

2) Cf. ib. p. 12.

26*

^.04 E. Koeppel

(5) Many a night I saw the Pleiads, rising thro' the mellow shade, Glitter like a svvarm of fire-flies tangled in a silver braid.

Am schluss seiner dichtung ist Tennyson nochmals mit grossem geschick in die bahn des arabischen dichters ein- gelenkt. Mitten in einer begeisterten Schilderung der Vorzüge seines renners unterbricht sich der Araber mit der ankündigung eines aufsteigenden gewitters:

(64) O friend, seest thou the lightning, whose flashes resemble the quick glance of two hands amid clouds raised above clouds'?i) worauf eine beschreibung des wütens des Sturmes folgt. Diesem überraschenden ende des arabischen gedichtes verdanken wir doch wohl den grossartigen, der stürmischen Stimmung der ganzen dichtung trefflich entsprechenden schluss Tennyson's. Auch sein Jüngling sieht über Locksley Hall sturmwolken emporsteigen :

(96) Comes a vapour from the margin , blackening over heath and

holt, Cramming all the blast before it, in its breast a thunderbolt.

(97) Let it fall on Locksley Hall, with rain or hail, or iire er snow; For the mighty wind arises, roaring seaward, and I go.

Die erste anregung, den grundgedanken des bekanntesten gedichtes seiner ersten periode empfing Tennyson somit in der that von der Jones'schen Übersetzung der Moällakdt. Aber nicht nur die englische version, sondern auch die lateinische Umschrift, die transskription des arabischen Urtextes in lateinischen lettern, hat Tennyson's gedieht stark beeinflusst; sie hat ihm die äussere form gegeben. Ich erinnere mich in einer englischen Zeitschrift oder zeitung gelesen zu haben, dass ein weit gereister besuch wenn mich mein gedächtnis nicht täuscht, der bruder des mit Tennyson befreundeten Francis Palgrave dem dichter sagte, er sei durch das breit rollende metrum von Locksley Hall an den schwung und tonfall der arabischen poesie gemahnt worden, worauf sich der dichter erstaunt zu einem gewissen Zusammenhang be- kannt habe.

Beiin ersten blick fällt uns auf, dass die transskriptiftn zweizeilig gedruckt ist , in langen zeilenpaaren folgender gestalt :

') Cf. ib. p. 18.

Tennvsoiiiana

405

(5) Cadäbica min omni älhhowairithi kablahä wajäratihä ömmi älrabäbi bimäsali ^) nach welchem schema auch das enghsche gedieht in lange reimpaare abgeteilt ist. Und lesen wir nun einen der ara- bischen verse mit trochäischem rythmus, wie sie der dichter in der einsamkeit seines Studierzimmers vor sich hin ge- donnert haben muss:

Gada / bi'ca / mi'n om / ni alh / höwai / rithi / käbla / hä, 1-2 ;'. 4 5 fi 7 8

so erhalten wir das genaue muster des katalektischen trochä- ischen tetrameters :

(16) Löve took / üp the ' gläss of / Time, and / türnM it / in bis / 1 2 a 4 5 f,

glöwing / händs,

7 8

mit welchem Tennyson's reimpaare gebildet sind. Erscheint dieser trochäische tetrameter in Locksley Hall zum ersten mal in der englischen dichtung, wie ich nach Schipper's Verzeich- nis (metrik II p. 379) annehmen möchte, so ist diese auf eine sehr merkwürdige weise um ein mächtiges, eindruckvolles metrum bereichert worden.

Die vorstehenden aus Führungen enthalten die begründung einer in meiner Tennyson-biographie (Geisteshelden, Berlin 1899, p. 41 f.) ausgesprochenen ansieht. In zwei der berühm- testen dichtungen der neuen aera der englischen pocsie , in Shelley's Queen Mab (vgl. E. St. 28, 43 ff.) und in Tennyson's Locksley Hall sind wir nun auf verborgene, aber wichtige einflüsse des bahnbrechers der indischen Studien gestossen ich bezweifle nicht, dass auch die englischen dichtungen, welche offenkundig den Stempel der neuen , von ihm gepflegten Wissenschaft tragen, dass auch die im orient spielenden gedichte in höherem mafse von ihm angeregt und beeinflusst worden sind , als bisher festgestellt wurde. Sir William Jones, in dessen eigenem litterarischem wirken Wissenschaft und poesie verschmolzen sind, der sich selbst bemühte, die fruchte seiner gelehrten Studien dichterisch zu verwerten, war der geborene vermittler zwischen der grundlegenden arbeit der gelehrten und der auf dieser basis bauenden, schöpferischen thätigkeit der dichter.

1) Cf. ib. p. 125.

4o6 E. Koeppel

Der erste bedeutende Vertreter dieser orientalischen richtung der englischen dichtung, ein mann, in dessen seele auch der sich massenhaft häufende gelehrte Stoff die dichterquelle all- mählich verschüttete, Robert Southey, hat sich allerdings über seinen Vorgänger recht ungünstig geäussert. Am 22. Juni 180S schrieb er an Miss Barker : Neville White has sent nie Sir William Jones' s works . . . Thcy are the handsoi>iest voliimes in vty wJiole . Ubrary^ and thirteen of t/ic?n . . . They are in excellent taste ^ and ii is not Neville' s fault, t/uit the inside is not so perfect as the out. He followed public opiniou in. supposing Sir William Jones a 7>ery great man: I look upon hi/n as one of the shoic-books of fashion.^^ Kürzer, aber noch schärfer hat Southey sein urteil zusammcn- gefasst in einem brief an seinen bruder dr. H. H. Southey vom 16. Oktober 1808: Do not praise Sir William Jones. N'a nian^ except Mr. Pitt, has a rcpntaiion so much above his deserts.f Aber die werke des von ihm unterschätzten mannes hat er doch sehr genau gekannt, an einer anderen stelle seiner korrespondenz seinen bruder selbst auf sie verwiesen, ^j aus- züge aus ihnen in seine notizbücher eingetragen'^) und sie auch für die anmerkungen zu seinen epen benützt. Die beiden abhandlungen, welche sich in den letzten 20 jähren mit den orientalischen dichtungen Southey 's,") Aloorc's und Lord Byron's^) beschäftigt haben, und in welchen auch die werke des Sir William Jones genannt, aber eben nur genannt sind, werden in dieser hinsieht noch ergänzende Untersuchungen zulassen, die seine gestalt mehr in den Vordergrund stellen werden.

^) Cf. Selections from the Letteis of Robert Soiitliey. Ed. by J. Wood Warter; London 1856, 4 vol.s : vol. II p. 75.

'') Vgl. ib. vol. II p. y6.

ä) Vgl. ib vol. I p. 301.

*) Cf. Southey's Comiuon-Place Book. Second Series. YA. by J. Wood Warter; London 1850; p. 467: The Generation of Brahma, p. 477: Hyvm to the jVtght. From the Vedas.

*) Albert Wächter. Über Robert Southey's orientalische epen; Halle l8yo; p. 20.

s) Oskar Thiergen. Byion's und ^lonre's orientalische gediclite. Eine parallele; Leipzig 1880; p. 10 ff.

Strassburg i. E., 3. Jan. 1900. E. Koeppel.

BESPRECHUNGEN.

SPRACH- UND LITTERATURGESCHICHTE.

Beozüiiif. Edited with textual Foot-Notes , Index of Proper Names, and Alphabetical Glossary by A. J. Wyatt. 2^ Edition. Cambridge 1898.

Die zweite ausgäbe von Wyatt's Beo7vulf unterscheidet sich von der ersten nicht wesentlich. Die brauchbarkeit des buches ist schon früher anerkannt worden. Text und glossar sind sehr sauber gearbeitet, der sonstige apparat knapp. Neuere Forschungen (auch die von Bugge) sind wenig berücksichtigt; so ist z. b. auf s. VI der einleitung unter den hülfsrnitteln zum Studium des gedichtes nicht einmal Müllenhoff's Beowulf erwähnt. So hat sich denn der Ver- fasser zuweilen , trotz des sonstigen strebens nach kürze verleiten lassen , etwas in ausführlicher polemik zu erörtern , was schon be- kannt war, und mit einem einfachen hinweis in wenigen zeilen hätte abgethan werden können. Auf s. 143 z. b. wird die episode von Eanmund und Eadgils ausführlich besprochen und gegenüber der früheren darstellung in Heyne's Beownlf ohne zweifei eine richtigere gegeben. Aber ebenso hatten schon längst Bugge (Ztschr. f d. phil. IV 264), Müllenhofif (Beow, 20) und ich in meinen BeounilfsiutHen fs. 46) die Sache dargestellt. In der letzten ausgäbe von Heyne- Socin's Beowulf {\2>c)'^) ist ebenfalls auf s. iio, 126 die richtige darstellung zu finden. Die lange polemische auslassung war also in der zweiten aufläge wenigstens unnötig.

Der text unterscheidet sich (mitunter zum vorteil) von dem der deutschen ausgaben durch möglichst strenges festhalten an der Überlieferung. So wird z. b. in v. 6 der grammatisch und metrisch anstössige satz egsode eorl ^ den Sievers im anschluss an Kemble in den Leipz, sitz. ber. der akad. 1895 s. 188 so evident in egsode eorlas gebessert hat, immer noch festgehalten und die konjektur nicht

408 Besprechungen

einmal in einer fussnote erwähnt. In v. 900 wird die lesart he fces är ondäh beibehalten (wie auch bei Heyne-Socin ^) ; ich würde mit Cosijn und Holder-Klugc lesen : he pces aron däh^ da das kompositum sonst nicht nachweisbar und da är an der stelle keinen sinn giebt.

An das glossar von Heyne-Socin , welches der englische her- ausgeber (zum teil mit recht, aber in etwas undankbarer weise) sehr tadelt, schliesst er sich manchmal doch noch zu sehr an. So setzt er unnötigerweise ebenso wie Heine-Socin ein verbum sccadan neben sceddan an, vgl. Sievers Ags. gr. ,^ 392"^. Die präteritalform scöd gehört doch ebenso zu sceddan^ wie hlöh zu hliehhan^ sceöp zu scieppan. Ferner figurirt, wie bei Heyne-Socin, im text und glossar immer noch das subst. headu, 'sea, ocean', obwohl die form von Sievers mit recht als metrisch und grammatisch anstössig erklärt worden ist. Ich sehe durchaus nicht ein, weshalb hier (v. 1862) nicht das subst. headii 'kämpf', welches als simplex allerdings sonst nicht belegt, aber durch- aus unanstössig ist und in den Zusammenhang vorzüglich passt {ofer heapti 'nach dem kämpfe'), angenommen werden kann. Kluge und Sievers wollten heafii einsetzen , was den metrischen anstoss auch beseitigen würde.

Wenn VV. sich für seine auffassung auf komposita wie heado- Iidend, heado-sigel beruft , so steht doch in diesen die länge des diphthongs ebensowenig fest, und wenn man bedenkt, in wie freier bedeutung erste kompositionsglieder in ags. poesie zuweilen gebraucht werden (vgl. z. b. heorucimibul 'feldzeichen', Elene 107, headoioybn 'feuer' Elene 579, Beow. 82, 2820, meodo-7C)ong'BQO'W. 1643), so lässt sich auch in jenen Wörtern das erste glied sehr wohl als heado 'kämpf' auffassen.

Ungeachtet solcher kleinen ausstellungen, welche vielleicht für eine folgende aufläge von nutzen sind, kann Wyatt's Beotüiilf-Q.\.\?,g2ihc als ein durchaus brauchbares hilfsmittel deutschen , wie englischen studierenden empfohlen werden. Für letztere wird es allerdings besser geeignet sein.

Kiel, Januar 1900. G. Sarrazin.

Be&ivuJf. Mit ausführlichem glossar herausgegeben von Moritz Heyne.

Sechste aufläge, besorgt von Adolf So ein. Paderborn. Druck

und Verlag von Ferdinand Schöningh. 1898.

Ein buch, welches im jähre 1863 zum ersten mal erschienen, allmählich so zu gestalten, dass es auch heute noch den anforderungen

M. Heyne, Beöwulf

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der Wissenschaft und des Unterrichts entspricht , ist eine überaus schwierige ausgäbe, der die beiden herausgeber des Bcownlf indessen in sehr anerkennenswerter weise gerecht geworden sind. Mag auch der einzelne an dieser Beo'imdf-2W?,g'a^^ manches mäkehi und anders ausgeführt wünschen, im ganzen bleibt sie doch immer noch die für den studierenden am besten geeignete, da die Holder'sche einen etwas zu knappen exegetischen apparat bietet. Auch der forscher wird manches wertvolle darin finden. In dieser sechsten aufläge sind besonders die anmerkungen wesentlich erweitert, auf grund der in dem letzten decennium veröffentlichten werke und abhandlungen. Insbesondere sind Müllenhoff' s Beowulf , Sievers' und Cosijn's ab- handlungen verwertet. Ich gebe einige bemerkungen und nachtrage.

Zu v. 2021 fif. (Headhobearden-episode) hätte noch auf Bugge's buch Helge-digtene (Kopenh. 1896) kap. XI. XII verwiesen werden können, sowie auf Boer's aufsatz (Beitr. z. gesch. d. d. spr. XXII 377 ff.). Müllenhoff's identifizierung der Headhobeardcn mit den Herulern dürfte jetzt kaum noch haltbar sein.

Zu V. 3050 ff. (Vorgeschichte des Schatzes) hat Heinzel eine sehr ansprechende deutung gegeben (Anz. f. d. a. XV 169 ff.). Dass die Wendung frcwt häm gefrczgn v. 194 nichts anderes bedeuten könne als: 'es erfuhr von seiner nähe, Umgebung aus, d. h. in seiner heimat', scheint mir eine exorbitante behauptung. Auch Sicvers hat in den angezogenen artikcln dies nicht erwiesen. Die natürlichste und einfachste deutung ist vielmehr: 'es erfiihr aus der heimat'. Es dürfte sehr schwer sein, Sievers' deutung durch einen analogen fall der Verwendung der praeposition frofn zu stützen. In bezug auf <.Mne sinnliche Wahrnehmung kann man im Neuenglischen wohl sagen: / heard the noise from my room , d. h. 'von meinem zimmer aus, in meinem zimmer'; aber unmöglich wäre es zu sagen: 1 learni tf'c news frojti hotne, wenn der sprechende zur zeit in seiner heiinat war. Es müsste natürlich heissen : / kamt the ncws ai ho7ne.

Zu V. 927 on stapole würde ich jetzt übersetzen: 'auf der estrade', vgl. Anglia XII 39S.

In V. 2562 scheint mir die lesart hringbogan^ an der meines Wissens kein herausgeber anstoss genommen hat, kaum vereinbar mit den regeln altenglischer bildung von kompositen. Das wort hringboga könnte wohl 'ringbieger' bedeuten oder 'der mit einem ringe biegende', aber nicht der 'sich zum ringe biegende' oder 'sich ringelnde' mit beziehung auf den drachen. Ich sehe keinen ausweg als zu emen- dieren : luces hringboran heorte gefysed \\ sa-cce to scceanne , und

iio Besprecluingen

hringboran 'panzerträger' oder 'ringträger' (vgl. v. 2809) auf Beowulf zu beziehen , was auch viel besser in den Zusammenhang passt. Unmittelbar vorher und nachher ist nur von Beowulf die rede ; dass der greise könig sich durch einen panzcr geschützt hat, wird öfters hervorgehoben: vv. 2524, 2539, 2568, 2812.

In V. 3085 scheint mir die handschriftliche lesart : hord ys gesceawod, gri?nvie gegongen unhaltbar, denn auf das schauen des Schatzes kommt es hier gar nicht an , vielmehr auf das erwerben desselben. Ich vermute geceapod statt gesceawod; vgl. v. 3012: ac pär is 7nädma hord, gold unrtme grimme geceapod. An unserer stelle ist wahrscheinlich wegen des vorhergehenden gesceap zunächst gesceapod verschrieben worden ; / und w sind leicht zu verwechseln.

Wenn die herausgeber im ganzen bei dem instruktiven namen- verzeichnis den grundsatz befolgen , in bezug auf die eigcnnamen nur das mitzuteilen, was sich ungezwungen aus dem text des gedichts ergiebt und zweifelhafte neuere hypothesen unberücksichtigt lassen, so lässt sich dagegen nichts einwenden. Aber auffallend ist es, dass mitunter von diesem grundsatz zu gunsten von hypothesen abgewichen wird, die mindestens als sehr fragwürdig bezeichnet werden müssen. So wird z. b. unter berufung auf Henning's aufsatz (Zs. f. d. alt. 41, 156 ff.) über Scef (Sceaf) gesagt: »Er ist der erste stammheros der VVestsachsen. Infolge der bedeutung der skyldingischcn dynastie wurde die ursprünglich auf ihn bezügliche sage auf Skyld übertragen«. Von meiner ansieht ganz abgesehen , weder Sievers , noch Buggc, noch H. Möller, noch Th. Arnold würden dieser darstellung zu- stimmen.

Kiel, Januar 1900. (i. Sarrazin.

Thomas Arnold, Notes on Bcoivulf. Longmans, Green, and Co. London, New-York and Bombay. 1898. 140 pp.

Der durch seine P>nglische litteraturgeschichte, seine Beowulf- ausgabe und zahlreiche andere Schriften rühmlichst bekannte Verfasser hat in diesem buche sich besonders mit neueren deutschen Beowulf- forschungen auseinandergesetzt und es unternommen , das , was ihm davon richtig und wertvoll erschien , seinen landsleuten zu über- mitteln. Wenn dieses bemühen an sich schon von Deutschen mit dank und freude zu begrüssen ist, so sind wir dem Verfasser um so mehr dank schuldig , da er selbst durch die Unbefangenheit und

Th. Arnold, Notes un Beowulf 411

Selbständigkeit seines urteils viel zur klärung der Beowulffragen bei- getragen und sehr beachtenswerte anregungen gegeben hat.

Arnold ist vielfach von Müllenhoff beeinflusst worden , ohne seine theorien indessen vollständig anzunehmen , andrerseits ist er auch öfters im einklang mit den ergebnissen meiner Untersuchungen, lehnt jedoch manche meiner folgerungen mit ausführlicher begründung ab ; in bezug auf die ästhetische beurteilung und kompositionsfragen bekennt er sich als anhänger der ansichten professor Ker's (in dessen buch Epic and Romance). Als grundlage des epos erkennt er eine 'Dano-Geatische sage' (p. 30. 55); in der isländischen erzählung von ßödhvar Bjarki sei möglicherweise eine 'unsichere, entstellte, ver- dorbene karikatur' der grossen Beowulfsage zu finden (p. 96). Der held Beowulf dürfte eine historische person gewesen sein (p. loi), überhaupt sei das historische element des epos nicht zu übersehen (p. 99). Die dänische königsburg (Heorot) wird von Arnold nicht gerade mit Lethra, Lejre identificiert, aber er nimmt an, dass Lethra an der stelle oder in der nähe der zerstörten halle 'Heorot erbaut wurde (p. 43).

In bezug auf die Headhobarden schliesst der Verfasser sich der ansieht Müllenhoff' s an, dass darunter die Heruler zu verstehen seien (s. 5g), welche einst in Seeland gesessen haben, und von den Dänen unterworfen wurden. Die neuere , scharfsinnig begründete ansieht Bugge's , welcher die Headhobarden mit Hothbrodus in Zusammen- hang bringt und an die deutsche Ostseeküste versetzt , etwa nach dem heutigen Mecklenburg, scheint ihm nicht bekannt geworden zu sein. (S. Bugge, Helge-digtene i den oeldre Edda, Kjöbenhavn 1896 cap. XI, XII). Auch ich hatte in den Beowulf-studien (s. 42) schon Zusammenhang zwischen den Headhobarden und Hothbrodus (Hod- broddr) vermutet, und diese Vermutung in den Engl. stud. XXIII 233 ff. näher begründet ; ebenda hatte ich ungefähr zu gleicher zeit mit Bugge (März 1896) den gedanken ausgesprochen, dass etwa 'das östliche Holstein , Lauenburg und West-Mecklenburg* als wohnsitz der Headhobarden aufzufassen seien (im anschluss an H. Möller, Altengl. volksepos s. 27).

Noch von andrer seite ist neuerdings die Headhobardenfrage behandelt worden (Boer in den Beitr. z. gesch. d. d. spr. XII 377 ff.), und das ergebnis stimmt mit Bugge's und meiner hypothese überein.

Man darf also wohl behaupten , dass in diesem punkte die neuere forschung zu einem von Müllenhoff abweichenden ergebnis gekommen ist. Dass Bugge und Boer meine vor 12 jähren ausge-

AI2 Besprechungen

sprochene Hypothese von dem Zusammenhang der Headhobarden mit der sagenfigur des Hodbroddr (Hothbrodus) wieder aufgenommen, ist mir darum nicht weniger erfreulich, weil die beiden gelehrten die Priorität meines gedankens ignorierten. Da in den Eddaliedern von Helgi dem Hundingstöter (welcher auch nach Bugge und Bocr mit Helgi Halfdanssohn, dem Hälga des Beowulfliedes, identisch ist) die heimat des Hodbroddr deutlich bezeichnet ist (Svarinshaugr = Schwerin, Varinsfjordr ^ VVarnemünde , Orvasund = Stralsund, Hedinsey = Hiddensee) und diese lokalisierung zu den von H. Möller schon früher dargelegten Wohnsitzen der Headhobarden durchaus stimmt, so kann dieses problem der germanischen altertumsforschung als gelöst bezeichnet werden.

Da Arnold indessen die Headhobarden mit den durch die Dänen 'aus ihren eigenen sitzen vertriebenen' Herulern identihciert und nach Seeland versetzt (s. 58), ist er auf den gedanken gekommen, Heorot als königsburg der Headhobarden aufzufassen. Auf einem missverständnis beruht es , wenn er mir dieselbe ansieht zuschreibt (p. 41). Arnold hat sich auf diese weise eine unnötige Schwierigkeit geschaffen, die ihn verhindert, die von Müllenhoff und mir begründete gleichsetzung von Heorot und Lethra anzunehmen. Wenn die er- bauung von Heorot im epos dem könig Hrothgar (= Roe) die gründung von Lethra aber in der viel späteren dänischen sage (Saxo Grammaticusj vielmehr dem könig Rolf Krake, dem nachfolger und nefifen Roes , zugeschrieben wird , so braucht dieser geringfügige unterschied uns nicht zu beirren.

Der kämpf zwischen Dänen und Headhobarden endet dem VVidsithliede zufolge mit einer niederlage der letzteren (welche also die Dänen überfallen haben müssen) bei Heorot (cef Heorote) ; ebenso endet (nach Saxo) die fehde , die Helgo , Roe und Rolvo gegen Hothbrodus, führen mit einer niederlage desselben bei Lethra.

Dieses ereignis , an dessen historischer grundlage kaum zu zweifeln ist. müsste . um 510 (etwa zur zeit von Hugleiks raubzugi stattgefunden haben ; und diese datierung schon macht es fast un- möglich, die Hadubarden den Herulern gleichzustellen ; denn damals waren die Heruler nach Jordanes' bekaniitcr notiz schon längst von den Dänen verdrängt.

In der deutung der sagen von Sceaf und Scyld schliesst A. sich Müllenhoff an, hält aber mit recht die beweise, die tür angel- sächsischen Ursprung vorgebracht sind, für ungenügend. Er hebt insbesondere hervor, dass diese mythischen ahnen in den genealogien

Th. Arnold, Notes on Beowulf

413

als vorfahren Woden's bezeichnet werden ; da nun aber Woden (Geat) kein spezifisch angelsächsischer, sondern allgemein germanischer gott war, könnte auch für Sceaf und Scyld nicht auf angelsächsische her- kunft geschlossen werden (s. 35). Er hätte noch mehr betonen können, dass die ältesten ags. genealogien von Sceaf und Scyld gar nichts wissen, und dass diese namen sich als nachträglich angeflickt schon dadurch verraten, dass sie noch vor Woden und dem Heros Eponymos Geat angesetzt werden. Mit recht weist Arnold ferner wieder darauf hin, dass nach der ältesten sagenfassung (bei Ethelwerdus) Sceaf ja gar nicht nach England oder Angeln, Schleswig gekommen, ist sondern nach Scani (^= Skäney, Schonen). Dem entsprechend herrscht ja auch das geschlecht Scylds Scedelandutn in (Beow. 19). Es ist nun allerdings etwas auffallend , dass die dänische sage abweichend die Skjöldunge durchaus nach Seeland (Lethra) versetzt ; aber es ist zu beachten, dass das Beowulflied keinen besonderen namen für Seeland zu kennen scheint, sondern auch sonst nur von Scandinavien (Sce- denig) im allgemeinen spricht (v. 1687), auch da, wo offenbar Däne- mark (Seeland) gemeint ist. Und merkwürdiger weise werden auch in der bekannten stelle von Alfred's Orosius bei dem reisebericht Wulfstans zwar Langeland, Laaland, Falster erwähnt, aber nicht See- land , sondern es folgt statt dessen gleich Sconeg {'■and on bcecbord hhn ivces Langaland, and Lceland, and Falster, and Sconeg'). Wurde etwa damals Seeland noch zu 'Scadinavia' gerechnet? In vorhisto- rischer zeit muss die insel mit dem festland verbunden gewesen sein, und die sage von Skjöld und Gcfjon hat ja noch eine deutliche er- innerung daran bewahrt.

In der skandinavischen ursage ('common narrative basis'), welche A. aus der vergleichung des Beowulfliedes mit der sage von Bödhvarr Bjarki erschliesst (s. 98], unterscheidet er 4 demente: mythus, märchen (legend), geschichte, poesie.

In bezug auf das mythische dement äussert er sich sehr zurück- haltend ; doch glaubt er, dass zu könig Hrothgar's zeit bei den Dänen der Balderkultus herrschte ^ und hält es daher nicht für unmöglich, dass bestandteile des Baidermythus, etwa wie ich ihn rekonstruiert,, in der Beowulfsage einen niederschlag gefunden haben (s. 134). Insbesondere scheint ihm das abenteuer des Wettschwimmens von Beowulf und Breca mythischen Ursprungs zu sein , in welcher auf- fassung er sich unbewusst mit Niedner's neuer theorie (Zs. f. d. a. N. F. XXIX 40) berührt.

^I_i Besprechungen

Mehr gewicht scheint A. auf das märchenhafte dement der sage zu logen, sowie auf die historischen bestandteile. Die episoden werden ausführlich besprochen, meist mit anlehnung an Müllenhoff. Die Geatas werden (gegen Bugge) mit den schwedischen 'Gautar' identificiert.

Die abfassungszeit des Beowulfliedes verlegt A. aus verschiedenen gründen etwa in die zeit von 670 bis 750. Müllenhoff's liedertheorie und besonders seine athetesen lehnt er ab ; er fasst das gedieht als ■ein im wesentlichen einheitliches, von einem einzigen verfasstes auf. Als grundlage des epos nimmt A. dänische und gautische lieder an, welche ein angelsächsischer 'scop' frei bearbeitet habe fs. 107). Die annähme einer zusammenhängenden si<andinavischen Originaldichtung weist er zurück, mit der begründung, dass ausdrücke wie 'riiine gefräge, hyrde ic , swä gimian gefrugnon , nicht wohl von einem Übersetzer herrühren könnten. Dagegen möchte ich doch bemerken, dass z. b. in mittelenglischen dichtungen, die notorisch aus dem Altfranzösischen frei übertragen sind , z. b. Amis und Amiloun, ähnliche Wendungen vorkommen [y undersiond , <rs y //ere synge in songe (Emare v. 24), vgl. Kölbing Amis and Amiloun p. XLIV). Und Kynewulf hat in der nach lateinischer vorläge in angelsächsische versa übertragenen Helena-dichtung ausdrücke gebraucht, wie: EI. 240 ne hyrde ic sld ne Si-

on egstreaine idese l;edan, .... mosgcn ftegene.

Das Andreasgedicht, ebenfalls nach lateinischer vorläge verfasst, l)e- ginnt mit den Worten :

Hwset ! we gefrünan .... vgl. An. 1626, 1706, Fata Ap. 23, 25.

A. lehnt konsequenter weise meine annähme eines skandina- vischen originaldichtcrs , die ich inzwischen selbst als unbeweisbar zurückgezogen, als 'wenigstens verfrüht' ab. Für am meisten wahr- scheinlich hält er die annähme , dass der eigentliche dichter ein Angelsachse war , der bei einer missionsreise nach dem kontinent gekommen und auf diese weise mit skandinavischen sagen und liedcrn bekannt geworden war.

Mir scheint sowohl aus dem (;ingange, wie aus mehreren stellen des epos deutlich hervorzugehen, dass es ursprünglich für ein publi- kum bestimmt war, welches mit skandinavischen, insbesondere dänischen sagen vertraut war. Sonst wäre z. b. die Ingeldepisode und die stelle, welche Hrüdulf l^etrifft , gar nicht zu verstehen. Ausführ-

Th. Arnold, Notes on Beowulf

415

lieh behandelt A. das Verhältnis des Beowulf zu Kynewulf's dich- tungen ; die von mir nachgewiesenen parallelstellen könnten nicht als zufällige Übereinstimmungen angesehen werden.

Gegen meine hypothese , dass Kynewulf der letzte bearbeiter des Beowulfliedes gewesen, wendet Arnold ein, dass aus den parallel- stellen die Priorität des epos hervorgehe , sodann dass der stil ein ganz anderer sei (s. 116 fif.). Diese argumentation würde mich treffen, wenn ich Kynewulf für den originaldichter ausgegeben hätte ; so aber kann ich die berechtigung der gegengründe nicht zugeben. Gewiss ist das epos im wesentlichen vorkynewulfisch , und der stil im ganzen einfacher, kräftiger, rauher ; aber die geistlichen zusätze scheinen mir genau in dem stil Kynewulf's geschrieben zu sein, wie ich ja in den Beowulf-studien s. 143 fif. ausführlich auseinander gesetzt habe. A. sagt : 'The strength , the dignity , the deliberate march and conscious power, which characterise the Epos, were never within the reach of Cynewulf, who , by his own confession (Elene 1244, Crist 789), was a nervous and impulsive creature, pronc to despondency and self-accusation, yet devoted with all his heart and soul to the cause of that Christianity which had so lately been brought to the knowledge of his countrymen'.

Ich kann den stilunterschied nicht so bedeutend finden , ob- wohl ich die feinfühligkeit der Unterscheidung anerkenne. Die ersten abschnitte der Elene haben doch viel von der kraft und würde des heldenepos ; andrerseits tritt an manchen stellen des Beowulf genau dieselbe verzagte, grüblerische, selbstquälerische, nervöse Stimmung zu tage, wie in dem epilog der Elene (z. b. B. 190 fif., 1746 fif., 2445 fif.). Dass übrigens aus Verschiedenheiten des tons und der Stimmung nicht notwendig auf Verschiedenheit des Verfassers zu schliessen ist, geht aus der vergleichung neuerer dichtungen hervor. Wer würde z. b. glauben, dass der Sommernachtstraum, Heinrich IV., Hamlet, Lear von demselben dichter herrühren , wenn wir es nicht sicher wüssten. Oder man halte den Childe Harold neben Don Juan, Tennyson's Princess neben Maud oder In Memoriam. Stimmung und ton sind auch bei demseben dichter sehr wechselnd, beides ist grossem Wandel im laufe der jähre unterworfen.

A. glaubt nicht, dass ein und derselbe dichter eine Wendung zuerst in prägnanter bedeutung, dann mehr phrasenhaft oder in ganz verschiedenem sinne gebraucht haben könne. Nach meiner erfahrung kommt das aber gar nicht selten , sogar bei bedeutenden dichtem

_il6 Besprechungen

vor. Man vergleiche z. b. in ihrem zusammenhange folgende parallel- stellen :

Shakespeare, ;\Ierch. of Ven. IV 1, II5: The weakest kind of fruit Dro[)S earliest to the grouud ; and so let me.

Shakespeare, Rieh. II., 11 l, löo:

The ripest fruit first falls, and so doth he.

^lerch. of Ven. V 1, 224: the jewel that I loved.

Rieh. II.. I 3, 268: the jewels that I love. Vgl. Rom. I 1, 92 (purple fountain), Lucr. 1734.

Bartlett's Shakespeare - Concordanz liefert massenhaft andere beispiele.

Aus gründen der Stilverschiedenheit glaubt A., wie noch manche andere gelehrte, das Andreas-gcdicht Kynewulf absprechen zu müssen. Er scheint aber die gewichtigen gründe , die Ramhorst und Traut- mann für die gegenteilige ansieht vorgebracht haben (um von meiner eigenen, Anglia Beibl. VI 205 zu schvi^eigen), nicht berücksichtigt zu haben. Ramhorst hat in seiner viel zu wenig gewürdigten disser- tation die vollständige Übereinstimmung des stils nachgewiesen.

Arnold sagt: 'In the former [== Andreas] there is a level soberncss of treatmcnt, a steady procedure, a comparative absence of repetition, which distinguish it from the livelicr, more animated, more pretentious, more coloured style of the Cynewulf poems'. Das ist allerdings eine feine beobachtung, die eine gewisse berechtigung hat. Aber bei genauerer vergleichung zeigt es sich , dass hier nur ein gradunterschied , keine vollständige differen'z des stils vorliegt. Im ganzen ist der Andreas allerdings wohl etwas nüchterner als die Elene , aber es giebt auch sehr nüchterne , trockene partien in der Elene , und andrerseits sehr lebendige, hochpoetisch gefärbte im Andreas. Es wird aber wohl niemand bezweifeln können, dass der Andreas die legende von Juliana an poetischer lebcndigkeit übertrifft.

Wie wenig auf solche subjektiven urteile über Stilverschieden- heiten zu geben ist,, kann man leicht erkennen, wenn man die ur- teile verschiedener forscher über denselben gegenständ vergleicht. Frau Ellen Clune "Buttenwieser hat z. b. in ihrer diss. 'Studien über die Verfasserschaft des Andreas' (Heidelberg 1899) sich ebenfalls be- müht, stilunterschiede zwischen dem Andreas und Kynewulf's unbe- zweifelten dichtungen aufzufinden. Während aber A. als charakte- ristisch für den stil des Andreas 'steady procedure' hervorhebt, findet die erwähnte dame den stil des Andreas »unbeholfen, uneben, nicht fliessend« (s. 8r), »abrupt, abgehackt« (s. 77); während A. 'a com-

Th. Arnold, Notes on Beowuif aij

parative absence of repetition' anerkennt, bemängelt sie öfters die 'stillosen', 'eintönigen' Wiederholungen im Andreas (ss. 74, 78, 80, 81). Der Stil des Andreas, wenn auch nicht so vollendet wie der der Elene, ist im ganzen dem der unbezweifelten dichtungen Kynewulf's in Vorzügen und schwächen so ähnlich, wie man es von dichtungen desselben Verfassers nur erwarten kann. Wäre der dichter des Andreas ein nachahmer Kynewulf's gewesen , so wäre er zugleich raffiniert geschickt und seltsam unbeholfen gewesen. Es lässt sich aber kein beispiel einer ähnlichen beeinflussung eines dichtcrs durch einen anderen nachweisen.

Die stilistischen gründe allein würden freilich nicht ganz aus- reichen, die autorschaft Kynewulfs zu begründen, so gross auch die Stilähnlichkeit ist. Es kommt aber noch ein anderer, in letzter zeit viel erörterter umstand hinzu , der A. nicht bekannt geworden zu sein scheint. So, wie das Andreasgedicht bisher immer gedruckt wurde, hat es einen merkwürdig abrupten schluss. Dieser scheinbare schluss ist aber nicht durch das sonst bei längeren epischen dichtungen übliche 'Finit' oder 'Amen' in der handschrift markirt. Vielmehr folgen auf derselben seite der handschrift, unmittelbar sich anschliessend, verse, die früher als besonderes gedieht aufgefasst wurden , die sog. Schicksale der Apostel. Diese verse passen inhaltlich sehr gut als epilog des Andreasgedichtes, da dieses ja von Schicksalen zweier apostel handelt; sie scheinen in der ersten zeile (Hwcetl ic pysfie simg sidgeömor fand), sowie in vers 9 i {pysses giddes begang) gerade- zu darauf hinzuweisen, sie wiederholen mehrere verse und halbverse des Andreas wörtlich, sie sind z, t., ähnlich, wie die eingangsverse des Andreas, dem anfang des Beowulfliedes nachgebildet. Es kommt hinzu, dass die worte 'pä cedelingas' im ersten satze der Seh. d. Ap. ganz unverständlich wären, wenn sie sich nicht auf die vorhererwähnten apostel Andreas und Matthaeus bezögen.

Man könnte nun trotz alledem immer noch glauben, dass hier ein besonderes, von einem anderen dichter verfasstes gedieht vorläge, aber die von Napier entdeckten schlussverse der Seh. d. Ap. machen es kaum zweifelhaft, dass dies vermeintliche selbständige gedieht nur der epilog des Andreas ist. Denn diese verse, obwohl lückenhaft überliefert, zeigen deutlich in der bitte des dichters , dass die leser für sein Seelenheil beten mögen , sowie in den eingefügten runen den epilog-charakter. Die runen aber, obgleich nur noch zum teil erkennbar, lassen sich mit hülfe des Stabreimes fast vollständig er-

J. Hoops, Englische Studien. aS. 3. 27

Al$ Besprechungen

raten, und sie ergeben richtig zusammengestellt den namen: Cyne- wulf (Napier, Zs. f. d. a. 33, 70 ff., Grein -Wülker, Bibliothek der ags. poesie II 566 ff.). Hinter den Schlussversen folgt denn auch richtig das zu erwartende 'Finit , welches nach einem kurzen gedieht nicht recht am platze wäre.

Hier liegt eine kette von argumenten vor , die sich schwer zerreissen lässt. Brandl hat vermutet, die Seh. d. A. seien ein reise- segen .gewesen. Doch die epische einkleidung, die darstellungsweise, die bitte an den leser, auch der umfang des gedichtes spricht gegen diese annähme, obwohl die apostel als fürbitter für einen reisenden allerdings ganz gut passen würden. Es ist aber im eingang des gedichtes von einer off"enbar schon vollzogenen reise, in den schluss- versen von der bevorstehenden reise in die ewigkeit die rede. Das gedieht wäre also doch nur in sehr uneigentlichem sinn als reise- segen aufzufassen. Man könnte vielleicht den altengl. reisescgen (Grein- Wülker I 328) oder den ahd. Tobiassegen vergleichen; aber die vergleichung zeigt, dass in einem wirklichen reisescgen die diktion und darstellungsweise eine ganz andere ist. Ein reisescgen könnte auch nur mit 'Amen', nicht mit 'Finit' schliessen. Ich kann micli daher zu Brandl's ansieht nicht bekehren. Es wäre aber immerhin möglich, dass der dichter verse, die er ursprünglich zu einem reise- scgen benutzen wollte , zu einem epilog des Andreasgedichts um- oder ausarbeitete. Die meisten forscher sind in der letzten zeit wohl zu der Überzeugung gekommen, dass das Andreasgpdicht von Kyne- wulf selbst herrühren muss. Da nun aber dies gedieht »ein reservoir von Beowulf-phrasen« ist, so wird allmählich den fachgenossen auch der enge Zusammenhang des heldenepos mit Kyncwulf's geistlichen dichtungen einleuchten.

Diese ausführliche bcsprechung mag dem Verfasser zeigen, welches gewicht ich seinen ansichten beilege, auch da, wo ich ihnen nicht l)eipflichten kann. Wenngleich A.'s schrift mehr für ein eng- lisches publikum geschrieben ist , so werden doch auch deutsche Beowulf-interpreten grossen nutzen daraus ziehen können.

Kiel, Dezember 1S99. G. Sarrazin.

A. S. Cook, ßiblical Ouotatioiis in Old Eimlish Piose VVriter.-

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Bibücal Quotations in Old English Prose Writers , editcd with the Vulgate and other Latin Originals , Introduction on Old English Biblical Versions, Index of Biblical Passagcs, and Index of Prin- cipal Words by Albert S. Cook. London, Macmillan & Co. 1898. 8^^. LXXX -f 330 Seiten.

Der deutsche leser, der das obige buch zur hand nimmt, um darin näheres über die Bibelcitate bei altenglischen prosaisten zu erfahren , wird den schön ausgestatteten, starken band enttäuscht aus der hand legen. Denn die meisten fragen, für die er dem titel nach darin beantwortung suchen könnte, sind kaum gestreift, ge- schweige denn erschöpfend behandelt worden. Statt dessen bietet uns Cook 257 Seiten hindurch einen abdruck der Bibelcitate aus werken ') des königs Alfred und des abtes /Elfric mit hinzufügung des lateinischen Wortlautes der autorisierten Vulgata. Vorausgeschickt ist eine längere einleitung , die sich zu einer sehr dankenswerten Übersicht über das biblische dement in der ae. litteratur erweitert und den hauptwert des buches ausmachen dürfte.

'U'as will eigentlich der Verfasser mit diesem buche?', ist die bald sich jedem aufdrängende frage. Wohl schwerlich würde man sie beantworten können , wenn nicht Cook selbst im Vorworte die bestimmung seines Werkes angegeben hätte: an den theologen, den anglisten und den anfanger im Altenglischen soll es sich wenden. Was es dem theologen bietet, entzieht sich meiner beurteilung. Dass aber der anfanger häufig zu Cook's buch greifen werde, ist mir sehr unwahrscheinlich , zumal an weit geeigneteren hilfsmittcln zur ein- führung ins Ae. wahrlich kein mangel herrscht. Der philologe end- lich wird vieles in der einleitung freudig begrüssen und bei dem empfindlichen mangel an ae. spezialglossaren häufig das beigefügte Wörterbuch (s. 274 330) dankbar benutzen, so sehr er auch das schon von Wülker , Anglia Beibl. IX 4 gerügte ausscheiden ganzer gruppcn von Wörtern beklagen wird. Dagegen dem eigentlichen hauptteile des buches, dem abdruck der Bibelcitate, werden, fürchte ich, die deutschen fachgenossen nur geringes oder gar kein interesse abgewinnen können. Zwar glaubt Cook (s. IX), dass er hiermit ein wichtiges substrat für Untersuchungen zur Semasiologie und syntax

*; Seine sninniiung Ijeriicksichtigt ;ilso iiur etwa die iiälfte der gedi uckteii ae. prosawelke. Naclui.äge /.u ^Ifric's Homilien. nämlich die von Tiiorpe meist niclit abgedruckten perikopen. hat Napier im Archiv f. n. spr. Cl 309 324 und CII 29 42 zusammengestellt.

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120 Besprechungen

liefere. Indes erlaube ich mir zu bezweifeln, dass gerade Bibelcitate die geeignete grundlage für solche arbeiten bilden, da bei ihnen die lästige fessel des möglichst genauen anschlusses an den lateinischen grundtext sowie der nicht zu unterschätzende einfluss der tradition und der technischen festlegung des ausdrucks am allerwenigsten den Sprachcharakter einer zeit rein zum ausdruck kommen lassen. Aber zugegeben , dass man an die Übersetzungen der gleichen Bibelstelle zu verschiedenen zeiten solche Studien anknüpfen kann, so würde die erste Vorbedingung die sein, dass jedesmal die thatsächlich der Übersetzung zu gründe liegende form der Bibelstelle verglichen würde. Der pflicht, diese zu eruieren, hat sich Cook überheben zu können geglaubt mit der bemerkung, dass er Hhe tnerest a?natciir' in der Bibeiforschung sei. Schade nur, dass dadurch einer der haupt- zwecke des buches illusorisch wird. 'j Cook hat nämlich durchweg den text der heutigen offiziellen Vulgata abgedruckt, ohne schwer- wiegende abweichungen, wie z. b. Prov. XXI 20 gewilnigendlk gold- hord lid 011 dcES witan inüde gegenüber thesaurus desiderabilis et oleum in habitaculo iusti zu beachten. Nur bei ^-Elfred's Fastoral

^) Aus gleichem gründe ist Rotiert Handke's dissertation Über das Ver- hältnis der westsächsischen Evangelien-iihersetz7mg ztwi lateinisclien original (Halle 1896) gänzlich verfehlt. Von seiner hauptaufgabe, die zu gründe liegende latei- nische Bibelrecension ausfindig zu machen, hat der Verfasser überhaupt keine Vor- stellung; er begnügt sich damit, die ws. Evangelien mit. der „autorisierten Vul- gata" zu vergleichen. Wer aber über so etwas zu handeln unternimmt, sollte sich docti soweit klarheit über die einschlägigen Vorfragen verschatTen, dass er weiss, dass die officielle Vulgata eine modeine, aus mannigfachen Überarbeitungen der Hieronymus- Übersetzung hervorgegangene textrecension aus dem ende des 16. jh. ist, und dass man für die ältere zeit nur die kritische ausgäbe des Hieronymianischen lextes von Wordsvvorth und White (Oxford l88y 95) heran- ziehen darf. Handke's angaben über Zusätze, auslassungen etc. sind denniach jedesmal zu kontrollieren. Auch sonst zeigt sich Handke wenig für seine auf- gäbe gewappnet. Bei rlunklen stellen z. b. durfte er nicht von unserer heutigen auffassung ausgehen, sondern hatte die mittelalterliche exegese zu befragen. Nur ein beispiel : unter der Überschrift „Sonstige fehler und missverständnisse" führt er u. a. Mt. H 18 an, wo 'vox in rama audita est' wiedergegeben ist ilurch 'Stefn 7ÜCBS on liehnysse geliyred' . Diese Übersetzung erlclärt sich aus der lehr- tradition seit Hieronymus (opp. VH, sp. 28 bei Migne), die bei Smaragd z. b. folgenden ausdruck gefunden hat: Qiiod auteni dicittir 171 rama, tion putemus 7tomen loci esse, (jtii est iuxta Gabaa, sed rama excclsiim iiilerpretatur, ut sit senstis : Vox in excelso audita est, id est , longe lateipie dispersa^ (sp. 53 bei Migne). Ebenso Übersetzt zElfric: 'Stemn is gehyred on /leahnysse' (bei Tliorpe 1 80). Vgl. auch die glosse in Cleop. A. Hl: in rama: in cxcelsitm (Wright Wülcker I 479)-

A. S. Cook, Biblical Quotations in Old English Prose Writers ^21

Care und der Beda-übersetzung sind Gregorys bezw. Beda's von der lulgafa abweichende zitatformen vermerkt worden, was uns in den stand setzt, auch für könig Alfred festzustellen, dass er die Bibel- citate ganz in der form wie seine vorläge sie bot, übersetzt hat und nicht etwa , wie von theologischer seite wohl vermutet worden ist, nach einer bereits zu allgemeiner anerkennung durchgedrungenen englischen Bibelversion zitiert. Man vgl. etwa Gen. III 14 ofi dinre zvambe ond on dinum breosium du scealt snican = Pcctore et venire repes (eine Septuaginta-\G%2Lxi, die auch in die Itala ') aufnähme fand, meist freilich in der form Super pectus hmm et ventrem tnum repes, die möglicherweise auch in /Elfred's exemplar der Cura Pastoralis zu lesen stand) gegenüber der Vulgata 'Super pectus tuum gradieris' ; oder Exod. XVIII 14, wo /Elfred in Übereinstimmung mit Gregor den inhalt von 7 versen kurz zusammen fasst u. s. w. u. s. w.

Hingegen bei den die hauptmasse des buches ausmachenden Bibclzitaten aus ^Ifric's Hot/iiliae CathoUcae sonst ist kein werk ^•Elfric's weiter berücksichtigt sind wir bei Cook nur auf den text der heutigen Vulgata angewiesen, obschon auch ^.Ifric die form der zitate stets dem augenblicklich gerade benutzten kirchenschriftsteller entnimmt und mithin , wo dieser nach der Itala zitiert oder sonst von der Vulgata abweicht, gleichfalls dieselbe abweichung aufweist.-) Man vgl. die oben herangezogene Übersetzung von Prov. XXI 20, wo ^'Ifric Gregor's Itala-lesart 'Thesaurus desiderabilis requiescit in orc sapientis folgt; oder Sirach III 33: swa iwa -ivceter adwcescd fyr, S7va adwascd seo celmesse syn/ia = sicut aqua exstinguit ignem^ ita eieeniosyna exstitiguit peccatmn (nach Cassian) gegenüber der Vulgata '■ig7U7n ardenteni exstinguit aqua et eleefnosyna resistit peccatis' . Ebenso Pro\-. V 22: a?ira gehivilc ?na>m is gewriden niid raputn his synna ^= FunicuUs autern pcccatorum suorum unusquisque constrin- gitur (nach Beda's Marcus-kommentar) statt Et funibus peccatorum

^) Der bequenilichkeit lialber behalte ich diesen Sammelnamen für die vorhieronymischen lateinischen Bibelversionen hei, obschon die neuere roischung die Unrichtigkeit des bisherigen Sprachgebrauches über alle zweifei dargethan hat.

2) Ich hatte schon in meiner arbeit Über die quellen von ALlfric's Homiliae CathoUcae (Berlin 1892) s. 15 f. und Anglia XVI 48 hierauf hingewiesen. Cook scheint auch dies nicht entgangen zu sein (vgl. s Vll), indes meint er 'his [= Ailfric's] relation to these soiirces has as yet been ioo Utile investigated' . Um so mehr hätte Cook dies nachzuholen obgelegen. Über die Bibelcitate der kirchenväter vgl. die reichen litteraturangaben in Hei zog's Realencyclopädie für prost, theologie. 3. aufi. 11, s. 34-

12 2 Besprechungen

suorum constringitur (Vulg.). Matt. VI 8 : Eower heofenlica fceder wat = Seit 7ia7nque pater vester caelesiis (nach Gregor's Hom. X), während in der Vulgata caelesiis fehlt. Matt. XXV 14: Sum rice tnafi wolde faran on celdeodigne eard = Homo qiiidam peregre pro- ßciscens (nach Gregor's Hom. IX) statt sicut c/iim hämo peregre pro- ficiscens (Vulg.). Vielleicht wird Cook's methodischer fehler einiger- massen dadurch wett gemacht, dass in der that die von x'Elfric be- nutzten kirchenväter meist schon nach der Hieronymus-Bibel zitierten, wie denn auch yElfric's Übersetzungen alttestamentlicher bücher diese Version zur grundlage haben.

Zum schluss druckt Cook sieben stellen aus ^Ifric's Homilien ab , die er für Bibelcitate hält , ohne dass er sie in der Bibel auf- finden konnte. Auch hier hätte das eingehen auf die yElfric'schen quellen manches rätsei lösen helfen. Die erste stelle pcBt haiige gewrit cwyd: 'Tollattir impiiis, ne videat gloriam dei' 'Sy dam arleasan CEtbroden seo gesihd godes wuldres' (bei Thorpe I 300) ist Beda's er- klärung der himmelfahrtsgeschichte (Acta-kommentar , kap. i) ent- nommen und fälschlich für ein Bibelwort gehalten. Beda schliesst nämlich seine besprechung von Acta I 1 1 mit dem satze : Cuius etiam gloria divina, quae qiioiidant in fnonte tribus discipulis apparuit, peracto iudicio ab otnnibus sanctis videbitur, qiiando tolletur impiiis, 11c videat gloriafti dei. Es folgt dann sofort wieder Bibeltext : Tunc reversi simt liierusalc?n etc. Sehr mögliph wäre also , dass in der /Elfric vorliegenden Beda-handschrift der rubrikator , welcher die Bibelcitate zu markieren hatte, aus versehen eine zeile zu hoch griff und auch den schlussteil des vorhergehenden satzes mit-rubrizierte. Dies würde dann trefflich erklären, wie /Elfric dazu gelangen konnte, den betreffenden Satzteil als Bibelwort anzuführen.

Die zweite stelle ist irrtümlich von Thorpe in anführungszeichcn gesetzt; denn es ist nur eine weitere moralische deutung der träger des Sarges des Jünglings von Naim, die ^'Elfric seiner quelle, Beda's Lucas -kommentar, entnommen hat. Vgl. ^^Ifric I 492: ponne he lud mid idelum hlisan and lyffettmgum befangen, ponne bid hit swylce he sy mid sumere moldhypan ofhroren mit Beda in Luc. VII 14: Qui vero sepeliendum portant , vel ijnmunda desideria , quae ho/ni/ieni rapiunt in ijtferituni, vel lenocinia blandientiiim sunt venenata socioruviy quae peccata nimiruni dum favoribus tollu/it , accuniulant^ pcccantesque contemptu quasi agcre terrae obruunt.

Die fünfte und sechste stelle sind ^-I^llfric's version der Furseus- Icgende entnommen. Der erste satz findet sich freilich nicht in der

A. S. Cook, Biblical Ouotations in Old Knglish Prose Writers ^2^

uns zugänglichen textgcstalt der Vita Fursei , welcher .-F^lfric sonst ziemlich wörtlich folgt. An stelle von Se sccocca andwyrde, 'Hit is awriten, pect sc healica god hatad unrihtwisia gifc. He hafde geimmen lytlc (er sumne clad cet anutn swyltcndum tncn (bei Thorpe II 33S) heisst es im Lateinischen schlechthin : Satanas rcspondit: 'Dona ini- qiiormn recepit' . Da aber die fragen und antworten vorher wie nach- her wörtliche Übersetzungen sind , hat ^Ifric höchst wahrscheinlich eine andere textgestalt benutzt als die uns in den Acta Sanctorum (zum 16. Januar) vorliegende. Hingegen enthält dieser text den zweiten satz , der von ^-F^lfric garnicht als Bibelcitat gemeint war. Cook hat sich nur durch x-Elfric's freie Übersetzung des lat. promisit mit cwced täuschen lassen. Man vgl.

.Elfric II 33B: Vita Fursei c. VllI:

Se awyrigeda gast andwvrde: 'God Piocacissimus daeinoii dixit: 'Quia

gecwaed, {jKt -xXc .'ynn . de luere ofer omne delictum , quod 11011 piirgatur

eorSan gebet, sceolde lieon 011 dissere super tciram, in caelo esse vindicanduin

worulde gedenied'. promisit, perEsaiam proplietam clamans:

|Is. 1 2()J etc. . . .

Die siebente stelle, ein- ebenfalls fälschlich von Thorpe in anführungszeichen eingeschlossener satz, ist wohl /Elfric's freie fassung einer Beda'schen erklärung aus Hom. XXX >■). Man vgl. Se de wend pcet he hal sy, se is unhal, fxpt is, se de trincad an his agcnre riht- wisnysse , ne hogad he be dam heofetilican lacedo?ne (bei Thorpe II 470) mit Beda : In eo autem , qtiod 7'alentihus non opus esse tnedico dicit ^ illoru7Ti tefneriiatem redarguit , qui de sua iustitia praesiimentes, g7-atiae caclestis auxiliiwi quacrerc dctrectabant (ed. Giles , Vol. V, p. 224).

Ähnlich mag es sich mit der dritten und vierten stelle ver- halten , die aus der schöpfungshomilie stammen , für die mir ein quellennachweis nicht gelungen ist.

*) In meiner dissertation § 16 iial)e ich für die in fiage stehende ^Elfric'sche Honiilie (II. nr. 37) nur die Passio Matthaei als quelle genannt. Die voraus- gehenden erklärungen der peiikope zuni Matthaeus-tage (Matt. IX 9 ff.) sind aber aus Beda's Honnlia XXX geschöpft, wie ein vergleich z. b. folgender stelle lehrt: H; gearcodc htm gebeorscipe on his hiise , ac he gearcode him micele fancimirdraii gereord on his hcortan äiirh gcleafan and sodre hife, swa sjoa he sylf civtnd: 'Ic Stande (et dare dura cnticigende etc. . . . [Apoc. III 20] vgl. mit iVon tantttm in domo sua terrestri convivium domino corporate exhibuit, sed mttlto gratius Uli cofivi- vium in domo pectoris sui per ßdem ac dilectionetn paravit , ipso attestante, qui ait : Ecce ego sto ad ostium et pulso etc. . . . Die benutzung dieser Beda'schen Homilie ist also Angiia XVI 24 nachzutragen.

A2± Bespiecluingen

Die aus reichster Spezialkenntnis heraus geschriebene einleitung wird der besonders freudig begrüssen, der sich vergegenwärtigt, wie viel des falschen oder halbrichtigen die üblichen litteraturgeschichten in englischer spräche sowie die theologischen handbücher über diese Sachen zu enthalten pflegen. Wie unzureichend ist doch selbst das, was ein so tüchtiger kenner der lateinischen Bibclversionen wie C. R. Gregory über die älteren englischen schrift-übersetzungen in Herzog's Realencyclopaedie für protest. thcologie und kh-che. 3. aufl.

II 97 vorzutragen weiss! Möge Cook's zuverlässige und richtige darstellung da bald wandel schaffen. In einzelnen punkten sucht der Verfasser sogar über die bisherige forschung hinaus zu kommen. An diese sei mir gestattet ein paar bemerkungen anzuknüpfen.

Zu den alttestamentlichen glossierungen , die Cook anführt, liessen sich wohl noch einige mehr hinzufügen, wie z. b. die vati- kanischen Psalter-glossen, die Napier in der Academy 1889, I 342 und 449 veröffentlicht hat, oder die des Blickling-Psalters (ed. Brock, EETS. LXIII 253 263) sowie die Leidener glossen zu den Para- lipomena , den propheten , zu Hiob , Tobias , Judith , Esther , Esra, Sapientia Salomonis , Ecclesiasticus (ed. Sweet , EETS. LXXXIII

III 113) u. a. m. Für das Neue Testament sind solche einzel- glossen überhaupt nicht von Cook erwähnt. Eine reiche ernte steht von Napier's grossem glossenwerk zu erwarten. Bei den kentischen glossen zu den Sprichwörtern Salomonis bemerkt Cook richtig, dass 'in some cases the Laiin differs frojn thai of the Vulgate' . Ich möchte hinzufügen , dass es sich da aber nicht um /Aj'/rt'-lesungen handelt, sondern um unbedeutende Varianten der Hieronymianischen Bibel. In dem i. kapitel z. b. finden sich nur folgende abweichungen vom rezipierten lateinischen Wortlaut : cupiunt (Gl.j statt cupient (Vulg.j. detraxerunt statt detraxcrint\ und endlich cum insonuerit^) . . . . itigruerit aus v. 2 7 der Vulgata : Cum irrua-it repetitina calamiias et interiius quasi tempestas ingruerit. Die lesart cupiunt (v. 22) haben wir überdies auch in der sehr wichtigen, einen trefflichen text bieten- den und in Wearmouth oder Yarrow geschriebenen Vulgafa-\vd.ViA?,(rhx\'i\.,

') Dies i>iso>merii sclieint mir am ehesten eine in den text ger.itene doublette (s. Berger, Histoire de la Vulgate, passim) oder eine lateinische glossie- rung, wie sie auch sonst unter die englischen gemischt sind (Z. t. d. a. XXI l). zu irrturit zu sein. Man sieht übrigens, dass Zupitza's angäbe, die Vulgata lese irnierit statt ingruerit auf einem veisehen beruht.

A. S. Cook, Biblical Ouotations in OKI Englisli Piose Wiitcrs 425

die unter dem namen Codex Ar/iiaii/nts^) in der Bibelforschung eine grosse rolle spielt.

Besonders ausführlich werden die prosaischen Psalmen-Über- setzungen oder richtiger glossierungen besprochen. Sehr bemerkens- wert ist dabei Cooks versuch, das Verhältnis der 11 bekannten alt- englischen psalmenglossen (vom Pariser psalter zunächst abgesehen) näher zu bestimmen. Fünf von ihnen, nämlich Vesp. A. I (ed. Sweet 1885), Jun. 27, Camb. Un. Libr. Ff. I. 23, Reg. II. B. 5, Trin. Coli. Camb. (ed. Harsley 1S89), beruhen danach auf den ersten hieronymianischen textrevision -) , dem s. g. Psalter'mm Ro?fia?inm, während die übrigen, »Stowe 2 (ed. Spelman 1640), Vitellius E. 18, Tiberius C. 6, Lambeth 188, Arundel 60, Salisbury Cathedral 150, den nach der Origineischen Hexapla erneut von Hieronymus durch- gesehenen text, das s. g. Fsalttrium Gallicanutn ^ zu gründe legen. Trotzdem hält Cook es für wahrscheinlich, dass alle elf glossen in letzter linie aus der die römische form aufweisenden Vespasianischen glosse hervorgegangen und erst nachträglich dem gallikanischen texte angepasst seien. Ich meine ab.er, das von Cook benutzte material, nämlich ein einziger psalm , der nach 10 handschriften bei Wanley und Spelman gedruckt vorliegt, genüge kaum , um darauf einen so weitgehenden schluss zu bauen. Zudem bestehen Cook's beweismittel lediglich in der verschiedenen Verwendung von synonymen, wie z. b. wynsmniad gegenüber drymad^ oder wytisiuiuiisse statt blidiiysse, ingad statt infarad, die wenig beweiskraft hal)en und obendrein den Ver- fasser zur annähme sehr komplizierter kontaminationen zwischen beiden gruppen nötigen.

Bei der besprechung des Pariser psalters wirft Cook die frage von neuem auf, ob der prosa-teil von könig ^Elfred herrühren könne. Bruce's argumente gegen yElfred^s Verfasserschaft haben ihn nicht überzeugt. Er hält daran fest: '// is milikely , considering the vene- ration in which Alfred was held, both during Jus l'ife and for centuries after Ms death, that so precious a product of Ms religioiis enthusiasvi woiild be allowed to perish'. Gewiss wird man des königs Übersetzung

*) S. die kollation bei Heyse -Tischendoif . Diblia Sacra Latina Veteris Testamenti Hieronymo mterprete. Leipzig l87:t

-j Nach Wescott in W. Sniitirs Dictionary of the Bihle. Boston 1885. IV 3461 enthält die Cambridger handschrift Ff I. 33 sogar einen vorhiero- nymisclien psalter: 'an example of the 21717' evis cd Latin, which, i/ideed, is not verv satisfactorily distingiiished f)-oi7i the Roman'.

_i2 6 Bespiechungtn

als kostbaren schätz gehütet haben. Aber Cook vergisst , welchen wechseltallen von Zerstörung durch natur und menschenhand ein werk des 9. Jahrhunderts hat trotzen müssen, um auf uns gekommen zu sein. Ein anderes , bisher noch nicht vorgebrachtes argument sucht Cook aus der gegenübersteUung des Pariser psalters mit dem psahnen Zitaten in ^Elfred's echten werken ^) zu gewinnen. Ich meine aber, man könne daraus weder für noch gegen Alfred etwas schliessen. Denn, wenn Cook daran anstoss nimmt, dass sich keine bemerkens- werten übereinstimmung(;n zwischen beiden finden, so bemerke ich, dass dieselbe stelle von derselben person , aber zu verschiedenen Zeiten übersetzt , doch wahrlich leicht ein anderes wortgewand an- nehmen kann; Cook zeigt dies ja selber in betreff .-Elfric's Genesis (s. LXXIV). Zweitens ist zu beachten , dass im vorliegenden falle die teilweise Verschiedenheit der lateinischen textunterlage notwendiger- weise zu abweichungen führen musste. Denn die zitate bei /Elfred sind schlankweg aus Gregor übersetzt, der meist nach vorhierony- mischen bibeltcxten oder nach dem Psalterium Romanum zitiert, während der Pariser psalter den gallicanischen typus aufweist. Man vgl. die Übersetzung von psalm XXXI 5 :

.EllVed: Pariser psalter:

Ic wille secgan ongeaii nie seKne . . . {iset ic wolde aii-iettan and st;elan

min unrvht . dryhten ; forda>ni du for- ongean nie sylfne niine scylda and J^a geafe da niieasnesse minj-e lieortaii. gode andettan ; and pn me ]ia forgeafe

[i;ct uniiht niini'a scylda. Oregor Psalterium Rumanuiii ; Psalterium, Gallicanum :

Dixi : pronuntiabo adveisus me in- Dixi : Confitebor adversum me iniu-

iustitias meas [Var.: iniustitiani meamj stitiani nieam [Var. : scelera meaj do- domino [Var.: domine], et tu reniisisti mino; et tu remisisti impietatem [Var. : impietateni cordis mei. iniquitatem] peccati mei.

Trotz der Verschiedenheit, die er s. XXXVII betont, glaubt Cook doch aus der übereinstimmenden anwendung des adjektivs Wölberende (als Übersetzung des genetivs pestikntiae) schliessen zu dürfen, dass psalm I i des Pariser psalters oder wenigstens ein teil davon von der hand V^^lfred's sei und dass höchst wahrscheinlich auch psalm XI 6, wo das gleiche wort erscheint, von demselben Verfasser herrühre. Al)er wir kennen den altenglischen sprachscliatz doch wohl zu wenig um auf das vorkommen eines einzigen Wortes hin schon Schlüsse über- die Verfasserschaft aufbauen zu können. Obendrein ist Wölberende auch in nicht-^lfred'schen schritten belegt

') Cook rechnet dazu auch noch die Beda-version , was man wohl kaum mehr aufrecht erhalten kann

A. S. Cook, Biblical Ouotations in Old Eiitriish Prcse Writers

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(s. Bosworth-Toller s. v.) , so dass ich nicht begreifen kann , wie Cook darin ein spezifisch yElfred'sches wort zu sehen vermag. Noch weniger verstehe ich, wie Cook lediglich auf grund des gemeinsamen gebrauches von äfrefran statt des simpIex frcfran auch psalm XXIII 4 der Pariser handschrift könig Alfred zuschreiben kann. Für den poetischen teil des Pariser psalter stimmt Cook den resultaten von Miss Bartlett bei , wonach die allitterierenden psalmen um die mitte des 9. jh. in einem anglischen dialekte abgefasst sind.

Ein breiter räum ist selbstverständlich auch den Evangelien- übersetzungen bezvv. glossierungen gewidmet. Besonders interessieren wird den philologen die ausführliche behandlung der geschichte der Lindisfarne'schen Evangelien-handschrift, die, wie Cook an der hand der trefflichen arbeit von S. Berger {Histoirc de la l/'ulgate pendant les Premiers siecles du f/ioyen age. Nancy 1893) ausführt, auf einer Neapolitanischen handschrift beruht , die etwa von abt Hadrian im jähre 668 nach Lindisfarne mitgebracht sein könnte. Leider geht Cook über die zu gründe liegende lateinische textgcstalt rasch hin- wenig. Die ältere annähme , dass die altenglischen Evangelien aus einem liala-coiltx übersetzt seien (s. meine dissert. s. 14 anm.), ist bestimmt unrichtig. Vielmehr gehen sie augenscheinlich sämtlich auf die Hieronymianische bibel zurück. Auf grund mehrfacher Stich- proben halte ich folgenden Sachverhalt für vorliegend, zu dessen besserem Verständnis ein paar worte über die geschichte der Vulgata in Irland und England vorausgesandt sein mögen.

Früh in Irland eingeführt hatte die Vulgata hier einen langen hartnäckigen kämpf gegen eine ältere vorhieronymische ßibelversion von spezifisch irischem charakter zu bestehen , aus dem als resultat eine stark mit alten lesarten durchsetzte textgestalt, die irische Vul- gata des 7.-9. Jahrhunderts, hervorging, die durch die britischen missionäre über Schottland, England und teile des kontinents ver- breitet wurde. Texte solcher art sind z. b. die als Book of Arf/iagh und Book of MuUing bekannten handschriften. Auch der einfluss des h. Augustin, der 596 im ausgesprochenen gegensatze zur national- irischen mission in Südengland eine kirche auf rein-römischer grund- lage zu gründen unternahm, vermochte nicht, die mitgebrachte römische Vulgata von der einmischung mehr oder weniger zahlreicher irischer interpolationen frei zu halten. Solche Vulgaten mit irischer bei- mischung enthalten z. b. die manuskripte Reg. I. E. 7 (8. jh.), Corp. Christ. Coli. Cambr. 286 (7. jh.) und Bodl. Auct. D. II. 14 !/. Jh.), von denen die beiden letzten dem Augustiner-kloster zu

_^2 8 Besprechungen

Caiiterbury entstammen. Erst der klugen und energischen politik des erzbischofs Theodor von Canterbury (668 690) und des bischofs Wilfrid von York (667 709) gelang es, um die wende des 7. jh. dem reinen römischen texte in England geltung zu verschaffen, der dann besonders in den schvvester-abteien von VVearmouth und Yarrow eine treue pflegestätte fand, doch nicht ohne auch hier einen leisen hauch von lokalfarbe anzunehmen. Der Codex Annatiniis (jetzt in Florenz) und das Lindisfarne Gospel (London, Br. M. Nero D. IV), beide um 700 geschrieben (in Wearmouth-Yarrow bezw. Lindisfarne), geben die berühmtesten beispiele dafür ab.

Wenn wir etwas schematisierend eine irische , eine angelsäch- sische und eine römische Vulgata unterscheiden dürfen, so werden wir alle drei typen in altenglischen Versionen wiederfinden. Die altnorthumbrische glosse zu den vier Evangelien des Lindisfarne-MS. weist einen verhältnismässig reinen römischen typus auf, da sie sich eng an den lateinischen text dieser handschrift anschliesst. Der lateinische teil des Rushworth-manuskripts repräsentiert einen ge- mischten irischen text, der das irische dement noch stark hervor- treten lässt, und mit dem Book of Armagh , dem Book of Keils. dem Book of Mulllng, dem Codex Ussei-ianus-, dem Cod. S. Ceaddac sowie dem Codex Turonensis (jetzt Egerton 609) eine gruppe bildet. Welche grundlage die den Rushworth-text jetzt begleitende mercische und northumbrische glosse ursprünglich hatte, bedarf noch der auf- hellung. Gewöhnlich nimmt man an , der mercische Matthaeus sei eine neu-übcrsetzung des Rushworth-textes, die northumbrische glosse zu den übrigen Evangelien dagegen eine adaptierung der Lindisfarne- glosse (L) an den Wortlaut von Rushworth (R). Indessen sind mir sowohl in dem mercischen teile wie im northumbrischen stellen aufgestossen, die sowohl von L als von R abweichen , dagegen zu einer anderen handschriften-gruppe stimmen und daher bei mir zweifei an der richtigkeit der bisherigen annähme erregt haben. Dem mercischen Matthäus fehlen nämlich vielfach gerade solche stellen , die sich als irische interpolationen in R erwiesen haben, wie z. b. die zusätze in Mat. XVIIl 10 oder XXVII 29. Ausserdem finden sich aber auch stellen , wo die mercische glosse von R al)- weicht und einer anderen vorläge zu folgen scheint, ,wic z. b. Mat. XXVII 9, wo das lateinische hmc (in R) glossiert wird mit and ßa, übereinstimmend mit dem et timc der einen reineren römischen text

A. S. Cook, Biblical Ouotations in Old English Prose Writers 429

bietenden handschriften ^) AH^-MOY; oder Mat. XXVI 9, wo R die irische lesart prcetio magno hat , die mercische glosse dagegen nur in fnicel , \m einklang mit dem blossen nmlto der reineren römischen Vulgata ; oder Mat. XX 15, wo licet ?ni/n dare mea quod- qne volo facere (R) glossiert ist mit me is a/tr/hi to sellan min pat ic iville don, also mit auslassung des -qne, das einen zusatz des Schrei- bers von R darzustellen scheint, um in die korruptcl dare mea (so auch im Book of Keils) statt de rc mea (wie z. b. Cod. O aus Canter- bury liest) einen sinn zu bringen. Dies nur ein paar proben, die mir zufällig aufgestossen sind. Eine systematische Untersuchung würde vielleicht feststellen können, dass auch der mercische Matthäus ursprünglich auf einer andern textgrundlagc beruhte, die zwar eben- falls zur gruppe der irischen mischtexte gehörte und R sehr nahe stand, aber stärkeren einfluss des römischen typus verriet, und erst später dem Rushworth-texte adaptiert worden sei. Dies würde auch neues licht auf die thatsachc werfen, dass der dialekt der mercischen glosse bekanntlich nicht rein ist , sondern einzelne westsächsischc formen enthält.

Die abweichungen des northumbrischen teiles vom lateinischen texte in R erklärt man sich meist so, der glossator von R habe das Lindisfarne-Evangelium samt seiner interlinearversion vor sich gehabt und einfach die northumbrischen glosscn in sein manuskript R über- tragen. Aber wie will man dann die Rushworth-glosse zu Marc. XIII 18 deuten, wo R von L abweicht, aber zu andern Bibelhandschriften stimmt: L hat nämlich, in grundtext und glosse übereinstimmend, die römische lesart ut hieme non ßant pcEÜe winiro ne sie, R da- gegen die irische interpolation iit hieme non fiat fuga vestra vel sabhato, wozu die glosse lautet pa-tte winiro ne sie das . . . iowre vel . . . und dies trefflich stimmend zu der lesart hieme non ßant haec, welche zumal reinere englisch-irische handschriften bieten Tz. b. Reg. I. A. 18 und Corp. Christ. Coli. Cambr. 286, beide aus Canterburyj? Sicher ist, dass die northumbrischc Rushworth-glosse nicht nach dem lateinischen text derselben handschrift verfasst ist, sondern aus einer anderen interlinearversion herübergenommen ist; ob diese aber gerade die Lindisfarne'sche glosse war, bleibt wohl noch zu beweisen.

Über die vorläge der westsächsischen version hat , soweit ich sehe, noch niemand eine bestimmte angäbe gewagt. Ich habe den

') A = Cod. Aniiatinus aus Weannouth-Yarrow; O = Oxon. Bodl. Auct. ü. II. 14 aus Canterbury (s. oben); Y ^ Lindisfarne-MS.

A'io Besprechunoen

eindruck gewonnen , dass es sich hier um eine Vulgata-handschrift des späteren angelsächsischen typus handelt, d. h. eine Viilgata mit römischer textgrundlage, die mehrfach irische lesungen aufgenommen hat,') wie z. b. Mt. XVIII lo zusatz (/tu credunt in me = pc gelyfad on me, Mt. XXIII 25 ^^ synt iiinan fülle = intus atitem pleni estis (statt sunt), Mt. XXVI 9 to ?nycluni 7vurpe = pretio f?iulto (st. ein- fachem 7/mlto) , Luc. XI 2 Zusatz getunrdc din willa on heofone and on corpan = ßat 7'oluntas tua sicut in caelo et in terra. Auch sonst interpolationen anderen Ursprungs zeigen die westsächs. Evangelien, wie z. b. den berühmten langen zusatz in Mat. XX 28, wo indes keineswegs, wie Handtke angiebt, der in England geschriebene Codex aureus Holmiensis dem altenglischen Wortlaut am nächsten steht, sondern vielmehr jener aus dem Augustiner-kloster zu Canterbury stammende Oxforder Codex Auct. D. II. 14 (7. jh.), der nach Berger die basis aller angelsächsischen Vulgata-handschriften darstellt): vgl.

Ge wilniad . . . beoii gewaiiod 011 Vos auteni quaeritis ... de iiiaximo

l^nni iiuestan [jinge . . . minui . . . (Dagegen Cod. Aur. ed.

Belsheim; de minimo maiores esse) Auf denselben Oxforder Codex werden wir auch durch den Wort- laut von Joh. V 4 geführt , wo die gesamtheit der überlieferten Vulgata-handschriften in drei verschiedene typen zerfallt: Lindisfarne folgt hier dem typus I (römische lesartj, Rushworth dem typus III (alte irische lesart) und die westsächsischen Evangelien dem typus II (angelsächsische lesart), wie sie eben auch der Oxforder Codex auf- weist. Ich glaube, mit einiger Sicherheit können wir aussagen, dass die vorläge der westsächsischen Evangelien in eine gruppe mit der Oxforder handschrift gehörte, jedoch durch eine stärkere beimischung irischer demente sich wesentlich von ihr unterschied.

Zum schluss sei noch erwähnt, dass die von Cook auf s. LXXVI in aussieht gestellten fragmente einer neuen Genesis-Übersetzung in- zwischen von F. Chase im Archiv fiir das studiu?n der neueren sprachen und Uttcraturcn 100, 241-266 zur Veröffentlichung ge- langt sind.

') Dagegen röniiscliLT text im Mat. VI 1 :v. VIII 24 •. XIll 5ö; XIV 35 ; XXV 14; XXVII 29; .Marc. VI 3; XII 4-i ; Luc. XIII 27; XIV 23; XXIII 2; XXIV 1; Joli. XIX 30; XXI 6, wo Rushworth überall die irischen inlei-pola- tionen aufweist.

*) Der zusatz findet sich auch in folgenden beiden, gleichfalls aus Canter- bury stammenden handschriften : Reg. I A. Ib und Reg. I. B. 7. Auch die auf dem kontinent gefertigten abschriften dei' sjjateren iiisch - englischen rccension enthalten ihn sehr häufig.

Bonn a. Rh., September 1899. Max Förster.

G. r>. Morris, Speculuin Gy de Warewyke 4? i

Speculufn Gy de Wai'ewyke. An Early English Poem with Intro- duction, Notes and Glossary, here for the first time printed and first edited from the Manuscripts by Georgiana Lea Mürrill, A. M., Ph. D. London 1898. (Early English Text Society. Extra Ser. LXXV.) CXCVI -f 116 ss. 8^^-

Das hier zum ersten male kritisch herausgegebene gedieht war den fachgelehrten früher nur durch erwähnung in verschiedenen büchern , Zeitschriften artikeln und litteraturgeschichten bekannt ; Kölbing veröffentlichte dann die ersten 35 verse des Harleian ms. in Germ. 21, 366 f. und die anfang- und schlussverse des Auchin- leck ms. in den Engl. stud. 7, 183. Als der text der vorliegenden ausgäbe bereits gedruckt war, erschien ein abdruck des gedichtes nach einer hs. in Horstmanns Yorkshire Writcrs II 24 ff. Wenn dadurch auch der reiz der neuheit bei frl. MorrilPs publikation ver- schwunden ist, so wird doch jeder zugeben, dass sie dadurch in keiner weise an wert eingebüsst hat, zumal Horstmann nicht das älteste und beste manuskript zu gründe legte.

Die unter leitung von Zupitza begonnene, nach dessen tode mit Kölbings und Schicks hülfe beendigte arbeit macht der Ver- fasserin alle ehre und darf als eine wertvolle bereicherung unsrcr wissenschaftlichen litteratur bezeichnet werden.

Die in drei teile zerfallende einleitung erörtert gründlich und fleissig, wenn auch zuweilen etwas gar zu breit, alle sich an das denkmal knüpfenden philologischen, grammatischen, metrischen und litterarhistorischen fragen. Der text ist in 6 hss. überliefert, von denen das Auchinlcck-mskr. als das älteste und beste der ausgäbe zu gründe gelegt ist. Die entstehung des gedichtes wird um 1300 angesetzt, als dialekt mit einiger reserve ein südostmittelländischer oder ein dem mittelland benachbarter südöstlicher angenommen, verwandt demjenigen der Katharinenlegende und des Sir Beves. Der Verfasser war ein unbekannter geistlicher, seine quelle haupt- sächlich Alcuins buch : De virtutibus et vitiis liher^ dessen adressat der dichter mit Guy von Warwick verwechselt hat. Ausserdem haben die 40. predigt des h. Augustinus über Elias, ferner eine anzahl bibelstellen, die legende von Guy und einige traditionelle theo- logische lehrmeinungen des mittelalters (wie die symbolische er- klärung des brennenden busches), dem Verfasser stoff für mehrere stellen geliefert.

Die auf den text folgenden reichen anmerkungen zeugen von einer grossen belesenheit der herausgeberin, enthalten aber m. e.

4-12 Besprechungen

oft des guten zu viel, besonders in den zitaten aus der neueren litteratur und den gehäuften belegen auch für die gewöhnlichsten theologischen gemeinplätze. Daran schliesst sich ein alle irgendwie bedeutenden Wörter umfassendes glossar mit belegen und ein namen- verzeichnis. Vermisst habe ich dagegen ein rcgister zu den an- merkungen !

Zum schluss möchte ich einige bei der lektüre gemachte notizen folgen lassen. Zu s. XXX wäre als eigentümlichkeit von R auch der gebrauch des pron. sc/iö statt sc/ie zu nennen gewesen, vgl. s. CLXXVI, 5 3. _- s. XXXIX, anmcrkung'-) ist wohl unter »Sprachforschung« (!) das Jahrbuch des Vereins für nicderd. Sprach- forschung gemeint, vgl. auf der verhergehenden seite oben ! S. LXI, z. 3: dass nu in v. 69 den vers überfülle, kann ich nicht zugeben. S. CXXVII unten: ich lese v. 329 so: N/t /s, Ioilc Göd ouer alle ping. S. CLII, s. 3, i : die form maiht findet sich auch im Havelok. S. CLIII, ^ 4i 1 : plague kenne ich noch aus der Gregorlegende ed. Schulz und den von mir in der Anglia band 18 herausgegebenen medizinischen gedichten. S. CLVI, 5 6, 3 : ae. tear ist nicht aus teagar, sondern aus '^'tahur ent- standen! — S. CLVII, 2 am ende 1. O. E. (statt O. N.) rcdan. S. CLVIII, ^ 7, B I lies -itaiem statt -atate?n. S. CLXII, A i, z. 3: dass es ae. hlgian, nicht higian, heisst, ergiebt sich ja deut- lich aus metrischen erwägungen ! S. CLXX : dass day v. 250 nur der nominativ sein kann, ist doch klar. S. CLXXI, ^ 2, Sgl. nom. Das unorganische -e in fem. wie löre stammt natürlich nicht aus den casus obliqui , sondern ist neubildung nach analogic der kurzsilbigen starken und der schwachen stamme. S. CLXXXII: wie kann man die participia seid und kauht 'contracted forms' nennen? Sie hatten doch schon oder wenigstens das erstere im altenglichen keinen vokal vor dem suffix!

Zum texte: V. 2off. : Nc shaltu spare . . . To gon 011t of pe rihte iveye versteh ich nicht. Man erwartet entweder lete statt spare oder wronge statt rihte. Ist es ein lapsus calami des dichters? V. 69 würde ich nu belassen haben. V. 107 er- giebt wele vor to (nach D) einen besseren vers. V. 257: Der sinn erfordert Hider, d. h. zur erde, vgl. /leder in A .' und H;. V. 259 ergänze man for vor to. V. 261 1. ebcnftills heder mit H:. V. 625 erg. pai nach He. V. 670 streiche greie. Zu V. 827 f. vgl. Vices and Virtues, S. 95, 29 f: ÄHs dar non swo god /ei-^e se tear es : hie t/iakied seene ansicne., und dazu Anselm, Medit.

¥.. J. Becker, A Contribution to tlie Coinparative Study etc. i '>''

in Psalm. Miserere : Awa lacryviarum lixivio calido et amaro per singulas noctes conscientiae nieae Stratum! V. 831 streiche das komma hinter ^venep. V. 966 1. turne [de], vgl. v. 971. V. 1029 f. 1. brynge und pynge.

Zu den anmerkungen: Zu v. 139 wird bemerkt, l Visdom stände ohne prädikat. Aber v. 141 enthält doch das prädikat : zvole, denn it ist natürlich die Wiederholung des Subjekts. Zu v. 305. Die erklärung von streinße aus stretigpe, wozu die heraus- geberin den Übergang von e zu / in string, flirig, England herbei- zieht, ist durchaus verfehlt, da ein auf en (mit palatalem oder mouillierteni n) beruht und / als übergangslaut zwischen e und ;/' zu betrachten ist, vgl. griech. XBivb) aus '^vtvjio. Zu v. 334: emcriste/ie ist natürlich aus evencr. entstanden, nicht aus cristene. Auch an manchen anderen stellen finden sich sinnstörende druck- fehler. Zu v. 626: me. heuene beruht doch nicht auf ae. hcofon, sondern 2X\S. heofojil Zu v. 657 ist im Beowulfcitat v. 10g forzarcec %\.2X\. forrüc (sic!j zu lesen. Zu v. 664: Das zitat aus der Ancren Riwle ist so entstellt {umhegt), _dass es ganz unverständlich bleibt. Leider kann ich die ausgäbe hier nicht einsehen, um es zu be- richtigen. Übrigens findet sich die stelle auch in den Vices and Virtues 47, 24 zitiert. Zu v. 835 1. ae. cyn statt cun. Zu V. 883. Das Plural-i? in pinge erklärt sich nicht aus dem dat. pl, pinguin, sondern natürlich durch analogie der kurzsilbigen neutra wie /atu! Zu v. 966: wie turne konjunktiv sein soll (nach vor- hergehendem prät. Seide), ist mir unverständlich. Man lese turned oder turnede. S. loi unten 1. Een statt Eur und brenght statt brengki.

Gotenburg, Januar 1900. F. Holthausen.

A Contribution to the Comparative Study of the Medieval Visions of Heaven and Hell, with Special Reference to the Middle-English Versions. A Dissertation Prcsented to the Board of University Studies of the Johns Hopkins University for the Degree of Doctor of Philosophy by Ernest J. Becker. Baltimore: John Murphy Company. 1899. 100 ss. 8''.

Die abhandlung ist aus dem genaueren Studium der mittel- englischen visionsdichtungen , speziell der Paulus-vision, hervor-

J. H o o p > , Englische Studien. 20. 3. 28

,->. Besp?ecliuiigeii

gegangen, deren quellen und verwandte der Verfasser genauer zu erforschen suchte. So ist er aus dem beschränkten gebiete einer nationallittcratur in das weite feld der weltlitteratur hinausgewandert und zieht für jene dichtungsgattung, in deren mittelpunkt als un- ereichter gipfel Dantes Divina Cotmnedia steht, sowohl die poetischen als die prosaischen erzeugnisse des morgen- und abendlandes heran. Das erste kapitel ist dementsprechend den quellen und der allgemeinen entwickelung der Visionen gewidmet; es behandelt i) orientalische parallelen in der buddhistischen, islamitischen und persischen religion, 2) kurz den einfluss des klassischen altertums, 3) das alte testament, 4) das apokryphe äthiopische Enoch-buch, 5) das neue testament, 6) das apokryphe Nikodemus-evangelium, 7) Plutarchs Thespesius-vision, 8) die kürzlich in Ägypten gefundene Petrus-apokalypse. Im zweiten kapitel geht Becker zur alt- cn gl i sehen litteratur über und betrachtet hier ausser den von Beda erzählten visionen die darstellung der hölle und des fegefeuers bei den ae. dichtem und predigern. Interessant und wichtig ist der nachweis, dass die Schilderung der höllenqualen in ae. dichtungen keine altgermanischen, heidnischen züge zeigt, wie W. Deering an- nimmt, sondern sich durchaus der litterarischen, christlich-theologi- schen Überlieferung anschliesst. Im dritten kapitel endlich gelangt der Verfasser zum eigentlichen ausgangspunkt seiner studie, den mittelenglischen visionen des h. Paulus, des Tundalus, dem fegefeuer des h. Patrick, sowie den beiden in Kngland enstandenen lateinischen visionen des mönches von Eynsham (Eveshamj und des Thurcill. Die vorletzte ist auch c. 1482 von Will. Machlenia ins englische übersetzt und darnach herausgegeben in Arbers Reprints nr. 18. Ein besonderes verdienst der arbeit, die eine gründliche belesenheit in dem weitschichtigen Stoffe verrät, erblicke ich darin, dass sich der verf. nicht nur bemüht hat, die grosse litteratur über den gegenständ sorgfältig zu sammeln sowie genaue inhaltsangaben der von ihm behandelten denkmäler zu liefern, sondern auch die zusammenhänge zwischen den einzelnen visionen aufzuweisen und so gewissermassen ihre entstchungs- und entwickelungsgeschichte darzustellen. Merkwürdig sind die Übereinstimmungen zwischen diesen grotesk-unheimlichen erzeugnissen der grossen weltreligionen allerdings, und an einem organischen Zusammenhang der einzelnen glieder, wie ihn der Verfasser annimmt, wird man kaum zweifeln können, wenn auch die Zwischenglieder nicht immer mehr nach-

H. Logeinan, Faustus Notes 4^5

weisbar und die brücken im laufe der zeit oft verschwunden sind. Also auch hier gilt wieder das Goethe'sche wort: Orient und occident sind nicht mehr zu trennen!

So weit ich dies hier beurteilen kann, sind die litteratur- angaben der schrift im allgemeinen vollständig. Vielleicht hätte in der einleitung s, 9 noch auf Ebert, Allgem. geschickte der litter alur des viittelalters im abefidlande verwiesen werden können , wo bd. I- 548. 637. 658; II 149. 256. 273. 296. 342. 345; III 176. 345 die verschiedenen lateinischen visionen behandelt sind; gelegentlich der BlickUng Homilies (s. 64 ff.) erinnere ich an M. Försters quellen- untersuchung, Herrigs Archiv 91,179 ff.; zur me. Tundalus-vision (s. 81 fif.) vgl. jetzt noch A. Wagner, Anglia 20, 452 ff. und die recension von Bülbring, Litteraturblatt 8, 259 ff., wo eine fünfte hs. nachgewiesen wird; übersehen hat Becker endlich bei der Paulus- vision (s. 75) einen me. prosatext, gedruckt von Kölbing, Engl, stud. 22, 134 ff.

(Rotenburg (Schweden).' F. Holthausen.

H. L o g e m a n , Faustus Notes. A Supplement to the Commentaries on Marloive's "Tragicall History of D. Faustus" . (Universite de Gand: Recueil de Travaux publies par la Facult(i de Philosophie et Letters; 2ime fascicule). Gand, Librairie H. Engelcke, 1898. VIII 154 SS.

Den grössten teil dieses buches füllt, wie uns der titel erwarten lässt, das erste kapitel : Notes to the A- aml B-Texts (p. i 124). Logeman hat auf dem festen grund, den Breymann" für die textkritik des Marlowe'schen Doctor Faustus durch seine treffliche parallel- ausgabe der beiden Quartos von 1604 und 16 16 geschaffen hat, weiter gebaut, indem er sich mit den verschiedenen kommentatoren der tragödie auseinandergesetzt und auch selbständige neue erklärungen versucht hat, welchen man zumeist zustimmen kann. Betreffs des vielbesprochenen 18. verses des ^-textes hat vielleicht doch Kellner das richtige getroffen. Zur stütze der auch von Logeman begünstigten Vermutung Breymann's, dass in vcrs 16: Ttie fruitfull plot of Scholerisme grnc't das letzte wort ;= graz'd zu setzen ist, möchte ich noch auf die ganz ähnliche ausdrucksweise dr. Samuel Johnson's hinweisen,

28*

A-iS Bespiecliungen

der von dem Schotten dr. John Campbell sagte, er wäre : i/ic richest mit hör that ever grazed the common of liieraiure.^)

Logeman hat sich nicht mit der kritik des textes begnügt , er hat auch an den inhalt des dramas öfters längere exkurse angeknüpft, wie z. b. p, 2g fif. die lesenswerten bemerkungen über die Verspottung der Puritaner bei Marlowe und andern Schriftstellern der zeit. Ein- gehend ist Marlowe's Verhältnis zu dem lustspiel The Taming of a Shrcw erörtert (p. 42 fif.). Logeman glaubt nicht, dass Marlowe bei der komposition dieses Stückes beteiligt war, er will im gegen- teil in dem texte dieses dramas verschiedene parodieen hochtönender stellen des Doctor Faustus erkennen eine Vermutung, die jeden- falls die analogie der zahlreichen sonstigen dramatischen Verspottungen des mächtigen bahnbrechers für sich hat.

Als kleine beisteuer zu Logeman's kommentar wolle man folgende zwei parallelstellen betrachten, die sich mir im laufe der letzten jähre zu dem grossen Schlussmonolog des Faustus ergeben haben. In seinem 1567 gedruckten Horestes hatte John Pikeryng die Fama sagen lassen :

For fame once gone, th(e)y memory vvith fame a way it gose; And it once lost thou shalt, in south, accomptyd lyke to be A d r o p e o f r a y n e that f a u 1 y t h in the b o s o m o f t h e s e e

(V. 891 IT.):') dasselbe bild finden wir in Faustus' ausruf:

O soule, be changde into liltle water drops, And fal into the Ocean, nere be found

{A-ltfX, V. 1513 f.).»)

Faustus entsetzt sich vor der ewigen dauer der Verdammnis und fleht:

Oh God, If thou wilt not haue mercy on iny soule, Yet for Christs sake, whose bloud liath ransomd nie, Inipose soMie end to iiiy incessant paine, L e t Faustus 1 i u e in hei a t h o u s a n d y e e r e s, A hundred thousand, and at last be sau'd!'')

mit demselben verzweiflungsschrei schliesst die klage der sündigen seele in dem ersten grösseren gedieht Edward Young's, betitelt The Last Day. In three Bocks, 1 7 1 3 veröffentlicht :

•) Zitiert nach Leslie Stephen's Johnson - biographie in .Moiley's Engl Men of Letters, London 1882, p. 21.

'^) Vgl. Brandl's Quellen des tveltlichen dramas in England p. 527. *) Vgl, Breyniann's ausgäbe p. 192. *j Vgl. ib. p. 190.

H. Losrenian. Faustus Notes

437

Oh! giaiit, gieat Gorl, at least

This one. this slender, almost no request;

When I have wept a thousand lives away,

When torment is grown weary of its prey,

When I have lav'd ten thousand years in fiie.

Ten t li o u s a n d t li o u s a n d s , 1 e t m e t h e n e x p i r e !

(3'-'^ Bocjki.

In seinem zweiten kapitel (p. 125 ff.) beschäftigt sich Loge- man, der die gewöhnliche annähme von interpolationen mit grossem misstrauen betrachtet, zuerst zusammenfassend mit der echtheitsfrage des A-textes, der Quarto von 1604, und kommt zu dem schluss: What I pretend to have pj'oved /'s . . . . not: that Marlowe ?nust be considered to he the author of the 7vhole of the A-text, hut only: that u<e have as yet not one positive proof that he was not {\^. 129). Er hält es sogar nicht für unmöglich , dass auch teile der erweite- rungen des v^-textes, der Quarto von i6r6, auf Marlowe selbst zurück- zuführen sind (p. 132 f.). In der quellenfrage ist er auf grund einer sorgfältigen prüfung zu der Überzeugung gekommen, dass Marlowe's einzige quelle die englische prosa-übersetzung des deutschen Faust- buches war (p. 133 ff.). So gelangt er, die hauptergebnisse seiner forschung knapp heraushebend, zu dem schlusssatze : If ihcn, to reca- pitulate , the various hypotheses , formulated in these "Notes", should ii/timately prove acceptable , we tnust c one lüde that Marlowe wrote his Dr. Faustus A-text a?id pari of the B-text sometiine in the winter of ij88'8q, having draw7i upoti the English prose-text only (p. 148).

Zweifel und fragen, namentlich betreffs der echtheit verschiedener teile der englischen Faust- tragödie , bleiben einem auch nach dem Studium des Logeman'schen buches noch genug übrig. Das liegt aber an der Unsicherheit , an der lückenhaftigkeit der Überlieferung, nicht an einem mangel von gründlichkeit in seinen Untersuchungen, die jedem Marlowe - interpreten willkommen und von nutzen sein werden.

Strassburg i. E., Januar 1900. E. Koeppel.

A.2S nesprecluingen

ALLGEMEINE SCHRIFTEN ÜBER SHAKESPEARES)

I. Georg Brandes, William Shakespeare. Zweite verbesserte auf- läge. München, Paris, Leipzig. Verlag von Albert Langen. 1898. Gr. 8'\ 1006 Seiten. Pr. M. 22.

Keine publikation der heutigen Shakespeare-sonderwissenschaft begegnete einem derart verschiedenen empfange wie Brandes' band, der äusserlich stark und imposant, innerlich zweifelvoll, doch blendend vor die leser trat. Auf letztere in weiterem umfange berechnet, nicht auf die büchcrmenschen , die philologischen forscher in der Shakespeare-gemeinde, beruht diese umfängliche leistung auf authen- tischer enquete an ort und stelle, wie es die zunftmänner bisher fast ganz verschmäht hatten. So gelangt sie , indem sie im aktenstaub wühlt 2) und lokale nachklänge auffängt, in mancher hinsieht zu frischerer, oft auch zu hellerer anschauung als frühere trockene ge- lahrtheit. Reminiscenzen an die letzte Hathaway, naturfreudige blicke durch dicken englischen nebel, durch den kulturfirnis, der das 'merry old England überkleistert, lesen sich ebenso nett für die immer zahl- reicheren freunde völkerpsychologischer skizzen, wie die heute leider tonangebenden zerfasernden litteraturpsychologen Brandes' geistvolle konstruktionen der aufeinanderfolge von Shakespeare's er- zeugnissen begrüssen, weil sie auf grund einer analyse, die meist auf seelisches nachfühlen der momentstimmungen des dichters hinausläuft, dekretieren zu dürfen glaubt. Und ich leugne nicht, die art, wie der hochgefeierte, andererseits freilich, gewöhnliohMnfolge unwissen- schaftlicher, sozialer motive, verketzerte dänische Schriftsteller den dornigen aufgaben gerecht zu werden strebt , besticht , nicht etwa bloss im ersten augenblicke und nicht nur durch den glatten skalen- reichen ausdruck der gedanken und ergebnisse. Ihn nahm mein referat über die i. aufl. im Jahrb. d. dtschn. Sh.-ges. XXXIII 278 287 unter die lupe, und den dort betonten Standpunkt, die methode (eine solche kann nur böswilligkeit Brandes bestreiten) darin habe ihr gutes recht, halte ich auch jetzt voll aufrecht. Ich ihuv dies, ob-

^) Vgl. iiieiiie drei ausführliclieii sainnulreferate „Zur neuesten litteratur über das elisabethanisehe drania" Engl. stud. 20. 4Uj. 21, 118. 23, 95-

'-) Ich hielt mich in ineinei' weiteriiin zitierten anzeige der ersten aufläge darüber auf, dass Brandes statt eines guten ShaUespeare-porträts, wofür er gerade (s. 989 f.) die schönste vorläge zur band hatte, sein eigenes bildnis beigab. Nun ist letzteres zwar weggelassen, aber eine reproduktion des von ihm aufgestöberten l)ildnisses Shakespeare's steht noch aus.

(}. Biamlt's, \Yilliaiii Sliakespeare ^T^g

wohl viele Sachkenner nichts von Brandes' leichtflüssigen looo Seiten wissen wollen, aber mit bestem gewissen, vor einem philologischen forum; denn ich verstehe absolut nicht, warum ein mann, dessen beruf litterarästhetische kritik ist, nicht auch mit hilfe eindringlicher, überaus liebevoller Studien ein lebens- und Charakterbild William Shakespeare's entwerfen und dabei anspruch auf vollwertigkcit solcher arbeit erheben darf. Ja noch mehr, ich stehe nicht an, wenn ich Brandes' kontinuierliche kapitelreilie mit den peinlich abgezirkelten abschnitten der allermeisten zahllosen Vorgänger englischer oder deutscher zunge im grossen vergleiche, seinem Standard work, trotz der vielen hypothesen , trotz der selbstgesetzten oder unsererseits eingefügten fragezeichen, den vorzug vor fast sämtlichen kompendien des Shakespeare-wissens gebe, sobald ich an den effekt denke: für die Shakespeare-kenntnis nach ex- wie intensität erscheint eine solche that wie die von Brandes vollführte sicher bedeutsamer als das schwere kaliber der handbücher von Elze (dem ungeachtet seiner gediegenheit nach 24 jähren noch keine 2. aufläge beschieden ist), Halliwell, Knight u. ä. Möge die periode endgiltig vorbei sein, da ästhetisierendes urteil vom schlage Ulrici's, selbst eines Gervinus ver- altete betrachtungsweise das deutsche publikum in Shakespeare ein- führt; das seit 1884 M. Koch's buch gespendete lob bürgt dafür. Schmälern wir dies verdienst von Brandes nicht, dem breiteren interessentenkreise ein schön lesbares eingehendes und fesselndes buch dargeboten zu haben, und freuen wir uns der ablösung über- lebter, wenn auch recht verdienstvoller Shakespeare-leitfäden durch ein grosszügiges werk, mag dieses auch unter vielen selbst aufgeworfenen Problemen etliche unwahrscheinlich erledigen, manche unbeantwortet lassen. Wer das straucheln auf schwierigen pfaden nicht scheut, braucht sich seiner irrtümer nicht zu schämen. Das publikum hat gerichtet Brandes' feuilletonistisch gescholtenes Shakespearc-buch erlebte , den warnenden stimmen aus dem lager der schulmässigen Shakespeare-pflege zuwider, binnen zwei Jahren eine neuauflage, was noch keinem Vorläufer zuteil geworden ist und angesichts des um- fangs und des preises verwunderlich, zugleich erfreulich berührt. Es ist freilich streng genommen nur ein Wiederabdruck , hie und da mit geringen abweichungen in der textverteilung und winzigen ganz ver- einzelten Wortänderungen ; jedoch hat das seinen grund gewiss in des Verfassers längerer lebensgefährlicher krankheit, die zwischen beiden ausgaben liegt, nebenbei wohl auch in der Zufriedenheit mit dem erreichten, die man ihm wahrlich gönnen darf. Immerhin hätte er

44°

Bespiechungeii

offenkundige versehen , zumal von rezensenten gerügte , verbessern sollen , im falle eigner behinderung vermittelst des verlags. Ich habe a. a. o. s. 282 285 eine anzahl faktischer Unrichtigkeiten vermerkt: aber nur ganz handgreifliche sind jetzt abgestellt, hingegen sprachlich falsches, dort motiviert, was dem nichtdeutschen Brandes bei aller erstaunlichen gcwalt über unsere muttersprache unterlief, einige male stehen geblieben'). Weshalb man sich um meine un- widerlegbaren ausstellungen zu s. 54 [Love's labour's /(^iAaufführung betr.), s. 65 (B. wähnt es »undenkbar«, ein aufgeführtes stück sei »verloren gegangen«), s. 655 fbetr. Antonius' gattinnen) nicht ge- kümmert hat , ist mir unbegreiflich. Brandes und die masse seiner bewunderer sehen ja auf diejenigen, die sich philologisch mit dem grossen britischen dichter beschäftigen, mit unverkennbarer gleichgiltig- keit herab soll uns das darin stören, sein imposantes werk nach gebühr zu würdigen und ihm die fülle von anregungen und spezieller belehrung dankbar zu entnehmen, die es der Shakespeare-philologie darbietet? Den engern Standpunkt der letzteren hat vorstehendes referat über die zweite aufläge absichtlich nicht angelegt ; ich glaube übrigens, es ist das auch nicht recht möglich und soll gar nicht geschehen W. Scherer's schlusswort seiner Gesch. d. dtsch. litt, (noten), wo er Fr. Vischer's billigung seiner /^(7«j>/ - betrachtungsweise be- friedigt verzeichnet, gehört hierher wie überhaupt in die zweischneidige Shakespeare-kritik : »zwischen philologie und ästhetik ist kein streit, es sei denn, dass die eine oder die andere oder dass sie beide auf falschen wegen wandeln«. Gegen die vielen spezialauslassungen, die zu beanstanden sind, polemisiere ich hier nicht, weil eben der dies- malige abdruck sachlich völlig, formell fast ganz mit der ersten ausgäbe stimmt und diese sich seit 3 4 jähren in den bänden der interes- sierten befindet; überdies sind diese mängel , wovon viele einem philologischen äuge sofort klar liegen, meist schon einzeln bemängelt worden. Ein register vermisst man sehr, trotz des nach französischer sitte ausgedehnten inhaltsverzeichnisses.

2. Eduard Engel, WiUiam Shakespeare. Ein handbüchlein. Mit einem

anhang: Der Baconwahn. Leipzig, J. Baedeker, 1897. kl. S". M. i.

Dies büchlein von nicht einmal 70 Seiten darf sich ohne

arroganz den ncbentitel beilegen ; denn es liefert in der that

') S. 214 L. 2 V. 11. gcbürtigter .statt gebürtiger, .s. 544 z. 24 zzvischen mit dativ statt mit aUkusativ, s. 740 z. 18 einen statt eijtes , s. 844 z. 4 v. u. pastcl statt pastcll\ s. 7U) z. 14 ist das unrichtige 'schaffte' statt 'schul' durch

E. Enge!. William Shakespenre ^aj

eine äusserst geschickt geordnete Sammlung aller fakten , die die forschung mühsam festgestellt hat. Sei es über leben und persön- liches wescn, die dichtungen und ihre geschichte, oder ihre quellen und in Zusammenhang dam.it des dichters bildung, seine dichterische be- deutung, das urteil der Zeitgenossen sowie der englischen, französischen und deutschen epigonen. Endlich giebt er einige »rätselfragen«, die aber eigentlich schon der eingang seines biographischen paragraphen in bausch und bogen absolviert, und trumpft den »Bacon-vvahn« ab, worauf noch eine »bücherkunde« folgt , enthaltend bibliographische notizen zu den einzelnen, übrigens nicht in unserer vorstehenden natürlichen reihcnfolge gruppierten abschnitten. EngcFs heft er- scheint wohlgeeignet, um in die wichtigsten daten des Shakespeare- wissens einzuführen und bei allgemein gebildeten tiefere teilnähme für den erhabenen poetischen genius zu erwecken, gutenteils dieser auch sogleich zu genügen. Warum aber muss Engel seine darlegungen mit einer »einleitung« anheben, die fast nur aus klobigen angriffen auf die ihm so verhassten philologen besteht, obschon doch die brauchbarkeit seines sauberen übersichtlichen grundrisses zweifellos ihrer eifrigen und erfolgreichen thätigkeit zu danken istV Wir be- streiten Engel seine kompetenz im neuenglischcn schrifttume, worin er sich hüben und drüben sehr fleissig umgesehen hat, nie und nimmer, wenn er auch kein anglist ist, und wir erklären sein Shakespeare- büchlein als ganz unverächtliche Vorschule für intimeres eindringen in das Studium des meisters. Aber er sollte auch anerkennen, dass zum votum über die älteren epochen philologische Untersuchungen ebenso die basis abgeben müssen wie eigene lektüre alt- und mittel- englischer originalien, und sollte aus eigenstem interesse nicht einen federkrieg mit philologischen gegnern heraufbeschwören, wie er ihn anlässlich der ersten aufläge seiner Geschichte der ettglischen litte- ratur mit E. Kölbing in den Efigl. stud. VIII i86 bez. 425 zu kosten bekam. Auch wäre unbedingt nicht zu verschweigen, dass das vor- liegende büchlein nur ein Separatabdruck von seite 121 187, d. h. des dritten kapitels im eben genannten litterarhistorischen gesamt- werke (»4., völlig neu bearbeitete aufläge« 1897) ist. Übrigens hätten da das 2. kapitel, das Shakespcare''s unmittelbare Vorgänger, und das 4., das seine dramatisch thätigen Zeitgenossen und nachfolger behandelt, sich passend anfügen lassen; ich empfehle das für eine neuauflage und dafür die knotige, völlig unangebrachte »einleitung«

'eisann' ersetzt worden, s. 693 z. 8 f. v. u. eine undeutsclie Wendung al)er nicht, S. 75Ö anni. heisst Halliwell immer noch F. statt J.

4±2 Hespitrcliungen

ZU streichen. Engel nehme sich an dem nichtphilologen Georg Brandes ein muster, über dessen Shakespeare - darstellung er wieder- holt in entzücken schwelgt.

3. IVilliam Shakespeare' s lehrjahre. Eine litterarhistorische Studie von Gregor Sarrazin. Weimar. Verlag von Emil Felber. 1897. 8". XIII ^- 232 SS. Pr. M. 4.50.

Dieses fünfte heft der Litlerarhistorischen fo7-schungen , die Josef Schick und M. frhr. v. Waldberg herausgeben und, scheint es, abwechselnd der reinen germanistik und der anglistik dienstbar machen wollen'), bedeutet in der reihe förderlicher Untersuchungen, wie sie G. Sarrazin seit etlichen jähren vorzugsweise zur inneren geschichte der früheren werke und Wirksamkeit Shakespeare's in Verbindung mit seinem leben angestellt hat, einen erheblichen schritt. Sarrazin nimmt innerhalb der heutigen Shakespeare-forschung eine eigentüm- liche, ziemlich isolierte Stellung ein, wie bei seinen Beoumlf -Studien (1888) infolge der Unabhängigkeit der materialbeschaffung, neuhcit der kombination, überwiegenden kühnheit seiner endkonsequenzen. So hat er trotz der mühselig- und urwüchsigkeit seiner Studien ganz unverdient wenig lob, noch weniger Zustimmung erfahren, beinahe seitdem er, der genaue kenner der älteren germanischen litteraturen, vor anderthalb Jahrzehnten ins lager der anglistik abgeschwenkt war. Auch seinen Shakespeare - Veröffentlichungen in Eiigl. sind. , AngHa , Jahrb. d. dtsch. Sh.-ges. , Ar eh. f. n. spr. hat der stern des bcifalls nur flimmernd geleuchtet. Seit jähren sie mit innigem nacligefühl begleitend, habe ich mich oft gewundert , weshalb die fruchte seines emsigen spürcns nur wenigen munden ; ich meine, wegen der äusserlich häufig abrupten , der ncstelhaken entbehrenden form blieb Sarrazin's selb- ständigen auseinandersctzungen das placet weniger versagt als wegen einer gewissen raschheit im hypothesenauf- und -weiterbau. Bedauer- licherweise ging mit dieser Verwerfung durch die Wissenschaft zumei.-t auch eine wirkliche Vernachlässigung seiner gesicherteren einzelfunde hand in hand, das gar leicht in völliges vergessen ausartet. Hei zeitschriften-artikeln liegt das so nahe, und schon darum hat Sarrazin gut daran gethan , seinem mehrerseits angefochtenen stoffreichen buche über Thomas Kyd und sein kreis (1892) eine Zusammen- fassung von Studien , die sich in demselben gleise bewegen, als ab- geschlossenes werk anzureihen. Diesem blüht nun freilich auch die billigung der fachgenossen bloss in beschränktem masse; im neuesten

') Vgl. E. Koippel i, d. Engl, stud XXIV 118 gelegentlich des l. lieftes

G. Sarrazin, William Shakespenre's lehrjahre ^43

Jahrb. d. dtsch. Sh.-gcs. (1899) allein rütteln drei kritiker (s. unten) mehr oder weniger an seinen behauptungen. Und doch kommt der wohl- bedachten, wenn auch bisweilen ein bischen hastigen manier der hier vereinigten Stilprüfungen und deduktionen vollste aufmerksamkeit zu. Es lässt sich aus der art, wie er beobachtet, sprachliche, gedankliche, technische kongruenzen ausfindig macht, fäden nach vor- und rück- wärts schlingt , beziehungen zur seelischen entwicklung des vaters der betroffenen poetischen gebilde aufdeckt und danach diese ent- wicklung selbst aus der Vogelperspektive skizziert, viel lernen. Einzel- heiten an parallelen und formalen Substraten in fülle , mannigfache belege für den veränderlichen niederschlag der dichterischen Stimmung, die allerdings keineswegs durchweg mit der des menschen sich deckt, neue anhaltspunkte für datierung , Urheberschaft, anspielungen und Originalitätsgrad der einschlägigen gedichte. Man sieht, des Shake- speareforschers und -freundes wartet da gute ernte, wobei der zweite, sofern er dilettant oder laie ist, keinen moment Sarrazin's wiederholt selbstbetonte fraglichkeit seiner thesen ausser betracht lassen darf. Dieses problembewusstsein Sarrazin's, das ihn bei heiklem entscheid in der regel vorbauen heisst , ziehen seine rezensenten zu wenig in rechnung , obwohl er damit wie an detailkenntnis einen engeren arbeitskollegen, Herm. Conrad (früher Isaac), den er stets gewissenhaft anführt, weit überragt.

Die herangezogenen kindcr der Shakespeare'schen muse sind: Heinrich VI., i. teil; Titas Andronicus; Heinrich IT., 2. und 3. teil; Die komödie der irrutigen\ Venus und Adonis; Die jugend- sonette; Richard 1 IL; Verlorene liebesmüh. Sarrazin's ziel besteht nun darin , aus einer sorgsamen stilgcschichtlichen revision bis ins lexiko- und phraseologische gebiet der dramatischen und lyrischen momente vorgenannter gedichte einen massstab für den psycholo- gischen und künstlerischen kontakt herzuleiten. Ich lehne es ab, mich hier von einem werke zum andern wie ein ährenleser an seine fersen zu heften , trotzdem es sich prinzipiell und für einzclpunkte lohnte ; die reproduktion seiner theoreme würde zu weitläufig und nützte ohne die versstützen nichts, etwaiger Widerspruch aber bliebe kaum minder subjektiv als das zumeist verunglückte ästhetische wider- spiegeln der Shakespeare'schen vorwürfe. Meine anzeige des buches möge umsomehr Spezialisten und auch Shakespeareverehrer diesen ist es nach art und form der darlegung bequem zugänglich - zur kenntnisnahme aufmuntern. Aber wenn ich die ziemlich prägnant gehaltenen sätze noch komprimieren wollte, so diente das der sache

A.±'± Besprecluingen

schlecht. Drum wende ich mich gegen einen durchgreifenden zug seines Verfahrens, nämlich einem nach alter und kunst gleich jugend- lichen dichter, der ausserdem mitten im energischsten betriebe einer bestimmten gattung und unter scharf nachweisbaren einflüssen älterer zunftbrüder steht , die Überlegung eines reifen künstlers im ganzen und einzelnen unterzuschieben. Gerade Sarrazin gräbt ja eine Un- zahl von anklängen , anlehnungen , entlehnungen in Shakespeare's erster periode aus, gerade er doch legt starkes gewicht auf die Unter- scheidung des tastenden debütanten vom erfahrenen und erprobten meister, als der jener der staunenden nachweit vor äugen steht ! Wenn er also mit allerlei sog. accessorischen mittein der rhetorik als un- trüglichen kennzeichen für die einreihung in die serie der werke Shakespeare's operiert, wenn er dann aus solcher kleinmünze kapital schlägt, um einen ganzen dichtercharakter zu umgrenzen, wenn er ferner nach ähnlichkeiten von personcn , stufen und episoden der handlung die dichterischen produkte zeitlich ordnet, so bleibt solch ein vorgehen problematisch für eine dichtära , die weder peinlich noch wählerisch den ererbten vorrat an formein , floskeln , figuren benutzte und fortentwickelte'). Bei dieser letzteren thätigkeit, dem modeln, umkneten der übernommenen materialien muss man meines erachtens ansetzen, um den fortschritt und die schrittweise wachsende Originalität eines litteraten zu fixieren , der bei älteren und gleich- zeitigen in die schule gegangen ist. Ich bescheide mich mit diesem allgemeinen bedenken, ohne es mit beispielen auszustatten wie andere. Das überlasse man der Selbstkritik Sarrazin's, der auf grund seiner grossartigen belesenheit in der Elisabethanischen poesie am besten be- schliessen kann , was er beim schärferen nachsieben als typisch für ein litterarisches decennium vom individuell Shakcspeare'schen ab- scheiden mag. Das bezieht sich auf rein idiomatisches, wofür den epi- gonen nach drei Jahrhunderten die grösste vorsieht nötig ist , auf redefiguren , bilder u. dergl. , während wir die stoffliche, psychische und dramaturgische Verwandtschaft in jedem besondern falle wohl viel ängstlicher auf die goldwage le^en müssen als gewöhnlich und

') Einer der feinsinnigsten kenner fler Shnkespeare'schen spiacli- und slil- weise, Willi. Wagner, bemerkt in der vorrede zu seiner „Macbeth"-ausgabe (l872) s. VI: „Je mehr man sich mit der Elisahethischen litteratur bescliäftigt , desto mehr wird man zu der Überzeugung kommen, dass Sliakespeaie mit seinen Zeit- genossen im grossen und ganzen ihre s])recliweise teilt, und belege für die haupt- sächlichsten abweichungen seines spraciigebrauchs von dem iieutigen lassen sicli aus den werken seinei" zeitsrenossen in fülle geben".

G. Sarrazin, AVilliam Shakespeare's lehrjahre dd.^

auch bei Sarrazin geschieht, so lange wir über den ganzen inneren und äusseren stoffvorrat jener dichtkistigen zeit noch so vielfach im dunklen tappen und bis schwierigen Untersuchungen wie den in Rud. Fischer's aufschlussreichem buche Zzir kunstentwicklung der englischen tragödie von ihren ersten anfangen bis zu Shakespeare i) nachfolger erstehen. Nie war der' begriff plagiat so dehnbar und kaum bestahl der Schriftsteller, insbesondere der theatralische, bei dem der gedanke an kontrolle durch den druck ganz zurückstand, so ungescheut längst und kürzlich verstorbene, mitlebende und sich selbst wie damals.

Zwei vielumstrittenen einzelfragen , die nicht die dramen be- treffen , wollen wir noch unsere aufmcrksamkeit schenken : Sarrazin nimmt sie, jeder ein kapitel widmend, zwar nicht in neuer richtung, aber mit frisch verwendeten unterlagen und auffälliger energie aufs körn. Die Personalien im hintergrunde der sonette sind seit mehreren Jahr- zehnten gar verschieden ausgedeutet worden, zum teile mit haltlosen Vermutungen. Hier hineingeheimnisste intime beziehungen zu Essex, neuerdings von H. Conrad (Isaac), dem unermüdlichen sonctte- kommentator, fanatisch verfochten und mit dem pseudo-authentischen Signalement Hamlet's verquickt, sagen ihm nicht zu, die identifikation des adressaten der freundschaftssonettc mit Wfilliam) H(erbert) Earl of Pembroke, zumal wie diese, am aufdringlichsten neuerdings durch Brandes, mit der angeblich sichern rekognoscierung der 'dark lady' in der hofdame Mary Fytton verkettet wird, verwirft er und tritt sehr ent- schieden wieder für Henry Wriothesley Earl Southampton als unge- nannten gönner, dem etwa gleichzeitig Venus and Adonis ^ ein jähr danach, 1594, Lncretia gewidmet wurden. Mit dieser zeit- lichen festlegung bezüglich persönlicher beziehungen sowie des stils und der neuen kühnen auffassung der dark lady als einer Italienerin hängt Sarrazin's nachdrückliche ve-rteidigung der alten , von den brüdern K. u. Th.") Elze befürworteten annähme einer italienischen reise direkt zusammen. Ich kam vor elf jähren beim Milieu von Romeo and Juliet darauf, bin freilich seitdem öfters schwankend geworden', aber bis dato nicht völlig klar, auch nicht durch die jüngsten notizen Koeppel's und VV. Keller's nebst den darauf gestützten in A. Brandl's Sarrazin-referat im XXXV. Shakespeare-Jahrbuch'), s. 122 ff. 260 64.

1) Vgl. mein referat Engl. stud. XXIIl 111 116.

^) S. nun dessen zusammenfassende Italienische skizzen zu Sh. (München 1899), worüber ausführliches einschlägiges referat Fränkel's in Vollmöller's Krit. Jahresber. über die fortschritte d. roman. philol. VI.

*) Die in dessen früheren Jahrgängen gebotenen gründe für Shakespeare's niifenthalt in Itniien, von Sarrazin s. II8 anm aufgelühit, sind jetzt dui'ch meine

A^ß Besprechungen

305. Olinc Sarrazin's, übrigens überreichlich belegter these der italienischen reise so unbedingt beizutreten, bekenne ich doch, dass mich davon hauptsächlich noch der völlige mangcl des nachweises für anlass, gelegenheit und möglichkeit Shakespeare's zu einem solchen mehrmonatigen ausfluge (Sarrazin denkt an sommer bez. herbst 1592) abhält. Kleine Verstösse wider die oberitalische topographie, von manchen übrigens geleugnet oder anders ausgelegt, liefern keines- falls ein durchschlagendes gegenargument. Auf vier Seiten stellt Sarrazin am ende die resultate für »biographisches« zusammen, ohne von den fraglichen konjekturen irgend übertriebenen gebrauch zu machen. Sie gewähren, auch sobald man noch manches fragezeichen an den rand setzt, ein hübsches konterfei der litterarisch-scelischen Physiognomie Shakespeare's bis zur Romeo-tragödie, 1593, sind auch, gegenüber den kollationierenden und untersuchenden abschnitten mit ihrem notwendigen ballast , recht fliessend geschrieben, gleich dem feinsinnigen »vorwort«, das mehr eine äusserst durchsichtige einleitung in die subtile forschungsmethode Sarrazin's ist. Diese aber führt ein einblick in die sauberen parallelenlisten des buches und die ange- hängten exkurse über neueste data deutlich vor äugen , woran kein fachmann mit was für geartetem interessc für Shakespeare's entwick- lung und was für Standpunkt gegenüber deren Unklarheiten vorüber- gehen sollte. S. spiegelt alles erreichte und hilft wacker mit zum ziel.

4, Shakspere als mensch und als christ. Eline Studie von Julius Schiller, kgl. prot. Stadtpfarrer zu Nürnberg. Leipzig. A. Dcichert'schc Verlagsbuchhandlung nachf. (G. Böhme). 1897. 8''. 208 ss. Pr. 2 M. 60.

Das problem , dem plärrer Schiller's höchst liebevolle und unstreitig gründliche arbeit gilt, taucht mit einer gewissen regel- mässigkeit immer wieder auf, wenn Shakespeare's geistige grosse aus dem boden seiner herzens- und gemütseigenschaftcn mehrfach von stark »modernen« kritikern abgeleitet und sein genius für konfessions- oder wenigstens dogmenlose Weltanschauung mit beschlag belegt wird. Dann tritt ein frommer ritter, manchmal auch mehrere, auf den plan und sucht den genius dem rächen des athcismus zu ent- reissen. Von Schwartzkopff, Petri, Rietmann, Dissclhofif, Ebrard u. a. giebt es eigene Schriften, z. b. von Vehsc und VV. Kchiig besondere

bemeikungcn bd. XXXIV 347 f., wo ich Sanazin's cliesinalige niitteilungen sclion verweiten Uunntc, zu ergänzen; w.-ilirend dirse notizen eist nnch .Saiiazin's bucli gediuckt wurden, liätti- er meine friihereii heziige (elid. z.itiert) lieranziehen können.

J. Schiller, Shakspere als mensch und als christ 447

abschnitte in büchern über Shakespeare, die diese zweifei zu lösen suchen und zwar meistens in positiv-gläubigem sinne. Dazu kommen die tendenzschriften, wo der beliebteste theaterdichter des, hinsicht- lich des kampfs gegen die papstkirche , protestantischsten Zeitalters der englischen geschichte zum verkappten katholiken gestempelt wird. Hier sei dieser nur deshalb gedacht, weil den älteren agitationsbüchern von Rio'), Reichensperger (1872), Hager (1877), Raich (1884), Spanier (1890), neuerdings eine kleine dahinzielende flugschrift für massenvertrieb ■•) gefolgt ist. Von diesem schwalle besass Schiller kaum kcnntnis, als er seiner vor jähren als heft 7 von band X der »Zeitfragen des christlichen Volkslebens« erschienenen broschüre über Shakespeare-^) dieses buch nachsandte. Er beruft sich wohl oft genug auf Bodenstedt, v. Friesen, Gervinus, Tschischwitz, Tieck, Vischer, Kreyssig, Werder und andere"*; ästhetiker und litterarhistoriker unter den Shakespeare-erklärern, auch auf Petri's obgenanntes buch, sogar auf A. Gerth'sHamlet-vorlesungen(i86i). Aber er steht doch der ganzen Sachlage eben als laie gegenüber, und seine äusserungen über des dichters ethik, die ihm unbewusst das Zentrum der betrachtung bildet, erregen bisweilen arges kopfschütteln bei jedem kenner des jetzigen Standes unserer methoden, unseres reellen wissens, sowie der allseitigen mono- graphischen durchforschung. Ich kann mir nicht helfen : auch ausser grundlosen abweichungen vom Standpunkte der Shakespeare'schen dichtkunst, wie ihn objektive kritik von uns fordert, finde ich vieles trivial , das allermeiste aber unter den schiefen gesichtswinkel einer

'■) Diesem (aus dem Franz. üheis. von K. Zell, Fieibg. i. B. 1864) gilt Mich. Bernays' ausgezeichnete Zurückweisung im Shakespeare-jahrbuche I., die nun, nebst drei andern abhandlungen Zu Shakespeare den III. bahd von Bernays' Schriften zur kritik und litteraturgeschichte (1898) beginnt. Noch heute (Literar. zentral!)!. 1899 nr. 19 sp. 667) nennt M(ax) K(och) diese Widerlegung eine zierde jenes eröfTnungsbandes.

2) Shakespeare' s Confession. Von M. Schüler (1898) Nr. 134 der „Katho- lischen flugschriften zur wehr und lehr" (Berlin, verlag der Germania), ein zehn- pfennig-heftchen in 12", dessen 42 seilen auch nicht den schatten eines beweises für ihr, zudem eigentlich verschleiertes thema erl)ringen und sich um dieses aus mangel an thatsachen mit redensarten und anekdotischen anklagen herumdrücken. Ist dieser entschiedene kämpe der Verfasser vieler schloff katholisch-dogmatischen broschüren und volksschriften oljerpflegamtsrat Grg. Mich. Seh. in VVttrzburg?

^) Über Shakespeare' s entwickehmgsgang. Mit berücksiclitigung alter und neuer in- und ausländischer Shakespearelitteratur (1885; 38 s.) ; darauf wird in Schiller's jetzigem buche s. 53, ohne titelnennung, hingewiesen.

*^) Von Engländern nur Dowden, und zwar deutsch, also wohl nach W. Wagner's Übersetzung (1879).

I i8 Besprechungen

prononcicrt religiösen Überzeugung gestellt. Man sollte, unbeschadet der persönlichen ansieht in kirchlichen dingen, allgemein einräumen, dass ein in diesem sinne angelegter massstab noch niemals das Verständnis eines grossmeisters der poesie, wie Shakespeare und Goethe, erheb- lich gefördert hat. Wir verwehren einem positiv gläubigen manne, der, von Shakespeare's bedeutung gepackt, dessen Verhältnis zu den ihn selbst erfüllenden kernfragen des daseins kennen lernen will, gewiss nicht, nach Zeugnissen zu schürfen und glückstrahlend das entdeckte als weitern beweis der geistesgewalt des verehrten dichters anzusehen. Aber wir müssen gegen die einseitigkeit protestieren, den lebensgang des weltlichen, frömmler-^), ja pfaffenfeindlichen, in alltagsangelegen- heiten sogar sehr nüchternen Shakespeare ganz und gar in das licht der religion , des kirchenglaubens zu rücken, und danach ihn sogar im sinne dieser selben »als christ« erweisen zu wollen. Schiller schlägt sich mit seinem eigenen klipp und klar formulierten aus- spruche s. 56 : »Es ist ja wahr, Shakspere vermied absichtlich jede gelegenheit, in seinen werken auf religion die spräche zu bringen und religiöse dinge zu erörtern und es wäre fruchtlose mühe, nach bestimmten religiösen anspielungen zu suchen , welche uns seine grundanschauungen kundgeben könnten«. Ist die censur zu hart, wenn man die trotzdem daran angeknüpften betrachtungen überflüssig und gegenstandslos nennt und ihre verwunderliche schlussthese (s. 108): »Seine werke haben das Christentum in seiner totalität zur grund- lage« unbegreiflich? Aber ferner darf niemand, dcr_k,tinterbunt (s. 84 f.) die »satanologie« Shakespeare's, Dante's, Tasso's, Calderon's, Byron's, Klopstock's, Goethc's nebeneinander überfliegt, leuten von ernsten litterarischen fbrderungen in der zweiten hallte des buchs das Hamlet- rätsel und die Macbeth-psychologie aufhellen wollen , indem er sie »im lichte der christlichen Weltanschauung« durchnimmt. Es sind übrigens wesentlich inhaltsauszüge beider dramen , mit mehr oder weniger richtigen, meistens alltäglichen oder entlehnten glossen ver- brämt, so wie der erste abschnitt, »Shakespeare als mensch«, fast nur eine periphrase giebt. Auf thönernen füssen ruht Schiller's ge-

') Wai'uin hatten sich denn diese lierren sonst noch ein hallies jaliihinuleit nach ihrer sarkastischen geisselung durcli Sliakespeare's Malvolio-iigur in U'kat you will gerächt? Mein wunderlicher freund, ein origineller anonymus, bemerkt soeben i. d. „Grenzboten" vom 26. April 1900, s. 213 in parallele zu heutigen rückläufigen tendenzen : „Die englischen Puritaner haben, als sie die macht hatten vmd flie theater schlössen, ja auch keinen unterschied zwischen Shakespeare und John Ford, von andern zu schweigen, gemacht".

eil. Eidam, Bemerkungen zu Shakesiieare's dramen etc. 4.4Q

samte argumentation, presst er ja doch alle aufgestochenen momente gewaltsam in seinen rahmen. Dem Shakespearekenner sei getrost der entscheid über die beiden wohl- und ernstgemeinten schluss- passus der Hamlet- (s. i6i) und der Macbeth-betrachtung (s. 208) überlassen, die ganz unvermittelt unter dem offenen eingeständnisse, dass jegliche bezügliche erwcähnung bei Shakespeare fehle, die christ- liche weit- und lebensanschauung , auf deren boden er sich stelle, als den goldenen faden bezeichnet, der sich durch alle seine dramen ziehe. Leider kann man an Shakespeare's herrlicher im richtig ver- standenen sinne objektiver kunst gar so leicht herumschnitzen und herumdeuteln, und es ist ein Jammer, dass so urteilslose Offenbarungen wie pfarrer Schiller's vier krause laienpredigten nicht nur manchen unselbständigen köpf in ihren bann zu ziehen, sondern auch will- kommene neulinge von Shakespeare selbst abzustossen im stände sind. Aschaffenburg. Ludwig Fränkel.

Ch. Eidam, Bemcrhmgen zu einigen stellen Shakespeai-e' scher dramen sowie zur Schlegel' sc/ien Übersetzung. Beilage zum Jahresberichte des k. neuen gymnasiums in Nürnberg. Ostern 1898. Nürnberg 1898. 46 SS. 80. 1)

Der Verfasser hat stellen aus fünf Shakespearc'schen dramen, dem Kaufmann voti Venedig ., Richard 11.^ Julius Caesar^ König Lear und Macbeth besprochen, die ihm auch für die schullektüre die ge- eignetsten erscheinen. Die drei ersten sind in der Schlegel-Tieck'- schen Übersetzung von Schlegel selbst, König Lear ist von Wolf v. Baudissin , Macbeth von Dorothea Tieck übertragen. Der Verfasser wendet sich nun gegen die ansieht von Bernays (vgl. vor- und nachwort zu seiner ausgäbe des Schlegel-Tieck'schen Shakespeare. 2. abdruck , Berlin, G. Reimer 1S91, sowie »Entstehungsgeschichte des Schlcgerschen Shakespeare«, Leipzig, S. Hirzel , 1872), dass man Schlegel nur durch Schlegel selbst verbessern dürfe, dass man offenkundige irrtümer oder härten stehen lassen müsse, falls sie auch in den handschriften sich schon fanden. Z. b. Im Merchant of Venice III 2, 234'-) steht: »Signor Antonio commends him to you«.

') Vgl. auch die besprecliung desselben buches von Max Koch, Engl, stud. 27. 141.

^j Citicrt wird nach der Globe-edition.

J. Hoops, Knglische .Studien. i8. 3. 29

ACQ Besprechungen

Schlegel übersetzt: »Signor Antonio empfiehlt ////; (sc. Lorenzo) euch«. //im steht aber hier für himself ^ so dass übersetzt werden muss: Signor Antonio empfiehlt sich euch, wie auch AI. Schmidt (Ausgabe der Schlegel-Tieck'schen Übersetzung durch die deutsche Shakespeare- gesellschafl, besorgt unter der leitung Ulrici's), Bodenstedt (\V. Sh.'s dramatische werke, Leipzig, Brockhaus, 4. auf!., 1880) und M. Koch (Cotta'sche ausgäbe) richtig übersetzen.') Im Julius Caesar (III 2, 221 ff.) lässt Schlegel den Antonius in seiner leichenrede sagen:

Ich hin kein rechier, wie es Bivitus ist.

Ich habe weder schriftUcIies noi"li worte, etc.

Das versehen beruht auf der i. folio, wo fälschlich writ für wit steht, während es in der 2. folio heisst:

For 1 have neitlier wit, nor woids, nor worth etc.

Es ist selbstverständlich, dass man an diesen stellen dem sinn gemäss ändern muss. Zweimal ist selbst Bernays von seiner praxis abge- wichen. In Heinrich IV. ist Schlegel's »stottern« (speaking thick) durch »hastiges sprechen« ersetzt, und in Romeo (III 5, 142) hat er die stelle :

„Soft, take nie with you. lake ine vvith you, wife" Übersetzt durch :

„Sacht, icli vei'steh' nicht, ich verstell' nicht IVau". während Schlegel die übertragene bedeutung des ausdrucks \erkannte und schrieb:

„Komm, nimm mich mit dir, nimm mich nift dir. Iran".

Auch an einzelnen ausdrücken nimmt Eidam anstoss, so an Richard II. (V I, I f.): kiesclbusen = flint bosom (ersetzt durch steinbrust), ferner an den vielen Schlegel'schen abkürzungen, wie summ', memm', ich atm\ euV gatt', das bös' u. a. In Richard II. (I i, 174 ff.) will er gildcd loam statt durch »bemalten leim« durch »bemalten thon« wiedergeben. Geflügelte worte, wie Hamlet I 4, 43: »Du kommst in so fragwürdiger gestalt« (questionable =^ zum gespräch einladend ist von Schlegel falsch wiedergegeben) will auch Eidatn unveräundert lassen.

Ich will im folgenden kurz die ändcrungen mitteilen, die Eidam vornehmen will. Seine gründe und seine auseinandersetzung mit andern kommentatorcn finden die fachgenossen an den angeführten orten.

^) Vgl auch Ricliard II. (11 1, 147): OM Gniint commends him to your Mnjesty; hier übersetzt aucli Sclilege! : empfiehlt sicli.

Ch. Eidam, Bemerkungen zu Shakespeare's dramen etc. ^^I

S. 15: The Merchant of Venice II 9, 61: To offend, and judge, are distinct offices And of opposed natures.

Schlegel-Bernays :

Fehlen und richten sind getrennte ämter Und die sich widerspreclien.

Eidam :

Verletzen will der richter nicht ; denn das Ist seines anites nicht.

S. 16: The Merchant of Venice III 3, 26:

The duke cannot den\- the course of law:

For the conuDodity that strangers have

With US in Venice, if it be denied,

Will much impeach the justice of the state etc.

Schlegel-Bernays u. a. :

Der doge kann des rechtes lauf nicht hemmen. Denn die bequenilichkeit, die fremde finden Hier in Venedig, wenn man sie versagt, Setzt die gerechtigkeit des Staats herab u. s. w.

Eidam übersetzt:

Der doge kann des rechtes lauf nicht weigern.

Mit rücksicht auf den freiverkehr, den fremde

Bei uns geniessen. Die verweig'iung würde

Bescluild'gen schwer . . . Er bezieht also das 'it' auf 'course of law', nicht auf 'commodity'. The Merchant of Venice IV i, 326 fasst Eidam mit Hunter substance im sinne von amount als gegensatz zu division , bezieht aber of one poor scruple auch auf substance. Er übersetzt also : . . . sei's nur so viel.

Es leichter oder scliwerer um das ganze.

Ja um den bruchteil, um ein zwanzigstel

Von einem armen slaupel nur zu maclien.

Ja. neigt die schale um ein haar sich nur u. s. w.

S. 19 flg. werden die stellen Richard IL, I 3, 302 : feil sorrow's tooth, IV I, 175: if heaven do think him me, V 3, 44: shall I for love speak treason und V 6, 26 : more than thou hast besprochen.

Aus Julius Caesar werden folgende stellen besprochen : I i : Zum auftritt mit den handwerkern , I 2, 122: his coward lips did from their colour fly. II i, 114: if not the face of men. Zum schluss von II i. III i, 206: crimson'd in thy lethe. Zu den leichen- reden des Brutus und des Antonius III 2.

Es folgen s. 29 flg. die stellen aus King Lear I i, 37: our ■darker purpose, I i, 60: or father found, I 4, 245: whoop, Jug !

29'

1 :- 2 Besprechungen

I love thee, II 4, 74: lest it break thy neck with following, II 4,. 104: my breath and blood! IV 3, 33 f.: Glamour moisten'd: then away she started , V 3, 270: I might have saved her. Aus dem Macbeth (s. 38 46) macht Eidam verbesserungsvorschläge zu den von Clark und Wright für unecht gehaltenen stellen, zu I 7, 28: and falls on the other, III 4, 105: if trembling I inhabit then und handelt über die echtheit von I 2. Die lehrreiche Studie bietet eine fülle von anregungen, sie treibt zum nachdenken über schwierige stellen, ohne einem die ansieht des Verfassers aufzudrängen. Doberan i. M. ü. Glöde.

VERWANDTE SPRACH- UND LITTERATURGEBIETE.

F. Holthausen, Altsächsisches elementar buch. Heidelberg, 1899. 8"» (Sammlung von elementarbüchern der altgermanischen dialekte bd. 5.) Preis 5 mk.

Der aufforderung des herausgebers dieser Zeitschrift, über das as. elementarbuch Holthausen's in kürze zu referiren, komme ich mit um so grösserer bereitwilligkeit nach, als ich das buch allen ^ die sich in die spräche des Heliand einarbeiten wollen, bestens empfehlen kann. In der inneren einrichtung sich ganz an die schon früher herausgekommenen bände der Strejtberg'schen Samm- lung anschliessend, ist Holthausen's buch die erste wirklich voll- ständige as. grammatik, indem sie ausser der laut- und formenlehre auch einen abriss der syntax bietet. Die brauchbarkeit des hand- lichen bandes wird erhöht durch eine treffliche einleitung, in der der Verfasser uns über die bisher veröffentlichte litteratur auf dem gebiete des Altsächsischen, über die Stellung und einteilung und über die quellen dieses zweiges der germanischen spräche in durchaus zuverlässiger weise orientiert. Ausser der grammatik enthält das in erster linie auf Studenten berechnete buch noch eine auswahl von as. lesestücken mit einer knappen, aber doch zunächst genügenden metrischen einleitung und erklärenden bemerkungen, sowie ein sehr sorgfältig gearbeitetes glossar, das nicht nur den Wortschatz der auf- genommenen Sprachdenkmäler, sondern auch mit wenigen aus- nahmen — alle in der grammatik vorkommenden Wörter umfasst.

Die anordnung der grammatik folgt dem gewöhnlichen schema; besonders dankenswert sind die capitel über die schrift und die be-

F. Holthausen, Altsäctisisches eleiiientaibuch 453

tonung; in das capitel über die pronomina ist, um die syntax zu entlasten, ein stück functionslehre verarbeitet. Überall fusst der Verfasser bei der ausarbeitung auf reichem, durch eigene Samm- lungen erworbenem solidem materiale, auf dem sich das gerüst der grammatik in sicherem bau erhebt. Ohne die Übersichtlichkeit zu schädigen, sind in dieses gerüst eine grosse menge von einzel- erscheinungen des sprachlichen lebens eingegliedert, die vielfach in statistischer genauigkeit vorgeführt werden. Aber der Verfasser scheidet stets das regelmässige von den ausnahmen und weiss für diese fast immer eine annehmbare erklärung, sei es durch analogic oder durch lautliche beeinflussung zu geben.') Durch zahlreiche Verweisungen in der formenlehre auf die lautlehre, im glossar auf die grammatik werden die sprachlichen erscheinungen beständig mit einander in beziehung gesetzt und so das Verständnis auffallender oder schwieriger formen erleichtert. Dazu kommt eine musterhafte ausstattung; die durchlaufende numerirung derr ^S? Seitenüberschriften, verschiedener druck machen das zurechtfinden in der fülle der einzelheiten ausser- ordentlich leicht. Die wenigen druckfehler sind in auch sonst be- langreichen nachtragen verbessert. Kurz, wir haben H. für dies bequeme, zuverlässige handbuch zur cinführung ins as. bestens zu danken und versprechen uns für das Studium des Hciiaiui und der übrigen altniederd. denkmäler von einem solchen hülfsmittel den günstigsten erfolg.

Mit rücksicht auf den leserkreis dieser Zeitschrift ist davon ab- gesehen, einzelheiten, in denen der berichterstatter etwa anderer meinung als der Verfasser ist, hervorzuheben oder Zusätze zu den angaben H.'s zu machen. Im Jahrbuch für nd. sprach/, habe ich in einer ausführlichen rezension alles zusammengestellt, was bei einer zweiten aufläge etwa verbessert werden könnte. Hier soll durch eine derartige^ kritik am einzelnen der vorteilhafte gesamteindruck von H.'s trefflicher arbeit nicht beeinträchtigt werden.

') Die anglicisten wird beson lers die häufige iierücksichtigung der im Cotton. zu tage tretenden neigung zu ags. Schreibung (z. b. § 30 ; 33; 3'Z9, anm. 1; 332, 2; 336, 1. 2. 4; 383 u. ö.) interessieren, überhaupt die §§ 28—31, in denen die fremden demente in den as. denkmälern behandelt sind. Ein fremd- sprachlicher index (s. 239 ff.), der alle in der grammatik erwähnten ausseralt- sächsischen Vokabeln aufzählt , nennt etwa 70 ae. Wörter , ein beweis , wie oft H. grund hatte, das ae. als erklärung für as. Spracherscheinungen heranzuziehen.

Dorpat, Dezember 1899. Schlüter.

aca Besprechungen

T/ie Story of Tristan and Iseult rendercd into English frcmi the Germait of Gottfried von Strassburg by Jessie L. Weston. VVith designs by Caroline Watts. London, Nutt, 1899. 2 vols. XVI, 128 u. 159; 4 sh. net.

Diese beiden ganz allerliebst ausgestatteten bändchen wenden sich besonders an das in England zahlreich vertretene feinere pub- likum, das sich aus der jugend die verliebe für die blut- und ruhm- bedeckten helden der Morte d'' Arthur gerettet und dazu die Ver- ehrung für Richard Wagner und seine tönereichen opern gefügt hat. Eine die reize der Gottfried'schen poesie allseitig wiedergebende Übersetzung kann man die vorliegende prosa-übertragung nicht nennen, da sie ziemlich gekürzt ist die ersten 300 verse werden durch 10 zeilchen repräsentiert und ferner gewisse leidenschaftlich sinnliche scenen, die zu Gottfried gehören wie die schale zum ei, nach englischer sitte übergangen sind. Doch sei einer dame gerade daraus kein Vorwurf gemacht, umsomehr als sie sonst den ganzen ton der Gottfried'schen dichtung recht gut getroffen hat und in der kurz orientierenden einleitung sowie in den noten zeigt, dass sie auch die mehr philologische Seite ihrer arbeit beherrscht. Vielleicht findet Miss Weston die müsse, ihre landsleute auch mit der Über- tragung von Hartmann's hvein und Wolfram's Parcival zu beschenken. Ein anerkennendes wort verdient auch die zeichnerin C. Watts, die es merkwürdig gut verstanden hat, das modernst englische Eckmann- Flamingomuster als Umrahmung der ritterlichen ^pstalten des textes zu verwerten.

L o u V a i n , Jan. 1 900. W. Bang.

TvIISCELLEN.

zu DEN VERBALEN -th UND -s PLURALEN DES ALTEREN NEUENGLISCHEN.

In dem soeben ausgegebenen heft von Streitberg's Indogerm. anzeiger (X 236) finde ich folgende notiz :

45. Smith C. A. Shakespeares piesent indicative j-endings with pluial siibjects: a study in the grammar of the first folio. Publ. of the ]\Iod. Lang. Ass. of America 11, 1896,362 376. Die Untersuchung beliandelt konstruktioiien

wie My old bones aches Verf. weist nun nach , dass die dritte person

sing, als die liäufigst gebrauchte oft ein iU)ergewicht über die andern verbalformen erlangt , ja sie geradezu verdrängt (beispiele aus der kinder- und Volkssprache). Ähnliches findet sich auch in andern sprachen. Zu Sh.'s Zeiten war nun aber die zahl und der entsprechende einfluss der dritten personen singularis weit grösser als jetzt , insofern als zusammengesetzte Subjekte das piädikat im singular nach sich haben konnten. Die andein hierher gehörigen anomalien bei Sh. lassen sich ebenfalls durch das prinzip des „dominant third singular" erklären.

Die beweisführung des Verfassers und das material, auf welches er dieselbe stützt, sind mir nicht bekannt; a priori, so scheint mir, hat seine these ja mancherlei für sich. Trotzdem halte ich dieselbe für vollkommen verfehlt, und zwar auf grund von solchen fällen, wo mit einem nomen im plural zuerst eine verbalform auf -th und dann eine solche ohne jegliche endung verbunden wird : the trees spryngeth and brhig (:-=: bringe, bringen) forihe etc. (Thoms , Early Engl. Prose Rom. III, s. 29). Hier ist es einfach Nonsens, anzu- nehmen, der Verfasser habe promiscue eine singular- und eine plural- form gebraucht; also muss sprytigeth wissentlich gebrauchter, reiner plural sein! Ist -th aber hier pluralzeichen die beispiele werden sich, wenn man darauf achten will, vermehren lassen so liegt kein grund vor, in andern fällen -th und -.v für singularformen zu erklären.

A.<6 Miscelleii

Eine derartige erscheinung sollte nur auf breitester basis unter- sucht werden; mit andern Worten: man reisse den unglücklichen Shakespeare nicht immer aus dem gründe, in dem auch er wurztlt I Formen in -s gebraucht z. b. auch Spenser mit pluralen (cf. Liese, Flex. Verb. Spens., Hallenser diss. '91, s. 12), ferner Marlowe : Tamb. 314. 768. 1135. 3123-4 Uares hath)\ cf. Beaum. & Fl. Merm. ser. I 437 Jiere comes ihc prisoners.

Eine offene frage kann es m. e. nur noch sein, ob die jüngeren Schriftsteller die formen auf -s etc. noch überall als plurale fühlten. Wie aber auch die antwort ausfallen mag, die frage nach dem Ursprung von -///, -s wird durch sie in nichts geändert werden können. .

Löwen, Jan. 1900. W. Bang.

KEATS' HYMNE AN PAN in drei deutschen Übertragungen. In der jüngsten zeit wurden zwei neue Übersetzungen des gedichtes veröffentlicht, und zwar die erste von Marie Gothein in: John Keafs, Leben und 7verke, II, s. 8 11 (Halle a. S., M. Nie- meyer, 1897), mit einer Übertragung des ganzen Endymion; die andere in: Englische dichter. Übersetzungen nach Shelley, Moore, Keats, Siüiftlmrne und anderen, von Gisberte F r eilig rat h (Halle a. S., Otto Hendel, ohne Jahreszahl, s. 78 81). Eine dritte von dem unterzeichneten wird hier hinzugefügt, die wohl in bezug auf alter die prioi-ität haben dürfte , da sie mit ausnahm^ der letzten strophe vor 10 jähren entstand, als derselbe eine deutsche Version des Endyniion zu veröffentlichen beabsichtigte. Eine Zu- sammenstellung und vergleichung dieser drei deutschen texte, gemeinsam mit dem englischen original, schien nicht uninteressant, da demjenigen, der sich damit beschäftigt hat, nicht unbekannt ist , dass von englischen dichtem erfahrungsgcmäss Keats neben Shelley für die deutsche Übertragung die grössten Schwierigkeiten bietet, viel grössere als beispielsweise bei der leidenschaftlichen rhetorik Byron's zu überwinden sind. Der grund liegt in der bilderreichen , farbenprächtigen spräche des dichters , der mit einer fülle von adjektivisclien l)ezeichnungen und selbstgebildeten epithetis arbeitet, die er, ein- oder zweisilbig, leicht dem vers

R. Ackermann, Keat^;' hvmne an Pan

457

einfügt , ohne demselben zwang anzuthun , während dies dem Deutschen mit dem anhängsei der vor- und endsilben beim nomen unendlich erschwert ist. Ein zweiter punkt für die berechtigung einer solchen Zusammenstellung ergibt sich daraus von selbst, nämlich eine praktische demonstration mit bezug auf die forde- rungen , die man an eine gute Übertragung eines ausländischen dicViters stellen darf, und die von verschiedenen verschiedentlich formuliert worden sind : der kenner ersieht aus dem vergleiche mit leichtigkeit , wieviel oder wie wenig diese modernen Über- setzungen von dem kolorit und der eigenart dem deutschen Publikum bieten.

Die Pan-hymne in Endymion ist zwar für die Übersetzung eines der schwierigsten gedichte von Keats , zugleich aber auch eine seiner hervorragendsten poetischen Schöpfungen, die »schon von den Zeitgenossen als das vollendetste stück des gedichtes (Endymion) gepriesen wurde.« ^) Keats hat sich darin geschickt in den ideenkreis des griechischen mythus versenkt und doch in harmonischer weise zugleich das gefühl der modernen romantik in jenen hineingetragen. Colvin^) erwähnt als Vorbilder des hymnus, die Keats nicht unbekannt blieben, Chapman's hymnus des Homer, das Pansopfer in Brown e's Britannid' s Pastorais, und den hymnus in Ben Jonson's maskenspiel: Pan's Anniversary ; Gothein^), die die Sache näher verfolgt, erkennt als wichtigste einwirkung auf den modernen sänger die hymne Ben Jonson's, wofür sie als beleg aus dem 2. teil des hymnus in Pan's Anni- versary anführt:

„Pan, unser all, in dem wir atmen, leben.

In dem wir sind, der unsre lämmer weidet.

Die lierden segnet und der uns gegeben

Das schöne, wanne vliess, das uns bekleidet.

Der von uns frost und hitze hält,

Dass unsre herden krankheit nicht befallt.

Zum Wohnsitz uns bereitet quellen.

Die schafe nährt, dass ihre euter schw-ellen.

Doch zürnt er uns mit seinem hass.

Welkt hirt und herde und das gras

O strebt, o strebt ihm zu gefallen und verehrt.

Was rechtens ihm gebührt und unser recht vei'mehrt "

^) M. Gotheir., Keats, Leben u. werke, I 137- 2) Colvin, Keats (Engl. Man of Letters) 98. ') Gothein I 120.

/i c8 Miscellen

In welch eigenartiger weise der moderne einzelne dieser gedanken des Elisabethaners verarbeitet hat , lehrt der vergleich mit den folgenden Übersetzungen. Wir geben diese zunächst mit dem original, wobei wir naturgemäss , dem objektiven leser dies überlassend , jeder kritik über den poetischen wert oder unwert der einzelnen versuche uns enthalten, um nachher bei der Über- sicht der einzelnen Strophen rein sachliche auslassungen und bemerkungen über details anzufügen; die Übersetzung Gothein's sei bei ihnen mit G, Freiligrath's mit F, Ackermann's mit A be- zeichnet.

Keats, Endymion, Book 1 232 306. 1 O thou, whose mighty palace roof doth hang

Froiii jagged tiunks, and overshadoweth Eternal whispers, glooms, the biith, life, death Of unseen flowers in heavy peacefulness; 5 Who lovest to see the haniadryads dress

Their ruffled locks where meeting hazels darken ; And through whole solemn liours dost sit, and hearken The dreary melody of bedded reeds In desolate places, where dank moisture breeds 10 The pipy liemlock to stränge overgrowth,

ßethinking thee, how nielancholy loth Thou wast to lose fair Syrinx do thou now, By thy love's niilky brow ! By all the trenibling niazes tb.at she ran, 15 Hear us, great Pan !

Ü thou, for whose soul-soothing quiet. turties

Passion their voices cooingly 'niong inyrtles,

What tiine thou wanderest at eventide

Through sunny nieadows, that outskirt the side 20 Of thine enmossed reahus: C) thou, to whoui

Broad-leaved fig-tixes even now foredooni

Their ri|)en'd fruitage; yellow-girted bees

Their golden honeycombs; our village leas

Their fairest blossoni'd beans and poppied corn ; The chuckling linnet its five you'ng unborn,

To sing for thee; low creeping strawberries

Their sumnier coolness; pent up hutlerflies

Their freckled wings ; yea, the fresh budding year

All its conipletions be quickly near, 30 By every wind that nods the niountain pine,

O forester divine !

Thou, to whoni every fawu and satyr flies For willing Service; whether to surprise

R. Ackermann, Keats' hymne an Pan 459

The squatted hare while in half sleeping fits; 3=) Or upward ragged precipices flits

To save poor lambkins from the eagle's niaw;

Or by niysterious enticement draw

Bewilder'd shepherds to their path again ;

Or to tread breathless round the frothy niain, 40 And gather up all fancifulest shells

For thee to tunible into Naiads' cells,

And, being hidden, laugh at their out-peeping ;

Or to delight thee with fantastic leaping,

The while they pelt each other on the crown 45 With silvery oak-apple.s, and fir-cones brown

By all the echoes that abnut thee ring,

Hear us, O satyr king !

O Hearkener to the loud-clapping shear.s,

While ever and anon to bis shorn peers ,öü A ram goes bleating: Winder of the hörn,

When snouted vvild-boars routing tender com

Anger our buntsinan ; Breather round our farms,

To keep off mildews, and all weather harms :

Strange ministrant of undescribed sound.s, 55 That come a-swooning'over hollow grounds,

And wither drearily on barren moors :

Dread opener of the mysterious doors

Leading to universal knowledge see,

Great son of Dryope, 60 The niany that are come to pay their vows

With leaves about their l)rows!

Be still the unimaginable lodge

For solitary thinkings; such as dodge

Conception to the very bourne of heaven, 65 Then leave the naked brain ; be still the leaven,

That spreading in this dull and clodded earth,

(iives it a touch ethereal a new birth;

Be still a symbol of immensity ;

A firmament reflected in a sea ; 70 An element filling the space between -,

An unknowii but no more : \ve hunibly screen

With uplift hands our foreheads, lowly bending,

And giving out a shout niost heaven-rending,

Conjure thee to receive our humble Paean, 7,ö Upon thy Mount Lycean !

Keats, Endymion 1 232 306. (Übersetzt von Marie Gothein). 1 Du, dem des mächtigen palastes dach

Von zackigen sbämmen hängt, in dessen schatten

460

Miscellen

Es ewig flüstert, und auf dunklen matten In tiefem frieden blumen blühn vergelm, 5 Du, der es liebt, der Diyas zuzusehn.

Wenn sie die locken flicht, wo haseln rauschen, Und stundenlang zu sitzen und zu lausclien Des Schilfes schläfrig düstern melodien, Wo um die öde feuchte nebel ziehn,

10 So dass der Schierling üppig aufgeschossen Gedenk der klagen, die voll Schwermut flössen Um deiner Syrinx schmerzenden veilust; Bei deiner liebsten weisser brüst. Bei der bestürzung, den sie einst empfaim,

1 ö Hör uns, o Pan !

O du. in dessen balsamiiihe tauben Sich schnäbelnd girren unter luyrtenlauben. Wenn du zur abendzeit dir willst erkiesen Ais wanderziel die sonnigen weiten wiesen,

20 Die grenze deines reiches: du, fiir den Breitblättrig feigenbäume ausersehn Die frucht im reifen, dem die gelbe biene Den gold'nen honig, unser feld, das grüne. Die schönsten bohnen, mohn und körn eikoren.

25 Der hänfling schon, noch ehe sie geboren.

Die jungen, dir zu zwitschern ; beeren bringen Dir ihren kühlen wohlschmack, duftge schwingen. Verpuppte Schmetterlinge, was noch neu. Weiht dir das junge jähr ü komm herbei

30 Mit jedem wind, der durch die Hebten braust, Gott, der im walde haust ! '

Du, zu dem Faun und Satyr willig fliegen. Zum dienst bereit, gilts im versteck zu liegen Und armen hasen schrecken einzujagen,

35 Gilt es zum .steilen abgrund sich zu wagen. Um adlersklauen Lämmer abzuzwingen, Gilts mit geheimnisvolleiu zauber bringen Verirrte hirten nach dem rechten pfade, Gilts leis zu schreiten an des meers gestade.

40 Seltsame mtischeln sammeln, und zum spotte Damit zu zielen zur Najadengrotte, Hell aufzulachen, wenn heraus sie blicken, Gilts mit phantastschen sjjrüngen dich entzücken, Wenn täppisch sie im spiele vorwärts stapfen,

45 Mit eichein werfen und mit tannenzapfen Bei jedem echo, das du wecken wirst. Hör uns, o Satyrfürst !

O du, der gerne lauscht der schere klängen, AN'enn zur geschornt-n herde l)iökend drängen

R. Ackermann, Keats' hymne an Pan 461

50 Unruhige widder; bläser auf dem hörn.

Wenn wild der eher wühlt im zarten körn

Zum trotz den Jägern, vmsrer felder retter.

Der sie vor mehltau schützt und bösem wetter,

Urheber du seltsam merkwüidiger stimmen, .50 Die übern hohiweg kommen und verschwimmen

Schwermütig einsam über öden niooren ;

Du Wächter an gehein)nisvolien thoren,

Dort, wo allwissenheit uns winkt als lohn

O sieh, Dryopens grosser söhn, 6u Wie viele flehend sich hier eingefunden.

Die Stirn vom kränz umwunden !

Bleib stets der unergi-üiidlich tiefe hört

Der einsam denkenden, du magst zum tort

Sie auch zum wahren himmelsboin erst leiten, 65 Dann ratslos lassen! Wohl musst du dich breiten

Ein Sauerteig im dumpfen erdenleben

Und ihm zum ätherflug den anstoss geben.

Ein Sinnbild der Unendlichkeit uns sein,

lün firmament im meereswiederschein, 70 P^in Clement, den räum ,um uns zu füllen,

Ein unbekanntes —r ! mehr nicht, wir verhüllen

Die stirne, wenn die band sich zu dir streckt

Und unser ruf des himmels echo weckt.

Wir flehn : Hör' den bescheidenen päan 7,5 Von deinem berg, o Pan !

Hymne an Pan. (Übersetzt von Gisberte F r e i 1 i gr a t h.)

1 O du, dess mächtgen palasts dach hängt nieder

Von zackgen stammen, überschattend düster,

In tiefem frieden ewiges geflüster.

Einsamer blumen blühen und vergehn. ö Ders liebt, im dunklen nussgesträuch zu sehn

Dryaden, glättend wirrer locken fülle.

Der stundenlang du weilst in öder stille.

Den leisen, ernsten melodien zu lauschen.

Die durch des röhrichts sclilanke halnie rauschen. lu An dunklem ort, wo in morästen weit

Des giftgen Schierlings üppge saat gedeiht.

In trauer du, dass dir Syrinx entrückt;

Bei ihrer Schönheit, die dein herz entzückt.

Bei ihrem fliehn vor deiner liebe nahn, 1,=) Hör', grosser Pan !

O du. für dessen ruhe turteltauben

Leis' girrend wiegen sich auf myrtenlauben.

462

Miscelleii

Wenn du durchstreifst im nbcndsonnenscliein Saftiger wiesen hang und grünen rain.

20 Die grenzen deines moosgen reiclis. Dem jetzt Schon üppgei' feigenbauni die zunge letzt, Verheissend reife frucht ; dem honigseim Die biene scliaft't, in gärten sprengt den keim Die bolmenblüte, i<orn und mohnes ghit.

20 Hänfling weiht dir die ungebornc brut,

Dass sie dir sing\ erdbeere frische kühle; Der Schmetterling entrollt in sommers scluvüle Die bunten flügel, ja, das junge jähr Bringt alle seine Schönheit dir nur dar.

30 Bei jedem hauch, der fichte rührt und führe, O waldgott, höre !

Du, dessen wink Satyr und Faun erhaschen. Sei's, kauernd wild im schlaf zu übeiraschen, Sei's, iahen absturz, unwegsame statten

Leicht zu erklimmen, um ein lamm zu retten

Aus adlers krallen, Ofler den in nacht Verirrten sch-ifer durch geheime macht Der lockung auf den richtgen weg zu leiten, Oder zu fahn auf schaumgen strandesweiten

40 Nach muschelwundern, die, versteckt, du streuest In der najaden Zeilen und dich freuest Ob ihres Staunens; oder dich elastisch Mit Sprüngen zu ergötzen gar fantastisch, Sich werfend, und gar lustig ists zu schaun

45 Mit eichein und mit tannenzapfen braun.

Bei all dem \viederhall rings um dich her, O Satyr-könig, hör!

0 horcher, wenn der Schafschur klappern klingt, Und hier und da ein widder blökend s])ringt

,^o Zu den geschornen kameraden; bläser

Des horns, w^enn unsres kornes zarte gväser

1 )er eher stampft; haucher vmi unser gut, Dass meltau fern bleib' und der weiter wut. Du zaubrer unverstandner melodien,

55 Die seufzend über kahle gründe ziehn,

Hinsterl)end in der schweren luft des moors. Du Öffner des geheimnisvollen thors Zu allem wissen. sich, es nahet schon, O grosser nymphensohn,

■60 Die menge, die, dir schwöiend, hebt das haupt.

Von ranken grün umlaubt. Sei stets die höchste, unfassbare stelle Einsamen denkens, welches seine quelle In fernen, blauen himmelsweiten hat,

R. Ackermann, Keats' hymne an Pnn 463

65 Und dann das hirn verlässt. Sei du die saat.

Die. spriessend, dieser stumpfen, dumpfen erde

Geistigen anhauch gibt, ein neues „werde".

Sei stets symbol uns der Unendlichkeit,

Ein firmament. des bild das meer uns beut, 70 Ein Clement, den leeren räum erfüllend,

Ein ungekanntes, doch, das haupt verhüllend

Mit unsren händen und uns tiefer neigend.

Hebt unser schrei sich, in die lüfte steigend :

Hör' unsern lobgesang, hör' unser flehn 75 Auf deines berges höhn !

Hymnus an Pan. (Übersetzt von R. Ackermann.)

1 O du, dess mächtige halle ragt empor

Auf zackigem schaft, und hüllt in schatten ein

Ewig flüsterndes graun, das ganze sein

Geheimer blütenpracht in dumpfer ruh; 5 Der gerne du Dryaden hold sahst zu

Im haselbusch die locken kraus sich winden;

Und lauschest langen sommertag den winden

Und ihrer schlichten \veise klang im röhr

Am stillen ort, da spriesset aus dem moor 10 Des Schierlings röhr zu seltner Üppigkeit,

Und sinnend denkst voll trüber traurigkeit '

Wie du schön Syrinx einst verlorst o gib.

Bei deinem weissen lieb !

Bei den irrgängen all. die sie gethan, 15 Gehör uns, Pan !

O du, für dessen sanfte waldi'ast girrten

Mit lust die turteltauben unter myrten.

So oft du wandertest zur abendzeit

Durch sonnige wiesen, die einschliessen breit 20 Dein moosdurchwachsnes reich: O du, für den

Der feigenbaum breitblättrig ausersehn

Die reife frucht; die goldnen honigwaben

Die biene gelbgeringt; die felder gaben

Die. bohne prachterblüht und körn und mohn ; 25 Der hänfling lockend, dir zu weihn den ton.

Die jungen ; die erdbeere buschgestaltet

Erquickung frisch, der Schmetterling entfaltet

Die bunten schwingen, kurz, der frühling neu

All seine schöpfungspracht o bleib uns treu ,30 Bei jedem wind, der durch bergtannen fährt,

Waldkönig hochgeehrt !

Du. dessen dienste Faun und Satyr lebt Geschäftgen eifers; ob zu fahn er strebt

aCa Miscellen

Das liäschen, das dort kauert schlumiuerscliwer; 35 Ol) er am schroffen abgrund fleugt einher

Ein lämmchen arm aus adlers klaun zu retten,

Zu lösen hirten aus des grauens ketten

Und sie vom dunklen leiten rechten pfad;

Ob er ans schaumige Weltmeer leise trat 40 Und wur.dersame muscheln fischt heraus,

Dass du sie wirfst in der najaden haus

Und wohlversteckt ob ihrem auslug lachst ;

Mit lustigen Sprüngen fröhlichkeit entfachst,

Indess sie sich zuschleudern auf der flucht 45 Die Silbereicheln und der tanne frucht

Bei jedem echo. das um dich her tönt,

Hör uns, den Satyr krönt !

O der du lauschest lauter sclieere ton.

Wenn blökend eilt der widder neu davon 50 Zu der geschornen schar; du der stösst ins hörn.

Wenn rauhe eber wüten in dem körn

Zum trotz dem waidmann; der um hütten wacht.

Vor mehltau uns und wetter nimmt in acht:

Unfassbar klingt dein lied und wundersam, 55 Wenn e? durch hohle gründe sterbend kam

Und trüb erlosch am einsam öden moor:

Der würdig aufthut das geheime thoi'.

Das zu des Wissens tiefen führt, o seh,

Sprössling der Dryope, 60 Die scharen, die gelübde bringen dai-

Mit kränzen in dem haar! _ ,

Bleib du der uaerfassbar stille ort

Für einsame gedanken, die da fort

Hoch zu des hin)mels höhn die sinnen reissen, 65 Bis denkensmüd das hirn ; sei du geheissen

Der Sauerteig, der dumpfem irdschen streben

Ätherischen hauch verleiht ein neues leben;

O bleib ein Sinnbild der Unendlichkeit;

Ein firmament, im meer sich spiegelnd weit, 70 Ein Clement, das meer und himmel füllt.

Noch unerforscht doch halt: die stirn verhüllt,

Beugen wir tief uns mit erhobnen bänden

Und wollen unsren ruf gen himmel senden :

Erhöre gnädig unsres Päans flehn 75 Auf deinen lykischen höhn !

Strophe I. G: nicht übertragen sind die epitheta v. 4 unseen, 6 ruffled, 7 soiemn, 10 pipy, 15 great; lO stränge ist mit »üppig« gegeben; unverständlich erscheint 14: »Bei der bestürzung, den

R. Ackermann, Keats' hynine an Pan _j_6c

sie einst empfahn.« F: nicht übersetzt 7 sohmn, 9 dank, das mit dem flickvvort »weit« gegeben ist, 12 fair; \Q pipv ist mit •>giftig« gegeben, stränge mit »üppig«. A: nicht übersetzt 6 meeüng, 8 bedded, 15 great.

Strophe IL G: nicht übersetzt 20 enviosscd , 24 idossomed, 25 chuckling, five, 26 low creeping straw-{berries), 30 nioii/itai/i ; 22 yellow-girted ist mit »gelb« gegeben, 28 freckled mit »duftig«. F: it soui-soothing, 22 yellow-girted, 2 ■i, golden, 2 /\ fair est, 2 "^ chuck- ling, five, 26 hnv creeping, 27 pcni up fehlen. A hat 25 five, unborn, 2"] pe/it up nicht übersetzt, ib soiil-sootliing nur mit »sanft« gegeben.

Strophe III. G: es ist unübersetzt 34 /'// lialf sleepi?ig [its, 36 poor, 39 frothy, 42 hidden, 45 silvery und brown; 34 squatted ist durch »arm« ersetzt. F: ^/\.half, T^b poor, 45 i'/Zr/^^ry fehlen; 43 ist das reim-flickwort »elastisch« dazu gekommen. 45 »sich werfend etc.« ist unverständlich und hängt ohne Satzverbindung in der luft, da the ivhile oder eine deutsche konjunktion fehlt. A; 37 sehr frei übersetzt, 38 bSwildered nicht übertragen, ebenso 45 broicn ; 44 on the cro^on ungenau.

Strophe IV. Bei G fehlen 4g ever and anon , 51 snotited; in 59 ist der vers verlängert. F hat 51 snotited und wild nicht übersetzt. Bei A fehlen 51 tender^ 52 our, 59 great; 49 ever and anon ist durch »neu« gegeben.

Strophe V. G: unübersetzt 72 lowly bending, 75 Lycean, 71 humbly. F hat 63 64 sehr frei gegeben, so dass dodge nicht ausgedrückt ist; 70 fehlt between. A 69 »weit« ist flick- wort für den reim.

Wenn wir im anschluss an das vorhergehende unsere forde- rungen kurz formulieren wollen, die wir an eine getreue Über- setzung stellen, so ist die erste derselben allerdings ein gutes, lesbares Deutsch, aber nicht auf kosten der genauigkeit und der eigenart eines autors. In den vorstehenden Übertragungen findet man , d^ss vielfach gerade epitheta weggelassen wurden , deren kolorit einen wesentlichen reiz der Schilderung bei Keats aus- macht , und deren fehlen der Übersetzung ein manko verleiht, mag sie auch noch so fliessend und poetisch sich lesen. Es soll u. E. der deutschen grammatik kein zwang angethan werden, aber doch die ideen und die wiedergäbe derselben in der periode der fremdsprache möglichst vollständig aufgenommen werden,

J. Hoops. KuKliscbp Studien. 28. 3 30

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Miscellen

selbst wenn die diktion etwas schwerfällig wird oder seltsam an- mutet. Dass der wichtigste punkt eine gewisse poetische fähig- keit des übertragenden ist , die ihn in das wesen und dichten seines autors eindringen und seine poesien ein zweites mal nach- schaffen lässt, ist ein längst anerkanntes gesetz.

Bamberg, Juli 1898. Richard Ackermann.

DER NEUNTE NEUPHILOLOGENTAG ZU LEIPZIG VOM 4. BIS 7. JUNI 1900.

Der 9. allgemeine deutsche neuphilologentag, der vom 4, bis 7. Juni d. j. in Leipzig stattfand, wurde von der neuphilologischen lehrerschaft mit besonderem interesse erwartet. Hatte doch der Wiener neuphilologentag 1898 die grosse frage der reform des neusprachlichen Unterrichts in den oberen klassen der realanstalten, wie sie von den Wendt'schen thesen vertreten wurde, seinem nachfolger als ungelöste aufgäbe vererbt, während zugleich die Veränderungen , die sich auf dem gebiete des höheren Schul- wesens in Preussen gerade gegenwärtig anbahnen, den Verhand- lungen ein besonderes interesse und eine erhöhte wiclitigkcit gaben. So ging denn in der that ein frischer geist fröhlicher Zuversicht durch die Versammlung der neuphilologen , die von allen gauen des reiches und aus Deutsch-Österreich nach Leipzig gekommen waren. Die Versammlung zählte 206 teilnehmer, unter ihnen von Universitätslehrern neben dem i. Vorsitzenden geh. hofrat prof. dr. R. Wülker die professoren Stengel - Greifswald , Vietor- IMarburg, Suchier und Wagner-Halle, Birch-Hirschfeld und Sievers- Leipzig, Meyer-Lübke und privatdozent dr. Friedwagner-Wien.

Von den Veranstaltungen, die der verein für neuere philo- logie zum besten der kollegen getroffen hatte, ist in erster linie die neuphilologische ausstell ung zu nennen. Hatte Ham- burg seinen besuchern eine englische realienausstellung geboten, so legten die Veranstalter der Leipziger ausstellung, an deren spitze prof. R. Wülker und prof. IMartin Hartmann standen , den hauptnachdruck auf die französische seite. Die ausstellung bot neben werken über alle gebiete des französischen lebens besonders eine äusserst mannigfaltige Sammlung von den an den öffentlichen schulen Frankreichs angewandten lehrmittelni sowie von der reichen

Ph. Aronstein, Der neunte neuphilologentag zu Leipzig aGj

und gediegenen französischen pädagogischen litteratur. Die übrigen teile der ausstellung umfassten eine ausstellung von Shakespeare- bildern, eine Byron-ausstellung, die leider wegen des plötz- lichen hinscheidens des bedeutendsten Byron-kenners in Deutsch- land, prof. Eug. Kölbiug, etwas mager ausgefallen war, und eine Dickens-ausstellung, die von prof. Wülker herrührte und in 158 werken reichhaltiges material über England und London des 19. jahrh. , über Dickens und seine werke uinfasste. Als dritter teil schloss sich hieran eine mehr buchhändlerische deutsche ausstellung von schriftstellerausgaben und lehrbüchern. Der von prof. Edm. Wilkes hergestellte katalog der ausstellung , welcher 151 SS. text umfasst, bildet eine für die fachgenossen äusserst wertvolle bibliographie. Es wird beabsichtigt , die werke der französischen und deutschen abteilung zum kern einer in Leipzig zu begründenden neuphilologischen zentralbibliothek zu machen, die allen Verbandsmitgliedern zugänglich sein soll , ein gedanke, dem der magistrat der Stadt Leipzig sehr sympathisch gegen- übersteht.

Von den übrigen schritten, die der verbandstag bot, ist noch zu erwähnen eine »Chronik des Vereins für neuere Philologie zu Leipzig 1888 1900<^ von prof. Martin Hartmann, die ein erfreuliches bild von dem regen geistigen leben innerhalb des Vereins bietet. Ausserdem sendet unser landsmann prof. Karl Breul-Cambridge , der augenblicklich der erste interpret deutscher spräche , litteratur und kultur in England ist , eine broschüre mit dem titel : Betrachtungen und vorschlage betreffend die gründung eines reichsinstituts für lehrer des Englischen in London.

Doch kommen wir zum neuphilologentag selbst. Am mon- tag den 4. Juni um 4 uhr nachmittags fand zum ersten male in der geschichte des neuphilologisclien Verbandes eine Ver- sammlung der delegirten der neuphilologischen vereine statt, die über geschäftliche angelegenheiten beriet. Die tagesordnung wurde im allgemeinen nach den vorschlagen des Vorstandes festgesetzt und im satzungsentwurf des Verbandes angenommen. Breslau wurde für die 10. hauptversammlung in aussieht genommen. Am abend vereinigten sich dann die anwesenden teilnehmer im Hotel de Pologne zu einer geselligen Zusammenkunft, wo sie von prof. Wülker begrüsst wurden. Da prof. Schipper-Wien am erscheinen

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Miscelleii

verhindert war, wurde an seiner stelle prof. dr. Sachs-Branden- burg gewählt.

Am dienstag den 5. Juni, vormittags g uhr eröffnete prof. Wülker den g. allgemeinen neuphilologentag. Er begrüsste die ehrengäste, die Vertreter der staatlichen und städtischen behörde^ den abgesandten des französ. Unterrichtsministeriums prof. dr. Schweitzer, den Vertreter der Londoner Modern Language Asso- ciation 'SIt. Eve , ferner die abgesandten der österreichischen, italienischen und russischen regierung, die delegierten der vereine und die anwesenden Verbandsmitglieder. Er gab ein bild von dem Programm der tagung und skizzierte kurz die entwicklung des Verbandes, dessen mitgliederzahl in 2 jähren von 720 auf 1350 gestiegen sei, während die zahl der vereine seit 1886 von 4 auf 20 gewachsen wäre. Er stellte als erstrebenswertes ziel eine nähere Verbindung zwischen hochschullehrern und praktischen lehrern auf und verwies dann noch besonders auf die ausstellung.

Dann folgten die begrüssungen der behördlichen Vertreter. Zunächst nahm Se. Excellenz von Seydewitz, der sächsische kultusminister, das wort. Der minister erklärte, dass die sächsische regierung mit lebhaftestem interesse den Verhandlungen folge. Sie trete zwar für die beibehaltung der klassischen bildung ein, sei aber auch eine freundin der pflege der neueren sprachen. Den reformmethoden vor allem müsse freie bahn ge- lassen werden. Auch sei die sächsische reg;erung für die be- willigung von urlaub und reisestipendien an neui)hilologische lehrer.

Se. Magnificenz der rektor dr. Kirchner begrüsste den verband im namen der Universität, in deren räumen er tage und der Oberbürgermeister dr. Tröndlin im namen der Stadt Leipzig. Prof. dr. Schweitzer überbrachte die grüsse des französischen ministeriums , Mr. Eve die der Modern Language Association , die , wie er sagte , gleichsam eine tochter des Ver- bandes sei, prof. dr. John Koch sprach als Vertreter der Berliner gesellschaft für deutsche philologie. Dann gedachte der Vor- sitzende der toten der vergangenen zwei jähre, in erster linie prof. dr. Kölbing's , dessen Verdienste um die neuere philoloyie kurz gewürdigt wurden, ferner prof. dr. Immanuel Schmidts, des hochverdienten Shakespeare-forschers und englischen grammatikers und le.xikographen, sowie der übrigen verstorbenen verbandsmit-

Ph. Aronstein, Der neunte neuphüologentag zu Leipzig 469

g:lieder. Die Versammlung ehrte ihr andenken durch erheben von den platzen.

Darauf hielt prof. dr. Meyer-Lübke aus Wien seinen ver- trag" über das thema : J'iwi Ursprünge der romanischen sprachen. Der vortragende warf die frage auf, woher die Verschiedenheit der romanischen sprachen stamme. Die romanischen Völker sind nicht gewandert. Auch ist das Lateinische im wesentlichen in derselben form zu ilmen gekommen, wenn allerdings auch zwischen der romanisierung einzelner gegenden des Römerreiches, z. b. der iberischen halbinsel und Daciens , ein langer Zeitraum liegt , so- dass diesen ein verschiedenes Lateinisch gebracht worden ist. Doch legt der vortragende diesem umstände nur eine neben- sächliche bedeutung bei. Auch die annähme, dass das Lateinische von den verschiedenen Völkern anders gesprochen sei, sodass seine mischung mit dem Gallischen eine andere spräche ergeben habe, als etwa mit dem Venetischen, genüge zur erklärung der Sprachverschiedenheit nicht und sei wissenschaftlich nicht beweis- bar. Welches sind also die gründe der sprach Veränderung, und welches sind die bedingungen, unter denen die keime der sprach- lichen Veränderung zur entwicklung kommen ? Man führt das bequemlichkeitsprinzip an, aber dieses ist nach ansieht des vor- tragenden auch nur eine ebenso bequeme als unbeweisbare hypo- these. Ebenso stehe es mit dem verschiedenen Sprechtempo. Der vortragende nimmt als hauptgrund der sprachlichen differen- zierung die frage nach den ersten gründen lässt er unent- schieden — vielmehr die Verkehrsentwicklung an, die mit der politischen eng zusammenhänge. So sei es z. b. zu er- klären, dass im Sardinischen u-nd Korsischen die regel, nach der kurze vokale offen , lange geschlossen gesprochen werden , nach der ferner / und e zusammenfallen (^pirus und seta = poire und soie), nicht gelte. Diese entwicklung sei erst im 6. jahrh. erfolgt, und vorher waren schon diese beiden inseln von dem vandalen- könige Geiserich zu seinem reiche geschlagen worden , sodass der verkehr mit Italien abgeschnitten , und die entwicklung eine andere wurde. Aus politischen Ursachen erkläre sich auch die thatsache , dass die pyrenäenhalbinsel viel weniger tiefgehende dialektspaltungen zeige , als auf viel geringerem flächenraume Italien. Der grund liege in der eroberung Spaniens durch die Araber. Hierdurch sei das romanische element teils ganz ver- drängt, teils in der entwicklung aufgehalten worden. Ähnliches

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Mi^cellen

zeige sich in Frankreich. Hier haben wir drei hauptgebiete : das Nordfranzösische, dasProvenzalische und dasFrankoprovenzalische, welches letztere die französische Schweiz, Lyon, das Delphinat und Savoyen umfasst und zwischen den beiden anderen steht. Auch dies stimmt mit der geschichte , denn das gebiet dieser dritten mundart entspricht dem alten königreich Burgiind , das sich im IX. jahrh. unter Boso von Frankreich loslöste. Ähnliches weist der vortragende in Italien nach , wo eine genaue grenze zwischen Lombardisch und Venetianisch bestehe , die mit der früheren politischen grenze zusammenfalle. Politisches und rassen- gefühl , so schliesst der vortragende seine interessanten ausfüh- rungtin , bewirkten vor allem die entwicklung der romanischen sprachen. So ist die Sprachwissenschaft eine kulturwissenschaft in des Wortes vornehmstem sinne.

Hierauf begründete pro f. Vietor seine Neuphilologischeu wünsche für Universität und schule. Dieselben bezogen sich zu- nächst auf die bessere Vertretung der englischen philologie an den Universitäten. Prof. V. führte aus, dass an den 26 deutschen Universitäten nur 1 1 Ordinariate für englische philologie beständen neben 15 extraordinariaten (in Preussen 5 gegen 5), und dass die letzteren besonders an den kleinen Universitäten sehr unzu- reichend besoldet seien. Daher fehle es auch an nachwuchs von privatdozenten. Ferner seien reisestipendien für professoren der neueren sprachen erforderlich, für die bis jetzt der redner führte einen fall aus seiner eigenen erfahrung an keine fonds verfügbar seien. Auch lektoren müssten in genügender anzahl angestellt und ausreichend besoldet werden. Die Versammlung nahm die auf diese punkte bezüglichen thesen einstimmig an.

Eine lebhafte diskussion knüpfte sich an die übrigen punkte^ welche die freiheit der methode im neusprachlichen Unterricht und das berechtigungsvvesen betrafen. Besonderen widersprucli erregte die, forder.ung , dass auch den abiturienten der oberrealschulen die berechtigimg zum Studium der neueren philologie zuerkannt werden solle. Prof. Vietor setzte auseinander, dass er nicht etwa das Lateinische für den neuphilologen für entbehrlich halte; er wünsche sogar sprach- vergleichende Studien und kenntnis des Sanskrit. Aber die trage der gleichberechtigung aller höheren scliulen mit neunjährigem kursus sei pädagogiscli , kulturell und sozial von der grössten bedeutung. Die h()here schule solle keine Vorschule für irgend

Ph. Aronstein, Der neunte neuphilologentng zu Leipzig 471

einen beruf sein , sondern im allgemeinen bildung des geistes und Charakters befördern. Der oberrealschüler könne ebensowohl das Lateinische nachholen, wie der gymnasiast das Englische.

Gegen diese ausführungen wandten sich mit entschiedenheit die Universitätsprofessoren Suchier , Meyer-Lübke, Wagner und Sievers, sowie prof. Hornemann-Hannover, während prof. Stengel mit temperamentvoller wärme für die freie entwicklung und die gleichberechtigung der schulen eintrat. Die Versammlung schloss sich mit 95 gegen 55 stimmen den vorschlagen des antragstellers an. Die fassung, in der diese aus der diskussion hervorgingen, ist die folgende :

Die IX. hauptversammlung des Verbandes der deutschen neuphilologischen lehrerschaft nimmt die folgenden sätze an und ersucht den derzeitig^en vorstand, sie den Unterrichtsverwaltungen in Deutschland und Deutsch-Österreich zu geneigter beaclitung zu empfehlen :

Satz I. Es ist zu wünschen, dass an allen Universitäten deutscher zunge, wo dies noch nicht der fall ist,

a. die englische philologie mit einem etatsmässig hesoldeten Ordinariate

bedacht werde ; h. den wissenschaftlichen Vertretern der neueren ])liilologie duich reise- stipendien der oft zu wiederholende aufenthalt im Auslande eiieichtert werde ; c. je ein geborener Franzose oder Englander als praktischer sprachlehier

(iektor) angestellt und auskömmlich besoldet werde. Satz II. Es ist zu wünschen, dass an allen höhei'cn schulen, wo dies noch nicht der fall ist, und die entsprechenden Verhältnisse vorliegen,

a. die im neusprachlichen unterrichte etwa schon gewahrte freiheit der methode auch bei der behördlichen kontrole anerkannt, z. b. der eifolg dei" „neuen" oder der „vermittelnden" methode nicht nur nach dem massstabe der „alten" beurteilt werde, sondern auch gelegenheit gegeben werde, die l)esonderen leistungen zur anschauung zu bringen;

b. in der abschluss- und der reifeprüfung statt der Übersetzung auch eine freie arbeit, bezw. nachbildung, im Französischen und Englischen ge- stattet , wenigstens aber bei der Übersetzung in das Deutsche auch das fremdsprachliche diktat als leistung in anschlag gebracht werde.

Satz lll. Es ist zu wünschen , dass in Staaten mit oberrealschulen wie den abiturienlen dei- gymnasien und der realgyninasien, so auch denen der ober- realschulen flie beiechtigung zum Studium der neueien philologie zuerkannt werde.

Darauf machte prof. Stengel eine mitteilung betreffend eine auft'orderung der »Gesellschaft für deutsche erziehungs- und schul- geschichte« zur herausgäbe einer französischen grammatik der älteren zeit, die er den mitgliedern zur berücksichtigung empfahl.

An 2 Miscellen

/

Ferner wurde nach einer lebliaften debatte folgender antrag prof.

Stengel's angenommen :

„Gegen die Verleihung von neupliilologischen reisestipendien an neiiphilo- logisch nicht vorgebildete lehier legt der verband der deutschen neuphilologischen lehrerschaft Verwahrung ein."

Am Schlüsse der sitzung sprach privatdozent dr. Friedwagner- Wien über Frtm von Sta'cP s. anieil an der rojnantiscJien be^vegiing in Frankreich. Frau von Stacl, so setzte der vortragende auseinander, stand zunächst unter dem einflusse J. J. Rousseau's, der sich in ihren jugendwerken und noch in Delphine und Corinne wieder- spiegelt. Sie war aber auch eine Verehrerin Voltaire's und be- wunderte die litteralur des i8. und 1 7. Jahrhunderts. Überhaupt ist sie in vielen punkten in den ansichten des 18. Jahrhunderts befangen. Sie ist im ganzen im gegensatze zu Chateaubriand eine unkünstlerische und unpoetische natur. Besonders verbreitete sich der vortragende über ihr werk über Deutschland. Dieses sei gleichsam ein salon, in dem die deutschen dichter zu worte kämen. Doch sei ihre kenntnis des Deutschen äusserst ober- flächlich , und für die deutsche philosophie habe sie gar kein Verständnis gehabt. Die bedeutung der frau von Stael für die Verbreitung deutscher ideen in Frankreich werde vielfach über- schätzt. Doch will der redner die berechtigung ihres ruhmes deswegen nicht anzweifeln.

Hiermit schloss der erste sitzungstag. Die teilnehmer ver- sammelten sich zu einem festmahle im grossen 'saale des bucli- händlerhauses , wo man bis zum beginn der festvorstellung im neuen theater zusammen blieb.

Die zweite von herrn prof. Stengel geleitete sitzung (6. Juni) war ganz der beratung der Wen dt' sehen thesen gewidmet. Zunächst ergriff prof. Wendt das wort zu einem kurzen referat. Er betonte, dass es sich bei seinen thesen nicht um die neueren sprachen in den gelehrtenschulen handele , auch nicht um die mittleren und unteren klassen , sondern bloss um die oberen klassen der realanstalten. Dann ging er auf die besprech- ungen der thesen in den fachzeitschriften ein. Die thesen seien besonders auch unter dem gesichtspunkte der fortbildung und Selbstkontrolle der lehrer zu betrachten. Wenn die Universitäten gegen die aufifassung der reformer protestierten , so hätten sich eben die Universitäten zu ändern , vom nominalismus zum realis- mus zu bekehren. Nicht bloss tUe Sprache solle wissenschaftliches

PI.. Aronstein, Der iieiinlf iieiipliiloiogentag zu I^eipzig 47 3

Objekt sein; sie sei vielmehr nur das mittel, um in die erkenntnis des fremden Volkstums einzudringen. Ferner wies redner den Vorwurf zurück, dass die grammatik als Stiefkind behandelt und vernachlässigt wercie. Die leistungen in der grammatik seien auch bei der reformmethode vollständig gleichwertig. Und wenn man endlich einwende, dass die anforderungen der reform ein solches mehr von leistungen mit sich brächten, dass es physiscli kaum zu bewältigen sei, so werde diese erhöhte anstrengung aufgewogen durch die freudigkeit der stärkeren berührung mit der Jugend. Eine allgemeine diskussion über die thesen wurde abgelehnt. Man trat sogleich in die einzeldiskussion ein, die eine sehr ein- gehende und lebhafte war und den vormittag wie den nachmittag in anspruch nahm. Besonders in der frage des übcrsetzens so- wohl in die muttersprache als aus derselben schieden sich die geister. Prof. Schweitzer, der hauptvertreter der reformrichtung in Frankreich, fasste sein urteil über die Übersetzungsmethode in die Worte zusammeii : »le theme c'est rennemi<' , während prof. Victor auf seinen schon vor i8 jähren ausgesprochenen grund- satz hinwies : »Das übersetzen ist eine kunst, die die schule nichts angeht«. Auf der andern seite wurde vielfach die Übersetzung als unentbehrlich bezeiclniet. Am Schlüsse der debatte , an der die herren Borbein-Hannover, Klinghardt-Rendsburg, Schmeding- Duisburg, Werr - München, Kapphengst - Elberfeld, Haack-Köln, Wächter-Magdeburg , Walter-Frankfurt a. M. , QuieVil und Krum- macher-Kassel, Reichel-Breslau, Franke-Leipzig, Wilkens-Bremen, Banner-Frankfurt a. M. u. a. teilnahmen, wurden die Wendt'schen thesen z. t. einstimmig , z. t. mit mehrheit in folgender gestalt angenommen :

In erwägung, d.-^.ss die beherrscluing der fremden spräche dn.s iileale ziel des Unterrichts darstellt, und dass die fremde spräche das naturgemlisse mittel i.st, um in die erkenntnis des fremden Volkstums einzudringen, ninmit die hau|:)t- versammJung die Wendt'schen thesen in folgender fassung an:

1) Die Unterrichtssprache ist fi'anzösisch oder englisch. Besonders schwierige stellen können deutsch inteipretiert werden.

2) Das übersetzen in die muttersprache beschränkt sich auf die fälle, wo formelle Schwierigkeiten dazu zwingen.

3) Das übersetzen in die fremdsprache ist nur gelegentlich zu üben.

4) Die grammatik wird übersichtlich zusammengefasst und in einzelnen kapiteln auch durch vergleich mit den erscheinungen anderer sprachen vertieft. Im übrigen wird im anschluss an die lektüre die stilistisch- idiomatische Seite der fremden spräche betont, für Synonymik und etymologie das Verständnis geweckt.

474

Miscflki

ö) Die klassenlektCire im inittelpunkte des Unterrichts stehend be- rücksichtigt vorwiegend die moderne prosn. Die auswahl ist nach folgenden gesichtspunkten zu ticffcn :

a) Die klassenlektCire soll nicht nur litterarisch -ästhetischen zwecken dienen, sondirn auch in die keniitnis des fremden Volkstums, seiner staatlichen, gesellschaftlichen und wirtschaftliciien Verhältnisse ein- fuhren. — In jeder klasse ist ein hauptwerk aus der schönen litte- latur zu lesen, ausserdem

für obersekunda: die feste einprägung der wichtigsten momente der , geschichte des laiides, der topographie der hauptstadt, so weit dies nicht schon frührr erfolgt ist;

füi' prima : die einfiihiung in die für die gegenwärtigen zustände entscheidenden periorien der geschichte; besinechung Ijedeutsamer tagesereignisse.

b) Das technologisch - naturwissenschaftliche ist in bescheidenem um- fange zu lierücksichtigen.

c) Von dichterischen werken sind solche von hervorragender bedeutung und mit nationaler färbung zu bevorzugen.

Die lektüre ist für jede schule nach einheitlichen gesichtspunkten festzusetzen , wobei auf die einzelnen klassenslufen rücksicht zu nehmen ist. Entsprechend these 1 ist darnach zu streben , dass kommentare zu den betreffenden Schriftstellern in der fremden spräche abgefasst werden und eins))rachige wörtei-bücher benutzt werden. I Resolution: Auf grund der feststellungen des kanonausschusses ist eine genaue sichtung des vorhandenen leklürenmaterials vorzunehmen).

6) Litteraturgeschichte ist soweit zu treilien als die unter 5 a für die klassenlektüre gegebenen gesichtspunkte erfordern.

7) Die privatlektüre kann neben (vorwiegend modernen) littcraturwerken aller art auch wissenschaftliche und technische abhandlungen umfassen.

8) Deklamationen, besonders dramatischer scenen, be'i Schulfeiern, ersch-^inen als ein wesentliches föideiimgsmittel.

9) Jährlich sind 8 lO kürzere beie schriftliche arbeiten anzufertigen, der meiiiz.ihl nach unter klausur; sie ti^agen den chaiakter der nach- erzählung oder nachbildung. Doch können auch geeignete deutsche stotie in der fremden spräche wiedergegeben werden. Ausserdem diktate und gelegentliche musterübersetzungen aus der bemden spräche in die mutters])i-ache.

Während der Verhandlungen teilte prof. Wülker mit , dass ein huldvolles danktelegramm von Sr. majestät dem könig Albert eingetroffen sei, das von den anwesenden begeistert aufgenommen wurde.

Direktor Ulbrich-Berlin brachte die grüsse des preussischen Unterrichtsministeriums und gab zugleich eine erklärung über die von der Versammlung am vorigen tage so energisch gemissbilligte Verleihung von neuj)liil()logischen reisestipendien an altphilologen. Dies sei geschehen, weil mangel an neuphilologen herrsche, und

M. Pflüger, Der neunte neuphilologentag zu Leipzig ^yt

man sonst nur die alternative gehabt habe, elementarlehrern Unter- richt an höheren schulen anzuvertrauen.

Prof. dr. Schweitzer teilte im anschlusse an einen punkt der diskussion mit, dass in Frankreich die Stundenzahl der neuphilologischen lehrer auf 15 festgesetzt sei. Dr. Fried- wagner teilte mit, dass dieselbe in Osterreich 14 17 betrage.

Nach schluss der Verhandlungen fand ein ausflug auf den Scherbeiberg und am abend ein konnners bei Bonorand statt.

Myslowitz, O. S. Ph. Aronstein.

3. sitzungstag (donnerstag, 7. Juni). Eröffnung der Sitzung 9 uhr. Den Vorsitz führte prof. dr. Hartmann. Den herren ober- schulrat von Sallwürk-Karlsruhe , geh. rat Münch , prof. Bcuvier- Genf, und dir. Dörr-Frankfurt a. M. wurden begrüssungstclegramme gesandt.

Prof. dr. John Koch -Lichterfelde sprach sodann über Den gege?iwärtige>i stand der Chaiuerforschung, wobei besonders hervor- gehoben wurde, dass es vor allem von Wichtigkeit sei, alle hand- schriften mit Chaucer'schen werken zu veröffentlichen und ihr gegenseitiges Verhältnis eingehend festzustellen.

Hierauf sprach dr. Banner-Frankfurt a. M. über Die Stellung des Französischen in der schulrefor vi frage. Redner legte dar, wie berechtigt die fordcrung eines gemeinsamen Unterbaues ohne Lateinisch sei ; da gebe das Französische auf der richtigen stufe und als Übergang vom Deutschen zum Latein die grundlage der grammatischen Schulung. Aber auch wenn dieser unterbau nicht gebilligt werde, solle doch bei einigermassen ergiebiger Stunden- zahl in den Unterklassen die reformmethode angewendet werden. Die neue methode verlange eine mehrleistung des lehrers , be- sonders in bezug auf Sprechfertigkeit. Wenn die behörden eine grössere Stundenzahl im Lat. einführen wollen, so sei dagegen zu protestieren, da der formale bildungswert des Französischen nicht geringer ist. Diese spräche hat anspruch auf grössere rücksicht, da sie eine lebende ist. Der moderne betrieb ging allerdings im anfang gleich zu weit , ohne die nötigen garantien für ein sicheres gelingen sich zu schaffen. Solche garantien seien: i) die ausspräche des lehrers; 2) die praktische beherrscliung der spräche; 3) der gründliche betrieb der grammatik mit ihren kategorien, in deren rahmen allein es möglich ist, alle Situationen des lebens auf systematischem wege zu erschöpfen; 4) übersetzen vom Deut-

ATÖ Miscellen

sehen ins Französische (erst am schluss des 2. jahres bei be- deutenderem Wortvorrat und grösserer formsicherheit). Das ein- fache aneinanderreihen von Sätzen ist schädlich; die übersetzung- soll aucli nur als nachprüfung zugelassen sein. Etwas ganz anderes ist das übersetzen vom Französischen in das Deutsche, das doch den zweck hat, das eindringen in den fremden volksgeist zu er- möglichen. Durch eine falsche lehrmethode darf das aber nicht verdorben werden. Alles zwar ist in der Ursprache zu lesen, und selbst die beste Übersetzung atmet nicht den geist des Originals. Durch gelegentliches übersetzen aber ins Deutsche treten auch die stärken und schwächen der muttersprache her- vor, und auch die kenntnis dieser auf alle weise zu vertiefen, ist wertvoll. Ausserdem kann man nur durch übersetzen die fremden geistesschätze auch den breiteren massen unsres volkeS nutzbar machen.

Die Sicherung der beiden zuerst genannten garantien , der guten ausspräche und der Sprechfertigkeit, kann durch ferienkurse und Seminarübungen bewerkstelligt werden. Die ausspräche wird am besten von mund zu munde durch einen erfahrenen pädagogen gelehrt, die Sprechfertigkeit durch häufigen aufenthalt im auslande unterstützt. Der Staat kann aber die neuphilologen besonders fördern durch einrichtung einer Vorlesung über den anfangs- unterriclit in der reformmethode. In dieser hinsiclit sei noch nichts geschehen; es sei jedoch zeit, sich über wert oder unwert dieser methode zu entscheiden. Der meister in der kunst müsste seine erfahrung andern ' vermitteln ; es braucht nicht jeder von neuem in der reformmethode den entdecker zu spielen. Wenn die bedeutung der neuen methode erst richtig erkannt ist, wird wohl auch der Staat dafür zu haben sein. Zur Vollendung der reformmethode sei als Schlussleistung auch die schriftliche freie arbeit zu erstreben, j'rcilich nicht umfangreiche compositions. Redner will aber bei der abschlussprüfung noch an der Über- setzung festhalten , da für freie arbeiten mehr zeit nötig sei , als zur Verfügung stehe. Die geringe Vermehrung der franz. Unter- richtsstunden könne dem Latein entnommen werden. Das ziel des Lat. ist weiter nichts, als das verstehen der Schriften und tue dazu erforderliche grammatische Übung. Das Latein kann also ohne schaden eingeschränkt werden. Hier tritt dann er- gänzend die französische grammatik ein; und Stilübungen vollends

M. Pfluger, Der neunte neuphilologentag zu Leipzig 47 7

haben gegenwärtig im Lateinischen gar keinen wert , wohl aber in einer modernen spräche.

Im realgymnasium kann die grammat. Schulung überhaupt dem Französischen übergeben und in dem dadurch entlasteten Lateinunterricht ausgedehntere lektüre getrieben werden. Die realschulen müssen durch das medium der iieueren sprachen das klassische altertum kennen lernen. Wenn dort" nicht immer das gewünschte erreicht wird, so liegt das einmal am geringwertigeren Schülermaterial, dann aber auch an der unzureichenden Vorbildung der neuphilologen. INIehr lehrer für die modernen fächer auf den Universitäten anzustellen, dazu werden sich die regierungen wohl nicht so bald herbeilassen. Dagegen aber sollte zur abhilfe eine Scheidung zwischen anglicistik und romanistik erstrebt werden, sonst bleiben wir sprachmeister , werden aber nie philologen. Erst wenn das erreicht ist, werden wir dem altphilologen die spitze bieten. Folgendes sind also unsere wünsche:

1 1 Die regierung möge die ausbreitung der reforminetliode unterstützen durch reisestipendien für neuphilologen und durch einiichtung einei- Vorlesung über den anfangsunterricht in der reforminethode.

2) Das Lateinische soll zu gunsten des Französischen entlastet werden.

:-i) Romanische und englische philologie sollen getrennt werden.

Im anschluss an diesen mit beifall aufgenommenen Vortrag verlas prof. Stengel-Greifswald eine in Preussen erlassene ministe- rielle Verordnung betr. reisestipendien für solche, die nicht neu- philologen sind. Prof. Hausknecht-Kiel äusserte hierauf den all- seitig unterstützten wünsch, dass alles, was sich auf Verteilung von reisestipendien bezieht, in den Zeitschriften bekannt gegeben werde. Dass die preuss. regierung altphilologen mit neuphilolo- gischen reisestipendien versah, begründete dir. Gruber-Wilmersdoif tlamit, dass es nur im notfall geschah.

Prof. Müller-Heidelberg ergriff darauf das wort und gab einen bericht über die thätigkeit des kanonausschusses, in dem er selbst für Englisch, dr. Kron-Kiel für Französisch thätig war. Nach eingang der gutachten sei eine liste angefertigt worden. Wenn die zahl der gutachten über eine ausgäbe genügten, einen schluss zu ziehen , so wurde das brauchbare eingetragen. Es gingen über 2000 gutachten über franz. und i 103 über engl, ausgaben ein. Referent stellt, zusammen mit dr. Krön, antrage an die hauptversammlung , die auf Vorschlag von Quiehl-Kassel rn hloc angenommen werden.

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Die zwei Vorsitzenden des kanonausschusses werden darauf ohne debalte wieder.ijewählt.

Um I I uhr erhielt prof. C h. Schweitzer das wort zu seiner Mitteilung über den ende Juli in Paris stattßndeftden inter- nationalen kongress für neusprachlichen Unterricht. Referent gab aufschluss über die anordnung des kongresses, hob hervor, dass er international sein solle, dass 476 mitglieder angemeldet seien, darunter aber bis jetzt nur 20 Deutsche. Redner spricht den wünsch aus, dass der kongress vom Auslande recht zahlreich beschickt werde. Alle länder sollten fühlung miteinander haben, damit die erfahrungen der praxis um so eher gemeingut werden. Die frage des neusprachlichen Unterrichts ist eine internationale und eine soziale, soll daher in vollem umfang zur spräche kommen, wie ,^,^ I 3 des programms zeigen (pädagogik im eng. sinn: buch, anschauung; handelsschulen , klubs etc.). '■^^ gymnasial- und 45 privatlehrer haben sich gemeldet, ferner 70 personen, die dem handel und der Industrie angehören, also nicht in der schule, aber doch im volke stehen. Alle meinungen müssen ver- treten sein. Nichts als missverständnisse seien es, was die »alten<' und die »reformer« trennt. Vom kongress hoffe er einigung.

Für den mit lautem beifall aufgenommenen Vortrag und für die einladung nach Paris dankt prof. Hartmann dem delegierten des französischen Unterrichtsministeriums , indem er gleichzeitig anregung giebt, delegierte nach Paris zu schicken.

Nach '^U stündiger pause wurde um 1 2 uhr die Sitzung wieder aufgenommen. Der kas-enverwalter, oberl. Mättig-Leipzig, beantragt auf grund des berichtes der rechnungsrevisoren die entlastung des kassierers, welche auch erfolgt, und teilt mit, dass der bestand der Verbandskasse ein günstiger ist. Es folgt nun die beratung des ninien satzungsentwurfs des neuphilologischen Vereins , welcher nach längerer , lebhafter debatte angenommen wird. Die neuen- Statuten treten am i. Januar igoi in kraft.

Geheimrat Wülker übernimmt nun den Vorsitz und schlägt als Vorort für die 10. liauptversammlung igo2 Breslau vor, was allseitig angenommen wird. Hierauf werden auch die vorge- schlagenen mitglieder des neuen Vorstandes für 1902 einstimmig gewählt.

Prof. Suchier-Halle erklärt in bezug auf die am 5. 6. igoo angenommene 3. Vietor'sche these, dass durch annähme der- selben beschlossen sei: »das nachexamen in Latein für

L. Fränkel, Klassisclies auf der heutisfen Londoiie

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abiturienten der ob errealschuleii kommt in Wegfall.« Werde dieser wünsch erfüllt , so werde es an der hochschule bald Studenten ohne Latein in der überzahl geben. Das aber müsste bald den ausschluss der neuphilologen von den Universi- täten zur folge haben. Im namen von über 40 verbands- mitgliedern protestiere er, redner, gegen einen solchen beschluss.

Am schluss teilt prof. Sachs-Brandenburg mit , dass prof. Stoffel-Nijmegen an stelle des -j- Immanuel Schmidt als mit- arbeiter am engl. Wörterbuch gewonnen wurde.

Geheimrat Wülker schliesst nun die Versammlung und dankt für die rege teilnähme. Nach einem hoch auf den vorstand des Verbandes gehen die teilnehmer der letzten sitzung ' 'i;2 uhr aus- einander, um abschied zu nehmen von den ehrwürdigen räumen der Alma diäter Lipsiensis und um , als gegengewicht zu der geistigen anstrengung der Verhandlungen, mit einem gemeinsamen ausflug zu schliessen , der vom herrlichsten wetter begünstigt wurde. •' J3 verliess man Leipzig, um Grimma zu besichtigen. In liebenswürdigster weise wurden dort den teilnelimern durch herrn prof. Schmid-Grimma die räume der fürstenschule gezeigt. Nachdem man sich danach im Schützenhaus und auf der herrlich über der Mulde gelegenen Gattersburg erfrischt hatte, wurde die rückfahrt angetreten. Mit der ankunft in Leipzig erreichte der 9. deutsche neuphilologentag , der letzte in diesem Jahrhundert, sein ende.

Reichenbach i. \'., Juni 1900. M. Pflüger.

KLASSISCHES (SHAKESPEARE, MILTON) AUF DER HEUTIGEN LONDONER BÜHNE. Wohl jeder nichtcnglische anglist teilt bei Londons besuch das bedauern jedes kunstsinnigen ausländers , der Englands boden für länger bereist oder bewohnt, dass man wenig, bisweilen monate lang sogar in der hauptstadt keinen Shakespeare, überhaupt nichts klassi- sches vom drama zu sehen bekommt. Diesem mangel scheint nun endlich abgeholfen zu sein. Da die beiden bezüglichen Unternehmungen, wie es beim energischen sinne des Engländers auch in der praxis idealer plane kaum anders zu erwarten steht, nun gesichert sein dürften, mag auch an diesem fleck als von vollendeten thatsachen kenntnis genommen werden. Hamilton Fife war schon anfang sommer 1900 mit der agi- tation für ein »Shakespeare Theatre« in London, dessen ausschliess-

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liehe aufgäbe die aufführung Shakespeare'scher dramen wäre, so weit vorgeschritten , dass er an der berühmten statte von Henry Irving's Wirksamkeit, am »Lyceum« , dafür ein spezial-ensemble zusammen- zustellen begann , um ihm an der Themse ein dauerndes heim zu bereiten. Einen guten ruck weiter freilich ist die Londoner gesell- schaft »Elizabethan Stage<', die darauf ausgeht, ältere gediegene bez. littcrarisch interessante , vor allem aber Shakespeare'sche stücke historisch getreu wiederzugeben. Sie hat jetzt ihren bisherigen ver- suchen eine aufführung von Milton's Samson Agonistes folgen lassen. Vom dramaturgischen Standpunkte wird man diese scenische repro- duktion des genau nach der manier der antiken tragödie gearbeiteten Werkes nur als experiment gelten lassen, und auch der litterarhisto- riker wendet gegen diese bczeichnung nichts ein. Denn die bühnen- darstellung ergab, was man für Milton's dramatische illustration von »Simson's des kämpfers« letztem lebenstag, die alles vorherlicgende durch botenberichte nachholen lässt, von vornherein wusste : es ist ein stimmungs- und eindrucksvolles gedieht, kein drama. In Deutsch- land besitzt man zwar zweifellos litterarische pietät und mehr sinn für theater , und doch thaten die vereine und komites nur einen schlag ins wasser, die etwas analoges , etwa Hans Sachs oder sogar dramatische nebensachen Goethe's , öffentlich aufzufrischen wagten. In England treibt man das geld dazu leicht auf.

Aschaffen bürg. Ludwig Fränkel.

KLEINE MITTEILUNGEN.. -

Dem privatdozenten der englischen philologie an der Univer- sität Basel dr. Gustav Binz wurden titel und rang eines ausser- ordentlichen Professors verliehen.

Der honorarprofessor für englische philologie an der Univer- sität Freiburg i. B. dr. Arnold Schröer wurde zum ordentlichen Professor befördert.

-\n stelle des nach Bonn übergesiedelten prof. Bülbring wurde dr. Kern, söhn des bekannten holländischen Sanskritisten, auf den lehrstuhl für englische philologie an der Universität Groningen berufen, nachdem C. Stoffel einen ruf abgelehnt hatte.

Als nacj;ifolger prof. Walter Raleigh's wurde Oliver Elton zum Professor für engl, litteratur am University College, Liverpool, ernannt. Die ernennung erfolgte in diesem falle, wie wir hören, nach deutschem brauch durch einen ruf. Möge dies gute beispiel dazu beitragen, die unwürdige englische einrichtung der coinpetiüons endgültig aus der weit zu schaffen. r\

Bir FEB 1 7 1968

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