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ENTOMOLOGIE

u n d

HELMINTHOLOGIE

des MENSCHLICHEN KÖRPERS,

oder Beschreibung und Abbildung der Bewohner und Feinde desselben unter den Insekten und Würmern

von

D. JOH/VNN HEINRICH JÖRDENS

Königl. Preuss. Hofrathe, der Kurfürstl. Maynzischen Akademie nützlicher Wiffenschaften zu Erfurt und der

mineralogischen Societät zu Jena Ehrenmitgliede.

ZWEYTER BAND.

Mit sieben Kupfer tafeln.

Hof, bei GottfriedAdolph Grau. igos.

Ccrdeff

UM-X..C

0'

Helmin thologie.

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in 2013

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Inhalt des z w e y t e n Bundes,

Seite Erste Abtheiltin g. Gescliichte derjenigen Würmer, welche zu den eigenthüm-

lichen Bewohnern des menschhchen Körpers gehören 3

Erster Abschnitt. Eingeweidewürmer überliatipt. 4

Zweyter Abscliuitt. Rundwürmer, Ascaridss 17

1. Der Haarschwanz, Trichocephalus hominis 17

2. Der APterwurrn, Ascaris -vcrmicularis 19

3. Der Spulwurm, Ascaris lumbricoides 2 3 iij.. Das Kronenmaul, Ascaris stephanostoma 29

5. Der Kegelwurm , Ascaris conosoma 30

6. Der Lymphgefärs- Hakenwurm , Hamularia lymphacicd. 3I Dritter Abschnitt. Bandwürmer, Taeniae 33

1. Der langghedrichte Bandwurm , Taenia soliiim 40

2. Der kurzgliedrichte Bandwurm, Taenia vulgaris 47

3. Der breite Bandwurm, Taenia lata 49 Vierter Abschnitt. Blasenwürmer, Hydaiigenae 52

1. Treutiers Eingeweide-Blasenwurm , Taenia visceralis TreiitJcri 56

2. Der Muskelblasenwurm, Taenia 7niiscu]aris seu Finna humane 57 Der birnförmige Blasenwurm, Taenia piriformis 59

4. Der weitspunktirte Blasenwurm, Taenia albopunctata 61

5. Der Mensohenvielkopf , Poljcephalns hojninis 62 Fünfter Abschnitt. Blattwürmer, Ligulae 64

1. Der Leberblatlwurm , Fasciola hepntica 64

2. Der Fettblaltwurm , Hcxathyridiuni Pinguicola 66

3. Der Venenblattwurni , Tlexathjridiuni venarum, 6? Sechster Abschnitt. Infusionslhierchen , Chaos infusorium 69

1. Das Kreisthierchen des Zahnschmuzes , Cercaria tenax 73

2. Das Samenthierchen, Chaos spermaticum ^ 77

Zwejte Abtheilung, Geschichte derjenigen Würmer, welche dem mensch- lichen Körper nur zufähig schädlich werden 8 1 Erster Abschnitt. Würmer, die sich zufällig an die äussern Theile des Men- schen ansaugen g2

1. Der Rofsigel, Hirudo sanguisvga 87

2. Der niedirinische Bluligel, Hirudo medicinaVs 88 Zweyter Abschnitt. Würmer, welche gerne die Haut A&^ menschlichen Kör- pers durchbohren und unter derselben ihren Aufenthalt suchen 91

1. Der Fadenwurm , Gordius aquaUcus 92

2. Der H^tulwurm, Filaria medinensis 94

3. Der Höllenwurm, Funa infernalis 103

II

Seite Dritter Absclinitt. Wtumer, welche sich zufällig in den inneren Theiien des

mesclilichen Körpers eingefunden haben j j 2

Würmer iin Auge ' Wi,

Würmer im Gesichte , im Gaumen und in der Zunge 1 1 ^

Würmer im Herzen WX

Würmer in der Leber wi

Blutigel im Magen I j ,

Fadenwürmer im Magen j j 5

Schnecken im Magen und Darmkanale jj^

^ Ein Polype im Magen . j i y

^ Würmer in den Harnwegen 1 1 0

Würmer in den Brüsten j2o

Würmer in den innerlichen weiblichen Geburtstheilen l2o

Anhang. j2i

Eine unbestimmte, dem menschlichen Körper zufällig schädliche Insekten- und

Wurmart j2i

1. Das Condiruinsekt \li

2. Der Makakewurm 122 Erdichtete Würmer ' j22

1. Der menschhche Bindwurm 123

2. Der Veitswurm j2i:

3. Die Mitesser 126 Verschiedene Amphibien und andere Thiere, welche als ausserordentliche Erschei- nungen in dem menschlichen Körper vorgekommen sind oder vorgekom- men sejn sollen I20

1. Kröten im Magen, Darmkanale und in Abscessen jo^

2. Frösche im Magen, Darmkanale, in den weiblichen Geburtstheilen und äus-

serlichen Geschwülsten igr

3. Eidexen im Magen und Darmkanale Igy

4. Schlangen im Magen, Darmkanale und im Herzen I^iO

5. Einige andere Thiere, welche aus dem menschlichen Körper abgegangen

seyn sollen 1^2

Erklärung der Kupfertafeln des zweyten Bandes 145

Erste

Erste Abtheiluiig.

Qeschkhte derjenigen Wih'meTt welche zu den eigentlichen Bewohnern des

menschlichen Körpers gehören.

Unserem an neuern Entdeckungen fruchtbaren Zeltalter gebühret der Ruhm, den seit Jahrhunderten , als em Geschöpf von zweydeutiger Entstehung, überse- henen und verkannten Wurm einer blinden Verabscheuung entrissen und die Achtung und Bewunderung geschenkt zu haben, auf welche er, v^de jedes der in Be- ziehung auf ihn fälschlich sogenannten vollkommenen Thiere, den gegründetsten Anspruch machen konnte. Eine Menge, seine thierische Ökonomie, seine Erhal- tung und Fortpflanzung betreffende, überaus befremdende Eigenschaften, die sich der einmal auf seine Untersuchung geleiteten und bald unermüdet gewordenen Forschung fast täglich darboten, trugen dazu bej, ihn endlich ans Licht aus sei- ner Verborgenheit zu ziehen, in welcher er für Menschen und Thiere nicht sel- ten Schaden verbreitet. Seine besondere Organisation macht ihn nemlich ge- schickt, Flüssigkeiten zu bewohnen und selbst da sein Fortkommen und eine lange Lebensdauer zu finden , wo Insekten schon in ihrem mivollkommenen Zu- stande, bald umkommen müssen; daher kommt es denn, dafs die Klasse der Wür- mer ungleich zahlieicher, als die Klasse der Insekten, an eigenthümlichen Be- vohnern des menschlichen Körpers ist. Es gehören zu lezteren ausser den Inte- ainalwürmern , auch die Saamen- vmd Infusionsthierchen. Beyde wollen wir zu e-st kennen lernen, und sodann, wie im ersten Bande, zu den zufälligen Be- w->hnern und Feinden des menschlichen Körpers aus dieser Thierklasse über- geiien.

Er-

Erster Abschnitt.

Eingeweidewürmer überhaupt.

/ihUr.rJl. (fei- Kahert. Akad. d. Kf. Th. XV, Beyspiele

von Blindheit , Stummheit, Mutterwuth, Raserey,

Lähmung etc. die von Intestinalwürmern herriiinten,

Alberti, M.Diss. de niorb. ex verm. (Resp. Weist )

Halae 1725, Andry, N. de la Generat. d. Vers dans Ic Corps de l'liomme, Paris 1700. Ebendesselb. Eclaircissem. siir ie Liv. d.3 la Generat. d. Vers. Paris 1704, Aristoteles, Hist. animal. L. V. C. 9. et Meteoro- logie. L. IV. C. 6. Armstrong, G. von den Würmern bey Kindern, in

den Samml. f. prakt. Aerzt. B. IV. S. 120. Bei reis, G. C. Diss. de Febr. et variol. verminos.

(Resp. Hinze) Heimst. 1780. 4. Beringer, J. L. C. Diss. de Lumbrir. in Diip'icat. onienti repert. (^Resp. Walk.) Heldtlb. 1741. 4. c. Tab. Belov, I. F. Diss. d. Verm. intest. Ultraiect. 1691. Bernard, Beschreib, eines epid Wurnifieb. das i 796

in Kurland iierrschte, inHufl. Jouni. B. iV. St. 4. Biancliini, J. F. Lett. med. prat. intorno all' in- dole delle febr. malign. coUastoria de Verini de! C. H. Veiiez. 1750. Bloch's, M. E. Abh. v. der Erzeng. d. Eingeweide. ■Würmer und den Mitteln wider dieselben, mitKupf 1782. 4. S. 37. Ebenderselbe in den Beschäftigun- gen der Berlin. GeseMstli. naturf. Freunde B. IV. Bosch (J. J. van den) Hist. Const. vermin, epidem,

Amstel. 1769. Bossen, H. G. de Morb. ex verm. in pr, viis. L, B.

1777- Brough ton, yi.Diss. d, Verm. intest. Edinb. 1779. tJ. Bry 1 li, H, Opuscül. de Verm. in C. H. genit. Venet.

1540. Camerarius, E. Obs. de mira verm. foecund. Eph.

N. C. Cent. VIII. Obs. 43. Ejusd. Helmintholug.

intricata (Resp. Hummel) Tubing. 1724. D a q ui n de effectib. Terminos. in Roux, Journ, d. Med,

T. XXXIV. p. I5r. Degeers Abb. z. GescIi. der Ins, B. III. S. 2So, in

den Heuschrecken, Pliryganäen und Raupen kommt

der Qordiits ittsect. tottts albus vor. Doeveren, G. van , Diss. de Verm. intest. Inim. L.

B. 1753- Ferdinand. Epiphan. quid sint verm. in C. H.

eorumq difTerent. in Theorem. Med. et Pliilos. T.

XXII. p. I78-. Fisc!»er, J. G de Vermib. in C. H. Sradae 175 i. Goutier de Verm. intest, in Obs, sur i'lijst. nat. Part.

XV. p. 190. c. f.

Godel de Verm. ventricul. perfor. in Roux Journ. d.

Med. T. XXXX. p. 145. Göze, J. A. E. Versuch einer Naturgesch. d. Einge- weidewurm, thierischer Korp. mit 44 Kapf, Dessau I 78 2- 4' Ebendesselben Uebersetz. v. Bonnets Abh. ans der Insektol, und Anmerk. zu Müllers Naturf, St, 14. Happe, C. F. Diss, Verm. intest, honi. Hist. Lips.

1780. Harrer, H. de Ortu , progr^.ssn Verm. mira Phe=

nom. in C. H. producentium , Heidelb. 1766. Harri es, G. Diss. de Verm. intest. Edinb. 1790t Hippocrates de Infant, et pueror. morb L. VI C. 10, Hofmann, F. .Suppleni. ad Med. Syst. d. Inf. morb. C. X. d. Vermib. Ejusd. Diss. de animal. H. C. in- fest, hospit. oder von den Bauciiwürmern (Resp. Drauth) Hai. 173^. Juncker, J. Diss de Verm. Dysenter. et Haemorrhoid.

metitientibns (Resp. Weinschanck) Hai. 1747. Klein, J. Th. Untersuch, untersch. Meinungen von dem Herkomm. und Fortpfl.der im menschl, Körper befindl. Wurm. Hamb. Mag. B. XVIII. S. 19. K r a tz en s t ei n , C. G. v. der Erzeugung der Wurm.

im menschl. Körper, Halle 1748. Leniery, L, Trois lettres sur le Livre de M. Andry

de la Gen. de V. Leide 1719. Lengsfeld Beschreib, der Bandwürmer und deren

Heilmittel, Wien 1794. S, 5. Lille (de) de palpitat. cord. et de arter. puls, inter«

miss. p. 133. Linnaei Amoen. acad. V. II, p. 72. Luther, ]. M, Diss. de Febr. Verm. (Resp. Rotlier-

nianri) Erf. i 7 87' Malbois, l. Diss. de Intest, et Verm, in iis nidul.

L. B. 17S1. Mayer, Abh. von den Wurm. d. Mensch, in den Abh.

d. Privatgesellscb. in Böhmen, B. V. S, 77. M erc ur ia Iis de intern, pueror. morb. L. III. C, 2. Müllers, P. L. St. Linn, Naturs. der Würmer, Nüriyb.

1775-

Müller, J. L. V. Erzeugung der Würni, im mensch' liehen Körper, Hamb. Mag. B. XX. S. 4^4. Desse.- ben ununterbrochene Bemüh, bey den lutetinsiU Würmern, Berlin. Schrift. B. I. S. 202,

Naturforscher St. XII S, 178. St. XIV. S. 129, 1^4» 191, 198- St. XXII. welches das Verzeichn. d bis- her entdeckten Eingeweidewurm, d. Tiiiere emhült.

Pallas, neue nord. Bey tr. Fetersb. und Leipzig i 7 8 * B. I S. 39 und 5 8. Ejusd. Diss. de infest. vii'. intra vivent. L. ß. 1760. p. 5<^,

Tal-

PaliDPr, 7.F.Di<;s. cle Verm. intest:. Etlinb. T7rt6.

Paulii Schrank, Vcrz. der bisli. hiiiläiigl. bekann- ten EiiigeweidewBrnicr. Mfincliea 1788-

Perrault Obs. touch. les Vers, qui s'engendrent dans les Intest. Journ. d. Scav. 1675. p. 154,

Phiütes, S. Febn'um vemiinos. pathologia. Goett.

1785. FhiL Ti-av.sact. Vol. L. F. II. p. 51«. Zufälle von

Würmern. Pose w i tz , J. F. S. Epist. Lumbr. teret, Taen. Asca- rid. non esse vermes corpori aniiiiant. connatos, sed in id potius inferri, Vitenb. 1788- Raven, A. Diss. d. Verm. intest. L. B. 1675. Retzius, A. J. Lectioiies publicae d. Verm. intest.

inprini. human. Stockholm, 1786. Riedel, C. Diss.de Verm. intest. Trai. Rh. 1705. Ritter in Hufclands Journal der prakt, Heilkunde,

B. VII. St. 3. S. 92. Rosen stein Underrättelse cm Barns, Sjukdomar och deras Botemedel ; Stockh, 1771, liefert die Gesch. verschied, menschliche Eingeweidewürmer. Roiig-ers de morb. qnibusd. c. Verm. coniunct. in

Roux. Journ. d. Med. T. XXX. p. 44. Rudolph!, CA. Obs. circ. Verm. intest. Gryphisw.

F. I. 1793- P. II. 1795- 4- Rungius, L. H. Diss. de Verm. Genes, in C. H.

(Resp. Wohldt ) Breniae 171 9. Schenke, J. Th. Diss. de Verm. intest. (Resp. Ayrer)

Jen. 1670. Schroeder, H. E. A. de Verm. C. H. intest. Hall.

1787. Sigwart, G. F. Diss. de Verm. intest. (Resp. Weys-

ser) Tubing. 1770. Sperling, P. G. Diss. de Verm. in prim. viis (Resp, Botiius) Witteb, 1700.

Stnipartr van der Wiel (C.) übserv. rar. uieJ.

Cent. II. Obs, 29. Straszguti, A. Diss. Hist. Verm. et Febr. Verm.

Vienn. 1774. Sylvestre, Obs. motuum Gonvnis, a Verm. in Roux.

Joiir. T. 34. p. 424. Theil, IM. Diss. de Venti. Canal. intest, obsident.

Erf. 1770. Treu tier, F. A. Observat. pathologico - anatomi- cae Auctarium ad Helniinthol. C. H. coutinentes. Lips. 1794. 4. c. Tab. Valeriolae Observ. Lib r.

Vallisnieri, A, Considerazione et esperience in-

torno alle generazione de Vermi ordinari del Corpo

umano. Padua 1707. Ejiisd. Lettre critiq. a l'Au-

teur du Livre de la g(?ne'rat. d. Vers. Paris 1727.

Vater, C. Diss. d. Verm. intest. Wittenb. 1687.

Verbek, L. A. Diss. de Synocho putrida epidemica

vermib. stipata, Prag. 1758. Sect. II, V e r d Fi e s , J. M. r'iss. de pultit. verrninos. in pr, viis,

(Resp. Renker) Giss. T728. Vogels Handb. d. prakt. Arzneywiss. Th.II. §. 19. Volpini, G. della origine e nat. d. Verm. del Corp.

umano, Parma 1721. Wagler, im Naturforsch. St. 14. S. I99. Wallich, S. E. de febr. verrninos. Gisae. Wegelin, C. Diss. duas circa vermes observationes

c. ear. epicrisi continent. Argentor. 1779, p. 2. Werner, P. C. F. vermium intest, brev. exposit. e. Contin. I. et II. edita et aniniadvers. atq. Tab, auct. a. F. L. Fischer. Lips. 1783 8?. 8 p.i4. Wolf, E. J. Diss. de verm. initest. Gissae 1763. Zamponi, G, A. de ortu verm. vulg. in C. H. Ve- nez. 1733.

Unter Eingeweidewürmern begreift man diejenige ziemlich zahlreicKe Klasse im Thierreiche, deren von der Natur angewiesener Wohnort die Eingeweide und inneren Theile des thierischen Körpers überhaupt sind. Man hat nemlich , wie aus M«/Ze/-i Verzeichnisse besonders zu ersehen ist, nicht nur bey dem Menschen, sondern auch bey vielen vierfüssigen Tliieren, Vögeln, Fischen, Amphibien, und. nach Degeer sogar bey Insekten , ganz besondere , ausserhalb dem thierischen Köi- per nirgends anzutreifende Würmer entdeckt, welche vermuthen lassen, dafs viel- leicht keine Thierart ohne ähnhche Bewohner ist. Vorzüglich aber hat der Fieifs der neuem Naturforscher in Piücksicht dieser Bewohner die inneren Theile des menschlichen Körpers zum Gegenstand der mühsamsten Untersuchung gemacht und daher in denselben mehrere und verschiednere Geschöpfe dieser Art, als in anderen Thieren gefunden, zugleich aber die Naturgeschichte, der seit den Zeiten

des

des Hippokrates , Aristoteles, Aldrövandi und Linne sclion bekannten Eingeweide- würmer berichtiget, und von einer Menge irriger Begriffe gereiniget. In der That ist es zu ]>ewundern, wie sich die Naturforscher so lange Zeit blos mit denjeni- gen Geschöpfen beschäftigen konnten , welche sich ausserhalb dem menschlichen Körper befmden, ohne durch die mancherley schmerzhaften und schrecklichen Zufälle auf diejenigen aufmerksam gemacht worden zu seyn, welche in unseren Eingeweiden wühlen; denn erst in das lezte Viertel des achtzehnten Jahrhunderts fällt der Zeitpunkt, wo unsre besten Naturforscher durch den Herrn Etatsrath Müller auf die nähere Untersuchung dieser Geschöpfe aufmerksam gemacht wor- den sind. Pallas, Göze^ Bloch, Werner, Fischer ^ Treutier fiengeu sodann an, durch ihre angestellten, überaus mühsamen Beobachtungen, die Naturgeschichte dieser Tliierklasse mit einer Menge neuer Entdeckungen zu bereichern und einen «^rossen Theil der Lücke auszufüllen , welche Liane übrig gelassen hatte. Sie ver- einfachten die Eintheilung der Alten, welche drey Geschlechter unterschieden und das erste aamioi.^ct9 o^ex parvos et gmciles, das zweyte eXpav^es sgoyyoXcts, oder teretes, das ävitte iXpir-d' es TtXctTSiccs , oder latos, cucurbuinos nannten ., undnamen nur ein rundes und ein breites Wurm geschlecht an. Das gemeinsame beyder Ge- fchlechter gründeten sie auf die Merkmale eines weichen und gallertartigen Kör- pers; der, in Vergleichung anderer Thiere, ungleich einfacheren Werkzeuge, welche zur Verdauung, Absonderung, Bewegung der Säfte und zur Fortpflanzung des Geschlechts dienen; der, in Ermangelung der Seh- Geruch- und Gehöror- eane, bey ihnen blos auf den Geschmack- Gefühl- imd Geschlechtssinn einge- schränkten sinnlichen Rührungen; und ihrer besondern Auszeichnung in Rücksicht der Fortpflanzung vor allen anderen Thieren. Noch besonders aber löfsten sie das mosse Rätzel auf, wie diese Würmer in den menschlichen Körper gelangen, oder vielmehr wie sie aus einem Menschen in den andern übergehen.

Bekanntlich namen Hippokrates , Aristoteles und andere ältere Naturforscher bey der Entstehung der Würmer, wie bey der Entstehung der Insekten, die Fäul- nifs oder Gährung animalischer und vegetabilischer Substanzen , als die blind und 7,ufullig schaffende Kraft an, ohne ihre Wifsbegierde durch die ihnen bekannten Fortplianzungsarten anderer Thiere reizen zu lassen , auch bey diesen kleinen Ge- schöpfen ähnlichen begreiflichen Ursachen ihres Ursprungs nachzuspühren. Nach dieser Meinung war der Unrath des Dannkanals selbst fähig, W^ürmer zu erzeugen, nach Variola aber konnten sie noch besonders aus zäliem Schleim, Cliylus und Nahrungsmitteln entstehen. \)iq Epicureer brauchten zur Erzeugung derselben nichts

al«

7

als Bewegung der Matene und Wärme, Mercunalis und andere lungegen namen zu einer verborgenen himmlischen Kraft ihre Zuflucht , durch deren Bej tritt die Würmer aus Schleim oder einer andern Feuchtigkeit gebildet wurden, mehrerer anderer läclierlicher Meinungen nicht zu gedenken. Neuere Naturforscher und un- ter diesen zuerst Redi, welche das Ungenugthuende dieser und ähnlicher Behaup- tungen wohl einsahen, namen zwar die Fortpflanzung der Würmer durch ihres Gleichen an, blieben aber eine geraume Zeit ungevvils, wie sie dieselbe, ohne mühsame und ekelhafte Beobachtungen und Versuche anzustellen, in den mensch- lichen Körper gelangen lassen sollten. Sie fielen daher auf nicht weniger son- derbare Behauptungen, indem sie die Eingeweidewürmer als Abarten der ausser- halb dem thierischen Körper vorhandenen Wurmarten ansahen und nun ihre Ejer in der Luft umherfliegen, und nach Wagler ^ wie andere Ansteckungsmaterien , in den Körper kdmmen, oder mit Speise und Trank verschlucken Hessen. Lezterer Meinung waren vorzüglich Leuwejihöck , Schwamm er dam , ßonnet, van Dövereriy P^er- beh und Linne^ welcher behauptete, dafs die Spulwürmer von den Erdwürmei'n ab- stammten, deren Eyer wir mit den Pflanzen, Wurzeln und mit dem Fleisch der sich von diesen Würmern nährenden Thiere verzehrten , und dafs die veränderte Ge- stalt dieser Würmer in unserem Körper, blos von dem veränderten Auffenthalte her- rühre. Die Afterwürmer aber hielt dieser grosse Naturforscher mit den Sumpfwür- mern und denjenigen Insekten, welche die Wurzeln der Frühlingspflanzen angreif- fen, für einerley Art , und Lengsfeld hWeh noch in unsern Tagen seiner Meinung.

Das Schwankende und Ungewisse dieser und ähnlicher Behauptungen, die Schwierigkeiten , welche ihnen von allen Seiten entgegenstunden , brachten endlich die Herren Andry ^ Hartsöcker, Müller, Pallas, van Phelsum und Vallisnieri auf die wahrscheinliche Vermuthung, dafs die in den Eingeweiden der Menschen und Thiere vorkommenden Würmer ihnen angebohren, oder durch die Muttermilch mitgetheilt seyn müfsten, und diese Vermuthung erhoben theils diese Mäiiner, be- sonders aber Bloch und fVemer durch ihre auf eine Menge Beobachtungen und Untersuchungen gegründeten Beweise, bald zur unbezweifelten Gewifsheit. Diese Beweise sind ;

i) Den Wurmkrankheiten sind gewöhnlich solche Kinder unterworfen, deren

Mütter oder Ammen an Würmern leiden oder gelitten haben; s) Die Würmer kommen beym weibhchen Geschlechte häufiger vor, als beyra

männlichen. Jenes ist aber zur erbhchen Mittheilung durch die Ernährung des

Kindes im Uterus und an der Brust am geschicktesten j

3) Die

8

3) Die Elngeweicle\vLlmier sind ausserhalb dem tKierisclien Köi-per nirgends an- zutreffen , und von allen bekannten Wurmarten ganz verschieden. Dieses hat MiMer durch die genaue Beschreibung der im Wasser lebenden Würmer und die neue Untersuchung und Vergleichung der sich in den Leibern der Thiere aufhaltenden Wurm^rten , ausser allen Zweifel gesezt Nie hat er ausser dem thierischen Körj>er Ascariden, Spuhlwürmer, Bandwürmer, oder Trichuri- den etc. gefunden ; jjin cremen sind sie nach Hippohrates ^ Dolilus, VaUisnieri und Pallas Zeugnis-

4)

'&""D

sen schon in Embrionen und nach de Lille in ganz neugebohrnen Kindern, die ausser dem Blute der Mutter keine Nahrung genossen hatten, vorgekommen;

5) Die Eingeweidewürmer schränken sich nicht blos auf den Darmkanal ein. Auch ausser demselben werden besondere Arten derselben im Zellgewebe der Muskeln, im Fette, in Gefässen, im Gehirne und den übrigen Eingevveiden der Brust- und Bauchhöhle und mithin in solchen Tlieilen des thierischen Kör- pers ani^etioffen, wohin sie durch keinen der bekannten Wege von aussen ge- langen können;

6) Da wir ferner die wenigsten Speisen roh geniessen , so ist es nicht gedenk- bar dafs der Wurmsaame oder die Wurmbrut bei den gewöhnlichen Zuberei- tungsarten der Speisen, nicht zu jeder ferneren Entwicklung durch das Feuer unbrauchbar gemacht werden sollte;

7) Wenn wir aber auch annemen, dafs jeri« WurmstoJfe unversehrt mit den Nahrungsmitteln in den thierischen Körper gebracht werden können; so kann die bessere und reichlichere Nahrung , die sie in demselben finden, doch nur auf ihre Stärke und Grösse Einflufs haben , keinesweges aber eine Vei^chie- denheit in der Bildung der Theile und den hiervon abhängenden Verrich- tungen bewirken ;

ö) Alle thierische Substanzen, selbst Häute, Knorpel und Knochen, werden, zwar nicht bey dem Menschen , aber doch bey vielen, ebenfalls, mit Eingewei- dewürmern versehenen Thieren , durch die verdauenden Kräfte und Säfte völ- lig aufgelöfst und in einen Brey verwandelt. Dieses würde ebensowohl den Eingeweidewürmern, als thierischen Substanzen , begegnen müssen , wenn sie nicht im thierischen Körper gehörten und erblich in denselben gebracht wür- . den. Ihr Bau und ihre thierische Ökonomie trozt aber der aullösenden Kraft der verdauenden Säfte so gut, wie dem Reiben der Muskelhäute des Magens \md Darmkanals;

9)

9

9) Selbst WacTisthum , Dlclcwerden und Fortpflanzung findet nur statt bey einer gewohnten und angemessenen Nahrung. Diese aber giebt, nach der bey al- len anderen Thieren gemachten Erfahrung, einzig der Geburtsort;

<o) Wären die Eingeweidewürmer ausserhalb dem tierischen Körper gobohren, so -würden sie gewifs nicht sterben , sobald sie denselben verlassen. Die Ver- änderung ihres Wohnorts müste ihnen so gleichgültig seyn , wie die Verände- rung ihrer Kost;

ii) Kämen ferner die Eingeweidewürmer von aussen in die Thiere; so liefs sich nicht einsehen, warum Thiere, die einerley Vaterland haben und einerley Nahrung geniessen , nicht auch einerley Würmer haben sollten. Gleichwohl hat nicht nur jede Klasse, und beynahe jedes Geschlecht der Thiere; son- dern es haben sogar mehrere Gattungen in einer und eben derselben Gegend, bey einer imd eben derselben Nahrung, ihre eigenthümlichen, von den der übrigen Thiei-arten ganz verschiedenen Würmer;

12) Die Eingeweidewürmer geben auch schon nach ihrem Bau zu erkennen, dafs sie bestimmt sind , in den Leibern anderer Thiere zu leben. Sie sind weder mit Augen , noch mit Fühiliöriiern , noch mit Vertheidigungswerkzeu- gen etc. Acrsehen, weil sie in ihren finsteren Wohnungen nichts mit dem Ge- sichtssinne zu unterscheiden, keiner Gefahr, keiner Verfolgung anderer Thiere zu entgehen haben etc. ;

i3) Der Schöpfer versah sie mit einer solchen Menge Eyer, als bey keinem der Bekannten Thiere angetroffen wird, weil es ihr Aufenthalt mit sich brachte, dafe eine Menge mit dem Unrathe vermischt, ab- und zu Grunde gehen müs- sen, wobey ohne jenen reichen Vorraih , die Fortpflanzung des Geschlechts nicht hätte bestehen können. Eben so hat die Mehrheit der Vv^eibchen beyra Spulwurm eine besondere Beziehung auf die mit der Beschaiienheit des Wohn- orts vereinbarte Fortpflanzung;

i4) Kämen die Eingeweidewürmer nur zufälligerweise von aussen in die Leiber der Thiere , und waren sie nicht in ihrem Bau verschieden nach Verschieden- heit der Thiere, welche sie bewohnen; so müfeten sie sich von den einem in jedes beliebige andere fortpflanzen lassen. Dieses widerlegen aber Blochs ver- unglückte Versuche. Von den aus Hechten und Gänsen genommenen und von Enten und Hühnern lebendig verschluckten Bandwürmern , fand sich, ausser den , lezteren Thieren eigenen Wurmarten , auch nicht die mindeste Spur in dem Darhikanal der geöffneten Enten und Hühner. Eben so lehrten

a Pal-

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Pallasens blos mit Fischen angestellte Versuche, dafs die Bandwürmer und Bandwurme) er aus verschiedenen Fischen, welche von einer anderen Gattung Fische verschluckt wurden, nicht bey lezteren blieben; sondern wieder von denselben abgiengen, weil sie bey ihnen ilire angemessene Nahrung und Her- berge nicht fanden, i5) Endlich ist auch die Abwesenheit aller Zufalle, bey den meisten Thieren, und bey vielen Menschen, welche Würmer haben, ein Beweis, dafs leztere ange- bohren seyn und in den thierischen Körper gehören müssen. In entgegenge- sezteniFall müCsten sie ohne Ausname bey jedem Menschen, bey jedem Thiere die Zufalle hervorbringen, welche Lisekten , die durch Mund, Nase, Ohren, After in den Körper krieclien, oder Frösche, Kröten, Eidexen und Schlan- gen, die mit Speisen und Getränken in den Körper kommen , als nicht in denselben gehörende Thiere hervorzubringen pflegen. Es ist also wohl keinem Zweifel mehr unterworfen, dafs die Eingeweidewürmer Menschen und Thieren angebohren sind, nur fragt es sich noch, unter welcher Gestalt und wie sie eigentlich von einem Menschen in den andern übergehen?

Was die Gestalt betrifft, so ist es blos nöthig zu erweisen, dafs die kleinen Körperchen, welche man in und ausser dem Leibe dieser Thiere gefunden und für Eyer gehalten hat, wirklicli Eyer sind, und mithin Perehoms Meinung, dafs die Spulwürmer lebendig gebühren, so gut ungegründet ist, als Gc».serai Behaup- tung, die Embryonen der Afterwürmer entdeckt zu haben, die (Tab. IL Fig. 3. 4-) doch schon dem Nichtkenner mehr Eyer- als Wurmgestalt verrathen. Jene sowohl in den EingeAveidewürmern selbst, als in dem sie umgebenden Schleim sichtbaren Körperchen gleichen nicht nur nach ihrer Gestalt den Eyern anderer Thiere, son- dern enthalten auch wirklich Embryonen. Diese Embryonen werden z. B. in den Eyern der Spulwürmer dem bev.'affneten Auge als kleine Schnerkel (Fig. ii.) sicht- bar, und wurden von Göze und Müller auch in den Bandwurmeyorn und in der Nachbarschaft derselben entdeckt. Ersterer versichert nemlich einen Embryo aus einem Bandwurmeye gedrückt, und lezterer, überaus kleine Bandwürmchen, an welchen ausser dem Kopfe nur vier Gliederchen zu sehen waren, unter den Eyern im Schleime des Darmkanals gefunden zu haben. Noch auffallender aber beweist des grossen und unermüdeten Naturforschers Pallas merkwürdiger Versuch, die Entstehung der Intestinalwürmer aus Eyern. Er braclite einige Bandwurmeyer in den Unterleib eines Hundes und fand , als er denselben nach einigen Wochen öff- nete, zwischen den Krümmungen des Darmk£inals einige linienlange Bandwürm- chen.

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chen. Ausser diesen Gründen für die Entwicklung der Eingeweidewürmer aus Eyern, findet /^r/?er selbst in der verschiedenen Gestalt der Körperchen, welche für Eyer gehalten werden, und welche beym Haarschwanz viereclucht, beym Spulwurm rund und flockicht , beym breiten Bandwurm rund und beym gezahnten oval sind, einen Beweis, dafs dieses organische Körperchen seyn und etwas enthalten müssen, was schon in seiner Entstehung der äusseren Hülle eine charakteristische Form ge- ben kann, wie es der Fall bey den Eyern anderer Thiere ist. Sogar gibt der Schleim in welchem diese eyerähnlichen Körperchen gefunden werden, zu erken- nen, dafs sie wirkHch Eyer sind. Er verhütet nicht nur, dafs sie nicht so leicht mit den Exkrementen aus dem Darmkanal fortgetrieben werden können , indem er das sdiildichste Mittel ist ihren rauhen und flockichten Oberflächen eine Menge Adhäsionspunkte zu verschaffen ; sondern er erleiclitert auch ungemein ihre Ernäh- rung, indem sie aus demselben, wie die Flocken des nienschhchen Eyes aus dem Uterus, den feinen ernährenden Stoif ziehen können, während die feuchte Wärme des Dai'mkanals ihre Entwicklung begünstiget. Auch dient dieser Schleim den aus- gekrochenen jungen Würmchen zur angemessensten Herberge, wofür die Natur cre- wönlich bey eyerlegenden Thieren durch den Instinkt gesorgt hat, ihre Eyer dahin abzusetzen, wo die junge Brut gleich ihr Fortkommen und ihre Nahrung findet.

Wenn nach diesen Voraussetzungen die Eingeweidewürmer noch in der Hülle des Eyes aus einem Menschen in den andern übergehen; so ist kein anderer Weg dieser Fortpflanzung oder Mittheilung übrig, als der des allgemeinen Kreis- laufs der Säfte. Und in der That ist sowohl die runde Form, als die Kleinheit jener Eyer diesem Weg vollkommen angemessen. Leztere übertrifft im unreifem Zustande der Eyer bey weitem die der kleinsten Blutkügelchen und verstattet ihnen daher sehr wohl den Durchgang durch die feinsten Gefäfse. Dafs aber dieses nicht blose Muth- massung sey, beweisen die Beobachtungen vieler Arzte und Naturforscher, nach welchen diejenigen Würmer ; die sich bios imDarmkanale aufzulialten pflegen, auch ausserhalb demselben , in anderen Theilen des Körpers angetroffen worden sind. So haben mehrere Arzte den Afterwurm mit dem Urin abgehen gesehen. So hat Stalpart van der Wiel einen Spulv/urm in der Nachgeburt gefunden, J-Vegelin die sel- tene Entdeckung eines zehn Zoll langen in der Substanz des Netzes gefundenen und von derselben nur durchs Messer zu trennenden Spulwurms , und Beringer schon vor ihm einen merkwürdigen Fall beschrieben, wo sechs Spulwürmer in der Duplikatur des Netzes gefunden worden sind, ohne dafs man die geringste Verletzung weder im Darmkanale, noch in einexn anderen Eingeweide hätte entdecken können. So hat

Ritter

la

Ritter erst neuerlich eine merkwürdige Beobachtung geliefert, nach welcher ein gros- ser, lebendiger Spulwurm aus einem Abscefs an der linken Schamlefze eines drey- sigjahrigen Mädchens heraussprang. Diese und ähnliclie Ersclieinungea sind aber blos dadurch zu erklären , dafs die Wurmeyerchen, bey dem erschwerten oder ge- hinderten Durchgang des Bluts durch die feineren Gefässe gewisser Theile und Ein- geweide, Zeit gewinnen können, mit ihrer llockichten Haut irgend einen festen Punkt zu fassen, sich daselbst anzusaugen und in der thierischen Wärme ausgebrü- tet zu werden. Wenn wir nun auf die Fortpflanzung der Eingeweidewürmer im Mutterleibe zurückgehen; so ist es sehr wold möglich, dafs die überaus kleinen, nur dem bewafineten Auge sichtbaren Wurmeyer von den Milchgefässen in der flockigten Haut des Darmkanals der Mutter aufgenommen, durch dieselben in den allgemeinen Kreislauf des Bluts und durch die Nabelblutader in den Körper der Frucht gebracht werden, aus der Masse der Säfte dieser Frucht aber sodann, nach den Gesetzen der Verwandschaft, in die ihnen von der Natur angewiesenen Wohn- plätze gelangen und daselbst von den aushauchenden Gelassen abgesetzt werden können.

Aber auch ausser dem Leibe der Mutter steht den Wurmeyern noch der Über- gang in das Kind durch die Cirkulation offen. In der Saugzeit, wo bey vermeht- tem Appetit und lebhafterem Dauungsvermögen säugender Personen, das Resorp- tionsgeschäfte im Darmkauale in stärkstem Gange ist, können nemlich jene Wurm- eyer von den mehr als gewöhnlich erweiterten einsaugenden Milchgefässen, um desto leichter und in desto grösserer Menge aufgenommen werden und bey dem nun immer freyen Weg und beständigen Andrang der Säfte nach den Brüsten un- gehindert in diese Brüste gelangen und in dea Säugling übergehen. Es erhellet hieraus, wie nachtheilig auch in dieser Rücksicht das Ammenhalten werden kann, und dafs es zu den wichtigsten Erfordernissen einer Amme geliört, niemals Wür- mer gehabt zu haben, weil diese ausserdem nothwendig in Familien gebracht Aver- den müssen, welchen sie nie eigen waren. Audi ist es gedenkbar, dafs die Wurm- eyer, ausser der Milch, sicli noch anderen, aus dem Blute abgeschiedenen Säf- ten, z.B. dem Speichel beymischen luid mit diesem bey dem ekelhaften und in mancher andern Rücksicht schädlichen Vorkauen der Speisen, in die Kinder über- gehen können. Wenigstens ist dieses der Weg der Würmerfortp'ianzung bey Eyer legenden Thioren, avo der Weg durch die Cirkulation wegfällt und bey welchen die Eingeweidewürmer bios durch das Atzen fortgepHanzt werden.

' ' ' Wenn

Wenn aber auf diese Art die Mittheilung des Wurmstofis bey ungeborneii und neugebornen Kindern so leicht möglich ist; so scheint es den Gegnern des V«^hsnierischen Systems doch auffallend zu seyn, dafs nicht alle Menschen an Würmern leiden. Allein, eben der Mangel der priidisponirenden und gclegen- heltlichen Ursachen, welcher macht, dals nicht alle Menschen von den auf die Oberfläche ihres Körpers angewiesenen Insekten geplagt werden , ist auch der Grund, warum nicht bey allen diese inneren Bewohner anzutreffen sind. Es ge- hört hierzu durchaus eine besondere Anlage oder Receptivität. Bey Mangel des Schleims im Darmkanale können die Wurmeyer nicht leicht an der innern Darm- haut hangen bleiben , ernährt und ausgebrütet werden , hey gehöriger Wirksamkeit der Muskelkraft jenes Kanals, kein Absetzen der Eyer statt finden, weil das Aus- zuscheidende schnell fortgetrieben und diese Eyer mit dem Unrathe ausgeleeret werden. Daher kommt es, dafs oft Kinder solcher Mütter an Würmern leiden, welche selbst nie Wünner hatten, weil bey den Kindern die nöthige Dis|iosition zur Entwicklung der Wurmeyer vorhanden ist, welche bey den Müttern fehlte, die also blos für die Nachkommenschaft Wurmeyer in ihren Säften führten. Diese Disposition ist vielleicht nur wenigen Menschen angeboren , sondern w-ird bey den meisten erst durch die besondere Lebensart, durch den Genufs solcher Speisen und Getränke, welche den Darmkanal erschlaffen, Schleim erzeugen, oder die Anhäufung desselben begünstigen, durcfe die Veränderung des Wohnorts und des Khmas hervorgebracht. In lezterer Piücksicht begünstigen ein feuchter Boden, eine feuchte Wohnung, jede warme und feuchte Luft überhaupt^ -wie die sum- pfichten Gegenden, die Entwicklung der Wurmeyer durch die Erschlaffung der fe- sten Theile, und geben hierdurch Veranlassung zum Absetzen und Verweilen jener Eyer in den zu ihrer Ausbildung geschickten Lagerstätten. Daher sind Wurm- krankheiten in Batavia und anderen Orten endemisch, daher verbreiten sie sich unter gewissen Umständen sogar über ganze Gegenden und herrschen nach van den Bosch, Fogel, Bernard etc. ejüdeniisch. Dieses ist besonders der Fall zur Zeit der Theuerung, wo durch den Genufs roher und schlechter Nahrungsmiitel die Herberge der Wurmbrut in den Körper geschafft wird , oder wo eine ungewöhn- lich herrschende feuchte und warme Luft durch die Erschlaffung der festen Theile zur Erzeugung des Klebers im Darmkanale Veranlassung giebt.

Weder die Wurmeyer, noch die Wurmbrut pflegen dem thierischen Körper lästig zu werden und ihre Gegenwart durch besondere ZuRille zu verrathen. Um- geben von ihrem Schleimneste , siiid sie unliüiig selbst auf die reizbarsten Ner- ven

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ven zu wirken. Nur von der mit dem Waclisthume des Wurms zunemenden Lebhaftif'keit seiner Bewegung und von der Äusserung seiner tliierischen Triebe, hängt der sich, wie ein Proteus, unter den mannigfaltigsten und sonderbarsten Gestalten äussernde Wurmreiz ab. Indem sich nemlich der ausgebildete Wurm durch die Krümmungen des Darmkanals fortwindet, indem er durch Nagen, Sau- gen, Boliren an der mit Nerven durchwebten Darmhautsich zu befestigen, aus ihr seine Nahrung zu ziehen , durch sie, von allerley Widerwärtigkeiten gewisser Nah- rungsmittel, der Arznejen, der Fieberhitze etc. bestürmt, seinen Ausweg zu nemen sucht ; erregt er , durch die Mitleidenheit der Nerven in den entferntesten Thei- len oft eine Menge der schreckhaftesten Zufälle, welche vielen andern Krankhei- ten gemein sind und daher bisweilen sehr schwer die Ursache ihrer Entstehung er- eründen lassen. Dabey schadet er gewöhnlich nicht blos durch seine Saugorgane, sondern auch durch seine Exkremente und die vermehrte Scideimabsonderung im Darmkanale, welche wieder nicht selten die unerklärbarsten Zufälle hervorbringt, so daCs man aus der Zusammenstellung aller Wurmzufälle, welche theils vom Reize des Wurms selbst, theils von der Anhäufung seiner Exkremente, theils von. seinem Schleimneste abhängen, noch nicht im Stande ist, zuverlässige Merkmale von der unbezvveifelten Gegenw^art der Darmwürmer festzusetzen. Völlig unge-* cewifs sind vollends bis jezt die Kennzeichen von dem Daseyn der sich ausserhalb dem Darmkanale , in anderen Theilen des Körpers aufhaltenden Würmer, welche allermeist zufällig in den Leichnamen entdeckt worden sind, und in den Fällen, wo man Gelegenheit hatte, die Leichenöffnung nach vorhergegangener Beobach- tung und Behandlung des Kranken anzustellen, sich durch keine charakterisiren- den Zufälle zu erkennen gaben. Sie bleiben daher nicht nur in dieser Rücksicht, sondern auch deswegen unbezwingbare Feinde der Kunst, weil wir nicht im Stande sind auf sie in ihren entfernten und verborgenen Zellen und Höhlezi zu wirken. Lberhau]>t aber widerspricht das Angebohrenseyn der Eingeweidewürmer jedem Versuch der Kunst, die Wurmeyer, aus dem menschlichen Körper zu entfernen, und somit die Würmer gänzlich auszurotten. Nur die Entwicklung der Wurmeyer und das Gedeven der Wurmbrut im Darmkanale kann sie verhüten und die Reinig eun-^ dieses Kanals von dem Wurmneste, den jungen und ausgebildeten Würmern bewirken. In ersterer Rücksicht beruhet alles darauf, der Wurmdisposition zu be- eeenen, die auf der Schwäche des Darmkanals beruht, welche wieder die widerna- türliche Schleimerzeugung und Schleimanhäufung zur nothwendigen Folge hat. Al- les w^as die Spannung der tliierischen Faser überhaupt, oder der MuskelJiaut

des

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des Magens und Darmknnals besonders schwächt, -wie der GenuPs warmer Ge- tränke, ölichter, fetter, schleiinichter, zäher, rohsaftiger, den Darnikanal durch die enthaltene Menge von Luft ausdehnender, und durch diese Ausdehnung seiner Spannkraft beraubender Speisen, der Misbrauch der die Galle schwächenden und hiermit die Verdauung träger und unvollkommener machenden Säuren der auflö- senden Arzneyen und Abführungsmiltel, eine unthätige Lebensart u. s. w. müssen daher nothwendig vermieden werden , um jene Disposition nicht zu veranlassen, oder, wenn sie schon vorhanden ist, zu vermehren. In leztein Falle müssen zu- gleich kalte Bäder, Stahl, China, und andere stärkende Mittel angewendet werden.

Hat man es nicht mehr mit der Disposition , sondern mit den entwickelten Wurmeyern zu thun; so kommt es bey der Kur darauf an, i) der aus der Hef- tigkeit der WurmzufäJle erwachsenden Gefahr zu begegnen, 2) das Schleimnest der Würmer zu zerstören , 3) die Würmer selbst zu tödten , 4) die getödteten Wür- mer aus dem Körper zu schaiFen, und 5) eine neue Entwicklung der Wurmeyer zu verhüten. Es ist bey der Erfüllung aller dieser Heilanzeigen nöthig , die Kon- stitution des Kranken und die Heftigkeit der Zufälle in Erwegung zu ziehen , schnell zu wirken, wo erstere stark und leztere schmerzhaft und Gefahr drohend sind; langsam zu Werk zu gehen , wo die von Nervenschwäche abhängende Reizbarkeit jedes heroische Verfahren verbietet. Im ersten Falle wird durch ein langsames Verfahren die erste Indikation allermeist verfehlt. Denn alle Wurmschleim auf- lösenden, Würmer tödtenden und abführenden Mittel, beunruhigen diese Thiere so sehr, dafs durch die vermehrte Heftigkeit der Zufälle vv'eit mehr Gefahr er- wächst, als bey einer die Würmer schnell fortstürmenden Heilart. Im zweyten Fall könnte aber die schwächende und reizende Kraft der Mittel, sehr leicht den Nachtheil der Wurmzufälle überwiegen, und es ist daher nöthig, das langsame Verfahren in Verbindung besänftigender, schmerzstillender Mittel und einer über- aus einfachen Diät zu wählen; denn leztere scheint , wenigstens bey den mit Wür- mern behafteten und sich gleichwohl dabey wohlbeßndenden Thieren zu beweisen, dafs grosse Abwechslung im Genüsse der Speisen und Getränke die Würmer so sehr wie die Wurmmittel beunruhigen könne.

Den Schleim lösen vorzüglich die Salze und alle mineralischen salinischen, Brunnen auf, die zum Theil die Würmer selbst zu tödten vermögen. Vorzüglich aber bewirken lezteres die Kälte, die bitteren, die durch ihren widerwärtigen Ge- schmack und ihre Schwere auf sie wirkenden Mittel. Die Kälte macht, dals

die

die nur laue Wanne gewohnten Darmwürmer erstarren und daher oft blos durch frisches, besonders rainerahsches Wasser getödtet und durch ein gleich darauf ge- nommenes Abführungsmittel fortgescliaft werden können. Vor den bittera und widervt'ärtig schmeckenden Mitteln scheinen sich die Saugorgane der Würmer krampfhaft zu verschliessen , und vielleicht ist es möglich durch sie, besonders durch den stinkenden Asand, den Schwefel, die Calx andmonii sulphurata u. s. w., die ihren Geruch selbst durch die aushauchenden Gefässe noch verbreiten und den ganzen Körper zu parfümiren scheinen, selbst auf die Blasenwürmer zu wirken, welchen durch kein , sich blos auf die ersten Wege in seiner Wirkung beschräii- kendes JVüttel , bejzukommen ist. Durch Schwere und Rauhigkeit nöthiget das gra- nulirte, oder grob gefeilte englische oder malaische Zinn die Darmwürmer ihren Wohnort zu verlassen. Als Abführungsmittel verdienen aber das versüfste Queck- silber, die Wurzel der Jalappe, das Jalappcn- und Skamoniumharz, die Aloe vor allen andern den Vorzug. Ohngeachtet der um die Naturgeschichte der Eingewei- dewürmer so überaus verdiente Blodi leztere Mittel und das kalte Wasser für die einzigen hielt, von welchen wir mit Gewifsheit sagen könnteu, dafs sie den Wür- mern nachtheilig wären, und glaubte, dafs es kein spezifisches Wurmmittel gäbe- so läfst sich doch nicht läugnen , dafs wir wirklich solche Mittel besitzen, die ganz allein gebraucht, ohne alle abführende Kraft, die Würmer abzutreiben im Stande sind. Ich könnte eine Menge Beyspiele anführen, avo z. B. auf den allei- nigen Gebrauch des bekaimten Wurmsaamens, und ohne dafs dieser im gering- sten eine laxirende Wirkung geäussert hjitte , unzehlige Spulwürmer bey der ge- wöhnlichen Leibesöffnung abgegangen , auch einzeln, trocken aus dem After ge- krochen und im Bette gefunden worden sind. Den Beschlufs der Wurmkur müs- sen jederzeit solche Mittel machen , welche die Verdauungsorgane stärken und den verdauenden Säften grössere Wirksamkeit geben ; weil ausserdem die Anlage zur neuen Entwickelung der Wurmeyer zurückbleibt.

Zwey-

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Z w e y t e r Abschnitt.

Rundwürmer, Ascarides.

In der besondern Beschreibung der Eingeweidewürmer glaubte icli die A'-er-« scliiedenen Geschlechter am schickhchsten nach den auffallendsten Verschieden- heiten' ihrer äusseren Gestalt ordnen und unter den Rubriken der Rundwürmery Bandwürmer, ßlasenwürmer und Blactwiirmer aufführen zu können. Unter Rundwür- mern verstehe ich überhaupt', diejenigen , welche einen mehr oder weniger runden oder cyliudrischen Körper haben und zehle unter dieselben den Haarschwanz , den Afterwurm, den Spulwurm , das Kronemnaul , den Kegclwurm und den Lymvhgefäfsm Hakenwurm.

I. Der Haarschwanz. Tab. I. Fig. 6 lo.

TrichocephaJus hominis, supra subcrenatus, subtus laevis, anterius sublilissfme striatu«,'

Linn. Syst. JNat. Ed. Gmel. XIII. Tom. I. Pars VI. p. 3038. n. I. Mantiss.

Plant. Vol. II. p. 543. Habitat in canale intestinaU.

B 1 0 c li s Abbandl. von d. Erzeug, d. Eingeweidew. S. 32. Fig. 7 9. Trichnris , der SckwamwMm.

BIu rt) en ba c lis Handbuch d. Nat. Gesch. 5. Aufl. S. 412. n. \. Tab. I. Fig. 3. Die Tricunricie.

Cuvier Tableau element. p. 636, tes Trichures.

Gözf^'s Versuch einer Nat. Gesch. der Eingeweid- wUrmer S. 114. Tab. VI. Fig. i 5. der menschliche Haarkopf , die Trichuridc , der HaarscUwam.

Happ. Verm. intest, hom. Hist. p. 21.

Müller im Naturforseher St. XII. S. 182.

Omiiint. Bist. nat. P. VII. p. 548.

Pallas in Nov. Coniuientar. Acad. Petrop. Vol. XIX. p. 449.

Reich ard's medic. Wochenbl, Jahrg. i. St." 13. Bemerk, bey den ^scarid. trichur. Lina, dafs das Haar- ende das Kopfende %^.y und sie nicht zu den Ascari, den gehören.

R öder er in denGötting. gelehrten Anzeigen 176 t n. 25. Theotiice, ge<ichwänzte IV^nncr. Ejusd. et //^ö^- /Vr/Tract:itus de morbo mucoso. Götting, 1783.0.62 Tab. II. Fig. 4. Trichnris.

Treutleri Auctarium ad Heiminthol. p. 31. Tyi. chocephaliis,

Werner! Verm. intest, exposit. p. 84. Tab. Vf. Fig. 138 143. Triclivris,

Wrisbergii Observ. de animaiculis iufusor. Sa- turac. Goett. 1765. p. 6. Trichnris.

Erst seit dem Jahre 1760 kennt man diese von TVaglcr in den Leichna- men französischer Soldaten entdeckte Askaridenart, welche überhaupt selten vor- zukommen scheint, da Werner, nach vielfältigen Versuchen , nie so glücklich war sie abzutreiben , und sie blos im unteren Theile des gewundenen Darms einer Wöchnerin antraf, nachdem er in vielen Leichnamen vergebens darnach gesucht hatte. Am meisten hat man sie ausserdem noch im Ehnddarme solcher Personen entdeckt, die an einer grossen Anhiiuffung vom Schleim im Darmkauiüe litten in welchem sie wegen ilner Kleinheit überaus schwer aufzufinden waren.

3 Der

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Der an sich selir düiine, weisse und diii-chslclidge , drey und drej viertel Zoll lange Wann (Tab. I. FJg. 6) besteht überhaupt aus einem dickeren, eins halbe Linie breiten und fünf viertel Zoll langen (a. l.) , und aus einem dünnen, haarförmigen , dritthalb Zoll langen Theile (b. c). Anfänglich waren die Naturfor- scher zweifelhaft , welcher von beyden das Kopf- oder das Schwanzende sej. Gaze glaubte am Haarende etwas entdeckt zu haben, was für den Kopf hiitte ge- halten Averden können. TVeruer hingegen, welcher Gelegenheit hatte, vollstän- digere Exemplare zu untersuchen, fand, dafs das stumpfe Ende des dickeren Theils (Fig. G. ö.) mit einem, schon dem blossen Auge sichtbaren Hiikchen versehen ser, welches unter dem Mikroskope (Fig- 7. y. 9 ß. ^.) ganz die Gestalt eines Säugrüs- sels hat. Dieser Saugrüssel fangt sich fadenförmig an und endigt sich mit einem breiteren, stumpfen und rauhen Kölbclien (A.). Er ist nicht allezeit sichtbar, da ihn der Wurm bald wie aus einer besondern Scheide, hervorstreckt, bald wieder in das stumpfe Vorderende seines dicken Theils zurückzieht. Lezterer verliert sich allmählig in den überaus feinen , haarförmigen Schwanz , in welchem man durchs Mikroskop zarte Querstriche entdeckt, so wie man durch den dicken Theil die Eingeweide schimmern sieht. Sehr selten halten diese Würmer ihren Körper ausgestreckt, gemeiniglich sind sie spiralförmig gekrümmt, und, wenn ihrer viele vorhanden sind, in einen Knaul verschlungen. Pallas glaubte, dafs auf der Ver- schiedenheit ihrer Krümmungen der Geschlechtsunterschied beruhe, und erklärte die spiralförmig gewundenen für Männchen, die mehr ausgestreckten aber für Weibchen, an welchen er auch keinen Saugrüssel entdeckt zu haben versicherte. Allein die Krümmungen dieser Würmer scheinen nach TVemer durchaus nichts be- stimmtes zu haben , und die Saugrüssel an den für Weibchen gehaltenen Exem- plaren durch Fäulnifs verloren gegangen zu sevn.

Nach ihrem innern Baue haben die Haarschwänze einige Ähnlichkeit mit den Afterwürmern. Sie enthalten einen Nahrungskanal und ein anderes, wahrschein- lich zur FortpHanzung dienendes Gefäfs. Der Nahrungkanal (Fig. 8 und 9. a. c.) nimmt seinen Anfang vom stumpfen Ende des Saugrüssels (b.), lauft in der Mitte desselben fort, geht dann in den dicken Theil des Wurms über und endigt sich an der unteren, oder concaven Fläche dieses Theils in der Gegend, wo der Schwanz anfängt, mit einem scliwarzen Punkt, oder dem After. Hinter dem Nahrungska- nal, mehr gegen den Faicken, oder convexen Rand des Wurms, befindet sich ein gleich dicl^er geschlängelter Gang (Fig. 8. d. e. und Fig. 9. /./•/•) 5 der erst unter dem Saugrüssel entoteiit, und nahe am After mit dem Nahrungskanale zusam- . , . men-

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men7,ufllessen sclielnt, sich aber in dieser Gegend (Fig. lo. d) In einer unLedetr- tenden Entfernung von demselben (a. b.) ejidiget, und ohiifeliHiar der Eierstock ist; denn durchs Mikroskop entdeckt man in demselben eine Menge kleiner, fast viereckigter, -weisser Körperchen, welche wahrscheinlich nichts als Eyer sind, (ibri- gens ist weder von den besonderen Zufilllen, welche dieser Wurm wahrscheinlich zu veranlassen im Stande ist, noch von den Mitteln, welche vorzüglich auf ihn wirken, etwas bekannt. Wegen des vielen, ihn umgebenden Schleims , läfst sich jedoch, wenn der Abgang solcher Würmer, und die fortdauei^nden Zufälle auf die Gegenwart mehrerer zu schliessen berechtigen , von dem Gebrauch der Salze und salinischen Brunnen sehr viel Nutzen erwarten.

2. Der Afterwurm. Tab. II. Fig. i 5.

Ascaris vermiculoris^ cauda subulata , cute ad latera corporis sublilissime crenata. Linn.

S. JN. T. I. P. VI. p. 3029. n. I. Faun. Suec. Ascaris poUicaris. Amoen.

acad. p. 104. Habitat in intestino recto.

Acrels chirurgische VorRille in Richters chir. Bibl. B. IV. S. 470. Einer Frau gieiigen mit dem Urin eine grosse Menge Askariden ab.

Aldrovandi de animal ins. L. VI. p. 65Z.

Almindelige Natitrbiitorie , T. VII. p. i So- Becker Mise. Curios. Dec. 1. An. 8- Ohs. 74. (Ascarides ex utero).

Bianchini Hist. morb. Tab, III. F. 20, hepatis. T..I. p. 2. C. 7. p. 166.

B 1 o c I1 s Abb. V. (1. Erz. der Eingeweidewürmer, S. 31. der Afteriiurm,

Blumenbachs Handb. d. N. G. S. 4 1 1 . Tab I. F. I . der Mastwurm , ßlndeiiwitrin , Sprifigtuurm.

Bomare (de) Dictionaire des Aniniaux, Tom. I.

Clerici Hist. lat. lumbr. p. 252. Tab. III. F, 5 10. und Tab IV. F. 5. l^erinis ascaris.

Coulet, St. Dissert- d. Ascaridib. L. B. 1729.

Cuvier, Tableau eleai, p. 636. t'ascaride vernii- cutaire.

Döveren, Abhandl. v. d. Würmern, S, 57.

Faber, J. M. von Würmern, die aus der Mutter- scheide hervorkommen im Th. XIX. der Abb. der k. Ak. der Nf. S. 401.

Fab ric ii , H. A. Diss. de Ascaridib. et lumbr. lat. Duisburg. 1733.

Fabricii, O. Fauna Groenhnd. p. 24s.

Fermins Reise durtli Surinam, Tu. II. S. 37 Kind-'rwurm . Dlirmschaben,

Güze, Vers, einer N. G. d. E. W. S, 102. T. \ . F. t —3. dtY ffritmcnschwunz.

Happ. Venu. hom. int. p. g.

Heb er den, G, de Ascaridibus. Medical, Trans. Lond. Vol. I. p. 45,

Hill, Hist. anim. p. 14. Ascaris capite minore,

Hip pocra tes Epidem Lib. 11. Sect. I. et delMorb. null. L. II. Tit. 6 6. Ascarides in Genitalibiis foeminis.

Johns ton Hist. anim. L. III. de insect. Tab. 24^

Kniphof, Diss. de Pedic, ing. §. XI. Maden.

Kr atzen Steins Abb. v, d. Erz, der Wurm, im menschlichen Körper, Halle 1748. S. 2g. F. 3.

Limburg, Obs. de Ascarid. Philos. Trans. Vol. LVl. p. 126.

L u d 0 V i c i , D. de Varis , Ascaridibus atque Sironib. Mise. Nat. Cur. Dec. 1. ann. 9. 10. p. loy. Obs. 39.

Moufetti Theatr. ins. p. 297.

M ü Her, 0. F. Hist. Verm. terrestr. V. I. P. 2. p. 34 Cl. XIX. Spec. 16?. Ascaris cauda setacea, Da.n. Bör- nc-ortit; Smna Spol-orute. Anq;\.Ascaridis ; Bots. Germ. Kinder - IVnrm ; Däi inen Schaben.

Müllers Linn. N. S. Tb. VI. S. 53. n. i. dieAf. termadä,

Onomat. ^. iV. P. I. p. 82 J. Afterwurm.

Pallas, Diss, de inf. viv. Sandif. Thes. Vol. I. '. 2 5 7- Ascaris Graecormn.

Paullini, C. F. von einer Miitterwuth , die vou Wü:mern entstand, in den Abii. der k. Akad. der Nf. Th. XV. S. 474.

Fechl i iii Obs. p. 6 6.

P h e 1 s u m , M. van, Hist. Ascarid. oder N. G. d T Springwürnier Tab. 1. F. 3 11. Tab. II. F. 1 3. Eoeiiderselbe vom Eyerlegen der Askariden in Ortesci Giornaie di f^ledic. Vol. V. Fia-

«20

Plateri Prax. med. T. IlT. p. 786. Rauh, D. C. de Ascaride lunibiicoide Linn. Gott. J779.

Sims CJol"0 '" Willans Hautkrankli. ß. I. S, 67.

Utizers niedic. Handb. n. 32. S. 19R. Valisnieri Oper. Vol. 1. Tab, XX. F. 5 TO. Werner Venu, intest, p. 72. Tab. V. Fig. 133— 137-

So zahlreich das Verzeichnifs der Scliriften ist, welche von dieser Galtung der Askariden handeln , so sind doch van Phehums und Gözes Beschi'eibungen zur Zeit die einzigen , welche in Beziehung auf die Naturgeschichte dieses Wunns einen klassischen Werth haben, ohngeachtet auch in diesen, wegen der Kleinheit des zu untersuchenden Gegenstandes , vieles u^berichtigt und zweifelhaft gelassen wor- den ist.

Der von cyaoi^eip (springen, tanzen) hergenommene Geschlechtsname dcxcc- ^i^E^ , paTst vorzüglich auf diese Gattiuig, welche überaus unruhig und lebhaft in ihren Bewegungen sind und, wenn man ihnen ein Licht vorhält, wohl einige Zoll Aveit springen. Hierdurch unterscheiden sie sich genugsam von den jungen Spulwürmern, mit welchen man sie öfters verwechselt hat, wenn sich chese aus den entfernteren Theilen des Dannkanals in den Mastdarm hinabzogen,, und , be- sonders bey Kindern , ähnliche Zufälle, wie die Afterwürmer verursachten.

Die gewöhnliche Länge der Spring- oder Afterwürmer beträgt nicht über vier bis fünf Linien, ilire Breite aber kaum den dritten Theil einer Linie. Am vorderen Ende (Tab. II. Fig. i. «.) sind sie dick und stumpf, dann werden sie all- mählich schmäler und endigen sich mit einem pfriemenfürmigen Schwänze (//.). Ihre Haut ist nur an beyden Seiten des Körpers fein gekerbt, übrigens so glatt, dafs man auch durch das Vergrösserungsglas keine Ringe, wie bey den Spulwür- mern, wahrnehmen kann. Sie sind zwar gelbUcht, verlieren aber diese von ihrem Aufenthalte herrührende Farbe auf eine gelinde Maceration bald, werden dann vollkommen weifs und an ihrem Schwanzende beynahe durchsichtig. Ihr gewöhn- licher Wohnort ist der unterste Theil des Mastdarms und nur selten werden sie im oberem Theile desselben und im Grimmdarm angetroffen. In die Mutterscheide nixch H/ppo Amt es, Duverens, Kniphofs, John Sims, Beckers, Fabers, und in die Urin- blase nach Platers und Akrels Wahrnehmungen , konnten sie sehr wohl aus dem Mastdarme gelangen. In lezterem veranlassen sie hauptsächlich bey reizbaren Kindern ein unleidliches Jucken, einen öfteren Drang zum Stuhlgang, und, durch Mitleidenheit, einen PLeiz in der Ilariuöhre und an der Eichel, welcher vielleicht öfter, als man glaubt, Gelegenlieit zur Onanie giebt. A'^ielleicht war auch der durch Afterwürmer verursachte weisse Flufs , welchen i^o^^z/j^«« beobachtet hat, erst die Folge der Abstumpfung ihres Reizes durchs Reiben in der Mutterscheide.

Auch

21

Aiicli ist es -walirsclielnlich , cla[s die von PaulUni bescTiriebenen Würmer, wel- che aus der Miilierscheide hervoikamen und bey einem Madchen von neunzehn Jahren die Mutterwnth veranlafsten , nichts als Askariden waren. Gewöhnlich ge~ hen sie in grosser Menge mit den Exkrementen ab und verrathen sich durch das Gewimmel in denselben , bisweilen kriechen sie aber auch nur einzeln aus dem After. So Q^ed.eA\k.t Fahr i eins eines Mannes, welcher zehn Jahre. lang, alle Nächte ein solches Abkriechen von After vvürmern bemerkte. überhaupt pflegen diese Würmer Abends und in der Naclit am unruhigsten zu seyn, und durch ihr Nagen ein unerträgliches , öifters die Nachtruhe störendes Jucken und Kützeln im Mast- darme zu veranlassen. Schon Hippokrates machte diese Beobachtung, auch eizehlt Bianchi einen merkwürdigen Fall dieser Art. In Rücksicht der Entstehung dieser Würmer hatte Kratzenstein die besondere Meinung, dafs sie nichts als die Maden der Schjneisfliegen wären , welche ilire Eyer beym Stuhlgang im Mastdarme absez- ten. Der Afterwurm verwandelt sich aber nie in eine Fliege, und ist auch nach seiner ganzen Bildung verschieden von einer Fliegenmade.

Bey der mikroskopischen Untersuchung zeigt sich , dafs der Kopf (Tab. IL Fig. 2.) an seinem vordersten Theiie mit drey kleinen Saugwärzchen (a.) und zu beyden Seiten mit zwey häutigen Backenblasen {h. c.) versehen ist. Jene Saug- wärzchen enthalten zugleich die Mündungen der Saug- oder SpeiserÖlne («. J. ), welche immer breiter, und da, wo ihr Ende zu seyn scheint, bauchicht wird. Die- ser bauchichte Theil wird aber mit einemmale wieder überaus schmal und geht dann in einen noch bauchichtern und beynahe runden Theil {e.) über, welchen Göze für den Magen hält. Von hieraus bleibt die Fortfetzung des Nahrungskanals ganz schmal und läuft im Schwanzende des Wurms allmäldig spitzig zu {g. //.). Ein anderer ungleich stärkeier Kanal, welcher sich bald verengt, bald erweitert, und daher lauter Knoten bildet, umschläugelt beynahe zwey Drittheile des schmäler gewordenen Nahrungskanals (f. g ). Dieser knotichte und geschlängelte Gang ent- hält nach van Phelsums Beobachtung, der ihn für das Zeugungsorgan hält, eine weifshchte Feuchtigkeit, nach Göze aber beym weiblichen Afterwurme (Fig. a.) lau- ter dunkle Körperchen, welche sich aus einem kleinen Gange (/. k.) hervorpressen lassen, der in einer kleinen getheilten Hervorragung (ä.) am Vordertheile des Lei- bes seine Mündung hat. Göze hält diese dunklen Körperchen für Embryonen, welche unter dem Mikroskope (Fig. 3. und 4.) länglichtrund erscheinen, aber nach ihrer ganzen Form wohl schwerhch etwas anderes, als Eyer sind. Beym männli- chen Aitenvurme (Fig. 5.) ist das Zeugungsorgan (/. g.) einfacher, weniger ge-

V schlän-

schlängelt, in bestimmtere Knoten abgethellt, und nicht mit dergleichen Embryo- nen, am bauchiclitea Ende aber mit einer kleinen Röhre (g.i.) versehen, deren Mündung (h.) ein über dem Schwanzende des Wurms sichtbarer Punkt ist. Die leichteren Wurmmittel , Merkurialiaxanzen , Milchklystiere mit Knoblauch , Stuhl- ^ Zäpfchen von Speck, an welchen sie sich oft haufenweise ansaugen, dienen zu ihrer Entfernung. ,

3. Der Spulwurm. Tab. I. Fig. ii. und Tab. II. Fig. 6 13.

Ascaris himlricoides , spithamea , cauda obtusa vel subincurva, ani rima transversa, inte- stino aurantio. Liun. S. N. T. I. P. VI. p. 3029. n. 2. Habitat in

canale intestinale

Acta nat. cur. Vol. II. p. 173- enthält die Lanzoni- scbeii Versuche über die wunntödtende Kraft verschie- dener Flüssigkeiten.

Aid r 0 V an d i insect. L. VI. p. 6? 2. F. 4. 5.

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Blumen bachs Handb. der N. G. S. 411. n. 2, Tab I. F. 2. SpiiLuurm , licrztomm , Luinb. leres; Franz. h Strovgle ; Engl, the round norm,

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P- 74

Schenk Obs, med. Lib^. III. Beyspiele von Wür- mern , welche den Magen, den Darmkanal, Nabel Ciid Unterleib durclifressen haben.

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Schulze, S. von Spulwürmern, die ans eirfer Ei- terbeule an den Scliamweichen hervorkamen, in den Abh. d. k. Ak der Nf. B IV. S, 242

Sereni (Quint Ser. Samonici) Curationes niorbo- rum - Lumbricus saepe etiam scandens oppletis fauci- bus iiaerct, obscessasque vias vitae praecludit anhelae. Swieten (van) Comment. in Boerh. aph. 1367. T h o m s , G. Erfahrungen und Bemerkungen aus det Ärznr-y- Wundarzney- und Kntbindungswissenschaft, Frankf. a. M. 1799 S 95. LeichenoiTnung eines Kin- des dessen Unterleib Spulw. durchtVessen hatten.

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T rentier Auctar. ad Helminthol. p. 17. Asc. lunibric.

Tulpii Observ. Lib. III. C. XII. Beyspiele Von Würmern, welche den Magen und Darmkanal durch- fressen haben.

Tys 0 n Lumbricus teres, or some anatomical ob- serv. on the Round Worm bred in the human Bodies, in philos. Trans. Angl. Vol. Xill. n. 147. p. 154.

c- Fig.

Valisnieri Op. I. p. 271. Tab. 34 und 35. Vesti, J, Diss. de Verme umbilicali (Resp. ßcheel) Erf, 1710. 4.

Vogels neue med. Biblioth. B. III. St. i. S. 29, Vollgead, von Würmern , welche die Gedärme durchfressen und dadurch die Kranken des Lebens be- raubt haben, in den Abh. d. k. Ak d. Nf. S. 27S. Wagnerus in Nov. jitter. Baith. 1699. P.^53' Walceus, J. Diss. de Lumbr. intest (Resp.Hoorn) L. B. 1641.

Warenii Diss. d. Lumbricis, Rostock 1603. Wedekind, über eine sehr merkwürdige Hruch- krankli in Rieht, cliir. Bibl. B. XI. S. 304 , wo sich bey der Sektion mehrere niclit ganz durchbohrte üeffnuii- gen in den dünnen Gedärmen von Spulwürmern fanden. Welsch, C. L. Diss. de verme cordis (rother Spulwurm) (Resp. Helvig) Lips. 1694.

Werner, verm. intest, p. 75. Tab. VI. F. 144 143. Tab. Vn. F 153- 159-

Wichmann, vom Gürtel des Regenwurms in den Berlin. Beschr natiirf. Freund. B. III. S. 231.

Zeders, J.G. H Erster Nachtrag zur Naturgesch, der Eingeweidewurm, v. Göze, Leipz. 1800. 4.S. 26. b. Spulwurm der Mensciten , Fttsaria liimbricoides.

Zwinger, Praedojatreja practica, Obs. 109. p. 437. Hfrziviirm (virmis cardiaciisj worunter er den rothaussehenden Spulwurm versteht.

Auch

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Audi diesen Wurm kannte schon Hlppotrates , der ihn ^-^oyyyXcs hannte, jedoch so Avenfg, als die Arzte der folgenden Jahrhunderte, nach seiner Natur, sondern blos nach den Zufällen, -welche er hervorzubringen pflegt. Seine Ähn- lichkeit mit dem Erd- oder Regenwurme (lumhrlcus terrestrisj erhielt sie alle in dem irrigen Wahn, den Spul- und Erd\%Tinu für einerley Art zu halten, und verleitete noch neuerlich den Herrn Beireis zu der Behauptung, ihn im Flufswasser gefunden zu haben , welcher aber die Vergleichung der besonderen Merkmale laejder Wurm- arten völlig widerspricht. Der Erdwurm ist braunroth und weicher von Substanz, hat nur eine runde Blase am Kopfende , weit stärkere Ringe und unter denselben einen dicken erhabenen, welchen neuere Naturforscher den Sattel oder Gürtel genannt haben, und der von TVichmaiLii besonders beschrieben worden ist. Aus- serdem ist er am Bauche mehr flach und nach Murray mit vielen harten Borsten versehen, die ihm beym Kriechen forthelfen. Überdies gehört er zu den leben- dig gebährenden Thieren. Ganz anders verhält es sich aber mit dem menschli- chen Spulwurme, den wir nun genauer kemien lernen wollen.

Der Körper dieses Wurms ist rund, und läuft an beyden Enden schmal zu (Tab. U. Fig. 6.). Seine gewölmiiche Länge ist sechs bis neun Zoll, und seine Dicke die einer mehr oder weniger starken Federspule, wovon er auch wahr- scheinlich den Namen erhalten hat. Doch giebt es nicht selten weit längere und dickere Spulwümier. Ich selbst habe einen von achtzehn Zoll Länge, und vier Linien Dicke einem fünfjährigen Knaben abgetrieben. Auch Perrcboom kennt dergleichen ungewöhnlich lange Spulwürmer und hielt sie für eine eigene Art, die er unter dem Namen StomacMda beschrieb. Unter die Übertreibungen gehören aber wohl die bey verschiedenen Schriftstellern vorkommenden Angaben von zwey bis drey Ellen langen und eines Finger dicken Spulwürmern.

Die Farbe dieser Askariden- hängt blos von der Verschiedenheit der Nah- rung ab, welche sie im Darmkanale ßndcn, und nach dieser sind sie bald weifs, bald rötblicht, bald ins Gelbbraune fallend. Ihr Koj)f zeichnet sich vorzüglich durch drey Knötchen (Fig. 6. «.) aus, welche als kleine, den dreyeckigten Mund umgebende Kneipzangen anzusehen sind, womit er sich an die zottigte Dannhaut ankneipt, imd dann nnt dem aus dem Munde hervorgestreckten Saugrüssel seine Nahrung einzieht. Schliefst er den Mund völlig durch die Annäherung der Knelp- zancen, eo ist er Im Stande, die Darmhäute zu durchbohren. Das dem Kopfe entge^engesezte Schwanzende (h.) ist weniger spitzig, und gleicht von der Rücken- fläche der Eichel des männlichen Glieds. An der Bauc4illäche sieht man aber,

etwan

25

etwan anderthalb Linien von der Schwanzspitze eine kleine Erhabenheit, unter welcher sich die Öffnung des Nahrungakanals , oder der Alter belindet.

Den ganzen Körper des Wurms nennt Gaze mit Recht einen Iiohlen Muskel, in welchem die Eingeweide vertheilt und mit einem zeUicliten Gewebe befestiget sind. Dieser Muskel oder viehnehr diese Muskelhaut besteht aus lauter Cirkelfa- sern, welche an vier Seiten durch eben so viele erhabene Linien (Fig. 6. c, J. e.) unterbrochen werden , die vom Kopf- bis zum Schwanzende gehen und aus langen Muskelfasern zusammengesezt sind. ffemer vergleicht sie mit den Bändern des menschlichen Grimmdarms mid glaubt, dafs durch die langen Muskelfasern dieser Linien, aUe PJnge des Wurms zusammengezogen und einander genäbert werden können, wodurch die enthaltenen Kanäle und Gewisse den zur Bewegung ihrer Säfte erforderlichen Druck erhalten, und wenn diese Annäherung der Muskelringe in verschiedenen Theilen der Muskelhaut mit dem Nachlafs anderer dazwischen he- gender Muskelringe wechselt, der Wurm seine kriechende BeAvegung vollführet. Wird der Wurm aufgeschnitten und die enthaltenen Tiieile herausgenommen; so äussert sich die Wirkung jener langen , in vier Linien oder Bändern vereinigten Mus- kelfasern sehr auffallend durch das Zusammenziehen der ganzen langen Wurm- haut in einen kleinen Klumpen. Olmgeachtet die Muskeihaut ziemlich dick und fest ist, und die äussere Fläche derselben durch die Cirkehasern rauh wird; so schimmern doch der Speisekanal uad die fadenähnlichen Saamen- und Eyerge- fässe an verschiedenen Stelleu sehr deutlich durch. Dieses ist um so melir zu be- wundern, da die innere Fläche der Muskelhaut flockicht und tnit der trüben, ins Biaungrüne fallenden Feuchtigkeit überzogen ist, welche alle Eingeweide des Wui-ms umgiebt. Leztcre bestehen aus den Ernährungs- und Zeugungs- Organen, wovon jene den mittleren , diese mehr die Seitentheile des hohlen JMuskels einnemen. Der Nahrungskanal (Fig. 9. c.d.e.f.) ist nichts, als die Fortsetzung des Saugrüssels, welcher allmählich weiter wird, doch so, dafs er sich an verscliiedenen Stellen wieder mehr oder weniger verengt. Fan Döveren und T-Kemer betrachten diese Verengerungen als bestimmte Abtheilungen und unterscheiden daher die Speise- röhre, den Magen und Darrakanal, allein wohl mit eben so weziigeni Rechte, al» msia bej dem Menschen den Darmkanal in sechs Theile getheilt hat. Der ganze Nahrungskanal ist vorzüglich an der Linie oder an dem Bande durch ZeU-^ewebe befestiget , welches an der unteren Fläche des Wurms vom Kopfe bis zum Schwänze lauft. Den dickeren oder mittleren Theil desselben umschhngen die Zeugunf^s^ Werkzeuge. Er ist bald rötlüicht, bald poraeranzengelb , bald dunkelgrün, nach

4 Ver-

26

Verschiedenheit der enthaltenen Nahrung, und inwendig, gleich dem dicken Ge" därme des Menschen, mit Falten versehen.

Ausser dem Nahrungskanale verdien* noch ein anderes , weisses Gefäfs (Fig. g. Ä. A.) bemerkt zu werden, welches sich am Kopfe mit zwey Spitzen anfangt und längs dem Nahrungskanale bis zum Schwanz etwas gekrümmt fortlauft. Es wird von Düvercn für das Herz, von Werner für eine Arterie gehalten, und hat viele Ähnlichkeit mit dem grossen Rückengefässe des Regenwurms.

Die übrigen Eingeweide des Spulwurms sind die Zeugimgsorgane , welche bey dem immer etwas kleineren und seltner , als das Weibchen vorkommenden Männchen, durch kein äusserlich sichtbares Merkmal den Geschlechtsunterschied verrathen. Sie bestehen nemlich in einem fadenäJinlichen , mit einer feinen Haar- spitze (Fig. i3. d.) anfangenden, allmählich dicker werdenden Theil, der die Mitte des Nahrungskanals (Fig. i-z. i i. i.) umschlängelt, und sodann in einen noch dik- keren, mehr gerade fortlaufenden Kanal (Fig, ig. g. h. und Fig. i3. c. b.) übergeht dessen konisches, ungefähr drey Linien langes Ende (Fig. 12./. und Fig. i3. b. a.) in die Schwanzspitze tritt. Tliyson nennt dieses konische Ende das männliche, Glied , Werner den zwischen lezterem Gliede und den geschlängelten Fäden be- findlichen Kanal , das Saamenbläschen , und jene Fäden die Saamengefässe. AUe diese Theile enthalten eine weit durchsichtigere und minder körnichte Feuchtig- keit, als in den weiblichen Geschlechtstheilen enthalten ist.

Der weibliche Spulwurm ist nicht nur ungleich grösser und dicker, als der männliche , sondern zeichnet sich auch noch durch eine ungefehr drey Zoll vom Kopfe entfernte Öffnung in der Bauchlinie aus. Diese Öffnung ist die Mündung der Mutterscheide oder des Eyergangs ;.Fig. 9. /'. und Fig. 10.), welche anfangs dünne ist, sich aber bald in zwey Blasen erweitert und in die zwey dicken Hörner (Fig. 10. b. b?) des gabelförmig getheilten Uterus übergeht. Leztere Hörner behalten ihre, ungefehr eine halbe Linie betragende Dicke, eine Strecke von zwey Zoll nach dem Laufe des Nahrungskanals, sodann aber werden sie beynahe mit einem Male dünner (Fig. 10 d. d.) und nemen nach Werner den Namen der FaUopischen Köliren , nach Göze den Namen der Eyerleiter an. Sie haben nun eine so faden- förmige Bildung, wie die Saamengefässe des Männchens, schlagen sich gegen das Kopfende zurück, schlängeln sich sodann um den hintern Theil des Nahrungska- nals immer vor- und rückwärts, spalten sich zulezt in drey bis vier überaus fei- ne, frey schwebende Fäden (/■/■), "'id haben überhaupt eine Länge, welche die des ganzen Wurms wohl zwöifnuU übertrifft. h\ ihren Krümmungcu werden sie

du ich

27

durch ein feines Zellgewebe untereinander befestigt, und in ihren röhrenförmi- gen Höhlen von dem Eyerstoffe - einer weissen Materie - erfüllt, welche die- sen Eyerleitern selbst eine ganz weisse Farbe mittheüt. Die Anzahl der enthahe- nen Eyerchen schäzt Klein auf zehn tausend, TVertier aber in jedem Hörne des Uterus auf einige Myriaden. Durchs Mikroskop entdeckt man immer nur in ge- wissen Abständen (Fig. lO. c c. c c c.) Ansammlungen von diesen Eyern, so daCs es scheint, als ob die unvollkommenen Eyerchen zu ihrer Vervollkommnung eine ge- wisse Stufenleiter zu durchwandern hätten, bis sie endlich im lezten Eyerhäuf- chen an der Vereinigung der Hörner des Uterus (Fig. lo. b. l.) diejenige Reife erhalten haben, die sie geschickt macht, durch den Eyergang öder die Mutter- scheide (h. a.) ihren Ausgang zu nemen. Wirklich läfst sich auch die mit Eyern geschwängerte Feuchtigkeit durch die Öffnung des Eyergangs aus den Hörnern des Uterus hervorpressen, wodurch also Gciz<?«j Meinung von dem Zerplatzen der Mut- ter und dem Ausschütten ihrer Eyer in dem menschlichen Darmkanale, als der na- türlichen Art ilirer Fortpflanzung, um so mehr widerlegt wird. In einer stärkeren Vergrösserung (Fig. ii.) entdeckt man, dafs die Eyer {a.a. b. b.) 'n\ ihrem Umfange rauh und flockicht, in der Mitte aber durchsichtig sind, so dafs man eine kleine spiralförmige oder geschlängelte Linie, als den Keim des künftigen Wurms dar- innen entdecken kann. Wahrscheinlich geschieht die Befruchtung oder die An- regung des Lebens zur Entwicklung und Ausbildung dieses Keims, nach fVernen Meinung, wie bey den Fischen. Er glaubt nemlich, dafs das Männchen, in Er- mangelung eines äusserlich sichtbaren Zeugungsgliedes, seinen Saamen über die vom Weibchen ausgeschütteten reifen Eyer ergiefst, oder dafs lezteres den vom Männchen ergossenen Saamen erst aufnimmt, und hierdurch die Veranlassung zur Ausschliessung reifer Eyer giebt, aus welchen sich die jungen Würmer in dem Schleime- des Darmkanals vollends entwickeln.

Der bisher beschriebene Spidwurm ist blos auf den menschlichen Darmka- nal angewiesen, und kann, der thierischen Wärme gewohnt, ausser demselben nirgends, am Avenigsten, wie gleichwohl Beireis entdeckt zu haben glaubte, in kal- tem Wasser fortleben. Erfindet sich aber bey Wochenkindern, die blos von der Mutterbrust ernährt worden sind, so gut, als bey achtzigjährigen Greisen. Im Ganzen wird er jedoch immer mehr bey Kindern und beym weibhchen Geschlechte angetroffen. Sein gewöhnlichster Aufenthalt ist der Leerdarm und der Blinddarm von welchen aus er aber oft nach oben und unten Auswege sucht. Weder der Pförtner, noch die Grimmdarmklappe halten ihn bisweilen auf, in den Magen

und

und in das dicke Gedärme zu gelangen, Sog.ir hat man gefunden, daTs er sielt aus dem Zwölffingerdarme in den Ausfiihrungsgaug der grossen Magendrüse (Du- ctus pancreaticus) und durch den gemeinschafdichen Gallengang (Ductus choledo^ chus) in die Gallenblase gewunden hat. Es ist leicht einzusehen, dals der Reiz, welchen dieser Wurm schon durch die Ausdehnung dieser zarten Kanäle veranlafst, Öffters mancherley unerkliirbare Zufälle hervorbringen mufs. Wird er aber vol- lends durch besondere Umstände, z.B. in hitzigen Fiebern und bey vorhandener Todesgefahr des Menschen, ins Gedränge gebracht, so sucht er auch durch Nase, Mund und After seinen Ausweg. Im Magen veranlafst er dann oft unstillbares Bre- chen, im Halse Zasammenschniirungen desselben und bisweilen gar Ersticken. Serenus schilderte schon diese Gefahr, und Pauppe des Portes erzehlt , dafs ein in der Kehle steckendt^r Wurm ein Kind plötzlich tödtete. Auch fand Haller bey der Leichenöffnung eines erstickten Mädchens einen Knäuel Spulwürmer in dem Rachen. Zwey davon waren in die Luftröhre gefallen und einei' schon bis an die Lunge gelangt. Öffters veranlafst ihre allzugrosse Anhäufung eine Verwicklung im Blinddarme, wodurch dei' Fortgang des Sjieisebreys und der Exkremente gehemmt, hartnäckige, ja tödtlich werdende Verstopfungen bewirkt, und die Würmer selbst gehindert werden , ihren Ausweg nach oben oder unten zu nemen. In solchen Fällen durchbohren sie wohl gar den Darmkanal und die äusseren Bedeckungen an der ihnen zunächst liegenden Stelle oder verirren sich in die benachbarten Theile. Man darf sich daher nicht wandern, wenn sie aus eingeklemmten Brü- chen hervorgebrochen, oder ausserhalb dem Darmkanale in der Bauch- und Bek- kenhöhle und andern ungewöhnlichen Orten angetroffen worden sind. So erzehlt Fischer, dafs bey der Öffnung einer sechzigjähiichen , den vorsezlichen Hungertod am zehnten Tage gestorbenen Frau, ein Spulwurm aus dem durchbohrten Bhnd- darme (Tab. I. Fig. ii. ^.) herau.hieng, dafs ein anderer in der Beckenhöhle sich fand, der Blinddarm in der Gegend der Bauhinischen Valvel durchbohrt war und an seinem Grund noch zv/ey weite Löcher (h.) hatte. Mangel der Nahrung hatte offenbar in diesem Falle die Würmer bestimmt, so widernatüiliche Auswege zu nemen. Ein ähnliches Beyspiel liest man bey van Swieteu. Man fand nemlich bey der Leichenöffnung eines Knaben, welchem aus der Blase Würmer abgiengen, nicht nur i\ea Mastdarm, sondern auch die Urinblase an mehreren Orten durch- bohrt. Ferner erzehlt Sahaticr, dafs aus einem Leistenbruche, welcher schmerz- haft wtude, aufschwoll und sich von selbst öffnete, ein sechs ZoU langer Wurm hervor kam , und Holde/reund^ diüs aus einem Abscefs in den Weichen , aus wel- chem

«9

cTiöm Kot"h floPs, ein langer Spulwurm hervorgezogen wurde, mehrerer Beysplele von Durchbolimng des Magens, Darmkanals und Unterleibes, welche hey Baldin- ger, van Gaiickes , Härder^ Kniphof, Scardona ^ T/iom und fVagner vorkommen, nicht zu gedenken. Doch sind, auch Öfters diese Spulwürmer in ungeheurer An- zahl vorhanden, ohne deswegen ihre Gegenwart durch einen bedeutenden Zufall zu verrathen. Diefs ist der Fall vorzuglich bey fetten , schleimichten Konstitutio- nen und bej solchen Personen, die durch zähe, klebrichte und mehlichte Nah- rungsmittel einen solchen Kleister in ihrem Darmkanale unterhalten, der diesen Würmern zur angenemsten ,. ihnen alles gewährenden und sie daher in steter Ruhe erhaltenden Herberge wird»

4, Das KronenmauL Tab, VTI. Fig. 5 g.

Ascans Stephanostoma ^ fronte bicorne , proboscide acuminibus düodecim obsessa , mcl« suris corporis quatuordeeim , eauda bifida, Habitat canale intestinali.

Es folgen nun zwej neue Rundwurmgattungen, deren Beschreibung und Abbildung ich der gütigen Übersendung der in Spiritus aufbewahrten Exemplar© des um die Naturgeschichte so verdienten Herrn Professors Lenz in Jena, und de- ren Entdeckungsgeschichte ich der Güte des Herrn Professors Bretschneider ver- danke. Leztere folgt hier wörtlich- „Ein Jüngling von 22 bis 23 Jahren und blassen erdfahlen Ansehen, hatte die gewöhrdichen Zeichen von Askariden.^ Er bekam mehrere Klystiere aus Knoblauch und Milch, wozu man noch etwas Swit- nische Solution gemischt hatie. Da nun hierauf nichts abgieng , was nur die ent- fernteste Ahnhchkeit mit Wurmschleim oder Askariden gehabt hätte und dennoch die gewöhnlichen Wurmzeichen noch anhielten: so wurde ein Pulver aus Mercu- rius dulcis^ Baldrian, Jalapp-enwurzeL Und Semen sandonici yeiordnet ^ worauf eine Menge Würmer ausgeleert winden, die ich, nacli der oberflächlichen Beschrei- bung des Kranken, für Asl^aiiUen hielt, und mich also nicht weiter um ihr Aus- sehen bekümmerte. Ais mir aber den dritten Tag darauf der Kranke zufällig die Gestalt der oben erwehnten Wümier etwas genauer angab; so sah ich leicht ein, dafs diefs unmöglich Askariden seyn könnten, liefs mir solche bringen und fand nun, dafs es zwey, nrir bisher ganz unbekannte Warmgatfungen waren. Ich über- gab dieselben nniiiiem FremnJe, dem Herrn Professor iLew^, der durch seine viel- jährigen mühsamen ünLersuchüiigen, so manches in der Naturgeschichte der

Wui*-

3o

Würmer aufklärte, zur näheren Untersuchung. Dieser nam sie unter das Ge- schlecht der Rundwürmer auf und nannte die eine Gattung Stephanostoma, die an- dere Conosoma. Sie werden jezt in der überaus zalilreichen Sammlung von Ein- geweidewürmern aufi)ewahrt, welche ihre Entstehung gedachtem Herrn Professor Lenz verdankt, und nun dem hiesigen Herzoglichen Museum einverleibt ist."

Das Kronenmaul (Tab. VH. Fig. 5.) ist ungefehr einen Zoll lang, am Vor- dertheile zwey Linien breit und lauft auf einmal hinten spitzig zu. Es hat über- haupt, seinen fürchterlichen Rachen ausgenommen, mehr die Gestalt einer Puppe, als die eines Wurms. Seine Farbe w^ar anfänglich mllchweifs, wurde aber im Weingeiste bräunlichschwarz. Am dicken und runden Kopfe (Fig. y.) werden durchs Mikroskop eine Menge Erhabenheiten und Vertiefungen sichtbar (Fig. 8.), w^elche am obern und an beiden Seitentheilen des Kopfs mit überaus feinen Dorn- spitzen besäet sind. Eine jener Erhabenheiten sitzet vorne auf der Stirne und zeich- net sich vorzüglich durch ihre halbmondförmige Gestalt aus. Sie bildet nemlich in der Mitte eine starke Wulst, die auf jeder Seite in ein dickes, kurzes, nach oben gekehrtes Hörn auslauft. Um den, gleich unter jener Wulst hervortretenden Säugrüssel, bemerkt man einen starken Hakenkranz , der aus zwölf, immer paar- weise und symmetrisch vertheilten Haken oder Stacheln von ungleicher Grösse be- stehet und Herrn Professor Lenz bewog, diesem Wurme den Namen Kronenmaul zu geben. Zwey aufgeworfene Lippen umziehen die weite, querlaufende, eyrunde Öffnung des Mundes, welche im Rachen in eine feine Spalte zusammenflief&t. Bey- nahe eben so ungleich und hock eri cht , wie der Kopf (Fig. 6. «.}, ist der ganze Körper des Wurms , dessen Rückenfläche ebenfalls eine Menge überaus feiner und scharfer Stacheln deckt. Vierzehn Einschnitte bilden am Körper eben so viele Rin<^e von ungleicher Breite , wovon die sieben vorderen auf jeder Seite mit zwey kleinen aneinander hängenden Erhabenheiten, an der Bauchfläche hingegen nur mit einer solchen warzenförmigen Erhabenheit besetzt sind. Das Schwanzende aber bildet eine obere, etwas gekrümmte, und eine untere, mehr grade auslaufende Spitze.

5. Der Kegel wurm. Tab. VIT. Fig. 9 12.

Ascaris Conosoma, papillis in capite obtuso cluaijus, incisuris corporis decem, cauda

simplice. Habilat in canale jntestiuali.

Die kegelförmige Gestalt dieses Wurms (Fig. 9.) gab die Veranlassung zu obiger Benennung. Er ist kleiner und düimer, als der vorhergehende, etwan an

sei-

3i

seinem breiten Tiieil eine Linie breit und überhaupt neun Linien lang. Sein spbälir rischer Ko[)f (Fig. 1 1.) führt in der Mitte zwey erhabne, Augen gleichende Puncte, welche aber in einiger Vergrösserung (Fig. 12. a. a.) eine warzenförmige Gestalt an- nemen und in der Mitte noch mit einer kleineren, dunkelbrauneren, linsenförmig gen Erhabenheit versehen sind. Der Körper selbst ist, wie der Kopf , gröfsten- theils glatt, milchweifs und aus zehn Ringen zusammengesezt , die in ihren Zwi- schenräumen von zwey erhabenen Linien reiiförmig von unten nach oben umzo- gen werden, hier aber mit kleinen Häufchen, traubenartig vereinigter und mit -borstigen Härchen bewachsener Körner bedeckt sind. Diese Körner nemen von vorne nach hinten in dem Verhältnisse der Ringe ab. Am zalilreichsten , und in doppelter Reihe hinter einander, umziehen sie in einem halben Bogen die Rücken- fläche des Zwischenraums zwischen dem Kopfe und dem ersten Ringe (Fig. 10 und 12 V). Der Schwanzring zeichnet sich noch durch eine, unten etwas knotichte, und nach oben gekrümmte Spitze (Fig. 10. c.) aus. Übrigens aber ist sowohl von dieser, als von der vorhergehenden Askaridenart nichts bekannt geworden , was über ihre Naturgeschichte mehr Licht hätte verbreiten können, und nie glückte CS dem Herrn Professor Bretschneider in der Folge mehr diesen Wurm aufzufin- den, ungeachtet er keine, der sich öfters sowohl in der klinischen A.nstalt, als in seiner Privatpraxis darbietenden Gelegenheiten zu Untersuchungen dieser Art , vor- beygehen liefs.

6. Der Lympfgefäfs-Hakenwurm. Tab. VI. Fig. 9 12.

Hamularia lyrnphatica ^ corpore lineari, teretiusculo , capite obtuso , infra duobus ha-

znulis prominentibus instruclo. Treutlerl Auctarium ad helniinthologiam huniani corporis?

p. lo. de vennibus iibformibus in glandulis conglobati« broiiciüorum

repenis. Habitat in vasis Ijn.phaticis.

Treutiers sorgfältigen Bemühungen um die Bereicherung der Helmintholo- gie des thierischen Körpers, ist es gelungen, auch ausserhalb dem menschlichen Darmkanale eine Bundwurnigattung zu entdecken. Er fand in dem Leichnam eines Schwindsüchtigen von 28 Jahren, die Lungen voll Knoten, welche schon zum Theil in Eiterung gegangen waren, die Luftröhrendrüsen wohl um den drit- ten Theil grösser, als gewölndicii und ihre Saugadern so widernatürlich ausge- dehnt, dafs man durch ihre Häute fremde Körperchen durchschimmern sah, von welchen sie aus ihrer eigentlichen Lage in den Drüsen gebracht worden waren.

Bey

32

Bey näherer Untersucliung zeigten sich sowohl in den Lvmphgefassen der Ober- fläche, als in der inneren Drüsensubstiiiiz, fadenförmige Würmer. Vorzüglich •waren hiermit vier Drüsen (Tab. VI. Fig. 9. e-ßß- '■^•) angefüllt, wovon die gröfste (e.) vorne und unten über der Theilung der Luftröhre safs. In den Lvmphgefas- sen selbst konnte man keine Valveln mehr entdecken (Fig lo.^, welche durch die Würmer theils vernichtet, theils unbrauchbar gemacht worden waren. Hierdurch wird es aber wahrscheinlich, dafs jene Würmchen oder ihre Eyer durch die zufüh- renden Gefasse in die Drüsen gekommen sind. Denn wären sie auf dem entge- gengesezten Weg durch die ausfülirenden Gefasse dahin gelangt; so würden jene Valveln nicht so unkenntlich geworden , sondern unverändert geblieben seyn , da der Lauf der Flüssigkeiten und das Eindringen der Würmer in einer den Valveln entgegengesezten Richtung, auf keine Art möghch zu seyn scheint. In diesen Lymphgefässen lagen bisweilen zwey Würmer neben einander, öfters zwey hinter einander, und zwar so j dafs das Kopfende des einen das Schwanzende des andern berührte. Alle aber hatten sich mit ihren zwey Kopfhäkchen so fest an die dünne Haut der Saugadern angeklammert, dafs es äusserst schwer hielt, diese Würmer davon loszumachen, ohne ihre Häkchen zu beschädigen und abzureissen.

Die Länge eines solchen Wurms (Fig- 10. a.) betrug bald mehr, bald we- niger, als einen Zoll. Ihre Gestalt war rund , doch von beyden Seiten etwas zu- sammengedrückt und nach vorne etwas sclnnäler, als nach hinten, ihre Farbe weifs und hin und wieder (Fig. 11. c. c. c. c.) schwarz gefleckt. Das stumpfe Kopf- ende (Fig. II. «. und Fig. 12.) hatte an der untern Fiäche zwey bewegliche Häk- chen, übrigens aber war der ganze Körper einförmig und das Schwanzende (Fig. II. b.) wenig zugespizt. Sobald sie todt Avaren , erschienen sie am Vorderende einwärts, am Hinterende aufwärts gekrümmt, wie sie in der Abbildung (Fig. 21.) vergrösseri vorgestellt worden sind.

Drit-

33

Dritter Abschnitt, Bandwürmer, Taeniae.

Acharius, Animadvers. quacd. de Taenia , Lun. dae 1782.

Aegineta (Paulus) Lib. IV. C. 57.

Aetii Tetiabibl. III. Senn. i.

Aiidreae, Gaj. de Taenia, Groningae ^'^6^.

Andry, vers solitaires et autres dont iJ est traite dans le livre de Mr. Andry de la generat. d. Vers , re- presentes en plusieurs plaiiches , Paris 17 ifj- Ejiisd. Epist. ad B?,gliv% Hujiisq. respons. de Lumbr. lat, in Bagliv. oper. Antwerp. 1734. p. 687.

Aristoteles, Hist. animal. L. V. C. 9.

Angenii, H. bist, viri , qui vermem cucnrbitiiium dejecit longitudine cubitorum 25, in Epist. et C'onsil. T. II. L, VI. p. 530.

Bai dingers neues Magaz. B. VII. St. 3. S. i 9 J und 197. ß. XIII. St. 2. S. 148.

Batsch, A J. Naturgesch. der ßandwurmgattung mit 5. Kupf. Hall, 1786.

Beddeus, Di ss, d.verm. Taenia diclo. Vienn. I767.

Berlinische Samml. B. II. S. 453- vom Bandwurme, B. VII. S. 510. Mittel wider den Bandwurm. B. VIII. S, 345 und 40t. von dem Nuferischen Mittel.

Biblioth, raison. T. XII. p. 33. von einem ßandwur- me, der aus einem Abscefs jn der Leistengegend her- vorka^n.

Binet, Notae sup. T.aen, in Vanderni. Journ. V. 34. p. 217.

Bisset, de Taenia eamq. expellendi methodo , in ejus Medical Essays and Obs. 1766. p. igö.

Blochs Abb. v. d.Erz. der Eingeweidewürmer, S. 7.8. !»• 51. Beschreib, der Bandw. S. ly.

Boerhave, Praeiect. in propr. inst, rei med. T. VI. p. 1 80.

Bo etlicher, J. G. d. verm. ex gen. Solior. 21 ulnar, longitud. aequante in Act. N. C. V. VII. Obs, 20. p. 63.

Bannet Diss. de verm. Taen. dict. in Mem. de Math, et Phys. T. 1. p. 478. Ejusd. Nouvelles recher- ches sur la structure du T^nia. Journ. d. Ph. T. IX. 177I. Avril. p. 243.

Borde, Obs. d, Taen. Roux. Journ. d. Med. V. 31.

P. 35-

B o r r i c h i u s , Ol. de lumbr. lat- et cucurbit. in Act.

Hafn. Vol. II. Obs. 47. p. 148.

Cazelles Obs. d, verm. solitar. Roux Journ. T. XXIX p. 26. c. f.

Clauder, G. Lumbr, lat. Hist. Eph. N, C. D. IL an. 6. Obs. i 92. p. 383>

Clerici Hist. lat. lumbr. p. 153.

Cocchi, A. Discorso sopr. i verm. cucurb. dell' Uonio, Pisa 1758.

C o h a u s e n , D. S. E, E. lumbr. lat. et cucurb spe. cif. Act. N. C. V. IX. p. 34. ' *^

Con solin de verm, cucurb. in Roux. Journ. T. XX. p. 445-

Coulet, St. DispHt, med, d, Ascar. et lumbr. lat L. B. 1728. 4.

Cusson, remarques practiques sur !e Tenia Journ de Phys. T. XXII. 17S3 Febr. p. 133,

Dionis, C. Diss. sur le Taenia, ou Ver plat. Pa, ris 1749.

Doeveren (W. van) Observ. physico -medical. sur le ver solit ou Tenia. Lyon. 1764. Dessen Abh von den Wiirm, Leipz. 177Ö. S. 63.

Espiaud, Epist. de duabus Taen. et usu Nuffe, riani specifiri. Houx Journ. V. 47. p. 130.

Fabricii Hild. Obs. d. lumbr. lat, in Obs. chir. Cent. II. Obs 70 73. Genev. 161 1. p. 268.

Faulhaber, Gesch und Abbild, eines Bandwurms in Gefsners Samml. v. Beobacht. aus der ArzneygeL B. in. n. 3.

Fehr, in Hiera picra. p. 1:51.

Fischer, Taen. Hyd. p 4. de Taen. intestinal«.

Fontani, N.Obs, analect. Amstel 1641. p. 23.' Utruni in intest, vermes cucurb. generentur.

Francus, G de verm. cucurb. in infante, Eph. N. C. Dec. H. ann. 5. Obs. 221.

FränUsche Samml. B. VIII. S. 480. vom Batidwurme.

Frisch, J. L. de Taen. capitata et variis animal, Miscell.Berol. Vol.IV.p. 395. Vol. VI. p. 121. 129.

Gei seh löger, A. Bemerk, über Wurm. u. Wurm- mittel in Hufl. Journ. B. X. St. 3. S. 157.

Gleichen, W. v. Zergliederung und Mikroskop. Beobacht. des Band- und Kiiibisw. Beschäft. d. BerU naturf. Gesellscii. B. IV. S, 203,

Gontard, de Taenia in Vandermonde Journ. V„ V. p. 284.

Giize, NG.d. Eingeweidewurm. S. 268, derselb. V. d. Taenia in den neuest. Mannicljfalt. Jahrg. LS. 7 10!

Haen (de) Ratio medend. T. XIL Cap, delumbn! CO lato, p. 2 Ig.

Heide (A de) lumbric. lat. anatome , in ej. Ex, per. circa sanguin, missiou. Amst, i586, p, 49,*

Hippocrates de Morb. L. IV. p, 5 lo.

Hiickel Obs, de colic. verm, c. Taeniis excret, Comm. Litt. N. 1742. p. 279.

Jacobaeus de lumbr. lat. et cucurb. Act. Hav. Barthol. V. IL p, 148,

Jacquet extrait d'uns lettre ecrite a Br:anr,-)n 1718 au sujet d'un ver solitaire de 7. aunes, Journ. d. S^av. T, 64. p. 247,

^oiirn. des Sfai: i7 52.Aout.p. 194. Obs. ae Taenia, 5 Jun-

34

/uQgius, J. de vtrtr.ib. lat, Epist. in Greg. Horstii Obs. L. IV. p. 506, Ui.li. 1625.

K al t Schmied , C. F. de veim.'et praec. d. Taen. (Resp, Jaeniscb) Jenae 1755. Ejusd. Progr. d. Taen. Jen, 1766. c. Tab.

Klein Herpetolog. Tent. access. Unzeri Obs, d. Taen. Leidae 175-1.

Knipliof, de Pedic. ing. §. XII.

Koenig, E, de ore et proboscid. verm. cucurbit. Act. Helvet Vol. 1. p 27.

Laborde Obs. d. Taen. Roux. Journ. V. 3X. p. 35.

Lagen e remed. contr Taen. Roux. Journ. V. 45 p. 220.

Lancisius, J. M quod Taen. lumbric. sint poly- pi intest, in Oper. Cjenev. «718 V.U. p. 168.

Lengs feid, J. Besclir. d Baudw. und deren Heil- mittel, Wien »794.

Limburg, J. Ph Obs. de Asc. et cururb. potiss de Taen. Phil. Trans. V. LV- p. 126. c Fig.

Liiidemann, Wirk. d. Zinnfeüe gegen d.Bandw. im Wittenberg. Woclienbl- 1791 S. 53,

Linnaei Diss. de Taenia (Resp G. du Bois) Ups. 1748 c. Tab.

Lister of the Lumbr. lat. and cucurb, Piiil. Trans. n. 9',. p 6062 B. 1. p. 430.

Marx, INI. J. vermisclite Beob. Samml II. von ei- fern durch Zinn abgetrieb. Bandw, S 4.

Matthieus Mittel wid d. Bandw. in Formens 'me- ^iciniscli. Ephemend. von Berl. B. l. Heft 2. S. 118.

Ment. lit.crit.poar serv. a l'hist. de Med. Paris 1775. 1. n. 13. de remed. Nuffer

Monardi Epist. Med Lib. IV. C. 1. Moulenq et Baum er de Taenia. Roux Journ, V. LVl p. 330 et 406.

Müller Lettre aux auteurs du Journal sur lesTaen. i. diffdr. anim. Jour. d. Phys. T. XXI. 1784. suppl.

f- 3 9-

Müller vom Bandw. Naturf. St. 14. S. 129.

Neuhold, J J. de inexstirpabil. lat. verm. Proge- rie Act N. C. V. 111 p. 159.

Pallas Diss.de inf. viv p. 274. Bemerk, über d, Bandw in Menschen und Thieren, N. Nord, ßeytr. B- 1, P- 39- '• P' Einige Erinner, d. Bandw. betreffend. Ebendas. 8. II. S, 58

Palm er, Diss. d. verm. intest, in Thes, Med. Edinb. 1775. T. 111, p. 3g, de Taenia.

Pr/cis du Traitent'Kt contre le Te'nia pratique a Mo- vat en Suisse, examin^ et approuvd ä Paris, publik far ordre du Roi, Paris 1775 (^handelt vom Nufferi- schen Mittel,)

Postel de Fran eiere Obs. d. Taen. in Van- derm. Journ. V. XVUi. p. 4 i 6,

Rat hier remed. in debelland. Taen. efficaciss. in Roux Journ. V. XXVlIl. p. 44.

Ravatons Abb. vom breiten Bauch. oderBandw.

aus dem Mercure de France 1756. p. 146. übers von Krünitz in Cartlieuiers verniiscliten Sdniften , St. 111. S. 19g.

R o b i u de Taen. Roux Journ. V. 25. p. 222. Roederer, J. G. Progr. de Taen. Götting. 1760. Rosen, N. Untersuch v. Bandw. in den Abh. d. Schwed Akad. B. IX. S. 129. B. XXII. S. 159.

Rosenblad, E. Diss. d. Taen. (Resp. Acharius^ Lundini 17S4.

Rougere (M. de) Obs. tres de Taen. in Roux Journ. V XXI V. p. 521.

Roux Journ. V. 44. p 322 deTaenia propellenda. R o z ier Observat. T. XII. p 229. (Ein Bandwurm zwisclien den Gedärm, und dem Netze.)

Sarazeni, Fh. de lat. Lumbr. in Hilden. Obs. Cliir. 161 I. Cent. '1. p 268.

Schactien, P. G. Diss, d, Taen. (Resp. Hahn) Lips. i;i7. 4.

Schenck (Job. a Grafetiberg) Lib III, Obs. med. 208.

Schulze, S. de Lumbr. lat. Eph.N.C. Dec. Lann. 3. Obs. 429. p. 357.

Schwartze, S. H. J Diss d. Virt. Cort. Geoffreae surinamens. contr. Taen. Goett. •79i. Seile, Medicina cllnica. p. 197. Sibbern, Obs. d. Taen. op Stanni rasi expulsaj in Collect. Hauniens. V. 11. p. 116,

Siblot deTaenia; Roux Journ. X. LX p 22. S i m m o n s accunt of tlie Taen. or loog tapeworm. Lond. 177?.

Sporing, H. D. Bericht einer Frau, bey der ein Stück Bandw durch ein üeschw. im Unterl gegangen ist; in den Abh. d. Sei wed. Ak. 1747. S. 1 17.

Stromaieri et W idemann i Epist. d. lumbr. lat. in Greg. Horst. Observ. p. 499 et 507. T h a d d a e u s D u n u s in Mise, med C. XV. Thomas Obs. d. Taenia; Roux Journ. V. XXIII. p. 68.

Ty son , E. de lumbr. lat. in Philos. Trans, n, 146. p. 113. B. IL p. 185. c. f Leskens Uebers. B. 1. Th. 1, S. 101.

Unzer, J. A. Obs. de vermib. cucurbit. Hanib. Mag. B Vlll p. 312- Ebendesselb, Obs. d. Taeniis in Kleinii Herpetol. exam.

V a 1 e n t i n i , M. B. de verm. lat. per intervalla eject. Act. N. C. ann. X. p. 119

Valisnieri, de Taen. in Oper. T. 111. p. 319. c. Fig.

Wagner, R. de verm. fascial. 12 ulnar, per alv. excreto Nov. Lit. Mar. Balthic. p. 300,

Weben, C. Obs. d. Taen. in ej. Obs. med. Fase. I. 1764. p. 32.

Weigels neue MetI od. d. Bandwürmer abzutrei- ben, in Hulel. Journ. der prakl. Heiik. B, I. St. 3. S. 439.

Welsch

3

r

Welsch, G. H. de lumbr. Iit. ulnar, longitud. Eph. N. C. Dec. I. ann. g. Obs. 221,

Werlhof, C. G, d. lumbr. lat. Comm. L. Nor. »734- P- 37''

Werner, verm. intest, p. 15, 4J. 44,

W i n k 1 e r , G. C. de lumbr, lat. Eph. N. C. Dec, \.

an. 6 et 7. Obs. 104. p. 142.

Zeders erster Nachtrag, S. 106, S2i und 223,

Kettenwvrmtr,

Zu den Bewohnern des menschlichen DarmkaniJs gehört noch ein überaus sonderbares und den Naturforscliern lange Zeit rätzelhaft gebliebenes Thierge- schlecht, welches, ausser dem Menschen , auch vielen Säugthieren, Vögeln, Fi- schen und Amphibien eigen und unter den Namen Gliederwurm ^ Bandwurm^ iVe- stelwurm^ Kettenwurm, ^XfjLiva itXctTeict, K.eigiU-, TciiViCt, Taenia, Lumbricus latus^ Ver plat , Ver solitaire , Jointedworm, tape warm, in Schweden aber unter dem Na- men Ficken und in Finnland unter dem Namen Fmck bekannt ist. Die Alten hat- ten von demselben sehr irrige Begriife. liippokrates , oder vielmehr der Verfasser der ihm untergeschobenen vier Bücher von den Krankheiten und Aristoteles sahen die einzelnen abgegangenen Glieder des Bandwurms für dessen Eyer an. Actus und Paulus Aguieta aber hielten ihn für eine Ausartung der inneren Darmhaut in ei- nen gewissen lebendigen Körper, der am Magen beständig nage und einen Heifs- hunger veranlasse. Diesen und anderen Meinungen hiengen noch viele in den späteren Zeiten an; so wie man sich überhaupt in Rücksicht der verschiedenen Theile dieses Wurms, seiner Entstehung, Fortpflanzung und seines ungewöhnlich langen Lebens , in mancheriey Behauptungen, Erklärungen und Erdichtungen er- schöpfte. Einige machten ihm den Kopf streitig oder hielten das Kopfende für das Schwanzende, oder sezten ihn gar unter die Thierpflanzen, weil sie sich immer nur mit der Untersuchung abgerissener Stücke ausserhalb dem Wohnorte des Wurms be- gnügten. Andere waren ungewifs, ob der Bandwurm ein einziger oder eine Kette von Wurm ei^n sey, weil sie in jedem abgerissenen Gliede noch Bewegung wahrna- men. Viele glaubten, dafs er durch die Muttermilch , viele, dafs er durch Speisen und Getränke überhaupt in unseren Körper gelange , die meisten aber wurden durch die beträchtliche Länge des Wurms verleitet, zu behaupten, dafs der Bandwurm ein Thier sey, welches nicht aufhöre zu wachsen, und dafs, wenn auch nur ein einziges Glied von demselben im Darmkanale zurückbliebe, aus diesem Gliede immer wieder der nemliche Wurm entstehe , imd dals mithin sein Wachsthum und Alter keine Grenzen habe.

Den Geschlechtscharakter der Darmbandwürmer bestimmt eine Kette von mehr oder weniger breiten und langen, platigeunickten Gliedern, wovon jede» seine eignen Eingeweide hat, und welche am Kopfe klein anfangen, gegen das

Schwanz-

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Scliwanzende aber immer grösser werden. Die besonderen Unterscbeidungszeicheti der einzelnen Gattungen aber gründen sich auf die verschiedene Bildung des Kopfs; die besondere Gestalt und Verbindung einzelner Glieder, die Eingeweide jede? Glieds und den Stand der Eyergangmündungen oder Saugmündungen. Die mensch- -liehen Darmbandwürnier sind nach allen diesen Stücken versclaieden von den •Darmbandwiirmern anderer Thiere und können nie ausserhalb dem Gedärme des Menschen leben, in diesem aber nicht nur einzeln, sondern in grösserer Anzahl und in Gesellschaft anderer Darmwürmer vorhanden seyn. De Haen erzehlt , dafs er einmal zwölf und ein andermal in dem Leichname einer Weibsperson achtzehn Bandwürmer gefunden habe; Nitert aber meldet in einem Schreiben an de Haen^ dafs er von einem Knaben in zwey Tagen siebenzehn Bandwürmer habe abgehen sehen. Nicht weniger führt Werner das Bevspiel einer Frau an, welche innerhalb einem halben Jahre von ein und zwanzig Bandwünnern befreyt worden ist, und versichert sogar, den Einsiedler, welcher doch der Idee, dafs er nur einmal in ei- nem Darmkanale vorhanden seyn könne, seinen Namen verdankt, sehr selten allein, sondern fast immer in Gesellschaft mehrerer Bandwürmer, auch wohl der Spulwürmer und Haarschwänze gefunden zu haben.

Die Farbe der menschlichen Darmbandwürmer ist ganz weifs , oder etwas ins Gelbe fallend imd scheint überhaupt von ihrer Nahrung abzuhängen, welche der Milchsaft im dünnen Gedärme ist. Ihre Länge wird von verschiedenen Beob- achtern verschieden und öfters unglaublich grofs angegeben. Man findet hiervon Beispiele beym Augenius, Bomchius^ Thaddaeus , Clericiis , Rosen und Boerhave. Lezterer will einen Bandwurm von dreyhundert Ellen von einem Russen abgetrie- ben haben. Walirscheinlich sah er aber, als Anhänger der alten Meinung von dem nur möglichen Daseyn eines einzigen Bandwurms in einem Menschen, die abgegangenen Stücke mehrerer Bandwürmer für Theile eines Wurms an; denn CS ist nicht glaublich, dafs die Natur, welche im Wachsthume keines Thiers ein gewisses Maas überschreitet, blos bey den Darmbandvvürmern eine Ausname ge- macht haben sollte. Auch stimmt dieses ganz mit Werners Versicherung überein, der unter allen ihm vorgekommenen Bandwürmern keinen fand, welcher über neun Ellen lang gewesen wäre.

In Rücksicht der Bew egung hat man den Biegungen und Bewegungen , wel- che einzelne abgegangene Glieder, und ganze Gliederstrecken oft noch Stunden lang, besonders in lauem Wasser fortsetzen, auf die Bewegung des ganzen Wurms geschlossen, um so mehr, da selbst die Empfindung der nnt dieoem Wurme be-

haf

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hafteten Kranken, diese Meinung nnterstüzte. Diese klagen nemlich öfters über ein den Krümmungen des Darmkanals folgendes , bisweilen äusserst schmerzhaftes, wellenförmiges Fortrücken oder Kriechen , welches auch van Döveren hewog, die Bandwürmer unter die kriechenden Thiere zu zehlen.

Was das Wachsthum dieses Wurmgeschlechts betrifft, so erfolgt es keines- weges, wie Linne und andere Naturforscher glaubten, durch das Ansetzen oder die beständige Erzeugung neuer Glieder; sondern durch das allmähliche Forcschie- ben, Entwickeln und Vergrössern der schon am Kopfende des Wunns aniageweise vorhandenen und als kleine Linien sichtbarer Glieder, Die Darmbandwürmer ha- ben nemlich das Eigene, dafs sie nicht, wie andere Geschöpfe in allen Th eilen ihres Körpers verhältnifsmässig und gleichzeitig an Grösse und Vollkommenheit zunemen; sondern dafs die Glieder am Kopfende lange in einem unausgebildeten Zustande bleiben , sich aber immer mehr und schneller entwickeln , je mehr sie sich vom Kopfe entfernen , bis sie endlich an den Theil des Wurmendes gelangt sind, wo sie mit der gröfsten Länge und Breite den höchsten Grad ihrer Vollkom- menheit und Ausbildung erreicht halben, und wo sie sich sodann von freyen Stücken von den noch weniger ausgebildeten, oder unreiferen Gliedern abzuson- dern und unter den Exkrementen ihren Ausweg durch den Mastdarm zu nemen pflegen. Diese sonderbare Eigenschaft der Darmbandwürmer hat zur nothwendi- gen Folge, dafs das Abtreihen grosser Gliederstrecken vom hinterem oder reife- rem Theile des Wurms nichts fruchtet, wenn das Kopfende unverlezt zurückbleibt, weil die Entwicklung seiner unvollkommenen Glieder hauptsächlich von der Ver- bindung mit dem die vorzügHchsten Organe der Ernährung und des Lebens ent- haltenden Kopfe abhängt und der mit lezterem in Verbindung stehende, im Kör-^ per zurückgebliebene Wurmtheil bald wieder eine Länge erreichen kann , welche der ehemaligen Länge des ganzen Wurms gleichkommt. Durch diese eigenthüm- lidie, vom Kopfe abhängende Entwickelungsart, wird auch die Meinung derjeni- gen widerlegt, die jedes von der übrigen Gliederkette des Wurms getrennte und im Darmkanal zurückbleibende Glied für fähig halten, über lang oder kurz zu ei- nem neuen Bandwurme heranzm^achsen.

Den gröfsten Schwierigkeiten bleibt noch die Erkläning von der Forpflan- zungsart der Bandwürmer unteiworlen. In allen GHedern der Darmbandwürmer, nur die feineren, und unentwi ekelte a am Kopfende ausgenommen, macht das Mikroskop eine grosse Menge solcher Körperchen sichtbar, welche Eyern glei- chen. Von diesen Eyern erscheinen die ia den. weniger ausgebildeten Gliedern

be^

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befinclliclien , nur in den ersten Umrissen, die in den ausgebildeten Gliedern aber als ungleich grössere und dunklere Flecken. Leztere halten die Helmintho- logien für reite Eyer und Bloch versichert, dafs Bandwürmer, welche noch nicht vier Monathe alt sind, schon dergleichen vollkommene Eyer führen. Hierbey bleiben jedoch immer zwey nicht unerhebliche Fragen zu beantworten übrig: i) ob nemlich diese Eyer als besondere Keime anzusehen sind, welche nicht, wie bey den bekannten FortpHanzimgsarten, einer Befruchtung zu ihrer Entwicklung be- dürfen; sondern durch eine ihnen selbst, oder dem Wurme beywohnende innere Kraft immer vollkommener werden , bis sie endlich den Grad der Reife erreicht haben, der ihren Aufenthalt im Körper der Mutter überflüssig macht, sie bestimmt aus demselben ihren Ausgang zu nemen, nur für sich in Wurmgestalt fortzuleben und zu Avaehs^n? oder 2) ob sie wirklich eine Befruchtung zu ihrer Entwicklung nöthig haben, und ob hierzu zweyerley Geschlechter vorhanden, oder die zur Befruchtung erforderlichen Organe in einem Wurme vereinigt und die Darmband- würmer mithin Hermaphroditen sind? Für erstere Meinung stimmen Zeders^eoh- achtuneen, nach welchen sich die reiferen Glieder der Darmbandwürmer vom übri- gen Körper trennen, durch ihre Bewegungen die reifen Eyer ausschütten, diese im Darmschleime ausgebrütet werden, und sich in der Folge auch da ernähren; für leztere Meinung, die vom Werner beym langgliedrichten ßandwurme entdeck- ten Or"an«, welche eine eigene Befruchtung zulassen und die Wahrscheinlichkeit der Selbstbefruchtung zur Gewifsheit erhöhen würden, wenn auch bey andern Darmbandwürmern ähnliche Zwittergeschlechtstheile zu entdecken und die klei- nen schreg laufenden Gänge, welche in jedem Eyer enthaltenden Gliede zu bemer- ken sind, nicht eben sowohl für Ausführungskanäle , oder Saugröhren angesehen werden, könnten.

Anlangend die mancherley Beschwerden und Zufälle, welche die Darmbani- würmer veranlassen können; so haben sie mit denjenigen anderer Eingeweidewir- mer gemein, dafs sie bey manchen Personen unmerklich, bey anderen überms heftir^ sind. Eine Frau ^ welcher ich in der Folge den langgliedrichten Bandwurm mit der in starken Gaben angewandten salzgesäuerten Schwererde abtrieb, und von Avelcher vorher viele Jahre lang , öfters einzelne Glieder abgiengen , klagte bey ihrer vom Geiz bestimmten, überaus einfachen Lebensart, über nichts, als bisweilen über ein unbedeutendes Drücken in der Nabelgegend. Bloch und Lengs- feld bestätigen eben dieses und versicliern sogar, dafs der Bandwurm vorhanden sevn könne, ohne die geringste Unbequemhchkeit zu verursachen. Öfters un- ter-

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tersclieiden sicli ober die mehr oder weniger heftigen Zufiille nicht von Jenje- nigen, welche auch andere Würmer veranlassen können. Die mit dem Bandwur- me behalteten Personen haben z. B. unordentlichen Appetit, werden öfters von Ohnmächten, Schwindel, Convulsionen, Epilepsie, Veitstanz und anderen Ner- venzufiillen befallen, oder sie magern nach und nach ab und bekommen die Schwindsucht. Bey andern aber wird man mit und neben ähnlichen Zufällen, oder auch ganz ohne die;.elben, doch gewisse eigenthümliche Merkmale gewahr. Sie bemerken nemlich auf das Drücken beym Stuhlgang, auf die Anstrengung beym Brechen oder die Erschütterung beym Niesen , eine wellenförmige Bewegung, und auf dieselbe eine Kälte im Unterleibe oder Rücken, als ein Kennzeichen, dafs der Wurm aus einem Theile des Darmkanals in den andern wandert. Lengsjeld gedenkt noch der Empfindung, als ob eine Schnur von dem Magen nach unten, oder von der rechten nach der linken Seite angespannt wäre, und einer so gros- sen Gefühllosigkeit der ganzen linken Hälfte des Körpers, dafs der Kranke in die leidenden Theile stechen und schneiden konnte, ohne etwas zu fühlen und mehr als höchstens einige Tropfen schwarzes Blut aus den in wenig Tagen heilenden W^unden zu verlieren. Viele an Bandwürmern Leidende bemerken auch öfters die Empfindung des Saugens in verschiedenen Gegenden des Unterleibes. Bey an- dern aber äussert sich diese, oder eine ähnliche Empfindung immer unverändert an der nemlichen Stelle. So fühlte eine Frau gewöhnlich gleich nach Tisch und ausserdem Abends um drey oder vier Uhr ein Greifen in der Gegend des Nabels, wobey sich lezterer einwärts zog. Dieses Greifen wurde immer schmerzhafter und es überfiel sie hierauf ein Schauer, auf welchen Hitze folgte. Sobald der Frost nachliefs, empfand sie ein Drehen im Leibe von unten nach oben und ein Däm- men gegen die Brust, wobej^ es ihr den Athem versezte. Diese Zufalle kamen richtig immer zu der nemlichen Zeit und nach gleichen Veranlassungen z. B. aufs Biertrinken wieder. In der Nacht störten sie häufig den Schlaf. Die Person war dabey sehr abgezehrt und klagte bestä idig über Leibesverstopfung. Mehr von den Bandwurmzufidlen findet man be}m Pallas.

Da de gegen die Spulwürmer und Pfriemenschwänze gebrauchten Mittel, wenig oder gar keine Wirkung auf die Bandwürmer äusserten , so war man schon lange darauf bedacht, ein specifisches Mittel gegen leztere zu entdecken. Zur Zeit aber verdient noch keii.es der daiür ausgegebenen diesen Namen. Denn obgleich durch die Lag'en/jcÄ^ , Nuff ersehe, Sihmuckersche, Herrnschwandtsche , Clos- sius' fVaglerische y Odiersche und Mauhieusische Meihode vielfältig Bandwürmer ab-

getrie-

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getrieben worden sind; so sind sie doch kelnesweges unfehlbar. Sie berulien blos darauf, den Bandwurm durch drastische Purganzen mit einem Male fortzustür- men; denn die übrigen dabey anzuwendenden Mittel und zu beobachtenden Ne- bendinge, sind wohl, wie auch vS>//e und Bloch bemerken, ohne wesentliclien Nuz- zen. Von ähnlicher Wirkungsart ist >Yahrscheinlich auch das Lengsfeldische Arkan, welches der Erfuider für 3o Gulden ausgeboteii hat. Über diese drastische Me- thode, welche die Dauungskraft mehr, als die heftigste Dysenterie schwächt, hier- durch die Schleim- und Wurmerzeugung nur noch mehr begünstiget, oft die schmerzhaftesten Hämorrhoidalbeschwerden nach sich zieht, bey emp/lndlichen, zu Krämpfen geneigten Personen durchaus nicht anwendbar ist , und übrdies noch das Abreissen vuid Zurückbleiben des auf angebrachte starke Reize oft die flockichte Dai-mhaut durchbohrenden und in den darauf folgenden Darndiäuten sich ansau- genden Kopfendes bewirkt, scheint man aber die langsauie Kurart, welche ffei- gd neuerlich empfolen hat, ganz aus der Acht gelassen zu haben. Diese besteht nun darinnen , durch den mehrere Monathe , in Verbindung mit Visceralmitteln, fort^esezten Gebrauch auflösender Salze, den, den Wurm schützenden Schleim zu zerstören und ihn durch diesen, auf ihn selbst anhaltend wirkenden Reiz so zu schwächen, dafs er endlich genöthiget wird, mit seinen Saugorganen lofszidassen und seinen Abgang zu nemen. Am meisten wird man mit diesem Verfahren gegen den hartnäckigen , langgliedrichten Bandwurm ausrichten. Sollte uns vollends, wie uns Geischlögers Versicherung erwarten läfst, die versprochene Bekanntmachung seiner Heilart sogar die den Kranken ermüdende, längere Dauer dieser Methode abkürzen Irelfen ; so würde in dieser Rücksicht nichts zu wünschen übrig bleiben.

ic Der langgliedrichte Bandwurm. Tab. III.

Taenia Soliam, osculis marginalibus akernatis. .Linn. Ainoen. acad. Vol. 11. p< 74.

Tab. I. F. I- ^yst. Nar. T. I. P. VI. p. 3064. n. i. Faun. Suec. 2264.

Taenia articulata Ceres. Habitat in canale iatestinali.

Aldrovandi insect L. VI. p. 652.T. I. j Bl 0 eh s Abh. von der Erz. der Eingeweidew.S. s*

Andry v. Erz. d. Würni. Kap. 111 S. 66. Der Banäutiint ohne Rüchgrath , Ver solitaire sam epine.

Aristoteles, Hist. anitn. L. V. C. 19.

Batsch, Naturg. der Bandwurmgalt. S. 114. n. 3. F. I 9. 9 II. 21 23 u"d 53-

Bartliolinus in Act. Havniens. 11. p. 148. 3.

p. 116.

Berlin. Desch;ift. 4. S. 203. T. 4. F. 10 13. Reverw. Thes. p. 202. T. 2o2. F. 3.

n. :o. Der Kiirbiswurm.

B 1 u mcii bachs Hau Jb. der N. G. S. 414. n, i. Tab. I. F. 5. Der l/i;iggliedrige Baudwmiit.

Bonnet Meni. pr^s, u l'acad. de I'ar. I, p. 5ir. et Journ. d. Fhys. 1777. apr. p. 277, Taenia ä aniieaux lottgs ; Desselb. Abb. aus d.Insektolog. V. Goze, S. 61. Taenia nrticii/is tongioribus.

C 1 e r i c i Hist, lat. lumbr. Genev, 1714. Tab. I, A. B.

Cou«

4i

Coulet Diss, d.Ascarid. etlumbr. lato.L.B. 1728.

Cuvier Tableau el^meiitaire p. 63 5 , te Cucurbitain.

Dtonis, Diss de Taeiiia. Tuen, nrtictilos liemittens.

Ernst, D'\ss. de y'üeiiiij sPCNiiäit /'/t:rtfri , Uasil. 1743.

Frank, G. von Uürbiskernälmliclien Wurm, bei einem Kinde in den Abli. d. k. A. d. N. F. T!i. XV. S. 410. (Einem noch an der Biiist trinkenden Kinde von I Jahre 2 Monathen , wurde ein 3 Ellen langes Stück dieses Bandw. abgetrieben.)

Fischer, Taen. bydat. in plex. chor. p. 14. n. i. Taenia lange articulata.

Gleichen in den Besch. Berl. Naturf. IV. S. 203. T. VI. Fig. 10 13.

Göze, Vers, einer N. G. d. Eingeweidw. S. 264. Dtr langgliedi teilte BnndwHnn.

Haen, Rat. med. P. XII. C. 5. S. 210. Lumbrictis latus.

Hayd, Exper. 47. T. 47. Ltivthr. latus.

Hill, Hist. anim. p. 16. Siajonin.

K n i p h o f de Pedic. inguin. §. XIII. KPrbiskerri' förmiger IVurm.

Koenig, E. in Act. Helvet. Vol. I. p. 27. de ore etproboscide vermium curcurbitinorum.

Kratzensteins Abh. S. 34, F. 1 1 .

Limniburg in Act, angl, V. LVI. art. 1766. p, 123- Tab. VI.

Marx, vermischt. Beob. Samml. II. Berl. 1787. S. 1. nebst Zeichnung.

Müllers Liiin. N. S. Th. VI. S. 904. n. i. Bei- i'ii:in'',ii,!igt B'intiwiinit, Tab. 36. F. l.

Mi! 1 lersNaturforscb. St. XIV. S. 134. 144. 193 _ SOI. St. XXll. S, 34. Der kiUbiskerrJgfe B.ittd.v'ici-.n.

Onowat. H. N. P. VII. p. 415. Der ßandw. mit lau- gfn Gelenken.

Pallas Elench. Zoophil. p. 405. n. i. Tuen, cucur- bitiiia, KiirbiikevufürwigerBnndic, Ejusd. Diss. de inf. viv. p. 27S. n. 4. Neue nord. Beytr. B. I. S. 46, n. i. Tab. II. F. I 9. Taen. eucvrbitina.

Palm er Diss. d. verm. intest, in Thes. med. Edinb. T. III. p. 39. Taen. priin. species.

Plateri Prax. med. p. 933. Taen. secunda, Ferutis cucnrbitinus.

R aul in , Morb. aer. 1752, app. F. 1—4.

Roederer, Progr. d. Taenia 1760.

Rozier Journ. d. Phys. 1777. avril p. 2?7.

Spigelius, A. de Lunibric. lat, Taenia degener.

Thyson in Philos. Trans. V. XII. n. I46. Tab. I. et II. F. 2. 6. ro. Abh. z. Phys. übers. B. I. Th, I. Absch. I. Lumbr. lat. Fermis cucurbitinus.

Valisnieri Oper. p. 177. Catena de cucurbin,

Werner verm. intest, p. 18. Tab. I. II. F. i 4 (f. Solium.

So wenig diesem Bftndwurme der 'Hume Einsiedler , Taenia Solium .^ le Sollt; aire zukommt; indem er sogar seltner, als der breite Bandwurm einzeln in dem Men- schen gefunden worden ist; so hat man ihn doch beybehalten, um ihn von den zwey andern Arten menschlicher Dannbandwürmer zu unterscheiden. Weit an- gemessener bleibt indessen die Benennung lauggliedrichter Bandwurm. Er hat mit den andern Darmbandwürmern gemein, daCs er vorzüglich gewissen Gegenden eigen ist. Göze hat ihn besonders in der Gegend von Hanover und Berlin, Werner um Leipzig häuffig gefunden. Mir selbst ist in der Gegend um Hof, ausser ihm , nie eine der zwey übrigen Bandwurmgattungen vorgekommen. Die Merkmale seiner Gegenwart in dem Menschen sind so unsicher, wie von den anderen Bandwür- mern. Doch giebt Göze eine grosse Unruhe und Angst, welche beym Anhören der Musik und besonders der bebenden Orgel rege wird , und fVagler den fruchtlo- sen Gebrauch des Herrnschwandischen und NufFerschen Mittels, als eigne Merk- male des nur dem Waglerischen Mittel weichenden, langgliedrichten Band- wurms an.

Ersterer Autor unterscheidet zwey Gattungen dieses langgliedrichten mensch- lichen Darmbandwurms, i) die grosse, mit hingen, dicken inid gemästeten Glie- dern, und 2) die flache, durchsichtige Spielart, bcy welcher die dendritischen Fi-

guren

4a

guren in den reifen Hintergliedern überaus deutllcli erscheinen sollen. Allein die- ser Unterschied scheini. blos auf der reichlicheren und voUkoinmneren Nahrung zu. beruhen, die dieser Wurm in verschiedenen Subjekten findet, daher folgende Beschreibung im Wesentlichen diesen beyden Spielarten gemein ist.

Der langgliedrichte Bandwurm (Tab. III. Fig. i3.) hat, wie alle Darmband- "würmer, eine sehr flache, bandförmige Gestalt, fängt sich mit* einem Knötchen fadenförmig an, wird dann immer breiter , und lauft am Ende wieder etwas schmä- ler und abgerundet zu. Seine Farbe ist weifs , die Grösse und Gestalt seiner zahl- reichen Gheder überaus mannigfaltig. Letztere sind unter einander durch eine, am hinteren Rand jedes Gheds sich bildende Falte (Fig. 1 3. 8. 8.) vereinigt , welche das folgende Glied immer wie in einer Falz aufnimmt. PKemer hat alle diese Glieder in neun R.eihen abgetheilt, die zwar unmerklich in einander übergehen, in v\relchen man aber doch eine merkliche Verschiedenheit sowohl in der Länge und Breite der Glieder, als in der Deutlichkeit der durchlaufenden Kanäle und der Vervielfältigung der durchschimmernden dendritischen Figuren gewahr wird. Die erste GHederreihe (Fig. i3. a. b.), die sich gleich am Kopfe (i.) anschhefst und als der Hals des Wurms angesehen werden kann, besteht, besonders im An- fange, aus so überaus kurzen und schmalen Gliedern , dafs sie von einem unbe- "waifneten Auge kaum unterschieden werden können. Diese Glieder sind rauh von den unendlich kleinen Fasen, welche aushauchende Gefässe zu seyn scheinen, und unter welchen wieder nach der Länge und Breite der Glieder durch den gan- zen Wurm, überaus feine lange und quere Muskelfasern laufen, durch deren Ver- kürzung sich der Wurm bewegt und fortiückt. Ungefehr eine Elle vom Kopfe ge- hen die kleinen und zarten Glieder in deuthche Vierecke (b. c.) über, in welchen die organischen Theile jedes Glieds immer sichtbarer werden, jemehr sich diese zweyte Gliederreihe der dritten (c d.) nähert. Man sieht hier, entweder am rech- ten oder linken Rand jedes Glieds sehr deutlich ein kleines Wärzchen {s. s. s. s.) mit einem schwarzen Punkt, welches die Mündung eines überaus kleinen, schreg- laufenden Kanals ist. Diese Wärzchen wechseln , gemeiniglich nach zwey Glie- dern, in ihrer Stellung, so dafs sie an den nächsten zwey Ghedern den linken Rand besetzen, wenn sie in den zwey vorhergehenden den rechten einnamen. Ausserdem steht man an jedem Rand eine ganz schmale, in der Mitte aber eine etwas breitere Linie, aus welcher letzteren zu beyden Seiten kleine dendritische Figuren oder Astchen ausfliessen. Alles dieses wird in der vierten Gliederreihe (d. e.) immer deutlicher, welche noch das Auszeichnende hat, dal& die bisher nur ein- mal

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mal gespaltenen Astclien , sicli nun schon zwey bis dreymal spalten. In der fünf- ten Gliederreihe (e.f.) werden die länglichten Vierecke der hervorgehenden Reihen wieder gleichseitiger , die mit den Seiteiirändern parallel laufenden Linien aber so breit, dafs sie beynahe der mittleren Linie an Stärke gleich kommen und nun schon deutliche Kanäle bilden. In der sechsten Reihe (F. g.) sind die breitesten Gheder des ganzen Wurms enthalten, und die zu beyden Seiten des mittleren Ka- nals auslaufenden Astchen erreichen die beyden Seitenkanäle. In der siebenden Reihe {g. h.) nemen die Glieder dadurch, dafs ihr mittlerer Tlieil etwas bauchicht ■wird, eine küi biskernförmige Gestalt an, in der achten {h. i.) aber werden die schon in der vorhergehenden Reihe wieder schmäler gewordenen Glieder über einen halben Zoll lang. Der mittlere Kanal (33.), die Seilenkanäle (4. 4.), die schreglaufenden kurzen Gänge, nebst den Mündungen der Randwärzchen (s.s.s.) die mit den Seitenkanäien zusammenlliessenden , dendritischen Figuren (7. n\ Jpg weit stärker gewordenen mittleren Kanals, fallen hier deutlich in die Augen. In der hierauf folgenden letzten Reihe (i. k.) werden die Glieder wieder viel kürzer so dafs sie den Ghedern der fünften Reihe in Rücksicht der Grösse gleich kommen. Ihr leztes Glied bildet das abgerundete , weder mit schreglaufenden Gängen noch mit Randwärzchen versehene Schwanzende (AJ, in welchem der mittlere Kanal (^.) nicht völlig das Ende dieses Glieds erreicht.

Da die inneren Theile des Wurms in keiner Giiederreihe deutlicher als in der lezten und vorlezten gesehen werden können; so scheinen beyde die aus "-e- bildetesten und reifsten des ganzen Wurms zu seyn , und hierinnen zugleich der Grund- zu hegen, warum sich die Glieder dieser Reihen , öfters ohne alle Veranlassung bald einzeln, bald in ganzen Strecken von dem übrigen Theil des Wurms abson- dern, und so unter den Exkrementen gefunden werden. Die Alten hielten der- gleichen einzelne Glieder für ganze Vv'ürmer und nannten sie KurbiswUrmer ganze abgegangene Strecken aber für Reihen , welche ihnen die einzelnen Kürbiswürmer durch das Ansaugen an einander zu bilden schienen.

Um jedoch von der thierischen Ökonomie des langghedrichten Bandwurms eine genauere Kenntnifs zu erhalten, ist es nöthig, die einzelnen Theile des Kopfs imd die gemeinsamen organischen Theile der Glieder noch besonders kennen zu lernen.

Am Kopfe (Fig. 3.) entdeckt man schon mit blosem Auge fünf Hervorragun- gen, wovon die mittlere (a.) die längste ist, die vier sie umgebenden (b. b. b. b.) aber stumpfer und breiter sind. Ei:siere, odar der Säugrüssel, erscheint schon un- ter

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ter dem einfachen Mikroskope von vorne gestreift (Fig. 7. «.)? uniev dem zusam- mengesezten aber entdeckt man, dafs jene Streifen dreyzehn Strahlen ausmachen. (Fig. 9.). Die aus einem mittleren, mit drey kleinen Wärzchen besezten Kreis (c.) gegen einen grösseren Kreis (b. d. e. f.) auslaufen. Von der Seite betrachtet (Fig. 10.) bildet der Saugrüssel («.) eine konische, vorne abgerundete Warze , de- ren Grundfläche von zvNey gezackten Ringen (0. b. c. c.) in kurzer Entfernung hin- ter einander umzogen ist. Die nähere Untersuchung lehrt , dafs diese Zacken die Decken oder Hülsen eben so vieler Bläsgen (Fig 1 9.. b. b. d. d.) sind. Jede Zacke (Fig. II.) hat nemlich zwej spitzige Enden , wovon das eine {a.) am Kopfe befe- stiget, das andere (b.) frey ist. Zwischen beyden Enden befindet sich aber eine Grube (cj , in welche das darunter liegende Bläsgen pafst. Jedes Bläsgen ist durcli ein feines und kurzes Saugröhrchen (Fig. 12. c. c. e. c), welches sich in der Mitte des ßiäsgens öffnet , wie durch einen Stiel am Kopfe befestiget und zieht sich auf jeden am Kopfe angebrachten Reiz, in die Vertiefung seiner Hülse zurück. Die Saugröhrclien selbst vereinigen sich in einem Kanal (Fig. 8. a. d.), der seinen Lauf in der Mitte des Wurms vom Kopfe bis zum Schwanzende nimmt. In der ersten Gliederreihe ist dieser mittlere Kanal überaus fein und einfach , in der zweyten. Gliederreihe aber, ungefehr eine Elle vom Kopfe, gieiciit er einem Stamm, der anfangs zwey, dann drey, dann vier bis fünf sich wieder in kleinere Astchen thei- lende Zweige zu beyden Seiten verbreitet. Alle diese Astchen sind feine Röhr- chen, deren Mündungen -sich hin und wieder mit einander selbst vereinigen (Fig. 17. i. /.), in der achten (Fig. i3 A. /.) und neunten Gliederreihe (i. k.) sehr oft m die Seitenkanäle übergehen. Sowohl der mittlere Kanal selbst, als seine astför- mjgen Seitenröhrchen, enthalten eine eyweiisartige Feuchtigkeit und Kügelchen von verschiedener Grösse (Fig. 17-^, welche so zahlreich sind, dafs oft in einem Gliede mehr als hundert durchs Mikroskop g'zehlt werden können. Ohngeach- tet der mittlere Kanal eine aus einem Gliede in das andere ununterbrochen fort- gehende Röhre zu seyn scheint; so geht doch die in demselben enthaltene Flüs- sigkeit auf keinen augebrachten Druck, aus einem Gliede in das andere über, und die dendritischen Figuren jedes Glieds scheinen daher immer ein für sich beste- heiides Ganze auszumachen.

Ich g<^he nun zu den übrigen vier Erhabenheiten des Kopfs, nemlich zu den vier Seitenwärzchen Cl'ig. 5 luid 7. b. b. b. b.) zurück, deren Bau weit einfacher als der des Saugrüssels ist. Sie sind ebenfalls abgerundet , aber ungleich flacher mid breiter als dieser Saugrüssel. Unter dem Mikroskope entdeckt man in der

Mitte

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Mitte jeder solclien Seltenwarze (Fig. 5. a.) die trichterförmige Öffnung eines Ka- nals , der sich in dem ersten HalhgKede mit dem Kanal der zweyten Seitenwaize des Kopfs vereinigt und so in den gemeinschaftlichen Seitenkanal übergeht. Da eben dieses von den Kanälen der zwey anderen Seitenwarzen des Kopfs geschieht: so entstehen hierdurch zwey Seitenkanäle (Fig. 8. b. e.h. c.) , welche ununterbro- chen vom Kopfe bis zmn Schwanzende mit den beyden Piändern des Bandwurms parallel laufen, sich aber übrigens von dem mittleren Kanal noch besonders da- durch auszeichnen, dafs sie der enthaltenen Feuchtigkeit den Durchgang aus einem Gliede in das andere verstatten.

Ausser dem mitderen , und den zwey Seitenkanälen , welche vom Kopfe ih- ren Ursprung nemen, ist noch eine dritte Art Kanäle (Fig. \'5. s. s. s. s. s) vorhan- den , die den Namen der schreglaufenden Gänge verdienen. Die breiteren Glie- der des Bandwurms haben nemlich, wie schon oben erwehnt worden ist, entwe- der am rechten, oder am linken Seitenrand, ein Knötchen oder Wärzchen , des^- sen Mündung in den hinteren Gliedern schon dem blosen Auge sichtbar ist. Jede dieser Randw arzenmündungen ist immer der Anfang eines Gefässes , welches mei- stens schreg gegen das hintere Ende jedes Glieds lauft, und, a-vo nicht den mitt- leren Kanal selbbt, doch den Ursprung der stärksten Aste desselben erreicht. Die- ses, dem unbewaffneten Auge einfach erscheinende Gefäfs (Fig. i5. s. s. s. s.) theilt sich, wenn es unter dem zusaminengesetzten Mikroskope betrachtet wird (Fig. i6. und 17), nicht weit vom Rande des Wurms, in einen schmalen und mehr graden Gang (Z». cj , der über den Seitenkanal (Fig. 17. a. a.) weglauft, sich dem mittle- ren Kanal (g- g) nähert, und daselbst mit einem runden Knoten (c.) schliefst, und in einen etwas längeren , dickeren , mehr gewundenen und knotichten Gang (Fig. 16. und 17 J. e.), der ebenfalls über den Seitenkanal weggeht und noch nä- her am Stamme des mittleren Kanals sich mit einem länglicht- runden Knoten (Fig. ~iQ. f. mid Fig 17. c.) endiget.

Was den Nutzen und die Verrichtungen aller dieser Theile des langglied- richten Bandwurms betrifft, so ist es wahrscheinlich, dafs der Saugrüssel durch die feinen Saugröhrchen der unter den zackichlen Hülsen verborgenen Bläsgen, den feinsten, zur Fortpflanzung des Geschlechts erforderlichen Saft in den mittleren Kanal führt und zu dem Ende auch mit dem feinsten Gefühlsinne, der in jenen Bläsgen vorzüghch zu liegen scheint, begabt ist. Denn der Saugrüssel zieht sich auf die geringste Berührung zurück und der ganze Wurm krümmt sich hierauf ängstUch. Aus jenem vom Saugrüss«! zugeführten, eyweifsälinlichen Saft, schei- nen

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nen nun die kleinen Kügelchen entwickelt zu werden, welche im mittleren Ka- nal und dessen Ästchen (Fig. 17.) so zahlreich vorhanden sind. Diese Kügelchen sind wahrscheinHch Eyer und mithin der mittlere Kanal nebst seinen dendiitischeii Verbreitungen, nichts als eine Reihe kleiner Eyerstöcke, wovon jeder in seinem Gliede für sich besteht, aber, in der Verbindung aller Glieder, den langen, vom Kopfe bis zum Schwanzende des Wurms sich erstreckenden Eyerstamm bilden hilft. Da sich ferner im breiten und gekrümmten Zweige des schreglaufendeia Gangs (Fig. \n. d. €.) ebenfalls eine Menge solcher eyerförmigen Körperchen befindet; so glaubt JVerner, daCs diese aus dem Eyerstock in den kleinen Knoten oder Sack dieses knotichten Zweigs (Fig 16. u. Fig. 17. e.) als den Uterus, gelangen und bey ihrem Durchgang durch die Mündung des schreglaufenden Gangs (l.) in der Rand- warze, von der Saamenfeuchtigkeit befruchtet werden, welche in dem Endknotea (r.) des graden und schmalen Zweigs {b. c.) vom schreglaufendem Gange abgeson- dert wird. Er liält mithin diesen Wurm für einen Hermaphroditen , der in jedem seiner grösseren und reiferen Glieder mit einem männlichen und weiblichen Ge- schlechtsgliede versehen ist. Dennoch lassen jene schreglaufenden Gänge und ihre Mündungen, noch eine andere Bestimmung zu. Sie scheinen nemlich zur Er- nährung der vom Kopfe weit entfernten Gliederreihen und zur Bewegung -des Wurms beyzutragfin. Bey letzterer saugen sich wahrscheinHch die R.andmündun- een der schreglaufenden Gänge an die zottige Darmhaut in verschiedenen Abstän- den an, wenn sich der Wurm wellenförmig bewegt und fortrückt, und in allen Randmündungen ganzer Giiederstrecken , wenn er die nicht mit solchen Mündun- een versehene erste Gliederreihe ausstreckt und mithin den Kopf vorwärts bewegt. Der Nutzen der vier Seitenwärzchen des Kopfs aber scheint sich, ausserdem, dafs sie vielleicht Werkzeuge eines besonderen Gefülilsinns sind, vorzüglich auf die Er- nährung der ersten Gliederstrecke durch die zwey Seitenkanide einzuschränken. Denn es ist nicht wahi'scheinlich , dafs die in den Seilenkanälen enthaltene Feuch- tiiikeit, ohne ein besonderes Bewegwerkzeug, durch diese überaus feinen Haar- röhrchen in die mehrere Ellen entfernten Gliederreihen des Wurms gelangen kann, und daher weit glaubliclier , dafs die schreglaufenden Gange nicht blos Zeugungs- organe sondern vorzügUchErnährirngswerkzeuge der einzelnen, vom Kopfe zu ent- fernten Glieder sind.

Unter den menseliKchen Darmbandwürmern liat der gegenwärtige am öfte- sten die bekannten drastischen Methoden verspottet. Ungleich sicherer und nach- drücklicher scheint hingegen die laijgsam.e Heilart avif ihn zu wirken. Ich wenig-

stens

stens habe von dem melirere Woclien fortgesezien Gebraucli, der, in starken Schwindel erregenden Gaben angewandten salzgesäuerten Schwererde, die er- wünschteste Wirkung gesehen.

2. Der kurzgliedrichte Bandwurm. Tab. IV. Fig. i 4.

Taenia vulgaris , osculls lateralibus geminis. Linn. Amoen. acad. Vol. II. p. 7. Tab. I. F. 2. Syst. Nat. T. I. P. VI. p. 3065, n. 2. Faun. Suec. 2262. Taen. articuUua

plana. Habitat in canale intestinali.

A ndry de generat. verm. T. II. F. 9. T. III. F. 16.

Bartholinus in Act. Havniens. II. p. 14S. T. 39. Lumbricus latus.

Batschs Naturgesch. d. Bandwurmgatt. S. 107. n. I. F. 33. 50. Taenia orificio ovorum duplici : al- tero in tergo ovarii punctiformi, altero ante iilud po- sito papilliformi expressili.

Bewerd. Thesaur. 202. Fig. 202.

Blumenbachs Handb. d, N. G. S. 415. n. 2. Tab. I. F. 6, Der kurzgliedrige Bandivurm.

Bonnet in Mem. pres. ä l'Acad. de Paris, Vol. I. p. 494. und im Journ. de Phys. 1777. p. 243. Tab. I.

F. 3- 4-

Borrichius de Lumbr. lat. et cucurbit. in Act.

Havn. Vol. II. 1673. Obs. 47. p. 148.

Clerici Hist, lat. lumbr. p. 132. Tab. VI. F. 2.

Lumbric. lat. p. 136. C. VII. Tab. 7. Taenia prima. C u V i e r Tableau i\6ment. g. 635. te Taenia commttn. Doeveren, Gualt. de verm. intest, hum. praec. d.

Taen. Lugd. 175 3- P- SS- Fabr.icii Obs. II. C. 70. Lumbric. latus, Permi ns| Reise durch Surinam , Th. 11. S. 3 i 5. Fischer, Taen. hyd. p. 14. n. 2. Taen. grisea,

Tcl meinbranacea, vel Taenia ä anneaux courts, vel

Taen, ä ^pine.

Güze, N. G. der Eingeweidew. S. 2,96. Der häu- tige Bandwurm mit kurzen Gliedern.

M er ret ti Pinax rer, natural. Brittanic.Lond. 1667, 1677, 1704. 206, Lumbric. latus.

Müller vom Bandwurme im Naturf. St. XIV. S. 134. Der kungliedriclite Bandwurm.

Mülleri Zool. Dan, prodr. 2654. Taenia osculis lateralibus geminis.

Müllers Linn. N. S. Th. VI. B. II. S. 90Ö. n. a. Tab. 36. F. 2. Der zwetjHdindige Bandwurm.

Onomatot. Hist. nat. P, VJI. p. 416, Der gemeine od. graue Bandwurm.

Pallas Elench. Zoophil p. 408. Taen. grisea , Diss, de inf. viv. p. 30. n, i. neue nord. Beytr. B. I. S. 59. n. 3. Tab. 111. F. 13—16. Taen. membranacea, der graue Bandwurm.

Palm er d. verm. intest. Thes. Med. Edinb. T. III. p. 43, Taen, secund. spec.

Plater, Frax. med, 992. Lumbr. lat. s, taen. f»' testinalis,

Rosen, in den Abhandl. d. Schwed. Akad.B. IX. S. 128.

Sanchez in Op. Med. Tolos. 1636. p. 131.

Schenckii Obs. III. p. 408.

Spigel, Monogr. Barth. Act. 1673. p, i4S.Tab. 39. lumbr. latus.

Tulpii Observ.; p. 170. Tab. VII. F. i.

Werner Verm. intest, p. 49. Tab. 111. F. 47 """ 57. 7«««. vulgaris s. dentata.

Nur in Beziehung auf gewisse Gegenden kann der gegenwärtigen Band^^TlJ^Tl- art der Beynahme der gemeinen beygelegt werden , da eben ihre Seltenheit Ursache war, dafs Göze und TVerner mit ihr nicht die mancherley Beobachtungen, wie mit dem langgliedrichten Bandwurm anstellen und ihn so genau, wie lezteren, be- schreiben konnten. In Schweden und Rufsland soll er jedoch, nach Fallas . ao ©ft vorkommen, dafs er daselbst beynahe als ein endemisches Übel angesehen werden kann , und es wäre daher zu wünschen , dafs wir von dorther eine genauere Naturgeschichte dieses Wurms erhielten, als wir zur Zeit besitzen.

48

Er (Tab. IV. Fig. i.) ist der kürzeste unter den Darmbandwürmern, gewöhn- lich fünf l>is sechs, höchst sehen sieben Ellen lang, wie Fermins gezaluiter Band- wurm, den er; von einem Neger erhalten hat. Seine Farbe ist weifs, wird a';er im Weingeiste bald grau , dal. er er auch von andern der graue Bandwurm ge- nannt worden ist. Die ganze Oberfläche seines Körpers ist rauh und ungleich, weil jedes Glied aus drey längeren und zwey kürzeren Fältchen besteht. IJbrigens sind seine Glieder flach, wie beym langgliedrichten Baudwurme , aber kürzer, breiter, dicker und von zäherer , hautartiger Substanz.

Verfolgen wir den besonderen Bau des Kopfs und der Glieder dieses kurz- Eliedrichten Bandwurms; so entdecken wir an seinem Kopfe ebenfalls fünf Wärz- chen (Fig. i. a.b. b.), die jedoch grösser, als bejni langgliedrichten Bandwurnie sind daher auch die OiTnungen der Seitenwärzchen , und die von lezteren ihren Anfang nemenden Seitenkanäle (c c.) , welche durch den ganzen Wurm den bey- den gezackten Rändern desselben parallel laufen, schon am Kopfe sichtbar wer- den. Die Ankettung der Glieder geschieht durch eine Falz am Hinterrande jedes Glieds, in welche der schärfere Vorderrand des nächstfolgenden gleichsam einge- schoben ist. Diese Verbindung ist an den kleinen Ilalsgliedern schon bemerkbar, weil sie etwas grösser sind, als beym langgliedrichten Bandwurme. Überhaupt ist in der Halsstrecke oder der ersten Gliederreihe dieses Wurms (c. d.), welche etwan eine viertel Elle lang ist, das Verhältnifs der Länge zur Breite der Glieder nicht so ungleich, wie in der zw^eyten (d e.) und dritien Reihe (e.ß), wo die Glieder nichts, als schmale Streifen sind, die zwar an Breite, aber nicht an Länge zune- men. Beyde Gliederreihen miterscheiden sich noch dadurch von der ersten, dafs man in der Mitte jedes Glieds eine Querlinie entdeckt, die drifte (e./) aber von der zweyten {d. e.) , dafs die einzelnen Glieder in jener weiter, als in dieser aus- einander stehen. In der vierten Gliederstrecke (/. g.) bemerkt man auf jedem Gliede vier Querlinien, und an jedem Randzäckchen ein Knötchen. Die fünfte Gliederreihe (g-i-), als die breiteste des ganzen Bandwurms, hat, ausser den vier Querhnien jedes Glieds, welche hier mehr hervortreten und erhabner sind, zum Unterscheidungszeichen von der voidiergelienden R^eihe, mehrere sichtbare Une- benheiten oder Knötchen am Rande. Sie endiget sich nach Werner mit einem etwas abgestumpften Gliede (i. i.) , von welchem aber sicher das Schwanzende schon abgestossen war.

Das Mikroskop giebt sehr deutlich fünf Falten an jedem Gliede (Fig. 3. a.a.b.b) dieser fünften Reihe zu erkennen. Hiervon liat die mittlere auf jeder Seite ein

Rand-

49

Randwärzchen (c. c.) , welches vor den übrigen Unebenheiten des Randes hervor- ragt und eine Mündung, die in einen ähnlichen schreglaufenden Gang (Fig. 2. l/. l.) \Tie beym langgiiediichten Bandwurme führet. Dieser Gang ist jedoch einfach und theilt sich nicht in einen männlichen und weiblichen Ast; sondern ist blos an seinem Ende, gegen die Mitte des Glieds, in einem halben Kreise von kleinen eyerförmigen Körnern umgeben , welche unter dem einfachen Mikroskop als Punkt- chen, unter dem zusammengesetzten (Fig. 4. c. c. c.) ovalrund erscheinen, und auch in der übrigen zellichtea 'Substanz des Wuims , wiewohl im Ganzen weniger zahlreich, als beym langgliedrichten Bandwurme, sichtbar sind. Da übrigens kein mittlerer Kanal und ausser den Seitenkanälen (Fig. 3. d. d. d. d.) und schreglau- fenden Gängen, keine andere Art von Gefässen zu entdecken istj so scheint die innere Ökonomie des kurzgliedrichten Bandwurms weit einfacher, als die des lang- gliedrichten zu seyn.

3. Der breite Bandwurm. Tab. IV. Fig. 5 10.

Taenia lata, osculis lateralibus solitariis. Linn. S. IN. P. 3072. n. 3. Faun. Suec. n.

2263. Amoen. ac. Vol. II. p. 80. T. I. F. 3. It. Gotland. 182. 250. Hirudo depressa

alba lateribus acutis, Faun. Suec. 1274. Habitat in canale intestinal].

Andry v. Erz. d. Wurm. Der Bandwurm mit dem

Rückgyad.

Batseh Naturgesch. d. Bandwurmgatt. S. iii. n.

4, F. 51. 66.

B-'-.chäft. d. Berlin. Gesellsch. naturf. Freunde. B. IV,

5. 204. T. VI. F. 1 9.

Bes-hreibuHg des breiten Bandw. nebst den Mitteln wider denselben, Kempten 1775.

Blochs Abb. V. d. Erz. der Eingeweidew. S. 17. n. 16. Der breite Bandwurm.

B o n n e t in den Mem. präsent, ä l'Acad. d. Par. I. p. 478- Tab. XV. XVI. Ebenders. im Journ. de Pfays. 1777. p. 262. Desselben Abb. aus der Insektolog. übers, v. Güze S. 61. Taenia articuiis brevioribus , der breite Bandwurm mit kurzen Gliedern^

Clerici Hist. lat. luinbr. p. lao. Tab. V VIII. Taen. primi genrris.

Cuvier Tableau el^ment. p. 634. /# Taenia large,

Dionis, Diss.de Taenia. \r) Taenia articulos 1:0» demittens.

Fischer, Taen. hyd, p. 14. n, 3. Taenia lata rel Candida.

Gleichen in den Beschäft. d. Ber], Naturfors. IV. S. 204. Tab. VI. F. 1—9,

Göze, Naturgesch. der Eingeweidew. S. 298. Tab. XXI. Fig. 8. Di'r breite Bandwurm.

Kaltschmidt, Diss. d. vermib. et praes. d. spec, illa vermium intest, quam Taen. vocamus. (Resp. Jae- nisch) Jenae 1755.

Müllers Linn. N. S. Th. VI. B. II. S. 907. n. 5. Tab. 36. Fig. 3. Derbreite Bandivurin.

Müllers Naturforsch. St. XIV. S. 160.

Ouotiiatol. Hist. nat. P. VII. p. 415. Der breite B andwitrm mit kurzen Gelenke».

Pallas Elench. Zooph, p. iro. n. 4. Diss. d. Inf. viv. p. 35. !>• 2. Neue Nord. Bcytr. I. S. 64. Tab. III. F. 17. I 8. S. 69. T. II. F. I 9. A. B. Taenia tenelln.

Palmer Diss. d. verm. intest. inThes. Med.Ediub. T. III. p. 44. Taen.tert, spec.

P 1 a t e r , Prax. med. C. XIV. Taen. prima.

Ravantons Abb. vom breiten Bandw, aus dem Merc. de France 1756. Jenae Part. i. p. 146. übers. V. Krünitz. in Cartheusers vermischt. Schrift. St. III. S. 199.

Tulpii Obs. Med. Lib. IV. f. Tab.

Seh

So- sehr selten in Deutschland , am häuffigsten in Frankreich und in der Schweiz- ist gegenwärtige Bandvvurmgattung vorgekommen , und am Öfiesten durch das Nuffersche und Herrenschwandische Mittel .abgetrieben worden. Doch gesieht Herrenschwand selbst, dafs er ihn nie ganz, sondern immer nur stückweise habe erhalten können , zum Beweise, dafs er sehr schwer abzutreiben sey. Wahrschein- lich kam es auch daher, daTs ihn viele mit dem kurzgliedrichten Bandwurme für einerley Art hielten, weil er ebenfalls sehr ungleiche, zackigte Runder hat, und dafs man sich geraume Zeit mit einer Menge erdichteter Abbildungen von dem- selben behalf, von welchen Clerikus einen Zusammentrag geliefert hat, bis Bonnen ■30 glücklich war, diesen Wurm gröstentheils zu erhalten und davon eine richtige Beschreibung und Abbildung zu liefern.

Die L'änge des breiten Bandwurms ist verschieden, und richtet sich wahr- scheinhch nach der grösseren oder geringeren Ausbildung demselben. Pallas will ihn nie über zehn bis zwölf Ellen lang gefunden haben. Bloch hingegen schickte Gözen eine von einem Frauenzimmer in Berlin abgetriebene Strecke, die eine un-> unterbrochene Länge von 605 Ellen hatte. Eben so verschieden ist seine Breite, die von einem halben , bis zu einem ganzen Zoll steigt, und die mithin so be- trächtlich ist, dafs er in der That den Namen des breiten Bandwurms verdient. Seine Farbe ist vollkommen weifs, seine Gestalt einem an beyden Rändern mit stumpfen Zäckchen versehenen Bande ähnlich, seine Oberfläche mit querlaufen- den. Furchen durchzogen und runzUcht, seine Substanz dichter und spröder, als beym gezähnten Bandwurme.

Am Kopfe (Tab. IV. Fig. 5. a!) sieht man durchs Mikroskop vier Saugrüssel (Fig. 6.), die an ihrem hinteren Ende, wo sie sich mit dem Hülse vereinigen, ko- nisch, fahlroth und schwärzlich punktirt sind , n d ihren vorderen, breiten '1 heil bald zurückziehen, bald hervorstrecken. In erstem Falle bilden sie trichterför- mige Offnungen, (Fig 6. 0.), in leztem eine warzenlörmige Erhabenheit (Fig. 7. c.) in deren Mitte noch ein kleines Knöpfchen hervorragt , welches mit einer kleinen Öffnung versehen ist. Das konische Kopfende geht in den überaus schmalen, beynahe fadenförmigen Hals (Fig. 5. a. h.) über, dessen Glieder anfiuigs so fein sind, dafs sie kaum von einander unterschieden werden können, allmählich aber brei- ter werden , und dann beynahe kleine Vierecke bilden. Die folgende Glieder- strecke (b. r.) behält die nemliche Länge der Glieder, welche etwan eine halbe Linie beträgt, nimmt aber mit einem Mal au Breite zu. In ihrer Mitte ist, wie in der ersten Reihe, blos eine einlache, durch alle Glieder laufende Linie sichtbar,

in

,5i

m der diitten Reihe (c. el.J aber, wo die Glieder noch die Lange der vorherge- henden beybehalten, verdoppelt sich diese Linie, und in der vierten (d. e.) deren Glieder bald etwas mehr, bald etwas weniger, als eine Linie lang sind, wird diese Linie dreyfach. Durchs einfache Mikroskop findet man, dafs der Streif'(Fig. 8. a.b.) ■welcher diese drey Linien in sich fafst, ins Röthlichle fiillt, und die Mittellinie mehr an einander gereiheten Punkten gleicht. Das zusammengesezte Mikroskop zeigt hingegen, dafs die mittlere Linie (Fig. g. a.)^ blos von dem blumenähnlichen Eyerstock, der sich in der INlitte jedes Glieds beiindet, gebildet wird, und dafs die zwey Seitenlinien (Fig. g. b. b. b. b.) Kanäle sind, w eiche wahrscheinlich allen GUe- dern des Wurms den ernälirenden Stoff zuführen. Was die überaus zierlichen, Blumen bildenden Eyerstöcke (Fig. lo.) noch besonders betrifft; so bemerkt man an den untern, zwischen den beyden grölsten Blättern befmdlichen Theil dersel- ben, ein Grübchen {aj , und in dessen Mitte eine Öffnung, welche die Mündung des Gangs ist, der beym lang- und kurzgliedrichtem Bandwurme am Rande, hier aber in der Mitte liegt , und durch welche wahrscheinlich die Eyer ihren Ausgang nehmen. Übrigens ist der Raum von jedem Seitenkanale bis am Rande des Wurms (Fig. 9. l>- c. b. c.) mit einer Menge kleiner , den Hirsenkörnern ähnlichen Kügel- chen angefüllt, von welchen es zweifelhaft ist, ob sie wirklich Eyer oder Drüsen sind. Mir wenigstens ist es walirscheinlich , dafs nicht alle die runden |Cörper- chen, welche man für Eyer zu halten geneigt ist, wirldich Eyer sind, weil die Vermelirung dieses und der vorhergehenden Gattungen der Darmbandwürmer, doch noch nie so zahlreich gefunden w^orden ist, als die ungeheure Menge die- ser Eyer erwarten lassen würde.

Das Ende des breiten Bandwurms ist nach Bonnets Abbildung, mit zwey Spitzen (Fig. 5. e.) versehen. Diese Spitzen scheinen aber keinesweges das lezte Glied des Wurms auszuzeichnen , sondern vielmehr die Gelenkspilzen einer noch fehlenden, abgerissenen Glieders trecke zu seyn.

Zur Abtreibung des breiten Bandwurms hat man in vielen Fällen das Odier- sche Mittel, welches aus dem Pulver der Rad, Filids maris und dem Ol. Ricini be- steht, bewährt gefunden. Auch verdient seizie Anwendung in so ferne es unter 4lie gelindern Bandwurm treibenden Mittel gehört, melir als andere Empfehlung.

Vier-

52

Vierter Abschnitt.

Blasenwürmer, Hydatigenae.

Blochs Abhandl. von Erzeug, der Eingeweidew. S. 24. dermis Fesiattitris Eremita , der Einsiealer ; Des- selben Beyträge zur Gesch. d. Blasen« iirmer in den Berlin. Schrift. B. 1. S. 335. Tab. X F. 12..«. b.

Cuvier Tabl. ^I^m. p. 63^- le^ Hijdatides.

Fischer, Taen. Hydai. Hi^tor p. 17.

Göze, Naturgesch. der Eingeweidew. S. 196 und 349- Tab. XX B. Fig. 12. a. b. Taenia visceratii , Hij- datigena, BLisemvurm.

Haen (de) Rar. med. II. 3. C. i 6. §. 2. p. 2R2.

Hart mann, in Mise Cur Dec. 11. A. IV. Obs. 73. (bestätigte zuerst Thysons Entdeckung.)

Kölpin in den Schriften der Berl. Gesellsch. na- turforsch. Freunde B I. S. 350.

Linnaei Syst. N. Ed. Gmel. XIII. T. I. P VI. P- 3059. n. j. Taenia visceralis , pisiformi vesicae in- clusa, anterius lata, posterius acuniinata.

Müllers Linn. N, S. Th. VI. S. 891. n. 6. Hydra hijdatula , die IVasserbtase.

Müllers ununterbroch. Bemüh, bey d. Intest.

Wiirm. Berl. Schrift. B. I. S 20T. und Naturf.St.XIV. S 129. Bliisemvüruur , l'''esiciiriae.

Pallas Diss. de inf. viv. in .Sandiforti Thesanr. Diss. p. 2S6. n. 6; ferner im Stralsund. Mag. Stück J. S. 64. und gl. und in den Nord. Beytr. B. 1. S. 8 3. Der Blasenwurtit , Tufn HydiHuidm.

Peyer, Miscell. nat cur.Dec. I. ann. 7. Obs. 206. Hijddtis ammata.

Retzii, A, J. Lectiones d, verm. intest, iupr. hu. man. Holm. 1787- 8.

Schranks Verz. der bish. bekannten Eing. Gat- tung, XII. S. 29.

Tliyson, E Lumbricus hydropicus, or essay to prove tbat Hydatides offen met witli in morbid ani- mal bodies are a species of Worme or imperfect Aui- mal ; in Philos. Trans. Vol. XVil. n. 193. p. 506. .

Werner, Verni. intest, p. 67, Tab. IX. F. 29 3 3 . Tcien. hydatigena.

Zeder s Erster Nachtrag z. G6z. N. Gesch. der Eingeweidew. S. 303. Cijiticerci , BlaseiiwiUmer.

Ein ganz neues, zur Zeit noch wenig bebautes Feld Öifnete dem Fleise der Naturforscher Thysons erste Entdeckung derjenigen Eingeweidewürmer, welche sich ausserhalb dem Nahrungskanal in andern Theilen des menschlichen und tliie- rischen "Körpers überhaupt aufzulialten und um so leichter dem Auge des Beob- achters zu entgehen pflegen, da sie, wegen ihrer Kleinheit, grossentheils nur durchs Vergrösserungsglas erkannt werden können , und sich überdies in so verborgenen Theilen aufhalten, dafs der Forscher oft blos zufälligerweise auf sie stöust, oder in Blasen wohnen , die sich mit den bekannten Wasserblasen oder Hjdatiden selir leicht verwechseln lassen und daher sehr oft übersehen werden müssen. Ihre Ahn- liclxkeit init diesen Blasen und die noch eingeschränkte Bekanntschaft mit diesem ' neuen Wurmgeschlechte selbst, bewog die Helmintholog'Mi, sie sämmilich unter dem Namen der Blasenwilrmer zu begreifen. Allein nur ein Theil denselben ver- dient diesen Namen, wie die bereits abgehandeke Naturgeschichte des Ljmphge- fäfshakenwurms bewiesen hat, und TrauUers weitere, unten vorkommende Ent- deckungen noch beweisen werden.

Die eigentlichen Blasenwürmer, welche wir zuerst kennen lernen wollen, und die, nach Pallas, ebenfalls unter gewissen Himmelsstrichen häufiiger vorkom- men , halten sich vorzüglich im Zellgewebe und in der Nüchbarbchaft grosser und

zahl-

63

aalilr elcher LympTigePässe auf. Sie sind daher scTion üherall im thlerischen KÖipes nui' nicht im Magen und Darmkaaal angetrolFen worden. Man hat sie in Menge im Zellgewebe der Muskeln, im Geliirne, in der Brusthöhle, in und auf der Le- ber, an der vorderen Flache der Nieren und in dem sie umgebenden Fette, auf der ganzen inneren Fläche des Bauchfells , der äusseren Haut des dicken Gedärms, am Zwergfelle, im Gekröse, im Netze, in und auf der Gebärmutter und Urinbl.i- se etc. gefuiidfn , so dafs ihnen mithin die Gözische Benennung der Eingeweide- bandwürmer (Taeriia visceralis) nicht eigenthch zukommt, da sie nicht einzig auf die Eingeweide angewiesen sind. Immer liegen sie in Höhlungen, mit welchen sie durch zarte Einsaugungsgefäfschen zusammenhängen, welche feinen Fäden glei- chen und ihnen die feinste Lymphe als Nahrung zuführen. Hierdurch sind sie aber ausser Stand gesezt, ihren Ort zu verlassen, und eine andere Bewegung vorzune^ men , als ihren Körper aus der Blase hervorzustrecken und wieder zurückzuziehen, •wie wir unten weiter sehen werden. Von den eigentlichen Wasserblasen unter- scheiden sie sich dadurch, dafs die Hydatis eine einfache, weit härtere, mit einer klaren Lymphe angefüllte Blase und höchst wahrscheinlich nichts anders, als eine widernatürliche Anschwellung oder ein Anevrisma eines lymphatischen Gefässes ist, der ßlasenwurm oder die Hydatigene aber aus einer lebendigen Creatur be- steht, die eine blaulichte, weiche Blase zum Anhange ihres Schwanzendes hat.

In menschlichem Körper hat man bisher drey verschiedene Gattungen dia- ser Blasen würmer , nemlich die einfache, die gesellschaltliche und die in Kapseln eingeschlossene entdeckt. Bey der ersten Gattung ist ein einziger Wurm mit ei- ner Schwanzblase vereiniget , bey der zweyten leben mehrere Würmer auf einev gemeinschaftlichen grossen Schwanzblase ; bey der dritten liegt ein mit einer Schwanzblase versehener Wurm , noch in einer besonderen Blase, als in einer Kap- sel, verborgen.

Um jedoch den Unkundigen der Helminthologie einen anschaulichen Begt i^ von diesen rätzelhalten Geschöpfen zu machen, habe ich einen ziemlich grossen Blasen wurm lezterer Art aus dem Netze eines Schweins zergliedert, und die an dem- selben mehr sichtbaren eiuzehien Theile (Tab. VII. Fig. i5 20.) abgebildet. Die Kapsel oder die Blasendecke (Fig. i5.), welche der besondere Aufenthalt die- ser Blasenwurmgattung nothwendig machte, um den Wurm selbst vor jedem Reitz und Druck zu sichern, besteht aus dem Zellgewebe der benachbarten Theile, und ist bald vollkommen rund, bald oval, bald mehr oder weniger verzogen, je nacli- dem sie in mehreren odtr wciii^ein Punkten an den benachbarten Theilen hängt.

Ihre

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'llire untere FläcÜe ist gemeiniglich platt, ihre obere erhaben rund. Gegenwär- tige WUT nur von einer Seite mit dem Fette des Netzes verwachsen , (a. a.) und hatte \^on üiier hängenden Lage eine niehr birnförmige Gestak. 'V\'ird diese zähe und dicke Kapselhaut gegen das Licht gehaken; so sieht man die Schwanzblase der Hy- ' datigene schon deuthch durchschimmern , wird sie aber durch einen Kreutzschnitt geöffnet (Fig. i6.) und ihre Lappen (a. b. c. d.) zurückgeschlagen; so erscheint der eigentliche ßlaseuwnrm, als eine Wasserblase von ungleich zarterer Haut (e.), wel- che völlig los in der Kapselhaut liegt. Nimmt man nun diese innere Wasserblase (e.) aus ihrem äusseren Gehäuse heraus (Fig. ly-)» so entdeckt man an ihrem einen Ende den Wurm selbst , in der Gestalt eines kleinen hervorstehenden Knöpfchens (tt.), welches am Hintertheile mit einer kleinen, häutigen, sich an die Schwanz- blase anschliessenden Wulst (b) umgeben ist und sich ausdehnt, wenn die Hyda- tigene in laues Wasser gebracht wird. Das Ende dieses Knöpfchens, bildet zwej, durch eine Querspalte getheilte, erhabene Lippen (Fig. i8. c), welche aus jeuer häutigen Wulst hervorstehen und nur dann sichtbar werden , wenn das Ende der Schwanzblase abgeschnitten und diese Blase (b.) sodann umgekehrt \vird. Trennt man endlich die Schwanzblase ganz vom Körper der Hjdatigene (Fig. 19. und ver- erössert Fig. 20.); so erscheint leztere als ein ziemlich kleiner Körper, dessen Vor- dertheil {a.) mehr oder weniger runzHcht und gefurcht, dessen Hintertheil aber mit einer Spalte (b.) versehen ist, vor welcher die Schwanzblase (c d.), um die wul- stigen Lippen, ihren Ursprung nimmt. Sowohl die eigenthümliche Schwänzblase aller drey Gattungen, als das äussere Involukrura der Kapselwürmer, ist mit ei- nem klaren Wasser so angefüllt, dafs man einen Springbrunnen vor sich zu sehen glaubt, wenn man mit einer Nadel in dieselben sticht. Dieses Wasser ist von lym- phatischer Beschaffenheit und nicht immer in gleicher Menge vorhanden, indem die Blasen bey manchen Hydatigenen mehr, bey manchen weniger angefüllt sin^. Vielleicht wird es , nach Blochs Meinung , bisweilen von den Saugmündungen des Wurms eingesogen, und nach einiger Zeit wieder abgesezt, und durch eine Art von Cirkulation vor der Fäidnits gesichert. Ül^erhaupt aber scheint diese Feuch- ti-^keit aus den benachbarten Lymphgefässen durch die Blasenhäute zu schwitzen und mithin nur aus dem reinsten und feinsten Theil der Lymphe zu bestehen. Denn nach Blochs Versuchen bildet es im kochenden Wasser kein häutiges We- gen, und gerinnt weder durch die Beymischung des stärksten Weingeistes, noch der mineralischen Säuren.

Der durch seine Runzeln beym ersten Anblick gegliedert scheinende Kör- per

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per der Blasenwürmer, hat einige Ähnlichkeit von einem Bandwurme und daher Gözen und Pallascn bewogen, sie unter die Bandwürmer zu zehlen. So lange aber die bandförmige Gestalt nicht mit der cylindrischen verwechselt werden' darf, so lange kann der Name der Blasenbandwürmer höchstens auf eine und die andere Alt passen. Denn nach 5/ocÄ5, JValters ^ Kölpins, Treutiers ^ Lettsoris, Gö2e«5 gelie- ferten Beschreibungen und Abbildungen, ist die Bildung des Blasenwurmkörpers, ■wenn nicht bisweilen mikroskopische Teuschun gen obgewaltet haben, wie es vor- züglich bey Gözen der Fall gewesen zu seyn scheint, überaus verschieden. Lez- terer vergleicht seine dem blosen Auge, als Körner erscheinenden Blasen würmer, durchs Mikroskop betrachtet, bald mit einem Herze (Tab. V. Fig. i.), bald mit einem Becher (Fig. 3.), bald mit einem Kegel (Fig. 4- u. 5.), und stellt die meisten mit Saugblasen (a. b. a. i.), eiiüge mit Hakenkränzen (Fig. 4- 5. c. c. und Fig. 6. e.), deren einzelne Haken halbmondförmige dreyzacken (Fig. y.) bilden, und an ihrem spitzigen Ende bald mit (Fig. d.) , bald ohne Oifnung (Fig. d.) vor. An einem, unter dem Prefsschieber stark vergrössert abgebildeten ßlasenwürmchen (Fig. 6.) sah er vier Saugmündungen a. b. c. d.) in einer Reihe , und eine Menge länglicht- runder Körnchen (g. g) , welche er für Eyer hielt. Fischers und Zeders neuere Beob- achtungen lehren aber , dafs alle zur .Zeit bekannt gewordenen. Blasenwürmer ei- nen einfachen oder doppelten Hakenkranz führen, und die meisten am Kopfende mit vier Saugmündungen versehen sind. Der Nutzen dieser Theile läfst sich nur mutlunafslich angeben. Wenn der Wurm hungrig ist, so streckt er den .Körper aas der inneren Blase hervor, reizt mit seinem Hakenkranze die iimere, gefäfs- reiche Fläche der Kap elhaut und bewirkt hierdurch einen grösseren Zuflufs ernäli- render Säfte zu seiner Lfnteriialtung, Diese werden von den Saugmündungen auf- genommen, dem übt igen Körper des Wurms zugeführet und vielleicht in der Schwanzblase, wie in einem Pveservoir abgesezt, um in Ermangelung des äussere» Zuflusses , aus sich selbst Nahrung zu schöpfen.

Nicht nünder beruht die in ein eben so grosses Dunkel gehüllte Fortpflan- zung der Blasen würmer, auf blosser Vermuthung. Nach Göze^ Pallas und Hetze pflanzen sie sich durch lebendige Jungen fort. Es geschehe diese Fortpflanzung aber durch lebendige Jungen oder durch Eyerj so ist es imnjer schwer zu begrei- fen, wie diese Nachkonunenschalt, vorzüglich bey dem in eine äussere Blase ein- gesclUossenen Kapselwurm, von den benachbarten Gelassen absorbirt, zu den übri- gen Höhlen des Körpers, und zu der Gebärmutter gebracht werden und von da zu denjenigen Eingeweiden des Fötus gelangen kann, welche die der I^atur dieser

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Blasenwanner angemessensten Wolinplätze sind ; man mufste denn annemen , dafö die in der Schwanz- oder Kapselblase abgesezten Eyer, durch das endlich erfol- gende, den Tod des Wurms nach sich ziehende Zeiplatzen dieser Blasen ausge- schüttet, und nun erst von den Saugadern aufgenommen,, anderen Theilen zuge- führt, oder gleich in der Nähe ausgebrütet werden könnten. Bey dieser und an- deren Schwierigkeiten bleiben sie dennoch Memchen und Thieren angeboren, da sie von der Natur so gebildet sind , dafs sie zur Erhaltung ilires Lebens den tliie- rischen Körper nicht entbehren können, und schon in neugebohrnen Kindern, aber nirgends ausserhalb dem thierischen Körper angetroffen worden sind. Eben so unbekannt, wie ihre Fortpflanzungsart, ist ihre Lebensdauer, die Art, wie sie von der Natur aus dem Körper geschafft werden , wenn sie umgekommen sind , und der Schaden , welchen sie dem menschlichen Körper zufügen können. Im Gehir- ne der Schafe veranlassen sie die Drehkrankheit. Eine bedeutende Anhäufung derselben im Gehirne des Menschen , läfst wohl ähnliche, oft unerklärbare, die Störung der Verrichtungen des inneren und der äusseren Sinne verrathende Zu- fälle erwarten. Vorzüglich scheinen sie an den in so vielen Fällen unheilbaren epileptischen Krankheiten , an manchen Arten der Schlafsucht und an verschiede- nen Verstandes Verwirrungen einen wichtigen Antheil zu nemen und, wegen ihrer Verborgenheit, zu den unüberwindlichsten Feinden unserer Kunst zu gehören. Die bis jezt bekannt gewordenen Arten dieser Blasenwürmer sind: i) die Taenia visceralis Treutleri, '2.) die Taenia muscu/aris, 5) die Taenia pyriformis^ 4) die Taeiäa albopunctata und 5) der Poljccphalus hominis.

!. Treutiers Eingeweide-Blasenwurm. Tab. V. Fig. 8 ii

Taenia visceralis, ve&icula simplice inclusa, capitis tuberculis tribus, totidemque corporis articulis , basi vesicae affixis. Habitat in peritonaeo.

Treutleri Auctarium ad Helminthologiam, p. 14. Tab. III, Fig. i 4.

An der innei"en, leicht entzündeten Fläche des Bauchfells eines an der Was- sersucht gestorbenen Weibes, fand Trcutler verschiedene gelbe, halbdurchsichtige, grössere und kleinere Blasen (Tab. V. Fig. 8. b. c.d.e.), und, nachdem er ihre Haut durch eiiien Kreuzschnitt geöffnet hatte (Fig. 9.^, bisweilen in der Mute, bis- weilen an einer oder der anderen Seite, ein kleines nur dem bewaffneten Auge erkennbares Körperchen, welches. oft in kleinen Blasen grofs, oft in grossen Bla- sen

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fieri klein, und nie in einem bestimmten Verhältnisse mit diesen Blasen war. Di« nähere Untersuchung lehrte , dafs dieses Körperchen aus einem runden Knötchen bestand, unter welchem zu beyden Seiten 7Avcy kleine blattförmige Spitzen (Fig. 9.) hervorragten. Wenn man diese Spitzen von der Seite betrachtete, (Fig. 10.); so ergab sich, dafs sie nebst jenem Knötchen, den Kopf dieses Blasenwurms ausmach- ten. Nach diesem Kopfe folgten noch drey, immer an Grösse abnemende Glieder, wovon das lezte mit der inneren Blasenhaut zusammenhieng. Der ganze Wurm konnte sich gegen lezteres Glied zurückziehen , indem er seine Glieder in einander schob, oder sich überhaupt verkürzte. Hierdurch kam es , dafs bisweilen nur der Kopf (Fig. 12.), bisweilen nur zwey Glieder sichtbar waren, tjbrigens hat Treutlcr am Kopfe weder Saugmündungen, noch einen Hakenkranz, als die gewöhnlichen Merkmale des Geschlechtscharakters , wahrnemen können , und nur die Bildung der Gheder bewog ihn, diesen Wurm unter die Bandwürmer zu zehlen.

ö. Der Miiskelblasenwurm. Tab. V. Fig. 12 16.

Taeiiia Tniiscularis seu Finna humana^ capsa vaginali cartilaginea , vesicula caudata

apicibus obtusis. Fischer in Contin. secund. verm. intest. Werneri, p. 2.

Tab. I, Fig. I Habitat in Tela cellulosa musculorum.

Blumenbacbs Handb. d. N. G. S. 41 5. n. i. Tab. I. F. 7. Hijdatis kuiuana.

Göze, neueste Entdeckung, dafs die Finnen im Scbweincnfleisch keine Drüsenkrankheit, sondern A^ahre Blasenwürmer sind;.

L i n n a e i S. N. T. I. P. VI. p, 3059. n. 6. Taenitt

Schriften der Berlinischen Gesellschaft naturforsch. Freunde, B. I. .S, 549.

Treutleri Auctar. p. 07. Taenia. Cellulosae.

Die bey den Schweinen häuffig vorkommenden Finnen , welch« lange Zeit von den Ärzten für eine Krankheit der Drüsen, von anderen unwissenden Personen aber für ein mit der Lustseuche beym Menschen verwandtes Übel geliaken wor- den sind, hat Fischer neuerlich auch in menschlichen Leichnamen entdeckt. Sie sind nichts anderes, als die Wohnungen einer Gattung Blasenwürmer, und in dem Zellgewebe beynahe aller Muskeln des ganzen Körpers zerstreut gefunden worden wobey man gleichwohl nie die geringste widernatürliche Beschaffenheit oder Ver- änderung der gesunden Röthe der Fleischsubstanz in der Nachbarschaft dieser von Würmern bewohnten , länglicht - runden Blasen wahrgenommen hat. Ohngeach- tet JFiycÄer dafür liält, dals in Rücksicht der Finnenkrankheit vorzüglich sehr abf^e- magerte Leichname untersucht zu werden verdienten, bey welchen dem Druck des Fingers nachgebende Knoten unter der Haut gefühlt werden könnten ; so ist es

ö doch

doch walirschemllch , daPs eben sowohl wie hey den Schweinen, auch bey dem Menschen, dafs Fett der 1 hierischeii Ökonomie dieser Würmer am angemessenöten sey, und dafs vielleicht ein scldeichendes Fieber das Fett zwischen den Muskeln des Leichnams aufgezehrt habe, an welchem er seine Beobachtung der menschli- chen Finnen anstellte. Auch macht es das übermaas vom Fert erklärbarer, war- um die von demselben umhülleten Finnen nicht früher beym Mensclien wahrge- nommen worden sind, und warum man zur Zeit noch durch keine auffallende Er- scheinung am menschlichen Körper auf die wahrscheinliche Gegenwart derselben geleitet worden ist? hi den Schriften der Berlinischen Gesellschaft wird zwar ein Beyspiel von einem damit behafteten Kranken angeführt, der eijien harten Leib mit uugleichen Erhöhungen bey einer übrigens gesunden Gesichtsfarbe hatte, und Bloch macht hierauf, als auf ein wahrscheinliches Merkmal der Finnenkrankheit, aufmerksam. Allein dieser Umstand hat noch immer zu wenig Auszeichnendes , um nicht eben sowohl auf andere Krankheiten des Uuterleibes , vorzüglich bey Kindern, schhessen zu lassen. Doch ich eile zur Beschreibung dieser Blasenwurmgattung selbst.

Die menschliche Finne unterscheidet sich nicht nur durch ihren Sitz , son- dern auch durch die Zahl und Beschaffenheit ihrer Blasenhäute sehr von den übri- gen Würmern dieses Geschlechts- Sie ist aus drey verschiedenen Blasen zusam- jnengesezt, nemlich aus der äusseren Blase {Fesica vaginalis^, aus der knorpllch- ten Linsenblase {Capsa Lenticulai-ii) , und aus derj getheilten Linenblase {VeUca eaiidatd).

.,' Die äussere Blase (Tab. V. Fig. i3.J ist ungefehr einen Zoll lang, in der Mitte drey bis vier Linien breit, und lauft von da gegen beyde Seiten schmäler in zwey abgerundete Enden aus. Sie liegt bisweilen locker im Zellgewebe zwischen d#ii Muskelfasern (Fig. 12. J), bisweilen ist sie aber auch durch dieses Zellgewebe und durch die Blutgefässe (Fig. i3. b.), welche sie umschläjigeln , so befestiget, dafs sie nicht ohne ehiige Gewalt getrennt werden kann. In der Mitte dieser äusse- ren, wei.-)sen, oder rötblichten und überaus festen Blase, schimmert ein rundes, knorpelartig anzufühlendes Körperchen (Fig. i3. c) durch, welches gegen die bey- den Enden der äusseren Blase in zwey schmale und stumpfe Spitzen auslauft. Die- ses i t die, nur den mittleren Iheil der äusseren Blase ausfüllende Finne selbst. Sie bestellt ,1) aus der knorplichten Linsenblase (Fig. i4. b. ,und Fig. i'). a ) einer erhabenen, linsenförmigen, knorpelartigen, nur auf einen starken Druck zer- «pringenden Kapsel , die an ilirer vorderen mid dünneren Seite mit einem Grüb- ■\ . . - ■, rhen

chen versehen Ist, in welches sicli der enthaltene Wurm auf Jedem angebrachten äusseren Reitz zurückzieht; 9) aus der getheilten, festen, durchsichtigen gleich- sam die Grundfläche der JJusenblase ausmachenden, eigentlich aber aus zwej, in der Mitte (Fig. i5. c. mit einander vereinigten BJäsgen zusammengesezten lanen- blase (Fig. 14.) a. a. und Fig. i5. b. b.); und 3) aus dem Wurme (Fig. if). d. c.) selbst, dessen Schlupfwinkel theils die äussere Blase, hauptsächlich aber die knorp- lichte Linsenblase sind , welche jedem nachtheiligen Druck der sich zusammenzie- henden Muskelfasern von ihm abwenden. Er besizt in der getheilten Innenblase so viel Spielraum, dafs er sich nach allen Seiten frey bewegen kann. Streckt er seinen Kopf aus der Linsenblase hervor; so entdeckt man schon mit blosem Auge an ihm die charakteristischen Merkmale des Bandwurms, nemlich den Säugrüssel nebst den Seitenwärzchen des Ko})fs (Fig. i5. d.). Unter dem Mikroskope erscheint alles dieses weit deutlicher, und man wird eine auffallende Ähnlichkeit zwischen diesem Blasenwurme und dem langgliedrichten Darmbandwurme gewahr. Hinter dem Saugrüssel (Fig. 1 6. ö.J befinden sich, wie bey lezterem, zwey Reihen kleiner Saugbläschen (b. b.^ mit ilu'en Blasenstielen, am breitesten Theil des Kopfs aber, vier Saugwärzchen , wovon in gegenwärtiger Zeichnung nur zwey (c. c.) sichtbar sind. In den sich am Kopfe anschliessenden zwanzig und mehr Gliedern des Lei- bes, bemerkt man ebenfalls drey, die ganze Länge des Wurms durchlaufende Li- nien (f. e. f.) , wovon die mittlere (c') der vom Saugrüssel seinen Anfang neraende mittlere Kanal , die zwey übrigen (/■/■) aber die beyden Seitenkanäle sind. Jeder dieser Seitenkanäle vereiniget in sich die Mündungen zweyer Seiten wärzchen des Kopfs- Die Glieder des Körpers selbst sind an den Rändern (d. d. d. d.) gezackt und werden immer breiter, je mehr sie sich vom Kopfe entfernen, das lezte aber hängt mit der Linsenblase (Fig. i'). a.) zusammen, über die Veränderungen und Zufälle welche die Finnen im menschlichen Körper zu veranlassen pflegen, können erst künftige, zahlreichere Beobachtungen Aufschlufs geben,

3. Der birnförmige Blasenwurm. Tab. V. Fig. 17 21.

Taenia piriformis, capile globoso, proboscide obtusa , papillis sugentibus quatuor muU

tum prominenlibu«, hainulorum seiie duplici, collo tenui , vesica in cauda

piriformi. Habitat in plexu clioroideo.

Fischer, J. L. Taeiiiae hydatigenae in plexu clioroideo inveutae Histeria, p. 25. Fig. i 5,

Als Fischer 1 788 den Leichnam eines jungen , an einem hitzigen Fieber ge- storbenen Menschen öffnete , dessQn Gefässe er eben ausgesprüzt hatte , fand er

die

<}Ie In dem dreyecltigen oder Seltenliirnhöhlen (ventricuU tricomes s. laterales) he- fmdllchen Ader gerechte (Plexus choroulei), welche .ins denAstchen derKo[)fsclilagader oder (Aneria carotis), aus Venen und Lymphgefassen bestehei, und eine dünne Haut bilden, mit kleinen Wasserblasen besezt (Tab. V. Fig. 18.) Diese Wasserblasen waren alle eyrund , oder vielmehr birnförmig. Sie hiengen mit dem schmalen Ende fest an jenen Adergeflechten, der breite Theil aber schwam frey in der Feuchtig- keit der Hirnhöhlen. Sobald er den gröfsten Theil des Adergellechts (Fig. i8.), an welchem ungefehr 20 Blasen («. a. a.) hiengen , in warmes Wasser geworfen hatte, fiengen die Wasserblasen an, mehr aufzuschwellen und an dem breiten und frey en Theil derselben, der verborgene Wurm in Gestalt eines weifslichten , runden Kör- perchens (Fig. 19. a.) sichtbar zu werden. Dieses runde Körperchen verlängerte sich allmähhch und streckte zuerst den Körper , dann den in lezteren zurückgezo- genen Hals und Kopf weit hervor (Fig. 20. a. a.) , welches um so mehr Bewunder- ung zu verdienen schien, da der Leichnam zu Anfang des Winters einen hohen Grad der Kälte ausgesezt gewesen war. Allein, diese scheinbare Lebensäusserung hieng blos von der Wärme ab , durch welche die Blase ausgedehnt und hiermit der Wurm von innen nach aussen getrieben wurde.

Es war dieses also ein Blasenwurm ohne äussere Blase oder Kapsel , dessen Kopf, wie bey den Bandwürmern , einen Rüssel (Fig. 21. «.), vier Saugwäi'zchen (c. c.) und einen doppelten Hakenkranz (b. h.) hatte.

Der Rüssel (a.) war abgerundet und ragte vor den vier Saugwärzchen her- vor. An seinen hinteren Theil schlofs sich der doppelte Hakenkranz (b. h) an, welcher aus zwey Reihen überaus kleiner, zur Verwundung geschickter Häkchen bestand, deren spitziger Theil nach dem Hals dQ& Wurms gerichtet, und deren erste Reihe etwas grössere, deren zweyte Reihe aber kleinere Häkchen , alle von röthlichter Farbe und einer gewissen Härte und Festigkeit, hatten. Die Vier Saug- warzen (c. c.) , welche auf jenen doppelten Hakenkranz folgten und durch welche der Kopf eine mehr kugelförmige, als lange Gestalt erhielt, gaben zugleich den Anschein , als ob der Kopf in vier Theile getlieilt wäre. Jede Saugwarze hatte einen wuL'-tigen Rand und in der Mitte eine OiTnung oder Saugmündung. Aus jeder dieser Saugmündungen iiam ein Nahrungskanal (d. cl.J seinen Anfang, wel- «her in den Hals (i-) und in den übrigen Körper des Wurms Cf) übergieng. Der I'als selbst war überaus dünne, haue lauter Quörrunzeln , und schien hierdurch, gleich den Darmbandwürmern, gegliedert zu seyn. Diese Runzeln entstanden aber fclos, wenn sich der Wiirm zusammenzog und verschwanden, wenn er sich aus- streck-

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strecl^te. Der Körper selbst macliie den dickeren und längeren Tlioil des Wurms .ins, war eben so ranzlicht und endigte sich in der Blase fg-), diesem eigenthüm- lichen Theil des Wurms, ohne welchen derselbe nicht bestehen kann.

Der Entdecker dieser neuen Gattung Blasenwürmer, konnte übrigens keine widernatürliche Veränderung in den Theilen wahrnemen , wo sie sich aufgehalten hatten. Auch war der Kranke schon beynahe halb todt, als er ins Lazareth ge- bracht wurde, und da man keine weitere Nachricht von ihm einziehen konnte, schwer zu bc-stimmen , ob die besondere Stumpfheit seiner SeelenkrUfte , welche er äusserte, Folge der Krankheit, oder der Würmer oder ein angeborner Feh- ler war.

Ausser diesem Fall gedenkt iv-jcÄer noch eines anderen, wo er an verschie- denen Stellen der harten Hirnhaut eines anderen männlichen Cadavers , vorzüglich in der Gegend des rechten Seitenbeins (Ossis brechmatis dextri), eine Menge klei- ner, der Gestalt nach den birnförmigen Blasenwürmern völlig gleichkommender Bläsgen (Tab. V. Fig. 17. a. a. a. a.), in mehreren Häuffchen vertheilt, aiitraff. Da er wegen ihrer Kleinheit keine Spur eines Wurms an ihnen entdecken konnte, und gleichwohl die Form dieser Bläsgen ganz von derjenigen, der gewöhnlichen Hydatiden abwich; so blieb er ungewifs, ob sie blosse Wasserbläschen, oder die Wohnungen kleiner, birnförmiger, vielleicht eines Wachsthums fähiger Blasenwür- mer waren?

4. Der weifspunktirte Blasenwurm. Tab. VI. Fig. i 2.

Taenia albopunctata , velamentu externo capsulari, capite sessile, papilla suctoria una,

una tantum sex hamulorum corona, vesica in cauda rotunda.

Habitat in plexu choroideo.

Treutleri Auctarium , p. i. Tab. II. Fig. i. i.

Eine neue Gattung Blasenwürmer, welche Treutier in den Adergeflechten des Gehirns (^Plexus choroidei) einer acht und z\vanzig jährichen , nach einem hartnäckigen Wechselfieber wassersüchtig gewordenen Frau entdeckt hat. Diese Person klagte in dem lezten Monathe ihres Lebens über eine grosse Schwere des Kopfs in der rechten Seite des Hinterhaupts , über unwillkührliches Thränen und öftere Verdunk- lung der Augen. Sie schlief mit nicht völlig geschlossenen Augenliedern so fest, dafs sie nur mit Mulie geweckt werden konnte. Gehör und Sprache wurden von

Tag

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Tag zu Tag scliwerer und sie konnte sich auf nichts mehr besinnen. Alle freywil- ligen Muskelbewegungen fielen weg. so dafs sie weder im Stande war, den Ko[)f aufzurichten , noch einen Arm oder FuCs zu heben. Hierzu gesellten sich bisweilen Convulsionen und apoplektische Anfalle. Endlich sank sie, als sie sich wieder zu erholen schien und Versuche herumzugehen machte, plötzlich todt zur Erde.

Bey Öffnung des Kopfs wurden die Adergeflechte varikös und vom Blute stro- tzend augetroßen. Im rechten Plexus (Tab. VI. Fig. i.) befanden sich vierzehn, im linken zwey Hydatiden , welche überall mit dem benachbarten Zellgewebe ver- bunden, und daher schwier zu trennen v/aren. Sie hatten keine bestimmte Grösse, und ihr in einer dünnen Haut bestehender, sowohl mit dem Körper des Wurms, als mit der Schwanzblase an mehreren Stellen zusammenhängender Überzug (Fig. 2. b. b.) , schien von der Haut der ausgedehnten, varikösen Lymphgefässe entlehnt zu seyn.

Die Würmer selbst gehörten unter die einfachen Blasenwürmer. Sie führ- ten am Schwanzende eine nicht vollkommen runde, sondern etwas zusammenge- fallene Wasserblase, deren Durchmesser von zwey zu sieben Linien stieg und in welcher von der enthaltenen Feuchtigkeit immer etwas Schleimichtes auf dem Bo- den zurückblieb. Mit der ScliAvanzblase war ein langes, deutliche Einschnitte füh- rendes Würmchen (Fig. 2. c) verbunden , dessen Länge verschieden in verschiede- nen Hydatiden war; denn manche waren zweymal, manche dreymal so lang als die Schwanzblase. Die ungeränderten kurzen Glieder wurden immer kürzer und winklichter gegen den Kopf, dessen kurzer , niedergedrückter, nur mit einem ein- zigen Saugbläsgen versehener Saugrüssel (c.) , mit sechs , im Verhältnisse des Wurms ziemlich langen Häkchen tungeben war. Es schien , dafs der Wurm den Saug- rüssel mit diesem einfachen Hakeukranz zurückziehen konnte, weil ihn Treutier an vielen gar nicht bemerkte.

5. Der Menschenvielkopf. Tab. VII. Fig. 21 23.

Polycephalus hominis, corona uncorum simplici, capite imperforato , corporibus(jue

pyriformibus. Zeders erster Nachtrag, S. 309. Tab. IL Fig. 5 7.

Habitat in hominis encephalo.

Herr Professor Mcckel in Halle hatte gegenwärtige Blasenwurmart in dem Ce- liirno eines Menschen gefunden und sie dem seUgen Göze zur Untersuchung über-

sandt,

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sanclt, aus dessen liinterlassenen Papieren Herr Dr. Zeder Beschreibung und Ab- bildung mitgetheilt hat.

Die gemeinschaftliche Blase (Tab. VII. Flg. 9.1. a. b. c. d. e.) dieser geselligen Blasenwurnigattung ist von aussen ganz glatt, fahlgelb, ziemlich dick und fast le- derartig. Ihre Grösse steigt von der einer welschen Nufs bis zu der einer geball- ten Faust. Einige sind etwas durchsichtig und man sieht in denselben eine Lym- phe mit einer gelblichen Materie schwanken. Von den sie bewohnenden Wür- mern sind oft 3, 5, i5 ja 5o auf einer Bla-e vorhanden, welche sich mit ihren einfachen Hakenkränzen (f. g. h. i, k.) in dieselbe zurückziehen. Werden sie aus der gemeinschaitlichen Blase (Fig. 22. c. d.) herausgeprefst und unter das Mikroskop gebracht; so erscheinen sie (a. b.) ohne Saugmündungen, erhaben und glatt an ihrem Vordertheile, sodann umzogen von einem einfachen Hakenkranze, nach ihrer gänzlichen Trennung von der gemeinschaftlichen Blase aber (Fig. 53.) bau- ehicht und am Ende birnförmig verengt und abgerundet.

Zeder versichert, dafs er ähnliche Vielköpfe von verschiedener Grösse aus dem Gehirne eines Mädchen besitze und erzeldt von ihrer Krankheit und Leichen- öffnung folgendes: „Sie war zu Anfang ihrer zwey lezten Lebensjahre häuffig mit Kopfweh und Schwindel geplagt, und brauchte dagegen viel ohne sonderlichen Kutzen. Ein halbes Jahr vor ihrem Tode schien sie sich etwas zu bessein und be- suchte einen Anverwandten in Franken. Hier trank sie nun, trotz des Verbotes ijirer Ärzte, fleissig recht starken Kaffee und hielt sich dabey an ihre verbotene« Ausländerweine. So lebte sie vergnügt einige Wochen , bis sie auf einer Wasser- fahrt an einem drückend heissen Tage von ihrem Kopfweh und Schwindel so hef- tig überfallen wurde, dafs sie ohne Besinnung auf die Flösse hinstürzte. Sie klagte über Spannen|in der Stirne, Abname des Gedächtnisses und des Gesichts, abwech- selndes Kopfweh und Schwindel. Bald wurden diese Zufälle so heftig, dafs sie iiire Bekannten zur Noth aus der Sprache, durch das Gesicht aber gar nicht mehr erkannte; dafs sie auch das schwächste Licht nicht ertragen konnte; dafs sie end- lich nicht mehr aufrecht zu gehen vermochte, sondern mit vorgehängtem Ober- leib gerade ausschofs, und, wenn Gegenstände vorstanden, darauf hinstiefs, fast wie die Schafe, welche den Dreher haben. Sie starb endlich und wurde geöffnet."

„Nach durchschnittenen und zurückgeschlagenen Balken und Gewölbe, eni- deckte man in der dritten Hirnliöhle nebst dem noch vorhandenen Wasser, auch eine besondere Art Wasserblasen, weiche eine, dem aufgelösten Gummi ähnhche

Feuch-

G

Feuchtigkeit enthielten. In dem Zugänge zur Wasserleitung des Sylvius und zum Theil unter dem liiniern Ende der Wurzel des Sehnervens der linken Seite , fand man eine ahiüiche Blase, welche die Grösse eines Hünereyes überstieg, und an welcher noch drey kleinere anhiengen. Beym Herausnehmen aber zersprang sie und enthielt nebst vorbeschriebener Feuchtigkeit noch drey kleinere Blasen in sich. Nach abgeschniitenen Nerven bemerkte man das Gezelt des kleinen Gehirns sehr in die Hohe getrieben; nach dessen Durchschneidung und nach dem Herausne- men des kleinen Gehirns aber fanden sich in der vierten Höhle, nebst Wasser, auch noch mehrere Blasen, welche diese Höhle widernatürlich ausdeluiten, dafs sie ein Hühnerey in sich fassen konnte. Im Grunde dieser Höhle auf der rechten Seite fand sich eine verhärteie Stelle von der Grösse einer Mandel und von gelb- licher Farbe , wie mit Eiter bedeckt. Von dieser Verhärtung an vei'breiteten sich nach verschiedenen R.ichtungen andere Verhärtungen in Gestalt von Darmsaiten. Da man nmi, ausser dem vielen Wasser, welches gegen ein Viertelniaas betrug, zwölf Blasen von verschiedener Grösse , welche an Figur den Eyern im Eyersto- cke der Hühner gleichen , vorgefunden hatte , und sich sowohl die Ivrankheits- als die Todesursache hieraus erkhiren liefs , so stund man von aller weiteren Un- tersuchung ab."

Fünfter Abschnitt.

Blattwürmer, Ligulae.

Zu den helmlnthologlschen Entdeckungen der neueren Zeiten gehört auch die des Blattwurmgeschlechts im menschlichen Körper, dessen Ähnlichkeit mit^ei- nem Pflanzenblatte zur teutschen, mid dessen Ähnlichkeit mit einem Züngelclieu zur lateinischen Benennung Veranlassung gegeben hat. Man kennt hiervon gegen- wärtig drey, sich ausserhalb dem Darmkanale aufhaltende Galtungen, nemlich den Leb ei blauwurm ^ den Fettblauwurm und den Veaeiiblattwurm.

I. Der Leberblattwurm. Tab. VII. Fig. 13. 14.

Fasciola hepatica , ovata plana , Buchholzii. Habitat in vesicula fellea.

Bauhinus, J. ap. Bonetum anat. pr. L. IV. S, I. Obs. 60. §. 1 I.

Bidloo," Observatio de Animalculis in Ovino,

aliorumque animantium hepJte detectis, ad Viijm celebr. A. vaii Leuveiihoek. Delft, 1698- c. Fig.

Pallas, Diss. de infest. viv. in Sandif. Thes, Diss, Vol. I. p. 252.

Es

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Es ist be^cannt^ dafs in der Leber und nach Lenzens mir sclirlftlich mitge- theilten Beobachtung, auch in der Gallenblase kranker Schafe , sehr häuftlg eine Art Würmer vorkommt, .welche Leberogehi (Fasciolae h-epadcae) genennt werden. Von ähnlichen, selbst in nienschlicliem Körper wohnenden Würmern, findet man hin und wieder bey den Scjiriftstellern Spuren. So entdeckte Bidloo einst in und an der menschlichen Leber Würmer, welche zwar von den bey den Schafen vorkom- menden verschieden waren, hielt sich aber überzeugt, selbst die eigendichen Le- beregeln in der menschlichen Leber gesehen zu haben, und Bauhini liefert eine ähnliche Beobachtung von einejn an den Masern gestorbenen Knaben , iu dessen Pfortaderästen und Gailengangen sich viele, zum Theil lebendige , grössere, rothe länglichte und weiche Würmer befanden. Ferner versichert Pallas, dafs er in ei- nem weiblichen Leichname einen Ast des Lebergailengangs (ductus hepaticusj von todten Leberegeln (pascLoUsJ angej)ropft gefunden habe. Das Zweifelhafte dieser und ähnlicher Beobachtungen entfernt des verstorbenen Herrn Bergraths Buchholz in Weimar neuere Entdeckung. Er fand nemlich im Jahre 1790 in der Gallen- blase euies am Fauifieber gestorbenen Züchdings eine grosse Menge Würmer welche er dem Herrn Professor Lenz übersandte, der mir sie gefälligst aus der Heu-zoglichen Sammlung zur Abbildung und Aufname in gegenwärtige Schrift mit- th eilte.

Sie (Tab. VIL Fig. i3.) waren sämmtlich drey bis vier Linien lang, höchstens anderthalb Linien breit und etwan einer Viertellinie dick. Ihr Vorder- und Hin- terende zeigien sich unter dem Mikroskope beynahe gleich schmal und gleich Stumpf abgerundet (Fig. i^-)« Von jenem (a.) aus nam der Körper schnell au Breite zu, gegen lezteres (h.) wurde er aber schon in einer beträchtlicheren Entfernung schmäler. Die überaus durchsichtige, weifsgelbe Substanz des Wurms verstattete unter dem Vergrösserungsglase den schönen Anblick eines Gellechtes zahlreicher Gefäsöe, welche von einem gescldängelten, mittleren Hauptkanal zu entstehen schienen, der sich gegen das Schwanzende (/».) vereinfachte. Wahrscheinlich wai- dieses der Nahrungskatial und die feineren, zu beyden Seiten herablaufen- den und sich unter der Mitte des Wurms endigenden Geflechte, die fortpflan- zungsorgane.

Leider ! hat Buchholz nichts von den besonderen Kranklieitszufallen des Züchtlings uiid den in dessen Leichname gefundenen widernatürlichen Veränder- ungen mitgetheiit. Nach Pallas aber waren dergleichen Cadaver immer wassersüch- tig von den zerrissenen oder wenigstens geprefoten Lympfgefässen , ihr Netz zu-

9 SRH'-

I

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»ammengeschrumpft, ihre Nieren ungewöhnlich klein, ihre Leber sehrgrofe, die Gallengänge überaus ausgedehnt, die Galle geschmacklos, dick und körnioht , un4 bejnahe alle inneren Theile mit Hydatiden besezt.

2. Der Fettblattwurm. Tab. VI. Fig. 3 5.

Hexathjridium Pingiiicola , labio distincto, retractili; capite in iine ostiis sex perforatoj cauda curvata ; ventre bipoi eo. Habitat in pingueJine.

Treutleri Auctarium ad Helminth, p. 19. Tab. 111. Fig. 7 9,

Bey der Leichenöffnung einer zwanzigjährigen , nach einer schweren Geburl plötzlich gestorbenen Frau , entdeckte Treutier im Fette des linken Ovariums in der Gegend , wo das breite Mutterband seinen Anfang nimmt , eine verhärtete Stelle ron der Grösse einer grossen Haselnuls und von rother Farbe, welche so locker im Zellgewebe safs , dafs sie sich hin und her schieben liefs. Er machte in die- selbe einen Einschnitt und fand , dafs sie aus verhärtetem Fette bestand , und in der Mitte eine länglichtrunde Höhle hatte, welche eine überaus zarte, feuchte und glatte Haut auskleidete. Im Boden der Höhle traf er endlich ein lebendiges, or- ganisches Körperchen (Tab. VI. Fig. 3.) an. Es lag frey und unangewachsen in derselben und war bey näherer Untersuchung ein kleiner, acht Linien langer Wurm (Fig. 4.), von Gestalt lang und flach, vorne etwas abgerundet, in der Gegend des Halses schmäler, dann aber am Hinterleibe wieder sehr breit, hinten spitzig, oben etwas convez, und unten etwas concav.

Das Kopfende dieses Wurms umzog eine lippenartige Wulst, die sich zu beyden Seiten des Halses verschmälert herabzog und §echs kleine Löcher oderSatig- mündungen (Fig. 5.) in einem halben Kreise am Vorderrande hatte. Wegen dieser sechs Saugporen gab ihm Treutier dtn Namen Hexathyridium , und wegen seines Aufenthalts im Fette den ßeynamen PinguLcola. Am Halse, oder an dem hinter dem Kopfende verengerten Theil, sähe mau mehrere verblichene Piunzeln, am Körper zu beyden Seiten gelbe Ränder, am runzlichten und etwas durchsichtigen Hinterleib auf beyden Seiten die Eingeweide. Das Ende des Hinterleibes war in der Gegend, wo sich der spitzige, etwas geränderte und etwas gegen die hnke Seite gekrümmte Schwanz anfieng, mit einer kleineu warzeuartigen Erhabenheit und einer Öffnung , weiter hinten aber, nahe an der Schwanz^pitze mit einer zweyten etwas kleineren Öffnung versehen.

5.

67 3. Der Veneiiblattwurm. Tab. VI. Flg. 6 8-

Hexcithyridlum venariun ^ corpore elongato, depresso, lanceolato; capite labiaro, infra

poris sex obsito ; collo inclistincto ; dorsi areola ex albo caerulea; venire, poris duobu*

dissitis; cauda rectaj margine nullo, Ilabitat iir veiiis. Treulleri Auctar.

p. 23. Tab. IV. Fig. 1 3.

Baratt« et Bousquet de vertnibus in sanguiiie; ia Vanderm. Journ. T. VJ. p. 300. et T. VII p. 65.

Bartholinus, Tli. von Würmeni im Blute, in den Abh. d. k. A. d. Nf. Th. I. S. IC7.

Clerici Hist. lat. lumbr. p, 281. vermes in san- gnine, qui e vena secta prosiliuiit.

/>ä'HÄ«<;/2« Sammlungen, B. VIII. S. 322. Fig. 2.

Ein Jüngling von sechzehn Jahren, der alle Zufalle hatte, welche die After- 'i^ürmer hervorzubringen pflegen, gieng einsmals allmählich ins Wasser, um sich zu baden. Mit einem Male sprang ihm die vordere Schienbeinvene des rechten -Fusses auf, und es erfolgte eine nicht unbetiächtliche Verblutung. Aus der Ve- T>enö£Fnung ragte ^ne dickere Materie hervor, welche Treutier anfänglich für ge- ronnenes Blut hielt. Bey genauerer Untersuchung boten sich aber zwey lebendige Thierchen dar, nach deren Herausname aus der Vene, das Bluten sogleich nach- liefs, die Wunde aber heilte erst nach drey Wochen. Von dieser Zeit an fühlte sich der Kranke etwas erleichtert; doch war dieses von keiner Dauer und die alte Krankheit kehrte schon nach einigen Wochen zurück. Die Anwendung aller be- kannten Wurmmittel war fruchtlos und: kein Afterwurm gieng ab, woraus er schloPs, dafs die Zufälle des Kranken mehr von den die Blutgefässe bewohnenden Wür- üiern , als von Askariden herrührten.

Die Würmer selbst (Tab. VI. Fig. 6. 7.) hatten eine lanzettenförniige Gestalr ■und stumpfe Seitenränder, waren am Vordertheile schmäler und zusammengedrückt Der abgestumpfte Kopf war mit Lippen und sechs Poren unter diesen Lippen ver- sehen, -und gieng, ohne eine deudiche, halsförmige Verengerung zu machen, in den Körper des Wurms über. Auf dem Rücken (Fig. 7.) sah man hinter der Kopf- lippe bis gegen die Mitte, eine länglichte, etwas erhabene, weifsblaulichte Stelle und an den Seitenrändern die Eingeweide in zwey punktirten Linien durchschim- mern. An der untern Fläche des Wurms (Fig. 6.) erschien in der Gegend des Halses eine grössere und am Schwanzende eine kleinere OiFmmg. Auch schimmer- ten die Eingeweide noch deutlicher, als auf der Rückenfläche, in zwey Reihen mit feinen Ästchen durch. Das Schwänzende war gerade, halbdurchsichtig und un- gerändert.

Es ist, wie Treutier selbst versichert, nichts unerhörtes, dafg Blutgefässe von

Wi:r-

68

Wüitnem bewohnt worden sind nnd oft tödliclie Kranltheiten veranlafst haben. Bey den Thieren kommen dergleichen Beyspiele nicht selten vor. Doch fehlt es selbst nicht an Beyspielen ähnlicher Art beym Menschen. Man liest unter andern in den Fränkischen Sammlungen eine merkwürdige, mit obigem Fiül viele Ähnlich- keit habende Geschichte. „Eine Frau von dreysig Jahren, im sechsten Monathe schwanger, ausser einem halbseitigen Kopfweh, weiter mit keinen Zufällen behaf- tet, liefs vorigen Merz am Arm zur Ader. Die Öifnung war grofs, als aber kaum zwe} Unzen heraus Waren, hemmte sich der Lauf des Bluts auf einmal. Der Bar- bier wischte mit dem Schwamm an der Öifnung , und dann flofs es wieder so stark, wie vorher. Nachdem das Blut in einem Becken einige Stunden gestanden, ent- deckte der Mann gedachter Frau auf der Oberfläche des Bluts einen Wurm, der noch lebte, und da er gewifs wüste, dafs ihn niemand von aussen auf das Blut bringen können; so schlofs er, dafs er mit dem Blute aus der Ader gekommen seyn müsse. Dieser Wunn kam genau mit den iin Journal de Medecine de Van- dermonde beschriebenen Blutwiirmern überein und schien in das Geschlecht der Wasseregeln zu gehören, hatte siebenzehu Ringe, klammerte sich mit seinem brei- ten, blutegelförmigen , concaven Fufs- oder Schwanzende an dem Boden, oder den Seiten des Gefässes an , war glatt, durchsichtig weifs, und hatte einen Vier- telszoll grossen, spitzig zulaufenden Rüssel." Der Herausgeber sezt hinzu, dafs er vor mehr den zwanzig Jahren das Blut von einer Weibsperson erhalten, welches, nachdem es kaum vier und zwanzig Stunden gestanden, mit kurzen runden, sehr dicken, von der obigen Art aber völlig verschiedenen Würmein angefüllt war. Auch schreibt BarthoUnus in den Abhandlungen der k. Ak. d. Nf. „ein mit Wür- mern angefülltes Blut flofs aus einer geöffnetem Ader," Ebendaselbst sind noch verschiedene Beobachtungen von Würmern im Blute angeführt, z. ß. dafs d^n Jlerrn Beveron, königl. Stadthalter in der Normandie iü58 ein Wurm einer Span- ne lang, aus einer geöffneten Ader gezogen worden , worauf der Kranke nach drej Tagen gestorben sey.

Ältere Schriftsteller behaupteten, dafs das Blut besonders in Faulfiebern Wür- mer zu enthalten pflege. Hierüber müfsten freylich erst mikroskopische Untersu- chungen des im Fauliieber frisch aus der Ader gelassenen , aber niciit des schon eine Zeit lang gestandenen Bluts entscheiden. Denn die erst in lezterem zum Vorschein (gekommenen, und von verschiedenen Schriftstellern beobachteten Wür- mer, waren sicher nichts, als Insektenlarven, welche sich aus den in dasselbe al> gesezten Eyern entwickelt hatten/

Sech-

69

Sechster Abschnitt.

Infusionsthlerchen, Chaos infusorium.

B a k e r' s zum Gebrauch leicht gemachtesMikroskop Beschäftigung, der Beilii), laaturf. üesellsch. Th. 111. S. 375. c. f.

Bonani, Observat. circa viventia, p. 175. (hält diese Tliierchen nur für Biäschen).

Boiinets Abhandl. aus der Insektologie , S. 444. Desselben Consideratiens sur ies corps organise'Sj a Anisterd. 1762. T. II. p. 208.

ffons allgem. Hist. d. Nat. Hamb. Ausgab. Th. 1. B. 2. S. 1 10.

Cuvier Tableau ^^mentaire p. 65 8 > animaiix in- fusoires.

Ellis, in Observations sur la Physique etc. de Mr. i'Abbe Rozier, T. V. p. 1S5.

Erlnng.Reytr, I753.S. III, 125 und 17^4. S.749. Frank. Samml. B, V. S. 45 und 57. Beobachtung einiger Infusionsthierchen.

Gleichen (W. F. v.) Abhandl. über dieSaameu- nnd Infusionsthierchen und über die Erzeugung, neb^t mikroskcrpischen Reobnchtungen desSaameus der Thie- le und verschiedener Infusionen» mit Kupf. Nürnb.

»778. 4. S- 65.

Hugenius, Ch. in opnsculis posthuun. de Diop- trica. L. B. 1703. 4. p. 227.

Joblot, L. Observations d'histoire naturelle faites avec Micrcsc. Paris 1754. 4.

Müller, Oth. Fr Verni. terrestr. et fluv. s. animal. iiifusor. succincta Hist. Havn. 1773. 4 P- 2i.

Müllers Linn. N. S. Th. VI. B. II. S. 922. n. 5. Infmiomthierchen , C/iao? infasorium.

Needham, Th. Noavelles Decouvert. faites par le Microsc, Leid. 1747. p. 20-0. (widerlegt durch ent- scheidende Versuche die Entsteh, d. Infusionsthierchen aus Eyerii ).

Reauraur, Hist. des Ins. T,IV. P 2. p. 190,

Sp a 1 a n z a n i physikal. mathemat. Abh.

Terechowsky, M. Diss. de Chao infus. Argent,

1775. 4-

Tübing Berichte T752. St. 54. und 1754. St. 45» Wittenb. IVochenbt.'& XV.. S. 337. 353. von den

Infusionsthierchen und ihrem Verhältnisse zu den Saa*

menthierchen.

Wrisberg, H. A. Observationum. de animalcul.

infus, satura» Gt)etting.. 1765. 0"bs. IX. p. 29. c. Fig.

Wenn tliierisisclie oder vegetabilisclie feste und flüssige Substanzen mit et- was Wasser eingeweicht oder überschüttet und dann an einen massig warmen Ort gestellt werden; so entwickehi sich zu df>r Zeit, wo diese Einweichungen oder Aufgüise in Giihrung und FäuhiiCs zu gehen anfangen, die sogenannten, nur mit bewaffneten Augen zu entdeckenden Infusionsthierchen. Bringt man alsdann nur einen Tropfen der Infusionst-Jüssigkeit unter das IVlikroskop ; so erblickt man eia ganzes Meer voll Gesciiöpie der einfachsten Organisation, die kaum die Grösse eines Sandkörncliens erreichen und gleichwohl voll der lebliaftesten Lebensäusse- rung sind, Aisser diesen Infusionen oder Einv.^eichangen bewohnen aber einige Arten jeuer Thierchen auch verschiedene thierische Safte z. B. die Saamenfeuchr- tigkeit.. Doch kommen sell>st diese mit den eigentlichen Infisionsthierchen darin- nen überein, dafs sie eine mehr oder weniger eyrunde Form haben, und Eläs- gen von verschiedener Grösse bilden , die mit einem spitzigen sich immer voraus bewegenden Ende versehen sind.

Die Entdeckung dieser gegenwärtigen Geschöpfe datirt sich erst vom Ende des siebenzehnten und Anfange des achtzehnten Jahrhunderts, wo Hugenius die Be- wegimgen derselben zueij>t v,ahrnain. Wie jede neue Entdeckung fand auch sie

Vdl^

70

bald eine Menge Anhänger und Bezweifler. Zu ersteren gehörten Bonnet , Joblot, Beaumur , Spalanzani, Och. Fr. MiUlcr ^ Göze.^ Gleichen etc. Sie stützten sich sämmt- lich auf zalillose Eeobachtungen mit den besten VergrösserungvSglüsern und mach- ten die übei-v^iegende Parthey aus, indem sie sich zu der mehr raisonnirendeu, als beobachtenden, wie 5 zu i verhielten. Doch hatte leztere zwey grosse Män- ner, einen Lbmc und Bilffon an ihrer Spitze, welche in der Erklärung ihrer Her- kunft und in der Ungewifsheit in w^elche Thierldasse sie eigenthch aufzunemen wä- ren unüberwindliche Schwierigkeiten fanden. Linne war daher zweifelhaft, ob er die Infusionsthieixhen nicht vielmehr für öiichte oder salzlchte Bestandtheile der inorganischen Natur , als für lebendige, organische Wesen halten sollte. Büf" fon behauptete sie überall, selbst in allen thieri^chen Säften angetroffen zu ha- ben und hielt sie für ein Produkt der Gährung. Needliam , der sie durch schlechte Mikroskope gesehen und daher auch schied -t ai5gebildet hat, erklärte ihre Ent- Stehnng durch die Vegetation. Bonnet, Bacher und Reaumür vertheidigen hinge- gen mit scheinbaren Gründen die Entstehung dieser Thierchen aus Eyern, welche aus der Luft in das zu den Lifusionen genommene Wasser gefallen wären, oder schon in diesen Infusio^ien präexistirten. TVrisherg fand den Grund ihrer Entste- hung^ blos in der Gährung und Fäulnifs, übrigens eine grosse Ähnlichkeit zwi- schen den Infusionsthierchen und den Polypen, indem die meisten Polypenwoh- nun-^en in stillen und stehendem Wasser gebildet werden, und glaubte, dafs die Grenzen zwifichen den Polypen, Infusions- nndSaamentliierchen kaum bestimmt wer- den konnten. Lezcerer Meinung waren auch Ellis., Gleichen und Ph. L. St. Milller^ welcher übrigens aus der anscheinenden WiUkührüchl^eit der Bewegung in diesen Körperchen, noch nicht den Scldufs folgen läfi>t, dafs sie Thiere sind.

Unter allen diesen Meinungen und Hypothesen verdienen wohl die sich^uf eine Menge Beobachtungen gründenden Beweise für die Animalität dieser Thier- chen und die Erzeugung- und Fortpflanzungstheorie derselben, welche Müllerin Gopenhagen und Gleichen aufgestellt haben, die vorzüglichste Aufmerksamkeit. Nach ersteren "ist es falsch, dafs die Infusionsthierchen nur in faulenden Flüssig- keiten gefunden werden, ob sie gleich zahlreicher in Iczterem vorkoiamen. Auch hören sie nicht auf ^iazuseyn , wenn V€g€tation und Fäulnifs aufhören , und einig« Arten derselben bewohnen sogar das ganz reine Wasser. Übrigens rechtfertigen die thierischen Affektationen dieser unendlich kleinen Geschöpfe sattsam die Be- hauptung, dafs sie wirklich Thiere sind. Sie ruhen und bewegen sich nach wül- kühr bald geschwind, bald langsam und verschieden, nach Verschiedenheit der

Ar-

Arten. Sie weichen den ihnen im Wege kommenden Hindernissen aus und nemen ihre Richtung nach verschi'ö^denen Gegenden. Sie suchen das Zusammen- stossen mit anderen zu vermeiden und von schädlichen Dingen , z. ß. von einge- tröpfeltem Urin, »ich schnell zu entfernen. Sie äussern Bewegung des Herzeiis und der Eingeweide, ja man liat sogar bey einigen offenbare Ausleerungen von Unreinigkeiten walirgenommen. Die meisten dieser Thierchen sind ferner im Stande, die Gestalt ihres Körpers augenblicklicli zu verändern, sich zu verkürzen, zu krümmen und auszudehnen , sich schmäler zu machen bey einem engen Durch» gang zwischen zwey Schleimtheilcheh. So bald die Feuchtigkeit des unter das Mi- kroskop gebrachten Tropfens abnimmt; so ziehen sie sich plötzlich alle gegen den Punkt, wo sie noch etwas von der Flüssigkeit gewahr werden. Sie geben hier- bey eine ängstliche Sorge zu erkennen , dieses Asyl für ihre augenblickhche Le» bensrettung zuerst zu erreichen, und verdoppeln die Anstrengung der Organe, durch die sie Wasser schöpfen , bis sie endlich dem Todeskampf unterliegen.

Zur Erklärung ihres Ursprungs und ilirer Entstehung nimmt Müller präfor- mirte Fötus an und drückt sich hierüber so aus: Die thierischen und vegetabili- schen Theile werden durch die Zersetzung in blasenartige Häutchen aufgelöfst, deren allmählich von der gemeinschaftlichen Masse getrennte Bläschen oder Ku- gelchen Wiederaufleben und die Infusions- und Saamenthierchen darstellen. Diese aus rohen und scheinbar unorganischen Theilen gebildeten einfachsten und klein- sten Thierchen sind von den übrigen mikroskopischen, welche die Gegner mit jenen verwechsehi, nach Substanz und Organisation verschieden, nemen jedes Fluidum ein und scheinen alle Arten thierischer und vegetabilischer Gestalten , und durch die reichlichere oder geringere ßeymischung der Erdtheile, die festen und flüssigen Theile der Körper hervorzubringen. In fieyem und ungebundenem Zu- stand aber machen sie wuhrsciieinlich das ätherische Fluidum aus, welches das Wachsthum befördert uiid das Leben unterhält. Werden sie endlich durch den Tod von den Banden ihres Weri^s allmählich getrennt, so leben sie wieder auf, beginnen nach Gele^eniielt ela neues Werk und werden so durch einen ewigen Cirkel aus roher Materia organische Wesen und aus dieser wieder rohe Materie nach dem Willen des SchÖ^»fers. Hiernach waren also alle Thiere und Pflanzen eine Zusammensetzung voji Inf.isionsthierchen und alle Flüssigkeiten damit ange- füllt — alles Thier mid empHudeades Wesen.

Gleichens Theorie \AeicJit liiervo.i in soferne ab, dafs er nicht in den Ingre- dienzen der Auigüsoe, sondern in dci liusüigkeit, womit sie überschüttet oder ein-

ge-

geweicht werden, die Entstehung der Infusionstlilerclien sucht. Nach sein erMei- nung enthält das Wasser für das I'hier und Pflanzenreich die Grundstoffe des Le- bens, deren Eigenschaften und Kräfte, weil sie dazu bestimmt sind, die Organisa- tion und das Leben hervorzubringen, aller Zerstörung, wir mögen kochen und de- stilliren so oft und viel wir wollen , widerstehen. Diese organischen zur Anima- lität bestimmten Grundstoffe oder Urkeimchen ruhen so lange in jeder Flüssigkeit, bis sie durch die eine geUnde Wärme bewirkende Gährung in Bewegung gesezt und mit dein balsamischen Lufttheil gleichsam geschwängert werden. Alsdann wird man gemeiniglich unter dem Mikroskope die Bewegung vieler, sehr kleiner, sich dicht an einander schhessender Bläschen gewahn Nach zwölf bis vier und zwanzig Stunden sieht man schon fadenförmige, geschwänzte, kugel- oder ey- runde Thierchen in einem Gewimmle kleiner Punkte. Diese Geschöpfchen erschei- nen nur als die ersten ihres Geschlechts, nicht als erzeugte, sondern als zur Zeu- gung durch die Spaltung geschickte Thiere , und die Verschiedenheit ihrer Gestalt nnd Form , setzet auch eine gleichmässige Verschiedenheit der Wassertheile vor- aus, aus welchen sie hervorgekommen sind. Hiernach müfsten aber die ver- schiedensten thierischen und vegetabilischen Substanzen , wenn ihre Infusionen mit einem und demselben Wasser bereitet würden , und der Saame aller Thiere einer- ley Infusionsthierchen enthalten , welchem hingegen die grosse Mannigfaltigkeit der- selben offenbar widerspricht. Es scheint daher Müllers Theorie immer noch so laufte den Vorzug zu verdienen, bis die Zukunft vielleicht hierüber mehr Licht verbreiten wird, wenn es uns anders verstattet ist, ins Innere der Natur tiefer einzudringen.

Zu den allgemeinen Eigenschaften der Infusionsthierchen gehören vorzüg- lich: die ausserordentliche Feinheit und glasartige Durchsichtigkeit ihrer Haut; «die wahrscheinliche Gegenwart gewisser Sehorgane, welche sie im Stande sezt, einan- der auszuweichen und zum Öfteren spielend mit einander fortzugehen; eine mund- förmige Öffnung, welch« Gleichen vorzüglich an derjenigen Art von Infusionsthler- cheti bemerkt hat, die unter dem Namen der Panteloquenthierchen bekannt sind; ihre Kraftäusserung, die so stark ist, dafs sie achtmal grössere Shleimmassen , als sie selbst sind, fort&tossen, anziehen und mit sich fortschleppen; die Geschwiiv- digkeit und Mannigfaltigkeit ihrer Bewegungen, nach, welcher sie sich oft langsam fortwälzen, oft zitternd hin und hei' wanken, oft schnell fort- und nach allen Richtungen hin und her fahren, bald in die Höhe steigen und bidd sich uuteriau- chen , und wohl in einem Augenblick einen Weg von zv/anzig Durchmessern ih- res

73

res Körpers, und In einer Laiben Stunde einen Weg von vier bis fünf Zoll zurück- legen; ihre Paarung, bey welcher sich immer zwey Thierchen gleicher Grösse mit ihren spitzigen Enden vereinigen und in beständig kreisförmigen Bewegungen im- mer naher zusammenkommen , bis sie endlich sich fest an einander schliessen und in dieser Vertraulichkeit ihre weitschweifige Kreisfahrt fortsetzen j und dann ihre Fortpflanzung, durch ein allmäljlich für sich vorgehendes Spalten dieser Thierchen rn zwey gleiche Theile erfolgt. Diese Theilung macht, dafs man bey einer weni- ger abgewarteten und genauen Beobachtung, die in der Theilung oder Spaltung begriffenen Infusionsthierchen für ganz neue, von den übrigen verschiedene , oder in der Begattung begriffene Thierchen hält.

Die Infusionsthierchen suchen und finden ihre Nahrung in den Schleimhäu- ten der Infusionen. Sie gedeihen hierbey und vermehren sich , wenn die Infusio- nen nicht verdicken, sondern immer in einer gewissen Flüssigkeit erhalten werden und der gehörige Wärmegrad ihr Wohlseyn begünstiget. Hingegen zerplatzen und zerstäuben sie bey völlig verdunstender Flüssigkeit. Wird aber vor der gänzlichen Zerplatzung nur ein Tröpfehen frisches Wasser dem verdünsteten Infusionstropfen beygemischt; so kehrt Leben und Bewegung, wiewohl mit minderer Lebhaftigkeit, nach diesem Zustande der Ohnmacht zurück. Dennoch ist auch ihnen , wie ande- ren Thieren , ein gewisses Lebensziel gesezt. Einige Arten überleben kaum einen Tag, andere Wochen, Monathe, noch andere Jahre in nicht erneuerten, doch nicht stinkenden Infusionen. Unempfindlich gegen ;^Kälte und Frost, schwimmen manche, nach aufgethauetem Wassei' , mit ihrer ehemaligen Lebhaftigkeit herum.

Müllers seltner Beobachtungsgabe und unablässiger Forschung ist es gelun- gen, das Geschlecht dieser, dem unbewaffneten Auge unerreichbaren Thierchen in systematische Ordnung zu bringen und 149 Arten unter besonderen Namen auf- zuführen , wovon blos die Kreisthierchen des Zahnsclimutzes und die Saamenthier- chen zu unserem Zwecke gehören.

I. Das Kreisthierchen des Zahnschmutzes. Tab. VI. Fig. 1 5^

Cercaria tenax , membranacea, anterius crassiuscula truncata, cauda triplo breviore,

Linn. i>. N. T. I. P. VI. p. 3891- «• 2. Habitat in aqua sorclibus dentiuni

jnEusa, post 4 dies apparens , lente pauIo major, obovata.

Agrlcola, J.Not, in Popp, de Tartaro. Andry, N. la Generat. des vers. Paris 1741. Cap. IX.

Berdmore, Tli. on the Disorders and Defornil- ties of the Teeth and Gums, Jn Rieht, chir. Bibl. ß. I. c, S. 25,

iO Clau

74

Ciauder, G. von einem sehr beschwer). W;irni, der sich in einem hohlen Zahn aufhielt, in den Abh, i. k. Ak. d. Nf. Th. XV. S. jög.

Cierici Hist. lat lumbr, p. 312, Histoiiae ver- miuni in dentibus cavis variae.

Du Four im Journ. d. Vanderm. T. VII. p. 271. (von einem Wurm, der aus einem Zahn gezogen wor- den).

Fränkische Samml. B. III. S. 163. (von den Wür- mern in den Zähnön widerspricht Sciiäffers Be- hauptung).

H o 11 e r in periocli. ad Lib. V. Gal. d. Comp. med. •; Kniphof, Diss. de pedic. injf. § XXV.

Krazenstein, C G. von Erzeug, der Wurm. S. 5. F. I. (Abbild, eines Zahnwurms).

Krügers, J. G. Katurleiire. Th, Iil. Kap. 31. S. 301, 302.

Kulm US, J. A. Diss. an in dentibus vermiculi ? (Resp Schilberg) Gedani 1733. 4.

Leeuwenhoek de vernibus, qui ex dentibus desumti esse dicuntur. Pliil. Trans, n. i^^ et n. 264.

p.'635. Leskens Uebers. B. I. Th. 2. S. 66. Ejusd. Arcana naturae detecta. L. B. 1719. p. 42.

IMagellan, Observations sur les insectes poly- piers qui forment le Tartre des dents. Journ. de Phys. T. XXII, 1789- Mars, p. 178.

Miil 1er i Hist. verm. Vol. 1. F. I. p. 69. n. 62. Dan. üeilialerett , Zoo!. Dan. prodr. 2487.

Peclilin, ]. N. vom Zannwurme, in den Abh. d, k, Ak. d. Nf. Th. IX. S. s8. (eine Frau lockte ver- schiedene Würmer durch eingelegtes Honig aus dem hohlen Zahn).

Salmuth, Observat. med. p. 125.

Schaarschmidts Pathologie Th. II. Abschn. VI. Kap. 2. S. 306.

S c h ä f fe r, J. Chr. die eingebildeten Wurm, in den Zlihnen, nebst den vermeintlichen Hülfsmitteln wider dieselben, mit i Kupf. Kegensb. 17S7.

Schulz, G. von Wurm, in d. Zähnen, in den Abh. d. k. Akad. d. Nf. Th.IX S. 254.

Scriberi Largi Compositiones medicamentor.

P- 54-

Sl oane, in Transact. philos. An. 1733. p. 12a.

In dem Aufgusse des Zahnschmutzes kommen nach Müllers Versicherung in- nerhalb vier Tagen Thierchen zum Vorschein , deren Vorderende abgestumpft , de- ren Hinterende spitzig ist oder sich in einen kurzen Schwanz endiget, welche fer- ner eine durchsichtige Haut haben und in einem Kreis nach verschiedenen Rich- tungen schnell herumirren. Diese Thierchen hatte Leeuwenhök zuerst entdeckt. Er war gCAvohnt des Morgens seine Zähne mit Salz zu reiben, hernach den Mund mit Wasser auszuwaschen , nach dem Essen sich jedesmal des Zahnstochers zu be- dienen und so Ziihne und Zahnfleisch überaus rein und gesund zu erhalten. Bey alle dem konnte er aber nicht verhüten, dafs nicht hin und wieder etwas weisse, mehhchte Materie zwischen den Zähnen sitzen blieb. Von dieser Materie , wor- innen er mit blosen Augen keine Bewegung wahrnemen konnte, vermischte er etwas mit reinem , durchs Mikroskop von allen lebendigen Wesen verlassen gefun- denen Regenwasser, und eben so zu A\iederholten Malen mit seinem Speichel, den er schon 1678 in der Absicht, Infusionsthierchen darinnen gewahr zu werden, vergebens untersucht hatte, und entdeckte zu seiner grossen Verwunderung, dals dieser verdünnte Zahnschmutz eine Menge ausserordentlich kleiner, das angenemste Schauspiel durch ihre unabläsöige Bewegung gebender Thierchen enthielt. Die gröfste länglichtrunde Gattung derselben (Tab. VI. Fig. i5. a.) bewegte sich äusserst schnell und lebhaft; die zweyte zahlreichere, kürzere und an beyden Enden stum- pfere Art (b.) machte cirkel- und schlangenfönnige Bewegungen (b. c.J ; die Ge- stalt

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stalt der dritten Gattung ((i.) gab sich aber selbst dem bewaffneten Auge nur un- deutlich zu erkennen, tnid erschien bald länglicht- biJd vollkonunen rund, ijljri- gens glich das undurchdringliche Gewimmle dieser Gattung einem Miioken- schwarme. In einem die Grösse eines Sandkörnchens nicht übersteigenden Theil des mit Zahnschmutz vermischten Wassers oder Speichels , befanden sich wold ei- nige Tausende dieser Thierchen , und gleichwohl entliielt das Wasser oder der Speichel nur den' zehnten Theil von jener Materie aus den Zähnen. Überdies be- stand der vorzüglichste Theil dieser Materie noch aus einer ausserordentlichen Menge Streifchen (e.) , die zwar in der Länge sehr verschieden , aber von einer- ley Dicke, zum Theil gekrümmt, zum Theil gerade, jedoch ohne Leben waren.

Um sich zu überzeugen , ob der Speichel und der Zahnschmutz anderer Menschen ähnliche Ptesultate lieferten, unterwarf er auch den Speichel zweyer Frauenzimmer, welche sich den Mund täglich zu reinigen pflegten, und eines achtjährigen Knabens, ähnlichen mikroskopischen Untersuchungen, konnte aber ,S0 wenig, als in seinem eigenen Speichel, ein lebendiges Geschöpf entdecken; hingegen sah er, die oben beschriebenen Thierchen in dem Schmutze, welchem er mit einer Nadelspitze von ihren Zähnen nam, in gleich grosser Menge. Un- glaublich grofs war diese aber in der Materie, -welche in den äusserst schmutzi- gen Zähnen eines Greises safs. Die gröfste Art der in derselben wohnenden Thier- chen (Fig. i5. /.) krümmte ihren Körper im Kriechen wie ein Afterwurm. Mit diesen Untersuchungen noch nicht zufrieden, brachte Leeuwenhöck auch etwas von der in den hohlen Zähnen sitzenden Materie unter das Mikroskop und fand die Anzahl der in derselben wohnenden Thierchen so grofs , dafs er tausend auf den hundertsten Theil eines Sandkörnchens rechnen konnte. Sobald er aber allen die- sen Infusionen des Zahnschmivtzes nur den geringsten Theil Essig bejmischte; so war das Leben aller sie bewohnender Thierchen dahin.

^/2<i;jj Beschreibung der unter der Kruste schmutziger Zähne sich aufhaltender Wünnchen, weichtvon der Leeuwenhöckischen darinnen ab, dafs sie einen run- den Kopf mit einem schwarzen Punkt und einen langen inid dünnen Körper, bey- nahe wie die Essigaale haben. Übrigens läugnet er; dafs es eine besondere Art Würmer gäbe, welche die Zahnschmerzen verursache und^aus den Zahnhölden ge- zogen weiden könne. Die Würmer des Zahnschmutzes hält er jedoch für fähig den Gestank aus dem Munde zu veranlassen und die Zähne nach und nach auzu- greiffen. Beyde Nachtheile machen daher alleine schon, besonders beym weibli- chen Geschlechte und h&j solchen Personen die fleisslge Mundreinigung nothwen-

dig

j9-

dig, welclie durch übermässigen Cßnufs alkalescirender Speisen ihrem Zalinffelsche eine skorbutische Beschaffeulieit zuziehen und den Absatz eines scharien Schaums an ihren Zähnen vermehren, oder wegen beständiger Kopfanstrengung und aus anderen, die Verdauung störenden Ursachen, nie rein verdauen , und bey welchen daher noch im Schlafe durch die scharfen Exhalationen des Magens , ein übelrie- cliender Kleber an den Zähnen, wie auf der Zunge, abgesezt wird.

Mit den nur durchs Mikroskop zu erkennenden Kreislhierchen des Zahn- schmutzes sind die mit blosen Augen sichtbaren Würmchen nicht zu verwechseln, welche in den hohlen Zähnen wohnen sollen, als eine vorziighche Ursache des Zahnschmerzes angeklagt worden sind , und zu mancherley Streitigkeiten Gelegen- heit gegeben haben. Scribomus Largiis gedenkt schon dieser Zahawürmer und em- pfielt, den Rauch des Bilsenkrautsamens in den offenen Mund gehen zu lassen, worauf diese Würmer zum Vorschein kommen sollen , wenn der Mund alsdann mit warmen Wasser ausgespühlt wird. Holler erklärt diese Sache aber für fabel- haft und behauptet, dafs blos gewisse Flocken für Würmer angesehen worden wä- ren, welche aus dem am Feuer aufspringenden Samen davon fliegen. Ahnlicher Meinung ist auch »ScZ/öy^^e/-, welcher folgende Geschichte erzehlt: Eine hiesige Per- son vom Stande hatte einige Tage hinter einander unleidliches Zahnweh. Alle da- gegen gebraucliten Mittel halfen nichts. Endlich ward gerathen , sich mit Juden- kirschen zu räuchern , weil dieses hartnäckige Zahnweh von nichts als Würmern herrühren könne , die durch ihr Nagen in den Zähnen den Schmerz verursachten; diuch dieses Mittel aber nicht nur getödtet, sondern auch aus den Zähnen getrie- ben und dann hauffenweise in dem untergesezten Gefässe mit Wasser gefunden würden. In der That erfolgte alles so, wie es vorausgesagt worden war. Die Kranke war in weniger als fünf Minuten von ihrem Zahnschmerz befreyet und n^an fand wirklich eine Menge solcher Körjjerchen , welche Würmer zu seyn schienen. Er beschreibt nun die, zugleich in einer Abbildung beygefügte, sonderbare Vor- richtung zu dem ganzen Verlahren und die seyn sollenden, mikroskopisch unter- suchten und abgebildeten Würmer, welclie nichts anderes, als die Keime von den Samenkörnern der Judenkirschen waren. Wirkhch gleichen diese Keimchen so sehr kleinen Würmern , dafs sie von Nichtkennern leicht dafür gehalten und noch weit geschickter zu Betrügereyen benuzt werden können, als die Käsemaden, welche, nach Sloanes Erzehlung, ein Charlatan ins Wasser fallen liefs, während er mit dem in die Höhlung des Zahns geleiteten Rauch der Tollkraulskörner (Sm, Hyosciami) den Zahnschmerz vertrieb.

Knlp"

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Kniphof \'C\\\^nQt ebenfalls die Existenz der Zahnwürmer, glaubt alinr, dafa bey Personen, die im Sommer harten, mit einer Milbeurinde b(!de(;iii«^u Kiise es- sen, yon diesen Milben, ^velche die innere Knochenhaut des hohlen und laulen Zahns benagten, Zahnschmerzen entstehen könnten. Berdmore hingegen will das» was man für Würmer angesehen hat, für wildes schwammigtes Fleisch, welches zuweilen in hohlen Zähnen wächst, gehalten wissen. Dennoch sind wohl schwer- lich alle vorhandenen Fakta über die Existenz der Zahnwürmer abzustreiten , da es sehr wohl gedenkbar ist , dals Insekteneyer in hohle Zähne gelangen , und die in denselben auskommenden Larven für Wünner gehalten werden können. So er- wähnt Salmuth eines grossen Zahnwurms; so versichert Agricola durch den Ge- brauch seines -(^/ca/u' Tartari zwey Zahnwürmer herausgetrieben zu haben; so ge- denkt Claiider eines Mannes, der an den heftigsten, keinem Mittel nachgebenden Zahnschmerzen litte, bis er sich endlich entschlofs den Zahn ausreissen zulassen. Als man diesen Zahn mit einem Hammer zerschlug, fand man denselben inwendig hohl , angefressen und von einem Wurme bewohnt , der den Käsemaden sehr ähn- lich war. Wahrscheinlich zog diese vielleicht aus einem Eye der Quarkfliege ent- standene Made ihre Nahrung durch eine feine Öffnung, welche von dem sich in die Zähne setzenden Speisen verstopft wurde. In dieser eingesperrten Lage mufste aber die Made nothwendig beängstiget und beunruhiget werden und durch ihre hef- tigen Bewegungen und vielleicht durch ihr Nagen an dem in die Wurzel de* Zahns tretenden Nerven, die unerträglichsten Schmerzen erregen.

3. Das Samenthierchen. Tab. VI. Fig. 13. 14.

Chaos spermaticum, corpore ecliptico, antrorsum nonnihil acuminatoj cauda longa,

tenuissima. Habitat in spermate humane.

Asch Diss. de natura spermatis.

Berlin. Snwml. B, VU. St, 4 S. 473. von den Er- scheinungen bey dem Spiel der Milchgefässe des Kal- mar».

Bern ard, J. Nouvelles de la Republique des let- tres. T. I. Mols de Mai 1699, artici. p. 531.

Blumenbachs Handb. S. 475. C. Tab. I. F. 13.

Burggravius, J. Ph. de aere etc. urbis Francof. ad Moen. accidit disquisit. de Orig. et indol. animaku- Jor, spermatic. Francof. ad Moen. 1751. g.

Clerici Hist. lat. lumbr. p. ag/- vefntes spertnatici.

Cuvier Tableau ^l^mentaire p, 661. Cercaires.

Gteichens Abh. über dieSaamen* und Infusions« thierchen.

Helle, J. S. Naturgesch. derThiere in systemat. Ordn. nebst der Naturgesch, d, Menschen, S. 74.

Hambergeri Physiologia Medica et Epistoia D. Lieberkuhnii p. 707. § 1414.

^ourn. de Phys. T. XXIV. 1784. Juin. p, 437, Ob- servat. sur la liqueur s^minale.

Kratzensteins Abh. v. Erzeug, d. Wurm. S. 4 Fig. 14.

Ledermüllers physikal. Beob. der Saamenthief» «hen, Nürnb. 1756. T. VIII. Ebendesselb. Versuch

211

78

zn einer gri'rdl. Vertlieid. d. SaameiUhierclieti , Nürnb, 1758- T. VI.

Li ster, M. Objection to tlie new Hypotlies. of the Creation of Animals from Animalcula in seniiiie mas- cuiino; in Pliüos. Transact. V. XX. p. 337. n. 244.

Marggraf, G. L. existentia animalculor. in semi- tie virili piobatur. Wittenb. 1799.

Müllers Beobachtungen über einige chaotische Thiere , Gewürme und Insekten , mit Anmerk. v. Gö- ze, iSaturlorsch. St. Vll. S. 97.

Needham nonifelles Rechercli. sur les d^couver- tes niicrosc. T. I. p. 196.

Paulini de morte verminosa, p. 57,

Robinet, ]. B. von der Natur. Wien 1754. Th. I. Kap. I.

Segner, J. A. Diss, Ktgl ruv ^xt^/u.xrtxiüi' ZtxTr (Resp. Dietericus) Götting. 1736. 4.

Wrisberg Observationum de animalcul. iafusor. satura p. 95. Fig. 14.

Die zu den edelsten Säften des münnliclien Körpers gehörende Samenfeuch- tigkeit enthält in mannbarem Aher und wenn sie durch das Verweilen in den Sa- menbläschen ihre Reife erlialten hat, ausser verschiedenen, blos durch mikros- kopische Beobahtungen zu entdeckenden Salzarten, auch eine zahllose Menge Thierchen, welche wohl zweymal hunderitausend mal kleiner, als die Hirsekörner sind. Nur mufs diese Beobachtung gleich nacJi Ergiessung desselben oder mit dem noch warmen, und etwas lauem Wasser verdünnten Samen eines kürzlich verschie- denen Mannes angestellt werden. Wird hingegen die Samenfeuchiigkeit erst in einem verschlossenen Gefässe aufbewahret, so entdeckt man in derselben noch einige langsamere Wesen, die bey einer Verdünnung des verdickten Samens mit etwas Wasser , sich in vier und zwanzig Stunden zu länglichten Thierchen ausbil- den imd sich zitternd bewegen, aber nichts anderes, als Infusionsthierchen sind, welche sich erst in der schon in Fäulnifs gehenden Samenfeuchtigkeit entwickelt haben, und, wie Gleichens Abhandlungen beweisen, von den in frischem und un- verdorbenem Samen wohnenden Thieixhen überaus verschieden sind. Jene ei- gentlichen, dem berühmten Leeuwenhok schon vor hundert Jahren bekannt gewe- senen Samentliierchen , hat Gleichen bey seinen , Ijis zu seiner vollkommenen Über- zeugung unzehlige Male angestellten Beobachtungen , nach zwey Stunden öifters von gleicher Beschaffenheit, in der vierten aber matt und hernach gar nicht mehr gesehen- Ihre Länge beträgt unter einem, den Durchmesser vier- bis fünfhundert mal vergrössernden Miskroskope, vom Kopfende bis zum Schwanzende ungefehr einen halben Zoll und ihre Dicke ungefehr eine Linie (Tab. VI. Fig. i3. a. b. c. etc.) Sie haben der Gestalt nach viel Ähnlichkeit mit den erst aus dem Frosclolnich herauskommenden jungen Fröschen , nur sind ilire Schwänze im Verhältnisse des Körpers viel längerund so fein, dafs sie in der stärksten Vergrösserung kaum die Dicke des feinsten Haares erreichen. Der Körper selbst lauft gegen den Ur- sprung des Schwanzes etwas schmäler und spitziger zu, und hat eine ekliptische

Fonn.

Ihre

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Ihre Bewegung ist in dem noch zähen Samen träge und schleppend , Ja es scheint, als ob sie ihre kleben bleibenden Schwänze durch ein beständiges Hin- und Herwanken loszinnachen und so fortzurücken bemühet wären. In einem zu grossen und dicken Tropfen gehen manche so tief, dafs man sie nur wie im Schatten gewahr wird (d.) , andere erheben sich mehr vom Boden, rücken kaum eine oder zwey Linien vorwärts und tauchen dann wieder unter. Hierbey wird immer nur der dickere Theil des nachschleppenden Schwanzes sichtbar (c) und das Ende bleibt jedesmal unter der Flüssigkeit. Noch andere wenden bisweilen die untere Seite ihres Körpers so, dafs sie flach und heller, als die obere er- scheint (e). Verdünnt man aber den Samen mit lauem Wasser; so wird ihre Bewegung freyer und lebhafter. Sie durchfahren sodann den ganzen Tropfen nach ' allen Gegenden und durchkreuzen sich, ohne an einander anzustossen. Mit ih- rem Schwanz scheinen sie zu rudern und mit ihrem Körper schwanken sie hin und her. Hierdurch kommt es aber, dafs sie auf ihrem Wege immer eine Scldan- genlinie (b.) beschreiben.

Aus der Vergleichung dieser Eigenschaften mit den oben beschriebenen der Infusionsthierchen , ergeben sich folgende, nicht zu verkennende Abweichungen in Rücksicht der Gestalt, der Beschaffenheit des Körpers, der Bewegung und der Verschiedenheit der Flüssigkeit, worinnen sie wohnen. Kein einziges Thierchen hat sich in den vielen hundert vom Gleichen untersuchten hifusionen, vorgefunden welches die Gestalt eines Samenthierchens und einen Schwanz , wie dieses gehabt hätte. Ferner ist der Körper der Samenthierchen immer minder durchsichtig und ihr Gang weniger geschwind, als bey den Infusionsthierchen, ihr Aufenthalt aber in mehr als einer Hinsicht verschieden. Jene können nur in einer reinen warmen , mit riechbarem Stoff und Salztheilchen geschwängerten Feuchtigkeit ; diese hingegen nur in verdorbenen , kaltgewordenen , übrigens aber keine schar- fen und flüchtigen Theile enthaltenden Aufgüssen leben. Jene vertragen also sehr wohl, was diese tödtet und sind sogar der Einwirkung der schärferen Urintheile bey ihrem Durchgange durch die Harnröhre gewohnt, da diese von dem klein- sten Urintheilchen umkommen.

Die Entdeckung der Samenthierchen zog vorzüglich deswegen die Aufmerk- samkeit der Naturforcher auf sich, weil man diese Geschöpfchen für fähig hielt, eine besondere Rolle bey der Zeugung zu spielen, hierdurch aber Veranlassung zu sehr verschiedenen Behauptungen gab, wobey die Meinungen über die Animaltät derselben lange Zeit getheilt blieb, Büffon^ welchem Hobinet und viele andere

blind-

So

blindlings folgten, läugnete ilire Existenz und hielt sie für Molekülen oder Unförm- lichkelten vom geronnenen Samen. Er irrte sich aber, da er die Samenrhier- chen in kaltem Samen suchte und die geronnenen Samentheilchen (Fig, i3. /■/'/■) dafür ansah. Lezteresind, nach Gleichens Versicherung, ebenfalls in beständiger Bewegung und werden von einer Seite zur andern fortgestossmi, so daTs der mit der vorhergehenden inneren oder geistigen Bewegung des Samens aller Thiere nicht l^ekannte Beobachter, leicht verleitet w^erden kann, sie für eine andere Gat- tung von lafusionsthierchen zu halten. Der ungenannte Verfasser des Aufsatzes in den Berlinischen Sammlungen glaubte die Samenthierchen vollkommen mit den Milchgefässen des Kalmars, einer Gattung von Blackfischen , vergleichen zu können, aber die Gestalt und Bewegung dieser Milchgefässe weicht zu sehr vom der Gestalt und Bewegung der Samenthierchen ab, als dafs man sie für einerlej" und leztere blos für mechanisch halten könnte. fVrisberg ist geneigt die Samen- thierchen unter die Polypen zu zehleh und hält ihre Schwänze für abgerissene Stücke derjenigen Fadenäste, welche sie an irgend einen anderen Körper befesti- gen. Er glaubt, dafs sie, von ihren Adhäsionspünkten nur durch die Vorschrift eetrennt werden können , den zu untersuchenden Samen immer mit lauem Was- ser zu vermischen, wodurch nothwendig die meisten Vereinigungsstiele abgerissen werden müfsten. Auch geschälie die Samenentleerung schon mit einer Gewalt, welche im Stande wäre , viele dieser Thierchen von ihrer Verbindung frej zu ma- chen , so dafs sie um mit den Anhängen de»- Stiele , als geschwänzt erscheinen und in der Samenfeuchtigkeit frey herum schwärmen könnten. Und in der That scheint diese Meinung das Meiste für sich zu haben. Gleichen^ der ilmeia nicht nur Animalität zugesteht, sondern sie auch für den wesentlichen Theil des Zeu- gungsstoffs, für organisirte und belebte Keime der Frucht hält, die der Vater Men Säften des Eyes der Mutter, wie der Sämann seine Samenkörner der Erde über- glebt, gründet seine Behauptung vorzüghch auf zvvey ßeobaditungen , nach wel- chen in dem Samen zweyer alten , sechzigjährigen Ehemänner kein einziges Sa- menthierchen entdeckt w-erden konnte, und glaubt daher annemen zu können, dafs derjenige, wenn gleich noch junge Mann, dessen Same eben so verlassen von diesen Thierchen ist, ebenfalls keine Nachkommenschaft zu hoffen habe. In dieser Vermuthung findet er sich noch mehr durch Andrys Beobachtung, der im Samen unvermögender Männer kein einziges Samenthierchen angetroffen haben ■will und Ledermüliers und anderer Bemerkung unterstüzt, nach weicher der Same venerischer, so gut wie anderer zeugungsfähiger Männer, Samentliierchen ent-

halte.

«1

lialte, welclies auch mit der täglichen Erfahrung, daPs das venerische Gift das Zeuguagsverinögeii nicht störe oder aufhebe, A'^ollltommen übereinsümmt. Er glaubt hieraus den Schlufs ziehen zu können: das Mikroskop kömite in unfrucht- baren Ehen den Streit über die Ursache der Unfruchtbarkeit zwischen Mann und Frau, zunKÜ wenn leztere zuvor in einer fruchtbaren Ehe gelebt hätten, bald ent- scheiden und manches Ehegeheimnifs entdecken, anderer Familienfortpflanzungs- Vortheile nicht zu gedenken. So scheinbar aber auch die Gründe sind , welche Gleichen, dieser gelelirte und eifrige Vertheidiger derZeugungdurchSamenthierchen, den zu seiner Zeit bekannt gewesenen Zeugungstheorien entgegensezte; so scheinen doch jene Thierchen keinen wesentlichen Antheil an dieser thierischen Verrichtung zunemen, sondern nur als Gäste da und in der weiblichen Samenfeucbtigkeit, deren Daseyn wohl nicht geläugnet werden kann, eben sowohl, als in der männlichen vorhanden zu sejn , übrigens aber, nach neueren Beobachtungen , die Ursache der Unfruchtbarkeit ungleich häuffiger in organischen Fehlern , in Mangel der Lebens- energie oder Conceptionskraft der inneren weiblichen Geburtstheile^ als im männ- lichen Geschlechte gesucht werden zu müssen.

Mit den eigentlichen Samenthierchen und den oben erwehnten im Inneren der kalten, schon in animalische Verderbnifs gehenden Samenfeuchtigkeit sichtbar werdenden Infusionsthierchen , ist noch eine andere Art dieser Thierchen (Tab. VI. Fig. i4- o. a. a.) nicht zu verwechseln, welche Wrisherg auf der nach einigen Ta- gen mit einem Häutchen bedeckten Oberfläche des mit Wasser vermischten männ- lichen Samens entdeckt hat, und weLhe, je mehr die Mischung in Fäulnifs über- geht, an Grösse- zunemen, sich schnell in der Flüssigkeit bewegen, sich in Haufen vereinigen und unter das Iläutchen begeben. In grosser Anzahl vereinigen sich diese Infusionsthierchen zu einer neuen H;iut, wenn von jenem Häutchen nichts mehr auf dem unter das Mikroskop gebrachten Tropfen sichtbar ist. Sie werden aber au- genblicklich von dem kleinsten Theiichen Scheidewassers getödtet und vernichtet.

Ich übergehe hier, der Kürze wegen, diejenigen Gattungen der Infusions- thierchen, welche besonders unter dem Namen der Monaden (Monas) bekannt «ind und in den Einweichungen aller thierischen Theile, und also auch der mensch- lichen, nach einigen Tagen Sichtbarwerden. Sie sind so ausserordentlich klein, dafs sie auch in der stärksten Vergrösserung nur undeutlich , als kleine runde oder ovale Punkte erscheinen und zu Myriaden den kleinsten Tropfen der Infusions- flüssigkeit erlülien.

Zwevte

«2

Z w e y t e A b t h e i I u ii g.

Geschichte derjenigen fJ'lirmer) tu eiche dem menschlichen Köiyer mtr

zufällig schädlich tf erden.

Würmer sind in Ermangelung der Füsse, Flügel und der eigentlichen Frefs- werkzeuge, im ganzen weniger geschickt, an unsere Oberfläche zu gelangen, sich an unseren Kleidungsstücken, an unserer Haut festzuhaken und diese schmerzhaft und gefährlich zu verletzen. Nur einige Arten machen hiervon eine besondere Ausname und können vermöge der eigentlichen Schärfe und Feinheit ihrer Saug'- organe , vermöge ihrer feinen , die Stelle der Füsse vertretenden Runzeln ihrer Oberfläche, ihren schlüpfrigen Körper an unsrer Haut befestigen und oft mit be- wundernswürdiger Schnelligkeit auf derselben oder unter derselben fortrücken. Diese wenigen Arten sind aber auch nur die einzigen, welche im Stande sind uns, wie andere Thiere, äusserlich zu verletzen. Innerlich sollten sie ihrer Na- tur nach weit öfter, als es wirklich geschieht, durch das Wasser, welches wir trinken, worinnen sich viele Gattungen derselben aufhalten und ihre Eyer ab- setzen , durch Früchte und Pflanzen , welche wir geniessen und an welchen sie und ihre Brut nicht selten angetroffen werden , unserer Gesundheit nachtheilig werden und manche gefährhche Zufälle veranlassen. Die Seltenheit solcher ßeyspiele be- weist aber, dafs ihre Natur die thierische Wärme der inneren Theile nicht auszu- halten vermag und läfst vermuthen', dafs sie, als nicht in den menschlichen und thierischen Körper gehörende Geschöpfe, durch die Thätigkeit der Verdauungs- organe und die Schärfe und Widerwärtigkeit der verdauenden Säfte, in den alkr- meisten Fällen bald, und gewöhnlich schon vor ihrer Entwicklung aus dem Eye, ohne noch die geringsten Beschwerden veranlaföt zu haben, umkommen und ihren Abgang mit den Exkrementen nemen.

Erster Abschnitt.

Würmer, die sich zufällig an die äusseren Theile des Mcnsehen ansaugen. Baker, of the Egpsucker. Pi ilos. Tran.vact. I Rergmamis, Tli. Abh. von den Kge!n ; Schwed,

H. 472. Ab, ß. XIX. S i(yj c Fig.

B.tr tlio I i n US, Th, de niorte ex Hiruilinibus, Act, J B er k'Mi m eye r , B, N. über di3 Vermehr, des Hiifn. Vol. ii. p. 319. j f^lutigelu, in den neuen Schwed. Abb. B, V. i>. 8 o.

Bar.

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Berfhelot, Diss. de Tenen, Call. Animal. Mons- pel. 1763. p. 9.

Galeni Lib. d. Cucurbitul. Hirudinibus etc. inter- piete Fr. Balaniio. Lugd. 1550.

üazette i>alut. 1767. n. 21. Mort occasione par les Sangsnes.

G <? s n e r i Hist. Animal. Lib. IV. de Pisc. et Aqua- ISI. iiatuia c. lig.

HiuUiDu. Magiit. 1773- S. 1223 und 1779. S. 834.

Knackstedt, über die Blutigel ; in Baldingers neu. IHag. B. VIII. St. 1. S gi.

K n I p i. o f Diss. de Pedic. infr. §. XVIII.

Ledel, S. von liliitegeln, die ein Miidchen getöd- tet, JrvdeD Abb. d. k. Ak. d. NT Th. XII. S 267.

Morand, Obs. sur i' Anatomie de la Sangsue, in den Meni. de l'Atad. des Sc. 1739. p. 191. f. r.

M n 1 1 e r s Linn. N. S. Th. VI. S. 47.

Muralto, J. de Anatonie Lirudinis; in Excrcit. med p, 579.

Oi'OtmH. Hist. rat. P. IV. p. 197.

Passe rat de la Cliapelle vier Walirnehmnn- gon von Verblutungen, die durch Ehitigcl sind erregt worden ; in den Samml. auserles. W ahrnehni. ß. Vlll. S. 67.

Plinii Hist. natural. Lib. XXXIL C. lo.

Poupart Anatonie hirudinis. Phil. Trans, n.233. p. 722. ß. IH. p. 231.

Röscis Insektenbel. Th. III. S. 199.

Schenkii Ob.serv. Lib. VII. Obs. 19.

Sennerti Oper T. III. C. 20. p. 654.

Spielmanni Diss, de Animal. noc. Alsat. p. 35,

Die wenigen hieher gehörigen Wurmarten sind aus dem Geschleclite der Blutigel, griech. ß^fWcc, lat.IIirudo^ £ranz. Sang- sue, engl. ZeecA , holllmd. ßhed' Zuiger ^ welche alle einen langen, vorne mehr spitzigen und mit einer triangulä- ren Mundöffnung versehenen, nach hinten aber allmählich dicker und breiter wer- denden Körper haben, der oben convex, unten flach, im Ganzen mehr platt ge- druckt, aus lauter schmalen Ringen zusammengesezt, sehr weich, immer mit einem. Schleim überzogen ist, und sich an der Bauchseite mit einem kurzen, ziemlich brei- ten, konischen Absatz;« endiget. Auf der bald mehr spitzigen, bald mehr stumpfen, immer aber mit einem mehr oder weniger erliabenen Rand eingefafsten Oberlippe hat ßergmann hey dvey Gattungen schwarze Punkte entdeckt, welche er sowohl wegen der Stelle, die sie einneraen, als wegen ihrer Gestalt für Augen hält. Und wirklich scheinen die ßlutigel nicht nur gut sehen, sondern auch hören zu kön- nen, da sie bey einem starken Geräusche die Flucht ergreifen und sich zu verber- gen suchen. Die zwey überaus beweglichen Mundlippen nemen sehr verschiedene Gestalten an und machen, wenn sie völlig geschlossen sind (Tab. I. Fig. 5.), drey kleine, ein Dreyeck bildende Einschnitte, und eben so fällt die Wunde aus, wel- che sie auf der Haut des Menschen damit machen. Dieses sezt voraus, dafs diese Lippen von überaus harter, wenigstens knorpelartiger Substanz und so scharf, wie ein Scheermesser sind. Auch giebt diese Schärfe das Mikroskop bey geöffnetem Munde des Blutigels (Tab. VII, Fig. i.) zu erkennen. Zugleich entdeckt man aber durch dasselbe im Rachen einen zungenförmigen, wahrscheinlich mit feinen Saug- röhrchen versehenen Theil, welcher das eingesogene Blut aufnimmt und dem Ma- gen zuführt. Dieser Magen oder vielmehr Nahrungskanal erstreckt sich bis zum Schwänze des Blutigels und theiit sich endlich in vier und zwanzig geschlängelte Ge-

fässe.

8

»

* fasse. Vielleiclit haben diese eben so viele feine Öffnungen im konischen Ab- sätze des Schwanzendes, da mau keine deudiche Aftermündimg zur Ze.t hat wahr- nemen können, und blos einen verbhcheueu Punkt an der OberHäche des Ab- satzes (Tab. Vll. Fig. I. b) dafür gehalten hat. Andere glaubten sogar, dafs die Blutigel in Ermangelung eines Afters ihre Exkremente verdünsteten und davon dei' ihre Oberfläche stets überziehende und sich von Zeit zu Zeit als faserichtes We- sen von der Haut absondernde Schleim herrühre.

Ruhend (Fig. i) verkürzt sich der ßlutigel durch die Annäherung seiner Ringe und hält sich mit Mund und Absatz, oder dem Kopfe am Schwanzende, auch an den glättesten Körpern und an der Wand des Zuckerglases, woriunen mau ihn verwahret , fest. Betrachtet man ihn durch lezteres von der unteren oder der Bauchseite, so kann man dann leicht das Ko])f- und Schwänzende mit einan- der verwechseln, weil lezteres ebenfalls in der Mitte ein Grübchen (Fig. 2. i.) oder einen luftleeren Raum bildet, um welches sich in einem Kreise die weiche Sub- stanz des Wurms auschliesset. Sobald er aber zu kriechen beginnt (Fig. 3.), so streckt er voierst den Kopf mit offenem Munde vor- und aufwärts, um eine schickliche Stelle zu suchen, wo er sich fest saugen kann. Wenn lezteres ge- schehen , rückt er mit den Absatz dahin fort , wo der Mund ist , formt ihn unter- wärts rundlich und macht einen luftleeren Raum ; der Druck der äusseren Luft oder des Wassers auf die obere Fläche des Absatzes aber hält ihn dann fest. Er macht nun wieder den Mund los und kriecht, indem er ersteres Verfahren immer wie- derholt, in lauter wellenförmigen Biegungen seines Körpers, so schnell, als ir- gend eine Raupe mit ihren sechzehn Füssen davon. Ausser dem Gang hat er mit den Piaupen noch gemein, dafs er seine feine Haut vom Kopfe gegen den Schwana zu abstreift, welche alsdann wie Seiteuflocken im Wasser herumschwimmt. Die*es Häuten geschieht alle drey Wochen. So oft es bevorsteht, ist der ßlutigel krank, hängt oder sizt unbeweglich still luid hält sich blos mit dem Kopfe fest. Er ist dann aus Mangel des Appetits auf keine Art zum Blutsaugen zu bringen. Ist aber das Häuten vorüber, so ist er überaus munter und schwingt sich im Wasser, als ob die Sonne eine besondere Wiikmig auf ihn äusserte.

Die Blutigel sind Hermaphroditen und führen die männlichen und weibli- chen Geschlechtstheile dicht hinter einander an der Bauchfläche, in einer Entfer- nung vom Kopfende, welche uugefelir den dritten Theil der ganzen Länge des Wurms beträgt. Das muunlicbe Glied ist nur iu den Monathen Julius vmd August als ein ziemlich langer hervorhängender Faden (Fig. 2. s.) bisweilen sichtbar. Aus- ser

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ser dieser Zeit ist es aber völlig im Leibe zurückgezogen , so dafs man die ( liTnung, Avo es hervortritt, nur au einem etwas lichteren, runden Fleckchen erkennei. Noch unmerklicher aber ist die Öffnung des weiblichen Geschlechtstheiis, die blos ei- nen leinen Punkt (d.) gleicht. Man hat noch keine Erfahrung, ob sicli jeder Blut- igel selbst befruchtet, oder ob sich je zwey wie die Schnecken einander glei( h- zeitig befruchten. Einige ßlutigelgattungen legen Eyer, die sie entweder am Leibe tragen, oder einzeln und in Häufchen an allerley Wasserkräuter befestigen; an- dere aber gebühren lebendige Jungen. Ich fand, nachdem ich mehrere wilde oder sogenannte Rofsigel CHirudo sanguisuga) in einem mit etwas Wasser gefüllten Zuk- kerglase gut verwahret hatte, nach acht Tagen einige fünf Linien lange, weisse beynahe perlemutterfarbige Würmchen auf dem Boden des Glases. Sie hatten eilf Glieder, ein spitziges und ein stumpfes, mit zwey längeren, und zwey kürzeren braunen Wärzchen versehenes Ende, und waren höchstwahrscheinlich junge Blut- igel, da vorher nichts in dem Wasser sichtbar war, und durch die doppelte Lein- wand, womit ich das Glas gut verbunden hatte, nichts in dasselbe gelangen konnte.

Ausser den bisher gedachten Eigenschaften zeichnen sich die Blutigel vor "vielen anderen Wurmarten noch durch ihr überaus zähes Leben aus. Auch zer- schnitten leben sie wohl noch einige Wochen fort, ja man will sogar behaupten, dafs sie sich nicht iin Saugen stören Hessen, wenn man ihnen das Schwanzende abschnitte, und dafs sodann hinten so viel Blut ausflösse, als sie vorne einsaugten. Das Ol, welches bey anderen Würmern die Luftöifnungen des Körpers verschliefst und sie dadurch tödtet, schadet ihnen eben so wenig, wie aufgestreutes Salz; aber etwas Weingeist raubt ihnen augenblicklich das Leben.

Ohngeachtet sie sich im Wasser aulhalten und die meisten sehr fertig dar- innen in wellenförmigen Bewegungen auf und nieder schwimmen; so scheint doch das blose reine Wasser für sie nur wenig nahrhafte Theile zu enthalten , indem sie darinnen nach und nach abmagern. Tröpfelt man ihnen aber nur dann und wann etwas Blut hinein, so erhalten sie sich sehr gut bey ihrer Vollleibigkeit. Überhaupt sind sie sehr blutgierig , saugen sich fast durchgängig an die Haut der Thiere an, und fallen niclit eher ab, als bis sie vom Blute strotzen, es müfste de^in seyn, dafs sie mit Salz bestreuet würden, auf dessen Reiz sie sich krampfhaft zusammen- ziehen, sich winden und krümmen und endlich das eingesogene Blut mit vielem Schleim wieder ausspeyen. Doch erholen sie sich nach dieser Entledigung bald wieder, weim man sie in frisches Wasser bringt.

Diese

Diese Eigensdiaft der Blutigel , sich ul^erall anzusangon , wo sie Blut gewahr werden, macht es nachtheilig, wo niclit gefahrlich, barfu s in Sümpfen und sol- chem Wasser /u ve2'\% eilen, wo sich B'utigel aufzuhalten pHegen. J eJcI be- kräftiget dieses durch ein warnendes Beyspiel. Bey dem Dorfe PoJemockel, nahe an der Stadt Bonest in Pohlen, hütete ein Mädchen voji neun Jahren das Vieh auf dem Felde. Sie sah einen Reuter, der nach der Stadt eilte, schnell herbey- kommen, und verkroch sich aus Furcht hinter das Gebüsche in einen Sjnipf. Die- ser wimmelte aber von Blutigeln , welciie sicli an die nackenden Füsse des Mäd- chens sezten und sie so aussaugten, dafs man sie todt und ganz mit Blutigeln be- sezt fand. Einen ähnlichen Fall findet man in der Gazetee salutaire^ wo ein. Bauer, der mit blossen Füssen ins Wasser getig, an dem Blutverluste starb, wel- chen die Blutigel auf gleiche Art veraulafst hatten. Eben diese besondere Eigen- schaft der Biutigel hat auch Veranlassung gegeben, dais man sie schon in den ältesten Zeiten zu örtlichen Blutausleerungen in verschiedenen Krankheiten be- nuzte. Nach Galens Versicherung waren sie schon dem Hippokrates in dieser Hin- sicht bekannt. A-Uch rühmen ihren Gebrauch Arecäus^ Dioscorides^ Agineta, Cel- siiSf PUnius imd die arabischen Arzte, und Horaz gedenkt ihrer in seinen Satiren mit den W^orten : I^on missura cutem , nisl plena cruoris hirudo. In den neuern Zei- ten fand ihre Anwendung ungleich häuffiger statt und gegenwärtig ist wohl schwer- lich ein Arzt zu faiden, der ihren Nutzen nicht in seiner Praxis bestätiget gefun- den hätte. Es ist jedoch nicht zu läugnen , dafs die Blutigel auch als Heilmittel schädlich und gefährlich werden können. PUnius war der irrigen Meinung, dafs sie bisweilen die Köpfe zurückliessen , wenn sie entweder durch das Gewicht des eingesogenen Bluts losgezogen, oder durch den Reiz des aufgestreuten Salzes ge- nöthiget , plötzlich abHelen , hierdurch aber unheilbare Wunden und zuweilen*den Tod verursachten. Dieses sey der Fall bey einem Patricier, aus dem Geschlechte des Gonsuls Messala gewesen, der auf die Ansetzung der Blutigel an die Knie, ge- storben sey. Auch meldet Schenk^ ihre Applikation habe bey zwey Personen den heissen Brand zur Folge gehabt und Sennen, dafs die aus unreinem Wasser genom- menen Blutigel, bösartige Geschwüre, ja oft gar den Tod bewirken könnten. Weit öfter mögen sie wohl durch eine zu grosse Blutausleerung schaden, weil ihre triangulären, immer etwas gekneipten Wunden sich ungleich schwerer schliessen, als die Wunden der Lanzette, des Schneppers und des Schröpfeisens , und daher oft noch Stnnden lang fortbluten, nachdem die Blutigel abgenommen worden sind. Vorzüglich ist dieses der Fall an solchen 'I'heilen, wo keine Gompressiort

aft-

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anzubringen ist, daher z. B. oft aus den Hämorrhoidalgefässen entkräftende Ver- blutungen nach der Apphkatian der Blutigel zu erfolgen pflegen. Im Ganzen ist aber -wohl die nachfheilige Wirkung derselben, als Heilmittel, mehr ihrer ver- kehrten und unvorsichtigen Anwendung, als ihrer physisch- schädüchen Beschaf- fenheit zuzuschreiben.

Man kennt gegenwärtig vierzehn Arten Blutigel, wovon ich hier nur die zwey ihrer Blutgierigkeit wegen am meisten bekannten ausführlich .beschreiben werde. Allenfalls verdient hier noch Hö'sels sechste Gattung einer kurzen Erweh- ßung. Sie hält sich nur in einigen stehenden Wassern; meistens aber in zahllo- ser Menge auf, und ohngeacKtet sie nicht über drey Linien lang ist, so fäUt sie doch Leute, die mit blossen Füssen in ein solches Wasser gehen, so heftig an, dafs sie vor grossem Schmerz Öfters heftig schreyen, und allezeit mit blutigen Füssen zurückgehen.

I. Der Rofsigel. Tab. VII. Fig. i 4.

Hirudo sanguisuga, elongata nigra, subtus cinereo - virens : maculis nigris. Linn. S,

N. T. I. P. VI. p. 3095. n. 3. Faun. Suec. 207y. Amoen. acacl. 7. p. 44. Habitat

in fossis, stagnis, pakistribus, ultra 4. poUicPS interdum longa, ventris medio interdum

immaculato , a Norlandis medicinalis instar adhibita, cruoris adeo avida, ut

novem sanguine et vita privare equum dicantur.

Bergmanns Abhandl. von Egeln in den Abb. der Scbwed. Ak. d. Wissensch. B. XiX, S. 294. T. VI. F. 3. 4-

Blumenbacbs Handb. d. N. G. S 417. n 2.

Gisler vom Gebrauch der Blutegel in der Heilkunst in den Schwed. Abb. B. XX. S. 95.

G m e 1 i n s Gesch, d. Gifte Tli. I. S. 306,

Hill Hist. auim. p. 1 6. Hirudo nigra abdotnine plumbeo.

M ü II e r i , O. F. Verm. terrestr. et fluv. Hrst. V I. P. 2. p. 38. n. 168. Hitudo sanguisuga ; Dan, Blod~ igten; Suec. Siiegel ; Gall. Sangsue de Chevat; Angl. Horse Leech.

iWüIlers Linn. N. S. Th. VI. B. 1. S. 50. n. 3. Der gi^meine Blutsauger.

Onomatol. Hist. nat. P. IV. p. 2f 5. Der Blutigel mit einem gelbtti Rund an der Seite.

Petiveri Gazoph. T. 130. F. 7,

Raji Hist. ins. 3. Hirudo maxinte vulgaris.

Es giebt sehr kleine, aber auch sehr grosse Blutigel dieser Gattung, welche ATohl fünfthalb Zoll und drüber lang sind. Alle haben einen ziemlich platt gedruk- ten Körper und erhalten, wenn sie sich zusammenziehen, eine rauhere Oberfläche, als die übrigen Arten durch die stark hervortretenden Runzeln , welche die tiefe- ren und daher deutlicheren Einschnitte zwischen ihren Ringen veranlassen. Die Faibe der Rückenfläche (Tab. VH. Fig. i. 3.) ist bald braimgrün, bald schwarzgrün» die Bauchfläche aber (Fig. 2.) hat eine hellgrünere Grundfarbe und lülirt auf der-

sel-

88

selben Irreguläre, gelbe und schwarze Flecken und Adern. Die beyden gezackten. Seitenränder des Körpers, so wie die Basis des Absatzes werden von einer gelben Kante eingeiatk.

Stehende Wasser und die mit solchen angefüllten Graben und Sümpfe sind der gewöhnhche Aufenthalt dieser Blutigel. Doch gedeihen sie in wäimeren Seen, wo sie nicht selten in Gesellschaft der folgenden Gattung augeiroffen werden, un- gleich mehr, als in kalten und waldigten Gegenden, wo sie gewöhnlich jiur klein und mager vorkommen. Ihre Nahrung sind, ausser dem Bhite anderer Tliiere, wahrscheinlich die feineren Theile des Schlamms. Auch verschlingen sie ganze Regenwürmer, nach Bergmanns Beobachtung. Dieser warf einmal einen Regen- wurm in die Flasche, worinnen er zwey Rofsigel verwahret hatte. Sogleich ver- schluckte jeder ein Ende des Regenwurms , so dafs zwey Thiere mittelst eines drit- ten zusammenhiengen. Sehr gerne hängen sie sich den Pferden , die durch Mo- räste und Sümpfe gehen, an die Füsse, und überhaupt scheinen sie das Blut der Pferde, mehr, als das anderer Thiere und der Menschen zu lieben und hiervon auch den Namen Bofs- oder Pferdeigel erhalten zu haben. Linne' erzehlt, dafs neun solcher Rofsigel einem Pferde so viel Blut ausgesogen haben , dafs es darüber an Entkräftung starb. Eben sowohl beissen sie sich aber auch an die Haut des INIenschen , vorzüglich in nördlichen Gegenden an , wo man sich derselben auch stall der medicinischen Blutigel bedient. Immer beissen sie jedoch nur in ihrem wilden Stande und nicht mehr, wenn sie länger als einen Tag in einer Flasche verwahret worden sind. Sie müssen daher lieber gleich angesezt werden, so bald man sie nur aus ihrem Aufenthalte geholt hat.

2. Der medicinische Blutigel. Tab. I. Fig. 3 5.

Hirudo medicinalis, elongata nigricans: supra liueis versicoloribus , subtus maculis flävis. Linn. S. N. T. I, P. VI. p. 3095. n. 5. Habitat in stagnis et paludosis, praestantis- siinus Phlebotomus, inprimis haemorrhoidum, supra rugis plurimis annularibiis pro lubitu dilatandis vel contrahendis conslans, lineis in dorso utrincpie 4, prima rufa , altera rufa nigro niaculata, tertia nigra, quarta flava, ventre flavo maculis nigris vario, oculis orisfjue uncis , ut videtur, nullis.

Almindelige Natur - Historie, Tom, II. p.

«79.

Bergmanns Abli. v. Egeln in den Abli, d. Sciiwed.

Akad. B. XIX. S. 297. Tab Vi. F. i. 2,

ßriiin. filamiichftiltigk. Jalirg. 1. S. 665. Jalirg. Hl.

S. 3»5, 6^7. 7»3.

Berlifi. Magaz. B. I. St. 1. n, 11. BlutJgel, eine

Art von lebendigem Barometer.

B I u m e n b a c h' s Handb. der N. G. S. 4 ! 7, Boniiet, Lettre sur lesSangsiies, consid^ies no«

cotniiieBaroni^tres mais comnie Thermometres, Journ.

de Piiys. T. V. Jan. 1775. p. 10,

Ca*

S9

C u r i e r Tableau dldin. p. 651. !a Sangsue des Chi-

rurgiefis.

Fermins Reise durch Surinam, TI1. II. S. 321.

Gesneri Hist, aquat. 425. Hir.itio major et va: iii

Gis le r, N. vom Ciebrauclie der Blutigel in derHeil- kiinst. Schwed. Abli. B. XX. S. 94.

dsttiiig. gel. Zeit. 17S5. St. 2C8.

Göze, Gesch. scliädl. Ins. S. 232,

Hart mann, J. B. Diss. de Hirudine med. Vienn.

»777- 8-

Heisteri Cliirurg. P. II. Sect. I. C. 17.

Hill, Hist. anim. p. 16. Ilirado r.igresccns flavo variegata.

Knackstedt, in Baldingers neuem Mag. B. VIII. St. t.

Kniphof, Diss. de ped. ing. p. 17.

Linnaei, G. Diss de Hirud. medicinali (Resp. Weser) Ups. 1765. Ejiisd. Ffun. Siiec. 2079.

Müller, verm. feresir. et Aus-. Vol. 1. P. II. p. 37. n. 167. Hirt.do :i::'dicit:nlii ; Dan. üoktcr Jglin; Angl. Common Leech; d'iW. Siuig - sue , Suce-SofJg.

Müllers Linii. N. .<>. Th. VI. B. I. S. 49. n. 1.

Tab. I. Fig. 8- ner AWlasset .

Onomnt. Hist. nat. V. JV. p. 215. Der Blutiget , den iiirtt /;t dfr .Ir tnftjhunst s^ebrau.cftt.

\\ ■i\\ Hist. Ins. 3.

Rienis pliysikai, Zeit. 1785. S. ig«.

Rondeau (du) Meni. siir la Sangsue irtdi.irnlc, in Rozier Jourii. de Pliys. T. XX. p. 284.

Salonion, p]. D, vom GcViraucli der Blutigcl, Schwed. Abb. B. XXII. S. 132, und B.XXVl. S. 6\.

Schmuckers, J. L. Abb. v. d. Blutigeln , indes, sen chir. Schrift., B. I. Berlin 1776. c. F. Hirudo tne- dicivalis.

Schulze, G. von einem schädl. Bisse eines Biut- igels, in den Abb d. k. Ak. d. i\"f, Th. XiV. S. 47.

Trumpbius, ]. C. de Hirudinib. morbosas partes 1)011 appetentibus, C'omm.Nor. 1745. p- 376.

Unzers, J. A. niedic. Handb. Leipz. 1789. S. 655. §. 70.

Will ins, J. V. de Hirudinibus quem potiss. sanguinem siigant ; in Barthol. Act. Hafn, V. III. p. 1 17.

Der plattgedrückte Körper dieser Blutigelgattung (;Tab. I. Fig. 3.) zeigt in seiner ganzen Länge ebenfalls lauter feine ringförmige Einschnitte, welche zu Run- zeln werden, wenn der ßlutigel sich zusannnenzieht oder verküizt , sich aber gänz- lich ausgleichen, wenn er sich ausdehnt und oft von drej zu fünf Zoll sich ver- längert. Die Grundfarbe der Rückenfläche ist sehr verschieden, gemeiniglich grau; doch fällt diese Farbe bey einigen mehr ins Grüne, bej anderen mehr ins Braune, bey noch anderen mehr ins Schwarze. Sie ist gewöhnlich mit vier schmalen, bald Ol angegelben, bald braungelben Längsstreifen durchzogen, welche gleich hinter der obern Mundlippe anfangen , und wovon sich die zwey mittleren und schmälern, und hinter denselben die zwey äussern und breitern in einer Bogen- linie am Schwanzende vereinigen. Jeder dieser Längsstreifen erhält durch die kur- zen, schwarzen Striche und Punkte, welche in einer Reihe auf denselben fort- laufen, viel Ahnlichlceit mit einer Kette. Die Seitenränder des Leibes sind mit einer gezähnten Kante von gleicher Farbe eingefafst, die in die untere Fläche des Körpers so weit, als in die obere Fläche desselben tritt. Dieses ist die gewöhn- liche Zeichnung des Rückens. Es fehlt jedoch auch hier an Abweichungen, wo z.B. die breitere Kettenlinie getheilt ist, und hierdurch noch eine schmJilere, un- terbrochene Längslinie sichtbar wird, welche Veraidassung gegeben hat , dafs X/««e Müller und Bergmann auch die zwey einfachen, ungeketteten R^andstreifen oder Seitenkanten, den Kettenlinien des Piückens gleichhielten und somit acht Piücken- liuien herausbrachten. Die Grundfarbe der unteren Fläche des Köipers (Fig. 4.J ist

12 ge-

gewöhnlich aschgrau, hey manchen abei' ganz schwarz, mit schmuzig gelben , bis- ■»yeileu ins Grünlichte fallenden Flecken niarmorirt.

Geöffnet bilden die zwey Mundlippen eine mehr oder weniger runde , oft irreguläre Öffnung , über welche die Oberlippe stets hervorragt; einander genähert oder gänzlich geschlossen (Fig. 5.) aber gleichen sie einem dreyschneidigen In- strumente, welches auf einmal drey Wunden macht. Viele behaupten, dals die Mundlippen mit drey spitzigen und starken Zähnen besezt wären , welche ich aber so wenig, als irgend eine Spur von Augen, entdecken konnte. Von den Fiof igeln unterscheiden sie sich auch durch ihre lebhaftere Bewegung. Schnell schwimmen sie unter der Oberfläche des Wassers hin, reiche sie oft berühren, vmi wahr- scheinHch Luft zu schöpfen.

Sie sind nicht nur fast überall in Europa, sondern auch in Amerika zu Hause nnd Fermm meldet, dafs man sie auf den sumpfigen Savannen findet. Ver- gebens sucht man sie jedoch in kalten Waldpfützen, da sie sich nur in den Grä- ben, Flüssen und kleinen Seen wärmerer Gegenden aufhalten, und ihre Stärke und Länge mit der Wärme des Klimas und der Fettigkeit des Bodens zunimmt. Man fängt sie auch nur bey warmem Wetter, wenn die Fische bey erster Früh- lingswärme laichen und in den Monathen Junius und Julius bey starker Sonnen- hitze, Windstille oder sanftem Südwinde, um sie zu chirurgischen Gebrauch in Zuckergläsern, die man mit wenig Wasser füllt, aufzubewahren. Dieses Wasser mulb aber im Sommer immer nach vier, im Winter immer nach zwölf Tagen er- neuert werden. Auch ist es nöthig, ihnen von Zeit zu Zeit etwas Blut hineinzu- tröpfeln , um sie bey guten Kräften zu erhalten. Knackstedt empfielt sie nach jeder Applikation auszustreichen. Er fafst sie nemlich so bald sie sich vollgesogen ha- ben und abgefallen sind, mit etwas reiner Leinwand unmittelbar bey dem Schwanz an^ und streicht mit den Fingern der andern Hand, das eingesogene Blut vom Schwanzende gegen das Kopiende , wo es sodann aus dem Mund in einem feinen Strom ausfliefst. Nun wirft er sie wieder ins Wasser des Zuckerglases , worauf sie munterer als zuvor und zum Saugen bald wieder geschickt werden.

An den in Gläsern aufiDewahrten Blutigeln dieser Art, hat man noch eine besondere Eigenschaft wahrgenommen , nach welcher sie eine ausserordentliche Empfindlichkeit bey jeder bevorstehenden Veränderung der Luft äussern und da- her als Barometer gebiaucht werden können. Bey heiterem und beständigem Wetter rollen sie sich, sowohl im Sommer, als im Winter zusammen und liegen ohne Bewegung ruhig auf dem Boden des Glases. Will es aber regnen, so er- heben

l?eben sie sich und verweilen an der Oberfliiclie des Wassers so lange, bis die Wolken sich Avieder verUeren und anhakender Sonnenschein erfolgt. Ein zu er- wartender Sturmwind beunruhigt sie ausserordentlich. Sie durchkreuzen sich dann im Wasser und sind so lange in unablässiger Bewegung, bis Windstille ein- tritt. Steht aber ein Gewitter am Himmel, so verweilen sie an der Oberlläche des Wassers unter beständigen Convulsionen und Krämpfen.

. Viele ältere und neuere Arzte, und unter diesen auch Unzer ^ glaubten, dafs die Bisse dieser Blutigel zuweilen gütig und leztere daher nicht ohne xA.usname zu gebrauchen wären. Kniphnf giebt sogar die Merkmale dieser schädlichen ßlutiijol an, und rechnet hierzu alle diejenigen, welche einen grossen Kopf, hin und wie- der blaue und gelbe Flecken haben , und in Pfützen, Teichen und stehenden Was- sern gefunden werden. Selbst Schmucker ist der Meinung, dafs man nur solche Blutigel nemen dürfe, die sich in reinem, klarem und sandigem Wasser aufhal- ten, und dafs die aus unreinen, sumpfichten , stehenden Wassern genommenen Schmerzen, Geschwulst und Entzündung veranlassen. Gmelin aber schreibt diese und andere üble Zufalle und den in manchen Fällen erfolgten Tod mehr der Ver- letzung edier Theile oder einer darauf gefolgten starken Verblutung, als einer gewissen Giftigkeit zu, welche er überhaupt allen Insekten und Würmern streitig machet. Dennoch möchte eine, theils durch A.ufenthalt und Nahrung, theils durch R.eizu.ng zum Zorn bewirkte Kausticität ihrer Säfte und ihres Mundschleims nicht ganz abzidäugnen seyn , da auch Schuhe erzehlt, dafs ein durch aufgestreu- tes Salz zum Abfallen gebrachter und gleich darauf wieder an die Seite der Nase gesezter Biutigel, einen fast unerträglichen Schmerz mit harter Geschwidst ver- anlafst habe, die in etlichen Stunden den gröfsten Theil des Gesichts und den Hals bis an die Schlüsselbeine einnam. Unzer empfielt in solchen Fällen die Wunde mit Salzwasser zu wascheii und mit Öl zu reiben.

Zweyter Abschnitt.

ff^ilrmer , welche gerne die Haut: des menschlichen Körpers durchbohren und unter

derselben ihren Aufenthalt suchen.

Die vorhergehende Klasse der zufällig schädHchen Würmer machte eine dreyeckigie Hautwunde, die gegenwärtige beifst oder bohrt sich ein rundes Loch in die Haut, welches dem ganzen Körper des Wurms den Durchgang verstattet.

Mit

52

Mit einer unglaublicTien Gesch^vincligkeit schlüpft er durch dasselbe und sezt nun. seinen Weg im Zellgewebe fort. Mancherley, oft gefährliche Zufälle, folgen auf den hierbey statt hndenden Reiz der Hautnerven und machen diese Würmer um so furchtbarer, jemehr die Zartheit derselben sie der Achtsamkeit des Men- schen entzieht. Es gehören unter diese Klasse der Fadenwurm, der Hautwurm und der Hölleiuvunn.

I. Der Fadenwurm. Tab. I. Fig. 2.

Gordhis aquadcus , filiformis fusciis. Linn. S. N. T. I. P. VI. p. 3082. n. i. Faun. iSuec. 2068- Gordius pallidus, extremitaübus nigris. Itergoth. 282. Habitat in rivis, aliisque aquis fundi potissimum argillacei , quem, uti piscis aquaui tranat, scaturiginum plurium auctor, opacus, saepe in spirain varie se contorquens , interdum pallidus, rarius altere fine parumper acuminatus , morsura paronychiam excitare , opio felicissime sanandam , fertur in Waldai pisces occidere , honiinibus non perinde infestus.

Aldrovandi de animal. iiisect. p. 720. T. 755. Setn s. vitiilus aijuatictts.

Betlir.ische Sammlungen , B. VIII. S. 30, Der Fadtn- icu'iit,

Blume nbaclis Handb. d. N. G, S. 410. 11. 1. Das H'^ifsserknlb.

C u V ie r Tableau ^l^mentaire , p. 638. le Dragon. r.eau des rnisseaux.

D egeers Abli. z. Gesch. d. Ins. B. I. Quart. 4. S. g. B. iL S. 407. Tab. XIV. F, 13. Schwed. Tagel-matk.

Gesneri Hist. aquatil. p. 547- vermis aquaticus, viUihis aijuatictts , seta aquatica.

Göze, Anmeik. z. Deg. B. II. S. 409.

Hanows Seltenli. d. Nat. Tii. I. S. 2 86. vom Zwirnwurme.

Hill, Hist. anim. p. 14. Chaetia.

Instonii Hist. ins. Tab. XXV. ßleerwürm.

Klein, Tent. herpet. p. 6 8. Liimbric, aquaticus 4.

Lepechins Tageb. d. Reise durch Rulsland, Th. 1. S. 42.

Lyon et sur Lesser, T. I, p. 96.

Martin, A. R. Knoten- und Fadenwiirmer bey Fischen u. Menschen, Schwed. Abh. B. XXXUI. S. 25 8.

Müller, O. F. verin. terrestr. et fluv. Hist. V. I. P. z. Helminth. CL XVIU. Sp. 161. p. 30. Card, se- ta. T)av\. dtii biune Traad-orm ; vand-tarynen. Suec. Oiida -betet; Tagehuntk. Gall. la Clianterelle, Angl. t!le Ilair IVo: m. Desselben Naturgescli. einiger Wurni- arten des süssen und salzigen Wassers, mit Kupf. Kopenhagen ijjoo. 4. S. iii. 112.

Müllers Linn. N. S. Th. VI. B. II. S. 30. n, i. Der IViisscrfaden.

Natutforsdii'r St. XI. S. ig 6.

Ononiatol, Hist. nat, P. IV. p. 29, Der Fademvurm.

P 1 a n c i , J. Lib. d. Conchis minus not Venet. 1739. 4. Cap. XXII. Tab. V. Fig. F. Seta palustris.

Spielmann, Diss. de Anim. noc. Als. p. 55.

Velschii, G. H. Exercit. d. Ven. media. A, V. 1694. 4, Tab. ad p. 84. Sitta aquatica.

Die verschiedenen Benennungen, Zwirn- Nerven- und Haarwunn ^ unter wel- chen dieser Gordius noch bekannt ist, sind meistens von seiner Gestalt hergenom- men. Der unschikliche Name Wasserkalb aber soll nach Gesner davon herrüh- ren, dafs die Kälber diesen Wurm oft beym Trinken mit verschlucken, darauf abmagern und sterben. Seine Länge giebt Degeer zu zwey Fufs oder eine schwer- discheElle, M/i/^T hingegen nur zu sechs und sechzig Linien, seine Breite aber zu einer Sechstel- oder Drittel - Linie an. Überhaupt hat er uugefehr die Dicke ei- nes

9^

nos starken Zwinifadeus iiud diese Heibt sich durch den ganzen Körper des Wurms gleicli. Diejenigen, welche ihn mit einem Rofshaare vergleichen , nemen ausser seiner gleicliförmigen Dicke , noch auf seine völlig hornnrtige Hiirte Rück- sicht, welche kein Zenjuetschen zuliifst. Seine Farbe ist weifslicht, bisweilen auch aschgrau und an jedem Ende schwarz. In der Mitte des ganzen Körpers schinv- mert eine dunkle Linie durch , welche der Darmkanal ist. Man wird übrigens keine üpur von einer Mundößnung, auch keinen Unterschied am ganzen Körper gewahr, ausser dafs das eine Ende etwas spitziger ist. Doch soll es nach Müller eine Spielart geben, deren eines Ende sich gabelförmig spaltet.

Man Hndet die Fadenwürmer vorzüglich in den Monathen Julius und August in den meisten Ländern unseres W'elltheils in Morästen und Bächen. Sogar hat ihn der ungenannte V erfasser der Abhandlungen in den Berl. Sammlungen in Ber- liner Brunnen angetroffen. Sie lieben jedoch immer mehr einen lettigen Boden und Linne versicliert, dafs sie vorzüglich im Thon, als in ihrem natürlichen Ele- menteleben. Auch sollen sie, als wahre Minirwürmer, zur Entstehung vieler Quel- len Veranlassung geben. Im Wasser sind sie ausserordentlich unruhig, bewegen sich schlangenfönnig und krümmen ihren Körper auf die mannigfaltigste Weise. Oft verschlingen sie sich in einen Knoten und mehrere zusammen in einen Knäuel.

Was ihre Vermehrung betrifft, so entdeckte Güze in diesen Würmern durchs Mikroskop eine ungeheure Menge kleiner Körperchen , die er für Eyer hielt. Bey näherer Untersuchung fand er aber, dafs sie sich in lauter jnnge Wür- mer auseinander legl:en , welche vorher schneckenförmig bey einander im Mutier- leibe lagen. Sie gehören daher unter die Lebendig gebährenden und ihre Ver- mehrung ist beynahe Beyspiellos in der Natur. Denn Gvze hat berechnet, dais ein sechszölliger Gordius 56ooo jmge Würmer bey sich führe. Fabelliaft ist wohl, was Linne von einer andern Art der Vermehrung durch die Theilung be- hauptet, dafs nemlich jedes Stückchen von dem in hundert, ja tausend Theile zerschnittenen W\irm, nicht nur fortlebe j sondern auch wieder zur Länge des ganzen Wurms heranwachse.

Müller in seiner Naturgeschichte verschiedener Wurmarten erklärt sich über den Nachtheil, welchen diese Würmer hervorzubringen im Stande sind, auf fol- gende Art: die Fadenwürmer sind den Fischen, ja selbst den Menschen fürchter- lich und tödtlich. Lezteres versteht er wohl von den in den Nahrungskanal ge- kommenen Würmern dieser Gattung, wovon der dritte Abschnitt handeln wird,

erste-

94

ersteres bezieht sich aber vorzüglicli auf die schmeiv.liafte Entzündung und Ver- eiterung der Fingerspilzen an den Seiten und Wurzeln der Nägel, -vselcbe unter den Namen Paronychia , Panaritium, der fVunn an den Fivgern bekannt ist, und welche man neuerlich einzig auf den schnellen Wechsel von Wärme und Kälie, durch das plötzliche Eintauchen der erkalteten Hände in warmes und der au» eanz warmen Wassfer gezogenen Hände in ganz kaltes , zu schreiben geneigt war. Da dieses Übel hauptsächlich Fischer, Wäscherinnen und andere im Wasser ar- beitende Personen befällt; so bleibt es allerdings zweifelliai't, welche von beyden Ursachen zur Entstehung desselben Veranlassung giebt. Wahrscheinlich sind aber bevde im Stande, dasselbe zu bewirken und die Fadenwürmer nicht ganz davon freyzusprechen, da sie nicht nur die Landleute in Schweden , wo dieser Wurm zu Hause ist, für die einzige Ursache dieser Krankheit halten und ihn daher Onda- hebet nennen ; sondern auch Spielmann schreibt : der Ursprung der ParoHydua vom Bisse des Gordii aquatici ist auch bey uns beobachtet worden.

•r

2. Der Hautwurm. Tab. I. Fig. i.

Filaria medinensis, tota pallida. Linn. S. N. T. I. P. Vf. p. 3039. n. i. Hab'tat

in Guinea, America et Asia nieridionali, nudipedum obambulantiiim servorum pedes

intrans, dolorem febremque excitans , caute extrahendus , ad 12 pedes longus ; mercurio

sublimato corrosivo in spiritu frumenli soluto intra 20 dies, (jui alias

demum post 40 dies, edacitur.

Aali EbnAabassusv, Guido de Caiiliaco Chiiurgia, Lugd. i 57 2. Tr. II. C. VIII. l^etia famosa.

Abhandl. der Scliwed. Ak. TU. XXX. S. 158.

Ahhandl. aus der Nnturgesck. prnkt.. Airzneykiiiist vnd Chitvrg. aus den Schiiften der Harlemer und anderer HoUSiid. Gesellscii. B. IV. Leipz. 1777.

Actuarius, J. Opera. Parisiis, i 556. Meth. med.

Lib. IV.

Aegineta, Paul. Lib. de re medic. C. 59. iXuiv-

Ac tii Tetrabibl. Basil. i 512. Lib. 4. Serm. 2.C. 85.

Albertus, ]. jac. Diss. in qua quaeritur an et quid grandini in sue cum scorbuto in honiine sit com- niercii, p. 306. ad Calc. Coli. Sennerti de Scorbuto.

A 1 b u c a s i s Method. med. L. II. p. 1 60.

A Idro vandi, U. Serpent. et Dracon. Hist. L. II. ed. Barth. Ambrosini Bonon. 1640. L. 11. p 328-

Alsabravii Lib. theor. et practicac ex edlt- P. Ricii , Viudob. i 5 i 9. C. XII. Tr. XXVIII. l'nvi exierfs.

Andry, N. gründliclier Unterricht v. Erzeug, d, Würra. im mensclil. K. Leipz. 1676. Kap. III. 5.

Avicenna Canon. Libr. III. Fen. III. Tr. 2. Cnp. 2 1 et 22. f'eua Mediiu-mh.

Bai 011 de Draiicunc. in Memoir. ponr. serv. a l'iiist. de Cayenne et de la Guinna frani^oise avec des plan- clies , Tom. I. «777. Tom. II. 177S. S. Hiebt, cliir^ Bibl. B. V. S. 169.

Bancroft, E. NatiirResch. v. Guiana in .Siidama- rika , aus dem Engl. Frnnkf. und Leipz. 17S0. 4ter Brief, 5.239. Ui ChantereHe.

Bart bolin US, TI1. de morb. biblic. p. 5 t. C. Vf. idem de luce lioniinum et brutor. L. III. Havn. 1669. p. 268.

Banhinus, J. Hist. fönt, admirab. Bollens, L.I. C. s- Casp. Swenkfeld in Hist. stirp. et fönt. Siles. p. 404. Serpigo.

Berlinische Saminl. B. VII. St. 11. S. 242. aus Pet. Cnrcre Bcsclir. von Guiana.

Bertapalea, Coniment. iu fen. Can. IV. Avic; in collect, veter. chii'urgor. Venct. 1498- p. 2.40. C. 2S.

Blochs Abb. V. Erz. der EiugeweiJcw. S. i. Hitutwiirm.

Blti«

§5

Blumen bachs Handb. d. N. G. S. 410. n. 2. Der Xe/uriwiirm , Forevtfit.

Boiellus, P. Hi<;t. et Obs. medico phys. Cent. Fraiuuf. et Lips. 1676. Cent. I. Obs. 2 8.

Bosnianns Reise nach Guinea, S. 139. Carthcuser de niorb. cniic-ni. Libell. Francof. ad Viad. 1771. p. 207. Narh und Pduuk in Persien, hkon auf Guinea.

Castelli, Biirth. Lex. med. i^raeco lat. Ed. Bru- non. Gencv. 1746. p. 273. ^oxxivrtov,

Cauliaco (Guido de) ChirurgiaeTract.il. C 8- p. £29. Ed. Lugd. 1572. yma e/o;.gafa.

Clerici Hist. lat. lunibr. C. XIII. p. 253.

CoIIe, J. Elucidarum Cliirurgia s. Commentar. in Ebensin, Sect. IV. Tr. II. C. 21. fr.stula vcrmicitlaris,

Constantini, F. G. Cur des Haarvvurms , Han- nov. Mag. 1773. S. 1 14.

C sce r , de Annotat. Helmintholog Franequer. i 772.

Cuvier Tabieau ^l^m p. 638- /* ver de Medine.

Dam p ie r s Voyages Tom. III. p. 340.

Döverens Abli.v. d. Wurm, im mensclil. Körper, S. 39. Drachmwurm,

Donatus (Marcellus) de Hist. med, mirabil. Lib. VI. Francof. ad Moen. 1613. L. IV.

Ettmüller, in Act. erudit. Lips. i682. Obs. 2.

P- 317.

Fallopius, G. de TumoribusXXIV. Faventi, B. Opus de rebus natural. Tr. VII. de apostemat. p. 42.

Fermins Reise durcli Surinam Th. II. S. 316. Wurm der Sieger.

Forbes, G. Geschwüre vom Dracuncul. Edinb. Vers. B. V. Th. 2. S. 1022.

Forest IIS, P. Observ. et Curat, medicinal. L. XXVlll. Francof. 1602. L. XX. Obs. 39.

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Aoctxovtiou und Dracuticulus war die bey den alten Griechen und Römern üobräuchüche Benennung dieses Wurms, welche IJnni beybelüelt, der ihn von

sei-

07

seinem Aufenthalte in Persien Dracunculus Persarum und von seinem Aufenthalte in Metlina in Arabien Gordius Medinemis liiefs. Die Schweden neinien ihn nocli besonders Onda- Betet; Tagelmatk, die Engländer The Hair worniy die Holländer den brune Traad-orm ; f'and ~ Tarmen , und Draakworm ^ die Itahäner DragonceHc, die Teutschen den guineischen Drachen oder den guineischen Hautwurm. In Guinea selbst wird er Ichon und in den spanischen Westindien Peiunk^ Jvaru^ auch Co/e- hrilla^ wegen seiner schlangenförmigen Gestalt genannt. Den älteren Schriftstel- lern war er ein Räthsel. Avicenna wufste nicht, ob er ihn zu einem Thier oder zu einer Hautkrankheit machen sollte. Galenwi ^ MarcaUus Donatus und Pollux hielten ihn für eine verdorbene Nervensubstanz , Messonner für den Aiiswuchs ei- ner Vene, Cartheuser für einen elgenthümlichen Wurm der Haut (Jumbricus suh- cutaneus) , Licetus für die feuei'ige Schlange, womit Gott die murrenden Israeliteu heimsuchte, eine Menge anderer Meinungen niclit zu gedenken.

Beynahe so verschieden , wie die Meinungen von der Natur dieses Wurms, sind auch die Angviben von seiner Grösse, welche nach dem Alter, dem Klima der angemessenen Nahrung desselben , sehr vielen Abstufungen unterworfen zu seyn scheint. Bancmfc meldet, dafs er einige Schuh lang und einer Violinsaite dick sey, und Grundler, dafs der malabarische Hautwurm, v/elchen er aus Indien geschickt erhalten, vierthalb rheinländische Schuh in der Länge und die Dicke eines Brieffadens habe. Bajon hat einen solchen Wurm gesehen, der sechs Fu& laug war, Barrere aber versichert, dafs er oft sechs, und Femün , dafs er sogar acht Eilen Lmg sey. Von der wahren Gestalt des Hautwurms besitzen wir noch keine treue Abbildung. ^S/oa/ze liefert den Wurm ohne Kopfende, und andere mit einem Kopfe, dem man es sogleich ansieht, dafs er erdichtet ist. Er hat über- liaupt einen einfachen schmutzig weissen , cylindrischen Körper, ohne ringförmif^^e Gliederreihen , und gleicht unter der Haut des Menschen einem Nerven, ausser der- selben und trocken aber einer Violinsaite. Den Kopf (Tab. L Fig. i. a.) beschreibt Grundler als eine dem ßlutigelmund ähnliche Saugmündung, Fermin platt und mit zwey kleinen Hörnern versehen, Kämpfer, der ihn zweymal lebendig ausgezogen haben will, als einen mit sehr feinen Härchen besezten und in der Mitte einen schwarzen Punkt führenden PiüsseL Wahrscheinlich ist, wie bey dem Faden- wurme, das Kopfende von dem Schwanzende nur durch seine etwas stumpfere Spitze unterschieden. Der Schwanz (b.) ist nach einigen hakenförmig, nach anderen mit einem Punkt versehen , welcher einer Aftermündung gleichet. Aus dem durch- schnittenen Wurm hat Löffler einigemal eine milcliichte Feuchtigkeit fliessen sehen.

»3 Ban~

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Bancroft , Doevcren^ LinnS^ O, F. Müller und Pallas, welche den Haut^vurm mit dem Fadenwurnie verwechselt und beyde für eine und dieselbe Art gelialtea haben, behaupten, dafs er hn Morgenthau , in stehendem süssen Wasser, so gar im Meere liäufiig vorkomme. Sauvages versichert aber gerade das Gegentheil, dafs er nemlich nur in sandichten, sterilen Gegenden und um desto häufllger ge- funden werde, je trockner der Winter war. Dieser Meinung treten die meisten andern Schriftsteller und vorzüglich Löffler bey, der sich sowohl in Afrika, als in Amerika vergebens darnach erkundigte, ob jemand diesen Wurm im Wasser ge- sehen habe und daselbst das Wasser oft und aufmerksam untersuchte, nie aber denselben darinnen entdecken konnte. So viel von seinem Aufentlialte aus« serhalb dem mensclüichen Körper, hinerhalb demselben bewohnt er das Zellp^e- webe unter der Haut und zwischen den Muskeln aller von Kleidungsstücken ent- blöfsten Theile. Am häuftigsten hat man ihn in den unteren Extremitäten von den Knien bis zu den Füssen angetroffen, seltener im Hodensacke , in den Wei- chen am Rücken, Hülse und au Ao^n Armen. Zweymal will ifni Bujon sogar un- ter der äussern Haut des Augapiels gefunden und glücklich ausgeschnitten haben. Sehr oft kann man ihn deutlich an der Oberflache des Körpers iüiilen und nach Agineta seine Bewegu/ig wahrneaien. Liegt er aber tief unter den ^Musk^ln so giebt er seine Gegenwart durch Schmerzen und beschwerliche Bewegung des Theils, in welchem er sich befindet, zu erkennen. Bey Thieren hat man ihn nie ange- troffen, wahrscheinlich weil ihre dickere, festere, mit Haaren besezte Haut für ihn undurchdringlich ist.

über die Ursache seiner Entstehung oder die Art, wie er unter die Haut kommt, geben uns auch die neuesten Reisebeschreiber keine sichere Auskunft, so dafs wir uns, nachdem Jahrhunderte darüber gestritten worden ist, noch immer mitMuth» massungen begnügen müssen. Die ältesten Schriftsteller suchten seine Entste- hung in einer üblen Beschaffenheit der Safte, andere in den mit den Speisen ver- schluckten Eyern, noch andere in der üblen Beschaffenheit der Luft, und in dem trocknen, sandichten Boden. Hillary und Sloaue waren der Meinung, dafs er mit den Wasser verschluckt würde, und lezterer behauptete sogar, ohne sich auf be- sondere Beweise einzulassen, dafs nur solche Personen mit diesem Wurm beschAve- ret würden, welche das in Gisternen aufbewahrte Regenwasser tränken. Sollte er aber durchs Trinken in den nienschiichen Körper konmiien; so müfsten ja un- gleich mehr Menschen damit behaftet seyn, als die Erfahrung wirklich aufzuwei- sen hat. Eine Menge nach Afrika begelnder und daselbst Wasser einnemender

Schif-

09

Scliiffer, kommen aher glelcliwohl ohne den Hautwiirm zurück. Überdies ist we- der einzusehen, wie es kommt dafs die Eyer dieses Wurms durch das Schlagader- sysrem immer gegen die Haut gefördert werden, nie im Magen und Darmkanal» sitzen bleiben und sich dasiJbst entwickeln, und der Hautwurm daher nie in die-' seil Eingeweiden gefunden wird; noch ist zu begreifen, wenn er auch wirklich eine gewisse Verwandschaft zur Haut hätte , warum seine Eyer und Embryonen denn im.mer in so unbedeutender Menge verschluckt werden , dafs allermeist nur ein, selten zwey und mehr solche Würmer, bey einem Menschen unter der Haut angetroffen worden sind. Diesen Schwierigkeiten glaubte Löfßer dadurch zu ent- gehen, wenn er ein Insekt die Haut unbemerkt verletzen, in die kleine Wunde ein Ey legen und nun den Wurm aus dem Eye unter der Haut ausbrüten liels. Alsdann könnte aber der Wurm doch nicht immer Larve bleiben , sondern müfste sich einmal in ein vollkommenes Insekt verwandeln. Wahrscheinlicher ist daher die Meinung dei-jenigen welche den Hautwurm mit dem Fadenwurm verwechseln beyde im Wasser leben, nur nicht durch den Mund in den Körper gelanf^en las- sen, und behaupten, dafs er noch sehr klein und unausgebildet beym Waschen oder Baden , beym Herumgehen mit nackenden Füssen im Wasser in die Haut dringe und unter derselben sich zu einer ungewöhnlichen Grösse entwickele. Denn es ist nicht gedenkbar, dafs ein in ausgewachsenem Zustande so langer Wurm ohne Schmerzen und ohne dafs es der Kranke gewahr werden sollte, sich in die Haut einfressen oder einbohren und zwischen Muskeln und Haut mit einer sol- chen Geschwindigkeit fortrücken könnte, dafs er nicht gleich zu erhaschen und wieder auszuziehen wäre. Er mufs daher nothwendig zur Zeit seines Eintritts in dieselbe ausserordentlich fein seyn, und kann durchaus kein stumpfes son- dern nur ein borstenförmiges Kopfende haben, welches alleine geschickt ist, leicht und unbemerkt in die Hautporen einzudringen. Doch kann dieses nur in sandich- tem Boden und im Staube, nicht aber im Wasser geschehen, dessen Beweeun«- so leichten Körperchen nicht verstatten würde, an der Haut einen festen Punkt zu fassen.

Der Hautwunn kann, so lange er lebt, Monathe, zuweilea Jahre lane un- ter der Haut ohne grosse Beschwerlichkeit verborgen liegen und &^\n. Dasevn blos durch die schmerzlose Empfindung, welche das Kriechen verursacht, zu erkennen geben. So bald er aber todt ist , reizt er, wie Hunter bemerkt , als ein fremder Körper und erregt in seiner ganzen Länge Eiterung. Nur durch starke Bewegung durch einen Stofs oder Schlag soll der lebendige Wurra so gereizt werden können

dafs.

100

dafs er einen Seil merz im Gliede veranla.'st. ^ve]cher den Glclit-climerz übertrifft- Bisweilen soll auch eine gleiclifaibige GescJiwulst ati der Stelle, wo er verborgen liegt, entstehen. Sonderbar ist es, dafs er, nachdem er eine gewisse Zeit unter der Haut zugebracht hat, endlich von freyen Stücken seinen Ausgang sucht und eine schmerzhafte Entzündung erregt, in deren Mitte sich ein Biäsgen bildet, wel- ches plazt, eine milchichte Feuchtigkeit erglefst und aus weichem er nach und nach hervorbricht. TVepfer erzehlt nach Cromers mündlichen Versicherung, da!s er im Herauskriechen sogleich stürbe, der unter der Haut zurückbleibende Theil aber das Leben behalte und heftige Schmerzen verursache, wenn er durch Berüh- rung gereizt würde , und Löfßers Erfahrung scheint diese Meinung zu bestätigen. Er entblöfste einen solchen blos unter der Haut des Unterleibes gelegenen Wurm durch einen Schnitt bejnahe in seiner ganzen Lunge, nam ihn heraus, bemerkte aber nicht die geringste Bewegung mehr an ihm, ohngeachtet er ihn gleich in war- mes Wasser gelegt hatte.

Über das ursprüngliche Vaterland dieses rätzelhaften Ge5!cliö[>fs haben ver- schiedene Naturforscher ganz widersprechende Erfahrungen aul'gestellt. Grundler, der ihn unfehlbar mit dem Fadenwurme verwechselte, will ihn fünf Zoll lang, in einer sumpfichten Gegend bey Saalfeld gefunden haben und Fr. Hoffmarin erzehlt, dafs er im Jahre 1688, wo er das Hornhausische Wasser besuchte, unter der Menge anwesender Kranker auch einige Bettler angetroffen habe , welche aus ihren Wa- den fünf bis sechs ZoU lange, dem vom Grundier beschriebenen Hautwurme ähn- liche Würmer zogen. Eben so veisichert Pallas von dem Herzoglich - Strehzischen Leibarzte Hen-peL einen dreyzehn Zoll langen Gordius aus dem Wanzker - See er- halten zu haben, der lange im Wasser lebte , sich sonderbar krümmte, öfters in Knoten verschlang und daraus wieder entwickelte, eine schwärzlichte Farbe, eine kaum bemerkbare, dimkelbraune Mundöffnung und eine ganz glatte Oberfläche hatte, Zugleich fügt er die ihm von eben diesem Leibarzte mitgetheilte Beobach- tung bey, dafs ein Mann aus Neu- Brandenburg, einige Tage, nachdem er sich in einem benachbarten Flufs aufgehalten, eine Entzündung auf dem Rücken des Plaitfusses und nach einem Fufbbade eine hervoriagende Spitze gewahr wurde, welche er lafste und somit einen anderthalb Fufs langen schwärzlichten Gordius herauszog. Auch im europäischen Rufölande soll der Hautwurm zu Hause seyn. Wenigstens gedenkt Gmellu einer in der Ukraine unter dem Namen Wolosez be- kannten Kankheit, welche das Eigne hat, dafs man unter der Haut Haare findet, weicne man mit Schilf ausvvindet und niciils anders als Hautwürmer seyn sollen.

Bey

10»

Bey aller Glnub'würcllglvejt, -welche diese und ahnliclie Beohachtiingen ver- dieneH, bleiben sie doch nicht von dem Verdachte einer Verwechslung de« Haut- ■warms mit dem Fadenwurnie frey, und die Meinung, dafs ersterer Anibiori , Per- sien, Ägypten, Äthiopien und vorzüglich Guinea eigeathümlich zngeliöret, wohl mehr als wahrscheinlich. Nach Löfßers Versicherung trifft man ihn am häuffigsten in der Gegend der englischen und holliindischen Besitzungen in Afrika an. Von 220 Sklaven die zu Cap Monte, Messcra de und la Hau gekauft wurden, hatte nur einer den W^urm in der grossen Fufszehe, von sechszig Sklaven hingegen, die man zu St. George Delminna kaufie, war der dritte Theil mit dem Wurme behaf- tet. Im Ganzen soll er mehr Knaben als Erwachsene, besonders aber solche Per- sonen befallen, welche üble Säfte und schwammichte Körper haben. Übrigens sind nicht allein Neger, sondern auch Europäer, wenn sie eine Zeit lang in jenen Gegenden sich aufgehallen haben, den Veifolgungen dieses Wurms ausgesezt. Dieses bestätigt nicht nur van Duveren durch dieErzehluiig seines aus Guinea ge- kommenen Freundes; sondern auch Lachmund und IVepfer, welcher versichert, dafs der Wundarzt Cromer ^ der löSa aus Ostindien und Guinea zurückgekommen war, noch zwey solche Würmer unter der Haut hatte, wovon sich der eine aus- sen am linken Schienbeine neben dem Knöchel , und der andere an der äusse- ren Seite des rechten Fusses unter dem Knöchel aufhielt. An beydeii Stellen hatte der Wurm die Haut durchfressen und es hieng ein ungefehr zwey Zoll langes Stück, welches einer sehr dünnen Saite glich , heraus. Ein vier wöchentliches Lager bey dem heftigsten , alle nächtliche Ruhe raubenden und von einem unstillbaren Durst begleiteten Schmerz, welcher auf das Abreissen des aus Verdrufs mit Gewalt an- gezogenen Wurmstückes erfolgte, machte ihn äusserst behutsam in der Behand- lung der hervorhängenden Wurmenden. Nach Amerika, den Inseln St. Tho- mas, St. Croix und St. Jean und wahrscheinlich auch nach Pensilvanien, wo ihn Morgen mehrmal wahrgenommen haben soll, bringen ihn blos die von den afri- kanischen Küsten ankommenden Negersklaven, die eingebohrnen , kreolischen Neger aber sind davon gänzlich befreyet.

Was die Präservation betrifft; so ist es für alle Europäer, welche die afri- kanischen Küsten betreten, eine Hauptregel , ihre Füsse möglichst reinlich zu hal^ ten, nie barfufs zu gehen, nie ganz ungekleidet zu schlafen, und beständig le- derne Strümpfe zu tragen. In der Kur haben sich innerliche Mittel nach neue- ren Versuchen ganz fruchtlos bewiesen. Der Sublimat sollte nach Galan dat ^ vor- züglich in der Swietaischen Solution, den Wurm in zwanzig Tagen austreiben,

loa

Lnfßer aber hat davon gar keine Wirkung auf den Gordius selbst gesehen, son- dern bemerkt, dafs die Sklaven dabey allen Appetit verloren, mager und traurig wurden. Eben so unwirksam zeigten sich auch die Aloe und Hillarys Mittel, welches aus zwej Loth Schwefel, eben so viel Knoblauch, Pfeffer und Kampher besteht, die mit einem Viertelmaas Rum digerirt und wovon täglich Früh und Abends eine halbe Tasse genommen werden sollen. Alles kommt wohl auf die unmittelbare Entfernung des Wurms aus dem leidenden Theile durch das Auswin- den und die Verhütung der Geschwulst und Entzündung an, welche dasselbe er- schwert. Da sich der Wurm gewöhnlich gegen das Auswinden sträubt und hier- durch vorzüglich eine entzündliche Geschwulst veranlafst; so suchte man denselben vorerst durch das Einreiben der Quecksilbersalbe und ähnlicher Mittel zu tödten. Alleine, die bisherigen Versuche haben gelehrt, dafs er, so lange er sich unter der Haut befmdet, auch durch kein äusseres Mittel zu tödten ist und dafs er also allermeist lebendig ausgewunden werden mufs. Doch hat Löjfler das Einreiben der flüchtigen Salbe mit Sydenhams Laudanum zur Zertheilung der Geschwulst und zur Linderung des Schmerzes sehr wirksam gefunden. Das Auswinden selbst ge- schieht bey manchen Personen ganz leicht und beynahe ohne alle Empfindung, bey andern aber hält es überaus schwer und ist mit den heftigsten Sclimerzen und dem AusHufs eines verdorbenen Eiters begleitet. Es beruht hierbey überaus viel auf der Empfindlichkeit des Subjekts , auf der Reizbarkeit einzelner Theile und auf der Länge des Wurms. Aus dem Hodensack und aus den Waden ist er ge- wöhnlich leicht und in kurzer Zeit, aus den Fücsen hingegen oft kaum in zwan- zig Tagen ausgezogen worden. Lezteres war auch der Fall bey sehr langen Gor- dien , da im Gegentheile kürzere dem Anzüge leichter folgten. Einige lassen , ehe sie die Auswindung unternemen, das Geschwür, welches der Wurm , wahrschein- lich nach vollendetem Wachsthume, an der Stelle seines Kopfendes macht, von ihm selbst durchbohren, andere aber bedienen sich ei-weichender Pflaster, um die Geschwulst zur R.eife zu bringen, noch andere verfahren nach io^^/er^ Vorschrift, welcher die Haut an einer bequemen Stelle über dem Gordius öffnet, quer unter demselben eine stumpfe Sonde durchschiebt, ihn aufhebt, in der Mitte durch- schneidet, und nun jedes Ende besonders aufwindet. Dieses Aufwinden verrich- tet er auf folgende Art : Er spaltet ein kleines hölzernes Stäbchen bis zur Hälfte, klemmt das Ende des Wurms in diese Spalte und windet nun so lange, bis er einen Widersland bemerkt, derein Zerreissen besorgen läfst. Höchst selten ist es möglich, wie gleichwohl Bajen versichert, auf einmal ein drey Zoll lange«

Stück

io3

Stück aufzu-wlnden ; sondern hian Ist oft scKon nach einem Zoll genÖthlget, das aufgewundeue Stück nebst dem Stäbchen neben der Wunde mit Heftpflastern zu befestigen, damit es sich nicht zurückzieht. über das Ganze wird aLdann noch Bleycerat und eine Binde applicirt. Alle folgende Tage wird das Auswinden Mor- gens und Abends wiederholt und das Geschwür jedesmal vom Eiter gereiniget. Schnelles und starkes Anziehen hat gemeiniglich das Abreissen des Wurms zur Folge, welcher sich hierauf sogleich und oft mehrere Zoll zurückzieht, so daCs man alsdann geuöthiget ist, ihn durch lange und tiefe Einschnitte aufzusuchen. Wird er tief abgerissen, so erfolgen heftige Schmerzen laacla der ganzen Länge des Wurms, Entzündung und Eiterung, nicht selten bösartige, fistulöse Geschwüre, ja der Brand und mit ihm der Verlust des Gliedes und nicht selten des Lebens. Ist aber der Wurm glücklich ausgewunden worden; so wird das Geschwür nach den gewöhnlichen Regeln leicht zur Heilung gebracht.

3. Der Höllen wurm.

Furia infernalis, corpore lineari, aequali, filiformi, utrinque ciliato, aculeorum reflexo» rum corpori appressoruni serie simplici. Linn. S. N. T. I. P. VI, p. 3081. n. i. Amoen. acad. Vol. UI. p. 322. et Vol. V. p. 103. Faun. Suec. 2070. Habitat in Bothniae paludibus vastis cespitosis , unguis longitudine, caraea ve\ ochi'oleuca , apice saepius nigra, carices crebro fruticesque adscendens, vontoque per aerem ducta homi- num equorumque partes nudas non perpendlculariter sitas per cuteni intrans, sensatio- nem primo acupuucturana mentientem , excitans, locoque , per quem introgressa est, punctum nigrum et vehementem pruritum, mox dolorem atrocem, maculam rubram, et gangraenam a puncto iilo nigro undequanque progredientem , febrem inflammatoriam, frequentibus animi deliqiiiis et deliciis stipatam, altero, aliquaiido primo die, imo pau- cas post horas morte terminatam , nisi cito citius , quae summa difficultas est , vermis extrahatur, aut si jam profundius penetraverit , caro , quam feriit, exrindatur, oleumque, Tt fertur, betulae empyreumaticum infuadatur, vel lac coagulatum

caseusve imponatur.

allgemeines ßfagazi» der Natur , Kunst und Wissen. Schäften, Leipz. 1757. Th. IX. S. 311. von den Wun- dern der Insekten ist dieUebersetz. folgender Diss.

Avelini Dissert. de Miracuiis insect. Praes. Linn. Upsal. 1752.

Blumenbachs Handb. d. N. G. S. 408. ^'« hüt- tiiche Ftine.

Beckmanns phys. ök. Bibl B. V. S-. 4. S. 5 5 6.

Cuvier Tableau dl^nientaire p 631. la Furie.

richten von der Krankh. nnter dem Hornvieh, Pfer- den und Wilde im Januar 1756.

Gazttte litter. de V Europa 1764. Septemb. 138.

Glasers Abhandl. von der todt lieben Knotenkrank- heit unter dem Rindvieh und dem Rothwildpret in den Wäldern, Leipz. 17 80,

Müllers Anmerk. über die Furia, Naturf. St. XIX. S. 160.

Müllers Lina. N. S. Th. VI. B. %. S, 915. Der

Döveren, Ab andl. von den Würmern, S. 55, J Tollwurm,

Fränkische Sammlungen, B. iL S. loi eic. Nach- I Na^I-

io4

Naaldyk, Petr. in I.ib. Pbilippiccrurr. de eqiiis, Lugd Bat. I5M- P- 42-

Onomräo!. Mist. mit. P. III. p. 10C3. Der Brand-

Pallas n. tiord Beytr. B. I. S. 1x3. von der tüdt- lichen Krankheit die Brandbeuleu genannc, und B.iV. Desselben Reise durdi versch, .Provinzen des russisch. Reichs, Th. II. S. 30S ; Desselb. Diss. de lus, viv. ii« Sandiibrt. Theu. Diss. Voi, 1. p. 255,

Sauv.Tg;es Nosolog. T. V. p. 205. Malis fuHaÜT. Sn eil man Beskritning öfver Skattsiiik.in ; Stückb,

1759-

Solander, D. Furia iufernaiis, vermis et ab ea concitari solitus morbus, in Nov. Act. Upsai 1773, Vol. I. p. 44. Desselben Abhandl. von Aeva. Mo>äwnrm, übers v, Göze im Naturf. St. XI S. 183.

Unzers niedic. HanJb. Leipz, 1789. S. 654.

Vogels medicinische Bibüoth, B. VII. S. 58.

Dem Geschleclite der Gordien oder Zwirnwüniier sehr nahe verwandt, ist ceeenwärtiees , nur wenige Linien langes, überaus zartes allenthalben gleich schmales haardüimes Würmchen, welches weder Einschnitte, noch Ringe hat, dessen Farbe weilsgelblich und fleischfarbig und dessen eines Ende schwarz ist. Nur weicht es von demselben durch die einfache Pieihe, ungemein zarter, rück- wärts stehender und an den Körper angedrückter Stacheln oder Wiederhaken ab, womit es auf jeder Seite besezt ist. Liime, der dasselbe nur aus einem ilini vom Pastor Ervast in Kimi zugeschickten, getrockneten, und dadurch ganz unkennt- lich f^ewordenen Exemplare kennen lernte, sah sich ausser Stand gesezt, Ge- schlechts - und Gattungs -Merkmale näher zu bestimmen, so dafs wir uns gegen- wärtle noch mit Solanders unvollständigen Beschreibung begnügen müssen. Sein Vaterland sind Ost- und Westbothnien, Torneiappmark , Kimilappmark und andere am bothnischen Meerbusen gelegene Gegenden. Es fällt daselbst aus der Luft auf alle entblöfste Theile des menscldichen Körpers, den Hals^ die Arme, die Häjide etc., wenn «ie sich nicht gerade in einer senkrechten, sondern in einer ho- rizontalen Lage befinden, dringt auch in die Haut der Zug- und Lastthiere ein, und wurde schon vom Linne , noch luehr aber vom Soliuider für die Ursache einer Menschen und Thiere in jenen Gegenden häulfig befallenden Krankheit gehalten. Diese Krankheit wird daselbst Skatt, Wurf oder Schufs genannt, wahrscheinlich von der Geschwindigkeit, mit welcher sie in der Nähe der ungeheuren Moräste des unbebauten Bothniens die Pieisenden oder sich im Freyen aufhaltenden Ein- wohner und Thiere befällt, wovon leztere plötzlich toll werden, niederfallen und sterben erstere aber auf einmal einen Stich, wie von einer Nadel fühlen und aii der Stelle desselben einen schwarzen, ein heftiges Jucken veranlassenden Punkt entdecken. Dieses Jucken verwandelt sich bald in den unerträglichsten , mit dem wachsenden Übel zunemenden, stechenden und reissenden Schmerz, und jener Punkt in einen rothen Flecken, dei' in kurzer Zeit in den Brand übergehet. Ohn- mächten und Raserey wechseln mit eixiauder ab, und oft schon nach wenig Stun- den,

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den, gewölinllcli aber nacK einem oder zwey Tagen, endigt sich das FleTier mit dem Tode. Nur wenige überstehen dasselbe, bebaken aber alsdann zeitlebens an der vedezten Stelle ein hälsliches, bösartiges Geschwür. Solander ist in Westboth- nien seinem Vateilande und in dem benachbarten Lapplande, von eini -en sol- chen Fallen, wovon die meisten im Frühling und Sommer, und weiiige nur im Winter vorkommen, selbst Augenzeuge gewesen, andere aber erzehlt er 2iach glaubAvürdigen Berichten. Nach diesen soll der wie ein Pferdhaar aus der Wunde hervorstechende Wurm von selbst seinen Ausgang suchen und nie zurückbleiben sobald der Kranke stirbt. Das Auffallende dieser Erscheinung hat die Bewohner Eothniens verleitet , die Ursache jenes Übels in etwas Übernatürlichen und in einer verborgenen Zauberkraft der Lnppen zu suchen , welche nach ihrer Meinune im Stande sind, die Tyren, worunter sie die von den verschluckten Haaren in dem Magen und Darmkanal des Viehes entstehenden Haarbälle verstehen, durch die Luft zu schleudern. Hiervon sollen sich nun im Fluge einzelne Haare absondern und in die Haut derjenigen Menschen , ihrer Pferde und Ochsen dringen , welchen die Lappen gefährlich zu werden suchen. Bisweilen glückt es jedoch den klei- nen Wurm oder das vermeinte Hexengeschofs durch aufgelegten frischen Käse oder geronnene Milch herauszulocken , durch eine feine Zange oder mit den Zäh- nen, wiewohl mit unerträglichem Schmerz, herauszuziehen, oder auszuschneiden oder durch das Brennen in der Haut zu zerstören und somit den Kranken zu ret- ten. Doch niufs dieses augenblicklich geschehen , da jede Verzögerung die Le- bensgefahr vermehrt. Auch darf nicht das geringste vom Wurme zurückbleiben w^eil dieses ausserdem Ursache der fortdauernden Krankheit wird. Alte Weiber welche sich dieser Kur in jenen Gegenden unter allerley abergläubischen Pos- sen unterziehen, pflegen die Wunde nach der Operation mit Birkenteer zu ver- binden.

Alle diese Umstände und Erzehlungen wurden bald von verschiedenen be- rühmten Naturforschern für abentheuerlich und die Existenz eines , ohne Flü^-el sogar im Winter fliegenden Wurms , für chimärisch gehalten und Solander schreibt selbst „hätte ich nun die Krankheit nicht mit meinen Augen gesehen und den \(Vurm in meinen Händen gehabt, so würde ich das Übrige, was man davon er- zehlte, schwerlich geglaubt haben. Allein die Natur ist so mannigfaltig und ihre Grenzen sind so unerreichbar für unsere Sinnen, dafs wir, wo sie uns etwas un- gewöhnliches zeigt, besser thun, wenn wir ihren Fufsstapfen sorgfältig folgen als wenn wir solche sogleich aus Eigensinn verlassen. Ich habe zwar, welches man

^^ jeiien

jenen Erzehlungen am meisten 7Aim Vonvurf machte, in den Schriften der neuern Arzte nichts davon gefunden. Dieses dient aber blos zum Beweis, dafs die von Mitternacht abgelegenen Provinzen davon nichts wissen.^ Es wäre freylich lä- cherlich, wenn man annemen wollte, dafs sich der ungeflügelte Wurm aus eige- nen Kräften hoch in die I.uft erheben könnte. Seine Bewegung ist vielmehr lei- dend und hängt vom Winde ab , der ihm aus dem Rietgras und Gesträuche jener Moräste in die Luft führt, und bey der ausserordentlichen Zattheit und durch die, das Schweben des W ürmchens , wie den Flug mancher Sameuarten begünstigenden Häkchen, leicht in derselben erhält, bis die nachlassende Bewegung der Luft ihm verstattet, sich niederzulassen und auf die ihm zufällig aufstossenden Menschen und Thiere abzusetzen. Wurden ja Spinnen, die Larven der Cantharia fusca ^ kleine Käfer, Staphylinen und Grasraupen durch Sturmwinde in der Luft mit fortgefülirt, und gaben die Erscheinungen des Insektenregens (S. Hist. de V Acad. \des Sciences, Amst. ijSo p. 39. und £/^//. N. C. löyS u. "jk p- 80), warum sollten nicht noch leichter so zarte Würmchen hierzu geschicl^t seyn, deren rückwärts stehende Sta- cheln übrigens sehr wohl als Widerhaken , die Heftigkeit der Schmerzen und die Schwierigkeit, den Wurm wieder aus der Haut zu bringen, erklären lassen?

Noch mehr gewinnt die Wahrscheinlichkeit der Existenz des Höllenwurms, und noch mehr verliert im Gegentheile das Wunderbare der schwedischen Luft- seuche, v^enn man ähnliche, auch in anderen Ländern vorgekommene Seuchen damit in Vergleichung stellt, hi verschiedenen feuchten Gegenden des russischen Reichs kennt man z. B. eine, vorzüglich bey grosser Dürre im Sommer vorkom- mende Krankheit, welche auf eine ähnliche Ursache zurükführet. Der ältere Jßmelin war der erste Beobachter derselben in Sibirien und hat sich im vierten Theiie seiner Reise sowohl über die Zufälle, als die Kur derselben verbreitet; nach ihm aber hat Pallas , dessen interessanten Nachrichten hier in einem gedrängten Auszuge folgen, auch in anderen Gegenden des russischen Reichs dergleichen Seuchen zu beobachten Gelegenheit gehabt. „Die offenen Ebenen vom uralischen Gebürge an, längs demUiflufs oder der sogenannten uischen Linie, die ganze ischi- »ische und barabynische Steppe , so weit selbige längs dem Irtysch hinauf unter Rufsland gehören, und selbst die zwischen dem Jaik und Irtysch gelegene Steppe der mittlem Kirgisenhorde, sind das weitläuftige Feld, in welchem der Zunder dieser Krankheit alle Sommer ausgebnitet wird, ui l mehr oder minder häuffig an Menschen und Vieh sich äussert. Niedrige, feuchte, etwas salzhafie Gegenden dieser ungeheuren Ebene, die in der trocknen Jalirszeit austrocknen, ähnUche Nie-

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drigmigen längs den Flüssen, und die Nachbarschaft bracker Seen, von deren üfera sich das Wasser in der Dürre zurückzieht, sind die gefahrlichen Gegenden, wo tnan die Kranklieit am leichtesten fängt, und wo die Pferde und andere glatthaa- rige Thiere im Sommer nie sicher auf der Weide gehen können. Im nördhchcrn und östhchen Sibirien , desgleichen im Gebürge , weifs man von dieser Seuche nichts. Die Seuche , welche man dort mit dem schlimmen Namen Morov/aja Jasm* oder Pest belegt, äussert sich am meisten in den heissen Sommermonaten, wenn schwüle südliche Winde regieren; sobald kaltes Wetter und Winde einfallen, spürt man keine neuen Anfälle derselben mehr. Erfolgt diese Veränderung nicht, so last sich das Übel oft bis in den Herbst an Pferden und Menschen spüren. Nimmt man noch dazu , dafs Menschen niemals in Städten und Festungen , be- sonders wenn sie wenig aus den Häusern kommen ; sondern nur auf Reisen und auf Weiden, mit der Brandbeule heimgesucht werden, dafs selbige hauptsächlich die mit Kleidung gar nicht oder nur dünn bedeckten Theile des Körpei's angreift u. s. w. so wird man , wenn die Zufälle selbst daneben erwogen werden , natür- lich auf den Schlufs ge'.racht, dafs etwas beynahe unsichtbares von aussen in den Körper eindringe, uud durch seine giftige Eigenschaft die ßrandbeule erwecke. Muilimafslich mufs dieses etwas Lebendiges sejn , welches von der Luft auf den trocknen Sümpfen fortgeführt wird, sich an lebendige Körper ansezt und in sel- bige einzudringen vermag. Was es aber sey, ist noch durch keine sichere Wahr- nemung bestimmt."

„Die Zufälle selbst sind, wie man sie sonderlich an den mit dem Übel be- fallenen Menschen vom Beginnen an zu bemerken pflegt, hauptsächhch folgende: Ganz gesunde Menschen, von allerley Alter und Geschlecht, empfinden, vi^enn sie über Feld gewesen sind, ganz unvermuthet ein Jucken, welches eine kleine harte Geschwulst begleitet, die man anfänglich für die Folge eines unbemerkten Mücken- oder Bremenstichs zu halten geneigt ist. Sie nimmt aber sehr ge- scliwind an Grösse und Härte zu, und ehe man darauf achtet, pflegt es gemei- niglich schon soweit damit gekommen zu seyn , dafs man an der geschwollene» und verhärteten Stelle mit einer Nadel in die Haut stechen kann , ohne dafs der Kranke eher Schmerzen fühlt, bis man ins gesunde Fleisch kommt. Man sieht alsdann gemeiniglich im Mittelpunkte der Verhärtung äusserlich einen rothen oder blaulichen Punkt, einem Insektenstich ähnlich, bey welchem auch, wenn nicht Mittel gebraucht werden, Brand oder Gangräne anfängt, und von da um sich greift. Auf der ersten Stufe des ^Übels spüit der Leidende keine innerlichen Be-

Schwor-

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schwßrden, allein mit zunemender und braiidig werdender Geschwulst, die docli immer ohne heftige Schmerzen bleibt, soll sich auch Kopfweh, Beängstigung und innerliche Unruhe einstellen."

„Das Vieh geht bey dieser Krankheit gemeiniglich verloren, theils weil man die Geschwulst zu spät gewahr wird, theils weil das nachlässige gemeine Volk sich nicht gerne um die Genesung bemüht. Hingegen gelingt bey Menschen die Hei- lung fast unfehlbar, wenn zeitige Hülfe gesucht wird. Die unter dem gemeinen Volk übHche Kur , da nemlich die , harte und fast noch knorplichte Geschwulst mit einer langen Nadel in verschiedenen Richtungen durchstochen und mit einer Mischung von Salmiak und Taback eingerieben, dem Kranken aber alles kalte Getränk und gewisse S[)eisen untersagt werden, ist schon in des älteren Gmelins Reisen angeführt. Man hat aber diese Kur jezt noch einfacher gemacht und ver- schiedene andere Mittel wirksam gefunden. In Irtysch bedient man sich jezt oft einer starken Lauge von Wermuthasche , auch wohl eines Tabackdekokts mit Sal- miak oder Alaun , ohne Skarißkation voi'hergehen zu lassen. An der uischen Li- nie will man unfelil:)are Hülfe von einem warmen ü-nschtag a.is gepulverten ran- kenden Nachtschatten, Salmiak, Hefen und Hübermehl erlaliren haben. Diese durch langen Gebrauch bewährten Mittel sind alle von der Art, dafs sie Ungezie^ fer tödten, und begünstigen die obige Muthmassung von der Grundursache die- aer Krankheit."

„In den weiten NIedrignngen an der Wolga, von Saratof abwärts bis Astra- chan wird das Vieh, hauptsächlich die Pferde, wenn sie zu früh nach Ablauf des hohen Wassers dahin zur Weide getrieben werden, gar nicht selten durch harte brandige Beulen getödtet , die an der Brust oder dem Bauch auffahren , und ohne Zweifel mit der beschriebenen sibirischen Seuche von einerley Art sind. Die Kalmücken nennen diesen Zufall Mohmo , verwechseln aber , wie es scheint mit diesem Namen auch andere Viehseuchen und böse Beulen. Indessen ist gewifs, dafs an der Wolga auch bey Menschen die eigentliche, liier besciiriebene Aitvon Brandbeulen bemerkt worden ist. Der Zufall ist im trocknen Sommer und Herbst am gewöhnlichsten. Die Männer, welche mehr in der freyen Luft sind, werden öfter als die in und bey ihren rauchenden Hütten lebenden Weiber befallen. Die Soongaren unter den wolgischen Kalmücken , welche diesen Zufall auch in ihrera vorigen Vaterlande am altaischen Gebürge kennen gelernt haben, rathen dawi- der auf der Beule ein Stückchen von einer chinesischen Raucherkerze, die sich ■wie Lunten verzehrt, brennen zu lassen, und dann mit einer kupfernen oder

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eisernen Nac^el in den scliwarzen Punkt, -welcher sich in der Mitte zeigt, bis auf das empfindliche Fleisch durchzustechen. Es mu's aber vor VerfUessung des zwey- ten Tags Hülfe geschehen, sonst ist dieses Mittel ohne Wirkung. Nach einigen mir neuerlich mitgetheilten Bemerkungen, soll das Purgiren den mit diesen Brand- beulen Befallenen schädlich seyn. Hingegen werden stärkende, geistige Mittel dienlich befunden , wenn sie angewandt werden ehe die Schlafsucht dazu kommt, die in dortigen Gegenden selten ausbleibt und zuweilen zwey bis drey Tage dauern soll. Die Kalmücken sind, wie ich höre, auch geneigt, die Mohmobeulen einem giftigen Stich oderUnflath eines Ungeziefers, und also einer äusserlichen Ursache zuzuschreiben. " Soviel von der russischen Luflseuche.

Nicht ohne Grund nam Linne auch die Existenz eines holländischen Mord- wurms und einer daher entstandenen Luftseuche an. Er berief sich in dieser Hin- sicht auf Peter JSaaldycks Nachrichten, der ungefehr um das Jahr i63i schrieb und eines Wurms gedenkt, welchen die Holländer damals de Viver oder Cyclus (den Zirkelwurm) nannten und dessen Stich so gefährlich war, dafs der Tod oft schon nach einer Stunde erfolgte, weswegen man diesen Wurm auch noch mit dem besonderen Namen de Moord belegte. Nur das auf der Stelle vorgenommene Ausschneiden oder Ausbrennen der verlezten Stelle konnte den VöHezten retten. Der Grund, warum dieses Übel in den neueren Zeiten nicht mehr in Holland beobachtet worden ist, scheint wohl in der Austrocknung der Moräste durch die vielen neuerlich gezogenen Kanäle zu liegen , wodurch sich jener Wurm selbst verloren haben mag.

Wenn man ferner Glasers Abhandlung von der Knotenkrankheit und die in den fränkischen Sammlungen enthaltenen Nachrichten vergleicht; so ergiebt sich die höchste Walirscheiulicheit, dafs der schwedische, dem Höllenwurme zu- geschriebene Skatt ^ die sibirische Mnrowaja Jasma^ und die kalmückische Mohmo^ auch in Teutschland zu Hause \x.i\dL Beckmanns Äusserung gegründet sey, der bey Gelegenheit des Höllenwurms schreibt: „vielleicht ist dieses Ungeziefer sogar noch jezt in einigen Gegenden voji Teutschland , welche Vermuthung ich glaube wahr- scheinlich machen zu können." Wenigstens scheint unser Fränkischer Flnghrand ziemlich einerley Krankheit mit jenen auswärtigen Luftseuchen zu seyn, nur dafs in unseren Gegenden die Menschen gewöhnlich davon verschont bleiben. Denn in den Fränkischen Sammlungen (Stück 8. S. ii5.) findet sich nur- eine einzige dahin deutende Geschichte, wo ein Bauer zu Moritzreuth bey Gefrees im Janius um Mittag auf dem Felde unversehends eine schmerzliche Empfindung auf der

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rechten Achsel verspürte , worauf starke Schmerzen, eine schvvärzlich rothe , grosse, harte Beule, Fieber, Delirium u. s.w. erfolgte, wo aber, nach der Äusserung des kranken Bauers , ein grösseres Thier, als Solanders Furie, im Spiele war. Wenn aber die Ursache von jenen Krankheiten in Schweden, Jlufsland und Holland, welche gemeiniglich Luftseuchen genannt werden , noch nicht weiter aufgeklärt ist, als dafs sie von Linne und Solander der Furie zugeschrieben wird; so sind wir in Teutschland und in unserem Franken doch vor der Hand berechtiget, auf die Ehre, eine Furia infenialis , sey sie was sie wolle, zu haben, ebenfalls Anspruch zumachen. Ich benutze hier zum Belege, die sich hierauf beziehenden , mir voa meinem unvergefslichen Gönner und Freund , den viel zu früh uns entrissenen Ge-f heimen Hofraih Schöpf f mirgetheilten Aktenstücke.

„Die ersten Nachrichten) vom Irlugbrande in unserem Vaterlande, sind vom Jahre 1766, wo er sich gegen Ende des Junius und Anfang des Julius unter dem Hornvieh, Schweinen , Wild und zum Theil unter den Pferden äusserte. Das Vieh erkrankte unversehens auf der Weide. Man sah Beulen an den Füssen , in den Weichen, am Halse oder auf der Brust in der gröisten Geschwindigkeit auflaufen und das Vieh nach vier und zwanzig bis sechs und dreysig Stunden sterben. Bey andern, wo sich solche Beulen am Kopfe fanden, folgte der Tod schon nach sechs bis acht Stunden. Der allgemeine Verdacht der Entstehung gieng auf Stiche von Insekten, besonders der grossen Holzwespe. Älndiche Ereignisse ergaben sich im Junius 1778, neuerÜch abei- in den Jahren 1796 und 1797. Jn vorlezterem Jahre wurde das Rindvieh in dem der Stadt Ansbach zunächst liegenden Eichstädtischen Oberamte Ahrberg und Wahrberg von dem Flugbrande ergriffen , wovon H. Physi- kus Mayer zu Herrieden folgende Nachrichten in seinem darüber nach Eichslädt er- statteten Gutachten ertheilte. „Der Sitz der gemeinigUch in der heissen. Zeit, nie im Winter und Frühling herschenden und selbst im höchsten Sommer, wenn Re- gen, Kälte und Nässe lang anhalten, wieder verschwindenden Krankheit , ilel beym ersten Anblick durch die sich bald an den Vorder- bald an den Hinterfüssen, bald am Halse , bald auf dem Rücken zeigende starke Geschwulst , deutlich in die Augen. Diese Geschwulst gab ein knisterndes Geräusch von sich, wenn man mit dem Finger daraufdrückt«, die feurigen Augen thränten, der Athem war kur« und ächzend , die Kräfte so schwach , dafs das Thier den Kopf nicht mehr halten konnte. Die Haut sah beym Abziehen violet, der ganze geschwollene Theil schwarz aus und rauschte beym Durchschneiden, die Beinhaut trennte sich yoxa den Knochen , das Fett war gelb und das Zellgewebe von Luft aufgetiieben. Bey

EröfF-

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Eröffnung des Untei-leibes war nicht nur das Netz, sondern alle Eingeweide brandig. "

„Die Ursache dieser Krankheit ist noch sehr verborgen. Sie hat einen aus* »erst schnellen Gang, füngt gemeiniglich mit einer Geschwalbt und mit Hinken auf einem der Vorder- oder Hinterfüsse an, steigt gewöhnlich aufwärts, zerstört schnell den ergriffenen Theil bis auf den Knochen, und verbreitet sicli von da, wie ein Flugfeuer über den übrigen Körper, daher man ihr auch den Namen Flugbraud beigelegt hat."

„Ist man ja so glücklich gleich in den ersten Stunden den Flugbrand wahr- zunehmen, so hat sich erst ein einziges Mittel ausgezeichnet, wodurch hie und da schon mehrere Stücke sind gerettet worden , nemlich folgendes : Man schneide die Geschwulst sogleich aus und zerstöre sie gänzlich mit einem glühenden Eisen und unterhalte alsdann in der Wunde eine starke Eiterung. Voriges Jahr hatte ich in Stadeln die nemliche Seuche zu behandeln , ohne zu diesem Mittel meine Zuflucht zu nemen, nöthig zu; haben. Die Gemeinde liefs auf mein Zureden ihr Vieh zu Hause und von demselben Tag an Fiel nicht ein Stück mehr.*

„Es ist wahrscheinlich, dafs die Ursache dieser Krankheit nicht im thierl- schen Körper zu suchen sey, sond«rn von aussen durch den Bifs oder Stich eines unbekannten Insekts demselben beygebracht werde. Denn der Flugbrand befällt meistens ganz gesunde Thiere und kann nur in den ersten Stunden seiner Ent- stehung ganz aliein durch äusserliche Mittel , nemlich das Ausschneiden und Bren- nen geheilt werden. So wie das Gift durch das Messer oder Feuer ausgerottet ist , hört seine zerstörende Wirkung auf und die Thiere genesen , welches nicht möglich wäre, wenn das Gift von einer inneren Ursache entstünde und im gan* zen Körper verbreitet wäre; denn ohne das Messer und glühende Eisen ist noch keines gerettet worden. Bedenkt man ferner, dafs der Flugbrand jederzeit auf ^ärts steigt und den Lauf der Blutadern folgt, dafs er nicht ansteckend ist, indem aus einem Stall oft nur ein oder das andere Stück Vieh umkommt, dafs er nicht wie jede Seuche gemeiniglich nur eine Gattung Vieh, sondern auch andere zahme und wilde Thiere zu gleicher Zeit befällt ; so wird man noch mehr überzeugt, dals ihn eine äusserHche Ursache, der Stich irgend eines Insekts oder Wurms hervor- bringen müsse. **

Dri«-

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Dritter Abschnitt,

fp^ürmer , welche sich zufällig in, den inneren Thellen des menschlichen Körpers

eingefunden haben.

So Iqnge wir den Erzehlungen einer Menge erfahrner, Wahrheit lieben- der und einsichtsvoller Arzte nicht allen Glauben absprechen können, sind wir ge- nöthiget anzunemen, dafs die Eyer verschiedener Wurmarten, welche nicht in den menschlichen Körper gehören und einzig ausserhalb demselben zu leben ge\vohnt sind, mit gewissen Speisen und Getiänken in den Magen und Darmkanal gelangen, der Kraft der verdauenden Säfte und Organe bisweilen widerstehen , in die Säfte übergehen, mit diesen circiüiren, aus diesen hin und wieder in verfchiedenen Thei- len unsers Körpers abgesezt und daselbst ausgebrütet werden können. Freylich sezt dieses wohl immer eine gewisse Atonie des Nahrungskanals und selbst des Gefäfs- svstems, eine gewisse Wässerichkeit und Unschmackhaftigkeit der verdauenden Säfte voraus, weil ausserdem die Beyspiele von solchen ungewöhnlichen, aus dem menschlichen Körper abgegangenen oder in demselben gefundenen Gasten ungleich häufiger vorkommen miif-ten. Dennoch würde ich auch schon durch die Aufzeh- lung aller bereits hin luid wieder bey den Schriftstellern vorzufindenden Beobach- tungen dieser Art, eine^ manchem Leser vielleicht lange Weile veranlassende Mülie unternemen und ich begnüge mich daher blos einige der yorz,iigUcheren Fä.!le hier anzuführeix.

Würmer im Auge.

Bonneti Sepulclir. s, Anatomia practica ex cada- vei'ibus morbe deiiatis, Geuevae löfg.'L. I, Sect. XVlll. Obs. VI. p. 33».

Mongiii iii Roux. Journ. de Med. et Chir. Vol. XXXII. p. 3 3 8- von einem aus der Tutiica conjuucti- va des Auges genommenen Wurme.

Trnnsactions of tfie atueyicaii philosophicat Society^ Vol. 11. Philadelphia 1786. 4, n. XVIII. p. 183. Ac- count of a Worm in a Horse's Eye etc. ByHopkinsoa et nr. XLIII. p. 38 3- of a living Snake in a living Horse's Eye and of other unusualProductions of Aui- nials. By John Morgen.

Nach Bonnet sind Würmer in der gläsernen Feuchtigkeit des Auges entdeckt worden, und Mongin fand bey einer Frau, die sich über einen stechenden Schmerz im Auge beklagte, einen Wurm unter der Vereinigungshaut (Tunica coniunctiva) des Auges.

Bey dieser Gelegenheit scheinen mir zwfey ähnliche Fälle aus den Transactio- nen, der Amerikanischen philosophischen Societät, wo \'\ ürmer in den Augen le- ben-

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bender Pferde gesehen worden sind, der Erwelinung nicht unwürdig zuscyn, da sie zur Bestätigung der Monginschen Erfahrung beytragen können. Hopkinsou. er- zehlt nemlich , dafs ein Wurm von dritthalb bis drey Zoll Lange , weisser Farbe dürrem Körper und leichter Bewegung , als er sich der bis nälierte, deutlich und unläugbar im Auge zu sehen war. Da sich das Pferd übrigens wohl befand so entgieng dessen fernere Beobachtung dem Erzehler. Nach Morgens Versiche- rung aber ist ein Wurm von der Dicke einer Stricknadel und, wegen seiner leb- haften Bewegung , nicht zu bestimmender Länge, deutlich und von vielen Men- schen, im linken Auge eines lebenden und sonst gesunden Pferdes gesehen worden.

Würmer im Gaumen und in der Zunge.

Abhandl. d. k. Ak, d. N. F.Th.'^YW. S, 174. J TIi om a s Den t in den pliilos. Transact. Vol.

De la Cr ols Menioiis for the ingeiiious, July 1693, j XVHI. n. 213, p. 219,

Lezterer Autor erzehlt, dafs eine berühmte Wurmdoktorin Irench in Leice- Ster in die kleinen Geschwülste, die er auf seiner Zunge hatte, mit einer Lanzette stach und bald darauf fünf bis sechs lebendige Würmer herauszog, und versichert dafs sie ungefehr in acht Tagen aus seiner Zunge mehr als hundert und aus sei- nem Gaumen über dreysig Würmer mit merklicher Besserung genommen habe. Aus allen Theilen des Landes kamen Leute vom Stande zu dieser Frau French. Die Wahrheit der Sache wird in derselben Numer p. 222 von Herrn Lewis bestätiget.

Einer ähnlichen berühmten Wurmärztin Sarah Hastlngs gedenkt de Ja Cross. Sie hatte eine ausserordentliche Fertigkeit in der Entdeckung der Würmer im Ge- sichte, Gaumen und in der Zunge und verband hiermit eine gleichgrosse Fertiff- keit der Hand, so dafs sie die Würmer blos mit einer Gänsefeder aus den leiden- den Theilen nam.

In den Abhandlungen der kaiserl. Akad. der Naturforscher kommt auch ein Beyspiel von Würmern vor , die aus einer unter der Zunge geöilneten Ader her- vorkamen- Einem fünfzigjährigen Manne fieng nemlich nach mehreren Fieberan- fällen die Zunge an plötzlich zu schwellen und schwarz zu werden. Es wurde eine Ader unter der Zunge geöffnet, worauf ein kleiner lebendiger Wurm und nach dem Ausflufs einiger Blutstropfen noch ein anderer grösserer zum Vorschein kam. Das Fieber liefs hierauf sogleich nach und der Kranke gelaugte allmälilich wieder zu seiner vorigen Gesundheit.

i5 \Yiiv.

ii4 Würmer im. Herzen.

Baglivi Opera otr.ri. Lugd. 1710. p. 699. i Polisius, G. S. von Würmern, die man in den

Bonneti Sepulcr. Anat. Lib. 1. Sect, XVIII. Obs. Herzkammern angetroffen hat, in den Abli. d. k. Ak, VI. p. 331. 1 d. Mf. B. IX. S. 37.

Baglivi versichert, daCs in der Höhle des Herzbeutels ein spannenlanger, haarichter Wurm vorgekommen sev. Nach Bonnet sind sogar Würmer in den Herzhöhlen selbst gefunden worden und nach Polisius kamen bey der Leichen- öffnung eines im Duel tödtlich verwundeten Cavaliers , als man die Merzkammera durchschnitt, mit einer Menge schwarzen geronnenen Bluts, zwey weifse, einen halben Zoll lange Würmer zum Vorschein , welche aber beyde todt waren.

Würmer in der Leber.

Morgen in den Transact. of tlie americ. phil. Soc, Vol. II. n. 43,

crwehnt gelegenheitlich, dafs ein gegliederter Wurm (a jointed Worm) von etwa zwanzig Zoll Länge und beynahe drey Zoll Circumferenz aus der Leber einer Mm^ Höh in Philadelphia gekonmien sey, welchen er nachher noch in Hunters Samm- huig gesehen habe, und eines ähnlichen Wurms, welcher im zweyten Band of Edin- iur^Ji Mcdical Essays abgebildet ist.

Blutigel im Magen.

Botidelotius de Hirudine deglutita ; in RIegny Zodiaio gallico ann. 11. obs. 9. p, 147.

Bor eil US, P. Haeninptois ab hirudine iiiscie de- glutita; in ejus Hist. et «>^s. med. Francof, 1670. Cent. I. p. 33.

Fabric ius de animal.Wetteraviae, HeJmst. I749 p. 54.

Gmelins ücscb. d Gifte, Tli. I. S. 306.

Hofinauni, F. Diss. de annimai. lunn. corp. in- fest. Ho pit. p. 47. §. VI.

Langius Opp. Lips. 1704. c. Rivin. praef. edit. P. 11. C. Xlll. p. 70 not. sub Litt. p.

Obsei uat. sur de l''^omi<'-e.mi-"As de sang, prudiiit par Ui:e SiVgStte j Gaz. lit. de Berlin 1767.

Fall as , Diss. de inf. viv. p. 5.

Passe rat in Vaiidermonde Journ. de med. 1758« Febr.

Rhodius, J. de Cardialgia ab Hirudinum mors«, in ejus observ. med. Francof. 1676. Cent. II. p. 89.

Riverius, L. de vomitu sanguinis ab iiausta in potu liirudine; in ejus oLs. med. Cent. iV. obs. 26. et in uperib. p. 541.

Sauvages Nosol. meth. Edit. Daniel. T. IV. p. 4S0. w. 5. Haematemesis ab hirudine.

Unzers nitdic. Haiidb, S. 655. §, 70.

Zwinger, TIi. de Cardialgia hirudinosa; Mise. Nat. Cur. Cent, 7. obs. 25.

Blutigel können sehr leicht in den Magen gelangen, da einige Arten dersel- ben Ihre Eyer an verschiedene Wasserpflanzen abzusetzen pflegen luid i\lQ Jintgeu der Lebendig gebührenden so überaus klein sind , dais man sie mit dem Wasser

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unbemerkt verschlucken kann. Hoffmann sdirelbt „auch init dem gewolmliclieii Salat können wir Blutigelbrut verschlucken , welche als die durchsichtigste Galleri; ..unten an den Blättei'n der Brunnenkresse (Nastun. aq.) zu liängen pflegt. Wenn nun Jemand begierig dergleichen Salat isst und ihn nicht wohl kauet; so Avird jene Brut wohlbehalten \x\. den Magen und Darmkanal gelangen, durch die feuchte Warme ausgebrütet werden und der grofs gewordene ßluligel Blut zu saugen an- fangen." Selbst ausgewachsene Blutigel sind, vermöge ihres schlüpferichen Kör- pers geschickt, schnell mit im Schlünde hinabzufahren, wenn Jemand so unvor- sichtig ist, aus einem Wasser geschwind und vielleicht gar bey Nacht zu trinken in weichem sich Bluligel aufzuhalten pflegen. Durch ihr Saugen im Magen erre- gen sie dann das heftigste Blutbrechen, Entzündung, Gardialgien und Koliken Schluchzen, Convulsionen und haben nach Langius und anderen wohl gar den Tod zur Folge. Borellus erzehlt einen zwar nicht tödtlich abgelaufenen, aber doch merkwürdigen Fall dieser Art. Einem in der Gegend von Montpellier prakticiren- dem Arzte wurde die HeUung eines Kranken übertragen , der schon geraume Zeit Blutspeyen und dabey weder Brustschmerz , noch andere diese Krankheit beglei- tende Zufälle, ausser der unangenemen Empfindung hatte, als ob ein Stückchen Fleisch ihm an der Kehle hangen geblieben sey. Alle Mittel das Blutspeyen heben waren fruchtlos und nur ein Zufall befreyte den Kranken von dieser Bq- schwerde. Er bestieg nemlich ein sehr wildes Pferd, um eine Reise zu unterne- nien. Hierüber wurde er von einem Husten befallen, der so erschütternd war dafs er einen Blutigel auswarf, worauf das Blutspeyen sogleich völlig aufhörte. Ahnlich ist der Fall, welchen Fasserat erzehlt, wo ebenfalls ein Bluispeven von einem an dem Gaumen hängenden Blutigel veranlafst wurde. Sauvages stellt das von Blutigeln veranlafste Blutbrechen sogar als eine eigne Spezies auf und Fahricius führt wirkUch einen Fall an, wo ein verschluckter Blutigel, Blutbrechen, Car- dialgie und den Tod zur Folge hatte.

Wäre Jemand überzeugt, dafs er Blutigel verschluckt hätte, so würde erden gröfsten Theil der durch sie veranlafsten Beschwerden, durch nichts sicherer ent- fernen können , als wenn er gleich starken Brandwein oder Liqueur tränke wel- cher sie augenblicklich tödtet. Ein Brechmittel, wenn noch kein Biutbrechen vorhanden ist, ausserdem aber ein abführendes Mittel, würde &\q dann vollends aus dem Körper entfernen. Sauvages empfielt Meersalz und dann zum Blutstilleu adstringirende Mittel.

Fa.

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Fadenwürmer im Magen.

BeytiniscJie Sammlungen "E. VIII. S. 30.

Gesneri Hist. aquatil. p. 547.

Hanows Seltenheiten der Nat. Tli. I. S. 589.

Linnaei Iter Gothland, p. 282J Müllers, 0, F. Naturgesth. einiger Wurmarte», S. iia.

Die den Augen wegen ihrer Kleinheit oft entgehenden Eyer der Fadenwür- mer schwimmen vorzüglich in solchen Wassern herum, welche einen thonartigen Boden haben, kommen mit diesem Wasser in den Magen und werden nicht sei ten daselbst ausgebrütet. Schwedische Provinzialiirzte melden sogar, dafs der Wurm selbst in ihrem Vaterlande oft mit dem Wasser getrunken werde und viele Menschen unter Zuckungen tödte. Nach der Eigenschaft, welche er besizt, die Haut unsrer Oberfläche mit einer unglaublichen Geschwindigkeit zu durchbohren, wird er allerdings auch fähig seyn, die Eingeweide zu durchlöchern und hierdurch allerley befremdende Zufälle hervoizubringen. Linne w^nr der Meinung, dafs viel- leicht die Cardialgia sputatoria, ein Magenkrampf, welcher die Lappländer befiillt, wenn sie eine Zeit lang Quellwasser trinken , davon herrühren möchte. Hanow hält diese Würmer sogar für giftig und für die Ursache der Schwindsucht, so bald sie verschluckt würden. Es ist daher in Gegenden, wo sie zu Hause sind, nie rarhsam, das Wasser unabgesotten zu trinken. Doch wird sie der Weingeist nbenfalls tödten.

Schnecken Im Magen und Darmkanafe.

Dinn can Medical Commentaries Vol. II. S. Rieht, «hir.'ßibl. B. X. S. 544.

Heer(Henncus ab) Observat. XIII.

Ledel, S. von Sclinecken, welche dnrch ein Er-

brechen ausgeworfen worden, in den Abh. d. k. A. d, Nf, Th. 111. S. 129.

Pauli ini, C. F. Schneckchen gehen durch den Stuhlgang ab, in den Abh. d. k. A. Th. XV. S 47».

Duncan erzehlt „eine Frau, welche lange Zeit mancherley Magenbeschwer- den gehabt j att ', leerte einst nach- einem genommenen Purgirmittel von Queck- silber, durch de i Stuhlgang ein Thier aus, das vollkommen einer Schnecke ohne Sjhaale ghch und beland sich darauf besser; Heer aber gedenkt eines jungen Menschen, der nach genommenem Lieber.trank in eine schwere Krankheit ver- fiel , welche von den schrecklichsten und sonderbarsten Zufällen begleitet war, worunter auch di rjenige gehörte, dafs er einsmals vierzehn grosse, rothe, ge- hörnte , lebei d ;^e und kriechende Schnecken ausleerte. Nach Ledel klagte ein Mädchen, weiciACS irischen , von anUebender Schneckenbi ut mcht gereinigten Sa- lat

1 1^

lat genossen Tinttf, gerrtume Zeit ü])er Magenkrampf, Geschwulst cles Unterleibes nntl schweren Aüiom. Ein ihr gegebenes Laxinnittel leerte endlich nach oben und unten viele kleine Sclinecken aus. Eben so gab eine für wassersüchtig gehaltene Frau, welche Doktor Keller, nach Paullinis Versicherung, in der Kur hatte, von freyen Stücken viele weiche Schnecken durch den Stuhlgang von sich, welche etwas kleiner , als die &ich gewöhnlich in den Kohlblättern aufhaltenden Schneck- chen waren.

Ein Polype im Magen,

Verdeil, Beobachtungen über ein neues Thier- chen, welclies von einem jung,eii Mäuchen gegangen,

S, Bernisches Magazin der Natur, Kunst und'Wissen« sciiaften, iJ. I. St. i. S. 215. nebst Abbildung.

Ein Mädchen von sechs Jahren war schon seit einigen Jahren sehr schwäch- lich und ungesund,, geplagt von einem widernatürlichen Hunger und gleichwohl dabey ausserordentlich m^ger. Eingefallene, verwirrte, mit einem schwarzen Ring umzogene Augen machten ihr Aussehen schreckhaft. Ihr Mund war immer mit schleimichten Speichel angefüllt und ihr Bauch so- grofs und hart^ dafs dadurch die falschen Rippen hervorgetrieben wurden und dem Gefühle nach ein Scirrhus Torhanden zu sejn schien. In einem Anfalle der öfters eintretenden VerschHm- merungen ihrer Krankheit, bekam sie plötzlich Übligkeit und Brechen,, w^orauf ein kaum stilibarer Durst erfolgte. Jede Schaaie Wassers, welche die Kranke hinunter schluckte, wurde gleich wieder mit starker Gewalt zurücl^ getrieben. Endlich brach sie einen Spulwurm mit einiger Erleichterung aus. Nunmehr aber klagte sie über heftige Schmerzen im Magen und ünterleibe und wurde von einem Starrkrampf© befallen, in welchem sie ohne ßewu&tseyn , Bewegung und Empfi.idung lag. Auf die innerHche und äus.serliche Anwendung verschiedener Wurmmittel gi engen in acht und vierzig Stunden melir als dreysig Spulwürmer und in Gegenwart des D. Verdeil ein Thierchen dach Erbrechen ab, wovon er eine ausführliche Beschrei- bung mit beygefügten Abbildungen liefert. Es war ungefehr vier Linien lang und anderthalb Linien breit, von schmutzig weisser, ins Gelbe fallender Farbe und überall mit schwarzen Härchen bese/.t. Das Kopfende hatte eine fast trichterför- mige Gestalt, eine runde, gösse Öffnung, die der Mund zu seyn schien. Der schmälere Theil dessoloea gieng in de.i zweymal längeren, bauchichten , fast birn- förmigen, und übrigens höckeiichten Körper über. Dieser hatte hijiten und seit- wärts eine kleine cylLiddäche Veruageiung, welche Verdeil i\xx das Ende des Mast- darms

ir8

Vlarnis Kielt, an seinem stumpfen und abgerundeten Ende aber nocli drev schmä- lere Glieder , welche den Gliedern des lauggliedrichtea Bandwurms nicht unähn- lich waren. Offenbar gab das lezte Glied zu erkennen, dafs es entweder von einer längeren Gliederreilie, oder von irgend einen Theil abgerissen worden sey. Er beschrieb nun die Haut, den Maren, die Muskeln , das Gehirn und die Nerven, die Gefässe und die Verdauungsart dieses sonderbaren Geschöpfs , wie er sie durchs Mikroskop beobachtet hat. Wahrscheinlich gehörte es in das Geschlecht der Polvp«n (Hydra Linn.) mit welchen es nach seiner äusseren Gestalt ziemlich überein kommt. Nur weicht es von denselben durch den Mund und dem ihm eutgegen^esezten After ab; der bandwurmförmige Anhang aber scheint der von dem Theile des Magens oder MagenscUundes d-es Kinds, woran er befestiget war, abgerissene Stamm oder Styl des Polypen gewesen zu seyn.

Würmer in den Harnwegen.

Albrecht, J. P. von einem Wurm, der durch den Harngung abgieng, in den Abh. d. k. Ak. d. Nf. Th. XI. S. in.

AI ix Observata chirurgica in Rieht, chir. Bibl. B.

IV. S 645.

Anvity Observation siir des Vers sortis par leCa- nal del'urethre, Journ. d. Ph. T. XlII. 1779. Mai.

•p. 379-

Baldinsers neues Magaz. 15. III. S. 19. von be- sonderen Würmern, die durcii die Urinwege excer- , nirt worden sind.

B al ni c , Journ. de Med. et Chir. T. LXXXVI.

Blasius Obs. med. IL part. 6.

Clerici Hist. lat. lumb. p. 275. vermes cum uri-

na excreti.

Cousin Obs. de verme per urethram ejecto; Act.

helr. VoL VI. p. 192.

Desault, Journal de Chirurg. S. Rieht, chir. Bibl.

B. xni. S. 392.

H a n n e ni a n n , J. L. von Würmern , die mit dem Urine abgegangen, in den Abh. d. k. Ak. d. Nf. Th. XVI. S. 74.

Henkels chirurg. Beobacht. in Rieht, ciiir. Bibl. B. V. S. 430.

Janssen! i Mercur. Gallo - belg. T. II.

Lochner, M. F. Disquisit. de verm. c. urina ex- creto.

Moublet de vermibus, qui per renes et urethram infantis exierunt. Vanderm. Journ. T. IX. p. 244.

LaPeyre in Roux Journ. d. Med. et Chir, T. LXV.

R aisin de verme cum urina eiecto. Roux Journ. T. XIX. p. 458.

Rozier Journ. Vol. XIII p. 379. et Vol. XIX. p. 45 8. Beobachtung einiger mit dem Urine ausge- worfener Würmer.

R u y s c h i i Cent, Obs. 64. p. 8 3.

Schacher, F. G. Progr, de Lumbricis in renibus repercis. Lips. 171 9.

Tuner twoCases of insects, voided by tlie urinarg passage, in Pliilos. Trans, n. 391. p. 410. B, VIII. p. 66. nnd in Leskes Uebers. Th. II. S. 150.

Verbek Diss. de Synocho putrida epidemica ver- mibus stipata, Sect. IL §.6.

La Peyre hat in der rechten Niere einer Weibsperson, die einen Abscefs lu der Lendengegend hatte, drey Würmer, welche vierthalb Zoll und drey ande- re welche sieben Zoll lang waren, gefunden. Wahrscheinhch waren es Spulwür- mer so wie diejenigen, welche nach Blasius, Jansson, Ituysch, Schacher u. a. m. ebenfalls in den Nieren angetroffen worden sind und blos in Eyergestalt durch -'■ V die

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die Cirkulation dnliin gelangen konnten. Dafs leztere Wannart aus dem Darnl- kanal in die Urin blase kommen könne, wenn sie beyde durchbohrt, ist schon oben in der Geschichte der Spulwürmer erwähnt worden. Eben so wohl kann sie aber durch die Harnleiter aus den Nieren in die Urinblase gebracht werden und dieses war unstreitig der einzig mögliche Weg in allen den Fällen, wo Spulwür- mer ohne tödtliche Folgen ihren Abgang durch die Harnröhre namen. Maa llu- det hiervon unter andern ein Beyspiel in den Abhandlungen der kaiserl. Akad. der Naturforscher , wo na.ch Albrechts Erzehlung ein an der schmerzhaftesten , Ijey- nahe vollkommenen, mit grosser Spannung und Geschwulst des Unterleibes ver- bundenen Urinverhaltung leidender Soldat endlich einen drey Finger langen und einer Schreibfeder dicken Wurm aus der Harnröhre zog, und hierauf noch viel Blut verlor.

Afterwürmer scheinen bey Weibspersonen von aussen in die Urinblase zu gelangen , wenn sie aus dem After abschleichen und zwischen den Schamlippen zu- fälliger Weise auf die Mündung ihrer kurzen Harnröhre treffen. Bey Mannsper- sonen läfst dieses aber die mehr geschlossene Mündung und die Länge dieser Röhre wohl schwerlich zu und es ist daher nothwendig, dafs sie ebenfjdls au« den Nie- ren in die Harnblase gebracht werden. Dieses war unfehlbar der Fall bey einem Kinde von sechzehn Monaten, welches, nach Turners Erzehlung, einige Tage an Kolik gelitten hatte, wobey es die Füsse anzog, der Harn mit vieler Anstrengung ausgeleert und der Ausflufs desselben endlich ganz gehemmt wurde. Es zeigte sich hierauf am Ende der Harnröhre ein Wurm, welchen man herauszog und der denjenigen älinlich sah , welche zuweilen dm-ch den After ausgeleeret werden , nur dafs er etwas weisser war. Eben so gedenkt ^äx- einer Urinverhaltung , die, nach dem Abgang vieler Spulwürmer und Askariden durch Brechen und Laxiren , von einem Wurme in der Harnröhre verursacht wurde, und welche verschwand, so- bald dieser Wurm mit dem Urin abgegangen war. Ahnlich ist die vom Balme an- geführte Beobachtung einer Urinverhaltung, wobey den neunten Tag der Krank- heit mit dem Urine ein Wurm und den vier und zwanzigsten abermals einige W ür- mer abgiengen. Nicht weniger scheinen die kleinen Würmer, welche, nach der Beobaclitung des ungenannten Verfassers der kleinen Aufsätze in BahUn^ers Maga- zin, sehr zaIJreich von einem Manne von mittlerem Alter auf dem Gebrauch eines Maiwurms mit dem Unne zu verschiedenen Malen abgiengen, Askariden gewesen zu seyri, die ihren Weg aus den Nier^en, wo sie als Eyer von den zuführenden Gefässen abgesezt und sodann ausgebrütet worden sind, durch die Harnleiter in die Urinblaoe genommen hatten. Bey-

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Beispiele von Wüi-mern un^bekannter Art in den Harnwegen findet man bey Henkel und Verheh. Ersterer Autor erzehlt, dafs ein dreyjähriges, an bösartigen Pocken kr.inkes Älädcken zu verschiedenen Malen Würmer mit dem Urine aus- leerte, die einen sehr dicken Kopf hatten und fünf bis s'echs Linien lang waren, lezterer Autor aber, dafs er von einer Frau fünf. weisse, runde, haarichte, drejr Zoll lange Würmer, nach und nach mit dem Uiine habe abgehen sehen, wovon er Seite 16 seiner Schrift die Zeichnung mittheilt, welche ich Tab. VII. Fig. 24. auf'enomraen habe. Dieser Abbildung nach hatten jene Würmer viele Ähnhchkeit Ton Müllers geperlten Nereide (S. dessen Naturgesch. einiger Wurmarten des süssen und salzigen Wassers. Kopenhagen 1800. Tab. IX. Fig. i). Da aber die Nerei- den sich blos im Meere auflialten , so hätte der Kranke ihre Eyer mit Seewasser verschluckt haben müssen.

Urinverhaltungen von Wüimern hebt gemeinigUch der Catheter ohne Schwie-

iigkeit.

Würmer in den Brüsten.

Paullini, C. F. in den Abb. d. k. Ak. d. Nf. Th. XV. S. 502. von Würmern in den Brüsten.

RoRdelet, S. Gronov. de pisc. Lugd. 1554. P. 374.

Eine S(ddatenfrau bekam nach Paul/ini'sBeohaichtung, in dem Kindbette hef- tice reissende Schmerzen in den Brüsten. Man machte aromatische Bähungen, worauf sich die Schmerzen legten. Hierauf melkte sie zugleich mit der Milch kleine weisse Würmchen aus. Eben so versichert Rondelet , dafs er einen Gordiu« aus einer Brust gezogen habe.

Würmer in den inneren weiblichen Gebiirtstheilen.

Becker, N.W. von kleinen Würmern , so aus der GeblilnnuUter gekommen, in den Abliandl. d. k. Ak. d. Nf. Th. VIII. S. in. .Scharf, B. von Würmern in der Gebährmutter,

in den Abb. d, k. Ak. d. Nf. Th. IX. S. 3«,. Stillpart van der Wie!, Observat. rariorii« Centuriae. Leid. 1727. in post, Cent. obs. 29. de ver- mibiis ex utero prodeuntibus.

Eine fünfzigjährige Frau hatte seit drey Jahren ein unleidliches Jucken mit darauf folgendem beissenden und gleichsam brennenden Schmerz, der etliche Tage anhielt. Endlich kam aus der Scham eine grosse Menge Würmchen , worauf zwar das Jucken sich in etwas minderte, aber doch nicht gänzlich gehoben ward. Bis- weilen wurde dieses wieder ärger und es stellten sich dann immer hysteriöche Zu-

fäUe

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fälle mit einem heftigen Gestank ein, wobey sich jedesmal Würmer in grosser Menge zeigten. Aus übertriebener Schamhaftigkeit ertrug sie lange Zeit diese Be- schwerden. Ahnliche Fälle erzehlen Becker und Stalpart van der Wiel. überhaupt aber fmdet man eine Menge Beyspiele von Würmern , die beynahe in allen Thei- len und Säften des menscldichen Körpers gefunden , und für die Ursache vieler Krankheiten angesehen worden sind, noch in folgenden Schriften:

Clerici Hist. lat. lutnbr. p. J20. Vermes aurium, p. 322. yermes in corde, pulmonibus, hepate, sple- ne, p. 326. Vermis umbilicalis;

Kircherus de Peste;

Langius, Christ. Pathologta animata;

Morgagni desedibus et causs. morb.Epist. XXXIV art. 3(5. p. 56 ;

Pallas, Diss. de inf. viv. intra viv. und Pauliini, Disquisitio de njorte verminosa.

Anhang.

Ich hatte anfänglich diese Rubrik blos einigen erdichteten Würmern und verschiedenen Amphibien gewidmet, welche als ausserordentliche Erscheinungen in dem menschlichen Körper vorgekommen sind oder vorgekommen s^jn sollen. In der Folge aber drang sich mir noch eine unbestimmte und zweifelhafte Insek- ten- und Wurmart auf, die zu den zufälligen Feinden des menschlichen Körpers ge- höret und hier den ersten Platz einzunemen verdieneL

I. Das Condiruinsekt.

Brunelli (Joliann Angelo^ in Comment. de Bono- 1 Meyer in Voigts Magaz. für das Neueste aus niens. Scient. et art. Institut, atq. Academia Tom. | der Physik und Naturgeschichte, B. IX. St. II VII. 1791- 4- 1 S. 84.

BruneUij der in den Bolognesischen Commentarlen Nachricht vom Amazo- nenfliisse giebt, schildert ein Insekt so unvollständig und schlecht, dafs kein Ento- molog im Stande ist, sicher das Geschlecht anzugeben, unter welches dasselbe eigentlich gehöret. Mit vieler Wahrscheinlichkeit glaubt jedoch Mültcr es zu dem Geschlechte des Oscabiöres (Cymothoa Falricä) zehlen zu können. Weni«^"- stens wird man, schreibt er, nicht weit von der Wahrheit sich entfernen wenn man BrunelU's Insekt so lange als eine noch nicht recht bekannte Art dieses Ge.

schlecht«

^cLleclils ansieht, bis seine Naturgeschichte mehr Aufklärung wird erlialten ha- ben. Z?rw«e//i meldet überhaupt davon folgendes : „Condiru nennen die Brasilianer ein Insekt, in Gestalt eines kleinen Wurms, welches sich, wenn es nach einer Richtung, gestrichen wird, glatt, nach der andern Richtung gestrichen aber, so rauh anfühlt, dafs es den Finger verlezt. Es ist begierig nach dem Blute, wel- ches aus Wimden hervorkommt, daher venvundeten Krokodilen im Wasser gefahr- lich und findet sieh an manchen Orten in zahlloser Menge. Es kriecht gerne in das männliche Glied, und ist dann fast nicht, ohne Zerreissung des Tlieils, her- auszubringen, daher sich Mannspersonen, wenn sie sich in den Flufs begeben wol- len, an diesem Theile wohl verwahren müssen."

2. Der Makakewurin.

Artur inHistoriaetComment. Acad. Seien t. 1753. Barrere, P.Beschreibung von Guiana. Berlinische Sammlungen B. VII. S. 241.

Glitt ingsche Aufzeigen von gelehrten Sachen 1759- S. 244

GottiKgsche Saunnlungen von Reisen Th. II.

K n i p h 0 f Diss. de I'edic. inguin, §. i 4. p. i 3.

Dieser Wurm soll die Länge eines Zolls und die Dicke eines Federkiels, «ine rothbräunliche oder dunkelbraime Farbe und der Gestalt nach viele Ähnhch- keit von einer Raupe haben. Er wächst zwischen der Haut und den Muskeln und wird am meisten um die Fufsgelenke, in den Schenkeln, besonders am Knie und unter der Haut der Fufssohlen angetroffen. Im Anfange verräth er sich durch ein Jucken in der Haut. Hierauf folgt aber bald ein Geschwür mit Entzündung und Fieber, bis der Wurm sich selbst durch die Haut gebohrt hat. Öffnet man die- ses Geschwür, so findet man den Wurm im Eiter verborgen. Man drückt oder faltet sodann die Haut und fafst ihn mittelst eines kleinen gespaltenen Stückchen Holzes. Einige legen auf den Ort, wo er verborgen liegt etwas Tabakssaft und versichern hierdurch den Wurm desto geschwinder herauszubringen. Nach Ent- fernung desselben heilt die Wunde gewöhnlich von selbst, ohne Anwendung ir- gend eine^ Mittels. Die Indianer, Neger und Kreolen sind den Verfolgungen dieses Wurms gewöhnlich unterworfen. Fremden hingegen wird er erst durch die Länge des Aufenthalts in jenen Gegenden gefährlich.

Erdichtete Würmer.

Zur Berichtigung der Geschichte der unsere Eingeweide bewohnenden und unsere Oberflache verletzenden Würmer, zur Tilgung gewisser Vorurtheile, wel- che

123

clie auf die Bcliandlungsart einiger Krankheiten Einflüfs haben, hielt ich es nicht für überflüssig, hier auch das Nöthige über die Nichtexistenz gewisser Würmer bei- zubringen , deren Erdichtung sich noch aus den Zeiten des Aberglaubens uud der Finsternifs in den meisten Theilen de*' Naturgescliichte herschreibt.

I. Der menschliche Bindwurm.

Fasäola hoTninis. Linn. Syst, Nat. T. I. P. VI. p. 3053. n. 2. Ohne Charakter, EJusd. Diss. de Taeiiia (Resp. Dubois) Ups. 1748«

B a gl i V i i , G. Epistola Nicolai Andry Operi de Ge- neratione vermiuni annexa.

Clerici Hist. lat. lumbr. p. 210. Ligula teres, praetongus liominnin canumque lumbriciis.

Döverens Abhaiwll. v. de^l Würmern in den Ge- därmen des menschlichen Kürp. S. 54.

Ludovici, D. von einem sehr langen Spulwurm, in d, Abh. d. k. Akad. d. i\f. Th, 111. S. 385.

M 0 n t i n von einer Fasciola intestinati mit mancher- ley Würmern bey einer Kranken , in den Abhandlun- gen der Schwed. Ak, d. Wissens<:h. vom Jahre 1763. S. 122.

Spigelius de Lumbrico lato, Gap. V.

Die Unbestimmtheit in der Angabe der äusseren Gestalt und des ursprüng- lichen Wohnorts dieses Wurms, die Übertreibungen seiner Länge, und die frucht- losen Bemühungen aller neuen Helminthologen, ihn in dem menschlichen Darm- kanale irgend einmal anzutreffen; lassen vermuthen, dafs seine Entdeckung auf einer Verwechslung mit dem kurzgliedrichten oder breiten Bandwurme oder einem ungewöhnlich langen und dicken Spulwurme beruhe. Clericus scheint schon die- sen Irrthum eingesehen zu haben, wenigstens läfst sich dieses aus folgender Äus- serung vermuthen: Wenn auch schreibt er, solche runde und überaus lange Spul- würmer, wirklich im menschlichen Darmkanal gefunden worden sind j so sind sie doch gewiCs überaus selten. Bey (S-^n Alten geschieht hiervon gar keine Er- wehjiung. Von den Neuern sagt zwar Wecker in Valle Gregöriana, dafs er ein Weib von 35 Jahren gesehen, welche einen achtzehn Fufs langen, dünnen, nicht völlig runden Spulwurm von der Dicke eines Erdwurms mit sehr stinkenden Ex- krementen von sich gegeben habe. Dem Spigelius hingegen scheint dieser Wurm von dem breiten Bandwurme , der sich an beyden Rändern so zusammenzieht, dafs er bisweilen rund erscheint, nicht verschieden zu seyn. Eine zweyte Beobach- tung von diesem Wurme liefert Baglivi , welcher erzehlt , dafs im Jahre 1696 ein junger Mensch in Rom vom Geruch einer zerschnittenen Zwiebel zum Brechen ge- bracht wurde, und einen runden, dreysig Fufs langen Wurm wegbrach. Eine dpitte Beobachtung findet man bey Ludovici, der versichert, dafs ein Jüngling auf

ein

124

S

ein genommenes Breclmuttel einen drey Ellen langen Wurm dm'ch den StiiM- gang von sich gab.

Litine hält diese Tasclola für eine vom Bandwurme verschiedene Wurmart, welche weifs, lang, bandähnlich, übrigens ungleich dicker, als der Bandwurm, auch nicht wie dieser gegliedert, mit drey länglichten Streifen auf der oberen und unteren Fläche geziert, an beyden Rändern gezackt und an den Enden abgerundet ist. Sie kommt nach seiner Meinung öfter in Hunden und Fischen, als bey dem Menschen vor und ist bisweilen einer Elle lang.

Nach Montin ist dieser Wurm dick, hat einen eingedrückten, scharf ge- zähnten Rand zu beyden Seiten, welcher die Ursache seyn soll, dals er mit Schneiden abgeht. Das eine Ende hat eine stum.pfe, das andere aber verlängert sich allmäldich in eine feine Spitze, womit sich der Wurm in den Fischen so stark anhängt, dafs er fast allemal abreifst, wenn man ihn herauszieht, ohne den Fisch in recht kaltes Wasser gelegt zu haben. Überhaupt hat er nach Mojitins Ver- suchen ein ungemein zähes Leben. Glühende Kohlen von Buchenholz löschte er Ewey bis dreymal mit seinem Schleime aus , ehe er darinnen umkam und hieraus erklärt er die Möglichkeit, dafs er in den Örtern von Holland und Schonen, die in Wäldern liegen und wo so viele Fische in den innländischen Seen gefangen wer- den, welche man wenig oder nicht reiniget, und weniger als anderswo kocht, noch lebendig mit verschluckt werden könne und daher sehr gewöhnÜch bey den Menschen vorkomme. Er belegt dieses mit einem im Grunde nichts beweisen- den Beyspiele, wo ein Frauenzimmer in Holland mit einer Brassenzunge ein Stück einer lebendigen Fasciola in den Mund bekam, aber dasselbe , als etwas Ungewöhn- liches mit ihrer Zunge bald gewahr wurde und daher wieder herausnam. Eben so wenig kann seine angeführte Krankengeschichte beweisen, dafs die Fasciola wirk- lich in dem Menschen vorkomme. Ein Fräulein von 25 Jahren empfand nemlich jedem Abend eine wälzende Bewegung von der linken Seite nach der rechten Seite und so, zurück, nebst starken Spannungen unter der Brust, Ohnmächten, Herzklopfen und Reissen im ganzen Körper, unter ay eichen sie meistentheils an der linken Seite zusammengezogen wurde. Sie hatte vordem bey einer Brunnen- kur vennes cucurbitinos bemerkt und es war daher kein ZAveifel an der Gegenwart enies Bandwurms mehr übrig. Es wurde einige Tage Aistons englisches Zinnpul^ ver und sodann ein Merkuriallaxans gegeben, worauf viel Schleim, wie dicker saurer R^ahm, vermes cacurhitini und ein Paar Bandwurmstückchen abgiengen. Nach wiederholten Wurm - und Abfüluungsmittel kamen wieder einige Stucke eines brei- ten

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ten und dünnen Bandwurms und endlich eins, das eine Viertelelle lang und des- sen breites Ende stumpf zugespizt war, genau so wie hey dem in Holland in den Karauschen etc. vorkommenden Wurme. Alje abgegangenen Stücke betrugen ü^ Elle, worauf sich nach und nach alle obige Zufalle verloren.

Unverkennbar ist in dieser Geschichte wohl die Verwechslung des Bandwurms mit dem Bindwurme und daher die Behauptung der Existenz des lezteren Wurms auf nichts gegründet.

2. Der Veitswurm.

B re n gger u s, J. G. in Epistol. ad Hechstetterum.

Camerai'ius, R. Centiir. memorab. med. XII. §. XCiV.

Clerici Hist. lat. lumbr. p. 326. Fermis ttmbi- licalis.

K n i p h o f de Ped. ing. §. X. Fermis Sancti viti.

Michaelis, B. Diss. de vermibus in homine 1628.

Mullerus, M. Diss. singularis. Tubing. 1625.

Olevia 11 US, F. apud Hier. Reusnerum, obs. XCVII.

Pauliini, C. F. von einem Nahetivurm , in den Abh. d. k. Ak. d. Nf. Tli. XV. S. 492.

Flateri Prax. med. L, III. C. XIII.

Sulzbergerus, R. apud Sennertum III. Fr, part. X. C. 4.

Velscliius de vermibus infantum.

Vasti, J. Diss, de verme umbilicali. Resp. Scheel« Erfurt I 7 I o.

Zacutus Prax. admir. obs. CXXIV.

Unter die Geschöpfe der Phantasie gehört vorzüglich der Veitswurm , wel- cher von andern auch Geitz- oder Nabelwurm genennt wird und in der Nabelblut- ader seinen gewöhnlichen Aufenthalt haben soll. Die angeführten Schriftsteller hielten ihn für die Ursache einer bey ganz zarten Kindern hauffig vorkommenden Krankheit,, wobey die trockne, duftlose Haut kaum die Knochen bedeckt, das ganz magere, verfaUene Gesicht in lauter Runzeln gefaltet, die Farbe des ganzen Körpers bleyfarbig, der Unterleib aufgetrieben und knoticht ist, und welche man gewöhnlich unter den Namen Atrophie, Darrsucht, Altvater kennt. Man verband damit die sonderbare Idee, dafs ein gewisser Wurm imablässig am Leben des Kin- des nage , alle nährende Theile aufzehre und nothwendig den Tod des Kindes zur Folge habe, wenn seine Gefressigkeit nicht auf eine andere Art befriediget würde. Der Zufall lehrte, dafs eine lebendige, auf den Nabel gebundene Schmerle oder Grundel nach vier und zwanzig bis dreysig Stunden bis auf die Gräten verzehrt gefunden wird und nothwendig mufste sich der Veitswurm daran gesättiget haben Man bedachte aber nicht , dafs ein so Jileines Fischgen , wenn es vorzüglich , wie allermeist geschielit, nebst einem Stückchen Spiefsglas aufgebunden wird, bald den gröfsten Theil seiner unbedeutenden Fleischsubstanz abreiben und der Rest derselben, durch die In. dieser Krankheit widernatürliche Warme des Unterleibes

an

an den Gräten vollends vertrocknen könne. Sobald die Schmerle verzehrt gefun- den -wurde, b(^diente man sich einer Salbe, um den Veitswurm zu tödten, und noch in unseren Tagen hat der aus den Köpfen des Pöbels unvertilgbare Aberglaube diesem Heilverfahren, vorzüglich bejr der niederen Voll^Äklasse, seine Dauer ge- sichert.

3. Die Mitesser.

Ackermann, J. Ch. G. über die Mitesser bey Kindern, in Baldingers neu. Mag. B. III. St. 9. S. 3 i 3.

j4cta trndit. Lipsiuts. Ann. lögz. p. 3l6. de Crino- nibus et Comedonibus infant. Tab. XVII.

Castro (Ezecliiel a) de igne lanibente. C. VI.

Clerici Hist. Jat. lumbr. p. iSS- ViTtniculi capil- tares infantum , seu Crinones et qm gaWice Soijes , item Jllasclous dicti sunt. Tab. II. Fig. G. H. J. K. nach Ettniiiller.

Ettmiiller valetiidinariiim infantile Cap. II. §.33-

Eysel, J. Ph. Diss. de Comedonibus, Resp. Len- tln. Erf. 171 1. 4.

Göze Gesch. schäd!. Insect. p. VI'.

Hafenreffer, S. de cutis affectibus, I. 11.

Hartmann, J. Prax chyniiatr p. 152.

Hoffmann, F. Herc medic. VII. 6.

Job MS ton, J. Idea medic, pract. (X. V. 4.

Kniphof de Pedic ing. § XX. yemtictdi capilla- res ififtuUum , Miteisfr , Mufrafs , -t('!rre Madet? , zeh- rende Dinger, zehrende IVlirmcr. Tab. II. G. H. I. K.

Kratzeosteins Abh. v. Erz. d. Wurm. S. 4a.

Lorry, A. L. Abh. v. d. Krankheiten der Haut, übers, v. Held. Leipz. 1779. B. II. S. 349.

Ludwigii, Christ. Fr, Diss. de Comedonibus (Rpsp. Wüift.) Lips. 1789.

Montuus, Hieron. de Morb. infaut. P. III. L, I. p. I t o.

Paraei, Ambr. Opera chirurg. lat. don. Jac. Gull« lemeau.

Paullini de Morte verminosa , p. 114.

Sau vages Nosol. nieth. T. V. p. 202. Math » crinoHibus Ettmiiller i ; morbus pilaris Horstii; Setae; Comedones f DracuHciilus , Cridonts , ßJasclous,

Sennert, Dan. Prax. II. P. 2. C 24.

S te n tze 1 , Diss. de insector. in C. H gen it. varia forma et inaole (Resp. Vaghi) Viteniberg. 1741. §. 15 et 17.

Stolberg, J. St. Manduct. ad pueril, affect. curat. Cap. 4.

Velschii Exerck. de vermicul. capillar. inf.

Vogel, R. A. Praelect. de cogno.sceiid. et curan- dis praec. corp. hum, effectibus $. 728.

Wichmanus Aetiologie derKräitze, S. 73.

Bey ganz zarten Kindern von wenigen Wochen und Monathen bis zu einem Jahre ; und nur in seltenen Fällen noch im dritten Jahre bemerkt man öfters eine £^ewisse widernatürliche Rauheit der übrigens mehr als gewöhnhch feinen , kränk- lich- weissen und sich oft in grossen Stücken absondernden Haut, welche durch zahllose harte, mehr oder weniger braune und schwärzlichte Punkte vei'anlafst wird. Ein hiervon abhängendes unablässiges Hautjucken, ein zehrendes Fieber macht sie äusserst unruhig, raubt ihnen allen Schlaf , und magert sie nach und nach ab, so dafs sie zulezt, bis auf den stark angeschwollenen und harten Unterleib, völ- lig Gerippen gleichen. Ihre äusseren Gliedmaassen erkalten , wenn sie nur etwas der freyen Luft ausgesezt werden und die Pieizbarkeit und Beweglichkeit ihres Ner- vensystems ist so grofs, dafs sie auf die geringsten Veranlassungen in Convulsio- ncn verfallen. Werden solclte Kinder in ein. warmes Bad gebracht, mit Seife

oder

127

oder einem ancleren erweicJien den und auflösenden Mittel gerleben; so kom- men vorzüglich am Rücken, an den Schulterbliittern , Annen und Füssen, kleine iänglichte, niadenfönnige, mehr oder weniger braune, dicke und zähe Korper- chen , oft in solcher Menge aus den Hautporen hervor , dafs die Oberfläche des Leibes beynalie ganz damit bedeckt ist. Man hat diese Körperchen, in der Meinung dafs sie den Kindern die Nahrung entzögen , Comedones oder Mitesser von der da- mit verbundenen Auszehrung Zehrwürmer ^ und weil sie bisweilen wie kurze «chwarzeTIaare hervorstechen , Crinones genannt. Die alten Griechen und Araber kannten sie nicht. Auch scheinen sie überhaupt in den heissen Erdstrichen der alten und neuen Welt nicht vorzukommen. Die Arabisten, welche als blinde An- hänger des Galens und ^vicennas , nichts glaubten, was diese nicht gelehrt hatten» verwechselten die ihnen bekannt gewordenen Mitesser mit der Fena jnedinensis der Araber und beschrieben sie theils unter diesem Namen, theils unter dem Namen Dracunculus. Neuere Arzte und unter diesen besonders ^^^'""//er, Hanmann y Frie- drich Hoff mann, Johnston, Kniphof, PauUini , Sennert , Strobelberg hielten sie für eine besondere Gattung Würmer, den aus der Haut hervorstehenden, von der Luft und dem anklebendem Schmutz dunkler gewordenen Theil derselben für den Kopf, den tiefer steckenden und spitzig zulaufenden Theil aber für den Schwanz und einige wollten sogar Bewegung an demselben wahrgenommen haben. In den Actis Eruditorum Lipsiensium wurden diese Würmer in einer beträchtlichen Vergrös- serung vorgestellt, welche auch PauUini, Kniphof und andere in ihren Schriften aufgenommen haben, und in dieser erscheinen sie als Thiere von schrecklichem Ansehen mit langen Fühlhörnern , kurzen und breiten Köpfen , runden gros- sen Augen, dicken birnförmigen Körper und einem langen, am Ende zoltich- ten Schwanz.

Andere, wie Castro, Kratzenstein , Sauvages hielten sie für eine Ausartung der Haare oder Haarwurzeln, weichein kleine Eiterbeulen übergiengen, mit ihren Spitzen die Haut durchbohrten und sodann als steife Borsten hervorragten. Vo~ gel widersprach zuerst diesen scheinbar richtigen Behauptungen und zeigte, dafs die Mitesser blos ein in den Hautporen verdickter und schwarz gewordener Schleim sind, der sich theils durch erweichende, die Haut erschlaffende und die Hautpo- ren erweiternde Mittel , theils durch den Druck des Fingers als madenförraige Kör- perchen herauspressen la^^e. ' Hie; mit stimmen auch Ackermanns mit den Mites- sern angestellte Versuche überein, nach welchen sie aus einer rotzigen Substan« bestehen, die im Wasser gröliteutheiis auflösbar- ist, und nach welchen die Köpfe

der

der Mitesser von dem Körper und Schwanz derselben blos in soferne verschieden sind dafs ein dichterer und mithin dunklerer Piotz erstere Farbe und Consistenz verschieden macht, und dafs der gemeinigUch mit abreissende und an dem ver- meindichen Kopien de kleben bleibende Theil des Oberhäutchens , ihnen ein be- sonderes Aussehen giebt.

Die Mitesser sind die gewöhnlichen Begleiter der Darrsucht, in welcher durch zähe, stopfende, rohsaftige Nahrungsmittel, die Drüsen zarter Kinder ver- stopft werden, die Ernährung des Körpers nicht geliörig von statten geht, die Säfte überhaupt eine schleimichte Beschaffenheit annemen , und die Ausdünstungs- materie selbst dicker und zum Gerinnen geiieigter v/ird. Vernachl^issigung des Wechsels der Wäsche, Unterlassung Heissiger Hautreinigung durch Waschen und Baden bewirken unter diesen Umständen , dafs die Ausdünstuagsmaterie vollends in ihren Ausführungsgefässen unter der Haut stecken bleibt und Schleimwälgern bildet , welche nach und nach eine dunkle Farbe annemen. Unabhängig von der Darrsucht können Mitesser aber auch blos durch ein zu warmes Verhalten veran- lafst werden. In manchen Gegenden wickelt man die Kinder nicht nur in dicke Küssen, so dafs nichts als das Gesicht frej bleibt; sondern man vergräbt sie noch überdiefs in warme, meistens in der Nachbarschaft des Ofens stehende Betten und läfst sie in diesem, höchst lästigen Dampfbade unablässig schwitzen. Hiisr- durch wird aber ihre Haut so erschlafft, dafs ihr Geweihe keiner Zu&ammenziehung mehr fähig ist und die Schweifslöcher immer ofi'en stehen. iUler Staub und Sclimutz sammelt sich in diesen Löchern , erhält durch den fettigen Schweifs Zu- sammenhang und Festigkeit, und nach der Form der feinen AusfüJn-ungsgänge, eine madenförmige Gestalt, wenn man ihn aus den Hautporen hervorprefst. Die- ses warme Verhalten ist auch die Ursache, dafs man die Mitesser ungleich selte- ner bey Kindern antrifft, w^elche schon laufen können, als bey solchen, die mau noch in Windeln und Küssen gehüllet herumträgt.

Ziu' Entfernung der Mitesser «mpfielt Ackermann, nach einem warmen Bade, eine in möglichst starke Gährung gesezte Mischung aus zwey Esslöffeln voll Wai- zenmehl, einen Efslöffel voll Honig und zwey Efsiöff ein voll Bierhefen, warm mit der Hand der durchs Bad erschlafften Haut gelinde einzureiben , und diese Salbe nach einigen Minuten wieder abzusp'len. Hierauf werden die Mitesser in einer oft zahllosen Menge sichtbar, so diifs man sie nun leicht mit einem wollenen Lappen mit Seife abreiben kann. Doch verliütet diese Methode nicht ihre Wie- derentstehung , wenn die Haut nicht durch den fieissigen Gebrauch mehr kalter,

als

1S9

als -warmer Bäder und durch Öfteres Reiben mit Flanell rein erhalten und ge- stärkt wird. Man sieht dieses sclion an den Mitessern , welche bey manchen er- wachsenen Personen im Gesichte und vorziighch an der Nase sichtbar sind. Sie werden immer grösser, je öfter sie ausgedrückt werden, weil die, ohne Anwen- dung zusammenziehender und stärkender Mittel , immer offen bleibenden Hautpo- ren, von Zeit zu Zeit einer grösseren Menge Staubtheilchen den Eingang verstat- ten, hierdurch aber immer mehr ausgedelmt werden. Wirkliche Darrsucht oder vorhandene Anlage dazu, machen noch, ausser dem Gebrauch äusserlicher Mittel die Anwendung innerlicher, auflösender und eröffnender Mittel nothwendig wenn man sich eine gründliche und bleibende Hülfe versprechen will. Immer versteht sich, dafs zugleich die Ursachen vermieden werden, welche zur Entstehung des Übels Gelegenheit gegeben Iiaben.

Verschiedene y^wpliibien und andere Thiere^ welche als ausserordentliche

Erscheinungen in dem menschlichen Körper vorgekommen siiid,

oder vorgekommen seyn sollen^

Baldingers Arzneyen; eine pliysicaüscli-medi- tinisciie Monatschritt, Langensalza 1766. B.II. St. 5. Rianchi, J. B. Nat. in H. C. vitiosa , morbosa- que generatione, historia , Aug. Taurin , 1741.P. 298- Blunnenbachs Handb. d. N. G. S. 220. Kr atzen Steins Abb. v. Erz. d. Wurm. S. 38- Lambsna, ventris fluxus multiplex, g. Amstel. 1^56. p. 140.

Pu reell, J. von der Kolik, aus dem Kngl. mit Anmerk. V. J. A. Ph.Gcsiier. Nördlingen 1775.3.S.70.

Vogels, R. A. Vorlesungen über die Kenntnifs und Heilung der vornemsten Krankheiten des menschli- chen Körp. übers, v. Pohl , Leipz. 1780. S.723 §.736.

Weikard, von der Zuverlässigk. nienschl. Beob- achtungen, in Baldingers neuen Mag. B. H. St. 3. S. 2 2 3.

In dem Zeitalter, wo Leichtgläubigkeit und Aberglaube noch die Hexenpro- zesse begünstigten , gab es nur w^enig Weise im Volke , welche nicht der herr- schenden Meinung beygetreten wären, dafs Eidexen, Frösche, Kröten etc. durch eine gewisse Zauberkraft in den menschlichen Körper gebracht und somit von Übelgesinnten zur Erregung der schreckhaftesten Zufälle gebraucht werden könn- ten. Auch datiren sich ^o\\ dorther die meisten Erzehlungen uzid Beobachtungen der von solchen ungewöhnlichen Gästen herrührenden Krankheitsfälle. Kein Wun-. der! wenn die Zweifelsucht der Neuern hiervon Gelegenheit nam, alle sowohl ältere, als neuere Fakta dieser Art abzuleugnen, sie für Werke der Erdichtung der Teuschung und des Betrugs zu erklären. Und allerdings mochte der ail^^e- meine Beyfall, die theilnemende Aufmerksamkeit, welche man solchen Erzehlun- gen schenkte, damals, wie jezt, das Interesse spekulirender Köpfe öfters zur Er-

^7 dich-

i3o

dichtung solcher Beobachtungen verleitet und die heirschende Idee von möglicher Behexung, auch ohne Beweise, solche Falle für zuverlässige Thatsachen angenom- men hal3en , wo dergleichen Amphibien nur zufälliger Weise unter die weggebro- chenen oder wegpurgirten Abgänge gekommen vsaren, diö Gewinnsucht dürftiger Betrüger aber die Leichtgläubigkeit des Publikums nicht selten benu?,t und ihm vielleiclit manches Spektakel dieser Art gegeben liaben. Beyspiele solcher Betrü- gereyen von Seiten der Kranken liefern unter andern Larnlsna und neuerlich JVeikard; von Seiten des Arzts ^}qqv Kratzenscein. Lezterer erzehlt, dafs ein alter Arzt, welcher seinem Sohne bald R.uf und Kundschaft verschaffen wollte, diesem den Ralh gab, eine Eidexe in den Nachtstuhl einer seiner Patientinnen zu prakti- ciren. Der junge Doktor folgte seinem Mentor, gab vor, die Eidexe durch seine Arzneyen abgetrieben zu liaben und nam hiervon Gelegenheit, nicht allein die Vortreflichkeit seiner Mittel zu rühmen, sondern auch auf den gefährlichen Zu- stand aufmerksam zu machen, worinnen sich die Kranke vorher befunden habe. Leider! wurde aber durch eine unglückliche Verrätherey dieser Betrug in der Folge entdeckt und der junge Arzt lächerUch gemacht.

JVeikard schreibt: „ich habe im dritten Stücke meiner medicinischen ver- mischten Schriften eine Beobachtung eingerückt, die immer einige Aufmerksamkeit verdient. Sie betrifft Eidexen , die ein hessischer Mann haufenweise ausbricht. Die Beobachtung hat das völlige Gepräge der Wahrscheinlichkeit, bis auf jenen Punkt, dafs ich die Eidexen nicht selber gesehen habe. Mancher anderer Beob- achter, der diese Geschichte an meiner Stelle erfahren und zu erzählen gehabt hätte, würde gar liinzugesezt haben, dafs er ein lebendiger Augenzeuge gewe- sen wäre."

„Ich mufs die ganze Eidexensache noch einmal von vorne an erzählen. Im Sommer 1779 hinterbrachten die Angehörigen eines Mannes aus dem hessischen Aante Brandenstein, welches an unsern Kurort bey Brückenau gränzet, dafs gedach- ter Patient eine Eidexe ausgebrochen hätte. Vorher, sagten sie, war der Leib ge- schwollen: der Mann konnte nichts trinken, als Brandtewein und Sauerwasser. Nach ausgebrochener Eidexe war Geschwulst und jeder Zufall gemindert. Die Leute waren noch so gut, die Farbe und Gestalt der Eidexe genau zu beschrei- ben. Die Sache kam vor das Amt. Die Herren Beamten sorgten selber, dafs man diesem Unglückliclien helfen möchte. Demi er vermuthete Jaald selber wieder mehrere Eidexen im Leibe , da bald wieder Geschwulst und andere Zufälle kamen. Der Mann bekannte, dals er einstens in einem Rausche auf der Strasse wäre

liegfen

l^r

liegen geblieben, wo er wegen Durst ans einer Pfütze getrunken, und vermutli- lich die Eidexenbrut bekommen hatte."

„Das war nun eben noch keine grosse Sache, eine Eidexe auszubrechen. Es blieb auch nicht lange hierbey. Der Mann brach nun mehr als vierzig theils todte, theils lebendige Eidexen aus. Man schickte einen Boten mit dieser Nach- richt zu mir. Ich liatte zwar noch nichts unternommen , doch war mein Plan ge- macht, auf welche Weise ich diese Thiere aus dem Leibe exorciren wollte. In meinem Sinne war ich schon so siegreich als Gnfsner, da er es mit den vielen Teufeln zu thun hatte."

„Der Mann klagte nun bald wieder die vorigen Zufälle, woraus er wieder auf einen Haufen Eidexen schlofs. Nun kam die Sache nach CasseJ. Der Mann stellte sein Unglück und seine Armuih vor, verlangte von Sr. Durchlaucht, dem Herrn Landgrafen , Beysteuer zum Unterhalt. Aber in Cassel müssen sie das Ding besser verstehen. Es kam geheimer Befehl an Herrn Alix, der als Physikus jenes hessische Amt versieht, die Geschichte der Eidexen mit aller Genauigkeit und Vor-c sieht zu untersuchen. Er that es, und entdeckte, dafs keiner von den angegebe- nen Zeugen mit Wahrheit behaupten konnte. Eidexen gesehen zu haben, dafs der Mann ein Säufer und viel mit Aufblähung des Leibes gequält war."

„Nun wünschte ich die ganze Eidexenobservation aus meinen Schriften; ich sehe, wie nötln'g es ist, äusserst hartgläubig, oder"gar ungläubig, bey fremden Er- zehlungen zu seyn, wie vielfältig uns Betrug für Wahrheit verkauft wird."

Dieser und ähnlicher Überführungen des offenbaren Betrags ungeachtet, ha- ben doch angesehene Ärzte, selbst in den neusten Zeiten, die MÖgliclikeit und Wirklichkeit solcher Geschichten nicht in Zweifel gezogen. Purcell schreibt zum Beysplel: „Die Magenkolik kann auch von Würmern und Läusen verursacht wer- den. Die Beobachter setzen noch andere Thiere, als Kröten, Sclilangen, Eidexea tmter diejenigen , so in diesem Eingeweide gewachsen sind und unaussprechliche Schmerzen erweckt haben." Er führt verschiedene Beysplele aus anderen Schrift- stellern an und sezt hinzu: „dem, der die Wahrheit solcher befremdenden Fälle bezweifelt, kann ich keinen andern Beweis geben, als die Zeugnisse glaubwürdi- ger Männer , die sie in ihren Schriften nachschlagen können. Ich hnde sie möglich und dem gewölmllchen Lauf der Natur gleichförmig." Auch Gesner zweifelt in seinen Anmerkungen zum Purcell nicht daran inid T'^ogel äussert sich über diese Materie auf folgende Art: „Ausser den Würmern fnidet man zuweilen in den Där- mern noch andere Thiere, Kröten, Sclilangen, Blutigel, Gordios, Eidexen, Frö- sche

102

scTie etc. Diese erregen eLen sowoLl, wie diejenigen, von denen bislicr gelmn- delt worden, schlimme Zufdile. " Ganz neuerlich aber stimmt Blumenhach fiir diese Meinvmg, indem er versichert „mau hat ungezweifelte Beyspiele von Wassermol- ehen imd Fröschen, die sowohl im Magen und Darmkanal von Menschen gelebt haben, als auch ihrem Leben unbeschadet in dichte Eisschollen eingefroren sind." Nimmt man ferner die Analogie zur Hülfe und geht auf das zurück, was schon im ersten Bande dieses Werkchens S. .291 unter der Rubrik von Insektenlarven, Puppen und vollkommenen Insekten im Darmkanale angeführt worden ist; so möchte man Bianclds Schlufsfolge , welche er, nach Aufzehlung aller alten Ge- schichten von solchen ungewöhnlichen Gästen in menschlichem Körper, macht, nicht ganz ungereimt linden, dafs es nehmlich nicht wahrscheinlich sey, dafs alle die grossen und berühmten Männer, welche dergleichen Geschichten aufgezeichnet haben, betrogen worden seyn sollten , und es für glaublich halten, dafs auch in die- ser Rücksicht manche Begebenheit, die ehemals zum Wunderbaren und Lächerlichen gezehlt wurde, bey genauerer Nachforschung und unparteyischer Prüfung ähnlicher, sich in imseren Tagen vielleicht ereignenden Fiüle, als zuverlässig beatätiget wer- den möchte.

So lange inzwischen allen diesen und ähnlichen Autoritäten noch nicht der Stempfei der Zuverlässigkeit durch aktenmässige und durch gehörige Zeugschaft er- härtete Belege aufgedruckt ist; so bleibt immer noch der erste Punkt uns rer Streit- frage: ob es nemlich wenigstens mit einem grossen Theile solcher Geschichten seine vollkommene Richtigkeit habe? unentschieden und noch die Erörterung der zwey- ten Frage übrig: ob aus der möglichen Aufname, Entwicklung, Lebensdauer und Fortpflanzung der Amphibien in menschlichem Körper, die Anname solcher inne- ren Bewohner desselben bewiesen werden könne?

Was die Aufname betrifft; so ist es nicht ganz unwahrscheinlich, dafs Perso- nen, welche einen sehr festen Schlaf haben, wenn sie auf blossem Erdboden, im Grase oder Heu, in der Nachbarschaft der Sümpfe, Teiche u. s. w. mit offenem Munde schlafen , wohl eine ihnen in den Mund kriechende Kröte , Eidexe etc. in der Unbesonnenheit und dem Taumel, mit welchen solche Festschlafende gemei- niglich envachen, oder auch im Traume selbst, lebendig verschlucken können. Noch weit möglicher ist aber wohl der Fall, dafs Jemand, der aus heftigem Durst trübes Pfützen- oder anderes unreines Wasser, vorzüglich des Nachts trinkt, mit diesem Wasser die überaus schlüpferichen Eyer oder selbst die noch jungen ganz kleinen Amphibien verschluckt. Dieser Fall kommt vielleicht auf dem Lande nicht

so

1^1

so selten vor, und ist vielleicht Öfter, [als man denkt, die Ursache unerklärharer Zuialle, hartnäckiger Cardialgien und Koliken , bej welchen der rohe und gegen die Hülfe des rechtlichen Arzts meistenstheils eingenommene Landm.inn, der völ- ligen Vernachlässigung oder dummen Empirie unterliegt.

Eben so wenig widerspricht die Natur dieser Thiere ihrem Fortkommen in menschlichem Körper. Das Laich der Kröten, Frösche, Eidexen und selbst man- cher im Wasser lebenden und mit Schleim überzogene, an einander gekettete oder in Klumpen vereinigte Ejer legender Schlangen, kann in der feuchten Wärme des Magens und Darmkanals sehr wohl ausgebrütet werden und die} ausschliefendeil jungen Amphibien können sehr wohl in dieser Wärme gedeihen. Zweifelhafter ist es aber , ob jene Eyer ihrer Grösse wegen von den Saugadern des Darmkanals , so gut wie die Eyer der Insekten und Intestinalwürmer aufgenommen und durch die Cirkulation auch in andere Theile des Körpers gebracht werden können , welches gleichwohl nothwendig seyn würde, wenn die unten vorkommenden Beobachtun- gen des «Soriö/V , Isibordus y Borellas u.a. m. von Kröten und Fröschen in Beulen und Geschwülsten nicht unter die Fabeln gehören sollen. Übrigens kann der Ma- gen und Darmkanalj für mehr oder weniger vollkommene und ausgewachsene Am- phibien kein ihr Leben in Gefahr setzender Aufenthalt seyn , da sie bekanntlich ein überaus zähes Leben haben, nach Blumenbach lange das Athemholen entbeh- ren, lange ausser ihrem Elemente auch in luftleerem Räume und in eingesperrter Luft, wie die Kröten in engen Höhlen mitten in durchsägten Baumstämmen oder in Steinblöcken , ja selbst geraume Zeit in einer Atmosphäre von Kohlengesäuerter und fixer Luft sich aufhalten und einen unglaublichen Grad von Hitze und Kälte ertragen können. Wo aber das gewöhnlich lange, sich bey Fröschen auf zwölf bis sechzehn Jahre, bey Schlangen noch ungleich höher erstreckende Leben der Amphibien bestehen kann, da ist sicher auch ihre Fortpflanzung möglich, und da- her keinesweges unbegreiflich , wie diese Thiere oft viele Jahre lang in dem mensch- lichen Körper verweilen und ohne wieder von neuem i i dem Körper geljracht wor- den zu seyn , dennoch von Zeit zu Zeit aus demselben ausgeworfen werden kön- nen.

Nach dieser Voraussetzung liefere ich noch einige Beobachtungen undjErzeh- Tungen von solchen ungewöhnhchen Bewohnern des menschlichen Körpers, um die Leser selbst im Stande zu setzen, über ihren Werth zu urtheilen und zu entscheiden.

I. Krö-

134

I. Kröten im Magen, Darmkanale und in Abscessen.

Bar tli Ol ini , C. Annalecta Observ. anat. cent.IV. Obs. XIX. p. 525-

ßerlinisches Slagazin , B. I. S. Ö79. Sonderbare Be- merkung von einer lebendig durch den IWund ausge- worfenen Kröte.

Blancardi Anat. pract. Obs. 17. Bufonum vo- mitus.

Horstii, G. Opp. T. I'. p. 478-

Rhein es ii. Th. de ancilla Alcenburgensi ranas evomente, in Thom. Bartholin! Act. med. et philos. Hafn. Vol. II. p. 1 10.

Sammlung von Natur - und Medicin - wie auch hierzu

ge'iüiigen Kunst ~ und Literaturgeschichten. Vierzehn- ter Versuch S. 437. Von dem Schlesischen Kröten- speyer in Skarsine.

Schroks, L. Wahrnehmung von einer Kröte, die durch den Stuhlgang abgegangen , in den Abh. d. A. d. Nf. Th. IX. S. 220.

Seger, G. von einem Erbrechen, wodurch dre/ Kröten ausgeworfen wurden, in d. Abh. d. k. A d. Nf. Th. II. S. 109.

Sorbait, P. v. von einer Eiterbeule am Halse, woraus eine Kröte hervorgekommen, in den Abb. d. k. A. d. Nf. Th. II. S. 158.

In dem zwey Meilen von BreCsIau entlegenen Dorfe Skarsine befand sich im Jahre 1730 ein etliche vierzig Jahre alter Mann, der seit vier und zwanzig Jahren iiber Schlaflosigkeit, Leibesverstopfimg, Übligkeit und Brechen , Beissen und Grim- men im Leibe etc. klagte und immer behaup.tete, dafs er etwas Lebendiges im Leibe habe. Auf den Gebrauch verschiedener, blos von einer Dame angeordne- ter Mittel , fand er auf längere oder kürzere Zeit Erleichterung. Endlich aber über- fiel ihm einmal ein heftiges, Ersticken drohendes Erbrechen , wobey zwej leben- die;e Kröten, von der Grösse kleiner Laubfrösche ausgeworfen und nachher noch lebendig in einem Glase mit Wasser aufbewahrt, erhalten wurden.

Ähnlich ist iS'e^er,? Erzehlung von einem Fleischer, der von einem stillstehen- den Wasser sehr begierig getrunken hatte und gegen Abend über Magenschmer- zen zu klagen anfieng, welche von Tag zu Tag zunÄnen. Des Morgens fühlte er immer eine Bewegung im Magen, wie von einem lebendigen Thiere. Nachdem er so ein halbes Jahr lang an den heftigsten Kopf- und Magenschmerzen, öfteren Ohn- mächten gelitten hatte und dabey sehr an Kräften herabgekommen war, brach er, nach genommenen Schlangenfette, drey Kröten weg, worauf er seine vorige Ge- sundheit wieder erlangte.

Von der berühmten Kröten- und Eidexenspeyerin Catharina Geifslerin, ge- ben Bartholuiiis , Rheinesius und PVoIgn ad Nachricht. Sie hatte im Frühlinge aus ei- nem stehenden Wasser getrunken, nicht lange hernach ein heftiges Grimmen und eine Bewegung wie von lebendigen Thieren im Magen bemerkt, welche ihr die hef- tigsten Beschwerden verursachten , wenn sie nicht die gehörige und angemessene Nahrung erhielten. Ohngeachtet sie öftere Kröten und Eidexen von freyen Stücken wepbrach; so gerieth sie doch in Lebensgefahr, sobald man sie durch ein Brech- mittel fortzuschaffen bemühet war. Ihrem Schicksale überlassen starb sie daher

1663

1 J

^■5

i66a im Hospitale zu Altenburg, naclidem sie zwanzig Jahre lang eine Menge die- ser Thiere und laichartiger Materie aiisgeljroclien Iiatte.

In dem Berlinischen Magazine findet ,man die Krankheitsgeschichte eines Mädchens von sechs Jahren, welches den ganzen Winter hindurch über ein bestän- diges schmerzhaftes Kratzen und seltsame Bewegungen in dem aufgetriebenen Un- terleibe klagte , schon seit sechs Wochen eine anhaltende Fieberhitze , Schläfrig- keit und einen roihen Ausschlag der Haut hatte. Man gab ihr Meisterwurzel {Im- peratoria Ostrnthium L.) ein, worauf sie in Gegenwart vieler Anwesenden, welche durch das Leiden des Kindes herbeygezogen waren, eine lebendige Kröte aus- brach, welche in der Stube herumzuhiipfen anfleng.

Von Kröten im Darmkanale führt Horst einen Fall an , wobey vier Kröten, durch Purgiermittel abgetrieben worden sind. In Schröks Geschichte ist es aber zweifelhaft , ob die Kröte nicht zufällig unter die Ausleerungen des zwölfjährigen Knabens gekommen ist.

Sorbait erzehlt ein Beyspiel von einer Kröte in einem Abscefs. Bey einem Weingärtner sezte sich nemlich nach einem starken Trunk von kaltem und schlam- michten Wasser eine grosse Geschwulst äusserlich an dem Halse an. Sie wurde nach und nach erschrecklich grofs. Endlich verwandelte sie sich lin eine Eiter- beule, woraus eine lebendige Kröte hei'vorkam, die er mit seinen eigenen Augen gesehen haben will. Vielleicht, sezt er hinzu, war der Saame einer Kröte mit dem Wasser in die Häute des Halses gedrungen und hatte zur Erzeugung dieses Thiers Anlafs gegeben. Allein blos durch die Girkulation hätte die Absetzung eines sol- chen KrÖteneyes nicht statt finden können.

2. Frösche im Magen, Darmkanale, in den weiblichen Ge- burtstheilen und äusserlichen Geschwülsten.

Alexander, von Fröschen, die mit der monath- licheii Reinigung abgegangen sind; in den Abli. d. k. A. der Nf. Th. XIV. S. 352.

Borelli Hist et Obs. Cent. II. Obs. 86.

H o e c h s t ä 1 1 i n , C. F. Obs. de femina per 1 5 an- nos ex ingenti copia ranarum vivaruni corpore conten- tarum , aegrotante. Kotemburgi 1735.

Isibordus von grünen Fröschen in einer Ge-

schwulst; in den Abh. d. k. A. d. Nf. Th. XIV. S 330. Üiitiimking von Natur - und Nediciu - wie auch hierzu gehörigen Kunst- imd Literatur -Geschichten , so sich 1718 in den drey Wintermonaten in Schlesien bege- ben. Versuchlll. Breslau 1719.4.S. 695. Vers. XXII. S. 570. Von eingesolfenem Froschlaich und denen hierauf durch den Stuhl, ja per uteritm abgegangenen Frösciien.

Im dritten Versuch der Breslauischen Sammlungen liest man folgende Beob- achtung; Eine Frau klagte geraume Zeit über Kopfweh, tjbligkeit und saueres Auf-

$tos-

i36

siossen und brach nach einem genommenen Brechmittel eine Menge Sclileim und Unreinigkeiten und mit diesen zwey lebendige Frösche mittelmässiger Grosse weg. Diese schwammen gleich anderen Fröschen, sobald sie ins Wasser geworfen wur- den, blieben aber darinnen nur sechs Stunden am Leben. Die Ursache dieser Froschkranklieit wird dem häuffigen Genufs der Salatkräuter zugeschrieben, mit welchen wahrscheinhcli etwas Froschlaich verschluckt worden ist.

Ferner kommt im zwey und zwanzigsten Versuch eben dieser Sammlungen folgende Geschichte vor. Eine arme Witwe von sieben und sechzig Jahren gieng vor ungefebr siebenzehn bis achtzehn Jahren bey grosser Hitze zur Erndtezeit aufs Feld, um Ähren zu sammlen. Vom Durste gequält trank sie aus einer Pfütze, be- merkte aljer gleich , dafs sie etN^ as Schleimichtes mit verschluckt hatte. Sie ver- spürte bald ijbligkeit, liielt diese aber für Mutterbeschwehrung und suchte sich durch einige Löffel voll Brandwein zu helfen. Nach einiger Zeit überfiel sie ein entsetzlicher Schmerz in der linken Seite , mit der Empfindung als ob aUes leben- dig wäre. Dieser Schmerz nam so sehr überhand, dafs sie gänzlich von Sinnen kam und viele ungereimte Dinge vornam. Hierauf erfolgte Entkräftung und Tod- tenschwäche. Doch erhohlte sie sich nach und nach wieder, nur der Schmerz in der linken Seite hielt immer noch an,, so dafs sie nicht darauf liegen konnte. Auch schwoll diese Seite öfters auf und sie fühlte darinnen ein Wimmeln und Her- umkriechen. ]\Iit der Leibesöfinung gieng öfters Blut mit Drang und Brennen fort. In diesem Elende brachte sie viele Jahre zu. Endlich wurde der Schmerz so aus- serordentlich heftig, dafs sie vor Wuth die Nägel, ja das Fleisch von den Fingern an den Wänden wegscharrete und wegrieb. INIan hielt das übel immer noch für Mutterbeschwerden, verordnete Bäder, welche viele Erleichterung zu verschaffen schienen. Nach zwey Jahren fühlte sie in der linken Seite wieder ein Geräusch, als wenn Materie daselbst verschlossen wäre, und aus den Geburtstheilen flofs eine Gauche. Sie hatte dabey beständigen Durst, Kopfweh, Verstopfung und Stuhl- zwang und eine so starke Heischerkeit, dafs sie einige Wochen lang kein lautes Wort sprechen konnte. Man hielt sie nun für venerisch, gab zur Minderung der Heischerkeit eine Mischung von Mandelöl, Syrup etc., worauf der Schmerz im Unterleibe sich wieder vermehrte und ausser der linken Seite, auch die rechte schwoll. Derp^ortgesezte Gebrauch des Mandelöls bewirkte immer Grimmen, Wim- meln und entsetzliches Nagen im Unterleibe und nach ^nd nach eine laxirende Öff- nung, wobey zwey lebendige Frösclie und bald darauf noch zwey abgiengen. Nach zwe}' Tagen aber wurden die Schmerzen unerträglich. Es wurde nun ein Wurm- mittel

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mittel und darauf ein aLfülirendes Mittel gegeben, worauf nach und nach sechs Frösche und in der Nacht noch drey aus den Geljurtstheilen iliren Abgang namen. Hierauf wurde wieder Mandelöl gebraucht. Die Schmerzea vermehrten sich wie- der und von dieser Zeit an wurden immer um den dritten oder vierten Tag iwey bis drey mittehnässige Frösche ausgeleeret. Ein abermals gegebenes Abfüh- rungsmittel führte wohl noch eine halbe Maas Laich ab und hierauf erst genofs sie die vollkommenste Ruhe mit der Befreiung von allen Schmerzen. Viele Men- schen versicherten sich von der Gewißheit dieser Sache durch den Besuch der Kranken.

Auch Alexander erzehlt, dafs im Jahre i2o3 ein Mädchen von sechzehn Jah- ren, welche geraume Zeit über Schmerzen in der Gebälirmutter geldagt hatte, end- lich durch den Abgang eilf kleiner Fröjche mit der Reinigung, davon befreyet worden sey.

Beyspiele von Fröschen in Geschwülsten ilndet man beym Borellus und Isi- bordiis. Der altere Tirefort, schreibt ersterer Autor, wurde zu einem Kaufmanns- jungen gerufen,, der an einer sehr schmerzhaften und grossen Geschwulst des lin- ken Schenkels litt. Bey Öffnung derselben kamen nebst einer Menge Eiter, auch kleine Frösche, Haare u. s. w. zum Vorschein. Und Isibordus meldet: im Jahre 1067 wurde Gotschalk von Wittorp von einer Geschwulst unter der linken Brust- warze sehr lange geplagt. Endlich liefs er sich dieselbe auf Befehl des Prälaten Saracho aufschneiden, und da kamen zwey kleine, vollkommen grüne Frösche, welche nacheinander auf den Tisch sprangen, an welchem der Kranke safs, nebit vieler Materie heraus.

3. Eidexen im Magen und Darmkanale.

An in», C, Osservazione di due Lucertole aquati- che oSalamandre, uscite dat basso venire di un Faii- ciullo di Tortona. Torino 1761.

Ba t ign e , in NouveauxMem. de l'Acad. des Scienc. de Berl. Anno 1770. p. 40 und in den Berlinischen Sammlungen B. HI. S. 269.

Brückraanns Beobachtungen von verschluckten Eidexen, in Baldingers neuen Magaz, B. VI. St. 2. S. 140.

Monti Clgnatio) dialoghi ameni e critici , Pavia 1764. Dialog. I. le Lucertole aquatiche.

Sammlung von Natur - und Mediän - wie auch Lierzn gehörigen Knnft- und Litter aturgeschiclite». Versucl» XIX. S. 301, von Insekten im menschliciien Leibe, besonders von weggebrochenen Eidexen.

V e s t i , Jal. Observat. IX.

Zwinger, J. R. in ^ct. Helv. Vol. I. Basil. 1751. 4. p. 22. Lacertum aquaticum vivum a puella qua- dani per alvum redditum , post gravia patiien;ata convulsiva.

18

f'esti

i38

Vesti wurde zu einem Weibe gerufen, die unertriigliclie Schmerzen unter den kurzen Ribben hatte, und von welcher acht Tage zuvor eine lebendige Eidexe abgegangen war. Die Schmerzen legten sich auf Wurmmittel und das Weib sah bald einen Fufs, bald ein anderes Stück eines gleich ='n Thiers von sich getrieben. Eben so versichert Zwinger ^ dafs von einem zwölfjährigen Bauermädchen eine le- bendige Wassereidexe gegangen sey.

In den Breslauischen Sammlungen findet man folgende Geschichte : Die Frau eines Zimmennanns in dem zwey Meilen von Leipzig entlegenen Marktflecken Röthe hatte die Epilepsie und klagte öfters über Kneipen im Magen und Unterleibe, wel- clies sich auf den Genufs sauerer Speisen und Getränke verminderte. Am besten befand sie sich, wenn sie süssen Quark afs. Im Jalire lyay. trank sie junges süs- ses Bier und hieraui' kroch ihr eine Eidexe den Hals hinauf und veranlafste durch den Kützel ein Erbrechen , womit sie auch ausgeworfen wurde. Einige Zeit her- nach brach sie noch zwey Eidexen aus und behauptete, dafs sie noch mehrere im Leibe haben müsse, weil sie öfters, wenn sie etwas Saures geniesse, ein Kriechen im Halse, ein Zurückfallen und Quatschen bemerke. Der Erzehler hat die weg- gebrochene Eidexe zugleich in einer Abbildung beygefiigt.

Nach Röslers Erzehlung halte ein Müller von der Zeit an , wo er Breslauer Bier getrunken, ein Reissen und Beissen im Unterleibe gespürt, gegen welches ihm Milch und andere süsse Sachen zwar Erleichterung, aber keine bleibende Hülfe verschaiFten. Endlich nam er Theriak mit Brandwein , gab hierauf eine sehr lange Eidexe durch Erbrechen und eine andere durch den Stuhlgang von sich und wurde sodann völlig wieder gesund. Der Erzehler glaubt , dafs die Fidnleute welche das Bier über Land gefahren , von demselben getrunken und hernach das Fafs mit Wasser , worinnen Eidexenbrut war , wieder aufgefüllt haben.

Mona liefert die Krankengeschichte und Leichenöifnung eines Knaben, dem zwey Salamander mit dem Stuhlgange abgegangen waren.

Zu den Ereignissen ähnlicher Art in den neusten Zeiten gehören die von ßatigne und Brückniann aufgezeichneten Fälle. Benigne , Arzt bey der französi- schen Kolonie in Berlin , hatte der dasigen Königl. Akademie der Wissenschaften tin schriftliches Memo/re überreicht, welches den sechsten Sept, 1770 in ihrer or- dentlichen Versammlmig vorgelesen wurde. In dieser Abhandlung wird die durch hinlängliche Zeugnisse bestätigte Geschichte eines Bauern, Namens Anton Ber- mond, aus dem Kirchsprengel von Toulquse erzelilt, der nach einem genomme- nen

>%

nen Brechmittel, eine Menge Wassereiclexen von verscliiedener Grösse, tlieils le- bendig, theils todt, zu verschiedenen Malen von sich gegeben hat. Er war ohn- gefehr fünf und dreysig Jahre alt, von Natur gesund und stark, und wufste sich zu entsinnen, dafs er einige Jahre vorher, bey einem unüberwindlichen Durst, aus einem Sumpfe getrunken, wo sich Eidexen aufhielten. Diese Thiere hatten sich in seinem Magen, wo man sie oft schreyen hörte, merklich vermehrt und eine Menge Eyer gelegt. Dadurch wurde unvermerkt eine so heftige Ausdehnung des Magens verursacht, dafs der Kranke oft in Ohnmacht fiel, woraus er blo« durch reines Wasser zu ermuntern war: denn die Salamander befanden sich so- dann in ihrem Elemente. Alle geistige Flüssigkeiten vergrösserten seine Angst. Der arme Leidende wuCste nicht, was er von seinem Zustande, der sich täglich verschlimmerte, denken sollte, und rufte daher den Wundarzt Railhol zu Auriak ' XM Hülfe. Dieser gab ihm ein wurmtreibendes Brechmittel, wodurch sogleich ein Theil der vorräthigen Salamander abgieng, und so wurden in einigen Monathen zu wiederholten Malen achtzig Salamander, wovon die meisten noch ganz klein waren , nebst einer Menge Laich , Unreinigkeit und Stücken Haut von oben und miten abgetrieben. Beiigneist selbst an dem Ort gewesen, diese ausserordentliche Begebenheit zu untersuchen und ist durch den Augenschein von ihrer Richtigkeit aufs zuverlässigste überzeugt worden. Die zwey gröFsten von dem Bauer ausge- worfenen Wassereidexen hat er selbst im Weingeist auflaewahret, und was er nicht selbst gesehen, durch glaubwürdige Zeugnisse bestätiget. Er beweiset zu- gleich die Möglichkeit dieser merkwürdigen Geschichte durch Gründe, welche aug einer gesunden Naturlehre hergenommen sind, und zeigt, dafs man Unrecht hat diejenigen Begelienheiten für Erdichtungen zu halten, welche so nachdrücklich als die gegenwärtige bestätigt sind. Er erinnert aber auch am Ende seiner Ab- handlung, durch Anführung eines andern sonderbaren Falls , dafs man nicht ohne Unterschied allen Begebenheiten Glauben beymessen kann, welche nur den Schein der Wahrheit haben und den angenommenen Gesetzen der Natur ganz zuwi- der sind.

Brüchnanm ebenfalls das Gepräge der Wahrheit tragende Beobachtungen sind folgende: Der Compagniechirurgus Zinn zu Wolfenbüttel hatte beynahe ein Jahr lang nach geendigtem Feldzuge 1762, beständig MagenbeschAverden , öftere Koli- ken und ausserordentliche Schmerzen in ganzem Unterleibe, nebßt Heifshunwer. Der natürliche Abgang durch den Stidil war jederzeit pechschwarz, Niu' selten

lies-

i4o

Hessen die Schmerzen dem Patienten eine kurze Zelt Piuhe, und die beständige Klage war über ein Kratzen im Magen, welches ilin oft so marterte, dafs er laut schrie und vor Angst an die Wände hinauf kriegen wollte. Das einzige Mittel, wo- durch er sich einige Hülfe verschafte, war eine starke Portion Wein. Alle Mittel gegen solche Beschwerden wurden angewandt, ausser Brechmittel. Er zehrte aber immer mehr ab und starb endlich unter vielen Schmerzen. Ein besonderer Zufall ereignete sich jezt nach des Patienten Tode. Als seine Frau ihm d.is Sterbehemde anziehen wollte, bemerkte sie ein Auf- und Niederbewegen des Unterleibes. Sie erschrack darüber und eilte zum D. Kaiser, welcher ebenfalls abwechselnd eine Be- wegung des Unterleibes und bisweilen ein Stossen in der Gegend des Magens wahr- nam. Ein Chirurgus wurde noch dazu geholt, welcher den Unterleib öffnen mufste. Sobald der Magen durchschnitten war, entdeckte man eine lebendige Ei- dexe von gewöhnhcher Grösse, welche der Kranke ' wahrseheinhch mit dem Ge- tränke, (vermuthiich zur Zeit der Campagne aus einer Pfütze) da dieselbe noch ziemhch jung war und mithin beym Schlucken nicht bemerkt werden konnte, mit verschluckt hatte. Der Wein gab wohl deswegen auf einige Zeit Linderung, weil das Thier dadurch gleichsam betrunken gemacht wurde.

„Der zweyteFail, welchen B rückmann erzehlt, betrifft einen Grenadier, der die üble Gewohnheit hatte, öfters aus dem Ghede zu treten, aus den Pfützen seinen Hut mit Wasser zu füllen und eiligst zu trinken. Eines Morgens klagte er sehr über Übligkeit und über Kriechen im Magen. Es wurden verschiedene Mit- tel , und endlich ein Brechmittel angewandt. Lezteres warf eine Menge Schleim aus, wobey der Kerl sehr schrie, weil er etwas Unangenehmes im Munde fühlen mochte. Wirklich kroch aus einem dicken Klumpen zähen Schleims eine Eidexe hervor. Vermuthiich war sie noch sehr jung und vielleicht erst aus dem Eye ge- krochen , als sie der Patient verschluckte : denn einige Monathe hatte er bestän- dig geklagt und nachher wurde er völhg gesvmd."

4. Schlangen im Magen, Darmkanale und im Herzen.

•^ Borelli, P. Hist. et Obs. medico-phys. Francof.

1670. Cent. I. O'js. 23. Serpens a puero per anum ejectiis, et Ctnt. 111. Obs. 31. Serpeiis ejectus ab ore hominis.

Frommann, J. Chr. von einer Frau, welche eine lebendige Sclilange durch den Hintern von sich gabj in den Abli. 4. k. A. d. Ni'. Th. VI. S. 305.

Gcs«

i4i

Gesneri, C. Hist. animal, L. II. C. de Lacert. Nov. Liter. Mar. Ralt. An. 1700. April, p. 100.

Severini, M. A, de abscessuum recondita natu- ra, p. laSi,

Wolf, J. von einer kleinen Schiarge, die vb» einem Miidchen , durch den Stuhlgang weggegangen, nachdem sie von ungefehrMitliridat eingenommen hati te; inden Abh. d. k. A. d. Nf. Th. XIX. S. 152.

Conrad Gesner will im Magen einer Frau zwey lebendige junge Schlangen gefunden haben. Auch erzählt er die abendtheuerUche .Geschichte , dais in der i?iadt Zisca in Ungarn, im Jahre i55i beynahe 3ooo Menschen an unerträglichen Schmerzen gestorben sind, welche durch Schlangen und Eidexen in ihrem Älagen erregt wurden. Wenn diese Unglüchklichen an der Sonne schliefen ; so krochen diese Thiere oft bis über den Kopf aus dem Munde, zogen sich aber zurück, so- bald man sie ergreiffen wollte.

"^ach. Borellus ist von einem Knaben, welcher ausserordentlich am Stuhlgang litte, endlich eine Fingersdicke und zehn Zoll lange Schlange abgegangen, und von einem Manne , der so heftige Koliken hatte , dafs er sich auf der Erde herum- krümmte, endlich eine grosse Schlange ausgebrochen worden.

IVoJfs vermeinte Schlange kroch dem Kinde von freyen Stücken aus dem After, war über eine Viertelelle lang und so dick, als zwey Spulwürmer. Seine _ Beschreibung ist übrigens so dunkel, dafs sich nicht bestimmen läfst, ob es eine Schlange oder ein dicker Spulwurm war?

Eben so viel Ungewiisheit liegt in Frommanns Erzehlung von einer sechs und zwanzig jährigen Frau, welche mit Koliken , epileptischen Anfällen , Erbre- chen, Unrichtigkeiten in der Reinigung und allerley hysterischen Beschwerden ge- plagt war, in ilirem gesunden Zustand öfters sehr fest auf dem Strohe mit offe- nem Munde schlief und die Bewegung eines kriechenden Thiers und ein Saugen im Leibe empfand. Auch wollte dieses Thier öfters zum Hais heraus und drohte Erstickung. Sie erhielt auf den wiederholten Gebrauch drastischer Laxanzen in der Nacht um ein Uhr Öffnung in der Küche mit vieler Erleichterung. Als sie nachher wieder in die Küche gieng, fühlte sie, dafs sie mit den Füssen an et- was Kaltes stiefs. Sie untersuchte, was es wäre, und fand eine sehr dicke und einer Ellen lange, blaue Schlange zusaxnm enge wickelt vor sich auf dem Boden, die sich aber bald verkroch, so dals sie der herbeygerufene Frommann nicht mehr zu Gesichte bekam.

Die Nov. Liter. Mar. Balt. enthalten folgende Nachricht: Einer Frau un- weit Dantzig wurde zur Vertreibung des Fiebers gerathen^ in den nächsten Wald zu laufen, wo sie aber gleich^Yolll von demselben befallen wurde, sich nieder- legte

142

le^te und elnsclillef. Hier soll ihr nun im Schlafe eine trächtige Schlange durch den Mund in den Magen gekrochen -seyn, wogegen sie sich des Quecksilbers mit Zucker und Butter in warmen Biere bediente. Dieses bewirkte noch den Abgang von zehen jungen lebendigen Schlangen, die nachherige Anwendung des Decocti Rad. Fraxini aber, dafs auch die alte Schlange nebst noch mehreren Jungen todt stückweis von ihr gieng.

Von Sclilangen im Herzen führt Severinus ein Beyspiel an. Ein gewisser Doktor May soll nemhch in der linken Herzkammer eines Edelmanns , der im Jalire iGSg in London starb, eine Schlange gefunden haben.

5. Einige andere Thiere, welche aus dem menschlichen Körper abgegangen seyn sollen.

Baldinge vs neues MMgaz. B. II. St. 3. S. 34g. unerwartete Wirkung des Maywurms (Proscarabaeus, Meloä maialii L J

Borelli Hist. et Obs. C. i. Obs. 9.

I edel von einer lebendigen Maus in einem Men- schen, in 'den Abh. d. k. A. d. Nf. Th. IX. S. 19^.

Rayger, C. von einem Knaben, dereinen jun-

gen Hund durch den Stuhl ron sich gab, ebendas. Th. VIII. S. 87.

Schmid, J. von einer Frau, welche einen iWauI- wurf durch Erbrechen von sieh gegeben, ebendas. Th. VJII. S. 137,

T h ü m i g s merkw. Begebenh. in der Nat. Marburg 1735. S. 206.

Die Natur der Amphibien widersprach nicht der Möglichkeit in den menschlichen Körper zugelangen und sich in denselben zu erhalten; von Fischen, Maulwürfen, Mäusen, jungen Hunden u. s. w. ist aber weder das eine, noch das andere cedenkbar, so sehr auch die Autoren sich für die Gewifaheit ihrer gelie- ferten Beobachtungen verbürgen mögen. Die dem Borellus von einem Arzte mit- eetheilte Geschichte gehört daher sicher unter die Erdichtungen. Eine adeliche Dame klagte nemlich lange Zeit über Magenschmerzen und konnte durch kein Mittel Linderung erhalten, bis sie endlich durchs Brechen einen vier Zoll langen Fisch auswarf. Dieses Faktum, sezt er hinzu, ist zuverlässig und von mehreren Ärzten bestätiget worden. Walirscheinlich, glaubt er, sey dieser Fisch überaus klein mit dem Wasser verschluckt worden und erst im Magen gewachsen , da es ihm selbst begegnet, dafs er einmal, als er trinken wollte, in seinem Becher kleine Fische wahrgenommen habe. Völlig lächerlich sind vollends Tliümmigs Er- zehlune von einem moskowi tischen Herrn, der einen jungen Hund durch den Mund und JRaygers noch durch ein Paar fremde Geschichten und durch eine of- fen-

i43

fenbar erdichtete Abbildung glaublich gemachte Wahrnemung von einem Kna- ben, der ebenfalls einen jungen Hund durch den After von sich gegeben haben soll. Von gleichem Gehalt sind Ledeh und Schmids Wahrnemungen , nach Avel- chen einer Frau im Schlafe ein Maulwurf in den Hals gekrochen und erst nach fünfzehn Jahren noch lebendig ausgebrochen worden und einem Bauern eine vor neun Monathen in den Hals gekrochene Maus , nach seinem Tode wieder aus dem After gekrochen seyn soll. Auch die in Baldingers Magazin vorkommende neuere Beobachtung ist nicht frey von dem Verdachte der Erdichtung. »Ein Mann, «chreibt der ungenannte Beobachter, der an heftigen Schmerzen in beyden Augen und im Vorderkopfe litte, wobey er abzehrte, nam auf Anrathen einen halben May- wurm. Drey Stunden hernach klagte er über einen heftigen Trieb zum ürinlas- sen, der mit so heftigem Schmerz begleitet war, dafs er alles Gefühl verlor. Als er wieder zu sich kam, fand man, dafs ein Thier von ihm gegangen, welches wie eine neugeborne nackende Maus aussah, vier Beine und einen Schwanz, am Kopfe zwey schwarze Tüpfchen hatte und so grofs wie eine Biene gewesen ist. Bin- nen einer Stunde giengen ihm noch vier dergleichen ab, welche dem erstem voll- kommen gleich waren. Seine Schmerzen Helsen noch demselben Tag etwas , den folgenden aber ganz nach. "

Mehrere Nachrichten von Fischen , Spitzmäusen , Maulwürfen , jungen Hun- den , Katzen , Fröschen , Kröten , Würmern , Raupen , Spiimen , Käfern mid ande- ren ungewöhnhchen Bewohnern des menschhchen Körpers, liefern:

D o n a t u s , Marc, de Med. Hist. mirabil. IV. C. 5 6.

Grund ig, Samml. von Cbersachs. B. IV. S. 473. von Erzeug, der Frösche und Insekten im menscbl. Körper.

Lentilius, R. Miscell. med. pract. P. I. p. 81. Merklin, G.A. Tract. phys. med. de Incantanien- tis, Norimb. 1715. Cas. i et 49.

Schenkius, Observat. medicinal. Li b. III. p. 41 6,

Ihre Glaubwürdigkeit verliert aber durch das Zeitalter, in welchem sie ge- lebt und ihre Beobachtungen niedergeschrieben haben.

So wäre denn kein Theil des menschlichen Körpers, der nach der Zusam- menstellung aller angeführten Beobachtungen und Erfahrungen nicht mit einhei- mischen oder fremden, beschwerlichen und gefährlichen Gästen belästiget wor- den wäre. Die Haut und die Haare, das Zellengewebe, das Fett, die Muskeln, das Herz , die Blut - und Saugadern , die Augen die Ohren , die Nase , der Mund, die Zälme , die Zunge , die Stirnhöhlen und das Gehirn , die Luftröhre und Lun- gen , die Häute , welche die Eingeweide umkleiden und alle übrige Eingeweide

«elbst

i44

selbst, yorzüglicli der Magen, Darmkanal und 4ie Harnwege, ferner die Brü- ste, die männlichen und weiblichen Geschlechtstlieile, verschiedene Säfte und Feuchtigkeiten, der Zahnschmutz, die Thräiienfeuchtigkeit, das Ohrenschmalz, der Speichel, der männliche Saame und sogar verschiedene Geschwüre, Ge- schwülste und Ausschläge gaben einem Heere von den verschiedensten Insek- ten - und Würmerarten , und wahrscheinlich auch Amphibien , Aufenthalt und Nahrung, welches, wie mir scheint, genugsam das Unternemen rechtfertigen kann , den Einflufs der Entomologie und Helminthologie auf den menschlichea Körper einer umständlichen Erläuterung gewürdiget zu haben.

Er-

i45

Erklärung der Kupfertafelii des zweytcn Bandes.

Tabula I.

Fig. T. Der Hautwurm (Filaria medinensis) a. das Kopfende, b. das Schwänzende. 2. Der Fadenwurni (Goj-dius aquaticus).

3. Der medicinische Bliitigel (Hirudo medlcinaUs) von der Rückenseite, a, das Kopf-

ende , h. das Schwanzende.

4. Eben dieser ßlutiyel von der Bauchseite, a. der geöffnete Mund, b. der Absatz.

5. Die geschlossenen MuniÜippen desselben Blutigels.

6. Der Haarschwanz (Trichocephalus /lomiius) in natürlicher Grosse, a.b. der dicke

Theil desselben, b. c. das Schwanzende.

7. Derselbe Wurm etwas vergrüssert, a. b. der Säugrüssel.

8- Das Kopfende dieses Wurms in einer starken Vergrosserung, a. b. der Saugrüssel

c. der JNahrungskanal , d. e. der Eyerstock, oder das Organ der Fortpflanzung.

9. Ein durchs zusammengesezte iMikroskop vergrösserter Haarschwanz, a. b. der Saug-

rüssel, <3. c. der Körper, c?. der Nahrungskanal, y.y. der Zeugungskanal, c. die gemeinschaftliche Öffnung beyder Kanäle, c. e. der haarförnnige Schwanz.

10. Das aufgeschnittene, stark vergrösserte hintere Ende des Haarschwanzkörpers, wor-

innen a. b. das Ende des Nahrungskanals und c. d. das Ende des Zeugungska- nals sichtbar sind.

II, Ein verkleinert vorgestelltes, von Spulwiirmprn durchbohrtes Darmstück aus dem

Leichname einer alten Frau, a. ein Tlieil des gewundenen Darms (intestinum ileum) b. der Blinddarm (intest, coecuni) e. der aufsteigende Grimmdarrn (in'- lest. Colon ascendens) d.d. e. drey Bänder,- welche die wurmförmigen Fortsätze (Processus vermiformes) genannt werden, g'. ein Loch , aus welchem ein Spul- wurm heraus hängt, h. ein anderes ebenfalls von einem Spulwurrae gemachtes Loch.

Tabula IL

Fig. I. Ein Afterwurm (Ascaris vefmicularis) in natürlicher Grösse, a. das Kopfende, b, das Scliwanzende.

2. Der durchs Mikroskop gezeichnete weibliche Afterwurm , «. die drey Saugwärzchea

des Kopfs , b. c. die zwey Backenblasen, d. der dickste Theil der Speiseröhre e. der Magen, /. g. das weibliche Zeugungsorgan, ^. Ji. das unier und zwischen dem weiblichen Zeugungsorgane wieder zum Vorschein kommende Ende des Nah- rungskanals , i. die Schwanzspitiie des Wurms , /, k. der weibliche Ge&chlecuts- gfing , k. die zwischen zwey kleinen Hervorraguiigen befindÜche Mündung die- ses Gangs.

19 Fig.

i46

Fig. 3. Ein vergrossertes geprePstes Stückchen Haut des zerdrückten Wurms mit Güzischen Embryonen oder vielmehr Eyern.

4. Ein solches Ey stark vergrüssert.

5. Der vergrosserte männliche Aftenvurm , a. die Saugwärzdien, b.c. die Backenbla- sen von unten, d. der Magen, e. f. eine zweyte Erweiterung des Wahrungska- nals, oder ein zvveyler Magen ,/'. ^^. das Zeugungsorgan, g. i. ein Ausführungs- gang, h. die Mündung dieses Ausführungsgangs, A. /. die schmale Fortsetzung des Nahrung.skanals, /. vi. die Schwanzspitze.

6. Ein Spulwurmweibchen (Ascaris hinibricoiih-s) von einem fiinfjährichen Knaben in

natlirlicPier Grösse mit den durch seine Haut schinmiernden Nahrungskanale und Geschlechtsorganen, a. der mit drey Wärzchen versehene Kopf , b. die eichelfur- mige Schwanzspitze, c. d. e. die Seitenlinien oder Bänder, von welchen hier nur diey sichtbar sind.

7. Der vergrüsserte Kopf nebst den ersten Ringen des Spulwurms von vorne, a.a.a.a.

der Anfang der vier bis zum Schwanzende fortlaufenden Seilenbänder, b. die Kopf- wärzchen.

8. Das vergrüsserte Schwänzende des Spulwurms, a. eine kleine Erhabenheit , unter

welcher sich der Alter beiludet , b. die Schwaazspitze.

9. Der seiner ganzen Länge nach aufgeschnittene und mit Nadeln befestigte weibli-

che Spulwurm, a. a. a. a. die von beyden Seiten zurückgelegte Haut, b. b. b. die Ringe dieser Haut , c. die drey klappenfürmigen Kneipzangen des Kopfs, cd. der Magenschlund, d. e. der Magen, e. f. der Darmkanal, dessen mittlerer Theil, e. g. durch die umherliegenden Eyerleiter bedeckt ist, A. A. das unter dem Nah- rungskanale liegende weisse Gefäfs, /. der Anfang des Eyergangs, k. der Anfang des zweyhörnichten Uterus, /. die Verwicklungen der Eyerleiter. •— 10. Die weiblichen Geschlechtstheile ausser ilirer Lage vergrüssert vorgestellt, a. die Öffnung des Eyergangs oder der Mutlerscheide, b. b. die anfangenden Hürner des Uterus , c. c. c. c. c. c. die verschiedenen Eyerlagen in den Hürnern des Ute- rus, d. d. die Enden dieser Hürner, e. e. die geschlängelten Eyerleiter, F.f. die feinen Fäden , in welchen sich die Enden der Eyerleiter theilen.

II. Verschiedene durchs Mikroskop gezeichnete Eyer aus den Eyerlagen, a. a. ganz

runde, b. b. länglichtrunde Eyer, in deren Mitte der kleine spiralfürmige Faden oder Keim des künftigen Wurms sichtbar ist.

o

13. Der aufgeschnittene männliche Spulwurm, a. die drey Klappen des Kopfs , a. b. der

Magenschlund, b. c. der Magen, c. d. d. der Darmkanal , e. das weisse Gefäfs, f. das männliche Glied, g. h. das Samenbläsgen, i. i. i. die Samengefässe. —— 13. Die männlichen Geschlechtsorgane des Spulwurms ausser ihrer Lage, a. b.. das männliche Glied , Z». c. das Samenbläschen, c. J. die Samengefässe.

Tabula III.

Fig. 1. Ein Klümpchen Schleim aus dem menschlichen Darmkanale, welches einige Eyer

des langgliedrichten Bandwurms fTaenia Sohum) enthält, a. eins der kleinsten,

b, eins der grü.slen dieser Eyer. -— 2. Der Kopf und eine lleihe der eisten und kleinsten Glieder desselben Bandwurms

in natürlicher Grösse von der Seite, 0. der Saugsüssel, b. b. die zw«y Seiten-

■wärzchen des Kopfs.

Fig.

i47

.Fi«". 3. Derselbe Kopf in natürlicher Grösse von vorne, a. der Saugrüssel, b. b. b. h.

die vier Spitenvviirzcheii des Kopfs. .— 4. Ein Seitenwärzclien des Kopfs in natürliclier Grösse. c. Eben dieses Seitenwärzchen vergrössert, a. die sternförnn'ge Mündung.

6. Dasselbe Seitenwarzchen von der Seite ver^'rössert dargestellt, a. die sternförmige

Mündung des Seitenkanals , b. das konische in den Seitenkanal übergehende Ende dieses Wärzchens.

7. Der etwas vergrösserte Kopf (Fig. 3) von vorne, b. der Saugrüssel, b. b. b. die

Seitenwärzclien c. c. die ersten sich an den Kopf anschliessenden Glieder.

8' ^^^ ^'^^ ^"-'^ Seite stark vergrösserte Kopf a. der durch den Druck des Prefs-

schiebers platt gewordene Sangrüssel mit den spitzigen Blasendecken, b. b. die Seitenwärzchen des Kopfs mit ihrer runzlichten Mündung, c. c. die Seitenkanäle, als die Fortsetzungen jener Mündungen, d. der vom Saugrüssel seinen Anfang nemende mittlere Kanal.

9. Ein Umrils des vergrusserten Kopfs von vorne, an welchem von der einem Seite

a. a. die an ihrem Umkreifs kurzfaserigen Seitenwärzchen, in der Mitte aber b, der drejzehn Stralilen bildende Saugiüssel sichtbar sind, c. der innere Kreis, von welchem die strahlenförmig auslaufenden Saugröhrchen entstehen , d. der äussere Kreis der von dieser Seite freyen Enden der Saugröhrchen , e. e. e. schwarze, am Ende der weissen Zwischenräume zu bemerkende Punkte , welche die Mündungen der in diesen Zwischenräumen, tiefer liegenden Saugröhrchen zu seyn scheinen ,/". /./". schwarze Punkte , welche wahrscheinlich Mündungen der in den schwarzen Zwischenräumen höher liegenden Saugröhrchen sind.

10. Der Kopf in der Lage Fig. 3. durchs Mikroskop gezeichnete a. der stumpfe her-

vorragende Tlieil des Saugrüssels , b. b. der vordere Kreis der spitzigen Blasen- decken, c. c. der hintere Kreis dieser Blasendecken, d. d. die Seitenwarzchen des Kopfs, e. f. einige Halsglieder. II. Eine einzelne Blasendecke oder Blasenhülse stark vergrössert, a. das befestigte,

b. das freyeEnde, c. die runde Aushöhlung, welche das Bläsgen aufnimmt.

13. Der vergrösserte von den Blasendecken entblöfste Kopf, a. a. a. der freye , her-

vorragende Theil des Saugrüssels, b.b. die erste Blasenreihe mit der in der Mitte Jedes Bläsgens beHndhehen Mündung der Saugröhre, c. c. die erste Reihe der Blasenstiele, oder der in die ßläsgen gehenden Saugröhren selbst, d. d. die zweyte Blasenreihe, c. e. die zweyte Reihe der Blasenstiele, f. f. die zwey Sei- teuwär,ichen des Kopfs , g. h. die ersten Glieder am Halse des Bandwurms.

13. Der langgliedrichte Bandwurm selbst mit seinen, aus Mangel des Raums abgekürz-

ten Gliederreihen, a. b. der Kopf mit der ersten, etvvann eine Elle betragenden Strecke kurzer Glieder, i. Der Saugrüssel, 2. 2. die zwey Seitenwärzchen des Kopfs, b. c. die zweyte Strecke mehr entwickelter Glieder, 3. 3. der mit sei- nen Astchen schon sichtbare mittlere Kanal, 4. 4. der wie eine Linie erschei- neiide Seitenkanal, c. d. die dritte Gliederreihe, in welcher die Verästunf^en des mittleren Kanals sich vermehren, d. e. die vierte Gliederreihe mit den im- mer zahlreicher werdenden Astchen des mittleren Kanals , den mehr sichtbaren bald die eine, bald die andere Seite besetzenden Randwärzchen der Glieder und dem schreglaufenden Gang dieser Wärzchen gegen den mittleren Kanal, e. f. die fünfte GlieJers trecke , in'_ welcher die Vervielfältigung der Ästchen uud

die

i48

die Stärke der Seltenkanäle immer bemeikbarer wird, f. g. die sechste und brei- teste Gliederstrerke , in welcher die verschiedenen organischen Theile jedes GUeds am meisten in die Augen fallen, 3. 3. der mittlere Kanal, 4. 4. 4. die zwej Seitenkanäle, 5. 5. die Randwärzcheü der Glieder, g. h. die siebente, an Breite ab- und an Länge zunemende Gliederstrecke, //. i. die achte Glieder- strecke, in welcher die Glieder die grufste Länge erreicht haben, in Rücksicht der Breite aber sich wieder der fünften nähern, 3. 3. der mittlere Kan;il , 4. 4. die Seitenkanäle , 5. 5. 5. die Randwärzchen der Glieder. 6. 6. die zalilreich- «ten Verästungen und Einmündungen des mittleren Kanals, 7. die '\'^ereinl 'uii^ seiner Astchen mit den Seitenkanälen, 8- der untere, breitere Theil je- des Glieds, welcher über das folgende Glied immer etwas vorspringt, /. k. die neunte, oder Endstrecke des langgliedrichten Bandwurms, 9. das ovalruud ab- gestumpfte Schwanzende, dessen Spitze der mittlere Kanal nicht gar erreicht.

14. Der bey a. bemerkte Zusammenhang des mittleren Kanals und der Seitenkanäle

zweyer in ihrer Verbindung auseinander gezogner Glieder.

15. Der stai'k vergrosserte Seitenrand eines Glieds aus der achten Reihe (Fig. t 5. h. i.)

a. a. der Seitenkanal , h. b. b. b. dessen Spaltung und Umfassung der Randwar- zenmündung, c. diese Mündung selbst.

16. Ein stark vergrössertes Stück eines Glieds aus der achten Reihe (Fig. 13. h. i.)

mit dem schreglaufenden Gang, a. die Randwarze oder die Hervorragung des schreglaufenden Gangs, b, die Theilung dieses gemeinschaftlichen Gangs in zwey Gänge, b. c. der obere oder männliche Gang^ c. dessen rundes blasenftirmiges Ende, d. e. der untere oder weibliche Gang, f. dessen breites ungleiches Ende. 17. Ein ähnliches stark vergru.ssertes Stück eines Glieds, an welchem, ausser dem ge- theilten schreglaufenden (iang, auch der mittlere Kanal mit seinen Ästen und der eine Seitenkanal sichtbar sind, a. a. der Seitenkanal, b. der trichterför- mige Rand in der Gegend der Randwarze, in welchem die Mündung des ge- theilten schreglaufenden Gangs hervorragt., c. das kugelförmige Ende des männ- lichen Gangs, d. e. der gekrümmte weibliche, mit Eyern angefüllte Gang, wel- cher den mittleren Kanal beynahe erreicht, g. g. der mit Eyern versehene mitt- lere Kanal selbst, h. h. h. h. die aus dem mittleren Kanal hervorkominenden Aste , i. i. die Einmündungen , oder Vereinigung verschiedener solcher Äste nüt einander.

Tabula IV.

Fig. I. Der kurzgliedrichte Bandwurm (Taenia vulgaris) a, der Saugrüs.^el , b. Z». die Sei- tenwärzchen des Kopfs , c. c. die von diesen Seitenwärzchen ihren Anfang ne- nienden Seitenkanäle, d. e. die auf die Halsglieder folgende zweyte Gliederreiiie, . welche wie die vorhergehende und die folgenden Reihen eine halbe Elle lang ist, e. f. die dritte Gliederreihe, f. g. die vierte Gliederreihe, h, h. ein einzel- nes Glied dieser Reihe mit seinen zwey Randknölchen, g. L die fünfte GJie.- derreihe , k. k. zwey Randfältchen dieser fünften Gliederreihe.

- 2. Vier durchs einfache Mikroskop gezr'ichnete Glieder der zweyten Reihe, a. a. a. a. die Seilenkanäle, b. ^. die in jedem Gliedc einander gegenüberstehenden Rand- wärzchen, deren schreglaufenden Gänge beynahe die Mitte des Glieds errei- chen, c. c. die kleinen Eyer, welche die schreglaufenden Gänge umgeben.

Fig.

»49

Fig. 3. Einige durchs einfache Mikroskop betrachtete Glieder der fünften Reihe, a. o. der Anfang eines solchen Glieds , b. h. das hervorragende Ende desselljen , wel- ches das nächste Glied wie in einer Falz aufnimmt, c. c. die Randwärzchen mit ihren Mündungen , d. d. d. d. die Seiteakaufile.

4. Einige durchs zusammengesezte Mikroskop betrachtete Glieder aus der vierten

Reihe, a. a. a. der immer über das vorhergehende Glied hervorstehende Rand des breiter gewordenen folgenden Glieds, b. die zehichte Substanz des Wurms, c. c. c. die verschiedenen länglicht -runden Eyer in dieser Substanz,

5. Ein breiter Bandwurm (Taenia lata), welcher nur drey bis vier Schuh !lang war,

a. der Kopf, «. b, die erste Gliedert eilie, b. c. die zweyte Gliederreihe, c. d. die dritte Gliederreihe, d. e. die vierte Gliederreihe, ß f. f. f. das mitllere Gefäfs.

6. Die vier durchs Mikroskop betrachteten Kopfvvärzchen des breiten Bandwurms,

deren mittleier Theil (a.) einwärts gezogen ist und trichterförmig erscheint.

7. Ein solches Wärzclien von vorne vorgestellt, a. der hier als ein Knüpfchen er-

scheinende, hervorgetriebene, mittlere Theil desselben.

S> Einige der grüfsten , etwas vergrösserten Glieder, a. b, das mittlere Gefäfs, c. c.

die Öffnungen des Eyergangs.

9. Drey noch stärker vergrösserte Glieder der dritten Gliederreihe, in deren Mitte

die Eyerblümchen sichtbar sind , a. die Öffnung des Eyergangs im Eyerbliim- chen, b. b. b. b. die Seitenkanäle , c. c. die körniclite oder drüsenartige Substans zur Seite der Seitenkanäle. ^ 10. Ein stark vergrössertes Eyerblümchen, nebst a. der Öffnung des Eyergangs.

Tabula V.

Fig. I, Ein wie ein Herz aussehender Blasenwurmkürper , und a. dessen eingezogener Hakenkranz.

3. Ein solcher, noch flächer zusammengezogener Körper eines Blasenwurms (Hyda-

tigeiia) , a. b. zwey Saugblasen und unter diesen ein schwarzer Mittelstrich oder eingezogener Hakenkranz c.

3. Ein anderer Blasenwurmkürper, den Göze mit einem Becher vergleicht, a. b. zwey

Saugblasen.

4, Noch ein solcher kegelförmiger Körper, a. b. zwey Saugblasen, c. der Haken-

kranz, d. das spitzige Ende ohne Öffnung.

5. Ein ähnlicher Blasenwurmkörper , a.b. die zwey Saugblasen , c. der Hakenkranz,

d. die vertiefte Öffnung am Ende.

6. Der vergrösserte Körper eines Blasenwurms vom Göze unter dem Prefsschieber

vergrössert, a. b. c. d. die hier in einer Reihe liegenden vier SaugmHndungen.

e. der doppelte Hakenkranz, f. eine Öffnung am Hintertheile. - 7. Drey vergrösserte, von dem Hakenkranze abgegangene Haken.

•— Die innere, etwas entzündete Fläche < ines Stückchen mit Blasenwürmern b. c. d. e. besezten Bauchfells a. a. a. aus einem wassersüchtigen, weiblichen Kadaver.

9. Das durch einen Kreutzschnitt geöffnete Involukrum eines vom Bauchfelle getrenn-

ten Eingeweideblasenwurms (Taenia Tisceralis Treutleri) , in dessen Mitte der rergfösserte, drey Knötcheß bildejade Kopf dieses Wurms sichtbar ist.

Fig.

15-

Fi''. 10. Eben dieser BlasenWurm von der Seile und noch mehr vergrüssert.

jl^ Der bis an die Grundllache der Blase zurückgezogene Kopf dieses Wurms, wel- cher die Glieder seines Körpers bedeckt.

. j2. Der iMuskelblasenwurm (Taeiiia miiscularis) oder die menschliche Finne in ihrer

natürlichen Lage zwischen den Muskelfasern , a. a. a. a. ein Stück des ßrustmus- kels , /'. b. die äussere Blase (f'esica vaginalis) welche die Finne enthält, c. ein über die Haut der äusseren Blase sich verbreitendes Blutgefäfs, d. die dtirch diese Blase durchschimmernde Finne selbst.

I". Der von den Muskelfasern getrennte und etwas vergrüsserte Blasenwurm, a. a. die äussere Blase, b. das zu derselben gehende Blutgefäfs, c. die Finne selbst.

j,^ Eine der grösseren Finnen, welche aus der äusseren Blase herausgenommen wor- den ist , a. a. die getlieihe Innenblase (T esica caudata) b. die knorplichte Lin- senblase (Capsa lenticularis). Eine Finne, aus deren Linsenblase der Wurm selbst hervorragt, a. die knorp- lichte Linsenblase , b. b. die getheilte Innenblase, c. die Stelle, wo die beyden Enden dieser Innenblase vereinigt sind , d. der Kopf des Wurms mit dem Säug- rüssel und zwey Saugwärzchen von der Seite , e. die Gliederieihe des Körpers.

j^^ Der Kopf und die Glieder dieses Blasenwurms in einer massigen Vergrösserung, a.

der Saugrüssel, b. b. die den dicksten Tlieil des Saugrüssels umziehende dop- pelte Reihe von Saugbläsgen, c. c. die xwey oberen Seitensaugwarzen, d. d. d. d. d. die gezackten Glieder des Körpers, e. der vom Saugrüssel seinen Anfang nemende mittlere Kanal, J^- /• die von den Seitensaugwarzen entstehenden Seitenkanäle. Ein Stückchen von der harten Hirnhaut unter dem rechten Seitenbeine, a. a. a. a. tratd^enförmig an einander hängende Wasserbläsgen, b. b. b. kleine Sthlag- aJerästchen. Ein Theil von dem aus den Soitenhirnhölen genommenen und an einer Nadel hän- «»enden Aderirellechte, a. a. a. a. birnförmige Hydatiden oder die Wohnungen des birnförmigen Blasenwurnis (Taenia piriformis) h.b.b. die Blutgefässe, aus welchen jenes Adergeflec hte besteht. Der vorn Adergellechte getrennte und etwas vergrüsserte birnförmige Blasenwurm, a. dieser Wurm selbst, welcher sich in der Blase zurückgezogen hat und als ein rundes Wärzchen sichtbar ist , b. h. der bauchichle l'heil der Schwanzblase,

c. der Stiel jener Blase. Eben dieser Wurm mit seinem aus der Blase hervorgestreckten Körper in einer ge-

lin'^pn Vergrösserung, a. a. der ganze Wurmkörper, b. b. c. die Schwanzblase. 2j_ Der stark vergrösserte Körper des birnföruiigen Blasenwurms, a. der Saugrüs- sel b. b. der doppelte Hakenkranz am hintern Theil des Säugrüssels , c. c. die SauJ^vvärzchen , wovon nur drey in gegenwärtiger Lage des Kopfs sichtbar sind,

d. d. die aus eben diesen Saugwärzchen entstehenden Nahrungskanäle , «?. der Hals des Wurms , /". der Körper desselben , g. der breitere Theil der Blase, mit welchem der Wurmkörper zusammenhängt.

Tabula VI."

Fiff. I. Ein Theil des etwas vergrösserten Hirngeflechts mit den anhängenden weifs punk- tirten Blasenwürmern (Taenia albo punctata) a.a. die zwej grossen Blutgefässe

des

17.

18.

19.

20.

i5*

des Hirngefleclils, welclie mit ihren Veraslungen widernatürlich ausgedehnt sind, b. h. grossere, iiiil der gemeinschaftlichen Haut umgebene Hydaliden , durch welche auch zwey widernatürlich ausgedehnte Lvmpligefiisse riehen, r. c. kleinere und, wegen der dünnen Plaut, mit welcher sie umgeben sind, deutlichere Hydatiden.

Fig. 2. Der vom Hirngeflechte abgesonderte weifs-punktirte lilasenwurm in einer zehn- maligen Vergrösserung, a. die weifs --punktirte Schwanzblase, h. h. die iheils vom Körper des Wurms, theils von der Schwanzblase getrennte und zurückge- legte äussere Haut, c. der mit sechs Häl^chen versehene llüssel des hervorge- streckten Wurmkorpers.

•— > 3. Ein Theil des verhärteten, aus dem Zellgewebe des in der Nachbarschaft de» linken Eyerstocks genommenen Fetts, in welchem eine länglichte, mit einer dünnen Haut ausgekleidete Höhle, nebst dem darinnen wohnenden Fellblatt- wurme ( Hexathyndiuni Pinguicola) sichtbar ist.

4. Dieser aus jener Höhle genommene Wurm selbst, dessen, das breitere Kopftheil

umziehende Lippe so zusammengezogen ist, dafs man die sechs Saugpunkt« daran nicht wahrnemen kann.

5. Das Kopfende desselben Wurms mit den hier sichtbaren sechs Saugporen, •— 6. Der Venenblattwurm (Hexathyridium venarum) von der untern Seite.

7. Derselbe Wurm von der Rückenseite.

8> Die Dicke dieses breitgedruckten Wurms in einem Durchschnitte.

»— 9. Ein Theil der Luftröhre mit ihren Verästungen und widernatürlich veränderten Drüsen, a. die untersten Knorpel der Luftröhre, h. der rechte Luftröhrenast, c, der linke Luftröhrenast, d. d. d. d. d, d. die abgeschnittenen Bronchial- äsle, e. y. g. h. vier Drüsen, deren Lymphgefässe widernatürlich aufgetrieben, aus ihrer natürlichen Lage gebracht und ihrer Valveln beraubt sind. Die in diesen GeFässen befindlichen sehr zarten Würmer schimmerten zwar durch die zarte Haut, Hessen sich aber in der Abbildung nicht deutlich machen.

10. Ein vergrösserter Theil der Drüse CFJg- 9- <?•) «"^ welchem die -ihrer Klappen be-

raubten und aus ihrer natürlichen Lage gezogenen Lymphgefässe sichtbarer sind, a. der durch ein solches Gefäfs schimmernde Lymphgefäfs- Hakenwurm (7/a- mularla lymphatica).

II. Dieser aus dem Lymphgefafse der Drüse genommene , achtmal yergrösserte Wurm

selbst, a. der einwärts gekrünmite und mit zwey Häkchen versehene Kopf, h, das Schwanzende, c. c. c. c. dunkle Flecken, welche hin und wieder am Kör- per erscheinen. »— 12. Das noch mehr vergrösserte Kofende desselben Wurms.

13. Ein vier bis fünf hundert mal vergrösserter Theil eines Samentropfens, a. ein

menschliches Samenthierchen in horizontaler Lage, h. ein solches mit dem ge- scl wänzten, oder Vordertheil seines Körpers sich fortbewegende^ Thierchen mit der punktiiten Spur seiner zurückgelegten geschlängelten Laufbahn, c. ein wie- der uutei tauchendes Samenthierchen, d. ein solches tiefer im Samentropfen ge- hendes, e. ein sich wendendes und dadurch an der unteren Seite des Körpers flacher und heller erscheinendes Thierchen , f. f. f. geronnene Samentheil- chen. 14. Ein Stück Häutchen, welches sich nach einigen Tagen auf der Oberfläche des

mit

i54 Verbesserungen.

In Jer Vorrede ist S. IX. Zeile 3 noch übersehen worden unsekäädeh statt unschUhtic-k.

Zwey ter Band. Seite 45 Zeile 2 Halbglieder statt Halsglieder.

70 20 stillen statt stillem.

2g ersteren statt ersterem.

30 leztereni statt l-ezteren,

71 31 waren slatt wären.

73 6 ist nach Fortpflanzung welche ausgelassen.

74 Columne 2 Zeile 20 Scriberi statt Scribonii.

77 Columne 2 3 Helle statt Halle.

80 Zeile 21 um statt nun.

81 5 hätten statt hätte.

84 9 Kopfe statt Knopfe.

S9 16 ist nach hier tiicht ausgelassen.

106 6 ihm statt ihn.

I I 3 4 dürrem statt dünnem.

lag 2 ist nach erstere an ausgelassen.

135 3 3 mufs nach Kröteneyes tücht weggelassen werdeu.

ENTOMOLOGIE

und

HELMINTHOLOGIE

des

menschlichen Körpers

oder

Beschreibung und Abbildung der Bewohner und Feinde desselben unter den Insekten und Würmern

von

D. Johann Heinrich Jördens

Rönigl. Preufs. Ilofratlie, der Kurfürstl. Maynzisclien Academie nützlicher Wissenschaften zu Eifurtli iind

der mineralogischen Societät zu lena Ehrenmitglied.

Zweyter Band

die Helminthologie enthaltend

mit sieben Kupfertafeln»

Hof, bey Gottfried Adolph Grau 1Q02,

S?reifs dieses zweyten Bandes mit illum.Kupferri 7 thlr. 12 gr. sächs. oder 13 fl. 30 kr. rhein. mit schwarzen Kupfern 5 thlr. 16 gr. sächs. oder 10 fl. 12 kr. rhein.

iBerde Bände zusammen illuminirt 21 thlr, gr. sächs. oder 37 fl. 48 kr rhein.

schwarz 16 thlr. gr, sächs. oder 23 fl. 48 kr, xhein.

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