EIJTOMOLOGISCHE NACHRICHTEN 9-11 1883-85 Entomologische Nachrichten« Herausgegeben von Dr. F. Katter in Putbus. Jährlich 24 Hefte. Preis 6 M., für das Ausland 6,bOM., im Buchhandel 7 M. IX. Jahrg. 1. Januar 1883. Nr. 1. Tenthredinologische Studien. Von Dr. Richard R. v. Stein. 2. Zur Kenntniss der Parthenogenesis der Blattwespen. „Sonderbar, dass man zu einzelneu Arten trotz aller Bemiihungen die cJ noch nicht hat auffinden können." So schrieb vor fast 40 Jahren der selige Ratzeburg.*) Wie würde sich der gewissenhafte Forscher wundern, wenn er erführe, dass sich die bereits damals lange vermissten Männchen auch heute noch in geheimnissvolles Dunkel hüllen, aus dem sie, Dank der besonderen Fortpflanzungsweise ge- wisser Arten auch wohl niemals an's Tageshcht gelangen dürften. Schon mehrmals habe ich in diesen Blättern der so hochinteressanten Erscheinung der Parthenogenesis der Blatt- wespen gedacht, die bei uns noch immer nicht genügende Beachtung findet, während man sich anderwärts aufs Ein- gehendste damit beschäftigt, wodurch namentlich in England die Herren Cameron und Fletcher zu sehr hübschen Resul- taten gelangt sind. Auch Herr Andre, der verdienstvolle Verfasser der Species des hymenopteres hat in einem Nachtrag zur Ein- leitung des 1. Bandes, S. 565—569, diesen nicht länger mehr zu läugnenden oder auch nur mit wenig Worten ab- zufertigenden Thatsachen etwas mehr Rechnung getragen und stellt, allerdings nicht auf Grundlage eigener Unter- suchungen eine Liste jener Blattwespen zusammen, die bisher zu geglückten Versuchen parthenogenetischer Fortpflanzung Gelegenheit geboten haben. Diese Liste umfasst 7 Nematiden, nämhch Nematus *) Ratzeburg, die Forst-Insekten. 3. Theil. S. 62. 2 1883. Entomol. Nachrichten. No. 1. Ribesii Scop,, N. miliaris Pz., N. gallicola Westw., N. cur- tispina Th., N. palliatus Dahlb., N. pavidus Lep., Hemichroa rufa Pz. ; 1 Phyllotomide — Phyllotoma nemorata Fall.; 1 Selandriade — Eriocampa ovata L. ; 3 Tenthrediniden — Poecilostoma pulveratum Ratz., Taxonus glabratus Fall., Strongylogaster cingulatus Fabr. Wenn man diese, selbstverständlich ganz unvollständige Liste mit der Gesammtzahl der etwa 1000 beschriebenen Blattwespenarten des europäischen Faunengebiets vergleicht, könnte man leicht zu dem Glauben verleitet werden, die Parthenogenesis sei bei den Blattwespen nur ein ausser- gewöhnlich seltenes Ereigniss und müsste demzufolge die von mir aufgestellte Behauptung*), dass die Möglich- keit der parthenogenetischen Fortpflanzung allen oder wenigstens den meisten Blattwespen eigenthümlich sei, als eine gar zu gewagte Hypothese erscheinen. Aber inzwischen erweitern sich unsere Kenntnisse in dieser Richtung immer mehi'. Fletcher hat neuerdings**) Craesus varus Vill. und Nematus Salicis L. als parthenoge- netisch nachgewiesen, ich selbst habe***) auf die so leicht zu beobachtende parthenogenetische Entwicklung bei Hylo- stoma rosae L. aufmerksam gemacht und in diesem Jahre ist mir auch ein Versuch mit einer Lophyride gelungen, von dem ich weiter unten ausführhch berichten will. So haben denn Versuchsthiere aus den verschiedensten Abtheilungen der Blattwespen bereits günstige Resultate er- zielen lassen, und es ist leicht einzusehen, dass bei regerer Betheiligung an diesen allerdings mühsamen und zeitrauben- den, aber auch im höchsten Grade belohnenden Experimenten sich die Zahl der als parthenogenetisch nachgewiesenen Blattwespen in kurzer Zeit vervielfältigen müsste. Nur durch unermüdliche Beobachtungen an gezüchteten Blattwespen wird es uns gelingen, die Bedingungen kennen zu lernen, unter denen die ?Wespe zur Absetzung ihrer Eier geneigt ist. Gehngt, wie es sehr häufig der Fall ist, der Versuch im ersten Anlauf nicht, ist das Versuchsthier durchaus nicht zu bewegen, seine Eier auf der ihm vor- gelegten Futterpflanze unterzubringen, so ist das Experiment noch keineswegs als ein für allemal missglückt zu betrachten. Dieser Misserfolg beweist nur, dass wir kaum noch eine *) Entom. Nachrichten, 7. Jahrgang, 1881, S. 294. **) Entom. Nachrichten, 8. Jahrgang, 1882, S. 24. ***) Entom. Nachrichten, 7. Jahrgang, 1881, S. 288. 1. Januar. EntomoL Nachrichten. No. 1. 3 Ahnung davon haben, unter welche Bedingungen die ?9Blatt- wespen gebracht werden müssen, um an das Legegeschäft zu gehen. Sicher ist es nicht gleichgültig, wie jung oder alt, wie saftig oder trocken die Blätter oder Zweige der Nahrungspflanze sind, ob sie bei ausdauernden Gewächsen dem diesjährigen, dem vorjährigen oder einem noch älteren Triebe angehören, ob wir die Morgen-, Tages- oder Abend- stunden, Sonnenschein oder Schatten, trockne oder feuchte Tage zu den Versuchen wählen, ob wir mit einem soeben erst ausgeschlüpften oder schon mehrere Tage alten Weibchen experimentiren (manches frisch ausgeschlüpfte ? wartet viel- leicht noch Tage lang auf die Befruchtung durch ein S und entschliesst sich erst im äussersten Nothfall im Interesse der Art zur parthenogenetischen Fortpflanzung) — denn alle diese uns gänzlich unbekannten Bedingungen dürften schwer in 's Gewicht fallen und bei vielen wählerischeren, wenn nicht bei allen Versuchsthieren das Gelingen der Zucht- versuche beeinflussen. Ich selbst habe ein 9 von Lophyrus simiUs Htg. mit Leichtigkeit zum Eierlegen gebracht, während mir wenige Tage später ein erneuerter Versuch mit einem zweiten Li- dividuum durchaus nicht gelingen wollte, und andern Forschern ist es ähnhch ergangen.*) Nach den heute vorliegenden Resultaten halte ich: I) für vollständig und ausschliesslich parthenogenetisch alle jene Arten, bei denen es bis jetzt trotz emsigster, seit 100 Jahren in allen Ländern fortgesetzter Forschung noch nicht gelungen ist, zu dem längst bekannten Weibchen ein zugehöriges Männchen zu fangen oder zu erziehen. Hierher gehören: Dineura verna Kl., Nematus gallicola Westw., Blennocampa albipes Gm., Bl. ephippium Pz., Bl. fuscipennis Fall., Hoplocampa brevis Kl., Eriocampa ovata L., Er. lu- teola KL, Poecilostoma pnlveratum Retz., vielleicht auch einige Hylotoma und Dolerus. Diese Arten ergeben bei der parthenogenetischen Fort- pflanzung niemals d, sondern stets nur wieder 9, und ich nenne sie daher die reine Parthenogenesis. (Parthe- nogenese complete Andre )**) II) Für fast ausschliesslich parthenogenetisch jene Arten, bei denen das Fiöstere") (Hip- parchia Fabr. „Hipparchische", weg. d. Augen n. d. Astronomen Hipparch, nicht Leunis: „Pferdeführer") Randbandäugler, Kaffervögel od. Mohren. 1. Epiphron Knoch (Sohn d. Erebus u. d. Nacht) Brocken- vogel, kleine Meduse (s. Nr. 8), kleines Untenwieoben ; V. Cassiope Fabr. (Gemahlin d. Cepheus, Mutt. d. Andromeda), v. Pyrenaica H.-Sch., v. Nelamus Boisd. („Unbarmherziger") Kaumäugiger, Schwarzblind- äugler. 2. Melampus Fuessl. (Sohn d. Amythaon, Arzt u. Wahr- sager) Rostrand-Kleinpunkt, char. ; v. Sudetica. 3. Mnestra Esp. (eig. „Werberin", N. pr. z. B. in Klytäm- nestra) Blindpunkt (Schott). 4. Pharte Esp. (griech. Frauenname) Augenlos (Schott), Mattrost, char. 5. Pyi-rha Wien. V. (Tocht. d. Epimetheus, Deukalion's Gemahlin) Zimmt-Kaffervogel, nicht: Zimmtbrauner (Schott), ab. Caecilia Boisd. (röm. Geschlechtsname, V. caecus blind), ab. Bubastis Meissn. (Tocht. d. Isis). 6. Ceto Hbn. (Mutter d. Gräen od. Schreckensgöttinnen) Splitterfleck-Kafferv., nicht: splitterfleckiger Falter (Schott); V. Phorcys Freyer (Gemahl, d. Ceto). 7. Oeme Esp. (eig. „Gesang" od. „Weise", N. pr.) Punkt- auge (Schott). 8. Medusa Wien. V. (eine d. drei Gorgonen) verwaschenes Doppelauge, Untenwieoben, Grünschimmer-Mohr, un- passend : Blutgrasfalt. od. gem. Bergfalter ! v. Psodea Hbn. („Pfui"-F.) Vollaug-Meduse, v. Eumenis Frey er („Eumenide" od. Furie), v, Hippomedusa Ochs. („Pferde-M."), v. Polaris H.-Sch. u. v. Uralensis Evesm. 9. Alecto Hbn. (eine d. drei Furien) Düster-Mohr, Düster- braun (Schott); ab. Pluto Esp. (Gott d. Unterwelt), ab. $ Glacialis Esp. „Gletscher"-Mohr, Breitrothbinde. 10. Manto Wien. V. (Tocht. d. Tiresias, auch ital. weissag. Nymphe, Mutt. d. Oenus) Nelken-Mohr, nicht nelken- brauner Kafferv. (Schott, schleppend !) ; ab. Pollux Esp. (einer d. Dioskuren), v. Lappona Esp. „Lapp- länderin", V. Sthennyo Grasl. „Faustkämpferin", v. Stheno (einer d. Gorgonen). 11. Tyndarus Esp. (rieht, -reus) (Vater d. Dioskuren, lacedäm. König) Blau-Mohr, bläulichbrauner Kaff. (Schott), ab. Coecodromus Guen. „Blindläufer", ab. Cassioides 20 1883* Entoraol. Nachrichten. No. 2. Esp. „Cassius-" od. „Helmartiger", v. Nevadensis (Sierra Nevada),v. OttomanaH.-Sch. („Ottomanische"). 12. Gorge Esp. (rieht, -go) (Riese Gorgo, Vat. d. Gorgonen) Eckrand-Mohr, Eckrand-Kaiferv. (Schott), ab. Erynis Esp. (Dienerin d. Nemesis) punktlos. E.-M. 13. Goante Esp. („Jammernde", N. pr.) Rundrand-Mohr, -Kaff. (Schott). 14. Pronoe Esp. („Vorbedachte" N. pr.) Brandschwarzer Mohr, BHndmohr (Augen kaum kennthchl), v. Pitho Hbn. („Affe", ni&wv, nl&r^xog). ^ 15. Medea Hbn. (Königstocht. v. Colchis, Giftmischerin ?) Rothrand - Doppelauge, Doppelaugen - Mohr , gem. Kaffervogel, nicht: Hundsgrasf. od. gar Waldfalter (viel zu vag 1) ; v. Melusina H.-Sch. (Volksbuch : „die schöne Melusine"). 16. Stygne Ochs. („Finstere", N. pr.) (Pirene Esp. „Quelle in Corinth) Doppelaugen-Schwarzmohr. 17. Ligea L. (bess. -gia od. -geia) („Hellsingende", eine d. drei Sirenen) Weisssprenkel- Mohr, grosser oder schöner Kaffervogel. 23. Chionobas Boisd. „Schneewandler", Gletscher- oder Polarvögel. 1. Aello Esp. (eine d. drei Harpyen) nordische Wischbinde. 2. Noma Thunb. („Norna" od. skandinav. Schicksalsgöttin). 3. Taygete Hbn. (eine Plejade, Tocht. d. Atlas). 4. Oeno Boisd. (eig. ein Kraut, olvw^ N. pr.). 24. Satyrus Fabr. Binden- od. Breitbandäugler, Band- Augenvögel, Rinden- u. Bodenmasken, Satyrn (bocks- füss. Waldgötter im Gefolge d. Bacchus). 1. Proserpina Wien. V. (Circo Fabr.) (Pr., Pluto's Gemahlin, Göttin d. Unterwelt) Königin der Nacht, nicht: Ruch- grasfalter, eher: Sammet- Weissbinde, char. 2. Hermione L. (Tocht. d. Mars u. d. Venus, Gemahlin d. Cadmus) grosse Schmutzbinde, char., auch Eremit, nicht: Rossgrasfalter od. deutscher Atlas (unklar!) 3. Alcyone Wien. V. (Tocht. d. Aeolus, od. Tocht. d. Atlas) kleine Schmutzbinde (Hermione minor Esp,); auch Waldvenus, nicht: Honiggrasfalter 1 4. Briseis L. (schöne Sklavin d. Achilles vor Troja) Grün- schimmer-Weissbinde, weissbandirter Berg-Satyr, nicht: Gemeinauge (unklar!) 5. Semele L. (Tocht. d. Cadmus, Jupiter's Geliebte, Mutter 15. Jarmar. Entomol. Nachrichten. No. 2. 21 d. Bacchus) Kostbinde od. Adlerbraun (Schott), gelb- bandirter Berg-Satyr, nicht: brauner Atlas (nichts- sagend!) V. Aristaeus Bonelli (segensreicher Gott d. Griechen). 6. Arethusa Wien, V. (eine Nereide, Nymphe d, Diana) Flecken-Rostbinde od. Fleckenband-Goldbraun, nicht: Oranienfalter (Schott). 7. Statilinus Hufn. (d. „Statieller", Volk in Ligurien) Weiss- punkt-Adlerbraun; V. Allionia Fabr. („Allionische", n. d. Botaniker AUioni ben.), v. Fatua Freyer („Fa- tuus"- od. „Faunustochter" od. -Gemahlin), v. Si- chaea Lederer „d. Sichäische", v. Sichäus (Sychäus), Gemahl d. Dido. 8. Phaedra L. (Tocht. d. Minos, Schwest. d. Ariadne, beide Gemahlinnen d. Theseus) Blaukernauge, Glotzauge, nicht: Hafergrasfalter od. kleiner Augenfalter (un- passend !) 25. Pararga H.-Sch. (Pararge Speyer) „Fastweisse" od. „Neben d. Weissen'* (nagä u. ^Aqyr) Marmor- oder Scheckäugler. 1. Maera L. (eine Nereide, eig. „Funkelnde", Hundsstern) Braunauge, Braunscheck-Doppelauge, nicht: Rispen- grasf.; v. AdrastaHbn. (besser -stea) („Adrastische* S Göttin Nemesis, welcher Adrast zuerst einen Tempel baute) Bastard-Mauerfuchs. 2. Megaera L. (eine d. Furien) Mauerfuchs (populär), Mauer- argus, nicht: Schwingelgrasfalter oder Bandargus (unklar!); v. Lyssa Boisd. („Raserei'*), v. TigeHus BoneUi (besser -gellius) (Namen zweier Musiker), v. Megaerina H.-Sch. 3. Egeria (Aegeria) L. (Quell-Nymphe, Geliebte d. Kön. Numa Pompilius) Hellscheck-Nymphe, Hellscheck-Marmor, nicht: Queckengrasf., Waldnymphe od. -argus! v. Meone Hbn. („Gehende", v. meo wandle, gehe?), V, Xiphia F. „Schwertartige?" grosse oder afrik. Aegerie. 4. Dejanira L. (eifersücht. Gemahlin d. Herkules) Grossgelb- ring, Gelbring-Weissbinde (char. Unterseite), nicht: Taumelgrasfalter od. Tänzer (d. Flugs wegen!) 26. Epinephele H.-Sch. („Bewölkte") Sand- od. Ochsen- augen, Wiesenvögel. 1. Hyperanthus L. (einer d. 50 Söhne d. Aegyptus, des 22 1883. Entomol. Nachrichten. No. 2. Bruders v. Danaus mit 50 Töchtern) mattschwarzer Gelhringäugler, char., gem. Waldgrasvögel, nicht: Hirsengrasf. ; ab. Arete Müll. („Tugend", „Tapfer- keit", N. pr.) 2. Janira L. (eine Nereide) gemeiner Wiesenvogel, Ochsen- od. Sandauge, nicht: Rindgrasf., § Jurtina L. (Göttin? Leunis) Ückerscheibe, char.; v. HispuUa Hbn. süd- liches Ochsenauge, v. Telmessia Zeller „Telmessische" (Stadt in Lycien). 3. Lycaon Rott. Nat. (König in Arkadien) (Eudora Esp. „Reichspendende", N. pr.) seltner Wiesenvogel, seltn. Ochsenauge, Ohnocker 9, kleine Janira (Janirula Esp.) 4. Ida Esp. (idäische Oreade, Nymphe v. Berg Ida auf Greta) grosse Sammetborte, grosses Orange-Doppelauge, char. 5. Tithonus Ochs. (Tython, Gemahl d. Aurora) (Amaryllis Borkh.) (Idyllen-Hirtin) kleine Sammetborte, kleines Orange-Doppelauge, char., nicht: Wasengrasfalter ! 27. Coenonympha H.-Sch. (,,Gemein-Nymphe") Metall- streif-Aeugler und kleine Grasvögel. 1. Oedipus Fabr. (Sohn d. Lajus, Königs v. Theben ?) Erz- streif- od. Sumpfwiesen -Aeugler, nicht: Erzglanz- auge ! (unklar). 2. Hero L. (Priesterin in Sestos, Leander's GeUebte) schwarz- brauner Bleistreif, Bleistreif- Rothäugler, nicht: braunes Scheinsilberauge (unverständlich!) 3. Iphis Wien. V. („Schöne", „Schnelle", N. pr.) ockerbrauner Bleistreif, ockerbr. Weiss-Unterbinde, char., nicht: Zittergrasfalter ! 4. Arcania L. (-ius Esp.) („Geheimnissvolle", N. pr.) rost- gelber Bleistreif, rostg. Weiss-Unterbinde, Rostflügel, nicht: Perlgrasfalter! 5. Pamphilus L. („Allgeliebter", N. pr., nicht Pamphylier, Volk in Kleinasien) Heu- od. Lehmvöglein, kleiner Heuvogel, nicht: Kammgrasfalter! v. Lyllus Esp. (Pamphila Hbn.) südlicher, 2. Gen. 6. Davus L. („Brandiger", v. davo) i. q. Saio) brenne, N. pr.) Sumpfwiesenvogel, Mattochsenauge, grösserer Heu- vogel, nicht: Glanzkernauge! (ungenau!), v. Isis Thunb. (ägypt. Göttin), v. Rothliebi, grossäugiger. 7. Satyrion Esp. („kleiner Satyr") (Philea Hbn. „Liebste") Blass-Ochsenauge, nicht: Blassäugiger (Schott). 15. Januar. Entomol, Nachrichten. No. 2. 23 C. Einsiedler- oder Spinnraupen und Gespinnst- puppen. X. Hesperidae B. Hesperien oder Abendlinge, Schwirr- falterchen, Dickköpfe. 28. Spilothyrus Dup. („Fleckfenster") Fensterfleckchen. 1. Malvarum Illig. „Malvenfalterchen", Malven-Dickköpfchen ; V. Australis Zell, „südliches." 2. Lavaterae Esp. „Lavaterenfalter",Bunt-Malvenfalter, nicht: Baummalvenf. ! 29. Syrichthus Boisd. (Syrictus) („Schwirrer", v. ov- qIttcd) Würfel-Dickköpfchen, Weisswürfelchen. 1. Tessellum Hbn. („Würfelfalterchen") VoUwürfelfalterchen (vorn u. hinten Würfelchen!), v. Nomas Led. „No- made." 2. Carthami Hbn. (Tessellum Dup.) „Safflor"- od. Distel- Würfelf., Weisshaar- Wurf eichen, char., v. Moesch- leri H.-Sch. 3. Alveus Hbn. („Würfelbecher") (Fritillum Ochs. „Brett- spiel") Halb würf elf, Vornkleinwürfel, char., Rost- äderchen (char. Unterseite!), v. Fritillum Hbn., v. Cirsii Ramb. „Kratzdistel"-Würfelchen, v. Carlinae Ramb. „Karlsdistel"-W., v. Onopordi Ramb. „Krebs- distel"-W. 4. Serratulae H.-Sch. „Scharten"-Würfelfalterchen, Vornwür- felchen, Hintenmatt-W., v. Caecus Freyer „BUnd"-W. 5. Alveolus Hbn. (,,Würfelbecherchen") kleines Ganz- oder Vollwürfelchen (nicht: Malvae L. Stand, od. Malvae minor Esp. wegen Malvarum, s, v.) ; ab. Taras Meigen (Heros, nach d. Tarent benannt ist), kleine Würfel- binde (zusammengeflossne Würfel !), v, Melotis Dup. ,, Ohrlöffelchen", v. Hypoleucos Led. „Untenweisses." 6. Sao Hbn. („Gesunder", N. pr.) (Sertorius Ochs., röm. Feldherr) Rothzimmet-Würf eichen, char. unten ! nicht Kleinwürfelf. (Schott). 30. Thanaos Boisd. (besser -natos) („Tod") (Erynnis Schrk., besser -rinnys! „Erinnye" od. Furie), Schwarz- od. Dunkel-Dickköpfe. 1. Tages L. (aus d. Erde gegrabener etruskischer Knabe 9) schwarzer od. Weg-Dickkopf, nicht: Mannstreufal- terchen (d. R. auch an andern Pfl. !), v. Cervantes Grasl. (spanisch. Dichter). 24 1883. Entomol. Nachrichten. No. 2. 31. Hesperia Boisd. „Abendschwärmerchen", Füchschen (v. Hesperus Abendstern). 1. Linea Wien. V. (Thaumas Esp., Riese, Vater d. Harpyen) „Strich", Kornfüchschen, nicht: Schmeleuf.! 2. Lineola Ochs. (Virgula Hbn.) „Virgel", schwarzkolbiges Kornfüchschen. 3. Actaeon Esp. (Jäger, von d. Diana in einen Hirsch ver- wand. ?) Mattscheck-Füchschen, Schwarzstrich, (7trj Blick). 76. Infausta L. „Unglücks"- od. „Trauervogel", Schlehen- schwärmerchen (infaustus ungünstig). der bekannten höchst störenden Zerfahrenheit und Verwirrung der Sesien- Synonymik geführt. Hier könnten spezielle Sesienkenner, wie Dr. Stau- dinger, sich durch Herstellung einer neuen (von Priorität und Herkommen ganz absehenden) charakteristischen und scharfbestimmten Nomenclatur um die Wissenschaft verdient machen. Namen, wie die Zeller-Lederer'schen oder Staudinger'scheu S. aerifrons, miniacea, annellata, chalcocnemis etc., überhaupt die an das besondere Aussehen, hier vornehmlich die Zahl und Farbe der Leibringe, oder auch an die Ernährung der Raupen und das Vaterland (wie monspeliensis, corsica Stdgr.) anknüpfen, sind un- bedingt den vagen, nichtssagenden oder unzutreffenden mit angehängtem -formis (einige Arten, wie vespi- oder crabroniformis und allenfalls tipuüformis abgerechnet) vorzuziehen. 1. Februar. Bntomol. Nachrichten. No. 3. 37 15. Ino Leach (Ino od. Leucothea, Schwester der Se- mele, säugte d. Bacchus) Einfarbige Widderchen (auch Procris F. Gemahlin d. Jägers Cephalus, d. Geliebten d. Aurora, u. Atychia Ochs, „ün- glücksvögel", gr. arv^ia Unglück). 77. Globulariae Hbn. „Kugelblumenschw." (Globularia Toum. Kugelblume, woran d. R. !) 78. Cognata Ramb. „Anverwandte" (cognatus verwandt). 79. Tenuicornis Zell. „Dünnfühleriges" (tenuis dünn, -cornis in comp. v. cornu Hörn). 80. Chloros Hbn. „Grüngelber" od. „Grüner" (gr. %lo)q6s). 81. Sepium B. (Saepium H.-Sch.) „Zaunschw." (v. sepes, -is Umzäunung, Hecke). 82. Pruni W. V. „Schlehenschw." (R. an Prunus spinosa L. Schlehe). 83. Vitis Freyer (Ampelophaga Hbn.) „Weinlaubfresser", Weinstock-W. (vitis und a^nelos Weinstock, cpayog Fresser). 84. Chrysocephala Nick. „Goldkopf" (xQÜoog i\. xecpalr] Kopf). 85. Geryon Hbn. (Geryon, dreiköpf. Riese, Heerdehüter, von Herkules erschlagen) m. v. obscura Z. „Dunkle". 86. Statices L. „Nelkengrasschw.", auch Sauerampferschw., s. g. Taubenhälschen (v. Statice L. Strandnelke oder Nelkengras) m. v. micans H.-Sch. ,, Schimmerndes". 87. Heydenreichii H.-Sch. „Heydenreichs"-Schw. (n. d. Entom, Superintend. Dr. Heydenreich in Weissenfeis a. S.) 16. Zygaena Fabr. Flecken-Widderchen (gr. t,vymvcc Hammerfisch v. t,vy6v Joch, weg, d. dicken Fühler!) 88. Erythrus Hbn. „Rother" (gr. iqvd-QÖs). 89. Rubicundus Hbn. „Röthhcher" od. „Gerötheter". 90. Minos Wien. V. Quendelschwärmerchen (Minos d. A eitere, Richter in d. Unterwelt) m. v. Heringii Zell. u. Nu- bigena Led. ,, Wolkenkind" (Centaureu, als Kinder des Ixion u. einer Wolke, nubes, -is u. yhd) lat. geuo od. gigno gebäre). 91. Pluto Ochs. (Gott der Unterwelt) Kurzfleck, nicht schlep- pend: kurzfleckiger Schwärmer, Schott! 92. Brizae Esp. „Zittergras"-W. (v. Briza L. Zittergras) m. V. Dystrepta Fisch, v. Waldh. „Störrige", v. dvOTQena» wende mit Schwierigk. 9, besser wäre Dystropos gr. d VGTQOTtOS). 93. Scabiosae Esp. „Scabiosenschw.", s. g. Dreifleck (n. Scabiosa arvensis L. bcn.) 38 1883. Entomol. Nachrichten. No. 3. 94. Romeo Dup. Romeo (n. Romeo u. Julie od. d. Mon- techi u. Capuletti, Guelfen u. Ghibellinen) m. v. Freyeri Led. (n. d. Entom. Freyer in Augsburg). 95. Contaminei B. „Contamine"-W. (v. Boisduval nach den Namen Contamine geb., nicht etwa v. contamino be- flecke!) 96. Ledereri Ramb. „Lederer's"-W. (n. d. Wiener Entom. Leder er). 97. Sarpedon Hbn. (gr. 2aQn7]d(ov Bruder v. Minos, wie dieser Richter in d. Unterwelt!) s. Trimacula Esp. „Dreimakel"-W., m. v. Balearica B. „Balearischer" (v. d. balear. Inseln bei Spanien). 98. Achilleae Esp. „Schafgarben"-W., Fünfmakel, nicht schleppend: Rothfleck mit 5 Eckmakeln, Schott! m. ab. Viciae Hbn. „Wicken"-W., Fünfkleinmakel! 99. Cynarae Esp. „Artischoken"-W., Bandleib (R. an Cy- nara Scolymus L. Artischoke !) s. Millefolii Esp. „Tau- sendblatt"-W. (Achillea Millefolium L.) u. Veronicae Borkh. „Ehreugreis"-W. 100. Centaureae Fisch, v. Waldh. „Flockenblumen "-W. (R. an Centaurea Scabiosa L. !) 101. Anthylhdis B. „Wundklee"-W. (R. an Anthyllis Vulne- raria L.) 102. Exulans Reiner-Hohenwarth „Verbannter" (v. exulo st. exsulo lebe in d. Verbannung) m. v. Vanadis Dalman (v, Wan-See in Armenien), 103. Corsica B. „Corsisches" W. 104. Mehloti Esp. „Melilotenklee"-W. (nicht Wickenkleeschw. Schott!) m. V. Stentzii Freyer. 105. Charon Hbn. (Charon gr. Xäoiov^ Fährmann der Unter- welt!) 106. Angelicae Ochs. „AngeUka"-W. (n. AngeUca sylvestris L. Engel- od. Brustwurz ben.) 107. Trifolii Esp. „Klee^-W., nicht Wucherkleeschw. Schott! (d. R. an allerlei Trifolium L., eig. Klee-Arten des Waldgrases!) m. ab. Glycirrhizae Hbn. „Süssholzwurzel"- W. (R. an Glycirrhiza Tourn. Süsswurzelstrauch), ab. Orobi Hbn. „Waldkicher"-W, (n, Orobus L, Walderbse od. -kicher) u. v. Syracusia Zell. „Syrakus"-W. 108. Lonicerae Esp. „Geisblatt"-W. (n. Lonicera L. Geis- blatt ben.) 109. FiUpendulae L. „Erdeichelschw." (n. Spiraea s, Ulmaria Filipendula L. knollentrag. Spierstaude ben.) m. ab, Cytisi Hbn. „Geiskleeschw." (v. Cytisus L. Geisklee) 1. Febrnar. Entomol. Nachrichten. No. 3. 39 u. V. V. Mannii H.-Sch. u. Ochsenheimeri Zell. (Filipen- dulae major Esp.) grosser Erdeichelschw. 110. Dubia Staud. „Zweifelhaftes" W., s. Medicaginis Led. (nicht Ochs.) „Schneckenklee"-W. (n. Medicago L. Schneckenklee ben.) 111. Stoechadis Borkh. „Stöchas"- od. „Lavendel"-W. (Lavan- dulae Hbn.) (n. Lavandula Stoechas, -adis L.) m. v. BoisduvaUi Costa. 112. Transalpina Esp. „Transalpiner"- W. (transalpinus jenseits d. Alpen zu Hause). 113. Hippocrepidis Hbn. „Hufeisen"-W. (d. R. besond. an Hippocrepis comosa L. Hufeisenklee) m. v. Hopfferi Led. 114. Dorycnii Ochs. „Backenklee"-W. (n. Dorycnium Tourn. „Speer"- od. Backenklee), 115. Ephialtes L. (Verräther der Griechen bei Thermopylä) nicht: Sichelkleeschw. Schott! sondern: Roth- und Weissfleck-Rothring (Orangering) m. ab. Falcatae Hbn. „Sichelklee"-Rothring (n. Medicago falcata L. Sichel- klee), ab. Coronillae W. V. „Kronwicken"- oder Sechs- fleck-Orangering (n. CoroniUa L. Kronwicke), ab. Trigo- nellae Esp. „Bockshorn"- od. Fünffleck-Rothring (n. Trigonella L. Bockshornklee); ferner v. Peucedani Esp. „Haarstrang"- W. od. Sechsrothfleck-Rothring (n. Peuce- danum L. Haarstrangdolde), m. ab. Athamantae Esp. „Bärwurz"-"W., Fünffleck-Rothring, u. ab. Aeacus W. V. (Vater des Peleus, bei dessen letzteren Hochzeit mit Thetis der Erisapfel geworfen wurde) Gelbhinter- flügel-Rothring. 116. Lavandulae Esp, (Spicae Hbn.) „Lavendel"-W. (n. La- vandula Spica L, dem Lavendel od. der Spike) m. ab. Cousobrina Germ, Cousine od, „Geschwisterkind". 117. Oxytropis B, ,,Fahnwicken"-W. (n. Oxytropis de Cand. eig. ,, Spitzkiel", s. g, Fahnenwicke). 118. Rhadamanthus Esp. (Bruder des Minos u. mit diesem Richter in d. Unterwelt) m. v. Cingulata Led. ,, Gegür- tete" u. V. Kiesenwetteri H.-Sch. 119. Sedi F. „Mauerpfefi'er"-W. (v. Sedum L, Mauerpfeffer od. Fetthenne), 120. Laeta Esp. „Fröhliches" od. Mennig-W. (laetus froh, heiter 9). 121. Hilaris Ochs. „Heiterer" (hilaris heiter). 122. Baetica Ramb. „Bätier" od, Andalusier (n. d. Fluss Baetis od, Guadalquivir), 123. Fausta L. „Glücksverkünderin" (faustus glücklich) m. ab. Lugdunensis Mill. „Lyoner". 40 1883. Entomol. Nachrichten. No. 8. 124. Carniolica Scop. „Kärnthnerin" (Onobrychis W. V. bess. -brychidis ! „Hahnenkopf"- od. „Esparsetten"- W. (n. Hedysarum Onobrychis L. Esparsette od. Hahnenkopf) m. ab. Hedysari Hbn. (s. eb.) ab. Diniensis H.-Sch. (v. Digne, lat. Dinia, Stadt in der Provence). 125. Occitanica Vill. „Occitanierin" (Occitania i. q. Aqui- tania, „Languedoc") m. v. albicans Ramb. „Weiss- schimmerndes". Anmerkung. Auch bei den Zygänen herrscht grosse Unsicherheit der Nomenclatur, da die angedeutete Ernähnmg der meist polyphagen Raupen oft wenig massgebend ist. VI. Syntomidae H.-Sch. (s. sogl.) 17. Syntomis 111. Stutzflügel-Zygänen (v. ovvTOf.iog abgeschnitten, bez. d. Hinterflügel!) 126. Phegea L. Löwenzahnschw., Weissfleck-Gelbring (Fem. V. Phegeus gr. Qtjysvg N. pr. „Buchner" v. wijyös lat. Fagus Buche) m. ab. Phegeus Esp., Cloelia Esp. (röm. Geisel des Porsenna) u. ab. Iphimedia Esp. „Schnell- entschlossene", gr. ÜfpLS schnell u. (.ir/dof^ui fasse Ent- schluss. 18. Naclia B. Flechtenwidderchen, eig. „Flauschige" (v. växj] od. -og lat. nellus Fliess, bez. d. zottigen Raupen!) 127. Ancilla L. Eichflechten spinner (Uebergang zu d. Litho- sien u. Bären!) s. g. Kammerjungfer od. „Magd". 128. Famula Freyer „Dienerin" (Fem. v. famulus). 129. Punctata F. (Serva Hbn.) „Punktirte", „Sclavin". Mannheim, im November 1882. Einige Worte zu Prof. Dr. L. Glaser's „Nomenclatur der deutschen Tagfalter". Von P. Knüpf f er, stud. zool. in Dorpat. In der 22. Nummer des achten Jahrganges dieser Zeit- schrift plaidirt Prof. Dr. L. Glaser unter anderem für Ein- führung einer geeigneten deutschen Nomenclatur der Lepi- dopteren — consequenter Weise wünscht er dieselbe wohl auch für alle übrigen Lebewesen. — Sehen wir uns nun die Begründung seiner Ansicht und die Art der Durchführung derselben etwas genauer an. 1. Februar. Entomol. Nachrichten. No. 3, 41 Nachdem Dr. Glaser erwähnt hat, dass Schmetterlinge häufig ihre Namen nach der Futterpflanze der Raupe er- halten haben und dadurch eigentlich in vielen FäUen nichts gewonnen ist, eine Ansicht, die ich durchaus theile, und er dann seine Zustimmung zu gewissen bedeutungsvollen latei- nischen Namen gegeben hat, stellt er zuvörderst an den Sammler die Zumuthung, über die "Wortbedeutung der latei- nischen Namen vollständig unterrichtet zu sein. Jeder klassisch gebildete Schmetterhngssammler wird sich aus seinen Schülerjahren vielleicht dessen noch erinnern, wer Hermione oder Briseis waren, und ein poetisch angelegter Entomologe wird vielleicht auch das Bedürfniss haben, in Gedanken, umgaukelt von den Schmetterlingen Semele und Briseis, sich unter denselben die liebhchen mythischen Gestalten vorzustellen, aber uothwendig ist, glaube ich, eine solche Kenntniss durchaus nicht, da es meiner Meinung nach doch entschieden die Hauptsache ist, sich unter dem betreffenden Namen das richtige Insekt vorzustellen. Die Kenntniss der Wortbedeutung wäre allerdings eine ganz an- genehme Zugabe, aber, wie gesagt, nothwendig ist sie nicht. Was nun die Deutschnamen betrifft, so ist es ja richtig, dass die paar Arten, die auch dem Laien häufig zu Gesichte kommen, oft ganz bezeichnende haben, oft aber auch nicht. Ich erinnere blos an das Wort „Eckflügler", einen Namen, der ebenso gut auf Gonopteryx Rhamni wie auf mehrere Vanessen gehen könnte.*) Auf die von Dr. Glaser vor- geschlagene Aufstellung von neuen Deutschnamen komme ich später zurück. Eine weitere, in den allermeisten Fällen unüberwindliche Schwierigkeit liegt meines Bedünkens darin, ein Thier durch einen oder zwei Namen in genügender Weise so zu charak- terisiren, ,,dass es bei der Präcisirung der Diagnose keiner ausführlich beschreibenden Umstände weiter bedürfte." Denken wir doch nur z. B. an das Genus Grapholitha; wie schwierig ist da nicht, selbst für den Kenner, die Unter- scheidung der Arten ! Und vollends ganz unerlaubt wäre es, Namen, wie Degeerella etc. nur deshalb zu verwerfen, weil sie keine Kennzeichen der so benannten Thiere enthalten (cf. Einl. d. Stand. Wock. Catal. pag. XIV— XVIII). Dadurch würde dann die von Staudinger und Wocke mühsam bewäl- tigte Synonymie wieder in das Dunkel des früheren Chaos *) Der hier gebräuchliche Ausdruck „Citronenvogel" oder „Citronen- falter" ist jedenfalls bezeichnender. Die Red, 42 1883. Entomol, Nachrichten. No. 3. zurückfallen. Was besagt, um ein Beispiel anzuführen, Felis Tigris über das Aussehen des Thieres ? Nichts. Besser wäre dann schon Bestia Virgata, wobei man aber immer noch im Zweifel sein könnte, ob ein Tiger, eine Hyäne oder irgend ein anderes gestreiftes „Unthier" gemeint ist. Oder um bei Degeerella L., für welche Dr. Glaser StriateUa Fabr. vor- schlägt, zu bleiben; nach einiger Zeit dürfte auch dieser Name irgend einem Lepidopterologen nicht mehr gefallen, da er ja nicht die Unterscheidungsmerkmale von den ver- wandten Arten giebt; dieser würde dann den Namen vielleicht in Flavostriatella umändern. Damit aber wäre, abgesehen von dem unvermeidlichen Chaos, dem „leidigen Mihi-Durste" Thür und Thor geöffnet. EndHch schlägt Dr. Glaser vor, denjenigen Schmetterlingen, die sich deutscher Namen noch nicht erfreuen, solche zu geben, die zugleich volksthümUch und mundgerecht wären. Wozu das? Die gewöhnlichsten, jedem Laien bekannten Schmetterhnge haben ja schon, wie ich oben erwähnt habe, wirklich volksthümliche Namen und die wissen schaftUch gebildeten Entomologen bedürfen ihrer doch wohl kaum. Ausserdem wird ein Name doch nicht dadurch volksthümHch, dass er volksthümHch klingt. Ferner besitzen verschiedene Schmetterlinge, je nach den verschie- denen Gegenden, ganz bezeichnende volksthümliche Namen; welchen von ihnen sollte man wählen? Da wäre doch dem subjektiven Urtheil des Einzelnen ein allzuweiter Spielraum gelassen. Dass aber ein Entomologe alle volksthümlichen passenden Namen seinem Gedächtnisse einprägen soll, wird selbst Dr. Glaser kaum verlangen. Alle diese von ihm vor- geschlagenen Schwefel-, Rothfeuer- etc. Vögelein dürften dann allmähHch im Kopfe eines armen Entomologen so zu schwirren anfangen, dass ihm dabei Hören und Sehen vergeht. Wozu soll man das Gedächtniss unnütz beschweren, da man sich ja im Verkehr mit Ausländern dieser Namen doch nicht bedienen kann. Auf die pag. 307 ff. gegebene Ausführung der Dr. Glaserschen Ideen einzugehen, habe ich nicht die Absicht. Es wäre auch nach dem Gesagten überflüssig. Bemerkung der Redaction. Als ich beschloss, den Artikel des Herrn Dr. Glaser in den Entom. Nachrichten zu veröffentlichen, erwartete ich Ein- wände wie den vorstehenden, und — ich muss es gestehen — ich freue mich, dass ein solcher mir Gelegenheit gegeben hat, meinen Standpunkt zu der Sache darzulegen, indem ich 1. Febniar. Entomol. Nachrichten. No. 3. 43 zu gleicher Zeit die Vertheidigung des Herrn Dr. Glaser übernehme. Herr stud. Knüpffer geht von einem wesentlich anderen Standpunkte bei Beurtheiluug dieser Angelegenheit aus, als Herr Director Dr. Glaser. Dieser hat als praktischer Schulmann, als langjähriger Leiter höherer Unterrichtsanstal- ten, speciell solcher, auf denen den Naturwissenschaften ein grösserer Raum zugemessen war, das Interesse der Jugend an naturgeschichtlichen Objecten und zugleich die Richtung, die die jugendliche Liebhaberei auch in ihren ersten An- fängen einschlägt, kennen gelernt. Diesen Studien der Jugend zu dienen, nicht dem wissenschaftlichen Entomologen eine bessere oder auch nur bequemere Nomenclatur zu liefern, bezweckt sein Artikel. Geht dies aus dem bisher Gebrachten noch nicht zur Genüge hervor, so hat er es in einer Fort- setzung, die mir bereits vorliegt, noch mehr markirt. Er sagt darin : „Zum gegenseitigen, zumal mündlichen Verkehr bedarf aber zumal die Jugend für ihre Gegenstände durchaus deutscher Namen, und diese müssen wissenschaftlich richtig und dem Gegenstand jedesmal angemessen sein, ihn möglichst kurz und bündig nach Wesen und Character bezeichnen." Ich weiss nicht, ob Herr Knüpffer seine naturhistorischen Studien als KnaJje sofort unter einer so wissenschaftlichen Leitung begonnen hat, dass er der Volksnamen gegenüber der lateinischen Nomenclatur nicht bedurfte ; ich entsinne mich sehr wohl aus meiner Jugendzeit, dass wir sammelnden Knaben, trotzdem uns die lateinischen Namen nicht fremd waren, doch im Verkehr uns vorzugsweise der deutschen bedienten. Und dies Bedürfniss muss wohl nicht nur weit, sondern auch lange verbreitet sein, warum hätten sonst ältere wie neue Schriftsteller, soweit sie für die Jugend schrieben, sich bemüht, eine passende oder unpassende Ver- deutschung der Lateinnamen zu geben? Sogar Sturm in seiner doch nicht für die Jugend berechneten Fauna der Käfer Deutschlands stellt jedem lateinischen Namen die deutsche Bezeichnung voran. Warum sollen wir Säugethiere, Vögel etc. mit deutschen Namen bezeichnen und die Insekten nicht? Etwa weil sie kleinere Thiere sind? Oder weil sie weniger gekannt sind? Nun, der deutsche Name soll sie gerade bekannter machen, und sowie die häufigen oder auf- fallenden Formen schon ihre Deutschnamen haben, so werden mit der zunehmenden Kenntniss der Naturwissenschaften die gewöhnlicheren Arten sie ebenfalls bekommen. Die Reblaus und der Kartoffelkäfer haben von vornherein ihren deutschen Namen gesichert. 44 1883* Entomol. Nachrichten. No. 3. In dieser Beziehung sind die Bemühungen des Herrn Dr. Glaser sehr dankenswerth anzuerkennen, und wenn auch nur ein geringer Theil seiner Bezeichnungen allgemein an- genommen würde, so wäre es für die Pflege der Natur- wissenschaft im deutschen Volke schon ein grosser Vortheil. Das wird ja Niemand verlangen, dass ein Einziger mit einem Male alles besser machen solle. In Betreff der lateinischen Nomenclatur stimme ich ebenfalls den Aenderungen des Herrn Dr. Glaser nicht bei, — darin gebe ich Herrn Knüpffer Recht, dass nach diesem Princip ein Aufhören im Aendern schwer denkbar wäre, — wohl aber wäre zu wünschen, dass manche „wissenschaft- hche" Entomologen, bevor sie sich an lateinische Namen- gebung machten, erst Latein lernten. Was müssen wir bereits alles als sogenanntes Latein verdauen 1 und es wird damit nicht besser, sondern von Tag zu Tage schlechter. Wer lateinische Namen fabriciren will, sollte nicht blos decliniren lernen, sondern sich auch die allgemeinsten Regeln der Etymologie wenigstens ansehen. Unsere Wissenschaft würde dann jedenfalls wissenschaftlicher aussehen und nicht gerechten Spott herausfordern. Dr. Katter. Goleopterologisches. Ein Weibchen von Ptinus latro F., das ich im vorigen Frühjahr an einer Mauer mitten in hiesiger Stadt sitzend fand, zeichnet sich durch eine eigenthümliche Missbildung des linken Vorderschenkels aus. Der keulenförmige Theil desselben ist nämlich zu einer dreieckigen, fast viermal so breiten, in 3 Zacken auslaufenden Schaufel verbreitert. Die äusserste Zacke trägt in einer Gelenkgrube ein nach oben gerichtetes Schienbein und Fuss, die beide wohlgeformt sind, nur dass ersteres ein wenig schwächer und etwas gekrümmt ist; die zweite und dritte Zacke tragen je ein Nebeuschien- bein, von denen das eine den vierten Theil, das andere nicht ganz die Hälfte der Länge eines normalen Schienbeines erreicht. Wiesbaden. v. Fricken. 15. Februar. Eatomol. Nacliricliteu. No. 4. 45 Ueber die Lebensweise des Metoecus paradozus L. Von Professor Dr. Eduard Hoffer in Graz. ' Die interessante Abhandlung des Herrn Heinrich Gradl „Aus der Fauna des Egerlandes" veranlasst mich, über die Lebensweise des Metoecus paradoxus L, einige Notizen zu veröffentlichen, die theilweise schon in den „Skizzen aus dem naturhistorischen Museum der steiermärkischen Landesober- realschule zu Graz 1881" enthalten sind, die aber wahr- scheinlich nur wenigen Lesern der ,, Entomologischen Nach- richten" bekannt sein dürften. Was zunächst den Aufenthaltsort des Metoecus an- belangt, so fand ich in der Umgebung von Graz nur die Bauten der Vespa vulgaris L. von demselben bewohnt. Ich habe mehr als 60 Nester der Vespa germanica F., und einige darunter von riesigen Dimensionen, untersucht und nie auch nur die Spur dieses seltsamen Käfers gefunden; ebensowenig beherbergten ihn die 7 Nester der Vespa rufa L., die ich im Laufe der letzten Jahre ausgenommen und dann grösstentheils im geschlossenen Kaume weiter gezüchtet habe. Die Nester der V. silvestris Scop., von denen ich eine grosse Menge gezogen, beherbergten ihn nie, und ebensowenig war er in einem der 15 Nester der V. media de Geer, die meine Sammlung schmücken. V. saxonica hat ihn nicht und V. crabro L. auch nicht. So bleibt nur die Vespa vulgaris als einziger Wirth dieses räthselhaften Käfers übrig. Dieselbe Wahrnehmung machten hier auch die Herren Professor L. Kristof und Candidat G, Firtsch. — Ich pflege diesen Käfer im Grossen zu züchten und brachte es in dieser Hinsicht zu ganz netten Resultaten : circa 500 Me- toecus paradoxus prangen nun in allen Grössen und Farben in meiner Sammlung und mehr als 100 habe ich verschenkt und getauscht; eine sehr bedeutende Menge sind mir bei den Experimenten zu Grunde gegangen. — Meine Methode ist folgende: Zuerst giesse ich in das Flugloch des Nestes der Vespa vulgaris etwas Schwefeläther (ist das Nest in der Nähe der Wohnung, so ist es am besten, die Sache spät Abends, wenn alle Thiere zu Hause sind, auszuführen, sonst kann man es zu jeder Tageszeit thun, es darf dabei nur keine Wespe herauskommen, die mit Beute beladenen heim- kehrenden Thiere sind ganz harmlos, so dass man ganz unbesorgt arbeiten kann), dann schliesse ich die Oeffnung schnell mit einem Tuche, Moosbündcl oder feuchtem Lehm und warte die Wirkung ab. Nach 5 — 8 Minuten sind die 46 1883. Entomol. Nachrichten. No. 4. Thiere, die beim Einschütten des Aethers ausserordentlich stark aufsummen, so betäubt, dass man nun graben kann. Dabei muss man Acht geben, dass man die Flugröhre nicht verliert, da sonst leicht die ganze Arbeit umsonst wird, indem man das Nest nicht mehr finden kann, weil es sich häufig, besonders in nassen Jahren, ausserordentlich tief unter der Erdoberfläche und mitunter horizontal sehr weit vom Flugloch entfernt befindet. Schwache Gesellschaften pflege ich deshalb oft nur durch einige Tropfen oder auch gar nicht zu betäuben. Ist endlich das Nest ergraben, so pflege ich in der Regel noch ein wenig Aether darauf zu spritzen, um es ganz gefahrlos herausnehmen zu können. Das glücklich Herausbeförderte kehre ich nun um und lege es so auf ein bereit gehaltenes Tuch, dass die Zellöffnungen nach oben gekehrt sind, da der äusserst gebrechliche Stoff auf solche Weise viel weniger leidet. Das Tuch pflege ich dann gut zu vernähen oder fest zu verbinden, damit ja keines der gereizten Thiere herauskomme. Zu Hause muss man sie wieder betäuben, da sie inzwischen recht munter geworden sind; das Nest der so unschädlich gemachten Thiere kann man nun auf ein vertikal stehendes Kreuz- gerüste aus Holz, das gut befestigt ist, spiessen. Dann giebt man den Thieren Bienenhonig, Birnen, Aepfelschalen oder Aehnliches und Wasser. Die kleinen Wesen erholen sich auffallend schnell, und in Kürze gewöhnen sie sich an die neuen Lebensverhältnisse und arbeiten ausserordentlich emsig, und die Metoecus, deren Larven man mitgebracht hat, schlüpfen nun fleissig aus, so dass man täglich seine schöne Ausbeute haben kann. Spiesst man das Nest um- gekehrt auf, so kann man isehr deutlich die Zellen über- blicken und sehen, wo die Metoecus ausschlüpfen. Die Be- obachtung ist eine ganz gefahrlose, da sich die Wespen in Kürze an den Pfleger gewöhnen, so dass sie sich ihm auf die Hände etc. setzen, ohne ihm etwas zu Leide zu thun, man darf sie nur nicht anhauchen oder an das Nest an- stossen. In jedem Falle bekommt man noch obendrein sehr nette Wespennester. Haben die Thiere sehr viel Baumaterial, morsches Holz, Papier etc., so machen sie noch obendrein den schönsten Mantel um die Waben, der freilich in unserem Falle nur hinderhch ist und deshalb entfernt werden muss. Nach diesen Bemerkungen will ich nun einige Thatsachen anführen, die geeignet sind, das richtige Licht auf die Lebens- weise des Metoecus zu werfen. In ganz kleinen Bauten, etwa vom Monate Juni oder den ersten Tagen des Juli, 15. Februar. Entomol. Nachrichten. No. 4. 47 welche man aber wegen der geringen Menge der darin vor- kommenden Thiere nur ganz zufällig entdeckt, fand ich nie einen Metoecus. Wo hält er sich nach dem Winterschlafe auf? In den Wespenbauten, soviel ich bemerken konnte, nicht. Es sind eben nur wenige befruchtete Weibchen des Metoecus da, die man deshalb äusserst schwer finden wird. Untersucht man im Juli Nester, so findet man nur einzelne Weibchen darin, und erst in den letzten Tagen dieses Monats, hauptsächlich aber im September giebt es grosse Mengen dieses merkwürdigen Mitbewohners, und zwar sowohl cJ als ? in den Nestern der V. vulgaris. Statt vieler Beispiele möge Folgendes genügen: Im Jahre 1880 nahm ich im Monate Juni 5 kleine Nester mit je 5 — 12 ^^ und dem § aus, kein Metoecus war darin. Im Jahre 1881 Heferten mir 10 Nester, die ich in den ersten Tagen des Monates JuH aushob, auch nicht einen Metoecus. Im verflossenen Jahre grub ich ein ziemlich starkes Nest am 18. Juli aus und that es zwischen die Fenster im Mu- seum; ein altes Metoecus? fand ich Tags darauf todt ausser- halb des Nestes; dann kamen gar keine Metoecus bis zum 10. August zum Vorscheine. Von diesem Tage an schlüpften in etwa 10 Tagen 9 Metoecus aus, und zwar sowohl 3 als 9, die wahrscheinlich alle vom obigen ? abstammten. Andere Nester lieferten mir mehr als 50 Stück, die vielleicht nicht alle von derselben Mutter stammten, obwohl ich übrigens nie 2 alte Metoecus? in demselben Neste gefunden habe. In den ersten Tagen des Monats 0 et ob er ausgehobene Nester Hefern eine spärliche Ausbeute, später fand ich wieder nicht einen Metoecus im Wespennest. Der Käfer überwintert eben nicht darin, da ja die Nester aller unterirdisch bauenden Formen im Herbste verfaulen, sondern ausserhalb derselben.' So fand ich am 1. October 1879 beim Ausheben eines schönen Wespennestes ein Weibchen des Metoecus, als es sich gerade in der Nähe des Flugloches im Grase verstecken wollte, und am 4. October desselben Jahres ein befruchtetes § etwa IV2 m. vom Flugloch entfernt unter zufällig ausgerupftem Moose; im Neste, das beinahe nur Wespenweibchen (circa 300) und etwa 100 cj und kaum 30 ^ enthielt, war nicht ein einziger Metoecus vor- handen, es waren eben schon alle ausgeflogen. Ebenso enthielt das am 16. November 1879 ausgegrabene Wespen- nest, in welchem nur noch ein Paar matte ^, die erst im Museumszimmer etwas lebendiger wurden, vorkamen, keine Spur des Metoecus. 48 18S3. Entomol. Nachrichten. No. 4. Auch das am 14. October des verflossenen Jahres aus- gegrabene Nest, dessen junge 9 sich jetzt noch (Jänner 1883) lustig im Vivarium tummehi, enthielt keinen Metoecus. Am l3. October 1881 wollte ich auf dem Ruckerlberg bei Graz AVespennester ausheben: bei allen 4, die ich in die Arbeit nehmen wollte, waren zahlreiche Metoecus gerade im Fortkriechen begriffen. Es war nasses Wetter, die Metoecus tiogen bis auf ein Paar, die sich gleich vom Flugloche in die Lüfte schwangen, nicht unmittelbar auf, sondern kletterten erst auf Grashalme, um sich von dort in die Luft zu er- heben. Die fortgeflogenen verschwanden so schnell in den Lüften, dass man nicht einmal die Richtung, nach welcher sie flogen, constatircn konnte. Was für eine grosse Anzahl sich da befand, ergiebt sich daraus, dass ich im Verlaufe weniger Minuten 28 Stück abfing, und jeden AugenbUck wurde man durch das Ei-scheinen eines neuen überrascht; die Wespen verhielten sich dabei ganz indifiereut. Ihre Nester, die ich sammt den noch darin befindhchen Metoecus in einem grossen Vivarium im Museum den Winter über Hess, zeigten noch keine Spur der Schimmelbildung, die in den später ausgehobenen Nestern den an und für sich brüchigen StoÖ' noch gebrechUcher macht. Aus denselben kroch im nächsten Frühlinge (April) alles Möghche ( Volucella zonata, pelluceus und andere Dipteren und Motten) nur kein Metoecus aus. Ich machte auch verschiedene Versuche, diesen sonder- baren Käfer zum Ueberwintern zu bringen, doch es gelang mir nicht. Im Herbste des Jahres 1881 verkrochen sich wohl einzelne zwischen Moos und in lockerer Erde, aber im Jahre 1882 erwachte keiner wieder. Zum Schlüsse noch einige Beobachtungen und Experi- mente im Museum. Bei Tage verhessen mehrere Metoecus die Nester und manche tanzten auf dem Glase gegen die Lichtseite wie besessen herum, bis sie zu Grunde gingen, vor lauter Bestreben ins Freie zu gelangen. Abends gingen sehr wenige in die Nester zuiiick. die meisten übernachteten in den Ecken, unter Papier, zwischen den Aepfelschalen etc. Warf ich einen ins Nest, so bheb er höchst selten darin, in der Regel tummelte er sich ausserordentlich, um so schnell als möghch aus demselben zu kommen. Fressen sah ich nie einen, weder Bienenhonig noch den von verschiedenen Blumen, den ich ihnen hineinstellte. Was thut wohl der Metoecus in den Wespenbauten? Ein Commensale wird er wohl kaum sein, sondern seine Larve frisst die der Wespen, vielleicht die kranken? und 15. Febraar. EntomoL Nachrichten. No. 4. 49 ■warum lebt er nur oder wenigstens hauptsächlich bei V. vul- garis? Das sind Fragen, die einer befriedigenden Antwort noch harren. Dass er im Museum nur bei V. vulgaris sich aufhält und dass diese Wespe ihrerseits gegen ihn nichts einzuwenden hat, während ihn andere Formen nicht dulden, zeigte mir unter anderen folgendes Experiment: Warf ich einen Metoecus in ein Nest der vulgaris, so geschah ihm nichts; warf ich ihn aber in das der germanica, rufa oder silvestris, so war er in der Piegel verloren. GewöhnHch pack- ten ihn diese Wespen bei den Fühlern und beschädigten ihn, wenn er nicht augenbHcklich entfliehen konnte, in kürzester Zeit so, dass ich ihn nicht mehr für die Sammlung brauchen konnte. In einem grossen Vivarium hielt ich 2 Nester der V. vulgaris und 1 riesiges der "V. germanica; in die ersteren 2 gingen, wie oben erwähnt, hin und wieder einzelne Exem- plare freiwülig und bheben auch längere oder kürzere Zeit darin, obwohl sie sich, wie ich mich auch im Jahre 1881 und 1882 überzeugte, im Allgemeinen nach einer gewissen Zeit sehr gleichgültig gegen die Nester benahmen, während ich in das Nest der V. germanica nie einen Metoecus frei- willig gehen sah, höchstens dass bei seinem Bestreben, dem Vivarium zu entfliehen, der eine oder andere hineingerieth, wo er auch häufig den Tod fand. Uebrigens wurde 1 Exem- plar, das ich mit gestutzten Flügeln in das Flugloch der V. vulgaris im Freien auf den Ruckerlberg warf, von den aufgeregten Thieren in kürzester Zeit zerrissen. — Es wäre sehr wünschenswerth, wenn recht viele Experimente mit diesem Käfer angestellt würden; dabei soll man aber die Wespen in einem grösseren Zuchtkästchen mit wenigstens 2 Glaswänden frei ein- und ausfliegen lassen, da die ein- gesperrten Thiere doch nie ganz so leben wie die wilden draussen in der freien Natur, durch die angegebene Vor- richtung aber den natürUchen Verhältnissen am besten ent- sprochen wird. Polyommatus var. Estonica. Vor mehreren Jahren schon machte mich hier auf einer Excursion der nun verstorbene Postsecretär Ad. Bachstein aus Dresden darauf aufmerksam, dass die esthländischen Virgaureae erheblich von den deut scheu Stücken dieser Art, die mir damals noch unbekannt waren, abwichen und schlug für die esthländische Form den Namen var. Estonica vor. 50 1883. Entomol. Nachrichten. No. 4. Ich habe seit jener Zeit alljährlich eine Anzahl Exemplare gesammelt und gefunden, dass wir damals nicht zufällige Aberrationen in Händen hatten, sondern dass die hiesigen Stücke von der deutschen Stammform, die ich durch die Güte Bachsteins aus Berlin, Dresden und dem Erzgebirge erhielt, constant abweichen. Unsere gut ausgeprägte Local- form kann daher wohl als solche den ihr von Bachstein beigelegten Namen behalten und das um so eher, da derselbe von Dr. Staudinger in seiner Doubletten-Liste XXVI vom Jahre 1882 bereits eingeführt ist. Die var. Estonica also ist kleiner als die Stammart (Länge eines Vorderflügels 14 — 16 mm.), intensiver roth- golden, mit breiterem schwarzen Rande aller Flügel, besonders gegen die Spitze der vorderen. Die schwarzen Randtupfen der Hinterflügel grösser. Meist ist ein schwarzer Querstrich auf den Vorderflügeln des d vor- handen. Wo dieser oben fehlt, schimmert wenigstens der Mittel fleck der Unterseite durch, wie denn überhaupt auch die anderen Flecke der Unterseite häufig schwächer oder stärker oben durchschimmern. Bei einigen a Ocker, jtovg -oöos Fuss). 6. Gatt. Porthesia Steph. „Verwüster", Goldafterspinner {noQÜ^T^oig Plünderung — d, R. kahlen d. Bäume u. Hecken) (zu Liparis 0.) 1. Chrysorrhoea L. „Goldfluss", Goldafter, Weissdorn-Sp. ixQ^xJog u. ^oia Schwemme v. qso) fliesse beim Eierlegen des § d. Afterwolle!) 2. Auriflua W. V. „Goldfluss", Moschusvogel (lat. dass. wie griech, chrysorrhoea, v. aurum u. fluo). 7. Gatt. Laria Hbn. zu (Laelia Steph.) „Larische", Schwan (v. Lara, Mutter der Laren od. Hausgötter, Myth.) ,,Lälische" (v. Laehus röm. Stammname!) 1. V. nigrum Esp. (Nivosa Hbn.) Schwarzes Vau, „Schneeige." 8. Gatt. Laelia Steph. (s. eb.) 1. Coenosa Hbn. „Schmutzige" (v. coenum Schmutz). 9. Gatt. Dasychira Steph. „Wollhändige", Wollstreckfüsse (zu Orgyia 0.) (v. daavg rauh, zottig etc., x^^Q — Qog Hand od. Arm — rauhzottige Vorderbeine!) 1. Pudibunda L. (Juglandis Hbn.) Kopfhänger, „Ver- schämter" (bez. d. R.!) Nussbaumspinner (juglans -dis Wall- nuss, — woran mitunter d. R. !) (pudibundus st. pudens v. pudeo schäme mich). 2. Abietis W. V. „Fichten"- od, „Tannensp." (abies, -etis). 3. Fascelina L. (Medicaginis Hb.) „Büschel"- od. Bürsten- raupensp., „Luzernen"-Sp. (v. fascis Bündel etc. — bez. d. Raupe !) 4. SeleniticaEsp. (LathyriHb.) „Mondfleck", Platterbsen"- Sp. (v. Selene, gr. osXrjvt] Mond, Lathyrus Platterbse). 10. Gatt. Cnetho c am pa Stph. „Juckhaarraupen" -Spinner (y. xvrd^n reibe etc. xafmr] Raupe). 1. April. Eutomol. Nachriciiteu. No. 6. 31 1. Solitaria Freyer (-taris H.-Sch.) „Einsamer" (solitaris fr. solitaire), Gegensatz zu dem geselligen folgenden 2. Processionea L. „Processionsspinner". 3. Pityocampa W. V. (Maritima H.-Sch.) ,.Ficlitenraupe", „Küstenspinner" (mrvg-vog Fichte und xa'^Ti/; maritimus an der See zu Hause). 4. Pinivora Tr. „Föhren"- oder „Kiefernfresserin" (Pinus sylvestris Föhre etc. voro verschlinge etc.). 5. Herculanea Ramb. „Herkulische" (herculaneus von Herkules.) 6. Fam. Bombycidae B. Glucken, Sack- und Coconspinner (v. ß6f.ißv'i-vicog Seide und Seidenraupe). 1. Gatt, Gastropacha 0, Glucken, „Dick- oder Feistbäuche" (Bombyx B., s. v.), (von yaor/JQ-ategog oder yaoTQt] Bauch, Tcaxvg dick etc. — sitzen wie brütende Hennen.) 1. Crataegi L. „Weissdorn"-Gl., bandirter Wollträger, m. V. Ariae Hb. „Mehlbaum"-Gl., (an Sorbus Aria L.), 2. Ilicis Ramb. (Acmocampa, nicht Acnoc. Stand. Cat. ilicis Rbr.) „Steineichen"-Gl., „Spitzenraupe" (die Raupe an Quercus Ilex-icis, dx/nrj Spitze, xäf.iTCi] Raupe). 3. Populi L. „Albern"- oder „Zitterpappel-Gl.," schwarz- grauer Wollträger (besonders an Populus tremula.) 4. FranconicaW. V. ,,Franken"-Gl.(v.Frankonia Franken in Bayern), auch Queckeuspiuner (die Raupe auf Brachen, mitunter an Queckengras). 5. Castrensis L. sog. „Lagermotte" (wegen der An- sammlung zeltartiger Raupengespinnste) auch Krautringel- spinner (die Eier in Ringen um Stengel etc.) (v. castra-orum Lager) m. Taraxacoides Beiher, „Butterblumengluckähnliche", V. Lasiocampa Taraxaci s. hern.). 6. Neustria L. „Westfranken"-Gi., Ringelspinner (wegen der Eierringe) (von Neustria, westl. Frankenland der Karo- linger, Gegensatz zu Franconica), 7. Neogena Fisch, de Waldh. „Neuerzeugte", Neuglucke {vsoysvrjg neuentstanden — neuentdeckt). 8. Loti 0. ,, Hornkleespinner" (an Lotus corniculatus Hornklee). 9. Lanestris L. Weissfieck-, „Wollafter", Kirschen- oder Schleheu-Gl. (lanestris v. lana Wolle, — After des 9 dick- wollig). 10. Catax L. (Everia Knoch, Lentipes Esp.) „Spinn-Gl.", „Schön"- oder „Gelbwollafter", „Schleichfuss", Holzbirnsp, 82 1883. Entomol. Nachrichteü. No. G. (von xaTccycü, Fut. a^w, lat. deduco, ziehe den Faden des Rockens herab, xaräy/ua Faden, bez. d. R. ; sv schön, egiov Wolle, lentus langsam, pes Fuss). 11. Rimicola W. V. (Catax Esp.) „Ritzenwohner" (bez. d. Raupe), Rollrand (die Raupe sitzt auch unter umgerolltem Blattrand), Grauwollafter-Gl. (v. rima Ritze, näml. der Rinde, colo bewohne). 12. Eversmanni Freyer „Eversmann's" Glucke (vielleicht nur Var. des folgenden). 13. Trifolii W. V. m. d. v. v. Medicaginis Borkh. v, Codes Hb., ab. Serrula Guen. „kleine Säge" und Iberica Guen. „Ebro"-Quittenvogei) „Klee"-Glucke, sog. kleiner Quittenvogel (d. R. an Trifolium repens, alpestre etc. an Medicago sativa und lupulina etc.). 14. Quercus L. ,,Eichen"-Glucke, sog. grosser Quitten- vogel, m. V. Guillemotii Trimoulet, ab. Roboris Schrk. „Win- tereichon"-Gl. (an Quercus Robur L.) v. Sicula s. Spartii Tr. „Sicilianerin", v. Spartii Hb. „Pfriemen"-Gl. (R. au Spartium Scoparium L. „Besenpfriemenstrauch") u. v. Callunae Palmer ,,Haidekraut"-(Jl. 15. Rubi L. „Brombeer"-Gl., sog. Vielfrass (weg. d. R.). 2. Gatt. Lasiocampa Latr. ,,Rauh- od. Filzraupen"-Glucken (zu Gastropacha 0.) (von läoiog rauh etc., xa[xni- R.). 1. Taraxaci W. V. „Butterblumen"-Glucke, Löwenzahn- Gl. (d. R. nur mitunter an Taraxacum officinale), 2. Dumeti L., schlecht ,, Dornhecken" - Glucke, besser „Habichtskraut-Gl. (von dumetum Heckengesträuch, d. R. auf dem Rasenboden an Hieracium, Apargia u. dgl., wie die vorige). 3. Balcanica H.-Sch. „Balkan"-Gl. (am Balkangebirge zu Hause). 4. Potatoria L. „Trinkerin", Tropfenlecker (bez. d. R,), sog. Grasglucke (v. potator Trinker, — d. R. leckt Thau- tropfeu). 5. Pruni L. „Pflaumen"- oder sog. Feuerglucke (d. R. oft an Prunus domestica, insititia etc.). 6. Lobulina Hbn. „Läppcheu"-Gl. (wegen der Fransen- scheckeD), Kienbaumsp. (v. lobulus, dem. v. Xoßos Lappen etc.) m. ab. Lunigera Esp. „Möndchen"-Gl. (v luna u. gero führe) (an Kiefern oder sog. Kienholzbäumen). 7. Pini L. „Tannen"- oder „Kiefern"-Gl. (d. R. besonders an Pinus sylvestris Föhre oder Kiefer). 8. Bufo Led. „Kröte" ; 9. Lineosa Vill. „Streifen"- oder „Linien"-Gl. (lineosus von linea, voller Dinge oder Striche). 1. April. Entomol. Nachrichten. No. 6. 83 9. Otus Drury (Dryophaga Hb.) „Ohreu"-Gl., „Eichen- zehrer" {(üTog lat. otus Ohreule von ovg, artog Ohr, dqvg.-vog Eiche, cpccyög Fresser). 10. Quercifolia L. „Eichblatt", sog. Kupferglucke (von Quercus Eiche und foHum Blatt, wegen der buchtrandigen Flügel, m. ab. Alnifolia 0, „Erlblatt," Schwarzkupfer -Gl. (Alnus Erle etc.). 11. Populifolia W. V. „Pappelblatt", Espen- oder Pappel- glucke (an Populus tremula Zitterpappel oder Espe), 12. BetuHfolia 0. „Birkenblatt" (Betula Birke etc.) und 13. Ilicifolia L. „Stecheichenblatt" (v. Quercus Ilex Stecheiche, — beide bei Esp, verwechselt). 14. Suberifolia Dup. „Korkeichenblatt" (an Quercus Suber Korkeiche). 3. Gatt. Megasoma B. „Grossleibglucken" (/nsyag gross, atüf.ia Leib). 1. RepandaHb. (-dumB.) „Rück- oder Aufwärtsgebogene" (repandus rückwärts gebogen etc.). 7. Fam. Pygaeridae 0. Heydr. „Afterheber", sog. Erpel- schwänze (s. heru.) 1. Gatt. Phalera Hb. „Kopfschmuckspinner", sog. Mond- vögel (v. phalerae, gr. qxxXaqa, Stirn- und Brust- schmuck der Pferde.) 1. Bucephala L. „Ochsenkopf", sog. Mondvogel (B. Name von Alexander's d. Gr. Pferd, v. ßovg Ochse, xsfpali] Kopf.) 2. Bucephaloides 0. ,,Mondvogelähnlicher" (s, oben und stdoi-iai gleiche). 2. Gatt. Clostera Steph. (Pygaera 0.), Einsiedler, „Steiss- oder Afterheber", sog. Erpelschwänze (v. y.Xoyarr^Q- tJQog Spinner v. xkiöd^o) spinne, nryt} Steiss etc., atQCü erhebe, Einsiedler, wegen der Raupen, Erpel oder Enterich, mit aufgekrümmten Schwanzfedern), 1. Timon Hb, (nach dem Misanthrop od. Menschonhasser Timon von Athen benannt, wegen der Einsiedelei.) 2. Anastomosis L. „Wirrband", nicht Lorbeerweidensp. (zu unbestimmt — an Pappeln und Weiden überhaupt), {ccvaoz6f.i(ü(jig eigentUch Einmündung, in der Anatomie Adern- verbindung, Gefässverästelung etc. wegen der Flügelzeichnung). 3. Curtula L, ,, Etwas verstümmelter", heller oder roth- gelber Erpelschwanz (dem von curtus verkürzt etc.) und 4. Anachoreta W. V, „Anachoret" oder „Einsiedler", dunkler oder grosser Erpelschwanz (beide bei Esper ver- wechselt). 84 1883. Entomol. Nachrichten. No. 6. 5. Reclusa W. V. (Suffusa Stph., Pigra Hufn.) kleiner Ein- siedler oder Erpelschwanz, Rosmarinweidenspinner (reclusus abgeschlossen, suffusus übergossener — Zeichnung, piger-gra faul). 8. Farn. NotodontidaeB.„Rückenzähnler",Notodonten(s.hern). 1. Gatt. Uropus Ramb. „Schwanzfuss"-N. (ovQa und uovg 1. Ulmi W. V, (Cassinia Esp., Discors F.) „Ulmen"-N., „Cassini"-N. (nach dem Astronomen Cassini) „Abweichender". 2. Gatt. Ptilophora Stph. „Federhorn"-N., „Flaumträge- rin" {milov Flaumfeder, cpoQog tragend). 1. Plumigera W. V. „Flaumfederführerin" (pluma Feder, gero führend). 3. Gatt. GluphisiaB. (Glyphidia H.-Sch) „Kerbstreif"- Notodonten {ylvq)lg-idos Pfeilkerbe, Schnitz), l. Crenata Esp. (-nosa Hb.) „Kerbstreif"-N. (von crena Kerbe). 4. Gatt. Dryobia (nicht Drynobia) Dup. „Eichen"-Noto- donten {dqvs-vög Eiche, ßiiü) lebe). 1. Melagona Borkh. (Obliterata Esp. Deleta Brahm), ,, Schwarzeck oder -winkel" (xelag und yövog), „Ausstrich- flügel" (oblitero streiche einen Buchstaben aus, wegen der Zeichnung, deletus vertilgt). 2. Vehtaris Hufn. (Austera W, V.) Sommereichenspinner, „Plänkler" (von velites, PI. von veles Veliten oder Plänkler, leichtbewaffnete Soldaten) „Herber" oder „Strenger" (austerus herb, streng). 5. Gatt. Ptero Stoma Germ. (Ptilodontis Stph.) „Feder- mund"- oder „Flaumzahn"-Notodonten {msQov Feder, OTOfxa Mund, milov Flaumfeder, ödovg-ovzog Zahn). 1. Palpiua L. „Palpen"-N., Sichelführer oder Tod (Palpen sichelförmig). 6. Gatt. Lophopteryx Stph. (OdontosiaHb.,Bed.) „Schopf"- oder „Büschelflügler", „Zahnvorstoss" - Notodonten {locpog Schopf etc., msQv§ Feder und Flügel, ödovg- övTog und woig Stoss) im Sitzen aufragender Innen- randbüschel der Flügel). 1) CarmelitaEsp.(CapucinaHb.),,Karmelit ',,, Kapuziner", Reifbirkenspinner (Mönch vom Berg Karmel — wegen des kapuzenförmigen Halskragens. 2. Cucullina W. V. (CucuUa Esp.) „Kuttenträger", Mas- holderspinner (cueullus Halskappe, Kutte), 3. Camelina L. (-uns Schrk.) m, ab. Giraffina Hb.,. „Kameel"- und „Giraffenspinner", nicht Erlenspinner, weil an allerlei Gehölze. (Schluss folgt.) 1. April. Entomol. Nacbrichtcn. No. 7. 35 Monographie der enro}). Arten der Gattung Meloe mit besonderer Berücksichtiguno- der Biologie dieser Inaekten. Vm Dr. F. Katfer. 1. Einleitung. Man nennt die Natur ein offenes Buch und liat Recht damit. Offen liegt es vor uns, und doch verstehen wenige es zu lesen; in ungekannten Zeichen ist es für die meisten geschrieben, die offenen Auges und doch nicht sehend die einzelnen Bilder an sich vorüberziehen lassen, ohne ihre Bedeutung zu erkennen, ohne sie zu einem Ganzen vereinigen zu können; dunkel aber auch selbst für den Forscher, der mühsam die einzelnen Wortbildcr — und welche Schrift- sprache hätte deren soviele aufzuweisen! — entziffern muss. Wie wenig selbst die Kundigsten dies Buch richtig zu lesen verstanden, zeigt sich in den langsamen Fortschritten der Naturwissenschaft. Seit Jahrtausenden ist beobachtet wor- den, vor Jahrtausenden haben bereits geniale Forsclier wie Aristoteles Bahn gebrochen, und dennoch sind wir noch heutzutage in den Elementen unsicher. Selbst die gewöhn- lichsten, die augenfälligsten Objecto sind noch Gegenstände des Streites. Wie sollte es auch anders sein? wie kann jemand lesen lernen, der nicht die einzelneu Buchstaben kennt? Manches wird er richtig deuten, vieles falsch. So ist es auch mit den Naturwissenschaften gegangen; die Vernach- lässigung der Buchstabcnkenntniss hat viele falsche Deutungen der einzelnen Wörter zu Tage gefördert. Seit Darwin haben Avir einen wesentlichen Fortschritt gemacht, wer wollte dies leugnen? Er vor allen hat die Forscher darauf hingewiesen, dass nicht nur der vollkommenen Form, sondern in eben dcmselljen — wenn nicht in höherem Grade — der Entwicklung Beachtung zu schenken sei, und damit nach meiner Ansicht (aber nicht blos nach meiner) der Naturl)eo))aclitung die einzig wissenschaftliche Bahn vor- gezeichnet. Es war kein blosser Zufall, dass ein Jahr nach mir Professor Dubois-lleymond in seiner Königsgeburtstagsredc am Königlichen Friedrich- Wilhelms -Institut in Berlin die- solbon Ansichleu i'dxM- >l7. •') J\nnales des Scienc(>s Naturelles, 182M. 1. 7\pril. Kiilumol. Nacliricliten. Nu. 7. 03 Gocdart') und de Gocr')', welche beide die Entwicklung aus Eiern beobachteten, nachgewiesen hatten, dass es die Larve von Meloe sei, und es auch eingehend beschrieben hatten. Neue Forscher wie Doubleday, St. Fargcau und Serville, Erich so n und Brandt u. a. stellten den Pedi- culus apis ebenfalls als Larve von Meloe auf, dennoch be- zweifelte einer der bedeutendsten jetzigen Entomologen, Westwood ^), diese Thatsache und behauptete, es könne unmöglich eine Larve dieses Käfers sein. Freilich sieht man es dem Tierchen nicht an, dass sich aus ihm ein Käfer entwickeln würde, noch dazu einer von so hervorragender Grösse aus einem so winzigen Ge- schöpf; dennoch aber ist der Pediculus apis Linnti's, der Triungulus andrenetarum Dufour's nichts anderes als die Larve einer Meloe oder einer andern Cantharide in ihrer ersten Form. Neuere Erziehungsresultate der Larven aus Meloeeiern haben dies vollständig bestätigt. Die ersten eingehenden L^ntersuchungen über die Metamorphose der Meloes verdanken wir dem oben er- wähnten George Newporf*), der 15 Jahre lange ununter- brochene Beobachtung darauf verwandte, ohne dennoch sein Ziel vollständig zu erreichen, und bald darauf die vervoll- ständigenden dem unermüdlichen Beobachter des Lisekten- lebens, Prof. Fabre^) in Avignon, der speciell dem Cantha- ridengenus Hitaris seine Aufmerksamkeit gewidmet hatte, daini, durch Newport angeregt, auch die (4attung Meloe in ihrer Entwicklung studirte. Wir folgen diesen beiden Forschern, deren Beobachtungen — von Einzelheiten ab- gesehen — liisher nui' Bestätigung gefunden haben. Das erste Erscheinen der Meloe-Artcii im Frühjahr fällt je nach dem wärmeren odci- kälteren Klima des Landes in die Monate .März bis Mai. Wenn die Tiei'c ihre Zellen J) MuliiiMdiplio.^is et iJiritoria NLiliiialis lasc-cuiniiii, lt}62 — -(jf). -) Mi'niuii'cs pour servir ä riiiKtoiro e Blüten herrülu'e; ich glaube sowohl diese Neigung wie die von Fabrc erwähnte der jungen Sitaris-Larven, sich unter ihren grauen Eihüllen zu verstecken, mit grösserem Hecht einem andern Umstände, dem Suchen nach durch ihre Färbung schützenden Gegenständen, zuschreiben zu können. Es ist klar, dass die gelben Meloe-Larven in gelben Blüten sich am leichtesten vei'bero-en können, sowohl iregen etAvaige Feinde, als um 1. April. Entomol. Nachrichten. No. 7. <)!> von diesem Versteck aus ihre Opfer zu iiberfalleu. Ebenso sind die scliwarzen Sitaris-Larven, die auf dem sandigen Boden der Wolmungen der Mauerbienen sich den Winter über aufhalten und im Friihlingc einem als Vehikel dienenden Hymenopteron auflauern, unter den grauen sandähnlichen Eihüllen verborgener, als wenn sie sich ohne diesen Schutz in den Gängen der Bienen lagern wollten, und erklärt sich daraus leicht der Fabrc in Erstaunen setzende Eigensinn dieser Tiere, unter ihre schützende Bedeckung zurück- zukehren.*) Die dem Ei entkrochenen jungen Meloes suchen sich demnach mit Vorliebe in gelben Blüten, besonders Compo- siten, zu verbergen und zeigen bei diesem Bestreben eine für ihre geringe Grösse überraschende Behendigkeit, Als Versteckplatz wählen sie die inneren Teile der Blüte, in denen sie oft zu Hunderten tief zurückgezogen sitzen, die geringste Berührung der Pflanze aber bringt sie sofort in Aufregung und treibt sie auf die äusseren Spitzen der Blumenblätter, woselbst sie durch Drehen und Wenden des Vorderkörpers irgend einen sich nähernden Gegenstand zu erfassen versuchen. Fabre hielt ihnen Gras- und Strohhalme hin; in einem Augenblicke hatfen sie sich fest daran ge- klammert, sogar die metallenen Pinccttenspitzen verschmähten sie nicht; freilich erkannten sie auch sofort ihren Irrtum und zeigten durch ängstliclies Hin- und Herlaufen ihr Ver- langen, die leblosen Gegenstände zu verlassen und wieder auf die Blume zurückzukehren. Liess man sie wieder auf dieselbe klettern, so gingen sie zum zweiten Male selten in die gestellte Falle; die Erfahrung zeigte also auch bei diesen jungen winzigen Geschöpfen ihre Wirkung. Auch l)ei andern leblosen aber haarigen Gegenständen, wie Wolle, 1) Vainemont j'ai mis ä Unir portee des blocs de terre renfermant des nids d'Antophore, des cellnles ouvertes, des larves, des nymphes de l'Abeille-Mayonne : riea n'a pu les tenter, et elles ont continue ä former, avec les teguments des oeufs, im tas pulveiulent poiiitille de blanc et de iioir. Ce n'est qu'en promenant la pointe d'une aiguille dans cette pincee de poussiere animee que je pouvais y provoqucr nn grouillement actif. Hors de lä, tout etait en repos. 8i j'eloignais forcement quelques larves du tas comraun, ellec y revenaient aussitöt avec precipitation, pour s'y enfouir au milieu des autres. Peut-etre que, ainsi groupees et abritees sous les teguments des oeufs, elles ont moins ä craindre du froid. Quel que soit le motif qui les porte ä se tenir ainsi amoncelees, j'ai reconnu qu'aucun des moyens que je pouvais imaginer ne reuississait ä leur faire abandonner la petite masse spongieuse que forment les depouilles des oeufs ffublemen) agglutinecs ontre elles." (T. YTl, p. 309.) 100 1883. Kntomo!. Nacbrichten. Xo. 7. Gnaplialium-Blüten zeigten sie denselben p]ifer sie zu be- steigen und darauf wieder zu verlassen, nicht so jedoch bei lebenden Insekten, besonders bei beliaarten Bienen oder Fliegen. Wurde ihnen eine solche vorgehalten, so eilten die kleinen Larven sofort darauf, klaniniertcn sich an den Haaren, besonders des Thorax an, und verhielten sich dort vollkommen unbeweglich. Auf Bienen und Fliegen war also ihr Augenmerk gerichtet, als sie sich zwischen die Blütenblätter versteckten, ihnen lauerten sie auf, um sie von diesem Versteck aus zu ül)erfallen. Newport tat in den Behälter seiner jungen Larven einen glatten Rüsselkäfer und einen weichen Älalachius, der erstere blieb unberücksichtigt, der letztere wurde sofort von soviel Tieren überfallen, dass es ihm unmöglich war, sich zu bawegen; Fabre dagegen sah sie auch eine ihnen vor- gehaltene glatte Spinne besteigen und sich dann ruhig daran festhalten. In Betreu' der todten Tierobjecte gehen die Beobachtungen der beiden Forscher auseinander; während Newport behauptet, dass die Larven eine todte Antophora zwar eiligst bestiegen, dann aber wieder freiwillig verliessen, beobachtete Fabre das Gegenteil; sie blieben nicht nur auf todten Bienen und Fliegen ebenso ruhig wie auf lebenden, sondern auch selbst au einzelnen Körperteilen derselben, Kopf, angefressenen Thoraxstücken ii. dgl. Ich habe leider verabsäumt, diesen Punkt eigener Beobachtung zu unter- ziehen, werde aber bei der nächsten Gelegenheit das Ver- säumte nachzuholen versuchen. Die Insekten, auf welchen junge Mcloe- Larven im Freien beobachtet wurden, gehören zu den Gattungen An- thophora, Andrcna, Eucera, Osmia, Bombus, Halictus, Colletes, Nomada und Vollucella, also zu solchen Bienenarten, die ihre Larven nicht selber füttern, sondern ihnen im Voraus den nötigen Futterbedarf in die Zelle geben, und zu ihren Schmarotzern. Diesen Beobachtungen entsprechend Avurden denn auch die erwachsenen Larven und die Puppen von den beiden genannten Beol)achtcrn, ebenso wie von den früheren, in Anthophora-Nestcrn gefunden, ein Beweis, dass sie dm'ch diese Tiere ilircn Lc])ensunterhalt bis zur Ver- wandlung zum vollkommenen Insekt erhalten. Auf welche Weise jedoch? dies vermochte auch Newport nicht zu ent- räthseln, obgleich er in seinen scharfsinnigen Vermutungen der Wahrheit ziemlich nahe kam. Aus dem spitzen Bau der Mandilioln der jungen Meine -Larven schloss er mit 15. April. Entomol. Nacbriohten. No. 8. \{)\ Rocht, dass sie sich nicht von dem Honig in den Zellen nährten; da sie nun aber auch nicht auf dem Muttertier schmarotzten, wie die älteren Beobachter gemeint hatten, so musstcn sie sich nach seiner Ansicht von der Bienen- larvc in den Zellen nähren und zwar, wie er glaubte, indem sie bei äusserer Anhaftung in dem Lebenssafte dieser Larve ihre Nahrung suchten. Die gleichzeitige Entwicklung sprach dafür; die Anthophora-Larven nehmen sehr schnell an Grösse zu, ihre Verpuppung tritt bereits nach einigen Wochen ein, Anthophora- und Meloe- Puppen wurden ungefähr zu der- selben Zeit gefunden. Dennoch hat der scharfsinnige Beobachter das Rätsel nicht richiig gelöst, wahrscheinlich weil er sich durch die analogen complicirten Entwicklungsprocesse der Strepsipteren in seinen Untersuchungen stören licss; wer wollte es ihm aber übel nehmen, dass er das verwickelte Problem nicht zu durchschauen vermochte. Erst Fabre's Beobachtungen über die Entwicklung der Sitaris führten auf den richtigen "Weg; seiner unermüdlichen Ausdauer gelang es, den ganzen Yerwandlungs-Process zu verfolgen. Wir geben seine Bcobachtuno-en im folgenden Abschnitte wieder. 5. Fabre's Beobaclitinigeii über die Verwandlungsstufen der Sitaris-Arten. Soweit die jetzigen Untersuchungen reichen, haben die Larven aller Canthariden in ihren ersten Stadien auf- fallende Aehnlichkeit mit einander, woraus man unter Yer- gleichung mit den späteren Verwandlungsstufen schliessen darf, dass auch ihr Entwicklungsgang ein ähnlicher sein wird. So sind schon unter dem Namen Pediculus apis otienbar Larven verschiedener Gattungen beschrieben worden, wie die verschiedene Färbung der angeführten Tiere beweist; die Larve von Cantharis vesicatoria ist nach der Beschreibung von Brandt und Ratzeburg') derjenigen von Meloe fast gleich, differiert nur in der Färbung und in den Schwanz- borsten; die Larve von Hapalus bimaculatus wurde schon von Gene' als jener ähnlich beschrieben; und von den Mylabris- Arten meint Gebier, dass sie ebenfalls in Hymenopteren-Nestern wohnen. Selbst bei den exotischen ^) Brandt und Ratzeburg, Medizinische Zoloogie, oder getreue Darstellung und Beschreibung der Tiere, die in der Arzneimittellehre ia Betracht kommen. Berlin, 1827 — 29. 1!Ö2 " 1883. Entomol. Nachrichten. No. 8. -CaiitiSariifenarteiii'sincl gleiche Bcoljachtungen gemaclit worden. *S^^"3^lgtlclemi- äudi die Entwicklung der Sitaris-Arten eine .s'ö^'j^fl 'vom Eingänge,"- haufenweise ohne irgend welche ..Sclnit^vomchtung ab; die Eier sind weisslich, oval und nur y^'mm läiig; kleben wie die der Meloö an einander, einen unförmlichen Haufen bildend. Die Zahl der von einem $ 'abgelegten Eier beträgt nach Fa))re's Schätzung 2000. Die ^iJarVeia;' kriechen noch in -demselben Jahre, Ende September iödie'P''Ar[fäng Oktober aus , verhalten sich aber den Winter lülier'r^-n'olfetändig ruhig unter den schützenden Eihülsen •.(feG%li;:'S. 17) und gerathen erst Ende April des nächsten iJ^hiieö^nach einer siebenmonatlichen Fastenzeit, in Bewegung, ig^Ci^äde^U' der 'Zeit, wo die Pelzbienen (Änthophora) ihre -'Z'ölleR \^oi-lassen haben und anfangen ihre Nahrung zu suchen. on!'.-;^ Will- eine: solche Biene im Freien Nahrung für sich und ihre Nachkominenschaft suchen, so -muss sie notgedrungen den Haufen der jungen Larven am Eingange des Nestganges pg.ssieren; .darauf hatte es das Sitaris-'2 abgesehen, als es 4eifi'e^ier gerade an dieser Stelle unterbraclite, denn kaum nähert sich eine Antliophorä dem lebenden Haufen, so stürzen ■rfie' kleinen Larven zahlreich auf sie zu und klammern sich •mit gTOSSOr Zähigkeit an den Haaren ihres Thorax oder an ■andeiJeiViKörosi'teilcn fest, streben aber alle möglichst dem ^yeh^dikm änöi-äX-m.^^'-Sö'wie sie: die0 Ziel erreicht haben, i^jhaitdft: äid 'Bicii -^: "Wie wii' es oben bei den Meloe-Larven '^g^Selteii :'^ xmbewe'glich -an ihrem neueroberten Platze, den Kdpf -dpm' Rörper des Lisckts zugekehrt, den Hinterleib "itach aiissen. haltend. Werden;_ sie aus ihrer Lage aufgestört, I^O'i^'^cliejJ-isie' sieh: eiii^ andern Punkt des Thorax, aber i!B^' p'ciähl siefe i&ögleich 'Mieder mit Mandibelu und Krallen -afl> «Ib^bnaiidereir: Haai-e der Biene festzuhalten. nodoü OlrötMöm "Imbcn die Larven hiermit ihr eigentliches, «^ni?'2a\ich' nur vorläufiges Ziel noch nicht erreicht; die im !iApi#ä^üm^^"or-seheiil "'kommenden l'elzbiencn sind sämmtlich f4MiöUillltetfiÖeschie^hlg;die Weibchen erscheinen erst einen Äß|^«SßäferJS?-!i^?ä^?°^^^ wollen sich die Sitarislarven ^g■^a«e.iJliViftIi7.^•äe^•i!1^^(i(?ible}len in deren Nester tragen lassen. Die Nestgäuge der Bienen sind inzwischen durch das viel- 15. April. Entomol. Nacluichten. No. 8. 103 fache Ein- und Ausgehen der männlichen Bienen, die in der Nacht und bei schlechtem Wetter in den Röhren Schutz suchen, fast frei von Larven geworden; daher finden sich denn anfangs auch die ausgekrochenen Weibchen mit diesen Tieren nicht bcliaftet. Erst bei der Begattung der Bienen schlüpfen die Larven von dem männlichen auf das weibliche Tier. Fabre hat dies durch künstliche Versuche festgestellt. Auf dem 9 halten sich die Larven bis zu dem Augenblick, Avo es sein Ei in irgend eine Zelle legt; diesen Zeitpunkt Ijenutzt die junge Sitaris, um vom Rücken ihrer Trägerin in die Zelle und auf d?s eben gelegte Ei zu schlüpfen, das seine erste Nahrung bildet und zugleich ihm auf dem Honigmeerc als Fahrzeug dient, ohne welches es in der klelirigen Flüssigkeit unrettbar verloren wäre. Fabre, der zuerst glaubte, dass die Larve schon in ihrem ersten Stadium sich vom Honig in den Zellen nähre, lirachto sie zu verschiedenen Malen darauf, bemerkte aber stets, dass sie sich eiligst der ihr gebotenen Nahrung zu entziehen suchte, sich bei ihren Fluchtversuchen aber nur tiefer in diesoll^e hineinarbeitete und endlich darin umkam. Er zog daraus die Gewissheit, die ihm die spätere Beobach- tung bestätigte, dass nicht Honig die erste Nahrung der Larven ])ilde, sondern das Ei, — tierische Nahrung, wie es schon Newport vermutet hatte. Um den Vorgang in der Zelle der Anthophora zu verstehen, müssen Avir die Wohnung dieses Tieres näher l:)etrachton. Die Pelzbienen l)auen in der Erde, in Lehm- wänden etc. für ihre Nachkommenschaft ovale Zellen, ähnlich denen der Hummeln, füllen sie mit einem Gemisch aus Honig und Blütenstaub, legen ihr 4 — 5 mm langes, c. 1 mm dickes Ei darauf und verschliessen darauf die ZellC; um es der auskriechenden Larve selbst zu überlassen, sich zu nähren und ihre l'^ntwicklungsstadien durchzumachen. Häufig jedoch schliesst die Biene in ihre Zelle zugleich den Mörder ihrer Nachkommenschaft ein, sei es, dass sie selber ihn hineingetragen, wie die Sitarislarven, sei es, dass ein anderer Schmarotzer ihre Abwesenheit benutzt hat, um seine Brut hineinzulegen. Für zwei lebende Wesen würde die Zelle weder Raum noch Nahrung genug bieten, denn die Anthophoralarven nehmen sehr schnell an Grösse zu und verbrauchen den Inhalt der Zelle binnen kurzer Zeit. Ende Mai oder Anfang Juni bauen die Bienen ihre Nester, Mitte Juli sind die 104 1883. Entomol. Nachrichten. No. 8. Larven bereits erwachsen und Anfang August haben sie sich häufig bereits verpuppt. Soll der Schmarotzer also gedeihen, so niuss die Bienenlarve selber vor ihrer Ent- wicklung getödtet werden, und so geschieht es auch durch die Sitaris, die nur zu diesem Zweck die Werkzeuge eines Raubinsekts in ihrem ersten Stadium trägt. Kaum ist die Sitarislarve von dem Rücken der Mutter- biene auf das frisch gelegte Ei gestiegen, so untersucht sie dieses von allen Seiten, setzt sich endlich auf der Mitte desselben fest (man vergleiche die Grösse der Larve, c. 1 mm, mit der des Ei's 4 — 5 mm) und fängt an, sich von seinem Inhalt zu nähren, nachdem sie die Schale durchbrochen hat. Dieser Vorgang dauert mehrere Tage, während welcher Zeit das Tier seinen Platz nicht ändert. Der Inhalt des Bienenei's bildet also die erste Nahrung der Larve; zugleich aber befreit sich das Tier, indem es diese zu sich nimmt und zu sich nehmen muss, denn Honig zu fressen ist ihm in seiner ersten Gestalt unmöglich, von einem Feinde, dem es bei der Entwicklung oflenbar unterliegen müsste. Dabei dient ihm die Eischale als Schiff auf der klebrigen Flüssig- keit, in der es, wie wir gesehen haben, ohne ein solches Fahrzeug umkommen müsste. Nach 8 Tagen ist von dem Bieucnei nur noch die harte Schale übrig geblieben ; die Sitarislarve hat inzwischen das Doppelte ihrer ui'sprünglichen Grösse erreicht. Nun reisst die Haut auf ihrem Rücken auf und ein weisses, einige Millimeter langes Körperchen, ein Tier, das von dem ersten an Gestalt ganz verschieden ist, kommt daraus hervor und schwimmt auf der Oberfläche des Honigs. Niemand, der die Tatsache nicht kennt, würde in den beiden ersten neben einander gehaltenen Formen der Larve dasselbe Tier wiedererkennen; keine Spur von Aehnlichkeit zeigt sich in der äusseren Gestalt, die Mundteile der zweiten Form sind Ton denen der ersten gänzlich verschieden. Diese zweite Larvenform gleicht einer ersten Bienenmade; während die Farbe der ersten Form schwarz war, ist die der zweiten milchweis, die Haut so durchsichtig, dass man mit Hülfe einer Lupe wahrnehmen kann, wie der Honig in den Ver- dauungskanal fliegst. Aber diese zweite Form ist ihrem Zweck nicht minder angepasst, als die erste; die bauchige Unterseite des Körpers befähigt das Tier, mit Leichtigkeit auf der Honigoberfläche zu schwimmen, so dass Kopf und After und vor allem die auf dem Rücken stehenden 15. April. Entomol. Nachrichten. No. 8. 105 Tracheenöffnungen nicht in die Flüssigkeit tauchen; die ab- norme Stellung der letzteren bewahrt die Larve vor dem Erstickungstode. Zugleich liegt bei dem starken ovalen Bauche der Schwerpunkt des Tieres so tief, dass es vor gefährlichen Schwankungen gesichert ist, die den Honig über den flachen Rücken fliessen lassen und somit die Luft- löcher verstopfen würden. Die Mundteile sind nicht wie bei der ersten Form zum Fressen, sondern zum Saugen oder vielmehr zum Lecken, zur Aufnahme des Honigs eingerichtet. Fabre giebt folgende Beschreibung der zwei- ten Form: „Die zweite Larve hat 13 Segmente, den Kopf in- begriffen. Dieser ist hell, weich wie der übrige Körper und im Verhältniss zum Umfange des ganzen Tieres sehr klein. Die Fühler sind ausserordentlich kurz und Viestehen aus 2 cylindrischen Gliedern. Vergebens habe ich selbst mit einer starken Lupe nach Augen gesucht. In ihrem früheren Stadium hatte die Larve, die sonderbare Wan- derungen durchmachen musste, des Gesichts augenscheinlich sehr nötig und war deshalb mit 4 Ocellen begabt. Aber wozu sollten ihr im jetzigen Zustande Augen in einer Thonzelle, in welcher vollständige Finsterniss herrscht, dienen? Die Oberlippe springt vor, ist nicht deutlich vom Kopf getrennt, nach vorn gebogen und endigt in hellen sehr dünnen Wimpern. Die Mandibeln sind klein, am Ende rötlich, abgestumpft und an der Innenseite löffelartig aus- gehöhlt. Unter den Mandibeln befindet sich ein fleischiges mit 2 sehr kleinen Höckern besetztes Stück; dies ist die Unterlippe mit ihren beiden Tastern. Rechts und links trägt sie zwei ebenso fleischige, eng mit der Lippe ver- bundene Teilchen, die an ihrem Ii]nde verkümmerte, aus 2 — 3 sehr kleinen Gliedern bestehende Taster tragen, dies sind die künftigen Kinnladen. Der ganze Apparat, Lippen wie Kinnladen, ist völlig unbeweglich und in einem rudi- mentären Zustande, der keine Beschreibung ganz zutreffend macht; es sind im Entstehen begriffene, sich jetzt noch im unvollkommenen Zustande befindliche Organe. Die Ober- lippe und der von Kinnladen und L^nterlippe gebildete Teil lassen eine schmale Spalte zwischen sich, in der die ]\Ian- dibeln sich bewegen. Die Beine sind eigentlich nur an- gedeutet, denn obwohl sie aus 3 kleinen cylindrischen Gliedern bestehen, sind sie (bei der erwachsenen 12 bis 13 mm langen Larve) nur 7a i""^ ^^^Sj ^^^'^ kann das 106 l>^83. Entomol. Nachrichten. No. 8. Tier keinen Gebrauch von ilmen machen, weder in der Flüssigkeit, in der es lebt, noch auf festem Boden. Wenn man die Larve aus ihrer Zelle nimmt, um sie auf eine feste Unterlage zu bringen und bequemer zu beobachten, so sieht man, dass die übermässige Ausbauchung des Abdomens, die den Thorax hoch über der Grundfläche hält, die Beine keine Stütze linden lässt. Liegt die Larve auf der Seite, in der einzigen für sie wegen ihres Baues möglichen Stellung, so bleibt sie unbeweglich oder macht nur lang- same wurmförmige Bewegungen mit dem Hinterleib, ohne jemals ihre schwachen Beine zu bewegen, die ihr in keiner Beziehung nützen könnten. Stigmen zählt man 9 Paar: ein Paar auf dem ]\[esothorax, die andern 8 auf dem Ab- domen. Das letzte Paar auf dem achten Abdominalsegment hat so kleine Oeflhungen, dass man sie nur entdeckt, wenn man sie an den folgenden Stadien bemerkt hat, und sorg- fältig mit einer scharfen Lupe der Reihe der andern Stigmen nachgeht. Es sind nur angedeutete Stigmen: die andern sind ziemlich gross, mit hellem kreisförmigem, nicht vor- springendem Peritrem." Wenn die Larve den Honigvorrat in der Zelle ver- zehrt hat, was etwas länger dauert als bei der Anthophora- larve, so ruht sie einige Tage, indem sie nur ^'on Zeit zu Zeit rötliche Excremente absondert, bis der Leib ganz leer ist; dann zieht sie sich zusammen, und bald sieht man sich eine durchsichtige, etwas runzlich gewordene, sehr feine Haut vor dem ganzen Körper ablösen, so dass sie einen auf allen Seiten geschlossenen Sack um denselben bildet. Diese Haut zeigt ganz deutlich alle äusseren Organe des zweiten Stadiums, Ko|)f, Fühler, Mundteile, Tlioraxsegmente, Beine und Stigmen mit ihren Tracheenanhängen. Unter ihr hat sich ein eigentümlicher, erst Aveisser und weicher, dann rotgelber und horniger Körper geformt, der in seiner ganzen Gestalt sehr an die Tönnclien der Fliegen (Dipteren- puppen) erinnert, auch ganz die Eigenschaften der Insekten- puppen zeigt. Er ist ohne Bewegung, an Stelle des Kopfes eine Maske, die späteren Beine durch kleine mit Idossen Augen kaum wahrnehmbai-e Knoten angedeutet, das hintere Ende des Körpers wird durch eine kreisrunde, in der Mitte stark gefurchte Scheibe gebildet. Auf jeder Seite stehen 9 Stigmen, von denen die ersten 8 dunkelbraunen sich scharf auf dem rotgelben Leibe abzeiclnien. Das neunte Stigma ist auch hier bedeutend kleiner, so dass man es 15. April. Entomol. Naclu'ichteij. N(y,:8. J^';^ kaum ohne Lupe erkennen k&un.' N(e>v,}-i!Oi;ti;ha;t,;ilasng}^icJ|q Stadium bei Meloe als P sc udolarve.,, bezeichnet,; f,;^abj;e! nennt es wegen der grossen PuppenälinIichkeit.[I*(Sem(jlp5 nymph e (pscudo-chrysalide). ..^muioauxiiiu In diesem Zustande . bleibt ... die gitarißiar^e oWi der Regel den Winter hindurch und verwandelt isich e;"-?t jm Juni des folgenden Jahres weiter. In, einigen 'Außnabniej- fällen geht indess die Verwandlung, aiipli aclion sp|p^ellei^ vor sich, so dass das Tier nur ein,e|i Monat a,ls, P^euvloj- nymphc zubringt, im Monat August bereits ,die:,an4«i;i) Yerwandlungeu durchmacht und . schon im-Septep|b^ri;Slg^ zum vollkommenen Insekt entwickelt, Wjihrend dei'jigapzßli Zeit bleibt es m die oben erwähnt^e Jlaut ejing^ßchlos^^p, Die Länge der Pseudonymphe beträgt .;J2 m:ifl.,,i,4^c Durchmesser 6 mm; die Form ändert- sich allmählitjh in Folge der Verdunstung; die untere ursprünglich flaohi^Sgite wird melir und mehr concav, die gerundeteii Seitem (>)^gpi(?a:-) so dass schliesslich ein Querdurchschnitt diq.EorniiüQin.'es krummlinigen Dreiecks mit abgestumpften J^ck^ haben Würde. Im Frühling ändert sicli indess diese lEiJii:^^^ yei^ neuem; der Körper schwillt wiederum an^ die Seiten: yUiJp'dQu sich und das ganze bildet ein längliches ;EUipsoid,:-;des§eg Querschnitte Kreise sind. :o.'::i >\i-}?:Al .: ; vJjs Iwrisniil^ i_ u Zugleich aber geht unter der ; hojfiiigen'De^k^; eijie neue: Verwandlung vor sich; die äussere. Schale' . löst :S}§\\ vollständig und zusammenhängend, gerade wie bei ;^er Pseudonymphe ab, so dass sie einen zweiten geschlossi^jiQii Sack bildet, der in dem ersten noch ebenfalls geschlossefteiJ steckt. Auch der zweite ist sehr dünn, aber wege^i seiney gelblichen Farbe weniger durchsichtig als der .ejste^^, ^ie geringen Spui-en äusserer Organe, Beinknoten, Stigmen u,.s..w,. zeigen sich auf ihm gerade wie auf dem ersten. ;;,; ■;■■.;:,:; In dieser zweiten Haut abqr befindet sich e|ue neji.e Larve, die mit der zweiten Form grosse Aehnlichkeit zeigt, nur das Abdomen ist weniger gross, die Stigmen treten mehr vor,- das neunte Paar derselben ist" deutlicher, jetzt fast el)enso gross wie die andern, und die MaAdibehr^endigen in einer sehr scharfen Spitze. _..., •-■■;m:;>; ijj i>''.;ui'j"jasst; dass 3) ein in der Entwicklung der Käfer ungewöhnliches Stadium, das von Fahre mit dem Namen der Pseudonymphe bezeichnete, eintritt, in v/elchem das Tier seine selbständige Bewegung verliert und gleichsam eine unreife Puppe dar- stellt; dass 4) diese Pscudochrysalide wiederum die frühere Larven- form annimmt (dritte Larve), um 5) endlich in den Zustand der eigentlichen Puppe ül)erzugehen, aus der sich 6) der vollständige Käfer entwickelt. Die unter 3 und 4 bezeichneten Stadien sind die von der geAvöhnlichen ^Ictamorphose der Käfer abweichenden. Einen stichhaltigen Grund hat man bislier für sie nicht an- zugeben gcwusst, darum ist der ganzen Entwicklung der von Fal)re beigelegte Name Hypcrmetamorphose geljlieben. A'ielleicht bleibt späteren Untersueluingen die eigentliche Erklärung nicht vorentiialtcn. Es darf dabei nicht unbcachlcL Ideiben, dass die innci'eii Organe der verschiedenen Larvonständc trotz der äusseröti Unähnlichkeit derselben keine Unterschiede zeigen,- dä?h' eine Veränderung erst bei der eigontlichen Pupi)e licginnt^ indem das Nervensystem sicli eoncentrir't und die Zeuguiigs- organe sich entwickeln, ilithin gicljt auch die anatomisj^hc Untersuchung der verschiedenen Stände für die Erkläi'uwg* der rätselhaften dritten und Werten Stadien keinen- An]iäit.''[ I>or Zweck der grossen Fruchtbarkeit „clor ^lolöe^ iii^ ^'»■rgleich zu den Sitaris tritt aber fiolpr^i^ hcvy9r,^Wie^m" w 112 1883. Entomol. Nachrichten. No. 8. ♦ beachten, dass diese Insektenart ihre Nachkommenschaft an einer Stelle unterbringt, wo dieselbe sicher ist, ihre ein- und ausfliegenden Wirte zu treffen, dass dagegen die jungen Meloelarven nicht nur vielen Fährlichkeiten ausgesetzt sind, sondern auch häufig in die Lage kommen werden, ein In- sekt zu besteigen, das ihnen die Bedingungen für ihre weitere Entwicklung nicht bieten kann. Man kann sich leicht vor- stellen, dass Massen dieser jungen Tiere untergehen müssen, ohne ihren Zweck, in die Zelle einer honigtragenden Biene zu gelangen, zu erreichen. Es darf demnach auch nicht Wunder nehmen, dass trotz der ungeheuren Fruchtbarkeit der Weibchen die Meloes immer nur vereinzelt auftretende Tiere sind. 7. Besclireil)iing der ersten Larve. ^) In seiner bereits mehrfach citirten Abhandlung über die Entwicklung der Meloe giebt Newport folgende Be- schreibung der Meloelarve in ihrem ersten Stadium:^) ,,Sie hat einen schlanken länglichen Körper, der aus 14 verschiedenen Segmenten besteht, wenn man den Kopf und das Analsegment mit einrechnet. A'ier von ihnen bilden den Kopf und Thorax, 10 das Abdomen. Der Kopf ist kurz, breit und zusammengedrückt mit runder Stirn, und trägt eine dreieckige Naht, welche auf jeder Seite am Aus- gangspunkt der Fühler vor den Augen endet. Die Fühler bestehen aus je .o Gliedern; das erste und zweite sind breit, nach oben erweitert, das dritte, vierte und fünfte schmal und borstenförmig. Die Augen sind gross, schwarz, rundlich und stehen an beiden Seiten des Kopfes vor. Der Mund wird von einem Paar sehr schlanker, spitzer, leicht ge- krümmter Mandibeln, einem Paar kurzer, dicker Maxillen, von denen jede einen längliclien dreigliedrigen Taster mit verbreitertem Endglied trägt, einer schmalen länglichen Li})pe, die in der Mitte leicht geteilt ist und an jeder Seite einen dreigliedrigen Taster, der aber kürzer als der der Maxillen 1) Ich kann an dieser Stelle nicht unterlassen, Hrn. J. Lichtenstein in Montpellier, der mir mit grösster Ijiebenswürdigkeit seine gesammten Präparate von Cantharidenlarven zur Verfügung stellte, als er erfuhr, dass ich an einer Abhandlung über die Meloiden arbeite, meinen herz- lichsten Dank auszusprechen. Ich erkenne diese Freundlichkeit um so höher an, als Jlerr Lichtenstein selber diese Präparate zum Zweck einer gleichen Abhandlung angefertigt hatte. 2) 1. c, Vol. XX, 307. " 15. April. Entomol. Nachrichten. No. 8. 113 ist, bat, gebildet. Die 3 Segmente des Thorax sind stark entwickelt, jedes trägt ein Paar Beine. Der Prothorax ist breit, mit fast geradem Vorderrande und al>gerundeten Hinterecken. Der Meso- und Metathorax sind ebenfalls breit und nahezu quadratisch. Das aus 10 Segmenten be- stehende Abdomen ist länglich, schmal, leicht spindelförmig; jedes Segment hat an der Seite ein kurzes steifes Haar und das vorletzte Analsegment zeigt an jeder Seite 2 läng- liche Borsten. Das Analsegment zeigt an seiner Unterseite 2 Nachschieber (prolegs, Analbeine), die gelegentlich beim Gehen oder Klettern wie bei andern Insekten gebraucht werden. Die eigentlichen Beine sind ziemlich lang, die Hüfte ist kurz und kräftig, der Schenkel breit, das Schien- bein lang und dünn. Die Tarsen bestehen aus 3 getrennten, spitzen, an der Spitze leicht gekrümraten Klauen, die sehr geeignet sind, sich an einen Gegenstand anzuklammern." Ich stimme im wesentlichen dieser Beschreibung zu, — wobei ich nochmals wiederhole, dass die Farbe der Larven hellgelb ist; indessen weichen meine Beobachtungen doch in einigen Punkten ab. Trotz genauester Untersuchung habe ich die Fühler nie mehr als 4-gliedrig erkennen können; das erste Glied ist kurz, doppelt so breit als lang; das zweite lang, schmaler als das erste, kurz vor dem Ende (c. Vi "^'or demselben) verdickt; das dritte lang und cylindrisch; das vierte borsten- förmig. Am Ende des dritten Gliedes stehen einige Borsten. Den Triangulareindruck auf dem Kopfe bezeichne ich besser, weil er nach oben otfen ist, als V-förmigen; von der unteren Spitze setzt sich ein Längseindruck über die Mitte des Pro- und Mesothorax fort. Die Stigmen auf dem Mesothorax und dem ersten Ab- dominalsegmente zeichnen sich durch besondere Grösse aus. Die Schienbeine sind leicht sichelförmig gekrümmt. Unter den 3 Klauen, deren schon oben Erwähnung geschah und denen die Larven den von Dufour cingefiihrten Namen Triungulinen verdanken, zeichnet sich die mittlere nicht nur durch grössere Länge, sondern auch durch grössere Breite aus ; sie gleicht einem breiten nach oben spitzdreieckig aus- laufenden Messer, besonders im Vergleich zu den schmalen hakenförmigen Seitenklaucn. Die Abdominalsegmente zeigen nicht nur an den Seiten starke; nach hinten gerichtete Borsten, sondern auch auf 114 188o. Pjitomol. Nachrichten. No. 8. dem Rücken am Endo einzelne, soviel ich beobachten konnte, je 4 einzelne Haare. Endlich die Anal- oder besser Praeanalborsten stimmen mit der Newport'schen Zeichnnng nicht überein; die beiden änsseren Borsten sind bedeutend kürzer, als sie dort dargestellt sind, sie betragen noch nicht die Hälfte der Länge der beiden mittleren Borsten. Die Newport'sche Zeichnung der Beine (Vol. XX, Taf. 14, Fig. 7) stimmt mit meiner Beschreibung überein: auch zeigt seine Abbildung der Fühler (Fig. 6) nur 4 Glieder, von denen freilich das zweite und dritte weder an Gestalt noch in ihrem Grössenverhältniss zu einander richtig; sind. Zur Begattung der Insekten. Von Hugo Borg mann, Königl. Oberförster in OberauUi. Im Frühjahr 1881 war ich in der Lage, Beobachtungen zu machen, welche eine, unter vielen JNaturforschern und Laien allgemein verbreitete Ansicht über die Begattung der Insekten in hohem Grade erschüttert. Es besteht die Annahme, dass die Insekten nach er- folgter Begattung nur noch ein kurzes Dasein fristen, die Männchen nach dem nur einmal vollzogenen Begattungsakt bald sterben und die Weibchen nach Abk-gcn der befruch- teten Eier ebenfalls sehr bald verenden, (cfr. u. A. Taschen- berg in Brehm's Thierleben B. XI. p. 21: „Das Insekt hat*' „seine Bestimmung erfüllt, wenn es sich in der Regel nur"' „einmal gepaart hat. Das Männchen stirbt sehr bald nach-" „her, das Weibchen dann erst, wenn es sich der befruch-'' „teten Eier entledigt hat/' — Leunis, Synopsis p. 419: „so" „sterben die meisten Insekten nach Erfüllung dieses Zwecks" „sehr bald, das Männchen nach der Begattung, das" „Weibchen nach Ablegung der Eier." — Speyer, Deutsche Schmetterlingskunde p. 23: „Erst nach der Paarung, auf welche bei diesem (cT) sehr bald der Tod folgt." etc.) Durch zahlreiche Beobachtungen ist festgestellt, dass allerdings die Weibchen nach Hergabe ihrer befruchteten Eier nur noch kurze Zeit leben. (Biene? Huber!) Dass auch die Männchen bald nach der Begattung sterben, ist aber eine Annahme, welche sich wohl kaum auf concrete Beobachtungen stützen dürfte, und dass der Begattungsakt 15. April. Entomol. Nachrichten. No. 8. 115 nur oiiimal stattfinden soll, ist ebenfalls nur eine Annahme- weiche bezüglich der Weibchen durch verschiedene Beobach, tungen von Wackerzapp, v. Rcichenau u. A. (cfr. Jahrg. YI. d„ Zeitschrift p. IG und p, 205) widerlegt ist, und l)eziiglich der Männchen durch meine Beobachtungen stark in Frage gestellt wird. (cfr. auch Jahrg. IV. pag. 162.) Wenn auch diese Beobochtungen sich bis jetzt nur auf einzelne Schmetterlingsarten l)eziehen, und nur als Ausnahmen von der (übrigens nicht bewiesenen) Regel angesehen werden sollten, — so mag dies immerhin geschehen, und hierdurch Anregung gegeben werden, in diesem Sinne weitere Beobach- tungen und ^'ersuche anzustellen und so das Beweismaterial zu mehren. — Am 15. März 1881 fand ich, ca. 2 Stunden von hier ein frisch ausgekrochenes, noch nicht vollständig entwickeltca Weibchen von Aster. Nubeculosus, welches lebend mit nach Hause genommen, hier in der Absicht mit Zuckersyrup täglich gefüttert wurde, für den Fall ich später ein Männchen derselben Art finden sollte, eine Befruchtung herbeizuführen. Schon am 20. März war ich so glücklich, an derselben Stelle ein Paar des genannten Schmetterlings in copula zu finden, welches ebenfalls lebend mit nach Hause wanderte. Bald nach der Abnahme von dem Baumstamm, an dem sie ihr HochzeitsLett aufgeschlagen hatten, trennten sich die beiden A'crmählten, und erhielt ich später von dem Weib die erwünschten befruchteten Eier zur Zucht (ca. 200 Stück). Das j\iännchen jedoch sollte dem Versuch dienen, das seit 5 Tagen eingesperrte Weibchen, welches seit 2 Tagen in den Nachmittagsstunden durch Hervorstrecken der Lege- röhre und seitliches Niederdrücken der Flügel seinen Wün- schen nach einem Gemahl Ausdruck verlieh, zu befruchten. Ich Ijrachte also das Männchen zu diesem Weib, konnte jedoch in den ersten 3 Tagen nicht bemerken, dass eine Begattung stattgefunden hätte, musste im Gegentheil aus dem ganz gleichen, oben beschriebenen Verhalten des Weibchens schliessen, dass diese nicht erfolgt sei. Am 4. Tage endlich war ich Augenzeuge von der regelrechten Begattung, welche ca. 2 Stunden andauerte. Ich fütterte das mir lieb gewordene Paar weiter und beobachtete nach abermals 3 Tagen, welche wohl zur Erholung des Männchens und zur Ansammlung weiterer Samenfiüssigkeit nothwendig war, nochmal eine vollständige Begattung, die etwa iVa Stunden andauerte. Schon in der darauf folgenden 116 1883. Entomol. Nachrichten. No. 8. Nacht begann das Weib seine Eier (ebenfalls ca. 200) ab- zulegen und endete es hiermit und selbst nach 24 Stunden. Der tapfere Mann, der sich übrigens anscheinend ganz wohl befand, wurde in das Freie entlassen. Am 1. Mai erschienen aus den von dem zuerst er- wähnten Weib herrührenden Eiern die jungen Räupchen, welchen schon am 3. Mai diejenigen aus den Eiern des zweiten, ebenfalls befruchteten Weibes nachfolgten. Es war in der weiteren Entwicklung, welche unter, subtiler Trennung vor sich ging, nicht der geringste Unterschied zwischen beiden Braten zu konstatiren. Wir hätten also liier den m. W. noch nicht beobachteten Fall, dass zwei verschiedene Weiber von einem und dem- selben Männchen befruchtet wurden, sowie eine Wieder- holung der, wie schon erwähnt, bei anderen Arten gemachten Beobachtungen, dass ein Weib eine mehrmalige Begattung eingehen kann. In wie weit die gute Ernährung in der Gefangenscliaft und diese selbst hierzu beigetragen haben mag, lasse ich dahin gestellt und wollte • nur mit diesen Zeilen die Auf- merksamkeit anderer Biologen auf diesen Punkt richten. Eine entomologische Sammelreise nach Creta hat soeben Herr F. Titzenthaler aus Dresden angetreten. Derselbe beabsichtigt während seines auf 4 — 5 Monate berechneten Aufenthalts daselbst Coleopteren und Lepidopteren zu sammeln, deren Doubletten er nach seiner Rückkehr an Liebhaber abgeben will; er ist indessen nicht abgeneigt, auch anderen Interessen durch Sammeln zu dienen, soweit sich dies mit seinem Hauptzwecke verträgt. Etwaige Desiderata sind an seine Adresse nach Candia auf Creta (Megalo-Kastron), pr. adr. K. K. oesterreich. Consulat) zu richten. Ein Katalog brittiBcher Coleopteren ist von W. W. Fowler und A. Matthews herausgegeben worden. Der- selbe wild seiner Vollständigkeit und Genauigkeit wegen im M. Magazine sehr gelobt. Verbesserung. S. 87 Z. 17 von oben ist „ßovTtQUjGug" statt „ßovTTQSCftig" zu lesen. S. 86 in den letzten Zeilen des 1. Artikels „gehören" statt „hören." S. 100 Z. 11 V. 0. ,.thut" .statt tot." 1. Mai. Bntomol. Nachrichten. No. 9. 117 Zur Nomenclatur der europäischen Tenthrediniden mit besonderer Rücksicht auf Kirby's list of Hymenoptera. Tom. I. 1882. Von Prof. Dr. C. W. v. Dalla Torre in Innsbruck. W. F. Kirby's neueste Arbeit „List of Hymenoptera, with Descriptions aud figures of the typical specimens in the British Museum, vol. I. Tenthrediuidae and Siricidae, London, 1862, p. XXVIII & 450, tab. col. 16 ist für die descriptive Entomologie ein Werk von ganz eminenter Bedeutung. Es beruht dieselbe nicht blos darin, dass eine grosse Zahl von Arten und Grattungen*) (namenthch exotische) neu auf- gestellt wird (europäisch sind blos: Macrophya Hartigii und Cephus Mocsaryi**), sondern auch darin, dass auf die Typen Stephens und zum Theil Smiths ganz besonderes Gewicht gelegt wird und diese aus diesem Grunde durchaus abgebildet werden ; wo dies nicht geschieht, sind sie entweder nicht mehr vorhanden, was stets erwähnt wird, oder für die Nomenclatur bedeutungslos. Ein weiteres Interesse hat endlich der Katalog auch dadurch, dass in demselben durch- aus das Bestreben hervortritt, für die einzelnen Namen die *) Cerealces p. 30; Corynophilus p. 32; Paralypia p. 33; Trichorhachus p. 39; Topotrita p. 48; Hemidianeura p. 48; Athermantus p. 54; Lobo- ceras p. 79; Acherdocerus p 92; Euryopsis p. 95; Polyclonus p. 97; Xenapates p. 180; Dipteromorpha p. 324; Hypolaepus p. 324; Aglaostigma p. 325; Macroxyela p. 351; Teredonia p. 386. **) p. 260 n. 25. Macrophya Hartigii — Flügelspannung lllin., Körperlänge 51iu. (J. Schwarz ; Mund, Rückenkörnchen und ein dreieckiger Flecken am Räude des ersten Hinterleibringes hellgelb ; Segment 4 und 5 oberseits schmal gelb gebäudert, das Band auf dem 5. Segmente in der Mitte unterbrochen ; Beine gelb, Schenkel in der Mitte ob erseits schwarz (Hinterscheukel meist ganz rund) ; Spitzen der Schienen und der Fuss- glieder schwarz; Hiuterfüsse guuz schwarz, Hiuterhüfteu am Grunde schwarz. Flügel gelblich glashell mit röthlichbrauueu Nerven; Grund- hälfte des Randmals gelb. In der Sammlung als Dahlii bezeichnet, doch nicht mit Teuthredo Dahlii l^lug stimmend; eher mit postica BruU. verwandt. — Albania. (Tab. X. Fig. 1.) — p. 356 n. 5. Cephus Moscaryi — Flügelspannung 8 — 12lin.; Körperlänge 5-7V2liu. Co- Kopf, Fühler, Bruststück und Beine scliwarz, die letzteren wie der Hinterleib ins pechbraune schimmernd; Bruststück und Hinterleib fein punktirt; das 3. Hinterleibssegment jederseits am Rande mit einem gelben Flecken. Fühler bei 29gliedrig, etwas kurz und dick; Flügel rauchig glashell, stark irisirend, mit pechbrauuen Nerven. — Ungarn. (Tab. XIV. Fig. 2.) — Ausserdem Macrophya corynetes nsp. p. 264 n. 61; Tab. X. Fig. 3, M. Lucasii nsp. p. 265 n. 62, Tab. X. Fig. 2 und M, (cognata recte) jugurtha nsp. p. 265 u. 63, Tab. X. Fig. 5 — aus Algier. 118 1883. Entomol. Nachrichten. No. 9. allerältesten, nach den strengsten Prioritätsgesetzen geltenden Bezeichnungen zu substituireu; auch für die Gattungen wird dieser Modus mit eiserner Consequenz durchgeführt, Cimbex OHv. (1790) ausgenommen, über deren wohlverdiente Ver- drängung durch Crabro Geoffr. (1762) von Fabr. der Autor schreibt: „to restore the name Crabro to this genus would disturb the existing nomenclature of the Hymenoptera to an inconvenient and I have 'therefore decided to retain Cimbex, though the former name has priority." — Machen wir über diese Inconsequenz dem Autor keinen Vorwurf, um so weniger, als neuester Zeit gegen derartige Störungen der Continuität*) sowie gegen die Autorität Geoffroy's als Genusschöpfer**) Stimmen laut geworden sind; mir ist namentlich die Ver- wirrung massgebend, die durch die Einführung des Namens Hylaeus Fabr., früher statt Halictus bei Schenck (1859), nun statt Prosopis bei Förster (1872) in Gebrauch; auch andere Namen wie Cryptus Fabr. (1804) und Jurine (1807), Omalus (recte Homalus), Panzer und Jurine, Eucera Scopoli und Eucerus Gravenhorst etc. illustriren zur Genüge, dass der- artige Consequenzen mit unheilvollen Verwirrungen verbunden sind. — Alle übrigen Genusnamen sind consequent nach dem Prioritätsgesstze eingeführt und werden hoffentlich ohne besondere Schwierigkeiten Eingang und Aufnahme finden; es sind Erneuerungen, gegen die sich principiell keinerlei Gründe auffinden lassen, es sei denn die Störung der Con- tinuität. Eine Gefahr scheint mir allerdings darin zu hegen, dass der Autor sehr viele schwach begründete Genera als solche selbständig aufführt, wenn er auch andere, die andere Autoren, wie Cameron gelten lassen, einzieht. Zu ersteren zähle ich z. B. die vom Autor Hartig als Subgenera an- gesprochenen Gattungen Diphadnus p. 225, Mesoneura p. 228, Monophadnus p. 271 etc., dann die Genera Phymatocera Dahlb., Monostegia Costa etc., die sich von jeher keiner besonderen Stetigkeit zu erfreuen hatten, und für welche die Weiterführung des Kataloges schwierig sein wird, da einige Autoren bei Aufstellung neuer Arten auf selbe gar nicht reflectiren, sondern diese einfach einem allverbreiteten Genusnamen zuschreiben ; — zu letzteren zählt die Gattung Brachytoma Westw. (1874), welche Verfasser mit Perreyia Brülle (1846) vereinigt und bemerkt: ,,The type of Perreyia has 13-jointed antennae; Norton adds a species with 12 joints; *) Osten Sacken. **) Ganglbauer — in der Wiener Entomol. Zeitung, I. Jahrgang. 1; Mai. Entomol. Nachrichten. No. 9. 119 while Westwoods genus Brachytoma includes species with 13, 14, 17 and 20 joints, Klug's original type (B. vitellina) having 14. All the species before me (anomala excepted) diifer in no important character except in the number of joints in the antennae, which in some Tenthredinidae (eg. fenella nigrita Westw.) is not even a specific character." Indem ich mir vorbehalte, im Verlaufe der Arbeit auf die neuen Einführungen und Aenderungen zurückzukommen, welche die Gattungsnamen anlangen, gehe ich nun an die Besprechung der Artnamen — und muss in dieser Beziehung zunächst erklären, dass ich keineswegs ein Anhänger des Continuitätsprinzipes bin, sondern stets dies Prioritätsgesetz aufs strengste durchgeführt sehen möchte, selbst auf die Gefahr hin, dass momentan eine grosse Zahl von Arten umgenannt werden muss; doch muss dieser Umnamung die sichere Garantie untergebreitet sein, dass sie auf fester, solider, reeller Basis ruht, und der betreffende Autor wirklich diese und gewiss keine andere Art damit geglaubt hat.*) *) Ich möchte mir diesbezüglich gestatten, die von mir s. Z. an- gesprochene Identität von Bombns Lefebrei Pel. (1835) mit B. mastru- catus Gerst. (1869), die neuerdings von den Herren Schmiedeknecht und Hoffer in Zweifel gezogen wurde, mit den Worten des gründlichen Forschers J. Perez (Act. Soc. Linn. Bordeaux 1879) zu begleiten: „Je n'hösite point h considerer cette espece somme le B. Lefebrei Pel. Ce ne saurait etre, aiusi que Le Peletier le suppose, une variete du lapidarius. Si quelques individus, chez ce dernier, ont quelquefois un peu de jaune sur le devant du corselet (var. ß de Smith), Jamals le troisieme segment, ä ma connaissance, ne devient roux comme les suivants. Cette coloration du troisieme segment se trouve habituellement chez le mastrucatus Gerst., et le pomorum Panz., qui, de plus, out la taille, que Le Peletier assigne ä son Lefebrei (10 lignesj. Mais le pomorum n'a pa les deux premiers, Segments franchement noirs, et ne peut ainsi lui etre assimile, comme M. Radoszkowski le presume. Dans sa monographie du Bombus montanus, Sichel fait la remarque, que le B. Lefebrei Pel. est assez repandu dans les montagnes de la Suisse, ce qui est precisement le cas du mastrucatus. Schenck avait emis l'idee que le B. Lefebvrei pouvait n'etre qu'une variete du pratorum L., mais la taille donnee au Lefebvrei par son auteur s'oppose ä cette assimilation, le pratorum etaut sensiblement plus petit (6—7 lignes, dit Le Peletier." — Aehnlich verhält es sich auch mit dem Prioritätsuamen Bombus ruderarius 0. F. Müll (1763) für Bombus rajellus Kbg, (1802). Der Autor giebt als Merkmal an: hirsuta atra, ano tibiisque posticis subtus fulvis; certo situ- villositas abdominis albicat, quod non aeque in Ap. lapidaria. — Drewsen und Schiodte citiren in ihrer Arbeit über die dänischen Bombusarten den Autor hieher (vielleicht selbst nach Einsicht der Type ! ?), bezeichnen jedoch die Art mit dem Kirby-Illigerischen Namen — da man sich bekanntlich zu jener Zeit nicht wohl dazu verstehen wollte, vor Fabriziussche Namen an- zunehmen; das ist eiue Errungenschaft, die mit tiefer literarischem Studium Hand in Hand ging, wozu Hagen den Grund gelegt hatte. 120 1883. Entomol. Nachrichten. No. 9. Hierin nun glaube ich, dass ein wunder Punkt der Arbeit liegt, der um so empfindlicher ist, als der Autor für eine ganz ausserordentlich grosse Zahl von Arten neue Namen hervorgezogen hat, und für keine eine kritische BegründuDg giebt; nur bei wenigen wird die Type herangezogen — es sind dies Stephens'sche Arten mit ihren zum Theil ungenü- genden Beschreibungen. — Da mir nun in meinem Referate in dem von der Zoolo- gischen Station in Neapel herausgegebenen ,, Zoologischen Jahresberichte" der Raum mangelt, all die zahlreichen Ab- änderungen der Nomenclatur zu notiren, wie es bei kleineren zerstreuten Arbeiten geschehen kann, ich aber andrerseits doch glaube, dass es für einige Hymenopterologen von Interesse, vielleicht sogar von Werth sein kann, eine solche Zusammenstellung zu finden, so mögen die folgenden Zeilen im Namen der grössten Kürze und Sparsamkeit eine solche finden;- sie hat in keiner Weise den Zweck, die höchst werthvolle Arbeit meines geehrten Correspondenten in ihrer Bedeutung herabzusetzen, sondern würde nur das intentiren, dass derselbe vielleicht den folgenden Bänden kritische Notizen beigäbe oder solche isohrt in einer der zahlreichen englischen Zeitschriften veröffentUchen würde!*) — Gelegent- lich gedenke ich übrigens auch andere hieher gehörige die Tenthrediniden-Nomenclatur betreffende Bemerkungen ein- zufügen. **) p. 1 führt der Autor eine Cimbex femorata Linn. auf, mit der Synonymie Vollenh. {^S); lutea Deg. (9), Panz. (?), lunulatus Fourcr. (d) und annulatus Fourcr. (9); europaea Leach! (cS) Griffini Leach! (2) Schaefferi Pel. (?) variabilis Klg. (?(5) Humboldtii Ratzeb. (cj) violascens Thoms. (?(5) und brevispina Thoms. (?J) — sowie p. 2 eine Cimbex lutea Linn. (?), mit der Synonymie: Thoms (93); tristis Fabr. (c5), silvarum Fabr. (?), Vollenh. i^d), femorata Panz. (S), varians Leach! (?), luteola, pallens, bignetina Pel. (?), saHceti (?(5), betulae (?(J) und fagi (^ 18' 54" N. B. (daher fast unter dem Aequator) und 98^ 5' 7" Ö. L. (von Greenwich); sie hat einen Flächenraum von 130 Quadratmeilen und 300 000 Einwohner, die, von den wenigen Malayen und einzelnen Europäern abgesehen, einer besonderen Race mit eigenthümlicher Sprache (Schrift haben die Niasser keine) und eigenthümlichem Götzendienst angehören. Ueber die Insel Nias war bis zum Jahre 1855 fast nichts bekannt; in dem bezeichneten Jahre sandte die holLändische Regierung die Herren Nieuweuhuisen und von Rosenberg mit dem Auftrage nach der Insel, dieselbe geographisch uud ethnographisch zu untersuchen. Ueber die Insektenfauna der Insel war mit Ausnahme der kurzen Notizen, die sich in v. Roseu- berg's Werk „der malayische Archipel" finden, bisher nichts ver- öffentlicht worden. Die dem Werke Kheil's zu Grunde liegenden Materialien wurden in den Jahren 1882 und 1883 von eigenem Sammler zu- sammengetragen; sie bieten ein einheitliches Bild der dieser Insel eigenthümlichen Lepidopterenfauna. Die Insel ist durchaus gebirgig, ihr Wasserreichthum ist über- aus gross; nach allen Richtungen wird sie vou Flüssen und Bächen durchströmt. Grosse Waldflächen hat die Insel nur wenige aufzu- weisen, nur an vier Stellen giebt es solche, die sich aus verschiedenen Holzarten zusammensetzen; in den bewohnten Küstengegenden finden sich nur Kokospalmenhaine, die sich stollenweise meilenweit in das gebirgige Innenland hineinziehen. Auf diesen Kokospalmen findet sich zu Hunderten der schöne schwarze Rhinchophorus schach, einer der grössten Curculioniden. Im Norden ist die Insel von ausgedehnten Grasfeldern des Sacharum spontane um bedeckt. Diese Felder mit ihren mannshohen Gräsern bieten dem Reisendon die grössten Schwierigkeiten, da sie meist von Nässe triefen, und überdies der sehr feine Same des Grases, welcher sich bei der ge- ringsten Erschütterung löst, in die Augen dringt und schmerzhafte l"'.ntzündungen verursacht. Aus den Grasflächen heraustretend ge- laugt man plötzlich auf Plätze, die mit Gestrüpp und baumartigen Sträuchern bewachsen sind; dazwischen erhebt sich hier und da 170 1884. Entomol. Nachrichten. No. 11. ein riesiger Baum. In diesen tropischen Wildnissen flattern die besten Thiere. Das Klima von Nias ist ein wechselreiches, eine eigentliche Regenzeit giebt es nicht; kein Mensch weiss, wann die Regengüsse beginnen und wann sie schliessen. Im Laufe des Jahres stellen sich Regen ein, die mit geringen Unterbrechungen wochenlang an- halten, aufhören, und der denkbar prächtigsten Witterung Platz machen. Diese Epochen schöner Witterung waren stets die aus- giebigsten Phasen für den Insektenfang. Zu dieser Zeit wimmelte es dann von Lepidopteren und je länger der Regen vordem ange- dauert hatte, desto conservirter, frischer waren die Thiere, die da die tropische Natur belebten. Zuerst erschienen die Pieride n und Nymphaliden; wenn dann diese ein abgeflogenes Kleid zeigten, erschienen mit einemmale die Danaiden und Euploea. Die letzteren beherrschten durch ihr massenhaftes Auftreten thatsächlich das Terrain und bei ihren dunkeln, oft sammtschwarzen Farben, dem langsamen bedächtigen Flug, waren sie für die Scenerie wirklich charakteristisch. Leider währen die schönen Tage nicht lange; man kann es mit ziemlicher Gewissheit aussprechen: auf Nias regne es während eines Jahres zehn Monate lang. Der Sammler auf Nias muss früh, vor Tagesanbruch, sich auf- machen, um bei guter Zeit die oben erwähnten Gebüschplätze zu erreichen ; die feuchtwarme Luft, die am Tage von Milliarden kleiner Mücken erfüllt ist, macht längere Märsche zu einer unausstehbareu Qual. Die meisten Individuen fliegen in den Vormittagsstunden; nach der Mittagszeit, wenn die Sounengluth ihren Gulminationspunkt erreicht hat, bleiben nur noch spärliche Proletarier zurück. Am schwierigsten sind die dickleibigen Nymphaliden zu erbeuten, ihr Flug ist blitzartig und ganz regeUos ; umsonst wird ihnen oft das Netz nachgeschwungen und gelingt es einmal einen solchen scharfen Flieger zu erwischen, so ist er meist von fragwürdiger Qualität. Hiernach dürften reine Charaxes-, Euthalia-, Pelea- und Symphaedra- Arten zu den kostbarsten Lepidopteren zu zählen sein. Taumelnd flattern die Dan aus e und Euploeaarten, die dann auch leicht gegriffen werden. Bei dem überaus grossen Feuchtigkeitsgehalt der Luft ist das Conserviren der gefangenen Arten besonders schwierig, vieles verdirbt sozusagen unter den Augen des Sammlers und überzieht sich mit dichtem Schimmel. Auch die Ameisen und Milben machen dem Sammler den schwer erworbenen Besitz streitig. So schnell wie möglich muss Alles in gelötheten Blechkästen untergebracht und versendet werden. Aufgeführt und beschrieben wurden in der vorliegenden werth- YoUen Monographie 149 Rhopalocera- Arten von Nias, darunter 1884. Entoniol. Naclirichten. No. 11. 171 42 neue, deren photograpbiscbe Bilder (nach der Natur) in vor- züglichster Ausführung auf 5 Tafeln geboten werden. Der Verfasser stellt die in seinem Besitz befindlichen Hetero- cera, die gewiss ebenfalls manches Neue und Interessante bergen, gern demjenigen zur Verfügung, der dieses Material literarisch ver- werthen will. Das soeben ausgegebene erste Heft des 28. Bandes (1884) der „Berliner Entomologischen Zeitschrift", herausgegeben vom Eutomologischen Verein in Berlin (— Verlag von R. Fried- läuder und Sohn — Preis 17 Mark) bietet in seinem reichhaltigen Inhalt besonders werthvolle lepidopterologische Beiträge. Eduard G. Honrath schildert neue Ehopalocera von den Philippinen, von Malacca, von Süd -Amerika und aus West -Afrika. Die Arten von den Philippinen wurden in den Jahren 1876—79 und 1881 — 82 von den Herren Dr. Alex. Schadenberg und Otto Koch gesammelt; am interessantesten erwies sich die Ausbeute von Sibulan, welches 3000' hoch im Süden der Insel Mindanao liegt. Als neu werden aufgeführt: Prothoe Semperi und Zeuxidia Sibulana; ferner von Malacca; Amathusia Dilucida (Perak, — Sarawak). Aus Süd -Amerika werden vier schöne neue Arten beschrieben, nämlich: Prepona Neoterpe von Chanchamayo (Peru), Prepoua Dexa- menus ebendaher, Callithea Srnkai von Iquitos (Amazon sup.), Callicore Panthalis und C. Merida, beide aus Venezuela. Die westafrikanischen Arten wurden von dem leider so früh ver- storbenen Dr. Paul Pogge in Guinea gesammelt; neu werden be- schrieben: Papille Almansol- und Papille Poggianus. Vor- züglich ausgeführte Abbildungen (in Licht -Kupferätzung) veran- schaulichen die beschriebenen Arten. Weitere Beiträge liefern: H. Dewitz, Drei neue westafiü- kanische Tagschmetterlinge. — Kolbe, Ueber neue Goliathiden aus Central -Afrika. — Kolbe, Nyctobates Mechowi, eine neue Species aus Westafrika. — M. Quedenfeldt, Beiträge zur Kenutniss der Staphylinen -Fauna von Süd -Spanien, Portugal und Marokko. — Kolbe, Neuroptera aus Marokko. — J. Schmidt, Nachträge und Berichtigungen zum Catalogus Goleopterorum von Gemmiuger und Harold, betreffend die Histeridae. — T. Kirsch, Neue südameri- kanische Käfer. — C. Fromholz, Kleine Studien über das Wahr- nehmungs- uud Gefühlsvermögen der Insecten — u. A. m. Einen dankenswerthen Beitrag zur entomologischen Bibliographie bietet Prof. Dr. C. W. von Dalla Torre in seiner „Bibliographia hymonopterologica", welche sorgfältige Titelangaben mit genauen bibliographischen Nachweisen der einschlägigen Arbeiten von H. A. 172 1884. Entomol. Nachrichten. No. 11. Hagen, F. Chevrier, E. Andre, J. Kriechbaumer, G-. Mayr, J. B. Bridgraan, G. Gribodo, T. W. Harris, F. Morawitz, H. Siebke und A. Schenk enthält. Leider wird diese Arbeit durch die Art ihrer Veröffentlichung (in verschiedenen Stücken von Dr. Knauer's „Naturhistoriker") Vielen unbekannt bleiben. Personal -Notiz. — Der bekannte Hymenopterologe, Alexander Mocsary in Budapest, ist von der ungarischen Akademie der Wissenschaften durch Wahl zum correspondirenden Mitglied geehrt worden. Einladung-- Die XXni. Wanderversammlung der ungarischen Aerzte und Naturforscher findet am 20. bis 25. August 1884 in den süd- ungarischen Orten Buziäs und Temesvar statt. Es wird uns zur besonderen Freude dienen, wenn an derselben sich auch die Fachgenossen und die Freunde der Naturwissen- schaften des Auslandes betheiligeu würden, da ihnen so auch Ge- legenheit geboten würde, einen der schönsten und interessantesten Theile Ungarns kennen zu lernen. — Nach Beendigung der Sitzun- gen werden nach drei Richtungen hin gemeinsame Ausflüge arrau- girt. — Der eine von dreitägiger Dauer geht von Temesvar nach Anina in das Mariilathal, nach Orsova zum Herkulesbad; der zweite von zweitägiger Dauer nach Resicza; der dritte von viertägiger Dauer, an dem sich besonders die Geologen betheiligen werden, in das Pojana-Ruszka- Gebirge. Nach den Statuten der Wanderversammlung haben Ausländer das Recht, ihre etwaigen Vorträge in ihrer Muttersprache zu halten. Wer die Begünstigungen der Mitgliedschaft zu gemessen wünscht (Betheiligung mit Druckwerken, unentgeltliche Unterkunft, ermässigte Fahrgebühr auf den Eisenbahnen und Dampfschiffen), möge sich bis zum 10. August an Herrn G. Sztupa, Apotheker in Budapest (VIII. Calvinplatz) oder an Herrn F. Steiner, Apotheker in Temesvar wenden. — Die genannten Herren werden den sich Meldenden gegen Einsendung einer Gebühr von 6 Gulden Ö. W. die nöthigen Legitimations-Karten brieflich zukommen lassen. Es ist überflüssig, nochmal daran zu erinnern, dass wir die ge- ehrten Fachgenosseu mit Freude in unserer Mitte begrüssen werden. Budapest, am 8. Juni 1884. Im Namen des ständigen Central - Comites : Prof. Dr. M. Staub Prof. Dr. J. Koväcs m. p., als Geschäftsführer. kgl. Kath, als Präses. Druck von Otto Dornblüth in Bernburg. Eiitoniologisclie Jiaehricliten. Herausgegebeu von Dr. F. JEvatter* in Putbus. X. Jahrg. Juni 1884. Nr. 12. Tapinostola frumentalis, ein neues schädliches Insekt Russlands. Von K. LiudeniaD, Professor an ilor landwirthschaftlic heii Akademio in Moskau. Aus: Bulletin des Naturalistes de Moscou.) Eine zum Studium schädlicher Insekten ins Gebiet der Kubanischen Kosacken (im nördlichen Kaukasus) im Frühjahre 1882 unternommene Heise gab mir die Gelegen- heit, ein neues schädliches Insekt kennen zu lernen, welches stellenweise merklichen Schaden im Getreide anrichtete. Die Beschädigungen waren vornehmlich am Roggen zu beob- achten, weniger am Winterweizen, und noch weniger am Sommerweizen. Obwohl diese, höchst augenfälligen, Be- schädigungen auf vielen von mir untersuchten Feldern eine recht bedeutende Grösse erreichten, blieb das, eine sehr verborgene Lebensweise führende Insekt selbst den Land- wirthen ganz unbekannt. Den oberÜächlichcn Beobachtungen derselben waren nur die vom Insekte hervorgerufenen Ver- änderungen der beschädigten Pflanzen leicht zugänglich, wurden aber als durch meteorologische oder ähnliche Ein- wirkungen beeinflusst angesehen. Nur bei genauerer Unter- suchung der absterbenden Pflanze findet man in derselben die Ftaupe, welche die charakteristischen, leicht zu beob- achtenden Veränderungen hervorbringt. Durch Untersuchung der Raupe und des aus derselben gezogenen Falters konnte ich mich davon überzeugen, dass dieses von mir gefundene Insekt nicht bloss den Landwirthen unbekannt, sondern überhaupt ganz neu ist. Es gehört dasselbe zu den Nachtschmetterlingen und zwar zur Gattung Tapinostola, deren Raupen, wie schon bekannt, im Stengel verschiedener Gräser leben. Die von mir entdeckte Art habe ich Tapinostola frumentnlis benannt, und gehört dieselbe wahrscheinlich ausschliesslich der Fauna des Süd- ostens Russlands und des nördlichen Kaukasus an. Durch 12 174 1884. Eutomol. Nachrichten. No. 12. diese T. frumentalis wird das Verzeichniss der schädlichen Insekten Russlands durch noch ein neues Glied vergrössert. Die schädliche Thätigkeit dieses Falters besteht darin, dass dessen Raupe im Laufe des Mai, die jungen, noch saftigen Halme des Roggens und des Weizens von innen ausfrisst und tödtet. Hafer und Gerste wird von der Raupe nicht angefallen, wenigstens habe ich sie nie auf solchen Pflanzen gesehen, selbst in Gegenden, wo der Roggen und Weizen überall, mehr oder weniger, durch das Insekt ver- dorben waren. Dafür lebt aber die Raupe in den Stengeln einiger wildwachsenden Gräser, namentlich in Bromus tectorum und Triticum repens, welche überall in den Feldern als Unkraut zahlreich vorkommen. Doch am häu- figsten findet sich die Raupe im Roggen, so dass man letzteren als hauptsächliche Futterpflanze der Tapinostola frumen- talis betrachten kann. Indem die Raupe in den Halm der jungen Pflanze ein- dringt und deren Herz ausfrisst, verursacht sie ein Ab- sterben derselben, welches dadurch eingeleitet wird, dass ein oder zwei obere Blätter dieser Pflanze vertrocknen und rasch weiss werden. Zuweilen wird die ganze obere Hälfte der Pflanze weiss. Die unteren Blätter bleiben grün, so dass der dadurch verursachte Farbencontrast sofort die Auf- merksamkeit an die absterbenden Pflanzer fesselt. Obwohl letztere bald in die Augen fallen, wird die Ursache ihres Absterbeiis nicht gleich klar, und wird man beim oberfläch- lichen Untersuchen namentlich darum nicht sogleich an ein Insekt als Ursache desselben denken, weil die verblichenen und vertrockneten Blätter nirgends die gewöhnlichen Spuren einer Insektenthätigkeit an sich tragen. Nirgends bemerkt man an diesen Blättern ausgefressene Löcher oder benagte Ränder; sie haben immer das Aussehen, als seien sie ein- fach vertrocknet, was auf den Gedanken bringt, sie seien getödtet durch irgend welche Einflüsse des Bodens oder der Luft. Hatte die befallene Pflanze schon angefangen ihre Aehre hervorzuschieben, so ist auch letztere abgestorben und weiss geworden, und hat in diesem Falle die ganze Pflanze eine grosse Aehnlichkeit mit denen, welche durch die Raupe der Ochseuheimeria (Tinea) taurella ver- dorben sind. Ganz ähnlich den eben hier beschriebenen sind die Veränderungen, welche die Raupe der Tapinostola frumentalis an Bromus tectorum und Triticum repens her- vorbringen. Spaltet man einen, auf die beschriebene Weise ab- 1884. Eiitomol. Nacbricliteu. No. 12. 175 sterbenden jungen Getreidehalm, oder hebt man nacheinander dessen untere, noch grüne Blätter ab, so kann man sich auf diese Weise sogleich davon überzeugen, dass dieses Ab- sterben durch ein Inseckt verursacht wird. Unten, an der Basis des jungen Halmes, meistens im Bereiche des zweiten Gliedes, bemerkt man bald ein kleines, rundes, ausgefressenes Loch, dessen bräunliche Ränder sich scharf abheben von der glänzend weissen Oberfläche des jungen Stengels. Durch dieses Loch war die Raupe in den Halm selbst eingedrungen, dessen Inneres sie dann auszufressen begonnen hatte. In dem Halme findet man einen weiten, ausgefressenen Gang, welcher Mitte Mai bis 2'/3 Millim. breit ist und mit grob- körnigem, weissem, etwas grünlichem oder bräunlichem Wurmmehl ganz vollgepfropft ist. Im oberen Ende dieses Ganges findet man gewöhnlich auch die Raupe, einen kleinen, grünlichen, braunköpfigen Wurm, welcher sich le1)haft be- wegt. Zuweilen findet man keine Raupe in der ausgefressenen Pflanze; dann bemerkt man aber am oberen Ende ihres Halmes eine zweite Oeffnung, durch welche die Rau])e den- selben verlassen hat, um auf eine zweite, dritte und noch weitere Pflanzen überzugehen. Eine solche Thätigkeit dieser Raupen dauert bis Anfang Juni, wo die Getreidehalme zu reifen beginnen und darum anfangen trocken und für die Insekten wenige^* nahrhaft zu werden. Um diese Zeit be- schliessen die Raupen ihre Wanderungen und verpuppen sich. So erscheinen in allgemeinen Zügen die von der Ta- pinostola frumentalis verursachten Beschädigungen. Doch zeigen die absterbenden Pflanzen einige sekundäre Ver- schiedenheiten, welche abhängig sind von ihrem Entwicke- lungsgrade im Momente, wo sie von der Raupe über- fallen wurden, und von dem Zeiträume, welcher von da bis zum Augenblicke der Beobachtung verflossen ist. Einige Pflanzen sind abgestorben und vertrocknet, noch ehe sie ihren Halm auszubilden begonnen hatten. Unter- sucht man sie Mitte Mai, so findet man in ihnen keine Raupen, obwohl das grobkörnige Wurmmehl, welches sie enthalten, und die ausgefressenen Löcher, keinen Zweifel darüber aufkommen lassen, dass diese Pflanzen durch die Raupe der Tapinostola frumentalis getödtet sind. Andere abgestorbene Pflanzen besitzen einen mehr oder weniger aus- gebildeten Halm; ihre unteren Blätter sind noch frisch und grün; bloss die zwei, oder höchstens die drei oberen Blätter sind weiss und trocken und haben bald ihre normale Länge, bald aber stecken sie bloss ihre welken Spitzen aus dem 12* 176 1884. Eutomol. Nachrichten. No. 12. noch grünen unteren Blatte hervor. Eine in solchem Zu- stande getödtete Pflanze erreicht zuweilen die Länge von 1 bis l'/a Fuss. Noch andere Pflanzen sind abgestorben in dem Momente, wo sie ihre Aehre eben erst ausgebildet hatten und im Begrifte standen dieselbe hervorzuschieben. Solche Pflanzen haben noch alle Blätter grün, und bloss der Aehren- stiel ist unten durchgefressen und die Aebre selbst mehr oder weniger zerfressen. Ueberall findet sich das charakte- ristische grobkörnige Wurmmehl, und auch meistens die Raupe selbst. In einem Halme habe ich nie mehr als eine einzige Raupe vorgefunden. Die mit Wintergetreide besetzten Felder, im Falle sie merklich von Tapinostola frumentalis beschädigt sind, haben Mitte Mai folgendes Aussehen. Man sieht überall mehr oder weniger grosse, unregelmässige Stellen, wo das Getreide entweder ganz ausgestorben, oder nur in geringer Anzahl stehen geblieben ist. Die Pflanzen sind auf verschiedenen Entwickelungsstufen abgestorben, weil die Raupen aus einer Pflanze in die andere wandern, dieselben nothwendig ver- schieden entwickelt vorfinden. Das Wandern der Raupen von Halm zu Halm habe ich direkt beobachtet, nicht bloss an solchen, die in Gefangenschaft gehalten wurden, sondern auch im freien Felde. Untersucht man im Laufe des Mai recht genau ein stark von T. frumentalis bewohntes Feld, so kann man zu jeder Tagesstunde einige frei herumziehende Raupen bemerken, und auch solche sehen, welche eben im Begriffe sind sich in gesunde Halme hineinzufressen. Die- ses Uebersiedeln aus einem Halme in einen anderen ist die Ursache dessen, dass man auf demselben Felde regelmässig alle die oben beschriebenen Formen abgestorbener Getreide- pflanzen vorfindet. Selbst an derselben Wurzel kann man die einzelnen Halme in verschiedenen Zuständen abgestorben sehen, weil die Raupe wahrscheinlich am liebsten die ihr nächst stehenden Ptiänzchen angreift. Die Tapinostola frumentalis habe ich gefunden in den Kreisen Eisk und Temrjuk, am Asowschen und Schwarzen Meere. Aus anderen Orten Russlands ist mir dieselbe nicht bekannt. Im mittleren Russland findet sich beinahe überall die weit verbreitete Ochsenheimeria taurella, welche am Roggen ähnliche Beschädigungen verursacht. Beschädigungen am Getreide, welche den oben be- schriebenen sehr ähnlich sind, wurden schon früher auch in anderen Ländern beobachtet, rühren aber von anderen Insektenarten her. 1884. Entomol. Nachricbten. No. 12. 177 So hat schon Linne in Schweden eine Raupe beobachtet, welche den jungen Halm des Weizens innerlich ausfrisst. Er nannte den Schmetterling Scopula (Pyralisj frumentalis. Curtis*) erwähnt ebenfalls eine kleine Raupe, welche im Süden Frankreichs die jungen Stengel des Roggens aus- frisst und deren Absterben verursacht. Er beschreibt diese Raupe als grünlichen Wurm mit braunem Kopfe und drei braunen Längslinien auf dem Rücken. Er benennt diese Art Pyralis secalis, aber wahrscheinlich ist sie mit der ebenerwähnten Scopula frumentalis L. identisch. Derselbe Autor**) erzählt noch von einer anderen Raupe, welche im Jahre 1846 an vielen Orten Englands im Inneren der Weizenhalme lebend und dieselben ausfressend, ziemlich grossen Schaden dadurch verursachte. Diese Raupe gehörte nach Curtis zu Apamea (Hadena) didyma, var. I -niger. Solche, im Inneren von Getreidehalmen lebende Falter- raupen wurden auch schon in Russland beobachtet. So hat nach H. Günther die Raupe von Hadena oculea (didy- ma), also derselben, die auch in England beobachtet wurde, einigen Schaden im Gouvernement Olonetz in den Jahren 1871 und 1874 verursacht. Diese Art unterscheidet sich als Raupe und als Falter scharf genug von der im Kuba- nischen Gebiete von mir gefundenen Tapinostola frumentalis. Letztere ist aber auch nicht zu verwechseln mit den in Schweden und Frankreich beobachteten (Scopula frumen- talis), welche zu einer ganz anderen Familie gehören. Die Schädlichkeit der Tapinostola frumentalis ist keine geringe. Obwohl dieser Falter wahrscheinlich nie als Geissei eines ganzen Gebietes auftreten wird, so kann er doch auf einigen Fehlern einen recht grossen Schaden verursaciien. Im Jahre 1882 habe ich an verschiedenen Orten des Ku- banischen Gebietes viele Felder gesehen, wo stellenweise die Beschädigungen so stark waren, dass schwerlich das zur Aussaat verwendete Getreide wieder eingebracht werden konnte. In allen diesen Fällen war die Saat anfänglich gut aufgegangen; später begann aber ein Welken und Absterben der Pfianzeu, so dass im Mai grosse leere, mit Unkräutern bewachsene Stellen in grosser Anzahl auftraten. Auf vielen Feldern waren ^s des Getreides verdorben; auf anderen die Ernte wohl um 257() durch die Raupe herabgesetzt. 150- sonders stark war der Schaden auf früh (d. h. zu Anfang *) Curtis. rarm lusects. p. 304. **) Ibid. pp. 305 und 225. 178 1884. Entomol. Nachrichten. No. 12. September) gesäeten Feldern. Dort wo es nach Kartoffel als Vorfrucht folgte, war es viel weniger beschädigt. In allen beobachteten Fällen überzeugte ich mich vom Vor- handensein der Raupen von Tapinostola frumentalis. Es ist mir gehingen, die hauptsächhchsten Züge aus der Lebensgeschichte dieses Falters festzustellen und mich zu überzeugen, dass derselbe jährlich in zwei Generationen auftritt. Ganz besonders wichtig war es, diese Thatsache festzustellen, weil dieselbe erlaubt, Schlüsse zu ziehen über die eine starke Vermehrung des Insekts begünstigenden Ein- flüsse, und also auch über die gegen dasselbe einzuhaltenden Maassregeln. Zweifellos ist, dass die erste Generation im Frühjahre, im Laufe des April und Anfang Mai fliegt. Ich habe zwar nicht die Gelegenheit gehabt, die Falter dieser Frühlings- generation direkt zu beobachten, weil meine Untersuchungen im Gebiete erst am 9. Mai begannen. Aber ich besitze Thatsachen, welche es ausser Zweifel setzen, dass eine solche Frühjahrsgeneration wirklich existirt. Es wird dieses vor- nehmlich dadurch bewieseil, dass man Mitte Mai die Raupen der Tapinostola frumentalis ziemlich häufig auch im Sommer- getreide vorfindet, welches erst nach Mitte März und im Laufe des April gesäet worden ist. In sehr vielen von mir untersuchten Fällen lagen solche Felder weit ab vom Wiuter- getreide, so dass an ein Herüberwandern der Raupen von letzterem nicht zu denken war. Thatsachen derselben Art erlauben mir zu schliessen, dass die Flugzeit dieser ersten Generation ziemlich lange dauert. Es wird dieses dadurch bewiesen, dass die Raupen auch auf solchem Sommergetreide zu finden sind, welches erst Ende April aufgekommen war, so wie dadurch, dass die von mir gesammelten Raupen nicht immer alle von derselben Grösse, sondern recht verschieden gross waren. Einige waren um die Hälfte kleiner als die andern. (Mitte Mai erreichten die einen bloss 10, die anderen 20 MiUim. Länge.) Wie schon gesagt, wandern diese Raupen im Laufe des April, des Mai und den ersten Tagen des Juni (alten Styles) von Halm zu Halm, dringen in das Innere derselben hinein und fressen die Herzkuospe und das zarte obere Ende des jungen Stengels aus. Jede Raupe verbraucht auf diese Weise im Laufe ihres ganzen Lebens wahrscheinlich eine grosse Zahl einzelner Halme. Die bei mir in Gefangenschaft gehaltenen Raupen waren 1884. Entomol. Nachrichten. No, 12. 179 in den ersten Tagen des Juni ganz erwachsen und verpuppten sich. Die Verpuppung geschieht in der oberflcächlichen Schichte der Erde, ohne Gespinst, in einer kleinen, einfachen Höhlung. Die Verwandlung der Pupi)en zum Schmetterling beginnt Anfangs Juli. Ich erhielt den ersten Falter am 5, Juli. Die zweite, die Sommergeneration, wurde auf diese Weise ausser Zweifel gesetzt. Wie lange die Flugzeit dieser Generation dauert, konnte ich nicht feststellen. Nach der Flugzeit-Dauer der ersten Generation schliessend, kann man wohl annehmen, dass auch die Sommergeneration eine lange Zeit hindurch in den Feldern sich herumtreibt. Die Falter dieser Generation legen ihre Eier zuerst wahrscheinlich an Triticum repens, Bromus tectorum, vielleicht auch andere Gräser; die später ausfliegenden können dieselben an die junge Saat des Wintergetreides anbringen. Die Raupen dieser Generation werden im Laufe des Herbstes w^ahr- scheinlich eine ähnliche Lebenweise führen wie die im April und Mai lebenden. In Betreff der Ueberwinterung habe ich gar keine Beobachtung. Die erwachsene Raupe erreicht eine Länge von 26 Millim. (am 19. und 24. Mai a. S.). Sie ist 16-füssig. Aus dem Halme herausgenommen bewegt sie sich lebhaft, und kriecht schnell fort. Die Körperfarbe ist blassgrün. Längs dem Rücken ziehen vier gleich weit von einander abstehende Längslinien. Ueber den Hinterrand der Körperringe tretend wird jede von diesen Linien etwas verdunkelt, so dass am genannten Rande eines jeden Segmentes, ausgenommen die drei ersten, vier dunkle, zuweilen ganz schwarze Flecken entstehen. Besonders gross und deutlich sind diese Flecken am vorletzten Segmente, wo sie bei einigen Exemplaren selbst ringförmig werden. Bei blasseren Stücken sind diese Zeichnungen überall weniger deutlich. Der Körper ist glatt, unbehaart. Im Bereiche eines jeden Segmentes bemerkt man auf jeder dunklen Längslinic je einen kleinen schwarzen borstentragenden Punkt. Der Kopf ist rothbraun oder gelb, ohne alle Flecken. Die Augen sind schwarz. Auf dem Rücken des ersten Brustringes bemerkt man ein gelbes, horniges Halsschild, welches von einer dünnen schwarzen Linie wie von einem Rahmen eingefasst ist. Am Vorderrande dieses Halsschildes sind zwei, öfters ganz fehlende, schwärzliche Flecken. Auf der Rückseite des letzten Körpersegmentes bemerkt man ebenfalls eine gelbliche Hornplatte, die auch von einer schwarzen Linie umringt ist. 180 1884. Entomol. Nachrichten. No. 12. Die Stigmen sind schwarz. Die Bauchseite des Körpers einfach grünlich. Der Falter ist 12 Millim. gross. Sein Körper ist dick, überall mit langen gelblich -weissen Haaren dicht behaart, am llücken ohne Kämme und Schöpfe. Augen schwarz, un- behaart. Die Yorderflügel blass gelblich beschuppt, mit zwei weissen Längslinien. Die Eulenzeichnung fehlt, ebenso die dunkle Bestäubung der Rippen. Die Hintertiügel sind ebenfalls gelblich beschuppt. Die Puppe ist 15 Millim. gross, rothbraun, kahl, glän- zend, am Hinterende ungedornt. Der Flügelhinterrand grade abgestutzt, von den Fusspitzen nach hinten nicht überragt. Bauch beinahe ganz frei; nur die Vorderhälfte des ersten Segmentes von den Flügeln bedeckt. Auf die Vermehrung der Tapinostola frumentalis im Kubanischen Gebiete haben folgende Momente einen be- günstigenden Eintluss. 1. Der sehr verbreitete Usus, das Wintergetreide in die Stoppeln des Sommerweizens zu säen. 2, Die herrschende Art, die Saat des Wintergetreides nur mit der Egge in den ungepflügteu Acker unterzubringen. Beinahe überall im Kubanischen Gebiete wird das Wintergetreide öfters in die Stoppeln des Sommergetreides hineingesäet, wobei der Acker gar nicht gepflügt wird. Nach- dem die Saat ausgestreut, wird bloss mit der Egge darüber weggefaliren, um sie einigermaassen zu bedecken. Im Mai, beim Besichtigen von mit Wintergetreide besetzten Feldern konnte ich überall in denselben die Stoppeln des vorjährigen Sommergetreides auffinden und zwar standen sie meisten- theils in ihrer ursprünglichen, aufrechten Lage. Das beweist, wie wenig die oberflächliche Bodenschicht durch die Be- arbeitung bei der Aussaat des Wintergetreides aus ihrer ehemaligen Lage gebracht ist. Aus demselben Grunde sind auch die Unkräuter, die auf demselben Felde wuchsen, und auf welchen die Raupen der Tapinostola frumentalis ihr Leben im Laufe des Juli und August fristeten, nicht ver- nichtet worden, was den Raupen möglich macht, das Er- scheinen der jungen Saat abzuwarten und später auf dieselbe überzugehen. Selbstverständlich müssten alle diese früh erscheinenden Raupen der Herbstgeneration umkommen, wenn der Acker frühzeitig und ordentlich bestellt sein würde. Dieser Hinweis auf die Vermehrung der Tapinostola frumentalis begünstigenden Verhältnisse giebt uns einen Wink darüber, von welcher Art die Maassregeln sein müssen, 1884. Entomol. Nachrichten. No. 12. 181 welche gegen das Insekt zu ergreifen sind, um einer grös- seren Vermehrung und Verbreitung desselben Einhalt zu thun. Eine Verbesserung der landwirthschaftlichen Kultur wird hier noch einmal das beste Mittel sein, um den schäd- lichen Insekten in Zukunft die Möglichkeit einer unbegrenzten Vermehrung zu nehmen. Zusatz der R e d a c t i o n. Es freut mich, hinsichtlich der Vertilgungsmassregel von Hrn. Prof. Linde man dieselben Vor- schläge machen zu sehen, die ich bereits vor einer Reihe von Jahren in Anlass der Verwüstungen der Wanderheuschrecke in diesen Blät- tern publicirt hatte. Nach allen Erfahrungen schaden Frost und Nässe den Insekten am meisten; kann man sie oder ihre Eier diesen beiden Feinden aussetzen, so erreicht man eine wirksamere Vertil- gung als es mit später angewendeten Hülfsmitteln auch bei den grössten Anstrengungen möglich wäre. Ein tiefes Pflügen der Bra- chen im Herbste ist das beste Mittel, um Eier und Larven solcher Insekten, die ihre ersten Stadien in der Erde zubringen, zu ver- nichten. Umgekehrt hat sich gezeigt, dass gerade in unbebaut liegenden Ackerflächen die Keime zu grossen Insektenverwüstun- geu waren. Kleinere Mittheilungen. Geschlechtliche Anziehung bei Coleopteren. — In der April -Nummer der „Psyche" (Cambridge Mass.) theilt Frau Anna Katherina Dimmock interessante Beobachtungen über geschlechtUche Anziehung bei Prionus mit. Sie fing im vergangenen Sommer im Grase ihres Gartens ein grosses Weibchen mit stark hervorragender und ausgedehnter Legeröhre. Kaum war das Weibchen gefangen, so erschien ein männlicher Prionus. Er rann und flog abwechselnd, dabei immer heftig die Fühlhörner bewegend, um das Zelt herum, in welchem das Weibchen gefangen gehalten wurde; endlich hatte er den Eingang gefunden, flog hinein und liess sich direct auf dem Käfig nieder, in welchen das Weibchen gesteckt worden war. Es dauerte nicht lange, so näherte sich ein zweiter männlicher Prionus dem Zelt; er betrug sich ebenso wie der erste und setzte sich endlich ebenfalls auf den Käfig. In dieser Weise wurde im Verlauf eines Nachmittags eine grosse Anzahl männlicher Prionus gefangen. Nach und nach aber fanden sich, angezogen durch die Versammlung der Männchen, auch mehrere Weibchen ein. Bei Schmetterlingen, namentlich bei Bombyciden, ist eine ähnliche Anziehung der Männer durch Weibchen schon öfter be- obachtet worden. Prof. Snow fand Männchen von Polyphylla variolosa, welche die Erde au Stellen, wo Weibchen beim Aus- 182 1884. Entomol. Nachrichten. No. 12. kriechen waren, emsig fortkratzten; wahrscheinlich waren sie durch den Geruch nach diesen Stellen hingelockt worden. Was aber den Vorfall bei Priouus am interessantesten macht ist, dass hier eine wechselseitige geschlechtliche Anziehung stattfand; bisher war über eine Anziehung der Weibchen durch männliche In- dividuen nichts bekannt geworden. Wir erinnern dabei an frühere Mittheilungen über geschlechtliche Anziehung in diesen Blättern und speciell an den Umstand, dass nicht nur ein Käferweibchen selbst, sondern noch am folgenden Tage die Stelle, an der es Tags zuvor mit einer Nadel angesteckt worden war, Männchen anzog. Auch dies Insekt gehörte zu den Lougi- cornen. Bekannt sind die Fälle bei verschiedenen Lamelli- cornen, in denen das Weibchen kaum an die Oberfläche der Erde kommt, um den Begattungsact vollziehen zu lassen. Neuer Feind des Weinstockes. — Im Departement Indre (Frankreich) tritt in diesem Jahr ein neuer Weinschädling aus der Gattung der Hemipteren, eine Calocoris, in grossen Massen auf, deren energische Bekämpfung dringend geboten ist, da in manchen Lagen durch die Einwirkung dieses Insektes ein Ausfall von zwei Dritteln bis drei Vierteln der Weinernte zu erwarten steht. Das Insekt ist eine schwärzliche Wanze, 7 mm. lang und etwa 2 mm. breit; beim Männchen überragen die Flügel den Leib um etwa 1 mm., auf dem Thorax zeigt sich ein länglicher gelber Fleck, die Fühler sind nach aussen gelblich gerändert. Das Weibchen ist etwas grösser als das Männchen, die Fühler sind bei ihm 2 mm. kürzer als der Leib, welcher dick und etwas gebogen ist. Die vier Flügel des Männchens sind von gleichen Dimensionen, während beim Weibchen die TJnterflügel viel kürzer sind. Das Männchen fliegt lebhaft umher, das Weibchen dagegen wurde fliegend noch nicht beobachtet. Die Calocoris greift nur die junge Traube an und durchbohrt mit ihrem Saugrüssel die äussere Wandung des Korns. Die befal- lenen Trauben werden gelb, schreiten im Wachsthum nicht vor, end- lich lösen sich die Beeren bei der geringsten Berührung und fallen ab. TJeber die Ausbreitung der Phylloxera in den Wein- bergen Ungarns berichtet Dr. G. Horväth in den Eovartani Lapok. Im J. 1875 wurde die Reblaus zuerst in Ungarn entdeckt und zwar auf einer Fläche von 40 Hektaren bei Pancsova. Sie war mit französischen Eeben eingeschleppt worden. 1876 mussten bereits 60 Hektar Weinpflanzungen vernichtet werden, ohne jedoch 1884. Eutomol. Nachrichten. No. 12. 183 den Verwüstungen des Insekts Einhalt zu thun, das sich 1878 schon auf die benachbarte Gemeinde Franczfeld ausgebreitet hatte, 1879 über eine grössere Anzahl Departements. Ende 1883 wurde die Keblaus in den Weinbergen von 130 Gemeinden, die in 27 Depar- tements lagen, gefunden ; 6800 Hektar sind von ihr inficirt, d. i. 1,6 7o der gesammten ungarischen Weinberge; 0,4 % derselben sind vollständig zerstört. Im J. 1880 wurde eine Untersuchungs- station für Phylloxera errichtet, die 1881 in Thätigkeit trat und seit der Zeit mit allen bekannten Mitteln gegen die Verwüstungen der Eeblaus angekämpft hat. Die Einfuhr und Anpflanzung ameri- kanischer Eeben hat sich auch in Ungarn bewährt. Gewaltige Insektenschwärme, die man anfangs aus Heuschrecken bestehend glaubte, wurden in Moskau in der Mitte Juni, in dichten Wolken über der Stadt in östlicher Richtung dahinfliegend, be- obachtet. Bei näherer Untersuchung stellte es sich heraus, dass diese Schwärme von zwei Libellenarten: Lrbellula quadrima- culata und L. rufa gebildet wurden. Auch iu der Umgegend von Berlin (Frieden au) und in Berlin selbst zeigte sich in den ersten Julitagen eine ähnliche Erscheinung. Grössere Schwärme von Libellula depressa zogen von Südost nach Nordwest, diese Libellen flogen in Reihen geord- net, eine immer unmittelbar der andern folgend. Vereinzelte Nach- zügler hielten dieselbe Richtung inne. Zum Gedächtniss von John Lawrence Le Conte. Dem in Nr. 3 der „Entomologischen Nachrichten" gegebenen kurzen Necrolog des grossen amerikanischen Entomologen lassen wir hier (nach C. V. Riley) eine ausführlichere Lebensskizze folgen. Le CJonte wurde am 13. Mai 1825 iu New York geboren, und 1846 vom dortigen „College of Physicians" zum Doctor der Medicin graduirt. Einige Jahre später siedelte er nach Philadelphia über und gab nach seiner Heirath die mediciuische Praxis auf. Während des Bürgerkrieges war er Oberst-Lieutenant und Inspector des Me- dicinalwesens in der Armee der Vereinigten Staaten und von 1878 bis zu seinem Tode versah er die Stelle eines Oberbuchhalters in der Staats-Münze zu Philadelphia. Zum Glück für die Wissenschaft befand er sich in so günstigen Vermögensverhältnissen, dass er, die angegebenen beiden Ausnahmen abgerechnet, uicht gcnöthigt war, amtliche Stellungen zu bekleiden, vielmehr fast seine ganze Zeit der Entomologie widmen konnte. 184 1884. Entomol. Nachrichten. No. 12. Seine Specialität bildeten die Coleopteren ; um den Umfang seiner Arbeiten und die Schwierigkeiten, mit denen er dabei zu kcämpfen hatte, voll zu würdigen, muss man sich den damaligen Stand der Entomologie in Amerika, d. h. vor beinahe vierzig Jahren, als er zu arbeiten anfing, vergegenwärtigen. In Europa herrschte damals die regste Thätigkeit auf fast allen Gebieten der Entomologie. In der beschreibenden Coleopterologie waren damals Aube, Erichson, Germar, Klug, Lacordaire, Mannerheim, Mulsant, Schönherr, Serville, Solier, Stephens und andere thätig, neue bedeutende Kräfte traten kurz nachher an die Arbeit. Dort wurden die Naturforscher aufs lebhafteste unterstützt von einer grossen Zahl enthusiastischer Samm- ler, welche im TJeberfluss Material und Beobachtungen lieferten, über- diess standen ihnen zahlreiche grosse Bibliotheken, öffentliche Museen und Privatsammlungen offen. Mehrere entomologische Vereine hatten sich gebildet, unterstützten die Forscher und boten reichliche Mittel zur Veröffentlichung ihrer Arbeiten dar. Wie anders waren die Verhältnisse damals in Amerika! In dem ganzen weiten Gebiet der Vereinigten Staaten gab es nicht soviel Entomologen, als in einer einzigen grösseren Stadt Europa's; die grösseren Bibliotheken besassen fast nichts von entomologischer Literatur, öffentliche Sammlungen waren nicht vorhanden. Die einzige grössere Privatsammluug, die von Thomas Say gebildet worden war, war durch Vernachlässigung und Gleichgültigkeit unrettbar ver- loren gegangen, andere in mancher Hinsicht werthvoUe Sammlungen hatten dasselbe Schicksal gehabt. Die wenigen veröffentlichten Bei- träge zur Ooleoptereufauna Nordamerika's bestanden meist aus unzu- sammenhängenden Beschreibungen einzelner Species und waren in allen möglichen periodischen Schriften zerstreut. „Kann man sich denn wundern", schrieb Le Conte in einer seiner frühesten Publicationen, „dass eine solche Verwirrung in der Synonymie unserer Species herrscht, wenn sie eher in jedem anderen Laude des Erdballs, als in dem, wo sie veröffentlicht werden sollten, beschrieben werden?" Die undankbare Aufgabe, diese Beschreibungen zu identificiren und richtig zu stellen, eine Arbeit, welche unendliche Mühe und Geduld erforderte, wurde fast allein von Le Conte gelöst, und zwar so vor- züglich, dass nur wenige Species älterer Autoren unbestimmt blieben. Von vornherein sah Le Conte ein, dass die amerikanische Coleop- terologie viel weniger durch blosse Species-Beschreibung als durch gewissenhafte monographische Arbeit gefördert werden könne ; hierhin verlegte er denn auch den Schwerpunkt seiner Thätigkeit. Die Zahl der von ihm veröffentlichten Monographieen ist sehr gross, unter den früheren sind die über die Pselaphiden, über die Classification der Longicornier und der Carabiden, über die Elateriden und Melolonthiden von besonderer Wichtigkeit. Im Jahre 1861 1884. Entoniol. Nachrichten. No. 12. 185 begann er für das Smithsoniau Institution die Veröffentlichung seiner „Classification der Coleopteren Nord-Amerika's"; wenn dies Werk auch lange Zeit unvollständig blieb und erst vor wenigen Jahren zum Abschluss kam, so war es doch für das Studium der syste- matischen Coleopterologie unentbehrlich und veranlasste die Heraus- gabe der „Neuen Species nordamerikauischer Coleopteren" und der „Liste der Coleopteren Nord-Amerika's." Der Bürgerkrieg unterbrach seine wissenschaftliche Arbeit, aber 1865 schon nahm er sie wieder auf. Von dieser Zeit an erfreute er sich der werthvollen Beihilfe des Dr. George Henry Hörn, der, von Beginn seiner entomologischen Thätigkeit an, ein treuer Mitarbeiter Le Coute's blieb. Die Freundschaft und die gemein- schaftliche Leistung, durch welche diese beiden Männer verbunden waren, bildet einen der freundlichsten Züge in der Geschichte der amerikanischen Entomologie. In der That musste Le Conte auf die Arbeiten seines jungen Fachgenossen stolz sein, und die Art, mit der er Horn's fortgeschrittenere Ansichten und die von seinen eigenen Arbeiten manchmal abweichenden Resultate aufnahm, giebt einen der besten Beweise seiner Grösse. Die bedeutendsten Arbeiten dieser späteren Periode, sind die über die Classification der Rhynchophora, und speciell die Monographie der Rhynchophora Amerika's nörd- lich von Mexico, welche 1876 in den „Proceedings of the American Philosophical Society" erschien, ein Werk, welches Jahre der sorg- fältigsten Forschung erforderte, und dessen Werth noch immer nicht genügend gewürdigt wird. Das letzte bedeutende Werk ist die zweite und vervollständigte Ausgabe der „Classification of the Coleoptera of North America" von Le Conte und Hörn (1883). Eine sorgfältige Bibliographie von Le Conte's Werken (bis 1878) ist von Georg Dimniock herausgegeben worden, und die Summe seiner beschreibenden Thätigkeit ist in Samuel Henshaw's „Index of the Coleoptera described by J. L. Le Conte" enthalten. Diese kurzen Hinweise auf die von Le Conte veröffentlichten Arbeiten können nur ein schwaches Bild seiner wissenschaftlichen Leistungen geben. In allen seineu Schriften zeigt sich die Herrschaft eines klaren, vorurtheilsfreien, philosopliischen Geistes, der, im Verein mit seiner bekannten Sorgfalt, ihn von Anfang an zur leitenden Autorität im Gebiete der amerikanischen Coleopterologie machte. Aufgewachsen mit dem Begriff von der Beständigkeit und Unvcr- änderlichkeit der Art war er doch sehr wohl im Stande, den Fort- schritten der Entwickeluugstheorie zu folgen, und dieser seine spä- teren Arbeiten anzupassen, unbekümmert darum, dass dadurch die von ihm früher aufgestellten Species zum Theil hinfällig wurden. Auch die praktische Seite seiner Lieblingswisseuschaft vernachlässigte er nicht, wie seine „Winke zur Förderung der ökonomischen Euto- 186 1884. Eütomol. Nachrichten. No. 12. mologie" und seine „Methoden zur Vertilgung der dem Ackerbau schädlichen Insekten" beweisen. Während mehrerer Jahre interessirte er sich lebhaft für die Entwickelung des Agricultur-Departements der Vereinigten Staaten- Kegierung und reichte 1875 dem Congress eine Denkschrift über die Errichtung einer speciellen entomologischeu Commission ein ; die Annahme des darin entwickelten Planes wäre der jetzt bestehenden Organisation in mancher Hinsicht vorzuziehen gewesen. Le Conte's Neigung zum naturwissenschaftlichen Studium war augenscheinlich angeerbt; sein Vater war ein tüchtiger Naturforscher und der Sohn zeigte gern die von jenem hinterhassenen Zeichnungen von Thieren, deren Genauigkeit und künstlerische Ausführung ein nicht gewöhn- liches Talent verrieth. Wenige gleichzeitige Naturforscher waren so allgemein beliebt und geschätzt, wie Le Conte ; zu dieser ihm entgegengebrachten Achtung trug sehr viel der vorurtheilsfreie, ruhige und gleichmässige Character seiner Schriften bei, in denen er sich von allen Persönlichkeiten fern hielt. Schon zu der Zeit als noch kein National-Museum in Washington errichtet worden war, hatte Le Conte seine einzige, überaus werth- volle Sammlung für das Museum der vergleichenden Zoologie in Cambridge (Mass.) bestimmt; dort wird sie unter der treuen Obhut unseres Landsmannes, des Dr. H. A. Hagen, den kostbarsten Theil der entomologischen Abtheiluug bilden. Litterarisches. Revue mensuelle d'Eiitomologie pure et appliquee, redigee par Wladimir Dokhtouroff. Vol. L Pre- miere annee, 1884, No. 5. Inhalt: B. Jakowlew, Neue Hemipteren der Eussischen Fauna pg. 121 — 22. F. Morawitz, Uebersicht der um Krassnowodsk gesammelten An- thophora-Arten, pg. 123 — 28. Ch. Oberthür, Note sur la Chelonia Dahurica pg. 128—30. 0. M. Reuter, Synonymisches über Hemipteren pg. 131 — 35. J. Faust, Drei vergessene Küsselkäfer pg. 135 — 39. Bibliographie pg. 140 — 45. Annonces, nouvelles, correspondance pg. 146. 1884. Eutomol. Nachrichten. No. 12. 187 Psyche, a Journal of Entomology, published by the Cam- bridge Entomological Club. Cambridge Mass. Vol. IV. No. 120. April 1884. Inhalt: Mann, B. P., The Bibliography of Entomology. . . . Pg. 154 Diiuniock, A. K., Sexnal attraction in Prionus ... „159 Procoedings of Societies. Cambridge Entomological Club „ 160 Bibliographical Record „161 Entomological Items. Society Meetings „ 163 Der Grossfürst Nicolai Michailowitsch, ältester Sohn des Grossfürsten Michael, welcher unter dem Namen N. M. Romanoff bereits einige werthvolle Monographieen über armenische und caucasische Lepidopteren veröffentlichte, beabsichtigt die Herausgabe eines grösseren Werkes unter dem Titel: Memoires lepidopterologiques, in welchem interessante und neue Species aus seiner reichen Sammlung beschrieben und abgebildet werden sollen. Der erste Theil mit 9 oder 10 vorzüglich ausgeführten Tafeln wird in Kurzem erscheinen. Zu Gemmin ger und Harold's Catalogus Coleopte- rorum sind 1883 und 1884 die folgenden Supplemente erschienen: Enumeration dos Staphylinides, decrits depuis la pubHcation du Catalogue de Gemmingor et Harold, par A. Du vi vier. Bruxelles. 129 pg. Liste des Cerambycides decrits posterieurement au Catalogue de Munich, par A. Laraeere. Bruxelles. 82 pg. Enumeration des Coleopteres Phytophages decrits posterieurement au Catalogue de Gemminger et Harold. Hispides etCassi- dides par C. Van den Branden. Bruxelles. 16 pg. Nachträge und Berichtigungen zum Catalogus Coleopterorum von Gemminger und Harold, betreffend die Histeridae, von J. Schmidt. Berlin. 14 pg. Ferner erschien soeben als vollständige neue Bearbeitung der D y t i s c i d c n : Catalogue des Coleopteres Carnassiers Aquatiques (H a 1 i p 1 i d a e , Amphizoidae, Pelobiidao et Dytiscidae). Par C. Van den Branden. Bruxelles. 118 pg. (Preis 4 Mark.) 188 1884. Entomol. Nachrichten. No. 12. Rovartani Lapok. Budapest 1884. (Nach der französischen Inhaltsangabe in Nr. 6). Nr. 4. — Elementarabhandlung über die Klassifikation der In- sekten, II, Fig. 15—19, S. 65—69. Paszlawszky, J., über die Cjnipiden, Fig. 20, S. 70 — 74. (All- gemeines über die Cynipiden und ihre Gallen, Uebersicht über die 141 europäischen und speciell über die 97 ungarischen Arten.) Pavel, J., über eine Psychiden-Ait (Epichnopteryx undulella, Be- gattung des (5 mit dem bisher unbekannten ?), Fig. 21, S. 75 — 77. Horväth, Dr. S., über den Stand der Einwanderung der Phyl- loxera in Ungarn, I, S. 77—82. Kleinere Mittheilungeu, 82—85. Nr. 5. — Elementarabhandlung über die Klassifikation der In- sekten, III, Fig. 22 — 26, S. 89—93. Kempelen, A., die Schmetterlinge der Umgegend von Pozsony, 94-99. Horvath, über den Stand der Einwanderung der Phylloxera in Un- garn, II, 99—102. Kleinere Mittheilungeu, 102 — 105. Nr. 6. — El. Abh. über die Klassifikation der Insekten III, Fig. 27—30, S. 113 -18. Mocsäry, AI., Unsere Maikäfer. Fig. 31 — 32, S. 118-22. (Me- lolontha vulgaris mit den beiden Varietäten ruficoUis Muls. und albida Kedt., und M. Hippocastani mit den Varietäten nigri- coUis Muls. und nigripes Com.) Weny, J., Schutz gegen die Weinmotte (Tortrix pilleriana), 123 — 25. Kleinere Mittheilungen, 125—27. The Eutomologist; an ilhistrated Journal of general Eutumolügy. Edited by J. T. Canington. No. 254. July 1884. Inhalt: Carrington, J. T. , Rannoch (Schilderung dieses Schottischen Bergsees und seiner Umgebung in lepidopterologischer Hinsicht ; mit Karte). Pg. 145. Tugwell, W. H., Notes on Boletobia fuliginaria ; with a description of its Larva. Pg. 153. Fowler, W. W., The genera Hydrochus, Octhebius and Hydraena. Pg. 156. Entomological Notes, Captures etc. Pg. 164. Druct von Otto Dorublüth in Bernburg. Eiitofflologisflie Nacliricliteii. Begründet von Dr. F. K a 1 1 e r in Putbus, Herausgegeben von Dr. F. Karscli in Berlin. X. Jahrg. Juli 1884. Nr. 13. An unsere Abonnenten. Die überaus nachlässige Redactionsführung des Herrn Dr. Katter, die Nonchalance (— einen stärkeren deutschen Ausdruck mögen wir hier nicht gebrauchen — ) mit welcher er alle unsere Bitten und Mahnungen unbeachtet Hess, endlich seine Unfähigkeit, das erforderliche Manuscript zu beschaffen, haben uns genöthigt im Interesse unseres Blattes unser Verhältnis« zu dem bisherigen Redacteur zu lösen und Herrn Dr. Katter ausser jede Verbindung zu den „Entomologischen Nachrichten" zu setzen. Herr Dr. F. Karsch in Berlin hat die Freundlichkeit gehabt, mit der vorliegenden Nummer die Redaction der Entomologischen Nachrichten zu übernehmen und wird die- selbe in Zukunft weiterführen. Wir hoffen, dass es gelingen wird, unter der neuen Redaction unserer Zeitschrift das Interesse wieder zu gewinnen, welches ihr früher entgegen- gebracht wurde. Redaction und Verlagsbuchhandlung werden bestrebt sein, in Zukunft jede Störung fernzuhalten. Manuscripte können an den Redacteur, Herrn Dr. F. Karsch in» Berlin, N., Strelitzerstr. 13. oder an die Verlagsbuchhandlung von R. Friedländer & Sohn ein- gesendet Nverden. Nach erfolgtem Abdruck werden den Ver- fassern 20 Separatdrucke gratis zugestellt. Berlin, Juli 1884. R. Friedländer & Sohn. 13 190 1884. Entomol. ISTacliricbten. No. 13. Schmetterlinge als exacte Botaniker. Fritz Müller in Blumenau (Brasilien) macht (in „Nature" eine interessante Mittheilung, aus welcher hervor- geht, wie gute Systematiker die Schmetterlinge sind. Die Raupen von Mechanitis, Dircenna, Ceratinia und Ithonia leben auf verschiedenen Arten von Solanaceen (So- lanum, Cyphomandra, Bassovia, Cestrum), die der verwandten Gattung Thyridia auf Brunfelsia. Dies letztere Pflanzen- geschlecht wurde früher allgemein zu den Scrophularineen gerechnet, erst Bentham und Hooker haben es in ihren „Genera Plantarum" unter die Solanaceen gestellt. Die Schmetterlinge hatten daher die richtigen Verwandtschafts- verhältnisse von Brunfelsia viel früher erkannt, als die ge- lehrten Botaniker. Noch ein anderer, viel merkwürdigerer Beweis für die Richtigkeit der Classification in Bentham und Hooker's Genera Plant, wird durch die Schmetterlinge geliefert. Age- ronia und Didonis wurden von den Lepidopterologen früher weit auseinander gehalten, ja sogar als zwei getrennte Fa- milien angesehen, während sie jetzt beide zu den Nympha- liuen gezählt werden; der Bau und die Lebensverhältnisse ihrer Raupen lässt auch keinen Zweifel über ihre enge Zusammengehörigkeit. Die Raupen von Ageronia nähren sich von l3alechampia-, die von Didonis von Tragia-Arten. Endlicher hatte diese beiden Euphorbiaceen- Gattungen in seinem System weit getrennt, und die erste zu den Euphor- bieen, die andere zu den Acalypheen gerechnet; Bentham und Hooker im Gegentheil ordnen beide dicht neben ein- ander der Unterfamilie Plukenetieae ein, so dass nun auch die Botaniker diese enge Verwandtschaft, die von den Schmetterlingen nach Gebühr gewürdigt wird, anerkannt haben. Die Bedeutung der Tipuliden (Schnaken) für die Landwirthschaft. Von Dr. F. Karsch. Durch den auffälligen Umstand, dass die Tipuliden oder Schnaken in dem neuesten „Lehrbuch der Zoologfe für Land- wirth Schaftsschulen und Anstalten verwandten Charakters sowie auch für den Gebrauch des praktischen Landwirthes" von Dr. phil. H. Emil Fleischer {8^ 435 Holzstiche, Braunschweig 1884. Vieweg & Sohn) absolut unberücksichtigt geblieben sind, wird eine kurze Behandlung derselben im Sinne 1884. Entomol. Nacliriclitcii. No. 13. 191 ihrer Bedeutung für die Landwirthscliaft au dieser Stelle genugsam gerechtfertigt erscheinen. Auch Taschenberg, Naturgeschichte der wirbellosen Thiere, Leipzig 1865, ge- krönte Preisschrift, Nördlinger, die Kenntniss der wich- tigsten kleinen Feinde der Landwirthschaft, Stuttgart 1871, Kün stier, die unseren Kulturpflanzen schädlichen Insecten, Wien 1871 gedenken der echten Tipuliden nicht. Es handelt sich nur um zwei, bezüglich einer landwirth- schaftlichen Bedeutung hier aber entschieden in Frage kom- mende Arten, um Tipula oleracea L. und Pachyrhina pratensis (L.) Die ersten Angaben über das schädliche Auftreten einer Tipulinen-Larve linden sich bei Fabricius; in dessen Species Insectorum, Tom. 2, 1781, p. 403 No. 13 heisst es (mit Hinweis auf Syst. Ent. 750, 13) von Tipula pratensis Linn. „Habitat in Europae pratis, graminum radices destruens"; desgleichen bei Fabricius, Entomologia systematica, Tom. 4, 1794, p. 237, No. 15 und bei Zetter- stedt, Dipt. Scand. Bd. 10, 3990. Nächst diesen hat P. Fr. Bouche, Naturgeschichte der Insecten, besonders in Hinsicht ihrer ersten Zustände als Larven und Puppen, 1. Lief. Berlin 1834, p. 32—33, No. 10 die Larven der T. pra- tensis genauer beschrieben und Taf. 3, F. 1—3 abgebildet; die obige Angabe des Fabricius scheint er nicht gekannt zu haben. Dagegen sagt er in seiner Naturgeschichte der schädlichen und nützlichen Garten-Hisecten und die bewähr- testen Mittel zur Vertilgung der ersteren, Berlin 1833, p. 134, dass die Kohlschnake (Tipula oleracea L.) oft und noch neuerdings beschuldigt worden, als Larve die Wurzeln der Kohlarten zu zerstören. Oft wiederholte, sorgfältige Beobachtungen haben ihn immer wieder belehrt, dass dem nicht so sei, dass sie- wie alle ihre Verwandten von faulen Vegetabilien lebe. „Man findet sie zwar häufig an den Kohl- wurzeln, allein jederzeit nur an solchen, welche durch andere Fliegenlarven, die Anthomyia Brassicae, in Fäulniss über- gegangen sind. Ich kann sie daher nicht für schuldig er- klären. Ihre eigentliche Nahrung besteht in halb verwestem Dünger, der sich vorzugsweise auf Kohl und Gemüseäckern vorfindet." Bouche loc. cit. p. 125. Die Larve der Tipula pratensis ist nach Bouche (1. c. p. 32—33) aschgrau, die schief gestutzte Fläche des After- segmentes, trägt 6 Fleischspitzen unter den oborn ein paar schwarze Flecke. „An der Basis der kurzen dreieckigen untern Spitzen steht je ein schwarzer, mondförmiger Fleck. Zwischen den grossen Stigmaten stehen noch vier kleinere im Viereck." 192 1884. Entomol. NacliricMen. No. 13. Die Larve der Tipula oleracea L. dagegen ist nach B Gliche (1. c. p. 36) roth-aschgrau; von schwarzen Flecken der Abstutzungsfläche des Aftersegmentes ausser den grossen schwarzen Stigmaten wird nichts gesagt. Nach Schiner, Fauna Austriaca. Die Fliegen (Diptera), 2. Theil, Wien 1864, p. 518, dessen Citat, Transact. of en- tom. Soc. I, 2, XXII ich als correct nicht bestätigen kann, sollen die Larven der Tipula oleracea L. in den Wiesen Englands wiederholt grosse Verwüstungen angestellt haben. Westwood, Introduct. 2. p. 525, f. 126, 4, 5, De Geer, Ins. 6. Bd., p. 339, 1, Taf. 18, Fig. 12, Bjerkander, Handl. k. Akad. Stockhohn 1779, p. 161, Reaumur, Ins. 5. Bd. 1, 2, 3, Curtis, Gardeners Chronicle, 1845, bringen kein Material, welches diese sich hier uns ergebenden Zweifel zu lösen und die Widersprüche zu beseitigen geeignet wären. Während nun nach den älteren Autoren zwei verschie- dene Tipula -Larven das Interesse des praktischen Land- wirthes auf sich ziehen, concentrirt sich nach den modernen oekonomisch-entomologischen Handbüchern die Aufmerksam- keit auf nur eine einzige Art. Immer ist es die Larve der Tipula oleracea L., welche als alleiniger Sündenbock auf- geführt wird, ohne jemals übrigens zu einer eingehenden vergleichenden Untersuchung Veranlassung gegeben zu haben, da es bisher weder gelang, die Imagines aus den Larven zu ziehen, noch auch diese selbst je so genau beschrieben wurden, dass man sie hätte wieder erkennen können. Man vergleiche diesbezüglich: Nördlinger, die kleinen Feinde der Land- wirthschaft, 2. Aufl., Stuttgart 1869, p. 636; Taschenberg, Praktische Insectenkuude 4. Bd. p 53; Eleanor A. Orme- rod, A Manual of injurious insects, with methods of pre- vention and remedy for their attacks to food crops, forest trees and fruit etc. p. 66 — 75. Sehr beachtenswerth erscheinen die Angaben, welche Christian Jenssen neuerdings über das Auftreten einer Tipuliden-Larve (auch nach ihm wäre es Tipula oleracea L.) im Norddeutschen Landwirth, Kiel, 1878, p. 221, 1880, p. 285, p. 302, sowie in der Hannoverschen Land- und Forst- wirthschafthchen Zeitung, 37. Jahrg., 1884, p. 551—553 ge- geben hat. Die im Holsteinischen „Pürkers" oder „de grote graue Freters" genannten Larven wurden darnach zuerst im Mai 1878 im Amte Cismar im östlichen Holstein auf einer Koppel mit Gemengkorn beobachtet und zwar auf einem unmittelbar an einer Wiese angrenzenden 5—6 Jahre in 1884. Eutomol. Nacbricbten. No. 13. 193 Weide gelegenen Felde, dessen Sommerweizen vollständig vernichtet wurde. Später fanden sich angeblich dieselben Larven auf einem Gute des östlichen Holstein auf einer Kleekoppel und 1880 auf derselben Koppel in der nach dem Dreesch gesäeten Gerste. Auch in den Marsch-Kögen (Pol- ders) im Süderditmarschen, Holstein (besonders dem Chri- stians- und Kaiser-Wilhelmskoog), sind nach dem genannten Gewährsmann die Larven schon seit Jahren gekannt und gefürchtet, besonders in Weidehafer, woselbst man auf einem Quadratfuss 100 — 200 Stück Larven fand. — Auch in allerjüngster Zeit ist wiederum ein unzweifel- hafter Fall von schädlichem, massenhaften Auftreten einer Schnaken -Larve vorgekommen. Im Laufe des Monats Mai 1884 wurde in einigen Tagen eine vor 6 Jahren auf einem getheilten Haidefelde angelegte Grasfläche von 5 ha. auf der dem Fabrikanten H. Berentzen gehörigen Besitzung „Saut- mannshausen", etwa 3 Kim. westlich von Haselünne, nörd- lich von der Landstrasse von Meppen, durch Schnaken- Larven total vernichtet. Die durch das Kgl. Preussische landwirthschaftliche Ministerium dem Verfasser zur Begut- achtung vorgelegten Larven zeigten im Leben die von Bouche beschriebenen schwarzen Flecke auf der Abstutzungstiäche des Aftersegmentes, wenngleich nicht genau in derselben Anordnung und denselben Grössenverhältnissen, als sie von Bouche loc. cit, Taf. 3, Fig. 2 als der Tipula pratensis L. angehörig vergrössert abgebildet worden sind. Da ähn- liche Flecke für Tipula oleracea L. überhaupt nicht an- gegeben sind, so blieb mir kein anderer Ausweg, als die fraglichen Larven für die der Tipula (Pachyrhina) pra- tensis L. vorläufig auszugeben. Leider gelang es trotz aller aufgewendeten Sorge nicht, auch nur eine der durch den Transport sehr geschädigten und zum Theil schon in Fäulniss übergegangenen Larven zur Image zu erziehen, so dass eine sichere Entscheidung über die Artangehörigkeit des Schädlings auch in diesem Falle nicht ermöglicht wurde. Übrigens übte die faule Jauche, in der die Larven sich be- fanden, eine starke Anziehungskraft auf Stubenfliegen (Musca domestica L.) aus, welche sich nach einigen Tagen in Menge daraus entwickelten. Um der grossen, durch den Frass der Tipulidcn-Lar en der Landwirthschaft drohenden Gefahr zu steuern, hat man in England, woselbst die Lnagines der Tipula oleracea L. unter dem Vulgärnanien Crane Fly oder Daddy Long- legs bekannt sind, mit angeblich mehr oder weniger prak- 194 1884. Entomol. Nachrichten. No. 13. tischem Erfolge folgende Mittel in Anwendung gebracht (vergl. 0 r m e r 0 d , Manual etc. p. 67) : als mechanische Zerstörungsmittel 1) das Walzen des Bodens auch zur Nachtzeit (nach Sonnenuntergang oder vor Sonnenaufgang), weil die Larven alsdann auf der Erdoberfläche sich befinden, um den Ueberlebenden den Rückzug in den Boden zu er- schweren; 2) das Bioslegen der Larven am Tage mit Hülfe von Handhacken, um die Thiere den Vögeln, namentlich Krähen, preiszugeben; als chemische Vertilgungsmittel erwiesen sich 3) unter Anderem 4 proc. Carbolsäure bis Yio dieser Stärke verdünnt, sowie blauer nnd grüner Vitriol und besonders salpetersaures Natron behufs schneller Tödtung der Larven erfolgreich; doch soll auch die Anwendung von Guano, sowie die unseres Kochsalzes eine Flucht der Larven bedingen. Weil indessen die Larven äusserst zählebig sind und selbst in solchen Stoffen, welche bei den meisten Insecten in kurzer Zeit todtbringend wirken, noch lange lebend aus- harrren, so hält es Janssen für kaum denkbar, dass gegen dieselben behufs Vertilgung durch Anwendung von dem Boden zugesetzten Tödtungsstoffen mit Aussicht auf Erfolg etwas auszurichten sei, weil solche Substanzen auch zugleich die Pflanzen mit vernichten w'ürden. Laut Angabe eines Correspondenten des Herrn J e n s s e n (Hannov. Land- u. Forstwirthsch. Ztg., 1884, p. 552) soll zwar nach Anwendung von Chili Salpeter der Frass der Larven aufgehört haben, wahrscheinlicher aber wohl deshalb, weil die Larven sich verpuppten. Nach Jenssen wird dagegen im Holsteinischen, wenn der Hafer noch jung ist, in aller Frühe die Riugel- walze mit gutem Erfolge angewendet, stellenweise wohl auch das Bestreuen mit frisch gebranntem Aetzkalk, oder durch die Bewässerung der Fläche oder das Abmähen und Trock- nen des Grases und darauf Eintreiben von Schweinen die Larven vernichtet. Demgegenüber darf nicht unerwähnt bleiben, dass nach Angabe des Besitzers des Gutes „Saut- mannshausen" eine für 750 M. angekaufte grosse Quantität Kalk über die kranke und vorher umgepflügte Fläche ge- streut nur wenig gewirkt habe, indem vor Aufgang der Sonne nach wie vor die umgepflügte Fläche mit den Thieren schwarz bedeckt sich zeigte, die nach Sonnenaufgang in die Erde krochen nnd sich weiter über die umliegenden Ländereien verbreiteten. 1884. Entomol. Nachrichten. No. 13. 195 lieber eine Doppelrolle des Stachels der Honigbiene. Von Dr. F. Karscli. Im 43. Biuide der Stettiner entomologiscben Zeitung (1882) p. HO — 113 hat Gronen die Lebensweise der Honig- bienen Xeugranada's aus den Gattungen Melipona, Tetra- gona und Trigona geschildert und 18 verschiedene Arten nordbrasilianischer Honigbienen, meist Melipo na- Arten aufgezählt, von denen nur 3 einen Stachel besitzen. Obwohl er manche abweichende Angaben Lepelletier's berichtigen konnte, so muss er doch gestehen, dass noch vieles in der Katurgeschichte der Meliponen unaufgeklärt geblieben ist; ,, manche ihrer Schwärme dauern mehrere Jahre aus, dann gehen die Stöcke aus noch unerforschten Ursachen ein oder werden fast ganz verlassen" (p. 110). Vielleicht werfen auf diese dunklen Punkte Beobachtungen an Bienen, welche zwar von ganz anderer Seite ausgegangen sind, aber doch mit ihnen in innigem Zusammenhange zu stehen scheinen, ein klärendes Licht. Der Honig unserer Honigbiene ergiebt mit Lackmus- tinktur vermischt deutlich rotlie Färbung, zeigt also saure Reaction und erhält diese Eigenschaft durch in ihm ent- haltene tlüchtige Ameisensäure, Diese verleiht dem rohen Honig seine conservirende Kraft, während durch Behandlung mit Wasser in der Wärme gereinigter Honig (Honigsyrup) nach Verflüchtigung der Ameisensäure schneller verdirbt. Ob- wohl es längst bekannt ist, dass der Honig boshafter Bienen- völker sich durch einen herben Geschmack und scharfen Geruch auszeichnet und dass es gerade die Ameisensäure ist, welche, im Uebermass im Honig vorhanden, diese Wir- kung hervorruft, so hat man doch nicht begreifen können, auf welche Weise das Substrat dieser Eigenschaft des Honigs, die Ameisensäure, in das Erbrechungsprodukt der Ar- beiterinnen aus dem Honigmagen, den Honig, hineingelangen möge. Erst Herm. Holz und nach ihm Vogel (Ueber Ameisensäure, in: Sitzungsber. mathem.-physikal. Classe der K. bair. Akad. d. Wissensch. München. 1882,' Hft. 3, p. 345— 355) haben über den Vorgang uns Aufklärung verschafft. Es ist eben der Stachel der Biene selber, welcher nicht allein zur Vertheidigung gebraucht wird, sondern auch, und ganz vornehmlich, dem wichtigen Zwecke dient, gährungs- und fäulnisswidrige (antiseptische) Substanz dem aufge- speicherten Honig zuzuführen. Im Stocke, auch wenn da- selbst die Bienen ohne Beunruhigung hausen, streifen sie 196 1884. Entomol. Nachrichten. No. 13. an der Spitze ihres Stachels von Zeit zu Zeit hervortretende winzige Tröpfchen Bienengift (Ameisensäure) an den Waben ab und dieses Desinfectionsmittel wird so früher oder später dem vorräthigen Honig mitgetheilt. Je erregbarer und stech- lustiger die Bienen sind, desto grösser wird das Quantum der dem Honig zugesetzten Ameisensäure sein, deren Beimischung guter Honig bedarf. Das Lob, welches so häufig*) der stechträgen ligurischen Kace unserer Honigbiene gespendet wird, ist also vom praktischen Gesichtspunkte aus ein falsches Lob. Diese Anschauung angewendet auf die stachellosen Honigbienen Südamerika's, von denen Gronen berichtet, möchte geeignet sein, ein Verständniss der Angabe Goudot's zu ermöglichen, dass Honig nur in sehr geringer Menge in den von Meliponen bewohnten gefällten Bäumen aufgefunden wird. Was sollte die Meliponen veranlassen, Vorräthe aufzu- häufen, die sie doch nicht conserviren können? Wenn John Lubbook (Ameisen, Bienen und Wespen. Internat, wissenschaftl. Bibliothek. 57. Bd. Leipzig 1883) bei der Erzählung der Thatsache, dass unser Lasius niger bisweilen Yeilchensamen**) zu unbekanntem Zwecke in seine Nester trägt, p. 50 die Bemerkung macht, es sei noch nicht bekannt, auf welche Weise die Ameisen das Keimen der eingesammelten Körner verhüten, so ist es auch hier nur die Ameisensäure, deren conservirender Eintiuss so weit geht, dass sie Samen sogar auf die Dauer keimunfähig machen kann. Rhadiurgus variabilis (Zeit.) in der Mark. Voü Dr. F. Kar seh. Das Berliner Zoologische Museum hat die charakteri- stische Asiline Asilus variabilis Zett., den bis jetzt ein- zigen Vertreter der Gattung Khadiurgus H. Loew., erst mit der Loew'schen Sammlung erhalten; da dieselbe auch *) Vergl. Ger^täcker: Zur XL "Wauder -Versammlung Deutscher Bienenwirthe zu Potsdam, September 1862, p. 73. **) Auch Samen vom epheublättcrigen Ehrenpreis, Veronica hede- raefolia L. nach Wittmack, Sitzungs-Bericht d. Gesellschaft naturf. Freunde zu Berüu, N. 6, 1884, p. 87. 1884. Eutomol. Naclirichten. No. 13. 197 bisher nicht in den Verzeichnissen =^0 t^er Dipteren der Mark Brandenburg mit aufgenommen wurde, so möchte die Mit- theilung nicht ganz ohne Interesse sein, dass ich ein einzelnes Weibchen dieser Art im Juni 1883 bei Friedrichshagen bei Berlin gefangen habe. H. Loew^'*) gibt als Verbreitung an: „Das ganze nörd- liche Europa und Asien ; im nördlichen Deutschland nicht eigentlich selten, doch mehr ein Bewohner 'der Gebirge als der Ebene." Als Belegstellen dazu finden sich in seiner Sammlung folgende Fundorte verzeichnet: Sibirien, N. Nor- wegen, Finnland, Harz, Schlesien (Landeck), Strelitz. Nach Zetterstedt''**) ist sie in Nord- und Mittel- Scandinavien zu Hause, stellenweise häufig. Kowarzf) verzeichnet sie von Asch (Böhmen). Schinerft) führt sie aus Oesterreich nicht auf. Jacob Hiibner's Schmetterlingswerke. Die Frage nach den Erscheinungsdaten der grossen Hübner'schen Tafelwerke ist neuerdings so oft augeregt worden, dass wir es für nützlich halten, die in dieser Hinsicht von Herrich-SchäfFer erzielten Feststellungen hier zum Ab- druck zu bringen, um so mehr, als diese Notizen bisher wenig bekannt geworden sind. Wir beschränken uns hier auf die drei grossen Icono- graphieen Hiibner's : Sammlung europäischer Schmet- terlinge — Geschichte europäischer Schmetter- linge— Sammlung exotischer Schmetterlinge, uns vor- behaltend, später auch Notizen über seine kleineren Werke, vielleicht begleitet von einem kurzen Lebensabriss, zu geben. *) J. Ch. Puls, Catalog der Dipteren aus der Berliner Gegend gesammelt von J. F. Kutlie in: Berl. Ent. Zcitscbr. 8. Jahrg. 1864, 14 pg. (1359 Arten). A. Hensel, Nachträge zum Catalog der Dipteren aus der Berliner Gegend in : Berl. Ent. Zeitschr. 14. Jahrg. 1870, pg. 135—136 (30 Arten). **) Linnaea entomologica, Berlin, 4. Bd., 1849, pg. 133. ***) Diptera Scaudinaviae, 1. Bd., 1842, pg. 170. t) Beiträge zu einem Verzeichnisse der Dipteren Böhmens. III. in: Wiener Ent. Ztg. 2. Jahrg. 1883, pg. 242. tt) Fauna austriaca, Diptera. 1. Tb. 1862, pg. 157. 198 1884. Eutomol. Nachrichten. No. 13. 1. Von der „Sammlung Europäischer Schmetter- linge" erschienen zuerst Tafeln der Schaben, Eine Ankündi- gung oder Anzeige darüber war nicht aufzufinden. C. Geyer setzt das Jahr der ersten Tafeln auf 1793. Zuerst erschienen die Schaben, Zünsler, Schwärmer, Spanner. Zu allen diesen wurde 1796 ein Text gegeben, der bei den Schaben bis Fig. 237, bei den Schwärmern bis Fig. 78, bei den Zünslern bis Fig. 134 reicht, aber mit einem Index abschliesst; von den Spannern sind nur drei Bogen vorhanden, deren Vor- rede vom 12. Jan. 1800 datirt ist, obgleich auf dem Titel 1796 steht. Der übrige Text begann 1805 mit den Tagfaltern und wurde bis Bogen Bb. pg. 194 Noct. Nr. 66. fortgeführt. Das Weitere, der Titel und ein Index fehlen. — Ohne allen erläuternden Text sind demnach die Wickler und Geistchen, der bei weitem grösste Theil der Spanner, ein grosser Theil der Eulen, alle nach 1796 erschienenen Tafeln der Schaben und Zünsler, so wie die nach 1805 erschienenen Tafeln der Falter, Schwärmer und Spinner, — 1824 erschien ein ein- zelner Bogen mit Erläuterung der Fig. 637 — 693 der Tag- falter. Im Jahre 1830 liess lir. Geyer zu seinen Fortsetzungen mehrere Bogen Text erscheinen, nämlich zu den Wicklern Tb. 48—52 21/2 Bogen und 1834 zu den Eulen Tab. 158— 162 drei Bogen; da sonst nichts erschienen, so sind diese Bogen von geringem Werthe. Die Tafeln zu den Europ. Schmetterhngen erschienen nach Geyer's Angaben ungefähr in folgenden Jahren: 1. Papilio. 1 — 113: 1798—1803, 114—152: 1803— 1818, 153—181: 1818—1827, 182—207: 1827-1841. 2. Sphinx. 1—19: 1797 — 1803,20—31: 1803—1818,32—35: 1818—1827, 36—38: 1827—1841. 3. Bombyx. 1—52: 1800—1804, 53—65: 1804—1818, 66-69: 1818—1827, 70— 83: 1827—41. 4. Noctua. 1—93: 1799-1804, 94—146: 1804—1818, 147—157: 1818—1827, 158—185:1827 — 1841. 5. Geometra. 1-69: 1797—1803, 70—98: 1803—1818, 99 — 105: 1818—1827. 106—113: 1827—1841. 6. Pyralis. 1 — 23: 1796—1803, 24—29: 1803—1818, 30: 1818—1827, 31—32: 1827—41. 7. Tortrix. 1 — 30: 1796—1803, 31 — 46: 1803—1818, 47—48: 1818—1827, 49—53: 1827—1841. 8, Tinea. 1—46: 1793-1803, 47—67: 1803—1818, 68— 69: 1818 — 1827, 70—71: 1827—1841. 9. Alucita, 1 — 3: 1800—1803, 4—7: 1803 — 1816. Die von 1793 bis 1803 erschienenen Tafeln sind von Oberländer und Dusch gezeichnet und gestochen, nur wenige 1884. Entomol. Nachrichten. No. 13. 199 davon nach Hübnerischen Skizzen; von 1804 bis 1818 von Hörmann; von 1818—1841 von Geyer. Die Tafeln 1 — 25 der Wickler von Pollinger. Das ganze Werk besteht demnach aus 790illum. Kupfer- tafeln nämlich Papilio 207 mit 1029 Figuren; Sphinx 38 mit 178 Fig.; Bombyx 83 mit 355; Noctua 185 mit 882; Geometra 113 mit 596; Pyralis 32 mit 207; Tortrix 52 mit 346; Tin-ea 71 mit 477; Alucita 7 mit 39 Figuren, und ein illuminirtes Titelblatt. Ein systematisches Verzeichniss der von H. abgebildeten Arten liegt in Staudingers Catalog von 1861 (resp. 1871). Hierbei ist noch zu erwähnen, dass von allen Tafeln nur Sphinx Tab. 1, auf welcher sich Fig. 1 Sphinx ch i- maera befindet, durch eine neue ersetzt ist, auf welcher diese Figur fehlt und dass auf Tab. 69 der Tineen die Figuren falsch numerirt sind, indem statt 451 — 457, welche schon auf Tab. 68 verwendet sind, Fig. 458—460 stehen sollte. 2. Die Blätter zur Geschichte Europäischer Schmetterlinge wurden hauptsächlich auf Veranlassung Schiffermüllers nach dem Jahr 1790 begonnen, welcher auch eine ziemliche Anzahl ausgemalter Zeiclmungen von Raupen Hübnern mittheilte. Das Werk besteht aus 449 Kupfertafeln, von welchen ausser einem illuminirten Titel 56 den Papilionen, 28 den Sphingen, 78 den Bombyciden, 136 den Xoctuiden, 88 den Geometriden, 12 den Pyraliden, 18 den Tortriciden, 28 den Tineiden, 4 den Ptero})horiden angehören. Ausserdem wurden 52 Platten noch bei Hübner's Lebzeiten als unbrauchbar verworfen, abgeschliffen und durch neu gestochene Platten ersetzt. Es sind von etwa 25 dieser Platten noch Abdrücke vorhanden, sie werden aber nicht zum Werke gerechnet. Der von Hübner begonnene Text kam schon mit dem vierten Bogen in's Stocken und reicht bis nr. 34 P. Sibylla. Er ist desshalb ohne Werth. — 1826 erschien ein Bogen Verzeichniss, nach welchem damals 447 Blätter erschienen, von welchen aber schon wieder 17 cassirt waren. Die beim Beginn des Unternehmens, meistens nach Schiffermüller'schen Originalien gelieferten Figuren sind der Mehrzahl nach etwas plump, die bei weitem grösste Mehr- zahl der späteren, grösstentheils von Ilörmann nach lebenden Raupen gemalt, vortrefflich und naturgetreu auf ilen schön gestellten und ausgeführten Futterplianzen; die zuletzt er- schienenen Tafeln sind oft nach ausgeblasenen Piaupen ent- worfen und tragen die davon unzertrennlichen Fehler an sich. 200 1884. Entomol. Nachrichten. No. 13. Die Bilder der Raupen richtig zu deuten, vermag nur ein genauer Beobachter und Kenner derselben; auch das fleissigste Sammeln aller darauf bezüglichen Notizen in den Schriften Ochsenheimer's, Treitschke's, Fischer's v. Rösl, Freyer's u. s. f. würde nicht überall volle Gewissheit geben. Die Zeit der Veröffentlichung der Raupentafeln ist zwar für den dermaligen Stand der Wissenschaft von keiner grossen Wichtigkeit, da jedoch nicht im Voraus zu bemessen ist, in welche minutiöse Forschungen die Verfechter der strengsten Prioritätsrechte sich noch versteigen werden, so mögen die Daten, soweit sich solche feststellen Hessen, hier folgen: Hübner verzeichnete seine Tafeln beim Erscheinen mit la— c, 2a — c u. s. f.; Geyer veröffentlichte die letzte (Tortr. achatana) unter 167b., was gerade 500 Tafeln ausmachen würde. Von diesen sind aber 52 cassirt, es weist sich demnach die Zahl der noch für das Werk be- stehenden Tafeln mit 448 aus (mit dem illuminirten Titel- blatt 449). Die Tafeln mit der Hübner'schen Bezeichnung sind in folgenden Jahren erschienen: 1 a bis 8 c zwischen 1793 und 1800 — 9 a bis 21 b zw. 1800 und 1801 —21c bis 49 c zw. 1801 und 1805 — 50 a bis 109 c zw. 1805 und 1810 — 110 a bis 116 a zw. 1810 und 1811 — 116 b bis 126 c zw. 1811 und 1814 — 127 a bis 134 a zw. 1814 und 1816 — 134 b bis 135 b zw. 1816 und 1817 — 135 c bis 144 a zw. 1817 und 1822 -- 144 b bis 153 a zw. 1822—1827 — 153 b bis 156 b zw. 1827 und 1830 — 156 c bis 158 a zw. 1830 und 1831 — 158 b bis 167 b zw. 1831 und 1842. 3. Die Sammlung exotischer Schmetterlinge be- steht aus 491 Tafeln und 2 Titelblättern zu Band I. und IL, zu deren erstem 213, zu deren zweitem 225 Blätter gehören, und 53 den Anfang des dritten Bandes bildeten, und über- diess 12 Quartblätter mit Text zu eben so vielen Arten. Dieser demnach ganz unvollständige Text ist keiner Be- achtung werth. Dagegen bestehen zum ersten und zweiten Bande vollständige Register auf je einem Halbbogen in Quart, welche so lange unentbehrlich sind, bis ein vollständiges systematisches Verzeichniss sämmtlicher von Hübner gelie- ferter exotischer Schmetterlinge hergestellt sein wird. Da in der „Sammlung exotischer Schmetterlinge" jede Tafel nur Eine Art von beiden Seiten und wo möglich in beiden Geschlechtern enthält und Hübner von dieser Ein- richtung nicht abgehen wollte, so sah er sich später genö- 1884. Entomol. NacLrichten. No. 13. 201 thigt, die grosse Menge ihm nur in Einem Geschleclite zu- kommenden Arten, besonders wenn ihre Grösse nicht an- sehnlich genug war, um mit Ober- und Unterseite eines Exemplares eine Platte zu füllen, auf eigene Tafeln zusammen- zustellen und zwar ohne alle Ordnung, wie sie ihm gerade mitgetheilt wurden. Daraus entstanden seine Zuträge zur Sammlung exotischer Schmetterlinge, welche auf 172 Tafeln 500 Arten enthalten und den Vorzug vor allen anderen Hübner'schen Unternehmungen haben, dass sie ab- geschlossen und mit einem, wenn auch wenig brauchbaren, doch vollständigen Texte und Registern versehen sind. Die Sammlung exotischer Schmetterlinge wurde von Hübner im Jahre 1806 begonnen und in unregelmässigen Zwischenräumen fortgeführt; Geyer gab einzelne Tafeln noch 1840 aus. Die „Zuträge" tragen die Jahreszahlen I 1818 (von Hübner), H 1823 (Hübner), HI 1825, IV 1832, V 1837; die letzten drei Theile sämmtlich von Geyer. Herrich-Schäffer besass die genaue Liste aller Exoten-Tafeln nach der Reihen- folge ihres Erscheinens; er hatte die Absicht, bei einer neuen Ausgabe seines „Prodromus systematis Lepi- dopterorum" denjenigen Arten, welche von Hübner ihre Namen erhielten, die Erscheinungsdaten beizufügen. Leider ist diese Absicht, ebenso wenig wie eine neue Ausgabe des Prodromus selbst, nicht zur Ausführung gelangt. Li der 4. Ausgabe (begonnen 1871) seines ,, Systema- tischen Verzeichniss der Schmetterlinge von Europa" hat Herrich-Schäffer die Figurennummern aller in Hübner's Sammlung Europäischer Schmetterlinge enthaltenen Arten, so wie der von ihm in der Geschichte Europäischer Schmetter- linge abgebildeten Raupen citirt; diese neue Ausgabe ist in- dess unvollendet «ieblieben. Kleinere Mittheilungen. In den „Mittheilungen der Schweizerischen entomologischen Gesellschaft, vol. 7, 1884, p. 5—7 theilt Wolfensberger Beob- achtungen über zu unbekanntem Zwecke, weder Ernfthrungs- noch Befruchtungshalber, Schmetterlinge fangende Blüten mit. Es handelt sich um eine Onagrariee, eine Nachtkerze, Oenothera speciosa, in deren grosser weisser Blume nach dem Beobachter Sphinx elpenor und porcellus, Macroglossa stellatarum, Plusia gamma und moneta sowie eine CucuUia ihr Grab fanden. 202 1884. Entoraol. Nachrichten. No. 13. Der untere Theil der Innenwand der Kelchröhre sowie die cäussere Seite des Pistills fand W. mit vielen 1000 feinen, abwärts stehenden Härchen bekleidet, die seitwärts gedrückt und noch mehr nach unten gerichtet durch das Eindringen des Rüssels diesen völlig einklemmen, wenn ihn ein langgerüsselter Falter nektarsuchend zwischen der sehr langen Kelchröhre und dem Pistill hinabstösst. Ein Querschnitt des untern Theils der Kelchröhre und des Pistills der gen. Pflanze und des gefangenen Rollrüssels von Plusia gamma erläutern die Darstellung. Von Ch. Oberthür in Rennes ist ein neues Heft seiner „Etudes d'Entomologie", das achte, erschienen. Dasselbe enthält Beobach- tungen über die Lepidopternfauna der Pyrenäen und giebt sorgfältige Beschreibungen der vom Verfasser in den französischen Ceutral-Py- renäen (Cauterets, Gavarnie) und in den spanischen Pyrenäen (Picos de Europa) gesammelten Arten. Fünfzehn Species oder Varietäten werden zum ersten Male bestimmt und auf einer vorzüglich ausge- führten und colorirten Tafel abgebildet. Das eben ausgegebene Heft 12 (Series H.) von W. H. Edwards „The Butterflies of North-America" enthält: Lycaena, Pseudar- giolus, mit 2 vortrefi'lichen, colorirten Tafeln (27 Falter- und 23 Eier-, Raupen- und Puppen-Abbildungen); ferner: Papilio Rutulus mit einer colorirten Tafel (4 Abbildungen). Das nächste 13. Heft wird den zweiten Band dieses schönen Werkes zum Abschluss bringen. Er n est Olivier veröffentlichte soeben in Marseul's „Abeille" einen „Essai d'une revision des especes europeennes et circa- mediterraneennes de la famille des Lampyrides". Einige Separat- drucke dieser Monographie (56 Seiten mit 2 Tafeln) sind von R. Friedländer & Sohn zu beziehen. In wie erfreulicher Schnelligkeit die Artenzahl der exotischen Insecteu unserer Sammlungen wächst, illustrirt wieder der neueste Catalog der Halipliden, Amphizoiden, Pelobiiden und Dytisciden von C. van den Branden, Bruxelles 1884, 118 pg. Während der bezügliche Theil des Münchener Cataloges vor nunmehr 15 Jahren 1 Amphizoide, 3 Pelobiiden, 52 Halipliden und 893 Dytisciden auf- führt, sind die Amphizoiden und Pelobiiden je auf 4, die Halipliden 1884. Entomol. Nachrichten. No. 13. 203 auf 75, die Dytisciden auf über 1,500 Species augewachsen, was ein plus von über 634 Arten ergiebt. L i 1 1 e r a t u r. Archiv für Naturgeschichte (begründet von Wiegmann, fortgesetzt von Erichson und Troschel). Herausgegeben von Ed. von Martens. Jahrgang 50 (1884) Heft 2. Eutomologischer Inhalt: Dahl, F., Beiträge zur Kenntuiss des Baues und der Funktionen der Tnsektenbeine. Pg. 146 — 193 mit Tafel 11—13. Mülle r-Blumenau, W., lieber einige im Wasser lebende Schmetter- lingsraupen Brasiliens. Pg. 194 — 212 mit Tafel 14. Der soeben zum Abschluss gebrachte Band 21 (1883) von L'Abeille, Journal d'Entomologie, redige par S. de Mar- seul (Paris) e'nthält: Nouvelles et faits divers. 2. serie, Nr. 44 — 48 (pg. 173 — 192). Catalogue des Coleopteres de TAncien-Monde. Brachelytres (pg. 97 — 144). Les Entomologistes et leurs ecrits (Capiomont. Dejean. Kiesenwetter. Gebier. Eschscholtz. Gyllenhal. Guerin- Meneville. Eambur. Putzejs. Murray. Suffrian. Giraud. Germar. Fischer de Waldheim. Pg. 61 — 120). Monographie des Chrysomelides de l'Ancien-Monde (pg. 1 — 108). Tableaux synoptiques des Paussides, Clavigerides, Pselaphides et Scyd- menides (pg. 1 — 216). Stettiner Entomologische Zeitung. Jahrgang 45 (1884) No. 7 — 9. Inhalt: Fuchs, Macrolepidopteren dos unteren Rhoingaues und der an- grenzenden Gebirgslandschaft. Pg. 241 — 272. Standfuss, Lcncanitis Becken n. sp. Pg. 272 — 73. Fairmaire, Quelques Coleopteres madecasses. Pg. 273 — 77. Dohrn, Exotisches. Pg. 277—90. Plötz, Die Hesperiinen-Gattung Butleria Xirby und ihre Arten. Pg. 290—95. Sruka, Exotische Notizen. Pg. 295 — 98. Staudinger, Anatomische Bedenken gegen die 204 1884. Entomol. Nachrichten. No. 13. Weiblichkeit von Papilio Zamolxis Hew. Pg. 298—99. Plusia Becken Stgr. var. Ital. Stgr. Calberlae Staudf. Pg. 300—2. Dohrn, Eine englische Versteigerung von Schmetterlingen. Pg. 302 — 4. Vereins-Angelegenheiten. Pg. 305 — 7. Vier Briefe Pirazzoli's. Pg. 308 — 13. Hoffmanu, Gnophos Sordaria vai". Mendicaria H. S. Pg. 315 — 18. Dohrn, Erlebnissß eines todten Neuseeländers. Pg. 318 — 20. Schilde, Entoniologische Erinnerungen gegen die Entwickeluugshypothese der Darwinianer. Pg. 321—45. Relicta Zelleriana. Pg. 345—50. Revue d'Entomologie,puhliee par laSociete fraiiQaise d'En- tomologie. Eedacteur: Alb. Faiivel (Caen). Tome III, 1884, No. 6. Inhalt: Putou, A., Notes hemipterologiques (suite et fin) . . pg. 149 Fieber, F. X., Description des Cicadines d'Europe du groupe des Typhlocybini (traduit de Tallemand sur le manuscrit original par F. Reiber) avec des addi- tious par L. Lethierry (suite et fin) „150 Dubois, A., Les Longicornes gallo-rhenaus. Tableaux tra- duits de ralleniand et abreges des Cerambycides de L. Ganglbauer ; avec notes et catalogue supplemeutaires „ 163 Faune gallo-rhenane. Coleopteres. Malacodermes, par J. Bourgeois pg. 21—28. Dr. 0. S t a u d i 11 g er giebt unter technischer Mitwirkung von Dr. H. Langhans (in Fürth) eine neue Iconographie Exotische Schmetterlinge. Abbildungen und Beschreibungen der wichtigsten exotischen Tagfalter in systematischer Reihenfolge, mit Berücksichtigung neuer Arten. (Verlag von G. Löwen so hu in Fürth.) heraus. Das Werk soll 120 Tafeln mit gegen 1500 colorirten Abbildungen enthalten und in 24 Lieferungen ä 3 M. erscheinen. Die vorliegenden ersten beiden Lieferungen enthalten Ornithoptera und eine grosse Zahl der Gattung Papilio. Die Ausführung, Zeichnung und Colorit, der Abbildungen ist trotz des sehr massigen Preises eine recht gute. Druck von Otto Dornblüth in Bernburg. Eiitoinologisclie NaclirichteL Begründet von Dr. F. Katter in Putbus. Herausgegeben von Dr. F. Karscli in Berlin. X. Jahrg. Juli 1884. Nr. 14. Die Entomocecidien. Einleitung. Unter obigem Titel gedenkt die Redaction im Verlaufe der nächsten Jahre familienweise ein zoosystematisch ge- ordnetes Verzeichniss der Gallen (Cecidien) zu liefern, welche durch Insecten (Entoma) an Pflanzen hervorgerufen werden, so weit ein solches Verzeichniss vorhandene Lücken ausfüllt. Der Begritf „Ptianzengalle" soll im weitesten Sinne des Wortes genommen sein, d. h. alle diejenigen Veränderungen umfassen, welche ausserhalb der nor- malen Entwickelungsweise der Pflanze liegen und den Einfluss eines bestimmten Insectes in irgend einem Stadium seiner Entwickelung vom Ei bis zur Image zu ihrer Voraussetzung haben. Mit dem Ausdruck „Galle" bezeichnet man gewöhnlich nur solche pflanzlichen Gebilde, welche zwar ausserhalb des normalen Baues der betreffenden Pflanze liegen, aber in sich so abgeschlossene und in ihrer Art so vollkommene Gebilde darstellen, dass man sie eher als eine Zierde, denn als eine pathologische Erscheinung der Gewächse ansprechen möchte. Solcher Art sind die allgemein bekannten Schlafäpfel unserer Eichen, die Bedeguare unserer Rosen, die spiralig gedrehten Blatt- stiele unserer Pappeln, von denen der gewitzigste Bauern- bursch dem Sammler erzählt: ,,do sind Lüskcs drin". Aber eine erweiterte Keuntniss ähnlicher Bildungen, sowie die Wahrnehmung, dass auf genau denselben Bildungsanstösseu Anomalieen beruhen, welche weit weniger in die Augen fallen und deshalb von Laien ganz übersehen zu werden pflegen, so z. B. die Einkrümmungen der Laubblätter durch die saugende Thätigkeit gewisser Aphiden, macht eine Er- weiterung des Begriffes „Galle" zur Nothwendigkeit und man fasst nunmehr jede schöpferische Reaction eines Ptianzentheils gegen einen auf sie einwirkenden, von einem Thier oder einer Pflanze ausgehenden Reiz als eine gallen- 14 206 1884. Eutomol. Nachricliten. No. 14. bildende Thcätigkeit auf und bezeichnet das entstehende Ge- bilde (Cecidium) als Mycocecidium, wenn ein Pilz als Anstoss der pathologischen Bildung auftritt, als Zoo ceci- dium, wenn ein Thier als solcher erscheint. Wenn eine Käferlarve das Parenchym des Blattes ver- zehrt oder ein Räupchen die Känder der Blätter zusammen- spinnt, um sich ein schützendes Haus und eine abgeschlossene Vorrathskammer für die Nahrung zu bereiten, so setzt der bewohnte Pflanzentheil dem thierischen Treiben keinen Wider- stand entgegen und die „Minirer" sind sehr wohl von den Cecidozoen zu unterscheiden; anders hingegen entstehen Blasengallen, wenn das Parenchym des Blattes, statt minder zu werden, sich vermehrt, die afficirte Stelle sich verdickt und es entstehen Cecidien, wenn Laubblätter, ohne das Bindemittel der Fäden, lediglich durch den Reiz der sau- genden Thätigkeit eines Thieres, nach einer anderen, als der üblichen Richtung hin sich ausdehnen. In diesem Sinne kann man einige der von F. Rudow (Uebersicht der Gallen- bildungen, welche an Tilia, Salix, Populus, Artemisia vor- kommen, nebst Bemerkungen zu einigen anderen Gallen, Zeitschr. f. d. ges. Naturwissensch. 44. Bd. 1875, p. 269) unter die Gallenbildner (Cecidozoa) gerechneten Insecten nicht unter dieselben bringen, vielmehr können Trachys minuta Fabr. und Phyllotoma microcephala Klug nur als Minirer bezeichnet werden. Auch die Harzgallen*), welche von von Haimh offen in seinen Beobachtungen über die Menge und das Vorkommen der Pflanzengallen und ihre specielle Vertheilung auf die verschiedenen Pflanzengattungen und Arten (Verhandl. d. k. k. zool.-botan. Gesellsch. in Wien, 8. Bd. 1858, p. 285—294) noch zu den Gallen gerechnet werden, dürfen nicht ohne Unterschied dahin gestellt werden, wenn ihre Bildungsweise keine eigentliche Reaction von Seiten der Pflanze gegen die Eingrift'e des Feindes voraus- setzt. Dahin gehört z. B. die „Manna Tihal", welche, ein zuckerhaltiges Sekret, einigen Käferlarven, dem Larinus mellificus Jeckel und maculatus Falderm., zum Aufent- halte und zur Verwandlung dient und in Persien an Echinops- Arten**) nicht ungewöhnlich vorkommt. Ein anderes ist *) Vergl. Leop. Aut. Kirchuer, Die Harzgallen der Nadelhölzer um Kaplitz. Lotos. 1856, 6. Bd., p. 9 - 12. **) Vergi. Daniel Hanbury, Note on two iusect products from Persia, Journ. Proc. Linn. Soc. London 1859, 3. Bd., p. 178—185, flg. 1884. Entomol. Nachrichten. No. 14. 207 es dagegen, wenn solche Bildungen bloss accessorisch auf- treten, wie sie denn beispielsweise bei dem Wirken der Tortrix zebeana Ratz, mit Holzanscliwellung verbunden sind. Die vielfach in Zweifel gezogene Zugehörigkeit der Caprificatoren zu den Cecidozoen kann hinwiederum nach den neuerdings publicirten eingehenden Untersuchungen von Graf zu Solms-Laubach und P. Mayer nicht mehr in Frage kommen. Man hat behauptet, die Cecidozoen griffen vorzugsweise oder gar lediglich kranke Pflanzen oder Pflanzentheile an; ja, Ratzeburg geht hierin so weit, die Ansicht aufzustellen, die Gallwespen seien dazu bestimmt, kranke pflanzliche Stoffe aufzuräumen; dass auf derartige allgemeine Aus- stellungen wenig Gewicht zu legen ist, lehrt die tägliche Beobachtung: sieht man doch Gallen -schwere Aeste der Eichen und Ulmen im Herbste im üppigsten Grüne prangen! Das geplante Verzeichniss soll nicht allein die palae- arktischen Entomocecidien und ihre Erzeuger umfassen, sondern auch die der übrigen Regionen so viel irgend er- reichbar berücksichtigen, zumal die Zahl der bis jetzt be- kannt gemachten, durch exotische Insecten erzeugten Pflanzen- gallen aller übrigen geographischen Regionen eine verhält- nissmässig sehr geringe ist — mit alleiniger Ausnahme etwa derer der antarktischen Region, deren Entomocecidien in zahlreichen, schwer zugänglichen, nordamerikanischen Zeitschriften zum Theil bereits beschrieben wurden. Durch allmähliche Herausgabe eines vollständigen En- tomocecidien-Codex glaubt die Redaction einem schon lange sehr fühlbaren und immer dringender werdenden Bedürf- nisse nach einem Zoocecidien- Codex überhaupt, theilweise abzuhelfen. Die Existenz eines solchen Bedürfnisses erweist zur Genüge der Umstand, dass einzelne Theile desselben bereits von berufener Seite bearbeitet worden sind. So haben bezüglich der Insecten Julius Edler von Bergen- stamm und Paul Low eine „Synopsis Cecidomyidarum" Wien 1876. (Im Selbstverlage der Verfasser. Aus den Verhandl. d. k. k. zool.-botan. Gesellsch. in Wien, Bd. 26, p. 1 — 104) zusammengestellt. Unter den sämintlichen Cecidien erzeugenden Thieren (Cecidozoa) bilden die Insecten entschieden die bei weitem stärkere Majorität. Fast alle Ordnungen liefern wenigstens den einen oder anderen Repräsentanten und oftmals aus systematisch sehr entfernten Familien. Wir treffen in ge- ringerer Artenzahl Lepidopteren, Coleopteren, Hemipteren, 14* 208 1884. Eutomol. Nachrichten. No. 14. in weit reicherer Hymenopteren und Dipteren als Cecidozoen an. Unter den übrigen Tliieren finden sich Gallenbildner nur noch bei den winzigen Milben, Acariden, bei den mi- kroskopischen Räderthierchen, Rotatoria (gemeiniglich den Crustaceen untergeordnete Lebewesen) und endlich den Rundwürmern, Nematoden. Unter den Milben ist es aus- schliesslich die bezüglich ihrer Species noch sehr mangelhaft erforschte Gattung Phytoptus Duj., welche Pflanzengallen (Phytoptocecidien, die Erineen, Pliylleriaceen, Cephaloneen der alten Botaniker) der mannichfaltigsten Formgestaltung in's Leben ruft. Die durch Phytoptus erzeugten Pflanzen- gallen Europa's haben eine ziemlich erschöpfende Bearbeitung vorzugsweise durch ihren ausgezeichnetsten Kenner, Frie- drich Thomas, in Ohrdruf bei Gotha, erfahren, der die Resultate seiner Untersuchungen in zahlreichen Arbeiten (namentlich in der Zeitschr. f. d. ges. Naturwissensch. (Giebel) und den Nova Acta der Ksl. Leop.- Carol.- Deutschen Akademie der Naturforscher) eine lange Reihe von Jahren hindurch niederlegte und durch mehrere Aufsätze Franz Löw's (in den Verhandl. k. k. zool.-bot. Gesellsch. in Wien). Von den Räderthieren ist einzig Notommata Werneckii Ehrenb. als Cecidozoon in Algen, Vaucheria-Arten*), bekannt geworden und die Cecidozoen unter den Rundwürmern ge- hören etwa einem Dutzend Arten aus den beiden Gattungen der Älchen (Anguilluliden) Tylenchus Bastian und Hete- rodera Schmidt an. Interessantes Material bezüglich dieser beiden Cecidozoengattungen findet man zusammengetragen bei Karl Müller, Neue Helminthocecidien und deren Er- zeuger (in ThieFs Landwirthschaftlichen Jahrbüchern, 1883, 50 pg. 4 Tfln. und als Berliner Doctor- Dissertation). — Ein grosser Theii des von uns zu bewältigenden Materiales liegt bereits seit 10 Jahren geordnet in J. H. Kaltenbach's „Die Pflanzenfeinde aus der Klasse der Insecten". Stuttgart, J. Hoftinann. 1874. VIII und 848 pg. vor. Doch leidet neben grosser UnvoUständigkeit in cecidologischer Hinsicht dieses sonst sehr brauchbare Handbuch an dem Mangel jeglichen Quellennachweises, welcher doch zu einer kritischen Beurtheilung des aufgehäuften Rohstoffes uuerlässliche Be- dingung ist. Trotz der massenhaften, bereits bekannt gemachten, Thatsachen bietet das Studium der Entomocecidieu und ihrer ") Vergl. Ehrenberg, Notommata Werneckii, Mittheilungen der Gesellsch. naturforsch. Freunde zu Berlin, Juli 1836. 1884. Eutomol. Nachrichten. No. 14. 209 Erzeuger immer noch ein weites Feld neuer Forschungen und ist nicht nur vom rein entoniologischen Gesiclitspunkte aus bedeutungsvoll, insofern die Zucht der Gallen den Parasiten und Inquilinen angehörige Insecten ergiebt, welche sonst nicht wohl zu erlangen sein möchten, sondern auch deshalb, weil es zwei grosse Gebiete menschlicher Forschung, die Botanik und die Entomologie, untrennbar mit einander verknüpft. Aber das Studium der PÜanzengalleii hat über- dies noch nach zwei anderen Seiten hin ein hohes prak- tisches Interesse, in industrieller und in landwirth- schaftlicher Hinsicht. Eine allseitige Betrachtung des Gegenstandes darf auch diese Seiten desselben nicht un- beachtet lassen. Coleophora tritici Lindeman. Herr Professor K. Lindeman hatte auf Bitte der Re- daction die grosse Freundlichkeit, Exemplare einiger von ihm in Piussland entdeckten, der Cultur feindlichen Insecten, nebst Probestücken ihrer culturfeindlichen Thätigkeit der Redaction zu überlassen; unter denselben befanden sich auch zahlreiche Säcke der Coleophora tritici Lindeman, welche der genannte Autor aus dem Gouvernement Poltawa mit Aehren des Sommerweizens 1879 und aus dem Gou- vernement Rjazan mit denen des Hafers 1880 erhielt und deren Sack er 1881 bekannt machte. Nach A. Rogenhof er (Wiener Entomolog. Zeitung, 1. Jahrg., 1882, p. 74) wurden dieselben Säcke bereits im Herbste 1861 zahlreich in Ge- treidescheunen des Kronlandes Mähren beobachtet und dem k. k. zoolog. Museum in Wien zugesendet, die Thiere aber nicht zur Entwickelung gebracht. Da Herr Dr. Ludwig Sorhagen in Hamburg, ein tüchtiger Spezialist auf dem Gebiete der Mikrolepidopteren, sich lebhaft für diese Säcke interessirte, so stellte die Iledaction ihm einige Exemplare n auch die zentrale dunkle Bestäubung die Thisoa (S zeigt, so findet sie sich wieder bei Hecla angedeutet. Dennoch unterscheidet die feurige Färbung der Ober- seite das Thisoa ? vom gelblicheren Hecla ^. und die Schuppenpaste im Rippenwinkel von Zelle 7 der Hinter- flügel des Myrmidone S^ trennt diese Form vielleicht spezifisch von Thisoa und Hecla, deren (SS diese Paste fehlt. Ob sie ihnen freilich immer fehlt und ob den Myrmidone SS niemals, kann ich nicht beantworten. Variabel angelegt aber ist diese Schuppenpaste bereits unter meinen 6 Myrmidone SS- Denn während sie ein S nach aussen und vorwärts deutlich abgesetzt umgrenzt zeigt, hat sie ein andres flacher und mit den Rändern verschwimmend, so dass ihr Ende undeutlich wird, und bei einem dritten sitzt sie nicht der Rippe 7 auf, sondern beginnt erst höher gegen die Mitte der Zelle. Zu unfruchtbaren Abstammungs-, Gruppirungs- und sexuellen Nützlichkeits-Spekulationen auf Grund dieser Schuppenpaste möchte ich jedenfalls nicht rathen. Sie mangelt bei vielen Colias-Arten, die denjenigen mit der Paste im übrigen sehr formverwandt sind, sie findet sich durch eine dichtere Schuppenlage im Winkel unter Rippe 8 bei C. Alpherakii wie mir scheint ange- deutet, sie kehrt aber aufs kräftigste wieder unter den Callidryas-Formen der Tropen, z. B. bei Callidr. Minna, 342 1884. Entomol. Nachrichten. No. 22. Pomona, Alcmeone, Evadne u. s. w., bei letzterer Art sogar auch auf den Vorderflügeln. Dem darwinisti sehen Stammbaum -Fabrikanten würden sich also hier recht sonderbare Konsequenzen aufspotten. Besonders aber würde eine sexuelle Aufzüchtungs- Bewerthung der Schuppenpaste an denjenigen Formen scheitern, die von Grumm-Grshimailo und Alpheraki als Bastardformen zwischen Hyale und Edusa, Edusa ? und Helichta S, Erate und Edusa betrachtet werden. Denn hier würden sich ja die Arten mit und ohne Schuppen- paste gekreuzt haben müssen, und zwar würden nicht allein die Edusa JcJ mit der Paste erfolgreich gewesen sein, sondern auch die Edusa ^? würden sich bald den Erate bald auch den Hyale SS ohne Paste larifari ergeben haben. Wie total schädlich solche vom Darwi- nismus jubelnd acceptirte Speciesmischungen, gerade seiner eigenen Allmäligkeits-Theorie sind, habe ich a. a. 0.*) bereits besprochen. Zunächst halte ich die vermeintlichen Bastardformen freilich nur als Variationen der betreffenden Arten, erstens weil wir soeben bei C. Palaeno-Pelidne, Nastes- Werdandi-Phicomone eine ähnliche grosse Variabilität kennen lernten. Zweitens weil Herr Professor Huss dieselben Variabilitäs-Grössen in Ungarn bei C. Hyale beobachtete**), drittens weil Herr Grumm-Grshimailo selbst mittheilt, dass er die sich separat von Edusa haltende, nur mit Hyale fliegende C. Chrysotheme, bei Atkarsk ebenfalls in allen Farbenstufen von ganz hell- gelben bis zu grell orangenen von Myrmidone nur wenig unterschiedenen Stücken fing.***) Sodann ist Herr Grumm-Grshimailo über die Ba- stardzeugung zum Theil selbst noch zweifelhaft und äussert sich reservirt, ja die Form Sareptensis von Hyale bespricht er sowol als Aberration, die nur im Hochsommer erscheine, wie aber auch als Mischlingsform von Hyale und Erate. Dass sie letzteres nicht sein kann, beweist das von Huss gemeldete Vorkommen dieser Hyaleform auch in Ungarn, wo Erate fehlt. Was nun die vermeintliche Mischform von Hyale *)• Deutsche Entom. Zeitschr. XXVIII. 1884. Heft I S. 149. **) Putb. Ent. Nachr. IX. 1883. S. 132. ***) Grumm-Grsh. Lepidopt. Mitth. in Komanoffs Mem. sur les Le- pidopt. S. 162. 1884. Entomol. Nachrichten. No. 22. 343 und Ednsa betrifft, eine oransenfarhige Hyale, so sagt Herr Grumm-Grsh. ebenfalls selbst ausdrücklich, dass er sie „im Sommer" 1883 gefangen habe. Da er nun aber auch meldet, dass Edusa am Fundorte jener orangenen Hyale, bei Sarepta nur einbrutig im Jahre erst im Au- gust und dann noch bedeutend seltener auftreten soll wie Hyale und Erate, die jährlich zweimal erscheinen, so könnten sich nur die zweiten Brüten von Hyale und Erate mit Edusa mischen, und Bastardformen könnten nicht im Sommer, sondern nur im Frühjahr, im Mai auftreten. Da dergleichen aber ausdrücklich im Hochsommer gefangen wurden, nicht im jMai, so dürfte die hybride Erzeugung solcher Formen wol verneint sein. Immerhin wird solche Bastardzeugung, oder doch die Copulation zweier Arten, wieder bestätigt durch Romanoffs eigene Beobachtung einer Copulation vou Hyale ? mit Edusa 5 im September 1879 bei Borjom, und wenn man orangene Hyale und Erate auch im Früh- ling finge, dann würde deren hybride Creation zum directen Schaden der Selektionshypothese anzunehmen sein. Freilich meine grosse Vorsicht gebietet mir auch noch anzufragen, ob nicht bei der grossen Variabilität der Colias ^?, vielleicht auch eine Heiice mit gekürz- ter schwarzer Saumbinde auftreten könnte, die dann von einer Hyale kaum zu unterscheiden wäre, trotzdem ihr Verband mit einem Edusa cJ ganz legitim ist.*) Wieder zurück zu der Schuppenpaste, so dürfte auch die mikroskopische Betrachtung dieser Flügelschuppen, die ich bei etwa 17 Arten auf ihre Umrisse versuchte, alle Abstammungs - Spekulationen begleiten müssen, aber auch verleiden. Die Formen derselben ähneln und unterscheiden sich nämlich kreuz und quer durch- einander, variiren auch individuell innerhalb einer Art. Die Schuppen der Libanotica sind fast nur halb so breit, wie die der Aurora, diejenigen von Alpherakii mit ganz geringer Anlage der Paste, sind nur wenig kürzer und gedrungener wie die der Myrmidoue, ent- fernen sich aber weit von denen bei Hyale von der Stelle des fehlenden Schuppenflecks entnommenen. Phi- comone bietet eine Zwischenform ebensolcher Schuppen von Hyale zu Alpherakii, und das könnte dem Abstam- ") Vergl. auch die einander äusserst ähnlichen ? Hyale und Erate, H. Seh. Fig. 31-34. 344 1884. Entomol. NaehricMen. No, 22. mungs-Orakel passen, allein Caesonia mit grosser Schuppenpaste hat wieder fast dieselbe Form wie Hyale ohne Paste, und Hecla stimmt auch mit Hyale. Col. Rutilans stimmt in der Schuppenform fast mit Callidryas Alcmone, Col. Pyrothea mit Call. Argante, Col. Therapis mit Call. Pomona, etc. Einen Voitheil im sexuellen Erfolg scheinen die Arten mit der Schuppenpaste gegenüber den anderen ohne dieselbe auch nicht zu haben; Hyale wenigstens pflanzt sich gewiss nicht minder glücklich fort als wie Edusa und Myrmidone, gerade so wie vergleichsweise der schmallippige Europäer gegenüber dem wuUstlippi- gen und podexpolstrigen Afrikaner sexuell nicht im Nachtheil ist. Also Vorsicht mit der Bewerthung dieser Schuppenpaste, Wenn man den Ausgleich, die unergründliche Rela- tivität und Correlation des Entstehens und Anpassens aller Dinge nicht überall in der Natur anerkennen will, also nicht schon die Nützlichkeit der Schwerkraft bei der Wasser- und Land-Bewegung und Verbettung, die Nütz- lichkeit der Schieflage der Erdachse für die Bewohnbarkeit der Erde und den geistigen Aufschwung ihrer mensch- lichen Bewohner, die Nützlichkeit der Polarlichter für die arktischen Nächte, des Mond- und Sternenlichts für die Nächte überhaupt, die Nützlichkeit der Wasserverdunstung und Zurückgabe, die Nützlichkeit des Kreislaufs beim Pflanzenwuchse mit Absterben und Selbstdüngung, die Nützlichkeit des Raumes überhaupt für Alles, als urge- geben anerkennen will, dann nimmt es sich trotz allem Kriticismus über einen Unterschied zwischen organischem und anorganischem Sein kläglich aus, wenn man doch bei dem Buckel des Zebuochsen, bei der Kürze des Ziegenschwanzes, bei dem Sums der Schmeissfliege, bei dem Schuppenhäufchen oder Afterduft des Falterchens u. s. w. klügelnd für aufgewucherte Nützlichkeits- Attri- bute schwärmen wäll, nur um die Zwecklosigkeit des Welt- alls, die Wurschtigkeit des Dings an sich ausgähnen zu können und nur um zur Anbetung einer Zinseszins-Theorie innerhalb des Daseinskampfes „wissenschaftlich" ab- solviert zu sein, die freilich schön in die moderne Ent- wicklung des Individualismus, in die Jobberei des Ich- thums, passt! „Als" die unerforschliche Ursache des Seienden den Raum und Stoff zum Weltenall leistete und be- 1884. Entomol. NachrichteD. No. 22. 345 wegte, da war auch alle Entwicklung immanent, welche z. B. unsern Regenbogen und sit venia verbo seine „Mimikry" der dunklen Wolke und dem Wasserfall, oder das Insect und seine Intelligenz der Pflanze an- passt und künftig anpassen wird. Und die Zweck- dienlichkeit, welche man dem Sumsen der Fliege, dem Gebrüll des Löwen, dem Gesänge des Vogels, der Sprache des Menschen zugesteht, die wird man auch der physio- kratischen Sprache der Natur im Donner der Wolken und der Lawinen nicht abnörgeln können. Kurz, ich leugne den Zweck nicht, weil ich ihn nicht begreife, sondern weil ich ihn nicht begreife ., glaube" ich an ihn nicht nur, sondern die Logik meiner Einsichts- losigkeit beweist mir denselben ebenso vernunftgemäss, wie mir die Unbegreiflichkeit der Endschaft des Raumes, seine ebenso unbegreifliche Endlosigkeit beweist. Wollten entomologische Darwinianer ihre Aufmerk- samkeit einmal auch anderen Erscheinungen im ,, moni- stischen" Weltall zuwenden, so wüiden sie z. B. die Wolkenbilduiigen je nach der Lagerungshöhe, nacli ath- niosphärischem Contact und Spannungsverhältniss und nach der Beleuchtung, sowie im Generalen je nach der geographischen Zone, in von einander abweichenden, bestimmten tyi)ischen P'ormen und Farben wahrnehmen können, welche die Systematik ja auch benannt und klassiticirt hat. Und diese zonisch naturdirekten, variabel-typischen Bildungen, würden sie gewiss als ohne ihre .,natürliciie Zuchtwahl" immer aufs neue wieder entstehende an- erkennen, ohne doch, wie bei den ihnen ohne Selektion unerklärlichen organischen Formungen, nach Weismann*) alternativ folgern zu dürfen: „dass die Natur hier nutz- los mit Formen spiele." Aber gewiss würden sie den platonischen Nutzen eines im hohen Luftkreise gespannten Wolkenfächers von unvergleichlicher Zarte der, Dessins und Pracht der Farbenschmelze, in ihrem kühlen Zuchtwahl-Rationalis- mus eben so wenig erkennen, wie sie andrerseits die Gleichgültigkeit aller kiiechenden und fliegenden Dessins und Farben, dem alles be- und nichts ver-achtenden Rationalismus der Ameisen und resp. der Fledermäuse gegenüber, anzuerkennen haben. *) WeismaüD, Studien zur Deszeudcuzthcorie II, S. 155. 346 1884. Entomul. Nachrichten. No. 22. Colias Pyrrliothea aus Argentinien zeigt mitunter cj;^. deren orangengelbe Färbung ins Weisse hinüberzieht. Es sind dies Seiten- stücke zu den hellen Edusa i^^ die Grunim-Grshiniailo für Bastarde mit Erate hält. Es wird diese Art gewesen sein, welche Darwin in einem unabsehbaren Zuge my- riadenfältig in Südamerika 10 Meilen vom Land beob- achtete, wie er in seiner „Reise" mittheilt. Colias Rutilans. Zu dem prächtig orangefarbenen (^ dieser chile- nischen Art erhielt ich durch Heyne-Leipzig ein helles ^, das oberseits an manches C. Nastes-Werdandi oder an ein kleines Sagartia ? erinnert, nur reichlicher über- schwärzt ist. Ich vermuthe, dass es wohl auch orangene Rutilans ? geben wird. Thecla Rubi in einer seltnen Abweichung fing ich bei Dresden. Die Aussenhälfte der Hinterflügel ist nämlich schön hellbraun mit deutlichen dunklen Rippen. Bei Kuusamoer Stücken verdunkelt sich das rückseitige Grün und ist bei einem Stück sogar graubraun. Bei Torneä fing ich ein Stück mit auffällig grosser lebhaft weissgelber Makel auf der vor- deren Ecke der Mittelzelle. Es flog schon, als der Botten dort noch zumeist mit Eis verstopft war, am 31/5. 1880. (Fortsetzung folgt im nächsten Heft.) Kleinere Mittheilungen. F. Bloch mann hat (Verh. naturhist.-mediciu. Ver. Heidelberg, N. Folge 3. Bd. 1884, p. 243—247) eine „Metamorphose" der Kerne in den Ovarialeiern der Ameisen beobachtet. Seine Untersuchung beginnt mit dem Eutvvickelungszustande, in welchem sich die Eier von Dotter- und Epithelzellen durch Umfang ihres Kernes und grössere Dichte des Protoplasmas unterscheiden. Der verhältnissmässig grosse, bläschenförmige, nur wenig ausge- bildetes Chromatingerüst enthaltende Eikern in diesem Stadium zeigt bei etwas älteren Eiern der Formiciden, vornehmlich bei Cam- ponotus ligniperda Latr., au seiner Membran zarte knötchen- förmige Verdichtungen, die, allmählig wachsend, sich ablösen und selbst Bläschengestalt annehmen ; und in demselben Maasse , mit welchem dieser Ablösungsprocess neuer Kerne fortschreitet, wird 1884. Entomol. Nachrichten. No. 22. 347 der ursprüngliche Kern stets kleiner, so zwar, dass bei Eiern ungefähr aus der Mitte der Eiröhre ein Haufen dicht zusammen- gedrängter kleiner, stets in dem dem oberen Ende der Eiröhre zu- gekehrten Eitheile (dem animalen Pole) liegender Kerne die Stelle des einen Urkernes einnimmt. Die neuentstandenen Kerne zeigen eine deutliche Membran, ein feines Chromatingerüst und meist 2 — 3 Kernchen (Nucleoleu). Bei den Eiern der Myrm leiden wie der Gattung Vespa bleibt jedoch der Urkern stets bedeutend grösser, als die abgelösten Kerne. — Die kleinen Kerne nun breiten sich bei Camponotus später über die ganze Oberfläche des Eies aus, bleiben dagegen bei Formica fusca, Myrmica und Vespa auf den vordersten Theil des Eies beschränkt; sie scheinen zu Grunde zu gehen, ohne irgend einem später im reifen Ei sich findenden Ge- bilde Ursprung zu geben, auch den Dotterelementen nicht. Einzig und allein der (vielleicht dem Urkern entsprechende) durch ein viel dichteres und sich intensiv färbendes Chromatingerüst ausgezeichnete Centralkern des Kernhaufens bleibt noch in dem vollständig reifen Ei nachweisbar. — Im Eiplasma bei Camponotus entdeckte Bloch- mann überdies ein sehr deutliches, erst bei beginnender Dotterbildung allmählich wieder schwindendes Bündel regelmässig angeordneter Stäbchen, welche bei Formica fusca kleiner und nicht so regelmässig angeordnet sind. Bezüglich der Blastodermbildung bestätigt Blochmann die für Schmetterlingseier gemachten Angaben Bobretzky's; die Ab- schnürung der Blastodermzellen beginnt am animalen Pole des Eies. Laut Bericht verschiedener Zeitungen Ende Septembers und zu Anfang October sind wieder neue Reblausheerde auf deut- schem Boden entdeckt worden und hat sich die Reblausgefahr weit bedenklicher erwiesen, als es selbst die weitgehendsten Be- fürchtungen der Sachverständigen bisher vermuthen Hessen. Es handelt sich hauptsächlich um die Ortschaften Linz und Westum in der Bürgermeisterei Sin zig. Bei Linz wurden in einem Wein- berge elf, wahrscheinlich erst seit etwa zwei Jahren von der Reb- laus heimgesuchte Einzelstöcke aufgefunden und haben den Verdacht erweckt, dass der wahre ältere Heerd in der Nachbarschaft zu suchen sei; bei Westum sind vieruudzwanzig Doppel -Rebstöcke von der Reblaus gründlich angesaugt, beziehungsweise total vernichtet ge- troffen und es konnte dabei festgestellt werden, dass dieser Heerd bereits drei bis vier Jahre alt ist. — Wie arg übrigens die Handels- gärtner durch eine strenge Durchführung der Bestimmungen der internationalen Reblaus -Convention in Bezug auf die Verkehrsbe- schränkung bei anderen Gewächsen als dem Weinstock bedrückt 348 1884. Entomol. Nachrichten. No. 22. werden, ersieht man aus den neuerlichen Angaben des „Vorstand des Verbandes der Handeisgärtner Deutschlands" zu Leipzig. Das „Journal d'agriculture pratique" macht wieder ein neues Phylloxera -Vertilgungsmittel bekannt, einen Aufguss des Ginsters, eines in grosser Menge ohne erhebliche Kosten erreichbaren wilden Gewächses. Der internationale Phylloxera -Congress in Turin wurde am Montag (den 20. October er.) durch den Ackerbaumiuister, in Gegen- wart des Herzogs von Aosta, der Minister, der Präfekten und Maires, sowie der italienischen und ausländischen Delegirten eröffnet. Das Präsidium erhielt folgende Zusammensetzung: Ehrenpräsident: Planchen, Präsident: Targioni-Tozzetti, Vizepräsident: Cornu, Foix, Sallamanca. In einem Aufsatze „Zur Hebung der Bienenzucht" (Mittheilungen über Landwirthsch., Gartenbau und Hauswirthsch., Sep.-Beibl. des „Berliner Tageblatt" 6. Jahrg. 1884, No. 40, pg. 234) bezeichnet Friedr. Huck als die nöthigsten Bedingungen zum Ge- deihen der Bienenzucht ein mildes Klima und eine na- türliche Nahrung. Ihrem Klima nach seien alle Gauen Deutsch- lands der Bienenzucht günstig, doch fehle vielen genügendes Vor- handensein Honig liefernder Gewächse. Als Frühjahrsgewächse werden daher zum Anbau besonders der Haseluussstrauch, die Comeliuskirsche und der Kaps, für etwas spätere Zeit der Johannis- beer-. Stachelbeer- und Himbeerstrauch, Linde, Akazie und Eberesche, für den Herbst der Sommerrübsen besonders empfohlen. Es mache sich die künstliche Ansiedelung von Bienengewächsen immer dringender nöthig und der Bienenwirth müsse jetzt erst säen, wenn er reichlich ernten wolle. 159 Bienenpflanzen werden in desselben Verfassers Brochüre: „Unsere Honig- und Bienenpflauzen" Selbstverl. d. Verf. (60 Pf.) aufgeführt. Die dipterologische Abtheilung der Sammlungen des verst. Prof. A. Foerster in Aachen ist in den Besitz des bekannten Diptero- logen, des Herrn V. von Röder in Hoym, übergegangen. In dieser Sammlung befindet sich eine grosse Zahl Meigen'scher Typen, da Foerster bekanntlich an Meigen viel Material für den 7. Band seines Werkes lieferte. Druck von Otto Dorablüth in Bemburg. Eiitofflolöffisclie Saclirichten. Begründet von Dr. F. Katter in Putbus. Herausgegeben von Dr. F. riarscli in Berlin. X. Jahrg. December 1884. Nr. 23. Tenthredinologische Studien No. VIII. Von Dr. Richard R. v. Stein. 1. Betrachtungen über die Gruppe des Nematns miliaris Pz. Zu den trotz zahlreicher Arbeiten noch immer am un- genügendsten bekannten Blattwespen gehört die sogenannte Miliaris-Gruppe der Gattung Nematus. Den unläugbar vor- handenen Uebelständen kann nur Jahre langes Aufziehen der Larven und das Anfertigen von exacten Beschreibungen nach gezogenen Exemplaren abhelfen. Dabei darf man nicht ausser Acht lassen, die Beschreibungen nach frischen Exem- plaren zu entwerfen, da sich die meisten Arten dieserGruppe im 2 Geschlechte eines leuchtenden Hellgrüns, das nach dem Tode fast vollständig verloren geht, erfreuen; selbstver- ständlich müssen aber auch diese Veränderungen nach dem Absterben in Betracht gezogen werden, damit derjenige, der ausgetrocknete Thiere zu bestimmen hat, nicht in Verlegen- heit gerathe. Die Miliaris-Gruppe ist bisher eigentlich nur von zwei Autoren ausführlicher besprochen worden, nämlich von Thomson und von Brischke. Andre's Werk, für manche Gattung ganz zweckmässig und dem, der im Allgemeinen Blattwesi)en bestimmen will, kaum entbehrlich, kommt für Nematus gar nicht in Betracht. Thomson hat seine Beschreibungen auch nur nach trock- nen Exemplaren entworfen; er legt ferner zu grosses Ge- wicht auf den Bau der Sägescheide, die Länge der Schien- dorne u. s. w., Merkmale, die sehr oft ganz bedeutungslos oder variabel oder wenn schon von Wichtigkeit, doch mit Worten kaum zu bezeichnen sind, namentlich wenn es sich um relative Maasse handelt; dazu kommt ein besonders gravirendes Moment, Thomson hat selbst nicht gezüchtet und wenn bei solchen schweren Gattungen die Biologie nicht 23 350 1884. Eutomol. Nachrichten. No. 23. mit berücksichtigt wird, bleibt die beste Beschreibung Stück- werk. Nahe verwandte, in den Larven deutlich getrennte Arten werden vermengt, oft ganz verschieden aussehende, aber aus gleichen Larven erzogene Thiere als mehrere Arten beschrieben. In wie viel Arten müsste z. B. der Nematus capreae zerschlagen werden, wenn man nicht auf die Zucht- resultate Rücksicht nehmen wollte? Wie schwankend Thom- son in seiner Anschauung über die Arten der Miliaris-Gruppe war, beweist der Umstand, dass er fast alle seine grünen Nematen in seiner ersten Arbeit als Varietäten von Nematus croceus Fall, und Nematus palliatus Th. betrachtet und sie erst später trennt. Die MiUaris-Gruppe in Brischke-Zaddach's Werk ge- hört zu den schwächsten Partieen der ganzen Nematus- Bearbeitung. Eine Bestimmungstabelle, die wenn irgendwo nothwendig, hier am Platze gewesen wäre, fehlt, nur von zwei Arten sind lateinische Diagnosen vorhanden und eine ausführliche Beschreibung vermisst man bei den meisten Arten. Auch ist die Anzahl der grünen Nematus keines- wegs erschöpft. Der von mir in den entom. Nachrichten Jahrgang 1882, S. 60 beschriebene Nematus smaragdinus, ein im Leben prächtig grünes Thier ist unerwähnt geblieben, obgleich ich von seiner Identität mit dem mir unbe- kannten Nematus segmentarius Forst, mich nicht überzeugen konnte und der ebenso grün gefärbte, von mir oft erzogene Nematus poecilonotus Zdd, findet sich zwar sogar zweimal in Zaddachs Werk beschrieben, Abtheilung V, S. 154, No. 59 und Abtheilung V, S. 178, No. 75, aber niemals dort, wo er hingehört, bei den grünen Nematen. Dabei sind auch im Druck oder bei der Zusammenstellung grobe Fehler unter- laufen. So gehört der Schlussabsatz S. 164: „Es bleibt Jedem freigestellt, anzunehmen u. s. w.", den Uneingeweihte auf den unmittelbar vorangehenden Nematus anthophilus beziehen müssen, unmittelbar an Brischke's Beschreibung der Larven von Nematus miharis S. 158. Kleinere Druck- fehler, wie „medio" statt „radio" S. 156, Z. 4 v. o. corri- giren sich von selbst. Eine gründliche geordnete und vor allen Dingen die bis jetzt ganz vernachlässigte Synonymie berücksichtigende Arbeit dieser Partie dürfte noch Jahre lang ein frommer Wunsch bleiben. Vor allen Dingen darf nicht unerwähnt bleiben, dass der Name Nematus miliaris als Type dieser Gruppe eine grosse Lüge ist und dass keine Bezeichnung für diese Gruppe 1884. Entomol. Nachrichten. No. 23. 351 der grünen Nematen falscher sein konnte, als die gewählte und leider in den letzten Jahren gang und gäbe gewordene. Der Name Nematus miliaris stammt bekanntlich von Panzer. Derselbe beschreibt Heft 45, tab. 13 seiner Faunae insectorum gerraanicae initia eine Tenthredo miliaris, die Hirsekornblattwespe, wie folgt: Tenthredo miliaris: antennis septem nodiis flava, abdomine linea longiludiuali punctorum nigrorum, alis puncto flavo. Semel capta in Rosa eglanteria d. 20. Jun. 1796, Sta- tura T. viridis F. at duplo minor. Caput flavum, macula frontali nigra, binisque minoribus supra antennas fuscis. Antenna septemnodes flavae, articulo primo et secundo, reliquisque supra nigris. Oculi nigri. Thorax flavus, ma- culis duabus lateralibus, lineolaque dorsali atris. Scutellum flavum margine postico fuscescente: huic subjacente cor- puscula duo opposita candicantia elevata grano Milii haud absimilia, primo abdominis segmento contigua, quod singu- lare, cum nunquam talia in aliis hujus generis speciebus me observasse memini. Abdomen flavum glabriim segmentis linea longitudinali punctorum nigrorum, excepto ultimo uni- colore. Pedes pallidiores s. testacei. Alae hyalinae flavi- cantes, ad marginem crassiorem puncto calloso flavo. Corpus subtus flavum glabrum nitidum. Dieser Nematus miliaris Pz. ist nichts weiter als Hartig's Nematus fulvus oder Thomson's Nematus croceus. Abbildung und Beschreibung stimmen vollständig damit überein und die von Panzer so ausdrücklich hervorgehobenen und zur Benennung der Art benützten Corpuscula miliaria fallen bei dieser Art in ihrer schwarzen, brillenartigen Einfassung allerdings mehr auf, als die Rückenkörnchen anderer Arten. Dagegen müsste man sich geradezu zwingen, aus der hier abgebildeten rothgelben Blattwespe einen grünen Nematus herauszudeuten. Wäre ein trockenes Exemplar eines grünen Nematus gemeint gewesen, so hätte das Colorit nie so ge- sättigt rothgelb ausfallen können, auch scheint mir der Um- stand von Bedeutung, dass in meinem Exemplar die Augen grün colorirt sind. Grüne Augen kommen aber nur bei einzelnen lebenden Blattwespen vor, so z. B. regelmässig bei Tenthredo scalaris, rufiventris. balteata u. s. m., welche Farbe nach dem Tode bald verloren geht; dass das Thier aber auch wirklich rothgelb war und nicht blos durch einen Fehler des Coloristen so ausflel, scheint mir auch dadurch bewiesen, dass Panzer in seiner kritischen Revision der Insektenfauna Deutschlands II. Band, Nürnberg 1806 p. 46 23* 352 1884. Entomol. Nachrichten. No. 23. seine T. miliaris für „keine Abänderung der sogenannten nassata" erklärt, welch' letztere doch mit einem grünen Nematus absolut nicht vergleichbar wäre. Nematus miliaris ist demnach der älteste und berech- tigtste Name des Nematus fulvus Hartig. Die Tenthredo crocea F., deren Name aus dem Jahre 1804 stammt, passt wegen des „abdomine dorso nigro" nicht auf unsere Art, und scheint mir wegen Fabricius' ausdrück- licher Bezeichnung „parva" eher Nematus citreus oder poecilonotus zu sein. Die Beschreibung lässt sich auf beide, aber auch noch auf manche andere Blattwespe deuten. Fallen's Tenthredo crocea (1808), bei der sowohl die T, crocea von Fabricius, als auch die T. miliaris von Panzer citirt werden, kann allerdings recht gut ein grüner Nematus gewesen sein, doch ist mit diesen alten, unseren heutigen Bedürfnissen nicht im Entferntesten entsprechenden Beschreibungen nichts anzufangen — Thomson's Nematus croceus ist zweifellos der Nematus fulvus Hart. Unter den grünen Nematen bei Brischke-Zaddach findet man unter Nr. 148 einen Nematus hypoxanthus, den der jüngst verstorbene Professor Förster allein im cJ Geschlecht beschrieben hat. Liest man Zaddach's Beschreibung, so kann man sich absolut nicht erklären, was dieser Nematus in der Nachbarschaft seines grünen Nematus miliaris soll. Wahr- scheinlich hatte Zaddach Kenntniss davon, dass das 9 dieses Nematus hypoxanthus grün sei. Das 9 findet sich ohne Angabe des zugehörigen cj, wenige Nummern vorher unter dem Namen Nematus palliatus Th. S. 160 u. 142 beschrieben. Ich habe seit 4 Jahren beide Geschlechter aus der auf Salix aurita, caprea, viminalis u. s. w. lebenden Raupe und zwar in zwei Generationen (März — April und August) erzogen. Der Förster'schen Beschreibung des (S ist nichts hinzu- zufügen, dagegen dürfte eine Beschreibung des 9 willkommen sein, weil diese bei Brischke mangelt: Nematus hypo- xanthus. Femina vivens laete viridis, exsiccata pallide fla- vescenti-alba, antennis superne, macula magna determinata verticis, maculis 3 mesonoti fere confluentibus, scutello ma- xima parte, vitta lata raetanoti et abdominis (hac viventibus margine segmentorum viridi interrupta) nigris, alis hyalinis Costa stigmateque viridi, unguiculis bifidis. Long 5 — 6 Mm., expans. alar. 13 — 14 Mm. Das im Verhältniss zu seiner Flügelspannung auffallend kurze ^ hat im Leben ein prächtiges hellgrün, welches leider nach dem Tode zu einem unansehn- lichen weisslichgelb verblasst, kaum, dass sich noch hie und 1884. Entomol. Nachrichten, No. 23. 353 da Spuren der ursprünglichen Farbe erhalten. Kenner der Blattvvespen werden nichts destoweniger über die frühere Färbung kaum in Zweifel sein. Der Kopf ist hellgrün, die Mundtheile mehr weisslich- grün, die Oberkiefer in der Endhälfte braun mit schwarzer Spitze. Schwarz sind ferner die Augen und ein grosser scharf begrenzter Stirn- und Scheitelfleck, der die ganze Area pentagona mit den Nebenaugen einschliesst, nach vorn bis an die Fühlergruben, nach rückwärts bis an den Hinter- hauptsrand reicht und sich um diesen indieHinterhauptshöhlung herumschlägt. Die Fühler sind von der Länge des Körpers, bräunlichgrün, oben schwarz oder scharzbraun, die beiden Grundglieder ganz schwarz. Der Kopf wie auch der ganze übrige Körper ist sehr fein punktirt, schwach behaart, stark glänzend. Thorax hellgrün; schwarz sind der äusserste Vorderrand des Vorderrückens in der Mitte, drei grosse fast zusammenfliessende Flecke des Mittelrückens, der grösste Theil des Schildchens und die Mitte des Hinterrückens. Von den 3 schwarzen Flecken des Mittelrückens ist der des Mittellappens vorn am Breitesten und krümmt sich hier hakenförmig nach den beiden Seiten um, so dass nur die beiden Seitenecken des Lappens in geringer Ausdehnung hell bleiben. Die Seitenlappen des Mittelrückens, ausge- nommen ihre äussersten Ränder, sowie die seitlich von dem Schildchen gelegenen Gruben (die Pteropegen) sind schwarz, so dass nur die äussersten Grenzpartien um den Flügel- ursprung, das Mesophragma und die Verbindungsstelle der beiden Seitenlappen von dem Schildchen licht bleiben. Das Schildchen ist grün, in seiner Hinterhälfte schwarz. Die schwarze Farbe dehnt sich manchmal so weit aus, dass nur der Vorderrand des Schildchens grün bleibt; manchmal ist dagegen noch die äusserste dreieckige Schildchenspitze zwischen den beiden weissen Rückenkörnchen grün gefärbt. Der Hinterrücken ist in der Mitte schwarz, die dunkle Farbe reicht an den Seiten kaum über die Rückenkörnchen hinaus. Das Hinterschildchen ist schwarz. Die Brust ist wie die ganze Unterseite hellgrün, die Brustseiten sind fein punktirt, glatt und glänzend. Der Hinterleib ist grün mit breiter, schwarzer, durch die grünen Hinterränder der Segmente unterbrochener Strieme. Diese Strieme ist auf der Mitte des Hinterleibes am Breitesten, verschmälert sich nach vorn und hinten und endigt auf dem 7. Segment. Jeder einzelne Segmentflecken ist vorn breiter, hinten schmäler, wodurch die Ränder der 354 1884. Entomol. Nachrichten. No. 23. Strieme gezackt erscheinen. Der Bauch ist einfarbig hell- grün. Das äusserste Ende der Sägescheide ist schwarzbraun, die Afterstäbchen sind kurz. Die Beine sind hellgrün, nur die letzten Tarsenglieder bräunlich. Die Klauen sind ge- spalten. Die Flügel sind wasserhell, Schüppchen, Rand- und Unterrandader, sowie das Randmal hellgrün, das übrige Geäder schwarzbraun. Die 1. und 2. Cubitalzelle ist durch einen blassen, aber deutlichen Nerven getrennt, die 2. Cubi- talzelle trägt einen schwachen Hornfleck, die 3. ist quadratisch oder meist etwas länger als breit. Das (S Geschlecht unterscheidet sich nur durch die röthlichgelbe Grundfarbe, das fast oder ganz schwarze Rückenschildchen und die vorn breite, hinten schmale Rückenstrieme des Hinterleibes, welche die beiden ersten Segmente fast ganz ausfüllt, dann aber an Ausdehnung schnell abnimmt. Brischke citirt bei seinem Nematus palliatus auch Har- tig's Nematus virescens; dies Citat ist falsch, denn bei Hartig's Art hat „am Rücken des Hinterleibes nur die Basis der beiden ersten Segmente schwarze Querwische in der Mitte." Cameron hat den richtigen Nematus palliatus; auch ist die Abbildung der Larve Tat". VI, Fig. 6 gut. Der Name N. hypoxanthus von Förster hat die Priorität vor dem Thom- son'schen Namen. 2. Tenthredopsis Wüstneii n. sp. Nigra, capite thoraceque flavo-maculatis, abdomine nigro segmentis 3 — 7 rufis nigro -punctatis, ventre rufo, strigis duabus longitudinalibus nigris, pedibus rufis, coxis, trochan- teribus femoribusque posticis nigris, coxis posticis pallide maculatis, tarsis pallidioribus, alis hyalinis, stigmate fusco, basi albido, antennis longis compressis, fuscis, subtus vix dilutioribus, clypeo haud emarginato, temporibus vix margi- natis, pleuris rugoso-punctatis, opacis. ? long. 12 mm., long, antenn. 7 mm. ? Kopf schwarz, Kopfschildchen, Oberlippe, der innere Augenrand schmal und ein grüner Fleck hinter jedem Auge am Hinterhauptsrande hellgelb. Palpen blassgelb, Oberkiefer schwarz, in der Mitte bräunlich schimmernd. Kopfschildchen nicht ausgerandet, Stirn und Scheitel fein, aber deutlich punktirt, tiefer als bei allen andern verwandten Arten, die Punkte hie und da, namentlich nach aussen von den hin- teren Nebenaugen zu einzelnen Runzeln zusammenfliessend. 1884. Entomol. Nachrichten. No. 23. 35^5 Wangen und Hinterhaupt gerandet, Schläfen unterhalb des gelben Hinterhauptstieckes nicht oder kaum merklich gerandet. Fühler lang, stark zusammengedrückt, schwarz -braun, unten etwas heller, aber immer noch dunkelbraun, Glied 3 kaum Y^ länger als 4. Halskragen tief punktirt, fast matt, Mittelrücken ziemlich tief und deutlich punktirt, besonders der Vorder- theil des Mittellappens, dabei jedoch ziemlich glänzend. Brustseiten tiefrunzlich punktirt, vollkommen so matt und glanzlos, wie bei Tenthredopsis gynandromorpha Rud. oder opacipleuris m. Glänzend sind blos die Unterbrust und die Hüften. Schwarz der Halskragen, hinten schmal und wenig deut- lich gelb gerandet, jedoch die äusserste Schulterecke schwarz, Schildchen und Hinterschildchen gelb, Rückenkörnchen weiss- hch. Flügelschüppchen schwarzbraun, nach aussen heller. Hinterleib schwarz, äusserster Rand des 2., das 3. — 6, Segment ganz und das 7. mit Ausnahme eines Mittelstriches und des Hinterrandes roth, das 3., 4. und dann wieder das 7. mit dunklen Mittelstrichen, Bauch roth mit zwei breiten schwarzen Längsstreifen, welche grösstentheils durch den umgeschlagenen schwarzen Rand der Rückensegmente ge- bildet werden. Beine gelbroth, Hüften und Schenkelringe, die vorderen und mittleren Schenkel an der äussersten Basis, die Hinter- schenkel ganz schwarz. Verloschen gelblichweiss ist ein Streif über die Aussenfläche der Hinterhüften, ebenso die hintersten Schenkelringe oben auf. Die Tarsen sind heller gelb, das 2., 3., 4. und die Basis des 5. Gliedes an den Hintertarsen fast weiss. Flügel hyalin, Randader rothgelb, Flügelmal schwarz mit weissem Grunde, Adern schwarzbraun. Diese schöne, seltene Blattwespe, die von Herrn Dr. Patzelt in einem ^ Exemplar bei Prag oder in der Umgebung von Brüx erbeutet wurde, widme ich meinem verehrten Freunde, dem Real- schullehrer Herrn W. Wüstnei in Sonderburg. Die rauhen, tiefrunzlig punktirten, daher vollkommen matten und glanzlosen Brustseiten, die langen, starken, von der Seite her zusammengedrückten Fühler, das nicht ausge- schnittene Kopfschildchen, die ziemlich starke Punktirung von Kopf und Brustrücken, die ungerandeten Schläfen, dann der fast einfarbig schwarze Halskragen und die dunklen Flügelschüppchen lassen die Art sofort unter all den zahl- reichen Arten dieser Gattung heraus erkennen und mit Leich- tigkeit von den nächst verwandten unterscheiden. 356 1884. Entomol. Nachrichten. No. 23. In Betracht kommen hier eigentlich nur Tenthredopsis dorsalis Spin. (= histrio Khig) und Tenthredopsis ornata Lep., denn diese zwei Arten haben mit unserer die beiden schwarzen Streifen auf der Unterseite des Hinterleibes gemein. Nachstehende Uebersicht wird die Unterscheidung der 3 Arten im ? Geschlecht noch mehr erleichtern. 1. Brustseiten tiefrunzlig punktir^ matt und glanzlos, Kopfschildchen nicht ausgerandet, Oberkopf deutlich punktirt, Schläfen undeutlich gerandet: T. Wüstneii m. — Brustseiten glatt, glänzend, höchstens die Metapleuren durch Punktirung matter, Kopfschildchen tief ausge- randet, Oberkopf glatt, fast unpunktirt, Schläfen deut- lich gerandet 2. 2. Statur gross, breit, Fühler kurz, stark, unten weiss- gelb, Hinterhüften gelbgestreift . . T. dorsalis Spin. — Statur klein, schmal, Fühler lang, dünn, unten pech- braun, Hinterhüften ganz schwarz . . T. ornata Lep. 3. Tenthredo dorsalis Spin. = T. histrio Kl. Tenthredo (Tenthredopsis) dorsalis Spin, ist der älteste und darum allein berechtigte Name der unter der Benennung Tenthredo histrio Kl. bisher allgemein bekannt gewesenen Blattwespe; zum Beweis dessen Spinola's Diagnose und Be- schreibung aus den Insect. Liguriae Tom. II, fasc. II Genua 1808, p. 17 n. 22: Tenthredo nigra, capite thoraceque maculatis, abdominis segmentis intermediis rufis nigro punctatis. Prope Novas in tithimalo capta, apud nos admodum rara. Long. 5 Lin, Lat. P/s Lin. Faemina Antennae supranigrae subtus testaceae. Caput nigrum, clypeo, labio superiore, mandibulis, palpis, lineolis duabus utrinque in fronte, maculis duabus pone oculos, albis. Thorax niger, lineola arcuata utrinque in margine antico, macula scutellari cenchrisque albidis. Abdomen nigrum; segmentis 3. 4. 5. et 6. rubro testaceis, puncto medio nigro notatis, subtus maculis duabus nigris vittas 2 longitudinales efformantibus. Pedes rufi, cruribus nigris extus albo macu- latis, alae flavescentes ; puncto obscuriore, macula alba. Mas hucusque invisus. Dass Spinola wirklich die Klug'sche T. histrio und nicht Lepeletier's T. ornata vor sich gehabt, dafür spricht: 1. Die Grössenangabe, 5 Linien Länge, IY2 Linien Breite passt nur auf die grosse, breite histrio, nicht auf die kleine, zierliche ornata. 1884. Eütomol. Nachrichten. No. 23. 357 2. Anteniiae supra nigrae, subtus testaceae passt ent- schieden nur auf liistrio, wo die Flügel unten blass- gelb gefärbt sind; bei ornata sind sie dunkelpechbraun (nigrae subtus piceae). 3. Spinola beschreibt die Beine als .,pedes rufi, cruribus (so bezeichnet Spinola stets die Hüften) nigris extus albo maculatis. — Einige 30 Exemplare von T. histrio, die ich daraufhin untersuchte, haben alle die Hüften sehr reichlich gelb gezeichnet, während alle Exemplare von ornata Lep. einfach schwarze Hüften haben, die Hinter-Schenkel von histrio sind stets roth, die von ornata oft ganz oder theilweise schwarz. 4. Spinola's Alae flavescentes stimmt entschieden besser auf histrio, wo die Flügel meist ziemlich deutlich gelblich tingirt sind. Lepeletier nennt die Flügel seiner Art „hyalinae". 5. Lepeletier beschreibt unter No. 228 die in Rede stehende T. ornata ^ und unter der folgenden No. 229 eine T. neglecta (5, welche das 213 „ 18 , , unten 222 „ 6 , , oben 239 , 12 , , ,. 251 , 4 , , unten 252 ,11 , , ,, 254 . 2 , , oben 254 , 7 , ., 345 , 20 , , unten 367 , 4 , , oben 367 , 12 , . ,. Entomol. Nachrichten /885. „Dipterol. Studien." VI- VU. £erluL,Ji.I'riedlan Kleinere Mittheilungen. Ueber Lichtliebe uad Liclithass, Farbenliebc und Farbenhass der Insecten. — Ganz allgemein drängt sich uns bei Betrachtung der Inscctenwelt, wie der Thiorwelt überhaupt, die 12 1885, Entomol. Nachrichten. No. 1. Beobachtung auf, dass die einen eine vorwiegende oder gar aus- schliessliche Neigung zum Hellen und einen energischen Widerwillen gegen das Dunkel zeigen, — die andern dagegen, mit dem entgegen- gesetzten Geschmack ausgerüstet, das Helle fliehen und das Dunkle aufsuchen oder wenigstens in dessen Ermangelung dem minder Hellen den Vorzug geben. Auf derlei Thatsachen begründete schon Linne seine Eintheilung der Schmetterlinge in Nocturna, Crepuscularia und Diurna, — ein Modus der Classification, welcher gegenwärtig zwar völlig verlassen ist, aber einer übrigens weit weniger auf die Orga- nisation begrändeten in „grosse" und „kleine" Schmetterlinge hat Platz machen müssen. Sogar in der Enge unserer berliner Woh- nungen umgeben uns frappante Erscheinungen der genannten Art in ausgiebiger Menge ; so begeben sich die zahlreichen Arten unserer Stubenfliegen, welche uns bei Tage umschweben, nach Eintritt der Dunkelheit zur Euhe, worauf zur Stunde die hungrigen Küchenschaben und das zierliche Silberfischchen ihre geheimnissvoUe Thätigkeit beginnen. Diese Thatsachen sind denn auch bekannt genug. Weniger allgemein bekannt dürfte aber die Thatsache sein, dass die Insecten, wie die Thiere überhaupt, auch gewisse Farben bevorzugen und die einen diese, die andern jene Lustfarbe haben, dagegen gewissen anderen Farben, als ihren Unlustfarben, geflissentlich aus dem Wege gehen; und diesbezüglich liegen bereits so zahlreiche und so schnell sich mehrende Beobachtungen vor, dass eine Lehre von der Farbenliebe und dem Farbenhasse der Thiere fast eine eigene Wissenschaft für sich auszumachen im Stande wäre. Nach Grant Allen (The colour sense: its origin and deve- lopment. An essay in comparative Psychology. London 1879) reagiren zwar die Thiere nur ganz ausnahmsweise auf Farben. Allein Grant Allen's rein hypothetischen Sätzen stehen aus directen und sehr sorgfaltig angestellten Beobachtungen abgeleitete Kegeln schroff gegensätzlich gegenüber und es kommen bezüglich der Insecten hier zwei hervorragende Forscher, Sir John Lubbock und Vitus Grab er, in Betracht. Lubbock experimentirte nur mit Bienen, Wespen und Ameisen (Internationale wissenschaftliche Bibliothek, 57. Band, Autorisirte Ausgabe, Leipzig, F. A. Brockhaus, 1883), während Graber 's Experimente sich über das ganze Thierreich erstrecken (Grundlinien zur Erforschung des Helligkeits- und Farben- sinnes der Thiere, mit 4 Abbildungen, Prag, F. Tempsky, Leipzig, G. Freytag 1884). Beide Forscher kommen zu dem Ergebnisse, dass die Mehrzahl der Thiere eine unverkennbare, meist geradezu verblüffend starke Vorliebe für specifische Lichtqualitäten oder Farben an den Tag legen und somit die apodiktische Behauptung Allen's vollständig unhaltbar wird. Das Interessanteste aber ist, dass, während nach Grant Allen, G. Jaeger u. A. alle Thiere 1885. Entomol. Nachrichten. No. 1. 13 ohne Ausnahme im Wesentlichen denselben Farbengeschmack bekun- den und zwar vorwiegend durch die schönen und brennenden Farben angezogen werden soUen, ganz im Gegentheile aus Graber's zahlreichen Versuchen sich die überraschende Thatsache ergiebt, dass nicht einmal innerhalb einer kleineren Abtheiluug durchweg übereinstimmender Farbengeschmack gefunden wird. Ein Beispiel aus der Insectenwelt möge die Richtigkeit dieses Lehrsatzes darthun. Unter den Amphibioticis aus der Gruppe der Neuroptera zeigen die Larven der Libellula depressa nach Grab er eine starke Bevor- zugung des langwelligen oder rothen Lichtes, die Imago von Agrion puella jedoch documentirt eine solche gleichenergische, für das kurzwellige oder blaue Licht. Die manichfachen, Untersuchungen dieser Art entgegenstehenden, Schwierigkeiten leuchten ein, wenn man z. B. berücksichtigt, dass den betreffenden Farben, welche man auf die Versuchsthiere wirken lässt, ganz die gleiche Lichtquantität oder Helligkeit gegeben werden muss, weil sonst vielleicht nicht die Qualität, die Farbe, sondern der Grad der Helligkeit für die eingetretene Eeaction des Versuchs- thiers den Ausschlag gab; dass ferner die photokinetischen oder Farbenreiz -Reactionen der Augenthiere nicht einzig und allein auf wahren Gesichtsempfindungen beruhen, sondern vielmehr ausser den Reactionen der Augen auf Farbenreize (d. h. den photommatischen) noch z. B. Reactionen gegen Farbeureize Seitens der Haut (d. h. photodermatische) existiren, — Reactionen, die freilich nach Grab er beim Gros der Insecten nicht bestimmt nachweisbar sind. Dass sie aber gleichwohl vorkommen, beweisen Graber's Experimente mit geblendeten Versuchsthieren der Blatta germanica, die fast ebenso fein auf Farben- und Helligkeits-Reize reagirteu, als die nicht Geblendeten. Ebenso muss auch der Geselligkeitstrieb vieler Insecten bei der Beurtheilung der Ergebnisse des Versuches mit in Betracht gezogen werden, wenn nicht grobe Fehler die Schlussfolgerungen entstellen sollen. — Die Ameisen scheuen wie bekannt das Licht und pflegen, wenn man ihre Nester blosslegt, ihre Larven oder Puppen alsbald an eine dunkle SteUe zu tragen. Auf dieser Thatsache fusseud, unter- suchte nun L üb bock auch die Empfindlichkeit der Ameisen für Lichtqualitäten (Farben) und fand, dass dieselbe wächst, je mehr die Strahlen des Spectrums sich chemisch wirksam zeigen. Die ver- schiedenfarbigem Lichte ausgesetzten Ameisen trugen z. B. ihre Larven aus grünem Lichte in gelbes, obwohl dieses für unser Auge das hellere ist. Nun faUen jenseits des für uns sichtbaren Spectrums die chemisch wirksamsten, die ultravioletten, für unser Auge dunklen Strahlen. Die Ameisen percipirten aber auch diese, ja, retteten sich aus denselben sogar in rothcs Licht. Und weil nun das Bild 14 1885. Eütomol. Nachrichteu. No. 1. der Welt sich aus einer Vereinigung der mannichfachsten Farben- strahlen, bezüglich Aetherwellen von verschiedener Länge, zusammen- setzt, so zog Lubbock den Schluss, dass die Ameisen ganz andere Farben und eine ganz anders gefärbte Welt sehen, als wir. Von diesen Schlüssen lässt freilich Grab er nur einen Theil gelten: die auf Thatsachen beruhende Folgerung, dass bei den Insecten das optische Spectrum eine grössere Aus- dehnung als bei uns hat, d. h., dass die Sichtbarkeit des Ultra- violet, bez. des Ultraroth ein Vorzug der Ameisen ist, wobei es zweifelhaft bleibt, ob es ihnen auch unter einer besonderen Qualität oder Farbe erscheine. Lubbock's fernere Untersuchungen an Bienen mit Hülfe farbiger Gläser und einem darauf als Lockspeise befindlichen Tröpfchen Honig lieferten das Resultat, dass die Biene dem blauen Glase vor allen anderen Farben entschieden den Vorzug gab. Nun ist die Biene im Gegensatze zur dunkelfreuudlichen Ameise hellliebend (phengophil) und ihre Blauliebe, sowie die Eothliebe der Ameise steht ganz in Einklang mit den Ergebnissen der Experimente Graber's mit Libellula-Larven und den Imagines von Agrion. Ja diese Ueber- einstimmung in der gleichzeitigen Hellliebe (Phengophilie) und Blau- liebe, sowie in dem gleichzeitigen Hellhasse (Phengophobie), der Dunkelliebe, und der Rothliebe erstreckt sich auf alle von Grab er experimentell geprüften Insecten (circa 30 Species) und erleidet nur eine einzige Ausnahme, indem eine kleine Cicade, Tettigonia viridis, sich als hellliebend und rothhold, beziehungsweise dunkelfeindlich und blauscheu herausgestellt hat. Im Uebrigen sind als helUiebeud und blauhold von Grab er erkannt: Stenobothrus variabilis; Agrion puella (Imago); Notonecta glauca, Mormidea nigricornis, Pyrrhocoris apterus, Corixa-, Pentatoma- und Aelia-Arten ; Apis mellifica; Sitophilus granarius; Musca domestica, Culex pipiens (Larve), Pulex canis ; Aporia crataegi (Raupe und Falter), sowie die Raupe von Vanessa urticae, Vanessa lo, Papilio xanthomelas, Hypono- meuta malinella und wahrscheinlich auch von Biloba caeruleocephala. Dunkelholden und rothholden, bez. hellfeindlichen und blau- scheuen Geschmack konnte Grab er dagegen constatiren für Blatta germanica, Gryllotalpa vulgaris ; Libellula depressa (Larve), Panorpa communis; Tetramorium caespitum (Arbeiterin); Chrysomela men- thastri, Coccinella globosa, Dytiscus marginalis, Apion frumentarium. — Dieses Ergebniss scheint die Regel zu enthalten, dass die mit saugenden Mundtheilen versehenen Insecten (Hemiptera, Dip- tera, Lepidoptera) sämmtlich (ausser Tettigonia) phengophil und blauhold, bez. dunkelscheu und rothscheu sind, dass dagegen die mit kauenden Mundtheilen ausgestatteten Formen vor- wiegend phengophobe und rothholde, bez. hellscheue und blau- scheue Neigungen verrathen. Als hellholde und blauholde Kaukerfe 1885. Eatomol. Nachrichteu. No. 1. 15 stehen Stenobothrus unter den Orthopteren, Agrion unter den Neu- ropteren, Apis unter den Hymenopteren und Sitophilus unter den Coleopteren immerhin nur als vereinzelte Ausnahmen da. Die exacte Art der Untersuchungsmethode und der weite TJm- blick hat auch Grab er das Recht gegeben, einzelnen einseitigen Folgerungen Lubbock's, H. Müller's u. A., energisch entgegen- zutreten. Nach diesen hätten z. B. die Biene und die übrigen blumenbesuchenden (anthophilen) Insecten eine höhere Entwickelung des Farbensinnes erreicht, als die übrigen Kerfe und es sollte die- selbe als durch den farbensinnbildenden Einfluss der Blumen ent- standen aufgefasst werden. Da aber nach Graber's Experimenten z. B. der gleich der Biene phengophile und blauholde Hundefloh auf feinere Farbenunterschiede, so auf Roth-Gelb und Gelb-Grün, weit stärker als die Biene zu reagiren scheint, und der sich stets an sehr düsteren Orten aufhaltende Dytiscus z. Th. in sehr energischer Weise auf Farben reagirt, so folgt daraus, dass die Entstehung des Farbensinnes zum mindesten nicht nothwendig die postulirte Ein- wirkung intensiver Farbenreize zur Voraussetzung hat. F. K. Entgegen der weit verbreiteten Meinung, welche in der Stuben- fliege nur einen Plagegeist sieht, schreibt ihr Mr. Emerson im „Scientific American" eine sehr nützliche Rolle zu. Es ist bekannt, dass die Fliegen häufig mit unzähligen Parasiten bedeckt sind. Mr. Emerson beobachtete nun unter dem Mikroskop, dass die Fliegen mit ihrem Rüssel diese Parasiten auf ihrem Körper sammelten und verzehrten. Diese mit Parasiten bedeckten Fliegen waren alle wohl- genährt, wogegen die parasitenfreien dünn und mager waren. Para- siten aber fanden sich nun wieder nur bei solchen Fliegen, welche in verdorbener Luft, über faulenden Stoffen, umher schwärmten. Es scheint demnach, dass die Fliegen solche Orte als Jagdgründe aufsuchen, dort die Parasiten auf ihrem Körper sammeln, um sie nachher zu verzehren, und somit um die Reinigung der Luft sich ein nicht unwesentliches Verdienst erwerben. — Se non e vero — ! Fliegenmaden als Parasiten in Schmetterlingsraupeu. — Im Auschluss an die kürzlich gomacjite Mittheilung (siehe Ent. Nachr. 1884 Seite 376) meldet F. N. Pierce in Liverpool, dass Fliegen- maden häufig als innere Parasiten in Schmetterlingsraupen gefunden werden. In grosser Zahl hat er sie aus Raupen von Vanessa lo und Saturnia carpini erzielt; auch Maden anderer Dipteren schmarotzen iu Raupen. 16 1885. Entomol. Nachrichten. No. 1. Während der ganzen Nacht des 23. August 1884 war die Laterne des Leuchtthurmes auf Cap San Antonio, Cuba, von einem dichten Schwärm geflügelter Insecten umgeben, die, in Folge ihrer rothen Färbung das Licht des Leuchtthurmes ebenfalls roth gefärbt erscheinen liessen, und daher leicht Anlass zu mannigfachem Schiffs- unglück hätten geben können. Es wehte ein leichter Südwest-Wind; der Himmel war bedeckt. Das leichtsinnige Insekt wurde als das schöne Hemipteron Dysdercus sanguinarius Stal identificirt; bisher war von ihm nicht bekannt, dass es von Licht in irgend einer Weise angelockt würde. (Science, New York, No. 91. Oct. 31. 1884.) Litteratur. Das neu ausgegebene Heft I des Jahrganges 1884 des „Bulletin de la Societe Imp. des Naturalistes de Moscou" enthält auf den Seiten 51 — 62 eine Arbeit von 0. Radoszkowski: „Revision des armures copulatrices des males du genre Bombus", mit 4 Tafeln. Nach längerer Unterbrechung sind von Wladimir Dokhtouroff's „Revue mensuelle d'Entomologie pure et appliquee" (St. Petersburg) soeben drei neue Hefte, die Nummern 6 bis 8 des ersten Jahrganges, ausge- geben worden. Dieselben enthalten nur eine grössere Arbeit, einen Aufsatz von C. G. Dalla Torre: „ Melittologia Schenckiana", im welchem der Verfasser versucht, die in den Arbeiten A. Schenck's über Apiden enthaltenen Art- beschreibungen synonymisch zusammenzustellen. Diese Arbeit wird in den folgenden Heften der „Revue" fortgesetzt werden. Von der durch F. D. Godman und 0. Salvin in Lon- don herausgegebenen „Biologia Central!- Americana" liegen zwei neue Hefte, das 32. und 33. der zoologischen Abtheilung vor. Dieselben sind ganz entomologischen Inhalts und bringen Fortsetzungen der Coleoptera: Adephaga von von H. W. Bates; Malacodermata von H. S. Gorham (mit 1 Tafel); Heteromera von G. C. Champion (mit 2 Tafeln); Phytophaga von M. Jacoby (mit 2 Tafeln); — derLepi- doptera Rhopalocera von F.D. Godman und 0. Salvin, Lepidoptera Heterocera von H. Druce (mit 3 Tafeln); — der Hymenoptera von P. Camerou (mit 1 Tafel). Die beige- gebenen Abbildungen sind in Zeichnung und Colorit vorzüglich. Druck von Otto Dornblüth in Bernburg. Entoinologische Saclirlcliten. Begründet von Dr. F. Katter in Putbus. Herausgegeben von Dr. F". Karscli in Berlin. XI. Jahrg. Januar 1885. Nr. 2. Ueber Dipteren als Schädlinge und Parasiten des Menschen. Von Dr. med. et phil. Gustav Joseph, prakt. Arzt und Docont a. d. Universität in Breslau. Aus keiner Insectenordnung existiren soviele Arten, welche eifrig bemüht sind mit dem Körper des Menschen und der Scäugethiere in eigennützige Berührung zu kommen, als aus der Ordnung der Dipteren. Wie selten sind die Stiche, mit welchen wir von Wespen und Bienen durch un- vorsichtige Annäherung an dieselben verletzt werden, im Ver- gleiche zu den Plagen, welche wir ohne Anreizung von unserer Seite von Mücken und Mosquito's, Stechfliegen und Bremsen erfahren. Das Weibchen des Sandfloh's (Sarco- psylla penetrans) in Amerika kann arge Nagelbett -Erkran- kungen herbeiführen. Welchen Schaden richtet die Colum- baczer Kriebel-Mücke (Simulia Columbaccensis) an, wenn ihre Schaaren in den Gegenden, in welchen sie heimisch ist, Heerden überfallen und bis zu Tode quälen. Die Tse-tse- Fliege (Glossina morsitans), eine Verwandte unserer Stech- fliege (Stomoxys), ist im Stande manche, sonst fruchtbare, Gegenden Africa's durch Vernichtung des Hausviehstandes und die Unmöglichkeit, dort Viehheerden lange zu erhalten, fast unbewohnbar zu machen. Welchen Schaden richten die Larven verschiedener Arten von Biesfliegen (Oestriden) bei Hausthieren und Edelwild an ! Dabei will ich gänzlich von den verderblichen Folgen absehen, welche Fliegenlarven im Ohr, in der Nase oder durch zufälliges Verschhicken der zu ihren Arten (Anthomyia) gehörenden Eier im Darmkanal des Menschen als zufällige Insassen anzurichten vermögen. Obgleich aus Obigem sich ergiebt, dass zwar landwirth- schaftliche Interessen in vielfacher Weise mit diesem Gegen- stande verflochten sind, so biUlet doch die Beschäftigung mit dessen Erforschung ein ebenso interessantes, als wich- tiges Capitel der medicinischen Zoologie. Die Kenntniss 2 18 1885. Entomol. Xachricbten. No. 2. desselben würde den Arzt vor manchen Irrthümern in der Diagnose von Krankheiten und Missgriffen in den Heilver- suchen bewahren. In Nachstehendem beabsichtige ich aus meinen in 3 Jahrzehnten darüber gesammelten Erfahrungen, soweit sie nicht nur den Arzt, sondern weitere Kreise inter- essiren, einige Thatsachen mitzutheilen. Ich beginne mit der wichtigen Frage über Vorkommen von Biesfliegen-Larven im menschlichen Körper: I. Obgleich mehrere unserer Hausthiere, Edelwild u. a. Säugethiere von Oestridenlarven nicht selten heimgesucht werden, so sind sie bei den Menschen selten und von Aerzten in beschränkter Zahl angetroffen worden. Aber w^ehe dem. den es trotz dieser Seltenheit trifft und der, mit einer langwierigen Dasselbeule behaftet, einem, des Gegenstandes unkundigen, Arzte in die Hände fällt, von demselben als an „galanter Krankheit" leidend mit Quecksilber und Jod behandelt wird und dabei fast zu Grunde geht. Das Vor- kommen von Oestriden- Larven beim Menschen ist ein so seltenes, dass ich, obwohl ich diesen Gegenstand fast 74 Jahrhundert mit der grössten Aufmerksamkeit verfolge, doch nur von 2 selbstbeobachteten Fällen sprechen kann, in welchen ich Oestridenleiden persönlich zu erkennen Gelegenheit hatte. Alle übrigen (einige hundert) Fälle der Beobachtung von Fliegenlarven, welche durch bekannte und befreundete Col- legeu zu meiner genauen Kenntniss gelangt sind, oder die ich selbst beobachtete und in welchen ich in der Lage war, die aufgefundenen Fliegenmaden zu untersuchen, sind davon ausgeschlossen. Letztere gehörten den Schmeis- und Fleisch- fliegen-Arten aus den Gattungen Sarcophila, Sarcophaga, Lucilia, Calliphora etc. an. Ebenso muss ich im Gegensatz zu meinen der Ento- mologie unkundigen CoUegen nach meinen Erforschungen feststellen, dass in Europa gerade sowie in Amerika kein dem Menschen eigenthümlicher Oestrus hominis existirt, sondern die beim Menschen beobachteten Oestriden Arten an- gekören, die viel häufiger bei andern Säugethieren schmarotzen. In Amerika war in ärztlichen Abhandlungen bis zum Jahre 1845 viel von einem Oestrus hominis die Rede. Fast aus allen Districten von Mittel- und Südamerika, in welchen grosse Heerdeu gehalten werden, wurden derartige Fälle veröffentlicht. Da erschien 1845 in den Annales des sciences naturelles pag. 221 seq. der Bericht Goudot's, durch dessen 1885. Eutomol. Nachrichten. No. 2. 19 Beobachtungen und Zucliterfolge entschieden wurde, dass die in Costarica, Xeugranada, in den Thalebenen des Rio- grande u. a. Gebieten Amerika's besonders in der Nähe grosser Viehheerden in dem Unterhautbindegewebe der Nacken-, der Schultergegend u. a. Körperstellen des Menschen häufig parasitirenden Fliegenlarven der Derniatobia noxialis Goudot angehören, einer Oestriden-Art, welche viel häufiger bei Eindern und Hunden schmarotzt. Die Larven einer andern, beim Menschen selten beobachteten, Hypoderma-Art wird viel häufiger in der Schulter- und Hüftgegend von Mauleseln angetroffen. Dasselbe gilt von einer dritten bei Jägern beobachteten Larven-Art, welche ungleich verbreiteter bei Hunden auftritt. Was nun die in Europa beobachteten Fälle von Fliegen- larven beim Menschen betrifft, so kann ich nur in wenigen die Diagnose von Oestriden- Larven gerechtfertigt finden. Auf Hunderte von Fällen von Myiasis kommt nur ein ein- ziger von Myiasis oestridica. Der erste von mir selbst beobachtete Fall von Oestriden- Larven beim Menschen betraf ein 20 Jahr altes Bauernniädchen aus der Umgegend von Freiburg in Schlesien und datirt aus dem Jahre 1864. Der Ort, an welchem die Dasselbeule sass, war die obere Schamgegend. Obgleich die Kranke als völlig intacte Jungfrau sich erwies, war sie doch von 2 Aerzten nach einander, die das Leiden wahrscheinlich für ein syphilitisches gehalten haben mochten, mit Quecksilber- und Jodpräparaten, erfolglos behandelt worden. Als sie sich mir vorstellte, war sie von sehr heruntergekommenem Aus- sehen. Der Anfang des langwierigen Leidens war aus der Anamnese nur annähernd festzustellen. Das Mädchen hatte in den ersten Tagen des Augusts im Anfange ihrer Men- struation an einem schwülen Nachmittage im Freien am Rande eines mit Edelwiklstand reichen Waldes geschlafen, ohne bis auf geringes Jucken irgend welche Belästigung in der befallenen Gegend zu fühlen. Das in letzterer einige Wochen später lästigere, durch Waschungen nicht beseitigte, Jucken fiel ihr zwar auf, doch genirte sie sich ihrer Mutter davon etwas zu sagen, andererseits mochte sie dasselbe als Vorboten bevorstehender Menstruation gedeutet haben. Auch als in der Weihnachtszeit die afficirte Gegend merklich anschwoll und flüchtige Stiche besonders Abends dieselbe durchzogen, blieb sie verschwiegen. Erst als Ende Januar 1864 die Geschwulst noch weiter sich vergrössert hatte, das Aussickern einer gelblichen Flüssigkeit coustant blieb, Abends 2Ö 1885. Entomol. Nachnciiten. N'o. 2. brennende Schmerzen in der Geschwulst sich fühlbar machten, klagte sie der Mutter ihr Leiden. Ein in der Nähe wohnen- der Schäfer war der erste Rathgeber. Da durch die von demselben verordneten Umschläge die Beschwerden vermehrt wurden, entschloss man sich im Februar einen Arzt zu Rathe zu ziehen. Die gleichen Misserfolge seiner Verordnungen waren Veranlassung sich der Behandlung eines andern Arztes zu unterziehen — doch mit demselben negativen Erfolge. Als ich im Anfange März die Kranke sah, hatte die Ge- schwulst einen bedeutenden Umfang erreicht und die ganze Schamgegend eingenommen. Auffallender Weise waren nur geringe Anschwellungen in dem benachbarten Lymphdrüsen- gebiet der Leistengegend zu constatiren. Nach Entfernung der Haare waren 9 Oetfnungen, aus welchen gelbliche Flüssig- keit aussickerte und im Grunde derselben nach geringer unblutiger Erweiterung die Stigmen am Hinterende von Fliegenmaden zu erkennen. Die Diagnose von Myiasis und zwar speciell von Oestridenlarven herrührende Myiasis erhielt durch Erweiterung einer der Oeflfnungen und Herausziehen einer dieser Larven mittelst der Pinzette volle Bestätigung. Die Larve erkannte ich als die von Hypoderma Diana Brauer. Da ich aus Grösse, Färbung und Gestalt der herausgezogenen Larve zu schliessen berechtigt war, dass die Verpuppung bevorstand, so veranlasste ich das Mädchen ihr Leiden noch eine kurze Zeit geduldig zu ertragen und es war nicht Vermessenheit, dass ich mich für vollständige Heilung verbürgte. Um sie nicht aus dem Auge zu lassen, brachte ich sie bei der Wärterin Krause in Breslau unter. Schon nach 5 Tagen gingen die noch übrigen 8 Larven ab, welche sorgfältig in ein Gefäss mit Gartenerde gesetzt wurden und daselbst sich zu Tönnchenpuppen verw^andelten. Die durch Erw^eiteruug der Oeffnung und Fassen mittelst der Pinzette extrahirte Larve musste bei dieser Procedur ver- letzt worden sein, da sie bald verendete. Auch von den 8 Puppen vertrockneten 6 und ergaben nur 2 im Mai 2 männ- liche Exemplare der genannten Biesfliege des Rehe's. Die Geschwulst war nach dem Abgang der Larven zusammenge- sunken. Die Gegend zeigte sich später von subcutanen narbi- gen Strängen durchzogen, welche die Wiederausbildung des da- selbst gewöhnlichen Fettpolsters hinderten. Durch Gebrauch von warmen stärkenden Bädern und beharrliche Fortsetzung von nährender Diät, durch die frohe Stimmung über die uner- wartete Heilung wurde aus der, einem scheinbar unheilbaren Siechthum verfallenen. Kranken ein blühendes Mädchen. 1885. Entomol. Nachrichten. No. 2. 21 Den zweiten Fall hatte ich Gelegenheit auf meinen Grotten- excursionen in Krain zu beobachten und zwar bei einem Hirten in der Nähe von Gurk im Unterkrain. Derselbe hatte im Sommer 1874 oft während der heissen Nachraittags^tunden auf einer kräuterreichen Anhöhe im Freien geschlafen. Die ersten Spuren einer Geschwulst in der linken Nackengegend will er ebenfalls um die Weihnachtszeit herum bemerkt haben. Dieselbe vergrösserte sich stetig und war für den Kranken durch die gegen Abend darin fühlbaren Stiche und Aussickern einer gelblichen klebrigen Flüssigkeit qualvoll. Gleichwohl hatte er zu keiner ärztlichen Berathung sich entschlossen und ausser Umschlägen von ziemlich unschuldigem Kräuter- brei und fettigen P^inreibungen war nichts geschehen, was wie im vorstehenden Falle auf Verminderung seiner Kräfte und Säfte von nachtheiligem Einflüsse hätte sein können. Als ich den Kranken im April 1875 bei einer Excursion nach der Gurkgrotte das erste mal sah, schloss ich schon aus der langen Dauer der Geschwulst und den unbedeuten- den Lymphdrüsenanschwellungen der Nachbarschaft, dass dieselbe eine Dasselbeule war und constatirte nach Extraction einer der Insassen aus einer erweiterten Oeffnung in der Geschwulst, dass letztere von Anwesenheit von Larven der Hypoderma bovis Degeer herrührte. Zu meinem Be- dauern befanden sich dieselben erst im Anfange des dritten Stadium und hatten noch einige Wochen zur Verpuppung nöthig. Da mir nicht vergönnt war das Stadium der Reife abzuwarten, ich auch nicht hoffen durfte, dass mir der auf Befreiung von seinen Leiden drängende Kranke die später spontan abgehenden Larven unversehrt und in geeigneter Weise zusenden, dieselben überdies den langen Transport ohne Nachtheil für ihre fernere Entwickelung überstehen würden, so musste ich mich entschliessen, dem dringenden Wunsche des Kranken zu willfahren und sämmtliche Larven aus der Dasselbeule zu entfernen. Letztere heilte bei ge- nügender Reinlichkeit und Bedeckung mit einem in Oliven- Oel getauchten Leinwand-Lappen in einigen Wochen, soll aber eine gewisse Steifheit an derselben Seite des Nackens zurückgelassen haben. In beiden vorstehenden Fällen waren die von den Oestridenlarven verursachten Geschwülste durch ihr beson- ders im Anfange äusserst langsames Wachsthuiu. durch die auffallend lange Dauer, die wohl Gedanken an Neubildung zu erwecken im Stande war, durch den geringen Grad von Anschwellungen der benachbarten Lymphdrüsengebiete, 22 1885. Entomol. Nachrichten. No. 2. endlich durch das Fernsein jeder etwa auf Septicämie und Verjauchung hindeutenden Erscheinung ausgezeichnet. Im Gegensatze zu dem in No. 1 von Bd. I. März 1882 der Monats- hefte für praktische Darmatologie und Syphilis von Dr. Eichhoff veröffentlichten Falle, in welchem freilich die An- wesenheit von Oestridenlarven nicht ausser Zweifel gestellt ist und welcher durch auffallende Wanderung der Geschwulst frappirt, blieb die Dasselbeule in den beiden von jiiir beob- achteten Fällen stets an dem Ort ihres ursprünglichen Auf- tretens und veränderte sich nur durch stetige Umfangszunahme. Zu vorstehenden beiden Fällen füge ich noch einen dritten hinzu, obgleich ich nicht in der Lage bin, mich dafür zu verbürgen, dass nicht ungenaue Beobachtung hier vorliege. Von einem Gutsbesitzer in der Nähe von Breslau wurden mir im Mai 1880 eine Anzahl unverletzter, zur Verpuppung reifer, Larven von Oestrus ovisL. tibersandt, welche an- geblich einer Bäuerin, die Y, Jahr an dauerndem Kopf- schmerz in der Stirngegend und „Stockschnupfen" gelitten hatte, bei heftigem Niesen aus der Nase abgegangen sein sollen. Sie verpuppten sich sämtlich, gingen aber durch Vertrocknung zu Grunde. Da ich den Abgang der Larven nicht persönlich beobachtet habe, so kann diesem Falle ein grosser Werth nicht beigelegt werden. Da nun Hypoderma Diana Brauer beim Reh, Hypoderma bovis De Geer vorzüglich beim Rind, Oestrus ovis L. beim Schaaf als Schmarotzer heimisch sind, so geht aus vorstehen- den Fällen hervor, dass ebenso wie in Amerika auch in Europa kein dem Menschen eigner Oestrus hominis existirt und dass die beim Menschen mit Sicherheit constatirten Oestriden Larvenarten angehören, welche viel häufiger Hausthiere und Edelwild heimsuchen. Beiträge und Unterhaltungen zur Schmetterlingskunde. Von Johannes Schilde in Bautzen. Fortsetzung. (Siehe Entom. Nachiichten 1884, Nr. XXn, Seite 333-346. Nr. XXIH, Seite 358—362. Nr. XXIV, Seite 365-372.) Apatura Iris ist hier an verkehrsleeren Waldöffnungen ebenfalls keine Seltenheit, sucht sich aber als Raupe selbst erwachsen mühsamer wie vorige Art (Lim. Populi), weil sie sich meist entfernt vom Orte ihres Frasses am Saalweiden- strauche, auf einem unbeschädigten Blatte zur Ruhe 1885. Entomol. Nachrichten. No. 2. 23 setzt. Um jährlich 10 — 20 Raupen zu finden, gehört hier schon mehrtägiges weites Suchen dazu, und zur Erhaltung der Art für die Gegend bedarf es von Seiten des Sammlers weniger der absichtlichen Brut-Schonung als wie bei Lim. Populi. Zwei Raupen an einem Strauche kommen öfter vor, doch mehrere an derselben Örtlich- keit selten. Meistens sitzt die Raupe leicht beschattet nicht über Brusthöhe im Strauche, doch fand ich sie am Rande geschützter Hochwaldlichtungen auch auf den äussersten Spitzen schlanker Salix-Bäumchen. Durch eine dankenswerthe Notiz Dr. Rey's in Martins Naturgeschichte aufmerksam gemacht, suchte und fand ich bereits am 21. Februar v. J. in einem stillen Wald- grunde die ganz junge Raupe in der Ueberwinterung, kaum 8 Millim. lang, tief unten im Rindenrisse eines Saalweidenstrauchs angeschmiegt ruhend, die Hörnchen vorwärts niedergelegt. Jeder massige Schneefall musste sie einhüllen. Bis auf die fahle Verdunklung des Grünen, glich sie bereits der erwachsenen Raupe; selbst die röthlichen Rückenhöckerchen waren schon vorhanden. An der Nordseite eines kühlen Zimmers im Doppel- fenster, blieb sie regungslos auf dem Rindenstückchen bis zum 31. März. An diesem schönen Tage begann sie zu wandern, revidirte die ihr gebotenen Weiden- zweige mit gezeitigten Kätzchen und Blättern, verbarg sich erst unter einem Kätzchen, dann unter einem jungen Blättchen, das sie nebst anderen am 1. April zu be- nagen begann. An die Unterseite dieses einen nur wenig angenagten Blättchens kehrte sie vom Fressen an anderen wieder zurück, und schmiegte sich, mit dem Kopfe aufwärts gerichtet fest. Am 26. April hatte sie sich, nachdem sie bei kühlem Wetter mehrere Tage lang unbeweglich gesessen, gehäutet. Nur die Kopfhülle hing neben ihr, die Körperhaut fand ich nicht auf, vielleicht weil sie verzehrt worden war. Die Grössen- zunahme war noch unbedeutend, die Länge mit Hörnern 15 Millimeter. Die Wurzel der Hörnchen lief in röth- lichen, dann weissen Strichen über Kopf und Nacken aus. Die weiteren Häutungen konnte ich nicht aus- reichend beobachten, weil ich die Raupe in den Garten auf Saalweide versetzte, wo sie langsam aufwuchs, er- wachsen aber eines Morgens verschwunden war und blieb, trotz alles Suchens nach ihr oder der Puppe. 24 1885. Entomol. Nachrichten. Xo. 2. Die Beobachtung dieser Raupenart mit dem stier- ähnlichen Profil des gehörnten Köpfchens, ist nament- lich während ihres Fressens sehr unterhaltend, doch bringen unerwachsen eingetragene Raupen auch bei aufmerksamster Wartung zurückgebliebene Falter. Nur innerhalb recht grosser und weiter Glasbehälter mit regulirtem nicht zu vielem Durchlass der Feuchtigkeit, zog sich A. Iris schön gross heran, die cg bis zu 75 Millim. spannend. Gegenüber dem selektionshj'pothetischen Abstam- mungsthema gewähren A. Iris und Ilia zwei recht eigen- sinnige Formen. Beide Arten entwickeln sich aus kaum unterscheidbaren Raupen und Puppen zu oberseits ein- ander weit ähnlicheren Faltern, als wie eine jede dieser zwei Arten variirend und abirrend in sich selbst aus- einandergeht. Dabei aberriren beide Arten theilweise nach einer Richtung, dergestalt dass ich 1870 nur zufällig eine bindenlose einfarbige Ilia unter einer Anzahl Jole entdeckte, die Dr. Staudinger alle als Jole erhalten, dann an Heyne als Jole weiter gesandt hatte und auch als solche wieder zurückerhielt. Merkwürdig ist es, dass trotz der bedeutenden rückseitigen Verschiedenheiten der normalen Formen beider Arten, ihnen dennoch oft ein unscheinbares schwarzes Pünktchen gemeinsam ist, das unten in der Mittelzelle der Hiuterflügel neben Rippe 7 steht. Aber noch unbrauchbarer fürs mecha- nische Anpassungsthum ist es. dass die Raupen beider Arten trotz ihrer möglichsten Ähnlichkeit, konsequent auf zwei recht verschiedenen Pflauzenformeu leben, die eine auf Weide, die andere auf Espe. Apatura Ilia-Bunea-Metis. Herr Grumm-Grshimailo ^; hebt die Unterschiede der Form Bunea-Metis von Ilia sehr aufmerksam hervor, um die spezifische Trennung beider Formen zu rechtfertigen. Ich betrachte Bunea-Metis dennoch für eine Lokalvarie- tät der Ilia-CMie. die sich bei kreuzweiser örthcher Versetzung beider Gruppen, sehr bald hinüber und herüber umbilden würden. Die Unterschiede der Bunea-Metis von Ilia-Clytie haben ihren Schwerpunkt in der Verlängerung von Rippe 2 der Vorder- und Hiuterflügel sowie von Rippe Ib der Hinterflügel, bei einer Verkürzung aller Rippen 3 und 4. 1) Komanoff, Mem. sur les Lepidopt! S. 167, 1885. Entomol. Xachrichten. No. 2. 25 Dadurch entsteht bei Bunea-Metis auch eine streckende Yerziehung und Ovalisirung der Zeichnungen und Augen- flecken nach dem Flügelwiukel und Saume hin. Die morphologischen Ursachen dieser Eigenheiten des Schmetterlings müssen in einer klimatischen Beeinflus- sung der Raupen- und Puppen-Form verniuthet werden. Die Puppe dürfte wol etwas anders geformte Flügel- decken haben als wie Ilia-Clytie. Ähnliche Umformungen aus klimatischen Ursachen sind häufig, z. B. bei den Polyommaten Phlaeas, Ther- samon, Chryseis, bei Papilio Podalirius, Thais Cerisyi, mit ihren Saison- und Lokal-Formen. Das bei Iris erwähnte kleine Pünktchen unten in der Mittelzelle, zeigt Bunea- Metis ebenfalls, und zwar wiellia-Clytie manchmal doppelt. Im Uebrigen fehlt es auch unter deutschen Clytie nicht an Uebergängen zu Metis nach jeder Pachtung. Die Hinterflügel zacken und strecken sich und die Augenflecke ovalisiren und verkleinern sich nach der Me- tis-Form hin, ebenso beginnt die braungelbe Saumbinde sich oftmals buchtig zu theilen und die sehr variable Mittelbinde erhält eine Ecke an Rippe 4, namentlich wenn die Hinterflügel, ähnlich wie bei Metis, am After- winkel etwas ausgezogen sind. Bunea-Metis kommt der Clytie jedenfalls eben so nahe, als wie letztere der Ilia. Vanessa Callirrhoe. Dieser den Farben nach sehr der Atalanta gleichende Falter, steht in einer noch weit beachtenswertheren Zeichnungs-Uebereinstimmung mit Cardui, die eigentlich nur eine aufgehellte Callirrhoe darstellt, im ähnhchen Verhältnis der Farben wie Levana zu Prorsa, oder wie die soeben besprocheneu Apatura-Gruppen zu einander. Wenn Callirrhoe wirklich selbstständige Art und nicht, wie sich freilich schwer vermuthen iässt, eine lokal auftretende Sommerform der Cardui ist, dann scheint gewiss Jedem die einstige physikalisch-plötzliche Umwandlung der einen Art in die andere an irgend einem Orte, hier annehmbarer, als wie die allmälige Aufwucherung derselben im Kampfe ums Dasein etwa aus Atalanta oder aus einer ausgestorbenen Form. Van. Cardui. Die Raupe fand ich 1878 vom 21. Juli an jung und halberwachsen nicht selten auf Distelblättern unter Ge- spinnsten, auf Stauden au Wegen und Feldrändern, 26 1885. Entomol. Nachrichten. No. 2. Schutthalden etc. In der Gefangenschaft verliessen sie ihr Gespinnst und lebten frei an den Distelblättern. Sie verpuppten sich vom 24. Juli an bis Anfang August. Die Vielfältigkeit und Pracht der Puppenfärbung: grau, braun, braun- und hellgestreift, mit Goldknöpfen, manch- mal total goldig, manchmal kupferfarben bis kupfergoldig, macht diese bequeme Zucht zu einer wahren Lust, nur erwiesen sich die kupfrigen Puppen als kranke. Wie bei kranken Melitaea Athalia -Puppen, zog sich ein Faden ähnlich erstarrtem Lack aus dem Körper, und das Innere fand sich leer. Vanessa Uiticae. Die Entv. i(;:lung dieser Art im Sommer schiebt sich nach den einzelnen Stadien sehr ineinander. Anfang Juni 1878 z. B. fand ich noch ganz junge kaum 4 Millim. lange Raupen erster Brut, nachdem sich andere bereits seit einer Woche verpuppt hatten und am y. Juni den ersten Falter lieferten. Zwischen dem 20. bis 23. Juni entfalteten sich die meisten Urticae, waren am letzteren Tage auch im Freien einzeln frisch zu sehen. Am 13. Juli fand ich darauf Nester ganz junger Raupen II. Brut, am 18. Juli kamen aber immer noch Raupen aus Eiern. Am 24. Juli hingen sich die ersten zur Verpuppung auf. Am 26. Juli sah ich einen frischen Falter im Freien, der sehr wahrscheinlich noch ein Spätling der I. Brut war. Bei mir entwickelte sich die Hauptmasse der Falter II. Brut in den ersten Augusttagen, im Juli keiner. Am 11. August 1878 fand ich wieder oder noch Nester mit kaum 4 Millim. grossen Raupen, Tags darauf Y4 erwachsene. Am 20. August fanden sich neben fast erwachsenen Raupen auch Nester mit ganz jungen, deren elterliche Falter vielleicht der II. Brut, vielleicht aber auch als Spätlinge der I. Brut angehört haben konnten. Am 2. September erhielt ich davon einen Falter, am 4. September sah ich auch einen frischen im Freien. In Nordostfinnland fand ich am 12. August 1880 die Urticae-Raupen dicht am Holzhäuschen auf hohen Brennesseln ebenfalls in allen Grössen, trotzdem dort ganz unzweifelhaft nur eine Brut jährlich und spärlich aufkommt. Die grössten waren nahezu verpuppungsreif, die kleinsten vielleicht 2 Tage alt, noch grünlich von Farbe. Wie sehr die Entwicklung derselben vom Wetter abhängt, zeige Folgendes. Am 17. Juli 1882 gegen 1885. Entomol. Nachrichten. No. 2. 27 Mittag bemerkte ich in meinem Bautzner Garten einen „kleinen Fuchs" beharrlich um den Wipfel einer Nessel beschäftigt, und fand nach einigen Stunden ein nesselgrünes Eier-Häufchen auf der Rückseite eines der Endblätter befestigt. Am 25. Juli ausgekommen, ver- zögerte sich der Aufwuchs der Räupchen bei kühler und anhaltend nasser Witterung so, dass sie nach 12 Tagen erst 5 Millim. maassen, und bei der noch weiter andauernden Ungunst des Wetters , nach ferneren 8 Tagen noch ebenso klein zu Grunde gingen. Falter, die zu Turcica und Ichnusa Uebergänge bilden, erhält man hier bei jeder grösseren Zucht. Auch auf dem Albula- und auf dem Stelvio-Passe er- hielt ich V. Urticae mit äusserst verkleinerten schwarzen Pünktchen in Zelle 2 und 3. Die Variabilität dieser Falterart ist bei näherer Prüfung aller Einzelheiten überhaupt noch immer so bedeutend, um interessant zu sein, selbst in der Saumgegend und rückseits. Auch gewährt der Mangel oder die allmälige Zunahme des Gelben, mancherlei unterhaltenden Vergleich. Bald fehlt so viel Gelb wie bei Ichnusa, bald bildet es fast eine Querbinde über die Vorderflügel-Punkte hinweg von Zelle 1 b an bis gegen den schrägen gelben Vorder- randsfleck, bald fasst es auch die schwarze Wurzelhälfte der Hinterflügel breit ein von Zelle 2 bis 7. Bemerkenswerth ist noch, dass die Sommerraupen die gelbe Streifung deutlicher zeigen als wie die des Frühjahrs. Mit der Ueberwinterung scheint der Falter sehr zeitig zu beginnen, denn in einer Baude des Isergebirges fand ich einen solchen bereits Anfang August bei an- haltend schönem w^armen Wetter unterm Hausdach ruhend, lebend, aber unbeweglich mehrere Tage hindurch bis zu meinem Weggang. Vanessa Levana in der Abweichung Porima zog ich in Mehrzahl aus Raupen und Puppen, die ich im Spätsommer und resp. im Herbst aus Leipzig und Salzburg erhielt; die Falter erschienen etwas gezeitigt im Frühjahr. Nach Weismanns Atavirungs-Thesen dürfte Porima freilich nur im Sommer erscheinen unter Prorsa, als sogenannte Rückschlagsform zur Levana. Abweichungen mit merkwürdigen aber stets bila- teralen Verzerrungen und Verlegungen der normalen Zeichnung kamen ebenfalls unter Levana vor. Dass 28 1885. Entomol. Nachrichten. No. 2. Weissn)ann nicht allein die Prorsa-Form durch Kälte- einwiikungen in Levana, sondern auch, freilich ohne es zu erkennen, die Levana-Form umgekehrt durch AYcänne in Prorsa umwandelte, vviess ich in meiner Schrift ,, Gegen pseudodoxische Transmutationslehren'' ^) nach. Melitaea Cynthia. Auf dem Stelvio und vom Grossglockner erhielt ich diese Art in Exemplaren, wo die S? weisse Binden auf den Flügeln haben und der J keine, die 9? also schein- bar die männliche und die SS eine weibliche Cynthia- Färbung eingetauscht haben. Solchem eintönig braunen Cynthia S fehlen ferner die gewöhnlichen, doch mitunter auch den ?€ mangelnden schwarzen Punkte oben und unten im braunen Baude der Hinterflügel, so dass er einem mattgefärbten Maturna o durchaus ähnelt, während umgekehrt die weissgebandeten Cynthia CS an Iduna und an Maturna c^g mit hellen Binden, und die ein- fachen Cynthia S^ ohne schwarze Punktreihe, an ge- wöhnliche Maturna 29 anstreifen. Mit einem Wort, ich betrachte Mel. Cynthia als die alpine Form der Maturna, zu der auch die Iduna Lapplands und Centralasiens als Lokalform gehört, wie die vermittelnde Form Uralensis noch extra nachweist. Grössere Züchtungen von Cynthia-Raupen im Flach- lande dürften sich als interessant empfehlen und wahr- scheinlich Umwandlungen ergeben, wenn sie wo möglich schon beim Ei beginnen könnten. Melit. Maturna duftet frisch entwickelt ebenfalls nioschusartig. Schwache Andeutungen der Punktreihe unten kommen bei vielen Exemplaren vor. Melit. Artemis fliegt bei Dresden und hier mitunter in so schönen Formen, dass die Varietäten Orientalis und Proviucialis, ja sogar Desfontaiuii nahezu erreicht werden. Anderer- seits stammen von hier und von Dresden auch bis auf Merope reducirte Formen, sowie andere Abweichungen. Ob nun Merope resp. auch Cynthia und Iduna, wie Dr. Frey meint, die Stammformen aus der Eiszeit zur heutigen Artemis und Maturna sind oder nicht, mag den Werth geistreicher Vermuthungen behalten. Wenn es aber heutzutage am Rande des wandelnden ^) Leipzig, 1879, bei 0. Wigand. 1885. Entomol. Nachrichten. No. 2. 29 Gletschereises der Alpen vorkommt, dass ein Cynthia 5 plötzlich im Habit der Maturna erscheint, also nach Frey in der aus Cynthia allmälig hervorgegangenen Entwick- lungsform der Ebene, das ? aber als Iduna, in der eben- falls nach Frey^) allmälig monomorph gewordenen Form Lapplands, so wirft das sowohl die Entwicklungs- wie die Rückschlags-Hypothese um, denn sowohl die abgeleitete Form der Ebene wie die des Nordens sehen wir plötzlich entstanden. Titulirt man Cynthia als die eiszeitliche Stammform, Maturna und Iduna als von ihr abgezweigte allmälig entwickelte neue Arten, dann können meine soeben besprochenen, auf Maturna und Iduna abirrenden Cynthia, keine Rückschläge sein. Ebensowenig könnten sie dies sein, wenn man nun Iduna als Stammform wählen wollte; denn wie käme dann Cynthia zum Rück- schlag auf Maturna? Man müsste denn gerade hypo- thesiren: Iduna ist Stammform, aus ihr entwickelte sich in der Ebene Maturna, aus dieser aber wieder im Hoch- gebirge allmälig Cynthia, und jetzt schlägt Cynthia nicht nur auf Maturna sondern noch über diese hinaus auf Lapplands Iduna zurück. Man könnte die Unter- stellung solch grotesker Hyposthesen im darwinistischen Lager fast beleidigend finden, wenn Weismanns akade- misch preisgefeierte Schrift nicht faktisch lehrte: Ein für die Diluvialzeit einst entwickelt gewesener Salamander, sei wieder um eine zoologische Epoche, auf das Fischmolch-Stadium zurückgesunken; dieses Fischmolch- Stadium aber, dieser Rückschlag auf eine Form der vordiluvialen oder frühdiluvialen Zeit, sei jetzt inner- halb des Pariser und innerhalb eines Damen-Boudoir- Aquariums abermals zurückgeschlagen, und zwar nun wieder vorwärts, auf den Salamander der Diluvialzeit. Wenn man nun fragt, ob so ein zoologisch-perio- disches und morphologisches Fitschel-Geschöpf, auch an- gemessen seines Figurenwechsels mit seinem Intellekt von Paris bis weiland Diluvianien hin und her gefitschelt wird, und wie es dabei mit den Intellekten und mor- phologen Anpassungs-Salto -Mortalis ins moderne statt ins urweltliche Daseinsriugen steht u. s. w., dann wird man als neugieriger Laie durch darwinistisches Schweigen geehrt. Wie sich die zurückgeschlagenen Falter mit der modernen Vegetation zurechtfänden und wie mit 1) Die Lepidopt. d. Schweiz, S. XVII u. 27. 30 1885. Eotomol. Nachrichten. No. 2. ihren sexuellen Bedürfnissen etc. etc., bleibt also wol auch verschwiegen. Die These vom Rückschlag, die ich hier ja nur ganz leise streifen kann, ist, wie sich nach jeder Richtung darlegen liesse, eine selbstmörderische im Darwinismus, und ich verlasse sie schnell, weil ich obige Cynthia-Va- rietäten für entstanden halte durch örtlichste Variationen der klimatisch -physikalischen Einwirkungen auf Ei, Raupe und Puppe, oder auch nur auf eines oder zwei dieser Stadien. Die Berechtigung zu dieser Annahme entnehme ich u. a. den vorerwähnten Weismann'schen Umwandlungs- Experimenten mit Levana-Prorsa, die durch die von mir nachgewiesene Umwandlung auch der Levana in Prorsa ein realer wissenschaftlich nützen- des Resultat erhielten, als wie man sah und wünschte; ich entnehme sie ferner den Umwandlungs-Nachweisen Dorfmeisters bei Vau. Levana-Prorsa und Atalanta *), und entnehme sie alle den tausendfältigen Erfahrungen, die man mit kleineren oder kräftigeren, mit helleren oder dunkleren, mit tlügelrunderen oder geschwänzten Faltern derselben Art, je nach dem trockneren, nasseren, kühleren oder heisseren Jahrgang oder Quartal machte. Hierbei läugne ich nicht im entferntesten die umwan- delnde Bedeutsamkeit auch anderer physikalischer und biochemischer Faktoren, am wenigsten die des Lichtes und Futters, wo sie rückwirkungs- korrelativen Konsti- tutionen begegnen. Jedoch nur wenn man auf um- wandelnde Einflüsse stiesse, die auch die äusseren und inneren Zeugungstheile dual-sexual sofort für einander justirten und separirten, würde man eine Transformation erleben. Darüber später einige Erörterungen. Vorerst können wir uns mit den thatsächlich beob- achteten, auf temporalen Wechsel-Einflüssen beruhenden Umformungs-Creationen begnügen, und auf Grund der- selben berechtigt veineinen, dass man so schnellen \Yirkungen in der Jetztzeit gegenüber, die klimatisch- physikalischen Eigenheiten der so inbrünstig angerufenen Eiszeit darwinistischerseits leicht nehmen dürfte, um unsere heutigen Cynthia, Merope, Bryoniae, Polysperchon u. s. w\, noch als Typen aus jener fernen vielgedeuteten Erdperiode verkünden zu dürfen. 1) Ueber den Einfl. der Temperatur bei der Erzeugung von Schm.- Varietäten, Graz 1880. 1885. Entomol. Nachrichten. No. 2. 31 Wo bei vielerlei Iiisektenformen schon die Einflüsse abnormer Jahrgänge habituell abändernd einwirken, da wird die einstige Eiszeit, mag man sie sich mild oder streng auslegen, den damaligen Faltern gewiss erst recht eine eigenthümliche Marke verliehen haben, deren Ueber- einstimmung mit den heutigen Hochgebirgsformen man nicht leichthin annehmen kann, auch wenn sich eine Anzahl heutiger arktischer Falter wenig oder gar nicht von den alpinen Vertretern ihrer Art unterscheiden. (Fortsetzung folgt.) Litteratur. L'Abeille. Journal d'Entomologie, redige par S. de Marseul. No. 284 — 85: Olivier, E., Essai d'une revision des especes europecDnes et circamediterraneennes de la famille des Lampyrides. 56 pg. avec 2 planches. No. 286: de Marseul, Precis des genres et especes de la tribu des Silphides de rancien-monde. Pg. 1 — 24. Les Entomologistes et leurs ecrits. Pg. 121 — 132 (G. A. Olivier, J. E. Leconte, J. L. Leconte). No. 287—88: Silphides de rancien-monde, pg. 25 —84. Les Ento- mologistes et leurs ecrits (Le Conto, Schoenherr, Menetries, Faldermann, Boheman). Pg. 133 — 144. The Entomologist. An illustrated Journal of general Entomology. Edited bv John T. Cur ring ton (London) No. 259. (Vol. XVII./ December 1884. Inhalt: Cambridge, 0. P., A new British Deltoid, Hypena obsitalis Hub. (With Illustration.) Pg. 265. Mathe w, G. F., Random Notes on New Zealand Lepidoptera. Pg. 266. Entomological Notes, Captures etc. (Thanaos tages; Urticating pro- perties of the Hairs of some Lepidoptera ; Effect of the bot Summer on Lepidoptera etc.) Pg. 269. Eeview: Lang, Rhopalocera Europae. Pg. 284. Obituarj: Arnold Förster. Pg. 287. Table showing the changes of Nomenclature from Doubleday's List, made in the ,, Entomologist" Synouymic List of British Lepi- doptera. Pg. 289—304. 32 1885. Eutomol. Nachrichteü. No. 2. Psyche, a Journal of Entomology. Published by the Cam- bridge Entomological Club, edited by B. Pickmaii Man, G. Dimmock etc. Vol. IV. Nos. 124 — 125, August — September 1884. Inhalt: Trelease, W., Notes on the relations of two Cecidomyians to Fungi. Pg. 195—200. Krancher, 0. P., Want of Symmetry among Insects. Pg. 200 — 203. Lugger, 0., Food-Plants of Beetles bred in Maryland. Pg. 203 -204. Effect of Cyanide upon Colour. Pg. 204. Francis Gregory Sanborn. Pg. 205. Howard, L. 0., Notice of an Omission from Leconte's edition of Thomas Say's Writings. Pg. 206. Murtfeldt, M. E„ A Butterfly attracted by Lamplight. Pg. 206. Proceedings of Societies. Linnean Society of London. Pg. 206. Bibliographical Record, no. 3551 — 3590. Pg. 207—210. Entomological Items. Pg. 211—212. Bulletin of the Brooklyn Entomological Society. Editor: John B.Smith. Vol.VIL, 1884, No. 7. (November.) Inhalt: Communications. Pg. 93. Cramer, A. W. P., On preserving Larvae. Pg. 93 — 94. Synopses of Coleoptera. Pg. 95 — 101. Hülst, G. D., Synopses of Butterflies. Pg. 101—103. Society News. Pg. 103—104. Revue d' Entomologie, publice par la Societe franQaise d'Entomologie. Redacteur: Albert Fauvel (Caen). Tome III., 1884, No. 10. Inhalt: Bibliographie. Pg. 277. Bourgeois, J., Dascillides et Malacodermes de la Nouvelle-Caledonie. Pg. 278. Eeuter, 0. M., Phloeotrips albosignata n. sp. ex Algeria. Pg. 290. Fauvel, A., Supplement aux Staphilinides recueillis par M. A. Montandon dans la Moldavie, la Valachie et la Dobroudja. Pg. 292. Fauvel, A., Kectifications au Catalogus Coleopterorum Europas et Caucasi (Suite). Pg. 293. Faune g allo-rhenane. Coleopteres, Malacodermes (Suite) par J. Bourgeois. Pg. 53—60. Druck von Otto Dornblüth in Bornburg. Entofflologische Sachrichten. Begründet von Dr. F. K a 1 1 e r in Putbus. Herausgegeben von Dr. F. K^arsch in Berlin. XI. Jahrg. Februar 1885. Nr. 3. Biologische Notizen zu : I. Sphinx Nerii L. II. Metoecus paradoxus Fab. Von Dr. Ed. Hoffer iu Graz. I. Im Sommer 1884 stand ein grosser Oleanderstock im Museum der steierm. Landes-Oberrealschule zu Graz neben dem Tag und Nacht offenen Fenster dei' zweiten Etage. Als ich am 18. Juli zufällig denselben der Blattläuse wegen etwas genauer untersuchte, bemerkte ich zu meiner an- genehmen Ueberraschung 2 schöne, fingerlange Raupen der Sphinx Nerii darauf. Da ich mich fürchtete, sie könnten mir verloren gehen, so that ich die eine in einen Raupen- zwinger, in dem sie jedoch trotz des besten Futters zu Grunde ging, während ich die andere auf dem Stocke Hess, wo sie noch viele Tage eifrig frass. Nach einiger Zeit aber verschwand sie, wie es schien, auf Nimmerwiedersehen. Um so grösser war meine Freude, als ich am 14. December beim Aufheben eines Vorhanges den herrlichen, frisch aus- gekrochenen Fnlter vor mir sah. Die Wärme der geheizten Museumlocalitäten hatte ihn jedenfalls zu dieser unge- wöhnlichen Zeit aus dem Puppenschlafe geweckt. Er ist aber vollkommen ausgefärbt und auch die Flügel sind voll- kommen entwickelt. — Graz liegt unter 47° 4' n. B., hat also keine wilden Oleandersträucher und doch findet man beinahe jedes Jahr Oleanderschwärmer oder deren Raupen im Freien. So fand ich vor Jahren eine schon vollkommen entwickelte Raupe auf einem Oleanderbäumchen, das nach hiesiger Gewohnheit vor einem Kaffeehause aufgestellt war. Auch Schüler brachten mir Puppen und Raupen dieses Falters, die in der Umgebung von Graz gefangen wurden. Jeden- falls war in einer Nacht ein ^ dieses Schmetterlings am offenen Fenster meines Museums vorbeigeflogen und hatte angelockt durch den üppig wachsenden Oleanderbaum darauf Eier gelegt. Hiesige Lepidopterologen sind theilweise der Meinung, die jetzt vorfindlichen Individuen stammen von S4 1885. Eutomol. Nachricliten. No. 3. den durch den verstorbenen Herrn Dorfmeister gezüchteten Oleanderschwärmern ab, von denen sich einige verflogen hätten, es ist aber gerade so gut mögUch, dass ein ? vom Süden kommend auf den massenhaft hier gezogenen Oleander- bäumchen Eier gelegt und so diese südeuropäische Schmetter- lingsart hieher verpflanzt hat. n. Das Geheimniss, warum Metoecus paradoxus im Neste der Vespa vulgaris geduldet wird, dürfte in folgender Beob- achtung seine Erklärung finden. Bekanntlich wird von den Wespen im Neste jedes fremde Wesen augenblicklich angehalten und schnellstens getödtet, wenn es ihnen halb- w^egs verdächtig vorkommt, so unter anderen sogar jede fremde Wespe, Auch der eindringende oder hineingeworfene Metoecus wird gleich angehalten, jedoch nicht verletzt, sondern er wird, indem er, wie ihn die Wespen umstehen, im Nu ruhig stehen bleibt, von denselben am Hinterleibsende untersucht und mit Gier abgeleckt. Irgend ein dem Gaumen dieser wilden, grausamen und rücksichtslosen Hautflügler schmeichelnder Saft also ist es, durch dessen Absonderung der Metoecus sich die Gastfreundschaft der Wespen zu er- ringen versteht. Ich habe in den letzten 2 Jahren dieses Factum oft und oft beobachtet, konnte aber, da ich durch andere, hauptsächlich die Hummeln betrefi'ende Arbeiten zu sehr in Anspruch genommen war, nie genau untersuchen, ob dieser Saft das Product besonderer Drüsen oder aber nur der flüssige Koth des Metoecus sei. Der erstere Fall fände seine Analogie in dem Verhältnisse zwischen gewissen Blattläusen und den Ameisen, Jedenfalls ist die Thatsache, dass sich die Wespen durch das Hinterleibssecret dieses Käfers so bestechen lassen, dass sie ihm den Zugang zu ihrem Neste, wo seine Larve die Larven und Puppen der Wespen auörisst, nicht verwehren, von grossem Interesse. Wie lebt Gnorimus variabilis L.? Von M, Quedenfeldt in Berlin, Im ersten Hefte des Jahrganges 1884 der Berl. ent. Zeitschr. hatte ich, gelegentlich einer Zusammenstellung neuer und interessanter Käferfunde in der Mark Branden- burg und in den Dessauischen Forsten a. d, Elbe bei Coswig aus älterer und neuerer Zeit, auch des G. variabilis Er- wähnung gethan mit den Worten: In Anzahl an blühendem Holluuder gefunden vom Lith, Fischer; lebt sonst meist im 1885. Eotoraol. Nachrichten. No. 3. 35 Mulme hohler Bäume. Hierzu bemerkt Herr J. Weise, welcher meine kleine Zusammenstellung in dem letzten Hefte der Deutsch, ent. Zeitschr. in einer Note auf p. 434 einer Besprechung unterzogen hat: dass G. variabilis an blühendem Hollunder vorkommt, überrascht Herrn Quedenfeldt! Der Käfer lebt doch nicht im Mulme hohler Bäume, sondern macht dort nur seine Verwandlung durch; weil er bei uns seltener ist, als sein Stammesgenosse (wie Herr Kolbe sagt) nobilis, so wird er natürlich seltener gefunden.') (Jbschon ich nun nicht glaube, mit meinen oben citirten Worten über das Vorkommen des variabilis an blühendem Hollunder gerade einer besonderen Ueberraschung Ausdruck gegeben zu haben, so schien mir dasselbe doch erwähnens- werth, da — bis jetzt wenigstens — wohl die ziemlich all- gemein herrschende Ansicht die war, dass der Käfer, ähnlich seinem Verwandten, Osmoderma eremita Scop., nahezu aus- schliesslich seinen Aufenthalt im Mulme hohler Laubbäume, oder an den Stämmen derselben, habe, und nur höchst ver- einzelt einmal an Blüthen gefunden werde. Nicht nur die '■) Eine weitere Bemerkung der Weise'scben Note glaube ich bei dieser Gelegenheit auf ihr richtiges Maass zurückführen zu sollen : Meine Zusammenstellung ist allerdings zum Theil auf ein vom verst. Herrn Dr. Frdr. Stein begonnenes, handschriftUches Ver- zeichniss basirt, welches übrigens, seit dem Jahre 1881 wenig- stens, seit welcher Zeit ich dem Vereine angehöre, nie verloren, sondern an den Vereinsabenden stets zur Stelle gewesen ist. Da dasselbe nur dem engen Kreise Berliner Sammler bekannt und zugänglich ist, so sind Publicationen aus demselben in einer weit verbreiteten P'achzeitschrift durchaus sach- und zeit- gemäss (auch wenn dergl. interessante Funde etc. schon vor längerer Zeit gemacht wurden) und keineswegs — wie Herr J. Weise seinen Lesern andeuten zu wollen scheint — über- flüssig oder antiquirt. Und um so weniger sind sie dies wohl, weil das betr. handschr. Verz. bis in die neueste Zeit hinein fortgesetzt ist — was Herr Weise seinen Lesern leider nicht mittheilt. — Wenn sich unter nahezu hundert aufgeführten Arten auch einige wenige, schon in früheren Jahr- gängen unserer Zeitschrift erwähnte, befinden, so kann das einer objectiven Beurtheilung doch kaum Ursache zu tadeln bieten, aus dem Grunde schon, weil ich in meiner Aufzählung gar nicht prätendire, nur von für die Mark neuen Arten zu sprechen, sondern auch von solchen, die bisher bei uns selten beobachtet und gefunden wurden. (S. Ueberschrift.) 3* 36 1885. Entomol. Xacbrichten. 'So. 3. Mittlieilungen vieler erfahrener Sammler bestätigen dies — ich führe von diesen hier nur meinen verehrten Freund Herrn P. Habelmann an, der auf der Insel Misdroy einmal gegen 30 Ex. des Käfers im Mulme einer hohlen Eiche auf- fand — sondern auch verschiedene Verfasser von Lokal- Faunen, und unter diesen so feine Beobachter, wie Letzner und Kellner, sprechen sich im gleichen Sinne aus. Es sei mir gestattet, einige derselben hier anzuführen: Redtenbacher, Fauna austriaca: In hohlen Bäumen, sehr selten. Kellner, Käfer Thüringens: Bei Arnstadt, Winterstein u. a. 0. an Eichen, selten. Letzner, Käfer Schlesiens: In der Ebene, in hohlen Eichen, Erlen, Rüstern, Kastanien etc., selten. Räuden, Landsberg, Kupp etc. etc. Branczik, Käfer der Steiermark: In hohlen Bäumen, auf Gesträuch, selten. Man sieht, keiner der hier angeführten Autoren spricht von einem Vorkommen des G. variabilis an Blüthen, und der so gründliche Letzner würde doch ein solches sicher nicht unerwähnt gelassen haben, wenn es ihm in seiner lang- jährigen Sammelpraxis vorgekommen wäre. Herr J. Weise, bekanntlich gleichfalls ein sehr gründ- licher Sammler und Beobachter, muss seinerseits das Vor- kommen des Käfers an Blüthen doch häufiger beobachtet haben, was mir leider unbekannt geblieben war. Es wäre nun, da die Frage einmal angeregt ist, vielleicht auch für weitere entomologische Kreise von Interesse, constatirt zu wissen, ob der Käfer thatsächlich nur seine Verwandlung im Mulme hohler Bäume durchmacht, wie Herr Weise be- hauptet, oder ob diese Substanz auch vorwiegend dem ent- wickelten Insect zur Nahrung dient (wie bei Osmoderma, Oryctes) und mithin sein Vorkommen auf Blüthen nicht die Regel, sondern nur die Ausnahme ist? Vielleicht sieht der eine oder der andere der Herren Kollegen, welcher Gelegenheit gehabt hat, den Käfer häufiger zu beobachten und zu sammeln, sich veranlasst, seine dies- bezüglichen Erfahrungen hier mitzutheilen. — Dass G. nobilis — von dem ich übrigens in meiner Zusammenstellung gar nicht gesprochen hatte — nie im Mulme hohler Bäume, sondern stets auf Blüthen gefunden wird, ist eine bekannte Thatsache. 1885. Entomol. Nachrichten. Xo. 3. 37 Lepidopterologische Erinnerungen aus verschiedenen Theilen Hessens und der Rheinlande. Von Professor Dr. L. Glaser in Mannheim. In Grüiiberg am Westrand des Vogelbergs und am Nordosteck der fruchtbaren Wetterau geboren, betrieb ich meine erste Raupen- und Schnietterlings-Liebhaberei unter einem grossen Lindenbaum, an Pappeln, in einem schönen Quellthal und an oder in grasigen Bergwaldhegen. Der Platz unter der Krone einer über hundert Jahre alten Kirchenlinde mit seinen Bauklötzen und Zimmerbalken bot uns als kleinen Knaben im Spätsommer die häufige Ueber- raschung des Auffindens zur Verpuppung reifer, am Boden kriechender Lindenschwärmer-Raupen. Unter den Klötzen und Balken versteckt gewahrten wir eine Menge schöner Sauerampfereulen und seltener, darunter gemengter ,, Be- gleiter'' (Triphaena comes), unter den Steinen der nahen Kirchruine ähnlich verkrochene Eulen: Agrotis exclamationis. Im Vorsommer entdeckte ich an niederen Kronästen der alten Linde nicht nur die jungen Hornraupen des Linden- schwärmers, sondern auch die mit zurückgebogenem Kopf an Laub festsitzenden saftgrünen Raupen des Sternguckers oder Storchs (Asteroscopus Cassiuia). Mit Erde in Töpfe eingethan lieferten mir diese nur mit Schwierigkeit einige- mal den Schmetterling, den ich später auch aus Eichen- raupen erzog. — Die italienischen Pappeln einer freigelegenen, sonnigen sogenannten Hochstrasse lieferten uns an ihren zahlreichen unteren Stammausschlägen im Mai die frisch ausgeschlüpften, oft schon in copula befindlichen, höchst willkommenen Pappelschwärmer; an den Stämmen ausge- streckt aber fanden wir ebendann festangedrückt und mit vorgestreckten, zottigen Füssen festgeklammert die frisch ausgegangenen Exemplare des grossen grauen Hermelins (Cerura vinula), nicht selten gleichfalls in Paarung begriffene. Unter loser Rinde derselben Chausseepappeln aber trafen wir über Tag ruhend die verkrochenen Eulen Mamestra pisi und ypsilon, von letzterer im Sommer auch unter loser Rinde die rindenfarbigen Raupen. Im Spätsommer bis in den Herbst hinein sammelten wir an den Stammausschlägen dieser Pappeln sondann die Raupen des Pappelschwärniers, mit ihrer gebückten Haltung und oft mit Iduthrothen Dupfen- reihen bedeckt, ein überaus lockend-reizender Anblick für junge Sammler, ebenso die prächtigen mit erhobenem Kopf und Hintertheil dasitzenden Gabelschwanzraupen des grossen Hermelins, von uns Knaben „Atfengesichter'" genannt, öfter 38 1885. Entomol. Nachrichten. No. 3. ausgewachsene mit noch kleinen, halbwüchsigen zusammen, und ihr bei Beunruhigung geschehendes Ausrecken der rothen Fäden aus den gespreizten Gabelzinken übte einen unver- gleichlichen Zauber auf uns. Nicht wenig Genuss bereitete uns auch das Einspinnen der mitgenommenen erwachsenen Gabelschwänze an den ihnen beigegebenen Pappelrinden- stücken. Auch fanden wir dort zuweilen die spitzköpfigen, blauhörnigen. steif dasitzenden, ansehnlichen Raupen des Abendpfauenauges, die ich später als erfahrnerer Sammler mehr an jungen Apfelbäumen des freien Feldes und an AYeidenbüschen ferner Wiesen, oder besonders an den WoU- und Salbeiweidenbüschen von Chausseeböschungen (zumal in Waldesnähe) suchte und reichlich antraf. In dem mit mehreren Quellteichen ausgestatteten, von einem Bach und von Abflussgräben durchzogenen Brunnen- thal, worin das Druckwerk der Wasserleitung des Städtchens und die verschiedenen Bleichplätze desselben lagen, fand sich unter andern Ufergewächsen sehr reichlich hauptsächlich das grosse, weichhaarige Weidenröschen (Epilobium hirsutum), und an diesem machten wir alljährlich reiche Ausbeute an grünen und schwarzgrauen Weinvogelraupen (Deilephila Elpenor), sahen öfter auch unter grossen, fast schon er- wachsenen noch kleine, erst in zweiter Haut, hellgrau mit kleinen Halsaugen, manchmal mit vorgeschobner, leerer Kopf- hülse, gerade in der Häutung begriffene, die wir jedoch ruhig sitzen Hessen. Gross war meine üeberraschung, als ich (anno 1838) unter den Weinvogelraupen auch eine ganze Anzahl schon grosser, oben schwarzgrauer, und dabei noch kleiner, hellgrüner Spiegelraupen des kleinen Oleandervogels (Pterogon oenotherae) im Brunuenthal vorfand. Das Jahr vorher hatte Studiosus Stein bei Giessen an Epilobium an- gustifolium in Waldsteinbrüchen nicht weniger als etliche siebenzig Oenotherae-Piaupen eingesammelt, die er alle da- durch zu glücklicher Entwicklung brachte, dass er sie einzeln, oder zu zweien nur bei ganz ungleicher Grösse, in Topf- scherben that, so dass sie bei der ihnen eignen Unruhe beim Verpuppen einander nicht stören und verderben konnten. Mir selbst gelang die Aufzucht solcher auch nur unter Beo- bachtung derselben Vorsicht. Bei Stud. Stein sah ich im Winter die etliche und siebenzig Schwärmer alle auf Spann- brettern bei einander, und in den Ferien machte Genannter durch Austausch von ca. zwanzig Stück derselben bei dem Grossh. Finanzminister Freiherr von Schenck zu Darmstadt ein brillantes Geschäft. 1885. Entomol. Nachrichten. No. 3. 39 Im Wald unfern Grünberg machten mir vorzüglich die auf einem isolirten Tannenhügel (dem sogenannten Tannen- kopf) unter Moos gefundenen Puppen des Tannenpfeils (Sphinx pinastri), sowie die bei derselben Gelegenheit sich reichlich vorfindenden kleineren Puppen des sogenannten Postillons (Fidonia piniaria) überaus viel Vergnügen, und im Sommer traf ich an den Borken der Kieferstämme eben- dort nicht selten die mit dachförmig beigelegten Flügeln in der Tagesruhe fest dasitzenden Schwärmer, die so aufge- funden ungleich mehr Freude machen, als bei abendlichem Fang an Blumen. Besonders aber ergötzten mich am grasigen Waldsaum ebendort an Wachholderbüschen emporgekletterte, frisch ausgeschlüpfte kleine Weinvögel (Deil. porcellus), deren Raupen ich im Spätsommer an Waldesrand im Rasen an Waldstroh oder ächten Labkraut (Galium verum), zuweilen auch an Epilobium angustifolium der Waldblössen, auffand. Im Sommer zog ich des Schmetterlingsfangs wegen in oder an grasige Hegen und Heideplätze, oder an sonnige Waldbuchten zu Seiten breiter Waldfuhrwege. In einer lichten, grasigen, etwas geneigten, dem Süden zugekehrten Hege fing ich öfter im Mai zu meiner besonderen Befriedi- gung einige seltnere Bläulinge, nämlich Cvllarus und Acis, unter den gemeineren Aegon und Alexis, und den haupt- sächlich willkommenen Röthling Polyommatus Chryseis, das Rothfeuervöglein, später ebendort auch den ächten Feuerfalter oder das Dukatenvöglein (Pol. virgaureae), von Grasäuglern schon im Mai Coenonympha Hero mit der gemeinen Hippar- chia Medusa, die wir in Ermangelung ihres wissenschaft- lichen Namens „Untenwieoben'' nannten, später in Menge Coen. Arcanius, bei uns als Rostflügel bezeichnet, und Epine- phele Tithonus nebst Hyperanthus. Der Fang von Pararge Dejanira im hohen Sommer versetzte mich einigemal in hohes Entzücken, ebenso alsdann der des in manchen Jahren erscheinenden, in hochgelegenem gelichtetem Hochwald in Anzahl fliegenden und an die Stämme einzelner Buchen sich vorübergehend festsetzenden Satyrus Hermione. sowie der mehr vereinzelten, gern zu Boden sitzenden gefeierten Pro- serpina. Satyrus Briseis dagegen fing ich an grasigen freien Bergwänden , wo zugleich der Flugplatz von Sat. Semele oder dem braunen Atlas, von Schwalbenschwanz, Distelfalter, Grünscheckweissling (Anthocharis Daplidice) u. a. zu suchen ist, Sat. Alcyone traf ich nirgends in Hessen, wohl aber in dem Wald unfern Neustadt a. d. llaardt, wo es mir in Er- mangelung eines andern Faugmittels gelang, mittelst eines 40 1885. Entomol. Nachrichten. No. 3. abgebrochenen, starkbelaubten Kastanienastes (von Castanea vesca) einige Exemplare niederzuschlagen und sie dabei fast völlig unverletzt in meine Gewalt zu bekommen. Von Briseis sind bei Giessen an den grasigen Berghängen der „Siebenhügel" Raupen hart an Steinen im Gras aufgefunden und von einigen Sammlern hernach öfter aufgesucht worden. Was Schillerfalter und Eisvögel, diese beliebtesten aller Waldnymphen, betrifft, so war in den dreissiger bis fünfziger Jahren die Lahngegend von Giessen das gelobte Land der- selben, Ucächstdem die Haselhecke und das Ziegenberger Waldthal am Nordende des Taunus unfern Bad Nauheim. Bei Giessen und an der Haselhecke fand ich Flugplätze vor, nämlich Waldränder und Waldfahrwege mit angrenzen- den lichten Waldbuchten, wo sich die lieblichen kleinen Eisvögel (Limenitis Sibylla) gegen Ende Juni zu Dutzenden umhertummelten, an sonnenbeschienenen Brombeerbüschen hinstrichen und darauf festsetzten, oder um feuchte Weg- lachen umherkreiseten. In letzterer Weise erblickte ich auch um dieselbe Flugzeit auf dem Fahrweg des Schiffen- berger Waldes bei Giessen grosse Eisvögel (Lim. populi mit var, tremulae) oft schon von weitem, als wie Schwalben umherkreisend oder zum Lecken auf nassem Koth sich versammelnd. Im Juli lösten dann an ebendenselben Flug- plätzen die Schillerfalter, und zwar grosse blaue (Apatura Iris mit var. Jole) und etwas kleinere violette (Ap. Ilia nebst deren var. Clytie, dem safranfleckigen, der stets in gleicher, ja öfters in überwiegender Anzahl mit Ilia flog), die Eisvögel ab. Als erwachsener Sammler suchte ich später in den Waldlichtungen in der Nähe der Flugplätze nach Iris-Raupen an den Spitzen der Sahlweidenbüsche, mit Hülfe gekrümmter Spazierstöcke, womit ich die Zweigspitzen herab- bog. Das Auffinden der erwachsenen Hörnerraupen in ihrem täuschenden Grün auf den Blättern der Sahlweiden, auf denen sie schneckenförmig und trag auf etwas Seidengespinnst festsitzen, ist eben einigermassen schwierig und nicht Jeder- manns Sache. — In dem Kreis Wetzlar an der Lahn war damals der Fundort von Raupengesellschaften der Gastro- pacha catax L. (everia Knoch), von denen ich im Mai 1854 bei Herrn Dickore in Giessen eine an Schlehe gesammelte Gesellschaft sah. In dem Philosophenwald bei Giessen traf ich 1838 und 39 an Eichenlaub oder am Fuss der Stämme in Rindenritzen die ähnlich blaubunten Haarraupen der G, catax 0. (rimicola W. V.); von G. (Lasiocampa) dumeti L. sah ich bei dem stud. theol. Stein die Raupe in Giessen 1885. Entomol. Nachrichten. No. 3. 41 und erzog sie später in den vierziger Jahren mehrmals ohne Erfolg in dem ehemals hessischen Hinterlande (in Bieden- kopf) an der oberen Lahn. Geschätzte Raritäten der Giessener Gegend waren ferner an jungen, niederen Eichen lang ausgestreckte Raupen der dort und um Grünberg ge- wöhnlichen, ansehnlichen Grauordensbandeule (Oi)hiodae lunaris F.) und von jungen Eichen der Waldränder geklopfte, oft reichlich eingesammelte s. g. Goldmäulchen, nämlich die ansehnlichen, grünen Kahlraupen von Notodonta trepida F. (tremula W. V.), die an flechtenbewachsenen Schlehenstöcken in Waldschneusen von Dickore vorgefundenen Raupen von Catocala paranympha oder dem gelben Ordensband, unter Waldprimelblättern überwintert vorgefundene Raupen der schönen Eule Hadena herbida, an Waldnesseln, Sohlweiden- und Himbeerbüschen oder an niederen Kräutern gefundene Bärenraupen der Callimorpha dominula und am Dünsberg im Frühling erhaltene Chelonia aulica. — Im Hinterlande weiter lahnaufwärts erhielt ich in dem lichten Bergwald zur Erdbeerenzeit von den Büschen aufgescheuchte kleine Bären (Chelonia plantaginis) sehr gewöhnlich, die Raupen derselben im ersten Frühjahr im Rasen grasiger Waldschneusen. Dort erhielt ich in einem günstigen .Jahre (1846) an jungen Eichen reichlich bei Tag an Laub fressende oder an den Aesten ausgestreckt ruhende Raupen des grossen und kleinen Eichenkarmius (Catocala spousa und promissa). Die Raupen der V. Mneste G. des kleinen Eichenkarmins erhielt ich dabei reichlich unter die andern gemischt ; sie zeichneten sich durch flechtengrünliche Farbe und braune, schwarz- umzogene Placken von flechtenartiger Zeichnung vor den übrigen, einfacher rinden farbigen, aus. Als reiches, den Bergen des Hinterlands eigenthümliches Vorkommen erwähne ich sodann das der schönen Hii>parchie H. Ligea, welche dort im Gras der Waldlichtungen ganz allgemein verbreitet vorhanden ist, während sie allen andern Theilen von Hessen fehlt. Südann bemerke ich, dass dort in den Waldlichtungen an jungen Espen die kleinen, weissgrünen, oft rothgedupften Raupen der kleinen Pappelschwärmer-Varietät (Snierinthus populi V. tremulae Bkh.) ganz gewöhnlich angefroflen wird. Im Sommer 1853 fand ich dort sehr viele, und die Falter waren bei den dortigen Knaben ihrer Kleinheit und matten Färbung wegen viel weniger beliebt, als echte Pappelschwärmer. In den Lichtungen der Bergwaldschläge erhielt ich im Hinter- land öfters auch an dem schönen Epilolüum angustitolium oder schmalblättrigen Weidenrössleiu die Raupen des kleinen 42 1885. Entomol. Nachrichten. No. 3. Oleanderschwärmers, aus denen mir die Zucht des Schwärmers wegen Einzelhaltens gelang. Als ein sehr auffallendes Vor- komraniss verdient vom Hinterland hervorgehoben zu werden das von dem zierlichen Blutpunkt -Pärchen (Callimorpha pulchra Esp.), welches am 26. April 1850 unter meinen Augen bei einer Excursion von einem Knaben an Buschane- mone saugend in einem lichten, jungen Laubwald an einer Bergseite bei Biedenkopf ganz frisch eingefangen wurde. Die Raupe von Hoplitis Milhanseri F. (terrifica W. V.) wurde mir ebendort einmal zu Theil. Dickere berichtet ^) von Giessen, dass sie dreimal im August einsam an Eichen gefunden wurde. Von Friedberg (unfern der Haselhecke, eines Ausläufers des Taunusgebirgs) ist zu berichten, dass auf einem breiten Waldfahrweg Hr. Eich im Jahre 1857 Abends mit der Laterne eine grössere Zahl (gegen 70 Stück) Blauordensbänder nach und nach an einem Haufen Apfelträber, die er absichtlich dort ausgeschüttet, einfing, nachdem er einige Tage vorher auf demselben Weg ein Exemplar bei Mondschein an einem angebissnen Apfel saugend angetroffen hatte. Auch noch andre seltne Eulen, unter andern Aplecta tincta Bkh., erhielt er zugleich mit jenen. In Worms erzog ich aus unter Wollkrautblättern ge- fundenen Baupen mehrmals die prächtige Eule Triphaena janthina, aus von Leinkraut auf einer Waldwiese eingesam- melten perlgrauen Dornraupen die schöne Melitaea didyma und aus zahlreich an demselben Kraut gefundenen schwarz- fleckig bunten Eulenraupen das feine Eulchen Cleophana linariae. Die niedliche Argynnis dia und das kleinste Tag- eulchen (Panemeria heliaca) flogen vor der langanhaltenden Ueberfluthung der Wormser Bürgerweide des Februars 1862 dort überaus häufig, und an den Dämmen fing ich in Menge die kleine Trauereule (Acontia luctuosa) nebst dem Schwefel- eulchen (Agrophila sulphurea), dessen Räupchen einmal in Menge mit eingefahrenem Getreide in eine Scheune ver- schleppt wurden, worauf ich sie aufzog. Sonst fing ich in einem Sommer an den blühenden Vogelwicken saugend umherschwirrende Eulen Heliothis ononis F. Um die Wasser- gräben und Ufer fielen mir sehr angenehm auf die vielen lieblichen Nymphula -Zünsler (N. lemnalis H., nymphaealis Tr., potamogalis Tr. und reticularis L.) In einem Jahre 1) S. Zweiter Bericht der oberhess. Ges. f. Natur- und Heil- kunde, Giessen 1852. 1885. Entomol. Nachrichten. No. 3. 43 (1860) wurden mir viele Todtenkopfraupen zugebracht, darunter auch etliche von dunkelgrauer, nach vorn w isslich gemischter Färbung. Von etwa einem Dutzend Stück der daraus erzielten Puppen gingen im Frühling darauf alle Schwärmer schon reif vor dem Ausschlüpfen vor Kälte er- starrend zu Grunde, offenbar weil ich nicht dafür Sorge trug, sie durch künstliche Wärme (etwa eines Feuerherdes) hervorzulocken. Besonders hervorzuheben ist aber an den hohen Eichen des Wäldchens bei Worms das in manchen Jahren zahlreiche Auftreten des Prozessionsspinners (Cnetho- campa processionea), dessen Puppenvvaben der Entwicklung des ebenfalls häufigen schönen Raubkäfers Calosoma syco- phanta zugutkamen. Als wichtigstes Faltervorkommen um Bingen a. Rh. während der Jahre 1874 bis 79 hebe ich hervor das des äusserst lieblichen Eisvogels Limeuitis Camilla F. um Wald- ränder und auf Waldfuhrwegen des Bingerwaldes, im Juli auf etlichen grasigen Lichtungen der Waldberge und Thal- schluchten das der prächtigen CaUimorpha Hera, der etwas ungewöhnlicheren C. plantaginis u. purpurea. Auch erzog ich einen schönen Spinatbär (Chelonia villica) aus einer im ersten Frühling an dem Chausseerand des engen Rheinthals gefundenen erwachsenen Raupe. An jungem Eichenschlag des Rochusbergs traf ich 1874 in Menge die ausnahmsweise geselligen Eulenraupeu der Orthosia miniosa, und auf dem Rasenplrtteau desselben Bergs fliegen der Silberbläuling (Lycaena Corydon) und der Vierpunktspanner (Aspilates gilvaria), wie selten auch der auf den Bergen um Heppen- heim an der Bergstrasse sehr gewöhnliche Weissspanner (Scoria dealbaria). Um Mannheim fielen mir bei einem Ueberzug dahin Ende Juni 1879 die ganz ungewöhnlich reichlich auf den Wiesen und Kleefeldern fliegenden Pomeranzenachter (Colias Edusa) auf, und ich fing deren über 40 Stück und zwar auffallender Weise anfangs nur JJ, bis ich zuletzt gegen Herbst auch ein ? erhielt. Sodann will ich erw^ähnen, dass ich aus sechs mir geschenkten Raupen aus dem Schwetzinger Wald prächtige Purpurbären erzog, indem ich sie zur Ver- hütung des Vertrocknens über Nacht dem Thau und der Nachtfrische auf einem niederen Hofdache aussetzte. An der Starkenburg im Sommer 1849 erhaltene Raupen des- selben Spinners gingen mir z. Th. in Folge Vertrocknens zu Grunde. — Etlichemal besuchte icli mit andern Sammlern den in der nahen Rheinpfalz liegenden Mutterstädter Wald, 44 1885. Entomol. Nachrichten. No. 3. wo zu meinem Vergnügen der prächtige Adonis-Bläuling, die überall in Hessen seltene Melitaea Artemis und von grösseren Augenfaltern Pararge Dejanira, sowie der nur in manchen Gegenden einheimische Satyrus Phaedra gefangen werden. Ueber die in diesem Sommer hier gefundenen Raupen des grossen Oleanderschwärmers (Sphinx nerii) habe ich in diesen Blättern extra berichtet. Weitere Nachricht über Sphinx Nerii-Raupen in diesem Sommer. Von Prof. Dr. L. Glaser in Mannheim. Im Anschluss an die in No. 21 S. 326 — 27 d. vor. Jahrgangs gegebene Mittheilung über hier in Mannheim gefundene Nerii-Raupen bemerke ich, dass sämmtliche Pujjpen (im Ganzen noch 7 Stück) in dem Zeitraum vom 7. bis 18. No- vember nach und nach mit Hülfe von Ofenwärme glücklich zum Ausschlüpfen gebracht sind und ich zuerst drei weib- liche und etwas später an verschiedenen Tagen vier männ- liche Schwärmer erhalten habe. Auffallend war mir, dass die Puppen längere Zeit, gegen eine Woche lang, reif, ge- dunkelt und mit deutlich durchscheinender Zeichnung in ihrer Hülse zurückgeblieben sind, ehe sie, dem warmen Ofen nahegestellt, jedesmal in der Morgenzeit, zum Vor- schein kamen. Nur der zuletzt auftretende Schwärmer er- schien an einem mit Schneefall verbundenen Tag erst Abends, als ich ihn in die Ofennähe des erleuchteten Wohnzimmers brachte. Einigermassen beunruhigte es mich, als schon am 29. Oktober mir das ausgeschlüpfte Exemplar, das von einer verschenkten Raupe herrührte, zum Aufspannen gebracht wurde, obschon ich beim Weggeben der Raupe keineswegs die grösste und reifste auserlesen hatte. Die Aufbewahrung der betreffenden Puppe war, wie ich erfuhr, im warmen Wohnzimmer auf einem hohen Schranke erfolgt, so dass offenbar die grössere und gleichmässigere Wärme hier den schnelleren Erfolg bewirkt hatte. Ausser meinen sieben sind hier im Ganzen noch sechs weitere schöne Exemplare aus den an einer Stelle der Stadt in nahe beisammen liegenden Hausgärten gefundenen Raupen erzielt worden, alle unter Anwendung der Wärme geheizter Zimmer. 1885. Entomol. Nachrichten. No. 3. 45 Spätes Auskriechen von Schmetterlingen im Herbste 1884. Von F. Thurau in Berlin. Herr Major Alexander von Homeyer erwähnt in Heft I dies. Jahrg. ein spätes Erscheinen von Cheimatobia brumata. Anknüpfend an diesen Artikel will ich einen ähn- lichen Fall, den ich im verg. Herbste zu beobachten Ge- legenheit hatte, erwähnen. Im Frühjahre hatte ich u. a.- eine grosse Zahl Raupen — wohl an 200 Stück, wovon je- doch die meisten gestochen waren — von Ptilophora plumigera Esp. eingesammelt, deren Puppen ich vom October an in's Freie stellte. Da ich in frühern Jahren hin und wieder ein einzelnes Thier dieser Art gezüchtet hatte, war mir somit die Zeit des Ausschlüpfens (Anfangs November) genau be- kannt, dennoch wollte bis zum Eintritt von Schnee und Frost Nichts erscheinen, so dass ich annahm, die Puppen seien zu Grunde gegangen. Am 27. November, nachdem das Wetter nach stärkerm Frost und viel Schnee etwas gelinder geworden war, brachte ich sämmtliche zu überwinternde Puppen in's Zimmer, ohne an den beiden folgenden Tagen den Puppen- behälter einer Revision zu unterwerfen. Zufällig blickte ich am 30. des Monats in den Pui)penkasten und gewahrte zu meiner Ueberraschung 12 Stück wohlausgebildete plumigera darin sitzen, denen am 1. — 4. und am 11. December noch weitere 7 Stück folgten. Mit ihnen zu gleicher Zeit waren noch erschienen: 1 Hybernia leucophaearia J, 3 Anisopteryx aescularia ^ und 1 Cheimatobia brumata ?. Alle hatten also vor Eintritt des Frostes ihre Puppenhülse nicht ver- lassen, sondern erbrachen dieselbe erst, nachdem sie einer gelindern Temperatur ausgesetzt waren. Kleinere Mittheilungen. Sitones griseus Fabr. als Lupiueufresser — Zu dem Aufsatze über Sitones griseus als Feind der Landwirthschaft in den Ent. Naclir., 1884, p. 157 gehen der Redaction die nachfolgenden Ergcänzungen zu. Herr Prof. Dr. Lentz in Königsberg i. Fr. schreibt unter dem 23. December 1884: „Auch ich kann einen kleinen Beitrag zum Vorkommen des Sitones griseus liefern. Bei dem Bahnhof Ludwigs- ort habe ich im vorigen Jahre auf einem neben einer Pinus-silvestris- Waldstrecke gelegenen blühenden Lupinus-luteus-Felde eine ziemliche Anzahl dieses Käfers gekätscbert und zweiüe auch nicht, dass bei 46 1885. Entomol. Nachrichten. No. 3. starker Entwickeluug er durch den Frass starke Verwüstungen an- richten kann. Auch bei Pillau habe ich fast unter ähnlichen Ver- hältnissen einige Sitoues griseus gefangen. Ich hielt die Sache für bekannt und habe mich nicht weiter darum bekümmert, werde es aber im folgenden Sommer damit genauer nehmen ; vielleicht kann ich weitere Beobachtungen machen." Und Herr H. J. Kolbe theilt mit: „Nach G. S. A. Brischke zerstörte Sitones griseus die Lupine wie hispidulus Fb. den Klee; die Larve des letzteren lebt in der Erde und nährt sich von den Wurzeln. Kraatz, Entomol. Monatshefte 1876, p. 42. — Nach P. Bargagli (Bulletino della Societä Entomologica Italiana, XVI, 1884, p. 29) ist Sitones griseus F. im April bei Florenz auf Lu- pinus albus gefunden, wo er die Blätter am Rande zerfrisst. Sonst lebt er in Italien im Juli und August an den Wurzeln von Ononis spinosa, während des Frühlings aber auf zahlreichen Pflanzen." lieber die Verbreitung der nordamerikanischen Mehl- motte, Ephestia Kühniella Zeller, gelangen immer neue Details in die Oeffentlichkeit. Auf Grund dessen, was die Ent. Nachr. 1884, p. 109 — 112 und p. 266 über diesen verhäng- nissvoUen Mühleninteressenten mitgetheilt und danach die Weser Zeitung und andere Tageblätter gebracht haben, geht nun der Weser Zeitung aus Bremervörde die Nachricht zu, dass sich auch dort schon die Motte eingenistet und in sehr kurzer Zeit in ver- heerender Weise verbreitet hat. In den grossen Mühlenwerken des Herrn Senator Hagen i wurde die Motte zuerst im Jahre 1879 beobachtet, also zur selben Zeit, als sie zuerst in Mastricht und in einigen Kornmühlen Westfalens und der Eheinprovinz auftauchte. In Bremervörde ist dieser Schädling auch nachweislich mit ameri- kanischem Weizen, der in den Hagena'schen Mühlen viel verarbeitet wird, eingeschleppt. Die Motte hat sich auch in Bremervörde in den wenigen Jahren so rasend schnell vermehrt, dass alle Mehlrohre und Beutelkasten bald mit den Gespinnsten fest besetzt waren. Zum Behufe der Eeinigung mussten im letzten Frühjahre die Mahlwerke an zwei Tagen vollständig ruhen. Obschon diese Generalreinigung recht gründlich durchgeführt wurde. Tausende und aber Tausende von Puppen mit ihren Gespinnsten aus allen Ecken und Winkeln herausgeholt und vernichtet wurden, hat es doch nicht gelingen wollen, dem zerstörenden Wirken dieses Ungeziefers einen Damm entgegenzusetzen. Im Laufe des letzten Sommers haben die über- lebenden Individuen sich wieder so stark vermehrt, dass man vor Kurzem die Raupen, die Gespinnste und auch die Falter in sehr grosser Anzahl antreffen konnte. Da erfahrungsmässig auch der 1885. Eotomol. Nachrichten. No. 3. 47 strengste Winter dies Ungeziefer nicht zerstört, so steht zu erwarten, dass schon im nächsten Sommer sich Legionen des schädlichen Falters zeigen werden, wenn nicht mit allen möglichen Mitteln da- gegen angekämpft wird. Die Anwendung von Schwefelkohlenstoff und der schwefligen Säure, indem mau in den dicht verschlossenen Eäumen Schwefel verbrannte, hat sich als unwirksam erwiesen. Auch das Ueberstreichen alles Balkenwerkes mit Petroleum hat an- scheinend kaum eine Wirkung hervorgebracht. Als einziges Eadical- mittel dürfte die häufige Vornahme einer Generalreinigung und das beständige Jagen der Motte zu empfehlen sein. Auch am Rhein und in Westfalen scheint mau alle anderen Mittel als vollständig unwirksam aufgegeben zu haben. Wahrscheinlich hat sich die schäd- liche Mehlmotte auch in anderen Mühlenetablissements Norddeutsch- lands, wo amerikanischer Weizen verarbeitet wird, schon eingenistet. Wären die Mühlenbesitzer überall auf ihrer Hut und wüssten sie diesen Schädling beim ersten Auftreten gleich zu erkennen, so würde der empfindliche Schaden, den das massenhafte Auftreten verur- sacht, noch abzuwenden sein. Es dürfte deshalb eine kurze Be- schreibung der Entwickeluugsgeschichte dieses kleinen Einwanderers für manchen von hohem Interesse sein. Der Falter legt seine Eier in den Mehlgängen, an den Wandungen der Mehlbehälter, wenigstens in der Nähe der Mehlvorräthe, ab, da die ausgeschlüpften Raupen sich nur vom Mehl nähren. Die Raupe, ein 16-Füssler, hat im ausgewachsenen Zustande eine Länge von 15 Mm. Ihre Farbe ist schmutzigweiss. Kleine braune Fleckchen sind in regelmässigen Reihen über den ganzen Körper vertheilt. Die Haut ist fast nackt und nur einzelne borstenartige Härchen treten aus den braun- gefärbten Pünktchen hervor. Ausgewachsen fertigt sich die Raupe in einem Verstecke in den Fugen und Ritzen des Holzwerks u. s. w. ein lockeres Gespinnst an und verwandelt sich darin in eine braune Puppe. Der Falter schlüpft meistens nach kurzer Puppenruhe, nach der Ueberwinterung im nächsten Frühjahre, aus. Der kleine Schmet- terling zeigt als Hauptfarbe ein glänzendes Bleigrau, nur die Vorder- flügel sind mit mehr oder weniger dunkelen Flecken gezeichnet. Das Insect scheint seine Entwickelung schnell durchzumachen, so dass jedenfalls mehrere Generationen im Jahre nacheinander folgen. Genauere Untersuchungen müssen dies noch näher feststellen. Vor Kurzem, in den späten Herbsttagen, fand man in den Hagena'schen Mühlenwerken Raupen der verschiedensten Entwickeluugsphasen, Puppen und umherfliegende Falter. Allen Mühleubesitzorn ist nicht dringend genug anzuratheu, das Auftreten dieses nordamerikanischeu Eindri ugliugs recht sorgfältig zu beachten und ihn sogleich energisch zu bekämpfen. 1885. EntoH^ol. Xachrichten. No. 3. Dm- L'tteratur. Keitte''"%"°^ ''"' ^™^»'-"- Pg 11 f/'"'"'"'" ""^ dem E herau"gep'e'!,el,e", Ph\naxm s'!:h?ft ""'" '^'" Wissenschaft, lUAeia au uhenp pt Iq di n '^^ -Daibiani- T a pi^J ton.olo,ie agnioi:'', 'ei 'S,?" 'l '' ^^^'-' ^^^ d'/r prächtigen von Debi'ay p.e,.'',^u" ^""i /"^gestattet mit 1 ^tadien dieser beiden A^'i"-",^"^"'"' ^"^ welchen al dargestellt sind. ^" ""^ ^^^^en anatomischen Detail, Deutsche EntomoIo7iI7^^7 ., , geben von der dei.f.^) ! t. 'Zeitschrift, heran<^D-P in Ve,.bi„- Von der Andrena apicata Sm. J erlaube ich mir die Beschreibung des Herrn Dr. 0. Schmiedeknecht in seinen „Apidae Europaeae" zu ergänzen. Apicata Sm. S ist nur mit der A. praecox Scop. :S zu verwechseln, mit Primmerana K. ^ ist keinerlei Ähnlich- keit vorhanden. Von der praecox unterscheidet sie sich sofort durch die bedeutendere Grösse, indem sie bis zu 14 mm. lang wird. Der Kopf ist gross, breiter als der Thorax, die Schläfen sind breit und nach hinten eckig, nicht abgerundet. Die Wangen an der Basis der Mandibeln mit langem, dünnen, fast spitzen Zahne bewehrt, bei praecox ist dieser Zahn breit, dreieckig und stumi)f. Fühler ziemlich lang und dick, das 2. Geisseiglied fast doppelt so lang als das folgende, an der Basis auffallend verschmälert, also dünner erscheinend wie bei praecox. Der herzförmige Raum des Metathorax gerunzelt und matt. Die ersten beiden Segmente und das letzte lang gelblichgrau behaart, die mittleren kurz und schwärzlich behaart, stark glänzend. Sonst ist der Körper wie bei praecox lang grau behaart, stellenweise mit schwarzen Haaren untermischt. Die Mandibeln lang, kreuzweise über- einander geschlagen wie bei praecox. Stelis Frey-Gessneri n. sp. Haec species Anthidio simillima est. — Nigra; capite, thorace et abdomine crasse ruguloso-punctato, maculis flavis. Abdominis basi 1. — 5. segmentorum flavo maculato. Pedibus flavo-ferrugincis, femoribus maxima parte nigris. Alis valde infunuitis. Long. 10 — 12 nun. ^ Antennis brevissimis, crassis, nigris, subtus fulvis. Clypeo, margine interne oculorum, occipite maculis duabus flavis. Mesothoracis margine anteriore, callis humeralibus, scutello et mesopleuris maculis flavis. Abdominis segmento sexto toto nigio, valde ruguloso-punctato. Ventre nigro sine maculis flavis, margine segmentorum late brunneo. 6* 84 1885. Entouiol. Nachrichteu. No. 6. S Capite sparsim albido-hirsuto; scutello immaculato. Abdominis segmento quinto flavo fasciato, segmento sexto septimoque totis nigris, septimo breviter 3-dentato. An- tennis totis nigris. Long. 10 mm. Diese Species erlaube ich mir zu Ehren ihres Entdeckers, Herrn E. Frey-Gessner, dem eifrigen, unermüdlichen Er- forscher der Schweizer Insekten fauna, zu benennen. Vorliegendes Thierchen hält man auf den ersten Blick unzweifelhaft für ein echtes Anthidiuni und findet es sich möglicherweise in manchen Sammlungen unter dieser Gat- tung. Es ist jedoch im weiblichen Geschlechte sofort an der fehlenden Bauchbürste, im männlichen an den für Stelis (S so charakteristischen Eindrücken der Bauchsegmente zu erkennen. Nach der Gattungs-Bestimmungstabelle in Thom- son's Hymenoptera Scandinaviae ist das Genus Anthidium von vornherein ausgeschlossen, da dieser Forscher als Haupt- kriterium das für Stelis vorhandene, (bei Anthidium feh- lende) Pulvillum (Klauenzwischenglied) hinstellt. Dieses Pulvillum ist bei vorliegender Species sehr gross, breit und von brauner Farbe. Die Klauen selbst sind zweispaltig. Der grob und stark, fast runzelig punktirte Körper zeigt durchweg sparsame helle Borstenhaare, die stellenweise, namentlich am Vorderkopfe und an der Unterseite des Körpers länger und weicher sind. Der Endrand der Seg- mente ist schwarz, glatt und stark glänzend. Die Fühler sind kurz und dick, beim S ganz schwarz, beim ? auf der Unterseite braunroth. Die gelben Zeichnungen des Körpers scheinen zu variiren, durchweg sind die Männchen dunkler als die Weibchen. Die Flügelschüppchen sind dunkelbraun, beim cJ fast schwarz, mit einer gelben Mackel nach dem Vorderrand zu. Die Schulterbeulen durch ihre gelbe Fär- bung und die langen weissen Haare auffallend. Die Flügel sind sehr stark rauchbraun, am Vorderrande fast schwarz, das Geäder dunkelrothbraun. Grösste Stelis -Art, 10 bis 12 mm. Nach Mittheilung meines verehrten Freundes E. Frey- Gessner, ist vorliegende Art der Schmarotzer des Anthidium flavllabre Lep. (curvipes Imh.), wenigstens der Wahrschein- lichkeit nach. Gefangen sind von mir 4 S und 3 ^ Mitte Juli 1884 zwischen den Hügelketten des Rhonethals bei Sieders im Ct. Wallis an Centaurea Vallisiaca. Frey-Gessner fängt bereits seit einer Reihe von Jahren dieses den Apido- logen bis dahin entgangene Thier. 1885. Entomol. Nachrichten. No. 6. 85 Cilissa nigra n. sp. C. haemorrhoidali simillima, tota nigro-pilosa. clypeo fernifiineo-i^iloso. Segmento secundo tertioque margine sparsissirae albido-cilialo, segmento qiiarto toto iiigro, seg- mento quinto sextoque totis ferrugineo-pilosis. Pedibus nigris, unguiculis feriugineis. scopa ferrnginea, metatarso et apice femorum posticorum ferrugineo-pilosis. (5 latet. Mit der haemorrhoidalis Fabr. bis auf die allerdings sehr auifallenden Farbenunterschiede nahe übereinstimmend. Die so hervorstechende schwarze Behaarung des ganzen Körpers, die fehlende 3. Cilienbinde verleiten mich dem Thiere einen Namen zu geben; noch dazu, weil vorliegende Art auch eine andere Pflanze als Nahrungsquelle aufsucht, nämlich das Lythrum Salicaria L., eine Pflanze, deren Blüthen meines Wissens von der haemorrhoidalis Fbr. nirgends be- sucht werden. Da sich nun keine auffallenden Sculpturunterschiede bis jetzt auffinden lassen, auch die zugehörigen Männchen noch fehlen, so schlage ich vor. diese Species vor der Hand als eine var. zu haemorrhoidalis Fbr. zii stellen. Mir liegen z. Z. drei Weibchen vor, alle an Lythrum Salicaria L. bei Sieders gefangen. Zwei Stück fing ich da- selbst am 20. Juli 1884, das dritte wurde am folgenden Tage vom Assistenten des Berner Museums, Herrn Th. Steck, erbeutet. Osmia maritima n. sp. Haec species forma coloreque 0. corticali Gerst. si- millima est; sed antennis brevioribus, alis fumatis, nervis totis-nigris, stigmate et cellula radiali obscuris diversa est. Long. 12 mm. S Aterrima, nigro-pilosa; occipite, thorace et segmento primo fulvo-hirto; p;irtibus rehquis omnibus nigro-pilosis. Capile magno, nigro-hirto, clypeo fortiter punctulato. Pectore et scopa ventrali nigro-hirsutis; metathoracis spatio cordi- formi opaco, basi ruguloso-punctato. Alis fortiter fumatis, stigmate et cellula radiali fuscis. Abdomen segmentis 2. — 6. nigro-i)ilosum segmento sexto non cano-pubescente, sed fere nigro. Pedibus calcaribusque nigris. Long. 11 — 12 mm. S Forma coloreque 0. bicolori simillima, sed major. Nigra, pallido-hirsuta, segmento primo longe albido-piloso, 2. — 6. breviter rufo-hirto, segmento sexto dorsali circulatim 86 1885. Entomol. Nachrichten. No. 6. exciso, septimo bifido. Margine segmentorum brunneo. Pe- dibus nigris, albido-pilosis. Long. 12 mm. Vorliegende Species muss ihren Platz im System zwischen corticalis Gerst. einerseits und uncinata Gerst. anderseits einnehmen. Von ersterer hat sie die Grösse, von letzterer mehr oder weniger die Färbung. Das Weibchen fällt sofort durch die ganz schwarze Behaarung, nur der Scheitel, Oberseite des Thorax und das 1. Hinterleibssegment sind braungelb, ferner durch die stark gebräunten Flügel und das dunkelbehaarte 6. Hinterleibs- segment auf; letzteres ist bei allen Verwandten kurz grau resp. weisslich behaart. Sonst ist der grob punktirte Hinter- leib stark glänzend, überall ziemlich gleichmässig behaart. Die überall stark gebräunten Flügel haben fast schwarze Nerven, die Radialzelle ist besonders dunkel und dadurch hervortretend. Fühler kräftig, kürzer als bei corticalis. Herzförmiger Raum des Metathorax matt, fein runzelig punktirt, an der Basis gröber. Die Bauchbürste ist schwarz und ziemlich lang. Das Männchen ist eigenthümlich abweichend von corti- calis Gerst. (j, indem es sich in Form und Färbung mehr dem S von bicolor Schrk. nähert. Die Bildung des End- segment's ist dem der fuciformis Ltr. gleich. Der bei corti- calis S- Stenodema nov. gen. Erirhinorum. Rostrum elongatum, cylindricum. Scrobes sub- mediani subtus flexi, bnsi rostri subconfluentes. Oculi rotundati, haud convexi. Antennae modice elongatae, scapo oculos haud attingentes, articulis funiculi cla- vam ovatam versus dilatatis. Scutellum parvum. Elytra prothoracis basi haud latiora, humeris nullis. Pedes aequilongi, tibiae teretes femoribus muticis breviores, apice unco producto armatae; tarsi medio- cres, articulo tertio i)arum dilatato. bilobo; ungui- culi breves, liberi. Coxae anticae sejunctae, margini prosterni posteriori approximatae. Episterna meso- 92 1885. Entomol. Nachrichten. No. 6. thoracis parva ab elytrorum basi distautia. Processus abdominis angustiis acuteque triangulus; segmentum secundum 3^ et 4^ simul sumptis fere duplo longius; segmentum anale apice utrinque penicillato. Trochan- teres seta erecta. Corpus haud squamosum. Die an den Seiten des Kopfes, oben und unten gleicli weit von einander entfernt stehenden Augen nicht gewölbt; Fühlerkeule dick, kurz oval, schwer sichtbar gegliedert; Thoraxvorderrand und Basis gerade abgestutzt, Prosternal- ausrundung sehr flach. Beine kurz, Schenkel etwas gekeult und kaum den Hinterrand des zweiten Segmentes erreichend, Schienen kürzer als die Schenkel, innen auf der Spitzen- hälfte fein gezähnelt, Tarsenglied 1 und 2 gleich schmal, 3 an den Vorderbeinen höchstens um die Hälfte breiter und nicht tief zweilappig, Krallenglied dünn, mit den freien kurzen Krallen nicht länger als Glied 1 + 2. Hinterbrust zwischen den Hüften reichlich doppelt so lang als der Mittel- hüftendurchmesser. Die Gattung hat grosse Aehnlichkeit mit Erirhinus Seh, ^), hat aber keine Schultern und die Fühlerfurchen sind auf der Unterseite ähnlich wie bei Sharpia nur durch eine schmale Leiste getrennt. Stenodema ferruginea n. sp. Elongata, an- gusta, ferruginea, subnitida; rostro longitudine pro- thoracis, cylindrico, curvato, parce punctato; an- tennis ante medium rostri insertis, articulo 2° funi- culi elongato; prothorace parum oblonge, margine 1) In der Faune du bassin de la Seine wird von Bedel der Name Erirhinus Seh. auf die Gattung Notaris übertragen und für die festucae Gruppe ein neuer Name Thryogenus angenommen. Schönherr (Disp. method. 1826) hat unter Erirhinus mindestens 3 Gattungen verstanden und führt für stirps 1 den Rh. aethiops und für stirps 2 den Eh. festucae als Typus an. Da aber stirps 1 unter den congenericis noch Dorytomus- Arten ent- hält, stirps 2 aber nur eine Gattung, so lag es für mich nahe, als Typus für Erirhinus Seh. mit Lacordaire den Rh. festucae aufzufassen. Würde Seh. nur allein den Rh. aethiops als Tjpus hingestellt und unter den congenericis selbst mehr als 2 Gattungen angeführt haben, so müsste selbstverstcändlich der Name Erirhinus Seh. auf meine Notaris übertragen werden ; so aber scheint mir keine genügende Veranlassung vorzuliegen, den neuen Namen Thryogenus für die festucae Gruppe einzuführen. 1885. Entoniol. yachiieliten. No. 6. 93 basali tenuissime elevato, lateribus rotundato, modice convexo, punctato; elytris latitiuline prothoracis raulto angustioribus, parallelis, apice valde attenu- atis, basi seriatim punctatis, postice parum profunde punctato - striatis, interstitiis obsolete uniseriatim punctatis; lg. 4,5, lat. 1,1 mm. Nyassa-See. Vom Dresdner Museum eingesendet. Einem Mesites pallidipennis auf den ersten Blick sehr ähnlich. Rüssel mit dem unpunktirten Kopf oben in eine Linie gewölbt, nur wenig dünner und fast so lang als die Vorder- schenkel, vollständig cylindrisch und mit zerstreuten, an der Basis etwas dichteren, ziemlich grossen Punkten bedeckt. Fühlerschaft gerade, zur Spitze gradatim verdickt, höchstens so lang als der Rüssel von der Fühlereinlenkung bis zur Spitze, den Augenvorderrand nicht erreichend. Geissei etwas länger als der Schaft, Glied 1 so lang, 2 doppelt so lang als breit, die übrigen quer, an Breite zunehmend, 7 deutlich von der breit ovalen Keule abgesetzt. Thorax vorne und hinten abgestutzt, in der Mitte am breitesten und hier nur wenig gerundet, zur Spitze mehr aber schlanker, zur Basis weniger aber schneller verengt, Hinterrand als feine Linie abgesetzt, dichter und gröber punktirt als die Rüsselbasis; die Punkte nicht tief, nach den Seiten wenig dichter aber immer kleiner als ihre Zwischenräume, auf dem Rücken eine schmale Mittellinie freilassend. Schildchen klein und schwer zu sehen. Decken nur so breit als die Thoraxbasis, aber 3Y2 mal so lang als breit, ohne Schultern, von der Basis bis zum hintern Drittel parallel, dann schlank verengt, Spitze schmal gemeinsam gerundet, die Punkte in den Streifen wenig grösser als die auf dem Thorax, ihre Entfernung so gross oder grösser als sie selbst, die Streifen nach hinten etwas tiefer, die sich vereinigenden 2 und 9 furchenartig eingedrückt, Spatien mit einer Reihe sehr feiner Punkte. Unterseite bis auf die grob punktirte Hinterbrust feiner und sparsamer punktirt als die Oberseite; Abdomen glänzend glatt, sehr spärlich und fein, nur Analsegment dichter punktirt. cJ Beine, namentlich die Schenkel schlanker, Segment 1 längs vertieft, Analsegment schlank, an der Spitze fast ab- gestutzt. C i 0 n u s (P 1 a t Y 1 a e m u s) p e r 1 a t u s n. sp. Oblongus, iiigro-piceus. opacus. parce brunneo- et griseo-pilosus; rostro valido, parum arcuato, crebre punctato; pro- 94 1885. Entomol. Nachrichteu. No. 6. thorace valde transverso, ante medium sinuato-an- gustato, lineis 5 cinereo-albidis signato; scutello albo; elytris parallelis, punctato-siibstriatis, sutura interstitiisque alternis maculis atro-holosericeis et punctis parvis albis tesselatis; femoribus haud cla- vatis, acute dentatis; unguiculis basi coiiuatis; lg. 4,5, lat. 2,3. Nyassa-See. Vom Dresdner Museum eingesendet. Mit nicht gefurchtem und vorne nicht ausgerandetem Prosternum gehört die Art zu Platylaemus Weise. Aehnlich gezeichnet wie telonensis aber doppelt so gross. Rüssel so lang als Kopf und Thorax, nur wenig dünner als die Vorderschenkel, an der Basis höher als an der Spitze. Thorax ebenso grob als Kopf und Rüssel punktirt; von den 5 feinen grau\veissen Linien sind die 2 beiderseits der Mitte gebogen. Auf den Decken sind Sutur und die abwechselnd erhabneren, auch schmäleren Spatien mit kleinen weissen Perltlecken, welche mit grösseren sammtschwarzen Makeln abwechseln, besetzt. Die recht weitläufigen bräunlichen und grauen gemischten Schuppenhaare liegen an, die schwarzen und weissen auf den erhabenen Spatien stehen dichter und namentlich die schwarzen aufrecht. Mecistocerus Quedenfeldti n. sp. Oblongus, ater, dense silaceo-squamosus, atro-holosericeo-macu- latus; rostro nitido, basi excepta impunctato 2; an- tennis piceis, articulis funiculi latitudine longioribus, secundo longissimo, clava subcylindrica obtuse acu- minata; prothorace subquadrato, dorso atro-holoseri- ceo, carina media nitida; scutello subquadrato, bi- carinato, nitido; elytris prothorace latioribus, oblongis, dorso subplauis, basi seriatim punctatis, interstitiis fere planis, fasciis 2 atro-holosericeis ornatis; femo- ribus posticis albido-, tibiis omnibus basi nigro- annulatis; lg. 10,5—14, lat. 4 — 5,6 mm. Vom Flusse Quango (Quedenfeldt), Aschanti. Die der typischen Art impressus Montr. (N. Caledon.) eigenen Gattungscharaktere, d. h. die bis hinter die Mittel- hüften reichende und hier nicht erhaben gerandete Rüssel- furche, die gekeulten und gezähnten Schenkel, die innen zweibuchtigeu Schienen und die verhältnissmässig lange Hinterbrust lassen keinen Zweifel, dass die Gattung Mecisto- cerus auch in Afrika vorkommt. 1885. Entomol. :J^achrichten. No. 6. 95 Kopf dicht rehfarbig beschuppt; Küssel mit einer Grube an der Basis und nur hier beschuppt; Thorax an der Basis schwach zweibuchtig, Seiten bis über die Mitte gerundet und nur wenig, dann zur Spitze stark verengt und leicht geschweift, die Punkte kleiner als ihre Spatien, eine breite nach vorne gerundet verengte sammtschwarze Makel bedeckt den fein gekielten Rücken. Bei den Stücken von Aschanti ist diese Makel vorne abgekürzt und durch eine rehfarbene, in der Mitte etwas erweiterte Längsmakel getheilt. Schildchen gerundet quadratisch, mit einer breiten gelblich weiss be- schuppten Furche und 2 glatten sie begrenzenden Seiten- kielen; bei den beiden bis jetzt beschriebenen Arten im- pressus und Mastersi ist das Schildchen oval ohne Furche und Kiele. Decken mit runden Schultern, bis zur Mitte ziemlich parallelen Seiten, dann gerundet verengt, Spitze gemeinsam gerundet, oben ziemlich flach, hinten vor der Spitze beiderseits eingedrückt ohne eine Schwiele abzuheben, Punkte in den Streifen an der Basis grösser und viereckig, hinten kleiner und runder, wie überhaupt alle Punkte des Körpers eine Schuppe tragend, die flachen Spatien breiter als die Streifen, auf der Schulter feiner gekörnelt; Färbung heller oder dunkler rehfarben mit weisslichen und schwärz- lichen unregelmässigen kleinen Flecken variirt, die Naht ungefleckt dunkel rehfarben ; eine schwarze breite Schräg- binde zieht von unterhalb der Schulter — hier verwaschen dunkelbraun — sich verengend dicht hinter die Mitte bis zum Streifen 1, ihre Umrisse aber nicht scharf; eine zweite quere vor der Spitze ist ebensowenig scharf und meist in viele kleine dunkle Flecke aufgelöst. Unterseite und Beine sehr spärlich punktirt. Die hell und dunklen Ringe auf Schenkel und Schienen werden mitunter recht undeutlich. Die Schuppen aller Körpertheile greifen etwas übereinander, sind rundlich, auf den Beinen länglicher, die Schuppen in den Punkten nament- lich der Unterseite weisslich und an der Spitze abgestutzt. (S Rüssel bis zur Fühlereinlenkung gereiht punktirt, mit deutlichem Mittelkiel und zuweilen jederseits noch mit ei- nigen sehr feinen Längsrunzeln, Abdominalsegment 1 und 2 breit längs vertieft. ^ Rüssel nur an der Basis unregelmässig punktirt, ohne Mittelkiel, Segmente 1 und 2 gewölbt. 96 1885. Entomol. Nachrichten. No. 6. Ueber Chevrolatia insignis Duv. Notiz von Ed. Reitter in Mödling bei Wien. Unter demselben Titel veröffentlichte Herr M. Queden- feldt in diesem Jahrgange der Entomologischeu Nachrichten pg. 54, Daten über die Verbreitung der Chevrolatia insignis Duv., welche einer Richtigstellung bedürfen. In den „Bestimmungstabelleu der europäischen Coleopteren", Heft V. (1881) habe ich auf pg. 545 nachgewiesen, dass die in Algier und Marocco vorkommende Chevrolatia, welche ich Ch. maroccana nannte, von Ch. insignis Duv. artlich verschieden sei. Es ist demnach der bekannte Verbreitungs- bezirk der letzten Art noch immer auf Frankreich und Istrien beschränkt. Nekrolog. Mit dem am 28. November 1884 zu Erfurt verstorbenen Gerichtsrath a. D. Georg Adolf Keferstein ist wohl der älteste Entomologe dahingegangen. Geboren am 10. October 1793 zu Halle a. S. beschäftigte er sich schon in seiner Jugend mit dem Sammeln von Schmetterlingen, und bereits im Jahre 1818 erschien von ihm eine Arbeit ,.über den Bombyx der Alten" im 3. Baude von Germar's Magazin der Entomologie. Andere Aufsätze von ihm, die meist das historische Gebiet der Entomologie behandeln, finden sich in Oken's Isis (seit 1825), in Silbermann's Revue (1833), in der Stettiner entomologischen Zeitung (1840), in den Verhandlungen der k. k. zoologisch botanischen Gesell- schaft in Wien, welche auch seine letzten beiden Abhand- lungen „über die Gattung Colias" (1882) und „der Bombyx oder Bombylius des Aristoteles als Seide hervorbringendes Insect" enthalten. Seine lepidopterologischen Sammlungen waren sehr reich, doch nicht besonders schön gehalten. Novitäten seiner Sammlung beschrieb er nicht selbst, sondern sandte solche gewöhnlich an Herrich - Schäffer. Im persönlichen Verkehr war er äusserst liebenswürdig und gefällig, verliess aber seines schwächlichen Körpers wegen nur selten seine Häus- lichkeit. Keferstein hat seine sehr reichhaltige und werthvoUe entomologische Bibliothek, sowie seine Sammlungen der Universität Halle vermacht. Druck von Otto Domblüth in Böiuburg. Entofflolöfflsclie Saclirkliten. Begründet von Dr. F. Katter in Putbus. Herausgegeben von Dr. F. Karscli in Berlin. XL Jahrg". April 1885. Nr. 7. Beiträge und Unterhaltungen zur Schmetterlingskunde. Von Johannes Schilde in Bautzen. Fortsetzung. (Siehe Entom. Nachrichten 1884, Nr. XXH, Seite 333-346. Nr. XXm, Seite 358—362. Nr. XXIV, Seite 365-372. 1885, Nr. 11, Seite 22—36. Nr. IV, Seite 55-62). Argynnis Apbirai)e und var. Ossianus u. Triclaris. Bei Arg. Apliirape verlängern sich die Saumdreiecke beiderseits der Flügel nicht selten und verbinden sich mit der einwärts davon ziehenden Riugfleckenreihe zu flaschen ähnlichen Figuren. Die Klimavarietät Ossianus mit weissglänzenden oder übersilberten Flecken vor dem Hinterfiügelsaume und in der Mittelbinde unten, beginnt schon in Liv- land zu fliegen, doch hat sie dort oberseits noch ziemlich die helle Färbung der Aphirape von Danzig und Augsburg. Bedeutend dunkler braun und durch dick schwarze Zeichnung und Ueberrauchung noch mehr verdunkelt, traf ich Ossianus bei Kuusamo an. Unter mancherlei Variationen der Zeichnungs- und Flecken-Anlage und Ausbildung, erhielt ich dort auch Abirrungen theils mit schwachen theils mit dicken schwarzen Binden über alle Flügel, theils auch mit total überschwärzten Flügeln. Mit Aphirape oder mit der Labradorform Triclaris oberseits übereinstimmende helle Formen, kamen aber unter diesen variablen nordfinnischen Ossianus niemals vor. Auch unterseitige Färbungs- annäherungen zu Triclaris, die ich von Rama und noch einer andern Station Labradors besitze, sind äusserst selten darunter, übereinstimmende Färbungen mit dieser gar nicht. So hochwahrscheinlich Triclaris für eine Lokalform des Ossianus gelten muss, so deutlich hält sie sich doch als helle und scharfgerandete Amerikanerin von der sehr dunklen und geruudeteren Nordform der euro- 98 1885. Entomol. NachricMen, No. 7. päischen Aphirape getrennt. Es scheint mir dies ein beachtenswertlier Hinweis auch für anderseitige Formen- Beurtheilungen zu sein. Herr Dr. Staudinger vergleicht seine neue Argynnis- Form Hegemone^) aus Centralasien mit Euphrosyne und scheut sich, dieselbe, trotzdem sie der Ossianus sehr nahe käme, als eine Variation von Aphirape -Ossianus aufzu- stellen, weil sie unten in der Mittelzelle einen schwarzen Fleck führe der Aphirape mangele. Diesen Fleck haben zwei meiner Aphirape an- gedeutet, drei Uebergänge zu Ossianus ebenfalls, dreissig Ossianus führen ihn gross und klein, und sechs Triclaris unter acht ebenfalls, nur dass er bei letzteren nicht überwiegend schwarz wie bei Ossianus, sondern über- wiegend silbrig ist. Also dieses variablen und auch bei Euphrosyne-Fingal schwindenden Fleckchens halber, würde ich die Bedenklichkeiteu gegen die Variations- stellung der interessanten Hegemone zu Aphirape nicht theilen. Noch viel weniger der übrigen an- gegebenen Merkmale wegen, die Hegemone keineswegs eigenthümlich sind, indem z. B. das eine, der zweite Fleck innerhalb der Mittelzelle der Oberflügel, bei Aphi- rape-Ossianus mitunter ebenfalls punktförmig ja pünkt- chenförmig wird 2) und ferner Ossianus-, Triclaris- und Aphirape-Exemplare mit einer Anzahl heller Kerne in der Punktreihe vor dem Saume der Vorderflügel-Rück- seite auch nicht selten sind; die Punkte in Zelle 5, 6 und 7 sind fast regelmässig hellgekernt, und gerade auch das Vorhandensein dieser Merkmale bei Hegemone, spricht für deren Zugehörigkeit bei Aphirape, nicht aber bei Euphrosyne. Ein sehr gutes Unterscheidungszeichen der ganzen Aphirape -Gruppe von Euphrosyne und einer Reihe anderer Argynnis -Arten, bietet der Fleck in Zelle Ic. innerhalb der hellen Mittelbinde auf der Rückseite der Hiuterflügel. Er ist bei Aphirape-Ossianus- Triclaris fast stets mehr oder weniger stumpf oder verzogen quadratisch, niemals so vierspitzig (zwirnwickelförmig) ausgezogen oder gar getheilt wie bei Euphrosyne u. s. w. 1) Stett. ent. Zeitg. 1881, 292. 2) Auch bei mehreren meiner Euphrosyne vom Scaltenfjord ist er punktförmig und nicht der grösste, sondern der kleinste Fleck der Mittelzelle. 1885. Entomol. Nachrichten. No. 7. 99 Bei der mannichfachen Ähnlichkeit der Aphirape und Euphrosyne miteinander, ist die beharrliche Ver- schiedenheit dieses Fleckes sehr merkwürdig und be- achtenswerth für morphologische Studien, aber sehr fatal für den Darwinianer. Die Raupe des Ossianus beschrieb ich bereits 1873 in der Stettiner entomologischen Zeitung. Argynnis Selen e fliegt hier theilweise in zwei Brüten; die erste kräftigere je nach dem Jahrgang vom 15. Mai an bis 15. Juli, die zweite vom 8. August an bis 11. September. An diesem Tage 1877 gelegte Eier kamen nach 16 Tagen aus und überwinterten klein, vermischt mit uuerwachsen geblie- benen Raupen aus Eiern der ersten Brut. Am 28. Juni 1878 erhaltene Eier lieferten nach 12 Tagen die Raupen, doch, keinen Falter noch dasselbe Jahr, sondern die Raupen blieben klein zur Ueberwinterung. Am 16. August 1878 abgelegte Eier kamen schon nach 10 Tagen aus. 1) Arg. Selene kommt hier bei Bautzen ebenfalls in auf- fälligen Abweichungen vor. Mitunter ist ein Theil von Zelle 2 oben weisslich gefärbt, manchmal überschwärzt sich die Wurzelhälfte der Flügel, und nach dem regnerischen August 1864 fing ich sogar 1 ? oben fast total, unten zum grössten Theile dicht geschwärzt. Auch eine extreme Form, unterseits bis zur Wurzel gelb aufgehellt mit verlängerten Bindenflecken, kam einmal vor. Am Saltentjord flog Selene vom 25. Juni an in einer kleinen hellen Form, bei Kuusamo hingegen erst vom 6. Juli an in einer sehr kräftigen dunklen Form, die oftmals ein breites geschwärztes Saumband hat, mitunter auch ganz rauchig überschwärzt ist. Die Rück- seiten der 2? hierzu sind meistens sehr hell, nur spärlich braun bestreut; die Randflecke und die Mittelbinde haben wenig, oder gar keinen Silberglanz, dagegen sind die Punktreihen und die Zackenkette vor dem Saume sehr stark schwarz vorhanden. Die Raupe zu dieser Nordform fand ich mit Wilde's Beschreibung der Selene-Raupe ziemlich übereinstimmend, nur war der als weiss bezeichnete Rückenstreifen kaum mattgrau bemerkbar, und die angegebenen 4 weissen 1) Vergl. hierzu: Seltsame Geschichte eines Tagfalters, v. S. Scuddcr, übers, v. Dr. Speyer: V. d. z. b. G. 1873. 100 1885. Entomol. Nachrichten. No. 7. Punkte der Brustringe bildeten auf diesen die Basis von 4 Dornen. Die Puppe war schmutzig senfbraun, schwärzlich bestreut, Flügeldecken lack-schwarzbraun, die Form der Puppe und ihrer Körperspitzchen etwas stumpfer als bei Fingal. Die Spitzchen auf Segment 3 bis 5 und 7 standen in deutlichen schwarzen Dreieckpaaren, ohne helle Randung. Segment 8 — 10 sowie Thorax waren mit 5 Paaren Goldknöpfchen besetzt, während hiesige Puppen Silberknöpfchen haben. Eine bemerkenswerthe Beobachtung machte ich an einem Spätnachmittag dieses Sommers. Der unfreund- liche Tag hatte fast keinen Falterflug bemerklich gemacht, nur gegen Abend meldete sich die Sonne und ich sah ein Selene ^ nach einer Stelle flattern, wo ein Selene ? ruhig mit zusammengeschlagenen Flügeln wie schlafend im Grase sass. Das cj umgaukelte es, das ? rührte sich nicht. Das ^ Hess sich neben ihm nieder, rückte hin und her, berührte mit dem Hintertheil seines Leibes denjenigen des ^ und ohne dass ich mehreres wahrnahm und vermuthete, fand ich beide beim so- fortigen Empornehmen des ^ gepaart verbunden. Man sieht hieraus dass eine geschlechtliche Zuchtwahl auf Grund sexueller Zeichnungs- und Färbungs-Unterschiede hier nicht angenommen werden kann, sondern dass so- gar die Copulation unsrer verborgen ruhenden Tagfalter bei schlechtem Wetter wahrscheinlich ist. Argynnis Euphrosyne und var. Fingal und Oscarus. Euphrosyne erscheint hier kaum vor dem 12. Mai und fliegt einzeln bis etwa 24. Juni; eine zweite Brut be- merkte ich noch nicht. Die weissliche Aufhellung der Zelle 2 wie bei Selene, zeigt sie mitunter ebenfalls, öfters aber eine verdickte Schwärzung der Flecke der Mittelpartie. Am Saitenfjord begann Euphrosyne trotz des kühlen Frühlings 1879 auch bereits am 4. Juni zu fliegen, zu- erst im männlichen Geschlecht und fast ganz in der typischen Form recht heller Euphrosyne. Es fanden sich darunter nur wenige Stücke vor, die im mittlem Theile der Flügel oder vom Stufenband derselben an nach rückwärts bis zur Wurzel, geschwärzt waren; einige ^? haben etwas isabellröthliche Färbung der Oberseiten, ein anderes cJ Stück ist weisslich aufgehellt von Zelle 1 bis 4 der Vorderflügel. 1885. Entomol. Nachiichten. No. 7. 101 Die Raupe war bei Bodo schwarz, ein dunklerer Rückenstreifen war nur auf den ersten Ringen durch kaum erkennbare gelbliche Punkt-Randung angedeutet. Die Seiten mit einem unsicheren aufgelösten gelben (nicht weissen) Streifen über den Füssen. Die untere Hälfte der Dorne gelblich oder gelb, Spitzen derselben schwarz. Kopf glänzend schwarz. Die Puppen fand ich oft angeheftet an den Steinhaufen des Fahrwegs längs des Saiten-Fjords, nahm aber leider keine Beschreibung. Die Raupen zur Varietät Fingal sah ich bei Kuu- samo in Nordostfinnland 1880 zuerst am 6. Juni auf Moorbülten die noch sehr kleinen Knospen der Zwerg- birke kosten. Sie waren schwarz mit sehr verloschenen bläulich-weissen Punkten auf dem Rücken und einem zersplissen weissen (nicht gelben) Längsstreifen an den Seiten. Unterer Theil der Dorne lebhaft schwefelgelb besonders an den beiden mittlen Dornen jedes Ringes, Spitzen schwarz. Kopf und Brustfüsse glänzend schwarz, Bauch moosbraun. Der Kopf war dornenfrei. Die Puppe war braun grau, Thorax grau, schwärzlich-glänzend schat- tirt. Die Rückenspitzchen, ohne Metallglanz, standen in schwarzrussigen rückwärts hell aufgeblickten, nach dem Ausschlüpfen aber verschwundenen Dreiecken, be- sonders deutlich auf Segment 3 — 5 von hinten, Segment 2 und 6 nur schwarz punktirt. Flügeldecke braun- schwarz oder mit 2 schwärzlichen Querschatten auf matt- braunem Grunde; Flügeldecken-Rand am Thorax pech- schwarz glänzend. Der erste Falter, ein J, entwickelte sich am 22. Juni. Im Freien flog Fingal J erst vom 28. Juni an, die ?? folgten 4 Tage später einzeln nach und wurden nach Mitte Juli überwiegend. Die Variabilität des nordfinnischen Fingal ist be- deutend, aber kein Stück ist mit typischen Euphrosyne zu verwechseln, er erscheint stets etwas dunkler schon durch die dickere schwarze Zeichnung welche die Grund- färbung des ohnehin kleineren Falters verdrängt. Sehr oft sind die Flügelflächen zwischen den dicken schwarzen Saumdreiecken und Punkten oder langge- zogenen Flecken davor, oder innnerhalb der Stufen- zeichnung der Flügelmitten, oder von der AVurzel aus bis zur Mitte schwarz überstreut, oder auch ganz schwarz verdeckt, so dass es Fingal mit schmalen und breiten 102 1885. Entomol. Nachrichten. No. 7. schwarzen Saumrändern , mit schmalen und breiten schwarzen zackigen Mittelbinden, mit breiten schwarzen Wurzelzouen, und auch überall gleichmässig schwarz bestreute Fingal neben der gewöhnlichen Form giebt, die oberseits etwa an manche kleinere Amathusia erinnert. Mitunter tritt Fingal auch mit einer hellen weissgelben Fleckenreihe im schwarzen Saumbande auf, erscheint auch in Zelle 2 der Vorderllügel, oder in Zelle 1 c, 2 und 3 der Hinterflügel lebhaft weisslich gefleckt. Die Silberfleckenreihe rückseits auf dem Saume der Hinterflügel, ist bald gross und lebhaft aneinander- gereiht, einwärts lanzenspitzig ausgezogen, bald halb- mondförmig, bald zu niedrigen flachen von einander getrennten Flecken verkleinert. Die braune Flammung daraus nach einwärts, variirt von einfachen Winkelauf- sätzen bis zu langen, die Punktreihe erreichenden Keil- strahlen. Diese Punktreihe besteht bald aus 5 bis 6 grossen, dunkelbraunen, in Zelle 2, 3, 4 oftmals gelb gekernten Punkten, bald nur aus matten Ueberbleibseln in Zelle 2 bis 5. Die braune Bestreuung darum deckt mitunter fast die ganze Fläche zwischen Silberflecken- reihe und Mittelbinde, lässt aber auch dann und wann viel Gelb der Grundfarbe frei. In der gelben Mittelbinde bleibt der hervortretende durch die Schlussrippe der Mittelzelle manchmal dunkel getheilte Langfleck in Zelle 4 meistens lebhaft silbern, doch vermattet das Silber auch mitunter, und bei einem gewöhnlichen Fingal Q von Kuusamo mit schwarzem Saumband, sowie bei einem sehr hellen Euphrosyne S von Bodo, beide frischer Qualität, ist kaum eine Spur von Glanz zu bemerken, vielmehr erscheint nicht nur die ganze Mittelbinde sondern, namentlich bei dem nord- finnischen C. auch der sonst silberne Wurzelfleck in Zelle 1 c gelbgefärbt. Eversmanns Form Oscarus aus Sibirien wird also hier in seinen Hauptmerkmalen, in dem fehlenden Silber der Wurzel und der Mittelbinde, durch variable Euphrosyne-Fingal erreicht. Was die dem Oscarus ferner eigen sein sollende Unterbrechung der Mittelbinde auf Rippe Ib und die dicken schwarzen Flecke nächst dem Saume rückseits aller Flügel betrift't, so sind diese Flecke bei Fingal pyramiden-, keil-, Pfeil- spitzen-, haken- und punktförmig zu haben, und ßippe Ib trennt die Binde bei Euphrosyne und Fingal nicht selten ganz deutlich. Die Grösse des Fingal bewegt 1885. Entomol, Nachrichten. No. 7. 103 sich innerhalb 30 — 43 Millim., die der Euphrosyne zwischen 36 — 46 Millimeter Flügelspannung. Ein einziger Blick auf Herrich-Schäffers Abbildung des Oscarus erfüllt nur mit Staunen, wie man solche deutliclie Lokalform oder Abweichung der Euphrosyne, 40 Jahre hindurch als separate Art gelten lassen konnte. Argynnis Arsilache und var. Lapponica und Pales. Die verwickelte Synonymie der Arsilache und Pales, wie sie Dr. Staudingers Katalog nach Datum und Bewerthung der Publikationen gruppirt, verstärkt meine Abneigung, die unsicher begrenzte und lokal und sexuell dimorph variable und gemischte Pales, anstatt der markirten und allgemeiner verbreiteten, in beiden Geschlechtern habituell gleichen Arsilache als Hauptform katalogisirt zu sehen, namentlich auch so lange, als wie man unsere Alpen-Senner, Montenegriner und Lappländer wissenschaftlich nicht ebenfalls als die Stamm- oder Hauptformen der Deutschen, Slaven und Mongolen nennt. Die Variabilität der Arsilache und der nordskan- dinavischen und nordfinnischen kleineren Form der- selben, Lapponica, ähnelt insofern derjenigen der Euphro- syne-Fingal, als sich auch hier die Wurzel- und Mittel- Zeichnungen zu schwarzen Flächen und Binden, und die Randpunktirung zu überschwärzten Saumbinden ge- staltet. Auch die merkwürdige weissliche Aufhellung, hier in Zelle 1 b der Vorderfiügel, kommt bei Arsilache- Lapponica vor. Da sie bilateral ist, so kann sie nur durch körperliche Verhältnisse der Puppe entstehen, vielleicht also durch eine bei Verstopfung der freien Luftkanäle durch Wasser oder Eisüberzug, erfolgende lebhaftere Funktionirung der unter den Flügeln der Puppe mündenden Athmungskanäle, doch ist dies eine Vermuthung, die durch das häufigere Vorkommen dieser weissen Stelle nur auf den Vorderfiügeln, eigentlich gleich widerlegt ist. Dann könnten vielleicht etwas reich- liche Vertiefungen oder Einschnürungen des Puppen- panzers, die normale Ablagerung des Farbenpigments stören. Erörterungswerth ist die Erscheinung jedenfalls. Eine am 22. Juni 1879 in Saltdalen gefundene Raupe, die sich nach drei Tagen veri)uppte und nach weiteren 22 Tagen die Form Pales lieferte, war braun- grau gefärbt, fein dunkler punktirt. Rückenlinie umbra- braun, rein braungrau eingefasst, daneben auf den 104 1885. Entomol. Nachrichten, ^^o. 7. hinteren 6 Ringen mit je 2 sammt-schwarzbraunen starken Punkten. Dornen schmutzig fleischfarben, dunkel be- haart. Kopf graulich braun. Lüfter schwärzlich. Argynnis Dia ist hier eine seltene Erscheinung, deren Vorkommen ich zuerst am 21. Mai 1876 und dann am 18 .Mai 1878 hier bemerkte. Dennoch erbeutete ich auch am 26. Juli 1878 einen cJ, der also wohl der zweiten Brut angehörte. Dia besitzt trotz ihrer individuellen schönen Abweichungen, eine bemerkenswerthe Konstanz in allen Zonen, und sondert sich durch die einfache Form des Bindenflecks unten in Zelle Ic, w^ohl von allen Argynnen. Arg. Amathusia und var. Chariclea. Meine bereits 1873 in der Stettiner entomol. Zeitung mitgetheilte Ansicht, dass Chariclea im analogen Varia- bilitäts -Verhältnisse zu Amathusia stehe, wie Ossianus zu Aphirape, finde ich aufs neue gerechtfertigt durch den Fang einer intermediären Form unter Amathusia im Suldenthal am Ortler. Dort war Amathusia in mittelgrossen und kleinen Formen auf den ziemlich reifen Wiesen im Juli 1883 keine Seltenheit; die 5a zwischen 40 — 45, die co zwischen 44 — 49 Millim. Flügelspannung. Die kleinsten Stücke kommen nun meinen 5 Chari- clea von Rama und anderen Orten auf Labrador sehr nahe. Die rothbraune Grundfarbe der Oberseite stimmt mehrmals ganz überein, seltener ist sie bei Amathusia etwas gelblicher. Die schwarzeii Zeichnungen stehen bei Chariclea, die nur 35 — 37 Millim. spannt, natürlich etwas dichter wie bei Amathusia, sind aber in den Formen ganz übereinstimmend oder gehen ineinander über. Nur die Wurzel- und Innenraudspartie der Hinterflügel ist bei Chariclea, entsprechend ihrer streng winterlichen Heimath, meist ausgedehnter überschwärzt wie bei Ama- thusia, deren Zellen la und Ib gewöhnlich hell bleiben. Die Zeichnungen und Färbungen der Rückseite stehen zwischen Amathusia und ihrer nordischen Lokal- form Chariclea in demselben Verhältnis wie zwischen Aphirape und Ossianus. Die gelben Fleckungen am Saume und in der Mittelbinde bei Amathusia, werden bei Chariclea weiss oder mattsilberu, die Kegel- und Ringzeichnungen ersterer werden bei letzterer etwas kleiner und getrennter; doch habe ich Amathusia, 1885. Entomol. NacliricMen. No. 7. 105 die alle Zeichnungen und Färbungen fast ebenso stumpf und verschwimmend zeigen wie Chariclea, und die am Saum und in der Binde weissfleckig und im Violetten reduzirt werden fast wie diese. Sie halten sich genau in der Mitte zwischen beiden Formen, so dass, wer mein Material gesehen hat, die Zusammengehörigkeit derselben logisch nicht bestreiten kann. Ein weiteres beide vereinigendes Merkmal wird unter nächster Art be- sprochen werden. (Fortsetzung folgt.) Faunistische Notizen. Von C. Kohlhoff, Lehrer in Bärwalde in Pommern. Im Jahrgang L 1875 p. 6 dieser Zeitschrift ist gesagt, dass Dolichus hallensis Schall, (s. flavicornis F.) auf Rügen gefunden, dass aber sein Vorkommen in Vor- und Hinter- pommern noch nicht constatirt ist. Ich kann nun aber mit- teilen, dass er auch hier (in Hiuterp.) vorkommt, denn er ist in der letzten Hälfte des Juli 1877 von meinem Freunde Fr. Sabinski in 5 Exempl. bei Xeustettin gefangen worden. Zwei davon hat Finder, eins ich und die übrigen sind in andere Sammlungen gekommen. — Callisthenes reticulatus F. (Calosoma ret.) ist zweimal von mir bei Zanow gefunden worden. Es war beide male an einem sonnigen Vormittage im Mai 76 in einem sandigen Feldwege. Nach meiner Vermuthung wollte er den Weg überschreiten, der mahlende Sand liess ihn jedoch nicht recht vorwärts gelangen. Zu beiden Seiten des Weges stand Sarothamnus scoparius. — Im März 1884 erhielt ich durch Schüler, welche ich zum Sammeln ausgesandt hatte, 7 schöne Exemplare von Miscodera arctica Payk., welche unter Moos in den Luck- nitzer Bergen (gemischter Waldbestand) aufgefunden worden waren. Auch bei Zanow ist dieser Käfer einmal durch Herrn Rektor Jesnitzer gefangen worden. — Auch Carabus marginalis F. ist in Hinterp., wie es scheint, nicht gerade sehr selten. Bei Lauenburg i. Pr. ist er oft, bei Zanow einmal, bei Coeslin (Alt-Belz) einmal, doch bei Coerliu a/Pers. und liier noch nicht gefunden worden. — Anfangs August 84 erhielt Herr Rektor Jesnitzer in Za- now von einem Laien Necydalis major L. zugesandt. — 106 1885. Entomol. Nachrichten. No. 7. Aus meinem entom. Tagebuche erwähne noch: 27./5. 84 Nosodendron fasciculare Ol., Campylus linearis L (S und ^ (6./6 auf Erlengebüsch), Gryllus campestris, den 12./6., 10 Ex., aus ihren Löchern gegraben: doch waren in 7 Löchern statt Gryllus Broscus cephalotes L. Vertreibt dieser Gryllus campestris? — Oxyomus sus fand ich am 11./9. 84 in grosser Zahl und immer wieder unter und in angefaulten Gurken in meinem Garten. — Eine interessante Blattwespe glaube am 15./6. 84 hier von Gräsern im Chausseegraben abgestreift zu haben. Bei der Untersuchung stellte es sich heraus, dass der linke Ober- fiügel nur drei Cubitalzellen hat, während doch am rechten deutlich vier vorhanden sind. Dieser (rechte) Oberflügel scheint der normale zu sein, denn bei genauer Besichtigung erblickt man an der Stelle des linken Oberfl., wo die Quer- ader entspringt, welche die dritte Cubitalzelle noch einmal zu theilen hätte, einen kaum 1 mm. betragenden Aderstumpf. Sollte vielleicht einer der Herren Hymenopterologen sich dafür interessiren, wäre ich gerne bereit, das Thierchen zur Ansicht abzugeben. (Ich kann aber nicht beurtheilen, ob dies überhaupt ein besonderer der Erwähnung werther Fall ist). Neue und seltene Varietäten von Cicindela. Von Dr. H. Beuthin in Hamburg. 1. Cicindela campestris var. rufipennis Beuthin. a) Oberseite: Kopf und Thorax grün mit röthlichem Anfluge der Stirn und Thoraxhöcker, Flügeldecken hell ziegelroth bis dunkel rothbraun mit den der Stammform eigenthümlichen Makeln. b) Unterseite: Seitenstücke der Brust goldroth, Bauch metallisch blaugrün, Beine wie bei der Stammform gefärbt. Ich fing 2 Exemplare Ende August 1884 in den Ge- hölzen bei Harburg an denselben Orten, wo nach einem vorangegangenen heissen Sommer die ganz rothbraune Varie- tät Saxeseni Preller mehrfach gefangen wurde. 2. Cicindela hybrida var. striato - scutellata Beuthin. In Farbe und Grösse ganz wie die Grundform, aber leicht durch das wie bei sylvicola gestrichelte Schildchen unterschieden. 1885. Entomol. Nachrichten. No. 7. 107 3 Exemplare in meiner Sammlung, davon 2 von Zürich, eins von Engelberg. 3. Von Cicindela hybrida var. sylvicola Curtis, der kleinen Varietät mit grünen Flügeldecken fing ich am 19. Januar 1875 — ein Exemplar zwischen Rothenhaus und Bergedorf. Da diese Varietät hier meines Wissens ausser- dem nie gefangen ist, ich auch über das Vorkommen in Nord-Deutschland nichts finden konnte, so hielt ich es der Mühe werth, an dieser Stelle darauf aufmerksam zu machen, vielleicht sind unsere westlich wohnenden Collegen in der Lage, darüber zu berichten. 4. Cicindela sylvicola var. montana Sharp besitze ich nur in 3 Exemplaren von Engelberg in der Schweiz, davon ist bei dem einen das Scutellum fast glatt wie bei hybrida; sollte es gelingen, hiervon Exemplare mit ganz un- gestricheltem Schildchen zu finden, so könnte davon unter dem Namen laevi-scutellata Notiz genommen werden. Kleinere Mittheilungen. Keine Parthenogenesis bei Bienen. Man nahm bisher an, dass das in einer Kolonie einzige befruchtimgsfähige Weibchen, die Königin, nach einmaliger Begattung willkürlich sowohl befruchtete Eier, aus denen sich Weibchen entwickelten, als auch unbefruchtete, aus denen Männchen entständen, ablegte. Zur Erklärung dessen behauptete man, dass das bei der einmaligen Begattung von der Königin empfangene Sperma gegen 5 Jahre in dem Keceptaculum semiuis aufbewahrt wird, und bei der Eiablage willkürlich zur Befruchtung der durch die Eileiter gleitenden Eier verwandt wird. Dzierzon hatte schon 1842 die Hypothese von der jungfräulichen Zeugung der Drohnen aufgestellt, v. Sie hol d brachte diese Hji)otheso zur Anerkennung und bewies in dem Werke „Wahre Parthenogenesis bei Schmetterlingen und Bienen" (1856) das wirkliche Vor- kommen von männerloser Fortpflanzung durch Eier. Uli vi in- dessen kommt nunmehr in seinen z. Theil schon von 1871 datiiien Arbeiten in Betreff der Honigbiene zu dem Schluss, dass die Königin mehr als einmal im Stocke befruchtet wird und dass jedes abgelegte Ei vorher befruchtet würde, und daher bei der Biene keine Par- thenogenesis cxistire. Auch für Bombyx mori wird die Parthe- nogenesis in Abrede gestellt. (G. Ulivi, Kaccolta dei ciuque piü interessanti studi contro la partenogenesi. 3. ed. Toriuo 1880 ; — Nuove nozioni di fisiologia apistica ossia gli alveoli delle api o i loro effetti. 2. ed. Forli'l881.) 108 1885. Eütomol. Nachrichten. No. 7. Insecten als Unibilduer von Pflanzenarten. Drehe- st es quercus L. pflegt die jungen Blätter der Eichen behufs der Eierlegung anzustechen, in Folge dessen die Blätter im Wachsthum aufgehalten werden, sich kräuseln, zurückrollen, dicker und steifer werden, und, in dichten Büscheln stehend, dem Baume ein fremd- artiges Aussehen geben. Nachdem die Larven der Käfer ihren Frass eingestellt haben und zur Verpuppung (in der Erde) schreiten, beginnt ein zweiter Trieb : die Blätter werden ungewöhnlich gross und bekommen eine abweichende Gestalt, sind auch dicker und steifer als sonst. Der dritte, aber normale Trieb erschien wieder mit typisch gestalteten Blättern. — In Südsteyermark findet sich eine durch Megalo- und Pachyphyllosis ausgezeichnete abnorme Form der Quercus pubescens Willd., die man, nach Analogie mit der oben geschilderten Beobachtung, obwohl an den Blättern dieser Dauer- form keine Verletzungen zu bemerken waren, für eine durch Insecten- stich hervorgerufene abweichende nördliche Form dieser Quercus-Art halten könnte, indem man annimmt, dass jene Eichenart, die dort seit undenklichen Zeiten heimisch ist, andauernd von der obigen Spriugrüsslerspecies befallen wurde, bis ihr die neuen Wachsthums- verhältnisse habituell blieben. (F. Krasan in: Engler's Jahrbuch V. p. 351; — Naturforscher 1884 p. 340.). Verbreitung der Phylloxera. Die Phylloxera vastatrix hat sich bis zum Ende des Jahres 1880 verbreitet über Portugal, Spanien, Frankreich (41 Departements, namentlich in denen der Gironde), Italien, Oesterreich (Niederösterreich, Istrien, Steiermark, Kroatien), Ungarn (35 Phylloxeraheerde), Schweiz, Deutschland (Erfurt, Wernigerode, Klein-Flottbeck in Holstein, Proskau, Can- statt in Württemberg, Bergedorf bei Hamburg, Oberelsass, Gotha, Koburg, Metz, Eauschwitz bei Glogau, Poppeisdorf bei Bonn, Sachsen- hausen bei Frankfurt a. M., Rothenberg bei Frankfurt, bei Neuen- ahr im Ahrthale über 6000 qum, Kiel und Potsdam), Russland (Krim, von Bordeaux aus, am schwarzen Meere und an einigen anderen Orten). — In England ist sie nur in einigen Gewächs- häusern aufgetreten ; in Amerika über alle Staaten der nordamerika- nischen Union verbreitet; in Panama nur am wilden Vitis Caribaea De; Buenos Ayres. Auch in Australien ist nach Girard eine Phylloxera -Art aufgetreten. (Aus dem „Humboldt" 1884, p. 885.) Zur Lebensweise der Anthomyza spinaciae. In Schweden ist ein neuer Feind der rothen Rabe aufgetreten in Gestalt der Spinatfliege (Anthomyza spinaciae). Diese Art kannte man 1885. Entomol. Nachricliten. No. 7. 109 früher als einen Feind des Spinats, aber in diesem Jahre wurden auch die Anpflanzungen der rothen Rübe von ihr befallen. Dr. Holmgren (der schwedische Staatsentomologe) ist indessen der Ansicht, dass ihr Auftreten nur ein periodisches sei. (Nature, Vol. 30, No. 777 p. 495, London 1884. Einblicke in die psychologischen Vorgänge bei den Insecten. In der Londoner Wochenschrift „Nature" findet sich eine bemerkenswerthe Beobachtung verzeichnet, die wohl ver- dient, dass namentlich auch die Entomologen davon Kenntniss er- halten, wesshalb die Mittheiluug des glücklichen Beobachters hier in üebersetzung folgt. „Die sittlichen Gefühle der Thiere sind nicht minder interessant als ihre Intelligenz, und gewiss werden die Leser der „Nature" mir geneigtes Gehör schenken, wenn ich ihnen von einem Beispiel dieser Art erzähle, wovon ich kürzlich zu- fällig Zeuge war, nämlich von dem Mitgefühl der gemeinen Stuben- fliege. Eine Anzahl hatte sich oben am Fenster angesammelt, und ich war gerade im Begriff, letzteres zu öffnen nnd sie hinauszu- lassen, als ich sah, wie eine Wespe eine der Fliegen ergriff, wie ich das in diesem Jahre schon mehrmals, aber nicht in früheren Jahren, beobachtet hatte ; doch hatte ich sie oft gelähmte Bienen aufallen sehen. Schon war die Wespe im Begriff, ihrem Opfer den Kopf vom Eumpfe zu trennen, als eine Fliege heranflog, gewalt- sam gegen die Gefangene andrängte und augenscheinlich dieselbe von der Wespe fortzustossen suchte; sie griff aber die Wespe selbst nicht an. Wieder und immer wieder geschah dies; ob es aber allemal dieselbe oder eine andere Fliege war, kann ich nicht sagen, denn es geschah alles zu rapide; schliesslich war der Körper der Fliege fortgestossen, aber die Wespe behielt den Kopf und zehrte ihn auf. Darnach erbeutete sie eine andere, doch wiederum drängte eine Fliege heran, und noch eine zweite und eine dritte, aber augenscheinlich fürchteten sich alle vor der Wespe ; und das war auch nicht wunderbar, denn sie erschien sehr grimmig und hungrig. Die Absicht der Fliegen war schlechterdings durchaus nicht misszuverstehen. Ich rief noch Jemand hinzu, der mit mir Obacht geben sollte, und der war ebenso erstaunt als ich, und ge- neigt, die Wespe zu tödten ; ich aber meinte, wir könnten schon einige Fliegen entbehren, ungeachtet dieser unerwarteten Entdeckung von dem in ihnen entwickelten Feingefühl und ich möchte auch nicht zulassen, dass dies Gleichgewicht der Natur gestört werde." Sidmouth, September 13., J. M. H. („Nature" 30. Vol. September No. 777 p. 490. London 1884.) 110 1885. Entomol. Nachrichten. No. 7. Kittsteiner, Th., Ein Mittel gegen das Oeligwerden der Schmetterlinge. (Zeitschrift f. Entomologie. Breslau 1884 p. 20 — 21. Wocke, M. F., Bemerkungen zu dem Verzeichniss der Falter Schlesiens. — Nachträge und Bemerkungen zur Fauna der schlesi- schen Falter, ibid. p. 28—63. Holmgreen, Aui;-. E., Ollenborrhärjningen pa Eickarums Kronopark i Kristianstads län 1883, redogörelse afgifven tili Kongl. domäustyrelsen. (Ueber die durch den Maikäfer in einem staatlichen Forste bei Eickarum in Schweden verursachten Schäden), in: Entom. Tidskr. Stockholm 1884. p. 43—51. Die Zahl der im Mai und Juni 1883 daselbst eingesammelten Individuen des Maikäfers (Melolontha vulgaris) belief sich auf 400,000. Kefersteiu, A. Der Bombyx oder Bombylius des Aristo- teles als Seide hervorbringendes Insect. in: Verh. k. k. zool. bot. Gesellsch. in Wien, 1884 p. 123 — 130. (Gegenüber der bisherigen Ansicht, dass der Seidenspinner — Bombyx oder Bombylius — des Aristoteles unser Bombyx mori sei, machte es Kefer stein wahrscheinlich, dass derselbe nicht auf diese ostasiatische Species, sondern auf Gastropacha Dryopbagus Tr., die in Griechenland, Dalmatien, Türkei und Kleinasien heimathet, zu beziehen sei. Das eingehende Quellenstudium des Herrn Verfassers dürfte die auf- merksamste Beachtung finden.) Die unter Redaction des Dr. Geza Horväth in Budapest erschienenen No. 10 — 12 des 1. Bandes der „Rovartani Lapok" bringen als kleine Mittheilungen eine Fülle interessanter neuer Einzelheiten aus den verschiedenen Insectenabtheilungen. — Cole- optera: Nach Horväth sind in Ungarn folgende Caraben als Pflanzenfresser beobachtet: Amara communis, trivialis, familiaris, tricuspidata, rufipes, Acinopus ammophilus, Harpalus obscurus und griseus. J. Frivaldszky beobachtete Tharops nigriceps Mannerh. in Südungarn (Departement Pozsega) im Juli 1860 zweimal massen- haft, zuerst gegen 300 ? auf frischgefällten Buchen und 5 — 6 Stunden später an einer 40 Kilometer entfernten Stelle mehrere Hunderte cJ; nach G. Entz fand sich Saga serrata in Ost-Ungarn (Kolozsvär). — Lepidoptera: Pavel constatirt Cidaria cyanata Hb. als neu für Ungarn, Eug. Vängel Cid. capitata H. Seh. für Nordungarn (bei Eperjes). Eine Massenwanderung der Raupen der Vanessa Cardui hat nach Anker im Juni 1879 bei Budapest stattgefunden, nachdem sie die Disteln und die übrige Vegetation eines Brachfelde,s abgefressen hatten ; sie wanderten in 2 — 4 Schichten übereinander, schwarz den Boden bedeckend, in die be- 1885. Entomol. Nachrichten. No. 7. 111 nacbbarteii Weinberge. - Hymen opt er a: Megacbile lagopoda L. beschneidet die Blätter amerikanischer Eichen (Quercus palustris und coccinea) und der Carya alba, während sie die ungarischen Arten fast ganz verschont. L. Birö zog aus einer dem Abdomen einer jungen Spinne von der Familie der Therididen, der in Deutsch- land seltenen ungarischen Teutana castanea (Clerck), anhaftenden, 2 — 3 Mill. langen weissen Larve die Ichneumonide Gljpta bifoveolata Grav. — Diptera: Nach G-. Lipovniczky hat Cecidomyia de- structor im Departement Tolna bedeutenden Schaden angerichtet. — Neuroptera amph ibiotica: In den Fischteichen des Grafen Pälffy in Szomolany (Dep. Pozsony) haben laut L. Birö (unde- terminirte) Libellenlarven so heillos gewüthet, dass von 50,000 im Frühjahr eingesetzten jungen Fischen im September neben unge- zählten Libellenlarven sich nur noch 54 Fische vorfanden. Litterarisches. Papilio. Devoted to Lepidoptera exclusively. Edited by Eng. M. Aaron. Philadelphia. Vol. IV, Nos. 7 and 8, Sept. Oct. 1884. Inhalt: Grub er, A., On the Caterpillars of North American Papilionidae and Nymphalidae. Transl. by Gh. E. Aaron (Continued) Pg. 115. Edwards, H., Apparently new Species of N. American Hetero- cera. (Zygaenidae, Bombycidae, Noctuidae). 121. Wright, W. G., Notes on the Preparatory Stages of Lycaena Amyntula. 126. Edwards, W. H., Description of the Preparatory Stages of Phy- ciodes Camillus Edw. 128. Aaron, E. M., A question of Priority. 131. Lintner, J. A., On sorae Rio Grande Lepidoptera. 135. Fr ench, G. H., Preparatory Stages of Drasteria Erichtea Gramer. 148. Notes and Queries (Pamphila Baracoa in Florida etc.) 150. Das soeben ausgegebene Heft 1 von Band V (Ser. II) des Journal of the Royal Microscopial Society (London) enthält eine Abhandlung von Erank R. Cheshire: The Apparatus for differentiating the Scxes in Bees and Wasps. An anatomical Investi gation into the Structure of the Receptaculum Serainis and ad ja Cent parts. Mit 2 Tafeln. 112 1885. Eutomol. Nachrichten. No. 7. The Entomologist. An illustrated Journal of general En- tomology. Edited by John T. Carrington. (London.) No. 261. (Vol. XVlil.) February 1885. Inhalt: Trimen, E., Protective resemblances in Insects. Pg. 25. Hudson, Gr. V., Life-History of Cbaragia virescens. Pg. 30. Inchbald, P., A years work among Gallgnats. Pg. 36. Walker, F. A., Oriental Entomology. Pg. 39. Bai ding, Gr., TJrticatiug Properties of Lepidoptera. Pg. 41. Anderson, J., On some Glauds in Insects. Pg. 43. Entomological Notes, Captures etc. Pg. 45. Obituary: Sidney Smith. Pg. 56. Das neu ausgegebene Heft 34 von Godman and Salvin „Biologia Centrali-Americana", enthält ausser einer Fortsetzung der Aves die folgenden entomologischen Ab- theilungen: Coleoptera vol. I part 1. (Adephaga) by H. W. Bates, pg. 313—316, Einleitung (pg. 1 — 10) und Titel; diese Abtheilung ist hiermit abgeschlossen. Coleoptera vol. IV, part 1. (Heteromera) by G. C. Champion, pg. 73 — 88 mit Tafel 3. Coleoptera vol. V. (Longicornia, Supplement) by H. W. Bates, pg. 225—248 mit Tafel 16. Hymenoptera by P. Cameron, pg. 129—144 mit Tafel 7. Rhynchota Heteroptera by W. L. Distant, pg. 297—304 mit den Tafeln 27 und 28. Proceedings of the Scientific Meetings of the Zoological So- ciety of London, for the year 1884. Part III: Papers read in May and June. — Entomologischer Inhalt: Godman, F. D., and 0. Salvin, List of the Ehopalocera collected by G. French Angas in the Island of Dominica. Pg. 314^ 320, with illustrations (Plate 25). — Druce, H., On a CoUec- tion of Heterocera from Dominica. Pg. 321 — 326, with illustra- tions (Plate 25). — Bates, H. W., List of Coleoptera of the families Carabidae and Scarabaeidae collected by W. A. Forbes on the Lower Niger. Pge. 404 — 406, with 3 illustrations — Swinhoe, C, On some new and little-known Species of Butter- flies of the Genus Teracolus. Pg. 434 — 445 with 2 plates (39,40). — Distant, W. L., On the' Rhynchota collected by W. A. Forbes on the Lower Niger. Pg. 458—461. Druck von Otto Dornblüth in Bernbarg. Eiitoiiiologisclie Kacliricliteü. Begründet von Dr. F. Kalter in Putbus. Herausgegeben von Dr. F". Xvai'sch in Berlin. XI. Jahrg. April 1885. Nr. 8. Tenthredinologische Studien IX. Vou Dr. Kicliard K. v. Stein iu Chodau. Die deutschen Arten der Gattung AUantus, Jurine. Seit mehreren Monaten mit einer monographischen Re- vision der Arten — und zwar zunächst der deutschen — der Blattwespengattung Allantus im heutigen Sinne be- schäftigt, erlaube ich mir nachstehend als vorläufiges Re- sultat meiner Studien das Verzeichniss der mir als in Deutsch- land (im alten geogi'aphischen Sinne, also Deutsch-Oesterreich eingeschlossen) einheimisch bekannt gewordenen Allantus- Arten mitzutheilen. Ich habe bei Bezeichnung der Namen überall, soweit jeder Zweifel an der Richtigkeit ausgeschlossen war und soweit die nothwendige Literatur mir zu Gebote stand, den Gesetzen der Priorität Rechnung getragen und die Zeit der ersten Beschreibung unter dem vorstehenden Namen durch die beigesetzte Jahreszahl hervorgehoben. In einer Reihe vou Bemerkungen zu den einzelnen Arten führe ich sodann die Gründe an, die mich zur Wahl dieser Namen veranlassten. Ich kenne bisher folgende deutsche Arten: 1. Allantus scrophulariae L. 1758. 2. Allantus marginellus F. 1793. 3. Allantus omissus Forst. 1844. 4. Allantus bicinctus F. 1798. 5. Allantus distinguendus m. 1885. 6. Allantus fasciatus Scop. 1763. 7. Allantus zona Kl. 1814. 8. Allantus Frauenfeldii Giraud 1857. 9. Allantus Schäfteri Kl. 1814. 10. Allantus sulphuripes Kriechb. 1869. 11. Allantus arcuatus Forst. 1771 (1781). 12. Allantus tiavipes Fourcr. 1785. 8 114 1885. Entomol. Nachrichten. No. .8. 13. Allantus vespa Retz. 1783. 14. Allantus Rossii Panz. 1805. 15. Allantus viduus Rossi 1790. 16. Allantus Dahlii Kl. 1814. 17. Allantus Köhleri Kl. 1814. Bemerkungen zu den einzelnen Arten: 1. Allantus scrophulariae L. Eine sehr genaue und ausführliche Beschreibung dieser bekannten Art findet sich bereits in Linne's Fauna svecica, editio I. 1746 p. 285 unter No. 935 als Tenthredo an- tennis septinodiis, nigra; segmentorum abdominalium mar- ginibus, excepto secundo et tertio, flavis. Auf Tab. IL ist die Art sehr unkenntlich abgebildet, 1758 in Linne's Syst. Nat. X. 1. p. 556 u. 12 erscheint sie zuerst unter dem Namen Tenthredo Scrophulariae. Die von Klug auf 2 cJ, aus Kärnthen stammende Exem- plare gegründete T. (Allantus) propinqua ist mir zwar bis jetzt noch nicht zu Gesicht gekommen, doch lassen es Uebergangsformen, die ich besitze, zweifellos erscheinen, dass es sich nur um eine Abänderung handelt, bei der die gelbe Farbe in bemerkenswerther Weise auf Kosten der schwarzen zurückgetreten ist. 2. Allantus marginellus F. Fabricius beschreibt in der Entomologia systematica 1793 p. 117 n. 50 das ? dieser Art als Tenthredo margi- nella. Die Beschreibung ist durchaus zutreffend. 3. Allantus omissns Forst. Es ist kaum begreiflich, dass diese verbreitete, in vielen Gegenden Deutschlands gradezu häufige Blattwespe noch immer verkannt wird und sich fast bei allen Autoren und in allen Sammlungen, als Allantus marginellus oder als Varietät davon vorfindet. Diese Wespe wird zum ersten Mal beschrieben und abgebildet von Panzer in seiner Faun, germ. Heft 65, tab. 5, welches im Jahre 1799 erschien, als Tenthredo Yiennensis Schrank. Die Art war gut, aber der Name unrichtig, denn ob- gleich die ziemlich ausführliche Beschreibung von Schrank ohne zu grosse Gewalt sich auch auf unsern Allantus deu- 1885. Entomol. Nachricliten. No. 8. 115 ten Hesse, so besteht doch nicht der mindeste Zweifel, dass wir die von Schrank beschriebene Art in unserm heutigen Emphytus viennensis besitzen. Des Weiteren bemerkt Panzer in seiner kritischen Re- vision zu seiner Fauna germanica, II. Band, p. 30 betreffs der Abbildung seiner Tenthredo Viennensis: „Diese ist die- jenige, welche Professor Fabrizius nur für eine Abcänderung seiner marginellae hält. Sie ist aber eine ganz eigene Art, von der Schrank das Weibchen beschrieben hat, und das Männchen hier abgebildet ist." — Panzer, der solchermassen die Artrechte seiner Blattwespe vertheidigte, irrte nicht nur darin, dass er diese mit Schrank's T. Viennensis identifi- zirte, sondern auch darin, dass er seine Abbildung für ein Männchen ausgab. Die Abbildung stellt das Weibchen dar. Bald als T. viennensis, bald als T. marginella, bald als Abänderung der letzteren zieht sich die Art nun durch die Werke der meisten Autoren bis auf die neueste Zeit hin. In der Stettiner entomol. Ztg. 5. Jahrgang 1844 S. 289 beschrieb der kürzlich verstorbene Professor Arnold Förster die Art in ausführlicher Weise und in beiden Geschlechtern unter dem Namen Allantus omissus. Dass seine Beschreibung in Bezug auf Farbe der Fühler und Flügel etwas mangel- haft oder vielmehr einseitig ist, liegt in der geringen An- zahl von Exemplaren (ein Pärchen), die ihm bei Abfassung der Beschreibung vorlagen. Im Mai v. J. übersandte mir Professor Förster den Allantus omissus in 3 typischen Stücken (1^2?) mit der Bemerkung: „Ich kann mich nicht üljerzeugen, dass er mit All. marginellus F., wie ihn Thomson beschrieben hat, übereinstimmt." — Thomson's All. marginellus ist aber, soweit seine ziem- lich mangelhafte und durch einen Druckfehler (1—9 medio flavis) noch verunglücktere Beschreibung vermuthen lässt, wirklich gleich All. omissus Förster, nur sind Thomson's Citate von Klug, Hartig und Fallen iS) bestimmt, jenes von Fallen [%!) wahrscheinlich falsch. Der guten Panzer -Förster'schen Art muss der Name Allantus omissus verbleiben, da wir nicht gut neben einem Emphytus viennensis einen Allantus viennensis stehen lassen können. Zur leichteren Unterscheidung der beiden so nahe ver- wandten, so viel verwechselten und doch so leicht unter- scheidharen Arten marginellus und omissus gebe ich nach- folgend genauere Diagnosen: 116 1885. Eutomol. Nachrichten. No. 8. Allantus marginellns F. Niger, nitidulus, clypeo, labro maris semper, feminae rarius, anteunarum articulo primo, pronoto, puncto gemino scutelli (rarius deficiente), raaculis pectoris, marginibus (feminae latioribus) segmenti primi, quarti, quinti (hoc in mare plerumque late, in femina rarissime interrupto) apiceque abdominis (7.-9. segmento) flavis, alis fusco-hyalinis, apice magis minusve infuscatis, radio stigmateque luteis, squa- mula nigra. Mas pedibus pallide fiavis basi coxarum, femoribus superne, apice tibiarum (praecipue posticarum) tarsisque nigris. Femina pedibus pallide flavis, maxima parte coxarum, femoribus fere totis nigris, apice tibiarum posticarum rufo- testacea, tarsis fuscis vel nigris. Allantus oniissus Förster. Niger, capite et thorace confertim punctatis, subopacis, antennis articulo primo flavo, secundo nigro (rarius in mare subtus flavo-punctato), flagello fulvo, rufo-brunneo, fusco aut nigro, clypeo, labro maris semper, feminae rarius, pronoto, puncto gemino scutelli (saepe confluente, rarissime deficiente), maculis pectoris, marginibus (feminae tenuibus) segmenti primi, quarti, quinti (hoc in mare plerumque late, in femina rarissime interrupto) apiceque abdominis (7. — 9. segmento) flavo-albidis ; alis hyalinis, litura apicali nulla vel absoleta, rarius distincta, radio stigmateque luteis, squamula nigra. Mas et femina: pedibus flavis, coxis maxima parte, femoribus anterioribus supra, posticis fere totis nigris, tibiis posterioribus basi excepta tarsisque flavo-rufis, tarsis posti- cis saepe obscurioribus, in mare interdum fere fuscis, nun- quam nigris. 4. Allantus bicinctns F. Fabricius beschreibt in seinem Supplementum entomol. System. 1798 p. 217 n. 51 — 52 nur das Männchen, aber vollkommen kenntlich. Die Kenntniss des Weibchens ver- danken wir zuerst Herrn Klug, der den Namen cingulum wählte, wahrscheinlich, weil eine Tenthredo bicincta L. die Priorität von der Fabricius'scheu Art besass. Da aber Linne's Art, die bekannte Tenthredo bicincta zuerst im Jahre 1766, Syst. Nat. XII p. 925 n. 31 beschrieben wird und dieselbe Art bereits von Scopol! 1763 p. 277 n. 725 Tenthredo temula genannt wurde, welche Art also kein 1885. Eütomol. Nachrichten. No. 8. 117 Allantus ist, so wird der Fabricius'sche Artname berechtigt und miiss als solcher anerkannt werden. Auch diese Art ist übrigens vielfach verkannt worden. 5. Allantus (listinguendiis m. Diese Art ist bereits im 9 Geschlechte von Thomson unter dem Namen Allantus zona Kl. beschrieben worden. Die Klug'sche Tenthredo zona ist aber eine andere, von mir unter No. 7 aufgeführte Art und es musste für Thom- son's Thier daher ein neuer Narafe geschaffen werden. Die Diagnose dieser bisher nur im 2 Geschlechte bekannten Art gebe ich folgendermassen: Niger, nitidus, antennis gracilibus, capite thoraceque vix subbrevioribus, clypeo, labro, mandibulis, antennarum articulo primo, niargine pronoti, squamulis, segmento ab- dominis basali, 7 — 9 medio, quinto cingulo citrinis, pedibus concoloribus, coxis, femoribus anticis supra, posterioribus fere totis, apice tibiarum nee non articulorum inrsorum nigris, alis hyalinis, radio stigmateque testaceis, hoc apice fusco. Long. ? 9 mm., long, antenn. 3V2 ihm- 6. Allantus fasciatus Scop. Scopoli beschreibt in seiner Entomologia carniolica p. 278 n. 727 das ? dieser Art sehr deutlich und ausführlich. Der Name findet sich bei Christ, Fallen, Schrank u. s. w. und hat unbedingt die Priorität vor dem späteren Namen T. (Allantus) zonula Kl, 7. Atlantas zona Klug. Diese seltene Art hat gleichfalls das Missgeschick ge- habt, wiederholt verkannt zu werden. Der sonst so scharf- blickende Thomson beschreibt sie unter dem Namen Allantus quadricinctus und citirt dabei eine Tenthredo quadri- cincta Uddman, obwohl Uddnum's 10 Blattwespen über- haupt keine Namen führen konnten, da seine Dissertation „Novae insectorum species" 1753, also vor Einführung der binaeren Nomenklatur erfolgte. Auch die zweite 1790 von Panzer besorgte Ausgabe enthält keinen Namen. Die unter No. 83 bei Uddman beschriebene Art ist die T. tricincta F. Der Name T. quadricincta rührt erst von Fallen her. Da mithin eine Uddman'sche T. quadricincta ül)erhaupt nicht existirt, die Fallen'sche Art dieses Namens aber eine andere Species ist, hat der Klug'sche Name das ausschliess- 118 1885. Entomol. Nchrichten. No. 8. liehe Recht auf Geltung und ist ihm Allantus quadricinctus Th. als synonym beizugesellen. 8. Allantus Frauenfeldii Giraud. Herr Dr. J. Giraud beschreibt diese neue Art Tenthredo (Allantus) Frauenfeldii in den Verhandlungen des zool. botan. Vereins in Wien 1857 VII. Band S. 181. Das ^ ist auf Tafel IV, Fig. 3 abgebildet. 9. Allantus Schaffen Klug. Magazin der naturforschenden Freunde in Berlin VIII 2, 1814 1818 S. 139 n. 109. ~ Klug, die Blattwespen nach ihren Gattungen und Arten 1818 S. 159 n. 109. 10. Allantus sulpliurlpes Kriechb. Herr Dr. Kriechbaumer beschreibt diese Art unter seinen hymenoptcrologischen Beiträgen in den Verhand- lungen des zool. botan. Vereins in Wien 1869 19. Band S. 587. 11. Allantus arcuatus Forst. J. Reinh. Forster, Novae species insectorum Centuria I. Londini 1771 (nach Zaddach), 1781 (nach Cameron) p. 79. Die Beschreibung ist mir im Originale nicht zugcänglich gewesen. 12. Allantus flavipes Fourcr. Diese vielfach verwechselte Blattwespe wurde zuerst von Geoffroy, Histoire abregee des insectes Tome II 1762 p. 284 n. 26 als „La mouche-ä-scie noire a pattes jaunes et milieu du ventre fauve", doch nur im S Geschlecht beschrieben. — Der Fourcroy'sche Name, Entomologia Parisiensis 1785 p. 372 n. 26 ist heute allgemein angenommen. Klug beschrieb beide Geschlechter unter dem Namen T. dispar. 13. Allantus vespa Retzius. Diese Wespe ist bis heute allgemein unter dem Namen Allantus tricinctus bekannt. Degeer beschrieb sie zuerst 1772 (Ausgabe von Götze 1779) als Mouche a scie guepe, hielt sie aber für die Linne'sche Tenthredo (Macrophya) rustica. Degeer's Beschreibung der Wespe und seine ausführliche Mittheilung ihrer, später auch von Brischke, Snellen van Vollenhoven und Andern studirten Verwandlungsgeschichte, haben nie den geringsten Zweifel aufkommen lassen, dass seine Art identisch mit unserem Allantus tricinctus sei. Retzius gab bekanntlich in seinen 1885. Entomol. Xachrichten. No. 8. 119 „Genera et species insectorum" den Degeersclien Arten Namen und nannte diese Art p, 72 u. 302 Tenthredo vespa. Diese Benennung hat ebenso gut Geltung, wie die übrigen Retzius'schen (coeruleipennis, pulverata, rufocincta, virididorsata, limacina u. s. w.), die heute allgemein an- genommen sind. Der Fabricius'sche Name stammt erst aus dem Jahre 1804, wo die Art im Systema piezat. p. 30 u. 5 beschrieben wurde. 14. Allantns Rossii Pz. Auch diese gemeine Blattwespe hat mancherlei Wand- lungen in ihrer Benennung erfahren. Klug nannte sie T. (A 1 1 a n t u s) b i f a s c i a t a , und unter diesem Namen findet sie sich bei Hartig, Eversmann, Rudow, Thomson und Brischke. 1871 brachte Andre für diesen AUantus, den er übrigens sehr schlecht und mangelhaft beschreibt, den völlig falschen und ungerechtfertigten Namen tenulus auf, wahrscheinlich weil Lepeletier in seinem Werke als Synonym zu seiner T. ßossii eine T. tenula Scop. citirt. Falsch ist der Name, weil Scopoli eine T, tenula nie beschrieben hat, sondern nur eine T. temula; ungerecht- fertigt, wTil diese T. temula die bekannte T. bicincta L. ist, wie ich bereits oben bemerkt habe, bei Leibe aber nicht unser AUantus. Nachleser der Originalbeschreibung hätten diesen Irrthum, in welchen leider auch Cameron verfallen ist, leicht vermeiden können. Der Name AUantus Rossii, welcher allein berech- tigt ist und sich auch bei Lepeletier findet, stammt aus dem Jahr 1805. In diesem Jahre erschien von Panzers Werk das 91. Heft und in demselben wird auf Tafel 15 unsere Wespe sehr gut und kenntlich unter dem Namen AUantus Rossii Jurine abgebildet, auch in der Beschreibung der AUantus Rossii von Jurine citirt. Der scheinbare Wider- spruch, dass Panzer in seinem 1805 erschienenen Heft be- reits den Gattungs- und Artnamen, sowie die Abbildung aus Jurine's Werk citirt, das bekanntlich später erschien — es trägt die Jahreszahl 1807 — erfährt dadurch seine Lö- sung, dass Jurine den Lihalt seines Werks noch vor dem Erscheinen desselben an Panzer mitgetheilt hatte. Der AUantus Rossii Jurine (nicht Panzer) p. 56 und i)lanche 6 gilt allgemein als unser AUantus viduus und wird bei diesem als Synonym angeführt. Es mag vor- läufig dahingestellt bleiben, ob das unverhältnissmässig helle Flügelcolorit in der Abbildung nicht auch eine andere Deutung zuliessc, immerhin aber hat der Name AUantus 120 1885. Entomol. Xacbricbteu. No. 8. Rossii Jurine für unsern Allantus viduus jede Geltung verloren, da Rossi's Name der letzteren Art um 17 Jahre älter ist, dagegen hindert nichts, den Namen Allantus Rossii für die Panzersche Art beizubehalten, ganz ebenso, wie wir heute einen Nematus capreae Panz. haben, obgleich dieser mit der bereits von Panzer beschriebenen und von ihm citirten T. capreae Fabr. und T. Salicis capreae L. nichts gemein hat. 15. Allantus vidans Rossi. Diese Art ward zuerst 1790 als T. vidua beschrieben in Rossi's Fauna etrusca p. 26 n. 715 (abgebildet Tab. IIl. tig. 6); editio Illiger 1807. p. 38. 16. Allantns Dahlii Klug. Diese Art wurde zuerst von Klug im Magazin der natur- forschenden Freunde in Berlin 1814/1818 VIII 2. p. 143 n. 116, ferner in ,,die Blattwespen nach ihren Gattungen und Arten'' 1818 p. 167 beschrieben. Herr Dr. Kriechbaumer veröffentlichte 1869 die Art in den Verhandlungen der zoologisch-botanischen Gesellschaft in Wien S. 591 nochmals unter dem Namen Allantus x a n t h o r i u s. 17. Allantus Kölileri Klug. Diese Art wurde zuerst von Klug, gleichfalls im Ma- gazin der naturforschenden Freunde in Berlin 1814/1818 VIII 2. p. 143 n. 115, ferner in „die Blattwespen etc." 1818 p. 167 beschrieben. Ich habe mich bewogen gefunden, diese Art an das Ende der deutschen Arten der Gattung Allantus zu stellen, da sie sich durch die Bildung ihrer Mundtheile sofort von allen anderen AUanten, ja sogar von fast allen anderen Blattwespen unterscheidet und sich in dieser Hinsicht den Tarpiden. mit denen die Arten der Gattung Allantus merk- würdigerweise auch in Farbe und Zeichnung viel Aehnlicheit besitzen, in bemerkenswerther Weise nähert. Bei ihm ist nämlich nicht nur der innere Lappen des ünterkieferpaares in einer ganz auffallenden Weise ver- grössert, sondern es ist vor allen Dingen das sonst so wenig hervorragende 3. Kieferpaar (der sogenannte Unterlippeu- apparat), von seinen Tastern abgesehen, welches ganz un- gewohnte Dimensionen angenommen hat. Schon der Stamm dieses Kieferpaares, häufig auch Kinn genannt, ist so be- trächtlich verlängert, dass er mit seinem anderen Ende, 1885. Entomol. Nachrichten. Xo. 8. 121 welches die Zunge und die Lippentaster trägt, den Rand der Mandibeln übeiragt. Namentlich ist aber die dreilappige Zunge derart erweitert, dass das stark hervorstehende Organ, ganz wie bei der Gattung Tarpa, eine ungemein grosse äussere Aehnlichkeit mit der Honigzunge der Biene erhält. Während bei den anderen Blattwespen, Tarpa aus- genommen, die Lippentaster mit ihren Endgliedern, die stark zurücktretende Zunge stets und meist bedeutend überragen — man vergleiche hierfür nur die zahlreichen Abbildungen bei Hartig — tritt bei unserer Art die Zunge soweit hervor, dass die Lippentaster kaum deren halbe Länge erreichen und fast unter den gleichfalls kolossal entwickelten Unter- kieferlappeu verborgen bleiben, ja es würden selbst die aus- gestreckten und nach vorn gezogenen Kiefertaster, die sich bei den beschreibenden Tenthredinologen allein unter allen inneren Mundtheilen einer gewissen Erwähnung erfreuen, kaum bis ans Ende der grade vorgestreckten Zunge reichen. Solche auffallende Verschiedenheit, zu der nur Allan tus Dahlii durch gleichfalls stark entwickelte Zunge einen beachtenswerthen üebergang bildet, weshalb ich diese Art auch unmittelbar vor Allantus Köhleri einreihte, müsste in einem System, welches weniger ausschliesslich auf Flügel- geäder und Fühlerbildung gegründet wäre, unbedingt die Erhebung von Allantus Köhleri zu einer eigenen Gattung erfordern. Ob mit dieser seltsamen Bildung der Mundtheile be- sondere biologische Verhältnisse Hand in Hand gehen, kann ich nicht sagen, da ich den Allantus Köhleri nur erst zwei- mal selbst gefangen habe und seiner Zeit etwaigen Be- sonderheiten keine Aufmerksamkeit schenkte. Ich hoffe später bei Publizirung meiner Arbeit über die Gattung Allantus eine Abbildung der Mundtheile dieser interessanten Art liefern zu können. Anschliessend an die vorstehenden ^litthcilungon richte ich an alle Herren Entomologen, welche im Besitze von Blattwespen der Gattung Allantus sind, die ergebene Bitte, mir solche auf kurze Zeit zur Untersuchung anzuvertrauen. Besonders lieb wären mir Zusendungen, welche Thiere aus dem Süden von Oesterreich, aus Ungarn, Italien, Frankreich und Spanien enthalten, doch sind mir, im Interesse einer möglichst genauen Ausarbeitung der geographischen Ver- breitung auf Grundlage eigener Prüfungen, auch Zusendungen 122 1885. Entomol. Nachrichten. No. 8. aus allen anderen Gegenden, namentlich der weniger ge- meinen und verbreiteten Arten sehr erwünscht. Ich bin gern bereit, alle Kosten der Zusendung zu tragen und die mir gütigst mitgetheilten Stücke nach Einsichtnahme determinirt an ihre Eigenthümer zurückgelangen zu lassen. Meine Adresse ist: Dr. Kichard R. v. Stein, Chodau bei Carlsbad, Böhmen. Merkwürdige Varietät von Vanessa c-album L. und Papilio machaon L. Von A. Schatteumann. Am 8. Juli vorigen Jahres fing ich bei Schweinfurt (Bayern, Kreis Unterfranken) eine erheblich in Zeichnung und Färbung von der Stammart abweichende Varietät von Vanessa c-album. Was die Oberseite der Flügel des Thieres anlangt, so fällt vor Allem auf, dass die bei der Stammart gesonderten Vorderrandsflecke der Vorderflügel hier zu einem einzigen schw^arzen, die Mitte des Vorder- rands einnehmenden Fleck zusammengeflossen sind. Unter- halb dieses Flecks am Innenrande steht ein — auf dem rechten Flügel grösserer — schwarzer Doppelfleck, der mit dem Vorderrandsfleck saumwärts durch einen schmalen verflossenen schwärzlichen Schattenstreif, welcher auf dem rechten Flügel deutlicher hervortritt, verbunden ist. Alles Uebrige auf den V^orderflügeln trägt die roth gelbe Grundfarbe der Stammart, insbesondere ist der Saum nicht dunkelbraun, sondern nur in der Flügelspitze etwas bräunlich gemischt und zwischen Kippe 2 bis 5 stehen schwärzliche Wische. Die Hinterflügel erscheinen fast ganz schwarz, indem auch hier die Flecke zusammengeflossen sind und einen grossen, beinahe die ganze Fläche des Flügeis ein- nehmenden, saumwärts verfliessenden schwarzen Fleck bilden. Saum und Wurzelfeld, soweit sich nicht der schwarze Fleck darüber verbreitet, bleiben rothgelb. Auch die Unter- seite des Falters ist abweichend gefärbt. Während sich hier bei der Stammart in der Regel bräunliche, gelbliche und weissliche Nuancen zu einer bald helleren, bald dunk- leren gewässerten M i s ch u n g vereinigen, wobei B r a u n die überall vorherrschende Farbe ist, sind bei meinem Exemplar zwei Farben ziemlich streng geschieden: Das Saumfeld erscheint rein hellbräunlichgelb und ist nur auf dem Vorderflügel zwischen Rippe 2 und 5 etwas veilgrau gemischt, 1885. Eutomol. Nachricliten. No. 8. 123 Mittel- und Wurzelfeld sind braun und nur wenig heller gemischt und gewässert. Von den bei der Stammart stets vorhandenen grünlichen Flecken im Saumfelde findet sich keine Spur. Die weisse Zeichnung endlich auf der Unter- seite der Hinterfügel gleicht nicht, wie sonst, einem kleinen deutschen c, sondern stellt ein mehr gestreckteres Häkchen dar. Das Thier ist, was die Grösse betrifft, ein wenig kleiner als gewöhnlich die Stammart, und mag noch bemerkt werden, dass die Kolbe des linken Fühlers verkümmert ist. — Allein durch die Färbung zeichnet sich eine gleichfalls bei Schweinfurt von mir am 7. Juli 1883 gefangene Varietät von Papilio machaon vor der Stammart aus. Die Grund- farbe der Oberseite der Flügel ist, wie sonst auch, gelb, allein etwas dunkler und trüber. Alles übrige aber, was bei der Stammart schwarz gefärbt ist, Wurzel, Rippen, Flecke, Saumbinde der Vorder- und Hinterflügel etc. etc., einschlüssig der fleckenartigen blauen Bestäubung auf der Saumbinde der Hinterflügel, erscheint in einem — von der Seite bläulich schimmernden — Hellgrau. Nur der rothe Augentteck am Afterwinkel der Hinterflügel trägt die ge- wöhnliche frische Farbe. Auch der Hinterleib ist oben grau gefärbt, die Mitte des Thorax dagegen und die Fühler sind wie gewöhnlich schwarz. Die Unterseite ist der Oberseite entsprechend matter gefärbt und bietet sonst nichts Be- merkenswerthes. Das Thier macht, von oben betrachtet, den Eindruck, als ob ein grauer Hauch auf ihm läge, von dem nur der rothe Afterwinkelfleck der Hinterflügel verschont geblieben. Leider ist der linke Oberflügel des sonst gut erhaltenen Schmetterlings verkrüppelt. — Beide beschriebene Varietäten dürften nur als ganz vereinzelte Ausnahmen vorkommen und verdienen daher richtiger den Namen „Abarten". i\Ian wird nicht fehl gehen, wenn man die Abweichung in Flügelfärbung und -Zeichnung mit den anderen erwähnten Missbildungen — der Verküm- merung des linken Fühlers bei Vanessa c. album und der Verkrüppelung des linken Oberflügels bei Papilio machaon — in Zusammenhang setzt und für Beides ein und die- selbe Entstehungsursache, die man in einer geringen äusseren Verletzung der Raupe oder Puppe suchen mag, annimmt. 124 1885. Entomol. Nacbrichtea. No. 8. Antwort auf Hrn. M. Quedenfeldt's Frage (p. 34): Wie lebt Gnorimus variabilis L? Von J. Weise. Diejenigen „weiteren entomologischen Kreise, für die es etwa von Interesse sein sollte, constatirt zu wissen, ob Gnorimus variabilis L. thatsächlich nur seine Verwand- lung im Mulme hohler Bäume durchmacht, oder ob diese Substanz auch vorwiegend dem entwickelten Insect zur Nahrung dient", verwaise ich auf Erichs on, Naturgesch. Ins. Deutschi. III. p. 561: „Die Käfer der in faulem Holz lebenden Larven lecken theils Baumsäfte auf, theils fressen sie Blüthentheile, besonders Blumenstaub" und p. 583 und 584, Gnor. variabilis : ,,er findet sich an Eichen- und anderen Baumstämmen, seltener auf Blüthen. Heyer fand ihn beim Sonnenschein fliegend, auch auf Blättern und Blumen ruhend" etc.; ferner auf Gr edler, Käf. Tir. p. 204: Auf Blüthen und in morschen Stöcken der Kastanienbäume; endlich noch auf Wah ns ch äffe, Verzeichniss p. 210: „In Ostpreussen habe ich einmal (1851) den Käfer zu Hunderten auf Dolden- pflanzen (Sium oder Phellandrium) an Gräben bei der König- lichen Försterei Flicken unweit Mehlauken, wo zahlreiche alte Eichen und Erlen und deren Stämme vorhanden waren, mit dem derzeitigen Oberförster Steffens angetroffen." Herr M. Quedenfeldt weise also nach, dass Gnor. variabilis vom Mulme lebt, insbesondere informire er sich bei seinem verehrten Freunde Hrn. P. Habelmann besser darüber, ob dieser seine 30 Ex. des Käfers den Mulm einer hohlen Eiche fressend angetroffen habe, oder ob dieselben an der hohlen Eiche den ausfliessenden Saft leckten, und ob die- selben sauber oder von der Jauche stark beschmutzt waren; erst dann wäre eine Entgegnung auf meine zutreffende Be- merkung am Platze. Weshalb betrachtet denn Herr M. Quedenfeldt Osmo- derma und Oryctes als Verwandte und nicht Gnor. nobilis und die Cetonien? Ob Herr M. Q u e d e n fe 1 d t in der That Veranlassung hatte, meine Bemerkungen „auf das richtige Mass zurück zu führen", werde ich im 2. Hefte 1885 der deutschen entomol. Zeit- schrift erörtern. Kleinere Mittheilungen. Dr. Henry C. Mc Cook erzählt iu den „Proceedings Acad. Nat. Sciences Philadelphia" (1884 pg. 293) einen merkwürdigen 1885. Entomol. Nachrichten. No. 8. 125 Fall von Folgerungsvermögen bei den Grillen. Es ist bekannt, dass viele Orthoptern, namentlich Grillen und Heuschrecken, von Einge- weidewürmern geplagt werden, unter denen Gordius ihnen besonders lästig sein muss. Nun müssen diese Orthoptern irgendwie entdeckt haben, dass sie sich ihrer ungebetenen Gäste nur im Wasser ent- ledigen können. Sie überwinden daher ihren Abscheu vor dem flüssigen Element und suchen, wenn sie von ihren Einmietheru ge- peinigt werden, irgend ein Wasserbecken auf, in welches sie den Hinterleib hineinstecken. Nach einigen heftigen Bewegungen des Leibes kommt gewöhnlich der ausgestossene Gordius zum Vorschein und bewegt sich lebhaft im Wasser. Die Grille oder Heuschrecke ist nach dieser Procedur sehr erschöpft, taumelt hin und her und verlässt den Ort ihrer Erleichterung nur 1 mgsam und schwankendeu Ganges. Selbst Hausgrillen suchen in den Küchen Wasserbehälter auf und bevölkern solche in angegebener Weise mit Gordius. — Wie sind die Orthoptern zu dieser Wissenschaft gekommen? Ein neuer Quälgeist unserer Hausthiere. — Wladimir Schimkewitsch macht in No. 187 des Zoologischen Anzeiger von Carus, Jahrg. 8, 9. Febr. 1885, p. 75-78 eine neue Gattung Fleischflöhe (Sarcopsyllidae) bekannt, deren einziger Vertreter in den Tjan-Schans-Thäleru und dem Baissaur Gebirge (Ursprung des Techilikaflusses) auf dem Vieh, auch auf dem nach Taschkent und Tschischgant zum Verkauf getriebenen, lebt. Es wurde nur das Weibchen gefunden, das im Herbste bei Schneelage und während dos Frostes am zahlreichsten erscheint und auf Pferden, Schafen, Kameelen und dem Hornvieh, eine starke Entkräftung des Organis- mus, auf den Füllen sogar den Tod erzeugt. Es ist anfangs fast schwarz, bei geschwollenem Hinterleibe aber weiss mit bunten Streifen, von wurmartiger Gestalt und von den Kirgisen Alakurt d. i. bunter Wurm genannt. Schimkewitsch hat es VermipsyUa Alakurt getauft. Litteratur. Rovartani Lapok, herausgegeben von Geza Ilorvatli, No. 10 — 12, Nov. — Dec. 1884, enthalten neben kleineren Mittheiliingen : Anker, L., Wanderung von Eaupen. p. 247 — 9, p. XXX. Biro, L., lieber Insectensamnieln. IV. pg. 193 — 5, p. XXV. Dudich, A., Lebensweise von Megachile, Fig. 46. p. 241 — G, p. XXIX— XXX. 126 1885. Entomol. Nachrichten. No. 8. Horvath, G., Die Columbatcher Mücke, Taf. III, p. 195—204, p. XXV— XXVII. — , Ein entomologisches Journal des vorigen Jahrhunderts, p. 217 — 223, p. XXVIII. Kuthy, D., Die ungarischen Anisoplia-Arten. p. 42-45, p. 205 — 209, p. XXVII. Paszlavszky, L., Ueber die ungarischen Cynipiden, p. 223— 7, p. XXVIII. Ueber Seidenbau in Ungarn, p. 227—280; p. XXVIII— XXIX. (Vergl. kleinere Mitth. in Nr. 7, p. 110, wo das Orthopteren Saga fälschlich unter die Coleoptera gerathen ist). Revue d'Eii tomologie, publiee par la Societe fraiiQaise d'Entomologie. Red. Albert Fauvel. Tome III. 1884. No. 12. — Inh alt: Fauvel, A., Les Longicornes gallo -rhenans. Catalogue. (Fin.) Pg. 349. — Nouvelle note sur l'Hypothenemus eruditus W. 390. Comptes des recettes et depenses pour 1883. 391. Liste des Membres de la Societe fran^aise d'Entomologie (1884). 392. Composition du bureau de la Societe pour 1883 — 84. 404. Table alphabetique des especes nouvelles. 405. Table alphabetique par noms d'auteurs. 406. Die „Revue des Sciences Naturelles, foudee ä Montpellier par E. Dubreuil" enthält in ihrem neuesten Heft (Tome IV, No. 2, Dec. 1884) eine grössere Arbeit (pg. 193—232) von Ed. Bonnet und Ad. Finot „Les Orthopteres de la Regence de Tunis". Die Verfasser beabsichtigen nicht, hier eine Orthopternfauna des Landes zu geben, sondern bieten nur eine Zusammenstellung der bisher beobachteten Arten mit faunistischen und anatomischen Bemerkungen. Bulletin of the Brooklyn Entomological Society. Editor John B. Smith. Vol. VII, No. 10. 1885. Inhalt: Willis ton, S. W., On the Classification of North American Dip- tera (First paper) pg. 129 — 139. M. Aug. Chevrolat. 139. Society News. 139-^140. 1885. Eutomol. Nachrichten. No. 8. 127 Entomologisk Tidskrift, pa föranstaltande af Entomolog. Föreningen i Stockholm, utgifven af J. Spangberg. Jahrgang V., 1884. Hauptsächlicher Inhalt: Söreusen, W., Traek af nogle sydatüerikanske insekters biologi. Pg. 1. — Schöyen, Om Mi cropterjx - larveues optraeden i vore birkeskove. Pg. 37. Tilvaext til Norges lepidopter- fauna fra de senere aar. Pg. 55. — Holmgren, Parasit- steklar insaml. i Norrland och Lappland. Pg. 63. — Wallen- gren, Limuophidae, Apatanidae och Sericostomatidae funna pa skandinav. haifön. Pg. 115. — Sandberg, Over arktiske sommerfugles metamorphoser. Pg. 139. — Reuter, Finlands og Skandinav. Hemiptera Heteroptera. Pg. 173. Species Cap- sidarum ex expedit. Galateae. Pg. 195. — Von jeder Ab- handlung ist ein Auszug in französischer Sprache beigegeben. Tijdschrift voor Entomologie, uitgegeven door de Nederlandsche Entomologische Vereeniging, onder Pte- dactie van A. W. M. Van Hasselt, F. M. Van der Wulp, en E. J. G. Everts. Deel 27, aflevering 4. Inhalt: Sn eilen, P. C. T., Eeue varieteit van Catocala nupta L. (PI. 11 fig. 1.) Pg. 209. — Aanteekening over 2 varieteiten van Oost-Indische Dagvlinders. (PI. 11 fig. 2, 3). Pg. 210. — Beschrijving van 2 Javaansche soorten van het genus Madopa Steph., Led. (PI. 11 fig. 4, 5). Pg. 212. Van der Wulp, F. M., Oost-Indische Psilopus-soorten. (PI. 12). Pg. 217. Leesberg, A. F. A., Bijdrage tot de kennis der iulandsche Ga- lerucinen. Pg. 229. Sn eilen, P. C. T., Boekaankondiging: M. Saalmüller, Lepidopteren von Madagascar. Pg. 244. Everts, E., Goleoptera door H. ten Kate jr. in Noordelijk Lap- land aangetrofi'eu. Pg. 249. Van Hasselt, A. W. M., Spinnen door H. ton Kate in Noorde- lijk Lapland verzameld. Pg. 251. Eitsema, C., Bijdrage tot de kennis der Coleopteren-Fauna van het eiland Saleijer en van het naburige eilandje Poeloe-Katela. Pg. 253. Snellon, P. C. T., Coryptiluni Triphaonoides. Pg. 265. 128 1885. Eutomol. N'achrichten. No. 8. <' Transactions of the Entomological Soci ety ofj,Lon- (lon, for tlie year 1884, Part III. .j. Inhalt: V Kirby, W. F., Notes on the Diptera of New Zealaad, supplemen- tary to Huttons last Catalogue of 1881. Fg. 269. Meyrick, E., Ou the Classification of the Australian Pyralidina. 277. Butler, A. G., The lepidopterous genus Cocytia. 351. t Moore, F., Descriptions of new species of Indian Lepi( optera Heterocera. 355. Forsayeth, E. W., Life-history of 60 species of Lepicl optera observed in Mhow, Central India. (With 2 plates.) 377. Bridgruan, Further additions to Marshall's Catalogue of British Ichneumonidae. 421. Olliff, A. S., Notes on the life-history of Porphyraspis tristis, a palm-iufesting Cassida from Brazil. 435. Proceedings. 9 — 24. Mahnruf an die Herren Entomologen. Es dürfte endlich angemessen sein, auf das in den neueren Er- zeugnissen der beschreibenden entomologischen Litteratur grenzenlos leicht- sinnige incorrecte Latein hinzuweisen. Die kurzen Diagnosen werden vielleicht von manchem deutschen Leser als überflüssig unbeachtet ge- lassen, haben aber doch ihren Nutzen darin, dass man die unterscheidenden Kriterien der Genera und Species kurzgefasst kennen lernt und sich nicht mit langem Suchen abmühen darf, wenn etwas wichtiges bei dem zu untersuchenden Object nicht zutrifft. Ist es aber der entomologischen Wissenschaft würdig, wenn der Text eines sonst schönen und au ge- nauester Beobaclituug beruhenden Buches durch Fehler entstellt -d, für die jeder Gyranasial-Tertianer, wenn sie sich in seinem Scri fänden, hart gemassregelt werden würde? Es bedarf nur weniger Miii des Lesens, um sich davon zu überzeugen, wie sehr dieser Vor begründet ist. In der vortrefflichen Arbeit von Faust über Erirte^nüs Notaris u. s. w. im Bulletin Soc. Imper. Natural. Moscou 1882. N. 4, p. 368 — 468 heisst die Brust fast allgemein ,,pectum"; aber eine viel tollere Wirthschaft zeigt sich in den neuesten Arbeiten vonReitter. wo man liest ,,coxae distantae", ,,pedibus breves'', ,,tarsi postici simpli*ci", ,,antices quadriarticulatae", ,,sulca" (Furche), ,, fronte bicristato", ,,ocu- lari", für ,,oculorum", ,,oculi prothoracis margini distanti" statt ,,a margine distantes", und dergleichen greuliche Schwabenstreiche in' un- geheuerlicher Zahl. Den deutschen Leser erfasst unsäglicher Aerger und Verdruss über diese schnöde Verunstaltung der Sprache und über die lächerliche Entweihung der Wissenschaft, die Ausländer aber sicherlich Hohn und Spott über die gerühmte deutsche ,, Gelehrsamkeit". Sollte es zu kostspielig sein, diese Sorte von Latein von einem tüchtigf;n Gymnasiasten corrigiren zu lassen, ehe man sie drucken lässt und d ..i gebildeten entomologischen Publicum zur Leetüre bietet? Prof. Dr. I^entz, Königsberg i. Pr. Druck von Ütto Doriiblütli in Bembur- V EiitoiDologisclie Nacliricliten. Begründet von Dr. F. Kotier in Putbus. Herausgegeben von Dr. F. Xiarscli in Berlin. XL Jahrg:. Mai 1885. Nr. 9. Die Galläpfel des südbrasilianischen Molho-Strauches. Von Dr. H. von J he ring in Kio G-rande (Süd -Brasilien). Im Allgemeinen scheinen Entomocecidien in Brasilien seltene Erscheinungen zu sein. Ohne speziell hierauf ge- achtet zu haben, erinnere ich mich doch nicht, in der Nähe meines früheren Wohnortes Taguara am oberen Ilio dos Linos (29" 40' S. Br.) je auf Pfianzengallen überhaupt auf- merksam geworden zu sein. Auch an importirten Gewächsen, welche wie Eiche und Heckenrose in Europa so häufige Träger von Gallen sind, habe ich hier nie ähnliches gesehen. Begreiflich genug, da eben nur die Pflanzen aber nicht die betreffenden Cecidozoen importirt vvMirden, während anderer- seits die Aphiden, welche ja wohl ein der südamerikani^schen Fauna gänzlich fehlendes Element sein sollen, an importirten Gewächsen wie Rosen, Orangen- und Pfirsichbäume etc. (merkwürdiger Weise auch am Rettig, von dem doch bloss der Samen importirt wird) häufig sind. Es ist recht in- teressant, dass dieselben trotzdem den gleichen Beziehungen zu andern Insekten unterliegen, sowohl in Bezug auf Ameisen, wie auf die Vernichtung durch Käferlarven. Hier müssen also amerikanische Thiere den Eindringlingen gegenüber denselben Instinkt selbständig erworben haben, der ihre Verwandten in Europa auszeichnet. Es ist also angesichts der Art, wie europäische Bäume und Sträucher über See versandt werden, begreiflich genug, dass keine Cynipiden importirt werden. So viel ich weiss, giebt es in Südamerika keine Cynipiden. Im Januar d. J. weilte ich im Interesse meiner zoologischen Studien in Pedras brancas am rechten Ufer des Guahyba, Porto Alegre schräg gegenüber. Dort fielen mir an einem dornigen Strauche, der von den Bewohnern Molho genannt wird und nach Herrn Prof. Dr. Eich 1er Schinus dcpendens Orteza vur. subintegra Engler (=: Duvaua dependens Kunth) 9 130 1885. Entomol. Nachrichten. No. 9. ist, die hier zu behandelnden Entomocecidien auf. Ein Theil derselben besteht aus Blattgallen, kleinen erbsengrossen Blasen, welche lange geschlossen bleiben, endlich aber an der Unterseite des Blattes mit 4—5 Zipfeln aufspringen. Diese werden erzeugt durch einen kleinen Blattfloh, welcher von John Scott ^) als Psylla Duvauae von Buenos Ayres 1882 beschrieben wurde. Die Imagines waren Ende Januar und in der ersten Hälfte Februar fertig entwickelt. Neben ihnen trifft man aber in den reifen Blattgallen andere In- secten (Hymenopteren) an, die Parasiten derselben. Hier in Rio Grande traf ich den Strauch wieder und waren Mitte November die Blattgallen bereits in voller Entwicklung, indem sich um den Sitz der Larve eine Kammer entwickelt zeigt, welche nach oben wie nach unten in je einen schmalen conischen Fortsatz ausläuft. Ende November trifft man schon reife Blattgallen mit der Iraago an. Dem Ausschlüpfen der letztern geht ein ruhender Puppenzustand voraus. Die Larve, an welcher die beiden seitlich am breiten Kopfe stehenden rothen Augen auffallen, secernirt reichliche Mengen von weissem, den Körper und die Wand der Höhlung be- deckendem Wachs. Die Constanz, mit der ich in diesen Jüngern Stadien stets die schon mit derben Beinen und Fühlern versehenen Psyllenlarve fand und nie andre Larven, macht es sicher, dass von ihnen selbst diese Gallenbildung ausgeht, und dass die anderweiten daraus gezogenen In- secten Parasiten sind. Im Allgemeinen sind wohl die Homop- teren nur selten als Cecidozoen erkannt. Während ich bei der obigen Gallenbildung mich auf Einsammeln von Untersuchungsmaterial beschränkte, hat mich dagegen die zweite Form von Entomocecidien, welche dieser Strauch trägt, anhaltender beschäftigt. Es handelt sich hier um Galläpfel, welche im Zustande der Reife holzig hart sind und eine sehr grosse Höhlung umschliessen, aus welcher die Imago nur durch das Abspringen eines Deckels Ausgang erhält. Diese Galläpfel haben im Allgemeinen 18 — 20 mm. im Durchmesser. Die Wand ist 3 — 4 mm. dick, holzig mit radiärfaseriger Struktur. Der innere Hohlraum hat meist 8 — 10 mm. im Durchmesser, ist aber oft von unregelmässiger Gestalt, also in einem Durchmesser länger als im andern. Eine beim Eintrocknen in Runzeln schrum- 1) Description of a new genus and two new species of Psyllidae from South America, in: Transact. Eut. Soc. London, 1882, p. 443-445 Taf. 18. 1885. Entomol. Nachrichten. No. 9. 131 pfende ilüllmembran unigiebt die Holzkapsel. Es sind das dieselben Gallen, deren zuerst 1835 Curtis') gedenkt und welche nach diesem Gewährsmann von einem Schmetterling, C e- cidoses eremita Curtis, bewolmt und hervorgerufen werden. Sehr eigenthümlich ist das Verhalten des Deckels. Dieser Deckel durchsetzt also die ganze Dicke der Wandung, dabei aber nach der Aussenfläche hin zunehmend. Der Ausschlüpfcanal erweitert sich also gegen die freie Ober- fläche hin und zwar tricliterförmig vollkommen gleichmässig. Die innere Öffnung des Canales misst 3 — 4 mm., die äussere 5 — 6 mm. im Durchmesser. Sonderbarer Weise entspricht aber der reife Deckel nicht der Form des Canales, den er verschloss, er besteht nämlich aus einem Innern kurzen cyhudrischen Stücke von 4 mm. Durchmesser und einer äusseren darauf sitzenden Deckelplatte von 6 mm. Durch- messer. Diess ist aber offenbar nur eine bei der Reife des Gallapfels auftretende Schrumpfungs-Erscheinung, denn an der grünen Galle sind beide innigst in einander gefügt. Wahrscheinlich wird diese Formveränderung des Deckels den Anlass bieten zu seiner Auslösung, ohne welche ja die Insassen in ihrem Gefängnisse verschmachten müssen. Noch sei bemerkt, dass der Deckel schon am grünen noch ganz weichen Gallapfel angelegt wird. An solchen von 13 mm. Durchmesser fehlt er zwar noch, aber an etwas grösseren erscheint er und zwar zuerst an der Innenwand, von wo sich seine Ausbildung durch die Wand hin gegen die Aussen- fläche zu fortsetzt. Eben jetzt, Ende November, linde ich in grosser Anzahl diese aus angestochenen Knospen entwickelten noch weichen grünen Gallen. In jeder findet man ausser einem kleinen Klumpen unbestimmbarer Substanz, wie es scheint, dem Reste einer ersten Häutung, eine kleine 5 — 6 mm. lange Larve oder Made. Eigentliche Füsse fehlen, dagegen finden sich an den Segmenten V— XII, also im Ganzen an 8 Seg- menten, weiche zweilippige Gruben in der Mittellinie des Bauches, also unpaar. Sie sind die Bewegungsorgane, mit deren Hülfe die blinde Larve ebenso geschickt vor wie rück- wärts kriecht. Der Innenüberzug der Galle ist sehr weich und saftig, also für die Ernährung geeignet. Ebenso fand ich die noch grünen Galläpfel im Januar bei Pedras brancas. Als ich dann hier zu Ende Mai den 1) Trausact. Zool. Sog. Loudou, 1. 1835, p. 311—314, PI. 40, Fig. B. 9* 132 1885. Entomol. Nachrichten. No. 9. Busch auch antraf und zwar mit reifen verholzten Gall- äpfeln, fand ich in jedem 3 — 4 braune Tönnchen-Puppen. Aus diesen züchtete ich die Insekten, welche ich der Re- daction dieser Zeitschrift einsandte. Die letzte derselben schlüpfte Mitte November aus, doch fanden sich beim Nach- suchen noch zwei Puppen, deren Larven noch frisch erhalten eingeschlossen waren. Es haben diese Galläpfel erst zu Beginn des Winters ilire volle Reife erlangt. Nach Ende des hier von Juni, Juh, August gebildeten Winters fällt dann der Deckel aus und die Insassen werden frei. Bleibt, wie ich es öfters antraf, der Deckel zu fest sitzen, so findet man nach Herausnahme desselben die Gefangenen todt. Der Umstand, dass ich 3 — 4 Puppen und nur eine Larve angetroffen hatte, drängte mir den Gedanken an Pädogenesis auf, d. h. also an parthenogenetische Eortpflanzung der Larven. Ich untersuchte daher jetzt diese genauer und traf in der That in den meisten je 3 — 4 kleine Insecten- larven. Auf den Bau dieser sonderbaren äusserlich ge- ringelten Maden — die 25 Hautringel entsprechen natürlich nicht der typischen Segmentirung — gehe ich natürlich hier nicht näher ein. In meiner Diagnose: Pädogenesis ward ich aber wieder irre, als ich die gezüchteten Thiere unter- suchte und in ihnen Ichneumoniden ^) entdeckte. Wunderbar wäre es nur, wenn ich lediglich solche gezüchtet haben sollte, obwohl ich über 30 Imagines zog. Vielleicht wird die Untersuchung des von mir gezüchteten Materiales durch Spezialisten mehr Licht in die Sache bringen, vielleicht auch dass die Literatur schon etwas über diesen oder ähnliche Fälle enthält. Hoffentlich gelingt es mir, die Lebensgeschichte dieser Cecidozoen völlig und Schritt für Schritt zu verfolgen, doch ist das wohl nicht sicher, da eine längere Reise mich um die bisherige Materialquelle bringen wird und ich nicht sicher auf neue rechnen kann. Daher diese Mittheilungen, die hoffentlich nur vorläufige sein werden, und vielleicht von Seiten in der Literatur bewanderter Spezialisten er- gänzt und erklärt werden können. ^) Da die volle Entwicklung dieser Ichneumoniden fast ein Jahr in Anspruch nimmt, so müssen sie auf den Abfall des Deckels rechnen. In viel selteneren Fällen trifft man in noch weichen grünen Galläpfeln eine Pteromaliue an, von welcher ich ein Exemplar zur Bestimmung einsandte. Diese aber bohrt sich durch die weiche Wand einen Canal und schlüpft Anfang oder Mitte November aus. 1885. Eutomol. Nacbrichteu. No. 9. 133 Beiträge und Unterhaltungen zur Schmetterlingskunde. You Johauues Schilde in Bautzen. Fortsetzung. Argynnis Freya, obwohl der Amatlmsiti-Chariclea nahestehend, unter- scheidet sich von diesen besonders durch die auf der Hinterflügel-Rückseite fast immer ganz spitze und auf Kippe 1, 2, 3, 4 gleichmässig weit vorstehende Zähnung der Mittelbinde, durch die überall weisse nirgends violette Farbe des Lichtstreifs, sowie pri- mär dadurch, dass die in Zelle 4 den Schluss der Mittelzelle bildende, und den hellen Mittelfleck der Binde dunkel theilende Quer-Rippe, diesen Fleck bei Freya schräg durchzieht, genau in der Richtung nach der Zahnspitze auf Rippe 3, während sie ihn bei Ama- thusia-Chariclea senkrecht ja mitunter etwas rückwärts geknickt spaltet, in der Richtung nach dem grossen Doppelschenkelfieck in Zelle Ic oder nach der Zahnspitze auf Rippe 2. In derselben Weise unterscheidet sich Freya durch diesen schrägen Mittelrippenschluss auch von Polaris. Die Varinbilität der Freya ist in Nordostfinnland wenig auffällig, wennschon auch sie mancherlei interessante Verdickungen und Verbindungen der schwarzen Flecke zeigt, auch in der Grundirung, Ueberstäubung und Einfassung der unterseitigen Binde bald verdunkelt und verstärkt, bald aufgehellt erscheint. Meine 2 Freya von Labrador hingegen unterscheiden sich namentlich durch den weissen Anfangsfleck der Binde in Zelle 7 von allen europäischen Freya, weil er bei ersteren durch Eindringen der zimmtbraunen Färbung viel kleiner und unsicher splitterförmig wird, wobei auch die hellen Bindentheile darunter in Zelle ö und 6 sehr reduzirt oder ganz überdeckt werden. Freya trat bei Kuusamo als erste Argynnis des Jahres, 1880 bereits am 14. Juni auf und verschwand nach dem 5. Juli. Einige weitere Beobachtungen über dieselbe und ihre Fluggeiiossen, veröffentlichte ich bereits in den Putbuser Entomol. Nachrichten, 1884, No. 1, 2, S. 7. Argynnis Polaris trennt sich von Freya ebenfalls durch die stumpfere Zähnung der Mittelbinde und wie schon erwähnt, ske- lettlich durch den steilen Rippenschluss der MittelzcUe 134 1885. Entomol. Nachrichten. No. 9. an Zelle 5 der Hinterflügel-Rückseite, ausserdem und hierin auch von Araathusia-Chariclea, durch die schön gerundete Bogenform des kreideweissen Lichtstreifs, der die bogige Reihe sch^Yarzer Punkte überall begleitet oder einfasst, und den mittlem Theil der Binde bei Zelle 4 nicht anstreift oder schneidet wie bei Freya und Araathusia-Chariclea, sondern in einem Abstand von 1 — 2 Millimeter umzieht. Am reinsten und weitesten von der Mittelbinde ab, zieht dieser Lichtstreif bei meinen 5 Polaris aus Labrador. Bei einer grösseren Anzahl finnmärker Polaris fliessen seine Theile etwas mehr aus, so dass die braune Zone saumwärts der Mittelbinde bei letzteren dadurch verschmälert und weiss durchsetzter ist, als wie bei meinen Polaris aus Labrador. Auch die pilzförmige Reihe weisser Flecke auf dem Saume unten, ist bei letzterer Form schlanker gestaltet als wie bei nordeuropäischen Polaris. Dies wieder zur Betonung klimatischer Umbildungen. Argy nnis Frigga, die bei Kuusamo 1880 vom 29. Juni an im männlichen Geschlecht alsbald ziemlich reichlich zu fliegen begann, wozu sich erst nach 5 Tagen die ^? in Mehrzahl ge- sellten, überrascht durch die lebhafte und breite Anlage der rückseitigen Hinterflügelbinde, deren helle Färbung sich gleichsam über die Unterseite des Leibes fortsetzt. Besonders schön sind auch jene grossen ? Formen, deren Flügel in der überschwärzten Wurzelhälfte der Oberseite moosgrünlich eingemischt sind. Mit meinem einzelnen Frigga o aus Labrador stimmt keine meiner vielen Friggca aus Europa überein. Letztere neigen, nur vergleichsweise kurz gesagt, zuThore, ersterer zur amerikanischen Bellona, w^omit ich deren resp. Zu- sammengehörigkeit aber keineswegs andeuten will, denn Thore hat ihre eigene Nordform Borealis, und Bellona hat eine dieselbe wohl characteristisch separirende Ecke der Vorderflügel, durch ihre lange Rippe 5. Arg. Thore flog Mitte Juli 1883 noch einzeln am Eingang ins Sulden- thal an der ersten schattigen Wegstelle. Arg. In 0 flog am Stilfser Joch gleichzeitig noch oberhalb Trafoi, also weit höher dort als wie Thore. Die aussergewöhnlich grosse vertikale und horizontale Verbreitung, die von 1885. Entomol. Nachrichten. No. 9. 135 Frankreich und Syrien bis Kamtschatka und Yaranger- fjord^) reicht, und ihre grosse Ähnlichkeit einestheils mit Thore-Borealis, anderntheils mit Daphne und Lao- dice, macht Ino nebst diesen Formverwandten besonders verlockend dehnbar für Abstammungs-Kautschuk. Ar g y n n i s G e m m a t a aus Sikkim und Tibet ist wieder eine empfehlensw^erthe Art für unsere Sammlungen, weil sie, gleichsam wie ein dreifältiger Mischling, in sich etwa die Merkmale der Arsilache, Polaris oder Kaschmirensis und der Lathonia-Gruppe vermengt. Die Rückseite ihrer Hinter- flügel erglänzt vor lauter Silber-Zacken und Flecken. Arg. Adippe von Reutte in Nordtyrol und vom Stilfser Joch, ist oben so tief rothbraun und unten so reichlich zimmtbraun gefärbt und gemischt, dass sie in solcher Form sich auffällig separirt. Das Gelb der Hinterflügel-Piückseite leuchtet nur an wenigen Stellen unter dem dunkel zimmtbraunen Ueberzug hervor. Arg. Aglaja vom Saitenfjord nähert sich in einigen unterseits ocker- gelblichen, im Grün und in der Perlmutterfleckung reduzirten gezogenen Stücken, der Arg. Alexandra von Nordpersien. Ich darf nicht unerwähnt lassen, dass diese ab- weichenden Aglaja sich aus Piaupen entwickelten, die unter etwas unbehaglichen Verhältnissen auf stossendem und schwankendem Seedampfer zu Puppen wurden. Möglicherweise waren also diese absonderhchen Schick- sale die Ursachen ihrer Umfärbung. Professor Weismann nach, könnten diese Ab- weichungsformen ,, Rückschläge" sein, denn auf Seite 28 seiner preisgefeierten Studien zur Deszendenztheorie L, berichtet er seine Wahrnehmung, dass wahrscheinlich auch durch mechanische Bewegung der Rückschlag erzeugt weide, weil zahlreiche Pupi)en zur Sommernapi, welche während eines siebenstündigen Eisenbahn-Trans- ports geschüttelt wurden, sich erst im künftigen Jahre als exquisite Winterform entwickelten. Er meint also, durch das Schütteln sei ein Rückschlag der phyloge- ^) Wenn in beiden letzten Fällen keine verzeihliche Voiwechsluui mit Thore-BoreaUs vorkam. 136 1885. Eutomol. Nclirichten. No. 9. netisch jüngeren Weisslingsform auf eine phylogenetisch ältere Stufe derselben erfolgt. Meine Meinung über diese horrente Hypothese habe ich in meiner bereits zitirten Widerlegungsschrift seiner Studien I. nicht verheimlicht. Wenn Weismann als Darwinianer phylogenetisch ganz und gar unvertretene fremde Reize moderner Technik, wie die Bewegungen während einer Eisenbahnfahrt, als Rückschläge bewirkend darstellt, so macht das den Eindruck des Aber- glaubens. Und der Darwinianer selbst muss sich bänglich fragen, wo der Werth seiner Selektions-All- mäligkeit, seiner vieltausendfältigen Zuchtwahl und Auslese, seiner biomorphischen Akkumulationen bliebe, wenn darnach ein und dasselbe Individuum Alles auf einmal abwerfen könnte und dennoch wieder völlig existenzfähig angepasst erschien wie ehemals. Wenn die Organismen auf so lockrer Basis wären, dann müssten Casamicciola- und Krakatau-Katastrophen ganze Lokalfaunen zurückkippen, und unser Transport- vieh, in moderner Form verladen vom Pferd an bis zur Auster, dürfte unterwegs zurückgeschüttelt und ge- legentlich als Urpferd, Urochs resp. Gastrula ausgeladen werden. Was einem holprig reisenden Selektionshypo- thetiker passiren könnte, bleibe kondolirend ver- schwiegen, obschon ich für die Logik seiner eigenen Thesen gewiss nichts kann. Melanargia Hylata würde ich als eine Lokalform der Larissa aufgestellt haben, freilich wohl nur, weil ich mich in der ernst- haften Auseinanderhaltung der Larissa- Japygia-Formen überhaupt nicht zurechtfinde. Pararga Megaera, Egeria, Eversmanni nebst Ver- wandten, wiederholen trotz ihier anderen Färbungen, merk- Avürdigerweise eigentlich nur die Zeichnungsanlage der Melanargia -Gattung; namentlich Melanargia Teneates und Pararga Eversmanni ahmen sich darin auffällig nach. Für die Hypothese von der Mimicry bietet sich hier bei der ganz verschiedenen Färbung und Erscheinungs- weise beider Gattungen, ein neues Versuchsfeld. Pararga Egeria liefert auch hier zwei Brüten. Die erste vom zweiten 1885. Eutomol. Nadinchtcn. No. 9. 137 Drittel des April an, die zweite gegen Ende Juli bis Ende September. Pararga Maera var. Monoton ia. Maera, die in Norwegen bis Saltdalen hinauf in der ge- wöhnlichen Form, mit deutlichen rothbraunen Binden der Vorderfliigel vorkommt, tritt im mittleren Schweden in einer Form auf, mit völliger brauner Ueber- scha ttung alles Rothcn oben und unten bei beiden Geschlechtern. Solche Stücke ähneln etwas der persischen Par. Menava (Nasshreddini (^), sind aber auch auf der Rückseite eintönig schattenbraun, so dass sie sich von den alpinen oberseits bindenarmen Maera, wie ich solche z. B. am Plansee fing, ebenfalls deutlich unterscheiden und mithin obigen Namen verdienen. In hiesiger Gegend scheint Maera gewöhnlich nur eine Brut jährlich hervorzubringen. Aus im Juli und August 1877 abgelegten Eiern, i) schlüpften die Ptaupen nach 10 — 14 Tagen aus, aber alle diese circa 40 Raupen blieben, selbst am sonnigen Fenster im Zimmer reichlich verproviantirt, unerwachsen im selben Jahre. Sie über- winterten im ungeheizten Räume ziemlich gut, indem sie an Grashalmen in Blumenkübeln ruhig ausharrten. Schon in sonnigen Februartagen wurden sie beweglich, und Anfangs März mit frischem, schönen Gras ins warme Zimmer genommen, gediehen sie sichtlich. Sie frassen nie bei Nacht sondern nur am Tage, wo sie höher am Stengel aufstiegen. Am 28. März 1878 hefteten sich die ersten 2 Raupen mit dem Hintertheile fest, krümmten sich allmälig und wurden 2 Tage später zu hellgrünen Puppen. Bis zum 7. April verpuppton sich weitere 0, darunter eine einzige in eine dunkelgrün-schwarze Puppe. Am 12. April Abends gegen 7 Uhr kroch der erste ge- zeitigte Falter, ein ? aus, das sich in Nähe der wärmeren Zimmerdecke extra beschleunigt entwickelt haben mochte. Unter endlichen 17 Pui)pen waren im Ganzen nur 2 schwarze, und diese hatten das Eigenthümliche und im Korrelations-Interesse sehr bemerkenswerthe, dass sie mit dem After steif befestigt waren, so dass sie trotz jeder Wendung ihrer Anlieftungsbasis bewegungslos in ihrer Stellung zu derselben blieben, während alle ^) Ueber das Verfahren, Eier von gefangenen Tagfaltern zu erhalten, empfehle ich nochmals meine Mittheihuig: „Tagfalterzucht aus Eiern" Bd. III Jahrg. 1877 dieser Zeitschrift nachzulesen. 138 1885. Entomol. Nachrichten. No. 9. grünen Puppen lockerer hafteten und nach ihrem Schwer- punkt neigten, wenn ihre Haftbasis verstellt wurde. Aus jenen kamen 2 JcJ, doch lieferten auch grüne Puppen cJc^. Im Ganzen erhielt ich 5 So und 12 ??! Im Freien trat Maera am 9. Juni 1878 auf. Satyr US Hermione. Dieser stattliche Falter erreicht bei Meran-Botzen bis 75 Millim. Flügelspannung und erinnert, wenn er in Anzahl von den dunkelbeschatteten Baumstämmen ab- fliegt, an manche Scenen tropischen Falterlebens. Sat. Semele. Auch dieser Falter erreichte an den Flugplätzen des vorigen eine Flügelspannung von 62 Millim., also die Grösse der Anthe-Hanifa. In der hiesigen Niederung fliegt er mit Alcyone in zahlreicher Gesellschaft von Baumstämmen, Weg- und Waldrändern ab, auf welchen verschiedenen Plätzen sich beide Arten trotz ihrer ebenfalls verschiedenen Rück- seiten, gleichgut angepasst zu situiren verstehen. Sat. Staudin geri von Samarkand dürfte wohl als helle Lokalform des Bischofüi zu katalogisiren sein, im selben \'erhältnis zu einander wie Anthe-Hanifa, Briseis-Pirata u. s. w. Oeneis Nor na sah ich bei Kuusamo direkt aus dem vermoosten Gras- filz des Moorbodens frisch entwickelt hervorkommen und bei drohendem Regen auch wieder hineinkriechen. Viele Falter kamen verkrüppelt zum Vorschein, wahr- scheinlich weil die im Bodenfilz ruhenden Puppen durch die Tritte der weidenden Renthiere gedrückt worden waren. Der von mir bereits 1871 1) bemerkte Duft der frischen Norna, scheint variabel zu sein, denn bei dem ersten 1880 am 25. Juni erhaltenen J notirte ich ihn nach aufmerksamer Prüfung als schwach vanilleartig, 1871 fand ich ihn dem Daphne mezereum ähnlich, 1874 habe ich nichts darüber notirt, erinnere mich aber auch des Seidelbastduftes; am 29. Juni 1880 aber erbeutete 10 Norna, dufteten zusammen im Kasten wie feinste Centifolien. Unser verdienstlicher nordischer Genosse Schöyen in Kristiania schreibt diesen Duft, lese ich recht, den 1) Stett. entom. Zeitg. 1873, S. 182. 1885. Entomol. Nachrichton. No. 9. 139 Afterquasten und der haarfilzigen Mittelpartie der Vorderflügel der oi zu^), womit er wohl Recht haben wird. Ich nahm ihn deutlich am Körperende wahr, stärker beim :S, schwächer beim ?, und hier vielleicht vom cJ übertragen. Eine seltene Abweichung dieser Art von Kuusamo, zeichnet sich durch eine überall gleichmässig braun- schwarz und grau übersprenkelte bindenmatte Rückseite der Hintortlügel aus, so dass sie nach dieser Richtung sich der Form Oeno nähert. Die weitere Besprechung der Norna -Variationen und ihrer Verwandten muss hier unterbleiben, da sie eine Arbeit für sich erfordert. (Schluss folgt.) Noch einmal: Silvanus und sein Futter. Von Dr. F. Karsch. Auf die im vorigen 10. Jahrgange der Ent. Nachr. p. 261 — 262 behandelte ökonomisch-entomologische Streitfrage, ob Silvanus Surinamensis L. ein Phytophag und schädlich oder ein Entomophag und nützlich sei, ist vor längerer Zeit bereits ein Schreiben des Herrn Brau- meister Paul Matz in Cracau bei Magdeburg an die Versuchs- und Lehranstalt für Brauerei in Berlin eingelaufen. Es heisst darin: „Sie lassen die Frage noch unentschieden, ob der Käfer schädlich oder nicht. Nach den heut [23. VIII. 1884J ganz genau angestellten Beobachtungen behaupte ich mit Bestimmtheit, dass Silvanus Surinamensis schädlich ist. Ich stieg hinunter in den Silo. An den Wänden und auf dem Malz krochen Hunderttausende dieser Käfer. Die obere Lage der Malzkörner war vollständig ausgefressen, so dass nur die Hülse übrig blieb, der i\Iehlkörper gänzlich aufgezehrt. Da keine Käfer weiter zu finden waren, auch keine Larven und Excremente des Kornkäfers, den wir hier noch nie, nicht einmal in vereinzelten Exemplaren hatten, so kann es nur der kleine Käfer sein, der diesen Schaden anrichtet. Im vergangenen Jahre, als der Käfer nicht hier war, waren auch keine Körner ledirt. Dies spricht deutlich genug für die Schädlichkeit desselben. Auch habe ich 1) Separataftryk af Tronisö Museums Aarshefter, 1882, II. S. 19: Xye Bidrag til Kundskaben om det arkt. Norges Lepidopt. 140 1885. Entomol. Nachrichteu. No. 9. Hopfen auf das IMalz gestreut, — über den Erfolg werde ich Ihnen berichten. ■' So beachtenswerth mir diese Stimme eines praktischen Mannes erscheint, kann ich doch nicht umhin, meinem ZAveifel an der absoluten Richtigkeit seiner Folgerung, dass Silvanus Surinamensis L. ein Phytophag sein müsse, Aus- druck zu geben. Obwohl Herr Matz das Vorkommen an- derer Käferarten als Silvanus unter seinen ]\Ialzkörnern in Abrede stellt, habe ich dennoch deren in den zwei Malz- proben enthaltenden, von Herrn Matz eingesendeten und mir von der Versuchs- und Lehranstalt für Brauerei in Berlin überlassenen Blechbüchsen gefunden, indem der aus- gesiebte Vorrath neben 18 Gramm Silvanus -Käfern noch todte und lebende Käfer zweierlei Art ergab, nämlich die grössere Trogosita mauritanica L. in 5 Stücken und eine kleinere Art, Laemophloeus ferugineus Crtz. — freilich beide in zu den Massen des Silvanus verhältnissmässig sehr geringer Anzahl. Bedenke man aber, dass, falls Silvanus, im Gegensatze zu den entschieden phytophagen beiden anderen Arten, wirklich (mit Perris) ein Entoniophag sein sollte, er, in Massen auftretend, auch Massenmorde an diesen seinen Opfern vornehmen muss. es auch einleuchtet, dass dann dieses auffallende Verhältniss zwischen der Zahl der Korn- und der Käfer-Fresser durchaus nicht mehr so sehr über- raschen kann. L'nd diese Auffassung dürfte wohl allein eine Erklärung des Umstandes liefern, warum nur die obere Lage der Malzkörner ausgeplündert war, was doch bei einer solchen Masse von Schmausern, wenn auch Silvanus ein Kornfresser wäre. Bedenken erregen müsste. Man kann daher die Eingangs gestellte Frage auch jetzt noch nicht als positiv beantwortet bezeichnen und nur die Xothwendig- keit erneueter Prüfung wiederholen. Wir haben es hier mit einem Räthsel zu thun, dass sich theoretisch nicht end- gültig lösen lässt. Eine absolute Sicherheit darüber, in welchem Sinne die Frage nach der ökonomischen Bedeutung des Silvanus zu beantworten sei, möchte nur durch völlige Isolirung der betreffenden Käfersorten und ihrer Larven in geeigneten Versuchsgläsern gewonnen werden können. Meinen eigenen diesbezüglichen Experimenten hat momentaner Mangel an Müsse und das Eintreten des Winters eine vor- läufige Grenze gesetzt. Wie völlig rath- und kopflos man übrigens den feind- lichen Schaaren der verschieden uniformirten Kornkäfer gegenüber zu stehen pflegt, davon gab ein Augenzeuge, H. 1885. Entomol. Nachrichten. No. 9. 141 Dieck (Eine entoniologische Wintercampagne iu Spanien, in Berliner entomologisclie Zeitschrift. 14. Jahrg. 1870, p. 145 — 184) eine recht drastische Schilderung: ,,Aber auch in der Stadt [Malaga] selbst gab es manche Gelegenheit, entomologisch thätig zu sein. So war mitunter der Hafeu- quai übersäet mit zahllosen Calandra Oryzae, welche man wahrscheinlich in den Magazinen ausgesiebt und ins Meer geworfen hatte, die aber von den Wellen wieder angespült in geschlossener Phalanx die Hafenniauern hinauf und über den Quai weg zu den Fleischtöpfen Egyptens wieder zurück zu gelangen suchten. Unter diesen Massen befanden sich seltener auch Gnathocerus cornutus, Tribolien, Silvanen, Araeocerus Coffeae, Carpophilen und andere erwünschte Thiere, so dass ich meine Rechnung dabei fand, als ich einen kleinen Andalusier anstellte, mir mit einem Staub- besen die Käfermassen von den Trottoirs abzukehren, damit ich das Brauchbare au einem geeigneten Orte heraussuchen könnte." 1. c. p. 163. Kleinere Mittheilungen. Culturfeinde Schwedens vom Jahre 1883. — In Spängberg's Entomologisk Tidskrift, 5. Band, 1884, finden sich zahlreiche statistische Daten bezügUch des massenhaften Auftretens verschiedener Feinde der Culturgewächse unter den Insecten, von denen einige allgemeiner interessiren dürften: Die Larve einer Silpha, vermuthlich lapponica, trat nach Aurivillius (p. 230) auf dem Kartoffelkraute schädigend auf; — Chlorops taeniopus vernichtete auf Gotland und Oeland wenigstens die Hälfte der Gersten- ernte im Werthe von 2 Millionen Frcs. nach Larsson's Schätzung (p. 53, 90, 203, 231); auch Oscinis Frit. soll bei der Vernichtung der Gerste ihren Antheil gehabt haben und der durch beide Fliegen verursachte Schaden sich nach Spängberg sogar auf 2 100 000 Frcs. belaufen; als Feind ihrer Larven wurde eine Braconide, Goebnius niger, ermittelt, deren Larven selbst wieder denen einer Pteromalide, Pteromalus muscarum Walker, zur Nahrung dienen; — als eine wahre Calamität tritt aber in gewissen Zwischenräumen auf Norr- land nach Holmgren (p. 222 — 225) die Graseule, Charaeas graminis, auf, deren Raupe den Bauer seines Yiehfutters für den Winter beraubt. Im Sommer 1883 haben die Kaupen grossen Schaden in verschiedenen Bezirken Nordschwedens augerichtet; sie waren zu Ende Juni meisst schon verpuppt. Man konnte für diese Art ein periodisches, alle 3 Jahre wiederkehrendes, massen- haftes Erscheinen constatiren und Holmgren hält das plötzüchc 142 1885. Entomol. Nachrichten. No. 9. nachherige Verschwinden der Raupen durch die Thätigkeit ihrer Parasiten (4 Hymenopteren-Arten) für bedingt und genügend erklärt. Wichtig für den praktischen Landwirth bleiben Holmgren's Beobach- tungen hinsichtlich der von der Raupe der Graseule gesuchten und verschmäheten Nährpflauzen. Ihre Hauptnahrung auf Norrland liefern das gemeine Straussgras, Rasenschmiele, gemeines, jähriges und Wiesen-Rispengras, rother und hoher Schwingel, geknieter und Wiesen-Fuchsschwanz und Quecke; Wiesen- und Alpen-Lieschgras rührt sie nicht an, vermeidet auch Schmetterlingsblüthler, vor Allem Klee; dann bleiben Geisbart, Hahnefusse, Pippau bez. Habichtskraut, Doldenblüthler, Augentrost, Garbe, Herbst-Löwenzahn, Wucherblume, Goldruthe, gemeiner Beifuss, Sumpf-Blutauge unberührt, obwohl alle diese Pflanzen von dem Schmetterlinge besucht werden. Dieserhalb empfiehlt Holmgren, auf Norrland in grösserem Maasstabe Klee und Lieschgras als Futterpflanzen für das Vieh anzubauen. Die Herren P. Milani und Ad. Garbiui in Wien machten im Zoologischen Anzeiger von Carus, 7. Jahrg., 19. Mai 1884, N. 167, p. 276 — 278 ein neues Verfahren, die Flügelschuppen der Schmetterlinge auf Papier zu übertragen, bekannt. Die Methode besteht in einer zweimaligen Uebertragung, um die Flügel- schuppen auf dem Papiere mit ihrer Unterseite fixiren zu können, da die Oberseite derselben eine von der der Unterseite verschiedene oder doch lebhaftere Färbung (Polyommatus) aufweist. Die knapp am Körper des Falters abgetrennten vier Flügel werden zwischen zwei mit concentrirter und filtrirter (wo möglich zuckerhaltiger) Gummilösung bestrichenen Blättchen Seidenpapier gelegt, behutsam gedrückt, getrocknet und gepresst, alsdann die längs den Flügel- rändern knapp beschnittenen Papierblättchen mit zwei Pincetten vor- sichtig abgetrennt und die so erhaltenen umgekehrten Schuppen auf andere Blättchen Seidenpapier geklebt, welche mit einer Lösung von Guttapercha in Aether und Benzin bestrichen wurden. Nach der Trocknung werden die Blättchen wieder beschnitten und dann so lange in Wasser getaucht, bis sie sich nach Lösung des Gummis von einander trennen lassen; sodann werden die mit Guttapercha bestrichenen Blättchen, an denen die Schuppen kleben bleiben, ein wenig vom Gummi abgespült und zum Trocknen (an die Sonne) gelegt. So ist man in der Lage, sowohl die Oberseite der Schuppen sichtbar in's Album einzutragen und die zarten Farbennüancen zu conserviren, als auch die dicken sammtartigen Wollhaare am inneren Rande der Hinterflügel beweglich zu erhalten. Die Guttapercha- Lösung wird in der Weise hergesteUt, dass 5 Th. Guttapercha, fein- blätterig oder streifig geschnitten, in 50 Th. rectificirten Schwefel- 1885. Entomol. iSlachnchten. No. 9. 143 äther gelegt, 24 Stunden aufquellen müssen und dann mit Zusatz von 200 Th. Benzin, das 5 Th. Elemiharz aufgelöst enthält, ver- sehen werden. Litteratur. Die ,, Zeitschrift für jS'atiirwissenschafteii", Halle a. S., Tausch & Grosse, bringt im Juli — August-Hefte 1884, Band 5 auch eine interessante entomologische Abhandlung aus der bewährten Feder des Prof. Dr. E. Taschenberg: „Zur Kenntniss der Ci cadellinen-Gattung Tetti- gonia Geoffr." S. 431 — 455. Mit Zugrundelegung der reichen Litteratur hat der Verfasser die in der Sammlung der hallenser königlichen zoologischen Museums namenlos aufgespeicherten, meist südamerikanischen Arten der Gattung Tettigonia zu bestimmen versucht und von den 87 Arten 26 als neu erkannt und beschrieben. Andere Vorzüge der 24 Seiten starken Arbeit liegen in der geschickten Anordnung des Ma- terials nach Kategorien, durch welche eine tabellarische Bestimmung der Arten ermöglicht wird, sowie in den zahlreichen Ergänzungen zu früheren mangelhaften Beschreibungen. Die deutsche Käferwelt. Allgemeine Naturgeschichte der Käfer Deutschlands sowie ein praktischer Wegweiser, die deutschen Käfer leicht und sicher bestimmen zu lernen. Bearbeitet von Carl Schenkung. 1. Lieferung mit 3 Farbendruck -Tafeln. Leipzig, Oskar Leiner. In 10 oder 11 Lieferungen ä M. 1,25, die Lieferung zu ca. 3 Bogen Text und 2 bis 3 Tafeln. 1885. Der Verfasser hat sich die Aufgabe gestellt, „das deutsche Käferheer in seinem Thun und Treiben vorzuführen und seine haupt- sächlichsten Vertreter zu kennzeichnen", in der Ueberzougung, dass mit dem Eindringen in die Geheimnisse der Käferwelt auch die Liebe zu ihr von selbst heranwächst und die Erkenntniss eines gesetzmässigen Waltens im Haushalt der Natur gewonnen wird. Die Objecte sollen in ihrem Leben, in ihrem Verhältniss zur orga- ganischen Natur beleuchtet und so ihre Bedeutung für unsere Garten-, Feld- und Wald-AVirthschaft klargelegt werden. Das Buch verspricht sowohl eine allgemeine Naturgeschichte der Käfer Deutschlands, als auch eine Anleitung zum Bestimmen der Käfer deutscher Fauna zu werden. 144 1885. Entomol. Nachrichten. No. 9. Professor G. V. Ciaccio in Bologna veröffentlicht in dem neuesten Bande (Serie IV, tomo 6, fascicolo 1) der „Memorie della R. Accademia dell' Istituto di Bologna" eine Reihe vorzüglicher Abbildungen der feineren Structur des Auges der Dipteren. Die unter dem Titel „Figure dichiarative della minuta fabbrica degli Occhi de' Ditteri" publicirte Arbeit besteht aus 12 grossen Tafeln mit erläuterndem Text (28 Seiten) und bietet mikroskopische Details (Vergrösserung 190 bis 410) von Augen der Hippo- boscidae, Oestridae, Syrphidae, Muscidae, Empidae, Leptidae, Asilidae, Bombylidae, Tabanidae, Chironomidae, Tipulidae und Pulicidae. Die erste umfassende Uebersicht der Coleopteren-Fauna der Hawaischen Inseln liegt in einem soeben veröffentlichten — in den „Scientific Transactions of the Royal Dublin So- ciety" enthaltenen — grösseren Werke von T. Blackburn, ergänzt von D. Sharp, vor, welches den Titel „Memoirs on the Coleoptera of the Hawaiian Islands" (182 Seiten mit 2 Tafeln) trägt. Die Arbeit besteht aus drei Abtheilungen, von denen die erste die Beschreibung der neuen Arten, die zweite einen systematischen Catalog mit kurzen biologischen Notizen, und die dritte (von D. Sharp) eine topographische Tabelle der Coleoptern-Fauna des Hawaischen Archipels enthält. Eine grössere Monographie der Staphyliniden der Provinz Buenos Aires (Estafilinos de Buenos Aires) vou F. L. Arribälzaga ist in dem 7. Bande des ,,Boletin de la Academia Nacional de Ciencias en Cordoba (Republica Ar- gentina)" enthalten, und soeben in 3 Heften (392 Seiten) vollständig erschienen. Transactions of the Entomological Society of London for the year 1884, Part IV. Inhalt: Sharp, D., The water-beetles of Japan. Fg. 439. — Revision of the Hydrophilidae of New-Zealand. 465. Cameron, P., Descriptions of new species of Tenthredinidae and Cynipidae from Mexico. 481. Osten-Sa cken, C. E., Facts concerning the importation or non- iuiportation of Diptera into distant countries. 489. — An essay of comparative Chaetotaxy, or the an'angement of characteristic bristles of Diptera. 497. Druck vou Otto Dornblüth in Bornburg. Eiitoffiologlsclie laclirkliten. Begründet von Dr. F. K a 1 1 e r in Putbus. Herausgegeben von Dr. F. rvarscli in Berlin. XI. Jalirg-. Mai 1885. Nr. 10. Eine neue Emphysomera (Diptera, Farn. Asilidae). Beschriebeü von E. Engel. Das Dipterengenus Emphysomera wurde von Dr. Schiner im Jahre 1866 in den Verhandlungen der K. K. zool. botan. Gesellschaft, Wien p. 665 aufgestellt und in die Tabellen zur Bestimmung der Wiedemannschen Asilideu eingereiht. Mr. J. M. Bigot hält die Charactere, welche Schiner zur Spaltung des alten Wiedemannschen Genus Ommatius ver- anlassten, für ,, ziemlich mittelmässig", nimmt indess die beiden Schinerschen Genera: Emphysomera und AUocotasia an. (Dipt. nouv. ou p. c. 1875, Y. pg. 238. J'adopte etc.) Die Herren van der Wulp und von der Osten- Sacken be- anstanden keines der beiden Genera. Da mir leider nur 2 sicher zu Emphysomera Schin. gehörige Arten (conopsoides Wied. und die unten neu zu beschreibende Species) vor- gelegen haben, kann ich nur wenig zur genaueren Charac- teristik des Genus beitragen. Auf diese beiden Species ge- stützt, möchte ich folgende Characterzüge als der Emphy- somera eigenthümliche betrachten: Die Fiederhaare der Fühlerborste sind stets lang und deutlich. Die stets keulförmig verdickten Hinterschenkel tragen auf der Unterseite eine Reihe kurzer, starker Dornen, während die Hinterschenkel von Ommatius Wied. und AUoco- tasia Schin. mit gewöhnlichen Macrochaeten versehen sind, wenn diese dornenartig und in einer Reihe auf der Unter- seite der Hinterschenkel angeordnet sind, so sind letztere nie auffallend verdickt. Es Hesse sich an dieser Stelle noch manches zur Cha- racteristik des Genus sagen, indess erlaubt mir die Gering- fügigkeit des Materials nicht, weitere Schlüsse aus den Vergleichen zu ziehen. Bis zum Jahre 1875 waren die Vertreter des Genus Emphysomera nur aus der subtropischen Zone Asiens be- 10 146 1885. Entomol. Nachrichten. No. 10. kannt. Mr. J. M. Bigot beschrieb die ersten Amerikaner: E. pilosula und bicolor Bigot aus Mexico. (Dipt. nouv. ou p. c. 1875 V. pg. 243 u. s. f.) Ein Jahr darauf veröffentlichte genannter Autor die Be- schreibung einer Species aus Natal (E. hyacinthina Bulletin 1876). Jetzt wird es mir vergönnt sein, noch eine brasilische Species hinzuzufügen. Bevor ich zur Beschreibung derselben übergehe, will ich die bisher publizierten Arten aufzählen: Emphysomera Schiner. conopsoides (Wiedem. 1828.) Sumatra, invehens (Walker, Lin. Soc. V, VII.) Waigiou. spathulata (Doleschall, 1858.) Amboyna. platymelas (Walker, van d. Wulp, 1872.) Amboyna. nigra (Schiner, 1868.) Nicobaren, peregrina (van d. Wulp, 1872.) Borneo. pilosula (Bigot, 1875.) Mexico, bicolor (Bigot, 1875.) Mexico, femorata (Bigot, 1875.) Ceylon, nigrifemorata (Bigot, 1876.) Amoy. hyacinthina (Bigot, 1876.) Natal. aliena (Osten-Sacken, 1882.) Philippinen. Emphysomera pulchra nov, spec. cJ?- Femoribus inflatis, rufis; antennis nigris; facie, barba, mystace pallide flavidis, superne setis raris nigris; tho- race testaceo-griseo, vitta uuica, media, nigra, vittis latera- libus divisis in bina triangula nigra; abdomine testaceo-nigro, incisuris pallidis; alis griseis. long: 11 mm. patria: Brasilia. Auf den ersten Anblick und nach der Beschreibung Wiedemanns, dessen Ommatius marginellus F. nicht un- ähnlich, indess die verdickten Hinterschenkel, sowie die Bildung und Färbung der Flügel unterscheiden das Thier leicht von marginellus F., der beiläufig auch ein echter Ommatius ist. Die Hinterschenkel dieser Emphysomera sind verhältnissmässig stark verdickt, der Vorderrand der Flügel ist nicht erweitert. Fühler schwarz. Untergesicht gelblich weiss. Knebelbart weisslich, armborstig oben mit einigen schwarzen Borsten vermischt. Rüssel glänzend schwarz. Stirn graugelb. Ocellenhügel schwarz. Hinterer Augenrand unten mit dichten, weissen, oben mit schwarzen zerstreuter stehenden Haaren bekränzt. Rückenschild hoch gewölbt, vorn halsartig abgesetzt. Grundfarbe des Rückenschildes: 1885. Entomol. Nachricliten. Xo. 10. 147 graugelb, weisslich scliimmernd. Eine breite, nach hinten verschnitälerte, sammtschwarze Strieme zieht sich der Länge nach über dasselbe, hinter der Quernath verschwindend. Die Seitenstriemen sind in je zwei sammtschwarze Dreiecke getheilt, deren Hinterränder etwas bräunlich verwaschen sind. Schulterschwielen bei vorn auffallendem Lichte weiss- gelb schillernd, ihre Vorderränder sind durch zwei sammt- schwarze, spitze Zipfelchen der breiten Mittelstrieme be- zeichnet. Brustseiten graugelb, weisslich schillernd. Ueber der Flügelwurzel zwei schwarze Punkte. Schildchen sowie Hinterrückeu graugelb. Schildchen an der Spitze mit einem Längseindruck. Hinterleib tlach, dunkelgrau, mit weisslichen Einschnitten und mit zerstreutem gelblichem Tomente be- deckt. Erster Ring erweitert, an den Seiten des Hinter- randes mit zurückgestreckten gelben Borsten besetzt. Zweiter Ring verkürzt. Hinterleib des S nach hinten etwas ver- breitert. Haltezange klein, wenig hervortretend, glänzend schwarz. Flügel graulich getrübt, Adern des Vorderrandes schwach, an der Wurzel stärker gelblich gefärbt. Randader vom Randmal ab schwarz gefärbt, an keiner Stelle die Sub- costalader berührend. Rand der Schüppchen lang behaart. Schwinger blassgelb. Schenkel aller Füsse rothgelh, an der Wurzel wenig, an der Spitze in grösserer Ausdehnung schwarz gefärbt. Schienen rothgelb mit schwarzer Spitze und an- liegender, kurzer, gelblicher Behaarung. Erstes Tarsenglied rothgelb mit schwarzer Spitze, die übrigen schwarz. Haft- läppchen hellgelb. Dieses schöne Thier wurde vom verstorbenen Sello in grösserer Anzahl bei San Joao del Rey in Brasilien gesammelt. Eine neue Art der Gattung Chevrolatia Duv, Bc'scbriebeu von M. Quedenfcldt. In Heft IV dieser Zeitschrift hatte ich auf Seite 54 mitgetheilt, die Chevrolatia insignis Duv. bei Medeah in Algerien gefunden zu haben. Herr E. Reitter stellt (Entom. Nachr. Heft VI pag. 76) diese Mittheilung dahin richtig: es sei die in Nordafrika vorkommende Chevrolatia nicht insignis Duv., sondern maroccana Rttr. Herr Reitter hatte mein Stück nicht gesehen; es ist nichts Ungewöhnliches, dass dieselben Thiere der Mittelmeer- fauna sowohl in den europäisch-meditcrraneischen Ländern, wie in den uordafrikauischen Küstenländern sich finden; 10* 148 1885. Entomol. Nachrichten. No. 10. Herr Eeitter konnte daher zwar sehr wohl ein Vorkommen der insignis in Algerien anzweifeln, aber meine dies- bezügliche Mittheilung doch nicht so ohne Weiteres „richtig- stellen" wollen. Durch die Notiz des Herrn Reitter zu einer nochmaligen Prüfung meiner Art angeregt, habe ich die wenig umfang- reiche Litteratur über die Gattung Chevrolatia, sowie das von Herrn Baron von Bonnaire mir gütigst zum Vergleiche eingesandte Material einer genauen Untersuchung unterzogen. Obgleich ich nun die Ueberzeugung gewonnen habe, dass mein Exemplar ausMedeah von der Du Val'schen Beschreibung der insignis und dem Bonnaire'schen Stücke von der Insel Re erheblich abweicht, so habe ich andererseits constatiren können, dass die Reitter'sche Beschreibung seiner maroccana eben so wenig, namentlich in Bezug auf die Form der Fühler und des Halsschildes, auf meinen Käfer passt, in welchem ich hiernach eine neue Art vermuthen muss. Eine detaillirte Beschreibung und Vergleicbung der- selben mit den anderen Arten der Gattung denke ich im nächsten Hefte der „Berl. ent. Zeitschrift" zu geben. Ich füge hier die Diagnose bei; in den durch gesperrten Druck hervorgehobenen Punkten weicht meine Art von der Beschreibung der maroccana Rttr. ab. Ch. Bonnairei n. sp. Rufo- vel fusco-castanea, palpis pedibusque parum dilutioribus, satdense (in elytris prae- cipue) b r e v i t e r flavo-pubescens ; capite thorace a n g u s t i o r e , bisulcato, sulcis antice divergentibus ; spatio cuneiformi, antice rotundato, postice acuminato, in carinam tenuissimam prolongato. Antennis corporis fere dimidio, articulo 2 lati- tudine paulo longiore, basi leviter attenuato, 3 minore, quadrato, 4 et quinto latitudine longioribus, tertio aequilatis, 6 quadrato, praecedentibus paulo breviore, 7 sexto aequilongo, subtihssime latiore, 8 — 10 paullatim dilatatis, ultimo oviformi, penultimo vix duplo longiore. Thorace latitudine quarta parte longiore, ante medium leviter dilatato, lateribus postice levissime sinuato, basi quadrifoveo- lato. Elytris elongato-o valibus, medio leviter rotundato- dilatatis, thorace 27-2 — 2-73-longioribus, minutissime sub- dense punctulatis, singulo basi juxta suturam foveola, intra humerum plica instructo. Long. 2 mill. Mas (?): Corpore graciliori, antennis paulo longioribus, femoribus leviter incrassatis. 1885. Entomol. Nacbrichteu. No. 10. 149 Patria: Algeria, Philippeville (Bounaire); Medeah (Que- denfeldt). Ich beehre mich, die Art nach Herrn Baron Achille de Bonnaire in Fontainebleaii zu benennen. Dr. Staudinger's „Exotische Schmetterlinge". Besprochen von Napoleon M. Kheil in Prag. Kein Geringerer als Dr. Staudinger giebt unter dein Titel „Exotische Schmetterlinge" (Verlag von G. Löwensohn in Fürth, Bayern; Lieferung I — VII a 3 Mark)^) ein gross angelegtes, auf 20 Lieferungen präliminiertes Werk heraus, in welchem in systematischer Reihenfolge die „wich- tigsten" exotischen Tagfalter abgebildet sowie beschrieben und anlässlich der Beschreibungen : nahestehende, verwandte Arten — soweit thunlich — citiert oder kurz diagnostiziert werden sollen. Jeder Lepidopterologe, der den engen Kreis der europäischen Fauna überschritten hat und dessen Sammel- gebiet den ganzen Erdball umfasst, wird mit Freuden den Entschluss des berühmten Herrn Verfassers begrüssen, der da- ranging, ein Werk zu schreiben, wie ein solches in der entomo- logischen Litteratui" thatsächlich noch nicht existiert. Die Rhopa- locera des totalen Erdglobus (das Gebiet der europäischen Fau- na freilich ausgenommen) wissenschaftliche Revue passieren zu lassen, dies vermag allerdings nur ein Mann, wie Dr. Stau- dinger, dem ausser reichen litterarischen Behelfen, eine CoUection zur Seite steht, die — ich spreche aus Autopsie — ihres Gleichen sucht und dem das heilige Feuer der Be- geisterung für die Lepidopterologie noch immer innewohnt. Zu wundern ist nur, warum man nicht schon früher die Heraus- gabe eines solchen Werkes ernstlich in die Hand genommen hat. Ich weiss: das Verlegen von entomologischen Schriften ist bedenklich. Irgendwo las ich einmal, dass die Sannnler lieber 100 Mark für neue Species als für ein neues ento- mologisches Buch ausgeben. Allein ein Werk, geschrieben in der Intention: dem Anfänger zu sein ein Leitstern in der ihn erdrückenden Menge neuer Genera, dem Fachmann zu bieten einen Schatz ganz neuer Species, interessanter Auf- klärungen und Ansichten, ein solches Werk — dünkt mich ^) Für später beitretende Abonnenten ist neuestens der Preis der Lieferung auf 4 Mark erhöbt worden. 150 1885. Eutomol. Nachrichten. No. 10. — muss geradezu unentbehrlich, ja es muss in Bälde gerade so populär werden, wie es nach anderer Richtung hin „Berge's Schmetterlingsbuch" geworden ist. Schon der (meiner Meinung nach) wirklich massige Preis von 3 Mark für die Lieferung (ä fünf Tafeln) sichert dem Werke die weiteste Verbreitung zu. Die Abbildungen sind, ohne eine Schönthuerei auszu- sprechen „ganz gut." Sie sind allerdings nicht so zierlich und fein, wie etwa die unvergleichlichen Tafeln der „Oberthür'- schen Etudes" — das kann auch vernünftigerweise für Mark 3. — (resp. Mark 4. — ) Niemand fordern — sie sind aber mindestens ebenso zweckentsprechend wie die Bilder in „Hewitson's exotic butterflies." Die Zeichnung hätte zwar hier und da, insbesondere bei den Ithomien (VI. Lieferung) zarter und schärfer (nicht so verschmiert) ausfallen sollen, die Rippen bei manchen (z. B. Papilio columbus Tafel 11) nicht zu stark schwarz aufgetragen werden sollen; dagegen muss anerkennend her- vorgehoben werden, dass augenscheinlich bei dem Zeichnen der R i p p e n s t e 1 1 u n g aufmerksam vorgegangen wird und offenbar der Beistand eines wissenschaftlich geschulten Lepi- dopterologen miteingreift. Wollte man nur noch den Füh lern etwas mehr Aufnierksamkeit zuwenden. Diese sind gar zu schablonenhaft gehalten und meist widernatürlich im Halb- bogen gekrümmt. Kein Tagfalter der Welt ist doch mit semicirculären Fühlern ausgestattet. In den nächsten Heften könnte dieser Fühlercalamität wohl abgeholfen werden. So viel über die Zeichnung. Das Colorit ist namentlich in den ersten fünf Lieferungen „ganz gut." Der oft schwer zu treffende Ton ist auf den mir vorliegenden 35 Tafeln (Tafel 1 bis 36, Tafel 33, die vermutlich Acraea's bringen wird, soll später geliefert werden) bei fast allen abgebildeten Thieren. der richtig naturtreue. Indess kann ich nicht verschweigen, dass meiner sub- jectiven Meinung nach die letzten 2 Lieferungen (VI. und VII.) minder gelungene Bilder bringen und zu den Tafeln jetzt ein anderes geringeres Papier verwendet zu werden scheint. Meiner Meinung nach brachten die ersteren Lie- ferungen „bessere" Bilder. Sehr gelungen sind namentlich: Pap. gigon (Taf. 4). Pap. crassus (Taf. 8), Pap. zagreus (Taf. 10), Pap. thvastes (Taf. 12), nicht minder viele Pieriden, die durchwegs die richtigen, schwierig wiederzugebenden Tinten tragen. Nur auf Taf. 8 und 9 hat der Colorist den Fehler begangen, den dunkeln Papihonen arianus, perrhebus, aenei- des die schwarze Farbe auf die HinterÜügel in einer Weise 1885. Entomol. Nachrichten. No. 10. 151 aufzustreichen, dass es den Anschein hat, als läge der Hinter- fiügel über dem Vorderflügel. Das Werk inaugurieren die Papilioniden. Herr Dr. Stau- dinger weicht sonach von dem Systeme, welches die Danainen an die Spitze stellt, ab. Darin mag nun Jeder seinen Weg gehen, jedenfalls lässt sich nicht bestreiten, dass die Ordnung mit dem Schönsten und Grössten zu beginnen, bei vielen Lepidopterologen Anklang gefunden hat. Nur hätten auf die Papilioniden (Papilioninae und Pierinae) unmittelbar die Lycaeniden zu folgen, da diese beiden grossen Familien wegen des organischen Merkmals der „sechs vollkommenen Beine" zusammengehörig sind. Dann wären die Lemoniiden, hierauf die Nymphaliden (Danainae etc. etc.) mit den „Putz- pfötchen" und schliesslich die Hesperiden aufzuzählen. Unter den Papilionen wird mit den Ornithopteren der Anfang gemacht, die Herr Dr. Staudinger als eigenes Genus aufführt. Dass der Herr Verfasser zuweilen den Beschreibungen seine Ansichten über zweifelhafte Artrechte oder interessante Mittheilungen über Lebensweise und Vor- kommen der Lepidopteren beifügt, erhöht den textlichen Theil des Werkes in hohem Grade. So ist nach Dr. Staudinger's Meinung Orn. cerberus Felder nicht als Localvarietät zu Orn. pompeus Gramer zu ziehen. Ueber Orn. croesus und Orn. brookeana werden an- ziehende Daten über Vorkommen u. A. geliefert. Orn. broo- keana wurde meines Wissens auch von Hr. Carl Bock, einem Dänen, nach Europa in grossen Mengen versandt. Das Genus Papilio wird nach Faunengebicten be- handelt, indem zunächst die indischen, dann die afrikanischen und schliesslich die amerikanischen Arten besprochen werden. Bei Pap. gambrisius Gramer wird angeführt, dass die 9^ dieser Art als die grösste Seltenheit anzunehmen sind und dass diese locale Art jetzt überhaupt nur noch selten vorkommt. Bei der unaufhaltsam fortschreitenden Nutzbar- machung von Boden, dürfte es dann thatsächlich nicht Wunder nehmen, wenn einzelne Arten, und besonders die auf kleine Inseln beschränkten Species, mit den Jahren ganz ausge- rottet werden sollten. Den schönen Felder'schen Pap. telegonus (schreibt Dr. Staudinger) nennen die Franzosen poetischerweise: „l'Ulysse avec des larmes" den Ulysses mit den Thränen. Ferner findet Dr. Staudinger: dass Pap. mayo Atk. von den Andaman -Inseln identisch mit Pap. charicles Hew. und der J zu Letzterem sei. 152 1885. Eutomol. Nachrichten. No. 10. Pap. philoxeiiiis Gray hätte man nicht als die Varietät von Pap. latreillii Don. zu betrachten, sondern als eigene Species anzunehmen, ebenso sollte (nach Dr. Staudinger) Pap. empedocles von Pap. codrus als besondere Species getrennt werden. Schade dass zu den ganz aparten Formen eines Pap. evan Doub. und Pap. macleyanus Leach keine Abbildungen hergestellt wurden. Unter den nun folgenden afrikanischen Papilionen wird eine var. coccineus Bert, citiert, die in- dess laut Kirby's Supplement pag. 811 richtig: Pap. ango- lanus Goetze heissen sollte. Bei Pap. zalmoxis Hew. wiederholt der Hr. Verfasser, was er bereits in der Stett. Ent. Z. 1884 contra Hofrath Boss 1er auseinandergesetzt hat, dass nämlich die §? von Pap. zalmoxis zur Zeit noch immer nicht bekannt sind. Da bei vielen Arten, insofern thunlich, Dr. Staudinger die Be- deutung des lateinischen oder griechischen Namens mittheilt, so hätte auch bemerkt werden können, dass Pap. zalmoxis eigentlich „Zamolxis" heissen sollte. (Zamolxis := ein griechischer Rechtsgelehrter, vordem angeblich Sklave des Pythagoras). Dass bei Pap. merope Gram, die var. brutus Fab. nicht citiert und diagnostiziert erscheint, wird manchem Leser nicht lieb sein. Der in den „Bisultati zoologici, Genova 1883" pag. 711 von Mr. Oberthür beschriebene und nun in Staudinger's Werke citierte Pap. Antinorii aus der Landschaft Scioa (= Schoa) ist wohl ebenso nur eine (abyssinische) Localvarietät des Pap. merope, wie Pap. tibullus des Mr. W. J. Kirby (be- schrieben in den Proceedings of the Royal Dublin Society 1879). Mr. Oberthür (und nach ihm Dr. Staudinger) meint, das o seines Pap. Antinorii gleiche stets dem S und sei keineswegs dimorph. Nun erhielt ich Pap. Antinorii in Mehr- zahl ((S3 ??) aus der Gegend des Tana-See (Abyssinien), der nördlich von der Provinz Schoa (= Scioa, nach italie- nischer Schreibweise, die auch Dr. Staudinger beibehält) liegt und finde: dass die ^9 des Pap. Antinorii vom u Ursprung aus dem Keimlager nehmen, gebildet; ein Keimbläschen fehlt; somit ein Verhalten, welches an die von Ganin untersuchten Eier viviparer Dipterenlarven erinnert. Interessant ist die Beobachtung, dass auch die erwachsenen 222 1885. Eütomol. Nachrichten. No. 14. Thiere sich noch alle 14 Tage bis 3 Wochen häuten, wobei die alten Haare von den neuen Hautschichten abgestreift, die Schuppen dagegen ohne Zusammenhang mit den neuen abgeworfen werden. Es findet sich als fast constanter Parasit im Chylusdarm eine Gre- garine, ausserhalb des Darms Pseudonavicellen, Entwickelungsstadien von Cestoden, Cjsticerkem ähnlich den von Stein aus dem Darm von Tenebrio molitor beschriebenen und spiralig zusammengerollte Nematoden. Zu wünschen gewesen wäre die Ersetzung des für Cerambyciden schon seit 1832 vergebenen Gattungsnamens Macro- toma durch Tomocerus Nicolet 1841. H. A. Hagen, Cambridge, Mass., beharrt, entgegen den Wider- legungsversuchen Sc ud de r's, auf seiner Ansicht, dass die bekannten (5) devonischen Insecten aus Neubraunschweig weder synthe- tische Formen darstellten, noch zu den Ephemeriden gehörten, son- dern theils Sialideu (Homothetus, Platephemera, Xenoneura), theils dagegen Libelluliden seien (Gerephemera und Palephemera Scudder). Damit würden nicht nur die für die devonischen Insecten, welche erst neuerdings durch die Funde im Silur den ßuhm, die ältesten Insecten zu sein, verloren haben, geschaffenen fünf Familien werth- los, sondern es müssten auch alle auf sie gebauten Schlüsse fallen. [Vergl. Zoologischer Anzeiger von Carus. 8. Jahrg. 1885, p. 296.] Litteratur. Aniiales de la Societe Entomologique de France. Serie 6. Tome IV, 1884, quatriemetrimestre. (13. Mai 1885.) Inhalt: Fairmaire, L., Note sur les Coleopteres recueillis par A. Kaffray ä Madagascar et description des especes nouvelles. Pg. 225. Lefevre et Poujade, Metamorphoses du Caryoborus nucleorum Fabr., Coleoptere de la famille des Bruchides. (Avec planche 11.) Pg. 243. Bedel, L., Description d'un Glaphyrus nouveau d'Algerie. Pg. 249. Constant, A., Notes sur quelques Lepidopteres nouveaux. Partie 2. (Avec planche 10 color.) Pg. 251. Bigot, J. M. F., Dipteres nouveaux ou peu connus. Partie 25: XXXIII., Anthomyzides nouvelles. Pg. 263. Simon, E., Etudes arachnologiques. Memoire 16. XXIII. Materiaux pour servir ä la faune des Arachnides de la Grece. Pg. 305. Eeiche, L., Notice necrologique sur A. Chevrolat. Pg. 357. Laboulbene, A., Notice sur C. J. Davaine. Pg. 361. Level 116, A., Notice necrologique sur H. Lartigue. Pg. 365. ISSn. Entoraol. Nachrichten. No. 14. 223 Fairmaire, L., Notice necrologique sur L. Mors. Pg. 367. Desmarest, Bulletin des seances de Novembre et Decembre 1884. Pg. CXXIX ä CLX. Bourgois et Desmarest, Bulletin bibliographique, seances de Septembre ä Decembre 1884. Partie III. Pg. 49 ä 62. Leveille, A., Table du Bulletin bibliographique. Partie III. Pg. 63. Desmarest, Liste des membres de la Societe pour 1884. Pg. 67. — Table alphabetique et analytique des matieres contenues dans le volurae de 1884. Pg. 93. — Table alphabetique par noms d'auteurs. Pg. 107. B e d e 1 , L., Faune des Coleopteres du bassin de la Seine et de ses bassins secondaires. Volume II: Sous-ordre Rhynchophora, famille et sous-famille Curculionidae (suite). Pg. 145 ä 160. L'A beule, Journal d'Entomologie, redige par S. de Mar- seul. No. 292 — 93, Mai 1885. Inhalt: Nouvelles et faits divers. Serie II, No. 50 (Bibliographie, Corre- spondence, Neurologie). Pg. 197 — 200. de Marseul, Silphides de l'Ancien-monde. Pg. 193 — 204. Olivier, E., Notes complementaires ä l'Essai sur les Lampyrides. Pg. 1—4. de Marseul, Catalogue des Coleopteres d'Europe. Pg. 145 — 168, — Nouveau Repertoire contenant les descriptions des especes de Coleopteres de l'Ancien-monde publiees isolement ou en langues etrangeres en dehors des Monographies ou Traites speciaux et de l'Abeille. VI. Clavicornes. Anisotomidae. Pg. 1 — 20. No. 294. Juni. Inhalt: Nouvelles et faits divers. Serie I, No. 35 (Bibliographie, N^cro- logie.) Pg. 141—144. de Marseul, Nouveau Repertoire des Coleopteres. Pg. 21 — 56 (Anisotomidae, Clavicornes). Revue d'Entomologie, publice par la Societe frangaise d'Entomologie. Redacteur: Alb. Fauvel. (Caen). Tome IV — 1885 — No. 4 und 5. No. 4: Inhalt: Fieber, F. X., Description des Cicadines d'Europe des genres Cicadula et Thamnotettix. Traduit de l'allemand sur le manu- scrit original par F. Reiber, avec des additious par L. Lethierrj. (Suite et fin.) Pg. 85—110. Lethierrj, L., Description de deux Cicadines nouvelles. Pg. 111. d'Antessanty, G., Diagnose d'un Lygeide nouveau de Bretagne. Pg. 112. 224 1885. Eutomol. Naclirichten. No. 14. Moütandon, Description d'un Hemiptere-Heteroptere Douveau, et Notes additionelles. Fg. 113. Puton, A., Bibliographie (Reuter, Monogr. Anthocoridarum). Pg. 115. Des Gozis, Notes et Remarques pour servir au futur catalogue de la Faune Gallo-Rhenane. Serie II. Pg. 116. Faune Gallo-Rhenane. Coleopteres, Malacodermes (suite) par J. Bourgeois. Pg. 93—100. No. 5: Des Gozis, Notes et remarques pour servir au futur catalogue de la Faune Gallo-Rhenane. 2. serie. Pg. 117. Fauvel, A., Remarques synonymiques sur les genres Phlaeotrya, Dircaea et Dolotarsus. Pg. 133. Puton, A., Synonymies d'Hemipteres. Pg. 137. Abeille de Perrin, Malachides nouveaux. Pg. 139. Faune Gallo-Rhenane. Coleopteres, Carabides (suite) par A. Fauvel. Pg. 165 172. Entomologica Araericana. A monthly Journal devoted to Entomology in general. Editor: John B, Smith. — Brooklyn. Vol. I, 1885, No. 2 und 3. No. 2: Inhalt: Osborn, H., Classification of Hemiptera. Pg. 21 — 27. Smith, J. B., An abnormal Lucanus cervus. Pg. 27. Leng, Gh. W., Synopses of Gerambycidae. Pg. 28-35 with plate I, II. Hülst, G. D., Synopses of Butterflies. Pg. 36—38. Notes and News. (Stylopidae etc.) Pg. 38—40. Society News. Pg. 40. No. 3: Henshaw, S., Record of some Contributions to the Literature of North American Beetles, published in 1883—84. Pg. 41—48. Edwards, H., New species of Californian Moths. Pg. 49 — 50. Hörn, G., Note on Scotocryptus. Pg. 51-52. Butler, A. G., On the identity of Cyaniris laden of Gramer with C. pseudargiolus of Boisduval and Leconte. Pg. 53. Notes and News. Pg. 53 — 57. Book Notices. Pg. 57—59. Society News. Pg. 59 — 60. Druck von Utto Domblüth üi Bernbur" Eutonioloffisclie tiachricliteu. Begründet von Dr. F. Katter in Putbus. Herausgegeben von Dr. F. riarsch in Berlin. XL Jahrg-. August 1885. Nr. 15. Immanente Verbindungen beim Entstehen der Anpassungs-Muste- rung auf Schmetteriingsfiiigeln. Von Johannes Schilde. WerthvoUer als wie der blosse Genuss fürs Auge, den uns das Anschauen der dichten Reihen unserer Schmetter- lings-Sammlungen bereitet, dürften wol die tieferen Anre- gungen unseres fragenden Inneren sein, die uns beim ein- gehenden Betrachten, Prüfen und Vergleichen der Zeichnungs- bilder zu Theil werden. Die morphologische Gesetzmässig- keit der Schmetterlings-Zeichnungen nach Arten und ganzen Gattungen die wir wahrnehmen, erfasst unser Sinnen und Denken mit lebhaftem Verlangen nach dem Ergründen der Ursachen dieser schaffenstiefen Ordnung. Freilich noch recht bald stehen wir auch schon an den Grenzen unserer For- schungsmöglichkeit, der Eine früher der Andere später. Aber gerade weil die Begabung und die wissenstüchtige Ausstattung der Entomologen verschieden ist und verschie- den weit reicht, wage ich es meine leider schnell zu Ende kommenden Betrachtungen über sekundäre Ursachen und Verbindungen von Schmetterlings-Zeichnungen vorzubringen, zur Anregung weiterer und besserer Forschungen. — Alle mir bekannten Systematiker der europäischen Falter- fauna stellen die zwei Gattungen Melitaea und Argynnis nebeneinander, weil sie, ganz abgesehen hier von der Aehn- lichkeit der Gestalt und Lebensweise ihrer Raupen und Puppen, im Falter-Stadium sowol hinsichtlich des Geäders wie auch hinsichtlich der I'ärbungs- und Zcichnungs-Anlagen der Flügel, unter ihren Fluggenossen in nächster Formen- Verwandtschaft zu einander stehen. Die Grundfarbe der Flügel-Oberseiten beider Gattungen ist übereinstimmend ein schwarzstreifig, schwarzstufig, schwarz- gepunktet durchsetztes oder schwarz überdecktes Braun, in sehr manichfaltigeu Abstufungen von Aufhellung oder Ver- dunklung desselben. Der Hauptsache nach könnte man es, 15 226 1885. Eutomol. Xacliricbten. No. 15. wie einst Borkhausen, mit den verschiedenen Farbentönen des Tabaks vergleichen. Die grössere Stärke und der grössere Zusammenhang der schwarzen Querzeichnungen verursacht bei Melitaea meist eine deutlichere Durchgitterung der Grund- färbung als wie bei Argynnis, wo eine Verfeinerung und Einzelstellung der schwarzen Zeichnungen zu Flecken und Punkten vorherrscht. Doch erkennt man leicht, am besten vielleicht beim Vergleich von Melitaea Balbita aus Kaschmir oder Melitaea Didyma mit Argynnis Aphirape, die über- einstimmende Grundlage und wechselseitige Auslösung der Zeichnungsanlage. Was nun das Fitigelskelett betrifft, so haben die Vorder- flügel der Arten beider Gattungen auch dies übereinstimmend. Zwölf Rippen verschiedener Länge bilden dasselbe und zerlegen die Flügelfläche in 14 trapezoische und dreieckige Parzellen. Aus Rippe 7 entspringen bei den grossen und einigen mittleren Argynnis-Arten nur Rippe 8 und 9, bei den übrigen Argynnis- und bei allen Melitaea-Arten aber Rippe 8, 9 und 10. Diese Verhältnisse der Vorderflügel werden uns indess vorerst weniger beschäftigen als wie diejenigen der Hinterflügel, in deren Rippenanlage ein zwar nur kleiner, für die Zeichnungs- Vertheilung aber wahrscheinlich einflussreicher Unterschied zwischen beiden Gattungen besteht. M^f^i»B'.. Schema der Hinterflügelrippen A. der Gattung Melitaea, B. der Gattung Argynnis. Wie vorstehende zwei Zeichnungen erkennen lassen, ist die Mittelzelle der Hinterflügel bei der Gattung Melitaea saumwärts ofien, bei der Gattung Argynnis hingegen zwischen Rippe 4 und 5 durch eine Querrippe geschlossen, und diese Verschiedenheit im Rippenbau scheint, wie wir finden werden, auch von Wirksamkeit für die abweichende Zeichnungsan- lage zu sein. Betrachten wir also zu unserer Information die besonders markirten und die Artenunterschiede hauptsächlich liefern- den Hinterflügel-Rückflächen unserer Melitaea- und Argynnis- 1885. Entomol. Naclirichten. No. 15. 227 Foimen, so finden wir im Allgemeinen zwischen sämmtlichen Arten beiderlei Gattungen eine bedeutende Aehnlichkeit der Zeichnunasanlaüen. v^ ^ ..Ä//.,^,>S^. ^" ThJtUlCAJ^i» Ungefähre Grundlage der Hinterflügel-Rückseiten-Zeichnuug A. der Gattung Melitaea, B. der Gattung Argynnis. Zunächst dem Schmetterlingskörper an der Flügelwurzel sehen wir in den hier auf vier reduzirten Zellenräumen Ic bis 8. vier mehr oder weniger deutliche helle Flecke über- oder untereinander. Auswärts davon fol^t ein bandartiger Raum der Grundfärbung, hierauf eine bei allen kleineren Arten sehr deutlich begrenzte helle Mittelbinde, die durch dunkle Rippen und Linien in verschiedene, zungen,- splitter.- keil- und schenkeiförmig an- und ineinander pas- sende Theile parzellirt ist. Saumwä'rts von dieser Binde liegt wieder ein bandartiger Raum hell und dunkel ge- mischter bräunlicher Grundfärbung, der bald mit einer dunkleren Bogeureihe, bald mit einer Reihe Punkte oder Ringtlecke besetzt ist. Auf der Saumlinie lagernd, fasst endlich eine Reihe weisser oder silberglänzender oder fahl- bräuiilich überzogener Flecken, die von einwärts abgerun- deter oder gespitzter oder flacher oder auch gestielter Form sind, den äussersten Flügelrand vor den Fransen ein. Also die Zeichnungen der Hinterflügel-Rückseiten aller Melitaea- und Argynnis-Arten scheinen ganz ineinander überzugehen und sich so ähnlich zu sein, dass mau nicht einmal versucht werden könnte, als Schwerpunkt der kolo- rativen Unterscheidung beider Gattungen, den Mangel oder das Vorhandensein von Silberglanz zu nennen, denn Argynnis ist nicht immer silberfleckig und Melitaea ist es mitunter.^) Bei eingehender Vergleichung ändert sich nun aber diese provisorische Meinung sofort, denn wir entdecken, ganz 1) Melitaea Varia, besonders aber Melitaea Araoenula aus Tibet zeigen eiüen Silbcranfiug der weissen Saum- und Mittel-Biuden. 10=' 228 -1885. Entomol. Nachrichten. No. 15. distinkt jeder Gattung, auch durchgehende standhafte Unter- schiede derZeichiiungsanlage zwischen den beiderseitigenArten. Zunächst stehen die Wurzelllecke und die Mittelbinde bei allen Melitaeen ungefähr um halbe Bindenbreite mehr saumwärts als wie bei sämmtlichen Argynnis- Arten. Bei Argynnis quellen die Wurzelflecke sozusagen aus den Rippen- winkeln der Flügelwurzel hervor, auch wenn sie direkt an der Wurzel mitunter bräunlich überdeckt sind; bei Melitaea hingegen stehen sie, frei oder als senkrechtes Querband ver- einigt, deutlich abgetrennt von der Wurzel in den Zellen. Nur bei den Melitaea Cinxia- und Didyma- Gruppen, mit ihrer eigenthümlichen Neigung alle hellen Binden auf Kosten der dunklen Räume zu verbreitern, fliessen die Wurzelflecken körperwärts aus, doch bleibt auch hierbei der Unterschied der saumwärts gerückten Front der Binden, gegenüber Argynnis bestehen. Innerhalb der Mittelzelle zwischen den Wurzelflecken und der noch zu besprechenden Mittelbinde, steht bei Me- litaea immer ein deutlicher, meistens rundlicher oder halb- mondähnlicher heller Fleck, den ich „Mittelzellen -Kern" nennen will. In der Cinxia- und Didyma-Gruppe fliesst er meistens mit dem Wurzelfleck in Zelle Ic hakenförmig, in der Athalia- und Aurelia-Gruppe hingegen manchmal mit dem Wurzelfleck der Mittelzelle pilzförmig zusammen. Dieser keiner Melitaea-Form mangelnde Mittelzellen- Kern, fehlt vielen Argynnis-Formen, oder wo er unter ihnen vertreten ist, da erlangt er niemals die Grösse geschweige denn wie bei Melitaea eine Streckung zur Verbindung mit wurzelwärts gelegenen Flecken. Der oberste Fleck in Zelle 7 der nun folgenden Mittel- binde, steht bei den Argynnis-Arten entweder mit seiner Mitte oder doch mit seinem Beginn auf dem Ursprung der Rippe 7 aus der Mittelzelle; er steht also zum Theil auf der Mittelzelle, zum Theil auf der davon abzweigenden Rippe 7. Bei allen Melitaea-Arten ausserhalb den Cinxia- Didyma-Gruppen, steht er hingegen niemals auf der Mittel- zelle, auch noch nicht auf oder an der Wurzel von Rippe 7, sondern um so viel weiter saumwärts auf dieser Rippe, dass diejenige Stelle die er bei Argynnis einnimmt, bei Melitaea nicht den obersten Fleck der hellen Mittelbinde bildet, sondern noch zur braunen Grundfarbe wurzelwärts derselben gehört. Diese vorgeschobene Loge derMittelbinde bei der Gattung Melitaea geht, ausgenommen Zelle la und Ib, wo ihr Ver- 1885. Entomol. Nachrichten. No. 15. 229 lauf wieder mit Arpynnis übereinstimmt, durcli die ganze Flügelbreite. Alle die spitzen Anfänge der Zellen 2, 3, 5 und 6, die bei Argynnis als helle Keilflecke scharf einge- fügte Bestandtheile der Mittelbinde ausmachen, stellen bei Melitaea noch in der dunklen Grundfarbe wurzelwärts der Binde, und ebenso wie der bereits erwähnte helle Anfangs- fleck in Zelle 7 der Mittelbinde bei Argynnis, bei Melitaea noch zur Grundfarbe gehört, ebenso deutlich ist auch der meistens sehr formbestimmte Fleck in Zelle Ic der Argynnen, bei den Melitaeen wurzelwärts von der hier besonders weit saunnvärts geschobenen Binde, in der Grundfarbe erkennbar. Mit kurzen Worten lässt sich der Unterschied der Mittelbinden-Lage zwischen beiden Gattungen folgenderweise bezeichnen: Die Stellen der hellen Mittelbinde bei Argynnis von Zelle 7 an bis Zelle Ic herab, nimmt bei Melitaea zum Theil oder gänzlich noch die Grundfarbe ein, und der äussere Theil der Mittelbinde bei Melitaea nimmt dagegen einen Raum ein, der bei Argynnis schon saumwärts der Binde liegt, und dieselbe als eine Zone von oft dunklerer Grundfarbe einfasst. In Folge dieser vorgeschobenen Lage resp. Front der Mittelbinde, ist auch der Raum zwischen ihr und der Sauni- einfassung bei Melitaea schmäler als wie bei Argynnis. — Wenden wir uns nun zu der Frage nach den Ursachen dieser beachtenswerth standhaften Verschiedenheit zwischen zwei sonst recht übereinstimmend gebildeten aber immerhin artenreichen Gattungen, so muss das Forschen nach den biochemischen Prozessen ihrer Formenbildung allerdings noch der Zukunft überlassen bleiben, auf die Begritflichkeit der generativen Formgebung wol ganz verzichtet werden. Nur auf die vorletzten äusserlichen Merkmale der körper- lichen Verschiedenheit dieser beiden Faltergattungen können wir zurückgehen, und diese sind der Rippenbau der Flügel. Die bei Argynnis geschlossene Mittelzelle der Ilinter- tlügel, ist bei Melitaea offen. Weiter finden wir zunächst keine durchgehende Verschiedenheit und müssen uns deshalb an diese halten. Meine Ansicht ist nun die: Die Schlussrippe der Mittel- zelle bei Argynnis verursacht bei Ablagerung der Pigment- Moleküle zur Bildung der Flügelzeichnungen in der Puppe um sich eine Stauung oder Ansamndung; während der offene und ebene Durchlass aus der Mittelzelle bei Melitaea den molekularen Niederschlag zur Bindenbildung mehr nach 230 1885. Eutomol. Nachrichten. No. 15. auswärts gelangen lässt. Die Wucht oder die Korrelation dieser fiktiven Strömung, drückt die Bindenstirue oder Binden- zunge nicht nur an der offenen Zelle saumwärts, sondern nimmt die ganze Bindenanlage mit nach auswärts und zieht auch die Wurzelflecken-Anlage von der Wurzel ab nach sich. Die vorliegenden Thatsachen scheinen mir diesen Schluss oder doch eine ähnliche Folgerung zu gestatten. Der Schluss der Mittelzelle bei Argynnis hält die Anlage der Wurzel- und Mittelbinden zurück. Jedenfalls bleibt soviel erkennbar, dass ein individuell wandelbares Spannungs- oder Vertheilungs-Verhältniss zwi- schen der Anlage und Formung der drei lichten Binden bei beiden Gattungen besteht. Denn nicht allein, dass die saumwärts gerückte Mittel- binde der Melitaeen auch die Wurzelfleckenreihe entsprechend nach sich zieht — es zeigt sich auch, je nach den Umrissen der saumwärts gerichteten Mittelbindenfront, eine von Indi- viduum zu Individuum wandelbare Einpassung der Saum- fleckenreihe gegen diese Front hin. Wo die Mittelbindenfront in den Zellen zurückbleibt, erhöhen sich dagegen entsprechend die Saumflecke derselben Zellen, wo sie heraustritt, verkleinern sich diese. Bei Argynnis gleicht sich dieses, wie gesagt auch indivi- duell bewegliche Bildungsverhältniss der Zeichnungsanlagen, meistens nicht oder doch weniger durch die Saumflecke aus, als wie durch die davor liegende Ringfleckenreihe. In den Zellen mit schmalen Mittelbindentheilen stehen nämlich saumwärts davon grosse Punkte, in denjenigen mit brei- ten Bindenth eilen hingegen stehen kleinere. Doch wer- den auch bei Argynnis die Saumflecke selbst mitunter um so grösser gegenüber der Mittelbindenfront, wenn wie z. B. bei Arg. Latonia, die korrespondirenden Mittelbindentheile der betreffenden Zellen sehr reduzirt sind. — Innerhalb dieses Aufsatzes können die merkwürdigen von Fall zu Fall individuell variablen, aber doch jeder Gat- tung für sich eigenthümlichen Korrelationen in der Anlage der „Anpassungs"-Ausstattung der Schmetterliugsflügel, nur beschränkte Darlegung finden. Jeder Inhaber eines reich- lichen Vergleichsmaterials wird beim eigenen Durchgehen der zugehörigen Formen, noch viele unterhaltend über- raschende Zeugnisse der immanenten Gesetzmässigkeit der Flügelflächen-Ausstattung wahrnehmen. Auch die Vorderflügel -Rückseiten haben einen modifi- zirten Antheil an den besprochenen Zeichnungsanlagen der 1885. Entomol. Nachrichten. No. 15. 231 Hinterflügel, und dies scheint trotz anderer Ptippenanlage ebenso begreiflich, wie die ebenfalls öfters vorhandene Mit- betheiligung der Oberflächen der Flügel an der rückseitigen Zeichnungsanlage. Denn beiderlei Flügel-Embryonen liegen bekanntlich in der Puppe dicht aufeinander, so dass der Bildungsprozess des einen auch den anderen mit berühren kann und wird. Diese Korrelation und Gemeinsamkeit der Bildung von Flügelzeichnungen ist auch sehr deutlich wahrnehmbar bei den meistens einfacher ausgestatteten Heteroceren. Vielleicht ohne Ausnahme sehen wir bei ihnen die Kückseiten der Hinterflügel an der Färbungs -Anlage der Vorderflügel-Ilückseiten betheiligt, oder wo eine Zeichnung vorhanden ist, so ist deren Anlage auch auf den Hinter- flügeln deutlich oder schwächer wiederholt. Letzterenfalls ist es zumeist irgend eine Art von Bogen- Zeichnung oder Bandirung zwischen Saum und Mittelzelle, sowie eine dunkle Fassung oder Fleckung des Mittelzellen- schlusses, welche allen diesen, fast nur beim nächtlichen Fluge frei werdenden Flügelrückseiten gemeinsam ist. Ganz besonders markirt sich auch hierbei wieder die sammelnde Bedeutung des Mittelzellenschlusses durch eine bei Tausenden von verschiedenen Schmetterlingsarten vor- handene, halbmond-, oder strich- oder fleckenförmige dunkle Zeichnung an der Schlussrippe. Auch auf den Oberseiten der Vorderflügel kommandirt sozusagen diese Zeichnung am Ende der Mittelzelle die ganze Zeichnungsanlage. Bereits in meiner Schrift: „Gegen die Manchestertheorie in der Schöpfung'',') machte ich auf diese gesetzmässigen Bildungs -Verhältnisse eingehender aufmerksam und sagte mit Bezug auf die Wiederkehr der Makeln- und Quer-Zeich- nungen bei den verschiedensten Schmetterlings -Familien, unter anderen: „Die Verschiedenheiten zwischen diesen Fami- lien haben einen systematischen Trennungswerth, ungefähr \yie solche zwischen Eisbär und Wallross, oder wie zwischen Strauss und Meise, aber dennoch gruppirt sich bei den Tau- senden dieser heterogenen Lepidopteren- Glieder der zarte leichte Schuppenanflug nach dem gleichen Modell". „Wenn sämmtliche Säugethiere vom Elefant an bis zur Maus die Streifung des Zebras, oder sämmtliche Vögel vom Strauss an bis zum Spatz Pfauenaugen trügen, so würde dies ein ungefähres Analogon für die Gleichförmigkeit dieser 1) Zeitschrift für ges. Naturw. Bd. L. Hallo 1877. 232 1885. Entomol. Nachrichten. No. 15. Schmetterlingszeichnung bieten; die Zahl der Säugethiere und Vögel würde aber die Summe der gleichförmig gezeich- neten Schmetterlinge noch lange nicht erreichen." „Nach Darwin müssten die, in primären und sekundären Organen einander doch nahe verwandten Tausende von Noctuen-Arten sämmtlich einem (verhältnissmässig recenten) Stamme entsprossen sein. Wie wäre es aber erklärbar, dass trotz aller Wandlungen bis zum weitesten Auseinandergehen der Gattungen, unter allen Klimaten, unter allen divergiren- den Anpassungsbestrebungen, unter allen Dimensionen von der schwalbengrosseu Noctua Strix des üppigen Amazoniens, bis zur mückenhaften Nudaria Mundana, Thalpochares Velox, Parva u. s. w. unserer kümmerlichen Landgebiete, dieses gleiche Schema der Zeichnungsanlage viel tausendfältigen Bestand erhielt ! diese oberflächliche Zeichnung durch einen dünnen Schuppeuauflug, den eine leichte Berührung hinweg- wischt'' und die, wie ich inzwischen weiter erörterte,^) fast in jedem Begattungsfall nur beschädigt vorhanden ist. Die einzigen mir bekannt gewordenen Aeusserungeu auf meine mehrfachen die Selektionshypothese, wie ich glaube, widerlegenden Arbeiten, 2) erfolgten von Seiten des darwini- stischen früheren Redakteurs dieser Blätter, und die letzte derselben lautete: „eine Vererbung mechanisch hervorge- rufener Aenderungen sei noch von keinem Verfechter der Deszendenztheorie behauptet worden; es wäre vielmehr ganz wie ich sage, nur die immanente Kraft, die eine Vererbung irgendwelcher angeborenen Eigenthümlichkeiten zu erzielen vermöge. Es sei anerkannte Thatsache, dass zufällige Be- schädigungen, wie ausgerissene oder gestutzte Schwänze oder Ohren, ohne Einfluss auf die Nachkommenschaft blieben.'' (Ent. Nachr. 1884, S. 147.) ^) „SelektioDskritische Seitenblicke ins Insektenleben auf nordi- schen ilooren" und „Frühlingsbeobachtungen über die uatur- immauente Erzeugung der Flügelpracht-Anpassung von Schmet- terlingen", Ent. Nachr. 1884, S. 3 und 141. 2) Ausser den bereits zitirten schrieb ich noch: „Gottverlassene Schwärmer?" Zeitschr. f. ges. Naturw. Halle 1878. „Antidar- winiana'-', Ausland 1880, No. 28. „Nochmals Antidarwinisti- sches" Ausland 1881, S. 192 flg. „Antidarwinistische Skizzen" Deutsche Eutom. Zeitschr. 1884, Heft I. „Entomolog. Erinne- rungen gegen die Entwicklungshypothese", Stett. ent, Zeitg. 1884, S. 228 und 321. 1885. Entomol. Nachrichten. No. 15. 233 Hier trat leider ein darwinistischer Rezensent meiner Arbeit hervor, der Darwin selbst entweder gar nicht oder doch dessen kapitellange Abhandlungen über allniälige Akku- mulation oder Rudimentirung von Organen durch Gebrauch oder Nichtgebrauch, über Vererbungen 1., von Zehen-, Augen-, Ohren-, Schwanz-, Bein- und Horn-Verstümmlungen bei Meer- schweinchen, Hunden, Katzen, Pferden und Kühen, 2., von Augen-, Finger oder Haut -Verstümmlungen bei Arl)eitcrn, Soldaten und Tätowirten, 3., von Beschneidungen bei Muha- niedanern und Juden, u. s. w., nicht gelesen haben kann. Für die vorliegende Frage hat also nicht einmal sein Anerkennt- niss einer immanenten Wesenbildung einen Gebrauchswerth. Auch die wenigen klug -bescheiden abgefassten Sätze, die Darwin selbst unter Zitation einiger Hausthier- oder Gemüse -Zuchterlebnisse, dem Versuch einer Unschcädlich- machung obiger Vererbungs-Thatsachen für seine Entwick- lungs -Hypothese widmet,^) können den von mir hervorge- hobenen freinatürlichen Thatsachen der unaufhörlich milliar- denfältig vorgehenden ,, biologischen" Beschädigungen und dennoch immer wieder komplet angeborenen Glanz- und Anpassungs -Ausstattungen der Schmetterlingsflügel, ihre selektionsleuguende Bedeutung nicht im Geringsten nehmen. Darwin meint, eine grosse Variabilität verhindere die Vererbung von Verstümmlungen. Ich beziehe mich hiergegen zunächst auf die von mir früher erörterte stete Pracht- Geburt unseres sehr wenig variablen, beim Begattungs -Werben und Geschäft nach der Ueberwinterung in Reissighaufen etc., aber natürlich habitlich stets ruinirten Trauermantels, Pfauenauges, Fuchses, Zitronenfalters. Aber es bedarf wirkhch der vielen Worte nicht, um inner- halb der Thatsache der fast steten Lädur des vor Feinden flüchtenden und sich bergenden, des den Gatten werbenden und mit dem Gatten kopulirten Falters aller Zeiten und Zonen, die Hinfälligkeit der Selektions-Hypothese zuerkennen. Lediglich aus der habituellen Variabilität, aus der eigen- thümlichen Individualität heraus, die der sexuell -dimorphe Falter beim Gattenwerben, die der der Mauer, der Baumflechte, dem welken Blatte ähnliche Falter beim Niedersitzen zeigt, ist ja der Darwinismus gewillt und im Stande, die allniälige 1) „Das Variiren der Thiere und Ptlauzcu" I, S. 495—496. (Dio anderen darwinschen Bände mir ausreichend bekannten Inhalts studirt augenblicklich mein Sohn auswärts.) 234 1885. Entomol. Nachrichten. No. 15. Abzweigung und Akkumulation zur Artenspaltung der oft äus- serst zahlreichen Formen innerhalb der Gattungen zu erklären. Wir fragen den Selektionshypothetiker aber vergeblich darnach, wie sich seine „Abstammuugsformen" Pieris Napi von Bryoniae, Daplidice von Callidice, Anthocharis Carda- miues von Simplonia, Pararge Megaera von Hiera, Coeno- nympha Arcania von Satyrion, und alle diese wieder je in zahlreiche andere genossenschaftliche Sekundärformen ak- kumulativ separiren und etabliren konnten, wie sich die Hunderttausend Schmetterlingsfoimen der Erde „aus ihrer gemeinschaftlichen Urur- Stammform allmälig akkumulativ durch üeberleben des Besten und Passendsten im Kampfe ums Dasein entwickeln'' konnten — wenn die ganze schöne Schmetterlings-Garderobe am Hochzeitstage und Zeitlebens „niemals nichts gilt", wenn ihre biomorphologische Her- stellung aus „immanenter Kraft" erfolgt. Wann war es denn als diese Immanenz und die Korre- lation noch fehlte oder akkumulirt wurde, und wann war es denn als das Habit des Schmetterlings noch lebenswich- tig für die Auslese war und als sich die Psychiden, die Tausende von verschiedenen Weisslingsarten , die Colias-, die Lycaena-, die Melitaea-, die Argynnis-, die Satyrus-, die Erebia und Coenonympha-Formkolonnen mit ihren oft kaum von einander zu unterscheidenden Nuancen und Zeichnungen die Garderobe noch so schonten, dass die gewaltige Faust der Auslese vererbuugsvorsorglich bis aufs Vorderbeinhäkchen und Hinterflügel- Rückseiten -Augentleck- Silber -Schüppchen tippen konnte, wie z. B. bei Lyc. Argus und AegonV Der Darwinianer mit seiner angestaunten Hypothese weiss das nicht, aber wir wissen es — es war niemals! Die formgebende Immanenz der Welt schafft autodyna- misch, lebt nicht vom Schüppchenhandel, und die Anpassung des Saturnus mit seinen Ringen in seinen Flugplatz im Weltenraume fällt ihr nicht schwerer und nicht leichter als wie die Anpassung des Schmetterlings an einen Strassen- pfahl. Es ist alles Princip. Zur Naturgeschichte der Fichtengallenlaus (Chermes abietis). Von Prof. Dr. L. G-laser in Mannheim. Die von De Geer (IIL S. 66) gegebenen, auch von Oken in seiner Allgem. Naturgeschichte (V. 3 S. 1570—72) mitgetheilteu Aufschlüsse über das Leben und die Entwicklung 1885. Entomol. Nachrichten, No. 15. 235 der Fichtengallen- oder Taimenläuse (Chermes L.) lassen manches zu wünschen übrig und diesen und jenen Punkt im Verfahren der Thiere unerürtert. Pöppig^) erwähnt dieses besondre Bhatthiusgeschlecht nicht näher und bemerkt nur, dass in der Foitpfianzungsweise der Bhittläuse über- haupt viel Unbegreitiiches und daher eine Aufforderung zu stets erneuerten Forschungen liege. Ratzeburg bemerkt in seiner Schrift über die Waldverderber und ihre Feinde (5. A., Berlin 1860), dass sich bei ihnen der von Steenstrup bei Meerthieren beobachtete Generationswechsel vorfinde, vermöge ihrer im Sommer sich findenden Keim-, im Herbst aber Eierstockbildung, und dass, wie Leuckart zeigte, ein und dieselbe Blattlaus durch Bildung neuer Keimzellen in dem alten Keimstock mehrmals, ein junges Insect mit Eierstock aber nur einmal gebäre, dass sich bei Chermes zuerst (als 1. Generation) eine gefiügelte Sommer- und dann (als 2. Generation) eine ungefiügelte Winterbrut bilde (S. 221). Dieselbe Angabe findet sich auch bei Leunis (Synopsis d. Thierr.'s, 1860 S. 669), indem es heisst: „Sie haben 2 Gene- rationen, deren erste geflügelte cJcJ und §9, die zweite oder die Nachsommerbrut dagegen nur fiügellose Individuen hat." Als sich vor drei Jahren die in dem neuangelegten Stadtpark von Mannheim angepflanzten jungen Coniferen vielfach mit alten Gallenresten behaftet und durch Angriffe der Gallenläuse arg entstellt, ihrer Gipfel beraubt, in den Seiten- und Endquirlen verkrüppelt u. s. f. zeigten, nalim sich Einsender vor, durch aufmerksame eigne Beobachtung der Lebensweise dieses Waldschmarotzers hinter das ge- eignetste Verfahren zu kommen, die jungen Bäume von dieser Plage zu befreien. Demgemäss sammelte er im vorigen Jahr zunächst eine beträchtliche Zahl frischer, junger Gallen von den Fichtentrieben ein, deren sich nämlich ausser an unsrer gemeinen Fichte oder Rothtanne (Abies excelsa Rieh., Pinus Abies L.) und deren verschiedenen Formen oder Spielarten auch an amerikanischen Blaufichten (Abies rubra Poir. var. coerulea Host.) reichlich vorfanden, und brachte sie in ein weites, bedecktes Versuchsglas mit feuchtem JMoos am Boden. Die Gallen am Grund der Sprossen waren beim Einsammeln in der ersten Maihälfte alle schon von der Dicke einer Erd- beere bis starken Haselnuss, glichen im Ansehen einer Ananasfrucht und waren mit den kurzen Nadelspitzen des 1) Pöppig, Ilhistr. Natg. d. Thierr.'s, Lpz. 1851, IV S. 104. 236 1885. Entomol. Nacbrichten. No. 15. monströs gewordnen Sprosses wie mit gespitzten Schuppen bedeckt, übrigens dicht comp^kter Masse, nicht locker, wie die von Chermes viridis in Leunis Synopsis (Fig. 382). Bis gegen Ende Juni waren, wie Einsender in einem Artikel der Deutschen Landw. Presse (Nr. 68, 1884) mitgetheilt hat, schon an 10 bis 15 7o ^er Gallen reif, lockerten sich alle am Rand gelbwerdenden Schuppen derselben und entliessen kleine, 1 — 1,5 mm. lange Xymphen, die sich im Freien (an der Wand des Yersuchsglases) alsbald häuteten und in vier- flüglige, ebenso grosse, schwarzbraune, unter der Loupe fein weiss gegürtelt und einzelpunktirt erscheinende Flügelläuse verwandelten. Das Auftreten der meisten Läuse, mit ihren langen, breiten, durchsichtigen und zarten, dachförmig zurück- liegenden Flügeln von über doppelter Körperlänge, erfolgte bei den meisten Gallen erst im Juli. — Die im Glas massen- haft versammelten und auf den Gallensprosseu umher- spazierenden Flügelläuse waren von ungleicher Grösse (als kleinere (SS und grössere ??). aber von Copulation war nichts zu bemerken, die Thierchen alle unbeholfen und nur ohnmächtige Flugversuche anstellend, indem sie kaum 1 cm. weit von der Stelle gelangten und gleich niederfielen. Freies UmherÜiegen scheint auch im Freien darum nicht deren Sache zu sein, und nur durch den Wind gelangen sie auf entfernte Stämme, wie denn auch im Park nur unmittelbar angrenzende Bäumchen sich von den bereits früher gallen- führeuden angesteckt zeigen. Nach De Geer"s Angaben (Einsender konnte an den Thieren in der Gefangenschaft darüber selbst keine Beo- bachtung machen) legen die weiblichen Thiere nach der Be- gattung im August Eier in einem Häufchen unter ihren hervorragenden Flügeln, mit denen sie dieselben sterbend, wie mit einem Schild, bedecken, und schon im August kommen daraus flügellose Junge hervor, welche bis zum Spätherbst auswachsen, ungeflügelt zwischen den Xadeln überwintern und dann im Frühling die schwellenden Knospen anstechen. Die Angabe bei Leunis, ,.die Larven stechen die Nadeln an der Wurzel an, wodurch sich diese schuppenartig ausbreiten und tannenzapfenähnliche Gallen mit hohlen Piäumen für die Jungen bilden'', auch die bei Oken zu lesenden De Geer' sehen Ausführungen betreffs der eigentlichen Entstehung und anfänglichen Beschaffenheit der Gallen bedürfen nun nach des Einsenders dessfallsigen, in diesem Frühjahr an- gestellten Beobachtungen und Untersuchungen nachstehender genaueren Präcisirung oder Berichtigung. 1885. Entomol. Nachrichten. Xo. 15. 237 Schon am 25. April, während die jungen Fichten kaum zu knospen angefangen hatten, gewahrte Eins, unterhalb der Basis einzelner, bis zu Erbsendicke aufgetriebener End- knospen der Quirläste kleine, kaum linsengrosse. reinweisse Flockenhäufchen wie zartes Spinngewebe, und beim Zer- drücken gaben dieselben einen ölartigen Saft von sich, die Knospe aber war bereits als Gallenansatz geschwollen, oder der spätere Knospenspross an der Basis gallenartig aufge- trieben, mit deutlicher Erweiterung aller zarten Nadelbasen. Bei vorsichtiger Behandlung zeigte sich nach Beseitigung der Flockenfaseru mit der Messerspitze unter der Loupe eine bis 1,5 mm. grosse, roth- oder gelbbraune, ungeflügelte Mutterlaus neben einem dichten Placken von 60—80 kleinen, punktgrossen, länig -log u. yQU(ji,fi^ Schriftzug); 35) Furuncula W. Vz. (Bicoloria Bkh. Humeralis Wood) ,, Diebchen", „Zweifarbiges", „Schultereulchen" ; 36) Suffuruncula Tr. (Erratricula Hb.) „Fastdiebchen", „Vaga- bundchen" od. „Umherirrendes"; 37) Latruncula W. Vz, „Räuberchen" mit ab. Aerata Esp. „Verschuldetes", ab. Meretricula Bkh. „Lustdirnchen", ab. Rubeunculana Dup. „Rothräuberchen" u. ab. Termi- nalis Wd. „Endräuberchen" (weg. d. Flügelendes?); 38) Strigilis L. (Praeduncula W. Vz.) „Striegel" od. s. g. Dreiring, „Strassenräuberchen", auch Rispengraseulchen mit ab. Aethiops Wd. „Aethiopier".; 39) Testacea Hb. „Irdenes", Irdfarbiges (testa gebrannt. Stein, Irdgeschirr); 40) Basilinea F. (Nebulosa View.) „Wurzelstrich", „Nebel- braun", s. g. Queckeneule; 41) Infesta 0. (Sordida Bkh. Anceps Hb. Aliena Dup.) „Feind- selige" (Mordraupe!) „Schmutzfarbige", Zweifelhafte", „Fremde"; 42) Luteago W. Vz. (Lutea Bkh.) „Lehmbräunliche" (von lutum Letten od. Lehm). £. Hadena H-Sch. eigentliche od. ächte Jaspiseulen (s. oben). 43) Satüra W. Vz. „Mischmasch" (Porphyrea Bkh, „Porphyr- eule"); 1885. Entomol. NaclirichteD. No. 16. 251 44) Adiista Esp. (Aquilina Bkh. Porphyrea Scriba) „An- gebrannte" od. Biandeule, „Adler"-iE. ii. s. w. mit v, Vultuiina Kcf. „Geier'"-E.; 45) Thalassuia Bkh. (Gemina Hb.) „Meer"-E. „Zwillings- schwei>ter" s. g. Rothglauz, mit v. Achates Hb. „Roth- achat"-E. ; 46) RemissaHb. ., Zurückgeschickte'', „Verstossene" (-unklar!); 47) Gemina Hb. (Tenebrosa Esp.) „Zwillingsschwester", „Finstere" (-Aehnlichk. mit Thalassina od. mit Adusta!) mit V, V. Submissa 0., Unanimis Hb. u. Anceps D. „Demüthige", „Einmüthige" u. „Zweifelhafte"; 48) Genistae Bkh. (W-latlnum ds. u. Esp.) „Ginster"-E., „lat. W"; 49) Contigua F. (Spartii Bkh. Ariae Esp.) „Angrenzende" (ganz ähnl. voriger!) ,, Pfriemen"-, ,, Mehlbaum"-, s. g. Gutheinrich-E. C. Dichonia Hb. ., Doppelbinden"-, Eichen-Jaspiseulen (von dixog doppelt). 50) Convergens F. (Spicula Esp.) „Convergirende" od. „Zu- sammenneigende", „Stern Spica"? „Aehrchen"? — unklar! 51) Aeruginea Hb. „Grünspanige" (aerugo -iuis): 52) Distans Hb. „Auseinanderstehende'' (bez. d. Binden!) mit V. Suberis B. „Korkeichen"-E.; 53) Protea Esp. (Nebulosa Bkh.) „Proteische" d. i. Wechselnde (nach d. Meergott Proteus, der d. Gestalt wechselte) bei Stdgr. Dryobota Led. Prot. „Eichengenährt", ÖQvg-vog u. ßoTog genährt); 54) Roboris B. mit v. Cerris H-Sch. „Steineichen-" mit „Zerreichen"-E.; 55) SalicOti Bkh. (Scripta Hb. Stricta Esp. Yiminalis F.) „Weidicht"-E., „Beschriebene", „Gestreifte" (von stringo streife) „Flechtweidcn"-E (an Salix viminalis etc., sali- cetum Weidengebüsche). T]. Phlogophöra H-Sch. (Euplexia Stph.) „Flammen- trägerinnen" s. g. FlammÜügel, „Schönwunde" (von Bv u. nlrjcGio schlage, verwunde — schwer verständlich! 56) Lucipära L. (Flavomacula F.) „Lichtverbreiterin", s. g. Flammtlügel, wohl auch Brondjeer-E. (von lux-cis Licht, pärus etc. in conpos. von pnrio bringe hervor; schwerl. V. pareo erscheine — bei Licht erscheinende V); 57) Empyrea Hb. (Flammea Bkh.) „Hiuenfeuer"- od. „Flam- men"-E. (von h in, nvg Feuer). 252 1885. Entomol. Nachrichten. No. 16. &. Solenoptera D. „Scheiden"- od. „Futteralflügel" ((TioXijv-TJvog Rinne u. dgl., jvtsqov Flügel). 58) Scita Hb. „Feine" (scitus geschickt, fein etc.) s. g. Erd- beer-E., b. Stdgr. Habryntis Lecl. Sc. „Prächtigge- schmückte", V. dßgvvco schmücke prächtig); 59) Meticulosa L. „Scheu"-E. (stellt sich beunruhigt todt!) s. g. Achatvogel, Mangold-E. (von metuo bin in Furcht) bei Stdgr. Brotolomia Led. Met. „Nagrand"-E. (von • ßqwTog zerfressen, Aw/ta Rand). i. Agriöpis L. „Wildaussehende" ayQiog wild etc. u. Mn^ Anblick). 60) Aprilina L. (Runica W. Vz.) „April"- od. „Runen"-E. (mit schwarzen Runenzeichen versehen!). X. Miselia Steph. „Sonnenscheue" ((iiGijXiog sonnen- feind etc.). 61) Culta W. Vz. (Chariptera Guen. Culta, v. x^Q^? ^ß^z, TiTSQov Flügel) „Geschmückte", „Cultivirte"; 62) Oleagina W. Vz. „01iven"-E. (oleaginus von Olea Olive u. Oelbaum, — weg. d. grünl. Farbe!); 63) Jaspidea Vill. (var. Oleaginae Bkh.) „Jaspiseule", beide b. Stdgr. als Valeria Germ. „Valerische" d. i. „Wohl- befindliche" (Valerius röm. Geschlechtsname v. valere sich wohl befinden); 64) Oxyacanthae L. „Weissdorn"-E. 65) Bimaculosa W. Vz. „Zweimakel"-E. ; X. Cleophäna B. „Rühmlichglänzende", Opal- u. Mar- mor-E. (xUog Ruhm, (pavog scheinend u. s. f.). 66) Opalina Esp. „Opaleule", b. Speyer Taracha Op. „Un- ordnungs"- od. „Misch"-E. v. (paivw (tuquxv v. TaQucGO)) b. Stdgr. Calophasia Stph. Op. „Schönerscheinungs"-E., nebst folgenden; 67) Linariae F., W. Vz. (Lunula Hufn.) „Leinkraut"- E. „Möndchen"; 68) Antirrhini Hb. ,,Löwenmaul"-E. ; 69) Platyptera Esp. (Tenera Hb.) „Breitflügel", „Zarte". fjh. Härus B. „Hüllen"-E. (slXag Hülle, Schutz v. slksco wickle ein — d. R. an Aehren versteckt!). 70) Ochroleuca W. Vz. ,,Gelbundweisse", Knochenbreccien-E. char. ((jüXQo^^svxog gelb u. weiss). 1885. Entomol. Nacliriclitcu. No. 16. 253 V. Chloantha B. (nicht Clo- Heydr.) „Grünende"? stralilige Brilleneulchen (x^ouv&^g grünend oder keimend, weg. d. li.V — unklar!). 71) Hyperici W. Vz. „Hartheu"-E. (an Hypericum perfo- ratum etc.); 72) Perspicillaris L. Konrads- od. Johanniskraut -Eulchen, „Brillenvöglein" (perspicillum v. perspicio sehe hindurch — weg. d. starken Doppelniere); 73) Radiosa Esp. (Lyncea Hb.) „Strahlige", „Luchseulchen" (lynceus v. lynx Luchs — scharfsehend!). '^. Xylophasia Stph. ,.Holzerscheinende", Petrefakten- E. (^v'Xov Holz, (puaig v. yatVw Erscheinung). 74) Rectilinea Hb. „Geradstriemige", b. Stdgr. u. Speyer Hyppa Dup. Kect. (v. vtf^ Gewebe? — unkenntl. Ety- mologie!); 75) Rurea F. (Putris W. Vz. Luculenta Esp.) mit v. Combusta Hb. „Feldeule", „Faulholz"-E. „Lichtvolle" od. „Beträcht- liche" mit V. „Verbrannte"; 76) Lithoxylea W. Vz. „Steinholz"-E., „Versteinertholz"; 77) Lateritia Esp. (Molochina Hb.) „Ziegelrothe" (v. later-ris Ziegelstein „Malvenfarbige" inoXo^ivog); 78) Hepatica W. Vz. (Petrificata Ern. Ypsilon Scrib.) „Leber"- E. (v. fjnaQ-aTog Leber) „Versteinerte" u. s. w. mit v. Implexa Hb. „Verflochtene"; 79) Petrorrhiza Bkh. (Comma W. Vz., Tanaceti u. Detersa Esp. „Abgewischte") „Versteinertwurzel" (v. ithoa Fels u. s. w. u. ^t'C« Wurzel) b. Stdgr. Rhizogramma Led. Petr. „Wurzelschrift"; 80) Polyödon L. (Radicea Hb.) „Vielzahn", „Wurzeleule" — bez. d. R.l 81) Scolopaclna Hb. „Schnepfen"-E. (v. scolopax); 82) Pinastri L. Kiefern-Holzeule, wohl auch Schafampfer-E. (d. Schm. ruht an Kieferstämmen!) (aliis Diptcrygia Stph. (nicht Dypt.-Heydr. !) Zweitlügel-Holzeule s. g. Buckel ( — Aussehen im Sitzen); 83) Lithorrhiza Bkh. (Areola Esp. Opcrosa Hb.) b. Heydr. u. Stdgr. Xylocampa Gn. Lith. „Holzraupe", „Stein- wurzel"-E., „Feldchen", „Mühsame" — unklar! 84) Ramosa Esp. „Astige" (v. ramus Ast) b. Stdgr. Litho- campa Gn. Rani. „Steinraupe"; 85) Ustulata Hb. (Lurida Tr. Dactylophora Fisch, d. Waldh.) „Angebrannte", „Fahle", „Dattelträgerin" b. Stdgr. Epi- mecia Gn. Ust. (v. enii-u'xTjg länglich). 254 1885. Entomol. Nachrichten. No. 16. 3. G. Xylina Tr. „Holzeulen" (bei Speyer u. a. Xylinidae Farn. od. Subtrib. der Holzeulen (iv'Xivog hölzern V. '^vXov). 1) SemibrunneaHaw.(Oculata Germ.), ?Halbbraune", „Augige"; 2) Petrificata W. Vz., (Petrificosa Hb. Lithoxylea F.) „Versteinerte", „Versteinertholzige" ; 3) Conformis W. Vz. (Turcifera Hufn.) „Gleichförmige" od. -farbige (d. R. mit der von Agriopis Aprilina gleich- farbig!) „Gabelträgerin", auch Ellerbaum- d. i. Erlen-E.; 4) Zinckenii Tr. (Sommeri Germ.) Zincken's- od. Sommers-E. mit V. V. rubescens Men. „Erröthende" u. Somniculosa Hering „Schlaftrunkene"; 5) Rhizolitha W. Vz. (Ornithopus Hufn.) „Wurzelverstei- nerungs"-E. „Vogelfuss" {ogvig-Q-og u. novg — weg. d. Plzeichens!). ß. Calocampa Stph. „Schönraupen"-Holzeulen {xaXog U. xufiTirj). 6) Vetusta Hb. „Alte" (Exoletae var. Esp.); 7) Exoleta L. „Veraltete"? „Erwachsene"? — ungewiss! (v. exolesco erwachse, wachse aus — näml. d. Falter allmälig nach d. Ausschlüpfen! od. ausser Gebrauch ge- kommene wie obsoleta?) s, g. Moderholz nicht Scharten- eule! wenig zutreffend! 8) Solidaginis Hb. (Thapsiphäga Wd.) „Goldrutheu"- E., „Kerzenfresserin" (an Verbascum Thapsus); /. Xylomiges Gn. „Holzgemischte" (jj^iyv? darunter gemischt, v. fiiayco mische) s. Egira Dup. „Aufer- weck"-E. (v. lystQM wecke aus d. Schlaf). 9) Conspicillaris L. s. g. „Brillenbogen" (Inusta u. Praeusta Brahm) „Vornangebrannte", nicht: Wirbelkrauteule (con- spicillum Brille v. conspicio erblicke, Vgl. d. vor. Gatt. Nr. 72) mit v. Melaleuca View. „Schwarzweisse"; 10) Pulla W. Vz. „Dunkle" (Scriptura Freyer „Schrift" od. „Scriptur", b. Stdgr. Scotochrosta Led. Pulla „Dunkel- gefärbte" GxoTog Dunkelheit, ;t^w(rro? v. ;KPf^Tw färbe). (Forts, folgt.) Kleinere Mittheilungen. Nachdem Weismann vor etwa 20 Jahren nachgewiesen hatte, dass bei der Verwandlung der Brummfliegen made in die Fliege ihre Organe und Gewebe, besonders die Muskeln und der Fettkörper, in Körnchenkugolu umgestaltet werden, aus denen alsdann 1885. Entomol. Nachrichten. No. 16. 255 die neuen Organe der Imago reconstruirt werden sollten, ein Histo- lyse genannter Process; hat nun A. Kowalewsky diese Vorgänge der Metamorphose bei Musca vomitoria eingehender geprüft und seine Eesultate im Zoologischen Anzeiger von Carus, 8. Jahrgang 1885, S. 98 u. flg. vorläufig in Kürze veröffentlicht. Darnach sind die sehr zahlreich in dem bei der jungen Puppe die Muskeln und die anderen Gewebe umgebenden Blutplasma vorhandenen Blutkörper- chen mit der Zerstörung der alten Bestandtheile betraut, derart, dass sie schon 1 oder 2 Stunden nach der Verpuppung (d. h. der Erhärtung der Madenhaut) energisch in die Muskelsubstauz einzu- dringen beginnen, durch Ausstrahlung von Fortsätzen (Pseudopodien) zwischen die Muskelsubstanz dieselbe zerreissen und alsdann in sich aufnehmen und verdauen. Diese so gleichsam gesättigten Blut- körperchen sind eben die Körnchenkugeln AVeismanns; sie haben bereits am 2. Tage nach der Verpuppung ihr Zerstörungswerk voll- bracht, um alsdann in gleicher Weise auch den Fettkörper, die Speicheldrüsen und die Tracheenintima zu assimiliren, während die Larventracheen, der Hinter- und Vorderdarm, die Zellen der Ge- schlechtsorgane erhalten bleiben. Indem nun das Mesoderm sowie die Muskeln der Imago aus den Imaginalscheiben der Made hervor- gehen, bilden sich die Körnchenkugelu nach Wiederabgabe der auf- genommenen und verdauten, resp. flüssig gewordenen Gewebestoffe aus formlosen Körpern wieder zu Blutkörperchen um. — Unter vielen Einzelheiten erscheint besonders hervorhebenswerth die Beob- achtung Kowalewsky's von dem Vorhandensein einer Luftblase im Innern der zur Verpuppung reifen Made und Puppe (nach einer andern Stelle dringt die Blase erst in die Puppe ein), welche genau an Stelle des Saugmagens der Made in der Puppe von Fettkörper- zellen umgeben liegt und schon nach den ersten Tagen der Ver- puppung, sobald die Puppe die Imagoform angenommen hat und die Puppenstigmen in Funktion treten, verschwindet. Litteratur. Verhandlungen der k. k. zoologisch -botanischen Gesellschaft in Wien. Jahrgang 1884 (Band 34), IL Halbjahr. (Ausgegeben April 1885). Entomologischer Inhalt: Brauer, F., Entomologische Beiträge. (Gyrostigma sumatrensis n. g. et sp. — Hirmoneura obscura). Pg. 269 — 72 mit Tafel 10. Kohl, F. F., Die Gattungen und Arten der Larriden Aut. I. IL Pg. 171—268 u. 327—454 mit Tafel 8, 9, 11, 12. Kreithner, E., Massenhaftes Auftreten des Kohlweisslings bei Wien. Sitzb. pg. 27. 256 1885. Entomol. Nachrichten. No. 16. Low, F., Bemerkungen über Cynipiden. Pg. 321 — 26. — Bemerkungen über die Fichtengallenläuse. Pg. 481 — 88 m. Abbild. Möschler, H. B. , Die Nordamerika und Europa gemeinsam an- gehörenden Lepidopteren. Pg. 273 — 320. Osten -Sacken, C. K., Verzeichniss der entomologischen Schriften von Hermann Loew. (Als Nachtrag zu Hagen's Bibl. Entom.) Pg. 455—64. Rogenhofer, A.F., lieber Chimaera (Atychia) radiata O.Pg. 356 — 66. Stettiner Eiitomologische Zeitung. Jahrgang 46, 1885, Xo. 4—6. Inhalt: Vereinsangelegeuheiten. Pg. 129, 208, 286. — Teich, Lepidop- terologisches. Pg. 130. — Dohrn, H., Goss, das älteste Insect. Pg. 134. — Recensionen. Pg. 136, 224. — Dohrn, Exotisches. Pg. 138, 255. — Faust, Turkestanische Rüssel- käfer. Pg. 148. — Möschler, Nordamerikanisches. Pg. 203. — Wackerzapp, Förster's Nekrolog. Pg. 209. — Dohrn, Arktische entomolog. Literatur. Pg. 218. — Smith, Euro- päische und amerikanische Verwandtschaften. Pg. 221. — Weise, Coccinelliden. Pg. 227. — Du vi vier, Phytophages exotiques. Pg. 241. — Dohrn, Ein Brief Zeller's. Pg. 250, 287. — Weymer, Exot. Lepidopteren IIL Beitrag zur Lepi- dopteren-Fauna v. Nias. Mit 2 Tafeln. Pg. 257. Tijclschrift voor Entomologie. Uitgegeven door de Nederlandsche Entoraologische Vereeniging, onder Re- dactie van A. W. M. Van Hasselt, F. M. Van der Wulp en E. J. G. Everts. Deel 28., Jaargang 1884 — 85. aflevering 1. Inhalt: Verslag van de 39. Zomervergadering der Nederl. Entomolog. Ver- eeniging, gehenden te Breda, 23. Augustus 1884. Pg. 1 — 29. Lijst der Leden van de Nederl. Entomolog. Vereeniging. Pg. 30 — 36. Bibliotheken der Ned. Ent. Vereen. Entomolog. Inhoud der ontvangen Tijdschriften. Pg. 37—38. Snellen, P. C. T., Beschrijving van vier nieuwe Soorten van Oost- Indische Heterocera. Med afbeeldingen door J. Van Leeuwen. Pg. 1—10 (mit Tafel 1, fig. 1—4.) — Lagoptera bivirgata nov. spec. Pg. 11 — 14 (mit Tafel 1, fig. 5.) — Lepidoptera van Celebes, verzameld door M. C. Piepers. Afdeling2. Heterocera. V. Tortricina. VI. Tineina. Pg. 15—32 (mit Tafel 2). Druck von Otto Dornblütli in Bernburg. Entofflolofisclie Sacliricliten. Begründet von Dr. F. Katter in Putbus. Herausgegeben von Dr. F. rvar-scli in Berlin. XL Jahrg. September 1885. Nr. 17. Die Microlepidopteren der Hamburger Torfmoore. Von Dr. L. Sorbageu in Hamburg. Wenn ich in meiner Ueberschrift das Wort Torfmoor in seiner Mehrheit angewandt habe, so ist das streng ge- nommen nicht richtig ; denn mit ganz vereinzelten Ausnahmen beziehen sich die hier mitgetheilten Beobachtungen nur auf eins der vielen kleinen Moore, welche Hamburg in dem Winkel zwischen Elbe und Alster umgeben, nämlich auf das sogenannte Eppendorfer Moor. Dasselbe liegt 20 Minuten hinter Eppendorf unmittelbar vor dem Dorfe Gross-Borstel und kaum 5 Minuten westlich von der Alster, von dieser und einem angrenzenden ebenfalls moorigen Wiesengrunde durch eine prächtige, von Süden nach Norden verlaufende und mit hohen schattigen Ulmen bepflanzte Kunststrasse getrennt. Im Süden wird es durch eben eine solche nach Gross-Borstel führende Lindenallee von dem gleichfalls sehr sumpfigen Vorlande der hier vor ihrer Einmündung in die Alster fast stagnirenden Kollau geschieden. Im Westen, wo das Terrain sich allmählich erhebt, bilden Hecken von mancherlei Laubholz die Grenzlinie zwischen dem Moore und dem westlich gelegenen Acker- und Wiesen- lande, während nach Norden sich sumpfige mit Hecken um- gebene Wiesen anschliessen. Diese, sowie das Sumpfland im Osten bis zur Alster und im Süden bis zur Kollau sind in früheren Zeiten sicher Bestandtheile des Moores gewesen und erst später durch Entwässerungsgruben und besonders durch die Anlage der genannten Chausseen davon getrennt und zum grössten Theile der Kultur gewonnen worden. Vor dieser Zeit muss das Moor also bedeutend grösser gewesen sein; jetzt kann man dasselbe in seiner Länge von Süden nach Norden auf der erstgenannten Kunststrasse in kaum 10 Minuten passieren, während seine Breite von Ost nach West an beiden Enden kaum einige Hundert Schritte beträgt. Sicher würde daher dieser Sumpf dicht bei Hamburg, von wo er mit Hülfe der Pferdebahn in kaum 17 258 1885. Entomol. Nachrichten. No. 17. 1 Stunde zu erreichen ist, längst ebenfalls verschwunden sein, wenn nicht der Umstand, dass mitten in denselben durch einen breiten Sanddamm ein Schiessplatz für die Hamburger Garnison gelegt wurde, welcher bis auf zwei Drittel der Länge des Moores sich erstreckend dieses in zwei gleiche Hälften, eine östliche und westliche scheidet, den für den Botaniker und Zoologen so interessanten Fund- platz voraussichtlich für lange Zeit sicher gestellt hätte. Und in der That ist das Eppendorfer Moor das Eldorado der Hamburger Sammler. Ausser einer grossartigen Moos- flora wachsen daselbst nach einer mir gütigst mitgetheilten Aufstellung unseres Hamburger Botanikers des Herrn Laban 361 Pflanzenarten, worunter allerdings 81 der Gruppe der Gräser und grasartigen Pflanzen angehören (davon allein 20 Carex- und 11 Juncus -Arten). Wo das mit Rohr und andern Wasserpflanzen bewachsene Sumpfwasser aufhört, beginnt ein aus Torfmoor gebildeter sumpfiger, aber von einzelnen trockneren, oft sandigen Stellen durchzogener Boden; derselbe ist mit Heidekraut (Calluna vulgaris und Erica Tatralix), Vaccinium Oxycoccos, Genista anglica, Spi- raea Ulmaria, Geum rivale, Comarum palustre, Potentilla anserina, Tormentilla erecta, Thymus, Gentiana Pneumouanthe, Cirsium etc und zahlreichen Gräsern und Moosen, ausserdem aber von vielen niedern Büschen, wie Alnus glutinosa und incana, Betula alba, Populus tremula, Salix in 9 Arten, wo- runter besonders C. repens, endlich aber von der duftenden Myrica Gale überall bewachsen, während sich an den Rändern des Moores zahlreiche andere Laubarten, Kubus, Sarothamnus u. a. angesiedelt und die erstem sich z. Th. baumartig ent- wickelt haben. Auch der am Nordende durch einen ge- waltigen Hügelaufwurf, dem Ziele für die Schiessübungen, von dem hinteren Moore getrennte Schiessplatz ist von hohen Laubbäumen bewachsen, aber dem Publicum nicht zugänglich. Dass auf dem Moore selbst sich keine Bäume bilden, liegt hauptsächlich daran, dass die umwohnende Landbevölkerung von Zeit zu Zeit das Buschwerk als Brenn- material benutzt, während einige Torfbauern jährlich auf einer bestimmten Strecke den zu Tage liegenden Torf graben und dabei eine Unsumme von Pflanzen vernichten. Durch diese Thätigkeit verändert sich auch jährlich der Charakter des Moores; denn wo ein solcher Bauer gegraben hat, ent- steht sofort eine Sumpffläche, welche bald von Wasserpflanzen bevölkert wird und in nassen Jahren auch weite Strecken des benachbarten halbtrocknen Landes in ihren Bereich zieht. 1885. Entoraol. Nachrichten. No. 17. 259 Was nun die Fauna der Kleinschmetterlinge dieses Moores betrifft, so entspricht dieselbe an Reichthum und Eigenart ihrer Species dem Iteichthum der Pflanzenwelt. Denn die Zahl der von mir und andern Sammlern, den Herren Sauber und Lueders beobachteten Arten beträgt nicht weniger als 245, indess erschöpft diese Zahl sicher nicht vollständig die genannte Fauna; denn abgesehen da- von, dass wir bis jetzt jährlich neue Arten, die wir nicht auf dem Moore vermuthet hatten, gefunden haben, ist z. B. die zahlreiche Gattung Nepticula von all den genannten Sammlern bis jetzt nur oberflächlich berücksichtigt worden, besitzt aber gewiss eine erkleckliche Anzahl Arten, die den zahlreichen Gräsern des Moores ihr Dasein verdanken. Es wird daher nicht zu hoch gegriffen sein, wenn ich die An- zahl der wirklich vorhandenen Arten auf 280 feststelle. Welch ein Reichthum auf einem Gebiete, das ein guter Fussgänger bequem in 25 Minuten umschreiten kann und das zum dritten Theile aus unzugänglichen W^asser- und Sumpfflächen besteht! Und unter diesen Moorfaltern befinden sich wahre Unica. Hier fliegt die sonst noch nirgends in Deutschland beobachtete und den wenigsten Sammlern be- kannte Tortrix Lafauryana Rag., hier die erst neuerdings auch anderweitig entdeckte englische Teras Shepherdana Stph. mit ihren minderwerthigen Geschlechts -Verwandten Lipsiana Seh., Comparana H. und Comariana Z., die Tortrix decretana Tr. und Yiburniana F. mit der Varietät Galiana Crt., auch Prodromana H. und die schwarze var. Sauberiana von Podana, Sciaphila longana Hw. var. stratana Z., die Grapholitha Servilleana Dp., Phylloporia bistrigella Hw. und Atemelia torquatella Z., Glyphipteryx Haworthana, Ornix scutulatella St., Coleophora genistae St., Laverna fulvescens, Cosmopteryx Lienigiella Z., Lithocolletis quinqueguttella St., Platyptilia gonodactyla Seh. und andere hervorragende Geister, sowie endlich die nächtlichen Arten von Schoenobius, unter denen der gespensterhafte Gigantellus Seh. der be- deutendste. Doch lassen wir das Verzeichniss für sich selbst reden. I. Pyralidina. 1. Scoparia ambigualis Tr. 6 7 | ^^^ Baumstämmen ;-8l ^ 7. 8 ) 2. „ dubitalis H. E 6-„ , ^i„^^l„ 3. „ truncicolella St. 7. 8 ; 4. „ pallida Crt. 7., fliegt spät Abends einzeln. 5. Eurrhypara urticata Z. 5. 6. an den Grenzhecken, 260 1885. Entoiuol. Naclmctiteii No. 17. 6. 7. 8. 9. 10. 11. 12. 13. 14. 15. 16. 17. 18. 19. 20. 21. 22. 23. 24. 25. 26. 27. 28. 29. 30. 31, Threnodes pollinalis Seh. 5 u. 7. 8. Die ß. im Herbste an Genista anglica in langen in die Erde führen- den Gespinnströhren. Botys purpuralis L. 7. 8. fliegt am Tage einzeln. Noraophila noctuella Seh. 8. Pionea forfiealis L. 5 u. 8 an den südliehen Grenzhecken einzeln; Flug Abends. Hydroeampa stagnata Don. E. 7 selten. „ nymphaeata L. 7. 8 häufig; die R. bis 5 an Potamogeton oblong., Lemna, Hydroeharis morsus ranae in einer Blattwohnung, welehe aus 2 über- einander geleimten längiiehrunden Blattstücken be- stehend, von der R. losgelöst und als Kahn benutzt wird, mit dem sieh dieselbe an ein frisehos Blatt treiben lässt, um hier zu landen und in einer neuen grössern Wohnung weiter zu leben. Sie überwintert in zolllangen Stücken von Röhrstengeln. Cataclysta lemnata L. E. 6. 7. R. 9 — 5 an Lemna in einem aus frischen Blättchen gebildeten, schwimmen- den grünen Pflanzensacke, häufig. Schoenobius gigantellus Seh. A. 7 — 8 ) fliegen erst mit forfieellus Thb. E. 6. 7 L„S'Z!U£it „ macronellus Seh. M. 6— M. 7 ' gegen o uiu. „ phragmitellus H. M. 6— M. 7. Flug wie vorher. R. bis 6 im Stengel von Phragmites com- munis auch auf wasserfreien Stellen. Crambus hamellus L. E. 8 silvellus H. 8 \ einzeln, ericellus H. E. 7. M. 8 pratellus L. 6 häufig. häufig. einzeln. hortuellus H. 6. 7 var. eespitellus H. 6. 7 falsellus Seh. M. 7. pinellus L. 7. 8 margaritellus H. 7. 8 tristellus F. 7. 8. eontaminellus H. 7. 8. inquinatellus Seh. 6 — 8. lithargyrellus H. 6. 8. perlellus Seh. E. 6—8. var. Warringtonellus St. E. 6 — 8 bei Hamb. weit verbreitet. Nephopteryx janthinella H. E. 7 selten. Pempelia fusea Hw. E. 6— A. 9 nicht selten, an andern Fundorten häufig. 1885. Entomol. Nachrichten. No. 17. 261 32. Pempelia palumbella F. A. 7 an Gebüsch, selten. 33. „ advenella Z K. an angrenzenden Hecken. 34. Nyctegretis achatinella H. 7. 8 auf den trocknern Heide- stellen, nicht selten. II. Tortricina. 1. Rhacodia caudana F. E. 7 — 9 u. selten ) aus Gebüsch, besonders var. eniargana F. 8-9 einzeln ^"ÄhxÄ5ST 2. „ eiiractana Frl. 8 selten ' fallen meist zur Erde. 3. Teras hastiana L. 6—4 selten. var. divisana H. 4 an einem Stengel von Myrica gefangen. 4. Teras mixtana H. 10—5 einzeln. 5. ,, variegana Seh. E. 7 — 9 ) an der westlichen Weissdorn- var. sperana F. A. 8 — 9 \ .hecke häufig, sonst einzeln. 6. Teras Lipsiana Seh. E. 8— A. 5 nicht selten, fliegt aber nur aufgescheucht und sitzt im Frühling an den Stämmchen von Myrica. R. 7 an Myrica; Verw. zwischen den versponnenen Blättern. 7. „ SchallerianaL.E.6— 8 in besonders grossen Stücken. 8. „ comparana H. E. 7. 8 einzeln um Gebüsch. R. an Comarum. 9. „ comariana Z. E. 6. 7 u. 9. R. 5 u. 8 an Comarum, welches in Gebüsch steht, zwischen den versponnenen Gipfelblättern. 10. „ Schepherdana Stph. 7 selten; die R. 6 an Sangui- sorba officinalis. Diese früher nur in England gefun- dene Art scheint auch in den sämmtlichen Küsten- landschaften Deutschlands vorzukommen; denn sie w^urde ausserdem auch bei Friedland in Mecklen- burg und bei Stettin, hier von E. 7—11 beobachtet. 11. „ aspersana H. E. 7 — 9 einzeln an Gebüsch, an andern Fundorten bei Hamburg -oft liäufig. 12. „ ferrugana Tr. 8 — 5 einzeln um Gebüsch. 13. „ Holmiana L. A. 7 an angrenzenden Hecken häufig. 14. „ contaminana H. var. ciliana H. E. 8. 9. 15. Tortrix Podana Sc. E. 6—8 um Gebüsch nicht selten. var. Sauberiana Sorh. 8 selten. 16. Tortrix decretana Tr. 7 A. 8. R. 6 an Myrica; nicht selten. 17. „ xylosteana L. E. 6 — A. 8. R. 6 an Salix. 18. „ Lafauryana Rag. M. 7 A. 8 fliegt auf dem Eppen- dorfer Moore, trotzdem der Gagel überall wächst, nur auf einer sehr beschränkten Stelle sehr scheu und stossweise, indem er sich nach kurzem Fluge 262 1885. Entomol. Nachrichten. No. 17. in Gebüsch niederlässt, aber bei Anuälieriing weiter flieht. R. 6 an Myrica. Sonst in Deutschland, so- weit mir bekannt, nicht beobachtet, doch auch in Frankreich, wo er 1875 entdeckt wurde, und in Holland, cf. Berl. e. Z. 19. Tortrix rosana L. 7 nicht selten in Gebüsch. 20. „ costana F. E. 7 selten. 21. „ ribeana H. E. 6. 7/ ^ ^ v,^ , . , 22. ,; cerasana H. E. 6 j ^"^ ^^^ Grenzhecken einzeln. 23. „ heparana Seh. E. 7. 8. Die bekannten Futter- pflanzen der Raupe, Quercus, Tilia, Fraxinus, wachsen nicht auf dem Moore. 24. Tortrix strigana H. M. 7 — 8 auf den trockenen Stellen, wo Sarothamnus wächst, einzeln ; auf der westlich vom Moore einige 100 Schritte entfernten Sandhöhe häufig. 25. Tortrix viburniana F. 7. var. galiana Ort. 7; einzeln. Die R. an Comarum palustre. 26. Tortrix paleana H. 7 einzeln, auf der Wiese hinter dem Moore häufig. R. 6 an Lonicera. 27. Tortrix Grotiana F. 6 — A. 8 an der westlichen Grenz- hecke nicht selten. 28. Tortrix gnomana Gl. E. 6. 7 daselbst. 29. „ Gerningana Seh. M. 7 — A. 8 oft häufig, aber bei seinem schnellen Fluge schwer zu erbeuten. 30. Tortrix prodromana H. M. 3 — 4 um Heide, selten. 31. „ rusticana Tr. 5. 6 um Heide und Gebüsch, nicht selten. Die R. hier wahrscheinlich an Vaccinium Oxycoccos oder Gentiana Pneumonanthe. 32. Sciaphiia osseana Sc. 7. Steinbecker Moor. 33. „ longana Hw. 7. 8; fliegt, wie es scheint, auf dem Morre selbst nicht, wohl aber in unmittelbarer Nähe auf einer dürren Sandstelle. var. (?) stratana Z. 7 einzeln auf dem Moore; die R. an Cerastium decandrum. 34. Sciaphiia Wahlbomiana L. 6 — 7, besonders die var. vir- gaureana Tr. 35. Cochylis cruentana Frl. 7— M. 9, auf allen Mooren nicht selten. 36. „ straminea Hw. 8 selten ) c ■ ^ 37. ciliella H. 5-7 ^^f ^^^^^^'"^ 38. ;; Mussehliana Tr. A. 6-7 ) PAanzenwuchs. 39. Penthina salicella L. 7. R. 6 an Salix; einzeln. 1885. Entomol. Nachrichten. No. 17. 263 40. Penthiiia dimidiana Ld. 5; selten, an Betula. 41. „ betulaetana Hw. 7. 8) an der westlichen Crataegus- 42. „ variegana H. G i hecke nicht selten. 43. „ oblongana Hw. (var. similanaWlkV) 5 — 8 häufig. R. seit 9 in den Köpfen von Scabiosa Succisa. 44. Penthina striana Seh. 6. 7 auf dem trocknen Westrande einzeln. 45. Penthina Schulziana F. E. 7— E. 8 häufig. 46. Penthina olivana Tr. E. 6 j 47. „ rivulana Sc. E. 7 f . , , , , .. ^ 48. ,, lacunana Dp. 5-8 ^» manchem Jahre häufig. 49. „ cespitana H. 6 — 8 ) 50. Aspis Udmanniana L. E. 6. 7. R. 6 in grossen Blatt- ballen an den Spitzen von Rubus frut. an der west- lichen Hecke. 51. Aphelia lanceolanaH.E. 5— 7 um Binsen, zuweilen gemein. 52. Grapholitha Hohenwarthiana Tr. 7. R. 9—5 in den Köpfen von Cirsium und Carduus. 53. Grapholitha Demarniana F. R. 6 — 7 einzeln an Gebüsch. 54. „ subocellana Du. A. 6. R. 9 an Salix caprea, häufig. 55. Grapholit^ia Solandriana L. 7. 8 ) an Haselstrcäuchern des var. semimaculana H. ] "Westrandes nicht selten. 56. „ semifuscana Stph. 7 — 9. R. 6. 7 an Myrica und Salix caprea. 57. Grapholitha sordidana H. M. 9— M. 10 einzeln an Erlen. 58. ,, immundana F R. A. 5 — 6. R. 9 in Erlen- kätzchen, nicht selten. 59. Grapholitha siniilana F R. 8. 9 selten, um Birken. 60. „ cirsiana Z. 6 — A. 8 einzeln; R. 9 in Cirsium. 61. „ Pflugiana Hw. 5; ein Stück aus Distelköpfen gezogen; R. 9—4. 62. Grapholitha Penkleriana FR. 6— 9 nicht selten an benach- barten Haselsträuchern. 63. Grapholitha hypericana H. 5 — 8. R. an versponnenen Spitzen von Hy])ericum. 64. Grapholitha succedana Frl. A. 6. R. 7 in Schoten von Genista anglica, nicht selten. 65. Grapholitha Servilleana Dp. A. 6. R. bis 4 in Holz- anschwellungen der Seitenzweige von Salix caprea, selten. F. an Gebüsch. 66. Grapholitha rufillana Wlk. 8. R. 10 an Samen v. Angelica u. Thysselinum, selten. 67. Grapholitha compositella Tr. 6 um Gebüsch einzeln, 264 1885. Entomol. Nachrichten. No. 17. 68. Tmetocera ocellana F. 6. 7 häufig; R. 5. 6, auch an Myrica. var. laricana Z. einzeln ; aber die R. woran ? 69. Steganoptycha vacciniana Z. 5. 6 selten; R. wohl an Vaccin. Oxycoccos. 70. Steganoptycha Luedersiana n. sp., den 11. 5, 1884 drei Stück, welche gegen Abend lebhaft um Heidekraut flogen. Da dieselben auf keine der mir bekannten oder im Heinemann beschriebenen Arten passten, sandte ich sie zur Vergleichung an Herrn v. Hornig und dieser, da er sie ebenfalls nicht kannte, an Herrn Ragonot in Paris. Derselbe erkhärt die Art für nahe verwandt mit der Nemorivaga Tngstr; welche nach dem Cataloge in England, Scandinavien, Südwest- Russland und in den Alpen gefunden wurde, von der sie aber in so wesentlichen Stücken abweicht, dass Herr Ragonot sich der Ansicht zuneigt, dass wir es mit einer neuen Art zu thun haben. Sollte sich dies bestätigen, so schlage ich obigen Namen vor, nach meinem Freunde Herrn Lueders in Hamburg, dem treuen Gefährten meiner Moorwan- derungen. 71. Steganoptycha fractifasciana Hw. 5 u. E. 7 zuweilen häufig, um Heide. 72. Steganoptycha augustana H. E. 6. 7 selten ^ um Gebüsch, be- 73. „ cruciana L. 6. 7 einzeln Sonders Weiden. 74. Phoxopteryx tineana H. A. 5 einzeln. 75. „ biarcuana Stph. A. 6 nicht selten. var. subarcuana Dgl. 7. R. 9. 10 an Salix repens, nicht selten. 76. Phoxopteryx diminutana Hw. 5—8. R. 6—8 (2 Gener.) an Salix rep. 77. Phoxopteryx uncana H. 5. 7 ) in manchem Jahre 78. „ unguicella L. 5. 7 j häufig, um Heide. 79. „ siculana H. M. 5 u. 8 an Hecken nicht selten. 80. Rhophobota naevana H. (Geminana Wlk.) seit M. 7 an der obengenannten Weissdornhecke häufig. 81. Dichrorampha plumbana Sc. A. 6 einzeln. (Schluss folgt.) 1885. Entomol. Nachrichten. No. 17. 265 Ueber die Pflege der Bienenzucht in den preussischen Provinzen. Von Dr. F. Kars eh. „Der Staat muss ein stehendes Heer von Bienen haben." Christian Conrad Sprengel (1811). Nach dem Ergebnisse der Viehzählung vom 10. Januar 1873 1) befinden sicli in den preussischen Provinzen im Ganzen 1.453404 Bienenstöcke in Betrieb. Absolut die meisten Bienenvölker besitzt darnach Hannover mit 217045, es folgen Preussen mit 193634, Pheinland mit 180 300, Schleswig -Holstein mit 138339, Schlesien mit 138162, Pommern mit 114785, Brandenburg mit 113019, Posen mit 105 653, Sachsen mit 102 361, Westfalen mit 95 668, Hessen- Nassau mit 47 440 und Sigmaringen und Comunionharz mit 6 724 beziehungsweise 4 Bienenstöcken. Eine wesentlich verschobene Keihenfolge der einzelnen Provinzen ergibt sich aber bei Berücksichtigung des Betriebes der Bienenzucht mit beweglichen Waben, des Mobilbaus, gegenüber dem Stabil- bau; denn von den 145 226 Bienenstöcken mit Mobilbau hat weitaus die Mehrzahl, 40969, die Provinz Schlesien auf- zuweisen, das Heimathland des grossen Dzierzon, die wenigsten (neben Sigmaringen mit nur 939) Schleswig-Holstein mit 3495; zwischen diesen Extremen liegen der Reihe nach Sachsen und Brandenburg mit 17 924 beziehungsweise 17 236 Bienenvölkern, dann folgen Preussen mit 14997, PJieinland mit 12525, Posen mit 9 943, Hannover mit 8636, Pommern und Westfalen mit 6830 beziehungsweise 6502, und Hessen- Nassau mit 5 230 Bienenstöcken. Nach diesen absoluten Zahlen hat die Provinz Hannover zwar die meisten Bienenstöcke, nimmt jedoch in Rücksicht auf rationellen Betrieb, im Mobilbau, in der Reihe der Pro- vinzen erst die 7. Stelle ein, während dahingegen Schlesien, in Bezug auf die absolute Zahl seiner Bienenvölker erst die 5. Stelle in der Rangordnung der Provinzen behauptend, in der Stärke des Mobilbaubetriebes allen anderen Provinzen mit Siebenmeilenstiefehi vorausgeeilt erscheint und eine Höhe der Entwickelung erreicht hat, welche vielleicht durch die von der Person des Dr. Dzierzon ausgehenden An- regungen zum rationellen Betriebe ihre vollkommene Er- klärung findet. Behufs Erzielung einer klareren Uebersicht 1) Siehe: Preussische Statistik herausgegeben vom K. Statistischen Bureau, 31. Heft, Berlin 1876, p. 3 und (Berichtigung) p. 28. 266 1885. Entomol. Nachrichten. No. 17. (lieser Verhältnisse zeigen die Zahlen in der nachfolgenden Tabelle die absolute Rangstufe der einzelnen Provinzen im Bienenzuchtbetriebe an: Reihenfolge der preussischen Provinzen in Bezug auf: 1. 2. Bienenzucht überhaupt rationellen Betrieb (absolut) (Mobilbau) Brandenburg 7 3 Hannover 1 10 Hessen-Nassau 11 4 Pommern 6 9 Posen 8 5 Preussen 2 6 Rheinland 3 7 Sachsen 9 2 Schlesien 5 1 Schleswig -Holstein ... 4 11 Westfalen 10 8 Da jedoch diese absoluten Verhältnisse noch keine voll- kommen richtige Anschauung von der vergleichsweisen Stärke des Bienenzuchtbetriebes für die einzelnen Provinzen zu geben vermögen, vielmehr die eigentliche relative Betriebs- Pflege einerseits von der Höhe der Bevölkerung einer jeden Provinz, andererseits von der Grösse des bewohnten Flächen- raumes abhängig bleibt; so kann die relative Rangstufe der Provinzen in Bezug auf Bienenzucht eine doppelte sein, eine andere in Rücksicht auf den Grad der Intensität der Pflege von Seiten der Individuen, eine andere in Rücksicht auf den Grad der Extensität, ihre räumliche Ausbreitung. Die absolute Zahl der Bienenvölker einer jeden Provinz, dividirt in die Zahl der Einwohner derselben ergibt die- jenigen Quotienten, welche anzeigen, auf wie viele Personen jedesmal ein Bienenstock kommt, und ergibt, dividirt in die Zahl des etwa in Hektaren ausgedrückten Flächenraumes einer jeden Provinz diejenigen Quotienten, welche anzeigen, ein wie grosser Flugraum einem Bienenstock in jeder ein- zelnen Provinz zur Verfügung steht. Unter Zugrundelegung derjenigen Zahlen nun, welche für die Einwohner und den in Hektaren ausgedrückten Flächenraum einer jeden der preussischen Provinzen durch die der Viehzählung vom 10. Januar 1873 zunächst liegende Volkszählung vom 1885. Entomol. NachricMen. No. 17. 267 1. December 1871 1) festgestellt wordeu sind, erhält alsdann in Bezug auf die Intensität des Bienenzuchtbetriebes die Pro- vinz Schleswig-Holstein die 1., Hessen -Nassau die 10., Bran- denburg die letzte, 11. Stelle zugewiesen, in Rücksicht auf Extensität des Betriebes dagegen nimmt mit Schleswig-Hol- stein Hannover die 1., Brandenburg die 10., Hessen-Nassau die letzte, 11. Stelle ein; die Rangordnung der übrigen Provinzen zeigt die folgende Tabelle: Rangstelle der preussischen Provinzen in Bezug auf: 3. 4. Intensität des Bienenzucht- Extensität des Betriebes betriebes (gegenüber der (gegenüber dem Einwohnerzahl) Mächenraiim) Brandenburg ... 11 10 Hannover 3 1 Hessen-Nassau 10 11 Pommern 6 3 Posen 7 4 Preussen 9 5 Rheinland 2 7 Sachsen 5 8 Schlesien 8 9 ScMeswig -Holstein . 1 -2 Westfalen 4 6 Die Vergleichung beider Tabellen lässt zunächst ein völliges Zurücktreten Schlesiens, das im Mobilbau den ersten Rang in der Reihe der preussischen Provinzen be- hauptet, sowie das Hervortreten Schleswig-Holsteins, das in Bezug auf Mobilbau allen anderen Provinzen nach- steht, in der Intensität und Extensität des Bienen- zuchtbetriebes recht auffällig erscheinen, da Schlesien diesbezüglich nur Hessen-Nassau und Brandenburg hinter sich lässt, Schleswig-Holstein dagegen an Intensität des Betriebes von keiner Provinz, an Extensität nur von Hannover um ein geringfügiges übertroffen wird (1 Bienenvolk kommt in Hannover auf 9,03, in Schleswig-Holstein auf 9,19 Hektare). Unter den 11 in beiden obigen Tabellen berücksichtigten preussischen Provinzen beschäftigt mit Bienenzucht die meisten Personen Schleswig-Holstein, die wenigsten Branden- 1) Siehe: Preussischo Statistik herausgegeben vom K. Statistischen Bureau, 30. Heft, Berliu 1875, p. 257. 268 1885. Entomol. Nachrichten. No. 17. bürg, in Schleswig-Holstein befinden sich auch (neben Han- nover) relativ die meisten Bienenvölker, in Brandenburg (und Hessen-Nassau) die wenigsten, dahingegen steht im rationellen Betriebe Schleswig-Holstein so weit zurück, dass, während in Brandenburg z. B. auf etwa 6—7 Bienenstöcke überhaupt schon 1 mit beweglichen Waben kommt, in Schleswig-Holstein erst der je 39. Bienenstock ein Mobilbau ist. Im ganzen preussischen Staate kommen durchschnittlich auf ca. :23 Personen und ca. 17 Hektare 1 Bienenstock, auf ca. 10 Bienenstöcke 1 mit beweglichem Bau. Vega-Coleoptera und -Hemiptera. Ton Dr. E. Bergroth (Helsingfors). John Sahlberg, Bidrag tili Tschuktsch-halföns insekt- fauna. Coleoptera och Hemiptera insamlade under Vega- expeditionen vid halföns norra och östra kust 1878 — 79. I d e m , Coleoptera och Hemiptera, insamlade af Vega-expedi- tionens medlemmar ä Berings sunds amerikanska kust uti omgifningarna af Port Clarence, vid Grantley Har- hour och sjöu Iman-Ruk den 23—26 Juli 1879. Idem, Coleoptera och Hemiptera, insamlade af Vega-expe- ditionens medlemmar pä Bering-ön den 15—18 Augusti 1879. Separat -Abdrücke aus " Vega-expeditionens vetenska- pliga iakttagelser" Bd. IV, S. 1—71, Stockholm 1885. Obige Abhandlungen sind das Eesultat einer Bearbeitung der von der Vega- Expedition auf der Tschuktschen Halbinsel, an der amerikanischen Küste der Bering-Strasse und auf der Bering-Insel eingesammelten Coleopteren und Hemipteren. Da von den ge- nannten Orten bisher kein einziges Insect bekannt war, so ist die Arbeit des Verfassers von grösstem Interesse ; wir lassen im Fol- genden eine Uebersicht der gefundenen Species folgen. Die neuen Arten sind vom Verfasser ausführlich beschrieben. Coleoptera. Carabus truncaticoUis Eschsch. . . . Tschuktschen-Halbinsel. Notiophilus aquaticus L Amerik. Küste d. Bering-Str. Nebria frigida F. Sahlb de. dubia F. Sahlb Bering-Insel. parvula n. sp Amerik. Küste d. Bering-Str. Feronia tschuktschorum n. sp. . . . Tschuktschen-Halbinsel. Theeli Mäkl do. 1885. Entomol. Nachrichten. ISTo. 17. 269 Feronia despecta n. sp. . excepta n. sp. sulcipennis n. sp. laeviuscula n. sp. maudibularis Kirby 5-punctata Motsch. quadricoUis Mann. arctica J. Sahlb. thulensis d. sp. . frigida Dej. scita Mäkl. . . splendida n. sp. . qnadrangularis u. sp Nordquisti n. sp. epiplearalis n. sp. plana n. sp. . Amara augustata n. sp. . subsulcata J. Sahlb strigicollis F. Sahlb Patrobus septentrionis Dej. Hydroporus aenescens J. Sahlb Gaurodytes nigripalpis J. Sahlb Raphirus sublimbatus Mäkl Lathrobium sibiricum Fauv Steuus sibiricus J. Sahlb. Oxypoda opaca Grav. . . Athetha rugipennis u. sp. atricornis n. sp. . sibirica Mäkl. gelida n. sp. . . Geostiba beringensis n. sp. Tachyporus jocosus Say . Tachinus arcticus Motsch Arpedium brunnescens J. Sahlb Microcalymma Dicksoni Mäkl. Anisotoma abbreviata n. sp. Lyrosoma opacum Mann. Byrrhus fasciatus Fabr. . . Cr}T)tophagus beringensis m. sp Cryptohypuus barbatus n. sp. Podabrus callosus n. sp. . . Tschuktschen-Halbinsel. do. do. do. do. do. do. do. do. Amerik. Küste d. Bering-Str. Tschuktschen-Halbinsel. Amerik. Küste d. Bering-Str. Tschuktschen-Halbinsel. do. Amerik. Küste d. Bering-Str. do. do. Tschuktschen-Halbinsel. do. Bering-Insel. Tschuktschen-Halbinsel. do. Bering-Insel. Tschuktschen-Halbinsel. Amerik. Küste d. Bering-Str. Bering-Insel. Tschuktschen-Halbinsel. do. do. do. do. Bering-Insel. /Tschuktschen-Halbinsel. lAmerik. Küste d. Bering-Str. Bering-Insel. Tschuktschen-Halbinsel. Bering-Insel. do. Amerik. Küste d. Bering-Str. /Tschuktschen-Halbinsel. (Amerik. Küste d. Bering-Str. /Tschuktschen-Halbinsel. (Amerik. Küste d. Bering-Str. Tschuktschen-Halbinsel. 270 1885. Entomol. Nachrichten. No. 17. Ehagonycha latiuscula n. sp. Lepidophorus lineaticollis Kirby Sitona lineellus Bonsd. . . . Lepyrus Nordenskiöldi Faust u. sp Chrysomela cavigera n. sp. . . rufipes Men. . . . magniceps n. sp. . septentrionalis Men. Phytodecta scutellaris n. sp. Tschuktschen-Halbinsel. / do. lAmerik. Küste d. Bering-Str. Bering-Insel. Tschuktschen-Halbinsel. do. do. do. do. Amerik. Küste d. Bering-Str. H e m i p t e r a. Irbisia sericans Stal Bering-Insel. Salda arctica J. Sahlb Tschuktschen-Halbinsel. borealis Stäl do. Athysanus confusus Kirschb. ? ... do. Liburnia obscurella Boh do. Orthezia cataphracta Shaw .... Amerik. Küste d. Bering-Str. Ausser den genannten Arten wurden Larven einer Lamiiden- Art im Tschuktschen Lande gefunden. Bemerkenswerth ist die grosse Anzahl der Pseudocryobius-Species. Zu diesem Subgenus gehören alle Feronien mit Ausnahme der F. tschuktschorum , die ein Petrophilus ist. Die häufigsten Arten sind Feronia despecta J. Sahlb., F. thulensis J. Sahlb., Amara subsulcata J. Sahlb. und Microcalymma Dicksoni Mäkl. Die letztgenannte Art ist das nörd- lichste Coleopteron ; sie lebt noch am Kap Tscheljuskdn (77*^41')} wo kein anderer Kcäfer zu finden ist. In einer Note beschreibt Verfasser Stenus insularis n. sp. aus der japanischen Insel Hiro Sami ; dieser Name ist indess von Casey einer nordamerikanischen Art vergeben. Auch Phytodecta scutellaris muss wegen der von Baly gleichbenannten chinesischen Art einen neuen Namen bekommen. Kleinere Mittheilungen. Professor Felix Plateau hat neue Untersuchungen über die Function der Insectentaster angestellt (Experiences sur le röle des palpes des Arthropodes maxilies. Premiere partie. Palpes des In- sectes broyeurs. Meulan. 1885. 26 pgg.) Während einige die Insecten-Taster als Sitz eines unbekannten Sinnes, andere als Geschmacksorgane, andere dagegen als Geruchs- oi^ane in Anspruch nehmen, huldigt die Mehrzahl der Naturforscher der Ansicht, dass beide Paare, die Unterkiefer- und die Unterlippen- Taster der mit kauenden Muudtheilen versehenen Insecten Tast- 1885. Entomol. Nachrichten. No. 17. 271 Organe, gleichsam Hände oder Finger seien, bestimmt, die Speisebissen dem Munde zuzuführen. Um die Berechtigung dieser allgemein verbreiteten Auffassung zu prüfen, beobachtete Plateau 1. mit der Lupe die Bewegungen der beiden Tasterpaare beim fressenden Insect; schnitt 2. bald die Unterkiefer-, bald die Unter- lippen-Taster, bald beide Paare weg, um sich zu vergewissern, ob auch ohne dieselben Bewegungen der Oberkiefer und Unterkiefer stattfinden, welche auf Nahrungsaufnahme schliessen lassen; unter- suchte 3. den Darminhalt von ihrer Taster beraubten Insecten nach der Fütterung und färbte 4. zur grösseren Sicherheit die für die Versuchsthiere bestimmten Speisen mit Carmin. 32 verschieden- artige, sorgfältige Experimente mit etwa 50 Versuchs-Thieren, Co- leopteren-Arten (Carabus, Omaseus, Nebria, Cicindela, Dytiscus, Colymbetes, Staphyliuus, Geotrupes) und Orthopteren-Arten (Forficula, Periplaneta, Stetheophyma und Decticus) ergaben als negative Resultate, dass: 1. die beiden Tasterpaare bei kauenden Insecten während der Kauthätigkeit sich unthätig verhalten; 2. weder der Verlust der Unterkiefer-Taster, noch 3. der Unterlippen-Taster allein die kauenden Insecten hindert, auf normale Weise zu fressen; 4. die Abtrennung beider Tasterpaare weder den Geruchsinn aufhebt, noch 5. die kauenden Insecten der Fähigkeit, ihre Nahrung zu er- kennen und zu ergreifen, beraubt; ihnen auch 6. auf vollkommen normale Weise zu fressen gestattet. In der Sitzung des Berliner entomologischen Vereins vom 6. Juli 1885 legte Herr Eeg.-Secretair Bernhard Moritz ein ^ von Barypithes moUicomus Ahr. und ein ? von Platytarsus echinatus Bonsdorff vor, die er am 4. Juli 1885 gegen 5 Uhr Nachmittags in copula mit einander gefangen hatte. Am 25. Juli verstarb in Haarlem im Alter von 42 Jahren Dr. H. Weyenbergh, während mehrerer Jahre Professor an der Universität Cordoba in der argentinischen Republik. Er veröffent- lichte zahlreiche Arbeiten über die Insectenfauna Argentiniens, hatte sich aber auch schon früher durch seine Untersuchungen über die fossilen Insecten des Lithogr. -Kalkes von Bayern und über die Ana- tomie der hemicephalen Dipteren-Larven vortheilhaft bekannt gemacht. 272 1885. Entomol. Nachrichten. No. 17. Litteratur. The Entomologist, an illustrated Journal of General Entomology. Editecl by John T. Carrington. London. No. 265, 266, 267, Vol. XVIII. June, July, August 1885. Inhalt: (No. 265). Hudson, G. V., Life-history of Liothula omnivora. Pg. 153. Barnard, G., Fruit versus Sugar (as baits for Moths). Pg. 160. Woodbridge, F. C, Coutribution to the Life-history of Trigono- phora flammea. Pg. 162. Entoniological Notes, Captures etc. (On the ideutity of certain Agrotidae, Hermaphrodite Lepidoptera, Notes on Gall Collecting etc.) Pg. 165. Review (Russiau Central Asia). Pg. 174. — Obituary (Nich. Cooke). Pg. 175. (No. 266,. The Lepidoptera of Burtou-on-Treut and Neighbourhood. Pg. 177. Coverdale, G., Additional Notes upou Setting Lepidoptera un- pinned. Pg. 183. Tutt, J. W., Notes on the Agrotidae. Pg. 188. Fanshawe, L., Notes on the Capture and Preservation of Co- leoptera. Pg. 190. Entomological Notes, Captures etc. (Fossil Insects. Entomological Collection at the U. S. Nation. Mus. etc.) Pg. 197. Reviews (Entomologica Americana. Kirby, Element. Textbook of Entomology.) Pg. 199. Obituary: Thomas Cook. Pg. 200. (No. 267). El stowe, G. V., Notes from Epping Forest. Pg. 201. Bridgmjan, J. B., and E. A. Fitch, Introductory Papers on Ichneumonidae. No. 5. Ophionidae (continued). Pg. 205. The Lepidoptera of Burton -on-Trente and Neighbourhood (con- tinued). Pg. 208. Silk in Assam. Pg. 213. Entomological Notes, Captures etc. Pg. 217. Review (Injurious Insects 1884). Pg. 221. Druck von Otto Dornblüth in Bernburg. Entofflologische lachrichten. Begründet von Dr. F. Katter in Putbus. Herausgegeben von Dr. F. riai-scU in Berlin. XL Jahrg. September 1885. Nr. 18. Die Microlepidopteren der Hamburger Torfmoore. Von Dr. L. Sorbagen in Hamburg. Tineina. (Schluss). 1. Lypusa maurella F. 6 einzeln. •2. Scardia boleti F. 6 selten. 3. Blabophanes monachella H. 7. 8. Lueders fing einige Stücke auf dem Moore um Weidenbüsclie spät Nach- mittags; auch scheuchte er sie bei Harburg an. einem Regentage aus Pinus Abies. Ich erbeutete bei Berlin 2 Stück auf einer dürren, nur spcärlich mit Gras, Erdmoos etc. bewachsenen Stelle an dem der Spree zu gelegenen Rande der Jungfernheide. Die R. scheint in Vogelnestern zu leben. 6. „ arcella F. 6—8 einzeln von Gebüsch gescheucht. 7. „ lapella H. 5. u. 7. 8 einzeln an Baumstämmen; die R. 9—4 und wohl auch 6 in den Nestern der Grasmücken, welche wir in den Weissdornhecken Hamburgs, auch in den Grenzhecken des Moores finden. 8. Phylloporia bistrigella Hw. Wir fanden die verlassene Mine mit dem Ausschnitte für das Yerwandlungs- gehäuse mehrfach im vorigen Herbste an Betula. 9. Lamprotes rubiella Bjerk. 6. 7 an Brombeerhecken des Randes zuweilen häufig; fliegt gegen Abend spielend um die Pflanze. 10. Incurvaria muscalella F. E. 4. 5 u. 7; am Westrande in Hecken in Anzahl. Aufiallend ist mir die sonst nirgends bemerkte 2. Gener. im Juli. n. Nemophora violella Tr. E. 7 A. 8 um Salix repens. 12. Adela Degeerella L. einzeln in Hecken E. 6—8. 274 1885. Entomol. Nachrichten. No. 18. 13. Nemotois violellus Z. 7. K 8 — 9 in und an (Sack) den Blumenköpfen von Gentiana Pneumonanthe, im Frühling au d. Blättern; als R. häufig. 14. Nemotois minimellus Z. E. 7. A. 8 selten. 15. Hyponomeuta vigintipunctatus Retz. 7 selten. 16. ,, plumbelluS Seh. E. 6 — 8, häufig 1 an den Grenzhecken, 17. „ cagnagellus H. 7. 8 häufig "SzeLtnBtLtr 18. . „ evonymellus L. E. 6—8 einzeln ) gefanden. 19. Swammerdamia pyrella Vill. 5. 6. 8. an der erwähnten Crataegushecke, R. 6 u. 9 an Grat. u. s. 20. Atemelia torquatella Z. Lueders fand einige Minen im Spätherbste 1884 an Betula, aus denen er Ende März dieses Jahres einen Falter erhielt. 21. Plutella cruciferarum Z. 5— 9 an Heide u. a. niedern Pflanzen gemein. 22. Cerostoma xylostellum L. 6—8 um Loniceren besonders an der nördlichen Randhecke nicht selten. Anm. Auf der östlichen Ulmenallee, der Alsterkrug- Chaussee finden wir nicht selten noch Cer. vittellum L. mit der var. Carbon ella H., ausserdem Gochylis Schreiber siana FröL, Teleia fugitivella Z. u. A. an den Baumstämmen. 23. Dasystoma salicellum H. 4. R. 7 — 9 an Myrica, Salix, Spiraea Ulmaria nicht selten. Der Falter (5) sitzt bei Tage an den Spitzen der Zweige. 24. Ghimabacche fagella F. E. 3—5 an Baumstämmen. 25. Epigraphia Steinkellneriana Seh. 4 A. 5, nach warmen Wintern auch früher, ruht gern an dem untersten Ende der dickern, altern Weissdornstämme. R. 8 — 9 an Crataegus. Einzeln. 26. Depressaria liturella H. E. 6. R. 5 an Hypericum zwischen versponnenen Endtrieben. 27. Gelechia distinctella Z. 7 A. 8. ) •„„„!„ 28. „ velocella Dp. E. 4. 5 u. 7. 8. j ^i"^*^^"- 29. „ ericetella H. 5. 6 häufig. 30. „ continuella Z. 7. 8 einzeln im nördlichen Theile neben der Uhuenallee. 31. Gelechia solutella Z. E. 5, 6 häufig. Alle Gelechien (25—29) auf Heide und andern niedern Pfl. 32. Brachmia Mouffetella Seh. A. 7 an Hecken. R. 5. 6 an Lonicera. Selten. 33. Bryotropha terrella H. 6. 7. 34. Lita acuminatella Sirc. 6. R. E. 7. A. 8 in den Wurzel- blättern von Cirsium lanceolatum am Rande der Büsche einzeln. 1885. Entomol. Nachrichten. No. 18. 275 35. Teleia humeralis Z. 7. Ich besitze 2 Stücke von un- serm Moore. Die R. lebt bekanntlich 5. 6 an Quer- cus und Cornus mas., welche aber beide nicht da- selbst wachsen, sie scheint hier an Myrica zu fressen, wie die folgende. 30. Teleia triparella Z. 4—6 n. 8. an Gebüsch. R. 7 u. 9 an Myrica in versponnenen Blättern, nicht selten. 37. Teleia proximellaH. 4—6 u. E. 7 an Gebüsch, nicht selten. 38. Recurvaria leucatella L. 6. 7 an den Randhecken einzeln. 39. Ergatis ericinella Dp. 7. 8 auf Heide häufig. 40. Monochroa tenebrolla H. 6. 7 auf der nördlichen Grenz- wiese Abends um Vicia nicht selten. 41. Lamprotes micella Seh. 7 um Rubus. 42. Anacampsis vorticella Sc. 7. 8. 43. Tachyptilia populella L. E. 6—10. an Populus tremula. 44. Ypsolophus fasciellus H. 5. 6 an Hecken: wird mit der Laterne an Weidenkätzchen gefangen. 45. Pleurota bicostella Gl. 6. A. 7 häufig. 46. Harpella forficelia Sc. 6 — 8 einzeln in Hecken. 47. Oecophora pseudospretella St. E. 7 selten. 48. Glyphipteryx thrasonella Sc. 6. 7 häufig um Binsen. 49. „ Haworthana Stph. E. 4. 5 an Gräben- und Wasserrändern. R. im Herbst in den verspon- nenen wolligen Köpfen von Eriophorum nicht selten. Eine 2. Generation ist wahrscheinlich. 50. Heydenia fulviguttella Z. 7. 8. R, M. 9—11 in den Samen von Angelica und Thysselinum. 51. Laverna fulvescens Hw. 6—8 (2 Gen.) R. E. 6-9 in versponnenen Spitzen von Epilobium angustifolium etc. in den Randhecken. 52. Gracilaria stigmatella F. 6 u. E. 8 — 4. R. 5, 6 u. A. 8. 9 an Salix in einem Blattkegel. 53. Gracilaria elongella L. 5. 6 uud 9—4, R. 8 an Betula u. Alnus in einer Blattrolle. ?54. Gracilaria populetorum Z, 5. Sehr selten; ich fing 1 Stück, an Betula voraussichtlich auf dem Moore, 55. Ornix betulae St. 5. u, 8. R, 7 — 10 an Betula unter einem umgeklappten und festgesponnenen Blatt- rande nicht selten. 56. Ornix scutulatella St, 5, R. 10 wie vorher, selten. 57. „ anglicella St, E. 4, 5 u. 8. Die R. 7 u. 9. 10 an Crataegus der westlichen Grenzhecke in einem Blattkegel. lö* 276 1885. Entomol. Nachrichten. No. 18. 58. Ornix avellanella St. Gleichzeitig mit der vorigen an den nördlichen Hecken; die R. in einem nach unten umgeschlagenen Blattrande an Corylus. 59. Coleophora viminetella Z. 6. 7. Sack 9—6 an Myrica und Salix zieml. häufig. 60. Coleophora genistae St. 6. Sack 9—5 an Genista auglica einzeln. 61. Coleophora trifariella Z. A. 6 selten. 62. „ murinipennella Dp. E. 4—6 nicht selten. Sack 8 — 4 an Scirpus häufig. 63. Coleophora caespititiella Z. [67 var. albicostella Z. ( " ' 64. Coleophora discordella Z. Sack 8—5 an Lotus cornicu- latus und Medicago lupulina einzeln. 65. Coleophora sp.? Scheidensack 5 an Betula. 66. „ sp.? Pistolensack 5 dsgl. 67. „ sp. Sack an Alnus 9—5. 68. Stathmopoda pedella L. E. 6—8 nicht selten an der westlichen Grenzhecke und auch sonst; der Falter spielt Abends auf der Oberseite der Blätter höherer Erlenbäume und ruht bei Tage in Gebüsch. 69. Cosmopteryx eximia Hw. E. 6, durch Zucht schon E. 4. A. 5. R. 8. 9 in den Blättern des Hopfens, in den nördlichen Hecken einzeln. Verw. ausserhalb. 70. Cosmopteryx Lienigiella Z. E. 6. durch Zucht früher; R. 9 — 4 in den Blättern des Rohres, auch des im Wasser wachsenden selten. Verw. in d. Mine. 71. Elachista rufocinerea Hw. fiiegt am nördlichen Graben und auf der dahinter liegenden Wiese häufig von E. 4 — A. 6 und wieder seit Mitte 7 um Sonnen- untergang um Holcus mollis, worin die R. minirt. Nach Heinemann nur in Kärnthen 5. 6. 72. Elachista incanella H. S. (?); einige Stücke den 26/4 unter der vorigen. 73. Elachista argentella Clrck. E. 5. 6. Die Raupe 4. 5 polyphag in Gräsern. 74. Elachista albifrontella H. 5. 6 häufig, I an Hecten- 75. „ rhynchosporella H. S. E. 5 einzeln ( sr^ben. 76. Lithocolletis tenella Z. E. 4. 5 u. 8. R. 7—10 in Car- pinus, die Blätter unterseitig minirend, einzeln. 77. Lithocolletis alniella Z. wie vorher, in Alnus glutinosa häufig. 78. Lithocolletis strigulatella Z. 5 u. 8. R. 7 u. 9. 10 in Alnus incana wie vorher. Ein einziger junger Busch von kaum 3 F. Höhe, der erst in den letzten Jahren 1885. Entomol. Nachrichten. No. 18. 277 sich angesiedelt bat, war von den Minen ganz be- deckt, obgleich diese Erle in weiter Umgebung nicht wächst; dieselbe Beobachtung habe ich an einer jungen Anpflanzung bei Bahrenfelde gemacht. Die Art soll zwar auch an Alnus glutinosa vorkommen, indess habe ich aus den zahlreichen Minen, welche ich von dieser Erle sammelte, nie eine Strigulatella erhalten. Die Art muss sich also, wie wohl auch viele andern Verwandten, durch Wanderung ver- breiten. Ich erwähne dies in Bezug auf eine Be- merkung Wockes über Lithoc. mahalebella Mühl. im Heinemann II, S. 670. 79. Lithoc. ulmifoliella H. 4 u. 8 R. 7 u. 9. 10 in Betula unterseitig, häutig. 80. Lithoc. cavella Z. 5 u. 8 R. 7 u. 9. 10 wie vorher, sehr selten. 81. Lithoc. salicicolellaSirc. wie vorher, in Salix-Arten, häufig. 82. „ pomifoliella Z. wie vorher an wildem Apfelbaum der westlichen Randhecken einzeln. 83. Lithoc. cerasicolella H. S. wie vorher an Prunus Cerasus am Südwestrande. 84. Lithoc. sorbi Frey wie vorher, an Sorbus, als Raupe nicht selten. 85. Lithoc. coryli Nie. wie vorher in Corylus aber oberseitig, einzeln. 86. Lithoc. salictella Z. wie vorher, in Salix alba etc. und an den glattblättrigen Weiden unterseitig; nicht selten. 87. Lithoc. oxyacanthae Frey wie vorher, in Crataegus unter- seitig. 88. Lithoc. carpinicolella St. 4 u. 8. R. 7 u. 9. 10 in Car- pinus oberseitig, nicht selten. 89. Lithoc. connexella Z. 6. R. 9. 10 in Salix alba und anderen glattblättrigen Weiden unterseitig; an an- dern Fundstellen und zahlreicher in Populus nigra, in manchem Jahre fast verschwindend. 90. Lithoc. viminetorum St. Die Mine 10 unterseitig an Salix viminahs in der Nähe des Stieles am Blatt- rande einzeln; häutiger gegenüber dem Steuerhause an der Kollau. Falter im Frühjahr. Die Zucht war wenig ergiebig. 91. Lithoc. corylifoliella IIw. 5 u. 8. R. E. 7. 8 u. 10 an Crataegus und Tyrus oberseitig, selten. In den An- lagen und Hecken Hamburgs häufig, auch an Coto- neaster, nirgends aber an Betula, selbst wenn diese 278 1885. Entomol. NachricMen. No. 18. mitten zwischen den genannten mit Miere besetzten Büschen wachsen. Umgekehrt theilt mir Herr Dr. Hinneberg in Potsdam mit, dass er Lithoc. Betulae stets nur an Betula, nie aber an Crataegus und Pyrus finde. Da nun auch die Falter beider Arten, be- sonders in zahlreichen Stücken nebeneinanderge- steckt, unverkennbare Unterschiede zeigen, so halte ich beide Arten für gut. 92. Lithoc. Nicellii St. 5 u. 8. R. wie vorher an Corylus unterseitig, selten, an andern Fundorten häufig. 93. Lithoc. Froelichiella Z. wie vorher an Alnus glut. häufig. 94. „ Kleemannella F. 5 wie vorher. Ich erzog den bei Hamburg seltenen Falter aus Minen, die ich für Alniella hielt. 95. Lithoc. Stettineusis Nie. wie vorher, aber oberseitig; z. selten. 96. Lithoc. quinqueguttella St. 5 u. 7. 8. R. E. 6. 7 u. 9. 10 in Salix repens unterseitig, nicht häufig. Diese Art variirt ungemein, auch ist die Beschreibung im Heinemann nicht klar und seinen Beschreibungen der andern Arten im Prinzipe nicht entsprechend. Der Falter hat nämlich nicht 5 sondern nur 4 Flecke am Vorderrande und nicht 4 sondern 3 solcher Gegenfiecke am Lmenrande. Der Fleck, welcher am Vorder-, resp. Innenrande mehr an- genommen ist, und von denen der erstere der Art den Na- men gegeben hat, ist kein Fleck in dem Sinne, wie sie sonst von Wocke angenommen sind, sondern nur ein aufl'allender, am Ende allerdings oft etwas fleckig erweiterter Wurzel- strich am Vorder- und Innenrande, der auch bei anderen Arten der Gattung vorkommt und daselbst auch von Wocke als solcher bezeichnet ist. Aberr. defectella gleicht der Stammart genau, nur fehlt stets der 2. Vorder- und zu- weilen der 3. Innenrandfleck. Diese Abweichung ist ziem- lich häufig; unter 14 Stücken, welche ich in diesem Früh- jahr gezüchtet, befinden sich 5 derselben, und 1 Stück zeigt sie merkwürdigerweise nur auf der linken Seite, während die rechte normal gezeichnet ist. Dieses Stück bildet also einen interessanten Uebergang von der Stammart zur Aberration. 97. Lithoc. emberizaepennella Bouche; wie vorher, an Loni- ceren nicht selten. 98. Lithoc. tremulae Z. (?); ich fand eine verlassene Mine A. 8 an Pop. tremula. Anm. Wenn wir einige hundert Schritte weiter hinter das Moor bis zu dem kleinen Wäldchen am Borsteler Jäger 1885. Entomol. Nachrichten. No. 18. 279 vordringen, so sind wir im Stande, fast alle Hamburger LithocoUeten auf einer halben Tagesexcursion zu sammeln. An den Hecken nach diesem Wäldchen und in demselben finden wir noch Lithoc. quercifoliella Z., Heegeriella Z., Cramerella F., Lautella Z. an Eichen, Faginella Z. an Buchen, Spinicolella H. S. an Schwarzdorn. Unter den von Salix caprea etc. gezüchteten Stücken finden sich ausser Salicicolella Sirc. sicher noch 1 — 2 andere Arten. 99. Tischeria Heincmanni Wk. 5. B. 9 — 4 oberseitig in den Blättern von Rubus frutic. selten, im Borsteler Wäldchen oft häufig. 100. Lyonetia Clerkella L. 10. 5. Pt. 7. E. 9 auf dem Moore in Betula, an den Grenzhecken in Prunus Cerasus in sehr langer characteristischer oberseitiger Gang- mine, während alle vorher aufgeführten Minirarten Plätze ausweiden. Man findet auch das Püppchen leicht an der Ober- oder Unterseite der Blätter in der Nähe der verlassenen Minen hängemattenartig aufgehängt. 101. Cemiostoma spartifoliella H. 5 — 7 einzeln um Saro- thamnus, unter dessen grüner Rinde die R. von 4—6 minirt. 102. Cemiostoma Wailesella St. E. 6 um Genista anglica selten. 103. Bucculatrix cidarella Z. E. 7. R. 9 an den Grenz- hecken frei die Blätter von Alnus glut. in glasigen Flecken benagend; ist leicht zu klopfen, indem sie bei leiser Erschütterung sich eine Strecke nn einem Faden herablässt und so bequem in die Sammel- büchse genommen werden kann. Der bei uns auf- fallend dunkle Falter erscheint durch Zucht schon E. 4. A. 5. 104. Trifurcula immundcUa Z. G. 7 einzeln um Sarothamnus. 105. Nepticula pomella Vaugh. E. 4 durch Zucht. Die Gangmine 7 u, E. 9. 10 an wildem Pyrus Malus der westlichen Grenzhecken, 106. Nepticula alnctella St. Die Gangmine im Herbst an Alnus glutinosa einzeln. 107. Nepticula Salicis St. Mine 7 u. 10. 11 an Salix-Arten nicht selten. 108. Nepticula argentipedclUi St. 4 (Zucht). R. 9. 10 in einer rundliclicn, bräunlichhellgrünen, im Centrum braunen Fleckenmiue an Betula nicht selten. 280 1885. Entomol. Nachrichten. No. 18. 109. Nepticula oxyacantliella St. Die Grenzmine 7 u. 9. 10 an Crataegus, meist im Stiele beginnend und dann am benachbarten Blattrande in 2 — 3 Parallel- windungen, nicht selten an der westlichen Hecke. 110. Nepticula splendidissimella H. S. 7 u. 9. 10 die Gang- mine an Rubus einzeln. 111. Nepticula betulicola St. Die Gangmine 7 u. 9. 10 in Betula, oft zahlreich in einem Blatte ; die Zucht er- gab den Falter E. 4 A. 5. 112. Nepticula trifolii n. sp.? Die fleckige Mine wurde von Lueders einzeln im Juli an Trifolium hinter dem Nordrande gefunden. Bis jetzt kennt man als an Papilionaceen vorkommend nur Nept. cryptella St. 7 u, E. 9. 10 in Lotus -Arten. Möglicherweise ist die von Lueders in meinem Beisein entdeckte Mine die Sommergeneration dieser Art. 113. Nepticula intimella Z. Die Fleckenmine 10. 11 in Salix caprea am Ostrande. Eine von Steudel sehr kurz beschriebene Mine findet sich hier häufig im Spät- herbste an Salix caprea. Sie ist sehr charakteristisch und folgt einem ähnlichen Prinzipe, wie die Mine der Argyropeza Z. an Populus tremula (ebenfalls im Spätherbste). Die Anfangsmine befindet sich aber nicht, wie bei dieser im Stiele, sondern in der Hauptrippe in der Mitte des Blattes; dann geht die Ptaupe wie Argyropeza seitlich in das Blatt hinein und weidet eine unregelmässige Fleckenmine aus, wobei sie anfangs den Koth, von der Ausmündung der Rippenmine an beginnend, in zwei Parallel- dämmen aufhäuft, zwischen denen ein schmaler Gang der im Blatte fressenden Raupe den Rückzug nach der Rippenroine sichert (wie bei Argyropeza nach der Stielmine), den sie gestört, oder wenn sie im Fressen pausirt, antritt. Weiter hin, wo die Mine sich erv/eitert, liegt der Koth zerstreut. Die Zucht ist schwierig. Die Raupe ist blassgelblich, durchsichtig, nach hinten verdünnt, mit lebhaft grünem Darmkanal vom 4.— 10. Ringe; Kopf klein, lichtbräunlich. Zu gleicher Zeit findet man eine Käfermine (Orchestes?) im Blatte, welche bei oberflächlicher Betrachtung der Nep- ticula-Mine gleicht, besonders wenn sie, was zuweilen vor- kommt, in einem Rippenwinkel liegt; sie ist aber sofort an 1885. Entomol. Nachrichten. No. 18. 281 der zerstreuten Kothlage und an der kurzen, dicken Larve zu unterscheiden. 114. Nept, Dewitziella n. sp. wie vorher aus Salix caprea im Frühling, R. im Herbst. 115. Micropteryx aruncella Sc. E. 5 an Wassergräben häufig. II G. ,, semipurpurella Stph. M. 4 um Betula, in deren Blättern die R. bald darauf grosse Flecke minirt. Einzeln. Pterophorina. 1. Platyptilia ochrodactyla H. 7. 8 um Tanacetum einzeln. 2. „ gonodactyla Seh. E. 6. 7 um Hutlattich selten. Ostseite. 3. Oxyptilus parvidactylus Hw. A. 8. 4. Mimaeseoptilus serotinus Z. 8. 5. „ graphodactylusTr. 7. Bahrenfelder Moor. 6. „ pelidnodactylus Stein. 6 — 9. 7. „ zophodactylus Dp. E. 6. 7. 8. Leioptilus scarodactylus H. A. 7. 9. „ niicrodactylus H. E. 5. 6 (u. E. 7. 8?). R. E. 8 — 4 im Stengel von Eupatorium cannabinum an einem Heckengraben am Nordrande, einzeln. 10. Leioptilus tephradactylus H. E. 7. 11. xVciptilia tetradactyla L. 7. 8 einzeln. 12. „ pentadactyla L. 7. hier selten, einmal am Westrande. 13. Aciptilia paludum Z. A. 8, wie es scheint nicht selten. Alucitina. 1. Alucita hoxadactyla L. 7— ü. Die R. in der nördlichen Hecke an Lonicera häufig. Der Artenreichthum unserer Moorfauna würde noch grösser sein, wenn uns nicht einige charakteristische Moor- pflanzen, z. B. Lcdum palustre und Vaccinium vitis idaea fehlten. Es würde daher sehr interessant sein, einnuil die ganze norddeutsche Moorfauna zusammenzustellen. Als kleinen Beitrag zu dieser noch zu lösenden Aufgabe möchte ich meine obige Aufstellung betrachtet sehen und zu dem gleichen Zwecke führe ich hier noch die Arten auf, welche anderweitig auf Torfmooren, so nach lUittner l)ei Stettin (cf. Stett. ent. Z. 1880 S. 383 Ü.\ bei Frii'dland in Mecklen- burg von G. Stange und sonst wo beobachtet wurden, welche bis jetzt aber auf den Hamburger Mooren nicht gefunden 282 1885. Entomol. Nachrichten. No. 18. worden sind und z. Tli. aus dem eben angeführten Grunde auch wohl in Zukunft nicht gefunden worden dürften. 1. Scoparia crataegella H., die R. nach G. Stange in Moos. 2. Psammotis pulveralis H. 7 A. 8. 3. Calamostropha paludella H. bei Stettin 7. 8 zuweilen gemein. 4. Crambus Heringiellus H. S. E. 7. 8 daselbst. 5. „ geniculeus Hw. bei Friedland selten. 6. „ uliginosellus Z. M. 6. 7 auf Torfwiesen z. B. bei Spandau. 7. Crambus alienellus Zck. E. 5 — 7 bei Berlin auf Sümpfen im Grunewalde (Hundekehle); auch sonst auf Torf- mooren Norddeutschlands. 8. Crambus conchellus Seh. daselbst 7 auf dem Fenn (Torf- sumpf) beim Jagdschloss Grunewald von Kliewer gefangen. 9. Chilo cicatricellus H. 7. 8 daselbst. 10. Pempelia formosa Hw. Stettin 6 einzeln; R. 8 an Calluna. 11. „ Faecella Z. E. 7 A. 8 daselbst um Betula nicht selten. ] 2. Ephestia polyxenella Rag. 7 daselbst an Birkenstämmen selten. 13. Teras maccana Tr. daselbst E. 9 — 5. 14. Tortrix diversana H. daselbst 7 an Birken, nicht häufig. 15. „ costana F. 16. „ politaua Hw. E. 4. 5 u. M. 7. 8 bei Stettin. R. 6. 7 an Erica. 17. Tortrix Forsterana F. 18. Conchylis sanguinana Tr. bei Friedland; die R. 9 in den Köpfen einer Cirsium-Art. 19. Conchylis Badiana H. 7. Bei Hamburg auf einer feuchten Wiese 5 u. 7; die R. 9—4 in den Köpfen von Cir- sium oleraceum. 20. Conchylis Geyeriana H S. Stettin, 7 zwischen Binsen und anderen Sumpfpflanzen. 21. Penthina capreana H. 7 22. „ sororculana Z. 5. 6 ziemlich gemein 23. „ lediana L. 7 an Ledum häufig 24. „ turfosana HS. f ^ 25. „ arbutella L. 7 R. 5 an Vaccin. vit. id. häufig 26. „ mygindana Seh. 6. 7. R. an Vaccinien 27. „ palustrana Z. 7. 8 28. „ metallicana H. 29. „ Tiedemanniana Z. 7 selten. 1885. Eutomol. Nachrichten. No. 18. 283 30. Aplielia furfurana Hw. 31. PhtliorobUistis motacillana Z. E. 5. 6 nicht selten | 5$ um Birken " / §; 32. Steganoptycha rubiginosana H. S. I P 33. Choreutis Myllerana F. 7 Stettin. 34. Simaethis diana H. 7— M. 8 Friedland. 35. Swammerdamia raanivora St. Lievlaud A. G. 36. Semioscopis anella H. 3. 4. 37. Orthotaelia sparganella Thnb. 7. 8 Berlin etc. 38. Psecadia funerella F. 5 A. 6 Berlin etc. 39. Depressaria ocellana F. 8—5. 40. „ nervosa Hw. 8—5. 41. Gelechia infernalis HS. 5. R. an Ledum; Stettin. 42. „ boreella Dgl. E. 6. 7 Oberharz. 43. ., lentiginosella Z. E. 7. 8. R. 5 A. 6 au Genista- Arten; Stettin. 44. Gelechia longicornis Crt. 5. 6; Stettin. 45. Bryotropha cinerosella Tngstr. E. 6. 7 Friedland. 46. Lita aethiops Wstw. E. 5. 6. 47. Doryphora suffusella Dgl. Friedland, Oesel etc. 48. Coleophora vitisella Gregs, i M. 5— M. 6. Sack E. 4 an 49. „ Orbitella Z. \ Vaccin. vit. id. Stettin. 50. „ ledi St. E. 5. 6. Sack A. 5 au Ledum nicht selten, Stettin. 51. Coleophora pyrrhulipennella Z. 7, Stettin. 52. „ väcciuiella H S. Sack an Vaccin. Oxycoccos, Friedland. 53. Elachista poae St. 5. 8 R. 4 E. 7 in Glyceria spectabilis. 54. „ cerusella H. 5. E. 8. 9. R. 4. E. 7. 8 in Phragmites. 55. „ albidella Tngstr. E. 5—7. R. - 5 in Scirpus cespit., Eriophorum, Eleocharis. 56. Elachista paludum Frey 5. 6. 8. R. E. 4. 5 u. 7. 8 in Carex- Arten. 57. Elachista eleochariella St. 7. R. 5 in Eriophorum angusti- folium. 58. Elachista rudectella St. 4—7 im Süden. 59. Lithocolletis Junonieila Z. R. an Vacc. vit. id. unters. Stettin. 60. Lyonetia ledi Wk. R. au Ledum pal. Stettin. 61. Nepticula poterii St. R. 9. 10 an Poterium Sanguisorba, Stettin. 62. Nepticula Weaveri St. 6. R. an Vacc. vit. id. Stettin. 63. Pterophorus monodactylus L. 9. 10 an Ledum pal. Stettin. 284 1885. Entomol. Nachrichten. No. 18. Steganoptyclia Luedersiana n. sp. Alae anteriores dilucide cinereae basi fasciäque media fuscis, fastigio itemque strigä sub eo badiis, speculo magno et rotiindo, lineis duabus plumbeis incluso; alae posteriores obscuro-cineraceae fimbriis albis ornatae. Den kleinern Stücken von Vacciniana Z. an Grösse gleich. Die Vorderflügel glänzend veilgrau, dunkel gewellt; das recht- winklig in den Flügel weit hineintretende Wurzelfeld, ein oberhalb seiner Mitte stumpfwinklig gebrochenes Schräg- band hinter dem Wurzelfelde dunkelbraun, die Spitze und ein Schrägstreif unter ihr heller braun. Der grosse runde Spiegel von zwei dicken Bleilinien eingefasst, von denen die äussere nach dem 3., die innere nach dem 4. Häkchenpaare am Vorderrande zieht. Die Fransen mit leichtem Augen- punkte in Zelle 6, am Grunde fein, aber deutlich schwarz gefärbt, dahinter mit einer sehr feinen lichten Linie und hinter dieser breit schw^ärzlich mit lichtem Spitzen. Die Art gleicht auch in der Form der Vorderflügel der Vacci- niana, doch ist die rundliche Flügelspitze mehr vorgezogen und der Aussenrand dadurch stärker gebuchtet; in der Zeichnung kommt sie der Nemorivaga und Ericetana Z. näher. Von Nemorivaga unterscheidet sie sich durch breitere Flügel und die schärfer gezeichneten Querlinien, sowie dadurch, dass sie im Spiegel statt mehrerer schwarzen Fleckchen nur zwei grosse hat, und dass die Fransen der Hinterflügel nicht braun, sondern weiss sind ; von Vacciniana durch die gleich- massig dunkelbraune Färbung des Wurzelfeldes ohne jede veilgraue Einmischung. Dieses ist an seiner hintern Begren- zung nicht geschwungen, sondern tritt in einem scharfen Winkel in den Flügel hinein; dieser Winkel liegt aber dem Vorderrande näher als bei den ähnlichen Arten ; ebenso gestaltet ist das beiderseits scharf begrenzte Querband. Die lichte Binde zwischen beiden ist von 3 mehr oder weniger deutlichen dunklen Linien vom Vorder- bis zum Innenraude durchzogen, von denen die mittlere die deutlichste ist und sich an beiden Rändern punktartig erweitert. Kopf und Thorax schwarzbraun, Leib schwarz. Hamburg in der ersten Maihälfte auf einem Torfmoore um Heide Abends. Nepticula Dewitziella n. sp. Alae anteriores crassis squamis subnigris obductae, fimbriis albicantibus nuUäque lineä divisis, capillo rubiginoso. 1885. Entoraol. Nachrichten. Xo. 18. 285 Die Vorderflügel grob schwärzlich beschuppt, mit, weiss- lichen, am liinenniiide dunklern Fransen ohne Theilungs- linie; Kopfliaare hell rostgelb, Augendeckel heller. Gehört in die 18. Gruppe Heinemanns; sie steht der Wockeella nahe, ist von der Grösse der Argyropeza Z., aber mit mehr gerundeter Spitze, grobschuppig schwärzlich, glän- zend, an der Wurzel nicht heller. Die Fransen weisslich, am Innenwinkel schwärzlich und hier von der Farbe' der Vordertlügel; Hinterflügel mit den Fransen ebenfalls schwärz- lich; Kopfhaare hell rostgelb, Fühler schwärzlich, mit hell- gelblichem Wurzelgliede. Der Thorax dunkler als die Flügel; der Hinterleib glänzend tiefschwarz, die Beine gleichmässig schwärzlich. Hamburg im Frühjahr; die Raupe im Spätherbste in Salix caprea. Ueber Bruchus spinipes Erichson. Notiz von Dr. F. Kars eh. Nach dem Catalogus Coleopterorum von Gemminger und von Harold ist Bruchus spinipes Er. (1834) in China zu Hause; auch Erichson selbst scheint bei der (mir leider unzugänglichen) Beschreibung dieser Art als ihre Heimath China bezeichnet zu haben, da seine typischen Exemplare im Berliner zoologischen Museum auf gelber Signatur eben diese Bezeichnung führen. Nach mir vorliegendem Material beruht jedoch diese Angabe auf einem Irrthum. Durch Herrn Professor Dr. L. Wittmack, Custos des Museums der Kgl. Landwirtlischaftlichen Hochschule in Berlin, gingen mir nämlich am 23. December verg. J. eine Anzahl Bruchus spinipes Er. behufs Bestimmung noch lebend zu, welche in aus Chile stammendem Samen der Acacia cavenia Bert. Hook zur Entwicklung gekommen waren. Kleine coleopterologische Mittheilungen. Von M. Quedeufeldt. 1. Gelegentlich einer Excursion nach dem Harz im Juli d. J. sah ich in der Sammlung des Herrn liendanten F. Degenhardt zu Clausthal zwei aus dortiger Gegend stam- mende Exemplare der schwarzen Varietät von Carabus au- ratus L.; ein drittes, früher gleichfalls im Besitze des Herrn Degenhardt befindliches, war in die Sammlung des Herrn 286 1885. Entomol. Nachrichten. No. 18. General von Kraatz-Koschlau in Wiesbaden übergegangen. Ueber das Vorkommen in Deutschland dieser interessanten und sehr seltenen Form — bei welcher alle, sonst grün gefärbten Theile des Käfers schwarz, mit nur geringem Metallglanz erscheinen — war, so viel mir bekannt, bisher nichts veröffentlicht, dagegen ist sie im Norden Frankreichs, in der Provinz Calvados, mehrfach gesammelt und von französischen Entomologen versendet worden. Ich selbst fing im Juni v. J. beim Dorfe Belcaire in den östlichen französischen Pyrenäen (dep. de TAude) ein gleichfalls in höchst interessanter Weise variirendes Stück der genannten Art, bei welchem Kopf, Halsschild und Flügel- decken tief kupferroth, ohne jede Beimischung von grün, gefärbt sind. 2. Agrilus Guerini Lac. ist in Mehrzahl bei Saarlouis gefunden worden; ich besitze ein von dort stammendes Stück. Nach der letzten Ausgabe des Kataloges ist die Art nur aus Frankreich und Südrussland bekannt, und wäre dem- nach für Deutschland neu. 3. Agrilus mendax Mannerh. wurde im Sommer dieses und des vorigen Jahres von den Herren P. Habelmann und B. Moritz in Mecklenburg-Strelitz (Kalkhorst) einzeln von Eichengebüsch geklopft. 4. Von Saphanus piceus Laich, fand ich im August in der sächsischen Schweiz im Nadelholzwalde in der Nähe des sog. „Kuhstalls" zwei Exemplare, w^elche an der Unter- seite von im Grase liegenden Scheiten sassen. Der Käfer, ein Nachtthier, scheint über Tag diesen Aufenthalt zu lieben, denn auch Herr Pastor Standfuss in Schmiedeberg hat ihn in gleicher Weise angetroffen. Die Art ist sonst meist aus dem höheren Gebirge (Alpen, Riesengebirge) bekannt; im neuen Katalog sind nur die Alpen als Vaterland an- gegeben. Im Harz ist sie bisher, nach Degenhardt, nicht gefunden. 5. Unser geschätztes Vereinsmitglied, Herr Professor Eugen Bracht, unternahm in diesem Frühjahre eine Reise nach Florida und fand dort, beim Passiren der ausgedehnten Monroe -Sümpfe, den Boden stellenweise in Menge mit schwarzen Samenkapseln bedeckt, welche von windenartigen Schlinggewächsen herrührten, die an den Baumriesen des Urwaldes schmarotzten. Die Samenkörner haben etwa halbe Erbsengrösse, eine äusserst dünne Schale und sind nicht kugelrund, sondern an beiden Polen ein wenig abgeplattet. Herr Bracht nahm eine Anzahl dieser Kapseln mit. Einige 1885. Entomol. Nachrichten. No. 18. 287 Wochen nach seiner Rückkehr hierher entwickelte sich aus denselben ein zur Familie der Bruchiden gehörig(n- Kcäfer in mehreren Exemplaren, welcher sich bei der Bestimmung als Caryoborus arthriticus F. erwies. Es ist nun an sich nichts besonders Merkwürdiges, dass ein exotischer Bruchus bei uns mit Sämereien eingeschleppt wird; ganz erstaunlich aber ist es, wie ein so grosser Käfer (seine Länge beträgt 7V2, die Breite 4V2 mm.) in der verhältnissmässig kleinen Samenkapsel Platz finden kann, selbst wenn man seiner Fähigkeit, sich zusammen zu rollen, Rechnung trägt. Zum Verlassen der Kapsel hatte das Thier an dem einen der abgeplatteten Enden ein kreisrundes Loch gemacht, durch welches es auch später, schon vollkommen reif und hart, nach Belieben ein- und ausschlüpfte. 6. Unter mehreren hundert Stücken von Glaphyrus serratulae F., welche ich im Juli vorigen Jahres bei La Chiffa, einem Dorfe bei Blidnh in Algerien, in blauen und violetten Farbenvarietäten neben der grünen Stammform sammelte, be- fand sich auch ein einzelnes, vollkommen kupferroth gefärbtes Exemplar. Herr Baron von Harold bezeichnet in seiner Mono- graphie der Gattung Glaphyrus (Berl. ent. Zeilschr. 1869) die Färbung des serratulae nur als „viridis vel viridicyaneus." Kleinere Mittheilungen. Nach B. Grassi (Intorno allo sviluppo delle api neli' uovo in: Atti dell' Accademia Gioenia di Scienze Naturali in Catania, ser. 3, vol. 18, 78 pgg. 10 Taf.) besitzt die Biene im embryonalen Zustande der Anlage nach vier Paare von Mundgliedmassen, deren zweites Paar den Mandibeln, deren drittes, erst nach dem zweiten auftretendes Paar, dem vorderen Maxillenpaare, deren viertes, hinterstes, erst nach dem dritten erscheinendes,, dem hinteren (zweiten) Maxillenpaare der Mutterbiene entspricht; desgleichen kommen nach einander ein vorderstes, mittleres und hinterstes thoracales Gliedmassenpaar zur Ausbildung. Die beiden Maxillen des hinteren Paares nähern sich dann einander auf der Mittellängs- hnie des Bauches und verwachsen, indem sie fast gleichzeitig voll- ständig zu verschwinden beginnen. Auch von den Thoraxgliedmassen ist bei einem Embryonen von drei Tagen keine Spur mehr wahr- zunehmen — und dieser Umstand deutet nach Grassi darauf hin, dass das Leben der Biene in den Zellen im Maden- und Nymphen- Stadium eine secundäre Anpassuugserscheinung ist und dass die Larven eines Bienenahnen ft-ei leben mussten. Auch Grassi ist geneigt, die Campodea-Form als Proteutomon anzusehen. 288 1885. Entomol. Nachrichten. No. 18. Litteratur. Notes from tlie Leyden Museum, edited by F. A. Jentink. Vol. VII, No. 2 and 3. April, July' 1885. Eütomologischer Inhalt: No. 2. Van der Wulp, F. M., On exotic Diptera. Pg. 65-86. (With plate.) Candeze, E., Deux especes nouvelles d'Elaterides. Pg. 120 — 122. (Avec figures.) Kitsema, C, Three new species of exotic Coleoptera. Pg. 123 — 127. (With illustrations.) — Remarks on Longicorn Coleoptera. Pg. 128. No. 3. Gorham, H. S., A new species of the Coleopterous genus Tritomidea Motsch. Pg. 257—258. Grou volle, A. , Description d'une espece nouvelle exotique du genre Necrophorus Fabr. Pg. 262. Proceedings of the Linnean Society of New South Wales. Vol. IX., part 4. (März 1885) enthält folgende entomologische Abhandlungen : Lendenfeld, E. v. , Note on the Flight of Insects. Pg. 986. Meyrick, E., Descriptions of Australian Micro -Lepidoptera. No. XII. Pg. 1045. Ratte, F., On the Larvae and Larva Gases of some Australian Aphrophoridae. Pg. 1164, mit 2 Tafeln (Nr. 69, 70). ' Revue d' Entomologie, publice par la Societe fran^aise d'Entomologie. Redacteur: Albert Fauvel (Caen). Tome IV, 1885, No. 6. Inhalt: Abeille de Perrin, Malachides nouveaux. Pg. 149. — Coleopteres rares on nouveaux de France. Pg. 153. Lameere, A., Catalogue des Longicornes Gallo-rhenans. Additions et corrections concernant la Belgique. Pg. 162. Montandon, A. L., Hemipteres Heteropteres de Moldavie et des- cription de deux nouveaux Eurygaster. Pg. 164. Croissandeau, J., Description d'uu nouveau Bythinus du groupe des Machaerites. Pg. 173. Fauvel, A., Kectitications au Catalogus Coleopterorum Europae et Caucasi (suite). Pg. 174. — Faune Gallo-rhenane. Coleopteres, Carabides (suite). Pg. 173 - 180. _^____ Druck vou Otto Doniblüth in Beruburg. Entomoloffische Naclirichten. Begründet von Dr. F. Katter in Putbus. Herausgegeben von Dr. F". Kavsch in Berlin. XL Jalirg\ October 1885. Nr. 19. Zur Etymologie und Nomenclatur der Eulen (Noctuae)^). Von Prof. Dr. L. Glaser in Mannheim. (3. Fortsetzung u. Schluss.) 5. Farn. Cucullidae H. Seh. „Kutteneulen" od. Mönche (s. sogl.) 1. G. Cucullia Schrk. Kapuziner od. Mönche (cucullus Halskappe, Kutte). 1) Abrotäni W. Vz. (Artemisiae Hufn.) „Stabwurz"-, Feld- beifuss-M., bunter M. (an Artemisia Abrotanum, cam- pestris etc.); 2) Absinthii L. (Punctigera Hufn.) „Wermuth"- od. „punk- tirter" M., „Punktführerin" (an Artemisia Absinthium etc.); 3) Gnaphalii Hb. „Ruhrkraut"- od. Goldruthen-M. (weniger an Gnaphalium als an Goldruthe!); 4) Asteris W. Yz. „Aster- od. Sternblumen"-M. (an Astern und Goldruthe!); 5) Prenanthis B. (bess. -thidis!) (Ceramanthae H. Seh., Blat- tariae Dup.) „Nicksalat"- od. „Topfblüthen"-M. (an Pre- nanthes u. Verbascum Blattaria L., s. g. Topfbi. , xsQUfiov Topf, Geschirr, uvQ-t] Büthe) s. sogl.; 6) Blattariae Esp. (Prenanthis Freyer) „Sehabenkraut"-M.; 7) Verbasei L. „Woll- od. „Kerzenkraut"-M., s. g. brauner M. (an Verbascum Thapsus s. g. Königs-Kerze); 8) Scrophulariae W. Vz. „Braunwurz"-M , mit v. Lychnitis B. (-tidis!) (Rivulorum Gn.) „Liehtnelken-\Vol'lkraut"-M. u. V. Caninae B. „Hundsbraunwurz"-M. (an Scrophu- laria Canma); 9) Thapsipluiga Tr. „Kerzen"-M. (an V^erbascum Thapsus etc., ^ayog Fresser); 10) Umbratica L. „Schatten"- grauer od. Hasenkohl-M. (d. R. an schattigen Orten an Kräutern versteckt!) 11) Laetücae W. Vz. (Campanulae H. Seh.) „Lattich"- od. „Glockenblumen"-M. ; 12) Lueifüga W. Vz. (Pustulata Ew.) „Lichtscheuer" „Pu- stel"-M. ; 19 290 1885. Entomol. Nachrichten, ^'o. 19. 13) Cainpanulae Freyer, ,,Glockenblumen"-M. 14) Chamomillae W. Vz. (Luciftiga D.) mit ab. Chrysanthemi Hb., V. Leucniitliemi Ramb. und v. Calendülae Tr. ,. Kamillen-'- mit „\yucberblumeu"-, „Margueriten"- u. „Ringelb1umeii"-M. ; 15) Tanaceti W. \z. „Rainfaru"-Möucb: 16) Argentea Hufn. (Artemisiae W. Vz.) ,. Silbermönch", „Beifuss"-M.: 6. Farn. Scoliopteryges H. Seh. Spey. Zackeneulen, Krumm- od. Buchtflügler (s. sogl.). 1. G. Scoliopteryx Germ. ..Krummflügler", Sturm- hauben (ßxoXiog gekrümmt, tttsov^ Flügel) s. Gonoptera B. „Eckflügler" (ywvog u. Tnegov). 1) Libatrix W. Vz. ,.Xcäscherin'S s. g. Sturmhaube (Fem. von libator Libatiou- od. Trankopferbringer). 2. G. Calpe B. (Fam. Calpides H. Seh. Flügellappen-E., „Vorsprungflügler'- [■xtllnr^ Trinkgeschirr? od. Kdlnri Vorgebirge von Kreta? — ungewiss I). 1) Thalictri Bkh. (Capucina Esp.) „Wiesenrauten"-E., „Kapu- zinerin". 3. G. Eriöpus Tr. (Fam. Eriopodides H. Seh.) „Woll- fuss"' (6^/0 V u. 710 vg). 1) Pteridis F. (Lagopus Esp. Formosa Bkh. Manicata Vill.) „Flügel'"- od. „Adlertarn"-E., „Woll- od. Hasenfuss" „Prächtige". ..Muffeneulcheu" (an Pteris Aquillna). 4. G. Eurhipia B. (Eurhipides Kays.) „Schönwedel"-E. {sv u. otnrj od. -nlg Fächer, Wedel). 1) Adulatrix Hb. „Schmeichlerin" u. 2) Blandiatrix B. „Lieb- koserin" (von hlandior od. blandus). B. b. Echte, horizontalllügelige Eulen. 7. Fam. Cerastides H. Seh. Brauneulen, Mischflügel-E. (N. badiae Schott). 1. G. Gerast is Tr. „Misch"- od. Brauneulen, Flach- flügel (xepaoTo? vermischt, schwerlich xeodang gehörnt j. brrhodia Hb. „Molken"-? „Furcht"-E.? {oooo}dr^g furchtsam u. doocüd'T]g molkenartig, — näml. Flügelfarbe od. weg. d. scheuen Aufflugs? — unsicher!). 1) Rubiginea W. Vz. (Sulphurago Bkh. Tigerina Esp.) Holzapfel-E., „Rost"-, „Schwefel"-, „Tiger"-E., b. Heydr. Dasycampa Guen. Rub. „Rauhraupen"- E. (von rubigo. -inis Rost, Saavg rauh u. s. w.); 1885. Entomol. Nachrichten. Ko. 19. 291 2) Vaccinii L. „Heidelbeer"-E. mit ab. Pollta Hb. „Polirte"; 3) Spadicea Guen. (aliis var. Vaccinii) „Braunrotlie" (v. spadix-icis Dattelfrucht) mit ab. Ligula Esp. „Zünglein" u. ab. Brigensis B. „Brieger"; 4) Erythrocephala W. Yz. „Rothkopf" {sovd-gog u. xeywX;;) mit ab. Ghibra W. Vz. ,, Glatte", auch Spitzwegerich-E.; 5) Silene W. Vz., s. g. Feldkohl-E., „Silenin" (von 2d7]v6g Silen, Bacchusgeselle); 6) Serotina 0. (Domiduca Bkh. FragariaeEsp.) „Spätzeitige" (Herbsteule) „Heim"- od. Brautführerin (Anspielung auf Triphaeua Pronuba etc. s. später, weg. ähnl. Hinterfl.!); 7) Satellitia L. (Transversa Berl. Mag.) „Trabantin", „Quer- kopf (Kopfschild d. R. !) beide 6 u, 7 bei Heydenr. als Mecoptera Güen. , .Langflügel'' (lange Vfi.!) /xr'xog Llxnge, msooi'), die letztere bei Staudgr. als Scopelosönia Curt. ,, Bergspitzen" od, ., Hochwarten-Leib" axöneXog Hoch- warte, cw/xa Leib); 8) Dolosa Hb. „Täuschende" (Veronicae u. Cruda Hb.) Ehrenpreis-E., „Bluthrothe". B. Fam. Amphipyridae H. Seh. Flachleibige od. -flügelige Glanzeulen. 1. G. Amphipyra Tr. Flamm- od. Glanzflügel ufitpl ringsum, nvg Feuer — weg. d. lebh. Glanzes!). 1) Tragopogönis L. „Bocksbarteule" (an Tragopogon pra- tensis etc.); 2) Tetra F. „(j-arstige", Vogelmeier-E.; 3) Livida W. Vz. (Scotophila Hb.) .,Griechenblaue" (Schott) ..Bleichblaue", Röhrchenkraut-E., „Schattenlebeude". 4) Cinnamomea Bkh. (Perfusa Hb.) „Zimmteule", „Durch- einandergemengte", Hmeneule ; 5) Perflüa F. „Durcheinandergeflossene", Rainweiden-E.; 6) Pyramidea L. ,.Pyramiden"-E. (bez. d. R.!). nicht: Nuss- baumeule (wenig zutreöend): 2. G. Spintherops B. „Funkelnde", „Flammende" ((Tjiivd-rJQ Funke, u. s. w. ojxp Antlitz, Ansehn). 1) Spectrum Esp. Gespenst, „Spektrum" (der Physik); 9. Fam. Noctuidae H.-Sch. Erd- od. ländliche Eulen (N. rurales etc. Schott), flachflügelige Erdläufer. 1. G. Triphaena 0, (nicht Tryph— !) Eigentliche od, Dreifarb-Erdläufer (jqI drei u. (paivonui erscheine). 1) Linogrisea F. (Agilis Vill.) ,.Leiugraue", Fastenblumen-E. (d. i. Schlüsselblumen-E.); 19* 292 1885. Entomol. Nachrichten. No. 19. 2) Janthina W. Vz. (Janthe Bkh. Fimbria minor Vill. Do- miduca Knocli) Veilchenblaugemischte (von lov Veilchen, uvd-Tj Blüthe) „kleine Fransenborte", „Heini"- od. Braut- führerin ; 3) Fimbria L. „Saum", „Fransen- od. Breitborte" (-breit, schwarz. Saumband hinten!); 4) Proniiba W. Vz. „Brautfrau", s. g. Läufer, auch Sauer- ampfereule (pro und nubo heirathe) mit ab. Innüba Tr. „Einheiratherin"; 5) Subsequa W. Vz. (Orböna Hufn., Interposita Hb.) „Nach- folgerin", „Waisengöttin", „Dazwischenliegende" (näml. zwischen 4 u. 6) mit ab. Consequa Hb. „Nachfolgende"; 6) Comes Hb. (Pronuha minor Vill.) „Begleiter", kleiner Läufer, mit ab. Prosequa Tr. „Verfolgerin", ab Adsequa Tr. „Einholerin" u. v. Connüba Hb. „Heiratherin"; 7) Literjecta Hb. „Dazwischengeschobene" (näml. zwischen zwei der vorhergehenden!). 2. G. Opigena H.-Sch. „Ops"- od. „Erderzeugte" (Ops -pis) Erde, Schwester d. Saturn, u. yerog Geburt — 1) Polygöna W. Vz. „Vieleck"- E., nicht Breitwegerich-E, (d. R. auf Reseda luteola!) b. Heydr. u. Stdgr. als Agrotis! 3. G. Ag rotis Tr. „Ländliche" od. „Ackereulen" (dygÖTig vom Felde, ländlich). 1) Pyrophila F. (Tristis F. Simulans View. Radicea Esp.) „Lichtfreundin", „Triste", „Heuchlerin", „Wurzel-E. ; 2) Candelisequa W. Vz. „Lichtfolgerin" (candela Leuchte u. s. f. sequi folgen); 3) Lucipeta F. „Lichtsucherin" (lux-cis u. peto suche); 4) Latens Hb. „Verborgene" (von lateo). Diese vier bei Heydr. als Amphipyra!); 5) Cinerea Bkh. (Fusca B.) „Aschgraue", „Braungraue", mit V. Obscura Hb. „Dunkle"; 6) Putris L. (Lignosa Hb. Subcorticalis Berl. Mag.) „Faul- holzige", Faulholz-Ackereule, „Fastrindenfarbige"; 7) Tritici L. „Weizeneule", mit v. Eruta Hb. „Ausgegrabene" (bez. d. R.!), v. Fictilis Hb. „Irdfarbige", v. Segnilis Kind. „Träge" (v. segnis), bei Stdgr. als var. Tritici auch d. beiden folgenden: 8) Aquilina W. Vz. Adlerbraune (Galii veri W. Vz. Nigrofusca Esp. Domestica F. etc.) „Waldstroh"-E., „Schwarzbraune" Häusliche, u. 9) Vitta Bkh. „Binde"; 10) Fumosa F. „Rauchige", mit v. Nigricans F. „Schwärz- liche", V. Rubricans Esp. „Röthliche", v. Fuliginea Hb. 1885. Entomol. Nachrichten. No. 19. 293 „Russige'S V. Carbonea H. „Kohlschwarze", v. Rustica Ev. „Ländliche" u. a. m. 11) Exclamationis W. Vz. „Verwunderungszeichen" (Clavus Berl. Mag. „Nagel"), Kreuzwurzeule; 12) Segetum W.Vz.(Caliginosa Esp.) Wintersaat-E., „Saat"-E., „Dunstige" ; 13) Corticea W. Vz. (Sordida Hb.) „Rindeugraue", „Schmutz- farbige"; 14) Sulfusa F. (Spinifera Vill. Ypsilon Nat.) „Uebergossene" od. „Ueberdeckte", „Dornträgerin" u. s. w., s. g. Gänse- distel-E. ; 15) Crassa Hb. (Segetum Esp. Lata Heeg.) „Dick- oder „Breitzapfe", mit v. Tritici W. Vz. (vgl. Nr. 7); 16) Saucia Hb. (Polygona Esp. vgl. Opigena Polyg. !, Rubicunda Ern.) „Verwundete", ,,Vielecks"-E., „Röthliche", mit v. Aequa H. „Gleiche" s. Margaritosa Hav. „Perlfarbige"; 17) Aethiops 0. (Nigricans Hb.) „Aethiopierin", „Schwärz- liche" schw. Ackereule ' 18) Valligera W. Vz. (Clavis Esp. Clavigera Vill.), „Pfahl"- od. „Nagelführerin" (vallus Pfahl, clavus Nagel, clavis Taste od. Schlüssel i), gero führe) mit v. Trigoualis Esp. „Dreieckführende" ; 19) Obelisca W. Vz. (Obeliscata Wd.) „Obelisken"-E. mit v. Ruris Hb. (SubgothicaWd.) „Feld-E. od. ,,Fastgothische", V. TemeraHb, „Verletzte" u. v. Montana Dahl „Berg"-E.; 20) Agathina B. (Leucographa Wd.) „Agath" - Ackereule, ,, Weisschrift" (youtp)] Schrift); 21) XanthographaW.'Vz. (Dubia Wd.) „Gelbschrift", „Zweifel- hafte", b. Heydr. Segetia B. Xanth. Saat-Erdeulen ; 22) Ravida W. Vz. (Obelisca u. Obscura Bkh. Austera Esp.) „Schwarzgelbe", „Dunkle", „Herbe" u. s.w.,s. g. Meiereule; 23) Cursoria Bkh. (Mixta F.) „Läuferin", „Gemischte"; 24) Cuprea W. Vz. (Hacmatidea Esp.) ,, Kupferige", „Blut- gleiche" (aifia-arog Blut, el'dofiai gleiche) bei Heydr. als Hydroecia Gn. Cupr. ; 25) Ripae Hb. „Üfer"-E., mit v. Obotritica Schmidt „Übotri- tische", v. Deserticöla Ev. „Wüstenwohncrin '; 26) Multaugula Hb. (Rectangula B.) „Viel"- od. „Rechteck"-E.; 27) Rectangula W. Vz. ,,Rechteck"-E., mit v. Exclamans Ev. „Ausrufende" (Andereggii B.) ; 28) Vestigialis Ilufn. (Valligera Wd. Clavis u. Trigoualis Esp.) 1) Anm. Der Schlüssel der Alten von der Form eines Hakens (s. g. Dietrich). D. V. 294 1885. Eutomol. Nachrichten. No. 19. „Fussspur"-, „Pfahlführerin"-, ,;Schlüssel"-, „Dreiecks"-E. (Vgl. Nr. 18); 29) Liinigera Stph. „Mondführerin"; 30) Hastifera Donz. „Spiessträgerin", u. a, m. 4. G. Noctua 0. „Nachteulen", rothbraune Zeichen- eulen, Chalcis m. „Kupfereulen" (v. ;faXxo? Kupfer). «. (aliis Agrotis!) Ackereulartige. 1) Augur F. (Omega Esp., Assimulans Scriba) „Augur" (röm. Vogeldeuter) griech. 0 oder Omega, „Aehnlichsichver- haltende", s. g. Marszeichen; 2) Neglecta Hb. (Simplex Ern.) „Uebersehene", „Vernach- lässigte", „Einfache", mit v. Castanea Esp. (Cerasina Freyer), „Kastanienbr.", „Kirschrothe"; 3) C-nigrum W. Vz. (Nun-atrum Bkh.) ,, schwarzes C oder Nun", s. g. Spinateule (vgl. Orthosia gothica!); 4) Depuncta L. s. g. „Punktstrich". ß. Miltödess. Chalcophanesm. „Rothbraune" ([MiXzMdjjg lat. rubricatus mit Röthel bestrichen od. roth- steinfarbig) od. Kupferfarbige (x^Xicoy)av^g wie Kupfer aussehend). 5) Rhomboidea Esp. (Stigmatica Hb.) „Rhomboid"- oder Rauten-E., „Narbige" ; 6) Triangulum 0. (Sigma Esp. Ditrapezium W. Vz.) s. g. Doppeldreieck, „griech. S", „Doppeltrapez" ; 7) Ditrapezium Hb. (Tristigma 0.) „Doppeltrapez", „Drei- stich)"; 8) Sigma W. Vz. (Umbra Hb. Signum F. Characterea Bkh.) „griech. S", „Umberbraune", „Zeichen", „Charakteren"-E., auch: Gartenmelden-E. ; 9) Baja W. Vz. (Belladonna Ern.) „Geringe" (gr. ßaiog gering, klein) „Belladonna" d. i. schöne Dame, auch: Tollkraut-E.; 10) Brunnea W. Vz. (Fragariae Bkh. Lucifera Esp.) „Braune',, „Erdbeer"-E., „Lichtbringerin", s. g. Stockerbsen-E,; 11) DahlüHb. „Dahl's"-E.; 12) Festiva W. Vz. (Bajae var. Ern. Priraulae Bkh.) „Fest- liche", „Primeleule" ; 13) Sobrina B. „Geschwisterkind" ( — weg. Aehnlichkeit mit einer d. vorigen !) ; 14) Punicea Hb. „Purpurröthliche" ; 15) Umbrosa Hb. „Beschattete" ( — weg. einwärts schattirt. Zackenlinie!); 16) Bella Bkh. (Rubi View. Quadratum Hb.) „Köstliche", „Brombeer"-E. „Quadratfleck", nicht: Meierich-E! 1885. Entomol. Nachrichten. No. 19. 295 f. Chersötis B. „Wüstland"- Eulen, s. g. Dickränder (— wegen d. breiten hellen Vorrandes !) (xeQa Gn. „Bogenraupe" (to|ov und iid^irTJ) schwarzkragige Grauordensbänder. 15) Pastinura Tr. „Hacke", „Karst", s. g. Weinhacke ( — Form des Nierenflecks!); 16) Lusoria L. „Spieleroi"- E., s. g. Spielart, auch Lakritz- wicken-E. (lusorius zum Spiel gehörig) ; 17) Ludicra Hb. „Kurzwei l"-E. (ludicrus z. Kurzweil dienend) b. Stdgr. Eccrita Led. Lud. „Auserlesene" (inxQixog); 18) Viciae Hb. (var. Craccae Em.) „Wicken"-E., mit v. Coro- nillae H.-Sch. „Kronwicken"-E.; 19) Craccae F. „Vogehvickcn"-E. (zuweilen anViciaCraccaL.); 20) Glycirrhizae Ramb. „Siissholzwurzel"-E. 298 1885. Entomol. Nachrichten. No. 19. D. Sonnenschein -Eulen. 12. Farn. Plusiidae H.-Sch. (— des Kays.) Reiche Eulen, Prunk- und Metall-Eulen. 1. G. AbrostölaTr. (Habr. — Sodoffsky)„Zartgewand"- od. Erzschimmer -Eulen (v. ußgog zart, oroXjy Kleid, Stola). 1) Triplasia L. „Dreihöker" (bez. d. R.), Nesseleule (tqi u. TiXucig Bildung etc.); 2) Asclepiadis W. Vz. „ Schwalbenwurz "-E. (an Asclepias Vincetoxicum L.); 3) Urticae Hb. (mit beid. vor. oft verwechs.!) „Nessel"-E. 2. G. Jaspidia B. Jaspis-Schimmereulen. 1) Celsia L. „Celsius"-E. (schwerl. v. celsus erhaben, sondern nach Olaus Celsius, Linne's Zeitgenossen, ben.). 3. G. Plusia Tr. „Reiche" od. Metall-Eulen (nXovffwg reich). 1) Gamma L. griech. y od. Ypsilon-E., auch s, g. Pistolen- vogel, nicht: Zuckererbsen-E. (wenig zutreffend!); 2) Jota L. griech. i od. goldenes Jota, nicht: Taubnessel-E.! mit ab. Percontationis Tr. „Fragezeichen", ab. Inscripta Esp. „Aufschrift"- E., ab. Ancöra Freyer „Anker", u. v. Macrogamma Ev. „grosses y"; 3) Interrogationis L. „Fragezeichen"; 4) Circumflexa L. (Graphica H.-Sch.) „Circumflex"- oder Krummstrich-E., „Schreib"-E., Schafgarben-E.; 5) Gutta Guen. (Circumflexa W. Vz.) „Tropfen" etc. ; 6) V-argenteum Esp. (Mya Hb.) silbernes V, „Klaff- od. Miesmuschel"- E. (Mya L, gr. fjLva^ Miesmuschel, vgl. d. folg.!); 7) Concha F. (C-aureum Esp.) „Muschel", goldnes c; 8) Festucae L. „Schwingel"- od. s. g. Goldeule (R. an Festuca üuitaus L. u. a. m.); 9) Chrysitis L. „Gold"- od. s. g. Messingeule, Hanfnessel-E. (XQvaiTTig od. -Ttg goldartig); 10) Orichalcea F. (Chrysou Esp.) „Messing"-E., „Goldschatz" (orichalcum Messing, ;f^i'o-wV Goldschatz); 11) Bractea W. Vz. „Braktee", d. i. Goldblättchen; 12) Deaurata Esp. (Aurea Hb. Chryson Bkh.) „Entgoldete", „Vergoldete", „Goldschatz"; 13) Aemüla Hb.(Lamina Bkh.) „Nebenbuhlerin", „Blechplatte"; 14) Modesta Hb. „Bescheidene"; 15) Hlustris F. „Glänzende", „Ausgezeichnete"; 1885. Entomol. Nachrichten. No. 19. 299 16) Moneta F. „Münze"; 17) Microgamma Hb. „Kleingamma"; 18) Devergens Hb. „Abweichende", „Divergente" ( — unklar, Flzeichuung?); 19) Divergens F. (Limbata Schneider, Hohenwartii Esp.) „Schwarzrand- Divergente" ; 20) Consöna Hb. „Harmonische" (Gegensatz zu d. vor.!) u. a. m. 13. Farn. Heliothidae (— des) H.-Sch. Sonneneulen (s. sogl.). 1. G. Heliothis Tr. Sonneneulen, schimmernde S. {ijXiog Sonne, o&ofxai bekümmere mich od. kehre mich daran). a. Anthoecia B. Blumenwohnerinnen" (av&og u. oixso) wohne). 1) Cardui Esp. „Disteleule"; 2) Cognata Freyer „Verwandte"; 3) Pulchra Ev. „Schöne". ß. Heliothis „Sonnensucherinnen". 4) Scutosa W.Vz. „SchiklÜeck", s. g. Aeberreiss- od. Aberuten- E. (an Artemisia Abrotanum „Aberute" od. „Aeberreiss") (scutum Langschild); 5) Peltigera W. Vz. (Scutigera Bkh. Barbara F.) Schild- führerin (pelta gr. tisXtt] kleiner, runder Schild) „Bar- barin" od. „Berberin"; 6) Armigera Hb. „Waffentulirerin" (arma-orum u. gero); 7) Dipsacea W. Vz. „Kardendistel"-E. (an Dipsäcus silvestris Weberkarde, Kardendistel) ; 8) Ononis W. Vz. (bess.-nonidis Guen.) „Hauhechel"-E. (an Ononis spinosa). /. Chariclea Kirby „Durch Reiz Berühmte" (x"Q^? Beiz, xXsog Ruhm). 9) Delphinii L. „Ritterspornoule". — Bei Staudinger hier auch Furpurltes Tr. u. Unibra Hufn. s. Xanthia s. Cha- riclea oben!). 2. G. Panemeria H.-Sch. (Heliäca H.-Sch.) Kleinste Sonneneulchen, „den ganzen Tag Fliegende" (nug u. 7TUV ganz, rjusQa Tag, ^Xiaxog zur Sonne gehörig). 1) Heliäca W. Vz. (Arbuti F. Tenebrata Scop ) „Finster- braunes" Sonneneulchen, „Erdbeerbaum"- E.; zu Anarta Heydr. 3. G. Anarta Tr. Heide -Eulchen (v. ävagruio hänge an od. auf setze in Erwartung? — unklar!). 300 1885. Entomol. Nachrichten. No. 19. 1) Myrtilli W. Vz. (Ericae Berl. Mag.) „Heidelbeer"- od. „Heide^-Eulchen; 2) Cordigera Thunb. (Albirena Hb.) „ Herzführerin " oder „Weissniere" (cor-dis Herz u. gero führe); 3) Cymbalariae Hb. „Cymbelkraut"- Eulchen (an Linaria Cymbalaria!) b. Stdgr. als Omia Gn. Cymb. (v. wfiia od. w}iog Schulter? od. o u. iii griech. m? — unklar!). E. Spanner-, Zünsler- und Wicklereulchen, Tag- kleineulen. 14. Farn. Acontidae H.-Sch. Trauereulchen (s. sog!.). 1, G. Acontia Tr. „ Schlangenraupen "-E. («xovtctXXog ist wenigstens ein griech. Wort, wenn es auch nicht ein Insect bezeichnet), Scyd- maenidae VII, Rhipiphoridae XLI, Pythidae XLIV, Georyssidae XXI. Die Zahl der meistens recht naturgetreuen Abbildungen ist eben- falls um 7 gewachsen, fig. 73 bis 79, betreffend die Borkenkäfer und deren Holzgänge: dagegen fehlt, was zu bedauern ist, fig. 73 der dritten Auflage, Scolytus destructor Rücken- und Seitenansicht, ein in seiner* Köi"perform so absonderlicher Käfer. Als beiläufige Bemerkungen mögen noch Folgende gelten : 336 1885. Entomol. Nachrichten. No. 21. 1. Unter den Mitteln, die zur Erhaltung der Sammlungen an- gegeben werden, fehlt das entschieden wirksamste, das Naphthalin, das mit sehr geringem Rückstande verdunstend jeden schädlichen Wurm abhält. — 2. Das entchieden falsche Chrysobothrys ist noch überall stehen geblieben : wegen der goldglänzenden Grübchen heisst das Thier aber Chrysobothris von ßdd-gog fovea, nicht von ßorgvg uva: man vergleiche Bothrideres, Bothriophorus , Bothriocephalus. Format und Druck, der sehr deutlich und correct ist, sind dieselben geblieben. — Es ist mit Bestimmtheit zu ei-warten, dass der Kreis der Freunde des Buches noch grösser werden wird als bisher: in Freussen wenigstens hat sich das Studium der Natur- wissenschaften überhaupt auf der Universität, und der Insectenkunde insbesondere bei den jungen Leuten recht erfreulich gehoben. Königsberg i. Fr. Prof. Dr. Lentz. Von der amerikanischen lepidopterologischen Zeitschrift: Papilio, edited by Eng. M. Aaron (Philadelphia), sind soeben die Nummern 9 und 10 des 4. Bandes erschienen, womit diese Zeitschrift zum Abschluss gebracht wird. Die- selben enthalten : Hagen, H. A., The Types of Tineina in the Collection of the Museum in Cambridge Mass. No. II Fg. 151 Beuttenmüller, W., Food-Flants of Lepidoptera . „ 155 French, G-. H., Arctia Geneura Strecker, female . „ 158 Aaron, S. F., CoUecting on the Gulf Coast of Southern Texas »159 Edwards, W. H., Description of the Freparatory Stages of FapiUo Zohcaon Boisd „ 162 — On some historical errors „167 Aaron, E. M. and S. F., List of a Collection of Diurnal Lepidoptera from Southern Texas ... „172 Smith, J. B., Hübnerian! »183 In einem Nachwort führt der Herausgeber bittere Klage über die Theilnahmlosigkeit der amerikanischen Entomologen, welche ihn gezwungen hat, das Weitererscheinen seiner Zeitschrift nach einem Verlust von mehr als 200 Dollars aufzugeben. Druck von Otto Domblüth in Bemburg. Entofflologische Nachrichten. Begründet von Dr. F. Katter in Putbus. Herausgegeben von Dr. B^. Xiarsch in Berlin. XI. Jahrg. November 1885. Nr. 22. Nachtrag zu den Microlepidopteren der Hamburger Torfmoore. (cf. Heft 17 u. 18 der Entomologischen Nachrichten.) Von Dr. L. Sorhagen in Hamburg. Die diesjährige Fangperiode hat meine Vermuthung, dass wir auf unserem Eppendorfer Moore noch viel mehr Arten von Kleinschmetterlingen zu erwarten hätten, als zur Zeit meiner ersten Mittheilung bekannt waren, in einer Weise bestätigt, dass die damals angegebene Zahl von 280 Arten, auf die wir glaubten rechnen zu dürfen, vermuthlich weit unter dem wirklichen Artenbestand zurückbleibt. Wenn man bedenkt, dass manche Arten jahrelang wie verschwunden sind, um dann plötzlich für ein oder zwei Jahre mehr oder weniger häufig aufzutreten, wenn es ferner als sicher an- zunehmen ist, dass manche Species in das Gebiet neu einwandert, und wenn man endlich und vor Allem die Schwierigkeit der Beobachtung dieser kleinen Geschöpfe, zumal auf dem oft schwer zugänglichen und Jahr für Jahr in seiner Beschaffenheit sich verändernden Terrain berück- sichtigt, so wird eine so bedeutende Zunahme, wie sie unsere Moorfauna in diesem Jahre erfahren hat, leicht begreiflich. Ich bemerke dabei, dass der diesjährige nasse Sommer entomologischen Excursionen grade auf dem Moore wenig günstig war, so dass unter andern bessern Verhältnissen das Kesultat der Beobachtung sicherlich ein viel günstigeres gewesen sein würde. Die den Arten vorgesetzten Zahlen schliessen sich an die Artenzahl jeder einzelnen Gruppe meiner ersten Mit- theilung an. I. Pyralidina. 35. Botys prunalis Seh. 7 um Gebüsch. II. Tortricina. 82. Tortrix reticulana H. E. 6— 8j an Hecken und 83. „ Loefflingiana L. E. 6 j Gebüsch. SciaphilalonganaHw. einzeln auch auf dem Moore selbst. 22 338 1885. Entomol. Nachrichten. No. 22. 84. Pentliina semifasciana Hw. 7. 8, flog einzeln spät Abends um Sahlweiden. 85. Coptoloma janthinana Dp. 6. 7. An den nördlichen Hecken um Crataegus nicht eben selten; die E,. 9. 10 in den Früchten. 86. Phthoroblastis Rediella Cl. 5 an der nördlichen Randhecke; flog um Crataegus im Mittagssonnenschein nicht häufig. 87. Steganoptycha ramella L. E. 7. 8 einzeln auf dem Moore und an den nördlichen Hecken von Birken gescheucht. 88. Dichrorampha Petiverella L. Auf einer trocknen Stelle im Moore 7 beobachtet. III. Tineina. 117. Simaethis pariana Cl. 5 u. E. 9 an der nördlichen Randhecke um Urtica u. Rubus frut. 118. Swammerdamia Heroldella Tr. (Caesiella H. — Hein.) 5 u. 7. 8. Die R. 6 u. 9. 10 auf der Oberseite eines durch Gespinnst etwas nach oben kahnförmig gebogenen Blattes. 119. Heliozela Hammoniella n. sp.V Zugleich mit den Minen der Phylloporia bistrigella Hw. finden wir an Birken nicht selten seit September eine von der genannten Mine so abweichende, bis jetzt nicht mitgetheilte Mine, dass voraussichtlich eine andere, vielleicht noch ganz unbekannte Art anzunehmen ist. Bistrigella minirt nämlich, wie bekannt, in den Spitzenblättern von Betula anfangs in einer sehr feinen und sehr langen schwach gewundenen gelblichen Gangmine von der Blattspitze abwärts und gewöhnlich in weitem Bogen zurück, legt dann eine grosse unregelmässige gelblichgrüne Flecken- mine an, in welcher von der Mündung der Gangmine aus eine Kothwolke liegt, und schneidet am Ende ein ovales Stück aus der Ober- und Unterhaut der Mine aus, näht die Ränder dieser Stücke zusammen und lässt sich in diesem Verwandlungsgehäuse, in welchem sie in spiraliger Krümmung liegt, an die Erde fallen. Ich bemerke hierbei, dass die Angabe Staintons, der ich auch in einer frühern Arbeit über die Bestimmung die Mikroraupen gefolgt bin, nämlich, dass die Raupe nicht stärker entwickelte Füsse habe, als die Raupe von Nepticula, mindestens ungenau ist; wenigstens habe ich keine Spur von Brustfüssen bemerkt, so dass die im Sacke befiudhche Raupe, wenn sie ihrem Gehäuse eine andere Lage geben will und zu diesem Zwecke wie die Coleophoren durch ein am vorderen Ende an- 1885. Entomol. Nachrichten. No. 22. 339 gebrachtes enges rundes Loch ihren Vorderkörper herausstreckt, sich nur mit dem hornigen Kopfe rück- wärts schieben kann. Sie gleicht in dieser Beziehung ganz den Raupen von Heliozela, zu denen sie auch nach ihrer Lebensweise und vielleicht überhaupt gehört. Abweichend nun von dieser Mine ist die andere von mir in Birkenblättern beobachtete. Die Raupe bohrt nämlich zuerst im Marke des obersten Zweigendes nach der Spitze zu, in Folge dessen die Spitzenblätter etwas welk erscheinen, geht dann in einen Blattstiel und aus diesem in die Hauptrippe gewöhnlich noch eine kurze Strecke hinein, legt dann gewöhnlich seitlich eine längere oder kürzere gangartige Fleckenmine von lebhaft brauner Färbung au, und schneidet davon aus dem Ende dieser Mine wie die Heliozeliden ein elliptisches Verwandlungs- gehäuse aus, das nur grösser und länger rund ist, als bei Bistrigella. Zuweilen fehlt die Fleckenmine ganz, wo dann der Ausschnitt unmittelbar an der Hauptrippe angelegt wird. Sie steht also der Heliozela stauueella FR. in Eichenblättern sehr nahe, während Bistrigella mehr mit Hei. resplendella St. verwandt ist. Sollte die Zucht meine Annahme bestätigen, so schlage ich obigen Namen vor. L Heliozela Hammoniella n. sp. IL Phylloporia bistrigella Hw. ürsprüngl. Gangmine, .f.f. Spätere Fleckenmine, v.v. Ausschnitt des Ver- waudlungsgehäuses. 22* 340 1885. Entomol. Nachrichten. No. 22. 120. Argyresthia pygmaeella H. A. 7 auf dem Langenfelder Moore um Salix caprea. 121. Lamprotes atrella Hw. E. 7 A. 8 um Hypericum auf der nördlichen Grenzwiese. 122. Anacampsis ligulella Z. 7. Langenfelder Moor; um Wicken, Klee etc. 123. Coleophora Fabriciella Vill. A. 8 auf der nördlichen Grenzwiese um Klee. 124. Coleophora sp.? Lappensack an Betula E. 9 noch klein. 125. Laverna (Limnaecia) phragmitella St. Wir fanden die R. im Winter auf dem zu dieser Zeit zugänglichen Borsteler Moor in den Samenköpfen von Typha latifolia; die Spindel war ausgefressen. Erst spät im Frühling wanderten die Raupen aus der Wohnung aus und ver- wandelten sich an der Erde. F. A. 7. 126. Laverna decorella Stph. zwischen den Hecken des Eppendorfer Moores; die R. in gallenartigen Stengel- anschwellungen von Epilobium an der Wurzel der Seitenzweige, kenntlich durch herausstehendes weisses Gespinnst 7. der Falter 7. 8. 127. Lithocolletis betulae Z. Entdeckte ich nach jahrelangem vergeblichen Suchen endlich in diesem Herbste auf dem Moore in oberseitigen noch jungen Minen von Betula; da die Nahrungspflanzen der Corylifoliella Hw. jeuer Stelle fehlen, so ist eine Uebertragung wohl zunächst nicht anzunehmen. Die einzige vollkommene Mine, welche ich zur Beschreibung mitnahm, verdarb unter- wegs; ich füge daher die Raupenbeschreibung des Herrn Dr. Hinneberg, der auf mein Ersuchen auf die Art achtete, bei. Die Mine liegt wie alle oberseitigen Lithocolletis- Minen auf einer Haupt-, meist über der Mittelrippe, ist oben schmutzigweiss, später weisslichgrau, mehrfach und ziemlich stark gefaltet und zieht das Blatt beider- seits starck nach oben zusammen ; unterseitig ist sie wenig auffallend. Der Koth liegt in einem Klumpen nicht ganz in der Mitte, ein wenig nach der Seite zu. Die Raupe ist 4Y2 u^i^^- ^-i hellgelb bis gelblich grau; der Darmkaual oben als Mittellinie graubräun- lich durchscheinend ; jederseits 3 Reihen kurzer Härchen, von jeder Reihe je 1 auf jedem Ringe; die Brust- segmente kaum verdickt; Kopf braun bis braun- schwarz. Auf dem 1. Ringe ein mässiggrosses, in der Mitte getheiltes braunes Nackenschild; Afterschild 1885. Entomol. Nachrichten. No. 22. 341 ziemlich gross, grau. Brustfüsse braunschwarz. (Beschr. Anf. Oct.) Diese Beschreibung weicht doch so wesentlich von der Raupe der Corylifoliella ab, dass die Selbständig- keit beider Arten kaum mehr angezweifelt werden kann. Danach stellt sich das Gesammtergebniss unserer Moorfauna so : I. Pyralidina 35 Arten n. Tortricina 88 „ III. Tineina 127 „ IV. Pterophorina 13 ,, V. Alucitina 1 „ St. 264 „ Ich benutze die Gelegenheit, einige sinnentstellende Druckfehler in meiner ersten Arbeit, deren Correctur bei der Kürze der Zeit mir nicht zugehen konnte, hier zu verbessern. S. 257 Z. 10 V. unten lies Entwässerungsgräben. S. 258 Z. 20 V. oben lies Erica Tetralix. S. 258 Z. 26 V. oben „ S. repens, nicht C. repens. S. 259 Z. 10 V. „ „ Elachista statt Nepticula. S. 261 Z. 2 V. „ „ Zk statt Z K. S. 261 Z. 6 V. „ „ n. selten, statt u. selten. S. 261 Z. 13 V. „ „ var. asperana statt sperana. S. 261 Z. 24 V. „ „ Sherphedana. S. 262 Z. 12 V. unten lies Moore. S. 274 Z. 7 V. 7) (27—31). s. 278 Z. 1 V. oben Minen statt Miere. S. 280 Z. 18 V. 51 Die statt Eine. s. 280 Z. 1 V. )5 Gangmine statt Grenzmine. S. 282 Z. 5 V. H Calaniotropha. s. 283 Z. 7 V. r nanivora St. Dipterologische Winke. Von Professor Jos. Mik in Wien. 1. Herr E. Girschner beschreibt im I. Hefte der „En- tomol. Nachrichten" (1885) pag. 1 eine neue Phaeomyia-Art aus Thüringen. Bei dieser Gelegenheit bringt er auch Ab- bildungen des Kopfes und des Flügels von Phaeomyia fus- cipennis Meig. (Vergl. Fig. 2 und Fig. 2 a der beigegeb. Taf.) Ich will die Rechte der neuen Art durchaus nicht streitig 342 1885. Entomol. Nachrichten. No. 22. machen, darauf aber möchte ich hinweisen, dass Herr Girschner bei Abfassung der Beschreibung dieser Art sich nur mit jenen Publicationen über die Gatt. Phaeomyia, welche mit dem Erscheinen des IL Bandes von Schiner's Fauna ihren Abschluss fanden, bekannt gemacht zu haben scheint, da er sonst gewiss einen Vergleich seiner neuen Art mit jenen Arten angestellt hätte, welche später der scharfsichtige Dipterologe Rondani im Bullet. Soc. Entomol. Italiana, Firenze (1869 pag. 10 ff.) zergliedert hat. Er hätte auch der von Rondani 1. c. aufgestellten Gattung Lignodesia, in welche die neue Art zu stellen gewesen wäre, Erwähnung gethan. Daher erlaube ich mir hier den Wunsch auszusprechen, der Herr Verfasser möge seine neue Art an der Hand der Rondani'schen Publication nochmals prüfen und kritische Vergleiche, die zur sicheren Kenntniss der Formen sich als unumgänglich nothwendig erweisen, mit den daselbst ange- führten Arten anstellen und die Resultate hierüber der Oeffentlichkeit übergeben. Auch möge nachgesehen werden, ob Herrn Girschner's Auffassung von Phaeomyia fuscipennis Meig. die richtige sei, da sie mit jener Rodani's, theilweise auch mit jener Schiner's, nicht übereinstimmt. Die vorer- wähnten Abbildungen, welche Herr Girschner von dieser Art gibt, beweisen dies: darnach hätte seine Ph. fuscipennis Meig. kein dunkles Fleckchen zwischen Fühler und Auge, während Rondani gerade für diese Art und wohl auch Schiner, da er sie mit Ph. nigripennis F. vergleicht, das erwähnte Fleckchen als characteristisch für diese Art ansprechen; aber auch das von Herrn Girschner abgebildete Geader des Flügels von Ph. fuscipennis Meig. widerspricht der Auf- fassung Rondani's. Schliesslich möchte ich darauf hinweisen, dass die Gatt. Lignodesia Rond. (sprachrichtiger müsste Lignyodesia, von XiyvvoioSrjg = fuliginosus, geschrieben werden) nicht haltbar sei. Rondani hat in den Tabellen des Prodromus Dipterol. Ital. L 1856, pag. 107 für Sciomyza nigripennis Fall, die Gatt. Pelidnoptera errichtet. Ich will nicht entscheiden ob eine, in einer solchen Tabelle aufgestellte Gattung keine Berechtigung habe; Thatsache aber ist, dass Schiner dieselbe nicht berücksichtiget und in seiner Fauna (IL pag. 42) nur als Synonym zu der im Jahre 1862 von ihm aufgestellten Gatt. iPhaeomyia gezogen hat. Nun sah sich Rondani im Jahre 1869 bewogen, von seiner Gattung Pelidnoptera jene Arten, deren erste Längsader behaart ist, abzutrennen und sie in einem neuen Genus Lignodesia unter- 1885. Entomol. Nachrichtea. No. 22. 343 zubringen. Nachdem aber Schiner in der Wien. Entomol. Monatsschrift, 1862, pag. 148, wo er die Gatt. Phaeomyia zum erstenmale einführte, ausdrücklich sagt, dass er diese neue Gattung für Sciomyza fuscipennis Meig. (und die ihr nächstverwandten Arten) angenommen habe; so müsste der- jenige, welcher die Arten mit behaarter erster Längsader abtrennt, — und zu diesen Arten gehört auch Sc. fuscipennis Meig. — , den Gattungsnamen Phaeomyia Schin. für diese Arten wählen, die Arten mit kahler erster Längsader jedoch, falls er Pelidnoptera Rond. nicht berücksichtigen wollte, unter einem neuen Gattungsnamen vereinigen. Nachdem der Name Pelidnoptera zu diesem Zwecke vollständig passend ist, so schlage ich vor Pelidnoptera Rond. für die Phaeo- myia-Arten mit kahler erster Längsader beizubehalten, die Arten mit behaarter erster Längsader aber Phaeo- myia Schin. zu nennen. Beiden Autoren ist dann gleiches Recht geschehen. 2. Herr von Stein beschreibt in No. 20 des XL Jahr- ganges (1885) der „Entomol. Nachrichten", pag. 306 die Lebensweise von Argyramoeba sinuata Fall. Sowohl Larve als Nymphe dieser Art sind aber schon mehrmals beschrieben und abgebildet worden. Auskünfte hierüber finden wir in Brauer's Arbeit über Dipterenlarven (Denkschrift, der Mathemat. Naturwissensch. Classe der k. Akad. d. Wissen- schaft., Wien 1883, separ. pag. 62). Nur das Wohnthier als solches ist neu. Was die auf Seite 309 sich vorfindliche Bemerkung über die Metamorphose von Macquart ia betrifft, so galt dem Herrn Verfasser Schiner's Fauna in der Literatur ebenfalls als ein „Bis hierher und nicht weiter". Ueber die Lebens- weise von Macquartia finden sich Angaben in den Ver- hau dl. der kk. Zool. Botan. Gesellschft., Wien 1870, pag. 842. Herr P. Rupertsberger zog nämlich aus der Larve von Chrysomela varians F. drei Mac(iuartia- Arten. Die- selben befinden sich in meiner Sammlung: sie wurden mir von dem genannten Henn geschenkweise überlassen, da ich sie seinerzeit deterniinirt hatte. Diese Arten sind j\I. trima- culata Mcq., nitida Zett. und practica Meig. Dadurch aber möge das Verdienst der Mittheilung Herrn von Stein's über seine Macquartia nicht geschmälert werden ; er lehrte uns ein neues Wohnthier der Macquartia kennen, nämlich Lina tremulae F.; auch die Art und Weise der Verwandlung gegenüber jener der 3 erwähnten Species ist verschieden. 344 1885. Entomol. Nachrichten. No. 22. Phytomyza annulipes Meigen als Gallenbildnerin. Von Dr. F. Karsch. Kaltenbach scheint die einzigen Angaben über die Lebensweise der zierlichen kleinen Museide: Phytomyza (Napomyza) annulipes Meig. gegeben zu haben, indem er in „Die Pflanzenfeinde aus der Klasse der Insekten", Stuttgart, 1874, pg. 358 — 359 unter No. 78 sagt: „Nach Ansicht dreier Stücke dieser Fliege, welche Landrichter Eppelsheim in der Pfalz aus Stengeln von Artemisia campestris erzog, suchte ich dieselbe nur ungern unter den Phytomyzen. Ihre Ver- wandschaft hinsichtlich der Flügelbildung und Lebensweise mit Phytomyza lateralis bestärkte mich, diese durch Zurück- weichung und fast schnabelartige Verlängerung des Unter- gesichts so sehr abwaschende Art mit der Meigen'schen annulipes zuidentificiren". Meigen erhielt seine Phytomyza annulipes „von Herrn Wiedemann" (System. Beschr., 6. Band, 1826, pg. 190, 4 und nach Schiner („Fauna Austriaca, die Fliegen (Diptera)" 2. Theil, pg. 314) ist die Art „sehr selten" in Oesterreich. Im Herbst des Jahres 1884 fand ich auf dem Wege nach Tegel bei Berlin an einem ausgerissenen Strünke von Artemisia campestris etwa ein Dutzend Wurzelläuse, wahr- scheinlich Trama flavescens, C. L. Koch, in verschiedenen Eutwickelungsstadien, von denen auch ein Individuum bereits entwickelte, aber, wohl ob des unterirdischen Aufenthalts, verfaltete Flügel besass. Der ganze unterirdische, von den lebhaft sich bewegenden langrüsseligen Wurzelläusen be- wohnte Theil des Feldbeifuss-Strunkes von der Wurzel auf- wärts zeigte sich derart verkrümmt und stellenweise mit dickeren und kleineren halbkugeligen Knollen-Auswüchsen, ähnlich den von Sitones-Arten bewohnten, bedeckt, dass ich diese Missbildungen wenigstens nicht ausschliesslich der Trama aufbürden zu dürfen glaubte, sondern noch einen weiteren Pflanzenparasiten im Innern des Strunkes vermuthete. Beim Aufschneiden des Holzes stellte sich der Strunk dann auch als ganz von Längsgängen durchzogen heraus, welche in den Knollen zu mit Mulm erfüllten Wiegen erweitert waren und daselbst kleine Museiden -Maden, deren Haut bereits zur Puppeuhaut erhärtete, beherbergten. Die Zimmerzucht ergab noch in demselben Herbste 7 Exemplare der Phytomyza annulipes Mg. und 3 Exemplare eines Braconiden aus der Gruppe der Exodonten. Obw^ohl ich nicht zu beweisen ver- mag, dass die an dem Feld-Beifuss auftretenden Missbildungen 1885. Entomol. Nachrichten. No. 22. 345 und Knollen bei gleichzeitigem Vorkommen einer Trama-Art einzig und allein von der Phytomyza herrühren, so scheint doch für die Richtigkeit dieser Annahme der Umstand zu sprechen, dass C. L. Koch von durch seine Trama fiavescens hervorgerufenen Deformationen nichts erwähnt hat, die An- gaben Kaltenbachs aber nicht auf Autopsie beruhen. Das Voraufgehende enthält demnach die z^Yei neuen Thatsachen: dass Phytomyza annulipes Meig. auch in der Mark heimisch und dass sie ein Cecidozoon ist. Microstylum Hildebrandti, eine neue Dasypogouide Madagascar's. Beschrieben von Dr. F. Karsch. Zu den drei von mir (vergl. „Dipterologische Aphorismen" in Berliner Entomologische Zeitschrift, 28. Band, 1884, pg. 172, IV) zu einer durch einen Endsporn der Mittelschienen vor den übrigen ausgezeichneten Sonder-Gruppe abgezweigten Microstylum-Arten kommt nunmehr noch eine vierte, sehr schöne, gelbbebartete Art hinzu: Microstylum Hildebrandti n. sp. f- Cecidomyidae 70. Cecidomyia Braueri, in Cecidien von Hy- pericuni perforatum L. bei Wien, Hand- lirsch, Verb. Zool.-botan. ües. Wien, 34. Jahrg. , P- 135, Fig. 71. Cecidomyia ignorata, in Cecidien auf Me- dicago falcata L. Wier i. Ent. Ztg., 3. Jahrg. , p. 165, Fig. 72. Clinor lyncba miüefolii, in Achenen von Achilh ^a Millefolium, Mähren (Ziiaiui) und bei Wien, VVachtl, ebenda, P- 161, Fig. c. Coccina (Gallinsecta). 1. Chionaspis rosae, Deutschland, Goethe, Jahrb. Nassau. Ver. Naturk., 37. Jahrg. p. 117. 2. Lecanium cerasi, Deutschland, Göthe, ebenda, p. 125. 3. Lecanium vaccinii-macrocarpum, Deutsch- land, Goethe, ebenda, p. 125. 1885. Eutomol. Nachrichten. Nr. 24. 381 4. Lecanium variegatum, Deutschland, Goethe, ebenda, p. 12.5. 5. Mytilaspis vitis, Deutsdüand, Goethe, ebenda, p. 118. 6. Orthezia maenarieusis, Ins. Montecristo, Douglas, Trans. Ent. Soc. London, Part 1, p. 81. 7. Pulvinaria linearis, Italien, Targioni-Toz- zetti, Relazione intorno ai lavori della R. Stazione di Entomologia agraria di Firenze per gli anni 1879—80—81—82, Ann. Agric. Firenze -Roma, Art. 5, Omot- teri, p. 399. d. Hemiptera (Rhynchota). Aphididae: 1. Phylloxera Salicis, Süd-Erankreich, Lich- tenstein, Conipt. rend. Tom. 99, p. 616; Ann. Soc. Ent. France (6) Tome 4, Bull, p. 121 — 122. Fulgoridae: 2. Hysteropterum piceum, Griechenland, Puton, Revue Ent. Caen, Tome 3, p. 88. 3. Kelisia Putoui, Sardinien, Costa, Atti Accad. Sc. Napoli (2), Vol. 1, p. 59. 4. Dicranotropis carpathica, Nord -Ungarn, Ilorvath, Naturh. Hefte, Budapest, Vol. 8, p. 318. Jassidae: 5. Chlorita frontalis, Galizien, Mähren, Lethierry, Revue Ent. Caen, Tome 3, p. 64. 6. Chlorita nervosa, Südfrankreich, Spanien, Lethierry, ebenda, p. 60. 7. Chi. punctum, Griechenland, Lethierry, ebenda, p. 64. 8. Chi. validinervis, Südfrankreich, Lethierry, ebenda, p. 65. 9. Deltoceplialus quadrivirgatus, Nord - Un- garn, Horvath, Naturh. Hefte, Budapest Vol. 8, p. 319. 10. Eupteryx frontalis, Schweiz, Lethierry Revue Ent. Caen, Tome 3, p. 111. 11. Eupteryx micantula, Böhmen, Lethierry, ebenda, p. 96. 12. Eupteryx semipunctata, Russland, Lethi- erry, ebenda, p. 95. 382 1885. Entomol. Nachrichten. Nr. 24. 13. Notus cephalotes, England, Lethierry, ebenda, p. 48. 14. Notus genalis, Süd-Frankreich, Lethierry, ebenda, p. 49. 15. Notus pulcherrimus, Taurien, Horväth, Naturh. Hefte, Budapest, Vol. 8, p. 320. 16. Thamnotettix Löwii, Taurien, Horväth, ibid. p. 318. 17. Typhlocyba dubia, Griechenland, Lethierry Revue Ent. Caen, Caen, Tome 8, p. 120. 18. Typhlocyba lepida,Griechenland,Lethierry, ebenda, p. 129. 19. Typhlocyba Löwii, Oesterreich, Lethierry, ebenda, p. 131. 20. Zygina eburnea, Süd-Frankreich, Lethierry, ebenda p. 151. 21. Zygina Kruegeri, Griechenland, Lethierry, ebenda, p. 157. Capsidae: 22. Labops (Pachytoma) arenarius, Ungarn, Horväth, Naturh. Hefte, Budapest, Vol. 8, p. 14. 23. Lygus rhamnicola, Finnland, Reuter, Med- del. Soc. F. F. Fennica, Tome 11, p. 164. 24. Myrmecomimus paederoides, Sardinien, Atti Accad. Sc. Napoli (2) Vol. 1, p 59. 25. Phytocoris Abeillei, Frankreich, Revue Ent. Caen, Tome 3, p. 85. Anthocoridae: 26. Brachyteles dubius,Süd-Frankreich,Reuter, Acta Soc. Sc. Fennicae, 14 Bd., p. 119. 27. Cardiasthetus nazarenus, Griechenland, Spanien, Reuter, ebenda, p. 135. 28. Microphysa ruficeps, Steiermark, Reuter, ebenda, p. 175. 29. Myrmedobia distinguenda , Rumänien, Reuter, ebenda, p. 184. 30. Triphleps Horväthii, Ungarn, Reuter, „ ebenda, p. 95. 31. „ laticollis, Italien, Frankreich, Reuter, ebenda, p. 107. 32. „ pallidicornis, Corsica, Sicilien, Reuter, ebenda, p. 102. Saldidae: 33, Salda nobilis, Nord -Ungarn, Horväth, Naturhist. Hefte, Budapest, Vol. 8, p. 317. 1885. Entomol. Nachrichten. No. 24. 383 Reduviidae: 34. Nabis boreellus, Finnland, Reuter, Meddel. Soc. F. F. Fennica Tome 11, p. 166; Ent. Tidskr. 5. Arg. p. 184. 35. Oncocephaliis Paiilinoi, Portugal, Puton, Revue Ent. Caen, Tome 3, p. 144. Aradidae: 36. Aradus Brenskei, Morea, Cumani, Reuter, Wien. Ent Ztg. p. 131. 37. Aradus Hahnii, Deutschland, Reuter, eben- da, p. 135. 38. Aradus Krueperi, Aetolien, Reuter, eben- da, p. 130. Tingididac: 39. Orthostira finitima, Frankreich, Puton, Revue Ent. Caen, Tome 3, p. 313. Lygaeidae: 40. Alampes (n. g.) longiusculus, Morea, Hor- vath,Naturhist.Hefte,Bu(Iapest,Vol.8,p.lO. 41. Homoscelis (n. g.) ruficollis, Corfu, Hor- vath, ebenda, p. 11. 42. Metasteuothorax (n. g.) punctatipennis, Griechenland, Reuter, VVien. Ent. Ztg. 3. Jahrg., p. 2. 43. Pionosomus heterotrichus, Taurien, Hor- väth, Naturhistor. Hefte. Budapest, Vol. 8, p. 11. 44. Plinthisus laevigatus, Spanien, Puton, Revue Ent. Caen, Tome 3, p. 142. (Fortsetzung folgt). Kleinere Mittheilungen. H. Beauregard hat (Compt. rcnd. Acad. Sc. Paris, T. CI, N. 16, 19. Oct. 1885, pg. 754—756, „Sur lo mode de develop- pement de I'Epicauta verticalis ") den experimentellen Nachweis geliefert, dass die Larven der Epicauta verticalis 111. in den Nestern gewisser Orthopteren (Oedipoda coerulescens und germanica) sich entwickeln, entsprechend der bereits bekannten Lebens- und Ent- wickelungsgeschichto nordamerikanischer Epicauta-Arten unter nord- amerikauischen Acridiern. Der k. k. Forstmeistor und o. ö. Professor an der k. k. Hoch- schule für Bodenkultur in Wien, Herr Gustav A. 0. Henschel, macht („Oesterreichische Forstzeituug", 1885, No. 144, Fig. 81 — 85) einen neuen Tomicus aus der Gruppe der „Hakeuzahncr", einen Zehnzahuer, Tomicus Lipperti Hnschl. Fig. 84 bekannt, welcher dadurch die Aufmerksamlieit der Forstwirthe verdient, dass er auf 384 1885. Entomol. Nachrichten. Nr. 24. der Insel Meleda (Dalmatien) zwei Ar älterer Culturen von Pinus halepensis voUstcändig zerstörte. Litteratur. Annales de la Societe Entomologique de France. Serie VI. Tome 5. 1885, deuxieme trimestre (piiblie 14. Oct. 1885). Inhalt: Chevrolat, A., Calandrides: uouveaux genres, nouvelles especes, observations syuonymiques, doubles emplois de uoms de genres et d'especes etc. Partie II. Pg. 97. Milliere, P., Acidalie nouvelle, Lepidopteres nouveaux et chenilles inedites pour la Faune fran^aise. (Avec planche IL col.) Pg. 113. Bigot, J. M. F., Dipteres nouveaux ou peu connus. Partie 26: No. XXXiy. Genre Glossina. Pg. 121. Olivier, E., Etudes -sur les Lampyrides I. Genres ä antennes flrbellees. Partie 1. Pg. 125. Allard, E. , Classification des Adesmides et des Megagenides (Commencement). Pg. 155 — 192. Desmarest, Bonhoure et Bourgeois, Bulletin entomologique, avril ä juillet 1885. Pg. LXXXI ä CXXVIII. Tijdschrift voor Entomologie, uitgegeven door de Nederlandsclie Entomolog. Vereeniging, onder Redactie van A. W. M. Van Hasselt, F. M. Van der Wulp en Ed. J. G. Everts. Deel 28, Jaargang 1884—85, Afle- vering 3.* Inhalt: - Van Hasselt, Pelecodon of Calommata. (Forts.) Pg. 97—100. Ritsema, C, Aanteckeningen op Snellen Van VoUenhoven's opstel „Les Batocerides du Musee de Leide". Pg. 101 — 107. Snellen, P. C. T., Jets over de europeesche soorten van het genus Catocala Ochsh. Led. Pg. 108—110. — Over Noctua Moldavicola H. S. Pg. 111 — 112. Van Hasselt, A.W. M., Catalogus Arauearum hucusque in Hol- landia inventarum. Pg. 113 — 188. Van der Wulp, F. M., Langwerpige Dexinen-Vormen. (M. Plaat 6.) Pg. 189—200. Snellen, P. C. T., Synonymische Aanteekeningen. Pg. 201 — 203. - — Determinatie der exotische Lepidoptera afgebeeld in Eösel en Kleemanu, Insectenbelustigung. Pg. 204 — 206. 'ilutomologische Inhoud van de Bijdragen tot de Natuurkuudige Wetenschappen verz. door Van Hall, W. Vrolik en G. J. Mulder, 7 deelen. Pg. 207—208. Druck von Otto Dornblüth in Bemburg. ^