iiiii Entomologische Zeitung. Herausgegeben von dem entomologischen Vereine STETTIN Dreiunddreissigstei Jahrgang. '<^>riick \ Uli li. (>r;i,s,^iiiaiiu 5^'7£6'^ /o,3;r /•^ .'P7^ / 5 Entoiiiolo^ificlBe Zeitiiiig herausgegeben von dem entouiologischeii Vereine zu Stettin. Redaction' ^" Comniission bei den Buclihandl. Y. E. S.Mittlerin Berlin u. Fr. Fleischer C. A. Dohrn, \ creins-Präsldent. in Leipzig. No. 13. 33. Jahrgang. Jan.- Mrz 1872. Neujalirs-Bebelei. (Eine Waldwiese in Germanien; Pyrocliroa cocciuea, zieaeliothe einancipirte Volksrednerin, spricht von einem Erlenstumpf zu den ver- sammelten , maulaufsperrenden Quiriten aller Ordnungen und Unord- nungen :) Hört mich, ihr andächtig internationalen Reichs-Insecten, Auch ihr Geister derer, die an mörderischen Nadeln steckten: Derer, die im tiefsten Frieden ungeahntes Loos getroffen, Dass sie ohne ihr ^'erschulden sich in Spiritus besoffen: Derer, die in Zwingerkerkern um die Freiheit sind betrogen, Bloss um für verruchte Neugier festzustellen, ob erlogen Oder wahr des Cimbern iSteenstrup kühne Parthenogenese Oder irgend eine gleichfalls indecente Hypothese: Derer, die im fernen Japan harmlos lebten an den Eichen, Die man tausend Meilen schleppte, um hier im Exil zu laichen. Weil der Kapitals-Ausbeuter unersättlich im Gewinnen Nicht das Kind im Mutterleibe schont, um Seide draus zu spinnen: üei'er, die waldfrei geboren er in Körbe pflegt zu stecken, Nur dass er als Sklavenhalter kann geraubten Honig lecken: Derer, die in kleinste Gallen tief im Waldeslabyrinthe Ganz vergebens sich verkrochen denn sie kamen in die Tinte: Hört mich, all ihr Leidgenossen, Orthopteren, Wespen, Wanzen, Meine fjtanei gilt Allen, bo im Einzelnen wie Gau/.cti! i Wäre nicht, der unclnnkbare Mensch mit Blindheit arg geschlnrren, Würd' er den geringen Schaden, den wir ttiften, gern ertragen. Ahnt er nur zum kleinsten Theile VVcith und Um lang unsrer Thaten? Wer vermittelt die Befruchtung seiner Bäume, seiner Saaten? Würden nicht die Stickstoff ^jase von den Thiei'- und Püanzenresten Ohne unsere Zersetzung ihm die ganze Luft verpesten? Doch vv'enn ihn ein keckes Miickchen, ein verwegner Floh gestochen, Mu88 dann gleich die Zunft entgelten, was der Einzelne verbrochen? Darf er durch Insectenpulver, durch der Kammerjäger Horden, Ja sogar durch Kerfvereine millionenweis' uns morden? Sollten wir, ihm überlegen so an Zahl wie durch die Waffen, Dem zertietnen Proletariat nicht endlich Geltung schaffen? Auf, ermannt") euch! Nicht umsonst ward grosses Beispiel uns gegeben. Auch im Reich der Kerfe soll der Fortschritt der Commune leben! Ehe wir den Glauben an die rothe Republik verlieren, Wollen wir's mit Mitrailleusen, mit Petroleum probiren! (Hier bricht der bisher mülisatn unterdrückte Beifall des zieferlicheu Publicum's in einen unbändigen Sturm aus; grosse und kleine Kerfe fallen sich gerührt in die Vorderbeine. Mantis reügio.sa .soll bei dieser Gelegenheit das odenbare Wunder verrichtet haben, dass mehrere sechs- beini^e, von ihr umarmte Skeptiker daran glauben niussten. Nach Be- ruhigung der Aufregung fährt die begeisterte Rednerin fort:) Krieg auf's Messer mit den Menschen, den erzfeindlichen Philistern: Lasst uns mit Kartoffelkrankheit, mit dem Weinpilz uns verschwistern : Ihre korngefüllten Scheuern soll Calandra arg verheeren : Ihre Kleider, ihre Pelze soll der Motteufrass verzehren: Ihre Saaten zu vernichten glückt gewiss den Engerlingen : Und wenn Grünes übrig, mag's die Wanderheuschrecke verschlingen ! *) Der geehrten Rednerin ist nach Ausweis des stenographischen Berichtes dieser Ausdruck, wohl unwillkürlich, entschlüplt, welcher in den Clubbs der änssersten Linken von emaiicipirteii Protagoni- stinnen längst für verpönt erklärt worden, da beUanntlich bei den Hymenopteren, Glücken u a. das weibliche Geschlecht das stärkere und ausscbliesslich zum Waffentragen berechtigte ist. Einige Enthu- siastinnen haben sogar versucht, den Neologismus: „verweibt euch!" einzuführen "^ aber bisher ohne waiirnelunbaren Erfolg. Indessen hoffen sie auch hierin auf allmälige Segenswirkung der Lehren I)ar- win's, Michelet's, Stuart Mill's und ähnlicher grosser und kleiner Propheien der Neuzeit, welche fast insgemein gegen den Kuss des grossen vaticanisclien PantolVels protestiren, aber dem Regiinentc kleiner, zierlicher Piiutöü'elchen gar nicht abiiold sind. Allen Oestruis und Tabanen, Mücken, Wanzen und Crabronen Sei's lortan Gewissenssache, keines Menschen Fell zu schonen : Gegen diesen schlimmsten Affen, diesen Bluthund auf zwei Beinen, Müssen alle Hexapoden sich zu Schutz und Trutz vereinen. Seine Speisekammern schände die Minirkunst der Derraesten, Seine Schinken, seine Würste soll Trichinengift verpesten : Bostrychns und Aphis mögen Wälder ihm und Park zerzausen, Bis der letzte gleich Dictator Sylla elend muss verlausen! (Auf diesen oratorischen Trumpf wäre unfehlbar ein neuer Sturm von Applaus erfolgt, wenn nicht am Rande der Wiese zwei Entomophilen mit geschwunt:enen Kntschern aus dem Busch getreten wären. Bei dieser überraschenden Erscheinung fliegt und läuft die überwiegende Majorität der Communisten davon, und sogar die zinnoberrothe Rednerin kriecht hinter die lockere Rinde des Erlenstrauchs , nachdem sie noch mit stark abnehmendem Pathos geäussert:) Sollt' er ja - man kann nicht wissen — dennoch Uebermacht behalten. So lehr' uns das Beispiel Cato's — — (schon hinter der Borke halb verkrochen) — dass halt Alles bleibt beim Alten. C. A. D. 6 Atractogaster*). nov. gen. Pimplidarum. von Dr. Krierltbaunier. Seit zwanzig Jahren bewahre ici: in meiner Sammlung eine Sehlupfwespe, bei deren Bestimmung nacli Gravenhor?t ich nur zwischen Ephialtes und Pimpla schwanken konnte, und die ich daher in beiden Gattungen, aber in jeder ver- geblich, suchte. Längere Zeit mit diesen Thieren nicht mehr besciiäftigt kam ich erst in neuerer Zeit wieder auf dieselben zurück und hoffte nun, jene räthselhafte Art vielleicht in Holmgren's Mcnogr. Pimpl. Suec. zu finden, was aber leider auch nicht der Fall war. Die Zweifel bezüglich der Gattung wurden ebenfalls nicht beseitigt, und da die Art auch in keine der neaen Gattungen Försters passte, blieb mir nichts übrig, als eine neue Gattung zu gründen, wenn ich niciit das Tiiier noch länger in dem Dunkel seiner Unbekanniijeit lassen wollte. Es mag das allerdings ohne Kenntniss de^ ^ bedenklich en^cheinen; allein da letzteres aucii bei den ver- wandten Gattungen nur eine untergeordnete Rolle spielt, so glaube ich, dass die neue Gattung allerdings niciit vollständig, aber doch so bestimmt charakterisirt werden kann, dass sowoLl deren Berecl.tigung als deren Unterscheidung von den ver- verwandren Gattungen sicher gestellt ist. Aus demselben Grunde glaube ich vorläufig auch die Bildung der Klanen übergehen zu dürfen, deren genaue Unterscheidung der Haft- läppchen wegen ohne Beschädigung des Tbieres nicht einmal möglich und hier in Vergleich zu den übrigen Merkmalen jedenfalls von sehr untergeordneter Bedeutung wäre. Ich lasse nun die Hauptcharaktere der neuen Gattung und einige Bemerkungen über deren Verhältniss zu den nächstverwandten Gattungen folgen: Caput subbuccatura; clvpens depressus. apice ter excisus. Metathorax longitudine parum altior, area supero-media sulci- formi. Abdomen thorace duplo longius, eximie fusiforme. segmento primo subaequilato. h\tiludine longiore. eanaliculato. secundo bati utrinque oblique impresso, tertio sulquaarato, basi arcuütim depresso, 4 — T apicem versus augustatis. sub- laevibus. octavo subcvlindrico. medio constriclo, ultimo ventrali deorsam liexo. terebra corpore breviore, valvulis apicem veisus *) (fr^czroc. Spindel j ;\i*ii;p., Bauch. Hinterleib. fubacuniinato-anguötatis. Alae areola irregulari, subpetiolata. Pedes graciles, tibiis mbliliter spinulosis, articulo ultimo tar- soium loDgitudine duobus praecedentibus simul eunitis sub- aequali. Dass diese neue Gattung in die Familie der Pimpliden (sowohl im weitern Sinne nach Holmgren als im engern nach Fört-ter) geliört, kann nicht zweilelhaft sein. Als deren HauptcliMiakler betrachte icli den aut-gezeidmet spindelför- migen Hinteileil), dessen erste Ringe deutliclie Skulptur zeigen, während die letztern ganz eben und last glatt sind, sowie die den Hinteileib, aber nicht den ganzen Körper an Länge übertieti'ende, zugespitzt verschmälerte Legeröhre. Nach Holmgren's Ueber.'-icht der Gattungen (I. c. p. 4) geräth man in Zvveit'el, ob man sie in die Subdivisio 1 oder 2 stellen soll, indem die mittlem Hinterleibsringe mehr zu 1, die ver- liältnissmässig kur/e Legeröbre meiir zu 2 neigt, was schon andeutet, dass sie keiner dieser Unterabtheiliiugen entschieden angehört. Im ersten Falle wird man auf die Gattung Ephialtes und die davon (wie ich glaube, mit Recht) abgetrennte Gat- tung Periihous geführt, im letzten müsste man sie in die Phalanx L A. stellen, wo sie aber weder zu a. noch zu b. pa>&t. Nach dem Gesammtcharakter schliesst sie sich ent- schieden der ersten Gattung an, was besonders in der Form des Kopfes, dem ganz schwarzen Hinterleib, der Skulptur des zweiten Ringes uud dem \eihäliniss des Klauengliedes zu den vorheigebenden Gliedern hervortritt. JWit Periihous hat sie \\eitaus geiingere Aehnlichkeit ^ es erinnern an der einzigen bisher bekannten, nachbescbriebenen Art höchstens die hellgefärbien Augeniinge an die genannte Gattung. Da- gegen zeigen gewisse Arten der Gattung Pimpla, z. B. ster- corator, in der Form des Hinterleibs und der längern Leg- röhre eine weit grössere Uebereinslimmung mit der neuen Gattung, während jedoch die übrigen Merkmale sie bestimmt zu Pimpla verweisen. Um endlich auch noch die zweite Section (die Familie der Xorididen Förster's) in Betracht zu ziehen, so stehen gewisse Xoridesarten, z. ß. albitarsus, in der Form des Hinterleibs und der kurzen, gegen das Ende verschmälerten Legröhre, Arten von Poemenia dagegen durch die Anwesenheit einer Areola, der neuen Gattung allerdings nahe^ die übrigen Merkmale schlicssen jedoch eine nähere Verwandtschaft aus. Die einzige mir bisher bekannte Art ist: A. semiflculptus mihi. Niger, orbitis frontalihus lineolaque inter os et otulos Havis, macula ante alas pedibusqne lufi«, partim flaveeecnlibus. tipice tarsoium, tibiis tarsisque posticis fere totis fiisri>:. alariim .'■quamiilip stramineis ^ stigmate nigro-fiisco, areola jiarvuia. oblique trapezina, subpetiolata. V. Long. eorp. T'/j iin., terebr. t)V, liri. Scbwarz; Kopf quer viereckig, abgerundet, hinter den Augen etwas erweitert, hinten in einem flachen Bogen aui:- gerandet, oben sehr zerstreut und fein f)unktirt, glänzend, vorne dicht und, besonders nach unten zu, ziemlich grob runzelig punktirt, mit einem flachen Grübchen in der Mitte und je einem unregelmässigen Eindruck unter den Fühlern (die vielleicht zufällig sind)-, Kopfirchild niedergedrückt, glatt und glänzend, in der Mitte der Basis und zu beiden Seiten derselben etwas eingedrückt, auf der Mittelfläche mit einer kleinen Querfurche, am Rande mit 3 starken, bogenförmigen Ausbuchtungen, die so nahe an einander stehen, dass die dazwischen liegenden Ränder als spitze Zäline erscheinen; die Augenränder der Stirn und eine etwas auseinanderfliessende Linie an der Einkerbung der Oberkiefer gelb; Taster braun. Fühler von der Länge des Hinterleibs, fadenförmig, schwarz. Bruststück nebst dem Schildchen wie bei Epliialtes ge- bildet, jenes oben ziemlich dicht und sehr fein, stellenweise oberflä2hIich runzelig-, unten und an den Seiten stärker, das Schildchen zerstreut punktirt, überall glänzend, was auch durch die ziemlich lange und dichte, aber sehr feine, seiden- artige Behaarung an den Seiten wenig beeinträciitigt wird. Vor der Flügelwurzel ein kleiner rother, in der Mitte gelb- licher Flecken. Die Mittelfurche des Hinterrückens deutlich, aber schmal, fast durchaus gleich breit; an das hintere Ende schliesst sich eine ringförmige, unten nierenförmig eingebogene, seitlich etwas stärker erhabene, feine Leiste an, die ein glattes und stärker glänzendes unteres Mittelfeld einschliesst; Luftlöcher oval. Flügel schwach bräunlich getrübt, mit strohgelben, hinten rothgefleckten Schüppchen, braungelber Wurzel, schwarzbraunen Adern und Mal; am Vorderrande der Vorderflügel zieht sich die braungelbe Färbung bis gegen die Mitte, und die hintersten Längsadern (2 in den Vorder-, 1 in den Hinterflügeln) sind fast durchaus braungeib gefärbt; Areola kurz gestielt, der von Epliialtes carbonarius ähnlich, ziemlich klein, ein schief nach aussen und unten verschmälertes Trapez bildend; die rücklaufende Ader (äussere Discoidalader) nicht, wie ge\N öhnlich bei Epliialtes, bogenförmig, sondern in der Mitte winkelig nach aussen gebrochen, und hier ^^ ie die vordere, am Ende des ersten Diittels gebrochene, Discoidal- ader mit einem kurzen Anhang versehen; hintere Querader 9 der Hinleiflügel (Anal-Queiaderi vor der Mitte gebrochen. Beine ziemlich schlank, loth , an den vorderen die Spitze der Schenkel, die Schienen und Fasse, an den vordersten auch die Spitze der Schenkelringe heller, mehr oder we- niger in's Gelbe ziehend, die Spitzen der Fussglieder etwas dunkler, das ganze letzte Glied der Mittelfüsse, sowie die Schienen und Füsse der Hinterbeine schwarzbraun, jene an der obersten Basis aussen rothbraun. Die Schienen sind mit feinen Dornspitzchen versehen; an den vordersten stehen dieselben in einer zerstreuten Gruppe vorne längs der äussern Hälfte der mittleren Fläche, eine Art Feile bildend, an den mittleren sind sie sparsamer und längsgereiht, doch so, dass etwa 3 derselben mehr an die äussere Kante gerückt und etwas stärker entwickelt erscheinen, an den hintersten sind sie am schwächsten und nur schwer wahrzunehmen. Das Klauenglied hat ohngefähr die Länge der beiden vorher- gehenden Glieder zusammen. Hinterleib von doppelter Länge des Bruststücks, ausgezeichnet spindelförmig, höchst fein und oberflächlich lederartig runzelig, was nach hinten zu noch feiner wird, wo zudem der Hinterrand der einzelnen Ringe vom dritten an in ziemlicher Breite fast ganz glatt ist; erster Ring fast doppelt so lang als breit, mit fast parallelen Seiten, die an der Basis kurz schräg abgeschnitten sind, nach hinten kaum merklich erweitert, mit von stumpfen Rändern eingefasster Mittelfurche und scharfen Seitenrändern, welche am hintersten Ende etwas nach innen zurückweichen und hier eine schmale, nach vorn zugespitzte, niedergedrückte, glatte Fläche neben sich haben; zweiter Ring trajjezisch, kaum etwas länger als am Ende breit, von voin nach hinten all- mälig erweitert, vorne mit 2 tief eingegrabenen, schiefen Furchen, die auch hinten auf eine kurze Strecke winkelig gegen die Mitte eindringen, aber sich schnell verflachen; der dritte quadratisch, dem zweiten an Länge fast gleich, sein Vorder- und Seilenrand, dieser bis etwas hinter die Mitte, in einem beiderseits etwas winkelig gebrochenen Bogen nieder- gedrückt: der vierte bis siebente trapeziscl:, son^oIiI zusammen als einzeln nach hinten regelmässig und ziemlich stark ver- schmälert; sehr deutlich erscheint noch ein achter Ring, wel- cher oben walzenförmig und in der Milte eingeschnürt er- scheint. Die Legröhre, welche etwa um 1 Linie kürzer ist als der ganze Körper, hat anfänglich ziemlich breite, aber all- mälig und stark sich verschmälernde, doch nicht scharf zu- gesjjitzte, schwarze Klappen mit dichter, kurzer, feiner, all- mälig verschwindender, schwarzer Behaarung, und einen feinen, am Ende schwach verdickten und lanzettlich zuge- spitzten, rothbraunen Bohrer; Klappen und Bohrer zeigen vor 10 der Spitze eine (vielleicht zufällige) nach oben gewölbte Bie- gung. Bauclihaut der Kückeniiaut dicht anliegend, an den Seiten breit-, am Hinterrande der einzelnen Ringe schmal sci)mut?.ig gelb gesäumt, die 5 ersten Ringe mit deutlicher Falte, der sechste stumpf dreieckig, zusammengedrückt, senk- recht nach unten gerichtet; von hier bis an's Pjiide geht eine schmale S])alte, die von dem siebenten und achten Rücken- ring gebildet wird, indem ersterer um das seitliclie Hinterende des sechsten herum bis nahe an dessen Basis reicht, letzteier sich dem vorigen anscbliesst, wobei sich seine Seiten spitz- winkelig nach vorn zieben und unter den gerundeten Hinter- ecken des vorigen verschwinden. Der Ursprung des Bohrers aus der Basis des sechsten Bauchiinges ist hierdurch deutlich sichtbar, während die beiden Klappen aus der Spitze des achten Kinges hervorkommen, aus dem auch jioch die gewölin- lichen beiden griffelaiiigen Organe heriorragen*j. Dieses interessante Thier fing ich am 4. Juni l'iSl im Foral bei Chur; es ist vermuthlicli Schmarotzer eines Holz- Insects, wie die verwandten Gattungen E])liialtes und Rhyssa, von welcher letzteren icli 3 r^ von persuasoria und ein ^ der schönen und seltenen leucographa auf derselben Kxcursion erbeutete. Zur Wiederaufiindung desselben würde ich beson- ders die dortigen Waldwege am Fusse des Bizokels und allen- fallsige daneben befindliche Holzliaulen und Baumstämme der besondern Beachtung empfehlen; es wäre namentlicli auch die Auffindung des :^ sehr wünschenswerth. lieber Sphaetes crassicrus von llr. Mrieelbbaumer. Im zehnten Bande dieser Zeitschrift (1849) p. 95 hat Bremi obige angeblich neue Gattung und Art beschrieben, welche den Iclmeumonologen bis in die neueste Zeit räthsel- haft geblieben ist; N'Nenigstens wird selbe noch von Förster in seiner Synopsis der Familien und Gattimgen der Ichneu- monen als ihm unbekannt angetülirt. Ich kann nun darüber nach einem \on Bremi selbst noch als obige Art bestimmten *) Das rechte scheint bei meinem Exemplare zullilliji: verloren gegangen zu sein. 11 Exemplare meiner Sammlung die zuverlässige Veröicherung geben, dass jene Art nichts andere^ ist als eine dunkle Varietät des schon von Linne und Gravenliorst beschriebenen Edith rus reluctator (¥)• Bremi hat sich von dem Flügelgeäder ver- leiten lassen, das Thier unter Cryptus zu suclien, und natürlich dort nicht gefunden. Durch die im Ganzen sehr genaue Be- schreibung, bei welcher nur die individuellen Eigenthümlich- keiten des beschriebenen Exeniplares, einige ungewöhnliciie terminologische Bezeichnungen und ein paar leicht erkennbare Druckfehler zu berücksichtigen sind, kann sich jeder leicht von der Richtigkeit meiner Erklärung üherzeugen. Synonymisclie Miscellaneen von JUr. ^uft'i'iaii. XXXIX. Icli habe kürzlich Veranlassung gehabt, einen Theil der nordamerikanischen Rohrkäfer meiner Sammlung einer ge- naueren Untersuchung zu unterziehen, und halte einzelne meiner Ergebnisse für erheblich genug, um eine weitere Mit- theilung derselben zu rechtfertigen. 1. Zu den unserer Kenntniss schon seit längerer Zeit abhanden gekommenen Arten gehört u. a. auch die vonGer- mar in den N. Hall. Sehr. I. (i. S. 31 in beiden Geschlechtern beschriebene, ihm von Zenker mitgetheiite Do naci a nitida, die seitdem von keinem Schriftsteller aus eigener Anschauung wieder erwähnt worden ist. Lacordaire (Phyt. L 195 no. 2) hat sich damit begnügt, die von Germar a. a. 0. ge- gebene Beschreibung in französisclier üebersetzung wieder- zugeben und sich auf deren Grund auch seinerseits für die schon von Germar hervorgehobene Aehnlichkeit des Käfers mit D, sericea auszusjjrechen. Leconte (Synops. of the Spec. of Don. etc.) führt die Art unter no. 42 als eine ihm unbekannt gebliebene auf, hat aber durch einen aus dem zweiten Worte der Germar'schen Diagnose entstandenen Schreibfeliler den Namen in Don. binodosa umgewandelt (was indess in dem zwei Jahre später erschienenen Melsheimer'schen Cataloge p. 117 stillschweigend wieder beseitigt ist), und auch H. Clark (Cat. of Phytoph. etc. I. p. 17) beschränkt sich darauf, die 12 Alt als eine bescliriebene ohne ^■^ eitere Bemerkung namhaft zu machen. Weitere Erwähnung des Käfers finde icli nicht; ein Versuch, ihn zu deuten, ist von keinem jener Autoren gemacht worden, und eben so wenig ist meines Wissens über den Verbleib jener beiden von Germar beschriebenen Zenker- schen Exemplare etwas zu öfFentliclier Kunde gelangt. Selbst dfts Vaterland der Art steht nicht mit völliger Sicherheit fest, da Germar a. a. 0. nur „höchst wahrscheinlich" Nordamerika als solches bezeichnet. Für Letzteres spricht aber auch die habituelle Aehnlichkeit vieler anderer Nordamerikanischer Donacien mit unserer D. sericea, und deslialb haben auch die genannten Schriftsteller (Lacordaire, Leconte, Clark) kein Bedenken getragen, die Art als eine Nordamerikanische auf- zuführen. Unter den in meinen Besitz gelangten Donacien der elie- maligen Ger m ar- Scha um'schen Sammlung, in welcher nicht wenige der Haltung nach von Prof. Schaum von seiner Nordamerikanischen Reise mitgebrachte Stücke nach sehr oberflächlicher Untersuchung anderen bereits bekannten Nord- amerikanischen Arten beigesteckt waren, findet sich nun wirklich ein Käfer, welcher, der D. Germari Eschs. beige- mengt, mit dieser letzteren Art nichts zu thun hat, auf den sich aber die Beschreibung der I). nitida Germ, so gut an- wenden läset, dass ich in ihm diese verloren gegangene Art zu erkennen glaube, sofern man dabei nur nicht auf Einzeln- heiten Werth legt, die in dieser Gattung längst als der Ver- änderung unterworfen anerkannt worden sind. Der bezeichnete Rohrkäfer (ein ^) gleicht in der Grösse einer mittelmässigen D. sericea Lin. ,j und hat durch den gestreckten, massig gewölbten, auf dem Rücken deutliche Eindrücke zeigenden Körper auch liabituell mit der genann- ten Art eine grosse Aelinlichkeit. Der Kopf ist dicht runzlig punctirt, matt, mit tief eingedrückter, im obern Theile glänzender Stirnlinie, matt kupferfarbig, die Mundtheile und die Kinnbacken-Enden rothbraun. Die fadenförmigen Fühler von halber Körperlänge, schwärzlich erzfarbig, die unteren Glieder an der Wurzel trüb bräunlich durchscheinend, das fünfte Glied so lang wie das zweite und dritte zusammen- genommen, das aufgetriebene Wurzelglied heller erzfarbig nnd dicht punktirt. Das Halsschild um die Hälfte länger als breit, hinterwärts deuth'ch verschmälert, flach gewölbt, die Mittellinie kräftig und tief, hinten zu einem Grübchen erweitert; die Oberfläche matt kupferschimmeind, deutlich und ziemlich dicht punktirt, die Punkte auf der hinteren Hälfte stellenweise zu Querrunzeln verfliessend , die kurzen Vorderecken dreieckig aufgebogen, und hinter ihnen je 13 eine kräftige, halbelliptische, innerseits durcli einen tiefen, hai'omondformigen Eindruck begränzte, fast bis zur Mitte reichende Voidei beule. Das Schildchen Jänglich dreieckig, iiinten abgerundet, dicht fuchsig greis behaart. Die Deck- schilde gewölbt, hinterwärts im Bogen verschmälert, die Punklstrcilen sehr regelmässig, besonders die äussern auf der vordem Hallte kräftig, auf der hintern werden dieselben ali- mälig schwächer, und durch die dichten, die flachen Zwischen- räume bedeckenden Querrunzeln noch mehr abgesch\A acht. Die Zwi>chenräume selbs-t stark glänzend, ihr Glanz hinter- wärts mehr seidenartig, die Farbe selbst ein sciiöues dunkles, auf der Vorderhällte leicht ins Kupfrige fallendes Erzbraun. Von den gewöhnlichen P^indrücken sind die beiden vorderen breiter und tiefer, die hinteren wenig bemerkbar. Auch die Unterseite ist biäunlich erzfarbig, matt, mit einer dünnen gelblich greisen Behaarung bedeckt; die eben so dünn be- haarten Beine sind &ch^^ärzlich erzfarbig, Schenkel- und Schienenspitzen, sowie die Wurzel der Fussglleder schmal geröthet; auch die Krallenhäkchen sind röthlich, und das- selbe ii-t bei den an den Seiten des Pygidiums übertretenden fchwielenförmig aufgetriebenen Seiteurändern des letzten ßauchringes der Fall. Dabei sind die Hinterschenkel mit einem bieiten, dreieckigen, kräftigen Zahne besetzt. Von der Ger m a r'sclien Beschreibung der D. nitida o^ weicht die mir vorliegende Art sonach ab in der Färbung der Fühler und der Beine, welche zwischen Germar's Angaben über die beiden Geschlechter seines Käfers etwa die Mitte hält, in der Färbung der Olerseite, welche der des $ der D. nitida entspricht, und in der schärfer ausgej)rägten, in der Mitte nicht unterbrochenen Mittellinie des Halsschilds. Die Beschaüenheit der letzteren bei dem Germar'schen Käfer halte ich für individuell, und die Farbenverschiedenheiten scheinen mir nicht über die Gränze dessen hiuauszureichen, was in dieser Gattung überhaupt als für einzelne Arten ver- änderlich festgestellt ist. Ich glaube deshalb an der Richtig- keit meiner Bestimmung der vorliegenden Art nicht zweifeln zu dürfen. 2. Mit viel geringerer Sicherheit lässt sicli über die gleichfalls verloren gegangene Nordamerikanische D. coe- rulea Oliv, eine Vermuthung aussju-echen. Olivier hat dieselbe Ent. IV. p. 10 sehr dürftig beschrieben und Tab. II. fig. 10 eben so ungenügend abgebildet; Lacordaire (Fhjt. I. 194 no. 1) giebt ledigiich Olivier's Angaben wieder, wäh- rend Kunze (N. Hall. Sehr. 11. 4 p. 31 no. J'^b) daraus eine ausführlichere lateinische Diagnose, als die von Olivier gege- bene, herzustellen \ ersucht hat. Lcconte in der Synopsis 14 gedenkt ihrer gar nicht, und begnügt sich später im Melsh. Cat. (eben so aucli Clark im Cat) damit, die Art unter Oli- viers' Namen und mit den Citaten von Oliv., Kunze, Lac. aufzuführen. Olivier's Beschreibung enthält eigentlich Nichts, was sich nicht von jeder blauen Donacia mit gezähnten Hinterschenkeln sagen liesse; darf man der auch bereits von Lacordaire wahrgenommenen habituellen Aehnlichkeit, vi'elche die Abbildung mit unserer D. dentata zeigt, einige Bedeutung beilegen, so würde Olivier's Art noch am erträg- lichsten auf die blaue Form der D. Carolina Lac. passen, wobei man es allerdings mit den Angaben des Autors über die Färbung der Fühler und der Unterseite seines Käfers nicht zu wörtlich nehmen dürfte. Auch diese letztgenannte, von Lac. Phyt. L 114 no. II beschriebene, von Leconte Synopsis no. 34 unter den ihm unbekannt gebliebenen Arten aufgezählte Art bedarf noch einer näheren Erörterung. Lacordaire hat von derselben zwar beide Geschlechter, aber jedes nur in einem vereinzelten Stücke vor sich gehabt, und es darf deshalb keine Verwunde- rung erregen, dass seine Beschreibung noch mancher Ergän- zung bedarf- seine Angaben über den Bau des Halsschilds und der Flügeldecken, den breiten, flachen Eindruck auf dem ersten Bauchringe, die Färbung der Unterseite und die Be- ßchaifenheit des breiten, blattartigen Zahn- an den Hinter- schenkeln sind jedoch so genau, dass die Art nicht zu ver- kennen ist, wenn man Stücke genug vor sich hat, um bei ihren Merkmalen das Feste und Wesentliche von dem Ver- änderlichen gehörig sondern zu können. Ich habe in den letzten Jahren melir als 5 j Stücke dieser Art aus Illinois erhalten, von denen mir augenblicklich noch 14 vorliegen, und nach diesen ist besonders die Färbung der Fühler und der Oberseite mancherlei Abänderungen unterworfen, welche aber durch zahlreiche und fast unmerkliche Uebergänge mit einander verbunden sind. Die Fühler sind entweder einfarbig rostroth mit dünner weisser Behaarung, oder roth mit ge- trübter, selbst geschwärzter Sjitze der einzelnen Glieder, oder schwärzlich mit löthlich geringelter Wurzel der Glieder; die Färbung der Oberseite geht aus dem Erzgrünen, wie sie Lacordaire beschreibt, einerseits durch Goldgrün ins Kupfer- rothe, andrerseits durch Spangrün ins Blaugrüne und Blaue über wobei dann aber meist der schmale und schlecht be- gränzte Seiten- und Nahtrauu der Flügeldecken um eine Stufe hinter der Färbung ihrer Sclieibe zurückbleibt, auch gewöhnlich Kopf, Halsscliild, Schildchen, seltener auch die Schultern noch einige Spuren der normalen grünlichen oder erzbräunlichen Färbung behalten. Der breite, blattaitige 15 Zalin der Hinteischenkel ist bei den $ nicht immer kleiner, aber stumpfer, ein fast rechtwinkliges Dreieck bildend, wäh- send er bei den 0 gewölmlich noch in eine kurz aufgesetzte pfriemliche Spitze audäuft; die dem Knie zugewandte Seite des Dreiecks ist meist gerade, zuweilen aber auch gekerbt. Z\\eierlei aber ist von Lacordaire bei der Beschreibung dieser Art übersehen worden, einmal, dass auch das letzte Bauch- segment bei beiden Geschlechtern am Hinterende einen breiten, muldenförmigen Eindruck zeigt, und jederseits desselben (bei den '^ stärker-, den $ schwächer-) blasig aufgetrieben, da- zwischen aber der Hinterrand selbst leicht ausgerandet ist: und dann, dass sich an den Hinterschenkeln der r^ ausser dem beschriebenen breiten Hauptzahn noch ein zweiter, klei- nerer, manchmal nur höckerartiger Zahn findet, welcher (wie der ähnliche Nebenzahn unserer europäischen Arten aus der Gruppe der D. crassipes F.) nicht, wie der Hauptzahn, auf der Innern Schenkelkante steht und gewissermassen nur eine Erweiterung desselben bildet, sondern etwas ausserhalb der- selben mehr nach der Wurzel zu der inneren, sanft gewölbten Schenkelfläche aufgesetzt ist. Dieser Zahn ist, w^enn die Hinterschienen eingeschlagen sind , nur mit Mühe wahrzu- nehmen, und der Umstand, dass Lacordaire ihn übersehen, hat wahrscheinlich das Verkennen der Art durch Leconte zur Folge gehabt, denn dessen D. alutacea Synops, no. 7 ist unzweifelhaft mit D. Carolina Lac. identisch, und Leconte hatte dort seine D. alutacea richtig, eben wie auch Lacordaire seine D. Carolina, in die Nähe der D. piscatrix gestellt, wohin er aucjj nach einer Bemerkung zu no. 34 die von ihm nicht erkannte D. Carolina verwiesen hatte. Die Beschaffen- heit des ersten und letzten Hiuterleibsringes ist von ihm nicht erwähnt worden; im Uebrigen ist seine Diagnose treffend, sie bezeichnet die Form mit kupfergoldiger Oberseite und einfarbig rothen Fühlern (ein solches Stück, aber mit ge- schwärzten Enden der Fühlerglieder, ist auch die D. l'ulvi- cornis Sturm Cat.); er kennt aber auch die Varietät mit blauen Deckschilden, welche ich für D. coerulea Oliv, halte. 3. Eine auch noch im Unklaren liegende Art ist die von Say, aber auch nur in sehr allgemein gehaltener Weise und desiialb wenig kenntlich, als D. aequalis beschriebener Käfer. Kirby bezog denselben auf eine mir nicht mit Sicher- heit bekannte, später von Leconte als D. distincta auf- geführte Art; Leconte selbst führt ihn Syn. no. 43 unter den ihm unbekannt gebliebenen Arten auf, und deutet ihn später im Melsh. Cut. p. 117 (,, teste iMclshevner'' ; L. hatte also selbst kein typisches Exemplar zu Gesicht bekommen) auf D. confusa Lac . und Lacordaire (Phyt. 1. 1"'7 no. 7) hat 16 sich darauf beschränkt, Say's Diagnose und Beschreibung in franzöfeif-clier Uebersetzung wiederzugeben, ohne selbst eine Deutung des Käfers zu versuchen. Er bemerkt jedoch dabei, er habe aus der Germar'sclien Sammlung zwei Stücke dieser Art zur Ansicht erhalten, aber von so schlechter Beschaffen- heit, dass sich davon keine Beschreibung habe entwerfen lassen. Ich habe diese beiden von Say selbst an Germur gesandten Stücke auch früher in des Letzteren Sammlung gesehen, und eins derselben fand sich noch vor, als die Do- nacien derselben in meinen Besitz gelangten, ist auch noch jetzt in meiner Sammlung vorhanden. Dasselbe ist allerdings arg verstümmelt (es fehlen der Kopf, die Beine und die grössere Hälfte der rechten Flügeldecke), aber der Ueberrest ist doch noch so gut erhalten, dass Lacordaire die Art jeden- falls wieder erhannt haben würde, wenn sie sich unter den zu seiner Kenntniss gekommenen Nordamerikanischen Arten befunden hätte. Ich liabe diese Art vor einigen Jahren in Mehrzahl aus Illinois erhalten und gebe von ihr nachstehende Beschreibung. Die Art gleicht im Habitus am meisten unserer D. im- prestia Payk. und kommt auch in der Grösse mit deren grösse- ren Stücken überein. Der dicht greis behaarte Kopf ist eben so dicht- und dabei fein runzlig j)unklirt, matt, mit kräftiger. Iheilweise glänzender, von zwei deutlichen Längsschwielen begränzter Stirnrinne; jene Schwielen erheben sich zwischen den Augen zu derben Längshöckern, schwächen s^ich vor jenen durch einen leichten Quereindruck ah und sind dann oberhalb der Fühlerwurzeln nochmals zu kürzeren und schu ä- cheren Höckern aufgetrieben. Die Fühler sind etwa von halber Körperlänge, bei den ? etwas kürzer und dicker al> bei den j^ das dritte Glied wenig länger als das zweite, die Farbe schwarz mit dichter gieiser Behaarung, das sehr flach gewölbte Halsschild kaum länger als vorn breit, mit deut- licher, an beiden Enden abgekürzter und zu einem stärkeren Eindrucke verbreiterter, von da aus sich zu beiden Seiten verlaufender Längsrinne; der Vorder- und Hinterrand deut- lich aufgew orfen, und vorn jederseits ein sehr flacher, eigent- lich nur hinterwärts durch einen seichten Queieindruck ab- gesetzter Höcker, unter welchem die kurzen und unschein- baren, wenig aufgebogenen Vorderecken verborgen liegen: auch die kurzen, breiten liinterecken wenig hervortretend, und vor ihnen das Halsschild seitlich leicht quer eingedrückt, so dass der hinter der Mitte liegende Theil der Seiten hier manchmal mit sehr flacher Rundung heraustritt. Die Ober- iläche grob und ziemlich dicht punktirt, die Punkte besonders iinf der hinleren Hälfle zu deutlichen Querrunzeln verliiesbcnd, welche sich in Bogenlinien dem hintern Theile der Mittel- rinne, besonders deren hinterem Endgrübchen zuwenden. Das breit dreieckige Schildchen dicht greis behaart. Die breit und flach gewölbten Deckschilde hinterwärts sehr sanft ab- fallend, daselbst mit abgerundeten Ecken breit abgestutzt*, die Punktstreifen sehr regelmässig, von der Mitte ab hinter- wärts allmälig feiner; die flachen Zwischenräume vorn schwächer-, hinterwärts immer dichter durch die stets feiner werdenden Queriunzeln zerrissen und dadurch seidenartig glänzend ; der abgekürzte Streifen vorn jederseits der Naht mit gröberen Punkten gebildet, welche noch seine Entstehung aus einem stellenweise zusammengeflossenen Doppelstreifen erkennen lassen, und besonders am Vorderende etwas tiefer eingedrückt: Innerseits jeder Schulterbeule ein flacher, breit mondförmiger . mit einer ziemlich dichten Punktirung aus- gefüllter Eindruck, auch zeigen sich jederseits des Schildchens meist nocli einige Ansätze von überzähligen Streifen in mehr oder weniger deutlicher Ausbildung. Die 4 Eindrücke auf dem Rücken der Deckschilde genau von der Beschaffenheit wie bei unserer D. impressa Pk. und simplicifrons Lac. Die Unterseite mit den Beinen dicht weiss behaart, letztere besonders an den bei dem r^ stärker, dem -? weniger auf- getriebenen Schenkeln in der Färbung der Oberseite durch- schimmernd; die Schienen an der Wurzel mehr oder weniger deutlich verwaschen geröthet, in welcher Farbe manchmal auch die Fussglieder an ihrer Wurzel durchscheinen. Die Oberseite zeigt gewöhnlich eine glänzende Bronce- farbe, die aber weniger als bei unserer D, impressa ins Gelb- liche fällt, zuweilen aber leicht bis ins Bleigraue hinüber spielt. Abänderungen scheinen selten vorzukommen; unter einer grossen Anzahl von Exemplaren erhielt ich ein verein- zeltes dunkelblaues und ein einzelnes kupferfarbiges Stück; der letzteren Form gedenkt auch Say. Einzuschalten ist die Art bei Lacordaire zwischen D. impressa (no. 27) und D, subtilis (no. 28), und sie kann im Anschlüsse an die von diesem Autor gegebene Dia- gnose der erstgenannten Art also diagnosirt werden; D. aequalis Say. Sat elongata supra aenea, subtus argenteo-holosericea, fronte profunde canaliculata 4tubercu- lata. prothorace quadrato, angulis anticis vix prominulis, lateribus anticis obsoletius tuberculatis , supra subplano, con- fertim rugoso-punctato, canalicula dorsali utrinque abbreviata, elvtris apice declive truncatis, dorso subdepressis, distincte quadri-impressis, i)uiictulato-striatis, intra humeros vage pun- ctatis, interstitiis planis, subtil iter ac creberrime transversim 2 18 rugosis, femoribus posticis acute dentatis. Long. SYj — 4^/3 lin. ^ lat. V/,-V/, lin. variat ß- rufo-cuprea. y. violacea. Es erscheint mir keinesweges unmöglich, dass Say, wel- cher manchmal noch verschiedenartigere Thiere unter einem Namen zusammenfasste, durch die Körperfärbung und die kräftigen Eindrücke der Deckschilde verleitet, auch Stücke von D. confusa unter seiner D. aequalis mit einbegriffen habe. Aber seine Angaben über die Längsschwielen des Kopfes und die Beschaffenheit der Vorderbuckel des Hals- schilds passen nur auf die vorbeschriebene Art, Ein einzelnes, sonst in Bau und Sculplur nicht abweichen- des Stück Tcj, grünlich broncefarbig) unterscheidet sich durch etwas kürzere, gedrungenere Füiiler, deren zweites und drittes Glied fast gleich lang sind, auch die oberen Glieder ver- waschen röthlich durchscheinen, deutlicher ausgebildete und stärker aufgetriebene Stirnschwielen, und ein oben und seit- lich vor dem Hinterrande tief eingeschnürtes Halsschild, wo- durch sich hier jederseits des Hintergrübchens ein kräftiger Querwulst emporhebt. Ob darunter eine blosse Missbildung oder eine eigene Art verborgen ist, wage ich nach einem einzelnen Stücke nicht zu entscheiden. 4. Bei D. subtilis Kunze (aenea Ahr.) bemerkt La- cordaire Phyt. I. 147 no. 28 u. a. in der Beschreibung des Halsschilds: ,,le sillon dorsal manque completemeiil et 11 est indique que par un nague ettfonccment lotigitud'mal un peu plus rufßieux que le reste"» Diese Angabe ist aber ungenau und wahrscheinlich aus dem Mangel einer hinreichenden Anziihl verglichener Exemplare hervorgegangen. Schon Ahrens, welcher diese Art in den N. Hall. Sehr. 1. 3 S. 21 no. ß *zu- erst beschrieben hat, sagt: ,,die gewöhnliche Halsrmne scheint zu f etilen, durch das Glas entdeckt man an ihrer Stelle eine Reihe eingestochener Punkte", und Leeonte Syn. no. 12 prä cisirt dies genauer dahin, dass der Thorax ,,plus minnsre canaliculatus'' sei. Und so ist er' auch in der That. Ein schmaler, stärker gerunzelter, manchmal nur an beiden Enden deutlicher Längseindruck ist fast bei allen Stücken vorhanden, am schwächsten und fast erloschen bei den grösseren 5^, stärker bei den kleineren o^, wie dies auch schon von Le- eonte angedeutet wird. Letztere sind ausserdem leicht kenntlich an den längeren, dünneren B'ühlern, deren Gliedei- an ihrer Wurzel bei den kupferröthlichen o gewöhnlich röth- lich geringelt, wie die Scliienenwurzeln unter den Knieeu trüb geröthet sind. Die mir vorliegenden, meist von Prof. Schaum's Nordamerikanischer Reise herrührenden Stücke 19 enthalten die vollständigsten Uebergänge nicht bloss in der Färbung, der Körpergrösse (von 'SYi — ^Vi Lin. Länge), son- dern auch in jener Sciilptur des Halsschilds, und ich habe deshalb auch kein Bedenken, die von Leconte Syn. no. 13 zweifelhaft (,, Forte varietas mera haberi dehetnr" sc. von der vorhergehenden D. subtilis no. 12) als eigene Art aufgeführte D. confluens, welche sich von D. subtilis nur ,,tuberculis thoracis minus ohliteratis thoraceqne non canalicnlato et po- stice impresso" unterscheiden soll, als eine und zwar vorzugs- weise dem Laeordaire'schen Käfer entsprechende Form der D. subtilis anzunehmen. 8. 571 (9), ge- löst; denn oben an der Grafenlahn wächst der 8liauch zw i scheu dem Knieholz nicht selten. Pieriö napi vur. bryoniae. Meyer-Üür S. 28. Zeller: Seh ritten d. zool. bot. Ges. 1871- 5/1 (9). Bei Bergün war die Art nur in dieser Varietät, vom 14. Juni an bis gegen Ende Juli, überall niclit selten. Sie steht unsrer gewöiinlichen Frühliugsvarietät nahe, und du sie zeitig genug auftritt, so sollte es möglieli sclieinen, da- es auch eine unsrer Var. napaeae entsprechende Sommerfoi m giebt. Meyer-Dür bemerkt über eine solche nichts, und nacli dem wenigen, was ich über die Raupe beobaciitet habe, scheint es keine zu geben; vielleicht entwickeln sieh aber in heissen Sommern doch einzelne Exemplare zu Ende August oder im September, die dann sehr interessant sein müssleii. In den lichten Waldstellen de^ Hugnux, wo Brvoniae ziem licli zalilreicii Hog, beobaciitete ich in den sonnigen ilittag.'^ stunden mehrere Weibchen beim Eierlegen. Sie suchen dazu die etwas schattig stehenden Pflanzen der bei Bergün gemeinen Biscutella (die wohl mit der l)ei Raibl und Preth wach- senden von einerlei Art ist) auf, und zwar nur diejenigen, die noch keine Blüthenstiele getrieben hatten, als ob sie wüssten, dass diese länger als die schon blühenden ihrer 35 "Nachkommenpcliaft Nalming bieten werden. Ein Weibclien bedachte sich nicht, eine dicht an einem Ameisenhaufen waeh- f^ende Pflanze zu diesem Zweck zu wählen. Sie flogen -huig- sam, die Pflanzen auswälilend, und legten auf die Unterseile mir eines Blattes an jeder Pflanze ihr iiellgelbes Ei. Nui- einmal sah ich, wie zwei an ein Blatt gelegt wurden, an dem ich sogar ein drittes, schon ocherfarbenes , also wohl von einem andern Weibchen gelegtes Ei fand. An den ge- sammelten Blättern, ilie, in Wiis.^er gestellt, sich mehiere Tage frisch erhielten, krochen nach 8 — 10 Tagen die fast glashellen, ziemlich langhaarigen Räuj)chen aus und fransen in die Unterseite ein Locli , ohne jedoch die Oberseite des Blattes zu beschädigen. Die Biscutellapflanzen, die ich später sorgfältig mit Wurzeln in Erde setzte, verdorrten auffallend schnell, wodurch einige Räu()chen verloren gingen. Die Raupen wuchsen . Tagen (10. Juli) war aus einem an Erysimum gelegten Ei das Räupclien ausgekro(dien und hatte noch den- selben Tag ein Loch in die Unterseite des Blattes gefressen. Sie war etwas über 2 Lin. lang, dünn, et^^ as glänzenfl hell- grün, am Bauch gelblich, mit hell braungelblichem Kopf; quer über die Mitte jedes Ringes tiug sie auf weissen Wärzchen ziemlich lange, farblose Haarborsten, viele derselben mit einem klaren V\ assertröpfchen am Ende. (Mit solchen Wasser- tröpfcheu waren aueh andere gleich grosse Napiräupcheu 3*^ 36 versehen.) Am 13. Juli sass sie in der Häutung auf der Unterseite des Blattes lang ausgestreckt uufl gelblich gefärbt. Nach der Häutung zeigten isich zwischen den langen Haaren, welche wieder, jedoch feinere, Wassertröpfchen trugen, viel kürzere Haare. Sie frass von nun an ziemlich stark, wäh- rend sie immer noch ihren Platz auf der Unterseite des Blattes behielt; sie schonte jetzt auch zarte Blüthenstiele nicht. Am 25. Juli war sie, ohne sich besonderer Fliege er- freut zu haben, ausgewachsen und hatte sich an den von ihr bewohnten Blumentopf angesponnen. Der Schmetterling, dessen Ausbildung in der Puppe sieh deutlich erkennen liess, starb ohne ausgekrochen zu sein; al)er sein Erscheinen wäre am 10. oder 11. August zu erwarten gewesen. Da seine Naclikommenechaft, wie die andrer noch Ende August und Anfang September fliegender Exemplare, sich noch in dem- selben Jahre bis zur überwinternden Puppe ausgebildet hätte, so ist es unzweifelhaft, dass die gewöhnliche Pi. napi den Sommer über xwei ganz vollständige Generationen hervor- bringt, zu denen noch eine dritte aus den im Frühjahr aus- kriechenden Faltern und den im September und Oclober vor- handenen Eiern, Raupen und Puppen zusammengesetzte komm!. Sollte also Brjoniae wirklich nur in einer Generation auf- treten, und zwar in der nach den 4 Ständen nicht zusammen- gehörenden, durch den Winter zur Frühliogs-napi niodiücirten? Genaueres als das bei den Autoren Gemeldete über das Aussehen der Napiraupe ist Folgendes: Diagnose: Grösse der Rapaeraupe, mattgrün, fast ohne helle Rückenlinie, überall oberhalb der mit Citronengelb eingefassten Luftlöcher mit kleinen, sciiwarzon, unter- halb mit weibslichen, wei8sl)t'haarten Punktwär/chen. Am Kopf zeigen sich unterhalb der Ocellen, von denen über den Maxillartastern 4 recht deutlich sind und eine Perlenreihe bilden, einige kleinere, schwarze Punkte von verschiedener Grösse. Statt der gelben Rückenlinie der Rapae- Raupe ist kaum eine sehr feine, helle Längslinie zu entdecken (Bei einer meiner Raupen war neben derselben zu jeder Seite auf dem hintern Theil des achten Segments ein länglicher, verloschener, gelber Fleck zu bemeiken, wie ihn öfters die Rapaeraupe besitzt, und dessen Bedeutung mii- unbekannt ist.) Oberhalb der Luftlöcher liegen sehr reichliehe, grössere und kleinere, schwarze Puuktwärzchen, die grössern in mehreren, aber nicht ganz ordentlichen Querreihen auf jedem Segment, alle mit je einem weissen oder \\ eissgrauen, oben etwas über- gebogenen Härchen. Ausserdem trägt jedes Segment oberwärts H feine, weissliche, erhabene Pünktchen in der bei den Nocfuen- raupen gewöhnliehen Stellung der Warzen, jedes Pünktchen 37 mit einer kleinen, schwarzen Borste, ünterlialb der Luftlöcher ist die Grundfarbe etwas heller grün als oberhalb, mit weiss- lichen, unregelmässig liegenden Punktwärzchen, jedes mit einem weissen Härchen. Die Luftlöcher sind klein und braun, und jedes steht in einem reingelben, ringförmigen Hof; von der bei Rapae durch sie hindurchgellenden, aus gelben Punkten gebildeten Seitenlinie ist keine Spur, ausser auf dem zweiten und dritten Segment an der Stelle, wo die Luftlöcher liegen sollten. Die Brustfüsse sind gelblichgrün. Die Puppe ist der von Rapae sehr ähnlich. Sie hat ein angenehmes, blasses Gelbgrün mit weniger reichlichen, schwar- zen Pünktchen. Die Spitze am Kopf ist nicht so scharf von der übrigen Fläche abgesetzt, sondern spitzt sich aus einer breitern Basis kegelförmig zu. Jede der 2 seitlichen, kiel- förmigen Erhöiiungen auf dem dritten Hinterleibssegment ist weniger erhaben und stumpfwinklig, auch die auf dem zweiten Segment treten weniger hervor. Bei Sepp sind die erstem viel spitzer, als ich sie — vor 30 Jahren — beobachtet habe; es ist also die Frage noch zu erledigen, ob die Form dieser Firhöhungen constant ist. Lycaena Aegon SV. Meyer-Dür S. 65. Zeller: Ent. Ztg. 1868. 125. Diese Art ist bei Bergün selten und kam mir fast nur an dem Stulser Wege ein paar hundert Fuss über der Chaussee vor. Am 30. Juni fing ich das erste Exemplar, ein V; dann erhielt ich bis zum 20. Juli beide Geschlechter in guten Exem- plaren. Im männlichen Geschlecht gleicht der dortige Aegon auf der Oberseite völlig dem unsrigen; kaum dass man bei jenem die Aderäste stärker verdickt nennen kann. Auf der Unter- seite haben die Vorderfliigel kein Roth vor dem Hinterrande, was aber vielleicht nicht ohne Ausnahme ist, da die Weibchen reichliches Roth besitzen. Zwei Männchen sind dadurch aus- gezeiclinet, dass auf der Unterseite aller Flügel die Augen- tlecke der Mittelreihe kleiner sind als bei Argus ,^. Aber als Regel für den dortigen Aegon lässt sich angeben, dass er weder im Aussehen, noch in der Flugzeit von dem nordischen Aegon abweicht. Lycaena Pheretes H. Meyer-Dür S. HB. Staudinger: Ent. Ztg. 1855. 370. Nur beim Weissenstein kam mir dieser ächte Alpenfalter vor; ich fing am 21. Juli auf einer trocknen Wiese ein Männ- chen mit zeriissenen Flügeln. 38 Lycaena Orbitulus Prunner. Mejer-Dür S. 75. Frever: Ent. Ztg. 1843. l(i<. Staudingei : !855. 376. Von Mitte Juli au tlog auch diesei' Alpenfalter, aber durchaus nicht häufig, auf trocknen GebirgsM iesen vor dem Weissenstein, ohne im Betragen von seinen Gattung.'-gef'ähvten abzuweichen; auch suchte er wie sie die feuchten Stellen am Rande der Strasse auf. Lycaena Medon E. (Agestis 0.) Agestis Meyer-Dür S. rl. Freyer: Ent. Ztg. 1843. 164. Staudinger: 1855. 876. Wie schon Meyer-Dür und Staudinger bemerken , liaben die alpinen Exemjtlare die rothen Flecke der Oberseite in geringerer Zahl , verloschener und kleiner als der gewöhn- liche Medon; das gilt insbesondere von denen der Vordei- tlügel, die beim Männchen fast regelmässig fehlen, Kicht ganz selten sind solche Männchen, bei denen die ganze Ober- seite einfarbig braun ist. Bei wenigen zeigen sich am Quer- aderstrich der Vorderflügel wurzelwärts ein paar hellbräun- liche Schuppen. Diese Art, die auch nach der Färbung der Unterseite unserer nördlichen Frühlingsgeneration entspricht, if^t im Bergünthale von Mitte Juni den Juli hindurcii keine Sel- tenheit auf Wiesen und an Strassen, wo sie bei iieissem Wetter in der Gesellschaft des Corydon, Argus, Icarus, Alsus feuchte Stellen besucht, um ihren Durst zu lösclien. Da es bei Beigün kein Erodium giebt, so kann liier nur ein Geranium oder vielleicht gar Heliant'iemum das Kaupen- futter sein. Ob es in dieser Höhe zwei Generationen giel)t, bleibt auch noch zu beobachten. Lycaena Eumedon Esp. Meyer-Dür S. 71. Am Ende des Tuorsthales am 8. Juli spärlich, so dass icli von dort nur ein Pärchen habe. Das Männchen liel mir beim Fangen auf, weil ich zuerst eine neue Species gefangen zu liaben glaubte. Die Unterteile der Voiderflügel hat näm- lich im ganzen Mittelraum bis zum Hinterrande eine grau röthliche, an Polyommatus erinnernde Grundfarbe, welche gegen das Grau längs des Vorder- und Inuenrandes merklich absticht, und auf der Unterseite der Hintertlügel feiilt dem weiss unizogenen, kleinen IMittelstricli, der kaum gebogen ist, statt einen stumpien Winkel zu bilden, die weissliehe, strahlen- förmige Verlängerung gänzlich. Es ist aber sicher nur eine 39 Varietät, die, wie mir Herr Wolfeusberger t'agte, im Engadin öfters vorkommt. Das Weibchen und ein beim Weissenstein am 15. Juli gefangenes Männchen sind regelmässige Eumedon. Alle drei liaben aber nur die Grösse der kleinsten Berlinei Exemplare, und ihr Roth auf der Unterseite ist auf kleine Fleckchen eingeschränkt. Lycaena Eros 0. Meyer-Dür S. 76. Staudinger: Ent. Ztg. 1855. 376. Nur ein schönes Männchen fand ich am 18. Juli unter einer Schaar Bläulinge, die sich am Bergünstein an einer leuchten Stelle der Chaussee versammelt hatten. Wie die zwei andern ächten Alpenlycänen zeigte es im Benehmen gar nichts Besonderes. Lycaena Semiargus Rttbg. Acis Meyer-Dür S. 89. Freyer: Ent. Ztg. 1843. 163. Stau- dinger 1855. 376. Während meine vier Pärchen des Polyomm. Eurybia (den ich noch nicht geneigt bin, mit Lederer, Staudinger, Meyer-Dür u. a. bloss als alpine Varietät der Chryseis gelten zu lassen) aus der Bergüner Gegend bedeutend grösser sind als 8 o 6 9 vom Gross Glockner, habe ich von Lycaena Semiargus bei Bergün kein Exemplar gefunden, das die Grösse hätte, die diese Art in Novddeutschland ganz ge- wöhnlich erreicht (vgl. System. Verz. d. Schmett. Schlesiens 1 t. 20 f. 65 und Fieyer N. B. t. 451 f. 4, in welchen beiden Abbildungen jedoch die Adern auf der Oberseite der männ- lichen Flügel zu wenig hervortreten), sondern sie sind, wie ein Engadiner ,j und ein Petersburger j, nur so gross wie die Varietät Bellis, also auch wie die schon von Meissner erw ahnte alpine Abänderung. Im Uebrigen stimmen sie ganz mit unsern nördlichen Exemplaren und zeigen nichts von der bei Meyer-Dür bemerkten Abweichung auf der Unterseite. Der Falter flog nicht selten bei Bergün auf feuchten Rergwiesen, in den tiefern Gegenden schon Mitte Juni, in den höhern (am Ende des Tuorsthales und beim Weissenstein) vor Mitte Juli. Bei Glogau habe ich die Weibchen beob- achtet, wie sie ihre Eier in die Blüthenköpfe der Armeria vulgaris legten. Bei Bergün kann die Raupe sich von dieser Pflanze nicht nälnen, da sie, so viel ich mich erinnere, dort nicht wächst. Lycaena Arion L. Meyer-Dür S. 98. Sie \-.ur nicht liäulig auf freien Bergwieseu in der ersten 40 Hälfte des Juli. Ich iiielt sie gar nicht für L. Arion. und da ich schlechte Exemplare nicht mitnehmen wollte, so habe ich nur ein Männchen vor mir, das ich erst jetzt als zu Arion gehörig erkenne. Es ist, wie die andern dort von mir ge- sehenen Exemplare, viel kleiner als unser Arion; die Grund- farbe auf der Oberseite der Flügel i^t schwarz und tritt durch die schwache hellbläuliche Bestäubung überall, ausgenommen in der Nähe der Wurzel, hervor, t-o dass das Blau ausser- ordentlich gedämpft ist. Die sciiwarzen Flecke der Vorder- flügel sind in gewöhnlicher Zahl, doch klein und, weil hier schon die bläuliehe Bestäubung schwach ist, nur \\enig deut- lich Auch der schwarze Hinterrand sticht wenig ab und ist auf den Hinterflügeln kaum als Randbinde zu erkennen. Auf der Unterseite sind die Augenflecke klein, aber sonst ohne Auszeichnung. Der Augenpunkt zwischen dem Queraderficck und der Basis auf den Vordertlügeln sichert die Bestimmung der xirt als Lye. Arion. Es ist olfenbar die von Meissner bezeichnete alpine Varietät. Die Raupe lebt bei uns und ohne Zweifel auch dort an Thymus serpylium, woran ich bei Glogau die Weibchen habe Eier legen sehen. Argynüis. Die um Bergün einheimischen Arten erschienen in fol- gender Ordnung: Latonia (schon Ende Mai) — Euphrosyne (im Juni) — dann Ino, Amathusia, Niobe und Aglaja — zuletzt Pales. Adippe und Paphia glaube ich nicht gesehen zu haben, letztere vielleicht deshalb nicht, weil Rubus Idaeus um Bergün spärlich wächst. Amathusia Esp. Meyer-Dür 8. 109. Staudinger E. Z. 1855. 377. Drei Raupen fand ich Mitte Juni im Tuorsthale am Laatscher Abhänge im Laubgebüsch an Steine oder Loniceren- gesträuch angesponnen. Wahrscheinlich ist die dort unter dem Gebüsch häufige Viola mirabilis die Nahrungspflanze; Polygonum bistorta, die Freyer anlührt*!, kann es nicht sein, *) Aeltere Beitr. 1. S. 11. Das Kaupenbild t. 1 f. 1 ist für die erwachsene Raupe zu dünn; auch glnulx; ich, dass die von mir ge- fundenen Kaupen etwas anders aussahen. An einer von Bergün mit- gebrachten L'uppc steht ein scliwarz,er, ziemlich spitzer, durchaus nicht abgerundeter Höcker auf dem Rücken des Thorax stark hervor, und von den Möcker/illinen auf dem Rücken des Hinterleibes ist das Paar auf dem dritten Segment das stärkste und hervorragendste; diese zwei Höcker sind seitlich zusammengedrückt und haben zwi- schen sich einen grubenartig vertieften Raum. 41 weil diese Pflanze weder dort, noch an andern Flugstellen des Falters wächst. Das er.'^^te Männchen kroch am 5. Juli aus, ein Weibchen am 22. Jn der Zwischenzeit beobachtete ich die Art zuerst im Tuorslhal, wo sie um die Sträucher und auf den anstossenden blumigen Stellen tlog, in Gesellschaft der zahlreiehern Ino und Niobe. Ueberhaupt fand ich Herrn Woll'ensberger's Beobachtung bestätigt, dass Amathusia auf frischen, hier und da etwas feuciiten, an Waldgebüsch gren- zenden Wiesen wohnt. Ihr Flug ist etwa wie der der Niobe, f-o dass sie im Fliegen leicht mit dieser verweciiselt wird. Am Spätnachmittag beobachtete ich, dass sie gern an frei- stehenden Tannen höher und höher fliegt, als ob tde dort in den Nadeln der Aesle einen Platz zur Nachtruhe sucht. In der That habe ich sie auch nie an Kräutern schlafend an- getroffen. Bei Bergün bewohnt sie die Wiesen von der an- gegebenen Beschaffenheit diesseits und jenseits der Albula. Thore H. Meyer-Dür S. la<». Sie scheint die seltenste Argynnis bei ßergün zu sein, die aber dieselbe Flugzeit wie Amathusia hat. Ich sah und fing sie nur drei mal. Das ganz frische, am 7. Juli im Tuorsthal gefangene Männchen hatte sich nicht weit vom Bach mitten aul' einen grossen Lonicerenbusch gesetzt; ein schon abgeflogenes Männchen sass am 16. Juli in der Nacht- ruhe auf einer Blume am Waldrande einer Wiese, die auch von Amathusia bewohnt wurde; ein gutes Weibchen fing ich in derselben Gegend am 10. Juli in einem engen Thale, in dem es im heissesten Sonnenschein über dem Bach um die Laubsträucher flog. Hieraus schliesse ich, dass der eigent- liche Wohnort enge, von einem Gewässer durchflossene und reichlich mit Gebüsch bewaolisene Alpenthäler sind. Pales F. Meyer-Dür S. 112. Staudinger: Ent. Ztg. 1801. 347. Im Bergüner Thale nielit vorhanden, wahrscheinlich aber auf allen Alpen\\ieHen so reichlich, wie lun den Weissenstein, wo sie von der Mitte des Juli an reiclilicii flog. Sie bewohnt hier die blumigen Wiesen der Abhänge, auch in d2. Zeller: Schriften d. zool. bot. Ges. 1868 S. 592 (3Uj. Die häufigste der drei Arten, doch im entferntesten nicht so zahlreich, dass hier das gelten könnte, was Staudinger von ihrem Vorkommen am Gross-Glockner sagte: „tummelte sich zu vielen Tausenden herum", man miisste denn die ganze im L'mkreise mehrerer Meilen um Bergün vorhandene Summe zusammenfassen. Ihr Betragen ist kein andres als das der 63 Schrankiana; doch gelit sie wolil öfter aus den Wegen in die anstossenden Wiesen liinaus. Ihre grünliche Färbung lä&st sie ^tets augenblicklieh von dieser unterscheiden. Dat-s dieser alpine Falter bei Dessau vorgekommen sein sollte, wie Kiciiler Ent. Ztg. 1849. 350 angiebt, ist völlig unglaublich; es muss ein Irrthum in der Benennung stattgefunden haben. Phrygialis ändert in der Körpergrösse und Sti eckung der Vorderilügel nicht unerheblich ab; ein Männchen hat den rechten Vorderflügel vollständig ausgebildet, aber nur halb so lang wie den linken. Durch Abfliegen dev grünlichen Schuppen Averden die Vorderflügel oft an der Wurzelhälfte schwärzlich und die Zeichnung der hintern Hälfte undeutlich. Ein solches Exemplar, jedoch mit zu langen Fühlern, scheint Hübner's Seriealis flg. 43 vorzustellen. Andere haben eine iicllgraue, M ie abgeblichene Färbung, was auch von ihrer Unterseite gilt, wo die schwärzliche Binde in einen grauen Schatten verwandelt ist, Alpestralis H. Staudinger: Ent. Ztg. 185(). 43. Zeller: Schriften d. zool. bot. Ges. 1868. 592 (30). Sie war die seltenste Art, die auch am spätesten erschien, nämlich erst vom 26. Juni an. Sie besuchte nicht die Wege, sondern flog auf Wiesen und in lichtem Gebüsch an weissen Kalksleinblöcken, auf welche sie sich für kurze Zeit setzte, Mobei dann, weil ihre Hin^erflügel fast ganz verdeckt lagen, ihre bläulichweisse , mit der P'arbe des Felseris übereinstim- mende VorderflügeKärbung sie leicht den Blicken entzog. Sie hatte also hier die bei Kaibl beobachteten Sitten. Feinen gesellHchaftlichen Flug, von dem Treitsclike Vil. 183 spricht, hat die Art gar nicht. Die bläulichweissen Schupj)en werden in wenig Tagen theilweise abgeflogen, und die .scliwarze Unterlage tritt dann auf den Vorderllügeln hervor. Mit so wenigem Weiss, wie in Hübner'vS lig. 155 (wo auch alle Hinterflügelzeichnung fehlt) und in Dujtonchers t. 227 f. 3 habe ich die Art nie gesehen, uu neuen Museums für NaUngeschichte soweit vorge- schritten, dass er hotlt , es zu Ende des laufenden Jahres dem Publicum {v(\ inclita guarnigione, ^^ ie ei ^elialkliall hinzulügt) eröH'nen zu koimen. Die realen inid commerciellen Interessen sind in einer so bedeutenden Ihmdelsstadt wie 67 Genova'"') notUilich die überwiegenden; es war keine Kleinig- keit, nacii allen Seiten Front zu machen und dabei physisch und moralisch Spannung zu behalten Die entomologischen Sammlungen haben unter der specialen Leitung des Dr. Gestro gute Fortschritte gemacht; an die Herreu Putzejs und Baron Harold ist wegen Determination der durcii Dr. Beccari er- beuteten Abyssinier appellirt, auch auf meine Beihülfe wird gerechnet, desgleichen auf die Gefälligkeit der Herren Reiche und Fairmaire. Ehestens geht Dr. Beccari nach Neuguinea ab auf ungefähr diei Jahre. Herrliche Perspective! 3. William F. Heins in Newjork, derzeit in Hann. Münden 15. August, bittet um zwei Jahrgänge der Zeitung, bietet seine Vermittlung zu Tauscliverkehr mit amerikanischen Entomologen an und drückt sein anerkennendes Erstaunen aus über die deutschen Fortsciiritte der letzten Zeit in allen Wissenschaften. 4. Enrico Ragusa, Palermo 10. August, hat den ihm unter Kreuzband adressirten Catalog bisher noch nicht erhal- ten, freut sich auf den ihm in Aussicht gestellten Winter- besuch und liefert ein Verzeichniss der disponiblen Dupla seiner letzten Ausbeute. Er glaubt, auf einem Sehwamme Ancjlopus melanocepiialus gefunden zu haben. 25. August. Anzeige, dass seine Sendung abgegangen. 5. G. Koch, Frankfurt a. M. 17. Aug., bittet um Beför- derung einer literarischen Sendung nacli Moskwa. 6. L. Usslaub, Firenze l'i. Aug., erinnert micii daran, dass ich bei meiner letzten Anwesenheit nicht sicher gewesen, ob ich den in seiner Sammlung befindlichen Trachjderes Audouini Dup. in der meinigen hätte ( — mein Zweifel war begründet — ) und bedauert, dass aus der beabsichtigten Excuision nach ValTombrosa, bezüglich Erbeutung verheisse- ner Tarphius gibbulus nichts geworden. Von einer Cousine sind iimi Käfer aus Ostindien (Labore» verheissen. ( - Es wäre eine um so strafbarere Ketzerei, an dieser Gaben- Perspective aus schöner Hand ungläubig zu zweifeln, als ich licreits durch Vermittlung des Herrn Dr. Morsbach in der angenehmen Lage war, gerade aus Ostindien (Cochin, West- •■') (Gerade wie hier in iSLettiii, wo es mögHcherwcise unter 7U bis 80,UUU Einwolinern des Weichbildes kaum einige Ilnndert geben wird, die von der Entomologie als einer Wissenschaft, geschweige von ilirer IJedeuLiing oder von ihrem „biirgerliclien" Nntzen eine leidlicln' Idee haben. NichtscU'stoweniger niuss dankbar regislrirt werden, dass lii-; .Sf.ettiucr sich 18(i:' bei CkdegenlieiL der Natnrfoi'sciier- \ersamnilnng gastfrei und vor wis.sensciiaftiicheni .Streben Achtnng hegend erwiesen; ebenso löblich docnmenlirl sii-h (lenova dnrcii die für das Mnsenm bewilligten «jdendiden Mittel, 68 küste von Malabar) treffliche Arten, einen hübschen Pauesus Mellji und sauber gehaltene Cicind. aurofasciata einzutauschen, die von einer Dame gesammelt waren. — ) 7. P. Bargagli, Firenze 12. Aug., theilt mir angenehme Personalien mit und berichtet, dass Prof. Targioni gern auf den beantragten Tausch eingehen wird, falls nur, was bisher nicht zu erlangen war, die ganze Sache v egen der exotischen Naturalien in Ordnung kommt. 8. G. Ramann, Arnstadt 15, Aug., sendet eine Anzeige, deren Veröffentlichung durch die entom. Zeitung er erbittet. Dieselbe betriftt „ein populär wissenschaftliches und doch zugleich Kunstwerk über die Schmetterlinge Deutschlands und der angrenzenden Länder", und es ist eine illuminirte Probe- tafel beigefügt. [Dieselbe enthält gut lithochromirte Macro- ptern, die jedermann allerdings für \Aohlgerathen erklären, aber vielleicht fragen wird, weshalb bei diesen bekannten Tliieren nicht (der Raumersparniss wegen) das System des englischen Werkes von Wood befolgt worden, \\elcher Ata- lanta , Antiopa, Machaon und ähnliche Allerweltsfreunde in ausreichend kenntlichen Verkleinerungen bringt. An diesen Arten zweifelt Meder Kenner noch Anfänger — die Micro- ptern dagegen bürden eher der vergrösserten Darstellung bedürfen, und es bleibt zu erwarten, inwieweit Herr R. sich aus dieser erheblich scliMierigeren Aufgabe ziehen wird, deren einigermassen vollständige Bewältigung in den „'25 bis oO Hel'ten a 1 Thaler" kaum zu erreichen sclieint. Auch die etwas sanguinische Verheissung, dass diese Hefte „in der Zeit von 4 bis 5 Woclien auf einander folgen sollen", wird von befähigten und berufenen Fachkennern mit einem skeptischen ? begleitet. Es soll mich natürlicli freuen, wenn Herr R. die wissenschaftlichen Bedenken cum gloria überwindet und wenn das Publicum seine aufgewendete Mühe belohnt.] 9. Dr. Wagner, Fulda 14. Aug., sendet einen Artikel über eine neue Diplosis ein, nebst dazu gehöriger Tafel, von welcher er 50 Separatdiücke wünscht, um dieselben bei Ge- legenheit eines bevorstehenden Scluilprogrammes zu benutzen. Audi zu andern entom. Materien fehle es ihm nicht an Stoll, woiil aber an der erforderlichen Müsse. 10. A. Rogen hofer, Wien II. Aug., tlieilt mir auf Befragen den Namen einer schönen Lamia aus Borneo mit (Sarrolhroceia Lowei Wliite). 11. Geh. Reg.-Rath Ratze bürg, Berlin, zeigt durch Circular den Interceirten des von ihm beabsichligten bio- graphischen Lexicons über Schriftsteller im Forstfache an, dass der Druck begonnen hat und sicli voran.'^sichtlich ülier HO 300 Namen erstrecken wird, Naturforscher, Forstmänner, Gärtner; grösstenllieil« Deutsclie, jedoch auch Ausländer. 12. Dr. Snellen van Vollenhoven, Lejden 10. Aug., konnte bei der grossen Hitze .sich nicht dazu entschliessen, den mir im Laute des Juli verheissenen Brief zu schreiben, fand in der kleinen, ihm inzwischen wohlbehalten zugegan- genen Sendung mancherlei erwünschte Sachen, hat einen holFnungsvollen Amanuensis in der Person des Herrn liitsema erhalten und bedauert, dass die angekündigten Reisen der Herren X. Y. Z. nur massige Aussicht versprechen, für das Museum fruchtbringend zu werden. Vielleicht wird die Samm- lung des Admirals van T. geschenkt und liefert erspriessliche Dupla. 13. H. T. Stainton, Mount&lield 17. Aug., hat Dr. Anton D. nicht auf der Edinburger Versammlung der englischen Naturforscher getroffen , lamentirt über tropische Hitze und lehnt vorläufig jede Theilnahme an einer Wintercampagne in südlicher Richtung ab. 14. Pastor H. Kawall, Pussen (Kurland) 16. Aug., klagt launig über den Sommer, der dem Briefbeantworten ebenso wenig durch regnerische Kälte als durch drückende Hitze günstig gewesen, und klagt auch über den Buchhandel, der ihm die Zusendung von Zeitschriften mit unerhörter Langsam- • keit vermittle. Er erwähnt russische, neuerlich stattgefun- dene Explorationen, Turkestan, Chokand durch Fedtschenko, Kaukasien durch Aschanin. Die Moskwaer beabsiclitigen am 3. October Fischer- Waldheim's Geburtstags-Saecular zu feiern. G. Seidlitz giebt eine Ostsec-Käferfauna heraus. 15. Dr. H. Hagen, Cambridge (Massachusetts) 7. Aug., berichtet über den Besuch, den ihm Dr. Heinrich Dohrn eben abgestattet und der ihn sehr erfreut hat. Ungeachtet der grossen Hitze wurde tapfer im Museum gearbeitet in Insecten, Conchylien, Vögeln, Skeletten etc. Dr. Heinrich wird auch eine Partie Dupla von Käfern aus Texas mitbringen, freilich meist nur l ereits bekannte Sachen, aber schön gehalten. Mit der Ordnung der Entoma im Cambridge Museum geht es vorwärts — anscheinend zwar langsam, aber das Material ist so umfassend, dass vor allem geboten ist, es vor Deterio- ration zu sichern. Der biologische Theil der Sammlung darf sich schon sehen lassen; er wird nach einem eignen Plane aufgestellt. Von Herrn L. Cabot ^^■ird nächstens eine Arbeit über Odonaten -Larven des Museums publicirt werden, die Gomphiden mit 18 Arten auf 3 Tafeln sind schon druckfertig; jetzt werden die Aeschniden gezeichnet. Hagen wird über Morpho Eurjlochus mit dem Kaupenkopf einen Artikel ver- öffentlichen, zu welchem die Tafel sehr gut gerathen ist. 7(» W'ähicrul Ueiniicir!? Anwesenheit muciile auch Baion Osten- Sacken einen willkommenen Besuch von 3 Tagen, ehe er nach Europa hcinikehrte. Seine veichhaltige Diptcrensamm lung hat er in Camhi'idge ad depo^itiirn Iiinterlasyen. in dem beigelegten, an Prof. Zeller gerichteten BlaUe dankt Dr. Hagen für die schöne Microlej)ido|)terensendung und hat für ilm eine Sendung von nordamerikanischen an Dr. Hein- rich behändigt, deren Determination erbeten wird. Die schöne 'J'agfaltersammlung von H. W. Edwards will der Eigner nach Beendigung seines Werkes über Diurna dem Cam!.'ridge Museum übergeben. Boll, der in Texas so tüchtig gesammelt hat und jetzt von Prof. Agassi» für Cambridge gewonnen ist. soll zunächst an den White Mountains sammeln, wo sich be- reits hochnordische Sachen (z. B. Carabus Chamissonis) vor- gefunden haben. U\ Friedlaender & Sohn, Berlin 17. Aug., Anfrage wegen fehlender Bogen eines Jahrgangs der Zeitung und wegen Iieigabe eines antiquarischen Verzeichnisses zum näch- sten Heft. ^8. Aug., gehen auf meinen Vorschlag ein. 17. Major Pirazzoli, Imola 21. Aug., dankt mir für die Vermittelung der Verbindung mit den sicilianischen Ento- mologen und war zufrieden, für die fragliche Hjmenoplia die Determination als Triodonta unguicularis Er, von mir zu er- halten. (Ich bin ihm meinerseits für die Berichtigung des angeblichen Dasjtes algiricus S. 348 vorigen Jahrgangs in D. (Dolichosoma) smaragdinus Lucas verbunden, der nach Angabe des Gemminger-Harold Katalogs neben D. melano- btoma Brülle allerdings nur noch eine synonymische Existenz beans])ruchen kann.) P. l'ahndet in den jetzigen Tagen auf Vesperus luridus; es ward ihm kürzlich ein „unbekannter Holzbock''' von einem Neophjten aus Toscana zur Determina- tion eingesandt, der sich leider als Allecula morio entj'Ujjpte. Die günstigen Aussichten für die Realisation der in Napoli l)rojectirten zoologischen Station freuen ihn sehr im Interesse italischer Naturforschung. 18. Obergeometer Stark, Neustadt (Baiern) 26. Aug., war auf Amtsreisen, als ihm mein Schreiben vom 4. Aug. nachgeschickt wurde, und kann sich erst jetzt lür die kleinen und grossen Juwelen bedanken. Von seiner heurigen Käfer- ausbeute lässt sich nicht viel Gutes melden, ein Pärchen von Enoj)lium sanguinicolle ausgenommen. Eine Anzahl Minutien vom Cap müssen erst aufgeweicht und geklebt werden, um iienauer zu wissen, was darunter etwa Brauchbares steckt, (^/arabiis LeI'ebvrei und Gnorimus deeempuuctatii^ werden ihm willkommen sein. 11>. Conservalor Tiie hinig, Antwerpen 29. Aug., be- 71 riciitet (an Prof. Zellei-), dass er ;rich um nächsten Tage nach Htieuos Ayre.s einscliitlen wird, um dort sein Amt als Ania- nuensis bei Prof. Burmeister anzutreten. Er dankt für die erwiesenen Gefälligkeiten und disponirt über die nacli Stettin dirigirt gewesenen Determinanden Er ist willens, den argen- tinischen Motten ganz speciell nachzustellen, weil sie wahr- scheinlich des Neuen noch sehr viel bieten. (Ohne allen Zweifel!) 20. Dr. Anton Dohrn, Glasgow 28. Aug., hatte auf seiner Fahrt durch die schottischen Hochlande und Gewässer alles erdenkliche Ungemach durch Sturm und Unwetter, be- findet sich aber bei seinem Freunde Robertson derzeit voll- kommen regenerirt, treibt Meerfischerei und wird über Mounts- lield in 8 Tagen nach Deutschland heimkehren. 21. Dr. Sn. v. Vollen hoven, Leyden 29. Aug., wird den Liebkosungen der Hemiptera, welche ihn seit einiger Zeit in Beschlag nehmen, den Rücken kehren, um mir auf eiuige Fragen zu antworten. Die Gründe, weshalb die Explorationen Wallace's für das Leydener Museum im Ganzen bedenkliche Folgen gehabt haben, liegen in allerhand industriellen Com- binationeu und zum Theil Speculationen auf bunte Bänder, also im unberechenbaren Gebiete der Conjectural-Diplomatie. Vom Staat besoldete Reisende reisen mehr zum Staat als für den Staat, und ihre Ausbeute wird anscheinend leichter vei- kaupt als verleydet. Zu den 4 gedruckten Pteromalinentafeln soll noch eine fünfte gezeichnet werden, nur wäre billiger- weise zu wünschen, dass die haaren Kosten gedeckt würden'-'). Die Admirals-Collection ist noch nicht eingetroffen: sollte sie aber — in Antwort meiner erzbescheidnen Anspielung — aucii nur zwei Platjchile pallida enthalten, so ^olle mir sicher ein Exemplar davon reservirt werden. Der betreffende Paussus solle für die Stettiner Zeitung beschrieben werden, wenn ihm auf irgend einer Tafel ein Plätzchen eingeräumt werde. (Mit Vergnügen.) 22. J. D. E. Sclimeltz, Hamburg 31. Aug., erhielt von der Insel Yap für das Museum Godeffroy einen hübschen, neuen Piachtkäfer und allerlei Ineecten aus Tehuantepec. Anfrage, ob ein Paar verlorene Zeitungshefte ersetzt werden können. 23. Dr. .1. Hafnei-, Agram 30. Aug., wünscht mehrfache Auskunft, Katalog etc. 24. Dr. Wagner, Fulda 1. Sept., ergänzt freundlich die „verlorne Hand.'-clnift^', sieht sich aber aus gevviehtigen *) Hört, hört, Ihr Herren Lepidoptcrologcnl 72 Gründen gezwungen, von dem erbetenen .^vollkommenen Ab- last" abzusehen. 25. Baden, AUona 3. Sept., ist zu .seinem Hedauern verhindert, der Naturrorschervergamnilung in Kostock beizu- wohnen, würde sich aber sehr Treuen, wenn ich den von dort beabsichtigten Abstecher ins Werk richtete. 26. Friedlaender & Sohn, Berlin 2. Sept., senden eine Beilage für die Zeitung. 27. Prof. Frey, Zürich 30. Aug. (an Prof. Zeller), bc richtet über die Excursion nach Traloi, wo er mit Dr. Stau- dinger zusammentraf. Er bedauert, dass der zu frühe Anfang der Zeller'schen Exploration Bergün's ihn (Z.) verhindert habe, die hochalpine Ausbeute der letzten Julibälfte abzu- warten. Das Ergebniss von Trafoi kann nur höchst mittel- mässig genannt werden; auch müsse er gegen die rosenfarbne Empfehlung des Standorts für lepidopterischen Fang durch Dr. Sp den motivirten Protest einlegen, dass die eine Alpe ziemlich weit entfernt liege, nur auf elenden Wegen zu er- reichen sei, dass im Thale nur gewöhnliche subalpine Fauna zu finden, während die Poststrasse steile, steinige Wände zeige, wo alles entweder auf- oder abwärts iliege, und man eben auch Flügel haben müsste, um zu sammeln. Die Aus- beute beschränke sich auf ein Paar österreichische Arten neben verarmter Engadiner Fauna, Anscheinend biete die Südseite von Bormio bis zur Passhöhe mit Val Catarina, Muranza etc. bessere Ausbeute. Als neue Entdeckungen seien ein hoch- alpines Tinagma, dem Perdiccllum verwandt, und ein wohl neuer Hypsolophide ('? Sophronia) zu verzeichnen. Am 4. August habe er Trafoi verlassen, sei durch das Engadin an den herrlichen Winkel des Comer See's gewandert und durch das Tessin über den Splügen zurück, eine Menge ihm unbekannter, zum Theil vielversprechender Localitäten. Die Herren Pl'affenzeller, Wolfensberger iiätten im Engadin, der durch den übermässigen Fremdenverkehr für Entomologen fast ungeniessbar geworden, auch nur unerspriessliche Aus- beute gemacht. Ueber allerlei Butuliden und alpine Coleo- phoren solle durch eine nächstens erfolgende Sendung Gut- achten nachgesucht werden. 28. H. T. Stainton, Mountsfield 4. Sept., literarische Sendung für verschiedene Adressen; meine Anzeige, dass Baron Nolcken bereits hier durchgekommen, wilhrend er seine An- kunft in Hamburg erst jetzt vermuthen durfte, beweist, wie wenig auf die Berechnung der Bahnen dieser Irrslerne Yerlass ist. Dr. Anton D. ist eben angekormnen. 29. Dr. Candeze, Glain lez Liege 4. Sept., hatte ge- hofft, sein langes Stillsch\A eigen durch eine Sendung Guatemala- 73 Käfer lechtfeitigen zu können, aber sein Curie^pondent hat iiim tuisfeer einem rrociilus Goryi (80 Miliim. gross), einem unsestreilten Proculejus und dem Weibchen von Panlodinus Klugi nichts ul« Communisten gesandt. Meine skeptischen ? y,u seinen perspecti vischen Neu-Guinea-HotYnungen hätten ihn amüsirt, aber er tröste sich mit dem Weisheitssp uche „wer zuletzt lacht, lacht am besten!'' und holle, mich durch Mit- theilung von Extra- Juwelen aus jener Schatzkammer zu be- strafen. Von Tage zu Tage stehe übrigens eine Sendung aus Celebes zu erwarten, desgleichen von Quito, Esmeralda, Rio Napo. Aus letzterer Localität seien schon ganz unverwertliche Proben in seiner Hand, z. B. Prionacalus Iphis, Lasiocala. Von Heterogomphus Bourcieri und Leuretra pectoralis seien bereits einige Exemplare lür mich in Reserve. Die Sendung nach Paris wurde pflichtmässig befördert. 30. S. Solsky, Petersburg i. Sept., hat seine Sommer- frische in Luga, 200 Kilometer südlich von Petersburg, mit seiner Familie verlebt, wo allerdings die Käferfauna meist nur europäisches Gemeingut liel'erte. Doch fand sich im Laufe des Jahres manches Interessante, z. B. Ditjlus laevis, Pelecotoma fennica, Tetiatoma ancora, Eiiryporus picipes, Kolitobius sjjeciosus und lunulatus. Eine CoUection Sibirie", einschliesslich etlicher Amurenser, wird zu einem wenig ver- schämten Preise ausgeboten, sofern man Centuricn von Bro- mius obscurus, Oxvtelus nitidulus, Lina tremulae und eine Masse Ichneumoniden und Museiden mitbezahlen soll. Am 5, Juni ist Victor v. Motschulsky in Siml'eropol gestorben; die Unica seiner Insecten sind der Gesellschaft der Natur- forscher in Moskwa, die Dupla der entom. Gesellschaft in Petersburg, die Bibliothek der ethnolog. Ges. in Moskwa ver- macht. 31. H. Kawall, Pussen 4. Sept., freut sich der Aus- sicht, bald den laufenden Jahrgang der Zeitung zu erhalten, namentlich ^^■enn sie ihm über die Rostocker Versammlung der Naturforscher einen so humoristischen Artikel brächte, wie den über die Innsbrucker. Dass die Explorationsreisc Nolcken''s so schnell enden würde, sei ihm neu und uner- wartet. Die besprochne neue Käferfauna kommt vielleicht nicht zu Stande, namentlich nicht, weil sie voraussichtlich zurücktreten wird vor der neuen Ausgabe der anerkannt tüchtigen von Redtenbacher. Professor Flor in Dorpat scheint mit seiner Aphiden-Monographie auf schwer zu bewältigende Hemmungen gestossen y.u sein. Nach den Zeitungen gelit Bibliothekar C. Berg aus Riga im Frühjahr als Inspector des entomol. Museums nach Buenos Ayres. (^Dies wird ein Irr- ihum sein, oder auf einer Verwechslung mit der Professur 74 in Coidova bciulK'ii, (l;i iiiit-h ciiieni Schreiben H. Hurrneister's von neuc-lem Datum an Dr. H. Dolirn die Stelle in H. Ayres an Trieblnig aus Klagenrurt vergeben ist. C A. D.) 32. R. G. V. Frauenfeld, Wien 7. Sept , erhielt Jahr- gänge und Insecten zu Dank, sendet einen Bericht über die Resultate seiner Reise im Staatsauftrage wegen Vereinbarung eines internationalen Vogelschutzgesetzes zwischen Oesterreicli und Italien und bittet um Insecten, wenn Gelegenheit dazu. 33. Prof. L. Agassiz, Cambridge 5, Juli, zeigt die Ab- sendung mehrerer nuturhist Werke für die Verein&bibliothek an. 34. Dr. Heinrich Dohrn, Newyork 29. Aug., berichtet über die mancherlei Erlebnisse seines bisherigen Aufenthalts in den United States. Er ist bis nach Cedar Key in Florida vorgedrungen unter zum Theil schweren Hindernissen, da vorhergehende Stürme die Eisenbahn durch das Umstürzen von Bäumen quer über die Schienen oft unwegsam gemacht iiatten: an manchen Stellen hatte sich viel Rindvieh aus den überschwemmten Niederungen auf den höheren Bahndamm geflüchtet und war natürlich wenig geneigt, gutwillig Platz zu muciien. Mit der Rückfahrt aus Florida ward es fast iiocii schlimmer, da durch Regengüsse an mehreren Stellen nicht nur die Balmzüge gänzlich gehemmt waren, sondern auch das Passiren der ausgetretenen Flüsse an den gewöhn- lichen Uebergängen durch Fähren nicht bewerkstelligt werden konnte. In regnerischen Nächten ohne Mondschein sich durch Hammock-Dickicht mit der Axt Bahn brechen zu müssen, w obei noch auf Klapperschlangen und Mocassinschlangen zarte Rücksichten zu nehmen sind, gehört unter die zweifelhaften Reisegenünse. Aber es wurde alles glücklich überwunden, auch das Passiren von Charleston, ohne vom dortigen gelben Fieber weitere Notiz zu nehmen. Im Museum von Cambridge wurde er vom Director L. Agussiz und Dr. Hagen auf das freundlichste aufgenommen und ihm von dem ungeheuren Material von Naturalien aus allen Gebieten mehr zur Auswahl gestellt, als er für diesmal bewältigen konnte. Dort sprach er auch Baron Osten-Sacken, den tüchtigen Dipterologen, der jetzt wieder nach Europa heimkehren wird. 35. Commerzienrath E. vom Brück, Crel'eld ll.Se])t.. hat micli wegen meiner italischen Excursion beneidet, wäh- rend er in Carlsbad nicht einmal Hjdro[»oius thermalis in seinem kochenden Trinkwasser fand; doch hat es anscheinend gut nachgewirkt. Von Raymond sind schon griechische Sen- dungen eingelaufen, aber noch nicht classiticirt. Unser Freunil Dr. Hg. habe seine Lieblings -Familie durch ein männliclies Pracht-Exemplar bereichert. 13. Oct., fragt nach dem Ver- 7^ laut' dci' Küblocker Versaiiiinlunu iiiul stellt 'l'lit'>biili(-T in aii- genelime Ausbiclit. V'(>. Majdi" Fiiazzoli, Imola 12. Sept., meldet den Ein- gang einer Käleisendiinii für niieli aiii^ Sicilien, weiche meh- rere Minutien enthält, die ihm nicht bekannt sind, unti lüi' deren Namen er mir verpflichtet bein würde. Es wäre ihm lieb, wenn ich für einige italische Studenten, welche sich in Heidelberg betinden, ihm Einführung in Familien schallen könnte. 37. Klosterkammer-Secretair G litz, Hannover In. Sept., Artikel für die Zeitung. 38. Dr. Rudow, Seesen 2'. Sept., hatte sich nach der Stelle in Buenos Ayres (conf. No. i !)) nicht im eignen Interesse, sondern für einen jungen Freund erkundigt. Im Laufe des Sommers erhielt er unter andern, in Thüringen von einem Nichtentomologen gesammelten Käfern auch einen Rüssler mit Thoraxdornen, dessen Namen er wünscht Eine Arbeit über Allantus ist in Vorbereitung. (Der Curculio quaest. ist ein oH'enbar eingeschleppter brasilischer Centrinus.) 3 '. Dr. Haag, Frankfurt a. M. 16. Sept., ist mit seiner Arbeit über Moluris fertig, und der Druck hat schon begonnen. Aul' manche Typen, namentlich in Frankreich Letindliche, musste verzichtet werden, dem Anschein nach wegen Ver- wirrung des wissenschaftlichen Decorum mit politischer Ani- mosität. Freiherr v. Harold ist mit einer Monographie von Trox beschäftigt. 40. L. Fairmaire, Paris 22. Sept., erhielt eine Sen- dung über Lüttich, welche diesmal im Vergleich gegen frühere Sendungen Aveit schneller eingeordnet werden konnte. (Be- greiflich, weil der Krieg alle Lust zum Sammeln und Ver- senden lahm legte, mithin das Material spärlich zugeflossen ist.) Freund Bigot ist auf der Reise nach Alger über Spanien. 41. Mittler &: Sohn, Berlin 25. Sept., bitten um Zei- tungsjahrgänge. 42. Friedländer & Sohn, Berlin 18, Sept., überlassen iler Vereinsbibliothek Kirbj's Catalogue of diurnal Lepidopteru zu ermässigtem Preise. 4;{. Graf F'errari , Wien 27. Sept., Inserendum für die Zeitung. •44. Director Dr. Rad de, Tiflis 12. Sept., "berichtet in höchst anziehender Weise über eine viermonatliche Reise nach den (Quellen des Euphrat, dem grossen und kleinen Ararat, dem Alagös, Kapudsich und Aschich-dade in der Türkei. Dr. Siewers war sein treuer Begleiter und bei einem Fieber- anfalle (auf dem Alagös, 12,(J0U FussJ unschätzbarer Pfleger. Dass in dem heimgebrachten Transport von 250 Pud in 3 76 i^iobsen Fraclitnagen nicht bloss Naturalien, sondern auch Itir das ellinologisclie Museum etliche ueitlivolle Denksteine btecken, ist sehr zu vennuthen: manche darunter ?ind ent- schieden oiine ängstliches Abwägen Ungewisser Eigenthums- Praetentionen l'iir die Wissenschaft „gerettet'' worden. Die Herbarien wurden mit igelstachligen Astragaleen, Acantholi- rnon, Dianthus, Centaureen, Alsineen, Draben, Cerastien etc. bereicheit, vieles aus dem Hochgebirge. Auf dem grossen Ararat \\urden 14,000 Fuss erstiegen. Viel wurde gezeichnet und geschrieben, ein ganzer Band biologischer und geographi- scher Untersuchungen liegt wenigstens im Limbus. Von Co- leopteren wurden etwa 30U0 Stück gesammelt, schöne Curcu- lioniden, gute Celonien und Böcke, namentlich feine Dorcadien, auch Julodis und Capnodis; nicht so gut steht es mit Cara- bicinen. Ende November soll eine Sendung erfolgen. 45. Henri De y rolle, Paris J() Sept., wird die bereits 1^70 besprochne lusectensendung jetzt ausführert und fragt nach der erforderliclien Adresse. 4tS. Dr. Sn. v. Vollenhoven, Leyden 26. Sept., bedauert, dass das Herz des betreffenden alten Seelöwen nur für Buttyr- II legen, aber nicht für Käfer geklopft hat, die 2 bis 300 Co- ieoptera enthalten nichts als Ausschuss vom Mittelmeer und den Molukken. Unter den Schmetterlingen von Surinam und Guinea ist manches Werthvolle. Anfrage, ob mir die pytha- goraeische Monographie der Passaliden näher bekannt? 47. Dr. Kriechbaumer , München 29. 8ept., würde gern eine interessante neue Schlupfwespe (Atractogaster) in der Zeitung beschreiben. (Willkommen!) 8. October, sendet das Manuscript ein und stellt eine Arbeit über Chorinaeus in Perspective. 4-S. Exe. Staatsminister Fähr aeus, Stockholm 28. Sept., hat die in Gemeinschaft mit dem verewigten Boheman gear- beiteten Insecta Caffrariae jetzt allein fortgesetzt, und zeigt an, dass er die nun beendeten Heteromeren und Curculioniden liir die Vereinsbibliothek, für Geh. Rath Suffrian und für mich abgesandt hat. (Leider durch die Schneckenpost des Buch- handels, Meshalb bis heute nocii nichts eingetrofVcn.) 49. S. Solsky, Petersburg 2. Oct., ersucht um meine Vermittlung zur Zahlung seiner Beiträge für die italienische entomol. Ge'sellschalt, stellt ßoreaphilus Henningianus in Aus- sicht und liagt nach dem Vaterlande einer ihm mit dem Namen Zimmermanni zugekommenen, rothen Calandra. Seit zwei Tagen ist Schnee und Frost eingetreten. .50. Dr. Gerstaecker, Berlin 3 Oct. (an Prof. Zeller), ist mit manchen Hymenopteren aus der von Prof. Zeller in Bergün (Graubünden) gemachten Ausbeute wohl zufrieden, begreift aber nach den Witterungsverliältni.'ison des ganzen Jahres, dass im Ganzen, namentlicli im Norden der Alpen, bei den entom. Excur.sionen wenig herausgekommen. Ilim ist es bei einem Ausflüge nach Tirol, dem Üarda-See und Verona gelungen, stellenweise, z B. bei Bozen, recht schöne Hyme- noptera und Diptera zu fangen Von Herrn Custos Ho])fter seien Arbeiten über Lepidoplera des Museums für die Zeitung zu erwarten. 51. Geh. Regierungsrath Dr. Suffrian , Münster 4. Oct., sendet Manuscript für die Zeitung und eine Probe holtentotti- scher Käfer, zu deren einem Theile er Namen wünscht. Auch würde sich wohl über mancherlei Varietäten, Miss- bildungen u. s. w. europäischer Käfer seiner Sammlung allerlei Interessantes zusammenstellen lassen. 5-.*. Dr. Anton Dohrn, Bologna 6. Oct.. berichtet über die ErötFnung des dortigen praehistorisehen Congresses; er war ül)er München dorthin gereist und von Prof. v. Siebold auf das freundlichste aufgenommen, der sich für den nunmehr in Angrifl" zu nehmenden Bau in Napoli's Villa reale auf das theilnehmcndste intere.'-sirte, auch seine vielgeltende Mitwir- kung bei Begründung der zoologischen Bibliothek in erfreu- liclie Aussicht stellte. Auf der Fahrt über den Brenner hatte Dr. Anton einen sehr angenehmen Reisegeselli^chafter an einem hohem katholischen Geistlichen, der sich mit ihm eingeliend über Darwin's Lehre unterhielt. Der erste Deutsche, den er in Bologna traf, war Prof. Virchow, der vom Kronprinzen Umberto, dem Protector der Versammlung, in hervorstechender Weise mehrfacli ausgezeichnet wurde, zum Theil \Aohl die natürliche Gegenwirkung der von andein Gästen unnöthig an den Tag gelegten Tactiosigkeiten. Von Bologneser Professoien spraclien viele auffallend gut deutsch. Virchow, Vogt, Dt-sor und Steenstrup wollen sich bei dem Unterriclitsminister Cor- renti lebhaft für die zool. Station verwenden. In der entomol. Sectionssitzung am 8. wird Dr. Anton nicht unterlassen, die deutsclie Entomologie zu vertreten. 53. Geheimrath Suffrian, Münster 12. Oct., remiltirt Vereinsbüciier, dankt für Determination der hottentotti&chen Dubia, hat (gerechte!) Bedenken %a egen der einen Bestimmung und wird bei erster eintretender Müsse den verheissenen Nachtrab senden. 15. Oct., die Müsse fand sich unvermuthet raf-ch durch eine verf-chobne Amtsreise, und unter den „wohl kaum erheblichen Plebejern'''' liess sich nocii der liochgeborne Patrizier Passalidius Anderson! entdecken. 54. Dr. Seh ief ferdeck er, Königsberg 11. Oct, luus-i^ zu seinem Bechiuern die ihm angebodic Paiiser Sendung von Australiern ablehnen, (hi ilin seine statistischen Beschäfli- 78 gungen schon seit längerer Zeit der edlen Käferei bedauerlich entfremden. 55, Prof. Dr. Biirmeister, Buenos A} res 10. Sept., dankt für die Beförderung der Anales an verschiedene Aka- demien und Adressen, erzählt haarsträubende Belege von den panisclien Wirkungen der überstandenen gelben Fieberpest und liat seinerseits (wie auch manche cis-atlantische Menschen- kinder) die Erfal.irung gemacht, dass verletzter National- liochmutli sehr leicht aus dem verständigen Gleichgewicht bringen kann. Die Entregii octava der Anales wird eben ausgegeben, die novena ist im Druck. Ein vor 4 Wochen gestrandeter Wallfisch wird ihm noch mancherlei Mühe machen, wenn er brauchbar präparirt werden soll. Der zoolo- gischen Station in Napoli wünscht er von Herzen gutes Ge- deihen. 56. Dr. Gestro, Genova 13. üct., hofft, dass seine amt- lichen Berufsgescbäfte ihn in meinen Augen entschuldigen werden, wenn er die bereits seit lange versprochenen Abyssi- nier erst jetzt expediren konnte. Von den 62 Arten ist un- gefähr die Hälfte getauft, ich würde iiin sehr verbinden, wenn ich von den übrigen Heiden recht viele mit Namen versehen könnte. In Betrefl' der gewünschten Platypiden habe er es vorgezogen, mir den ganzen Bestand des Museums zu schicken, um ihn revidiren zu lassen. 5^ Marchese Doria, Genova 13. Oct., ersuclit utn meine Vermittlung für Introduction unseres Freundes Dr. Beceari in •lava. Die bereits für Ende August gehoffte Eröil'nung des Musen di storia naturale hat sich richtig bis jetzt verzögert. 58. G. Koch, Frankfurt a. M. 14. Oct., ersucht wiederum um Beförderung eines Buches nach Moskwa, da von seinen früheren directen Sendungen die meisten nicht angekommen sind. (Diese Bitte kommt post festum, die SchitfCahrt ist bereits für den Betersburger Curs geschlossen.) 59. Ingenieur Faust, Petersburg 21. Sept., iiat die mehr- fachen., ihm übertragenen Commissionen für dortige Gesell- schaften und Per.nmen, für Moskwa, HeUingfors, 'Fillis u. s. w. treulichst besorgt. Mit seinem Curculiouensegen ist er wohl- behalten angekommen und hofft, ein regenfreier Tag werde eine ergiebige Jagd auf den Boreaphilus henningianus ge- statten. (50. 'l'onkünslier Khrhardt, Hamburg 22. (Jet., Iiat In- secten aus l'aianä erhalten und .--telll Blaesia atra und Oiion patag(aius in angenehme Aussicht. 24. Od., dankt üir er- iialtene Sen«lung und schickt die Südameiikaner. 61. Fi. Wehncke, Harburg 2«>. Oct.. war einige Tage 79 unpässlich, was ihn hinderte, den für das Museum in Cam- bridge verheissenen Beitrag eiier einzusenden. (i'i. Baden, Altena 23. Oet., \^ir(l den in den näelisten Tagen erfolgenden Tlat^pus noch einige andre Deteiniinanda beistecken. Eine Sendung aus Sla. Catarina ist avisirt, aber nocii nicht in Sicht. Der ihm von Saunders eingeschickte Katalog der Buprestiden ist noch reichhaltiger als der Gem- minger-Harold'sche. In den Australiern von H, Deyrolle war viel Neues und Brauciibaies. Das betreffende Buch ist Herrn Semper behändigt. 63. Commerzienratii E. vom Brück, Crefeld 2;'!. Oct., macht mich mit einer ansehnlichen Zalil feingebildeter Grie- chen und Türken bekannt, findet die Thessalier interessanter als die Atlu-ner, fügt ein Paar Dubia zur Begutachtung bei und bezeichnet das ihm Annehmliche unter meinen Oblaten. 28. Oct, liefert nachträglich noch einige Namen zu seiner Sendung. • 64. Dr. Sn. van Vollenlio ven, Leyden 2'. Oct., sendet mir die nachgesuchten Introductionen für Dr. Beccari in Java, und wird sich von den Neu-Guinea-Schätzen eintreffenden Falles ganz gerne einige .„splintertjes*^ gefallen lassen. Von der angetragenen Dreifaltigkeit besitzt das Leydener Museum nichts und statt des (vorhandenen) gelben Gnorimiis decem- punct. würde der fehlende schwarze willkommen sein. 68. Dr. Anton Dohrn, Napoli 17. (]Gt., darf sich ohne sonderliche Unbescheidenbeit zu den Höchstgestellten zählen, da sein Quartier nicht weniger als 160 Treppenstufen hocii liegt, und zwar im Palazzo Torlonia an der Mergellina. Da es aber l-ünf Zimmer und z\\ ei Säle enthält, deren einer als Laboratorium und Bibliothek dienen soll, ferner einen über- wölbten, geiäumigen, kühlen Raum als Gelass für Salzwasser und jMeerthiere, so ist für die Studiengenossen und deri Archi- teclen ausreichend gesorgt und die monatliche Miethe von IOJ Franken keineswegs zu hoch, weim man dafür aus den Fenstern das herrliche Panorama von St. Elmo bis nach Sorrenlo mit dem Vesuv und Monte Sant'Angelo mit in den Kauf nimmt. Professor Virchow hatte nicht gern Napoli ver- bissen v\bllen, ohne doch der noch immer lliessenden Vesuv- lava einen Höflichkeitsbesuch zu machen, und Anton hatte ihn deshalb einem formidabcln Sturme zum Trotze liinlie- gleitet. Sie \\aren mehrfach genölhigt, sich der rasenden Windsbraut halber platt auf die l*h-de zu werfen, und ein sich losreissender glühender Lavabloek von etwa 20 Ciibikfus.s hatte anscheinend die Ireundliciie Absicht, den beiden Wan- derern alh; ferneren Mühen (h's Lebensweges zu er.s])aren — mit gen;iucr Notli konnten sie auf die Seile spring<'n. Imn)er- 80 hin war es ein majestätisches Schauspiel und Prof. Virchow höchst befriedigt. — 21. Oct., Mittheilung eines Schreibens aus dem ital. Unterrichts-Ministciium, welches unaufgefordert in der chrcuds-ten Weise die Absicht Anton's, iui Interesse der Zoologie eine gemeinnützige Station zu errichten, aner- kennt und jeden Beistand des Governo zusichert. Die Scliriften der italischen entomol. Gesellschaft nebst Diplom sind ein- gegangen, in letzterem ^^ieder der alte Irrtimm mit Carlo Antonio statt Felix, 6(i. Asiatic Society, Calcutta 4. Oct , schlägt Austausch der Publicationen vor. Früherinn waren philologische und naturhistorische Abhandlungen in dem Journale der asiatischen Gesellschaft vermischt, aber seit 1865 werden beide in geson- derten Bänden heiausgegeben. 67. G. Sem per, Ältona 27, Oct., sendet laut Abrede ein Quantum philippinischer Käfer von der wis-senschattlich reichhaltigen Ausbeutung seines Bruders, des Herrn Professor C. Seniper, der sich Jahre lang auf der interessanten Insel- gruppe aufhielt. (i8. Haupfm. L. von Hey den, Frankfurt a. M. 3(1. Oct., wegen Auszahlung iüv ihn und Dr. Haag von Jahresbeiträgen an die Ital. Gesellschaft. Nach der Heimkehr von Rostock fanden sich nicht weniger als '■ 0 entomol. Briefe zu erledigen, 09. Marchese Doria, Genova 28. und 31. Oct., bezeich- net das ihm Wünsehenswerthe unter den zur Auswahl vor- geschlagenen Species und dankt für die erhaltenen Intro- ductionen. 70. Fairmaire, Paris 2. Nov., belichtet, dass der frag- liche Brief richtig in H. D's Hände gekommen und (iie Sache erledigt ist. Auf meine Frage, ob in vollem Ernste von einer unwissenschaftlichen Massiegel aus falschem Patriotismus die Rede gewesen, giebt er die Thatsache zu, schiebt sie aber auf die unzeitige Wichtigmacherei eines Neophyten, der von sich reden machen wollte; man hat ihn aber mit des ersten Napoleon\s Auss]jruch (an Kleber) zur Ruhe verwiesen: „les Sciences n'oiit lien ä faire avec la guerre!^^ F. beabf-ichtigt, über die chilenischen Lamellicornien zu schreiben, d. Ii. eine schon früher begonnene Arbeit zu vollenden und bittet um etwaiges Material. Dem Vernehmen nach will Graf Castelnau de Laporle seine Käfersammlung verkaufen: er fordert £0,000 Francs dafür. (Allerdings eine schöne Summe-, wenn aber die Dejean"sche Sammlung damals (10,000 Francs eingetragen hat, so Mird iliese eher mehr Prachtstücke aufzuweisen haben, da Graf C. in Siam und Cochinchina längere Zeit Gelegenheit hatte, aus diesen unerforschten Landstrichen Karissiina zu erlantren.) 81 71. H, T. Stainton, Mountsfield '^. Nov., preist mein Glück, dass meine von ihm an das Sidney-Museum beförderte Sendung von 156 Species Carabus schon mit einem früheren Dampfer expedirt worden und nicht mit dem „Rangoon'', dessen Scheitern bei Point de Galle am 1. November sonst die ganze Bet^cheeiuhg in die grosse Sammhing Neptun's ge- liefert hätte, der bekanntlich keine Aequivalente giebt. Diese Vierteljahrs- Corres^pondenz, meine Herren, wird Ihnen mehr als zur Genüge bewiesen haben, dass der Stettiner Verein an meiner Lebenskraft nicht nur nichts eingebüsst, son- dern eher noch löblich zugenommen hat. Der Tod hat ihm im verwichenen Jahre ausser dem S. 7j bereits erwähnten Mitgliede H. v. Motschulsky auch ein hochgefeiertes Vor- standsmitglied in dem am 24. October in Berlin verstorbenen Herrn Geh. Regierungsrath Dr. Ratzeburg entrissen, einen der tüchtigsten, allseitig verehrten Naturforscher; in dem aca- demischen Künstler Herrn Wa gen sc hieb er ist gleichfalls ein iu seinem Fache unübertrefflicher Meister der Entomologie verloren gegangen Dagegen hat unser Verein voraussichtlich aus den Vereinigten Staaten bald auf erheblichen Zuwachs zu lechnen. Mit der Einheit Deutschlands wird auch die deutsche Sprache den gebildeten Ausländern von Tage zu Tage unent- behrlicher - sie müssen sie lernen, wenn sie mit der deut- schen Wissenschaft Schritt halten wollen; ich habe von sehr vielen und sehr respectabeln Seiten rühmen hören, dass unseres Vereins Bestrebungen und Leistungen gute und tüchtige sind, so dass ich nur den Wunsch aussprechen darf: Lassen Sie uns in uusern redlichen Bemühungen fortfahren, diese gute Meinung zu verdienen und zu erlialten! Die bisher noch nicht dechargirt gewesene, mit der des laufenden Jahres zu publicirende Rechnungsablegung des Herrn Vereins-Rendanten für das vorige Jahr giebt uns die erfreu- liche Bürgschaft für den soliden Zustand unsrer Finanzen. Als neue Mitglieder wurden in den Verein aufgenommen: Herr Ferdinand Kowarz, K. K. Telegraphenbeamter zu Asch (Böhmen). D. Carlos Baien in Bogota. Nach Bestätigung der bisherigen Beamten in ihren Vereins- amtem beschloss ein gemeinsames fröhliches Mahl die Stif- tungsfeier. C. A. Dohrn. 8a Beschreibung' ein er neuen Paussus- Art aus Ost-Inclien, Paussus Ludeki'ngii, von l>i*. i^. C/\ Quellen van VolleiilM»««*!*. Paussus supra piceus subiiitiiius , subtus riifus, elytrovum nigrorum limbo pos^tico rufotestaceo, antennarum elava ovali inflata, basi mucronata. poslice excavata, margiriibus denti- eulatis. — Long. 7 millim. — Habitat in Sumatra. Diese bis jetzt unbeschiiobene Art ist am nächsten dem schon längst bekannten Paussus thoracicus Don. verwandt, doch in der Farbe und hauptsächlich in der Form der An- tennen sehr von diesem abweichend. Die Farbe des Leibes ist oberhalb ein sehr dunkles ßiaun, unterhalb aber ein ziemlicli helles Roth; die Flügeldecken sind sch^A'arz mit rothem Hinterrand. Der giinsce Leib ist ziemlicli glänzend. Der Kopf bietet auf der Stiin einen hervorstehenden, ohr- förmigen Theil dar, als ein schlecht entwickelte?^ und vorne ofi'enes Hörn. Die Augen sind klein. Die Antennen haben das erste Glied dick, von oben und unten ein m enig eoni- primirt, das letzte, oder die Keule, gros.'^, dick, oval, unter- seits gekielt, oberhalb geöffnet und deshalb sackförmig, mit gezähnten Rändern der OelVnung; an derselben obern Seite steht nach der Basis liin ein ziemlich spitzer Dorn. Die ganze Aussenseite der Keule ist mit kurzen weissen Haaren besetzt. Der Thorax hat einen breiten Halskragen, der in der Mitte der Hinterseite eingesc])nilten L-t, und iiinter wel- chem der Thoraxrücken in der Mitte abgepkxttet ist, so dass sich nach der Seite hin zwei geschlängelte, kielai tige Kanten bilden. Die Deckschilde sind ein wenig glänzender als der übrige Leib und an der Seite mit zienilicli langen weissen Haaren besetzt. Das Roth des Hinterrandes steigt längs der Seiten hin ein wenig nach oben. Hinter ilen Eiylren ist das Abdomen wie abgeschnitten und der Saum des letzten LJauch- ringes mit längeren rotheu Haaren bekleidet. Die Tarsen aller Beine sind roth, bieten aber in der Fcti'm nichts Besonderes dar. Herr Dr. E. W. A. Ludeking, Stabsarzt des niederländi- schen Heeres in Ost-Indien, übersendete z\\ ei Exeini)lare, von welchen sich eines in der Sammlung des Herrn Dr. C. A. Dohrn, das andere im Leydener Museum befindet*). *) Eine von dem geehrten Herrn \'orf. eingelieferte .Abbildung wird der nächsten Tafel vorbehalten. Red. 83 Revision der Tenthredo - Untergattung AUantus im Hartig'schen Sinne, von Dr. Fertl. Riidoiv in .Seesen am Harz. Beim Bestimmen der Arten der Untergattung Allantus Jur. ist gewiss jedem Tentliredinidenfreunde die Unzulänglich- keit der Hartig^f^chen EintluMlungsmerkmaie , sowie die Dia- gnose der einzelnen Thiere unangenelim gewesen, weil diese mehr rathen lassen, als dass sie hestimmte Fingerzeige zur Unterscheidung geben. Hartig hat in erster Reihe die Farbe der Fühler zur Aufstellung von Gruppen benutzt, nämlich ob dieselben gelb, gelb mit schwarz, oder ganz schwarz ge- färbt sind; sodann dient die verschiedene Färbung der Abdo- minalsegmente als einziges Merkmal zur Abgrenzung der Ar- ten, olme irgend welche Berücksichtigung der Structur der einzelnen Körpertheile. Die Farbe der Füliler ist bei Allantus nach meinen Beobachtungen nun gerade dasjenige Merkmal, welches am wenigsten beständig ist, indem bei Thieren der- selben Art die Färbung so sehr wechselt, dass Fühler vom hellen Gelb bis zum Schwarz vorkommen, oline sonstige Ab- weichungen in der Structur. Auch die Fai be der Abdominal- segmente ist keine beständige, sondern lässt Aenderuugen zu, welche denen der Fühler vollständig analog sind. Ein andrer Mangel der Hartig'schen Besclireibungen ist der, dass dabei der Unterschied der einzelnen (Jesehlechter mit wenigen Aus- nahmen vollständig unberücksichtigt gelassen wird, und die Diagnose der Männchen, die oft anders als die Weibchen gefärbt sind, auf ganz verschiedene Thiere führt. Ueberhaupt sind hier die Uebergänge so mannigfaltig, wie bei keiner andern Gattung, und man ist bei tiefer ein- geiienden Studien ders-elben geneigt, mehrere als Art auf- gestellte Formen als blosse Varietäten anzunehmen. Die Grösse bietet nur in einzelnen Fällen einen genügen- den Anlialts|)unkt , ebenso die verschiedene Färbung der Flügel, während die Flügelgeäderbihiung so beständig wie möglich ist und nur so kleine Abweichungen darbietet, dass eine Benutzung zur Untersciieidung nicht gut angeht. Als einzigen durchgehenden Punkt der Verschiedenheit habe ich die Bildung des Thorax gefunden, nämlich, ob der- selbe glänzend oder matt sich zeigt, sowohl auf dem Rücken, als auch an den Seitenbeulen, und ob der Eindruck des 6* 84 Piutlioraxrückenh im Veigleicli zu meiner Breite länger oder kürzer ist. Die StriicUir des Abdomens weicht nur in einzel- nen Fällen ab, und zwar in der mehr oder weniger deut- lichen Punktirung, die aber als Unterscheidungsmerkmal un- massgeblieh ist. Als das siciierste iMittel, die Thiere bestimmt von ein- ander 2.U trennen, bleibt immer die Beobaclitung der Ent- wicklung derselben Bei Hartig und andern sind nur wenig Larvenzustände als bekannt angeführt, und wenn es mir auch gelungen ist, noch einige neue Larven aufzufinden und in der Entwicklung zu beobachten, so bleibt doch noch manches übrig, um volles Licht auf die bestimmte Unterscheidung zu werfen. Von den t> Larven, welche ich neben den schon bekannten 3, von Hartig angeführten gefunden habe, sind doch einige so wenig von einander verschieden, dass man versucht sein könnte, auch sie schon für blosse Varietäten einer Art zu halten, wie auch die Wespen wegen ihrer sich darbietenden vielfachen Uebergänge als Abänderungen einer Grundform angesehen werden können. Auch scheinen die verschiedenen Gegenden eigenthüm- liche Farbentöne hervorzubringen, die dann mit den voll- kommnen Insecten correspondirend sind. So finde icii sowohl die Larven aus dem holsteiner Gebiet bedeutend dunkler als die aus dem Harze und dessen Umgegend, oder auch die von mir in Thüringen gesammelten. Exemplare aus Westphalen sind im Allgemeinen grösser und oft greller gefärbt, obgleich ich sie von denselben Pflanzen fressend wie jene angetroffen habe. Bei den in Spiritus aufbewahrten Exemplaren ver- schwindet freilicli jeder Unterschied; es nehmen die Tiiiere eine gleichmässig bräunliche Farbe an, init mehr oder weniger hervortretenden b'lecken in dunklerer Schattiruug. Die Beobachtung älterer Forscher, dass die Larven, am Tage unthätig, nur des Nachts fressen, ist nicht durchaus richtig, ich habe sie vielmehr in den Nachmittagsstunden, oft sogar bei warmem Regenwetter fressend angetroffen, und zwar mehr die an Sträuchern lebenden, als die auf niedrigen Pflanzen sieh aufhaltenden. Die Wahl der Nährpffanzen scheint ziemlich beschränkt zu sein; aus£er den auf Scrolularien und Verbascumarten lebenden fand ich sie an Alnus, Achillea millefolium, Daucus curota und Heracleum sphondylium , und zwar meistens von Mitte bis Ende Juli vollständig erwachsen, in ungünstigen Jahren noch später. Die Larven sitzen entweuer auf der Oberseite der Blätter, fressen von den Kippen oder dem Rande aus, oder strecken den Hinterleib gerade aus. Beim Berühren kugeln sie sich zusammeu und lassen &ich auf die 85 Erde fallen, beim Aufnehmeu geben einige ein wenig braunen, nicht riechenden Saft von sich. Ihre Bewegungen sind träge, wie die der Wespen, es währt längere Zeit, ehe sie sich wieder von der Erde emporratHen. Die Verpuppung geschieht in der Erde zwisciien zusammengeklebten Erdklümpchen oder Blattüberresten. Die Generation ist oft zwei Mal im Jahre, das erste Mal schon bei einzelnen Arten im April bis Juli, das zweite Mal im August bis October; die Larve des zweiten Flugs brauch! deninacli nur kurze Zeit zu ihrer Entwicklung. Die grösseren Arten scheinen aber nur einmal zu schwärmen, wenigstens fand ich nebea den Arten von der Grösse der A. notha die grösseren, AAie Scrofulariae, im Spätsommer nur höchst selten. Die Wespen halten sich am liebsten auf Umbelliferen- Blüthen auf, wo sie in der ärgsten Hitze am besten zu finden .sind. Selbst bei leisem, warmem Regen sind sie vorhanden, bei kalter Witterung und Sturm dagegen seltner, wenn auch häufiger als andre Tenthrediniden. Ihr Flug ist scliwinend geräuschvoll , vorzüglich bei grossem Arten, ihr Benehmen träge, weshalb sie leicht zu fangen sind, bei heissem Wetter fliegen sie wohl auf eine andre Blume, sonst aber ziehen sie die Füsse und Fühler ein und lassen sich ins Gras fallen, wo sie längere Zeit liegen bleiben. Bei kalter Witterung setzen sie sich mit eingezogenen Fühlern an die Unterseite der Blätter. Die Begatfung kann man am besten im Spätsommer wahr- nehmen, das Männchen nimmt ohne viel Umstände vom Weib- chen Besitz, und nun bleiben beide längere Zeit mit einander verbunden, fliegen aufgescheucht zusammen auf eine andre Blume imd halten auch bei gewaltsamer Trennung ziemlich lest an einandei'. Das Eierlegen habe ich nur bei einigen Arten walugenommen , z. B. bei A. notha, von welcher das Weibchen die Eier in die Blattstiele und dicken Rippen legte. Mehrfach wahrgenommene, ähnliclie Situationen lassen mich vermuthen, dass manche Weibchen ihre Eier in die Nähe der Wurzelstöcke von grösseren Pflanzen, wie Verbascum und anderen, legen, docli konnte ich noch zu keinem klaren Re- sultate kommen. Alle, die sich mit der Beobachtung und dem Sammeln von AUantu.sarten beschäftigt haben, benutzten die Werke von Klug in erster Reibe, und zur Eintbeilung Hartig's System, welches noch immer als das ma.«egebende gilt, wenn auch von verschiedenen Seiten die t heilweise Unzulänglichkeit an- erkannt worden ist. In den Verzeichnissen vcn Leunis und Saxeeen .-ind keine neuen Arten angefühlt, auch Tasclienberg hat in seinem Leitfaden zum Studium der Hymenopteren keine ausser den Hartigschen bekannt gemacht. 86 Neue Thiei'e sind entdeckt und beschrieben von Förster Ent. Zeitung Stettin 1844 aus der Gegend von Aachen und vom Forstmeister Tischbein aus Ungarn, welche mit den be- kannten Nordeuropäischen nirgends Aehnlichkeit haben. Die von letzteren beiden Entomologen beschriebenen Thiere kenne ich nicht, die von Hartig angeführten besitze icl) aus allen Theiien Deutschlands in genügender Anzahl, so dass eine eingehende Vergleichung möglich gemacht wird. Die systematische Uebersicht ist folgende. I. Thorax matt, rauhkörnig, der Kopf theilweise ebenso. A. II. Kopf und Thorax glänzend, tief punktirt, dreieckiger Ein- druck des Prothorax stets deutlich, länger als breit, mit langer Spitze, oft getheilt durch eine Längslinie. B. A. Körperlänge ohne Fühler bis 18 mm, Farbe schwarz und rein schwefelgelb, a. Körperlänge ohne Fühler bis 12 mm. Farbe seiiwarz und gelb oder weisslich. b. a. Flügel am Aussenrande und der Spitze schwärz- lich oder bräunlich getrübt, dreieckiger Prothorax verschwommen, aa. aa, Randader und Flügelmal rothgelb. Trübung braunroth. aaa. Randader dunkelbraun oder schw^arz, Flügel- mal rothgelb, Trübung schwärzlich, a- aaa. Schildchen und Hinterschildcheri gelb. 1. Scrophulariae und propinqua. Schildchen gelb, aus 2 Punkten bestehend, Hinterschildchen schwarz, Schienen und Tarsen gelbroth. 2. marginellus. Schildchen schwarz, Hinterschildchen 2 gelbe Pünktchen, oft schwarz, 4 gelbe Abdominalsegmente. 4, Koehleri, * Dreieckiger Eindruck des Prothorax deutlich, Sehildchen gelb, Schienen und Tarsen schwarzbräunlich. 4 lieraclei n. sp. a. Schildchen gelb, Abdomen mit viel Gelb. 5. multifasciatus n. sp. Schildchen schwarz, Hinterleib mit 3 Hauptl.inden. 6. triciuctus. b. Flügel wasserhell, dreieckiger Eindruck des Pro- thorax breit, fast gleicliseitig, Randmal und Ader hellgelbroth , Hinterleib: vordere Hälfte schwarz, hintere Hälfte mit weissliciien Segmenträndern. 7. costaÜH. B. Körperlänge ohne Füiüer bi» IH mm. a. Körperlänge ohne Fühler bis 12 mm. b. 87 a. Flügel an der Spitze hlauschwaiv, getrübt, Rand- ader und Flügelmal gelb. Kopf uml Piothorax- land ?taik greis beliaart. 8. bifaseiatus. b. Kandader und Flügelmal gelb. bb. schwäizlieh, Flügelmal gelblicli. bbb. schwarz, bbbb. lib. Soliildciien gelb, Hinterfechildclien mit 2 gelben Punkteil, erstes Segment ganz, Seiten der an- dern gelb, 9, di.spar. Schildchen gelb, Hinterschildchen schwarz, Ab- domen mit vielen gelben Binden. 10. Schaefferi. Abdüininalsegmente weiss gerandet. 11. leucozonias. bbb. a. Fliigelmal gelb. Schildciien und Hinterschildchen gelb, Ab- domen mit vielen gelben Binden, l'i. notha. Schildchen und Hinterschildchen schwarz, Abdomen mit vielen gelben Binden. 1 '. melanotus n. sp. aut var. b. Flügelmal rothbraun, Flügel an der Spitze getrübt. 14. semifasciatus n. sp. c, Flügelmal zur Hälfte gelb, zur Hälfte schwarz, 1 breiter, mehi'ere schmale gelbe Abdominalringe. 15. cingulum. 2 breite gelbe Abdominalringe, mehrere schmale. IH. zona und zonulus. bbbb. Abdomen fast schwarz, die gelbe Farbe ins weisslich grüne übergehend. 17. consobrinus. Bemerkungen zu den einzelnen Arten 1. AUantus scrophulariae L. und propinquus K\ite parvo brunneo, oculis nigris. Long. corp. 19—20 mm. Die Wespe ähnelt im Bau dem tricinctus, ist aber viel kleiner und hat eine andre Larve. Männchen schwarz, Kopf matt, lederartig runzlig, Hinter- kopf breiter als die Augen, kurz greis behaart. Oberlippe und Anhang schwefelgelb. Oberkieferspitze braun. Fühler länger als gewöhnlich, so lang oder hinger afs Kopf und Thorax, sch\^arz oder mit gelbem Grundgliede. Thoiax matt, rauhkörnig, Eindruck last verschwommen, Scliulterbeulen sehr dick, rauhhöckrig, greishaarig, Metathorax 92 glatt, Schildchen klein, vorn gelb, hinten schwarz, lauhkörnig. Halskiagen an der Seite gelb, mit eckiger Zeichnung, nach vorn zu mit feinem Streifen. Abdomen schmal, mit gelbem Hinterrande aller Segmente, die Streifen der 3 mittelsten setzen sicli über den Bauch fort. After rothbraun oder sclivvärzlich. Vorderhüften und Schenkel mit gelbem Aussenstreif, Mittelhüften und Hinterhürten mit gelber Spitze, Schenkelringe alle gelb, Vorder- und Mittelknie, sowie Tibien und Tarsen hell, hintere dunkel okergelb bis schwarz. Flügel getrübt, Randader und Spitze fast schwarz, im Leben irisirend. Sch.wärmzeit Juni bis August an Umbellaten. Beim Weibchen bleibt der Leib kürzer, das Schildchen schwarz, oder nur mit kleinen gelben Pünktchen, ebenso der After gelb. Die Beine stets heller, der zweite Abdominalring oft schwarz. Varietäten: I. Fühler ganz schwarz, 2. mit gelbem Grundgliede, 3. mit schwarz und gelb geilecktem Grundgliede, 4. zweiter Abdominalring gelb, 5. schwarz, t>. After gelb, 7. schwarz, H. rothbraun, 9. Beine gelbroth , 10. biaun, 1 i. schwarz. Larve: Giftgrün mit weissem Keif bestäubt, der aber oft auch felilt, Rücken weiss, mit 2 weissen Seitenstreilen, Kopf braun, klein, Augen schwarz. An der Seite befinden sich feine Zähnelungen mit je 2 Haaren, 22 kurze Füsse. Ge- funden Ende Juli auf Achillea millefolium, Heracleum und Daucus. Ob sie erstere Pflanze frisst, ist mir unklar, letztere beide bestimmt. Verpuppung in der Erde in einer elliptischen Hülse, aus der die Wespe im nächsten Jahre heraus kommt. (). A. tricinctus Fbr., vespiformis Ltr., rustica Fourcr,, affjnis Leach. D. niger, labio. collari, primo, quarto, quinto abdominis segmentis anoque sullüreis, tibiis tarsisque ochraceis, alle opaco-l'umatis. Long. corp. 17 mm,, antennarum 6 mm., al. ant. 15 — IH mm. Kopt und Thorax matt schwarz, rauhkörnig. Stirn mit deutlicher Hervorragung. IJppe gelb. Oberkiefer braun bis schwarz, Taster ebenso. Fühler so lang oder länger als der Kopf und Thorax, schwarz, oder mit gelbem bis biaunem Grundgliede. Halskragen gelb, mit eckiger Seitenzeichnung, vorderer Theil schwarz. Flügel.schüppchen gelb bih .schwarz. Schulterbeulen sehr dick, rauhkörnig. Thorax mit sehr schwachem Eindruck, ganz schwarz, oder mit punktartiger Gelbfärbung des Schiidchens. Abdomen glänzend, last schw arz- blau, mit stets schwefelgelbem ersten, vierten, fünften Seg- mente und After, die Binden setzen sich stets bei dem vierten und fünften über den Bauch fort. An den Beinen befindet 93 sich ein gelber Punkt an der Spitze der Hintertiüften , sonst sind ausser der schwarzen Schenkelmitte die Beine okergelb, Tarsen oft schwarz gefärbt. Flügel sein- duiikol, oft dunkel- blau irisirend, wenigstens der Rand und die Spitze. Varietäten: 1 Oberkiefer ganz schwarz, 2. braun, 3. Füh- ler ganz schwarz, 4. mit braunem, 5. mit gelbem Grundgliede, 6. Weibchen mit gelbem Seitentleck de» dritten Abdominal- segmenls, 7. mit gelbem Hinterrande des sechsten, 8. Flügel ganz dunkelblau, V. Flügel gelblich mit blauem Rande, 10. Füsse okergelb, 11. braun, 12. Männchen: gelber Anhang, 13. schwarzer Anhang, 14. ganz schwarze Fühler, 15. mit gelbem Grundgliede, 16. Sehildchen schwarz, 17. Scliildchen gelb, 18. mit 3, 19. mit 4, 2(). mit .5 deutlichen gelben Rin- gen des Abdomens und gelbem After, 21. die nicht gelben Ringe wenigstens mit solchen Seitenflecken, 22. Füsse schwefel- gelb, 23. mit schv^arzen Spitzen der Tibien und Tarsen, 24. braune, 25. schwarze Füsse. Flügel wie beim Weibchen. Eine Varietät No. 19 mit 4 deutlichen Leib- und 2 After- ringen von gelber Farbe wird A. sexannulata Sehr. sein. Die JMännchen sind in den ganz hellen Abarten denen von multicincta und scrophulariae sehr ähnlich, aber nie ist das zweite Segment gelb. Die Larve, wie sie nach der Beschrei- bung Degeer's sein soll, finde ich mit zu deutlich ausgebildeter Zeichnung des Oberrückens; nach meinen Beobachtungen sind diese fast verschwindend , oder nur matt braun angedeutet. Auch habe ich sie nicht auf Lonicera, sondern auf Alnus fressend vorgefunden, die übrigen Beobachtungen finde ich bestätigt. Schwärmzeit Juli bis September, oft sehr massen- haft überall vorkommend. 7. A. costalis Fbr., fulvivenia Sehr. A. niger, labro collarique sulfureis, tibiarum parte ante- riore ochracea, abdominis segmentorum margine posteriore lacteo. Alis hjaliuis aut nigrescentibus, radio et carpi dimidia parte sulfureis. Long. corp. 10 — 11 mm., antenn. 3 — 4 mtyi., alarum anter. 10 mm. Die Exemplare dieser Species sind sehr beständig in der Farbe, gelb färbt sich die Oberlippe, und der Halskragenrand schmal, Kopf und Thorax rauh, matt, stark punktirt. Drei- eckiger Eindruck breit, wenig deutlich. Rückenkörnchen vveisslich, ebenso die Seiten der ersten, Ränder der letzten Abdominalsegmente auch am Bauche. Hüften und Knie matt okergelb, Vorderseite der Tibien gelblich, Schenkel und Tarsen schwarz, letztere an der Innenseite fein behaart. Flügel wasserhell oder schwärzlich angelaufen, Randader ganz, Mal zur Hälfte gelb, rnauclimal ganz. Verwechslungen mit andern Arten sind nicht möglich, 94 da schon die milchweiftfe Farbe des Abdomens massgebend ist. Ein Exemplar aus Westphalen, Männchen, zeichnet sich durch sehi' lange Tarsenglieder aus, die fa^t die halbe Körper- länge erreichen. Schwarmzeit vom Ende Mai bis Juli, auf Salix und Um- bellaten, nalie am Wasser. Im Harz nur sehr einzeln vor- kommend 8. A. bifasciatus Klg., Rossii Pz., temula Scop. A. niger splendens, collari, tertio et quarto abdominis. segmentis, tibiis tarsieque sulfureis. Long. corp. 16— 17 mm., antenn. 0 mm., alar. ant. 15 mm. Larva brunneo-viridis , lineis duabus brunneis dorsalibus, segmenti.s brunneo striatis et punctalis, ano, capite, ocuiis brunneis, corpore toto piuinoso, pilil'ero, pedibus 22 in?tructa. Long. 23 — 2r) mm. Die We^pe ist auch eine von denen, welche sehr be- ständig in der Farbe sind. Die beiden gelben Abdominal- eegmente kennzeichnen sie hinlänglich, höchstens färbt .«.ich das erste und fünl'te noch ein wenig gelb. Beim Männchen färben sich die Beine schwärzer, vorzüglich die Tarsen, welche fiei dem Weibchen meistens hell bleiben. Schwärmzeit vom Juni ab bis September. Massenhalt in allen Gegenden. Larven fand ich ziemlich zahlreich an Umbellafen und Alnus, da sie sich aber .schnell ver{)uppten, konnte ich nicht dahinter kommen, wovon sie sich eigentlich ernähren. Die Verpuppung geschieht wie bei allen in der Erde. Farbe oben braungriin, unten iiellgrün, mit '2 engen braunen Kückenstreifen, jedes Segment mit 2 divergirenden braunen Streifen an den Seiten und mit je 8 Punkten in 2 Reihen. Alter und Kopf braun, Augen schwarz nebst den Schläfen, lieber und über mit kurzen ßor.sten. Der Reif- überzug fehlt oft. Die Farbe ändert ab von braun- bis hellgrün, die Zeichnungen verschwinden auch oft. A. dispar und notha kann ich nicht gut von einander trennen, indem Uebergänge sattsam vorhanden sind. Die Larven beider sind nicht zu unterscheiden, nur ganz gering- lügige Farbenverschiedenheiten kommen vor, ebenso lässt sich A. Schaefiferi nicht gut trennen, möglicherweise gehören alle 3 Arten als Varietäten einer Species an. (Schluss folgt.) 95 Verbessei'UHgen zum Jahrgang 18?!. S. 29, Z. 12 statt $ lies ,^. S. 299 Z. 15 V II. statt Rückensattel lies Seiten streif. S. o03 Z. 12 statt Vi ein eil a lies M a eu 1 iferella. Krause. Intellisreiiz. g^^^ Käfersammlung zu verkaufen, -^^^ Dieselbe, Eigenthuni eines bekannten Wiener Entomo- logen, umfasst gegenwärtig circa n50i) riciitig bestimmte Arten in zaiilieiclien rein con«erviiten Exemplaren, wovon etwa 5300 S|iecie.s auf die europäische und 200 auf die ausser- eiiropäisclie Mittelmeerfauna fallen. Preis inclusive der 38 grossen Cartons, in welchen sie verwahrt ist, ■' 00 fi. in Silber. Ferner \Aird auch der ent.'-precliende Dubletten-Vorratii von circa 2200 Alten in etwa 25 — ;:J0,0('0 Stücken, welcher sehr viele ausgezeichnetf. '^au^charlen enthält, um 150 fl. in Silber zum Kaufe angeboten. Bezahlung bei Uebernahme der Sammlung loco Wien — Garantie für den Transport m ird nicht übernommen — . Auswärtige Känfei- Mollen einen Sachverständigen zur Ueber- nahme bevollmächtigen. Nähere Auskiinit in Wien bei Herrn Grafen Ferrari im K. K. Zool. Naturalien-Kabinei auf der Burg. 96 InÜBalt: Neujahrs-Bebelei S. 3. Kriechbaumer: Atractogaster S. 6. Öphaetes crassicrus S 10. Suffrian: Syn. Miscell. S 11. Glitz: Neue Microlepidoj't. S. 23. Zeller: Graubündner Lepidopt S. 27. C. A. Dohrn: Rede zur Stiftungsfeier S. 64. Snellen v. VoUeii- hoven: Paussus Ludekingi S. 82. Rudow: AUantus S. 83. Errata S. 95. Intelligenz S. 95. iC^^ Bericlitigung, -^Sl Der Druck des vierten Heftes dieser Zeitung Jahrg. 1871 war Mitte Septembers soweit vorgescliritten, dass die Redaction nach Be- sprechung mit deui geehrten Herrn, welchof das Illuminiren der damit auszugebenden Tafel übernommen hatte, die Ausgaba des Heftes auf Ende desselben Monats lür gesichert halten durfte. Krank- heit, schlechtes, nebliges Wetter unä audre unvorhergesehene Hemm- nisse verzögerten aber die Ablieferung der Tafel von Woche zu Woche, und im Interesse der Wahrheit und etwaiger Priorität-Collisioa wird hiermit authentisch constatirt, dass das letzte (vierte) Heft des Jahr- gangs 1871 erst Ende November zur Versendung an die Post und den Buchhandel gelangt ist. Red. (Ausgegeben Mitte December 1871.) -•*W^ ©-!&«<- Eiitoiiiologiüelie Zeitung; herausgegeben von dem eiitoiiiologisclieii Verciue zu Stettin. Redaction- ^^ Commission bei den Buclihandl. _ . „ . V. E.S.Mittlerin Berlin u. Fr. Fleischer C. A, Dohrn, \ ereins-Präsident. in Leipzig. Xo. 4-6. 33. Jahrgang. A|»il - Jliiii 1872. Bemerkungen über einige Graubündner Lepidoptern, von P. C\ Keller. (Schluss.) Botys opacalis H. Ilübn. flg. 1(59 S l'^O ^. — Freyer N. B. Taf. 33G f. 2 .?. - Dnponch. p. 98 t. 215 f. H ,^ 7 Bot. aerealis var. (f) opacalis Z. Selirilten d. zool. l>ol. Ges. 1868 S. 594 (32). Ich hege noch Z\\ eifel, dass dieser Zünsler eine Varietät unserer nordischen, als Aerealis H. geltenden Art sein sollte, wie es Lederer (Pyral. p. 79), Treitschke (X. 3. 13) und Guen6e (Pyr. p. 179) — die jedoch beide vielleicht gar keine acht nordische Aerealis vor sich hatten und ausserdem Wocke (im Catalog) annehmen. Opacalis ist stets grösser und von dunklerer Grundfarbe; die braune Schattenbinde vor dem Hinterrande der Vorderflügel ist stets weiter vom Hinterrande entfernt; die Punkte am Hinterrande der Hinterlhigel lehleii oder sind verloschen und unvollständig. Auch hat ihre Raupe bicher kein Gnaphalium zur Nahrung. Ich besitze durch Mad. Lienig aus Livlund eine ächte, wenn auch abgeflogene Opacalis < j^ , bei welcher auf den llinterfUigeln der lielle Fleck fehlt; desgleichen eine ächte Aerealis \. Beide Arten sind djuch ein sonderbares Ver- sehen sowolil in der Lienig'schen wie in der iS'olckeu'schen Fauna übergangen, was hinsichtlich der letzteren, die wahr- 1)8 sclieinlich Belehrung über das Verliültnips beider Arten ge- bracht hätte, zu bedauern ist. Unsere norddeutsche Aeieaiis kommt, wie 2 Männchen aus Astrabad lehren , in unveränderter Färbung und nur etwas grösser als gewöhnlicli im Süden vor. Ihre Nahrung ist bei uns Gnaphalium (Helichrysum) arenariuni, nicht dioicum (wie V. Tischer bei Treitschke fälschlich angiebt); ihre Flugzeit ist mehr das Enddrittel des Juni als der Anfang des Juli. — Opa- calis fliegt auf den Alpenwiesen des obern Tuorsthales und beim Weissenstein zu Anfang Juli, vielleicht schon im Juni, da ich am 8. Juli das Weibchen nicht selten traf. Im Betragen beider Arten glaube ich keine Verschiedenheit bemerkt zu liaben. Aerealis H, 44 ist so gross und dunkel und auf den Hinterflügeln ohne Randpunkte abgebildet, dass ich an ihrem Zusammengehören mit öpacalis nicht zweifle; verfehlt ist sie nur darin, dass sie die helle Binde der Vorderflügel dem Hinterrande zu nahe gerückt zeigt, wolier die dunkle Schatten- binde keinen Platz hat. Suffusalis Tr, ist nach der Be Schreibung nicht zu erkennen. Herrich-Schäffer 's Merk- male für seine Aerealis (IV. S. 33l passen fast ganz auf Öpa- calis; er erklärt Duponchefs Bilder für schlecht, während ich sie als sehr kenntliche Darstellungen der Opacalis loben muss, und giebt als Ablutalis fig. 1)4 o eine ziemlich gute Abbildung unserer norddeutschen Art; nur ist sie für diese ungewöhnlich hell und von der Grösse meiner zwei Astra- bader Exemplare. Da das seinige von der untern Wolga stammt, von wo ich auch ein recht helles Weibchen habe, so hätte man die Grösse, die doch bedeutend unter der von üpacalis bleibt, nicht einmal als Fehler anzusehen. Auch Eversmann (B'n. Volgo-UruleuvS. 4fil ) ertheilt der Ablutalis die Grösse der Bot. sulphuralis; an seiner Beschreibung ist nur auszusetzen, dass sie der Art alas sericeas zuertheilt, während sie doch gar keinen Glanz halten. Da also der Name Aerealis viel mehr der Opacalis zu- kommt und Suffusalis in der Beschreibung keine genügende Stütze erhält, so wäre es am zweckmässigsten, unsere in Norddeutschlaud gemeine, im südlichen Deutschland und noch südlicher hier und da nicht seltene Art Al)liitalis Ev, zu nennen. Sollte eine genaue Beobachtung der Naturgeschichte der Opacalis (der man ihren Prioritätsnamen Aerealis nicht vorenthalten kann) ergehen, dass sie doch nur Varietät der Ablutalis, und dass der Name Aerealis für die ganze Art liei zustellen ist, so l)lei[)t wenig Zweifel, dass auch au Bot. I im bop u ncta lis die lieihe kommen werde, als lebhaftci- 99 gefärbte und schärfer gezeichnete Form der Opacalis angesehen werden zu müssen. Die leUhal'te Zeiclinung der Unterseite ist bei ihr nicht beständig, und bei mancher Ablutalis $ tritt sie schon ein wenig hervor. Limbopunctalis und Opacalis mit einander zu verwechseln, ist Ledeiern und Herrich- Schäftern begegnet. Von Lederer erhielt ich ein Männchen als Opacalis und 2 Weibchen aus Aclialzich als Aerealis be- stimmt. (In den Contributions ä la Faune des L6p. de la Trans- caucaeie 1870 p. 41 unterscheidet er Limbopunctalis HS. und Aerealis var. opacalis H.) Herrich-Schäffer's Aerealis f. 137 ,^ 138. 139 o als Varietät aus Kleinasien (IV. 8. 288j ge- geben, gehört sicher zu Limbopunctalis; auf der Unterseite zeigt fig. 139 sogar schon recht undeutliche schwarze Mittel- punkte. Crambus conchellus SV. Zeller: Schriften d. zool. I)0t. Ges. 1S()S S. 597 (35). Mit Recht zieht Wocke im Catalog meinen als fragliche Varietät charakterisirten Rhombellus als Aberration zu Conchellus. Die vielen bei Bergün gesammelten Exemplare beweisen, dass die Art grosser Veränderlichkeit unterworfen ist. Diese zeigt sich I. in der Grösse, indem manche Männ- chen nicht grösser sind als ansehnliche Pinetellus oder ihnen sogar nachstehen, 2. in der grössern oder geringein Breite der Vorderllügel , deren Länge daher veränderlich ist, 3. in der Grundfarbe der Vordertlügel, die zwar in der Regel zimmtbraun, längs des Innenrandes ociiergelb sind, bisweilen aber ganz die Färbung des Pinetellus annehmen, 4. in der Gestalt der zwei glänzend weissen Flecke; der eiste kann nämlich dadurch recht kurz sein, dass sein Abstand vom zweiten bis zu mehr als dem Doppelten des Gewöhnlichen vergrössert ist; der zweite wechselt in der Grösse ebenso bedeutend, indem er bisweilen den dopi)elten Rauminiialt hat, wodurch er auch näher an den Hinterrand heranreicht; aus der schräg zugespitzten Eiform geht er allmählich in die subrhombische des Riiombellus über; nicht selten hat er eine ganz kleine, in der Falte liegende, zalinförmige Verlängerung; es geht auch zuweilen eine sehr verloschene, lielle Linie um sein hinteies Ende herum , die sich aber nie so deutlich wie bei Pinetellus bis zum Vorderrande fortsetzt. Eine sehr auH'allende Abänderung des Männchens, die ich einzeln am 10. Juli ting, charakterisire ich als Var. c, vitta solito latius dissecta, parte basali squamulis fuscis obs- curata, in apice inaequaliter bidente. Hier ist der Raum /wi- schen den zwei Flecken breiter als bei Jedem nndcrn Con- chellus: der k;ium schimmernde Wiirzelllcclc i^l \i)ti <'iiiHr 100 braunen Schuppenlinie der Länge nach durchzogen und an seinen Rändern, besonders gegen das Ende mit solchen Schup pen bestreut; er läuft in zwei ungleiclie, ziemlich verdunkelte Spitzen aus, statt dass er sonst reinweiss und an seinem Ende sehr scharf zugeschnitten und ganzrandig ist; der zweite Fleck ist glänzend und oval, von mittler Grösse, mit der Spitze fern vom Hinterrande, die Spitze von keiner Spur einfer hellen Querlinie umzogen. Die Giundfarbe der Vorderflügel ist, wie gewöhnlich, zimmtbraun, zwischen dem Innenrande und den Flecken etwas dunkel ochergelb. Der specifische Unterschied des Conchellus gegen Pine- t eil US wird durch seine Veränderlichkeit nicht schwankend, und das Merkmal, dass l»ei Pinetellus der zweite Fleck weiter vom Hinterrand entfernt bleibt und mit seiner Spitze auf das oberste Drittel desselben, nie auf oder wenig über die Mitte hinweist, ist unverändert dasselbe. Pauperellus mit seinen überall gleichförmig zimmtfarbenen Vorderflügeln und zwei glanzlosen Flecken iialte ich noch immer für eine gute Art. Conchellus hat zwar in Farbe und Zeichnung die grösste Aehnlichkeit mit Pinetellus, unterscheidet sich aber von ihm doch gänzlich durch die Lebensweise. Während Pinetellus nur im Gehölz auf dürrem Boden wohnt und seinen ordnungs- massigen Sitz zwischen Kiefernadeln und an Kieferzweigen hat, ruht Conchellus auf offenen, sonnigen, üppigen Wiesen im Grase und wird höchstens am Rande derselben aus Ge- sträuch geklopft. Seine Flugzeit dauert aber gleichfalls den ganzen Juli hindurch. Crambus speculalis H. Er zeigt sich als einer der seltensten Crambus, von der Mitte des Juni an bis zum Enddrittel des Juli im Knieholz, und z«ar dem als Strauch wachsenden am Rugnux und dem als Baum an mehreren Stellen des Tuorsthales. Sein Beiragen eutspricht mehr dem unsers Pinetellus mit der Ausnahme, dass er nach dem Abiliegen aus den Nadeln sich nicht nieder- fallen lässt, sondern nach einigem heftigen Umherschiessen wieder einen Platz zwischen den Aesten j-uelit. Hierin kommt er mit seinem Verwandten Luctiferellus überein und ist viel- leicht bei Bergün dessen Stellvertreter, da ich den Lucti- ferellus dort gar nicht angetroffen habe. Bei Cr. speculalis ist die Gestalt des zweiten Fleckes der Vorderflügel veränderlich, und die weisse (^uerlinie, durcli einen mehr oder weniger schmalen Raum — der immer linear, nicht wie bei Luctiferellus, unten erweitert ist — von ilim getrennt, wechselt von der Gestalt eines sanften Hogens zu der einer durchaus s;eraden Linie. 101 • Da Cr. .sjjeculalis sowokl das helle Costalfleckchen gegen die Flügelspitze, wie eine mehr oder weniger vollständige Punktirung des Hinterrandes besitzt, so bezweifle ich uichl, dass Catoptrellus Wecke in lit., den ich in der Monographie S. 30 als z\Aeifellose Art aufgeführt habe, obgleich ich ihn jetzt nicht vergleichen kann, im Catalog Staud.-Wocke richtig mit Speculalis vereinigt worden ist. Crambus Coulonellus Dup. Hartmann: Fauna v. München S. 21, Als charakteristisches Merkmal gegen Combinellus ist der braune Fleck in der Mitte des Vorderflügels hervorzu- heben, der in dem Meissen Längsstreifen unterhalb der Median- ader vor der Wurzel des ersten Astes liegt und die Falte berührt; bis\Aeilen liegen braune Schuppen über ihm, so dass bei oberflächlicher Betrachtung der weisse Streif durch- schnitten erscheint; sehr selten setzt er sich in die bei Heine- mann erwähnte schräge Querlinie, die auch blässer und scliattenähnlicher ist (in Duponchers schlechtem Bilde ist sie dick und eben so dunkel wie der Fleck dargestellt), bis zum Innenrand fort.. Ein Weibchen bildet dadurch eine auffallende Varietät, dass der ganze Raum, welchen sonst der viertheilige weisse Fleck einnimmt, bis zur weissen, dafür nicht einwärts braun eingefassten Querlinie mit der braunen Farbe über- zogen ist. — Die bräunliche Grundfarbe der Vorderflügel ist durch hell ochergelbliche Bestäubung, die beim Weibchen bisweilen ins Weissliche geht, verdeckt. Statt der bräunlichen Hinterrandlinie sieht man oft bloss eine braune Punktreihe. — Ein Exemplar, das sich mit Duponchel's Simploniellus vereinigen Hesse, ist mir nicht vorgekommen. Cr. Coulonellus scheint bei Bergün der Stellvertreter des in den östlichen Alpen gemeinen Combinellus zu sein. Seine Flugzeit begann am 23. Juni und dauerte bis gegen Ende Juli. Am Fuss des Rugnux flog er in den lichten Nadel- gehölzen, wo der trockne, hüglige Boden mit Erica carnea bekleidet ist; später traf ich ihn aber auf freien, trocknen Bergwiesen gegen den Ulix und viel höher auf den Alpen- wiesen hinter Chiaclavuot und am 23, Juli auf den Wiesen der Laatscher Alp am baumlosen Abhänge gegen Bergün, wo er nicht selten und frisch flog. Auch im Gehölz sitzt er niedrig an Grashalmen. Sein Flug hat etwas Träges und Schwerl'älliges, geht nicht weit und endigt gewöhnlich durch Niedersetzen an einen Grashalm. Die Weibchen sind viel seltner als die Männchen. Beide scheinen in der Nacht sehr, thätig zu sein, weil ich unbeschädigte Exemplare ohne Ver- gleich spärlicher erhielt als abgeflogene. 10? Sciaphilu Wahl Ijotn iuii a ]j. Zolier: Schriften d. mo\. bot. Ges. I86H S. (iOO (:^8). Die Zusanimenziehuiig aller der Namen, mit denen die Orcif^t'en- und Farben Verschiedenheiten der Wahlbomianu be- zeichnet werden, wie wir sie durch Heinemann (Schmett. Dentschl. Wickler S. 58) und Wocke (Staud.-Wocke Catalog S. 2 11) vollzogen selien, hatte bisher meinen vollen Beil'all. Durcii meine Beobachtungen bei Bergün bin ich aber zur Ueberzeugung gelangt, dass für die dortige Gegend nothwendig wenigstens zwei Arten anzuerkennen sind: Alticolana HS. 112 und eine kleine Art, die in manchen Exemplaren mit der Incertana Tr., in andern mit Virgaureana Tr,, in noch andern mit Pasivana H. übereinstimmt. Alticolana, bei HS. gut abgebildet, nur gewöhnlich grösser (nämlich so gross wie die darüber befindliche Figur 110 Chrjsantheana) und durch viele schwarzbraune Punkte bunter und (wie Heinemann sie richtig bezeichnet) „von rau- herem Aussehen", erschien schon im ersten Drittel des Juni, und ich klopfte sie nicht selten von Tannenästen des Tuors- thales. Dann war sie häufig am Rugnux an Tannen- und Lerchenästen;, bei dem kalten Wetter flog oder fiel sie bald aul' den Boden und liess sich leicht fangen. Sie dauerte in gleicher Menge den Juli hindurch. — Von der kleinen Art klopfte ich die ersten zwei Männchen am 22. Juni aus den Laubgebüschen, welche die Wege zwischen den Wiesen am Rugnux einfassen. Ich meldete daher in einem Briefe, dass diese kleine, sicher von der grossen Alticolana verschiedene Sciajihila hier sehr selten sei. Diese Angabe erwies sich aber schon zu Ende des Monats als ganz irrig. Die Art war in viel grösserer Zahl als Alticolana vorhanden, aber noch immer nur an Sambucus, Lonicera, Berberis, Rosen- und an- dern Laubbüsehen unvermischt mit jener, die ihren gesonderten Platz im Nadelgehülz, gewöhnlich ziemlich hoch, standhaft behauptete. Im Juli traf ich sie aber in solcher Zahl, m ie ich Wahlbomiana nie gesehen iiatte. Ganze Scliwärme Hessen >ich aus Laubgebüseh klopfen; an warmen, windstillen Nach- mittagen schwärmte die Art, was ich bisher noch nicht an Wahlbomiana, sondern nur an Nubilana beobachtet hatte, schaarenweise auf der Schattenseite der Sträucher, und schlug ich diese an, so umflog eine ganze Wolke, aus mehrein Hun- derten bestellend, jeden Busch. Jetzt zeigte sie sich auch in dem aus Nadel- und Laubholz gemischten Waldrande der Kugnuxwiesen, ebenso häufig an Birken und Wollweiden \\ie an den Aesten der Tannen, so dass ich nun beide Arten durch einander fliegen sah. Nur an den dort häufigen Cotoneaster- 10^ .slräiiclicrn, die luicli^lciis 5 Fiiss hoch werden, war die kleine Seiapliila allein, aber in solclien Seliaaien, dass darin andere gleich grosse und IrübFarbigc Arten in der Regel verschwan- den. Sie wdv zu einem wahren Hinderniss für eine erfolg- reiche Jagd auf andere Schmetterlinge geworden. Dass weder die eine, noch die andere Sciaphila an den Sträuchern oder Nadelbäumen lebt, ist gewiss; die Wiesen- kräuter sind von ihren Raupen überreichlich bewohnt; ich l>eobachtete aber die Raupen nicht genauer und erzog nur wenige Exemplare der kleinen Art. Da bei uns Wahlbomiana-Exemplare nicht selten sind, die sich von Alticolana nicht unterscheiden lassen, so bleibt die Frage noch zu beantworten, wie sich die ächte Alticolana zu den ähnlichen Formen der Wahlbomiana und zu den scheinbaren Uebergangsformen verhält. Diese Frage wird sich schwerlich anders als durch recht sorgfältige Beobach- tung und Erziehung der Raupen mit Sicherheit beantworten lassen. An der in der Grösse unseren mittlem Exemplaren der Wahlbomiana gleichkommenden Paraliana, die ich vom verstorbenen Herrn v. Tiedemann in 3 Paaren aus der Dan- ziger Gegend erhielt, fand ich ein, wie es mir schien, stand- haftes Merkmal in dem hellröthlichen Raum vor der Quer- ader in der Mittelbinde der Vorderflügel und benannte sie darum als eigne Art. Ausserdem ist die Grundfarbe weiss- grau wie bei Incertana, besonders auffallend am Vorderrande vor der Mitteibinde. Heinemann sagt, diese Paraliana sei einerlei mit Derivana Laharpe, deren Beschreibung ich nicht vergleichen kann. Dass ihre Giundfaibe bläulich weissgrau und ihre Vorderflügel merklich schmäler seien als bei Wahl- bomiana (die darin sehr veränderlich ist), lässt sich von mei- nen Exemjilaren nicht sagen. Da sich aber hieraus eine Veränderlichkeit ergiebt, die sich vielleicht auch auf die röth- liche Stelle der Binde erstreckt, so ist ohne weitere Erfah- rung nichts andres zu thun, als mit dem Namen Paraliana oder vielmehr Derivana, wenn wirklich beide Namen dieselbe Art bezeichnen, die hauptsächlich an der Meeresküste woh- nenden Exemplare, welche die röthliche Stelle besitzen, als besondere Varietät auszuscheiden. Retinia turionella var. mughiana Z. Entom. Zeitung 1868 S. 122. Retin. mughiana Stand. -Wocke Cat. p. 425. Mein Zweifel, ob Mughiana eigne Art sei oder nur Turio- nella var., M urde sofort gehoben, als mir Lederer die von ihm am Knieholz gefangenen Weibchen seiner Sammlung zur 104 Ansicht öchickte. Jetzt, wo ich 12 bei Bergün gefangene Exemplare, darunter 3 Weibchen, vor mir habe, bin ich wieder zweifelhaft geworden. Bei allen ist in die Grundfarbe der VorderHügel sehr wenig Rofetfarbe eingenii.sclit; die Zeichnung selbst ist dunkler als bei der gewöhnlichen Turionella, last braun, nur mit gelblichem Schimmer; auch ist sie nicht immer deutlich, son- dern verfliesst bisweilen ganz in die verdunkelte Grundfarbe. Die HinterHügel sind am Aussenrande etwas dunkler grau, welches weiter in die Flügelfläche hineinreicht. Als stand- haftester Unterschied lässt sich für die Männchen vielleicht die Farbe der Fühler ansehen; sie sind bei Mughiana braun- grau mit deutlichen, feinen, viel dunklern Ringen; bei Turio- nella sind sie gelblichgrau, höchsten« mit undeutlichen, dunklern Ringen, welche gegen das entschieden gelbliche Wurzeldrittel verschwinden. Aber bei den Mughiana Weibchen sind sie ganz so hell und gelblich und ungeringelt wie bei den Turio- nella-Weibchen. Bei ihnen sind auch die Hinterflügel nicht, wie bei den Weibchen der Lederer'schen Sammlung, einfarbig graubraun, sondern wie bei den Turionella-Weibchen, nur an den dunklern Stellen etwas dunkler. Mughiana wechselt in der Grösse, welche meist wie die gewöhnliche der Turionella ist, aber auch zuweilen der der ansehnlichsten Resinella gleichkommt. Die Vorderflügel sind gestreckt, aber bei einem Männchen so breit wie bei der gewöhnlichen Turionella, von welcher einzelne Exemplare auch recht verschmälerte Vorderflügel haben. Dasselbe gilt von den Hinterflügeln, welche bei dem Exemplare mit breiten Vorderflügeln völlig so breit wie bei Turionella sind. Somit kann alles recht gut, wie ich früher vermuthete, Folge der Nahrung und des Klimas sein. Ich ling Mughiana am Rugnux an den Knieholzsträuchern im letzten Junidrittel. Sie war selten und öfters beschädigt, (log im Sonnenschein leicht ab und setzte sich nach einigem heftigen Fliegen wieder an die Nadeln. Psecadia flavitibiell a HS. Chaljbe chrvsopygella: Kolenati Meletem. pag. 1 1 1 t. 18 f. 5. Zeller: Ent. Ztg. 1848 S. 37fi. Sie ist kleiner als Chrysopyga, mit welcher sie in der Dunkelheit der Grundfarbe übereinstimmt; sie ist also noch bedeutend kleiner als die auf den etwas gestrecktem Vorder- tlügeln heller und durchsichtiger schwarz gefärbte Pjrausta. Während sie aber mit dieser in der Stellung der drei Vorder- tlügelflecke genau übereinkommt, nur dass sie bei der vor- liegenden Art stärker sind, muss sie den Tastern zufolge für 105 nälier verwandt mit Chrjsopyga anerkannt werden: denn bei l'vrausta sind sie auf der Unterseite dicht und iang behaart, bei den andern dagegen nur beschuppt und glatt, dabei aucii länger und stärker aufgebogen, mit verhältnis.smässig Jängerem Endgliede; doch ist bei Chrysopyga das zweite Glied ziemlich dick und sticht gegen das dünne Endglied sehr ab; bei Flavi- tibiella gehen beide Glieder ohne merklichen Absatz in ein- ander über. Bei Flavitibiella ist das Analsegment und der Hinterrand des anstossenden Segments orangegelb; bei Chrysopjga sind die drei letzten Segmente so gefärbt, doch das drittletzte auf dem Bauche in der Mitte schwarz; bei Pyrausta sind die vier letzten Segmente orangegelb und die drei vorletzten auf dem Bauche mit einem schwarzen Mittelfleck. An den Hinter- schienen, die sowohl bei P3rausta wie bei Chrysopyga ein- farbig schwarz sind, ist bei Flavitibiella nur die Wurzel in wechselnder Ausdehnung schwarz, alles übrige nebst den Dornen orangefarbig, sowie auch das Wurzelglied des Fusses. Obgleich der Name Chrysopygella'') (vorn Jahre 1846) älter ist als Flavitibiella, so verträgt er sich doch mit Chry- sopyga (1844) zu schlecht, als dass ich nicht den Herricli- Schäffer^schen vorziehen sollte. Nach Eversmann's Fauna Volgo-Üral. p. 56H fliegt die Art in den Vorbergen des Ural im Juni; Kolenati ting sie in Caucasien bei Karabagh. Ich selbst fand sie nur am Fusse des Laatscher Abhanges im Tuorsthal zwischen dem auf den Felsblöcken wachsenden Gesträuch. Hier klo])fte ich am 14. Juni ein schönes Exemplar von einem Lonicerenbusch, an dem es niedrig sass, ins Gras. Am 15. sammelte ich in zwei Nachmittagsstunden 24 Exemplare, von denen zu meiner Verwunderung viele schon abgeflogen waren. Sie flogen im heisi-en Sonnenschein 3 — 4 Fuss hoch über dem Gestein an den offenen Stellen des Gebüsches, aus dem sie hervorzu- kommen schienen. Ihr Flug war wie der der Zj'gänen. Die Berberitzenwespen, die nicht selten schwärmten, täuschten mich olt durch ihre Grösse und ähnliche Färbung, obgleich sie gar keinen rothen After haben, der an der Psecadia im Fluge sehr auffällt; aber selbst die schwärmenden röthlichen Ameisen verleiteten mich öfters durch die Aelmlichkeit ihres Fluges zu der Annahme, dass ich eine Psecadia sähe. Von den zwei Weibchen flog das eine wieder ans Gesträuch und *) In der Zeitung a. a. Tt. habe ich üchoii bemerkt, daci.s mein von Kolenati solbst erhaUenes Exemplar nur drei schwarze Flecke zeigt; ich tüge hinzu, dass auch auf Kolenatis Abbildung nicht mehr als drei an den gehörigen Stellen zu sehen sind. WH fH'.i/.U' sich Hn einen Grashalin. Am 16. Juni erliielt ich trotz alle.s iSuclieiiK nur 2 Männchen, Am 24. erhielt ich, nachriem anhaltend sclilechtes Wetter gevef^en war, noch H Exem- plare, die alle gleichfalls flogen. Später Hess sich keins mehr auftreiben. Aus den sehr genauen Nolcken'schen Nachrichten über Vy- rausta in der Livländischen Fauna (2 S. 517) schloss ich, daso die Raupe der Flavitibiella auch an Thalictrum aquilegifolium, das dort mit einer andern Thalictrumart häufig wächst, leben müsse, und suchte gegen Ende Juli an mehrern Tagen an den Pflanzen nach; es Hess sich aber keine Spur entdecken. Ich vermuthe also, dass, wenn ein Thalictrum die Nahrung ist, die Raupe viel später gesucht v^erden müsse. Gelechia (Brachy crossata Hnm. Nothris H. Cat. 411) tripunctella H. Gel. tripunctella Frey Tin d. Schweiz S. 96. — Zeller: Schriften der zool, bot. Ges. 611 (49.) — Heinemann Schm. von Deutschi. 2, 324. Nicht häufig an trocknen Stellen des Rugnux, bei Stuls, am Laatscl'.er Abhang und beim Weissenstein, wo überall Globularia wächst, zu Ende Juni bis nach Mitte Juli. — Die Exemplare ändern ab in der Grundfarbe der Vorderfiügel, die mehr oder weniger bräunlich ist, und in der Stärke der 3 Punkte des Mittelraums und der Pünktchen am Hinter- rande (die bei einem BergUner Exemplare wie bei melireren Kaiblern ganz fehlen). Die Weibchen dieser Art sind immer dunkel und haben schmale, gleich breite Vorderflügel mit kleinen Punkten, weshalb die Hinterrandjüinktchen entweder Ichlcu oder luivoUstän dig und undeutlich sind. (In HS. sonst gutem Bilde 462 viel zu deutlich). Die meisten Exemplare von Bergün sind grösser als die von den steirischen Alpen. Meine a. a. O. ausgesprochene An.^icht, dass Maculo sella HS. nur Varietät von Trii)unctella .-ei, finde ich dadurch unterstützt, dass ich nun beide an denselben Stellen getrotfen habe. Maculosella hat auf den Vorderflügeln eine helle Grund- farbe (wie Tripunctella sie auch oft hat) und die schwarzen Punkte darin recht scharf. Der gelbbräunliche Schatten aber, der sich vom Queraderpunkt bis zum Vorderrand ausbreitet, ist in den verschiedensten Abstufungen des Umfanges und der Stärke zu verfolgen. Dass die Vorderflügel der Maculosella ohne Ausnalime spitzer sein i^ollten, wie ich früher angab, kann ich nicht mehr behaupten, da manche Tripunctella sie g^uau von gleicher Gestalt zeigt. Ich kann daher Maculo- .'>ella nur als Varietät, nicht einmal als locale, gelten lassen, wofür sie anzusehen Frey (Tin. d. Schweiz S. 97) sich ge- 107 ntigt ciklärt. 1-1S\ Altbildung sliinint niclit zu KMiitn Worten, indem hei ihr der dunkle Schauen s^ich bis z,utn Jnnenrand zieht, in welcher ßeschallenheit ich ihn noch nicht gesehen hi.bc. Ausser auf den Steirischen (Sommering, Hochschwab), Kärntner (Saualp, Kaibl, Preth), Krainer und Salzburger Alpen fliegt die Art auch im Engadin, von wo ich sie durch Christo|)h erhielt. Nach Kollar lebt sie selbst bei Wien; er sagt von ihr in den Beiträgen zur Landeskunde Oestreichs IL, S. H3: „Plutella tripunctella H. 127 aul niedem Bergen auf Waldwiesen, bei Wien aul' dem Himmel. Juli, August^. Gelechia continuella Z. Ent. Ztg. 1868. 124. — Schriften der zool. bot. ües. 1868 S. 611 (49). Nur zwei schöne Männchen habe ich bei Bergün (28. Juni, 6. Juli) am Rugnux von Knieholz abgeklopft. Sie stim- men in allem mit den bei Raibl am Knieiiolz gefangenen und gehören ohne Zweifel zu dieser Art. Es ist mir auch jetzt nicht zweifei liaft, ob lie, ungeachtet ihrer beträchtlichen Grösse und der ausgedehnteren weissen Flecke, mit der ursprüng- lichen, in der Isis aufgestellten Continuella eine Art aus- machen. In dieser Ansicht werde ich durch ein Exemplar bestärkt, das ich am 6. August 186S bei Meseritz im hohen Kiefernwald abklopfte. Es bildet in der Grösse einen Ueber- gang (Vordei flügellänge etwas über 4 Linien — geg^Q «^y« der ursprünglichen Continuella und 4^^ der alpinen Gelechia) un^\ hat fast so grosse weisse Flecke wie die Knieholzbe- wuhnerin; der Mittelfleck ist sogar durch \\ eisse Bestäubung mit den Gegenflecken verbunden. Die sciiwarzeu Punkte vor und hinter dem Mittelfleck treten bei den alpinen Exemjdaren mehr oder weniger hervor, haben aber t-onst die Lage wie bei der kleinern Continuella. Nun stellt aber Heinemann S. 218 des Tioeenbandes eine neue Art: Nebulosella auf, die er wohl von Lederer er- hielt, und die schon zufolge des Vaterlandes: Alp Mangerf"') einerlei mit der alpinen Continuella ist. Seine Continuella unterscheidet er von dieser Nebulosella durch etwas geringere Grösse, durch das längere dritte Tasterglied (so lang wie das zweite, während es bei Nebulosella '/^ kürzer sein soll) und ■■') An der Angabe : Mangert in Istrien, darf man sieh nicht stobseu. . Der Mangeit oder Manhart liegt in Kärnten, und v. fleine- raaiiii hat nur das Versehen v. llornig's nacligodprochen, der in der Ueberschrit't seines Aul'datzes (Schriften der zool. bot. Geöcllscliaft 1Ö54, Ö. 177) und in) Anfange desselben deuMangert und den llovnbon (.bei Flitsch im Jvüstenlande) nach Istrien verlegt. 108 (iuroii die rlnnkelgraue, nicht, braunschwarze Grundfarbe der \'ürderlliigcl. Offenbar ist nur das zweite Merkmal von Wich- tigkeit. In der That haben einige alpine Exemplare der Continuella ein etwas kürzeres Endglied als die andern; aber ein kleines Exemplar der Continuella aus der Lausitz hat gleichfalls das dritte Glied entschieden kürzer als das zweite. Ich kann daher nur zugestehen, dass bei dieser Art die Länge des Endgliedes etwas veränderlich ist, wenn sie sich auch nicht um ein volles Drittel (wie v. H. wohl übertreibt) re- ducirt. Es bliebe dann weiter nichts als die ansehnlichere Körpergrösse, die für alpine Exemplare im Ganzen wenig be- deutet, da sich auch andere dortige Arten darin auszeichnen, ohne eigene Species zu bilden. Ich kann also Nebulosella nur für die grosse alpine Form der Continuella ansehen, oder icli kenne v. Heinemann's Continuella nicht. Die ächte Perpetuella mit der braunen, nur im Gesicht ins Gelbliche übergehenden Farbe des Kopfes, habe ich in einem schönen Männchen am 25. Juli auf einer Blume (in Gesellschaft der Acid. flaveolaria) am Stulser Berge gefangen. Nach ihm urtheilend, finde ich HS. Hg. 511 (^) sehr gut; ebenso treffen Frey 's Beschreibung (Tin. d. Sch\Aeiz S. 102) und v. Heinemanns Angaben zu; nur die Grundfarbe sehe ich an meinem Exemplare nicht anders als bei Continuella; sie mag sich durch längeres Fliegen oder in der Sammlung lichten. Mein Exemplar hat die Grösse der Meseritzer Con- tinuella. Gelee hia succincteUa n. sp. Capite cinereo, palpis gracilibue, cinereis, interius albidis; al. ciul. fuLcescenti-cinereis, macula subcostali ante medium, fascia media nebulosa (puncto nigro postice infra medium adhaerente) strigaque postica (interdum interrupta) distinctiore albidis; post. cinereis, breviter acuminatis. q. £. Diese unscheinbare Art fing ich als dunkle Exemplare der mir bei Bergün nicht vorgekommenen Gel. (Teleia) do- decella; sie ist aber durch breitere Flügel, Mangel der Schuji- penhöcker und sehr wenig vortretende Spitze der Hintertlüge! von ihr gai>z verschieden. Ob sie aber eine Geleehia im Heinemann'schen Sinne ist, habe ich nicht durch Untersuchung des Geäders bestimmen können; die schlanken Taster und verhältnissmässig langen Hintertlügelfranzen machen es et« as traglich; ich stelle die Art nur provisorisch hierher wegen ihrer Aebnlichkeit in der Beschaffenheit der weisslichen Vor- (Icrllügelstellen mit Continuella und Perpetuella, eine Aebn- lichkeit, welche lieh bei der Dunkelheit der Färbung auch durchaus nicht auf den ersten Blick ergiebt. 109 Sie ist viel kleiner als Continuella (etwa wie Leucatella), grauköpfig, mit schwarzgrauer Grundfarbe der Yorderflügel und grauweisslicher, nebelhafter Zeichnung; nur die hintere Querlinie, die wohl gewöhnlicher vorhanden ist als 2 Gegen- flecke, zeichnet sich durch etwas reineres Weiss und Schärfe der Begrenzung aus. Rückenschild bräunlichgrau; Kopf etwas heiler, besonders im Gesicht, ein wenig schimmernd, Ocellen kann ich nicht entdecken. Fühler von massiger Feinheit, borstenförmig, gegen die Spitze schwach gezähnelt, bräunlich grau. Taster schlank, innen weisslich, aussen braungrau; das zweite Glied wenig dicker als die Wurzel des dritten, am Ende in grösserer oder geringeier Ausdehnung weisslich; drittes Glied niclit fein, zu- gespitzt, Vj so lang wie das zweite, Hinterleib dunkelgrau mit hellem Analbusch; Bauch hellgrau mit weisslichem, nach hinten erweitertem Mittel&treif. Beine braungrau; Hinter- schienen auf der Innenseite bleichgelb, auf der Rüokenschneide mit ziemlich reichlichen, langen, bleichgelben Haaren; auf der Aussenseite am Ende bleichgelb, wie die Dornen und die Enden der Fussglieder. Vorderflügel 3 Linien lang (beim Weibchen 2V2)i massig gestreckt, nach hinten kaum erweitert, an der Spitze sanit zugerundet, braungrau, reichlich mit dunklern Schüppchen be- streut. Die Zeichnung ist weisslich, durch aufgestreute dunkel- braune Schüppchen getrübt, und mit Ausnahme der hintern Querlinie ohne scharfe Umrisse. Vor der Mitte liegt, den Vorderrand nicht berührend und fast bis zur Falte reichend, ein solcher nebelhafter Fleck, Die gleichfalls nebelhafte Mittelbinde ist ziemlich breit, über der Mitte verengt und mit braunen Schüppchen bestreut und daher m ie aus zwei Gegen- tlecken zusammengesetzt. An dieser Verengerung liegt ein sciiuarzes Fleckchen, das sich leicht abwischt, an ihrem Innen- rande, während ihr Aussenrand, aber liefer abwärts, ein schärfer ausgedrücktes, dauerhafteres, schwarzes Fleckchen trägt. In der Mitte z\\isciien ihr und der Flügelspitze, also weit hinter dem Innenwinkel, ist eine reiner w eissliche (^uerlinie, die nach aussen etwas concav, beim Weibchen grade, bei einem Männ- chen in zwei breit getrennte Gegenllecke zeischnitten ist. Längs des Hinterrandes sind einige weissliche Schuppen ge- streut, hinter welchen schwarze hier und da zu schwarzen Rand- strichelchen zusammenlaufen, Franzen heller, bräunlichgrau. HinterHügel nur wenig breiter als die Vorderflügel, mit kuizer Spitze und sehr schwacher Biegung des Hinterrandes unter derselben, einfarbig grau. Franzen länger als die Hin- lerllügel, also verhältnibsmässig ansehnlich liinjier als iit-i ('(»nlinuella, gelbliehbraungrau. 110 Unterseite grau, auf den Vorderflügeln besonders gegen den Vorderrand rauclibraun. Von meinen 4 Exemplaren erhielt ich das einzelne Weib chen am 1(^2. Juni, die Männchen, jedes an einem hesondern Tage, später bis zum 2. Juli. Die Flugzeit der seltnen Art dauert sicher weiter in den Juli hinein. Ihr Wohnort war das Nadelliolz an verschiedenen trocknen Stellen des Rugnux Gelechia feralella n. sp. Capite fuico, l'ronte cinerea, palpis albidis, apice fusce- scente; al. ant. angustis nigris, ciliis nigricantibus, fasciis duabus niveis, nitiduli-, altera ante medium, obliqua, abbreviata, altera postica, recta, perpendiculari. ^. Obgleicii ich nur ein Exemplar vor mir habe, so trage ich doch kein Bedenken, es als neue Art zu benennen und zu beschreiben. Ich fing es am 30. Juni am Rugnux zwischen Knieholz zufällig im Grase. Es steht seiner Färbung und Zeichnung nach der Gel, lugubrella F. am nächsten, hat aber nur die Grösse der Li- gulella und unterscheidet sich von ihr ausserdem durch die graue Stirn, die grau\^ eisslichen Taster (beides bei Lugubrella gelblichweiss) , die i-jiärlichen, braunen (nicht Nveissliciien) langen Haare an den Hinterschienen, die grade, senkrechte, reinvveisse und etwas glänzende zweite Querlinie der Vorder- tlügel und die länger gespitzten Hinterflügei.- Grösse der Gel. (Anacamj)s.) ligulella. Rückenschild . sshwarzbraun. Kopf obenauf schwarzbraun, im Gesicht ins Glänzendgiaue übergehend. Fühler dünn, borstenförmig, nach oben mit deutlich gesonderten Gliedern, braun, an der Vor- derseite ganz verloschen dunklei' geringelt, was an den End- gliedern etwas deutliclier wird. Taster ziemlich lang, grau- weisslicli; zweites Glied durch die schwache Schuppenbürste nur massig verdickt, auswärts bräunlich angelaufen; drittes Glied fein, von der hänge des zweiten, vor der Spit/e mit einem breiten, verloschenen, bräunlichen Ringe. Hinterleib dunkelgrau, an den Seiten, den Hinterrändern der Segmente und am reinsten auf dem ganzen Bauch weiss beschuppt. Mittelbeine braun, weissfleckig. Hinterbeine an den Schenkeln silbergrau, .«-onst auf der ganzen Innenseite glänzend gelblich weiss mit tolchen Schienendornen; auf der Aussenseite der am Rücken mit wenigen, anliegenden, braunen, langen Haaren bekleideten Schienen braun mit einem weissen Fleck hinter der Mitte an der Wurzel des ersten Dornenpaares und einem «•bensolchen reinweissen Fleck an der Spitze; Fü.>-se l)raun mit wei.s.sen Enden der (ilieder. \()rderliügel 2% Linien lang (bei Lugubrella •'{'/j-'^K 111 gestreckt, nach hinten kaum erweitert, bräunlich scliwarz, etwas .H'liinimernd, mit zwei reinweissen, gleichfalls schim- mernden Binden. Die erste Binde ist vor der Fliigelinitte, grade, schräg nach aussen gelegt, gegen die Flügelfalte, wo sie aufhört, etwas verengt. Die zweite ist grade und steht senkrecht auf dem Anfange der Hinterrandfranzen; ihre Ränder sind nicht ganz scharf, und an denselben liegen auf ihr ein paar zerstreute schwarze Schüppchen. Franzen schwarzgrau, an der Wurzel mit schwarzen Schuppen verdeckt und gegen die Flügelspitze in gewisser Richtung weisslich schimmernd, Hinterflügel wenig breiter als die Vorderflügel, mit ver- längerter Spitze, unter welcher der Hinterrand einen sehr stumpfen Bogen macht, einfarbig grau, etwas dunkler ge- franzt. Unterseite glänzend grau; auf den Vorderflügeln scheinen die zwei weissen Binden verloschen durch. » Gelechia terrestrella n. sp. fusco-cinerea, palpis interius lutescentibus, antennis obsolete annulatis; al. ant. opacis, fusco-cinereis, punctis tribus ordinariis fuscis, obsoletis. elongatis: post iatis, cinereis q. Diese grosse unscheinbare Art gehört wohl mehr in die Nähe der Gel. decolorella Heinem. p, "^09, welche aber viel i^chinalflügliger ist und auf den glänzenden, bräunlich lehm- farbigen Vorderflügeln gar keine Discalpunkte zeigt, als in die der Tephritidella, welche sie gleichfalls in der Breite der braungrauen Vorderflügel übertrifft, auf denen sie mit ganz verloschenen, in die Länge gezogenen Discalpunkten versehen ist. Sie kann nicht die mir in der Natur unbekannte Tragi- ceila Heinem. S. 199 sein, weil auf ihren Vorderflügeln gar nichts von bläulichweissen Schuppen zu sehen ist, und ein Punkt weniger vorhanden zu sein scheint. Grösse der Tripunctella. Rückenschild braungrau, wie der unten im Gesicht kaum ins Gelbliche gefärbte Kopf. Fühler ziemlich fein, an der Unterseite schwach gekerbt, gegen das Ende allmählich deutlicher gezähnelt, bräunlich, verloschen dunkler geringelt. Taster wegen der Kürze der Bürsten- schuppen nur dünn, Itraungrau, auf der Innenseite ziemlich hell, ins Lehmfarbene übergehend; Endglied ^/.^ kürzer als das zweite Glied, aussen verloschen dunkel gefleckt. Hinter- leib dunkelgrau. Beine braungrau, auf der Innenseite lehni- gelblich; Hiuterschienen auf der Rückenkante mit reichlichen, langen, braungrauen Haaren bekleidet; Hinlerfüsse braun mit hellgelbliclien Enden der Glieder. VorderMügel 4 %—.')'/, Linien lang, ziemlich breit. Iiinicii frwcitcrt, dann sanft zugespitzt mit aitgerundeter Spil/.c und 112 schrägem, wenig convexem Hinterrande, glanzlos, gelblichbraun mit sehr reichlichen, dunklen Schuppen. Die drei sch\A'arz- braunen Mittelzeichen sind sehr verloschen unü fast nur durch die Lupe zu erkennen; am sichtbarsten ist noch das auf der Querader, welclies in eine kurze Längslinie ausgezogen ist, die unter sich einen Punkt hat, mit welchem ihr Ende haken- förmig zusammenfliesst. Von den zwei vor der Mitte befind- lichen Zeichen besteht das obere auch in einer Längslinie, die aber kürzer ist als die der Querader; das untere Mittelzeichen, auch ein kurzer Längsstrich, liegt dicht über der Falte. Hinter dem Queraderstrich lässt sich im Vorderrande ein kleines, aus gelbliehen Schuppen zusammengesetztes Fleckchen er- kennen. Die Flügelpurtie hinter ihm zeigt auch gelbliche zerstreute Schüppchen unter der Lupe, und am Hinterraude lassen eich vor den etwas heller grauen F'ranzen nur einzelne schwarze Schuppen, aber keine Handpunkte wahrnehmen. Hinterflügel viel breiter als die Vorderflügel, mit kurzer Spitze, unter welcher der Hinterrand sehr schwach eingebogen ist, einfarbig bleigrau, geglättet und ein wenig schimmernd; Franzen braungrau. Unterseite der Vorderflügel braungrau, der Hinterflügel grau, bei diesen am Vorderrande und um die Spitze mit grobem, braunen Scinippen bestreut. Die 4 Männchen habe ich zwischen dem 20. Juni und 2. Juli aus Gesträuch bei Stuls und im Tuorsthal am Laat- scher Abhänge geklopft. Gelechia (Arg j ritis*) Hei nein.) libertinella Z, Bis zur gegenwärtigen Untersuchung hatte icli 4 Exem- plare von der Bameralp am Hochschwab und eins aus dem Tragösthal bei Brück a. d. Muhr wegen ihres übereinstim- menden Aussehens unter Pictella gesteckt. Frey, der keine ächten Pictella und Su]jerbella vor sich hatte, sah an seinen Engadiner Exemplaren die Fühlerspitzen nicht einfach weis.'^, sondern schwarzgeringelt und oharakterisirte sie als Super- l)ella, weil er sie nicht als Pictella anerkennen konnte. Heine- mann mischt (S. 2»3 seines Tineenbandes) Pictella und Lil>er- tinella unter einander. Stainton beschreibt Pictella genau, l)ildet ^ie aber mit zu kurzen und braunrothen VorderHügeln und einfarbig gelblielien Fühlern ab, so dass man auf seine Abbildung nicht als auf eine glückliche verweisen kann. *) Dieser (iattiuigsname ist zwar sclioii von Hübner im Catalng gebranchl: tla aber wohl lüeniaiid weiter als Herr Francis Wallier (^l'at. Noct. (). G57) auf den Kiiilali kommen wird, die silberfarbigen (.'iiciillien als eigne Galtnng ab/nsondern , so konnte er als vaeant angeselien und für diese Gelechiengruppe verwendet werden. 113 1. Pictella Z. ist also die Art, bei welcher das End- drittel der Fühler einfarbig gelblicliweiss, ganz ohne schwarze Ringe ist, und die Voiderflügel hinten eine vollständige, am Vorderrande reinweisse, sonst silberne Binde tragen. Diese Art findet sich in England an mehrern Stellen. Ich besitze sie von Glogau, Meseritz und Stettin. Dass sie nicht bloss die niedern Gegenden bewohnt, beweisen zwei Exemplare, die ich bei Preth in den östlichen Alpen am 26. Juni fing. Sie fliegt hauptsächlich im Juli; doch erhielt ich sie bei Glogau noch frisch am 8. August und bei Meseritz schon am 16. Juni. Sichere Synonyme sind die im Stand. Wocke Catalog angegebenen, wovon aber das Heinemann'sche auszuschliessen ist, wofür hinzutritt: Germarella in Nolcken's Fauna v. Liv- land ir. S. TvSn. 2. Libertinella Z. hat die Grösse der Pictella, ist aber sofoit daran zu erkennen, dass sie statt der hinteren Binde zwei vi eitgetrennte Flecke hat, von denen der am Vorderrande weiss, unten silbern, der untere, weiter gegen die Flügelbasis gerückte ganz silbern ist. Ihre Fühler sind weiss und schwarz geringelt; die schwarzen Ringe treten über dem schwarzen Wurzelgliede so dicht an einander, dass sie das Weiss verdrängen; hierauf entfernen sie sich allmählich immer weiter von einander, wodurch das Weisse die Ol)er- hand gewinnt; hinter der Mitte näliern sie sich einander wieder ebenso allmählich bis zur Spitze hin, die auf der Unterseite in ansehnlicher Länge einfarbig braun ist. Hierher gehören also die vorliin erwähnten Exemplare aus den Steirisclien Alpen und die von v. Heinemann und Frey im Engadin gel'angenen. Bei Bergün ist Libertinella ziemlich häutig. Ich fing sie vom 9. Juni an bis zum Anfang des Juli an trocknen, kräuterreichen, sonnigen Anhöhen, be- sonders wo es Salvia pratensis gab. Hier flog sie in Gesell- schaft der Dimidiella am Spätnachmittag leicht auf. Im En- gadin wurde sie im Juli gesammelt. Als Synonym ist für Libertinella F'rey's Superbella (Tin. d. Sch^^■eiz S. 132) anzugeben. 3. Superbella Z. ist eine der ailerkleinslen Gelechicn, also mehr als doppelt so klein wie die 2 vorhergehenden und sogleich an ihrer Kleinheit zu erkennen. Sie gleicht in der Zeichnung der vielleicht dunklern Vorderüügel ganz der Li- bertinelhi. Aber ihre Fühler und 'J'astcr sind von andrer Beschafienheit. Jene sind nämlich vom schwarzen Wurzel- gliede an völlig gleiclnnässig bis zur Spitze schwarz und weiss geringelt, und zwar so, dass das Weisse die schmalem Ringe bildet. An den Tastern ist das zweite Glied durch die vielen 114 abstellenden Haarseliuppen der Unterseite stark verdickt und auf der Aussenseite sclnvarzbraun, nur am Ende weist- ; statt dass bei Libertinelia das zv^eite Glied schwach verdickt, zusammengedrückt, auf der Aussenseite braun und an der Endhälfte weiss ist. (So sind allerdings alle Bergüner Exem- plare der Libertinelia gefärbt; das Tragöser, das entsciiieden derselben Art angehört, hat weniger als die Endhälfte weiss; die Färbung giebt also an den Tastern kein standhaftes Merkmal.) Superbella bewohnt zu Ende Mai und Anfang Juni bei Glogau, Meseritz und Stettin den dürren- Sand, der reichlich mit Cladonien und hier und da mit Tiiymus serpjllum be- wachsen ist. Unter diesen Pflanzen sitzt sie auf dem Sande und wird im Sonnenschein durch Stören in den dürren Flech- ten oder durch Tabacksrauch zum Hervorhüpfen beMogen. Ihr Flug ist kurz und niedrig. Ich erhielt sie von Dresden und Sarepta und aus Livland. Für Superbella gelten die 2 Citate im Stand. Wocke Catalog, ausser dem aus Frey, wofür Nolcken's Fauna Li vi. II. S. 585 hinzukommt. 4. Tarquiniella Stt., die ich nur aus der Abbildung und Beschreibung kenne, hat die Fühlerzeichnung der Pictella und wird daher wohl am besten vor diese gestellt. Ihr Hauptmerkmal ist der gänzliche Mangel der Binde oder der Gegenflecke auf den Vorderflügeln. Sie bewohnt die Sandhügel der Küste von Dublin. Hier hält sie sich in den warmen Vertiefungen auf zwischen Moosen, Gaiium und andern kümmerlichen Gewächsen , doch auch an dim Händern der Sandhügel, und scheint sieh nur auf die bei Superbella erwähnte Weise erlangen zu lassen. Die erste Nachricht über ihr Vorkommen gab Barrett im Zoologist S. 780;*. Ueber ihre Merkmale fchrieb dann Stainton im Annual for 1862 p. 112 und in der Natural Histoiy. Im Monthly Magazine HI. 1866 — 67 erschien eine in den Hinler- flügeln verfehlte Abbildung auf tab. 1 f. 2 mit der Notiz S. 169 über das Vorkommen der Art bei Dulilin. HS. erklärt V. S. 188, Hübner's Germarella flg. 467. 468 sei nach den Originalen nichts andeies als Pictella. Mit Recht sehen Stainton und Wocke die.<-(! Behauptung als unzu- verlässig an; denn selbst ohne Berücksichtigung t!er 2 weissen Innenrandflecke, welche bei den -1 Arten nie vorhanden sind, könnte das Bild nur zu Liberlineila gezogen werden. Linne hat in der Fauna Suecica p. 361. 1403 eine Phal. Tiu. Wilkella. Er sagt darüber Folgendes: alis nigris, fasciis quatuor argenteis arcuatis, secunda recla. Descr. Est inter minimas hujus ordinis, oblonga, nigra, semicylindracea. 115 Caput et antennae albae, Älarum margo teuuior villis ter- minatur. Lineae quntuov transveipae argenteae alas distin- guunt, quarum prima medietate retroisum tlexa, secunda recta, lertia et quarta medietate antrorsum flexa. Habitat in Hobuigo Gotlandiae, copiosissime supra terram exsiliens. In der Gotländischen Reise I. S. 278 (der deutschen Uebersetzung) lesen wir vom 9. Juli Folgendes: „Phalaena Wilkella seticornis ppirilinguis nasuta nigra, lineis argenfeis transversis qualuor, eine Art kleiner Motten, waren in so grosser Menge auf der Ebene der Hoburg, dass sie wie Staub vor den Füssen herumflogen oder wie die Cicaden, wenn man gleich nach der Heuernte an die Brüciier geht. Sie waren von der kleinsten Art, länglich und schwarz, mit 4 silber- farbenen Querlinien, davon die erste sich nach vorn bog, die andere gerade querüber ging, die di'itte und vierte aber an den Seiten hinterwärts gekrümmt war. Die Flügel waren an dem Innern Rande rauh, der Kopf und die Fülilliörner weiss.''' Es ist sicher, dass diese Art, die auf dem südlichen Ende des Bergzuges Hoburg auf Gotland lebt, ohne alle Mühe Mieder aufzufinden sein würde. Ich vermuthe, dass sie sieh als eine oberflächlich und theilweise falsch beschriebene Pic- tella erweisen werde. Butalis faUacella Schlg. Fve\ : Tin. d. Schweiz S. 163. Zeller: Schriften d. zool. bot. Ges. 1868 S. 618 (.50). Fallacelhi i>t an trocknen, sonnigen, mit blühender Ilijtpo- creids und Helianthcmum reichlich bewachsenen Anhöhen niclit seilen am Fusse des Rugnux, besonders gegen den Ulix hin, lei der Sagliaz und am Laatscher Abhänge. Sie sitzt hier niei.-t auf glatten Blättern niederer Gewächse, fliegt gwn und i)egyt(et sich im heissesten Sonnenschein; die begatteten Paare lullten sich mehr versteckt und trennen sich beim Fangen leicht. Ihre Flugzeit begann am 14. Juni und dauerte i;is in die dritte Woche des Juli. Diese im männlichen Geschlecht an ihrem dicken, plum- pen, vor der Aflerspitze knollenartig aufgetriebenen Hinter- leibe kenntliche Art iiat hei Bergün gewöhnlich auf den Vor- deillügeln ein einfaches Graugrün zur Giundfarbe ohne Bei- mischung von Gelb. Es giebt aber doch einzelne Exemplare, bei denen diese recht lebhaft messinggelblich ist. Durch zu langes Aufweichen entstellen bleibende violettliche Stellen, deren Unnatürlichkeit sich durch ihre Ungleichheit auf beiden Vordorflügeln verräth. — Bei einem Männchen ist der honig- 11G braune Genitalapparat breit geöffnet und macht durch seinen Umfang die knollenartige Verdickung im geschlossenen Zu- stande erklärlich. Die kürzere obere Partie ist länglich dreieckig und läuft in zwei abgestutzte, auf dem Rücken gegen das Ende behaarte, etwas divergirende Streifen aus; an jeder Seite des Dreiecks kommt aus seiner Basis ein ab- wärts gerichtetes, scliief zugespitztes, ebenso langes Streifchen. Die viel längere untere Partie ist lüflelförmig ausgehöhlt, auf der untern (äussern) Seite fast anliegend l)ehaart, und am Ende in zwei schmale, dünn zugespitzte Grißel gespalten. Beim Weibchen ist das dicke, honigbraune Analglied (aus zwei Segmenten gebildet) auf jeder Seite mit einem hell ochergelbliciien Schuppenfleck und gegen das Ende hin» mit einem kleineren und schmäleren gezeichnet; beide Flecke sind nichts als die Fortsetzung der gelblichen Besciiuj)pung des Bauches. — Der Hinterleib ist bisweilen auf d(;r ganzen Rückenseite weisslich- oder hell gelblicligrau gefärbt, und dann ist der gelbliche Seitenfleck des Analgliedes ebenso kenntlich, wie wenn die Farbe der übrigen Segmente metallisch bräunlich oder violettlich gefärbt ist. Butalis amphonycella H. Frey: Tineen der Schweiz S. I(>2. Am ganz dünnen, schwächlichen, zugespitzten liinterleibe des Männchens und dem einfarbigen, zwar dicken, aber in einen kegelförmigen, feinen Busch auslaufenden Hinleileibe des Weibchens sehr sicher von der gleich grossen und äiinlich gefärbten Kallacella zu untersclieiden. Bei Bergün lebt sie bestimmt nicht an gleichen Stell(jn mit Fallacella, was viidleicht am GroSy-Glockner der Fall ist, da ich von dorther beide Arten durch Mann erhielt. Auf der Saualp bei der Stelzing fing ich Mitte Juli nur Amphony- cella. Auf den Alpenwiesen bei Chiaclavuot, also viel höher, als Fallacella wohnt, fing ich ein paar Männchen am 8. Juli. Butalis laminella HS. Frey: Tin. d. Schweiz S. 1(J4. Zeller: Schriften d. zool. bot. Ges. 1868 S. (118 (5(i). An gleichen Stellen und mit gleichem Betragen wie Falla- cella. Sie war von Mitte Juni bis Mitte Juli zu finden, doch weniger zahlreich. Ich erhielt auch einige begattete Paare. Das Weibchen ist, von der Oberseite betrachtet, vom Männchen fast nur an dem hervorstehenden Lege.'tachel zu ei kennen, weil sein Hinterleib nur wenig dicker ist. Wenn jener abwärts gel)0gen ist, giebt die Bauchseite die beste Aus- kunft üler das Geschlecht. Denn obgleich der gelbe Bauch- 117 flock des Weibchens öfters bräunlich überzogen ist, so lässt er sich doch unter der Lupe fast immer in seiner scharfen Umgrenzung erkennen. Butalis chenopodiella H. Frey: Schmett. d. Schweiz S. 165. Dies ist die vierte und letzte Butalisart, die ich bei Bergün auffand. Sie war weniger zahlreich als Fallacella "und Laminella. Ich sammelte 10 Exemplare an einer Fels- wand vor dem Bergünstein, an welcher Chenopodium album wuchs, vom 28, Juni bis 20, Juli, Sie gehören zu meinen Varietäten c und d, also zu der dunkelsten Färbung mit wenig ausgebreitetem Gelb. Tinagma perdicellum Z. Var. (an pr. sp.?) ma tutin eil um: capillis obscure cinereis, antennis palpisque cinereo-fuscis. Am 15. Juli fing ich beim Weissenstein am Rande des Sumpfes auf trocknerem Boden 6 Männchen, die über dem bethauten kurzen Grase in der noch sehr wenig wärmenden Morgensonne langsam hinflogen. Weil ich sie nur für Perdi- cellum hielt, to bemühte ich mich nicht um mehr Exemplare und erhielt auch keine Weibchen, die es wahrscheinlich noch nicht gab. Erst beim Vergleich mit den Exemplaren meiner Sammlung bemerkte ich mehrere Verschiedenheiten. Da meine schlesisciien Exemplare, ein Livländisches ,^ und ein von Christoph bei Moscau am (\ Juni gefangenes (^ schon über 10 Jahre alt sind, so fragte ich den Prof. Frey, der (Tineen der Schweiz S. l-SO) die Art sowohl bei Zürich wie in den Graubündner Alpen angetroffen hat, um sein Urtheil. Ich erlaube mir, aus seiner Antwort Folgendes abzuschreiben: „An meinen (5 guten Exemplaren (.^^ von Zürich, 3 Ex. von Göttingen, 2 aus Schlesien) sind die Fühler gelbgrau, deutlich dunkler geringelt, mit weisslicher Spitze [diese weiss- liche Spitze erkenne ich bei meinen Exemplaren nicht an, sondern ich finde die ganze Geissei gleichmässig hellj. Der Kopf oberwärts grau mit einzelnen dunklern Schüppchen, an der Stirn heller, mehr gelblich, schwärzlich beschuppt. Pal- pen gelblichgrau, ziemlich hell. An 2 o (Matutinelhim?) von der Val Fain, die etwas geflogen sind und in Zürich aufgeweicht wurden, sind die Fühler beträchtlich dunkler, nicht gelblich angeflogen, mit weniger deutlichen Ringen und ohne weissliche Spitze. Der Kopf dunkel schwarzgrau, auch an der Stirn ebenso dunkel (doch etwas abgerieben). AufTallend ist der Unterschied der Palpen, an denen man keine Spur einer ockergelben Bei- 118 mischung erkennt, und die vielmehr dunkelgrau sind, am Grundgliede gegen die Spitze schwäizlich. Die Zeichnung der Vorderdügel \^ech.selt bekanntlich beim gewöhnlichen T. perdicellum ziemlieh. Das helle Querband meiner alpinen (^ ibt allerdings verlo.'-chen; doch sehe ich Aehnliches bei einem Züricher Exemplar, |Ich hatte nämlich bemerkt, dass bei dem gewöhnlichen Perdicellum der schwarze Grund von dem hellen durch eine sehr feine, weissliche, nach aussen gekrümmte oder stum])t\vinklig gebrochene Queilinie' geschieden wird, die bei den 6 Exemplaren des Matutinellum fehlt, so dass unmittelbar auf den schwarzen Grund die gleich- farbig weisslichen Pünktchen folgen]. Die Flügelspitze der Berniner Exemplare ist etwas dunkler [an meinen Weissen- steinern nicht]. Urtheile ich nach meinen 2 Exemplaren, allerdings einem höchst dürftigen Material, so würde ich nur eine Localvarietät annehmen." Dr. Hofmann, bei dem ich auch um ein Gutachten ein- kam, schrieb mir: „Von Tin. perdicellum habe ich 5 Exem- plare in meiner Sammlung, von M-elchen 1 von Erlangen und 3 von Regensburg schwarzbraune Palpen und Fühler haben, während 1 'V aus der Gegend von Oberaudorf gelbe Palj)en, gelbliches Gesicht und hellere Fühler, sowie auch lebhafter weisse Zeichnung der Vorderflügel besitzt. Hiernach kämen also Exemplare mit dunklern Palpen auch in der Ebene, und solche mit gelben Palpen auch im subalpinen Gebiet (Ober- audorf) vor, und sclieinen hier allerdings 2 Varietäten vor- zuliegen." Aus diesem allen geht hervor, dass, da nichts. als Fär- bungsverechiedenheiten bemerkt werden und das Weibchen von Matutinellum noch zu entdecken bleibt, vorläufig nur eine Varietät unterschieden werden kann, deren genauere Erforschung hiermit den Micropterologen empfohlen sei. Nachschrift. Wenn die vielen lepidopterologischen Aljjenbesteiger ihre Beobachtungen bekannt gemacht hätten, so hätte ich sicher die meisten der meinigen nicht mitgelheilt; sie schwiegen aber, ob aus Bescheidenheit oder Trägheit oder Eigennutz, mag unentschieden bleiben. Vielleicht tragen aber meine Notizen bei, diesem Schweigen ein Ende zu machen. Herr Dietze theilt mir über die von mir behandelten Arten Folgendes mit: Parnass. Delius. Es überraschte mich sehr, dass Sie die Deliusruupe als noch unbekannt angaben, um so mehr, 119 als ich davon schon mehrfach Abbildungen sah [wo?]. Sie müssen das natürlich besser wissen, vielleicht hat man einfach aufs Ungefähre eine der des Apollo ähnliche Raupe aus der Pliantae-ie an einem Carduus abgebildet. Auf dem Splügen- pass ist diese Art sehr gemein, aber schwer zu fangen. Ganz frische Stücke fand ich 1868 noch am 14. August, während Apollo schon Ende Juni abgeflogen war. — Die Deliuseier sind weiss, kugelförmig, etwas platt gedrückt, mit einem braunen Fleck und solchem Ringe. Sie werden angeheftet. Von Apollo $ vermuthete man, es trage sie lose in dem eigenthümlichen Geschlechtsapparate umher. — Schon nach 14 Tagen krochen unter der Hitze des italienischen Himmels die schwarzen Räupchen aus, deren Zucht auf der Reise natürlich unmöglich war. — Die Apolloraupen fand ich an der Eisenbahnstation Goossensass am Splügen unter gleichen Umständen wie Sie; sie Hessen sich mit unserm gemeinen, gelbblühenden Sedum recht gut füttern. [Boisduval schreibt im Species gener al des Lepidopteres I. p. 349: „Sa chenille, encore mal connue, est, felon Anderegg, fort differente de Celle d'Apollo*-'. Mejer-Dür: „Ueber die ersten Stände ist noch gar nichts bekannt''. Da er mit Anderegg verkehrte, so hätte dieser ihm Nachriclit geben können, wenn er es seinem Vortheil angemessen gefunden hätte. Auch v. Heine- mann schweigt über die Raupe, weshalb ich annehmen musste, sie sei unbekannt. Das von mir erwähnte gelb- blühende Gewächs ist weder Sedum acre noch sexangulare.] Pier. napi. Die Raupe finden wir bei Frankfurt a. M. in den Gärten auf Levkoien und Reseda, im Freien stets auf Diplotaxiö tenuifolia, der gemeinen Rauke. Auch bei Zürich traf ich sie immer auf dieser Pflanze. Die Puppen, welche sich noch in demselben Sommer entwickeln, sind ganz ver- schieden von den überwinternden: erstere grün oder hellgelb mit auilallend grossen, scharfen, schwarzen Zeichnungen, letz- tere weiss oder bleichgelb mit weniger charakteristischen Abzeichen. Bei Podalirius und Zanclaeus findet dasselbe statt; es ist aber merkwürdig, dass über manche unserer gemeinsten Arten am allerwenigsten bekannt ist, was wohl darauf be- ruht, dass viele sich scheuen, davon Mittheilung zu machen. Lycaena Eumedon, die in unserer Gegend als etwas Gemeines um Goranium fliegt, traf ich sowohl hoch auf dem Si>lügen, als auf den Beigen am (^enfet- See. Am Splügen gab es eine Varietät, der jener m eisse charakteristische Streif auf der Unterseile der Unterllügcl fehlt. Clisioc. alpina. Sehr wahrscheinlich von dieser Art traf ich die Eier am Genfer See auf einer alpinen Moorweide. 120 Sie sahen denen der Neustria ähnlicii und waren ebenfalls in einem Ringe um die Futterpflanze befestigt. Nemor. porrinata. Bei Zürich kommt sie sowie Viri- data vor. Sie ist äusserst häufig und oft, in abgeflogenen oder durch "Witterungseinfluss veränderten Exemplaren, ganz roth. Aber Viridata traf ich dort nur einmal; diese ist dagegen bei Frankfurt häufig. Antheraea Gueinzii, eine neue Saturnide von Port Natal, beschrieben von He, O. i^taiidingcr. Herr Gueinzius hat in der Nähe von Port Natal seit einer Reihe von Jahren mit solchem Eifer Lepidopteren ge- sammelt, erzogen und beobachtet, ^^ie dies leider sehr selten in aussereuropäischen Ländern der Fall ist. Nebenbei sind die Schwierigkeiten, mit denen er zu kämpfen hat, ausser- ordentlich und seine Leistungen um so mehr anzuerkennen. Obwohl ich bereits ein hübsches Material, auch liandschrift- liches, von ihm in Händen habe , so werde ich doch erst in einigen Jahren, wenn dasselbe noch mehr vervollständigt sein wird, über die Lepidopteren Port Natal's schreiben, besonders aber die interessanten Beobachtungen des Herrn Gueinzius über die früheren Zustände der Saturniden veröffentlichen, von denen er dort gegen zwanzig Arten erzogen hat. Vor der Hand will ich nur eine seiner schönen Entdeckungen hier bekannt machen, Antheraea Gueinzii steht der Anth. Dione F. Westw. so nahe, dass der beginnende Monograpli der Saturniden, Herr P, Maassen, ein ihm vor et\\ a einem Jahre übersandtes Stück davon als Aberration der letzteren Art ansali. Nach- dem ich vor Kurzem von beiden Arten eine grössere Anzahl (gegen zwanzig) erhielt, dabei auch von beiden Arten prä- parirte Raupen, sowie besonders die Aufzeiclinungen des Herrn Gueinzius darüber, so unterliegt es gar keinem Zweifel mehr, dass wir hier zwei gute Arten vor uns haben, soweit es über- haupt in unserm darwinistischen Zeitalter noch gute Arten giebt. Die kurze Diagnose der Antheraea Gueinzii würde etwa so gefasst werden können: 121 Eintönig ockergelb; Flügel nnit einer breiten, gezackten, violetten Basal- und einer geraden (auf den Hinterflügeln ge- bogenen), grauen Aussenrandlinie, auf jedem Flügel ein gelb, schwarz und violett umrandeter Glaslleck; Unterseite aller Flügel braun mit violett röthlicher Zeichnung. Grösse der auegespannten Vorderflügel 102 — 122 mm. Diese neue Art ist durchschnittlich grösser (115 mm.) als Anth. Dione (105 mm.). Die kammformigen Fühler des i^ haben auch verliältnissmässig längere Kammfortsätze als bei Dione; die Fühler des $ sind aber ganz auffallend stärker und länger gezähnt als bei Dione, welches Merkmal allein zur specifischen Trennung beider Arten genügen würde. Die Brust ist bräunlich, die Beine nach unten grau; der Hinterleib, oben von der ockergelben Grundfarbe, ist unten violettröthlich behaart. Die Flügel sind stets eintönig ockergelb, ganz ohne die dunklere Beimischung und die violetten Zeichnungen, die alle vorliegenden A. Dione auszeichnen. Der Basaltheil der Vorderflügel zeigt nur bei einigen Stücken eine ganz leise Andeutung des bei Dione hier stets vorhandenen violetten Fleckens. Die sogenannte Basallinie, etwa bei ein Drittheil der Flügellänge, ist der von Dione fast ganz gleich, unregel- mässig zackenförmig, violettgrau, nach innen ziemlich scharf dunkler begrenzt. Die violettgraue Färbung setzt sich noch am Vorderrande etwa bis zur Mitte fort. Die Aussenrand- linie beginnt am Vorderrande, etwa 10 mm. von der Spitze entfernt, und verläuft fast gerade zum Innenrande, etwa bei % .seiner Länge endend. Sie convergirt mit der Basallinie am Innenrande bedeutend mehr als bei Dione; sonst ist sie ebenso nach aussen ziemlich scharf dunkelgrau begrenzt, nach innen violettgrau, welche Färbung auch am Vorderrande einen grösseren, lichteren Fleck bildet. Im Auesenfelde, wo Dione stets eine sehr deutliche, grosse, stark gezackte, violette Binde hat, finden sich nur bei einigen Anth. Gueinzii schwache, vio- lette, zeichnungslose Farbenanklänge vor. Der glasartige Augenfleck am Ende der Mittelzelle ist bei Gueinzii kleiner und besonders viel schmäler gelb, schwarz und violett um- randet als bei Dione. Auf den Hinterflügeln sind im Gegensatz hierzu die Augen- flecke, besonders die sie umgebenden Farbenkieise, viel grösser als bei Dione, so dass das Grössenverhältniss dieser Flecke auf den Vorder- und Hinterflügeln beider Arten ein ganz verschiedenes ist. Bei A. Gueinzii sind sie auf den Hinterflügeln etwa vier bis fünf mal grösser, bei Dione nur etwa doppelt so gross wie auf den Vorderflügeln. Sonst 122 führen die Hinterflügel bei A. Gueinzii eine sehr verloschene, pich mit (!(Mii letzten Augenkreise stets verringernde, violette Basallinie und eine ziemlicii stark S-förmig geschwungene Ausseniandlinie, die auch, av ie bei Diene, den letzten Augen- kreis berüiirt. Alles Uebrige bleibt hier ganz zeichnüng^los. Die Unterseite aller Flügel ist an unsrer neuen Art ganz anders gefärbt, nämlich braun mit schönem violett-rosa Anflug oder Zeiclmung. Insbesondere ist der Innenrand der Vorder- flügel prächtig rosafarben. Die äussere Querlinie (die Basal- linie fehlt ganz) ist nach innen breit hinein violett angeflogen, sowie im Aussenfeide hier die violetten Zackenbinden sogar viel grösser und stärker auftreten als bei Dione, während sie doch auf der Oberseite bei A. Gueinzii ganz fehlen. Die Glasflecke sind hier viel schmäler gelb eingefasst als bei Dione und in den meisten Fällen nach innen gerade abgestutzt und hier ohne alle gelbe Umrandung. Eine dunklere Umsäumung des gelben Kreises findet sich nur schwach nach aussen. Die Kaupe unserer neuen Art, etwa 70 — 80 mm. lang, gleicht vieit mehr der von Anth. Beiina Westw. als der von Dione. Die der letzteren Art ist ganz schwarz, auf jedem (mittleren) Segment mit sechs nacli oben sehr langen, starken, braunen Stacheln und je zwei grösseren orange Flecken auf Segment -1 — 7. Die Luftlöcher sind auffallend gross und weiss umrandet. Die Raupe der Anth. Gueinzii ist auch schwarz, aber auf der Oberseite überall mit unregelmässig vertheilten gelblichen Punkten (Fleckchen) besetzt, mit weit kürzeren, ganz schwarzen Stacheln und orange umrandeten Luftlöchern. Die ähnliche Kaupe der A. Beiina ist noch weit mehr mit weisslichen Punkten (Fleckchen) bedeckt, hat noch kürzere, schwarze Stacheln und schwarz umrandete Luftlöcher. Herr Gueinzius, der die bei Port Natal vorkommenden Saturniden nach den Raupen und deren Lebensweise eintheilt, setzt diese Art zu den „Erd Saturnien, d. h. zu denen, deren Rauj)en sieh in der Erde verpuppen, und schreibt wörtlich über die Raupe der Sat. Gueinzii Folgendes: „Die Raupe ist Ende November reif und lebt auf einer strauchartigen Myrica sowie einem anderen, mir nicht näher bekannten, hohen, brcittblättrigen Strauch. Beide Pflanzen wachsen an feuchten Orten. Diese wie die übrigen Raupen ihrer Grujipe spinnen nicht oder einzelne kaum, indem sie kleine Erdklümpchen mit loser Seide zusammenziehen. Die abgestreiCte Haut, die nicht wie bei den Silberstachligen oder Pyramidentragenden oder spinnenden Raupen auf ein Älinimum zusammengeschoben wird, umhüllt die Pujtpe lose wie ein Sack und dient ihr als Cocon. Beim Herausnehmen aus der 123 Erde glaubt man oft eine während der Verwandlung abge- storbene Raupe vor sich zu haben, bis die vollständige Puppe herausgleitet. Der Schmetterling erscheint im nächsten October, ungefähr 10 Uhr Is'achts.. Die Eier sind wcisslich und werden in Menge abgesetzt." Dresden, December 1871. Reisebriefe des Herrn Baron von Nolcken. IV. Nach Absendung meines dritten Briefes aus Bogota hat durch ein unseliges ZusammentrelTen missgünstiger Umstände, deren höchst uninteressante Aufzählung ich füglicli als nicht am Orte ganz weglasse — meine Tropenreise leider einen unverhoft't frühen Abschluss gefunden, und so bleibt mir nur noch übrig, meine Berichte über dieselbe durcli diesen Brief abzuschliessen. Mit dem Entschluss zur Abreise mussten alle geplanten langathmigen Excursionen aufgegeben werden, mit um so mehr Herzeleid, als ich von ihnen erst Jetzt, nach P^rlernung der Landessprache und Orientirung durch eigene Anschauung, vielfältig interessantere und reichere Ergebnisse erwarten durfte. Doch konnte ich mich nicht entschliessen , das Land zu verlassen, ohne die gepriesene grösste Naturmerk\^ ürdigkeit desselben, den Salto del Tequendama, gesehen zu haben. Es ist mir nicht klar geworden, weshalb man den Wasser- fall den Tequendama nennt; denn oberhalb desselben heisst der ihn bildende ansehnliche Fluss: Rio Funza, und vom Falle bis zu seiner Vereinigung mit dem Magdalena unterhalb Ri- caurte wird er Rio Bogota genannt, während der Tequendama nur ein kleines, vom Paramo Pasquilla kommendes Gewässer ist, welches etwas oberhalb des Salto in das linke Ufer des Funza mündet. Auf dem Wege zum Salto passirt man den Fluss un- mittelbar gegenüber der auf seinem rechten Ufer liegenden grossen Hacienda de Canoas auf einer Fähre, deren Floss aus Bin.'en besteht, und deren Tau aus Pferdehaar gedreht ist. Von Canoas steigt der Saumthierpfad durch eine kahle Schlucht, die hier bis dicht an den Fluss reicht, die Anhöhen hinauf; dann reitet man eine Strecke auf dem ebenen Boden einer 124 von Höhen mit beginnendem Gebüsch, das weiterhin immer dichter uird, eingefassten Viehweide; darauf öffnet sich der Einblick in ein dicht, aber niedrig bewaldetes, grosses, breites Thal mit sanft fallenden Abhängen, ^m jenseitigen Thalhange schimmern aus dem dunkelgrünen Laube die weissen Wände einer grössern Ansiedlung in anseiinlicher Höhe; tiefer im Tiiale entdeckt man die braunen Dächer einiger kleiner zer- streuter Rancho's, und auf den Lichtungen weidet viel Vieh. Hier hört man das Rauschen eines Wassers; doch scheint es nicht vom Salto, sondern aus der Tiefe des Thaies zu kommen, in welches ein recht guter, neuer Weg, sich durch Gebüsch um gerundete Hügelkuppen windend, bis nach Chipo hinab- führt, wo sich auf einer grösseren Lichtung um den Rancho eingezäunte Gemüsegärten und Felder befinden. Nun folgt man wieder einem nur durch die Spuren der Thiere bezeich- neten Maulthierpfade, der sehr bald durch niedriges Gestrüpp in einen immer üppiger und höher werdenden Wald führt und sich dann durch abwechselnd sumpfige und steile Stellen rasch zum Almuerzadero herabsenkt. Dieser Pfad ist auf der letzten Strecke eng, gewunden und düster, da die Baumkronen sich über ihm dicht verzweigt wölben und keinen Sonnenstrahl durchlassen, — Auf dem Almuerzadero müssen die Reitthiere zurückbleiben, obgleich der Sallo, dem Getöse nach zu ur- theilen. noch gar nicht sehr nahe scheint. Nun geht es einen sehr steilen, schlüpfrigen, dicht bewachsenen Abhang, kaum erkennbaren Spuren folgend, hinab, kletternd, kriechend, rutschend und auch gelegentlich fallend ; denn nicht immer gelingt es, sich an einen rettenden Gegenstand zu klammern, wenn der eine Fuss im schlüpfrigen, durchweichten Thon- bodcn fiusgleitet, während der andere wie in dicken Leim lief einsinkt. So windet man sich vorsichtig und langsam 200 Fuss tiefer hinab im Halbdunkel des Hochwaldes inmitten einer üppig wuchernden, viellach verschlungenen Vegetation, durch deren dichtes Laubgewirr der erwartungsvoll spähende Blick vergeblich bis zu dem Falle zu dringen versucht, dessen unmittelbare Nähe das nun immer stärkere Getöse verräth. Wieder macht man zögernd einige Schritte, \orsichtig tastend, weiter; der grüne Laubvorhang ist plötzlich durchbrochen, und überrascht wird man sich bewusst, unmittelbar auf dem äussersten, überragenden Rande eines schauerlichen Abgrundes zu stehen, in dessen Tiele der herabstürzende Fluss unter wallenden, dichten Nebeln verschwindet. Dieser Abgrund ist ein schmaler, fast vertical klaffeudei-, etwa tiOO Fuss (nach andern Angaben 800) tiefer Spalt zwischen den Felsen, so gerade, dass man ihn abwärts einige Kilometer weit übersehen kann. Vom Falle aufwärts kann 125 man nur einen ganz kurzen Tlieil des Flusses erblicken, weil siel» seine dichtbelaubten Ufer wie Coulispen verschieben. Das Wasser kommt in glattem, schäum- und wirbellosem Strome, doch, wie es schien, in viel geringerer Menge als bei Canoas, aus dem Gebüsch und stürzt veitical hinab, nur ganz im An- fange einige vorragenile Felsen treffend, bald aber durch den blossen Luftwiderstand sich in Schaum und Nebel auflösend, \^ esluill) denn auch das Getöse des Falls lange nicht so stark war, als ich nach seiner Höhe erwartet hatte. Dieser Nebel füllt die 'liefe der Schlucht auf einer grossen Strecke, und erst weit abwärts sieht man den Fluss in ungeheurer Tiefe sich als feinen, zerrissenen Silberfaden zwischen Felsen und grüner Vegetation, in welcher auch Palmen (oder Baum- farrn?) zu stehen schienen, hiudurchwinden: im Lichte der Morgenf-onne ein zauberhaftes, mit bläulichem Dufte zart über- zogenes Bild, das Schönste am ganzen Salto. Lei'ler gieht es keinen Standpunkt, von welchem die ganze Scenerie im Zusammenhange übersehbar wäie, und daher kann sie auch auf die Sinne keinen so imponirenden Eindruck machen, wie man wohl erwarten dürfte — Es scheint zwar, dass man jnit wenio; Mühe in dieser Beziehung bedeutend nachhelfen könnte; aber so etwas fällt den Leuten hier zu Lande nicht im entfe in testen ein. l)ie gegenüberliegende linke Seite der Schlucht steigt vom Spalt an zwar waldbewachsen, aber so steil in die Höhe, dass hier eine Annäherung nur mit äusserster Gefahr möglich scheint. Die fast senkrechten Wände des Spaltes selbst sind fast ajieiithalben mit grünen oder braunen Fleciiten bekleidet, so dass man nur an wenigen Stellen das nackte Gestein sieht. Auf dtii- rechten Seite ist der obere Rand der Felsspalte ein flacher, schmaler Vorsprung, auf welchem man bis ins Bett des Flusses gelangen und die Felsplatte betreten kann, von welclier das Wasser in den Abgrund stürzt. Dasselbe füllt aber bei hohem Stande das ganze Bett in seiner Breite aus, wie man an der polirten Oberfläche der Platte und an den t()j,riörmigen Löchern in derselben erkennen kann. Sie gleichen denen, welche ich im Imatia-Falle in Finland geeehen habe, und werden wohl in derselben Weise entstanden sein; doch fuchte ich in ihnen vergebens nach den Boiirsteinen. Mit der steigenden Sonne steigt auch der Nebel immer höher, so dass bald Alles von ihm eingehüllt i^t. Der von ihm herrühienden beständigen Feuchtigkeit scheint man die Ueppigkeit der Vegetation in der Nähe des Falles zuschreiben zu müssen, da sie, etwas weiter entleint, einen andern Cha- rakter hat. Aber auch dem Insectenleben scheint diese Feuch- tigkeit gedeihlich; denn innerhalb ihres Bereiches fand ich es 126 reicher und mannichfaltiger entwickelt, mit der Entfernung aber abnehmend. Nach einem Aneioid-Höhenmesser (von Smith & Beck, London) it-t der Rand der Felsspalte am Falle 8150 Fuss hoch über dem Meere; ihr in der Ferne sichtbarer Grund, dort, wo ich Palmen /u erblicken glaubte, scheint mir weit über 1000 Ftiss niedriger zu sein, also etwa 6700 Fuss über dem Meere, bis zu welQher Höhe die Palma real auch noch vorkommt. — Leider habe ich die Höhe des Flusses bei Ca- noas niclit gemessen; doch kann sein Wasserspiegel höchstens 350 Fuss niedriger liegen als das 8800 Fuss hohe Soacha, also etwa 8450 Fuss, und somit hätte der Fluss von dort bis zum Salto ein Gefälle von etwa 300 Fuss (engl.). Auf dem Wege zwischen Chipo und dem Salto ist eine Stelle, von welcher man sehen kann, wie der Fluss auf einer ansehn- lichen Strecke in lauter Schaumcascaden dem Falle zuströmt, und von dieser Stelle scheint lauteres Getöse auszugehen als vom Falle selbst. — Die sichtbare Wassermenge des letzteren schien mir, wie schon gesagt, keineswegs derjenigen des Flusses bei Canoas zu entsprechen, und möchte ich glauben, das ein Theil desselben untei irdischen Abfluss hat durch Si)al- ten im Bette oberhalb des P'alles. Dass die Hochebene von Bogota früher der Boden eines beträchtlicl.en Sees gewesen, welcher durch den Salto ab- geflossen ist, halte ich für unverkennbar. Auf mehreren der tiefsten Stellen existiren noch jetzt Sümpfe und Lagunen, so z, B. in der Umgegend von Cuatro Esquinas die Laguna Kal- sillas, als Ueberreste desselben. In der nächsten Umgebung von Facatativa sieht man zahlreiche Gruppen über einander geworlener, ungeheurer Blöcke von FeL^tiümmern bis 100 und mehr Fuss hoch, auf der Fläche vor dem Fusse des Ge- birges liegen. Jede Gruppe ist von der andern duich ein tiefes Thal getrennt, und bis zu gewisser Höhe zeigen alle diese Preisen die unverkennbarsten Spuren der aushölilenden und glättenden Gewalt des Wassers, in deren Folge manche dieser Steine die sonderbarsten Gestalten bekommen haben. Auf vielen, Piedras pintadas genannt, sieht man bräunlich rothe, ganz unregelmäst-ige Zeichen, die von den Indiern noeli vor der spanischen Invasion als eine Art Hieroglyphen an- gebracht sein sollen. Alle diese FelsuMUj)peu waren ohne Zweifel niedrige Inseln, bis vielleicht ein Erdheben die !Berge am Salto auseinander vis«, und der See sich durch diese OeiV- nung entleerte. Bei der Eroberung landen die Sj>anier, wie ich irgendwo gt-lesen , darüber eine Sage bei der die Hoch- ebene bewohnenden Nation der Muisea's, des Inhalts, dass ihr Hauptgott, als die Gewässer die Muisca"s immer höher 127 auf die kälteren, unwirthliclien Berge drängten, mit einem Schlage seines Stabes die Felsen spaltete und, den Wassern durch die Schlucht des Salto Abfluss eröffnend, seinen Kin- dern das fruchtbare Land der Hochebene zur Wohnung ein- räumte. Es ist denkbar, und ein Blick auf die Karte macht es wahrscheinlich, da.ss der See zur Zeit feines Bestehens mehr Zutluss an Wasser von den umgebenden Bergen erhielt, als die Verdunstung entfernen konnte, so dass er sich in einem Zustande langsamen, stetigen Steigens befand, weshalb denn seine Uferbewolmer immer höher in die Berge gedrängt wurden. Wenn das wirklich so war, so müssten Höhlen und andere geeignete Stellen auf den Abhängen dieser Berge manche Spur der Ureinwohner bewahrt haben, und Forschun- gen in dieser Richtung dürften vielleicht Resultate ergeben, die figenthümlich lohnend werden könnten, wenn man dabei durch Zufall auch die von den Indiern während der spani- schen Invasion notorisch in den Höhlen versteckten Schätze entdeckte. Um aber bei dieser Gelegenheit auch sammeln zu können, hatte ich mich darauf eingerichtet, eine zweite Nacht in Chipo, einem elenden Indianer-Rancho ganz in der Nähe des Falles, wo man höchstens ein Obdach und nichts weiter findet, zuzubringen. Es wurden auch mehrere Arten interessanter, meist in Blättern minirender Raupen und Puppen, einige recht zahlreich, gefunden; doch nur aus 2 Cocons einer Bucculatrix ei hielt ich eine Motte, alle übrigen kamen um. Abgesehen aber von einigen auch bei Bogota häufigen Microlepidopteren waren Imagiues äusser^^t selten, obgleich wir den ganzen Tag eifiig die günstig scheinende Umgegend von Chipo durch- suchten. ■ An den Waldrändern wurdeu einzelne Stücke aus dürrem Laube und ähnlichen Verstecken aufgejagt^ das Meiste fand sich noch auf dem Almuerzadero. Ein versuchter Nacht- fang mit Laterne und Lockspeise blieb ganz erfolglos, wahr- .'•clieinlich nur, \\eil auf den trüben Tag eine kühle, etwas findige Nacht folgte; wenigstens hatte ich den warmen Abend voiher bei Soacha mit Eintreten der Dunkelheit an einer von der Cochenille be\^ ohnten Opuntien-Hecke mehr insectenleben angetrofi'en. Die letzten 4 Wochen in Bogota war ich eifrig mit Ein- packen beschäftigt, und ungeachtet es fast täglich bei kühler, niedriger Witterung regnete, was Ausflüge in die Umgebung verhinderte, so machten wir doch an einigen Abenden auf der Veranda unserer Wohnung ganz gute Beute; dazu mussle aber immer die giosse Tiscblamj)e gel»raucht m erden, weil das trübe Flämmchen einer Laterne nichts anlockte. Beson- ders zahlreich \^ ar dabei eine unscjer Nemophihi Noctuella 128 sehr ähnliche Avt, die auch bei Tage aller Orten um Bogota und weiter ab, aber ungefähr in derselben Höhe über dem Meere, überaus häulig war; sie ist die einzige Art, von der ich sagen kann, dass sie ebenso zahlreich an Individuen war, wie gewisse Arten in Europa. Endlich waren meine Schätze sicher verpackt, 2 Reit- und 4 Lastthiere nebst 2 Peons bis Honda für 54 Peso senc. (= 2 IG Francs) gemiethet, und nachdem ich von all den lieben Menschen Abschied genommen, die micii so vielfältig durch ihie zuvorkommende Freundlichkeit zu Dank verpflichtet hatten, ritt ich mit wehmüthigen Gefühlen am Morgen des 3 Juli von ßogotd ab, auf einer nur zu kurzen Strecke noch geleitet von meinem liebenswürdigen Freunde Carlos Baien. Diesmal hielt ich die gewöhnlichen Etappen ein und nächtigte in Facatativd, Villeta und Guaduas, so dass keine der Tagereisen zu anstrengend wurde und die Nachtquartiere etc. immer, so weit das dort mTiglich, comfortabel waren. Da auch Weg und Wetter besser waren, als bei meiner ersten Reise, so konnte ich in Gemüthliciikeit die schönen Alpen- landschaften bew undern, deren barocke Eigenthümlichkeit und Grossartigkeit wohl Jeden dazu hinrei«sen muss. Das Wenige, was ich von Faltern sah, bestand last ohne Ausnahme aus bekannten Formen von Tagfaltern, die ich längst besass, und 80 begnügten wir uns, vom Sattel aus gelegentlich das Fang- netz zu schwingen, oder auch an den Haltepunkten, wenn •sie uns günstig vorkamen, zu jagen. Wir passirten zwar manche Localitäten, die für Micra sehr verheissend schienen; allein ich wagte es nicht, einige Stunden auf eine solche Jagd zu verwenden, weil ich riskirte, in Folge dessen entweder im Walde ohne Nahrung l'ür Menschen nnd Thiere übernachten zu müssen, oder bei dem Versuclie, das Nachtquartier auch in der Dunkellieit zu erreichen, aul" dem Camino leal eigene und fremde Knochen, sowie meine Kasten zu zerbrechen. Wie leicht das geschehen konnte, sah ich in Guaduas, wohin ich mit Johann vorausgeritten war, und wo das Gepäck erst eine Stunde später, aber noch bei hellem Tage, ankam. Einer meiner starken Kotler, der zum Glück keine Insecten enthielt, ^^ar richtig zerbrochen, nach der Art der Beschädi- suns; ollenbar durcii einen Sturz auf Felsen zerschellt; es war übrigens von (ien betrunkenen Peons kein wahrhafter Bericht über den Hergang herauszubringen. — So kamen wir denn am »!. Juli Aljcnds am Rio Magdalena an, ohne weitere Abenteuer, als dass der vorderste Peon eine gegen (5 Fuss lano-e Schlanire, die iiaiinlos ül)er den Wcü; krocli, mit einem Schlage seines Stockes tödtete. Als ich im Augenblick dazu kam, fand ich sie ohne äusserlich sichtbare Verletzung, aber 129 schon ohne jegliche Bewegung und stark aus dem Maule blutend. Nach Giftzähnen suchte ich vergeblich und halte dafür, dass diese Toche genannte Art unschädlich ist, woran die Peons jedoch durchaus nicht glauben wollten (in den Augen des gemeinen Mannes hier sind alle Schlangen giftig), weshalb sie eifrig gegen das Mitnehmen der Schlange protestirten, weil das auströpfelnde Blut die Maulthiere vergiften würde. Nach Combination der Abgangstage der Fluss- und See- dampfer hatte ich erwartet, in Honda und Baranquilla {beide am linken Ufer des Magdalena) je 8 Tage auf Anschluss harren zu müssen, und hatte deshalb grössere Excursionen in deren Umgegend beabsichtigt; aber in Guaduas erfuhr ich, dass in Caraccoli, dem Landungsplatze am Hnken Ufer für Honda, weil der starke Strom und der Chorro [Stromschnelle] unmittelbar bei Honda es den Dampfern unmöglich maciien, bis unmittelbar an diese Stadt heraufzugehen, 8 Dampfer schon seit mehreren Tagen auf ein Steigen des Flusses war- teten. — Statt nun oberhalb des Chorro im Dunkeln nach Honda überzusetzen (was nicht ohne Gefahr ist; einige Monate vorher waren dabei 3 Älenschen im Chorro umgekommen ), ritt ich das rechte Ufer entlang bis zur Bodega de Bogotd, der Stelle, wo alle Waaren für diese Stadt von den Dampfern abgelagert werden, und kam noch eben früh genug an, um sogleich in einem Baumkahne übergesetzt zu werden, und zwar direct auf den mir schon bekannten Dampfer Bismarck, auf welchem ich sonderbarer Weise auch fast alle Gefährten dcjr ersten Reise \^ieder traf. Sie waren schon lange vor m r eingetroffen, um mit dem erwarteten Dampfer Tolima den Fluss hinunter zu fahren; allein dieser war in der Vuelta (Strömung) de la madre de Dios bei der Anstrengung, die Stromschnelle mit Hülfe des unmässig verstärkten (ohneiiin 10 Atmosphären betragenden) Dampfdrucks zu überwinden, in die Luft gesprengt worden, wobei 18 Menschen umkamen. Obgleich der Bismarck noch bis zum 12. Juli auf liöheres Wasser im Flusse warten miisste, so konnte ich doch diese Zeit nicht entomologisch ausnutzen; denn jede weitere Excur- sion verbot sich, weil der Fluss jeden Augenblick plötzlich steigen und ich die Abfahrt versäumen konnte; in der Nähe aber war die Gegend to])Ographisch zu ungünstig. Steile, mit undurchdringlichem Gebüsch bewachsene Höiieu treten bei Caraccoli dicht an den Fluss heran; aufwärts führt die leb- hafte, mit Ansiedlungen besetzte Strai^sc nach Honda durch ein Haches, sandiges Terrain; abwärts läuft ein schmaler Pfad längs dem Ufer durch das Gebüsch; in beiden Richtungen durl'ten nur kurze Spaziergänge gemacht werden, und es waren fast gar keine Microlejiidopteren zu sehen. Ebenso wenig y 130 jetzt wie auf der ersten Reise waren hier auf dem Dampfer durch die Lichter angelockte Thiere zu selien, während damals in der untern Region des Magdalena des Abends bei Licht und des Morgens ziemlich viele gefangen worden waren. Endlich am Morgen des 12. Juli kam unser Dampfer in Bewegung, und nun ging es bei der starken Strömung sehr rasch den Fluss hinab, so dass wir schon am 16. Juli Nach- mittags in Baranquilla landeten. Auf der Strecke zwischen Nare und Badillo zeigten sich grosse Mengen einer Urania (ich vermuthe Leilus), von der öfter ganze Scliaaren über das Schiff flogen, aber kaum ein Paar gefangen werden konnten. Besonders zahlreich flog diese Art am Pennon del remolino grande und an den Haltepunkten bei Cantinflora, Bananqua bermeja (Puerto de Santander) und Corredor am 13. und 11. Juli. Sie beginnen ihren Flug Morgens mit der Dämme- rung und fliegen, bis es ganz dunkel wird, zwischen, den Wohnungen und am Flussufer, wo sie Pfützen und überhaupt von Vegetation entblösste Stellen des Bodens aufsuchen. Ihre erste Erscheinungszeit war aber schon vorüber ; denn ich konnte kein einziges ganz frisches Stück erlangen; an allen waren mehr oder weniger Spuren längeren Fluges sichtbar, und vielen fehlten die Schwänze der Flügel. Sie sind zwar nicht scheu, merken jedoch sogleich die Verfolgung und sind nicht ganz leicht zu erbeuten. Abends und Morgens Mar aber auf dieser ganzen Reise fast gar nichts auf dem Schiffe selbst zu fangen, während ich gehofft hatte, ebenso reiche Beute zu machen, wie das erste Mal. In Baranquilla lilieb kaum Zeit zu Ausflügen, \\eil der Seedampfer schon am 17. Juli abging; in Colon, wo wir am Morgen des 19. Juli landeten und bis 6 Uhr Abends des 21. Juli blieben, machte ich zwar öfters Ausflüge ans Land, aber ohne irgend Etwas zu fangen oder zu sehen , ein grosses Thier au'genommen, \\elches das Schiff umflatterte und wieder Urania Leilus zu sein schien. In St. Thomas, wo das Schiff nur vom Morgen bis in die Nacht Kohlen einnahm , ging ich gar nicht ans Land, und mit der Ankunft in Bremen am 12. August war die Reise beendet. Wenn ich die Resultate derselben überblicke, so kann ich mir nicht verhehlen, dass ich den Hauptzweck: Sammeln und Beobachten der tropischen Microlepidopteren, nur in sehr unbedeutendem Maasse erreicht habe , und die Hauptschuld daran niuss ich mir selbst zuschreiben. Könnte ich mit der gewonnenen Erfahrung die Sache nochmals beginnen, so würde das Resultat wohl ein ganz anderes werden, obschon ich so mancher dazu nüthigen Eigenschaften ermangele. Ein in Eu- ropa von vorn herein falsch angelegter Plan thut der Errei- 131 chung des Zweckes viel mehr Abbruch, als man denken sollte, und nur durcli glückliciien Zufall könnte man dabei das Richtige treffen; denn man findet in keinem mir bekannten Werke die zur Orientirung für den speciellen Zweck nöthigen Daten in practisch brauchbarer Gestalt. Einen solchen Plan aber an Ort und Stelle radical umzuändern, nachdem man schon viel Zeit verloren, bevor man nur zu der entmuthigenden Erkenntnis? seiner Fehlerhaftigkeit gelangt ist, erfordert aber- mals viel Zeit und Kosten, während Manches sich durchaus nicht mehr verbessern lässt. Es dürfte deshalb nicht über- flüssig sein, auf Grund der gemachten Erfahrungen hier einige Fingerzeige zu geben, die von Andern zu Nutz und Frommen der Microlepidoptcrologie benützt werden könnten. Ein Alpenland wie Columbien, zu welchem auch noch Flachland von ungeheurer Ausdehnung gehört, zeigt eine so manniclifaltig wechselnde Fauna, dass fast jede Oertlichkeit gegen ihre nächste Nachl)arschaft nicht nur irgend etwas, sondern ziemlich viel Specielles voraus hat, während die durch Haupt- Gebirgszüge getrennten Thäler sogar in der Hauptmasse unter einander gänzlich abweichende Faunen und Floren besitzen sollen. Wollte man also seine Thätigkeit nur auf eine einzige eng umschriebene Oeitlichkeit beschränken, wie es für denjenigen rathsam erscheint, der Raupen beob- achten will oder überhaupt nur einige Monate Zeit hat, so würde man ohne Zweifel zwar sehr interessante und in man- chen Beziehungen unschätzbare Resultate erzielen, die sicli aber nur über eine verhältnissmässig äusserst geringe Arten- zahl erstrecken würden. — Wer dagegen über einige Jahre Zeit verfügen kann, der würde nach meiner Ansicht besser thun, sich eine grössere Anzahl Thätigkeits-Centren derart auszuwählen, dass er auf jedem von ihnen eine charakteriotisch eigenthümliche Fauna anzutreffen erwarten dürfte. Auf diese Weise Hesse sich noch am ehesten eine zwar lückenhafte, aber doch einigermassen annähernde Uebersicht der endlosen Mannichfaltigkeit an Formen erreichen, was wohl zu ferneren Forschungen (wahrscheinlich auch im Lande selbst) kräftigeren Anstoss geben würde. Für diesen Zweck wären die Thäler des Magdalena, Cauca, Atrato, der westliche, dem Ücean zu- gekehrte Abhang der Cordillera del occidente, das Alpenland von Bogota, die Llanos von Villa vicencio und San Martin, die Sierra Nevada von Suntamarta und die Landenge von Panama als Landstriche mit von einander «ehr abweichenden Faunen zu nennen. Als erster Ausgangspunkt ergiebt sich Baranquilla, wohin man Empfehlungen, die man allenthalben im Lande braucht, mitnimmt, auch Briefe und G ekler adretsiren lässt, und dann 132 geht man mit dem ersten Dampfer den Flusg hinauf, um in einer der zahlreichen kleinen Ortscliaften an seinem Ufer einige Wochen zu bleiben und so von Ort zu Ort bis Honda zu gelangen, wobei man nicht vergessen darf, sich für jeden Ort wieder Empfehlungen geben zu lassen. Selbstverständlich ist bei der Wahl der Orte ihre meiir oder weniger gesunde Lage zu berücksichtigen; für den unteren Magdalena zwischen Baranquilla und El ßanco Märe eine Station genügend (etwa Magangue), von dort bis Honda aber zwei oder drei, die in der Gegend von Puerto de Ocanna, Barranca bermeja und Nare zu wählen wären. Von letzterem Orte kann man um so bequemer Excursionen den Rio Nare hinauf machen, wo Mosquito's fast gar nicht mehr vorkommen. Von dieser Plage bleibt man so ziemlich verschont, sobald man auch nur einige hundert Fuss über dem Meere sich befindet, und nur ^enig höher verschwinden sie schon gänzlich; dagegen findet man zwar andere Peiniger, doch fast ohne Ausnahme immer nur in einem leicht erträglichen Maasse. Zu einer zweiten Hauptstation ist Honda vortrefflich geeignet; man bleibt in sicherer Verbindung mit Europa und kann von hier aus nach allen Richtungen sehr lohnende Kx- cursionen zu Pferde machen; auch lassen sich günstig gelegene Punkte finden mit einzelnen Wohnungen, in denen man sich einige Tage aufhalten kann. — Hier ist es rathsam, sich gleich bei der Ankunft eigne Reit- und Lastthiere anzuschaffen und einen oder zwei zuverlässige Indier auf die Dauer zu engagiren. Ebenso wird es gut sein, beim Verlassen Honda's alles bisher Gesammelte von hier aus wohl verpackt nach Baranquilla oder nach Europa zu schicken. Hat man so 5 — () Monate zugebracht, die Sprache, Land und Leute kennen gelernt, so kann man ins Cauca-Tlial hin- über gehen und dort sowie in der Provinz Clioco am obern Rio Atrato, selbst bis an den Ocean vorgehend, sammeln, worauf etwa ein Jahr zu rechnen wäre. In diesen spärlich be- wohnten Gegenden soll noch nie ein Entomologe gewesen sein. Die Hochebene von Bogota und die Llanos dürften etwa 1 bis 1 '/j Jahre beanspruchen, und für diese könnte Bogota selbst die Hauptstation sein, sowohl zur Verbindung mit Eu- ropa, als um das Gesammelte bis zu dessen Absendung nach Europa dorthin in Sicherheit zu bringen; es ist aber nicht rathsam, sich dort ge\^ isseniiaf-sen häushch einzurichten und längere Zeit zu wohnen, wie ich es leider gemacht habe. Es ist viel besser, an den kleineren, günstig gelegenen Orten, wie Muzo, La Mesa, Fusagasugu, Guaduas etc. sich Wochen und Monate hindurch aufzuhalten immer eigene Thirre bei 133 sich zu haben und einige Indier unter seiner eignen Leitung sammeln zu lassen. Man kann unbewaffnet so ziemlich im ganzen Lande herumreisen; denn Räuber, wie in Mexico, giebt es nicht, und, kleine Betrügereien und Diebstähle abgerechnet, vergreift sich der Indier kaum an fremdem Eigenthum; indessen wird Vorsicht doch nicht ganz überflüssig sein. Sehr nützlich ist es, wenn man sich vom Arzobispo in Bogota einen offenen Empfehlungsbrief an alle Geistliche des Landes verschaffen kann; er dürfte viel wirksamer sein, als eine offene Ordre der Central-Regierung. Ueberaus wichtig ist die aus Europa mitzunehmende Aus- rüstung; ein Zuviel ist höchst lästig, und andrerseits darf man nie darauf rechnen, das etwa Fehlende im Lande zu ergänzen, obgleich manche Artikel in Bogota sich würden finden lassen. Man mache also einen möglichst genauen Ueberschlag aller nöthigen Apparate, Geräthe, Utensilien etc., wie man sie zu brauchen gewohnt ist, und sorge auch für Reserve-Stücke. Eisen leidet ungemein durch Rost, Leder durch Schimmel, und die Fangnetze müssen beständig erneuert werden; Schwe- feläther und Chloroform braucht man, auch bei sorgfältigstem Verschluss, doch etwa doppelt so viel als in Europa. Für die kleinsten Formen und sehr zart gefärbte Arten, die das Aufweichen nicht vertragen, muss man einige Spann- bretter nebst den übrigen Utensilien haben. Diese Bretter müssen sich mit sammt den darauf gespannten Thierchen in ein hermetisch schliessendes Kistchen so verpacken lassen, dass letztere während einer Weiterreise nicht leiden. Ge- wöhnlich trocknet Alles schnell, und schon nach 2 — 3 Tagen kann man kleine Thiere von den Brettern nehmen; man kann aber gar nicht zu ängstlich sein, um Schimmel zu vermeiden, und thut darin besser zu viel als zu wenig. Will man auf heissem Sande trocknen, was bei feuchter Witterung und in manchen Localitäten unerlässlich ist, so thut man wohl, ein Säckchen Sand mit sich zu führen, da man ihn nur an wenigen Orten findet. Für den Nachtfang muss man eine starke, hellleuchtende Oellampe haben; ein schwaches Flämmchen hilft nichts, und das Oei wird sich fast in allen etwas grösseren Dörfern (Pueblas) finden lassen, während man nach Petroleum meist vergeblich suchen würde. Zu Düten ist starkes, sehr glattes Papier am besten; die gefüllten verpackt man, nachdem sie gut getrocknet sind (wozu ich gewöhnlich die heisse Mittagssonne benutzte, in Cigarren- kisten, so fest, als es geht, ohne Bruch befürchten zu müssen, und verklebt sie mit vergiftetem Kleister (Natr. arsenicos.). 1^4 imchdern man etwas Benzin oder I'elioleum hineingetröpfelt hat. Etwas Cyankali würde wohl noch besser sein, wenn man es so anbringt, dass es nichts beschmutzen und ver- derben kann. Ameisen sowie andere Schmarotzer und der Schimmel sind die ärgsten Feinde des Sammlers in den Tropen , und man kann gar nicht peinlich und vorsichtig genug dagegen sein. Was man gut getrocknet und in verklebten Kistchen untergebracht hat, ist so ziemlich vor ihnen sicher, und wenn man diese Kistchen wieder in eine grosse, mit Holz umkleidete Zinkkiste verpackt und letztere verlöthet, so können auch die Termiten nicht ankommen. — In den grössern Orten auf den Handelswegen mit Europa kann man sich lejcht solche und auch Cigarrenkisten verschaffen, aber auch nur an diesen; denn Cigarren kommen meistens in Bündeln ohne Kisten in den Handel. — Es wird sehr gut sein, wenn man das Ver- löthen selbst versteht und alles Nöthige dazu bei sich führt. — Am meisten Noth hat man, die tägliche Ausbeute zu schützen; am besten ist, sie schon auf der Jagd selbst in absolut hermetisch schliessende, aber leicht zu öft'nende Blechschachteln unterzubringen. Es ist ratlisam, von solchen eine grössere Zahl (die zu 3 — 4 in einander passen) mitzu- bringen, sowie auch einen Vorrath von Korkplatten. Man kann zwar im Lande Agaven -Mark (Maguej) bekommen; allein es hält die Nadeln nicht lest, und das frische Balso- Holz muss erst vor dem Gehrauche mit Lauge ausgekocht werden. Aelteres, welches zu Flössen gedient hat, enthält keine Säure. Von grossem Vortheil ist es, wenn eine alles Nöthige enthaltende Jagdtasche am Sattel oder auf einem Saumthiere so angebracht ist, dass man augenblicklich mit einem Griff jedes Requisit darin linden und hervorlangen kann. So lässt sich jede auf der Reise gebotene Gelegenheit ohne Zeitverlust und ohne umständliche Älühe benutzen. Um sich vor Erkältungen, die i)e8onders in der Tierra caliente sehr gefährlich sind, zu schützen, ist wollene Leib- wäsche, die aus ganz dünnem Flanell bestehen darf, unent- behrlich. Auch die übrige Kleidung besteht am besten aus ganz dünnen wollenen Zeugen, die durch Feuchtigkeit nicht so rasch entstellende Falten bekommen und nicht brauchen täglich gewaschen zu \\ erden. Für die höheren Gegenden braucht man auch einige wärmere Sachen (besonders nützlicli sind wollene Decken) und für Bogota leider einen runden Hut und salonmässige Garderobe. Chinin, Ipecacuana und einige andere Arzneien sind unentbehrlich, und man muss mit ihrer Anwendung in Fieberfällen etc. ganz vertraut sein, wenn man 1 35 nicht .'eine meiste Zeit und aucli viel Geld durch Krankheit verlieren will. Obgleich die China -Rinde ein wichtiger Export-Artikel ist, so wird das Chinin doch aus Europa im- portirt. Alles Gepäck muss in eine Paar-Zahl von soliden Kisten vertheilt sein, wie sie nach Grösse und Gewicht einer Maul- thierladung entsprechen, also etwa 70 cm. bis 75 cm. lang, 40 cm. bis 43 cm. hocli und breit und nicht über 62 — 63 Kilo- gramm schwer. Wenn man auch leichte Kleinigkeiten den Thieren ausserdem aufladen darf, so muss man sich doch ziemlich genau an ot)ige Angaben halten, wenn man sich nicht ärgerlichen Widerwärtigkeiten und Unkosten aussetzen will. Bei Excursionen in spärlich bewohnte Gegenden, wo man höchstens auf ein Obdach in einem Rancho zu rechnen hat, muss man Lebensmittel und Alles mit sich führen, dessen man bedarf. Zur Verpackung eignen sich in diesem Falle am besten die landesüblichen Petacas, eine Art eigenthümlicher Lederkoffer, die man in allen grösseren Plätzen kaufen kann. Es mögen hier noch einige Daten über die Reisekosten Platz finden 5 denn die kahlen Bezeichnungen „theuer'' oder ,.billig^' haben allein keinen practischen Werth. — V^on Bremen bis Baranquilla kostet die Reise in erster Classe incL aller Nebenausgaben an Bord 46 — 47 £; in Baranquilla braucht man etwa 2 — 3 Peso sencillo (= 4-6 Francs) täglich; die Reise von Santamarta bis Baranquilla pr. Dampfer kostet 10 P. f. (= 50 Francs \ Zwischen Baranquilla und Caraccoli kostet die Passage auf dem Dampfboote: zu Berg 60 P. f. (= 300 Francs j, zu Thal 32 P. f. (= 160 Francs); für einen Diener oder Gehülfen wird die Hälfte berechnet, und wer einen solchen aus Europa mitnimmt, muss überhaupt zu den Reisekosten für sich selbst noch die Hälfte hinzuschlagen. Die unentbehrlichen Estera's (von Indiern geflochtene Matten) kosten je nach Grösse und Schönheit 1— S'/j P. s.; ein Toldo (Mosquito-Netü) ii^ — ^Vi P. s — Für einen Sattel mit allem Zubehör nebst Zaum, Sporen und einem Paar gewöhnlicher Zamarro's aus Kalbfell zahlt man in Bogota 50 — 60 P. s. Für eine Hamaca zahlte ich 10 P, s. und für eine Kautschuk- Ruana ebensoviel; aber diese Gegenstände waren beide deut- sches Fabrikat, das man sicii billiger selbst mitbringt. — Die Preise für Maulthiere stellen sich von 30 — 60 P. s.; Pferde sind bedeutend theurer, die be6ten gegen 200 P. s. und mehr. — Maulthiere mietliet man zum Reiten bald für 1 P. s., bald für 2 P. ö. täglich, unter Umständen auch noch theurer; Last- thiere etwas billiger. — Zuverlässigere Peons erhalten monat- lich 20—25 P. s., gewöhnliche Leute täglich '/j P. s.; ausser- dem muss man die einen wie die andern beköstigen, wozu 13ß ^/\ P. s. (= 1 Franc) ausreicht. Diese Preise sind aber je nach der Oertlichkeit sehr veränderlich und manchmal durch- aus keine Peons zu haben. Knaben zur Begleitung aul" der Jagd, die sammmein helfen oder die Geräthe tragen, finden eich in den Dörfern i'ür eine Kleinigkeit; aber wie bei allen rohen Völkern kommt man mit Lappalien in natura weiter als mit Geld. — Die Preise für Nachtlager und Beköstigung sind nach den Oertlichkeiten sehr verschieden; ich zahlte für mich, meinen Diener, 2 Peons und 3 Thiere bald nur Yj p. s., bald 3 p. s., ja einmal sogar 7 p. s. — Die Weide kostet pr. Thier für die Nacht gewöhnlich 1 Medio (= 2 Groschen); Mais, Zuckerrohr oder Salvao (Weizenkleie) kostet aber 1 Real und mehr. Meistens muss man zahlen, wie viel gefordert wird, und kann nicht handeln; es scheinen aber in jeder Gegend feste Sätze üblich zu sein, und nur selten wird man als Fremder übertheuert. Im Allgemeinen wird man die Kosten einer längeren Forschungs-Keise im Innern zwischen 2 und 3 Tausend Thaler jährlich für eine Person, die keine zu grossen Ansprüche an Comfort macht, abschätzen können. Das Wehr oder Weniger hängt sehr von der Persönlichkeit eines Jeden ab, aber sehr oft auch von nicht vorherzusehenden, günstig oder nachtheilig eingreifenden Umständen, und, um nicht in Verlegenheiten zu gerathen, ist es besser, seinen Zuschnitt nicht zu knapp zu machen. Die politischen Umwälzungen im Lande tangiren den Fremden nicht, so lange er sich von jeder Einmischung fern hält und den Schauplatz der Kämpfe so weit wie möglich vermeidet. Noch bliebe Manches zu sagen; aber dieses Schreiben ist schon so überlang geworden, dass ich es besser für eine andere Gelegenheit verspare. Dresden, 22. November 1871. 137 Revision der Tenthredo- Untergattung Allantus im Hartig'schen Sinne, von Dr. Feril. llitiloiv in Seesen am Harz. (Schluss.) 9. A. dispar Klg., marginellus $ Pz. sec. Hartig. A. niger, maxillis, ore, coUari, scutello, segmento primo toto, reliquorum abdominis segmentoium lateribus, pedibusque sulfureis, alis hyalinis, antennis versicoloiibus. Long. corp. 10—11 mm., ant. 4 mm., alar. ant. 9 — 10 mm. Larva sequenti A. nothae Klg. simillima, vide eo loco. 10. A. Schaefferi Klg. sec. Hartig. A. niger, margiue posteriore primi, terlii, quarti, quinti, oetavi, noni segmentorum abdominis, laterali sexti et septimi sulfureo, ano pedibusque flavis, tarsis versicoloribu?, aut ochra- ceis $ aut nigris <^. Long. corp. 11 — 12 mm., ant. 3 — 4 mm., alar. ant. 10 — 11 mm. Larva sequenti A. nothae Klg. simillima, vide eodem loco. 11. A. leucozonias Htg. A. niger, omnium abdominis segmentorum marginibus lacteis, ano toto lacteo aut virescente, lateribus albis, coxis rufescentibus, femoribus brunneis. Alis hyalinis, radio carpoque ochraceis, antennis versicoloribus. (J$. Long. corp. 10— 11 mm., ant. 3 — 4 mm., al. ant. 10 mm. Die Wespe habe ich nur in einzelnen Exemplaren in Holstein gefangen; sie schwärmt im Juni und Juli an Um- bellaten in Chausseegräben oder aufwiesen; Unterschiede in der Färbung kommen nur zwischen den verschiedenen Ge- schlechtern vor, so dass das Männchen mit völlig schwarzen Antennen und manchmal fast schwarzem Abdomen vorkommt; erstes und letztes Segment dagegen stets weisslich. Larve mir unbekannt, dagegen von Degeer gefunden. 12. A. notha Klg., arcuatus Forst., marginellus Pz. Der Name marginellus ist dem neuern notha vorzuziehen. A. niger, omnium fere segmentorum marginibus sulfureis, secundo semper toto nigro aut latere sulfureo-punctato, pedi- bus, antennis, alis versicoloribus. Long. 10— 13 mm., antenn. 4 — 5 mm., al. ant. 10—12 mm. Larva opaco-viridis, pruinosa, segmentorum marginibus flavo-viridibus, oculis magnis brunneis, capite viridi crasso. 138 22 pedil)ii,s instrucla. Long. 17 — 18 mm. In alni spec. prac- sertim legi mense Julio frequentes. Die Larven von A. Schaefferi, dispar tind dieser ganz gleich gefärbt, die grüne Farbe wechselt in hell oder dunkel; vor dem Verpuppen in der Erde färben sie sich bräunlich, manchmal mit braunen Flecken. An Pflanzen wie Umbellaten, Achillea fand ich sie auch , leider aber immer im Zustande der vorzunehmenden Verpuppung; sowie ich sie zur Beob- achtung einsperrte, verpuj)pten sie sich, "so dass ich über die Futterpflanzen eigentlich noch im Unklaren bin. Am Tage und vor der vollständig erlangten Grösse sind sie wenig zu bemerken, halten sich meistens an der Erde auf und lassen sich deshalb schwer auffinden. Beim Berühren spritzen sie einen geruchlosen, grünen Saft aus dem After. Die Wespen leben in grosser Anzahl überall vom Mai bis October. An den weit über 300 theils gezüchteten, tiieils gefangenen oder beobachteten Thieren fand ich eine Menge Verschiedenheiten, welche sicher zu den schon erwähnten Varietäten unter Speciesnamen Veranlassung gegeben haben. lieber diese massenhaften Varietäten schreibt schon Pan- zer: „Variat cum magnitudine, tum colore: variat et scutello immaculato. Ludit enim haecce species admodum fasciarum abdominis numero, situ, nexu atque colore, adeo ut saepius dubites, aut tot varietates casus aut naturae opus sint''. Ebenso hat Panzer die A. dispar Klg. richtig als F. mar- ginella $ erkannt. L Weibchen variiren folgendermassen: A. Binden gelb. 1, 1, 4, 5, 6, 8, 9; 2. 1, 3, 4, ?, H, 8, 9; 3. 1, 4, 5, 6, 9: 4. 4, 1, ^, 9; 5. 1, 4, 5, %6, 9; 6. Binde 1 breit, 4, 5, 6 an den Seiten breit, Mitte schmal ; 7. 1 nur in der Mitte, 4, 5, 6 schmal; 8. 1 gelb, die übrigen fast schwarz; 9. 1,3, 4, 5, 8, 9 gelb, die andern seitlich, = A. Schaefferi; 10. 1 ganz, die andern nur seitlich gelb, After ganz = dispar; 11. nur 1, 4, 5 gelb, After röthlich = A. decipiens Foerst.? und andern mehr bis zu 20 Varietäten. II. Männchen: 1. 1, 3-7 breit gelb, After rötlilich; 2, ebenso und 2 seitlich gelb; 3. Abdominalmitte ganz gelb; 4. ganz rothgelb = dispar J; 5. Abdomen ganz schwarz; H. schwarz, After gelblich; 7. Segmente nur seitlich gelb, Mitte schmal oder schwarz u. s. w. ; 8. Mitte gelb, 2, ti, 7 seitlich breit gelb; 9. 1 schwarz, 4, 5, 6 gelb; 10. i Mitte gelb, die andern sclimal gelbrandig, Bauch gelb oder rothgelb, nie schwarz. B. Fülller 1. t^chwarz, 2. mit gelbem Stiel, 3, mit vorn gelbem, hinten schwarzem Stiele, ^ oder V. C. Halskragen ganz gelb oder vorn schwarz. 139 D. Schildcheti vorn und hinten gelb, oder Hintersclnld- clien gelb, oder Hinterecluldchen in 2 gelbe Punkte aufgelöst. E. Füsse 1. ganz gelb, 2. hintere Sehenkel ganz schwarz, 3. Schenkel am Hinterrande schwarz, 4. Tibien-Spitzen und Tarsen braun, 5, schwärzlich, 6. Tarsenspilzen gelb, röthlich- braun, bei schwarzem Anfang. Männchen mit denselben Ab- änderungen, die Tarsen aber sind immer aussen schwarz und natürlich breiter. F. Hüften gelb oder schwarz gefleckt. G. Flügel 1. Randmal und Ader gelb, 2. Kandmal bräun- lich, 3. Randader bräunlich, 4. Randader fast schwärzlich, H. Oberkiefer schwarzspitzig, gelb, oder braunspitzig bei stets gelbem Grunde. Unter allen diesen Abänderungen kommt als typische Form hauptsächlich folgende vor: Weibchen mit fast gelben Füssen, deren Schenkel am Aussenrande schwarz gestreift sind, mit breitem, gelbem ersten Abdominalsegment, gelbem Hinterrand der 3 mittlem und gelbem Alter. Halskragen, Schildchen und Hinterschild- chen gelb, Flügelmal und Randader okergelb, Fühler schwarz mit gelbem Grunde. Männchen bedeutend schmaler mit gelber Oberseite des ersten Segments, gelber Hinterleijismitte, gelbem Halfrkragen, Schildchen und Hinterschildchen, schwarzen Bei- nen und Fühlern. Möglicherweise gehört als Varietät hierzu die folgende beständige Form, welche ich nennen will : 13. A. melanotus. A. niger, ore, collari, primo, quarto, quinto, sexto abdo- minis segmentis, ano, tibiis sulfureis, radio ochraceo, carpo tlavo, antennis nigris, primo articulo sulfureo. Long. corp. 10 — II mm., antenn. 3 — 4 mm., al. ant. 10 — 11 mm. Femina. Mas iiiger, ore, collari, tertio, quarto, quinto, sexto abdo- minis segmentis, femoribus anterioribus sulfureis, alarum radio brunneo, carpo flavo. Long. fem. aequante. Das Weibchen gleicht einigen Varietäten der vorher- gelienden, ist aber verschieden im Folgenden: Scheitel flacher punktirt, darum glänzender, dieieckiger Eindruck des Pro- thorax breiter und undeutlicher. Schildchen stets schwarz, nur in einzelnen Fällen färben sich die Rückenkörnchen schwefelgelb. Das vordere Fusspaar und der Fühlerstiel stets gelb, bei voriger Art oft dunkler braun, die hinteren Fuss- paare mit schwarzen Schenkeln und Tibienspitzen. Das Ab- domen hat regelmässig 4 gelbe Binden, 1, 4, 5, (3, und gelben After, die Ränder der iindern Segmente schmal gelb. Ab- änderungen kommen nicht vor. Männchen mit stets schwarzern ersten Segmente und 140 höchstens schmal gelben mittleren Segmenträndern, die aber oft auch schwarz gefärbt bleiben, After stets gelb oder gejb- roth, hintere Füsee stets schwarz, oder mit gelbem Vorder- rande des Schenkels, Fühler stets schwarz. Im Uebrigen sind die Männehen von der Farbe der Weibchen. Da die Thiere nur in geringfügigen Farbenabweichungen vorkommen, halte ich sie für eine Species; die sonstige Uebcr- einstimmung mit A. marginellus Fbr. lässt aber auch ein i blosse, wenn auch beständige Varietät vermuthen. 14. A. semifasciatus n. sp. A. niger, ore, collari, primo quartoque abdominis segmentis totis, quinti dimidia parte, ano, tibiarum dimidia parte sulfu- reis, alis fumatis, carpo ochraceo. Long. corp. 13 mm., ant. 4 — 5 mm., alar. anter. 12 mm. Die Wespe ist ähnlich denen von A. zona Klg., aber etwas länger, fast ganz gleich der Tenthr. cincta Schaeff., zonata Pz. Kopf schwarz, Mund gelb, Mandibeln schwarz Fühler sehr dick, schwarz mit gelbem Stiel. Halskragen an der Seite gelb, Rücken hinten stark runzlig. Am Abdomen sind gelb der Hinterrand des ersten und vierten Segments, die 3 letzten ganz, das sechste manchmal nur als dreieckiger Fleck. Charakteristisch ist der halbe gelbe fünfte Ring, dessen Rücken schwarz bleibt. Bauch schwarz , Hüften alle, Schenkel und Tibien der vordem Beine vorn gelb , hinten schwarz, Tibien der Hinterbeine zur Hälfte gelb, Tarsen alle schwarz, die der Männchen sehr breit. Gelb färben sich noch die Schenkelringe und ein Punkt an der Mittelhüfte. Flügel gelblich mit schwärzlicher Spitze, Mal okergelb, Randader manchmal dunkelbraun, oder zur Hälfte schwarz. Männchen und Weibchen nicht verschieden. Schwärmzeit Juni und Juli; an Heracleum; Harz und Westphalen. 15. A. cingulum Klg., bicincta Fbr. A. niger, ore, collari sulfureo, quinto toto abdominis segmento sulfureo-cincto, primo, sexto, septimo, nono semper flavomarginatis, octavo flavomaculato, ano, pedum tibiis sul- fureis aut flavis. Long. corp. 11—12 mm., ant. 5 mm., alar. ant. 11 mm. Im Juli und August, manchmal schon früher, an Chaero- phyllum nicht häufig. 16. A. zona Klg., succincta St. Farg., zonulus Klg., bicincta Schaeff., luteiventris St. Farg. müssen in eine Art zusammengezogen werden, da beide Thiere wiederum so viel Uebergänge in der Farbe haben, dass eine genaue Trennung nicht möglich ist. A. niger, ore, collari, pedibus ex parte, quinto abdominis 141 segmento toto , superiore parte piimi, septimi, octavi, noni sulfureis, antennis nigii.s, alis hyalinis. Long. 10 mm., ant. 4 — 5 mm., alar. ant. 10 mm. Die typi?che, am meisten vorkommende Art ist f'olgender- massen beschaffen: Schwarzglänzend, manchmal schwarzblau, Mund, Füliler- stiel, Halskragen, erstes und letzte Abdominalsegmente oben, das fünfte rund herum schwefelgelb. Die zwei vorderen Fuss- paare rein gelb o'der mit schwarzer Tibienspitze des mittleren. Hinterfüsse mit schwarzen Knieen, Tibien- und Tarsenspitzen. Bauch .'^chwarz mit einem gelben Ringe. Flügel hell mit halb schwarzem, halb gelbem Mal. Die Männciien sind schlanker als die Weibchen und unter- 8ch( iden sich ausser den allgemeinen Merkmalen noch durch das entweder ganz scliwarze, oder doch nur ganz schwach gelb gefärbte erste Abdominalsegment, sowie die scliwarzen Flügelschüppchen und den schmal gelben Halskragen. Die Thiere ändern folgender massen ab: 1. die gelben Segmente am Vorderrande noch schwarz , 2. die 3 letzten Segmente gelb, Beine dunkler = A. zona Klg. , 3. nur die 2 letzten Segmente gelb, Beine heller = zonulus Klg., 4. die letzten Segmente gelb gerandet = A. cingulum Klg.? •^. die letzten Segmente nur oben mit dreieckiger Gelbfärbung. Die Männchen ändern noch ausserdem so ab, dass der Bauch gelb, röthlich , bräunlich, aber nie schwaiz gefärbt ist. Differenz der Grösse ist unbedeutend. Die Thiere schwärmen nicht selten vom Juni bis Septem- ber an Umbellaten. Der Umstand, dass ich Männchen von der typischen Form des A. zonulus Klg. mit Weibchen von cingulum, zona und zonulus begattet oft zu beobachten Gelegenheit hatte, veranlasst mich, alle 3 als Arten von Klug angegebene Tiiiere, als blosse Varietäten einer und derselben Art anzusehen, auch wenn die Uebereinstimmung in der Farbe die Zusammengehörigkeit nicht bekundete. A. cingulum und zonulus sind schon früher unter einem Namen zusammengefasst, von Klug aber getrennt worden; ich schlage deshalb den alten Namen A. bicinctus Fabr. vor als Namen für alle 3 genannten. Möglich ist es, dass auch No. 14 blosse Varietät ist, nur spriciit liiergegen der Umstand, dass bei dieser die Flügel an der Spitze schwarz getrübt, die Antennen viel dicker als bei den letzteren Arten sind. 17. A. consobrinus Klg. A. niger, ore, collari, scutello viridi-albis, segmentorum abdominis marginibus albomarginatis, primo nigro, pedibus ex parte viridi-albis, alis hyalinis, radio carpoque nigris. Long. 112 corp. 14 — 15 mm., antenn. 5 — 6 mm., alar. ant. 15 — 16 mm. Legi mense Junio et Julio in dumetis non frequentes. Die Farbe der Wespe ist ein glänzendes GiUnscliwarz und Grünlichweis?. Weiss gefärbt sind der Mund mit Aus- nahme der schwarzen Oberkieferspitzen, der Stiel der langen Antennen, der Halskragen und die Fliigelschüppchen , das Schildchen und KUckenköi nchen, die Aussenseite aller Beine mit Ausnahme der Hintertarsen, die Hinterränder aller Seg- mente mit Ausnahme des ersten. Die letzte Hälfte des Bauches und die Seiten färben sich bräunlich. Die Flügel sind glashell gefärbt, die Randader und das Mal schwarz, braun oder dunkelgrün. Das Männchen färbt sich manchmal am Abdomen fast schwarz, indem die Hinterränder der Segmente sehr schmal hell gefärbt sind, der Bauch ebenfalls oft braunschwarz. Die Hüften sind unveränderlich hell, am Grunde der Mittel- und Hinterhüften befindet sich ein heller Strich. Im Ganzen genommen kommen Abweichungen nicht in dem Masse \or, dass bestimmte Varietäten aufgestellt werden könnten, wozu auch kommt, dass die Wespe nicht häufig zu finden ist. Faust man also alle Allantus Arten zusammen, so redu- ciren sie sich auf folgende bestimmte: 1. A. scrophulariae L., mit propinquus Klg. 2. A. vicnnensis Sehr. = marginellus Fbr., sexannulatus Sehr. 3. A. Koehleri Klg. 4. A. Heraclei n. sp. 5. A. multifasciatus n. ep. 6. A. trieinctus Klg. = vespiformis Ltr., rusticus Fourcn, affinis Leach. 7. A. costalis Fbr. = fulvivenia Sehr. 8. A. bifasciatus Klg. = Rossii Pz., temulus Scop. 9. A. marginellus Pz. = notha Klg., Schaefferi Klg.? dispar Klg., melanotus nov. 10. A. leucozonias Htg. 11. A. semifasciatus nov. 12. A. bicinctus Fabr. =■ cingulum Klg., zona Klg., zonulus Klg., succincta Farg., luteiventris Farg. 13. A. consobrinus Klg. 143 Exotisches von C A. Dolirn. Zur Gruppe der Amycteriden. (Fortsetzung zu S. 402 des vor, Jalirg.) Bevor ich mit der Besprechung der Schönherr'schen Typen fortfahre, scheint es mir angemessen, die von mir (Jahrg. 1871 S. 39^) decipiens genannte PJialidura genauer zu besclireiben, wobei .'"icl» am leichtesten durch Vergleichung mit den eben besprochenen Species auch diese klarer lierausstellen lassen. Ph. decipiens. Oblongo-elliptica, fusca, in cavitatibus brunneo-squamulosa, thorace rotundato, in medio ampliato, confertim tuberculato, apice nonnihil producto, elytris por- catis, costis tuberculorum nigrorum seriebus, humeris tuberculo majore insignitis, ad suturam mucronatis. rj. Eljtris apice sensim ampliatis, ventre subtus apice excavato, ano forfice validissima armato. Long. corp. (rostro excluso) 12 — 13 millim. Lat. 4 — 5 mill. Long, forficis 4 — .5 mill. $. Elj'tris ovalibus, versus apicem haud ampliatis, segmento anali inermi, Patria: Australia orieatalis. Meine Sammlung enthält 2 q und 1 $ dieser Art, an deren Zusammengehörigkeit ich nicht im Mindesten zweifle. Dass die Genitalzangen der beiden (^ bei gleicher Länge nicht gleich dick sind, dass die dickeren weniger zu einander ge- bogen sind, während sich die schlankeren mit den gekrümmten Enden berühren, halte ich für bloss individuell. Das eine Männchen scheint mir nach Massgabe der Behaarung voll- kommen frisch, das andre hat sich offenbar „schon in der Welt umgesehen und Haare gelassen**. Das ist mir insofern gar nicht unlieb, als es mich berechtigt, das Moment der „mög- lichen Veränderung durch Abreibung'"' mit in Anschlag zu bringen. Der Kopf steht bei mirus viel und bei Gyllenhnli etwas horizontaler im Thorax als bei decipiens, ist breit, kurz und stumpf, bei allen 3 Stücken des letzteren mit goldgelben, kurzen Haaren dicht bekleidet; von oben gesehen läuft die Stirn nach unten in zwei kleine Wülste aus, hinter welchen die Fühler eingelenkt sind. Von vorne zeigt sich, dass diese Wülste schon den obern Theil des Rüssels bilden, und dass 144 zwischen ihnen noch zwei kleinere befindlich sind, alle 4 von der Stirn durch einen (^uereindruck geschieden; den kleineren tritt von unten die Apertura oris entgegen, in concaver, l)!unk schwarzer Halbkreisform. Betrachtet man nun den merk- würdigen Mund von unten , so bilden die beiderseits unter den grösseren Wülstchen im Anschluss an den schwarzen Halbkreis lamellenartig hängenden Mandibeln beinah ein Huf- eisen, ein Vergleich, den man mir um so eher gestatten wird, als die untern Enden der Lamellen wie Stollen nur wenig aufgebogen sind, deren blankschwarzes Knöpfchen durch die goldschimmernde Behaarung auch dem unbewaffneten Auge sichtbar ist. Das Innere des Hufeisens lässt dann die glän- zend braunschwarzen Maxillen sehen. Darunter ein offener Raum, durch die wulstige, fast halbkreisförmige Kehle (.-ous- menton bei Lacordaire) eingefasst, wie hei der Mehizalil der Amycteriden, denen man ohne Verläumdung naciireden kann, dass sie beständig das grosse Maul aufreissen. Bei der grossen Uebereinstimmung der Kopf- und Mund- Bildung von decipiens mit mirus und Gyllenhali war es noth- wendig, über dies Caput sehr in das Specielle zu gehen; aber abgesehen von dem Mandibel-Zahn bei mirus, der mit den Stollen-Knöpfchen von decipiens analog ist, aber nicht identi- ficirt werden kann, abgesehen von dem Kehldorn bei G3 Uen- hali, der bei mirus und decipiens total fehlt, sondert sich de- cipiens von beiden auch durch seine Antennen primo visu. Bei Gyllenhali hind sie entschieden am zierlichsten geformt, ja man könnte sagen geschmacklos fein, denn das zierliche, fast haardünn eingelenkte Schaftglied contrastirt seltsam mit dem hagebüchnen Zuschnitt des plumpen Bestes: bei mirus, dessen Habitus im Ganzen weniger massiv i^t, steht die Form der Fühler dazu im gewöhnlichen Verhältniss: bei decipiens haben Schaft und Geissei ohne Frage einen derberen Zu- schnitt - — kaum derb genug, um dem Kopfe zu einem erträg- lichen Gleichgewicht zu verhelfen, wenn man dagegen das wuchtige Ornament der Posteriora maris ins Auge fasst. Ehe ich mich indess von dem Köpfchen des „trügerischen Breitrüsselkäfers*^ (so würde ihn Vater Sturm zerdeutscht haben) trenne, mues ich in majorem Darwini gloriam be- merken, dass auf den ersten Blick zwischen dem Kelildorn des G\llenhali und dem kaum wahrnehmbaren (von Bohenian in der Beschreibung übergangenen) Punkte hinter dem Kehl- wulfct von miius kein genealogischer Zusammenhang nach- weislich scheint, dass dieser Punkt aber hinter der Kehle des einen rj von decipiens schon ganz deutlich, ja bei dem zweiten 1^ sogar in ein kleines Dreieckchen erweitert scheint, so dass man gar leiciit auf den Gedanken einer Um- oder 145 Rück-Bi]dung gerathen könnte. Lacordaire giebt zwar der ganzen Gattung Pealidura „sousmenton muni d'une fossetle dans le sillon gulaire", aber das trifft niclit zu bei der von ihm selber dahin gereclineten Art mirabilis Schönh. non Kirby, Gyllenhali m. Der Tiiorax nähert sicli entschieden mehr bei deeipiens der Kugeiform als bei Gyllenhali, wo er offenbar in die Länge gezogen und an der Basis breiter als am Apex ist. Bei dem typisciien mirus ist er zwar kürzer und an der Kopfseite nur wenig schmaler als an der Seite gegen die Elytra (weshalb Sturm's „hinten mehr verengt als vorn'' gar nicht pas&en will), aber die kugelartige Ausbauchung an den Seiten ist bei decipiens augenfälliger. Bei allen dreien tritt der Yorderrand in einem Lobus etwas über den Kopf vor, am stärksten bei Gyllenhali, am schwächsten bei mirus. Ein kleiner Quereindruck, eine Linie hinter diesem Lobus, ist bei decipiens am stärksten, nocli sichtbar bei Gyllenhali, bei mirus sehr obliterirt. Die obere Abflachung des Thorax ist allen dreien gemeinsam 5 der von Boheman bei mirus mit „anguste obsolete canaliculatus" angedeutete Canal erscheint indess als ein bedenkliches Kennzeichen, da er bei je zweien der Gyllen- hali und decipiens noch deutlicher vorhanden, bei je einem Exemjdar der beiden Arten aber spurlos verschwunden ist. Von einem Scutellum kann eigentlich kaum die Rede sein; Sturm's Ausdruck „es ist klein, stumpf, dreieckig, liegt tief und ist wenig bemeiklich'-' stimmt ganz mit Gyllenhars Worten bei seiner mirabilis (Gyllenhali m.) „minutum , de- mersum, concolor'--, welche Boheman bei mirus wörtlich wiederholt. Ebenso besteht es bei decipiens nur aus dem kleinen dreickigen Loch, welches an der Basis der Flügel- deckennath niclit ganz ausgefüllt ist. Dagegen bieten die Elytra desto mehr Stoff zum Ver- gleieli. Bei mirus und decipiens sind die der Männchen reich- lich dreimal so lang als der Thorax, bei Gyllenhali höchstens 2V2mal. Die Sculplur ist bei allen verschieden: bei mirus zwei starke Längsreifen auf jeder Decke, einer, der b i der Schulterecke, einer, der in der Mitte zwischen dieser und der Nath gleich bei der Basis beginnt: beide vereinigen sich eine Linie vor dem Apex: die Naht selber beginnt mit einem erhabenen Reif, flacht sieh aber noch vor der Mitte ab, da- gegen hebt sich dann neben ihr ein Keif, der fast bis ans Ende geht; unterhalb des aus dem Schulterhöcker entsprin- genden sind noch einige Reifen an der das Abdomen nach unten umfassenden Seite der E^tra, von denen die beiden unteren (namentlich der am Rande) gegen den Apex hm sich 10 14G wulstartig verstärken und dadurch für das Auge den Effect hervorbringen, als werde gegen die Abrundung des obern Theils der Decken unten noch eine partielle Verbreiterung hinausgeschoben — offenbar der nothwendige Schutz für den seltsamen, darunter befindlichen Genital-Apparat. Noch muss bemerkt werden, dass die Zwischenräume zwischen den Längsreifen durch etwas niedrigere Querleistchen, ebenfalls glänzend schwarz, ausgefüllt werden, wodurch die Eljtra ein gegittertes Ansehen erhalten. Bei Gjllenhali ist die Sculptur analog, aber weniger com- plicirt. Die Reifen treten weit weniger heraus und bestehen aus einzelnen, aufgerichteten Wärzchen 5 der aus dem Schulter- höcker und der zwischen ihm und der Naht machen sich stärker bemerklich; die Zwischenreihen (wenn man ihnen diesen Namen noch geben kann) bestehen aus niedrigeren Wärzchen, und von Querleisten ist nicht die Rede. Die Structur des Apex-Endes ist ähnlich wie bei dem vorigen, macht sich aber weniger augenfällig, da Gyllenhaii im Ganzen paralleler und plumper gebaut ist. Bei decipiens ist von heraustretenden Reifen gar nicht die Rede; sieben Reihen brauner Buckelchen, jedes mit einem schwarz polirten Knöpfchen, jedes Knöpfchen mit einer klei- nen, gelben Borste decoriren jede Flügeldecke; keine Reihe zeiclinet sich vor der andern aus, höchstens kann man von der marginalen sagen, dass sie die unbedeutendste ist. Da aber decipiens bei gleicher Länge nicht so hoch und dick ist wie Gyllenhaii, so fallen auch die Eljtra gegen das Ende nicht so tief ab, und deshalb markirt sich bei decipiens die Verbreiterung des hintern Flügeldeckenrandes durch die bei mirus beschriebene wulstige Schwellung noch mehr als bei diesem. Von den Dömclien an dem Ende der Naht weiss Sturm bei seinem paradoxus nichts, redet vielmehr von einer „breit abgestumpften Spitze". Ich denke mir, die Dömclien werden abgebrochen sein, denn sie sind deutlich bei Gyllenhaii un.i noch deutlicher bei mirus und bei decipiens. Bei dem abge- riebenen Exemplare des letzteren sind auch die goldgelben Härchen auf den Dörnchen etwas verriebener. Das Schnlterhöckerclien, welches bei mirus sehr unbe- deutend ist (nonnihil prominulum sagt Bohemuii), und welches auch bei paradoxus von Sturm nur als „iu einem stumpfen Spitzciien vortretend" angegeben wird, tritt sowohl bei Gyllen- haii als auch bei decipiens autl'allend genug vor. Ich gehe auf die Unterseite über, verweise, was den Kopf von decipiens betrifft, auf das bereits oben darüber Ge- sagte und bemerke nur in Beziehung auf den kehlbildenden 147 Wulst, dass er bei mirus gleichmässig geformt ist. Um von der abweichenden Bildung des Gyllenhali einen möglichst annähernden Begriff zu haben, müsste man sich vorstellen, dass gedachter Kehlwulst nach rückwärts in eine Spitze von der Länge einer Linie ausgezogen werden. Ob dieser Dorn bei Lebzeiten des Thiers beweglich ist, und wozu er über- haupt dienen kann, darüber fehlt mir jede Vermuthung. Die Unterseiten von Thorax und Abdomen sind bei allen 3 Arten beinah gleichmässig matt schwarz, auch bei mirus; über die von Gyllenhali an dem Typus der Schönherr'schen Sammlung (mirabilis Gyll.) könnte ich nichts sagen, da sie überwiegend mit Gummi arabicum verschmiert ist; aber da ich unter den unbeuannten Stockholmer Stücken und in meiner eignen Sammlung zwei unbedenklich identische Stücke habe, so helfen diese aus. Nur bei dem von mir als besonders frisch erhalten be- zeichneten ^ von decipiens ist eine braungelbliche, anliegende Behaaiung mit blossem Auge deutlich zu sehen, die auf dem Metasternum am dichtesten ist und allmälig auf den Seg- menten undeutlicher wird. Bei allen übrigen Stücken ist sie soweit verrieben, dass die Unterseiten staubig matt schwarz aussehen. Da von sämmtlichen mir vorliegenden <^ der drei be- sprochenen Arten der Apparatus genitalis bei dem eben er- wähnten (^ von decipiens am besten und anscheinend voll- kommen unverletzt erhalten ist, so will ich mich bemühen, ihn möglichst genau zu beschreiben, wie er sich darstellt, wenn man das Thier auf den Rücken legt. Vorher bemerke ich nur, dass das zweite Segment in einem bogenförmigen Ausschnitt des grossen ersten steckt, anscheinend beweglich, während das dritte und vierte nur durch verwachsene, ganz schmale, gerade Kerben repräsenlirt werden; ebenso ver- wachsen erscheint das fünfte, in welchem der Apparat ein- gebuchtet ist. Diesen lasse ich noch beiseit und beschreibe zunächst das fünfte Segment als ein einfaches, liegendes Thor, dessen Querbalken sich an die Kerbe des vierten Segments in der Breite von 10 Millim. anschliesst; davon gehen dann an beiden Seiten parallel mit dem Rande der Elytra die Träger, 'S Millim. lang und zwisclien 1 — 2 Millim. stark. Von der Mitte des (^uorbalkens gehen zwei, J Millim. von einander abstehende, kleine Haarpinsel horizontal ab: bei dem con- servirten J goldgelb, bei dem abgeriebenen schwarz. Sie bezeichnen so ziemlich die Breite der darunter befindlichen OefTnung, die fant denselben Durchmesser von mehr als 1 Millim. hat, wie die oben bei dem Munde beschriebne, an- scheinend eine Ventilation von den wunderbarsten! 10* 148 Die obere Hälfte dieses kreisförmigen Loches wird durch die erwähnten, von dem Querbalken abgesenkten Träger um- fasst, in der untern treten nun die scl.on mehrfach erwähnten Zangen- Arme aus der Bauchhöhle vor, und zwar mit einer Borte von zierliehen, goldbraunen Haaren, welche der kreis- förmigen Oeffnung untere Hälfte umkränzen. Diese Haare setzen sich in Form eines M auf der innern Seite der Zangen- Arme fort und verlaufen in eine dünne, schwarze Lamelle, die wie eine Schneide aussieht und etwas weiter auf der Innenseite hinausragt, als auf der Aussenseite die Träger reichen. Gerade in der Mitte der Linie, die man sich von Endpunkten der Träger querüber gezogen dächte, steht ein ziel liebes Gebilde, ganz wie ein dünner Fischschwanz ge- staltet, das in der Breite eines starken Millimeters aus der Höhlung gebogen aufsteigt und mit braunrotbgoldenen Haaren ganz diclit bekleidet ist, so dass man, ohne es zu zerstören, nicht wahrnehmen kann, ob und welche andre Form oder Farbe sich darunter birgt. Gleich hinter ihm tritt von 3er Oberseite des Körpers, dicht unter den Mucronen der Elytra, der Schluss des Abdomen vor, und nun setzen sieh in massig zu einander gebogener Richtung die nach innen concaven, nach aussen convexen Zangenarme frei hinausragend über den Flügeldeckenrand noch 5 Millim. fort und enden in einer !tum])fen Spitze. Man wird mir das weitläufige Detail dieser Beschreibung vielleicht vergeben, wenn ich versichre, dass bei der Menge mir vorliegender männlicher Phaliduren kein einziges Stück diesen Grad von Conservalion zeigt. Fast bei allen sieht man dieselbe \\esentliche Grundanlage, aber bei keinem so klar und deutlich kennbar. Bei mirys ist der (^'uerbalken weit schmaler, die daran gehefteten gelben Haarpinsel «tehen etM'as weiter auseinander, die schwarzen, schneidigen Lamellen auf den Zangenarmen haben die Haare eingebüsst, auch der zierliche Fischschwanz hat oflenbar gelitten. Bei G^llenhali sind die zwei Haarpinsel ganz in den Winkel des Querbalkens mit den Trägern gerückt und schwarz 5 auch die schwarzen Lamellen weichen erheblieh ab, namentlicli darin, dass sie nicht, wie bei decipiens, auf den Zangen lest aufsitzen, son- dern frei beweglicii f^cheinen. Schliesslich habe ich nun noch ein Paar Worte über das $ von decipiens anzulügen. Habitii.«, Sculptur, Behaarung, Grösse der Wärzehen, alles stimmt vortrefflich bei dem mir vorliegenden Exemplare mit dem gut erhaltenen 'S- Von dem sehr deutlichen Canale des Tliorax, der sich aucii auf dem frischen S recht gut erkennen lässt, habe ich io der Diagnose schweigen müssen, weil er bei dem abgeriebenen S 1 11) total felilt. Dafür hat dies Weibchen mit dem letzteren Manne ^vieder das Homogene, dass das Grübchen hinter dem Kehluulst sich zum Dreieckchen erweitert hat. Von diesem Kehlwulst des r^ muss noch bemerkt werden, dass er links und rechts unter den Stollenknöpfchen sich eckig nach vorn ausdrängt. Das von beiden 5 Abweichendste ist die hintere Hälfte des Körpers, welche von der Mitte ab sich fast ganz regel- mässig oval verjüngt, und nur eine ganz unbedeutende Pro- longation des Apex zeigt. Die Mucronen sind ganz deutlich, die Schulterhöckerchen ebenfalls. Aus der 2 Millim. breiten Anal-Oeffnung ragen kurze, goldgelbe Haare hervor. Die Unterseite zeigt weit weniger Behaarung als die des ,^, ein analog bogig ausgeschnittenes erstes, ein grosses zweites und ein ebenso grosses fünftes Segment. Das dritte und vierte sind kaum halb so gross; sie sind indess erheblich grösser als die entsprechenden des ,^ und anscheinend alle beweglich. Die Mitte der letzten Segmente ist glänzend schwarz. Soviel über Phalidiira decipiens. Vielleicht zu viel, mag mancher sagen und nicht Unrecht haben, indess möge es mir zur Rechtfertigung gereichen, dass zu der bereits nachgewie- senen Confusion des Namens mirabilis auch noch Fischer- VValdlieim in Memoires d. Naturalistes d. Moscou VI. p. 265 bis 2(i6 No. 11 c. flg. beiträgt, wo er eine Phalid, mirabilis beschreibt, nicht Kirby, sondern Mac Leaj in literis. Da sie einen Kehldorn (oder vielleicht richtiger ausgedrückt Kehl- zapfen) fUlirt, so kann sie nicht die von Kirby sein, folglich auch nicht diesen Namen behalten. Jedenfalls schien es in- dicirt, ein gut erhaltenes männliches Exemplar mit gewissen- hafter Genauigkeit zu beschreiben, nachdem nachweislich der Name mirabilis schon so viel Verwirrung angestiftet hat. Was in dieser schwierigen Gruppe mit so kurzen Beschrei- bungen zu machen ist, wie sie Boi&duval in Voyage de TAstro- labe geliefeit hat, wird Mancher aus Erfahrung wissen — auf 22 splendid gedruckten Seiten 25 Arten. Wer daraus klug werden kann — erit mihi magnus Apollo! Weiter im Text über die Schönherr'schen Typen. Da es über No. 4 in dem Verzeichniss Stal's lautet: „Amycterus brunnipes Schh. (n. sp.)^, so würde ich diese unbeschriebne Art mit Stillschweigen übergehen, wenn mich nicht ein be- sondrer Umstand daran hinderte. Es findet sich nämlich an der Nadel ein Zettelchen von derselben, bereits erwähnten Hand (Gyllenharsj mit den räthselhaften Worten: 150 mirabilis Kirby nee Sehh. mirabundus Schh. N. Holl. Klug. Wie soll man sich das erklären? No(abene stimmt die Be- pchreibung von mirabundus Sclih. Gyll. (II. 471) vortrefflich mit dem sab No. 7 als mirabundus gesandten Typus, aber gar nicht mit dem vorliegenden Thiere, m elches weder durch paulo minor (es ist schmaler, aber ebenso lang), noch we- niger durch magis fuscus (es ist schwärzer), ebenfalls nicht durch elytrorum textura obsoleta (sie ist gar nicht undeut- lich), noch durch setae pallide cinereae (auch an den ge- schütztesten Stellen fehlt sie ganz und gar) von mirabilis Schh, (Gyllenhali m.) zu differenziren ist. Ich kann, der Angabe des Zettelchens zum Trotze, deshalb nicht glauben, dass das Exemplar von dem verewigten Klug mit den an- gegebenen Namen an Schönherr eingesandt worden — der alte Herr hatte viel zu scharfe Augen und war viel zu ge- wissenhaft in solchen Dingen, als dass er z. B. die glänzen- den, fast glatten, rothbraunen Beine des vorliegenden Exem- plars für die pedes nigri, scabri des Schönherr'schen mira- bundus gehalten hätte. Das Tiiier ist ein f^ mit wenig über die Flügeldecken vorragender Zange; die Kehle hat keinen Zapfen. Es zeichnet sich vor allen mir vorliegenden Phali- duren durch die gänzliche Abwesenheit von Haaren oder Börstchen auf der Oberseite*) aus, die (mit Ausnahme von mirus) sonst doch bei den verriebensten Stücken immer noch deutlich zu erkennen sind. Ob das bei mirus als nigrosetu- losum beschriebne Kostrum auch bei diesem brunnipes schwarze Börstchen führt, lässt sich nicht ermitteln, da dessen ganzes Vordertheil durch eine gelbe Masse zugeklebt ist, welche das Thier im Todeskampfe ausgespien zu haben scheint, und die bernsteinartig erhärtet ist. Amycterus mirabundus Schh. Laut Verzeichniss liegen mir darüber drei Typen unter No. 5, 6, 7 vor. Kein Zweifel, dass der Beschreibung Gyllen- hafs (Schönh. II. 471) Typus No. 7 zum Grunde lag, denn es ist das einzige $, und führt ausserdem das Zettelchen: N. Holland. Hooker. In Schönh. VII. 52 fügt Boheman bei mirabundus nur noch die kleine Ergänzung hinzu: *) Nur an der Seite des Thorax, und zwar nur da, wo er sich zur Aufnahme des Kopfes verjüngt, benaerke ich durch die Lupe einige gelbe Börstchen. 151 Femina tantum descripta. Mas differt elytris apice acu- mine brevissimo, sutiirali auclis, ventre subtus apice excavato, ano forfice valido, brevi armato. Schon bei oberflächlicher Con&tatirung des Visum re- pertum der Typen, d. h. ihres thatsäehlichen Zustandes, er- giebt sieh allerlei Bedenkliches. No. 7, tjpus xar l^o^^jV, bietet zM'ar das bekannte, spruchwörtliche Modell eines „wissenschaftlich brauchbaren Käfers", denn er, oder vielmehr sie präsentirt eine Antenne und drei alternirende Beine; indess ist ihre Tunica ziemlich abgetragen und indifferent (vielleicht zu viel?) gebürstet. No. 5 hat ein interessantes Zettelchen unter sich, M'orauf vermerkt steht: Phalid. impressa. Dupont. N. Holl. Dupont. Dieser Impressario macht positiv einen niederschlagenden Ein- druck; er ist offenbar von einer rücksichtslosen Bärenfaust auf einßn wahren Pfahl von Nadel gespiesst, der mindestens für einen Nashornkäfer ausgereicht hätte: Gefühl und Gebein sind übel zugerichtet, eine Antenne auf die halbe Geissei, die andere gar auf den blossen Schaft reducirt; ein Vorderbein fehlt ganz, und das eine noch vorhandene Hinterbein, welchem die Kralle abhanden gekommen, ist auch sonst nicht einmal zuverlässig, denn es ist an wenig authentischer Stelle an ein Mittelbein angeleimt. Ja sogar die Pudenda masculina schei- nen gewaltige Deteriorationen erlitten zu haben. No. 6, ebenfalls ein ,^, mit 2 Zettelchen, auf einem Tasmania, auf dem andern Mus. Gall., lässt in Beziehung auf Frische und Vollständigkeit nichts zu wünschen. Meister Gyllenhars Beschreibung von No. 7 ist wie immer gewissenhaft, und übersieht auch nicht (was man aus Bolie- man's ergänzender Note zu dem ,S' fast glauben könnte) das tuberculum parvum in apice suturae elytrorum. Aber einmal ist es ein $, das er beschreibt, und es fehlen daher die stärker charakterisirenden Kennzeichen, welche in der ganzen Gruppe den ^ eigen sind, und dann ist das Exemplar, wie erwähnt, nicht gut erhalten. Aber gehört es wirklich zu den (^ No. 5 und No. 6? Und sind diese unzweifelhaft zu einer und derselben Art gehörig? Trotz der angeführten Invalidität von No. 5 hat sich auf den Flügeldecken des- selben eine Sculptur erhalten, welche ich vorläufig als flockig- fleckig bezeichne, die aber bei No. 6 in keiner Weise sicli bemerken lässt. Mir ist nicht bekannt, bis zu welchem Grade der Pariser Insectenhändler Dupont scharfsichtig und exact war, um da- nach zu bemessen, ob seine Angabe bei No. 5 Phal. impressa Boisd. Glauben verdient. Aber auch im bejahenden Falle 152 wird die vorliegende Frage in kein ^^ e&entlieh besseres Stadium gefördert. Denn wer in Boisduval's A.strolabe II. 375 die Beschreibung von Am. inipres^sus liest, -wird, ungeachtet pie im Vergleich der meisten übrigen auslührlicher gerathen ist, doch wenig oder nichts Befriedigendes darin finden. Auch sie, so wie die gleich nachher folgende von mirabundus sind auf $ gemacht, denn von Zangen (vie z. B. bei Am. tomen- tosus) geschieht keine Erwähnung. Aus der herzlich .schlech- ten Abbildung ist auch kein Trost zu holen. Wie eilig und faselig die BoisduvaKschen Beschreibungen hingehastet sind, erhellt schon aus dem einzigen Umstände , dass weder bei impressue noch bei mirabundus der augenfällige Eindruck auf dem Analeegment erwähnt wird, dessen doch Gylleniial pflicht- mässig mit den Worten bei mirabundus gedenkt: segmento ultimo medio impresso. Boisduval sagt von seinem impressus: „les eljtres sont plus etroites que le corselet; ä leur base, en ovale tr^s allonge et convexes''. [Ein Beweis der flüclitigeu Kedaction, da offenbar gemeint ist, dass die Basis der Elytra nicht so breit ist wie der Thorax.] „En dessus chacune d'elies offre neuf sillons rugueux, dont les intervalles sont releves, creneles et plus marques ä Textr^mite. Da mir indessen unter der ansehnlichen Zahl Phaliciuren keine einzige vorliegt, auf der man „en dessus" mehr als seciis Furchen wahrnehmen kann, so mache ich mir kein Gewissen daraus, die 3 restirenden auf die untergCKchlagenen Ränder zu versetzen, wo sie allerdings mehr zu errathen als zu sehen sind; dann passen die gegen den Apex von der Seite her ein- tretenden Wülste ganz erträglich als intervalles plus marques ä rextremite. Läast man mir diese, allerdings gewaltsame, indessen auch durch die Abbildung unterstützte Interpretation durch, 80 komme ich damit wenigstens zu folgendem Waffenstill- stands-Vorschlage : a. Am. mirabundus Schli. Gyll. beruht auf einem V. Du aber zu ihr 2 ,^ als Typen gestellt sind, von welchen wahrscheinlich der eine kein Connubium legitimum besitzt, so ist salvis melioribus nur das o ^'o- ^ als echter mirabundus anzusehen. b. r^ No. 5 dagegen gehört wegen seiner flockig-fleckigen Deckentextur (intervalles creneles) zu Am. impressus Boisd., einer mir aus Tasmanien in mehreren frischen Exemplaren vorliegenden Art, welche ich unter diesem Namen von dem Museum Sidney erhielt. Ob durch längeres Leben, resp. Abreiben aus b. mit der Zeit a. werden kann, wird sich wohl nur durch aufmerksame 153 Beobachter an Ort und Stelle constatiren lussen. Der cba- rakterifetische Eindruck auf dem Analsegment der + von mirabundus findet frich in gleicher Form bei dem tasmanischen $ von impressup. Die Gründe, aus welchen ich hier gleich über Typus No. 8, im "N'erzeichniss mit Am. maculosus Sclih. (n. sp.) aufgeführt, sprechen \Aill, sind folgende. Zunächst findet sich daran das Zettelchen : mirabilis Kiiby mirabundus Schh. N. Hol!. Klug. Aus den bei No. 4 (brunnipes Schh.) gegebenen Argumenten bezweifle ich auch hier die Verlässlichkeit der Andeutung, als ob diese Bezeichnung authentisch von Klug herstamme. Das Exemplar ist ein $ und hat auf dem Analsegment einen augenfälligen tiefen Eindruck in der Mitte. Da Kirby in seiner Beschreibung 1. c. ausdrücklich sagt: Sexus alter (^) ventre integro, cavitate nulla, so scheint mir das ausreichend, um wenigstens die Genauigkeit der Zettelnotiz als höchst zweifelhaft anzusehen. Sodann wollte ich die No. 8 noch hier mit aufnehmen, weil das Stück das letzte ist, welches unter den Typen nach Grösse (etwa 10 Lin.) und Habitus noch zu den bisher be- sprochnen gehört. Die noch übrigen, gleich grossen, gehören zu einer andern Gruppe, deren Dornen, Haken, starke Buckel u. s. w. sie primo intuilu leicht sondern. Endlich aber bietet gerade diese No. die vortrefflichste Conservation dessen, was ich bei Besprechung von mirabundus „flockig fleckige Textur" genannt habe. Schönherr ist dadurch olfenbar zu dem Namen maculosus angeleitet worden. Schüpp- chen von matt blaugrauer Farbe bilden den Grund für die Oberfläche von Thorax und Flügeldecken; auf dem 'I'liorax iiufeisenförmig mit einer Längslinie vom Apex zum Scutellum, der Rest röthlichbraun; auf den Elytris theils als unterbrochene Kandlinie , theils in unregelmässigen Flecken mit ebenso un- regelmässigen rothbraunen Flecken alternirend, man könnte sagen an ein Pantherfell erinnernd; die 7 erhöhten Längs- reifen der Pagina superior aus einfachen oder gemellirten Reihen von blankschwarzen Knöpfchen gebildet, jedes in der Mitte mit einem dunkelgelben Börstchen geziert. Dass diese säubern Zeichnungen durcli das längere Leben des Thieres, durch Regen, durch Liegen in Spiritus u, s. w. leiden und wesentlich leiden können, das beweisen verschie- dene mir vorliegende Exemplare aus der Stockholmer und meiner eignen Sammlung. Aber die Frage, ob dieser Abnutz 154 bis zu dem Grade eintreten kann, dass aus diesem macu- iosus $ Sclih. der mirabundus '^ Schh. Gyll. Typus (No. 7) entstellen kann, bleibt meines Erachtens noch offen, und kann nur durch befähigte Beobachter am Fundorte selber mit leid- licher Sicherheit entschieden werden. In Erwartung, dass angekündigte Sendungen aus Austra- lien mir ferneren Anlass geben werden, über die Amycteriden zu reden, wende ich mich zu der Gattung AI cid es, und zwar zu 5. Aleides Chaudoiri Guer., welchen Solsky in T. VIII. der Horae Soc. Eni. Rossicae aus- führlich beschreibt. Da ich Guerin's Icon. insect. nicht zum Vergleichen bei der Hand habe, so muss ich unerörtert lassen, in welchem Jahre der von Sobky daraus citirte „Texte 154"'' erschienen ist, wahrscheinlich gleichzeitig mit Schönherr's Gen. et Spec. Curcul. Band 8 Theil I,, worin gedachter Aleides pag. 65 als Ale. Karelini von Boheman beschrieben wird. Ich besitze ein Original-Exemplar von Karelin selber und kann versichern, dass die zu der Solsky 'sehen Beschreibung von Tieffenbach in Berlin gelieferte Abbildung des Thieres meinterhaft gerathen ist. 6. Cetonia (Protaetia) Bremei. Unter diesem Namen hat Schaum in den Ann. de France 1844 Pag. 413 eine Cetonie von den Philippinen beschrieben, die Art aber in denselben Annalen 184iJ Pag. 278 als Va- rietät zu C. ferruginea Gory gezogen. Der betreffende Passus lautet: Protaetia ferruginea. — Le nombre et l'etendue des taches blanches varie considdrablement dans eette espece. Apres en avoir vu un grand nombre d'individus, je crois que la P. cinnamomea Burm, est une variet6 entiere- ment sans taches, et la P. Bremei Schaum une autre Variete chez laquelle les taches sont tres grandes et forment des bandes longitudinales sur le corselet. La forme de ces deux insectes ne diilere pas de celle de la P. ferruginea. Mir liegen augenblicklich einige 20 C. Bremei vor und geben mir die Ueberzeugung, dass Schaum in seiner früheren Ansicht Recht gehabt hat. Unter diesen Exemplaren linden sich alle Stadien von der grössten Frische bis zur möglichsten Deterio- ration und Verriebenheit vertreten, aber sämmtliche Stücke weichen in mehreren augenfälligen Punkten von der mir 155 gleichfalle in einer Anzahl Exennplare vorliegenden, allerdings variablen C. ferruginea ab. Erstens besitzt jede C. Bremei in den Hinterecken des Thorax einen grossen rotlien Fleck, der bei den abgeriebnen Stücken womöglich noch mehr heraus- tritt als bei den ^chön erhaltenen — von dies-en Flecken zeigt keine C. ferruginea auch nur eine Spur. Ausserdem fehlen der C. ferruginea die von Schaum in Diagnose und Beschrei- bung der C. Bremei richtig herausgehobenen „femora rufa^'. Aber auch wenn man dieser Differenz in der Färbung jedes Gewicht absprechen wollte, bleibt ein zweiter wesentlicher Punkt übrig, und dieser betrifft die Form. Es ist nicht zu- trefi'end, wenn Schaum sagt: „la forme ne diflere pas de celle de la C ferruginea'"'. Bei sämmtlichen Bremei, frischen wie abgeriebnen, sieht man mit blossem Auge die von Schaum in seiner Beschreibung (Ann, 1844 pag. 413} ganz richtig an- geführte y|Carina obsoleta lateralis eljtrorum", und sie ist, wenn auch nicht so scharf abgesetzt wie z. B. bei Lomaptera plana Pavk , doch immer von der Schulter ab bis zum Apex deutlich genug, um gegen C. ferruginea ins Auge zu fallen, wo sie total fehlt oder doch nur an der Einbiegung gegen den Apex in so unbedeutendem Maasse wahrzunehmen ist, dass Burmeister sie bei der Beschreibung von C. ferruginea mit vollem Recht unerwähnt gelassen hat. Auch lässt sich noch geltend machen, dass die Unterseite bei C. ferruginea und cinnamomea stets einen metallischen Glanz hat, der bei Bremei fehlt; so wie es auch kaum durch blosse „Veränder- lichkeit der Fleckenzeichnung'' erklärlich sein würde, dass auf einem sonst total abgeriebnen Exemplare der Bremei die beiden grössten Flecke auf der Mitte der Elytra deutlich vorhanden geblieben, weil sie mit ihrem weissen Filz augen- scheinlich in einem vertiel'ten Grübchen stehen, von welchem bei ferruginea keine Andeutung vorhanden ist. Diese zwei Makeln weisen vielmehr der Bremei ihren Platz nicht neben ferruginea, sondern neben C. bifenestrata Chevr. an, welche offenbar ihren Namen diesen zwei Filzflecken zu verdanken hat. 7. Wem eine Anzahl unbenannter Celonien aus den Philip- pinen vorliegt, der wird mir schwerlich widersprechen, wenn ich das Tauien dieser Heiden nicht eben für leichte Arbeit erkläre. Allerdings nicht so schwer, wie etwa die Orientirung in pliilippinisclien Pachyrhynchen und Apocyrten, deren mir bereits vorliegende Zalil, Variabilität und Wandelbarkeit mich auf den Gedanken brachten: „ob nicht ein eingeborner Philip- 156 |iinor von Kindesbeinen an zu nichts Anderm zu erziehen wäre, alö zum Monograpliiren im Mannesalter dieser ebenso brillanten als verzweifelt confundirenden und confusen Rüssler- gruppe?'' Indessen auch wer die Diagnosen, Beschreibungen, Rccti- ficirungen, synonymischen Vermerke und Gegenvermerke über die Philippiner Cetonien liest, welche tlieils in Newman's Entomologist Seite 169 — 171, theils in ßurmeister's Handbuch Theil 3 von Seite 496—501 und 794, 795 stehen, ferner Schaum's einschlagende Noten in den vorher citirten Annales de France 184-1 und 1849, sein Verzeiehniss der Lamellicornia melilophila (184S), Blanchard's Catalogue de la coli. ent. (1850) — der wird sich der Ueberzeugung kaum erwehren, dass die Synonymie der betreffenden Melitophilen durchaus noch nicht „endgültig^ abgeschlossen ist. Und wer vollends damit ein einigermassen reiches Material vergleicht, wird mehr als einmal irre werden, wenn von sechs oder sieben augege- benen Merkmalen fünf auf das vorliegende Thier passen, eins oder zwei aber gar nicht oder nur gezwungen. Ich linde in diesem Umstände eine vollgültige und ziemlich wahrschein- liche Erklärung des Schaum'schen Kindermords, dessen ich ihn oben in Betrefl' seiner Bremei bezüchtigt habe — er hat die mehreren halb und dreiviertels ähnlichen Arten un- willig in den synonymischen Topf der Verdammniss geworfen. Dass bei den Cetonien Maulthiere und Bastarde unmöglich sein sollten, wird kaum beliauptet werden , und dergleichen „Uebergangs-Schelme'^ haben ja schon viel Unheil angerichtet. Unsern ehrwürdigen entomologischen Ahnherren wird jeder Billige verzeihen, wenn sie bei dem wenigen Material, was ilineu aus weit entlegenen Ländern durch Zufall und oft in schlechtem Zustande in die Hände gerieth, mit dem Errichten neuer Arten rasch bei der Hand waren. Ging aber durch Missgescliick der Typus der oft unzureichenden Beschreibung verloren, dann wehe den Nachkommen I Sie haben jetzt 3, 4 und mehr Arten aus jener Gegend, aus welcher der ver- schollene Typus stammte, und es wird oft ein erstaunlicher Scharfsinn pro und contra verschwendet, um zu ermitteln (oder unentschieden zu lassen), was oder wen der höchst selige Autor mit seiner lakonischen Phrase gemeint hat. In diesem Falle befinde ich mich nun zwar nicht mit der philippinischen Cetonie, welche mir zu dieser Jeremiade Anlass gegeben hat — die Beschreibungen Burmei-ter's der Protaetien anoguttata, ambigua, chlorotica sind ausführlich genug — dennoch ))astt keine ganz auf das mir in zwei Decaden vor- liegende Tiiier. Der Katalog Gcmming er -Harold hat es sich leicht ge- 157 maclit, und untei- Cetonia s üb viridis Newman Cheviolat's C. ambigua und Burmeister's C. cblorotica als Synonym ver- zeichnet: da es aber in der flücliligen, durchaus lückenliaftcMi Beschieibting Newman's ausdrücklieb heisst „tbe base of the scutellum is roughly punctured" (Basis des Sciiildchens grob punktirt), dagegen in Burmeister's gewissenhaften Beschrei- bungen der ambigua und cblorotica „das Schildchen ist punkt- frei^, so wird jene synonymische Contraction nicht aufrecht zu erhalten sein. Grobe Punktirung würde durch Abreibung nie verschwinden, eher noch mehr hervortreten. Deshalb er- achte ich mich für vollkommen berechtigt, in der Beschrei- bung der Cetonia (Protaetia) scepsia m. auf Burmeister's C. cblorotica (Handb. III. S. 500) speciell Bezug zu nelimen, da cie dieser anscheinend am nächsten stellt. Die Diagnose Mürde dahin lauten: C. scepsia. Viridis supra opaca, linea pronoti ititra- marginali, punctis sex -vel octo disei, plurimisque elytrorum congeslis exalbidis, lateribus subtus leucophaeis, tibiis anterio- ribus bidentatis. Long. 7 lin. (^$. Hab. Manila. Verglichen mit der Diagnose der cblorotica wird sich bei dieser nur der einzige durchgreifende Unterschied finden, dass in der Beschreibung von cblorotica ausdrücklich angegeben wird, „die vordersten Schienen sind auch im männliclien Ge- schlecht sehr breit und mit 3 sehr grossen Kandzähnen ver- sehen'^. Wenn nun bei scepsia (,^ und ^) die Vorderschienen weder besonders breit sind, noch 3 sehr grosse, vielmehr 2 ziemlich kleine Randzäbne haben (die Stelle des dritten ist durch eine obsolete, schwache Spur bezeichnet) — so erscheint mir dieser Diflerenzpunkt als entscheidend. Es klingt sonderbar, wenn ich es bedaure, dass die mir vorliegenden (gerade 20) Exemplare von C. scepsia vortretT- lich conservirt ?ind; aber ich kann in Folge dieser makellosen Besch'.iflenheif nicht wie vorher bei C. Bremei beurtheilen, in welchem Grade und bis zu welchem Minimum die weissen Zeichnungen durch Abreiben verloren gehen können. Gegen C. cblorotica, welche auf dem Thorax 2 weisse Punkte hat (wie fast alle Philippiner Protaetien: Guerini, anovittata, Ma- nillarum, ambigua — ich besitze auch ein Stück von bifene- strata, dessen Thorax diese Auszeichnung hat\ besitzt C. scepsia (5 grössere, linearliingliche Punkte, je 3 in einer Linie, die vom Auge neben die Basalwinkel des Sciiildchens fallen würde. Zwischen je einer dieser Punktreihen und dem Thorax- rande steht ein kleinerer Punkt. Nur auf einem einzigen 158 Exemplare sind dieser Randpunkt und der der Basis zunächst stehende dritte Punkt aus der erwähnten Linie nicht sichtbar. Ferner heisst es bei chlorotica: „Der massig gewölbte, matte, aber mit zerstreuten, glänzenden Punkten besetzte Vorderrücken ist an den Hinterecken stark gerundet , am Seitenrande leicht gebogen, hier mit einer feinen weisslichen Linie geziert". Das passt ganz gut auf scepsia mit Ausnahme der glänzenden Punkte, welche fehlen. Auch ergiebt sich aus Burmeister's Worten nicht mit Gewissheit, ob die feine weissliche Linie bloss den „Seitenrand'-' ziert. Betrachtet man nämlich C. scepsia von oben, so zeigt auch sie bloss einen weissen Rand an den Seiten: von vorne gesehen zeigt sie diesen Rand vollständig auch über dem Kopfe. Dagegen reicht er bei keinem einzigen Stücke bis ganz an die Schulter- beule, sondern hört immer neben dem oben erwähnten weissen Randpunkte auf. Die bei C. chlorotica glänzend grünen Schulterblätter sind bei scepsia matt. Den weiss gesäumten Hinterrand haben beide; ebenso das punktfreie, matte Schildchen. Bei chloro- tica wird es „auffallend kurz, stumpf und breit^' genannt; das möchte ich von dem bei scepsia nicht zugeben — es hat nichts Auffallendes. Dass die Flügeldecken von scepsia wie die von chloro- tica massig gewölbt sind, eine erhabne, hinten kantige Naht haben und in 2 Spitzen enden, dass ihre Oberfläche matt und neben dem Schildchen punktfrei ist, stimmt gut genug; nur möchte ich das Letztere dahin modificiren, dass die Lupe allerdings Punkte zeigt, jedoch wenige und schwächere. Von den „Bogenstrichen" aber, die nach aussen zu grösser und deutlicher werden sollen, bemerke ich bei scepsia gar nichts. Die Beschreibung der weissen Zeichnungen bei C. chloro- tica lautet dahin: „sie bestehen aus einem kleinen Punkt auf der Schulter- höhe, der manchen Individuen fehlt, einer Reihe von Streifen und Punkten am Seitenrande, welche sich über dem zweiten Hinterleibsringe als Querstreif, der aus einzelnen Fleckchen besteht, nach innen ausdehnen, und aus drei Gruppen solcher Fleckchen neben der Naht, von welchen die erste gewölinlich aus 2 neben einander stehenden Punkten besteht, die zweite zwischen Naht und Endbuckel befindliche etwas mondförmig ist und die dritte unmittelbar am Nahtende steht.*' Bei Gelegenheit der Cet. sybaritica hat es sich Herr Newman (1. c. S. 169) allerdings bequem gemacht, indem er sagt „these spots are so inconstant in site, size and figure, that is almost impossible to describe them" (diese Zeichnungen sind 159 eo unbeständig in Lage, Grösse und Umriss, dass es unmüglich ist, sie zu beschreiben). Ehrlich gestanden werde ich von der obigen Burmeister'schen Skizzirung auch nicht sonderh'ch erbaut und habe um so begründeteres Bedenken, ob es mir damit anders und erträglicher glücken wird , je bestimmter ich behaupten kann, dass von meinen 20 Exemplaren nicht 2 vollkommen mit einander stimmen — ja es ist sogar bei einzelnen keine Symmetrie in den weissen Zeichnungen vor- handen Doch scheint mir folgender Weg noch der über- sichtlichste. Bei sämmtlichen C. scepsia ohne Ausnahme findet sich neben den Basal Ecken des Scutellum ein weisser Fleck, von der Kleinheit eines Punktes bis zur Grösse eines Nadelknopfs ; def gleichen wird die Spitze des Schildchens bei fast allen durch eine kleine, hufeisenförmige Binde eingefasst, die nur bei einzelnen sich in Punkte und Striche aufgelöst hat. Ebenso constant (mit einer einzigen Ausnahme) zeigt sich am Apex der Elytra eine im Halbkreis geordnete Reihe von 4 Punkten; und ausserdem wird als stereotyp noch eine weisse Qaerlinie dicht über diesen Punkten (die nicht bis an die Naht reicht und jeweilen in der Mitte unterbrochen ist) zu constatiren sein, desgleichen ein kurzer Randstrich unter der Schulter- beule. Damit sind aber auch die regelmässig sich wiederholenden Zeichnungen zu Ende. Von jedem Rande der beiden Flügel- decken steigen 4 — 5 kleine weisse Querbinden in die Höhe, höchstens (aber selten) beinah die Mitte des Elytron errei- chend, meistens (jedoch nicht immer) symmetrisch, die stärkste gewölinlich in der Mitte, gerade zwischen dem Apex und dem Einschnitt hinter der Schulter. Zwischen Schulter und Sciiildchen stehen einige Punkte, meistens 2 auf jeder Seite, oder auch mehr; dann folgt in der Regel ein zeichnungsfreier Platz, etwa von Länge des Scutellum ; und darunter bis zum Ende der Naht ein unregelmässiges Gewirr von Punkten und Strichen, nur selten gleichmässig auf beiden Seiten. Bei chlorotica i!^t die beim Männchen auffallend lang herabgezogene Afterklappe mit weisslichem Filz am ganzen Umfange bekleidet und hat auch auf der Mitte ähnliche, echuppenl'örmige Haare; bei scepsia scheint mir die After- klappe nicht ausser Verhältniss lang gezogen und zeigt bei den meisten Individuen eine weisse Fussbekleidung, welche von drei breiten schwarzgrünen verticalen Binden durch- brochen ist, eine schmälere von der Sutur bis zum After, zwei breitere parallele zu beiden Seiten; öfters ist der Filz zwischen diesen Binden fortgerieben. Für die Unterseite von Scepsia passt die auch hei andern 160 Protaeiien im Wesentliclien zutreffende Beschreibung bei chlo- rotica: Unterfläehe längs der Mitte glänzend glatt, an den Seiten matt weissfikig, dazwischen an der Brust schuppig be- liaait; die Bauchringe haben einen glänzenden Saum am Hinterrande, der nach aussen schmäler wird, die Sehenkel einen filzigen Randstreif" und die Schienen kleine (weiss-) farbige Kniepunkte. Zur Vervollständigung der möglichst genau durchgeführten Parallele habe ich nur noch nachzuholen, dass der bei chlo- rotica als „mattgrün, glänzend punktirt, auf dem Scheitel mit kurzen Haaren besetzt, am Seitenrande erhaben, vorn stark aufgebogen, stumpf zweizackig ausgebuchtet" beschriebne Kopf bei scepsia sich in Bezug auf die Form ähnlich ver- hält: nur ist die Punktirung nicht glänzend, sondern ebenso matt M ie anderwärts, wenngleich etwas gedrängter, der Scheitel eher weniger, aber nicht stärker mit kurzen Haaren besetzt und der Clypeus mit zwei seitlichen weissen Filz- streifen* versehen. 8. Phoenicus sanguinipennis Lacord. Diesem von Lacordaire in seinen Genera d, Coleopt. IX. S. 174 beschriebenen Cerambjciden , von welchem ihm nur ein männliches Exemplar aus meiner Sammlung vorgelegen hat, kann ich — wie früher bereits dem Macrocrates buce- phalus Jahrg. 1862 und dem Conoproctus quadripustulatiis Jahrg. 1868 — aus dem leidigen Coelibat heraus und zu einer unanfechtbaren, legalen Ehe veriielfen. Als mich mein verewigter Freund im Frülijalir 1866 auf- forderte, ihm die seitnern Arten meiner Cerambyciden zur Benutzung bei seiner systematischen Arbeit zu schicken, er- füllte ich zwar diesen Wunsch, aber (ehrlich gestanden) mit etwas schwerem Herzen. Jeder Käfersammler hat seine liebe Noth mit diesem bockigen „Sperr-Gut^ wie dergleichen Ar- tikel in der Eisenbahn-Sprache technisch und bezeichnend tarifirt werden; und wenn man schon bei dem Ordnen der Langhörner im Zimmer oft genug trotz behutsamer Manipuli- rung ihre gespreizten Beine und platzfressenden Antennen laedirt — was kann man erwaiten, wenn mau sie auf Reisen .schickt? Natürlicli nichts Anderes, als was mir schon mit den ein Jahr vorher nach Liege gesandten Prioniden begegnet war, Rückkehr vieler mit gesunden Gliedern Ausmarschirten als schwel betrübte Invaliden! Man wird mir deshall) wohl 161 nachsehen, dass icli von den beiden in meiner Sammlung be- findlichen Phoenicus (den ich für einen Sp. Tragidion hielt) nur einen, und zwar das durch seine langen Antennen als q charakterisirte Stück absandte. Nach ziemlich langer Zeit erhielt ich die Deposita zurück und in einem nichts weniger als erfreulichen Zustande. Anthrenen und Dermesten hatten offenbar ihr grausames S])iel damit getrieben, und einzelne Thiere waren geradehin unbrauchbar geworden. Ich betrachte es als ein besondres Glück, dass djes Unheil nicht gerade den Phoenicus, oder den ebenfalls (1. c. S. 165) auf ein Unicum meiner Sammlung errichteten Aphylax mentiens Lac. be- troffen hat. Da nun das zweite, mir gleichzeitig aus einem im hiesi- gen Hafen Farbehölzer aus Central-America löschenden Schiffe gebrachte Stück .ganz ohne Zweifel das $ zu Phoenicus san- guinipennis ist, so kann ich zu den von Lacordaire angege- benen Daten noch folgendes hinzufügen. Der schon bei dem rj mediocre genannte bourrelet in tra-an tenn air e ist bei dem $ noch etwas schwächer: dagegen ist das faiblement tubercule des prothorax nicht zutreffend; der bei dem q schwache Seitendorn ist bei dem ? stärker und tritt deutlicher heraus. „Cuisses posterieures notablement plus longues que les elytres'-' passt nicht auf das 2 (dessen Elytra ebenso lang sind als die des c^); während sie bei dem (J beinah um eine Linie über den Apex der Decken hinausragen, erreichen sie ihn bei dem $ nicht völlig; in beiden Geschleclitern sind die Schenkel bei den mittlem und hintern Beinpaaren „biepineuses k leur extremit^'"'. Bei den Antennen wäre wohl noch zu ergänzen, dass in beiden Geschlechtern die ersten 5 Glieder und der Anfang des sechsten unterhalb mit schwarzen Haaren versehen sind. Der 1. c. in der Anmerkung gegebenen Diagnose der Spe- cies wäre hinter „elytris laete sanguineis^' noch beizufügen „summo apice infuscatis^^ Die Antennen, welche bei dem <^ ziemlich doppelt so lang sind als der Körper, reichen bei dem $ nur wenig über die Elytra hinaus. Die von Lacordaire in der Diagnose herausgehobene dichte, schwarze Behaarung der Hinterschienen fehlt auch dem (^ nicht; nur sind die Beine im Ganzen zierlicher und dem Verliältniss des Körpers mehr angemessen, als die über- langen des c^. 11 162 9. Bald nach Phoenicus lässt Lacordaire die Gattung Isch no- cnemis Thomson folgen (S. 185), welche in Dejean's Katalog Leptocnemus hiess, aber wegen einer Spinnengattung Kocirs umgetauft wurde. Die Charakteristik der Gattung beginnt Lacordaire wie gewöhnlich mit ^Mäle^', setzt aber ein ? da- hinter, erwähnt später, dass ihm nur ein Exemplar aus der Thomson'schen Sammlung vorgelegen, und bemerkt in einer Note Folgendes: Dejean designe Tespece sous les deux noms de costi- pennis et tripunctatus, appliques avec doute, le premier au male, le second k la femelle. M. J. Thomson a decrit l'esp^ce en lui conservant ce dernier. Je ne vois ni dans sa description, ni dans Texemplaire que j'ai ä ma disposition, rien qui le justifie. Offenbar hat Lacordaire nicht Recht; denn nachdem H. Thomson in seinem Systema Cerambjcidarum'S. 199 die Gattungsformel gegeben, fährt er fort: Tj'pe: Ischnocnemis costipennis (Dej. Cat. 1837 p. 348} Thomson. Syn.: Leptocnemus tripunctatus Chevrolat in Dej. Cat. 1. c. Long. 19 mill. Lat. 4V, mill. Niger; caput antennaeque granulosa; prothorax conferti^sime punctatus; elytra flava, vittis longitudinalibus vagis G nigris ante medium terminatis (2 marginalibus, 2 dorsalibus et 2 suturalibus), costis 4 longi- tudinalibus instructa , inter has costas punctata; abdonien rut'um, tenuissime punctatum; pedes valde granulati; Mexicum. Hieraus ergiebt sicli, dass Thomson (wie aus dem Worte Type und seinem dahinteigesetzten Namen erheilt) nicht, wie Lacordaire vermeint, tripunctatus, den er als Synonym bezeichnet, sondern costipennis als Typus bezeichnen und beschreiben wollte. Ob er das von Dejean mit ? angeführte, meines Erachtens dazu gehörige $ (tripunctatus) besessen, und warum er eventuell der mancherlei Abweichungen vom o nicht gedacht l)at, weiss ich niciit: da ich aber zwei Pärchen besitze, halte icli es für angezeigt, darüber Folgendes mitzu- theilen: Lacordaire sagt (1. c): „l'unique esp^ce — — parait varier beaucoup sons le rapport de sa livree^', ferner: l'unique exemplaire que j'ai sous les yeux, est noir, avec Tabdomen d'un fauve te8tac6 et les 61ytres d'un fauve de cannelle chacune d'elles presente entre ses deux cotes une assez large bände brunätre qui, partant de la base, n'atteint pas l'extr^- inite — ** 163 Dies ist, meinen vier Stücken gegenüber, jedenfalls vor- sichtiger und zutrefi'ender ausgedrückt als der Passus in der Tliomson'schen Diagnose „vittis longitudinalibus vagis 6 nigris ante medium terminatis'-'; denn bei meinen 2 q reichen die dunkeln Binden theils bis zur Mitte, theils über dieselbe hinaus, und bei den ?, welche überhaupt nur Marginalbinden zeigen, fangen sie bei der Schulter an und hören erst an der Truncatur des Apex auf; diese letzteren sind nicht brunätres, wie man die des ,j wegen ihres unbestimmten Verlaufens ins Zimmtfarbne nennen kann, sondern tiefschwarz. Diese Rand- binden fangen bei den c^ fast gleichmässig schwarz unter der Schulter an, bräunen sich aber gegen die Mitte und werden dann undeutlicli. Verglichen mit den q erscheinen die $ massiver , und der Ausdruck Thomson's in der Gattungsformel „corpus pa- rallelum" ist durchaus nicht glücklich ; Lacordaire corrigirt ihn vollkommen berechtigt durch seine Bezeichnung „elytres un peu attenuees*^ und würde dies noch stärker ausgedrückt haben, hätten ihm die wirklich parallelen ? daneben vor- gelegen. Der bei dem o allenfalls für cylindricus (^Thomson) gelten dürfende Prothorax*) ist bei dem $ kürzer, nach hinten ver- breitert und auf der Grenzlinie von transversus — über seine abweichende Färbung später. Das bei den ö* schwarze Scutellum ist bei den $ dunkel rothgelb, die Eljtra mit Ausnahme der schwarzen Naht und der bereits erwähnten Randbinde (welche von oben gesehen sich wenig bemerkbar zeigt) sind rothgelb, die darauf befind- lichen Längsrippen (zwei auf jeder Decke) heller gelb. Gegen das „abdomen rufum'' der o sind die der $ ent- schieden rein schwarz zu nennen; der anscheinend vorhandene röthliche Schimmer reducirt sich bei ihnen auf die Segment- ränder, etwa in der Art wie bei Meloe. Zu den mancherlei specificirten Abweichungen vom i^ gesellt sicli nun schliesslich noch, dass bei den $ der (bei jenen einfarbig schwarze) Prothorax oben und auf der Seite rothgelb ist, mit 3 schwarzen Punkten (daher der Name tri- punctatusj; es kann also gefragt werden, ob man ohne Beob- achtung der Copula beide Thiere als zusammengehörig be- trachten darf? Ich halte die Bejahung für unbedenklich, und nicht bloss wegen der vollkommenen Analogie der ganzen Bildung des Kopfes, der Beine, der Fühler, welche bei dem 9 nur nm ein Geringes kleiner als bei dem S erscheinen. Aber *) Lacordaire bezeichnet ihn besser durch „cylindrico-ovalaire". 11' 164 gerade aus dem Piotliorax entnelime ich das Haupt-Argument meiner Ansicht; denn von den 3 schwarzen Punkten — zwei runde grössere in den Vorderecken, der dritte schmal linien- törmig nahe vor dem Schildchen — ist dieser letztere etwas erhaben und punktfrei: genau an derselben Stelle wie bei den ? findet sich nun auch bei dem ,S' dies charakte- stische, unpunktirte Buckelchen, und ich möchte mich fast wundern, dass es von Thomson und Lacordaire so ganz uner- wähnt göblieben ist*). 10. Scarabaeus tricornis L. novissima editio. Von einem Tauschfreunde, dem ich schon manche feine Zierde meiner Sammlung zu danken habe — so unter andern vor Jahren das erste Exemplar des nocl) immer vielbegehrten, damals unter die Raritäten holien Ranges zählenden Agrius fallaciosus aus Tierra del fuego — erhielt ich neben andern, zum Theil ganz willkommnen Exoten verschiedner Abstam- mung auch ein zierliches Böckehen ohne Namen und Vater- land. In den ersten Tagen beschäftigte ich mich eingehender mit den mir bekannten Species der Sendung, betrachtete nebenher aber auch den kleinen Unbekannten mit steigendem Interesse, micii nur darüber wundernd, dass er mir zugleich fremd und doch bekannt aussah. Aber plötzlich ging mir das Licht der Erkenntniss auf! Irgend ein Sclialk ( — nicht *) Bei dieser Gelegenheit will ich auf einige leichte ^'e^sehen aufmerksam maclien, welche sich in der ersten Hälfte des neunten Bandes von Lacordaire's Genera des Coleoiiteres finden; sie fielen mir auf, als ich mit einer Uinordnnng meiner Monohamraiden, einer ebenso zahlreichen als unsystematisch gelaunten Horde, be- schäftigt war. Lacordaire führt in der Note 1 S. 316 unter der Gattung Mono- hammus die nordamerikanischen Arten an, theilt sie in drei Sectio- nen A., B. und C , und führt in der Section B. auch den M. tomen- tosus Ziegler auf, indem er dazu die Proceedings der Philadelphia Academy citirt. Dieselbe Art mit demselben Citat bringt er später S i'M als kSynonym zu Goes (Ceramb ) tigrinus Degeer. In analoger Weise werden Newmau's Monoharamus quaestor und Mon luctor S. 316 unter Monohammus aufgeführt, später aber Ö. 333 unter die Gattung t'ereopsius gebraiht. Whitc's Monoh. Brianus ans Nepaul (ö. 317) wird S. 345 als typische Art für die Gattung Combe aufgofidirt und dazu Thomsou's Art C. fulgurata als synonym gezogen. Bei der Gattung Agnoderus (S 331) wird der Name der von Thomson als typisch dazu gestellten Art nicht angegeben. Sie heisst gnomoides Thomson: als Vaterland wird Indien ohne nähere Be- zeichnung genannt. 165 mein ehrbarer Freund, auch nicht nach seiner Versicherung derjenige, von welchem er ihn erhalten — ) liatte sich den Scherz erlaubt, den rothen, schwarzgefleckten Hinterleib eines nordamerikanischen Tetraopes tornator F. mit Thorax und Kopf einer australischen Epithora dorsalis M' Leay vor- zuschuhen, und da man ohne speciellen Verdacht den bei schärferem Untersuchen allerdings wahrnehmbaren Gummileim leicht übersehen konnte, so hatte mich das seltsame Artefact so lange genasführt, bis ich auf den Gedanken einer „Kunst- leistung^' zufällig gerathen war. Ich erinnere mich, vor mehr als 20 Jahren einem Wiener Collegen in analoger Weise ein Unicum seiner Sammlung in eine Dreifaltigkeit aufgelöst zu haben — leider konnte ich ihm nur Kopf und Abdomen di- morphisch deuten und blieb ihm jede Hypothese über den Thorax des Kunstwerks zu Dank schuldig. — Ein andrer Wiener Käferant schien wenig erbaut, als ich ihm ein Pär- chen eines colossalen Crjptocephalus sls eine illegitime Ver- kuppelung von Hinterleibern der Ciythra 4punctata L. mit Vordertheilen eines Crjptoceph. Salicis zu demonstriren ver- suchte, und ich habe nicht erfahren, ob er die ihm vorge- schlagene lauwarme Wasserprobe angestellt hat. Vielleicht hat es mit manchen Unicaten zum Entsetzen ihrer bisher auf sie stolzen Besitzer keine bessere Bewandniss — ein Glück wenigstens, wenn sie sich bescheiden damit begnügten, beati possidentes zu sein, und niciit durch übereilte Publication des trügerischen Wechselbalgs ihr unsterbliches Mihi der Gefahr aussetzten, aus dem Leim zu gehen. 166 Vereins- Angelegenheiten. In der Sitzung am 18. Januar wurden als Mitglieder aufgenommen die Herren: Sr. Don Joaquin Salvaiia Comas in Matarö bei Barcelona, Anton Stuxberg in Upsala, Dr. med. Pagenstecher in Wiesbaden. Aus einem Circulare des Dr. Schaufuss in Dresden ergab sich, dass der Verein den Tod des Herrn E. Vogel daselbst zu beklagen hat, welcher sieh noch vor Kurzem durch eine Arbeit über südafrikanische Chrysomelen Verdienste erworben. Dagegen bemerkt ein geehrter Correspondent aus Luxemburg, dass der Lepidopterolog Herr Beliier de la Chavignerie, dessen Tod wir S. 333 des vorigen Jahrganges gemeldet hatten, sich Gottlob noch einer guten Gesundheit erfreut; der Verein habe aber die Mitglieder Kraus in Trier und Wirt- gen in Coblenz durch den Tod verloren. Nach dem Vortrage der seit November v. J. eingelaufnen Correspondenz theilte der Unterzeichnete den Anwesenden seine Absicht mit, in der nächsten Zeit eine Reise zu machen, deren Dauer sich auf einige Monate ausdehnen kann. Es sind die erforderlichen Vorkehrungen getroffen, die Interessen des Vereins inzwischen gebührend wahrzunehmen Dr. C. A. Do hm. !67 Additions ä la Monographie des Trechus J. Futzeys. (Stett. E. Z. 1870 p. 7 etc., p. 145 etc.) No. 8. T. Perezi Crotcii Pet. nouv. ent. 15. aoüt 1859. = T. fulvus Dej. Mr. Crotch m'a envoy6 un individu de son espece; il appartient ä la vari^t6 dont le corselet, nuUemeut i^tr^ci vers la base, est tres carre. No. 16. T. microp hthal mus. Le T. spelaeus ßeitt. (Berl. E. Z. 1869 361) est iden- tique a cette espece (voy. Berl. E. Z. 1870. 271). No. 22 '''^ T. com plana tu s n. sp. Long. 4 — El. 2y.i — Lat. 1% Mill. Noir, tete, coreelet et premier article des antennes bruns, parties de la bouche, les 6 derniers artieles des antennes, les nattes , la suture et Textremitö des eljtres testaces. — Les ^lytres sont tres planes, ovales-oblongues, tres arrondies a la base et k Textremil^: la maige se prolonge obliquement sur Ja base jusqu'en face du cinquieme Intervalle; les 5 premieres stries sont j)rofonde8 dans toute leur etendue, les sixieme et septi^me sont un peu moins marqu6es vers Textr^mite et plus distinctement ponctuees; les 3 points du troisieme Intervalle sont tres marques et touchent les troisieme et quatrieme stries. Le corselet, fort peu convexe, est presque carr6, un peu plus large que long, tronqu^ en avant et a la base, arrondi ju&qu'a la moitie du bord marginal, puis coupe obliquement jusqu'aux angles posterieurs, qui sont assez grands, droits, releves, ce qui les fait paraitre saillans; le sillon longitudinal est profond et entierement marque; les deux foveoles laterales sont larges, assez arrondies, un peu rugueuses a leur c6t6 interne, —r- La tete est grande, presqu'aussi large que le cor- selet; les jeux sont assez petits, nullement saillans, pro- fond^ment enchass6s dans les orMtes qui, en arri^re, sont de la meme dimension que les yeux; la ligne oibitaire aboutit entre la base des antennes et celle des mandibules; les an- tennes atteignent presque le milieu des elytres; le deuxieme article est a peu pres de la longueur du quatrieme. Compar6 au T. strigipennis (dont la coloration est 168 toute autre), il en diff^re par la tete plus etroite, les yeux un peu plus grands, Toibite post^iieur moins large, les an- tennes plus epaisses et cependant plus longues, le corselet plus court, plus large et dont les angles sont plus grands, plus saillans, mais moins pointus; les elytres sont plus planes, un peu plus larges, leurs stries sont plus piofondes, mais moins distinetement ponctuees. Sierra Nevada (Mr. Ehlers) 1 ind. 2. No. 22''^'", T. Artemisiae n. sp. Intermediaire entre les T. Baldensis et strigipennis, mais se rapprochant beaueoup plus du dernier, La couleur est d'un testace plus rougeätre; chez les individus bien adultes, la partie posterieure de la tete, le milieu du corselet et des elytres sont d'un noir peu d6termin6; il en est de meme chez le strigipennis. L'insecte, dans toutes ses proportions, est plus large que le strigipennis; les yeux sont moins aplatis, presqu'entierement lisses, les oeelles etant encore moins mar-, quees; le bourrelet post6rieur est un peu plus grand el plus saillant. Le corselet est plus large, surtout ant^rieurement, oü les cotes sont plus arrondis; les angles posterieurs ne sont ni aigus ni meme droits, mais ties ouverts et un peu obtus; les foveoles de la base sont un peu plus larges et plus pvo- fondes. Les elytres, d'un ovale moins regulier, ont les epaules moins deprimees; leur surface est tout aussi aplanie; les stries sont semblables. Trouv6 en septembre 1870 au Lago de Mucrone par Mde. la Marquise de Mari, puis au Monte Barone (Alpes du Pidmont)., Cymindis Ehler si n. sp. Long. 9 — El. Sy, - Lat. S'/j MilL Voisine de la C. vaporariorum L. dont eile a la colo- ration, mais les parties rougeatres sont plus sombres et la pubescence est plus marquee; la ponctuation de la tete, du corselet et des elytres est moins grosse; les yeux sont moins saillans; le corselet est plus large, plus r^gulierement arrondie au milieu et nullement anguleux; le rebord marginal est un peu plus large, mais les angles posterieurs sont moins grands. Les elytres sont a peu pres semi)lablefe, mais plus planes; les fttries sont plus profondes et l)eaucoup plus fortement ponctuees; les intervalles sont plus convexes. Trouve en }> exemplaires par Mr Ehlers dans les Astu- ries (Picos de Europa. Leordes). 169 Lepidopterologische Notizen von Dr. A. ISpeyer. 1. Smerinthus ocellata. Zu den Nalirungspflanzen der Raupe gehört auch eine, die mir bisher unbekannt war, und die ich auch nirgends als f-olche erwähnt finde, nämlich Prunus padus. Auf Sträu- chern desselben, welche einen Hauptbestandtheil des Gebüsches bilden, das die Wiesen hier in der Nähe heckenartig durch- zieiit, traf ich im Se])tember 1868 gegen 30 fast erwachsene Ocellata-Raupen und erzog eine Anzahl davon mit den Blät- tern. Die auf-geschlüpfteu Falter zeigten nichts Abweichendes. Das Auffallendste dabei war, dass auf den mit den Ahl- kirschen untermischt wachsenden Weidensträuchern (Salix alba und fragilis) nicht eine einzige Ocellata -Raupe aufzu- finden war. 2. P 1 a t y p t e r y X c u 1 1 r a r i a F. Von den im Jahrgang 1869 S. 63 d. Z. erwähnten Eigen- ihümlichkeiten der Sommerbrut dieses Falters habe ich, bei fortgesetzter Beobachtung, nur die Anwesenheit der beiden dunkeln Mittelfleckchen constant gefunden. Nicht immer ver- bindet sich damit geringere Grösse und trübere Färbung; doch scheint dies allerdings die Regel zu sein. Die Sommer- generation wird also als Var. b. aestiva: alis ant. punctis binis mediis fuscis im System aufzuführen sein. 3. Boarmia ilicaria H. Dass der Verbreitungsbezirk dieses Spanners sich nicht auf Frankreich und das Mittelmeergebiet beschränkt, sondern bis ins nordwestliche Deutschland hineinragt, geht daraus hervor, dass in hiesiger Gegend zwei Exemplare desselben gefangen wurden (S. Verhandl. des naturhistor. Vereins der preuss. Rheinlande u. Westphalens I8b7 S. 237). Das erste dersell)en, ein sehr frisches Männchen, wurde von meinem Bruder Otto Anfang August bei Arolsen (auf dem Driesch) von einer Eiche abgeklopft; das zweite, ebenfalls ein Männ- chen, fand Kreisthierarzt Langenbeck l)ei Korbach. Ein drittes Exemplar ist uns bisher nicht vorgekommen, und nach der Raupe, welche nach Guenee (Phalen. IX. p. 236) in Mittelfrankreich im Mai und Juni auf Eichen lebt, habe ich 170 ohne Erfolg gesucht. Ilicaria ist also jedenfalls bei uns eine Seltenheit. Das ist nicht zu verwundern, da sie hier sehr wahrscheinlich an der äussersten Nordostgränze ihres Ver- breitungsbezirks lebt, wo die äusseren Lebensbedingungen, besonders die Temperatur- Verhältnisse, ungünstiger für sie werden. Auffallender bleibt es, dass jene Iteiden Exemplare überhaupt die einzigen zu sein scheinen, die bisher in Deutscli- land gefunden wurden. Man sollte ein öfteres Vorkommen des Falters, zumal in den dem Südwesten Europa's näher gelegenen Rheinprovinzen, erwarten. Aber weder in Baden, noch in dem so fleissig durchforschten Nassau , noch am Unterrhein ist er, so viel mir bekannt, bis jetzt aufgefunden worden, wenn ich auch nicht bezweifle, dass das in Zukunft geschehen wird. Zu verwechseln ist Ilicaria doch nicht leicht mit einer andern Art. Sowohl in der Zeichnung als im Bau der männliclien Fühler hat sie Kennzeichen, die sie mit Sicher- heit von allen verwandten Arten unterscheiden lassen. Das am leiciitesten in die Augen fallende Merkmal ist der dem Saume viel mehr als bei allen ähnlichen Gattungsgenossen genäherte hintere Querstreif der Hinterflügel. Er verläuft in der Mitte zwischen dem dunkeln Fleck auf der Querader und dem Hinterrande, fast dreimal so weit von der Wurzel entfernt als vom Saume, so dass er, bei regelrechter Span- nung, sich an die Wellenlinie der Vorderflügel anschliesst, wie auch Herrich-Schäö'er hervorhebt. Ausserdem krümmt sich der innerste schwarze Quer.'-treif auf den Vorderflügeln so stark gegen die Wurzel, dass er ganz nahe (bis auf kaum 2 mm. Entfernung) an diese herantritt, wie bei B. roboraria und consortaria, während er bei Secundaria, Rhomboidaria, Perversaria , Abietaria doppelt so weit von der Wurzel ent- fernt bleibt. Der Bau der männlichen Fühler weicht sehr ersichtlich von dem aller Verwandten ab, am auffälligsten gerade von Secundaria, mit welcher Herrich-SchäfYer Ilicaria vergleicht. Die Kammzähn^ der Fühler sind kürzer als bei den übrigen Boarmien mit gekämmten Fühlern, regelmässig gestellt, gerade, nur an der verdickten Spitze etwas vor- wärts gekrümmt. Bei Secundaria und Rhomboidaria sind sie beträchtlich länger, dünner, sich gegen das Ende noch mehr verjüngend und zuspitzend. Die Fühler der Boarmien sind überhaupt sehr verschieden geformt und geben für die meisten Arten sichere Charaktere ab. Eigenheiten, die sonst selten vorkommen, haben beson- ders Secundaria und Cinctaria: erstere dadurch, dass die aus langen, dünnen, ruthenförnaigen Fortsätzen gebildeten Kamm- reihen auswärts, gegen die Rückseite des durch dichte Beschuppung sehr verdickten Fühlerschafts, gebogen sind, 171 wie bei Saturnia und Agiia, statt sich einwärts gegen ein- ander zu neigen, wie es die Regel ist. Eine nocii seltnere Ausnahme bilden die männliclien Fühler von Cinetaria: ihre nacli oben verdickten Glieder sind nämlich länger als breit. Das Gegentheil ist sonst bei den Heteroceren be- kanntlich so allgemein der Fall, dass der relative Unterschied in der Länge der Fühlerglieder von einigen Svstematikern als durchgreifendes Trennungsmerkmal zwischen Khopalo- eeren und Heteroceren aufgestellt wird. Auch hei Prothymia \iridaria Cl. (aenea WV.) ist der Querdurchmesser der Fühler- glieder geringer als der Längsdurchmesser. Das zahlreichste Contingent an langgliedrigen Fühlern stellen aber die Psj- chiden, besonders die Gattungen Oreopsyche (mit zum Theil ausserordentlich langen und dünnen Fühlergliedern), Epichno- pterjx und Fumea. 4, Larentia literata Don. (ruberata Fr.). Mein in der Auffindung interessanter Producte hiesiger Localfauna besonders erfolgreicher Freund, Herr Langenbeck in Koibach, hatte das Glück, diesen noch wenig beobachteten Spanner am 10. Mai 1869 zahlreich (in etwa 40 Exemplaren) von einem alten Weidenbaum, Salix alba, abzuklopfen. Leider begnügte er sich damit, im Glauben, nichts als eine Varietät von Impluviata vor sich zu haben, nur vier der- selben (1 0, 3 V) mitzunehmen, und Hess die übrigen fliegen. Der Fundort ist eine rauhe Hochfläche bei dem Dorfe Adorf, etwa 450 Meter über dem Meere und 1 '/j Meijen westlich von Arolsen gelegen, deren nasse BodenbeschafTenheit durch die Bezeichnung „auf den Fühlen (Pfützen)^ angedeutet wird. Ein Paar weitere Besuche der LocaliJät, um den Falter wieder zu finden, blieben leider erfolglos. Wir geben aber die Hoff'nung nicht auf, im nächsten Sommer mit der Auffin- dung der Raupe glücklicher zu sein, die nach Stainton (Ma- nual 11. p. 97) in curved up leaves of sallow and willow lebt. Die Zeit ihres Vorkommens giebt Stainton nicht an; nach der Erscheinungszeit des Falters ist tie aber doch ziem- lich sicher im Hochsommer zu vermuthen. Dass der erwähnte Weidenbaum in unserem Falle der Ernährer der Brut ge- wesen war, unterliegt um so weniger einem Zweifel, als die gefangenen Schmetterlinge frisch und unvertlogen sind. Einer derselben zeigt sogar noch hängende Palpen, wie ein eben erst aus der Puppe gesciilüpfter Falter. Die Artrechte von Literata sind noch bestritten. Nach genauem Vergleich meiner 4 Exemplare, die in allen wesent- lichen Kennzeichen mit den Beschreibungen der Autoren über- einstimmen, mit einer grösseren Zahl hie?i er Impluviata 172 liege ich aber so wenig Zweifel an der specifischen Ver- echiedenbeit von Literata und Impluviata, als an der von Impluviata und Elutata. Schon der Habitus beider ist ein sehr augenfällig verschiedener, indem Grösse, Flügelschnitt und Färbung gleichzeitig abweichen. Dazu ergiebt dann eine genauere Untersuchung noch Unterschiede in der Länge der Palpen und in der Zeichnung, besonders des Saumfeldes. Die Flügelspannung der vier Literata beträgt 31,5 bis 33 mm., die meiner Impluviata 28 bis 29,5 mm.; jene ist also sehr merklich grösser. Der abweichende Flügelschnitt fällt sogleich in die Augen. Bei Impluviata ist die Flügel- spitze gerundet, bei Literata scharf; sie tritt stärker vor, und der Hinterrand läuft von der Mitte an schräger einwärts, so dass der Innenwinkel weiter zurücktritt und der Innen- rand im Verhältniss zum Vorderrande kürzer wird als bei Impluviata. Bei den Weibchen ist der Hinterrand unter der Spitze seicht concav. Auf den Hinterflügeln tritt ebenfalls der Vorderwinkel und der Saum in der Mitte mehr vor; sie erscheinen dadurch länger und weniger regelmässig gerundet als bei Impluviata. Der Flügelschnitt ist bekanntlich bei den meisten Schmetterlingen einem grossen Wechsel unterworfen, wenn auch nur innerhalb einer gewissen Grenze. Dass er im vorliegenden Falle charakteristisch ist, ergiebt sich daraus, dass auch Guenee (Phalenit. X. 377), der lU Exemplare vor sich hatte, ihn besonders hervorhebt. Die wesentlichsten Unterschiede in der Zeichnung linden sich im Saumfelde der Vorderflügel. Die Flügelspitze wird bei Literata durch einen dicken, tiefschwarzen Schrägstrich getheilt und bleibt sonst grösstentheils licht. Impluviata hat eine dunkle Flügelspitze ohne Schrägstrich. Die Saumlinie führt bei Literata mehr oder minder deutliche schwarze Doppelpunkte zwischen den Adern, welche von einer halbmondförmig gebogenen oder mehr spitzwinkligen Linie umzogen sind, deren Schenkel auf dem Saume stehen. Bei einem Exemplare hängen diese Monde zusammen und bilden so eine tiefgewellte, weis&liche Querlinie. Bei Impluviata fehlt diese zierliche Zeichnung: der Grund vor dem Saume ist braungrau und wird von geraden, lichten Längsstrichen durchschnitten. Die Färbung der Vorderflügel ist bei Literata durch viel düsterem, stär- kern, schwärzlichen Staub auf den lichten Feldern sehr ver- dunkelt und von 4 rostrothen, unbestimmt begränzten Binden- streifen von wechselnder Stärke und Deutlichkeit durchzogen. Zwei derselben stehen am Anfang und Ende des dunkeln Feldes vor der Mitte; die beiden andern bilden die äusMere Einfassung des hintern Querstreifs und der Wellenlinie. Bei meinen Exemplaren ist der der Wurzel nächste der breiteste, 173 der an der Wellenlinie der scliwächste. Farbe und Zeich- nung wird auch hei Literata einigem Wechsel unterliegen; bei den mir vorliegenden Exemplaren ist er nicht sehr er- heblich. Literata hat längere Palpen als Impluviata; doch scheint mir Guenee die Differenz etwas zu übertreiben, wenn er sie ,,un tiers au moins plus longs^' nennt. Ich finde die beiden Endglieder zusammen bei Literata lYgmal, bei Impluviata kaum l'/.^mal so lang als den Durchmesser der Augen. Die Fühler sind sehr düun, noch ein wenig dünner, als sie es schon bei Impluviata sind. Durch letzteres Merkmal unter- scheidet sich Literata wesentlicher von Elutata, deren Fühler doppelt so dick sind, als die der beiden Verwandten. Elutata ist aber auch sonst, schon der Farbe und Zeichnung wegen, nicht wohl mit Literata zu verwechseln, hat ausserdem kür- zere Palpen, breitere Flügel, deren hinteres Paar regelmässig gerundet, von einfarbig lichtgrauer Färbung (bei Literata viel heller, mit einem oder zwei deutlichen, schwärzlichen Quer- streifen) ist, und führt in der Mitte des Saumfeldes der Vor- derflügel fast immer einen wei^slichen Fleck. 5, Eupithecia actaeata. Freund Grentzenberg fand Ende August und Anfang September dieses Jahres die Raupen wieder zahlreich an dem früheren Fundorte bei Danzig. Viele derselben führten wirklich Hückenflecke (vergl. Jahrg. 186D S. 399 d. Z.). An denen, welche er mir davon zu übersenden die Güte hatte, waren dieselben von der bei den Eupithecien-Raupen typi- schen, rliomboidischen Form, scharf begränzt und von tief braunrother Farbe, übrigens aber von sehr wechselnder Aus- dehnung bei den einzelnen Individuen: bei einzelnen ziemlich gross und breit, bei andern zu einem auf jedem Segment etwas erweiterten, schmalen Längsstreif verengt, so dass man den allmähligen Uebergang der fleckenlosen zu den stark gefleckten Raupen verfolgen konnte. Aehnliches findet sich bekanntlich auch bei einigen andern Eupithecien, wie es denn überhaupt bemerkenswertli ist, dass manche Arten dieser Gattung im Jugendzuf-tande viel auffallenderen Abänderungen in Farbe und Zeichnung unterworfen sind, als solche beim entwickelten Schmetterlinge selbst hervortreten, wälirend bei andern das Umgekehrte der Fall ist. — Von besonderem Interesse war mir die Mittheilung Grentzenberg's, dass er am 21. August d. J. fünf Raupen von Actaeata, vollständig er- wachsen, in einem Walde bei Oliva auf Viburnum opulus angetroffen habe. Vier davon hatten grosse, braune Rücken- tlecke, die fünfte war einfarbig grün mit braunem Rücken- 174 streif. Hiernach hätte also Actaeata noch eine andere Nah- rungsptlanxe. Die Nachricht war mir auch um deswillen willkommen, weil ich nun hotTte, meinen Danziger Zöglingen, denen ich die mitgesandten Actaea-Blätter nicht erneuern konnte (da die Pflanze hier jn der Nähe nicht wächst), durch Fütterung mit Vihurnum-Blättern ein recht gedeihliches Wachs- thum zu ermöglichen. Aber der Versuch schlug fehl: die Raupen verschmäliten hartnäckig die neue Kost und fuhren fort, die welken Blätter der Actaea weiter zu skeletiren. Nicht bessern Erfolg hatte Grentzenberg selbst, wie er mir später schrieb, bei dem gleichen Versuche. Oh eine Möglich- keit vorlag, dass jene 5 Raupen zufällig von einer in der Nähe befindlichen Actaea auf den betreffenden Schneeball- strauch gerathen sein konnten, weiss ich nicht. Eine Ver- wechslung mit einer der Actaeata ähnlichen Raupe ist wenig wahrscheinlich; auch kenne ich sonst keine auf Viburnum lebende Eupithecie. 6. Phalaena kaekeritziana L. = Depressaria liturella WV. (flavella H.). Linnens Beschreibung (Syst. Nat. Ed. XII. 876. 291) lautet: F. Tortrix alis ilavescentibus puncto unico fusco. Habitat in Europa. Upsaliae. — Alae pallide testaceae: eingulis in medio fere vel anterius punctum minutum, ferrugineo fuscum; ad angulum ani litura ferrugineo-obsoleta. Antennae fuscae. Vergleicht man mit dieser Beschreiljung, die oben genannte Depressaria, besonders einfarbigere, minder dunkel gezeichnete Männchen derselben, so wird man zugeben, dass sie mit wenigeren Worten niclit wohl deutlicher cliarakterisirl werden kann. Aber Linne spricht nur von einem einzigen Punkte, und Liturella zeigt deren zwei. Ich besitze indess schon unter den wenigen (6) Stücken von Liturella, die ich vor mir habe, ein Männchen, bei welchem der dunkle Punkt hinter der Mitte der Vorderflügel so klein ist und so dicht an die litura ferruginea angränzt, dass es eines recht genauen Zusehens bedarf, um iiin überhaupt wahrzunehmen. Linne, der sich nur an das leicht in die Augen Fallende zu halten pflegte, hätte ihn sehr wahrscheinlich übersehen. Die Farbe der Punkte an diesem Exemplare entspricht ausserdem ganz der Linneischen Angabe: sie sind nicht schwarz, sondern rost- braun. Es ist aber auch die Annahme ganz wohl zulässig, dass Linn^'s Originalexemplar wirklich nur einen Punkt be- sass, weil der zweite durch Beschädigung verloren gegangen war, vielleicht bei der Präparation. Die Behandlung der Kleinfalter war zu Linnt^'^s Zeiten bekanntlich nicht die sau- berste. Ich halte deshalb, trotz der Nichterwähnung des 175 zweiten Punkts, Linne's Ph, kaekeritziana mit aller Sicherheit für Depr. liturella WV. Ein besonderes Gewicht lege ich dabei auC die antennae luscae der Linneisclien Beschreibung. Linne erwähnt selten der Farbe der Fühler: unter allen Tortrices, die er im Syst. Nat. aufführt, geschieht es, ausser hier, nur noch bei Prasinana, also nur in Fällen, wo die Farbe .der Fülller von der des Thorax und der Flügel sehr auffällig absticlit. Dies ist nun bei Liturella in besonders hohem Grade der Fall, nicht nur wegen der schwarzbraunen Färbung ihrer Fühler, sondern auch wegen deren verhältnissmässig beträchtlicher Stärke und Länge, zumal wenn man sie mit denen der Wickler vergleicht, zwischen welche sie sich in Linne's Sammlung verirrt halte: T, hamana, oporana, ro- sana etc. Dass Linne eine Depressaria unter seinen Tortrices aufführt, hat bei der wicklerartigen Flügelform der Depressa- rien nichts Befremdendes. Werneburg (Beiträge L 271) hält mit andern Autoren Kaekeritziana L. für eine Varietät von Tortr, hamana, giebt aber nur den negativen Grund dafür an, dass sie nicht Meto- ponia flava H. sein könne, wie Herrich - Schäffer annahm. Aber abgesehen davon, dass Linne Hamana unmittelbar vor Kaekeritziana und in ganz anderer Weise beschreibt (Alis superioribus flavis puncto lituraque postica hamata ferru- gineis), möchte es doch wolil kaum eine Varietät von Hamana geben, die sich gerade durch eine auffallend abweichende Fülllerfarbe von der Stammart unterschiede, und auf die sich die übrigen Angaben der Linneisclien Beschreibung ohne Z\\ang anwenden Hessen. Zu berücksichtigen ist auch, dass Linnens Diagnose von Hamana ausdrücklich nur die Vorder- flügel als gelb bezeichnet und damit zugleich die sehr ab- weichende Färbung der Hinlerflügel andeutet, wie sie hier in der Tliat vorhanden ist. Bei Kaekeritziana heis.-t es nur alae überhaupt, da die Hinterflügel liier nur durch bleicheres Colorit von den Vorderflügeln sich unterscheiden. December 1871. 176 Literarisches. Der seit längerer Zeit erwartete Catalog der bekannten Tagsclimetterlinge von W, F. Kirby (Assistent am Museum der Roj'al Dublin Society in Dublin) ist mit Ende Juli dieses Jahres fertig geworden und führt den Titel: A synonymic catalogue of Diurnal Lepidoptera by W. F. Kirby, Author of „A Manual of European Butterflies'' etc. London. John van Voorst. 1871. Preis 21 Schilling (7 Thlr.). Derselbe enthält eine genaue und mit ausserordentlicher Mühe zu Wege gebrachte Zusammmenstelluug aller bis jetzt beschriebenen oder abgebildeten Rhopaloceren aller Welt theile von den ältesten Sehriftstellein bis zur Jetztzeit, nebst vollständiger Angabe der Synonyme, der typischen Abbildung oder Beschreibung, des Vaterlandes bei jeder einzelnen Spe- eies nach Art des neuen Staudinger'schen Caialo2;s, ferner ein alphabetisches Veizeichniss aller im Bucli vorkommenden Namen, welches den Gebrauch desselben ungemein erleichtert. Es füllt somit eine v^esentliche Lücke in der entomologischen Literatur aus, da seit dem Erscheinen der Genera of Diurnal Lepidoptera von Doubleday, Westwood und Hewitson 181G bis 1850 kein vollständiger Catalog aller bekannten Tagfalter erschienen ist. Ausserdem ist der Preis des letztern Werkes durch die Kupfertafeln so hoch (über 100 Thlr.), dass es dadurch nur wenigen zugänglich wird; gegenwärtig ist es aber auch für den jetzigen Standpunkt der Wissenscliaft ganz unvollständig geworden. Seit jener Zeit haben nämlich ein- zelne Familien durch bedeutende Forscher eine gründliche systematis>che Bearbeitung erfahren, z. B. die Papilioninen und die Nymphalinen durch Felder, die Eryciniden (Lemoniden nach Kirby) durch Bäte.*, die Lycaeniden durch Hewitson etc.; verschiedene Genera anderer Familien sind durch zahlreiche neue Arten bereichert, und eine Masse einzelner Species sind beschrieben worden. Nun besitzen wir zwar in dem im Jahre 18G4 von Herrn Herrich-Schäffer begonnenen Prodromus S_) ste- matis Lepidopterorum eine wissenschaftlich begründete Zu- sammenstellung eines grossen Theils der Tagschmetterlinge; aber dieselbe ist noch nicht vollendet, auch das Vaterland nicht speciell bei jeder Art, sondern nur im Allgemeinen bei den Gattungen und Familien angegeben, und ausserdem ist seit 1864 schon so vieles publicirt worden, dass die Anzahl 177 der bekannten Arten einzelner Genera sieh in dieser kurzen Zeit mehr als verdoppelt hat, z. B. in den Gattungen Euploea, Euptychia, Taygetis, Yphthima, Lymanopoda etc. Wir sind also Herrn Kirby zu grossem Dank verpflichtet, dass er sich der müiievollen Arbeit der Anfertigung eines neuen Catalogs unterzogen hat. Wenn man bedenkt, welches kolossale Ma- terial dabei zu sichten und zu ordnen war, welche Masse von nicht allein entomologischen, sondern überhaupt natur- wissenschaftlichen Zeitschriften und Werken dabei durchzu- sehen war, so muss man erstaunen, dass dies alles in dem Zeitraum von einigen Jahren geschehen ist. Zu jener Zeit, als Herrich-Schäffer seinen Prodromus begann , dachte Kirby meines Wissens noch nicht an seinen Catalog; erst im Jahre 1869 trat er mit dem Project dazu hervor, indem er zur Subscription einlud, und jetzt liegt derselbe bereits fertig vor, während HS. nur langsam \orrückte, im April 18Ü9 plötzlich mitten in den Lycaeniden abbrach, um die Hesperiden durch- zunehmen, von diesen dann die ersten Gattungen noch in Hß9 sehr meisterhaft in analytischen Tafeln bearbeitete (so dass ich manche der dort neu aufgestellten Arten in meiner Samm- lung auffand), später aber in 1870 und 1871 nur wenige Bruchstücke dazu geliefert hat. Doch eine Familie, die dem gründlichen P'orscher mehr Schwierigkeiten bietet, als die Hesperiden, giebt es wohl nicht, und wappnen wir uns des- halb mit Geduld und hoffen wir, dass HS. seine meisterhaft begonnene Arbeit auch ebenso zu Ende füiiren werde*). Da mein Zweck nur ist, auf den Kirby 'sehen Catalog aufmerksam zu machen, so beabsichtige ich hier keine wissen- schaftliche Besprechung desselben, sondern überlasse diese -') An dieser Stelle sei es mir erlaubt, Herrn Ilerricb-Schäirer liiiraiif tiufnierksain zu uiaclicn, dass die im Correspondenzblatt des zool. niiner. Vereins 1867 pag. 106 versprochenen l^eschreibungeu dort neu benannter Pieriden nuch immer fehlen, und ihn in seinem eige- nen Interesse zu bitten, solche b ildigst zu liefern, da sonst doch wohl diese Namen als blosse Catalognamen verschwinden werden und kei- nen Anspruch auf Priorität machen können. Letztares gilt aucli von den vielen in Literis-Namen unter den Heliconiern im Jahrgang 1864 Manche dieser Thiere werden wohl schon anderweitig benannt sein, z. B fand ich 1 ei Durchsiclit des im vorigen Jahre erschienenen Werkes: Considöratlons sur les Lepidoptcres de Guatemale, dass die Ileliconia Guyana HS. i. 1. dort von Uoisduval mit dem Namen Eu- ryas belegt ist; auch fallen gewiss die 10 neuen HS'schen Species des Genus Euploea mit einzelnen der von Herrn Felder in der No- vara und von Herrn Butler in den Proceedings of the zool. Soc. of London bescliriebenen über 60 neuen Arten zusammen. Herr Kirby hat diese HS'schen Namen in seinem Catalog weggelassen, wahrend er gewissenhaft die im dritten Theil des Prodromus bisher durch kurze Beschreibungen und analytische 'i'abcUen kenntlich gciriiiciiten neuei; Arten aiitViihrt Vi 178 vielmehr einer erfahreneren Feder; doch sei es mir erlaubt, einzelne kurze Bemerkungen über den Inhalt desselben hier milzutheilen. Der Verfasser theilt die Rhopaloceren in fünf Haupt- familien ein , von denen die erste, zweite und vierte M-ieder in Unterfamilien zerfallen. Die Namen der Hauptfamilien endigen auf idae, die der Unterfamilien auf inae. Den Anfang macht die Familie: I. Njmphalidae, zu der ausser dem eigentlichen Stamme, den Nymphalinae im engern Sinne, noch die Danainae, Satyrinae, Eljmniinae, Morphinae, Brassolinae, Acraei- nae und Heliconinae gezählt werden, so dass also 8 Unterfamilien entstehen mit zusammen 220 Gattungen und 3090 Arten. II. Lemoniidae. Sie enthalten die bisher unter dem Namen Er^ciniden bekannten Thiere in 3 Unterfamilien: Ne- meobiinae, Euselasiinae und Lemoniinae; als vierte Unterfamilie wird die kleine Familie der Libytheinen hinzugezogen. Es sind im Ganzen 80 Gattungen mit 762 Arten. III. Lycaenidae in 39 Gattungen mit 1177 Arten. IV. Papilionidae mit 2 Unterfamilien: Pieriuae mit 38 Gat- tungen und 76(5 Arten und Papilioninae mit 12 Gattun- gen und 389 Arten. V. Ilesperidae in 52 und 2 nachträglichen, also 54 Gat- tungen mit 1113 Arten. Im Ganzen finden wir in dem Cataloge 7297 als sicher angesehene und 436 zweifelhafte (die durch die Numerirung kenntlich gemacht ?ind) und solche Arten, die vielleicht als syuonym oder als Varietäten zu den erstem gehören, und 1'j25 Varietäten. Von den letztern sind aber eine grosse Anzahl von den betretTenden Autoren als eigene Arten auf- gestellt worden. Bei jedem Citate ist die Erscheinungszeit des Werkes angegeben und dies strenge durch das ganze Buch beibehalten. In Bezug auf die alten Linne'schen Namen ist zu bemerken, dass vvolii mit Recht diejenigen Nauien, welche derselbe in der 12. Auflage seines „Systema naturae" den I.iseclen bei- gelegt liat, als die allein gültigen angcf-ehen werden; dadurch ist der Beginn der entomologischen Namengebung auf das Jahr 1767 festgesetzt, und ältere Linne'sche Namen, die ujit jenen nicht übereinstimmen, werden als Synonyme betrachtet. Was bisher unter dem Namen Heliconiden \erstanden wurde, theilt der Verfassei- in 2 Gruppen, setzt die 18 Gat- tungen mit gegabelter Dorsalrippe der Vorderflügel zu den au ind nftmlich bei Beiden gewöhnlich vorherrschend blau- grau, während die Männchen hei mehr gelblicher Grundfarbe stärkere schwarze Zeichnungen aufweisen. Ganz verschieden ist jedoch die LebensxAeise der Raupen. •Die Älodicata-Raupe lebt nach Herrn Dr. Rössler's ausführ- licher Mittheilung*) auf Campanula rotundifolia, diejenige von Semigrapharia dagegen, wie sich aus Nachstehendem ergiebt, an Calamintha oflicinalis. Zuerst wurde die Sen)igrapharia-Raupe von P. Mabille auf Corsica an Calamintha nepeta gefunden und der Schmet- terling von ihm als Nepeta ta beschrieben. Wenn auch diese verdienstvolle Entdeckung das erste Licht auf die früheren Zustände der damals verkannten Semi- graph. warf, eo muss doch Nepetata wenigstens als Arten- Name eingehen, v eil die bei HerrichScbäffer tig. 537 schon sehr kenntlich abgebildete Semigrapharia sicher damit iden- tisch ist. Es wäre allerdings möglich, dass sich Semigraph. auf Corsica, wie so viele andere Arten, verändert, oder sogar schon eine Subspecies Nepetata gebildet hätte; ich kann jedoch darüber wegen ungenügenden Materials nicht bestimmt urthei- len. Mein einziges corsisches Exemplar von Nepet. scheint kein normales zu sein, da es mit der vermuthlich zu scharfen Abbildung in den Annales de France nicht im mindesten stimmt, vielmehr einer kleinen, sch\\ach gezeichneten Varietät der Semigrapharia aus Botzen gleich kommt. Ein in Besan(:on gefangenes Original der Semigrapharia Bruand, Gn. passt ziemlich gut zu einzelnen Tyroler Stücken, ist aber entschieden schärfer gerzeichnet als die letzteren und übertrifft auch deren Durchschnittsgrösse. Das im Alter blass gewordene Bruand'sche Thier stimmt ziemlich gut mit *) Dr. A. Rössler „Schmetterl. des Herzogth. Nassau" pag. 150 „Modicata, im Juli an Fclsgestein ruliend. Die Raupe fand ich an Campanula rotundifolia Anfangs August 1865. Sie war blass scherben- l'arbig mit dunkler, in der Mitte jedes Ringes erweiterter Mittellinie, auf jedem Ring zu deren Seite ein schwarzer Punkt-, unter der Lupe gesehen, bestehen die Zeichnungen aus orangefarbenen, im Zickzack gezogenen Linien. Freyer soll die Raupe an Campanula pusilla ge- funden haben, die hier fehlen dürfte." Kach einer mündlichen Mittheilung des Herrn Dr. Rössler glich die Modicata-Raupe derjenigen von Denticulata. Es ist übrigens wahrscheinlich , cIhsö die Raupe der ersteren Art in weniger heissen Jahren, als dies 1865 der Fall war, etwas später lebt. 186 der ebenfalls scharfen Milli^re'schen Abbildung der Setni- giapliaria, und es wäre daher, wenn auch nicht M'ahrschein- lich, doch auch nicht unmöglich, daes die im Doubs-Gebiet vorkommende Art von der hier zu besprechenden ebenfalls verschieden ist. Einige gezogene Weibchen von Semigrapharia HS. lassen sogar vermuthen, daf-s die für Modicata viel zu klein erschei- nende HS'sche flg. 178 ebenfalls die Calamintha-Species ist;, auch sagt Herr Herrich Schäirer selber, dass dieses Thier sich von Impurata unterscheide. Sicher nicht zu Semigrapharia gehören dagegen die beiden ganz verfehlten Hübner'schen Abbildungen fig. 347 Impurata (^ und 361 Modicata $, sowie die ziemlich gelungen*e Frejer'sche Proluaria im 0, Bande der n. Beiträge tab. 593 fig. 1, die ich in natura vergleichen konnte, und welche eben- falls die Campanula-Species ist. Als Fundorte von Semigraph. sind Wien, Regensburg und, wenn die französische Art dazu gehört, der Jura be- kannt; sobald man aber diese Art von Impurata getrennt haben wird, dürften sich auch die am Mittelländischen Meer, in Ungarn, Istrien etc. gesammelten, Modicata genannten Thiere als Semigraph. herausstellen. Jedenfalls ist die Species sehr verbreitet; ich fand Kau- pen davon in Botzen und an andern Orten in Süd-Tyrol, bei Limone am Garda-See, Montreux am Genfer See, dann mehr nördlich bei Weinheim in Baden und Auerbach in Hessen, kurz überall, wo Calamintha officinalis wuchs. Die Raupe liebt mit der Futterpflanze sonnige, felsige Stellen und kommt sovAohl fast in der Ebene, als auf den Bergen vor; ob sie aber, wie Modicata, bis zu der Höhe steigt, wo Calamintha alpina die C. officinalis vertritt, wäre noch nachzuweisen. Ich fand auf ersterer Pflanze noch keine Raupen davon; es dürfte aber immerhin noch für eine Eupi- thecia Platz darauf sein. Beschreibung der Raupe. Länge ca. 18 mm. Schlank, nach dem Kopfe zu etwas verjüngt, der Raupe von Euj)hra8iata in Habitus und F'ärbung sehr ähnlich; in der Jugend wie eine Acidalien-Raupe aussehend. Grundfarbe cliocoladebraun oder schmutzig ochergelb, bisweilen ins Violette ziehend, rötlilich gemischt. Körper fein weisslich chagrinirt, sehr spärlich behaart. SegmenteinschnittG röthlich; Ringe bei erwachsenen Exem- plaren stark eingeschnürt. Kopf klein, rundlich, braun, dunkel punktirt ; Füsse von 187 der Körperfarbe; AfterscIiiM mit dunklem Fleck, weist^Hch gelandet. Stigmen ?elir klein, schwärzlich. Zeichnungen meist eelir undeutlici). Rücken mit breitem, dunklem Felde, das bei vielen Stücken auf King .5 — 8 zu dunkel begränzten, aneinanderhängenden Rautenzeichnungen aufeartet, deren äussere Ecken mit den in der Mitte der Seg- mente zu dunkeln Pünktchen angeschwollenen Subdorsalen zusammenfallen. Subdorsalen unterbrochen, wellig, auf den hinteren Ringen zu kleinen schwarzen Fleckchen verdickt. Seitenkante weisslich. Bei einzelnen Stücken läuft auch zwischen dieser und den Subdorsalen eine schwach bemerk- bare, dunkle Längslinie. Bauchseite von der Grundfarbe, unter der Seitenkante verdunkelt, schwärzlich, namentlich auf dem ersten Drittel der Segmente. Ventrale fein, roth- braun, nur auf der Mitte der Ringe bemerkbar, doch manch- mal auf den letzten Körj erabschnitten ganz durchlaufend. Bei einer nur einmal gefundenen, ganz hellen Varietät uar die Grundfarbe hell ochergelb, rülhlich gemischt. Körper sehr spärlich behaart, quer gefurcht, aber fast gar nicht chagrinirt. Ueber den Rücken liefen 2 fast parallele, dunkle, sehr feine Linien, die ein bräunliches, in der Mitte wieder dunkel liniirtes Rückenfeld einschlössen. Darunter zogen sich die stellenweise unterbrochenen Subdorsalen, welche auf Ring 4 — 8 erst zu schwarzen Strichen und dann zu sol- chen Punkten angeschwollen waren.' Stigmen klein, schwarz, in der hellen Seitenlinie stehend. Bauch von der Körperfarbe, einzelne dunkle Wärzchen zeigend, mit einer auf dem fünften bis neunten Ringe strichweise angedeuteten Ventrale. In der Jugend war dieses Exemplar fast zeichnungslos, etwas glän- zend und transparent. Raupe Ende September und den Üctober hindurch auf Calamintha oiTicinalis, sich von den Blüthen und Samen nährend. Die Puppe ist verhältnissmässig schlank, hell, gelblich, mit mehr braunen Ringeinschnitten und ruht in leichtem Ge- spinnst auf der Erde. Entwicklung des Schmetterlings im Laufe des Monats August, theilweise auch schon Ende Juli. Die stellenweise häufigen Raupen sitzen frei an der Futterpflanze, Beim Fressen kriechen sie mit den ersten Seg- menten in die Kelche hinein; oft aber holen sie sich ein Samenkorn hervor, halten es mit den Brustfüssen geschickt fest und verzehren es gerade aufsitzend. Die jungen Räupciien lassen sich schon bei geringer Er- schütterung der Pflanze auf die Erde fallen, wo sie sich dann nach Art der Acidalien-Raupen krümmen und um siqh 188 eclilagen. Sie werden von Parasiten arg heimgesucht, er- halten dadurch gewöhnlich hellere Färbung und bekomnnen stark aufgedunsene letzte Segmente. Eier oval, platt gedrückt, grünlich, mit Perlmuttglanz. Man findet ^ie oft an den Kelchen der Futterpflanze. Der Schmetterling selbst ist, wie bereits bemerkt, bei Herrich-Schäffer fig. .537 so gut abgebildet, dass eine ausführ- liche Beschreibung überflüssig erscheint. Die Durchschnittsgrössen sind: Vorderrand der Oberflügel JOmm.; Hinterrand 6'/, mm.; Aussenrand ebenfalls ca. ß'/j mm.; Körperlänge 7 mm. Flügelspannung beim grössten Weibchen 21 mm., beim kleinsten Männchen 15 mm. Unter den mir ursprünglich zum Vergleich vorgelegenen 21 Exemjtlaren waren nur 2 männliche, bei welchen die graulich-weisse Grundfarbe, ähnlich wie bei Impurata rj, stark durch Ochergelb verdrängt war; die einzelnen feinen Quer- linien der Oberflügel zeigten jedoch nie eine so scharfe Be- grftnzung v ie dort, sondern waren auf den Adern mehr unter- brochen. Dagegen kamen unter den Mänrfchen einzelne kleine Stücke vor, die man mit Laquearia (Merinata) t^ hätte ver- wechseln können; damit stimmt auch die Mabille'sche Nepetata- Beschreibung völlig überein. Auf den Bergen in der Umgegend von Botzen in Tjrol (dem Kalvarienberg, der Simoniskrone etc.) kam im October auf Tunica saxifraga eine andere Eupithecien-Raupe vor, die der von Mayeri so sehr glich, dass man hätte glauben sollen, es müsse E. Graphata oder eine andere nahe ver- \A andte Art daraus erscheinen. In diesem Glauben brachte ich die Puppen mit derjenigen einer schlanken, der Piperata ähnlichen Raupe von Heracleum sphondylium und einer Anzahl anderer Puppen bekannter Eupithecien leider in ein und dasselbe Behältniss und erhielt unter der ausgekrochenen Menge 2 einzelne Eupithecien, die beide sicher neu sind, von denen eine jedoch der Trisignaria und Selinata ziemlich ähnlich sieht, so dass ich dieselbe nicht als neu zu beschreiben wage. Ob sich die Tunica -Raupen, die ich übrigens in aus- geblasenen Stücken besitze, wirklich bis zum Schmetterling entwickelten, weiss ich nicht bestimmt; ich gebe daher nach- folgend Jür Solche, die Gelegenheit haben, in Süd-Tyrol zu sammeln, die Beschreibung der sonderbaren Raupe von Tunica saxifraga und beschreibe die mit keiner der bekannten Eupi- 189 thecien zu verwecliselnde neue Speeies für sieh, obwohl sie sehr wahisclieinlich zur eiwähnteu Raupe gehört. Beschreibung einer Eupithecien-Raupe von Tunica saxifraga. Länge ca. 20 mm. Sehr schlank, fast gleichmässig dick, nach dem Kopfe zu etwas versciimälert; in Habitus und Zeichnung der Raupe von Mayeri sehr ähnlich. Var. I, Grundfarbe hell blaugrün. Kopf rundlich, ziem- lich klein, glänzend, nebst den BrustfUssen mehr bräunlich als die Körperfarbe. Bauchfüsse von der Grundfarbe; Nach- schieber hinten dunkel gesäumt. Stigmen sehr klein, dunkel, bisweilen in violetten Pünktchen stehend. Segmenteinschnitte und die vordem Ringe gelblich. Ueber den Rücken läuft ein breites, violett-braunes (bei Meyeri grünes) Feld, das manchmal beiderseits dunkel gerandet, dann wieder iiell begränzt, oder in der Mitte fein liell getlieilt ist. — Subdorsalen meist nicht vorhanden und nur bei ganz dunkel gefärbten Exemplaren als schmale, vio- lette, in der Mitte der Segmente angeschwollene Linie auf- tretend. — Solche Stücke zeigen bisweilen auch noch eine feine, die Stigmen verbindende Seitenlinie (die ligne inter- mediaire). — Seitenkante kaum heller als die Grundfarbe; Afterklappe mit der Fortsetzung der Rückenzeichnung, sehr dunkel getlieilt und heller gerandet. — Bauchseite weisslich grün, unter der Seilenkante mehr oder weniger stark ver- dunkelt, schwärzlich oder violett, mit einzelnen kleinen Wärz- chen. — Die Ventrale fehlt gänzlich, ist aber bei nianciien Exemplaren in der Mitte der Segmente durch ein helles, bei ausgeblasenen Stücken jedoch dunkel erscheinendes Pünktchen angedeutet. Var. II. Grundfarbe hell ochergelb, sonst wie bei Var. I., aber stets schärfer und dunkler gezeichnet als die grüne Form. Die Puppe ist glänzend ochergelb mit dunkleren Ring- einschnitten und ruht, wie die fast aller Eupithecien, in leich- tem Erdgespinnst. Die Raupe lebt im südlichen Tyrol an felsigen Stellen den October hindurch, einzeln sogar bis Anfangs November von den Blüthen und Samen der Tunica saxifraga. So lange die Samenkapseln grün sind, trifft man fast nur gleichgefärbte, später, wenn dieselben dürre werden, meist ochergelbe Raupen. — Wo die FulterpHanze in dichten Rasen steht, ist es daher nicht leicht, die z\\ ischen den Halmen sitzende, dünne und mit diesem Kiaute ähnlich gefärbte Raupe zu erkennen; wo 190 aber die Tunica nur spärlich wächst, sitzt die Raupe gewöhn- lich ganz frei, oft von einer Samenkapsel zur andern hinilber- gebogen, da. Für den Schmetterling, von dem in einer der nächsten Nummern die Abbildung folgt, wäre der Name Tunicata am passendsten gewesen; da ich aber über die Raupe nicht voll- kommen im Klaren bin, so habe ich ihn zu Ehren meines Freundes, des bekannten Lcpidopterologen Herrn A. Schmid in Frankfurt a M., E u p i t h e c i a S c h m i d i i genannt. Flügelspannung 17 mm.; Vorderrand der Ober/lügel 8V2 mm., Aussenrand 5'/2 mm., Hinterrand 6 mm.-, Körper- lange .^Yj mm. Klein, keiner der bekannten Arten sehr älmlich, von der Durchschnittsgiösse der Tenuiata; in Zeiciinung und Färbung der Arceuthata gleichend, doch viel spitzdügliger und von mehr grauer Grundfarbe, im Flügelschnitt der Dodoneata nicht unähnlich. Kopf, Thorax und Abdomen graubraun, zeicimungslos, auf der Unterseite weisslich, Palpen kuiz; Fühler glatt, verhältnissmässig dünn, nur bei bedeutender Vergrösserung siebtbar geringelt. Beine grau, die Fussspitzen dunkler mit hellen Segmenteinschnitten. Grundfarlie graubraun, mehr ins Aschgraue ziehend, als bei Arceuthata; auf den Unterdügeln unbedeutend heller. Diese Färbung ist sehr gleichmässig vertheilt und wird nicht durch hellere Zwisclienzeiclmungen unterbrochen, sondern von ihr heben sich nur die gewöhnlichen dunkeln Zeichnungen ab. — Mittelfleck der Oberllügel schwarz, nicht sehr klein, fast rund, in dem von der Grundfarbe niclit verschiedenen, jederseits von einer schwärzlichen Queilinie begränzlen Mittelfelde ste- hend. Diese beiden breiten Querlinien sind fast die einzige und aufl'allendste Zeichnung der Oberllügel. — Die nach der Flügelwurzel zu stehende der '-i feinen Binden ist auf dem Vorderrande am stärksten angedeutet, wendet sich erst gegen den Mittellleck, erreicht ihn aber nicht, sondern biegt in fast rechtem Winkel nach der Wedianader zurück, verdunkelt sich darauf unbedeutend und läuft auf den Innenrand zu, wo eben- falls eine Verdunklung stattfindet. Ganz nahe bei dieser schmalen Binde unliylli und gleichfalls am Zygophyllum junge Räupchen von Acheront. Atropos, die ich mit diesem Futter bis zur Verpuppung nährte; ausserdem lebte daran mehrfach die Raupe von Helioth. armiger und wohl auch die von Aeschr. disparalis, deren Schmet- terling ich bei Astrachan an dieser Pflanze, bei Schahrud aber, wo Zygoph. fabago nicht wächst, an den Blüthen des Peganum harmala gefangen habe; auch bei Sebafetoi)ol fand ich die Raupe und brachte sie nach Hause mit. In Astrachan, wo ich wieder einige Zygophylliraupen fand , sah ich bei 217 einem SiKiimlcr die hier gefangene schöne Pluöiii Zosimi, die also aKs acht europäisch anzusehen ist, ferner die mir noch felilende Euclidia fortalitium und Antho])h. ba- pliialis und Moeschleri. Am 23, Juli langte ich in Saiepln an, nachdem ich es am 31. März verlassen hatte. Sarepta, im December 1871. Zwei neue Blattwespen, von Dr. Feril. Kiiilcw»' in Seesen am Harz. i. Emphytus fulvocinctus. E. niger nitidissimus, femoribus , tibiis, quarto quintoque abdominis segmentis fulvis, radio tarsisque brunneis. Long, corp. 12 mm, antenn. 4 mm., alar. anter. 8 mm. Das Thier gehört zur Sectio 1 Hartig's, mit schräger Querader in der lanzettförmigen Zelle und keiner Wurzel- zelle in den Unteiflügeln. Die Grundfarbe ist ein glänzendes Schwarz, der Kopf ist auf der Stirn, dem Scheitel, dem Ge- sicht f-eicht punktirt, die Fühler fast erzfarbig, mit kurzen Härchen versehen, die äussersten Glieder der Taster bräun- lich. Der Thorax schmaler als der Koj)f, glänzend, mit tiefen Eindrücken auf Pro- und Metathorax, sehr feiner Punktirung. Die Brust dagegen ist matt, rauh punktirt, mit ziemlich dicken Schulterbeulen. Rückenkörnchen leuchtend weiss. Am Abdomen färbt sich die Naht des ersten Seg- mentes weisslich, das vierte ganz und % des fünften roth- gelb, fast Orangeroth, rund herum. After mit feinen Härchen versehen. Das AI dornen ist lanzettförmig gestaltet, der After stumjtfspitzig. An den Beinen färben sich die dicken Hüften, Schenkelringe und Schenkelanfänge glänzend schwarz, die vorderen Tibien braun, die hinteren fast schw arz, mit kurzen grauen Härchen besetzt. Die gelblichen, kurzen Flügel haben schwarze Adern und schwarzes Kandmal, dessen Anfang nebst der Randader gelblich gefärbt ist. In der Grösse stimmt es mit E. tibialis, in der Gestalt mit E. cinctus; von E. rufocinctus und ähnlichen rothgebän- derten unterscheidet es sich durch die scliwarzen Schenkel- ringe und schwärzlichen Tarsen. Die Thiere fanden sich 218 im Juli und August auf Umbelialen und kennzeichneten sich durch sehr schwerfällige Bewegungen und laut schnurrenden Flug. 2, Dineura unicolor. D. fulva, antennip, coxis potticis, radio carpoque opacis, tibiis tarsisque flavis. Long. corp. 10 mm., antenn. 7 mm., alar. ant. II mm. Das Thier gehört zur Sectio Leptoceia Hartig, da beide rücklaufende Adern der zweiten Cubitalzelle inserirt, die lan- zettförmige Zelle zusammengezogen ist. In der Körpergestalt gleicht es Nematus fulvus, von dem es eine Varietät zu sein scheint, zumal es unter vielen der Art auf Alnus gefangen wurde. Die Körperfarbe ist ein trübes Rothgelb, welches sich am Kopfe in Okergelb verwandelt. Die Mandibeln sind schwarzbraun, ebenso die langen Fühler, die Tarsen dagegen bräunlitli gelb. Das Gesicht, sowie der glänzend hellbraun- gelbe Thorax sind fein l)ehaart. Die Eindrücke des Thorax sind deutlich, Schulterbeule dick, glänzend hell, Brust ebenso, mit Ausnahme der schwärzlichen Kehle. Abdomen sehr breit, einfarbig gelbroth, mit Ausnahme des ersten Bauchsegmentes und der weiblichen Legscheide, die beide schwärzlich gefärbt sind. Die Beine bleichen in Hellgelb ab, die Hüften und Tarsen des letzten Paares dagegen dunkeln in Braun. Hin tere Tibitn oft mit dunkler Spitze und fein behaart. Flügel an der Anfangshälfte rauchbraun, Spitzen heller, Randader biaun, Mai schwärzlich, Adern schwarz. Abänderungen kommen vor, indem sich das erste Abdo- minalsegment eut\veder hellgelb oder braun färbt in allen Schattirungen, dass eine dunklere Rückenstrieme manchmal hervortritt und die dritte Cubitalzelle einen dunkeln Wisch zeigt, vAährend im Uebrigen die Färbung constant bleibt. Charakteristisch bleibt der breite Hinterleib, der manchmal 60 breit ist, wie die halbe Länge desselben. Das Grössen- verhältniss der Afterspitzchen ist wechselnd. Schwärmzeit Juli: an Alnus und Umbellaten in deren Nähe. '^19 Asperula von V, A, Doltrn. (Reminiscere IV.) Die Mehrzahl meiner Leser is-t t^o botanit-ch gelahrt, dass eie die Gattung der Ueberscluirt sol'ort ergänzt hat durch die Species „odorata Linne, wächst an feuchten Stellen im Buchenwalde, und hat zierliche weisse Blumenkrönchen, welche herrlich duften": die Minorität, nan)entlich die am Niederrhein angesessene, denkt dabei an „Maitrank, Musikfeste und ähn- liche unvergleichliche Gaben Gottes^', und eine Minimalzahl weiss sogar, dass manche deutsche Hauf-iVau in die säubern Truhen ihrer linnenen Schätze ein Bündelchen getrockneten Waldmeister legt, um neben der Labung des Auges an der schneeweissen Wäsche auch der Nase durch eine wohlduftende Reminiscenz an den Blütenmond zu schmeicheln. Zu der ersten Kategorie (leider muss ich mich ja selber bei der Correctur lesen, wenigstens meistentheils) darf ich mich wohl zählen, nicht wegen der Tiefe meiner Botanik, wohl aber wegen meiner unveigesslichen Jiigendstreifeieien im herrlichsten Buchenforst ; die zweite ruft mir schöne Tage in Düsseldorf und Cöln zurück, unauslöschlich gestempelt durch Theilnalime an Pfingstfesten, wo der heilige Geis-t der Tonkunst in der Universalsprache der Bach, Haendel, Beet- hoven, Mozart zu uns redete und um so lockender und ein- dringlicher, als dabei selbstverständlich die Neckgeister des verführerischen Mailranks selbst den sittigen Jungfräulein des schönen Rheinlandes eine oder die andere Kose des graziösen Muthwille«s auf die Wangen zaulierten. Heute aber soll dieses mein Bündelchen Waldmeister nicht mehr und nicht weniger bedeuten, als das Gedenksträusschen an die Septem- bertage in Kostock, wo im Jahre 1871 die vier und vierzigste Versammlung der deutschen Naturforscher und Aerzte stattfand. Auch dem blödsichtigsten Localpatrioten ^^ird es schwer- lich einfallen, die Naturschönheiten von Innsbruck, \\ o die drei und vierzigste vor 2 Jahren begangen wurde, mit den Umgetiungen norddeutsclier Städte messen zu wollen. Hügel- länder wie Küsten der Nord- und Ostsee kr»nnen mehr oder minder anmuthig sein, ausnahmsweise sogar schön, wenn, wie auf der Insel Rügen, steile Kreidefelsen mit Buchen gekrönt hart ans Meer treten: aber eine so wundervolle Lage, wie sie Innsbruck hat, mit dem wilden Bergslrom im Tliale und 220 den fannenl)ärtigen Giganten, rlercn Sclineehäupter in alle Strassen majestätisch neugierig hineingucken, haben doch nur wenige Städte aufzuweisen. Da es aber eben so weise als natürlich ist, das Licht deutscher Wissenschaft bald im Süden, bald im Norden, bald im Cenlrum leuchten zu lassen, so thun die Mitglieder, namentlich die getreuen Stammgäste dieser Wanderversammlung sich selber den besten Dienst, wenn sie das bekannte Motto der Kosmopoliten „Ubi bene, ibi patria"-' unter Umständen frei dahin übersetzen „Gastfreie herzliche Aufnahme ist das Beste!'-' Und daran hat es in Rostock ebenso wenig gefehlt wie in Innsbruck. Dass die Weltlage seit Jahrhunderten sich verändert und allmälig der alten Hansastadt Rostock ihre frühere Handels- und Seefahrt Bedeutung geschmälert hat, darüber muss sie sich mit mancher andern Schwesterstadt jenes mittelalter- lichen Bundes trösten. Jedenfalls muss ich als Stettiner un- bedingt zugestehen, dass Rostock ohne Vergleich mehr von jener interessanten architektonischen Physiognomie l)ehalten hat, als Stettin, wo sie fast gänzlich verwischt ist, während sie in Lübeck und besonders in Danzig so herrliche Denkmäler hinterlassen hat. Von der kurzen Eisenbahnfahrt — kaum sechs Stunden — die man von , Stettin über Pasewalk, Neubrandenburg, Güstrow nach Rostock zu machen hat, lässt sich natürlich um so weniger lierichten, als es bekanntlich auf den mecklen- burgischen Eisenbuhnen von jeher in bedenklichem Grade hiess: „eile mit Weile!'-' Das hat auch seine guten Seiten, besonders in der jetzigen Periode, wo man fast tagtäglich durch die grausamen Zusammenstösse gemartert wird, mit welchen Zeitungsschreiber (wahr oder unwahr) ihre Leser unangenehm zerstreuen. Als man mir bei der Ankunft meine Wohnung in einem Privathause anwies — obwohl ich um ein Zimmeu in einem Gasthause für meine Rechnung ersucht hatte — war ich zu- erst etwas betreten, aber um so angenelimer überrascht, als mir eine geräumige Schlafstube und ein dreifenstiiges Wohn- zimmer mit Balcon nach dem Garten zu einem billigen Preise zur Verfügung gestellt wurden. In der ersten öffentlichen Sitzung war durch Vorträge über geologische Karten und Berieht über die Untersuchung der Ostseeküsten in Bezug auf Tiefe, Salzgehalt, marine In- sassen u. s. w. für Trocknes und Nasses ausreichend gesorgt. In der darauf folgenden zoologischen Section machte ich die persönliche Bekanntschalt eines werthen, mir bis dahin nur durch Correspondenz bekannt gewesenen Collegen , Director Raddatz, dem ich schon von früher her, abgesehen von man- 221 chen anderü artigen Sachen, besonders für den feinern, mir bisher ausschliesslich von hier zugekommenen Käfer, Bagous elegane, verbunden war. Er machte mich auch mit seinem M'ürdigen Lehrer in der Entomologie, Herrn Cla&en, bekannt. Dem letzteren verdankt die Sammlung des Universitäts-Mu- seums eine vollständige Sammlung der einheimischen Käfer, während für die andern Ordnungen mecklenburgischen Her- kommens durch Herrn Raddatz gesorgt ist. Von exotischen Insecten habe ich nicht gerade sonderlich Hervorstechendes bemerkt. Da ausser mir und meinem erst am 19 Abends nachge- kommenen Sohne, Dr. Anton D., nur noch Herr Hauptmann von Heyden aus Frankfurt und Herr W. Fuchs aus Berlin der Versammlung als Entomologen beiwohnten, und da auch die übrige Zoologie nur schwach vertreten war, so wurde die zoologische Section durch Beschluss mit der anatomisch- physiologischen combinirt. Am Morgen des 19. zeigte uns Herr Raddatz seine Samm- lungen, die besonders in Dipteren und Hymenopteren viele interessante Sachen ( nach dem competenten Urtheile Dr. Gerstäcker's) enthalten und musterhaft sauber gehalten sind. Die öftentliche Sitzung am 20. brachte die übliche, und wie fast immer etwas confuse Verhandlung über die Wahl des nächsten Versammlungsortes. Da die Stadt Cleve schrift- lich und verbindlichst eingeladen hatte, so war ich (und Viele mit mir) der Meinung, dass der Herr Präe^ident bei der Frage- stellung nicht ganz im Rechte war, zuerst über Leipzig ab- stimmen zu lassen, welches nur auf vorherige Anfrage und unter Bedingungen (wegen Vorauslegung der statutenmä.^sigen Sitzungswochej eingeladen hatte. Allerdings hat die centrale Lage und das Vorhandensein der Universität cum appendicibus sehr viel zu bedeuten, und jedenfalls wird Prof. Leuckart als Gesciiäftsführer um so sachverständiger dies schwierige Amt erledigen, als er bereits in Giessen l8ü4 Gelegenheit hatte, dieselbe Aufgabe vortrefflich zu losen. Demnäclist hielt Prof. Virchow eine Rede über die Auf- gal)e der Naturforschung im neuen deutschen- Reiche, der es an dem üblichen atiischen Salze und heterodoxen Pfeffer nicht fehlte. Er ging namentlich den sogenannten Gebildeten scharf zu Leibe, welche zwar in einzelnen Dingen der gene- tischen Methode Beweiskraft zugestehen, aber aus Denkfaul- heit oder Scheu vor Anstoss von den Consequenzen in den allerwichtigsten Anwendungen nichts wissen wollen. Das dazu angezogene (Jieichniss der isolirten richtigen Idee niitteu in einem Wust von Verwirrung, welche einem Eingeweide- wurm niitlen im TliierUörper ähnlich sei, fand allgemeine Bei- 222 Stimmung; ebenso der pikante Auslall gegen die in Mecklen- burg bekanntlich praedominiienden Orthodoxen, „bei denen der Himmel da anfängt, wo es blau wird''. Aus dem bereits oben angedeuteten Grunde kam es in den Seclionssitzungen zu keinem entomologischen Vortrage — das Vorzeigen von Cocons und Seide von japanischen Yama- raai-Spinnern kann nicht dafür gelten — auoh die nicht ge- kerbten Zoa durften sich über Vernachlässigung beklagen, wenn man nicht Vorträge über die ersten Vorgänge bei Ent- wicklung von Kejjtilien- Eiern (Dr. Eimer -Würzburg), über verbesserte Conservation der Quallen (Prof Schulze-Rostock) auszunehmen hätte. Die kurzgefasste Auseinandersetzung des Dr. Anton Dohrn-Jena über Plan und Ziele der von ihm in der Villa reale bei Napoli anzulegenden zoologischen Station, ver- bunden mit einem grossen Aquarium zur Förderung und Er- leichterung der Molluskenstudien, fand allseitige Anerkennung. Zur Ausfüllung der nicht von den Sitzungen beanspruchten Zeit hatten die Festordner nach Kräften alles aufgeboten, was biostock und seine Umgebungen zu bieten vermochten: Wasser- und Land-Fahiten nach Warnemiinde, Dobberan, Illumination der Warnowufer, Freitheater u. s. w, Leider verhielt sich das Wetter mei^t launisch; kalte Winde und Regenschauer griffen öfters störend in die löblichen Absichten. Der Perspective auf eine Lustfahrt nach Dobberan und auf eine Festvorstellung im Schweriner Hoftheater zog ich einen Abstecher nacii Hamburg und Altona vor, wohin mich die mir l)efreundeten entomologischen Collegen eingeladen hatten, da es ihnen nicht thunlich gewesen, sich für die Rostocker Versammlung frei zu machen, ich wurde von ihnen in bekannter iMelodei freundlich aufgenommen und mit man- cherlei sehr annehmlichen Gaben erfreut, begnüge mich aber schliesslich damit, erstens zu registriren, dass ich in der Badenischen Sammlung in Allona (früher dem verstorbenen M. C. Sommer gehörig) ein Exemplar (fj*) des nur in sehr wenigen Collectionen anzutrefTener in Osten anprallend vor diesen zu Boden gefallen. Diese An- nahme wird unterstützt durch die Lage der Stadt, welche nach Westen die weite, mit Gärten und Ackerland beleckte Ebene der Campos neben sich hat, nach 0>ten dagegen den Rio de la Plata; die Thiere hatten in dem aufgelockerten Boden einen leicliten Ausweg nach oben ins Freie gefunden und waren den seit Mittag stark von Westen beleuchteten Wänden zugeeilt, dabei aber an das Hindernhss der Häuser gestossen und niedergefallen. An dem genannten 20. Novbr. habe ich nur den Listro- deres costirostris in solcher Menge gesehen; gegen Abend erschienen aber schon einige andere Arten, zumal Harpaliden; auch fing ich einige Stücke des grossen Scarites anthra- einus. Am andern Tage hatten die Carabicinen zugenommen, kamen aber den Listroderes an Menge nicht gleich; am häu- figsten unter ihnen war, wie immer, Harpaluscupripennis, einer der gemeinsten Käfer des Landes. Auch ein anderer Rüsselkäfer, Sphenophorus br u n n i penn is, war jetzt häufig. Calosoma bonaerense kam vor, aber nicht in Menge, und war dies Jahr seltener als in manchen anderen; 80 häufig aber, wie es die Notiz in der Zeitung angiebt, erinnere ich mich nicht es gesehen zu haben, und mit der Menge des Listroderes kann sich die der Calosomen nicht vergleichen. Da ich seit 10 Jahren ein meterologisches Tagebuch führe, so kann ich die Temperaturverhältnisse genau angeben; das Thermometer, welches an den Tagen vor dem 20. auf 14 — 16" R. um 9 Uhr Morgens gestanden hatte, stand an jenem Tage auf 1"^" R, um dieselbe Stunde und stieg bis 3 Uhr auf 20° 7' R., eine Temperatur, die im ganzen. Monat nicht überschritten wurde; der Wind war seit dem Mittag des 19. Südwest und ging am 20. um 5 Uhr nach Nordost um, ein hier sehr gewöhnlicher Wechsel. Die Thiere waren also mit Südwest, der stets heftig ist, in die Stadt getrieben und hier zu Boden gefallen. Es ist übrigens das erste Mal während meiner nunmehr 229 lO'/^jälirigen Anwesenheit in Buenos Aires, dass ich den Listioderes überhaupt in Menge gesehen habe; früher ist er mir stets nur einzeln vorgekommen; er geht freilich durch das ganze Land und war einer der ersten Käfer, die ich in Mendoza fing. Was die beiden in der angegebenen Notiz erwähnten Jahre 1865 und 18GG betiifft, so habe ich in meinem meteo- rologischen Journal nachgesehen, ob sich über das beregte Phänomen eine Bemerkung darin vorfindet. Beim 2H. No- vember 18(i6 finde ich angegel)en: „Tausende von Harpalus cupripennis laufen seit Beginn der heissen Tage auf der Strasse umher^'. — Die Temperatur stand über Mittag dieser Tage auf 22° 5'— 23'' R., und es regnete einige Mal in kurzen Schauern mit Gewitter; dass Calosoma bonaerense ebenso häufig gewesen sei, finde ich nicht gesagt; dessen Erschei- nung muss also ziemlich local gewesen sein. Der Wind war am 26. ebenfalls SW. und ging am folgenden Tage nach NW., kohrte aber mit dem Gewitter nach SW. zurück. Vom Jahre 1.S65 hat mein Tagebuch beim 15. Novbr. nachstehende Bemerkung: „Nach dem Reg.en von gestern Abend erschienen heute Tausende von Harpalus cupripennis und mit ihnen ebenfalls in grosser Menge Calosoma bonaerense". Hier ist also die Angabe meines lieben Freundes Strobel bestätigt, wenn auch, wie es aus meiner Notiz folgt, die Menge des Calosoma geringer gewesen sein dürfte als die des Harpalus. Der Wind war ebenfalls SVV., am Morgen des 14. aber NW., die Mittagstemperatur stieg auf 20" 6' R. und war an den folgenden Tagen beträchtlich tiefer (19° 5'), an den beiden vorhergehenden aber ebenso hoch. Dies ist, mein werther Herr Dr., was ich Ihnen über das in Rede gebrachte Phänomen mit! heilen kann; es wird Sie hofl'entlich zufrieden stellen; denn es beweist, dass dasselbe ein zwar häufiges, aber doch nicht regelmässiges ist; denn für die Jahre 1870, 18 9, 1868, 18(37 finde ich keine ent- sprechenden Angaben in meinen Tagebüchern. — — ■ — H. B u r m e i s t e r. 15* 230 lieber die Pompiliden und Sphegiden des La Plata-Gebietes, Ht Burnieister. In Giebel's Zeitsclir. f. d. gesammte Naturwiss. Bd. 34 S. 25 flgd. (1869) hat der In-spectoi- des zool. Mus. zu Halle, Herr E. Tasche nberg, die von mir auf meinen Reisen in Brasilien und den La Plata-Staaten gesammelten Pompiliden bekannt gemacht und dabei die Fundstätten nach meinen im Museo zurückgelassenen Daten angegeben, weiter aber keine Notizen über die Lebensweise der Thieichen hinzufügen können, weil er lediglich auf die Untersuchung der in der Sammlung steckenden Exemplare angewiesen war. Ich habe die Gewohnheit, jedes der von mir gesammelten Exemplare mit einem gedruckten Zettelchen zu versehen, worauf der Ort, wo ich dasselbe fing, angegeben ist, und darauf gründen sich die in der angeführten Uebersicht bemerkten speciellen Hei- mathsorte. Aber was ich von der Lebensweise beobachtete, das legte ich in meinen Tagebüchern nieder, und daraus will ich, zur Vervollständigung jener Beschreibungen, hier Einiges über die Arten des La Plata-Gebietes niittheilen, in- dem ich mich der a. a. 0. gewählten Reihenfolge anschliesse. I. Ponipiiidae. 1. Pepsis. Die allermeist sehr grossen Arten dieser Gruppe finden sich gewöhnlich im hellen Sonnenschein auf Schirmblumen, an denen sie mit ihrem Zungenapparat unaufhörlich lecken und dabei sich wenig stören lassen, daher es nicht schwer hält, sie mit dem Schöpfer zu fangen. Tiifft man sie fliegend im Freien an, so hat man mehr Mühe, sich ihrer zu bemäch- tigen; denn ihr Flug ist ungemein schnell und dabei ohne alles hörbare Geräusch; erst wenn sie sich niederlassen, be- merkt man den ziemlich vernehmbaren Ton des Einfalleus auf den Boden. Im Fluge strecken sie die langen Hinterbeine weit aus, aber beide dicht an einander gelegt, und halten die kräftigen, beim Weibchen aulgerollten Fühler vorgestreckt, doch etwas zui Uckgebogen, nach oben gerichtet. Auf dem Boden laufen sie ungemein schnell, wedeln dabei beständig mit den Fühlern, zucken mit den Flügeln und eilen ttossweibe 231 von Ort zu Ort, nach Beute suchend für ihre Brut, die haupt- sächlich in grossen Spinnen besteht. Sie kriechen auch gern zwischen das höhere Gestrüpp des Bodens und tummeln sich mit Voiliebe an bebauten Orten zwischen den Maisstauden am Boden herum, hier ihrem Fang nachjagend. Der kräftige Stachel der stets dickeren, stärker gebauten Weibchen ist eine gefährliche Waffe, der Stich höchst schmerzhaft und selbst für grössere Insecten bald tödtlich. Brutlöcher habe ich niemals auffinden können, wohl aber Weibchen mit ihrem Fang beim Fortschleppen desselben beobachtet. 1. P. praesidialis Nob. a. a. 0. 27, 1. — Das hier beschriebene Exemplar ist das einzige, welches ich gesehen habe; ich bin ihm einen ganzen Monat nachgegangen, bevor ich es in meine Gewalt brachte, und daher rührt seine ziemlich abgeflogene ßeschafl'enheit. Ich sah das grosse, im Leben über 2 Zoll lange Thier, welches an der weissen Flügelbasis bei ganz schwarzer Färbung leicht als eigen- thümlich erkannt werden konnte, den 16. Januar 1859, wie ich von meiner Quinta bei Parana zur Stadt ritt, als dasselbe am oberen Rande der Ufergehänge des Baches, durch den mein Weg führte (man sehe meine Reise 1. Tli.}, umherlief und von Zeit zu Zeit unter die überhangende Pflanzendecke kroch. Obwohl ich zu Pferde war und kein Fangwerkzeug bei mir hatte, so stieg ich doch ab und suchte es mit meinem zusammengeballten Taschentuch zu bedecken, aber es liess sich das nicht gefallen; 2 — 3mal liess es mich nahe kommen, aber wie es bemerkte, dass ich ihm weiter nachzustellen suchte, flog es im hohen Bogen davon. Diese Scene wieder- holte sich an verschiedenen Tagen des Januar wohl lOmal; ich sah das Thier immer 'genau an derselben Stelle, aber es liess mich nie nahe herankommen, sondern bemerkte mich, an meiner weissen Kleidung auf ganz weissem Pferde sehr kenntlich, schon von fern und flog, wie ich still hielt, davon. — Endlich nach Verlauf eines Monats, als ich schon alle Hoffnung aufgegeben hatte, glückte mir sein Fang; ich be- merkte das Thier an seiner bestimmten Stelle schon von weitem, stieg vorsichtig ab und wartete, bis es unter das benachbarte Gestrüpp schlüpfte, so dass es mich nicht sehen konnte. Nun wurde es meine Beute; ich fasste es mit dem Taschentuch und liess es nicht eher los, als bis es gespiesst war, zu welchem Zweck ich bereits die grosse Nadel bei mir führte, an der es sich zu Tode zappeln musste. — Es ist gewiss sonderbar, dass dasselbe Individuum während eines ganzen Monats an derselben Stelle aushielt und jedesmal zur selbigen Tagesstunde, um li — 12 Uhr Vormittags, gesehen wurde, aber später am Tage, wenn ich um 5 Uhr heimkehrte, 232 sich nur 1 — 2mal blicken Hess. Ich fchreibe das dem Um- stände zu, da.«8 die Bruthöhle desselljen (denn es war ein Weibchen) sich ganz in der !Nähe befinden musste, und dass es unter dem Gestrüppe Nal)rung für die Krut, Mahrscheinlich grosse Spinnen, suchte. — Da ich es am damaligen Sitze der Nationalregierung mit ihrem Präsidenten fing und .dasselbe so einzeln zu sein schien, wie eben dieser im Lande, so gab ich ihm den hier beibehaltenen Namen. 2. P. Reaumuri Dahlb. p. 29 no. 5. — Auch dies ebenso grosse, aber noch schönere Thier ist schwer zu fangen; denn es ist ebenfalls sehr scheu. Da es aber nicht zu den Seltenheiten gehört, so bekommt man es leichter. Selbst die Gauchos kennen es sehr gut unter dem Namen matacaballos (Pferdetödter) und behaupten, dass es ein Pferd todt stechen könne, eine sehr übertriebene Angabe; sie waren höchst er- staunt, mich danach haschen zu sehen, und liefen davon, wenn ich es ihnen angespiesst zeigte. Mein bestes, ganz frisches Exemplar überraschte ich den 22. Januar im Fahrwege nicht weit von meiner Quinta bei Parand, im Kample mit einer grossen Buschspinne (Mygale), die es gepackt hatte. Die Spinne war der Pepsis unterlegen und bereits dem Tode nahe; doch suchte sie noch immer die Pepsis mit ihren Kieferhaken zu fassen; aber diese war sehr behende, wich aus und sprang auf die andere Seite, wobei sie der Spinne neue Stiche gab. Ich stand dicht daneben und sah diesem Schauspiel zu, ohne dass sich die Pepsis in ihrer Arbeit stören Hess; sie war so erpicht auf ihren Fang, dass sie auf nichts um sie her achtete, und dieser Umstand machte es mir leicht, sie zu fangen; — ich schob Spinne und Wespe in mein Glas, ohne dass sie es merkte, und erst, wie sie im Glase war, Hess sie die Spinne los und suchte einen Ausweg, Diese Beobachtung hat mich veranlasst, auch von der vorigen Art dieselbe Lebensart zu vermuthen und anzunehmen, dass sie grosse Spinnen suchte, als ich sie so emsig am Boden der Gehänge herumlaufen sah. — Ich fing P, Reaumuri im ganzen Gebiet der Republik, bei Mendoza, Paranii, Tucuman, Rosario und Buenos Aires; Bah sie aber nicht in Brasilien, woraus folgen dürfte, dass sie bis in die Tropenzone nicht hinaufgeht. — Es liillt mir übri- gens auf, dass Smith in seinem Cat. of Brit, Mus. die Art nicht erwähnt, obwohl er sonst alle Arten Dahlbom's auf- führt. Dagegen kommt bei ihm (Tom III. pag. 199 no. 47) eine Pepsis honaerensis nach St, Fargeau III. 17G. 11 vor, die leicht die hier abgehandelte Art sein könnte, was ich nicht entscheiden kann, weil mir des Letzteren bist. nat. d, Hjm^n, jetzt nicht ru Gebote steht, sondern erst später in meinen Besitz gelangen wird. 233 3. P. aciculata pag. 29 no. 6. — Diese Art ist ziem- lich häufig bei Buenos Aires und gleichfalls bei Montevideo und Rio de Janeiro von mir gesammelt. 4. P. Thoreji pag. 30 no. 7 geliört dem Westen der Argentinischen Republik an und möchte vielleicht bis nach Cliile sich verbreiten, \^ enigstens kann ich in der langen Be- schreibung, die M. Spinola in Gay'o Fn. Zool. Tom. 6 pag. 373 von der P. limbata Gu6r. (Voy. d. 1. Coq. Ins. 256 — Smitli Cat. II[. .97.31) giebt, keinen wesentlichen Unter- scliied entdecken. Mich wundert, dass Guerin's Beschreibung nicht zu Rathe gezogen ist, da doch die Voyage de la Coquille eich in Halle in der Bibliothek der Naturf, Gesellsch. befindet. 5. P. Thunbergi Dahlb. pag. 31 no. 16. — Diese der vorigen zwar äbnliche, aber durch die helleren Flügel mit braungesäumten Adern kenntliche, auch nicht blaue, sondern tief schwarz gefärbte grosse Art ist bei Buenos Aires nicht selten, obgleich ich sie hier zur Zeit meiner Reise nicht ge- fangen habe, sondern erst seit meinem jetzigen Aufenthalt hierselbst. — Dass P. grossa Fabr. S. Piez. 214. 31 hierher gehöre, bezweifle ich; meine Exemplare sind nicht viridi- uitida und ebenso wenig aurea an Stiin und Brust. Smith nennt die Art P. apicalis (Cat. III. Ib9. 2) und zieht P. pulchella St. Farg. Hym. III. 491 hierher; ob mit Recht, kann ich nicht entscheiden. 6. P. atripennis Fabr. pag. 31 no. 10. — Ebenfalls kürzlich bei Buenos Aires von mir gesammelt, früher in der Banda oriental, bei Rio de Janeiro, Congonhas und Lagoa Santa. In der hiesigen Sammlung steckt auch ein Exemplar aus Bolivien. 7. P. dimidiata pag. 31 no. 15. — Bis jetzt nicht bei Buenos Aires gefangen, früher in der Banda oriental bei Mer- cedes am Rio Negro. Die Exemplare der hiesigen Sammlung sind von Rio de Janeiro. Zu diesen 7 im La Plata-Gebiet beobachteten Arten kann ich jetzt noch 2 neue hinzufügen: 8. P. chrjsoptera Nob. Atro-cyanea, sericea, anten- nis nigris, summo apice luteis; aus omnibus aureo-pellucidis, basi apiceque fusco-nigris. Long. 12 lin. (25 millim.); 2 ^. Von Tucuman und Catamarca; zwei Männchen, von dem schlanken Bau der Männchen der P. dimidiata und ihnen nahe stehend. Fühler matt schwarz, nur das letzte Glied und der Anfang des vorletzten gelb. Körper einfarbig blauschwarz, nach gewissen Richtungen ins Grünliche schillernd, sammet- artig. Kopf und Vorderrücken mit zerstreuten, abstellenden, schwarzen Borsten. Kopfschild gewölbt, am Rande bogig nach innen begrenzt, die Oberlippe stark borstig. Hinterleib 234 unten glatt, mit zwei dichten Büscheln gegen einander ge- krümmter schwarzer Borsten auf dem vierten Ringe und kurzen, mehr zerstreuten auch auf dem fünften. Flügel in der Hauptfläche goldfarben, aber die Basis tief schwarzbraun und die Spitze am ganzen Endbogen heller braun, welche Färbung aucli in der zweiten und dritten Cubitalzelle als Fleck sich zeigt. In ähnlicher Art dringt die Farbe des Grundes auch bis ans Ende der Basalzellen vor. Beine röthlich stahlblau, die Schienen und Füsse kurz stachelig; die hinter- sten Schienen mit schönem röthlich violettem Streif in der Furche; die Krallen schlank, mit feinem, spitzem, senkrechtem Zahn am Grunde. Anmerkung. Die hier mitgetheilte Beobachtung zweier dichter Haarbüschel auf der Bauchseite des Hinterleibes beim Männchen hat mich veranlasst, auch die Männchen der andern Arten auf diese Bildung zu untersuchen, und habe ich mich überzeugt, dass ähnliche Gebilde den Männchen fast aller Species unserer Sammlung zustehen. Ein ganz frisches, erst vor wenigen Tagen gefangenes Männchen von P. atripennis Fabr. zeigte nur wenige kürzere, zerstreute Haare in zwei Gruppen auf dem vierten, aber ein sehr dichtes, gleichmässiges Borstenkleid auf dem ganzen fünften Bauchringe. Hierzu ge- sellt eich ein zweiter singulärer Charakter in der Anwesenheit einer tiefen, bogenförmigen Querfurche auf der vordem Hälfte des zweiten Bauchringes, die sich verloschener am Seiten- rande fast bis zum Hinterrande fortsetzt. Eine ähnliche Furche hat auch das Weibchen derselben Art; aber sie ist nicht so tief und so scharf abgesetzt. Dieselbe Furche besitzen P. Reaumuri, P, aciculata und P. Thunbergi; dagegen fehlt sie in gleicher Vollendung bei P. grossa, P. chrysoptera und P. dimidiata. Von letzterer Art zeichnet sich das Männchen durch 2 enorm lange BorstenbUschel auf dem vierten Bauch- segment aus; dagegen fehlen dieselben ganz bei den Männchen von P, Reaumuri, obwohl eine kurze, steife, zerstreute Be- haarung auf den 3 letzten Bauchsegmenten auch hei dieser Art bemerkt wird. iK P. auriguttata Nob. Coeruleo-atra, holosericea, antennarum articulo ultimo rufescente; alis nigio fuscis: ante- rioribus macula fulva ante basin, guttaque radiata ante api- cem; posterioribus luteis, limbo apicali et postico fusco. Long. 10 lin. (20 mill.), ?. Von Parand (Entrerios). — Der vorigen Art in Grösse und Gestalt ähnlich, doch etwas kleiner; tief blauschwarz, sammetartig, mit deutlicher blauen Rändern, zumal der Beine; Fühler schwarz, nur das letzte Glied bräunlich; Koj)fschild stark gewölbt, mit scharf nach innen buchtigem Vorderrande; 236 auf der Fläche zerstreute Borsten; Ecken des Vorderrückens ziemlich hoch gewölbt, Hinterrü ken mit scharfen Querrunzeln und deulliclier Längt-furche; Hinterleib mit .'sichtbarer, aber nicht sehr t^charfer Querfurche auf dem zweiten Bauchringe, dahinter alle zerstreut borstig. Oberfjügel dunkelbraun mit goldgelbem Fleck vor der Basis, der das Ende der Basal- zellen und die darauf folgenden Di^coidalzellen erfüllt, und einem zweiten sternförmigen Fleck neben der zweiten und dritten Cubitahelle. Hinterflügel fast ganz goldgelb, aber heller, mit braunem Saum der Spitze und des Hinterrandes, Beine ohne Auszeichnung, innen lang borstig, die Schienen und Füsse unten stachelig, die Krallen mit spitzem Zahn nahe dem Grunde. 2. Prionocnemus *). Unter den 38 aufgezählten Arten, die fast alle von mir gesammelt oder der Sammlung einverleibt sind, befinden sich nur 6 aus dem La Plata-Gebiet; die übrigen stammen ent- weder von meiner Brasilianischen Beise, oder von mir be- freundeten Sammlern her. Die Javaner erhielt ich von Jung- huhn, die Capenser aus Ecklon's Vorräthen, die Mexicaner von Hrn. M. C. Sommer, die Venezueler von Hrn. Wagner und die aus Chartum von dem daselbst verunglückten Hrn. Viertbaler aus Köthen. Ueber alle diese Arten kann ich nichts hinzufügen, und von den sechs Argentinern habe ich nur eine bis jetzt wieder sammeln können. 1. Pr. coeruleus pag. 37 no. 12. — Von dieser schönen Art habe ich nur Weibchen gefangen, und zwar im Monat December; sie ist mir ausserhalb Parand nicht vorgekommen. Die übrigen 5 von Herrn Taschenberg beschriebenen Arten, als: 2. Pr. hirticeps pag, 35 no, 8, 3. Pr, pachymerus ibid. no, 9, 4. Pr. sigillipes pag. 41 no. 19, 5. Pr. maculatellus pag. 42 no. 21, 6. Pr. rufofemoratus pag. 43 no. 22, sah ich stets nur einzeln, und fehlen mir dieselben gegenwärtig, so dass ich von ihnen nichts weiter ange!)en kann. Dagegen besitze ich eine Art, welche zu*den häufigsten der Gattung gehört und weit verbreitet ist, indem ich sie nicht bloss hier bei Buenos Aires öfters antreffe, sondern sie auch bei Rosario, Parana, Rlendoza, Tucuman und selbst bei Rio de Janeiro und Novo Friburgo gefangen habe. Sie ist geradezu die häufigste Art aller Pompiliden und wahrschein- *) So Bchreibe ich, auf gute Gründe mich stützend, den Namen, 236 lieh auch in Cliile einheimisch; denn nach der Beschreibung mu&s ich sie für Pomp, dumosus Kl. Spin, halten. 7. P r. dumosus. Ater, subholosericeus, anleniiis nunc fulvis, nunc nigris; aiis fulvis sive fu8cis, summo apice obscu- rioribus. Long. 6-lÜ lin. (12—20 mill.), ,^ et $. Pompilus dumosus Kl. Mus. ber. — Spinola in Gay, Fn. Chil. Zool. VI. 376. 1. — Smith Cat. Mus. Brit. III. 150. 152. Sehr variabel in Grösse und Färbung, aber völlig über- einstimmend im Habitus und darnach ein achter Prionocnemus. Dunkel sammetschwarz mit leiclitem Seidenschiiler. Füliler auf einem Höcker der Stirn eingelenkt; das erste Glied schwarz, die folgenden rothgelb, doch mitunter auch Nöllig schwarzbraun. Kopfschild stark gewölbt, der Vorderrand bogig nach innen gewendet. Vorderrücken schmal, am Hinter- rande winkelig nach vorn ausgeschnitten, die Schultern stark gewölbt. Hinterrücken mit deutlichen, scharfen Querrunzeln und seichter Längsfurche. Flügel russbraun oder rothgelb, die Basis schwarz, der Endsaum gebräunt. Beine mit feinen Stacheln an den Schienen und Füssen, die Stacheln der Weib- chen gröber. Kopf, Vorderrücken, Afterspitze und Hüften mit zerstreuten Borsten besetzt; die Flügel fein anliegend behaart. Die 3 Individuen von Neu-Freiburg und Rio haben rauch- braune Flügel und rothgelbe Fühler; von den 8 aus hiesiger Gegend besitzen 2 (Buenos Aires) schwarzbraune Fühler und rothgelbe Flügel; die andern (von Rosario, Parand und Men- doza) haben rothgelbe Fühler und zum Theil rauchbraune, zum Theil rothgelbe Flügel. Bei allen ist der Eudrand der Oberflügel braun gesäumt, welcher Saum aber bei den Stücken mit rauchbraunen Flügeln stets undeutlicher ist als bei den mit rothgelben. 3. Agenia. Die eine Art dieser Gattung, A. tricolor pag. 45 no. 3, welche ich bei Parand fing, ist dermalen nicht mehr in meinem Besitz; die andere aus der Sierra de Mendoza: A. hirsutula pag. 47 no. 7, fing ich während meines gezwungenen Aufent- halts im Manantial, wie diesell)e mit mehreren anderen Hyme- nopteren (besonders Vespinen) vor der Quelle, der einzigen der ganzen Umgegend, auf- und abschwebte, um an dem sparsam herabträufelnden Wasser ihren Durst zu stillen. Nur an dieser und einigen älinlichen Stellen habe ich in der wasserloscn Gegend Insecten angetrotTen. 237 4. Pügonius. P. frontalis pag. 47 no. 3. — Bei Parand auf Schirm- pflanzen mitunter gefangen; übrigens ein sehr eigentlmmlich gestaltetes, hübsches Thierchen, das ich leider nur noch in einem einzigen Exemplar besitze und also niclit näher unter- suchen kann. 5. Pompilus. Von den 46 aufgeführten Arten finden sich 12 im Argen- tiner Lande; aber nicht alle sind dermalen in meinem Besitz. Ihre Lehensweise ist völlig die der Europäischen; man findet sie nur einzeln auf Schirmblumen schmausend, oder nach Beute für ihre Brut suchend, die ebenfalls grösstentbeils aus Spinnen besteht, wovon ich mich bei mehreren Arten überzeugt habe. Sie f^uchen dieselben gern in Ecken und Winkeln und kommen darnach nicht selten in Häuser und Ställe durch die offenen Thüren. 1. P. coeruleus, pag. 52 no. 7, von Parana, ist nicht mehr in meinem Besitz, 2. P. m ar gi nicol lis, pag. 55 no. 15, findet sich nicht selten hier bei Buenos Aires, woselbst ich auch das mir früher nicht begegnete Männchen gefangen habe. Dasselbe ist kleiner und sclilanker als das Weibchen, liat nicht gerollte, etwas längere Fühler und einen hell ziegelrothen Hinterleib, dessen letztes Segment und ein Theil des vorletzten mit silberweissen, anliegenden Härchen besetzt %t. Der gelbe Rand am Vorder- rücken ist übrigens kein Hautsaum, sondern ebenso gut, wie die Fläche davor, Hornsubstanz, die am äussersten gewim- perten Rande ein wenig durchscheint. Auch die Hinter- schienen und deren Füsse pflegen beim Männchen rothgelb gefärbt zu sein. 3. P. scalaris, pag. 57 no. 26. Eine der häufigsten Arten und weit verbreitet (Buenos Aires, Rosario , Parana, Banda oriental). Ihr Benehmen ist völlig das unseres deutschen P. viaticus, dem die Art überhaupt ähnelt. 4. P. separatus, pag. 58 no. 27 (von Mendoza), habe ich bis jetzt nicht wieder erhalten; bei Buenos Aires kommt diese Art niclit vor. 5. P. semicinctus, ])ag. 58 no. 28, ist häufig und findet sich bei Buenos Aires, Rosario, Parana und Mendoza; er ähnelt im Bau und Benehmen dem P. scalaris ganz. 6. P. torquaius, pag. 59 no. 30. Nicht bloss in der Banda oriental, sondern auch bei Parana und Rosario, aber bis jetzt nicht bei Buenos Aires gesammelt. 7. P. erubescens, pag. 60 no. 31, ist weit verbreitet, 238 lind nirgends selten; ich sammelte Hie Art bei Rio de Janeiro, Novo Friburgo, Lagoa santa, Mercedes in der Banda oriental, Buenos Aires, Kosario, Parand und Mendoza; sie zeigt von allen Arten die stärksten Abwcicliungen in derGröSHe; denn ich habe Individuen von 5 bis zu 14 Linien neben einander. Das Tliierclien besuchte mich fast täglich auf meiner Quinta bei Parand während der hei.^sen Tagesstunden, wenn ich im Schatten der Veranda meines Hauses arbeitete, und suchte, an dem Pfahhverk derselben herumkriechend, nach Spinnen. Mehrmals sah ich den Pompilus eine Spinne fangen und mit seiner Beute davon fliegen. Auf dem Erdboden, wo P. sca- laris und P. semicinctus gewöhnlich herumlaufen, erinnere ich mich nicht, den P. erubescens gesehen zu haben. 8. P. rubiginosus, jjag. 60 no. 3V, fing ich nur in der Banda oriental, bei Mercedes am Rio Negro. 9. P. funebris, pag. Gl no. 34, ebenfalls eine sehr weit verbreitete und auch in der hiesigen Proviuü nicht sel- tene Art. 10. P. adustus, pag. 65 no. 40, von Mendoza, fehlt mir gegenwärtig. 11. P. gastricus, pag. 65 no. 41, war häufig bei Men- doza und lebt wie P. scalaris am Boden. 12. P. semiplumbeus, pag. 66 no. 42, habe ich gegen- wärtig nicht mehr zur Hand; ich fing die Art nicht bloss bei Parand, sondern auch im Innern Brasiliens (Minas Geraes) bei Congonhas. • 7, Planiceps. PI. ornatus Kl pag. 69. Meine Exemplare habe ich nicht selbst gefangen, sondern von andern Sammlern erhalten. Das eine ist von Santiago del Estero, der heissesten Gegend der Argentinischen Republik; ein anderes wurde mir von Lagoa Santa durch den Sammler des Herrn Dr. Lund nach- gesendet. Von seiner Lebensweise kann ich also nichts an- geben. 8. Ceropales. C. nigripes, pag. 74 no. 3, weit verbreitet; obwohl mir 2 Fundstätten, Novo Friburgo und Mendoza, angegeben sind, so wird diese Art ohne Zweifel an Orten z\>iscli6n beiden so weit entfernten Punkten zu finden sein. Spinola be- schreibt eine ähnliche Art aus Chile (Gay Fn. Zool. VI. 391) und Smith führt ebenfalls eine Art aus Brasilien (Cat. Br. Mus. III. 179. 10) auf, die von Shuckard beschrieben ist (Trans. Ent. Soc. IL 70 j. 239 IL Sphegidae. (Ebenda S. 407 flgd.) 9. Ampulex. A. angusticollis Spin. Ann. d. 1. Soc. Eni X. 108.64. Dieses schöne Tliier habe ich zweimal gefangen; das er&te Mal bei NeuFreiburg und das zweite bei Parand, weiter aber keine Beobachtung über dasselbe anstellen können. 10. Priononyx. Vier kleine, unter sich gleich grosse Zähnchen auf der untern Basalhälfte der Krallen kennzeichnen diese Gattung. 1. P. striata Smith Cat. Bv. Mus. IV. 266. 4. — Von Parana und Mendoza; bei Buenos Aires noch niciit gesehen. Nach Smith waiirscheinlich Peps. Johannis Fabr. S. Piez. 208. 3; eine Annahme, die mir ziemlich sicher zu sein scheint. 2. Pr. Thomae aut. pag. 409. 3. — Diese fast über ganz x\merika verbreitete Art findet sich auch nicht selten hier bei Buenos Aires; ich habe sie ausserdem bei Rosario, Parand, Mendoza und Neu-Freiburg in Brasilien gesammelt. 11. Sphex. Die Arten dieser Gattung haben 2 ungleiche Zähne an der Basis der Krallen, von denen der vordere der grössere ist. 1. Spii. opaca Dah 1 b. pag. 413. 6. — Von Lagoa santa, Parand, Kosario und Buenos Aire.'^. Das Thieichen besuchte mich täglich auf meiner Quinta und legte seine Brutlöcher in den harten Fusswegen meines Gartens an, mittelgrosse Acri- dioden, wie Calopt. italicus, hineinschiej'pend, wobei ich ihm stundenlang zugesehen habe. Es gelang mir, nach und nach viele Exemplare zu san)meln. Auch liier bei Buenos Aires ist die Art häufig. U. Sph. costipennis Spin. Mem. Acad. Turin. XIII. 54. — Smith Cat. Brit. Mus. IV. '.^58. — Diese kleine, aber ausgezeichnete Art, welche Marquis Spinola von Para be- schreibt, habe ich von Novo Fiiburgo und Tucuman mitge- bracht; ^ie mag gleich vielen anderen der Gruppe eine sehr weite Verbreitung haben. Der beibehaltene Name Smith's Sph. petiolata (Cat. 2.5 . 78 — Zeitschr. 4i7. 13) muss dem älteren Spinola's nachstehen. 3 Sph. Argenlina pag. 417 no. 16. — Von Mendoza und Rosario. 4. Sph. micans pag. 419 no. 20. — Sehr gemein und durch das ganze Geltiet verbreitet; hier bei Buenos Aires die gewöhnlichste Art. Auch au.s Brasilien von Rio de Janeiro und vielleicht einerlei mit Sph. dorsalis Lep. Smith Cat. IV. 240 259. 81 von Pard. — Das Thierchen schleppt Blattinen, docli stets dieselbe Art, in sein Brutlocli. 12. Pseudosphex. Ps, pumilio pag. 420. 5 von Mendoza, fehlt mir gegen- wärtig, daher ich nichts weiter hinzulügen kann. 14. Chlorion. Die Arten dieser und der Gattung Podium habe ich stets nur auf Scliirml)lumen leckend angetiofl'en, und ich weiss von ihrer Lebensweise weiter nit-hts anzuführen; sie sind nicht scheu und lassen sieh ziemlich leicht fangen. 1. Chi. metallicum pag. 4'^1. 3 Aus der Banda oriental. 2. Chi. pretiosum pag. 4"2I. 4. Von Mendoza und Buenos Aires. 3. Chi. pallidipenne pag. 422. 5. Von Parand. 4. Chi. nobilitatum pag. 422. 6. Ebendaher. 14. Stethorectus. St. ingens pag. 424. 8. — Von Catamarca. — Ich fing dieses ausgezeichnete Geschöpf, das bereits aus Brit. Guyana und von Pard bekannt war, den 2. Februar I8tl0 diclit vor Catamarca, wie es mir quer über den Weg flog, sich an einen Baumstamm links am Wege setzte und liier sich drehend und wendend so lange aushielt, bis ich vom Pferde gestiegen war und es mit dem Schöpfer, welchen icli bestän- dig im Keittitiefel stecken hatte, erhasciite. Das Exemplar ist sicher ein Wännciien, wie die Abbildung des Weibchens neben dem Männchen von Smith im Ann. Mag. Nat. bist. Tom. XX. pl. 23 (1817) beweist. Ich sandte das Exemplar nach Berlin zur Bestimmung und erhielt es unter dem Namen: Podium Bu rm eiste ri zurück, welche Benennung ich in meiner Reise (II. Bd. S ](i9) autTührte, die Herren in Halle später von hier aus auf die Abbildung in den Ann. et Mag. Nat. bist, brieflich aufmerksam machend. 15. Podium. P. fumi penne pag. 425 no. 2. Von Parana und Mer- cedes am Rio Negro. — Das beträchtlich kleinere (D Lin.) Männchen hat fast ganz glashelle Flügel mit schwarzen Adern und ein an den Seiten dichter m eisshaariges Kopf.'-child, doch daran dieselben beiden spitzen Zähne neben dem tiefen Aus- schnitt. 241 16. Pelopoeus. 1. P. cyaniventris Gu6r. Spin. Smith Cat. Br. Mus. IV. 25". 66 - pag. 42S. 2. Nur in Mendoza gesammelt, im Weingarten des Hau?es, wo ich wohnte, und dort ta>t täglich im Sommei- vorhanden, bci-ondeis auf den Blumen einer häufigen Clematis-Art. 2. P. ligulus aut. ))ag. i29. 9. — üeberall häufig im ganzen Lande. Das Tliier hält s^ich gein an Baclirändern und kothigen Wa^^serlachen auf, um feuchten Lelim für .seine Zellen zu giaben; man triü't es sicher an jeder Bau.stelle, auch liier in Buenos Aiies, wo Lelim zum Bauen geknetet wird. Seine ovah-n, I Zoll hingen Leiimzellen sitzen überall an den Dächein unter dem überragenden Gesims und enthalten stets eine Anzahl Spinnen als Nahrung für die Larve. Selbst hier mitten in der Stailt, auf dem Hofe des Museum?, finden sich die angeklebten Lehmzellen. 17 Ammophila. 1. A. melanaria Kl. pag. 435 no. 12. — Kommt bei Buenos vor; ich fing hier vor 2 Jahren mitten auf der Plaza ein 18 Lin. langes Weibchen. 2. A. suavis Mus. her. Von dieser zierlichen Art, die im Bau der A. fragilis ähnelt, sich aber von ihr durch ein ganz rolhes zweites und drittes Hinterleibsfegment unter- scheidet, habe ich nur ein weibliches Exemplar bei Mendoza gefangen; sie scheinv also selten zu sein. Kopfschild leicht ge\\ölbt, bogig kurz abgerundet; Miltelrücken seicht längs der Mitte gefurcht. Hinten ücken bogig nadeirissig. Krallen an der Spitze röihlich. Die Silberllecken wie bei A. fragilis. Long. 8 lin. 242 Synonymisclie und systematisclie Bemer- kungen F. \¥. Mäklin. Durch die Gefälligkeit des Herrn Magister J. Sahlberg, eines Grosssohnes des Verfassers der Insecta Fennica, habe ich Gelegenheit gehabt, die Original-Exemplare in der Sahlberg'schen Sammlung von einigen der von C. R. Sahlberg als neu beschriebenen Arten genauer zu untersuchen, und da die Deutung der erwähnten Arten bis jetzt wenigstens zum Theil unrichtig gewesen ist, will ich hier die Resultate meiner Untersuchung mittheilen und zugleich einige andere sj'nony- mische und systematische Bemerkungen beifügen. Harpalus furvus Sahlb. Ins. Fenn. I. p. 223. Von dieser vermeintlichen Art, welche von Gemminger und Harold im Catalog. Coleopt. hucusque descript. I. p. 312 noch als eine selbstständige Species von der Gat- tung Omaseus Ziegl. Dejcan aufgeführt wird, befindet sich in der Sahlberg'schen Sammlung ein einziges auf der Nadel sehr niedrig und fast in der Mitte der rechten Flügeldecke aufgestecktes Exemplar, welches nach der Nadel und der Aufsteckungsart zu schliessen, gewiss nicht von Professor C. R. Sahlberg selbst gefunden worden ist, obgleich der Auf- finder desselben sich iiiciit angegeben findet. Es ist ein un- gewöhnlich grosses und breites (^Long. 17,3 mm.; Latit. hum. 5,4 mm.; summa latit. elytrorum (),5 mm.) weibliches Exem- plar von Pterostichus oder Omaseus vulgaris L. = me- lanarius lllig. — An den Seiten der Streifen der Flügel- decken befinden sich ziemlich undeutliche Einkerbungen, wo- durch die Streifen selbst auf einigen Stellen schwach punklirt erscheinen. Harpalus ater Sahlb. Ins. Fenn. I. p. 223. Unter die.^em Namen stecken in der Sahlberg'schen Samm- lung vier Exemplare. Drei derselben unterscheiden sich von der gewöhnlichen Form des Omaseus vulgaris L. nur dadurch, dass die Streifen der Flügeldecken oder eigentlich die Seiten der Streifen mit seiir feinen Punkten oder Ein- kerbungen versehen sind, welche bei dem dritten oder klein- sten Exemplare kaum sichtbar sind. Ich habe selbst ganz 243 gleiche Exemplare hier in Finnland aufgefunden; in der frü- heren Mannerheim'schen Sammlung befindet sich ein ähnliches aus Lyon, und ausserdem erwähnt Schaum in der Naturgesch. d. Ins. Deutschi., dass die Streifen der Flügeldecken bei dieser Art zuweilen schwach punktirt sind. Das vierte Exem- plar in der Sahlberg'schen Sammlung, auch Omaseus vul- garis L., verdient eine besondere Erwähnung. Es ist eine eigenthümliche Missbildung, bei der das Pronotum mit ziem- lich starken Querrunzeln versehen ist, und auch an der Basis der Flügeldecken derartige, aber weniger deutliche Runzeln sichtbar sind. Die Streifen der Flügeldecken sind ganz ohne Punkte. Die rechte Seite des Halsschildes ist nicht vollständig ausgebildet, und dieses is.t besonders der Fall mit der Hinter- ecke auf derselben Seite. Ich habe auch selbst hier in Süd- finnland (Gouv. Nyland) ein Exemplar aufgefunden, bei dem das Pronotum nach hinten mit undeutlichen Querrunzeln versehen ist. Harpalus praetermissus Sahlb. Ins. Fenn. I. p. 246. Von dieser Art befinden sich in der aufgestellten Sahl- berg'schen Sammlung im Ganzen drei Exemplare, nämlich zwei Männchen von Celia grandicollis Zimm. und ein Männchen von Celia Quenseli Schönh. var. floricola Mannerh. Das zuletzt genannte Exemplar zeichnet sich durch eine ziemlich dichte und starke Punktirung an dem hinteren Theile des Halsschildes aus und hat dadurch eine gewisse Aehnlichkeit mit Celia grandicollis r^. Die Beschreibung und besonders die Worte „pectore lateribus profunde punctato^' können nur auf die männlichen Exemplare von Celia grandicollis Zimm. bezogen werden; die Längen- angabe „^Vj lin.'' passt dagegen nur auf das Männchen von Celia Quenseli Schönh. var. floricola Mannerh., da die männlichen Exemplare von Celia grandicollis in der Sahlberg'schen Sammlung merklich kleiner sind; das grössere von beiden misst nämlich nur 2^/2 Linien. Harpalus prae- termissus Salilb. ist demnach auf zwei verschiedene Arten gegründet worden. Da die männlichen Exempl.ire von Celia grandicollis Zimm. von Professor Sahlberg als Harpalus praetermissus beschrieben sind, war es mir angelegen, zu erfahren, welche Art sich in der Sahlberg'schen Sammlung unter dem Namen Harpalus r ufo ein et us Mannerh. befinde. Nach der mündlichen Angabe von Herrn Magister J. Sahl- berg stehen in der genannten Sammlung einige Exemplare von Celia bifrons Gyll. unter diesem Namen. Ich musa jedoch bemerken, dass Celia bifrons in den Ineecta Fennica I. p. 249 nicht als Harpalus rufo-cinctus beschrieben ist, 16 244 da die Grössenaiigabe und die ganze Beschreibung, besonders aber die Worte „pectoris latera punctata" nur auf Celia grandicollis Zimin. = rufocincta Maunerh. be- zogen werden können. Es ist sehr wahrscheinlich, dass die Sahlberg'sche Beschreibung von 1827 nach einem von Manner- heim geliehenen Weibchen der von ihm benannten Celia rufocincta gemacht ist, und dass Professor Sahlberg später damit Exemplare von Celia bifrons in seiner Sammlung verwechselt hat; denn in der an die hiesige Universität von Professor Sahlberg 1828 verkauften Insecten-Sammlung be- finden sich zwei Exemplare von Celia bifrons Gjll. unter dem richtigen Namen, dagegen aber kein einziges Exemplar von „Harpalus rufo-cinc tus"'. Meiner Ueberzeugung nach kann gar keine Art in der Gattung Celia praetermissa oder rufocincta benannt werden; denn Celiaf praeter- missa Sahlb. bezieht sich auf zwei Arten, wie wir oben nachgewiesen haben, und ausserdem ist Celia praetermissa Sahlb. (ad partem) das Männchen von Celia rufocincta Mannerh., Sahlb. — Diese Art muss wohl jetzt Celia gran- dicollis Zimm. benannt werden. Harpalus despectus Sahlb, Ins. Fenn. I. p. 245. Die drei unter diesem Namen in der Sahlberg'schen Sammlung befindlichen Exemplare, von welchen eins mit der Angabe „ Lappen ia, Kohlström" versehen ist, gehören zu Celia municipalis Duftschm. = modeata Dej. und stim- men auch mit der von Sahlberg gegebenen Beschreibung üher- ein. Das dritte Exemplar ist jedoch eine schwarze Varietät und wird nicht in den Insecta Fennica erwähnt. Diese Art ist von mir selbst auch in dem südöstlichen Theile Finn- lands aulgefunden worden und kommt ausserdem in der Um- gegend von St. Petersburg vor. Ich habe schon früher (Acta Soc. seien t. Fennicae 1863 VII. p. 1 7tjj angegeben, dass sich in der ehemaligen Samm- lung des Grafen Manner heim ein von Professor Sahlberg selbst unter dem Namen Amara (Celia) despecta Sahlb. aus Laj)pland mitgetheiltes Exemplar vorfindet, welches zu Celia syl V icola Zimm. = maritima Schiödte gehört und mit der von Sahlberg gegebenen Beschreibung der Farbe, der Fühler und Füsse nicht überereinstimmt, dass Salilberg dagegen am Ende seiner Beschreibung folgende Bemerkung hinzugefügt hat: „Specimen quoque e Lapponia accepi antennis et pedibus totis r ufo-ferrugineis; an di versa spe- cies?", welche Worte auf das von Sahlberg an Mannerheim übersandte Exemplar sehr gut passen. Auch in der Sahl- berg'schen Sammlung befinden sich ausserdem zwei Exemplare 245 von Celia sylvicola Zimm. hinter den drei Exemplaren seiner Celia despecta mit der Bemerkung: „an var. despectae vel n. sp.?" Bembidium Manner heimii Sahlb. Ins. Fenn. I. p. 201. Unter dem Namen dieser vielfach unrichtig aufgefassten Art stecken in der Sahlberg'schen Sammlung im Ganzen 8 Exemplare, von welchen sieben zu Bembicidium guttul a Fabr. gehören und nur eins, nämlich dasjenige, womit die Beschreibung übereinstimmt, zu Bembicidium obtusum (Dej. Cat.) Sturm. Die Schenkel bei diesem Exemplare haben einen deutlichen pechbraunen Anstrich, und auch das erhabene Längsfältchen zu beiden Seiten vor der Spitze der Flügel- decken ist sehr deutlich. Die Spitze der Flügeldecken ist allerdings heller; dasselbe ist aber auch der Fall bei einem von Dejean selbst mit dem Namen Bemb. obtusum an Schönherr gesandten Exemplare aus Paris, welches sich in der früheren Mannerheim'schen Sammlung befindet. Bembi- cidium Mannerheimi Sahlb., beschrieben 1827, ist demnach nicht identisch mit Bemb. Mannerheimi Schaum (== hae- morrhoum Steph. := unicolor Chaud.), sondern muss als synonym mit dem 1825 von Sturm beschriebenen Bemb, obtusum angesehen werden. Ich muss jedoch zugleich be- merken, dass die von Sturm gegebene Abbildung, Deutschi. Ins. VI. 165. 38 Taf. 161 f. C. c, nicht mit der von Dejean zuerst benannten und von Sturm und Schaum beschriebenen Art übereinstimmt, indem die Hinterecken des Halsschildes auf der Figur ganz anders gestaltet sind. Bei dem Bern bicidium Mannerheimi Sahlb. muss von Anfang an eine Verwechselung stattgefunden haben. Aus einem Briefe von Professor Sahlberg an Mannerheim, d. d. Abo den 11. April 1827, geht hervor, dass Mannerheim eine Art unter dem Namen Leja pusilla geschickt hatte. In dem erwähnten Briefe bittet Sahlberg um nähere Auskunft daüber, wodurch sich diese Leja pusilla eigentlich von Bemb. guttula Gyll. unterscheide, und bemerkt zugleich, dass er selbst mit Ausnahme der Farbe gar keinen auffallenden Unter- schied habe aulfinden können und deswegen nicht wisse, welche Kennzeichen für diese Art, deren Name jedenfalls verändert werden müsse, angegeben werden könnten, beson- ders, da Mannerheim ausserdem eine Varietät „elytris im- maculatis^' von Bemb. guttula erwähnt habe. Welche Antwort Mannerheim auf diese Frage gegeben hat, weiss ich nicht; es scheint mir aber annehmbar, dass irgend eine Ver- wechslung mit den von Mannerheim an Sahlberg mitgetheilten Arten vorgefallen war; denn in der Mannerheim'schen Samm- 16* 246 lung befindet sich kein Exemplar von Bembicidiunn obtu- suni Dej. Sturm, welches vor oder in dem Jahre 1827 ge- funden wäre; dagegen stecken daselbst einige Exemplare von Bemb. gilvipes Sturm unter dem Namen ßemb. M anner - heimi Sahlb., und doch wird Mannerheim von Sahlberg als Auffinder dieser Art angegeben. In der von Prof. Sahlberg 1828 der hiesigen Universität verkauften Sammlung sind zwei Exemplare von Bemb. gilvipes Sturm als Bemb. pusil- lum bezeichnet (also Bemb. pusillum Sahlb. Ins. Fenn. I. p. 193), und auch in Sahlberg's eigener Sammlung soll , wie mir Herr Magister J. Sahlberg mittheilt, Bemb. gilvipes den Namen pusillum tragen. Bembidium Grapei Sahlb. Ins. Fenn. I. p. 1 3. Da Sahlberg bei früher bekannten Arten in der Regel aus GyllenhaPs Insecta Suecica die Diagnosen abgeschrieben hat, so kann es gleichgültig erscheinen, Mclche Art er unter einem gewissen Namen gemeint hat; zuweilen kann aber doch die Auskunft hierüber ein gewisses Interesse haben und zur Kenntniss der nordischen Fauna überhaupt beitragen. Unter dem Namen Bembidium Grapei Gjll. soll sich z. B. in der Sahlberg'schen Sammlung, wie mir Herr Magister J. Sahlberg versichert, ein Exemplar aus Lappland von Bembicidium Schuppe li Dej. befinden. Da diese Art von Sahlberg als die von Gyllenhal unter obenstehendem Namen beschriebene angesehen wurde, so hat der Verfasser der Insecta Fennica das rechte Bemb. Grapei Gyll. dagegen unter dem Namen Bemb. brunnipes Sturm aufgenommen und ohne Zweifel unter diesem Namen dem Grafen Dejean mitgetheilt, der die Benennung in Bemb. Sahlbergi veränderte. Das oben er- wähnte Exemplar von Bembicidium Schüppeli Dej. be- weist auch, dass diese Art in Lappland vorkommt, und da- durch gewinnt die Annahme, dass Bemb. Sahlbergi Zett. identisch mit Bemb. Schüppeli sei, eine noch grössere Wahrscheinlichkeit, besonders da in der Sahlberg'schen Samm- lung auch ein von Zetterstedt mit dem rechten Namen aus Lappland gesandtes Exemplar von Bemb. Grapei Gjll. vor- kommen soll. Bembidium Pfeiffii Sahlb. Ins. Fenn. L p. 195. Diese Art muss wohl den älteren Namen Bemb. vir ens Gyll. tragen. C. R. Sahlberg hatte die Benennung verändert, weil Megerle einer nie als selbstständige Art beschriebenen Varietät von Bemb. quinq ue striatum Gyll. den Namen virens gegeben hatte. Gaurodytes angusticollis J. Sahlb. Notis. ur Sali- 247 skap. pro F. et Fl. Fenn. förh. XI. p, 408, ist synonym mit Agabus adpressus (Mannerh,, Dej. Cat.) Aube Ic. V. p. I(i9, t. 21 f. 1. — Die Benennung angusticollis wäre ausserdem kaum zu gebrauchen, indem Motschulsky (Hydro- canthares de la Kussie p. 8) diesen Namen einer früher beschriebenen Art der Gattung Agabus als Berichtigung er- ertheilt hat. Homalota parva Sahlb. Ins. Fenn. I. p. 380 muss den älteren Namen Hom. parvula Mannerh. tragen, indem bis jetzt keine Art dieser Gattung unter dem Namen par- vula beschrieben ist. Acidota seriata Lee. New spec. of N. Amer. Co- leoptera p. 55 ist nach zwei Exemplaren, die ich aus der Umgegend des Lake superior von Herrn Dr. Leconte selbst erhalten habe, nicht verschieden von Acid. crenata Fabr. Leconte sagt selbst 1. c: „This species agrees with Erichson's description of the European Ac. crenata, but I have not compared specimens". Diaperis picta Menetries Catal. raisonne p. 203. 887, Neomida picta in Falderm. Fauna Entom. Transcauc. II. p. 65 und Platydema pictum im Catal. Coleopt. von Gemminger und Harold VII. p. 1952 ist nach einem von Me- netries selbst an Mannerheim aus Caucasien gesandten Exem- plare, Alphitophagus 4-pustuIatus Steph. (= Phyletus populi Redtenb.). Helops tomentosus (Mannerh. in lit.) Gebier Bull. phys. Acad. Petr. I. p. 38; Bull. Mose. 1859 p. 340, für welche Art Manner heim die Gattung Epitrichia aufgestellt hatte, ist noch von Gemminger und Harold Catal. Coleopt. VII. p. 2018 zur Gattimg Helops gerechnet worden. In der früheren Mannerheim'schen Sammlung ist diese Art allerdings als zur Gattung Helops gehörend aufgestellt, aber auf einen an der Nadel befestigten Papierstreifchen ist die Bemerkung geschrieben, dass diese Gattung Epitrichia zu den Tenty- riides gehöre. Dieses ist aber auch nicht der Fall, sondern diese Gattung gehört zur Tribus Epitragides Lacord. und ist wenigstens sehr nahe verwandt mit der Gattung Hima- tismus (Imatismus Dej. Cat.) Erichs. Aryenis rufescens Bates Trans. Ent. Soc. 186vS p, 309 und 310. Diese Art, von der ich unter dem Namen Isotoma rufescens Dej. Cat. von Herrn Chevrolat ein Exemplar aus Bolivia erhalten habe, wird von Herrn Fr. Bates 1. c. zur Subfam. Tentyriinae gezogen, und muss seiner Ansicht nach für diese Gattung hier (Subl'am. Tentyriinae) eine neue 248 Gruppe gebildet werden. Dies wird wohl nicht nöthig sein, weil die geflügelte Gattung Aryenis Bates, welche am näch- sten verwandt ist mit der Gattung Sphenaria (Mannerheim) Menetries, ebenfalls zur Tribus Epitragides Lacord. ge- rechnet werden muss. Psydus plantaris Pascoe Proc. Ent. Soc. London 1868 p. XII. Herr Pascoe, der Gründer dieser Gattung, bemerkt, dass dieselbe mit der Gattung Dicyrtus (Dej.) Lacord. verwandt ist, und aus diesem Grunde ist dieselbe von Gemminger und Harold den Strongy lüden zugezählt worden. Ich kenne diese von Pascoe beschriebene Art nach einem aus Ceylon von Schaum erhaltenen Exemplare und kann deswegen ver- sichern, dass das Genus Psydus Pascoe (ore haud qua- drangula riter producto et auriculis antennariis haud elevatis) zur Tribus Cnodalodines Lacord. gerechnet wer- den muss und der Gattung Thecacerus (Dej.) Lacord. äusserst nahe steht. Es ist eigenthümlich, daes Herr Pascoe auf die eigentliche Verwandtschaft dieses Art nicht aufmerksam ge- wesen ist. Lacordaire's Worte über die systematische Stellung der Gattung Thecacerus lauten nämlich so: „Dejean.... a completement meconnu ses analogies en la mettant avec ses Dicyrtus, immediatement k la suite des Spheniseus**. Gen. Tetraphyllus De Castelnau et Brülle Ann. d. Sc. nat. XXIIL p. 404. Diese Gattung bringt Lacordaire zur Tribus Cnodalo- nides und sagt zugleich p. 422: „MM. De Castelnau et Brull6 ont plac6 ce genre parmi les Diaperides; Dejean a 6te un peu plus heureux en la mettant parmi ses H^lopiens" . . . . etc., und doch muss die Gattung Tetraphyllus zu den Diaperiden gerechnet werden. Lacordaire sagt von den Arten dieser Gattung: „Ces in- sectes sont generalement fort courts et comme bossus; quelques- uns seulement sont assez allonges, mais entre ces deux formes il y a tous les passages-', und in einer Note fügt er hinzu : „C'est d'apres ce caractere illusoire de la forme generale, que M. De Castelnau a, depuis, divise le genre en trois sec- tions, dont deux seulement lui appartiennent: les Tetra- phyllus vrais, k corps tres-court et globuleux, les Dama- tris, k Corps ovalaire. Es sind gerade diese „Tetraphyllus vrais", die meiner Ueberzeugung nach zu den Diaperiden gehören. Als Repräsentant der Gattung Tetraphyllus muss wohl T. Latreillei Casteln. et Brülle angesehen werden. Diese aus Manila beschriebene Art kenne ich allerdings nicht 249 aus eigener Anschauung; aber in der Sammlung der hiesigen Universität befinden sich drei neue Arten aus den öt-tlichen Theilen Asiens (aus Malacca, Japan und der Insel Pulo Penang), welche, nach der von De Castelnau und Brülle ge- gebenen Beschreibung und Abbildung (Taf. 10 fig. Ga) zu schliessen, der benannten Art sowohl in Hinsicht der Gestalt, als auch nach der Farbe und Zeichnung sehr älinlich sein und (coxis anticis subcylindricis et evidenter trans- versis) zu den Diaperiden gerechnet werden müssen. Die Gattung Damatris Casteln. (coxis anticis globosis), von der ich nur ein defectes Exemplar des Dam. mirificus Coquerel , welclies sich in der Mannerheim'schen Sammlung unter dem Namen Hybonotus aurovittatus Dup. be- findet, habe untersuchen können, gehört dagegen zu den Cnodaloniden. Lacordaire hat wahrscheinlich nur afri- kanische Arten (Gen. Damatris) gefehen, und auch diese scheinen, nach den Beschreibungen zu schliessen, in der all- gemeinen Körperform von einander abzuweichen. Gen. Dietysus Pascoe Journ. of Ent. II. p. 486. Diese Gattung ist von De Breme Dietysus benannt worden, und da das Wort Dietysus keinen Sinn hat, wird es wohl nothwendig sein, dass die Benennung nach der ur- sprünglichen Schreibart berichtigt wird. Dietysus con- fusus Pascoe wird wohl dieselbe Art sein, welche De BrSme lucidus benannt hat, und die in manchen Sammlungen unter dem Namen Amarygmus aheneus De Haan bekannt sein dürfte. Helsingfors, den 18. Februar 1872. 250 Hymenopterologisclie Beiträge von Dr. A. £}erstäcker* 1. üeber die Gattung Myzine Latr. Nachdem es seit langer Zeit auf Grund direeter Beob- achtung feststand, dass den von Jurine (Hym6nopt. p. 150) als besondere Gattung Plesia bezeichneten Heterogynen-Weib- chen der Amerikanischen Arten der Gattung Myzine Latr. als Männchen angehören, musste es in hohem Grade überraschen, durch Perris (Annal. d. 1. soc. Linn6enne de Lyon 1852 p. 19 J) den Nachweis geführt zu sehen, dass die Europäische Myzine volvulus Latr. sich mit der von Plesia generisch weit ent- fernenden Meria tripunctata Rossi begatte: überraschen, nicht nur deslialb, weil die Form- und Färbungsdifferenz zvi'ischen den beiden Geschlechtern hier einen so hohen Grad erreicht, dass sie nur etwa durch die bekannte Methoca ichneumonea (mas: Tengyra Sanvitali Latr.) und einige Neu-Holländische Thynniden-Formen noch übertroffen wird, sondern auch weil bei den sehr auffallenden Unterschieden im Flügelgeäder, wie sie die weiblichen Plesien und Merien erkennen lassen, zum Mindesten doch eine merkliche Differenz auch bei den Männ- chen zu erwarten stand. Wiewohl nun Letzteres nicht der Fall ist, kann weder die Richtigkeit der speciellen Perris'schen Beobachtung, noch die Annahme, dass die Männchen sämmt- licher bekannter Meria-Arten unter den zahlreichen Europäi- schen und Afrikanischen männlichen Mj'zinen zu suchen sind, irgend wie zweifelhaft sein, da nach meiner eigenen Erfah- rung auch für eine zweite inländische Art die Zugehörigkeit einer männlichen Myzine zu einer Meria feststeht. Ich habe nämlich die kleinste Europäische Myzine, welche von Panzer (Faun. Insect. German. 87. 19) unter dem Namen Sapyga cylindrica abgebildet worden ist, in der Umgegend Berlins wiederholt in grösserer Individuenzahl zusammen mit der Tipliia glabrata * Fab. (Entom. syst, suppl. p. 254 No. 1 — 2 == Bethylus glabratus et dorsalis * Fab., Syst. Piezat. p. 237 No. 2 und p. 238 No. 8) auf Umbelliferen-Blüthen angetroffen und beobachtet, wie die Männchen in eifriger Verfolgung der Weibchen behufs ihrer Begattung begriffen waren: während die betreffenden Lokalitäten und Blüthen niemals ein anderes, diesem Verwandtschaftskreise angehörendes Insect darboten, welches als das Männchen der Meria (Bethylus) oder als das 251 Weibchen der Myzine (Sapyga) hätte angesprochen werden können. Kann es hiernach sowohl, als weil sämmtliche bekannte Meria-Arten sonst überhaupt der Männchen entbehren würden, keinen Augenblick zweifelhaft sein, dass die Myzinen im Latreille'schen Sinne vielleicht sogar zu annähernd gleichen Theilen, bei Plesia und Meria untergebracht werden müssen, so ist es angesichts der so auffälligen Differenzen, welche die Weibchen beider Gattungen zur Schau tragen, merkwürdig genug, dass die Männchen solche ganz vermissen lassen. Zwar^iiat Erichson (Archiv f. Naturgesch. 1839 II. p. 357 f.) die Ansicht geäussert, dass „zwischen den Amerikanischen Arten und denen der alten Welt ein bemerkenswerther Unter- schied darin bestehe, dass bei jenen der zweite rücklaufende Nerv auf den zweiten Cubital-Quernerven, bei diesen auf die Mitte der dritten Cubitalzelle treffe, dieser Unterschied aber unmöglich hinreichen könne, die Amerikaner als Gattung zu trennen''. Prüft man jedoch auf dieses Merkmal hin eine grössere Reihe von Arten und Individuen, so gewahrt man bald, dass dasselbe nichts weniger als stichhaltig ist. Einer- seits zeigen sich diejenigen Amerikanischen Arten, bei welchen der zweite rücklaufende Nerv constant auf den dritten Cubital- Quernerven trifft, wie Myz. (Elis) sexcincta Fab., in der ent- schiedenen Minorität solchen gegenüber, bei welchen er, wie bei Myz. maculata Fab., obscura Fab. (= fuliginosa Lepel.) u. A. in die Basis der dritten Cubitalzelle einmündet. An- dererseits stehen aber auch unter den Arten der alten Welt solchen, bei denen der zweite rücklaufende Nerv nahe der Mitte der dritten Cubitalzelle einmündet (Myz. sexfasciata Rossi, cylindrica Panz. u. A.), andere gegenüber, bei welchen die Einmündung in Uebereinstimmung mit der Mehrzahl der Amerikanischen Arten in die Basis der dritten Cubitalzelle, dicht hinter dem zweiten Cubital-Quernerven stattfindet (z. B. Myz. cingulata Gerst.). Auch sonstige Unterschiede, wie sie die Form des Kopfes, die Grösse der Augen u. s. w. darbieten und auf welche man zuerst eine Scheidung der männlichen Myzinen Amerika's von denjenigen der alten Welt begründen zu können glaubt, erweisen sich bei dem Vergleich eines grösseren Materials durchaus nicht als stichhaltig. In gleicher Weise sucht man vergebens nach einem äusseren Merkmal, welches die männlichen Myzinen der alten Welt als zwei verschiedenen Typen (Plesia und Meria) angehörig nachwiese, während doch, wie sich sogleich ergeben wird, schon die weiblichen Myzinen der alten Welt (Afrika', Asien) von denjenigen Amerika's im Flügelgeäder unschwer zu unter- scheiden sind (sich übrigens auch durch ihr düsteres, ein- 252 farbiges, mehr an Tiphia erinnerndes Colorit habituell von ihnen entfernen) — so dass man füglich sogar drei verschie- dene Categorien von Männchen zu erwarten hätte. Wenn Jurine (Hym^nopt. p. 150) es als den auffallendsten Charakter seiner Gattung Plesia hervorhebt, dass die Radial- zelle der Vorderflügel sich vom Vorderrande derselben weit entferne, so geht daraus hervor, dass er nur die Weibchen einiger Amerikanischen Myzine- Arten (im Latreille'schen Sinne) vor sich gehabt habe. Da aber dieses Merkmal keines- wegs allen weiblichen Mj'zinen zukommt, so ergiebt sich ferner, dass die von Latreille später (Gen. Crust. et Insect. IV. p. 112) vorgenommene Idenlificirung von Plesia Jur. mit Myzine Latr. nur bedingt richtig ist, d. h. nur für die meisten Amerikanischen Arten Gültigkeit hat. Solche sind z. B. Myzine (Plesia) namea, obscura und ephippium Fab , dichroa Perty u. A. Abweichend von diesen verhält sich die weibliche Myzine bipunctata (Tiphia bipunctata Perty, Delect. animal. p. 139 Tab. 27 Fig. 12), ebenso drei andere mir vorliegende Arten aus Brasilien und Chile. Bei diesen fällt in üeberein- stimmung mit zwei Australischen: Myz. unicolor und signata Smith, mit einer von Ceylon stammendea und sämmtlichen Süd-Afrikanischen Arten, wie Myz. (Plesia) abdominalis Guer., nigra Fab. (Tiphia nigra Fab., Entom. syst. II. p. 225 No. 9) und der im Folgenden zu beschreibenden Myz. xanthocera der Vorderrand der Radialzelle mit demjenigen des Flügels zusammen, so dass also hier das charakteristische Merkmal der Gattung Plesia Jur. fehlt. Abgesehen von dem Verhalten der Radialzelle, zeigen die weiblichen Myzinen übrigens noch eine andere Schwankung im Geäder der Vorderflügel, auf welche tich glei3hfalls eine Gruppirung der Arten basiren liesse. Bei den Amerikanischen Arten ist nämlich die mittlere Cubitalzelle stark in die Quere gezogen, weit gegen die Basis des Flügels hin reichend und daselbst nicht vollständig ge- schlossen; bei denjenigen Australien's ist sie ebenso lang- gestreckt, aber an der Basis vollständig geschlossen; bei den Afrikanischen endlich verbindet sie mit letzterer Eigenschaft eine sehr viel geringere Ausdehnung. In Berücksichtigung des Umsiandes, dass unter dem Namen Myzine die männlichen Formen zweier im weiblichen Geschlecht wesentlich von einander verschiedenen Gattungen vereinigt worden sind — wie denti auch noch gegenwärtig unter denselben unzweifelhaft eine Anzahl von Meria-Männchen ligurirt — dürfte es übrigens sehr wohl in Frage kommen, ob nicht der Name Myzine als ein Collectiv-Begriff ganz fallen zu lassen und, wie es auf der einen Seite durch Meria bereits geschehen, so auch auf der andern durch Plesia zu 253 ersetzen sei. Ich würde mich trotz der für Myzine sprechen- den Priorität ohne Bedenken zu dieser Veränderung bekennen, wenn nicht, wie gesagt, von Jurine bei Charakteristik seiner Gattung Plesia ein Merkmal vorangestellt worden wäre, wel- ches trotz seiner Auffälligkeit doch nur einem Theil der hierher gehörigen Weibchen zukommt und also nicht als charakte- ristisch für die Gattung gelten kann. Myzine xanthocera n. sp. Atra, nitida, parce albo-pilosa, inamlihuUs sangiiineis, anlennis laele fulvis , alis niyro-fuscis , cyaiien-micanlihus: capite t/iO) acisqne dorso fortilev cribrato-pmictatis , meta- noti parte anteriore hori%untali longitudinaliter bicarinata: ahdominis segmentis anterioribns supra parce punctatis^ lucidis. Long. 1272 mill. $. Körper tief schwarz, die abstehende, borstige Behaarung vorwiegend rein weiss, auf der Oberseite des Kopfes und Thorax — theilweise auch des Hinterleibs — jedoch russbraun bis greisgelb. Fühler intensiv rothgelb, der Schaft etwas dunkler; die Mandibeln mit Ausnahme der Spitze, der Mittel- kiel des Cljpeus und die beiden Stirnhöcker über der Ein- lenkung der Fühler blutroth; die Beborstung des Fühlerschaftes und der Mandibeln gelb, braun untermischt. Clypeus durch feine Ciselirung matt, Stirn und Scheitel äusserst grob und gedrängt, zu netzartig verstrickten Runzeln zusammenfliessend punktirt, die Backen etwas sperriger, Pronotum bis zu den Vorderhüften hinab ebenso grob und dicht, aber noch schärfer längsriefig als der Kopf punktirt, das Mesonotum und Schild- cheu dagegen weitläufiger, wenn auch tiefer und mehr grubig. Hinterschildchen fein punktirt, Tegulae glatt. Das sogenannte Metanotum im Bereich der vorderen Hälfte vollkommen hori- zontal, durch verhältnissmässig feine und dichte, körnige Punktirung matt, von zwei parallelen, glatten mittleren Längs- kielen durchzogen; dieser horizontale Theil durch eine auf- geworfene, bogige Kante gegen den schräg abfallenden, in der Mitte zerstreut, an den Rändern dagegen dicht runzlig punk- tirten hinteren abgesetzt. Die Seiten dieses Metanotum sind abweichend von den sehr grob punktirten Brustseiten fein und dicht querriefig und dadurch speckartig glänzend. Flügel satt schwarzbraun, stahlblau schimmernd, bei durchfallendem Lichte mit feinen, glashellen Längslinien, welche, besonders in den drei Cubital- und der grossen Discoidalzelie verlaufend, hier gewissermassen ein zweites Adernetz darstellen. Radial- zelle durchaus randständig, die mittlere Cubitalzelle nicht gegen die Basis hin verlängert. An den Hinterschenkeln die 254 Kniee und der hervortretende Winkel der Unterseite roth- braun durchscheinend; Schiensporen des ersten Paares roth- gelb, der beiden hinteren gelblich weiss; Fussklauen nebst den langen Dornen der Tarsen rostfarben. Hinterleib beider- seits und auf den zwei Endsegmenten dicht gedrängt, fast körnig, in der Mitte der vorderen jedoch sparsam punktirt und hier stark glänzend; Bauchseite mit Ausnahme des fein punktirten Endsegmentes dicht und grob, theilweise runzlig punktirt. In einem einzelnen weiblichen Individuum am See Jipe (Sansibar) aufgefunden. Nach einem ganz übereinstimmenden Exemplar ist die Art auch am Cap einiieimisch. 2. lieber die verwandtschaftlichen Beziehungen zwischen Do- rylas Fab. and Dichthadia Gerst, nebst Beschreibung einer zweiten Dichthadia-Art. Dass die von Linne zuerst seiner Gattung Vespa, später seiner Gattung Mutilla eingereihten Dorylus Fab. männliche Ameisen sind, kann gegenwärtig als allgemein anerkannt gelten. Shuckard (Annais of nat. bist, V. p. 188 ff.) hat die theils bereits von früheren Autoren (Jurine), theils von ihm selbst bekannt gemachten Arten vier verschiedenen Gattungen zuertheilt, von denen die durch das Flügelgeäder sicii mehr ieolirende Gattung Labidus Jur. nach den bisherigen Erfah- rungen nur durch Amerikanische Arten, die drei in näherer Beziehung zu einander stehenden Dorylus Fab., Aenictus Shuck. und Rhogmus Sliuck. wohl ausschliesslich*) durch Arten der alten Welt repräsentirt sind, und zwar so, dass Dorylus und Aenictus neben Afrikanischen auch Asiatische, Rhogmus dagegen nur eine einzelne des ersteren Landes enthält. Der, wie es scheint, zuerst von Latreille (Gen. Crust. et Insect. IV. p. r^4) hervorgehobene auffallende Umstand, dass sämmtliche Dorylus Im Fabricius'sclien Sinne männlichen Ge- schlechts seien, ist oirenbar für Shuckard der Anlass gewesen, nach der dazu gehörigen weiblichen Form unter den Ameisen zu suchen, nachdem von Haliday und Lepeletier die engen Beziehungen zwischen Dorylus und den Formicarien hervor- *) Dass der von Haldeman (Proceed. acad. nat. scienc. of Phila- delphia IV. p. 205) bekannt gemachte Dorylus planiceps aus Nord- Amerika in Wirklichkeit dieser Gattung angehört, möchte wohl noch einer näheren Begründung bedürfen. 255 gehoben worden waren. Mit unverkennbarem Scharfsinn hat Shuckard die mehrfachen Analogien zwischen den männlichen Labidus und einer von Westwood (Introd. to the mod. classif. of Insects II. p. 226 Fig. 86) unter dem Namen Typhlopone abgebildeten, durch den Mangel der Netzaugen ausgezeichneten flügellosen Ameisenform geltend gemacht und, ohne irgend welchen empirischen Anhalt für ihre Zusammengehörigkeit zu besitzen, letztere sogar ohne Weiteres als die weibliche Form von Labidus in Anspruch genommen. In seinem Mono- graph of the Dorylidae p. 22 und 40 ff. führt er fünf solcher Tjpliloponen-Formen, welche er sämmtlich für Amerikaner gehalten zu haben scheint, geradezu als Labidus- (Typhlopone-) Arten auf — vielleicht nicht mit Unrecht, jedenfalls aber darin irrend, dass er sie als wirkliche Weibchen anstatt als Arbeiter ansieht. Von dieser Zusammengehörigkeit — wenn auch gleichsam nur inf^tinctiv — überzeugt, sah sich Shuckard Veranlasst, eine mit Typhlopone sehr analog gebildete Afri- kanische Ameisenform, welche er (a. a. 0. p. 4U) unter dem Namen Anomma bekannt machte, gleichfalls den Doryliden zuzurechnen, ohne sie freilich der Gattung Dorylus in gleich directer Weise als Weibchen zu vindiciren, wie Typhlopone zu Labidus. Unzweifelhaft hatte letztere Ansicht, welcher ich mich selbst früher (Insect. v. Mossamb. p. 497 f.) zuge- neigt habe, um so mehr etwas Verlockendes, als sie durch die damalige Kenntniss von der geographischen Verbreitung der Typhlöponen einer- und der Dorylus-Arten andererseits unterstützt wurde. Nachdem sie jedoch zuerst durch den Nachweis, dass auch der alten Welt eigentliche Typhlöponen keineswegs fehlten, ei-schüttert Morden war, hat ihr schliess- lich die Beobachtung, dass letztere in Gemeinschaft mit männ- lichen Dorylus lebten und ausschwärmten, immer mehr den Boden entzogen. Ausser der von mir früher irrig als Anomma gedeuteten, aber der Gattung Typhlopone (Westw.) Siiuck. in Wirklichkeit angehörenden „Typhlopona" Oraniensis Luc. (Explor. scient. de TAlgerie, Hym^nopt. p. 302 No. 336 pl. XVI. Fig. 11) sind nach und nach verschiedene Afrika- nische und Asiatische Arten der Gattung (Typhi, punctata Smith, brevinodosa Mayr, laevigata Smith), ja durch Roger (Berl. Ent. Zeitschr. III. p. 248) sogar eine Italienische: Typhi, europaea Rog. zur Kenntniss gekommen. Ein colonienweises Zusammenleben von Dorylus und Typhlopone, wobei erstere (die Männchen) in zahlreichen, letztere (die Arbeiter) in Hun- derten oder Tausenden von Individuen vertreten sind, ist aber gegenwärtig von so verschiedenen Seiten und in so übereinstimmender Weise constatirt, dass darin etwas Zufälli- ges zu erblicken, ebenso unbedingt von der Hand gewiesen 256 werden muss, wie die Thatsache selbst in Abrede stellen zu wollen; höchstens könnte letztere in Betreff der daraus zu ziehenden Folgerungen noch verscliiedene Ansichten heraus- fordern. Bereits im Jahre 1845 gelangte durch Capt. Boys an Westwood (Journ. proceed. entom. soc, of London p. 127) die Mittheilung, dass derselbe zu Goruckpore in Nord-Indien männliche Dorylus in Gesellschaft „wirklicher Ameisen'' (true ants) aus einer kleinen Oeffnung in dem Boden eines Hauses ausschwärmen sah und dabei die Ueberzeugung gewann, dass beide gemeinschaftlich in unterirdischen Wohnungen lebten. Da diese Beobachtung eines wesentlichen Erfordernisses, näm- lich der Constatirung der Arbeiter-Ameisen als Typlilopone ermangelt, selbst nicht einmal der Augenlosigkeit derselben gedenkt, so dürfte sie, obwohl unzweifelhaft derselben Cate- gorie wie die folgenden angehörend, nicht als absolut bewei- send angesehen werden können. Um so weniger lassen aber die mit ihr sowohl als unter einander übereinstimmenden An- gaben von Elliot (Transact. entom. soc. of London 2. ser. V. Proceed. p. 28) und Jerdon (Proceed. entom. soc. of London 1865 p. i:<3 f., Entomol. monthl. magaz. II. p. 3 u. 23) irgend einen Zweifel aufkommen, da in den von ihnen beobachteten Fällen die Verificirung der Arbeiter-Ameisen als Typlilopone durch specielle Kenner, wie Westwood und Smith, statt- gefunden hat. Elliot beobachtete dasselbe Phänomen wie Boys einmal in Madras, Jerdon dreimal an verschiedenen Orten Central- und Nord-Indiens. Ausserdem ist aber neuer- dings auch mir selbst eine Miltheilung über einen ganz ent- sprechenden Vorgang aus Guinea, und zwar unter Hinzufügung der demselben zu Grunde liegenden Objecte zugekommen. Nachdem nämlich ein seit mehreren Jahren in Accra an- sässiger Deutscher, Herr Ungar, von dorther neben verschie- denen anderen Insecten auch einzelne Dorylus-Individuen ein- gesandt hatte, machte ich ihn mit den eben erwähnten Beob- achtungen über die Lebensweise und das Vorkommen dieser Insecten bekannt und forderte ihn, zugleich mit Hinweis auf das noch unbekannte oder in der Gattung Dichthadia Gerst. wenigstens nur vermuthete fortpflanzungsfähige Weibchen, auf, bei der ersten sich darbietenden Gelegenheit eines Dorylus- und Typhlopone-Sch%\ armes nicht nur alle dabei betheiligten Individuen sorgfältig einzusammeln, sondern auch den unter der Schwärmöffnung liegenden Grund und Boden möglichst genau auf eine etwa noch vorhandene dritte Form zu unter- suchen. In der That kam nun auch nach nicht allzulanger Zeit in Accra ein den aus Indien mitgetheilten ganz analoger Fall zur Beobachtung; denn auch liier schwärmten grosse Dorylus-Individuen in Gemeinschaft mit einer Typhlopone-Art 257 aus einer im Boden befindlichen Oeffnung innerhalb eines Gebäudes aus, um sofort von Herrn Ungar eingesammelt und zusammen in Weingeitt aufbewahrt zu werden. Der Inhalt des eingesandten Glases, dessen Musterung meinerseits sich natürlich zunächst auf die Anwesenheit eines Weibchens rich- tete, ohne jedoch ein solches zu ergeben, bestand eineiseits aus nahe an dreissig geflügelten Dorjlu's, sämmtlich einer und derselben Art angehörig, andererseits aus Tausenden von Typhlopone-Individuen, welche zwar sehr beträchtliche Grössen- difJerenzen (von 11 bis 5 mill. Länge herab), aber ebenfalls keine specifische Verschiedenheit eikennen Hessen. Für erstere konnte durch die an einem Individuum vorgenommene Unter- suchung des sehr voluminösen inneren Geschlechtsapparates und durch die Ermittelung, dass allen übrigen gleiche äussere Copulationsorgane zukamen, das ausscliliesslich männliche Geschlecht ausser Zweifel gestellt werden. Um über die sexuelle Natur der Typhlopone-Individuen Gewissheit zu er- langen, bedurfte es bei der sehr schwankenden Körpergrösse und der Möglichkeit einer von dersell)en abhängigen Ver- schiedenheit weiblicher Fortpflanzungsorgane der genauen Untersuchung einer grösseren Anzahl von Exemjdaren. Die- selbe ergab bei Individuen der verschiedensten Grösse den übereinstimmenden Befund, dass die grössten ebenso wie die kleinsten eines ausgebildeten inneren Geschlechtsapparates und vor Allem jeder Spur von Eiern entbehrten, während doch alle übrigen der Hinterleibshöhle eigenthümlichen Organe sich nach ihren einzelnen Theilen ohne Mühe zur Anschauung bringen liessen. Als von besonderem Interesse für die Kennt- nise der eingesammelten Art mag beiläufig noch erwähnt werden, dass die männlichen Individuen sich als identisch mit dem zuerst aus Mossambik bekattint gewordenen Dorjlus ba- diuö -■' Gerst. (Insect. v. Mossamb. p. 499, Taf. XXXI. Fig. 14) herausstellten, während die Arbeiter- Ameisen sich durch nichts von der Typhlopone Oraniensis Luc. (a. a. O.) unter- scheiden liessen. Da diese Uebereinstimmung angesichts der so verschiedenen Fundorte in hohem Grade autl'ällig erscheinen musste, wurde der Vergleich von mir mehifach, auf das Sorg- fältigste und unter Anwendung der stärksten Vergrösserungen wiederholt, ohne jedoch irgend einen Anhalt für die Unter- scheidung der von beiden Localitäten stammenden Individuen zu liefern: während andere Arten der Gattung, wie Tjphiop. Europaea Kog., laevigata Smith und Curtisi Shuck. in ihrer Verschiedenheit sowohl unter einander als von Tjphlop. Ora- niensis sich ohne Schwierigkeit erkennen liessen. Uebrigens ift auch bereits von Mayr (Verhandl. d. zool.botan. Gesellsch. zu Wien XIII. p. 457) das Vorkommen der Tjphlop. Ora- 258 niensis (var. brevinodosa Mayr) an der Goldkiiste constatirt worden, nur dass er an den von ihm beobachteten Individuen — was bei den aus Aecra stammenden nicht der Fall ist — geringe Unterschiede in der Färbung und in der Form des Petiolus erwähnt. Einschliesslich dieses in Accra beobachteten und nach allen Seiten hin sicher gestellten Falles liegen demnach be- reits fünf, und mit Hinzunahme des oben erwähnten Boys- schen selbst sechs verschiedene Beobachtungen vor, nach welchen die männlichen Dorylus unter volksreichen Tvphlo- pone-Colonien lebend und in Gemeinschaft mit denselben aus ihrem Erdbau ausschwärmend angetroffen worden sind, wäh- rend für das von Shuckard supponirte generische Zusammen- fallen oder, was dasselbe sagen will, für die nur sexuelle Differenz zwischen Tjphlopone und Labidus bisher kein ein- ziger empirischer Anhalt gegeben ist. Anders verhält es sich mit der Gattung Anomma Shuck., welche, nachdem sie einmal als Doryliden-Form geltend gemacht worden war, sich noch vor nicht langer Zeit nach ihrem Vaterlande (Afrika) zunächst als die Arbeiterform von Dorylus aufdrängte und als solche auch um so mehr in Anspruch genommen werden durfte, als das Vorkommen von Typhloponen in der alten Welt damals noch nicht bekannt oder wenigstens nicht unzweifelhaft fest- gestellt worden war. lieber das Zusammenleben von Dorylus mit Anomma liegt nun gleichfalls eine Mittheilung vor, welche, wenn sie eine verwandtschaftliche Beziehung beider Formen gleich nicht in demselben Maasse nahe legt, wie die über Typhlopone gemachten, so doch die Annahme einer solchen immerhin nicht als ungerechtfertigt erscheinen lässt. Savage (Proceed. acad. nat. scienc. of Philadelphia IV. p. 2ü0 ff.) berichtet nämlich über di» von ihm zuerst beschriebene Anomma rubella, welche nach der auf p. ^02 gegebenen Ab- bildung eine wahre Anomma, nicht etwa eine Typhlopone ist, dass er am Gabon inmitten eines grossen Wanderzuges dieser als „Treiber-Ameise'-' (driver-ant) bekannten Art eine Anzahl von Dorylus-Individuen angetroffen habe, deren Art, eich unter den Arbeiter-Ameisen zu bewegen, ihm den über- zeugenden Eindruck gewährte, dass sie diesen als alter sexus angehörten. Die von ihm an eine Commissinn zur Begut- achtung eingesandten Dorylus-Individuen hatten nach Angabe dieser sich sämmtlich ihrer Flügel bereits entledigt und schie- nen dem Dorylus nigricans lllig. (Magaz. f. Insektenk. I. p. 188 No. 18) anzugehören. Stellt man diese verschiedenen Beobachtungen und That- sachen der von Shuckard über die Beziehungen von Typhlo- pone zu Labidus aufgestellten und von Ar.omma zu Dorylus 259 wenigstens angedeuteten Hypothese gegenüber, so wird man oline Weiteres zugestehen müssen, dass sich die mannigfachen Zweifel und Rathsel, Melche der Kenntniss über das Ge- schlechtsleben der Doryliden noch anhafteten, im Verlauf der Zeit nicht nur nicht erklärt und gehoben, sondern nur immer mehr geliäuft und complicirt haben, Falls die Hypothese Shuckard's über die Zusammengehörigkeit von Labidus und Typhlopone begründet ist und die Beobachtungen über das colonienweise Zusammenleben von Dorylus und Typhlopone zu dem Schluss berechtigen, letztere als Sexualformen der- selben Art anzusehen, so würde einer und derselben Arbeiter- Gattung in Amerika eine andere männliche Form als in Afrika und Asien angehören; denn so unzweil'elhaft die Typhloponen der alten und neuen Welt generisch eins sind, so wesentlich von einander verschieden sind die beiden Gattungen Dorylus und Labidus. Andererseits würden, falls auch die Savage'sche Beobachtung die Folgerung rechtfertigen sollte, dass Anomma lubella die Arbeiterform von Dorylus nigricans sei, z^^ ei Arten einer und derselben Gattung, wie es Dor. nigricans Illig. und badius Gerst. unzweifelhaft sind, sich auf zwei verschiedene Gattungen von Arbeiterformen, als welche Typhlopone und Anomma doch angesehen werden müssen, vertheilen. Nun entbehrt aber, wie gesagt, die Zusammengehörigkeit von Typhlopone und Labidus bis jetzt jedwedes empirischen, aus der Lebensweise entnommenen Anhaltes; und in Betreif der Arbeilerform von Dor} lus müssen wohl die an Typhlopone gemachten directen Beobaclitungen über ein staatliclies Zu- sammenleben offenbar als bei weitem entscheidender angesehen werden als diejenige über ein möglicherweise zufälliges, ein- maliges gesellschaftliches Wandern von Dorjlus unter Anomma. Jedenfalls ist es bei der Savage'schen Mittheilung verdächtig, dass die von ihm angetroffenen Männchen durchweg der Flügel entbehrten, und es ist keine8V(egs unmöglich, dass die als Raub- und Wander-Ameise bekannte Anomma rubella jene Individuen nur unterwegs aufgegriffen und als Sclaven mit sich geführt habe. Dass hiermit die Möglichkeit des Gegen- theils nicht widerlegt ist, versteht sich natürlich von selbst; nur ist es gewiss nicht wahrscheinlich, dass die Aibeiter- Formen einzelner Dorylus-Männchen zu Anomma, diejenigen der übrigen zu Typhlopone geliören. Eine andere hier gleichfalls zu erörternde Frage ist frei- lich die, ob ein colonienweises Zusammenleben von Dorylus und Typhlopone für sich allein in der That auch zu der An- nahme berechtige, sie als sexuelle Formen einer und derselben Art anzusehen; denn es würde durch dieses gemeinsame Vor- kommen noch immer nicht die Möglichkeit ausgeschlossen 17 260 sein, dass die — nach ihrem fortpflanzungsfähigen Weibchen bis jetzt nicht bekannten — Dorylus nur als Gäste in der Typiilopone-Colonie lebten. Eine solche Eventualität würde schon deshalb nicht ganz ausser Betracht gelassen werden können, ^A•eil analoge Fälle, wenngleich nur vereinzelt, unter den Ameisen bereits zur Kenntniss gekommen sind. Sie könnte aber auch selbst einen gewissen Grad von Wahrscheinlichkeit für sich in Anspruch nehmen, und zwar niciit nur deshalb, weil die GrösfendifTerenz zwischen Dorylus und Tyjdilopone unbestreitbar eine viel beträchtlichere und auffallendere ist, als sie sonst unter den Ameisen die Regel bildet, sondern auch, weil z. B. der nur aus dem tiopischen Afrika bekannt gewordene Doiylus badius Gerst. gegenwärtig in Gesellscliaft der bis nach Algier verbreiteten und in diesem Lande zuerst aufgefundenen Typhlopone Oraniensis Luc. angetroffen worden ist. Ueberdies lassen sich aber die neben den mehrfachen Uebereinstimmungen bestehenden Differenzen beider Formen nicht in Abrede stellen. Wollte man unter diesen auch weder dem Mangel der Netzaugen (bei den Arbeitern), noch den Abweichungen in der Fühler- und Mandibelbildung (bei beiden) ein irgendwie entscheidendes Gewicht beilegen, so würde immer noch der Unterschied in der Tasterbildung in Betracht zu ziehen sein. Während nämlich Typhlopone sehr charakte- ristisch geformte, lange und dünne zweigliedrige Lippentaster besitzt, deren zweites Glied sich kurz nach .«-einem Ursprung rechtwinklig gegen das erste umbiegt — eine Bildung, welche übrigens der Gattung Anomma in ganz entsprechender Weise zukommt — , so erscheinen die Lippentaster der männlichen Dorylus als kurze und verhältnissmässig dicke, eingliedrige Stummel, welche den Vorderrand der Unterlippe nur wenig überragen. Ferner sind den Typhlopone- (und Anomma) Arbeitern zweigliedrige, den Dorylus-Männchen dagegen nur eingliedrige Kiel'ertaster eigen, und zv\ar sind diejenigen der ersteren, wenngleich in der Kürze mit denen a on Dorylus übereinstimmend, durch das quer eiförmige Basalglied sehr ausgezeichnet. So wenig indessen diese Unterschiede über- gangen oder in ihrer Prägnanz herabgemindert werden dürfen, sind sie dennoch in keiner Weise geeignet, einen entscheiden- den Beweis gegen die Zusammengehörigkeit von Dor^ius und Typhlopone ab/.ugeben; denn es sind auch bereits sonst unter den Ameisen, und zwar gerade in der den Dorjliden am nächsten stehenden Gruppe der Poneriden einzelne Fälle (Ponera, Pachycondyla) bekannt geworden, in welchen die Gliederzahl beider Tasterpaare je nach dem Sexus eine ver- schiedene ist. Beiläufig mag bemerkt weiden, dass auch bei Labidus Jur. die Ferra der Kiefertaster eine von Typhlo- 261 pone ganz verschiedene ist und, falls auf dieselbe ein ent- scheidendes Gewicht gelegt M'erden sollte, der Zusammen- gehörigkeit beider widersprecben müsste. In Erwägung des ümstandes, dass noch gegenwärtig reichlich die Hälfte der beschriebenen Ameisen-Gattungen nur nach einem Geschlechte bekannt ist, ist es selbstverständlich keineswegs undenkbar, dass die Typhlopone- und Anomma- Arten nur nach der Arbeiter-Form, die Dorylus nur nach dem männlichen Geschlecht zur Kenntniss gelangt wären und dass mitbin, da die Morphologie einen entscheidenden Aus- schlag weder für noch gegen die generische Zusammen- gehörigkeit giebt, letztere nur als Gäste in den Colonien der ersteren vorkämen. Zieht man aber in Betracht, dass die genannten Formen nach ihrer Hinterleibsbildung einer und derselben engeren Gruppe angehören, und dass besonders Typhlopone mit Dorylus zugleich in der Bildung der Beine eine überraschende und in gleicher Weise kaum weiter vor- kommende Analogie erkennen lässt, so muss dies in Verbin- dung mit der Erfahrung ül)er ihr colonienweises Zusammen- leben, über das gleichzeitige Ausschwärmen von Männchen und Arbeitern aus einer und derselben ErdöfFnung wohl un- zweifelhaft ein grösseres Gewicht für die Annahme in die Wagschale werfen, dass sie der Gattung und resp. der Art nach identisch seien. Wie dem aber auch sei und wie sich auch, falls eine nur sexuelle Verschiedenlieit zwischen ihnen besteht, die Beziehungen von Anomma und Typhlopone zu den einzelnen Dorylus-Arten gestalten mögen, das kann jeden- falls keinem Zweifel unterliegen, dass es sich bisher immer nur um Arbeiter einer- und um Männchen andererseits gehan- delt hat, und dass das eigentliche fortpflanzungsfähige Weib- chen sich weder unter der als Anomma noch als Tyj)hlopone Ijezeichneten Ameisenform vorfindet. Wie Westwood (Transact. entom. soc. of London V. p, 1 — 15) für Anomma arcens , so habe ich selbst für Typhlopone Oraniensis (vgl. oben) mit voller Bestimmtheit ermitteln können, dass, worauf schon die geringe Ent\^ ickelung des Hinlerleibes hinweist, Ovarien mit ausgebildeten Eiern allen Individuen feiilen. Mögen die Dory- lus nur Einmiether in den Colonien der Typhlopone-, resp. Anomma-Arten, oder mögen sie die dazu gehörigen Männchen sein, der eigentliche Brennpunkt für die Frage über die Natur- geschichte dieses Insecten bleibt zunächst immer das die Fort- pflanzung der Art vermittelnde Weibchen. Uebcr dieses haben bereits Latreille (Gen. Crust. et Insect. IV. p. 124) und Klug (Ueber die Insectenfamilie Hete- rogyna Latr. und die Gattung Thynnus Fab. p. 2) die Ver- muthung ausgesprochen, dass dasselbe aller Wahrscheinlichkeit 17* 262 nach flügellos sein werde. Dieser Ansicht hat sich auch neuerdings Jeidon (Proceed. entom. soc. of London ISGS p, 95), oline noch das von mir kurz zuvor unter dem Namen Dich- tliadia glaberrima be-'-chriebene und als Dorjliden-Weibchen peltend gemachte flügellose Hjmenopteren-Weibclien zu ken- nen, angeschlossen, und zwar auf Giund directer Anschauung von dem gemeinsamen Voikommen der männlichen Dorjlus und der Typhlopone-Arbeiler. Indem er die unterirdische Lebensweise dieser beiden Formen mit derjenigen der Termiten vergleicht, spricht er seine Ueberzeugung dahin aus, dass, wenn sich unter den geflügelten Individuen nicht beide Ge- sciilechter (d. h. Männchen und Weibchen) befänden — was wenigf-tens bei den mir vorliegenden des Dorjlus badius ent- schieden nicht der Fall ist — das ihm sodann unbekannt gebliebene Weibchen zeitlebens ungeflügelt sein und im Neste befruchtet werden müsse, oder, wenn geflügell, so lange ge- waltsam im Neste gefangen gehalten, bis seine Flügel ab- gebrochen seien. I*t nun diese von drei Seiten vorausgesetzte FJügellosigkeit des Dorjjus-Weibchens in der Natur verwirk- licht, so kann mit gutem Grunde auch vermuthet werden, dass mit derselben zwei weitere Eigenschaften, nämlich eine der unterirdischen Lebensweise entsprechende mangelliafle Ausfärbung des Körj)erintegumentes und ein Mangel jedweden Gesichtsorganes verbunden ist. Allen diesen ofl'enbar logisch folgerichtigen Postulaten entspricht nun genau die von mir (Stett. Eutom. Zeit. XXIV. p. 7G ff., Taf. L Fig. 2) bekannt gemachte Dichthadia glaberrima, \a eiche in allen, nicht durch den Sexus und seine besonderen Lebensbedingungen beein flussten Körj)ertlieilen, wie in der Bildung der Mundtheile und Beine in überraschender Weise mit Dorjlus, zugleich freilich auch, wie in dem Mangel der Augen, in den Füh- lern u. s. w. mit Typhlopone übereinstimmt, ausserdem aber nach ihrem ganzen Körperbau, und zwar ganz besonders nach dem aussergewöhnlich umfangreich entwickelten Hinterleib sich sofort als ein unzweifelhaftes Weibchen zu erkennen giebt. Nachdem ich bereits bei der eisten Bekanntmachung dieses höchst merkwürdigen Hymenopteren-Weibchens aus- fülirlich die Gründe entwickelt habe, weshalb dasselbe trotz seiner besonders in der Thoraxbildung hervortretenden auf- fallenden Abweichungen von allen übrigen bisher bekannten Formicaiien-Weibchen dennoch nur der P'amilie der Ameisen angehören könne, und zugleich die Merkmale, welche es z. B. von der Familie der Heterogynen und aus der Ver- wandtschaft von Thynnus, Methocu, Mutilla u. s. w, aus- schliessen, hervorgehoben, glaube ich die entgegengesetzten, eine völlige Unkenntniss des Gegenstandes documentirenden 263 Ausführungen Schaum's (Berl. Eut. Zeitschr. VIT, p. 234) oline Weiteres auf sich beruhen lassen zu können, besonders nach- dem die Gattung seitdem in übereinstimmender Weise von Roger und Mayr in ihre Verzeichnisse der Formicarien auf- genommen und unter den Doryüden, wohin ich sie gestellt, belassen worden ist. Dagegen glaube ich zweien Einwendun- gen, welche gegen meine Auffassung der Dichthadia als Dorjliden- Weibchen erhoben worden sind, liier nocli begegnen zu müssen. Westwood, offenbar von der durciiaus begründeten Ansicht ausgehend, dass die Dorj lus männliche Ameisen seien, und nach der Beobachtung Elliot's und Jerdon's zugleich an- nehmend, dass die Typhloponen ihnen als Arbeiter angehören, äussert sich (Entom. monthly magaz. II. p. 23j über das Weib- chen von Dorylus dahin, er müsse nach der Analogie bezwei- feln, dass dasselbe flügellos sei. In Bezug hierauf ist ohne Weiteres zuzugeben, dass, wenn die Prämisse richtig wäre, der Schluss seine Berechtigung hätte j dagegen zu erwidern, dass die Prämisse nicht zugestanden werden kann und damit der Schluss hinfällig ist. Daraus, dass bis jetzt noch kein fortpflanzungsfähiges Ameisen-Weibchen, welches zeitlebens flügellos, bekannt geworden ist, folgern zu wollen, dass ein solches überhaupt nicht existiren könne, entspricht nicht, sondern widerspricht der Analogie, nämlich der Erfahrung, dass in zahlreichen Insecten- Familien der verschiedensten Ordnungen neben geflügelten Gattungen und Arten auch un- geflügelte, sei es nach beiden, sei es nur nach dem weiblichen Geschlecht, vorkommen. So wenig man auf die Erfahrung, dass die weiblichen Scolia, Tiphia. Myzine u. s. w. geflügelt sind, den Schluss basiren kann, auch die Weibchen von Thynnus und Mutilla müssten Flügel haben, oder die Gattung Boreus könne nicht zu den Panorpiden gehören, weil sie ab- weichend von den übrigen Gattungen der Flügel entbehre, so wenig dürfte auch die Folgerung berechtigt sein, ein Formi- carien Weibchen müsse unter allen Umständen ursprünglich Flügel besitzen. Dichthadia ist eben nach allen übrigen Cha- rakteren ein Ameisen- (Doryliden ) Weibchen; es entbelirt der Flügel offenbar nur deshalb, weil es derselben seiner Lebens- vNeise nacii zu keiner Zeit bedarf. — Abweichend von Westwood, welcher bei seiner Ansicht, ein Doryliden-Weibchen müsse ge- flügelt sein, Dichthadia nicht für ein solches zu halten scheint — während er sonst gleich Smith ein fortpflanzungslahiges Hymenopteren-Weibchen („large female") darin niclit verkennt — acceptirt Mayr (Verhandl. d. zoolog -botan. Ges. XIII. p. 407) zwar ohne Weiteres die Doryliden-Natur der genannten Gat- tung, spricht sie aber seinerseits wieder nicht für ein Weib- chen, sondern wegen der Thoraxbildung und des Mangels der 264 Augen für eine Arbeiterform an, indem er nicht einsieht, warum „ein etwas grösserer Hinterleib" ein Weibchen cha- rakterisiren solle; in den Formicinen der Novara-Reise (p. 17) führt er die Gattung Dichthadia sogar oline Weiteres als Arbeiterform auf. Gegen die an ersterem Ort vom Verfasser geltend gemachten Gründe ist nun zunächst zu erwidern, dass eine Uebereinstimmung in der Thoraxbildung zwischen Dich- thadia und einer Arbeiter-Ameise überhaupt nur in so fern vorhanden ist, als beiden die Flügel abgehen. Im Uebrigen weicht Dichthadia, M'ie besonders aus der von mir gegebenen Profil-Abbildung ihres Thorax (Stett. Entoni. Zeit. XXIV. Taf. I. Fig. 2d) leicht zu ersehen ist, von den Arbeiter- Ameisen sehr wesentlich durch die geringere Längsentwicke- lung des Pronotum, das dadurch in weiterer Ausdehnung frei- liegende Mesonotum, durch die Grösse und Form des zweiten Thoraxstigma's, endlich aber auch und ganz besonders (Taf. I. Fig. 2) durch den seitlich nicht comprimirten Brustkasten ab. Alle diese Eigenschaften sprechen nun ebenso entschieden gegen eine Arbeiterform wie für ein Weibchen , geben sich aber allerdings den geflügelten Ameisen-Weibchen gegenüber als — eben durch den Mangel der Flügel — nicht unwesent- lich modificirt zu erkennen. Was zweitens den Mangel der Augen betrifft, so versteht es sich wohl ganz von selbst, dass dieser in keiner Weise für die Arbeiter-Natur des Thieres den Ausschlag geben kann: und den Hinterleib von Dich- thadia auch nur nach der davon gegebenen Abbildung als „einen etwas grösseren'' zu bezeichnen, muss angesichts seiner enormen Entwickelung — er hat etwa den vier- bis fünf- fachen Cubikinhalt des ganzen Vorderköipers — geradezu als absurd erscheinen. Als ich der Dichthadia glaberrima zuerst ansichtig wurde, frappirte mich zuvörderst und vor Allem die habituelle Aehnlichkeit mit einem Termitenweibchen, nnd dieser Eindruck konnte bei der völlig abweichenden Bildung aller übrigen Körpertheile eben nur auf der ungew^öhulichen Grössenentwickelung des Hinterleibes beruhen; mag dieselbe derjenigen einer Termitenkönigin gegenüber gleich noch gering sein, so musste sie doch im Vergleich mit allen übrigen Insectenweibchen immerhin im höchsten Grade aufTallend er- scheinen. Nichts wäre mir damals unglaublicher erschienen, als dass bei diesem Maasse von Hinterleibsentwickelung die Weibchen-Natur jener Insectenform von irgend Jemand hätte in Zweifel gezogen werden können, und nur daraus kann ich es mir nachträglich erklären, dass ich nicht sofort durch Oeff- nung der Bauchhöhle die An^ esenheit umfangieicher Ovarien constatirte. Es gereicht mir daher zu um so grösserer Genug- thuung, gegenwärtig das damals Versäumte nachholen und 265 alle Zweifel über die Geschlechtsnatur der Diclithadia für immer beseitigen zu können. Nach mehrfachen vergeblichen Bemühungen, eines zweiten solchen Weibchens, und zwar aus demjenigen Welttheile, aus welchem man es wolil am ersten erhollen durfte, nämlich aus Afrika, habhaft zu werden, hat mir ein glücklicher Fund neuerdings eine zweite Dichthadia- Ait zugeführt, freilich auch diesmal in einer Weise, welche keinerlei Auskunft oder Anhalt über die Lebensweise, resp. über die Beziehungen derselben zu DorjUis oder Typhlopone gewäiut. Dieses zweite, mit einigen Orthopteren zusammen in ein Spiritusglas geworfene, wahrscheinh'cii also ebenso bei- läufig wie diese aufgegriffene Weibchen, welches mit Dichth. glaberrima in allen wesentlichen Gattungsmerkmalen überein- stimmte, bot eine mindestens ebenso bedeutende Längsent- wickelung des Hinterleibes, welcher überdies mehr parallel und mit einem abweichend geformten Endsegment versehen war, dar und forderte daher zu einer sofortigen Untersuchung seiner Eingeweide auf. Sogleich der erste Einschnitt in die zwischen Dorsal- und Ventralplatten befindliche Bindehaut lie^s den mit voller Sicherheit erwarteten Sachverhalt leicht erkennen: es trat dabei sofort ein Theil des Ovariums der betreffenden Seite zu Tage. Eine völlige Exenterirung der Bauchhöhle ergab sodann, dass dieselbe ihrer ganzen Länge nach von den sehr umfangreichen Ovarien augefüllt war, und dass diese gegen ihr hinteres Ende hin zahlreiche legereife Eier beherbergten. Letztere maassen bei 0, lU mill. in der Breite 0,32 mill. in der Länge, zeigten also etwa die Form der langstreckigen Eier von Stratiomys, Sarcophaga und an- derer Dipteren; gegen das vordere Ende der Eiröhren hin gingen sie allmählich bis auf 0,20 mill. Länge bei einer ver- hältnifesmäsi-ig grösseren Breite lierab. Die Gesammtzahl der in den Ovarien enthaltenen Eier genau zu bestimmen, hielt bei ihrer Menge sehr schwer; so viel ist jedoch sicher, dass sie sich auf mehrere hundert, wo nicht gar auf nahe an tau- send veranschlagen lässt. Wenn es durch diesen Befund unwiderleglich bewiesen ist, dass Diclithadia, was überhaupt niemals zweifelhaft sein konnte, ein fortptlanzungsfähiges Weibchen, und wenn es ferner nach den vorhergehenden Ausführungen gleichfalls als aus- gemacht gelten kann, dass diese Gattung nur als den Formi- carien und in specie den Dorjliden angehörig zu betrachten ist, so bliebe neben der Erforschung ihrer immer noch völlig dunkeln Lebensweise zuvörderst die Frage zu erörtern, wie weit ihre bis jetzt allein bekannten morphologischen Eigen- thümlichkeiten geeignet sind, einen einigermaassen sicheren Anhalt für die Beurtheilung ihrer ver^ andtschaftlichen Bezie- 266 hungen zu Dorylus und eventuell gleichzeitig zu Typlilopone zu gewähren. (Die Gattung Anomma lasse ich bei dieser Erörterung geflissentlich ausser Betracht, \A'eil sie sich den drei mit augenfälligen Uebereinstimmungen und Analogien be- hafteten Formen: Dichthadia, Dorjlus und Typhlopone ziem- lich fremd und durch eine weitere Kluft getrennt gegenüber- stellt.) Bei unbefangener Abwägung aller diese drei Gattungen vereinigenden sowohl wie trennenden Charaktere hat sich in mir immer mehr die Ansicht befestigt, dass Dichthadia, wenn sie auch vielleicht numerisch gleiche Uebereinstimmungen mit Typhlopone erkennen lässt, durch qualitativ überwiegende doch in ein näheres Verhältniss zu Dorj'lus tritt, so dass man sich mit Hintenansetzung der Frage, ob es sich bei der in ihren Einzelformen erst zu construirenden Gattung zugleich um Arbeiterformen handelt, zunächst jedenfalls der Annahme zuwenden müsste , in Dichthadia das Weibchen von Dorylus zu erblicken. Neben der übereinstimmenden Bildung der Mandibeln und Beine fällt hierfür, Typhlopone gegenüber: 1) die quere Form und die durch eine mittlere Längsfurchung bewirkte Zweitheiligkeit des Kopfes, 2) die ganz überein- stimmende Bildung der kurzen, eingliedrigen Lippentaster und 3) die sich bei beiden Gattungen entsprechende, aussergewöhn- liche Längsentwickeluag des Hinterleibes besonders in das Gewicht, Nur wenn Dichthadia als das Weibchen von Do- rylus zu gelten hat, könnte auch an die Frage, ob Typhlo- pone beiden als Arbeiterform angehöre, herangetreten werden*, denn ein Weibchen ist ein für Dorylus unbedingt nolhwendiges Postulat, eine Arl)eiterform erst in zweiter Keilie erforderlich, in der That aber nicht ganz unwahrscheinlich. Existirt eine solche, so würde Typhlopone dafür jedenfalls mit mehr Grund als irgend eine andere geschlechtslose Ameisenform in An- spruch genommen werden können j da die Beine sie mit beiden Geschlechtsformen, der Fetiolus des Hinterleibs sie mit Do- rylus, die Fühler und der Mangel der Augen mit Dichthadia verbinden. Der hervorgehobene Unterschied in der Bildung der Lippentaster möchte jenen Uebereinstimmungen gegen- über wohl nicht allzu schwer ins Gewicht fallen, vielmehr die vollkommenere Ausbildung derselben gerade den Arbeitern, welchen sämmtliche Geschäfte in der Colonie und besonders die AufTütterung der Brut obliegen würde, einen unentbehr- lichen Ersatz für den Mangel der Augen liefern. Wie sich von selbst versteht, wird die Bestätigung aller dieser nur auf inductivem Wege gewonnenen Resultate allein durch anhaltende und vielfach wiederholte Beobachtung der Dorylus-Colonien an Ort und Stelle, durch sorgsame Unter- suchung ihrer Schlupfwinkel zu verschiedenen Jahres- und 267 wo möglich aucli Tageszeilen gewonnen werden können. Jedenfalls bietet der an Dorylus-Arten besonders reiche Afri- kanische Condnent für diese ebenso interessanten als, wie es nacli den bisherigen Versuchen scheinen möchte, schwierigen Ermittelungen den ergiebigsten Boden dar. Das gegenwärtig bestätigte Vorkommen einer Dichthadia in Süd-Afrika mag, wie es der Vermutlumg, in dieser Form das bis dahin un- bekannte Dorylus-Weibchen vor sich zu haben, eine neue Stütze verleiht, zugleich einen Impuls dazu abgeben, dasselbe in den Dorylus-Bauten selbs-t nachzuxAcif^en. Zur Charakteristik des äusseren Körperbaues der neuen Diclithadia, welcher ich wegen der auffallenden Form ihres letzten Hinterleibssegments den provisorischen Namen Dichth. furcata beilegen will, mag Folgendes dienen: Ihre Gesammt- länge beträgt 34, diejenige des Hinterleibes allein 26 mill. Der Körper ist licht rostroth, bei grösserer Länge merklich schlanker als bei Dichth. glaberrima, wie bei dieser glatt und glänzend. Die Fühler unterscheiden sich bei übereinstimmender aligemeiner Form und Grösse dadurch, dass die Geissei nicht elf-, sondern nur zehngliedrig ist; durch den Ausfall eines der kurzen Basalglieder erscheint dieselbe ein wenig kürzer als bei Diciitli. glaberrima. Die Mandibeln zeigen, abgesehen davon, dass sie am äussersten Ende etwas schärfer zugespitzt sind, keinen Unterschied in der Form. Der Kopf ist bei ge- ringerer Breite merklich länger, daher nicht eigentlich quer, sondern mehr abgerundet viereckig, im ümriss gleichsam die Mitte zwischen Typhlopone und Dichth. glaberrima haltend. Die ihn in zwei seitliche Hälften theilende mittlere Längs- furche ist nur bei ihrem Beginne, d. h. oberhalb der Fühler, ebenso stark vertieft, wie bei der genannten Art, wird da- gegen auf dem Scheitel fein und seicht; es erscheint daher nur der Stirnlheil eigentlich zweiwulstig, und auch dieser bei \\ eitern nicht so stark, wie bei Dichth. glaberrima. Die beiden faltigen Erhebungen an der Innenseite der Fühlergruben sind beträchtlich stärker ausgeprägt und breiter, reichen auch, in- dem sie sich nach unten hin scharf dreieckig zuspitzen, fast bis zum Vorderrande des Clypeus, welcher zwischen ihnen in Form eines kleinen, queren Dreiecks frei bleibt. Auf dem vorderen Theil des Scheitels bildet die (hier bereits seichte) mittlere Längsfurche eine scharf begrenzte, länglich ovale, im Grunde diciit punktirte Grube. Die Seiteutheile des Hinter- kopfes sind rückwärts stark zipfelartig ausgezogen, stumpf dieieckig, «o dass sie sicii fast dem Vorderrande des Pro- thorax anlegen. Die Obertläche des Kopfes ist, abweichend von Dichth. glaberrima, ülierull deutlich, wenn aucli fein punktirt; auf der hinteren, sehr glänzenden Hälfte viel weit- :^6a läufiger als auf der durch äusserst feine Ciselirung etwas matten Stirn. — Der Thorax in seiner Gesammtbildung ganz mit Dichth. glaberrima übereinstimmend, zeigt aUch im Ein- zelnen viel unerlieblichere Unterschiede als der Kopf; die auffallendsten bestehen in einer schwächeren Wölbung der einzelnen Abschnitte und in einer stärkeren Verschmälerung im Bereich des Me^othorax, Der Prothorax ist bei den ab- gerundeten Schulterecken beträchtlich breiter als am Hinter- rande, gegen diesen hin unter fast geradlinigen Seiten ver- schmälert; seine Wölbung nicht bucklig und nach vorn her- vortretend, sondern fast gleichmässig, seine Mittellinie vorn fein kielartig erhaben, hinten leicht grubig eingedrückt. Der Mesothorax ist schmaler als bei Dichth. glaberrima, abgeflacht, vorn seicht gefurcht, gleich dem Prothorax dichter und etwas stärker als der Kopf punktirt, dabei jedoch lebhaft glänzend. per Metathorax erscheint gleichfalls niedergedrückt, auf dem eingeschnürten vorderen Tiieil mit winkliger Querfurche ver- sehen, auf dem hinteren (dem ersten verwachsenen Abdominal- ringe entsprechend) beiderseits nur leicht aulgewulstet, viel feiner und sj)arsamer als die beiden vorderen Ringe punktirt. Die Beine sind nicht nur auf den Schienen, sondern auch auf Hüften und Schenkeln überall deullicli punktirt, letztere kürzer, breiter und mehr zusammengedrückt als bei Dichth. glaberrima; die Schienen und Tarsen etwas schwächer als bei dieser, letztere an allen drei Paaren der End- glieder beraubt. — Der erste abgesetzte (zweite) Hinter- leibsring fast von gleicher Form wie bei Dichth. glaberrima, nur mit etwas länger und spitzer ausgezogenen Hinterwinkeln und schwächer gewölbter Oberseite. Der übrige Theil des Hinterleibes beträchtlich gestreckter und von der Sj)itze des zweiten (freien) Segmentes an fast gleich breit; dieses breiter als lang, trapezoidal, das dritte bis sechste länger als breit, seitlich parallel. Die aus Verwachsung der sechsten und siebenten entstandene letzte Ventralplatte 2'/, mal so lang als breit, bei y^ ihrer Länge beiderseits mit querem, die Ver- wachsung bekundendem, furchenartigem Eindruck; der hintere Theil derselben unter gerundeten Seitenrändern leicht ver- schmälert, in der Mitte des Hinterrandes durch einen tief ovalen Ausschnitt gegabelt, die beiden Gabeläste länglich und stumpf dreieckig, dach gedrückt. Die Fläche dieser letzten Ventralplatte mit Ausnahme der Basis fein und zwischen dem Quereindruck und der Gabelung ziemlich dicht punktirt. Der letzte (sechste) Dorsalring zwar merklich länger als die vorhergehenden, aber weit vor der Gabelung der letzten Ventralplatte endigend; sein Hinterrand beiderseits llach und breit, in der Mitte dagegen schmal und tief ausgerandet. 269 beiderseits vor dem mittleren Ausschnitt in Form eines drei- eckigen Zipfels ausgezogen. In dem mittleren Ausschnitt tritt von unten her ein kurzes, lederartiges Rohr, welches offenbar den Ausführungsgang des Geschlechtsapparates repräsentirt, hervor. Der freiliegende Theil des letzten Ventralringes erhebt e^ich beidert^eits von diesem Rohr und den beiden Zinken d es letzten Dorsalringes entsprechend zu zwei aufgerichteten Lamellen, welche unter einem scharfen, fast spitzen Winkel senkrecht nach hinten abfallen. Ebenso erhebt sich auch der Aussenrand dieser Platten an seiner Basis durch Aufbiegung zu einem kürzeren und mehr stumpf dreieckigen Zipfel, 3. Die Europäischen Arten der Gattung Xylocopa, Die Gattung Xylocopa ist von Latreille (Gen. Crust. et Insect. IV. p. 158 f.) ebensowohl in ihren charakteristischen Merkmalen so treffend geschildert, wie durch ihre Zusammen- stellung mit der — ihr in der That zunächst verwandten — Gattung Ceratina auch in systematischer Hinsicht so richtig erkannt worden, dass in beiderlei Beziehung nur auf das dort Gesagte verwiesen zu werden braucht, um sich den ab- weichenden Angaben späterer Autoren gegenüber ihre Eigen- thümlichkeiten und Verwandtschaft klar zu machen. Ein Vergleich beider Gattungen wird Jedem ebenso leicht ihre Unterschiede wie die Thatsache zum Bewusstsein bringen, dass sie unter allen Apiarien-Formen sich einander zunächst stehen und ebensowohl die Ansicht Lepeletier's, welcher (Hist. nat. d, Hymenopt. II. p. 503) die Gattung Ceratina, trotzdem die Weibchen derselben Pollen an ihren Hinterbeinen sammeln, in seine Gruppe der „Dimorphides^' versetzt, wie diejenige Schenck's, welcher (Bienen von Nassau p. 17) sie unter Ausschluss von den Xylocopiden seinen — freilich ganz heterogene Formen umfassenden — Anthophoriden beigesellen will, als durchaus verfehlt erkennen lassen. Kann sonach mit dem Hinweis auf Latreille von einer crneucten Cliarakteristik der Gattung abgesehen werden, so verdient sie einerseits wegen einer, wie es scheint, bis jetzt nicht erwähnten Eigenthümlichkeit in der Bildung der männ- lichen Hinterschienen, andererseits in Bezug auf ihre einhei- mischen Arten und deren Lebensweise eine nochmalige Erörte- rung. Bei ihrer geringen Zahl bringen letztere es um so mehr und wieder von Neuem zum Bewusstsein, wie weit unsere Kenntnisse selbst im Bereich der grössten und auflallendsteu inländischen Hymenopteren noch im Rückstande sind, da unter 270 dem Namen: Xjlocopa violacea bis jetzt zwei wenigstens im männlichen Geschlecht auffällig verschiedene Arten vermengt worden sind. Bereits bei einer früheren Gelegenheit*) habe ich darauf hingewiesen, wie wesentliche Unterschiede liei einer Reihe von Bienengattungen die Schienensporen, je nach den beiden Geschlechtern, in Form, Grösse, Zahnung u. s. w. darbieten und wie in einzelnen Fällen (Nomia) die Männnchen derselben an den Hinterschienen entbehren, während eie bei den Weib- chen reguläj' zur Entwickelung gelangt sind. Den damals mir bekannt gewordenen und aufgezählten Formen kann ich gegenwärtig noch die Gattung Xylocopa als der letzteren Kategorie angehöiig hinzufügen, da auch bei ilir die End- sporen der Hinterschienen f-ich je nach dem Sexus verschie- den verhallen. So auffallig dieser Unterschied ist, scheint er den bisherigen Beobachtern doch entgangen zu tein. Wäh- rend die übrigen Autoren dieser Endspoien überhaupt nicht besonders gedenken, sagt Lepeletier (a. a. 0. IL p. 174) über dieselben: „Une seule 6pine aux jambes intermediaires, simple; deux epines 6galement simples, aux jambes posterieures". Von diesen beiden Angaben ist die erste in so fern über- flüssig, als sie für alle bekannten Bienen in übereinstimmender Weise gilt'"''"'); die zweite dagegen nur für die weiblichen Xylocopen zutreffend, für die Männchen dagegen irrig. Bei letzteren ist im Gegensatz zu den Weibchen, welche an den Hinterschienen beide Endsporen in regulärer Grösse und Stellung erkennen lassen, nur der vordere ausgebildet, während der hintere (innere) als solcher eingegangen ist. Es darf indessen in Bezug hierauf niclit verschwiegen werden, dass der Beobachtung Lepeletier's eine Abweichung von dem ge\^'öhnlicllen Verhalten wenigstens bei dem Männchen der Xylocopa violacea nicht ganz entgangen ist, wie dies seine Worte: „Spina tibiarum (posticarum) interne compressa, apice subrotundata^' deutlich genug erkennen lassen. Er erwähnt indessen, was aus der französischen FaSv'-ung jener Worte: „leurs jambes ayant k leur partie interne une compression presque spiniforme, dont le bout est arrondi^ noch deutlicher hervorgeht, nur jenes dornt'örmigen Ausläufern der inneren Schienenspitze, ohne dabei des Mangels des an ihrer Stelle sonst beweglich eingelenkten hinteren Endsporns zu gedenken. *) Gerstaecker: Psaenythia, eine neue Bienengattung mit ge- zähnten Schiensporen (Archiv f. Naturgesch. XXXIV . 1. p. lll ff.). ***) Dies giebt schon Westwood (Introdiict. mod. chissif. of In- sects IL p. '^53) richtig an : „Each ol" the fear anterior tibiae has a Single spur, and each of the two posterior a pair, except in the genus Apis." 271 Letzterer l'ehlt auch da, wo die Hinterschieneiij wie z. B. bei dem Männchen der Xyloc. valga Gerst-, nicht dornartig aus- gezogen sind, gänzlich und überall, wo &ich ein — bei man- chen ausländischen Arten (Xjloc. latipes und morio Fab. u. A.) sehr langgestreckter — dorn- oder lappenförmiger Fortsatz an ihrer Innenspitze findet, lässt sich hei genauerem Zusehen feststellen, dass derselbe niclit nach Art eines Endspoms be- weglich eingelenkt ist, sondern mit der Schiene in Continuität steht. Uebrigens mag hier gleichzeitig erwähnt werden, dass auch der vordere Endsporn der Hinterschienen, welcher bei der Mehrzahl der Arten, u. A. bei allen Europäischen, regulär ausgebildet ist, ausnahmsweise eingehen oder wenigstens auf ein geringes Maass reducirt ^^erden kann. Es ist mir dies an einigen Afrikanischen Arten entgegengetreten, deren Hinter- scliienen bei den Männchen sich durch eine sehr stark lappen- förmig ausgezogene Innenspitze auszeichnen. In Bezug auf die Lebensweise der Europäischen Xjlo- copa-Arten verdient es besonders hervorgehoben zu werden, dass sie, abweichend von den übrigen, ihrer Oeconomie nach näher bekannt ge^^ordenen inländisciien Bienengattungen, un- z^^eifelhaft in zwei jährlichen Geneiationen auf- treten. Wenigstens lässt das zweimalige Erscheinen der beiden grössten einheimischen Arten: Xj'loc. violacea und valga im ersten Frühling und dann wieder im Spätsommer, angesichts der von Keaumur verlolgten Brutpflege und Entwickelung eine andere Auflassung nicht wohl zu. Allerdings gehen die Angaben der einzelnen Autoren über die Flugzeit der Xyloc. ^iolacea in so fern auseinander, als Reaumur*} und Lucas**) diese Art vom ersten Frühling an \a ährend der ganzen warmen Jahreszeit beobachtet haben wollen, während Schenck (a. a. 0. p. 66) sie „im ersten Frühling, s])ä(er \\ ieder im Sommer bis in den Herbst*-' fliegen lässt. Es scheint jedoch, wie sich aus den später zu er\A älinenden Daten ergeben wird, letztere An- gabe in der That die allein correcte zu sein, ohne dass des- halb die K6aumur'sche, falls man sie niclit streng wörtlich nimmt, geradezu als irrthümlich hingestellt zu werden braucht. Dass sie annähernd zutreffend sein kann, möchte sich wenig- *) Memoires VI. p. 49 „Elles ne sont pas fort communes-, 11 n'est pourtarit gueres de jardins, oü Ton n'en puisse voir quelques unes en diirerentes Saisons. Elles piraissent bientot apres la fin de l'hiver." **) Etüde pour scrvir ix rhistoirc naturelle de ]a vie evolutiye de la Xylocopa violacea (Anna), d. 1. soc entoni. de France 4. ser. VIII. p. 1 il rt".). „Die Bi3ne ist in den Gärten von Paris und Um- gegend nicht selten-, man sieht sie hier von den ersten Frühlingstagen an und während der ganzen schönen Jahreszeit auf allen Blumen, besonders Papilionaceen." 272 stens daraus ergeben, dass der Anlage der Brutzellen ent- sprechend die Entwickelung der Larven und mitliin auch das Ausschlüpfen der Imagines nicht gleichzeitig, sondern in wei- teren Zeitabständen vor sich geht, so dass es immerhin denk- bar vj'äre, dass zwischen der Flugzeit der Nachzügler von der ersten und der zeitigsten Individuen von der zweiten Brut eine kaum bemerkbare Pause einträte. Jedenfalls scliei- nen mir aber die iolgenden Tliatsaclien zwei getiennte, näm- lich eine Hochsommer- und eine Frühjahrs-Generation un- zweifelhaft *zu machen. Als ich vor einigen Jahren am 17. August über den Brenner nach Bozen kam, fand ich in dem diese iierrlich gelegene Stadt nach Westen hin begrenzenden Talfer Thal zwischen Weinbergen eine für Hymenopteren und Dipteren besonders ergiebige Fangstelle, an welcher die massenlial't blühende Veronica spicata ganx vorzugsweise die Xjlocopen anzuziehen schien. Denn wälirend man sie hier in den Vor- mittagsstunden und bei klarem Himmel in beliebiger Anzahl einsammeln konnte, fehlten sie in der ganzen, zum Theil auch nicht blumenlosen Umgegend fast ganz oder waren wenigstens nur sehr vereinzelt anzutreffen. Mit Ausnahme eines Exem- plares der durch ihre geringe Grösse und stahlblaue Körper- färbung leicht kenntlichen Xjloc. cyanescens Brüll, glaubte ich alle übrigen (grossen und schwarz gefäibten) Individuen, welche sich auf den Blütlien der Veronica herumtummelten, als der allgemein bekannten und im Süden häufigen Xjloc. violacea angehörig l)etrachlen zu dürfen. Waren die Weib- chen gleich beträchtlich häutiger als die Männchen, so zeigten sich doch auch diese nichts weniger als selten und konnten wiederholt in eifriger Verfolgung der Weii)chen beobachtet werden, besonders solcher, welche sich durch die Urtversehrt- heit ihrer Flügel als frisch ausgesclilüpft erwiesen. Bei der Mehrzahl der Weibciien war die Begattung offenbar schon vollzogen, denn sie zeigten sich im Gegensatz zu den durcii- weg intacten Männchen nicht nur abgeflogen, sondern waren auch emsig mit dem Einsammeln von Pollen, welchen sie an den Hinterbeinen anhäuften, beschäftigt. Obwohl ich noch nie zuvor Xylocopen lebend beobachtet und gefangen hatte, glaubte icii mich in Rücksicht auf den für so grosse Iiisecten erforderlichen Raum und natürlich in der Meinung, in allen Individuen eine und dieselbe Art vor mir zu haben, mit einem Dutzend von Exemplaren begnügen zu können, heider hatte ich diese Sparsamkeit später, bei einer nach meiner Rückkehr vorgenommenen genaueren Betrachtung der einzelnen Indi- viduen zu bereuen; denn eine solche ergab, dass die dem Dutzend zur kleineren Hälfte angehörenden Männchen, so 273 übereinstimmend sie auch in Grösse, Form und Färbung waren, doch zwei ^^■esentlich verscliiedenen Arten angehörten, wälirend an den Weibchen allerdings keinerlei Unterschiede aufzufinden waren. Nachdem ich diese beiden Arten auch unter den zahlreichen, sämmtlich als Xjloc. violacea aufge- stellten Individuen der hiesigen Entomologischen Sammlung, welche verschiedenen Fundorten Südeuropa's und Vorderasien's entstammten, aui'gel'unden und auch das der zweiten Art an- gehörende Weibchen ermittelt hatte, beschloss ich, bei einem abermaligen Besuch von Bozen jene Fungstelle gründlicher als das erste Mal auszubeuten, und glaubte hierfür ein möglichst frühzeitiges Eintreffen, schon zu Anfang des August, als zweckdienlich ansehen zu müssen. Meine Erwartung, zu dieser Zeit die Xylocopen sclion ebenso häufig wie damals anzu- treffen, wurde indessen \ollftländig getäuscht. Bei meinem ersten, auf den 5. August fallenden Besuch jener Fangstelle war die Veronica spicata bis auf vereinzelte, kaum erschlossene Exemplare noch nicht in ßlüthe, die Localität überhaupt trotz des herrliclisten Wetters verhältn'ssmässig insectenarm. Xylo- copen Hessen sieh an diesem Tage übeihaupt nicht blicken und erst an den beiden nachfolgenden wurde je ein verein- zeltes Weibchen von Xjl. cyanescens und violacea gesehen und erbeutet. Erst als ich zehn Tage später von einem Aus- fluge nach Riva und Verona wieder an jene Fangstelle zurUck- keiirte, flogen Xyloc. violacea und valga auf der jetzt blü- henden Veronica in Mehrzahl, doch Hess sich von letzterer Art diesmal nur ein einzelnes Männchen habhaft werden. Sowohl dieses wie einige Weibchen der Xyl. violacea erwiesen sich als ganz unversehrt, hatten sich also unzweifelhaft erst kurz vorher, d. !i. nach meinem ersten Besuch der Localität, aus der Puppe entwickelt. Während demnach zu Anfang des Augubt die Xylocopen he\ Bozen überhaupt noch fehlen, ent- wickeln sich die der Frülilingsbiut entstammenden und der Spätsommer-Generation angehörenden Individuen erst im Ver- lauf des genannten Monats. Den ersten Anhalt für eine besondere Frühlings-Generation gewährte mir in München die Durcht^icht einer ebenso reich- haltigen wie schön coiiservirten Insectensammlung, welche Dr. Kriechbaumer während der Früiilingsmonate desselben Jahres bei Triest und Fiume zusammengebracht hatte. Die- selbe enthielt ausser zwei Individuen der Xyl, cyanescens Brüll, eine sehr ansehnliclie Zahl grosser schwarzer Xylocopen, in welchen Dr. Kriechbaumer beim Sammeln gleichfalls nur eine einzige Art (Xyl. violacea) vermuthet hatte. Unter den 18 vorhandenen Männchen Hessen sich sofort 5 Exemplare als der Xyl. valga angehörig erkennen, unter den Weibchen 274 wenigstens eines nach der Fülllerbildung jener Art zuweisen; 80 dass also die Gegend von Triest, woher alle Xylocopen stammten, dieselbe Arienzahl umfasste wie Bozen. Ueber die Fhigzeit deiselben ergab Dr. Kriechbaumer's Tagebuch, dass sie sämmtlich im April gefangen worden waren. Die auf diese Erscheinungszeit zuerst von mir begründete Vermuthung, dass es überwinterte Individuen sein möchten, wollte Dr. Kriech- baumer nach dem Eindruck, welchen ihr allmähliges Erschei- nen auf ihn gemacht hatte, nicht gelten lassen, und nachdem ich mich durch Musterung der einzelnen Individuen davon überzeugt» hatte, dass die am frühesten gefangenen, besonders die Männchen, an den Flügeln ganz unversehrt, die später erbeuteten mehr abgeflogen waren, musste ich micli noth- wendig selbst der Ansicht zuN^enden, dass es sich hier nur um Individuen handeln konnte, welche erst im Frühling die Puppe verlassen hatten. Was nun schon diese beiden Fangresultate mit grosser Wahrscheinlichkeit ergeben, dass nämlich X}1. violacea und valga, gewiss aber auch Xyl. c^anescens in einer Frühlings- und einer Spätsommer-Generation auftreten, wird durcli Hinzu- nahme von Rdaumur's sorgsamen Beobachtungen über die Brutpflege des Weibchens und die Entwickelung der Larven zur vollständigen Gewissheit. Die von ihm (Memoires VI. p, 50—59) gegebene Darstellung dieses Vorganges bezieht sich nämlich auf Weibchen, welclie auf Grund directer Beob- achtung im Frühling mit dem Ausnagen iiirer Galleiien be- gannen und längere Zeit hindurch damit beschäftigt waren, dieselben mit Pollen zu verproviantiren. Die in diesen Galle- rien beflndlichen Larven waren nach Heaumur's Angabe An- fang Juli's ausgewachsen und begannen seit dem 7. und 8. Juli, sich zu verpuppen. Am 30. Juli hatten die Puppen am Rumpfe schon vollständig die glänzend schwarze Färbung angenommen, während die um diese Zeit noch braunen Flügel und Beine sich erst zwei bis drei Tage später zu sciiwärzen begannen. Nun erwähnt zwar Heaumur für diese Individuen nicht besonders die Zeit ihres Ausschlüpi'ens, und es wäre somit nach seiner Darstellung immerhin noch denkbar, dass dieselben bis zum nächsten Frühling in der Puppenwiege ver- blieben wären. Es passt aber die Erscheinungszeit frisch entwickelter Individuen, wie ich sie bei Bozen sicher beob- achten konnte, so genau mit dem Datum, auf welches Uöau- mur die Keife der Puppen verlegt, dass es gar keinem Be- denken unterliegen kann, ersteren eine gleiche Abstammung von Frühlings- Weibchen, wie sie Reaumur darlegt, zuzu- erkennen. Ebenso sicher ergiebt das bei Bozen um die Mitte des August beobachtete Auftreten frisch ent\^ickelter Männchen 275 und Weibchen, das Veifolgtwerden der letzteren durch erstere, das Pollen-Sammeln der bereits begatteten Weii)chen (deren Brutpflege ich allerdings nicht selbst zu beobaeliten Gelegen- heit hatte) gegenüber dem Erscheinen gieiciifalls irisch ent- wickelter Individuen beiderlei Gesclilechts während des ersten Frülilings bei Triest, dass jene im Spätsommer fliegenden Xylocopen sich noch um diese Zeit der Fortpflanzung und der Aufzucht einer Brut unterziehen, und dass ihre Nachkommen- schaft im darauf folgenden Frülding die Puppenvviegen ver- läest. Es wäre nicht uninteressant, zu erfahren, ob eine der- artige doppelte Generation, welche iür die Bienen der nörd- lichen Hälfte Europa's bis jetzt nicht bekannt ist — von Sphecodes, Hylaeus und Psith3a-us überwintern bekanntlich nur die Weibchen, und zwar nach vollzogener Begattung, während die gesellig lebenden Bombus-Arten hier überhaupt nicht in Betracht kommen können — sich im Süden auch noch für andere Bienen und vielleicht sogar für solche, welche sich im Norden nur einmal jährlich fortpflanzen, nachweisen Hesse. Die fünf bis jetzt aus Europa zur Kenntniss gekommenen Xylocopa- Arten lassen sich folgenderrnassen feststellen: 1. Xylocopa violacea. Atta, tilis violaceU, anfeiuiarwn arlicido terlin seqiien- tibua tribus confunctis aequaii, basin versits temii. Long. 19—23 milk c^?. ? Apis violacea Linne, Syst. natiir. ed. X. (1758) Tom. I. p. 578, no. 29. - Mus. Ludov. Ulric. p. 415, no. 4. — Fauricius , Entoui. syst. IL p. 315, iio. 3. — Panzer, Faun. Insect. Geniuin 59, 6. ? Xylocopa violacea Fabricius, Syst. Piezat. p. 338, no. 3. — Panzer, Krit. Revis. II. p. 217. c^. Antennis upicein versiia arcualis , articiäis duobus penullinifs crnccis: pednhi ponliconnn coxis nutcroitalis, (ibiis arcnalis, intus (wqiKdilcr ciliaf/s, apire lon.jfc appcn- diculatis: nbdoinine brcriorc, ornfo. Apis violacea Poda, Insect. Mus. Graecensis p. 110. -- Sco- pol!, Carniol. p. 305, no 812. -- "" lUiger cd. llossi, Faun Etrusc. II. p. 163, no. 901 (pro parte). Xylocopa l'eviorala Fabricius, Syst Piezat. p. 339, no. 4. Xylocopa violacea Lepeletier, Eiicycl. method. X. p. 794, no. 2. — Hist. nut. d. Ilymenopt. II. p. 183, no. 13. - Schenck, Nass. Jahrb. VII, 2. p. 29. Das Männchen dieser mit der nächstfolgenden bisher zusanimengev. orfenen Art ist bei gleicher Grösse und Körper- färbung duich folgende Eigenthümlichkeiten charakterisirl: Das dritte Fühler- (zweite Geissel) Glied ist so lang wie die drei folgenden zusammengenommen und gegen die Basis hin 18 276 stielförmig verdünnt; das Ende der Geissei ist S-förmig ge- krümmt, die beiden vorletzten Glieder ganz oder bis auf die gebräunte Spitze intensiv rothgelb, das Endglied aufgebogen und an der Sj)itze eiförmig abgerundet. Die Behaarung des Gesichts ist .^ehr lang und struppig, auf dem Clypeus nieder- liegend und daher die Oberlippe überdachend. Der Thorax- rücken ist mit sebr dichter, wolliger, schwarzbrauner Behaa- rung bekleidet und dadurch glanzlos; bei seitlich auffHlIendeni Licht schimmert diese Behaarung sehr deutlich mäusegrau. Der Metatarsus der Vorderbeine erscheint durch die sehr dichte uhd fast gleicli lange Büistenbehaarung des Aussen- randes breit, fast oval. An den Hinterbeinen sind die Hüften mit einem abwärts gerichteten Dorn bewehrt, der Innenrand der Schienen regelmässig S-förmig geschwungen und mit gleich langen Wimperhaaren gleichmässig dicht besetzt, die Spitze derselben in einen zusammengedrückt blattförmigen, gekielten, am Ende stumpf lanzettlichen, dem vorderen Enddorn an Länge fast gleiclikommenden Fortsatz von rothbrauner Farbe aus- laufend; der Metatarsus leicht, aber deutlicii gekrümmt. Der Hinterleib ist kurz und stumpf oval, ziemlich gewölbt, unter der dicliteren Behaarung nur massig glänzend. Der ganze Körper ist gedrungener und der Kopf etwas kleiner als bei dem Männ- chen der folgenden Art. Das W ei bellen ist bei sonstiger, fast vollständiger Uebereinstimmung von demjenigen der folgenden Art leicht durch das dem Männchen analoge Längsverhältniss des dritten Fühlergliedes zu erkennen; gleichfalls den drei folgenden zusammengenommen an Länge gleichkommend, ist es nur an der Basis etwas weniger verdünnt. Im Uebrigen stellt sich der Kopf als durchschnittlich etwas kleiner und weniger plump heraus; die nackte Schwiele an der Aussenseite der Hinterscliienen erstreckt sich auf zwei Drittheile ihrer Länge, i.st breit, .'^tark aufgewulstet und grob gekörnt. Diese Art ist von den Mittelmeer-Küsten nordwärts bis nach Mittel-Europa (Paris, Nassau, Bamberg) verbreitet. Ich selbst fing sie bei Bozen und Meran Mitte August's in grosser Anzahl auf den Blüthen der Veronica spicata; ausserdem liegen mir Exemplare aus Südfrankreich, Portugal, Spanien, Dalmatien, Syrien und Egypten vor. Nach Fabricius und Lucas ist sie auch iu Algerien einheimisch. 2. Xylocopa valga n. sp. Alni, (ifis riolaccis, anlennuniin arlivtilo Icrlio si'quenti- biis (luübus ronjuncUH aeqnaU. Long. 2^~Tl mill. S'i- S. Anlennis reclis , lütkoloribus , pediim pusiicoruin 277 coj-Zs iiwnnibiis , liö/fs apkc hicurris, iiihis inaeqv.nJUer cilialis, hnud append/'ru/fifin: ahdoinhff nbln?f(fn. ? Mouche perce-lois Keauimir, Memoires VI, 1. p. 62, Apis violacea * Uliger ed. Rossi, Faun. Etrusc. II. p. 163, no. 901 (pro parte). Das Männchen lässt sich von demjenigen der vorher- gehenden Art leicht durch folgende Merkmale unterscheiden: Das dritte Fühler- (zweite Geissei-) Glied ist nur so lang wie die zwei folgenden zusammengenommen und gegen die Basis hin nur in gewöhnlicher Weise, nicht stielförmig ver- dünnt; das Ende der Geissei ist gerade, das letzte Glied nicht aufgebogen, an der Spitze fast quer abgestutzt, die beiden vorhergehenden nicht hell gefärbt. Die Behaarung des Ge- sichtes ist überhaupt, besonders aber auf dem Clypeus be- trächtlich kürzer, hier auch nicht niederliegend und daher die Oberlippe frei lassend. Der Thoraxrücken erscheint bei seiner dünneren und ruiL-sschwarzen Behaarung, welche nur bei seitlich auffallendem Licht fahlbraun schimmert, deutlich glänzend. Die dichte Bürstenbehaarung am Aussenrande des vorderen Metatarsus ist selbst nur kurz, wird aber von langen, .sperrigen Haaren weit überragt. Die Hinterhüften sind unbe- wehrt. Die Hintersciiienen zeigen jenseits der Mitte ihres Innenrandes einen Ausschnitt und erscheinen durch ihr winklig hervortretendes unteres Ende wie eingeknickt; die aus kür- zeren und sehr viel längeren Haaren bestehende Wimperung ist im Bereich des Ausschnittes viel spärlicher, fast unter- brochen. Die Spitze der Hinterschienen ist nicht zu einem Fortsatz ausgezogen, sondern zeigt innerhalb an Stelle dos hinteren Endspornes nur eine glatte, gewölbte, nach hinten dreieckig versclimälerte Schwiele. Der hintere Metatarsus ist sclilank und durchaus gerade. Der Hinterleib erscheint gestreckt, länglich viereckig, flach gewölbt, stärker glänzend. Der ganze Körper ist schlanker und der Kopf etwas grösser als bei dem Männchen der Xyl. violacea. Das Weibchen ist auch hier zunächst wieder durch das kurze und derbere dritte Fülilerglied zu erkennen; ausser- dem zeichnet (*s sich durch den plumperen Kopf aus und unterscheidet .'-ich durch die viel schmalere und kürzere, weniger grob gekörnte Längsschwiele an der Aussenseite der Hinterschienen. Ich sammelte diese Art bei Bozen Mitte August's in Gemeinschaft mit Xyl. violacea an den Blüthen der Veronica ppicata. Dieselbe liegt mir ausserdem in einigen Südeuropäi- schen Exemplaren ohne nähere Angabe des Fundortes, ferner aus der Krim (Pallas) und aus Syrien (Ehrenberg) vor. Von Kriechbaumer wurde sie bei Triest gefangen. Möglicher IS» 278 Weise wird sie sich ebenso weit nach Norden erstrecken wie Xjl. violacea und bei näherer Aufmerksamkeit vielleicht • überall neben dieser gefunden werden. Anmerkung. Der einzige sichere Hinweis auf die vor- stehende Art findet sich in der bisherigen Literatur bei llliger, welcher in seiner Ausgabe von Rossi's Fauna Etrusca (II. p. 163, no. 901) über das Männchen der Apis violacea sagt: „Mas j)lerumque antennarum articulis duobus penultimis rufis", mithin das Männchen der Xyloc. valga gekannt, das- selbe jedoch irriger Weise für eine Abänderung desjenigen der Xfloc. violacea (Xyl. feniorata Fab.) gehalten hat. Als eine solche fand sich die gegenwärtige Art in der hiesigen Entomologischen Sammlung auch von Klug bezeichnet und mit Xyloc. violacea vermengt vor. Mit Zweifel könnte ausser- dem die Röaumur'sche „Mouche perce-bois^' auf die Xyloc. valga bezogen werden, da das Männchen derselben von dem scharfsichtigen Beobachter ihrer Naturgeschichte (M6moires VI, 1. 62) „nur durch den Mangel des Stachels und durch die bei einem Druck auf den Hinterleib hervortretenden Copu- lationsorgane'' von dem Weibchen unterschieden werden konnte; oder es müssten denn an dem Männchen der Xyloc. violacea Reaumur die so auffallend geformten und gefärbten Fühler entgangen sein, während sie doch diejenigen beiden Autoren, welche nach Linn6 eines Xylocopa-Männchens über- haupt zuerst Erwähnung thun, nämlich Nie. Poda und Scopoli, sehr treffend kennzeichnen. Ersterer (1161) fügt der aus dem Jahre 17.H8 datirenden aphoristischen Diagnose Linn6's: „Hirsuta, atra, alis coerulescentibus'^ die Notiz hinzu : „/?. var. Antennis apicem versus fascia flava annulatis. Ceterum priori simillima, lortassis alter sexus." Letzterer (1763) sagt gleich- falls: „Antennae articulis duobus penultimis fulvis"^ und er- wähnt mit dem Zusatz: „Vidi etiam thoracis dorso albido** eines zweiten Charakters der männlichen Xyloc. violacea. Es haben demnach diese beiden Autoren richtig als sexuelles iMerkmal aufgefasst, was Fabricius 43 Jahre später zur Be- gründung einer eigenen Art, seiner Xyloc. femorata, ver- werthcn zu dürfen glaubte. Letztere ist bereits von llliger (ausser in Rossi, Faun. Etrusc. auch im Magaz. d. Entom. V. p. 150), Latreille (Gen. Crust. et Insect. IV. p. 159), Lepele- tier, Smith u. A. als das Männchen der Xjloc. violacea Liu. in Anspruch genommen, freilich aber in der Meinung, dass in Europa nur eine Art von dieser Grösse und Färbung tjxistire. Nachdem im Vorstehenden das Vorhandensein zweier solcher, im weiblichen Geschlecht einander äusserst ähnlicher dargethau worden ist, könnte die Frage entstehen, ob die offenbar auf ein ^^ eibliches Individuum basirte Linn^sche Apis 279 violacea sich nicht etwa auf die Xyloc. valga beziehe. Um dieses zu entscheiden, fehlt bei der Kürze der Linn6'schen Diagnose natürlich jeder Anhalt, und es ist somit für die Feststellung der Xyloc. violacea von diesem Autor überhaupt abzusehen, vielmehr als erster sicherer Gewährsmann Poda in Anspruch zu nehmen. Es würde daher die Xjlocopa vio- lacea der Autoren nicht als Xyloc. violacea Lin., sondern als Xyloc. violacea (Lin.?) Poda, Lep. aufzuführen sein. 3. Xylocopa eyanescens. Atra, alis riolaceis, ahdonüne oblongo, coeru/eo: anten- nurum arlicu/o terlio seqiientihus duobus conjanclis lougiore, fihiis poslicis extus dentdtis. Long. 16-18% mill. S^- (1832) Xylocopa eyanescens Brülle, Expedit, seien tif. de Moree, Zoologie III, 1. p. 339, no. 754. pl. 58, fig- 8 (J). (18J1) Xylocopa Taurica *Erichson in: Mor. Wagner, Roisen in der Regentschaft Algier IIL p. 19.», no. 52 (^$). (1841) Xylocopa minuta Lepeletier. Hist. nat. d. Hymenopt. II. p. 190, no. 30 ((^$). ' Die Art unterscheidet sich von den beiden vorhergehenden, mit welchen sie das Colorit der Flügel gemein hat, leicht durch die geringe Grösse, den gestreckteren Hinterleib und die stahlblaue, zuweilen grünlich blaue Färbung des letzteren; auch der hintere Theil des Krustkastens nimmt mitunter diese Färbung, wenn auch in viel geringerer Intensität, an. Die Behaarung ist bei frischen Exemplaren am Kopf durchweg, auf dem Thorax und Hinterleib wenigstens dem grösseren Theile nach tief schwarz; nur am Vorderrand des Brust- kastens und zu beiden Seiten des ersten Hinterleibsringes erscheint sie fahl russbraun. Bei abgeflogenen Individuen nimmt die Behaarung dieser beiden Körperstellen eine viel hellere, bei den Männchen sogar eine liclit mäusegraue Fär- bung an, wie es die von Brülle (a. a. O. pl. 58, tig. 8) gegebene Abbildung ganz treffend darstellt. Den von den drei citirten Autoren gegebenen Charakteristiken, welche sich auf Färbung und Sculptur beschränken, ist hinzuzufügen, dass das dritte Fühlerglied zwar länger als die beiden folgenden zusammen- genommen i.st, aber nicht den drei folgenden an Länge gleich kommt, mithin die Mitte zwischen demjenigen der beiden vorhergehenden Arten hält; dass die Fühlergeissel des Männ- chens durchaus grade und einfarbig ist, und dass die Hinter- schienen je nach dem Sexus in doppelter Beziehung ditleriren. Bei dem Männchen ist die Aussenseite derselben etwa bei der Mitte ihrer Länge mit einem einzelnen, aufgerichteten Dorn bewehrt, der Iniienrand jenseits der Mitte deutlich aus- 280 gebuchtet, an der Spitze kürzer und dichter gewimpert als oberhalb, diese selbst nicht dornartig ausgezogen. Beim Weibchen ist die viel kürzere und plumpere Hinterschiene ausserhalb mit z^^■ei schräg über einander stehenden, etwas kleinereu Dornen bewehrt, innen gerade und daselbst gleich- massig gewimpert. Der vordere Metatarsus des Männchens ist linear und gleich den Schienen aussen lang und sperrig behaart; die Hinterhüften unbewehrt. Nach zwei von mir Anfang und Mitte August's bei Bozen gefangenen Exemplaren beiderlei Geschlechts reicht diese bisher nur aus dem Mittelmeer-Gebiet bekannte Art nordwärts mindestens bis an den Südabiiang der Alpenkette. Son.st ist dieselbe aus Südfrankreich (Lepeletier, .ßrull6), von Triest (Kriechbaumer), aus Griechenland (Brülle), aus der Krim (Pallas in Mus. Berol.), aus Syrien (Ehrenberg), Patara und Ephesus (Loew in Mus. Berol. ) und aus Algerien ( Wagner, Lepeletier) zur Kenntniss gekommen. 4. Xylocopa Cantabrica. Alis flarescenlf-fn/alüiis^ apice infnscatfs , rapite lato, nigra, parce (/fiseü-jittbescens, Ihoracis dorso, (ino, libiis me- tütaraisque falvo-villnsis : antennnnim articnlo (ertio seqiien- tibus tribiia coujuhcHh hmgiore. rertice transverse carinato. Long. 19 mill. $. (18il) Xylocopa canlalrila Lepeletier, Hist. nat. d. Hymenopt. ■ IL p. 193, no. 35 0^$). (1843) Xylocopa sinuatifrons Spinola , Aiinal. soc. cntora. de France 2. ser. L p. 143, no. 32 ($). Das Weibchen dieser Art ist von Lepeletier, wie ge- wöhnlich, nur nach der Färbung, von Spinola ausserdem mit Berücksichtigung einiger Sculptur-ÄIerkmale des Kopfes, ins- besondere der zwischen Stirn und Scheitel l)efindlichen Quer- leiste charakterisirt worden. Ein mir vorliegendes, der hie- sigen Entomologischen Sammlung von Latreille eingesandtes Exemplar bietet noch folgende charakteristische Eigenlhümlich- keiten dar: das sehr schlanke dritte Füiilerglied ist merklich länger als die drei folgenden zusammengenommen. Der Kopf ist schon an und für sich, besonders aber im Verhältniss zu seiner anselinlichen Breite aufl'allend kurz, die Ocellen verliält- nissmässig klein, weit auseinander liegend, die Oberlippe (ab- weichend von Spinola's Angabe) mit einem in zwei Höcker getrennten Mittelkiel und zu jeder Seite desselben mit zwei starken, i)erlförmigen Wülsten versehen. Die obere Kante an der Aus?enseile der Hinterschienen erscheint bis zum letzten Viertheil der Länge nackt, ist fein höckerig gezähnelt und endigt in einen nach aussen hervorspringenden stärkeren Zahn. Im Gegensalz zu der dichten, aufrechten, pelzigen Behaarung des 281 Thoraxrückens ist der Hinterleib so dünn und niederliegend greis behaart, dass die sch\varze Grundfarbe dadurch nicht verhüllt wird, sondern nur wie bestäubt erecheint; selbst zu beiden Seiten des ersten Segmentes so wie am Endrand des folgenden erscheint sie, wenngleich verdichtet, immer noch spärlich. Nur die BelVansung des Umkreises, besonders im Bereich der beiden Endringe, ist lang und dicht, beiderseits blassgelb, an der Spitze l)rennend rostroth. In gleicher Wei?e nimmt auch die gelbe Befransung der Bauclilialbringe vom dritten an allmählig an Länge und Dichtigkeit zu. Von dem Männchen ist bis jetzt nichts Näheres be- kannt; die Angabe Lepeletier^s, dass es sich vom Weibchen nur durch etwas dichtere Behaarung unterscheide, beruht offenbar nur auf oberflächlicher Betrachtung. Diese Art ist bis jetzt nur in Spanien aufgefunden wor- den, wo sie indessen, nach der geringen Zahl der bekannten Exemplare zu urtheilen, gleichfalls nicht häufig zu sein sclieint. Die Lepeletier'sche Benennung „cantabrita" beruht möglicher Weise nur auf einem Druckfehler; in jedem Fall ist sie in „Cantabrica" umzuändern. 5. XylocopaOlivieri. Alfs ff atescenti-hy aUnis, apice inftiscatis, capite anyuslo, ocellis magnis : deiise fnlvo-pilnsa, abdomine lu'gro , flavu- fasciato, pcdihus antenntsqve rvfescenlihus, liarum articulo terdo sequentihus dnobus conjunctis pannn loiupore. Long. 15 — 18 mill. ^?. <^. Clypeo lahroqup ehnrneis , tibiis posticis inhts si- nuatis, apicc acnminnds. . (1841) Xylocopa Olivieri Lepeletier, Hist. nat. d. Hymenopt. n. p. 192, no. 34 ($). (1843) Xylocopa hellenica *Spinola, Annal. soc. cntom. de France 2. ser. I. p. 144 (^|. (1854) Xtjlocopa fiiscala Smith, Catal. Hymenopt. Ins. IL Apidae p. 345, no. 3 ($). ? \yloropa lanatn Smith, ibidem p. 345, no. 4 (,^) (1854) Xylocopa fascinla Eversmann, linllet. d. 1. soc. d. natur. de Moscou 1851. II. p. 198 (.^). Diese Art ist durch ihren Anthophora-artigen Habitus, den kurzen gedrungenen Körper, die fuchsrotlie Färbung der Behaarung, welche auf Kopf und Thorax dicht und wollig, am Endrande der Hinterleibssegmente anliegend und binden- arlig erscheint, sehr auffallend und nach den cilirten Beschrei- bungen leicht zu erkennen. Das kaum kleinere, aber etwas schlankere Männchen ist durch den schmaleren Kopf und durch die Elfenbeinfarbe des Cljpeus, des unteren Stirnrandes und der Oberlippe gleichfalls sehr ausgezeichnet, andererseits 282 aber durch die Uebereinstimmung in der Färbung und Sculptur des Körpers leicht als dem Weibchen zugehörig nachweisbar. Die Beine desselben sind in allen Theilen schlank, die Hinter- schenkel an der Basis rückwärts erweitert, sodann längs des Hinlerrandes stark, fast muldenförmig eingedrückt; die Hinter- schienen an Stelle des hinleren Efidspornes nur in einen kurzen, scharf dreieckigen Winkel ausgezogen, der vordere Endsporn verhältnissmässig schlank und spitz. In Europa scheint diese Art auf den südöstlichsten Theil (Griechenland, Türkei, Naxos) beschränkt zu sein, geht von hier aus aber auf Vorder-Asien in weiterer Ausdehnung über. Mir selbst liegen von hier Exemplare aus Rhodus (Loew) und Syrien (Ehrenberg) vor; Lepeletier giebt ausserdem Bagdad, Eversmann die Kirgisen-Steppen als Fundorte an. Anmerkung. Lepeletier (a. a. 0. II. p. 193) giebt für ein bei seiner Xyl. Olivieri erwähntes Männchen keine anderen Unterschiede dem Weibchen gegenüber an als das hell ge- färbte erste Fühlerglied, erwähnt also nicht der das wirkliche Männchen charaklerisirenden Cljpeus- Färbung. Während Smith für seine aus der Türkei stammende männliche Xyl. lanata (a. a. 0. p. 345, no. 4) letzteres Merkmal, wie es bei dem Männchen der gegenwärtigen Art vorhanden ist, hervor- hebt, macht er im Uebrigen verschiedene Angaben, welche die Zugehörigkeit der von ihm als neu aufgestellten Art zu Xyl. Olivieri könnten zweifelhaft erscheinen lassen. Als solche sind die Länge von nur 6 Lin., die rothgelbe Färbung der Mandibeln (bei den Männchen der Xyl. Olivieri sind die- selben rothbraun, mit pechbrauner Basis und Spitze^ die „weisse" Behaarung des Kopfes und Thorax, die „dunkel scherbengelbe" Färbung des Hinterleibes u. s. w. hervorzu- heben. Es muss daher die Zugehörigkeit der von beiden Autoren beschriebenen Männchen zu der hier in Rede stehen- den Art zweifelhaft bleiben, wiewohl für die Smith'sche Xyl. lanata immerhin die Vermuthung nahe liegt, dass dieselbe auf ein besonders kleines und möglicher Weise durch längeren Flug in der Färbung seiner Behaarung ausgeblasstes Exemplar der Xyl. Olivieri begründet sei. 4. Nacliträgliches über Bombus. (Vgl. Jahrg. XXX. dieser Zeitung p. 3!5 ff.) Bombus terrestris Lin. Dass diese Art im Gebirge M-eit über die montane Region (a. a. O. p. 317, no. 2) hinaus- reicht, stellte sich mir bei einem wiederholten Besuch des 283 Stelvio lieraus. Ich tral' sie daselbst am 24. und 25. August bei warmem, sonnigem Wetter zwischen Trafoi (5200 Fuss) und einer Höhe von 8000 Fuss überall häufig auf Alpen- disteln, ein einzelnes Arbeiter-Exemplar sogar noch 8500 Fuss hoch, nahe der Jochspitze. — Bei Bozen fiel es mir auf, Mitte August's, gleichzeitig mit Männchen noch eine frisch entwickelte Mutterhummel dieser Art anzutreffen. In Bezug auf die Veränderlichkeit, welche die Färbung der Beliaarung an einzelnen Körpertheilen mancher Hummelarten eingeht, ersclieint es bemerkenswerth, dass ein von mir bei Berlin im A{)ril gefangenes, im Uebrigen ganz normal gefärbtes Weib- chen die Hinterschienen nicht, wie gewöhnlich, schwarz, son- dern fuchsroth behaart zeigt. Dasselbe flog an Weidenblüthen in Gesellschaft zahlreicher anderer Mutterhummeln derselben Art mit schwarz behaarten Schienen. Einige mit dem erst- erwähnten gleich gefärljte Exemplare, an welchen die Be- haarung der Uinter^chienen nur noch etwas brennender rotb ist, liegen mir aus Spanien und Portugal vor. Bombus martes Gerst. (a. a. 0. p. 317, no. 4). Der von mir nachträglich in Gesellschaft des Männchens gefangene Arbeiter unterscheidet sich von dem Weibchen nur durch die geringere (kqum halbe) Grösse, Bombus hortorumLin. Auch diese Art erstreckt sich bis in die alpine Region hinauf, wie einzelne von mir auf dem Stelvio bis zu 6000 Fuss Höhe beobachtete Männchen darthun. — Einen eigenthümlichen, fremdartigen Eindruck machen die südlich von den Alpen, bei Meran und Bozen vorkommenden Exemplare von Bomb, hortorum, und zwar die Männchen in gleicher Weise wie die Arbeiter. Durch weiteres Umsichgreifen der gelben Färbung erscheint der Thorax nur schmal, dem Flügelansatz entsprechend, schwarz gebändert, die ganze Oberfläche kürzer und dichter behaart, wie geschoren. Die Flügel sind beim Männchen merklich, beim Arlieiter aber selbst auff"allend intensiver gebräunt als bei den Deutschen Exemplaren. Bei aller habituellen Ver- .^chiedenheit lassen sich indessen Form-Differenzen nicht nach- weisen. Bombus subterraneus Lin. (,^ B. Latreillellus, V B. Tunstallanus Kirb.). Nach einem von mir auf der Spitze des Hirschberges in Oberbaiern (5700 Fuss hoch) gefangenen Männchen erstreckt sich diese Art gleichfalls bis in die alpine Region hinauf. — Wiewohl Smith (Bees of Great Britain p. 232) selbst die Schwierigkeit zugesteht, den Bomb. La- treillellus Kirb. und subterraneus Lin. sicher zu unterscheiden, führt er dennoch beide als besondere Arten auf, ohne indessen andere als Färbungsunterschiede hervorzuheben. In der That 284 zeigt die auf eine Mutterhummel gegründete Linne'sche Art, wie ein mir vorliegendes, von Thunberg aus Schweden als Bomb, subterraneus Lin. eingesendetes und auf die Linne'sche Beschreibung vollkommen zutreffendes Exemplar ergiebt, von der gewöhnlichen weiblichen Form (Bomb. Tunstallanus Kirb.) nicht die mindesten Form-Unterschiede, sondern weicht bei sonstiger völliger Uebereinstimmung (u. A. auch in der cha- rakteristischen Kopl'bildung) allein durch eehr viel düstereres Colorit ab. Am Thorax ist weder das Coilare noch das Schildchen gelb beiiaart, die weisse Behaarung der Hinter- leibsspitze durch umbrabraun ersetzt; auch die Fransung der vorhergehenden Hinterleibsringe ist düster braun. Wiewohl hiernach Linne eine seltener vorkommende Varietät des Bomb. Tunstallanus (.^ Latreillellus) beschrielien hat, muss der von ihm gegebene Name: Bomb, subterraneus dennoch der gegen- wärtigen Art verbleiben. Abweichend von Dahlbom, welcher (Bombi Scandinav. p. 32 und 39) den Bomb, subterraneus sub no. 3, den Bomb. Latreillellus sub no. 14 getrennt auf- führt, hat neuerdings C. G. Thomson (Opusc. entomol. p. 252, no. 2) ganz richtig den Bomb, Latreillellus Kirb. als Männ- chen zu Bomb, subterraneus Lin. gezogen. Bombus muscorum Lin. (agrorum Fab.), Zu dieser schon im Norden auffallend vaviirenden Art muss auch der Bomb, pascuorum Scop. (Entom. Carniol. p. 306, no. 819), welchen ich früher (a. a. 0. p. 321, no. 10) als besondere Art aufgeführt habe, trotz des sehr intensiven und, wie es bei Betrachtung einer geringeren Anzahl von Individuen schei- nen könnte, sich constant bleibenden Colorits seiner Behaarung als blosse Farben-Abänderung gezogen werden. Eine ansehn- liche Reihe von Männchen- und Arbeiter-Exemplaren, welche ich eigens zu dem Zweck, die Artrechte des Bomb, pascuorum, reap. sein Verhältniss zu Bomb, muscorum festzustellen, wäh- rend der ersten Hälfte des August bei Bozen und Meran ge- sammelt habe, lassen mir die Ait-Identitat jetzt zweifellos erscheinen. Weder Grösser- noch Foim-Unterschiede sind dem Bomb, muscorum gegenüber nachweisbar; die Färbung zwar aullallend genug und bis zu einem gewissen Grade auch sich gleichbleibend, aber trotxdem nicht ohne einzelne, be.'^on- ders beim Männchen, deutliche Uebergänge zu der nordischen Form. Die bei weitem grösste Zahl der Männchen, welche man jenseits der Alpenkette in Tyiol antrifft, haben die Stirn, die Brustseiten, die Schenkel und das erste Hinterleibssegment schwefelgell) behaart — erstere mit schwarzer Beimischung — , während der ganze übrige Rumpf in Uebereinstimmung mit den Arbeiter -Individuen brennend roth behaart erscheint. Nach solchen Exemplaren allein zu urtheilen. könnte man 285 sich leicht der Ansicht zuneigen, in dem Bonnb. paseuorum eine von Bomb, muscorum vert-chiedene Art vor sich zu haben. Neben diesen, besonders im Fluge ganz roth erscheinenden Individuen kommen jedoch — allerdings in verhältnissmässig geringer Zahl — solche vor, bei welchen der Hinterleib gegen die Basis hin in verschiedener Ausdehnung und Inten- sität schwarz behaart erscheint, und diese sind es eben, welche, ohne einen irgend wie auffallenden Abstand gegen die ganz rothen erkennen zu lassen, den Uebergang zu dem Colorit der nördlichen Exemidare vermitteln. Unter vier eolchen von mir erbeuteten Männchen weicht das erste von dön einfarbigen Tyroler Exemplaren nur dadurch ab, dass dei' rothen Behaarung des zweiten Hinterleibssegmentes ganz seitlich und dicht an der Basis einige schwarze Haare bei- gemengt sind. Bei einem zweiten finden sich diese schwarzen Haare an den Seiten des zweiten Segmentes bereits in recht ansehnlicher Menge und erstrecken sich hier nicht nur auf die ganze Länge desselben, sondern gehen auch in geringerer Zahl auf den Seitenrand des dritten Segmentes über. Sowohl bei diesem wie bei einem dritten Männchen, dessen Hinter- leibsseiten bis zum fünften Segment schwarze Haare erkennen lassen, zeigt sich der Hinterleib dem unbewaffneten Auge als brennend roth mit zwei seitlichen schwarzen ßasalflecken. Bei einem vierten endlich , dessen Hinterleib sich als an der Basis breit schwarz bandirt darstellt, ist da.s zweite Segment beiderseits in weiter Ausdehnung schon ganz schwarz behaart, in der Mitte aber wenigstens mit schwarzen Haaren stark untermischt, während dies auf dem dritten, dessen Seiten gleichfalls schwarzhaarig sind, nur längs der Basis der Fall ist. Allerdings weicht nun auch dieses letztere Männchen durch die Intensität seiner rothen Behaarung -auf dem Thorax und der hinteren Leibeshälfte von den analog schwarz ban- dirten Deutschen Exemplaren immer noch auffallend genug ab; dagegen schliessen sieh ihm solche aus dem untern En- gadin (Martinsl>ruckj und von Interlaken, also von mitteninne liegenden Localitäten in dieser Beziehung schon recht nalu". an. stimmen aber ihrerseits wieder durch die ganz schwarze Behaarung des zweiten bis vierten Hinterleibsringes mit ein- zelnen Norddeutschen Männchen durchaus überein. Es lässt sich mithin die Ausbildung der intensiv gel'ärbten südlichen Varietät, welche in Tjrol bereits dominij-t, vom Norden her gleiclisam Schritt für Schritt verfolgen. Zum Mindesten ist dies bei den Männchen der P'all, während die mir aus dem Süden vorliegenden Arbeiter und Mutterhummeln — letztere nur in einigen Individuen vertreten — die intensiv rothe Färbung der Behaarung coostant, ohne Uebergänge zu den 286 schwarzfleckigen oder scliwarzgebänderten Exemplaren des Nordens, darbieten. Die Mutterhummeln weichen von den Arbeitein überdies durch die auch auf dem ersten Hinterleibfc- segment rothe Behaarung ab. Bombus mesomelas Gerst. (a. a. 0. p. 321, no. 12). Nachdem ich das bei dieser Art fraglich angezogene Männ- chen aul" dem Stelvio in einer Höhe von 5500 — 6000 Fuss in grösserer Anzalil gemeinschaftlich mit den Arbeitern und einem Weibchen auf Alpendisteln angetroffen habe, kann ich die Zugehörigkeit desselben zu Bomb, mesomelas mit Sicher- heit verbürgen. Das die 15 — 16 mill. in der Länge messenden Männchen an Grösse noch übertreffende Weibchen O'^V^ rnül- lang) stimmt, abgesehen hiervon, mit den Arbeitern voll- ständig überein. Bombus mucidus Gerst. (a. a. 0. p. 324, no. 16). Den für die Arbeiter- Weibchen hervorgehobenen Merkmalen ist als ein weiteres, gleichfalls charakteristisches Merkmal hinzu- zufügen, dass die Hinterschienen mit Ausnahme der dicht körnig punktirten Basis und Seitenränder auf der Aussen- seite sehr glatt, spiegelblank und stärker als gewöhnlich ge- wölbt sind. Das nachträglich auf der Königsalp bei Kreuth (4000 Fuss) von mir gefangene Weibchen weicht von den Arbei- tern durch nichts als die etwas beträchtlichere Grösse (15 bis 17 mill. Länge) ab; auch dieser Unterschied ist jedoch nur ein durchschnittliclier, da die kleinsten Weibchen den grössten Arbeitern fast näher stehen als die verschiedenen Exemplare dieser unter einander. Das Männchen, von welchem ich selbst auf der Königs- Alp bei Kreuth (4000 Fuss) ein frisch entwickeltes Exemplar gleichzeitig mit dem Weibchen uefangen und ein zweites aus der Kriechbaumer'schen Sammlung zum Vergleich erhalten habe, ist ebensowohl durch die übereinstimmende Vertheilung der hellen Behaarung wie durch den starken Glanz des Hinter- leibes leicht als dem Weibchen angeiiörig zu erkennen. In «einer allgemeinen Erscheinung gleicht es zumeist dem Männ- chen des Bomb, subterraneus Lin. (Latreillellus Kirb.), unter- scheidet sich aber von diesem, abgesehen von dem nicht doppelt schwarz gebänderten Hinterleib, durch die kürzere und beträchtlifh derbere Fühlergeistel, die etwas kürzeren Backen und die seljr lang und vorwiegend gelbgreis gewim- perten Hinterschienen. — Fühler vom 4. bis 9. Gliede etwas verdickt, ihr Hinterrand im Bereich des 7. bis 11. Gliedes leicht wellig; das 3. Glied kaum um die Hälfte länger als das 4. und deutlich kürzer als das 5. Der schwarzen Stirn- behaarung sind oberhalb des Cljpeus gelbe Haare beigemengt, 287 während der Scheitel vorwiegend mit solchen, aber längeren und reiner schwefelgelben besetzt ist. Die Behaarung des Collare, der ganzen Brustseiten und des Schildchens aus- gedehnter und reiner gelb als beim Weibchen, das Schwarz des Rückens daher auf eine kürzere, der Flügel -Insertion entsprechende Querbinde reducirt. Hinterleib auf dem zweiten Segment vorwiegend (in Form einer Querbinde), auf dem dritten nur zunächst der Basis russschwarz behaart, sonst schwefelgelb mit vereinzelten, eingestreuten schwarzen Haaren; die Behaarung überall lang, aufrecht, buschig. Siebenter Dorsal-Halbring gerundet dreieckig, längs der Mittellinie glatt und glänzend, beiderseits dicht runzlig punktirt und lang schwarzhaarig. Bauch fast nackt erscheinend , glänzend schwarz, feinkörnig punktiit. Behaarung der Hüften und Schenkel greisgelb, f-ehr lang, an der Aussenseite der Vorder- und Miltelschienen vorwiegend russschwarz. Hinterschienen gegen die Basis hin allmählig-, aber stark verschmälert, am Spitzenwinkel breit und stumpf abgerundet, nur in der Mitte des untersten Vierttheiles glatt, sonst körnig punktirt, auf der Fläche russschv arz behaart, am Vorder- und Hinterrande sehr lang und licht rostfarben gewimpert. Hinterer Meta- tarsus fast gleich l)reit, merklich schmaler als das untere Schienenende, am Hinterrande kurz gewimpert. Bombus Lapponicus Fab. Seit meiner früheren Mit- theilung habe ich diese schöne Gebirgshummel in grösserer Anzahl auf der Spitze des Hirschberges in Oberbaiern (5700 Fuss) und auf dem Stelvio bis etwa zu einer Höhe von 8200 Fuss, die Männchen und Arbeiter häufiger, das Weibchen nur einzeln gefangen. Letzteres zeigt den Vordersaum des Thorax und den hinteren Umkreis des Schildchens gelb be- haart, ganz wie es auch bei manchen Lappländischen Exem- plaren der Fall ist. Ob die im Norden häufige Farbenvarietät mit einlarbig schwarzem Thorax und Schildchen gleichfalls im Alpengebiet vorkommt, muss ich dahingestellt sein lassen. — In Betreff" der Letzteren mag hier beiläufig bemerkt wer- den, dass man sich leicht veranlasst fühlen könnte, auf die- selbe den Bomb, alpinus Lin. zu beziehen, dessen Diagnose (Faun. Suec. no. I0l(j, ed. alter, no. 1719) lautet: „(Apis) aipina , hirsuta, thorace nigro, abdomine luteo". Nach einer mir von Mäklin als Bombus alpinus übersandten Lappländi- schen Mutterhummel, auf welche die Linn6'sclie Diagnose gleiclilalls passt und für deren richtige Bestimmung überdies noch die von Linn6 hervorgehobene ansehnliche Grösse spricht, ist jedoch der Bomb, alpinus Lin., wie auch C. G. Thomson (Opusc. entom. p. 2ö8, no. 21) richtig hervorhebt, durch die beträchtlich längeren Backen von Bomb. Lapponicus sj)ecifisch 288 verschieden. Dagegen vermag ich an dem mir vorliegenden, stark abgeflogenen Exemplar, dessen Hinterleibsbehaarung ursprünglich offenbar rothbraun gewesen, aber zu Goldgelb abgeblasst ist, keinen specifischen Unterschied von dem Bomb, pomorum Panz., auf dessen Männchen auch die von Thomson (a. a. 0.) hervorgehobenen Merkmale des Bomb. alpinus-Männ- chens zutreffen, aufzufinden. Es würde demnach nur die Frage zu entsclieiden sein, ob die auf ein abgeflogenes und in seiner Färbung verändertes Exemplar begründete Linne'sche Benen- nung für Bomb, pomorum Panz. einzutreten habe. ^Bombus montanus Lepel. Es erstreckt sich diese Art vom Mittelgebirge bis in die höchsten Alpen hinauf, doch scheint sie in einer Hölie von 5000 — HOOO Fuss am häufigsten zu sein. Auf der Spitze des Hiischberges in Oberbaierii (5700 Fuss) traf ich Männclien und Arbeiter gemeinsam an Calluna vulgaris fliegend, auf dem Stelvio zwischen 5500 und 6000 Fuss (oberhalb Trafoi) zahlreiche frisch entwickelte Arbeiter. Einzelner kamen hier Männchen und Arbeiter noch in einer Höhe von 8'200 Fuss vor. Bombus mendax Gerst. (a. a. 0. p. 323, no. 15). Diese dem Alpengebiet eigenthümliehe Art liegt mir gegenwärtig in allen drei B'ormen vor. Die zahlreichen, ausser im Baieri- schen Oberlande, von mir auf dem Stelvio zwischen 6000 und 8500 Fuss Höhe gesammelten Arbeiter-Exemplare be- stätigen die für die Art aufgestellten Charaktere auf das Vollkommenste und lassen auch in der Färbung der Behaarung nur geringe Schwankungen erkennen. Die bisher beschrie- bene, als typisch anzusehende Form mit reichlicher gelber Behaarung des Halskragens und Schildchens wird zuweilen dahin modificirt, dass diese gelbe Beliaarung allmählig melsr durch schwarze verdrängt wird, bis diejenige des Schildchens schliesslich fast ganz verschwindet. Bei solchen mit vorwie- gend schwarz behaartem, nur am Vorderrand düster graugelb schimmerndem Thorax verseiienen Exemplaren schwindet dann zugleicli der gelbe Haarbüschel des Hinterhauptes, sel- tener auch derjenige der Stiin vollständig, ihre Zugehörig- keit zu der gegenwärtigen Art ist jedoch in allen Fällen durch die Länge des dritten Fühlergliedes, die Form des Kopfes und die übrigen angeführten Merkmale leicht zu con- statiren. Auch ein mir von Dr. Kiiechbaumer zur Ansicht mit- getheiltes, aus Olerbaiern stammendes Weibchen, welches in der Färbung der Behaarung mit der tjpisciien Form der Arbeiter übereinstimmt, zeigt alle für jene hervorgehobenen plastischen Merkmale, ebenso die lichte Färbung der Tarsen. Seine Länse beträgt 17 mill. 289 Von dem Männchen liegen mir einige in Gesellschaft der Arbeiter in Oberbaiern (Hirschberg, 5T00 Fuss) und auf dem Stelvio (SOOO Fuss) erbeutete Exemplare vor. Ihre Zu- geiiörigkeit zu Bomb, mendax, welche durch die überein- stimmende Färbung der Behaarung allein niclit gewährleistet sein würde — da sie hierin mit dem Männchen des Bomb, montanus nicht nur ganz übereinstimmen, sondern auch in ganz entspreciiender Weise variiren — wird über jeden Zweifel erhoben durch die ihnen gleichfalls zukommende starke Verlängerung des dritten FülilergliedcB. Ausserdem ist dieses jMännchen aber von denjenigen der zunächst verwandten Arten durch die Grösse der Augen, in welcher es mit dem Männchen des Bomb, confusus Schenck und der folgenden An übereinstimmt, in auffallendster Weise unterschieden. Zur näheren Charakteristik desselben mag Folgende^ dienen: Fühlergeissel etwas kürzer als bei Bomb. Proteus Gerst. (^^ etwa t-o lang wie bei Bomb. La|)ponicus Fab. S-, i*" der Basis verdünnt; das dritte (zweite Geissei-) Glied noch etwas länger als beim Arbeiter, trotzdem aber beträchtlich kürzer als die drei folgenden Glieder zusammengenommen; das vierte um die Hälite länger als das fünfte, diese« und die folgenden bis zum zwöllten fast gleich lang, durch Anschwellung der Spitzen nur leicht wellig erscheinend, das accessorische drei- zehnte etwas kürzer, von unten her etwas zusammengedrückt. Augen mindestens doppelt so gross als beim Arbeiter, ober- halb bis dicht an die seitlichen Ocellen herangerückt und den Scheitel daher ^stark einengend, auch die Stirn und die Backen bei weitem mehr verschmälernd als beim Arbeiter. Scheitel, Schläfengegend und die ganze Mitte der Stirn lang gelb, der übrige Tl.eil des Kopfes schwarz behaart. Der gelbe Halskragen des Thorax in der Kegel sehr breit, oft bis zur Flügelwurzel ausgedehnt und sich als breite Binde auf die ganzen Brut-tseiten fortsetzend. Schildchen bald reich- licher, bald spärlicher greit^gelb behaart. Die gelbe Behaarung des Hinterleibes die beiden ersten Ringe ganz einnehmend, also nach hinten weiter reichend als beim Arbeiter; die rothe Behaarung entweder gleich an der Basis, oder erst an der Spitze des vierten Ringes beginnend, so dass die tiel' schwarze Querbinde eine bald grössere, bald geringere Längsausdehnuug zeigt. Behaarung der Brust, der Hüften, Schenkel und des Bauches sehr lang und dicht greis; die beiden vorletzten Ventralhalbringe in der Mitte des Hinterrandes grubig ein- gedrückt, gleich den vorhergehenden lein lederartig gerunzelt und rostgelb gesäumt. Der letzte Dorsalhalbring stumpf ab- gerundet, gewölbt, dicht runzlig punktirt, vorwiegend sciiwarz- haarig. Hinlerschienen gegen die Basis hin ganz allmählig 290 verschmälert, ihr Endwinkel stumpf abgerundet, ihre Aussen- fläche seicht lederartig gerunzelt; Behaarung sehr lang, vor- wiegend licl)t gelb, am Innenraud jedoch mit pechbrauner untermischt. Hinterer Metatarsus stumpf abgerundet, gewölbt, von der Breite der dickeren Schienenhälfte, gegen die Basis hin nur leicht verschmälert, der bogige Aussenrand sehr lang rostgelb behaart. Sämmtliche Tarsen, wie beim Arbeiter, licht rostroth. Anmerkung. Dass Sichel (Essai monogr. sur le Born- bus montanus) die vorstehende Art — wie vermuthlich meh- rere andere — mit dem Bomb, montanus vermengt und unter den präsumirten Varietäten desselben aufgefülirt hat, geht aus den (p. 12) gemachten Angaben über die von Mejer-Dür im oberen Engadin gesammelten Weibchen uohl unzweifelhaft hervor. Ueberhaupt ist allen in dieser Abhandlung gemachten Angaben in so fern kein Vertrauen beizumessen, als der Ver- fasser nur die Färbung der Behaarung, nirgends aber plastische Merkmale hervorhebt und verwerthet, erstere aber bei einer ganzen Reihe von Arten sich in übereinstimmender Weise wiederiiolt und zugleich ausserordentlich schwankend ist. Hätte Sichel auf die verschiedene Fühlerbildung Rücksicht genommen, und hätte er besonders die auffallende Augen- bildung des männlichen Bomb, mendax gekannt, so würde er sich wohl selbst von der Hinfälligkeit seiner Anschauungen über den Bomb, montanus überzeugt haben. Bombus vorticosus. Alanint fna/j/inc pnslico dis- tincte infiiscato, afro-rclutüms , t/toracis f'ascia imtha in pleuras descendctite, scutel/o abdominisque segjne/ilis diiobus primis supva sulp/iureo-, ultimis tribns laele rufo-pilosis. Long. Ki— 18 mill. $. Mas. Clypeo flaro-piloso, oculis mnplis, imtennis elon- yalis , filifonnibus , (ibdnwhw oblongo , seyntenlo ventraü sexto aplro crciso. Long. 15%— 17 mill. Weibchen. Behaarung des Körpers auf dem Schiid- chen und an der Basis des Hinterleibes länger und gespreizt, im Uebrigen verhältuissmässig kurz, fast gleichmässig ge- schoren, sehr dicht. Kopi durchaus tief schwarz behaart, nur die Wimperung der Oberlippe und der Mandibeln rost- roth. Clyj)eus fein und zerstreut punktirt, glänzend, fast nackt; Stirn und Scheitel sehr dicht gedrängt punktirt, erstere unterhalb der mittleren Ocelle breit und tief gelurcht, letz- terer ausserhalb der seitlichen glatt. Backen von gewöhn- licher Länge, glatt, polirt. Die rein schwefelgelbe Binde des vorderen Thoraxrandes seitlich bis nahe an die Tegulae rei- chend, auf den Pleuren schräg gegen die Mittelbeine hinab- 291 steigend und oberhalb dieser endigend. Die gleichfalls schwe- felgelbe Behaarung der Schildchengegend in Form eines Halb- kreises oder, wenn die Oberfläche des Schildcheus selbst noch schwarz behaart ist, halbmondförmig scharf abgegrenzt. Die gleichfarbige Behaarung der Hinterleibsbasis auf dem ersten Segment beiderseits zu Büscheln aufgerichtet, auf dem zweiten gleichmässiger dicht und mehr anliegend, ganz besonders die- jenige des Hinterrandes , welche in Form einer langen und dichten Franse auf die Basis des dritten, tiefschwarzen Seg- mentes übergreift. Ein Gleiches hat mit der Hinterrands- behaarung dieses dritten Ringes blatt, so dass die brennend rothe Behaarung der drei Endsegmente nach vorn gegen die schwarze Älittel binde nicht scharf abgegrenzt erscheint. Der sechste Dorsalhalbring stumpf dreieckig zugespitzt, ziemlich weit vor der Spitze mit einer kurzen, grubenförmigeu Mittel- furche. Bauchhalbringe dicht körnig, der letzte sehr viel feiner punktirt, gegen die Spitze hin sehr stumpf gekielt; die Haarfransen der drei letzten Ringe rostroth, der beiden vor- hergehenden mehr greisgelb. Brust und Beine durchaus schwarzhaarig, auch die langen Wimperhaare an beiden Rän- dern der Hinterschienen tiel'schwarz, diese selbst mit sehr glänzender, gewölbter Aussenfläche. Hinterer Metatarsus innen rostroth beborstet, am Hinterrande kurz schwarz ge- wimpert. Flügel am Hinterrand in scharfer Abgrenzung ge- bräunt, besonders intensiv längs des Aussenrandes bis in die Radialzelle hinein. Arbeiter. Bis auf die sehr viel geringere Grösse (11 mill. lang) ganz mit dem Weibchen übereinstimmend. Männchen. Dasselbe giebt sich bei gleicher Farben- vertheilung an der Behaarung des Thorax und Hinterleibes schon dadurch als dem Weibchen angehörig zu erkennen, dass die dichte gelbe Behaarung der beiden ersten Hinterleibs- ringe mit der gleichfarl)igen breiten Endfranse des zweiten auf den dritten (schvi-arz behaarten) übergreift. Von dem Männchen des Bomb, montanus durch die auffallende Grösse der Augen unterschieden, weicht es von demjenigen des Bomb, mendax Gerst., mit welchem es diesen Cliarakter ge- mein hat, durch die sehr laugen, fadenförmigen Fühler, die schwarze Behaarung des Scheitels und den stark verlängerten, schmalen innteren Metatarwus ab. — Die Augen sind in ihrem oberen Theil noch breiter als bei Bomb, mendax, so dass der unmittelbar hinter den Ocellen liegende Theil des Scheitels el)enso schmal wie die Stirn erscheint. Scheitel durchaus russ- schwarz und nicht besonders lang behaart, der Cljpeus dicht und rein weisslich gelb, der unter den Fühlern liegende Theil der Stirn gelb und schwarz gemischt; die Behaarung der 19 292 Wangen fahlbraun schimmernd. Fühlergeissel reichlich um die Hälfte länger als der Querdurchmesser des Kopfes, auf- fallend dünn, ihr zweites Glied um die Hälfte länger als das dritte und ebenso lang wie jedes der folgenden, das fünfte bis zehnte zwischen ihren leicht angeschwollenen Enden ein- gebuchtet und daher zusammengenommen wellig erscheinend. Die räumlichen Verhältnisse der gelben, schwarzen und rothen Haarbekleidung des Rumpfes ganz wie beim Weibchen, die letztere etwas lichter gefärbt. Hinterleib sehr viel länger gestreckt als bei Bomb, montanus und mendax, mehr von der Form des Bomb, subterraneus ( ,^ Latreillellus Kirb.); sechster Dorsalhalbring durchaus rothhaarig, der entsprechende Ventral- halbring am Ende tief dreieckig ausgeschnitten, rostioth ge- franst. Beine an Hüften und Schenkeln russbraun, an Schie- nen und Metatarsen der beiden hinteren Paare vorwiegend rost- roth behaart. Metatarsus der Mittelbeine von Schienenlänge, äusserst schmal, parallel, derjenige der Hinterbeine bei glei- cher Länge um y^ breiter, gegen die Basis hin nur sehr leicht verschmälert; die Haarwimperung am Hinterrand des Metatarsus und. der Schiene des dritten Paares lang. Diese prachtvolle, hier nur beiläufig beschriebene Hummel gehört nicht dem Alpengebiet, sondern dem südöstlichen Europa und Vorder -Asien an. Von Nowicki wurden die Weibchen in Mehrzahl bei Krakau gefangen; sonst liegt mir die Art nach beiden Geschlechtern aus Griechenland (Krüperj, Rumelien (Friwaldskj), von Brussa (Thirk) und aus Daurien (Pallas) vor. Noch näher als mit Bomb, mendax ist sie, wenigstens nach dem Weibchen zu urtheilen, mit dem aus Palästina stammenden Bomb, nivosus Kriechb. verwandt. Bombus Proteus Gerst. (a.a.O. p. 325, no. lö). Bei einem wiederholten Besuch des Baierischen Gebirges habe ich die zu dem von mir beschriebenen Männchen gehörigen Arbeiter in grosser Anzahl, die Mutlerhummeln wenigstens in einigen Exemplaren gelangen ; ein einzelnes der letzteren ist mir auch in der Umgegend Berlin's (Freienwalde) vorgekom- men. So wenig sclion nach den Merkmalen des Älänuchens die Artrechte des Bomb. Pioteus zweifelhaft sein können, so werden sie durch die naciiträgiiche Kenntniss des Weibchens doch zur vollen Gewissheit erhoben. Weibchen. Es zeigt die Grösse, Gestalt und Färbung des Bomb. Rajellus Kirb., mit welchem es, dem Bomb, pra- torum Lin. gegenüber, in dem scljlankeren, weniger gedrun- genen Körper, so wie in der kürzeren und mehr anliegenden Behaarung übereinstimmt, von welchem es sich aber einerseits durch das nicht gekielte letzte Bauchsegment, andererseits durch die schwarze Wimpeiung der Hintertchienen leicht 593 unterscheiden lässt; überdies ist das drittletzte Rückensegment des Hinterleibes nicht, wie bei Bomb. Rajellus, in seiner ganzen Ausdelmung, sondern nur auf seiner hinteren Hälfte gleich den beiden folgenden brennend roth behaart. Diese Färbung der Behaarung an der Hinterleibsspitze ist bei frisch ent- wickelten Exemplaren constant und nur bei abgeflogenen zu Fuchsroth oder Goldgelb abgeblasst. Von Bomb, pratorum Lin. unterscheidet sich das Weibchen des Bomb. Pioteus bei gleicher Fühlerbildung und übereinstimmender Grösse und Form des Kopfes durch den dichter punktirten und nach vorn hin zu einer Mittelfalte seitlich zusammengeknifften Clj- peus, durch deutlich längere, am Hinterrande mehr grau und braun getrübte Flügel, durch den schlankeren und kürzer, mehr anliegend behaarten (nicht rauhiiarigen i Körjier, durch nicht gekieltes letztes und durch die mit rothen Haaren be- setzten diei letzten Bauchsegmente. In Uebereinstimmung mit den Weibchen des Bomb. Rajellus sind die mir vor- liegenden IMutterhummeln des Bomb. Proteus mit Ausnahme der Hinterleibsspitze durchaus schwarz behaart, entbehren also der bei Bomb, pratorum am Vorderrande des Thorax und am zweiten Hinterleibsringe häufig vorkommenden gelben Haail)inde. Trotzdem dürfte es, nacli den Arbeitern zu ur- lheilen, nicht als unwahrscheinlich gelten, dass auch die eigentlichen Weibchen zuweilen gelb gebändert vorkommen, Arbeiter. Cm die Hälfte oder das Dopi)elte kleiner als die Mutterhummeln, stimmen sie mit diesen in allen plastischen Merkmalen überein und unterscheiden sich von den Arbeitern des Bomb, pratorum in ganz entsprech.ender Weise durch den schlankeren Bau des Körpers und die glattere, anliegende Behaarung. Dagegen weichen sie von den wirklichen \Veib- chen durch eine viel grössere Wandelbarkeit in der Färbung, welche ganz derjenigen des Bomb, pratorum entspricht, ab. Unter den mir vorliegenden Exemplaren zeigt nur der dritte Theil in Uebereinstimmung mit den Weibchen den ganzen Vorderkörper und die vordere Hälfte des Hinterleibes ein- farbig schwarz behaart; bei allen übrigen ist eine Vorder- randsbinde des Thorax und ein in der Mitte unterbrochenes (^uerband des zweiten Hinterleibssegmentes, beides in stufen- \A'eise verschiedener Breite und Intensität, gelbhaarig. Anmerkung. Durch Herrn Schenck (Stett. Ent. Zeit. XXXI. p. lOb) werden wir davon in Kenntniss gesetzt, dass er den Bomb. Proteus frülier (Bienen von Nassau) als Bomb, subterraneus Lin. beschrieben, nachdem er sich aber nach- träglich von der Unrichtigkeit dieser — in der That kaum verständlichen — Bestimmung überzeugt hat, ihn jetzt wieder einmal als „eine der vielen Varietäten des Bomb. Soroensis 19* 294 Fab.'' (Fabricius nennt seine Art: Bomb. Soroeensis!) anzusehen sich veranlasst fühlt*). Da Fabricius unter letzterem Namen ein schwarzes, mit weiss behaartem After versehenes Hummel- Weib eben beschreibt (Apis Soroeensis Entom. syst. II. p. 318, *) Die Publicationeii des Herrn Schenck, welche an Zahl und Umfang nichts zu wünschen übrig lassen, können ihrer Abfassung nach nicht verfehlen, auf Jeden des Gegenstandes Kundigen einen mehr als bedenklichen Eindruck zu machen: denn in demselben Maasse, wie sie dem kritischen Bearbeiter als ein wahrer Augiasstall von lalschen Bestimmungen und irrigen Angaben entgegentreten, müssen sie für den der Original-Werke entbehrenden Anfänger und Sammler als verwirrend und irreleitend angesehen werden. Ist es schon an und für sich bedenklich, über einen Gegenstand, ohne ihn näher zu kennen, Bücher zu schreiben und dadurch in die Lage ver- setzt zu werden, seine Ansichten fortwährend zu ändern und zu widerrufen, so lässt man sich die Sache noch gefallen, wenn jene Veränderungen einen Fortschritt in der Erkenntniss docuraentiren und mithin als Verbesserungen gelten können. Ein solcher Fortschritt zum Besseren ist aber in den Arbeiten des Herrn Schenck, trotz seiner nunmehr zwanzigjährigen schriftstellerischen Beschäftigung mit den Bienen, in der That nicht zu erkennen. Den besten Beweis hierfür liefert z. B. in seinem neuesten „Zweiten Nachtrag zur Be- schreibung der Nassauischen Bienen", welcher zwar vom Jahre 1868 datirt , aber erst Ostern 1870 erschienen ist, nicht nur die abermals veränderte Aneinanderreihung und Zusammensetzung seiner sogenann- ten „Subfamilien", sondern auch die völlig willkührliche Feststellung vieler Gattungen und Arten. Greifen wir z. B. liier nur die gewiss zu den leichteren Formen zu rechnenden Gattungen Epeoloides, Pa- sites, Phileremus und Ammobates, deren Arten gering an Zahl und scharf charakterisirt sind, heraus, so lässt si;h nachweisen, dass auch nicht eine einzige derselben richtig aufgefasst ist. Unter Epeoloides führt Verfasser zwei Arten: Ep. ambiguus Gir. und fulviventris Schuck, auf. Bei ersterer verschweigt er, dass er sie früher (Bienen von Nassau p. 397) als Varietät von Epeolus pictüs Nyl. (kaum glaublich, aber dennoch wahr!) beschrieben hat; die zweite, welche er früher als Weibchen ausgegeben, führt er jetzt wenigstens als Männchen auf. Dass erstere das Weibchen der letzteren und dass beide mit der Apis coecutiens zusammenfallen, ist zwar auf Grund typischer Exemplare von mir nachgewiesen worden, wird aber trotzdem ignorirt. Ebenso unrichtig, wie demnach der Inhalt dieser Gattung ist, erweist sich auch der gesammte Artenbestand der Gattung Pasites (p. 345), welche irriger Weise Latreille (anstatt Jurine) zugeschrieben wird. \'on den drei unter dei'selben aufgeführten Arten gehört ihr in Wirk- lichkeit kleine einzige an-, die beiden ^-sten, welche als Männchen und Weibchen zusammengehören, sind ausserdem unrichtig benannt. In Betreff der ersten, welche Verf. Pasites Schottii nennt, welche aber nach der Priorität Biastes brevicornis Panz. heissen muss, ist es nicht iininteressant zu erfahren, dass Verf. früher, als er dem Weibchen derselben eine dichte Bauchbürste zuschrieb, anstatt ihrer die Osniia andrenoides Spin, vor sich gehabt und beschrieben hat, was gewiss ald mehr denn stark bezeichnet w-erden kann. Die zweite Art: Pas. atra, welche wenigstens als „vielleicht das ^ der vorigen" bezeichnet wird, passt auf den Gattungscharaktcr in so fern nicht, als sie nicht zwölf-, sondern dreizehngliedrige Fühler besitzt. Die dritte endlich 295 no. 12: „Hir&uta atra, ano albo", mit dem Zusatz im Syst, Piezat. p. 315, no. 10: ,.Abciomen postice late album^'), so musf' es gewiss überraschen, eine männliche Hummel mit brennend roth behaartem After und mehr oder weniger aus- gedelinter goldgelber Behaarung des Thorax und Hinterleibes ohne Weiteres als Varietät dieser Fabricius'schen Art erklärt zu sehen, bevor noch die dazu gehörigen Weibchen und Ar- beiter, welche sich nachträglich als ganz übereinstimmend mit dem Männchen gefärbt herausgestellt haben, zur Kennt- niss gebracht waren. Herr Schenck kann sich versichert lialten, dass, wenn diese von ihm behauptete Identität so sicher wäre, wie er es zu glauben scheint, ich jene Art nicht mit einem neuen, sondern mit dem ihr gebührenden älteren Namen aufgeführt hätte, dass ich aber, abweichend von seiner Praxis, es nicht für räthlich halte, eine Art ganz willkührlich mit einem Namen zu belegen, auf welchen sie durchaus kein würde zwar nach der Fühlerbildung hier untergebracht werden können, ist aber kein Pasites, sondern ein Phileremus, dessen Beschreibung übrigens nicht n-it Bestimmtheit erkennen lässt, ob er mit Phil, pun- ctatus Fab. oder mit Phil, nasutus Gerst. identisch ist. Darin, dass Verf. diese Art jetzt als Pasites aufführt, während er sie früher richtig bei Phileremus untergebracht und beschrieben hatte, zeigt sich nicht nur kein Fort-, sondern ein entschiedener Rückschritt. Dass der bei der dritten Gattung Phileremus zuerst aufgeführte Phil, punctatus Fab. nicht etwa mit dem in der vorhergehenden beschriebenen Pasites punctatus identisch ist, wird Verf. wohl selbst nicht behaupten wollen, da er eine Charakteristik desselben nur anderen Autoren entlehnt. Die darauf folgende „Nomada truncata Nj'l." hätte er um so weniger als besondere Art aufzuführen brauchen, als sie bereits von Nylander selbst eingezogen worden ist. Die dritte endlich ist überhaupt kein Phileremus, sondern als identisch mit Pasites maculatus Jur. der Typus dieser letzteren Gattung. Alle diese Irrthümer krönt Verf. dann noch zum üchluss mit der Aufstellung des zwar nicht mehr neuen, aber desto barbarischeren und sinnlosen Gattungsnamens Am- mobatoides, welchen wohl Niemand in Versuchung kommen wird, anzunehmen, da der damit belastete Ammobates bicolor Lepel., trotz der geringereu Zahl der Kiefertaster-Glieder, ein ganz zweifelloser Ammobates Latr. ist. Nichts wäre leichter, als diese Beispiele von Unzuverlässigkeit durch Dutzende von anderen, leichteren sowohl wie besonders schwierigen Gattungen zu entlehnenden, jvl vermehren. Beschreibt doch Verf. das Männchen des Rhopliites canus als Weib- chen von Rhophites quinquespinosus (!), das leicht kenntliche Männ- chen der Andrena ovina als neue Art polita mit der gleichzeitigen Anfrage, ob es etwa das Männchen der Andr. Clarkella (!!) sei. Ge- steht er doch jetzt seine Unlähigkcit zu, zwei so auffallend verschie- dene Arten wie Osmia caeinentaria uud adunca zu unterscheiden, nachdem er erstcre nach und nach mit drei Namen belegt und also bis dahin üls besondere Art angesehen hatte! Nach solchen Proben sollte Herr Schenck wohl nach gerade zur Einsicht über seine Urtheils- fähigkeit gelangt und wenigstens mit „Verbesserungen" Anderer etwas zurückhaltender sein! 296 Anrecht hat. Verträte er in seinen Schriften einen mehr kritischen als compilatoritchen Standpunlit, so hätte er sicli durch näheres Eingehen auf den Sachverhalt leicht davon überzeugen können, in wie geringem Einklang die verschie- denen Autoren über die von Fabricius als Apis Soroeensis beschriebene Art mit einander stellen, und wie unter diesem Namen die heterogensten Hummeln vermengt worden sind, ja sogar, dass diese Art als eine durchaus fragliche angesehen werden dürfte. Die Kürze der Fabricius^sclien Diagnose so wie die Schwankungen, welche mehrere ähnlich gefärbte Arten in der Bindenzeiclmung des Körpers erkennen lassen, sind offenbar der Grund gewesen, dass Kiiby (Monogr. Apum Angl. II. p. 354, no. 98) und Dahlliom (Bomb. Scandin. p. 38, no. li) als Bomb. Soroeensis den Bomb, subterraneus Lin. und zwar Letzterer die gewöhnliche Varietät des Weibchens (B, Tunstallanus Kirb.), Ersterer diejenige mit dunkler ge- färbtem After (B. subterraneus Lin.) — nicht, wie Erichson (Jahresbericht 1838, p. 79) vermuthet, eine Varietät des Bomb, hortorum Lin. — beschrieben haben; dass, während Lepeletier (Hist. nat. d. Hymenopt. L p. 468, no. 14) und Erichson (a. a. 0.) in dem Bomb. Soroeensis Fab. nur eine kleine und der gelben Binden ganz oder theilweise entbeh- rende Varietät des Bomb, terrestris Lin. erkennen zu dürfen glauben, Drewsen und Schioedte (Naturh. Tidsskr. iL p. 1 12, no, 'S) denselben als eine eigene und zwar in den mannig- fachsten und auffallendsten Farben- Abänderungen auftretende Art darstellen, dass Smith (Bees of Great Britain p. 227, no. 14) unter der gleichen Benennung eine von der Drewsen- schen offenbar ganz verschiedene und, wie es scheint, selbst- ständige Art beschreibt, und dass endlich der Thomson'sche Bomb. Soroeensis (Opusc. entom. p. 251, no. 9), welcher der Fabricius'schen Diagnose wenigstens in Allem entspricht, auf die var. a—y des Weibchens bei Drewsen und Schioedte be- schränkt wird, also nur weissaftrige Exemplare in sich begreift. Im geraden Gegensatz zu letzterer, dem Wortlaut üfl'enbar am meisten entsprechender Auflassung würde die Ansicht des Herrn Schenck nur auf die der Fabricius^schen Art von Drewsen und Schioedte gegebenen Deutung re- curriren können, während diese sich bei dem ausschliess- lichen Eingehen auf Färbungsmerkmale einer Beurtheilung doch gerade völlig entzieht oder durch die über letztere ge- machten, höchst auffallenden und allen sonstigen Erfahrungen widersprechenden Angaben nur die Vermuthung erwecken kann, es seien hier „zahlreiche Abänderungen vieler verschie- dener Hummeln zusammengestellt^ (Erichson, Jahresbericht 1838, p. 79). Die offenbar paradoxe Vereinigung eines Mann- 397 chens, bei welchem der Bomb. Buirellanus Kirb. (bekanntlieh das Männchen des B. pratorum Liu.) citirt wird, mit der von einem kleinen Bomb, terrestris kaum zu unterscheidenden var. y des Weibchens (von Drewsen als Bomb. Soroeensis an Ericlison eingesandt) hätte, um überzeugend zu wirken, noth- wendig durch eine genaue Beschreibung der plastischen Merk- male dieser angeblich so stark variirenden Art und durch die ausdrückliche Constatirung ihrer Uebereinstimmung gestützt werden müssen. So lange ein derartiger Nachweis fehlt, wird man sich der Vermuthung, dass es sich bei dem Drewsen- Schioedte'schen Bomb. Soroeensis um eine Mischart handelt, um so weniger entziehen können, als in der That eine von der var. y des Weibchens sehr auffallend verschiedene, in Grösse und Colorit aber der var. ^ genau entsprechende zweite Hummel-Art existirt, welche wahrscheinlich der von Smith (a. a. 0.) als Bomb. Soroeensis beschriebenen entspricht. Bei dieser im weiblichen Geschlecht gleichfalls mit einer gelben Vordevrandsbinde des Thorax und zuweilen mit zwei gleich gelärbten Querflecken des zweiten Hinterleibssegmentes versehenen Hummel sind oberhalb die drei, unterhalb jedoch die vier Endringe des Abdomen hell, d. h. weiss mit röthlich gelber Beimischung, behaart; der Kopf ist jedoch abweichend von B. Soroeensis Thoms. (Diews. pro parte), in ähnlicher Weise wie bei B. subterraneus Lin. verlängert, die Backen mit Ausnahme eines kleinen glatten dreieckigen Mittelraums diclit puiiktirt, das letzte Bauchsegment (abweichend von B. subterraneus, welchem die Art auch an Grösse beträchtlich naciisteht) nicht gekielt. Ob dieser Art, auf M'elche die Smitli'sche freilich gleichfalls nur die Färbung berührende Beschreibung seines Bomb. Soroeensis sich, wie gesagt, zu beziehen scheint, der Bomb. Cullumanus Kirby als Männchen angehört, muss ich dahin gestellt sein lassen, kann aber in Betreif des letzteren wenigstens bei dieser Gelegenheit con- statiren, dass diese sehr ausgezeichnete männliche Hummel (Smith nennt sie mit Recht: „perhaps the most beautiful of all our Bombi'') mit dem Männchen des B. pratorum, als dessen Varietät sie Herr Schenck — abermals ganz irrig — aufführt, nicht das Geringste zu thun hat. — Wenn nach allem Diesem der Bomb. Soroeensis Fab. nicht nur in hohem Grade zweifelhaft, sondern seinen wesentlichen Merkmalen nach sogar in völliges Dunkel gehüllt ist, so Hegt, nachdem das in der Kieler Sammlung früher befindliche Original- Exemplar zerstört worden ist, für seine Beurtheilung über- haupt nur noch die kurze Fabricius'sche Diagnose vor, und diese dürfte wohl Niemanden berechtigen, den rothaftrigen Bomb. Proteus damit zu identificiren. Vielmehr möchte es 298 sich eher empfehlen, unter gänzlichem Aufgeben jenes nur noch historischen Namens die verschiedenen unter demselben cursirenden Arten genau festzustellen und eventuell neu zu benennen. Bombus mastrucatus Gerst. (a. a. 0. p. 326, no. 19). Die zahlreichen männlichen und Arbeiter-Exemplare , welche mir von dieser schönen Alpenhummel seit meiner früheren Mittheilung in die Hände gefallen sind, bestätigen nur die über ihre Merkmale gemachten Angaben, ohne sie zu erwei- tern. Ein mir von C. G. Thomson mitgetheiltes Arbeiter- Exemplar des von ihm als neue Art aufgestellten Bomb, brevigena (Opusc. entomol. 18^0 j). 255, no. 12), welches sich als identisch mit Bomb, mastrucatus ergeben hat, weist diese Gebirgsart auch als dem höchsten Norden (Lappland) zu- kommend nach. Bombus (Psithyrus) globosus Evsm. Während die fünf übrigen von mir (a. a. 0. p. 329) aufgeführten Schma- rotzer-Hummeln nach Thomson (Opusc. entom. p. 259 f.) auch im Norden Europa's einheimisch sind, Bomb, quadricoior Lepel. nach Keiterschen Exemplaren selbst bis nach Lappland hinauf reicht, wird der Bomb, globosus in jener Aufzählung der Schwedischen Hummeln vermisst. Dass derselbe jedoch noch weit nördlich von den Deutschen Alpen vorkommt, beweist ein seitdem von mir im Thüringer Wald gefangenes männ- liches Exemplar. 5. Die Europäischen Arten der Gattung Nomia Latr. Die von Latreille (Gen. Crust. et Insect. IV, p. 155) auf den Lasius difformis Panz. (Faun. Insect. German. 89, 15) und die Andrena humeralis Jur. (Hym6nopt. pl. 14) begründete Gattung Nomia steht unter den Andrenidae acutilingues augen- scheinlich in nächster Verwandtschaft mit Macropis Panz., welcher sie sich wenigstens durch die Koi)f- und Fühler- bildung so wie durch die verdickten Hinterbeine des Männ- chens sehr viel näher anschliesst, als irgend einer andern Gattung jener Gruppe. Trotz dieser sich auch im ganzen Habitus ausdrückenden engeren Beziehung macht sich bei speciellerem Vergleich ihrer charakteristischen Merkmale zwischen beiden Gattungen eine fast ebenso grosse Kluft be- merkbar, als sie auch Macropis den übrigen Andreniden mit spitzer Zunge gegenüber erkennen lässt. Für dieselben kom- men ebenso wenig die etwas abweichende Form der Ligula (nebt anderen secundären Unterschieden in der Bildung der 299 übrigen Mundtheile) wie der Umstand in Betracht, dass bei Macropis nur zwei, bei Nomia dagegen drei Cubitalzellen der Vordertlügel ausgebildet sind; denn letzterer, für die ver- wandtschaftlichen Beziehungen der einzelnen Bienen-Gattungen überhaupt sehr wenig maassgebliche Unterschied erscheint hier von um so geringerer Bedeutung, als er keinen irgend wie nennenswertlien Einfluss auf die Anordnung des Geäders im Allgemeinen ausübt. Dagegen treten neben der ganz ver- schiedenen Tarsenbildung, der gestreckten Form des Hinter- leibes, der grösseren Länge seines Basalsegmentes, dem nicht hervortretenden siebenten Ringe desselben u. s. w. bei Nomia Eigenthümlichkeiten hervor, welche theils beiden Geschlech- tern gemeinsam, theils dem männlichen ausschliesslich zu- kommend, sie als eine der auffallendsten Gattungen unter den Bienen überhaupt erscheinen lassen. In ersterer Beziehung sind ganz besonders die bereits von Foerster (Verhandl. d. naturh, Ver. d. Preuss. Rheinl. X. p, 35(5 ff.) näher erörterte eigenthümliche Bildung des Pronotum, so wie die auffallende Grösse und Form der Tegulae hervorzuheben, in letzterer die das Männchen charakterisirenden Seitendornen des Scutellum, die bei der Mehrzahl der einlieimischen Arten auftretenden paarigen Dornen der Mittelbrust, welche in der Mittellinie vor den Hüften des zweiten Beinpaares entspringen und senk- recht herabsteigen, endlich und ganz besonders die je nach den Arten sehr verschiedene, meist aber in hohem Grade auffallende Bildung der Hüften, Schenkel und Schienen an den Hinterbeinen. Mit Einschluss der Mittelbeine, an welchen der ßchienen-Endsporn je nach den Arten wesentliche Ver- schiedenheiten in Form und Länge erkennen lässt, so wie ferner der Bauchsegmente des Hinterleibes, welche gleichfalls plastische Auszeichnungen darbieten, sind diese Bildungen der männlichen Hinterbeine von um so grösserer Wichtigkeit für die sichere Unterscheidung der Arten, als wenigstens die ein- heimischen in P'ärbung, Sculptur und Haarbekleidung des Körpers, besonders auch in der Bänderung des Hinteileibes eine ziemliche Gleichförmigkeit zur Schau tragen oder wenig- stens nur solche Unterschiede wahrnehmen lassen, welche schwer durch Worte zu versinnlichen sind. Es verdient dies hier um so mehr hervorgehoben zu werden, als auf solche theils unwesentlichen, theils in Wirklichkeit überhaupt nicht existirenden Unterschiede von einzelnen Autoren, wie z. B. von Foerster (a. a. 0.), Artrechte begründet worden sind. Die von ihm als neu aufgestellte, aber von der Nom. diversipes Latr. nicht specifisch verschiedene Nom. liungarica (a. a. 0. X. p. 356, no. lüOj soll sich nämlich von der Latreille'schen und Lepeletier'schen Art dadurch unterscheiden, dass nicht 300 der 3. bis 5 , sondern nur der 3. und 4. Hinterleibsring (in der Diagnose heilst es irrig: der '2. und 3.) nahe der Basis eine dichte M-eisse Haarbinde trägt, was nur bei solchen Indi- viduen so zu sein scheint, welche den fünften Ring in den vierten weit zurückgezogen haben, in der That aber nicht der Fall ist. Vielmehr zeigen sämmtliche mir bekannte Euro- päische und einige ihnen nahe verwandte Aegyptische und Klein-Asiatisciie Arten bei nicht eingezogenen Hinterleibs- ringen die Basis des 3. bis 5. in ganz übereinstimmender Weise mit einer anliegenden, geschorenen hellen Binde ver- sehen, während t^ie dagegen darin von einander abweichen, dass die beiden vorderen Ringe bald sparsam und unscheinbar, bald dicht und bindenartig behaart erscheinen. Während die Männchen der einheimischen Arten nach den im Folgenden hervorgehobenen Merkmalen nicht gerade schwer zu unterscheiden sind, scheint eine sichere Bestimmung der Weibchen und eine Zuweisung derselben zu den Männ- chen wenigstens nach dem in den Sammlungen befindlichen todten Material eine vorläufig kaum zu lösende Aufgabe. Nur das von mir selbst in Gesellschaft des Männchens ge- fangene und beobachtete Weibchen der Nom. diversipes Latr. ist mir mit Sicherheit als solches bekannt. Weibliche Exem- plare, welche aus denselben Localitäten mit den Männchen von Nom. ruficornis Spin, und Nom. difformis Panz. stammen, sind mir bis jetzt in ihren Unterschieden nicht klar geworden, möglicher Weise allerdings nur deswegen, weil sie vielleicht sämmtlich einer und derselben Art angehören. Bei dem an- scheinenden Mangel plastischer Unterschiede, der grossen Uebereinstimmung in der Färbung unter einander, so wie andererseits der auffallenden Sciilptur -Verschiedenheit den Männchen gegenüber wird eine sicliere Feststellung der Weib- chen ges^iss nur auf Grund directer Beobachtung derselben im Leben und eines gemeinsamen Vorkommens mit dem Männ- chen ermöglicht werden können. Dass die durch zahlreiche tropische Arten der alten Welt vertretene Gattung Nomia in Europa vorwiegend auf den Süden beschränkt ist, dürfte allgemein bekannt sein. Indessen gehen von den sechs im Folgenden unterschiedenen Arten wenigstens zwei, wenn sie gleich auch ihrerseits im Süden häutiger zu sein scheinen, bis nach Mitteldeutschland hinauf. Nomia dilformis Panz. ist bei Frankenthal (Mus. Berol.) und Mannheim (Panzerj, Nom, diversipes von Nowicki bei Krakau gefangen Morden. Letztere Art habe ich selbst in grösserer An/.alil bei'lerlei Gesciilechts in der ersten Hälfte des August l)ei Bozen und Meran beobachtet und gesammelt. Sie lliegt ausschliesslich au sehr trockenen, der Mittagssonne ausgesetzten 301 Stellen, an niedrigen, auf steinigem Boden wachsenden Pflan- zen. Die Männchen sind von sehr unstetem Und anhaltendem Fluge, so dass sie schwer zu erkennen und, da sie sich fast nie auf Blüthen niederlassen, fast nur im Fluge mit dem Netze zu fangen sind; die weniger scheuen, indessen bei weitem schneller als die Hylaeen fliegenden Weibchen sammelten ausschliesslich an einer kleinen Saxifraga, welche sie stets sehr bald wieder verliessen, um eine andere aufzusuchen. Ihr Stich ist trotz der verhältnissmässig geringen Körper- grösse sehr schmerzhaft; durch ihn allein kann man sie schon im Netze leicht von gleich grossen Hylaeus-Weibchen unter- scheiden. a) Endsporn der Mittelschienen des Männchens auffallend lang und dünn, nadeiförmig, 1. Nomia difformis Panz. Lasius difformis Panzer, Faun. Insect. Germ 89, 15 (,^). ISomia di/formis Olivier, Encycl. method. VIII. p. 376, no. 3 (^). — Eversmann, Bullet, d. natur. de Moscou 1852. IL p. 58, no. 1 (,^$). — Foerster, Verhandl. d. naturh. Ver. d. Preuss. Rhehil. X. p. 360 d^). Das von Panzer ganz kenntlich abgebildete Männchen dieser Art ist 9 ',2 «li^l- !""&•) schwarz, greis behaart, grob, aber weniger gedrängt punktirt als die ül)rigen , seine Ober- seite daher nicht körnig und etwas glänzend. Seine wesent- lichen Merkmale sind folgende: Fühlergeissel licht braun, vorn rothgelb. Dornen der Mittelbrust lang, dicht bei einander stehend, ihre Spitze rothbraun. Beine schwärzlich pechbraun, mit rostfarbenen Schienen und Tarsen. Endsporn der Mittel- schienen von y.^ der Metatarsus- Länge. Hinterhüften mit langem und spitzem Zahn. Hinterschenkel stark geschwollen, in der Aushöhlung der Unterseite mit geknöpften weissen Haaren dünn besetzt; der Innenrand vor der Spitze mit zwei kleinen Zalinvorsprüngen, die scharfe Kante der Aussenseite in einen grossen, stumpfen, rostgelben Zahn endigend. Hinter- schienen mit langem, plattem, gelbem, gegen die Hüfte hin zurücklaufendem, leicht S-förmig geschwungenem, fast gleich breitem, an der Spitze rechtwinklig abgestutztem Fortsatz. Die beiden ersten Dorsalringe des Hinterleibes nur dünn und ohne scharfe Abgrenzung greis behaart. Der vierte Bauch- ring am Hiuterrande mit zwei weit von einander entfernten, aufgerichteteten , dreieckigen, hakenförmigen Dornen, deren Spitze sich nach vorn krümmt; der fünfte eingedrückt, in der Mitte des Hinterrandes mit zwei scharf dreieckigen, rostrothen Zähnen, beiderseits dicht gefranst; der sechste vertieft, beider- seits knollig aufgewulstet. Vorkommen: Mitteldeutschland, Südrussland, Krim, Ungarn. 302 2. Nomia valga. Männchen, Etwas kleiner (9 mill. lang) "und schlanker als Nom. diflormis. Fühlergeissel merklich kürzer, pech- schwarz, vorn bräunlich. Thoraxrücken und Schildchen dicht körnig punktirt, durchaus matt. Schildcliendornen viel schwächer als bei Nom. difformis, kurz uod dünn; auch die Dornen der Mittelbrust schwächer, übrigens von gleicher Farbe. Beine pechschwarz, nur die äusserste Schienenspitze und die Tarsen rostroth, der hintere Metatarsus gelb. End- sporn der Mittelschienen fast von ^/^ der Metatarsus-Länge. Hinterhül'ten nur mit ganz kurzem, höckerförmigem Dorn. Hinterschenkel von gleicher Form wie bei Nom. difformis, aber mit kürzerem Endzahn des Aussenrandes. Hinterschienen am Aussenrand schwächer winklig erweitert, pechschwarz, der Fortsatz weissgelb, wie bei Nom. difformis gestaltet, nur etwas stärker nach aussen geschwungen, so dass er sich fast der Aussenkante des Schenkels auflegt. Die beiden ersten Dorsalringe des Hinterleibes gleichmässiger und dichter, mehr mit den folgenden übereinstimmend, fast körnig punktirt, die greise Behaarung dichter, gröber und mehr anliegend, an der Basis des zweiten fast bindenförmig. Vierter Bauchring anstatt der Haken mit zwei durch eine Grube getrennten, stumpfen Längskielen seiner hinteren Hälfte; der fünfte mit stark er- habenem Längskiel, in der Mitte des Hinterrandes mit zwei glatten, knopfartigen Vorsprüngen, beiderseits dicht goldgelb gefranst; der sechste an der Basis beiderseits stark aufge- wulstet, glatt, hinten goldgelb befilzt. Vaterland: Andalusien. 3. Nomia e q u e s t r i s. Männchen. Von der Grösse der vorhergehenden Art, 9 mill. lang. Fühlergeissel rothgelb. Thorax oberhalb nicht rauhhaarig, sondern am Vorder- und Hinterrande gleich dem Postscutellum dicht gelbfilzig; der übrige Theil des Mittel- rückens und das Scutellum so kurz schwarz behaart, dass sie fast nackt ersclieinen; beide dicht gedrängt, körnig punktirt, mit leichtem Fettglanze. Dornen des Scliildchens und der Mittelbrnst wie bei Nom. difformis. Beine pechbraun, Schienen an der Basis und Spitze rostroth, Tarsen ebenso mit gelbem Metatarsus. Endsporn der Mittelschieuen viel kräftiger als bei Nom. diiVormis, kaum gekrümmt, nur wenig kürzer als der Metatarsus. Hinterhüften mit kegelförmigem Dorn. Hin- terschenkel viel weniger verdickt als bei Nom. difformis und zugleich kürzer, oberhalb nur leicht bogig, unterhalb kaum ausgeschnitten, ausserhalb vor der Spitze mit schrägem, 303 spitzem Zahn, in der unteren Aushöhlung mit schneeweissen, sehr langen, an der Spitze gekeulten Haaren zottig besetzt. Hinterschienen stark in die Quere erweitert, dreieckig, breiler als lang, prismatisch , ihre Innenkante an der Spitze höcker- artig aufgetrieben; pechl)raun mit weissgelber Spitze, ihr ebenso gefärbter Fortsatz schräg nach innen und vorwärts gerichtet, stark S-förmig geschwungen, stumpf zugespitzt, gegen den Metatarsus fast rechtwinklig abstehend. Erster und z^^eiter Dorsaliing des Hinterleibes ebenso dicht und grob niederliegend gieishaarig wie bei Nom. valga. Vierter Bauchring mit zwei dicht bei einander liegenden, den Endrand dornartig überragenden Längskielen der hinteren Hälfte; der fünfte beiderseits von der kielförmig erhabenen Mittellinie tief grubig ausgehöhlt, in der Mitte des Hinterrandes durch einen tiefen Ausschnitt zweilappig; der sechste gelbfilzig, jederseits von der Basis mit glatter, glänzender Schwiele. Vaterland: Xanthus (von Loew entdeckt). 4. Nomia monstrosa Costa. Xomia 7iionslrosa Costa, Faun. d. regno di Napoli, Imenott. • Andrenoid. p. 4, iio. 1. tab XXXI. fig. 1 (,;^). — Nuov. Stud. Entom. Calabr. ulter. tav. IIa. fig 2 (^). Männchen. Die grösste und kräftigste einlieimische Art, 10'/, m.ill. lang, durch die von Costa sehr treffend ab- gebildete, höchst auffallende Form der Hinterschienen im männlichen Geschlecht leicht kenntlicli. P'ühlergeissel pech- schwarz mit rostrother Spitze und Vorderseite. Thorax dicht körnig punktirt, matt, die vordere Hälfte des ^lesonotum und das Postscutellum dicht gelbfilzig. Seitendornen sehr kurz, zahnförmig. Dornen der Mittelbrutt mit rothbrauner, etwas stumpfer Spitze. Beine pechbraun mit rostiothen Schienen und Tarsen - Endgliedern ; Metatarsen gelb. Endsporn der Mittelschienen kaum länger als der halbe Metatai-sus. Hinter- hülten unterhalb mit einem kleinen Dorn nahe der Spitze, vor demselben abgefiacht und greis behaart. Hinterschenkel stark geschwollen, mit scharf dreieckigem, rostrothem Spitzen- zahn der Aussenkante und einem lireiteren an der Innenseite ^ die untere Aushöhlung mit anliegenden, seidigen weissen Haaren bekleidet. Hititerscliicnen in hohem Giude monströs gebildet, uuflallend kurz, in der Richtung der oberen (stark bogig gekiümmten) Sehenkelkante gritfelförmig ausgezogen, ilire gegen diesen Crifielfortsatz fast unter einem rechten Winkel abgesetzte, nach unten gekehrte Aussenseile leicht ausgehöhlt, geglättet und mit hellen Schüppchen besetzt, ihre durch eine scharfe, bogige Kante begrenzte Innenfläche ober- halb der Tarsen-Insertion zu einem gerundeten Lappen er- 304 weitert; der an der Aussenseite des Metatarsus -Ursprungs sicli in der Richtung gegen die Hüfte hin erstreckende Fort- satz gross, zungenförmig , platt, am Ende quer abgestutzt, wachsgeU). Hinterer Metatarsus breit, innen dicht gefiedert, an der Spitze rostroth gefleckt; die folgenden Tarsengiieder rothbraun, Hinterleib oberhalb dicht körnig punktirt, die greise Behaarung der beiden ersten Ringe dünn, keine deut- lichen Binden bildend. Vierter Bauchring mit tiefem mittleren, eine glänzende Schwiele einschliessenden Ausschnitt, der fünfte an der entspreclienden Stelle des Hinterrandes mit zwei stumpf lanzettlichen Läppchen; der eingedrückte und hinter- wärts rostgelb behaarte sechste jederseits an der Basis mit kantig erhabener, glatter Schwiele. Vaterland: Unter-Italien. Sicilien (Zeller), Neapel, Ca- labrien (Costa). b) Endsporn der Mittelschienen des Männchens von ge- wöhnlicher Länge. 5. Nomia diversipes Latr. Notnia diversipes Latreille, Gen. Ci'ust et Insect tab. 14, flg. 8 — Olivier, Encycl. nieth. VIIL p. 376, no. 4 (^). — Lepeletier, Hist. nat. d. Ilymeiiopt. IL p. 293, Jio. S (,^). ? Andrena humeralis Jurine, tlymenopt. pl. 11 (5). Nomia humeralis Dufoar, AnnaL d. L soc. entom. de France VIIL p. 584 Cj'?). — Costa, Faun, del regno di Napoli, Imenott. Andi-enoid. p. 5, no. 2, tav. XXXI. lig ■> und XXXI a. fig. 1 ((5$). Nomia hiinfjarira Foei\-ter, Verhandl d. natiirh. Ver. d. Prcuss. Rheinl. X. p 356, no JOO (,^). Männchen. Körperlänge 7 — 8 mili. Fühler schwarz, unten braunroth. Mesonotum in seiner ganzen Ausdehnung dicht sammetartig umbrabraun behaart; Schildchen fast nackt, mit t-tarken, an der Spitze rostrothen Seitendornen; Post- scutellum dicht gelblich belilzt. Dornen der Mittelbrust von einander entfernt, platt, stumj.f, an der Spitze gelbbraun durch- seheinend. Beine schwarz mit rostrother Scldenenspitze; Meta- tarsus der beiden hinteren Paare gelb, die Spitze gleich den übrigen Tarsengliedem rostroth, Tarsen der Mitlelbeine kurz und verbreitert, der Metatarsus kurz gefran.-t : Endsporn der Mittelsehienen kaum seiner Hälfte gleich kommend. Hinter- hüften Ulibewehrt. Hinterschenkel stark verdickt, ihr oberer Rand fast rechtwinklig gekrümmt, die untere Aushöhlung mit langen, schnee\\ eissen Schuppenhaaren dicht ausgefüllt. Fort- satz der Hintei'.'chienen fast in rechtem Winkel gegen die Längsachse derselben gerichtet, leicht säbelförmig gekrümmt, der Schiene selbst fast an Lauge gleich, laug dreieckig und 305 scharf zugespitzt, hellgelb. Die beiden ersten Dorsalringe des Hinterleibes struppig greisgelb behaart, ohne deutliche Binden- zeichnung. Viertes Bauclisegment in der Mitte mit zwei dicht aneinanderliegenden, scharfen, den Endrand dornartig über- ragenden Kielen, das fünfte an der Basis gekielt, in der Mitte des Hinterrandes unter der Form zweier breiter, gerundeter Lappen stark hervortretend, zwischen diesen und dem Kiel stark vertieft; das sechste beiderseits mit starkem, schrä- gem, zweispitzigem Kiel und grubiger Vertiefung an dessen Innenseite. Weibchen. Bei etwas geringerer Länge in allen drei Abschnitten des Rumpfes meikiicli breiter als das Männchen, im Ganzen daher gedrungener erscheinend. Fühler ganz schwarz oder nur die Basalglieder der Geissei vorn röthlich pechbraun. Seiten der Stirn und des Clypeus kurz weiss behaart. Scheitel, Mesonotum und Schildchen nackt erschei- nend, rein schwarz, speckartig glänzend, dicht gedrängt, körnig punktirt. Pronotum und Postscutellum wie beim Männ- chen dicht gelbfilzig. Punklirung des Hinterleibsrückens fein- körniger als bei diesem, die Behaarung der beiden vordersten Ringe dünner. Endfranse des fünften Ringes greisgelb, die Behaarung des sechsten fuchsroth. Die Scopa der Hinter- schienen licht gelb, aussen fast ^eiss; Hintertarsen rostroth, die beiden vorderen pechbraun mit röthlicher Spitze der ein- zelnen Glieder. Schienensporen licht rothgelb. Die Alt scheint über die ganze südliche Hälfte Europa's verbreiteten sein und eistreckt sich bis nach Klein-Asien. Als specielle Fundorte sind bis jetzt bekannt geworden: Süd- Tyrol (Gerstaecker), Südfrankreich (Latreille), Schweiz (Ju- rine), Krakau (Nowicki), Ungarn (Friwaldski), lllyrien (Dahl), Genua (Spinola), Nizza (Morawitz), Sicilien (Grolimann), Krim (V. Nordmann), Patara (Loew). Anmerkung. Für diese Art die Jurine'sche Benennung: Nom. hurneralis nach dem Vorgange von Dufour und Costa zu adoptiren, ist deshalb nicht statthal't, weil dieselbe niciit durch eine Beschreibung gestützt ist, die sehr mangelhai'te Abbildung Jurine's aber nur zur Noth die Zugehörigkeit sei- ner Andrena hurneralis zur Gattung Nomia, auf welche allein die Grösse der Tegulae hindeutet, erkennen lässt, dagegen keinerlei Gewähr leistet, ob sie das Weibchen der gegen- \\ artigen oder einer anderen Art darstellt. Ueber die Iden- tität der Nom. hungarica Foerst. mit der Latreille-Ulivier'schen Art kann nach der erschöpfenden, nur über die Dornen der Mittelbrust hinweggehenden Foerster'schen Charakteristik nicht der mindeste Zweifel obwalten. Die von Foerster hervoigehübenen präsiimirten Abweichungen in Betreu' der 306 Hinterleibsbinden erledigen sich durch das oben hierüber Bemerkte. 6. Nomia rut'icornis Spin. (1838) Nomia rußcornis Spinola, Annal. d. 1. soc. entom. de France VII. p. 514, no 61 (^). (1849) Nomia perforata Lucas, Explor. scient. de l'Algerie. Anim. artic. III. p. 185, no. 100. Hvmenopt. pl. 7, fig. 3 (.^) (1849) Nomia allocincia Lucas, ibid. III. p. 187 no. 102. pL 7, flg. 5 (?). (1861) J\omia aureocincla Costa, Faun. d. regno di Napoli, imenott Andrenoid. p. 8, no. 3. tav. XXXI. fig. 3 (,^). — Nuov. Stud Entom. Calabr. ulter. tav. IIa. fig. 3 iS). Männchen. Körperlänge 8 — O'/j i"i'l- Fühlergeissel licht rostroth, oberhalb bräunlich geringelt; Schaft pech- schwarz. Behaarung des Gesichts \veissgelb, des Scheitels und Thoraxrückens blasj^gelb, am Hinterrande des Mesonotum und auf dem Postscutelhim zu zwei Querbinden verdichtet. Schildchendornen, stark, gekrümmt, mit rostgelber Spitze. Mittelbrust ohne Dornen. Beine licht pechbraun milfrost- rothen Schienen und Tarsen; die Hinterschienen aussen auf der Basalhälfte pechbraun, die mittleren und hinteren Meta- tarsen gelb. Endsporn der Mittelschienen nur dem dritten Theij der Metatarsus-Länge gleich. Hinterhüften unbewehrt, Hinterschenkel schwach verdickt, oberiialb stumpfwinklig ge- knickt, am Aus.'^enrcind vor der Spitze mit einem langen, spitz dreieckigen Zahn bewehrt, auf der abgeflachten Unterseite bis zum Beginn des Spitzendiiltheils kurz und anliegend weiss befilzt. Hinterscliienen gekrümmt, viel länger als breit, innen gewinkelt, sodann au.'-geschweift, an der Spitze erweitert, ohne einen eigentlichen Fortsatz, aber nach innen von dem Ursprung des Metatarsus wie durchbohrt eri-cheinend; End- sporen wie bei den Männchen der übrigen Arten fehlend. Hinterlcibsrücken glänzend schwarz, gioh und gedrängt punktirt; die Behaaiung der beiden ersten Hinge diclit, mehl- weiss, je ein deutliches Querband bildend; dasjenige des zweiten Ringes durch seine geringere Breite eclion etwas den Filzbinden der folgenden Ringe gleichend, aber weniger glatt- haarig und nielit f-o scliarf abgeschnitten wie die.'-e. Viertes Bauclii^egment ganz einfach, gerade al)gesclinitten, ohne Kiele; das fünfte llacli, in der Mitte mit starker, quer dreieckiger Schwiele, das sechste jederseits mit starker, glatter, bohnen- förmiger Auftreibung. Weibchen. Körperlänge 0- lO'/j mill. Fühlergeissel braunroth, Schaft pechbraun. Seiten der Stirn und des Clj- peus diclit und filzig, rein weist> behaart. Scheitel dicht fein- 307 körnig, Mesonotum dagegen sperrig und grob, siebartig punktirt, sebr glänzend; Scutellum ebenfalls sebr grob, aber dicbt punktirt. Pronotum, Hinterrand des Mesonotum und Post- scutellum dicht gelbtilzig, Pleuren dünn wei^-sliaarig, Hinter- leibi-rücken sehr dicht und feinkörnig punktirt, das erste Seg- ment nur beiderseits, das zweite in Form eines schmalen Querbandes weiss befilzt. Beine pecbbraun, an den beiden hinteren Paaren die Tarsen, am dritten auch die Schienen rostfarben; die Seopa der letzteren bellgelb, aussen silberweiss schimmernd. Diese Art liegt mir aus Portugal (Hoffmannsegg), Sicilien (Grobmann^, Klein-Asien (Loew) und Aegypten" (Ehrenberg) vor, von letzteren drei Localitäten in beiden Geschlechtern; ausserdem ist sie auch bei Neapel (Costa) und in Algerien (Lucas) einheimisch. Anmerkung. Die wiederholte Beschreibung dieser Art unler verschiedenen Namen beruht offenbar auf ihrer von den betreffenden Autoren nicht vermutheten weiten Verbreitung; denn durch die Färbung der Fühler und die Bandiruns des Hinterleibes ist sie wenigstens im männlichen Geschlecht so leicht kenntlich, dass sie nach den citirten Beschreibungen kaum missdeutet werden konnte. In der ältesten Spinola'schen Chaiakteristik könnte nur die Angabe, dass das Stigma der Vorderflügel schwarz sein soll, Anstoss erregen; da jedocb alle hier in Betracht kommenden Arten ein hell gefärbtes Stigma besitzen, so kann nur ein Versehen von Seiten des Autors vorliegen. Während die Nom. albocincta Lucas un- zweifelhaft das Weibchen seiner Nom. perforata ist, gehört die z\Aischen beide eingeschaltete Nom. flavilabris (a. a. 0. p. 186, no. 101. pl. 7, flg. 4) der gegenwärtigen Gattung über- haupt nicht an; es spricht dafür ebensowohl die Angabe, dass der Clypeus mit drei gelben Flecken gezeichnet und die Oberlippe ganz gelb ist, wie die Abbildung, welche das .Vorhandensein kleiner Tegulae erkennen lässt. — Die Zu- sammengehörigkeit der im Obigen vereinigten beiden Ge- schlechter ist zwar nicht direct erwiesen, aber dadurch sehr wahrscheinlich, dass sie mir in übereinstimmender Weise aus Sicilien und Aegypten, un beiden Localitäten in Gemeinschaft aufgefunden, vorliegen und dass diesen Exemplaren die von Lucas gegebenen Beschreibungen seiner gleichfalls mit ein- ander gesammelten beiden Arten genau entsprechen. Ausser den vorstehend charakterisirteu Arten ist noch zweier zu erwähnen, von denen die eine von Brülle als in 20 308 Griechenland einheimisch erwähnt wird , aber bei den völlig unzulänglichen, über sie gemachten Angaben nicht zu erkennen ist; die andere, aus Arabien stammende möglicher Weise gleich der Nom. ruficornis auch in Süd-Europa vorkommen könnte: Nomia bispinosa Brull6, Exp6dit. de Mor4e III. 1. p. 348, no. 767. Die Art, nach dem Männchen beschrieben, soll 10 mill. lang sein; die Unterseite der Fühler wird als gelb, an den schwarzen Beinen die Schienen?pitze und die Tarsen als rostfarben bezeichnet. Alle übrigen Angaben, welche sich nur auf Färbung und Sculptur beziehen, treffen auf die Männchen sämmtlicher Arten in gleichem Maasse zu; plastische Merkmale werden nicht berührt, nicht einmal über die Form der Hinterbeine etwas angegeben. Nomia unidentata Olivier, Encj^cl. meth. VIII. p. 376, no. 2. — Die Länge des Männchens wird auf 4 Lin. angegeben, die Fühler und Beine als „fauves" bezeichnet. Die Hinter- schenkel sollen « enig geschwollen und gegen die Spitze hin mit einem Zahn bewehrt, die Hinterschienen ein wenig ge- bogen sein und innen an ihrem Ende in einen zugespitzten (polntu) Lappen auslaufen. — Nach dieser gleichfalls etwas vagen und zu concisen Charakteristik wäre es nicht undenkbar, das« Olivier dabei die obige Nom. ruticornis Spin, vor sich gehabt habe. Sollte sich dies bei Prüfung des Original- Exemplares ausweisen, so würde der Olivier'sche Name als der ältere für den Spinola'schen zu substituiien sein. 309 Lepidopterologisclies von Dr. Rosslei* in Wiesbaden. Icidalia Inomata Hw. (Saffasata Tr) und Deversaria H. Nachdem Herrieh-ScbäfTer seine Deversaria aufgestellt und durch vortreffliche Abbildungen kenntlich gemacht hat, •vam'11 man doch in der letzten Zeit diese Acidalia für blosse A.bänderung von Suifusata anselien. Beide Arten habe ich otV; gefangen und aus dem Ei erzogen, wobei mir die feste Ucberzeugung ihrer Artverschiedenheit geblieben ist. Deversaria hat ganz helle, warme beingelbe Farbe, wie Ai ;, Dilutaria H. SufFusata hat eine kältere, an frischen Stöcken grünlich ockergelbe, etwas dunklere Färbung, die a\ icr mit der Zeit in der Sammlung wie bei der ähnlich ge- fä rbten Ac. Straminata statt grünlicli röthlich wird. In der K egel steht bei Deversata der dunkle Mittelpunkt auf dem 0 berflügel innerhalb (nach der Wurzel zu), auf dem Unter- fli jgel ausserhalb des Mitlelschattens nach dem Rande zu; bei S uflusata stehen alle Mittelpunkte in der Schattenbinde, jedoch k ornmen Ausnahmen vor. Entscheidendes Kennzeichen ist al3er bei Deversaria, dass die nach dem Mittelschatten fol- gende 5^uerlinie, ganz wie bei Aversata, am Vorderrande, besonderer auf der Unterseite einen scharfen Winkel bildet, wäh rend .<. Lepidopterologisclie Notizen von IVillielm IleuaeUer in Osterwieck am Harz^ I. Zu den „Lepidopt. Plaudereien" des Herrn A. Keferstein, Stettiner entomol. Zeitung 1871 pag, 326 erlaube ich mir zu bemerken: ad B. — Odezia tibiale Esp. Ist ausser an den im obigen Aufsatze angeführten Fund- orten auch bei Göttingen von dem Herrn Director Blauel (zur Zeit in Osterode) gefangen, welcher mir einen reinen q überliess. Was die Synonymie dieses seltenen Spanners an- betrifft, so gehört Aethiopata Scop. 581 sicher zu Botys cin- gulata L., während Tibialata Hb. 7 — 10 Jahre jünger als die Esper'sche Bezeichnung ist. Agrotis speciosa Hb. Ist an einigen Stellen des Oberharzes nicht selten. Im Jahre IH68 fing ich das Thier in Mehrzahl (mittelst Bier- köder) und in den verschiedensten Färbungen; am häufigsten waren die hellen Stücke, v>äluend auch dunklere, ja fast einfarbige Stücke vorkamen. Zuchtversuche schlugen sämmt- lich fehl, da ich nie Eier in der Gefangenschaft erhielt. Die meisten Exemplare waren stark abgefiogen oder hatten- Flügelrisse. Bei dieser Gelegenheit erwähne ich, dass diese Art höchst wahrscheinlich von Saxesen mit Panthea coenobita- 321 Esp. verwechselt worden ist, vias Veranlassung gab, dass Letztere als Bürgerin unserer Gegend sowohl von Speyer (d. geograph. Verbreitung der Schmetterlinge Deutschi, u, d. Schweiz II. Th. pag. 45) als von Heinemann (d. Schmetterl. Deutschi. u. d. Schweiz pag. 295) angeführt wurde. Weder Zincken-Sommer , Dr, Ja&che (Ilsenburg), v. Heinemann noch ich haben Coenobita in hiesiger Gegend beobachtet. II. Von Herrn Dr. Ferd. Rudow in Seesen wird im letzten Jahrgang dieser Zeitung pag. 381 die Gegend von Harzburg, Goslar etc. arm an PHanzeu, Käfern und Schmetterlingen genannt. Was die Pflanzen uud Käfer anlangt, so habe ich darüber kein competentes Urtheil, obgleich mir gerade die Harzburger Gegend von Botanikern von Fach als ein höchst interessantes Sammel-Terrain gerühmt worden ist; was aber die Schmetterlinge anbetrifft, so kann ich bezeugen, dass wenigstens der nördliche Harz ausserordentlich reich an Arten ist. Das von mir seit einer langen Reihe von Jahren explo- rirte Gebiet umfasst den Südrand des Fallsteins ('/j Stunde von hier), die Gegend zwischen hier und Hsenburg (mit dem sehr ergiebigen Schauen'schen Holze), ferner Harzburg, den Brocken bis zum Torfhaus und Oderbrück, Wernigerode, Rosstrappe und die Gegend zwischen Blankenburg und Halber- stadt mit dem Happelberg. Das Gebiet ist sehr klein im Verhältniss zu dem des Herzogthums Nassau, auch kleiner als das von Stange bei Halle und Pfützner bei Berlin durch- forschte; trotzdem kann ich bis jetzt als ganz zuverlässig für dasselbe z. B. 233 Arten Noctuen (im engeren Sinne, nach Lederer) nachweisen, während Stange 272, Pfützner 282 und Rössler 297 für ihre betreffenden Gebiete kennen. Das sind doch sicher ebenbürtige Resultate (die keinen Vorwurf der Armuth verdienen), besonders, wenn man berücksichtigt, dass fast kein Jahr oiine Auffindung für unsere Fauna neuer Arten verfliesst! Ueberraschend ist aber der Reichthum an Kleinschmetter- lingen, welche leider bisher ausser von mir nur von meinen verewigten Freunden Dr. Jasche und v. Heinemann in dem angegebenen Terrain gesammelt wurden. Ich kann wirklich allen Lepidopterophilen unserer Gegend das Sammeln und Züchten dieser höchst interessanten Thiere nicht genug empfeh- len. Vielleicht ist es mii- vergönnt, nachdem ich noch mehr Material zusammengebracht, in einem Werkchen die Lepi- doptern des nördlichen Harzes ausführlich zu besprechen, in welchem ich ganz besonders den Microptern alle Aufmerk- samkeit schenken würde. 3i2 III. Zum Schluss will ich noch die sporadischen Funde in hiesiger Gegend von folgenden südeuropäischen Species er- wähnen: Deilephila Livornica Esp, Einmal um Lonicera caprifolium schwärmend bei Hornburg. Deilephila Nerii L. Im warmen Sommer 1868 bei Osterwieck und Hornburg als Schmetterling und Raupe. Deiopeia Pulchella L. Einmal von Dr. Jasche bei Ilsenburg (Exemplar in meiner Sammlung). Margarodes Unionalis Hbn. Ein frisches Stück vom Justizrath Genzmer bei Halberstadt gefunden (Exemplar in meiner Samm- lung). Ueber Heerwurms-Ersclieinungen, vom Forstmeister Tli. Beliug* in Seesen am Harz. Ein in No. 4 bis 6 des 32. Jahrganges Seite 183 und folgende dieser Zeitung befindlicher Aufsatz von Herrn Fr. Th. Koppen in Leipzig enthält unter Anderem am Schlüsse auch Nachrichten über Heerwurms-Erscheinungen in Russland, mit Einschluss von Livland und Kurland. Aehnliche Mitthei- lungen sind daselbst als wünschenswerth bezeichnet, und nehme ich daraus Veranlassung, in Nachstehendem dasjenige voll- ständig zusammenzustellen, was ich über Heerwurms-Erschei- nungen bis jetzt zu erkunden vermocht habe. Einige weitere, den Gegenstand angehende Bemerkungen mögen gleichzeitig Platz linden. 1603. Caspar Schwenkfeit gab in seinem Theriotropheum Silesiae, Liegnicii J6ü3, die ersten gedruckten Nachricliten über den Heerwurm. Die denselben bildenden Maden nannte er Ascarides n)ilitares, die zur Sommerzeit gleichsam wie Ketten zusammenhängend kröclien, wie wenn sie ein Heer bildeten. 1698 bis 1700. Zu Anfang des achtzehnten Jalirhunderts erwähnt der Rector der Schule zu Schleusingeu, M. Cinistian 323 Junker, später kurfürstlich sächsischer Historiograph zu Dres- den, in seiner ungedruckt gebliebenen physikalischen wie geschichtlichen Beschreibung der Grafschaft Henneberg des Heerwurms als einer sonderlichen Art Waldwürmer, die im Ilmenauer Oberforst, in der Goldlauter, in dem Suhlaer Forst, auch im Schwarzwalde unweit Ohrdruff angetroffen seien. Anno 1701 habe man keine bemerkt, wohl aber in den vor- hergehenden Jahren, da sie stark gezogen, aber niemals einigen Schaden gethan. 1756, 1774, 1778, 178!, 1':82. Im Monat Juli 1774 Hess sich eine Stunde von der Stadt Eisenach entfernt wiederum wie im Jahre 1756 ein grosser Heerwurm, als eine 7 Ellen lange graue Schlange mit vielen Köpfen sehen. Dr. Kühn, praktischer Arzt in Eisenach, beobachtete denselben, entdeckte im Jahre 1778 abermals einen solchen in einem dunkeln Walde an sumpfiger Stelle, bekam im Sommer 1781 Maden von einem bei Wilhelmsthal aufgefundenen Heerwurm, der über 12 Ellen lang, handbreit und daumensdick gewesen, und züchtete endlich im Jahre 1782 aus Larven, die er in jenem Jahre nochmals empfing, das fertige Insect „eine kleine elende schwarze Fliege'''. Kühn's ausführliche Beobachtungen sind mitgetheilt in Walch's Naturforscher Band I. 1774 Seite 79, Band XV. 1781 Seite 96 und Band XVIII. 1782 Seite 2 6, wo sich auch eine Abbildung der Mücke befindet, welche indessen so mangelhaft ist, dass sie von keinem späteren Natur- forscher richtig gedeutet werden konnte. 1804 bis 1807 zeigten sich kleine Heerwürmer bei Zarge am Harz. Bericht des naturwissenschaftlichen Vereins des Harzes für die Jahre 1855 und 1856, Wernigerode 1857, Seite 5. 1812. In der Gegend von Hersfeld (im vormaligen Kur- fürstentlium Hessen, Provinz Fulda) wurde schon im Monat April der Heerwurm iu ungeheurer Menge gesehen, v. Wil- dungen's Taschenbuch für Forst- und Jagdfreunde für die Jahre" 1809-1812, Marburg, Seite 59. 1813 und 1814. In jedem dieser beiden Jahre wurden im Sommer Heerwurmszüge im Buchenbestande am Wiesen- berge bei Winterstein in Thüringen nach einer brieflichen Mittheilung des Forstraths a. D. A. Kellner in Gotha vom 23. November 1868 an den Verfasser, gesehen. 182'». Etwa in diesem Jahre erhielt Professor F. S. Voigt in Jena eine Quantität Heerwurmslarven von Wilhelmsthal bei Eisenach zugesandt, welche jedoch, bevor ihre Verwand- lung erzielt wurde, abstarben. F. S. Voigt, Lehrbuch der Zoologie ISIO, Seite 248. 1828. Bei Zarge am Harze wurden wie in den Jahren 21 324 1804 bis 1807 kleine Heerwurmszüge gesehen. Bericht des naturwissenschaftlichen Vereins des Harzes für die Jahre 1855 und 1856, Wernigerode 1857, Seite 5. 1844. Im Monat Juli wurde im Buchenwalde am Wege von Birkenmoor nach Ilfeld am Harze ein Heerwurm auf- gefunden. 1845. Am 21. Juli zeigte sich daselbst abermals ein Heerwurm, von welchem der damalige Königl. hannoversche Förster Räude in Birkenmoor erst Larven und später auch gezüclitete Mücken an den Hofrath Professor Dr. Berthold in Göttingen sandte, welcher bei der wissenschaftliohen Unter- suchung die Ansicht gewann und hieinächst veröffentlichte, dass die aus der Heerwurmslarve hervorgehende Mücke die längst bekannte Tipula Thomae L. Sciara Thomae Mei- gen sei. Nachrichten von der Georg Augusts-Universität und der Königl. Gesellschaft der Wissenschaften zu Göttingen vom Jahre 18^45 No. 5 Seite (.5 bis 78. in demselben Jahre zeigte sich während des Sommers ein Heerwurm bei Til.iit in der Jacobsruhe. Siehe das Jahr 185(3. 1846. Vom 7. bis 23, Juli wurden Heerwürmer im Petersilien- und im Wagnersthale bei Zarge am Harze vom Oberbergmeister Weichsel daselbst beobachtet. Bericlit des naturxA issenschaftl. Vereins des Harzes für die Jahre 1855 und 185M, Wernigerode 1857, Seite 6. 1847 zeigte sich im Sommer ein Heerwurm in den Gebirgswaldungen bei Hohausen am Harz, nach der dem Ver- fasser von einem glaubwürdigen Forstbeamten gemachten mündlichen Mittheilung. 1819. Der Rentamtmann Hahn in Ichtershausen bei "Neudiebendorf erhielt einen Heerwurm aus der Nähe von Dürnberg zwischen Arnstadt und dem Schneekopf in Thüringen. Derselbe stellte über den Heerwuim vielfache Beobachtungen, * Untersuchungen und Forschungen an und hielt die denselben bildenden Larven einer bis dahin unbekannten Sciara ange- hörig, welche er Sciara thuringiensis nannte. Prof. Ber- thold fand die von Hahn empfangenen Heerwurmsniücken mit denjenigen von Birkenmoor (sielie Jahr 1845), seiner vermeint- lichen Sc. Thomae, übereinstimmend. Berthold, der Heerwurm, Gütlingen 1854, Seite 51. 1850. Am 3. August Morgens früh wurde ein grosser Heerwurmszug bei Oberhof in Thüringen in der Nähe des sogenannten Lochbrunnens von einem Wegewärter aufgefunden. Derselbe war 12 bis 14 Fuss lang und 3 Finger breit. Der Hofrath und Bibliothekar Ludwig Bechsteiu in Meiningen er- hielt von diesem Heerwurm eine (^)uantität Larven, l)eobachtete 325 dieselben einige Zeit hindurch, erzielte die Verpuppung und pchliesfilich auch zwei Mücken, deren genauere Untersuchung ihn veranlasste, die Berthold'sclie Bestimmung vom Jahre 1845 als einen Irrthum hinzustellen und die Mücke als eine noch nicht beschriebene zu bezeichnen. Der Heerwurm, sein Erscheinen, seine Naturgeschichte und seine Poesie von Lud- wig Bech.stein, Nürnberg 1851. 1853. Professor Dr. Berthold in Göttingen erhielt durch den Hofchirurgus Dr. Hahn Heerwurmslarven aus der Eilen- riede bei Hannover. Dieser Umstand, sowie Bechstein's vorhin gedachte Broschüre gaben Berthold Veranlassung, den von ihm für wichtig genug erachteten Gegenstand einer noch- maligen ausführlichen Untersuchung und gründlichen Beleuch- tung in den Abhandlungen der Köuigl. Gesellschaft der Wissen- schaften Band VI. |iag. 39 zu unterwerfen, deren Resultat war, dass Berthold mit Entscliiedenheit bei der früher ausgesproche- nen Ansicht beiiarrte, die Heerwurmsmücke sei keine andere als Sciara Thomae Meig. Seitdem hielt man die Sache für entschieden, bis, wie sich später aus dieser Darlegung ergeben wird, gründliche Beobachtungen und Forschungen der Neuzeit die Berthold'sche Behauptung hinfällig gemacht haben. In demselben Jahre, sowie auch 1854 zeigten sich im Sommer Heerwurms/üge in der Gegend von Herrnhut in -der Oberlausitz. Von den die Züge bildenden Larven meinte man, dass sie der WiesenschnaUe angehörten. Allgemeine Forst- und Jagdzeilung vom Jahre 1856 Seite -179. In demselben Sommer 1854 wurden zu Sasquitten bei Kastenburg im Erlengehölz mehrere Heerwürmer Morgens 7 Uhr und Nachmittags zwischen 12 und 1 Uhr beobachtet. Professor Berthold in Göltingen empiing von diesem Heer- wurm Larven in Spiritus, fand dieselben von den im akade- mischen Museum zu Göttingen aufbewahrten in mehrfacher Hinsicht verschieden und sprach sich brieflich dahin aus, dass die Larven von Sciara Thomae es nicht allein sein möchten, welche Heerwürmer bilden. 1855. Am 8. August fanden einige junge Entomologen aus Blankenburg auf der Höhe des Eschenberges im Wien- röder Forstreviere am Harze nach einem Gewitterregen etwa (■) Uhr Abends dicht am Fusswege einen Heerwurm von etwa 3 Fiiss Länge und der Dicke eines Mannesdaumens. Bericht des naturwli-senschaftlichen Vereins des Harzes für die Jahre 1855 und 185(), Wernigerode 1857, Seite 5. 1856. Im Sommer wurde im Tilsiter Vergnügungsorte Jacobsruhe der Heerwurm, welcher daselbst zuerst 1845 in der tieferen, feuchten Gegend des Parkes während der Nach- mittagsstunden beobachtet war, Morgens öfter gesehen und 21' 326 erregte, gleichwie 11 Jahre früher, Erstaunen und Bewunde- rung. Hohmann, Jahresbericht der Tilsiter Realschule vom Jahre 1857. 1859. Im Juli zeigte sich ein Heerwurm von 10 bis 12 Fuss Länge im Annatliale bei Eisenach. H. 0. Lenz, Natur- geschichte 4. Aufl. 18H4 Band 3 Seite 387. 1860. Im Monat Juni wurde der Heerwurm zum ersten Male auch im Sächsischen Erzgebirge vom Bürtjerschuliehrer Seifl'ert zu Buchholz in der Nähe des Waldschlösschens bei Buchholz in einer Fichtenwaldung beobachtet. Leipziger Tage- blatt von der zweiten Woche des August 1867 und briefliche Mittheilung des Dr. Stössner in Annaberg vom 22. November 1868 an den Verfasser. 1861. Am 24. Juli -nurde ein Heerwurm auf dem Bade- wege in der Buchenwaldung zwischen Mannbach und Ilmenau im Thüringerwalde gesehen. H. 0. Lenz an dem beim Jahre 1859 aufgeführten Orte. In demselben Jahre wurde im Juli von einem Wald- arbeiter aus dem Dorfe Claussa hart am Laubwalde Leine bei Altenburg eines Morgens beim Gange nach der Arbeit ein Heerwurm gefunden. Schlenzig an dem beim Jahre 1864 angeführten Orte. 18b3, 1864. In diesen beiden Jahren zeigten sich nach einer dem Verfasser gemachten glaubwürdigen mündlichen Mittheilung gegen Ende des Monats Juli Heerwürmer von geringer Ausdehnung im Buchenwalde unweit Staufenburg und Gittelde am Harz. Zu Anfang des Monats Juli liess sich in dem bei dem Jahre 1851 genannten Laubwalde Leine unweit Altenburg in der Nähe des Wildzaunes bei Zschernichen wiederum ein Heerwurm antreffen, der den ganzen Monat hindurch beobachtet wurde, und dessen Züge umfangreicher waren, als die meisten anderen, von denen schriftliche Nachrichten vorhanden sind. Schlenzig in den Mittheilunsen aus dem Osterlande Band XVil. Hei't 1 und 2, Altenl)urg 1865, Seite 72. Durch Schleiizig"s Vermittelung gelangten Larven und Mücken von jenem Heerwurm an die Sammlungen der Königl. Preussischen liöheren Forstlehranstalt in Neustadt-Eberswalde, und der bei dieser Anstalt damals tiiätige Geheimerath Prof. Dr. Ratzeburg glaubte in den Mücken mit Sicherheit Sciara Thomae zu erkennen. Grunert, Forstliche Blätter 12. Heft, Berlin 1866, Seite 242 Anmerk. 1865. Am 26. Juli machte ich die erste Bekanntschaft mit dem Heerwurm an derselben Stelle unfern Staufenburg und Gittelde am Harz, wo sich bereits in den Sommern 1863 und 1864 (siehe vorstehendj Heerwürmer gezeigt hatten. 327 1866. Zu der obengedachten Heerwurms-Fundstelle wur- den gegen Ende des Monats Juli noch einige neue bei Seesen und unweit Hohausen in Buchenwaldungen entdeckt, und an der einen dieser neuen Fundstellen wurden in den Monaten Juli und August kleine Heerwurmszüge in grösserer Anzahl beobachtet. 1867. Auch in diesem Jahre zog der Heerwurm in den Monaten Juli und August an dem einen der mir in hiesiger Gegend bekannt gewordenen Fundorte, und zwar unfern Hohausen, in zahlreichen grösseren und kleineren Processionen auf dem Boden im Buchenwalde umher. In demselben Jahre sah man Heerwürmer bei Ruhla im Thüringer Walde nach dem Eisenacher Tageblatt und im Oberharze unweit Stiege nach einer mir gewordenen glaub- haften mündlichen Mittheilung. 1868. Am 20. Juni gegen Abend sah ein Forstbeamter an der Heerwurmsfundstelle unweit Hohausen einen kleinen Heerwurmszug. Ich selbst konnte in dem gedachten Jahre trotz aufmerksamsten und fleissigsten Nachsuchens nicht einen einzigen Heerwurraszug auffinden. Auch in den trockenen Sommern 1869 und 1870 waren meine desfallsigen Bemühungen ohne allen Erfolg, jedoch wurde das Leben der Larven unter der Streulaubdecke des Waldes an mehreren Stellen mit Aufmerksamkeit bis zur Aus- bildung des fertigen Insects beobachtet. 1871. Unweit Staufenburg sah ich im Monat Juli nach mehrjähriger Unterbrechung wieder zahlreiche Heerwurmszüge an mehreren Waldstellen. Ausserdem zeigten sich in dem Jahre Heerwürmer am Harze noch bei Schulenberg am Ein- gange des Oberthaies und bei Stolberg am Wege nach Brei- tenstein im Buchenwalde. Braunschweiger Tageblatt vom Jahre 1871 No. 193 und 219. So viel über Heerwurms-Erscheinungen in Deutschland. In Norwegen war der Heerwurm schon zu Anfang des verwichenen Jahrhunderts bekannt, und auch in Schweden, sowie in Litthauen ist derselbe beobachtet; jedoch sind Nach- richten über specielle Fälle seines dasigen Auftretens mir nicht bekannt geworden. In Beziehung auf die Schweiz habe ich nur die eine Nachricht aufgefunden, dass sich zu Anfang August 1851 früh Morgens in Vulpera bei der Tarasper Salzquelle im feuchten Gebüsch zwischen dem Inn und dem Spazierplatze ein Heer- wurm gezeigt. Vierteljahrsschrift der naturforschenden Ge- sellschaft, Zürich 1857. In den Karpathen ist der Heerwurm in neuerer Zeit mehrfach beobachtet, Professor Dr. Nowicki aus Krakau er- 328 blickte am 26. Juli 1865 früh zwischen Schmeeks und der Lomnitzerspitze vier ziehende Heerwiirmer innerhalb der Fichteniegion, Am 13. Juli desselben Jahres bemerkte der Oberlörster Semrob in den galizischen Karpatheh unweit des Dorfes Kopaliny bei Bochnia einen über den Waldfahrweg ziehenden Heerwurm. Zu Anfang Juli des Jahres 1867 er- scbien der Heerwurm bei Kopaliny wieder. Prof. Nowicki widmete demselben emsige und erfolgreiche Forschungen, ent- deckte in der aus den Larven resp. deren Puppen hervor- gehenden Mücke eine neue Species der Gattung Sciara, welche er Sciara militari s nannte, und schrieb darüber eine sehr aus- führliche Abhandlung, welche im VI. Bande der Abhandlungen des natui forschenden Vereins zu Brunn enthalten und auch als Separatabdruck „der Kopaliner Heerwuim und die aus ihm hervorgehende Sciara militaris von Dr. Max Nowicki, Brunn 1868^^ erschienen ist. Verfasser dieses beschäftigte sich seit dem Jahre 1865 mit eingehenden Beobachtungen über den Heerwurm, züchtete zuerst im Jahre 1866 und von da an alljährlich die Mücke in grosser Anzahl, und zwar aus Larven von ganz verschie- denen Fundstellen immer dieselbe Species, welche auch Prof. Nowicki erzielte, und gelangte durch seine bis jetzt weiter- geführten Forschungen zu dem bereits im 9. Jahrgange des „Zoologischen Gartens von Dr. Noll'-' Frankfurt IStiS Seite 365 dargelegten und, wie er meint, genügend begründeten Resul- tate, dass, so weit sich bis jetzt übersehen lässt, die Larven der Sciara militaris allein es sind, weiche in der Mitte des Sommers die schon so viel bewunderten, interessanten Heerwurmsprocessionen bilden, nicht aber die Larven der Sciara Thomae, \\ eiche man noch gar nicht kennt. Allen vorhandenen Nachrichten zulolge, mit Ausnahme der vorstehend bei dem Jahre 1812 angeführten, haben sich die Heerwurmszüge in den Monaten Juni, Juli und August gezeigt. Wenn dagegen im Jahre 1812 der Heerwurm bei Hersfeld schon im Monat April gesehen wurde, so deutet dies jedenfalls auf eine andere Sciaren-Species als Sc. mi- litaris, und möglicherweise ist Verfasser derselben bereits auf der Spur; denn im Frühjahr 1871 entdeckte derselbe eine neue Sciaren-Species in den hiesigen Buchenwäldern, die er Sciara gregaria benannt hat, deren Larven in grosser Menge vorhanden waren, eine ganz gleiche, massen- haft gesellige Lebensweise wie die Larven der Sc. militaris führten und wenigstens unterhalb der Laubdecke des Waldbodens im Monat April kleine Heerwurmszüge aus- führten. Weiter fortgesetzte Beobachtungen müssen ergeben, in wie weit jene Larven unter Umständen auch offen- 329 kundige Procession en, wie die Maden der Sc. militaris veranstalten. Sollte Jemand die vorstehenden historischen Angaben durch Mittheilung anderweiter Nachrichten zu ergänzen ver- mögen, so würde der Verfasser dafür dankbar sein. Beiträge zur Kenntniss der Arten des Genus Eupithecia Curt. von Carl Dietze in Frankfurt a. M. (Fortsatzung.) E. Chloerata Mab. pet. Nouv. Ent. — Goossens Annales d. 1. Soc. Ent. d. France 1872. Vor zwei Jahren wurde von Herrn Tli. Goossens bei Paris eine neue, zwischen Rectangulata und Debiliata stehende Eupi- thecia gefunden, deren Raupe im Mai auf Prunus spinosa, Anfangs ofi'enbar in den Blüthen, leben soll. Es lag die Vermuthung nahe, dass diese Art, wie viele Eupithecien, ein grösseres Verbreitungsgebiet habe, und dass sie somit in manchen Sammlungen sclion unter den Rectan- gulata-Varietäten vertreten sei. Dies fand sich auch insofern bestätigt, als sich ein ganz verflogenes, in Frankfurt gefan- genes Exemplar vorfand , während weder in den hiesigen Sammlungen, noch unter dem zur Einsicht einlaufenden Ma- terial die neue Speeies vertreten war. Auch aus einer Bota- nisirbüchse voll Schlehenblüthen entvA ickelten sich lediglich brumaria-, rupicapraria- und Argyresthien-Raupen, und zwar, wie sich nachträglich herausstellte, deshalb, weil die Raupe nur da vorkommen soll, wo die Futterpflanze wenig der Sonne ausgesetzt steht, d. h. später blüht. Unter einer kürzlich aus Heidelberg erhaltenen Sendung befanden sich nun ausser einer Anzaiil an den Chaussee-Steinen (auf dem Wege nach Ziegelhausen) gesammelter Exemi)lare von Abbreviata, Plumbeolata, Coronata, Debiliata und Rectan- gulata auch vier gut erhaltene Stücke der neuen, Chloerata getauften Art. Es unterliegt gar keinem Zweifel, dass wir es nicht etwa mit einer Rectangulata- Varietät, sondern mit einer 330 gulen, stets sicher zu erkennenden Art zu thun haben. Die Worte: „Zwischen Rectangulata und Debiliata stehend" charak- terisiren sie vollkonnmen; sie sieht eben gerade so aus, wie man sich einen Bastard der zwei genannten Species vor- stellen würde. Habitus, Farbe, Zeichnung, Alles ist halb Rectangulata, halb Debiliata. Von Rectangulata unterscheidet sich die neue Art vor allen Dingen dadurch, dass die äussere Begrenzung des Mittel- feldes, jene bei R. fast ununterbrochene, auf den Adern selten verdickte Linie (ähnlich wie bei D), deutlich in Pfeilstriche aufgelöst ist. Während wir bei R. Wurzel-, Mittel- und Saumfeld unterscheiden , von denen sich das Mittelfeld meist durch verschiedene Farbe abhebt, finden wir hier eine ziem- lich gleichmässige, düstere, nur ganz spärlich mit Grün ge- mischte Flügelfärbung. Der bei R. gewöhnlich fehlende Mittel- fleck der Oberflügel tritt immer deutlich auf. Die Flügel sind rundlicher; ihre Farbe und Grösse variiren wenig; im Allgemeinen bleibt Chloerata hinter der Rectangulata-Grösse zurück. Von Debiliata ist die neue Species wegen der dunkleren Färbung leichter zu unterscheiden. Die das Mittelfeld be- grenzenden schwarzen Flecken sind bei D. kleiner, noch mehr den Zusammenhang verläugnend. Der Mittelfleck ist rund- licher, bei C. mehr dreieckig. Die Unterseite bietet ebenfalls erhebliche Unterschiede ; sie erinnert bei C. an diejenigen von Pusillata, denn es fehlen die für D. charakteristisclien, breiten, scliwarzen Querbinden grösstentheils, dagegen treten auch die scharfen Zeichnungen der R. nicht auf. Abgesehen von den oben angeführten Unterschieden, ab- gesehen ferner von den in der Raupe liegenden Versciiieden- heiten, giebt es ein gutes Merkmal, wodurch sich Cliloerata, den vorliegenden 7 Exemplaren nach zu urtheilen, stets sicher erkennen lässt. Es sind nämlich die 3 ersten Hinterleibs- segmente in den Weichen und theilweise auf dem Rücken rot h braun, bisweilen sogar schön rosa, während sowohl bei Rectangulata und Debiliata das zweite und theilweise das dritte Segment auf dem Rücken tief schwarz sind. Bei R. finden wir nur sehr selten den vierten, fünften und sechsten Ring mit einzelnen braunen Schüppchen gemischt, aber nie- mals die Weichen vollkommen rotiibraun gefärbt. Schliess- lich sind bei C. auch die Palpen verschieden, indem auch sie auf der Aussenseite öfters eine merklich rothe Färbung zeigen. Herr Goossens war so freundlich, mir die auf Prunus spinosa gefundene Raupe im ausgeblasenen Zustande und ab- gebildet zu übersenden. Die erste diesjäljrige Nummer der 331 Annales de la Soc. ent. de France, die leider noch nicht vor- liegt, wird eine ausführlice Beschreibung derselben bringen. Ich will daher dem Entdecker in der Beschreibung der Raupe nicht vorgreifen und nur bemerken, dass sie, wie der Schmet- terling, zwischen D. und R. steht. Sie ist nämlich weiss- grün und führt eine schmale, unterbrochene, rotlie Rückenlinie. Eupithecia Chloerata ist jetzt die 57. Eupithecien- Art unserer Umgegend; es werden aber ausser E. Actaeata und Immundata, die mit der Futterpflanze sicher vorkommen, hoffentlich noch mehr Arten aufzufinden bleiben. Beschreibung eines Hermapliroditen von Aglia tau L., von Carl Dietze in Frankfurt a. M. In der Sammlung des Herrn Fr. Dickin in Frankfurt a. M. befindet sich ein interessanter Zwitter von Aglia tau, bei dem nicht, wie gewöhnlich, einzelne Theile auf der einen Seite männlich, auf der anderen weiblich sind, sondern wo jedes einzelne Glied auf jeder Seite theils männlich, theils weiblich ausgebildet und gefärbt ist. Dieses auffallende Miss- gebilde wurde vor Jahren an einem Stamme sitzend, noch niclit ganz voll wüchsig, gefunden, wobei leider versäumt wurde, die jedenfalls auch charakteristische Puppe aufzusuchen. Bei Lebzeiten soll der Leib dick, dem eines Weibchens gleichend , jedoch statt mit Eiern mit einer braunen Flüssig- keit, die später auslief, angelullt gewesen sein. Die Flügelspannung beträgt gerade 7 cm., hält also das Mittel zwischen der Durchschnittsgrösse beider Geschlechter. Vorderrand der Obertlügel 37 mm., Körperlänge 25 mm. Der Körper hat so ziemlich die weibliche Form, allein die Tlioraxbehaarung tritt etwas stärker hervor, auch sind die ersten Segmente schmäler, als dies sonst beim $ der Fall ist. Die Grundfarbe des Leibes ist die einer dunkeln Varietät des V, es lässt sich aber die gelbbraune männliche Beimischung durchblicken. Der hintere Theil des Thorax zeigt einen starken Haarbusch, der in der Mitte ganz die männliche Färbung hat, ebenso führen die 3 ersten Hinter- leibssegmente kleine Büschel. Hinterleibsspitze von weiblicher 332 Form auf der durch den ausfliessenden Saft entstellten Unter- seite ein kugliges, aus Chitinmasse bestehendes Organ zeigend. Die gänzlich entarteten Fühler sind wohl das Interessan- teste am ganzen Thiere; ihre obere Hälfte ist jederseits vor- herrschend männlich, die untere dagegen fast durchweg weib- lich. Der linke, am schönsten geformte Fühler fängt auf der oberen Hälfte, etwa bis zum ersten Drittel, normal an; dann kommt ein Fiedertheil, das vollkommen die Gestalt einer Krebsscheere hat. Links von diesem Theile hat sich nämlich ein glattes Anhängsel gebildet, das in der Breite den Raum bis zum nächsten Aste ausfüllt, in der Höhe nicht ganz die Hallte eines Fiedertheils erreicht und oben in einen zweiten Zahn ausläuft. Nun folgen wieder 2 unausgefüllte Zwischen- räume, und von da bis zur Spitze hat jeder Ast die Form einer Krebipe trennt von dem unteren, mehr saumwärts vortretenden Fleck ein kleines Fleckchen ab. Vor dem Ende der Mittelzelle steht ein weiss- gelbes, länglieh viereckiges Fleckchen. Vor der Flügelspitze ist eine vom Vorderrand schräg zum Saum gestellte Reihe von 3 — 4 rein weissen, kleinen Flecken. Vordenand der schwarzen Hinterfliigel gegen die P'lügel- s}titze verschmälert, weissgelb gefärbt. Auf dem Schluss der Mittelzelle ist ein weissgeüier, eiförmiger, mit der Spitze gegen den Vorderrand gerichteter Fleck, dessen Basis veil- blau gerandet ist; unter ihm in Zelle 4 und 5 näher dem Saum gerückt sind zwei kleinere, veilblaue, glänzende Flecken. In der Flügelmitte einzelne rothgelbe Bestäubung, eben solche längs des Innenrandes. Unterseite matt sch\varz, der Vorderrand bis zum Ende der Coslale theils weissgelb, theils spangrün angelegt; die 341 helle Fleckenbinde breiter, der Fleck am Ende der Mittclzelle grösser; die Fleckenreihe vor dem Saum besteht aus sechs weissen, glänzend blau umzogenen Flecken, welche in Zelle 3 — 8 stehen. Zwischen Costale und Subcostale, sowie an der Subdorsale und Dorsale zeigen sich hinter der Mittelbinde glänzend veilblaue Streifen; in Zelle Ib, Ic und 2 steht, etwas wurzelwärts gerückt, eine Reihe von drei glänzend blauen Fleckchen. Hinlerflügel tief scliwarz. Vorderrand von der Mitte bis gegen die Spitze gelbweiss; an ihn stöost, nur von der Sub- costale durchzogen, eine gelbweisse Mittelbinde; dieselbe tritt unterhalb der Subcostale in einem langen Zahn wurzelwärts und verläuft dann versclimälert und etwas bogig in Zelle Ic; sie ist zum grössten Theil durch schwarze Bestäubung ver- dunkelt und in ihrem schmäleren Theil schwach ockergelb gefärbt. Der weisse Fleck hinter der Mittelzelle ist rund und viel grösser als oben; die dunkle Färbung der Oberseite scheint innerhalb seines Randes deutlich durch. Hinter ihm, dem Saum nahe, steht eine Reihe von vier unregelmässigen, weissen, glänzend hellblau gesäumten Flecken in Zelle 2, 3, 4 und 7; der letztere berührt den runden Fleck; unterhalb dieser Flecken stehen noch zwei kleine, glänzend blaue Fleck- chen; ebenso zeigen die Subcostale in ihrer ganzen Länge, die Subdorsale gegen ihr Ende glänzend grüne und der Saum am Innenwinkel glänzend dunkelblaue Bestäubung. Franzen aller Flügel schwarz. Flügelspannung 60 mm., VorderflUgelbreite 12 mm. Ein ^ von Silhet. Diese Art steht H. Tricolor Hope nahe, unterscheidet sich aber durch die Stellung und Farbe der Fleckenreihe vor dem Saum der Vorderflügel, durch das Fehlen der gelblichen Flecken zwischen Mittelbinde und Saumflecken, sowie durch den Mangel der breiten weissgelben Mittelbinde der Hinter- flügel und der zwei weissgelben Flecken vor dem Saum, welche mein Exemplar von Tricolor zeigt. Aul" der Unter- seite liegt der Hauptunterschied in der Binde der Hinterflügel, welche bei Fasciata unterhalb der Subcostale breit beginnt und eich dann auffällig verschmälert, während bei Tricolor gerade das umgekehrte Verhältniss obwaltet und diese Binde fast den ganzen Innenrand umfasst. Heterusia signata. Der vorigen Art sehr nahe stehend; daher gebe ich nur ihre Unterschiede in Folgendem an. Auf jeder Schulterdecke ein weisser Punkt, ein gleicher an jeder Brustseite; letztere finden sich auch bei Tricolor 22* 342 Hope. An der Basis der Vorderflügel in Zelle 1 und 2 ein weissgelber Fleck. Die Mitlelbinde zeigt genau die Gestalt wie bei Tricolor; sie besteht nämlich aus vier weissgelben Flecken, deren vordere beiden etwas wurzelwärts gestellt sind, während der dritte, breiteste saumwärts tritt und durch die blaue Bestäubung der zweiten Innenrandrippe busig eingeschnitten erscheint, der untere, kleinere, kegelförmige Fleck aber etwas mit seiner Spitze zurücktritt. Der kleine weissliche Fleck an dem Ende der Mittelzelle ist wie bei Tricolor und Fasciata vorhanden; die drei Fleckchen unter demselben in Zelle Ib, Ic und 2, welche der Fasciata fehlen, sind wie bei Tiicolor gestellt, ebenso die fünf Flecken gegen die Flügelspitze. Die Hinterflügel zeigen nur den Anfang einer weissgelben Älittelbinde in einem bis auf die Subdorsale reichenden Fleck. Die beiden Fleckchen hinter dem Schluss der Mittelzelle, nahe dem Vorderrand, sind sehr verloschen, bei Tricolor deutlich, bei Fasciata als ein Fleck eisclieinend. Die beiden, bei Fasciata blauen, Flecken in Zelle 3 und 4 wie bei Tri- color weiss, die blaue Bestäubung der Rippen gegen den Saum viel schwächer als bei dieser Art. Auf der Unterseite sind die weissen Flecken grösser als oben; die Hinterflügel führen wie bei Tricolor noch zwei kleine Fleckchen in Zelle 1 c und 2; die abgebrochene Mittelbinde ist wie oben; ihre Form weicht von denen der beiden verwandten Arten ab; denn sie verläuft gleicli breit, schwach gebogen, von innen nach aussen gestellt; bei Tricolor erweitert sich die Binde in ihrem oberen Theil etwas nach innen: bei Fasciata tritt sie in einem Zahn weit gegen die Flügehvurzel. Von beiden Arten unterscheidet sich Signata auch durch breitere Flügel; dieser Unterschied ist besonders Tricolor gegenüber erkennbar, Flügelspannung 63 mm., Vorderflügelbreite 13 mm. Ein Exemplar aus Silliet. Heterusia trimacula. Thorax und Hinterleib schwarz, letzterer metallisch blau schimmernd, Schulterdeeken ockergelb. Hüften mit gelbem Fleck. Vorderflügel sch%Aarz, an der Basis des Vorderrandes ganz schwach gelb bestäubt, in der Mitte eine aus diei rund- lichen, ^^ eissen, von innen nach aussen gestellten Flecken ge- bildete Binde. Der Fleck in der Mittelzelle ist der grösste, und von ihm tiennt die Subcostale ein kleines Fleckehen am Vordorrande ab, nach innen is-t derselbe schwach gelb bestäubt. Der mittlere Fleck ist fast eiförmig, am weitesten saumwärts 343 gestellt, der untere nach aussen etwas abgestumpft und kleiner als die übrigen. Am Scliluss der Mittelzelle ein kleiner, herzförmiger, gelber Fleck. Vor dem Saum eine theilweis verloschene Reihe gelber Längsfleckchen. Hinterflügel schwarz, mit breiter, in der unteren Hälfte der Mittelzelle beginnender und schräg gegen den Innenrand ziehender und denselben wenig vor dem Innenwinkel errei- chender goldgelber Basalbinde, welche von den schwarz ge- färbten Rippen durchschnitten wird. In dem Winkel von Rippe 2 und der Subdorsale steht ein abgetrenntes, dreieckiges, gelbes Fleckchen. Auf dem Schluss der Mittelzelle ein weiss- gelber, länglich ovaler Fleck. Vorderrund bis hinter seine Mitte weis.'.gelb angelegt. Unterseite der Vorderflügel matt schwarz, gegen Saum und Innenrand bräunlich. Die Flecken wie oben, der am Scliluss der Mittelzelle etehende Fleck weisslich und grösser als auf der Oberseite. Die gelben Flecken vor dem Saum der Oberseite bilden eine theilweis zusammenhängende, weissgelbe Zackenbinde. Die Hinterflügel färben sich mit Ausnahme der gold- gelben Basalbinde grünlich gelb; schwarz sind nur die Rippen, der Saum, eine schmale Begrenzung der Basalbinde und eine Verbreiterung des Saumes am Innenwinkel. Flügelspannung 56 mm., VorderflUgelbreite 12 mm. Ein Exemplar aus Silliet. Heterusia flavomaculata. Thorax schwarz, Schulterdecken gelb, Brust weisslich gelb, ebenso die Innenseite der Beine. Vorderflügel schwarz, an der Wurzel ein sich verschmä- lernder, goldgelber, bis in die Flügelmitte reichender Längs- etreif. Die Mittelbinde besteht aus drei gelben, durch feine schwarze Bestäubung theilweis verdunkelten Flecken, dieselben sind schräg von innen nach aussen gestellt, der obere ist der grösste, nach innen etwas dreieckig, nach aussen gerade ab- geschnitten. Die beiden unteren Flecken werden kaum durcli die zweite Innenrandrip])e getrennt. Auf dem Scliluss der Mittelzelle ein lunder, goldgelber Fleck. Hinterflügel goldgelb, schwarz nur eine, gegen die Spitze breit eckig nach innen tretende Rand])inde und die Rij)pen, der Innenrand breit schwärzlich bestäubt. Die Unterseite der Vorderflügel zeigt die Mittelbinde zusammen- und wurzelwärts verflossen, den Innenrand in seinem hintern Theil gelb bestäubt und vor dein Saum gegen die Flügelspitze eine gebogene, breite, weissgelbe, auf Rippe 3 344 abgesetzte Binde. Hinterflügel matter goldgelb, Innenrand nicht schwarz bestäubt, die Randbinde grünlich gelb, mit 5 schwarzen, runden Flecken, deren beide oberen kleiner und wurzelwärts gerückt sind und noch inneriialb der Mittelzelle stehen, während die drei unteren, mit einem kleineren Fleck in Zelle 4 beginnend und als grössere Flecke in Zelle 2 und 3 fortgesetzt, eine schräg von aussen nach innen ziehende Reihe bilden. Flügelspannung 40 mm,, Vorderflügelbreite V'/j mm. Ein Exemplar aus Silhet. Heterusia octopunctata. In nächster Verwandtschaft mit H. Sexpunctata Wlk. Wie bei dieser ist der Kopf ziegelroth, der Hinterleib stalil- blau, die Vorderflügel strohgelb mit l)reit ockergelb ange- flogenen Rippen und zwei schräg über einander stehenden Fleckchen in Zelle 2 und 3. Die Hinterflügel hell strohgelb mit zwei schwarzen, schräg über einander stehenden Fleckchen in Zelle 2 und 3, während Sexpunctata nur ein solches blaues oder schwarzes Fleckchen in Zelle 2 führt. Die blass strohgelbe Unterseite führt die Flecken wie die Oberseite und ausserdem noch dicht Murzelwärts derselben auf den Vorderflügeln eine Reihe von fünf blauen Längsfleck- chen in Zelle la, b, c und zu beiden Seiten der die Mittel- zelle theilenden Rippe; die beiden letzten Flecken sind grösser und reiner blau. Die Hinterflügel zeigen noch ein blaues Fleckchen in der Mittelzelle vor deren Ende. Sexjiunctata, von welcher ich ein Paar ebenfalls von Silhet besitze, führt auf den Vorderflügeln nur zwei, auf den Hinterflügeln nur einen Fleck. Flügelspannung 48 mm,, Vorderflügelbreite 0 mm. Ein Exemplar aus Silhet. Nach brieflicher Mittheilung von Dr. Herrich- Schäffer steht diese Art auch der mir unbekannten H. Cicada sehr nahe. Chrjsostola (Herrich-Schäffer) albifrons. Fühler gekämmt, schwarz, vor der Spitze breit weiss geringt. Palpen oben schwarzbraun, unten schmutzig weissgelb, das Endglied an seiner Wurzel auch oben fein weisslich gelb geringt, Scheitel schwarzbraun, Stirn weiss. Brust gelblich, Thorax schwarzbraun mit rothgelbem Halskragen und solchen Schulterdecken, Hinterleib oben schwarzbraun, in den Seiten mit nach hinten verschmälertem, breitem, rothgelbem Längsstreif, 345 Unterseite des Hinterleibes schwarzbraun, an der Wurzel bis nicht ganz zu der Mitte ein breiter, halbeiförmiger, hell orangegelber Fleck. Vorderbeine oben schwarzbraun, die Schenkel und Schie- nen unten weiss, ebenso das Wurzelglied der Tarsen; die übrigen Tarsenglieder gelbbraun. Mittel- und Hinterbeine schwarzbraun, nur die Hüften unten weiss, die Tarsen gelbbraun, oben fein weisslich ge- ringelt. Vordertlügel glashell, die Rippen schwarz. Vorder- rand schmal, FlUgelsi)itze breit, fast % der Flügellänge ein- nehmend, schräg abgeschnitten, Saum schmal, im Innenwinkel breit eckig vortretend, Innenrand schmal, gegen die Wurzel etwas verbreitert, schwarzbraun. Schluss der Mittelzelle mit schwarzbraunem Fleck. Hinterflügel glashell mit schwarzen Rippen. Vorderrand sehr fein, gegen die Wurzel stärker, Saum breit, Innenrand schmal, gegen die Wurzel durch die auch dunkel bestäubte Innenrandrippe verbreitert schwarzbraun gefärbt. Unterseite der Oberseite gleich. Flügelspannung 22 mm., Vorderflügelbreite 4 mm. Ein (^ "von Cajenne. Chrysostola splendens. Fühler gekämmt, schwarz — die Fühlerspitzen fehlen meinem Exemjdar. Palpen schwarzbraun, das Wurzelglied auf der Unterseite hell rothgelb. Scheitel schwarz. Stirne weiss. Brust gelb; Tiiorax schwarzbraun mit rothgelbem Hals- kragen und solchen Schulterdecken. Hinterleib oben schwarz- braun, doch viel schmäler als bei voriger Art, die rothgelbe Färbung der Seiten breiter; unten erstreckt sich der rothgelbe Fleck bis gegen die Hinterleibsspitze. Vorderbeine braun, die Schenkel unten gelb, ebenso das Ende der Schienen auf der Oberseite und die ganze Unter- seite der Tarsen, welche oben gelb geringt sind. Die Mittelbeine führen dunkle Schenkel, die Schienen sind am Ende ganz, die Tarsen nur unten gell). Die Hinterbeine mit gelben Hüften, dunkeln Schenkeln, die Schienen und Tarsen unten gelb. Vorderflügel schmäler und spitziger als bei der vorigen Art, glashell, aber stark irisirend, die Rippen zwar schwarz, aber in der äussern Flü";elhälfte breit rothgelb bestäubt, Wurzel mit deutlichem, rothgelbem Fleck, die schwarzbraune Färbung der Flügelspitze und des Innenwinkels tritt weiter nach innen, die Mittelzelle ist durch einen schwarzbraunen Fleck geschlossen. Hinterflügel wie bei der vorigen Art, die Rippen theil- 346 weis rothgelb bestäubt. Auf der Unterseite ist die Wurzel aller, sowie der Voiderraud der Hinterfliigel in der Mitte rothgelb bestäubt. Flügelspannung 20 mm., Vorderflügelbreite Syj mm. Ein (^ von Cayenne. Beide Arten gehören in die Verwandtschaft von Chr. Vesta Bd., Telephus HS. und Cidaris Prttw. Nov. Genus Desmidocnemis*). Fühler stark zweireihig gekämmt, die Kamnizähne be- ginnen an der Wurzel kurz, verlängern sich in der Mitte des Fühlers und werden gegen die Spitze wieder ganz kurz. Palpen aufwärts gebogen , wenig über den Kopf vor- stehend, anliegend beschuppt, mit kurzem, pfriemenförmig zugespitztem Endglied. Sauger lang und stark. Augen halbkuglig, gross, nackt. Vorderschienen von der Länge der Schenkel, etwas flach gedrückt, an der Innenseite findet sich ziemlich in der Mitte eine schwache, längliche Vertiefung, an deren unterem Ende ein aus borstigen Haaren bestehender Pinsel steht, welcher vielleiolit in die Grube eingelegt wird. Mittelschienen kürzer, Hintersehienen länger als die Schenkel, erstere mit Mittel-, letztere mit Mittel- und Endsporen. Thorax breit, Hinterleib in seinen ersten beiden Gliedern eingeschnürt, dann verbreitert, und am Ende am breitesten durch gerade abgestutzten After- busch. Vorderflügel gegen den Saum sehr breit werdend. Vorderrand doppelt so lang als der Innen-, ein halbmal länger als der bauchige Saum, Spitze ahgerundet. Geäder sehr einfach. Die verhältnissmäfisig breite Mittelzelle überragt die Flügel- mitte und wird durch einen fast geraden, feinen Querast ge schlössen. Die Subcostale läuft diciit am Vorderrand hin, und dadurch scheint die Vorderecke der Mittelzelle diesen Rand selbst zu berühren; eine kurze, gebogene Rippe entspringt kurz vor der Flügelspitze aus der Subcostale und läuft dicht unter der Spitze in den Saum. Die aullallend starke Innenrandrippe läuft parallel mit dem Innenrand nahe demselben hin und endet im Innenwinkel; der Zwischenraum ist faltig vertieft und mit einzelnen feinen Härchen besetzt. Ast 2 entspringt im letzten Dritttheil der Mittelzelle und zieht, schräg nach dem Innenwinkel geneigt, in den Saum. *) ^ dtofii';, tu(irast ein aus einzelnen schwarz- braunen Schüppchen zui-ammengesetzter Fleck. Kahe hinter der Flügelspilze zieht vom Vorderrand schräg nach innen ein bräunlicher, durch schwärzliche Schüppchen verdunkelter, kaum geschwungener (^)uerstreif, welcher hinter der Mitte des Innenrandes endigt. Franzen röthlichgrau, auf dev Saumlinie feine, schwarze Punkte. Hinterflügel lebhaft ockergelb, gegen die Spitze mit rost- brauner Bestäubung, weniger dicht findet sich solche aussen am Innenrand, Mittelpunkt verloschen, braun, Unterseite der 'Vordertlügel ockergelb, Vorder- und Aussenrand rothgrau bestäubt, Innenrand in der Mitte mit breitem, schwärzlichem Fleck. Mitlelfleck verloschen, der Querstreif nur vom Vorderrand bis auf Ast 5 reichend. Hinterflügel nur von der Mitte bis zum Innenrand gelb, übrigens fleischroth , über die ganze Fläche mit braunen Schüppchen bestreut Vor der Si)itze zieht ein gebogener, 26 356 brauner Querstreif vom Vorderrand bis auf Ast 4. Der Mittel- punkt schärfer als auf der Oberseite. Flügelspannung 45 mm., Vorderflügelbreite 10 mm. Ein $ von Port Natal. Cycnia (A. V.) Nataliea. Fühler braun, an der Wurzel lehmgelb. Palpen licht gelbbraun, Endglied tiefscliwarz mit ein- zelnen v^ eisslichen Schüppchen. Kopf, Halskragen und ScliuUer- decken hell lehmgelb, letztere mit einem schwarzen Punkt nahe ihrer Basis, Tliorax dunkler bräunlichgelb. Brust bräunlichgelb. Hinterleib oben und in den Seiten ockergelb, unten licliter lehmgelb. Oben ziehen über den Hinterleib zwei Reihen schwarzer Querflecken, über den Rücken einen Streif der gelben Grundlarbe frei lassend, auf dem letzten Segment stehen näher an einander zwei schwarze Längsflecken. Jn jeder Seite zielit, noch in der ockergelben Grundfarbe, eine Reibe viereckiger, schwarzer Fleckchen, und unter diesen eine Reihe schwarzer Punkte. Vorderbeine: Schenkel oben zinnoberroth, unten gelb- braun. Schienen gelbbraun, mit tief schwarzem Fleck an der Wurzel und schwarzer Behaarung über dem braunen Schienen- stachel. Tarsen oben schwarz, ockergelb geringt, unten gelblich, vor den Krallen zinnoberroth behaart. Mittel- und Hinterbeine gleich den Vorderbeinen gefärbt. Die Vorderflügel füiiren ein schmutziges Weissgelb als Grundfarbe, welches durch dichte, rindenbraune Bestäubung verdunkelt ist. Am Vorder- und Innenrand häuft sich diese ßettäubung, so das3 diese Partien zusammenhängend dunkel- braun angelegt erscheinen. Bestimmte Zeichnungen sind nicht zu erkennen, nur in der Flügelmitte erscheint die dunkle Bestäubung bindenartig; auf dem Schluss der Mitteb.elle stellt ein schwarzes Mond- fleckclien. Franzen schmutzig gelbbräunlich. Hinlerflügel schmutzig weisslich lehmgelb, der Innenrand breit zinnoberroth. Mondfleck in der Flügeln.itte schwarz. Unten sind die Vorderflügel schmutzig lichtbraun, mit eingemengten weissen Sprenkeln. Von der Wurzel bis zu dem tief^chwarzen Mittelfleck zielit am Vorderrand ein breiter, zinnoberrolher Längsstreif. Hinterflügel etwas lichter als die Vorderflügel, am Vorderrand mit eingemengten weissen Spren- keln. Innenrand viel schwächer roth als oben, wie dort färben sich die gelblichen Franzen vom Innenwinkel bis Rippe 1 a ebenfalls roth. Rlittelfleck schwarz. Flügelspannung 40 — 45 mm., Vorderflügelbreite 8 — 9 mm. 3 ö'ö' von Port Natal. 357 Leucoma? Margaritacea. Fühler mit weissem Scliaft und bräunlichgelben Kamm- zähnen. Palpen ockergelblieh. Kopf ockergelb, auf der Stirn weisslich. Thorax rostgelb, Brust und Hinterleib weiss, über letzteren zieht ein breiter, den Rücken fast einnehmender, rostgelber Streif. Afterbüschel braun. Beine oben weiss, unten bräunlich. Grundfarbe der sehr dünn beschuppten Flügel weiss, ausserordentlich stark irisirend ; vor der Flügelmitte am Vor- derrand ein gelblicher Fleck, dicht hinter demselben eine undeutliche solche Fleckenbinde, vor dem Saum eine solche, welche aber in Zelle 5 und 6 unterbrochen ist und sonst aus zusammenhängenden, nach aussen stark gebogenen Flecken besteht. Der Saum durch einen gelblichen Streif begrenzt. Die Hinterflügel, in der Grundfarbe wie die vorderen, zeigen von Zeichnung nur einen gelben Fleck am Innenrand. Auf der Unterseite sind die Vorderflügel zeichnungslos, auf den hinteren dehnt s-ich der gelbe Innenrandsfleck zu einem auf Rippe 2 abgebrochenen Querstreif aus, unter dieser, nahe dem Innenwinkel, steht ein gleicher Querstreif. Franzen aller Flügel weiss. Flügelspannung 35 mm., Vorderflügelbreite 8 mm. Ein (J aus Surinam — Paramaribo. Dass diese Art, wie Herrich-Schäffer annimmt, zu Leu- coma gehört, ist mir unwahrscheinlich; doch sehe ich, da das Weib noch nicht bekannt ist, für jetzt von der Aufstellung einer eigenen Gattung ab. Die ausserordentlich kurzen Fühler, die niedergebogene Spitze des Vorderrandes, sowie die ganz verschieden gestalteten Hinterllügel lassen das Tiiier kaum in jene Gattung stellen. Die Arten von Leucoma haben einen langen Vorderrand, und der Anfang des Aussenrandes ist durch die Flügelspitze deutlich bezeichnet. Derselbe zieht, da der Innenrand entschieden kürzer als der Vorderrand ist, weit wurzelwärts, und to liegt der Innenwinkel nahe der Flügelwurzel, wenn man sich eine gerade Linie von demselben zu letzterer gezogen denkt. Die Hinterflügel von Margaritacea ähneln in ihrer Form sehr denen des Mannes von Megasoma repanda, toNNie denen der Rhinogjne-Arten. Eine Flügel- spitze ist gar nicht erkennbar. Vorder- und Aussenrand bilden einen verzogenen Halbkreis, der Innenrand ist länger als der Vorderrand, und dadurch liegt der Innenwinkel etwa in glei- cher Linie mit der Mitte des Vorderrandes, Auch der Rippen- verlauf weicht von dem der mir bekannten Leucoma-Arten ab. Die Innenrandsrippe läuft diclit mit dem gerad en Innenrand der Vordei Hügel parallel, während sie bei Leucoma weit von dem bauchigen Innenrand läuft. Rippe 3 fehlt bei Marga- 23* 358 lilacea, 4 und 5 entspringen wie bei Leucoma dicht bei ein- ander, 9 — 12, welche bei Leucoma in ihrenn Verhiuf deutlich zu erkennen sind, zeigen sich bei Margaritacea längs des Vorderrandes so dicht an einander gediängt, dass sie kaum zu unterscheiden sind. Auf den Ilinterflügeln entspringen Rippe 3 und 4 aus gleichem Punkt, während sie bei Leucoma von einander ent- fernt sind. Die angefülirten Verschiedenheiten scheinen mir genügend, diese Art von Leucoma zu trennen. Lomatosticha"*), nov. Genus. Fühler lang, dünn, borstenförmig, mit kurzen Pyramidal- zähnen, das Wurzelglied verdickt und anliegend kurz beliaart. Palpen sehr kurz, breit, seitlich zusammengedrückt, unter dichter Behaarung versteckt. Kopf abgestutzt kegelförmig vortretend, klein ^ Augen rund, nackt. Thorax gewölbt, breiter als lang, dicht wollig behaart. Hinterleib sehr kurz, den Afterwinkel der Hinterüügel nicht erreichend, unten flach, fast convex, gegen den Rücken von beiden Seiten dachförmig aufsteigend, so dass der Rücken in der Mitte eine scharfe Kante bildet. . Unten sind seine Seiten bartartig mit weichen, ziemlich lang abstehenden Haaren auf den 3 vorletzten Segmenten l)esetzt, ebenso ist das letzte Segment mit kurzen, wolligen Haaren besetzt. Brust dicht wollig behaart, Schenkel etwas länger als die Schienen, beide wollig behaart, Mittelschienen mit Endsjioren, Hinterschienen mit zwei Paar Sporen, das eine Paar am Ende, das zweite Paar nahe vor demselben. Vorderflügel lang gestreckt, schmal, mit wenig abge- stumpfter Spitze umd kaum bauchigem Saum. Hinterfiügel mit langem, geradem Vorderrand, langem, wenig gebogenem Saum und kürzerem Innenrand. Jnnenrandsrippe der Vorderllügel an der Wurzel gegabelt. Rippe 2 entspringt aus dem letzten Vieitel der Mittel- zelle und ist ziemlich stark gebogen. Rip]ie 3 und 4 aus einem Punkt aus der hinteren Ecke der Mittelzelle, 5 etwas schwächer, aus der Mitte des Querastes, 9 aus der Vorderecke der Mittelzelle, 6 im stumpfen Winkel aus dem ersten Viertel von 9, 7 und 8 etwas näher beisammen aus 9, lU aus dem Vorderrand der Mittelzelle (Subcostale) ents])iingend, berührt durch einen kurzen, abgezweigten Ast Rippe 9 an der Stelle, *) Xönua, Rand — hier des Hinterleibes; gh'/'k, Reihe — hier von Haaren. 359 wo 7 aus der^^elben entspringt, und bildet dadurch eine lange Anhangszelle, 11 aus dem ersten Diitttheil der Subcostale, 12 frei aus der Wurzel. Auf den Hiiiteiflügeln läuft die Sub- costale bis gegen die Flügelmitte dicht neben der Costale, erstere läuft in den Vorderrand kurz vor der Spitze des Flügels aus, letztere gabelt sich weit hinter dem Schluss der Mitlelzelle und bildet dadurch Kippe 6 und 7 auf langem Stiel, 5 aus der Mitte des Querastes ist ganz schwach und steht, wie auf den Vordertlügeln, etwas näher an 4 als an 6. 3 und 4 auf kurzem Stiel aus gleichem Punkt aus der Hinter- ecke der Mittelzelle. Der Rippenverlauf stellt also diese Gattung trotz ihr^s abweichenden Aussehens in die Familie der Notodontiden. Lomatosticha Nigrostriata. Fühler beingelb, das Wurzelglied weiss behaart. Palpen bräunlicligelb behaart. Kopf und Halskragen dicht weiss be- haart, Thorax und Brust dicht wollig behaart, ersterer weiss, letztere bräunlich. Hinterleib oben ockergelb, die Segment- ränder schwarz, unten und in den Seiten dicht wollig schwarz behaart, Aftersegment weissgelb behaart. Beine bräunlich, Schenkel und Schienen lang und dicht behaart, Tarsen braun- grau, weites geringt. Vorderflügel schneeweiss, aus der Mitte der Wurzel zieht ein breiter, schwarzer, aus groben, lose aufliegenden Schuppen gebildeter und durch eingemengte weisse Schuppen melirt ersclieinender Längsstreif bis an den Saum, wo er sich gegen die Flügelspitze verbreitert. Aus seiner Wurzel entspringt ein kuizer, schwarzer Streif, welcher sich am Innenrand hinzieht. Hinterflügel rein weiss. Unterseite aller Flügel rein weiss mit undeutlich durch- scheinendem Längsstreif der Vorderflügel. Flügelspannung 55 mm., Vordei flügelbreite 11 '/j ^^' Zwei Weiber von Melbourne. Asbolia (HS.) Micans. Fühler schmutzig ockergelb, Palpen ockergelb, unten bis geiien die Spitze russschwarz. Ko])f, Thorax und Hinterleib röthlicligelb. Beine gelbgrau, die Hüften der Vorderbeine schwärzlich behaart. Alle Flügel schmutzig ockergelb, stark fettglänzend, ähnlich wie bei Amphipvra tragopogonis; über die ganze Fläche der Flügel sind feine, russbraune Schüpp- chen eingestreut, welche hinter der Mitte der Vorderflügel eine ganz undeutliche, bindenartige Zeichnung bilden. Unter- seite reiner gelb, ohne die dunkeln Schüppchen und ganz zcichnungslos. 360 Flügelspannung 33 mm., Vorderflügelbreite 8 mm. Ein (^ von Surinam (Paramaribo). Rhinogyne (Feld.) Australasiae. Fühlerschaft lehmfarben, Kammzähne schwarzbraun. Kopf und Palpen röthlichgrau behaart, Thorax, Brust und Hinterleib braun, die Beine braun, weisslich geringelt. Vorderflügel am Vorderrand breit braun, das Wurzelfeld von der Innenrandsrippe an gegen den weissen Mittelpunkt in schräger Richtung abgeschnitten, schwarzbraun, diese Fär- bung zieht dicht unter dem Mittelpunkt in gerader Riciitung bis zum Saum, und dadurch entsteht ein schief viereckiges Feld, welches den Raum von der Mitte des Innenrandes bis zum Mittelpunkt und von der Mitte des Saumes bis zum Innen- winkel umfasst und hell röthlichgrau gefärbt ist, in ihm stehen vor dem Saum, zwischen den Rippen 4 schwarze, nach innen orange aufgeblickte Punkte. Hinterflügel röthlichgrau, Vorder- rand breit schwarzbraun. Die Unterseite führt die nämliciie Zeichnung und Färbung. Flügelspannung 30 mm., Vorderflügelbreite 7 mm. Ein (^ von Melbourne. Hyperchiria Euryopa Mus. berol. Fühler gelbbraun. Kopf, Palpen, Brust und Thorax roth- braun, Hinterleib oben schwärzlich mit röthlichbraunen Rän- dern der Segmente und solchem Afterbusch, unten ganz röthlichbraun, ebenso sind die Beine gefärbt. Vorderflügel mit stark geschwungenem Saum und scharf gebogener Spitze, braun, dicht an der Wurzel über deren ganze Breite ein weisser, schmaler Querfleck, im ersten Dritttheil der Flügel zieht eine unregelmässig stark gebogene, dunkelbraune Querlinie, dicht an der.selben am Innenrand ent- springt ein schwach geschwungener, olivenbrauner Streif, welcher in die Flügelspitze zieht. In dem durch beide Streifen gebildeten Mittelfeld steht in der Mitte ein dunklerer, unregelmässig gezackter, niereuförmiger Fleck, dicht hinter demselben zieht ein breiter, dunkelbrauner Schatten vom Vorderrand bis auf den Schrägstreif. Der durch die beiden Streifen an ihrem untern Ende am Innenrand gebildete Winkel zeigt veiliöthliche Färbung, auch das Saumfeld ist veilroth, gegen den Innenrand und in der Mitte des Saumes bräunlich gemischt. Hinterflügel an der Wurzel rothbraun, in der Mitte steht ein sehr grosser, schief ovaler Fleck, derselbe ist am Rand breit schwarz, in der Mitte dunkel olivenbraun mit einem weissen Winkelstrich in schwarzem, weiss gespienkeltem 361 Kern Um diesen grossen Fleck zieht ein goldgelbes, nach innen breites Band, es wird nach aussen von einer schv^arzen, gewellten Linie begrenzt, welclie sich theilweis dem Fleck dicht nähert, so dass die gelbe Färbung dazwischen ver- schwindet, die Grundfarbe bis zum Saum ist rothgrau und nahe hinter der schwarzen Linie zieht ein etwas gewelltes, rothbraunes Band. Die Saumlinie ist bräunlich angelegt. Unten ist die Grundfarbe aller Flügel hell rothgrau, die innere Querlinie feiilt, der äussere Schrägstreif ist matter als oben. In der Flügelmitte ein ovaler, schwarzer Fleck mit feinem, weissem Punkt in der Mitte. Hinteiflügel mit zwei verloschenen, abgebrochenen Quer- btreifen aus dem Vorderrand vor der Spitze gegen die Mitte, sonst ohne Zeichnung. F'ranzen der Vorderflügel bräunlich. Flügelspannung 70 mm., Vorderflügelbreite 19 mm. Ein (^ von Rio. Das Weib kenne ich nicht. Nach Herrn Hopff'er's brieflicher Mittheilung ist diese Art sicher noch unbeschrieben und steckt auch unter dem von mir beibehaltenen Namen im Berliner Museum. Hyperchiria Maasseni. Mann mit stark ausgeschwungenem Saum der Vorder- flügel und sichellörrnig umgebogener Spitze, Weib mit geradem Saum und stumpfer Flügelspilze. Füliler gelblich. Körper graubraun r^ oder chokoladenbraun V. Grundfarbe der Vor- derfiUgel graubraun <^ , chokoladenbraun $, im Saumfeld lichter veilgrau, die Zeichnung besteht aus einem schwach S-förmig gebogenen, weissgelben (^uei streif im Wurzelfeld, einem solchen Schrägstreil' aus dem Vorderrand nahe der Flügelspitze zum Innenrand, an welcliem er sich dem Innern Streif sehr nähert, und einem lang oval gezogenen, dunkler au!en diese Art in der Sammlung ohne nähere Angabe der Fundttälte. 6. Polycestidae. 21. Polycesta excavata Blanch. voy. de D'Orbiguy 377 Col^opt. 149, — Ich habe bei Catamarca, im Nold\^efeten der Republik, eine grosse, reichlich 24 mill. lange Poljcesta von dunkelbrauner, fast schwärzlicher Kupferfarbe gefangen, auf welche die Beschreibung Blanchard's a. a. 0. ziemlich gut passt, daher ich sie um so eher für diese Art halten kann, als manciie andere Insecten von dort bis Bolivien sich verbreiten. 22. Ptosima attenuata Catal, Gemni. u, Har. 1407 — Tjndaris attenuatus Fairm. Ann. de France 18G4 pag. 261. — Mir ist diese angel>lich bei Mendoza gefangene Art nicht bekannt. Die Herren Verfasser des Catalogs stellen sie zu Ptosima und verbinden sie sogar mit der Chilenischen Pt. irrorata Gor. Mon. IV. 72 pl. 13 fig. 70. 23. In Castelnau-Gory's Monogr. sind zwei Buprestiden unter den Namen: Buprestis sphaericoliis Desm. pl. 10 fig. 49 und Buprestis crassicollis Gor. pl. 29 fig. 150 aufgeführt, welche der Fauna des La Plata-Gebietes ange- hören*, sie stehen einander sehr nahe und könnten wohl nur Varietäten einer und derselben Art sein. Ich habe zwei Exemplare der Form crassicollis vor mir, von denen das eine bei Tucuman von mir selber gefangen, das andere mir von Corrientes übersandt worden ist. Die Thierchen besitzen einen ganz eigenthümlichen Habitus und weichen darin so sehr von allen andern Buprestiden ab, dass es schwer hält, sie nach demselben irgendwo mit Sicherheit unterzubringen, daher sie auch weder von Lacordaire erwähnt, noch im Catal. d. Buprestiden aufgeführt v^ erden. Sie bilden offenbar eine eigene Gattung, für welche ich den Namen Tylauchenia (von xvXiq^ das Polster) vorschlage, und die ich zu den Poly- cestiden bringe. Folgendes sind ihre Kennzeichen. Antennarum articulis 6 — 11 trigonis, compressis, apice poriferis; 1 — 5 suhaequalibus; primo paulo majori, fovea su- perne argute circumscripta, sat profunda, ante apicem oculorum recepto. Frons convexa, lata, oculis sat parvis, ovalibus utrinque terminata. Pronoto maximo, pulvinato, longitudinaliter sulcato, late- ribus rotundatis, basi profunde bisinuato. Prosterno lato, deplanato, margine anterior! producto, declinato, partes oris cingente; apice obtuso, in mesosternum excavatum recepto. Scutellum minutissimum, trianguläre. Elytra elevalo costata, basi arcuata, apice caudato-pro- ducta, hie fortiter spinulosa; margine exlerno basali supra parapleuras prolongato. 378 Abdominis ultimo fegmento trigono, piano, argute mar- ginato, in caudam elytrorum recepto, Ins breviori. Tarsorum articulo primo paruin elongato, sequentibus duobus uuitis vix adaequante. Unguibus simplicibus. Die Gattung dürfte zwischen Polycesta und Aciierusa ihre naturgemässe Stellung nehmen, 7. Chrysobothridae. Diese Gruppe ist ziemlich zahlreich im La Plata-Gebiet vertreten und die einzige, von der ich Arten in der unmittel- baren Nähe von Buenos Aires angetroffen habe. Alle mir bekannten gehören der Gattung Chrjsobothris an, sind aber in ihrer Gesammtform so sehr von einander verschieden, dass es mir pus&end zu sein scheint, sie darnach in untergeordnete Gruppen oder Sectionen zu bringen: A. Suturae summo apice in spinulam, maxime promi- nentem prolongato. 24. Chr. maxima Nob. aeneonigra, punctata, parum nitida; pronoti limbo lateral! fovea albo tomentosa; eljtris singulis diiabus nudis, densissime rugulosis. Long. 12 — 13 lin. Hab. in provincia S. Jacobi. Die grösste Art der Gattung und grösser als alle bisher beschriebenen, über 1 Zoll, fast 13 Linien lang, dunkel schwarz, oberhalb fast ohne Erzschiller, die Unterseite deut- lich ins Seh warzgrün violette spielend; überall dicht und ziem- lich grob punktirt, doch die Mitte der Oberseite viel zer- streuter. Kojtf zerstreut weiss behaart, die Oberlippe dichter; neben den Augen, in den Fühlergruben und auf dem Rande der Oberlippe ein weissgelber Filz, der nach innen durch eine scharfe Kante begrenzt ist, die quer über die Stirn sich fortsetzt. Vorderrücken breiter als lang, nach vorn etwas verschmälert, hinten nur sehr wenig schmäler als die Flügel- decken, grob zerstreut punktirt, längs der Mitte mit breiter flacher Furciie, an den Seitenrändern stark vertieft, welche Vertiefung sich hinter den Vorderecketj nach innen zieht und mit weissgelbem Filz ausgelullt ist, übrigens mit schwachem Bronceschiller, wie auch der stumpf gekielte Scheitel. Schild- chen sehr klein, so lang wie an der Basis breit, spitz, von dem wenig vorspringenden, mittleren Lappen des Vorder- rückens nicht bedeckt. Flügeldecken massig gewölbt, gleich- massig punktirt, nur vor der Randleiste dichter und zu Run- zeln verflossen; jede mit 2 querovalen Gruben auf der Mitte und einer ähnlichen Längsfurche vor der Spitze, deren Grund fein runzelig punktirt ist; das hintere Grübchen grösser und 379 durch feine Querleisten in 3 Abtlieilungen getlieilt; hinter diesem Grübchen die Andeutung stumpfer Kanten in der Fläche, welche den Querleisten in der Lage entsprechen. Endrand fein gezähnt, die Spit/.e der Naht dornartig am weitesten vortretend. Unterseite grob punktirt, in den Punkten ^veisse Härchen, übrigens deutlicher erzschillernd. Vorder- Inustbein abgeplattet, nach hinten in 3 scharfe Ecken vor- tretend, die Mitte fast glatt, mit 2 Punktstreifen daneben. Erster Bauchring stark abgeplattet, mit deutlicher Längs- furche, letzter mit zwei Seitenecken vortretend; die Seiten- ränder des ganzen Bauches, deren vorderste Ecken bis zu den Seitenplatten des Metathorax reichen, dichter behaart und fein filzig, Beine grob punktirt, weisshaarig, die Vorder- schenkel verdickt, mit einem vorragenden Dorn nach unten; Sohlenballen des vorletzten, kleinsten Fussgliedes sehr gross, die des ersten, an den Hinterfüssen stark verlängerten Glie- des sehr klein, hier fast fehlend. Ich erhielt diese schöne Art von einem Sammler in San- tiago del Estero, der heissesten Provinz des Landes. 25. Chr. laticollis Nob. viridi-aenea, eupreo-micans, femoribus dilute cupreis; supra regulariter punctata, subtus variolosa, albo-pubescens; elytris bifoveolatis, foveis densissime punctatis, laete viridi-aeneis. Long. 9 lin. Habitat in agro Bonaerensi. Diese nicht minder schöne Art steht der voiigen nahe, sie ist aber nicht bloss viel kleiner, sondern auch anders gebaut, relativ etwas flacher, der Vorderrücken kürzer und etwas breiter, das Ende der Flügeldecken stumpfer zugespitzt, die Stirn eigenthümlich gerunzelt. Ihre Giundfarbe ist ein schönes Erzgrün, die Mitte der Oberseite spielt ins Kupferbraune, die Schenkel sind schön kiipferroth. Der Kopf hat eine sehr eigenthümlich geformte Stirn, welche sanft geneigt nach vorn etwas vortritt und nach unten durch die grossen, in der Tiefe gelbborstigen Fühlergruben begrenzt wird. Unter diesen Gruben liegt das kurze, tief ausgebuchtete Kopfschild, in dessen Ausscimitt man die kleine, gelbbehaarte Oberlippe wahrnimmt. Ueber den Füiilergi üben ist die Stirn der Länge nach ver- tieft, und daneben zu beiden Seiten mit groben, stark er- habenen Kunzein besetzt, die nach oben in eine scimrfe, klam- merförmige i'^^) Querkante enden, aus deren Mitte eine der Länge nach getheilte Schwiele ent^piingt, welche ähnlich wie bei der vorigen Art über den Scheitel sich fortsetzt. Alle Vertiefungen zwischen diesen erhabenen Schwielen dicht punktirt, ftin gelbborstig; der Scheitel allein borstenfrei, bei- derjeits kupferfarben. Fühler nach aussen kupferroth, das erste und dritte Glied staik verlängert, jenes gekrümmt; 380 übrigens erzgiün. Vorderiücken entscliieden doppelt so breit wie lang, nach vorn sanft versclimälei t, hinten faot so breit wie die Flügeldecken, zerstreut punklirt, der Länge nach vertieft, mit flacher Grube neben den Seitenrändern, in deren dichten, feinen Punkten gelbe Haare sitzen; der Hinterrand wenig stark l)eiderseits ausgebuchtet, der Lappen vor dem Sehildchen sehr kurz; letzteres ein kleines, gewölbtes, vorn etwas vertieftes, fast gleichseitiges Dreieck. Flügeldecken flach gewölbt, doppelt so lang wie breit, die Naht und der Aussenrand schön hell erzgrün, die Fläche neben der Naht kupferbraun; überall gleichmässigpunktirt, jede mit drei ein- gedrückten, fein punktirten Grübchen und einem ähnlichen Streif vor der Spitze; erstes Grübchen neben der Schulter nach innen, im Bogen der Basis; zweites vor der Mitte, das dritte, grösste etwas hinter der Mitte, durch glatte Kanten in 3 Abtheilungen gesondert; neben der Naht ein scharfer Kiel, der aber nicht bis zur Spitze reicht, und ein anderer stumpferer neben dem erhabenen Seitenrande, das Ende des Letzteren fein gezähnt. Der Zahn am Nahtende nicht der grösste, aber am weitesten nach hinten vortretend. Unterseite lebhafter erzgrün, die Brustseiten kupferbraun, die Schenkel lebhaft kupferroth; überall runzelig punktirt, mit feinen weisslichen Härchen in den Runzeln; Vorderbrustbein und erster Hinteileibs- riiig ganz wie bei der vorigen Art, die Seitenränder* desselben dichter behaart, das Ende des letzten Bauchringes mit zwei stumpfen Ecken. Erstes Glied der Hinterfüsse beträchtlich verlängert, länger als die 3 Jolgenden zusammen; Vorder- schenkel massig verdickt, mit scharfem Zahn nach unten. Diese Art wurde hier in Buenos Aires von meinem Sohne auf einem Holzhole gefangen; sie mag also ebenfalls aus dem Innern stammen. 20. Ch. rugosa Gast. Gor. Mon. IL 53 pl. 9 fig. 71 et Ch. magellanica ibid. IV. 183 pL 131 fig. 179. Ch. serrigaster Lacord. Dej. Cat. 90. Durch das ganze Gebiet verbreitet; wir haben Exemplare von Buenos Aires, Montevideo und Cordova , die ich selbst sammelte; Lacordaire fing sie bei Tucuman und Gory giebt die Magellans-Strasse nebst Chile als Heimath an. In der erkauften Sammlung steckte 1 Ex. mit der Etiquette: Chile. 21. eil. holochalcea Nob. cuprea, dense punctata, subtus albo-pubescens, maculis lateralibus albo-tomentosis; elytris subtricostatis, foveisque tribus impressis, concoloribus. Long. O'A— '7 Lin. Habitat in provincia Bonaerensi. Die Art gleicht im Ansehen sehr der Europäischen Chr. chrysostigma, ist aber etwas grösser, feiner punktirt imd ohne 381 das })racbtvolle Kupferrotli, das letzlere ziert. — Ihre Farbe ist ein gleichförmiges Kuj^ferbraun, das unten etwas lebhafter ist als oben, aber dort durch feine weisse Härchen in den bogigen Runzeln etwas gemildert wiid; zwischen diesen Härchen zeigt sich unter dem Seitenrande des Vorderrückens ein weisser filziger Streil, und ähnliche Punkte sieht man auf dem Scitenrande am Anfange jedes Hinlerleibsringes, nebst zweien auf der Fläche des letzten Ringes, der hier jederseils etwas vertieft ist. Die massig gewölbte, fein behaarte Stirn endet nach unten mit einem breiten, tief ausgeschnittenen Kopfschilde und hat oben zwei glatte Querschwielen über einander; ist übrigens dicht punktirt, wie die ganze Oberseite. Der Vorderrücken ist doppelt so breit v\ ie lang, enger als die Flügeldecken, doch in der Mitte der Seitenränder bogig vor- gezogen, mit 2 schwachen Ecken daran. Das Schildchen ist ein gleichschenkliges, sehr spitzes Dreieck, mit nach innen gebogenen Schenkeln: es i^^t glatt, während die Mitte des Vorderrückens neben der schwaclien Längsfurche feine Punkte trägt, die auf beiden Seiten zu dichten Querrunzeln verfliessen. Die dicht und gleichförmig punktirten Flügeldecken haben einzeln vier erhabene Längsrippen und je drei ilache Grüb- chen; die erste oben neben dem Schildchen, die zweite vor der Mitte, wo sie die zweite Längsrippe durchbricht; die dritte hinler der Mitte, quer über die zweite und dritte Längs- rippe. Nur die erste Rippe neben der Naht ist ganz und nach hinten sehr scharf; sie endet vor einem leichten Vor- sprunge des gezahnten Endrandes jeder Flügeldecke, die hier 2 etwas schärfeie Zähnchen trägt. Beine wie die Unterseite punktirt und behaart, die Vorderschenkel stark, die mittleren wenig verdickt, jene mit einem Zahn nach unten. Vorder- brustbein, Hüften und Basis der Hinterleibsringe goldig erz- farhen; Mitte des Bauches stark abgeplattet, schwärzlich stahl- blau; erster Bauchring etwas vertieft. Füsse der vorigen Arten. Diese Art habe ich hier in Buenos Aires nur in einem neugebauten Hause gefangen, wohin sie mit dem Bauholz aus dem Norden gekommen sein dürfte; 1 Exemplar erhielt ich auch in Rosario. — Sie steht der von Blanchard in D"Or- bigny's Reisewerk, Colcopt. 148 pl, U fig. 5 beschriebenen Chr. emarginaticoUis aus Bolivien nahe, is^t aber gut von ihr an der dichteren, feineren Punktur der Oberseite zu unter- scheiden. Wir haben auch Blancha r d 's Art in der Samm- lung von Sa Cruz de la Sierra. Eine andere, ebenfalls höchst ähnliche Art i.st Chr. den- ticollis Gor. Mon. IV. 178 pl. 30 flg. 173 aus Columbien, über deren Unterschiede ich auf die Beschreibung a. a. 0. vervAcisen muss, weil mir die Art nicht in natura bekannt ist. 382 B. Suturae pummo apice paulo abbieviato, eljtris apice rolundatis et denliculalis breviori. 28. Cb. auricincta Nob. viridi-aenea, nitida, elytris purpureo-violaceis, foveis tiibus auratis impressis; pectoris abdominisque lateribus albo-tomentosis. Long. 5—5'/. lin. Habitat Tucumanae, in floribus Medicaginis sativae. Diese böcbst elegante Art gebort zur Gruppe der Cb. viridiimpressa, Cb. generosa nebst Verwandten und unter- sclieidet fcich davon alsbald durcb den weissen Filz der Unter- seite, welcher nur ibr und der nachfolgenden Art zusteht. Ihre Grundfarbe ist ein dunkles Erzgrün, das auf den Flügel- decken in StahlMau oder Purpurviolelt übergeht. Der Kopf ist dicht punktirt, die Stirn weissbaarig, aber ohne Filz, und durcb eine glatte Quertchwiele vom Scheitel getrennt. Der Vorder) ücken ist dicht cjuerrunzelig punktirt, beträchtlich schmäler als die Flügeldecken, mit geraden, fast parallelen Seitenrändern und goldglänzendem Vorderrande. Die Flügel- decken sind fein und nicht eben diciit punktirt; sie haben eine erhabene, goldglänzende Naht und daneben eine scharfe Kante auf der hinleren Hälfte; die 3 schön goldglänzenden Grübchen sind dichter und gröber punktirt und stehen, die erste, kleinste im Bogen der Basis neben dem sehr kleinen Schildchen, die zweite, querbogenförmige etwas vor der Mitte neben dem Seitenrande, die dritte, streifenförmige vor der abgerundeten, scharf gezähnten Spitze. Untertläcbe und Beine dunkel erz- grün, sparsam weissbaarig, die Seiten der Brust und des Hinterleibes mit breitem, weissem, filzigem Saum. Letztes Bauchsegment mit 2 scharfen Spitzen, eine an jeder Seiten- ecke, dazwischen ein stumpfer Zahn. Vorderschenkel stark verdickt, mit stumpfem Zahn nach unten. Die Art findet sich auf den Luzernefeldern bei Tueuman, wurde mit dem abgemäheten Kraut öfters in die Stadt ge- bracht und auf den Trotloirs von mir in mehreren Exem- plaren gesammelt. 29. Chr. polyspilota Nobis, purpureo-aenea, pun- ctata; elytris maculis impressis aurato-aeneis quatuordecim vel sedecim; subtus lateriitus albotomentoj-is. Long. 4 lin. Habit, in provincia: Entrerios, ad oppidum Parana. Gestalt und Ansehen der vorigen Art, aber beträchtlich kleiner. Stirn zurückgezogen, dicht punktirt, purpurfarben, haarfrei, mit glatter, glänzender, grüner, dreieckiger Schwiele auf der Grenze des Scheitels; letzterer relativ etwas breiter, als bei der vorigen Species, die ihn auffallend schmal besitzt. V^orderrücken dicht querrunzelig, erzgrün mit goldenem Mittel- streif, die Seiten in der Mitte ausgebuchtet; Schildchen glatt, stahlblau. Flügeldecken dichter und stärker punktirt, als bei 383 jener, sonst ebenso gebaut; jede mit 7 oder 8 vertieften, dichter punktiiten, erzgriinen oder goldenen Flecken, von denen 2 an der Basis, d. ii. der äussern auf dem Schulter- liöcker, stehn; dann folgen drei in einem Bogen vor der Mitte , von denen die beiden äusseren gevköhnlich sich be- rühren oder ganz zusammenfliessen; hinter diesen zeigt sich hinter der Älitte ein entgegengesetzt gebogener Querfleck und zuletzt ein schmaler kurzer Längsstreif vor der Spitze. Unter- fläche an den Seiten der Brust weissfilzig, am Bauch nur weisse Raudpunkte. Schenkel und Schienen aussen purpur- roth, die Füsse stalilblau; Vordersclienkel beträchtlich verdickt, mit stumpl'em Zahn nnch unten. • Einige Male auf Schirmblumen bei Parana von mir ge- sammelt. Ausser diesen sechs Arten habe ich keine Chrysobothris im Argentiner Lande angetroffen; auch die von mir gekaufte Sammlung enthielt deren keine. Es werden aber noch mehrere von anderen Schriftstellern aufgeführt, welche ich hier nam- haft machen will. Blancliard beschreibt in D'Orbigny's Reisewerk: 30. Chr. myia, Coleopt. 148 no. 4G7 pl. 9 fig. 6 — Gory, Mon. IV. Kiß pl. 28 fig. IUI — aus Patagonien. Eine dieser ähnliche Art fügte Fairmaire hinzu: 31. Ch. cupripes, Ann. d. 1. Soc. ent. d. Fr. 1864 pag. 262, no. 2 — von Mendoza. Eine mir unbekannte Art ist ferner : ö2. Ch. Cordovensis, Gast. Gory, Mon. IL 55 pl. 10 fig. 75 — von Cordova, 8. Agrilidae. 33. Agrilus nobilisNob. obscure-aeneus, nitidus, pun- ctatus; fronte, pronoti linea medin, margine abdominis ilavo tomentosis; elytris subtilissime albo-pilosis puncto flavo ante apicem dilatatum, argute spinosum Long. 5 lin. Habitat Tucumanae. Dem Agr. chrysostictus Kl. im Bau verwandt, doch etwas grösser und nach hinten schmäler; überall erzfarben, oben fast schwärzlich, unten grünlicher; dicht und stark nadelrissig punktirt, in jedem Punkt ein weisses Härchen, die der Flügel- decken feinen Schüppchen vergleichbar, der Vorderiücken allein glatt auf der Mitte neben der Längsfurehe. Stirn ver- tieft, scharfkantig, mit drei gelben filzigen Flecken ; einer vor jedem Auge in einem umrandeten Grübchen über den Fühler- gruben, der dritte grössere am Anfange des Scheitels. Vor- derrücken mit tiefer, nadelrissiger Längsfurche und darin eine 24 384 feine, gelbe, filzige Linie; die Seiten ebenialls vertieft, mit einer schiefen abgekürzten Kante vor der Schulterecke, über der gelbe Haare sitzen. Schildchen gross, spitz, glatt. Flügel- decken mit erhabener Naht und stumpfer aber hoher Längs- kante, die Spitze lappenförmig nach aussen erweitert, mit scharfen Zähnchen, unter denen der zweite von der Naht der grösste ist und weiter als die anderen vorragt; etwas vor diesem Lappen ein gelblicher filziger Punkt in der Furche neben der Naht. Unterseite und Beine glänzender, fast kupfer- farben, feiner punktirt; der mit dem ersten verwachsene zweite Bauchring hat jederseits einen schwach filzigen und der dritte einen deutlichen, grössertn, gelben goldglänzenden Haarfleck. 34. Agr. ch rysostictus Klug. Ent. Brae. spec. alt. pag. 7 pl. 40 fig. 6. A. argutulus Mannerh. Bull, de Mose. 1711, 109. Diese hübsche Art ist weit verbreitet; sie kommt bei Buenos Aires vor und wurde noch kürzlich (im November 1871) hier gefangen; ich sammelte sie 1851 auch bei Neu- Frei bürg. 35. Agr. sulphurifer Nobis, cupreus, fortiter pun- ctatus, subsericeus; supra vittis longitudiualibus interruptis; eubtus maculis flavotomentosis. Long. 37^ — 4 lin. Habitat in agro Paranensi provinciae Entrerios. Am nächsten mit Agr. 8-punctatus Gast. Gor. verwandt, aber nicht völlig so dick gebaut wie diese Ait, welche mir bei Lagoa santa vorkam. Ueberall schön röthlich kupfer- farben, dicht nadelrissig punktirt und daher matt, fast glanz- los. Stirn der Länge nach gefurcht, mit gelbem filzigem 'Kreuz über den stark genäherten Fühlergruben, Vorderrücken mit vertiefter Längsfurche und vertieften Seiten, worin gell)c, filzige Streuen stehen; der der Mittelfurche durchbrochen. Schildchen haarfrei. Flügeldecken einzeln mit einem breiten, gelben, feinfilzigen Längsstreif, der oben neben dem Schulter- buckel beginnt und in der Spitze endet; jeder Streif durch Lücken in vier Stücke getheilt, von denen das erste und dritte Stück punktförmig, das zweite und vierte strichförmig gestaltet sind. Vorderbrust fast ganz mit gelbem Filz be- deckt, Hinterbrust und Hinterhüften nur an den oberen Seiten. Hinterleibsringe mit grossen Randflecken und der erste auch mit einem Mittellleck zwischen den Hüften der Hinterbeine. Fühler und Beine ungefleckt. Ich habe diese Art einige Male bei Parana mit dem Schöpfer von einer niedrigen Staude nur an einer einzigen Stelle des Gebüsches um meine Quinta gefangen; aber fast jedesmal, wenn ich hinging, waren Exemplare au haben während des Novembers. 385 3G. Agr. incanus. Gast. Gor. Mon. IV. 255 pl. 42 fig. 248. — Unter diesem Namen steckte in der erkauften Samm- lung ein Exemplar einer Art, mit der Heimaths- Angabe von Buenos Aires, welches dem eben beschriebenen Agr. sulphu- rifer im Habitus ganz ähnlich ist, aber auf der Oberseite keine gelben Filzflecken hat, sondern nur mit feinen zer- streuten weissiichen Härchen gleichmässig bekleidet ist. Sie kann sehr wohl aus dem Innern stammen und über Buenos Aires versendet sein. Im Catalog der Herren Gemminger und B. v. Harold ist kein Agr. incanus, sondern nur ein Agr. insanus pag. 1441 aufgeführt, der wohl mit diesem hier erwähnten A. incanus zusammenfällt, was ich nicht entscheiden kann, da mir die Monogr. der Bupr. nicht mehr zu Gebote steht. 37. Agr. vitticollis, Gor. Mon. Suppl. IV. 215 pl. 35 tig. 205. — Wir haben die Art von Montevideo in der Samm- lung; hier bei Buenos Aires ist sie mir noch nicht vorge- kommen. 38. Agr. decipiens Nob. viridi-aeneus, subtus nitidus, supra opacus, subsericeus; pronoti elytrorumque disco atro- purpureo, vitta media suturaque viridiaeneis. Long. 2V2 lin. Habitat prope urbem Bonaerensem. Von der gewöhnlichen Agrilus-Form, ähnlich der vorigen Art, aber schmäler, zumal nach hinten. Oberseite matt, sei- denartig schillernd; Unterseite lebhaft erzgrUn, fein gitter- förmig nadelrissig skulpirt. Stirn leicht vertieft, fein runzelig, lebhaft erzgrün; Kopfschild breit, kurz, vortretend, kaum aus- gebuchtet; Scheitel matt, dunkel schwärzlich violett. Vorder- rücken nach vorn kaum merklich verschmälert, die Seiten gerundet, die Oberfläche vorn gewölbt, hinten jederseits etwas eingedrückt, trüb schwärzlich violett, die Seitensäume und ein feiner Strich in der Mitte erzgrün. Schildchen sehr klein, herzförmig, ohne Querleiste, stahlblau. Flügeldecken be- trächtlich nach hinten verschmälert, neben dem Schildchen am Grunde etwas eingedrückt, mit schwacher Andeutung zweier Längsrippen, fein nadelrissig, am Ende gerundet, hier fein gezähnt; dunkel violett, die Naht erzgrün mit feinem erhabenen kupferrothen Rande. Anm. In der erkaulten Sammlung steckt ein Agrilus unter dem Namen venustulus Chevr. — hilaris La- ie rt6, welcher der eben beschriebenen Art sehr nahe kommt, nur etwas schlanker gebaut, auch grösser ist (3V2 — 4 Lin.) und sich durch einen lebhaften goldnen, in der Mitte hellkupfer- rothen Erzglanz auf den Brustseiten und den Seiten der mitt- leren Bauchringe von unserer Art unterscheidet. Von den 3 Exemplaren ist eins (das grösste, 4 Lin. lange) aus Nord- 24* 386 Amerika, die beiden anderen sind aus Brasilien. Das kleine Scliildchen oline die gewöhnliche Querleiste der typischen Agrilen, findet eich auch bei ihr und ebenfalls bei Agr. vitti- collis Gor. 39. Agr. obscuripennis Dej. Gast. Gor. Mon. IV. 260 pj. 43 fig. 253. — Agr. cupricollis Klug. Msc. Ich fing diese Art bei Parana im November, wo nie nicht selten war; sie ähnelt den Exemplaren, die ich aus Brasilien von Neu-Freihurg und Lagoa santa besitze, sehr; die von letzterem Orte sind aber etwas grösser, ihre Skulptur ist kräftiger und die beiden Eindrücke vorn und hinten auf der Mitte des Vorderrückens tiefer. Verwandte Gestalten verbreiten eich durch ganz Amerika; es gehören Agr. ruficollis Fabr. aus Nord-Amerika, Agr. basalis Chevr. aus Mexiko und Agr. Ihoracicus Gast Gor. aus Chile in diese Kategorie; Stich haltende Unter- schiede sind kaum aufzufinden. 40. Agr. ])erplexus, Nobis, cupreus, subnitidus, ruguloso-punctatus; puhe tenuissima albida indutus. Long. 2\, Lin. Habitat Paranae provinciae Entrerios. Schlanker als die vorige Art, dem Europäischen Agr. angustulus 111. ähnlich, aber noch etwas schmäler. Ueber- all gleichförmig kupferbraun, massig glänzend, dicht nadel- rissig runzelig punktirt, der Vorderrücken am stärksten quer- runzelig; in den Runzeln sehr feine und kurze, weissliche Härchen, die ziemlich sperrig gestellt sind. Stirn der Länge nach gefurcht, das Kopfschild klein, mit feinem röthlichen Filz bedeckt; ähnlich die Seiten des Prothorax unter und neben dem Rande, nebst dem Prosternum; der ganze übrige Körper filzfrei. Vorderrücken ziemlich hoch gewölbt, mit mittlerer Längsfurche und tiefem Seiteneindruck. Schildchen breit herzförmig, glatt. Flügeldecken mit schwacher Längs furche neben der erhabenen Naht, am Ende gerundet, fein gezähnelt. Erster und zweiter Bauchring, wie häufig bei Agrilus, verwachsen. Dies sind die Agrilen hiesigen Landes, welche ich selbst gesammelt habe. Es fehlen aber noch einige von anderen Autoren aufgeslellte hiesige Arten, die ich hier am Scliluss namhaft mache: 41. Agr. flavolineatus Gast. Gor. Mon. 11.61 pl. 13 fig. 79. — Blanch., voy. de D'Orbigny, Col6opt. 152 no. 488. — Von Corrientes. 42. Agr. angustus Chevr. Col. Mexique, livr. 6 no. 137. — Bl. ibid. no. 489. — Agr. Chevrolatii Mannerh. Bull, d. Moscou. 1837, 111. — Ebenfalls von Corrientes. 387 43, Agr. ater. BI. ibid. no. 491 von Buenos Aires; und 44, Agr. rugosicollis Bl. il>id. no. 492 aus Patagonien. 45, Agr. purpureicoUis, Gor. Mon. Suppl. IV. 243 pl. 40 flg. 235; — von Montevideo. 4ß. Agr. unipunctatuö, ibid. IL 29 pl. 5 fig. 35; — ebendaher. 47. Agr. argutulus, Mannerh. Bullet, de Mose. 1837 no. 8 pag. 109; — gleichfalls. Da mir die hier citirten Weike gegenwärtig nicht zur Einsicht vorliegen, so kann ich auch nicht entscheiden, ob einige dieser Arten mit den von mir beschriebenen überein- stimmen. 9. Trachyidae. 48. Brachys undularia Nobis, atroviolacea , sub- nitida, lata, figura cordiformi; elytris undulationibus pluribus albo-pilosis. Long. L'/g lin. Habitat in agro Bonaerensi. Die Art gehört zur Gruppe Pachyschelus und zeichnet sich durch ihren breit herzförmigen Umriss aus; sie ist dunkel- blauschwarz, hie und da violett schillernd, das Schildchen mehr stahlblau, die Stirn kupferfarben. Oberfläche zerstreut punktirt, in den Punkten weissliche Härchen, welche auf den Flügeldecken mehrere feine Zickzacklinien bilden, die sich z. Th. mit ihren vortretenden Ecken berühren. Kopf klein, der Länge nacli fein gefurcht. Vorderrücken kurz, aber nach hinten sehr breit, hier dreimal so breit wie lang, ziemlich grade abgeschnitten, mit spitzen Schulterecken. Schildchen sehr gross, breiter als lang. Flügeldecken anfangs so breit wie der Vorderrücken, dann schnell verschmälert nach hinten, am Ende gemeinsam zugerundet, mit herabgebogenem Rande und erhöhter Schulter; dahin seitlich etwas eingedrückt. Un- terfläche schwarz, mit schwachem Erzschiller. 49. Br. e longa ta Gor. Mon. IV. 327 pl. 55 fig. 320. — Von Montevideo, ist mir nicht bekannt. Buenos Aires, im April 1872. 388 Schmetterlinge mit Raupenkopf und ähn- liclie Missbildungen, von Dr. U. Hainen. Der zufällige Umstand, dass ich beim Ordnen der Lepi- doptern des Museums ein treffliches Exemplar von Morpho Eurylochus mit Raupenkopf entdeckte, veranlasste mich, die Literatur solcher Fälle aufzusuchen. Da alle zerstreut und mitunter in wenig zugänglichen Zeitschriften publicirt sind, so theile ich hier vorläufig mit, was mir davon bekannt ge- worden. Ich hoffe, ausführlicher diesen Gegenstand (mit einer schön ausgeführten, schon fertig gedruckten Tafel) in einem Hefte des illustrirten Cataloges des Museums zu berichten. Auf zwei Fälle haben mich Prof. Zeller und Herr M'Lachlan aufmerksam gemacht. Die Publicationen habe ich sämmtlich im Original verglichen, mit Ausnahme von Majoli, da ein Exemplar von Brugnatelli's Giornale den Bibliotheken hier zu fehlen scheint. Ich verdanke die Abschrift des Artikels der Güte des Herrn Prof. Pelzel in Wien. I. Phalaena Noctua heteroclita Müll. 0. F. Müller beschreibt in Fauna Fridrichsdalina 1764 p, 47 no. 413 eine neue Noctua, die er selbst in Fridrichsdal, wenige Meilen von Kopenhagen, gefangen hatte. Plial. N. heteroclita subcristata, capite erucae, antennis nullis: alis albis, lineis transversim undatis punctatisque mar- ginalibus nigris. In Epilobio. Diese Beschreibung hat er wörtlich wiederholt im Prodr. Faun. Dan. 1776 p. 124 no. 1428. In den Mem. de Matliem. et de Phys. präsentes k l'Acad. R. des Sciences k Paris 1774 T. VI. p. 508—511 pl. I. giebt er eine genaue Beschreibung des Insects und kommt zu dem Schlüsse, dass es eine neue Art bilde, die alle Merkmale der Lepidoptern zeige, mit Ausnahme des Kopfes, an dessen Stelle ein vollständiger Raupenkopf vorhanden sei. Der Heraus- geber der Memoiren fügt in demselben Bande Preface p, X hinzu, da.-^s es vorsichtiger scheine, MüUer's Insect nicht für eine neue Art zu halten. Ein Factum, welclies Allem wider- bpricht, was die Wissenschaft kennt, müsse erst durch eine grosse Zahl von Fällen bewiesen werden, ehe es von der ^^issenschal'tlichen Welt acceptirt werden könne. Prof. Beck- 359 mann, der Göttinger Pol} histor (in Pliysik. Oecon. Bibl. T. 6 p. 338) hält Müller's Insect einfach für eine Monstruosilät. Eine andere Recension in Corament. Lipsiens. T. XXI. p. 466 kann ich hier nicht einsehen. Müller's Aulsatz ist vonri Pastor Göze im 16. Stück des Naturforschers 1781 p. 203-212 Taf. 1 fig. I.— IV. übersetzt. Die Kupfertafel ist dieselbe des französischen Originals, aber matter gehalten und nicht so gut ausgeführt. Die Uebersetzung M-eicht in einigen Stellen vom Texte Müller's ab, da Göze einige Zusätze gemacht hat, um hin und wieder Müller's Worte zu erklären. Allerdings sind selbe in diesen Stellen zweideutig. Es ist jedoch wichtig, zu bemerken, dass Göze l)ei .einem Besuche Müller's 1776 den Fall mit ihm durch- gesprochen hat. Damals existirte die Tjpe noch in Müller's Sammlung und hat wohl, wie diese, in dem Bombardement Kopenhagens ihren Untergang gefunden. In meiner Bibliotheca Entoni. T. I. p. 556 habe ich die Art als zu Bombjx dispar gehörig angeführt, was offenbar ein Irrthum ist. Westwood Introd. T. IL p. 356 sagt „one of the Noctuidae'' und Lacor- daire Introd. T. II. p. 442 sagt „une Noctuelle". In Bork- hausen und Üchsenheimer finde ich sie nicht. Werneburg bestimmt sie in seinen Beitr. zur Schmetterlingskunde T. I. p. 376 als Bombyx monacha Lin., eine Bestimmung, deren Richtigkeit unbestreitbar ist. Müller fand den 28. Juli 1762 den Schmetterling auf Epilobium montanum ruhig sitzen, spiesste ihn und bemerkte erst zu Hause die merkwürdige Bildung. In der Angabe des Datums findet sich übrigens bei Müller und Göze offenbar ein Fehler. Beide geben den 28, Juni an. Da aber zweimal ausdrücklich bemerkt wird, das Thier habe 10 Tage an der Nadel gelebt und sei den 6. August gestorben, so muss es der 28. Juli gev'sesen sein. Vom 28. Juni bis 6. Juli sind nur 9 Tage. Müller's Beschreibung ist wie folgt. Grösse beinahe wie Ph. Vinula. Oberflügel weiss, mit einigen schwarzen Zickzacklinien, der Rand schwarz gefleckt. Unterflügel kleiner, grau, der Rand abwechselnd schwarz und weiss gefleckt; alle Flügel auf der Unterseite schwärzlich, der Rand schwarz gäfleckt; Leib schwarz, etwas behaart, mit fünf gelben Ringen, die oben breit, unten schmal und zweimal unterbrochen; Ende des Leibes gelb, spitz, mit gelber Legeröhre; Prothorax dicht weiss behaart, mit Schwarz untermischt; Thorax mit vier Beinen, schwarz und grau gefärbt, die Tibien mit einem Innensporn. La tete (ich gebe absichtlich Müller's Text), cette Strange partie, est grisatre et arrondie, plate au devant; eile est composue, comme le sont ordinairement les totes de chenilles, de deux lobes lateraux, grisutres et pointillcs en 390 noir, lesquels se joignant par-dessus, laissent au niilieu une figuve triangulaire et hruae. C'ebt une membrane mince, qui k Taide d'une loupe, laissait entrevoir une liqueur transparente, agitee d'un mouvenoent continuel. II y a au bas du triangle deux petits corps ovales, qui avancent euv deux organes noirs, lesquels se repondent exactement et se choquent, au milieu de rembouchure, comme deux marteaux. On voit a cüt6 deux organes emouss^s de couleur jaune, qui dans les chenilies sont communement garnis d'un poil fin, ce qui manque ici ; plus bas, il s'avance des cotes deux crochets coniques et jaunätres qui se touchent au milieu de la bouche; ä, l'entour on voit quelques taches grandes et incarnates; plus ä cöte, quelques points brillans et par-ci par-lä, quelques petits brins de poils. Der Schmetterling lebte 10 Tage und legte eine Zahl grüner Eier, die meisten in den ersten beiden Tagen, einige in den letzten bis zum 6. August. Die Eier entwickelten sich nicht. An einer späteren Stellejwiederholt Müller „il ne s'en trouve pas la moindre trace des antennes et trompe — on voit clairement le mouvement peristaltique de la liqueur sous la membrane triangulaire, aussi bien que le mouvement des organes de la bouche (p. 511*. Man würde meiner Ansicht nach Unrecht thun, die An- gaben eines so bedeutenden und vorragenden Forschers, der, wenn irgend einer, fähig war, ihre Tragweite zu übersehen, ohne Weiteres bei Seite zu schieben oder auf Selbsttäuschung zurückzuführen. Es würde dieser Schmetterling sich demnach von allen späteren Fällen wesentlich unterscheiden, Er ist eine Imago mit wirklichem, noch lebendem Kaupenkopf, nicht bloss ein Raupenkopf M-ie eine Kappe über dem darunter liegenden Schmetterlingskopf, sondern durch Blutcirculation mit dem Körper vereint, mit beweglichen Kiefern. Aller- dings eine Verliindung, die Allem, was wir gegenwärtig von der Entwicklung und Ausbildung der Insecten kennen, dia- metral zuwiderläuft. Auffällig ist, dass die Vorderbeine niclit entwickelt waren, da doch der Prothorax (wenigstens seine Oberseite) der der Imago ist. Aber Müller giebt nur vier Thoraxbeine an, und die Figur desgleichen. Natürlich i.^t Müller's Annahme, dass das Insect zu einer Mittelgattung oder Mittelart gehöre, nicht zulässig. In Kirby u. Spence T. 111. p. 121 (Edit. Oken) wird das Factum kurz erzählt und eine Erklärung versucht. Ist diese isolirte Tiiat- öache, heisst es, nicht ein Irrthum, so könnte man fragen, ob es nicht glaublich sei, dass eine parasitische Larve nur den eingeschlossenen Kopf des Schmetterlings aufgefressen habe, so dass das Insect nicht im Stande war, den Kaupen- kopf abzuwerfen. Die Unzulänglichkeit dieser Annahme 391 leuchtet von selbst ein. Ich vermag keine Erklärung an- derer Art zu geben und betraclite das Thier als eine isolirte Monstruosität. 2. Bombyx Mori. Cesare Majoli in Giornale di fisica, chemica, storia natu- rale etc. del regno italico di L. Brugnatelli, Pavia 1813, Bim. V. p. 399 giebt einen Bericht über vorschnelle Ent- wickelung des Seidenschmetterlings. Meines Wissens ist die merkwürdige Thatsache ausser einem Referat in MeckePs Archiv 1816 Bd. U. p. 542 nur von Lacordaire Introd. T. II. p. 443 berücksichtigt. Allerdings steht mir von der colofsalen Literatur über diesen Schmetterling hier so gut als nicl.ts zu Gebote. Der Umstand, dass Lacordaire's Angaben mit dem Referate bei Meckel an mehrfachen Stellen in Widerspruch stehen, veranlasst mich, das selten zugängliche Original hier wörtlich wiederzugeben. Straordinario fenomeno di anticipata trasformazione in far- falla del verme da seta. II Sign. A. Farini di Forli ha comunicato al Sign. Bar- zoni un' osserva/Jone interessante descritta dal Sign. I.ettore Cesare Majoli in un opuscolo M, S. s-ulla vita, costumi ed educazione del filugello. Sovente aveva sentito raccontare da chi educava i bachi da seta, che pure qualche volta accadeva svolgersi essi in farfalla prima che incominciassero a tilare il bozzolo, cioe dopo la quarta muta. Le reputava favole femminili, giacch^ nissuno aveva parlato di un tale fenomeno. Ma si e convinto del fatto nel 1792, allorchö chianiato a rendere ragione di esso trovö che due cannicci e stuoje di bruchi erano isfarfallati nella notte antecedente senza formare il bozzolo deludendo cosi la speranza del coltivatore. In qual- cuno degli anni anteeedenti accadde pure un somigliante feno- meno, e nel 1811 il Sign. Dott. Siboni gli mandö due di questi aborti volanti generati in una casa di proprietä, della Signora Rosatti che lo stesso Sign. Farini ha osservato. Questa farfalla differisce dalla falena bombice per li seguenti caratteri. Ha il capo piccolo , due occhj neri reticolati, il torace quäle se fosse il terzo anello dopo il capo del bruco-, ha il corpo del hruco istesso all' epoca della quarta rauta, pari numero di anelli a quello del bruco; le ali superiori al- quanto lunghe e ristrette, le inferiori piü corte e strette; ha le antenne alquanto cenerognole in confronto di quelle della falena vera bombice. 11 Sign. Majoli espone una conghiettura sopra la cagione del fenomeno mentovato e inclina ad attri- buirlo al calore eccessivo del luogo in cui esisteyapo que' 392 bachi da seta, per cui nel momento in cui il filugello sta per compiere la pua metamorfosi dello stato di bruco, ne altera siffattameute il sistema primitivo, ne promuove una traspira- zione straordinaria de' fluidi esistenti nel bruco e soprattutto di quello che e necessario a formare il bozzolo, e ne acceleri cosi la sua metamorfosi d'isfarf'allare. Sarebbe stato a desi- derare che per confermare in qua lohe modo l'accennata opi- nione si l'osse tentato artatamente di ottenere lo stesso effetto col sottoporre diversi bruchi ad una temperatura calda, allorche erano vicini alla quarta muta. Interessante sarebbe il sapere se le farfalle che abortirono avevano gli organi della gene- razione ben Ibrmati e capaci come la falena bombice di accoppiamento e di mettere le uova atte a sviluppare a suo tempo il bacolino. Uebersetzung. Ausserordentliche Erscheinung verfrühter Verwandlung der Seidenraupe in den Falter. Herr A. Farini in Fori! hat Herrn Barzoni eine interessante Beobachtung mitgetheilt, die von Herrn Lector Cesare Majoli in einem schriftlichen Aufsatz über Leben, Sitten und Erzie- hung des Seidenwurms niedergelegt worden ist. Er hatte Seidenraupenzüchter oft erzählen hören, dass es bisweilen vorkam, dass die Raupen sich, ehe sie ihr Cocon zu spinnen anfingen, d. h. nach der vierten Häutung, zum Falter ent- wickelten. Er hielt das für blosses Weibergeschwätz, weil noch niemand über eine solche Erscheinung etwas bekannt gemacht hatte. Aber er hat sich 1792 von der Thatsache überzeugt, indem er, herbeigerufen, um sich davon zu über- zeugen, fand, dass zwei Rohrgetlechte und Raupenhürden voll in der vorigen Nacht zu Schmetterlingen geworden waren, ohne das Cocon zu bilden, so die Erwartung des Züchters täuschend. In einem der letzteren Jahre fiel auch eine ähnliche Erscheinung vor, und 1811 schickte ihm Herr ür. Si- honi zwei solche geflügelte Fehlgel)urten zu, die in einem der Frau Rosatti gehörigen Hause zur Welt gekommen waren, und *die derselbe Herr Farini beobachtet hat. Dieser Schmet- terling unterscheidet sich von dem Seidenspinner durch ibl- gende Merkmale. Er hat einen kleinen Kopf, zwei schwarze, gegitterte Augen, den Thorax, wie wenn er der dritte Ring Jiinter dem Kopfe bei der Raupe wäre, und den Körper der Raupe selbst, wie er zur Zeit der vierten Häutung ist, mit ebenso viel Segmenten, wie der Raupenkörper ^ die Vorder- fiügel etwas lang und versclimälert, die Hinterilügel kürzer und schmäler; die Fühlhörner etwas grau, im Vergleich mit denen des wahren Seidenspinners. Herr Majoli stellt eine •393 Vermuthung auf über die Veranlassung der erwähnten Erschei- nung und iiit geneigt, sie der übermässigen Hitze des Auf- bewahrungsortes jener Raupen zuzuschreiben, wodurch in dem Moment, in welchem die Seidenraupe im Begriff ist, ihre Metamorphose zu vollziehen, sie dadurch das ursprüngliche System ändert, nun kein ausserordentliches Ausschwitzen der in ihr vorhandenen Flüssigkeiten, vorzüglich der zur Bildung der Puppe erforderlichen, befördert, und so eine vorzeitige Verwandlung in den Schmetterling beschleunigt. Es wäre zu wünschen gewesen, dass man, um die angedeutete Meinung einigermassen zu bestätigen, versucht hätte, dieselbe Wirkung künstlich zu erzeugen, indem man verschiedene Raupen, die der vierten Häutung nahe waren, einer hohen Temperatur aussetzte. Interessant würde es sein, zu wissen, ob die vor- zeitig zur Welt gekommenen Schmetterlinge gut ausgebildete Geschlechtstheile hatten, die, wie beim Seidenspinner, zur Begattung und zum Ablegen von Eiern taugten, aus denen sich seiner Zeit Räupchen entwickeln konnten. Lacordaire kannte von Meckel's Referat wohl nur dessen Existenz, denn seine Angaben kann er unmöglich daraus ent- nommen haben. Er hat wohl unrichtig aus dem Original übersetzt, oder aus Original und Rel'erat. Die Seidenraupe soll zuweilen sich in den Schmetterling verwandeln, ohne ein Cocon zu spinnen, gleich nach der vierten Häutung, und Majoli hat 1792 und 1811 in Gemein- schaft mit andern die Thatsache selbst beobachtet. Lacor- daire sagt: Leur tete est petite, munie de deux yeux noirs rapproches; leur thorax imparfait a son troisieme segment pareil au troisieme anneau de la clienille; l'abdomen ressemble tout a fait a celui de cette derniere, tel qu'il est apres la quatrieme mue, tant par sa forme que par le nombre des segmens. Les ailes inf^rieures sont longues et etroites et les antennes grises. Ich mag ausdrücklich hervorheben, dass die Achtung gegen den nun heimgegangenen, grossen Forscher es mir gerade zu fordern scheint, unbedeutende Mängel seines be- rühmten Werkes nicht einfach mit Stillschweigen zu über- gehen. Er selbst würde dies gewiss nie gethan haben. „Les yeux rapproches" scheint allerdings eine Uebersetzung von Meckel's ^.zusammengesetzten" Augen zu sein; im Original steht reti- colati. „Leur thorax imparfait a son troisieme segment pareil au troisieme anneau de la chenille". Meckel sagt nur, der Thorax älint dem dritten Segment der Raupe, eine wört- liche Uebersetzung des Originals. „L'abdomen ressemble tout a fait k celui de cette derniere, tel qu'il est apres la quatrieme mue, tant i)ar sa forme que par le nombre des 394 segmens"; Meckel sagt, der Leib ahnt dem der Raupe in der vierten Häutung, wie im Original, erwähnt aber nicht des pari numero di auelli a quello del bruco, so dass Lacordaire hier den Text vor sich gehabt haben muss. Lacordaire er- wähnt nur die Hinterflügel, Meckel nur die Vorderflügel, das Original beide; doch sind bloss die Vorderflügel lang und sclimal, und nicht die Hinterflügel, wie Lacordaire angiebt. Majoli's Angaben sind nur insofern unwalirscheinlicli, als der Thorax mit vier Flügeln unmöglich dem dritten Segment der Raupe ähnlich sein konnte, und die angegebene Aehn- lichkeit des Leibes mit dem der Raupe vielleiclu nur in etwas verlängertem Abdomen zu suchen ist. Wenigstens ist bei dem Mangel jeder näheren Angabe wohl nicht zu verlangen, dass man annehme, alle übrigen Raupentheile des Abdomens seien erhalten gewesen. Es findet hier ein wesentlicher Unter- schied von der genauen Angabe Müller's bei seinem Thiere statt. Majoli wirft die Frage auf, ob nicht diese vorzeitige Entwickelung eine Folge der zu bedeutenden Wärme des Raupenzwingers sei, und selbe eine starke Vermehrung der Verdunstung der Flüssigkeiten in der Raupe, namentlich der zum Spinnen nöthigen, die Verwandlung I»e3chleunigt habe. Er räth, dies durch einfache Experimente zu untersuchen. Ich weiss nicht, ob derartige Versuche gemacht sind. Lacor- daire betrachtet den Fall als Beweis einer vorschnellen Ent- wickelung einiger Theile, während andere den gewöhnlichen Gang der Entwickelung durchlaufen. Wäre die Thatsache wirklich riclitig, so würde sie von grossem Interesse sein. Ich meine aber, dass bei der seitdem viele Millionen Mal beobachteten Entwickelung von Seiden- raupen schon mehr darüber bekannt sein würde, v^•enn sie sich auf etwas mehr bezöge, als auf Entwickelung verkrüp- pelter Schmetterlinge ohne S])innen eines Cocons und ohne Puppenruhe. Natürlich ist auch dies Factum schon interessant genug und für Evolutionisten practisch auszubeuten als ver- bindender Faden zv^ischen Metamorphosis completa und in- completa. 3. Njmphalis Populi. Wesmael giebt 'in Bull, de TAcad. Sc. Bruxelles 1838 T. IV. p. 359 die Beschreibung und colorirte Abbildung des Insects. Irre ich mich nicht sehr, so habe ich die Tyi)e noch 1870 in Brüssel gesehen. Er fing das Thier, ein Weib- chen, im Juli bei Brüssel. Das Insect war völlig ausgebildet, hatte aber einen Raupenkopf, Thorax, Flügel, Abdomen, Füsse waren völlig ausgebildet und ausgefärbt. Im Leben drehte das Thier den wunderbaren Kopf nach rechts und 395 links, und bewegte zuweilen die Vorderfüsse lebhaft, wie um den Kopl' abzustossen und ^ich davon zu befreien. Wesmael entfernte die linke Hälfte des Kopfes, fand darunter eine zweite Hülle, viel dünner als die erste, und unter ihr ent- deckte er das wohlgeformte Sclimetterlingsauge; ringsumher die Theile wie gewöhnlich von Schüppchen umgeben. Wes- mael erklärt daher die zweite Hülle für Puppenhaut, und meint, die Missbildung sei entstanden, weil bei der Ver- wandlung der Raupe zur Puppe die Kopfhaut nicht abge- worfen werden konnte, so dass bei der letzten Verwandlung der Kopf des Schmetterlings von beiden Hüllen bedeckt blieb. Unter dem Raupenkopfe und dicht unter der Puppenhaut fand sich links ein aufgerollter Fühler ohne Verdickung an der Spitze und in eine sehr feine Membran eingelagert vor. Diese Membran war grossentheils durchsichtig und braun quergestrichelt. Wahrscheinlich war der rechte Fühler ähn- lich gelagert. Der linke Taster war horizontal zurück ge- bogen, ohne von den Kopfhüllen bedeckt zu sein, so dass er fast die normale Grösse hatte. Der rechte Taster schien ab- gebrochen, da man deutlich seine Inseitionsstelle sah. Na- türlich konnte das Thier nicht sehen. Wesmael bemerkt, dass sein Schmetterling sich wesentlich von dem Müllers unterscheide, da der Kopf in Wirklichkeit alle Entwickelungs- stufen durclilauien hatte, und die Bewegung des Kopfes offen- bar durch den inliegenden Schmetterlingskopf vermittelt wurde. Wesmael erwähnt den Prothorax nicht speciell; da aber die Vorderbeine völlig entwickelt und beweglich waren, so muss der Prothorax frei und ohne Bedeckung der Puppen- haut gewesen sein. Wesmael macht noch folgende Bemer- kungen: 1) Die Insecten, der Metamorphose unterworfen, mögen mitunter nur theilweise eine Metamorphose durchlaufen, ohne Behinderung der völligen Metamorphose der übrigen Theile, selbst wenn die nicht verwandelten Theile für das Leben des Thieres von Bedeutung sind. Es scheine dieser Vorgang eine Consequenz der Gliederung des Körpers in dieser Thierklasse zu sein. 2) Dass die in bestimmtem Falle ver- hüllt gebliebenen Theile des Insects nichtsdestoweniger die Metamorphose durchlaufen, die das Thier zur Entwickelung der Imago bedarf. Dem letzteren Schlüsse würde Müllers Schmetterling widersprechen. Wesmaers Angaben sind doj)peU wichtig durch ilire präcise und klare Fassung und den anatomischen Nachweis des ent- wickelten Schmelterlingsküpfes. 4. Vanessa Antiopa. Prof. Zeller macht Isis 1839 p. 259 folgende Mittheilung. 396 Als einer wohl noch wenig vorgekommenen Merkwürdigkeit erwähne ich einer Antiopa, die ich unter etwa 150 anderen erzogen habe, und die statt des Schmetterlings-kopfes den vollständigen Raupenkojd' trägt. Sie ist ausser diesem Theile gehörig ausgebildet und in nichts von der gewöhn- lichen Sommergeneration verschieden. Der Kopf steht wie bei der Raupe senkrecht; sein Maul ist geschlossen. Dadurch, dass ich von dem rechten Augenstücke etwas losgebrochen habe, sehe ich, dass die Schale nach vorn und oben nicht mit dem Innern feslgewachsen, sondern durch einen leeren Raum davon getrennt ist. Da eine weitere Untersuchung ohne gänzliclie Zerstörung nicht möglich ist, so spare ich sie lür eine andere Zeit auf. Hinter diesem Raupenkopf und nicht mehr damit- zusammenhängend sitzen auf dem Prothorax der Schmetterlinge die beiden Nackenschalen der Puppe. Dieser merkwürdige Schmetterling kam Ende Juli in meiner Abwesenheit aus, und wurde ohne weitere Beobachtung seines Betragens aufgespiesst; seine Puppe konnte ich aus der Menge zertrümmerter Puppenschalen nicht mehr herausfinden. 5. Zygaena exulans var. Vanadis Dalm. Dr. Staudinger in Beschreibung der Schmetterlinge Lapp- lands, Stett. Zeit. 1861 T. 22 p. 359, erwähnt ein Männchen mit Raupenkopf, welches er am 11. Juli bei Bossekop fing. Das Thier war vollständig entwickelt, nur der Kopf der der Raupe. Die Mundtheile waren auch beim lebenden Tliiere unbeweglich, und der Kopf, am Prothorax festsitzend, wurde nur durch die Bewegung des Prothorax gedreht. Der Pro- thorax war unten mit seinen Füssen vollständig ausgebildet; oben ist nur ein horniger schwarzer Wulstring, nur links etwas behaart. Dr. Staudinger hält es für nicht annehmbar , dass der unvollständig entwickelte Kopf der Schmetterlinge unter diesem Raupenkopfe sitzen könne. In den folgenden 8 Fällen ist nur die Thatsache constatirt: 6. Cjbister lineatus. Fr. Smith in Proc. Ent. Soc. Lond. ser, 2 T. IV. p. 34 erzählt, dass ein Stück mit dem Larvenkopfe bei Hongkong in China schwimmend gefangen wurde. 7. Vanessa Atalanta. Mr. Bond zeigte den (5. Febr. 1871 in der Entomological Society ein Stück ftiit Raupenkopf vor. Es war von einem Londoner Sammler gezogen. 397 8. Gaslropacha quercifolia. 9. Dytiscus marginalis. 10. Syrphus spec. Prof. Westwood (The Ent. montlil. Mag. no. 82 p. 239) bemerkte, dass ihm Stücke von diesem Thiere mit Raupen- oder Larvenkopl' bekannt seien. 11. Bombjx Mori. Mr. Bond zeigte am 20. Febr. 1871 in der Ent. Society einen B. Mori mit Raupenkopf vor. (Ent. monthl. Mag. no. 83 p. 263.) 12. Botys fuscalis. Mr. Stainton zeigte in derselben Gesellschaft ein Stück von der Insel Man mit Raupenkopf. Fühler und Rüssel sind frei, und die Hülle der letzteren zurückgebogen wie der Schnabel einer Panorpa. Das Thier flog lebhaft, und ist sonst ganz entwickelt. Ich verdanke diese Mittheilung Mr. M'Lachlan, nebst der Auskunft, dass die Van. Atalanta no. 7 \öllig gut ent- wickelt war, der B. Mori no. 11 sehr klein und etwas ver- krüppelt. Professor Westwood theilt mir briellieh mit, dass er etwa ein Dutzend solcher Fälle i)ubliciren wolle, und dass ihm Mr. Le Conte erzäiilt habe, in einer Sammlung Amerikas exisliie 13. ein Dytiscus mit Larvenkopf. 14 Sphinx spec. Mr. Trouvelot in Cambridge theilt mir mit, dass er hier einen Sphinx mit einem Raupenkopf gefangen habe. Das Thier existirt nicht mehr. 1.5. Zerene adustata. Prof. Zeller theilte mir folgendes darüber mit: Von einer Anzahl Raupen dieser Art erhielt ich eine Puppe mit einem Raupenkopl", aus der sich wahrscheinlich, weil sie zu trocken gehalten \\orden war, der Schmetterling nicht entwickelte. Denn da sie, so weit dies mit ihrer Kopfbildung möglich, vollständig ausgebildet ist, so wäre unter besserer Pflege wahrscheinlich ein vollständiger Schmetterling, nur mit un- entwickeltem Kojif, hervorgekommen. Sie ist männlichen Geschlechts. Ihr Raujjcnkoi)!' ist ganz vollständig und sitzt so tief nach unten, dass sie etwas bucklig aussieht; ihr Gesicht macht mit der llorizontalfläche, auf der ihr Bauch ruht, einen sehr spitzen Winkel; ein Hals fehlt, aber der 398 Koj'.f ibt ringsherum abgeschnürt, am tiefsten an der Kehle. Da alle Kopltheile unter der Raupenkopischale versteckt ge- blieben sind, 80 fehlen dieser Puppe die Fil li lersch eid en gänzlich; eine auf dem Prothorax dicht beim Kopf dünn an- fangende Rinne, in der der Fühler hätte liegen sollen, ver- läuft zwischen dem Vorderrand der Vorderfjügeldecke und dem dritten Beine, aber nicht bis ans Ende, indem sich Flügel und Bein an einander schliessen, und zwar auf der rechten Seite (der linken bei der Rückenlage) in etwas grösserer Länge als auf der linken; diese Rinne ist längs der til)ia am breitsten, und ihre Ränder steigen hier zu beiden Seiten d. ii. gegen das Bein und den Flügel, sanft schräg empor. Da auch die Taster und der Saugrüssel im Raupenkopf stecken, so fehlen die Scheiden dafür zwischen den Vorder- beinen, welche in einer seichten, dreiseitigen, vom Kopf aus zugespitzten Vertiefung liegen. 16. Morph o Eurylochus. Unter einem Dutzend Stücken von Cantagallo bei Rio, die Prof. Agassi/, von seiner Reise mitbrachte, fand ich ein Männchen mit Raupenkopf. Alle Exemplare stammen von Dr. Teuscher und scheinen gezogen. Das erwähnte Männchen ist in Farbe und Form genau so vollständig entwickelt wie die anderen. Der Raupenkopf ist in Form und Farbe gut erhalten; und die kleinen gelben Härchen auf ihm und die Stacheln sind kaum gedrückt. Unten ist das mentum nahe dem Protiiorax abgef)rochen, und aus seinen seitlichen Nähten gelöst. Nach vorne ist es noch mit dem Kopfe verbunden und hängt wie eine Falltiiüre heral). Die ganze Form und Richtung dieses Theiles lässt vermuthen, dass er beim Heraus- schieben der Rollzunge aufgebrochen sei. Jedenfalls ist die Oeffnung gross genug, um einsehen zu lassen, dass der Raupen- kopf innen hohl ist. Die Verbindungshaut zwischen dem Raupenkopf' und dem Prothorax der Raupe ist in Form eines vertrockneten Ringes gut erhalten, und nur unten, wo das mentum abgebiochen, eine schmale Stelle offen. Die grosse Dorsal-Platte des Prothorax ist erhalten, und bedeckt lose den Thorax des Schmetterlings; nur links ist das äussere Drittel abgebrochen. Die Taster sind gegen den Thorax zu- rückgel)Ogen; von dem rechterseits sind die zwei Basal- Drittel bedeckt von einem Theile der Raupenhaut, veiliunden mit der Dorsalplatte des Prothorax. Hinter und nahe dem Taster liegt unbedeckt der rechte Vorderfuss. Seine Glieder scheinen gut entwickelt, doch ist er weniger kräftig und behaart als in den normalen Stücken. Der linke 'i'aster, obwohl unbedeckt, 399 ist kürzer und weniger behnart als der rechte. Der linke Fuss liegt unter dem Schenkel des Mittelfusses. Ich kann keine Spur der Puppenhaut unter der lopcn ßaupenhaut bemerken, und vermuthe, dass selbige diclit neben dem Kinge zwischen Kopf und Protliorax abgebiochen sein möge. In Proc. Boston Soc. N. H. 1808 T. 12 p. 163 war dies Exemplar von mir als Morpho Illioneus, und Müller's Schmetter- ling als Dicranura vinula irrig erwähnt. Ich fand hier letzten Herb-st eine Puj)pe von Pieris Rapae von sonderbarem Aussehen, Bei näherer Betrachtung ergab es sich, dass bei der Verwandlung nur der Thorax entwickelt war, sonst ist die ganze Raupenhaut erhalten, nur nach unten geschoben. Der Kopf, vorne festsitzend , ist in den Nähten gespalten; auf dem Rücken geht die Spalte bis in das erste Segment des Abdomen, üebersehen wir nochmals die angeführten Fälle, so ge- hören wahrscheinlich alle, die beiden ersten ausgenommen, zu derselben Art von Missbildiing. In dem bei der Ver- wandlung zur Puppe nicht abgelegten Raupenkopf, ist der ausgebildete der Imago enthalten. Allerdings haben wir nähere Details nur von N. Populi, V. Antiopa, M. Eiirylochus und Z. exulaiis. Der Prothorax ist bei Z. exulans und M. Eurjloclius aucli von der Raiipenhaut bedeckt, die beim letzten nur noch einen Vorderfuss umhüllt. Die Fühler sind frei bei B. fuscalis, bei welchem die Einhüllung des Rüssels her- abhängt, vielleicht äiinlich wie bei M. Eurjlochus. Die Taster sind zurückgelegt bei V. Antiopa, N. Populi und M. Eurylochus, frei in Z. exulans. Alle Stücke waren sonst völlig gut entwickelt in Form und Farbe, die etwas ver- krüppelte B. Mori ausgenommen. Es ist zweifellos, dass diese Missbildung sich begründet in dem gelegentlichen Unvermögen der Raupe, bei der Ver- wandlung den Kopf abzustreifen. Ich vermuthe, dass dies überhaupt nicht so selten vorkomme, dass aber zumeist solche Raupen absterben oder die Schmetterlinge aus Mangel an Futter sterben, vielleicht auch son^t als hülflos blind ihren Feinden leicht eine Beute werden. Wenigstens versichert mich Herr Trouvelot, der Jahre hindurch 1 elea Polyphemus zog, häufig beobachtet zu haben, dass Raupen sich des Kopfes nur mit vieler Mühe entledigten, dass dies mitunter nicht ge- lang, und derartige Raupen ihm dann stets starben. Vielleicht ist es nicht unpassend, hier auf den mechani- schen Vorgang bei Häutung und Verwandlung der Insecten einzugehen. Alle Handbücher geben nur einlach an, die Raupe oder Larve häutet sich mehrere Male; einige Tage 25 400 vorher ist sie unruhig und frisst nicht mehr; dann spaltet sich die Haut, und die Häutung wird vollzogen. Wohl Wenige haben nicht Menig&tens einmal zulällig diesen merkwürdigen Act gesehen. Er vollführt sich so leicht und bequem und stets in derselben Weise, dass eben deshalb nicht daran ge- dacht wird, wie er zugeiit. Und doch ist seine Ausführung, näher betrachtet, ziemlich wunderbar und, so viel ich weiss, der eigentliclie mechanische Theil des Vorganges nirgends erklärt. Man denke sich ein Thier, seihst das beweglichste, oder einen Menschen in eine gut anschliessende Haut gesteckt und mache auf dem Rücken eine Üeffnung von äimlichen Dimensionen, so vvird meiner Ansicht nach es ihm doch schwer oder gar nicht möglich sein, aus diesem Felle heraus- zukommen olsne energische Anwendung der Hände oder Füsse, die das Inseet zuerst gar nicht bei der Häutung benutzt. Es muss also hier noch ein anderes, bis jetzt nicht eimitteltes Zwischenglied sein. Kurze Zeit vor der Häutung oder Verwandlung eines Insectes beobachtet man eine äusserst vei mehrte Circulation in dem Thiere, einen wahren Saftschuss, der im Rückengefäss ununteibrochen von hinten nach voine geht, und da offenbar der Abfluss nicht in gleichem Maasse vor sich geht, das ganze innere Thier nach vorne drängt und die vorderen Theile be- trächtlich anschwellt. Ich meine auf solche Weise auch die Kopfblase der Fliegen zu erklären, obwohl eine von Weiss- mann angeführte Beobachtung dem \a iderspricht. Ich bemerke übrigens, dass Reaumur diese Blase auch bei den Libellen beobachtete. Dass bei diesem Vordrängen mitunter oder wohl meistens noch andere Hülfsmittel mithelfen, habe ich für Ephemeia (Stett. Zeit. 184!) p. 30.")) erwähnt. Es ver- hindern die Seitenspitzen der Abdominalsegmente, die bei der continuirlichen Bewegung des Abdomens sich gegen die alte Haut stemmen, einen Rückgang des Thieres, das vielmehr bei jeder neuen Bewegung nach vorne gedrängt wird. Die grosse Masse der Insecten bewegt sich aber nicht in der angegebenen Art; es muss also hier noch anders zugehen. Zuvörderst linde ich nirgend eine Eiklärung, woraus plötzlich ein derartiger Sal'tsciiuss entsteht, und mag ihn auf einen einfachen Nervenreiz nicht oder wenigstens nicht allein zurückluiiren, da ich jetzt eine l'asslichere Eiklärung zur Hand habe. Wie bekannt, besteht die Bekleidung der In- secten aus zwei '{heilen, der äusseren Epidermis und der damit lose veibundcnen Hvpodcrmis. Auf letzterer, die sich etwas lockert, wird die neue Epidermis abgelagert. Da in- zwischen die alte Epidermis aber noch einährt werden muss, übeihaupt ein leerer IJaum im lebenden Thiere nicht vor- 401 kommt, so fliesst zwischen Epidermis und Hypodermis offen- bar das Blut so wie im übrigen Körper. So lange die neue Epidermis nicht völlig geschlossen und chitinisirt ist, geht dies ohne Störung vor sich. Nun muss aber eine Zeit kom- men, in welcher dies aufhört; dann ist plötzlich das Blut in seinen gewöiinlichen Bahnen gehemmt und stürzt sich auf den natürlichsten und am leichtesten zugänglichen Weg — nämlich in das Kückengefäss. Dies ist der Moment, in dem der Saft- schuss beginnt und, da vorne das Blut nicht in selbem Maasse abfliessen kann, das Thier nach vorue gegen den Kopf hin- drängt. OiFenbar hat aber die Ausldldung der neuen Epi- dermis von innen her einen Druck auf die alte ausüben müssen, wenigstens in einigen Tiieilen, namentlich am Kopfe. Ich bemerke übrigens ausdrücklich, dass ich ganz die von Gerstäcker ausgesprochene Ansicht tiieile, das.s die Häutung durcliaus nicht allein die Folge solchen inneren Druckes ist; aber in einigen Tiieilen ist er zweifellos vorhanden und be- wirkt wahrscheinlich von innen her eine theilweise Resorption namentlich vorragender Theile, wozu ich die Kopfnähte rechne. Auf diese Weise erklärt sich ^^•enigstens die Spaltung dieser Nähte bei einem grossen Theile der Insecten. Ich sage ab- sichtlich: bei einem grossen Theile, weil viele Insecten auch auf andere Weise auskommen. Es finden sich wahrscheinlich bei genauer Durchsicht der Literatur vielfache Fälle angegeben, leider ist es mir Jetzt unmöglich, selbst uml'assende Nach- suchungen anzustellen. Bei Telea Poljphemus spaltet sich nach Trouvelot die Raupenhaut quer unten dicht hinter dem Kopfe und dann seitlich durch den Prothorax. Wenn der halbe Körper aussen ist, sitzt (Amer. Natur. T. 1 p. 37) der alte Ko})!' wie eine Kappe auf und ^ird durch Reiben an einem Blatte von dem Thiere beseitigt. Bei einer abgelegten Raupenliaut von T. Poly[)hemus fand ich dies bestätigt, doch finde icii in den nahe verwandten Att. Cecropia, Promethea, Yama-mai immer die Suturen des Kopfes gespalten. Nach Kirby und Spence ist dieser Vorgang bei Lepidoptern ver- schieden, docli spalten die meisten das zweite und dritte Rückensegment. Nach Bonnet spaltet Pont. Crataegi die Koj)!'- nähte, und nach Reaumur foU Zyg. filipendulae sogar durch Abbeissen einzelner Stückchen sich von der alten Haut be- freien. Lepidopterologen von Fach werden vielfaches Mate- rial hierüber an der Hand haben, dessen Mittheilung von Interesse wäre. Oryctes nasicornis spaltet nach Swammer- dam, v\'ie alle Ortho])tern, die Stirnnähte. So weit mir be- kannt, thun dies alle Coleoptem, Öithoptern, auch die soge- nannten Pseudoneuroptern, Neuroptern, I)i])tern und Hemiptern, wenigstens sicher die Homoptern. 25* 402 In Betreff der Ruhelosigkeit und des Nichtfressens der Insecten ist die Eriilärung leielit. Bekanntlich häuten s-ich die Tracheen in sehr bedeutendem Umfange mit. Es muss also vor der Häutung ein Punkt eintreten, in dem die innere Tracheenhaut sich löst oder zu lösen anfängt und dadurch zeitweise die Athmung \Aesentlich behindert, vielleicht auch dadurch zur Verstärkung des Blutumflusses beiträgt. Dann häuten licli der Oesophagus fast bis zum klagen und das Rectum, wodurch gleichfalls Aufnahme von Nahrung und Abfuhr derselben zeilweise unmöglicii wird. Endlich geben aber nach Gegenbaur die Tastkörperchen durch die Cliitin- haut hindurch, müssen also zur Zeit der Häutung oder kurz vorher in ihrer Function mehr oder minder behindert -werden. Alle Insecten brechen bei der Häutung oder der Ver- wandlung vorne am Kopfende durch. Nur einen Fall finde ich bei Westwood (Brit. Cjclop. Art. Inseet. p. 84J) erwähnt, wo die Imago rückwärts auskriecht, die Flügel über den Kopf zurückgelegt, bei Coccus. Ich möchte hier noch auf einen Fall aufmerkf-am machen, in welchem die Imago die Hülle des vorigen Zustandes normal behält. Es sind dies die Weib- chen von Palmgenia, die die Subimago nicht abzulegen schei- nen. Allerdings sagt Swammerdam nur, sie häuten sich meist nicht, aber unter der beträchtlichen Zahl, die durch meine Hände gegangen, habe ich niemals ein Weibchen ohne Sub- imagohülle gesehen. Herr A. Agassiz macht mich darauJ' aufmerksam, dass bei Radiaten-Larven nicht selten älmliche Fälle beobachtet werden, in m eichen Theile der früheren differenten Zustände nicht abgeworfen sind. Schliesslich bemerke ich noch, dass ich eine Diplax Scotica gefangen habe, deren Hinterleibsende sich nicht von der Njmphenhaut befreien konnte, so dass das Thier mit derselben umherflog. Ich besitze es noch. 40?{ Beiträge zur Lepidopteren-Fauna Sicüiens. II- Von Adolf von B4alcliliei*g in Palermo. Seit Anfang Juli des verflossenen Jalires, zu welcher Zeit ich meinen in dieser Zeitung beschriebenen Ausflug in das Madonia-Gebiige unternommen habe, durchstreifte ich vielfach die hiesigen Umuel)ungen, und es scheint mir nothwendig, bevor ich zur Aufzählung einiger Arten schreite, eine kurze Charakteristik der Punkte, an denen ich vorzüglich sammelte, zu geben. Die nächste Umgebung Palermo's, bestehend aus einem nur durch staubige, von hohen Mauern zu beiden Seiten begrenzte Strassen und Wege unterbrochenen Complex von Gärten, welche noch obendrein für den Fremden meistens unzugänglich sind , bietet dem Entomologen kein günstiges Sammelfeld. Die Kultur hat hier jede wilde Vegetation ver- drängt; nur sehr selten trifft man etwas Mitnehmenswerthes. In diesem engsten Gürtel waren es nur zwei Lokalitäten, wo ich öfter sammelte, und zwar im Giardino inglese, einem öfientlichen, aber fast von Niemandem besuchten Garten, dann in jenem, welcher zum Palazzo des Duc d'Aumale gehört, vor der Porta nuova. Beide gewähren wegen ihrer vielen, üppig mit Epheu üiterw achsenen Mauern und Felspartien ziem- lich ergiebige Ausbeute an Heteroceren, denen dies müI- kommene Schlupfwinkel sind; dann ist der Abendfang der zahlreichen wohlriechenden Blumen wegen gleichfalls lohnend und wegen der Mähe der Stadt leicht ausfülirbar. Der Samm- ler ist aus dem oben angeführten Grunde gezwungen, seine Ausflüge in die weitere Umgebung auszudehnen, was im Hochsommer gerade nicht zu den Annehmlichkeiten gehört; denn Schatten und Wasser bleiben meist nur IVomme Wünsche. Von entlernteren Lokalitäten, die ich regelmässig besuchte, führe ich an: 1) Die Favorita, eine Domäne des Königs, ein weite.s, theils cultivirtes, theils uncultivirtes Terrain, welches sich längs des westlichen und nördlichen Fusses des Monte Pelle- grino hinzieht. Li derselbe. i befindet sich das einzige Wäld- chen der ganzen Gegend, aus Quercus ilex und Arbutus unedo bestehend. Am Fusse des M. Pellegiino bis zu dessen senk- rechten Felswänden wachsen in grosser Menge Opuntien und strauchartige Euphorbien. Weite Strecken sind mit Carduus- Arten, Calamintha, Calendula, Heliotropium und mannigfaltigen 404 Papilionaceen bedeckt. Durcli die Buelis- und Pistaciengebüsche winden pich häufig Loniceren, und in grosser Menge findet sich Khamnus alaternus und Viburnum tinus. 2} Die Bucht von Mondello, am Nordende der Favorita. Es ist dies der nächste Punkt an Palermo — zu Fuss in zwei Stunden zu erreichen — wo sich Dünen finden, wälnend an den übrigen Küsten nur Felsen zu Tage treten. Daher hat diese Bucht auch eine ziemliche Anzahl verschiedener Salz- pflanzen aufzuweisen. Aussdem bieten hier Pappeln und zahlreiche Tamarix-Sträucher gute Gelegenheit zum Sammeln. 3) Der Monte Pellegrino, 596 Meter hoch. „Die Felsen sind ganz nackt; kein Baum, kein Strauch wächst auf ihnen; kaum , dass die flachliegenden Theile mit etwas Rasen und Moos bedeckt sind"-' schrieb Göthe. Auch jetzt ist es nicht besser, nur dass im Sommer auch das Bischen Rasen von den glühenden Sonnenstrahlen versengt ist; im Winter hat der Berg grüne Stellen, die aber auch in kurzer Zeit von dem Weide- vieh vertilgt werden. Bei solchen Umständen kann nicht viel für die armen Raupen übrig bleiben. Nur Syntomis Phegea und einige Psyche-Arten sind unausrottbar; man findet deren Raupen in grosser Anzahl im W^inter und Frühjahre, sowie jene von Agrotis-Arten zwischen den Stielen der Feruia versteckt; alles Uebrige ist sehr spärlich vertreten, 4) Der Monte Cuccio, 1050 Meter hoch, westlich von Palermo, ein spitziger Felskegel mit steilen Abhängen, gleich- falls bäum- und strauchlos. Die Verwitterung des Kalksteines ist hier jedoch weiter vorgeschritten, als auf dem M. Pellegrino, daher man eine etwas reichere Flora antrifft; die mit vor- ?,üglicher Erde bedeckten Stellen zwischen den unzähligen Felszacken, grösseren und kleineren Steinen gewähren vielen Arten von Synanthereen und Gräsern Nahrung. Häufig kommen hier verschiedene Scilla-Arten vor. Es gehört dieser Berg zu den guten Sammelplätzen, sowie auch 5) die Umgehung von S. Maria di Gesü und S. Giro an den Abhängen des Monte Griffone, südöstlich von Palermo. Dieser Berg ist schon weit hinauf culturfäiiig, ist wasser- reicher und hat besonders bei S. Giro im Winter und Früh- jahre eine üppige wilde Vegetation von krautartigen Pflanzen. Hier entfaltet sich das verhältnissmässig reichste Insectenleben auf einem kleinen Terrain. Ein entfernterer Punkt, den ich nur einmal besuchte, ist das Vorgebirge Gatalfano mit den Resten des alten Soluntum, vermittelst der Eisenbahn in 1 Stunde zu erreichen. Der Berg ist kahl, wie alle andern und bietet nichts Ausgezeich- netes mit Ausnahme der herrliclien Aussicht. Hier wächst häufig Chaniaeiops humilis. 405 Ich lasse nun einige Bemerkungen zu melireren der in- teressanteren, in den eben skizzirlen Localitäten gefundenen Arten folgen. Papilio Podalirius ab. Zanclaeus Z. vertritt hier bei- nalie ganz die Stammart. Er findet sich häufig in den Gärten von Ende Juni bis in den Oktober. JVIachaon ab. Spliyrus Hb. ist im Frülijalire zahl- reiclier als im Sommer, wo die Stammart vor- herrscht. Er beginnt seinen Flug einzeln schon Milte März und ist überall zu finden. Anthocharis Cardamines ab. Turritis 0. Diese Aber- ration selieint hier an die Stelle der Stammart getreten zu sein; wenigstens war unter den zahl- reichen gesammelten Stücken keine echte Carda- mines. Die Ab. wäre somit hier zur Varietas ge- worden. Beginnt zu fliegen im letzten Drittel des Februar am Fusse des M, Pellegrino, in der Fa- vorita und besonders häufig am Südabliange des M. Cuccio. Colias Edusa ab. Heiice Hb. ist sehr häufig, beginnt Ende März und kommt dann zalilreich im Mai und Juni sowohl in den Gälten als besonders bei Mondello vor. Im September traf ich sie noch einzeln. Libythea Celtis Esp. hat sehr begrenzte Flugplätze. Ich traf am 22. März eine Gesellschalt von sechs Stücken um den Gipfel eines Celtis-Baumes in der Favorita fliegend, von welchen ich nur ein $ er- beuten konnte, da sie selten von der Höhe des Baumes herabkommen. Sonst fand ich diese Art nirgends. Charaxes Jasius L. ist sehr selten. Ich sah bis jetzt ein einziges Exemplar liocli an den Bäumen des Wäld- chens in der Favorita am 12. Juni fliegen. Vanessa Egea Cr. (Triangulum F.) ht im September ziemlich häufig im Giardino inglese und Aumale zu finden. Melitaea Phoebe Kn. kömmt hier nur in der var. Occi- tanica Stgr. Cat. 1871 vor und fliegt vom 20. Mai an bei S. Maria di Gesii. Didyma 0. wie die vorige nur in der var. Meridionalis Stgr. Ende Mai bis Milte Juli am M. Griffone. Melanargia Pherusa B. Diese Sicilien eigenthümliche Art beginnt ihren Flug gegen den 19. April und ist nur an den steilen Abhängen des M. Cuccio, Grillbne, Catall'ano etc. zu finden, wo das hohe, scharfe Gras — ich glaube es ist Lygeum Spartum — 4Ö6 wächst. Man • findet sie hier bis Anfang Juni. Die ^(^ fliegen besonders in den Morgenstunden lebhaft, die $ $ jedoch sehr wenig. Man muss letztere aus dem hohen Grase aufscheuchen, worauf sie dann eine Strecke in gerader Richtung fort- schiesspn und sich wieder in das Gras mehr fallen lassen als sich setzen. Hieran erkennt man schon von Weitem das Geschlecht des fliegenden Falters. Die aberr. Plesaura Bell, fliegt einzeln mit der Stammart. Die Raupe gleicht in Gestalt jener von Mel. Galatea, ist gelblich weiss mit einer etwas dunkleren Längslinie auf dem Rücken und je einer solchen an den Seiten; zwischen diesen an jeder Seite sind zwei sehr feine Längslinien von derselben Farbe. Kopf gross, kuglig, weiss; dieser, sowie der ganze Körper mit sehr feinen weissen Härchen besetzt. Sie hält sich am Tage sehr verborgen in den Büscheln des Spartum und ist im März erwachsen. Satyr US Statilinus var. Allionia F. fliegt zahlreich im August und September im Schatten der Oliven- bäume bei S. Giro am Fusse des M. Griffone. Coenonympha Pamphilus var, Lyllus Esp. ist hier be- sonders gross und schön gefärbt. Mai bis Sep- tember überall in der weitern Umgebung. Hesperia Nostrodamus F. ist ziemlich häufig im Giardino Aumale und bei S. Giro, besonders die (^ Z^. Ein- zelne Stücke triflft man Anfangs Mai; ihre eigent- liche Flugzeit ist von Ende August bis in den Oktober, und findet man sie zu dieser Zeit nur an den heissesten und kahlsten Stellen sich auf die Erde setzend, wo auch die Begattung erfolgt. Acherontia Atropos L. Die Raupe lebt hier häufig auf Solanum Melongena. Falter im December und Ende Mai. Deilephila Euphorbiae L. Die Raupen sind erwachsen zahlreich zu finden auf den Euphorbien des Stran- des von Mondello. Sie sind, wie schon Rambur in seinem Gatal. s^^st. d. Lepid. d. TAndalousie bemerkt, auch hier viel grünlicher gefärbt als die nördlichen E.-Raupen; das Schwarze ver- schwindet beinahe ganz, die grossen gelblichen Flecke sind bei den hiesigen rein weiss, die gelbe Seiteulinie über den Füssen lichter und ganz ohne roth , die rothe Rückenlinie schmutziger. Ver- pup])ung vor Mitte Juni, Entwicklung mancher 407 Exemplare schon nach 3 Wochen. Auch der Schmetterlinge weiclit constant von den nördlichen (ich vergleiche ungarische Exemplare) ab, indem er viel dunkler gefärbt i8t, d. ii. die Vorderfl. sind mit schwärzlichen Atomen bestreut und stark röthlich angeflogen, das Rotli der Ilinterflügel ist viel dunkler, das schwarze Band am Aussenrande sehr breit; auch die Grösse des Thieres ist gewöhnlich beträchtlicher. Livornica Esp. Die Raupen fand ich in den Wein- gärten bei Moudello Ende Juni erwachsen auf der Weinrebe. Entwicklung zum Falter nach 14 Tagen, Mitte Juli. - Blpenor L. führe ich an, da er in Dr. Staudinger's Catalog 1871 als nicht in Süd-Italien vorkommend bezeichnet ist Ich fand in den Weingärten von Mondello in der Zeit von Ende Mai bis Ende Juni, da ich vergelilich nach CelerioRaupen suchte, 16 Raupen von Elpenor, welclie sicli 4 Wochen nach ihrer Verpuppung zu selir dunkel gefärbten und grossen Faltern entwickelten. Paranthrene Tineiformis Esp, fand ich von April bis Anfang Juni nur auf dem M. Pellegrino, doch hier in ziemlicher Anzahl. Zygaena Punctum var. Contamineoides Stgr. ist die häufigste der hiesigen Arten. Sie fliegt von An- fang bis Ende Mai nur um Erjngium, besonders bei S. Maria di Gesü, auf dem M. Pellegrino und einzeln in der Favorita. - Trifolii var. Syracusia Z. ist hier seltener; ich fand sie am Südabhange des M. Cuccio im Mai. - Filipendulae var. Ochs en heim er i Z. Die Raupen dieser Art traf ich in ziemlicher Anzahl auf dem M. Cuccio an Onobrychis Ende März erwachsen. Die Entwickelung zum Falter begann am 27. April. Earias Insulana B. Ich fing ein Stück im September, doch schon etwas abgeflogen, bei Licht. Es ist .somit das Vorkommen dieser Art in Sicilien un- zweilelliaft. Ich bemerke hier, dass ich in meiner Wohnung, welche rückwärts ein in einen grossen Ziergarten schauendes Fenster hat, beinahe täglich, wenn der helle Mond es nicht hinderte, eine Pe- troleumlampe aufstellte, um Nachtfalter anzulocken und ich werde bei den nachfolgenden Arten stets angeben, ob ich deren auch bei Licht fing, was mir nicht uninteressant zu sein scheint. 408 Nola Strigula Schiff. Fliegt Ende Juni und im Juli. Ich erbeutete vier ganz frisch gesclilüpfte Exemplare bei Licht. Em3^dia Chr jsoce'phala Hb. In zwei Generationen, Ende April, Mai, dann im September bis in den No- vember, ziemlich zahlreich bei S. Giro und im Giardino Aumale von Felsen und Epheuwänden gescheucht; aucli fing ich einige bei Licht, Die Raupe wie jene der Em. Cribrum. Arctia Villica kömmt vorherrschend in der var. Angelica B. vor; weniger häufig ist var. Konewkai Fr., die Stammart findet sich nicht. - Hebe L. bisher hier noch nicht gefunden, traf ich als Raupe sehr zahlreich im Januar und Februar bei- nahe erwachsen unter Steinen bloss am Fusse des RI. Cuccio. Die Falter entwickelten »ich gegen Ende Jlärz und waren nur bis zum 8. April zu finden. Euprepia Pudica Esp. Die R. sind noch klein zahlreich anzutreffen im Januar und Februar am Fusse des M. Cuccio unter Steinen. Sie wachsen sehr lang- sam und entwickeln sich zum Falter erst im August und September. Epichnopteryx Helicinella HS. Ob die zahlreich im Januar an den Felsen des M. Cuccio und M. Pelle- grino gefundenen Säckchen wirklich dieser Art angehören, konnte ich bis jetzt leider nicht ent- scheiden, da die Zucht nicht gelang. Bombvx Franconica Esp. Die R. sehr zahlreich nester- weise im März und April in der weitern Umgebung Palermo's, sind bekanntlich schwer zu ziehen ; be- sonders die ö rj erschienen häufig verkrüppelt. Falter gegen Mitte Juni.'; - Trit'olii var. Codes H. Die Raupe fand ich am häufigsten an den Abhängen des M. Cuccio im Januar und Februar halberwachsen; sie sind heller gelb als jene der Stammart und poljphag. Die Verpuppung begann Ende Mai, die Entwicklung erfolgte im September. - Quercus var. Sicula Stgr. Die R. sind den ganzen Winter hindurch, jedoch bei Tage schwer an Rham- nus alaternus zu finden. Icii erzog sie aus den Eiern und fütterte sie der Bequemlichkeit wegen mit Rosenlaub. Die Verpuppung begann einzeln Ende März. Der Schmetterling fiiegt im August und September. Drepana Binaria var. Uncinula Bkh. vertritt hier die 409 Stammart und fliegt niolit selten im letzten Drittel des März und wieder im Juni und Juli im Wäld- chen der Favorita. Acrouycta Rumicis L. ist hier constant hedeutend grösser als die nördliche. A^grotis Puta Hb. fliegt zahlreich im September, Oktober und November bis in den December, dann einzeln im April und Mai. Ich fing eine grosse Anzahl bei Licht. Brithjs Encaustus Hb. Ei citrongelb. Die K. dieser seltenen Eule traf ich, doch sehr von Parasiten gestochen, auf Pancratium maritimum am Meeres- slrande einmal im Oktober, November und De- cember, dann wieder im Mai und Juni; im Winter sind sie leichter zu finden, da sie frei an den Blättern und Blüthenstielen fressen, während sie im Sommer, wo diese von der Sonne verbrannt sind, in den Knollen sich aufhalten. Soviel ich aus der Abbildung (Milliere, Icon. pl. 54) entnehmen kann, scheinen mir die R. von Encaustus mehr fichwarz gezeichnet zu sein als jene von Pancratii Cyr. Die Verpuppung erfolgt entweder tief unter dem Sande, wo der Boden fester ist, oder an nicht sandigen Stellen \\enig tief in leicht ausgesponne- nen Erdhöhlen stets aufrecht, mit dem Kopfende nacli oben. Die Entwicklung der Falter begann von den Winterraupen, welche überhaupt zahl- reicher und gesünder sind, Anfang April nur in den Nachmittagsstunden zwischen 'S Uhr und Son- nenuntergang, erreichte ihr Maximum zwischen dem 18. und 22. April und dauerte einzeln bis in das letzte Drittel des Mai. Anfangs entwickeln sich nur $ ?, dann vorwiegend ,j,^. Die Schmetter- linge der Sommerbrut erscheinen im August und September. Die Falter haben Färbung und Zeich- nung, wie sie in Lederer's „Noctuinen Europa's''' angegeben ist; es zeigt sich bei der grossen Menge von Stücken, die ich erzog, kein Uebergang zu Pancratii. Eriopus Latreillei Dup. Die R. lebt erwachsen Anfang September an Ceterach officinarum. Ich fand sie an den Felsen des M, Grilfone. Die Falter er- scheinen Ende Oktober und im November, und wieder im Juni ; auch fing ich einige bei Licht. Mania Maura L. bisher in Sicilien noch nicht gefunden, fing Herr E. Kagusa in einem frischen Exemplare, 410 welclies ich lebend sali , bei Tage in einem un- bewohnten Zimmer am 16. Juni. Die R. lebt hier sicher an Epheu. Eurhipia Adulatrix Hb. fliegt selten gegen Ende Juni und im Juli. Bei Licht gefangen. Plusia Ni Hb, Den Falter erzog ich aus, auf Kohlrüben, jener der Gamma sehr ähnlichen, nur etwas klei- neren Raupen. Er fliegt im August, September und Oktol)er nicht häufig in den Gärten und zum Licht. Anophia Leueomelas L. (Ramburii Rbr.) scheint sehr selten. Ich erbeutete nur ein Stück bei Licht am 12. Juni nach Mitternacht. Heliothis Peltiger Seh. ist gemein im Juni und Anfang Juli; schwärmt bei Tage an Disteln und kommt häufig zum Licht. Xanthodes Malvae Esp. Die Raupe lebt in den Gärten auf Malven im September und Oktober. Die Ver- puppung erfolgt in einem Gehäuse aus Erdkörnern, aus welchem die Falter zwischen dem 15. und 25. Mai sich entwickeln. Einige abgeflogene kamen auch zum Licht. Erastria Scitula Rbr. ist für Sicilien meines Wissens neu. Die Schmetterlinge fliegen von Anfang Juli bis in den September sehr einzeln zum Licht. Sonst fand ich diese Art noch nirgends. Metoponia Vesper talis Hb. fliegt nicht selten Mitte Juni und im Juli auf dürren Plätzen, auch zum Licht. Metoptria iMonogramma Hb. kam mir hier noch nicht vor. Herr Ragusa dagegen fing ganz friech aus- geschlüpfte Stücke Anfang Mai auf dem M. Ca- talfano. Zethes Insularis Rbr. ist selten. Ich fand die Art im August in der Favorita. Leucanitis Stolida F. ist im Mai und Juni, und wieder im Oktober überall gemein; fliegt auch gerne zum Licht. Grammodes Bifasciata Pet, (Geometrica Rossi) erscheint nicht häufig Anfang Juni. Bei Licht g&fangen. Pseudophia lilunaris Hb. Die R. sind, noch klein, im Juni auf -Tamarix in Mondello durch Kopien zu erhallen; die Falter im April und Mai, Spintherops Dilucida Hl». Ueberwinterte traf ich im Februar am Fusse des M. Cuccio; im März flog ein Stück zum Licht. Anfang Juni erscheinen frisch geschlüpfte Exemplare. 411 Nodaria Nodosalis HS. kommt einzeln Anfang Juli und Auguj-t, dann im Oktober in den Gärten vor. Die Meisten fing ich bei Licht. Die Sclimetterlinge halten sich slets auf der Erde auf und fliegen nicht gerne hocli. Eucro&tis Herbaria Hb. Ziemlich häufig im September und Oktober, dann im Mai und Juni theiis von mit Epheu bewachsenen Mauern aufgescheucht, theiis bei Licht gefangen. Acidalia Circuitaria Hb. fliegt f-elten im Herbst und Früh- jahre. Ich fing einige bei Licht. - Rusticata F. findet sich nur in der var. Vulpinaria HS. im Juni und Juli. - Imitaria Hb. Häufig im September, Oktober und Mai, Juni an Epheuniauern und bei Licht. - De cor ata Bkh. erscheint im letzten Drittel des April zahlreich und dauert bis Mitte Mai. Congruata Z. fliegt im Juli ganz an denselben Stellen wie die vorige Art, nämlich am Siidabhange des M. Cuccio und scheint mir doch nur die 2. Ge- neration von Decorata zu sein. Hemerophila Abruptaria Thnb. fing ich Ende Oktober bei Licht. Im Juli traf ich einige Stücke an Epbeuwänden im Giardino Aumale. Athroolopha Chrysitaria H. fliegt nicht selten (die o<^) von Anfang Mai bis in den Juni an den Abhängen des M. Cuccio und Catalfano. Selidosema Ambustaria H, Diese schöne Art beginnt ihren Flug Ende August und ist bis in den Oktober an- zutreffen; ich fing sie in Mehrzahl nur an dem Nordabhange des M. GrilTone, wo sie • aus dem Grase auffliegt. Die $$ sind schv\er zu finden. Aepilates Ochrearia Rossi. ist Ende März und Anfang April überall in der Umgegend häufig. Cidaria Fluviata Hb. (Gemmata Hb.) fing ich zahlreich bei Licht in den Monaten April, Mai, September und Oktober, einzeln auch im Juli. Asopia Incarnatalis Z. Ein 'f dieser Art fand ich im September am Fusse des M. Pellegrino in einem Spinnennetz. Hofientlicli wird es mir gelingen, heuer diese gute Art wieder aufzufinden. Botys Polyp onalis Hb. findet sich hier nur in der var. Meridionalis und erscheint nicht selten Ende Juni Abends in den Gärten und bei Licht. Margarodes Unionalis Hb. findet sich iiäufig Ende Juni 412 und im Juli in den Gärten Abends an Blumen, besonders Lavendel; Uiegt auch oft zum Licht. Spanista Ornatalis Dup. ist im September und Oktober an den mit Epheu bekleideten Mauern des Giard. Aumale nicht selten. In meinem ersten Aufsatze in dieser Zeitung berichtete ich über die interessante Auffindung von Las. Otus hier in Sicilien. In dem „Bullelino della Soc. ent. üal." Trim. L I87'i pag. 105 sagt Herr Pincitore Marott, er habe diese Art zu Ende des Sommers an den Abhängen des M. Cuccio (!) gefunden; dies ist, gelinde gesagt, unrichtig, was ich hiermit belichtige, um nicht irrige Ansichten über die Verbreitung, Lebensweise und Häufigkeit dieser Art aufkommen zu lassen. Das einzige, bisher in Sicilien gefundene Exemplar, ein $, wie ich im oben erwähnten Aufsatze schon angeführt habe, befindet sich in meiner Sammlung und stammt aus Castel- buono, wo es Herr Dr. Palumbo im Mai aus der Puppe erhielt. Zur EntWickelung der Sclinietterlinge nacli dem Verlassen der Puppe von Auf Seite 300 der entomol. Zeitung pro 1871 veröffent- lichte ich meine Wahinehmung über den Entwickehingsgang der Sclinietterlinge nach dem Verlassen der Puppe. Mangel an Zeit und Gelegenheit verhinderten mich seitdem, mich mit dieser Frage weiter zu beschäftigen. Nun spielte mir der Zufall im Herbste d. J. IS71 einige Raupen von Sphinx lignstri in die Hände und der überaus kräftige Organismus dieses Thieres veranlasste mich, ein Exemplar desselben der Nach- spürung der bei Deile[)hila elpenor beobachteten Blase zu opfern. Ich wurde hierin insofern begünstigt, als im Monat März eines der Tliiere vor meinen Augen die Puj)pe verliess. Nachdem ich den Zeitpunkt abgewartet hatte, in welchem das Thier mit vollständig ausgebildeten Flügeln der Erhärtung deiselben entgegensah und in welchem meiner Annahme nach die Blase zur Eileichlerung des Druckprozesses für das Thier 413 von Neuem gefüllt sein sollte, trieb ich an der Verbindungs- slelle des Thorax mit dem Leibe dicht nebeneinander 2 starke, lange Nadeln durch den l'liorax und lödtete so schnell als möglich das Thier durch Erglühen der Nadeln, Schon bei meinen früheren Untersuchungen hatte ich auf diese Weise günstig operirt, da ich von dem Grundsatze ausging, dass nuch allen wahrgenommenen Erscheinungen eine Luftaus- strömung der Blase aus dem Hinterleihe nicht annehmbar sei und durch das Brennen an der Stelle der Zusammenfügung des Hinterleibes mit dem Thorax sicher eine vollständige Vernichtung aller dort befindliciien Organe und sonach auch eine hermeti.'>che Absperrung der nach dem Vorderköiper und den Flügeln führenden Kanäle eintreten müsse. Sobald das Brennen bis zur vollständigen Erhärtung der Nadelstichgegend geschehen, befreite ich zur bequemern Handhabung des Kör- pers das Thier von seinen Flügeln durch Abschneiden der- selben und mit einer scharfen, sogenannten Stickscheere schnitt ich nunmehr den langen, aufgetriebenen, sclileppeuden Leib der ganzen Länge nach in der Mitte der Unterseite sehr vor- sichtig auf, so dass keine wesentliche Verletzung innerer Tlieile stattfinden konnte. Ein vorsichtiger Druck zwischen Daumen und Zeigefinger \ on oben her seitwärts gegen die Bauchtheile entlud nun grossentiieils den Inhalt des Leibes und — es zeigte sich sichtbar auch die fragliche Blase. Leider, wie so oft geschieht, wenn man etwas besonders gut machen v^ill, dasa dann gerade das Gegentheil eintritt, so verursachte auch hier der Wunsch, so genau als möglich dem Zusammenhange der Blase mit dem Organismus nach- zus])üreu, das Fehlschlagen der Untersuchung. Bei der Weich- lieit des Eingeweides und der schlüpfrigen Handhabung des Gegenstandes gerieth die Blase noch vor ihrer Blosslegung wieder unter das Convolut der Därme und platzte mit einem „hörbaren" Knall auf, die Luft bei ihrem Ent- weichen „mit hörbarem Pfeifen" durch die Därme treibend. Das Ganze machte auf mich, der ja als Land- mann so oft Gelegenheit hat, beim Schlachten des Viehes zugegen zu sein, den Eindruck, als wenn die Bauchhöhle eines geschlachteten Thieres geöU'net wurde und die Luft mit höibaiem Geräusche daraus entweicht. Es konnte in Wahr- heit keinen passendem Veigleich geben. So hat sich denn meine an Deile})hila elpenor gemachte Wahrnehmung auch an Sph. ligustri bestätigt. Jedoch hatte ich hier sichtbar nur eine Blase freigelegt, aber es sprach eine L'nteibrechung beim Lul'lentweichen , welches nach einer Be- rührung des Eingeweides zum zweiten Male hörbar wurde, gleichfalls für Zw eilheiligkeit der Blase. Dass überhaupt die 414 Wahrnehmung der Luftentweichung hörbar laut stattfand, darf bei dem kräftigen Organismus von Sphinx ligustri nicht befremden. Indem ich hiermit den von mir mit meiirmaligem , gün- stigem Erl'olge zur Aufsuchung jenes Organes eingeschlagenen "Weg veröfl'entliche, glaube ich, dass bei genügender Vorsicht ein Jeder sich von dem Vorhandensein jener Blase, wenig- stens bei den grössern Sphingiden, selbst Ueberzeugung yer- schafFen kann. Die Hymenoptera antliopliila (Blumen- wespen) des Unterliarzes von üv, F. RufloAV. Wenn auch in den meisten Hjmenopterenramilien in der letzten Zeit erfreuliche Forschungen gemacht und gute Re- Hultate erzielt sind, so ist es doch zu verwundern, dass sie im Vergleich mit Käfern und Schmetterlingen noch immer stiefmütterlich behandelt werden. Das müh.same Zusammen- stoppeln der sehr zerstreuten Literatur ist gewiss ein haupt- sächlicher Grund davon; denn mit Ausnahme der kleineren Thiere bieten die Bienen bei der Bestimmung keine grösseren Schwierigkeiten dar, als andere Insecten, während die Beob- achtung ihrer Lebensweise gewiss melir Interessantes hat, als bei manchen anderen Insecten. So wie grössere, oder doch praktische Sammelwerke über eine Gruppe erschienen sind, wird auch dieselbe weiter erforscht, wie man nach dem Er- scheinen von Hartigs Werke über die Blattwespen an diesen, und nacli Dahlhoms Grabweapen-üntersuchungen auch hier wahrnahm. Denn bald darauf erschienen aus allen Gegenden Bearbeitungen der Lokalfaunen, die manches Neue brachten. In Bezug auf die Blumenwespen ist dagegen wenig genug ge- than, weil die grösseien Werke darüber theils schon ziemlich alt und unpraktisch sind, die kleineren Abhandlungen dagegen noch immer einer Sammlung und Sichtung Itedürfen. Um so grösser ist deshalb das Verdienst Schencks, der zuerst eine Bearbeitung der Nassauischen Bienen unternahm, nach- her aber seine Untersuchungen auch auf ganz Deutsehland ausdehnte. Durch dessen Schrilten ist man nun eher im 415 Stanfie selbständig zu arbeiten und die grösseren Sammel- werke erfolgreich zu benutzen , was auch von vei'schiedenen Sammlern, aber meist nur in Süddeutschland gethan worden ist, während der Norden mit geringen Ausnahmen noch völlig unberücksichtigt geblieben ist Besonders des Harzes hat sich in Bezug auf Bienenfauna noch niemand angenommen. Hartig, Saxesen und Leunis haben nur Blattwespen und ein- zelnen Familien der Ichneumonen hier nachgejagt, und nur einmal ist von Wissmann ein Verzeichniss der Grabwespen in den Grenzländern des Harzes aufgestellt worden. Seit 5 Jahren mit dem Fange und dem Beobachten der Bienen beschäftigt, halte ich das nachfolgende Verzeichniss keines- wegs für vollständig, zumal, wenn ich die Reichhaltigkeit anderer Hymenopterenfamilien damit vergleiche und bedenke, wie viel neue Thiere ein günstiger Sommer brachte. Das Gel)iet, worin ich diese Thiere gefangen habe, be- schränkt sich auf den sogenannten Unterharz oder die Aus- läufer des Harzes nach der Nordseite zu, die Grenzen des Sollings, sodann die Ebenen des Leinethaies, Avährend der eigentliche Oberharz wohl auch sein Contingent geliefert hat, aber einmal nur strichweis von mir abgesucht ist, andrer- seits aber keine besondere Beachtung verdient, weil er keine vom Unterharz abweichenden Tiiiere liefert, sondern viel ärmer an diesen ist und nur die überall gemein vorkommenden Bienen beherbergt. Als Hülfsmittel zur Bestimmung dienten mir Schenck"« Bearbeitung der nassauischen Bienen in ihrer ganzen Aus- dehnung mit den Zusätzen und Berichtigungen, ferner Smith's Catalog, Taschenberg's Hymenopteren Deutschlands, Panzer's Abbildungen und mehrere kleinere Abhandlungen von Kriech- baumer, Förster und anderen. Bemerken muss ich noch, dass ich stets frische Exemplare untersucht habe, da an älteren Thieren in der Sammlung nichts Bestimmtes zu sehen ist. Dass noch viel zu viel d'ewicht auf die Farbe gelegt wird, ist klar, aber so lange keine vollständigeren Unter- suchungen über die Entwicklung gemacht worden sind, welche ihre grossen Schwierigkeiten haben, muss man sicii an die oft gezwungene, künstliche Artenbildung halten. 1. Apis. 1. A. mellifica L. Natürlich nur gezüchtet, und daher im Fielen meist nur Zwitter anzutretl'en, welche in 2 Varie- täten vorkommen. Eine helle grössere und eine braune klei- neie , die manchmal mit gelben Flecken auf den vorderen Segmenten versehen ist. (^ und '4 hübe ich nur von der gewöhnlichen Färbung angetroffen So viel ich erfahren 26 416 habe, wird keine andere als die ursprügliche Art in der Gegend cultivirt. Als Schwärmzeit hal)e ich notirt am frühe- sten 15. Februar, am spätesten am 18. November. 2. Bombus. 2. B. terrestris L. '4 manchmal 33 mm. lang, i^ nur bis 17 mm. Schon Ende Februar schwärmend angetroffen, in diesem Jahre am 4. März auf blühender Salix viminalis in grosser Menge. Die überwinternden ^^ öl'ters aus der Moos- decke im Walde ohne besondere Nester hervorgesuclit , be- fanden sich stets in einem Zustande der Erstarrung, der sieh selbst in der Stubenwärme nicht hob, bevor die eigentliche, natürliche Wärme kam. Noch im October fand ich sie schwärmend. Varietäten mit gelbem Endsegment, vorzüglich ^, sind nicht selten, ebenso die mit fast schwarzem Thorax. B. caespitum Pz., lucorum L. kommt im ganzen Ge- biete stets gesondert vor, $ nur 2U mm. lang mit fast gelbem Thorax, q von terrestris unterschieden durch hellere Färbung des Abdomen und verschwommene Binden. In den zahlreich untersuchten Nestern fand ich diese allein vor, wäh- rend terrestris ebenfalls nur gesondert anzutreffen waren, und ZM'ar an Waldrändern und Feldrainen. Dagegen ist lucorum nnr im Walde hierorts gefunden unter Buchenwurzeln und Moos. Schwärmzeit dieselbe. Vorkommen seltener. Dass beide Varietäten zusammen gehören, bezweifle ich nach den hier gemachten Erfahrungen noch stark, da auch die Färbung zu sehr verschieden und das Gelb regelmässig ganz hell ist. Als Varietäten finden sich mit terrestris zu- sammen: fasciatus in grossen Exemplaren der ^ mit breiter weisser Hinterleibsspitze und dunkeln Flügeln, die aber nur ört- liche Färbung sind; Männchen und Zwitter kommen vor mit isa- bellfarbigen Binden und manchmal helloraunen Tarsengliedern. Letztere Varietät sowie B. collaris Pz. fand ich am meisten unter terrestris im Leinethale und den umliegenden Bergwäldern. 3. B. hortorum L. Hier nur bis 23 mm. -V lang, zuerst am 15. März schwärmend angetroflen, dagegen noch am 18. October an Carduus; seltener als die vorigen, aber Uebergänge in der Farbe bildend. Das Nest traf ich an in einem Composthaufen mit seitlichem Eingänge, schwach be- völkert, ähnlich terrestris. 4. B. TunstaneUus K. (Latreillellus K.). In Gemein- schaft mit dem voiigen selten, Anfangs October an Disteln schwärmend. Die Farbe ist rein weiss am AI»donien, gelblich weiss am Thorax; bei einem Weibchen ist die Behaarung des Tiiorax merkwürdig lang, die Flügel brauntleckig. 5. B. lapidar ius L. (arbuslorum F., regelationis Pz., 417 truncorum Pz,)- ^'It; Vaiiotätcn häutig, meist al»ei- nur als o, $ dagegen beständig. Endsegmente hellbraun I)iö dunkel braunroth. Var. truncorum oft mit ganz schwarzem Tliorax und dunkeln Flügeln aus einem Neste mit der typischen Art. Hauptsäciilich in der Ebene an allen Honig bietenden Blumen, vom April bis October. o sehr klein, eins nur 9 mm. lang, ß. B pomorum Pz. Selten, bis jetzt nur Zwitter an- getroffen mit halbem gelben Abdomen, vordere Segmente grau. Gefangen auf Disteln am 20. Juni. 7. B. subterraneus L. Mit den Var. soroensis F. und collinus sehr häufig. -9 von 23 mm., o von 10 mm. Länge. 2 manchmal fast schnarz, dann auch mit dunkeln Flügeln, bei denen mit gelbem Abdominaleude sind die Flügel hell gefärbt. SclnAärmen sehr träge, bei trübem Himmel fast starr an Pflanzen angeklebt, sind sie sehr leicht zu fangen. Ein im Entstehen begriffenes Nest fand ich im Laubwalde unter Moos neben einem Steine flach unter der Erde, mit wenigen Zellen von fast schwarzbrauner Farbe. Einige $ fand ich mit fast kahlem Abdomen und einigen struppigen Borsten auf den Segmenträndern, andere oft krank, von Milben dicht besetzt und abgeschabt. Schwärmzeit vom Mai bis October an allen Blumen. 8. B, pratorum L, Aendert nur in der Farbe des Thorax ab, der an Thieren aus einem Neste von schwarz bis fast ganz gelb durch alle Schattirungen vorkommt, oder das Gelb färbt sich grau. Bei scliwarzem Tliorax färben fich die Flügel bräunlich, bei einem o '»it dunkeln Flecken. $ meist dunkler im Gell) als .^ und Arbeiter. Flugzeit mit der vori- gen, im Plerbst sehr oft erstarrt an den letzten Cirsiumblüthen angetroffen. 9. B. hypnorum L. mit den Var. apricus F., ericetorum Pz. in einem Neste im Sommer gefunden 5 es wdv erst im Entstehen und daher nur faustgross. Die J und Arbeiter entsprechen dem Typus hypnorum, aber alle $ dem erice- torum Pz., während im Leinethale gefangene + typische hypnorum sind. 2 variiren ebenlaJls mit dunkeln Flügeln, Ein o ^U9 tlß"! Harze zeichnet sicii durch sehr lange, unten merkwürdig gezähnte Fühler aus, ist aber aus einem Neste mit typischen Tliieren genommen. Im October 1871 fing ich an Di!^teln ein 23 mm. langes 9 der Varietät meridianus Pz., mit ganz schwarzem Kopfe und beinahe weissem Abdominal- ende, während das Abdomen im Uebrigen tief schwarz ge- färbt i-st. Die Flügel sind bedeutend heller als nach der Panzer'schen Abbildung. 10. B. rajellus K. Meist nur 3 ""d Arbeiter mit auffallend langen Beinen und Fühlern, letztere manchmal ge- 26* 418 zahnt. S meist nur 8 — 9 mm. lang, $ nur im Frühjahi und Herbst gefangen, oder im Nesle angefroft'en. Farbe ist con- stant bei allen hier angetroffenen Thieren, liöehstens kommen (^ mit ganz schwarzen Beinen vor. 12. B. agrorum F. Sehr häutig und constant in der Färbung. 13. B. silvarum L. Selten im Harze, in der Farbe stimmen die gefundenenen Exemplare nicht alle mit einander überein, indem der Tborax mehr oder weniger weisslich, das Abdomen gelb oder schwarz gefärbt sind. 14. B. lucorum L. Ein $ im März unter dem Moose im Buchenwalde gefunden, die Abdominalbinden gehen ver- schwommen in einander über. So unklar auch die Nomenclatur der Bombusarten noch ist, muss man doch vor der Hand dieselbe noch annehmen, bevor das Studium über dieselben nach Beobachtungen im Neste und nach den Genitalien und Fresswerkzeugen weiter gediehen ist. 3. Psithyrus. 15. Ps. rupestris F. Sehr häufig vom April an. V bis 33 mm. lang. Yariirt mit lielleren und dunklereu Flügeln, im Uebrigen aber kommen hier keine Farbenänderungen vor. 16. Ps. eampestris Pz. Variiit hier auch nicht. Ein $ fand ich im Neste der Bombus hjpnorum im Herbste neben diesen in schon beginnender Erstarrung. 17. Ps. saltuum 111. Aendert nur mit mehr oder we- niger gelbem Schildchen ab, ziemlich selten und mit außallend kleinen Weibchen von nur 16 mm. Länge = barbutellus K. 4. Anthophora. 18. A. retusa K. (hirsuta Ltr., hispanica Pz., acervorum F., pilipes F.). In 2 mit einander fliegenden Exemplaren Mitte Mai an Stachelbeeren gefangen. $ fast schwarz mit nur wenig grauen eingestreuten Haaren, ,^ mit mehr grauem Abdomen, acervorum F. und pilipes F. bei Panzer völlig glei- chend. Eine andere an einer alten Lehmwand gefangene gleicht fast der hispanica Pz , nur dass der Thorax mehr graugelb gefärbt ist. 19. A. aestivalis Pz. (^ und $ zusammen auf Stachel- beeren im Mai. Das i^ stimmt mit der Panzer'schen Abbil- dung überein, $ mit gelbem Metathorax und Abdominalanfang, Sammelhaare gelblich. Flügel dunkler als beim ,^. 20. A. parietina F. Nur $ im Juli auf Disteln. 21. A. quad rim a culat a F. Die Farbe in beiden Ge- 419 schlechtem fast braunschwarz, nur an der Seite gelblich. Im Mai und Juni an Lamium und Ballota. 22. A. lulvitarsiä Lep. Ein V angeblieh aus Nort- heim, welches sehr, versch\\ omniene Abdominalbinden und ein fast schwarzes Kopfschild hat, aber im Uebrigen mit der Diagnose übereinstimmt. 5. Saropoda. 23. S. rotundata Pz. Selten, auf Salix im Juni ge- fangen. Ein Exemplar aus Baiern ist bedeutend grösser als hiesige Thiere. 6. Eucera. 24. E. longicornis Ltr. Im Walde an Corylus ge- fangen, an dessen Grunde das Nest sich befand, der Eingang senkrecht, dann seitwärts gehend, ziemlich tief, weshalb ich wegen Terrainschwierigkeiten das Nest selbst nicht unter- suchen konnte. Im Ganzen war aber nur 1 Pärchen dabei zu fangen. Die Abart E. tuberculata Pz. fing ich als bedeu- tend kleineres Exemplar im Bahnhofspark an Spiraea sali- caria. Alle Thiere, welche ich in hiesiger Gegend beobach- tete, waren sehr schwerfällig im Fluge, Hessen sich ohne Wei- teres fangen, ohne die Absicht, sich zu entfernen. 7. Tetralonia. 25. T. atricornis Fbr. Ein sehr grosses Thier von 24 mm. Länge tlog mir im Walde an den Hut; es stimmt vollständig mit der Abbildung bei Panzer, E. atricornis, nur will die Beschreibung andersu o nicht passen, indem das Ab- domen ohne weisse Binden ist Die Diagnose würde so lauten: T. nigra, thorace toto, al)doniinis segmentis primo, secundo, ano, tibiis tarsisque llavo-pilosis, labro sulfureo; mandil)ulis nigris, alis apice fumatis. Long. corp. 24 mm., antenn. q 18 mm. Das Thier gleicht bis auf die Zellenbildung völlig einer typischen E. longicornis, nur ist das Abdomen etwas länger. Exemplare aus Dalmatien, \ on Herrn Dr. Bentiiin in Hamburg zur Ansicht erhalten, stimmen vollständig mit meinem Exemplare Uberein. Es wäre somit die Panzer'sche Angabe, dass das Thier in Deutschland voikommt, aufs Neue bestätigt, da ich keine neue Species nach den kleinen Unterschieden aufstellen kann, 8. Systropha. 26. S. planidens Gir. (spiralis F.). Beide Geschlechter in Copula im Juni auf einem Syringenstrauche im Bahnhofs- parke gefangen. 420 9. ßhophites. 27. Rh. quinquespinosus Sj). Einmal ein V auf Di- steln im September gefangen. Die Bandiiung des Abdomens grau, während Thiere aus Nassau, von Jlerrn Prof. Schenck erhalten, eine gelbliche Färbung haben. 10. Ceratina. 28. C. coerulea Vill. Ein Exemplar an einem alten Pfosten gefangen, als es eben aus einem runden Loche iierauskam. 11. Xylocopa. '-.9. X. violacea F. Nur einmal von einem Forstmanne als sehr kleines Thier erhalten, nicht grösser als X. minuta aus Dalmatien; über die Verhältnisse, unter denen sie gefangen war, konnte ich nichts Näheres erfahren. 12. Panurgus. 30. P. lobatus F. Ein Exemplar im Mai an Weiden- kätzchen. 31. P. dentipes Ltr. Häufiger im Juli an Umbellaten mit Andrenen schwärmend, mit constant gelben Hinterbeinen, schwarzen Antennen und bräunlichen Flügeln. 32. P. aler Ltr. Mit der vorigen zusammen, ganz schwarz oder mit bräunlichen Sanimelhaaren, auch in der Grösse verschieden. Ein Weibchen mit Pollen beladen flog in ein Erdloch, am Wiesenrande unter einer Baumwurzel befindlich. 13. Dufoiirea, 33. D, vulgaris Schk. Ein Exemplar auf Umbellaten mit Prosopis fliegend, stimmt mit Oiiginalexemplaren, vom Entdecker erhalten, volhtändig übeiein, 14. Dasypoda. 34. D. hirtipes F. Ein "schon zerzaustes Exemplar ling ich Ende October an einer noch blühenden Distel, an der es fest angeklebt sass. Der Thorax grau gefärbt, ebenso das Abdomen, während die Beine ilire gelbe Farbe behalten haben. 35. D. argentata Pz. Ein Exemplar, im Juli auf Disteln gefangen, stimmt mit der Panzer'schen Abbildung, nur sind die Binden der vorderen Abdominalsegmentc in Flecken iiufgelöst. Thiere aus Dalmatien stimmen damit auch überein, nur ist die Grösse etwas bedeutender. 421 15. Cilissa. 36. C. melanuva Nyl. In Gemeingchaft mit Hylaeus- Arten im Herbst auf Tanacetum vulgare. 16. Andrena. 37. A. Hattorfiana F. Am 8. Juni ein (^ (equestris Pz.) an Spiraea gefangen. 38. A. Schrankella Nyl. Häufiger mit der vorigen zusammen und stets zu mehreren angetroffen an Sj)iraea, Rosen und Sj ringen. Das Rotii auf den Abdominalsegmenten variirt, ein $ hat fast das ganze dritte roth, ein o mit bei- nahe braunen Antennen. Die braune Farbe des Thorax ist bei allen hier gesammelten Exemplaren von vorn herein durch Grau vertreten. 39. A. cingulata K. An Veronica beccabunga im Juli, im September häufiger an ümbellaten, einige auffallend kleine (^. 40. A. rubricata Sm. Im Mai an Rosengebüsch. 41. A. rosae Pz. Nur Exemplare mit ganz rothen vorderen Abdominalsegmenten, häufig nur im Herbst auf Cir- fcium, im Sommer auf allen Gebüschen vereinzelt. 42. A. eximia Sm. Abdomen ganz schwarz mit hellen Segmenträndern, Endfranze gelb, eine Abänderung mit grauem Thorax und rothen Abdominalseiten. Nur (^ im Juni gefangen. 43. A flessae Pz. Aus der Gegend von Northeim. 44. A. cineraria L. Häufiger im Frühling -V an Wei- denkätzchen, im Sommer die j^, letztere nnr y^ so gross als die $ und mit fast grauem, einfarbigem Thorax und helleren Flügeln. 45. A. pilipes F. Mit der vorigen, auch auf Stachel- beeren, f^ mit fast schwarzem Kopf und Tliorax, aber helle- ren F'lügeln als das $. 46. A, pratensis N. Ein r^, welches ich in Gemein- schaft eines typischen $ fing, hat einen gelb behaarten Thorax, aber einen zerstreut lang grau behaarten Hinterleib. Im Mai an Weissdornhecken. 47. A. Clarkella K. In diesem Jahre das $ schon am 8. März gefangen, die ,^ kommen erst im Juli hier. vor. Schenck vermuthet, dass das J A. lucida Pz. sei; Thiere, die ich in beginnender Copula fand, sind aber verschieden davon. Anstatt der gelben Behaarung trägt der Kopf und Thorax graue Haare, am Abdomen sind nur die Segmentränder kurz hellgrau, ebenso die Endfranze. Vordere Tarsen gelblich braun, hiulere Tibien und Tarsen gelblich. Tibien manchmal mit Kchwi.rzem Fleck. Fühler länger uis Kopf und Thorax. 422 Flügel mit röthliclier Randader und ?olchem Male. Länge 1 1 — 12 mm. 48. A. nitida K. Gemein echon im April. Die o gleichen den ,^ der vorigen, nur ist das Flügelgeäder viel heller, das Abdomen glänzender. 49. A. thoracica F. Nur $ im Juli auf Umbellalen gefangen, bei einem sind die Flügel an der Spitze etwas getrübt. 50. A. Trimmerana K. Einmal im Mai an Stachel- beeren gefangen, 51. A. apicata Sm. Nur $ im Mai an Weiden, ändern ab mit stärkerer oder schwächerer Behaarung. 52. A. nigroaenea K. In der Farbe beständig; gemein, schon im April. 53. A. tibialis K. $ schon im April an Hecken, än- dern ab mit hellen und dunkelbraunen Tibien und eben solcher Behaarung des Kopfes. <^ seltener, aber nur mit braungelber Kopfbehaarung. 54. A. fulva Schrk. $ im April und Mai häufig an allerlei Sträuchern, an deren Grunde sich die Nester befinden. Nur 1 o in beginnender Copula gefangen, welches der Be- schreibung von armata K. entspricht. 55. A. albicans K. Sehr häufig, Füsse aber stets gelb. 56. A. fulvago Chr. Selten, im Juli auf Umbellaten. 57. A. varians Rossi. Im Mai an Stachelbeeren. 58. A. helvola L. Am 9. Mai zuerst gefangen an Stachelbeeren. 50. A. Gwynana K. Mitte Mai an Stachelbeeren. Kommt auch hier in allen Farbenveräuderungen vor. CO. A. bicolor F. Nur 1 grosses V im hiesigen Bahn- hofsparke gefangen, dessen Flügel aber dunkler sind als nach der Panzer'schen Abbildung, der Hinterleib sehr glänzend schwarz. 61. A. laeviuöcula Schk. Die gefangenen Thiere ent- sprechen der Schenck'schen Beschreibung, flogen auch mit Gwynana zusammen. 62. A. fulvicrus K., selten. (i'S. A. fasciata Wsm. Im Juni an Umbellalen, ein Weibchen zeichnet sich dadurch aus, dass es eine weiss be- haarte Rückenbinde längs der vorderen Abdominalhälfte trägt, Behaarung bei allen grauweiss. 64. A. xanthura selten, nur $. 65. A. Wilkella K., bis jetzt nur $, eins davon stark stylopisirt. 66. A. conv exiuscula K., häufig schon im Mai, ? mit dunkleren Flügeln als das ,^. 423 67. A. decipiens Schk. Im Juni an Umbellaten, ein V mit gelbem Thorax, grauweiss behaartem Abdomen, die meisten aber gelblich behaart. 68. A. Lewinella K. Im Juni an Umbellaten, 69. A. fulvicornis Schk. An Umbellaten im Juni. 70. A. nitidiuscula Schk. An Umbellaten bis jetzt nur -V. 71. A nana K. Häufig im Sommer aul' Umbellaten, die $ sehr beweglich, ein Nest fand ich am Grunde eines Heracleum in weicher Erde, es befand sich fast handbreit unter der Oberfläche. Der erst senkrechte, dann seitlich ge- hende Eingang mündet in eine kleine Erweiterung, in der eine weisse, vielleicht 10 mm. lange Larve lag, völlig ein- gehüllt mit einem Gemisch von Wachs, Honig und Pflanzen- wolle, seitlich daneben waren noch 2 Kammern, aber nur mit Nahrung, wahrscheinlich er.st mit dem unentwickelten Ei. 7V. A. parvula K. Häufig mit der vorigen schon An- fangs April. 73. A. Mouffetella K. Nur ein $ im April an Sy- ringen gef^jngen. 74. A. clyi'.earis Nyl. Ein ? aus der Umgegend von Osterode. 17. Hylaeus (Halictus). 7.5. H. sexcinctus F. In der var. arbustorum 111, bis September vorkommend. 76. H. xanthopus K. Vom Mai an auf Umbellaten, die $ sind hier beständig mit gelben Beinen, <^ dagegen mit dunkleren vorkommend, aucii verschwinden die Abdominal- binden der fj^ manchmal vollständig. 77. H. laevigatus K. Beide Geschlechter sehr häufig, die Binden sind im frischen Zustande oft gelb, meistens weiss. <^ halte ich noch Ende October an Cirsiumblüthen bei warmer Witterung gefangen. Nester von dieser, malachurus, cylin- dricus, sexnotatus sind vollständig übereinstimmend im Bau, auch die Larven bieten ausser der Grösse keine Unterschiede dar. Die Eingänge befinden sich unter einer Pflanze oder an einer Wurzel, der Sonne zugeneigt, so gross, drehrund, dass das '4 eben einschlüpfen kann. Nach innen zu geht der Eingang schief nach unten, erweitert sich ein wenig trichter- förmig und mündet in eine runde Kammer, deren Wände fast geglättet, wie mit Speichel getüncht sind. Darin befindet sich neben der Laive ein Brei von Wachs und Honig, meist von braungelber Farbe, wenig süss schmeckend, je nach der Grösse des Thieres von Zuckererbsen- bis Haselnussgrösse. Der Ein- gang ist vor der Kammer mit fester Erde verstopft, das -^ 424 gräbt aber seitlich davon noch Kammern. In der Stube die Thiere zur Entwickelung zu bringen, wollte nicht gelingen, es mag wohl die geregelte Feuchtigkeit des Bodens gemangelt haben. 78. H. sexnotatus K. Sehr häufig das ganze Jahr hindurch, am meisten im Juli. Beim V ist die zweite Abdo- minalbinde oft ganz und die Hintertibien manchmal gelb anstatt schwarz. •79. H. quad rinotatus K. Vom April bis October an Umbellaten. Ein auffallend kleines V misst nur 5 mm. 80. H, quadrisigna tus Schk. Mit der vorigen, meist nur $. 81. H. albidus Schk. Selten. 82. H. leucozonius K. In grossen Mengen, vom April ^ bis October ,^ an Disteln und Scabiosen. Mit Pollen be- ladene Weibchen sah ich inrunde Löcher eines alten Pfostens und einer abgestorbenen Aesculus einkriechen und leer wieder herauskommen. 83. H. zonal US Sm. Mit der vorigen, manchmal in Menge, meist selten. 84. H. quadr icinctus F. $ im April und Mai häufig, (^ seltener. 85. H. rubicundus Chr. Einige erstarrte Exemplare im Herbste an Disteln, eins unter einer Moosdecke im Lehm- boden gefunden. 86. H. maculatus Sm. Häufig. 87. H. cylindricus F. In allen Farbenverschieden- heiten mit einander meist an Disteln vorkommend. Auch von dieser Art sah ich $ geschäftig in Löcher eines alten Balkens aus- und einkriechen. H8. H, malachurus K. Mit voriger stets zusammen, kommt in allen möglichen Uebergängen vor, so dass eine be- stimmte Trennung nicht gut möglich ist. 80. H. albipes F. Ebenfalls mit den vorigen zusammen. 90. H. pauxillus Schk. Selten, aber mit den vorigen zusammen. 91. H. laevis H. Ein V mit beinahe braunem ersten Abdominalsegmente. 92. H, minutus K. Selten, im August an Umbellaten. 93. H. nitidiusculus K. Bis jetzt nur o massenhaft das ganze Jahr hindurcli. 94. H. minutulus Schk. An Umbellaten. 95. H. flavitarsis Schk. In mehreren Exemplaren im Herbst gefangen. 9(>. H. flu vi]) es Fbr., t'?. H. Smeat hm ane I Ins K., 98. H. morio F, 1>9. H. leucopus K. kommen häutig und 425 fast immer zusammen vor, meist an ümbellaten, bis in den Herbst hinein. Die Weibchen bemerkte ich oft im mulmigen Holze und markigen Pflanzenstengeln arbeiten, während sie auch an Lehmwänden alter Häuser und in Bohrlöchern von Balken ihre Nester anlegen, dabei den Eingang mit Pflanzen- wolle verstopfen. 100. H. quadristrigatus Ltr. Ein grosses (^ von 15 mm. Länge. 18. Colletes. 101. C. fodiens K., 102. C. succincta L., 103. C. mar- gin ata L., 104. C. daviesana K., 105. C. halte ata Nyl. Alle 5 Arten im Juli an Lehmwänden, nach der Nordseite gelegen, gefangen, und zwar sämmtlich unter einander, meh- rere Arten aus einem Loche auskriechend. Die Nester sind nicht tief, im Innern mit einer dünnen Haut ausgefüttert und in einzelne Zellen eingetheilt, in denen ein brauner, flüssiger, aromatisch riechender Honigsaft sich befand. Der Eingang fertiger Bauten war stets mit einer Papierhaut verschlossen. An einer Mauer befanden sich in einem Jahre wenigstens 20 Nester, die auch, so weit sie nicht zerstört waren, im nächsten Jahre wieder benutzt wurden. Eine zweite Gene- ration fand ich noch spät im Jahre, Anfangs October, an Tanacetum vulgare, aber meiet aus Männchen bestehend, die völlig träge in ihren Bewegungen waren. 19. Sphecodes. 10 \ Sp. gihbus L. var. a. subquadratus Sm., b. rufi- ventrisPz., c. sphecoides K., d. ephippius L., e. similis Wesm. Alle zusammen und mit einander auf Wiesenblumen im Mai und Juni. Darunter beflndet sich ein sehr grosses o von subquadratus von 13 mm. Länge, während die Exem- plare von ephippius höchstens 7. mm. erreichen. Ein (^ von rufiventriö zeichnet sich durch stark gezähnte Fühler aus, während das mit ihm verbundene $ fast schwarzbraune Flügel hat. 20. Prosopis. 107. Vv. variegata F. Ein ,^ im Juni an Ümbellaten gelangen, das der Puuzer'schcn colorala gleicht, hat 3 Cubi- talzellen, alle ,^ kommen hier stets mit rothem Ende und Seiten des ersten Abdomiiialsegmentes vor, während die V stets 2 rothe Segmente liaben. 108. Pr. signata Pz. Im Juli an Ümbellaten. Ein $ hat eine Länge von 12 mm. und weissen ersten Segmentrand, 42n ist aber keine besondere Species, da es t-ich mit eiaenti typi- schen Männchen paarte. 109. Pr. confusa Nyl. Von den Leinewiesen, ein 9- mit ganz braunen Flügeln und dunkeln Schienen und Tarsen. 110. Pr. armilla ta Nyl. selten. 11 1. Pr. pic tip es Nyl., 112. Pr. annularis Sm. Nur in je 1 Exemplar bis jetzt gefangen. 113. Pr. angustata Schk. und 114. Pr. sinuäta Schk. Mehrfach im Juni an Umbellaten auf Wiesen, in der Grösse sehr veränderlich. 115. Pr. communis Nyl. In allen Varietäten sehr ge- mein. Der Veilchengeruch, welcher dieser Art nebst noch einer charakteristisch sein soll, ist auch noch andern, ja wohl allen Prosopis eigenthümlich, wie ich schon länger bemerkt habe, er scheint besonders durch stark riechende Umbellaten hervorgebracht zu werden, äussert sich aber bei communis stärker als bei den übrigen. 21. Megachile. 116. M. maritima K. Ein ? von 28 mm. Länge im Herbste an Disteln bereits erstarrt gefunden, der vorletzte Abdominalring breit gelb, die andern aber schmal, lang weissgrau behaart. 117. M. fasciata Sm. Hier am häufigsten, an blühen- den Gewächsen, die Weibchen gewöhnlich mit dunkeln Flü- geln, die Männchen kommen auch vor mit weissen Binden und braunen Vordertarsen. 118. M. centuncularis L. Ein Pärchen aus Northeitn, wo sie aus einem alten Klotze in der Stube ausgekrochen waren. ,S mit rolhgelbem Thorax, V mit grauer Behaarung, Sammelhaare bei beiden schön rothgelb. 11!*. M. octosignata Nyl. In einer Antirrhinumblüthe gefangen. \20. M. serratulae Pz. Im Juli an Umbellaten mit Stratiomys zusammen fliegend. 121. M. argen tat a F. Ebenda und an einer alten Pappel, an deren Grunde die ¥ in runde Löcher aus- und einkrochen. 22. Osmia. 122. 0. cornutaLtr. und 123. 0. bicorn is L. ? häufig schon im April an Wänden, wo sie in Balkenlöcbern oder z\\ischen dem Kalkbewurf ihre Nester bauen. Der Eingang war stets, nachdem das Futter eingetragen uar, mit Lehm verklebt, ein Nest enthält nie mehr als ein Ei. Das junii;e Thier kam im Mai oder Juni heraus, zu dem Bebul'e wurde 427 durch den Lehmverschluss ein drehrundes Loch gefressen. In verscliiedenen Bohrlöchern habe ich die 'l'hieie mehrere Jahre hinter einander nistend angetroffen. Die zweite Brut flog Ende Juli oder August, je nach der Witterung, (^ meist nur im Juli an honigreichen Pflanzen, wie an I oniceren , ändern ab, hellgell), grau, braun behaart. 124. 0. f'ul vi ventris Pz. In allen Farbenübergängen vorkommend, meistens die stahlblaue Abart, an alten Staket- pfosten zahlreiche Nester. 125. 0. aenea L. Sehr häufig in allen Schattirungen und an allen honigreichen Blüthen, sogar an Digitalis pur- purea gefangen. 126. 0, interrupta Schk. Aus Osterode. 127. 0. nigri ventris Zetf. Aus der Gegend von Harz- liurg, ebenfalls aus dem Leinethale. Chrjsomelina Pz, mit bicornis zusammen. 12'>. 0. adunca Ltr. Im Mai an Umbellaten, sehr selten. 23. Anthidium. 129. A. manicatuni L,, maculatum Fbr. nach Panzer. Hier sehr häufig an Labiaten, meist in der Nähe von Gärten. Die Farbenver.'^chiedenheiten sind tehr zahlreich, die Flecken werden \ao1i1 auch zu Binden, das Schildchen färbt sich ganz schwarz, ganz gelb, oder schwarz mit gelben Flecken, die Grösse v^echselt von 13 — 18 mm. Exemplare aus Südeuropa stimmen in der Farbe völlig mit hiesigen überein, aber ihre Grösse erreicht 21 mm. In Bezug auf den Nesterbau sind die Thiere durchaus nicht wählerisch, ich habe sie gefunden über einem mulmigen Balken einer Gartenvand, in einem flachen, seitlich sich ausdehnenden Erdloche, sodann in der Erde selbst unter einer Lamium album, sowohl an Nord- als Südseite. Beide Male fand ich den Eingang mit Pflanzenwolle verstopft, aber sehr lose, dazwischen in einzelne Klümpchen eingewickelt mehrere Larven, die sehr schnell heranwachsen. Eigentliches Futter habe ich nicht entdeckt, wohl aber war die Wolle stets mit Honig duiclidrungen. Die Larven lebten auch ohne Umhüllung fort. Anfangs Juni kam die erste Brut, Juli und August die zweite. In den Bauten fand ich Abends oft die Colonie wieder versammelt: es wurden einzelne Nester 3 Jahre hinter einander bebaut. Die Eier sind von Hirsekorn- G rosse, etwas länglich und gekrümmt, rein weiss. 24. Heriades. 10. H. nigr icorn is Nyl. und 131. H. ca m panular um 428 K. Gemein an alten Pfosten und Umbellaten, meistens erst im Spätsommer. 25. Trypetes. 132. T. truncorum L. Häufig mit den vorigen. 26. Chelostoma. 133. Ch. maxillosum L, Nicht selten im Juli an Pfosten und honigreielien Blumen, mit ihren langen Kielirn ist sie im Stande, dünne Pappen- und Holzschacliteln, in denen ich sie aufbewahrte, in ganz kurzer Zeit zu zernagen., bei welcher Gelegenheit sie stets drehrunde Löcher hervor brachte. 27. Melecta. 134. M. punctata K. Sehr selten an Syringen, Juli, 28. Crocisa. 135. Cr. scutellaris Pz. (histrionica F.). Mit Chelo- fitoma zusammen einmal an einem Pfosten im Juli gefangen. 29 Nomada. 136. N. succincta Pz, Im Mai in grösserer Anzahl an Weiden und Carpinus gefangen, das zweite Mal im Sep- tember an Heracleum. In der Färbung ändert nur das Kopt- ."child in mehr oder w-eniger gelb und die relative Breite der Abdominalbinden ab. 137. N. Marsliamella K. Im Mai auf Ribes und Weiden, auch in grösserer Anzahl. Hinterleibsbinden mehr oder wen'ger breit, ganz oder gebrochen, Flügel am Kande hell oder dunkel braun. Einen zweiten Herbsttlug habe ich bis jetzt nicht anget rollen. 138. N. lineola Pz. Unter denselben Umständen wie die vorigen, ein $ mit ganz rothem ersten Abdoniinalsegmenl, dreifarbigem dritten und vierten. Flügelschuppen und Hals- kragen von gelb bis schwarz in allen Scimttirungen. 13 \ N. sexl'asciata P?. Seltner als vorige, kleiner als Süddeutsche. 140. N. solidaginis Pz. Die hiesigen Exemplare glei- chen der Panzer'schen Abbildung und ändern nicht ab. 141. N. ruficornis L. und 142. N. flava P. Zusam- men im Mai und Juni an Salix. 143. N. fucata Pz. und 144. N. Fal>riciana L. Zu- sammen auf Achiilea im Juni. 429 30. Pasites. 145. P. atra Pz. Nur einmal im Sommer an Um- bellaten. 31. Stelis. HB. St. aterrima Pz. Im Juli ziemlieh häufig an Disteln. 147. Sl. breviuscula Njl. Mit Chelostoma zusammen im .Juli. 32. Coelioxys. 148. C. conica L. und 149. C. acuminata K. Zusam- men an Cir.sium im Oclober gefunden, wo sie sich an den Stengel fest angeklammert hatten und schon im Zustande der Erstarrung \A'aren. Gnophos pullata var. nubilata, bestimmt und beschrieben von A. FueliS, Pfarrer in Dickschieil, Reg.-Bez. Wiesbaden. Dieser Spanner wurde zuerst für eine neue Art gehalten; nachdem mir aber durch die Zuvorkommenheit des Herrn Dr. Rössler ein Pärchen der ächten Pullata SV. mitgetheilt worden war, scheint es, als müsse er als dunkle Localvarieiät zu dieser Species gezogen werden. Die Zeichnung ist ganz dieselbe wie bei Pullata; jedoch ist die Färbung constant d unk el blaugrau. • Diagnose: dunkel blaugrau, mit weisslicher, gestrichelter Einmischung, besonders im Wurzelielde der Vorderdügel und am Vorderrande; die beiden braunen, gezähnten Querstreifen ziemlich undeutlich, auf den Rippen fein schwarz punktirt und am Vorderrande schwarz gefleckt, nacii aussen hin weiss angelegt; die Mittelringe verloschen, die Wellenlinie nur selten durch eine scliMach verdunkelte Beschattung gegen die Wurzel angedeutet; die Saumlinie zwischen den Kippen schwarz punktirt. Die Unterseite gleichmässig aschgrau bestäubt, die (^uer- streifen auf den Kippen deutlich gezähnt, auf allen Flügeln nach aussen hin weiss angelegt, so dass eine schmale, weise- 430 liclie Binde enlsteht; (iie Wellenlinie ziemlich verloschen, nur durch dunklere Beschattung gegen die Wurzel angedeutet, besonders auf den Hintertliigeln. Die Färbung der Stirn wech- selt zwischen braun und kohlschwarz Grösse 8 — 9 Lin. Uebergänge zu Pullata kommen in der Färbung nicht vor. Dagegen ist die weiss liehe, gestrichelte Einmischung nicht bei allen Exemplaren gleich stark vorhanden. Einzelne Falter sind fast ganz einfarbig blaugrau; die Querstreifen kaum weiss angelegt; nur am Vorderrande zeigen sich zwei weisse Flecken, Andere Exemplare sind dunkel blaugrau und lebhaft weiss gestrichelt; bei noch anderen könnte man das Weiss als Grundfarbe bezeichnen und alle Flügel mit kleinen, dunkel blaugrauen Querstrichelchen übersäet nennen. Doch auch diese Exemplare sind erheblich dunkler als Pullata und haben mit ihr nur die Zeichnung, nicht die Färbung gemein. Nubilata zeigt eine entschiedene Aehnlichkeit mit der hier vorkommenden dunkeln Form der Glaucinaria Hb , so dass sie von den hiesigen Entomologen, so lange man den Falter nicht in grösserer Zahl besass, zu dieser Art gezogen wurde. Nur Alexander Schenck, der Nubilata zu St. Goars- hausen aus der Raupe erzog, hatte schon früher die Gewiss- heit, dass sie von Glaucinaria getrennt werden müsse. Von der hier vorkommenden dunkeln Form der Glauci- naria unterscheidet sich Nubilata durch bedeutendere Grösse, die blauschwarze Grundfaibe, den Mangel aller gelblichen Einmischung, die fehlende oder nur sehr schwach angedeutete Wellenlinie, sowie vorzüglich durch die Färbung der Unterseite. Diese ist bei (ilaucinaria viel bunter, die Quer- streifen ungezähnt, die Wellenlinie gegen den Saum hin weiss gefleckt. Nubilata zeigt dagegen eine gleichmässig aschgrau bestäubte Unterseite; die Querstreifen auf den Rippen deut- lich gezähnt, gegen den Saum weiss begrenzt, so dass eine alle Flügel durchziehende, schmale, weissliche Binde entsteht. Auch die Wellenlinie ist weniger deutlich als bei Glaucinaria. Es ist übrigens keine Frage, dass zwischen Pullata und Nubilata einerseits und Glaucinaria andrerseits bei aller Art- verschiedenheit nahe Verwandtschaft besteht, wie durch die Erziehung beider Arten aus dem Ei constatirt ward. In der Anlage der Zeichnung stimmt die Raupe der Nubilata ganz mit derjenigen der Glaucinaria überein. Nur ist die Ausführung der Zeichnung der Nubilata viel deut- licher, die Färbung greller und bunter. Ich gebe hier eine ausführliche Beschreibung der Raupe von Nubilata: In Gestalt und Bewegungen gleicht sie vollkommen der Raupe von Glaucinaria. Grundfarbe hell gelbbraun (leder- 431 braun), zu beiden Seiten des Rückens dunkel cliocoladenbraun.. Kücken heller, Rückenlinie sehr fein, gelbbraun, Seiten- kante milchweiss, zuweilen hell graugelb, aber niemals so dunkel wie bei der Raupe von Glaucinaria, nach dem Rücken zu tief sciiwarz angelegt. Subdorsalen schwarzbraun, nur auf dem Halse und den letzten Ringen vorhanden. Die Zeichnung besteht auf den mittleren Ringen aus zwei braunen, schwarz gesäumten, fleckenartigen Sclirägstrichen, welche an den Gelenkeinschnitten durchbrochen und an dieser Stelle eingeschnürt sind, nach vorn sich nähern, nach hinten aber aus einander gehen und in die dunkelbraune Farbe zu beiden Seiten des Rückens verlaufen. Diese dunkelbraune Farbe wird ausserdem von einer fein gerieselten, weissen Läng.«linie durciizogen. Der After trägt wie die Roupe von Glaucinaria zwei senkrecht nach oben stehende feine Spitzen. Bauch graugelb mit einer feinen, doppelten, braunen Mittel- linie und mehreren fein gerieselten, doppelten Längslinien. Zu beiden Seiten, unterhalb der weissen Seitenkante, ist eine schwarz gefleckte Doppellinie. Die Raupe unterscheidet sich von derjenigen der Glau- cinaria durch den hellen Rücken, die weisse Seitenkante, die lebhafte Zeichnung, die gelbbraune Färbung, welche bei Glau- cinaria mehr ins Erdgraue zieht. Ich erzog sie mit Salat aus dem Ei, vermuthete aber sogleich, dass sie im Freien, wie die Raupe von Glaucinaria, an Sedum album lebe, welches an den hiesigen Fundorten des Schmetterlings in Menge wächst. Nach der Ueberwinte- rung erhielten die Räupchen Glockenblumen (Campanula me- dium), \A eiche sie gerne nahmen, und zum ersten Male Sedum. Sie verschmähten dasselbe nicht, zogen aber Salat und beson- ders Glockenblumen vor. Doch pflegten sie den Tag über, wenn sie nicht gerade frassen, an den Stengeln des Sedum lang ausgestreckt zu sitzen. Die Verpup[mng erfolgte im Mai. Die Raupe verfertigt sich ein festes Gespinnst im Moose oder an Steinen — ganz nach Art der Raupe von Glaucinaria — in dem sie melirere Wochen unverwandelt liegt. Meine Vermiitiiung, dass die Raupe im Freien an Sedum album lebe, bestätigte sich, als ich im Mai und Anfang Juni mehrere erwachsene Raupen an dieser Pflanze, sowie an Sedum reflexum, fand. Der erste aus dem Ei erzogene Schmetterling erschien am 21. Juni; von da an krochen die Thiere in rascher Auf- einanderfolge — zuweilen 10 Stück an einem Tage — bis zum 5. Juli aus. Die Falter entwickeln sich meist gegen Abend, selten in den Morgenstunden, niemals bei Naclit. Ich 27 43^ erzog im Ganzen 43 Stück aus etwa GO Eiern: ein bei der Schwierigkeit der Zucht gewiss sehr günstiges Resultat. Noch sei folgende Beobachtung erwähnt! Als ich ein Pärchen, welches in später Abendstunde die Puppe verlassen hatte, über Nacht sitzen liess, fand ich die Thiere am näch- sten Morgen in copula. Ich tödtete den r^ und bewahrte das $ lebend auf, welches nach einigen Tagen G Eier legte. Die Räupchen, die ich aus diesen Eiern erhielt, gediehen vortreff- lich. Im Freien legt das ? 30 — 40 Eier. Bei dieser Gelegenheit führe ich an, dass ich die gleiche Erfahrung bei Glaucinaria machte; es dürfte daraus wohl der Schluss zu ziehen sein, dass sämmtliche Gnophos- Arten sich in der Gefangenschaft paaren. Nur müssen sit in ge- räumige Behälter gebracht werden. Nubilata fliegt im Freien von Ende Juli bis in den Sep- tember. Am häufigsten findet sich der Spanner in der zweiten Woche des August. Er ruht bei Tage mit Glaucinaria im Schatten an Felsen bei Geroldstein im Wisperthale und in den angrenzenden Seitenlhälern, stets an Orten, wo Sedum album, die Nahrungspflanze der Raupe, reichlich wächst. Die hiesi- gen engen, im Sommer sehr heissen Thäler mit ihrem zu Tage liegenden Schiefergeslein scheinen für unsein Spanner Lebens- bedingung zu sein; auf der Höhe des Gebirges fand ich ihn nie. Er ist übrigens in unserer Taunus- und Rheingegend weiter verbreitet. Dr. Rö ssler fand ihn 1868 bei Bad Schwalbach (stets an felsigen Orten, wo Sedum wächst!); Alexander Schenck erzog ihn zu St. Goarshausen aus der Raupe, Vigelius erhielt ihn bei der Stadt Nassau an einem Felsen. Der Wohnsitz des Thieres begreift demnach wohl die nassauischen Aemter L. Schwalbach, Rüdesheim, St. Goars- hausen, Nassau und ohne Zweifel auch Braubach; mit andern Worten: Nubilata wohnt an den sonnigen Felsen des Rhein- thales von Rüdesheim bis Lahnstein und steigt von liier aus in den benachbarten Seitenthälern der Wisper und Lahn so weit aufwärts, als es die klimatischen Verliältnisse und die Futterpflanze der Raupe, welche nicht iiheiall \Aäch8t, erlauben. Schliesslich sage ich nocli dem Herrn Dr. Rüssler in Wiesbaden meinen wärmsten Dank für die Zuvorkommenheit, mit der er mich in meinem Bestreben, über die Artrechte von Nul)ilata Gewissheit zu erhalten, unterstützt hat! 433 Untersucliungen über Sciapliila Wahl- bomiana L. und verwandte Arten, von 1li% OttinaE* EfiofüBB^':!!!! in Marktsteft. Für den Systematiker wie für den Biologen scheint die Gattung Sciapliila recht zum Verdrusse geschafl'en zu sein; den ersteren verwirrt die ungemeine Veränderlichkeit der In- dividuen nach Flügelschnitt, Grösse, Zeichnung und Färbung bei der Charakterisirung der verschiedenen Arten, den letz- tern nicht minder die Polyphagie der Raupen dieser Gattung, die in einer solchen Ausdelmung bei keiner andern Tortrix- Raupe vorkommt, und mancher fleissige Raupensammler, der von irgend einer seltenen Pflanze Gespinnst-Räupchen ein- gesammelt und sorgfältig gepflegt hat in der Hoffnung, daraus auch einen besonderen Falter zu erziehen, wird durch das schliessliche Ersclieinen einer gemeinen Sciaphila bitter ent- täuscht, zumal da er dann noch nicht einmal weiss, ob er das Thier Wahlbomiana, communana, minorana, virgaureana, incertana u. s. f. nennen soll, weil es schier zu den Beschrei- bungen jeder dieser Arten passt. Ein solches Aergerniss ist mir früher off genug begegnet, und in Folge dessen hat sich in meiner Sammlung ein reiches Material von Sciaphilen von allen möglichen Futterpflanzen und Fundorten angehäuft, das ich mehrmals, bisher jedoch immer vergeblich, nach den von Herrich-Scliäffer Bd. IV. S. 199 u. f. aufgestellten Arten aus- zuscheiden versuchte. Erst in neuester Zeit, als ich mein Material wiederholt untersuchte, um Heinemann's Ansicht, welcher Sc. incertana, Wahlbomiana, communana, alticolana, minorana und virgaureana sämmtlich als Varietäten von Wahl- bomiana L. betrachtet, zu prüfen, ist es mir gelungen, wenig- stens bei den weiblichen Faltern ein Merkmal aufzufinden, welches dieselben scharf und bestimmt in zwei Arten schei- det. Bei der ersten Art endet der weibliche Hinterleib schräg abgestutzt und ist mit einem Kranze hell gelbgrauer Haare und Schuppen umgeben, innerhalb dessen die sehr kurze und dicke Legerölire sich befindet, die an ihrer oberen Seite einen dichten Busch dunkclgeiber (manchmal fast orangcgelber), steifer, borstenförmiger Ilaare trägt, so dass das Hinterleibs- ende schon bei oberflächlicher Betrachtung sehr deutlich gelb gefärbt erscheint. Bei (JOfacher mikroskopischer Vergrösse- rung sieht man, dass der gelbe Haarbusch oben von 2 läng- 27* 434 lieh runden, in der Mittellinie zusaminenstospenden und an den feinen Rändern lang beiiaarten, gelblichen Hornplättchen ge- deckt ist, und dass die einzelnen Borsten am Ende ?ehr zier- lich löfl'elartig erweitert und nach abwärts gelingen sind. Reibt man am Ende des Leibes oben die Schuppen weg, was mit einem kleinen Pinsel sehr leicht gcf^chielit, so sieht man schon bei einfacher Lupen-Vergrösserung die erwähnten zwei Hornplättchen sehr deutlich unter dem geraden, freien Rande des letzten Hinterleibssegmentes hervorragen. Ganz verschieden ist nun die Bildung der Legeröhre bei einer zweiten Reihe von Weibchen. Hier endet der Hinter- leib zugespitzt und gfelit in eine dünne, lange, zweigliedrige Legeröhre aus, an deren Basis oben 2 dünne, nach auf- und auswärts gerichtete, iiell gelbgraue Büschel borstenförmiger Haare stehen, nach deren Entfernung mittelst eines Pinsels «-ich der abgerundete, freie Rand des letzten Hinterleibs- Segmentes zeigt. • Die Härchen der über der Legeröhre befind- lichen Büschel sind bei 60facher Vergrösseruug schuppen- förmig, gegen das Ende dicker, und gehen in zwei scharfe Spitzen aus. Das p]ndglied der Legeröhre ist abstehend fein bhaart. • Die Weibchen mit der zuletzt beschriebenen Bildung der Legeröhre gehören nun, wie ich mich durch sorgfältige Ver- gleichung der Original-Exemplare von Herrn Professor Zeller und Herrn Mann, welchen für die gütige Zusendung derselben hiermit bestens gedankt sei, überzeugen konnte, zu Sciaphila minusculana Zell. Ent. Ztg. 1849. 247 (minorana HS. 4. 201 f. 104-106 — Mann in lit.). Ausserdem besitzt nur noch Sc. incertana Tv. HS. 4. 19^* diese Form der Lege- rölire, weshalb ich dieselbe als Varietät zu Sc. minusculana ziehe. Sie scheint die südliche Form der letzteren vorzu stellen und ziemlich selten zu sein. Die beiden Exemplare (cJ und $), welche mir Herr Mann zur Ansiciit gesendet hatte, stammen von Fiume und Spalato. Das einzige sichere Exemplar von incertana, welches in meiner Sammlung steckt, erhielt ich ebenfalls schon früher von Herrn Mann mit der Bezeichnung „aus der Türkei". Ausserdem kommt incertana noch in Ungarn und bei Wien vor, nach Herrioh-Schäfl'er (Bd. IV. S. 200) allerdings auch bei Glogau, welche Angabe aber leicht auf einer Verwechselung mit einer ähnlichen Form beruhen kann. Minusculana scheint eine weitverbreitete und häufige Form zu sein, da ich Exemplare aus den verschieden- sten Gegenden von Deutschland, selbst von der Insel Rügen, besitze, und wahrscheinlich auch die kleine Sciaphila, welche Herr Professor Zeller bei Bergün gesammelt hat (Stett. Ent, Ztg. 1872 S. 102j, hierher gehören wird. Die 3 von Herrn 435 Professor Zeller gesendeten Original Exemplare stammen aus Toscana. Da auch die Raupe von Sc. minusculana, wie später gezeigt werden soll, leicht und bestimmt von den übrigen Sciapliila-Raupen unterschieden werden kann, so scheinen in der Tbat die Artrechte derselben wohl begründet zu sein. Alle übrigen liier in Betracht kommenden Sciaphila-Arten, nämlich diejenigen der Abtheilung VI. 2 nach Herrich-Schäffer (Bd. IV. S. 109) haben die zuerst geschilderte kurze, dicke Legeröhre mit gelblichem Haarbusch. Wahlbomiana, communana, alticolana, virgaureana und derivana (paraliana) scheinen sämmtlich nur verschiedene Formen einer Art zu sein, deren grosse Neigung zum Variiren selbst im Raupenzustande bemerklich wiid, wie später gezeigt werden soll. Wahlbomiana ist weit verbreitet und überall häufig; weniger dagegen scheint dies der Fall zu sein bei Sc. com- munana und virgaureana. Erstere besitze ich von Regensburg und von Herrn Mann Exemplare aus Wien, Kärnthen und Dalmatien , ferner von Muggendorf und Marktsteft, letztere von Regensburg, Wien, München, Coburg und Marktsteft. Alticolana, eine durch Grösse und lebhafte Färbung aus- gezeichnete Varietät, kommt hauptsächlich im Gebirge vor, in den Alpen, Engadin, Bregenzer Wald, bei Bergün in Grau- bünden (Zeller); doch sind auch manche Exemplare aus der Regensburger Umgegend und der Oberpfalz kaum von diesen alpinen Formen zu unterscheiden. Derivana (nach Heine- mann identisch mit paraliana) ist ,- wie Heinemann (Bd. II. S. 61) ganz richtig bemerkt, dadurch ausgezeichnet, dass die zweite Binde der Vorderflügel in der Mitte bräunlich gelb gemischt ist, was ich bisher bei keiner der andern Varietäten bemerkt habe. Auch die mittlere Genitalklappe des Männ- chens ist, wie wir später sehen werden, etwas verschieden von der typischen Form, so dass hier vielleicht die Aufsteilung einer eigenen Art gerechtfertigt sein dürfte, \Aas aber erst durch weitere Untersuchungen, namentlich durch Raupenzucht, festgestellt werden muss. Sie scheint hauptsächlich in Nord- deutschland und an der Meeresküste vorzukommen, so bei Danzig, bei Braunschweig; doch besitze ich auch ein au3 Tyrol stammendes Exemplar, und Lederer hat, wie Heinemann berichtet (Bd. 11. S. (!!), Exemplare aus Corsica erhalten. Ob die von Herrn Mann in Brussa gefundene Sc. cu - pressivorana Stgr., welche als Raupe in zusammengespon- nenen Cypressenzweigen lebt und nach der Bildung der Lege- röhre ebcnfull.s zur Wahlbomiana-Gruppe gehört, eine eigene Art ist oder nicht, wage ich nicht zu entscheiden, glaube aber eher das Letztere. 436 Fragosana Zell, aus Sicilien, ch r jsanthemana Dp. von Wien und pasivana Hb. von Spalato, von Mclclien ich durch die Güte des Herrn Mann je ein Pärchen zur Ansiclit erhalten habe, scheinen gute Arten zu sein. Ciirjsanthemana ist, wie mir Herr Mann schreibt, auch als Raupe ausgezeich- net und scheint wie pasivana, deren Raupe auf Strohblumen (Xeranthemum annuum) lebt, und fragosana eine mehr süd- liche Art zu sein. Forschen wir nun nach der Bildung der Legeröhre bei andern Arten der Gattung Sciaphila (nach Wocke in Stau- dinger's Catalog p. 240), so finden wir bei Sc. osseana, Sc. argentana Gl., Penziana Hb. und nubilanaHb. dieselbe Bildung wie bei Sc. Wahlbomiana, dagegen bei abrasana Dp. die spitze Form der Legeröhre wie bei Sc. minusculana Zell. Die übrigen Arten habe ich aus Mangel an Material nicht auf die Bildung der Genitalien untersuchen können. Die nach Sciaphila folgenden Gattungen Sphaleroptera alpicolana Hb., Cheimatophila tortricella Hb., Oxypteron impar Stgr., Exapate congelatella Cl. haben el)enfalls dieselbe Form der Legeröhre wie Sc. Wahlbomiana; ebenso findet sich dieselbe bei Tortrix (Lophoderus Stph.) oxjacanthana HS. — Olindia hybridana var. albulana Tr. hat wieder die. spitze, nackte Legeröhre wie Sc. minusculana, welche Bildung sich auch in ganz ähnlicher Weise bei der Ephestia elutella Hb. findet. Die mit hybridana im Genus Olindia beisammen stehende ulmana hat Mieder eine von den bisher geschilderten Formen ganz abweichende Legeröhre, deren Beschreibung hier zu weit führen würde. Ausführlichere Untersuchungen, die ich mir für später vorbehalte, werden gewiss noch manche Wieder- holung derselben Formen der Legeröhre in verschiedenen an- dern Gattungen von Tortrieiden oder Microlepidopteren über- haupt ergeben. Jedenfalls scheint schon aus den wenigen oben angeführten Beispielen hervorzugehen, dass die verschiedene Bildung der Legeröhre unter Umständen vortreffliche Anhalts- punkte geben kann zur Unterscheidung selir nahe verw andter und sehr ähnlicher Arten, wie bei unserer Sc. W^ahibomiana L. einer- und Sc. minusculana Zell, andrerseits, dass sie aber vorkommenden Falles zur Aul'stelhmg von Gattungsmerkmalen wenig geeignet sein dürfte, da schon bei so nahe verwandten Arten, wie Sc. Wahlbomiana und Sc. minusculana, so bedeu- tende Yerschiedenbeiten ihres Baues vorkommen. Nach den vorstehenden Untersuchungen muss Sc. mino- rana HS. (minusculana Zell.) mit ihrer Varietät incertana Tr. als besondere Art von Wahlbomiana L. und ihren Varietäten getrennt werden, ein Resultat, das, wie wir sehen werden, durch die weitereu Untersuchungen noch bestätigt wird. 437 Bau der männlichen Genitalien. Nach der Entdeckung der auffallenden Verschiedenheit der Legeiöhre bei Sc. Wahlbomiana und minusculana.lag es nahe, auch die männlichen Falter einer genauen Untersuchung in Bezug auf ihre Genitalien zu unterwerfen. Merkwürdiger- weise bieten diese nur ganz geringe Verschiedenheiten dar, die in dem Nachstehenden zwar geschildert werden sollen, keineswegs aber geeignet sind, als Erkennungszeichen der Art zu dienen, wie dies bei der Bildung der Legeröhre der Fall ist. Die Männchen der Sciaphilen liesitzen, wie es' bei den Lepidopteren überhaupt Typus ist, am Ende des Hinterleibes 3 hornige Klappen, eine mittlere obere, unpaare und zwei seitliche, paarige (sog. Haltzangen). Da, wo diese letzteren an der Bauchseite zusammenstossen, ist der penis inserirt; unter der oberen Klappe findet sich die AfteröfTnung. Diese Klappen sind aussen dicht beschuppt und für gewöhnlich in den letzten Hinterleibsring mehr oder weniger eingezogen. Man kann sie sehr leicht und schön zur Anschauung bringen, wenn man bei frischen Exemplaren einen Druck auf den Hinterleib ausübt, wodurch sie vorgestreckt und geöff"net werden. Bei trocknen Exemplaren genügt meist das Ab- schuppen des Hinterleibsendes mit einem feinen Pinsel, um sie sichtbar zu machen. Bei Sc. minusculana Zell, ist nun die obere Genitalklappe ziemlich viereckig, an der oberen Fläche convex, mit mehr oder weniger spitz vortretenden Ecken des Hinterrandes. In der Mitte des Hinterrandes entspringt ein langer, dünner, nach abwärts gebogener, horniger Haken. Die ganze Klappe ist meist blass gelbbraun gefärbt, selten dunkler. Die seit- lichen Genitalklappen (Haltzangen) sind länglich viereckig, am hintern Ende abgerundet und etwas nach aufwärts ge- bogen; sie sind mehr häutig, blassgelb, am obern Rande ganz, am untern nur an der Wurzelhälfte von einer schmalen, braunen Hornleiste eingerandet. Bei einem einzigen Männ- chen meiner Sammlung, welches nach allen andern Merkmalen zu minusculana gehört, finde ich am Hinterrande der obern Genitalklappe gar keinen Haken, sondern dieselbe endet mit einem gerade abgeschnittenen, freien Rande. Wahrscheinlich ist dieses Vorkommniss nur ein zufälliges und der Haken vielleicht nur unter die obere Genitalklaj)pe eingeschlagen. Bei Sc. Wahlbomiana hat die obere Genitalklappe eine mehr dreieckige Gestalt, welche sich in einen starken, nach abwärts gekrümmten, hornigen Haken zuspitzt, so dass von einem liinlerrau Dornen versehenes schwarzes Chitinplättchen. Diese Raupe habe ich in der ebenbeschriebenen immergleichen Färbung, 444 namentlich auch der Afterklappe, bisher viermal gefunden, meist sehr zeitig im Frühjahr (April) nur einmal am 19. Mai. Die Futterpflanzen waren: Cerastium arvense, Ononis spinosa, Hieracium sp. und Senecio vulgaris. Das Püppchen hat am Afterende 2 kleine spitze Dörn- chen, grösser als bei minusculana, und kleiner als bei Wahl- bomiana; die Härchen sind häkchenförmig umgebogen, wie bei Sc. minusculana. Von den Faltern, welche aus diesen Raupen hervorgingen, 2 (^ und 2 $, stimmt ein rj ganz genau mit den von Herrn Mann als „communana" erhaltenen Exemplaren überein, wäh- rend die -i andern nur wenig vom Wahlbomiana-Typus ab- weichen. Sie entwickelten sich am 15. und 2'k Mai, '1. und 11. Juni. var. b. hellgelb mit dunklem Rückenstreifen (Rücken- gefäss), Kopf rein honiggelb. Nackenschild gelb mit 2 seit- lichen runden, schwarzen Flecken in seiner hintern Hälfte, oder in der vordem Hallte gelb, in der iiintern schwarz, oder endlich ganz scliwarz. Warzen glänzend scliwarz, gross. Afterklappe länglichrund, in der vordem Hälfte gelb, in der hintern schwarz, manchmal auch ganz schwarz; dicht unter ihr steht ein halbkreisförmiges, schwarzes, mit 5 langen Dor- nen besetztes Chitin-Plättchen. Diese sehr autfallende Raupe fand ich bisher zweimal, nämlich am 12. Juni 1867 in den Blüthen von Orobus tuberosus bei Coburg, und am 31. Mai 1S71 in 4 Exemplaren an Me- dicago sativa bei Marktsteft. Die Püppchen sind heller braun als bei den andern Sciaphilen, und haben am Afterende zwei feine, spitze Dörn- chen, an deren Basis an der Bauchseite der Puppe je eine kleine, hornige Querleiste steht. Die wenigen Börstchen am Afterende sind häkchenförmig umgebogen. Die 3 Falter, sämmtlich -V, welche sieh am 22, 23. und 28. Juni aus diesen Raupen ent\Aickelten, stimmen ganz genau mit den von Herrn Mann erhaltenen Exemplaren von Sc. virgaureana überein, von welchen derselbe bemerkt hat, dass nach seiner Erinnerung die Raupe gelb sei mit schwarzem Kopf und schwarzen Warzen. var. c. stimmt in der Färbung mit der typischen Wahl- bomiana-Raupe ganz überein, und hat dieselben grossen, glänzend schwarzen Warzen, unterscheidet sieb aber von jener ganz bestimmt dadurch, dass unter der Afterkhippe ein mit 8 Dornspitzen besetztes schwarzes Cliitinplättchen steht. (Ob die Zahl der Dornen an diesem Chitinplättchen , 5 bei var. virgaureana, 6 bei minusculana und var. communana, und 8 bei var. c. constant ist, wage ich nicht zu entscheiden, 445 da ich nur wenige Raupen daraufhin genau untersucht habe) Der Kopf ist entweder honiggelb mit schwarzem Hinlerrand, oder ganz schwarz. Nackenschiid und Afterklappe sind immer schwarz. Ich fand diese Raupe in Marktsteft am 19. Mai an Crataegus oxjacantha, brachte sie aber leider nicht zur Ent- Wickelung, so dass ich nicht angeben kann, ob ihr eine be- sondere Form des Falters entspricht oder nicht, und diese Entscheidung erst zukünftigen Untersuchungen überlassen muss. In der reichhaltigen biologischen Sammlung meines Bruders Ernst in Stuttgart fand ich 2 schön präparirte Sciaphilen- Raupen, welche zu dieser Varietät gehören und am 26. Mai an Lathyrus sylvestris bei Regensburg gefunden worden waren. üeber die Raupen der var. alticolana und derivana be- sitze ich leider keine Kenntnisse; ein zu ersterer Varietät geliöriges Exemplar entwickelte sich mir einmal von Parnassia palustris aus dem Bregenzerwald und zwar auffälliger Weise erst am 17. September. Von den übrigen Sciaphilen besitze ich nur über die Raupe von chrysanthemana eine Notiz von Herrn Mann, nach welcher dieaelbe schwarzen Kopf und Nackenschild und weisse W^arzen besitzen soll, ein Umstand, welcher vielleicht mit für ihre Artrechte sprechen dürfte. Die 3 Raupen, \^'elche Frau Lienig in der Isis 1846 p. 235 beschreibt, scheinen mir alle drei zur typischen Wahl- bomiana-Form zu gehören, welche in ihrer Färbung, wie oben erwähnt, sehr veränderlich ist; jedenfalls sind diesell)en nicht genau genug beschrieben, um sicher erkannt werden zu können. Schlussbemerkung Als Resultat der vorsiehenden umständlichen und lang- jährigen Beobachtungen über die Sciaphilen möchte ich nur hervorheben, dass die Wahlbomiana-Gruppe, wie sie Heine- mann Bd. II, S. 58 nicht ganz richtig als eine Art zusammen- fasst, ein vortreffliclies Beispiel zur Illustration der Darwin- sclien Ansicht zu .'^ein scheint, nach welcher die Veränder- lichkeit der Art zunächst zur Bildung von constantcn Varietäten und allmählich zur Abtrennung neuer Arten führt. Sc. com- munana und virgaureana, welche im Raupenzustande constante Abweichungen von der typischen Art zeigen, während sie im entwickelten Zustande, wie dies Heinemann mit Recht besonders hervorhebt, und wie ich es selbst vielfach beob- achtet habe, mannichfache Uebergänge zur Stammart er- kennen lassen, können eben nur als Varietäten derselben bezeichnet werden, während S. minusculana mit ihrer var. 4^G incertana, bei welclier eine wesentliche Abweichung vom Typus in der Bihtung der weiblichen Genitalien /,u finden ist, wohl mit liecht als eigene Art gelten kann. Wie es sich mit var. alticolana und derivana verhält, kann ich aus Mangel von Raupenbeobachtungen nicht entscheiden; doch scheinen auch sie, namentlich alticolana, v.u der sich unter der Wahl- bomiana des Flachlandes sehr ähnliche Formen finden lassen, deshalb und wegen der gleichen Bildung der Legeröhre nur Varietäten zu sein. Weiter scheint nocii aus meinen Beobachtungen hervor- zugehen, dass gewisse Abweichungen vom Typus sich zunächst im Raui)enzustande bemerklich machen und allmälilich con- slant werden, während sie dies im entwickelten Zustande noch nicht sind, ein Verhältniss, das ich auch bei einer ge- wissen Gruppe der Coleophoren, nämlicii den einfarbigen, beobachtet Itabe, Linnaeana von (Jahrgang ISTl S. 351-370) Wir haben unsern Linnaeus verlassen, als er im Jahre 1738 nach seiner Heise von viertehalb Jahren wieder in Hel- singborg landete. Man hätte glauben sollen, dass die ihm im Au.slande, namentlich in Holland und Paris, erwiesenen Eliren dem jungen Manne in der Heimath einen, wenn nicht trium- phalen, so doch anerkennenden und wohlwollenden Emj)fang gesichert hätten, aber das Sprüch\\'urt vom Propiieten im Valerlande bewährte sich auch hier. Doch mag er selber sich darüber aussprechen, „Von Helsingborg reiste er zum Besuche zu seinem hoch- bejahrten Vater nach Stenbrohult und nachdem er einige Tage verweilt, begab er sich nach Fahlun, wo er seinen \ erlrauten Freund, Johannes Browuilius, bereits Professer der Physik in Abo geworden, und seine Liebste auf seine Ankunft wartend fand.""') Linnäus machte nun förmliche Verlobung, worauf er nach Stockholm reiste, dort sein weiteres Glück zu suchen. '■) Lappe übersetzt „fand aber seinen vertrauten Freund J. Br. nicht mehr, der Professor d Ph. in Abo geworden," Das ist viel- 447 Stockholm empfing den Linnäus im Septembermonat wie einen Fremdling. Er beabsichtigte, sich hier als Arzt zu er- nähren. Da er aber allen unbekannt war, wagte das Jahr hindurch keiner, sein theures Leben den Händen eines un- versuchten Doctors anzuvertrauen, ja nicht einmal seinen Hund, dass er oft an seinem Fortkommen im Reiche zweifelte. Er, der allenthalben ausserhalb Landes als ein Fürst der Botaniker geehrt ward, war daheim wie ein Klimius"^), als er aus der unterirdischen Welt kam, so dass Linnäus, wenn er nicht verliebt gewesen, unfehlbar wieder abgereist wäre und Schweden verlassen hätte. Die ein/ige Anerkennung, die er von den Seinigen erfuhr, war, dass die Upsalisciie Wissen- schaftssocietät, die nach Stockhohn zu ihrem Präses Hlustris, deraKeichsrathe Graf Bonde, zusammen berufen war, ihn am 4. Oktober einhellig zum Mitgliede erwählte. Als Linnäus sah, dass er auf keine Weise einige me- dicinisciie Praxis erlangen konnte, fing er an, in den be- suchtesten Sj)eisehäusern sich einzufinden, woselbst er die jungen Kavaliere, die in castris Veneris verwundet waren, als Abstemii""'"''') da sitzen sah. Er redete ihnen zu, gutes Mutbes zu sein und ein Viertel B heinwein zu trinken, mit der Versicherung, er wolle sie in 14 Tagen kuriren, da denn endlich zweie, welche fruchtlos medicinirt hatten, ihr Leben in seine Tiand setzten und sogleich kurirt wurden, worauf er in Monatszeit die meiste Jugend unter seiner Kur hatte. Dadurch begann sein Credit zu steigen, so dass er schon im Monat Mäiz, bei den herrschenden Pocken und kalten Fiebern, die ansehnlichste Praxis hatte. Linnäus ward bekannt mit dem Kapitän Triewald, einem guten Ko|)fe, der sich schon durch Einführung der Experi- mentalphysik im Reiche allgemein beliebt gemacht hatte. Dieser Kapitän Triewald ging nun schwanger mit Errichtung einer Akademie der Wissenschaften für die Muttersprache in leicht facti seh richtig, denn der „vertraute Freund" hatte inzwischen (vergL Jahrg. 18G9 S. 418) dem Abwesenden die Braut abspenstig' machen wollen, und mithin ausreichende Ursache, dem Anwesenden aus dem Wege zu gehen. Aber in dem Texte steht „dar hau finner sin förtrogne vän" und in den Erratis ist hieran nichts geändert, also ein ausgefallenes „ei" oder „icke" nicht ohne Noth zu präsumiren. *) Klimius — die Preise des Herrn Klim, der Jahrelang in der Unterwelt haust und bei seiner Rückkehr in die Oberwelt itUes gründlich verändert findet, ist mir nus meiner Ivindheit noch duiüiel erinnerlich , als man mir auf der Schulbank noch den langweiligen llabencr als Satyriker aufreden wollte. iJasselbc Thema, aber geist- reicher, liabeii Irving in Crayon's Sketchbook und Paul lleyse neuer- lichst ganz vortrefUich im „letzten Centauren" behandelt. *•*) Weinvcrächtcr. 28 448 der Residenzstadt, welclien Plan er oft mit Baron Höpken und Doctor Linnäus überlegte, sich auch mit dem um sein Vaterland so hoch verdienten Jonas Alström verband. Diese kamen zusammen, entwarfen die Gesetze und gründeten die Akademie im iMaimonat, warfen auch das Leos um Platz und Ansehen, und endlich um die erste Präsidentschaft, da denn Linnäus der erste Präses in der Akademie der Wissen- schaften M'urde. Mittlerweile stieg sein Credit bei dem da- maligen Reichstage. Der Landmarschall, Graf Carl Gustav Tessin, Hess Lin- näus zu sieh rufen und fragte ihn, ob er etwas beim Reichs- tage zu suchen hätte, da er über?.eugt wäre, dass die Reichs- stände es sich zum Vergnügen schätzen würden, einen Schweden zu begünstigen, der sich ausser Landes so sehr ausgezeichnet hätte. Als Linnäus sagte, er habe nichts zu suchen, bat er ihn, sich noch bis zum künftigen Tage zu bedenken und dann wieder zu kommen. Mittlerweile rieth Kapitän Triewald dem Linnäus, beim Bergcollegium um die jähi liehen hundert Du- caten nachzusuchen, die er ehedem bezogen, und die nun erledigt wären. Graf Tessin nahm das Gesuch an (den 14. Mai) und l)efahl ihm, zu Mittage zu ihm zu kommen. In- zwischen trägt er die Sache im Geheimen Ausscliusse vor und wünscht Mittags dem Linnäus. Glück, dass die Reichs- stände sein Ansuchen bewilligt, wogegen ihm obliege, den Sommer über ])ublice auf dem Ritterhause Botanik und im Winter über das Mineralcabinet des BergcoUegiums zu lesen. Mittlerweile hatte Graf Tessin mit Admiral Ankarcrona geredet, dass er, da das Amt eines Admiralitäts- Arztes in Stockholm nach Doctor Boy erledigt sei, den Linnäus dazu ernennen möchte; daher liess Admiral Ankarcrona ihn holen, stellte ihm die Vacanz vor, auch wie ein solcher Botanikus in den Baracken Gelegenheit haben könnte, die vires Simi)li- cium zu versuchen, und dass, wenn Linnäus das Amt suclien wollte, er allein auf den Vorschlag kommen sollte, welches auch geschah, und ward Linnäus am 3. Mai von Sr. Majestät zum Admiralitäts-Medicus ernannt, so dass er in einem Mo- nat öffentliclier Docent auf dem Ritterhauso - mit Pension, Medicus bei der Admiralität mit Lohn und erster Präses der Akademie mit Distinction wurde. Graf Tessin bot überdies dem Linnäus in seinem Hause ein Zimmer an, welches er selbst bewohnt hatte, da er unverheirathet war, nebst freier Tafel, an der die Vornehmsten am Reichstage sich ver- sammelten. Da nun auf diesem Reichstage die 2 Parteien, Hüte und Mützen, vornehmlich entstanden, ward Linnäus all- gemein von den Hüten scherzMcise ihr Archiater genannt, wodurch seine Praxis unglaublich stieg, dass er allein sie 44 n eben so gross halte, als die andern Medici alle zusammen, und verdiente er nun und in der Folge in Stockholm jährlich ^1000 Thaler Kupfermünze, Daher liielt Linnäus dafür, es sei nun Zeit, seiner Arbeit zu geniessen, begehrt dalier Hoch- zeit zu halten, \^e]ches auch geschieht, da er am Uß. Junius auf seiner Schwiegereltern Gute Sweden, bei Fahlun, seine lang ersehnte Braut, Sara Elisabetli Moräus, erlangt. Nach einer monatlichen Vergnügung in Fahlun meiste Linnäus wieder nach Stockholm, um seiner übernommenen Geschäfte zu warten, und legte Schluss Septembers das Präsidium in der Wissenschafts- Akademie nieder, wo in den Statuten be- fohlen war, eine kleine Abschiedsrede zu halten. Aber Linnäus hielt an deren Stelle eine förmliche Oration „über die Merkwürdigkeiten der Insekten," zu allgemeinem Ver- gnügen, welchem Beispiele nachher alle Präsides folgten, und die Rede ward aul' Befehl der Akademie gedruckt. 1740 im Frühjahre starb Professor Olof Rudbeck, und auf den Vorschlag kamen Rosen, Linnäus und Wallerius. Aber Graf Tessin, der in Paris den Linnäus hoch rühmen gehört hatte, empfahl ihn bei dem damaligen Kanzler Graf Carl Gyllenborg, und dieser glich die verschiedenen Ansprüche auf die Art aus, 'dass Rosen die Vakanz erhalten sollte, und da Professor Roberg jetzt Alters halber Abschied suche, solle Linnäus ihm folgen, und die beiden hernach die Pro- fessuren vertauschen, welches auch zwischen ihnen festgestellt \^'ard, indem Graf Gjllenborg es billig fand, dass Rosen, welcher so lange bei der Akademie gedient, das erste be- kommen müsste. Doch dieser Herr, man weiss nicht aus welcher Ursache, änderte nachher seine Meinung und empfahl Linnäus bei Sr. Majestät, so dass es auf der Sj)itze stand, ob nicht Rosen der Professur verlustig ginge. Indess trat ein anderer Umstand ein, und er erliielt das erledigte Amt. Professor Roberg nahm seinen Abschied, und es wurden in Upsala alle möglichen Hindernisse erdacht, damit Linnäus nicht die andere Prol'essur erhalten möclite, worüber das ganze Jahr verstreicht, und Doctor Gottsch. V^allerius mit einer öffenllichen Disputation hervortritt, um des Linnäus Verdienste und Ruhm zu bestreiten, wo denn Professor Be- lonius, nachher Erzbischol", und Magister Klingenberg ihn vor der ganzen Akademie des Unfugs überführen. 17J1 kam diese eifrige Verhandlung vor die damals ver- sammelten Stände des Reichs, \Aelclie allgemein des Doctor Wallerius Verfahren missbilligten, und das Consistorium er- hielt Befehl, den Vorschlag einzureichen, ohne weiter den Linnäus zu provociren, der sowohl innerhalb als ausserhalb Landes sich berühmt gemacht hätte. Da mittlerweile der 2ö« 450 Krieg zwischen Schweden und Riissland angeschürt war, fürchtete Linnäus, dass er als Admiralitätsarzt nicht ver- meiden könnte, auf die Flotte kommandirt zu werden. Es war ihm daher erwünscht, als die Reichsstände den Befehl gaben, er solle durch Oeland, Gotland und Westergotland reisen, um die dortigen Landesproducte zu beschreiben. Zu gleicher Zeit erhielt er auch am 5. Mai die Vollmacht zur theoretischen und practischen Professur in Ujisala, nach Pro- fessor Roberg, worauf er sogleich 6 junge Leute, P. Adler- heini, J. Moilius, H. J. Jahn, G. Dubois, Fr. Ziervogel und S. Wendt sich zugesellt, mit ihnen nach Oeland und GotUmd reiset und die dort vorkommenden Merkwürdigkeiten auf- zeichnet. Sobald er im Herbste von der Reise zurückkam, zog er nach Upsala , hielt dort seine Oration de Poregrinationibus intra Patriam und begann öffentlich die Geschichte der Krank- heiten vor einer ansehnlichen Versammlung zu lesen. Am Schluss des Jahres vertauschten er und Rosen die Professuren unter sich dergestalt, dass Rosen die Aufsiciit des Lazareths, Anatomie, Physiologie, Aetiologie, Therapie und Präparation der Medicamente nahm 5 Linnäus hingegen die Aufsicht des akademischen Gartens, die Botanik, Materia Medica, Semiotik, Diätetik und Naturgeschichte, welches auch von dem er- lauchten Kanzler bestätigt ward. 1742 reichte Linnäus eine Remonstration, über die Er- hebung des akademischen Gartens aus seinem Verfalle, bei der Akademie ein, und zeigte die Unumgänglichkeit einer Orangerie, dem zufolge denn verfügt ward, dass der Garten neu angelegt und eine vollkommene Orangerie erbaut, auch das Haus des Aul'sehers niedergeiisseu und neu aufgebaut werden sollte. Baron Carl Hilrleman lieferte einen vortietf- lichen Entwurf für die Anlage des Gartens, welcher erweitert, durchgraben und geebnet ward; Teiche, Quartiere und Gänge wurden angelegt ; das alte Steinhaus, welches von Olof Rud- beck, dem Vater, erbaut w ar, ohne alles Hol/, mit Eisenpfosten und Eisenbalken, und welches nun einem liulenneste glich, ward wieder zur Wohnung für den Professor tauglich gemacht. Den 21. Mai staib Professor Roberg, und Linnäus, der sich bisher mit seiner Pension begnügt hatte, erhielt nun volles Lohn. Seine Antrittsrede Hess er in diesem Jahr in Upsala drucken. 1743 wurde die Orangerie mit ihren beiden Flügeln fertig und der Garten mit vielen ausländischen Gewächsen ausgestattet, welche hernach jährlich durch die Sämereien vermehrt wurden, die Linnäus' Freunde und sein allgemeiner Verkehr mit Aui-ländern ihm verscliaffcn konnten. Linnäus 451 las nun öfTeDtlich die Experimental-Diät mit Proben und Observationen; über welchen Gegenstand er mehr Erfaiirungen auf seinen Reisen und durch Leetüre gesammelt hatte, als irgend ein anderer Autor vor ihm besessen, weshalb auch sein Auditorium das grüsste war. Den l-l. Mai ward Linnäus zum Mitglied der Wi^senschal'ts-Akadeniie in Montpellier er- nannt. Auch wurde dies Jahr seine Antrittsrede in Leyden gedruckt. 1744 trieb Linnäus die Botanik herrlich und arbeitete an notiiwendigen Büchern, ohne welche sein Fach nicht, wie es sich gehörte, steigen konnte, richtete auch den Garten nach seinem System ein. Er gab auch jetzt in Leyden seine Oration de Telluris habitabilis Ineremento heraus, die er bei der Promotion de» verwichenen Jahres gehalten. Als Seine Königliche Hoheit, Prinz Adolph Friedrich, zum erstenmal die Akademie liesuchte und alle Professoren von dem Kanzler Graf Gyllenborg präsentirt wurden, wurden die Prolessoren Andreas Celsius und Carl Linnäus als Lumina Academiae vorgestellt, wegen ihrer innerhalb und ausserhalb des Reiches bekannten Gelehrsamkeit. Und auch in demselben Jahr, da Ihre Königliche Hoheit vom Rector und 4 Professoren, unter welchen Linnäus einer war, zu Ihrer Anherkunft be- glückwünscht wurden, ward dem Linnäus allein angedeutet, nach Ekholsund zu folgen, um dort bei Ihrer Königlichen Hoheit eine Privataudienz zu haben. Am 12. October ward Linnäus zum Secretair bei der Königlichen Wissenschafts-Akademie in Upsala angenommen, nach dem neulich verstorbenen berühmten Professor der Astronomie Andreas Celsius; und den 24. November ward er zum Inspector der Smaländischen Nation, nach eben jenem Professor Celsius erwählt. 1745 hatte Linnäus die Freude, in der Upsalischen Orangerie ein Museum Rerum Naturalium errichten zu können, von den vielen seltenen Thieren, welche der Kanzler Graf Gyllenborg geschenkt, und der grossen Sammlung, welche Seine Königliche Hoheit zu verehren geruht hatten. Dieses vermehrte Linnäus täglich durch eigenen Fleiss und seiner Freunde Beistand, so dass es eins der herrlichsten ward. In diesem Sommer reiset Linnäus nach Fahlun, um seiner Frauen Erbe, nacli ihres Vaters Tode, der am Schluss des vorigen Jahres entschlufen war, entgegenzunehmen. Lässt aber den grössten Theil davon der Schwiegermutter. Jetzt liess Linnäus 2 für feine Wissenschaft sehr nö- thige Bücher drucken: die Schwedische Flora und Fauna, an welcher letztern er gegen 15 Jahre gearbeitet hatte. Denn ohne diese HUlfsmittel konnte die Naturkunde nicht mit dem ^52 Feuer betrieben werden, welches dazu erfordert wird. In diesem Jahre gab er auch seine Oeländische und Gotländi- sche Reise lieraus. 1746 Anfangs Juni beisuchten beide Königliclie Hoheiten die Akademie und regalirten einen Haufen Professoren mit Goldmedaillen; da aber von den andern ein jeder die seinige erhielt, bekam Linnäus 2, zum Zeichen besondrer Gnade. Gleich darauf nahm Linnäus eine Reise nach Wester- Götland vor, über Oerebro, Mariästad, Lidköping, Skara, Sköfde, Falköping, Boras, Alingsäs, Gothenburg, Bohus, Mar- strand, Uddewalla, Wennersborg, Amäl, Carlsstad, Philippslad und Nora, und kam im Herbste zurück, um die Reisebe- schreibung zu verfassen. Als der Octroi der Ostindischen Compagnie erneuert werden sollte, veranstaltete der Reichsrath Graf Tessin, dass die Compagnie verbunden sein tiollte, jährlich einen Studen- ten der Naturgeschichte frei nach China hin und zurückreisen zu lassen, sintemal Magister Ternström, welciien Linnäus im vergangenen Jahre ausgeschickt hatte, kürzlich unglückliclier Weise auf der Reise gestorben war. Baron Härleman, Baron Höpken, Baron Palmstjerna und Graf Ekeblad traten zusammen, um den Linnäus zu distinguiren und weiter aufzumuntern durch eine .Medaille, welche sie schlagen Hessen und dem Grafen Tessin dedicirten. Auf der einen Seite stand des Linnäus Brustbild mit diesen Worten: Carol. Linnaeus, M. D. Bot. Prof. Ups. Aet. 39; und auf der andern Seite: Carolo Gustavo Tessin et Immortalitati Efügiem Caroli Linnaei Cl. Ekeblad, And. Höpken, N. Palmstjerna et C. Härleman Die. MDCCXLVL 1747 den 10. Januar geruhten Seine Majestät, ohne An- suchung und ohne dass Linnäus es eich hätte träumen lassen, ihn mit dem Titel und der Würde eines Archiaters zu beehren. Den 14. Februar, als die Berlinische Akademie der Wissenschaften restaurirt werden sollte, und aus allen Reichen Europas Mitglieder gewählt wurden, m ar Linnäus der einzige unter allen Schweden, der dazu ernannt ward. Professor Hermann in Leyden war im vorigen Jahr- hunderte von den Holländern nach Ostindien geschickt wor- den, um in ihrem Zeylon alle dort waclisenden Pflanzen und Gewürze zu beschreiben. Er kam glücklich wieder, voll- brachte aber die Arbeit nicht, und nach seinem Tode ver- schwand sie für die gelehrte Welt, Ids sie endlich in die Hände des Apothekers Güntlier in Kopenhagen fiel. Dieser bekam Lust, die Namen dieser getrockneten Pflanzen zu wissen, und schickte sie deswegen nach Holland, erhielt aber zur AntvAort, dass kein Botanist im Stande wäre, sie zu 453 nennen, ausser Linnäus in Schweden; dalier schickte er sie nach Upsala, und als Linnäus Hermanns Sammlung erkannte, freute er sich, diesen Thesaurus, der bis jetzt verschwunden \\ar, aus der Vergänglichkeit retten zu können. Er wandte also Tage und Nächte an die Herkules-Arbeit, so lang ge- trocknete Blumen zu examiniren, und schrieb seine Flora Zejlonica, welche in diesem Jahre gedruckt ward, so wie auch seine Westgötische Reise. Der Jiistizkanzler Löweuhjelm reichte bei den Reichs- ständen einen Vorschlag ein über den grösseren Anbau der Naturgeschichte und den Nutzen, welchen das Reich vom Linnäus ziehen könnte ; wie solches zu lesen ist in Er. Gust. Lidbecks Disputation de Incrementis Sueciae (De re- centioribus Regni Sviogothici Incrementis, Praes. Joh. Ihre). Linnäus hatte seit mehreren Jahren auf eine Reise nach Nordamerika gediTingen, und zu diesem Zwecke für seinen Schüler Pehr Kalm um Stipendien und die Professur der Oekonomie in Äbo angehalten; jetzt glückte es, und es wurde nun dieser Apostel nach Amerika abgesandt. 1748 gab Linnäus den Hortus Upsaliensis heraus und die sechste Auflage seines Systems der Natur mit essentiellen Charakteren, trieb also hier in Upsala die Naturkunde auf die höchste Spitze, so dass man behaupten konnte, dass in keinem Reiche Europas die Botanik mehr in Flor Avar. Denn wenn er jährlich des Sommers botanisirte, hatte er ein Paar hundert Auditores, welche Pflanzen und Insekten sammelten, Observationen anstellten, Vögel schössen, Protocoll führten. Und nachdem sie von Morgens 7 bis Abends 9 Uhr, Mitt- wochs und Sonnabends, botanisirt hatten, kamen sie in die Stadt zurück mit Blumen auf den Hüten, begleiteten auch ihren Anführer mit Pauken und Waldhörnern durch die ganze Stadt bis zu dem Garten. Mehrere Ausländer sowohl als Herren aus Stockholm wohnten diesen Excursionen bei. Aber auch gerade jetzt hatte die Wissenschaft ihren Gipfel erreicht. . Das Königliche Kanz;lei-Collegium gab eine Verordnung heraus, dass kein Schwede ausserhalb Landes sollte drucken oder verlegen lassen, bei Strafe von 1000 Thalern Silber- rriünze, welches einzig auf Linnäus zielte, da kein anderer etwas ausser Landes herausgab, und wurden ihm also Hände und Neigung gebunden. Er hätte beinahe verschworen, je- mals wieder einen Tractat herauszugeben, es möchten denn einige Disputationen sein. Linnäus erhielt von Gmelin, welcher durcli Sibirien reiste, ein Herbarium der meisten Sibirischen Pflanzen, wie er der- gleichen früherhin durch Gronovius von den Virginischen er- 454 halten hatte, und eins vorn Professor Sauvages in Montpellier von allen dort wachsenden. Um allen Theilen seiner Prolesöur genug zu thun, gab Linnäus 1749 seine Mateiia Medica heraus, vselelie unstreilig der grösste Richtvveg in dieser Wissenschaft ist. Den 29. April trat Linnäus eine Reise durch Schonen an, welche ihm auf dem letzten lieifhstage von den Ueichsstiinden anbefohlen war; sie ging über Christiansstad , Ciinbrishanin, Ystad, Tralleborg, Falsterbo, Skanör, Malmö, Lund, Lands- crona, Helsingborg und Engelliolm. Aul der Rückreise be- suchte er seinen Geburtsort, wo sein Vater im vergangenen Jahr am J'i. Älai 1748 das Zeitliche gesegnet hatte. Hier genoss er das Vergnügen, seinen einzigen Bruder in des Vaters Stelle gerückt zu sehen. Nach der Rückkehr lag Linnäus seinen akademischen Geschäften ob und übernahm gegen Schluss des Jahres das akademische Rectorat, welches schon während der Reise hätte an ihn kommen sollen. Dieses Jahr reisten Linnäus Schüler: Montin nach Lapp- land, Hagström nach Jemtland und Hasselquist auf sein An- rathen nach Smyrna und Aegy])ten, um darzuthun, was seine Lehre in der Naturkunde ausrichten könne. Alle Facultäten in üpsala gaben dem Hasselquist Stij)endien. 1750 wartete Linnäus lleissig das Rectorat und zugleich seine Privatvorlesungen ab, da er durch viele Arbeit und \or- lückende Jahre eine schmerzliche Gicht bekam, welche ihn, sobald er das Rectorat niedergelegt hatte, aufs Bette warf, mit geringer Hoffnung zum Leben. Doch ward er diesmal dadurch wieder hergestellt, dass er täglicli einen Teller voll Erdbeeren verzehrte. Seine Correspondenten hatten Jahraus Jahrein darauf gedrungen, dass er seine Philosophia Botanica herausgeben möchte, damit man die Terminologie und die Principien in Einem Werke beisammen hätte. Linnäus sah es auch für sehr nothwendig an, nicht allein l'ür die gelehrte Welt, son- dern auch für seine Schüler; und so ward das Werk jetzt ausgefertigt. Ausserdem arbeitete Linnäus seine Schonische Reise aus, und liess den Druck beginnen, um sie gemeinnützig zu machen. Endlich, da der Garten nunmehr zu einem ansehnlichen Reichthum an Pflanzen gestiegen war, so dass er mit den vorzüglichsten akademischen Gärten in Europa wetteifern konnte, vermochte Linnäus die Akademie, einen Gehülfen anzustellen, einen Orangerieknecht und 100 Fuder Holz jähr- lich, ausser den sonstigen 20 Tagelöhnern lUr das Jahr. 456 Linnäus ward von der Academia Scientiarum Tolosana /um Mitgliede ihrer Societät ernannt. Ot^beck, \velelier des Linnäus Schüler in der Naturkunde war, ging in diesem Jahre als Prediger nach China, wozu Linnäus viel beitrug. Jetzt kamen Briefe von Hasselquiet an, worin er über Geldnoth klagte. Linnäus schenkte ihm 100 Thaler und schrieb an die Wissenschafts-Akademie, dass alle, welche Tüchtigkeit und Wissensciiaft liebten, conti ibuiren sollten, und wurden aL>-o 4ü0() Thaler Silbermünze von wissenschafts- liebenden Männern in Stockholm gesammelt. Linnäus ward von dem Spanischen Minister im Namen seines Königs ersucht, einen Botanicus zu verschallen, um Spanien zu durchreisen, wozu Linnäus seinen besten damaligen Schüler, Lölling, ernannte, welcher im Frühling des folgenden Jahres abging. 1751, um dieselbe Jahreszeit kam Kalm aus Kanada zurück, beladen mit einer grossen und ani^ehnlichen Samm- lung Pflanzen, von denen Linnäus auch seinen Antheil von jeder Art erhielt. Wiewohl er gerade krank am Podagra war, stand er doch sogleich auf und fülilte keine Krankheit mehr, aus Vergnügen über die Pflanzen. So vermehrte sich des Linnäus ansehnliches Herbarium gewaltig, dass es nun mit den meisten in der Welt wett- eiferte, nachdem er alles zusammengebracht hatte, was da wuchs in Schweden, La})pland, dem Cliffortschen Garten, so wie zu Leyden, Oxford, Chelsea und Paris, ausser allen Pflanzen von Virginien durch Gronovius, von Sibirien durch Gmelin, von Kamtschatka durch Demidoff, von Languedoc durch Sauvages, und was er aus dem Upsalischen Garten und von allen seinen Correspondenten erhalten halle. Georg Tjcho Holm, ein Student, hernach Prol'essor in Kopenhagen, der vom Könige von Dänemark geschickt wor- den war, um bei Linnäus die Botanik zu lernen, reiste nach einjährigem Unterrichte zurück und machte dem Linnäus Freude und seiner Nation Ehie. Löfling, in Spanien angelangt, c(>rrespundirte fleissig mit Linnäus, der durch seine Empfehlung die Reise veranlasst hatte. Hasselquist durchreiste in diesem Jahre das gelobte Land und erfreute Linnäus und die gelehrte Welt durch seine Beobachtungen. llire Majestät die Königin lasste Neigung zur Naturkunde und schaffte sich die stattlichsten Sammbmgen von Conchylien und Inseclon aus Indien an, so dass sie mit den grös.^ten in der Welt \\ etteiferlen. Linnäus erhielt Befehl, nach Drott- 45fi ningliolm zu kommen, dies alles zu beschreiben, und war also genötliigt, sielt durch die Conchylien durchzuarbeiten, wo noch niemand einen wissenschaftlichen Weg gebahnt iiatte, so dass er auch diesen Gang gehen musste, der ihm nie in den Sinn gekommen war. Er hatte hier das Vergnügen, täglich mit einer (so grossen und herrlichen Königin und einem so milden Könige zu conversiren. Er musste Holmann werden, er, der es nie gedachte. Nun begann Linnäus ein grösseres Werk, nämlich die Species Plantarum auszuarbeiten, nachdem er die Genera ab- irolvirt und damit den Grund gelegt hatte, dass er dem Zeit- alter die Wissenschaft ebnen konnte, ein Werk, welches das grösste in der Wissenschaft ist. Aber Linnäus war zu dieser Zeit der einzige, welcher völlig zureichende Hülfsmittel hatte, da er ein so grosses Herbarium besass und so viele Gärten und Sammlungen Andeier gesehen hatte, mit einem Worte, so viele Pflanzen, als kein einziger in seiner Zeit. Durch ein solches Buch konnte ein Jeder erfahren, was schon ent- deckt oder neu war, wenn es vorkam, und wie es richtig benannt werden sollte, welches sonst nicht thunlich war. Während dieser Arbeit, welche er in 2 Jahren vollen- dete, entwickelte sich bei ihm ein Steinleiden, unfehlbar vom Stillsitzen und dem Drücken des Unterleibes in der hühern Region der Nieren. 1752 hatte Linnäus die Herzenstrauer, dass einer seiner geliebten Schüler, Doctor Hasselquist, wegen grosser Anstren- gung in Palästina am 9. Februar zu Smyrna an der Lungen- sucht starb, ^A o alle seine Sammlungen und Manuscripte se- questrirt wuiden. Linnäus verlor aber nicht den Muth, sondern emj)fahl Ihrer Majestät den Doctor Kahler zum Keise-Antheil des Wredcschen Slij)endiums, um, der Botanik wegen, nach dem Kap zu gehen. Die Königin gab ihre Empfehlung, und Kahler erhielt das Stipendium. Aber die Holländische Nation verweigerte es ihm, das Kap zu besuchen, als der Schwedische Minister in Haag darum ansuchte. Wer hätte das denken sollen vor 50 Jahren, als die Wissenschaften in Holland in solchem Flor standen, dass dieses Land nach Verlauf weniger Jahre so hait werden könnte, einem andern zu verweigern, auf seine eigne Kosten zu reisen, um der ganzen Welt den Dienst zu leisten, die Wunder des Schöpfers zu enthüllen? Bergius reiste in diesem Jahre nach Gotland und Tied- ßtröm nach VVeslgötland, beide auf Graf Tessin's Kosten. Osbeck kam von China zurück und sandte sein ganzes Herbarium, bestehend aus mehr als 600 Chinesischen Pflanzen, dem Linnä,us zum Gesclienk. 17.")3. Am Schluss des letzten und mit Anfang dieses •^57 Jahres ward Linnäus wieder zu Hofe berufen, wo er seiner Majet-tät eigene Naturalieusammlung auf lilriksdahl und Graf Tessin's Steinsanimlung in Stockiiolm liesclirieb; er erhielt auch zur Verelirung einen sciiönen Goldring, mit einem Hul>in darin, von Ihrer Wajef-tät, und vom Grafen Te?sin eine goldene LHu", nebst dem theuren Buche Kum|)hii Herbarium Amboinense, hundert Platen an Werth. Aber die grösste Freude war für Linnäus, dass Ihre Majestät, Louisa Ulrica, die unvergleiciiliche Königin, nach Linnäus einzigem Sohne fragte, ^^ ie er geartet sei. und ob er auch Lust zur Naturgeschichte habe? und da sie es hörte, versprach: er solle, wenn er er- wachsen wäre, freie Heise auf ihre Kosten duich ganz Europa haben, welche hohe Gnade den Alten herzlich freute. Doctor PL^sselquists sämmtliche Manuscripte und Collec- taneen waren für eine Schuld von 14000 Thalern in Smjrna sequeslirt. Keiner wusste, wie man sie auslösen sollte. Archiater Back, Linnäu's einziger und allevvertrautester Freund, wagte es, Ihrer Königlichen iMajestät den Antrag zu machen, welche sogleich die Schuld bezahlte und befahl, die Samm- lungen kommen zu lassen. Ein grosser Zug von dieser er- habenen und weisen Fürstin! Beide Majesiäten vergönnten dem Linnäus den ganzen Tag in ihrer speciellen Gesellschaft zu sein, als wenn er zum Hofe gehörte, da denn von nichts Anderm geredet wurde als von Naturalien, denen die hohen Häupter gnädig Ohr und Auge liehen, Graf Tessin war auch für diese Wissen- schaft eingenommen, besonders für Steine und Schnecken, und die Giätin liebte die Botanik. So hatte also Linnäus seine Wissenschaft in Schweden aus dem Nichts auf den höchsten Giplel erhoben, da sie von den Gro.-sen und selbst den königlichen Personen geliebt und angebaut wurde. So viel vermag der Fleiss! Lötlings Plianzen&endungen an Linnäus aus Spanien und Portugal stiegen zu gleicher Anzahl mit denen, die er neulich von Osbeck erhalten. Am 27. April ward Linnäus zum Ritter des Königlichen Nordsternordens geschlagen, von Seiner Majestät eigener Hund, am gewöhnlichen Platz und Orte, eine Gnade, welche in Schweden nie zuvor irgend einem Doctor, Archiater oder Professor geschehen war. Ja, kein Kammerherr war noch, obgleich \on adligem Stamme, mit diesem Sterne begnadigt worden. Die Umschrift war: Famam extollere factis. Das Museum Tessiniannm ward gediuckt, welches Lin- näus fugitivis oculis beschrieben und notiit hatte, als er in Stockholm war, und welches Seine Excellenz seibot dem Lin- näus dedicirt und dessen Medaille darüber geset/.t hatte, zu 458 einem Zeichen der Acliliing, die er für des Linnäus Wi.'-sen- schaft hegte. Linnäus gebrauclite in den Hundstagen, nach seiner Ge- wohnheit, anstatt des Sauerbrunnens die Erdbeeren-Cur und befand sich recht wohl dabei. Doctor Kahler reiste nach Italien, wozu ihm Linnäus das Wredit^che Stipendium, durch Ihrer Majestät und des Con- sistoriums Empfehlung bei Graf Ekeblad, verschafft hatte. Löfling erhielt Befehl vom Könige in Spanien, durch ganz Sudamerika zu reisen und Specimina zu sammeln für den Spanischen Hof, den Premier-Minister, den König von Frank- reich, die Königin von Sch^^eden und — Linnäus. Grosse Ehre für Linnäus, neben so grossen Königen in Erwägung zu kommen! Nachdem Gmelin dem Linnäus alle Sibirische Pflanzen geschickt hafte, Demidoff ihm alle Sammlungen Steuers ge- sandt und Sauvages sein ganzes Herbarium geschenkt, wozu noch kam, w.is Linnäus selbst in Laj)pland, Schweden, Dä- nemark, Seeland, Holland, England und Krankreich gesam- melt, wie auch was er von Kalm und Gronovius aus Nord- amerika und von allen Botanikern aus ganz Europa erhalten hatte, war sein Herbarium eins der grössten in der Welt geworden; weshalb er nun auch seine Species Plantarum vollenden konnte. Dieses Werk, eins der nützlichsten und welches von der grössten Erfahrung zeugt, woran auch Linnäus alle Kräfte gewandt hatte, ward gegen den Herbst in 2 Bänden fertig. Aber unter dem beständigen Schreiben, Sitzen und Arbeiten ergreift ihn ein Schmerz in der rechten Seite, welcher den Grund zu seiner Krankheit, dem Steinleiden, legt, von wel- chem er nie zuvor die mindeste Ungelegenheit empfunden hatte, der aber, Gott sei Dank! mit den Jaliren und durch die Erdbeeren-Cur verschwand. 1754 den 7. April, 3 Uhr Nachmittags, gab des Linnäus Gattin ihrem Manne den (Uen Erben und den ^ten Sohn, Johannes. Die Genera Plantarum, woran Linnäus die letzte Hand gelegt, erschienen nun in der öten Auflage. Das Museum Adolphi Friderici, welches Linnäus bei seinem grossen Könige geschrieben, wanderte nun unter die Presse. Da Oberstlieutenant Dalberg Jetzt nach Surinam reisen wollte, so vermochte ihn Linnäus durch FreundesiVeunde, Dan. Rolander mit sich zu nehmen, welcher im Linnäischen Hause, seit Löllings Zeit, auferzogen war und sich ganz auf die Insektenkunde gelegt hatte. Die vornehmste Ursache war, 459 weil Linnäus lebende Coclienilltliiore zu haben begebiie. Aul' soielie Weif-e schickte Linnäus seine Apostel in die ganze Welt aus, nämlich: Ternström nach Ostindien 1743 (f in Pulocondore 174()). Kalm nach Nordamerika 1747, rediit 1751. Hasselquist nach Smyrna 1749, Aegypten 1750 und Pa- lästina 1751, rnorluns Smyrnae 1752. Montin nach Lappland 1749. Hagström nach Jemtland 1749. Osbeck nach China 1750, rediit 1752. Löfling nach Spanien 1751 und Südamerika 1754, Bergius nach Gotland 1752. Tidström nach Westergötland 1752. Kahler nach Italien 1753. Holander nach Surinam 1754. Alle diese waren Zöglinge und Schüler von Linnäus. 1755. Die Flora Suecica ward zum zweitenmale aufgelegt, sehr vermehrt an Arten und ökonomischen Bemerkungen, um den Nutzen unsrer einheimischen Pllanzen allgemein darzuthun. Da die Akademie der Wissenschaften in Stockholm yum ersten Male iiirc Prämien aus der Sparrischen Donation ver- theilen sollte, nämlich 2 Goldmedaillen jährlich, jede 10 Du- katen an Werth, fiel die erste dem Linnäus zu, welcher im vorigen Jahre bei der Akademie einen Vorschlag eingereicht hatte, die Lappländischen Felsen fruchtbar und gemein- nützig zu maclien. Denn da weder Wiese noch Acker dort angelegt werden kann, so nahm Linnäus sich vor, die Ge- wächse dui cli/ugehn, \\ eiche auf ausländischen Gebirgen in gleichen Himmelsstrichen gefunden werden und in unsrer Haushaltung dienen können, welches auch das einzige Mittel wäre, obgleich man nie vorher daran gedacht. Am 29sten Sept. kam der Kussische Minister nach üpsala, um dem Linnäus den Einladungsbrief und das Diplom der Kaiserlichen Petiopolitanischen Akademie, ihr Mitglied zu sein, zu überreichen. Manetti, der gegen Linnäus geschrieben, bereut es. Linnäus wird Mitglied der Florentinischen Societät. 1756. Dieses ganze Jahr arbeitete Linnäus an der lOten Edition seines Systema naturae, um alle ihm bekannten Spe- cies der Thiere darin aufzufühien, Jun. 29. Rolander auf der Heimreise von Surinam, schickte Cactus mit Cochenillen in einem Topfe. Aber Lin- näus präsidirte, und der Gärtner nimmt die Ptlanze heraus, putzt alle ünreinigkeit ab, l'olglich auch die Würmer, und setzt sie in einen andern loj^f, so dass, obgleich die Würmer glücklich lebend ankamen, sie doch im Garten vergingen, 460 elie Linnäus sie zu sehn Itekam. Folglich verschwand alle Iliiffnung, diese Tiiieiclien, von denen man glaubti', dass sie mit Vortlieil in der Orangerie gezogen werden könnten, jemals zu erlangen. Dies grift" ihn so an, dass er einen der schwersten Paroxysmen der Migraine erdulden musste. Rolander, dieser undankl)are Schüler, gab dem Linnäus nichts von allen seinen Sammlungen; im Gegeutheil vcrläum- dete er ihn allenthall)en. November 20- Linnäus wird nobilitirt und nennt sich Linn6, 1757 den 7ten März. Linnt-'s kleiner Sohn, Joliannes, welcher eben anfing, einige Worte zu sprechen und nocli nicht 3 Jahre alt war, kiiegte Tussim epidemice grassanlem et in Tritaeum cum aplitis degeneratam, und musste nacli achUägiger Krankheit in der Kacht zwischen 12 und 1 Uiir das Zeitliche gesegneu. Juni 24. Linne erhielt Hasselquisfs Reise aus der Presse und machte sie bekannt. Juli 29. erhielt Liune die betrübte Nachricht, dass Pehr Löfling in Amerika gestorben sei. Nie hatte einer mehr Ge- legenheit und Fähigkeit gehabt, sich auszuzeichnen und gründ- liche Entdeckungen zu machen, als er, welcher Linnes bester Schüler von allen war und während seiner Reisen so viel Merkwürdiges mittheilte. Als der König von Spanien von Linn6 einen Botanicus begehrte, wurde LöÜing geschickt und war 2 Jahre dort, sammelte und entdeckte und communicirte unendlich \iel. Nachher ward er abgesandt, ganz Süchimerika zu durchreisen, verfiel aber in ein dop])eltes Tertianfieber und starb an der Wassersucht 175<>. Doktor Kahler kam aus Italien, Apulien u. s. w. mit mancherlei Sammlungen zu Hause. Auch dies ganze Jahr arbeitete Linne an der lOten Edition vom Sjstema Naturae, einer Sammlung von Allem, was er in der Welt gesehen, und einem Werke, das in der Naturgeschichte seines Gleichen nicht gehabt. Er begann auch, nun dies Werk drucken zu lassen. Novemb. ''^, gegen d, Frass; ßcßQü)(fx€LV, fressen, nagen) abgeleitet, sondern einfach das Holländische Wort borer (deutsch geschrieben Bohrer) ist, sous lequel on designe linsecte dans notre colonie (p. 68); ihm als Franzosen stellt nämlich das Holländische und natürlich auch das Deutsche, das er eben so wenig versteht, auf gleicher Stufe mit dem Griechischen und Lateinischen, aus welchen Sprachen man sonst die Gattungsnamen herzuleiten pflegt. Bei Walker finde ich ausser einer Zuckerrohr-Nonagria nichts als in den Supplementen p. 633 eine Eidana (ein aus drei Consonanten und zwei Vocalen zusammengewürfeltes Wort) saccharina: fem. pallidisi^ime cervina, alae anticae fusco Qonspersae, punctis duobus discalibus fuscis, posticae eubaeneo-albae von Sierra-Leona („bred iVom tlie sugar-cane"), welche vielleicht einerlei mit dem Bor er ist. Da Fabricius über die Naturgeschichte seiner Pyralis saccharalis ungewöhnlich umständliche Mittheilungen macht, so steht zu hoffen, dass man durch sorgfältige Beobachtungen auf den antillischen Inseln eine Art kennen lernen werde, auf welche das cinereus und das corpus parvum wirklich an- wendbar ist; denn er&teres für eine Uebersetzung von testac6 (Guen.) oder rufescenti-ochraceus oder pallide ochraceus an- nehmen und letzteres auf so kräftig gebaute, im + Geschlecht besonders dickleibige Thiere anwenden zu sollen, ist für jetzt eine zu starke Zumuthung. Crambus. 1. xiphiellus n. sp. tab. 2. fig. I. Alis ant elongatis, apice longe producto, laete ochraceis, vitta aequali argentea ad marginem posticum peidueta et in alae apicem coarctata; post. albidis, subpellucidis J^ 2. Dieser Crambus und der folgende weichen darin von den bekannten ab, dass die Vorderflügelspitze wie bei Satrapellus in einen mucro ausgezogen ist, den wie bei anderen Argyro- teuchien eine feine schwarze Linie von den Franzen abson- dert, während die Silberstrieme ganz unzerschnitten bis zum Hinterrande geht, vor welchem auch jede Spur der bleifar- benen Querlinie und des grauen Spiegelfeldes fehlt, wonach 468 eine Verwaniltpchaft mit Halterellus, Latistriiis, Sublicellus, Radiellus etc. angezeigt scheinen möchte. Da die Hinterrand- franzen an der Flügelspitze wie bei den Argyroteuchien eine abweicliende Fäil)ung zeigen, f^o halte ich beide Arten für die Vertreter einer besondern Abtheilung von Argyroteucliia, bei welcher die Ausbildung der Querlinien ganz unterblie- ben ist. Xiphiellus, von der Grösse eines kleinen' Alpinellus, un- terscheidet frich von Falcaiius durclu die Grundfarbe der Vorderflügel, die beträchtliche Breite der linearen Silber- strieme, welche dicht unterhalb des mucro am Hinterrande endet und mit einer verdünnten Spitze in denselben eindringt, und durch die weisslichen Hiuterflügel. Rückenschild und Kopf grau ochergelb. Taster dünn, von mehr als Rückenscliildlänge, hellgelb -bräunlich, auf der Unterseite bis ans Ende des zweiten Gliedes in einem ver- dünnten Streifen weiss. Fühler borstenförmig, sehr schwach gekerbt, bräunlich., am Wur/elglied vorn weiss. Beine hell- graubräunlicli, Hinterschienen und -Füsse weisslich ocheigelb. Hinterleib schlank, bleich ochergelb mit hellem, etwas ver- dicktem und abgestumpitem Afterbusch. Vordertlügel 4 — 4'/2'" ^'^ng^ sehmal, nach hinten kaum erweitert, mit stark vorgezogener S])itze, angenehm hell ochergell) nur mit einer silberweissen , undurchschnittenen Strieme. Diese kommt aus der weissen Schulter, lässt je- doch den bräunlichen Vorderrand frei, entfernt sich von ihm allmählich so, dass sie bei - 3, wo sie am weitsten von ihm absteht, breiter ist als ihre Entfernung von ihm und endigt dicht unter dem mucro, in welchen sie mit einem sich zuspitzenden Theile bis ans Ende hineinreicht; ihr ganzes hinteres Ende ist von den an ihr weit^sen Franzen durch eine schwarze, feine Linie geschieden; ihr Innenrand ist ganz grade und sticht, durch etwas verdunkelte, hier und da bräunliche Fär- bung von der Grundfarbe ab; auch ihr Vorderrand ist gegen die Spitze, besonders innerhalb des mucro, mit verdunkelter Farbe eingefasst. Am Hinterrande liegen vor den metall- glänzenden Weissgrauen Franzen 4 verloschene, leicht ver- gängliche, schwarze, längsstrichlörmige Punkte weit von einander getrennt. Der Vorderrand des Flügels ist hinter der Mitte mehr oder weniger in einer dünnen Linie gelich- tet, die beim $ fast weiss ist. Hinterflügel ziemlich verlängert und zugespitzt, einfarbig Mcisslich, etwas durchscheinend, mit weissen Franzen. Unterseite der Vordertlügel braungrau, in der Spitze w eiss. Die feine, sciiwarze Hinter randlinie ist deutlich, lütt sich aber unleivvärts in 3 Punkte auf und verschwindet unter der 469 Mitte. Hinterflügei wie auf der Oberfeite, am Vorderrande bräunlich bestäubt. Das $ hat feinere Fühler, etwas schmälere Flügel und einen kürzern, ziemlich dicken Hinterleib. Von den 4 Exemplaren wurden 2 gute ^ am 23. Fe- bruar, 1 gutes $ am 9. iMärz, ein abgeflogenes (^ am 23. März, alle bei Bogota gefangen. 2, falcarius n. sp. tab. 2. fig. 2. Alis ant. apice producto, ochraceo-cinereis, linea angusta alba, nitida, marginem posticum attingente, lineola supra ejus terminum alba in alae apicem desinente; post. canescentibus, subpellucidis q. Vom vorigen durch die weniger verlängerte Spitze der Vorderilügel, die bräunliche Grundfarbe derselben, die weisse, nicht Silber weisse Linie, den über derselben in die Flügel- spitze hineinreichenden (bei Xiphiellus ganz fehlenden) Längs- strich, sowie durch die hellgrauen, etwas mehr durchschei- nenden Hinterflügel verschieden. Wohl meistens etwas grösser als Xiphiellus. Kücken- schild und Kopf grau 5 oberer Augenrand mit einer weissli- clien Linie eingefasst. Füliler grau, fein, gegen das Ende schwach gezähnelt; Wurzelglied vorn hellgrau. Taster dünn, von mehr als Rückenschildlänge, obenauf hellgrau, an der äussern Seite graubraun, am Wurzelgliede und am untern Rande des Mittelgliedes weiss. Brust schiefergrau. Beine bleich ochergelblich , die 4 vordem auf der Lichtseite ge- bräunt. Hinterleib dünn, gelblichgrau, am Wurzelsegment weisslich; Afterbusch ochergelblichweiss. Voruerflügel 4'2 — 4'', /" lang, schmal, nach hinten etwas erweitert, mit ausgezogener Spitze, lahlgelblichgrau, am Vorderrande am dunkelsten, an der Innenrandpartie und auch sonst hier und da mit zerstreuten gröberen, braunen Schuppen. Eine weisse, grade, nach iiinten sich allmählich erweiternde Längslinie reicht \ on der Flügelbasis, wo sie vom Vorderrande fast um ihre doppelte Breite entfernt ist, sich allmälilich vom Vorderrand entfernend bis an den Hin- terrand unterhalb des mucro; sie ist nur auf der Costal-^eite etwas dunkler gerandet; über ihrem Ende liegt eine dünne, ungefähr von der Querader sehr fein anfangende weisse Linie, welche sich am Hinterrande, M'iederum dünner \Aerdend, längs der schwarzen Hinterrand linie in die Flügelspitze hin- einzieht. Unterhalb der Flügelspitze, schon am untern Ende der grossen Längslinie, ist der Hinterrand mit 5 schwarzen Punkten gezeichnet, die sich leicht verwischen und oberhalb de« Innenwinkels aufhören. Franzen mctallglänzeud weiss- 470 grau, an der Flügelspitze auf der Wurzelhälfte weiss und über der Spitze bräunlieh. Hintertlügel etwas gespitzt, einfarbig, sehr hell vveiss- grau, durchsichtiger als bei Xiphiellus. Franzen weiss. Unterseite der Vorderflügel dunkelgrau , in der Spitze ins Weissliche übergehend; die schwarze Hinterrandlinie deutlich, aber unterhalb der Flügelspitze sieh in 4 Punkte auflösend, deren unterster weit über dem Innenwinkel liegt. Franzen seidenglänzeud weisslich. Die beiden (^, von denen das eine schon abgeflogene Franzen hat, wurden bei Bogoti\ am 11. März gefangen. 3. pus ioneil US (Kaden) Z. tab. 2. fig. 3. Monogr. p. 16. Ein ßchönes Paar, nach welchem eich nur weniges zur Vervollständigung oder Berichtigung der Beschreibung nach- tragen lässt. Die Taster sind auf der Aussenseite nur an den untern V» gelbbraun, am obern Drittel sowie auf der Innenseite von der rein weissen Farbe des Kopfes. Das verwischte braune Costalfleckchen auf den Vorderflügeln befindet sich nicht in der Flügelspitze, sondern in der Mitte zwischen ihr und der Querlinie. Die feine, schwarze Hinterrandlinie ist beim $ nicht unterbrochen, sondern reicht bis zum untersten der 3 tiefschwarzen Punkte und hört bei diesem in der Flügelfalte auf. An den 3 Punkten sind die Franzen metallisch gold- farben. Die Hinterflügel sind in der Spitze ein wenig ver- dunkelt. — Das $ hat etwas kürzere Flügel als das ,^. Das Paar wurde am 6. Mai bei Baranquillas gefangen. 4. Noickeni eil ue n. sp. tab. 2. fig. 4. Parvus, alis ant. emarginatis, fuscescenti-cinereis, linea costali brevi, vitta submedia, integra, acuminata niaculaque contigua ante strigam ordinariam albis, punctis marginis spe- cularit)U8 atris radios albos introrsus emittentibus; post. cine- rascentibus, subpellucidis. .^ $. Diese kleine Art, die für Bogotti charakteristisch zu sein frcheint, lässt sich mit der alpinen Varietät des Pratellus, bei welcher der Keilfieck (zwi.^cheu vitta und Costaistreif) fehlt, vergleichen und als Stellvertreterin desselben in jenen Ge- genden ansehen. Ein Keilfieck ist bei ihr nie vorhanden, vielleicht weil die S(rieme auf der Costalseite, statt wie bei Pratellus abgeflacht oder vertieft zu sein, convex ist wie bei Dumetellus. Eine besondere Auszeichnung hat Nolckeniellus darin, dass von 4 der 5 — 6 tiefschwarzen Hinterrandpunkte eine weisse Linie strahlartig in das Spiegelfeld hineingeht. 471 In der Grösse steht er über der kleinsten europäischen Art, Cerussellus, sowie über Pusionellus. Rückenschild und Ko|)f weis^ilich oder weissgrau, Schulterdecken graubraun. Taster dünn, länger als das Rückenschild, oben weissgrau, auswärts (wie das Wurzelglied der Maxillartaster) gelbbraun, am Wurzelgliede und in einem schmalen Streifen der Unter- seite des Mittelgliedes bis zur Hälfte weiss. Fühler fein, einfach borstenförmig, bräunlich, am Wurzelgliede vorn weiss- lich. Brust weissgrau. Beine bleichgelblich; die 4 vordem auf der Lichtseite gebräunt; Hinterbeine hell, die Füsse auf den! Rücken braungrau mit hellgelblichen Spitzen der Glie- der. Hinterleib grau mit bleichgelblichem Afterbu8ch. Vorderflügel S'/a — 3'//" lang, fast von der Gestalt wie Pratellus, aber mit etwas mehr verlängerter Spitze. Grund- larbe grau, gelbbraun bestäubt, am meisten zwischen der Falte und der weissen Strieme, und zwischen dieser und dem weissen Fleck als Einfassung am dunkelsten braun. Am Vorderrande zieht von der Wurzel auf ^4 der Länge eine feine, weisse, bisweilen ziemlich verloschene Linie. Die weisse, ungezähnte Strieme verstärkt sich von der Wurzel aus sanft bis zur Flügelmitte, spitzt sich schief zu und ist an der Stelle, wo eich bei Pratellus der Zahn befindet, fast fleck- artig braun gerandet. Der weisse Fleck, der sich zwischen ihr und der gewöhnlichen Querlinie befindet, ist von etwas veränderlicher Grösse und bildet ein sehr stumpfwinkliges Dreieck auf solche Weise, dass er, wenn der feine, unterwärts verstärkte Strich, der ihn von der Strieme trennt, nicht vor- handen wäre, die vollkommenste Fortsetzung derselben bis zur Querlinie bilden würde. Die Querlinie bat wenig Blei- glanz und ist am obern Ende weiss und auf l)eiden Seiten, am dunkelsten auf der Innern, bräunlich gesäumt und zwischen dem weissen Dreieck und der Falte braun schattiit. Vor ihr liegt auf dem Vorderrande ein weissliches Einfassungsstrichel eben und vor diesem eine auf der Mitte des Vorderrandes anfangende und sehr schräg bis zur Spitze der Strieme .rei- chende dunkelbraune, beiderseits weisslich fein gesäumte Linie, und hinter der Querlinie ist bis zur schwarzen Hinterrand- linie ein weisses, mit einem hellbraunen Fleckchen bezeich- netes Coetaldreieck. In dem grauen Spiegelfieck, der bis zu der hier concaven Querlinie reicht, liegen 5 (bei einem rj^ 6) deutliche, schwarze Hinterrandpunkte, jeder der 3 — 4 obersten einwärts in ein weisses, kurzes Längsstrichelciien veilängert. Franzen der Flügelspitze an der Wurzelhälfte weiss, die andern metallglänzend grau. Hinterflügel spitzer als bei Pratellus, lichtgrau, in der Spitze etwas dunkler, übrigens schwach durchscheinend. -172 Franzeu weisslioli, liinler der gelliliclieu Wurzel mit einer verloschenen, gegen den Analwinkel verschwindenden Linie durchzogen. Unterseite der VorderflUgel bräunlichgrau, in der Spitze wie ein Fleckchen weisslich. Die schwarze Hinterrandlinie ist deutlich, verschwindet aber am untersten (ersten) Ast der Medianader. Hinterflügel heller als auf der Oberseite, am Vorderrande grau bestäubt, mit fast einlarbigen weisslichen Franzen. $ etwas kleiner als o «"it kürzern Flügeln und dicke- rem Hinterleibe. Die 26 Exemplare, zum grössern Theil -j", wurden bei Bogota gefangen^ das erste S a^i ^6- Februar, die andern im Laufe des März, ein etwas verflogenes r^ noch am 10. April; ein beschädigtes <^ bei Übaque. r>. Immunellus n. sp. tab. 2. fig. 6. Parvus, aus breviusculis, rectangulis, all)icantibus, pulvere brunnescenti obscuratis, costa ad basim obscuriore, arcu dor- sali nullo, etriga postica duplici obsolete luscescente, linea marginis postici nigricante. q ?. Er kommt in der Grösse, Flügelgestalt und Zeichnungs- anlage mit Cr. elegans Cl. (terminellus Z. Mon. 27) überein und sieht aus, als ob er nur ein durch Regen verwischter und getrübter Elegans wäre; er ist aber sicher eine verschie- dene Art, wie der gänzliche Mangel der scli warzbraunen Sichel des Innenrandes, die Verschiedenheit in der Doppel- linie und die in einer zusammenhängenden schwärzlichbraunen Linie (statt weitgetrennter, tiefschwarzer Punkte) bestehende Einfassung des Hinterrandes lehrt. Die Taster und Beine sind weniger rein weiss als bei Elegans; das Kückenschild ist bräunlich mit weisslichen Schulterdecken. Die Vorderflügel, beim V etwas breiter als beim S-> sind in beiden Geschleclitern ein wenig gestreckter als bei Elegans; die weisse Grundfarbe ist durch reichlich aufge- streute hellbraune Stäubchen verdunkelt und i/or dem Hinter- rande, wo sie unbestäubt bleibt, weniger rein weiss als bei der verwandten Art. Der Vorderrand ist von der Wurzel aus beim o striemenlörmig, beim V- olme deutliche Begren- zung und blässer, gelbbräunlich, nach hinten gelichtet und verbreitert; beim o liegt auf dem Vorderrande vor der Mitte ein verloschenes, braunes Fleckchen; beim $ ist es kleiner und in einen, wie bei Elegans, schräg nach hinten gelegten Strich fortgesetzt, der an der Medianader endigt. In der Mitte der Falte ist ein aus schwarzen Schuppen zusammen- gesetzter, kurzer Längsstrich, von dem durchaus keine An- 473 deutung lies mondsiclielfürmigeii Doii-al.' (i iclis, der den Ele- gans charakterit^iit, herabgeht. Die gelbbräunliche, etwas verloschene Doppellinie divergirt nahe dem Vorderrande mehr als bei Elegans gegen den Hinterrand; die innere Linie ist stärker und blässer als die äuesere, und weder so breit noch so lebhalt zimmtbraun wie bei Elegans; die äussere (beim ,^ sehr verloschen, beim $ fast ununterbrochen und mehr 6ch\\ ärzlichbraun) endigt auf dem Vorderrande mit eineni starken, dunkelgelbbraunen Fleck. Die Hinterrandiinie ist ziemlich fein und schwarzbraun, beim r^ in der untern Hälfte auf den Enden der Adern punktlörmig verstärkt. Fianzen weniger metallglänzend als bei Elegans. Hinterflügel beim $ einfarbig hellgiau, längs des Hinter- randes schmal blassgelblich; beim ,^ trüb gelblichweiss, am Vorderrande und vor der Flügelspitze grau. Franzen weisslich. Das gut erhaltene Paar wurde bei Ubaque am 30. März gefangen. Anmerkung. In der Diagnose des Elegans (termi- nellus Mon. p, 27j schlage ich zur bessern Unterscheidung von Immunellus eine Aenderung und Vervollständigung der Worte von arcu an vor: arcu dorsi medii strigaque postica duplici, non angulata, cinnamomeo-fuscis, margine postico atro- punclato. (Hierzu fig. .5.) (). Pul V e r ulen te 11 US n. sp. tab. 2. fig. 7. Alis ant. angustis, acutis, canis, fusco- pulvei ulentis puncto venae transversae nigro, iimbo late cinereo, punctis marginis nigris, lineas canas intrors-us emittentibus; poster. pellucidis. ,^ V. Eine zarte, unscheinbare, doch leicht zu erkennende Art, die, obwohl mit viel kürzern Tastern versehen, ihicn Platz bei Matricellus und Poliellus am richtigslen zu erhalten scheint. Der etwas starke schwarze Queraderpunkt auf den spitzen Vorderflügeln und bescnders die weissen Linien, welche von den schwarzen Hinterrandpunkten in das ver- dunkelte Marginalfeld gehen, dazu die durchsichtigen Hinter- llügel scheinen die Hauptmerkmale dieser kleinen Art zu sein. Rückenschild und Kopf weissgrau. Taster kaum von RückenschildJänge, (beim ^ oben weiss, $ weissgrau) auf der Aussenseite gelbbraun, am Wurzelgliede und an der Hälfte des untern Randes des Mittelgliedes weiss. Fühler dünn, grau, beim ,^ kaum ein wenig pubescirend; die Glie- der etwa 3mal so lang wie breit. Beine dünn, bleichgelb- lich, ausvveudig grau angelaufen. Hinterleib am Anfange weisslich (l>eim ,j fehlend), beim $ übrigens gelblichgrau, 474 etwas verdünnt, am Hintenande der vorletzten Segmente grobschuppig gefranzt. Vorderfitigel 4'" lang, schmal, scharf spitzig, mit zu- rückgehendem, sehr schwacli gebogenem Hinterrande, weiss- grau, braun bestäubt (bei dem etwas verflogenen $ weniger). Auf der Querader ist ein schwarzer Punkt auf etwas ver- dunkelter Stelle. Dahinter folgt beim ,^ deutlich, beim $ gar nicht zu erkennen, ein schmales Band von unbestäubter Grundfarbe, das in der Höhe des Punktes einen scharfen Winkel nach aussen, in der Falte einen sehr schwachen nach innen macht und senkrecht unter dem Punkt auf dem Innen- rande endigt. Der Raum zwischen dieser Binde und dem Hinterrande ist dunkelgrau und von 6 weissgrauen, feinen Längslinien durchzogen , deren jede an einem schwarzen Punkte des Hinterrandes endigt. Durch die lichtgrauen Franzen zieht nicht weit von der gelblichen Wurzel eine schattengraue Linie. Hinterflügel hellgrau, einfarbig, durchscheinend. Franzen heller, verloschener gezeichnet als an den Vorderflügeln. Unterseite der Vorderflügel bräunlichgrau mit dunklerer Hinterrandlinie. Hinterflügel dunkler als auf der Oberseite, an der Apicalhälfte mit verloschener, dunklerer Hinterrand- linie. Ein (5^, 1 9 vvurden, ersteres am 23. März, bei Bogota gefangen. Scoparia Haw. (Eudorea Curt.) Wenn unter 12 Exemplaren, die in ein paar Monaten gesammelt wurden, 8 — 9 Arten anzuerkennen sind, so lässt sich auf einen grossen Reichthum jener Gegenden an Arten aus dieser Gattung schliessen. Da 8 nur in einzelnen, noch dazu nicht immer unbeschädigten Exemplaren vertreten sind, so ist es bei der wahrscheinlich auch in jenem Clima ob- waltenden Veränderlichkeit der Arten nicht rathsam, sie alle zu benennen und zu beschreiben. Alle haben die gemein- schal'tliche Eigenthümlichkeit, dass ihre Hinterflügel sehr zart und durchscheinend oder durchsichtig sind, so dass ihre Un- terscheidung von den europäischen Scoparien leicht genug ist; ganz anders mag es mit den andern Arten stehen, die künftig aus jenen oder ähnlich gelegenen Theilen Amerikas zum Vorschein kommen werden. 1. Biscutella n. sp. tab. 2. fig. S. Parva, alis ant. subelongatis, cinereis, annulis duobus ante, signo S partim rufescenti expleto post medium, slriga pofetica alba, dentnta, iubarcuata, maculis nigricantibus post 476 eam oppositis subconfluentibus; posterioribus teneris, exalbidif, pellucidis. rj. Sie kann als die Stellvertreterin unserer Ambigualis gel- ten, ist aber viel kleiner, die Vorderflügel schmäler, die hintere Querlinie mit geringerer Biegung und etwas näher am Hinterrande; die Hinterflügel sehr zart und durchsichtig. — Eine kleine nordamerikanische Art hat einen convexeren Hinterrand der Vorderflügel und eine in der Mitte stark ge- brochene hinlere Queilinie, ausserdem gar nicht durchschei- nende, weissliche, in der Spitze schat(engraue Hinterflügel. — Bei der gleicli grossen Frequentella ist die hintere Querlinie in der Mitte stumpfwinklig gebogen, und die zwei Gegenflecke hin- ter ihr sind dunkler und fliessen nicht zusammen; auch sind ihre Hinterflügel undurchsichtig, grau, am Rande verdunkelt. Grösse der Frequentella. Rückenschild und Kopf grau, braun bestäubt; der obere Augenrand mit weisser Linie. P'ühler dunkelgrau, verloschen hell geringelt. Taster auf der Innenseite und an der Wurzel weiss, auf der Aussen- seite dunkel gelbbraun; die Maxillaitaster am Wurzelgliede gelbbraun, am Endbusch weisslich. Die 4 Vorderbeine, aus- wärts schwarz, weiss punktirt; die Hinterbeine bleichgelblich, an der Wurzel der Fussglieder grau. Hinterleib gelblich- grau mit etwas Seidenschimmer. Vorderflügel 4'" lang, wie bei Frequentella, nämlich läng- lich , nach hinten allmählich erweitert, mit äusserst schwach convexem Vorderrand, deutlicher, doch nicht scharler Spitze und fast gradem Hinterrande. Die weissliche Grundfarbe ist durch viele braungraue Stäubchen verdunkelt und erscheint dadurch grau. Aus der Mitle der verdunkelten Wurzel kommt ein kurzer, sciiwarzer, oberwärts röthlich schattirter Längsstrich. Die erste weissliclie Querlinie ist ziemlich schräg, last grade, nur über der Medianader einwärts gebogen, auf der äussern, etwas ausgenagten Seile schwarz beschattet, und in diesem Schatten liegen 2 undeutliche, längliche, durch die Medianader getrennte Ringe, der obere zur Hälfte röth- lich ausgelüilt. Auf der Querader liegen, an einem scliwärz- lichen Costalfleckclien hängend, zwei längliche Ringe dicht unter einander, eine zusammengedrückte 8 vorstellend und ganz oder fast ganz hellröthlich ausgefüllt. Die zweite weiss- liche Querlinie, in der Mitte zwischen der 8 und dem Hinter- rande, gezähnelt, sehr schwach nach aussen convex, dem oberen Theile der 8 gegenüber mit einer schärferen, ein- wärts gerichteten Ecke, einwärts durch eine dünne, schwärz- liche, am Vorderrande verstärkte Linie begrenzt. Die ge- wöhnlichen zwei hinteren Gegenflecke sind schwärzlichgrau, gegen einander verschmälert und sich fast verbindend; an 476 der veiengerten Stelle liegt, am Hintevrande ein Jänglioli dreieckiger Nebelfleck, der sich aul" dem Hinteirande seihst jederseits in Punkte autlöst. Kränzen weisslicii, auf der Wurzelliälfte mit einer Reihe grober, grauer Würfelfleckchen. Hinterflügel viel spitzer als bei Frequentella , sehr zart, gelbweisslich, durchscheinend. Franzen weis.Hlich mit bleich- gelblicher Wurzellinie. Unterseite der Vorderflügel grau, am Vorderrande vor der Spitze gelblich bestäubt, mit einem dimkler grauen Fleck- chen. Hintertlügel wie oben. Die 4 gut erhaltenen q wurden bei Bogota, an 4 ver- schiedenen Tagen, im Februar und den ersten -/a des März gefangen, scheinen also einer keineswegs häufigen Art an- zugehören. Anmerkung 1. Ein ziemlich verflogenes $ hat einen etv^ as convexeren Vorderrand der Vorderflügel und stimmt zwar in der binteren Flügelzeichnung, hat aber gar nichts Röthliches, und die 8 ist weiss ausgefüllt; die Hinterflügel sind länger gezogen und dabei weniger spitz, in der Spitze grauechattig. Wegen dieser Vevschietienheiten ist es fraglich, ob das Exemplar als das andere Geschlecht zu Biscutella gehört. Anmerkung 2. Ein Analogon unserer Laetella, von dieser leicht durch ihre Kleinheit und die Durchsichtigkeit ihrer Hinterflügel zu unterscheiden, wurde in einem männ- lichen Exemplar am 30. März bei Ubaque gefangen; da die Zeichnun-ig vereinigten Staub verdunkelt, \velcher die Stelle des Merkurzeichens vei'treten soll. Die erste helle Querlinie fängt auf etwa \ ^. des Vorderrandes an und geht sehr schräg nach dem Innenrande vor der Mitte, wo sie sich ein wenig erweitert; ausserdem ist sie dünn, schwach gebogen, auswärts schwärzlich gesäumt. Die hin- tere (^>uerlinie ist ziemlich dünn und etwas gezähnelt; sie macht unterhalb des Vorderrandes einen scharfen Winkel einwärts, worauf sie, gleichmässig und sanft gebogen, dem Hinterrande ziemlich nahe kommt, am Innenrande aijer sich stark einwärts krünimt und ziemlich nahe bei der ersten Querlinie endigt; sie ist am Vorderrande einwärts durch ein schwarzbraunes Fleckchen, auswärts durch den gev^öhnlichen grossen Fleck begrenzt, der hier den ganzen Apicalraum ein- nimmt und dann sehr verdünnt und gelichtet an der Quer- linie entlang zum Innenrande zieht. Den Hinterrand fasst eine Reihe schwarzer Punkte ein, von denen die an der Mitte zu einem Streifchen zusammenfliessen. Franzen bleichgelblich, auf der Wurzelbälfle von einer Reihe eckiger, grober, brau- ner Punkte und dahinter von einer bräunlichen Linie durch- zogen. Hinterllügel stumjd'er und breiler als bei Biscutella, zart, sehr licht gelblichgrau , am Hinterrande verdunkelt, davor mit einem vom Vorderrande ausgehenden, ganz verloschenen, lichten, einwärts dunkel gerandeten Querstreif, der beim ersten Medianaderast völlig verlöscht. Franzen weiss, nahe der blassgelblichen Wuizel von einer braungrauen Linie durchzogen, die hier und da fleckart'g verstärkt ist. Unterseite der Vorderilügel biäunlichgrau, nächst dem ApicalvA iukel am Vorderrande mit einem braunen Fleckchen 478 auf gelblichem Grunde. Hinterflügel am Hinterrande dunkler und mit deutlicherem Querstreit'en als auf der Oberseite. Alle Franzen wie oben bezeichnet. 3. Tricolor Tl. sp. tub. 2. fig. 10. Media, alis ant. elongatis, nigro -pulverulentis, macula magna quadrangula strigae primae exterius adhaerente macu- laque venae transversae albo-signata nigris, sinu strigae se- cundae rufo expleta; poster. teneris , exalbidis, pellucidis, ,^. Von der Grösse einer ansehnlichen Sudetica oder Trun- cicolella, nnt unausgebildetem, nur durch einen eckigen, tief- schwarzen Fleck vertreteuen Merkurxeichen, unter welchem der Raum, den der Bogen der zweiten Querlinie macht, mit hell- rother Farbe ausgefüllt ist. Rückenschild grau, schwarz bestäubt. Kopf grau ; der obere Augenrand mit einer feinen, weisslichen Linie umzogen. Fühler bräunlichgelb, auf dem Rücken braun geringelt. Taster braun, innen mit Ausnalime der Spitze, sowie am Wurzelgliede weisslich. Die Vorder- und Mittelbeine tief- schwarz, jene an den Enden der Schiene und der Fussglie- der punktartig weiss, diese an der Schiene mit einem weissen Mittelbändchen, weissen Dornen und um das Ende mit brei- tem weissen Ringe; ebenso sind die Finden der Fussglieder ringartig weiss. Die Hinterbeine sind weisslich, an den Schienen auf der Aussenseite grau angelaufen mit dunkel - grauem Ende; die Füsse schwärzlichgrau mit breit weiss- lichen Enden. (Hinterleib fehlt). Vorderllügel 5'" lang, ziemlich schmal, spitz, nach hinten sanft erweitert, am Hinterrande unter der Spitze erst fast gradlinig, dann sehr schwach convex. Die weisse Grund- farbe ist mit ziemlich groben, schwärzlichen Schuppen sehr reichlich bestreut und scheint daher im Mittelfelde, wegen weniger dichter Bestäubung, zwischen den Mittelzeichen und darunter bis zum Innenrande melir als Hauptfarbe hervor. Die heller weissen Querlinien sind weit getrennt. Die erste, bei Vi ^^^ Länge, liegt schräg und oben gegen die Basis geneigt und macht auf der Subcoslallinie einen Bogen nach aussen, worauf sie in sanft einwärts gekrümmtem Bogen nach dem Innenrande geht. Ihre äussere Begrenzung wird durch einen sehr grossen, schwarzen, unregelmässig viereckigen Fleck gebildet, der mit seiner breitsten Seite am Vorderrande hängt; die diesem gegenüber liegende Seite ist etwa \ .^ so lang, schräg abwärts gerichtet, etwas ungleichmässig und mit*'ilirem Endtheil in der Falte verlaufend; die dritte, die Aussenseite, ist ziemlich grade. Der Vorderrand des sehr breiten Mittelfeldes ist schwarz, welche Farbe sich an das 479 Viereck ansehliesst und einwärts bis zu der hier ochergelb- lichen Subcostalader reicht. Die liintere Querlinie ist an ihren erweiterten Enden fast reinweiss und läuft dem Hinter- rande ungefähr parallel; in ihrem mittlem Laufe ist sie dün- ner, verstäubt, gezähnelt und in weitem, aber schwachem Bogen gegen den Hinterland gekrümmt. Einwärts ist sie schwärzlich gesäumt, am dunkelsten am Vorderrande, weni- ger dunkel am Innenrande. In ihrer Hölilung ist die Grund- farbe zwischen den Aesten der Medianader in einem nicht scharf begrenzten Riium helhoth, und darüber, von der Quer- linie durch einen schmalen, weisslichen Raum getrennt, liegt auf der Querader ein schwarzer, viereckiger, oben und unten eingeschnittener Fleck. Zwischen der Querlinie und der Flügelspitze ist ein grosser schwarzer Costalfleck; der übrige Raum zwischen der erstem und der aus schwarzen, durch Weiss getrennten Strichen gebildeten Hinterrandlinie ist ziem- lich dicht schwarz bestäubt und von einem undeutlichen, hellen Querstreifen, der an der Flügelspitze anfängt und ge- gen den Innenwinkel undeutlich wird, durchzogen. Die hell- grauen Franzen enthalten eine dunkelgraue Linie und sind am Ende verdunkelt. Hinterflügel spitz, durchsichtig, schmutzig weisslich, in der Spitze grau schattig. Franzen weiss, an der Wurzel gelblich, dahinter von einer grauen Linie durchzogen, welche um die Flügelspitze am deutlichsten, beim ersten Median- aderaste aber schon ganz verschwunden ist. Unterseite der Vorderflügel schwärzlichgrau, am^ Vorder- rande vor der Spitze schmal bleichgelblich, welche Farbe durch einen schwarzen Fleck unterbiochen und durch einen solchen beendigt wird. Die Hinterflügel sind in der Spitze dunk- ler und breiter grau als auf der Oberseite; der Vorderrand ist striemenartig grau mit einem gelblichen Fleck vor der Flügelspitze. Auf der Querader liegt eine feine, dunkelgraue Mondsichel. Vaterland : die Gegend von Bogota. 1 <^. 4. Longipennis n. sp. tab. 2. fig. 11. Alis ant. elongatis, acutis, nigro-pulverulentis, strigis duabus inter se longe distantibus, tenuibus, arcuatis, signo 8 venae transversae nigro costae oblique adhaerente, maculis poßt strigam posteriorem duabus oppositis unaque marginis postici medii nigricantibus; post. acutis, exalbidis, pellucidis. ^. Beträchtlich schmalllügliger und etwas kleiner als die vorige, mit weiter auseinander liegenden Querlinien der Vor- derflUgel und schmäleren, schärfer gesjjitzten Hinterflügeln. Von europäischen Arten lässt sich Sudetica ^, deren kleia- 30 480 8ten Exemplaren sie in der Grösse gleichkommt, am besten mit ihr vergleichen. Die Vorderflügel der Lougipennis sind gestreckter und nach Iiinten weniger erweitert; die Quer- linien stehen etwas weiter auseinander; die hintere Quer- linie ist feiner; von den 2 schwärzlichen Punkten hinter der ersten ist bei Longipennis nichts zu bemerken, da an deren Stelle ein schwärzlicher Nebelfleck liegt; die 2 Gegenflecke hinter der 2. Querlinie .sind schwärzer. Die Hinterflügel sind viel schmäler und etwas spitzer, dabei sehr zart, hell und durchsichtig, alle Ränder schmäler grau beschattet. Kopf und Rückenschild schwärzlichgrau, weissiicli be- stäubt. Fühler dunkelgrau, auf dem Rücken fein geringelt, am Wurzelgliede vorn weiss. Taster auf der Oberseite wei'^s- licl), an der AuspenscKe schwarz; das Wurzelglied rein weiss. Vorderbeine auf der Lichtseite schwarz, die Fussglieder an den Enden rein weiss. Mittelbeine schwärzlich, an den Füssen schwarz mit breiter gelblichweissen Enden der Glieder; Hinterbeine gelbiichweiss, an den Schienen auswärts grau bestäubt; Füsse an der Vv'urzel auf dem Rücken schmal schwärzlich. Hinterleib hellgrau, am Bauch auf jeder Seite mit einer schwarzen Längslinie. Vorderflügel 4'/" lang, schmal, nach hinten sehr sauft erweitert, mit deutlicher Spitze und schwach convexem Hin- terrande. Grundfarbe stark schwarz bestäubt, daher dunkel- grau erscheinend. Die weisslichen Querlinien liegen weit von ein- ander getrennt; die erste mit einem kurzen, doch scharfen Bogen anfangend, darunter in einem flaclreren Bogen, der seine stärkste Krümmung in der Falte hat, verlaufend; ihre innere Begrenzung ist nicht scharf; auf der äussern sticht sie durch verdunkelte, breite schwarze Farbe desto mehr ab und erweitert sich um die Mitte zu einem Fleck, in welchem die gewöhnliche Sco- parienzeichnung nicht zu erkennen ist. Das Merkurzeicben der Querader, unvollkommen und mehr schief viereckig, mit 2 hellen Stellen übereinander, hängt an einem schwarzen Costalüeck. Die zweite Querlinie ist viel schärfer und feiner, dem Hinterrande ziemlich parallel, gezäiinelt, unter dem Vorderrande mit einem spitzen einspringenden Winkel, dar- unter in schwachem, gegen die Flügelbasis geöffnetem Bogen laufend; sie ist auf der Basalseite mit einer dünnen, schwar- zen Linie eingefasst, auf der Aussenseite von zwei schwarzen Gegenflecken begrenzt, deren oberer schwärzer ist und nur halb soweit herabreiclit als der untere vom Innenwinkel herauf; beide Flecke berühren sich mit ihren Enden an der stärksten Biegung der Querlinie. Dieser Stelle gegenüber liegt am Hinterrande ein .sehr schmales, schwärzliches Dreieck, in welchem die schwarzen, ziemlich undeutlichen Hinterraud- 4Ö1 punkte sehr wenig zu bemerken sind. Auf den hellgrauen Franzen zieht eine Reihe schwärzlicher Würfelfleckchen, hinter welclier ihre Farbe erst hell, dann wieder verdunkelt wird. Hinterflügel schmal und zugespitzt, bleichgelblichweiss, durchsichtig, längs des Vorderrandes grau, am Hinterrande von einem grauen Schatten umzogen, der an den Enden der Adern sich etwas verdichtet, am meisten auf dem ersten, mit einem SchattenÜeckchen bezeichneten Medianaderaste, und den Analwinkel niclit erreicht. Die Franzen der Apical- hälfte tragen eine Reihe von sechs verloschenen, grauen, weit von einander getrennten Fleckchen. Unterseite der Vorderflügel ziemlich dunkelgrau, in der Spitze bleichgelblich bestäubt, mit einem hellen Costalwisch vor der Flügelspitze. Auf den Hinterflügeln ist die graue Einfassung schwäclier als auf der Oberseite; auch hier hat der Vorderrand vor der Spitze einen hellen Wisch. Der graue Fleck auf dem ersten Medianaderaste (2) ist schwächer als der auf dem 4. (5), umgekehrt wie auf der Oberseite. Ein Weibchen, am 14. März bei Bogota gefangen, ist diesem Männchen ähnlich, hat aber hellgraue B'ühler, auf der Oberseite weniger weisse Taster, die Vorderflügel nach hinten etwas mehr erweitert, mit breiterer, an den untern Vs gerader zweiter Querlinie. Es scheint daher specifisch ver- schieden, ist aber zu verflogen, als dass sich hier mehr thuii Hesse als es kurz erwähnen. Zeit und Flugplatz des Männchens ist nicht angegeben. 30* 482 Europäisches von C A« Dolirn. Dascillus parallelus in. D. nigro-fuscus, modice convexus, obJongus, pube plus mi- nusve densa ubique vestitus, ano teetaceo, subtiliter punctatus, eljtris punctatostriatis, lere pavalleli.«. Long. i\.^ — 5 lin. Patria: Vallombrosa, Toscaua. Aus dieser Diagnose, verglichen mit derjenigen des D. cervinu3 von H. von Kiesenwetter im vierten Bande der In- secten Deutschlands, ergiebt sich die nahe Verwandtschaft beider Arten, Da mir indessen fünf Exemplare des paralle- lus vorliegen, welche sämmtlich durch die parallele Streckung der Flügeldecken, wie auch durch die mit blossem Auge wahrnehmbare stärkere Punktstreifung derselben sich deutlich von D. cervinus unterscheiden, so habe ich kein Bedenken, die Art als eigene aufzustellen. Während das ob longo - ovatus der Diagnose des cervinus denselben treffend charak- teri&irt, macht sich bei parallelus das Nicht -Eiförmige des gestreckteren Körpers auf den ersten Blick geltend. Die Männchen sind (wie durchschnittlich auch bei cer- vinus) etwas kürzer und schmaler, aber die massiveren Weib- chen haben durchaus dieselbe schwarzbraune Farbe. An die von Fairmaire als D. sicanus von den Madonia- bergen in Sicilien beschriebene Art erinnert die vorliegende zwar durch die parallele Form, aber hat keine Spur von der für sicanus angegebnen stärkeren Behaarung der Naht und Ränder der Eljtra und des Thorax-Hinterrandes. Der im Berliner Museum vorhandene D. elongatus Fald. ist ein ausreichend abweichendes, massiveres Thier, welches gar nicht in Betracht kommen kann. Byrrhus tuscanus m. Bei meinem mehrfältigen Berühieu des herrlichen Arno- Athen's hatten mir die befreundeten llorentiner Entomologen öfter den Monte Morelli als den Fundort des Bjrrhus Den- nyi Curtis gerühmt, aber zu einer Excursiou nach dieser Avis rara war es nie gekommen, weil das Wetter ungünstig war; vielleicht auch, weil der gedaciite Moieilenberg ein garstiger, mit lockern Steinen bedeckter, bäum- und strauch- loser Kegel ist, um dessen Spitze fast beständig raulie Winde 483 tosen, und auf welchem ausser dem erwähnten, obendrein sehr seltnen Käfer nichts zu holen ist. Bei meiner Rückkehr aus Napoli im April 1872 beschenk- ten mich die Herren Bargagli und Piccioli jeder mit einem Exemplare dieses Byrrhus. Sie hatten kurz vorher die müh- selige Morelli- Besteigung unternommen und ihr Eifer war durch einige Exemplare belohnt worden. Ehe ich jedoch den Käfer meiner Sammlung als Dennyi einverleibte, verglich ich die Beschreibung desselben mit der von Erichson in den Insecten Deutsclilands II. 481 gegebnen und stiess dabei auf wesentliche Bedenken. Da indessen auch Erichson eine, M'enn auch leichte Abweichung seines B. Den- nii von dem Curtis'schen zugiebt, so wandte ich mich zuerst an die Beschreibung des Engländers. Sie lautet: ^Black, clothed with subaureous pubescence. Thorax with two large round spots before and two angular ones near the middle black. Eljtra with a black sinuated fascia across the middle not extending to the exterior margin, each having four black lon- gitudinal stripes, margin blackish. Antennae and legs castaneous, inclining to black, Beneath dull black. Found in a chalkpit in Barham, SufFolk.'' Da bei dem toscanischen Byrrhus weder von schwarzen Flecken in der Mitte des Thorax noch von einer gewundnen schwarzen Binde auf den Flügeldecken, noch von 4 schwar- zen Längsstreifen auf letzteren, auch nicht von kastanien- braunen Fühlern und Beinen die Rede ist, so war diese Frage beseitigt. Das von Curtis beschriebene Thier kann es nicht sein. Bedenklicher schien es indessen, die Identität mit dem Erichson'schen Dennii abzulehnen, da in dessen weit genaue- rer Beschreibung mehrere Punkte ganz gut zutreffen. Sofern ich nun voraussetzen darf, dass diese Beschreibung jedem Besitzer europäischer Käfer zugänglich ist, erscheint es mir am gerathensten, sie in speciellen Vergleich zu ziehen. Erich- son führt zuerst diejenigen Byrrhus auf, welche ungeflügelt sind und am dritten Fussgliede ein Hautläppchen haben (1 — 5). Dann die ungeflügelten, mit Füssen ohne Haut- läppchen (6 — 7). Darauf lässt er die geflügelten (ohne Haut- läppchen an den Füssen) folgen und da lautet es; 8. B. Dennii. Obovatus, capite, prothorace nigro-ma- culato, scutello elytrorumque interstitiis alternis aureo- tomentosis, tibiis anticis sensim dilatatis , palpis ma- xillaribus articulo ultimo subsecuriformi. — Long 4 lin. Zunächst die Bemerkung, dass B. tuscanus geflügelt ist und keine Hautläppchen am dritten Fussgliede zeigt, folglich 484 an dieser Stelle mit in Betracht kommt. Die vorstehende Dia- gnose würde ziemlich vollständig auf ihn passen, müssten nicht gleich zwei abweichende Punkte betont werden: das Scutel- lum hat wenig oder gar keine Goldhaare, und die angegebne Länge von 4 Linien ist zu gering; B. tuscanus misst beinah 5. Bei der nun folgenden, mit bekannter Meisterschaft con- cis gearbeiteten Beschreibung Erichson's finden sich mehrere Punkte, welche in der Diagnose theils fehlen, theils dieselle genauer präcisiren, und von diesen Punkten weichen mehrere entschieden von dem Befunde bei B. tuscanus ab. Bei Erich- son's Dennii wird die Behaarung, wenn auch überwiegend goldbraun, doch an den Seiten des Kopfes greis, auf den Flecken des Thorax schwarz, auf der Unterseite und den Beinen greis genannt: bei tuscanus ist sie oberhalb ohne Ausnahme goldbraun, unterhalb fehlt sie. Das Schildchen ist bei Dennii „mit dichter, bräunlich goldgelber Behaarung bedeckt'' — das passt gar nicht auf tuscanus, wie schon be- merkt worden, vielmehr zeigt es in der Mitte fast gar keine und an den Seitenränderii eine kürzere Behaarung als die Elytra; an Abreibung ist bei der geschützten Lage offenbar nicht zu denken. Die bei Dennii angegebne „seichte und feine Längsrinne" in der Mitte des Thorax findet sich auch bei tuscanus, aber von irgend regelmässigen „schwarzen Flecken desselben'', wie sie von Curtis und ebenso von Erichson erwähnt werden, ist bei tuscanus nicht die Rede. Bei diesem ist die goldbraune Behaarung vor dem Schildclien am dichtesten und ziemlich gleich dicht gegen den Kopf hin; die hintern Halsschildecken sind viel schwächer behaart, aber an eine Zeichnung oder Fleckenbildung ist nicht zu denken. Bei den Flügeldecken ergiebt sich aus Erichson's Beschreibung, dass das alternis in seiner Diagnose nicht haarscharf zu nehmen ist, denn als aureo-tomentosa werden nun die Interstitien 1, 2, 4, 6, 8 bezeichnet. Da er aber von der Behaarung der 3, 5, 7 nichts erwähnt, so nehme ich an, dass sie auf diesen Zwischenräumen bei seinem Den- nii fehlt. Das passt nicht auf tuscanus, bei welchem sie allerdings auf denselben Interstitien 1, 2, 4, 6, S länger und gedrängter ist, aber auf 3, 5, 7, 9 — 12 deutlich vorhanden, wenn auch wesentlich schwächer. Und von den sowohl bei Curtis als bei Erichson erN% ahnten schwarzen Punkten in den Goldstreifen ist bei tuscanus auch keine Spur zu bemerken. Erwähnenswerth scheint noch, dass die Längs- etreifen bei tuscanus keinesweges in geraden Linien, sondern ziemlich undulirend verlaufen, wenn sie auch nicht eher als am Apex sicli verbinden. -^85 Ueber die Bildung des letzten Artikels der Maxillartaster kann ich bei dem mir vorliegenden einzigen Stücke — das zweite gab ich bei der Durchreise durch Genova meinem Freunde Doria — nichts sagen, da mein B. tuscanus im Todeskampfe die Mundtheile in einen, später angetrockneten Tropfen eingehüllt hat. . Dass an ein synonymisches Zusammenfallen der vorste- hend erwähnten Arten mit B. fasciatus var. c, StefFahny nicht zu denken ist, ergiebt sich schon aus dessen Dimension von 2-2^ 4 Linien. Die Diagnose der neuen Art würde lauten: Byrrhus tuscanus m. B. ovatus, valde convexus, niger, supra plus minusve aureo-tomentosus, elytrorum inteistitiis 1, 2, 4, 6, 8 densius aureo-pilosis, tibiis anticis dilatatis. Long. 5 lin. Lat. 2 lin, Patria: Florentia. Psammoecus Boiidieri Lucas. Der von Erichson (Ins. Deutschi. IFI. S. 335) geäusser- ten, in den Katalogen von Gemminger-Harold , Stein, Mar- seul adoptirten Ansicht entgegen , möchte ich diese Art als selbständig und nicht als blosse Varietät von Ps. bipuncta- tus ansehen. Handelte es sich bloss um ein Verschwinden der schwarzen Farbe an Kopf und Antennen, so könnte man (wie bei vielen analogen, ganz unbestreitbaren Fällen) zu- geben, dass ohne nachweisliche Formunterschiede das Mehr oder Minder von Schwarz wenig zu bedeuten habe. Gleich- wohl ist es auflallend genug, dass (wenigstens in den mir vorliegenden zahlreichen Exemplaren) jedes Stück von Ps. bipunctatus einen vom Thorax auifallend abstechenden schwarz- braunen Kopf hat, und dass an jedem Stück die letzten Fühlerglieder (diese allerdings nicht gleichmässig) schwarze Färbung zeigen. Dies findet auch bei Individuen statt, bei welchen der normale schwarze Punkt auf den Flügeldecken sein- klein, und das Schwarz der Naht kaum wahrzunehmen ist. Nun liegt mir ein Exemplar des Ps. Boudieri aus dem Caucasus vor, bei welchem die schwarze Farbe nicht blos^ die beiden Elytrapunkte nach dem Apex zu in ein deutliches V verbunden, sondern auch noch die Schenkel dunkelbraun gefärbt hat. Dennoch ist der Kopf ohne die geringste Spur von Scliwarz, und ebenso sind die "ganzen Fühler gleich- mässig gelb. Ich bin der Meinung, dass bei einer „blossen Varietät^' dieser Ueberschuss von „matiere colorante'-' (um mich eines Mulsant'schen Ausdrucks zu bedienen) doch ge- wiss die normal schwarzen Stellen zuerst gefärbt haben müeste, ehe er sich an abnormen ablagerte. Eiiclison spricht 486 von Uebergängen, „die sich zu finden scheinen:" vielleicht haben Andre unter ihrem Ulaterial wirkliche üebergänge aufzuweisen, oder umgekehrt solche Exemplare, wie das vor- beschriebene, welclie für die Selbständigkeit von Boudieri sprechen. Vereins-Angelegenlieiten. Der Sitzung am 15. August wohnte Herr Dr. Rad de, Director des ethnologisch-zoologischen Museums in Tiflis bei; seiner berühmten Amur-Exploration sind seither schon manche interessante Reisen in Transcaucasien gefolgt, und das dabei von ihm erbeutete entomologische Material enthält viel In- teressantes und Neues. Aus der vorgelegten Correspondenz ergab sich, dass unser geschätztes Mitglied, der Naturforscher Herr Raymond auf seiner Sammelreise in Athen gestorben ist. Einen schwe- ren Verlust hat der Verein durch das Hinscheiden seines hochberühmten Ehren- Vorstands-Mitgliedes, des Herrn Geh. Regierungsrath Dr. Ratzeburg in Berlin erlitten. Als neue Mitglieder wurden in den Verein aufgenommen, die Herren Sam. Doncaster in Sheffield, Pfarrer A. Fuchs in Dickschied (Nassau), Herr Erschoff in Petersburg hat unserm Professor Zeller illuminirte Zeichnungen von Schmetterlingen zur Ansicht ge- sandt, deren feine Naturtreue unübertrefflich genannt zu wer- den verdient. Bei diesem Anlasse kam es von neuem zur Sprache, dass es in Deutschland recht wenige, dem verstorb- nen Wagenschieber ebenbürtige entomologische Zeichner und Kupferstecher giebt; und die wenigen sind mit Aufträgen über- bürdet. Freilich kann nicht jeder gute Zeichner auch Insec- ten gut zeichnen — dazu gehören Lehrjahre. Aber dann wäre ihm auch ein ausreichendes Auskommen für zeitlebens gesichert. Dr. C. A. Dohrn. 487 Erklärung der Abbildungen auf Tafel I. Nr. 2. Eupithecia Schmidii n. sp. (S. 190.) „ 1. das vielleicht dazu gehörige Männchen oder eine weitere neue Art. (S. 191.) „ 3. Eupithecien-Raupen von Tunica saxifraga, möglicher- weise zu Schmidii oder Graphata gehörend. (Beschrei- bung S. 189.) „ 4. Raupe von Eup. Cauchyata. „5. „ „ „ Virgaureata. „6. „ ), n Campanulata. „ 7. „ „ „ Denticulata. „ 8. Eupithecia Chlorofasciata n. sp , Unterseite. „ 9. „ „ Oberseite. (Beschrei- bung S. 192.) „ 10.) ( Extraversaria. ^ ^^j 2 Varietäten der Raupe von Eup. | Libanotidata (S.200) „ 12. Raupe von Eup. Trisignaria, zum Vergleich mit der von Selinata fig. 15. (S. 199.) „ 13. Raupe von Eup. Vulgata. „ 14. „ „ „ Semigrapharia. (S. 184 ") „ 15. „ „ „ Selinata. „ 16. „ „ „ Irriguata. „ 17. n n n Euphrasiata. „ 18. „ „ „ Fraxinata von l^runus ppinot-a „19. « » n Laquearia 488 Errata. In dem Jahrgänge 1871 muss es S. 399, Z. 4 von unten heissen thoracis et capitis statt elytrorum ac tlioracis. Daraus ergiebt sich, dass in der folgenden Zeile statt des fehlerhaften Ausdruckes „Schultern" gelesen werden muss „Vorderecken des Thorax." S. 27 Zeile 14 von unten lies W. statt N. 0. - ■ 53 Mitte u. S. 119 Z. 2 von unten lies alpicola. - 54 Zeile 16 von unten lies 1860 statt 1868. - 158 - 2 - - - that it is. - 159 - 6 - - - Filzbekleidung statt Fussbekl. - 161 - 2 - oben - eine statt einen. - - - 3 - unten - $ statt ,^. - 323 und 324 lies Zarge statt Zorge. - 324 - 327 - Hahausea statt Hohauseu. - 325 lies Sorquitten statt Sasquitten. - 326 - Manebach statt Mannbach. 328 - Semsch statt Semroh. 489 Inhalts - Verzeichniss. Januar — Mary. Neujahrs-Bebelei S. 3. Kriechbaumer : Atractogaster S. 6. Sphactes crassicrus S, 10. Suffrian: Syn. Miscell. S. 11. GHtz: Neue Microlepidopt, S. 23. Zeller: Graubiindner Lepidopt. S. 27. C. A. Dohrn: Rede zur Stiftungsfeier S. 64. Snellen v. V ollen - hoven: Paussus Ludekingii S. 82. Rudow: Allantus S. 83, Errata S- 95. Intelligenz S. 95. Ajiril — Juni. Zeller: Graubiindner Lepidopt, (Schluss) S. 97. Staudinger: Antheraea Gueinzü S. 120. von Nolcken: Reisebriefe IV. S. 123. Rudow: Revision d. Untergattung Allantus (Schluss) S. 137. Dohrn: Exotisches S. 143. Vereinsangelegenheiten S. 166. Putzeys: Addit. a la monographie des Trechus S. 167. Speyer: Lepidopterologische Notizen S. 169. Weymer: Cat. diurnal Lepidopt. by Kirby S. 176. Dietze: Eupithecien S. 184. Christoph: Persische Reise S. 201, Rudow: Neue Blattwespen S. 217. Dohrn: Asperula S. 219. In- telligenz S. 224. Juli — September. Burraeißter: Insectenregen S. 227. Porapiliden und Sphegiden in La Plata S, 230. Miiklin: Synonym, und System. Bemerkungen S. 242. Gerstäcker: HymenopteroL Beiträge S. 250. Rö ssler: Lepidopterologisches ß. 309. v. Kalchberg: Lepidopteren Sicilien's S. 312. Heuäcker: Lepidopt. Notizen S. 320. Beling:»neerwurras- Erscheinungen S. 322. Dietze: Eupithecia S. 329. Hermaphrodit von Aglia tau S. 331. Dohrn: Aus Napoli S. 331. Möschler: Exotische Schnietterl. S. 336. K e ferst ein: Lepidopt. Notiz S. 362. Dohrn: Erebus Marquesi S. o63. Mittheilung S. 361. \'erein8-Angelegenheiten S. 365. Intelligenz S. 365. 4P0 October — December. Burmeister: Buprestidae Argentini S. 367, Hagen: Schmet- terl. mit Raupenkopf etc. S. 388. von Kalchberg: Lepidoptern Sicilien's S. 403. Kuwert: Entwicklung d. Sclimetterl. S. 413. Ru- dow: Hymenoptera anthophila S. 414. Fuchs: Gnophos pullata v. nubilata S. 429. 0. Hof mann: Sciaphila Wahlbomiana S. 433. C. A. Dohrn: Linnaeana (Forts.) S. 446. Zeller: Columbianer Microlep. S. 463. C. A. Dohrn: Europäisches S. 482. Vereins-An- gelegenheiten S. 486. Erkl. der Abbildungen S. 487. Errata S. 488. Ausgegeben Ende October. 491 Alphabetisches Register. Seite. A. Aciiialia circuitaria, congrua- ta, decorata 411. deversaria 309. imitaria 411. inornata 309. ochrearia, rusticata • • 411 Acidota crenata, seriata • • ■ • 247 Aclj'tia ilaviventris 349. ob- scura 348 Aegocera fimbiia 354 Agabus adpressas 247 Agenia hirsutula, tricolor • • 23t» Aglia tau 33 1 Agnodenis gnomoides 164 Agrilus chrj'sostictus 384. de- cipiens, hilaris, incanus 385. nobilis 383. perplexus 386. sulphurifer 364. venustulus, vitticollis • • • 385 Aleides Chaudoiri, Karelini • 154 Allantus Revision b3, 137. als neu heraclei 90. semiiascia- tus 140 Alpliitophagus 4-pustulata3 • 247 Amara despecta • 244 Auunopbila melanaria, suavis 241 Ampulex angusticollis 239 Amycterus brunnipes 149. ma- culosus 153. mirabundus • 150 Anophia leucomelas 410 Anthaxia bimacnlata 373. ob- scuripennis 386. orientalis 373 Antheraca Gueinzii 120 Anthocharis Damone 319. Douei (Eupheno) 183 Aporia crataegi 34 Arctia Hebe, villica 408. vit- tata 351 Argynnis Amasia 180. Ama- thusia 40. Pales, Thore • • • 41 Artefacta von Käfern 164 Aryenis rufescens 247 Seite. Asbolia micans 359 Asopia incarnatalis 411 Athroolopha cbrysitaiia • • • 411 Atractogaster semisculptus' • 7 B. Beiiibidium brunnipes, gilvi- pes, Grapei 246. guttula, haemorrhoum, Mannerhei- mii, obtusutu 245 Pfeiffii, 5-striatum , Schüppeli 246. unicolor 245. virens 246 Boartnia ilicaria 169 ßombus globosus 298. borto- rum 283. lapponicus 287. martes 283. mastrucatus V98. niendax288. mesomelas 286. montaiius 288. niucidus 286. muscorum 284. Proteus 292 subterraneiis 283. ter- restris 282. vorticosns • • • • 2^10 Bombyx franconica 408. mo- nacha 389. mori 391, 397 Borer saccharellus 466 Botys aerealis 98. fuscalis 397. limbopunctalis 98. oi>acali9 97. polygonalis 411 Brachys elongata, undularia 387 Brithys encaustus 409 Buprestidae 367 Buprestis crassicollis, sphae- ricollis 377 Butalis amphonycella 116. clienopodiella 117. Callacella 115. larninella 116 Byrrhus üennii 483. Dennyi 482. tuscanus 482 V Caradrina grisea 362. palu- stris 54. petraea 362 492 Seite. Ceropales nigripes 238 Cetonia Bremei 154. chloro- tica 158. scepsia 157 Chaerocanipa Schenki 339 Chavidea rufogularis 349 Chilo neuriccllus, obliteratcl- lu9 •; 465 Chlorion metallicura , iiobili- tatum, pallidipenne, pretio- sum • • '^40 Chrysobothris auricincta 382. (lentieollia 381. holochalcea 3F0. laticollis 379. maxima 378. polyspilota 382. ru- gosa '^^^ L'hryso&tola albifrons 341. splendens 345 Cidaria alaudaria 60. albula- ta 61. blandiata 60. fluvia- . ta 411. tui-bata 59 Clisiocarapa alpina (alpico- la) . • . • 53. 119 Coleophora uliginosella • . . • 23 Conognatha propinqua, Sel- lowii 376 Crambus conchcllus ^9. Cou- lonelliis 101. elegans 473. falcarius 4tjü. immunellu3 472. pulverulentellus 473. pusionellus 470 speculalis 100. xiphiellus 467 Curis hemiptera 374 Cybister lineatus 396 Cycnia Natalica • • 356 Cymindis Ehlers! 167 U. Dascillus parallelus 482 Damatris rairificus 249 Deilephila Euphorbiae 406. Livornica 322. 407. Zygo- phylli 216 Dei ressaria liturella • • • 174 Desmidocnenais 316. Pritt- witzi 348 Diapcri3 picta 247 Dichthadia 254 Dictysus und Dietysus 249 Dineura unicolor • • • 218 Donacia aequalis 15. Carolina 14. coerulea 13. distincta 15. hirticoUis 22. nitida 11. proxima 19. pubicoUis 21. öubtilis • IS Seite. Dorylus 254 Dytiscus marginalis 397 E. Earias insulana 407 Echthrus reluctator 11 Emphytus fulvocinctus 217 Enagra 4-maculata 3i9 Erebia aethiops 45. Euryale 46. glacialis 43. Goante, Gorge, Ligea 45. Manto 43. Melampus 42. Mnestra 43. Pronoe 45. Stygne 44. Tyn- darus 45 Erebus Marquesi, odora • •• • 363 Estigmene strigosa 355 Eupithccia absinth. 202. ac- taeata 173. campanulata 199. castigata 200. 202. Cau- chyata 199. cliloerata 329. chiorofasciata 192. corona- ta 202. digitaliaria 194. do- doneata 202. euphrasiata 201. extra versaria 200. Ira- xinata 197. impnrata 184. laquearia 201. lariciata 201. libanotidata 200. linariata 194. minutata 202. nepetata 1P4. proiuaria 186. Schmi- dii 190. Selinata 201. semi- graphavia 184. subciliata 202. trisignaria 199. virgau- reata 200 ii. Gastropacha quercifolia 397 Gaurodytes angusticollis • • • 246 Gelecbia continuella 107. le- ralella 110. maculo.^ella 106. nebulosclla 107. perpe- tuella 108. piclella 113. succinctella 108. superbella 113. Tarquiniella 114. tri- punctella 106 Gnophos puUata var. nubila- ta 429 Gnophria 4-maculata 352. stri- gata 353 H. Hadena hepatica 310 Harpalus ater 242. cupripen- nis 228. despectus 244. l'ur- vus 242 praetermissus. ru- i'ocinctus 243 493 Seite. HeeiAvuvm • • • 322 Heliconica Fritscliei 336 Helops tomentosus 247 Hercj'iia alpestralis 63. phry- gialis, Schrankiana ■ 62 Hermiiiia inodestalis 54 Heterusia lasciata 340. llavo- raaciilata 343. octoMunctata 3i4. signata 841. trimacula 342 llomalota parva, parvula • • • 247 Hymenoptera anthophila d. "Unter-Harzes 414 Hyperantha 4-fasciata, stig- maticollis 375 Hyperchiria Maasseni 361 I. Ischnocneiiiis costipennis, tri- punctatiis 162 Isotoma rul'escens 247 Larentia literata ■ • ■ • 171 Lasiocampa Otu3 319. 412 Leja pusilla 245 Lepidoptera der Madouien 312. von Palermo 40 } Leucoma margaritacea 357 Listroderes costirostris 227 Lithosia colon, natalica • • 353 Lomatosticha nigrostriata ■ • • 359 Lycaena Aegon 37. Arion 39. balcanica 319. Eros 39. Eumedon 38. 119. Medon 38. Orbitulus 38. Pheretes 37. Seiniargus 39 Lythria pluniularia 58 M. Macroglossa fuciformis 49 Margarodes unionalis ■ • 322. 411 Melanargia Japygia 317. Phe- ru?a 405 Monohammus P>rianus, luctor, tigrinus, tomentoius 164 Morpho Eurylochus 398 Myzine 250. xantliocera 253 Nepticula diversa 24. Hanno- verella 25. potentillae • • • • 24 Nouiia bispiuosa 308. difforinis Seite. 301. diversipes 304. equo- stris 302. monstiosa 303. ruficoi'uis " 306. unidentata 308. valga 302 Nymphalis populi 394* O. Udezia tibiale 320 Oenei's Aello 46 Omaseus vulgaris 242 P. Parargc Hiera 46. Maera var. Adrastoides 208 Parnassius Apollo 32. De- lius 33. 118 Paussus Ludekingii 82 Pelopoeus cyaniventris, tigu- lus 241 Pepsis aciculata, atripennis 233. auriguttata 234. chry- soptera, dimidiata 233. prae- sidialis 231. Reaumuri 232. Thoreyi, Thunbergi '~33 Phalaena heteroclita 388. Kae- keritziana 174. Wilkella • • 115 Phalanna amoena 350 Phalidura decipiens 143 Phoenicus sanguinipennis • • 160 Pieris napi 34. rapae ..•..• 399 Platydema pictum 247 Platypteryx cultraria 169 Podium furaipenne • 240 Pogonius frontalis 237 Polycesta excavata 376 Pompilus adustus 238. coeru- leus, erubescens 237. fune- bris, gastricus 238. margi- nicollis 237. rubiginosus 238. scalaris, semicinctus 237. seiuiplumbeus 238. se- paratus, torquatus 237 Precis Hopfferi 337 Priocnemus coeruleus 235. du- mosus 236. hirtipes, macu- latellus, pachymerus, rufo- femoratus, sigillipes 235 Priononyx Johannis, striata, Thoraae 239 Protaetia Bremei 154. i'erru- giuea 154. scepsia 157 Psammoecus bipuuctalus,Bou- dieri 485 494 Seite. Psecadia flavitibiella 104 Pseudosphex pumilio 240 Psiloptera corinthia 370 den- ticollis 371. dumetorum 370. . Germainii 371. impressa, plagiata 370. Tucumana-- 370 Psydus plantaris 248 Ptosima attenuata 377 K. Retinia mughiaua, turionella 103 Rhinogyne Australasiae • • • 360 Satyrua Adrasta 181 Sciiiphila alticolana 102. 435. cupressivorana 435. deriva- na 103. 435. minorana, mi- nusculana 440. paraliana 103. Wahlbomiana 102. 433. 442 Scoparia biscutella 474. lon- gipennis 479 tersella 476. tricolor 478 Smerintbus ocellata 169. po- puleti 216 Sphaetes crassicrus 10 Sphenophorus brunnipennis ■ 228 Sphex argentina, costipennis, dorsalis, micans, opaca, pe- tiolata 239 Sphinx ligustri 418. Tityus- Stethorectus ingens Syrichthus Andromedae • T. Seite. 49 240 48 Tetraphyllus Latreillei • • • • 248 Tinagnaa perdicelliira 117 Trechus Artemisiae 168. com- planatus, fulvus, micro- phthalmus, Perezi, spelaeus 176 Triphosa sabaudiata 59 Tylaucbenia 377 V. Vanessa Antiopa 395. Ata- lanta 396. J-album 181. Kaschmirensis 1 80 JL. Xylocopa cantabrica 280. cya- ncöcens 279. Olivieri 281. valga 276. violacea 275 Z* Zeraina ciibellata, humeralis, morosa 375 Zerene adustata 397 Zygaena exulaiis 396. pilosel- lae 51. punctum 407 C Xy^^K tä'/. Sü'U.Intoni. Xeiüaiif. 1872. TafH. ^" ^-- 7 •r;:;:>::..^?:.v:^ t: *M