X HARVARD UNIVERSITY Library of the Museum of Comparative Zoology \^' I m OP COMPARATIVE ZOÖLOGY, AT HAEVAED CöllEGE, CAJIBEIKE, MASS. iToun^rel. 6„ jrfbate suiscrfptr,„. f„ iget. from the Library of LOUIS AGASSIZ. No. Ö--36~ /r-K Entwickelungsgeschichte der Natter (€oluhev^ Wattfiac) VO 1 Dv HEINRICH RATHKE, Königl. Prenss. Medizinalrathe, Professor an der Universität zu Königsberg', und Ritter des Annen- und des Wladimir -Ordens. •i'l '- IM) ^IJHIU / Mit sieben Kupfertafeln. KOENIGSBERG, Verlas der Gebrüder Bornträger. i 8 3 9. 9Jll?>ili.^-:.a IIli;*^^Jl *. S i: 1^1 T^«*^"- v:;^ö!TY ~v USA Druck nnd Papier der Hofbuchdrackerei zu Altenbnrg, .r'.." "Q»a • ■ »■ . 1 -«^ü'^ertwi»- ■ • ?'e«4C. T O R R i: » n. V orliebe für die Ent^^ickelungsgescliichte der Thiere und die üeber- zeugung, dass die vergleichende Anatomie durch diese Wissenschaft auf einen noch höhern Standpunkt ATii-d geführt werden können, als derjenige ist, auf Avelchem sich dieselbe bereits befindet, haben mich angeregt, meder einmal die Entwickelung eines Thieres möglichst weit und genau zu ver- folgen. Die Natter wählte ich dazu, eines Theils weil ich von ihr die Eier in reiciüichster Fülle erhalten konnte, andern Theils weil die Entwickelimg der Schlangen überhaupt bis daliin beinahe ganz unbekannt war. Die Untersuchungen aber stellte ich vier Sommer hindurch an, ehe ich dahin gelangte, dass ich glauben durfte, die wesentlichem Bildungsvorgänge in dem Eie der Natter kennen gelernt zu haben. Ueber die Entwickelung der Geschlechtswerkzeuge der Schlangen, und namentlich auch der Natter, habe ich schon im Jahr 1832 eine Reihe von Bemerkungen bekannt gemacht: mehrere von diesen habe ich in dem vorliegenden Werke weiter ausführen können, andre aber als unrichtig aus- geben müssen. Späterhin hat Volkmann besonders die Eihäute und das Gefässsystem der Natterembryonen untersucht : die Schrift jedoch, die hievon handelt, giebt fast nur allem über das Verhalten jenes Systemes in spätem Perioden des Fruchtlebens Auskunft. Fügt man diesem noch die wenigen aUgemeinern Bemerkungen hinzu, die vor geraumer Zeit Emmert und Hochstetter, so wie diejenigen, die unlängst von Baer über die Ent- mckelung der Schlangen vorgetragen haben, so ist das meines Wissens Alles, was bis dahin über diesen Gegenstand bekannt geworden war. Demnach darf ich glauben, dass das Meiste von dem, was ich in dem vor- liegenden Werke über die Natter angegeben habe, als neu erscheinen wird. Ueber die erste Entstehung dieses Thieres bin ich ausser Stande gewesen, mir eine Kenntniss verschaffen zu können. Da aber, ^de sich aus dem Folgenden ergeben wird, die jüngsten Embryonen der Natter, die IV T o r r e d e< ich beschrieben habe, eine nicht geringe Aehnlichkeit mit sehr jungen Embryonen von Vögeln haben, so darf liieraus geschlossen werden, dass in einer noch frühern Periode die Aehnlichkeit zwischen ihnen höchst wahrscheinlich auch noch weit grösser sein mrd, und es dürfte daher jener Mangel aus der Entmckelungsgeschichte des Hühnchens einigermaassen ergänzt werden können. Die Nachsicht der Leser werde ich mir vielleicht deshalb erbitten müssen, dass ich bei dem Beschreiben der Entmckelung einiger Organe und >Systeme, wie namentlich des Blutgefässsystemes, gar sehr ins Einzelne imd selbst wohl ins Kleinliche gegangen bin. Aber ein anderes Verfahren ist meines Bedünkens anzuwenden, wenn man ein Organ oder System nur bei einer einzelnen Art von Thieren, als wenn man es durch einige ver- wandte Klassen von Thieren auf seine Entmckelung verfolgt. Denn in dem letztern Falle lässt sich das Wesentlichere schon leichter herausfinden, und es wird dann die ganze ßeschi-eibung, wenn sie eine klare Anschauung dessen geben soll, worauf es für die Erkenntniss des Gegenstandes eigentlich ankommt, wohl am besten erscheinen, wenn sie in grössern Zügen ent- worfen, und nicht zu ängstlich bis in das Kleinste ausgeführt worden ist. In dem erstem Falle dagegen kann man besonders dann, wenn auch bei andern Thieren das in Rede stehende Organ oder System noch nicht in allen Verhältnissen seiner Entwickelung näher bekannt ist, auch nicht immer voraussehen, ob nicht Manches, was Einem unwesentlich und zu beschreiben überflüssig scheint, dennoch in der Folge bei einer vergleichenden Behand- lung des Gegenstandes von beträchtlichem Nutzen sein könnte. Durch die UntersucJiungen über die Entwickelung der Natter bin ich auf Manches geführt worden, was noch erst bei mehreren andern Wirbel- thieren weiter untersucht werden müsste, um für die Wissenschaft zu einem erheblichen Ergebnisse werden zu können. Dahin gehören insbesondere das Venensystem und der Schädel. Ueber Beides habe ich dieserhalb auch an andern Wü-beltbieren Untersuchungen anzustellen begonnen, und ge- denke, wenn sie weiter werden fortgeführt sein, was ich dabei erfahren^ späterhin einmal bekannt zu machen. r Königsberg, am 1. März 1839. ME. Hathke. u Allgemeinere Bemerkungen ül>er das Ei der IVatter. §. 1. ±Jev Embryo der Nalter nimmt seine Entstehung schon innerhalb des Leibes der Mutter, und es wird das Ei erst dann gelegt, wenn derselbe in seiner Entvvickelung schoo massig weile Fortschritte gemacht hat, nämlich erst dann, wenn sich an ihm bereits 4 Paar KiemenöfTnungen gebildet haben. Doch findet man die Embryonen nicht immer gleich weit entwickelt, wenn die Eier gelegt worden, aus dem Grunde, weil diese nicht zu einer bestimmten Zeit nach der Befruchtung, sondern, abhängig von äussern Einflüssen, bald früher, bald später abgesetzt werden. Der wichtigste von diesen Einflüssen dürfte Avohl die Temperatur der Luft und des Bodens sein, denn je wärmer und beständiger die Witterung des Frühlings ist, um desto früher werden die Eier gelegt, und um desto weniger sind in ihnen die Embryonen, wie man insbesondere an der Zahl der Windungen des Leibes derselben ersehen kann, entwickelt. Hier zu Lande Averden die Eier im Allgemeinen im Juli gelegt, in einem Jahre zu Anfange, in einem andern erst ganz am Ende dieses Monats, ja selbst um einige Tage vor oder nach demselben. Die Dauer der Entwickelung ausserhalb des mütterlichen Leibes beträgt ungeföhr zwei Monate : ein fest bestimmter Termin lässt sich hierüber nicht angeben, weil er in der Natur nicht vorkommt: denn bald schreitet die Entwickelung der Embryonen rascher, bald langsamer fort, je nachdem die Temperatur der Luft und des Bodens höher oder niedriger ist. §. 2. Die Grösse der zur Absetzung reifen Eier richtet sich nach der Grösse der Mutter, wie diess wohl in jeder Tliicrart für gewöhnlich der Fall ist ; und darin liegt denn auch die Ursache, dass mitunter Embryonen, die in ihrer Entwickelung gleich weite Fortschritte gemacht haben, an Grösse sehr ungleich sind : im Allgemeinen aber ist die Grösse der Eier, wie die der Schlangeneier überhaupt, verhältnissmässig recht bedeutend. — Die Form der Eier ist innerhalb der Eicrleiler, wie ich bei gcöflncten Nattern, deren Zahl nicht geringe war, gefunden habe, länglich -OA'al, und ihre Lage in diesen Organen von der Art, dass ihre Achse der Achse derselben entspricht. In der Regel nehmen beide Eierleiter die aus den Ovarien hervorgetretenen Eier auf: in seltenen Fällen findet man jedoch nur einen Eierleiter damit 1 2 Erstes Kapitel. erfüllt. Immer aber liegen sie in je einem Eierleiter nur in einfacher Reihe und dicht hintereinander, so dass entweder gar keine, oder doch nur sehr kleine Zwischenräume zwischen ihnen vorkommen. §. 3. Wenn das Ei sich schon im Eierleiter beßndet, die Frucht sich aber noch nicht zu bilden begonnen hat, ist seine äussere Hülle, die ich Chorion oder Schalenhaut nenne, noch ganz hautartig. Um die Zeit aber, da die Bildung der Frucht ihren Anfang nimmt, beginnt auch die Ablagerung von kohlensaurer Kalkerde auf jener Hülle, ob jedoch etwas früher, oder später, xiiuss ich dahin gestellt sein lassen. Der Kalk wird in Verbindung mit einer geringen Masse von einer klebrigen, wahrscheinlich viel Eiweissstolf enthaltenden Flüssigkeit von der Wandung des Eierleiters, die den Embryo knapp umfasst, langsam ausgeschieden, und heftet sich alsbald dem Eie an, weshalb man ihn nirgends weiter, als nur auf dem Eie selbst antrifft. Die von ihm dargestellte Schichte wird mit der Zeit immer dicker, doch bleibt seine Masse, so lange sich das Ei im Mutterleibe befindet, immer noch etwas weich, und stellt einen sehr steifen Brei dar, der sich mit leichter Mühe abschaben lässt. Wenn aber das Ei gelegt worden ist, erhärtet sehr bald das Bindemittel des Kalkes, und es lässt sich dieser dann nicht mehr auf mechanische Weise, ohne dass die Schalenbaut zerstört würde, von dem Eie völlig entfernen, üebrigens werden dann diu'ch jenes Bindemittel , wie durdi einen Kitt , die Eier, die bei dem Legen unregelmässig untereinander zu liegen gekommen sind und nun einen Klumpen ausmachen, alle untereinander so fest verbunden, dass sie nur nach einiger Ki-aftanstrengung gelrennt werden können. Dasselbe ist auch der Fall, wenn man mehrere Eier, die aus dem Leibe einer Natter ausgeschnitten ^\orden sind , gleich nach dieser Operation in einem mit Weingeist angefüllten engen Gefässe zusammengebäuft hat, und es mag dieser Umstand als Beweis dienen, dass das erwähnte Bindungsmitlel eiweisshaltiger Natur ist. Dagegen bildet der Kalk auf den Eiern der Vögel , so wie nach meinen Wahrnehmungen auch auf denen der Schildkrölen , schon im Eierleiler eine steinharte Kruste. Die Schalenhaut schon gelegter Eier ist pergamenlarlig , lässt sich leicht biegen, besitzt einen massig grossen Grad von Elasticilät, und ist bei einer nur massig grossen Dicke recht fest, daher auch schwer zu zerreissen. Ihre Farbe ist allenthalben kreideweiss. Der Kalk, den sie enthält, und dem hauptsächlich diese Farbe beizumessen ist, zeigt, wenn man die Schalenhaut in Salzsäure gelegt hat, ein starkes Aufbrausen, und wird durch dieses Mittel völlig entfernt. Doch kommt er im Verhällniss zu dem häutigen Theile , welcher der über- wiegende ist, bei weitem nicht in einer so grossen Quantität vor, wie in der Schalenhaut der Vögel und Schildkröten, vielmehr im Ganzen genommen in einer nur geringen Quantität. Nur undeutlich bildet er an den schon gelegten Eiern sehr kleine Schuppen : an den nicht gelegten aber lässt er gar kein bestimmtes Gefüge bemerken. Die von ihm gebildete Oberfläche des Eies ist , wie die der Eier von Eidechsen und Vögeln , ganz glatt. Höchst merkwürdig ist der innere Bau der Schalenhaut, doch kann man über ihn sich gehörig nur an solchen Eiern unterrichten, die noch nicht gelegt worden sind. Der häutige Theil besteht aus mehrern (ungefähr 8 bis 10) sehr dünnen, und in ihrer ganzen Beschaffenheit einander gleichen Lagen (Schichten) , die einander dicht anliegen , und die zwar innig unter einander verklebt sind, doch leicht sich von einander durch blosses Ziehen mittelst einer Pinzette in ihrer ganzen Ausbreitung trennen lassen. Eine jede Lage aber besteht aus lauter Be-merkungen über das Ei. 9 höchst zarten, nngeföhr --„'p^,, Pariser Linie dicken, glatten und weissen Fäden, die um Vieles noch dünner sind , als die Fäden des Gespinnstcs einer Kreuzspinne , im Vergleich zu ihrer Dicke sich nicht leicht zcrreissen lassen , allenlhaJhen ganz dieselbe Dicke haben , nirgend eine Verästelung zeigen , dicht an einander gedrängt sind , zum Theil einfach verlaufen , meistens aber bündelweise gruppirt erscheinen , und durch ein durchsichtiges eiweissartiges Bindemittel, das auch die einzelnen Lagen vereinigt, untereinander zusammengehalten werden. Alle Fäden ferner sind vielfach und stark geschlängelt, so etwa wie die Wolle von veredelten Schafen, weshalb denn ihrer mehrere beisammen immer eine Locke zu bilden scheinen, und weshalb sie alle sich auch sehr in die Länge ziehen lassen. Dehnbar dagegen scheinen sie nicht zu sein, wenigstens habe ich nicht bemerken können, dass sie, wenn man sie gerade streckte, irgendwo auH'allend dünner werden. Auch Elasticität scheinen sie nicht in merklichem Grade zu besitzen, denn einmal in die Länge gezogen , locken sie sich nie wieder. In jeder Lage oder Schichte haben diese Fäden einen verschiedenen Verlauf: denn einige verlaufen nach der Länge des Eies, andere schräge , die meisten aber quer. Nirgend habe ich jedoch mit voller Bestimmtheit an ihnen ein natürliches Ende bemerken können, und es fragt sich daher noch, ob nicht jede Lage nur aus einem einzigen Faden besieht : jedenfells aber findet eine grosse Aehnlichkeit zwischen dem Baue dieses Theiles der Schalcnhaut und dem des Cocons der Seidenraupe statt. Alle Lagen, mit Ausnahme der äussersten, zeigten in verdünnter Salzsäure keine Spur von Auf- brausen , woraus sich schliessen lässt , dass der kohlensaure Kalk , der sich innerhalb des Eierleitcrs dem Eie anfügt, nicht den ganzen häutigen Theil durchdringt, sondern nur die Susserste Lage , und dass er mit dieser eine neue Schichte bildet. Die äusserste Lage aber zeigt, nachdem der Kalk durch die Säure aus ihr entfernt worden ist, eben dasselbe Gewebe, wie die übrigen. — An Eiern, die zwei Tage, nachdem sie gelegt waren, untersucht wurden, liess sich nur noch die innerste fasrige Lage von den übrigen abziehen : diese übrigen aber setzten mit der Kalkschichte eine harte unzertrennbare Masse zusammen , indem sie gleichsam eine dünne Pappe bildeten. Weit zusammengesetzter ist die Schalenhaut der Eier von Lacerta agilis. An solchen aus den Oviducten genommenen Eiern, in denen noch kein Embryo vorhanden war, fand ich jene Haut aus 4 verschiedeneu Schichten zusammengesetzt, die ich jetzt näher beschreiben will. 1) Zu äusserst befand sieh eine dichte Schichte von Kalk, die äusserlich und innerhch eine sehr grosse Menge kleiner Höckerchen bemerken liess. 2) Unter ihr lag eine dünne durch- scheinende Haut, die mit ihr fest verklebt war, sich in alle Vertiefungen von jener einschmiegte, und deshalb an der äussern Fläche etwas uneben, an der innern dagegen ganz glatt war. Sie liess sich von ihr , so wie von der folgenden Haut leicht abziehen , und hatte ganz dasselbe Gefiige und dieselbe Farbe, wie der häutige Theil des Chorions von Nattereiern, ohne sich jedoch in mehrere Lamellen spalten zu lassen. 3) Auf sie folgte eine höchst zarte und wie Glas ganz durchsichtige Haut , die ein durchweg gleichartiges Gefiige , nirgend aber eine Spur von Fasern oder Körnern zeigte , und sich etwa mit der Demourschen Haut im Auge der Säugethierc vergleichen liess. Sie schien viel Elasticität zu besitzen, und warf leicht sehr kurze dünne Fältchen. 4) Zuletzt folgte eine Haut, die viel dicker, als jede von den beiden mittlem war , und wie die unmittelbar über ihr liegende bei dem Zerreissen ziemlich vieL Widerstand leistete. An jedem Ende des Eies zeigte diese innerste Haut an einer massig 1* % CJrstcs Kapitel. grossen Stelle, die ein Segment von einer Hohlkugel darstellte, eine ganz andere Bescliaflenheit, als in ihrem mittlem sehr viel grössern Thcile. Dieser war nämlich undurchsichtig, weiss von Farbe, und Hess in seinem übrigens gleichartigen Gefiige sehr kleine Körner in Menge bemerken. Die Endstücke dagegen waren durchsichtig, farblos, ohne Körner und dünner. Von einer ähnlichen Beschaffenheit wie die Schalcnhaut der Schlangen - Eier , ist auch die der Schildkröten- und Vogel -Eier. Ihr häutiger Theil ist gleichfalls aus lauter zarten Fäden zusammengesetzt, die durch ein homogenes Bindemittel zusammengehalten werden, und besteht aus mehrern Lagen, die sich jedoch in Eiern, welche schon gelegt worden sind, nicht mehr vollständig von einander trennen lassen.*) Wo sich aber in den Vogeleiern der Luftraum befindet, hat sich die innerste Lage von den übrigen von selbst getrennt. Die Fäden scheinen mitunter gabelförmig gelheilt zu sein und verlaufen nicht so stark geschlängelt, wie zum grössern Theile in den Eiern der Schlangen , sondern theils gerade , theils mehr oder weniger gekrümmt und gebogen. Dagegen liegen sie noch verworrener durcheinander , als in den Schlangeneiern , schneiden sich weit häufiger und unter den verschiedensten Winkeln , kommen nicht zum Theil bündelweise vor, sondern machen immer einzeln ihren besondern Verlauf, und setzen einen sehr dichten Filz zusammen. Einige sind etwas dicker, als andre; jedoch sind selbst die dicksten immer noch viel dünner, als die feinsten Fäden des Gespinnstes A'on einer Kreuzspinne. Die kalkige Partie der Schale , die auch an den Eiern der Schildkrölen im Vergleich zu der blos häutigen Partie viel dicker ist, als an denen der Natter, besteht, wie man sich durch Anwendung von verdünnter Salzsäure überzeugen kann , zum Theil aus einer fasrigen Lage vor demselben Baue, wie ihn die häutige Partie gewahr werden lässt, zum Theil aus Kalkerde, die diese übrigens recht dicke Lage durchdrungen und überzogen hat.**) Einen solchen der Sclialenhaut angehörigen Luftraum, wie man ihn in den Eiern der Vögel bemerkt, habe ich weder in den Eiern der Natter, noch auch in denen der Lacerta agilis und der Emi/s europaea finden können. Dass sich ein solcher in den Eiern der beschuppten Reptilien nicht bildet, ist aus der dünnen und nicht stark verkalkten Schalenhaut leicht erklärlich, die eines Theils Gasarten leicht nach aussen durchdringen lassen mag, andern Theils zusammen fällt, wenn Gasarten und Wasserdünste durch sie entweichen. Auflallend aber ist es, dass sich auch in dem Eie der Schildkröten kein Luftraum bildet, obgleich ihre Schalenhaut im Ganzen 'genommen denselben Bau und dieselbe Starrheit zeigt, wie die der Vogeleier. Allerdings verdunstet auch aus ihnen, wenn sie gelegt worden sind, ein Theil des Eierv.eisses, und es dringt an die Stelle desselben atmosphärische Luft in sie hinein, ja selbst in bei weitem grösserer Quantität, als in die Eier von Vögeln, wie ich diess an einer Menge von noch *) In den Eiern der Emys eMro]Htca, selbst in solcten, die noch im Untersten TLeil des Eierleiter» lagen, fand ich die einzelnen ScLicLfen noch inniger untereinander yerbundeii, als in denen des Huhnes, und sie Hessen sich erst einigermassen unterscheiden, als die Schalenhaut etliche Tage niazerirt worden war. **) Sehr treffend hat sich v. Baer über das Verhältniss des Kalkes zu dem häutigen Theile der Schalenhaut in folgenden Worten ausgesprochen (lieber Entwickl. Gesch. der Thiere. Ränig.sberg II, 34.) „Die Ralkkrystalle lagevn sich nicht auf die Haut auf, sondern liegen in ihr, so dass man, wenn sie anfangen einander zu erreichen, eine dünne Schichte organischer Masse Über und nnter der Ralklage abtrennen kann. Der Kalk wird also nicht eigentlich von aussen angesetzt, rielmehr scheint die Schalenhaut den ergossenen Stoff aufzusaugen," Bemcrkangcn über das Ei. 5 fniclitlosen Eiern der Eniys curopaea gesehen habe , die mir ganz frisch durch die Post aus dem südliciien Theile von Oslpreusscn zugesendet worden wai'cn , wo man sie am Ufer eines Landsees in der Erde gefunden halte. Doch befindet sich die Luft in ihnen nicht zwischen den Scliichten der Schalciihaut, sondern zwischen dieser und dem Eiweisse seihst, weshalb sie um das Eiweiss aui h hcrumwandert , Avenn man das Ei dreht. Oliue Zweifel darf die stärkere Verdunstung des Eiweisscs der Schildkröteneier , wenn diese der Luft ausgesetzt worden sind, darin gesucht werden , dass die Kalkschichte derselben weit dünner ist , als die der Vogeleier : der Umstand aber, dass in ihnen die Luft sich zwischen Schalenbaut und Eiweiss ansammelt, hat wohl darin seineu Grund , dass die verschiedenen Schichten ihrer Schalenhaut allenthalben einen gleich starken Zusammenhang besitzen , und allenthalben gleich sehr durcbdringlich sind, indcss der Zusammenhang dieser Schichten an dem stumpfen Ende der Vogeleier geringer und ihre Substanz leichter durchdringlich ist , als an den übrigen Stellen. — Dass das fasrige Gewebe, A^elchcs die Schalenhaut der Vögel, der Schildkröten, der Eidechsen und der Natter besitzt, durch eine partielle stärkere Gerinnung von Flüssigkeiten entsteht, die vom Eierleiter ausgeschieden worden sind, erleidet wohl keinen Zweifel. Zu bewundern aber ist es, dass sich aus diesem, ich möchte sagen todlen und ursprünglich wohl durchweg gleichartigen Absätze so lange , einfache , allenthalben gleich dicke , und spiralförmig um den Dotter herumgewundene Fäden bilden, wie es namentlich an dem Eie der Natter der Fall ist. Die Dotter haut (Membrana vitellaria) hat in den Eiern der Natter, wenn sie sich noch innerhalb der Oviducte befinden, eine absolut und relativ viel grössere Dicke und Festigkeit, als die der A ögel und Schildkröten. An ihrer ihnern Fläche besitzt sie anscheinend höchst scliwacbe , nur unter starken Vergrösserungen sichtbare glatte Leisten , die untereinander zu kleinen unregelmässig dreieckigen bis sechseckigen Maschen verbunden sind. Bei näherer Be- trachtung aber ergiebt sich , dass die Maschen nicht von Leisten , sondern von durchsichtigem und glatten Stellen der Haut gebildet werden : Innerhalb einer solchen Masche bemerkt man mitunter in der Mitte einen ganz durchsichtigen, glatten, unrcgelmässig rundlichen Raum, der vielleicht einem grössern Dotierkörnchen, das unter ihm seine Lage halte, entspricht, und um ihn herum einen Hof von vielen ungemein kleinen , weniger durchsichtigen Körnchen , die der Dotterhaut selbst angehören , und dem Anscheine nach an der Innern Fläche derselben hervor- ragen. Gewöhulicli aber ist die ganze Masche von solchen Körnern ausgefüllt. In den Eiern der Eidechsen ist die Dotierbaut dünner, leichter zerreissbar, gleichartiger, und einer serösen Haut ähnlicher. Noch dünner aber ist sie in den Eiern der Schildkiöten. Zwischen Schalenhaut und Dotterhaut fand ich , selbst in solchen Eiern der Natter und Viper, in welchen sich der Embryo noch nicht zu bilden begonnen hatte , nicht die geringste Quantität von Eiweiss (Albumcn)'). Es befremdete mich dieser Umstand nicht wenig, da *) Dieselbe WaLrneLmung' Laben früLer schon Emmert und HocLstetter(Reirs ArchirX, S. 87), desg-leicLen Volkmann (De Colubri Nulrlcls evolutiono Lips. 1834, Piig. 5) gemacLt. DocL will ich za allem Ueberflusse auf einige Umstände aufmerksam machen, dtircli die man leicht irre geführt und zu der Ansicht geleitet werden kann, dass ein Eiweiss vorkomme. Schneidet oder sticht man ein Ei an , das ans Mnlterleibe genommen ist, so geschieht es in der Regel, dass auch die Dotterhaut und der Dotter etwas verletzt ■werden, und es dringt nun Etwas von dem flüssigen Theile des Dotters aus der gemachten Oeffnung hervor. Oetfnet man aber äUere Eier, so quillt zuerst der Inhalt der Allautois als eine eiweissartige Q Erstes Kapitel. man gewohnt ist, sich zwischen Schalenhaut und Dotterhaut immer eine Quantität von flüssigem Eiweissc zu denken, ich überdiess auch in den frisch gelegten Eiern einer Schildkröte (Emys etiropaea) eine ansehnliche Masse von einer solchen Flüssigkeit gefunden hatte , nämlich über halbmal so viel , als die Masse des Dotters betrug. Indcss fand ich später , dass auch in den Eiern der Lacerta agilis, mochten sie gelegt oder noch nicht gelegt sein, die Dotlcrhaut der Schalcnhaut, wie in den Eiern der Natter und Viper, dicht anliegt. Dasselbe Verhältniss findet auch in den Eiern der Insectcn statt, ja ich muss jetzt, gestützt auf diese Analogien und frühere Wahrnehmungen , sehr vermulhen , dass ein solches Verhältniss auch in den Eiern mancher niedern Crustaceen, namentlich mancher Isopoden und Amphipoden, desgleichen in den Eiern der Rochen und mancher Haifische vorkommt. — Da nun in den Eiern der Natter, der Viper und der Eidechsen zwischen den beschriebenen Eihäuten kein Eiweiss vorkommt , so versteht es sich wohl von selbst, dass in ihnen auch keine Hagel (Chalazae) vorhanden sein können. Aber auch in den Eiern der Schildkröte habe ich solche Theile nicht auffinden können, und ich vermuthe daher, dass ihr Mangel hier durch die grosse Dicke und Zähigkeit des Eiweisses korapensirt wird, das sich hinsiclitlich seiner Consistenz ganz füglich mit dem Glas- körper in dem Auge der Wirbclthiere vergleichen lässt. Aninerkung-. Nach einer Angabe v. Baer's (Ueber Entw. Gesch. der Tliiere II. S. 138) erhält in den Eierleitern der Schlangen der Dotter eine dünne Lage fast flüssigen Eiweisses , und um dieses bUdet sich dann die Schalcnhaut. Ist dieses aber wirklich der Fall, so niuss jene Lage sehr dünne sein, und bald entweder durch Aufnahme in den Dotter, oder durch Umwandlung in einen Theil der Schalenhaut (die ja ganz und gar nur aus einer Flüssigkeit entstehen kann) spurlos verschwinden, so dass sie nur •wenig in Betracht kommen kann. — Hagel sind auch von Berthold und von Baer vergebens in den Eiern der Schildkriite gesucht worden. Der Dotter in den Eiern der Natter ist nicht so stark gefärbt, wie in denen der Vögel und der europäischen Schildkröte, vielmehr weiss mit einer starken Beimischung von Ockergelb. Seine ganze Beschaffenheit ist in solchen Eiern, in welchen sich noch nicht ein Embryo zu bilden begonnen hat , allenthalben ziemlich dieselbe : denn gegen die Oberfläche ist er zwar etwas dicklicher, als in der Mitte, und besitzt dicht unter der Dotterhaut die grösste Consistenz, so wie er auch eine weissere Farbe hat, jedoch allenthalben ganz dasselbe Gefüge. Was dieses nun aber anbelangt , so besteht der Dotier theils und hauptsächlich aus ungleich grossen Körnern, die durch eine nur massig grosse Quantität von einer flüssigen, eiweissartigen Substanz zusammengehalten werden, theils aus einer grossen Menge von kleinen Tropfen eines flüssigen, beinahe farblosen Fettes, die durch die ganze Masse des Dotters zerstreut sind, und von denen viele, ja viefleicht die meisten, an Umfang selbst die grössten Dotterkörner übertreffen. Wenn dagegen der Embryo entstanden ist , so erscheint unmittelbar unter demselben , wie ich diess auch in den Eiern der Eidechse bemerkt habe, und wie diess bekanntermassen gleichfalls in den Eiern der Vögel der Fall ist *) , ein dickliches, zähes, schwach weingelb gefärbtes, und Flüssigkeit hervor. Einmal jedoch öffnete ich mehrere aus den Eierleitern einer Natter genommene Eier, die schon einige Tage vorher getödtet worden war : obgleich in ihnen eine Allantois sich kaum erst gebildet Latte, drang doch sogleich eine ungewöhnlich grosse Quantität einer dünnen eiweissartigen Flüssigkeit bervor: meines Erachtens war diess Folge von einer Zersetzung des Dotters. *) von Baer, am angef. O. I, 11. ' Bemerkungen über das ISi. 7 im Wcin^cisle gerinnendes Eiwciss , das eiiiifijc Zeit lilnJurcli an Umfanp; und Masse immer nocli zunininil, und wahrscliciidicli nur allein den ersten Nalirunffsslod' lür die Fruclil a])f:r'cbl, später aber allmälilij? wieder verschwindet. Da nun, wie schon bemerkt worden, in den Eiern der Schlangen und Eidechsen zwischen Schalenhaut und Dotter kein freies Eiweiss vorkömmt, so kann jene Flüssigkeit nur allein dadurch unter der Frucht zum Vorscheine kommen , dass sich (vermulhlich durch ein polares Verhällniss zwischen Frucht und Dotter) d(;r flüssigere Theil des Dotters immer mehr und mehr von dem festern, körnigen Theile absondert und sich zu der Frucht hinbegiebl. Uebcr das Keimbläschen der Schlangen -Eier haben schon von Baer*) und Rud. Wagner**) ein Näheres angegeben, weshalb ich diesen Gegenstand bei Seite liegen lasse. Wohl aber will ich hier die Frage zur Sprache bringen, die mir noch keincsweges bis jetzt vollständig gelöst zu sein scheint, ob sich in den Wirbelthicren die Schalenhaut schon innerhalb des Eier- stockes, oder erst innerhalb der Eierleiter zu bilden beginnt? An der sonderbaren, fasrigen, und so leicht erkennbaren Structur dieser Haut in den Eiern mehrerer Wirbellhiere glaubte ich ein Mittel gefunden zu haben , durch welches man , wenn irgend je , darüber zur Gewissheit gelangen könnte. Ich untersuchte deshall) noch an dem Ovarium befindliche Eier von Nattern, Schildki-öten und Hühnern , konnte aber selbst an solchen , die schon zur Ablösung reif waren. Nichts finden, was der Schalenhaut nur im Entferntesten ähnlich aussah , vielmehr entsprach die Haut, welche im Eierstocke den Dotter umhüllte, der Dotterhaut schon vollständig ausgebildeter Eier. Demnach bildet sich die Schalenhaut ganz und gar erst innerhalb der Eierleiter. — Wie bekannt, wird für das Ei der Vögel der Kalk erst in dem hintersten Theile des Eierleiters ausgeschieden. In den Eierleitern der Natter und Eidechsen aber wird der Kalk, nachdem sich der häutige Theil des Chorions gebildet hat, auch vorne abgesondert, in der ganzen Strecke nämlich , die von den Eiern erfüllt wird. Und auf diesem Umstand beruht verrauthlich die Erscheinung , dass alle in den Eiericitern vorhandenen Eier einer Natter oder Eidechse , da sie alle in derselben Zeit gleich weit ausgebildet werden, auch auf einmal gelegt werden können. §•4. Die Schalcnhaut der Nattern -Eier ist selbst dann, wann diese zum Legen reif sind, sehr biegsam und fügsam, und ihre Form ist innerhalb der Eierleiter, wie ich wenigstens bei den von mir geöffneten Nattern, deren Zahl nicht ganz geringe war, gefunden habe, länglich -oval. Wenn sie aber gelegt worden sind, variirt ihre Form gar sehr: die Eier einiger Mütter haben dann noch ihre frühere Gestalt; die anderer dagegen sind viel länglicher, allenthalben fast gleich dick und an beiden Enden gleichmässig stark abgestumpft; die noch anderer sind beinahe kugelrund. Wahrscheinlich hängt diese Verschiedenheit davon ab, wie sich die Eierleiter einige Zeit vor dem Legen der Eier und wälu-end desselben zusammenzogen, desgleichen davon, ob die hintere Mündung dieser Kanäle enger oder weiter war, die Eier also mehr oder weniger schwierig durch sie hindurchgehen konnten. Indess findet man mitunter auch in einem einzigen Eierklumpen Eier von verschiedener Form : diese Verschiedenheit aber hängt vermuthlich von dem Drucke ab , den sie bleich nach dem Legen durch die Einwirkung *) De ovi mammalium. et hominis genesi. Lips. 1827 Paj. 27 et 30. •*) Prodromus liist. gencrationis hominis alque animulium. Lips, 1836 Pug. 10. ^ JßrstesKapitel. der Luft erhärtenden Eier auf einander ausübten, oder auch duich den Druck, den einige von ihnen durch Gegenstände erlitten , auf und neben welchen sie gelegt worden waren. Einige Schlangen, so wie auch einige Eidechsen, legen Eier, andere gehären lebendige Junge. Die Ursache von dieser Verschiedenheit liegt darin, dass die Eier der erstem einen aus Kalk bestehenden Ueberzug erhalten, die Schalenhaut von den Eiern der letztern aber nur häutig bleibt. Von Baer hat dicss schon so ausführlich und überzeugend aus einander gesetzt*), dass es überflüssig sein würde, über diesen Gegenstand noch mehrere Worte zu machen. §. ä. Wie nach den Angaben von Emmert und Hochstctter die Eier der Eidechsen**), so werden auch die Eier der Natter, wenn sie an die freie Luft gebracht, oder in trockener Erde aufbewahrt worden sind , bald Welk und runzlich , indem ein Theil ihres Inhaltes durch die Schalenhaut verdunstet, fallen zusammen, und sterben langsam ab. Werden sie dagegen in zu feuchter Erde aufbewahrt, oder haben sie überhaupt eine zu feuchte Lage, so verliert ihr Chorion seine kreideweisse Farbe, wird braungelb, und wie Hörn halbdurchsichtig, ihr Dotter erhärtet zu einer speckartigen Masse , und ihr Embryo stirbt dann gleichfalls ab. Sind sie nur wenig welk und runzlich geworden, und bringt man sie dann in eine massig feuchte Erde , so werden sie wieder glatt und prall : auch schreitet dann ihre Entwickelung weiter fort. Doch machte die Entwickelung der meisten Eier, die ich erhalten hatte, unter welche Verhältnisse sie auch gebracht waren , dennoch nur sehr langsame Fortschritte. Einige Dutzende von ihnen, die ich hatte in eine Mischung von Erde und Pfcrdedüuger legen, und an der freien Luft immerfort nur massig feucht halten lassen, entwickelten sich nur so äusserst langsam, dass nach Ablauf von etwas mehr als zwei Monaten, der Embryo ungefähr nur halb so gross war, als eine ncugeborne Natter. Auffallend war es mir dabei, dass dann der Embryo in Hinsicht der Form und des Gewebes meistens sehr viel Aveiter ausgebildet war, als eben so grosse Embryonen in frisch aufgefundenen Eiern. Der Embryo hatte sich hier zwar seinen Bildungsgesetzen gemäss entwickelt , doch unter Einwirkung ihm wohl nicht ganz günstiger Aussenverhältnisse aus seinem Dotter wahrscheinlich nicht hinreichende Nahrung, oder durch seine Allantois lücht hinreichenden Sauerstoff bezogen , um sich auch der Grösse nach gehörig ausbilden zu können. §. 6- So viel ich habe in Erfahrung bringen können, legen die Nattern ihre Eier am liebsten in Haufen von Pferdedünger , besonders schon etwas altern und ausgetrockneten , dem- nächst in grössere Haufen von dürrem Laube und allerlei Kräutern, wie auch mitunter in hohlen Bäumen. In Gegenden , wo sie häufig sind , setzt nicht selten eine ihre Eier dicht neben den Eiern anderer ab, wodurch denn ansehnlich grosse Lager von Eiern entstehen. Ich selber sah einmal ein solches , in dem sich mehrere Hunderte von Eiern befanden , als ich einige Meilen von Königsberg in einer schlangenreichen Gegend einen alten Düngerhaufen umwühlen liess. Dass die Eier während ihrer Entwickelung an Grösse zunehmen , Avie Emmert und Hochstetter angeben, ist schon wegen der festen Schalenhaut nicht glaublich. Ausserdem aber spricht die von mir gemachte Erfahrung dagegen, dass selbst solche Nattercier, deren *) lieber Eutwick. GescL. etc. II, 161 — 163, **) ReU's ArcLir für die Physiologie Bd. X. S. 84. Bemerkungen über das EI. Q Embr^'o zur Entliiilking schon reif ist , niitunler ungefähr um ein Drittel kleiner sind , als von andern Müttern gelegte, deren Embi^oncn noch nicht zur Mitte ihres Fruchtlehcns gelangt sind. §. 7. Am passendsten kann man die Entwickelungsgeschichte der Schlangen , so weit sie sich auf das Leben im Eie bezieht, in 4 Perioden cinlheilen , von denen die erste von der Entstehung der Frucht bis zur Entstehung der vierten oder letzten Kicmenspalte , die zweite bis zum Verwachsen sämmllichcr Kiemcnspallcn, die dritte bis zum Färben der Haut, die vierte bis zum Auskriechen aus dem Eie reichen würde. Bescbreilbnii^ der Jüngsten von mir untersuchten limlbryonen. §. 8. 2Vllgfineinfrf$ über hk (Ciljüüm unti ben €mbn)o. Auf den aus dem Leibe einer Natter ausgeschnittenen Eiern, worin sich die hier zu beschreibenden Embryonen befanden , kam nur erst eine äusserst dünne Schichte von Kalk vor, und es Hess sich dieser, weil er einen Brei ausmachte, mit dem Messer leicht abschaben. Der Embryo (Tab. I, Fig. 1, 3 und 4) besass erst zwei Paar Kiemenspalten, und war an seinen beiden Enden nach der Bauchseite zusammengekrümmt. Die eine Krümmung war von dem Kopfe gebildet, und reichte von dem vordem Ende desselben bis zu dem Nackenhöcker, die andere betraf, weil ein Schwanz noch nicht entstanden war, den hintersten kleinern Theil des Rumpfes , und bildete etwas mehr , als eine Spiralvvindung : der übrige Theil des Rumpfes aber war am Rücken ziemlich stark eingesenkt. Die ganze Länge der Frucht, diese in ihrer Krümmung betrachtet, betrug If Linien. Derjenige Theil von dem Schleim- und Gefässblatte der Keimhaut, welcher nicht zur Bildung des Darmcanals und Herzens verwendet worden war, erschien von aussen angesehen, nachdem das Chorion und die Dotterbaut geöffnet worden, als ein den Embryo umgebender massig breiler Hof, und stellte eine runde Scheibe dar (Tab. I. Fig. 1.), die einen Durchmesser von ziemlich genau 3t Linie hatte, also im Verhältniss zum ganzen Eie nur noch sehr klein war. Immer fand ich diese Scheibe dem einen Ende des Eies viel näher , als dem andern. Dem Dotter klebte sie noch beinahe allenthalben recht fest an, denn nur unter dem mittelsten Theile derselben hatte sich eine sehr geringe Quantität von Eiweiss aus dem Dotter ausgeschieden, wodurch sie hier ein wenig von dem Dotter abgehoben war. Wie in den Eiern der Vögel in den ersten Tagen der Bebrütung Hessen sich auch hier an dieser Scheibe ein mittlerer durchsichtigerer dünnerer Theil (^rea pellucida) und ein denselben als ein breiter Saum umgebender undurchsichtiger, dickerer Theil (Area vasculosa) unterscheiden. Dagegen Hess sich noch nicht erkennen, ob die Scheibe nur aus einem Blatte bestand, oder ob sie aus zwei verschiedenen Blättern zusammengesetzt war. In der Area 2 10 Zweites Kapitel. vasculosa oder dem Gerusshofe konnte ich nach dem Umkreise zu nur unregehnässig gestaltete gelblich-rothc Punkte (Blutinseln) erkennen , die um so zahlreicher und daher um so dichter zusammengedrängt waren, je näher sie dem äussern Rande des GeRisshofcs lagen, nicht aber schon deutliche Bluthalmen. Spuren von deutlich ausgeprägten Bluthahnen vermochte ich nur in dem durchsichtigen Hofe und dem ihm zunächst befindlichen Theilc des Gefässhofes aufzufinden; doch zweifle ich theils eben dieserwegen, tlicils auch, weil in dem Embryo seihst schon Blutgefässe vorbanden waren, nicht im mindesten daran, dass jene Blutinscln des Gclasshofes nicht auch schon durcli zarte Gänge untereinander verbunden Avaren. Die Gefiissslämme aber, die icli sehen konnte, A^'aren ihrer Lage nach zu urtheilen wohl nur Arterien. Der durchsichtige Hof zeigte eine schwache Einsenkung gegen den Dotter, so dass er sich mit einem nur wenig convexen ührglase vergleichen liess (Fig. i, a), und in der hiedurch gebildeten Grube lag der Embryo, weshalb ich diese Grube fortan das Fruchtbett nennen werde. Ungeachtet der geringen Grösse beider Hufe und des Embryos war dieser schon voll- ständig von einem Amnion umhüllt ; doch hatte dasselbe nicht blos eine sehr geringe Dicke, soiidern lag auch noch dem Embryo allenthalben so dicht an , dass zwischen beiden eine nur höchst geringe Masse von Liquor vorhanden sein konnte (Fig. 1, c). Auch eine AUanlois war schon gebildet, stellte aber erst ein sehr kleines birnförmigcs , allenthalben gleich dickwandiges, sehr durchsichtiges, und mit einer klaren Flüssigkeit prall angefülltes Bläschen dar, das nur etwa zum vierten Theile so lang war , als der Embryo selbst , wenn man diesen sich gerade ausgestreckt dachte. Ihr dünneres Ende ging etwas hinter der Mitte von der Länge der Frucht in die Leibeshöidc von dieser über, und da nun die Allantois wie sich weiterhin ergeben wird, auch bei der Schlange wie bei höheren WirbeJthicrcn einige Zeit nach ihrer Entstehung durch einen Stiel mit dem Ende des Darmkanals zusammenhängt, die hintere Hälfte der in Rede stehenden Embryonen aber nur allein vom Rumpfe gebildet wurde , so musste ihr Stiel schon eine verhältnissmässig nicht Unerhebliche Länge haben (Fig. 1, d, Fig. 3, d, Fig. 4, c). Der Embryo lag mit seiner linken Seite auf dem Frucbtbellc, hatte diese Seite also der Achse des Eies zugekehrt, die Allantois aber war mit ihrer Aclise etwas schräge gestellt, in der Art nämlich , dass ihr dickeres Ende der Peripherie des Eies zugewendet war. Indcss berührte sie damit nicht unmittelbar die noch vorhandene und noch unveränderte Dollerhaut, sondern eine erst bei der Entwickelung des Embryos entstandene viel zartere Haut, die dem sogenannten falschen Amnion in den Eiern der Vögel entspracli. Diese nun war durchweg,, wie das eigentliche Amnion, gleichartig beschaffen , so dass sie in Hinsicht ihres Gcfüges sich mit einer serösen Haut vergleichen liess, und stellte, wie es ganz den Anschein halte, eine sehr schwach gewölbte Scheibe dar, die den ganzen Hof bedeckte, indem sie bis an den äusseren Rand des Gcfässliofes reichte , wie ich insbesondere dann bemerkte , wenn die Frucht und die ihr zu- gehörigen Häute einige Zeit in sehr verdünntem Weingeist gelegen hatten. So weit sie den Gefässhof bedeckte, war sie mit ihm verklebt : von dem durchsichtigen Hofe aber stand sie ab, und liess zwischen sich und diesem einen Raum übrig , in welchem , ausser dem Embryo mit seinem eigentlichen Amnion und der Allantois , auch noch eine wasserbclle Flüssigkeit ein- geschlossen war , die den Embryo und diese seine eben genannten Anhänge umspülte , mit Ausnahme jedoch des dickern Endes der Allantois , das sich mit der eben beschriebenen Haut so fest verklebt zeigte , dass es sich nur schwer von ihr abziehen liess. Auch mit der noch ' Beschreibung sehr junger Embryonen. H vorliaiidcnen und noch ziemlich dicken DoUcrhaut war sie verklebt , jedocli nur so schwach, dass sich diese von ihr leichl abziehen licss. Ein Zusammenhang zwisclieu dem falschen und dem eigcnUichen Amnion fand nicht Stall , und es Hess sich also durch die Beobachtung nicht ermitteln , oh sie aus der letztern , wie es in den Eiern der Vögel der Fall sein soll , ihren Ursprung genommen halte. Der Embryo hatte eine solche Lage , dass sein längster Durchmesser einem Quer- durchmesser des Eies entsprach , Avie diess hekanntermasscn ursprünglich auch in den Eiern der Vögel, und nach meinen Beobachtungen nicht minder in den Eiern der Eidechsen der Fall ist. Gesehen aber auf die Enden der Frucht, so Avar das Kopfende, wie bei sehr jungen Früchten von Vögeln und Eidechsen, ein wenig gegen die Achse des Eies geneigt: das Rümpfende dagegen , an dem sich ein Schwanz noch nicht gehörig bemerkbar gemacht hatte, war der Periplicrie des Eies zugewendet. Muskeln und Nerven Hessen sich an der Frucht noch nicht unterscheiden , vielmehr war sie noch durchweg sehr weich , ganz gallertartig, farblos , und sehr durchsichtig. §. 9. 6 e 6 t a 1 1 ö c s € m b rij o s. Die ganze Frucht war von den Seiten sehr zusammengedrückt oder abgeplattet, ins- besondere der Rumpf, Aveniger der Kopf, Avelcher letztere den dicksten Theil des Ganzen ausmachte. Ueberhaupt aber hatte der Kopf, obgleich er nur sehr AAcnig ausgebildet Avar, eine im Vergleich zum übrigen Körper bedeutende Grösse , denn auch seine Länge Avar recht ansehnlich , indem sie , aacuu man das hintere Ende des Kopfes auf die Mitte des Nacken- höckers verlegte und die Krümmung des Kopfes mit in Anschlag brachte , AA'eit mehr , als den vierten Theil A'on der Länge der ganzen Frucht betrug. Hinsichts der Form zeigte er eine nicht geringe Aehnlichkcil mit dem gleichnamigen Körpertheile des Hühnchens am Ende des dritten Tages der Bebrülung, Seine vordere und hintere Hälfte bildeten einen rechten Winkel, den Gesichts -Kopfwinkel Reichert's*), für den auch wohl der Name Kopf- Avinkel ausreichen dürfte , und sein stark hervorragender Scheitel , unter den sich die mittlere Hirnzelle befand, machte auch den Scheitel dieses Winkels aus (Tab. I, Fig. 7). Der Kopf Avar also gleichsam eingeknickt, und es entsprach die Stelle der Einknickung ungefähr der Mitte des Gehirns. Von GeruchsAverkzeugen Avar noch keine Spur vorhanden. Die Augen ragten nur äusserst Avenig hervor, und die GehörAverkzeuge bestanden aus ZAvei kleinen in die Substanz des Kopfes versenkten häutigen Bläschen (Fig. 3, a). Die Mundölfnung lag noch an der untern Seite des Kopfes , Aveit hinter dem A'ordern Ende desselben , und erschien als eine kurze und breite Spalte : Die Oberkieferfortsätze oder diejenigen Theile , aus denen sich die Oberkieferknochen, die Gaumenbeine und die Flügelbeine entAvickeln, Avaren ZAvar angedeutet, doch noch äusserst klein (Fig. 1, c, c), und der Unterkiefer, oder vielmehr derjenige Körper- theil, in Avelchem sich späterhin der eigentliche Unterkiefer bildet, stellte einen kleinen Bogen dar. Demnach bestand der Kopf beinahe nur allein aus dem Gehirn und den Anlagen für die Hirnschale, für die Augen und -für die Gehörwerkzeuge. Ein x\ntlitz aber war eigentlich noch ♦) Vergleichende Entwick. Gesctichte des Kopfes der nackten Amphibien Königsberg 1838, Seite 156. |2 Zweites Kapitel. nicht vorhanden , vielmehr machte der vordere Theil des Kopfes , wie der ohere und hintere, eine im Ganzen genommen nur sehr dünne Wandung für die das Gehirn einschiiessende Höhle aus. Die ganze Wandung dieser Höhle aber für sich allein betrachtet zeigte, wie es überhaupt bei sehr jungen Embryonen von Wirbelthieren der Fall ist, nur in ihrem unterhalb des Gehirnes liegenden Theile eine erhebliche Dicke , indess ihr über dem Gehirne und ihre zu den Seiten desselben (Tab. I, Fig. 7) befindlichen Theile ungemein dünne und nur bautarlig waren. Am Scheitel war der Kopf von den Seiten sehr stark zusammengedrückt und überhaupt sehr schmal, und wurde von ihm nach unten gegen die künftige Basis cranii allmählig und nicht unbedeutend breiter (Tab, I, Fig. 5 und 6). Gesehen aber auf die grössten Querdurchmesser an den verschiedenen hintereinander liegenden Theilen des Kopfes, so war die Breite des Kopfes da am grössten , wo sicli die Augen befanden , von welcher Stelle sie dann besonders nach hinten bedeutend abnahm, so dass sie am hintern Ende des Kopfes am geringsten erschien. Achnliche DimensionsvcrhJillnisse zeigt indess auch der Kopf der Säugthierc, Vögel und Eidechsen in einer sehr frühen Zeit des Fruchtlebens. Die Mundöflhung lag, wie schon bemerkt worden, und wie diess hei den Embryonen der Wirbelthiere im Allgemeinen, bald nachdem sie entstanden sind, wohl immer, ja bei den Plagiostonen und Sturionen sogar zeitlebens der Fall ist, sehr weit nach hinten. Derjenige Theil des Kopfes , in welchem sich späterhin der Unterkiefer entwickelt, also Reichert's vorderstes Paar der Visceralfortsätze , stellte einen kleinen, dicken , und im Ganzen auch ziemlich breiten Bogen dar', der jedoch noch lange nicht einen Halbkreis ausmachte. Eine jede Seitenhälfte desselben war an ihrem obern Ende , wo sie in die übrige Substanz des Kopfes überging , am dünnsten und schmälsten , und Avurde von da aus gegen ihr anderes Ende immer breiter und dicker : besonders aber zeigte sie sich in der Nähe dieses letztern Endes recht stark nach aussen angeschwellt, so dass sie von aussen betrachtet einen kurzen Kolben darstellte. Wo aber beide Hälften zusammenstiessen und in einander übergingen , Hess der von ihnen gebildete Bogen , wie diess auch bei sehr jungen Embryonen andrer Wirbelthiere der Fall ist, an seinem vordem Rande einen seichten und massig breiten Ausschnitt, an seiner äussern (untern) Seite eine breite und massig tiefe Längs- furche bemerken. Hinter dem beschriebenen Bogen befand sich jederseits eine ziemlich breite, jedoch nur wenig lange senkrechte Spalte, die sogenannte vorderste Kiemenspalte. Noch etwas kürzer und auch schmäler war die darauf folgende oder zweite Kiemenspalte, die mit jener nach unten ein wenig convergirte. Der zwischen den beiden Spalten befindliche Theil von der Seitenwandung des Kopfes, oder der noch sehr kurze zweite Reich ertsche Visceralfortsalz, war bei weitem nicht so dick, wie der erste Visceralfortsatz , sondern beinahe noch hautartig dünne : insbesondere aber hatte sein dem serösen Blatte der Keimhaut angehöriger Antheil noch eine grosse Dünne. Dicht über dem breitern oder obern Ende desselben lag das Gehörbläschen. Gleich hinter dem Kopfe war der Embryo schon sehr stark zusammengekrümmt, und Hess deshalb schon einen stark hervorragenden Nackenhöcker bemerken (Fig. 1 und 3). Hinter diesem aber zeigte er eine Einsenkung des Rückens, die bei verschiedenen Exemplaren verschiedentlich gross, bei einigen namentlich sehr bedeutend war, und zugleich auch eine Ausbuchtung an der linken Seite, die wohl in einem Gegendruck von Seilen der prallen Allantois ihren Grund hatte. Der hinterste Theil des Körpers endlich war so aufgerollt, dass er bei den meisten Exemplaren eine, bei etlichen aber auch schon 11 Spiralvvindung beschrieb. Das Herz lag m einem Beschreibung sehr Janger Embryonen. 13 äusserst zarthäutigen und beinahe eine Halbkugel darstellenden Sacke weit vor, dessen vorderster Theil gleich hinter dem kündigen Unterkiefer angeheftet war, und an dessen vordere Hälfte ich die Grundfläche der vordem Hälfte des Kopfes dicht angedrückt fand (Fig. 3, b, Fig. 4, f). Gleich hinter dem Sacke aber begann eine sehr breite Spalte der Bauchwandung, die eigentlich die ganze Breite des Bauches einnahm, und die auch eine recht bedeutende Länge hatte, indem sie bis dahin reichte, wo die Spiralwindung der hintern Körperhälfte ihren Anfang nahm (Fig. 4). Es war demnach die Leiheshöhle ''in dem grössten Theile ihrer Länge noch offen. Von den Rändern der Spalte ging das Amnion ab, und ganz hinten ruhte in ihr das dünnere Ende der Allantois , indess das andere Ende dieser Blase von oben her den vordersten Theil des Kopfes verdeckte (Fig. 1). Die Seilenwände des Rumpfes waren allenthalben hautartig dünne, hatten eine nur geringe Höhe, und zeigten wo sich die Leibeshöhle schon geschlossen hatte, fast gar keine Wölbung, sondern waren beinahe ganz platt: wo sich aber die Spalte befand, waren sie weit auseinander getrieben. §.10. Sktltl Gleichsam als die Achse des ganzen Körpers erschien die Rückensaite (Chorda dorsalis) oder die Wirbelsaile (Chorda vertebralis) wie v. Baer in neuerer Zeit sie benannt hat, also die Anlage für die Wirbelsäule. Sie reichte bis an das Ende des Körpers, zeigte sich verhältnissmässig recht dick, und bestand deutlich, wie bei allen Wirbeltbicren, aus einem Kern und einer Scheide : doch war es eigentlich nur die gallertartig - sulzige und sehr durch- sichtige Scheide, der diese ansehnliche Dicke beigemessen werden durfte, denn der Kern war überaus dünne , in einem solchen Grade , wie ich mich nicht entsinne , ihn im Verhältniss zu seiner Scheide oder auch zum ganzen Embryo jemals bei irgend einem andern Wirbelthiere gesehen zu haben. Zu beiden Seiten der Chorde liess sich durch die Oberfläche der Frucht eine Reihe von schon zahlreich vorhandenen und dicht zusammengedrängten oblongen Platten erkennen, die als schmale mit ihrem grössern Durchmesser von der Rückenseite zur Bauchseite herablaufende Streifen der Chorde anlagen und sie bekleideten, aber weder in die Rückenplatten, noch auch in die Bauchplatten hineinzureichen schienen, da sie weder das Rückenmark, noch die Eingeweide der Rumpfliöble verdeckten. Die vordersten befanden sich in geraumer Entfernung hinler den Gehörbläschen , nämlich in einiger Entfernung hinter der Mitle des Nackenhöckers, die hintersten in derjenigen Gegend des Körpers , wo die Spiralwindung des Rumpfes begann, also weit vor dem Ende des Rumpfes. Nicht die vordersten von ihnen, sondern erst die darauf folgenden , waren am längsten und überhaupt am grössten : die hintersten dagegen Avaren am kleinsten und am wenigsten deutlich. Wenn ich einen Embryo zwischen zwei Glasiafeln durch einen schwachen Druck zerquetschte, blieb von allen seinen Theilen Nichts weiter erkennbar, als der Kern der Chorda vertebralis und die eben beschriebenen Platten, welche die ersten Anlagen der Wirbelbeinkörper bezeichneten. Diese Platten aber erlitten in ihrer Form fast gar keine Veränderung, woraus denn mit voflem Grunde gefolgert werden dürfte , dass sie aus einer sehr viel dichtem und festern Substanz bestanden, als alle übrigen Theile der Frucht mit Ausnahme des Kerns der Chorde. Ausserdem suchte ich an diesen und auch an etwas altem Embryonen zu ermitteln, wie sich die beschriebenen Platten bilden, namentlich ob sie, wie von Baer an Cyprinus Blicca bemerkt haben will, aus zwei Hälften, einer obern und 14 Z-weites Kapitel. einer untern, zusammenwachsen. Nach dem aber, was ich gesehen, bin ich überzeugt, dass sie bei der Natter nicht eine solche Entstehung nehmen , vielmehr gleich einfach auftreten, und dann nach oben und nach unten sich verlängern, dass man aber durch optische Täuschungen gar leicht zu der Ansicht geführt werden kann, dass sie ursprünglich aus 2 gelrennten Stücken bestehen , die allmählig erst zusammenwachsen. Die Wirbelsaite setzte sich vorne bis in den Kopf fort, reichte aber nur bis zwischen die Gehörbläschen , wo sie sich dann , um ein Geringes dünner geworden , mit einer scharf bezeichneten Grenze abgestumpft endigte , so dass demnach dieses ihr Kopfstück einen ab- gestumpften Kegel darstellte. Dasselbe aber machte nur einen kleinen Theil der Scliädelgrundfläche aus : die grössere bildete eine Ablagerung von verdichtetem Blastem , die eine längliche und massig breite Tafel darstellte , jenes Kopfstück der Wirbclsaite einhüllte , und innig mit ihm verbunden war , so dass sie ein Theil der Scheide der Wirbelsaile selbst zu sein schien. Nach vorne reichte die von ihr geliildete Tafel bis in die Gegend des Hirntrichters , also eine geraume Strecke über die Wirbelsaite nach vorne hinaus , und ihre Breite war zwischen den Gehörbläschen am grössten , dagegen an beiden Enden , besonders aber an dem vordem , am geringsten. Auch ihre Dicke war nicht allenthalben gleich , denn von ihrer Mittellinie fiel sie gegen die Seitenränder merklich ab. — Zum grössten Theile lag die beschriebene Tafel unter der dritten Hirnzelle und diente ihr als Unterlage : ihr andrer oder vorderer und schmälerer Theil aber bog sich nach oben auf, sprang beträchtlich in die Schädelhöhle hinein, und füllte die ansehnlich grosse Lücke aus , die durch die starke Krümmung des Gehirnes zwischen dem Hirntrichter und der hintersten Hirnzelle entstanden war, so dass das Gehirn um diesen Vor- sprung herumgekrümmt war. Die vordere Seite des vorspringenden Theiles war der Länge nach etwas convex, die hintere etwas concav. — Welche Beschaffenheit die Grundfläche des Schädels unter der vordem Hirnzelle besitzt , konnte ich erst bei etwas altern Embryonen erkennen. Darüber also erst weiterhin (§. 19) das Nähere. §. 11. 6cliirK unö Kück^nmark. Von den Centraltheilen des Nervensystems hatte das Gehirn eine verhältnissmässig sehr beträchtliche Länge , und war , entsprechend der Form des Kopfes im Allgemeinen , wie bei Eidechsen, Vögeln und Säugelhieren in sehr früher Zeit des Fruchtlebens, stark eingeknickt, oder mit andern Worten nach der Dimension der Länge zusammengekrümmt. Wie bekannt erscheint das Gehirn der Wirbelthierc im Allgemeinen ursprünglich unter der Form von 3 Zellen, die in einer Reihe hintereinander liegen. Diese Zellen aber, namentlich die vordere und hintere, theilen sich sehr bald in einige unlcrgeorckete Abschnitte oder Kammern ab, und man fühlt sich deshalb genöthigt, wenn man in möglichster Kürze eine gehörig deutliche und einigcrmassen vollständige Enlwickelungsgeschichte des Gehirns geben will, diesen untergeordneten Abtheilungen besondere und allgemein passende Namen beizulegen. Von Baer hat dergleichen bereits in Vorschlag gebracht*), und von diesen will ich, weil sie mir ihrem Zwecke zu entsprechen scheinen , hier denn auch Gebrauch machen. Die vorderste Zelle , die ganz und gar zu dem ♦) Am ange£ O. II, 107. Beschreibung sehr junger Embryonen. 15 grossen Gehirne wird, kann in zwei auf einander foI{;endc Tlieüe zcrlcf!:l werden, in das Vordcrhirn und Zwisclienliirn, von denen joner sich zu den Hemisphären, dieser sich zu derjenigen Partie aushihlel, welche die sogenannte dritte Ilirnhöhle enthält. Die zweite Zelle heisst das Mittclhirn ; sie theilt sich nicht weiter ah, und ihre obere Wendung entwickelt sich bei den Säugelhieren zu den Vicrhiigeln, ihre Höhle aber erscheint zuletzt als der Aquae- ^ ductus Sijlvii. Die dritte Zelle kann sich in zwei auf einander folgende thcilen, von denen die eine den Boden für das Cerebcllum abgiebt und Hinter biru genannt worden ist, die darauf folgende aber zur McduUa ohlongata wird, und den Namen Nachhirn erbalten hat. — Diess vorausgeschickt will ich jetzt das Gehirn beschreiben , wie ich es bei den jüngsten Embryonen der Natter gefunden habe. A^on der rechten oder linken Seile betrachtet zeigte sich dieses Organ (Tab. 1, Fig. 7) in einem hohen Grade eingeknickt, so dass seine obere Seite einen spitzen am Scheitel aber abgerundeten Winkel bildete. Unter dem Scheitel dieses Winkels, der auch den Scheitel des Kopfes ausmachte , befand sich die mittlere Hirnzelle (Mittelhirn), welche die kleinste von allen war (Fig. 6, a, Fig. 7, d). Bis an die untere Seite von ihr reichte der schon erwähnte Fortsatz der Basis crunii (Fig. 7, f *). Der hinter diesem Fortsatz befindliche Tbeil des Gehirns aber war die hinlere, der vor ihm belindliche die vordere Hirnzelle. Die zuletzt genannte Zelle , welche die grosstc von allen war , . hatte von der Seite betrachtet beinahe die Form eines gleichseitigen Dreieckes , befand sich zwischen den Augen , ruhte mit ihrer Basis auf der Grundfläche des Schädels, und war von den Seiten sehr stark abgeplattet, an ihrer Basis aber am breitesten , an ihrer obern abgerundeten Seite am schmälsten. An ihr Hessen sich vier verschiedene Abtbeilungen oder Kammern bemerken , von denen drei in einer Reihe hintereinander lagen , die vierte aber über jenen ihre Lage hatte. Von jenen drei Abtheilungen war die vorderste (Fig. 6, a, Fig. 7, a) das Vorderhirn, oder die Andeutung der Hemisphäre des grossen Gehirns. Sie nun hatte erst eine sehr geringe Grosse, und stand in Hinsicht derselben den drei i'Jjrigen Ablbeilungen sehr nach. Auch war sie nicht breiter, als die über und hinler ihr liegende iVbtheilung (Baer's Zwischenhirn), von der sie sich durch eine nur höchst schwache oben und an den Seilen vorkommende Einbuchtung abgegrenzt zeigte. Für sich betrachtet^ erschien sie ganz einfach , Hess namentlich nicht die mindeste ^Ajideutung einer Sonderung in zwei Seilenbälflcn oder Hemisphären gewahr werden, und stellte von der Seite angesehen ungefähr ein Dreieck dar , dessen einer Winkel , welcher das vordere Ende des ganzen Gehirnes bezeichnete, sehr stumpf war, und dessen Breite kaum halb so viel betrug, als die Höbe. Dicht hinler ihr befand sich eine viel kleinere, jedoch etwas mehr in die Breite gezogene Ablhcilung (Fig. 5, e , Fig. 7, b) , deren Höhle gegen die gemeinsame Höhle des ganzen Gehirnes weit geöffnet war, und aus deren rechter und linker Seite die Sehnerven hervorgingen (Fig. 5, d). Dicht hinter dieser aber lag der Trichter (Fig. 5, Fig. 7, c), der einen verhältnissmässig bedeutenden Umfang hatte , namentlich ungefähr die Grösse des Vorder- liirns , von den Seiten stark abgeplattet und hinten abgerundet war , und eine nur dünne Wandung , dagegen eine ansebnhch grosse Höhle besass. Die letzte oder obere Abtheilung der vordem Hirnzelle, Baer's Zwischenhirn (Fig. 6, b) war von allen die grössle , hatte eine ziemlich ansehnliche Höhe , war aber von den Seilen ziemlich stark zusammengedrückt, ja lief bei einigen Embryonen in der Nähe der Hemisphären an seiner vordem (obern) Seite in eine stumpfe Schneide aus. Von ihr war der Trichter offenbar ausgegangen, so dass er 16 Zweites Kapitel. eine Aussackung von ihr darstellte. Was aber diejenige Abtheilung anbelangt, aus der die Sehnerven hervorgingen, so muss ich, wenn Huschke's Angabe richtig ist, dass bei dem Hühnchen ursprünglich nicht 3, sondern 4 Hirnzellen vorkommen, von denen die vorderste sich au den Augen ausbildet *), glauben, dass sie ein Ueberrest von einer vierten Hirnzelle gewesen ist, die aber, nachdem sich die Hemisphären zu entwickebi und zu vergrössern begonnen hatten, von diesen immer mehr nach unten und hinten gedrängt worden war. Das Mittelhirn war sowohl von dem Zwischenhirn , als auch von dem Hinterhirn oder überhaupt von der letzten Hirnzelle oben und an den Seiten durch eine schwache Einschnürung abgegrenzt , und zeigte eine , von seiner obern Wandung gebildete starke Ausweitung (Fig. 1 . e) , die ungefähr dem dritten Theile ein«r Hohlkugel gleichkam , imd derjenigen Hirnpartie der Säugethiere entsprach, aus welcher sich die Vierhügel entwickeln. Die hinterste Hirnzelle (Fig. e, f, g) hatte eine ansehnliche Länge , war anfangs ziemlich breit und weit , liess in einiger Entfernung vor den Gehörwerkzeugen eine massig starke seitliche Ausbuchtung gewahr werden , wodurch die Sonderung im Hinter- und Nachhirn angedeutet schien, und wurde dann, je weiter nach hinten, desto schmäler und enger. Von der Seite betrachtet war sie zusammen mit dem Anfange des Rückenmarkes, in welches sie ohne irgend eine Abgrenzung sich fortsetzte, beinahe ,S- förmig gebogen , und zwar so , dass der untere von den beiden Bogen dieser Figur den nur massig stark hervortretenden Nackenhöcker des Embryos bilden half. Von einer Glandula jntuitaria war eben so wenig, als von einer Glandula pincalis Etwas zu bemerken. Auch fehlten noch ein Plexus choroideus und eine Oeffnung für denselben an der obern Seite des Z\\ischenhirns. Desgleichen Hessen sich noch nicht besondere Hirnhäute unterscheiden, doch waren sie wohl ohne Zweifel in ihrer ersten Anlage vorhanden, wenn gleich von dem Gehirn noch nicht gehörig geschieden , sondern mit ihm noch innig vereinigt : Ich muss diess deshalb glauben, weil die dritte Hirnzelle an ihrer obern Seite noch nicht offen war, und noch nicht eine ihr nur aufliegende Decke besass. Das ganze Gehirn stellte einen Schlauch dar, der vermuthlich mit einer tropfbaren, wässrigen Flüssigkeit gefüllt war, und dessen Wandung eine im Vergleich zur Hohle nur sehr geringe Dicke hatte. Am dicksten war noch die untere Wandung, also die Basis cerebri, am dünnsten dagegen die ihr gegenüber liegende oder obere. An dieser letztern bemerkte ich eine sich über die mittlere und vordere Hirnzelle erstreckende höchst schmale und sich durch eine etwas weissliche Farbe und Un- durchsichtigkeit auszeichnende Leiste , die eine Narbe oder Naht vorzustellen schien. Das Rückenmark reichte bis an das Ende des Schwanzes, verjüngte sich von vorne nach hinten ganz gleichmässig , zeigte sich von den Seiten stark zusammengedrückt, und war der ganzen Länge nach hohl. Im Vergleich zu der Höhle war die Wandung an den Seiten massig dick , unten aber , und mehr noch oben , in der Mittellinie äusserst dünne , so dass es daselbst leicht auseinander riss. Jede Seitenhälfte war nach unten hin etwas dicker, als nach oben» §. 12. öinncswjrk^eugc. Von dem Geruchs- und dem Geschmacks - Organe war noch nicht die schwächste Spur vorhanden. Wohl aber waren schon die Augen und die Gehör Werkzeuge angelegt. Als *) Meckel's ArchiT vom Jahr 1832 Heft 1. Besctareibuns selir junger Embryonen. 17 Andeiiluns^en der lelztcrn Hessen sich , wie bei den Eidechsen , Vögeln und Säugelliieren in einer sehr frühen Zeit des Fruchliebens, zwei sehr kleine, ganz einfache, linsenfürmigc Bläschen bemerken, die sich weit hinter den Augen dicht über den A'isceralfortsälzen des zweiten Paares belanden, eine sehr oberflächliche Lage hatten, mit ihrer einen Seile nach aussen, mit der andern gegen die Millelcbenc des Kopfes gekehrt waren, und aus einer zarten Haut zu besteben schienen. An seiner nach innen oder gegen die Kopfböhle gerichteten Seite zeigte ein jedes von ihnen eine sehr weite, den grössten Theil dieser Seile einnehmende rundliche Oeflhung, die in die Höhle der dritten Hirnzelle führte , so dass das ganze Bläschen eigentlich nur als eine Ausstülpung des Gehirnes erschien , von dem es jetzt nur durch eine ringförmio'e Ein- schnürung, nicht aber durch einen bohlen Stiel abgegrenzt war. Auch das Auge stellte sich als ein dünnwandiges, farbloses, ganz durchsichtiges haut- artiges Bläschen dar , das aber von aussen betrachtet die Form einer Birne hatte , und mit dem breitern Ende nach oben und etwas nach hinten, mit dem düimern nach unten und etwas nach vorne gerichtet war. Genau jedoch genommen war es von aussen und von innen sehr zusammengedrückt oder abgeplattet, so dass seine Höhle im Verbältniss zu dem schon ziemlich grossen Umrisse , den es bei der Ansicht des ganzen Kopfes gewahr werden liess , doch nur geringe war. In der Mitte seiner obern oder breitern Hälfte befand sich ein verhältnissmässig nur sehr kleiner, scbeibenrdrmig runder, und etwas weisslicher Flecken, der die Linse andeutete, in [der nach innen gekehrten Wandung der untern Hälfte aber eine ansehnlich grosse, durch die ganze Höhe dieser Hälfte gebende ellipsoidiscbe Oeffnung , die in die Höhle der vordersten Hirnzelle und zwar, näher noch angegeben, in die mittlere von den drei untern Abtheilungen dieser Zelle führte , mit der die untere Hälfte des Auges unmiltelbar zusammenhing. Wie sich weiterhin ergeben wird , wandelt sich diese letztere Hälfte in den Sehnerven um. §. lo. IWr ö a Uli ng s tv f r k 7 c xt g f. Der Munddarm, d. h. derjenige Abschnitt des Darmkanalcs, welcher nach vollendeter Entwickelung aus dem Schlundkopfe und der Speiseröhre und dem Magen besteht , hatte eine absolut und relativ nur sehr geringe Länge , indem er uicht weiter nach hinten reichte , als der zarthäuligc Sack, in dem das Herz eingeschlossen war. Dagegen war er im Verbältniss zu seiner Länge ziemlich weit, hatte in dem grössern Theile seines \'crlaufes allenthalben beinahe dieselbe Weite, war nur ganz hinten erst ein wenig angeschwollen, dann merklich wieder etwas enger, und ging in den Mittel- oder Dünndarm ohne alle Abgrenzung über, so dass sich sein Ende nur durch die Lage der Leber und der Bauchspeicheldrüse bestimmen liess. Der künftige Dünndarm, dessen Wandung nicht dünner, als die jener ersten Abtheilung war, besass in seiner vordem Hälfte, so weit der Bauch offen war, eine verhältnissmässig recht erhebliche Breite , und liess hier ebenfalls eine beträchtlich breite und lange Spalte , den Darmnabel nach der von Baer gegebenen Begriffsbestimmung bemerken, so dass er eigentlich eine Halbrinne darstellte. Von den Rändern dieser Rinne ging als unmittelbare Fortsetzung des Darmkanals der übrige , also peripherische Theil des Schleimblatlcs der Keimhaut ab. Die hintere Hälfte des Darmes aber zeigte sich als ein schon völlig geschlossenes Rohr, und hatte durchweg eine verhältnissmässig nur geringe Dicke. — Das Gekröse war äusserst schmal, jedoch an der Mitte 3 IS Zweites Mapitel. von dem vordem oder offenen Tlieile des Darmkanales etwas breiter, als anderswo. Dagegen war seine Dicke aufFallend gross im Verhältniss zur Breite. Ob sich zwischen seinen beiden Blättern eine Höhle befand , konnte ich der Kleinheit des Gegenstandes wegen nicht gewahr werden : doch muss ich nach dem , was ältere Embryonen mich bemerken Hessen , ihre Gegen- ' wart auch bei jenen jüngsten voraussetzen. Ganz an dem vordem Ende des noch offenen Theiles vom Darmcanale befand sich rechterseits neben dem Gekröse , und innig mit ihm verbunden , ein massig grosses und fast kugelrundes Bläschen, das sich als eine Ausstülpung jenes Kanales zu erkennen gab, ohne einen besondern Stiel in denselben überging , eine recht weite in ihn führende Oeffnung zu haben schien, und eine eben so dicke Wandung, wie jener Theil des Darmkanales, besass. Seines innigen Zusammenhanges mit dem Gekröse wegen möchte ich fast vermuthen, dass es sich aus der obern (dem Rücken zugekehrten) Wandung des Darmes gebildet hatte , zwischen die beiden Blätter des Gekröses gedrungen war , und dann sich rechts hin gewendet , dabei aber einen Theil des rechten Gekrösblaltes , ihm die Form einer Kappe abnöthigend , vor sich liergeschoben und ausgebuchtel halle. Wie ich aus der Untersuchung älterer Embryonen wusste, war das beschriebene Bläschen die Anlage für das Pancreas. Ein wenig vor dem eben beschriebenen Organe , aber an der untern Seite des Darmes ganz dicht vor dem vordem Rande des Darmnabels , liinler und über dem Herzbeutel , machte sich auch schon die Anlage für die Leber bemerklich. Diese nun aber war in Berücksichtigung des Grossenverbältnisses , das beide Organe nach vollendeter Entwickelung gewahr werden lassen , im Verhältniss zu jenem ungemein winzig , indem es dasselbe an Umfang nur sehr wenig übertraf. Was ihren Bau anbelangt, so bestand sie aus zwei hohlen länglich- ovalen Körperchen oder Bläschen , die mit ihren dickern nach hinten gerichteten und in den Darm übergehenden Enden zusammenstiessen, nach vorne aber, wohin sie etwas zugespitzt ausliefen, auseinander fuhren, und beide zusammengenommen die Form eines Halbmondes oder Hufeisens zeigten. In Hinsicht der Farbe zeichnete sie sich vor dem Darmcanale und der Bauchspeichel- drüse dadurch aus , dass sie eine sehr schwache Beimischung von Gelb besass , die sich auch im Weingeiste einige Zeit erhielt, und die theils einem etwas andern Gefüge, theils vielleicht auch einem grössern Reichthum an Blut beigemessen w^erden durfte. Von Athmungswerkzeugen vermochte ich noch keine Spur zu entdecken. §. 14. 3^ a r n «) e r k j e u 9 f. Auch von Nieren war nicht das Mindeste aufzufinden. Wohl aber waren schon die- jenigen Organe zugegen , welche bei allen Amphibien , Vögeln und Säugethieren den Nieren vorangehen , eine ähnliche Function , wie diese ausüben , und von mir zuerst , als ich sie beim Hühnchen näher untersucht hatte, nach C. F. Wolff, der sie schon früher gesehen, aber für die Nieren gehalten hatte, Wolffsche Körper, späterhin, um für sie einen allgemeinen Namen zu haben, falsche Nieren, von Jacobson dagegen Primordialnieren genannt worden sind, die aber in deutscher Sprache vielleicht am passendsten die Ur-Nieren heissen dürften. Diese Gebilde nun erstreckten sich beinahe durch die ganze Länge der Leibeshöhle, indem sie ober dem Herzen begannen, und allem Anscheine nach beinahe bis an das hintere Ende jener Beschreibung sehr junger Embryonen. 19 llölilc liinreiclitcn. Sic Jagen dicht neben der Aorla und dem Gekröse, zu beiden Seiten derselben , waren von den Seiten stark zusammengediiickt , ballen vorne eine massige Dicke und Breite , wurden je weiter nacb hinten um so dünner und schmäler , und verloren sich unmerklich in dem binterstcn zusaniniengerolllen Thcile des Körpers. In seiner vordem Hälfte bestand ein jedes aus einer Reihe ziemlich nahe beisammen liegender, ovaler, und sehr kleiner Körpereben , oder vielmehr Bläschen , die im Verhältniss zu ihrer Dicke um so kürzer und Kugeln um so ähnlicher waren, je näher sie der Mille des Gebildes lagen, alle mit ihrem einen Ende an einen gemeinschaftlichen zu diesem Gebilde selbst gehörigen und über ihm verlaufenden zarten Faden oder Kanal angeheftet zu sein schienen , und ausserdem noch durch ein formloses Blastem zusammengcballen wurden. In der hintern Hälfte aber Hess sich ein solcher Bau nicht mehr erkennen, sondern hier bestand das Organ, wie es mir vorkam, nur allein aus einem formlosen Blastem. Da die Allan tois einigerniassen den Harnwerkzeugen beigezählt werden darf, weil sich bei den Säugetbieren aus einem Theile von ihr d-ie Harnblase entwickelt, so will ich hier noch bemerken, dass bei den in Rede stehenden Embryonen ihr sehr dünner Stiel schon eine ziemlich grosse Länge halle , in der hintern schon geschlossenen Hälfte der Leibesböhle dicht unter dem Darme seinen Verlauf machte, an der spiralförmigen Krümmung dieser Hälfte Antheil genommen hatte , und in das hintere Ende des Darmes überging, ^'^on Gescblechtswerkzeugen war noch Nichts zu bemerken. §.15. !0 l u t g c f ä 0 $ s 1) s t e m. Das Herz lag zum Theil unter, zum Theil hinter der hinteren Hälfte des Kopfes, und war eingeschlossen in dem schon mehrmals erwähnten zartbäutigen balbkugelförmigen Beutel, der als ein ziemlich grosser Bruchsack an der untern Seile des Körpers vorkam, und genau genommen Nichts weiter , als ein Theil der beiden Baucbplallen war. Ferner stand dasselbe noch auf einer der niedrigsten Stufen seiner Entwickclung , indem es nur erst einen Schlauch darstellte , der im Verhältniss zu seiner Weite erheblich lang , stark zusammengekrümmt, allenthalben ziemlich dickwandig, im Ganzen aber nur dünnwandig, und nur erst sehr unbestimmt in verschiedene Abtheilungen geschieden war. Im Ganzen genommen balle es in seiner Form einige Aehnlichkeit mit einem grossen römischen S: nur waren, wenn man sich diese Figur in 3 gleiche Stücke getbeill denkt, die beiden Endstücke an das Mittelstück dichter berangeschoben, die ganze Figur also stärker zusammengedrängt. Ueberdiess war der Schlauch noch so ge- krümmt, dass er beinahe eine Spiralwindung beschrieb. Von hinten nach vorne seinen Verlauf verfolgt , war der Mittelpunkt seiner ersten seillichen Ausbiegung nach links und oben , der seiner zweiten seitlichen Ausbiegung nach rechts und gleichfalls etwas nach oben , der seiner mittlem Ausbiegung aber nach unten gerichtet. Gesehen auf seine Weile an den verschiedenen Stelleu, so war er an seinem hinteren Ende nur wenig weiter, als der in Verhältniss zum ganzen Embryo beträchtlich weite Stamm der Nabelgekrösvene , von welchem er nur als eine unmittelbare Fortsetzung erschien, und bildete hier eine absolut und relativ sehr kleine rundliche Anschwellung jenes Gefässslamraes , welche Anschwellung sich nachher zu den Vorkammern des Herzens ausbildet. Nach einer kaum merklichen Verengung wurde er darauf allmählig etwas 3* 20 Zweites Kapitel. weiter bis über seine Mitle hinaus. Dann aber verengerte er sich in der rechten Seitenhälfte des Körpers, ehe er sich der Mittellinie wieder zubiegen wollte, aufs Neue ein wenig, erweiterte sich abermals , doch weniger , und lief endlich stark verjüngt aus , um sich in die sogenannten KiemengePässbogen zu theilen (Tab. I, Fig. 10). Der erwähnte mittlere längere und weitere Theil wird späterhin zu dem Ventrikel des Herzens. — Das hintere Ende des beschriebenen Schlauches lag dicht vor dem vordem Ende des Hautnabels, durch dessen vordersten Theil die Nabelgekrösvene hindurchging : sein vorderes Ende aber befand sich dicht hinter dem ersten Paare der Visceralforlsätze (Unterkiefer) unterhalb des zweiten Paares dieser Forlsätze , und war der Mittellinie des Körpers zugekehrt. Das vordere Ende des Schlauches sendete drei Paar kurzer divergirender Gefässe aus, von denen zwei durch die beiden Paare der erwähnten Visceralforlsätze hindurchliefen und an Weile einander ziemlich gleich waren , das drille aber dicht hinter dem zweiten Paare der Visceralspalten aufstieg und an Weile jenen nicht unbedeutend nachstand. Von der Seite betrachtet boten sie in jeder Seitenhälfte zusammen mit dem vordersten Theile des Herzschlauches, wie bei den Vögeln, die Figur eines Dreizackes dar. Durch ihre gegenseitige Vereinigung setzten sie eine Aorte zusammen, die ich aber nicht ganz bis an ihr Ende verfolgen konnte. Auch konnte ich nicht ausfindig machen, unter welcher Form sich die beiden Arterienslämme der Keimhaut mit ihr verbanden. Andere Arterien vcrmoclile ich gar nicht zu erkennen. Von Vorne Hessen sich schon mehrere Stämme deutlich erkennen und unterscheiden, zuvörderst namentlich die Nabelgekrösvene , deren kurzer Stamm der weiteste von allen war, und aus zwei in dem Hautnabel sich vereinigenden Acslen hervorging, deren Ausbreitung in der Keimhaut ich jedoch nicht verfolgen konnte. Ferner kamen in dem Embryo selbst zwei schon ziemlich weite Stämme vor, die auf beide Seitenhälften vcrlheilt und unter einander symmetrisch zwischen den Urnieren und der Rückenwand des Leibes ihren Verlauf machten, so dass jene Eingeweide ihnen angewachsen erschienen. Von dem hinlcrn Ende der Frucht wurden sie nach vorne immer weiter, und waren in ihrer vordem Hälfte ungerähr halb so dick, als jene Eingeweide an eben derselben Slelle. Ihnen entgegen kamen vom Kopfe her zwei andere, aber viel dünnere und sehr viel kürzere Venen , die sich dicht über den Visccralfortsälzen zwischen diesen und den Gehörbläschen in der Leibeswand hinzogen. Die letztern bilden sich nachher zu den Jugularvenen aus; die erstem aber habe ich Cardinalvenen genannt.*) Jede solche hintere Vene verband sich mit der vordem ihrer Seite zu einem kurzen und nur massig weiten Kanal, der nach unten und innen sich herabsenkend in sehr geringer Entfernung hinler dem Herzschlauche in die Nabelgekrösvene überging. Das Paar dieser Kanäle habe ich die Cuvier'schen Gänge (Ductus Cuvieri) genannt**), weil sie den von Cuvier so genau beschriebenen Anhängen des Herzens der Fische wesentlich entsprechen, in die alle Venenstämme des Leibes endlich übergehen. In dem Blute waren zwar schon Körner bemerkbar, doch nur erst sparsam vorhanden. Auch wai' es nur erst schwach gefärbt und hatte mehr eine gelbliche, als rolhe Farbe. *) Dritter JabresbericLt des naturwissenscLaftlichen Seminars zu König^sberg'. Königsb. 1838, S. 2 nud 3. *♦) Ebendaselbst S. 2. 21 JBrittcö föaptti:L Cntwickelungs - Oescliielitc der IVatter von der Zeit, da sich erst zwei Paar Kiemeiispalten gebildet halben, his zum Erscheinen sämmtlicher Kiemenspalten und der Verschliessun^ des Darmnahels. §.16. (e i 1) ü 1 l e n. Mit der VergrÜsscrung der Frucht nimmt auch das Amnion nicht unbedeutend an Umfang zu , jedoch nur in dem jMaasse , dass es selbst am Ende dieser Periode die Frucht noch ziemlich knapp umschliesst, und zwischen beiden ein nur gfcringer Zwischenraum vor- kommt (T;d). II, Fig. 2, b, b). Aiisp:efiillt wird dieser von einem sehr dünnen, wassrigen Liquor Amnii. — Das falsche Amnion bleibt noch einige Zeit bestehen : dann aber verschwindet CS spurlos, und es kommt nun die Allantois zunächst mit der Dotterhaut in Berührung. Wenn das geschehen, verliert auch diese, so>veit sie von jener Blase berührt wird, allmählig an Dicke, ohne jedoch jetzt schon irgend wo ganz zu vergehen. Demnach findet in den Eiern der Schlangen zwischen der Dotterhaut und dem falschen Amnion hinsichtlich ihres Verschwindens ein um- gekehrtes Verhältniss, als in den Eiern der Vögel statt, in welchen letztern, wie bekannt, die Dolterhaut früher vergeht, als das falsche Amnion. Die AUantoidc, früher ein birnförmiges Bläschen, findet an der nicht nachgiebigen Schalenhaut, der ja die Dotterhaut dicht anliegt, einen Widerstand, und kann daher, indem sie sich bedeutend vergrössert, ihre ursprüngliche Form nicht auf die Dauer beibehallen, sondern wird genölhigt, sich seitwärts auszubreiten, sich also abzuplatten. So geschieht es denn, dass sie sich in ein kuchenförmig plattgedrücktes und scheibenrormig rundes Säckchen umwandelt, das mit der einen Seite der Dotterhaut anliegt und mit ihr auch verklebt erscheint, in dem Mittelpunkte seiner andern Seite aber, die dem Amnion zugewendet ist und ihm auch dicht anliegt , den Uebergang seines immer länger gewordenen Stieles bemerken lässt. Die Quer- durchmesser dieses Säckchens sind zuletzt ungefälir eben so lang, als der grösste Durchmesser des Amnions, so dass dieses an seiner einen Seite ganz von ihm bedeckt wird. Ferner gewinnt diejenige Wandung der Allantoide, welche sich der Dotterhaut anschmiegt, eine etwas grössere Dicke, als die gegenüber liegende, wie auch einen grössern Reichthum an Verzweigungen seiner Blutgefässe, wodurch es nach aussen sehr stark gerölhet wird. Sein Inhalt dagegen, eine klare wässrige Flüssigkeit, die allmählig etwas klebrig wird, nimmt nur massig zu, so dass selbst am Ende der ersten Periode eine nur geringe Quantität davon vorkommt. Derjenige Theil des Schleim - und GcPäss - Blattes der Keimhaut , welcher nicht zur Bildung des Darmkanals benutzt worden ist, sondern über den Dotier ausgebreitet bleibt, wächst immer weiter über den Dotter herüber, und nimmt so rasch und so bedeutend an Umfang zu, dass er gewöhnlich schon vor dem Ende der ersten Periode den Dotter völlig einschliesst, und g^ Drittes Kapitel. jetzt schon einen mit dem Darme zusammenhängenden grossen Dottersack darstellt. Nur in seltenen Fällen verbleibt noch bis in die nächste Periode , ja selbst wohl Aveit in sie hinein, in dem Dottei'sacke gegenüber dem Darmnabel eine Oeffnung. Insbesondere aber ist es von den beiden, durch einen etwas verschiedenen Bau sich kenntlich machenden Partien des erwähnten Theiles, nämlich der Area pellucida und der Area vasculosa, die letztere, welche so bedeutend an Ausbreitung gewinnt : denn die erstere oder die zunächst mit dem Darm zusammenhängende Partie, welche auch das Fruchlbett ausmacht, nimmt nur massig an Umfang zu (Tab. I, Fig. 2). Dagegen senkt sich das Fruchtbett immer tiefer in den Dotter ein , so dass es am Ende der ersten Periode schon Etwas mehr , als die Hälfte des Amnions , das mit ihm jetzt verklebt gefunden wird , umfasst und einhüllt. Uebrigens erfolgt der Wachsthum des ganzen in Rede stehenden Theiles einerseits durch Ablagerung von Stoffen in der ganzen Masse desselben', wie sich aus der Vergrösserung der Area pellucida und des Sinus termiiialis folgern lässt, anderseits aber auch wohl durch Ablagerung von dem freien Rande desselben. Während der zum Dotter- sacke werdende Theil immer mehr an Ausbreitung gewinnt, wird er auch dicker, und es sondert sich seine Substanz in zwei verschiedene nicht schwer zu trennende Blätter, von denen das äussere und die Dotierhaut berührende dünner , durchsichtiger und allenthalben ganz homogen, das andere aber, oder das unmittelbar dem Dotter aufliegende, dicker, weniger durchsichtig und schwach granulirt ist. Deutlich wird es dabei, dass die Blutgerässe des Dottersackes eigentlich dem äussern Blatte angehören , und hauptsächlich an dessen nach innen gekehrter Fläche ver- laufen , mit der sie fest zusammenhängen ; dass das andre Blatt aber ihnen nur ziemlich lose anliegt , weshalb sie an ihm nicht haften , wenn es von jenem erstem abgetrennt wird. Es dient demnach das innere Blatt den Gefässen des Dottersackes gleichsam als eine Bekleidung, und es zieht sich dasselbe über sie so hinweg , dass es an den grossem Stämmen und Aesten schwache Falten schlägt, die von ihnen ausgefüllt werden. Ueberdiess wird es immer deutlicher, dass in dem durchsichtigen Hofe das äussere Blatt, in dem Gefiisshofe das innere Blatt seine verhältnissmässig grösste Dicke besitzt. Doch wird zuletzt mit der Zunahme, welche die beiden Blätter an Dicke gewinnen , der ursprüngliche Unterschied beider Höfe immer unkenntlicher, indem die früher ziemlich scharfe Grenze zwischen ihnen mit der Zeit gleichsam verwischt wird. Dem Angelührten zufolge muss ich glauben, dass das äussere Blatt des Dottersackes für einen Theil des Gerässblaltes , das innere für einen Theil des Schleimblaltes der Keimhaut gehalten werden darf. Da nun aber das innere Blatt des Dottersackes unmittelbar in die Schleimhaut des Darmkanales, das äussere Blatt in den übrigen oder denjenigen Theil der Wandung des Darmkanales übergeht , in welchem sich die Muskelfasern dieses Kanales bilden : so würde, wenn jene Deutung richtig wäre , es keinem Zweifel unterliegen , dass die Muskelhaut des Darmkanales eine partielle weitere Ausbildung des Gefässblattes der Keimhaut ist. In derselben Weise, wie in dem Eie der Vögel, geht auch in dem der Natter sowohl die histiologische, als auch die morphologische Ausbildung der Blutgerässe des Dotiersackes vor sich , vveshalb , um uniiöthige Weitläufigkeiten zu vermeiden , hier nur wenige Bemerkungen darüber am rechten Orte sein dürften. Die Entwickelung dieser Gefässe geht recht rasch vor sich, denn in Eiern, deren Embryonen nur wenig grösser, als die jüngsten von mir untersuchten waren , Hessen sie nicht blos schon zahlreiche Verzweigungen gewahr werden , sondern es besass auch schon der ganze Gefässhof eine iheils absolut, theils im Verhältnisse zur Frucht Zweite nftlfte der ersten Periode. 23 viel grössere Ausbreitung (Tab. I, Fig. 2). Doch brcitel sich das Schleirablatt des Doltersackes noch weit rascher aus, als der Gcfässhof: denn wenn sich jener gegenüber der Frucht am Ende der ersten Periode beinahe schon geschlossen hat , so dass nur eine kleine Ocßhung dort noch vorhanden ist, reicht der äussere Rand des Gefässhofes noch lange nicht bis an die OefTnung hin. Dessenungeachtet scheint das äussere oder Gcfiissblatt des Dottersackes , als Ganzes betrachtet, in seiner Ausbreitung gleichen Schritt mit dem Schleimblatte zu halten, so dass demnach ein Theil von ihm zur Zeit, da in dem Dottersacke noch die erwähnte OefTnung vorkommt , über den ihm angehörigen Gefiisshof hinaus und bis zu jener Oelfnung selbst hinreicht: nur ist dann, wie es den Ansehein hat, dieser äussere, den Gefösshof wie ein Saum umgebende Theil erst überaus dünne : und überhaupt hat sich dann über den Gefässhof hinaus der Dotiersack noch nicht in zwei von einander trennbare Blätter geschieden. — Die Verzweigung der BlulgeTässe des Dottersackes ist auch in dem Eie der Natter netzförmig, und es nimmt , je näher dem äussern oder grossem Rande des Gefässhofes , die Zahl 'der Maschen immer mehr zu, ihre Grösse aber ab (Tab. I, Fig. 2). Dagegen lässt sich niemals ein so ausgebildeter 5/««* terminalis bemerken, wie er in dem Eie der Vögel vorkommt, sondern nur eine Annäherung zu einem solchen : denn an dem Umkreise des Gerässhofes werden immer zwei etwas grössere Gefässzweige durch eine sehr zarte und bogenrormig etwas gekrümmte Anastomosa untereinander vereinigt , in welche dann innerhalb der dadurch gebildeten Masche noch zartere Reiser übergehen. Auch habe ich den GeHisshof niemals an zwei einander gegenüber liegenden Stellen eingebuchtet gefunden , wie er es in dem Eie der Vögel ist , sondern ganz und gar schlüsselförmig rund. Die Venenzweige des Dottersackes, d. h. diejenigen Gefiisse desselben , welche das Blut von diesem Sacke der Frucht zuführen , liegen in der Wandung desselben meistens etwas oberfläciilichcr, als die Arterienzweige, und es verlaufen jene Zweige, wenigstens die grössern , nicht dicht neben den Arterienzweigen , sondern vielmehr ganz ge- schieden und in geraumen Entfernungen von ihnen ; wie denn überhaupt jene weder in ihrem Verlaufe, noch auch in ihrer Form sich nach diesen richten (Tab. I, Fig. 2). In der Area pellucida sind übrigens die Venenäste stärker verzweigt, als die Arterien, ihre grössern Zweige aber sind sowohl hier, als auch in der Area vasciilosa dünner, als die der Arterien. — Da der Embryo mit der linken Seile auf dem Doltersackc liegt, auch die Nabelöffnung sich gegen diese Seite hinkehrt, so liegen natürlicherweise die Aeste und grössern Zweige der Blutgefässe des Dottersackes unterhalb des Embryos , und zwar in dem Grunde dieses Sackes , oder dem Fruchtbette. — Die Arterien des Dotiersackes lliessen zu zwei ansehnlich weiten Aesten zusammen , die einander beinahe gegenüber liegen , und um die Mitte der ersten Periode unter beinahe rechten Winkeln gegen die Achse des von dem Embryo gebildeten Kegels , oder , was dasselbe wäre, gegen die Achse des in seiner ursprünglichen Lage gerade ausgestreckt gedachten Embryos hinlaufen (Tab. I, Fig. 2), späterhin aber, wenn sich der Embryo stärker zusammen- rollt, scheinen sie so sieh zu verschieben, dass der eine unter dem Kopfe, der andere unter dem spiralförmig zusammengerollten Hinlertheile seinen Verlauf macht (Tab. II, Fig. 2). Jedenfalls aber treffen beide Aeste in dem vordem Theile des Hautnabels zusammen , und setzen hier einen Stamm zusammen , der in die Aorte übergeht. Die Doüervene, oder der Hauplanlheil der Nabelgekrösvene , wird gleichfalls aus 2 Hauptästen zusammengesetzt ; diese aber richten sich nach der Längenachse der Frucht , indem der eine \on vorne , der andre von hinten gegen den 24 Drittes Kapitel. Nabel hinläuft (Tab. I, Fig. 2). Diese Lage bleibt auch durch die ganze Periode ziemlich dieselbe : dagegen verlängert sich ihr Stamm , zu dem sie sich anfänglich in dem Hautnabel vereinigen (Tab. I, Fig. 2), nicht unbedeutend, so dass die Stelle ihrer Vereinigung immer weiter von dem Nabel nach aussen (zur Keimhaut) fortrückt (Tab. II, Fig. 2). Ucberdiess werden die Venenäste im Verhältniss zu den Arterienästen mit der Zeit immer weiter. — Bei Embryonen aus der letzten Zeit der ersten Enlwickelungs -Periode, wie auch bei altern, sah ich die Arterien des Dottersackes bis zu ihren feinern Zweigen hin ganz deutlich pulsiren, und ihre Pulsalionen mit denen der Herzkammer Takt halten. Unmittelbar unter dem Fruchtbette sammelt sich ein reines , klares , weisses , weder Dolterkörner , noch Felttropfen enthaltendes Albumen immer mehr an , so dass es am Ende der ersten Periode schon in einer massig grossen Quantität vorhanden ist. Eben dasselbe ist auch der Fall in den Eiern der Eidechsen. Nicht jedoch liegt jene Flüssigkeit ursprünglich an einer andern Stelle , namentlich nicht in der Mitte des Dotters , in seiner Reinheit abgelagert , und wandert jetzt allmülilig nach dem Fruchtbette hin, sondern es wird vermulhlich durch eine Wechselwirkung zwischen der Frucht und der ganzen Masse des Dotters aus dieser Masse ausgeschieden, die, wie früher erwähnt worden, allenthalben flüssiges Eiweiss als Bindemittel der Dotterkörner und der Fetltropfen enthält. Dagegen wird der Dotter , wo er mit dem andern oder dem aus dem Genissliofc entstehenden Theile des Dottersaekes in Berührung steht, zunächst der Oberfläche etwas dicklicher , als er es nach seiner Mitte ist. Wenn in der Area vasculosa die Blutgefässe sich mehren, und das Blut zugleich auch eine röthere Farbe gewinnt, sieht man durch die Schalenhaut solcher Eier, die man aus dem Leibe einer Natter herausgenommen bat, diesen Hof als einen breiten rölblichen Kreis hindurch- schimmern , und kann daran die Stelle erkennen , wo die Frucht ihre Lage hat. Wie man auch das Ei drehen mag, bleibt dieser Kreis oder Flecken doch immer an einer und derselben Stelle , weil sich der Dotter , wegen des Mangels eines Eiweisses z\\ischen Dotterhaut und Schalenhaut, nicht selbst um seine Achse so zu drehen vermag, wie es in den Eiern von Vögeln und Schildkröten der Fall ist. Und da nun der Embryo niemals an einem Ende des Eies entsteht, sondern ferne von den Enden, so findet man jenen röthlicben Flecken an einer von den Seiten des Eies, obgleich gewöhnlich nicht genau in der Mitte derselben von beiden Enden gleich weit entfernt. Ist das Ei schon gelegt worden , und hat sich der auf ihm befindliche Kalk schon erhärtet , so schimmert das Blut des Gcfässhofes , oder überhaupt des Dottersackes so wenig, wie das der AUanlois , recht merklich hindurch. §. 17. 2llljicmnncrfe iibfr Mc JFrucl)t, hcsonkre über ^if ©cstnlt öcrselbcn. Die Frucht erreicht eine Länge von 9 bis 11 Linien : doch lässt sich diese nicht ganz genau angeben , weil es bei dem Abwickeln der Spiralwindungen , welche die zarte und noch sehr weiche Frucht beschreibt, nicht Riglich vermieden werden kann, dass dieselbe nicht gezerrt und dadurch etwas über das Maass ausgereckt wird. Besonders verlängert sich der hintere Theil des Körpers , welcher schon bei den im vorigen Kapitel beschriebenen Embryonen eine bis 1t Spiralwindungen bemerken liess , und es vermehrt sieb dadurch, indem in ihm die Neigung, sich zusammenzurollen, verbleibt, die Zahl Zweite Dälfte der ersten Periode» 25 der Windungen bis auf 34- oder 4 (Tab. I, Fig. 2, und Tab. 11, Fig. 1—3). Wie diess geschieht, krümmt sich auiii die andre oder vordre Hälfte der Fruclit nocli mehr zusammen, UDd es beschreibt jetzt der ganze Körper 4 bis 44- Spiralwindungcn. Diese erscheinen , je weiter von dem Kopfende gegen das Sch\>anzcnde hin um so kleiner, decken einander etwas, und legen sich mit der Zeit einander so dicht , als möglich an , so dass demnach der Körper in dem Verhalten seiner Windungen zu einander zuletzt eine Aehnlichkeit mit manchen ab- geplatteten (zusammengedrückten) kegeirormigcn Schncckcngcliäusen , z. B. mit denen von Trochiis Telescopium gewahr werden Jässt. Doch sind die Windungen in der Art etwas verschoben , dass die Achse der Spirale durch die Flächen der beiden äusscrsten Windungen nicht unter rechten Winkeln, sondern ziemlich schief hindurchgeht. Der Kopf bleibt der breiteste und dickste Theil des Ganzen , und von ihm erscheint der Körper , je weiter gegen sein Schwanzende hin, fortwährend um so dünner und um so schmäler: daher wird auch die grösste Windung der Spirale von dem Kopfe, dem Halse und dem Anfange des Rumpfes, die kleinste von dem hintersten Theile des Rumpfes und dem in der Entstehung begriffenen Schwänze gebildet. Eine jede neue Windung aber legt sich, wie sie entsteht, mit ihrer linken Seite an die rechte Seite der zunächst vor ihr entstandenen , und es wird überhaupt die ganze Spirale, die der Embryo beschreibt, eine rechts gewandte, wie denn ganz allgemein, wenn Wirbelthiere A\ährend ihres Fruchtlebens eine oder einige Windungen einer Spirale bilden, diese in der Regel als eine rechts gewendete erscheint. Was nun aber die Ursache anbelangt, dass die Frucht sich spiralfiirmig zusammenrollt, so ist diese lediglich darin begründet, dass die Bauchseite , welche die Spindel der Windungen bildet , nebst dem über ihr befindlichen Darmkanale bei weitem nicht in dem Maasse an Länge zunimmt, wie die Rückenseite und die imter ihr liegenden Centrallheile des Ners^ensystems , sondern im Vergleich zu dieser Seite auffallend kurz erscheint. Es ist diess Missverhältniss in dem Wachsthume beider Seiten bei der Natter, wie überhaupt wohl bei den Schlangen und schlangenartigen Sauriern, so bedeutend, wie es bei keinem ^^'irbelllliere aus einer andern Ordnung gefunden wird. Zu der Zeit, da die Lehre von den Durchgangsbildungen so recht im Schwange war, ist auch die Behauptung gemacht worden , dass bei den Wirbelthieren es die Werkzeuge des organischen Lebens seien , welche sich bald nach der ersten Bildung der Frucht am meisten entwickeln. Durch die Untersuchungen der neuern Zeit aber ist gerade das Gegenlheil davon dargelhan worden. Durch sie ist es nämlich hinreichend festgestellt, dass bei den Wirbelthieren diejenigen Organe , welche sie eben als solche charakterisiren , also Wirbelsäule , Rückenmark und Gehirn, nicht blos zuerst entstehen, sondern auch in frühester Zeit des Fruchtlebens in ihrer Entwickelung , insbesondere aber in Hinsieht ihres Umfanges , am raschesten fortschreiten. Die Zunahme des Umfanges nun aber geht anfangs , zumal in dem Rückenmarke und dem Gehirne , vorzüglich nach der Dimension der Länge vor sich , und darin liegt denn auch der Grund, warum wahrscheinlich alle Wirbelthiere in frühester Zeit des Fruchtlebens nach der Bauchseite zusammen gekrümmt sind. Der Grad der Krümmung ist von verschiedenen Ursachen abhängig. 1) Kommt der Dotter, Avann sich die Seilenwände der RumpITiölile schliessen, ausserhalb dieser Höhle zu liegen, so kann derjenige Theil des Leibes, welcher die Höhle umschliesst , sich in weit grösserm Maasse krümmen , als wenn der Dotter von der Höhle aufgenommen wird, wie diess namentlich bei den Batrachiern , Cyprinen und Salmen der Fall 4 26 Drittes Kapitel. ist. 2) Wächst der Darm im Verliältniss zur Wirbelsäule und zum Rückenmarke nur langsam in die Länge , so kann die Krümmung des Leibes gleichfalls einen höhern Grad erreichen , als wenn der Darm, wie z. B. bei den Fröschen und Kröten, ungewöhnlich schnell sich bedeutend verlängert. 3) Gewinnen die Gebilde des animalen Lebens , namentlich das Skelet und seine Muskeln, im Vergleich zur Breite ansehnlich an Länge, so kann auch dieserhalb der Leib sich stark zusammenkrümmen, was am auffallendsten bei den Schlangen der Fall ist. Späterhin, wann die Eingeweide des Rumpfes an Zahl und Umfang zunehmen, verlängert sich die Bauchseite im höliern Grade , als die Rückenseitc , und nun streckt sich mehr oder weniger der Rumpf wohl aller Wirbelthiere , falls nicht die Umgebungen diess verhindern. — Erreicht der Leib im Vergleich zu seiner Breite eine nur geringe Länge , so krümmt er sich in einer geraden Ebene zusammen, wie wir diess z. B. an Cyprinus Blicca und am Frosche sehen, so lange sie im Eie enthalten sind. Je mehr er sich dagegen im Verliällniss zu seiner Breite verlängert, um desto mehr weicht seine Kiümmung theils in Folge seiner beschränkten Lage im Eie , thcils auch , und mehr noch , wegen der relativ nur geringen VerJängerung seiner Bauchseite , links oder rechts zur Seite aus , und in desto zahlreicheren Windungen rollt er sich zusammen. — Die Windungen , die der Leih der meisten Schnecken während seiner Entwickclung annimmt, werden wahrscheinlich nicht, wie bei den Wirbellhieren , durch die Leibeswand, sondern durch die Eingeweide bedingt, da diejenige Partie der Leibeswand, welche an den Windungen Antheil nimmt, und welche zu der Zeit, da die Windungen entstehen, noch von keinem Gehäuse bekleidet erscheint, zu dünne ist, als dass sie selber diese hervorbringen könnte. Die Basis des Kegels, den der spirallormig zusammengerollte Embryo darstellt, ist dem Mittelpunkte des Dotters, die Spitze desselben dem noch nicht vom Dottersacke umhüllten Theile des Amnions , oder überhaupt der Schaleuhaut zugekehrt. An der Basis des Kegels aber ist es die linke Seite , die der Embryo dem Dotter zugewendet hat. Ganz dieselbe Lage in Beziehung zu dem Dotter lässt nach den Angaben von Baer's, die ich bestätigen kann, auch der Embryo der Eidechsen und der Vögel in einer frühern Zeit des Fruchtlebens gewahr werden. Und zum Theil in dieser Lage , die der Embryo schon sehr frühe annimmt , zum Theil aber auch in der Entstehung und eigenthümlichen Lagerung der Allantois, glaube ich, gestützt auf Untersuchungen sehr junger Embryonen von Schlangen und Eidechsen, die Ursache gefunden zu haben , weshalb der Embryo der Schlangen , Eidechsen und Vögel sich so windet, dass neben der rechten Seite des vordersten Körpertheiles der übrige Theil des Körpers zu liegen kommt, und weshalb überhaupt sich eine jede neuentstehende Spiralwindung an die rechte Seite der früher vorhandenen anlegt. Wenn nämlich der Körper sich in so weit gekrümmt hat, dass er noch keine vollständig ringförmige Windung beschreibt, liegt er schon, knapp ein- geschlossen in dem Amnion, mit seiner linken Seile auf dem Dotter, und es bildet sich auch dann schon die Allanlois. Indem nun diese aber sich vergrössert und sich mit ihrem Ende, gedrängt von dem Dotter , gegen die Dotterhaut hinbegiebt , geht sie unter dem schon früher gegen die Dotterhaut angedrängten Ende des Rumpfes und dem kaum angedeuteten Schwänze fort, und presst sie nebst dem hintern Ende des Amnions, das dann die Frucht nur knapp umhüllt, und erst eine längliche gekrümmte Blase darstellt, noch mehr an die Dolterhaut an. Der Kopf dagegen und der vordere Theil des Rumpfes, die diesen Druck nicht erleiden, senken sich im Gegensatze sammt dem vordem Theile des Amnions cm wenig gegen die Achse des Z-nrcItc nälfie der ersten Periode. 27 Dotters liinal). Allmälilig schiebt sich dann die Allantois , bevor sich an ihr der Stiel gel)ildct hat, bei zunehmender Vcrfjrüsserun^ ihres Unifanges und bei zunehmender Verlängerung der Fruclil , zwischen das hintere und vordere Ende von dieser , und treibt nun beide Enden der in dem Amnion enthaltenen Frucht etwas auseinander. So geschieht es denn, dass der hinterslo Tbcil der Frucht und des noch kahnitirmig gekrümmten Amnions neben der recliten Seite des vordersten Theih's von ihnen beiden zu liegen kommt, und es wird eben dadurch dem Gange, den nunmehro die Windung der Frucht noch weiter zu nehmen hat, die Richtung gegeben. Ist diese aber schon bestimmt worden, so erhält die Allantoide ihren Stiel, es weitet sich das Amnion stärker aus und wird zu einer rundlichen etwas plattgedrückten Blase , und es ist dann nur allein die Frucht , die bei fortschreitendem Wachslhume eine immer grössere Zahl von Windungen erhält. Der Kopf nimmt im Verhällniss zu den übrigen Abschnitten des Körpers bedeulend an Grösse, und namentlich auch an Dicke zu, besonders aber in seinem vor den Augen liegenden Theile , so dass dieser im Verhältniss zu den übrigen Theilen des Kopfes allmählich etwas breiter wird. Was diese starke Vergrösserung des Kopfes bewerkstelligt , ist eigentlich das überwiegende Wachsthum des Gehirnes : denn das Anllilz bleibt auch jetzt noch in seiner Entwickelung sehr zurück. Ueberhaupt aber zeigt der Kopf am Schlüsse der ersten Periode eine grosse Aehnlichkeit mit dem des Hühnchens vom fünften Bebrütungstage (Tab. II, Fig. 3). Die Mundölfnung bleibt noch weit nach hinten liegen , und zur Bildung einer Mundhöhle werden nur erst schwache Schritte gethan. Der zart -häutige und von einem Theile der Bauchplatten gebildete Sack, in dem sich das Herz befindet, und der noch Bauchwandung und Herzbeutel zugleich ist, nimmt an Geräumigkeit bedeutend zu, wölbt sich auch an den Seiten stärker hervor (Tab. U, Fig. 1, k und Fig. 3, b), und überragt besonders an der rechten Seile d«s Körpers seine Nachbarschaft. Seine Lage bleibt noch immer dicht hinter demjenigen Körper- ihcile , in welchem sich nachher der Unterkiefer entwickelt. — Die lange und breite Spalte, die sich bei den im vorigen Kapitel beschriebenen Embryonen am Bauche befand, wird ver- hältnissmässig immer kürzer, indem sich der in das x\ranion übergehende Rand der Bauchplatten von hinten nach vorne gegen die erwähnte sackartige Umhüllung des Herzens immer mehr zusammenzieht. Zuletzt erscheint dann diese Spalte als eine dicht hinter jenem Sacke gelegne, massig grosse, und beinahe ovale OefTnung, die dem Hautnabel der Vögel und Säugcthiere entspricht, insofern der Stiel der Allantoide und der Hals des Dotiersackes durch sie hindurch- gehen (Tab. II, Fig. 3). Es kommt demnach der Nabel bei der Natter sehr viel weiter nach vorne zu liegen, als bei den Vögeln und Säugethierep, und der Grund davon ist, wie ich glaube , eines Theils in der sehr starken Zusammenkrümmung des Eßibryos der Natter, andern Tbeils aber auch darin zu suchen , dass sich in diesem die Leber bei weitem langsamer und in viel geringerem Maasse entwickelt. — Die Bauchplattcn gewinnen auch dicht hinter dem das Herz einhüllenden Sacke, da wo der Magen, die Leber und der vordere Theil des Darmes z^vischen ihnen liegen , eine absolut und relativ ansehnlich grosse Höhe , eine viel weniger erbebliche aber an der hinteren oder längeren Abiheilung des Rumpfes. Gleichfalls wölben sie sich in jener Gegend seitwärts stärker hervor, so dass die Rumpfliöhle dort eine recht beträchtlich grosse Weite erhält: überhaupt aber M'ird diese Höhle so geräumig, dass die in ihr enthaltenen Eingeweide sie nicht auszurdllcn vermögen. Dagegen bleiben der Hals und Rumpf zu beiden 2S Drittes Kapitel. Seiten der Chorda vertebralis und in demjenigen Theile , der von den Rückenplatten und dem Rückenmarke zusammen gesetzt ist, noch immerfort von den Seiten sehr stark abgeplattet. Der Rücken selber bildet eine stumpfe Schneide (Tab. IJI, Fig. 22). Der Schwanz macht sich zwar immer mehr bemerklich , indem er an Länge zunimmt , doch ist er noch am Schlüsse dieser Periode äusserst kurz, und dabei, wie der hinterste Theil des Rumpfes in seiner ganzen und allenthalben ziemlich gleichen Höhe von den Seiten sehr stark abgeplattet. Sein Ende bleibt stumpf abgerundet. Die Bauchplatten , wie sehr sie sich auch vergrössern , bleiben doch mit Ausnahme der Stellen , welche von den Kiemenbogen eingenommen werden , allenthalben noch sehr zart und hautarlig , so dass sie , einzeln genommen , noch nicht die Dicke des Gekröses erreichen, und noch keine Spur von Rippen und Muskeln gewahr werden lassen. Die Rücken- platten dagegen werden nach ihrer ganzen Länge an der Basis schon ziemlich dick, erscheinen jedoch selbst am Schlüsse der ersten Periode , je weiter gegen die Rückenseile hin , wo sie beide untereinander verwachsen sind, allenthalben um so dünner, und sind an dieser Seite selbst noch äusserst zart und hautartig. Die Epidermis bildet sich sehr rasch und in solchem Grade .aus , dass sie schon bei Embryonen, die nicht viel älter sind, als die im vorigen Kapitel beschriebenen, wenn man sie ein wenig in Weingeist erhärtet hat, in Lappen sich abziehen lässt. Muskeln aber lassen sich selbst am Schlüsse dieser Periode noch nicht gehörig unterscheiden; und überhaupt bleibt die Substanz des Embryos noch fortwährend sehr durchsichtig und gallertartig weich. §. 18. !5fl)lunö- o^el• ^'xtvxtn^^o^tn. Wie hinreichend bekannt , entstehen bei den Wirbelthieren im Allgemeinen in dem vordersten Theile der sogenannten Baucbplatten , wenn diese sich schon geschlossen haben, und auch das Herz schon seinen Ursprung genommen hat, mehrere hinter einander liegende Oeffnungen , von denen jedenfalls die beiden vordersten Paare von der Rückenscite zur Bauch- seite hcrabgehende und etwas convergirende Spalten darstellen. Die Zahl dieser Oeffnungen ist verschieden bei den verschiedenen Thieren , wohl jedenfalls aber gehen sie von aussen bis in die Höhle des vordersten Abschnittes des Darnirohrcs hindurch , welcher Abschnitt sich bei den Thieren aus den drei höchsten Klassen nachher zu einem Schlundkopfe ausbildet*). Wo sie sich befinden, weichen die drei verschiedenen Blätter der Keimhaut nicht aus einander, wie in der Wandung der Rumpfhöhle namentlich das Schleimblatt und das Gcfässblatt , sondern bleiben innig unter einander verbunden. Ferner verdickt sich das seröse Blatt zwischen diesen Oeffnungen, so wie zwischen der vordersten und der Mundöffnung, immer stärker, und bildet zuvörderst gleichsam Schienen, welche den erwähnten Abschnitt des Darmrohres von aussen bekleiden. In der vordersten und längsten von diesen Schienen bildet sich jedenfalls eine Seitenhälfte des Unterkiefers , in der zweiten ein Hörn des Zungenbeins , und aus einer jeden darauf folgenden bei den Fischen und Batrachiern eine Kieme. Will man daher einen Ausdruck *) Bei den GrätLenfischen , Stiirionen und PIag:ios(omen, kommt zwar auch ein ScLluudkopf vor, allein dieser scheint nur demjenigen Tteile des Schlundkopfes der Säugethiere zn entsprechen, welcher an den Kehlkopf angeheftet ist. Zweite Hälfte der ersten Periode. 29 haben, der für alle diese mehr oder weniger boj^enftirmigen Theilc passend wäre, so dürfte wohl der Name Kieraenhogen , den ich , so wie später auch von B a e r und Andre dafür gebraucht haben, nicht Stich hallen können. Ebenso wenig aber will mir der Name ,,Visceral- Fortsälze", den Reichert für den sich verdickenden Theil dieser Bogen gewählt hat, der dem serösen Bialle der Keimhaut angehört, recht zusagen, eines Theils weil er gar zu unbestimmt , andern Theils weil er eine Zusammensetzung aus einem lateinischen und einem deutschen >\'orle ist. Ich möchte deshalb für die erwähnten aus allen 3 Blättern der Keimhaut gebildeten Bogen den Namen ,, Schlundbogen," und für ihre aus dem serösen Blatte entstehende Belegung den Namen ,, Schlundschienen" vorschlagen. Die zwischen ihnen bemerklieben Oclliiungen aber, die bis jetzt gewöhnlich Kiemenspalten gcbeissen haben, könnte man , so lange sich nicht wirklich aus einigen jener Theile Kiemen herausgebildet haben , im Allgemeinen ,, Schlunds palten" oder noch passender, da sie nicht alle länger, als breit sind, „Schlundöffnungen" nennen. Die beiden Oetfnungen nun, die sich bei den schon beschriebenen Embryonen an jeder Seilenhälfte befanden, nehmen an Länge noch immer mehr zu, besonders aber die vordere, die sich zumal nach oben und vorne verlängert , jedoch an dieser ihrer obern Hälfte , die mit der untern Hälfte einen sehr stumpfen Winkel bildet, wie es auch hei Eidechsen, Vögeln und Säugethieren der Fall ist, nicht bis in die Höhle des Schlundkopfes hindurcbbricht, sondern nur als eine nach oben sich allmählig verlaufende schmale Furche erscheint. In einiger Entfernung hinter der zweiten Oelfnung entstellt durch Resorption der Materie schon bald auch eine dritte, die jedoch mehr rundlich, als länglich ist (Tab. H, Fig. 1) und geraume Zeit später noch eine vierte, die von aussen betrachtet als eine sehr kleine rundliche Oeffnung erscheint, und die kleinste von allen ist (Tab. JI, Fig. 3). Wie schon erwähnt worden, besteht ein jeder Schlundbogen aus einem Abschnitte aller 3 Blätter der Keimhaut. Ein jeder dieser Abschnitte aber, deren einer den andern deckt, macht seinen besondern Entwickelungsgang. Der am tiefsten gelegene wird zu einem Theile des Schlundkopfes: in dem mittleren ist schon früher ein Blutgefäss gebildet worden, dessen weiteres Verhalten in dem Folgenden angegeben werden wird , und der oberflächliche , oder der dem serösen Blatte angehörige Antbeil , also die Schlundschiene, zeigt sich in Hinsicht auf seine Produkte je nach den einzelnen aufeinander folgenden Bogen, besonders wenn wir ihn bei verschiedenen Thieren betrachten, gar sehr geschieden, weshalb er denn in dieser Hinsicht wohl der merkwürdigste von allen sein dürfte. Das Paar der vordersten Schlundscbienen oder die Grundlage für den Unterkiefer behält im Ganzen genommen seine frühere Form bei. Die Veränderungen , die in der Gestalt desselben erfolgen, beziehen sich nur allein darauf, dass jede Schiene im Verhältnisse zu ihrer Länge noch etwas breiter und dicker wird, zumal in der Nähe ihres untern Endes, wo sie noch immerfort nach aussen stark anschwillt. Daher werden auch , wo sie beide zusammen hängen, an dem Halbbogen, den sie zusammen setzen, der Ausschnitt des vordem Randes und die Furche an der untern Seite noch tiefer, als sie es früher Avaren. Ihre Verlängerung aber geht nur gleicbmässig mit den meisten übrigen Theilen des Kopfes vor sich , weshalb die Mundülfnung noch immer weit nach hinten liegen bleibt und eine Mundhöhle noch immer fehlt, indem jene Oeffnung sogar noch am Schlüsse der ersten Periode unmittelbar in die Schlundböhle führt. Auch der zweite Schlundbogcn verdickt sich jetzt, und das bedeutend, wenn gleich 30 Drittes Kapitel. lange nicht in dem Grade, wie der vorderste. Die Verdickung aber geht ebenfalls hauptsächlich in dem ihm angehürigen Anlheile des serösen Blattes vor sich , und erfolgt zuerst an dem obern oder breitern Ende desselben, von wo sie gegen das untere Ende vorschreitet, an welchem Ende der seröse Antheil in den Hautsack des Herzens übergeht. Ist die Verdickung des Bogens nach der ganzen L;üige desselben erfolgt, und dadurch eine zweite Schlundschiene gebildet worden, so vergrössert sich diese allenthalben durch Ablagerung neuen Stoffes nach aussen , und es entsteht dadurch eine immer grössere Belegung des Blutgcrässes , welches vom Herzen aus durch den Bogen hindurchgeht. Auf dieselbe Weise , jedoch erst etwas später und etwas weniger , verdickt sich auch der dritte Bogen , und zwar schon früher , als die dritte oder hinter ihm befindliche Schlundöffnung entstanden ist. An dem vierten Bogen dagegen scheint keine dergleichen Verdickung zu Stande gebracht zu werden. Die vorderste Schlundschiene ist sowohl bei der Natter, als auch bei hohem Thieren, wie ich mich hinreichend überzeugt habe, ursprünglich an diejenige Abtheilung des Schädels befestigt , welche sich vor dem in die Schädelhöhle vorspringenden Fortsatze der Basis cranü befindet, gehört also demjenigen Tlieile des Kopfes an, welcher die vorderste Hirnzelle enthält, die beiden andern Schlundschiencn aber, die übrigens umgekehrt, als die erste, an ihrem obern Ende am breitesten , an dem untern Ende am schmälsten sind , gehören demjenigen Theil des Kopfes an , in welchem die zweite und die dritte Hirnzelle liegen. Von dem vordersten Scblundhogen , oder der Grundlage des Unterkiefers wächst da, wo er oben an den übrigen Theil des Kopfes befestigt ist, ganz so, wie B eich er t es bei dem Hühnchen und den Säugethieren beobachtet bat *) , ein Fortsatz aus , der nach vorne gerichtet ist, und ganz nach aussen oder seitwärts von der Schädelgruudlläche an dieser sich hinzieht. Es ist diess derjenige Theil der Wirbcllhiercmbryonen , in welchem sich , wie ich zuerst bei Säugethieren bemerkt habe , namentlich der Oberkiefer bildet , und welchen ich deshalb den Oberkiefer-Fortsatz nenne**). Genau genommen erhebt sich durch Wucherung der Substanz an der bezeichneten Stelle eine sehr dünne höchst zarte Leiste , die mit ihren Flächen senkrecht gestellt ist, und die zuerst da hervortritt, wo der künftige Unterkiefer an dem übrigen Theile des Kopfes seine Befestigung hat, daher hier auch gleich anfangs am breitesten erscheint, nach vorne aber sich aUmählig verliert. Eine schwache Andeutung von ihr sab ich schon bei denjenigen Embryonen , welche ich im vorigen Kapitel beschrieben habe (Tab. I, Fig. 3, Fig. 4 und Fig. 5, a). Sehr bald nun gewinnt die Leiste eine grössere Dicke und Breite , so wie sie auch an Länge immer mehr zunimmt , so dass ihr vorderes Ende dem Auge immer näher kommt (Tab. H, Fig. 1, e), und späterbin auch unter dem Auge fort noch eine Strecke nach vorne wächst. Bei Embryonen, die bis an das Ende der ersten Periode gelangt sind, erscheint dann dieser Theil als eine nur wenig breite und massig dicke Platte, die mit ihren beiden grössern Flächen senkrecht gestellt, mit der einen kleinern Fläche aber der Grundfläche des Schädels angewachsen ist , allenlhalben eine ziemlich gleiche Breite oder Höhe hat , dagegen von ihrem hintern nach dem vordem Ende keilförmig dünner wird , und •) lieber die Visceralbogen der WirbeltLiere Berlin 1837 S. 8 und 25. **) Abhandlungen zur Bildiings- und Entwick. Gescliichte der Menschen und der Thiere. Theil I, Leipzig 1832 (Vierte Abhandlung). Zweite Hiilfte der eristen Periode. 31 vorne mit einem scharfen Rande endigt. Hinten p;elit sie unter einem fast rechten Winkel und ohne alle Abgrenzung von dem vordersten Schlundbogen ab , reicht nach vorne bis zu der Gegend des künftigen Sehnerven hin, erstreckt sich also weiter nach vorne, als der künftige üulerkicfer, und endigt sich daselbst, wenn man nur allein ihre äussere Seite ansieht, ab- gerundet. Etwas später aber ist diess Ende äusscrlich nicht mehr deutlich zu erkennen , weil CS mit einem andern in der Entwickclung begriffenen Theile verschmilzt, der das Geruchsorgan von oben deckt (§. 21). Mit der gleichen Platte der andern Scilenhälfte bat sie ungefähr einen parallelen Verlauf, indem sie nur wenig mit ihr nach vorne convergirt, ist an ihrer Hassern Fläciic ein wenig convex, an der innern ein wenig concav, und springt mit jener erstem Fläche über die benachbarten Partieen des Kopfes etwas hervor. — Ganz in derselben Weise, ^^^e bei der Natter, fand ich die Enlwickelung der Oberkieferfortsälze auch bei der Eidechse. — Wie der vorderste Schlundbogen , besteht auch der Oberkieferfortsatz aus Ab- schnitten von allen 3 Blättern der Keimbaut , so dass er demnach aus 3 verschiedenen und gleichfalls innig zusammengewachsenen Schichten zusammengesetzt ist ; nämlich aus einer äussern dem serösen, aus einer mittlem dem vasculösen, und einer innern dem mukösen Blatte an* gehörigen. Die erste Schichte ist auch hier diejenige , welche in Hinsicht ihrer Metamorphose die wichtigste und merkwürdigste sein dürfte. §. 19. ö k e l c t. Der Kern der Chorda vcrtebralis nimmt verhältnissmässig weit weniger, als die Scheide an Dicke zu, und bleibt überhaupt nur sehr dünne, gewinnt aber ein« solche Festigkeil, dass er bei altern Embryonen aus dieser Periode sich beträchtlich in die Länge ausdehnen lässt, ehe er zerreisst. Auch lässt er sich bei ihnen aus der Scheide leicht ausschälen. Diese aber plattet sich bis zu dem Kopfe hin, während sie beträchtlich an Dicke imd auch^an Länge zunimmt, oben und unten etwas ab. Die aus einer dichtem und undurchsichtigem körnigen Substanz bestehenden tafeirörmigcn Ablagerungen auf der Oberfläche der Chorde, die zu beiden Seiten derselben in einer langen Reihe befindlich sind , durch die sie deckende Substanz des Leibes hindurchschimmern, und daher schon von aussen sichtbar sind, vermehren sich bedeutend, indem fortwährend immer eine hinter der andern neu entsteht , so dass bei den ältesten Embryonen aus dieser Periode die hintersten von ihnen schon in einiger Entfernung von dem Ende des freilich noch sehr kurzen Schwanzes bemerkt werden können. Vorne aber zwischen den Gehörbläschen und der Gegend des Nackenhöckers scheinen keine weiter gebildet zu werden. Ferner rücken die einer jeden Reihe , wie die Chorde und im Allgemeinen der ganze Körper an Länge zunimmt, allmählig etwas weiter auseinander, was man besonders an der vordem Hälfte des Körpers gewahr werden kann; indem hier zwischen je zweien von ihnen ein Zwischenraum entstellt, der ihnen an Breite beinahe gleich kommt. Die Tafeln aber selbst, ':%'elche , wie schon früher angeführt worden , zunächst die Anlagen der Wirbelbeinkörpcr bezeichnen, nehmen allmählig an Länge zu, und wachsen dadurch mit der Zeit paarweise einander oben und unten entgegen. Genauer angegeben das allgemeinste morphologische Ver- halten derselben, abgesehen jedoch zuvörderst von den einzelnen Zeitabschnitten der Entwickclung, so wächst in dem Halse und Rumpfe der Natter eine jede solche Tafel oben und unten in Drittes Kapitel. 2 Aesten aus, in einen innern und einen äussern. Der innere Ast des untern, wie des obem Endes liält sich immerfort unmittelbar an der Chorda vertebralis , und Yerlängert sich gegen die Miltelebene derselben, um mit dem gleichen Aste der ihm in der andern Seilenhälfte gegenüberliegenden Tafel zu einer innigen Vereinigung zu gelangen. So entstehen denn allmählig geschlossene Ringe um die Wirbelsaite , die von je zwei einander gegenüberliegenden Tafeln und ihren innern Aesten zusammengesetzt ^\'erdcn, und die sich mit der Zeit zu Wirbelbeinkörper ausbilden. Der obere äussere Ast dagegen gehört der Rückenplatte seiner Seile an, oder wächst, bildlich gesprochen, in sie hinein,' schmiegt sich dem Rückenmarke an, gelangt endlich mit dem gleichen Aste der gegenüberliegenden Tafel an der ohern Seile des Rückenmarkes zur Berührung und Verschmelzung, und bildet sich mit ihm zu einem Wirhelbeinbogen aus. Der untere äussere Ast aber kommt in der Bauchplallc seiner Seile zu liegen, wächst, indem er an Länge bedeutend zunimmt, um die Eingeweide des Halses oder Rumpfes herum, ohne jedoch jemals, wie der obere , mit dem gleichen Asle der gegenüber liegenden Tafel zu verwachsen , und bildet sich zu einer Rippe aus. Von allen diesen verschiedenen Aesten nun kommen zuerst die untern innern zur gegenseitigen Berührung und Verwachsung, darauf eine geraume Zeil nachher die obcrn innern, und erst sehr viel später die ohern äussern, indess an den untern äussern dergleichen nie geschieht. Was aber die Zcilfolge anbelangt, in welcher diese ver- schiedenen Aeste ihre Entstehung nehmen, oder, richtiger wohl gesagt, in der sie sich dem Auge des Beobachters in ihren ersten Andeutungen bemerkbar machen , so tritt zuvörderst der obere äussere Ast auf, nach ihm der untere innere, darauf der obere innere, zuletzt der untere äussere. Mit andern Worten, der obere äussere und der untere innere Ast sind allem Anscheine nach die verlängerten Enden der Tafel , und je ein Paar von solchen Tafeln setzt mit diesen seinen Aesten zu einer gewissen Zeit des Fruchtlcbens eine parabolische Linie zusammen, deren Krümmung um die untere Seite der Chorda vcrtehralis herumgeht, deren Enden aber zu beiden Seilen des Rückenmarkes liegen. Die beiden andern Aeste dagegen sind secundäre Bildungen, in so ferne sie seitwärts aus der Tafel, der eine nach innen, der andere nach aussen, in einiger Entfernung von deren Enden hervorwachsen. Ein ähnliches Verhalten zeigen die Tafeln auch in dem Schwänze : nur findet hier der Umstand Statt , dass an den hintern Wirbeln dieses Körperabschnittes niemals äussere untere Aeste , also Andeutungen von Theilen , die den Rippen entsprächen , zum Auftreten kommen. — Die eben geschilderten Processe gehen im Allgemeinen der Zeit nach in einer fortschreitenden Progression von vorne nach hinten vor sich , so dass sie zu einer gegebenen Zeit in geringer Entfernung vom Kopfe am weitesten, am Ende des Schwanzes dagegen am wenigsten weit gediehen sind. — Fassen ■wir jetzt wiederum die letztere Hälfte der ersten Entwickelungsperiode ins Auge, so zeigen während derselben die erwähnten Tafeln , welche sich schon zu beiden Seiten der Chorda vertebralis gebildet hallen , in ihrer Enlwickelung folgende Fortschritte. In der vordem Hälfte des Körpers wachsen die ohern äussern Aeste schon über die Chorda hinaus , und diess um so mehr, je weiter sie nach vorne liegen, so dass sie am Ende dieser Periode in dem künftigen Halse und dem vordersten Theile des Rumpfes die Chorda schon um ein Geringes überragen. Die untern innern Aeste bilden sich in jener Hälfte des Körpers in so weit aus , dass ein grosser Theil von ihnen paarweise schon verwächst. Die vordersten jedoch, die sich in der Nähe des Nackenhöckers befinden, wo die Wirbelsaite ihre grösste Breite hat, kommen für Zweite nälfte der ersten Periode. 33 jetzt noch nicht zur gegenseitigen Berührung, sondern stehen selbst am Ende dieser Periode noch auseinander, und zwar um so weiter, je näher zu dem Kopfe hin. In dem hintersten Theile des Rumpfes dagegen werden weder diese, noch jene Acste jetzt schon angekündigt. Von den ohern inncrn Acstcn kommen selbst in dem vorderen Theile des Körpers kaum leise Andeutungen zum ^'orsrIlein , und von den untern äussern zeigt sich nirgend das mindeste Anzeichen. — Schliesslich habe ich noch anzuführen , dass die eben abgehandelten Theile des Skelettes auch noch am Ende der ersten Periode nur aus einem verdichteten grobkörnigen Blastem besteben. Die verhältnissmüssig recht grosse Dicke, welche die Scheide der Wirbelsaite schon um die Mitte dieser Periode bemerken lässt, giebt der Vermulhung Raum, dass die Substanz, die zunächst die Oberfläche derselben auszumachen scheint, nicht eigentlich ihr selbst angehört, sondern eine Belegungsmasse von ihr ist, die in der innigsten Beziehung zu der Entwickehing der Wirbelkörper steht, und von der die beschriebenen Platten, welche die Anlagen der Wirbel- körper selbst bezeichnen , nur stärker bcrvorgcwueherle und mehr verdichtete Theile sind. Ausserdem spricht dafür auch noch der Umstand , dass späterhin die Wirbelbeinkörper durch ihre Knochenhaut, die nicht etwa ein Ueberrest von der Scheide der Wirbelsaite ist, unter einander zusammenhängen , und dass man bei den Cyclostomen auf der eigentlichen Scheide ihrer Wirbelsaite noch einen besondern Ueberzug findet, der aus einer fibrösen Membran besteht. Und wirklick konnte ich bei Embryonen aus der letzten Zeit der ersten Periode bemerken, dass der oberflächlichere Theil der Scheide der Wirbelsaite auch zwischen den Tafeln, die sich zu den Wirbelkörpern ausbilden , ein körniges Gefüge besass , indess der tiefere Theil ganz gleichartig beschaffen war. Am auffallendsten zeigte sich dieser Unterschied in der Nähe des Kopfes. Ich glaube demnach, dass dasjenige Gebilde, welches ich oben immer nur die Scheide der Wirbelsaite genannt habe , nicht blos aus dieser selbst , sondern auch noch aus einer körnigen sie rings umgebenden Belegungsmasse bestand , deren Dicke , je weiter nach dem Kopfe hin, immer mehr zunahm, allenthalben aber so fest mit der Scheide zusammenhing und sich dem Gewebe nach ihr so annäherte, dass keine scharfe Grenze zwischen beiden unterschieden werden konnte. Ueber das Verhalten der Schädelgrundfläche konnte ich mich gehörig erst an Embryonen unterrichten, die in ihrer Entwickelung bedeutend weiter vorgeschritten waren, als die jüngsten von mir untersuchten und im vorigen Kapitel schon beschriebenen. Ich will es daher hier ausführlich schildern, wie ich es bei Embryonen gefunden habe, bei denen die hinterste Schlundöffnung nur erst schwach angedeutet, noch aber nicht vollständig gebildet war. Bei diesen nun wurde die Tafel, welche den hintern' Abschnitt der Schädelgrundfläche ausmachte und zum kleinern Theile aus dem Kopfstücke der Wirbelsaite , zum grössern aus einem diesem Kopfstücke als Belegungsmasse dienenden verdichteten Blastem bestand (§. 10), von dem Nacken- höcker bis in die Gegend der Gehörbläschen, also der Anlagen für die beiden Labyrinthe, immer breiter, worauf sie dann bis zu dem Trichter des Gehirnes wieder etwas schmäler wurde. Um ihre Achse herum blieb sie bis zu dieser Stelle immer noch ziemlich dick, obgleich sie freilich gegen den Trichter ein w enig dünner wurde : ihre Seitentheile aber , über die jener mittlere Theil gegen die Schädelhöhle als eine massig breite und massig hohe Leiste vorsprang, waren stark abgeplattet , zumal gegen ihre Ränder hin , und stellten gleichsam zwei mit dem mittlem 5 V* 34 Drittes Kapitel. Theile verbundene breite Flügel dar , mit denen die Kapseln der Gehorbläschen im Zusammen- hange standen. An ihrem vordem Ende , das beinahe bis an den Hirntrichlor reichte , seridete darauf die bescln'iebenc Tafel drei an Länge ungleiche und ebenfalls aus einem vcrdichlelen Blastem bestehende Fortsätze aus, die ich die Balken des Schädels nennen will, nämlich einen miltlern kleinem, und zwei symmetrische, seilliche, längere. Der erstcre war eine Verlängerung des mittlem oder des die Achse der Tafel darstellenden dickern Theiles , der in seiner hintern Hälfte das Kopfstück der Chorde einschloss , halte eine etwas grössere Breite, als Dicke, war stumpf geendigt, und zeigte sich in einem schwachen Bogen nach oben in die Schädelhöhle hineingekrümmt. Seine Lage hatte er zwischen dem Trichter oder überhaupt der vordem Hirnzelle, und der obern (oder vordem) Hälfte der hintern Hirnzelle, und füllte die Concavilät an der Grundfläche des Gehirns, oder, mit andern Worten, die lange Lücke, die sich zwischen jenen beiden Abschnitten des Gehirns vorfänd, völlig aus. Es schien demnach, als habe sich das Gehirn um diesen Vorsprung herumgekrümmt, und als sei derselbe eine wesentliche Ursache von der starken Krümmung des Gehirns gewesen. Auch bei sehr jungen Embryoneu der Saurier, Vögel und Säugethiere findet man einen solchen unpaarigen Fortsatz, niemals aber bei den Fischen und Batracbiern. Nicht jedoch dürfte er sowohl die eigentliche Ursache von jener auch bei den erstem Thieren vorkommenden Krümmung des Gehirnes sein , als vielmehr eine Folge davon. Das Gehirn nämlich gewinnt bei allen Thieren, die über den Batracbiern stehen, gleich nach seinem Auftreten eine sehr ansehnliche Länge, und insbesondere ist es die vordere Zelle , die bei ihnen weit mehr , als bei den Fischen und Batracbiern in die Länge wächst, so dass nun bald die hintere Hälfte dieser Zelle, das Zwischenbirn , eine ziemlich lange Röhre bildet , indess sie bei den Fischen und Batracbiern kaum angedeutet wird , oder vielleicht meistens gar nicht einmal zur Erscheinung kommt. Dagegen bleibt die ganze Grund- fläche des Schädels bei den erstem Thieren in ihrem Wachslhum anfangs hinter dem des Gehirns bedeutend zurück , und die Folge davon besteht zunächst darin , dass bei allen jenen Thieren der ganze Kopf stark eingeknickt wird, oder, um mit Reichert zu sprechen, die Gesichts - Kopfbeuge macht, indess bei den letztern Thieren (den Fischen und Batracbiern) niemals eine solche zu Stande kommt, da die Ursache zu ihr fehlt. Darauf schreitet die erwähnte Krümmung des Gehirnes noch weiter und zwar in solchem Maasse fort, dass sich der mittlere Theil dieses Organs von der Grundfläche der Hirnschale sogar abhebt. So wie dicss aber geschieht, wuchert von der Belegungsplatte der Chorda vertebralis die Substanz in die Lücke, die dabei entstehen müsste, hinein, und bringt dann eben dadurch den oben geschilderten unpaarigen Fortsatz zu Wege. — Die beiden andern oben erwähnten Fortsätze waren dünner und auch schmäler, als der mittlere , gingen erst massig stark aus' einander , indem sie die Grundfläche des Trichters gleichsam wie zwei Hörner umfassten, und kamen vor demselben einander wieder näher. Doch tonnte ich sie nicht weiter nach vorne verfolgen , indem sie an dem vordem Theile des Trichters mit der übrigen Substanz der Kopfwandung so verschmolzen und auch so weich waren, dass sie sich nicht mehr unterscheiden und hcrauspräparircn Hessen. Bei etwas älteren Embryonen aber konnte ich sie bis in das vordere Ende des Kopfes verfolgen, wie ich weiterhin -(§. 32) ausführlicher angeben werde. Zwischen ihnen, also unterhalb des Trichters, war dit^ Grundfläche des Schädels hautartig dünne, vor dem Trichter aber war sie wieder dicker, jedoch weit mehr nach den Seiten hin, als in der Mitte. Zweite Hälfte der ersten Periode. 35 Oben schon habe icli meine Meinung über die Ursache ausgesprochen , welche der Kopfbeuge zum Grunde liegt. Hier will ich nun noch angeben , warum diese aus der angcführlen Ursache gerade da vorkommen muss , wo sie gefunden wird. AVie ich schon auseinandergesetzt habe , llieilt sich die Belegungsmasse der Wirbelsaite unter der mittlem Hirnzelle , oder richtiger wohl gesprochen aul" der Grenze zwischen dieser und der vordem Hirnzelle, in drei verschiedene Fortsätze, von denen zwei in derselben Ebene mit ihr verlaufen und unterhalb der vordem Hirnzelle gelagert sind, der dritte aber sich über die Grundfläche der Hirnschale erhebt und in die Schädelhöhle hineinspringt, und vermutlilicb auch eines spätem Ursprunges, als jene, ist. Durch diese Theilung aber ist die Grundfläche der Hirnschale geschwächt, und es können die beiden paarigen Fortsätze, auf denen die vordere Hirnzelle ruht, weil sie einzeln und zusammengenommen Aveit dünner sind, als derjenige Theil der Belcgungsmasse der Wirbelsaite, von dem sie abgehen, überdiess auch keine solche Stütze und Spannung besitzen, wie dieser Theil durch das Kopfstück der Wirbelsaite, einem Andränge auf sie nicht einen so grossen Widerstand entgegensetzen, wie dieser wesentlichere oder kräftigere Theil. Erfolgt jdso von dem Gehirne , indem es sich zusammenkrümmt , durch seine beiden Endstücke ein andauernder Druck auf die Grundfläche der Hirnschale , so muss nach physi- kalischen Gesetzen der Druck insbesondere auf diejenige Partie der Hirnschale seine Folgen äussern , welche sich unterhalb der vordem Hirnzelle beflndet , weil sie die schwächere ist ; und diese Folgen werden darin bestehen müssen , dass die Grundfläche der Hirnschale da ein- knickt, wo die beiden paarigen Fortsätze von ihr abgehen. Nicht weniger , als die Kopfbeuge , beruht auch die Nackenbeuge , die sich in dem Nackenhöcker kund gicbt, auf einer anfänglich über das Skelet vorherrschenden Verlängerung der Centraltheile des Nervensystemes. Sie aber kommt gerade da, wo sie sich befindet, deshalb zu Stande , weil die Wirbelsaite bei ihrem Uebergange in den Kopf gar merklich an Dicke, also auch an Widerstandskraft, verliert. Wie eigenthümlich in mancher Hinsicht das Verhallen desjenigen Theiles auch sein mag, welcher bei der Natter und bei andern Wirhelthieren die erste Andeutung der Schädelgrund- fläche bezeichnet : so ist doch dieser Theil in seiner Zusammensetzung ähnlich demjenigen, welcher sich zur Wirbelsäule entwickelt. Auch dieser nämlich besteht bei den Vertebraten überhaupt nicht hlos aus der Wirbelsaite , sondern auch aus einer Masse von Blastem, das sich um die Wirbelsaite ablagert, und das grade als die Matrix der Wirbelbeinkörper und deren verschiedenen Ausstrahlungen erscheint. Anfänglich hängt es aufs innigste mit der Scheide der Wirbelsaite zusammen, und sein Gefiige lässt sich dann auch nur wenig, oder seihst wohl gar nicht von dem Gefüge dieses Körpcrlheiles unterscheiden : nachher aber wandelt er sich zum Theil in eine Knorpelsubstanz, zum Theil in eine fihrösartige Haut um, so jedoch, dass bei den meisten Wirhelthieren der Knorpel, bei einigen aber, wie namentlich bei den Cyclostomen, die fibröse Haut der überwiegendere Theil aa ird. Ja ich muss glauben , wie ich bereits oben erwähnte , dass die so bedeutende Dicke , die mir bei der Natter die Scheide der Wirbelsaite darzubieten schien, zum Theil in der erwähnten Belegungsmasse ihren Grund hatte. Ausser den schon angeführten Gründen gicbt mir zu diesem Glauben auch noch der Umstand einen Anlass , dass scheinbar die ganze Grundfläche des Schädels bei Embryonen der Natter aus der ersten Periode nur aUein eine Fortsetzung der Wirbelsaite , und insbesondere der Scheide 5* 36 Drittes Kapitel. derselben war. Dass sie diess aber nicht auch wirklich war , ergiebt sich daraus , dass sie bei fortschreitender Entwickelung fast gänzlich verknorpelt, dagegen die Wirbclsaite selber bei keinem Thiere jemals verknorpelt. — Demnach würde der Unterschied zwischen dem Verhalten der Wirbelsäule und dem der Schädelgrundfläche in der frühesten Zeit des Fruchllebens haupt- sächlich darauf beruhen, 1) dass sich um denjenigen Theil der Wirbclsaite , welcher dem Kopfe angehört , noch mehr von einem solchen Blastem , das zur Bildung der Wirbel und deren ver- schiedenen Bänder verwendet werden soll , angehäuft wird , als um den übrigen Theil dieses Gebildes, und 2) dass dasselbe weit nach vorne über jenen Th6il hinauswuchert, um die Balken des Schädels zu bilden. §. 20. 6 e I) i r n u n ii H ü ck c n m a r k. Das Gehirn nimmt, wie der Kopf im Allgemeinen, bedeutend an Umfang zu, selbst im Verhällniss zu allen übrigen Eingeweiden : besonders aber wächst es mehr in die Breite und Länge. Seine Verlängerung geht in einem noch etwas grössern Maassc vor sich, als die der Grundfläche des Schädels , und es wird dasselbe dadurch genölhigt , sich in seiner Mitte noch mehr nach oben hinauszuwölben , als es schon früher der Fall war, 'so dass in Folge hievon der ganze Kopf in seiner Mitte , vornehmlich aber der Schcilelhöcker , auch relativ noch mehr an Höhe gewinnt. Die Zunahme in die Breite giebt sich ganz besonders an der vordersten Abiheilung der ersten Hirnzelle, oder demjenigen Thcile kund, welcher zu den Hemisphären des grossen Gehirnes werden soll. Diese buchtet sich rechts und links etwas aus, und wird dadurch zuvörderst ungefähr eben so breit, als sie lang ist (Tab. I, Fig. 9, c) , anstatt dass sie ursprünglich eine etwas grössere Länge , als Breite hat. Darauf entsteht an ihrer obern und vordem Seite in der Mittelebene des Kopfes eine schwache , seichte Einbuchtung, wodurch sie in zwei Seitenhälflen, nämlich in die Andeutungen der Hemisphären, zerföllt wird. Ist diess geschehen , so wird sie , bevor der Embryo in die zweite Periode übergeht , ungefähr noch einmal so breit, als lang, und stellt, jetzt von der Seite betrachtet, ungefähr ein sphä- risches Dreieck dar, das mit seinem einen Winkel nach vorne und unten gerichtet ist (Tab. VI, Fig. 1, c, Fig. 3 und Fig. 4, a). Die zunächst hinter ihr liegende und einen Theil der Grundfläche des Gehirnes ausmachende Abiheilung der vordersten Hirnzelle , diejenige also , mit welcher die Augen zusammenhängen , bleibt noch bestehen , ja wird noch etwas grösser und insbesondere breiter, erleidet aber sonst keine Formveränderungen weiter (Tab. VI, Fig. 3, c und Fig. 4, b). Ist die von Huschke gemachte Angabe*) richtig, dass bei dem Hühnchen ursprünglich nicht drei, sondern vier Hirnzellen vorkommen, von denen die vorderste sich zu den Augen ausbildet, so muss ichr glauben, dass die eben erwähnte Abiheilung an dem Gehirne der Natter -Embryonen ein Ueberrest von einer solchen vierten oder vordersten Hirnzelle war, die aber, nachdem sich das grosse Gehirn zu entwickeln und zu vergrössern begonnen hatte, von diesem immer mehr nach unten und hinten gedrängt wurde. Auch die obere Hälfte der mittlem Hirnzelle, oder der künftige Vierhügel, gewinnt hauptsächlich an Breite, wenn gleich weniger, als die Abtheilung für die Hemisphären des grossen Gehirns, und stellt zuletzt etwa den drillen ♦) Meckel's Archiv vom Jahr 1832. Heft I. Zweite Hälfte der ersten Periode. 37 Thcil einer Holilkiigol dar (Tab. \1 , Fig. 1 , a und Fig. 3, c). — Hirntrichtcr und Zwischen hirn behalten im Vergleich zu den übrigen Ablbeilungcn des Gehirns noch eine sehr bedeutende Grösse , und das stumpfe Ende des erstem wölbt sich noch etwas stärker aus (Tab. VI, Fig. 3, d und Fig. 4, d). — Die Einschnürung zwischen der mittlem und hinlern Hirnzelle wird etwas tiefer, und es gewinnt diese letztere in einiger Entfernung vor den Gehörbläschen eine recht auffallende Weite , so dass sie jedcrseits sich hier nicht un- bedeutend ausbuchtet (Tab. VI, Fig. 2, b, b). In das Rückenmark aber geht für jetzt die dritte Hirnzelle noch immerfort ohne alle Abgrenzung über (Tab. VI, Fig. 3, g). An merk Uli ff. Reichert erwähnt in seinem Werke über den Kopf der nnekten Amphihien an mehreren Stellen zweier Hirnbliischen , die sich bei den hohem Wirbelthieren schon in einer sehr frühen Zeit des Fruchtlebens vorfinden, der Bildung; der Hemisphäre des grossen Gehirnes vorangehen, und mit den Geruchswerkzeugen in der engsten Beziehung stellen sollen. Allein dergleichen Bliischen habe ich niemals weder bei der Natter, noch einem andern hühern Wiibelthiere bemerken können, sondern habe nur die Ueberzeugung gewonnen, dass der genannte sonst so genaue Forscher sich hier getäuscht hat. Jene von ihm gesehenen Bläschen können nicht füglich Etwas andres gewesen sein, als die Hemisphären des grossen Gehirns zu einer Zeit der Entwickelung , da sie sich erst zu sondern angefangen haben, und im Vergleich zu andern Theilen des Gehirnes nur sehr klein sind. Die Riechnervenkolben , die bei der Natter und vielen andern Wirbelthieren vorkommen, sind offenbar spätem Ursprungs, und entstehen wie duich Ausstülpung aus den Hemisphären des grossen Gehirnes. Allmählig bildet sich jetzt auch um das ganze Gehirn eine zarte Haut aus, die dasselbe enge bekleidet, allenthalben ihm noch fest anhängt, und allem Anscheine nach die weiche Hirn- haut und die Spinnewebenhaut in sich begreift, nicht aber auch die harte Hirnhaut. Mit ihr zusammen steht das Gehirn gegen das Ende der ersten Periode an einigen Stellen ein wenig von dem Schädel ab , und die Zwischenräume werden vermuthlich von einer wasserbellen tropf- baren Flüssigkeit ausgefüllt. Namentlich kann ein solcher kleiner Zwischenraum an der obern Seite der vordem Hälfte der zweiten Hirnmasse , und ein anderer , aber noch viel kleinerer, dicht hinter dem Ende dieser Masse bemerkt werden. Eine harte Hirnhaut lässt sich für jetzt nicht deutlich erkennen: vermuthlich ist sie jedoch schon in der Anlage vorhanden, hängt aber allenthalben aufs innigste mit dem Schädel zusammen. Ist diess wirklich der Fall, so beünden sich die erwähnten Zwischenräume zwischen ihr und der andern oben beschriebenen Haut. Obgleich die Wandung des Schlauches , den das ganze Gehirn darstellt , auch im Ver- hältniss zu dem Umfange desselben an Dicke zunimmt, so geschieht dieses doch nur in geringem Grade. Am grössten noch ist die Zunahme in der untern Wandung oder der Basis cerebri, zumal so weit sie die dritte Hirnzelle und den Trichter zusammensetzen hilft. Am wenigsten dagegen ist sie an der obern Wandung bemerklich , zumal in der Mittellinie der ganzen vordem Hirnzelle , weshalb denn auch das Gehirn , besonders wenn es im Weingeiste erhärtet worden ist, noch leicht bei dem Zergliedern des Kopfes hier aufreisst. An der obern Wandung der dritten Hirnzelle endlich entsteht inzwischen, während sich die oben erwähnte häutige Bekleidung des Gehirnes ausbildet, eine die ganze Länge und Breite dieser Zelle ein- nehmende, also ansehnlich grosse Oeffnung, die nur allein von jener Bekleidung verschlossen wird. Mit andern Worten, es sondert sich an dieser Stelle die ursprünglich indifferente Substanz, aus welcher das ganze Gehirn besteht, nicht, wie an den übrigen Theilen des Gehirnes, in zwei Schichten, von denen die eine zu der weichen Hirnhaut und der Spinnwebenhaut wird, 38 Drittes Kapitel. die andere aber in Hirnsubstanz sich umwandelt, sondern sie bildet sich hier nur allein zu der Hautbedeckung des Gehirnes aus : wenigstens konnte ich an ihrer innern Fläche keine Belegung von Nervcnsubslanz erblicken. Was nun die Form jener Oeffnung anbelangt, so bat sie, wenn sie erst unlängst entstanden ist , eine im Verhältniss zu ihrer Breite sehr beträchtliche Länge, indem sie bis zu dem Nackenhöcker hinreicht. Von vorne nimmt sie gegen ihre Mitte rasch und bedeutend an Breite zu, zeigt in geraumer Entfernung vor ihrer Älitte die grösste Weite, und wird dann, jedoch nur sehr allmählig, wiederum enger (Tab. VI, Fig. 2, b, b). Der vordere Rand und die Scitcnränder der vordem Hälfte der Oeffnung lassen bis zu der Stelle hin, wo sie die grösste Breite hat, schon kurz vor dem Schlüsse der ersten Periode eine geringe Aufvvulslung gewahr werden, und es besitzt dann diese hervorgelriebene Partie die Form eines schmalen langgestreckten Hufeisens, dessen Schenkel gegen ihre nach hinten gekehrten und spitz auslaufenden Enden immer schmäler werden. Wie der Verfolg der Entwickelung ergab, enthält der eben angeführte Theil die Anlage für das kleine Gehirn. Wie schon erwähnt worden, reicht die beschriebene Oeffnung in dem Nervenrohre bis zu dem Nackenhöcker; die Anlagen für die Wirbelkörper aber erstrecken sich bei Embryonen aus der letzten Zeit der ersten Periode bis beinahe zur Mitte des Nackenhöckers , so dass das vorderste Paar von ihnen unmittelbar hinter und über dem vierten Paare der Schlundhogen seine Lage bat. Hieraus ergieht sich denn eines Theils, dass Avenn der Nackenhöcker schon schärfer ausgeprägt ist, seine Mitte oder sein höchster Punkt die Abgrenzung des Kopfes von dem übrigen Leibe bezeichnet , andern Theils , dass die Schlundhogen und die zwischen ihnen befindlichen Oeffnungen bei der Natter nur allein dem Kopfe angehören. Das Rückenmark erleidet keine A^eränderung weiter, als dass es gleichmässig mit dem ganzen Körper länger und dicker wird. An seiner obern und untern Seite bleibt es in der Mittellinie noch immerfort sehr dünnwandig. §. 21. ;? i u n c s lü c r k ? e u g f . Das Gehörbläschen gewinnt nicht blos an Umfang, sondern ändert auch seine Form. Anfangs scheibenförmig rund, nimmt es allmählig eine Aehnlichkeit mit einem beinahe gleich- seitigen Dreiecke an, dessen nach unten gekehrte Seite convex, die beiden andern Seiten aber etwas concav werden. Hat es diese Form erlangt, A\as schon am Schlüsse der ersten Periode der Fall ist, so ist seine längste Seite nach unten, die zweite nach oben und vorne, die dritte nach oben und hinten gerichtet (Tab. H, Fig. 1 , i und Fig. 3). Ehe es aber diese Form erlangt, sackt es sich nach oben, wo künftig sein einer Winkel bemerkt wird, etwas aus, und bildet hier eine kleine, anfangs warzenfiirmige, daiui kolbenRirmige Ausstülpung. Ich sah diese schon bei Embryonen, deren hinterer Körpertheil erst 2 Spiralwindungen beschrieb (Tab. I, Fig. 12). Die Wandung des in Rede stehenden Bläschens nimmt nur wenig an Dicke zu, seine der Schädelhöhle zugekehrte Oeffnung aber, durch die seine Höhle in die Höhle des Gehirnes übergeht, verengert sich, wenigstens scheinbar, nicht unbedeutend. — Wie schon früher erwähnt worden, stellte sich das Bläschen ursprünglich als eine unmittelbare Fortsetzung, als ein Anhang des Gehirnes dar. Wenn nun an diesem eine Sonderung der ursprünglich homogenen und indifferenten Substanz in Nervensubstanz und in eine häutige Bekleidung der- Zweite Hälfte der ersten Periode. 39 selben (Pia malcr und Arachnoidcn) erfolgt, von welchen die crslerc die vorwallcnde wird, so gehl derselbe Proccss höchsl wahrscheiiiUch auch in jenem Anhange vor sich, jcdodi in umgekehrlcm Verhältnisse , so nämlich , dass der häutige Thcil der vorwaltende , der nervige aber ihm untergeordnet wird. Der letztere bildet sich niulhmasslich nur in zarten Streifen aus, die endlich als die Zweige des Gehörnerven erscheinen. Demnach steht das Gehörbläschen in Hinsicht seiner histiologischen Entwickelnng in der Mitte zwischen der obern Wandung der dritten Hirnzelle , in der gar keine Nervensubstanz ausgeschieden wird , und den übrigen Theilen des Gehirns. — Ein Gehürncrve wird noch nicht ausgesponnen, sondern es bleibt das Gehörbläschen noch immer unmittelbar auf dem Gehirne sitzen. Wenn das Bläschen noch die Form einer Linse besitzt , und wenn sich noch nicht die keulenförmige Aussackung desselben zu bilden begonnen hat, bemerkt man bereits einen halb- mondförmigen, sehr sclmialcn, und durch einen ihn ringsum begrenzenden Schatten erkennbaren Theil, der dem Rande desselben aufliegend es von unten einfasst, und mit seiner Mitte über der Belegungsmasse des Kopfstückes der Wirbelsaite ruht, nicht aber sich eigentlich zur Seite derselben befindet (Tab. I, Fig. 12, c). Ich sah ihn schon bei den Embryonen, die ich im vorigen Kapitel beschrieben habe. Mit der Zeit wird dieser in der Substanz der Kopfwaudung eingeschlossene, dicht unter der Hautbedeckung liegende, und gleichfalls sehr durchsichtige Theil immer breiter und länger, wächst in Folge davon immer weiter über das Bläschen hinüber, und wandelt sich überhaupt in eine fost scheibenrörmig runde, flache, einem ziemlich tiefen LIhrglase ähnliche Platte um, die das Bläschen von aussen bedeckt, es jedoch nicht ganz knapp umhüllt: denn es kommen wenigstens zwischen seinem Rande und dem des Bläschens einige kleine Zwischenräume vor. Die keulenförmige Aussackung des Bläschens aber springt über den Rand der Platte vor, und liegt etwa zur Hälfte ausserhalb derselben. Etwas später wird die Platte zu einer Kapsel und umfasst das Bläschen bis zu der Stelle , ^^■o dieses mit dem Gehirne zusammenhängt , so dass sie an ihrer nach innen gekehrten Seite noch eine recht bedeutend grosse Oeflnung , an ihrer obern Seite aber eine nur sehr kleine Ocffnung für den Durchgang des keulenförmigen Anhanges des Bläschens erblicken lässt. Die beschriebene Kapsel gewinnt auch schon frühe eine massig grosse Dicke ihrer Wandung, und eine recht feste, ja ftjst knorpelartige Beschalfenheit, so dass sie nebst den Anlagen für die Wirbelbeinkörper der zuerst verknorpelnde Theil des Skeletes ist. — Wie der Verfolg der Entwickelnng lehrt, wird das beschriebene Bläschen der häutige Theil des Gehörlabyrinthes , die Kapsel aber der knöcherne Theil desselben oder das Felsenbein. Demnach entsteht dieser Knochen in der Substanz der Rückenplatlen ganz unabhängig von der Chorda vertebralis , wie auch von jedem andern Theile des Skeletes , ja er scheint unter allen Knochen des Kopfes derjenige zu sein , welcher zuerst seine Entstehung nimmt. Ganz von derselben Zusammensetzung, Form, Lage und Ver- bindung kommt auch bei den erwachsenen Lampreten , Neunaugen und Qucrdern der Labyrinth vor: was jedoch seine Textur anbelangt, so findet zwischen diesen Fischen und den sehr jungen Embryonen von Schlangen hauptsächlich nur der Unterschied statt, dass bei den erstem die äussere Kapsel völlig knorpelig , ja selbst wohl etwas verknöchert erscheint. Aehnlich in jeder Beziehung, wie bei den hier in Rede stehenden Embryonen der Natter, habe ich den Labyrinth aber auch bei sehr jungen Embryonen von Eidechsen , Vögeln und Säugethieren gefunden; und von Baer hat ihn auf ähnliche Weise auch iei Embryonen von Cyprinus Blicca, 40 Drittes Kapitel. die sich noch im Ei befanden , geformt und gelagert gesehen. Demnach liegt auch dem Labyrinthe der Wirbelthiere im Allgemeinen, wie man wohl vermuthen darf, ursprünglich ein und dasselbe Bildungs - Schema zum Grunde. Indess bleibt seine ursprüngliche Form und Zusammensetzung nur bei höchst wenigen Wirbellhieren , so namentlich bei den Cyclostomeu unter den Fischen , auf der oben bezeichneten Entwickclungsstufe stehen : bei den übrigen erleidet sie sehr bald mancherlei Abänderungen, die jedoch nach den verschiedenen Wirbel- lhieren gar sehr verschieden sind. Eine solche Eigenlhümlichkeit fand ich selbst schon bei denjenigen Embryonen der Natter , von denen hier die Rede ist. Sie bestand in dem an- geführten kleinen , keulenförmigen , hohlen , und allem Anscheine nach mit einer klaren Flüssig- keit gefüllten Anhange des Ohrbläschens oder des häutigen Theiles des Labyrinthes, über dessen Bedeutung ich das Nähere erst im folgenden Kapitel angeben werde. Die Augen behalten nicht lange mehr die Gestalt von plattgedrückten Birnen: denn ihre unlere oder dünnere Hälfte zieht sich jetzt, wenigstens scheinbar — indem sie nicht in gleichem Maasse, wie die obere, an Weite gewinnt, wohl aber absolut an Länge zunimmt — immer mehr zusammen, und wandelt sich in den Sehnerven um. Dieser aber bleibt noch immer hohl, und geht, indem er sich gegen das Gehirn etwas trichterförmig erweitert zeigt (Tab. VI, Fig. 3 und 4, c), mit einer ziemlich weiten Oeifnung in das Hirn über, so dass mithin zwischen der Höhle des Auges und der des Gehirnes noch immer eine offene Verbindung vorhanden ist. Beide Sehnerven rücken, indem das Gehirn an seiner Basis breiter wird, sie selber aber noch immer seitwärts in dasselbe übergehen , weiter auseinander und kommen beinahe senkrecht zu stehen. — Das Auge nimmt an Umfang nicht unbedeutend zu , so dass es verbältnissmässig sehr viel grösser wird, als bei Embryonen von Säugethieren auf einer ähnlichen Stufe der Entwickelung, und sich in dieser Hinsicht ungePähr so verhält, wie bei dem Hühnchen zu Anfange des vierten Bebrütungstages. Doch bleibt es noch immerfort sehr platt gedrückt, so dass es selbst bei Embryonen , die bis an das Ende der ersten Periode gelangt sind , noch die Form einer nur massig dicken Linse hat, und eine Achse besitzt, die nicht völlig halb so gross ist, als sein senkrechter Durchmesser. Dieser hat dann eine solche Stellung, dass er ein wenig schräge von unten und innen nach oben und aussen gerichtet ist. Uebrigens geiit er gerades- weges in den Sehnerven über, so dass der Sehnerve jetzt noch mit dem untern Rande, nicht aber mit der hintern Fläche des Auges zusammenhängt. — Wie die Wandung des grössern Theiles von dem Gehirne, sondert sich auch die des Auges, in wie weit dieses als ein Anhang von jenem betrachtet werden kann, deutlich in zwei verschiedene Schichten, von denen die eine als eine Fortsetzung von der Nervenschichte des Gehirnes erscheint und sich als die Netzhaut kund giebt, die andre aber als eine Fortsetzung von der Hautschichte des Gehirnes zu betrachten ist, und die Aderhaut ausmacht. Was aber die Scierotica und Cornea anbelangt, so sind beide, wenn wir uns an die Entwickelungsgeschichte hallen , als eine Fortsetzung von der harten Hirnhaut anzusehen, die nicht sowohl zu dem Gehirne selbst, als vielmehr zu der Wandung der Hirnschale gehört. Die Retina nun gewinnt eine erhebliche Dicke, und wird überhaupt die bei weitem dickste Haut des Auges: doch wird sie nicht allenthalben gleich dick, sondern erscheint, wie man besonders bei älteren Embryonen aus der ersten Periode gewahr werden kann, gegen den Rand der Linsenkapsel, bis an welche sie hinreicht, etwas dünner. Hier jedoch hat sie nicht ihr Ende erreicht, sondern geht, wie man an solchen und auch noch ZM'eitc nälftc der ersten Periode. 41 älteren Embryonen bemerken kann, wenn man DurcbscbniUc des Auges gemacbt hat, in eine sehr zarte Haut über, welehe der hintern HäH'lc der Linsenkapsel anliegt und sich ihr angcpasst hat. Mit andern Worten , es stellt sich die Netzhaut bei dergleichen Embryonen , wie nach Huschke's Bemerkungen bei dem Hühnchen, als ein nur gegen den Sehnerven olFenes, im Uebrigen aber vollständig geschlossenes Säckchen dar , dessen einer Theil gegen die Höhle desselben durch den Andrang der Linsenkapsel stark eingebuchtet ist, und eine bei weitem grössere Düiuiheit , als der übrige oder grössere Theil besitzt. In der äusserst kleinen Höhle des Säckchens befindet sich eine etwas dickliche Flüssigkeit , die im frischen Zustande völlig durchsichtig ist , schon im blossen Wasser aber nach einiger Zeit eine schwache weisse Farbe und eine ähnliche Consistenz darbietet, wie der dickere Theil der Retina, und dann eine kleine wie ein Uhrglas geformte Scheibe darstellt, die an ihrem Rande scharf, und in der Mitte ungcfiihr so dick, wie der dickste Theil der Netzhaut ist (Tab. VI, Fig. 25). Der letzt- genannte Theil ist ohne Zweifel der nachherige Glaskörper. Ausserdem gewinnt die Netz- haut in ihrer nach aussen gekehrten und der Aderhaut anliegenden Seite eine bis zu der Linsenkapsel reichende wenig tiefe und schmale Einfurehung oder Rinne, deren convexe Fläche gegen das Innere des Auges gekehrt ist. — Die Ader haut gewinnt in dieser Periode eine nur sehr geringe Dicke und eine nur höchst schwache graue Färbung. Sie reicht bis zu der Linsenkapsel und schlägt , wie es mir schien , eine sehr schwache Falte , die in der Falte der Netzhaut ruht. Eine Iris entsteht in dieser Zeit noch nicht, und es bildet daher für jetzt noch die Aderhaut selber die kleine rundliche Pupille. — Sclerotica und Cornea bebalten beide noch ein gleich durchsichtiges Gefiige , lassen sich nur durch die Stellen , die 'sie einnehmen , von einander unterscheiden, und bleiben so dünne, dass selbst die Sclerotica am Ende dieser Periode nur etwa zum sechsten Thcilc so dick, wie der dickere Theil der Netzhaut ist. Die kleine künftige Hornhaut lässt eine schwache Einsenkung gegen die Höhle des Auges bemerken : doch habe ich an ihr niemals deutlich eine Oelfnung auflinden können. — Linse und Linsenkapsel lassen sich immer deutlicher von einander unterscheiden. Diese erscheint als eine glasartig durchsichtige und sehr dünne Haut, und bleibt nicht blos während der ersten Entwickclungs- Periode, sondern auch noch lange nachher, mit der Hornhaut in so inniger und fester Verbindung, dass man sie von dieser nicht ablösen kann, ohne die eine von beiden zu zerstören. Dieselbe Wahrnehmung machte ich auch an sehr jungen , jedoch verschiedentlich weit entwickelten Embryonen von Eidechsen und Vögeln. Und deshalb möchte ich der von Huschke aufgestellten Ansicht völlig beipflichten, nach welcher die Linsenkapsel als eine durch die Hornhaut hindurch- gehende Einsaekung der künftigen Haulbedeckung entsteht , die sich allmählig abschnürt , und zuletzt sich zu einer Blase abschliesst. Konnte ich bei den von mir untersuchten Embryonen der Natter keinen Eingang in sie auffinden , so lag der Grund davon wohl darin , dass sie sich schon vöUig abgeschnürt und geschlossen hatte. — Die Linse selbst bleibt breiig- weich, und wird etwas vveisslich und kugelrund: ihre Kapsel füllt sie vollständig aus. Zu ihr sah ich bei altern Embryonen aus dieser Periode unter dem Mikroskope von der Netzhaut , wo diese mit den Sehnerven zusammenhing, ein zartes Fädchen hingehen, das woJil Nichts anderes, als die Arieria centralis retinae sein konnte. Bei Embryonen , die nur wenig älter waren , als die jüngsten von mir untersuchten, bemerkte ich auch schon die ersten Anlagen für die Ger uehs werkzeu ge. Sie befanden 6 42 Drittes Kapitel. sich in massig grosser Entfernung von den Augen ganz vorn am Kopfe , zu beiden Seiten und nahe der Grundfläche desselben , so dass sie auf der Grenze von der untern und den äussern Seilen des Kopfes lagen , und von einander vcrhällnissmässig recht weit abstanden. Beide stellten zwei kleine Verliefungen dar, und jede war von einem schwachen Walle rings um- geben (Tab. II, Fig. 1, g). Ganz so beschaffen fand ich diese Werkzeuge gleich nach ihrem Auftreten auch bei dem Blennius viviparus, der Eidechse, dem Hühnchen und bei verschiedenen Säugethieren , und muss deshalb glauben, dass ihre erste Bildung bei allen Wirbelthieren , mit Ausnahme nur allein der Cyclostomen , auf eine und dieselbe Weise vor sich geht. Jedoch entstehen sie bei den Vögeln in Vergleich zu manchen andern Organen, z. B. der Leber, etwas später , als bei den Gräthenfischcn und den beschuppten Amphibien ; und noch später bilden sie sich bei den Säugethieren. Auch schreitet ihre Entwickelung bei den Vögeln und Säugethieren weit langsamer fort, als bei den erwähnten Amphibien. *) — Die erste Entstehung der Geruchs- werkzeuge ist nun bei allen diesen Wesen von der Art, dass sich die Wandung des Kopfes an den beiden oben bezeichneten Stellen in ihrer ganzen Substanz anränglich weit weniger verdickt, als in der Nachbarschaft, so dass sie daselbst, wo sich jetzt die Mitte der beiden erwähnten Vertiefungen oder Gruben befindet , eine kurze Zeit hindurch nur äusserst dünne gefunden wird. Bald aber erfolgt hier in der Hautschichte des Kopfes eijie stärkere Ver- dickung, indess sich daselbst die tiefern Schichten, nämlich die für die Knochen und die für die harte Hirnhaut bestimmten , nicht in gleichem Maasse entwickeln , ja eine Ablagerung von Knorpel und Knochcnsubstanz bei Schlangen , Eidechsen und Vögeln dort niemals bewerkstelligt wird. So wird denn an jenen Stellen von der Hautschiebt sehr bald ein kleines Segment einer Hohlkugel, oder ein kleiner Teller zu Wege gebracht, der sich durch grössere Dicke und geringere Durchsichtigkeit auffallend von allen übrigen Theilen der Hautbedeckung unterscheidet, und ganz frei an der Oberfläche des Kopfes liegt. Wie der Verfolg der Entwickelung lehrt, sind diese beiden Teller die ersten Andeutungen der Schnei der sehen Haut. Es ist dem- nach die genannte Haut wohl bei allen Wirbelthieren nicht blos der wesentlichste , sondern auch der zuerst entstandene Theil der Geruchswerkzeuge , und sie wird erst späterhin von benachbarten Theilen so überwachsen , dass sie ganz versteckt zu liegen kommt. — Da die ■Schneidersche Haut eine ähnliche Beschaffenheit, wie die Schleimhaut des Darmkanales hat, also auch eine Schleimbaut ist , die Nasengruben aber bei den Wirbelthieren im Allgemeinen weit entfernt von der Mundöffnung in dem serösen Blatte der Keimhaut entstehen, so giebt die Entwickelungsgeschichte der Gcruchswerkzeuge einen Beweis , dass sich auch aus dem serösen Blatte der Keimhaut ganz unabhängig von dem mukösen Blatte, eine Schleimhaut bilden kann. — Bei den altern Embryonen der Natter aus der ersten Periode bemerkte ich deutlich, dass die vordere Ablhcilung der ersten Hirnzelle, oder Baer's Vorderhirn, das schon eine schwache Sonderung in zwei Seitenhällleu gewahr werden liess, an seiner breitesten Stelle jederseits mit der nach iimen gekehrten Fläche des Geruchsorganes fest zusammenhing, ja selbst wohl einen sehr kleinen Vorsprung, der eben diese Verbindung vermittelte, als Ankündigung eines Gei'uchs- nerven besass. So viel ich mich erinnere gesehen zu haben, fallen bei den Wirbelthieren im *) Schon Reichert hat aufmerksam darauf gemacht, dass bei den Schlangen die Geruchsorgane sehr frühe angelegt werden. (Entw. Gesch. des Kopfes d. nackten Amphib. S. 166.) Zweite Hälfte der ersten Periode. 43 Allgemeinen die erste Entstcliun» der Gerucliswerkzeuge und der Anfang der Tlicilung des Vorderliirns in seine Seitenliiilflen in dieselbe Zeit, so dass ])cide Entwickelungsvorgängc sich gegenseitig zu bedingen scheinen, nicht aber der eine die Folge und Wirkung des andern ist. Sehr bald nachdem die Geruchs - oder Nasengruben entstanden sind , bildet sich ein neuer Tbeil, der als ein Dach zur Bedeckung derselben dienen soll, und den ich deshalb das Nasendach nennen will*). Es entsteht derselbe selbstständig durch eine Wucherung der Substanz des Kopfes dicht über einer jeden solchen Grube, und stellt anfangs eine höchst zarte, schmale und kurze Leiste dar, die nach vorn und nach hinten sich allmählig verläuft und ver- liert. Bei den auf der ersten Tafel abgebildeten Embryonen war er noch nicht vorhanden. Recht rasch aber gewinnt er eine grössere Höhe, verlängert sich auch an beiden Enden immer weiter hinaus , und wächst mit dem innern Ende dem Oberkieferfortsatze entgegen , indess er mit dem andern an die vordre oder Stirn- Seite des Kopfes gelangt, und sich hier nach unten hinab krümmt. Bei Embryonen aus der letzten Zeit der ersten Periode erscheint er dann als eine höchst zarte und dalier ganz durchsichtige Haulfaltc oder Tafel von massig grosser Länge , die mit ihrem einen ganzen Rande an die Wandung des Kopfes angewachsen Und aul ihren Flächen bogeuförmig etwas gekrümmt ist , über der Nasengrube , von der er nur massig weit absteht, eine ziemlich grosse, wie überhaupt seine grüsste Breite hat, und gegen seine Enden allmälilig abfällt. Mit dem einen Ende ist er dem Oberkiefer -Fortsatze entweder ganz nahe gekommen oder ihm schon angeschlossen und angewachsen, mit dem vordem Theile aber macht er vor der Nasengrube einen dem Rande dieser Grube entsprechenden Bogen, und verliert sich endlich vor derselben, wo die vordere Seite des Kopfes in die untere übergeht, ganz unmerklich (Tab. H, Fig. 1. Tab. VU, Fig. 6, b). Zwischen den untern Enden beider Nasendächer bildet die vordere Wandung der Schädelhöhle einen ziemlich grossen Zwischenraum und hat hier eine grossere Dicke erlangt, als sie weiter nach oben besitzt. In diesem etwas verdickten Ab- schnitte , den ich in meiner Entwickelungsgeschichte der Geruchswerkzeuge der Säugethiere den Nasenfortsalz der Stirnwand genannt habe **) , entsteht nachher der Zwischenkiefer. Von einem vierten Sinneswerkzeuge des Kopfes, ich meine die Zunge, lässt sich in der ersten Enlwickelungs - Periode noch keine Spur auffinden. Dieses entsteht bei der Natter, wie bei den Wirbellhieren im Allgemeinen, von allen Sinneswerkzeugen des Kopfes am letzten. §. 22. Öcröauungswfrk^fugf. Bei den jüngsten von mir untersuchten Embryonen hatte der Mund -Darm eine absolut und auch relativ nur äusserst geringe Länge, da er nicht bis über das Herz nach hinten hinaus reichte (§. 13) und mitbin auch über den Kopf nur eine geringe Strecke hinaus ging. Uebcr- diess stellte seine hinter dem Schlundkopfe gelegene , also hintere Hälfte , wenn man den Schlundkopf als die vordere ansieht, nur erst einen einfachen, hinten und vorne sehr wenig verengten Schlauch dar. So kurz und so einfach erscheint nun der Munddarm ursprünglich *) Der bei Vögeln und SängetLier- Embryonen vorkommende Theil des Gesiebtes, die Reichert (über die Visceralbogen S. 26) den seitlichen Stirnfortsatz genannt hat, scheint ihm gleichbedeutend zu sein. **) Abhandl. z. BUdungs- und Entwick. Gesch. I, 96. 6* 44 Drittes Kapitel. wohl bei allen Wirbclthieren, Bei einigen verbleibt er es zeitlebens, ja besieht mitunter nur allein aus dem Schlundkopfe , so z. B. bei den Cyprinoidcn und Labroiden : Bei andern kommt zwar eine Speiseröhre hinzu, doch bildet sich hinter ihr keine andre Abthciiung weiter aus, wie diess namentlich bei den Syngnathen und Cyclostomen der Fall ist. In der Regel aber findet sich durch Verlängerung und Sonderung des anfänglich einfachen Rohres oder Schlauches eine neue Abiheilung, der Magen, hinzu: doch bleibt dieselbe mitunter lebenslänglich ein kurzer an beiden Enden etwas verengter Schlauch , dessen Achse mit der Achse der Speiseröhre zusammen eine gerade oder ziemlich gerade Linie darstellt, wie man diess hei einigen Gobioiden und den Gastcrostcen seilen kann. Nur selten sondert sich diese letzte Ahthcilung unter kräftig fortschreitender Erweiterung und Verlängerung in mehrere Kammern, und entwickelt sich zu einem zusammengesetzten Magen. Bei der Natter nimmt der Munddarm auch in der letztern Hälfte der ersten Periode nur massig an Länge zu , so dass er über das Herz nach hinten noch nicht sonderlich weit hinausgeht, scheidet sich aber durch einen Wechsel von Verengung und Erweiterung in seine verschiedenen Abtheilungen. Insbesondere gewinnt die künftige Speiseröhre nur wenig an Länge und weitet sich auch am wenigsten aus , so dass sie einen überaus kurzen Trichter bildet, der mit seinem weitern Ende in den sehr viel längern Schlund köpf, mit dem engern dagegen in den Magen übergeht. Dieser wird etwa dreimal länger, als jene, und weitet sich in seiner Mitte am stärksten aus , so dass er einen kurzen , weiten , und bogenRirmig etwas gekrümmten Schlauch darstellt, der gegen seine Enden allmählig etwas verjüngt ist, zumal gegen das vordere, weniger gegen das hintere. Obgleich im A^crhältniss, zum Gesammlkörper nur sehr enge, zeigt er sich doch am Ende der ersten Periode, wie die Speiseröhre, im Vergleich zu seiner eigenen Lage beträchtlich weit , viel weiter , als bei der erwachsenen Natter. Dem Scheine nach bat er in dieser Zeit au der auf seine erwähnte Erweiterung folgenden verengten Stelle noch nicht sein Ende erreicht, sondern setzt sich über diese noch eine Strecke fort , indem er abermals eine , wiewohl nur kurze und hinten stumpf abgerundete Anschwellung bildet (Tab. HI, Fig. 5, 6 und 7 d) , aus welcher der sehr viel dünnere Darm hervorgeht. Es scheint demnach der Magen jetzt aus einer vordem längern, und aus einer hintern kürzern Kammer zu bestehen. Bei näherer Betrachtung zeigt sich indess , dass diese hinlere Kammer eigentlich den Anfang des Darmes ausmacht; denn mit ihr hängt die Bauch- speicheldrüse und die Leber zusammen. Es war mir diese erwähnte Anschwellung des Darmes an seinem vordem Ende zwar nicht befremdend, da ich sie auch bei andern Thiercn, namentlich auch beim Blennius zur Zeit , da die Leber unlängst entstanden war, bemerkt hatte , doch habe ich, so viel ich mich erinnere, den übrigen Theil des Darmes in Verhältniss zu ihr bei keinem Wirbelthierc so überaus dünne gesehen, wie grade bei der Natter. — An diesem übrigen oder längern Theile des Dünndarmes verkleinert sich die weite und lange Rinne, die man bei Jüngern Embryonen an ihm bemerkt, mehr und mehr, und das recht rasch, indem der Darm- nabel , oder die Stelle , wo der Darm in den zum Dollersacke sich umwandelnden Theil des Schleimblatles der Keimhaut übergeht, sich hauptsächlich von hinten nach vorne, unbedeutend dagegen von vorne nach hinten , allmählig zusammenzieht , so dass die letzte Spur des Darm- nabels dicht hinter der oben angeführten Anschwellung des Dünndarmes gefunden wird. Bei Embryonen, die das Ende der ersten Periode erreicht haben, ist auch der letzte Rest dieser Zweite nälfte der ersten Perlode. 45 OcfTnung: schon verschwunden : doch hängt bei ihnen der Dollersack noch unmittelbar mit dem Darme zusammen , indem die ursprüngliche >'erbinduiig zwischen beiden noch immer verbleibt, allein auf einen sehr kleinen Raum beschränkt worden ist. Auch zeigt sich bei ihnen schon eine grössere Verschiedenheit in der Wandung beider Theile, indem die Wandung des Darmes viel dicker geworden ist, als die des Dottersackes in der Nähe von jenem. Beiläufig noch bemerkt erhält der Dollersack der Nalter nicht einen so langen Stiel, wie es bei den Säuge- ihieren, bei denen sich schon frühe ein langer Nabelstrang entwickelt, der Fall ist, sondern wird, wo er mit dem Darme zusammenhängt, zu einer kurzen, von zwei Seiten zusammen- gedrückten , und in dem Hautnabel liegenden Trichter ausgezogen. Der dünnere oder grössere Tbeil des Darmes nimmt verbältnissmässig nur wenig an Weite zu , so dass er zuletzt allenlbalben nicht völlig halb so dick , als dör Magen in seiner Mitte erseheint. Auch gewinnt er weniger an Länge , als derjenige Tbeil der Rückenwand des Leibes, unter welchem er seinen A'erlauf macht, weshalb er sich immer mehr von ihm entfernt und sich dicht über der viel kürzern Bauchwand des an Höhe absolut und relativ sehr zu- nehmenden Rumpfes liält. Dessenungeachtet erhält er an seinem vordem Ende, dicht vor der Stelle, wo die DoUerhaut mit ihm zusammenhängt, eine Ausbiegung, und bildet dadurch mit der Zeit eine kurze und weile mit ihrer Convexilät linkshin gekehrte Schlinge, durch die der Stamm der J'ena omphalo -mesevaica hindurchgeht. Sein weiterer Verlauf aber entspricht für immer ganz den Spiralwindungen des Rumpfes : namentlich tritt nicht, wie bei den Vögeln und Säugethieren in einer sehr frühen Zeit des Fruchllebens , ein Tbeil von ihm , eine Schlinge bildend, aus dem Haulnabel hervor. — Der After behält die Form einer kleinen runden Oeflhung. Das Gekröse, wodurch sowohl der Magen, als der Darm befestigt ist, wird breiter, so jedoch, dass es an dem vordem Theile des Dünndarmes seine grösste Breite behält. Bei altern Embryonen aus dieser Periode konnte ich deutlich bemerken , dass seine beiden Blätter dicht unter der Aorta eine kleine , auf Querdurchschnitten dreiseitige , und mit dem Scheitel nach unten gerichtete Höhle zwischen sich und jenem Gefässe einschlössen, was als ein Zeichen gelten darf, dass seine beiden Blätter auch bei der Natter, wie beim Hühnchen, anfangs getrennt sind, und nur erst allmählig zusammenwachsen (Tab. IH, Fig. 22, g). Die Bauchspeicheldrüse nimmt fast nur gleichmässig mit dem Darme an Weite zu, und behält die Form eines ganz einfachen rundlichen Bläschens , das ohne besondern Stiel, vielmehr mit einer recht breiten Basis dem Darme , wo dessen rechte und obere Seite in einander übergehen, aufsitzt (Tab. HI, Fig. 5 — 7, e). Im Verhällniss zu der sehr kleinen Höhle, die in ihr vorkommt, bleibt ihre Wandung fortwährend ansehnlich dick, und behält noch immer ganz dieselbe Textur, wie der Magen und Darm. Die Leber nimmt etwas mehr , als das Pancreas , an Umfang zu , und wird ungefähr noch einmal so gross , als dieses Eingeweide. Hauptsächlich aber wird ihre Vergrösserung dadurch bewerkstelligt, dass sich an die beiden Ausstülpungen des Darmes, welche die Grundlage der Leber ausmachen , immer mehr Blastem ansetzt , so dass sie bald aus zwei dem Gefüge nach wesentlich verschiedenen Theilcn besteht (Tab. III, Fig. 5 und 6, c). Jene Grundlagen nun aber, welche die ersten Andeutungen der Gallcngefässe bezeichnen, und früher als zw'ei länglich - ovale mit dem dickern Ende nach hinten gerichlete und einander berührende Körperehen erschienen, erfahren in ihrer Gestalt eine solche Umänderung, dass sie zuletzt zwei symmetrische. 46 Brittes Kapitel. beinahe keulenfiirmige, hörnerartig schwach gekrümmle, und sehr enge Säckchen darstellen, die mit ihrem dünnern Ende nicht nach vorne , sondern gegenlheils nach hinten gerichtet sind. An diesen Enden gehen sie in einander über, und setzen beide b.ier einen höchst kurzen Stamm zusammen, der sich in den dickern Theil oder das vordere Ende des Darmes einsenkt, und der dadurch entsteht, dass sich die Stelle des Darmes, in die sie ursprünglich getrennt von einander übergehen , hervorhebt oder aussackt. Dagegen nimmt ihre Divergenz nach vorne noch immer zu. An der Oberfläche bleiben sie noch glatt, ihr Gefüge aber verliert noch mehr an Durch- sichtigkeit und wird gelber. Der andre Bestandlheil der Leber, oder das Blastem, das sich um jene Theile herum ablagert und sie mit der Zeit völlig einhüllt, häuft sich besonders zwischen ihnen beiden an, gewinnt im Ganzen genommen einen vier bis fünfmal grössern Umfang, und erscheint als eine sehr weiche, stark durchsichtige und schwach röthlicb- weisse Masse, die nicht blos jene Theile untereinander, sondern auch mit der untern Seile des Magens verbindet. Das Ganze der Leber aber bildet am Ende der ersten Periode einen ziemlich dicken , stumpf- raudigen, beinahe hufeisenförmigen Körper, dessen Ausschnitt nach vorne gerichtet ist, und der an seinen beiden Seiten eine nach der Länge verlaufende breite Rinne bemerken lässt, die je näher dem Ausschnitte , desto tiefer ist. Es hat sonach die Leber jetzt eine ähnliche Form, wie sie mir an diesem Organe auch bei dem Blcnniiis viviparus in einer sehr frühen Zeit des Fruchllebens vorgekommen war. Zwischen ihr und dem Magen verläuft nunmehr in der einen eben angegebenen Rinne der Stamm der f'ena omphalo -meseraica, unter ihr aber in der andern Rinne das vordere Ende der (rechten) Nabelvcne, so dass sie demnach zwischen zwei venösen Gefäs^eu in der Mille liegt (Tab. V, Fig. 4). §. 23. 21 t 1) e in lu c V k I t u g f. Sie entspringen kurze Zeit später, als die Leber und Bauclispeicbeldrüsc. Ihre erste Ankündigung fand ich bei Embrvonen, die etwas älter waren, als die jüngsten von mir unter- suchten, bei denjenigen nämlich, von welchen ich ein Exemplar in der zweiten Figur der ersten Tafel abgebildet habe. Bei diesen nun Hessen sie sich unter der Gestalt von zwei äusserst kleinen kegelförmigen abgestumpften, deutlich bohlen und untereinander symmetrischen Säckchen erkennen, die getrennt, und in massig grosser Entfernung von einander, dicht vor der Speiseröhre halb aus der untern Wand, halb aus den Seilenwänden des Schlundkopfes hervorgingen, der untern Seite des Magens anlagen, so jedoch, dass sie seitwärts über ihn zum Theil hinüberragten, und beinalie bis zu der Leber hinreichten. Ein jedes von diesen Säckeben, die offenbar die Lungen anzeigten, war nicht völlig halb so dick, wie die Speiseröhre, besass ein eben solches Gefüge , wie diese , und hatte im Verhältniss zu seiner Höhle eine beträchtlich dicke Wandung. Vor ihnen zeigte der Schlundkopf an seiner untern Seite fast ganz nach aussen (rechts und links) zwei durch eine geringere Durchsichtigkeit sich auszeichnende kurze , nach hinten eonvergirende und in die Lungen übergehende Streifen, die wohl nicht auf einer optischen Täuschung beruhten, sondern wohl darin ihren Grund hatten, dass hier die untere Wand des Scblundkopfes eine grössere Dicke, als zwischen ihnen in der Mitte besass. Ob jedoch diese Beschaffenheit darauf hindeutete , dass sich ein Kehlkopf bilden wollte , will ich dahin gestellt sein lassen. Hoflentlich wird sich darüber am Hühnchen eine Aufklärung gewinnen lassen, an zureite niilfte der ersten Periode. 4[7 dem ich mich erinnere eben dieselbe Erscheinung bemerkt zu haben (Tab. III, Fig. 5, b, b, zeigt die Lungen aus einem elMas altern Embryo). Am Ende der ersten Periode zeigen die Lungen noch ganz denselben Bau und eben dieselbe Verbindung mit dem Darmkanale. Sie sind inzwischen nur etwas länger, ein wenig schlanker, und in sofern in der Regel unsymmetrisch geworden, als die linke in ihrer Ver- längerung hinter der rechten etwas zurückgeblieben ist (Tab. III, Fig. 6, b, b). Ungeachtet ihrer Verlängerung aber reichen sie auch um diese Zeit noch nicht bis zu der Leber hin, weil indessen Speiseröhre und Magen in gleichem Grade an Länge zugenommen haben. • §. 24. i^arnwcrk^euge. Die Wulffs oben Körper oder Urnieren verlängern sich gleichmässig mit der Leibeshöhle, und insbesondere dem zur Umschliessung derselben beitragenden Theile der Rücken- wand, unter der sie ihren Verlauf machen, so dass sie auch am Ende der ersten Periode nach vorne beinahe bis dicht an den Schlundkopf reichen, also mit ihrem vordersten Theile über dem Herzen liegen (Tab. III, Fig. 1, c, c). Ihr hinleres oder dünneres Ende aber lässt sich dann deutlicher, als es früher der Fall war, an dem gleichen Ende der Leibeshöhle erkennen. Auch an Dicke nehmen sie immer mehr zu, jedoch, entsprechend der Form des Gesammt- körpers , bei weitem nicht in einem solchen Grade , Avie bei den Vögeln und Säugethieren, sondern sie behalten vielmehr fortwährend eine ungemein schlanke Gestalt. Ihre Form, die jetzt immer mehr ausgeprägt wird, ist zuletzt von der Art, dass sie in ihrem vordersten zur Seite des Magens befindlichen Theile die grösste Dicke besitzen , nach hinten aber dünner werden, und endlich ganz hinten spitz auslaufen. Auf Querdurchschnitten erscheinen sie beinahe halbmondförmig und fast so dick, als hoch (Tab. III, Fig. 22, c, e). Ihre convexe Seite ist und bleibt nach aussen , die concave nach innen gegen die Wirbelsaite und das Gekröse gekehrt, und an jener ihrer äussern Seite verläuft, nach der ganzen Länge derselben ohne erhebliche Ausbuchtungen nach oben und unten der zarte , fadenförmige , nach hinten etwas dicker werdende Ausführungsgang, der an das Ende des Darmkanals oder die Kloake zur Seite desselben angeheftet ist. Das Blastem, das sie zusammensetzen hilft, nimmt nicht unbedeutend zu, aber zugleich vermehrt sich auch die Zahl ihrer ursprünglich fast kugelförmigen Beutelchen , die sich mit der Zeit in die eigenthümlichen Gefussc (Harngefässe) dieser Organe umwandeln. Die Vermehrung derselben aber erfolgt von vorne nach hinten , so nämlich , dass in der hintern Hälfte der Urnieren , in der sie bei den jüngsten von mir untersuchten Embryonen noch nicht vorhanden waren, an dem Ausführungsgange immer, eines hinler dem andern, niemals jedoch das eine neben dem andern entsieht. Uebrigens bilden sie sich in etwas j^eringerer Zahl , als die Wirbelbeinkörper, so dass nicht immer unter der Anlage eines von diesen Körpern ein solches Beutelchen gefunden werden kann. — Allmählich verändern die erwähnten Beutelchen ihre Dimensionsverhältnisse dermassen , dass sich ihre Achse mehr , als ihr Querdurchmesser ver- längert. So werden sie denn zuerst relortenfö'rmig , darauf keulenförmig, zuletzt cylindrisch. Je mehr sie aber die letzte Form angenommen haben , um so mehr haben sie auch das Ueber- gewicht über das sie verbindende Blastem erlaugt. Alle jene Formen mit ihren Üebergängen 48 Drittes Kapitel. findet man bei Embryonen, die bis an das Ende der ersten Periode gelangt sind, in einer regelmässigen Aufeinanderfolge beisammen: die hinterslen sind dann noch kugelRirmig; in dem vordersten Drittel dieser Organe aber stellen sie schon blinde , ganz einfache und allenthalben beinahe gleich weile, nämlich gegen ihr blindes Ende nur wenig dickere Kanäle dar, die jedoch sämmtlich eine nur geringe Länge haben. Hat das Gebilde erst die Form einer Retorte , so ist es mit seinem dickern Ende gegen die Mittelebene des Körpers und nach unten gerichtet, hat es aber schon die Form eines Kanals angenommen, so ist es mit dem blinden Ende nach oben und aussen umgerollt, und besitzt dann eine Achnlichkcit mit einem Krummstabe, oder mit den von Job. Müller in dem männlichen Gliede der Säugelhiere entdeckten Arteriis helicinis. t- Alle die oben beschriebenen Andeutungen der HarngePässe zeichnen sich durch eine ins Gelbe übergehende Weisse , wie auch durch eine etwas grössere Festigkeit vor dem weichen und immer röther werdenden Blastem gar merklich aus, und diess um so mehr, je weiter sie in ihrer Entwickelung vorgeschritten sind. Im Weingeiste werden sie blendend weiss. — Malpighiscbe Körper (Arterien -Knäuel) konnte ich in dieser Periode innerhalb der Urnieren noch nicht bemerken. Auch Hessen sich für jetzt noch keine eigentlichen Nieren auffinden. Was die Entstehung der Urnieren anbelangt, so ist soviel gewiss, dass sie sich nicht, wie die Leber , die Bauchspeicheldrüse und die Athemwerkzeuge , aus dem Darmkanale hervor- bilden. Und da sie nächst dem Darmkanale , dem Herzen und den Blulgerässstämmen der Leibeshöhle die ersten Eingeweide dieser Höhle sind , so dürfte es wohl theils deshalb , theils ihrer Lage nach zu urtheilcn höchst wahrscheinlich sein , dass sie sammt den Cardinalvenen, dicht unterhalb welcher sie anfangs ihre Lage haben, in dem Winkel, den jederscits das künftige Gekröse und die Leibeswand zusammensetzen , entweder aus dem Geki'öse selbst , oder nur neben diesem ihren Ursprung aus dem Gefiissblatle der Keimhaut nehmen , nachdem sich dieses an den bezeichneten Stellen stärker verdickt hat. Ob jedoch die Urnieren der Schlangen und der über ihnen stehenden Wirbelthiere etwas später , als die oben genannten beiden Venen auftreten, dürfte wohl noch ein Gegenstand weiterer Untersuchungen sein. Ich möchte aber nach dem, was ich bei den genannten Thicrcn gesehen zu haben mich erinnere, sehr vermuthen, dass diese verschiedenen Gebilde gleichzeitig entstehen. §. 23. CS f 0 cl) l e clj t s «j e r k '^ c u 0 f. Organe dieser Art konnte ich deutlich nur erst bei Embryonen aus der lezten Zeit der ersten Periode erkennen. Sie hatten dann bei allen Früchten derselben Mutter eine gleiche Form und überhaupt eine gleiche Beschaffenheit. Die Anlagen zu den keimbereilenden Gesclilechts- werkzeugen, also zu den Hoden und Eierstöcken, erscheinen als zwei aus einem weichen Blastem bestehende weissliche , sehr schmale , und dünne Streifen an der innern Seite der Ur- Nieren ganz in der Nähe der Aorta, sind mit diesen Eingeweiden fest verklebt, und haben im Vergleich zu ihrer sehr geringen Dicke eine recht ansehnliche Länge ; denn sie reichen beinahe von dem vordem Ende der genannten Organe bis über die Mitte derselben hinaus. Die Anlagen aber zu den Eierlcitern und zweien diesen entsprechenden Kanälen des männlichen Geschlechtes, welche die Samenleiter zu sein scheinen, entstehen an der äussern oder convexen Seite der Zweite Iliilfic der ersten Periode. 49 Lr-Nieren, mit denen sie gleichfiills innig verbunden sind, liegen nicht weit von dem obern Rande derselben ganz diciit unter den Ausführungsgängcn jener Organe , also auch unfern von den Cardinalvenen , rci( hen von dem vordem Ende jener Eingeweide bis zur Kloake , machen keine ihnen eigenen Schlängelungen und Biegungen , und stellen zwei sehr zarte weissliche Fäden dar. Dagegen kommt von äussern Gescblechtswcrkzeugen für jetzt noch nicht die mindeste Andeutung vor. §. 26. fj £ r V Es behält dieses Organ die Lage dicirt hinler dem künftigen Unterkiefer, die es schon bei den früher beschriebenen Embryonen halte , noch immerfort bei , und der Kopf bleibt dem Sacke desselben dicht angedrückt. Ferner nimmt es zwar absolut sowolil an Länge, als an Weite zu, doch nimmt sein milderer, grösserer, und nachher in den Ventrikel sich umwandelnder Theil im Verhällniss zur Weite an Länge ab , dabei kommt sein ursprünglich hinterer Theil, welcher später zu den Atrien wird , etwas mehr nach links und nach vorne zu liegen , und es nähert sich das ganze Herz allmühlig der Form einer einfachen Schlinge an, die nun mit ihrem am meislen vorspringenden Theile nach hinten, unten und etwas rechtsbin gerichtet ist (Tab. I, Fig. 11). Auch enlsteht in ihm ein grösserer Wechsel von Erweiterung und Verengerung, wodurch es sich, zumal im Zustande der Ruhe, deutlicher noch, als früher, in drei verschiedene Hauptabiheilungen gesondert zeigt (Tab. I, Fig. 11 und Tab. IV, Fig. 1). Diejenige, welche am meisten links bin liegt, aus den Venen zunächst das Blut aufnimmt, und in dieser Zeit verhällnissmässig weit mehr, als die mittlere, an Länge gewinnt, ist selbst am Ende der ersten Periode etwas kürzer, als jede der übrigen, und stellt, wenn sie kein Blut enthält, einen nur massig weiten Kanal, wenn sie aber mit Blut angeRlllt isl, einen beinahe ellipsoidischen Körper dar. Unter allen Umständen jedoch erscheint sie an zwei einander gegenüber liegenden Stellen stark ausgebuchtet , indem sie nämlich zwei kurze , weile , und stumpf abgerundete Taschen gewahr werden, mithin eine ähnliche Form bemerken lässt, wie der venöse Antheil des Herzens auch der Säugethiere und der Vögel in einer sehr frühen Zeit des Fruchtlebens (Tab. IV, Fig. 1 und 2). Die eine (oder die linke) Tasche ist nach aussen und unten, die andere (oder die rechte) , die merkwürdigerweise beinahe nur halb so gross , als jene erscheint , nach innen und oben gerichtet. Beide Taschen zusammen genommen fassen eine weit grössere Quantität von Blut, als der zwischen ihnen in der Mitte befindliche Theil. Nur durch eine ziemlich starke Einschnürung , nicht aber durch einen sogenannten Ohrkanal (Canalis auricularis) wird die erste oder linke Abtheilung von der mittleren oder derjenigen abgegrenzt, welche sich späterhin zu der Herzkammer entwickelt. Diese nun aber ist am Ende der ersten Periode etwas länger, als die erste Ablbcilung, liegt beinahe ganz in der rechten Seitenhälfle des Körpers, und macht den Bogen der jetzt von dem Herzen dargestellten Schlinge aus. In ihrer Mitte ist sie weiter, als. an den Enden, zumal an dem rechten, und lässt an ihrer nach hinten und unten gekehrten Seite eine starke Convexilät, an der gegenüber liegenden Seite dagegen eine viel geringere Concavilät bemerken. Ihr nach rechts , vorn und oben gekehrtes Ende ist dann, wenn sie sich von Blut entleert hat, durch eine massig starke Einschnürung von der folgenden oder dritten Abiheilung abgegrenzt; in dem Augenblicke aber, da das Blut aus ihr in diese überströmt, ist gar keine Grenze zwischen beiden zu erkennen. Die dritte Abtheilung, 7 50 Drittes Kapitel. die am meisten an Länge gewonnen hat, stellt einen Kanal dar, der beinahe eine ganze, rechts gewendete Spiralwindung beschreibt, dem Fretum Halleri der Vögel entspricht, und wie die mittlere Abiheilung eine nur ganz einfache Höhle enthält. Sie ist im Zustande ihrer grössten Verlängerung, die bei der Systole statt hat, etwas länger, als der Ventrikel des Herzens, und allenthalben dann beinahe von gleicher Weite: befindet sie sich aber in der Diastole, oder ist der Embryo schon völlig abgestorben, so erscheint sie in ihrer Mitte beträchtlich weiter, als an ihren Enden, zumal in der Nähe des vordem. Ein besonderer Bulbus aortae lässt sich auch bei Embryonen, die diese Periode durchlebt haben, nicht unterscheiden, sondern es geht bei ihnen jener oben beschriebene Kanal, an seinem Ende wieder etwas breiter geworden, unmittelbar in die Kieraengefässbogen über. Mit ihren Flächen ist übrigens diese nur massig grosse Ausbreitung so gestellt, dass ihr linker Seitenrand etwas nach vorne, ihr rechter etwas nach hinten gerichtet ist. Die erste Abtheilung , oder die venöse Hälfte , nimmt in ihrer Wandung nur wenig an Dicke zu und bleibt ganz hautartig; die dritte dagegen, mehr aber noch die mittlere, welche letztere beide die arterielle Hälfte des Herzens bilden, erhalten verhältnissmässig recht .dicke Wände. In der mittlem Abtheilung lassen sich einige Zeit vor Ablauf dieser Periode sogar schon schwache Spuren von Muskelfasern erkennen : sie sind dann untereinander wie verfilzt, und besonders stark in der convexen oder dickern Wandung angehäuft : weniger deutlich lassen sich solche Fasern in dem Fretum erkennen. An der Oberfläche des Herzens aber lagert sich mit der Zeit besonders in dem Räume , den die concave Seite des Herzens umfassl , in massig grosser Quantität ein sehr durchsichtiges und sehr lockeres Schleimgewebe ab , durch welches jetzt die beiden Schenkel der Herzschlinge nur schwach zusammen geballen werden. Der venöse Theil des Herzens (Atrium), der arterielle (Ventrikel) und das Fretum er- weitern und verengen sich in dem noch lebenden Embryo abwechselnd nach einander, so dass, wenn sich der Ventrikel im zusammengezogenen Zustande befindet , die beiden andern Theile erweitert sind , und umgekehrt. Der häutige Sack, in dem das Herz seine Lage hat, wird im Verhältniss zu diesem recht weit, weshalb denn auch dasselbe sich sehr frei in ihm bewegen kann. Dass er nur ein Theil der Bauchwandung ist , und dass eigentlich noch kein besonderer Herzbeutel vorkommt, wurde schon (§. 17) angeführt. Anmerkung. Nach unsein bisherigen Erfohrnngen sind bei den Wirbclthiei-en im Allgemeinen die einzelnen Abtheilungen des Herzens, wenn sie sich schon kenntlich gemaclit haben, unc wenn das Herz noch eine Schlinge bildet, wolil in der Regel so gehtgert, dass sich der renöse Antheil mehr links , der arterielle (Ventrikel und Fretum) dagegen melir rccjils befindet. Eine sehr merkwürdige Ausnahme von dieser Regel ist mir beim Blcnnius vivlparus vorgekommen, indem bei diesem Fische, wie ich schon in meinen Abhandlungen zur Bildungs- und En t wickelungs-Geschich te der Menschen und der Thiere (Theil II) auseinander gesetzt habe, die erwähnten Abtheilungen des Herzens das umgekehrte Lagcrungs -Verhältniss gewahr werden lassen. Von Baer machte zuerst auf diese Anomidien aufmerksam, und stellte es in Frage, ob ich mich nicht in meinen Angaben darüber geirrt hiitte (S. dessen Untersuchungen über die Entwickelungsgeschichte der Fische. Leipzig 183ä. S. 26.) Um diesen durch ilm angeregten Zweifel zu beseitigen und meine Angabe entweder zu be- festigen, oder freiraüthig als einen Irrthum zu bekennen, liess ich mir unlängst aus Diuizig einen mit Brut angefüllten Eierstock des Blennius übersenden, ftind aber nunmehro durch die Untersuchung der Jungen, die ungefähr bis zur Mitte des Fruchllebens gelangt waren, dass jene meine Angabe ganz Zweite Hälfte der ersten Periode. 31 richrigr gewesen war, näinlicli, dass das Alriiim rechls, der Ventrikel links lag. Dasselbe Lagcrangs- verliüllniss habe ich ausserdem vor einigen Jahren bei den Syngnathen bemerkt, jedoch in einer erst etwas spätem Zeit des Fruchtlebens : denn ursprünglich befindet sich bei diesen Fischen, nachdem sich schon vor einiger Zeit eine Sonderung des Herzens in Ventrikel und Atrium bemerkbar gemacht hat, das Atrium grade hinter dem Ventrikel. (Zur Morphologie Reiscbemerkungen aus Taurien Tafel V.) Was die Ursache der besprochenen Anomalie ist, muss für jetzt noch wohl dahin gestellt bleiben : denn es kann darüber wohl nur erst dann ein Aufschluss gegeben werden , wenn noch an mehreren andern Fischen werden Untersuchungen auf die Entwickelung angestellt sein. Möglicherweise hat die ursprüng- lich sehr weit nach Yonie, nämlich ganz nahe am Herzen vorkommende Verbindung des Dottersackes mit dem Darmkanale darauf einen Einilass. §.27. :il r t £ r t e lt. Bei Embryonen, die nur wcnio^ älter waren, als die im vorigen Kapitel beschriebenen, bei denen aber das Blut schon eine stärkere Rötbung gewonnen hatte, konnte ich hinreichend deutlich bemerken, dass alle Schlund-Gefässbogen oder Aortenbogen unter einander so verbunden waren, dass sie zwei auf beide Seilcnhälften vertheilte und einander in der Form gleiche Aortenwurzeln zusammensetzten. Ausserdem konnte ich an ihnen , wie auch an den sehr jungen Embryonen einer Lacerta agilis , die gleichfalls nur erst drei Paar solcher Geräss- bogen und zwei Paar SchlundöfTnungen besassen , mit Hülfe des Mikroskopes gewahr werden, dass das Blut durch die beiden andern Paare von Gefässbogen , — abgesehen von dem Durch- gange eines sehr kleinen Theiles desselben durch die Anastomosen zwischen dem zweiten und di'itten Paare — nur allein nach vorne zum Kopfe und insbesondere zu dem Gehirne , durch das dritte Paar dagegen nach hinten zu der Aorta hinfloss. Die Zahl der Schlundgefässbogen , die von dem Fretum Ealleri ausgesendet worden, nimmt mit der Zeit um zwei Paar zu, so dass im Ganzen fünf Paare entstehen, wobei es dann aber sein Bewenden hat. Das vierte Paar von vorne bildet sich dicht hinter dem dritten Paar der SchlundöfTnungen, jedoch schon früher, als diese Ocffnungen bemerklich sind. Bei Embryonen, die nur wenig älter waren, als der auf der ersten Tafel in Fig. 2 abgebildete, fand ich es schon vor. Geraume Zeit später entsteht alsdann das fünfte Paar, das hinter dem vierten Paare der Schlundöffnungen seine Lage hat, jedoch gleichfalls später, als diese Oeffnungen. Demnach entstehen auch bei der Natter , wie es bei den Vögeln und Säugetbieren der Fall ist , wohl alle diese Gefässbogen früher, als die Schlundöffnungen. — Aber nicht alle fünf Paar Gefässbogen kann man bei einem und demselben Embryo auch beisammen vorfinden, denn während das vierte entsteht , beginnt das erste schon zu schwinden , und wenn sich das fünfte gebildet bat , ist jenes erste schon gar nicht mehr vorbanden. Nur die vier hintern Paare also sind es, die bei Embryonen aus der letzten Zeit der ersten Periode beisammen vorkommen (Tab. V, Fig. 1). Inzwischen gehen vor Abiauf dieser Periode auch noch andere Veränderungen an den erwähnten Gefässbogen vor sich. Das zweite Paar, welches ursprünglich die grösste Weite hat, wird mit der Zeit dünner , indcss die beiden folgenden Paare am weitesten werden , so dass milbin das dritte und vierte Paar, die übrigen neben ihnen bestehenden an Weite übertreffen. Ferner schliessen sieb die jetzt entstehenden Bogen unter der Rückenwand den schon vorhandenen an, und helfen mit ihnen die beiden ^^'urzcln der Aorta zusammensetzen. Der ursprünglich erste Gefässbogen einer jeden Seiteuhälfte aber sendet , bevor er vergeht , aus seinem untern Ende 7* 52 Drittes Kapitel. einen kleinen Zweig gegen das unlere Ende des Schlundbogcns, in welchem er seine Lage hat, und dieser Zweig , welcher späterhin zum Theil dem Unterkiefer , zum Tlicil der Zunge an- gehört , geht dann zu der Zeit , da über ihm jener Bogen ganz verschwunden ist , von dem Ende des zweiten Bogens ah, mit dem ja ursprünglich jener ersterc auch unten zusammenhing. Das obere Ende des Fretum's rückt mit Ablauf der ersten Periode unterhalb des Schlundkopfes etwas weiter nach hinten , so dass es nun etwas hinler dem zweiten Paare der Schlundbogen zu liegen kommt (Tab. V, Fig. 1), anstatt dass es früher grade unterhalb desselben lag. Dadurch aber wird bewirkt, dass gegen das Ende der ersten Periode nicht mehr das ursprünglich zweite Paar von Gcfiissbogen, sondern das dritte und vierte geradesweges von dem Fretum nach oben aufsteigen. Anmerkung. Auch bei Vögeln und SiiugetWeren findet man zu einer gewissen Zeit des Fruihtlebens jcderseits vier Schlund- oder Kieraengefüssbogcn. Eigentlich aber sollen nach Angaben, die zuerst von Baer gemacht hat, bei diesen Geschöpfen jedei'seits fünf solche Bogen vorkommen, jedoch nicht gleichzeitig, sondern nach einander: denn der hinterste oder fünfte soll erst entstehen, nachdem der vorderste oder derjenige, welcher durch den Unterkiefer verläuft, schon verschwunden ist. Gegen diese Ansicht ist neuerlich Reichert aufgetreten, indem er behauptet, dass sich nur vier solche Bogen bilden, dass diese aber allmählig von vorne nach hinten weiter rücken, so dass demnach nur der Schein dafür wäre, dass der eine entstände, während oder nachdeui ein anderer vergangen wäre.*) Aber eine solche Wanderung der Gefässbogen an den ScliJiindöfliiungen vorbei, wenn diese noch bestehen, ist g.anz unmöglich, oder doch wenigstens durch Nichts crweisbai- : denn da jene Bogen zwischen dem serösen und dem Schleimblafle in der Mille liegen, beide Blätter aber an den Schlund- öfiimngen aufs innigste unter einander verwachsen sind und in einander übergehen ; so müsslen beide Blätter, fände eine solche Wanderung statt, an jenen Oeffnungen erst von einander gerissen werden und dann wieder verwachsen, was aber, abgesehen se]l)St von der Unwahrscheinlichkeit eines solchen Vorganges , noch von Niemandem bat beobachtet werden können. Ueberdiess müsste schon öfters ein solcher Bogen hinter einer Schlundölfnung frei liegend bemerkt worden sein , was aber mit Gewissheit gleichfalls noch nicht gesehen ist. Allerdings zwar habe ich oftmals bei Schlangen und Vögeln hinter dem Obern Schenkel der vordersten und beinfihe kniecförmigcn Schlundspalte den einen Gefässbogen in der Tiefe gesehen; allein jener Schenkel ist eigentlich nur eine Furche, dringt also nicht, wie der untere Schenkel , bis in die Höhle des Schlundkopfes als eine Spalte hindurch. Wenn man also in der Tiefe desselben einen Theil von einem Schlund- oder Kiemengefässbogen bemerkt, so liegt er nicht frei, sondern immer noch von Substanz umschlossen und Avohl befestigt. Auch andre Theile des Blutgefasssytems machen in der zweiten Hälfte der ersten Periode bedeutende Forlschritte in ihrer Entwickelung. Da ich jedoch nicht alle diese Fortschritte so habe verfolgen können , dass ich in meiner Schilderung einen dem Ucbrigen entsprechenden historischen Gang beizubehalten im Stande wäre, will ich lieber eine Beschreibung davon geben, wie ich bei Embryonen, die bis an das Ende der ersten Periode gelangt waren, das gesammte Gefässsystem beschaffen gefunden habe. Die vier Schlundgefässbogen einer jeden Seitenhälfte setzten von der Seite betrachtet und abgesehen von ihren unterhalb der Rückenwand des Leibes befindlichen Anastomosen , mit dem Fretum eine vierzinkige Gabel zusammen (Tab. V, Fig. 1). Der vorderste von ihnen sendete nach unten und vorne unter einem stumpfen Winkel , wie ich diess oftmals auch bei sehr jungen Embryonen von Vögeln und Säugelhieren gesehen habe , einen zarten einfachen *) lieber die Visceralbogen etc. S, 12. Zweite Hälfte der ersten Periode. 53 Zwcif!: ab , der unlcrhalb der vordersten SchlundölTnunnf zu dem vordersten oder demjenigen Sohlundbogen ging , in welchem späterhin der Unterkiefer gebildet \\ ird , jedoch nicht hios für eine Arterie des Unterkiefers , sondern hauptsächlich für die künftige Arieria itnguaUs zu hallen ist. An ihrem o!)ern Ende aber waren alle vier Gcrässhogen , und zwar seitwärts oder neben der Chorda vertebralis, durch weite Anastomosen unlcr einander verbunden, und setzten mit diesen die eine Wurzel der Aorte zusammen. Die Wurzeln beider Seitenhälften aber verbanden sich unter einem spitzen \\'inkel unterhalb der Chorda vertebralis am Anfange der beiden Ur-Nieren, also gleich hinter dem Nackenhöcker, zu dem Stamme der Aorta. Vorne ging als unmittelbare Verlängerung der erwähnten yVnastomosen eine Arteric, die Carotis cerebralis, zum Kopfe (Tab. V, Fig. 1), und drang eine kurze Strecke von ihrem Ursprünge, nachdem sie sich in einem schwach gekrümmten Bogen der Mittellinie der Basin cranii genähert halte , ungefähr in der Mitte zwischen der Ohrkapsel und dem Auge ihrer Seile , oder näher noch angegeben, seitwärts in geringer Entfernung von dem stumpfen Ende des Hirntrichlers, und nach aussen von den paarigen Balken des Schädels (Tab. V, Fig. 1.5, a), in die Schädel- höhle*), also an einer ähnlichen Stelle, wie bei den Säugethieren. In dieser angelangt begab sie sich ein wenig vor dem unpaarigen Balken des Schädels , der zwischen der ersten und dritten Hirnzelle seine Lage hat, zu dem Gehirne hin, stieg nunmehr, indem sie einen schwach gekrümmten Bogen bildete , dessen Convexität nach vorne gerichtet war , zuerst zur Seite des Hirnlrichters , dann aber zur Seite der zweiten Hirnzelle in die Höhe., und theilte sich endlich in eine Menge höchst zarter Zweige , die sich über die ganze Seitenfläche dieser Zelle aus- breiteten (Tab. V, Fig. 1). Neben dem Hirnlrichter und dicht hinter dem Auge ging aus dem Bogen , den die Carotis cerebralis innerhalb der Schädclhölile bildete , ein kleiner Ast zu der vordersten Hirnzelle, der an der Seite derselben eine geraume Strecke nach vorne verlief, und die Art. ophthalmica absendete. Diese nun begab sich nach unten und aussen zu dem Seh- nerven, trat mit ihm aus der Schädelhöhle heraus, und theilte sich in zwei sehr zarte Zweige, von denen der eine als die Art. centralis retinae in den Sehnerven und das Auge drang, der andere sich nach hinten um das Auge umschlug und die Art. ciliaris longa posterior darstellte. Eine dieser letztern cnlsprecbende vordere Ciliararterie fehlte noch , wenigstens konnte ich sie bei keinem der in Rede stehenden Embryonen , noch auch bei etwas Jüngern oder altern gewahr werden. Eben so wenig konnte ich kurze Ciliarartcrien bemerken. Ein andrer Zweig des erwähnten Astes ging in der Nähe des erstem ab , begab sich nach unten und vorne , verlief dann , wie ich glauben musste , auf der Grundfläche des Schädels , und lief an der Hemisphäre seiner Seite in einem Bogen nach vorne und innen herum. Ein andrer Ast dagegen ging dicht hinter dem mittlem Balken des Schädels , also auch hinter den schon angerührten Aesten , von der Carotis ab. Es war derselbe nicht viel dünner, als diese selbst, verlief nach hinten an der untern Seite der dritten Hirnzelle, mit deren Haut er fest zusammen- hing, und schien am Ende derseU)en zu verschwinden (Tab. V, Fig. 15, e). _ Halte ich aber *) Am besten kann man sich von dem Orte dieses üeberganges der Carotis in die ScLädeUiöble unterrichten, wenn man den Embryo auf den Rücken legt, die untere Wandung der ScLhindLö'LIe der Länge nach durchschneidet, die beiden Seitenhälften dieser Wandung auseinander klappt, und nun die Grundfläche des Schädels betrachtet. 54 Drittes Kapitel. mit dem , was ich bei etwas altern Embryonen gesellen , die Beobachtung zusammen , dass ich bei den hier in Rede stehenden Jüngern Embryonen einigemal in dem vordem Theile des Körpers an der untern Seite des Rückenmarkes zwei sehr zarte Gefässe bemerkte , die in geringer Entfernung von einander nach der Länge des Körpers verliefen und die untern Spinalarteriea waren, so muss ich vermulhen, dass diese die geraden Fortsetzungen von dem Paare der oben zuletzt genannten Aeste waren. Vielleicht war auch schon am Ende des Kopfes zwischen einem jeden dieser Aeste und der Carotis seiner Seite eine Anastomose vorhanden, welche die Arteria vertebralis höherer Thiere vorstellte. Was diess so eben genannte Gefäss anbelangt, so ist bei der Natter und wohl auch bei andern Schlangen , das Verhältniss zwischen ihm und der Carotis ein ganz anderes , als bei den Vögeln und Säugethieren : die Vertebralarlerien nämlich sind bei ihnen gleichsam zerfallen, und zwar in der Art, dass das Kopfstück einer jeden mit der Carotis — die bei den Jüngern Embryonen doppelt, bei den reifern aber nur in einfacher Zahl vorkommt — dicht hinter dem Kopfe verbunden ist , dass aber statt des Hals- stückes eine unpaarige Schlagader {Art. vertebralis nach Cuvier, Art. collaris nach Schlemm) vorkommt, die aus der rechten Wurzel der Aorta hervorgeht und bis zu dem Kopfe hinreicht, hinter dem sich ihre vordem Zweige verlieren. Eine Art. basilaris, die bei den erwachsenen Nattern vorkommt, fehlte noch, und die beiden Gefässe, welche sich muthmasslich in die untern Spinalartcrien und die Vertebralarlerien fortsetzten, lagen im Kopfe allenthalben in massig grosser Entfernung von einander , indem sie beinahe parallel verliefen. *) Obere Spinalarterien konnte ich nicht auffinden , eben so wenig eine Carotis facialis. Die Aorta selber war besonders in ihrer vordem Hälfte vcrhältnissmässig sehr weit, viel weiter , als ich mich erinnere , sie bei Embryonen andrer Thiere gesehen zu haben , und liess sich bis an das Ende des Schwanzes verfolgen , bis wohin sie als ein einlacher Stamm verlief.**) In die beiden Ur-Nieren schickte sie eine ansehnliche Menge sehr kurzer, zarter und in zwei Reihen geordneter Aeste hinein. Ein anderer, und zwar der grösste Ast, ging von ihr weit vor der Mitte des Rumpfes ab , lief nahe dem vordem Ende des Darmes an der linken Seite desselben und des Gekröses nach unten zur Nabelöffnung, und begab sich endlich durch diese zum Dottersacke. Es war dieser Ast die Art. omphalo-meseraica. Als *) Eine TäiiscLiing', als sei zwischen den beiden oben genannten Arterien innerLaib der ScLädelliöIile eine kurze quere Anastomose vorbanden, ist leicLt möglich, und es ■wird dieselbe bewirkt durch eine Anastomose, die sich zwischen zwei den Oberkiefern ang-ehörigen und unter der Basis des Schädels in der künftigen Mundhöhle liegenden Venenästen befindet. Jene beiden Arterienäste kann man schon durch die Seitenwäude des Roi)fes erblicken: am besten aber sieht man sie von der untern Seite des Kopfes, nachdem man dem Embryo den Mund aufgesperrt hat, oder auch von der obern Seite, nachdem die obere Wandung des Kopfes und des Gehirnes abgeschnitten worden ist. **) Bei dem Hühnchen ist sie nach Pander's Angaben in frühester Zeit des Fruchtlebens hoch oben im Leibe gespalten, und ihre beiden nach hinten laufenden Arme geben dann zwei ArUmxe ompliuJo- niesenterkae oder vitdluriuo ab. Bei Natter -Embryonen aber habe ich niemals eine solche Spaltung be- merken können. Ob jedoch die beiden Dotterarterien ursprünglich getrennt von einander aus der Aorta Lervorgeheu, oder ob sie gleich anfangs nur Zweige eines Astes der Art. om])hulo-mesentencu, sind, muss ich dahin gestellt sein lassen. Zweite Hälfte der ersten Periode. 55 zwei paarige Acstc, die eine geringere Weile hallen, gingen ganz am EnJc der Rumpfholile, die beiden Arteriac umbilicales von der Aorla ab, umfasslen anfangs den Darm, und liefen dann mit dem Üraciius , mit dem sie fest verbunden waren , zur Runipfböhic hinaus , um sich zu der Ailantois zu begeben. Ihre auf dieser Bhisc ausgebreiteten Zweige konnte ich schon hei so jungen Embryonen gewahr werden, wie ich einen auf der ersten Tafel in der Fig. 2 abgebildet habe. Noch andere , aber äusserst zarte Aeste der Aorta gingen in grosser Anzahl, paarweise die Chorda vertebralis umfassend, nacii oben gegen den Rücken hin. Ein Näheres über sie werde ich in dem folgenden Paragraphen angeben, hier aber will ich über sie nur diess bemerken , dass , wie ich theils an den in Untersuchung siehenden , theils und deutlicher noch an etwas altern Embryonen gesehen habe, ihrer eben so viele Paare vorkommen, als sich hinter den Wurzeln der Aorta Wirbelbeine bilden wollen , und dass immer ein Paar den an der Chorda vertebralis befindlichen Zwischenraum zwischen den Körpern je zweier Wirbel von den Seiten umfasst. §. 28. Denen. Wie nadi meinen Beobachtungen bei den Embryonen des Bleiinius vimparus und bei sehr jungen Embryonen der Eidechse, des Haushuhnes und verschiedener Säugethiere, so kommen auch, wie schon (§. 13) erwähnt worden, bei den Embryonen der Natter für die verschiedenen Venen des Körpers zwei Paar Stämme vor, von denen das eine vor, das andere hinter dem Herzen seine Lage hat. Das vordere Paar nimmt seinen Ursprung im Kopfe , das hintere am Schwänze, beide aber fliessen zu zwei kurzen Kanälen (Ductus Cuvieri) zusammen, die ursprüng- lich in das vordere Ende der Nabelgekrosvenc , späterhin in das Herz übergehen. Die beiden vordem Stämme, die, wie sich weiterhin ergeben wird, den äussern Drosseladern (Fenae jugulares externac) des Menschen entsprechen, waren bei Embryonen, die bis an das Ende der ersten Periode ihre Entwickelung hatten fortsetzen können, z^var sehr viel kürzer, als die hintern, doch beinahe eben so weit, weil sie aus dem verhältniss- mässig recht grossen Kopfe eine ansehnhche Masse Blutes aufnehmen. Ein jeder (Tab. V, Fig. 2, k und Fig. 16, a) ging hervor aus zwei Aesten, von deneu der eine in der Seilemvand des Kopfes, der andere innerhalb der Schädelhöhle in den Hirnhäuten seine Lage hatte. Jener möge Vena facialis, dieser J ena cerebralis heissen. Der erstere Ast entsprang aus Zweigen, die zum Tiieil dem Auge , zum Theil dem Oberkieferfortsatze angehörten (Tab. V, Fig. 2). Es war nämlich schon, wie bei der erwachsenen Natter, um den untern Rand des Auges ein Zweig bogenrörniig herumgclagert , der ein kleines Gefäss aufnahm , das in der Falte der Choroidea versenkt lag, wie auch ein zweites grösseres, das ziemlich versenkt in dem Ober- kieferfortsatze lag, und durch eine massig lange, massig weite, und unterhalb der Grundfläche der Hirnschale befindliche Anastomose mit dem gleichen Gefässe der andern Seitenhälfte ver- bunden war. Ein anderer etwas kürzerer Zweig war bogenförmig um den obern Rand des Auges herumgelegt. Beide Zweige aber verbanden sich dicht hinler dem Auge zu dem Aste, der nun von diesem Organ bis zu der Ohrkapscl ganz oberflächlich in einem schwachen Bogen nach hinten verlief. Der andre Ast, oder die Fena cerebralis (Tab. V, Fig. 16), verband sich mit ihm dicht vor der Ohrkapsel nahe der Grundfläche der Hirnschale , nachdem er hier ^jl^ Drittes Kapitel. die Hirnschale durchbohrt hatte.*) Die Zweige, die ihn zusammensetzten, schimmerten nach ihrer ganzen Länge durch die sehr dünne Wandung des Kopfes so klar hindurch , dass man in ihnen das Blut lliessen sehen konnte. Eigentliche Sinus waren in der Schädelhöhle noch nichl vorhanden , sondern nur ähnlich verzweigte Venen , wie in andern Theilen der Frucht , und diese alle setzten zwei einander gleiche und auf beide Seitenhälften vertheilte Systeme zusammen, über die ich jetzt ein Näheres angeben will. An der ehern Seile des Zwischenhirns , oder der hinlern Hälfte der ersten Hirnzelle entsprang in den Hirnhäuten jederseits mit zwei unter einem stumpfen Winkel verbundenen Zwci-^cn eine Vene (Fig. 16, c) , die seitwärts von dem Zwischenhirn nach unten gegen die Basis cranii hinlief, auf welchem Wege sie sich für die Betrachtung von aussen hinter dem Auoe verbarg. Der eine Zweig lag an der ohern Seite der mittlem Hirnzelle und lief von der Scheitelgegend nach vorne; der andere kam von der vordem Hirnzelle und nahm seinen Lauf nach hinten. Die gleicharmigen Zweige beider Seitenhälften lagen einander ziemlich nahe, ohne jedoch unter einander verbunden zu sein : wo sie aber in die beiden Aeste übergehen wollten, entfernten sie sich nach beiden Seiten immer weiter von einander, so dass von allen vier Zweigen auf der hintern Hälfte der ersten Hirnzelle ein beinahe rautenförmiger Raum ein- geschlossen wurde. Ein dritter kleiner Zweig lag auf der Grundfläche des Schädels unterhalL der vordem Hirnzelle (Fig. 16, b), entsprang ganz vorne in der Schädelhöhle, verlief divergirend mit dem gleichen Zweige der andern Seitenhälfte nach hinten, nahm, wie es schien, ein kleines Gefäss aus dem Auge auf, entsprach ofTcnbar dem Sinns cavernosus der Säugethiere , und schloss sich dem Aste in der Gegend des unpaarigen Balkens des Schädels an. Der Ast selber verlief nun beinahe parallel der Fena facialis auf der Grundfläche der Hirnschale , und nahm zuletzt noch unmittelbar vor seinem Austrille aus der Schädelhöhle einen kleinen Zweig auf, der von der obern Seite des Gehirnes kommend vor der Ohrkapsel herablief und sehr klar durch die Hirnschale hindurchschimmerte (Tab. V, Fig. 16). Es entsprang dieser letzte Zweig aus zwei Bündeln sehr zarter Reiser, von denen das eine von der hintern Seite des Vierhügels herkam, das andere auf der vordem Hälfte der Decke für die vierte Hirnhöhle ausgebreitet war. — Nachdem die so gebildete f'ena cerehrahs die Hirnschale durchbohrt, und sich mit der Vena facialis verbunden hatte, ging das von ihnen beiden zusammengesetzte ziemlich weite Gefäss, die Vena jugularis, oberflächlich unter der Haut nach hinten zwischen der Ohrkapsel und den Schlundöffnungen fort , auf welchem Wege es dicht unter dem untern Rande jener Kapsel hinstrich und über der Carotis seine Lage hatte. Gleich hinter der Ohrkapsel bildete es dann eine kleine längliche Anschwellung , wie sie auch bei Eidechsen , Vögeln und Säuge- thieren in einer sehr frühen Zeit des Fruchllebens vorkommt, und nahm in diese Anschwellung zwei bis drei sehr kleine aus der Schädelhöhle kommende , also die Hirnschale durchbohrende und convergirende Venen auf (Tab. V^, Fig. 2 und 16), deren zarte Zweige sämmllich auf der bintefn grossem Hälfte der Decke für die vierte Hirnhölile ausgebreitet waren , theils unter einander, theils auch mit den auf der vordem Hälfte dieser Decke befindlichen A'enenzweigen *) Für Andre, die diese Untersuchungen wiederLolen wollen, sei es bemerkt, dass icL Tiele Irr- fahrten gemacht und viel Zeit und Mühe verloren habe, ehe ich darüber ins Klare kam, wo sich bei jüngera Embryonen der Natter, der Eidechsen und des Huhnes die V. facialis und I'. cerehraHs verbinden. Zweite ütilfte der ersten Periode. 57 vielfach zusamnieniiiiigcn , und n\it ihnen an dem Rande der Decke einen breiten netzrormigen Saum hildelen. Von der erwälinlcn Anschwellung' verlief sodaini die Jugularvene schräge nach " hinten und unten gegen den Ductus Cuvieri hin , kreulzte sich auf dieser Strecke mit der tiefer gelegenen Aortenwurzcl ihrer Seile, und erreichte jenen Gang in nur geringer Entfernung Iiinter der Ohrkapsel. Vor dieser Kapsel aber nahm sie unterweges auch noch einen sehr kleinen Zweig auf, der von unten herkam, in dem vordersten Schlundbogen entsprang, und tlieils für den Liilerkiefer, theils für die Zunge, wie sich weiterhin ausweisen wird, bestimmt war. Nahe dem Ende des sehr kurzen und von den Seiten etwas abgeplatteten Schwanzes bog sich die immer dünner gewordene Aorta in einem Bogen nach unten und vorne um , und ging nun, indem sie diesen Bogen bildete, ohne Weiteres in die sehr kurze Fena caudalis über, die nahe dem untern Rande des Schwanzes , also in massig grosser Entfernung unter der Ai'teria [Aovta) caudalis ihren Verlauf machte. Bei einigen Individuen waren jedoch die Leiden Gcfasse ausser dem erwähnten Bogen noch durch eine senkrecht herabgehende Anastomose unter einander verbunden, die im \"erhältniss zu ihrer Länge ziemlich weit war (Tab. VII, Fig. 18). Nach vorne ging die Icna caudalis, etwas weiter geworden, unmittelbar in zwei Vencnstämme, nämlich in die beiden Cardinal-Venen über, die dicht unter der Rückenwand des Leibes, zwischen dieser und den Urnieren, bis in die Gegend des Herzens hinliefen. Sie lagen zu beiden Seiten der Chorda vertebralis , hatten die Aorta zwischen sich , wurden je mehr nach vorne, desto weiter, waren überhaupt die grössten Venen des Körpers, wenn gleich nicht die grössten der ganzen Frucht, und waren für die hintere grössere Hälfte des 'Körpers offenbar die Aequivalente der Jugularvenen. In ihrem Verlaufe nahmen sie eine grosse Anzahl kleiner Zweige theils von den Urnieren auf, mit deren oberm Rande sie innig verbunden waren, iheils aus den Rückenplatteu , und wahrscheinlich auch aus dem Rückenmarke. Alle diese Zweige bildeten zusammen mit gleichfalls sehr kleinen Arterienzweigen zarte und ganz einfache Schlingen, und bezeichneten die Bami dorsales eben so vieler künftigen Intercostalvenen. üeber den Ursprung und Verlauf von ihnen wäre Folgendes anzugeben. So weit der Stamm der Aorta sich erstreckte, gingen aus ihm jederseits in geringen Entfernungen von einander sehr viele einfache Zweige hervor , die der Zalil nach den Anlagen aller derjenigen Wirbelbeine gleich kamen, unter denen jener Stamm seinen Verlauf machte , also eine lange Reihe bildeten , die beinahe von dem Kopf bis an das Ende der Lcibeshohle hinreichte. Alle begaben sich dann dicht neben der Chorda vertebralis zw ischen den Anlagen der W^irbelkörper nach oben hin , und kamen darauf in äusserst geringer Entfernung über der Chorde dicht unter der künftigen Cutis zum Vorschein. Hier bogen sie sich nun plötzlich nach unten um, verliefen zu Venen geworden unter der Cutis bis zu der sehr dünnhäutigen Bauchwandung oder den Bauch -(Visceral-) Platten, durchbohrten die Leibeswand , und gingen endlich unter rechten Winkeln in die Cardinalvenen über. Demnach stellten die beschriebenen Zweige heberförmig gebogene Kanäle dar, von denen der eine Schenkel die Verrichtung einer Arterie , der andere die einer Vene hatte. Die vordersten von ihnen waren am längsten und weitesten, die hintersten am kleinsten. Nur jedoch unter dem Mikroskope erschienen diese SchUngen als solche : mit blossem Auge betrachtet schienen die Umbiegungsstcllen von ihnen allen nur eben so viele kleine rothe Punkte zu sein, die mit denen der andern Seitenhälfte zwei lange Reiben zusammensetzten. Beide Reihen aber lagen massig weit von einander entfernt, vorne jedoch viel weiter, als hinten, weil der Leib 8 58 Vrittes Kapitel. vorne breiter war, als hinten. Schliesslich wäre über die beschriebenen Schlingen noch zu bemerken , dass ich deutlich durch sie das körnerreiche und ziemlich stark geröthetc Blut hindurchfliessen sah, und dass ich eine jede allenthalben ziemlich gleich weit fand. — Von den Rippenzweigen der Intercostalvcnen war noch nicht die mindeste Andeutung vorhanden. Gleichfalls konnte ich in den Rücken- (Spinal-) Platten selbst noch keine Gefasse bemerken, und ebensowenig auch am Rückenmarke und dessen Häuten : doch waren in den letztern höchst wickl. Geschichte der Thiere. II. S. 100.) 9 66 ' Tiertes Kapitel. an die Rumpfwandung;, andererseits an diese Stützen befestigt sind, desgleichen diejenigen Muskeln , welche einerseits an diese Stützen , andrerseits au den Oberarm oder Oberschenkel angeheftet sind. Von den erstem Muskeln aber strahlen dann meistens einige gleichsam in die Rückenplatten hinein, um an Skeletstücken derselben Haltpunkte zu gewinnen. Und dasselbe geschieht mitunter auch an einem Theile der Stützen für die Extremitäten, so namentlich an den Schulterblättern der Fische. Dem Angeführten zu Folge entsteht also die Extremität auf und aus der Bauchplattc. Am besten kann man sich von dem Gesagten an Eidechsen und Vögeln überzeugen , bei denen in frühester Zeit des Fruchtlebens der Rumpf von den Seiten sehr platt gedruckt ist , weniger gut bei Säugethieren , an deren Früchten der Rumpf einestheils wegen verhällnissmässig be- trächtlicher Dicke' derjenigen Partie des Körpers , welche die Wirbelsaite zunächst einschliesst, anderntheils wegen des sehr kräftig vor sich gebenden Wacbsthums der Leber und der Wolff- schen Körper, schon frühe eine ansehnliche Breite hat, weshalb bei ihnen die Bauchplatten anfänglich beinahe eine horizontale Lage haben. Es entsteht dadurch bei den Säugethieren der Schein, als wüchsen die Extremitäten zwischen Bauch- und Rückenplatten hervor. — Für die hier vorgetragene Ansicht, dass die Extremitäten aus den Bauchplatten entspringen, spricht auch die Lage der Bauchflossen bei den Gräthenfischen , bei welchen diese Gebilde , wie ich am Blennius viviparus bemerkt habe, ziemlich spät, nachdem die Bauchplatten schon eine ansehnliche Breite gewonnen haben, ganz unten au der Bauchseite ihre Entstehung nehmen. Entwickelun^s - Oeseliichte der ]¥atter, von der Zeit, da sieh an ihr die vier ISelilund- oder Kiemen -OefTnung'en g-eliildet haHien, Ibis zur Zeit der Versehliessun^ aller dieser OefTnungen. §. 51. Oerättöerun^f n an. ötn €tl)äuten. Mit dem Wachsthume des Embryos nimmt auch das Amnion an Umfang bedeutend zu , doch beinahe nur gleichmässig mit ihm , so dass es den Embryo selbst am Ende dieser Periode , wenn gleich weniger , als am Anfange derselben , doch immer noch ziemlich knapp einschliesst. Ueberhaupt aber sind es unter denjenigen Geschöpfen , welche während des Fruchtlebens ein Amnion besitzen , eigentlich nur die Säugethiere , bei welchen diese Eihülle im Vergleich zur Frucht bedeutend an Umfang zunimmt, zum Theil und vielleicht hauptsächlich wohl deshalb , weil keine starre Begrenzung des Eies ihrer Ausdehnung ein Hinderniss in den Weg setzt. Weit weniger schon ist diess der Fall bei den Vögeln ; am wenigsten aber geschieht es bei den Ophidiern und Sauriern, wie ich durch Untersuchungen von Eiern ver- Zweite Perlode. 57 scliiedencr Arten dieser Reptilien belehrt worden bin. Dcmnarh kann auch die Zunahme , die der Liquor amnii an Masse gewinnt, bei den Schlangen nur sehr geringe sein. Dagegen wird diese Flüssigkeit, je weniger sie bei einem Wirbclthiere au Masse zunimmt, mit der Zeit desto cousislenler : bei den Säugelhieren bleibt sie am meisten wässrig; bei der Natter aber wird sie, obgleich sie anninglich ebenfalls nur ganz wässrig ist, allmählich so dicklich und klebrig, dass sie sich schon vor der Mitte des Fruchtlcbens etwas in Fäden ausziehen lässt. Doch gerinnt sie auch dann, wenn diess geschehen, so wenig durch die Einwirkung von Weingeist, wie durch die der Hitze. — Wo das Amnion in die Bauchwandung der Frucht übergeht, wird es allraählig etwas ausgezogen, und bildet am Ende der zweiten Periode eine nur wenig lan^e, massig weite , und einfache (nicht gewundene) Röhre , die sich von der Bauchwandung aus Irichlerrormig ein wenig erweitert, und sich als die Scheide eines nur kurzen Nabels tran^-es darstellt (Tab. 11, Fig. 3, a, Fig. 4, d und Fig. 5, b). Durch sie gehen der Urachus , ein Theil des Doltersackes , und verschiedene Blutgefässe hindurch , die alle theils unter einander tlieils mit jener Röhre durch etwas SchleimstolF vereinigt werden. Indem Frucht und Amnion an Umfang zunehmen , betten sie sich in den Dottersack , in dem sie schon am Anfange dieser Periode zur Hälfte verborgen lagen , immer tiefer ein , ohne Zweifel, weil bei dem Mangel eines Eiweisses zwischen Schalcnhaut und Dottersack auch kein Raum zwischen diesen Eihäuten vorhanden ist, in dem sich die Frucht mit ihrem Amnion aus- breiten könnte. Das Fruchtbett aber wird in Folge davon so tief, dass es am Ende dieser Periode beinahe das ganze Amnion aufnimmt. Wie übrigens das Amnion immer tiefer in den Dottersack einsinkt , wird auch ein immer grösserer Theil dieses Sackes , und zwar durch Einstülpung , zur Bildung des Fruchtbettes verwendet , und es schmiegt sich daher auch ein immer grösserer Theil desselben dem Amnion an , in dem Maasse , dass dieses zuletzt beinahe ganz vom Dottersacke umfasst wird. Die Oetfnung, die um die Mitte der ersten Periode gegenüber dem Amnion noch in dem Dottersacke vorkam, schliesst sich sehr bald gänzlich. In Eiern, deren Embryonen nur wenig weiter ausgebildet waren, als die im vorigen Kapitel beschriebenen, fand ich sie nur noch sehr klein, und sah aus ihr nur einen geringen Theil des Dotters etwas hervorgetrieben, so dass der Dotter gleichsam einen Stöpsel in der Oeffnung darstellte. Gleichfalls nimmt die Ausbreitung des Gefässhofes rasch zu, und wenn sich der Dottersack völlig geschlossen hat, findet man seine Wandung allenthalben von Gefässen durchzogen, die mascbenarlig untereinander verbunden sind. Nur ganz nahe der Vereinigung dieses Sackes mit dem Darme bleibt ein Raum, als Ueberrest des durchsichtigen Hofes (yirea pellucida) übrig, in dem ein solches Netzwerk fehlt, und durch den sich nur die grössern Aeste der Blutgefässe hindurchziehen. Bald auch findet man den Dottersack allenthalben nicht Mos von ziemlich gleicher Dicke, sondern auch sehr deutlich aus zwei verschiedenen Blättern zusammengesetzt. Von diesen nun nimmt besonders das innere , also das dem Dotter zugekehrte , überwiegend über das andere an Dicke zu, und wird überhaupt beträchtlich dick. Zugleich erlangt es — jedoch mit Ausnahme einer kleinen und gleichsam den einen Pol des Dottersackes bildenden Stelle, die sich nahe der Ver- eifligung dieses Sackes mit dem Darme befindet, und an der dieser Sack auch weniger an Dicke zunimmt, — eine bohlgclbe Farbe, die das Mittel zwischen Ocker- und Schwefelgelb hält. Üeberdiess wird es immer grobkörniger , indess das andere Blatt immer farblos , glatt , durch- 9* 68 Tiertes Kapitel. siclitig, und durchweg gleichartig beschaffen bleibt. Dagegen bleibt es immer weich und leicht zerreissbar, anstatt dass das andere Blatt, je später desto fester erscheint. Nicht jedoch besteht dies innere Blatt aus einer Ablagerung von Dotterkörnern an das andere oder äussere Blatt, wie man wohl nach seiner Weichheit, Farbe und Zusammensetzung aus lauter verschiedentlich grossen, dicht zusammengedrängten und durch ein dickliches formloses Bindemittel zusammengekitteten Körnern vcrmuthen könnte, und was man mitunter auch wohl vom Dottersacke des Hühnchens geglaubt hat, dem der Dottersack der Natter, wie ich mich durch vieirältige Untersuchungen überzeugt habe, jn Hinsicht des Baues ganz gleich kommt. Gegen eine solche Vermuthung streitet Folgendes : 1) dass sowohl bei der Natter, als bei dem Hühnchen, die grössern von den Körnern, die jenes Blatt zusammensetzen , selbst die grössten Körner der Doltersubstanz um ein Bedeutendes an Umfang übertreffen ; 2) dass bei diesen Thieren das angegebene Blatt von der Dottersubstanz stark abgegrenzt ist, so dass diese ihm nur anliegt und sich von ihm durch Wasser leicht abspülen lässt, nicht aber ein allmähliger Uebergang von dieser flüssigen Substanz in jenes feste Blatt stattfindet ; 3) dass insbesondere bei der Natter die Farbe jenes Blattes sehr viel gelber ist, als die des Dotters selbst, 4) dass der Dotter sowohl der Natter, als auch des Hühnchens, wenn er der Einwirkung des kalten Wassers ausgesetzt ist, sehr bald seine Farbe ändert, indem er weisslich wird , das erwähnte Blatt des Doltersackes dagegen unter denselben Ver- hältnissen seine Farbe nicht verändert. (Ein Theil des Dottersackes aus dem Ei des Huhnes war, nachdem er drei Tage und eben so viele Nächte in mehrmals gewechseltem Wasser gelegen hatte, noch eben so bochgelb, wie früher.) Es ist demnach jenes Blatt so gut, wie irgend eine andere Haut der Frucht, ein Erzeugniss, das von dieser selbst durch eine organische Thätigkeit geschaffen wurde , und zwar durch Verarbeitung von Säften , die sich die Frucht überhaupt (in ihrem Compicxe mit dem Dottersackc und der Allantoide) A'on aussen , freilich auch vom Dotter her, aneignete. Die Körner, Avoraus das erwähnte Blatt zum grössten Theilc besteht, sind also erst gebildet, nicht aber in Folge eines Niederschlages aus dem Dotter zu einer Haut aneinander gereiht. Indem die grössern Zweige der Arterien des Dottersackes , die im Allgemeinen weiter werden, als die Venen, an Weite zunehmen, erheben sie sich, wie ich diess auch bei Eidechsen und beim Hühnchen bemerkt habe, nebst den von ihnen abgehenden bedeutendem Nebenzweigen zuerst über die innere Fläche des äussern Blattes, in und an dem sie sich bildeten, lösen sich darauf sammt ihren grössern Nebenzweigen in dem grössern Theile ihres Verlaufes von dem äussern Blatte los, und treten nun immer weiter gegen die Höhle des Dottersackes hervor. Dabei entstehen an diesen sich ablösenden Theilcn Anastomosen zwischen ihnen und benachbarten Zweigen der Vene, deren sümmtlicbe Zweige immer an dem äussern Blatte des Dottersackes verbleiben, und es zeigen diese Anastomosen eine solche Lagerung, dass sie an einem jeden solchen abgelösten Theile der Arterie in einer einfachen Reihe hintereinander liegen, so etwa, um mich eines von Emmert und Hochstetter für die Eidechsen gewählten Ausdruckes *) zu bedienen, wie die Saiten einer Harfe. Während aber dieser Bildungsvorgang statt findet, treibt ein jeder sich ablösende Theil der Arterie einen Theil von dem weichern , nachgiebigen , und stärker wuchernden Innern Blatte des Dottersackes vor sich fort, und es entsteht nun aus diesem Theile, *) Reü's Archiv. Bd. X. S, 89. Zweite Periode. 69 ohne dass er jedoch dünner Aviirdc, vielmehr unter fortschreitendem Wachsthume des Blattes, eine Falte, die an Breite und zugleich auch, obschon viel weiiifi;er, an Dicke irainer mehr zunimmt. So wird deiui an der inncrn Fläche des Doltersackes eine ffrosse Anzahl von Falten erzeugt, die zum Theil recht weite Blutgefiisse einschlicssen, *) hauptsächlich jedoch aus einer Haut bestehen, die anränglich unmittelbar in die Schleimhaut des Darm - Kanales übergeht, und mit ihr auch in Hinsicht ihrer Zusammensetzung viele Aelmlichkeit hat, wie denn ja der ganze Dottersack mir einen Anhang des Darmkanales ausmacht. Es erhält durch diese Falten bei Schlangen , Eidechsen und Vögeln der Dotiersack eine aulTallonde Aehiilichkeit mit dem Darm- kanale. Nur sind, bedingt durch die Form des Organes seihst, in dem Dottersacke die meisten Falten , namentlich die grossem , vielfach verzweigt , indess sie in dem Darmkanale nur höchst selten eine \'erz\veigung , und dann auch nicht in einem solchen Grade gewahr werden lassen. Vielleicht sogar , dass die Bildung der Fallen des Darmkanales zunächst auf derselben Ursache beruht, wie die der Falten des Doltersackes, nämlich auf einem Hervorheben und dadurch erzeugten Andränge von Blutgefässen gegen die Schleimhaut. Jenes Hervortreten nun aber über die Fläche ihrer Bildungsstätte, das wir an den Arterienzweigen des Doltersackes bemerken, wird höchstwahrscheinlich entweder nur allein, oder doch zum grössten Theil dadurch bedingt, dass sich die genannten Gefässe immer mehr verlängern, indess von der Zeit an, da sich der Dottersack geschlossen' hat, das äussere Blatt desselben, also der Boden, in und an dem jene Gefässe sieh wie Wurzeln hinziehen , nicht mehr an Umfang gewinnt , gegentheils sich immer mehr verkleinert. Hauptsächlich aber und wohl ganz gewiss beruht auf dieser excessiven Ver- längerung der erwähnten Arterienzweige die Erscheinung , dass jene Gefässe gegen das Ende der zweiten Entwickelungs- Periode anfangen sich vielfach zu schlängeln, die Falten des innern Blattes des Dotiersackes aber, in denen jene Gefässe eingeschlossen liegen, anfangen sich seit- wärts ein- und auszubiegen, und dadurch die Form von Manschetten anzunehmen. — Die Aus- scheidung von Eiweiss aus der übrigen Substanz des Dotters nimmt noch einige Zeit zu , und es häuft sich daher das Eiweiss unter dem Fruchtbetle , als der erste Nahrungsstoff für die Frucht noch immer mehr an. Andrerseits aber nimmt der Inhalt des Dottersaekes , im Ganzen betrachtet, theils durch Aneignung desselben von Seiten der Frucht, theils auch, wenn gleich für gewöhnlich in weit geringerem Maasse, durch Verdunstung, allmählig ab. Die Allan toi s gewinnt rasch und bedeutend an Umfang, breitet sich in Folge davon immer weiter aus, und hüllt am Ende der zweiten Periode Dottersack und Amnion schon völhg ein. Der Schalenhaut schmiegt sie sich inzwischen dicht an , indem die Dolterhaut (Membr. vitellaria) , innerhalb welcher sie sich , wie die ganze Frucht gebildet halte , und die demnach sie ursprünglich von der Schalenhaut schied, allmählig spurlos verschwindet. Der flüssige Inhalt der Allantoide , der anfänglich ganz wässrig ist , nimmt an Consistenz sehr zu , wird klebrig , und lässt sich dann in Fäden ausziehen. — An Volumen aber nimmt er zwar absolut weit stärker, als der Liquor ainnü , jedoch im Verhältniss zu der Ausbreitung, die von der *) Aeltere BeobacLfer haben diese im Ei der Vögel vorkommende Gefässe wegen der gelben Farbe, die an der Bekleidung derselben Torkommt , Vusa "^utca genannt. Die beste Abbildung von ihnen hat Pander auf der letzten Tafel seines Werkes über das Hühnchen gegeben. (Beiträge z. Entw. Gesch. des Hühnchens im Eie. Würzhurg 1817.) 70 Viertes Kapitel. Allantoide gewonnen wird , nur wenig zu , und es bleibt diese Blase deshalb , wie in dem Eie des Huhnes , fortwährend platt gedrückt. Diejenige Wandung der Allantoide , welche der Schalenhaut anliegt , also eigentlich das Blut oxydirt , wird , wie in dem Eie der Vögel, bedeutend dicker, gefässreicher , und mit weitern Gefässverzweigungen versehen, als die ihr gegenüber liegende oder innere. Die ganze Wandung dieser Blase aber lässt schon frühe eine Zusammensetzung aus zwei verschiedeneu Blättern erkennen, von denen das äussere umgekehrt, als am Dottersacke, allenthalben viel dicker und fester, als das innere ist, und durchweg eine gleichartige Textur gewahr werden lässt , indess das innere , ähnlich dem gleichen Blatte des Dottersackes ein granulirtes Aussehen hat. Falten entstehen niemals an der Innern Fläche der Allantoide, vielmehr bleibt diese auch inwendig ganz glatt, und ihre Blutgefässe verlaufen mehr in der Substanz des äussern Blattes , als zwischen beiden Blättern. §. 52. ^Vllgemeinfreö über öie llcrnnöfrungm im ^leussern ^f6 Cümbrijos. Die Zahl der Spirahvindungen , die der Körper der Frucht annimmt , vermehrt sich im Laufe der zweiten Periode bis auf sieben oder auch wohl acht, und es scheint dies die höchste Zahl zu sein, die nur erreicht werden kann (Tab. II, Fig. 4). Die Zahl der Windungen aber, die der Embryo in frisch gelegten Eiern besitzt, wechselt je nach den Würfen (Geburten) zwischen vier bis beinahe sechs. Ferner wird der Kegel, den der zusammengerollte Embryo darstellt , nicht blos immer spitzer und im Vergleich zu seiner Basis höher , sondern es legen sich auch alle Windungen so dicht, als möglich aneinander, und es zieht sieh jede einzelne Windung in sich selbst so enge , als möglich , zusammen. So erhält denn der Körper im Aeussern eine Aehnlichkeit mit dem kreisellcirmigen Gehäusse mancher Schnecken, z. B. mancher Arten von Trochus , und es kommt in dem Gewinde desselben entweder gar keine, oder nur eine sehr schwache Vertiefung der Art vor, wie man sie an den Gehäusen mancher Schnecken findet, und die man den Nabel zu nennen pflegt. Aber weder die oben angegebene grösstc Zahl der Windungen,- noch auch die eben beschriebene Form des Embryos verbleiben bis ganz an das Ende dieser Periode Während nämlich der Körper, insbesondere aber der Kopf und der Rumpf, in der letztern Zeit derselben theils an Dicke, theils an Höhe bedeutend zunimmt, auch die untere Wandung der Rumpfiiöhlc, welche die Spindel der von dem Embryo dargestellten Spirale darstellt, sich absolut und relativ nicht unerheblich verlängert, rollt sich der Embryo wieder etwas auseinander, es vermindert sich die Zahl der Spiralgänge bis auf sechs , und es wird die Basis des von ihm dargestellten Kegels bedeutend grösser, die Höhe dagegen geringer. — Die Länge der ganzen Frucht beträgt am Ende dieser Periode ungefähr 19 bis 21 Linien. Sehen wir auf die einzelnen Abtbeilungen des Leibes , so zeigen sich die bedeutendsten Veränderungen der äussern Form am Kopfe und Schwänze. Der Kopf bleibt zwar noch immer sehr stark gekrümmt, so dass, wenn wir uns denselben durch einen von der Mitte des Scheitels bis zu dem Anfange der Mundspalte gerührten Schnitt in zwei Hälften , den Vorder - und Hinterkopf, getheilt denken, die Achsen beider Hälften unter einem ungefähr rechten Winkel in einander übergehen, doch ändern sich seine Dimensions -Verhältnisse recht bedeutend (Tab. II, Fig. t)). Sein Scheitelhöcker, in dem der Vierhügel des Gehirnes liegt, tritt, indem sich dieser vergrössert und sich mehr erhebt, noch stärker hervor, und es wird auch die vordere, d. li. Zweite Periode. 71 die von diesem Höcker bis zu den Geruchswerkzeugen gehende Seite des Kopfes, während sich das grosse Gehirn mehr ausbildet , in ihrer Mille mehr hervorgcli'ioben , dadurch aber der Kopf an dieser Seile immer melir gerundet. Der Hinlerkopf dagegen , oder die hinlere Hälfle des Kopfes, die man crhiilt, wenn man sich diesen auf die oben angegebene Weise gelheilt denkt, wird au seiner hintern oder obern Seite coneaver, dadurch aber der Nackenhöeker noch be- merkbarer, als es schon früher der Fall war. Auch nimmt der Hinterkopf nicht in gleichem Maasse, als der Vorderkopf, an Länge zu, weshalb dann der Nackenhöcker scheinbar dem Scheilelhöcker näher rückt. Eine andere Veränderung besteht darin , dass der ganze Kopf, besonders aber der Vorderkopf, mehr noch an Dicke, als an Länge gewinnt, und dass er auch dadurch immer mehr gerundet wird. Im Ganzen aber behält der Kopf im Vergleich zum übrigen Körper noch immer eine bedeutende Grösse, indem er noch immerfort an Umfang, insbesondere an Breite, nicht blos absolut, sondern auch rclaliv zunimmt. Selbst noch am Ende dieser Periode ist der Kopf der breiteste Tlieil der Frucht , und von ihm läuft der Körper gegen die Schwanzspitze allmählig verjüngt aus. Der Schwanz, der in der vorigen Periode kaum angedeutet war, wächst so beträchtlich in die Länge , dass seine Achse zuletzt beinahe den fünften Theil von der Länge des Ganzen beträgt. Doch bleibt er fortwährend A'on den Seiten sehr platt gedrückt, und seine Ränder bilden eine stumpfe Schneide: doch ist, wenn wir die Ränder am Ende dieser Periode unter- einander vergleichen, der obere stumpfer und mehr zugerundet, der untere schärfer. Ueberhaupt aber ist , bisherigen Erfahrungen nach zu urtheilen , wohl bei allen Wirbelthieren der Schwanz anfangs A'on den Seiten stark abgeplattet , und erst späterbin wird er bei manchen , indem er an Dicke zunimmt, rundlich. Die Abplattung, die man am Schwänze der Wasserschlangen, der meisten Fische und der geschwänzten Batracbier auch in späterer Zeit des Lebens bemerkt, ist demnach gewissermaassen als eine Hemmungsbildung , als ein Stehenbleiben auf einer frühern Entwickelungsstufe zu betrachten. Wie an dem Rumpfe , ist auch an dem Schwänze der Natlerembryonen die untere Seite , oder vielmehr der untere Rand anfongs um Vieles kürzer, als die obere, und es wird auch an dem Schwänze eben durch diese Ungleichheit seiner Ränder die Spirahvindung hervorgebracht, die derselbe gleichfalls während der zweiten Periode gewahr werden lässt. Die höchste Zahl der Windungen aber, die er in dieser Periode erhält und selbst auch, während sich der Rumpf ein wenig auseinander rollt, beibehält, ist gewöhnlich vier. Die obere oder diejenige Hälfte des Rumpfes , welche aus den Rückenplatten , dem Rückenmarke und der Wirbelsaile besteht, nimmt zwar nicht blos absolut, sondern auch im Verhältniss zu ihrer Länge erbeblich an Dicke zu , und rundet sich an ihrer obern Seite mehr und mehr ab : doch bleibt sie gleichfalls während dieser ganzen Periode immer noch von den Seiten merklich abgeplattet. Die Bauchseite des Rumpfes bleibt im Verhältniss zur Rückenseite immer noch sehr kurz : dagegen behalten die Seitenwändc der Höhle des Rumpfes und Halses noch immer eine vcrhällnissmässig recht ansehnliche Höhe, und diese Höhle selber eine beträcht- liche Weile, zumal in der Nähe des Kopfes, wo das Herz seine Lage hat (Tab. H, Fig. 3 bis 5). Der Nabel und die Einbuchtung, welche in der Gegend desselben auch schon bei Jüngern Embryonen an der Bauchwandung vorkam, rücken etwas weiter vom Kopfe ab, was eine Folge theils der Vergrösserung des Herzens , theils der Verlängerung des Magens und der Leber ist. Die von der Bauchwandung gebildete Aussackung aber, in welcher die so eben genannten 72 Ticrtcs Kapitel. Eingeweide eingeschlossen liegen, wird dadurch, dass sich die Spiralwindungen des Embryos immer dichter zusammenziehen, mehr noch, als es schon bei den im vorigen Kapitel beschriebenen Embryonen der Fall war, an der linken Seite des Embryos oder, was dasselbe ist, an der Basis des von diesem dargestellten Kegels hervorgetrieben, an der rechten Seite dagegen geebnet. Die Hautbcdeckung gewinnt eine grössere Dicke und auch mehr Festigkeit : doch bilden sich noch nirgend Schuppen , Schienen und Schilder. Bei Embryonen, die nur wenig grösser waren, als die im vorigen Kapitel beschriebenen, fand ich jederseits schon eine Schlundütfnungmehr, als bei jenen, also im Ganzen vier Paare. Die neuhinzugekoramene halle sich hinter der dritten von vorne gebildet. Form und Lage aller dieser Oeffnungcn aber verhielten sich ganz so , wie bei sehr jungen Embryonen von Säuge- thieren und Vögeln (Tab. II, Fig. 3). Die hinterste oder neu entstandene stellte nämlich nur eine kleine rundliche Oeffnung dar, und lag der dritten näher, als diese der zweiten : auch lag sie noch etwas niedriger, als die dritte. Die übrigen oder spaltenförmigen Oeffnungcn aber halten keine Veränderungen weiter erlitten, als dass sie grösser, insbesondere länger geworden waren. Uebrigens beliind sich um eine jede der drei hintern eine sehr schwache, ringförmige, durch eine Verdickung der Haulbedeckung gebildete Wulst: die vordere dagegen, besonders aber ihre obere engere Hälfte, war durch einen sehr schmalen faltenartigen Vorsprung der Haut, wie durch eine Klappe , von vorne her , bedeckt. • — Nachdem die vier Paar Schlundöffnungen eine geraume Zeit bestanden und inzwischen an Grösse noch etwas zugenommen haben, schüesst sich eine Ocflnung nach der andern, und zwar, wie sie in zunehmender Grösse auf einander folgen, also zuerst die hinterste, zuletzt die vorderste, diese aber allmählig von oben nach unten, also zuerst in ihrer schmälern, zuletzt in Ihrer weitern Hälfte (Tab. II, Fig. 5). Es bieten also bei der Natter die SchlundöfTnungen im Allgemeinen dieselbe Erscheinung dar, wie bei den Vögeln und Säugethleren, mit dem Unterschiede jedoch, dass bei Ihr auch die vorderste Oeffnung aussen völlig verwächst , indess bei jenen Tliieren diess nur zum Theil geschieht, und der Rest jener Spalte bei ihnen nach aussen zu der Höhle des äussern Gehörganges um- gebildet wird , einer Höhle , die bekanntcrmassen bei den Schlangen gänzlich fehlt. Betrachten wir die vorderste Sclilundspalle In Hinsicht auf die Veränderungen, die im Laufe der Enlwickelung an ihr vorgehen , bei den verschiedenen Wirbelthieren , so bietet sie in diesem ihren Verhallen bedeutende Variationen dar, in denen sich jedoch für jetzt noch kein bestimmtes Gesetz erkennen lässt. Bei den Säugethleren und Vögeln verwächst sie ungeruhr in der Mille Ihrer Tiefe , und die verwachsene Stelle bildet sich zu dem Paukenfelle aus ; der von der Höhle übrig bleibende äussere Theil aber wird zum ausseien Gehörgange , der innere dagegen zur Paukenhöhle und der Eustachischen Trompete. — Aehnlichcs geschieht bei den meisten Sauriern und Fröschen , doch erfolgt bei ihnen die leichte Verwachsung noch näher an der Oberfläche des Körpers, als es schon bei den Vögeln der Fall war, und der nach innen von der Verwachsung gelegene Ueberrest der Höhle weilet sich mit der Zeit in seiner ganzen Länge Immer mehr aus, und stellt zuletzt nur eine weile einfache Höhle dar, die Paukenhöhle und Eustachische Trompete zugleich ist. Bei der Bbndschlelche , mehreren ihr verwandten Thieren, und dem Chamäleon kommt zwar eine Paukenhöhle, aber kein eigentliches Trommelfell vor. Bei den Schlangen und den geschwänzten Batrachiern erfolgt die Verwachsung der vordersten Schiundöffnung nach der ganzen Tiefe derselben , weshalb bei ihnen keine Höhle Zweite Periode. 73 vorgefunden wird , die man mit der Paukenhöhle oder Eustachischen Trompete höherer Thiere vergleichen könnte. Ehen dasselbe ist der Fall bei den Grälhcnlischcn , und zwar ist es be diesen grade die vorderste , nämlich die zwischen dem Unterkiefer und dem Zungenbeine be- findliche Schlundspallc, die nur allein und überdicss schon sehr frühe verwächst, indess dieselbe Spalte bei den höhcrn ^^'irbcllhicrcn, wenigstens bei den Schlangen, sich zuletzt und erst sehr spät verschliesst. Älangel und Gegenwart von Gehörknöchelchen aber können nicht auf die gänzliche oder nur partielle Verscbliessung der vordersten Schhindspalte Einfluss haben, wie es auf den ersten Anblick wohl scheinen köimte : denn auch bei den meisten Schlangen kommt ein solches Knöchclchen A'or, und dess ungeachtet verwächst bei diesen Tbieren jene Spalte völlig. Aniuoi'kuna;". Die Gcliürkiiücliclclien bilden siili bei Süiigelliieren , Vögeln und Amphibien, bisherigen Eriiilirungen zu Folge , inimer in der Niihe der yurdersten SclilundöHnuiig , und wachsen , wenn sich diese nicht Tüllig verschliesst, in die Höhle derselben hinein. Es können daher schon deshalb die Ton Weber bei einigen Griithenfischcn entdeckten Knöchelchen, welche zwischen der Schwimmblase und dem Labyrinthe ihre Lage haben, nicht mit den Gehörknüchelchen der höliern Wirbelfhiere eine gleiche anatomische Bedeutung haben: rielmehr sind sie fiii- ganz besondere, nur den Gräthenfischen eigen- thümliche Gebilde zu halten. Aehnliche wulst- oder wallartige Ringe, wie bei der Natter, kommen auch bei Vögeln und Säugethieren um die drei hintern Schlundödnungen vor. Bei der Verwachsung dieser Oeffnungen verschwinden sie spurlos , und sind daher an und fiir sich von keiner Wichtigkeit. Wohl aber haben sie in so fern einige Bedeutung, als sich namentlich bei vielen Säugethieren aus einer ähnlichen Erhebung der Haut, die sich um die vorderste oder grösste Schlundöffnung bildet, das äussere Ohr entwickelt. Die Entstehung dieses Körpertheiles Leruht also auf einem Processe, der auch an andern Schlundöffnungen eingeleitet wird, an diesen aber sehr bald wieder völlig zurücksinkt. — Vielleicht jedoch ist es möglich , dass die Klappe , welche sich bei Säugethieren und Vögeln vor der zweiten Scblundöffnung an dem zweiten Schlundbogen bildet, und die ich vor mehreren Jahren mit dem Kicmendeckel der Grälhcnfische verglichen hatte, die aber, wie ich später gezeigt habe, *) richtiger für den analogen Theil der Kiemenhaut (Membrana hranchioslega) der Fische gehalten werden darf, nur eine weitere Ausbildung der vordem Hälfte eines solchen Ringes ist: hierüber wären noch weitere Untersuchungen anzustellen. Wie dem aber auch sein mag , auffallend ist es mir gewesen , dass sich bei der Natter von einer solchen Klappe nicht die mindeste Andeutung bemerkbar macht. Beachlungswerth auch dürfte noch sein , dass bei diesem Thiere , bei Avelchem späterhin gar keine Spur von einem äussern Ohre vorkommt , auch nicht einmal sich eine Hautwulst um die vorderste Schlundöffnung bildet. Ot>. 6 k c l c t. Die verdicktem Stellen einer festern sulzigen und die Wirbelsaite einhüllenden Substanz (Belegungsmasse) , die schon in der vorigen Periode viele schmale und jederseits in einer ein- fachen Reihe hinter einander gelegene Streifen oder Tafeln darstellten, nehmen an Länge und auch an Dicke immer mehr zu, kommen an der ohern und untern Seite der Chorda vertebralis zur gegenseitigen Berührung und Verwachsung , und setzen dadurch , wie diess wohl bei den *) Ueber den Kiemenapparat und das Zungenbein der Wirbelthiere, Riga a. Doi-pat 1832 S. 93. 10 74 Viertes Kapitel. meisten Wirbellhieren zu einer gewissen Zeit des Fruchtlebens der Fall sein dürfte , lauter Ringe zusammen. Diese nun sind die Anlagen für die Wirbelbeinkörper. In dem Hais- und Rumpfstückc der Frucht, welche Körperabtheilungen für jetzt von einander noch gar nicht zu unterscheiden sind , nimmt die Zahl der beschriebenen Streifen allem Anscheine nach jetzt nicht mehr zu, wohl aber geschieht dies in dem Schwänze, der sich nun erst ausbildet; denn in ihm werden, wie er an Länge gewinnt, hinter den schon vorhandenen Anlagen der Wirbel- beine auf dieselbe Weise , wie in dem Halse und Rumpfe , immerfort noch neue erzeugt. Inzwischen senden die beiden Seitenhälften eines jeden solchen Ringes zwei Ausstrahlungen von derselben Substanz, als woraus sie selber bestehen, nach oben in die Rückcnplatten hinein, die nun, an Länge zunehmend, das Rückenmark und dessen Häute von den Seiten immer mehr zu umfassen streben. Sie sind die Anlagen für die Schenkel der Wirbelbeinbogen. Später senden die einzelnen Hals- und Runipfwirbel, mit Ausnahme jedoch der vier vordersten Halswirbel^ zwei andere und jenen älinliche Ausstrahlungen nach unten zur Umfassung derjenigen Eingeweide aus,' welche sich in der Leibeshöhle befinden, und diese letztern sind, wie der Erfolg ihrer Entwickelung lehrt, die Anlagen zu den Rippen. Sic entstehen bestimmt erst später, als die beiden Scitenhälflen des Ringes, den ihr Wirbelkörper anfangs darstellt, oben zur gegenseitigen Berührung kommen. — Die erwähnten Ringe nehmen besonders in ihren Seitcntheilen an Breite zu, so dass namentlich ein solcher aus dem Hals- oder Runipfstücke ausgeschnittener Ring, wann mau auf seine Oeffnung sieht , am Ende der zweiten Entwickelungsperiode rechts und links flügelarlig etwas ausgebreitet ist. In Folge dieser seiner Vergrösserung aber werden seine seillichen Ausstrahlungen, von denen bereits die Rede war, immer mehr von der Achse der Chorda verlehralis seilwäi'ts forlgeschoben. Allein nicht blos an dem Umkreise, sondern auch an derjenigen Fläche der Ringe , welche der Chorda vertehralis zugekehrt ist und sie berührt; erfolgt ein Ansatz von Bildungsstoff, der zur Vergrösserung der Ringe dienen soll. Durch diesen letztern wird dann die Wirbelsaite immer mehr eingeengt, und zuvörderst ihre Scheide stellweise eingeschnürt oder verkleinert. — Die obern Ausstrahlungen nehmen rasch an Länge und Dicke zu , doch umfassen sie selbst am Schlüsse dieser Periode noch lange nicht das Rückenmark , vielmehr stehen dann noch ihre zugespitzten Enden weit von einander ab. Die untern Ausstrahlungen vergrössern sich viel weniger : am Schlüsse dieser Periode sind sie etwa halb so lang und dick, als die 'obern desselben Wirbels. — Was cndüch das Gewebe anbelangt, so nimmt die Substanz eines jeden Wirbels allmälilig an Festigkeit zu, und erscheint am Schlüsse der zweiten Periode beinahe knorpelarlig : für einen wahren Knorpel aber kann man sie zu dieser Zeit noch nicht ausgeben. Wie ich schon im vorigen Kapitel (§. 19) auseinandergesetzt habe, reichte bei den Embryonen, die in demselben beschrieben wurden, die Wirbelsaite nur bis zwischen die Gehör- labyrinlhe ; ihre Belegungsmasse aber reichte viel weiter hinaus , hatte unterhalb der hintern Hirnzelle eine ansehnliche Breite , machte hier die hintere Hälfte der Schädelgrundfläche aus, und theilte sich vor jenem Abschnitte des Gehirnes in drei Forlsätze, die ich die Balken des Schädels nenne, nämlich in zwei paarige und einen mittlem unpaarigen, von denen der letzlere sich in die Höhle der Hirnschale hineingekrümmt, und sich in der Biegung, die von den drei Hirnzellen gebildet wurde , hineingelegt hatte. Bei Embryonen nun , die nur wenig älter, als jene^ waren, konnte ich mich besonders über die paarigen oder seiüichen Balken Zweite Periode. 75 mehr noch unierrichten , als es bei jenen der Fall war , und ich will daher hier erst ein Näheres über sie angeben. Beide stellten zwei schmale und nur wenig dicke Slreiren dar (Tab. MI, Fig. 12, d, d), die aus derselben gallerlartig- sulzigen Substanz bestanden, als woraus die ganze Bclegungsmasse der Wirbelsaite gebildet erschien, und waren von der Sub- stanz, \\oraus der zwischen ihnen und zur Seite von ihnen befindliche, aber viel dünnere Theil der Schädelwandung bestand, nicht scharf abgegrenzt, sondern erschienen nur als zwei verdickte und etwas festere oder dichtere Stellen der unter der vordem Hirnzelle liegenden Hälfte der Scbädcigrundfläche. Hinten an ihrem Ursprünge standen sie nur massig weit von einander ab, um so viel nämlich , als die Breite des mittlem Fortsalzes an seinem Ursprünge betrug , und gingen darauf bogenförmig bis ungefähr zur Mitte ihrer Länge , je weiter nach vorne , desto mehr etwas aus einander , nachher aber wieder zu einander hin , so dass sie ganz vorne nur sehr wenig von einander abstanden, oder selbst wohl einander berührten. Im Ganzen genommen stellten sie gleichsam zwei Hörner dar, in die sich die Belegungsmasse der Wirbelsaite nach vorne fortsetzte. Der zwischen ihnen befindliche , längliche und in der Mitte massig breite Raum war von einer Schichte weichem Bildungsgewebes ausgefüllt, die in ihrer hintern Hälfte nur sehr dünne , in der vordem schon etwas dicker erschien. Auf dieser Schichte nun ruhte der Hirntrichter , vor dem Trichter aber theils auf eben dieser Schichte , theils auf den an- gegebenen Balken, diejenige Kammer des Gehirnes, aus welcher die Sehnerven hervorgingen, und noch weiter nach vorne die Hemisphären des grossen Gehirnes. Vorne reichten beide Balken bis an das vordere Ende des Kopfes und bogen sich hier ein wenig auf, so dass sie etwas in die Stirnwand des Kopfes hineinragten , ihre Enden also vor dem grossen Gehirne lagen. Beinahe an dem Ende eines jeden Hornes aber sah ich von diesen als unmittelbare Verlängerung von ihm, einen kleinen Fortsatz nach aussen abgehen (Tab. VII, Fig. 12, e), der gleichsam den Kern von einem kleinen seitUchen Vorsprunge des Nasenfortsatzes der Stirn- wand ausmachte (§. 37). Der mittlere von den drei Balken des Schädels wächst mit der VergrÜsserung des Gehirnes noch immer tiefer in die Schädelhöble hinein , und hebt, wenn die harte Hirnhaut sich immer mehr kund giebt , deutlicher noch, als es früher bemerkt werden konnte, eine quer durch die Schädelbohle gehende Falte von dieser Haut hervor. Die Falte selber geht seitwärts auf die Seilenlbeile der Schädel - oder Köpfwand über , ist in ihrer Mitte , wo eben jener Fortsalz eingeschlossen liegt, am höchsten, und wird dann jederseits, indem sie gleichsam einen von dem Balken ausgebenden kurzen Flügel darstellt , je weiter nach aussen , desto schmäler. Mit zunehmender Verlängerung wird der Balken besonders gegen sein freies Ende auch immer breiler, und einige Zeit hindurch auch noch dicker : dann aber nimmt seine Dicke, ohne dass zuvor sein Gewebe verändert worden wäre , immer mehr ab ; bis er am Ende der zweiten Perlode nur noch blattartig dünne ist; ja nach einiger Zeit, also in der folgenden Periode, verschwindet er gänzlich. — iVuch bei den Säugetbieren , Vögeln und Eidechsen, überhaupt wohl bei denjenigen Tbiercn , bei welchen die mittlere Hirnzelle zu einer gewissen Zeit des Frucbtlebens nach oben sehr stark hervorgelrieben ist und einen Scheilelhöcker bildet, die Grundfläche des Gehirnes aber zwischen dem Hirntrichter und der hinlern Hirnzelle einen tiefen Eiuschnitl gewahr werden lässt , kommt ein solcher Theil vor, wie es der mittlere Balken des Schädels bei der Natter ist. Auch hebt er bei den genannten Thieren gleichfalls, 10* 76 Viertes Kapitel. und (las schon in einer sehr frühen Zeit des Fruchtlebens , eine Falte der harten Hirnhaut hervor, die von dem einen bis zu dem andern künftigen Felsenbeine hinübergeht, und nach einiger Zeit weit in die Schädelhöhle hineinragt. Etwas später aber verliert er wieder, wie ich namentlich bei Embryonen des Schweines und Hausbuhnes bemerkt habe , immer mehr an Dicke und darauf auch an Höhe , bis er zuletzt auch bei diesen böhern Tbiercn gänzlich ver- schwunden ist , indess die beiden Blätter der Falte , die er hervorgehoben hatte , allenthalben dicht neben einander zu liegen kommen. Ist diess geschehen , so verliert auch die Falte in der That an Höhe , und verschwindet zulelzt beinahe gänzlich. Die beiden Seitenbalken, welche bei der Natter die vordere Hälfte der Schädcl- grundfläche zusammensetzen helfen , gewinnen in der zweiten Periode eine grössere Festigkeit, grenzen sich dadurch von ihrer Umgebung mehr ab , und nehmen eine bestimmtere Form an, werden nämlich fadenförmig, so jedoch, dass sie, je weiter nach vorne, desto dünner erscheinen. An Dicke nehmen sie nur wenig , w eit mehr aber ^^ ährend der \'ergrösserung des Kopfes an Länge zu. Ganz vorne verwachsen sie unter einander, und dieser ihr Theil, der zwischen den beiden Geruchsorganen liegt, und zwischen denselben eine Scheidewand ausmacht, wird bald, indem sich die genannten Organe beträchtlich vergrössern , massig lang ausgezogen und massig verdickt, ohne jedoch für jetzt schon in dem Grade sich zu verdichten, wie der hintere längere Theil der Balken. Auch ihre Ausstrahlungen in die Seitenvorsprünge des Nasenfortsatzes der Stirnwand , welche Ausstrahlungen jetzt von jenem verschmolzenen Theile abgehen , verdichten sich für jetzt nur wenig, vergrössern sich aber nicht unbedeutend. Was endlich anbelangt die Schichte von Bildungsgewebe , welche sich zwischen dem hintern , längern , nicht ver- schmelzenden Theile der Seitenbalken befindet , und welche die Grundfläche des Schädels zusammensetzen hilft, so nimmt sie nur zum grössern Theile, nicht jedoch allenthalben an Dicke zu: denn ganz hinten, wo sich das Ende des Hirntrichlers befindet, verschwindet an einer kleinen Stelle in der Mittellinie des Kopfes jene Masse ganz, und es kommen hier die harte Hirnbaut und die Schleimhaut des Mundes, nachdem die letztere sich gegen das Gehirn etwas ausgesackt hat, dicht an einander zu liegen : ja es nehmen hier selbst diese Häute nicht in dem Maasse , Avie anders wo, an Dicke zu. Man findet daher bei altern Embryonen aus der zweiten Periode, wenn man in ihre Mundhöhle hineinsieht, an dem bezeichneten Orte eine kleine rundliche vertiefte Stelle, die von einem Theile der Mundhaut ausgekleidet wird (Tab. \TI, Fig. 7). Die hintere Hälfte der Schädelbasis, diejenige also, von welcher die oben beschriebenen drei Fortsätze oder Balken abgehen, behält noch fürs erste so ziemlich die Form und das GeRige bei , die sie schon bei den im vorigen Kapitel beschriebenen Embryonen gewahr werden Hess : doch wird sie mit dem Wachsthum des ganzen Kopfes bedeutend grösser, namentlich auch dicker. Die Seitenlheile und der obere Theil der Scbädehvandung , mit Ausnahme jedoch der Ohrkapselu oder der nacbherigen knöchernen Labyrinthe , bleiben bis an das Ende der zweiten Periode nur bautartig , bestehen nämlich nur aus der Haulbedeckung , der harten Hirnhaut, und etwas wenigem , dazwischen liegenden Bildungsgewebe. Diess Bildungsgewebe aber ist am wenigsten angehäuft , eigentlich kaum merkbar , in dem obern Theile , am meisten dagegen in den Seitentheilen nahe der Grundfläche der Hirnschale. Deutlich dagegen geben sich schon frühe die Anlagen zu den Oberkiefern, den Gaumen- beinen, und den Unterkiefern zu erkennen. Schon bei denjenigen Embryonen, deren Schädel- Xweitc Periode. 77 balken ich oben ausführlich bescliricben habe , und die nur erst bis zu dem Anfange dieser zweiten Periode gelangt Maren, konnte ich sie von der umgebenden Bildungsmasse befreien und sie ganz blosslegen. Um sie aus Embryonen dieser Periode und der nächstfolgenden Zeit leichler herauspräpariren zu können, ist es zweckmässig, den Embryo etliche wenige Stunden in reinem Wasser liegen zu lassen. Dieses wird begierig von allen Theilen des Körpers auf- gesogen, und es werden daher in kurzer Zeit die oberflächlichem weichern Theile aufgeschwellt und aufgelockert. Lässt man aber den Embryo längere Zeit, etwa 24 Stunden, im Wasser liegen , so erfolgt eine bedeutende Auflockerung auch an den oben angeführten Grundlagen der Skelctslücke, die dann nur fast aus einem dichtem körnigen Biiduiigsstolfe oder Blastem bestehen, noch aber nicht eine knorpelarlige Beschaffenheit besitzen. Die Folge davon ist dann diese, dass sie weder den zum Zergliedern gebrauchten Instrumenten einen hinlänglichen Widerstand darbieten, noch auch von der sie einhüllenden Substanz sich unterscheiden lassen. Eben so wenig ist für den beabsichtigten Zweck das Verfahren geeignet, den Embryo einige Zeit der Einwirkung eines verdünnten Weingeistes auszusetzen : denn dadurch wird auch die Substanz, wxdche jene Theile einhüllt, so erhärtet, dass sie sich nicht leicht von ihnen abtrennen lässt, ohne dass sie zerrissen würden. Jedenfalls aber 'ist bei dem Zergliedern selbst die grüsste Behutsam- keit anzuempfehlen, um Täuschungen zu entgehen, weil man mit dem Messer, wie ich oftmals erfahren habe , bei so zarten und weichen Embryonen sehr leicht nicht blos die eigenthümliche Form und Lage jener Skeletstücke bedeutend verändert, sondern sich auch Theile schafft und sie nun für besondre Skeletstücke hält, die es nicht sind. Uebrigens kann man die oben erwähnten Skeletstücke leichter blosslegen und erkennen , wenn man, wie Reichert es schon für die Vögel und Säugelhiere empfahl, den Unterkiefer und die Kehle in ihrer Älitte der Länge nach aufschneidet und die Zergliederung an der Innern Seite dieser Theile beginnt : auch sieht man dann am besten ihren Zusammenhang mit dem übrigen Kopfe. — Die Theile, in denen sie ihre Lage hatten , waren der Oberkieferfortsatz und das Paar der vordersten Sclilundbogen, deren dem serösen Blatte der Keimhaut zugehörigem Antheile sie ihre Entstehung verdankten. In der Tiefe dieser Theile nämlich befanden sich in jeder Seitenhälfle des Körpers zwei gallert- artig-sulzige, durch grössere Festigkeit sich von der Umgebung auszeichnende, streifenförmige, und fast ganz gerade gestreckte Platten, die eine nur geringe Breite besassen , etwas über einhalbmal so dick , als breit waren , und ihre eine grössere Fläche nach aussen , die andere nach innen gekehrt hatten (Tab. VII, Fig. 12). Die dem vordersten Schlundbogen, oder vielmehr dessen Schiene angchörige Platte (Fig. 12, g) war etwas breiter und dicker, als die des Oberkieferfortsatzes (Fig. 12, f). Beide reichten nach unten nicht ganz bis an das Ende der Theile, in denen sie ihre Lage hatten, nach oben aber gingen sie unter einem spitzen Winkel zusammen, und setzten sich dann in einen beiden gemeinschaftlichen, ihnen ähnlich geformten, und nicht merklich dickern und breitern Stiel fort, so jedoch, dass dieser eigentlich eine gerade Fortsetzung von der hintern, d. h. von der in der vordersten Schlundschiene befindlichen Platte zu sein schien, indem er mit ihr eine ziemlich gerade Linie bildete. Alle drei Stücke setzten gleichsam eine Gabel zusammen , von der aber der Stiel nur etwa zum dritten Theile so lang war, als die Zinken. Das obere Ende des Stieles lag zwischen dem Auge und dem Ohre in der Mitte , näher jedoch dem letztern , als dem erstem , und war an den Seitenrand der Be- legungsplatte der Wirbelsaite angeheftet, oder vielmehr auf das innigste mit ihr verschmolzen. 78 Viertes Kapitel. Die ganze Gabel schien mithin, wie die Rippen, eine Ausstrahlung jener Platte zu sein. Allem Vermulhen nach war sie auch aus jener Platte , wie eine Rippe aus der Belegungsmasse der Wirbelsäule, hervorgewachsen. Für die Vormuthung, dass die beschriebene Gabel auf die angegebene Weise, wie eine Rippe, ihre Entstehung genommen hatte, und überdicss auch dafür, dass ihre hinlere Zinke früher entstanden war , als die vordere , sprechen besonders die Be- obachtungen, die von mir an der Natter und der Eidechse, so wie von Reichert an Vögeln und Säugelhieren gemacht worden sind , indem nach diesen Beobachtungen erst einige Zeit später, als die vorderste Schlundschiene entstanden ist, und sich mit der gleichen Schiene der andern Seitenhälfte verbunden hat , der Oberkieferfortsatz aus dem vordersten Schlundbogen gleich einem Aste oder Arme hervorwächst, in welchem Forlsatze sich späterhin der Oberkiefer, das Gaumenbein, das Flügelbein und bei den Vögeln und Säugethieren überdiess auch noch das Jochbein bilden. Wenn aber die Schlundschienen in der Gegend, wo die Wirbelsaite ihre Lage bat, entspringen und nach unten herabwachsen, und wenn aus der vordersten von ihnen der Oberkieferfortsatz hervorwächst, so erleidet es wohl keinen Zweifel, dass ganz dasselbe auch von den Anlagen der Skelelstücke gelten werde, welche in diesen Theilen ihre Lage haben. — Die beschriebene Gabel erfährt vor Ablauf der zweiten Entwickelungs - Periode keine bedeutsamera Veränderungen weiter , als dass sie in allen ihren Theilen etwas fester wird , und an Grösse, zumal an Länge zunimmt. Insbesondere aber verlängern sich ihre Zinken, und es kommt die hintere, oder diejenige, welche in dem vordersten Schiundbogen ihre Lage hat, an ihrem untern Ende mit der gleichen Zinke der andern Seitenhälfte schon zur gegenseitigen Berührung. In der folgenden Periode aber wandelt sich , wie weiterhin (§. 50) ausrührlicher gezeigt werden wird, ihre eine Zinke zu dem Meckelschcn Knorpel, und ihre andere Zinke zu einem Flügelbeine und Gaumenbeine um. — Neben der beschriebenen Grundlage der zuletzt genannten Knochen nach aussen Aon ihr, also entfernter von der Millelebene des Kopfes, liess sich, jedoch deutlich erst bei etwas altern Embryonen aus dieser Peiiode, ein andrer und jenem fast paralleler Streifen von einer festen Substanz innerhalb des Oberkieferfortsalzes bemerken. Er war etwas dünner, als jener erstere , hing mit dem hintern Ende desselben zusammen oder lag ihm doch dicht an, reichte aber nach vorne nicht so weit, als jener. Aus ihm bildet sich, wie der Verfolg seiner Entwickelung lehrt, der Oberkieferknochen. Wie ich vermulhen muss, entsteht er unabhängig von jenem, so wie auch von dem künftigen Quadralbeine und dem Meckelschen Knorpel, innerhalb der Substanz des Oberkieferfortsatzes. Aus der zweiten Schlundschiene liess sich bei eben denselben Embryonen , die nur wenig älter, als die im vorigen Kapilel beschriebenen waren, gleichfalls ein gallertartig- sulziger einfacher Streifen herauspräpariren (Tab. MI, Fig. 12, h). Es ging derselbe ebenfalls von der Belegungsmasse des Kopfstückes der Wirbelsaite ab , indem auch er als eine Ausstrahlung von jener Masse erschien, entsprang aus ihr etwas liefer, als der Stiel der eben beschriebenen Gabel, nämlich dicht unter der Ohrkapsel, ungefähr wo sich der grössle senkrechte Durchmesser derselben befand, nicht aber, wie ich mit Gewissheit glaube angeben zu können, aus dieser Kapsel selbst , ging dann zuerst unter der hintern Hälfte derselben nach hinten und unten eine kleine Strecke fort, drang darauf in den zweiten Schlundbogen ein, und verlor sich zuletzt, dünner geworden, in einiger Entlernung von dem untern Ende dieses Körpertheiles. \\k der weitere Verfolg der Enlwickelung zeigte, kommen der rechte und linke Streifen an der untern Zweite Periode. 79 Seile des Kopfes sehr bald zur gegenseitigen Berührung, verschmelzen dann untereinander, und stellen nun beide einen einfachen, fast parabolischen Bogen dar, dessen mittlerer Theil, also derjenige, wo die Verschmelzung stattfand, dicht vor dem Eingange in die Luflröhrc, oder dem künftigen Kehlkopfe seine Lage hat. Etwas später entsteht an jeder Seitenhälfte dieses Bogens «in zwei Stellen eine Sonderung, oder beinahe eine Gliederung seiner Substanz, wodurch nun jede Hälfte gegen das Ende der zweiten Periode in drei auf einander folgende Stücke gelheilt wird. Das unterste Stück ist das längste von allen , setzt mit dem der andern Seilenhälfle einen kleinen beinahe hufeisenrormigcn Bogen zusammen , der in seiner Mille am dicksten und mit seinen Enden nach oben und hinten gericlilet ist , und gicbl sich deutlich als die eine SeilenhälRc des Zungenbeines zu erkennen. Das zweite Stück ist dünner, kürzer, durchsichtiger, weicher, beinahe bandartig, steigt ziemlich gerade nach oben, und stellt ein Hängeband für das Zungenbein dar. Das dritte oder oberste Stück ist wieder so fest, wie das Zungenbein selbst, und beinahe schon knorpelarlig, jedoch nicht wirklich schon knorplich, hat einen etwas grössern Umfang, als das zweite oder mittlere, und besitzt beinahe die Gestall einer kurzen Birne. Sein oberes dickeres Ende hängt zwar noch am Schlüsse dieser Periode mil dem Seilcnrande der Belcgungsmasse des Kopfstückes der Wirbelsaite zusammen, jedoch weit loser, als früher, und ist vielleichl hauptsächlich in Folge seiner Anschwellung mehr nach aussen gerückt, so dass es mit der untern Seite der Ohrkapsel oder dem künftigen knöchernen Labyrinthe in Berührung gekommen ist. Ja genau angegeben befindet sich dasselbe in eine kleine flache, und ihm entsprechende Verliefung oder Einbucht dieser Kapsel etwas eingesenkt, und ist durch Bildungsgewebe auch mit ihm verbunden. Dieses oberste Stück wird in der folgenden Periode, wie ich weiterhin zeigen werde (§. 50), zu dem alleinigen Gehörknöchelchen, zu der sogenannten Columella und dem Operculum der Natter. Hier aber möge noch die Bemerkung gemacht sein, dass ich selbst am Schlüsse der zweiten Periode noch kein Fenster an der Gchörkapsel , das durch jene Andeutung der Columella verschlossen gewesen wäre , habe auffinden können. — Zufolge der höchst werlhvollen Unlersucbungen Reichert's, die mich veranlasst haben, die Enlwickelung der Schlundbogen der Natter mit der gespanntesten Aufmerksamkeil zu verfolgen, soll sich auch bei den Vögeln die Columella, und bei den Säugelhieren der ihr entsprechende Steigbügel aus dem obersten Theile eines im zweiten Schlundbogen entstandenen knorpelartigcn Streifens bilden:*) wo bei ihnen aber dieser Streifen ursprünglich entslcht, darüber scheint Reichert in Ungewissheil geblieben zu sein. Bei den in diesem Paragraphen mehrmals erwähnten jungen Embryonen der Natter be- merkte ich auch in dem drillen Schlundbogcn einen solchen sulzigen und ganz einfachen Streifen, wie in dem zweiten: nur war er, wie der Bogen selber, in dem er sich befand, viel kürzer, und überhaupt kleiner, als der des zweiten Schlundbogens (Tab. VII, Fig. 12, i). Er entsprang gleichfalls von dem Seitenrande der Belegungsmasse des Kopfstückes der Wirbelsaile , indem er sich ebenfalls als eine Ausstrahlung derselben darstellte, und zwar dicht hinter der Ohrkapscl. Dieser Streifen aber verschwindet wieder spurlos noch vor Ablauf der zweiten Enlwickeiungs- Periode, indem er, während die Schlundöffnungen verwachsen, allniählig resorbirl wird. Auch bei den Säugelhieren kommt ein solcher Streifen vor und wird , wie ich schon vor mehreren *) lieber die Visceralbogen etc. S. 66 n. 67. 80 Viertes Kapitel. Jahren gezeigt habe *) , zu dem hintern Hörn des Zungenbeines , indess sich der im zweiten Schlundbogen vorhandene, wenn auch nicht ganz, so doch, wie Reichert dargethan hat, zum grösseren Theile in das vordere Hörn des Zungenbeines und dessen Suspensorium umwandelt. **) Bei den Vögeln dagegen soll nach Reichert's Untersuchungen zum grössern Theil aus den beiden Streifen des dritten , zum kleinern aus denen des zweiten Paares , nicht aber , wie ich früher angegeben hatte , ***) nur allein aus dem zweiten Paare der Schlundbogen das Zungen- bein entstehen. §. 34. 6 cl) t r n u n ö E ü ck e n m o r k. Von den drei auf einander folgenden Zellen des Gehirnes vergrössert sich die hinterste am wenigsten , die vorderste am meisten : doch bleibt das Ganze im Vergleich zu seiner Breite noch langgestreckt, und bleibt auch noch immer in einem Bogen, sehr stark zusammengekrümmt. Die schwache Furche , die schon zu Anfange dieser Periode an der vordem und obcrn Seite der vordersten Zelle vorkommt, wird etwas tiefer, setzt sich an der untern Seite dieser Zelle fort, und theilt dieselbe mehr noch, als es schon früher der Fall war, in zwei Seitenhälften. Und überdiess ändert sich die Form der ganzen vordersten Zelle dahin ab, dass sie, die früher etwas breiter, als lang war, jetzt umgekehrt ein klein wenig länger, als breit wird. — Der Trichter behält im Ganzen seine Form hei , nur wird er an seinem abgerundeten Ende in senkrechter Linie etwas eingebuchtet. — Die zwischen ihm und der vordersten Zelle oder dem grossen Gehirn befindliche Kammer, aus der die Sehnerven hervorgehen, vergrössert sich zwar noch, wird aber, indem sich das Gehirn an seiner Grundfläche allem Anscheine nach, mehr, als der Schädel an der seinigen, verlängert, von hinten her durch den Trichter etwas zusammengepresst, wobei sich seine über den Trichter seitwärts hinausragenden Seitentheile etwas nach hinten wenden. Die Ursprungsstellen der Sehnerven, die früher weit aus einander lagen, rücken dabei scheinbar einander näher : wahrscheinlich geschieht diess , indem der zwischen diesen Stellen befindliche Theil der Kammer sich weniger vergrössert, als die ausserhalb derselben gelegenen Theile. — Der Scbcitelliöcker des Gehirnes (Merhügel) wölbt sich noch mehr hervor, und es wird eben dadurch der Scheitellheil des Schädels noch mehr hervorgetrieben, so dass er je später, desto stärker hervorspringt. — Das verlängerte Mark verkürzt und verschmälert sich, wie überhaupt der Hinterkopf, wenn gleich nur scheinbar, nämlich im Verhältniss des stärker sich vergrössernden Vorderkopfes : die vor ihm hegende Abiheilung der dritten Hirnzelle aber (oder das sogenannte Hinterhirn) wird etwas breiter, und buchtet sich zu beiden Seiten etwas stärker aus. — Die Andeutung von einem kleinen Gehirn behält ilu'e frühere Form bei, und vergrössert sich nicht auffallend. — Die Wandung des ganzen Gehirnes verdickt sich fast nur gleichmässig mit der Zunahme, die dieses ganze Organ an Umfang erhält, so dass dieses noch immerfort eine ver- hältnissmässig recht grosse Höhle gewahr werden lässt, die aus mehreren weit gegen einander geöffneten Abtheilungen besteht. *) lieber den Riemenapparat nnct das Zungenbein S. 43 — 45. **) Ueber die Visceralbogen S. 55—57. *♦♦) Am angef. Orte S. 43. Xwelte Perlode. 81 Die harte Hiriiliaul sclilägl gfcgcnüber der vordem und obern Seite des grossen Gehirnes eine kleine kaum merkbare Falte , die sich in der Furche zwischen den beiden Seiteiihälften dieses Gcliinilhcilcs hineinlegt , und der Falx cerebri der Säugethiere entspricht. Die -weiche Hirnhaut in Verbindung mit der Spinnenwebenhaut verdickt sich recht sehr, am meisten aber, ■wo sie die vierte Ilirnhöhle von oben verdickt; übrigens bleibt sie fast allenthalben dem Gehirne nur lose anliegend : eine festere Verbindung kommt zwar zwischen ihr und dem Gehirne an den Rändern der vierten Hirnhühle zu Stande , doch lässt sie auch hier sich leicht ablösen. Schon in der letztern Hälfte der vorigen Periode wird in der Mundhöhle , gegenüber dem stumpfen Ende des Hirntrichters, eine kleine rundliche Grube bemerkbar, die dadurch entsteht , dass die Schleimhaut dieser Höhle sich etwas ausbuchtet oder aussackt , indess der zwischen ihr und dem Trichter befindliche Theil der Schädclgrundfläche an Dicke etwas verliert. Allniählig A\ird darauf die Ausbuchtung tiefer, während die Schädelgrundfläche an der bezeichneten Stelle immer dünner geworden, zuletzt von ihr völlig durchbohrt wird. Am Ende der zweiten Periode erscheint dann jener Theil der Mundhaut als ein kleiner Sack , der im Verhältniss zu seiner Länge beträchtlich weit ist , auch einen weiten Eingang besitzt (Tab. VH, Fig. 7), und zwischen den beiden paarigen Balken des Schädels ganz hinten , wo sie ihren Ursprung haben, durch die Basis der Hirnschale hindurchgeht. Innerhalb der Höhle des Schädels, in der er eine freilich nur kurze Strecke aufsteigt, liegt er an der vordem Seite des mittlem oder unpaarigen Balkens des Schädels und ist mit ihm verklebt, bildet mit seiner Achse einen schwachen Bogen, dessen Convexität nach hinten und ein sehr wenig nach unten gerichtet ist, und berührt mit seinem abgestumpften Ende das Ende des Hirntrichters. Wie der weitere Verfolg der Ent- wickelung lehrt, verwandelt sich der beschriebene Theil in die Glandula pituitaria oder den Hirnanhang; und auf eben dieselbe Weise entsteht und entwickelt sich dieses Organnach den Untersuchungen , die ich darüber angestellt habe , auch bei den Eidechsen , Vögeln und Säugethieren. *) Die beiden Seitenhälften des Rückenmarkes verdicken sich nur massig stark, am meisten noch gegen ihren untern Rand hin , doch bleiben sie an ihrem obern und untern Rande selbst noch immer sehr dünne , weshalb sie bei einem auf sie angewendeten Drucke sehr leicht auseinander springen, und dann als zwei besondre Blätter erscheinen. Am Ende der zweiten Pei'iode zeigt sich das ganze Rückenmark zwar noch recht stark von den Seiten zusammen- gedrückt, doch in Folge der Verdickung, die seine Seitenhälften erfahren haben, schon weit weniger, als früher. Eine Sonderung in graue und weisse Substanz macht sich auch in der zweiten Periode weder an dem Rückenmarke , noch an dem Gehirne bemerkbar. §. 35. 21 u g f. Das Auge nimmt an Umfang zwar bedeutend zu, doch lange nicht in dem Grade, wie bei dem Hülmchen in der erstem Hälfte des Fruchtlebens, wie denn freilich wohl überhaupt bei keinem Wirbelthiere das Auge in seiner Vergrösserung so rasche und so bedeutende Fortschritte *) Das Nähere hierüber habe ich Joh. Müller für sein ArchiT mitgetteilt. 11 82 Viertes Kapitel. macht, wie bei den \^ögeln. Das Verliältniss seiner Durchmesser ändert sich sehr. Sein gerader Durchmesser nimmt absolut und relativ bedeutend zu, so dass sich seine äussere und innere Wandung, die anfangs nur wenig von einander abstanden, immer mehr von einander entfernen , wobei zugleich der Bogen , unter dem sie in einander übergingen , immer grösser wird. In Folge davon aber rückt die Inscrtionsstelle des Selinerven scheinbar nach innen gegen die Achse des Kopfes bin , so dass sie am Ende dieser Periode dem Achsenpunktc des Auges schon um Vieles näher liegt , als der Hornhaut. Ueberdiess wölbt sich die äussere und die innere Wand immer stärker : namentlich aber verliert die Hornhaut schon frühe die Con- cavilät, die man von aussen an ihr bemerkte, und wird etwas convex. Am Ende dieser Periode erscheint dann das Auge, als Ganzes belrachtet, sowohl nach innen, als auch, und noch weil mehr, nach aussen stark gewölbt, und ragt über die Oberfläche seiner Nachbarschaft nach aussen weit hervor (Tab. II, Fig. 5). Demnächst wird der quere Durchmesser etwas grösser, als der senkrechte, und os scheint das Auge zuletzt etwas in die Länge gezogen. — Cornea und Sclcrotica nehmen nur wenig an Dicke zu, bleiben beide noch gleich durch- sichlig, und ein Unterschied des Gewebes macht sich an ihnen auch nicht auflalleud bemerklich. Mit der Erweiterung des Auges nimmt der Glaskörper mehr, als die Linse mit ihrer Kapsel an Umfang zu, erhält über sie das Uebergewicht , und hat zuletzt einen etwa drei bis viermal so grossen Umfang, als jene beiden zusammengenommen. Die durchsichtige Linsenkapsel wird beinahe so dick , wie die Netzbaut in der Nähe des Sehnerven , oder ungefähr dreimal so dick, wie die Hornhaut, und erlangt schon eine ziemlich grosse Festigkeit, löst sich aber von der Cornea noch nicht los, sondern bleibt immer noch mit ihr in einer ziemlich grossen Ausbreitung fest verwachsen , so dass sie oder auch die Hornhaut meistens zerreisst , wenn man sie von dieser ganz abziehen will. Die Linse wird etwas fester, bleibt aber Aveisslich, und undurchsichtig , und bleibt in der Zunahme an Masse hinter ihrer Kapsel zurück , so dass sie Ilinsicbls derselben dieser immer noch nachsieht. — Die Netzhaut reicht fortwährend bis an die Linscnkapsel und beinahe auch bis dicht an die Pupille. Auch bleibt sie noch immer die dickste Haut des Auges , indem sie selbst am Ende dieser Periode sogar die Sclcrotica und die Choroidea zusammengenommen ungefähr um das Vierfache an Dicke übertrifft. — Die flache, ziemlich breile und mit ihrer convexen Seile der Höhle des Auges zugekehrte Rinne oder Falle, die von dem Sehnerven bis zur Pupille reicht, wird ganz verstrichen, so dass sie mitbin völlig verschwindet. Früher noch ist dasselbe auch der Fall mit der kleinern Falte der Aderhaut, die bei Jüngern Embryonen vorkommt und in jene Falle der Netzhaut hineinpasst. Es ist dieser Umstand aber besonders deshalb merkwürdig, weil die Falle der Aderbaut, welche, wenn man das Auge von aussen betrachtet, den Schein einer Spalte darbietet, nach den Angaben von Emuicrt und Hochstetter bei den Eidechsen, bei denen sie freilich weit breiter und weit grösser ist, sich weit länger zu erhallen scheint, als es bei der Natter der Fall ist. Die Zunahme an Dicke ferner, welche die Aderhaut gewinnt, ist zwar merklich,, doch nicht bedeutend. Eben dasselbe gilt von ihrer Färbung. Bei den Embryonen , von welchen in dem vorigen Kapitel die Rede war, erschien sie noch ganz farblos: mit der weileni Entwickelung der Embiyonen aber nimmt sie sehr bald ein schwärzliclies Pigment in sieb auf, und zeigt sich nur zuerst slellweise, darauf allcnlhalben, und selbst da, wo sich die erwähnte Falle befand, jedoch an dieser Slelle zuletzt, sehr schwach grau gefärbt: am stärksten aber Zweite Perlode. 83 lagert sich das Pigmcnl, wiewolil nicht glcicli anfangs, so doch gegen das Ende dieser Periode, an dem Pupillarrande der Aderhaut ah, und bildet daselbst nach einiger Zeit einen sehr schmalen, dunklem sclnvärzliclien Ring , von dem zulelzt auch einige ähnlich gefärbte Strahlen , deren 2ahl und Lage aber bei verschiedeneu Embryonen verschieden ist , divergirend auslaufen. — Eine Iris entsteht in dieser Periode gewöhnlich noch nicht, denn nur in seltenen Fällen kommt von ihr am Schlüsse derselben eine schwache Andeutung vor. Die Pupille bleibt fortwährend sehr klein und rund , und ebendasselbe gilt auch von der Hornhaut. Ein verhältnissmässig recht ansehnlich weites Blutgefäss des Auges , das ich schon bei den jüngsten von mir untersuchten Embryonen vorfand , und das bei ihnen auf der convexen Seite der Falte , die an der Netzhaut vorkam , von der Eintrittsstelle des Sehnerven gerades- weges bis zu der Linsenkapscl , und zwar zu der untern Seite derselben hinlief, behält auch noch in dieser Periode die eben erwähnte Lage auf der Netzhaut , mit der es verklebt ist, wird aber nicht blos weiter, sondern auch länger. Es ist dieses Gefäss die Artcria centralis retinae^ und es ist mir erst bei der Natter klar geworden , wie dasselbe mit der Linsenkapsel in Verbindung gelangen kann. Nicht innerhalb des Glaskörpers entsteht dasselbe , sondern an der innern Fläche der Netzhaut, und es verläuft dasselbe nicht quer durch das Auge von innen nach aussen, sondern vielmehr von unten nach oben. In der folgenden Periode aber löst es sich von der Netzhaut ab, und wird entweder von dem Glaskörper umwachsen, oder schneidet allmählig immer tiefer in diesen ein. — Zu der hintern langem Ciliararterie , deren ich schon im vorigen Kapitel gedacht habe , gesellt sich sehr bald eine ihr entsprechende vordere hinzu, und jede von ihnen erhält zwei einfache Zweige, die paarweise einander entgegenwachsen und den Pupillarrand der Aderhaut gleichsam besäumen , jedoch nicht in einander übergehen, also nicht einen Ring um die Pupille schlicssen. Die Zweige dieser beiden Arterien setzen späterhin den grössern Arterienkreis der Iris zusammen, und es entsteht dieser mithin eigentlich nicht in der Iris, sondern in der Aderhaut. Wahrscheinlich entstehen in der zweiten Ent- wickclungs- Periode auch schon kurze Ciliararterien, denn bei Embryonen aus der zweiten Hälfte dieser Periode erblickte ich unter dem Mikroskope, so weit ich das Auge von aussen übersehen konnte, in der Aderhaut ein höchst zartes engmaschiges Netzwerk von Blutgefässen, in welches das Blut offenbar nicht blos aus Zweigen der langen Ciliararterien hineinfloss , sondern auch poch aus andern Arterienzweigen herkommen musste. — Die Vene , welche das Blut aus dem Netzwerke aufnahm, war beträchtlich weit, lag an der äussern Fläche der Aderhaut, dort, wo sich die Falte derselben befand, und füllte diese Falte aus, verlief also von oben nach unten. Sie stellte eine Fe na eil iuris a7itica dar, und war vielleicht der Anfang von der Vena ophthalrnica facialis. Von einem Augenliede kommt ni der zweiten Periode nicht die mindeste Andeutung vor. Wohl aber entsteht schon eine geraume Zeit vor Ablauf dieser Periode die secernirende Drüse, die man in der Augenhöhle erwachsener Nattern findet. Sie kommt ganz unten an der vordem Wand der Augenhöhle zum Vorschein , wenn der Oberkieferforlsatz über den senkrechten Durchmesser des Auges hinausgewachsen ist, stellt anfangs ein kleines Wärzchen oder Knötchen dar, und bildet sich wahrscheinlich durch eine Ausstülpung der Mundhaut, die sich an der innern Seite jenes Fortsatzes in die Augenhöhle begiebt. Wie es scheint , nimmt sie recht rasch an Umfang zu, denn schon am Schlüsse dieser Periode stellt sie ein längliches 11* S4 Tiertes Kapitel. Blatt dar, das beinahe durch die ganze Länge der Augenhöhle verläuft, der Innern Seite des Auges anliegt und vorne zugespitzt, hinten aher ziemlich breit und abgerundet ist. Dagegen besteht sie selbst dann noch hauptsächlich aus einem halbdurchsichtigen weichen Blastem. Durch ihre ganze Länge verläuft zu dieser Zeit ein einfacher Kanal, an den eine massig grosse Anzahl kolbenförmiger Bläschen angereiht ist, die alle in ihn übergehen. Einige von ihnen gehen un- mittelbar in ihn über, andre aber bilden zwei kleine Gruppen, deren jede mit ihm durch einen gemeinschaftlichen kurzen und weilen Ast zusammenhängt (Tab. \1, Fig. 23). Alle aber be- stehen sammt dem Ausführungsgange und seinen beiden Aesten aus einem dichtem und wenig durchsichtigen Gewebe, als das in reichlichem Maasse vorhandene sie verbindende Blastem, und lassen sich eben dadurch von diesem unterscheiden. §. 36. © b r 1 a b 1) r i n t 1). Das innere Ohr oder der Labyrinth rückt dem Auge scheinbar nälier, weil der Vorderkopf weit mehr an Umfang gewinnt, als der Hinterkopf. Die Kapsel, welche von dem festern, oder dem nachher verknöchernden Theile des inneren Obres gebildet wird, nimmt auch im Verbältniss zu andern Tbeilen des Hinterkopfes , insbesondere aber des verlängerten Markes, nicht unbedeutend zu, wird dickwandiger und nach aussen gewölbter, ohne jedoch die frühere beinahe dreieckige Gestalt , die sie bei der Ansicht von aussen bemerken Hess , erheblich zu verändern. Auch wandelt sich die sulzig- gallertartige Substanz, aus der sie früher bestand, bereits in eine knorpclartige um : überhaupt aber scheint diese Kapsel früher und rascher zu erhärten, als die übrigen Theile des Schädels. Die häutige Blase, die in ihr eingeschlossen ist, bleibt nicht lange einfach, sondern es gesellen sich zu ihr bald drei halbzirkelförmige Kanäle hinzu. Wie diese aber entstehen, vermag ich nicht mit voller Gewissheit, sondern nur mit Wahrscheinlichkeit anzugeben , denn die Zartheit aller in der gedachten festern Kapsel eingeschlossenen Theile macht die Entblössung und Ausschälung dieser Theile so überaus schwierig , dass man , wenn die halbzirkelfürmigen Kanäle schon in der Bildung begriifen sind, seiner Sache gar nicht gewiss sein kann, ob man selbst in dem glücklichsten Falle den ganzen häutigen Labyrinth völlig unbeschädigt aus seiner Kapsel herauspräparirt und herausgehoben hat. Auf dieselbe Weise , wie bei der Natter , entstehen jene Kanäle wohl ohne Zweifel auch bei den übrigen Wirbellhieren : doch ist es auch bei diesen aus derselben Ursache noch Niemand gelungen, ihre Entstehungsweise mit Zuverlässigkeit nachzuweisen. Zwar giebt Valentin für die Säugethiere an,*) dass bei ihnen jene Theile (wenigstens, so weit sich ermitteln liess, der hintere und der obere Bogengang) durch Aussackung aus dem häutigen Vorhofe entstehen^ bogenförmig sich umbiegen , und (mit ihrem freien Ende) zuletzt in den Vorhof eindringen. Wie sehr ich aber auch die technische GeschicUichkeit Valentin's anerkenne und hoch halte, befürchte ich doch , dass diese Angabe entweder nur eine Vermuthung ist , oder auf einer Täuschung beruht , die durch eine bei dem Herauspräpariren jener höchst zarten und fest ein- geschlossenen Theile entstandene Zerreissung derselben veranlasst wurde. Denn ich kann nicht wohl begreifen, wie jene in einer freien Höhle, nämlich in der Höhle des knorplichen Vorhofes *) Haudbuch d. Entw. GescL. des Menischen. Berlin 1835 S. 207. Zweite Perlode. 85 befindlichen Kanäle , ungeaelilct sie bei den sehr starken Biegungen , die sie maclicn müssten, keinen recht festen Halt und Leitung haben , dennoch mit ihrem freien Ende immer so genau auf diejenige beslimmle Stelle des häutigen Vorhofes trelfen könnten , mit welcher man sie nachher verbundcu findet. Ansprechender will mir die Ansicht erscheinen, die ich hier aufstelle, dass jeder Bogengang entsteht, indem der häutige Vorhof an einer Stelle eine mit der Convexität nach aussen gekehrte Falte schlägt, dass hierauf die beiden Blätter der Falte an ihrer Basis einander näher kommen und verwachsen , und dass zuletzt , wo sie verwachsen sind , ihre Substanz in der Art resorbirt wird, dass der neu entstandene Gang in seiner Mitte von der Stelle, wo er entstand, getrennt, also von dem Vorhof gleichsam abgespalten wird. Für diese Ansicht spricht auch eine Beobachtung , die ich an einem Embryo der Natter aus der ersten Zeit der zweiten Periode machen konnte. Es gelang mir, bei ihm den häutigen, massig dickwandigen, und von innen und aussen etwas abgeplatteten Labyrinth unversehrt aus seiner Kapsel herauszupräpariren und unter das Mikroskop zu bringen. An derjenigen Wandung nun, welche ursprünglich nach aussen gekehrt war , bemerkte ich bei reflcclirtem Lichte deutlich an zwei verschiedenen Stellen zwei nur wenig breite parallel nebeneinander verlaufende dunklere Streifen, zwischen denen die Wandung so hell war, wie ausserhalb derselben. Beide Streifen- paarc lagen einander gegenüber, liefen in der Nähe des äussern Randes beinahe von dem untern Rande des Vorhol'es bis gegen das kleine keulenförmige Säckchen hin , das von dem obern Rande des Vorhofes abging , und waren überdiess bogenlormig so gekrümmt , dass sie ihre Convexität einander abkehrten. Nach meinem Dafürhalten machten je zwei Streifen und der kleine Zwischenraum zwischen ihnen eine schwach ausgebuchtete Stelle der Wandung des Vorhofes aus , und die Streifen selber bezeichneten die seilliche Begrenzung (die Seitenwände) der Ausbuchtung. Ein drittes Slrcifenpaar war nur undeutlich zu sehen , und lief etwas schräge. Dass nun aber diese Falten, wofür ich sie halten zu müssen glaube, nicht erst bei der Zergliederung des Embryos unter Wasser in Folge der Einwirkung dieser Flüssigkeit entstanden waren , ging daraus hervor , dass ich sie schon durch den knorplichen Labyrinth hindurch gesehen hatte, als ich den Kopf des noch lebenden Embryos der Länge nach gespalten, das verlängerte Mark sogleich entfernt, und das Präparat ohne Verzug unter das i\Iikroskop gebracht hatte. — Bei Embryonen aus der letzten Hälfte der zweiten Periode fand ich die Bogengänge schon immer fertig gebildet , und sah bei ihnen , nachdem der häutige Labyrinth aus dem knorplichen herausgenommen war, mehrmals alle drei Bogengänge ganz vollständig. Gewöhnlich aber fand ich dann einen oder den andern in der Mitte unterbrochen : doch konnte ich in dem letztern Fall in der Regel nicht erfahren, ob die Schenkel, wo sich die Unterbrechung befand, offen oder geschlossen waren. — Wenn die Gänge vollständig erschienen, waren sie äusserst kurz und massig dick, in der Mitte aber ein wenig enger, als an den Enden: dem Vorhof lagen sie nach ihrer ganzen Länge fast allcnlhalben dicht an , dann nur in der Mitte standen sie ein wenig von diesem ab. — Das keulenförmige Säckchen, das von dem häutigen Vorhofe abgeht, dünnwandiger, als dieser ist, und grösstentheils ausserhalb des knorp- lichen Labyrinthes liegt, nimmt an Umfang absolut und relativ zu: sein Inhalt aber bleibt noch immer eine durchsichtige, wässrige, etwas Eiweissstoff enthaltende Flüssigkeit. Ihm gegenüber entsteht in der letztern Hälfte dieser Periode aus der nach unten gekehrten Seite des häutigen Vorhofes eine Aussackung, die aber für jetzt nur erst einen geringen Umfang erreicht, und 86 Viertes Kapitel. niemals einen Stiel erhält, sondern unmittelbar dem Vorliofe aufsitzt, weshalb denn ihre Höhle durch eine weite Oeffnung in die des Vorhofes selbst übergeht. §. 37. ©eruchs Werkzeuge. Was das Geruchsorgan anbelangt, so wäre zuvörderst daran zu erinnern, 1) dass bei den Embryonen aus der letzten Zeit der A^origen Periode in jeder Seitenhälfte des Kopfes an der Uebergangsstelle der vordem in die untere Seite dieses Körpertheiles, doch mehr vorne, als unten, die allgemeine Ilautbedeckung stark verdickt war, und dass ilieser verdickte Tbeil einen sehr kleinen Abschnitt von einer Hohlkugel, oder ein kleines flaches Schiisselchen darstellte: 2) Dass sich jederseits eine sehr zarte Hautfalte (das Nasendach) von dem Oberkieferfortsatze, dessen vorderes Ende sich unter dem Auge befand , nach vorne wie ein Saum hinzog , über jene schüsselformige verdickte Hautstelle wegging, an der vordem Seile des Kopfes in einem Bogen sich nach unten und aussen herumkrümmte , und sich dann unter jener Stelle durch rasche Abnahme geiner Breite verlor (s. §. 21): 3) Dass die Wandung des Kopfes zwischen den beiden verdickten schüsseirörmigen Hautstellen, wo ihre vordere Seite in die untere über- ging , eine ziemlich grosse Breite hatte , in ihren tiefern Schichten stärker verdickt war , und einen schwach angedeuteten Fortsatz der Stirnwand bildete. In diesen Tbeil der Kopfwandung nun ragen die paarigen oder seitlichen Balken des Schädels mit'ilu'cn vordem Enden, zwischen denen sich der Zwischenkiefer bildet , hinein , krümmen sich hier , so wie sie an Länge zu- nehmen, hörnerartig immer mehr nach aussen herum, und bilden zusammen mit einem Tbeile der allgemeinen Haulbedeckung zwei gegen die Oberkieferforlsätze binwachsende Vorsprünge, die ich die Flügel des Stirnfortsatzes nennen möchte. Nicht jedoch laufen diese letzlern Vorsprünge bei der Natter so spitz aus , wie es bei den Säugelhieren der Fall isl, sondern sind vielmehr für die äussere Betrachtung ganz verlriillt, denn der oben erwähnte Haulsaum oder das Nasendach geht auf sie über, und bildet auch an ihnen bis zu ihrem hervorragendsten Tbeile einen Saum. Während sie aber sich entwickeln und namentlich an Länge zunehmen, wachsen auch die Obcrkieferforlsälze , und das bei weitem mehr , als jene in die Länge , so dass das vordere Ende von ihnen nach einiger Zeit vor den Augen zu liegen kommt. So wachsen die beiderlei Fortsätze (die Oherkieferforlsätze und die Flügel des Stirnfortsatzes) einander immer mehr entgegen und über die beiden verdickten Hautstellen, welche sich zu den Riechhäulen entwickeln sollen, hinüber (Tab. U, Fig. 4), bis sie zuletzt in jeder Seitenhälfle zur gegenseitigen Berührung und Verwachsung gelangen, und nunmehr eine Brücke bilden, die über die Riechhaut hinübergespannt ist. Während dieses Vorganges müssen die Enden eines jeden Nasendaches , also das in den Oberkieferrortsatz und das auf den Zwischenkieferfortsatz übergehende Ende , notbwendigerweise einander immer mehr genähert und zur gegenseitigen Berührung gebracht werden. Ja sie kommen in einer ziemlich grossen Länge sogar noch früher zur Berührung und \'erwachsung , als jene Fortsätze selbst , Mcil indessen jenes Dach , zumal gegen seine Enden hin , nicht unbedeutend an Breite zugenommen hatle. Uebrigens aber lässt sich in der ganzen Länge der Verwachsung der verschiedenen Theile , deren ich eben gedacht habe , noch einige Zeit hindurch , ja selbst in der folgenden Periode , aussen eine schwache Furche bemerken (Tab. H, Fig. ö). Durch den eben geschilderten Prozess Avird nun eine Zireite Periode. ST Höhle gebildet, die etwas länger, als tief ist, mit ihrem grüssten Durchmesser schräge von oben und vorne nach unten und hinten geht, und an ihren cnlgegcngesclzten Enden eine kleine Oeffhung bosilzl, von denen die eine, das äussere Nasenloch vorstellend, an der vordem, die andere oder das innere Nasenloch an der untern Seile des Vorderkopfes, das letztere jedoch in einer nur massig grossen Entfernung von dem vordersten Ende des Kopfes seine Lage hat (Tab. II, Fig. 5 und Tab. VII, Fig. 7). Auch wird durch diesen Prozcss ein merklichei' Schritt zur Verlängerung des Kopfes, und insbesondere zur Entwickelung des Gesichtes gethan. — Während der so eben geschildcrle Prozess eingeleitet wird , verändert auch die Ricchhaut (Schneidcrschc Haut) ihre Form. Aus der kleinen , flachen und runden Schüssel , die von dieser Haut anfangs dargestellt wurde , wird , indem sie an Umfang immer mehr zunimmt , eine Mulde : diese erlangt darauf eine grössere Tiefe, und es kommen nach einiger Zeit ihre beiden längern Ränder einander immer näher, theils wohl selbstsländig, theils genöthigt durch die Veränderungen in der Umgebung : endlich verschmelzen diese Ränder , und alsdann stellt die Schneidersche Haut, die sich noch immer durch ihre Dicke auszeichnet, einen mit seiner oben beschriebenen Umhüllung allenthalben schwach verwachsenen länglichen Sack dar , der besonders an seiner dem Gehirne zugekehrten Wandung (die theils nach oben , theils nach hinten gekehrt ist, und die Verzweigungen des Geruchsnerven aufnimmt) stark gewölbt, von den Seiten ziemlich stark abgeplattet, und an seinen beiden Enden mit einer kleinen Oeffnung versehen ist. — Die Oeflhung, durch welche der Geruchsnerve zu der Schneiderschen Haut hingeht, und die sich in dem vordem oder dem Stirntheile der Kopfwandung befindet, erhält, während sich jene Haut und der zu ihr gehende Nerve vergrössern, einen verhältnissmässig recht grossen Umfang, ist aber und bleibt auch für immer ganz einfach. Auf dieselbe Weise, wie bei der Natter, wird auch bei den Eidechsen und Vögeln der erste Schritt zur Bildung der Geruchswerkzeuge gethan. Bei den Säugethieren aber ist er ein wenig davon verschieden. Bei ihnen allen bilden sich zwei Nasendächer und zwei Flügel des Fortsatzes der Stirnwand, welche letztere mit den Oberkieferfortsätzen verwachsen. Bei den Eidechsen und Vögeln verwachsen überdiess auch noch, wie bei der Natter, die untern allmählig zusammengeschobenen Enden eines jeden Nasendacbes, das gleichfalls schon frühe eine ziemlich ansehnliche Breite, dagegen geraume Zeit hindurch eine nur geringe Dicke besitzt, untereinandef in einer ziemlich grossen Strecke. Bei denjenigen Säugethieren aber, welche auf ihre Ent- wickelung näher untersucht worden sind, hat das Nasendach schon frühe eine beträchtliche Dicke, erlangt dagegen nicht sobald eine solche bedeutende Breite, wie bei jenen Thieren, auch kommen seine untern Enden entweder gar nicht, oder doch nur in einer sehr geringen Strecke zur gegenseitigen A'erbindung. Dafür aber gewinnen die Flügel des Forlsalzes der Stirnwand ehie grössere Länge, als bei den genannten Amphibien und den Vögeln, und spitzen sich stark zu. Anfiierktitig. Wi habe früher (Ahhafidl. z. ßildungs- und Enfwickl. Gesch. I, 96) jenen Fortsalz def Stirnwiind äete Nasenfortsalz der Stirnwand genannt. Da aber in ihm zwischen den beiden Vor- sprüngen oder Lappen, die er an seinem unlern Ende seilwärls ausscndef, der Zwisclienkiefer enfsfeht, so hat er nicht blos eine Bezicliung zur Entwickelung des Gerudisorganes , sondern anch zur Ent- wickelung des Zwischenkiefers, und es diiifte daher jene friihere Benennung zu wenig umfassend sein, und leicht zu einem Missrersländnisse Anlass geben. Passender möchte daher vielleicht der oben gebrauchte Namen Stirnfortsatz (Processus fronils) sein, der gstiz unbestimmt fässt, w/iS sieh Alles in diesem Theile bildet: auch wüide dann für die Yorspriüigö dieses Theiles der Nämö Flilgel, dcö S8 Tiertes Kapitel. ich oben gewiililt habe, gebraucht werden können, ohne dass man dabei an den Nasenflügel der Säuge- ihiere dächte, die mit jenen Vorsprüngen Nichts gemein haben, sondern vielmehr aus einem Theile der Nasendäclier enislehcn. In den erwähnten Yorspriingen nämlich entwickeln sich hei denjenigen TJiieren, deren Zwischenkiefer sich mit dem Oberkiefer verbinden, die horizontalen Aeste der Zwisclicnkiefer, Noch ehe die Bildung einer Nasenhöhle hcwerksteUigt ist, entstehl auch schon die den Schlangen eigcnthüniliche Nasendrüse, Unfern des künftigen untern Nasenloches hildet sich ungefähr um die Mitte dieser Periode aus der Ricchhaut, wenn diese schon zu einer Mulde zusammengehogen ist , und zwar aus der gegen die Mittellinie des Kopfes zugekehrten Hälfte derselhen eine Ausstülpung, die sehr rasch sich vergrössert, sich von der Riechhaut so ah- sclmürt, dass die ganz einfachen Höhlen heider zuletzt nur durch eine enge Oeffnung in einander ühergehen, und am Ende der zweiten Periode ein fast kugelrundes Bläschen darstellt. Merk- würdigerweise geht die Vergrösserung dieses Bläschens in dem Maasse vor sich , dass es am Ende der zweiten Periode ungefähr ehen so gross, als das von der Riechhaut gehildete Säckchen ist. Auch nimmt die Dicke seiner Wandung bedeutend zu, so dass diese zu der angegebenen Zeit um mehr als das Doppelte grösser ist, als die der Riechhaut. Doch entwickelt sich das beschriebene Bläschen eigentlich nicht blos zu der Nasendrüse selbst , sondern,» es theilt sich jetzt schon seine Wandung offenbar in zwei Schichten, von denen die viel dickere äussere als der Boden für die Knochenkapsel erscheint , welche späterhin die Nasendrüse cinschhesst. — Das Bläschen der Nasendrüse liegt dicht über einem Flügel des Stirnfortsatzes, ist bedeckt von dem vordem untern Theile des Nasendaches , welcher auf jenen Fortsalz übergeht, und befindet sich an der gegen die Mittelehene des Kopfes gekehrten Seite des Säckchens, welches von der Riechhaut gebildet ist, und welches jetzt schon einen starken Eindruck von ihm erbalten hat, so dass es durch ihn sehr stark von den Seiten abgeplattet worden ist. Das Nasendach (oder der seitliche Stirnfortsatz nach Reichert) hat sich inzwischen massig stark verdickt , zumal in der Nähe des Auges , ist aber noch immer an der Oberfläche des Kopfes durch eine schwache Furche von dem Oberkieferfortsatze deutlich abgegrenzt (Tab.H, Fig. 5 und Tab. VH, Fig. 7). In jenem dickern oder dem Auge nähern Theile desselben entsteht das Thränenbein, in dem übrigen oder dünnern Tlieile aber bildet sich eine dünne von der Nasenscheidewand ausgehende Knorpelplatte , auf der ein Nasenhein zu ruhen kommt, worüber ich aber erst weiterhin (§. 50) das Nähere angeben kann. §. 38. 3 u u ig f. Die Zunge bildet sich in dieser Periode noch nicht , wohl aber , könnte man sagen, , wird jetzt schon der Grund zu ihr gelegt: denn gegen das Ende dieser Periode schwillt die Substanz, die vor dem Kehlkopfe den Raum zwischen den beiden Aesten des Unterkiefers aus- füllt , gleichsam an , und erhebt sich mit einer convexen Fläche gegen die Mundhöhle. §. 39. i) e r ö a u u n 0 0 lü « r k ? « u g f . Ehe ich über sie selbst ein Näheres angebe, mögen einige Bemerkungen über die Mundhöhle , den Oberkiefer und den Unterkiefer vorausgeschickt sein. Zweite Periode. ~ 89 Eine Mundliöhle wird bei der Natter, wie bei den Wirbeltbieren übeibaiipt, erst eine geraume Zeit später gebildet, als der Darmkanal, und es wird dieselbe im Vergleicb zu andern Höhlen des Körpers auch nur langsam völlig zu Stande gebracht. Ihre Bildung beruht hauptsächlich auf der Enlwickelung theils des Unterkiefers, oder vielmehr, allgemeiner noch ausgedrückt, des vordersten Scblundbogcns , theils derjenigen Partieen des Kopfes, die ich Oherkieferforlsiilzc genannt habe. Jener Bogen aber ist anfangs sehr kurz und mit seinem mitlleru Tbeile nach unten gekehrt, wendet sich mit diesem Theile erst später nach vorne, Und kommt dann mit demselben, indem er sich verlängert, nur langsam dem vordem Ende des Kopfes näher. Bei der Natter liegt der angegebene Theil selbst am Ende der zweiten Entwickelungsperiode (weil jener ganze Bogen dann noch eine verhältnissmässig nur geringe Grösse hat) noch weit von den innern Nasenlöchern entfernt : es ist dann sogar nur erst die dem Schlundkopfe zunächst liegende Hälfte der Mundhöhle zu Stande gebracht , und es liefet nm diese Zeit noch ein grosser Theil der untern, aus der Grundfläche des Schädels und aus einer Schleimhaut bestehenden Kopfwand frei da. Dagegen sind die Seitenwände der Mundhöhle und ihre vordere \\'and schon vorhanden, wenn sich die Oberkieferforlsälze mit den Flügeln des Stirnfortsatzes vereinigt haben , wenn also schon die Nasenlöcher gebildet worden sind. Doch Lat diese letztere Begrenzung selbst am Ende der zweiten Periode eine nur sehr geringe Höhe. Während die Oberkieferfortsälze , in denen sich späterhin die Oberkieferknochen , die Gaumenbeine und Flügelbeine entwickeln, an Länge zunehmen, werden sie auch ansehnlich dick und hoch. Gegen das Ende der zweiten Periode haben sie dann allenthalben fast dieselbe Dicke luid Höhe; denn nur wenig sind sie jetzt nach vorne verjüngt (Tab. H, Fig. 5, b). — Hinsichts der Form stellen sie sich als dreiseilige Prismen dar, und von ihren Seiten geht die eine unter dem Auge fort und liegt horizontal, die andre ist nach aussen gekehrt und steht senkrecht, die dritte aber, oder diejenige, welche der Mundhöhle zugewendet ist, erscheint schräge nach innen und unten gekehrt. Die beiden letztern Seiten sind frei, die erstere aber ist mit den über ihr liegenden Theilen nach ihrer ganzen Länge verwachsen. Durch dieses Prisma geht ein Paar schon oben (§. 33) beschriebener knorpelartiger Streifen hindurch, macht aber nur den kleinen Theil desselben aus : sein grösserer besteht aus Haut und Bildungsgewebc. — Von einer solchen mit dem beschriebenen Theile zusammenhängenden Platte , wie sie schon sehr frühe bei Säugethieren vorkommt, und sich als die Grundlage des Gaumenbeines und des horizontalen Theiles des Oberkiefers kund giebt, findet sich keine Spur vor. Näher noch die Entwickelung des Unterkiefers angegeben, als diess schon oben (§. 32) geschehen ist, so biegen sich die untern etwas angeschwollenen, mit einander verwachsenen, und anfangs nach unten gerichteten Enden seiner Seitenhälftcn, während sich diese verlängern, ganz nach vorne hin , wobei sich beide Hälften an ihrem Anfange , nämlich in der Nähe ihrer Verbindung mit den Oberkieferfortsätzen etwas einknicken. Während aber jene Enden sich von den gleichen Enden der zunächst hinter ihnen liegenden Halbbogen , oder derjenigen , in welchen sich die beiden Seitenhälften des Zungenbeines bilden, und welche bis zu dem Schlüsse der ersten Periode so ziemlich ihi-e ursprüngliche Stellung beibehalten hatten , entfernen , häuft sich zwischen den Seitenhälften des Unterkiefers immer mehr Bilduiigsmasse an , wodurch nun der grösser werdende Raum zwischen ihnen und den erwähnten hinter ihnen befindlichen Halb- bogen ausgefüllt Avird. Am Ende der zweiten Periode gewährt denn der Unterkiefer das Bild 12 90 Tiertes Kapitel. eines unregelmässig dreiseitigen Lappens, dessen Scheitel nach vorne gekehrt, stark ahgesturapft, und in seiner Mitte mit einem massig tiefen Ausschnitte versehen ist. Die Seitenränder des Lappens sind nach aussen stark aufgewulstet, und enthalten die beiden Meckelschen Knorpel, der zwischen ihnen befindliche Raum aber , oder der mittlere Theil des Lappens , erscheint von aussen betrachtet in seiner Mittellinie der ganzen Länge nach vertieft, und zwar um so mehr, je weiter nach vorne. Hienach geht also die Bildung des Unterkiefers aus dem ersten Paare der Schlundbogen ganz einfach vor sich, keinesweges aber, wie Reichert es von den Säuge- ihieren und Vögeln angegeben hat , in der Art , dass aus dem vordem Rande jener Fortsätze zwei Anschwellungen hervorwachsen , die nun in die Seitenhälften des Unterkiefers sich um- wandeln. Nach meinem Dafürhalten geht aber auch bei den obengenannten Thieren die Bildung des Unterkiefers auf dieselbe einfache Weise vor sich, wie bei der Natter, und es hat Reichert dieselbe zu complicirt dargestellt. — Während sich der Unterkiefer verlängert, krümmt er sich überdiess mit seinem vordem abgestumpften Ende nach oben auf, dringt mit demselben zwischen die beiden Oberkieferforlsätze, legt sich mit ihm an die künftige Decke der Mundhöhle an, und verschliesst sonach den Eingang in die Rachenhöhle. Weit mehr aber noch wird diese dadurch geschlossen, dass gegen das Ende der ersten Periode die mittlere Partie des Lappens, den der Unterkiefer jetzt darstellt, eines Theils sich nach oben hervorwölbt, andern Theils an ihrer nach oben gekehrten oder gewölbten Seite Bildungsmasse in ziemlich starker Quantität absetzt, welche Masse jetzt eine kurze , breite , massig dicke , und sich an die Decke der Mundhöhle anlegende Wulst, die schon früher erwähnte Grundlage der Zunge bildet. Die Rachenhöhre gewinnt eine absolut und relativ grössere Weite, wird aber relativ etwas kürzer. Nach hinten zeigt sie sich fortwährend trieb lerrörmig etwas verengert , hinten, wo die Speiseröhre aus ihr hervorgeht, abgerundet, und von oben und unten stark zusammen- gedrückt. Ihre zunächst vom Schleimblatte der Keimhaut gebildete Wandung erlangt eine ziemlich grosse Dicke , lässt aber selbst noch eine geraume Zeit , nachdem sich die Schlund- öffnungen aussen geschlossen haben, Spuren der beiden vordem Paare dieser Oeffnungcn unter der Gestalt von eben so vielen ziemlich tiefen und rundlichen Gruben gewahr werden. Je mehr sich der Embryo entwickelt, desto deutlicher macBt sich an der Innern Fläche einer jeden Seitenwand der Mundhöhle eine Furche benierkl)ar, die in der Gegend der vordersten Schlundöffnung ihren Anfang hat , nach vorne und oben hinlaufend an der Stelle vorübergeht, wo der Oberkicferforlsalz mit dem Unterkiefer verschmolzen ist, und in einiger Entfernung vor dieser Stelle neben dem Oberkieferfortsalze sich endigt. Zu Anfange der zweiten Periode ist diese Furche kaum erst angedeutet, am Ende derselben aber recht tief, besonders in ihrer hintern Hälfte , und hat dann die Form einer nur massig breiten , jedoch recht tiefen Rinne. Sie ist der Repräsentant der bei jungen Embryonen von Säugethieren Aorkommenden Kammer, welche sich zu der Paukenhöhle und der Eustachischen Röhre ausbildet. Wie überhaupt die hinter dem Nabel befindliche Hälfte des Körpers in dieser Periode an Länge weit mehr zunimmt , als die vor ihm gelegene , so gewinnt auch der Darm weit mehr an Länge, als die Speiseröhre und der Magen: selbst am Ende der zweiten Periode hat die vordere, oder die aus der Speiseröhre und dem Magen bestehende Abtheilung des Darmkanales eine verhältnissmässig nicht gar erhebliche Länge. Von den beiden Hälften aber, die sich an dieser Abtheilung unterscheiden lassen, nimmt die hintere, oder der Mag%n, bedeutend Zweite Periode. 91 mehr, als die vordere, oder die Speiseröhre, an Länge zu, so dass bei den ältesten Embryonen aus dieser Periode der Magen schon ungefähr dreimal länger ist , als die Speiseröhre (Tab, III, Fig. 10, b). In Hinsicht der Weile vergrössern sich beidL- anfangs schnell und beträchtlich, zumal in ihrer Mitte, so dass gegen die Mitte der zweiten Periode zwischen ihnen als Abgrenzung eme ziemlich stai'ke Einschnürung vorkommt. Später aber nehmen beide an Weite nur wenig zu , werden also schlanker , und stellen zuletzt eine im Ganzen genommen nur enge und dick- wandige Röhre dar. Eine Flüssigkeit war in der sehr engen Höhle der Speiseröhre bei keinem, selbst nicht bei den ältesten Embryonen aus der zweiten Enlwickelungs -Periode aufzufinden: im Magen dagegen sammelt sich gegen das Ende dieser Periode eine tropfbare Flüssigkeit in massiger Quantität an, und schwellt ihn etwas auf. — Die erweiterte Stelle, die der Darm bei den Jüngern Embryonen ganz an seinem Anfange bemerken liess , und die eine besondere kleine Abtlieilung des Magens zu sein schien , verbleibt auch noch durch die ganze zweite Periode : doch scheint sie etwas dünner zu werden , und ist gegen den Schluss dieser Periode nicht mehr so scharf, wie früher (Tab. HI, Fig. 8, f), von dem übrigen Theile des Darmes abgegrenzt, sondern geht schon beinahe mit einer ganz allmähligen Verengerung in ihn über (Tab. lU, Fig. 10, c). Dieser übrige Theil des Darmes aber bleibt noch immerfort im Ver- hältniss zu seiner Länge ungemein dünne, dünner sogar, als die Aorta innerhalb des Rumpfes, und hat, wenn er im Weingeiste verhärtet ist, das Aussehen einer sehr dünnen Darmsaite. Obgleich er übrigens an Länge immer mehr zunimmt , so geschieht diess doch nicht in dem Maasse , dass er jetzt schon der Länge desjenigen Theiles der Rückenwandung, unter welcher er seinen Verlauf macht , gleich käme , vielmehr erscheint er noch immerfort gegen die Regel, die für die Wirbclthiere gilt, merklich kürzer, wenn gleich späterhin weniger, als diess früher der Fall ist. Älit Ausnahme der kleinen Schlinge , die der dünnere Theil des Darmes ganz vorne schon in der vorigen Periode bildete , und die in der jetzigen Periode an Tiefe noch etwas zunimmt (Tab. III, Fig. 8 u. 9), macht derselbe keine Windungen weiter, als nur solche, die der Spiralwindung des ganzen Körpers entsprechen. Eine älinliche ganz am Anfange des Darmes befindliche und mit ihrer Convexität rechtsbin gewendete Schlinge , wie die oben erwähnte , findet man auch bei jungen Embryonen von Säugethieren und ^ögeln: aus ihr entwickelt sich der Zwölffingerdarm. Gleichfalls geht auch bei diesen Thieren durch sie der Stamm der Nabelgekrösvene hindurch , und es dürfte daher die ^'ermuthung sehr nahe liegen , dass die erste Veranlassung zu ihrer Entstehung in dem Drucke liegt, den jenes Gcfäss bei seiner Erweiterung auf die Stelle des noch sehr dünnen Darmes ausübt , wo sich dasselbe über diesem von links und oben nach rechts und unten herumschlägt. Aber auch bei Fischen und Batrachiern , in denen gleich ursprünglich das Lagerungs -Verhältniss jenes Gefässstammes ein ganz anderes ist, findet man am Anfange des Darmes eine ähnliche Schlinge , und es dürfte daher , bienach zu urlheilcn , der Grund von der erwähnten Ki'ümmung nur allein in dem Darmkanale selbst zu suchen sein. Schon zu Anfange der zweiten Periode zeigt sieb die histologische Sonderuug in der Wandung des Darmkanales so weit vorgeschritten, dass sich deutlich eine Schleimhaut und eine Muskelhaut unterscheiden und sogar schon leicht von einander trennen lassen. Mehr zufällig, als absichtlich, zog ich bei einem so jungen Embryo aus dem ganzen Magen und der Speiseröhre die Schleimhaut unter der Form eines Rohres heraus. Es war diese Haut weit dünner, als 12* 92 Viertes Kapitel. die Muskclliaut, und erschien unter dem Mikroskope höchst feinkörnig. Die Zwischenräume zwischen den Körnern waren übrigens zwei bis dreimal grösser, als diese selber. In der Muskelliaut Hessen sich deutlich Fasern erkennen. Aber auch selbst bei den ältesten Embryonen aus dieser Periode Hess sich die Schleimhaut des ganzen Darnikanales leicht von der Muskelhaut trennen, zeigte durchweg ein gleichartiges feinkörniges Gefüge, und war weit dünner, als diese letztere Haut, in dem Magen und der Speiseröhre namentlich ungefähr dreimal dünner. Während der Zunahme der Rumpfhöhle in die Weite , entfernt sich der Darm im Allgemeuicn , der ganz in der Nähe der Baucliwand des Leibes seinen spiralförmigen Verlauf macht, noch immer mehr von der Rückenwand, und es wird deshalb sein sehr zartes Gekröse mit der Zeit noch immer breiter. Magen und Speiseröhre aber bleiben fortwährend ganz nahe der Rückenwand , und es gewinnt daher derjenige Theil des Gekröses , durch welchen diese letztern befestigt sind, nicht sonderlich an Breite. Dagegen nimmt dieser Theil mehr an Dicke zu, als der übrige oder grössere Theil des Gekröses. Der Dottersack giebt schon frühe seine Verbindung mit dem Darme auf, ohne dass vorher ein Gang von erheblicher Länge zwischen ihm und dem Darm ausgesponnen wäre. Meistens findet man , dass bald nachdem das Ei gelegt worden , ja mitunter selbst schon , ehe diess geschehen , jene Verbindung aufgehoben ist ; so dass demnach der Dottersack jetzt nur durch seine Blutgefässe mit der Frucht im Zusammenhange steht. Es ist diese Erscheinung, die an die Vögel erinnert, in soferne merkwürdig, als bei der Viper nach den von Carus gemachten Bemerkungen*) ein sehr langer Ductus vite Ho -intestinalis ausgesponnen wird, und der Dottersack durch ihn , selbst bei reifen Früchten , noch mit dem Darme verbunden ist. Die Leber nimmt ziemlich bedeutend an Umfang und Masse zu (Tab. III, Fig. 2, f und Fig. 3, g), übertrifft jedoch selbst am Ende der zweiten Periode kaum den Umfang des Herzens (Tab. III, Fig. 4, g, Fig. 9, f). Ihre ursprünglich beinahe hufeisenförmige oder halb- mondförmige Gestalt behält sie zwar noch eine geraume Zeit bei, wird jedoch an ihrem convexen Rande, der hauptsächlich durch die Andeutungen der Gallengefässe gebildet wird, dadurch, dass diese sich mehren und vergrössern, bedeutend dicker, als an dem concaven Rande, wo Anfangs sich nur allein Blastem befindet. Später aber wachsen auch in diese Ansammlung des Blastems GaHengefässe hinein, es wird dasselbe überhaupt von solchen Gefässen durchdrungen, und es wird die Leber nunmehr an ihrer untern Seite convex , an der obern dagegen , die sich dem Magen dichter anschmiegt, immer mehr concav. Am Schlüsse dieser Periode hat dann die Leber eine etwas grössere Länge , als Breite , ist in ihrer Mitte beinahe so dick , wie breit, und wird von da aus gegen ihre Enden immer dünner und zugleich gegen das hintere Ende etwas schmäler. An ihrer untern Seite , rechts neben der Mittellinie , lässt sich eine ziemlich tiefe Längsfurche bemerken, in welcher der Stamm der rechten Nabelvene ruht; und eine eben solche Furche kommt an der obern oder concaven Seite für den Stamm der Nabelgekrösvene vor. — Schon bald nach ihrer Entstehung hat die Leber, ohne Zweifel in Folge des Zusammen- rollens der ganzen Frucht, eine solche Stellung erhalten, dass ihre eigentlich untere Seite etwas schräge von unten und links nach oben und rechts gerichtet ist. Diese schräge Richtung nun aber nimmt noch immer mehr zu , indem die Spiralvvindungen , die der Körper des Embryos *) Erläuterungstafeln Heft III. Tab. VII. Fig. 10 bis 12. Zweite Periode. 93 beschreibt , sich immer mehr in sich zusammenziehen , und dadurch aucli das Herz immer mehr links hin gedrängt wird, so dass schon einige Zeit vor dem Schlüsse dieser Periode die concave oder untere Seite der Leber beinahe gänzlich reclitshin gekehrt ist. — Die beiden ersten und ursprünglich ganz einfachen Gallengefässe , die in dem convexen Rande der anfangs hufeisen- förmigen Leber liegen, treiben bald mehrere kurze, einfache, kolbenRirmige Aeste hervor, deren jeder denselben Process wiederholt. Etwas über die Mitte dieser Periode hinaus gewähreu dann die Gallengefässe ähnlichermassen , wie die Verzweigungen der Luftröhre innerhalb der Lungen sehr junger Embryonen von Süugethieren , das Bild einer Traube , sind dann aber noch in einer verhältnissmässig recht beträchtlichen Masse von Blastem eingehüllt, und es ist dieses Blastem dann wegen der vielen und verhältnissmässig recht weiten Zweige, die von benachbarten Blutgefässen, insbesondere von Venen in dasselbe eindringen, sehr blutreich und stark geröthet. Die angeschwollenen Enden der Gallengefässe erscheinen ,an der Oberiläche der Leber in dieser blutreichen Masse ungefähr so, wie kleine gelblich -weisse abgerundete Nagelköpfe oder Mosaik- stifte , und liegen in massigen Entfernungen von einander. Es verhält sich demnach der Bau der Leber in dieser Zeit ganz so, wie ihn Job. Müller auch bei sehr jungen Embryonen von Vögeln, und bei Jüngern Larven von Fröschen und Molchen in seinem trefQichen Werke über die absondernden Drüsen beschrieben bat. *) Allmählich aber wandeln sich diese kolben- förmigen Körpereben innerhalb der Leber in lange dünne, weiche und ockergelbe Gcfässe um. Wie dies geschieht und auch die Zahl der Gallengefässe sich mehrt , vermindert sich im Ver- gleich zu ihnen das Blastem, und es rücken dieselben dann dichter zusammen, scblängeb und winden sich neben und durch einander , und lassen nun auch an der Oberfläche der Leber ibre Windungen gewahr werden (Tab. lU, Fig. 11). Eine Gallenblase lässt sich in dieser Periode noch nicht bemerken, sondern der sehr kurze und dünne Stamm der Gallengefässe geht immer noch ganz einfach in die Anschwelliuig über, welche von dem vordem Ende des Dünndarmes gebildet wird. Das Bläschen der Bauchspeicheldrüse färbt sich an seiner Oberfläche lebhaft roth, und erhält einen sehr kurzen, aber verhältnissmässig recht dicken Stiel, der weisslich gefäi'bt bleibt (Tab. IIJ, Fig. 2, g und Fig. 8, e). Darauf verliert es seine Glätte und wird an der Oberfläche, während es an Umfang massig zunimmt, etwas höckerig : zugleich verliert es seine regelmässige Kugelform, plattet sich ab, und wächst in die Breite. Ausserdem Avird sein Stiel dünner und verbirgt sich unter der grösser werdenden Drüse. Beide rücken aber merkwürdiger- weise dem Ausführungsgange der Leber immer nälier, wahrscheinlich, indem die Anschwellung des Dünndarmes, und insbesondere der zwischen den Ausführungsgängen beider Drüsen befindliche Theil desselben sich verengert. Am Ende der zweiten Periode liegt dann das Pankreas rechter- seits dicht an dem Ausführungsgange der Leber, ja bedeckt ihn mitunter schon etwas von der hintern Seite her (Tal). III, Fig. b u. Fig. 10, d). §. 40. 2ltl)fmwcrk?cugc. Bei den Embryonen , die ich im vorigen Kapitel beschrieben habe , gingen von dem Anfange des Darmkanales dicht hinter der Stelle, wo dieser von den Schlund- oder Kiemen- ♦) De gJuiidularum secernenUum sti-uclura peniUore (§. 9. 13, 20 n. 26). 94 Viertes KapiteL. o-efässbogen umfasst wurde, und zwar in einiger Entfernung von einander, zwei längliche, enge, und überhaupt nur kleine Säckchen ab, die nach hinten ein Avenig divergirtcn. Bei ein wenig «Tössern Embryonen nun bemerkte ich schon einen sehr kurzen von oben und unten sehr stark zusanimengediückten Stiel oder Stamm , von dem jene Säckchen als Aeste abgingen , und der ungefähr eben so breit, als lang war. Es bezeichnete derselbe die Luftröhre: die beiden Säckchen aber waren die Lungen. — Die Luftröhre nimmt nach ihrem Erscheinen anfangs rascher, als die Lungen, an Länge zu (Tab. III, Fig. 8, b), so dass sie an Länge diesen bald gleichkommt, behält aber bis dahin noch immer ein sehr plattgedrücktes Aussehen, was auch bei Vögeln und Säugethieren eine geraume Zeit hindurch der Fall ist. Auch behält sie eine recht erhebliche und so grosse Breite, dass sie Hinsichts derselben der Speiseröhre beinahe o-leichkommt , und bleibt so innig an die untere Fläche dieser Röhre angedrückt und durch Schleimstoff mit ihr vereinigt, dass sie an ihr als eine breite Leiste zu verlaufen scheint. Die Lungen, die nach hinten auseinanderfahren, legen sich indess an die Seitenwände des Magens ganz dicht an , erscheinen nun von den Seiten abgeplattet , und werden vorne in einiger Eni» fernung von der Luftröhre ein wenig breiter, als hinten (Tab. III, Fig. 2, f, Fig. 3, e, Fi". 8, c, c). Indem sie neben dem Magen und über der Leber sich mehr verlängern, macht die linke in ihrer Verlängerung anfänglich meistens etwas grössere Fortschritte, als die rechte : dann aber bleibt sie in ihrer Entwickelung stehen, ja verkürzt sich sogar wieder etwas. Die rechte dagegen verläjigert sich indess fortwährend, und gewinnt im Ganzen genommen um soviel an Dicke , dass sie Hinsichts derselben dem Magen beinahe gleichkommt. Am Ende dieser Periode erscheint dann die rechte Lunge als eine auf den Querdurchschnitten rundhche , schon recht lange , und allenthalben ziemlich gleich weite , im Verhälüiiss zu ihrer Länge aber nur enge Röhre , die neben dem Magen , der Krümmung desselben folgend , bis an den Anfang des Darmes hinreicht, die linke Lunge dagegen erscheint dann nur als ein sehr kleiner Anfang der Luftröhre (Tab. III, Fig. 4, 9 und 10). Diese übrigens rundet sich ungefähr von der Zeit an, da die linke Lunge in ihrer Entwickelung zurückbleibt, von hinten nach vorne, immermehr zu, und löst sich auch zugleich von der Speiseröhre mehr und mehr ab. Doch ist sie noch am Ende dieser Periode, selbst in der Nähe der Lungen, etwas platt gedrückt. — Luftröhre und Lungen bleiben im Vergleich zu ihrem Querdurchmesser fortwährend sehr dickwandig, ihre Höhle aber bleibt noch immer so überaus enge, dass sie auf einem Querdurchschnitte dieser Theile als ein sehr kleiner Punkt erscheint. Dem Angeführten zufolge entsteht auch bei den Schlangen die Lunge in zwiefacher Zahl, ungeachtet bei den meisten von diesen Thieren in späterer Zeit des Lebens, wie bekannt, nur eine einzige Lunge vorkommt. Die eine von ihnen geht also späterhin verloren, wie diess auch der Fall ist mit der einen Carotis der Natter und dem einen Eierstocke und Eierleiter der Vögel. Es dürfte deshalb wohl eine nur seltene Ausnalime von der Regel sein, wenn bei einigen Wirbelthieren ein Organ , das bei andern solchen Thieren doppelt auftritt , gleich vom Anfange an nur in einfacher Zahl erscheint. Eine solche Ausnahme nun aber machen die Geschlechtswerkzeuge des Blennius viviparus und der Pcrca ßuciatilis , desgleichen aller Wahrscheinlichkeit nach das Geruchsorgan der Petromyzonten und andrer Cyclostomen. Eine So-nderung in Schleim- und Zellhaut lässt sich an den Athemwerkzeugen in der letztern Zeit der zweiten Periode schon deutlich erkennen ; und zwar erscheint die ersterc Haut Zweite Periode. 95 dann ungefähr dreimal dünner, als die letzlere: Beide hangen sehr lose zusammen, und lassen sich daher sehr leicht von einander trennen. Luflröhrenringc bilden sich jetzt noch nicht, \-ielmchr besitzt die Luftröhre , wie die Lungen , noch immer ein durchweg gleichartiges fein- körniges Gefüge. Der Eingang in die Luftröhre, oder die Glottis, erscheint bei den altern Embryonen aus dieser Periode als eine kurze und sehr enge Längsspalte, die in der Mitte einer ellipsoidischen, kleinen und sehr niedrigen warzenfiirmigen Erhöhung ihre Lage hat, und sich ia geraumer Entfernung: voa dem vordem Rande des Unterkiefers befindet. ^D §. 41. 3^ a r tt w e r k 5 f u g f. Die Urnieren oder Wolffschen Körper (Tab. III, Fig. 3, k, Fig. 4, 1) vergrösscrn sich noch mehr, werden etwas dicker und länger, behalten aber ziemlich ihre frühern Dimensions- Verhältnisse bei: namentlich sind sie auch am Schlüsse dieser Periode in einiger Entfernung von ihrem vordem Ende am höchsten und dicksten , werden gegen ihr hinteres Ende immer uiedriger und dünner, und laufen zuletzt ganz zugespitzt aus: Nicht jedoch nehmen sie völlig in gleichem Maasse mit der Rückenwand des Rumpfes an Länge zu , und die Folge davon ist, dass sie von dem vordem Ende der Rumpfhöhle sich ein wenig entfernen oder zurückziehen. — Um den Ausführungsgang zu finden , den ein jedes von diesen Organen besitzt , bedarf es einer sehr sorgfältigen Untersuchung und ziemlich starker Vergrösserungen. Am besten wird man ihn gewahr, wenn die Urniere einige Zeit in Weingeist gelegen hat. Man entferne dann mittelst einer feinen Pinzette durch Ziehen der Eier- oder Samenleiter, durch welchen er verdeckt wird , und betrachte darauf jenes Organ unter dem Mikroskope bei concentrirtem von oben auffallendem Lichte. Man sieht alsdann jenen Gang als ein sehr zartes Gcfäss (Tab. III, Fig. 21 , bb) , das dicht unter der Cardinalvene , also in der Nähe des obern Randes der Urniere , nach der ganzen Länge dieses Organes verläuft , von vorne nach hinten zwar im Allgemeinen kaum merklich an Dicke zunimmt, doch hie und da etwas angeschwollen erscheint, über die Oberfläche der Urniere kaum etwas hervorragt, und dieselbe gelblich -weisse Farbe, ungefähr dieselbe Dicke , und auch dasselbe spröde Gefüge , wie die eigenthümlicben Gefässe dieses Organes hat. Von ihnen unterscheidet er sich in anatomischer Hinsicht fast nur durch seine Länge und durch seinen Verlauf von vorne nach hinten. Nahe dem vordem Ende des Organes nimmt er aus einigen jener eigenthümlicben Gefässe seinen Ursprung : weiterhin sieht man hie und da ganz deutlich ein solches Gefäss unter rechten Winkeln in ihn übergehen. Das Merkwürdigste aber an ihm dürfte der Umstand sein , dass er nicht geradeswegcs, sondern in unregelmässigen Schlängelungen seinen Verlauf macht , und zwar in desto grossem , je älter der Embryo in der zweiten Entwickelungsperiode geworden ist, obsrhon sich in dieser Periode die Urniere noch nicht absolut verkürzt. Ich erinnere mich nicht, bei Embryonen anderer Wirhelthiere ein Gleiches gesehen zu haben. Sowohl die neuenlstandene , als auch die früher entstandenen eigenthümlicben Gefässe der Urnieren nehmen immer mehr an Länge zu , im Allgemeinen um so mehr , je weiter sie nach vorne liegen , und machen während ihrer Verlängerung Schlängelungen und Biegungen. So wie diess aber geschieht , vermindert sich relativ oder scheinbar das Blastem , das sie 96 Viertes Kapitel. untereinander zusammenhält. — Die schon ausgebildetem Gefässe haben allenthalben eine ziemlich gleiche Weite und eine weisslich- gelbe Farbe, besitzen, wie bei andern Wirbellhieren , ein sprödes Gefüge, weshalb sie auch, wenn sie quer durchschnitten worden sind, nicht zusammen- fallen, erscheinen ziemlich dickwandig, und sind, wie es ganz den Anschein hat, nicht verzweigt, sondern einfach. Von dem Ausführungsgange, der sich, wie schon erwähnt worden, näher dem obern , als dem untern Rande des Organes befindet, gehen sie, in einfacher Reihe neben einander liegend, erst abwärts, nicht aber, wie es bei den Säugethieren der Fall ist, aufwärts, biegen sich dann am untern Rande der Urnieren nach innen und oben um , und begeben sich endlich in die Tiefe dieses Organes , wo sie nun sehr stark sich winden und untereinander gleichsam verknäueln. — Gegen das Ende der zweiten Periode kommen dann auch in dem Blastem der Urnieren, an der nach innen gekehrten oder concavcn Seite derselben, Malpighische Körperchen zum Vorschein , die sich als sehr kleine rolhe Punkte darstellen. Die vordersten von ihnen entstehen, wie die Harngefässe der Urnieren, zwischen denen sie sich bilden, zuerst, die hintersten zuletzt. Ein Näheres über ihren Bau werde ich in dem folgenden Kapitel angeben. Die eigentlichen Nieren bilden sich erst kurz vor dem Schlüsse diesei Periode. Sie erscheinen ganz im hintersten Theile der Rumpfliühle, haben ihre Lage dicht neben der Aorta, zwischen den Urnieren und der Rückenwand, sind sowohl mit jenen Organen, als auch mit dieser Wandung in ihrer ganzen Länge und Breite durch Schleimstoff verbunden , und stellen zwei dünne, schmale, und hinten verjüngte Körperchen dar, die so kurz sind, dass sie nur etwa zum fünfzehnten Theile so lang erscheinen, als die Urnieren. Als ich sie im Zustande ihrer frühsten Jugend fand, bestanden sie allem Anscheine nach nur allein aus einem formlosen weichen Stoffe oder Blaslem. Bei etwas altern Embryonen aber konnte ich in ihnen schon einige in einer Reihe hinler einander liegende von dem Blastem umhüllte, und den kolbenPörmigen Körperchen der Urnieren ähnliche Gebilde bemerken, die unter rechten Winkeln mit einem zarten Faden oder Gange zusammenhingen. Es verlief dieser Faden an der äussern Seite einer jeden Niere, und war dicht neben dem Ende des Ausführungsganges der Urniere an den Darm angeheftet. §. 42. 6 f s cl) i f dj t s lü e r k ^ e u g f. Die keimbereitenden Geschlechtswerkzeuge, also die Eierstöcke und Hoden, behalten noch fortwährend bei allen Individuen dieselbe Form , Beschaffenheit und Verbindung. Sie ver- lieren das plattgedrückte Aussehen , das sie anfänglich darbieten , und werden cylinderfiJrmig, runden sich also allmählig zu, bleiben aber noch immer sehr dünne und fadenrormig. Auch bleiben sie noch immer dicht an die Urnieren angeheftet, an deren fast ganzen vordem Hälfte sie entlang laufen , und von denen sie durch ihre weissliche Farbe sich merklich unterscheiden- Die ausführenden Geschlcchtswerkzeuge , oder die Eierleiter und die scheinbaren Samenleiter, nehmen ziemlich stark an Dicke zu, und übertreffen in ihr die Ausführungs- gänge der Urnieren zuletzt um das Drei- oder Vierfache (Tab. DI, Fig. 20, b). Auch ragen sie über die Oberfläche dieser Organe, je später, desto mehr hervor, und lassen sich von ihnen leicht entfernen. Auf Querdurchschnitten , die man durch sie und diese Organe gemacht hat, sieht man deutlich , dass sie hohl und recht dickwandig sind ; zugleich bemerkt man aber auch dicht über ihnen das viel weitere Lumen der Cardinalvenen (Tab. IH, Fig. 20, a). Vorne aiwelte Periode. ' 97 ragen sie ein wenig über die Urnicren hervor, sind daselbst zugespitzt, und selbst am Ende der zweiten Periode blind : nach hinten aber werden sie ein wenig dicker , und gehen neben den Ausführungsgängen der Nieren und Urnicren in das Ende des Darmkanales über. Die Lage dieser verschiedenen Kanäle ist so, dass jederscils der Eier- oder Samenleiter am meisten nach unten , der Harnleiter am meisten nach oben , und der Ausführungsgang des WollTschen Körpers zwischen beiden in der Mitte liegt. Ihr Verlauf richtet sich nach den Spiralwindungen des Embryos im Allgemeinen und der Urnicren insbesondere : Schlängelungen aber bemerkt man nirgends an ihnen. Rechts und links von der rundlichen Oeffnung des Afters bildet sich gegen das Ende der zweiten Periode eine sehr kleine, warzenfurniige, stumpf abgerundete Erhöhung, die anfand's nur eine Verdickung der Hautbedeckung zu sein scheint. Sie entsteht bei allen Individuen, und ist die Anlage zu einem äussern Geschlechtsgliede. Dem Angeführten zufolge entstehen die Geschlechlswerkzeuge auch bei den Schlangen, wie bei den Säugelhieren und Vögeln, schon sehr frühe, anstatt dass sie bei den Fischen und Batrachiern erst sehr spät zum Vorschein kommen. §. 43. ^ C r ^ Das Herz rückt nur sehr wenig nach hinten, so dass es selbst am Ende dieser Periode noch dicht hinter dem Kopfe, also ganz vorne im Halse seine Lage bat (Tab. H, Fig. 3, b und Fig. 5, g). Auch ist es dann noch verhältnissmässig sehr viel grösser, als bei den erwachsenen Schlangen , und befindet sich noch immer in einer recht grossen sackartigen Aus- weitung der untern Vereinigungshaut, welche Haut ganz vorne die untere Wand und die Seitenwände des Halses ausmacht. Je enger sich die spiralförmigen Windungen, die der Körper des Embryos beschreibt, zusammenziehen und sich dichter an einander legen, um desto mehr wird das seitwärts über die Rüekenplatten hervorragende Herz nach der linken Seite herübergedrängt. Selbst am Schlüsse dieser Periode liegt es zum grössern Theile in der linken Seitenhälfte der Frucht , so nämlich , dass es über die linke Rückenplatte sehr stark, über die rechte dagegen nur wenig seitwärts hervorragt. Die bedeutendste Veränderung , die während der zweiten Periode in der Form des Herzens vor sich geht, betrifft den venösen Antheil. Bei den Embryonen, von denen im vorigen Kapitel gehandelt worden ist, bestand dieser aus einem kurzen und massig weiten Gange , der rechts und links sackartig etwas hervorgetreten war (Tab. IV, Fig. 1 u. 2) , so dass er zwei kleine Anhänge oder Taschen besass , und überhaupt eine solche Form darbot, wie man sie auch bei Vögeln und Säugetbieren in einer sehr frühen Periode des Fruchtlebens gewahr wird. Beide Anhänge weiten sich nun bedeutend aus, und bekommen über den mittlem Theil oder den Kanal , aus dem sie sich gebildet hatten , das Uebergewicht : ja es wird dieser Kanal sogar selber zu ihrer Vergrösserung verwendet. Es geschieht diess, indem aus der nach oben und vorne gekehrten Wandung des venösen Antheiles, also da, wo der erwähnte Kanal beginnt, zwischen ihm und seiner linken Tasche eine kleine halbmondförmige Falte entsteht, und zugleich die Ausweitung von der rechten Tasche in der Art in den Kanal übergeht , dass die Abgrenzung zwischen ihnen verschwindet , und beide zuletzt zusammen nur eine einfache Zelle oder Kammer ausmachen, der Kanal also nicht mehr als ein besonderer Theil des Herzens 13 98 Viertes Kapitel. unterschieden werden kann (Tab. IV, Fig. 3 — 5). In Folge dieser Vorgänge erhält dann der venöse Antheil des Herzens, der früher länger, als breit war, eine sehr beträchlliche Breite, wird überhaupt um vieles breiter, als lang, und besteht am Ende der zweiten Periode, wenn er sich in der Diastole befindet, aus zwei beinahe kugelförmigen Seitenhälften, die mit einem massig grossen Theile ihrer Oberfläche untereinander zu einem Ganzen verschmolzen sind (Tab. IV, Fig. 5). Offenbar geben sich beide als die Vorkammern kund. Merkwürdigerweise aber hat die linke Seitenhälfte, oder die Vorkammer der Lungenvenen, die späterhin, wie bei andern Thieren, die kleinere ist, jetzt einen ungefähr noch einmal so grossen Umfang, als die rechte, obgleich sich in diese der Stamm sämmllicher Venen der Frucht, mit Ausnahme nur allein der Lungenvenen , einsenkt. Es hängt dieser Umstand vielleicht davon ab, dass , weil das ganze Herz noch eine Schlinge darstellt, deren Anfangsslück, also der venöse Antheil, von vorne und links nach hinten und rechts gerichtet ist , das in diesen Antheil einströmende Blut gegen die linke Seite desselben seinen Zug nehmen, gegen sie also auch am meisten andrängen und auf sie einwirken muss. Gleichzeitig ändert sich das Verhällniss des oben erwähnten Venenstammes zum Herzen in der Art , dass derselbe , obgleich er sich früher geradesweges in die mittlere oder kanalförmige Abtheilung des venösen Herztheiles fortsetzte , am Ende der zweiten Periode nahe der linken Vorkammer in die obere Seite der rechten Vorkammer übergeht. Die Ursache bievon aber liegt darin , dass sich das rechte Atrium nach allen Seiten , also nicht blos rechts bin , sondern auch nach vorne hin , ausweitet und über die Inscrlionsstclle jenes Kanales nach vorne gleichsam hinauswächst. — Während der venöse Antheil des Herzens an Umfang bedeutend zunimmt , vcrgrössert sich auch die in ihm entstandene halbmondförmige Falte , deren breiterer Theil nach vorne und oben , deren Enden nach hinten und unten oder gegen den Ventrikel gekehrt sind : namentlich wachsen ihre Enden immer weiter gegen den Ventrikel hin , so dass sie am Schlüsse der zweiten Periode schon bis zu der venösen Oeffnung dieses Herztheiles gelangt sind. Doch lässt die Falte selbst dann zwischen den beiden Vorkammern , wo aus diesen der Eingang in die Höhle des Ventrikels vorkommt , noch eine recht weite Oeffnung übrig. Endlich wäre über diese Falte noch zu bemerken , dass während der Verlängerung derselben ihre Enden sich etwas rechtshin richten, so dass sie demnach durch den ursprünglich mittlem oder kanalförniigen Theil sich schräge hinzieht. Werfen wir jetzt einen vergleichenden Blick auf andre Wirhelthiere , so ergiebt sich, dass der venöse Theil des Herzens, der wohl jedenfalls anfänglich einen kurzen Kanal darstellt, in dem Entwickelungsgange seiner äussern Form dreierlei sehr wesentliche Verschiedenheiten darbietet. Bei den Fischen weitet er sich zuerst ziemlich gleichförmig aus, und nimmt die Form einer Kugel oder eines Ovales an.*) Dann aber richtet er sich im Allgemeinen nach der Form des Gesammlkörpers , und ändert jene seine Form entvveder nur wenig ab , oder wächst mehr in die Breite , als in die Länge , so dass er mitunter zu beiden Seiten der übrigen Abtheilungen des Herzens recht stark hervorragt, bleibt jedenfalls aber im Ganzen einfach. Bei den Schlangen dagegen , desgleichen bei den Vögeln und Säugclhieren , bekommt jener Kanal schon sehr frühe zwei seilliche Taschen. Diese nun behalten bei den Vögeln und *) RatLke's AbLandlung'eii zur Entwickl. GescLicLte des Menschen und der THere, ü, Tab. III. dessen Eeisebemerkungen aus Taurien Riga und Leipz. 1837 Tab. V. Zweite Periode. 99 Säugcthicren so ziemlich ihre Form bei , verändern hauptsächlich nur ihre Grösse , und slclleu die sojjcnannlcn Ilerzohren dar : der miniere Theil aher weitet sich inzwischen noch bedeutender aus , und iheilt sich in die auch äusserlich von einander ab-iicgrenzten Vorkammern , von denen alsdann die Herzohren immerfort als Anhänge erscheinen. Bei den Schlangen hingegen bleibt der mittlere oder ursprünglich vorhandene Theil in seiner Enlwickelung zurück, indess sich die beiden Seilentheile oder Taschen immer mehr ausweiten, wird darauf zur Vergrösserung der rechten Tasche verwendet oder in sie hineingezogen, und verschwindet zuletzt, wenn auch nicht wirklich, so doch scheinbar, gänzlich. Was man die Vorkammern der Schlangen zu nennen pflegt , sind demnach hauptsächlich die den Ilerzohren höherer Thiere entsprechenden Tbeile. Alan kann also , wenn man den Entwickelungsgang des venösen Herztheiles der ver- schiedenen Wh'bellhiere kurz bezeichnen will , sagen : es erlange dieser Theil bei den Vögeln und Säugethieren den höchsten Grad seiner Entwickelung, und bestehe zuletzt aus einer mittlem Abtheilung (den beiden Sinus) und zwei seitlichen Ablheilungcn (den Herzohren) , bei den Fischen aber komme nur eine dem Sinus , und bei den Schlangen nur ein Paar den Herzobren höherer Wirbellhiere entsprechende Abiheilungen vor. Der Ventrikel ändert, während er an Umfang bedeutend zunimmt, für jetzt nur wenig seine Form , denn er wird im Vergleich zu seiner Länge nur breiter und dicker, behält aber noch immer die Aebnlicbkeit mit dem Magen des Schweines (Tab. IV, Fig. 3 — 5). Dagegen nimmt seine Wandung , insbesondere aber derjenige Theil von ihm , welcher die gi'össere Curvatur ausmacht, ansehnlich an Dicke zu, und wird so zellig, wie ein Badeschwamm. Auch machen sich jetzt schon an der innern Fläche des Ventrikels etwas hervorragende Muskel- stränge bemerklich. Muskelfasern sah ich in diesem Tbeile des Herzens schon zu Anfange der zweiten Periode, nur lagen sie dann noch ziemlich zerstreut in dem Bildungsgewebe, und w'aren sehr weich, höchst zart, noch ganz durchsichtig, und wie Perlenschnüre geformt. Die meisten liefen ringförmig um den Ventrikel herum , andre nach der Länge dieses Theiles , und noch andre schienen einen schrägen Verlauf zu haben. — Bei fortschreitender Ausbildung der Muskel- substanz des Herzens entstehen , wiewohl erst gegen das Ende der zweiten Periode , innerhalb des Ventrikels neben der venösen Oeffnung desselben auch schon zwei Klappen , indem an der bezeichneten Stelle die innere Haut des Ventrikels etwas stärker aufschwillt. Sie bilden sich an den beiden längern Seiten des Ventrikels , werden gegen den Blindsack dieses Herztheiles breiler , als gegen den Ohrkanal , und stellen am Ende der zweiten Periode zwei gleich hinter dem Ohrkanale befindliche und einander gegenüber liegende beinahe halbmondförmige Erhöhungen dar, deren convexe oder längere Seite gegen die grössere Krümmung des Ventrikels hingekehrt ist (Tab. IV, Fig. 19). Mit ihnen hängen die oben erwähnten Muskelslränge zusammen. Diese aber bilden sich in ziemlich grosser Anzahl (im Ganzen etwa über 20) , laufen von der grössern Curvalur des ^'enlrikels convergirend zu den beschriebenen Anschwellungen bin und sind geraume Zeit nach ihrer ganzen Länge mit der Wandung des ^"entrikels , aus der sie sich erhoben, verschmolzen, so dass sie nur als Wülste oder Leisten derselben erscheinen. Anfänglich sind sie ganz einfach und haben allenthalben beinahe eine gleiche Dicke. Dann aber werden sie gegen die grössere Curvatur des Ventrikels viel dicker, als gegen die er- wähnten angeschwollenen Stellen , verbinden sich zum Theil untereinander , ehe sie diese er- reichen , und scheinen in der Psähe derselben schon gegen das Ende der zweiten Periode in 13* 100 Viertes Kapitel. Sehnenfasern überzugehen. Auch lösen sie sich zum Theil jetzt schon , während die beiden Anschwellungen sich mehr erheben , in deren Kähc von den Seilenwänden des Ventrikels los, so dass sie nun in ihrem dünnern Theile schon kurze zarle Fäden darstellen. Das Fretum nimmt zwar noch immerfort an Länge und Weite zu, doch nicht mehr gleichmässig mit dem Ventrikel , und wird daher , besonders gegen das Ende dieser Periode, wenn auch nicht absolut, so doch relativ kürzer und enger. Seine Weite gleicht sich überdiess allenthalben immer mehr aus, so dass die nicht unbedeutende Anschwellung, die man früher an der Mitte desselben, wenn es sich in der Diastole befand, gewahr wurde, mit der Zeit scheinbar schwäcber wird. Zugleich rückt diese Anschwellung dichter an den Ventrikel heran (Tab. IV, Fig. 4). — Die Wandung des Fretums nimmt dort, wo sich dasselbe in die Schlund- oder Kiemengefässbogen theilen will, gegen das Ende der zweilcn Periode, wiewohl nur in einer geringen Strecke , bedeutend an Dicke zu , indem ihre Substanz stelhveise in die Höhle des Fretums hineinwuchert. Es werden nämlich von ihr drei nach der Länge des Kanales ver- laufende sehr kurze Wülste erzeugt , die abgekehrt den erwähnten Gefässbogen allmählig sich verlieren oder abgedacht sind , auf den Querdurclischuitlen unregelmässige an der Basis breite Dreiecke darstellen, ihre freien Kanten einander zukehren, ohne sieb jedoch damit zu berühren, und untereinander verglichen eine sehr ungleiche Grösse haben. (Auf Tab. IV, Fig. 21 sind sie aus einem Embryo abgebildet, der bis ungefähr zur Mitte der dritten Periode gelangt war.) Die Höhle des Fretums , die von dem Ventrikel bis zu ihnen hin auf den Querdurchsebnitten zirkelrund und im Vergleich zu ihrer Wandung auch recht weit ist, muss demnach zwischen ihnen weit enger sein , als hinter ihnen , und auf einem solchen Durchschnitte eine dreilappige beinalie einem Kleeblalte ähnliche Figur darbieten. Die Substanz dieser Erhabenheiten, deren Bedeutung und Wichtigkeit sich in dem folgenden Kapitel ergeben wird , ist augenscheinlich weit lockerer , als ihre Umgebung oder die Substanz des Kanales , von der sie auswuchsen. Keinesweges aber sind diese Wülste blosse Verdoppelungen der Innern Haut jenes Kanales, sondern bestehen nur zum kleinern Theile aus ihr. Indem sich die beiden Vorkammern entwickeln , rücken die Enden des Herzens noch näher zusammen, und es legt sich das Fretum in die Furche, die sich zwischen den Vorkammern in der Mille befindet. — Das Zellgewebe, das sich schon bei den Jüngern Embryonen zwischen den einzelnen Theilen des Herzens vorfand, mehrt sich zwar, heftet jedoch diese Theile noch nicht innig an einander. §. 44. 21 r t c r i e n. Die vier Schlund-Gefässbogen einer jeden Seilenhälfte, die sich zu Anfange dieser Periode vorfinden , nehmen alle an Länge , und die drei hintern auch an Weite zu : besonders aber gewinnt das hinterste an Weite, so dass es bald den beiden mittlem darin beinahe gleich kommt : doch bleiben die beiden mittlem immerfort die weitesten. Das vorderste dagegen wird zwischen der Stelle , wo der zum Unterkiefer sich erstreckende Zweig von ihm abgeht, und seiner Anastomose mit den hinter ihm befindlichen Bogen zuerst immer enger, und ver- schwindet dann zuletzt gänzlich : die zu dem Unterkiefer hinlaufende Arterie , die zum Theil auch für die Zunge bestimmt ist, geht dann von dem zweiten Gefässbogen aus (Tab. V, Fig. 1, 3 und 14). Inzwischen geht auch, während sich zugleich die Kiemenöffnungen schliessen, Zweite Periode. 101 eine auffallende Veränderung in der geg^enseiligen Lage dieser Bogen vor sich. Die beiden hintersten rücken, wenigstens scheinbar (relativ) einander näher, besonders avo sie neben der Wirbelsäule durch eine Anastomose verbunden sind , und geben daselbst zuletzt unter einem spitzen Winkel in einander über, der sich immer mehr nach hinten umbiegt. Der Theil des Blutes, welchen sie beide von dem Herzen fortführen, geht, was ich schon bei Jüngern Embryonen der Natter, und selbst bei noch Jüngern Embryonen der Eidechse unter dem Mikroskope bemerkte , nur allein nach hinten , also zu dem Stamme der Aorla. Das zweite Kiemcngeiass dagegen, das sein Blut nur nach dem Kopfe hinsendet, entfernt sich mit seinem obern Ende immer weiter von dem gleichen Ende des dritten , indem es sich immer schräger nach vorne stellt, und es wird dabei die Anastomose, durch die es mit diesem dritten Gefässe in A^erbindung steht , ansehnlich verlängert und zugleich auch bogenförmig nach oben (gegen den Rücken) stark ausgebuchtet (Tab. V, Fig. 14). Gegen das Ende der zweiten Periode erhält der hinterste Gefässbogen der rechten Seitenhälfte in seiner Mitte eine leichte Ausbiegung nach hinten , und von dieser sieht man dann deutlich ein Gefäss abgehen , das sich zu der rechten Lunge begicbt, die Art. pulmonalis ist, und früher schon, als sich jene Ausbiegung bemerkbar machte, entstanden war (Tab. V, Fig. 14). Ob aber auch aus dem hintersten Gefässbogen der linken Seitenhälfte jemals ein solcher Zweig abgebt , habe ich nicht ermitteln können : doch dürfte es wahrscheinlich sein , dass diess allerdings der Fall ist , dass aber der Zweig, wenn sich die linke Lunge verkleinert, wieder eingeht. Die beiden Wurzeln der Aorta, die durch das Zusammenkommen der Scblundgefässbogen zusammengesetzt werden , und die sich in geringer Entfernung hinter dem Herzen unter einem spitzen Winkel zu dem Stamme der Aorta vereinigen, bebalten durch die ganze zweite Periode immer noch eine ziemlich gleiche Weite. Der Stamm selber bleibt noch immerfort verhältniss- mässig sehr weit , aber auch höchst dünnwandig. Ueber die Entstehung der Artcria pulmonalis und über die Veränderungen, welche die Arterien des Auges erleiden, ist schon gelegentlich (§. 27 und 35) ein Näheres angegeben worden. — Die Rückenäste der Intercostal-Arterien verlängern sich, so wie die Schenkel der Wirbelbogen entstehen und an Länge zunehmen, bleiben aber immer noch ganz einfach, so dass sie mit den Venen , in die sie übergehen , einfache Schlingen bilden , und es befindet sich die höchste Stelle einer jeden solchen Schlinge, dem blossen Auge als ein rother Punkt erscheinend, fortwährend neben dem obern Ende eines benachbarten Schenkels von einem Wirbel- bogen. Mit der Entstehung und Verlängerung dieser Schenkel entfernen sich demnach jene rothen Punkte immer weiter von der Wirbelsaite, indem sie in den Rückenplatten immer höher hinaufrücken. Eben solche Gefässsclüingen, deren einer Schenkel mit der Aorta zusammenhängt, entstehen auch im Schwänze, und ihre Zahl mehrt sich, so wie sich dieser Körpertbeil ver- längert. Sehen wir von den letzten oder kleinsten Wirbeln des Schwanzes ab , so giebt es am Ende dieser Periode eben so viele Paare solcher Gefässschlingen , als Wirbel des Rückgrathes vorkommen. — Bei der Entstehung der Rippen bilden sich neue Aeste der Intercostalarterien, indem für jede Rippe ein solcher Ast als Begleiter erzeugt wird. Doch besitzen alle diese Aeste am Ende der zweiten Periode eine nur höchst geringe Dicke und eine nur geringe Länge. — Die beiden Nabelartericn, die ganz am Ende der Rumpfhöble von der Aorta abgehen , nehmen mit der bedeutenden Vergrösserung der Allantoide sehr an Weite zu , die 102 Tiertes Kapitel. linke jedoch weit weniger, als die rechte, so dass am Schlüsse der zweiten Periode die rechte ungefähr noch einmal so weit ist, als die andre. — Auch die Nabelgekrösarterie weitet sich belrächllich aus, nur wenig dagegen die mit ihr zusammenhängende Darmarterie, so dass diese noch immerfort als ein nur sehr untergeordneter Ast von jener erscheint. — Im Uebrigen bietet das System der Arterien während der zweiten Periode keine Veränderungen dar , die erheblich zu nennen wären, es müsste denn sein die Entstehung der Arteria collaris^ welches Gefäss ich zwar bei altern Embryonen aus dieser Periode deutlich gewahr werden konnte, über dessen Entstehung ich jedoch keine directen Beobachtungen anführen kann. Was aber die Arteria basilaris anbelangt, so bildet sich diese auch für jetzt noch nicht, sondern die Aeste des hintern Paares , welche der in der Schädelhöhle liegende Theil der Carotiden absendet (§. 27) , und welche sich in dieser Periode weit deutlicher erkennen lassen , als in der vorigen , verlaufen noch immerfort getrennt von einander erst an der untern Seite der hintern Hirnzelle, darauf, nachdem sie den Kopf verlassen haben, an der untern Seite des Rückgralhes als untere Spinalarlerie. Doch liegen beide unter der künfligen Medulla oblongata sehr nahe beisammen, und es spricht Alles dafür, dass sie hier an einer Stelle immer näher zusammenrücken. Diese Stelle aber befindet sich in der Gegend, wo eine jede unter rechten Winkeln jetzt schon deutlich einen Zweig nach aussen zu der Ohrkapsel und dessen Bläschen, also die Art. auditoria interna absendet. Recht deutlich vermochte ich bei altern Embryonen aus dieser Periode auch die Vertebralarterien zu sehen, welche Gefässe von den beiden so eben angeführten Aesten innerhalb des Kopfes , abgingen , um sich , einfache Anastomosen darstellend, gleich hinter dem Kopfe mit den Carotiden zu verbinden. §.43. D e n c n. Sowohl die Vene selber, welche schon bei Jüngern Embryonen in dem Oberkiefer- fortsatze vorkam und zusammen mit den Ciliarvenen c'mca Jiatnus prq/mdus der Vena facialis anterior zusanimenselzle , als auch die zwischen der Mundhaut und der Grundfläche des Schädels befindliche Anastomose , wodurch sie mit der gleichen Vene der andern Seitenhälfte in Verbindung steht , nimmt bedeutend an Weite zu. Ueberdiess aber |kommt jetzt zu ihr ein kleiner Zweig hinzu, der sich in dem Flügel des Slirnforlsatzes bildet, also über der Schneider- schen Haut , oder der Nasengrube von vorne nach hinten verläuft , und mir die erste Andeutung von dem Ramus superficialis der f'^ena facialis anterior zu sein scheint. — Ein zweiter oberflächlicher und ebenfalls nur sehr kleiner Zweig bildet sich an der unlern Seite der hintern Hälfte des Kopfes : er entspringt nalie dem untern Rande des zweiten Schlundbogens , läuft unter den beiden hintern Schlundbogen schräge nach hinten und oben hinauf, und geht dann in geraumer Entfernung hinter der Ohrkapsel in die Fena jugiäaris über. — Die Z^veige, welche der vordem und mittlem Hirnmasse, so. wie der häutigen Bekleidung dieser Theile angehören, und an zwei Stämme (Fenae jugulares cerebrales) sich anschliesscn , welche sich späterhin als die Sinus transversi darstellen, nehmen an Ausbreitung und Zahl zu: namentlich entsteht jetzt ein neuer ziemhch grosser Zweig, der an der äussern Seite der Hemisphäre des grossen Gehirnes seine Lage hat. Das den Seitenwänden und der Decke der vierten Hirnhöhle angehörige Venengeflecht, das jederseits mit einem vor, und zwei bis drei Zweite Periode. 103 hinter der Olirkapscl liegenden Zweigen der Fcna jugularis zusammenhängt (Tab. V, Fig. 2 und 4), vcrgrössert sich noch mehr, wird zusammengesetzter, und kommt an seinem vordem und hintern Ende, nicht jedoch auch in der Mille, mit dem gleichen Geflechte der andern Seitenhälfte ia Verbindung: an dem äussern Rande desselben aber, und zwar auf der Decke in einiger Ent- fernung von der Scitenwand der vierten Hirnhöhle , bildet sich in ihm ein nach der Länge gehendes Gefäss oder ein massig weiter Sinus aus , in den , wie ich unter dem Mikroskope oftmals bemerkt habe, das Blut des ganzen Geflechtes erst übergeht, bevor die oben erwähnten Zweige selber es aufnehmen (Tab. V, Fig. 10). Seinen Abzug aber nimmt das Blut des Geflechtes zum grössern Theile durch die hinter der Ohrkapsel liegenden Zweige , zum kleinern Theil durch den vor dieser Kapsel befindlichen Zweig , desgleichen durch den auf der zweiten Hirnniasse liegenden und allmählig mit jenem Geflechte in Verbindung gekommenen Zweig des künftigen Sinus transversiis. — Die hinter der Ohrkapsel befindliche Anschwellung, welche die F Ol a jugularis gewahr werden lässt, nimmt absolut und relativ noch zu, der Stamm dieser Vene dagegen gewinnt verhältnissniässig nur wenig an Länge, weil das Herz noch immer ganz vorne im Halse liegen bleibt. Die Cuvierschen Gänge behalten ihre frühere Lage und ihre Verbindung mit dem Herzen bei , verlängern sich etwas , und weiten sich in ihrer untern Hälfte ansehnlich aus (Tab. V, Fig. 2 und 4, g). Bedeutendere Veränderungen , als sich an dem vor dem Herzen befindlichen Theile des venösen Systems ereignen, gehen in dem andern oder grossem Theile dieses Systems vor sich. Wälircnd der Schwanz an Länge und überhaupt an Umfang zunimmt, bildet sich in ihm unter- halb der Wirbelsaite und der Arteria caudalis ein Netzwerk von Venen aus , das in der Mittelinie desselben seine Lage hat, senkrecht gestellt erscheint, die Stelle einer Fe na caudalis einnimmt , und am Ende der zweiten Periode vorne massig breit ist , nach hinten aber spitz ausläuft. Bei Embryonen, die etwas älter waren, als die bis an das Ende der vorigen Periode gelangten, und bei denen seine Bildung unlängst erst begonnen hatte, bestand es aus sechs bis acht in zwei Reihen liegenden Maschen, die eine ziemlich gleiche Grösse hatten (Tab. VH, Fig. 18) : bei Embryonen dagegen, die bis an das Ende dieser zweiten Periode gelangt waren, bestand es aus einer beträchtlich grossen Zahl von Maschen, die eine sehr verschiedene Grösse hatten , und weder in ihrer Vertheilung , noch in ihrer Figur eine gewisse Regelmässigkeit zeigten (Tab. VII, Fig. 19). Das Netzwerk aber im Ganzen genommen bietet bei allen Embryonen, selbst zu verschiedenen Zeiten seiner Entwickelung , in sofern eine gewisse Regel- mässigkeit dar, als seine untere Grenze eine besondere von hinten nach vorne weiter werdende Vene (die Fena caudalis) darstellt, an die der übrige Theil des Netzwerks angereiht ist. Vorne in der Wurzel des Schwanzes geht diese P^ena caudalis unmittelbar in die beiden Cardinalvenen über, so dass sie demnach gewissermassen als die Wurzel von ihnen zu betrachten ist. Sein Blut erhält das beschriebene Netzwerk vorzüglich theils unmittelbar aus dem End- stücke der Aorta , nämlich aus der Art. caudalis , unter der es liegt , theils auch aus Aesten dieser Arterie , die neben den Schenkeln der Wirbelbogen des Schwanzes aufsteigen und den Rückenästen der Intercostal - Arterien entsprechen. Die Cardinalvenen, die an den Urnieren entlang laufen, mit den Jugularvenen vorne zusammentreffen , und mit ihnen vereinigt in die Cuvierschen Gänge sich fortsetzen (Tab. V, Fig. 2, h und Fig. 4,1), nehmen noch eine geraume Zeit allenlhalbea an Weite zu, und 104 ~ Tiertea Kapitel. führen nicht hlos aus jenen Eingeweiden und den innern Geschlechlswerkzeugen , sondern auch aus dem hinter den Cuvierschen Gängen befindlichen Hals- und Rumpflhcile der Rückenplatten und des Rückenmarkes, wie auch aus dem ganzen Schwänze das Blut fort. Aus den Urnieren geht , wie schon früher erwähnt worden , eine Menge von Zweigen unter ziemlich rechten >\'inkeln in sie über, und eben diese Zweige nehmen nunmehr auch aus den Geschlechtswerkzeugen das Blut auf. Doch wird nicht fortwälirend, wie es ursprünglich der Fall zu sein scheint, alles Blut, welches jenen Eingeweiden zuströmte, durch die genannten Venenstämmc fortgeführt. Einen andern Theil nämlich nimmt jetzt die Hohlvene auf und zwar eignet sich diese aus jenen Eingeweiden, absolut und relativ um so mehr Blut an, je älter der Embryo wird. Ausserdem bildet sich an jeder Urniere auch noch eine nur allein für sie bestimmte Vene, die jedoch, so lange sie besteht, einen nur sehr untergeordneten Rang behält (Tab. V, Fig. 2 und 4). Sie kommt vor an der äussern oder convexen Seite jenes Organes , verläuft in einiger Entfernung unterhalb des Ausführungsganges desselben , also auch in geraumer Entfernung unterhalb der Cardinalvene, von hinten nach vorne , erstreckt sich, wenn sie ihre grössle Ausbildung erlangt hat , nur etwa über das vorderste Drittel der Urniere , und geht nahe dem Cuvierschen Gang in die Cardinalvene derselben Seitenhälfte über. Bei den Embryonen aus der vorigen Periode konnte ich sie noch nicht erkennen , wohl aber schon bei nur wenig altern. Jedenfalls aber entsteht sie schon dann , wenn die Urniere noch bis an den Cuvierschen Gang hinreicht , und seheint dann von dort aus sich immer weiter nach hinten zu verlängern. — Nachdem die hintere Holilvene und die beiden untergeordneten Venen , deren ich so eben gedachte , in ihrer Entwickelung grössere Fortschritte gemacht haben , auch unterhalb der Rückenwand des Leibes ein neues System von Venen , das ich nachher beschreiben werde , entstanden ist , fliesst dem vordem Theile der Cardinalvene , je später , desto weniger Blut zu : in Folge davon aber verengern sich die beiden Venenstämmc gleich hinter den oben beschriebenen Gefässen, die von den Urnieren abgehen , also in der Nähe der Cuvierschen Kanäle , verwachsen darauf an dieser Stelle in einer grossem Strecke , werden ebendaselbst resorbirt , und kommen schon am Ende der zweiten Entwickelungs - Periode ganz ausser Verbindung mit den Cuvierschen Gängen. Ist diess geschehen , so endigen sie sich blind und etwas verjüngt auf den Urnieren in einiger Entfernung von dem vordem Ende derselben, und geben sich dann als diejenigen Gefässe kund, wckhe von Jacobson die lenae renales advehentes genannt worden sind. Als sie noch mit den Cuvierschen Gängen zusammenhingen und ganz vollständig vorhanden waren; die Hohlvene aber, oder dasjenige Gefäss der Natter, welches Jacobson die Jena renalis revehens nennt, nur sehr wenig erst entwickelt war, führten sie beinahe alles Blut, das den Urnieren und Geschlcchtswerkzeugen zugeströmt war, von diesen Eingeweiden fort, und es konnten dann ihre in diesen Eingeweiden wurzelnde Zweige nur zur Aufnahme von Blut bestimmt sein. So wie aber einerseits ihre Abtrennung von den. Cuvierschen Gängen eingeleitet wird, andrerseits die hintere Hohlvene und die beiden erwähnten untergeordneten Venen der Urnieren sich mehr verzweigen und ausweiten, kann es nicht anders geschehen, als dass der Strom des Blutes, welches von den Cardinalvenen aus dem Schwänze , und dem hintersten oder demjenigen Theilc der Urnieren, bis wohin die Hohlvene noch nicht reicht, aufgenommen worden ist, in den vordem Zweigen jener Gefässe (der Cardinalvenen) seine Richtung umkehren, und von ihnen aus hauptsächlich in die Zweige der Hohlvene übergehen muss. Zweite Periode. 105 Nachdem sich die CarJinalvencn von den Cuvicrschcn Gängen abgelöst haben, erscheinen diese Gänge als die Enden der Jugularvenen , oder , wenn man sie so nennen ■^^ ill , als zwei vordere llohlvenen. Die zarten Gefässscldingen, welche sicli neben den Schenkeln der Wirbelbogcn in eben so vielen Paaren gebildet haben , als sich solche Bogen der Wirbelsäule entwickeln wollen (und von welchen der liefere Schenkel mit der Aorta, der obcrilächlichere oder unter der Haut gelegene in dem vordersten Theile des Leibes mit einer Vertebralvene, in dem mittlem grössern Theile aber mit einer Cardinalvcnc , und in dem Schwänze mit dem Venengeflechte dieses Körperstückes zusammenhängen), bleiben noch eine geraume Zeit ganz einfach. Gegen das Ende der zweiten Periode aber bilden sich an dem höchsten Punkte einer solchen Schlinge, also da, wo sich das Gefäss umbiegt, einige wenige sehr kleine Scitenbogen, deren eines Ende mit der arteriellen , das andre mit der venösen Hälfte der Schlinge zusammenhängt , und es ■wird überhaupt die Schlinge daselbst zusammengesetzter oder verzweigt , dadurch aber deutlich in eine Arterie und Nene zerfällt. Diese Verwandlung schreitet vom Kopfe bis zum Ende des Schwanzes , wie die Schlingen auf einander folgen , ganz allmählig weiter fort , macht sich jedoch in der zweiten Periode nur erst in der vordem Hälfte des Körpers gellend. — Aehnliche einfache Gefässschlingen , deren Enden mit den Enden der schon angegebenen zusammenhängen, bilden sieh bei altern Embryonen dann aus , wenn die Rippen entstehen : doch sind sie in der zw^eiten Periode nur noch sehr zart und deshalb schwerer zu erkennen: auch kommen sie dann nur erst in dem vordersten Theile des Leibes vor. Ihr arterieller Schenkel liegt an der Innern, ihr venöser an der äussern Seite (unter der Cutis) der Bauchplalten , und die Umbicgungsstelle an dem Ende der Rippe. Doch mag sich sehr bald an diesen Schlingen noch ein zweiter venöser Schenkel anbilden , denn bei den altern Embryonen sah ich an der Innern Seite der Bauchplalten hie und da neben der an einer Rippe verlaufenden Arterie noch ein zartes einfaches venöses Gefäss, das mit dem venösen Schenkel einer von den oben zuerst angegebenen Schlingen zusammenhing. — \ ermuthlich bilden sich einfache Gefässschlingen, deren Enden mit den Enden jener ersten zusammenhängen, und das schon sehr frühe auch für das Rückenmark, also in der Tiefe des Rückens. Diese aber habe ich , wenn sie \^■irklich vorhanden waren , eben ihrer tiefen Lage wegen in ihrer ursprünglichen Form gar nicht erkennen können. Bei Embryonen aber aus der letztem Zeit der zweiten Periode fand ich an der obern Seile der Wirbelsaite, also zwischen ihr und dem Rückenmarke, eine einfache Reihe von sechsseitigen Gefässmascben, deren Zahl der Zahl der künftigen Wirbelkörper entsprach , und deren quere Fäden beiderseits mit den Enden der venösen Schenkel der oben zuerst angegebenen Gefässschlingen zusammen- hingen. Demnach giebt es bei vorgerücktem Embryonen aus der zweiten Entwickelungs-Periode, namentlich in dem Halse und Rumpfe, jederseits eine Reihe zarter Venen, die theils aus den Rückenplatten , theils aus dem Rückenmarke , theils auch , wo sich schon Rippen zu bilden begonnen haben, aus den Bauchplalten Blut aufnehmen. Von diesen Venen nun, die man im Allgemeinen den Intercostalvenen der Säugethiere gleich stellen und deshalb auch so be- nennen darf, sind ursprünglich die vordem mit der schon in der vorigen Periode entstandenen Vertebralvene des Halses (§. 28) die hintere mit der Cardinalvene ihrer Seite verbunden. Mit der Zeit aber bildet sich hinter den Cuvierschen Gängen neben den Cardinalvenen an der untern Seite der Rückenvvand , und zwar dicht neben der Wirbelsaite , jederseits zwischen je 14 106 viertes Kapitel. zwei solchen Venenzweigen, desgleichen jcderseils zwischen dem vordersten von diesen Venen- zweigen und dem hintern Ende der Vertebralvene derselben Seitenhälfte eine kleine nach der Länge des Körpers gelagerte Anastomose aus , und von diesen Anastomosen nimmt darauf die eine mehr, die andere weniger an Weile zu. Im Ganzen aber wandeln sie sich jederseits in zwei mit jenen Vertebralvenen zusammenhängende und ihnen ähnlich geformte , aber sehr viel längere Gefässe um, die ich die hin tern Vertebralvenen nennen will, und die sich umgekehrt, als die oben genannten oder vordem Vertebralvenen, von hinten nach vorne erweitert zeigen , jedoch mit Ausnahme ihres vordersten Theiles so dünne bleiben , dass sie ihre Zweige an Weite nicht übertreffen , also im Verhältniss zu diesen nicht eigentlich ihi'er ganzen Länge nach, die Form von Gefässstämraen darbieten. Von den erwähnten Anastomosen entsteht die vorderste zuerst, die hinterste zuletzt. Wenn sie nun aber sich gebildet haben, geben die durch sie vereinigten Intercostalvcnen eine nach der andern , wie sie von vorne nach hinten aufeinander folgen, ihre Verbindung mit den Cardinalvenen auf, indem sie sich von diesen Gefässstämmcn , deren vorderster Theil spurlos verschwindet , allmüblig ablösen. Ungefähr um eben dieselbe Zeit oder doch nicht viel später , da sich zwischen je zwei Jntercostalvenen derselben Seitenhälfte eine Längsanastomose bildet , entsteht auch zwischen einer jeden solchen Vene und der ihr an der andern Scitenhälfte gegenüberliegenden, mag sie nun zu einem Zweige der vordem oder der hintern Vertebralvenen werden , eine Queranastoniose , die zwischen der • Chorda vertebralis und der Aorta durchgeht. Man findet demnach zu einer gewissen Zeit des Fruchtlebcns auch unterhalb der Wirbelsäite , wie oberhalb derselben eine einfache Reihe von Gcf ässmaschen , die jedoch nicht, wie jene , eine sechsseitige, sondern vierseitige Figur haben, und es stehen dann die Intercostalvcnen untereinander in mehrfachem Zusammenhange. Dass übrigens von jenen quergelagerten Anastomosen, welche sich unterhalb der Wirbelsaile befinden, einige späterhin eine recht wichtige Bedeutung erhalten , wird in dem folgenden Kapitel näher angegeben werden. — Aus dem, was ich so eben über die Bildung der hintern Vertebralvenen angegeben habe, geht hervor, dass eine jede von ihnen und die vordere Vertebralvene derselben Seitenhälfte mit ihrem weitern Ende auf einander treffen und zu einem einzigen Kanal zusammen- fliessen. Und da nun die vordere Vertebralvene, wie schon früher angegeben worden ist (§. 28), in das Ende der Jugularvene ihrer Seitenhälfte übergeht , so müssen jetzt in jeder Seitenhälfte die beiden ihr angehörigen Vertebralvenen mit einer Jugularvene zusammenhängen. Nicht jedoch führen jene Venen alles Blut , das ihre Zweige , also die mit ihnen zusammenhängenden Inter- costalvcnen aufgenommen haben, der Jugularvene zu, so wenig, wie die Intercostalvcnen der Vögel und Säugethiere alles von ihnen aufgenommene Blut bis zu den Jugularvenen oder der vordem Hohlvene gelangen lassen, sondern ein grosser Tlieil von ihm strömt aus ihnen unmittelbar in die Spinalvenen der Rückgrathsböhle über, zumal in der hinlern Körperbälfte. Und darauf beruht denn auch der Umstand, dass sich besonders in dieser lelzlern Hälfte aus den Längs- anastomosen, welche die Inlercoslalvenen unter einander verbinden, kein eigentlicher- Gefässstamm hervorbildet. — Von den beiden Venen, die ich die hintern Vertebralvenen genannt habe, entspricht die rechte der Fena asyga, die linke der /'. hemiazygea der Säugethiere, und wenn bei irgend einem Wirbelthiere, so liegt es bei den Schlangen zu Tage, dass diese Gefässe einen eben solchen Plan zum Grunde haben, wie die Vertebralvenen des Halses, und dass sie mit diesen zusammen ein besonderes System von Gefässen ausmachen. Zweite Periode. 107 In dem Obigen habe ich die Entwickeliingsf;;cscbicble der binlcrn Verlebralvencn , die mir nicht wenige Mühe und vielen Embryonen das Leben gekostet hat, der Deutlichkeit halber in einem gehörigen Zusammenhange geben wollen, ohne dabei die Zeit näher zu bestimmen, binnen welcher die Enlwickelung jenes Systemes von Gcfässen vollendet wird, und habe so denn weit über den Theil der Entwickelungsgeschichte hinausgegrilTen , der in diesem Kapitel eigentlich vorzutragen gewesen wäre. Es liegt mir daher noch ob, jetzt auch anzugeben, was von jener Geschichte der zweiten Periode , und was von ihr der folgenden Zeit angehört. In der zweiten Periode wird die Enlwickelung der hintern A^ertebralvenen nur erst ein- geleitet, indem nur erst in der Nachbarschaft des Herzens Anastomosen zwischen den Inter- costalvcnen entstehen , und diese sich von den Cardinalvenen ablösen. In der dritten Periode aber schreitet dieser Bildungsprocess langsam immer weiter nach hinten fort , so dass er erst einige Zeit vor Ablauf derselben beendet ist. Bei Embryonen aus der miltlcrn Zeit der dritten Periode sah ich in der hintern Hälfte des Rumpfes, wenn die Umstände günstig waren, immer noch die Inlercostalvenen im Zusammenhange mit den Cardinalvenen. Noch wäre hier die Frage aufzuwerfen, ob nicht der vorderste Theil der Cardinalvenen zu dem vordersten Theile der hintern Vertebralvenen wird? Diese Frage aber glaube ich durch die Angabe verneinen zu können, dass der vorderste Theil dieser letzlern Gefässe gleich anfangs mit den vordem Vertebralvenen zusammenhängt, die in die Jugularvenen übergehen. Endlich ist hier auch noch eines merkwürdigen Verhältnisses zu gedenken, das zwischen der vordem und hintern Vertebralvene Statt findet. — Wie schon erwähnt worden, fliessen sie in jeder Seitenhälfte so zusammen , dass sie durch einen gemeinschaftlichen kurzen Kanal, der ursprünglich das hintere Ende von der vordem Vertebralvene war, in die Jugularvene ihrer Seite übergehen. Am Schlüsse der ersten Periode nun, zu welcher Zeit das Herz noch sehr weit nach vorne liegt , ist die vordere Vertebralvene nur sehr kurz und nimmt nur erst drei bis vier Inlercostalvenen auf. Am Schlüsse der zweiten Periode aber fand ich sie schon etwas länger, und sah dann fünf bis sechs Inlercostalvenen in sie übergehen, so wie auch den er- wähnten Kanal , der nun schon dadurch , dass sich ihr eine hintere Vertebralvene angeschlossen hatte, entstanden war, in der Gegend des fünften oder sechsten Rückgralhwirbels gelagert. Und wenn darauf in der folgenden Zeit das Herz noch immer weiter nach hinten rückt , weicht mit ihm auch jener Kanal immer weiter nach hinten , und es wird die vordere Vertebralvene dann nicht blos länger , sondern zeigt sich auch , je später , mit einer desto grössern Zahl von Inlercostalvenen in Verbindung. Es fragt sich also , was die Ursache dieser Veränderungen sein mag? Die Zahl der Halswirbel nimmt jetzt nicht mehr zu, und folglich kann sich weder die Zahl der vor dem Herzen gelegenen Inlercostalvenen vermehren , noch auch darin die Ver- längerung der Jugularvenen einen Grund haben. Vielmehr beruht jene Erscheinung wohl nur allein darauf, dass der angegebene Kanal an dem Ganzen, das bei dem ausgetreckt gedachten Embryo die beiden fast in gerader Linie in einander übergehenden Vertebralvenen zusammen- setzen , immer weiter nach hinten rückt , indem hinter ihm immerfort ein Theil von der untern Wandung dieses Ganzen in ihn hineingezogen , für ihn benutzt und zugleich verkürzt Avird, indess dicht vor ihm die untere Wandung dieses Ganzen um eben so viel verwächst oder sich verlängert. Welche Worte wir zur Verständigung über dieses Phänomen wählen wollen, dem Wesen nach ist es wohl ganz dasselbe, als worauf auch das Fortrücken des Nabels von vorne 14* 108 Viertes Kapitel. nach hinten beruht. Jedenfalls dürfte ausserdem wohl diess auch klar sein , dass die vordere Verlebralvene sich auf Kosten der hintern verlängert. Der Stamm der rechten Nabelvene, der sich in den rechten Cuvierschen Gang nahe dem untern Ende desselben einmündet, und der unterhalb der Leber seine Lage hat, nimmt nicht unbedeutend an Länge zu, -weit mehr aber noch an Weite, so dass er am Ende der zweiten Periode einen massig langen Schlauch darstellt , der von der Nabelüffnung nach vorne immer weiter wird, gegen den Cuvierschen Gang aber sich wiederum verengert (Tab. IV, Fig. 7, h, Tab. V, Fig. 1, i und Fig. 3, h). Kommt bei dem Absterben der Frucht das Blut ins Stocken, so häuft es sich gewöhnlich in diesem Schlauche bedeutend an und schwellt ihn sehr stark auf. — Zum Thcil, vielleicht sogar hauptsächlich in Folge der allniähhgen Er- weiterung des erwähnten Stammes , wird die tiefe und breite Furche gebildet , welche man bei altern Embryonen aus der zweiten Periode an der untern Seite der Leber bemerkt, und wodurch die Leber unvollständig in zwei ziemlich gleiche Seitenbälflcn getlieilt ist. Doch erfolgt zwischen ihm und diesem Organe keine Verwachsung, sondern es liegt jener Gefässslamm demselben nur an : wohl aber ist er nach seiner ganzen Länge durch eine Falle des Bauchfelles an die unlere Wand der Bauchhöhle befestigt. — Der Stamm der linken Nabel veno (Tab. IV, Fig. 7, 1, Tab. V, Fig. 2, i und Fig. 4, h), der mit dem linken Cuvierschen Gange in unmittelbarer Verbindung steht, und der schon zu Ende der vorigen Periode etwas enger war, als der Stamm der rechten, wird' mit der Zeit immer dünner, so dass er am Ende der zweiten Periode kaum aufzufinden ist, ja mitunter schon ganz verschwunden zu sein scheint. Seine Befestigung ist ganz von der Art , wie die des Stammes der rechten Nabelvene. Schon hei jenen Embryonen, welche in dem vorigen Kapitel beschrieben wurden, kamen in der unlcrn sehr dünnen Wand der Rurapfhöble zwischen Nabel und Afler zwei Venen vor, die in dieser Wand von hinten nach vorne verliefen, in massig grosser Entfernung von einander lagen, und an dem Nabel in die beiden Nabelvenen übergingen, die eine nämhch in die rechte, die andere in die linke Nabelvene. Doch waren sie ihrer grossen Zartheit wegen nur un- deutUch zu erkennen, und dieserbalb habe ich auch in jenem Kapitel ihrer noch nicht erwähnen mögen. Ungeachtet der Zartheit aber, die sie bei den Jüngern Embryonen besassen, muss ich dennoch, indem ich auf die an andern Wirbelthieren von mir gemachten Beobachtungen Rücksicht nehme, glauben, dass sie früher vorhanden gewesen sind, als die auf der Allantoide befindlichen Zweige der Nabelvenen , und dass diese Zweige sich erst von ihnen aus gebildet hatten. Gründe dafür werde ich bei einer andern Gelegenheit näher angeben. — Allmäblig nun werden die beiden Venen der Bauchwandung, die ich Fenae epigastricae nennen will, weiter,*) und es treten auch immer deutlicher Zweige derselben auf. Diese aber bilden sich jederscils nach aussen von einer solchen Vene, also in der Seitenwand der Rurapfhöhle , liegen in einer Reihe hinter einander, kommen in ziemlich grosser Zahl vor, und gehen nach unten stark convergirend in die erwähnte Vene über. ' Sie alle sind ferner selbst noch am Ende der zweiten Periode sehr zart, massig stark zertheilt, ziemlich gespreitzt, und durch sehr zarte Anastomosen *) In der Fig'. 3 der fünften Tafel ist das Ende der recLfen abg-ebildet und mit g bezeichnet, in der Fig. 2 und 4 derselben Tafel ist das Ende der linken zwar auch abgebildet, doch nicht durch einen besondern Buchstaben bezeichnet. Zweite Periode. 109 etwas netzarlig' unler einander verbunden. Ihre Laf!;e haben sie nur allein in dem dünnern Theiie der Baucbwandunf;- , also in der untern Vercinigiing;shaut, doch reichen die meisten bis zu dem diclcern Theiie der Bauchwandung oder den Bauchjilatten hinauf, ohne aber auf diesen Thcii überzugehen. Kommt das Blut beim Absterben des Embryos ins Stocken, so schwellen sie in der zweiten Periode nicht übermässig an , sondern bleiben immerfort sehr dünne , was ich hier eines Unistandes wegen bemerke , der in dem folgenden Kapitel (§. 65) zur Sprache gebracht werden wird. — Bei altern Embryonen reichen die beiden Venen der Baucbwandung bis zu dem Schwänze hin , und nehmen bei ihnen auch einen kleinen Theil des Blutes auf, das sich in dem Venengeflechtc des Schwanzes angesammelt halte. Durch welche Arterien aber den Zweigen derselben Blut zugeführt wird , habe ich nie gehörig erfahren können , und ich vermuthe nur , dass diess durch sehr zarte Zweige der Intercostalarterien geschieht. — Aehnlicbe Zweige , wie die beschriebenen, fand ich mehrmals auch an den Stämmen der Nabel- venen. Sie gehörten den Seitenwäuden der vor dem Nabel befindlichen oder kleinern Hälfte der Rumpf höhle an, waren aber noch zarter, als jene hinter dem Nabel liegenden. Während der Stamm der linken Nabelvene sich allmählig mehr verengert, entsteht kurz vor der Stelle , wo seine beiden Aeste zusammenkommen (nämlich der auf der Allantoide und der in der Bauchwandung verlaufende) , zwischen jenem Stamm und dem Stamme der rechten Nabelvene eine x^nastomose, die sich immer mehr erweitert. Gebt darauf der Stamm der linken Nabelvene verloren , so hängen die beiden Aeste dieser Vene durch die erwähnten Anastomosen mit dem Stamm der rechten Nabelvene zusammen , und es kommt dann auch bei der Natter, wie bei Jüngern Embryonen der Säugethiere, für alles Blut, das der Allantoide und der untern Vereinigungsbaut zuströmte, nur ein einziger Abzugskanal vor. Der Stamm der hintern Hohlvene (Tab. IV, Fig. 7, i und Tab. V, Fig. 1 und 3, 1), der sich in geringer Entfernung hinter dem rechten Cuvierschen Gange an die rechte Nabelvene anschlicsst, und dicht unter der rechten Seilenbälfle der Leber, also oberflächlich an derselben, schräge von hinten und links nach vorne und rechts verläuft, nimmt mit der Vergrösserung dieses Eingeweides gleichmässig an Länge zu. Die beiden Aeste aber, die an der innern (der Miltelebene des Körpers zugekehrten) Fläche der Urnieren nahe dem obern Rande derselben ihren Verlauf machen , und die in der letztern Hälfte der vorigen Periode nur bis zur Mitte dieser Organe hinreichten, wachsen unler fortschreitender Verlängerung immer weiter über diese ihre frühere Grenze hinaus , so dass sie , je später , desto weiter nach hinten an den Urnieren entspringen , und zuletzt beinahe bis an das Ende derselben hinreichen. Zugleich vermehren und erweitern sich ihre Zweige , die in diesen Organen wurzeln , wobei auch der Stamm und die Aeste an Weite nicht unbedeutend zunehmen. Die Zweige bleiben nur allein auf die Urnieren , die Geschlechtswerkzeuge und die Leber beschränkt , gehen aber nicht , wie es bei den Säugethieren und Vögeln der Fall ist, auf Gebilde über, die sich aus dem serösen Blatte der Keimbaut entwickeln. Der Stamm der Nabelgekrösvene (Tab. IV, Fig. 7, k und Tab. V, Fig. 4, i), der sich zu dem linken Cuvierschen Gange begiebt, anfangs, wenn die Leber unlängst entstanden ist, zwischen dieser und dem Magen nach vorne geht, und dann die weiteste Vene des Körpers- ist, wird von der Leber, indem sich diese vergrössert, allmählig überwachsen und eingeschlossen, so dass er am Ende der zweiten Entwickelungs - Periode rechts neben dem Pankreas in die 110 Tiertes Kapitel. Substanz der Leber eintritt, durch die rechte Seitenhälfte dieses Organes eine Strecke schräge nach vorne , links und unten fortläuft , in einiger Entfernung von dem Ausschnitte oder dem vordem Rande der Leber aus der untern Seite derselben hervordringt, und bald darauf sich endlich an den linken Cuvierschen Gang anschliesst. An Weite nimmt er, in seiner vordem grössern Hälfte , während sich die Leber vergrössert , nicht zu , sondern gegentheils ah , so dass er nach einiger Zeit innerhalb und vor der Leber enger ist, als da, wo er in dieselbe eindringt. Die Ursache davon liegt darin , dass er dann , Avenn sich die Leber vergrössert, mehrere Zweige in sie hineinsendet, dass diese Zweige rasch und bedeutend an Weite und überhaupt an Umfang zunehmen , und dass durch selbige eine immer grössere Quantität von Blut dem Stamme entzogen und in die Leber hineingesendet wird. Das Blut aber, welches die Nabelgekrösvene durch diese ihre Zweige der Leber übergiebt, wird durch einige Zweige fortgeführt, die sich inzwischen von der hintern Hohlvene aus, da wo diese an der Leber ihren Verlauf macht , gebildet hatten und in das eben genannte Eingeweide hineingewachsen waren. Von den Nabelvenen aber , obgleich auch sie der Leber anliegen , wachsen keine Zweige in dieses Eingeweide hinein. i Uebersehen wir nun schliesslich die Verhällnisse der Lagerung und der Verbindung, welche die Venen des Nafterembryos am Ende der zweiten Periode darbieten, so lässt sich darüber in der Kürze Folgendes angeben. Die beiden Jugularvenen laufen am Halse unter der Hautbedeckung schräge, von vorne und oben nach hinten und unten, nehmen alles Blut des Kopfes auf, und gehen durch einen gemeinschaftlichen, äusserst kurzen, kaum merklichen Kanal in das rechte Atrium über. Die Cardinalvenen oder Venae renales advehentes entspringen neben einander aus dem VenengeDechte des Schwanzes , laufen an den Urnieren bis weit über die Mitte derselben nach vorne hin, nehmen auf diesem Wege theils aus dem hintern Theile dieser Gebilde, theils auch aus dem hintern Theile des Rumpfes durch mehrere Intercostalvenen Blut auf , und übergeben es durch ihre in der vordem Hälfte der Urnieren gelegenen Zweige der hintern Hohlvene. Die beiden Aeste dieses letztern Gefässes entspringen weit nach hinten an den Urnieren , sind nach ihrer ganzen Länge an dieselben angeheftet , treten in geraumer Entfernung von der Mitte derselben zu dem Stamme zusammen , und f üliren theils aus diesen Organen , theils auch aus den Geschlechtswerkzeugen das Blut fort. Der Stamm aber läuft an der untern Fläche der Leber nach vorne , nimmt aus ihr mehrere Zweige auf, die grösstentheils aus dem Stamme der Nabelgekrösvene Blut empfangen, und geht in die rechte Nabelvene über, zu welcher er noch immer in dem Verbältniss eines Astes steht. Der Stamm der Nabelgekrösvene dringt durch die Substanz der Leber hindurch, und geht nahe dem Herzen in das hintere Ende der linken Jugularvene , oder vielmehr in den einen ehemaligen Cuvierschen Gang über. Eben derselbe Theil nimmt auch die linke Nabelvene auf, wenn sie noch vorhanden ist. Dagegen nimmt der gleiche Theil der rechten Jugularvene die rechte oder weitere Nabelvene auf. Die Stämme beider Nabelvenen, deren Blut heller geröthet ist, als das der Nahelarterien , nehmen dasselbe nicht blos aus der Allantoide , sondern auch aus dem Fruchtkörper auf. Diess geschiebt durch die beiden paarigen p^enae epigastricae, die am Ende des Rumpfes beginnen, und auch mit dem Venengeflechte des Schwanzes in Verbindung stehen. Doch befindet sich am Nabel eine Anastomose, durch welche fast alles Blut, das die Zweige der linken Nabelvene aus der Allantoide und der Bauchwand in sich aufgenommen Zweite Periode. 111 hallen, in die rcclile Nabclvenc iibergofülirl wird: oder es geht wohl schon alles Blut dieser Zwcii;c den Wog durch die Anasloniose , und es ist der Stamm der linken Nabelvenc völlig verschwunden. Um ein sehr Geringes weiter nach vorne , als die Nabelvenen , gehen in die Jiigularvenen zwei kleine Gefüssc über, die dem vordem Theile der Urnieren angehören. Viel weiter aber nach vorne hängt mit den Jugularvenen das System der Vertebralvenen zu- sammen. Solcher Gefässe nun giebt es vier; nämlich zwei vordere kleinere und zwei hintere grössere. Von ihnen verbinden sich die beiden einer jeden Seitenhälfte in dem künftigen Halse zu einem sehr kurzen Stamme , der dann in die Jugularvene seiner Seite übergeht : die eines jeden Paares aber hängen durch eine Menge einfacher, zarler, quergehender und hintereinander liegender Anastomosen untereinander zusammen. Sie alle verlaufen dicht neben der Wirbelsäule unter den Rippen, und haben, so weit sie reichen, die Intercostalvenen, aber auch nur allein diese, zu Zweigen, führen also aus dem Rückenmarke, den Rückenplatten, der Wirbel- saitc und den Bauchplatten , in welchen die Rippen und Rippenmuskeln enthalten sind , das Blut fort. Die vordem reichen bis zu dem Kopfe und endigen sich daselbst, die hintern reichen bis ungefähr zur Mitte des Rumpfes, nämlich so weit, als sich die Intercostalvenen von den Cardinalvenen abgetrennt haben, und gehen dann ohne Abgrenzung in die Längsanastomosen über , die jederseits in einer einfachen Reihe die Intercostalvenen verbinden , welche noch mit den Cardinalvenen im Zusammenhange geblieben sind und diesen ihr Blut übergeben. Alle Venenstämme sind am Ende der zweiten Periode im Verhältniss zu dem ganzen Embryo viel weiter, als am Ende der folgenden. Dagegen sind sie nicht blos absolut, sondern auch relativ dünnwandiger, und theils deshalb, dann aber auch wegen der noch grossen W^eich- heit ihrer Substanz zerplatzen sie schon bei einer leisen Berührung, wodurch natürlicherweise die Untersuchung über ihren Verlauf gar sehr erschwert wird. Den Blutumlauf kann man an den Embryonen, wenn sie vorsichtig aus dem Eie ge- nommen worden sind , selbst nachdem man das Amnion geöflhet hat , stundenlaug unter dem Miki'oskope verfolgen. Dabei wird man unter andern gewahr : 1) dass das Blut nicht blos in den Venen, sondern auch in den Zweigen der Arterien fortwährend mit gleicher Geschwindigkeit und in gleicher Fülle, keinesweges aber stossweise fortslrömt; 2) dass die letzten Endigungen der Arterien , welche noch rothes Blut führen , ohne Unterbrechung in die Venen übergehen.' Besonders schön und deutlich kann man diess am Gehirne gewahr werden, dessen Bedeckung zum grossen Theile so klar und durchsichtig ist , wie das reinste Glas. Denjenigen Herren Physiologen , welche , ohne die Natur gefragt zu haben , behaupten , dass kein unmittelbarer Uebergang der Arterien in die Venen vorhanden sei , möge daher eiue Betrachtung von Scblangenembryonen zur Prüfung ihrer Behauptung empfohlen sein. §. 46. Eines der merkwürdigsten Verhältnisse, die uns der Embryo der Natter dar- bietet, und wodurch er sich sehr auffallend von den Embryonen höherer Wirbelthiere unter- scheidet, ist die verhältnissmässig sehr bedeutende Länge, die er schon in einer sehr frühen Zeit des Fruchtlebens annimmt. Mit ihr nur in der innigsten Beziehung scheint der Umstand zu stehen, dass sich bei der Natter niemals irgend eine Andeutung von Extremitäten bemerkbar macht. Die Kraft, die auf die Ausbildung des Rückenmarkes, der Wirbelsäule und der Rippen und Muskeln dieser Säule verwendet w ird , erschöpft sich gleichsam darin so sehr , dass sie nicht auch Extremitäten zu erzeugen im Stande ist. Ueberhaupt aber findet man im Reiche 112 Fünftes Kapitel. der Wirbelthicre, dass wenn der Rumpf im Verhältniss zu seiner Breite eine bedeutende Länge erreicht, Extremitäten, welche der Lage nach den Armen und Beinen des Menschen entsprächen, entweder gar nicht zum Vorschein kommen, oder doch nur eine verhältnissmässig geringe Länge erreichen. Das Erstcre ist der Fall bei den aalartigen Fischen, den Cyclostomen , den wurm- fdrmigen Batrachiern , und den meisten Schlangen, das Letztere, um nur einige Beispiele auf- zuführen, hei Esox Beloite, Trichiurus leptiirus , den Syngnathen und vielen andern Fischen, ferner mehr oder weniger bei allen geschwänzten Batrachiern , desgleichen bei Python, Boa, Anguis , Pseudopus und einigen andern verwandten Sauriern , wie auch bei den Krokodillen, Fischottern und allen marderarligen Thieren. Dagegen kommen lange Extremitäten fest nur allein bei solchen Wirbelthieren vor , deren Rumpf im Verhältniss zu seiner Breite nur kurz zu nennen ist, wie z. B. bei den Fröschen, den meisten Sumpfvögeln, der Giraffe, dem Elenthiere. Eine erhebliche Ausnahme von dieser Regel machen die Exocoeti. Nicht jedoch ist es eine nothwendige Folge , dass wenn der Rumpf kurz und breit bleibt , die Gliedmaassen lang auswachsen müssen , wie schon eine flüchtige Musteiung der Wirbelthicre Jeden belehren wird. Die bildende Thätigkcit muss also nicht nothwendig, indem sie die Organe des animaJen Lebens zur weitern Entwickelung bringt, in der Verlängerung der Gliedmaassen sich cxcessiv wirksam zeigen , wenn sie in nur beschränkterm Maasse auf die Verlängerung des Rumpfes hinwirkt. — Was übrigens die Proportionen in der Länge des Rumpfes, Halses und Schwanzes anbelangt, so scheint für diese kein bestimmtes allgemein durchgreifendes Gesetz vorhanden zu sein. Denn einen langen Hals oder auch einen langen Schwanz findet man sowohl bei solchen Wirbelthieren , welche einen nur kurzen , als auch bei solchen , welche einen langen Rumpf besitzen, und umgekehrt: ja den meisten Fischen, nämlich allen mit Ausnahme der Cyclostomen und Plasriostomen ; mangelt ein Hals gänzlich. Entwickelungs-Oescliiclite der BJ^atter von dem ^änzliclien Verschwinden der ISclilundöffnungen l>is zu der Färl>un^ der Uautliedeekun^. , ; §. 47. € i 1) ä u t f. Mit der Vergrösserung der Frucht nimmt auch ihr Amnion an Umfang zu, doch nur um so viel, dass zwischen ihm und der Frucht immerfort ein nur massig grosser Zwischenraum verbleibt. Sein flüssiger Inhalt wird immer dicker und klebriger. Sein kurzer trichterrdrmiger Theil, mit dem es in die Bauchdecken der Frucht übergeht, wird zu einer massig langen Röhre ausgezogen , in welcher der Stiel der Allantois nebst den Stämmen der Nahelgefässe und der Nabelgekrösgefässe ihre Lage haben. Alle diese Gefässe aber sind theils untereinander, theils mit jener Röhre und dem Stiele der Allantoide • durch Zellgewebe vereinigt, und setzen mit Britte Periode. ' 113 diesen Gebilden alimäliiip: einen massig; langen und massig dicken Nabels trang zusammen, ■werden aber nacb der Mitlc der drillen Periode, zumal die Nabelarterien, etwas länger, als jene Rubre oder ibre Scbeide , und fangen dann in Folge dieser ibrer grösseren Verlängerung an, sieb in ibr, nicbt jcdocb mit ibr, zu scblängeln und selbst wobl spiralförmig um einander und um den Stiel der AUanlois oder den Urachus etwas zu winden. Bald nacb Beginn der drillen Periode , welcbe die längste von allen ist , hüllt der Dottersack das Amnion scbon völlig ein. Die äussere Haut dieses Sackes nimmt nur noch wenig, die innere dagegen weit mehr an Dicke zu, indem die einzelnen Körner, Avoraus die letztere Haut hauplsäcblicb besiebt, und von denen ein jedes unter dem Mikroskope als ein Haufen von mehreren sehr kleinen Körnchen erscheint , immer mehr an Umfang gewinnen. Zugleich werden auch die Falten, die von dieser innern Haut des Doltersackes gebildet sind, der Mehrzahl nach bedeutend breit und immer mehr manscheltenartig gekräuselt, und es entstehen Anaslomosen zwischen den Blutgefässen , welcbe durch die Breite einer jeden Falte zwischen den beiden Blällern derselben bindurchlaufen , und einerseits mit einem an dem freien Rande einer Falle verlaufenden Aste der Nabclgekrösarlerie, andererseits mit einem zwischen den beiden Häuten des Dottersackes verlaufenden Aste der Nabelgekrösvene zusammenhängen. Zwischen den Fäden des Netzwerkes von Gcfässen aber, das auf solche Weise gebildet wird, beginnt nach einiger Zeit in der Haulfalle , die dasselbe einschliesst , hie und da eine Resorption der Falte selbst , wodurch nun viele Lücken in ibr bewirkt werden , so dass sie schon um die Mitte der dritten Entwickelungsperiode eine Aehnlicbkeit mit der Neplunsmanscbette (Retepora cellulosa) hat. Am Schlüsse der dritten Periode findet man , nachdem die erwähnten Lücken immer grösser geworden sind, statt der frühem Fallen eben so viele unregelmässig geformte und aus groben Fäden besiebende Netzwerke, von denen ein jeder Faden aus einem Blutgefässe und einer dasselbe umgebenden dicken , gelben , und weichen körnigen Scbeide besteht. Die Dottersubslanz selber, in welche die beschriebenen Falten hineinwachsen, so dass sie allenlbalben von ihr umgeben werden, verliert bedeutend an Masse, und es verschwinden mit der Zeit alle ihre Körner, woraus sie zum grossen Tbeile bestand, vermulblicb iijdem sie allmäblig verflüssigt worden. Gegen das Ende der drillen Periode stellt dann der Dotter eine gelbliche , ins Grüne spielende, körnerlose, durchweg gleichartig beschaffene und halbdurchsicblige tropfbare Flüssigkeit dar, die bei weitem weniger dicklich ist, als sie es früher war.*) Die AUantois kleidet scbon bald nach dem Anfange der dritten Periode das ganze Chorion aus. Ibr Inhalt wird noch immer dicklicher und klebriger, ohne jedoch an Quantität sehr zuzunehmen, weshalb denn auch die beiden einander zugekehrten Wandungen (Blätter) der AUantoide immer und allenthalben nur Avenig von einander abstehen. §. 48. 2VU()cineinfS über öic llcränJifrunscn im ^Vfussern öcs €mbnjO0. Der Embryo nimmt an Umfang ansehnlich zu, und bekommt eine, Länge von ungefähr 4t bis 5 Zoll. Das Antlitz bildet sich mehr aus, und der Kopf wird scbon dadurch gestreckter: *) In den Eiern des Haushuhnes nimmt der Dotter zuletzt das Aussehen einer Emulsion an. Diese Ver- schiedenheit der Farbe rührt vielleicht davon her, dass der DoUer der Hühnereier allmählig das ihn in bedeutender Quantität umg-ebende Eierweiss in sich aufnimmt, -yvas bei den Eiern der Natter nicht der Fall sein kann. 15 |14 Fünftes Kapitel. Der Scheitelhöcker flächt sich ab, wiewohl nicht bis zum völligen Verschwinden: der Nackenr höcker dagegen verschwindet gänzlich , indem sich der Kopf ganz aufbiegt , so dass er zuletzt gerade vom Halse ausläuft. An der Haut bilden sich durcii partielle Verdickung und Auflreibung Schuppen und Schienen, zuerst dicht hinter dem Kopfe, zuletzt am Ende des Schwanzes. Auch bilden sich jetzt schon Schilder an den Seiten des Kopfes (die Kinnladen mit eingerechnet) und auf der Schnauze. Die Schilder auf dem obern Theile des Kopfes dagegen entstehen erst in der folgenden Periode. Die Schuppen machen sich zuerst als kleine Buckeln oder platte rund- liche Hervorragungen der Haut bemerklich , so dass sie anfangs die grössle Aehnlichkeit mit den Erhöhungen auf der Haut der Eidechsen haben, weshalb man wohl behaupten dürfte, dass diese bei den Eidechsen vorkommenden Erhöhungen in der Enlwickelung frühzeitig stehen gebliebene Schuppen seien. Ihre Stellung ist gleich bei ihrem Beginnen in einem Quincunx, also ganz dieselbe , wie bei der erwachsenen Natter. Zuerst erscheinen von ihnen die den Seiten des Körpers angehörigen, später die des Rückens. — Indem diejenigen Theile der Rücken- und Bauchplatten, in welchen sich schon Ausstrahlungen der Wirbelsäule und Muskeln gebildet hatten, an Breite immer mehr zunehmen , wölben sie sich von beiden Seiten einander mehr entgegen und kommen einander immer näher , wobei die untere Vereinigungshaut immer schmäler wird, und zuletzt sich ganz verliert. Wenn diess aber geschehen ist, kommen jene Theile unter einander in Berührung, und verwachsen mit einander. Dass jene Theile in die Vereinigungshaut nicht hineinwachsen, sich gleichsam in sie hineindrängen und sie immer mehr anfüHen, geht wohl insbesondere daraus hervor, dass das Netz von Blutgefässen, welches sich in der untern Vereinigungshaut befindet, so wie jene Theile breiter werden, immer mehr schwindet, nicht aber auf dieselben übergeht. Auch ist die Bauchhöhle von jungem Embryonen wirklich weiter, als von solchen, deren Haut sich schon zu färben beginnt. Merkwürdig ist dabei der Umstand, dass wenn an der Haut sich Schuppen und Schienen bilden , anfangs an dem ganzen obern Theile einer Bauchplatte, d. h. an demjenigen Theile, in welchem die Rippen mit ihren Muskeln enthalten sind, nur die Andeutungen von Schuppen bemerkt werden, und dass erst später, so wie dieser Theil an Breite gewinnt , nach unten hin Schienen entstehen , die dann nach und nach nicht blos absolut, sondern auch relativ (im Vergleich zu ihrer Breite) an Länge gewinnen. Hieraus geht hervor , dass das Wachslhum jenes Theiles in die Breite der Hauptsache nach nicht sowohl durch Absatz von Bildungsstoffen durch die ganze Masse , als vielmehr an den untern Rand desselben bewirkt wird. Ferner gebt daraus hervor, dass eine jede Schiene an der untern Seite des Rumpfes und Halses ursprünglich aus zwei von einander abstehenden Hälften besteht , dass diese aber allmählich einander immer näher kommen , dann auf einander treffen, und zuletzt, jedoch erst in der folgenden Periode, zu einem Ganzen verwachsen. In der Regel treffen die beiden Seitenhälflen der einzelnen Bauchschienen ganz genau auf einander, mit unter aber an einigen Stellen doch nicht so genau , so nämlich , dass das untere Ende der einen über das der andren nach vorne oder nach hinten etwas übergreift : indess gleichen sie sich in diesem Fall doch späterhin , ehe sie völlig verwachsen , so aus , dass die eine gerades- weges in die andre übergeht. Auffallend ist es daher, dass an dem Schwänze die Schienen nicht so auf einander treffen , dass immer je zwei zu einer verwachsen , sondern abwechselnd etwas zwischen einander greifen. — Bei dieser Gelegenheit will ich noch angeben, dass an der untern Seite des Schwanzes ein ähnlicher Vorgang stattfindet, wie an der Bauchwand. Wie Dritte Periode. 115 nämlicli diese Wand bei dem Jüngern Embryo zum grössern Theile aus einer zarten, obgleich freilich zu dem Systeme der Ifaulhedcckung gehörigen Membran besteht, die allmähh'g schmäler wird und endlich ganz verschwindet, so auch die unlere Seile des Schwanzes. Nur findet an diesen beiden Körpertbcilen der Unterschied statt, dass an dem erstem die Membran eine Höhle umschhesscn hilft, an dem letztem dagegen eine ansehnliche Quantität von Schleimstolf bekleidet, der unter der Wirbelsaite abgelagert ist, und lange Zeit hindurch das Venengeschlecht enthält, welches sich nachher in die J'ena caudalis umwandelt. In dem Vorhandensein dieser Haut und des hinter ihr befindlichen Schleimstoffes liegt eben auch die Ursache, warum der Schwanz geraume Zeit hindurch von den Seiten platt gedrückt erscheint. Später nun , wenn sich die untern Schwanzmuskeln mehr ausbilden, und einen grössern Umfang gewinnen , wird einestheils jene Masse von Schleimstolf, andernlheils die Haut, welche sie unten und au den Seiteri bekleidet, allmählich vermindert, bis endlich die letztere, wie die untere Vereinigungshaut der Leibeshöhle, gänzlich verschwindet. Indem diess aber geschieht, gewinnen die Schienen des Schwanzes eine grössere Länge, kommen von beiden Seiten einander immer näher, und gelangen dann endlich auch zur gegenseitigen Berührung. Uebrigens treffen zuerst die vordersten, zuletzt die hintersten Schienen des Schwanzes zusammen, jedoch selbst jene erst etwas später, als die hintersten Schienen des Bauches. ^^'ährend die untere Vereinigungshaut von vorne und von hinten her, doch von dort mehr, als von hier, immer schmäler wird, dehnt sie sieh gleichzeitig iheils absolut, theils auch im Verhältniss zur Rückenw'and des Leibes in die Länge aus. Die einzelnen Windungen der Spirale, welche von dem Embryo gebildet wird, werden dann, indem sich dieser etwas auszu- strecken strebt, weiter, nehmen auch an Zahl ab, und die ganze Spirale wird dadurch niedriger. Noch später aber entsteht in dieser Spirale , indem die von der hintern Hälfte des Embryos gebildeten Windungen sich stark ausweiten , eine Oeffnung , in die sich der Schwanz , eine Schlinge bildend, hineinschlägt (Tab. II, Fig. 9). Während der Verlängerung der Bauchhaut rückt der Nabel , der sich anfangs gleich hinter dem Herzen befand , weiter nach hinten hin , bis er am Ende dieser Periode eine nur geringe Strecke vor dem After, also weit hinter der Leber liegt, und nachher nicht weiter mehr nach hinten rückt. Es ist diese Erscheinung deshalb sehr auffallend, weil bei den Säuge- thieren grade der umgekehrte Fall eintritt, auch bei der Blindschleiche {Anguis fragilis) der Nabel lange nicht so weit nach hinten zu liegen kommt, wie bei der Natter. (Bei einer Blindschleiche, die vor wenigen Stunden geboren war , und eine Länge von 2 Zoll lOr Linien hatte , verhielt sich die Entfernung des Nabels vom Kopfe zu der Entfernung desselben vom After wie 23 : 7, bei einem Embryo der Natter dagegen, dessen Haut sich zu färben angefangen hatte, und der 3t Zoll lang war, wie 40:11, und bei einer jungen Natter, die vor wenigen Stunden geboren war, wie 50:6.) Nur in sehr seltenen Fällen geschieht es, dass selbst bis zu dem Ende dieser Periode der Embryo am Bauche sehr verkürzt und die Nabelöffnung in der Mitte der Bauchseite bleibt. — Die Verschiedenheit in der spätem Lage des Nabels bei verschiedenen Thieren wird, wie es mir scheinen will, bei solchen, welche eine Allantois besitzen , durch das Verhallen des Stieles dieser Blase bedingt. Bei den Säugethieren weitet sich der Stiel nicht blos aus, sondern nimmt auch absolut und relativ immer mehr an Länge zu, und bildet sich überhaupt zu der Harnblase aus. Dasselbe auch geschieht bei der Blindschleiche, 15* 116 Fünftes Kapitel. bei den Eidechsen, und wahrscheinlich auch bei den Schildkröten, wenn gleich bei der Blind- schleiche in geringerem Grade , als bei den Säugethieren. Bei der Natter dagegen verkürzt und verengert sich jener Stiel mehr und mehr. Sein vorderes Ende aber bleibt dessenungeachtet bei allen oben genannten Thieren fortwährend innerhalb des Nabels. Dieserhalb nun vermuthe ich, dass bei denjenig-^n Thieren, welche eine Allanlois besitzen, der Nabel nach vorne rückt, wenn sich der Stiel dieser Blase absolut und relativ verlängert, dass er in derselben Körper- gegend verbleibt , wenn jener Stiel keine relative Verlängerung erleidet , und dass er nach hinten rückt, wenn der erwähnte Stiel sich mehr und mehr verkürzt oder selbst wohl völlig verschwindet. Bei denjenigen Wirbelthieren übrigens , welche zwar zur Zeit des Fruchllebens einen aus dem Leibe heraushängenden Dottersack, jedoch nicht auch eine AUantois besitzen, wie namentlich manche Fische, verbleibt nach Wahrnehmungen zu urtheilen, die ich an Plagio- stomen, Syngnathen und dem Blennius viviparus gemacht habe, der Nabel immer an einer und derselben Stelle. Stärkere Bewegungen des Leibes bemerkt man selbst dann noch nicht, wenn der Embryo bis an das Ende der dritten Periode gelangt ist. Nimmt man ihn um diese Zeit aus dem Eie heraus, so öffnet und schliesst er gewöhnlich, doch nur langsam und selten, den Mund : höchst selten dagegen krümmt er sich an der einen oder andern Stelle des Leibes ein klein wenig zusammen, falls er nicht mechanisch irgend wo stärker gereizt wird. Geschieht diess aber, so erfolgt an der gereizten Stelle eine langsame und schwache Zusammenziehung. Am emptindlichsten sind von allen äussern Theilen die männlichen Glieder , denn wenn diese nur leise gereizt werden , so ziehen sie sich stark zusammen und werden gegen die Bauchseite noch mehr hingebogen, als sie es ohnehin schon sind. §. 49. \11 i r b e l 0 ä u l c xi n ö Rippen. Die Andeutungen der einzelnen Wirbelbeinkörpcr , oder die Ringe , die sich schon bei solchen jungen Embryonen , deren Kiemenspalten sich kaum erst geschlossen halten , an der Scheide der Chorda vertebralis unterscheiden Hessen , bei ihnen aber noch ganz weich und gallertartig waren, werden mit der Zeit deutlich knorpelartig und auch immer dicker. Dagegen wird der Kern der Chorda dünner und weicher, so dass er zuletzt, jedoch erst dann, wann jene Ringe sich zu verknöchern begonnen haben , nur eine weiche Gallerte oder einen Brei darstellt. Die Verdickung und Verknorpelung jener Ringe aber geht von aussen nach innen (gegen die Höhle derselben) vor sich, macht ihre grössten Forlschritte zuerst in den Seilentheilen, und setzt sich von da nach oben und unten gegen die Mittellinie fori. Darauf beginnt, und zwar schon lange vor der Mitte der dritten Periode, in der Substanz jener Ringe die erste Verknöcherung des Skelcts. Am frühesten erscheint sie, wenn wir die beiden ersten Wirbel ausnehmen, in den vordersten, am spätesten in den hintersten Wirbeln des Leibes, indem von vorne nach hinten ein Wirbel nach dem andern verknuchert. Die beiden Wirbel aber, welche zunächst auf den Kopf folgen, und welche etwas kleiner sind, als die ihnen benachbarten, verknöchern erst viel später, als die Mehrzahl der Wirbel des Halses und Rumpfes ; und was die Wirbel des Schwanzes anbelangt, so verknöchern diese sammt ihren Ausstrahlungen erst in der folgenden Periode. Nicht geringe Mühe hat es mir gekostet, zu erfahren, von wo aus in den einzelnen Wirbeln dieser Process vor sich geht. Ich habe dazu besonders solche Embryonen gewählt, Dritte Periode. 117 in denen nur erst die Körper oder die oben beschriebenen Ringe der vordersten Wirbel ver- knöchert und weiss f,'efärbt , die der übrigen aber, wenn sie in feuchtem Zustande untersucht wurden, zumal wenn die Embryonen einen oder einige Tage in einer Auflösung von kolilcnsaurem Kali gelegen halten, beinahe noch ganz durchsichtig waren. Sah ich den vordersten Thcil des Rückgralhes solcher Embryonen von der obcrn oder untern Seite an, so schienen nur die rechte und linke Seile der einzelnen Ringe Aveiss und verknöchert zu sein, die obere und untere Seite dagegen noch ganz durchsichtig. Dieser Erscheinung aber lag eine optische Täuschung zum Grunde, und icJi würde ein durchaus falsches Resultat erhalten haben, wenn ich es bei jener Betrachtungsweise hätte Lewenden lassen. Denn als ich die Ringe , die das erwähnte Aussehen darboten, von einander getrennt lind sie einzeln so gelegt hatte, dass ich ihren ganzen Umkreis und ihre Höhle übersehen konnte, fand ich, dass schon der ganze Ring verknöchert war. Aber an den zunächst hinter jenen liegenden und bei der Betrachtung von oben oder unten noch mehr oder weniger durchsichtig erscheinenden Ringen bemerkte ich, wenn ich sie so gelegt hatte, dass ich ihr Lumen übersehen konnte, Folgendes. Bei einigen zeigte sich an der ia natürlicher Lage obern und untern Seite dicht unter der äussern Haut oder dem Perichondrium ein sehr feiner weisser Strich, indess ein solcher an der rechten und linken Seite noch ganz fehlte. In andern Ringen aber, die dicht vor jenen lagen, hatten sich beide Striche zu einem Kreise geschlossen. Bei noch andern und etwas weiter nach vorne befindlichen war innerhalb eines solchen Kreises die Knorpelsubstanz des ganzen Ringes nicht mehr ganz helle , sondern mehr oder weniger getrübt , so dass sie eigentlich grau erschien , und um so mehr einen Uebergang in die weisse Farbe zeigte, je weiter der Wirbel nach vorne lag, also je näher er den völlig verknöcherten Wirbelkörpern war. Nach diesen Wahrnehmungen muss ich nun glauben, dass bei der IVatter in jedem Wirbelbcinkörper die Knochensubstanz zuerst dicht unter dem Perichondj-ium , und zwar an der obern und untern Seite eines solchen Körpers, in einer äusserst dünnen Schichte abgelagert wird , dass darauf eine jede Schichte an Länge zunimmt, bis beide zusammenstossen und einen geschlossenen Ring bilden, und dass alsdann, >venn diess geschehen, die ganze übrige Knorpelsubstanz des noch ringförmigen Wirbclkörpers gleichzeitig allenthalben von Knochenerde mehr und mehr durchdrungen wird. Demnach verknöchern die Wirbelbeinkörper der Natter auf eine ganz andre Weise , als die der Frösche und Molche , da bei diesen nach den Angaben von Duges der Ossificationsprocess von den Seitentheilcn der Wirbelkörper ausgehen soll *) , desgleichen auch auf eine andre Weise , als bei dem Blcnnius viviparus, bei welclrem ich in jedem solchen Körper vier Verknöcberungspunkle bemerkt habe. **) Wenn die Knochensubslanz des Wirbelkörpers sich zu einem Ringe vereinigt hat, nimmt dieser Ring wahrscheinlich durch Ansatz von Knochenerde an seiner äussern Fläche, an Dicke noch etwas zu , die von ihm eingeschlossene Knorpelsubstanz aber wird mehr und mehr von Knochenerde durchdrungen, und der ganze Wirbelkörper erscheint nun zuvörderst als ein dicker Knochenring. Allmählich aber wird darauf durch neuen Absatz erst von Knorpclsubstanz, dann von Knochenerde gegen die Höhle, die sich im Innern des Wirbelkörpers befindet, die Oelfnung in der Mitte desselben verkleinert und zuletzt selbst völlig geschlossen, indess die gallertartige *) Rechcrchcs siir Vosteohgie et myolog'ie des Batradens Pag. 103 et 104. **) Abhandl. z. Bildungs- und Entwick. Gesch. Tteil II. S. 41. 118 Fünftes Kapitel. Substanz , welche die Scheide der Wirbelsaite noch immerfort gewahr werden lässt , wie auch der in einen Brei umgewandelte Kern dieses Körperlheils in dem Wirbciringe gleichsam durch- schnitten und aus ihm völlig verdrängt worden. Doch geschieht diess nicht nach der ganzen Breite des Ringes , die unterdess schon ansehnlich zugenommen hat , sondern nur in dessen hintern Hälfte: denn an der vordem Hälfte des Ringes füllt sich die Höhle in der Art, dass daselbst eine kurze und weite trichterlormige Grube zurückbleibt, die von einem Ueberreste der Scheide der Wirbelsaite ausgekleidet wird. Während nän)lich durch den oben geschilderten Bildungsvorgang der Wirbelkörpcr die Chorda vertebralis slelhveise eingeschnürt und zuletzt auch abgeschnürt oder in ihrem Verlaufe unterbrochen wird , bleibt zwischen je zwei Wirbeln ein Rest von ihr zurück , der jetzt eine Gelenkkapsel bildet , von welcher die einander zu- gekehrten Enden der Körper beider Wirbel bekleidet und zusammengehalten werden. — Noch ehe aber die Oeflnung , die zu einer gewissen Zeit durch den zwar ringförmigen , doch schon verknöcherten Wirbelkörper hindurchgeht, von Knochensubstanz ausgefüllt wird, bildet sich an der hintern Seile des Wirbelkörpers ein Auswuchs oder Vorsprung, der diese ganze Seite und auch die durch den Körper hindurchgehende OeHnung bedeckt, und in die Grube des zunächst folgenden Wirbels eingreift, also ein Gelenkkopf. Anfangs erscheint derselbe als eine dünne auf den verknöcherten Theil des Wirbelkörpers aufgetragene Lage von Knorpelsubstanz , deren Ursprung sich daraus herleiten lässt , dass von den beiden Flügeln , die sich rechts und links an jedem Wirbelkörper befinden , den Rippen und Wirbelbogen als Stützen dienen , und erst viel später , als der Körper , verknöchern , die Substanz , aus der sie bestehen , an der hintern Seite des Wirbels gegen die Achse des Wirbelstammes hinwuchert. In kurzer Zeit aber nimmt die erwähnte Lage oder Schichte an Dicke so zu , dass sie ungefähr den dritten Theil einer Kugel ausmacht (Tab. VH , Fig. 14). Während diess geschieht, beginnt in dem so entstehenden Gelenkkopfe von seiner Basis aus auch schon der Verknöcherungsprocess , und es wächst gleichsam die Knochensubstanz langsam von dem Wirbelkörper in ihn hinein , und ver- drängt immer mehr die Knorpelsubstanz. Der Gelenkkopf des Wirbelkörpers ist also bei der Natter eine Apophysis , nicht aber eine Epiphysis desselben. Diese Angabe mache ich erst nach vielen und sorgfällig angestellten Untersuchungen. Nie habe ich in dem Gelenkkopfe, wie klein er auch war, einen besondern Knochenkern gefunden, was mir besonders deshalb sehr auffallend war, weil bei den Batrachiern nach den Angaben von Duges der Gelenkkopf der Wirbelbeine aus einem besondern Knochenkerne entstehen soll , der erst späterhin mit dem Körper seines Wirbelbeines verwächst. Dagegen kann ich, worauf Duges in Beziehung auf die Batrachier aufmerksam gemacht hat, *) auch für die Schlangen mit Zuversicht angeben, dass der Gelenkkopf der Wirbelbeine nicht etwa aus einem Ueberreste des gallertartigen Kernes der Chorda vertebralis seinen Ursprung nimmt , sondern dass der Knorpel , in welchem er sich bildet, wie schon oben bemerkt, ein Auswuchs aus seinem Wirbelbeine ist. Der Ueberrest jenes gallertartigen Kernes scheint zu dem Inhalte der Gelenkböhle der Wirbelbeine zu werden, indem er mit der Zeit sich ganz verflüssigt. Gleichfalls viel später, als die Verknöcherung der anfangs ringförmigen Wirbelbeinkörper beginnt , und auch noch etwas später , als sich der Gelenkkopf dieser Theile bemerklich macht , erhalten die Stachelfortsätze , welche sich an der *) Am ang-ef. Orte S. 106 und 107. i~J.i. .AJt.^iJ w.j. -i .s Dritte Periode. 119 unlcrn Seite der Wirbclbeiiic des Halses und einif!:er Wirbelbeinc des Rumpfes befinden , ihren Ursprung:. Sie erselieinen zuerst als kleine rollic Punkte , oder vielmehr als kleine knorplige Halbkupeln , die mit der Knoclieusubslanz der Wirbelkürper vcrwaebsen sind. Darauf ver- knöebern sie im Allgemeinen in der Art, dass von den Körpern aus die Knochensubstanz in sie gleichsam hineinwächst, sie also gleichfalls als Apophysen von ihnen erscheinen. Nur allein der vorderste Wirbel macht davon eine Ausnahme; denn an ihm bildet sich der Vorsprung als ein besondrer rundlicher Knochenkern. Was die untern Stachelfortsätze der Schwanzvvirhel anbetrilll, die bei den erwachsenen Nattern im Allgemeinen gespalten sind, so bilden sich für einen jeden gleich ursprünglich zwei dünne Fortsätze. Diese entspringen in einer mehr oder weniger grossen Entfernung von einander an der untern Seite des Wiibels , divergiren sehr stark, sind massig gekrümmt und kehren ihre convexe Seite nach aussen und etwas nach oben. Im Ganzen bieten sie das Aussehen von Querfortsülzen dar, haben aber am Ende dieser Periode sogar an den vordersten Schwanzwirbeln nur erst eine sehr geringe Grösse. An den hintersten Schwanzwirbcln sind sie jetzt noch nicht einmal angedeutet. Nächst den äussersten Wirbeln des Schwanzes nimmt der Körper des vordersten Wirbels verhältriissmässig am wenigsten an Umfang zu. Schon in geringcrm Maasse gilt das eben Gesagte von dem zweiten Wirbel. Die meisten übrigen aber nehmen an Umfang ansehnlich zu; auch ändern sie ihre ursprüngliche Gestalt in der Art ab, dass ihr Querdurcbmesser viel grösser wird, als ihr senkrechter Durchmesser, wenn man nämlich den untern Stachelforlsatz nicht mit in Anschlag bringt (Tab. VII, Fig. 13). Dabei stellt sich an diesen Wirheikörpern die sonderbare Erscheinung ein, dass sich gegen Ende der dritten Periode an der untern und an der obern Seite derselben zwei auf die beiden Seitenhälften verthcilte Gruben bilden, die immer weiter und liefer werden, bis sie an den am meisten in die Breite gewachsenen Wirbel- körpern sogar durchbrechen, so dass an diesen zuletzt zwei kleine Oeffnungen entstehen (Tab. VII, Fig. 14). Diese Erscheinung aber kann wohl nicht anders bewirkt werden, als dass dort, wo sich die Gruben bemerkbar machen , iheils weniger Knochenerde abgesetzt wird , als in der Nachbarscharft , ibeils auch eine Resorption schon abgelagerter Knochenerde statt findet. Auf eine von den übrigen Wirbeln abweichende Weise, wie ich sie nicht geahnt habe, und die mich deshalb nicht wenig befremdet hat, entwickeln sich der Atlas und Epistropheus. Bis etwas über die Mitte der dritten Periode nehmen sie denselben Enlwickelungsgang , wie die beiden nächstfolgenden und gleichfalls rippenlosen Wirbel. Um die Wirbelsaite bildet sich für den Körper eines jeden ein Knorpelring, der allmäblig verknöchert, die Wirbelsaitc abschnürt und verdrängt, sieh mit Knochensubstanz ausfüllt und selbst einige Zeit an seinem nach vorne gekehrten Ende eine Grube bemerken lässt. Ferner entsteht zu beiden Seiten des Körpers eines jeden , bevor in ihm die Verknöcherung beginnt , ein flügeiförmiger Fortsatz , der den Schenkel des Wirbelbogens von dem ringförmigen Körper wegschiebt. Doch wird derselbe an dem Atlas nicht völlig so gross , wie an dem Epistropheus und den nächstfolgenden Wirbeln. Ausserdem aber entsteht noch an der untern Seite des Körpers ein knorpliger Vorsprung, als Andeutung eines untern Dornfortsatzes , und dieser wird am Atlas viel grösser , als an dem Epistropheus. Ist nun die Entwickelung bis dahin vorgeschritten, so geben an diesen Wirbela folgende Veränderungen vor sich: 1) der Körper des Atlas rundet sich bei fortschreitendem Wachsthume vorne ab , so dass am Ende der dritten Periode hier nur ein kaum merkbares 120 Fünftes Kapitel. Grübchen befindlich ist (Tab. VII, Fig. 15, a und 16, a). 2) Die Knorpelsubstanz, welche am Atlas den unlern Dornfortsatz bezeichnet, und welche in ihrer Mitte schon einen Knochenkern^ erhalten hat (Fig. 16, b) , -wächst seitwärts gegen die beiden Flügel und die mit ihnen zu- sammenhängenden Schenkel des Wirbelbogens hin , und nimmt auch beträchtlich an Dicke zu. Doch verknöchert sie, selbst in der folgenden Periode, nicht durchweg, sondern es bleibt noch ein Rest von ihren gegen die Flügel verlängerten Seitentheilen knorplig , indess der übrige Theil, von vorne oder hinten betrachtet, ein breites und niedriges aus Knochensuhstanz be- stehendes Dreieck darstellt. 3) Der Körper des Atlas löst sich indessen von den Flügdn und dem untern Dornfortsatze los, indem die Substanz, die ihn mit diesem Theile verbindet, erweicht und sogar, wie es scheint, verflüssigt wird, so dass er in dem Ringe, der aus dem eben genannten Theile und den oben schon zusammenstossenden Schenkeln des Wirbelbogens zusammen- gesetzt ist, um seine Achse ganz beweglich wird. 4) Endlich verwächst der Körper des Atlas in der letzten Periode des Fruchllebcns mit dem Körper des Epistropheus , und stellt nun an ihm den Processus odontoideus dar. Demnach ist dieser Fortsatz nicht ein Auswuchs des Epistropheus, sondern der Körper des Atlas, derjenige Knochen aber, welcher als erster Hals- wirbel gilt, ist kein ganz vollständiger Wirbel, sondern crmangelt eines eigentlichen Körpers. Was man den Körper desselben nennt, ist Nichts weiter, als ein modificirter unterer Dorn- fortsatz. — Von dem so eben Vorgetragenen habe ich mich über allen Zweifel überzeugt. Auch vermuthe ich sehr, dass bei höhcrn Thieren der Zahnfortsatz des Epistropheus ebenfalls Nichts anders, als der Körper des ersten Halswirbels ist. — Schliesslich noch die Remerkung, dass wenn in der dritten Periode der Körper des vordersten Wirbels in dem übrigen Theile dieses Wirbels beweglich wird, über ihm schon ein quer ausgespanntes Band vorkommt, welches dem Ligamentum transversum am Atlas des Menschen entspricht (Fig. 16, c). Rechts und links an dem Körper des Wirbels , wo die Rippen und die Schenkel der Wirbelbogen von ihm ausgestrahlt sind , wuchert das verdichtete Bildungsgewebe , woraus er ursprünglich besteht, zwar langsam, doch bedeutend hervor, und bildet sich, während es allmählig in Knorpelsubstanz umgewandelt wird, zu einer mit ihren grössten Flächen senkrecht gestellten und mehr an Länge , als an Breite und Dicke zunehmenden Tafel aus , die jene Ausstrahlungen immer weiter von der Achse des Wirbelbogens nach aussen fortschiebt, und die am Ende der dritten Periode beinahe so dick, wie der Wirbel lang ist. Sie stellt dann von der vordem oder hintern Seite betrachtet ein kurzes unregelmässiges Oblong dar, dessen einer Winkel in den Wirbclkörpcr übergeht, und di3sscn eine kürzere Seite nach aussen und oben gerichtet ist. Von eben dieser Seite läuft ein Schenkel eines Wirbelbeinbogens, von der nach aussen und unten gekehrten Seite aber , wenigstens an der Mehrzahl der Wirbel , eine Rippe aus, so dass demnach diese Fortsätze mit dem ursprünglich vorhandenen Theile des Wirbelkörpers nur mittelbar, nämlich durch die oben beschriebenen Tafeln verbunden sind (Tab. VE, Fig. 13). — Die Schenkel der Wirbelbeinbogen verknöchern von ihrer Mitte gegen ihre beiden Enden hin, und dieser Process beginnt schon bald, nachdem die Wirbelbeinkörper verknöchert sind. Nachdem aber in ihnen die Verknöcherung ihren Anfang genommen hat, bilden sich diese anfänglich beinahe fadenförmigen Theile ziemlich schnell zu breiten oblongen Tafeln aus, die jedoch in dem grössern Theile des Leibes erst gegen das Ende der dritten Periode, und im Schwänze, so wie in dem hintersten Theile des Rumpfes sogar erst in der folgenden Periode paarweise zur gegenseitigen Dritte Periode. 121 Berührung: gelang:cn. — Weit später verknöchern die Rippen, und zwar ehcnfaüs von der Mille 'gegen die Enden hin. Ehe sich aher ein Knochenpunkt in ihnen hildet , gliedert sich schon der Knorpel, woraus nun die Rippe der Hauptsache nach hcstcht, von dem übrigen Thcile des Wirbels ab. — Die Tal'el endlich, welche die Verbindung zwischen einer Rippe, einem Schenkel des Wirbelbogens , und einem Wirbelkörpcr verraillelt und späterhin einen Thcil des Wirbel- kürpers ausmacht , verknöchert erst in der folgenden Periode. Das \'erhällniss der Rippen zu den Wirbclkörpern ist ursprünglich ein eben solches, wie das der Schenkel der Wirbelbogcn zu diesen Körpern. Wie ein dergleichen Schenkel, entsteht auch jede Rippe als eine Ausstrahlung des Wirbelkörpers, der von allen diesen Theilen zuerst angelegt wurde. Anstalt dass aber die Wirbelbogenscbenkel sich nach oben richten, um das Rückenmark zu umfassen , wachsen die Rippen nach unlen hin , um die Eingeweide des organischen Lebens cinzuschliessen , und daher erklärt sich dann auch ihre grössere Länge bei der Kaller und hei einer Menge von andern Wirbellhieren. Die Querfortsälze, die an den Wirbeln des Schwanzes entstehen, zeigen ganz dieselben Lagerungsverhällnisse zu den Körpern der Wirbel, wie der Rippen. Sie entstehen an denselben Stellen, wie diese, werden gleichfalls mit den Schenkeln der Wirbelbogcn durch seitliche flügelRirmigc Auswüchse der Körper von der Achse der Körper immer weiter entfernt, und es findet , wenn sich die Rippen noch nicht abgegliedert haben , ein ganz unmerklicher Uebergang von diesen in die genannten Fortsätze Statt. Der erwähnte Uebergang aber ist um so merk- würdiger, als bei der Natter die hinterste Rippe eben so gespalten ist, wie die Querfortsätze der drei oder vier zunächst darauf folgenden Schwanzwirbel. Betrachten wir zuvörderst dieses Verhältniss bei der erwachsenen Natter, so findet man, dass die vorletzte Rippe in der Nähe ihres obern (oder innern) Endes an ihrer obern Seite einen kleinen nach aussen und oben gerichteten Fortsatz besitzt, dass aber an der letzten Rippe dieser Fortsatz ungefähr zum \ierten Thcile so lang ist, als der übrige nach unten und aussen von ihm gelegene oder grössere Theil der Rippe, so dass dieser ganze Knochen beinahe die Form einer zweizinkigen Heugabel hat, die noch nicht an einem Stiel befestigt, und deren eine Zinke zum grösslen Theil ab- gebrochen ist. Eine eben solche Grundform hat aber auch der Qucrforlsalz des ersten Schwanzwirbels , und der Unterschied zwischen ihm und der zunächst vor ihm befindlichen Rippe beruht hauptsächfich nur darin , dass er nicht , wie diese von seinem Wirbelbeine abgegliedert ist, dass seine obere Hälfte oder Zinke der untern an Länge beinahe gleichkommt, und dass er als Ganzes betrachtet noch nicht zur Hälfte so lang, als die hinterste Rippe ist. Die Querfortsälze der zunächst darauf folgenden Schwanzwirbel sind ganz nach derselben Form wie die des vordersten gebaut, aber um so kürzer, je weiter ihre Wirbel von dem letzten Rumpfwirbel entfernt liegen. Was nun die Entwickelung der so eben erwähnten Rippen und Querfortsälze anbelangt , so werden auch sie , wie fast alle übrigen Rippen ursprünglich als ganz einfache Strahlen von ihren Wirbelbeinen ausgesendet. Sehr bald aber enlsteht an der obern Seite eines solchen Strahles da , wo er von dem Wirbelkörper ausgeht , ein Auswuchs , der sich mehr oder weniger verlängert, gleichfalls die Form eines Strahles annimmt, und sich mit seinem freien Ende nach aussen richtet. So entsteht denn eine Gabel , deren eine Zinke mehr oder weniger von der andern an Länge überlroflfen wird. — Beiläufig bemerkt, geht vermuthlich auf eben dieselbe Weise, wie die Entwickelung der hintersten Rippe der Natter, auch die 16 122 Fünftes Kapitel. Entwickelung der meisten oder aller Rippen bei manchen Fischen vor sich , z. B. bei denen aus der Galtung Clupea. Dasselbe gilt auch von manchen Arten der Gattung Perca, Labrus, Gadus und Chaetodon : nur tritt bei manchen von diesen letztern Fischen der Unterschied ein, dass sich die später entstandene oder obere Zinke von der untern abgliedert, so dass dann statt einer einzigen gespaltenen Rippe zwei besondere Rippen vorkommen, von denen die eine beweglich auf der andern aufsitzt. ■■ö' §. äO. 6 d) ä ö e l. Die Chorda vertebralis reicht bei den Jüngern Embryonen der Natter bis zwischen die Ohrkapseln , und weiter , als bis dahin , geht sie weder bei der Natter , noch auch bei andern Wirbelthieren, zu irgend einer Zeit des Lebens, wie mich vielfältig deshalb angestellte Unter- suchungen belehrt haben. Um die Scheide dieses Kopflbciles der Chorda aber wird schon frühzeitig ein dichtes Blastem abgelagert , das eine über den gedachten Theil nach vorne vor- springende Tafel darstellt, die man Belcgungsplatte der Wirbelsaite nennen könnte, und die nach vorne drei an Länge ungleiche Fortsätze oder Balken , einen unpaarigen und zwei paarige absendet, über welche schon früher (§. 32) ein Näheres angegeben worden ist. Dieses verdichtete Blastem nun wandelt sich schon zu Anfange der dritten Periode zum grössten Theil in eine wahre und nach dem Tode des Embryos gewöhnlich lebhaft roth gefärbte Knorpelsubstanz um, so dass der Kopflheil der Chorda dann in eine Knorpeltafel gleichsam hereingebohrt oder hineingeschoben und darin festgeleiml ist. Ich sagte, zum grössten Theil, denn dicht vor dem Kopflheile der Wirbelsaile zwischen ihm und dem unpaarigen Fortsatze der Tafel, nämlich unterhalb der Mitte des Hinterhirncs (der vordem Hälfte der hintern Hirnmasse) wird die Ver- knorpeiung der Tafel noch lange zurückgehalten : ja es wird dort die Grundfläche des Schädels sogar offenbar dünner, und es entsteht in ihr eine Lücke von ziemlich grossem Umfange, die nur allein von einer zarten , fibrösartigen , und von der Dura mater bedeckten Haut ausgefüllt ist (Tab. Vn, Fig. 17). Jedoch verbleibt die Lücke nur bis an das Ende des Fruchtlebens; dann aber wird auch sie mit Knorpelsubstanz angefüllt , obschon nur in dem Maasse , dass die Scbädelgrundfläcbe hier am dünnsten erscheint. — Während sie verknorpelt und auch nachher nimmt die erwähnte Tafel weit mehr an Länge, als an Breite zu, stellt schon lange vor Ablauf der dritten Periode beinahe ein regelmässiges Oblong dar, und wird nach oben rinnenrörmig etwas zusammengebogen. Der Kopflheil der Wirbelsaite ist in ihr bis an das Ende der drillen Periode, selbst nachdem in ihr die Verknöcberung begonnen bat, deutlich zu erkennen, und es scheint auch nicht, dass er bis dahin sich merklich verkleinert hätte. Dicht vor dem Hiulerhauplsloche , zwischen ihm und den Ohrkapseln , wachsen aus jener Tafel schon frühe seitwärts zwei paarige Fortsätze hervor, die das verlängerte Mark gleichermassen , wie die Schenkel der Wirbelbogen das Rückenmark, von den Seiten zu umfassen streben, gleichfalls eine rolhe Farbe annehmen , und am Ende der drillen Periode zwei massig grosse und fast oblonge Knorpeltafcln darstellen, die oben einander fast berühren. Es bezeichnen diese, Aus- strahlungen die Seitentbeile des Hinterhauptbeines (Tab.VH, Fig. 17, b, b). Auch die beiden paarigen langen Balken, in welche sich die Belegungsplatte der Wirbel- saite nach vorne wie in ein Paar Hörner fortsetzte , und zwischen welchen sich ganz hinten der Hirnanhang durchgedrängt hatte , Theile , die ich auch bei Fröschen , Eidechsen , Vögeln Dritte Periode. 123 und Säugelliiercn gesehen liabc , verknorpeln zu Anfange des drillen Zeitraumes , und nehmen eine rolhe Farbe an. Deutlicher noch, als früher, kann man sie dann an dieser hervorstcrhenden Farbe von den benachbarten Tbeilen des Kopfes unterscheiden. Anfangs verliefen sie nach iiirer ganzen Länge getrennt von einander bis an die Stirnwand, beriibrlen sich vor ihrem Ucbergangc in diese, lagen je weiter nach hinten, desto mehr aus einander, und boten in ihrer gegenseitigen Lage und ganzen Form eine Aehnlichkeit mit den Hörnern einer Lvra dar (§. 33). Während jetzt aber die Augen sich mehr vergrössern und sich mehr runden , also in ihrer Mitte (in iJu'em Aequalor) nach unten gegen die Mundhöhle mehr hervor treten , Averden von ihnen jene Balken des Schädels immer mehr zusammengeschoben, so dass sie schon vor der Mitte der dj'illen Periode in einem grossen Theile ihres Verlaufes fast parallel zu liegen kommen. Vorne aber , wo sie schon früherhin einander am nächsten waren , werden sie von den Geruchs- werkzeugen , die sich ihnen zur Seite ausbilden , und jetzt schon einen beträchtlichen umfang gewinnen , ebenfalls und zwar in einem solchen Grade zusammengeschoben , dass sie in einer geraumen Strecke zur gegenseitigen Berührung gelangen , worauf sie dann an dieser Slelle völlig verschmelzen (Tab. VII, Fig. 17, h). Am weitesten liegen sie nun ganz hinten von einander entfernt, wo Sich der Hirnanhang zwischen ihnen bindurchgedrängt hatte, so dass sie diesen noch zu umfassen scheinen (Tab. \1I, Fig. 17, g) und ganz vorne, zwischen dem vordersten Theile der beiden Nasenhöhlen , weichen sie von ihrem verschmolzenen Theile als zwei von diesem ausgehende sehr kurze , sehr dünne , nach oben gerichtete , und nach aussen einfach umgebogene Hörner wieder aus einander. Gleichzeitig nehmen sie beide mit der Verlängerung des Kopfes und insbesondere des Gesichtes beträchtlich an Länge zu, sehr wenig dagegen an Dicke, so dass sie zuletzt zum grossem Tbeil als dünne Fäden erscheinen. Wo übrigens diese Knorpelstreifen von dem tafelförmigen Theile der Scbädelgrundilächc abgehen, sendet ein jeder schon frühe einen kleinen Forlsatz nach aussen und hinten hin , der die Carotis , wo sie in die Schädelhöhle eindringt, von aussen umgiebt , und zuletzt mit dem oben angeführten lafcirörmigen Theile verwächst. Dadurch entsteht dann in dem knorpligen Theile der Scbädel- grundfläche die Ocffnung, welche für den Durchgang der Carotis bestimmt ist. — Der unpaarige zwischen erster und dritter Hirnmasse gelegene Balken des Schädels verknorpelt nicht : auch nimmt er nur noch in der ersten Zeit der dritten Periode an Umfang zu, dann aber verschwindet er, wie ich mich hinlänglich überzeugt habe, gänzlich. Allein an seiner Stelle kommt bald darauf in der Falte der harten Hirnbaut, die er hervorgehoben halte, eine wahrhaft knorplige, dicke und kurze Leiste zum \'orsebein , die ein Auswuchs von dem tafelförmigen Theile der knorpligen Basis cranii ist. Wo sich, die Glandula pituitaria befindet, bleibt zwischen den paarigen Balken des Schädels noch immerfort eine ansehnliche Lücke , die nur von der Mundhaut und der harten Hirnhaut verschlossen wird. Dagegen entsteht vor dieser Lücke zwischen den beiden Balken bis zu der Slelle hin, wo sie bereits verschmolzen sind, ein sehr schmaler, massig dicker, und vorne zugespitzter Streifen von Blastem , der kurz vor dem Schlüsse der drillen Periode ein knorpelartiges Gefüge erhält, und späterhin zu dem Körper des vordem Keilbeines wird. Ganz vorne aber, wo die erwähnten Balken verschmolzen sind, wächst aus diesem Theile und den beiden Hörnern , in die er sich endigt , zur selben Zeit ein Paar sehr zarter Knorpeltafeln hervor. Am Ende der dritten Periode haben beide Tafeln eine nicht unbedeutende Grösse, 16* 124 Fünftes Kapitel. stellen zwei unregelmüssig geslaltcle Dreiecke dar, und sind an ilirer'nach oben gekehrten Seite massig convex, an der untern concav, im Ganzen also sclialenrürmig (Tab. VII, Fig. 17, i, i). Was sie zu bedeuten haben, kann ich erst weiterbin (§. 71) angeben: vorläufig aber will ich hier bemerken , dass sich auf ihnen die Nasenbeine , unter ihnen die Nasenhöhlen und ^die Nasendrüsen mit ihren Knochenkapseln entwickeln. Die Flügel oder Seitentheile der beiden Keilbeine wachsen nicht, wie die Seitentheile des Hintcrliauplbeincs , aus der Basis cranii hervor , zu welcher der Kopflheil der Wirbelsaite den Grund legte , sondern bilden sich getrennt von ihr , wenn gleich ganz in ihrer Nähe , in dem bis dahin häutigen Theile der Hirnschale. Die Flügel des vordem Keilbeines (Tab. VII, Fig. 17, f), die nicht gar lange vor Ablauf der dritten Periode bemerklich werden, erscheinen als zwei wirklich knorplige , jedoch sich niemals rothende , unregelmässig oblonge Tafeln von massiger Dicke, liegen vor den Löchern der Sehnerven seitwärts von den paarigen Balken des Schädels, steigen von ihnen nach oben und aussen auf, und sind an ihrer dem Gehirne zugekehrten Fläche etwas convex, an der andern etwas concav. Ein wenig früher, als sie, machen sich die etwas grössern Flügel des hintern Keilbeins bemerklich (Tab. MI, Fig. 17, e). Sie bilden sich zwischen dem Auge und Ohre, bestehen ebenfalls ursprünglich aus einer farblosen Knorpelsubstanz , erscheinen am Ende der dritten Periode als unregelmässig vierseitige Platten, liegen zu beiden Seiten der vordem Hälfte von der Belegungsplatte der Wirbclsaile , steigen weniger steil auf, als die vordem Keilbeinflügel, und sind an ihrer äussern Fläche convex, an der innern concav. Die obere hintere Ecke eines jeden verlängert sich schon frühe zu einem Fortsatze , der an der obern Seite (Rande) der Obrkapsel eine Strecke nach hinten wächst, und sich ihr dicht anschmiegt. Die Ohrkapseln oder die nachherigen Felsenbeine (Tab. MI, Fig. 17, c, c) verknorpeln, wie es ganz den Anschein hat, von allen Thcilen des Schädels am frühesten: doch erhält die Substanz erst gleichzeitig mit den Knorpeln der Basis cranii stellweise eine röthlichc Färbung. Im Verhälluiss zum ganzen Kopfe nehmen sie einen sehr bedeutenden Umfang an , und halten daher die Seitentheile des Hinterhauptbeines und die Flügel des hintern Keilbeins weit auseinander. Ein Fenster, die Fenestra ovalis , entsteht in ihnen erst gegen die Mitte dieser Periode, und zwar durch Resorption der Materie. Was die Deckknochen des Gehirnes , nämlich die Stirnbeine , die Scheitelbeine und die Schuppe des Hinterhauptbeines anbelangt , so wird es passender sein , von ihnen erst im folgenden Kapitel zu handeln. Kurz vor dem Schlüsse der dritte» Periode stellt sich in einigen von den eben ver- handelten Theilen der Hirnschale auch schon die Verknöcherung ein. Zuerst, oder doch mit am frühesten, wird der Körper des Hinter hauptheines ausgebildet. In sehr geringer Entfernung vor dem Hinterbauptsloche erscheint eine halbmondrörmige sehr kleine Knochentafel, deren concaver Rand oder Ausschnitt nach vorne gerichtet ist : darauf schiesst von diesem Rande die Knochensubslanz immer weiter nach vorne an, bis zuletzt die Knochentafel in ihrer Form eine Aehnlichkeit mit einem Kartenherzen hat. Ihre Basis grenzt dann an die Lücke der Schädelgrundfläche , welche sich unter der vordem Hälfte der dritten Hirnmasse (Hinterhirn) befindet, ihre Spitze aber an das Hinterhauptsloch. Zum grössten Theil ist sie überaus dünne, und nur ihre Achse, nächst dieser aber ihr ganzes hinteres Randstück, zeichnen sich durch eine ■ I Brittc Fcriodc. 125 grossere Dicke aus. — Als die Achse dieser fjanzcn Knoclionlafcl lässt sich bis in die folgende Periode hinein der Kopflheil der Wirhelsaile erkennen. Er g'eht von dem hinlern bis zu dem vordem Ende derselben, wo er sich verliert, und wird von der Knochensubslanz jener Tai'el so ein- gehüllt, dass an der obern Seile desselben eine geringere, an der unlern aber eine beträchllichere Masse von dieser Substanz vorhanden ist. Deshalb bildet er an der obern Seite der Tafel eine nach der Länge verlaufende Wulst, die aber je später, destomehr dadurch, dass sich seitwärts von ihr die Knochensubstanz stärker anhäuft, unkenntlich gemacht wird. p]innial jedoch sah ich bei einem Embryo, der beinahe zur Enthüllung reif war, statt des Kopftheiles der Wirhel- saile einen ähnlich geformten und eben so grossen Knochenkegel , der fast nach seiner ganzen Länge auf dem Körper des Hinterhauptbeines nur aufzuliegen schien , indem er nur allein an seiner untern Seite mit ihm verschmolzen war. — Kern und Scheide von dem Kopftheile der Wirbelsaite werden , indem die Verknöcherung des Hinterhauptbeines weiter vorschreitet , wie der Kern und die Scheide des übrigen Theiles der Wirbelsaite an jeder Stelle, wo sich ein Wirbelbeinkörper bildet, allmählig aufgelöst und bis auf die letzte Spur verdrängt. Doch geschieht diess erst in der folgenden oder letzten Periode des Fruchtlebens. — Ein Gelenkkopf für das Hinterhaupt entsteht noch nicht in dieser Periode, sondern erst sehr viel später. Dagegen verknöchern die Seite nth eile des Hinterhauptbeines jetzt schon nach ihrer ganzen Länge und Breite. Der Körper des hintern Keilbeins bildet sich zwischen der oben erwähnten hintern Lücke der Basis cranü und der etwas mehr nach vorne gelegenen, oder derjenigen Lücke, welche sich unter der Glandula pituilaria befindet, also fern von dem Kopfstücke der Wirbel- saite, nämlich in der vordem Hälfte von der Belegungsplatte dieses Theiles. Für ihn entstehen zwei symmetrische auf beide Seitenhälften des Kopfes verlheilte Kerne , die aber sehr bald zusammenschmelzen und dann eine längliche Tafel zusammensetzen, die mit ihrem längsten Durchmesser quer gelagert und in ihrer Mitte sehr schmal, an den Enden aber breiler ist. Ein jeder von den beiden Knochenkernen erscheint ursprünglich als ein Ring um die Oeffnung, welche für den Durchgang der Carotis cerehralis bestimmt ist. — Die Flügel des hintern Keilbeines verknöchern jetzt schon beinahe nach ihrer ganzen Länge und Breite; dagegen die Flügel des vordem Keilbeines nur erst zum kleinem Theil , und der Körper dieses vordem Keilbeines noch gar nicht verknöchern. — Ueber die Verknöcherung der Ohrkapseln werde ich erst weiterhin (§. 54) ein Näheres angeben. Der Z wisch enkiefer bildet sich unabhängig von den schon genannten Skeletslücken in dem Zwischenräume , den die beiden Horner , welche von dem verschmolzenen Theile der paarigen Balken des Schädels nach vorne und aussen abgehen, zwischen sich lassen. An dieser Stelle entsteht schon einige Zeit nach der Mitte der dritten Periode ein sehr kleines unpaariges Knorpelslück, das anfangs ungefähr die Form einer dreiseiligen Pyramide hat, etwas später aber seitwärts von seiner nach vorne gekehrten Basis, also rechts und links eine kleine Spitze aus- sendet. Bald darauf verknöchert es vollständig : ja es beginnt in ihm , wie diess auch beim Hühnchen der Fall ist, die Verknöcherung früher, als in irgend einem andern Theile des Schädels. Merkwürdigerweise ist sein Knochenkern, wie sein Knorpelkern, unpaarig: Es entsteht also bei der Natter der Zwischenkiefer nicht aus zwei Seitenhälflen , wie namentlich bei den Vögehi und Säugethieren. Gleichfalls sehr frühe bilden sich die Grundlagen zu den beiden 126 Fünftes Kapitel. Knochenkapseln, welche bei den Schlangen die sogenannlen Nasendrüsen umgeben. Sie entstehen ungefähr gieiclizeilig mit dem Zwischenkiefer, dicht unter den beiden Knorpel tafeln, welche von dem verschmolzenen Theile der beiden paarigen Balken des Schädels abgehen , in dem Blastem , welches die Nasendrüsen umgiebt. Für eine jede solche Kapsel werden zwei schüsseircirmige Knorpelplalten gebildet , die einander gegenüber liegen , allmählig aber durch fortschreitendes Wachsthum theilweise zur gegenseitigen Berührung gelangen, auch allmählig sich hie und da, wo sie eine grössere Dicke erlangt haben, etwas röthen. Die Verknücherung stellt sich auch in ihnen schon in dieser Periode ein , erstreckt sich aber nur über einen Tbeil von ihnen. — Um das bedeutend grosse Auge wird schon frühe , so wie es sich stärker zu runden beginnt, als Einfassung für dasselbe an der Hirnschale eine beträchtliche Masse Blastem's abgelagert, die gleichsam einen Halbring um das Auge bildet, dessen Enden nach unten gerichtet sind und in den Oberkiefertheil übergehen. In dieser Masse nun, für deren vordem Theil eigentlich die hintere Hälfte des Nasendaches als Grundlage dient, und durch welche die Seiten- wand des Kopfes beträchtlich verdickt wird, bilden sich unabhängig von andern Skeletstücken des Kopfes vorne das Thräncnbein und hinten ein kleines Os supraorbitale mit einem Processus orhitalis fosterior. Das Thränenbein, das in der hintern Hälfte des Nasendaches entsteht, ist schon um die Mitte dieser Periode bemerkbar und am Ende derselben bereits zum grossem Theile verknöchert. *) Das Os supraorbitale aber scheint sich erst später zu bilden. Sehr rasch im Vergleich zu andern Knochenstücken des Kopfes geht die Entwickelung derjenigen Skeletlheile vor sich, welche in den beiden vordersten Paaren der Schlundbogen und in den Oberkieferforlsätzen ihre Entstehung nehmen. In dem vordersten von diesen Bogen befand sich am Ende der vorigen Periode ein Streifen sehr verdichteten Blastems , und ein zweiter solcher Streifen in dem Oberkiefcrfortsalze : Beide aber gingen nach oben in einen kurzen Fortsatz über, der zu ihnen in dem Verhältniss des Stieles zu den beiden Zinken einer Gabel stand, und vor der Ohrkapsel derselben Seite an die Belcgungsmasse der Chorda vertebralis angrenzte. Nach aussen aber von dem erwähnten in der Tiefe des Oberkieferfortsalzes befind- lichen Streifen, kam ein zweiter solcher, gleichfalls in diesem Fortsatze gelegener, und jenem beinahe parallel gelagerter Streifen vor (§. 33). Während nun die Entwickelung des Kopfes vorschreitet, löst sich der oben gedachte Stiel deutlicher von der Chorda ab, entfernt sich etwas nach aussen, und verliert mit der Zeit, wenn gleich vielleicht nicht absolut, so doch im Ver- hältniss zu den übrigen Theilen, etsvas an Länge. An der Stelle aber, wo von ihm die beiden Zinken abgehen, wächst nach oben ein Fortsatz hervor, der alsbald eine kleine Platte darstellt, und sich mit seiner einen Fläche an die äussere Seite der Ohrkapsel anlegt, so dass er dieselbe von aussen zum Theil bedeckt (Tab. VII, Fig. 10, c). Kurze Zeil darauf gliedert sich dieser Forlsalz von der Stelle ab, wo er seinen Ursprung erhielt, wird jelzt offenbar knorplig, nimmt auch eine röthliche Farbe an, und macht in seiner Vergrösserung so schnelle Fortschritte, dass er schon am Ende dieser Periode eine ansehnliche Grösse besitzt, und einen grossen Theil der Ohrkapsel, an der er immer dicht angeschlossen bleibt, von aussen bedeckt (Tab. VII, Fig. 11, c). Anfänglich hat er die Form eines Beiles, bei seiner Vergrösserung aber gewinnt er vorzüglich *) Auch bei andern TLieren bildet sich in dem Lintern TLeile des Nasendaches, der sich stärker, als der yordere Theil verdickt, das Thränenbein. »ritte Periode. 127 an Lange, und erliiilt dadurch schon frlilie die Form, die er auch bei der erwachsenen Naltct gewahr werden lässt. Der eben beschriebene Tbeil ist das Quadralbein, oder, wenn wir die Enlwickcliing der Süugelhicrc bcriicksitliligen , der Slellverlreler von dem Ambos dieser Thiere. Dicht über ihm , also an der äussern Seile der Ohrkapsel , bildet sich ein anderes Skelelslück, jedoch wie es mir geschienen hat, erst nach der Mille der dritten Periode, nämlich derjenige Knochen, welchen Cuvier und nach ihm auch Meckel fälschlich für den Stellvertreter des Zitzenbeines. Reichert dagegen*) ganz richtig für den Stellverlreler des Paukenbeines der Säugelhierc gehalten haben (Fig. 11, d). Er entsteht in dem ßildungsgevvebe, das die Haut mit der Obrkapsel verbindet, nicht aber als eine Fortsetzung von dem erst genannten Theilc, von dem er sieh nachher etwa abgliederte , und lässt niemals , wie manche andre Skeletstücke^ eine rölhliche Farbe bemerken, noch auch überhaupt, bevor er sich verknöchert hat, eine scharf bezeichnete Grenze erkennen. Seine Form werde ich daher erst weiterhin angeben, hier aber will ich noch besonders darauf aufmerksam machen, dass er an der Oberfläche der vordem Hälfte der Gehörkapscl, also vor dem ovalen Fenster des Ohres seine Entstehung nimmt, was allein schon ein hinreichender Grund sein muss, diesen Tbeil nicht für gleichbedeutend mit dem Zitzenbeine höherer Thiere halten zu dürfen. — Die in dem vordersten Schlundbogen ein- geschlossene Zinke der oben erwähnten Gabel, und der verkümmerte Stiel von dieser verknorpeln nnd rölhen sich, wenn nicht früher, so doch um dieselbe Zeit, als das Quadratbein. Vorher aber und noch mehr nachher nimmt die erstere , indem sich der vorderste Schlundbogen vcr* längert , bedeutend an Länge zu , und stellt schon um die Mitte der dritten Periode mit ihrem Stiele, mit dem sie stets ein Ganzes ausmacht, auf dem das Quadralbein eingelenkt ist, einen pfriemenrormigen Körper, den sogenannten Meckelschen Knorpel dar (Tab. VII, Fig. 10 und 11, b). Die Spitze dieses Knorpels reicht bis an das vordere Ende des ersten Schlund- bogens, und trifft hier mit der Spitze des gleichen in der andern Seitenhälfle gelegenen Theiles zusammen, ohne doch mit ihm jemals zu verwachsen, wie diess nach Reichert's Angabe bei den Vögeln und Säugelhiercn geschehen soll. Er ist, wie sieh weiterhin ergeben wird, die Grundlage des Lnlerkieferknochens. ^"on den beiden aus einem verdichteten körnigen BildungS' Stoffe bestehenden Streifen , die bei Jüngern Embryonen in jedem Oberkieferfortsatze liegen, nimmt zuerst der nach innen befindliche, welcher für das Gaumen- und Flügelbein bestimmt ist , und zwar in seiner ganzen Länge , ein noch dichteres Gefüge an , als er schon besass, und stellt bald nach der Mitte dieser Periode einen langen , im Ganzen aber nur dünnen, knorpligen farblosen Streifen dar, dessen hinteres Ende mit dem über das untere Ende des Quadralbeins nach hinten vorsprnigendcn Theile des Meckelschen Knorpels , oder dem ursprüng- lichen Stiele der mehrmals erwähnten Gabel, ziemlich fest zusammenhängt. Nirgends aber lässt er jetzt in seinem Verlaufe recht deutlich eine Tbeilung oder Gliederung bemerken. Der neben ihm nach aussen gelegene Streifen, welcher sich zu dem Oberkiefer ausbilden soll, nimmt nur in seiner vordem Hälfte denselben Entwickelungsgang , indcss die hinlere Hälfte , die bei andern Thicren zum Jochbeine wird, eine Verkümmerung und Auflösung erleidet, und dadurch mit dem Meckelschen Knorpel , oder dem für den Unterkiefer bestimmten Knorpelkörper ausser Verbindung kommt (Fig. 11, e). Ohne Zweifel als eine Folge davon, dass der Meckelsche *) Entw. Gesch. des Kopfes d. nackten AmpLibien S. 196. 128 Fünftes Kapitel. Knorpel mächtiger in die Länge wächst, als der übrige oder der hänlige muskulöse Tlieil des ersten Schlundbogens, rückt sein ursprünglich oberes Ende immer weiter nach oben und hinten, und schiebt das Quadralbcin auf der Ohrkapscl immer weiter nach hinten hinaus, so dass es über das ovale Fenster dieser Kapsel hinüberwandern muss. Das Paukenbein aber, das sich indessen nicht unbedeutend verlängert, wandert eigentlich nicht mit, sondern dehnt sich vielmehr durch fortschreitendes Wachslhum nach hinten aus, indem es mit dem Quadratbein vereinigt bleibt. Der aus verdichtetem körnigen Gewebe bestehende Streifen, welcher bei Jüngern Embrvonen in der Schiene des zweiten Schlundbogens vorgefunden wird, giebt gleichfalls seine Verbindung mit der Belegungsmasse der Wirbclsaile auf, und kommt in einiger Entfernung hinter dem des ersten Bogens mit der Obrkapsel in Berührung , sei es nun , indem er zu ihr ohne Weiteres hinwandert, oder indem er einen kleinen Fortsatz, den er etwa hervortreibt, zu ihr hinsendet, was ich nicht zu entscheiden vermag. So wie er aber mit der Ohrkapsel in Berührung gelangt ist, sondert er sich in zwei ungleich lange Hälften, in eine obere kürzere, und in eine untere viel längere , die beide späterhin sogar weit aus einander weichen. Die obere gewinnt zuvörderst die Form einer kurzen Birne oder eines Kolben (Tab. VII, Fig. 10, e) , und ihr nach oben gekehrtes dickeres Ende wird von einem kleinen Tbeile der Ohrkapsel so umwachsen und umfasst, dass sie an dieser Kapsel in einer Grube zu liegen kommt, in deren Tiefe alsdann das Obrfenster gebildet wird. Nachher nimmt der erwähnte Theil, der sich nun schon als das Gehörknöchelchen (die Columella oder das Säulchen sammt ihrem Opevcuhim) ankündigt, nicht unbedeutend an Länge zu , und wandelt sich in einen dünnen und massig langen Körper um, der die Form eines mit einem kleinen rundlichen Kopfe versehenen Nagels besitzt, und gegen sein dünneres Ende ein wenig gekrümmt ist (Tab. VII, Fig. 11, B). Während diese Umänderung an ihm vorgeht, wird das Quadraibein an der Ohrkapsel immer weiter nach hinten geschoben, so dass es nach einiger Zeit das Gehörknöchelchen von aussen bedeckt. Wie dies geschehen ist, wächst das nach unten und aussen gerichtete Ende des Gehörknöchelchens gegen das Quadratbein bin und verbindet sich mit dessen hinterm Rande unfern des ohern Endes desselben. Nach erfolgter ^"erbindung aber verlängert es sich noch inimermehr , indess das Quadraibein noch weiter nach hinten rückt, wächst diesem also gleichsam nach, und nimmt dabei die oben erwähnte Krümmung an. Mit Ablauf der dritten Periode wird dann endlich, weil das Fortrücken des .Quadralbeins noch keinen Stillstand erlangt hat, das Gehörknöchelchen aber nicht mehr in gleichem Maasse ihm nachwächst, aus der Substanz, die sie beide unter- einander vereinigt , ein sehr kurzes Band ausgesponnen , das in der folgenden Periode noch mehr an Länge zunimmt , und dann auch deutlich eine fibröse Beschaffenheit bemerken lässt. Inzwischen ändert sich die Form des Gehörknöchelchens abermuls , und das in der Art, dass der rundliche Kopf des Nagels, den dieser Körperlbeil jetzt darstellt, sieb abplattet, um die Form einer Scheibe anzunehmen. So erscheint denn das Gehörknöchelchen zuletzt als ein Nagel, der mit einem ziemlich grossen scheibcnrörmigen Kopfe verseben ist. Die andre oder untere Hälfte des gallertartig -sulzigen Streifens, der sich in der Schiene des zweiten Schlundbogens gebildet hatte, nimmt einen einfachem Entwickelungsgang, und wandelt sich zu einer Seitenhälfte des bei der Natter so höchst einfachen Zungenbeines um. An Länge sehr beträchtlich zunehmend , gewinnt sie doch nur wenig an Dicke , und erscheint am Ende dieser Periode als ein langer, dünner, rothlicher Knorpelfaden. Anfangs ferner parallel Dritte Perlode. 129 dem Meckelschen Knorpel und fast senkrecht gestellt (Tab. VII, Fig. 10, d), nimmt sie mehr noch, als dieser, eine schräge Stellung an , indem sie das künftige Gehürknöchelchen , mit dem sie ursprünglich ein Ganzes ausmachte, vcrlässt, und mit ihrem obern Ende immer weiter erst nach hinten rückt, darauf aber sich nach unten herabsenkt. So geschieht es denn, dass dieser Theil dem gleichen Theile der ändern Seitenhälfte auch hinten immer näher rückt, und zuletzt ganz horizontal zu liegen kommt. Beide Hälften des Zungenbeines sind am Ende der dritten Periode schon so gelagert, wie man sie bei der erwachsenen Natter findet, indem sie jetzt schon einander parallel verlaufen, einen nur geringen Zwischenraum zwischen sich lassen, und unter der Luftröhre ihre Lage erhalten haben (Tab. II, Fig. 8, a). Noch vor Beendigung der dritten Periode stellt sich auch in dem Quadratbeine , dem Gaumenbeine und dem Flügclbeine, desgleichen an dem Meckelschen Knorpel der Verknöcherungs- process ein. In der knorpelartigen Grundlage eines jeden Gaumen- und Flügelbeins er- scheinen gleichzeitig zwei dünne Knochenstreifen, von denen der eine in massig grosser Entfernung hinter dem andern Hegt, und zwischen ihnen entsteht auch jetzt erst eine Gliederung des Knorpels. Der vordere Knochenstreifen, oder das Gaumenbein, lässt bald nach seinem Erscheinen an dem vordem Ende eine Theilung in zwei sehr kurze und sehr stark divergirende Aeste bemerken, von denen das untere Nasenloch derselben Seitenbälfte hinten umfasst wird. Nach aussen und oben von dem hintern Streifen aber, oder der Ankündigung des Flügelbeines, bildet sich in dem Aste, den seine knorpelartige Grundlage schon einige Zeit vorher ausgesendet hatte, ein besonderer länglich - dreieckiger Knochenstreifen, der bald mit dem Flügelbeinknochen ver- schmilzt, und der dazu dient, dem Oberkiefer an dem FlügeMine eine Stütze zu geben. Noch vor Ablauf der dritten Periode haben sich die Knochenkerne des Gaumen- und des Flügelbeines so verlängert, dass sie schon zusammenstossen. Auch der Oberkiefer verknöchert jetzt schon in seiner ganzen Länge , und stellt am Ende dieser Periode einen höchst zarten fadenrörmigen und etwas gebogenen Knochenstreifen dar , der sowohl an seinem vordem Ende , als auch in seiner Mitte mit einem kurzen breiten und platten Fortsatze versehen ist. — Der Meckelsche Knorpel verknöchert nicht selbst , sondern es bilden sich an der Oberfläche desselben einige knöcherne längliche Schienen, die ihm, wie die festern Verbandstücke, die man bei Beinbrüchen anwendet, aufliegen, darauf rinnenfürmig werden, einander entgegenwachsen, und den Knorpel immer mehr umfassen, so dass er am Ende der dritten Periode von ihnen schon beinahe völlig umschlossen ist. Niemals habe ich diesen Schienen, die den Unterkiefer zusammensetzen helfen, Knorpelsubstanz zum Grunde liegen gesehen, vielmehr scheinen sie aus der Knorpelhaut des Meckelschen Knorpels erzeugt zu werden. — In dem Quadratbein stellt sich jetzt noch nicht die Verknocherung ein, wohl aber in dem Pauke nbeine. Das letztere verknöchert wie mit einem Schlage beinahe in seiner ganzen Länge und Breite , lässt sich dann erst recht deutlich erkennen, und stellt nun eine kleine schmale Tafel dar, die mit ihrem einen längern Rande dem Quadratbeine ganz dicht aufsitzt , und über dasselbe mit einem für jetzt noch nicht verknöchernden Theile nach vorne nur wenig vorspringt. Wie schon erwähnt worden, macht seine Grundlage mit dem Quadratbeine niemals ein Ganzes aus , vielmehr bildet es sich selbstständig über demselben an der äussern Seite der Ohrkapsel, und zwar, genauer noch angegeben, nahe dem vordem Rande dieser Kapsel , also auch vor dem ovalen Fenster in dem Bildungsgewebe, das die Grundlagen der Hirnschale bedeckt. Dieser Verhältnisse wegen bin ich mit Reichert 17 130 Fünftes Kapitel. der Meinung, dass der genannte Theil Nichts anders ist, als der Stellvertreter von dem Pauken- beine der Säugethiere, welches ebenfalls an einer ähnlichen Stelle entsteht, und gleichfalls anfänglich nur eine kleine , obschon anders geformte Platte darstellt. Die Andeutung eines knorpclartigen Streifens in dem dritten Schlundbogen verschwindet schon zu Anfange der dritten Periode spurlos , nimmt also keinen Anthcil an der Bildung des Zungenbeines, wie diess namentlich bei den Vögeln und Säugethieren der Fall ist, weshalb denn auch das Zungenbein der Natter eine so überaus einfache Form an sich trägt. §. äl. DcrättxJerungfit tin ßopf- unt) Hackeitbeuge. In der letztern Hälfte der ersten Periode , zu welcher Zeit die Schädelgrundfläche noch überaus weich und nachgiebig ist, auch um die sehr biegsame Wirbelsaite nur erst schwache Anlagen für die Wirbelkörper vorkommen , ist die Schädelgrundfläche so zusammengeknickt, dass ihre hintere aus der Belegungsplatte der Wirbclsaile bestehende Hälfte mit den beiden paarigen Balken , die von ihr abgehen , ungefähr einen rechten Winkel bildet. Ebenfalls ist dann auch der ganze Kopf, wo er mit dem Halse verbunden ist, so herabgebogen, dass dadurch ein bedeutend grosser Nackenhöcker oder eine Nackenbeuge hervorgebracht ist. Die Ursache beider Biegungen lag allem Anscheine nach darin, dass das Gehirn und der Anfang des Rücken- markes sich bedeutend rascher und stärker verlängert hatten, als die Wirbelsaite und die Grundfläche der Hirnschale. — In der zweiten Periode gehen an beiden Biegungen keine auf- fallende Veränderungen vor sich r in der dritten Periode aber stellen sich an ihnen bedeutende Veränderungen ein. Der Winkel der Kopfbeuge wird immer grösser, also immer stumpfer, bis er schon eine geraume Zeit vor dem Schlüsse dieser Periode ganz verschwunden ist. Noch später biegen sich die Enden der Schädelgrundfläche sogar noch etwas nach oben auf, und es erhält diese ganze Fläche eine solche Krümmung, dass ihre Achse einen schwachen mit der Convexität nach unten gerichteten Bogen darstellt, dessen am niedrigsten gelegener Punkt sich da befindet, wo ihr der Hirnanhang aufliegt. Nicht minder wird auch die Nackenbeuge aus- geglichen, so dass sie am Ende der dritten Periode schon beinahe ganz verschwunden ist, und dann der Kopf in einer fast geraden Linie vom Halse abgeht. Der Grund von allen diesen Veränderungen aber scheint mir zum Theil darin zu liegen, dass die Skelelstücke, welche die Grundfläche des Schädels und den Anfang des Rückgrathes zusammensetzen, so wie auch ihre Verbindungen untereinander eine grössere Festigkeit gewinnen, als das Gehirn und Rückenmark, in Folge wovon sie nunmehro, ihren Bildungsgesetzen folgend, auf die Form jener Cenlrallheile des Nervensystems beherrschend einwirken, anstatt dass sie früher von ihnen beherrscht wurden. Andcrnlheils aber dürften die Veränderungen, die insbesondere an der Kopfbeuge stattfinden, auch noch darin ihren Grund haben, dass jetzt das Gehirn weniger, als die Hirnschale, an Länge zunimmt. — 'o §. 52. 6cl}irn unh tlücKettmttrk. Das ganze Gehirn , besonders aber derjenige Theil desselben , welcher sich zu den Hemisphären des grossen Gehirns, oder dem sogenannten Vorderhini ausbildet, wird nicht blos absolut, sondern auch im Verhältniss zu seiner Länge immer breiter, so dass es zuletzt für Dritte Periode, i 131 ein so lang gestrecktes Tliier , wie die Natter ist, merkwürdis; breit erscheint und in seinen Proportionen einen Gegensalz zu allen übrigen wicbligcrn Eingeweiden aufstellt. Im Wacbslhum überhaupt aber macht die vorderste Hirnzelle die grösslen Fortschritte, so dass sie schon am Schlüsse der dritten Periode eine jede der übrigen Zellen an Umfang überwiegt. — Die Achse des Gehirnes verliert immer mehr an Krümmung , indem eineslheils die vordere Zelle an Hohe bedeutend zunimmt , so dass ihre obere Seite schon dadurch sich immer mehr einer geraden Linie annähert, die man sich von dem höchsten Punkte des Vicrhügels als Tangente nach vorne verlängert denken kann, anderntheils aber, indem durch die Veränderungen, welche die Hirn- schale in ihrer Form durch das Wachsthum der Augen erleidet, die vordere Hirnzelle immer mehr nach oben hinaufgedrängt, also gehoben wird, die anfangs sehr gekrümmte hintere Hirnzelle aber allmählich so aufgebogen wird , dass ihre hintere Hälfte zuletzt eine beinahe gerade Linie bildet. Ueberdiess wird die hintere Hirnzelle und insbesondere das verlängerte Mark , wo es in das Rückenmark übergeht, noch dadurch, dass der ganze Kopf sich immer mehr aufbiegt, so gebogen, dass es sich zuletzt in einer beinahe geraden Richtung in das Rückenmark fortsetzt. Was nun die einzelnen Ablhcilungen des Gehirnes anbelangt, so wird die vorderste von ihnen, oder das Vorderhirn (Tab. VI, Fig. 5 — 15, a) , besonders von oben und vorne immer liefer eingefallct, dadurch aber ihre Theilung in zwei Seitenhälften noch immerfort vergrössert, so dass am Ende der dritten Periode beide Hälften oder Hemisphären nur in ihrem hintern Theile zusammenhängen. Gleichzeitig verlieren beide Hälften ihre ursprünglich rundliche Form, indem sie dergestalt sich umwandeln, dass sie von oben betrachtet, zwei unregelmässige Dreiecke darstellen, die einander mit der einen kleinern Seite zugekehrt sind. Während dieser Um- wandlung aber nehmen sie anfangs mehr an Länge , späterhin mehr an Breite zu. Anfangs ferner erscheinen sie, wenn man sie von der Seite betrachtet, mit Inbegriff der Riechnerven- kolbcn , in die schon frühe ihr eines Ende sich durch Ausstülpung zu verlängern strebt , von hinten und oben nach vorne und unten sehr stark gesenkt und gekrümmt. So wie sich aber die Hirnschale verlängert und streckt, gleichzeitig auch die Augen , die ihnen zur Seite liegen, sich mehr vcrgrössern, besonders aber mehr an Tiefe (an Länge ihrer Achse) gewinnen, werden sie vorne gehoben (Tab. V, Fig. 14 und 18), mehr gerade gestreckt, und mit ihren länger gewordnen Riechnervenkolbcn immer mehr nach vorne gerichtet. Unterdess nimmt sowohl die Wandung der Hemisphären selbst, als auch die der Riechnervenkolben nicht hlos absolut, sondern auch im Vcrhältniss zur Hohle, die davon umschlossen wird, erheblich an Dicke zu. Innerhalb der Höhle einer jeden Hemisphäre aber, und zwar in der Nähe der äussern Seite, bildet sich durch Wucherung der Hirnsubstanz eine Erhöhung (Tab. VI, Fig. 16), die von der untern oder dicksten Wand derselben ausgeht, ein Seitenstück von dem Corpus stviatum höherer Thiere zu sein scheint, und schon um die Mitte der dritten Periode eine dicke, vorne und hinten fast zugespitzte , und beinahe durch die ganze Länge der Höhle der Hemisphäre verlaufende Wulst darstellt. Eine andere dieser ähnliche , doch weit weniger lange und dicke Wulst bildet sich an der nach innen gekehrten W^andung der Hemisphäre in der Nähe der Riechnervenkolben. — Der hinter den Hemisphären befindüche Thcil der ersten Hirnmasse, oder das Zwischenhirn nach V. Baer's Einlheilung, der bei den Jüngern Embryonen schmäler und mehr röhrenförmig ist, nimmt in viel geringerm Grade, als die Hemisphären an Umfang zu, jedoch mehr an Breite, als an Länge, wird also scheinbar kürzer (Tab. VI, Fig. 5 — 10, b, und Fig. 13 und 14). 17* 132 Fünftes Kapitel. Zugleich Avird er seitwärts und oben von den Hemisphären in dem Maasse überwachsen , dass schon am Ende der dritten Periode von seinen Seitenwänden gar Nichts, und von der obern Wandung nur wenig zu sehen ist. Die Oeffnung , die sich schon vor Aldauf der zweiten Periode in dieser obern Wandung gebildet hatte, weitet sich fürs Erste nicht unbedeutend aus, und macht dann in ihrer Vergrösserung einen Stillstand, so dass sie späterhin scheinbar kleiner wird , und an den Seiten von ihr wulstet sich die Substanz des Gehirnes allmäblig in der Art auf, dass zwei kleine, längliche, und auf beide Seilenhälften verlheille Erhöhungen oder Ganglien gebildet werden, welche Erhöhungen von Carus wohl mit Recht für die eigentlichen Seh- hügel (Thalami ncrvorum opticorum) gehallcn werden. Vor der Octfnung aber entsteht eine kleine Glandula piiiealis , die schon um die Mitle "der dritten Periode deutlich erkannt werden kann , mittelst zweier Schenkel mit der weichen Hirnhaut zusammenhängt und ein Er- zeugniss von dieser selbst ist. — Der Hirntrichter (Fig. 5, Fig. 8, e, Fig. 9, f, Fig. 11, b, Fig. 13, e und Fig. 15, c) nimmt ebenfalls verbällnissmässig nur wenig an Umfang zu, verliert an seinem Ende immer mehr von der früheren Rundung , und läuft zuletzt in eine kurze und sehr stumpfe querliegende Kante aus. — Die kleine Ausstülpung der Mundhaut, die schon in der vorigen Periode entstanden und dem Hirntricbler enlgegengewacbsen war, nimmt jetzt zuerst mehr an Länge, dann mehr an Weite zu, und beginnt schon vor der Mitle der dritten Periode sich von der Mundhaut abzuschnüren. Vollendet wird die Abschnürung schon lange vor dem VülUgen Ablauf dieses Zeitraumes, und es stellt der neu gebildete Theil die Glandula ■pituitaria oder der Hirnanhang, darauf ein vollsländig geschlossenes Bläschen dar. Von oben und unten ist es etwas abgeplattet und besitzt im Vergleich zu seiner Höhle, die mit einer klaren wässrigen Flüssigkeit gefüllt zu sein scheint, eine nur massig dicke Wandung, die ein weiches, körniges , brockliches Gefüge hat. Bei seinem Durchgange durch die Grundfläche des Schädels durchbohrt der Hirnanbang auch die harte Hirnhaut , worauf diese eine kleine quergehende Falte schlägt, die ihn von vorne her bedeckt, so dass er zwischen der eben erwähnten und derjenigen Falle der harten Hirnhaut, die von dem unpaarigen Fortsatze der Belegungsplalte der Wirbelsaite hervorgehoben worden ist , seine Lage hat. Uebrigens wird auch bei der Natter der Hirnanbang durch Zellgewebe mit der barlcn Hirnhaut fest verbunden, und bleibt daher jederzeit an der Grundfläche des Schädels hängen , wenn man das Gehirn aus der Höhle heraushebt. Dazu kommt, dass er von den Carotiden , zwischen denen er in der Mitle liegt, wo sie in die Schädelhöble eingedrungen sind, gleichsam eingeklemmt, und durch die Zweige , die sie an ihn abgeben , in seiner Lage erhalten wird. — Die untere Wandung der ursprüngUch vor dem Hirnlricbter vorhandenen kleinen Zelle, aus welcher die Sehnerven hervorgingen (§. 34), bleibt in Vergleich zu andern Theilen des Gehirnes in ihrer Vergrösserung sehr zurück, und wird noch immer mehr von vorne und hinten zusammengeschoben, wodurch die beiden Wülste , die aus ihr seitwärts , und zwar nach aussen von den Sehnerven , gebildet waren, noch etwas mehr, als es schon früher der Fall war, bervorgetrieben worden. Andern- theils werden diese Wülste dadurch, dass sich neue Masse ihnen anbildet, noch etwas mehr vergrössert, und zugleich auch wird ihr Inneres völlig ausgefüllt. Der wichtigste Vorgang aber, der in ihnen stattfindet, besteht darin, dass sich in ihnen ungefähr um die Mitte der dritten Periode eine Faserung bemerkbar macht , die jederseils ein schmales , fast senki'echt aulsteigendes, gegen die erwähnten Ganglien des Zwischenhirns gerichtetes, und oben massig Dritte Periode. 133 breites , unten aber sebr dünnes Bündel darstellt , das mit der Zeit an Grösse nocb immer zunimmt. Unten flicsscn beide Bündel bald nacb ihrer Entstebung zusammen, und es bildet sich hier eine kleine Anscbwellung;, aus weleher die Sehnerven hervorj^eben. Diese Anschwellung ist das Ghiasma. Freiliegende Wurzeln desselben konnte ich in der dritten Periode noch nicht bemerken. Diese entstehen wahrscheinlich , indem sich späterhin die oben beschriebenen Bündel verlängern , dadurch aber die Anschwellung , in welche sie übergehen , vor sich hia- schieben und sie nöthigen, sich in ihrer Mitte von dem untern Theilc des Geliirnes abzutrennen. Von der mittlem Hirnmasse schlägt der hervorragendste, oder der beinahe eine Halbkugel darstellende Theil, welcher den Vierhügel der Säugethiere vertritt, während er nocb immerfort obgleich viel weniger , als die Hemisphäre des grossen Gehirns, an Umfang zunimmt, eine von vorne nach hinten gehende ziemlich tiefe und gegen seine Höhle gekehrte Falte , ■wodurch er in zwei Seitenbälflen abgetbeilt wird. An dem freien oder nach innen gekehrten Rande dieser Falte gewinnt die Wandung der mittleren Hirnmasse am wenigsten an Dicke : im Uebrigen dagegen nimmt die Wandung dieser Masse, wie die der vordem , absolut und relativ an Dicke immer mehr zu, und die Höhle derselben, oder der nacbherige Aquaeductus Sylnii, wird dadurch verbältnissmässig immer enger. — Gleichfalls gewinnen die Seitenwände des Trichters eine bedeutende Dicke, und seine Höhle M'ird dadurch so sebr verkleinert, dass sie zuletzt nur einen sehr engen und von den Seiten stark zusammengedrückten Kanal ausmacht (Tab. VI, Fig. 13, e und Fig. 15, c). Indem in der dritten Periode die früher so bedeutende Krümmung des Nackens sich immer mehr vermindert, und der Kopf sich allmählig bis zu dem Grade aufbiegt, dass er am Ende dieser Periode unter einer nur leichten Biegung in den Hals übergeht, muss natürlicher- weise auch die dritte und zum Theil aus dem verlängerten Marke bestehende Hirnmasse gerade gebogen werden. Dabei wird nun die Substanz derselben an der obern oder längsten Seite, also dort, wo sie die Begrenzung der langen Oeffnung der vierten Hirnhöble ausmacht, so zusammengeschoben , dass sie dicht hinter dem kleinen Gehirne immer mehr zur Seite aus- weicht, milbin die nach aussen gerichtete Ausbuchtung oder der Knick, den ein jeder obere Strang des verlängerten Markes an der bezeichneten Stelle schon in der vorigen Periode be- merken liess, noch mehr vergrösscrt wird, die beiden obern Stränge also an jener Stelle immer weiter auseinander weichen. In Folge dieser Vorgänge wird denn jene Oeffnung relativ immer kürzer, dafür aber in ihrem vordersten Theile immer breiler. Und ausserdem wird sie auch noch dadurch verkürzt, dass, wie die einzelnen Stränge des verlängerten Markes an Dicke nach und nach zunehmen , in der hintern Hälfte dieser Hirnmasse die beiden obern Stränge erst mit ihrem freien Rande einander näher kommen , und darauf von hinten nach vorne immer weiter unter einander verwachsen. Das blattartigc kleine Gehirn wird theils dicker, theils auch immer breiter, so dass es am Ende der dritten Periode eine halbmondförmige, jedoch nur massig dicke Platte darstellt, die über die Oeffnung der vierten Hirnhöble herübergewölbt ist, und sie beinahe völlig bedeckt. — Derjenige Theil der weichen Hirnhaut, welcher die Oeffnung der vierten Hirnhöble am Anfange der dritten Periode vöUig verscbloss , setzt an seiner Innern , oder dieser Höhle zugekehrten Seite eine Substanz ab , die ganz das Aussehen einer eben solchen körnigen , weisslichen und halbdurchsichtigen Nervensubstanz zeigt, als woraus jetzt noch der grösste Theil des Gehirnes 134 Fünftes Kapitel. besteht. Wenn darauf das verlängerte Mark schon massig zusammengeschoben ist, bildet jener Verschluss desselben eine verhällnissmässig recht grosse Platte , die ungefähr eben so breit, wie lang ist, wo sie an den hiiilern Rand des kleinen Gehirnes angrenzt, einen diesem Rande entsprechenden leichten Ausschnitt zeigt und am schmälsten ist, hinten aber einen sehr convexea Rand besitzt. An ihrer innern Seite laufen von dem vordem Rande mehrere Rippen divergirend nach den Seitenrändern und dem hintern Rande aus , die in ihrem Verlaufe immer breiter und höher werden, so dass theils dieser Rippen, theils ihrer ganzen Form wegen das beschriebene Blatt eine grosse Achnlichkeit mit der Schaale von einer Kammmuschel (Pccteii) hat. Ucbrigens zieht sich durch jede Rippe nach der ganzen Länge dersell)en ein Blutgefäss hindurch. *) Späterhin , wenn sich die Oelfnung der vierten Hirnhöhle noch mehr verkleinert , wird das beschriebene Blatt im Ganzen und seinen einzelnen Theilen, namentlich den Rippen, dünner und kleiner , und ändert seine Form jetzt dahin um , dass es schon am Ende dieser Periode vorne einen liefen Einschnitt besitzt und aus zwei einander gleichen Lappen besteht. — Eine ähnliche an der untern Seite mit Nervensubstanz belegte Decke, wodurch die vierte Hirnhöhle von oben verschlossen wird, kommt in früherer Zeit des Fruchllebens bei der IMehrzahl der Wirbelthiere vor. Bei den Gräthenfischen ist mir eine solche zwar nicht aufgefallen , doch kann es sein, dass ich sie bei ihnen nur übersehen habe : dagegen habe ich sie hei Embryonen der Haifische deutlich genug bemerkt, obgleich freilich unter einer andern Form, als bei der Natter, denn die Rippen liefen an ihr nicht divergirend von vorne nach aussen und hinten , sondern in zwei auf beide Seilenhälften verlhcilten Reihen von einer gemeinschaftlichen in der Mittellinie liegenden Leiste quer nach aussen.**) Unter einer ähnlichen Form ferner, wie bei den Haifischen, hat man sie bei erwachsenen Cyclostomen***) und Batrachiern •{•) gefunden, und es lässt sich deshalb wohl nicht bezweifeln, dass sie auch schon bei den Embryonen derselben vorkommt. Beim Hühnchen vom vierten Tage der Bebrülung hat von Baer eine eben solche Decke bemerkt: doch hat er ihre Fofm nicht näher beschrieben , sondern von ihr nur angegeben , dass sie Nervenmasse enthält. Bei Embryonen von Säugelhieren endlich , namentlich von Schafen und Rindern , habe ich eine solche Ablagerung von Nervensubstanz zwar vergebens gesucht, wohl aber bei einigen solchen Embryonen , bei denen die Kiemenspalten sich kaum erst geschlossen haben konnten, gesehen, dass die Decke der vierten Hirnhöhle weit mehr verdickt war, als der übrige Theil der weichen Hirnhaut, und dass nach der Länge derselben in der Mittellinie eine stärkere Vene verlief, von der rechts und links mehrere einfache Zweige in einer Reihe hinter einander aus- gingen , also eine ähnliche Form bildeten , wie die Venen in der erwähnten Decke bei den Cyclostomen. — Bei den Schlangen nun verschwindet das beschriebene Gebilde bis auf einen kleinen Ueberrest, bei den Vögeln verschwindet es, ohne eine Spur zurückzulassen ff ) , und bei den Säugelhieren wird es zu dem zwar ansehnlich grossen, doch nur allein aus Haut und *) Am besten sieLt man diess Blatt, wenn man die dritte Hirnmasse an iLrer untern Seite anfscLneidet und dann ausbreitet. **) Beiträge z. Gesch. der Tliierwelt Theil 4. Tab. I, Fig. 6. ***) Rathke's Bemerkungen über den inneru Bau der Pricke Danzig 1826. S. 75. f) Carus Lehrbuch d. vergl. Zootomie Theil 1. S. 66. §. 107. f t) üeber Entwick. Gesch. d. Tläere. Seite 74. Dritte Periode. 133 Blutgefässen ziisammcng-esetztcn Plexus ckoroideus der vierteil Ilirnliülile ausgebildet. Demnach hat das tjescliilderle Blatt sowohl hei den Schlangen , als -•auch bei den Vögeln , eigentlich nuf für das Fruclilleben eine Bedeutung, und es giebt uns dasselbe einen neuen Beweis, wie sehf die hoher stehenden Wirbellhiere bei ihrer Enlwickelung die bleibenden Bildungen niederer Wirbelthiere wiederholen ; denn bei den Gycloslomen und den Batrachiern kommt ein solches mit Nervensubstanz belegtes Blatt, wie das beschriebene, wenn gleich unter einer etwas anderft Form lebenslang vor. Am auffallendsten aber ist es, dass dies Gebilde auch bei den am höchsten stehenden Thieren, den Mammalien, für immer verbleibt und mit der Zeit sogar m seiner Entwickelung immer vorschreitet. Doch erlangt es bei diesen eine durchaus andere Form, lässt auch niemals eine Substanz bemerken, die mit dem Nervenmarke eine Aehnlichkeit hat , sondern besteht nur aus Haut und, Blutgefässen , und erhält auch dadurch , dass es in die vierte Hirnbohle ganz hineingedrängt wird, eine andere Lagerung, als bei den obengenannten Thieren. Wie verschieden auch die Entwickelung der Wirbelthiere ausfallen mag, so liegt der ersten Bildung ihrer einzelnen Theile doch eine für die verschiedenen Klassen und Ordnungen allgemein güllige Idee (Plan, Schema oder Typus) zum Grunde, die erst, wenn gleich unter einigen ModiCcalionen ausgeführt werden muss , ehe denn eine specicllere Idee sieh geltend machen kann, wodurch mitunter sogar, was nach jener erstem geschaffen war, nicht sowohl verdeckt , als vielmehr zum Thcil oder auch ganz vertilgt wird. Eine andre Bemerkung , diö sich mir bei dieser Gelegenheit aufdringt , betrift die Frage , ob das Gehirn und Rückenmark früher entstehen , als ihre Häute , oder umgekehrt diese früher , als jene ; eine Frage , die bis jetzt noch nicht entscheidend sich hat beantworten lassen. Besteht nämlich die oben beschriebene Decke der vierten Hirnhöhle bei den Knorpelfischen , Amphibien und Vögeln wirklich , wie es ganz den Anschein hat, zum Theil aus Nervensubstanz, so haben wir in ihr einen Fall, in welchem diese Substanz offenbar aus den Hirnhäuten ausgeschieden worden ist; denn anfänglich besteht die erwähnte Decke nur allein aus der gefässreichen weichen Hirnhaut, und es gewinnt dann die Ansicht einiger Physiologen, dass das Gehirn und Rückenmark später, als ihre Häute entstehen, nicht wenig an Wahrscheinlichkeit. Die weiche Hirnhaut nimmt (sammt der Arachnoidea?) im Verlaufe der zweiten Periode ansehnlich an Dicke zu, und erhält einen grossen Reichthum an Blutgefäss -Verzweigungen. Vielleicht die wichtigste Erscheinung aber, die sich jetzt an ihr darbietet, ist die Bildung cineä Plexus choroideus für die vordere und mittlere Hirnmasse. Einige Zeit nach dem Beginü dieser Periode entsteht an der erwähnten Haut, da wo sie über die beschriebene Oeffnung in der obern Wand der mittlem Hirnmasse weggeht , eine Wucherung , die durch jene Oeffnung in die Höhle des Gehirnes eindringt. Hier nun angelangt nimmt sie ziemlich schnell und bedeutend an Umfang zu , und wächst in drei verschiedene Lappen aus , von denen der eine in den Aquaeductus Sijlvii, die beiden andern , die symmetrisch erscheinen und nach vorne divergiren , für die Seitcnvcntrikel des Gehirnes bestimmt sind. Jener erstcre entsteht am frühesten, nimmt auch am schnellsten und meisten an Umfang zu, und füllt am Ende der dritten Periode den Aquäduct beinahe aus. Im Innern ist er hohl, und stellt anfangs ein kleines von oben und unten plattgedrücktes, unregelmässig ovales , und an der Oberfläche glattes Säckcheii dar : nachher aber rundet er sich zu , und erhält an seiner Oberfläche , indem seine Wandung sich etwas faltet , eine Menge Hervorragungen und Vertiefungen , die eine grosse Aehnlichkeit 136 Fünftes Kapitel. mit den Gyris und Sulcis am Gehirne des Menschen gewahr werden lassen. Die Wandung des Säckchens ist im \"ergleich zur Höhle immer heträchtlich dick, und schwach weiss gefärbt. In jedem Gyrus aber verläuft nach der Länge desselben ein verhältnissmässig recht weites Blutgefäss. Die beiden andern Lappen , die gleichfalls hohl sind , bilden sich zu zwei dünnen und massig langen Röhren aus, sind vorne blind geendigt, und daselbst ein jeder hakenförmig nach innen etwas umgebogen (Tab. VI, Fig. 19). Später enlsleben dann durch Ausstülpung zu den Seilen jenes blinden Endes noch zwei andre warzenförmige Hervorragungen, so dass die Röhre dann nach vorne in drei kurze , stumpfe , und in einer Ebene Hegende Spitzen oder Warzen ausläuft , und vorne gleichsam ein Pfölchen darstellt. Noch später kommen zu diesen Ausstülpungen zwei bis drei neue hinzu, indess die altern die Form von Kolben annehmen. — Durch einen jeden der beiden letztern oder vordem Lappen verläuft eine in der Höhle desselben liegende Vene , die sich nach vorne in eben so viele kurze einfache Zweige theilt , als wie viele von den beschriebenen Ausstülpungen vorkommen. Die beiden rinnenPörmigen Platten, aus denen das Rückenmark ursprünglich besteht, und die dadurch , dass sie mit ihren Rändern unter einander vereinigt sind , einen Kanal zusammen- setzen , nehmen in dieser dritten Periode bedeutend an Dicke zu , indem besonders an ihrer Innern Fläche neue Substanz abgesetzt wird. Dadurch wird denn die Höhle , , die sie um- schliessen , absolut immer mehr verengert , so dass sie schon am Ende dieser Periode äusserst enge ist, und auf Querdurchschnitten des Rückenmarkes nur als ein kleiner rundlicher (nicht aber deutlich rautenförmiger) Punkt erscheint, der dicht über der untern Seile des Rückenmarkes, also weit nach unten, seine Lage hat. Ferner entsteht schon frühe, wo die beiden erwähnten Platten zusammenhängen, also an der obern und untern Seite des Rückenmarkes, eine Einfaltung gegen die Höhle dieses Organes , wodurch nun zwei Längsfurchen zu Wege gebracht werden, von denen die obere eine nur geringe Tiefe erhält, indess die unlere mehr an Tiefe gewinnt. Zugleich auch bildet sich die Substanz einer jeden Platte oder Seitenhälfte in der Art aus, dass in ihr zwei Stränge entstehen, die sich. durch eine grössere Festigkeit und Weisse vor der übrigen Substanz des Rückenmarkes auszeichnen , und die an der äussern Seite dieses Organes auch durch eine seichte und ziemlich breite Furche von einander getrennt werden. In Folge aller dieser Veränderungen aber erhält das Rückenmark eine solche Form , dass es auf seinen Querdurchschnilten ein Viereck mit etwas abgestumpften Ecken und in ihrer Mitte mehr oder weniger eingezogene Seiten darbietet. Von den Strängen , die sich inzwischen ge- bildet haben, ist in jeder Seitenbälfte der obere etwas kleiner, als ^der untere, und sie alle sind um die Mitte der dritten Periode, weil dann die sie verbindende Substanz sehr weich ist, leichter von einander zu trennen und zu unterscheiden, als späterhin. §.33. 21 u 3 f n. Das Auge , das am Ende der vorigen Periode eine längliche Form hatte , nimmt zuvörderst in seiner Achse am meisten an Weite zu , und rundet sich dadurch so ab , dass es einer Kugel ähnlich wird. Zugleich rückt der Insertionspunkt der Sehnerven, der zu Anfange dieser Periode noch ziemlich weit nach aussen liegt , der Achse des Auges noch immer näher. In der Choroidea, die im Vergleich zur Retina eine nur geringe Dicke Dritte Periode. 137 bcliüll , nimmt die Ablagerung des Pigmentes zu , und es entstehen äusserst kleine bräunlich- schwarze Flecken in immer grösserer Zahl, die einzeln genommen allmählig auch eine grössere Ausbreitung gewinnen. Der A'organg dabei ist ganz derselbe, wie ihn Valentin in dem Auge der Säugelhiere bemerkt hat. *) Es entstehen nämlich an der innern Fläche der Choroidea lauter sehr, kleine Erhöhungen, die nur in geringen Entfernungen von einander liegen, und jener Fläche ein äusserst fein granulirles Ansehen geben. Um jede solche Erhöhung lagern sich darauf Pigmentkügelchen von einer bräunlich - schwarzen (russigen) Farbe ab, die einen kleinen Ring um dieselbe bilden. Noch spälcr werden von ihnen die Zwischenräume zwischen jenen Erhöhungen ausgefüllt , worauf denn, vvenn man die Choroidea unter dem Mikroskope bei einem vom Spiegel reflectirten Lichte betrachtet, der Schein entsteht, als sei mittelst einer äusserst feinen Nadel durch eine bräunlich -schwarze Membran eine unzählbare Menge von Stichen ge- macht worden. Zuletzt werden auch die Erhöhungen mit dem Pigmente bedeckt : doch ist diese Bedeckung selbst dann noch nicht vollendet , wenn sich die Cutis des Embryos zu färben angefangen bat. Am meisten und frühesten mehren und vergrössern sich die angegebenen Flecken in dem Rande der Choroidea, wodurch jetzt um die Pupille ein schwärzlicher sehr schmaler Ring gebildet wird , der eine ungleiche Breite hat , und von dem auch einige wenige kurze Strahlen nach dem innern (dem Gehirne nähern) Theile der Choroidea auslaufen. Ein grösserer Strahl der Art findet sich in der Regel an dem vordem, ein zweiter an dem hinlern, ein dritter an dem untern Theile des Auges. Ist aberj dieser Ring, zu dem schon in der vorigen Periode der erste Grund gelegt wurde , ausgebildet worden ; so wird die anfangs graue Farbe, die sich bei der äussern Betrachtung des Auges darbietet, auch in dem übrigen Theile der Choroidea immer dunkler, Und wandelt sich in eine schwärzbche um. — Inzwischen entsteht die Iris, und zwar als eine gerade Fortsetzung der Choroidea: wenigstens lässt sich keine Unterbrechung zwischen beiden Theilen bemerken ; auch ist ihre ganze Organisation von der Art, wie die der Choroidea. Sie bildet einen anfangs sehr schmalen, schnell aber an Breite recht bedeutend zunehmenden Ring, und bleibt bis an das Ende des Fruchllebens ganz glatt, lässt also keinen strahligen oder falligen Bau bemerken. Die Ablagerung des Pigmentes erfolgt an ihr ganz in derselben Art , wie an der Choroidea , und beginnt schon gleich bei der ersten Bildung dieser Membran. Doch zeigt sich die Iris noch lange Zeit von aussen nur dunkelgrau gefärbt, obgleich der ursprüngliche und der Choroidea angebörige Pupillarring schon dann ganz schwarz erscheint, wann die Iris noch in ihrer ersten Bildung begriffen ist. Dieser Ring giebt also lange Zeit eine sichere Marke zwischen der Iris und der Choroidea ab. Wenn die Iris eine bedeutende Breite erlangt hat , was zu einer Zeit der Fall ist , da der Querdurchmesser des Auges den senkrechten an Länge noch übertrifft, zeigt sich die Pupille nicht zirkelrund, sondern stellt eine kurze Ellipse oder ein Oval dar , dessen längster Durchmesser aber nicht dem gleichen Durchmesser des Auges entspricht, sondern senkrecht gestellt ist. Diese Form rührt daher, dass die Iris geraume Zeit hindurch in ihrem obern und untern Theile schmäler ist, als in ihrem vordem und hintern. Ehe jedoch die Cutis sich färbt,, erhält die Iris allent- halben eine gleiche Breite , und die Pupille wird dann zirkelrund. — Beinahe bis an das Ende der dritten Periode bleibt diese Membran mit der Cornea immerfort in Berührung , mithin ist *) Handbuch d. Entw. Gesch. des Blenschen S. 194. 18 138 Fünftes Kapitel. eine vordre Augenkammer dann noch gar nicht vorhanden. Auch kann die Iris sogar bei den ältesten Embryonen aus dieser Periode durch den Lichtreiz, seihst wenn er durch ein Coliectiv> ghis in einem hohen Grade verstärkt worden ist , nicht in Bewegung gesetzt werden. — Eine Pupillarmembran bildet sich niemals, und eben so wenig auch ein Corpus ciliare. Die Retina bleibt auch bis an das Ende dieser Periode fortwährend sehr dick, so dass sie an Masse die Choroidea und Sclerotica zusammengenommen ungefäiir um das Vierfache über- trifft, also immer als die dickste von allen Häuten des Auges erscheint. Doch zeigt sie sich um so dünner , je weiter gegen die Pupille hin , bis zu welcher sie selbst dann , obgleich sehr verdünnert , sich hinerstreckt, wann sich eine Iris gebildet und sogar schon eine ansehnhche Breite erlangt hat. Am Ende dieser Periode aber ist derjenige Theil von ihr, welcher der Iris anliegt und aller Wahrscheiulicbkeit nach zur Zonula ciliaris wird, um Vieles dünner, als der übrige Thcii selbst, da, wo er in ihn übergeht : auch reisst er dann von diesem dickern Theile leicht ab , wenn man ihn etwas zerrt. Von der Choroidea löst sich die Retina schon von selbst ab , wenn man ein durchgeschnittenes Auge in Wasser oder Weingeist gelegt hat ; mit der Iris aber , insbesondere mit dem äussersten Theile oder dem an die Pupille angrenzenden Rande derselben, ist sie ziemlich fest verbunden, und lässt sich nur mit einiger Mühe von ihm ablösen. Nur erst dann , wenn sich nach Eröffnung des Auges die Retina von der Choroidea entfernt, legt sich jene Haut in mehrere nach der Achse des Auges verlaufende dicke wulst- fdrmige Falten : in natürlicher Lage aber ist sie allenthalben glatt ausgespannt. Was endlich ihr Gefüge anbelangt , so besteht sie bis an das Ende dieser Periode fast durchweg aus einer ziemlich grobkörnigi n Masse , und es ist selbst dann an ihrer äussern Fläche nur eine sehr schwache Andeutung von einer Faserung sichtbar: die innere Fläche dagegen erscheint dann granulirt. 10 1 Ueber die Cornea und Sclerotica wäre als bemerkenswerth nur dieses anzuführen, dass die letztere durch die ganze dritte Periode eben so durchsichtig bleibt, wie die erstere, obgleich sie weit dicker , als jene wird , und dass jene nur sehr wenig sich stärker hervor- wölbt. — Die Linse bleibt kugelrund, wird mit dem Wachslbume des Auges relativ immer kleiner, gerinnt im Weingeiste bis zu ihrem Mittelpunkte hin, und lässt allenthalben eine ziemlich gleiche, obschon noch keine deutlich faserige Beschaffenheit erkennen. Ihre Kapsel bleibt sehr dünnhäutig und scheint sie ganz dicht zu umschliessen. Nach aussen tritt die Linse mit ihrer Kapsel durch die Pupille hindurch , verstopft sie , und steht theils mit dem Rande der Iris, theils auch mit dem der Retina in Berührung. Der kleine vorliegende Theil der Kapsel bleibt noch immerfort an die Cornea ziemlich fest angeheftet : denn jedesmal , Avenn ich das Auge durch einen senkrecht geführten Schnitt in eine äussere und innere Hälfte getheilt hatte, blieb die Linsenkapsel an der Cornea hängen. Auch bemerkte ich, wenn ich die Cornea etwas umgeschlagen hatte, dass diese Haut und die Linsenkapsel durch eine sehr zarte Schichte von Schleimgewebe unter einander vereinigt waren: ja mitunter stülpte ich die Cornea einwärts, indem ich an der Linse ziehend es versuchte, diese von jener zu trennen. — Der Glaskörper nimmt absolut und relativ an Grösse lücht unbedeutend zu , doch scheint in ihm das Scbleim- gewebe immer ein grösseres Uehergewicht über die Flüssigkeit zu beballen , als diess in dem Auge der erwachsenen Natter der Fall ist. Auch bleibt er immer reich an Blulgefässen. Ein grösserer Zweig dieser Gefässe durcld)ohrt ihn, und geht zur Linsenkapsel hin. \on den Dritte Perlode. "" 139 übrig:cn BIufg:crassen, die der Aup^apfel besitzt, geht eine recht weite Arteria ciliaris longa zur vordem, eine andere und gleichfalls recht weite zur hintern Seite des Auges: beide verzweigen sicli in der letztern Hälfte dieser Periode sehr stark iheils in der Choroidea, theils in der Iris , und bilden ein weit ausgebreitetes engmaschiges Netz. In lebenden altern Embryonen , deren Auge ich unter dem Mikroskope betrachtete , sah ich das Blut in diesen Gefässen aus dem Stamme in die Zweige fliessen , und darauf durch mehrere venöse Gefässe, die der untern Hälfte der Choroidea und Iris angehörten , in welcher Hälfte früher nur ein einziges Gcfäss vorkam, wieder abströmen. Der einfache Gefässring dagegen, der anfangs den Pupillarrand der Choroidea begrenzte , verschwindet dem Anscheine nach gänzlich , so wie sich das oben beschriebene Gefässnelz ausbildet: vermulhlich aber wird er durch dieses von aussen nur verdickt. Die Hautbcdeckung des Kopfes breitet sich allmählich auch über das Auge aus , und bildet schon frühe einen schmalen Ring um dasselbe, oder vielmehr ein ringlormiges Augen- lied, das dem des Chamäleons ähnlich ist, und von ihm sich hauptsächlich nur dadurch unterscheidet, dass es an die Sclerolica nicht festgevvachsen ist, sondern ihr nur anliegt. Je weiter gegen seinen Rand hin, um desto dünner erscheint dieser Ring, und der Rand selber ist ganz scharf. Nach und nach nimmt der Ring an Breite immer mehr zu, die von ihm eingeschlossene Oeffnung aber an Umfang immer mehr ab , bis zuletzt auch diese sich schliesst und somit gänzlich verschwindet. Wenn das geschehen ist — und es erfolgt diess geraume Zeit vor Ablauf der dritten Periode — findet man das Auge von aussen mit einem sehr dünnen und ganz durchsichtigen Schleier bedeckt, in welchem auch bald die bekannte Augenkapsel bemerklich wird. Von dieser entsteht aber zuerst der Umkreis, zuletzt die Mitle, wenigstens zu urtheilen nach der Verdickung, welche in jenem Schleier nach und nach vor sich geht, und welche olfenbar von der Peripherie nach der Mitte vorschreitet. Wahrscheinlich bildet sich die Augenkapsel nur dadurch , dass ein Theil des Stoffes , woraus der erwähnte Schleier besteht, einen andern histiologischen Entwickelungsgang einschlägt, als der übrige Theil desselben, und sie entspricht wohl ohne Zweifel den beiden Knorpelplalten (Tarsi) , die in den Augenliedern mancher andern Thiere vorkommen , bei den Schlangen aber unter einander völlig zu einer einzigen Scheibe verwachsen. Wenn der beschriebene Schleier entstanden ist, befindet sich zwischen ihm und dem Auge eine Höhle , die ringsum zunächst von der Conjunctiva umgeben ist, da derjenige Theil dieser Haut, welcher dem Augenliede angehört, mit diesem an Ausdchnun» immer mehr zunahm, bis zuletzt sich auch die Oeffnung in ihm Aerschloss. *) Von Blutgefässen geben mehrere in das ursprünglich ringförmige Augenlied hinein , und zwar die meisten von ibneu in den untern (der Mundspalte am nächsten gelegenen) Theil desselben. Ist schon der Schleier gebildet und die Augenkapsel in der Entwickelung begriffen , so erstrecken sich zwar nur einige wenige, jedoch verhältnissmässig recht weite Gefässe auch durch diesen Theil hindurch. Die in der Augenhöhle befindliche Drüse umfasst schon vor dem Ende der dritten Periode die ganze innere Hälfte des Auges. Lange stellt sie eine sehr dünne an den Rändern *) Höchst ■NvalirscLeinlich bildet sich auch die Hautbedecknng' des Ang'es mancher Säiig'ethiere, namentlich des Clmisnchloris ciipensis und des Spalax lyjihhis , auf eben diese Weise wie bei der Watter, und entspricht den beiden Angenliedein anderer Säugethiere. 18' 140 Fünftes Kapitel. scharfe, in ihrer vordem Hälfte schmälere, in der hintern breitere, und an ihrem Ende abgerundete Tafel dar. Gegen das Ende dieser Periode aber wird sie um ihre Achse und in der Nachbar- schaft derselben etwas dicker. Was ihren innern Bau anbetrilft, den Job. Müller in seinem berühmten Werke über die Drüsen nicht beschrieben bat, so bleibt selbst bis zum Schlüsse der dritten Periode das Blastem überwiegend, besonders nach den Rändern hin, die selbst dann in ziemlich grosser Breite , zumal in der hintern Hälfte der Drüse , nur allein aus ihr bestehen. Von den Gängen aber läuft der vorzüglichste, oder der eigentliche Ausführungsgang, auch jetzt beinahe durch die ganze Länge der Drüse, indem er sie in zwei an Breite ungleiche Seilcnbälften tbeilt. Die Kebengänge münden sich in ihn in ziemlich grossen Entfernungen von einander und beinahe unter rechten Winkeln. Am Ende der vorigen Periode waren einige von ihnen noch ganz einfache kolbenförmige Bläschen, andere aus zwei oder mehrern solcher Bläschen zusammen- gesetzte Gruppen , die durch einen kurzen Kanal mit dem Ausführungsgange zusammenhingen. AUmählig aber wachsen diese Bläschen immer weiter von dem Ausf übrungsgangc ab , wobei zwischen ihnen und diesem die Verbindungskanäle immer mehr, ja mitunter bedeutend lang ausgesponnen werden ; ihre Zahl vergrössert sich durch seitliche Ausstülpung ihrer selbst oder auch ihrer Verbindungskanäle, wodurch ihre Verzweigung nach und nach anwächst, *)"und jedes von ihnen nimmt an Umfang und Festigkeit immer mehr zu. Die Gruppirung der Drüsenkürner oder Bläschen je eines Zweiges ist sehr verschieden : einige liegen dicht gedrängt beisammen, andre aber liegen weiter aus einander und bilden kleine Paniculi. Die Nebengänge und ihre Zweige sind auch am Ende dieser Periode nur dünne , die Drüsenkörner dagegen , oder die erwähnten Bläschen selbst , von denen einige unregelmässige Kugeln , andre Kolben darstellen, zum Theil verhältnissmässig schon recht gross. In einer ganz frischen Drüse unterscheiden sich diese Körner durch ihre Farbe nur wenig von dem Blastem : lässt man die Drüse aber eine Weile in reinem Wasser oder verdünntem Weingeiste liegen, so werden sie etwas un- durchsichtiger und weisser. §. 34. ^ t\)'Q X xxs t X \\t -iX % t. Die Ohrkapsel, oder das künftige Felsenbein, lässt sich noch selbst am Ende dieser Periode von den übrigen Theilen der Hirnschale leicht ablösen, und besteht auch dann noch grösstentheils aus^ Knorpelsubstanz. Dagegen ändert sich die Form des Dreieckes , das -sie bei der Betrachtung von aussen früher darstellt, nicht unbedeutend, indem es sich nach vorne stark verlängert und dabei seinen vordem Winkel gleichsam immer weiter nach vorne schiebt, über- haupt aber immer ungleichseitiger wird. An Höhe nimmt die Ohrkapsel weniger zu , und an Dicke (Tiefe) am wenigsten (Tab. VI, Fig. 26). An dem untern Rande oder der längern Seite derselben, ungefähr dem obcrn Winkel gegenüber, beginnt sich schon zu Anfange dieser Periode, oder auch wohl etwas früher, eine Aussackung der Ohrkapsel zu bilden, die sich zu *) Die bescliriebene Drüse zeigt in ihrer ganzen Organisafion eine seLr grosse AehnlicLkeit mit einer Speicheldrüse: aulfallend niuss es daher sein, dass ihre Drüsenkörner durch Ausstülpung entstehen, was nach Valentin (Handbuch der Entw. Gesch. S. 523) bei den Drüsenkörneru der Speicheldrüsen nicht der Fall sein soll. Dritte Periode, l 141 einem nur massig langen, stumpfen und hohlen Anhange entwickelt, der mit seinem Ende nach unten, innen, und hinten gerichtet ist, und gleichfalls aus Knorpelsuhstanz hestehet (Fig. 26, c). Dicht über diesem Anhange aber, und etwas mehr nach hinten, entsteht ungefähr gleichzeitig eine kleine rundliche Vertiefung, in der das eine Ende des Gehörknöchelchens zu ruhen kommt, und etwas später in dieser Vertiefung eine Oeffnung, die dem eirunden Fenster in dem Gehör- organe des Menschen entspricht. Erst sehr viel später, nämlich erst gegen das Ende dieser Periode, beginnt die Ohrkapsel zu verknöchern. Zuerst stellt sich die Verknöcherung an einem dünnen und massig langen hakenförmigen Fortsatze ein, der von jenem untern hohlen Auswüchse der Kapsel nach vorne und innen ausgesendet worden ist, um sich mit dem hinlern Keilbein- körper zu verbinden: darauf schreitet sie nach oben und nach hinten fort, und gelangt für jetzt so weit, dass am Ende der dritten Periode ausser jenem Forlsatze auch noch der erwähnte Auswuchs und ungefälu- das vordre Drittel der Ohrkapsel selbst verknöchert sind. Später, als au der oben bezeichneten Stelle , beginnt die Verknöcherung auch an dem hintern Rande der Ohrkapsel, wo sie an die Schuppe und den Seitejjtheil des Hinterhauptbeines angrenzt, schreitet aber von hier aus lange nicht so weit fort, als von jener Stelle. Es bleibt also der mittlere grössere Theil der Ohrkapsel für jetzt noch knorplig. Von den häutigen Theilen, die in der Ohrkapsel eingeschlossen sind, hat der häutige Vprhof an Umfang ein um so grösseres Uebergewicht über die halbzirkelförmigen Kanäle, je jünger der Embryo ist. Anfangs stellt er eine massig hohe Flasche dar, die in einiger Ent- fernung von ihrem abgerundeten untersten Theile, oder dem Boden, nach oben allmählich, jedoch bedeutend enger wird , wo sie dann unmittelbar in den vordem und hintern halbzirkelförmigen Kanal übergeht. Mit der Zeit aber nimmt dieser obere Theil oder der Hals des flaschenförmigeu Vorhofes weniger an Weite zu , als der untere , wodurch bewirkt wird , dass er je später, destomehr von dem Bauche der Flasche abgesetzt erscheint, und zu der Bedeutung eines gemeinschaftlichen Verbindungsganges für die obern Enden des vordem und des hintern halb- zirkelförmigcn Kanales gelangt (Tab. VI, Fig. 27 und 28). — Alle halbzirkelförmigen Kanäle bleiben lange sehr dünnhäutig, und bekommen nur spät erst eine dickere und festere Wandung. Ferner sind sie anfangs sehr kurz , und im Verhältniss zu ihrer Länge sehr weit und allenthalben von ziemlich gleichem Kaliber. Bei den altern Embryonen aber haben sie schon eine ziemlich grosse Länge erreicht , und sind dagegen sehr dünne : auch sind sie bei diesen , wo sie in den vordem und hinlern Theil des häutigen Vestibulum übergehen , wenn man von dem hinlern Ende des horizontal liegenden halbzirkelförmigen Kanales absieht, schon mit massig grossen Ampullen versehen. Was endlich ihre Beziehung zu der Umgebung an- belangt, so liegen sie in der mehrmals erwähnten knorpligen Kapsel anfänglich ganz lose : bald aber wuchert die Substanz der äussern Wand der Kapsel nach innen, oder gegen die Höhle stark hinein, und umhüllt nun die Kanäle mehr und mehr, so dass dieselben völlig von Knorpel- substanz eingeschlossen werden. Zuerst geschieht diess an dem am meisten nach aussen ge- legenen , oder dem horizontalen , späterhin auch an den beiden übrigen. Die nach innen (gegen das Gehirn) gekehrte Wandung des Vestibulum sackt sich in geringer Entfernung von dem Boden desselben schon frühe aus, und bildet einen kleinen, weiten, und an seinem Ende stumpf abgerundeten Anhang, der nach unten über das flaschcnförmige Vestibulum hervortritt. Er kommt in der oben erwUhaten und mit ihm zugleich entstehenden 142 Fünftes Kapitel. Aussackung der Ohrkapsel zu liegen, die von ihm ganz ausgefüllt wird, Anfangs ist er gegen den häutigen Vorhof weit geöffnet , allmählig aber schnürt er sich an seinem obern Thcil , wo er von dem Vorhofe abgeht, um ein Geringes ein: auch krümmt er sich mit der Zeit ein klein wenig zusammen. Dieser Anhang ist der Stellvertreter der Schnecke in dem Ohr der Säuge- ihiere. — In einer ziemlich grossen Entfernung über ihm , doch auch in geraumer Entfernung unterhalb der Stelle, wo der vordere und der hintere halbzirkelförmige Kanal zu einem kurzen, gemeinschaftlichen Gange vereinigt in das Vestibulum übergehen , steht mit der nach innen gekehrten Seite von diesem gegen das Ende der dritten Periode ein andrer Anhang in Ver- bindung , der jedoch weit früher als der beschriebene , ja allem Anscheine nach selbst früher als die halbzirkeirürmigen Kanäle vorhanden ist ; ich meine jenes dünnhäutige keulenförmige Bläschen , das sich schon am Ende der ersten Periode gebildet hatte , damals mit dem obersten Theile des häutigen Vorhofes zusammenhing , und zum grössten Theil ausserhalb der Ohrkapsel neben der hintern Hirnzelle seine Lage hatte (Tab. V, Fig. 1, i). Die verschiedene Insertions- stelle dieses Bläschens zu verschiedenen Zeiten des Fruchllebens lässt folgern , dass sich der obere Theil des häutigen Vorhofes , mit dem zwei halbzirkelförmige Kanäle zusammenhängen, allmählig über die ursprüngliche Insertionsstclle des Bläschens nach oben aussackt und über sie hinauswächst. Gesehen auf die Veränderungen dieses Bläschens selbst , so nimmt es in der dritten Periode an Umfang weit mehr, als der häutige Theil der Schnecke zu, schwillt besonders in seiner ausserhalb der Ohrkapsel in der Schädelbohle gelegenen Hälfte stärker an, und spinnt sich einen massig langen und überaus engen Verbindungskanal aus, der innerhalb der Ohrkapsel an der nach innen gekehrten Seite des gemeinschaftlichen Ganges, zu welchem die obern Enden des vordem und hintern halbzirkclförmigen Kanales verbunden sind , herabsteigt , um sich mit dem häutigen Vorhofe zu verbinden. Jener ausserhalb der Ohrkapsel befindliche Theil rückt mit seinem obern oder dickern Ende, indem er an Umfang zunimmt, immer weiter nach oben und vorne hin, bis er zuletzt mit dem gleichen Ende des gleichen Bläschens der andern Seiten- hälfte zusammenslösst, was schon vor Ablauf der dritten Periode der Fall ist. Durch die Hautbedeckung des Kopfes schimmern die dickern Hälften beider Bläschen immerfort hindurch, denn nur zum kleinem Theil werden sie durch die Schuppe des Hinterhauptbeins, die sich über ihnen bildet, schon jetzt bedeckt: der grössere Theil von ihnen bleibt nur durch die Hirnhäufe und die Cutis bedeckt (Tab. V, Fig. 12 und 13). — Bis zum Anfange der dritten Periode waren die beiden in Rede stehenden paarigen Bläschen mit einer wasserhellcn Flüssigkeit an- gefüllt. Jetzt aber wird ihr Inhalt trübe und bis zu ihren engen Verhindungskanälcn mit den Vorböfen kreideweiss : zugleich wird er dicker, und stellt schon lange vor der Mitte der dritten Periode einen sehr steifen Brei dar. Untersucht man diesen unter dem Mikroskope , so findet man, dass er aus einer klaren wässrigen Flüssigkeit und einer unzählbaren Menge verschiedentlich grosser, doch im Allgemeinen höchst kleiner Krystalle besieht, die von kohlensaurem Kalk ge- bildet werden. Selbst die grössten von ihnen sind lange nicht so gross , wie die grössern Knochenkörperchen verschiedener Kopfknochen. Wie es scheint, nehmen sie, wenn sie eine gewisse Länge erreicht haben, hauptsächlich nur noch an Dicke zu, denn selbst gleich lange Krystalle haben eine sehr verschiedene Dicke : im Allgemeinen aber ist ihr Querdurchmesser zwei bis viermal in ihrer Achse enthalten. Was endlich ihre Form anbelangt, so fässt sich diese wegen der so sehr geringen Grösse nicht füdich mit voller Gewissheit bestimmen : dem Dritte Periode. 143 Anscheine nach sind sie sechsseilige Säulen mit stark abgestumpften sechsseitigen Enden.*) Einige Zeit später, als in den eben beschriebenen Bläschen, bilden sich auch an zwei andern Stellen des häutigen Gebörapparates Kalkkrystalle , und bringen in ihm zwei weisse Flecken zuwege : doch erreicht keiner von ihnen einen so grossen Umfang, A^ic der von dem bescbriebenea Bläschen gebildete Flecken. Die eine Ansammlung von Krystallcn erfolgt in dem untern Anbange des Vorhofes, die andre in dem vordem und etwas ausgezogenen Tbeile des Vorhofes, welcher Theil den vordem und den horizontalen balbzirkelförmigen Kanal aufnimmt. Nach den Untersuchungen , die bereits über das Gehörorgan der Wirbcllhiere bekannt gemacht sind , ist es wahrscheinlich , dass bei allen diesen Tbieren , mit Ausnahme der Cyclo- stomen, in dem Vorhofe und einigen Anhängen desselben auch Kalk ausgeschieden wird. Merk- würdig nun ist es , dass die einzelnen Partikeln dieses Stoffes ein um so geringeres Bestreben zeigen, sich unter einander zu verbinden und festere Massen zu bilden, je höher im Allgemeinen die Stellung der verschiedenen Wirbcllhiere ist. Und diese Verschiedenheit scheint eines Theils von der grössern oder geringern Quantität, in der dieser Stoff abgelagert worden, andern Theils, und mehr noch , von der chemischen Beschaffenheit desselben abzuhängen. Bei den Gräthen- fischen, bei denen eine kalkarlige Substanz in dem vordem Tbeile des häutigen Vorhofes und in einem untern Anhange desselben vorkommt , bildet sie, so viel ich beim Blennius viviparus und den Syngnathen bemerken konnte , gleich bei ihrem ersten Erscheinen compacte und harte Massen : bei den Stören , Plagiostomen und den Amphibien setzt sie weiche , zerreiblicbe, kreidenartige Conglomerate zusammen, die sich vermuthlicb bei allen diesen Tbieren aus einzelnen kleinen und anfangs nur lose neben einander liegenden Krystallcn zusammenballen : bei den Embryonen der Vögel und Säugethiere sind sie ebenfalls unter der Form von kleinen Krystallcn in dem Vorbofe und einem Anhange desselben (Sacculus rotimdus) bemerkt worden, und zwar bei jenen in grösserer Quantität, als bei diesen; bei ihnen allen aber ballen sie sich nicht zu festern Massen zusammen , sondern bleiben immerfort entweder nur lose neben einander liegen, oder bleiben doch nur schwach durch eine eiweissartige Flüssigkeit verbunden. Was das quantitative V^crbältniss dieser Kalkablagerungen anbelangt, so ist die Behauptung von Carus, dass die Quantität derselben um so grösser gefunden wird, je weniger Erde nach aussen (in das Skelet und die Haut) abgelagert ist,**) nicht für alle Fälle richtig, also auch nicht der Natur ganz gemäss. Von einem solchen Tbeile , wie das beschriebene keulenförmige und mit Krystallen angefüllte Bläschen, hat man, so viel mir bekannt, bis jetzt nur bei den Eidechsen und Rochen ein Analogon gefunden. Bei den genannten Fischen befindet sich nach den trefflichen Untersuchungen E. H. Webers***) ein Anhang des häutigen Vorhofes , der einen häuti- gen , lang ausgezogenen und keulenrörmigen Sack darstellt , der von der innern Wandung des Vorhofes ausgeht, nach oben aufsteigt, und mit einem kalkhaltigen Breie angefüllt ist. *) Auch in den Eidectsen bilden sich zwei solcLe mit Kiystallen angefüllte BläscLen, wie in der Natter, und bewirken ebenfalls zwei weisse Flecken am Hiuterkoi)fe. Schon Emmert und HocLstetter haben ihrer Erwähnung gethan. **) Handbuch der Zootoniie Th. 1. S. 362. ***) De ame et amliUi Lips. 1820. Pag. 98. 144 Fttnftes Kapitel. Er lehnt sich an den hintern Theil des Hinterhauptbeines an, indem er zwischen diesem und der harten Hirnhaut aufsteigt, dringt durch eine für ihn vorhandene Oeffnung in der Hirn- schale hindurch , und erreicht mit seinem dickern , abgestumpften Ende die Hautbedeckung des Hinterkopfes. Demnach kommt schon bei dem Rochen ein Theil vor, wie er sich auch bei dea Schlangen und Eidechsen bildet. Der Unterschied besteht nur allein darin , dass das erwähnte Säckchen bei den Embryonen der Schlangen und der Eidechsen innerhalb der Hirnschale ver- bleibt , also nicht bis zu der Hautbedeckung des Kopfes hingelangt , bei den Rochen dagegen bis zu der Hautbedeckung hindurchdringt. Wenn aber dem so ist, so kann Web er' s Angabe wohl nicht Stich ballen , dass bei den Rochen ein kleines Löchelchen , welches sich dicht über jenem kolbenftirmigen Fortsatze des häutigen Vorhofes in der Hautbedeckung des Kopfes befindet, dem eirunden Fenster im Ohre höherer Thiere entspreche. Denn bei den Schlangen und Eidechsen , also bei Thieren , bei welchen über die Gegenwart eines solchen Fenslers kein Zweifel obwalten kann, sieht dasselbe in gar keiner Beziehung zu dem kolbenförmigen Forlsatze des häutigen Vorhofes , sondern liegt weit von ihm entfernt. §. ää. ©erurljswfrk'jcugc un"!} Itaaenörüsen. Wenn man zu Anfange dieser Periode den Kopf an seiner untern Seite betrachtet, nachdem man den Unterkiefer entfernt hat, bekommt man noch nicht sogleich die untern Nasenlöcher zu sehen, sondern findet an jener Seile ganz vorne zwei massig lange und tiefe Furchen , die ziemlich weit aus einander liegen und nach hinten convergiren. Eine jede liegt an der Stelle , wo ein Flügel des Stirnforlsatzes und ein Oberkieferfortsatz zusammen- gestossen sind und sich unter einander vereinigt haben. Erst wenn man sie etwas auseinander gezogen hat , kommt das eigentliche unlere Nasenloch zu Gesichte. Ganz dicht über diesem Loche aber befindet sich an der nach der Mittelebene des Kopfes hingekehrten Wand der Nasenhöhle der Eingang in die einfache Höhle der Nasendrüse. Allmählig nun wird die er- wähnte Furche, indem der Kopf an Breite immer mehr zunimmt, ganz verstrichen oder aus- geglichen , es kommt das untere Nasenloch frei zu Tage , und zugleich wird auch in dem Lagerungsverhältniss dieser Oeffnung und der Mündung der Nasendrüse, vermulhlich nur allein in Folge der Vergrösserung des letztern Organes, eine solche Veränderung bewerkstelligt, dass beide Oeffnungcn neben einander zu liegen kommen (Tab. VH, Fig. 7). Ist diess geschehen, so rücken beide mit der Zeit immer weiter aus einander , bis sie am Ende der dritten Periode schon ziemlich weit aus einander liegen. Die äusserst kleine Oeffnung der Nasendrüse hat dann ihre Lage nach vorne und innen von dem untern Nasenloche , und befindet sich auf dem stumpfen Ende einer sehr kleinen von der Schleimhaut der Mundhöhle gebildeten Warze (Tab. VII, Fig. 8 und 9). Die untern Nasenlöcher aber liegen nur einige Zeit, wie jene Oeffnungen der Nasendrüsen , frei da (Fig. 8) , denn in der letztern Hälfte dieser Periode bildet sich aus der Mundhaut eine querverlaufende Falte , durch welche die gedachten Löcher verdeckt werden (Fig. 9). Sie entsteht, wo sich das hintere Ende der Kapstcln für die Nasendrüsen befindet, zu einer Zeit, nachdem der vorderste Theil des Kopfes, der die Nasendrüsen und Nasenhöhlen enthält , und der sich früher von dem übrigen Theile des Kopfes recht stark herabgebogen hatte (Fig. 8) , sich wieder aufgebogen hat , wodurch dann zum Theil , mehr aber noch durch Dritte Perlode. 145 stlirkercs Wachstlium jener für die Nasendrüsen bcstimmlen Kapseln , das hintere Ende beider Kapseln in die IMundliühle elwas hinein geschoben worden ist. Auf diesem vorf>cschobenen Theile nimmt nun die erwähnte Falle ihre Entstehung , wächst dann mit ihren beiden Seiten- rändern oder Enden auf den daneben liegenden vordersten Theil der Oberkieferforlsätze hinüber, welcher Theil das vordere Ende der Gaumenbeine enthält, nimmt auch schon in dieser Periode massig stark an Breite zu, und stellt zuletzt ein Gaumcnseegcl dar, das aber auffallend weit nach vorne liegt. Ein jedes Riecbhaut- oder Nasen sack eben nimmt ziemlich stark an Umfang zu, bleibt aber von den Seiten sehr abgeplattet. Indem es sich verlängert, krümmt es sich in einem massig grossen Bogen zusammen, dessen Convexität nach oben und hinten gerichtet ist, und wächst an seinen Eiiden in zwei ungleich lange Rübren aus, von denen die kürzere (deren Länge nur sehr geringe ist) das äussere , die viel längere aber das innere Nasenloch zur Mündung hat (Tab. VI, Fig. 30). — Ausserdem erhält die nach aussen gekehrte Wandung eines jeden von der Riechbaut gebildeten Säckchens, eine nach der Länge derselben verlaufende ziemlich lange und nur wenig breite Einbuchtung, durch welche eine Nasenmuscbel angedeutet wird. Die Nasendrüse bleibt ein birnrormigcs, mit einer einfachen Höhle versehenes, und im Verhältniss zu dieser seiner Höhle sehr dickwandiges Bläschen. Um dasselbe herum bilden sich zwei dreieckige und etwas gewölbte Knpchentafeln , die unterhalb der Drüse mit ihrem einen längern Rande zusammenstossen , mit dem andern längern oder dem obern Rande aber für jetzt noch nicht zu einer gegenseitigen Berührung gelangen*). Das Verhältniss der Lagerung und Grösse zwischen der Drüse und dem Säckchen der Riechhaut bleibt dasselbe, wie es am Ende der vorigen Periode gefunden wurde. §.36. 3 u n g e. Die Zunge beginnt sich schon lange vorher zu bilden, ehe der Unterkiefer eine gleiche Länge mit dem Oberkiefer hat, und es gebt ihre Entstehung und erste Entwickelung ganz in derselben Weise vor sich, wie bei den Vögeln und Säugetbieren. Die Substanz des Unterkiefers wuchert zwischen den Anlagen für die nachherigen Knochen dieses Körpertheiles in einer massigen Entfernung vor der Stimmritze, nach innen stark hervor, und stellt schon frühe eine kleine abgeplattete Warze dar, die vorne etwas schmäler, als hinten ist, also von" oben betrachtet als ein Dreieck mit sehr abgerundeten Winkeln erscheint (Tab. VII, Fig. 1). Darauf wächst ihr nach vorne gekehrter Winkel , indem sich diess Dreieck verlängert , ins Freie hinein , so dass ihr vorderer Theil nach einiger Zeit einen kurzen abgerundeten Lappen darstellt, der dem Unterkiefer dicht anliegt. Das ganze Dreieck der Zunge erscheint jetzt weit geslreckter, als früher, hat aber immer noch stumpfe Winkel, und ist an seinen beiden längern Seiten etwas eingebuchtet: sein hinterer Theil ist angewachsen und bildet die Wurzel, der vordere schmälere Theil ist frei, liegt dem Unterkiefer nur an, und macht die kleinere Hälfte der Zunge aus (Tab. Vn, Fig. 2). So wie hierauf der Unterkiefer sich mehr verlängert, nimmt auch die Zunge mehr an Länge , als an Breite zu , und es verliert sich mehr und mehr die Aehnlichkeit, *) Reichert Lat diese KnocLensfücke für die Riechbeine geLalten : dass sie diess aber nicht sein können, geht aus ihrer Lagerung wohl hinreichend her\'or. 19 146 Fünftes Kapitel. die sie vorher mit der Zunge des Menschen und andrer Säugethiere erlangt hatte. Ihr freier Theii wird vorne breiter, als hinten, wo er in die Wurzel übergeht, und erhält an seinem vordem Rande einen Ausschnitt, der dadurch, dass zu beiden Seilen desselben die Substanz der Zunge weit mehr, als in der Mitte , an Länge zunimmt, immer tiefer wird und zu einem Einschnitte sich umwandelt. So entstehen die beiden Aeste, in welche bei der Natter die Zunge nach vorn ausläuft. Schon bald spitzen sie sich etwas zu , haben schon geraume Zeit vor dem Schlüsse der drillen Periode eine ziemlich grosse Länge, und reichen dann bis zu dem Ende der Unter- kiefer. Auch haben sie um diese Zeit allenthalben eine ziemlich gleiche Breite , indem sie nur ganz vorne etwas schmäler sind und mit einer stumpfen Spitze endigen , erscheinen von oben und unten etwas abgeplattet, und liegen nach ihrer ganzen Länge dicht neben einander. Der Stamm und die Wurzel der Zunge haben dann gleichfalls allenthalben eine ziemlich gleiche Breite und Dicke (Tab. VII, Fig. 3 und 4). Die Haut der ganzen Zunge aber ist selbst um diese Zeit noch farblos, und zeigt noch keine besonders grosse Härte. Die Stimmritze befindet sich zu Anfange der dritten Periode in einer geraden Ebene mit dem sie zunächst umgebenden Theile der Schleimhaut der Rachcnhöhle, und hat ihre Lage dicht hinter dem Unterkiefer (Tab. VII, Fig. 1). Allmählig aber bildet sich um sie herum eine Wulst, die sich zu einer ansehnlichen Höhe erhebt, und am Ende dieser Periode einen massig langen , abgestumpflcn , schräge nach vorne gerichteten Kegel darstellt , auf dessen höchstem Punkte sich die Stimmritze befindet. Vor diesem Theile nun bildet sich ungefäbr um die Mitte der dritten Periode aus der Schleimhaut der Mundhöhle eine Querfalle, die bald rechts und links weiter nach vorne hinausreicht, als in der Mitte, und nach einiger Zeit von oben her einen Theil der Zungenwurzel bedeckt und umfasst (Tab. VII, Fig. 3 und 4, d). Während nun aber diese Falle entsteht und an Breite nicht unbedeutend zunimmt, wird ihr mittlerer Theil und der Kehlkopf durch die Luftröhre , die sich absolut und relativ sehr ver- längert, in Folge dieser Verlängerung immer weiter nach vorne forlgeschoben , bis sie beide am Ende der drillen Periode weit nach vorne zwischen den beiden Aesten des Unterkiefers ihre Lage haben , obgleich sich dieser ebenfalls bedeutend verlängerte (Fig. 5). So wachsen dann jene Falle, der Kehlkopf, und ein Theil der Luftröhre immer weiter über die Zungenwurzel hinüber, und es wird eben dadurch die bekannte Zungenscheide gebildet. Es beruht demnach die Bildung dieser Scheide zum Theil auf dem Entstehen einer besondern Haulfalle, zum Theil aber auch auf einer ungewöhnlich grossen Verlängerung der Luftröhre , die hei den Schlangen wegen der Enge des Leibeshöhle nicht zur Seite hin bedeutend ausweichen und solche Krüm- mungen machen kann, wie man sie namentlich heim Faullhiere , dem männlichen Reiher und dem männlichen Singschwane findet. — Schon vor Ablauf der dritten Periode weicht die ganze Zunge sammt dem Zungenbeine nach hinten hin, und es verbirgt sich nun auch ihr vorderer Theil so sehr in der genannten Scheide, dass nur noch die äusserslen Spitzen ihrer Aeste daraus hervorragen (Tab. VII, Fig. 5). AVahrscheinlich geschieht diess Zurückweichen in Folge einer jetzt schon statlhaheuden Zusammenziehung einiger Muskeln des Zungenbeines. §. 1)7. D a r m k a n a l. Während die Bauchwand sich immer mehi" verlängert und sich mit der Rückenwand in ein Gleichgewicht zu setzen strebt, nimmt der ganze Darmkanal nicht blos absolut, sondern Dritte Periode. 147 auch im Vcrliältniss zur Rückcnwand , die ihn früher an Länge weit iihcrlraf , mehr und mehr an Länge zu, so dass er ihr nach einiger Zeit gleich ist. Das Gekröse aher wird indessen nicht hrciler, sondern zieht sich vielmehr, besonders in seinem mittlem Theile, etwas zusammen, wird also schmäler (Tab. II , Fig. 7, k) : in Folge davon aber rückt der Darmkanal an die Rückenwand, von der er besonders in seiner Mitte früher weit abstand, immer näher heran. — Gesehen auf die einzelnen Abschnitte des Darrakanals, so nimmt der Munddarm theils absolut, theils auch im Vcrhällniss zu dem Rumpfe und Halse ansehnlich zu, und sein hinteres Ende rückt immer weiter vom Herzen nach hinten fort (Tab, II, Fig. 7, h). Dabei ändert seine Achse ihren der Wirbelsäule parallel gehenden Verlauf ganz hinten immer mehr ab , indem sie sich zuerst etwas links wendet, und darauf sich nach unten und rechts umbiegt ; sein grösserer Tbeil aber erhält keine andre Krümmung , als die auch der vordre Theil des ganzen Leibes bekommt. Gleichzeitig weitet sich der Munddarm auch immer mehr aus, wobei denn sein vordrer und früher engerer Tbeil, oder derjenige, welcher vor und über dem Herzen liegt und der Speiseröhre andrer Thiere entspricht, sich von hinten immer weiter nach vorne ausdehnend, eine eben solche Weite erhält , wie der darauf folgende Theil sie jetzt schon besitzt , so dass in der letztern Hälfte des Fruchllebens der ganze Munddarm einen langgestreckten cylindri- schen Schlauch darstellt, der nur ganz hinten enger ausläuft. Bald auch (schon A^or der Mitte der drillen Periode) füllt er sich nach seiner ganzen Länge mit einer wasserhellen, im Wein- geiste nicht gerinnenden, schleimlichen und dicklichen Flüssigkeit, die sich in lange Fäden ausspinnen lässt. — Von den verschiedenen Häuten, in welche sich die Wandung des Darmrohres immer deutlicher scheidet , erseheint bei altern Embryonen die innerste oder die Schleimhaut zunächst hinler der Mundhöhle am dünnsten und durchsichtigsten , in der Nähe des Pylorus am dicksten und am wenigsten durchsichtig. Nach der ganzen Länge des Munddarmes aber ist die Schleimhaut in mehrere grobe und niedrige Längsfalten zusammengelegt. Ausser ihnen kommen in dem grössern Theile dieses Abschnittes vom Darmkanale, welcher den Schlundkopf, die Speiserühre und den Magen in sich begreift, keine andre Erhöhungen weiter vor, vielmehr ist die innere Fläche seiner Schleimhaut ganz platt. In dem hintersten Theile des Magens dagegen findet man ein höchst zarles, dieser Haut angehöriges Netzwerk sowohl auf, als auch zwischen den angegebenen Falten ausgebreitet, welches Netzwerk um so engmaschiger ist, je näher zum Pylorus hin. In diesem aber selbst befindet sich eine kleine, schmale, ring- förmige Klappe. Das folgende Darmstück oder der Darm im gewöhnlichen Sinne des Worts (Tab. H, Fig. 6, 1 und Fig. 7^ i) wird absolut und relativ länger, so dass es am Schlüsse der dritten Periode schon eine grössere Länge besitzt als derjenige Theil des Leibes, durch welchen es hindurchläuft. Dadurch aber wird es genöthigt, vor seiner Mitte eine kleine Schlinge zu bilden. Dagegen wird die Windung, die schon frühe sein vorderer Theil mit dem Magen machte, in der letztem Hälfte der dritten Periode , obschon nicht ganz getilgt , so doch immer, mehr aus- gezogen und ausgestreckt. Eine solche durch den Nabel nach aussen hervortretende Darm- schlinge , wie man bei Säugethieren und Vögeln in früherer Zeit des Fruchllebens bemerkt, kommt bei der Natter niemals vor. Der Grund hieven liegt wohl zum Theil darin, dass der Darm niemals eine bedeutende Länge erreicht, iheils aber auch darin, dass zu der Zeit, da der Nabe! noch weit olfen sieht, die Bauchhöhle eine so ansehnliche Weite besitzt, dass der Darm 19* 148 Fttuftes Kapitel. in ihr selbst eine Schlinge bilden kann. — Fast allenthalben behält der Darm so ziemlich eine und dieselbe , im Ganzen genommen aber nur geringe Weite , denn nur hinten , in geringer Entfernung von dem After, schwillt er in einer massig grossen Strecke recht merklich an, ohne jedoch hier eigentlich einen Dickdarm zu bilden. Eine weniger erhebliche Anschwellung kommt anfänglich ganz vorne gleich hinter dem Pylorus vor. Diese stammt noch aus der vorigen Periode her, wird aber mit der Zeit scheinbar geringer, indem der dünne Darm sich hier ver- hältnissmässig weniger erweitert, als in seinem übrigen längern Tlieil. — Seine Schleimhaut wird noch etwas dicker , als die beiden übrigen Häute zusammengenommen , wiewohl sie im Verhältniss zu diesen niemals so dick wird, wie in dem Darme der Vögel- und Säugethicr- Embryonen. Auch lässt sie sich leicht von ihnen abziehen, obschon sie nicht in solchem Grade locker mit ihnen verbunden ist, wie in Jüngern Embryonen der eben genannten Thiere. Vom Magen bis zu der gedachten Anschwellung, welche sich in einiger Entfernung vor dem After befindet, legt sie sich in mehrere (9 bis 10) Längsfalten zusammen, die weit zarter, als die der Speiseröhre und des Magens sind, unterbrochen durch jenen Theil des Darmes ihren Verlauf machen, und bis beinahe an das Ende der dritten Periode ganz gerade erscheinen. Am Anfange der erwähnten Anschwellung aber entsteht eine ringförmige Klappe , die jedoch für jetzt nur eine sehr geringe Breite erhält, und ganz am Ende des Darmes eine geringe Zahl von geraden kurzen Längsfalten. — Selbst in den ältesten Embryonen aus der dritten Periode habe ich den Darm ganz leer gefunden, namentlich niemals eine Spur von Galle in ihm bemerkt. Der After ist ursprünglich, wie bei andern Wirbelthicren , eine rundliche Oeifnung. Wenn sich aber aus der Hautbedeckung die Bauchschienen bilden , wächst die hinterste von ihnen, die am meisten an Breite zunimmt, über den After herüber, bildet eine ihn verdeckende Klappe, und bringt den Schein hervor, als sei derselbe eine Querspalte. Gegen das Ende der dritten Periode ist diese Veränderung zwar schon eingeleitet, doch noch nicht in so weit vor- geschritten, dass der eigentliche After von der gedachten Klappe schon gänzlich verdeckt w'äre: Diess geschieht erst in der folgenden Periode. §. 58. 3(3 a u fl) s p e i cl) e l I> r ü s e. Es nimmt dieses Gebilde an Masse und Umfang zwar immer mehr zu , erlangt jedoch keine besonders erhebliche Grösse. Mit den Ausführungsgängen der Leber und der Gallenblase bleibt es für immer in der innigsten Verbindung , und behält auch seine Lage für immer dicht hinter dem Pylorus , also ganz am vordem Ende des Darmes. Wie schon früher erwähnt worden , bildet es sich rechts von dem Ende der Ausführungsgänge der Leber. Von dieser Stelle aus vergrössert es sich dann nach drei Seiten hin. Es umwächst nämlich , indem es zwei nach vorne sich richtende Arme aussendet , das Ende jener Ausführungsgänge , und stellt nach einiger Zeit einen offenen Ring dar , der in seiner Mitte am dicksten ist , und gegen sein Ende spitz ausläuft: bald darauf aber bildet es einen vöUig geschlossenen Ring. Zu gleicher Zeit mehrt sich die Masse von derjenigen Stelle aus, von welcher die Arme ausgingen, auch nach rechts und vornehin, und bildet für den beschriebenen Ring gleichsam einen kurzen dicken Stiel, dessen abgestumpftes Ende an der rechten Seite des Darmes eine Richtung nach oben und vorne erhält (Tab. 111, Fig. 13). — So wie das Pancreas die eben geschilderte Form »ritte Periode. 149 annimmt, machen sich in seinem nur wcnifi^ durchsichlipcn und ziemlich festen Blastem auch Driisenkörner bemerklicli , die sicli durcli eine weissere Farbe von dem Blaslcra selbst unter- scliciden , die Oberfläche der Drüse etwas biickerig machen , und an Grösse wie an Zahl zwar immer mehr zunehmen, jedoch fortwährend einen verhällnissmüssig nur geringen Umfang bebalten. Ihre Wandung scheint viel dicker , ihre Höhle viel kleiner zu sein , als die der Körner der Thränendrüsc. Die Verlheilung und den Verlauf ihrer Gänge habe ich, selbst bei den altern Embryonen , nur undeutlich erkennen können , theils weil das Blastem der Drüse , wann jene Körner schon vorhanden waren, zwischen ihnen und den Gängen in verhältnissmässig nur geringer Quantität vorkam, auch wenig durchsichtig und recht fest war, iheils weil die Gänge sich von dem Blastem nicht durch eine besondere Farbe unterscheiden. Nach dem jedoch zu urtheilen, was ich an einzelnen Stücken der Drüse bemerkte , schienen sich die Gänge in nur sehr kurzen Abständen zu verzweigen , sich unter wenig spitzen Winkeln aus einander zu begeben , und in jedem der drei Arme der Drüse samnit ihren Körnern so gruppirt zu sein, wie die einzelnen Theile einer Weintraube. Der Stamm aller dieser Gänge aber, oder der Ausführungsgang der ganzen Drüse, war wahrscheinbch nur sehr kurz, und befand sich an derjenigen Stelle, wo mit dem ringförmigen Theil der ^Drüse ihr andrer, also der sticlförmige Theil zusammenhing. An dem letztern Theile oder dem Stiele des Pancreas, und zwar an dem Ende desselben, fand sich schon frühe ein Körperchen ein , das mit ihm fest verschmolzen war, daher auch nur die äussere , oder die von dem Ringe entferntere Hälfte jenes Theiles zu sein schien , aber für immer durch eine sehr lebhafte Rölhe, durch Mangel an Drüsenkörnern, und durch ein Aveicheres Gewebe vor der andern grössern Hälfte sich sehr merklich auszeichnete. Es stellte gleichsam eine Kappe dar , die der mit Drüsenkörnern versehenen Hälfte jenes Theiles aufsass , und die anfangs nur dünne war, allmählig aber in ihrer Milte eine bedeutende Dicke erreichte, sich also immer mehr aufthürmte (Tab. lU, Fig. 13, a). Diese Kappe nun, die auf den ersten Anblick Nichts weiter zu sein schien , als ein Blastem , in das sich die eigenthümlichen Gcfässe des Pancreas noch nicht fortgesetzt hatten, und in dem noch keine Drüsenkörner entstanden waren, ist derjenige auch in erwachsenen Nattern vorkommende Körperlheil , den einige vergleichende Anatomen mit Recht für die Milz dieser Thiere gehalten haben.*) Ob die Drüsenkörnef auch in dem Pancreas der Schlangen gesondert für sich entstehen, und erst später mit den Gängen der Drüse zusammenfliessen, wie Valentin diess für die Körner in den Speicheldrüsen der Säugethiere angiebt, oder ob sie von jenen Gängen aus- wachsen und gleich anfangs als deren verdickte Enden erscheinen , liess sich durch die Unter- suchung nicht entscheiden. §.59. € t b t r. Die Leber, die zu Anfang dieser Periode einen nur massig grossen Umfgng halte, nimmt zuerst vorzüglich an Breite und Dicke, nachher weit mehr an Länge zu. In der erstem Zeit, wo sie sich besonders in die Breite und Dicke vergrössert , wächst sie nach hinten in zwei dicke, kurze, und an Umfang einander fast gleiche Lappen aus. Nachher aber verliüigert sich *) Am ausfiihrlicLsfen hat über die Milz der ScLlangen gehandelt Duvernoy in den Annales des sc. nat. Tome XXX, Pug. H3 — 121. 150 Fünftes Kapitel. der rechte Lappen weit mehr, als der linke, und gleichzeitig auch verschwindet der Einschnitt und das lappige Aussehen der Leber (Tab. II, Fig. 6, f, Fig. 7, 1). Gegen das Ende der dritten Periode stellt dieses Eingeweide schon einen lang gestreckten und nur massig breiten Körper dar, der vorne zungenRirmig zugerundet, von da bis zu dem letzten Drittel seiner Länge allenthalben ziemlich gleich breit, nach hinten zugespitzt, an der einen Seile stark gewölbt , an der gegenüberliegenden nur wenig concav , und an den beiden Seitenrändern ab- gestumpft ist. Sein rechter Rand bildet jetzt eine ziemlich gerade Linie, der linke aber wendet sich hinter seinem zweiten Drittel nach der rechten Seite hin. — Wenn der Embryo sich mehr streckt , und seine Bauchwandung absolut und relativ länger , die Bauchhöhle aber enger wird, stellt sich die Leber so, dass ihre convexe und früher nach rechts gekehrte Seite beinahe nach unten, die etwas concave und früher nach links gekehrte Seite beinahe nach oben zu liegen kommt, so demnach, dass sie selbst am Ende der dritten Periode immer noch ein wenig schräge gerichtet ist. Gleichzeitig entfernt sie sich vom Herzen , rückt also weiter nach hinten hin. Nach Veränderung ihrer Stellung fährt sie fort, gleichzeitig mit dem Magen nicht blos absolut, sondern auch im Vcrbällniss zur Länge der Bauchhöhle sich noch mehr zu verlängern, und auch noch immer mehr sich von dem Herzen zu entfernen (Tab. II, Fig. 6), bis dann zur Zeit, da sich jdie Hautdecken zu färben beginnen , ihr hinteres Ende ungefähr bis zu der Mitte zwischen Mund und After hinreicht, ihr vorderes aber beinahe 2 Linien vom Herzen entfernt ist. Während nun die Leber an Masse gewinnt, wuchert ihre Substanz vorne und hinten um die hintere Holilvene (f'ena renalis reveheiis nach Jacobson), die ursprünglich nach der ganzen Länge der Leber frei dalag, so herum, dass dieses Gefäss an den bezeichneten Stellen auf einer grössern Strecke ganz versteckt wird , und nur am milllern Theilc der Leber un- bedeckt bleibt. Wann sich darauf diess Eingeweide nach hinten in zwei Lappen abtbeilt, scheint an dem hintern Thcile desselben die genannte Vene an den rechten Lappen angeheftet zu sein. Mit diesem Theile bleibt sie dann auch für immer in dem innigsten Zusammenhange, geht an ihm, wie sehr er sich auch verlängern und zuspitzen mag, nach der ganzen Länge desselben hin , und bekommt sonach allmäblig an und in der Leber einen schrägen Verlauf von hinten und rechts nach vorne und links. Die eigenlhümlichen Gefässe der Leber, oder die Gallengefässe , lassen sich auch bei den ältesten Embryonen aus dieser Periode erkennen. Sie werden bei fortschreitender Ent- wickelung etwas gelber , und lagern sich mit zunehmender Länge in der Art , dass bei altern Embryonen diejenigen Theilc von ihnen , welche an der untern oder convexen Oberfläche der Leber bemerkt werden können, hauptsächlich nach der Dimension der Länge dieses Eingeweides verlaufen, jedoch nicht in geraden Linien, sondern zierlich geschlängelt (Tab. HI, Fig. 11). Mitunter biegt sich eine einzelne Schlängelung stark in die Tiefe, so däss es den Anschein hat, als habe das Gefäss daselbst sein Ende erreicht. Doch habe ich an der genannten Oberfläche hie und da wirklich ein Gefäss sich endigen gesehen , und ausserdem auch bemerkt , dass sich diese Kanäle gabeirörmig unter spitzen Winkeln verästeln. An der obern oder concaven Seite der Leber sind sie in weniger langen Strecken sichtbar , als an der untern , und sind daselbst auch stärker und weniger zierlich geschlängelt: dagegen lassen sich hier sehr häufig von der Tiefe zur Oberfläche hingekehrte Enden solcher Gefässe bemerken. Im Ganzen genommen ist die Lagerung und der Verlauf der Gallengefässe, namenllich an der convexen Seite der Leber, »ritte Periode. 151 einige Zeit vor der Mitte des Frurlillcbcns von der Art, wie ihn Joli. Müller in Fig. 10 und 12 der zehnten Tafel seines Drüsenwerkes von jungen Larven der Mokhe und Frösche angegeben hat : später aber verlaufen jene Gefüsse, einzeln genommen, in viel längern Strecken an der Oberfläche der Leber. Niemals aber bilden sie an derselben solche gefiederte Rispen, wie nach den Angaben und Abbildungen Müller's bei Vögeln und Säugelhiercn, bleiben also auf einer niedern Entwickelungsstufe sieben. — Von allen Gallcngefässen sind die Zweige eben so weit, wie die Acsle, und haben auch, wie es scheint, mit ihnen bis zu ihren stumpf ab- gerundeten Enden eine gleiche Dicke der Wandung. Jedoch sind sie in kurz auf einander folgenden Strecken , namentlich bei altern Embryonen , um ein sehr Weniges ringförmig ein- gezogen. Ihre Weite ist in den verschiedenen Entwickelungsperioden ziemlich gleich gross und im Ganzen genommen recht ansehnlich, obgleich etwas geringer, als die der eigentbümlichen Gefässe der Wölfischen Körper, wann diese Organe in ihrer Blülhe stehen. Durchschnitten bleiben sie offen sieben , wie Arterien und wie die erwähnten Kanäle der Wolffschen Körper, mit denen sie auch in Hinsicht ihres Baues die meiste Aehnlichkeit haben. Der Scbleimstoff oder das Blastem, wodurch sie unter einander verbunden werden, erscheint in einer vcrhältnissmässig um so geringeren Quantität , je weiter die Entwickelung der Leber vorgeschritten ist : am meisten noch bleibt es angehäuft an der obern oder concaven Seite derselben. — Die Blut- gefässe , welche sich in diesem Eingeweide befinden , zwischen die Gallengefässe sich hinein- senken, und mit ihren letzten Verzweigungen sie umstricken, sind in ihren Aesten verhältniss- mässig zu den Gallcngefässen um so weiter, je jünger der Embryo ist. Eine Gallenblase kommt schon sehr frühe zum Vorschein: ich sah sie angedeutet schon dann , wann die Leber noch sehr kurz , breit und dick war , noch erst eine Länge von 1t Linien halte , und nach hinten in zwei kurze aber dicke Lappen auslief, zwischen denen eine für die Aufnahme der Nabelvene bestimmte Furche begann , die sich gegen das vordere Ende der Leber allmählig verlor. An der nach innen, d. h. gegen die Mittellinie des Körpers gerichteten Seite des rechten Lappens hatte nun die Gallenblase ihre Lage. Sie erschien als ein absolut und auch im Verhältniss zur Leber ungemein kleiner, länglicher, keulcnrörmiger, und enger Schlauch, der eine kleine Schlinge bildete, die mit ihren Enden nach hinten gerichtet, und bei einigen Embryonen nach ihrer ganzen Länge, bei andern nur in ihrer weitern Hälfte mit einer lauchgrünen Galle angefüllt war (Tab. H, Fig. 7). Das dünnere oder hintere Ende von dem längern Schenkel des Schlauches verlor sich dicht hinter dcmPylorus in demPancreas. Ebendaselbst verloren sich auch einige noch viel dünnere , etwas kürzere , und ganz ungefärbte Kanäle , die aus dem hintern Ende des rechten Lappens der Leber herkamen , die Ausführungsgänge der Gallengefässe bezeichneten , und etwas fester , als die Gefässe selbst waren. Bei etwas altern Embryonen bemerkte ich, dass der Ausführungsgang der Gallenblase und alle jene Kanäle — die nun schon länger geworden waren, mit mehreren Zweigen aus den Gallcngefässen hervorgingen, und unter der Form eines Bündels über die Masse der Leber nach hinten hinausragten — in eine sehr kurze, aber auch sehr weite Röhre übergingen, die in der Bauchspeicheldrüse versteckt lag, und einen Ductus choledochus bezeichnete (Tab. HI, Fig. 12). — Mit der Zeit wird zwischen dem Bündel jener Kanäle und dem Ductus choledochus , während der Munddarm mehr, als die Leber an Länge zunimmt, auch das erwähnte Bündel an Länge nur wenig zunimmt und durch Zellstoff immer mehr verhüllt wird , ein Rohr ausgesponnen , das für alle jene Kanäle einen gemeinschaftlichen 152 Fünftes Kapitel. Stamm vorstellt. Es ist diess der Ductus hepatictis. Am Ende der dritten Periode hat derselbe bereits eine Länge von ungefähr 4 Linien : und ungefähr um eben so viel hat sich dann auch das Pancreas von der Leber entfernt. Was ferner die oben beschriebene mit Galle angefüllte Schlinge anbelangt, so nimmt ihr dicker Schenkel an Weite immer mehr zu und wandelt sich in eine länglich -runde mit spangrüner Galle angefüllte Gallenblase um: ihr dünnerer und längerer Schenkel dagegen wird zu dem Ductus cysticus. Forwährend aber bleibt die Lage beider Schenkel zu einander dieselbe , so dass die Gallenblase und ihr Gang immerfort unter einem kleinen Bogen in einander übergehen , und der Fundus der Blase nach hinten gekehrt ist. — Wie der Ductus hepaticus wird auch der Ductus cysticus allmählig aus- gesponnen, jedoch in viel geringerem Grade, was daher rührt, dass die Gallenblase, die anfangs mit der Leber verwachsen ist, sich späterhin von dieser wieder ablöst, sie verlässt, und an ihrem Stiele gezogen immer weiter nach hinten rückt. Am Ende der dritten Periode hat der Ausführungsgang der Gallenblase nur erst eine Länge von kaum einer Linie erreicht. Der Ductus choledochus endhch bleibt fortwährend nur sehr kurz , indess sich beide Aeste , wie schon angegeben worden , sehr bedeutend verlängern , und bleibt immer innerhalb des Pancreas verborgen. Eine Mündung desselben in den Darm konnte ich eben so wenig erblicken, als eine Mündung der eigenthümlichen Gefässe des Pancreas. Wahrscheinlich war sie äusserst enge und lag unter der Klappe des Pylorus versteckt. In der Engheit dieser Mündung lag auch wahrscheinlich der Grund , warum selbst bei solchen Embryonen , die zur Geburt schon reif sind , noch keine Galle in den Darm übergegangen ist. Bei Gelegenheit dieser Angabe will ich noch bemerken, dass es mir sehr auffallend und rälhselhaft war, dass ich bei Embryonen aus der dritten Periode weder in dem Bündel der Ausführungsgänge der Gallengefässe , noch auch in dem weiten Ductus choledochus, irgend eine Spur von Galle bemerkt habe, sondern nur allein in der Gallenblase und ihrem Ausführungsgange die Galle vorfand. §. 60. 2\.tl)inungsn)£rk^£U0e. Die Luftröhre verlängert sich nach hinten in demselben Maasse, in welchem das Herz, über dem ihr Ende gleichsam ruhen bleibt, sich immer weiter vom Kopfe entfernt. An Weite nimmt sie dagegen weniger zu, und erscheint im Verhältniss zu ihrer Länge je später, desto enger. Bis in die Gegend des Herzens behält sie fortwährend allenthalben eine ziemlich gleiche Weite , indem sie hinten zwar etwas , doch nur wenig weiter , als vorne wird ; über dem Herzen aber weitet sie sich späterhin beinahe trichterförmig recht stark aus (Tab. III, Fig. 14). Ihre Knorpelringe entstehen, wie diess auch bei den Säugethieren der Fall ist*), in der Mitte der untern Wandung, stellen anfangs sehr kurze kleine Linien dar, und wachsen darauf, an Länge zunehmend, nach rechts und links in die Seitenwandungen der Luftröhre hinein. Doch erreichen sich ihre Enden nicht, vielmehr wird in dem massig grossen Zwischen- räume zwischen ihnen hinten , wo die Luftröhre in die Lungen übergehen will , auf einer geraumen Strecke ein zartes Netz von schmalen Falten der Schleimhaut gebildet, das jenen bintern Theil des Zwischenraumes ausfüllt. ») RatLke in den Verhandl. der Leopold. Carol. Akademie Bd. XIV, Abth. 1. S. 198. Dritte Perlode. 153 Von den beiden Lungen, die in den Jüngern Embryonen vorkamen und in der Grösse unter einander übereinstimmten, ist es nur allein die rechte, die sieb weiter ausbildet. Anfangs nimmt sie nur wenig an Weite , desto mehr aber an Länge . zu , und wandelt sich in einen röhrcnrormigen Schlauch um, der sich an der rechten Seile des Darrakanales lagert, sich als eine unmittelbare Fortsetzung der Luflröhre darstellt, und von seinem Anfange , wo er am weitesten ist, gegen sein abgerundetes Ende nur ganz allmäblig und auch nur wenig dünner wird. Erst später nimmt auch seine Weite mehr zu, so dass er, je älter der Embryo ist, nicht blos absolut, sondern auch im Verbältniss zu seiner Länge desto weiter erscheint (Tab. II, Fig. 8, f. Tab. III, Fig. 14). Vorne wird die Wandung der Lunge am dicksten, und sie fällt bei ällern Embryonen nur wenig zusammen, wenn daselbst die Lunge quer durchschnitten ist : ihre hintere Hälfte aber bleibt immerfort sehr dünne und hautartig. — Noch vor der Mitte des Fruchllebens , wenn sich die Substanz der Lunge schon bestimmter in zwei verschiedene Häute gesondert hat, von denen sich die innere zu einer Schleimhaut ausbildet, erheben sich an der innern Seite jener vordem oder dickwandigem Hälfte in Folge einer Faltung der Schleimhaut äusserst zarte , quer verlaufende Falten , die meistens mehr oder weniger offene, seltener geschlossene Ringe darstellen, und dicht gedrängt beisammen stehen. Daraufrücken sie, indem die Lunge an Länge zunimmt, etwas aus einander, und es bilden sich nun viele von jedem solchen Fältchen seitwärts abgehende und zu den beiden benachbarten Fältchen sich hinbegebende Ausläufer oder Verbindungsfäden, wodurch ein höchst zierliches Netzwerk zusammen- gesetzt -wird, dessen einzelne Maschen in der Regel viereckige Zellen bilden, und zwar sehr klein, doch ziemlich tief sind. Je weiter nach hinten, desto mehr rücken die erwähnten Falten allmäblig aus einander, auch nehmen sie und ihre Ausläufer dcstoweniger an Höhe zu. In der hintern kleinem Hälfte der Lunge aber entsteht während des Fruchtlebens niemals eine solche Faltung ihrer Schleimhaut, sondern es bleibt die innere Fläche dieses dünnwandigem Theiles fortwährend ganz glatt. — Die linke Lunge kommt, indem die rechte sich bedeutend vergrössert, immermebr in das Verbältniss eines blossen Anhanges von dieser. Sie bleibt immerfort mit dem vordem Ende derselben in Verbindung, und bezeichnet späterhin, nachdem der hinterste Theil der Luftröhre an Weite sehr zugenommen bat und sich unmerklich in die rechte Lunge fortsetzt, am besten die Grenze zwischen dieser rechten Lunge und der Luftröhre. Die rechte Lunge und die Luftröhre füllen sich schon frühe mit einer solchen wasserhellen, dicklichen, in Fäden ausziehbaren Flüssigkeit an, wie die Speiseröhre und der Magen. Es fragt sich nun, ob dieselbe ein Secret dieser verschiedenen Theile, insbesondre der Lunge und des Magens ist, oder nur ein verschluckter Liquor Amnii? — Aus mehreren Gründen bin ich veranlasst, mich für die erstere Ansicht zu erklären. 1) Man findet die Lunge, den Magen und die Speiseröhre mit jener Flüssigkeit schon angefüllt, wenn der Unterkiefer noch lange nicht bis an das vordere Ende des Kopfes reicht, und theils dieser seiner Kürze, theils auch seiner Weichheit wegen noch keine Schluckbewegungen ausführen kann. Nach physikalischen Gesetzen könnten mithin jene Röhren nur dann mit dem Liquor Ainnii angefüllt werden, wenn sie entweder aus eignen Kräften sich bedeutend erweiterten, oder wenn die Höhle, in der sie liegen, sich verhältniss- mässig mehr erweiterte, als die in ihr befindlichen Eingeweide durch ihr Wacbsthum an Umfang zunehmen. Nun aber ergiebt die Beobachtung, dass wenn die Speiseröhre und der Magen durchschnitten oder angestochen werden, sie sich zusammenziehen, die hintere dünnwandigere 20 154 Fünftes Kapitel. Hälfte der Lunge aber, wenn die Lunge angestochen oder durchschnitten wird, zusamraenrällt ; ferner dass die RumpfhüLle wenigstens zu der Zeit , da die untere Vereinigungshaut noch nicht geschwunden ist, sich nicht in einem solchen Verhäitniss durchs Wachslhum erweitert, als jene Röhren an Umfang zunehmen , sondern sich gegentheils etwas verengert. Auch drückt der Liquor Amnii auf die Wände der Rumpfhöhle zu sehr, und es sind die Muskeln dieser Wände in jener frühem Zeit noch zu weich und zu kraftlos , als dass die Rumpfhöhle durch die Contraction dieser Muskeln erweitert werden könnte. 2) In dem Magen wird die angegebene Flüssigkeit früher gefunden, als in der Speiseröhre , und überhaupt füllt sich die vordre Hälfte des Darmes immer weiter von hinten nach vorne damit an. 3) Auch andere Organe des Schlangen -Embryos sondern in einer frühern Lebenszelt schon ab, wie namentlich die Leber, die Wolffschen Körper, die AUantois , ja das zuletzt genannte Organ ebenfalls eine dicklich schleimige Flüssigkeit, und das in reichlichem Maassc. — Doch will ich durch das eben An- geführte nicht in Abrede stellen, dass der Embryo in der letztern Zeit seines Fruchtlcbens, wenn der Unterkiefer schon mehr ausgebildet worden ist, nicht auch einen Theil des Liquor Amnii in den Magen verschlucken könnte. Schon bald nach dem Anfange dieser Periode entstehen unterhalb der Luftröhre und Speiseröhre , dicht vor den Bogen , welche die aus der Herzzwicbel kommenden Blutgefässe bilden , zwei kleine weissliche Körperchen von einer ovalen Form. Sie sind auf die beiden Seilenhälflen des Leibes vertheilt, befinden sich in massig grosser Entfernung von einander, und liegen nach aussen von den beiden Carotiden dicht neben denselben. Sehr bald nach ihrer Entstehung aber theilt sich ein jedes vollständig in eine vordre und hintere Hälfte , so dass dann vier dergleichen Körperchen vorkommen, die übrigens jetzt alle eine rundliche Form haben. Noch später, doch lange vor der Mitte der dritten Periode, kommt noch ein fünftes solches Gebilde hinzu , und dieses hat seine Lage zwischen jenen und auch zwischen den beiden Caro- tiden. Im Verlaufe der dritten Periode nehmen sie zwar nur massig an Umfang zu , drängen sich jedoch wegen des schmalen Raumes, in dem sie liegen, so dicht zusammen, dass sie schon eine längere Zeit vor dem Schlüsse dieser Periode auf den ersten Anblick nur eine einzige lappige Masse zu bilden scheinen. Die beschriebenen Körperchen entsprechen in Hinsicht ihrer Lage, ihrer Verbindung und auch ihres Gewebes der Thymus höherer Wirbelthiere , und scheinen ihren Ursprung inmitten des Schleimstoffes zu nehmen , der die Hautdecken theils mit jenen Gefässen , theils mit der Speiseröhre und der Luftröhre verbindet : wenigstens habe ich niemals einen unmittelbaren Zusammenhang zwischen ihnen und diesen beiden Röhren finden können. §. 61. i5 ^ >■ 1^ ^ f 1^ 1^ ? f " 3 f- Eine Entwickelungsgeschichte der Wolffschen Körper und Geschlechlswerkzenge der Schlangen habe ich schon vor mehreren Jahren gegeben. Allein einige von diesen Angaben, namenllicli- diejenigen, welche sich auf das Verhalten der Samenleiter und der Ausführungsgänge der Wolffschen Körper oder der Urnieren beziehen, finde ich jetzt, nachdem ich eine bedeutendere Zahl von Embryonen der Natter habe untersuchen können , zu verbessern , andre aber weiter auszuführen, weshalb ich diesen Gegenstand, so weit er die Natter gilt, hier abermals im Zusammenhange abhandeln werde. Dritte Periode. 155 Die Urnieren nehmen in der drillen Periode an Umfang, und namentlich an Länge, noch immer zu, doch lange nicht in gleichem Maasse mit der lUickenwand der Leibeshöhle, In Folge davon entfernt sie sich von den Enden dieser Höhle , besonders aber von dem vordem Ende derselben , so sehr , dass sie am Schlüsse der dritten Periode ungefähr nur dem vierten Theile von der Länge der Leiheshöhlc gleichkommen. Ferner schreitet das Wachslhum der linken ürniere etwas weniger vor, als das der rechten, so dass diese zuletzt um einige Linien länger, als jene ist. Dagegen entfernt sich die rechte von dem hintern Ende der Leibeshöhle weit mehr, als die linke, so dass beide eine ungleiche Lage in dieser Höhle erhalten. (Man sehe hierüber die am Ende des Werkes befindliche Tabelle.) In Folge davon wird derjenige Theil der Ausführungsgänge dieser Organe, welcher über sie nach hinten vorspringt, und von ihnen zur Kloake hingeht, mit der Zeit immer mehr ausgesponnen, und zwar der zu der rechten Urniere gehörige weit mehr, als der von der linken abgehende. Auch der übrige Theil der Ausführungsgänge nimmt noch an Länge zu, so dass sein vorderes Ende in geringer Entfernung von dem vordem Ende der Organe, denen er angehört, zu finden ist. Dabei vermehren und vergrösscrn sich noch etwas die Schlängelungen , die an der vordem Hälfte dieses Kanales vor- kommen, so dass sie zuletzt eine grosse Anzahl kleiner in einer Reihe hintereinander liegender Zickzacke ausmachen. Die Dicke der Ausführungsgänge aber nimmt nur wenig zu , so dass diese selbst ganz hinten nur wenig dicker werden, als die eigenthümlichen Gefässe der Urnieren, die in sie übergehen. Die eben genannten Gefässe selber verlängern sich noch etwas , und erhallen zum Theil auch stärkere Schlängelungen, erfahren aber sonst keine erhebliche Ver- änderungen weiter. Die Malpighischen Körper oder Blutdrüsen der Urnieren vermehren sich bedeutend und kommen schon um die Mitte der dritten Periode in grosser Zahl vor. Alle haben ihre Lage sehr oberflächlich an der nach innen gekehrten Seite der genannten Eingeweide , befinden sich in einiger Entfernung von dem untern Rande derselben , stehen dicht gedrängt beisammen , und setzen ursprünglich eine einfache Reihe zusammen (Tab. III, Fig. 1.5), nachher aber, wenn sie sich vergrösscrn und vermehren, verschieben sie sich, besonders in dem mittlem Theile des Organes , mehr oder weniger , so dass sie slellweise zwei Reihen darstellen , von denen aber die der einen Reihe zwischen die der andern zum Theil zwischen gedrängt sind. Noch später verschieben sie sich immer mehr und mehr, ihre Lage verliert immer mehr an Regelmässigkeit, und sie rücken zum Theil immer weiter von dem untern Rande nach dem obern Rande der Urnieren. In nächster Verbindung stehen sie mit den vielen Arterienästen, die sich jederseits in einer Reihe von der Aorta zu der Urniere hegeben , und erscheinen als Anhänge grösserer Zweige von diesen Aesten. Um die Mitte des Fruchtlebens haben sie eine verhällnissmässig ansehnliche Grösse , und stellen dann unregclmässig ovale , platt gedrückte , und bei flüchtiger Betrachtung ganz einfache Körper dar, die mit ihrem dünnern Ende der Aorta zugekehrt sind, und von denen nur die eine längere Seite an der Oberfläche der Urnieren, über die sie nicht hervorragen, zu sehen ist. Näher aber betrachtet hat ein jeder solcher Körper das Aussehen einer kleinen Traube (Tab. IIJ, Fig. 16), also ein ganz andres Aussehen, als die gleichnamigen Körper in den Urnieren der Säugethiere und Vögel. Die Arterie nämlich , wenn sie zu einem solchen Körper hingelangt ist, verlbeilt sich sehr stark, und jedes Ende von ihr geht über in einen grossen rothen Punkt, dessen Zusammensetzung ich zwar nicht habe erkennen können, ' 20* 156 Fünftes Kapitel. der aber vermulhlich ein Knäuel ist. Halbdurchsichtiges Schleimgewebe verbindet diese Punkte und ihre Stiele. Anmerkung. Von Baer sagl in seinem berühmten Werke über das Hühnchen (Ueber Enlwiekelungsgesch. der Thiere , Beobachtungen und Reflexionen Theil I , S. 63) Querdurtlischnitte (des Wolffsehen Körpers oder der Urniere) lassen schon am Ende des dritten Tages einen Kanal im Innern dieses Körpers dicht an seiner Anheffung erkennen, und zuweilen sieht man ein Blutslröpfchen in dem Kanäle. Damit stimmt es, dass man in Embryonen, die am Schlüsse dieses Tages schon weiter vorgerückt und blutreicher sind, einen rothcn Streifen längs dieses Körpers durchschimmern sieht. Es scheint mir daher, dass jeder Wolflsche Körper sich auf und aus einem Blutgefässe hervorbildet. Weiterhin heisst es dann (S. 81): „Die hohlen Quergänge im Wolffsehen Körper verzweigen sich (am fünften Tage) und winden sich. Man sieht im Wollfschen Körper nach dem Absterben des Embryo einzelne Blutstropfen, und es schien mir deutlich, dass diese Blutansammlungen im Innern der erwähnten Gänge liegen, und ich kann daher nicht umhin, die früher ausgesprochene Ansicht hier noch zu bestätigen, dass die Wölfischen Körper ursprünglich aus Verzweigungen eines Gcfässstammes sich bilden." Diese Blutstropfen nun, wie v. Baer sie nennt, sind im Ganzen genommen, wie man sich leicht überzeugen kann, sehr regelmässig gelagert, und sind eigentlich solche Malpighische Körperchen oder Blutdriischen, wie sie in den oben genannten Organen bei der Nattej- und den Säugethiercn, desgleichen auch in den Nieren liöliercr Wirbelthiere vorkommen. Am Anfange des fünften Tages, zu welcher Zeit die Wölfischen Körper nur erst sehr schmal sind , finden sieh in denselben nur erst sehr wenige solche Drüschen vor, zu Anfange des folgenden Tages aber bemerkt man schon eine ziemlich grosse Anzalil von ihnen. Sie sind dann an der untern Seite eines jeden Wolff"schen Körpers in der Nähe des innern (oder ursprünglich o))ern) Randes desselben in ähnlicher Weise vertheilt , wie bei den Jüngern Embryonen der Natter, liegen nämlich dicht gedrängt in zwei nicht ganz regelmässigen Reihen, die sich von dem einen bis zu dem andern Ende des erwähnten Körpers hinziehen , und die der innern Reihe entsprechen im Allgemeinen den Zwischenräumen zwischen denen der andern Reihe. Deutlich hängen sie mit eben so vielen Endzweigen der kleinen Arterien zusammen, die in einer Reihe hinter einander von der Aorta zu den Wolfi"schen Körpern gehen , so dass eine jede solche Arterie mit den- jenigen Malpighischen Drüschen, zu welchen sie ihre Zweige sendet, wie bei der Natter ein kleines Büschel bildet. Später, wenn der Wolfl'sche Körper auf Kosten seiner Länge bedeutend an Breite und Dicke gewinnt, verliert sich die Regelmässigkeit in der Anordnung der Blutdrüschen je länger, um desto mehr, theils indem neue hinzukommen, theils indem die altern verschoben werden. — Hinsichts ihrer Form sind diese Drüschen ähnlich denen der Natter, unähnlich aber denen der Säugethiere : denn wie bei der Natter erscheinen sie als platte unregelmässig rundliche oder ovale Körperchen, die aas mehreren Ideinen rolhen Punkten zusammengesetzt sind. — Dem Angeführten zufolge liegen die ver- meintlichen Blutströpfchen nicht innerhalb der eigenthümlichen Gefässe oder der hohlen Quergänge der Wölfischen Körper, sondern ausserhalb derselben. Sie können also weiter keinen Grund zu der Ver- muthung geben, dass sich der Wolfi"sche Körper ursprünglich aus Zweigen eines Gefässstammes bildet. Wie er aber entsteht, weiss zwar auch ich nicht gewiss, doch ist es wahrscheinlich, dass er sich aus dem Blastem bildet, welches dicht neben der Aorta unter der Rückenwand des Leibes ausgeschieden worden ist, und dass die grosse Vene, welche zwischen ihm und der Rückenwand gefunden wird, und ■welche sich von dem Schwänze bis zum Halse hinverstreckt, entweder mit ihm zugleich, oder doch nur wenig früher geschaffen wird. Die Nieren und Harnleiter bleiben, wenn man die Eingeweide aus der Rumpfhöhle herausnimmt, wobei zugleich immer die Aorta den Eingeweiden folgt, nicht an der Rückenwand des Rumpfes hängen , wie diess bei den Säugethieren der Fall ist , sondern an der Aorta und den Untieren , insbesondere an der erstem , weil sie mit diesen verschiedenen Gebilden durch Schleioigewebe weit fesler, als mit der Rückenwand verbunden sind. Wenn sie entstehen, was schon in der zweiten Periode der Fall ist, reichen die Urnieren oder Wolffsehen Körper Dritte Periode. 157 noch beinahe bis dicht an die Kloake ; sie selber aber liegen dann im hintersten Theile der Rumpfliiihle über den Urniercn dirlit an den Seilen der Aorta, mit der sie nach ihrer ganzen Län"e lest verklebt sind, und reichen gleichfalls bis an die Kloake. Hinlen hängen sie da, wo die Ausfiihrungsgänge der beiden Urnieren in die Kloake übergehen , mit dieser zusammen ; nicht aber gehen sie in die erwähnten Ausführungsgänge über. Zwischen ihnen und dem hintersten Theile dieser Kanäle nebst den ausführenden Gesclilechtswerkzeugcn laufen die Nabel- arterien hindurch. Aus diesem letztern Umstände lässt sich wohl entnehmen , dass bei den Schlangen das Blastem der eigenllicbcn Nieren und Harnleiter nicht in den Urnieren und deren Ausführungsgängen seine Quelle hat, wenigstens nicht durchaus. Wahrscheinlicher ist es, dass dasselbe unmittelbar aus der Aorta und den benachbarten Cardinalvenen ausgeschieden wird. Dass übrigens aber die Harnleiter nicht durch Ausstülpung aus dem Darme entstehen, lässt sich wohl der Analogie nach vermulhcn, da ich namentlich bei Säugelhiercn die Harnleiter anfänglich ausser Verbindung mit dem Ende des Darmes (der ursprünglich vorhandnen Kloake), in das sie zu einer gewissen Zeit übergehen, gefunden habe.*) Ueber den Innern Bau der Nieren , wenn sie unlängst entstanden sind und noch sehr kleine Tafeln vorstellen , Einiges zu erfahren , hat mir viele Mühe gekostet , und ich habe mancherlei Arten der Untersuchung deshalb anwenden müssen. Die Schwierigkeit hatte in dem uno'ewöhnlicb dichten, zähen, und wenig durchscheinenden Blastem, woraus die Nieren und ihre Ausführungsgänge sich bilden , ihren Grund. Zuletzt aber überzeugte ich mich , dass der bei weitem grössere und zunächst an die Aorta angrenzende Theil einer solchen Tafel aus etlichen in einer Reihe hinter einander liegenden, äusserst kurzen, ganz geraden, und quer gelagerten keulenrörmigen Scliläuchcn bestand, die in dem Blastem ganz eingehüllt waren und sich von diesem nicht durch eine andre Farbe unterschieden. Mit ihrem dickern Ende waren sie der Aorta zugekehrt, mit dem dünnern aber gingen sie einzeln in den Harnleiter über, der an dem nach unten und aussen gekehrten Rande der Niere in ganz gerader Richtung seinen Verlauf machte. Die weitere Entwickelung der eigentlichen Nieren geht nur sehr langsam vor sich, so dass sie selbst bei den ältesten Embryonen aus der dritten Entwickelungsperiode nur noch sehr schmal waren (t Linie bei 4t bis 5 Linien Länge , abgesehen von den Harnleitern). Die Zahl der oben erwähnten quer verlaufenden, und mit dem künftigen Harnleiter zusammenhängenden Seiten- kanäle vermehrt sich : einem jeden solchen Kanäle aber scbliessen sich, indess er etwas länger und an seinem Ende dünner wird, an der vordem und an der hintern Seite, überhaupt in zwei Reihen, etliche kleine ovale Bläschen an, die in dem Blastem ihr Entstehen nehmen, und die zusammen mit dem Kanäle die Form einer sehr kurzen zweizeiligen Aehre darbieten. Nachher aber wandeln sich alle diese Bläschen durch Verlängerung in lauter einfache jedoch verschiedentlich lange Kanäle um, die nun auch mehrfach sich schlängeln und winden. Ist diess geschehen, so laufen diejenigen Kanäle , welche von dem Stamme ganz in der Nähe des Harnleiters abgehen, im Ganzen genommen unter ziemlich rechten Winkeln von ihm aus, also einige wenige ziemlich gerade nach vorne , andre nach hinten : je weiter aber ein Zweig von dem Harnleiter entfernt aus seinem Stamme hervorgeht, um desto mehr wendet er sich wegen seiner eignen und seiner Nachbarn Schlängelungen nach aussen hin, geht also unter einem desto spitzem Winkel von *) AbtandJungen etc. Th. II, S. 98. 158 Fttnfteis Kapitel. dem Stamme ab. Diese von dem Harnleiter enlferntcr entsprungenen Zweige nehmen ferner am rasebesten und am bedeutendsten an Länge zu , biegen sich am obcrn Rande der Niere um, und laufen nun an der nach aussen gekehrten Seite der Niere, obgleich noch immerfort geschlängelt , quer von oben nach unten zu dem Harnleiter , oder , was dasselbe ist , zu dem untern Rande der Niere hin, wo sie dann sich blind endigen. Demnach bietet der Verlauf der Harngefässe selbst schon bei den Jüngern Embryonen ein durchaus verschiedenes Ansehn dar, je nachdem die Niere an ihrer äussern oder an ihrer innern Seite betrachtet wird. Darin dass ich diese Verschiedenheit vor mehreren Jahren nicht gehörig bemerkte , kann ich auch nur den Grund der früher von mir gemachten Angabe finden , duss in den Jüngern Embryonen der Schlangen alle Harngefässe quer durch die Niere verlaufen. Die einzelnen Harngefässe sind gegen den Schluss der dritten Periode bis an ihr abgestumpftes Ende allenthalben ziemlich gleich dick, desgleichen, wie es scheint, allenthalben sehr dickwandig, und haben dann nur ungefähr eine halb so grosse Weile , als die eigentbümlichen Gefässe der falschen Niere. In reinem Wasser oder sehr verdünntem Weingeiste verlieren sie früher ihre Durchsichtigkeit, als ihre Stämme. — Vor Ablauf der dritten Periode haben sieh an den Nieren, weil die Harngefässe zweier benachbarten Stämme sich allmählig mehr erheben , als das zwischen ihnen befindliche Blastem , schon schwache Querfurchen gebildet , wodurch nun die Niere , wiewohl noch nicht sehr deutlich, in eben so viele Lappen gelheilt worden ist, als Stämme von Harngefässen in ihr vorhanden sind. Doch haben sie selbst dann noch , wenn sich die Haut des Embryos zu färben beginnt, eine nur geringe Länge und sind allenthalben gleich dick, im Ganzen aber nicht völlig halb so dick , als die oberflächlichem eigentbümlichen Gefässe der falschen Nieren ; auch kommt diesen sogar der Stamm an Dicke nicht gleich. — Malpighfsche Körper von eben derselben Bcschatfenbeit wie die der Urnieren , kommen auch an den Nieren vor, und machen sich an ihnen schon einige Zeit vor dem Schlüsse der dritten Perlode bemerklich, sind aber recht deutlich erst in der folgenden Periode. Auch bei ihnen befinden sie sich nur allein an der nach innen gekehrten Seile, liegen sehr oberflächlig, und setzen anfangs eine einfache Längsreihe zusammen. Die rechte Niere gewinnt schon frühe eine grössere Länge , als die linke. Bei den ältesten Embryonen aus dieser Periode fand ich jene von ungefähr 5, diese von 4j- Linien Länge. Auch entfernt sich jene mehr, als diese, von der Kloake: die letztere sah ich bei einem Embryo von 4"5'" Länge um elwas mehr, als 2'" vom After entfernt. Die Nebennieren entstehen erst nach dem Beginn der dritten Periode. Sie bilden sich ganz dicht an der Aorta zu beiden Seiten derselben, zwischen ihr und der vordem Hälfte der Wolffschen Körper , so dass sie neben dem obern Rande dieser letztern und weit vor den Nieren ihre Lage erhalten. Mit der Aorta bleiben sie auch in dem innigsten Zusammenhange, so dass man sie mit dieser sowohl von den Wolffschen Körpern, als auch von der Rückenwand des Leibes abziehen kann. Die für eine jede von ihnen bestimmte Substanz erscheint zum grössten Tbeile als ein dünner Streifen , der nach einiger Zeil vorne am dicksten ist , hinten aber spitz ausläuft. Zum Tbeil jedoch stellt sie mehrere auf jenen Streifen folgende sehr kleine Häutchen dar, die sich, wie überhaupt die Substanz der Nebennieren, schon frühe durch ihre gelbliche Farbe bemerklieb machen, in einer Reihe hinter einander liegen, und verschiedentlich grosse Zwischenräume zwischen sich hüben. Diese Häufchen nehmen auch nur sehr weni.o- an o Dritte Periode. 159 Grösse zu , indess der übrig^e Tlieil der Nebennieren , ohne seine früheste Form auffallend zu verändern , sich ziemlich stark vergrössert. Näher belrachlct zcij^t sich der bcdculciiderc und einen ununterbrochenen Streifen darstellende Theil schon bald, nachdem er entstanden,^ aus lauter sehr kurzen, dünnen, und gerade gestreckten Querstreifen zusammengesetzt, die durch Zellstoff innig vereinigt sind, und zwischen denen zarte von der Aorta ausgehende Gefässzweige ver- laufen. Indem sie aber an Länge zunehmen, beginnen sie sich zu schlängeln, und geben dadurch dem Organe ein etwas höckeriges Aussehen. — Die anfänglich schwach ockergelbe Farbe der Nebennieren wandelt sich schon frühe in eine goldgelbe um , das Gefüge derselben aber bleibt für immer gleich feinkörnig. Schliesslich will ich noch darauf aufmerksam machen, wie sehr verschieden die Lage und Verbindung ist , welche die Nebennieren bei verschiedenen Thieren gewahr werden lassen. Wühl bei allen über den Batrachiern stehenden Thieren bilden sie sich dicht Rieben der Aorta und über den Wolffschen Körpern. Doch liegen sie bei den Schlangen gleich Anfangs weit von den Nieren entfernt, indess sie bei Vögeln und Säugethieren gleich vom ersten Ursprünge an dicht vor den Nieren gelagert sind. Was aber die Batrachier anbelangt, so bilden sie sich bei diesen in dem Parenchyma der Nieren selbst, also auch in einiger Entfernung von dem Stamme der Aorta. Uebrigens ist für die Batrachier auch diess noch merkwürdig, dass bei vielen von ihnen, wie namentlich bei den Molchen und Salamandern, die ganze Nebenniere nur aus lauter kleinen und weit zerstreuten Körnern besteht, also gleichsam in eine Menge einzelner Stücke zerfallen ist, indess sie bei Fröschen und Kröten entweder nur einen einzigen oder doch nur einige wenige grössere Streifen darstellt. *) §. 62. 6 £ 6 cl) 1 c clj t s t» f r k ? e u g f. Die Eier s töcke werden länger und etwas dicker, behalten aber die Form von dünnen und an ihren Enden abgerundeten Cylindern. Von den Wolffschen Körperji , die für sie den Boden abgeben , aus dem sie entspringen , lösen sie sich ab , indess sich aus dem Bauchfelle für einen jeden ein sehr schmales Haltungsband bildet, durch das er mit jenem seinen Boden im Zusammenhange bleibt. Im Innern werden sie hohl, doch ist die übrigens ganz einfache Höhle im Verhällniss zu der Wandung nur geringe. An dieser aber lässt sich zuletzt eine Zusammensetzung aus zwei Schichten erkennen, aus einer Innern und einer äussern, von welchen die letztere dünner und fester, als die crstere ist, jedoch nicht blos aliein aus dem Bauchfell zu bestehen scheint. Die Hoden erfahren in Hinsicht der Gestalt und der Verbindung eben solche Veränderungen, wie die Eierstöcke, mit der Ausnahme jedoch, dass sie nicht völlig cylindrisch werden, sondern ein wenig abgeplattet bleiben. Dagegen ist der Entwickelungsgang in ihrem Innern ein anderer, als in den Eierstöcken, indem sich in ihnen nicht eine grössere einfache Höhle , sondern eigenlhümliche Kanäle , die Saamengefässe , bilden. Schon gegen das Ende der dritten Periode bemerkt man diese recht deutlich. Allein nach Allem, was ich darüber *) Dass bei den BafracLiern die goldgelben Flecken an der unfern Seite der Nieren, NicLts anderes, als die Nebennieren sind, habe icl» scLon yor einer Reihe von Jahren ang-egebeo. (Beiträge z, Gesch. n. Thierwelt. Heft IV, S. ä4.) 160 Fünftes Kapitel. walirgenommen habe , kommt dann in jedem Hoden nur ein einziges solches Gefäss vor , das ganz einfach ist und mehrere ziemlich starke Schlängelungen macht, die von der Art sind, dass man glauben möchte, es sei das Gefäss eigentlich spiralförmig gewunden. Kommt aber anfänglich in dem Hoden nur ein einziges und unverzweigtes Gefäss vor, so dürfte die beifälligste Ansicht über die Entstehung desselben wohl diese sein, dass auch in dem Hoden, wie in dem Eierstocke, in Folge von Resorption eine einfache durch die ganze Länge desselben hindurchgehende Höhle entsteht, und dass gleichzeitig oder doch bald darauf die Substanz der Wandung sich in zwei Schiebten sondert, dass aber die innere Schichte oder das innere Rohr, in dem Hoden zu einer grössern Selbstständigkeit , als in dem Eierstocke gelangend , sich bedeutend mehr , als das äussere Rohr verlängert, wodurch es auch genölbigt wird, sich in diesem äussern Rohre vielfach zu schlängeln und zu winden, und überhaupt für sich allein zu dem Saamengefässe um- gewandelt wird. Der Eierleiter nimmt an Länge bedeutend zu, so dass sein vorderes Ende immer neben dem gleichen Ende der Urniere verbleibt, an welcher er entstanden war, ja zuletzt sogar noch eine kurze Strecke über dasselbe nach vorne vorspringt. Gleichzeitig wird er etwas dicker und verliert allmählig die ursprüngliche Cylinderform , indem er etwas abgeplattet wird. Auch giebt er seine frühere innige Verbindung mit der Urniere auf, wobei sich aus dem Bauch- felle , das ihn und diese bekleidet, ein sehr schmales Haltungsband bildet. Die wichtigste Ver- änderung aber, die sich jetzt an ihm ereignet, besteht darin, dass seine Höhle ungefähr um die Mitte dieser Periode vorne durchbricht, indem dicht an dem vordem Ende desselben an der nach unten gekehrten Seile eine kurze nach der Länge gehende Spaltöffnung, oder die künftige Mündung des Trichters entsteht. — Diejenigen in den männlichen Individuen vorkommenden Gebilde , welche den Eierleitern in Hinsicht ihrer Entstehung und ursprünglichen Form ent- sprechen, nehmen ungefähr bis zur Mitte der dritten Periode denselben Entwickelungsgang, wie jene Organe. Nachher aber ist ihr Verhalten ein durchaus anderes: Das Nähere hierüber werde ich der bessern Uebersicht wegen erst in dem folgenden Kapitel (§. 81) angehen. Die äussern Gescblech tswerkzeuge nehmen bei den weiblichen Embryonen auch noch in dieser Periode anfangs an Umfang zu , und ändern die Form von kurz abgestumpften Kegeln in die von Birnen um, dann aber verkümmern sie wieder allmählig, so dass schon vor dem Schlüsse dieses Zeitraumes von ihnen gar keine Spur mehr aufzufinden ist. Bei Embryonen, die in ihrer Entwickelung so weit gelangt sind, wie die auf Tab. H, Fig. 6 abgebildeten, sind als Ueberreste von ihnen nur noch zwei kaum merkbare Hügelcben zu erkennen. Dagegen vergrössern sie sich bei den männlichen Embryonen ohne Unterlass , und ändern im Verlaufe der dritten Periode auch auffallend ihre Form. Ein jedes Glied wird zuerst ebenfalls, wie bei dem weiblichen Geschlechte, birnrdrmig, indem es an seiner Basis stärker anschwillt, und daselbst auch durch eine schwache Einschnürung von dem Körper etwas abgegrenzt wird (Tab. HI, Fig. 17). Darauf treibt es an seiner nach aussen gekehrten Seite eine dicke, stumpfe, kegel- förmige Sprosse hervor, die im Verhältniss zu ihrer Dicke eine nur geringe Länge erhält, und in Folge wovon es nun in zwei kurze , dicke , und stumpfe Aeste getbeilt erscheint , die von einem längern und beträchtlich dicken Stamme ausgehen. Ferner wird es , wann die Sprosse hervorgetrieben ist , in einiger Entfernung hinter derselben ringförmig etwas eingeschnürt , so dass es nach einiger Zeit aus zwei nur wenig von einander abgegrenzten Hälften besteht, einer Dritte Perlode. 161 obern kleinern und einer untern in zwei Arme auslaufenden grössern. Auch wird es dann voii vorne und hinten etwas abgeplattet, und es bildet sich an seiner hintern Seite eine schwache und schmale Längsfurche aus, die sich etwas breiter werdend bis zu der Mündung des künfligen Samenleiters hinzieht. Ausserdem entstehen gegen das Ende der dritten Periode an der OberJ fläche des Gliedes , besonders an dessen obern oder kleinem Hälfte , viele sehr kleine rundliche Höckerchen und ein Netzwerk von Venen, dessen kleine rundhche Maschen jenen Höckerchen entsprechen, indem aus jeder Masche je ein solches hervorzuragen scheint. — Zum Theil besteht am Ende der dritten Periode ein jedes Geschlechtsglied aus einer dicken und weichen Kaut, andcrntheils aber aus einem Muskelbündel, das gleichsam einen Kern ausmachend durch die ganze Länge desselben hindurchgeht, wie auch aus einer massig grossen Quantität eines gallertartigen Zellstoffes , der jenen Muskel zunächst einhüllt und ihn mit der häutigen Seheide verbindet. Der angegebene Muskel ist an die Scheide des männlichen Gliedes, wo dieses sich in die beiden Arme theilt, fest angeheftet, geht von da, wie bereits erwähnt, durch die ganze Länge desselben, dringt darauf in den Schwanz hinein, und ist mit seinem andern Ende an die Schwanzwirbel befestigt. «-.iiL; f. Ehe ich weiter gehe, will ich noch zweier Drüsen Erwähnung thun , die vermuthlich zu den geschlechtlichen Verrichtungen der Natter eine Beziehung haben, und deren Bau, soviel ich weiss , noch nicht hinreichend bekannt ist. Bei beiden Geschlechtern sind in der vordem Hälfte des Schwanzes zwei ansehnlich lange , massig weite , ganz gerade , beinahe cylindrische und an dem blinden Ende abgestumpfte Schläuche vorhanden , die' unterhalb der Wirbelsäule zu beiden Seiten der Arteria und Vena caudalis , so wie der Stachelfortsätze, die sich an den Schwanzwirbeln befinden , ihre Lage haben , jedoch etwas tiefer nach unten , als alle diese Theile , in der Muskelmasse des Schwanzes verborgen sind , und von vorne nach hinten und oben etwas convergiren. In den männlichen Individuen liegen sie dicht über den zurückziehenden Muskeln der Ruthen, in den weiblichen über den Muskeln, die jenen entsprechen, aber vorne an die Kloake angeheftet sind. Nach hinten reichen sie ungefähr bis zu dem siebenten Schwanz- wirbel, vorne gehen sie, nachdem sie zuvor sich stark verengert haben, in die Kloake über, so dass sie sich in diese bei den männlichen Exemplaren dicht an der Innern Seite der beiden Ruthen ausmünden. Sie bestehen der Hauptsache nach aus einer dicken weissen Zellhaut und aus einer Schleimhaut, die eine Forlsetzung der innersten Haut der Kloake ist, aber ein sehr dickes, festes, und ^^Miche?, Epithelium besitzt. Die letztere Haut lässt eine Menge theils ziemlich dicker, theils sehr zarter Falten bemerken, die so verbunden sind, dass sie ein Netz darstellen. In den Räumen oder Zellen des Netzwerkes aber befindet sich unterhalb des Epi- tbelium's eine grosse Anzahl sehr kleiner weisser Drüsensäckchen. Die beschriebenen Schläuche bereiten eine dickliche, gelbliche, theils tropfbar flüssige, theils krümliche Substanz von sehr durchdringendem widerlichem Gerüche, welcher Substanz nur allein der Geruch beigemessen werden darf, den die Natter, besonders wenn sie gereizt wird, verbreitet, und der vermuthlich unter den gewöhnlichen Lebensverhältnissen dazu beitragen soll , dass die Geschlechter sich einander aufsuchen können. Zwei eben solche Drüsenschläuche fand ich auch bei Fipera Berus^ desgleichen bei Python Tigris sowohl bei weiblichen, als männlichen Exemplaren, und vermuthe deshalb , dass sie den meisten , wenn nicht allen Schlangen eigen sind. Ausserdem bemerkte ich sie auch bei Anguis fragilis. Bei den Eidechsen dagegen , diesen in ihren Bewegungen 21 152 Fünftes Kapttel. weit schnelleren Thieren, konnte ich davon auch nicht die mindeste Spur auffinden. Bei den Krokodilen aber, denen sie gleichfalls fehlen, scheinen sie durch die Moschusdrüsen der Kehle ersetzt zu werden. — Die beschriebenen Organe nun entstehen ungefähr um die Mitte der dritten Periode, wenn bei den männlichen Embryonen die Ruthen noch die Form von Birnen oder unregelmässig gestalteten Kegeln haben. Ihre erste Ankündigung sah ich dann unter der Form von zwei äusserst kleinen, platt gedrückten, und hinten sehr stumpf abgerundeten Taschen der Kloake, die kaum eben so lang, als breit, und mit ihren Flächen horizontal gelagert waren. Recht rasch aber nehmen sie an Länge zu , so dass sie schon am Ende der dritten Periode eine ähnliche Form, und auch im Verhältniss zum übrigen Körper beinahe dieselbe Länge , wie bei den erwachsenen Nattern besitzen. (In Fig. 19 der dritten Tafel ist eine Darstellung von ihnen gegeben , wie sie sich in Embryonen verhalten , die zur Enthüllung schon reif sind.) §. 63. ^ t r }, Das Herz , dessen Querdurchmesser früher dessen grüssler Durchmesser war , streckt sich allmählig mehr in die Länge, so dass schon einige Zeit vor dem Ende dieser Periode sein Längendurchmesser den Querdurchmesser übertrifft. Diese Umkehrung der Diraensionsverhältnisse wird bewirkt durch \"eränderungen , die in der Form theils der Vorkammern , iheils der Herz- kammer vor sich gehen. Von den erstem wird besonders die rechte , weniger die linke , im Verhältniss zu ihrer Breite allmählig länger: zugleich auch nimmt sie an Weite mehr, als die linke zu, und so wird denn bewirkt, dass sie, die früher kleiner, als die linke war, nach der Mitte des Fruchllebeus diese an Grösse sogar übertrifft (Tab. IV, Fig. 6, 8 und 12, a). Die Herzkammer deliul sich am meisten in ihrer Mitte aus , und wird auch in ihrer Wandung dort am dicksten: ihre convexe Seite tritt immer stäi'ker hervor, und überhaupt vergrössert sich die Herzkammer weit mehr nach der Länge , als nach der Breite des Leibes. Ungefähr um die Mitle dieser Periode besitzt sie eine, nicht geringe Aehnlichkeit mit der Herzkammer der Schild- kröten. Später wird sie einem etwas abgeplatteten Kegel ähnlich , und der weite Blindsack, den sie anfangs zeigte, wird dabei in einen abgestumpften nach rechts und vorne gerichteten Vorsprung oder Zipfel umgewandelt (Tab. IV, Fig. 6, 8 — 12 und 16, b). — Indem die beiden Vorkammern an Umfang beträchtlich zunehmen , hält diejenige Stelle , an der sie in einander übergehen , in ihrer Vergrösserung nicht gleichen Schritt mit dem übrigen Theil von ihnen , in Folge wovon die Einschnürung zwischen den beiden Vorkammern je später, desto tiefer er- scheint. Es grenzen sich diese also an ihrer untern, vordem und obern Seite immer mehr von einander ab. Dabei legen sie sich an den angegebenen Seilen in der Tiefe der Einschnürung dicht an einander und verwachsen unter einander, wodurch nun zum Theil der Grund zu einer Scheidewand zwischen ihnen gelegt wird. Diese erscheint zuvörderst als eine halbmondförmige Falte , die sich an der untern vordem und obern Seite der venösen Herzhälfte hinzieht , und selbst am Ende der dritten Periode in ihrem miltlern oder breitesten Theile eine nur massig grosse Breite hat (Tab. IV, Fig. 20 und Fig. 23 , c). Auch ist bis über die Mitte dieser Periode die Oeffnung «wischen beiden Vorkammern , oder das Foramm ovale verhältnissmässig nur klein, wird aber gegen das Ende derselben ziemlich gross- Inzwischen entstehen an der innern Fläche einer jeden Vorkammer leistenförmige und gegen ihre Enden mehr oder weniger Dritte Perlode. I6S gespaltene Erhabenheiten, die von dem Mittelpunkte der äussern Wand der Vorkammer ausgehen, daselbst am dicksten und höchsten sind, und je später, desto deutlicher Muskelsträn^e in ihrem Innern erkennen lassen (Tab. IV, Fig. 24 , a). Weil mehr aber gewinnt in der Herzkammer die Muskelsubsfanz das Uebergewicht. Es machen sich nämlich an der innern Fläche der Wandung derselben schon frühe leistenartige Vorsprünge bemerklich , die hauptsächlich aus Muskelfasern bestehen , alle von dem convexen oder hintern Thcile des Ventrikels convergirend nach dem vordem oder concaven Rande verlaufen, und in ihrem Verlaufe immer dünner werden (Tab. IV, Fig. 19). Die meisten gehen gegen eine verdickte Stelle hin, die an der innern Fläche sowohl der untern , als auch der obern Wandung der Herzkammer da vorkommt , wo diese mit den beiden Vorkammern zusammenhängt. Mit der Zeit nehmen die letztern Stränge immer mehr an Dicke und überhaupt an Grösse zu, so dass die ursprüngliche und ganz einfache Höhle der Kammer je später, verhältnissmässig desto kleiner erscheint, und schon am Ende der dritten Periode einen verhältnissmässig nur geringen Umfang hat. Zugleich aber verzweigen sich die Stränge vielfällig, und ihre Zweige verbinden sich so untereinander, dass dadurch die an Dicke sehr zunehmende Wandung der Herzkammer zum grössten Theile eine schwammartige, mit vielen Zwischenräumen versebene Textur erhält, in welche Zwischenräume sich aus der erwähnten Höhle das Blut hineindrängt. Einer von jenen Strängen jedoch, der an der obern Wandung der Herzkammer schräge von hinten nach vorne gegen das Fretum Halleri und die Herzzwicbel hinläuft , verzweigt sich nicht , sondern bleibt einfach , und bildet sich zu einer Muskelleiste aus , die schon am Ende der dritten Periode eine ziemlich grosse Länge und auch eine erhebliche Höhe hat. Durch sie wird ein Raum , der zu der jetzt schon entstandenen Lungenarlerie führt, unvollständig von der übrigen Höhle der Herzkammer, aus welcher schon die beiden Wurzeln der Aorta hervorgehen , unvollständig abgeschieden. *) Eine Andeutung von ihr sieht man in der 20sten Figur der vierten Tafel. Etwa um die Mitte dieser Periode beginnt sich auch die Klappe für das eiförmige Loch zu bilden. Sie entspringt aus den beiden verdickten Stellen , die sich an dem Uebergange der Herzkammern in die Vorkammern befinden. Nachdem an diesen Stellen die Substanz der Herz- kammer gegen die Höhle so hervorgewucbert ist, dass sie eine dreieckige Platte von ziemlicher Dicke gebildet hat (Tab. IV, Fig. 20, d), erbebt sich aus dem nach vorne (gegen die Vor- kammern) gekehrten Winkel derjenigen von diesen Platten, welche der untern Wandung der Herzkammer angehört, ein sehr kurzer leistenarliger Vorsprung, der zu der gegenüber liegenden gleichen und der obern Wandung der Herzkammer angeborigen Platte hinwächst, sie auch bald erreicht, und endlich mit ihr verwächst. Dadurch wird nun innerhalb des sehr kurzen Ver- bindungskanales zwischen der Herzkammer und den Vorkammern eine kurze Brücke gebildet, welche die Höhle dieses Kanales in zwei Seitenhälften tbeilt, durch deren eine das Blut aus der rechten , durch deren andre es aus der linken Vorkammer in die Herzkammer überströmen kann. Allmählig aber wird diese Scheidewand bedeutend breit und wächst immer tiefer in den venösen Anlheil des Herzens hinein, wobei sie sich immerfort an der obern und an der untern Wandung dieses Antheiles hält und mit ihnen im Zusammenhange bleibt, bis sie zuletzt mit •) lieber den Bau cles Herzens erwachsener Scllangen tat BI. J. "Weber die beste Aufklärung gegeben in seiner ScLiüft: ,, Beiträge z. Anat. und Physiologie." I. Heft. Bonn 1832. 21 • 164 Fünftes Kapitel. ihrem vordem Ende in die Nachbarschaft des mittlem Theiles jener halbmondförmigen Scheide- wand gelangt ist, welche durch die Einfaltung der beiden Vorkammern entstanden war. Dieser neu entstandene Theil ist die Klappe des eiförmigen Loches. Am Schlüsse der dritten Periode hat sie schon eine ansehnliche Grösse erreicht (Tab. IV^ Fig. 24, c), ist aber auch dann noch überaus dünne. — Der übrige Theil einer jeden von jenen beiden dreieckigen Platten, welche sich zu der Brücke verbanden , aus denen die beschriebene Klappe ihren Ursprung erhielt, wuchert indessen an seinen Seitenrändern stärker hervor, als in seiner Mitte, und bildet dadurch zwei von der angeführten Brücke nach hinten divergirend auslaufende Leisten. Die einander entsprechenden Leisten aber der obern und der untern Wandung der Herzkammer kommen bei weiter fortschreitender Vergrösserung, indem sie sich an jener Brücke halten, zur gegenseitigen Berührung und Verwachsung, und bilden durch dieses ihr Verhalten zwei senkrecht gestellte dünnhäutige Klappen, die von jener Brücke oder dem hintern Theile der Scheidewand der Vor- kammern in die Höhle der Herzkammer hineinspringen. Es sind diese Klappen am Ende der dritten Periode zwar schon vorhanden, doch noch sehr schmal und kurz. Das Fretum, oder der Kanal, welcher die Herzzwiebel mit dem Ventrikel verbindet, wird immer kürzer, so dass die Herzzwiebel zuletzt dicht an den Ventrikel herangezogen wird, und nunmehr als ein unmittelbarer Fortsalz von ihm erscheint. Die Verkürzung des Kanales aber wird wahrscheinlich durch den Process der Resorption bewirkt, wie denn ja auch durch eben diesen Process in den Embryonen der Wirbellhiere manche Blutgefässe verschwinden, indess andre entstehen oder weiter werden. Die Herzzwiebel nimmt au Weite verhältnissmässig etwas mehr zu, als das Fretum oder der Kanal , welcher sie mit der Herzkammer verbindet, schwillt also allmählig etwas an. Die drei Wülste oder Leisten , die schon bei den altern Embryonen der vorigen Periode an der Innern Fläche der Wandung dieses Körpertheilcs vorkamen , sich als Auswüchse desselben darstellten, nach der Länge desselben verliefen und einander zugekehrt waren , nehmen an Höhe und Dicke zu , wachsen also einander entgegen , und kommen zuletzt zur gegenseitigen Berührung, worauf sie dann auch untereinander verwachsen. Ist diess ge- schehen, so findet man in der ursprünglich einfachen Herzzwiebel drei neben einander verlaufende kurze, ein wenig spiralförmig um einander gedrehte, und an Weile ungleiche Kanäle als eben so viele Bahnen für das Blut, das der Herzzwiebel aus der immer einfach bleibenden Höhle des Fretum's zuströmt (Tab. IV, Fig. 22). So geht denn in diesem Theile auch bei der Natter eine ähnliche Veränderung vor sich, wie nach v. Baer's Wahrnehmungen bei dem Hühnchen, und nach von mir gemachten Wahrnehmungen auch bei den Säugethieren, mit dem Unterschiede jedoch, dass bei den Vögeln und Säugethieren nur zwei Leisten in der Herzzwiebel hervor- wachsen, und in Folge der Verwachsung dieser Leisten auch nur zwei Kanäle in ihr entstehen. Ganz derselbe Process wird aber auch bei den Fröschen eingeleitet, jedoch merkwürdigerweise nicht vollendet: denn auch bei ihnen entstehen innerhalb der Herzzwiebel zwei solche Leisten, wie bei den Vögeln und Säugethieren , kommen aber nicht mit einander zur Verwachsung, bleiben also auf einer niedern Entwickelungsslufe stehen. — Wenn die beschriebenen Leisten hervorwachsen, haben sie durchweg ein gleichartiges, weiches, schleimslofiGges Gewebe, das viel lockerer ist, als das zunächst der Oberfläche der Herzzwiebel gelegene, welches letztere, wie die ganze Wandung des Fretum's von einer häutig -muskulösen Beschaffenheit ist. Wenn sie aber unter einander verwachsen sind, wird ihre Oberfläche, oder mit andern Worten die nächste Dritte Periode. 165 Begrenzung der in der Herzzwiebel entstandenen drei Blulbalinen, bald bedeutend fester, zuerst häutig, dann auch niuskelarlig , und bildet sich überhaupt zu einer wahren Arterie aus. Alle drei hiedurch erzeugten Arterien sind nunmehr theils untereinander, tbeils mit dem oberflächlichen festen Gewebe der Herzzwiebel, oder ihrer jetzigen gemeinsamen Scheide, durch eine beträcht- liche Quantität lockern Gewebes verbunden, und liegen in verhältnissmässig zu ihrer Weite und ihrer Wandung ziemlich grossen Entfernungen iheils von einander, theils von jener ihrer ge- meinsamen Scheide. — Was nun die Ursache anbelangt, wodurch die ursprünglich einfache Höhle der Herzzwiebel in drei verschiedene Kanäle gelheilt wird , so scheint sie mir nicht sowohl in der Einwirkung der Herzkammer auf die Herzzwicbel zu suchen zu sein, wie diess von Baer für die Theilung der Zwiebel beim Hühnchen vermuthet hat*), als vielmehr in der besondern Entwickelungsweise der Herzzwiebel selbst. Es liesse sich wohl denken, dass wenn das Blut in zwei oder mehrere Ströme getheilt von der Kammer zu der Zwiebel hingelangte, und wenn zugleich die Wandung der noch einfachen Zwiebel jetzt plastischen Stoff nach innen ausschiede , dieser grade zwischen die verschiedenen Ströme sich hineinlegen , und die oben erwähnten Leisten bilden könnte : ja es würde dieser Stoff sich dann grade dahin , wo er den wenigsten Widerstand zu überwinden fände , wohl auch hinbegeben und festsetzen müssen. Aber bei der Natter ist zu der Zeit, wann in der Herzzwiebel die drei Gänge entstehen, die Herzkammer noch ganz einfach, vermag also nicht, das Blut, welches sie heraustreibt, in mehrere Ströme zu theilen : wäre diess aber auch wirklich der Fall , so würde , da jetzt der Ohrkanal noch eine bedeutende Länge hat, der getheilte Strom sich schon längst wieder ver- einigt haben, ehe er in die Herzzwiebel hineingelangte. Naturgemässer scheint sich daher die Theilung der Zwiebel so erklären zu lassen , dass in dieser selbst die Ursache liegt , warum der plastische Stoff, der von ihr nach innen ausgeschieden wird, grade an denjenigen Stellen abgesetzt wird , und grade solche späterhin zusammenwachsende Leisten bildet , wie diess wirklich der Fall ist. Für diese Ansicht spricht, wie es mir scheint, besonders die Organisation der Herzzwiebel des Frosches , da bei diesem Thiere in dem genannten Theile zwei nach der Länge desselben verlaufende Leisten entstehen , obschon die Herzkammer noch weit einfacher bleibt , als diess bei der Natter der Fall ist. Aeusserlich betrachtet schwillt die Herzzwiebel besonders an denjenigen Stellen an, wo die drei oben angegebenen Blutbahnen in ihr liegen, so dass in Folge davon äusserlich drei kleine und zwar ovale Ausbuchtungen zum Vorschein kommen , deren Achse im Allgemeinen genommen von hinten nach vorne gerichtet ist. Zwei von ihnen sieht man an der untern Seite der Herzzwiebel, den dritten an der obern, doch nicht genau in der Mitte dieser Seite, sondern mehr rechtshin. Es gewinnt mithin die Herzzwiebel durch das Hervortreten dieser Anschwellungen, auf Querdurchscbnitten betrachtet, ein ungleichseitiges dreieckiges Aussehen. Gleichzeitig entfernt sich , wie das ganze Herz , so auch die Herzzwiebel immer weiter von dem untern Ende der ursprünglichen Schlundgerässbogen , und es wird dabei zwischen diesen und jener ein Theil gleichsam ausgesponnen , der den Schein eines etwas abgeplatteten gemeinschaftlichen Stammes für die erwähnten Gelassbogen annimmt, und mit der Zeit eine ansehnliche Dicke und eine solche Länge erhält, dass diese schon um die Mitte der dritten Periode der Länge des Herzens •) üeber Entw. Gesch. d. Ttiere I, S. 82. 166 Fünftes Kapitel. ungefähr gleichkommt (Tab. IV, Fig. 8, e und Fig. 9, d). Eigentlich aber besteht dieser Theil gleich von seinem ersten Erscheinen aus drei neben einander liegenden Gefässen, die als Fortseizungen jener drei Gänge zu betrachten sind , welche in der Herzzwiebel vorkommen (Tab. IV, Fig. 13 und 14). Wie diese Gänge werden auch sie durch SchleimstofT und durch eine gemeinschaftliche ziemlich dicke und recht feste häutige Scheide, die nach ihrer ganzen Länge von einem Theile des Herzbeutels umkleidet ist, lauge Zeit hindurch nach ihrer ganzen Länge sehr knapp zusammengehalten : denn nur erst gegen das Ende des Fruchtlebens weichen sie nach vorne etwas mehr auseinander. Zusammen mit der Herzzwiebel , von welcher der beschriebene Theil als eine gerade Fortsetzung erscheint, dreht er sich schon frühe ein wenig um seine Achse von vorne und links nach hinten und rechts , so dass er beinahe eine halbe Spiralwindung beschreibt. Von den drei Gefässen, die in ihm enthalten sind, nimmt dasjenige, welches am meisten nach der rechten Seite aus der Herzzwiebel entspringt (Tab. IV, Fig. 13, c, Fig. 14, a, Fig. 16, c, Fig- 18, d), einen sehr schrägen Verlauf von rechts und hinten nach links und vorne, geht nur allein in den mittlem Schlundgefässbogcn der linken Seite über, und stellt sich späterhin ganz für sich allein als den Anfang der linken Aortenwurzel dar. Das zweite Gefäss (Fig. 13, c, Fig. 14, b, Fig. 15, Fig. 16, d u. Fig. 17, d) entspringt links neben dem erstem aus der Herzzwiebel, geht, indem es ziemlich gerade von hinten nach vorne verläuft, anfangs neben, darauf aber über jenem nach vorne hin, setzt sich dann in das hintere oder dritte Paar der Schlundgefässbogcn fort, und erscheint in späterer Lebenszeit als der Stamm der Arteria pulmonalis. Das dritte Gefäss endlich (Tab. IV, Fig. 13, d, Fig. 14, c, Fig. 16, e, Fig. 17, f) entspringt über dem erstem (nämlich näher nach dem Rücken zu), verläuft an der rechten Srite des zweiten nach vorne hin , wobei es sich jedoch etwas liefer, als jenes, herabsenkt, und theilt sich dann in zwei Aeste, die unter den beiden Aesten des zweiten Gefässes sich etwas weiter nach vorne hinaus erstrecken , als diese , und von denen der eine sich in die beiden vordersten Schlundgefässbogcn , der andre aber in den mittlem Schlundgefässbogcn der rechten Seite fortsetzt. In späterer Lebenszeit erscheint dieses dritte aus der Herzzwiebel kommende Gefäss als die rechte oder grössere Wurzel der Aorta. — Noch wäre zu erwähnen, dass allmählig, wie die eben beschriebenen Gefässe sich immer mehr ausbilden, auch jene drei Gänge innerhalb der HerzzAviebcl, von denen diese Gefässe als gerade Forlselzungen erscheinen, immer weiter und ihre Wände immer dicker und fester werden, überhaupt aber die Wände theils jener Gänge, theils dieser Gefässe, immer deutlicher den Bau von Arterien gewahr werden lassen. Während dieser Vorgänge aber kommt der Stoff, der die Gänge und die Gefässe unter einander verbindet, in ein immer untergeordneteres Verhältniss, so dass zuletzt alle diese Theile als nur schwach durch Zellgewebe unter einander verbundene Arterien erscheinen. Die Herzzwiebel aber , deren äussere muskulöse Schichte inzwischen allmählig erweicht und zum Theil auch aufgelöst wird , erscheint dann nicht mehr als ein besondres sich durch seine Form auszeichnendes Gebilde , sondern ist als solches nunmehro ganz verschwunden. Gelegenilich will ich hier noch eine Bemerkung aussprechen, die sich auf die Entwickelungs- weise des Herzbeuleis bezieht, jedoch mehr nur auf diese aufmerksam machen soll, als dass sie dieselbe in ein ganz klares Licht setzen könnte. Wenn bei der Natter und dem Hühnchen die Leber so eben erst entstanden ist, das Herz also uoch sehr weit nach vorne hegt, habe ich Dritte Periode. 167 niemals mit Bestimmtheit eine Andeutung von Ilerzbeulel bemerken können. Nur erst wenn die Leber so weit sich vergrüssert bat, dass sie die Fobm eines Hufeisens besitzt, von einer beträchtlichen Masse- Blastems umgeben ist , und unten , wie seitwärts , die Vereinigungshaut berührt, wird der erste Schritt zur Bildung des Herzbeutels gelhan. Man findet dann nämlich eine dünne und senkrechte Schichte von Blastem , die von dem vordem Theile der Leber nach unten, rechts und links zu der Vereinigungshaut hingeht und an diese befestigt ist, und eine zweite, die sich vor jener befindet, mit ihr zusammenhängt, und sich in horizontaler Bichtung unter dem Munddarme und der Andeutung der Luftröhre nach vorne ungefähr bis zu der Stelle hinzieht, wo das Fretum die Schlundgefässbogen aussendet. Die letztere Schichte ist mit dem Munddarme und der Luftröhre im innigsten Zusammenhange: ihr gegenüber aber kommt an der Vereinigungshaut anfangs noch keine ähnliche Belegung von Blastem vor, sondern erst etwas später. Ich möchte daher vermuthen , dass der Herzbeutel eigentlich aus einem Blastem , das sich besonders an der vordem Seite der Leber anhäuft , seinen Ursprung nimmt , in der Art, dass dieses Blastem nach vorne immer weiter hervorwuchert, und nun, indem es sich zum Theil an der untern Seite des Munddarmes, zum Theil an der Innern Fläche der untern Ver- einigungshaut hält , über das Herz nach vorne herüberwächst , bis es zum Fretum hingelangt ist, worauf es sich endlich von der Leber sondert, und mit den es umgebenden Körpertheilen nur verklebt bleibt. Für gewiss aber kann ich angeben , dass wenn das Herz nach hinten zu wandern beginnt, der Herzbeutel schon als ein besonderer Theil dasteht, der mit den benachbartea Theilen, namentlich mit der untern Vereinigungshaut, nur schwach verklebt ist, und dass eben hierauf die Möglichkeit seiner Wanderung beruht. Schon um die Mitte der dritten Periode lässt er sich leicht von der untern Vercinigungshaut abziehen, übertrifft dann aber diese schon um das Doppelte oder Dreifache an Dicke. *) §. 64. 21 r t f r i e tt. Aus den Schlundgefässbogen des vordersten Paares entspringen , wie schon früher an- gegeben worden, die beiden Carotiden. Geraume Zeit nun später, als diese entstanden sind, und beinahe erst um die Mitte des Fruchtlebens verschwindet zuerst in der rechten , darauf auch in der linken Seitenhälfle des Körpers das Verbindungsstück zwischen dem ersten (oder vordem) und dem mittlem von den drei noch bestehenden Gefässbogen , also zwischen dem *) In dem Aufsalze über die VeremigTingstäute, der sich von mir in Müller's Archiv vom Jahr 1838 (Heft IV) befindet, habe ich geäussert (Seite 366 und 367), dass ein Theil des Herzbeutels aus einem Theile der serösen Schichte der untern Vereinigungshant entstanden ist, und dass derselbe zeitlebens bestehen bleibt. Ans dem aber, was ich oben über die Entstehung des Herzbeutels angegeben habe, geht hervor, dass ich erst später das richtige Verhältniss erkannt habe, und dass jene Aeusserung auf einem Irrlhun» beruht. In einen andern Irrthum aber ist Reichert gerathen, indem er (Entw. Gesch. des Kopfes der nackten Amphib. S. II) angiebt, dass bei den Fröschen die untere Vereinigungshaut da, wo das Herz Beine Lage hat, ursprünglich gespalten ist, und dass das Ilerz ringsum von dieser Haut umschlossen wird: denn was er für eine Platte der genannten Haut gehalten hat, war wohl Nichts andres, als Bildungsstoff, der sich an der unteru Seite des Munddarmes angehäuft Latte, und für die Eatwiekelung des Herzbeutels bestimmt war. 168 Fünftes Kapitel. vordem und miltlerri Theile (Aste) sowohl der rechten, als der linken bis zu dieser Zeit noch sehr zusammengesetzten Aortenwurzel, und es stellen dann jene vordem Gefässbogen die Anfangstheile der beiden Carotiden dar : derjenige Ast aber von dem einen der drei jetzt aus der Herzzwiebel kommenden Gefässe , welcher sich in die beiden vordersten Gefässbogen fort- setzte , erscheint dann als ein gemeinschaftlicher Stamm für die beiden Carotiden. (Man ver- gleiche Fig. 13 u. Fig. 14 der vierten Tafel.) Der andre Ast jenes aus dem Herzen kommenden Gefässes, oder derjenige, welcher sich in den mittlem Gefässbogen der rechten Seite fortsetzt, erscheint hierauf im Verein mit seinem Stamme und diesem mittlem Gefässbogen als der Anfangslheil der rechten Aortenwurzel, mit welcher nun die Carotiden zusammenhängen (Tab. IV, Fi«^. 14, c u. Fig. 16, e). Aus dem hintersten Schlundgefässbogen der rechten Seite, und zwar aus der Mitte desselben, war schon in der vorigen Periode die Arteria pulmonalis hervorgewachsen. Wie diese sich mehr vergrössert und der Lunge mehr Blut zuführt, wird die untere Hälfte des eben genannten Gefässhogens bedeutend weiter, als die obere, doch bleibt auch diese Hälfte bis über die Zeit der Geburt hinaus zurück und stellt einen Ductus arter iosus Botalli dar (Tab. IV, Fig. 17). Der Hnke hinterste Gefässbogen treibt, so weit meine Be- obachtungen reichen, niemals eine Arteria fulmonalis hervor, nimmt auch nur wenig an Weite zu, bleibt aber noch lauge (bis zur Enthüllung der Frucht?) zurück, und stellt in der letztem Hälfte des Fruchtlebens eine Verbindung zwischen dem Stamme der Arteria pulmonalis und der linken Wurzel der Aorta, oder einen zweiten Ductus Botalli dar. Die linke Wurzel der Aorta wird etwas weiter, als die rechte, und überhaupt wird von den drei Gefässen, die von der Herzkammer nach vorne auslaufen, dasjenige, welches als der Anfangstheil der linken Wurzel erscheint, das weiteste. , Die verschiedenen innerhalb der Schädelhöhle gelegenen Aeste der beiden Carotiden, deren ich schon im 27sten Paragraphen ausführlicher gedacht habe , zeigen mit Ausnahme nur des einen Paares im Verlaufe der Entwickelung keine Veränderung weiter, als dass sie [grösser werden und sich insbesondre stärker verzweigen (Tab. V, Fig. 5, 6, 8 und 18). Jenes Paar aber, welches namentlich in der dritten Periode eine bedeutsame Veränderung erleidet, ist dasjenige, welches von den beiden Carotiden, nachdem diese in die Schädelhöhle eingedrungen sind, neben dem Hirntrichter nach hinten abgeht, sich an die untere Seite der dritten Hirnmasse oder Hirnzelle begiebt, geradesweges durch das Hinterhauptsloch in die Höhle der Wirbelsäule eindringt und dann, die untern Spinalarterien darstellend, an der untern Seile des Rückenmarkes seinen Verlauf macht. Die beiden Aeste dieses Paares waren schon in der vorigen Periode an der untern Seite des verlängerten Markes, da wo sie die beiden Arteriac auditoriae internae absendeten, einander ziemlich nahe gekommen. In dieser Periode aber rücken sie an der be- zeichneten Stelle einander immer näher, bis sie endlich in einigen Individuen da, wo grade die für die Gebörwerkzeuge bestimmten und oben genannten Zweige abgehen , in andere eine un- bedeutende Strecke hinter dem Ursprünge dieser Zweige zur gegenseitigen Berührung kommen, was sich schon vor der Mitte der dritten Periode ereignet. Ist diess geschehen, so verschmelzen sie daselbst in einer kurzen Strecke mit einander, wie etwa die beiden Metatarsen oder Mela- carpen der Widerkäuer ; es erfolgt darauf in der Scheidewand, die hiedurch zwischen den Höhlen beider entstanden ist, eine Resorption, und es wird nunmehr durch diese beiden Vorgänge eine Arteria basilaris zu Stande gebracht, von der dann die beiden Innern Obrarterien als Zweige Dritte Perlode. 169 erscheinen*) (Tab. V, Fig. 17). Anfangs freilich ist die so entstandene Artcria basilaris nur äusserst kurz, eines Theils aber legen sich die beiden Gefässc , die zu ihrer Bildung benutzt werden , nach vorne und nach hinten noch immer weiter aneinander und verschmelzen , andern Theils wird sie mehr und mehr ausgesponnen, während der Kopf sich verlängert. — Dem Angeführten zufolge sind nanienlhch die unlcrn Spinalartcrien weit früher vorhanden, als die Art. basilaris, und es ist unterhalb der dritten Hirnzelle das Verhällniss der Arterien ein eben solches, wie an der untern Seite des Rückenmarkes. Was aber die Ursache der Entstehung der Art. basilaris anbelangt, die sich beiläufig bemerkt sonder Zweifel auch bei andern Thieren auf eben dieselbe Weise , wie bei der Natter bilden mag : so dürfte es wohl schwierig sein, darüber einen befriedigenden Aufschluss zu geben , ohnehin da an der Stelle , wo sie entsteht, das Gehirn und der Kopf im Allgemeinen nicht schmäler, sondern gegentheils breiter werden. Oben schon habe ich mehrmals angegeben, dass bei den Schlangen -Embryonen zwei Cai'olidcn vorkommen. Darüber nun muss ich eines besonderen Verhältnisses wegen , das sich in dem arteriellen Systeme erwachsener Schlangen zeigt, noch ein Näheres niiltheilen. Beide Gefässe sind unter einander geraume Zeit hindurch symmetrisch, und liegen theils zu beiden Seiten der Luftrühre, theils auch, wenn die beiden Hürner des Zungenbeines sich neben einander gelegt und schon stark verlängert haben, zu beiden Seiten dieser Hörner. Doch befinden sich beide in dem grossem Theile ihres Verlaufes ziemlich nahe bei einander , und weichen nur vorne, wo sie in den Kopf übergehen wollen, stark aus einander. Vielmals sah ich sie einander an Grösse gleich , selbst noch bei Embryonen , die ungefähr bis zur Mitte der dritten Periode gelangt waren (Tab. U, Fig. 8). Beide drangen dann noch in den Kopf hinein, und verzweigten sich in ihm (Tab. U, Fig. 5). Allein einige Zeit später wird die rechte Carotis immer kleiner, indess die linke fortwährend an Grösse zunimmt, wobei nun zwischen Kopf und Herz zuerst die äussersten Zweige, darauf von vorne nach hinten auch der Stamm schwinden, bis zuletzt, und diess schon zu einer Zeit, da sich die Hautbedeckungen noch nicht zu färben angefangen haben, von dem Stamme nicht die mindeste Spur mehr übrig ist. Es ist dieser Vorgang namentlich auch in so ferne bemerkenswertb , als gleichfalls bei vielen Vögeln nur eine , und zwar in der Regel nur die linke Carotis vorkommt. — Die dem Kopfe angehörigen Zweige der rechten Carotis verschwinden nicht, während der Stamm eingeht, sondern kommen mit der linken Carotis, die von Cuvier Carotis communis, von Schlemm aber Arteria cephalica genannt worden ist, in Verbindung , und gehören dann nur allein ihr an. Diess gilt selbst von der rechten (vom Nervus lingualis begleiteten) Art. linguatis, die auch an den Unterkiefer Zweige absendet, und die Schlemm Art. infra maxillaris genannt bat. Die Verbindung aber erfolgt zwischen den beiden (dicht am Kopfe von den Carotiden abgehenden) Verlebral- Arterien an der untern Seite des Rückenmarkes , wo dieses in die Medulla oblongata übergeht , und zwar durch eine sehr kurze Anastomose, die sich ganz hinten in der Schädelhöhle zwischen den letzt genannten *) Man -wird sich von der Richtigkeit dieser Angaben leicht überzeugen, wenn man hei verschiedentlich weit entvs'ickelten Embryoneu den Unterkiefer und die Kehle der Länge nach spaltet, beide Hälften derselben aus einander biegt, und nun die SchädeJgruiidüäche betrachtet. Diese und die sie bedeckende Schleimhaut sind so durchsichtig, dass man dnrch sie hindurch die Blutgefässe, welche au der untern Seite des Gehirnes ihre Lage haben, ganz deutlich erkennen kann. 22 170 Fünftes Kapitel. Arterien bildet. Wenn nun der Stamm der rechten Carotis geschwunden ist , geht ein Theil des Blutes , das die linke Carotis aufgenommen halte , durch die hintere Hälfte der linken Vertebral- Arterie in die erwähnte Anastomose, aus dieser aber in die rechte Art. vertebralis, von wo aus sich alsdann ein Theil nach vorne zur Art. basilaris, der andre nach hinten zu dem übrig gebliebenen, also dem Kopfe angehürigen Reste der rechten Carotis wendet, um sich darauf in der rechten Hälfte des Kopfes weiter zu verbreiten. — Bei dieser Gelegenheit will ich noch bemerken, dass ich die Anordnung sämmtlicher an der untern Seite des Gehirnes vor- kommenden Arterien schon vor der Mitte der in Rede stellenden Periode ganz so gefunden habe, wie sie in erwachsenen Nattern vorkommt. Weit früher, als der Stamm der rechten Carotis verschwindet, bildet sich eine neue starke Arterie aus, die von Schlemm Arteria collaris'), von Cuvier Art. vcrtebralis genannt worden ist; ja vielleicht fällt ihre Entstehung selbst schon in die erste Entwickelungs- periode. Es entspringt dieses Gefäss in einiger Entfernung hinter dem hintersten Schlund- gefässbogen der rechten Seitenliälfte aus der rechten Wurzel der Aorta, biegt sich ein wenig nach der linken Seite hin, und kommt darauf an der untern Seite des Wirbelstamnies zu liegen, wo es genau in der Mitte dieser Seite, und nach vorne zwischen den untern Halsmuskeln ver- steckt , geradesweges nach vorne gegen den Kopf hinläuft , ihn jedoch nicht erreicht , sondern sich vielmehr, nachdem es schon hinter seiner Mitte bedeutend dünner geworden ist, in einiger Entfernung von dem Kopfe endigt. Es sendet von seinem Anfange an zwischen je zwei Wirbeln rechtshin und linkshin einen zarten Ast ab, der sich an die Zwischenrippenmuskeln begiebt, wahrscheinlich aber auch einen Zweig zum Rückenmarke , und einen andern Zweig neben den Wirbelbogen zu den Rückenmuskeln und der Haut. Kleine Arterienzweige , die ich zwischen Kopf und Herz neben den Wirbelbogen in die Haut übergehen sah, konnten wohl nicht gut wo anders herkommen, als von den oben erwähnten Gefässen : und da ich diese Zweige schon sehr frühe , nämlich bald nachdem sich die Schlundöffnungen geschlossen hatten , bemerken konnte, so muss ich vermulhen , dass sich jenes Gefäss auch schon sehr früh bildet.**) Einen hinreichenden Grund für das Verschwinden der einen Carotis weiss ich nicht anzugeben. In der Entstehung jener Art. collaris kann er wohl nicht liegen : vielmehr ist es wahrscheinlicher , dass sie und das Schwinden der einen Carotis von einer gemeinsamen Ursache abhängen. Denn auch bei vielen Vögeln verschwindet die rechte Carotis, ohne dass sich, so viel mir bekannt, ein der Art. collaris entsprechendes Gefäss bildete. Die übrigen Veränderungen , die ausser den schon beschriebenen in dem arteriellen Systeme 'vor sich gehen , sind weniger wichtig , und lassen sich in wenigen Worten zusammen fassen. Die Aorta wird mit ihrer Zunahme in die Länge relativ immer enger. Bei der Ver- grösserung des Darmes wird die vordere Gekrösarterie (Art. mesenterica anterior oder superior) immer weiter, und sucht sich Hinsichts der Weite der Art. vitellaria, also dem andern Aste der Art. oviphalo -meseraicaf gleich zu stellen. Zur Zeit der Geburt aber, wenn der Dotter *) Tiedemann's und Treviranus Zeilsclirift fifr Physiologie Bd. II, S. 114. **) Ich habe, was ich oben über den Verlauf der Arterien und über ihre Zweigv, s--- -o- > — mehreren Embryonen späterhin wieder bestätigt g-efiinden. Die Form und der Verhiiif, wie ihn Schlemm beschreibt, weicht davon sehr ab. Namentlich gilt diess von den Zwischenrippen- Aesten. !ige gesagt habe, an Dritte Periode. 171 beinahe schon ganz verschwunden und die Art. vitellaria absolut dünner geworden ist, erscheint endlich diese als der JVebcnast, die Gekrösarlerie dagegen als der Ilauptast der Nabelgekrös- arterie. — Noch wäre von der Dolterarterie zu bemerken, dass sie im Verlaufe des Frucht- lebens sich weit mehr, als die ihr entsprechende Vene verlängert, und dass sie deshalb neben dieser mehrere kleine Windungen erhält (Tab. II, Fig. 7, g). Indem der Nabel immer weiter nach hinten rückt, dringen der Urachiis und die Arteriae umbilicalcs in den Nabelstrang, der nun auch au Länge noch zunimmt, immer weiter hinein. Jedoch verkürzt sich dabei, wie es ganz den Anschein bat, der Urachus ein wenig, und die Nabelartcrien , die nicht auch kürzer, vielmehr noch etwas länger zu werden scheinen, be- kommen an dem Urachus einen stark gescblängelten Verlauf. — §. 63. H f n c n. Nicht geringere, sondern vielmehr noch grössere Veränderungen, als an dem arteriellen Systeme, ereignen sich im Laufe der dritten Periode an dem venösen. Von dem grossen Venennetze , das in früherer Zeit des Frucbtlebens an der untern Seite des Schwanzes vor- kommt, verschwindet, so wie der Schwanz rundlicher wird, ein Verbindungsgefäss nach dem andern (Tab. VII, Fig. 20), bis zuletzt nur noch diejenigen übrig geblieben sind, welche ursprünglich am meisten nach unten lagen. Diese aber bilden dann allfe zusammen ein einziges und massig weites Gefäss, die sogenannte Vena caudalis. Zuerst schwindet jenes Netzwerk von Venen an der Wurzel, zuletzt an der Spitze des Schwanzes, und es geschieht diess schon weit früher, als der Schwanz sich in die Mitte der von dem Embryo gebildeten Spirale hinein- senkt. — Die Leberreste der Cardinalvenen, oder die J^enae renales advehentes, verlängern sich mit den Harnwerkzeugen , an denen sie entlang laufen , sehr bedeutend , und dasselbe geschieht auch an den Aesten, desgleichen an dem Stamme der hintern Hohlvene. Eine noch viel bedeutsamere Veränderung aber, die sich an der hintern Hohlvene ereignet, besteht darin , dass aus demjenigen Theile ihres Stammes , welcher an der Leber entlang geht , eine Menge hinter einander liegender Zweige in die Substanz der Leber hineinwächst, welche Zweige theils an Zahl immer mehr zunehmen, je mehr sich die Leber verlängert, theils auch, einzeln betrachtet , innerhalb der Leber eine immer grössere Ausbreitung ge\\innen. In der hintern, Hälfte der Leber hält sich dieser Stamm an dem rechten Lappen derselben , und wenn nun die Leber sich schon sehr verlängert, und sich auch schon so gestellt hat, dass ihre ursprünglich rechte Seite nach unten sieht, so geht jener Stamm an das hintere spitz ausgezogene Ende der Leber , liegt auf diesem Wege rechts neben der Gallenblase und dem Ductus cysticus , und verläuft dann an der untern Seite der Leber, theils oberflächlich, theils etwas in der Tiefe in einiger Entfernung von der Mittellinie an der rechten Seilcnhälfte dieses Eingeweides. Ursprüng- lich ging in dem vordem Theile der Leber die hintere Hoblvene in die rechte Nabelvene über. Indem aber in der dritten Periode der hinter dieser Verbindung befindliche Theil der Nabelvene sich nicht in dem Maasse , wie der Stamm der hinlern Hohlvene erweitert, kommt jene erstere zu dieser letztern Vene allmählig in das Verhältniss eines Astes zu seinem Stamm, und es erscheint dann zuletzt derjenige Theil der Nabelvene, welcher sich vor der erwähnten Verbindung befindet, als der vordere Theil der Hohlvene selbst. Diese aber tritt dann nach vorne über 22* 172 Fünftes Kapitel. die Leber hervor, und verläuft nun ganz frei noch eine geraume Strecke weiter zu dem Herzen hin (Tab. II, Fig. 6, d). In diesem vordem freiliegenden Theile hat das Gefäss seine grösste Weite. — Die Ucberreste der Cardinalvenen , die ursprünglich nahe dem obern Rande der Urnieren, also auch dicht unter der Rückenwand des Leibes verHefen, kommen allmähhg, wann jene Eingeweide dicker werden , an der äussern Seite derselben tiefer nach unten zu liegen, und entfernen sich also auch von jener Wand. Ferner gewinnen eben dieselben Gefässe, wie auch die beiden Aeste der hintern Hohlvene , die alle in der vorigen Periode schon mit den Innern Geschlechtswerkzeugen in Verbindung gekommen waren , in der jetzigen Periode noch eine Menge von Zweigen, die sich auf den Nieren bilden, während diese in ihrer Enlwickelung fortschreiten. Im Ganzen aber erhalten nach der Enthüllung der Frucht alle diese Venen zu den eigentlichen Nieren , während die Urnieren dann wieder schwinden und zuletzt vergehen, ganz dasselbe Lagerungsverhältniss , in welchem sie früher zu diesen standen. Die Gekrüsvene wird immer weiter, die von dem Dottersacke kommende Vene dagegen, oder die eigentliche Dottervene (Tab. U, Fig. 6, i und Fig. 7, f) , in der letztern Hälfte des Fruchtlebens immer enger, so dass am Ende der dritten Periode beide Gefässe schon eine gleiche Weile haben. Der Stamm, in welchen diese beiden Venen nach vorne zusammcnfliessen, was in der Nähe des Magens an der linken Seite des Darmes der Fall ist, also die eigentliche Nahelgekrös vene geht dann, wenn wir seinen Verlauf von hinten nach vorne verfolgen, von der linken nach der rechten Seite durch die kleine Schlinge, welche von dem Anfange des Darmes und dem Ende des Magens zusammengesetzt wird , legt sich dicht an die rechte Seite des Pancreas an , und zwar an diejenige Stelle desselben , wo mit ihm die Milz verbunden ist, nimmt aus beiden Eingeweiden ein Paar sehr kleine Zweige auf, läuft darauf an der linken und obern Seite des Ductus cijsticus und der Gallenblase fort, so dass diese etwas rechts von ihr liegen bleibt, und hegiebt sich zuletzt zur Leber hin. Dahin gelangt verläuft er noch zu Anfange der dritten Periode an der obern oder ursprünglich linken Seite jenes Eingeweides, rechts von der Mittellinie desselben hegend, geradesweges von hinten nach vorne, um sich A-or derselben zu dem linken Ductus Cuvieri zu begehen und in diesen endlich überzugehen. Allmählig aber wird die Verbindung beider Gefässe , nämlich des Stammes derjenigen Venen , welche das Blut vom Darme und Dottersacke fortführen , und des linken Ductus Cuvieri in Folge einer Resorption völlig aufgehoben. Denn indem der Stamm jener Venen des Darmes und des Dotter- sackes so weit er an der Leber verläuft, mit dieser an Länge immer mehr zunimmt, bilden sich aus ihm immer mehrere neben und hinter einander liegende Zweige in dieses Eingeweide hinein, die jetzt ihren Inhalt benachbarten Zweigen der hinlern Hohlvene übergeben : sein vordres und ursprünglich sehr weites Ende aber, wodurch er dicht vor der Leber mit dem hintersten Theile der linken Jugularvene , d. h. mit dem linken Ductus Cuvieri zusammenhing, verengert sich immer mehr und mehr, und gelangt dann gegen das Ende der dritten Periode sogar ganz ausser Verbindung mit dieser Vene. Alles Blut , welches er der Leber zuführt , geht daher fortan, vielfach vertheilt , durch die Substanz der Leber nur allein in mehrere Verzweigungen der hintern Hohlvene über, weiche in diesem Organe ihre Lage haben. Solche Verzweigungen aber lassen sich besonders an der untern Seite der Leber bemerken , und sie vertreten die Venae hepaiicae der Säugethiere. — Gelegentlich noch bemerkt kann auch hei den Schlangen, wie bei den höhern Thieren, das Blut, welches der Leber durch die hintere Hohlvene zugeführt Dritte Periode. 173 worden ist, an diesem Eingeweide nur vorbeiströmen, keineswegfes aber durch die Substanz desselben verlbeilt werden. Denn die Aesle der genannten Vene , welche innerhalb der Leber liegen , sind eines Theils , wenn man sie von ihren Zweigen nach dem Stamme bin verfolgt, der Mehrzahl nach mehr oder weniger stark von hinten nach vorne gerichtet, andern Theils nehmen sie das Blut aus den Zweigen der Pfortader auf, so dass demnach in ihnen der Strom von ihren letzten Zweigen zu ihrem Stamme hingebt. Indem der Nabel sich immer weiter von vorne nach hinten entfernt, wird die rechte oder allein übrig gebliebene Vena umbilicalis (Tab. 11, Fig. G und 7, e) , die Anfangs vor der Leber in den rechten Ductus Cuvieri übergeht, sehr bedeutend ausgesponnen und zum grössern Tbeile absolut immer weiter , an ihrem vordersten Theile jedoch , welcher früher und auch zu Anfange der dritten Periode eine scblauchrurmige Anschwellung darstellt, relativ enger, indem sie jetzt allenthalben eine ziemlich gleiche Weile annimmt. Sie bleibt dabei bis zu; der Zeit, da sich an ihr zu beiden Seiten Fett ablagert, dicht an der obern Seite der Bauchvvandung ant'ehellet, und iheilt diese gleichsam in zwei gleiche Seitenbälflen. Anfiings ferner nimmt sie, wie früher schon angegeben worden , an dem vordem Ende der Leber die hintere Hohlvene auf: so wie aber die Leber sich verlängert, rückt der Vereinigungspunkt dieser beiden Gefässe allmählich weiter nach hinten hin, so dass er am Ende der dritten Periode innerhalb der Leber selbst, und zwar in ziemlich grosser Entfernung von dem vordem Ende dieses Eingeweides, seine Lage hat. Wahrscheinlich wuchert demnach die Leber, indess sich zu gleicher Zeit der vordere Tbeil der Nabelvene (welcher vor der angegebenen Verbindung der Nabelvene mit der hintern Hoblvene liegt) ansehnlich verlängert, an diesem entlang nach vorne so hinaus, dass sie nach und nach immer weiter über den Punkt, wo die hintere Hoblvene in die P^ena umbilicalis übergeht, nach vorne hinauswächst. Dass übrigens aber der vor diesem Punkte beßndliche Theil der Fena umbilicalis^ weil er sich bedeutend mehr erweitert, als der hinter demselben selesene Theil, am Ende der zweiten Periode als der vordere Theil der hintern Hoblvene er- scheint, ist schon oben angegeben worden. — An die Leber giebt die Fena umbilicalis niemals Zweige ab, wohl aber nimmt sie aus beiden Fettstreifen, die sich zu beiden Seiten von ihr bilden, eine bedeutende Zahl von Zweigen auf, die jedoch alle eine nur geringe Grösse haben. Die Fena jugularis cerebralis erscheint gleich nach Beendigung der zweitea Periode als ein ziemlich einfaches Gefäss, das an der hintern Hälfte der ersten Hirnmasse (dem Zwiscbenbirn) von oben nach unten herabläuft, um in einiger Entfernung hinter dem Auge die Schädelhöhle zu verlassen. Ihren Ursprung nimmt sie aus zwei recht grossen und unter einem stumpfen Winkel zusammentretenden Aesten , deren einer von der obern Seite des Vierhügels, also von hinten, der andere von der gleichen Seite der Hemisphäre des grossen Gehirnes, oder von vorne herkommt. — Ausserdem scbliessen sich ihr noch verschiedene andere Aeste an: einer verläuft dicht über dem Auge an der Seite einer Hemisphäre, ein zweiter auf der Grund- fläche der Hirnschale von vorne nach hinten, welcher dem Sinus cavernosus der Säugetbiere entspricht , ein dritter endlich fast senkrecht vor der Ohrkapsel , welcher letzte theils von dem Vierhügel, theils von der Decke für die vierte Hirnhöhle seinen Ursprung nimmt. Andre Venen des Gehirns und seiner Häute verlassen unabhängig von jener erstem und grössern die Schädel- hohle, um sich der Fena jugularis communis anzuschliessen. Sie nehmen ihren Ursprung von der dritten Hirnmasse, insbesondre von der hintern Hälfte der Decke derselben, und stellen in 174 Fünftes Kapitel. jeder Seitenhälfte des Kopfes ein Gesträuch dar, das hinter der Ohrkapsel seine Lage hat. Die ■wesentlichern Veränderungen nun , die an diesen verschiedenen Venen während der drilteü Periode vor sich gehen, sind folgende. Der Stamm der Jugularis cerebralis verlängert sich nicht unbedeutend, und nimmt auch an Weite zu : doch erlangt er weder jetzt, noch auch jemals späterhin , eine verhältnissmässig so bedeutende Weite , wie bei den Süugethieren , bei denen er sich zu dem Sinus transversus ausbildet. Ferner bilden sich nicht selten vor ihm, zumal in der rechten Seitenhälfte , ein oder einige ihm gleiche Kanäle , die entweder aus dem ehern Tlieile von ihm selbst, oder aus dem vordem Aste desselben hervorgehen , und sich ihm unten wieder anschliessen , gewöhnlich an Weite ihm nachstehen , und in der Regel späterhin wieder vergehen (Tab. V, Fig. 7 und Fig. 11). Jedenfalls aber entfernt er sich mit dem Zwischenhirn, indem das Auge weiter nach vorne rückt, immer weiter von diesem, dicht hinter welchem er früher herabsteigt, so dass er am Ende der dritten Periode schon in geraumer Entfernung hinter dem Auge liegt (Tab. V, Fig. 5 — 8). Der vordere an der obern Seite der Hemisphäre des grossen Gehirnes verlaufende Ast nimmt ansehnhcb an Länge und Weite zu, und erhält auch Zweige von der obern Seite der Nase (Tab. V, Fig. 8). Hinten bildet sich zwischen ihm und dem gleichen Aste der andern Seitenhälfte ein zartes Netzwerk von Anasto- mosen, aus dem ein langer Zweig bervorwächst, der zwischen den Aesten in der Mitte innerhalb der Andeutung von einer Faljc cerebri seineu Verlauf macht, dem Sinus longitudinalis superior der Säugethiere entspricht, und nach der dritten Periode an Weite so zunimmt (Tab, V, Fig. 13, a) , dass er zuletzt jene Aeste, die sich indessen nur wenig vergrössern (Fig. 13, b), um ein Bedeutendes an Weile übertrifft. Ganz vorne theilt er sich gegen das Ende dieser Periode in zwei kurze divergirende Arme. Mitunter schliesst sich, durch grössere Erweiterung einiger Fäden (Kanäle) des oben erwähnten Netzwerkes, der eine Ast sammt dem Sinus longi- tudinalis inniger dem andern an, in welchem Falle dann der eine Sinus transversus, der gewöhnlich der rechte ist, auch aus dem Aste der andern Seitenhälfle den grössern Theil des Blutes aufnimmt. Der hintere obere Ast des Sinus transversus rückt, indem der Vierhügel an Umfang bedeutend zunimmt, nicht etwa scheinbar, sondern wirklich dem gleichen Aste der andern Seitenbälfte immer naher, bis beide endlich von hinten bis beinahe nach vorne hin sich innig an einander anschhessen und unter einander so verschmelzen, dass aus ihnen ein einziger Kanal entsteht, welcher seiner Lage und auch seiner Entstehungsweise nach dem Sinus perpendicu- laris oder quartus der Säugethiere entspricht (Tab. V, Fig. 11, a, Fig. 12, a und Fig. 13, c). Es wird demnach dieser Sinus auf dieselbe Weise gebildet, wie die Arteria basilaris ^ von der er in dem venösen System das Seitenstück ist. In dem rautenrörmigen Räume , den die beiden hintern Aeste (oder der nachherige Sinus perpendicularis) und die beiden vordem Aeste der Venae jugulares cerebrales auf dem Zwischenhirn zwischen sich lassen , und in dessen Mitte die Oetfnung für den Durchgang der Plexus choroidei entsteht , bildet sich ein Netzwerk von Venenzweigen aus , das mit allen jenen vier Aesten und dem Sinus longitudinalis ver- knüpft ist. Einige Zeit bleiben alle Fäden dieses Netzwerkes sehr zart : wenn sich aber die Plexus choroidei, an die sie Zweige abgeben, bilden und vergrössern, nehmen einige von ihnen bedeutend an Weite zu , um aus diesen Theilen eine grössere Masse Blutes aufnehmen zu können, das sie dann iheils dem Sinus perpendicularis, theils den Qucrblutleitcrn übergeben. Zuletzt aber verengen sich wiederum die meisten von diesen früher erweiterten Kanälen , und Dritte Periode. 175 es bleibt dann entweder nur ein einziger von ibncn zurück, der in der Mittelebene des Kopfes lie<'t, oder ein einzifjes Paar, das nun eine kleine inebr oder weniger gestreckte ellipsoidische oder auch rautenförmige Masche bildet, mit deren einem Ende der S/nus longitudinulis , mil deren anderm aber der Sinus pcrpendicularis zusammenhängt (Tab. V, Fig. 13). — Die beiden ursprünglich nur kleinen paarigen Aeste der Venae jygulares cerebrales, die vor den Obrkapseln ihre Lage haben und auf der Grenze zwischen der mittlem und hinlern Hirrimasse ihren Verlauf machen , kommen mit ihren nach oben gekehrten Enden einander entgegen , treiben besonders aus diesen ihren Enden recht viele zarte Zweige hervor, die sich jetzt zu einem ziemlich grossen Netzwerke verbinden, das sich an die gleichfalls in ein Netzwerk übergehenden Enden, oder vielmehr an die Anfänge der beiden hintern Aeste der Sinus transversi anschliesst (Tab. V, Fi". 5 und 6, d, Fig. 12, b). Durch Erweiterung einiger hinter einander liegender Fäden dieses ganzen Netzwerkes wird darauf, wenn der Sinus perpendicularis entsteht, ein Kanal "■ebildct, der an der hintern Seite des Vierhügels liegt, als die unmittelbare Forlsetzung dieses Sinus erscheint , und gleich hinter dem Vierhügcl unter einem etwas spitzen Winkel in zwei recht weite Arme gelheilt ist, die eigentlich nichts andres , als die beiden oben erw ahnten vor den Ohrkapseln herablaufenden, und jetzt stärker erweiterten Venen sind (Tab. V, Fig. 8, d). Beide Arme nehmen ausserdem noch durch einige zarte Seilenzweige iheils aus dem in seiner Enlwickclung begriffenen Cerebellum, tbeils aus den Ohrkapseln Blut auf, sind wie ein schwach gekrümmies römisches S zweimal gebogen, und entsprechen ihrer Lage nach den Sinus petrosi superiores der Säugethiere. — Das Strauchwerk von Venenzweigen, das jederseits gleich hinter der Ohrkapscl liegt, und in die ausserhalb der Hirnschale beBndliche Anschwellung des Stammes der Jut^ularvene übergeht, bildet mit dem der andern Seitenhälfle auf der Decke der vierten Hirnhöble erst ein grosses engmaschiges und zartes Netzwerk , das mil den künftigen Sinus petrosi so in Verbindung kommt, dass es mit ihnen ein zusammenhängendes Ganzes ausmacht (Tab. V, Fig. 5 , c). Darauf entwickelt sich in diesem Netzwerke , während es zugleich mit der gedachten Decke und der ganzen hintern Hirnmasse slark zusammengeschoben Mird, durch grossere Ausweitung einiger Fäden desselben ein Sinus, der nach der Länge der Decke in der Milleliinie verläuft , und sich an das hintere Ende des Sinus perpendicularis anschliesst , wo dieser sich in die beiden Sinus petrosi iheilt, so dass er zuletzt nur als die mittlere Fortsetzung von ihm erscheint. Von den Zweigen des Strauchwerkes aber weitet sich der eine immer mehr aus, indess die übrigen theils schwinden, theils in ein untergeordnetes Verhällniss kommen, und es bildet sich dadurch auch hinter den beiden Ohrkapseln ein Paar von Armen aus , in die sich der Sinus perpendicularis nach hinten fortsetzt (Tab. V, Fig. 6, 8 und 12, c), und die zwar der Lage nach den Sinus occipitules posteriores der Säugethiere entsprechen , jedoch für sich allein an dem Hinlerhauptsloche die Schädelhölile verlassen, um sich , w ic bei den Vögeln , den Stämmen der Jugularvenen anzuschliessen : denn nur durch eine oder einige seitliche Anastomosen gelangt eine jede mit den Spinal -Venen in Verbindung. Der auf die eben beschriebene Weise entstandene hintere Theil des Sinus perpendicularis bat nur eine sehr geringe Länge , und wird zum grössten Theile, wenn die beiden mit Kalkkrystallen angefüllten obern Beutel der Gehörsverkzeuge zur gegenseitigen Berührung kommen, von diesen, so wie in der folgenden Periode auch noch von der Hinterhauplsscliuppe verdeckt. • — Wenn der Sinus perpendicularis noch nicht mit den zwei hintern Paaren der Blutleiler in Verbindung gelangt ist, strömt sein 176 Fünftes Kapitel. Blut natürlicherweise den Querblutleitern zu: ist jene Verbindung aber bewerkstelligt und hat sich dadurch der genannte unpaarige Blutleiter vollständig ausgebildet, so geht in ihm, wie ich häufig unter dem Mikroskope gesehen habe , die Strömung der ganzen Masse des Blutes , das ihm durch seine Seitenzweige zugeführt worden ist , nur allein nach hinten zu den Sinus peirosi und Sinus occipitales . — Gelegentlich will ich hier auf den Umstand aufmerksam machen , dass bei der Natter , wie auch bei Eidechsen , Vögeln und Säugelhieren , in den Gegenden , wo die einzelnen grössern Abschnitte von den Cenlraltheilen des Nervensystemes an einander grenzen , an der obern Seite dieser Theile , also wo an ihnen die drei grossen Einbuchten vorhanden sind, zu einer gewissen Zeit der Entwickelung immer auch ein Netzwerk von Venen vorkommt; also, wie schon oben angegeben worden, eines zwischen der vordem und mittleren Hirnmasse , ein zweites zwischen der mittlem und der hintern , und ein drittes zwischen der hintern Hirnmasse und dem Rückenmarke. — Die beiden Aeste der Sinus trans- versi, welche auf der vordem Hälfte der Schädelgrundfläche ihre Lage haben , oder die Sinus cavernosi bleiben ganz einfach, werden aber ziemlich lang und müssig weit. In dem vordersten Theile der Schädelhöhle verbleiben sie ziemlich nahe bei einander, nach hinten aber weichen sie wie der Kopf breiter Avird, noch immer weiter aus einander. Zwischen ihnen bildet sich nun auch dicht hinter dem Hirntrichter eine recht weile und lange Anastomose , dicht vor dem Hirntrichter aber etwas später eine viel engere und kürzere Anastomose. Aus den Augenhöhlen nehmen sie durch einige starke Zweige je später desto mehr Blut auf. — Ob sich ein Sinus circularis Ridleyi bildet, ^habe ich nicht ermitteln können. Ein Sinus longitudinalis inferior aber bildet sich so wenig, wie ein Paar Sinus petrosi inferiores und Sinus occipitales anteriores. Eine sehr merkwürdige Veränderung, die sich an den Venen der Schädelhöhle mitunter schon kurz vor dem Schlüsse der dritten Periode ereignet, in der Regel aber gegen das Ende derselben nur erst eingeleitet wird , und übrigens nicht blos den Schlangen eigen ist , sondern auch bei den Eidechsen und Vögeln Statt findet, ist das Schwinden und die Unterbrechung der beiden Si7ius transversi. Das Nähere darüber werde ich daher erst in dem folgenden Kapitel angeben. Hier aber will ich schliesslich noch eine kurze Uebersicht über die Verbindung und die Grössenverhältnisse geben, die uns die vorzüglichem Venen des Gehirnes und seiner Häute am Ende der dritten Periode darbieten, so wie über die Strömung, die das Blut dann innerhalb derselben erhalten hat. Das weiteste von allen diesen Gcfässen ist zu der angegebenen Zeit der Sinus perpefidicu/aris, dessen Mitte von den beiden obern mit Kalkkrystallen angefüllten Säckchen der Gehörwerkzeuge bedeckt wird : in ihm geht von vorne her der kaum halb so weite, aber viel längere Sinus longitudinalis über. Sind die Sinus transversi jetzt schon in ihrer Mitte unterbrochen worden, so fliesst nur allein in den Sinus perpendicularis alles Blut über, das der Sinus longitudinalis , die mit diesem zusammenhängenden Venen der obern Seite des grossen Gehirnes , und die Venen der Plexus choroidei aufgenommen haben : sonst aber geht in ihm nur der grössere Theil dieser Blutmasse über, indess der kleinere noch durch die Sinus transversi abströmt. Seitwärts gehen in ihn mehrere kleine Zweige über, die auf den Vier- hügeln ausgebreitet liegen. Hinten, zwischen Vierhügel und kleinem Gehirn, theilt er sich in die beiden Sinus petrosi und die beiden Sinus occipitales, die alle ganz nahe bei einander aus ihm hervorgehen, und alles von ihm aufgenommene Blut fortführen. Die Sinus petrosi laufen an dem Rande der Ohrkapseln oder Felsenbeine herab , und gehen in die Fenae jiigulares Dritte Perlode. 177 cerebrales über : die etwas weitem Sinus occipitalcs aber laufen, mit jenen erstem divergirend, binter den Felsenbeinen herab, gehen durch das Hinterhaiiplsloch in die Fcnae jugulares comvmnes über, und übergeben das von ihnen aufgenommene Blut eben diesen Venen. Die ziemlich weilen Sinus cavernosi endlich nehmen Blut von der untern Seile des grossen Gehirnes , von dem Hirnanhange und aus den Augenhöhlen auf, und verbinden sich mit den Sinus petrosi und den jedenfalls enger gewordenen Sinus transversi, oder den Ueberreslen von ihnen , zu den Venac jugulares cerebrales. Die Oelfnungen , durch welche die letztern Venen aus der Scbädelhöble herausdringen, dienen auch, wie es mir vorgekommen ist, den Aervis trigeminis zum Durchgange und liegen dicht vor den Gehorkapseln. n-i Die V ena facialis anterior bildet sich bedeutend aus: besonders gewinnt der Zweig von ihr, welcher in den Oberkiefer verläuft, beträchllich an Dicke, und nimmt in seinen weitern Verzweigungen auch schon ganz die Form an , die er bei der erwachsenen Natter bemerken lässt (Tab. V, Fig. 5 — 8). Die I'eria facialis posterior dagegen wird nur erst angedeutet : sie kann sieb in dieser Periode noch nicht erheblich ausbilden , weil in derselben die Seitenwände des Schädels nur erst eine geringe Höhe erreichen. Ich fand sie bei altern Embryonen der drillen Periode als eine kleine Vene, die von der Vena jugularis abging, und anfangs an der vordem Seile der Ohrkapsel aufstieg, dann aber sich nach hinten umbog und über der Ohrkapsel nach hinten verlief. Vermullilich entsprach sie dem tiefern Aste der hintern Gesichtsvene. Die Jugularvenen (Tab. V, Fig. 5 — 8, a) erweitern sich, und werden schon deshalb, weil das Herz nach hinten rückt , bedeutend länger , erfahren ausserdem aber keine bemerkens- ■werthen Veränderungen. — Auch das in der Rückgrathsliöhle liegende Geflecht von Venen ändert nur seine Grösse , nicht aber seine Form. Von den Ve rieb ralvenen, deren vier sich ausbilden, gehen am Anfange der dritten Periode die einer jeden Seitenhälfte , also eine vordere und eine hintere , zu einem kurzen Stamm vereinigt in den hintern Theil der Jugularvcne derselben Seile über. Gegen das Ende dieser Periode aber, wenn die beiden vordem Vertebralvenen ihre relativ grössle Länge erreicht haben , weitet sich von den Anastomosen , durch welche eben diese Venen unter einander ver- knüpft sind, die hinterste oder doch eine von den hintersten bedeutend aus, indess dagegen die Verbindung der beiden linken Vertebralvenen mit der Jugularvene ihrer Seite , nämlich jener erst erwähnte Stamm von beiden, völlig aufgelöst wird.*) Alles Blut, das die beiden linken Vertebralvenen (vordere und hinlere) aufgenommen haben , Avird von nun an für immer der vordem rechten Vertebralvene zugeführt, und es hängt nun überhaupt das ganze System der Vertebralvenen nur allein mit dem hintern Theile der rechten V. jugularis zusammen. Der neu entstandene Stamm der beiden linken Vertebralvenen hat seine Lage zwischen der Speise- *) Gelegentlich muss ich hier eines Uinstandes gedenken, der mich einige Zeit getäuscht hat, nnd auch Andre, welche über die Entvvicteliing der Naiter Untersuchungen anstellen werden, leicht täuschen könnte. Ehe die oben angegebene Verbindung aufgelöst wird , scheint es , als gehe linkerseits die vordre Vertebralyene getrennt Ton der hintern in die Jugulai-vene. Sieht man aber recht genau nach, so wird man finden, dass das vordere Gefäss ein ansehnlicher von der Speiseröhre herkommender Zweig der Jogularrene ist. , , . 23 178 Fünftes Kapitel. röhre und dem hintersten Theile der Arteria collaris. Von den beiden vordem Vertebralvenen wird die rechte schon frühe weiter, als die linke. Die beiden hintern, von denen die eine der Fena azyga , die andre der Fena hemiazygea der Säugethiere entspricht, bilden sich um die Mitte der dritten Periode so aus, dass sie deutlich als besondere Venenstämme bis an das Ende der Rumpfhöhle hinreichen , jedoch in ihrem hinlern Theile eine nur höchst geringe Dicke be- sitzen. Gleichzeitig aber entstehen auch zwischen allen Vertebralvenen und den Venen ver- schiedener Eingeweide , namentlich den Venen der Speiseröhre und des Magens , den Aesten der hintern Hohlvene, den Ueberfesten der Cardinalvenen (oder den zuführenden Nierenvenen — Fenae renales advehentes) und der Gekrösvenen mehrere Anastomosen, die hierauf immerfort an Länge und Weite zunehmen , und durch die nunmehro aus dem System der Vertebralvenen ein Theil des Blutes nach jenen Organen abgeleitet wird. Die meisten und grössten von diesen Anastomosen entstehen an den beiden hintern Vertebralvenen. Wie sie aber sich ausbilden, beginnt schon in der letztern Zeit der dritten Periode an der hinlern Hälfte eines jeden von diesen beiden hintern Venenstämmen eine Verengerung und überhaupt Verkümmerung, wodurch nun die angeführte Hälfte allmählig wieder in das Verhältniss von lauter zwischen den Inter- costalvenen gelegenen, sie unter einander verbindenden, und nur sehr zarten Längsanastomosen gesetzt wird. — Die Intercostalvenen nehmen beträchtlich an Länge und Weile zu, und es bildet sich jetzt auch in jedem Spatium intercostale eine zweite kleinere Vene , die der schon früher vorhandenen parallel läuft, und als ein Zweig von ihr sich darstellt. Gleichfalls gewinnen jetzt die kurzen Anastomosen, die sich im Allgemeinen in jedem Spatium intercostale zwischen diesen Venen und den Blutleitern (dem venösen Geflechte) der Rückgrathshöhle befinden, eine erhebliche Weite. Während die angegebenen Veränderungen an den Vertebral -Venen vor sich gehen , ja selbst schon früher , erleiden auch die verschiedenen kleinern Gefässe , welche das venöse Blut aus dem Rückenmarke, der Haut, den Muskeln und den Knochen des ganzen Körpers mit Aus- schluss des Kopfes fortführen , mehr oder weniger erhebliche Veränderungen. Diejenigen, welche sich an den innerhalb der Höhle des Rückgralhes belegenen Gefässen ereignen, sind schon oben angegeben worden. Die Venen, welche das Blut aus der Haut und den Muskeln des Leibes, den Kopf nicht mitgerechnet, aufnehmen, von aussen nach innen zur untern Seite der Wirbelsäule verlaufen, und am Halse und Rumpfe als Zweige der Intercostalvenen erscheinen, am Schwänze aber mit dem Venengeflechte, woraus sich die F. caudalis bildet, zusammenhängen, Hessen früher eine jede zwei oberflächlich gelegene Haupläste gewahr werden, deren einer von oben nach unten, der andre jenem entgegenkommend von unten nach oben verlief, und von denen jener ganz einfach, dieser aber nur am Schwänze einfach, an den Wänden der Leibeshöhle dagegen schon am Ende der vorigen, oder doch zu Anfange dieser dritten Periode aus zwei neben einander gelegenen einfachen Zweigen zusammengesetzt war (Tab. VII, Fig. 21). Der obere Ast wird nun mit der Zeit, besonders dann, wann die Schuppen des Rückens sich schon bemerkbar machen, immer mehr verzweigt, und bildet bald schon ein Netzwerk, dessen grössere Fäden den Zwischenräumen jener Schuppen entsprechen (Tab. VU, Fig. 22, a). Dabei rücken, während die Schenkel der Wirbelbeinbogen mit den sie bedeckenden Muskeln von beiden Seiten her einander immer näher kommen, auch die Anfänge jener Venenzweige, die früher paarweise ziemlich weit von einander abstanden, einander immer näher, bis sie zuletzt paarweise dicht an Dritte Periode. 179 einander stossen. Ist diess geschehen, so bildet sich zwischen ihnen in der Mitte des Rückens ein vom Kopfe bis an das Ende des Schwanzes verlaufendes, recht weites, und unter der Haut liegendes Gefäss, das die letzten Enden aller jener Zweige unter einander verbindet. Von den untern Aesten der angegebenen Venen rücken an den Wänden der Leibeshöhle die beiden oberflächlichen Zweige etwas weiter aus einander , und es entstehen Anastomosen , die theils mit den beiden Zweigen ihres Astes, tbeils mit den Zweigen der benachbarten Aeste ein Netz- werk zusammensetzen , dessen vorzüglichere Fäden den Zwischenräumen entsprechen , die sich am Halse und dem grössern Theile des Rumpfes jederseits zwischen den drei untersten Schuppen- reihen, in der Jsäbe des Schwanzes aber zwischen den zwei untersten Schuppenreihen befinden. Endlich fliessen die beiden Zweige eines jeden untern Astes unter der untersten Schuppenreihe zusammen und gehen in ein gerade verlaufendes Gefäss über, das der untern Seite des Bauches sich zuwendet , und au der Innern Seite der zunächst gelegenen Bauchschiene von oben nach unten herabläuft (Tab. MI, Fig. 22, b). Am Schwänze gehören die untern Aeste dieses Systemes von Venen nur den Hautschienen und den darunter gelegenen Muskeln an : sie ver- zweigen sich etwas, und gelangen durch mehrere Anastomosen unter einander in einen Zusammen- hang. — Die eben beschriebenen Venen der Haut und der Muskeln gehen am Schwänze, wenn sich die reiia caudalis gebildet hat, immer nur in diese über. Mit ihnen aber scheinen die Seilenausläufer des unter dem Rückenmarke befindlichen Venengeflechts zusammen zu hängen, so weit sich dieses durch den Schwanz hindurch erstreckt. Am Halse und Rumpfe dagegen stehen sie mit den Intercostalvenen in Verbindung und gehen mit diesen vereinigt in die Vertebral- venen über. — Die Ausbildung dieses Systemes von oberflächlichen Venen beginnt übrigens zuerst am Halse, und schreitet von da immer weiter nach hinten fort. Indem die Bauchseite der Frucht an Länge zunimmt und die Nabelöflnung immer weiter nach hinten rückt, wird auch von der rechten oder jetzt nur noch allein vorhandenen Nabelveue derjenige Theil, welcher innerhalb der Bauchhöhle seine Lage hat, ansehnlich verlängert, so wie auch immer mehr erweitert. Viel erheblicher sind aber die Veränderungen, welche an den Aesten dieses Theiles vor sich gehen. Die beiden Hauptäste desselben waren am Ende der vorigen Periode die Jenae eptgastricae, zwei Gefässe, die von dem Ende des Rumpfes in der ßauchwand (untern Vereinigungshaut) bis zu dem Nabel hinliefen , einander beinahe parallel waren und in massig grosser Entfernung von einander lagen. Diese nun gewinnen jetzt eine recht ansehnliche Weite, so dass sie darin der Aorta nicht nachstehen, auch erweitern sich ihre sehr dünnwandigen Zweige , und verbinden sich durch Anastomosen mehr noch , als es schon früher der Fall war, zu einem Netzwerke , nehmen aber an Länge nicht zu, sondern allem Anschein nach gegentheils ab , so dass sie nach einiger Zeit in nur geringer Zahl oder auch gar nicht mehr bis an denjenigen Theil der Bauchwandung, an dem sich Schuppen und Schienen bilden, hinaufreichen. Nimmt man die Frucht in dieser Zeit aus dem Ei heraus, so kommt das Blut sehr bald in beiden Aesten und ihren Zweigen ins Stocken, und es schweflen dann die in grosser Zahl vorkommenden Endzweige der letztern so an, dass sie lauter kleine keulenförmige oder auch kolbenförmige Säckchen darstellen, und beide Venen dann, im Ganzen betrachtet, aus einer grössern Entfernung als zwei massig breite rothe Streifen , aus einer geringern aber als zwei lange dünne Trauben erscheinen. Der Theil der Bauchwand (untere Vereinigungshaut), in welchem diese epigastrischen Venen, die jetzt eigentlich Blutleiter zu sein scheinen, ausgebreitet 23* ISO Fünftes Kapitel. sind, nimmt allmählich an Dicke beträchtlich zu, indem die schleimslofBge mittlere Schichte jeher Haut daselbst stark wuchert, so dass schon bald zwei lange slreifenlormige Anschwellungen sich an ihr darbieten, die besonders gegen die Hohle des Bauches, also nach innen vorragen. — Wenn später der Nabel dem After näher rückt und zugleich die untere Vereinigungshaut sich verschmälert, verkümmern auch die eben beschriebenen Venengeflechte : und schon eine geraume Zeit früher , als sich die Haulbedeckung zu färben beginnt , die dritte Periode also ihr Ende erreicht hat, ist von ihnen keine Spur mehr vorhanden. — Zwei ähnliche Venengeflechte bilden sich vor dem Nabel, die nach vorne bis beinahe zu dem Herzen hinreichen, mit jenen hintern so zusammenhängen , dass sie als Fortsätze von ihnen erscheinen , und um so länger werden, je weiter der Nabel nach hinten rückt, bis sie etwas über die Mitte der dritten Periode hinaus, selbst länger, als jene sind. In ihrem Baue weichen sie zur Zeit ihrer grösslen Ausbildung von jenen erstem nur darin ab, dass der Stamm eines jeden stark geschlängelt, oder beinahe zickzackförmig gebogen ist, und die Zweige etwas gespreizter sind. Mehrere sehr zarte einfache Zweige aber gehen eben so von ihnen, wie von jenen hintern Geflechten gleichsam als Ausläufer bis zu dem dickern Theil der Bauchwände , an dem sich Schuppen und Schienen bilden, hinauf. Auch sie bleiben nicht durchs Leben zurück, sondern verschwinden noch vor dem Schlüsse der dritten Periode, theils durch Verschmälerung , theils durch Verkürzung von vorne nach hinten. *) — Wie es allen Anschein hat, entsprechen die eben beschriebenen Venen- geflecbte , insbesondere die beiden hintern , denjenigen Venen der Schildkröten , welche von Bojanus Venae epigastricae genannt worden sind. Denn es gehen auch diese Venen der Schildkrölen zu der Leber bin , und zwar schliesscn sie sich nahe der Untern Seite der Leber an die Pfortader an : bei der Natter aber verbinden sich die eben geschilderten Geflechte mit der Nabelvenc , also durch diese gleichfalls mit der Leber. Während die beiden epigastrischen Venengeflechte und die untere Vereinigungshaut, in der sie liegen, allmählich schwinden, und die Seitenhälften der Schienen der Bauchseite paarweise einander immer näher rücken, bilden sich zwischen den Venenzweigen der Scbienenhälften sammt den unter ihnen liegenden Muskeln und benachbarten Venenstämmen neue Verbindungen aus. Die hinter dem Nabel befindlichen Zweige der Art, die als Verlängerungen theils der Hautvenen, theils der lutercostalvenen zu betrachten sind, fliessen alle zu einem unpaarigen massig grossen Aste zusammen, der an dem Nabel in die Fe7ia mnhilicaUs übergeht. Dasselbe ist der Fall mit denjenigen Zweigen, welche zwischen dem Kopf und demjenigen Theile des Körpers ihre Lage haben, welcher sich hinter dem Herzen befindet: der von ihnen gebildete ziemlich grosse Ast aber geht nach hinten in das vordre Ende der hintern Hohlvene über. Von den übrigen oder mittlem Zweigen aber treten im Allgemeinen jederseits immer einige wenige, nach unten sehr stark convergirend, zu einem kurzen Aste zusammen, der sich dann, je nach seiner Lage entweder an der V. umbilicalis , oder an den vordem zwischen Herz und Leber gelegenen *) In den oben beschriebenen vier Venengeflechten oder Blulleitern tabe ich nie das Blut fiiessen sehen. Es kommt in ihnen sogleich ins Stocken , wenn man den Embryo selbst mit dem Dotfersacke ans dem Ei nimmt. Der Grund davon liegt woLl darin, dass bei dem Herausnehmen älterer Früchte aus dem Ei immer die AUantois zerrissen wird, jene Blutleiter aber durch die Nabelyene mit dieser Eihaut zasammeQhäng;eii. Dritte Periode. 181 Theil der hinlern Ilolilvcnc anschliesst. Alle die vcrscliicdenen Aeste dieser Venen liegen übrigens an der obern Seile der Bauchwand , werden mit der Zeit ziemlich weil , führen im Ganzen genommen aus den Seilcnwändcn der Leibeshöhle eine Lelrächlliche Quantität Blutes nach unten ab, und setzen das System der Vertebralveuen mit der INabclvene und der hintern Hohlvene in Verbindung. : Eine interessante Erscheinung, die in der dritten Periode das Venensyslem darbietet, ist die Bildung des schon oben erwähnten Sinus, der in der Mittellinie des Körpers zwischen Haut und Wirbelbogen vom Kopf bis fast an das Ende des Schwanzes verläuft. Seine Entstehung wird dadurch eingeleitet , dass am Rücken die zarten unter der Haut gelegenen , oder vielmehr an der innern Fläche derselben verlaufenden Venenzweige einander von beiden Seilenhälften her entgegenwachsen und sich unter einander verbinden , worauf dann zwischen ihnen alsbald auch nach der Länge des Körpers gehende Anastomosen gebildet werden , dadurch aber zunächst ein Plexus oder Netzwerk zu Wege gebracht wird, das vom Kopf bis an das Ende des Schwanzes reicht, im Ganzen genommen nur schmal ist, und an einigen Stellen aus zwei, an andern aus drei oder vier neben einander liegenden Gefässstücken besteht. Gegen das Ende dieser Periode aber verschwinden schon wieder viele von den im Ganzen genommenen ziemlich weiten Theile, woraus der Plexus zusammengesetzt ist, indess andre Theile sich mehr erweitern, so sich stellen und so sich strecken, dass sie alle zuletzt nur einen einzigen einfachen und geraden Kanal zusammen- setzen. Am Ende der dritten Periode ist er am Halse am weitesten , und zwar etwas dicker, als der Sinus longitudmalis des Gehirnes, dagegen etwas dünner, als der Sinus perpendicularis : am Schwänze aber kommt dann statt seiner noch ein Plexus vor. Nach Untersuchungen, die unter dem Mikroskope angestellt wurden , nimmt der beschriebene Plexus oder Sinus Blut aus dem Netzwerke der Hautvene auf, das zu beiden Seiten desselben seine Lage hat, einerseits mit ihm, andrerseits mit den Intercoslalvenen in Verbindung steht, und aus den Arterienzweigen, die neben den Schenkeln der Wirbelbogen aufsteigen und von den Intercostalarterien abgehen, ihr Blut empfangen. *) In dem Plexus oder Sinus aber fliesst das Blut weder nach vorne, noch nach hinten, sondern geht aus ihm durch eine grosse Anzahl von kurzen Anastomosen, die zu einem auf dem Rückenmarke liegenden Plexus führen, in diesen über. Von solchen Anastomosen kommt bis beinahe zum Schlüsse der dritten Periode zwischen je zwei Wirbelhogen wenigstens eine , hier und da aber auch ein Paar vor. Am Gehirne sowohl , als an der Oberfläche des Körpers sah ich das Blut innerhalb der Arterien immer schneller fliessen, als innerhalb der Venen, was wohl darin seinen Grund hatte, dass es in den Venen wegen der vielen Verbindungen derselben untereinander sich mehr aus- breiten musste , als in den Arterien , und weil die Aeste und Zweige der Venen im Ganzen genommen weiter waren, als die der Arterien. — Auch am Ende der dritten Periode entleeren sich die Arterien noch nicht ihres Inhaltes, wenn der Embryo abstirbt. *) Auf den ersten Anblick scheint es, als flösse ans zarten Hantgefassen Blut in den Plexus oder Sinus hinein, und ströme dann aus ihm in andre, aber etwas tiefer gelegene Hautgefässe hinüber. Bei etwas sorgfältigerer Betrachtung aber -wird man finden, dass diese tiefer gelegenen und gleichfalls sehr zarten Gefässe etliche dicht neben, oder auch wohl unter dem Plexus oder Sinus aus der Tiefe heryorkommende Endzweige von Arterien sind, die unmittelbar in das Venennetz der Haut übergehen. 182 Fünftes Kapitel. §. 66. JF e t t. Eine geraume Zeit über die Milte dieser Periode hinaus entstehen zu beiden Seilen der Nabelvene , dicht derselben anliegend , zwei dünne aber nicht lange Streifen von Fett , die sich durch ihre blendend weisse Farbe auszeichnen , und selbst schon durch die jetzt noch dünne Bauchwand erkannt werden können. In kurzer Zeit gewinnen sie nicht unbedeutend an Breite : weil mehr aber noch nimmt ihre Länge zu, so dass sie deshalb genöthigt sind, sich vielfach nach den Seiten auszubiegen und einen etwas zickzackförmigen Verlauf zu machen. Gleichzeitig bilden sich an der Nabelvene für diese Streifen, so wie sie entstehen, zwei Reihen von Zweigen aus , durch die sie nun mit der genannten Vene zusammen hängen. Am Ende der dritten Periode reichen beide Fettstreifen von der Nahelöffnung bis auf die Mitte der Leber. — Zwei andre, aber nur sehr kleine Fettanhäufungen bilden sich da, wo die Thymus ihre Lage hat, und hüllen diese zum Theil ein. Sie entstehen früher, als jene neben der Nabelvene gelegenen Fettstreifen, nehmen aber nur laugsam und nur wenig an Umfang zu. §. 67. )5t)inntctrie im ^aut its fiörptre. Die Symmetrie in den beiden Seitenhälften der Glieder- und Wirbelthiere ist um so grösser, je geringere, um so kleiner, je grössere Fortschritte ein solches Wesen in seiner Entwickelung gemacht hat. DIess ist ein Gesetz , das so weit meine Beobachtungen reichen, für jene Thiere eine allgemeine Gültigkeit hat. Alle Gebilde namentlich , welche bei ihnen durchs ganze Leben paarweise vorkommen, lassen gleich nach ihrem Auftreten in der Regel eine in Hinsicht sowohl der Lage, als auch der Form so strenge und so vollkommen ausgeprägte Symmetrie bemerken , als diess in der organischen Welt nur irgend möglich ist. Nur in dem Falle ist dieselbe bei den Wirbelthieren mitunter, obschon nur seilen, nicht so genau ausgeführt, wenn solche paarweise vorkommende Gebilde erst in späterer Zeit des Fruchtlebens entstehen. Ein Beispiel der Art geben die Nieren der Schlangen , desgleichen , wenigstens in Hinsicht der Lagerung, auch die Nieren der Säugethiere. Aber auch solche Gebilde, welche bei manchen Wirbelthieren in späterer Zeit des Lebens nur in einfacher Zahl vorkommen, sind ursprünglich, wenn sie in die Kategorie derjenigen Gebilde gehören , welche bei andern Wirbellhieren in doppelter Zahl vorgefunden werden , in der Regel nicht blos doppelt , sondern auch einander symmetrisch. Einen deutlichen Beweis davon geben uns die Lungen der Schlangen, die Innern Geschlechtswerkzeuge der weiblichen Vögel , die Fena aztjga in den drei hohem Klassen der Wirbelthiere , und die Carotis der Schlangen. Bei den Gliederlhieren dagegen kommt , soweit unsere Erfahrungen reichen, ein solcher Fall, strenge genommen, nicht vor; vielmehr sind alle Organe , welche bei ihnen wirklich nur in einfacher Zahl gefunden werden , auch in einfacher Zahl entstanden. Der Testikel der Schmetterlinge kann das eben Angeführte nicht wider- legen , denn dieser ist wohl nur allein für den äussern Anblick einfach , im Innern aber wirklich doppelt. Je weiter die Entwickelung vorrückt , desto mehr verlieren manche der paarweise ent- standenen Gebilde von ihrer ursprünglichen Symmetrie, selbst wenn sie ganz der Norm gemäss sich entwickeln; ja mitunter geht das eine von solchen Gebilden gänzlich verloren, wie z. B. bei Dritte Perlode. 183 manchen V'ögeln der eine Eierstock oder Eicrleiter, bei vielen Schlangen eine Lunge und eine Carotis, bei den höhern ^^'irbcllhieren in der Regel eine hintere Verlebralvene. Häufiger kommt diese normalgemässc Abnahme der seitlichen Symmetrie bei den Wirbelthieren , als bei den Gliederthieren vor. Unter diesen letztem aber wird sie noch am öftersten bemerkt bei dea Crustaceen , z. B. an den Vorderbeinen aller Paguri und fast allen auf beiden Seitenbälfteu vertheilten Gebilden des weiblichen Bopyrus squillarum. Jedoch ist diese Asymmetrie bei dem letztern Thiere nicht aus einem Innern Grunde hervorgegangen, sondern nur in Folge der ge- zwungenen und beschränkten Lage , in welcher es sich befindet. Bei allen Gliederthieren mit Ausschluss der Crustaceen beschränkt sich die Abnahme der seitlichen Symmetrie, wenn sie überhaupt vorkommt, hauptsächlich wohl nur auf die Geschlechts- werkzeuge , indess sie bei den Crustaceen vorzüglich die Organe des animalen Lebens zu be- tretfen scheint. Was aber die Wirbellhiere anbelangt , so macht sie sich bei ihnen besonders in dem Gefässsysteme und in mehreren und sehr verschiedenen Gebilden des organischen Lebens geltend. Ein seltnerer Fall ist es, wenn sie sich in dem Skelete, den Muskeln und den Sinneswerkzeugen normalgemäss einfindet , wie namentlich und ganz vorzüglich im Kopfe der Pleuronecten. Was nun aber die Ursache ist, weshalb bei einem Thiere diese, bei einem andern Thiere jene paarigen Organe ihre ursprüngliche Symmetrie verlieren, dürfte wohl lange, ja vielleicht für immer ein Rälhsel bleiben. Entwickelung-s-Oescliichte der UTafter, von der Färbung der Hautjbedeekung' Ibis zur Abstreifung der £iliüllen. §. 68. (£ i I) ä u t e. In der vorigen Periode zeigte der Dottersack eine tiefe und weite Grube (Fruchtbett), in der sich das Amnion mit dem Embryo befand; und es hatte sich gegen das Ende dieser Periode der Dottersack so um das Amnion ausgebreitet und zusammengezogen, dass er dasselbe bis auf eine sehr kleine Stelle , wo der Urachus aus dem Nabel hervorkam , ganz umhüllte. Zwischen dem eingestülpten und dem ihn einhüllenden , oder äussern Theile des Dottersackes befand sich noch eine sehr bedeutende Quantität von Dottersubstanz. In der vierten Periode nimmt nun diese Substanz so bedeutend ab , dass sie am Ende derselben bis auf ihre letzte Spur verschwunden ist ; denn bei einer vor wenigen Stunden gebornen Natter fand ich im Dottersacke fast keinen Tropfen Flüssigkeit mehr. Wie sie aber schwindet , kommen beide Theile des Dotiersackes , der eingestülpte und der äussere , einander immer näher und zuletzt fast allenthalben zur gegenseitigen Berührung, worauf das Ganze eine altvaterische Nachtmütze darstellt. Zugleich nimmt in der letztern Hälfte dieser vierten Periode die Elastizität des 184 Secbstes Kapitel. Dottersackes sehr zu , und es zieht sich in Folge davon die in Rede stehende Eihaut allmählig so zusammen , dass das Amnion von ihr immer mehr enlhlösst wird , his sie sich endlich zu einem kleinen unregelmässig- rundlichen Körper zusammengezogen hat, der vor dem Eingange in die Scheide des Nabelstranges seine Lage hat. Schneidet man, ehe diess geschehen ist, wenn also der Dottersack noch als eine Miilze erscheint, das Amnion, wo es von ihm schon cntblösst ist, ein Und zieht den Emhryo aus ihm behutsam hervor, so zieht sich der Dottersack sehr bald, und zwar sowohl unter Wasser, als an der freien Luft, zu einem rundlichen Körper zusammen. — Noch später wandert der Dottersack durch den Nabelslrang, indem der rundliche Körper, den er nun darstellt, wahrscheinlich etwas in die Länge gestreckt wird, in die Bauch- höhle hinein, in deren linken Seitenhälfte er darauf zwischen der Bauchwand und den Eingeweiden seine Lage erhält. Bei einer Natter, die vor wenigen Stunden in meiner Wohnung das Ei verlassen hatte, stellte er einen spindelförmigen, an beiden Enden etwas abgestumpften Schlauch dar, der hinten beinahe bis zum Nabel, vorne beinahe bis zum Magen reichte. Was die Ursache der erwähnten Wanderung anbelangt , so liegt sie , wie ich glauben muss , in den Stämmen der Dottergefässe (Vene und Arterie) , die sich gegen das Ende des Fruchtlebens offenbar bedeutend verkürzen. Bei der erst angeführten jungen Natter gingen sie von dem vordem Ende des spindelRirniigen Dottersackes ab, und waren nicht blos stark verkürzt, sondern hatten auch einen ganz geraden Verlauf, anstatt dass sie, besonders aber die Arterie, bei Früchten aus dem Anfange der vierten Periode recht stark geschlängelt und gewunden waren. Ein solches HineinschlUpfen des Ueberrestes vom Dotter und Dottersacke findet übrigens auch Statt bei den Syngnathen , Blennien , Plagiostomen , Schildkröten , Sauriern (die Krokodille mit einbegriffen) und den Vögeln. — Die Netzwerke von Blutgefässen, die sich schon in der letztem Zeit der zweiten Periode in den Falten zu bilden begannen , welche aus der Innern Haut des Dottersackes bestanden, während der dritten Periode aber, in der jene Falten zum Theil resorbirt wurden , von dem Ueberreste derselben Scheiden erhielten , und allmählig manschettenarlig ge- kräuselt wurden , nehmen an Breite noch beträchtlich zu , gewinnen auch noch eine grössere Länge , und kräuseln sich daher noch mehr, als es schon früher der Fall war. Dadurch aber wird für die Aufnahme des Dotters in das Gefässsystem jetzt, wo der Embryo immer mehr Nahrung bedarf, natürlicherweise eine immer grössere Fläche dargeboten. Zugleich mehren sich und vergrössern sich die Maschen der Netzwerke , und es bieten diese dann ungefähr um die Mitte der vierten Periode eine solche Form dar, wie sie von Volkmann in der fünften Figur seiner Schrift über die Natter abgebildet worden ist. Späterhin dagegen nehmen sie an Breite und Länge wieder ab , so dass sie hei Neugebornen kaum halb so breit erscheinen , als um die Mitte der vierten Periode. Zugleich werden aber auch thcils die Blutgefässe dieser Netzwerke , theils und weit mehr noch die von der Innern Haut des Dottersackes ausgehenden Scheiden der Blutgefässe, immer dünner, indem die Körner, woraus die Scheiden bestehen, an Umfang mehr und mehr verheren , so dass demnach der Embryo sich jetzt auch auf Kosten seines Dottersackes ernährt. Ja am Ende des Fruchtlebens haben die Scheiden kaum mehr ein körniges Aussehen , sondern scheinen beinahe aus einer serösen Haut zu bestehen , sind dabei auch sehr dünne , und haben nicht mehr eine gelbe , sondern eine weissliche Farbe, Anmerkung. Auch beim Hiilinchen, dessen Dottersack, wie schon erwähnt worden (§. 31), ebenfalls aus zwei BlüUern besteht, macht das innere oder dickere Blatt solche Ffdten, wie in dem Eie der Tlerie Periode. 185 Natter, und es zeigen sich an diesen Falten und den in ihnen eingeschlossenen Gefässen im Ganzen genommen dieselben Enlwiekeluugsvorgänge. Niu- als unwesentliche Verschiedenheiten bieten sich folgende dar. 1) Wenn zwischen den Blutgefässen die Substanz der Falten zum Theil resorbirt worden ist, behalten diese für immer die Form einer Rclepora cclMosa bei, wandeln sich aber nicht in ein weitmaschiges Netzwerk um. 2) An der Oberflache der Falten, besonders an den Rändern und in der Nähe derseliien , entstehen Erhabenheiten, die unrcgelmässig geformte Warzen oder längliche und ge- krümmte Anhängsel darstellen, und durch partielle Ausbuchtung der Innern Haut des Dottersackes entstehen. — Das Amnion vergrössert sich nur gleichmässig mit dem Embryo, und hüllt ihn immerfort nur knapp ein. Die von ihm ausgehende Scheide des Nahelstranges wird weiter, und die in ihr eingeschlossene Sülze recht stark vermehrt. Der Nabelstrang überhaupt aber, der zu Anfange dieser Periode eine Länge von 5 Linien und auch wohl drüber hat, nimmt noch einige Zeit an Länge zu und dreht sich etwas um sich selbst spiralförmig , so dass er etwa eine bis Ir Spiralwindung beschreibt. Dann aber verkürzt er sich bedeutend, und wird dabei in gleichem Maasse dicker, wodurch nun der Uebergang des Doltersackes in die Bauchhöhle, der natürlicher- weise nur innerhalb der Scheide des Nabelstranges erfolgen kann, gar sehr erleichtert wird. Ist. aber der Dottersack in die Bauchhöhle völlig hereingezogen, so streckt sich wiederum der Nabelstrang und wird wieder dünner. Vielleicht geschieht diess jedoch nur dann erst , wenn die Frucht das Ei verlässt, also kurz vorher, ehe der Nabelstrang abreisst. Bei einer neu- gebornen Natter hatte der an ihr haftende Theil dieses Stranges eine Länge von beinahe 5 Linien. — Der Liquor amnii wird gegen das Ende des Fruchtlebens wieder wässriger, und vermindert sich so sehr, dass der Embryo zuletzt nur kaum befeuchtet ist. Von jeder Nabelarterie wird der innerhalb des Nahelslranges liegende Theil noch etwas länger, als die Scheide dieses Stranges, und macht daher immer grössere und mehrere Schlängelungen und Windungen. Dasselbe gilt von dem Ürachus, der sich noch regelmässiger, als jene Gefässe spiralförmig dreht. Am meisten aber nehmen die Windungen und Drehungen aller dieser Theile zu, wenn sich die Scheide des Nabelstranges A^erkürzt und erweitert. Uebrigens ist die Verlängerung dieser Theile innerhalb des Nabelstranges jetzt keine scheinbare, sondern eine wirkliche. Die Allan toi s erleidet an und für sich selbst keine auffallende Veränderungen. Ihr labalt aber nimmt an Masse ab, erhält eine schwach graulich - gelbe Farbe, wird so dick und zähe, wie Vogelleim, und lässt gegen das Ende des Fruchtlebens gewöhnlich etliche kleine Klümpchen und kurze dicke Streifen eines gelblich -weissen undurchsichtigen Stoffes wahrnehmen, der höchst wahrscheinlich Harnsäure ist. Mit eben demselben Stoffe findet man mitunter den ganzen Urachus bis zu der Allantois , wie mit einem dicklichen Breie angefüllt. — Denselben Bau im Ganzen genommen, wie bei der Natter (siehe §. 31), seheint die Allantois auch bei andern Thieren zu haben, die sich in hartschaligen Eiern entwickeln. Namentlich besteht auch bei den Vögeln ihre Wandung deutlich aus zwei leicht von einander trennbaren Blättern, von denen das äussere viel dicker, als das innere ist, welches letztere überhaupt eine grosse Zart- heit besitzt. In diesem innern scheinen unter dem Mikroskope lauter in einer einfachen Schichte ausgebreitete Körner vorzukommen, die alle beinahe dieselbe Grösse haben, nicht viel grösser, als Dotterkörner sind, und durch sehr kleine Zwischenräume von einander getrennt liegen. Möglicherweise jedoch sind es nur Erhabenheiten an der innern Fläche der Allantois. Die äussere 24 186 Sechstes Kapitel. Haut ist fester, und scheint ebenfalls sehr kleine Körner zu enthalten : doch liegen diese in ihr viel weiter auseinander , als in der innern Haut , und haben auch nicht eine so regelmässig runde Gestalt, wie jene. Die Blutgefässe der Allantois scheinen mehr in der äussern Haut, als zwischen beiden Häuten zu liegen. §. 69. 2lllgfincinere0 über Me Deränbcrungen im 2leusstrn öcr JFrucl)t. Die Frucht erreicht eine Länge von 7 bis 8 Zoll. Die spiralförmige Windung, die ihr Körper früher beschrieb , wird jetzt ganz unkenntlich , zum Theil schon deshalb , weil der Schwanz jetzt völlig durch die Oeffnung in der Basis des Kegels , den der zusammengerollte Leib früher darstellte , heraustritt , so dass bei den männlichen Individuen selbst die beiden Geschlechtsglieder ausserhalb dieser Oeffnung zu liegen kommen ; doch bleibt der Embryo bis zu seiner Enthüllung immer zusammengerollt. *) Die Seitenhälften der Bauchschienen, die schon gegen Ende der vorigen Periode mit Ausnahme von drei oder vier Paaren , die zu den Seiten des Nabels liegen, dicht an einander gerückt waren, verwachsen jetzt paarweise unter einander. Zuerst geschieht diess ganz vorne am Halse und ganz hinten am Rumpfe, zuletzt vor der ÄDtte des Rumpfes. Diejenigen drei Paare jedoch, welche den Nabel zwischen sich haben, können natürlicherweise erst nach der Enthüllung der Frucht verwachsen. — Erst etwas über die Älitte der in Rede stehenden Periode hinaus bilden sich durch partielle Verdickung der Haut die obern Kopfschilder: sie entstehen aber, nachdem in Folge eines Wachsthums der Hirnschale in die Länge und Breite, das grösser zu sein scheint, als das des Gehirnes in denselben Dimensionen, dieses letztere Organ sich scheinbar gesenkt hat und die bis dahin noch immer bemerkbare Auftreibung des Scheitels ganz verschwunden ist. — Das Gesicht nimmt jetzt mehr an Länge zu , und es erhält der Embryo in seinem Aeussern überhaupt eine solche Form und solche Proportionen , wie man sie bei den erwachsenen Nattern findet. Wie die Schuppen und Schienen der Hautbedeckung die Wirbel und Rippen, desgleichen die Inlercostalgefässe und Venennetze der Haut zuerst am Halse , zuletzt ganz hinten am Schwänze bemerklich werden, so auch die Färbung der Haut. Es geschieht diess aber, indem in denjenigen Theilen der Haut, welche sich schon als Schuppen bemerkbar machen, und zwar zuerst in denjenigen Schuppen, welche den Rücken bedecken, lauter sehr kleine und der hinlern oder hervorragenden Hälfte der Schuppe angehörige schwarze Punkte zum Vorschein kommen, die allcnlhalben in massig grossen Entfernungen von einander abstehen, und sich mit dem blossen Auge nicht von einander unterscheiden lassen. Etwas später wird an einigen Schuppen der hintere Rand, indem sich jene Pigmentflecken daselbst besonders stark vermehren und vergrösseru, schwarz gesäumt , und es wird der Saum breiter, indess der übrige Theil der Schuppe, weil sich jene Flecken weniger stark in ihm vermehren, nur eine graue Farbe erhält. Die Schuppen aber, in welchen diese stärkere Färbung zuerst kenntlich wird, befinden sich jederseits gegenüber der Verbindung der Rippen mit der Wirbelsäule. In dieser Gegend bildet sich durch den an- *) Wie die Windung'en des Leibes nnd insbesondere die Lag'e des Schwanzes sich dann verhallen, wenn der Embryo zur Enthiilhing reif ist, habe ich in dem ersten Theile meiner Abhandlungen zur BUdungs- nnd Entwickelungs- Geschichte des Menschen und der Thiere in der achten Figur der zweiten Tafel angegeben. vierte Periode. 187 gegebenen Process eine einfache Reihe von dunklem grössern Flecken, die alle in massig grossen Entfernungen von einander liegen , und deren jeder auf zwei bis vier Schuppen verlheilt ist. Um ein Weniges später nehmen auf dieselbe Weise jcdcrscits auch die Schuppen, welche der zweiten, dritten und vierten Reihe von oben angehören, ein stärkeres Colorit an, und es bildet sich sonach auch oben am Rücken jederseits eine Reihe von Flecken. Ist diess geschehen, so nimmt die Färbung immer mehr überhand und wird der Färbung der erwachsenen Natter ähnlich. Doch kann man noch lange die oben erwähnten Flecken unterscheiden , weil sich , wo sie ent- standen waren, die Haut noch fortwährend stärker färbt, als zwischen und neben ihnen. Das schwärzliche Pigment übrigens , das die dunkle Farbe an der obern Hälfte des Körpers zuwege bringt , wird aus den Jüngern Embryonen dieser vierten Periode schon durch kaltes Wasser, und mehr noch durch Weingeist zum Thcil ausgezogen: in geringerem Maasse dagegen ist diess der Fall bei altern Embryonen, deren Oberhaut schon eine grössere Dicke und Dichtigkeit erlangt bat. — Auch die beiden hellen grossen Flecken der Nackengegend entstehen schon vor Ablauf des Fruchllebens, namentlich schon ungefähr um die Mitte der vierten Periode. Anfangs sind sie weisslich , nachher werden sie , wenigstens bei den hieländischen Nattern , schwach zitronengelb, und diese Farbe ändert sich gegen das Ende des Fruchtlebens selbst wohl in ein Schwefelgelb um. §.70. tt) i r b c l 0 ä u l f . Sowohl in den Bogenschenkeln, als auch in dem untern Darmfortsatze des Atlas, welcher Fortsatz gewöhnlich für den Körper dieses Wirbels gilt, schreitet die Verknöcherung immer weiter fort, doch nicht so weit, dass diese drei Theile einen ununterbrochenen Knochenring zusammensetzten: vielmehr bewirkt für das übrige Leben eine knorplig -fibröse Masse die Ver- bindung zwischen den Bogenschenkeln und dem gedachten dreieckigen Fortsatze. Der Körper des Atlas aber verschmilzt mit dem des Epistropheus, und macht dann den Processus odonloideus desselben aus. Doch wird die Verschmelzung erst ganz am Ende des Fruclitlebens bewerkstelligt, denn wenn der Dotter noch nicht in die Leibeshöhle hineingegangen ist, lässt sich die Verbindung zwischen den genannten Theilen noch ziemlich leicht lösen. — Sehen wir ab von dem Atlas, über den ich schon früher das Nähere angegeben habe (§. 49) , so verknöchern sämmtbche Wirbel vor Ablauf des Frucbtlebens vollständig, und ihre Knochensubstanz erlangt durchweg schon einen hohen Grad von Härte. Auch erlangen sie jetzt schon ähnliche Formen, wie man sie bei den erwachsenen Nattern findet : vollkommen ausgebildet aber in Hinsicht der Form kann man selbst die der Neugeborncn nicht nennen, weil selbst bei diesen die meisten Wirbel noch gar keine , und die vordem Wirbel kaum erst angedeutete obere Dornfortsätze besitzen. Weit mehr dagegen bilden sich jetzt die sogenannten untern Dornfortsätze des Schwanzes aus. Diejenigen, welche schon in der vorigen Periode entstanden waren und ungefähr dem vordem Drittel der Wirbelreihe des Schwanzes angehörten, nehmen nicht unbeträcbtlieh an Grösse zu. Die zwei oder drei vordersten von ihnen sind und bleiben ganz einfach, wie die gleichen Fortsätze der Halswirbel und mancher Rumpfwirbel: von den übrigen aber, die aus zwei getrennten Seitei^- hälften bestanden, bleiben beide Hälften fortwährend getrennt. Doch biegen sich von einigen die Seitenhälflen jetzt schon mit ihren untern Enden ein wenig gegen einander hin. Allmählig entstehen iadess auch an denjenigen Schwanzwirbeln, welche in der vorigen Periode noch keine 24* IgS {Sechstes Kapitel. untern Dornfortsälze erhalten hatten , diese Theile , wie die Wirbel auf einander folgen , so dass nur die letzten Schvvanzwirbel während des Fruchtlebens noch keine dergleichen Theile gewinnen. Alle diese neu entstehenden Dornfortsätze aber erscheinen gleichfalls als paarige Ausstrahlungen der Wirbelbeine. — Die beiden Flügel, welche sich in der vorigen Periode zu beiden Seiten eines jeden anfangs ringriirmigen Wirbelkörpers gebildet hatten , und welche die Bogenschenkel und an den rippentragenden Wirbeln auch die Rippen mehr oder weniger weit von der ringrürmigen Anlage des Wirbelkörpers fortschoben , erscheinen jetzt , nachdem sie allmählig dicker geworden und verknöchert sind, als Theile der Wirbelkörper selbst, und tragen zur Vergrösserung derselben nicht wenig bei. Wie es scheint, sind sie hauptsächlich dazu bestimmt , für die ansehnlich grossen schiefen Fortsätze einen Boden abzugeben. Diese aber entstehen von allen Fortsätzen der Wirbel am letzten, nämlich erst in der letzten Periode des Fruchtlebens, machen jedoch in ihrer Entwickelung so ■ rasche Fortschritte, dass sie schon vor der Enthüllung der Frucht eine ganz beträchtliche Grösse haben. Die Rippen verknöchern ebenfalls noch vor Ablauf des Fruchllebens vollständig, und zeigen bei der Enthüllung der Frucht schon eben solche Dimensionsverhällnisse, wie bei den Erwachsenen. Was ich über die ^^lrbeIsäule und ihre Ausstrahlungen bereits angegeben habe, veranlasst mich zu einigen Vergleichungen zwischen ihr und der Wirbelsäule andrer Thiere. — Die erste Entstehung der Wirbelbeinkörper scheint bei verschiedenen Thieren sich verschieden zu verhalten. I) Bei den Fischen sollen zufolge der Wahrnehmungen, die von Baer an Cyprinus Blicca gemacht hat, für jeden Körper ursprünglich vier Stücke oder Theile vorkommen, nämlich zwei paarige obere und zwei paarige untere , die bei allmähliger Vergrösserung zuletzt zu einem Ringe zusammenschmelzen. Bei der Natter dagegen bilden sich entschieden nur zwei solche Stücke (§. 10), nämlich für jede Seitenhälfte eins, und beide schliessen sich dann um die Chorda vertebralis zu einem Ringe. Allein wenn man auch annimmt, dass von Baer an dem so eben enthüllten Güster — denn an diesem wurde die erwähnte Beobachtung gemacht, nicht aber an dem Embryo — nicht sowohl die erste Ankündigung der Wirbelkörper gesehen hat, als vielmehr schon den Beginn der Verknorpelung , so geht doch wenigstens soviel aus der Beobachtung hervor, dass für jeden Wirbelkörper sich vier verschiedene Knorpelslücke bilden. Damit stimmt denn auch der bleibende Zustand der Wirbelsäule bei den Stören und Chimären überein. Bei der Natter dagegen entstehen für jeden Wirbelkörper nur zwei Knorpelstücke, die auf die beiden Seitenhälften des Leibes verthcilt sind. — II) In der Regel wachsen die Knorpelstücke für den Wirbelkörper, we viel ihrer auch sein mögen, um die Chorda vertebralis herum, und schliessen sich zu einem Ringe. Bei Rana cullripes aber und Raiia paradoxa kommt eine solche Schliessung nicht zu Stande, sondern es verwachsen die genannten Knorpel- stücke nur oberhalb der Wirbelsaile und bilden einen Halbring, so dass dann die ganze Summe der Wirbelkörper nebst ihren Bändern eine Rinne darstellt, in welcher die Wirbelsaite ruht.*) DI) Die Rippen sind nicht minder Ausstrahlungen der Wirbelkörper , wie die Schenkel der Wirbelbogen, was ich auf Grund von Untersuchungen an Fischen, Schlangen, Eidechsen, Vögelu und Säugethieren aussprechen kann. Sie bilden mit den Wirbelkörpern , selbst wenn diese schon verknorpelt sind , ein zusammenhängendes Ganze , gliedern sich dann aber von ihnen ab, *) Joh. Müiler's vergl. Anatomie der Myxiuoiden. Theil I, S. 81. vierte Periode. 189 und unterscheiden sich dadurch wesentlich von den Sciicnkeln der Wirbelhogen. Bei einigen Thieren crlblgt und bleibt die Gliederung dicht an den Körpern: bei andern aber erfolgt sie zwar gleichfalls an den Körpern, doch wächst zwischen der Rippe und dem Körper nachher ein Fortsatz aus, durch den die Rippe mehr oder weniger weit fortgeschoben wird. Es ist diess der Querfortsatz. Wo ein solcher vorkommt, ist die Rippe jedenfalls anfänglich nur allein mit ihm verbunden : mitunter aber wächst von der Rippe noch ein Fortsatz aus , der sogenannte Kopf mit seinem Halse, durch welchen sie sich unmittelbar an den Wirbclkürper selbst anfügt, so dass sie dann doppelt mit dem Körper verbunden ist. In manchen Fällen mag sich auch die Rippe in einiger Entfernung von dem Wirbelkörper abgliedern , dann also die untere Aus- strahlung von diesem in Rippe und Querfortsatz zerfallen. IV) Querfortsätze können sich aber auch bilden, ohne dass sie Rippen tragen. Die von dem Wirbelkörper ausgegangene Ausstrahlung hat sich dann nicht abgegliedert, sondern macht mit dem Wirbelkörper immerfort ein Ganzes aus, wie wir dicss unter andern bei den Säugcthieren an den Querfortsälzen der Lendenwirbel sehen. Job. Müller nun hat ausführlich und überzeugend dargethan, dass sich bei den Wirbel- thieren im Allgemeinen der Idee nach drei Paar dergleichen Fortsätze an einem Wirbelkörper bilden können, nämlich ein oberes, das von den Schenkeln der Wirbelbogen abgeht, ein mittleres, und ein unteres Paar, welche beide letztern unmittelbar von dem Körper des Wirbels abgehen. Oberes und unteres Paar können Rippen tragen, das mittlere aber trägt niemals dergleichen Knochen : und zwar sind bei den hohem Thieren die Rippen an die Querfortsätze des obern Paares angeheftet , bei den Fischen an die des untern Paares. Eigentlich aber giebt es , wie es mir scheint, vier Paar von Querfortsätzen, und wenn wir deren so viele annehmen, so sind es das oberste und das dritte Paar, an welchem niemals Rippen gefunden werden. Ein solches viertes oder oberstes Paar kommt namentlich bei den Gürtelthieren , Schuppenthieren und den Hyänen an einigen Wirbelbeinen vor. V) Es fragt sich nun zuvörderst, ob die sogenannten untern Dornfortsätze der Schlangen als Querfortsätze des untersten Paares angesehen werden dürfen? — Nach dem, was ich in diesem Werke über die Entstehung der genannten Theile bereits angegeben habe, lässt sich diese Frage für die untern Dornfortsätzc der Schwanzwirbcl nur bejahen: denn diese entstehen augenscheinlich als Querfortsätze, die zur Umfassung der Arteria und Vena caudalis dienen sollen, weshalb sie auch paarweise mit ihren Enden einander mehr oder weniger nahe kommen, ohne jedoch an ihnen unter einander zu verwachsen. Demnach sind sie gleichbedeutend mit den untern Wirbelbogenschenkeln im Schwänze der Fische, unter- scheiden sich von diesen aber dadurch, dass sie sich nicht unten vereinigen und einen wahren Dornfortsatz hervortreiben, wie es bei den Fischen zu geschehen pflegt. Sind sie nun aber gleichbedeutend mit den genannten Tlieilen der Fische, so giebt die Entwickelungsgeschichte der Natter noch einen Beweis mehr für die Richtigkeit jener von Job. Müller aufgestellten Ansicht, dass die Querfortsätze, welche bei den Fischen entweder allein die Rippen besitzen, oder doch die wesentlichsten Rippen tragen, nicht denjenigen Querfortsätzen andrer Thiere entsprechen, mit welchen die Rippen dieser Thiere verbunden sind. Denn da die rippentragenden Querfortsätze hei den Fischen deutlich genug einen Uebergang in die Schenkel der untern Wirbelbogen des Schwanzes, bei den Nattern dagegen in die über den sogenannten untern Dornfortsätzen des Schwanzes liegenden Querfortsätzen gewahr werden lassen, die angeführten Wirbclbogenschenkel der Fische aber mit den sogenannten untern Dornfortsätzen der Natter von gleicher Bedeutung 190 Sechstes Kapitel. sind, so können die rippentragenden Querfortsätze der erstem Thiere nicht von gleicher Art mit den gleichnamigen Fortsätzen der Natter sein, sondern müssen der Art nach von ihnen verschieden sein. Gegen die hier vorgetragene Deutung der untern Dornfortsätze fast aller Schvvanzwirbel der Natter lässt sich der Einwurf machen, dass an den zwei oder drei vordersten Schwanzwirbeln , wie auch an einigen Wirhein des Halses diese Fortsätze ganz einfach sind, obgleich sie unmittelbar von den Wirbelkörpern ausgehen , jene gespaltenen Forlsätze aber mit diesen einfachen wohl am nächsten verwandt sein dürften. Allerdings bin auch ich derselben Meinung, und glaube, dass zur Bildung jener einfachen Fortsätze die Natur den Stoff, aus dem sie entstehen sollten , nach der Mittellinie des Körpers mehr zusammengedrängt hat , indess er für die Bildung der gespaltenen Dornfortsätze des Schwanzes aus einander gehalten wurde, wahrscheinlich weil sich die Arteria caudalis schon an die Mittellinie der untern Seite der Schwanzwirbel (mit Ausnahme der zwei oder drei vordersten) dicht angeheftet hatte. Andrer- seits aber muss ich hier auch darauf aufmerksam machen , dass ebenfalls bei den meisten Gräthenfischen unmittelbar vor einigen Wirbelbeinen, und zwar von den hintersten des Schwanzes, ganz einfache untere Dornfortsätze abgehen , jedoch ein Uebergang von diesen Theilen in die untern Wirbelbogen des Schwanzes mit ihren Dornfortsätzen, und der untern Wirbclbogen wieder in die Ripppen derselben Thiere nicht zu verkennen ist. VI) Eine andre Frage , die hier zur Beantwortung kommen kann, ist diese, ob die beiden Knorpelstücke, aus denen bei den Schlangen ein jeder Wirbelkörper seine Ausbildung erhält , nur allein den beiden obern von den vier Knorpelstücken entsprechen , die je einem Wirbelkörper der Fische zum Grunde liegen , also den die Wirbelbogen tragenden Knorpelstückcn? — Es dürfte wohl schwer halten, auf diese Frage eine entscheidende wohl begründete Antwort zu geben. Erinnern wir uns jedoch daran, dass bei den Schlangen jene Knorpelstücke zuerst mit ihren untern Enden einander begegnen und unter einander verwachsen , dass viel später aber diese Erscheinung auch an den obern Enden eintritt, bedenken wir ferner, dass aus ihnen in dem Schwänze Tbeile hervorwachsen, die bei den Fischen nur aus den zwei untern Knorpelstücken entspringen, nämlich die sogenannten untern Dornfortsätze, und gedenken wir dazu noch des Umstandes, dass bei Rana cultripes und Raiia paradoxa die beiden Knorpelstücke nur oben untereinander verwachsen , unten aber für immer getrennt bleiben : so dürfte es wohl in hohem Grade wahrscheinlich sein , dass die er- wähnten zwei Knorpelstücke zwar bei den genannten Batrachiern, nicht aber auch bei den Schlangen nur allein den beiden obern von den vier Knorpelstücken der Fische entsprechen, sondern dass vielmehr ein jedes einzelne Knorpelstück bei den Schlangen einen weit grössern Werth, als bei den Fischen hat, dass es nämlich in sich vereint, was bei den Fischen anfänglich getrennt ist. Auch dürfte noch in Anschlag zu bringen sein, dass jene beiden Knorpelstücke zu beiden Seiten der Chorda vertebralis grade in der Mitte entstehen, nicht oberhalb derselben näher dem Rücken zu. VII) Was die Rippen der höhern Wirbelthiere sammt ihren Quer- fortsätzen anbelangt , so lehrt die Entwickelungsgeschichte der Schlangen , dass sie , obschon man sie späterhin mit den Schenkeln der Wirbelbogen in innigem Zusammenhange sieht, doch nicht aus der Basis derselben hervorwachsen , sondern fern von ihnen aus dem Wirbelkörper selbst. Wenn sie aber entsprungen sind , nimmt jede Seitenhälfte des Wirbelkörpers an Dicke so zu , dass sie einen Flügel erhält , der den Schenkel des Wirbelbogens und die Rippe von der Achse des Wirbelstammcs immer weiter fortschiebt, bis er zuletzt sich als einen gemein- Vierte Periode. 191 scliaftlichcn Stamm für beide vorstellt, dadurch aber leicht eine Täuschung hervor bringt, als gehe die Rippe von der Grundfläche des Bogensciicnkcls ab, und sei eine Ausstrahlung von diesem selbst. §. 71. ö cl) ä b e l. Die Hirnschale ist bei der Natter, wie bei andern beschuppten Amphibien, den Vögeln und den Säugethicrcn , in einer sehr frühen Zeit des Fruchtlebens, wann die Augen erst als birnPormigc Bläschen erscheinen und die Geruchswerkzeuge noch gar nicht entstanden, oder doch kaum erst angedeutet sind, eine von den Seilen abgeplattete Kapsel, deren Höhle allenthalben ziemlich gleich weit, doch nach oben etwas schmäler, als an ihrer Basis ist, und die in ihrer Mitte , die Kopfbeuge darbietend , nach der Dimension der Länge unter einem massig stumpfen Winkel zusammengebrochen erscheint. Mit der Zeit aber ändert sich die Form dieser Kapsel sehr bedeutend, eines Theils durch Einwirkung des Gehirnes, also von innen her, andern Theils durch Einwirkung der für das Gesicht und Gehör bestimmten Sinneswerkzeuge, also von aussen her. Von den letztern sind es besonders die Augen, welche sich ,am wirksamsten zeigen. Anfangs in der Richtung von aussen noch immer überaus stark abgeplattet, haben sie noch keinen Eindruck auf die Hirnschale gemacht: während sie aber mehr und mehr sich zurunden, zugleich auch eine relativ so bedeutende Grösse annehmen , dass sie darin fast nur von den Augen der Vögel übertroffeu werden, wirken sie von beiden Seiten drückend auf die Hirnschale ein, und pressen diese zwischen sich so zusammen, oder richtiger wohl gesprochen, hemmen die Einwirkung derselben, wo sie liegen, in dem Maasse, dass besonders in der dritten Periode zwei sehr tiefe Augenhöhlen und eine zwischen ihnen befindliche bedeutende Verengerung der Hirnschale zu Wege gebracht werden. Begünstigt wird die Verengerung noch dadurch , dass sich in derselben Periode die vordere Hälfte der Hirnschale im Vergleich zur hintern Hälfte nicht unerheblich verlängert , und dass in Folge davon das grosse Gehirn , an Länge weniger zunehmend, merklich nach hinten weicht und die Geruchskolben auszuspinnen beginnt. Einen geringern Einfluss auf die Form der Hirnschale äussern die Gehörwerkzeuge, denn die bedeutend sich vergrössernden Labyrinthe bringen nur eine stark nach aussen und eine weniger ansehnlich nach innen vorspringende Wölbung der Seitentheile der hintern Hälfte der Hirnschale zu Stande. Unerheblich aber ist der Einfluss , den die Geruchswerkzeuge auf die Hirnschale äussern , da sie fast ganz ausser Berührung mit ihr gelangen. — Das Gehirn, das anfänglich, wie die Hirnschale, an der Basis allenthalben am breitesten ist, wölbt sich seitwärts stärker hervor, und gewinnt deshalb in einiger Entfernung über derselben seine grösste Breite. Besonders aber gilt diess von den Hemisphären des grossen Gehirnes und nächst ihnen von der mittlem Hirn- masse (Mittelhirn), wodurch denn auch die Hirnschale oberhalb ihrer Basis am meisten ausgeweitet wird. Ferner nehmen von allen Theilen des Gehirnes der Vierhügel und die hintere Hälfte der Hemisphären am meisten an Breite zu, und es wird dadurch die Hirnschale in ihrer Mitte mehr, als gegen ihre Enden ausgebreitet. Dagegen rührt die so bedeutende Erhebung des Scheitel- höckers, die gegen die Mitte der dritten Periode statt findet, so wie die nachherige Senkung desselben nicht sowohl unmittelbar von dem Vierhügel her, als vielmehr nur mittelbar, indem sich das ganze Gehirn, insbesondere aber die erste und dritte Hirnzelle anfangs mehr, nachher weniger, als die Basis cranii verlängern. Endlich wird die Form der Hirnschale auch durch 192 Sechstes Kapitel. die Veränderung des Kopfwinkels erheblich abgeändert: Hierüber aber habe ich ein Mehreres schon früher (§. 51) angegeben. Sehen wir nun auf die einzelnen Theile des ganzen Schädels , so werden wir finden, dass an demselben während der vierten Periode weit bedeutendere Veränderungen vor sich gehen, als an der Wirbelsäule. Auch sind einige von diesen Veränderungen bei dem jetzigen Staude der Wissenschaft so unerwartet und überraschend, dass sie wohl eine recht sorgfältige Beachtung und Erwägung verdienen dürften. Die herzförmige Knochentafel , welche am Ende der vorigen Periode den Körper oder Grundtbeil des Hinterhauptbeines darstellt, nimmt einige Zeit nur an Grösse, ins- besondere an Dicke zu, ohne jedoch erhebhch ihre Form zu ändern. Dann aber wird von ihrem vordem oder ausgeschweiften Rande in die Lücke, welche sich unter dem Hinterhirn befindet, Knorpelsubstanz ausgeschieden, und es wächst diese immer weiter in die Lücke bis ungefähr zur Mitte derselben hinein. Kaum ist jedoch der Knorpel gebildet worden , so ver- knöchert er auch schon, und es erscheint nun eine äusserst dünne Knochentafel, die mit dem schon früher vorhandenen und dickern Theile des Hinterhauplskürpers innig verschmolzen ist, also diesen Körper vergrössern hilft. Selbst bis zur Enthüllung der Frucht bleibt sie weit dünner, als jener schon früher entstandene Theil. An dem entgegengesetzten oder hintern Ende des Grundtheiles vom Hinterhauptbeine wird ein Gelenkkopf zwar schon angedeutet, bleibt jedoch nur sehr schwach und unvollständig , und erscheint als eine kleine Apophyse des genannten Theiles. — Die Seitentheile des Hinterhauptbeines kommen, wie die beiden Schenkel eines Wirbelbogens , oben zur innigsten Berührung , ohne jedoch untereinander auch zu ver- wachsen , behalten an und für sich die Form von solchen Schenkeln , und zeichnen sich vor ihnen hauptsächlich nur durch ihre etwas grössere Höhe und Breite aus. Mit dem Grundtheile verschmelzen sie noch nicht , sondern bleiben durch eine Symphysis mit ihm in Verbindung. Die untere hintere Ecke eines jeden aber schwillt ein wenig an, und bildet neben dem erwähnten Gelenkhöcker des Grundtheiles einen sehr kleinen Knorren , um die Fläche für die Gelenk- verbindung der Hirnschale mit dem Atlas zu vergrössern. Eine solche Lage neben dem Höcker des Grundtheiles behalten die Knorren oder Höcker der Seitentheile zeitlebens bei, so dass man bei der Natter und auch bei andern Schlangen diese verschiedenen Erhöhungen immerfort getrennt und durch Vertiefungen von einander geschieden findet. Bei den Schildkröten und Vögeln aber wird die Verbindung aller drei Erhöhungen, die auch hei ihnen gebildet werden, mit der Zeit immer inniger, indem sie sich dichter an einander drängen, bis sie zuletzt nur einen einzigen Knopf ausmachen. Und was die Säugethiere anbelangt, so entstehen bei ihnen dergleichen Höcker nur an den Seitentheilen des Hinterhauptbeines und bleiben in der Regel für immer ziemlich weit von einander entfernt: ein mittlerer oder am Grundtheile vorkommender Höcker aber entsteht bei ihnen niemals, so wenig, wie an dem Körper eines Rückgrathwirbels. — Dicht vor den Seitentheilen des Os occipitis entsteht schon bald nach dem Anfange dieser vierten Periode , wenn sie zur gegenseitigen Berührung gelangt sind, über dem Gehirne und zwischen den Ohrkapselh eine kleine , sehr zarte , und beinahe oblonge Platte , die mit ihrem hintern Rande jene Seitentheile berührt, und anfangs aus wahrer Knorpelsubstanz besteht, sehr bald aber völlig verknöchert. Sie stellt sich als einen Wormschen Knochen dar, und hat in ihrer Form insbesondere mit dem so benannten Knochen der Hausratte viele Aehnlichkeit , ist Vierte Periode. 193 aber wohl Nichts andres, als die Schuppe des Hinterhauptbeines, die sich, weil die Seilenlheile dieses Schädelsliickcs sehr rasch an Höhe zunehmen und zur gegenseitigen Berührung gelangten , niciiL zwisclien iiinen bilden konnte , sondern sich vor ihnen lagern musstc. \'on der kleinen länglichen und mit ihrer Achse quer gerichteten Knochentafel, welche bei den ältesten Embryonen aus der vorigen Periode den Körper des hintern Keilbeines bezeichnete, schreitet der Process der Verknocherung nach allen Richtungen, besonders aber nach hinten und vorne weiter fort. \^on ihr aus wird die vordre Hälfte der grossen Lücke, welche sich bei jenen Embryonen unterhalb des Hinterhirns befand , allmäblig mit einer sehr dünnen Sciiichte von Knorpelsubstanz ausgefüllt, die alsbald verknöchert, so dass bei Embryonen, die zur Enthüllung reif sind , der Körper des hintern Keilbeines mit seiner ganzen Breite den des Hinterhauptbeines schon berührt. Nach vorne setzt sich von jener Tafel die Verknorpelung und die ihr auf dem Fusse folgende Verknöcherung zuerst zu beiden Seiten des Hirnanhanges an den paarigen B;ilken des Schädels fort, und es entstehen daselbst zwei von der zuerst ver- kuöcherten Stelle des Keilbeines ausgehende kurze Horner, deren jedes anfangs eine einfache Röhre darstellt, J)ald darauf aber rechts und links einen dünnen flügelfürmigen Auswuchs erhält, so dass es nach einiger Zeit als eine kleine, länglich -dreiseitige, und mit der Spitze nach vorne gekehrte Tafel erscheint, deren Achse hohl ist. In der Höhlung befindet sich der hinterste Theil eines von den paarigen Balken des Schädels, so dass demnach der beschriebene Auswuchs des Keilbeines jenen Theil des Balkens , um den herum er gebildet wurde , wie eine Scheide umfasst. — Viel später als sich die gedachten Scheiden zu bilden begonnen haben, wird auch die kleine Lücke der Schädelgrundfläche , Avelche sicli bis dahin unter dem Hirnanhange befunden bat , mit einer sehr rasch verknöchernden Knorpelsubstanz , jedoch in einer nur höchst dünnen Schichte ausgefüllt, auf der nunmehro der Hirnanhang ruht. Nach oben aber setzt sich während dessen an demjenigen Theile des hintern Keilbeinkörpers , welcher am frühesten verknöcherte, Knochensubstanz in beträchtlicher Menge ab , und bildet eine dicht hinter dem Hirnanhange gelegene quergehende , ziemlich lange und scharfe Kante oder Kamm , die nun die Stelle des schon längst verschwundenen unpaarigen Balkens des Schädels einnimmt, und die Lehne des Türkensattels an der Hirnschale des Menschen vorstellt. — Die Flügel des hintern Keil, b eines nehmen an Umfang-, besonders aber an Höhe zu, reichen bald bis an die obere Fläche des Gehirnes hinauf, und biegen sich dann, wenn diess geschehen ist, und während sie noch immerfort absolut und relativ an Höbe zunehmen, oben gegen die Mittelcbene des Kopfes herum, so dass sie sogar einen kleinen Theil von der obern Fläche des Geliirnes bedecken. Ihre äussere Fläche bleibt immerfort convex, ihre innere concav. — Ob sich jetzt schon Scheitelbeine bilden , darüber weiterhin ein Näheres. Zwischen den beiden paarigen Balken des Schädels , welche Theile bei Embryonen aus der letzten Zeit der vorigen Periode einen langen schmalen dreieckigen Raum zwischen sich hatten, entstand in diesem Räume ganz unabhängig und geschieden von jenen Balken ein kleiner Knorpel , der von seiner untern Seite betrachtet die Form eines Stilets oder eines kopflosen Nagels hat, eigentlich aber an seiner vordem dünnern Hälfte einen sehr dünnen und nur schmalen gegen die Schädelhöhle vorspringenden Kiel besitzt. Er bezeichnet den Körper des vordem Keilbeines, und es entsteht demnach der Körper des vordem Keilheins viel später, als die Seilentheilc desselben. Sehr bald stellt sich nunmehr in ihm die Verknöcherung ein, 25 194 Sechstes Kapitel. und zwar zuerst in einiger Entfernung von dem hintern oder dickern Ende desselben, so dass mithin seine Spitze am längsten knorplig bleibt. Darauf verlängert er sich an beiden Enden, indem er zugleich an Dicke zunimmt. Sein vorderes Ende bleibt spitz, aus seinem hintern Ende aber wächst eine horizontal gelegene Platte hervor , die sich , an Länge zunehmend, zwischen die beiden Fortsätze .des hintern Keilbeinkörpers , welche sich zu beiden Seiten des Hirnanhanges befinden , hineinschiebt , und zuletzt an die sehr dünne Knochenplatte anstösst, welche sich zwischen jenen Fortsätzen unter dem Hirnanhange befindet. Nach der Enthüllung der Frucht wachsen diese beiden Fortsätze nach vorne noch immer weiter hinaus : der Körper des vordem Keilbeines aber verwächst mit ihnen und bildet dann auch einen stark in die Schädelhöhle vorspringenden Kiel. Die beiden paarigen Balken des Schädels nehmen mittlerweile an Länge zu, an Dicke aber ab, und erseheinen zuletzt als dünne rundliche Fäden. Selbst in erwachsenen Nattern sind sie noch anzutreffen, liegen zu beiden Seiten des vordem Keilbein- kürpcrs in zwei besondern Rinnen , haben ihr knorpelartiges Gefüge beibehalten , sind noch immerfort, wie in den Embryonen aus der letzten Periode des Fruchtlebens, sehr biegsam, und vertragen eine verliältnissmässig recht grosse Krafteinwirkung, ehe sie zerreisscn. *) — Die Flügel des vordem Keilbeines, die einen grossen Theil von der Wandung der Augen- höhlen ausmachen und an ihrer äussern Fläche concav, an der Innern convex sind, reichten am Ende der vorigen Periode beinahe bis an den Margo orbitalis hinauf. Zu Anfange der vierten Periode wachsen sie nun in diesen Rand hinein, biegen sich darauf an ihm nach oben und innen um, und wachsen jetzt , indem sie an Umfang bedeutend zunehmen, über die obere Seite des Gehirnes herüber, so dass sie schon um die Mitte der vierten Periode über den Riech- nervenkolben zusammentreffen und eine dünne Knochendecke für dieselben ausmachen. Ist diess geschehen, so wächst die vordre innere Ecke einer jeden solchen Platte stärker aus, biegt sich zuerst an der gegen die Mittelebene des Kopfes gekehrten Seite des Riechnervenkolbens nach unten , darauf an der untern Seite desselben nach aussen , und stösst zuletzt auf die vordere untere Ecke derselben Platte, mit der sie dann auch verwächst. So wird denn um den vordem Theil eines jeden Riechnervenkolbens ein Ring gebildet , in dem derselbe enge eingeschlossen liegt. Gleichzeitig mit diesem Vorgange entsteht an der eben erwähnten Ecke der Platte ein Gelenkknorren, der an seinem breiten Ende eine schwach vertiefte Pfanne zeigt, und zur innigem Verbindung mit dem Gaumenbeine und der Knochenkapsel der Nasendrüse dient. — Abgesehen von der beschriebenen Ringbildung ist auch das anderweitige Verhalten der erwähnten und ursprünglich nur als vordrer Keilbeinflügel erscheinenden Knochenplatte höchst merkwürdig. Betrachtet man den Schädel einer erwachsenen Natter , so wird man finden , dass derjenige Theil jener Platte, welcher das grosse Gehirn bedeckt, mit keinem andern Theile andrer M^irbellliicre sich vergleichen lässt, als mit dem Stirnbein. Ist diess aber der Fall, so entsteht das Stirnbein der Natter auf eine durchaus andre Weise, als bei andern Wirbelthieren, deren Eulwickelung uns näher bekannt ist, namentlich als bei den Säugelhieren. Bei diesen bildet es sich unabhängig von andern Knochenslücken des Kopfes, und scliliesst sich erst späterhin den Flügeln des vordem Keilbeines an. Bei der Natter dagegen ist es , wie aus dem Obigen hervorgeht, eine unmittelbare Fortsetzung jenes Flügels. Stirnbein und vordrer Keilbeinflügel *) Auch bei andern Schlangenarten kommen sie vor, und liegen in zwei Rinnen des vordem Keilbeinkörpers. vierte Perlode. 195 Laben hier also zusammcngonommcn noch ganz den Ausdruck eines Bogenschenkels von einem Rückgralhwirbcl. Nicht jedoch wird diese sowohl für die Natter, als auch vielleicht für einige ihr verwandle Thiere eigenthümliche Entstehungsweise des Stirnbeines durch eine ungewöhnliche Schnjalheit der Hemisphären des grossen Gehirnes bedingt, denn eines Theils sind diese mit ihren Riechnervenkolben grade nicht gar aulfallcnd schmal , andern Theils entspringt auch ein andrer Knochen, der das Gehirn an einer noch breitern Stelle von' oben deckt, nämlich das Scheitelbein, auf gleiche Weise. Was dieses nun anbelangt, so bildet es sich durch ein zunehmendes Wacbsthum des Flügels vom hintern Keilbein erst nach oben, darauf, nachdem es sich auf der Grenze zwischen dem Scitcntheile und dem obern Theile der Schädelwandung umgebogen hat, nach innen gegen die Mitlelebene des Kopfes, um die Bedeckung des Gehirnes zu vervollständigen. Es ist also bei der Natter auch der hintere Keilbeiuflügel und das Scheitel- bein nur ein einziger Knochen, und man findet zwischen diesen seinen beiden Hälften niemals eine Naht, so wenig, wie zwischen dem vordem Keilbeinflügel und dem Stirnbein. Uebrigens aber grenzen selbst die Scheitelheine bei der neugebornen Natter noch nicht aneinander, vielmehr kommt zwischen ihnen, den Stirnbeinen und dem Hinterhauptsbeine noch eine sehr grosse Fontanelle vor, die den grössten Theil der Hemisphären und des Vierhügels unbedeckt lässt. In den Ohrkapseln hatte die Verknöcherung schon vor Ablauf der vorigen Periode ihren Anfang genommen. In einer jeden solchen Kapsel war sie an zwei verschiedenen Stellen aufgetreten, so dass demnach anfänglich zwei Knochenkerne in ihr vorhanden sind. Der eine erscheint in dem untern und der andre in dem hintern Theile der Kapsel. Endlich findet sich zu Anfange dieser vierten Periode auch noch ein dritter Kern ein , und zwar in dem obern Winkel der Kapsel , worauf sie dann alle drei einander immermehr entgegenwachsen. Bei der Vergrösserung und Verbindung dieser Knochenkerne nun aber ereignet sich ein höchst merk- würdiger Umstand. Sie verschmelzen nicht so untereinander, dass sie zuletzt eine zusammen- hängende Knocbenkapsel für die häutigen Theile des Labyrinthes ausmachten , sondern bleiben nur durch häutige knorplige und sehr schmale Symphysen in Verbindung. Dagegen verwächst der eine aufs innigste mit dem ihm nächsten Seitenrande der Schuppe des Hinterhauptbeines , so dass diese Schuppe und der Kern schon bei den reifern Embryonen eine massig lange oblonge Tafel darstellt, deren jedes Ende eine kleine, ziemlich tiefe und unregelmässig geformte Schale darstellt, die einen Theil des vordem oder obern halbzirkelförmigen Kanales enthält. Der zweite Knochen- kern verschmilzt mit dem vordem Rande des Seitenlheiles vom Hinterhauptbeine , und stellt an diesem gleichfalls eine kleine unregelmässig geformte aber länglichere Schale dar, die den liefern oder untern Theil von dem hintern Schenkel jenes halbzirkelförmigen Kanales , und ausserdem noch den untern Kalkbeutel oder den Stellvertreter der Schnecke des Gcliörlabyrinlhes enthält. Die übrige Knochenmasse der Ohrkapsel aber schliesst die Mehrzahl der häutigen Theile des Labyrinthes ein, und ist an Grösse die überwiegende. Dieselbe Erscheinung, dass nämlich das Felsenbein gleichsam in drei Stücke zerfällt, von denen zwei mit dem Hinterhauptbeine verschmelzen, findet nach meinen Beobachtungen auch bei Lacerta agilis statt, und kommt wahrscheinlich, wenn wir aus dem spätem Zustande des Felsenbeines auf den frühem einen Schluss machen dürfen , auch bei den Krokodilen und Schildkrölen vor. *) — Eine Scbläfen- *) Windischmann de fenltlon anr'is in Amiplnhlls siructnra P, 18 — 20. 25* 196 Sechstes Kapitel. beinschuppe und eine Pars mastoidea bilden sich meines Erachtens bei den Schlangen niemals. Anmerkung. Die oben mifgetheilte Wahrnelimung, dass bei der Natter und der Eidechse in der urspiünglich einfachen knorpligen Kapsel, welche die häutigen Theile des Gehörlabyi-inthes einschliesst, und deren Zweck und Bedeutung Nichts weniger, als räthselhaft ist, drei rerschiedene Knochenstücke entstehen, und dass diese Stücke zu einer gewissen Zeit des Fruchtlebens wie Scheiben jene häutigen Theile bedecken , zeigt uns auch • den Standpunkt , aus dem verschiedene bei Fischen und SchUdkioten vor- kommende Knochenstücke der Hirnscliale, die den Anatomen räthselhaft gewesen zu sein scheinen, ■werden gedeutet werden müssen. Ich meine insbesondere folgende Knochenstücke : 1) dasjenige Stück der Fische, welches Bojanus für den hintern Flügel des Keilbeines, Meckel dagegen für das Felsenbein gehalten hat; 2) dasjenige Stück der Fische, welches Meckel Zitzenstück des Schlafjjeincs genannt hat; 5) dasjenige Stück der Schildkriite, welches Bojanus Zwickelbein, Cuvicr oberes Hinterhaupts- bein genannt haben. Alle diese Knochenstücke schliessen Theile des häutigen Gehürlabjrinfhes ein, und sind deshalb zu den Felsenbeinen zu zählen. Vielleicht auch gehören hieher das von Bojanus Zwickelbein von Cuvier aber oberes Hinterhauptbein genannte Knochenstück der Fische, ferner dasjenige Knochenstück der Schildkj'öten, welches Meckel Zitzenstück des Schlafljeines benannt hat, desgleichen auch die von Meckel sogenannte Schuppe des Schläfenbeines der Fische. Von den Knochen des Antlitzes nimmt der Zwischenkiefer insbesondre an Länge zu , indem der hintere Winkel des Dreieckes , das er darstellt , immer vorspringender Avird. Dieser nach hinten vorspringende Theil aber kommt zu liegen über dem Theile, zu dem die beiden paarigen Balken des Schädels verschmolzen sind , und der vorne zwei knorplio-e Flügel absendet, die zwei flache mit der convexen Fläche nach oben, mit der concaven nach unten gerichtete Schalen darstellen (§. 33). Von den Nasenbeinen, die sich dicht über diesen Schalen bilden, und die schon in der vorigen Periode an einander grenzen, biegt sich ein jedes, wo sie beide zusammenstossen, indem es an Grösse zunimmt , unter einem rechten Winkel nach unten um , so dass es nach einiger Zeit aus zwei blattartigcn und an Grösse ziemlich gleichen Hälften, einer horizontalen und einer senkrechten besteht. Die senkrechte Hälfte des einen Nasenbeines liegt der gleichen Hälfte des andern dicht an. Die knorphgen Schalen, auf denen die Nasenbeine ruhen, nehmen indess gleichfalls an Grösse zu , und wölben sich immer stärker. Die beiden Knochentafeln , die sich dicht unter den erwähnten Knorpelschalen um eine jede Nasendriise gebildet haben und eine Kapsel um diese darstellen , nehmen noch mehr an Umfang und Dicke zu, und schliessen sich auch an der obern Seile der Drüse innig an einander. Ueberhaupt aber erlangen sie schon jetzt in Hinsicht sowohl der Form, als auch der gegen- seitigen Lage ihre vollständige Ausbildung. Das Thränenbein, das Os sujrraorbitale , welches mit seinem Processus orbäah's posterior gleichfalls schon in der vorigen Periode entstanden war*), und der Oberkiefer nehmen zwar au Grösse noch bedeutend zu, erfahren aber sonst keine Veränderungen weiter, die besonders wichtig wären. Das Gaumenbein und Flügelbein vergrössern sich gleichfalls bedeutend, und die Knochenkerne von beiden wachsen einander entgegen bis zum Zusammenstossen. *) Meckel tat dieses KnocLenstück mit Unrecht für die Schuppe des Schläfenbeines gehalten. Sjstem i. vergl. Anatomie Theil II, Abtheil. 1, S. 518. Vierte Periode. 197 Die einzebien Knochcnslreifen, die sich um den Mcckelsclien Knorpel gelagert hatten, nehmen an L;ingc und Breite so zu, dass sie ;sich einander innig anschlicssen, ja zum Theil einander decken , so dass jener Knorpel schon vor der Enthüllung der Frucht von ihnen , wie von einer Kapsel, gänzlich eingeschlossen ist. Diese Kapsel nun ist der Unterkiefer. Sie besitzt schon bei reifern Früchten hinten eine Vertiefung für die Gelenkverbindung mit dem Quadralheine , denn das dafür bestimmte Skeletstück ist nicht entstanden durch Verknöcherung eines Thciles des Meckelschen Knorpels selbst, sondern gleichfalls, wie die übrigen Theile des Unterkiefers, durch Ablagerung von Knochensubstanz an der Oberfläche jenes Knorpels. Der Knorpel selber erleidet inzwischen nicht sowohl absolut, als vielmehr nur relativ eine Ver- kleinerung, indem er scheinbar etwas verkürzt wird. Selbst bei erwachsenen Nattern ist er noch zugegen , befindet sich in dem mittlem Theile des Unterkiefers , und hat bei ihnen eine viel grössere Dicke und auch eine etwas grössere Länge, als jemals zur Zeit des Fruchtlebens. — Der Knorpel des Quadratbeines erfährt eine Verknöcherung in seiner ganzen Substanz, und ist zu der Zeit der Enthüllung des Embryos beinahe völlig verknöchert. Seine Form verändert er nicht weiter, wohl aber um ein Bedeutendes seine Grösse. — Der Knochen, an welchem sein oberes Ende befestigt ist, also das Os tyinfanicum, nimmt mehr noch, als das Quadratbein an Grösse, besonders aber an Länge zu. In Folge davon und weil das Os tympanicum mit seiner vordem Hälfte fest an das Felsenbein angeheftet ist, wird das Quadratbein immer weiter nach hinten und jetzt schon über das Felsenbein eine Strecke hinausgeschoben. §. 72. öilöung öer Änocljensubstan?. In den Grundlagen der Schädelknochen, mögen sie als wahre Knorpel, oder nur als ein verdichtetes Blastem, das sehr zerstreut liegende Knorpelkörpercben enthält, erscheinen , erfolgt die Verknöcherung zuerst unter der Form von äusserst kleinen einander nicht berührenden Körperchen, den sogenannten Knochenkorperchen. In einigen Theilen des Schädels treten sie sogleich ziemlich gedrängt beisammen auf, in andern dagegen, wie z. B. an der Stelle, wo sich zu einer gewissen Zeit des Fruchtlebens unter der dritten Hirnmasse die herzrörmige Lücke befindet, in recht weiten Entfernungen von einander. *) Allmählig aber nimmt ihre Zahl immer mehr zu, indem theils zwischen den schon vorhandenen, theils an dem Umfange des Raumes, in dem sich diese befinden, neue entstehen. Zuerst sind sie ganz einfach und an der Oberfläche ganz glatt, haben aber verschiedene Formen. Einige nämlich sind eiförmig und an beiden Enden abgerundet , andre zwar ebenfalls eiförmig , doch an dem dünnern Ende in eine kurze Spitze ausgezogen, und noch andre, jedoch verhiütnissmässig nur wenige, unrcgelmässig rundlich. Wie es scheint, sind sie nahe verwandt mit den Kalkkrystallen, welche sich in den Höhlen des Gehörlab^Tinthes ablagern , und unterscheiden sich von diesen , was die Gestalt anbelangt , nur durch den Mangel einer bestimmten Krystallform und durch eine geringere Regelmässigkeit. Die Ursache davon mag allerdings in einer etwas verschiedenen chemischen Beschalfenbeit beider Arten von Körperchen liegen , zum Theil jedoch vielleicht auch darin , dass sich die Knochen- körperchen in einer festen , ihre freie Entwickelung etwas beschränkenden Substanz bilden, *) Dass jedes Knochenkorperchen ursprünglich ein Knorpelkörpercben war, ist unlängst vonMiescher erwiesen worden. 198 Secbstes Kapitel. indess die Krystalle des Gehörlabyrinthes in einer tropfbaren Flüssigkeit entstehen. Auch die Grösse der Knochenkörperchen ist nicht eine fest bestimmte , sondern eine verschiedene , was wahrscheinlich der Hauptsache nach von ilu'em Wachsthume abhängen mag. Doch ist die Ver- schiedenheit im Ganzen nur geringe. Einige von denjenigen, die eine mittlere Grösse hatten, zeigten mir, als ich sie mittelst eines von Schick gearbeiteten Schraubenmikrometers mass, einen Duchmesser von —„-^ einer Pariser Linie. — Noch will ich bemerken, dass in einigen platten Knochen, wie namentlich in den Keilbeinflügeln , die länglich - eiförmigen Körperchen der Mehrzahl nach so lagen, dass sie ihre Spitzen gegen die Ränder der Platte gekehrt halten, also von einem gemeinschaftlichen Mittelpunkte der Platte aus einander fuhren , wodurch nun das Ganze ein etwas strahlenförmiges Aussehen erhielt. Mit der Zeit senden die beschriebenen Körperchen bei altern Embryonen nach ver- schiedenen Richtungen etliche, im Ganzen jedoch nicht viele massig lange und sehr zarte Strahlen aus, die gleichfalls aus Knochensubstanz bestehen, und ihnen eine Aehnlichkeit von manchen mit Stacheln besetzten Pflanzensamen geben. Einige von diesen Strahlen erscheinen einfach , andre unter einem spitzen Winkel gabelförmig gespalten, und fast alle, besonders die längern, sind schwach geschlängelt. Indem sie sich verlängern und mehren, greifen die der einander benach- barten Körperchen mehr oder weniger zwischen einander, und es werden schon dadurch die einzelnen Körperchen mit der Zeit immer unkenntlicher. Weit mehr aber noch werden diese dem Auge des Beobachters dadurch entzogen, dass zwischen den Knochenkörperchen und deren Strahlen Knochenerde ohne bestimmte Form abgelagert wird , so dass von ihr das Bindemittel jener Theile, nämlich der Knorpel, allenthalben durchdrungen wird. Anfangs erscheint sie nur wie ein Hauch oder dünner Anflug und steht in quantitativer Hinsicht jenen Körperchen sehr nach, weshalb sich dieselben dann noch ohne alle vorhergegangene Präparatiou eines Skeletstückes erkennen lassen : allmählig aber nimmt sie an Masse immer mehr zu, füllt die Räume zwischen den Knochenkörperchen und deren Strahlen aus, kittet sie zusammen, und verbirgt sie völlig. Der Vergleichung halber habe ich auch Knochen von Embryonen andrer Wirbelthiere auf die Knochenkörperchen untersucht. Bei altern Embryonen des Blennius viviparus fand ich sie namentlich in dem Grundstücke des Hinterhauptbeines und in dem Quadralbeine in Menge und daher recht dicht gedrängt, dagegen in verschiedenen langgestreckten Knochen des Kopfes nur sparsam, so dass in diesen letztern der formlose Antheil des Kalkes der bei weitem überwiegende war. In jenen erstem oder breitern Knochen waren sie ferner sehr unregelmässig, ja recht häufig mit mehrern Facetten versehen : in den letztern dagegen hatten einige von ilinen eben dieselbe Gestalt, andre aber waren sehr lang gestreckt, so dass die Länge von einigen wohl achtmal und noch mehr ihre Dicke übertraf. Ja nicht selten lagen in diesen letztern Knochen mehrere von ihnen in einer Reihe dicht hintereinander, so dass sie zusammen eine lange hie und da etwas unterbrochene Linie zusammensetzten : und hierauf mag zum Theil der Umstand beruhen, dass die meisten Knochen der Grälhenfische sich so leicht, wenn man sie zertheilt, der Länge nach fasern. Wie aber auch die Form dieser Knochenkörperchen beschaffen war, uie habe ich an ihnen solche Ausstrahlungen (Stacheln) bemerken können, wie an denen höherer Wirbelthiere; und aus dieser Beschaffenheit lässt sich zum Theil wohl der geringere Zusammenhang der Substanz der Gräthen erklären. — In den platten Knochen von verschiedentlich alten Froschlarven fand ich sie zum Theil rundlich, zum Theil vielseitig: von Ausstrahlungen Vierte Periode. 199 aber konnte ich nur schwache Andeutungen erkennen, indem nur hier und da eine Ecke stärker vorzuspringen und einen sehr kurzen Strahl zu bilden schien. — An verschiedenen Knochen des Hühnchens und verschiedenlHch alten Embryonen von Eidechsen und Säugethierea bemerkte ich , dass hei allen diesen Thieren die Knochenkörperchen eine ähnhche ursprüngliche Form haben , und im Allgemeinen einen eben solchen Entwickelungsgang nehmen , wie bei den Schlangen. Die Verschiedenheiten, die sie hei diesen verschiedenen Thieren darbieten, beruhen Iiauplsächlich darauf, dass sie bei den Vögeln und Säugetliieren absolut etwas grösser werden, als bei den Schlangen und Eidechsen , und dass die der Säuge ihiere die absolut und relativ längsten Strahlen aussenden. Schliesslich wäre noch zu bemerken, dass das strahlenrurmige Aussehen, das bei höhern Wirbelthieren die Substanz mancher tafelRirraigcr Knochen zur Zeit ihrer Entwickelung darbietet, wie überhaupt wohl die Form der Knochen, nicht sowohl von dem Entstehen und einer besondern Gruppirung der Knochenkörperchen abhängt, als vielmehr von dem andern festern Theile der Knochen, in welchen jene Körperchen gleichsam eingesprengt sind. §.73. © cl) t r n u n ö K ü ck e n m (i r k. Die Hemisphären des grossen Gehirnes werden jetzt im Verhältniss zu ihrer Länge noch breiter, als es schon in der vorigen Periode der Fall war, und jede wendet und wölbt sich mit ihrer nach hinten und aussen gekehrten Ecke noch mehr hinab : von den beiden Anschwellungen aber , die sich in der Höhle einer jeden gebildet hatten , nimmt vorzüglich die nach aussen gelegene , welche das Corpus striatum höherer Thiere vorstellt, nicht unbedeutend an Umfang und besonders an Dicke zu. — Die Einfurchung an der obern Seite des Vierhügels wird tiefer, die Höhle desselben aber verhältnissmässig kleiner. — Die vordre Hälfte der hintern Hirnmasse oder das Hinterhirn schwillt an ihrer untern Seite beträchtlich an. Dagegen nimmt das kleine Gehirn nur wenig an Umfang unfi namentlich an Dicke zu. Das verlängerte Mark kommt mit dem Anfange des Rückenmarkes in einer geraden Linie zu liegen und seine Wandung verdickt sich nicht unbedeutend, was denn zur Folge hat, dass die vierte Hirnhöhle und ihre Oeffuung kleiner werden. Die Decke dieser Höhle schwindet in dem Maasse , dass sie am Ende des Fruchllebens nur einen schmalen kleinen Bogen darstellt. Ueberhaupt aber erhält das Gehirn jetzt schon ganz dieselbe Form, die es bei den erwachsenen Nattern gewahr werden lässt. Die drei Plexus choroidci der ersten und zweiten Hirnmasse nehmen zwar am Anfange zu, füllen jedoch die Höhlen dieser Massen lange nicht aus. Am meisten verändern sich die beiden vordem oder diejenigen, welche in den Seitenventrikeln des grossen Gehirnes enthalten sind, indem sie nicht blos sich mehr verlängern, sondern auch an ihren vordem Enden noch einige kleine Erhöhungen erhalten. Näher angegeben erlangen die drei Aeste, in die ein jeder vordere Plexus zu Anfange dieser Periode ausläuft , eine etwas grössere Länge und wandeln sich in kleine Kolben um : dicht hinter ihnen aber bilden sich auf dem Stamm , von dem sie ausgehen , einige kleine warzenförmige Hervorragungen , deren Zahl ungefälir bis auf zwölf steigt. — Bei den erwachsenen Nattern haben die beschriebenen Plexus einen nicht sehr viel grössern Umfang , als bei den zur Enthüllung reifen Embryonen , wohl aber eine etwas 200 Sechstes Kapitel. andre Form. Alle drei sind verhältnissmässig länger, also schlanker, zumal die beiden vordem (Tab. VI, Fig. 21). Von diesen geht ein jeder nach vorne in einen dreiseitigen fast schaufel- formigen Theil über, der sich mit drei oder vier neben einander liegenden schmalen, gekrümmten, und geschlängelten Lappen endigt, hinter diesen Lappen aber mit einer grossen Anzahl kleiner warzenförmiger Auswüchse besetzt ist, wodurch sowolil seine Ränder, als auch seine Flächen ein rauhes und fast zottiges Aussehen erhalten haben. Auf dem hintern oder unpaarigen Plexus aber, welcher in dem ^Aquaeductus Sylvii seine Lage hat , sind die Gyri und Sulci, die er bei altern Embryonen bemerken lässt , nicht mehr so deutlich , wie bei diesen. Die Glandula yinealis nimmt nur sehr wenig an Umfang zu, mehr dagegen ver- gi-össert sich die Glandula yituitaria: auch gewinnt die Wandung des Bläschens, das diese letztere Drüse darstellt, nicht unerheblich an Dicke, ohne dass jedoch die Höhle desselben ganz verloren geht. Dagegen konnte ich bei den erwachsenen Nattern in diesem Gebilde keine Höhle mehr auffinden : vielmehr ist es bei ihnen ganz dicht. Uebrigens hat es bei ihnen ganz die Beschaffenheit einer Blutdrüse, und besteht, wie etwa die Glandula tlujreoidea der Säuge- thierc , aus stark verzweigten strauchfürmigen Blutgefässen , besonders Venen , und einer ver- hältnissmässig recht grossen Masse eines körnigen und etwas bröckligen Gewebes , das als Bindungsmittel für die Gefässe dient (Tab. \1, Fig. 22). §•74. 5 i n it c s w e r k M « 9 f- Die beiden Aeste der Zunge nehmen nicht unbedeutend an Länge zu, und werden dabei pfriemenformig , indem sie sich nach vorne sehr stark zuspitzen. Die Haut aber , aus der sie der Hauptsache nach bestehen, nimmt ein schwarzes Pigment auf, und wird zuerst grau, dann schwarz gefärbt. Auch wird ihre Epidermis dicker und fester. — Nimmt man einen Embryo, der beinahe zur völligen Reife gelangt ist , aus seinen Eihüllen heraus , so ist es eine seiner ersten Handlungen, dass er die Zunge ausstreckt und sie hin und her schwingt. — Nach dem, was ich hier und im 52sten Paragraphen vorgetragen habe, geht bei der Natter die Entwickelung der Zunge über mehrere Stufen hinweg, die wir bei vielen Sauriern als bleibend antreffen. Anfangs verhält sich diess Organ in Hinsicht der Form und Verbindung, wie bei den Krokodilen für immer, dann wie bei den Kurzzünglern und Dickzünglern, endlich wie bei den Spaltzünglern, z. B. den Lacerten , worauf es in der .Verlängerung seiner Aeste noch einen Schritt w eiter thut. Denn bei keinem spaltzüngigen Saurier haben die Zungenäsle, soviel mir bekannt, eine verhältnissmässig so bedeutende Länge, wie bei der Natter und andern Schlangen. Die beiden vor der Riechhaut gebildeten Säckchen, oder die Geruchsorgane, werden schwärzlich - grau und nehmen an Grösse noch etwas zu, ändern aber nicht auffallend ihre Form. Auch die Nasendrüse behält ihre frühere Form, und nur die beiden Knochenscbalen , welche die Kapsel derselben ausmachen , verändern nicht blos ihre Grösse , sondern auch noch etvvas ihre Form. Die von der Mundhaut gebildete Falte , welche die untern (Innern) Nasenlöcher schon in der vorigen Periode verdeckte, wird breiter und dicker, und erhält dabei in der Mitte ihres freien Randes einen leichten Ausschnitt. — Da die erwähnte Falte seitwärts nur an den vordersten Theil der Gaumenbeine angeheftet ist, und da diese Knochen zeitlebens nur sehr schmal bleiben und in ihrer ganzen Länge weit von einander abstehen , so entspricht das Vierte Perlode. 201 Geruclisorgan der Natter, wie überhaupt der Schlangen, nur der obern vordem Hälfte des gleichnamigen Organes der Säugethierc, derjenigen Hälfte nämlich, welche das Siebhein enthält. Das Auge erleidet zwar ebenfalls keine wescnllichcn A^eränderungen weiter, bildet sich aber vollständig aus. Die Linsenkapsel löst sich bei dem Uebergangc der vorigen in diese Periode von der Hornhaut los, bleibt aber von der Iris umfasst. Sowohl die Sclerotica, als auch die Cornea werden dicker, doch lässt die erstcre hocli bei Neugebornen weit mehr, als bei Erwachsenen, die Choroidea durchscheinen. Weniger ucbmen Choroidca und Iris an Dicke zu, und die letztere lässt selbst bei Neugebornen keine Spur von Fascrung, sondern dasselbe Gefüge , wie die erstere, gewahr werden. Am wenigsten aber gewinnt die Retina an Dicke, so dass sie am Ende des Fruchtlebens etwa nur noch einmal so dick ist , als die Sclerotica und Choroidea zusammengenommen, was freilich immer noch ein Verhältniss ist, wie es zu Gunsten der Retina bei Erwachsenen nicht gefunden wird. Dagegen besteht sie bei reifem Früchten und Neugebornen deutlich aus zwei verschiedenen Schichten, von denen die äussere eine schwache Faserung bemerken lässt, die innere aber etwas dicker, weicher und durchweg körnig ist. Bis zu der Iris bleibt sie allenthalben ziemlich gleich dick, und scheint daselbst in der letzten Zeit des Fruchllebens auf den ersten Augenblick scharf abgeschnitten zu sein : untersucht man sie aber näher , indem man das Mikroskop zur Hand nimmt , so findet man, dass dort nur die äussere Schichte ihr Ende hat , dagegen die innere , dünner Averdeud , sich noch weiter fortsetzt, die hintere Fläche der Iris dicht bekleidet, und bis zur Linsenkapsel hinreicht. Augenscheinlich verlrill diese Fortsetzung die Zonula Zinnü des Menschen. Ich vermuthe deshalb , dass der Unterschied zwischen der Retina und der Zonula hauptsächlich darauf beruht , dass aus der allenthalben gleichartigen körnigen Substanz , aus welcher die dem Augapfel angehörige Ausstülpung des Gehirnes ursprünglich besteht, die Nervensubstanz sich nur in der hintern grossem Hälfte dieses Theiles ausbildet, in der vordem kleinem Hälfte aber eine solche Ausbildung von Nervensubslanz unterbleibt. — Ein Corpus ciliare kommt bekannter- maassen bei der Natter nicht vor, wohl aber habe ich schon in der letzten Periode des Frucht- Ichens bei ihr ein ziemlich breites und ziemlich dickes Ligamentum ciliare gesehen. — Die in der Augenhöliie befindliche Drüse nimmt nicht blos an Dicke, sondern auch an Länge bedeutend zu , so dass ein recht grosser Theil von ihr schon hinter dem Auge unter der Hautbedeckung zu liegen kommt. Die Ohrkapsel erhält auch in dieser Periode noch eine ansehnliche Vergrösserung ihres Umfanges : besonders aber nimmt sie an Höhe zu , indem ihr oberer Winkel nach oben weiter hinauswächst , und wird in ihrer Mitte auch dicker. Desgleichen verknöchert sie jetzt vollständig (§. 71) , indem die schon früher eingeleitete Verknöcherung von vorne und von hinten immer weiter gegen die Mitte vorscbreitet , ausserdem auch an dem obern Winkel der Kapsel sich einstellt, und von da aus nach unten gleichfalls bis zu der Mitte bin fortschreitet. So entstehen denn in der Ohrkapsel drei Knochenkerne , die sich immer weiter ausbreiten. In der äussern Wandung der Kapsel treffen sie endlich da zusammen, wo sich das eirunde Fenster befindet, in der Innern Wandung aber an der OefTnung, durch welche der Gehörnerve hindurch geht. Doch verschmelzen sie während des Fruchtlcbens nicht untereinander, sondern berühren sich nur : wohl aber verschmilzt gegen das Ende dieser Periode der hintere Knochenkern mit dem Seitentheilc des Hinterhauptbeines, und der obere mit der Schuppe eben desselben Knochens. — 26 202 Sechstes Kapitel. Zur Befestigung des Paukenbeines bildet sich an der äussern Wand des Felsenbeines für jetzt nur eine schwache Längsfurche. * Der häutige Vorhof des Ohres wölLt sich, wie die innere (dem Gehirn ,zugekehrte) Wandung des Felsenbeines, stärker nach innen hervor, und füllt sich immer mehr mit Kalk- krystallen an, die jetzt ein Concrement bilden, das besonders in seiner Mitte eine recht grosse Festigkeit erhält, und den Vorhof zum grossen Theile ausfüllt. Die halbzirkelförmigen Kanäle erfahren keine Veränderung weiter, als dass sie länger werden. Das Kalksäckchen , das von dem häutigen Vorhofe nach oben abgeht , vergrössert sich noch mehr , und w ird besonders an seinem obern Theile dicker. Auch kommt es mit seinem abgerundeten oder obern Ende dem gleichen Gebilde der andern Seitenhälfte noch immer näher, so dass es dasselbe zuletzt beinahe berührt. Ueber diesen beiden Säckchen aber bildet sich die Schuppe des Hinterhauptbeines, und ihre Substanz wuchert nach innen (gegen die Schädclhöhle) um dieselben, so weit sie von dem angegebenen Knochen bedeckt werden , allmülilig so herum , dass die einander zugekehrten Hälften der Säckchen endlich davon ganz eingeschlossen werden. *) — Was die Schnecke an- belangt , so wäre darüber Folgendes anzugeben. Der kurze , stumpfe , von aussen und innen ein wenig abgeplattete und nach vorne etwas umgebogene Anhang des häutigen Vorhofes nimmt nur gleichmässig mit diesem an Umfang zu , so dass er im Vergleich zur Schnecke der Säuge- thiere und gelbst der Vögel nur sehr klein genannt werden kann. Wohl aber wird seine Wandung ein klein wenig dicker und zugleich elastischer, als die des Vorhofes, so dass er auf Querdurciischnitten gewöhnlich , so wie eine Arterie , ein offenes Lumen behält. Jedoch entsteht in diesem Anhange während des ganzen Fruchtlebens nicht die mindeste Andeutung von einer durch ihn der Länge nach hindurchgehenden Scheidewand , noch auch von einer sogenannten Flasche (Lagejia) : vielmehr bleibt er, was ich auf Grund von einer Menge deshalb angestellter Untersuchungen wohl mit Zuverlässigkeit angeben kann , fortwährend ganz einfach. Es ist mir dieser Umstand besonders deshalb aufgefallen, weil Windischmann bei einer Art von Dipsas sowohl eine Scheidewand der Schnecke, als auch eine ihr anhängende Flasche fand**), und es fragt sich jetzt noch, ob auch bei der erwachsenen Natter, wie selbst bei den reifsten Embryonen von ihr, jene Theile fehlen. Noch ein andrer Umstand, der mir sehr aufgefallen ist , besteht darin , dass ich in der letzten Zeit des Fruchtlebens innerhalb des beschriebenen Anhanges entweder gar keine , oder doch nur höchst wenige Kalkkrystalle mehr vorfand. Da nun aber diese Krystalle wohl schwerlich wieder aufgelöst werden können , so bleibt nur die Vermuthung übrig, dass sie durch die weite Oelfnung, die sich zwischen den Höhlen des Anhanges und des häutigen Vorhofes befindet, in diesen letztern Theil des Ohres hinüberwandern und zur Vergrösserung des oben erwähnten Concrements beitragen. — Ein besonderes Schnecken- *) Auch bei der erwachsenen Natter fand icL das mit Kalkkrystallen angelullte SäckcLen anf. Es hat bei ihr eine ähnliche Form, wie bei dem reifern Embryo: auch ist sein in den Vorhof übergehender Theil, oder der Hals, wie bei dem reifern Embryo, nur sehr dünne. Drückte ich auf dasselbe, so gingen die in ihm enthaltenen Kalkkrystalle nicht in den Vorhof über: vielleicht kommt also, wo sein Hals in den Vorhof übergeht, späterhin inwendig eine zarte Scheidewand vor, oder es ist der Hals daselbst vielleicht auch verwachsen. Uebrigens liegen bei der erwachsenen Natter die Säckchen beider Seitenhälften viel weiter aus einander, als bei dem Embryo in der letzten Zeit des Fruchllebens. **) Am angef. Orte S. 43. vierte Pertode. ' 20^ fenstcr (Fenestra rotunda) habe ich weder bei altern Embrj'onen, noch auch bei erwachsenen Nattern, und eben so wenig auch an dem Schädel eines fast 7 Fuss langen Python tigris gefunden, obgleich Windischmann hei einer Dipsas eine solche Oeffuung bemerkt haben will. Wohl fand ich zwar bei jenen Schlangen gleich hinter dem grossen Vorhofsfenster eine viel kleinere Ocffnung, docJi sah ich durch diese bei der Natter einen Nerven zum Vorschein kommen ; und was den Python anbelangt, so drang eine Schweinsborste, die ich in jene Ocffnung hinein- schob, ohne das mindeste Hinderniss in die Schädelhöhle hinein. — Das V^orhofsfenster erhält eine ansehnliche Grösse und eine fast zirkelrunde Form. Seine Lage hat es nach aussen von dem untern Theile des häutigen Vorhofes und dem obern Theile des Stellvertreters der Schnecke, Um mich über die anatomische Bedeutung des beschriebenen untern Anhanges des häutigen Vorhofes zu unterrichten , untersuchte ich den Labyrinth bei verschiedentlich alten Embryonen des Haushuhnes und verschiedener Säugethiere , die ich in Weingeist aufbewahrt hatte , und ward gewahr, dass bei diesen Geschöpfen die Schnecke einen eben solchen Ursprung nimmt, wie jener Anbang. Auch sie nämlich entsteht durch Ausstülpung aus dem häutigen Vorhofe, und ist anfänglich ebenfalls ein sowohl innerlich, wie äusserlich ganz einfacher Anhang desselben, der eine häutige Beschaffenheit hat und in einer ganz einfachen Ausbuchtung der knorpligen Gehörkapsel liegt. Sehr rasch aber nimmt dieser Anhang an Länge zu, zumal bei den Säuge- thieren, krümmt sich nur wenig bei den Vögeln, rollt sich aber sehr stark bei den Säugethieren innerhalb der noch immer einfachen Ausbuchtung der Gehörkapsel zusammen , wird bei jenen und diesen viel dickwandiger, als der häutige Vorhof selbst, dem er seinen Ursprung verdankt, und schlägt von seiner dem Gehirne zugekehrten Seite aus eine Falte , die bald zu einer voll- ständigen durch die Länge des Rohres gehenden Scheidewand wird. Erst geraume Zeit, nachdem die erwähnte Falte entstanden ist , wächst bei den Säugethieren von der Ausbuchtung der Gehörkapsel, die den häutigen Theil der Schnecke lose umschliesst, eine spiralförmig aufgerollte Leiste zwischen die beiden Blätter der Falle hinein , und wandelt sich dann zu dem knöchernen Antheile der Lamina spiralis der Schnecke um. — Bei den Vögeln bleibt der häutige Theil der Schnecke fortwälirend in Verbindung mit dem häutigen Vorhofe , und erscheint für immer als ein Anhang desselben. Bei den Säugethieren aber scheint er sich allmählig von diesen abzuschnüren und sich von ihnen zu trennen. Ob dabei der Sacculus rotundus, von dem bei andern Thieren Nichts ähnliches sich vorfindet , seine Entstehung nimmt , so nämlich , dass er der oberste Theil des sich abschnürenden häutigen Schneckenrohres ist, der mit dem Alveus communis (Sacculus ovalis) in Verbindung bleibt , mag Gegenstand fernerer Untersuchungen sein , die ich über die Entwickelung des Felsenbeines und seines Inhaltes bei den Wirbelthieren im Allgemeinen noch anzustellen gedenke. Durch die hier milgetheilten Beobachtungen über die Entwickelung der Schnecke höherer Thiere ist, wie mir däucht, auch ein Aufschluss über die anatomische Bedeutung des bei den Gräthenfischen und Stören vorkommenden Anhanges des häutigen Vorhofes gegeben , der für gewöhnlich der Sack genannt wird. Derselbe steht bei den Stören mit dem häutigen Vorhofe in unmittelbarer Verbindung, indem zwischen beiden nur eine schwache Einschnürung vorkommt, so dass hier im Ganzen genommen fast ein eben solches Verhältniss vorhanden ist, wie bei der Natter. Bei den Gräthenfischen aber steht er durch einen mehr oder weniger langen Kanal, wie durch einen Stiel mit dem häutigen Vorhofe in Verbindung; doch ist dieses Verhältniss, 20" 204 (Sechstes Kapitel. wie ich beim Bleniiius bemerkt habe , ein später entstandenes und dadurch bewirktes , dass sich beide Theile , wie bei den Säugethieren , mit der Zeit immer mehr von einander entfernen, wobei denn der erwähnte Kanal allmählig ausgesponnen wird. Noch eine andre Aebnlichkeit zwischen jenem Anhange der Fische und der Schnecke hölierer Thiere giebt sich darin kund, dass in ihm, wie namentlich in der Schnecke der Natter, Kalk abgelagert wird, und dass in ihm bei den meisten Grätlienfischen, wie in der Schnecke der Vögel und Säugethiere, auch eine Scheidewand gebildet wird, die seine Höhle in eine vordere und in eine hintere Kammer theilt. — Aebnlich wie bei den Gräthenfisc])en , ist aber auch der Stellvertreter der Schnecke bei den Schildkröten beschaffen , indem er einen häutigen Sack darstellt , der durch einen langen Gang mit dem häutigen Vorhofe in Verbindung steht. — Ueberblicken wir nun endlich die Wirbel- thiere in Hinsicht auf die Ohrschnecke , so ergiebt sich : 1) dass eine jede Spur von ihr bei den Cyclostomen und Plagiostomen fehlt; 2) dass sie am einfachsten bei der Natter gebildet ist, indem sie bei ihr (wenigstens selbst bei Neugebornen) nur einen kurzen weiten Anhang des häutigen Vorhofes dar- stellt , der w eder von diesem durch eine Einschnürung gesondert ist , noch auch eine Scheidewand besitzt; ■ 3) dass dieselbe bei den Schildkröten und manchen Gräthcnfischen zwar ebenfalls äusserlich, wie innerlich sehr einfach erscheint, jedoch in so ferne selbstständiger geworden ist, als sie nur noch durch einen engen Gang mit dem häutigen Vorhofe zusammenhängt; 4) dass sie bei den übrigen Gräthcnfischen nicht blos in eben demselben Grade selbstständig geworden ist, sondern auch noch dadurch eine höhere Entwickelung erlangt hat, dass sie im Innern mit einer Scheidewand ausgerüstet ist; 5) dass sie in einem noch weit höhern Grade bei den (meisten?) Schlangen, den Sauriern und Vögeln entwickelt erscheint; dagegen weit weniger von dem häutigen Vorhofe abgegrenzt ist , als bei den Schildkröten und Grälhenfischen ; und ^ 6) dass sie sich am höchsten entwickelt, am meisten sich vergrössert, und am stärksten sich von dem häutigen Vorhofe abgegrenzt hat bei den Säugethieren, mit Ausnahme jedoch der Monolremen. §. 7d. 3dl)ne, Cipp^nlrrüsen unir IDartnkanol. Einige Zeit nach dem Beginn der vierten Periode entsteht unter jedem Oberkieferbeine, unter jedem Gaumen- und Flügelbeine, und auf jeder Seitenhälfte des Unterkiefers eine einfache lange Reihe äusserst kleiner warzenRirmiger Erhöhungen der Mundhaut. Trennt man einen schmalen Längsstreifen der Mundhaut ab, auf dem sich mehrere dergleichen Erhöhungen befinden, presst ihn zwischen zwei Glastafeln, und bringt ihn unter das Mikroskop ; so wird man in dem zerdrückten Hautslücke eben so viele höchst kleine Zähne gewahr werden, als früher auf ihm Erhöhungen vorkamen. Wie die Zähne grösser werden, nehmen auch die erwähnten Auswüchse der Mundhaut, in denen sie eingeschlossen sind, an Grösse und besonders an Höhe zu, und selbst bei völlig reifen Embryonen habe ich nicht bemerken können, dass jene schon aus diesen hervorragten. *) Etwas später, als eine solche Reihe von Zahnbehältern , entstehen dicht neben *) ^Yeit grösser, als bei neugebornen Nattern, sind die Zähne bei neugebornen BlindscLleichen. Ticrte Periode. 205 ihr zwei zarlc Falten der Mundliaut , die sie zwisciicn sich uelimen , rasch sich vergrössern, nacli einiger Zeil sie überragen nud verdecken , und an ihrem Rande eine Menge sehr kleiner warzenrörmiger Erhöhungen erhalten (Tab. VII, Fig. 3). Man kann diese Falten auch bei erwachsenen Nattern sehen. In Hinsicht der Zähne aber selbst wäre noch anzuführen , dass ein jeder anfangs als eine dreieckige längliche Platte erscheint, deren Seitenränder um so mehr einander genähert und zusammengekrümmt sind, je näher nach dem Scheitel hin, bis sie in eine kurze dichte Spitze übergehen , die eben den Scheitel des Ganzen ausmacht. Nachher aber wird die Spitze länger, und erhält über den biattartigcn rinncnrdrmigcn Tbeil das Uebergewicht. Demnach findet zwischen den Zähnen der Natter und den Giftzähnen anderer Schlangen ursprüng- lich eine aulfallende und nicht zu verkennende Aehnlichkeit statt. Die Lippendrüsen kommen gleichfalls erst in dieser vierten Periode zum Auftreten. Anfangs sind sie sehr schmale und äusserst dünne Längsstreifen von einer wcisslichen und massig harten Substanz, die in den Lippen dicht unter der Hautbedeckung liegen. Darauf werden sie nicht blos liüigcr, sondern auch breiter und dicker ; doch haben sie selbst bei Neu- gebornen eine verhältnissmässig viel geringere Grösse, als bei den Erwachsenen. Speiseröhre und Magen schwellen noch etwas mehr an, indem sich in ihnen die gallertartige in Fäden ausziehbare Flüssigkeit in grösserer Masse anhäuft. Auch nimmt ihre Länge und die Dicke ihrer Wandung nicht unbedeutend zu. Verhältnissmässig aber noch mehr verlängert sich der Darm, weshalb denn theils die Schlinge, die er vorne schon gebildet hatte, grösser wird , theils die Zahl und Tiefe seiner Schlängelungen zunimmt. Die Anschwellung, die sein hinterster Theil erhallen halte, wird weiter; und es entwickelt sich dieser Theil zu einem kurzen und geraden Dickdarm. Der übrige Theil aber, oder der Dünndarm, bleibt fortwährend recht enge. In dem Magen und der Speiseröhre werden die Längsfalten höher und dicker, das zarte Netzwerk von kleinen Falten aber, das in der hintern Hälfte des Magens zwischen und auf jenen Falten entstanden war, vergrössert sich nur wenig. Die dicküche in Fäden ausziehbare Flüssigkeit, die sich in der Speiseröhre und dem Magen angehäuft hatte, verschwindet gegen das Ende des Frucbllebens ganz allmählig, so dass bei neugebornen Nattern von ihr nur noch eine massig grosse Quantität in der vordem Hälfte des Magens vorgefunden wird, die Speiseröhre aber und die hintere Hälfte des Magens leer und zusammengezogen sind. Wahrscheinlich wird die gedachte Flüssigkeit absorbirt. Die Längsfalten, die von der Schleimhaut des Dünndarmes gebildet worden waren, werden höher und biegen sich vielfach nach allen Seiten aus, so dass sie in ihrer ganzen Länge einen zickzackförmigen Verlauf, und wegen der Kleinheit und Regelmässigkeit dieser Ausbiegungen ein höchst zierliches Aussehen erhalten. Die Klappe des Dickdarmes wird ziemlich breit, und es entstehen in dem weitern Theile dieses Darmstückes gegen Ende des Frucbllebens etliche schwach angedeutete Querfalten. Gleichzeitig nimmt die Schleimhaut des ganzen Darmkanales nicht unbedeulend au Dicke zu, bleibt aber mit den übrigen Häuten in einem recht festen Zusammenhange, oder erhält vielmehr einen noch feslern Zusammenhang mit ihnen, als sie schon früher besass. Von einer Häutung dieser Membran aber habe ich weder bei reifern Embryonen, noch auch bei jungen Nattern , die erst vor einigen Stunden das Ei verlassen hatten , das mindeste Anzeichen bemerken können. Dagegen habe ich bei neugebornen Blindschleichen (Anguis 206 Secbstes Kapitel. fragüis) allerdings im Darme mehrere recht grosse Lappen von einer zarten Haut gefunden, die für eine solche Häutung des Darmes sprachen, wie Valentin sie bei den Säugethieren gefunden haben will. — Das Merkwürdigste aber, was ich über den Darmkanal hier anzuführen wüsste , ist der Umstand , dass in ihm weder bei Embryonen , noch auch bei Neugebornen in den ersten Stunden ihres selbstständigen Lebens , auch nur der kleinste Tropfen von Galle vorkommt, obgleich die Gallenblase davon strotzt. Bei Blindschleichen aber, die in meiner Wohnung so eben geboren waren, fand ich in dem Darm eine nicht geringe Quantität von Galle. §. 76. Ccbfr, .l3aucl)gpeicl)fUrüse unö iHilj. Die Leber, obschon sie in ihrem Wachsthum keinen Stillstand macht, entfernt sich doch noch immer mehr vom Herzen, und in einem noch grössern Maasse von der Bauchspeicheldrüse, weil sie weniger an Länge zunimmt, als die Speiseröhre und der Magen. Ihre Form erleidet keine auffallende Veränderung, und auch ihre Stellung bleibt eine solche, dass ihre convexe Seite nach unten und ein wenig rechts hingekehrt ist. Die Gallenblase schwillt stärker an, und wird mit einer ziemlich dunklen grünen Galle angefüllt. Der Ductus hepaticus wird be- deutend ausgesponnen, nur wenig dagegen A^v Ductus cysticns, und der Ductus choledochus bleibt in dem Pancreas versteckt. Die Bauchspeicheldrüse nimmt an Umfang nur massig zu, wie sie denn ja auch bei Nattern, die schon erwachsen sind, eine nur geringe Grösse hat. Auch ihre Form erleidet eine nur geringe Veränderung, denn am Ende des Fruchtlebens erscheint sie als ein etwas längliches und etwas platt gedrücktes Oval , dessen dickere Hälfte für den Durchgang des Ductus choledochus durchbohrt ist. Gleichfalls vergrössert sich die Milz nur wenig, und verändert nur in so fern ihre frühere Form, als sie im Verhältniss zu ihrer Höbe etwas dicker wird. Ihre ursprüngliche Verbindung mit dem Pancreas behält sie für immer bei. §. 77. 2ltl)inungsi»frk?eu0f. Die rechte Lunge, die am Ende der vorigen Periode bis in die Gegend der Bauch- speicheldrüse reichte , verlängert sich um so viel , dass sie am Ende des Fruchtlebens 6 bis 8 Linien über diese Gegend hinausreicht. Dagegen verengert sie sich, besonders in ihrer hintern dünnwandigem Hälfte nicht unbedeutend , indem die gallertartige Flüssigkeit , die sich in ihrer Höhle angesammelt hatte, gegen das Ende des Frucbtlebens beinahe gänzlich verschwindet, ihre Wandung aber sich nunmehr allmählig zusammenzieht. — Das Netzwerk von Falten , das sich in der rechten Lunge und der hintern Hälfte der Luftröhre beßndet, verändert sich nur wenig, indem diese Falten nur wenig an Höhe und Dicke zunehmen. Am aulfallendsten aber ist die Veränderung in der vordem Hälfte der Lunge , die sich schon früher durch eine grössere Dicke ihrer Wandung auszeichnete. Die linke Lunge scheint jetzt weder eine Abnahme, noch eine Zunahme ihres Umfanges zu erfahren, wird aber im Verhältniss zu der rechten Lunge, die sich immer mehr vergrössert, allerdings immer kleiner. Ihre Höhle scheint indessen grösstentheils oder beinahe völlig zu vierte Perlode. 207 verschwinden. Am Ende des Fruclitlebens hat sie beinahe die Form einer länglichen Birne, und hängt mit ihrem diinncrn Ende unmillelbar an der rechten Lunge. Die fünf weisslichen Körperchen, die dicht gedrängt bei einander in geringer Entfernung vor dem Herzen unter der Luftröhre liegen, und die Thymus der Säugelhiere zu vertreten scheinen , nehmen an Umfang nur massig zu , und behalten auch ihre ursprüngliche Farbe und Glätte der Oberfläche. Unter ihnen aber sammelt sich Fett an, das meistens einen ziemlich breiten und dicken, doch nur wenig langen Streifen ausmacht, der nach hinten und nach vorne eine Strecke über sie hinausreicht. §. 78. i^ a r n tt) c r k M u 9 e. Die Urnieren nehmen bis zum Zeitpunkte der Enthüllung der Frucht, obschon im Ganzen nur wenig, so doch um Etwas an Länge zu, wie man aus folgenden Zahlenverhältnissea ersehen kann. Bei einem weiblichen Embryo, der bis zum Schlüsse der dritten Periode gelebt hatte , war die rechte Urniere 8t , die linke 5t , bei einer neugebornen Natter desselben Ge- schlechtes aber jene 10 und diese Ct Linien lang. Gleichfalls nimmt auch die Dicke des ganzen Organes , so wie die Dicke seiner eigenthümlichen Gefässe und der Malpighischen Körper noch etwas zu. Ueberdiess entfernen sich beide Urnieren, besonders aber die rechte, noch immerfort und nicht unbedeutend von dem hintern Ende der Leibeshöhle, denn bei einem Embryo aus der letzten Zeit der dritten Periode war die rechte 7, die linke 5t , bei einer neugebornen Natter aber jene 11, diese 71'" vom After entfernt. Die eigenthümlichen Gefässe der Urnieren und ihre Ausführungsgänge erfahren in der Form keine Veränderungen weiter, als dass die letztern noch länger und auch etwas dicker werden , die Schlängelungen aber , die ihre vordre Hälfte früher gewahr werden Hess , sich verkleinern und zum Theil selbst völlig verschwinden. Eine Verkürzung aber erleidet diese Hälfte keinesweges, und ich muss daher eine Angabe, die ich vor etlichen Jahren unter weniger günstigen Umständen über sie gemacht habe*), zurücknehmen. Dasselbe gilt auch von der früher gemachten Angabe , dass diese Kanäle in der letzten Hälfte des Fruchtlcbens mit den Harnleitern vereinigt in die Kloake übergehen **) : denn , wie ich jetzt mich überzeugt habe, gehen sie nur dicht neben den Harnleitern, aber getrennt von diesen, in die Kloake. Bis beinahe zur Mitte der letzten Periode des Fruchtlebens lässt sich an den Embryonen noch keine volle Gewissheit darüber erlangen , ob ihre Urnieren ein Excret bereiten. Dann aber findet man nicht selten in den eigenthümlichen Gefässen , oder zugleich auch in den Aus- führungsgängen dieser Organe stellweise einen eben solchen weissen dicklichen Brei, wie er um diese Zeit mitunter in den Gefässen der Nieren und deren Ausführungsgängen vorkommt. Am stärksten angehäuft ist er in beiderlei Eingeweiden, wie schon Volkmann bemerkt hat***), wenn der Embryo langsam abstarb, indem das Ei vertrocknete. Zuweilen habe ich unter diesen Umständen den Ausführungsgang der Urnieren und den Ausführungsgang der Nieren, wie auch *) Äbhandl. zur Bildangs- und Entwicklaogs - Gesch. I, S. 31. »*) Ebendaselbst S. 25. ♦**) Am angeführten Orte S. 11. 208 Sechstes Kapitel. eine Menge von den eigenthümlichen Gefässen der genannten Eingeweide zum grössten Theil mit jenem Stoffe strotzend angefüllt gefunden , so als wären sie mit Gyps ausgespritzt worden. Und ausserdem sah ich dann oftmals nicht blos innerhalb des Urachus und der AUantois, sondern auch in dem Dickdarme eine beträchtliche Quantität eben desselben Stoffes. Dieser Stoff nun aber stimmt in seiner äussern Beschaffenheit völlig mit dem Harn erwachsener Schlangen überein, der bekanntermaassen einen weissen zum grossen Theile aus Harnsäure bestehenden Brei dar- stellt, und es geht demnach aus seinem Erscheinen in den ürnieren (Wolffschen Körpern) reiferer Embryonen und der neugcbornen Jungen der Natter über allen Zweifel hervor, dass die gedachten Organe ganz dieselbe Verrichtung haben, wie die Nieren, und dass sie in den Schlangen diese Verrichtung selbst noch zu einer Zeit ausüben , da die Nieren , durch die sie in functioneller Hinsicht abgelöst werden , schon in voller Thätigkeit sind. Woher es übrigens aber kommen möge , dass diese beiderlei Organe am meisten dann einen Harn absondern , wenn das Ei ver- trocknet, will ich dahin gestellt sein lassen. Älerkwürdig ist das lange Bestehen der Ürnieren bei den Schlangen um deshalb, weil die ihnen entsprechenden Gebilde bei den Säugethieren, die Marsupialien vielleicht ausgenommen, schon lange vor Ablauf des Frucbllebens gänzlich verschwinden, bei den Vögeln aber am Ende des Fruchtlebens bedeutend verkleinert sind. Der Grund davon liegt wohl ohne Zweifel in dem bekannten Gesetze , dass die höhern Wirbcithiere rascher , als die tiefer stehenden , über ihre untern Entwickelungsstufen hinwegeilen. Demnächst last sich aus jenem verschiedenen Verhalten der ürnieren bei verschiedenen Wirbellbieren der Scbluss ziehen, dass die Nieren der Säugethiere und der Vögel früher und in höherm Grade die ihnen obliegende Verrichtung ausüben , als es bei den Schlangen der Fall ist. Dass aber die Nieren, namentlich auch der Säugethiere, schon während des Frucbllebens Harn bereiten, dürfte jetzt wohl keinem Zweifel mehr unterliegen. Die Nieren nehmen an Länge bedeutend zu, wie sich aus der Tabelle ergiebt, die den Schluss dieses Kapitels ausmacht. Geringer aber ist ihre Zunahme an Breite und Dicke. Doch tritt die Sonderung in Lappen an ihnen mit der Zeit noch immer deutlicher hervor, weil die zu Bündeln angehäuften Harngefässe sich immer mehr entwickeln, der Zellstoff aber, der sie verbindet, mit ihnen in seiner Zunahme nicht gleichen Schrill hält. — Die Malpighischen Körper werden jetzt in den Nieren immer deutlicher, indem sie an Grösse erheblich zunehmen. Gleichfalls vermehrt sich ihre Zaiil : doch bilden sich auch die neuentstehenden nur allein an der dem Darme zugekehrten Seite der Nieren. Dabei geht dann die ursprüngliche Regelmässigkeit ihrer Lagerung in einer einfachen Längsreihe allmählig verloren : in Hinsicht der Form aber bleiben sie den gleichen Blutdrüsen der Ürnieren fortwährend ähnlich. — Schon eine geraume Zelt vor der Enthüllung der Embryonen beginnen die Nieren die ^'errichtung, zu der sie bestimmt sind , auszuüben : denn man findet schon in der ersten Hälfte der letzten Entwickelungsperiode theils in den Harngefässen , iheils in den Harnleitern einen dicklichen wcisslich gefärbten Harn. Wie die Ürnieren , entfernen sich auch die eigentlichen Nieren immer weiter von dem After, und zwar die rechte weit mehr, als die linke, wobei denn ihre Ausf übrungsgänge , die Harnleiter, immer länger ausgesponnen werden. Ein kleiner Theil der Nieren bleibt jedoch noch immer von den ürnieren bedeckt. Die Nebennieren behalten ihre innige Verbindung mit der Aorta, ihr Lagerungs- verhältniss zu den Nieren und ürnieren, so wie auch ihre goldgelbe Farbe und lang gestreckte Vierte Periode. 209 Form. Ihre Oberfläche aber wird dadurch, dass die kleinen Querslrcifen, aus denen sie bestehen, an Länpje zunehmen und sich stärker schlängeln , immer unebener , und erhält allmählig eine auffallende Aelinlichkeit mit der Oberlläche des grossen Gehirnes des Menschen. §. 79. (5 f ö flj I c fl) t s lu c r k ? c u g f. Die Eierstöcke verbleiben in ihrer Verbindung mit den Ürnieren, und nehmen entweder uur'wenig, oder gar nicht an Länge zu. (Man sehe die Tabelle.) Wohl aber werden sie etwas dicker, ohne jedoch ihre Irühcre Form aulFallend zu verändern, so dass sie bis an das Ende des Fruchtlebens lange, dünne, und an den Enden mehr oder weniger zugespitzte Cylinder darstellen. Auch behalten sie eine glatte und ebene Oberfläche. Ihre Höhle wird noch deutlicher erkemibar, als sie es schon früher war, und die Substanz ihrer Wandung bildet sich in der Art aus, dass zwei verschiedene Häute sichtbar werden, von denen die innere bei weitem dicker, als die äussere wird, ein sehr weiches hauptsächlich aus höchst zarten Körnern bestehendes Gefüge erhält, und wahrscheinlich das sogenannte Keimlager bezeichnet, während die äussere Haut ein sehr viel festeres Gefüge erhält, in dem weder Körner, noch Fasern sich unterscheiden lassen. Von Dottern aber ist selbst bei neugebornen Nattern noch keine Spur zu bemerken. — Die Hoden, die weniger, als die Eierstöcke an Länge, wohl aber ungefähr eben so viel, wie diese , an Dicke zunehmen , werden von zwei Seiten ein wenig abgeplattet und vorne meistens etwas dicker, als hinten : auch wird ihre Oberfläche , zumal an den Räudern , etwas uneben. Im Ganzen aber werden sie in Hinsicht der Gestalt zwar um Etwas, doch nicht bedeutend den Eierstöcken unähnlich. Mehr indess , als ihre Gestalt , bildet sich jetzt ihr innerer Bau aus ; denn ihre eigenlhümlichen Gefässe (Samengefässe) nehmen nicht blos an Weite und Festigkeit, sondern auch, und mehr noch, an Länge zu. Wegen dieser Verlängerung aber mehrt sich die Zahl und Grösse ihrer Schlängelungen bedeutend, so dass dadurch eine unentwirrbare Verknäuelung jener Gefässe entsteht. Will man sich über die Beschaffenheit der Hoden von Embryonen, die bis in die vierte Periode gelangt sind, eine nähere Kenntniss verschaffen, so möchte ich rathen, sie von den Ürnieren abzutrennen und sie zwischen zwei Glastafeln massig stark zu quetschen. Es reisst dann ihr häutiger Theil, nämlich die Albuginea und der Ueberzug des Bauchfelles, an einer oder einigen Stellen auf, und es dringen aus dem Risse die Samengefässe zum Theil hervor, so dass sie dann für die Untersuchung ganz nackt daliegen. Unter andern wird man dann gewahr werden, dass diese Gefässe zu der angegebenen Zeit allenthalben ziemlich gleich dick sind , eine im Verhältniss zu ihrer nur sehr dünnen Wandung recht weite Höhle besitzen, und durch eine verhältnissmässig nur geringe Quantität von einem durchsichtigen Schleimstoffe zusammengehalten werden. Ob aber die Samengefässe jetzt verzweigt sind, habe ich nicht erfahren können : auch habe ich niemals mit Bestimmtheit ein freies blindes Ende gesehen , und möchte daher fast glauben, dass selbst bei reifern Embryonen in jedem Hoden nur ein einziges und unverzweigtes Samengefäss vorhanden ist. Schliesslich wäre noch anzuführen, dass bei reifern Embryonen in dem sehr schmalen Haltungsbande , durch welches der Hoden an die Ürnieren angeheftet ist, ein einziges einfaches, sehr kurzes, sehr dünnes und weisslich gefärbtes Gefäss vorkommt, das aus dem vordem Ende des Hodens, oder doch ganz in der Nähe dieses Endes aus dem Hoden hervordringt, das Ende des Samengefässes oder der Samengefässe ist, und in die Substanz der Urniere hineindringt. 27 210 Sectastes Kapitel. Die Eierleiter vergrössern sich, selbst im Verhällniss zu der ganzen Frucht, weit mehr, als die Eierstöcke , indem sie nicht blos bedeutend an Länge zunehmen , sondern auch recht merklich dicker werden. Ihr vorderes Ende bleibt an dem vordem Ende der Urnierea haften, bis zu welchem auch die Eierstöcke reichen : es rückt dasselbe also mit diesen Organen immer weiter nach vorne, und es verlängert sich daher auch der rechte Eierleiter sehr viel mehr, als der linke. Doch erhält keiner von ihnen jetzt schon ein solches Wachslhum in die Länge , dass er genöthigt wäre , sich seitwärts auszubiegen , oder mit andern Worten sich zu schlängeln. Was aber die Dicke anbelangt, so macht sich ihre Zunahme besonders an der hintern Hälfte der Eierleiter bemerkbar. Doch stellen beide Kanäle selbst bei neugebornen Nattern , wenn man auf ihr Aeusseres sieht , im Ganzen nur sehr schmale und dünne Bänder dar. Der Trichter an dem vordem Ende eines jeden ist beim Ablauf des Fruchilebens schon ziemlich gross , aber ganz platt gedrückt , und sein Eingang erscheint als eine enge massig lange Spalte. — Die Wandung der Eierleiter lässt, wie die der Eierstöcke, gegen Ende dieses Zeilraumes eine Zusammensetzung aus zwei verschiedenen Häuten bemerken, von denen die innere zwar ganz dasselbe Gefüge besitzt, wie die gleiche Haut der Eierstücke, doch absolut und relativ viel dünner ist. Die äussere Haut aber, die nicht viel dünner, als jene erstere ist, besitzt ein festeres Gefüge, und lässt in dem hintern etwas weitem Theile der Eierleiter schwache Andeutungen von muskulösen Querfasern und noch schwächere von muskulösen Längs- fasern erkennen. In den männlichen Embryonen der Nattern bilden sich, wie bereits erwähnt worden (§. 62), zwei zu den Geschlechtswerkzeugcn zu zählende Kanäle , die ursprünglich ganz dieselbe Form, dieselbe Lage und denselben Verlauf zeigen , wie die Eierleiter : denn auch sie erscheinen ursprünglich als zwei zarte Fäden , die dicht unter den Ausfülirungsgängen der Urnicren an der äussern Seite dieser Organe ihren Verlauf machen, und dicht neben jenen Gängen au die Kloake angeheftet sind. Ihr weiteres Verhaken aber weicht auf eine höchst merkwürdige Weise von dem der Eierleiter ab , und ist überhaupt von der Art , dass ich lange meinen Augen nicht getraut habe , und dass ich erst nach vielen und sorgfältigen Untersuchungen auszusprechen wage , was ich über sie jetzt mitlheilen will. — Am Ende der zweiten Ent- wickelungsperiode sind die erwähnten Gebilde noch äusserst zart, allenthalben von ziemlich gleiciier Dicke , ja vielleicht noch nicht einmal hohl. Nach dem Beginn der folgenden Periode aber werden sie merklich dicker, lassen deutlich eine durch sie ganz hindurchgehende Höhlung erkennen, und erhalten gegen die Mitte dieses Zeitraumes an ihrem vordem Ende, das um ein Geringes über die Wollfscheu Körper hinüberragt , eine eben solche spaltfdrmige Oeffnung , wie die Eierleiter. *) Nachdem sie also bis zu dieser Zeit einen eben solchen Entwickelungsgang genommen haben , wie die Eierleiter , fallen sie , wie der rechte Eierleiter der Vögel , der Resorption anheim : doch äussert diese nicht zuerst vorne , sondern hinten ihre Wirkung, Zuvörderst nämlich verengert sich die hintere Hälfte beider Kanäle und es verwächst ihre Höhle, indess die vordere Hälfte noch einige Zeit an Weite ein wenig zunimmt. Bei Embryonen, die *) Um die Mitte der dritten Periode kaun man die GescLlecLter an der BescLaffenLeit der äussern GescblecLtsg-lieder schon ganz gehörig unterscheiden , und es dürfte daher wohl nicht Verdacht entstehen, dass ich männliche und weibliche Embryonen verwechselt hätte. vierte Pertode. 211 in ihrer Enlwickelung so weit vorgeschritten waren, wie der auf Tab. II, Fig. 6 abgebildete, war nur noch die vordere kleinere (bis ungefähr auf die Mitte der Urnieren reichende) Hälfte hohl , die hinlere viel dünnere Hälfte dagegen ganz dicht : und auf der Grenze zwischen beiden konnte ich sowohl bei diesen , als auch bei altern Embryonen unter dem Mikroskope ganz deutlich erkennen, dass die Höhle der vordem Hälfte hinten abgerundet endigte. Mit der Zeit verengert und schliesst sich nachher auch die vordere Hälfte immer weiter von hinten nach vorne, indess die hintere Hälfte jetzt so völlig resorbirt wird, dass sie spurlos verloren geht, worauf dann eben derselbe Proccss der Verengerung der vordem Hälfte auf dem Fusse nachfolgt. Schon zu Anfange der vierten Periode ist von der vordem Hälfte nur noch ein kleiner, etwa 3 bis 4 Linien langer Thcil übrig, der als ein schmales, massig dickes und etwas verbogenes Band erscheint, im Innern deutlich hohl ist, vorne eine sehr enge und nur wenig lange Spalt- öffnung besitzt, durch ein schmales Haltungsband mit der Urniere seiner Seitenhälfte in Verbindung steht, und nach hinten in einen etliche Linien langen, höchst zarten und durch ein gleiches Hallungsband befestigten Faden übergeht, der sich unmerklich verliert. Eine Abbildung von der Form und Lage , die dieser Theil zu der angegebenen Zeit bemerken lässt , habe ich in meinen Abhandlungen zur Bildungs- und Entwickelungs-Geschicbte (Theil I, Tafel H, Fig. 7) gegeben. Endlich schwindet noch im Laufe der vierten Periode auch dieser Theil in dem Grade , dass bei neugebornen Nattern von ihm entweder nur ein sehr kleiner Rest, oder auch gar keine Spur mehr übrig ist. — Dem Angeführten zufolge haben die eben verhandelten Kanäle nur in sofern eine Bedeutung , als sie gemäss den Gesetzen , auf welchen die Bildung und erste Enlwickelung aller Individuen einer Thierart beruht, nothwendigerweise auch bei den männlichen Individuen entstehen mussten, so gut wie bei den männlichen Individuen der Säugelhiere die Brüste, und umgekehrt bei den weiblichen Nattern, Eidechsen und Säuge- thieren die äussern Geschlecbtsglieder oder Ruthen , obgleich sie niemals zu einer Geschlecbts- verrichtung gelangen. — Sehr nahe lag es wohl, die eben beschriebenen und nur allein während des Fruchtlebens vorhandenen Gebilde für die Samenleiter zu halten, wie diess früher von mir geschehen ist. Da sie nun aber, wie gezeigt worden, spurlos verloren gehen, so fragt es sich jetzt, wo und wie denn die Samenleiter ihren Ursprung nehmen? Ohne weitere Umschweife machen zu dürfen, kann ich hierauf zur Antwort geben, das die Ausführungsgänge der Urnieren diejenigen Theile sind, welche, nachdem sie diesen Organen gedient haben, nachher, wenn dieselben verschwunden sind, in den Dienst der Hoden treten, also späterhin, nachdem sie in die Länge und Dicke weiter ausgebildet sind, als die Samenleiter erscheinen. Indem ich nun aber diese Erklärung abgebe, bin ich genöthigt, einen Gegenstand wieder zur Sprache zu bringen, über den zwischen mir und Job. Müller ein Streit entstanden ist. Vor mehreren Jahren hatte ich die Behauptung aufgestellt, dass von den eigenthümlichen Gefässen der Wolffschen Körper einige wenige übrig bleiben , die Verbindung zwischen den Hoden und Samenleitern bewerkstelligen und zu den Nebenboden sich ausbilden.*) Müller bestritt diese Entslebungsweise der Neben- hoden,**) allein der Streit blieb schweben, weil er nicht durch directe Beobachtungen zur Genüge ausgemacht werden konnte. Nach dem aber, was ich hier über die Natter vorgetragen •) Burdach'g Physiologie erste Ausgabe IL §. 454. **) Ueber die Bildungsg'escLichte der Genitalien. Düsseldorf 1830. §. 39. 27* 212 Sectastes Kapitel. habe , will es mir scheinen , als habe dadurch jene meine Behauptung , namentlich für die Schlangen einen hohen Grad von Wahrscheinlichkeit gewonnen. Doch muss ich andrerseits bekennen, dass es mir noch nicht gelungen ist, einen Uebergang der Samengefässe der Hoden in die eigenlhümlichen Gefässe der Wolffschen Körper aufzufinden : wegen der Weichheit jener Gefässe zerriss der in den Wollfschen Körper eindringende Theil von ihnen jedesmal , wenn ich ihn auf seinem Wege mit dem Messer verfolgen wollte. — Ob auch bei andern Wirbel- thiercn die Samenleiter einen solchen Ursprung liaben , wie bei den Schlangen , und ob auch bei ihnen diejenigen Kanäle , welche ursprünglich den Eierleitern gleich sehen , wieder ver- schwinden (was wohl sehr zu vermuthen ist) , werde ich , wie sich die Gelegenheit darbietet, zu ermitteln suchen. Die männlichen GeschlechtsgHedcr oder Ruthen, nehmen nicht unbeträchtHch an Umfang zu, besonders aber werden sie im Verhältniss zu ihrer Länge jetzt dicker: ferner wird die Einschnürung zwischen ihren beiden Hälften und die Rinne an ihrer hintern Seite noch etwas tiefer : die warzenPörmigcn Erhöhungen an der Oberfläche werden grösser und treten mehr hervor, zumal an der vordem Seite der Glieder : das Venennclz in der Tiefe der Haut entwickelt sich sehr stark, namentlich in der hintern Hälfte der Glieder, und giebt dieser eine starke Röthe : der Muskel im Innern aber wird fester und kräftiger. Berührt man die Glieder bei Embryonen , die man lebend aus dem Eie genommen liatte , so werden sie durch ihre oben angeführten Muskeln bewegt , ja selbst wolil , wenn der Embryo schon in die letztere Hälfte der vierten Periode gelangt war, bedeutend verkürzt. Allein bis zur Zeit der Enthüllung bleiben beide Glieder äusserlich am Leibe sichtbar (Tab. HI, Fig. 19). Bei Neugebornen aber sind sie äusserlich verschwunden. Sie werden also wahrscheinlich erst während der Enthüllung durch die beiden starken Muskclbündel , die von ihnen tief in den Schwanz hineindringen, wie Handschulifinger eingestülpt und in den Schwanz hineingezogen. Die beiden Drüsenbälge, die sich in der Wurzel des Schwanzes befinden und sich in die Kloake ausmünden (Tab. HI, Fig. 19), erfahren keine bemerkenswerthen Veränderungen. Bei Neugebornen beträgt ihre Länge ungefähr den sechsten Theil von der Länge des Schwanzes. §. 80. i e t t. Die beiden Fettstreifen, die sich zu beiden Seiten der Nabelvene gebildet haben, nehmen nicht unerheblich an Breite und Dicke , weit mehr aber noch an Länge zu. In Folge dieser sehr bedeutenden Verlängerung werden die zickzackförmigen Ausbiegungen, die sie schon am Ende der vorigen Periode erkennen Hessen, immer grösser, und wandeln sich zuletzt in mehr oder weniger lange und dicht gedrängt bei einander liegende Schlingen um. Auch entstehen seitliche Auswüchse, die sich zu dicken, mehr oder weniger langen und geschlängelten Lappen oder Bändern ausbilden. Am Ende des Fruchtlebens bat diese Fettmasse dann einen ganz bedeutenden Umfang erreicht, erstreckt sich von dem einen bis zu dem andern Ende der Nabelvene, mit der sie durch viele und zum Theil recht starke Zweige zusammenhängt, und hüllt sie zum grossem Theil völlig ein. Die Fettmasse dagegen, die sich an dem Thymus angesammelt hatte, nimmt nur wenig an Umfang zu, und an andern Stellen des Körpers wird nirgend Fett in einer merkbaren Quantität ausgeschieden. Vierte Periode. 213 Die mit der Nabelvene zusamnicnliängcnde und so bcdeulcndc Fellmasse ist für die junjje Naller walirscliciniicli von grosser Wicliligkeit, indem durch sie derselben ein JN'ahrungs- sloir mitgegeben ist, von dem diese eine geraume Zeit zu zehren und sich zu erhalten vermag. Und in die JN'olhwcndigkeit , diess zu thun, mag das junge Thier wohl öfters kommen, da ihre Zähne anfangs noch überaus klein sind, und die erhaschte Beute ihr deshalb wohl manchmal wieder entschlüpfen mag. Uebcrdiess kommt in manchen Gegenden, wo sich die Natter auf- hiill, wenige Wochen, nachdem sie das Ei verlassen hat, die schiechtere Jahreszeit heran, durch die sie dann in den Winterschlaf versetzt und durch diesen für die Erhallung ihres Lebens ganz auf jenen ihren NahrungsstolT verwiesen wird. §.81. 6 £ f ä s s 0 1) s t e in. Das Herz hat schon während der vorigen Periode im Wesenllichcn die Bildung erlangt, ' die es für immer behalten soll : es hat sich daher während dieser letzten Periode des Frucht- lebens im Ganzen und seinen einzelnen Theilcn nur noch etwas weiter auszubilden. Abgesehen davon, dass es sich überhaupt noch vergrössert, besteht die auffallendste Veränderung, die jetzt an ihm bemerkbar wird, darin , dass die Herzkammer fortwährend mehr an Länge , als an Breite, zunimmt und überhaupt kegelförmig wird, dass ihre hauptsächlich aus stark verzweigten Muskelbündeln bestehende Wandung verhällnissmässig noch dicker, ihre Höhle dagegen kleiner wird , und dass die Muskclleiste , welche einen Raum für das zu der Avteria pulmonalis hinfliessende Blut von dem übrigen Tbeilc der Herzkammerhöhle abscheidet, noch immer mehr an Höhe und Stärke gewinnt. Auch werden die Muskelbündel der Vorkammern und die Klappe des eirunden Loches absolut und relativ dicker. Die Oelfnung aber zwischen den beiden Vor- kammern behält ihre Dimensionsverhältnisse unverändert bei. — Die Wanderung des Herzens nach hinten hat mit dem Schlüsse der vorigen Periode schon einen Stillstand erreicht. Wie das Herz, erfährt auch das System der Arterien keine Veränderungen, die in morphologischer Hinsicht besonders wichtig , oder wohl gar der Natter und überhaupt den Schlangen eigenthümlich wären. *) Auch an dem System der Venen gehen in der vierten Periode nur wenige erhebliche Veränderungen vor sich. Als solche wäre insbesondere folgende hervorzuheben. Der Sinus longitudinalis nimmt zwar mit der Vergrösserung des grossen Gehirnes nicht unbedeutend an Länge, jedoch nur wenig an Weite zu, und erscheint daher für immer als eine ziemlich starke Vene. Der Sinus quartus dagegen wird bedeutend weiter, nämlich ungefähr noch einmal so weit, als jener, dafür aber auch nur wenig länger, als er schon in der vorigen Periode war. Der rautenförmige auf dem hinlern Theile der vordem Hirnmasse befindliche Gefässring , durch den die angegebenen Sinus untereinander verbunden sind, und aus dem seitwärts die Sinus *) Nach eluer Angabe von ScLlemm sollen bei der Na((er die Hirncarotiden darcL die AngenLöUen in die ScLädeUiöLle eindringen. Allein ich Labe auch bei den erwachsenen Nattern diese Gefasse an denselben Stellen, wie bei den Embryonen «nd überhaupt an ähnlichen Stellen, wie bei andern Thieren durch die Hirnschale hindurchdringen gesehen. 214 Sechstes Kapitel. Iransversi hervorgehen , *) wird zuvörderst scheinbar kleiner , weil sein Umfang sich nicht merklich vergrSssert: dann aber geht er völlig verloren, nachdem sich in ihm zwischen dem S. longitudinalis und S. quartus eine sich ansehnlich erweiternde Anastomose gebildet hatte, durch welche beide Sinus unter einander so verbunden worden, dass sie zuletzt nur einen einzigen ausmachen. Während diess geschieht, oder doch bald nachdem es geschehen ist, erweitert sich der Sinus perpendicularis nahe seinem vordem Ende in dem Maasse , dass er hier eine ziemlich grosse rundliche Anschwellung bildet. Die queren Blulleiter (Sinus iransversi) verengern sich mehr und mehr, besonders in ihrem mittlem Theile , so dass ein jeder in zwei Hälften zerfällt, in eine obere und eine untere, die nunmehr das Ansehn von Venen haben und immer weiter aus einander rücken. Die obere Hälfte, die jetzt als eine gewöhnliche Vene an den Seitentheilen des Gehirnes und der Hirnhäute aus etlichen zarten Zweigen entspringt und dem Sinus perpendicularis angeschlossen ist, leitet Blut von unten nach oben fort, anstatt dass früher in dem Sinus transversus das Blut in der entgegengesetzten Richtung strömte. Die untere Hälfte bleibt mit dem Sinus cavernosus und Sinus petrosus ihrer Seite in Verbindung, ist ihnen ;d)er an Grösse sehr untergeordnet. Die Theilung des Sinus transversus in zwei Hälften erfolgt bei einem Individuum früher, bei einem andern später: auch kommt sie in beiden Seitenhälften nicht immer gleichzeitig zu Stande : als die Regel aber scheint es zu gelten, dass sie in der linken Seitenhälfte früher, als in der rechten vor sich geht. Von der Nabelvene bleibt derjenige Antheil, welcher in der Leibeshöble eingeschlossen liegt, durchs ganze Leben zurück, und dient nach Enthüllung der Frucht dazu, theils aus den beiden Fettmassen, die sich auf der Bauchwand gebildet haben, theils aus der Bauchwand selbst Blut fortzuführen. Die auffallendste Veränderung , die in der dritten Periode an ihr vorgeht, betrifft die der Bauchwand angehörigen Aestc. Der grössere Thcil von diesen ist in der vorigen Periode zur Ztit, da sich die Seitenhälften der Bauchschienen paarweise an einander anschlicssen wollen , paarig : gegen das Ende des Fruchtlebens aber sind sie alle oder fast alle unpaarig; auch findet man dann eine viel geringere Zahl von ihnen, als früher. Wie es mir vorgekommen ist, vergehen die früher vorhandenen Aeste, die der untern Vereinigungshaut angehören, gänzlich, und neue bilden sich hie und da zwischen den verschwindenden. — So weit übrigens die beiden Fettstreifen an dem Stamme der Nabelvene verlaufen , entfernt sich dieser Stamm von der Bauchwand, der er früher allenthalben dicht anliegt, und wird dann zwischen jenen Fettmassnn eingeschlossen. Vor den beiden Feltstreifen aber, also unterhalb der Leber, verbleibt er für immer ziemlich dicht an der Bauchwand, indem er durch Zellgewebe ziemlich knapp daran befestigt bleibt. Die beiden hintern Vertebralvenen, besonders die rechte, werden nicht blos relativ, sondern auch absolut kürzer , so dass sie ganz am Ende des Fruchtlebens lange nicht so weit nach hinten reichen, als die Leber. Die Verkürzung aber erfolgt dadurch, dass sie von hinten *) Das erwähnte Ringgefäss nimmt bei altern Embryonen ausser dem S. lon^i%v.i\xna\is noch mehrere Venenzweige auf, unter denen sich besonders ein Paar durch seine Dicke auszeichnet, das zwischen dem grossen Gehirn und der zweiten Hirnmasse versteckt liegt, und hauptsächlich aus jener erstem Hirnmasse sich Blut aneignet. Viel Blut strömt ihm ausserdem noch durcli einen stärkern Venenast aus dem Ader- geflechte zu, das in der yordern und mittlem Hirnmasse seine Lage hat. Tlerte Periode. 215 uacli vorn sich immer mehr verengern, so dass die hintere grössere Hälfte einer jeden nur das Bild von einer Reihe zarler Anastomosen darbietet , durch deren jede immer zwei Inter* costalvencn einer und derselben Scitenhälfle unter einander vereinigt sind , die aber alle eine viel geringere Dicke haben , als die Intercostalvencn in der Nähe des Rückgrathes. Ja am Ende des Fruchllebens sind sogar mehrere von diesen Anastomosen nicht mehr deutlich zu erkennen. Dagegen weitet sich die vordere Hälfte der hintern Vertebralvenen immer mehr aus, zumal die der linken Vene. Dasselbe geschieht auch an den vordem Vertebralvenen nach der ganzen Länge derselben , welche Venen in dieser Periode sonst weiter , als dass sie sich vergrösscrn , keine Veränderungen bemerken lassen. — Nach diesen Angaben über die Ver- änderungen , die in dem System der Vertebralvenen vor sich gehen , dürfte es wohl nicht überflüssig sein , aus einander zu setzen , wie der Strom des Blutes , das der Wandung der Leibeshöhle zugeführt worden ist, bei reifern Embryonen und bei Erwachsenen seinen Verlauf macht. Aus der Bauchwand des Leibes wird das Blut vor dem Herzen durch die Jugularvenen, hinter dem Herzen durch die Nabelvene und einige kleine Venenzweige fortgeführt, die mit dem zwischen der Leber und dem Herzen befindlichen Theile der hintern Hohlvene zusammen- hängen. Das Blut derjenigen Intercostalvenen, welche vor dem Herzen liegen, so wie das Blut des mit diesen Gefässen in Verbindung stehenden vordem Theiles von dem in der Rückgraths- höhle befindlichen Venengeflechten , geht unmittelbar in die beiden vordem Vertebralvenen und aus diesen in die rechte Jugularvene über. In eben dieses zuletzt genannte Gefäss fliesst aubh das Blut der hiutern Vertebralvenen : diese aber nehmen es unmittelbar theils aus den zunächst hinter dem Herzen gelegenen Intercostalvenen, theils aus dem über den eben genannten Venen befindlichen und mit denselben zusammenhängenden Theile des in der Rückgrathsböble eingeschlossenen Venengeflechtes auf. Dagegen übergeben von der bei weitem grossem Zahl der Intercostalvenen nur wenige ihr Blut den Anastomosen , durch die sie je nach ihrer Lage mit der hintern Hohlvene, oder der Gekrösvene zusammenhängen : andre aber übergeben es der über ihnen befindlichen Abtheilung des in der Rückgrathsböble eingeschlossenen Venengeflechtes. Das von dieser Abtheilung aufgenommene Blut geht dann zum Theil weiter nach vorne und zuletzt auf dem oben angegebenen Wege in die hintern Vertebralvenen, zum Theil in die oben erwähnten Anastomosen, durch welche einige Intercostalvenen mit der hintern Hohlvene oder der Gekrösvene zusammenhängen, wo es sich mit dem Blute derjenigen Intercostalvenen vermischt, von denen diese Anastomosen abgehen. Der Plexus, der sich in der vorigen Periode in der Mittellinie des Körpers zwischen Haut und Wirbelbogen gebildet , aber am Schlüsse derselben sich vom Kopfe bis zu dem Schwänze in einen Sinus umgewandelt hatte, erfährt zu Anfange der dritten Periode eine solche Verwandlung auch in der ganzen Länge des Schwanzes. Gleichzeitig aber, und zum Theil schon etwas früher, nimmt die Zahl der Anastomosen beträchtlich ab , durch die er mit dem Plexus von Venen in Verbindung steht, der auf der obern Seite des Rückenmarkes seine Lage hat, so dass nach einiger Zeit nicht blos alle diese Anastomosen unpaarig sind, sondern auch zwischen je zweien von ihnen immer mehr Zwischenräume zwischen den Wirbelbogenschenkeln gefunden werden, in denen solche Abzugskanäle fehlen. Die Folge davon ist dann die, dass das Blut, das dem Sinus durch Haulvenen zugeführt worden ist, und das früher an der Stelle, wo es in ihn hineingelangt war, sogleich senki'echt in die Tiefe abströmte, jetzt nach einzelnen 216 SechBtes Kapitel. Stellen des Sinus grossen Theils erst eine Strecke von vorne und von hinten herbeifliessen muss, ehe es sich aus ihm zu dem Plexus begeben kann, der auf dem Riickenmarke liegt. — Wenn sich gegen Ende des Fruchllebens die obere unpaarige Reihe von Schuppen ausbildet, die Haut also oben am Rücken dicker wird, und wenn sich auch hier Farbestoff in Menge ablagert, wird der beschriebene Sinus so verdeckt, dass er von aussen nicht mehr Avahrgenommen werden j;ann. — Der eben genannte Theil ist für die obere Kö'rperseite , was die Nabelvcne für die grössere Partie der untern Seite. Vergleichen wir ihn aber mit Theilen anderer Thiere, so entspricht er wohl den Plexus von Venen , die beim Menschen und überhaupt bei den Säuge- thieren zwischen den Rückenmuskeln ihre Lage haben. Uebrigens nimmt er nicht blos aus der Hautbedeckung , sondern auch aus den Rückenmuskeln Blut auf. Die Hautvenen desjenigen Kürpertheiles, welcher mit Schuppen bedeckt ist, setzen am Schlüsse der dritten Periode , wie schon (§. 65) bemerkt worden , ein einfaches Netzwerk zusammen, dessen Maschen aber eine etwas verschiedene Form haben, und nicht alle regel- mässige mathematische Figuren darstellen. Mit dem Anfange der vierten Periode aber werden die Maschen immer regelmässiger, und stellen zuletzt sammt und sonders Rauten dar, so dass nun auch das Netzwerk , das von ihnen zusammengesetzt wird , als ein höchst regelmässig gelormtes erscheint. Ist diess geschehen, so wird es dem Blicke des Beobachters durch die fortschreitende Verdickung und Fiü'bung der Haut alsbald entzogen. §. 82. Il(r0ocl)c ia €infdrmiiikcit im ßam öfS Kumpfcs iinö Itcs örljronnjfs. Schon von Baer hat mit der ihm eignen Gründlichkeit auseinander gesetzt, dass ein jedes Wirbelthier und insbesondre sein aus den Organen des animalen Lebens bestehender Theil aus einer Menge hinter einander liegender Abschnitte aufgebaut ist, die. in morphologischer Hinsicht ursprünglich einander in einem hohen Grade ähnlich sind, so dass immer der eine als eine Wiederholung des andern erscheint , und zwar sowohl im Ganzen , als auch in seinen einzelnen den verschiedenen organischen Systemen angehörigen Bestandlbeilcn oder Elementen. *) Bei wenigen WirbeUhiercn aber mag sich dieses Gesetz so deutlich erkennen lassen , wie bei den Schlangen. Alle Wirbelkörpcr nebst den Wirbelbogen stimmen in der Form und Verbindung ursprünglich durchaus , und zuletzt der Hauptsache nach fast ganz untereinander überein , und eben dasselbe gilt auch von den Muskeln , welche die Wirbelbogcn bedecken und die einzelnen Wirbel unter einander verbinden. Ferner erhalten alle Wirbel , die zwischen dem Kopfe und Schwänze hegen, mit Ausnahme der vier vordersten, Rippen, und es haben sowohl diese, als auch die Muskeln, welche zu ihnen gehören, eine gleiche Form, Lage und Verbindung. Auch bildet sich für einen jeden Wirbel und sein Zubehör, namentlich für seine Muskeln, ein Paar Arterienäsle und ein Paar Venenäste , die alle untereinander ursprünghch in jeder Hinsicht übereinstimmen, späterhin jedoch an Aehnlichkeit dadurch Etwas verheren, dass in einer jeden von ihnen zusammengesetzten Reihe einige eine grössere Ausbreitung gewinnen , als andre, desgleichen dadurch, dass diejenigen, welche dem Rumpfe und Halse angehören, nach unten in der Tiefe zwischen den Rippen, etwas anders geformte Zweige hervortreiben, als diejenigen, *) lieber Entw. Gesch. der Thiere II, 82 — 85. Vierte Periode. 217 welche für den Schwanz bestimmt sind. Ein ähnliches Verhalten kommt wahrscheinlich auch an den Nerven des Rückenmarkes vor. Ja selbst die Haulbedeckung sondert sich in eine Menge untereinander ähnlicher und der Zahl nach mit den Wirbeln übereinstimmender Elemente, wie man dicss besonders an den Schienen gewahr werden kann, welche die Bauchseite zusammen- setzen helfen, und welche auch am Schwänze ursprünglich dieselbe Lage und Form haben, wie am Halse und Rumpfe, später aber bei einigen Schlangen auf eine etwas andre Weise zusammen- treffen, als die des Halses und Rumpfes. Nur wenig ändert sich bei den Schlangen diese ursprüngliche Aehnlichkeit , die wir an den einzchien morphologischen Abschnitten ihres für das animalc Leben bestimmten Körpertheiles bemerken, und darin liegt denn auch die sehr grosse Einförmigkeit, die uns dieser ihr Körper- theil gewahr werden lässt. Dagegen geben bei den meisten übrigen Wirbelthieren die einzelnen morphologischen Elemente des genannten Ko'rpertheiles , wie die Eutwickelung vorschreilct, ihre ursprüngliche Aehnlichkeit weit mehr auf, als bei den Schlangen, und es wird schon dadurch eine grössere Mannigfaltigkeit in der Form der verschiedenen Regionen ihres Körpers erzielt. Ausserdem aber werden diese noch dadurch verschiedenartiger, dass sich besondre Bewegungs- werkzeuge ausbilden: denn dadurch erhält nicht blos der Rumpf eine andre Gestalt, als der Hals und Schwanz , sondern es werden auch bei der Entwickelung dieser Werkzeuge die primären und wesentlichem morphologischen Abschnitte des Körpers (diejenigen nämlich, welche von den einzelnen Wirbeln und den ihnen in der Anordnung entsprechenden Muskeln , Blut- gefässen und Nerven zusammengesetzt werden), durch die Knochenstützen (Schultergerüste, Backengerüste und Flossenträger) der Bewegungswerkzeuge , und durch die Muskeln , durch welche diese an einige von jenen Abschnitten befestigt sind, theilweise verdeckt und theilweise auch in Hinsicht ihrer Form modificirt. 2S 218 MaasSTetbältnisse. ^. \-ntn]*'' llaassyerbältnisse Länge des ganzen Körpers von der Schnauze bis zum Schwanzende . . Entfernung der Herzspitze von der Schnauze Länge des ganzen Herzens Entfernung der Leber vom Herzen Entfernung der Leber von der Bauchspeicheldrüse . . Länge der Leber . Grösste Breite der Leber Entfernung der Bauchspeicheldrüse von der Schnauze Entfernung des Afters von der Schnauze Länge des Dickdarmes , . . Länge der rechten Urniere Entfernung derselben vom After Länge der linken Urniere Entfernung derselben vom After Länge der rechten Niere Entfernung derselben vom Afler ....... Länge der linken Niere Entfernung derselben vom After Länge des rechten Eierstockes Länge des linken Eierstockes ........ Länge des Schwanzes Länge der rechten Nebenniere Länge der linken Nebenniere .... ^ ... . eines Embryos ans der Uebergangszeit vierten Periode ZoU 2 3 in ä n n 1 1 cl) e H a 1 1 f r. Länge des ganzen Körpers Länge des rechten Testikels Länge des linken Testikels Linien 61 11 o n 1 4 7i 8 7 .5 3 41 41 11 4 2 1^ einer neugebornen Natler ZoU 6 1 3 5 Linien 9 41 3 3 3 U 3 51 10 11 61 71 71 51 61 31 51 31 31 2i 21 9 21 U tm Erklärung der "^bbiiXfunc^cn. Die Jüngern nocli sehr durclisiclitigen Embryonen sind im Ganzen und ihren einzelnen Theilen hier so dargestellt worden , als hätten sie eine liiu-ze Zeit in verdünntem Weingeiste gelegen , wodurch ihre Durch- sichtigkeit zwar vermindert, doch nicht giinz verloren gegangen wäre. € r $ t e t a f e l. Fig. 1. Einer von den jüngsten untersuchten Embryonen sammt dem durchsichtigen Hofe und dem Gefäss- hofe, Sechsmal im Dui'chmesser vergrössert. Ich will ihn liier mit Lit. A. bezeichnen. Das falsche Amnion ist entfernt worden, a, a. durchsichtiger Hof oder Fruchtbett ; b, b. Gefässhof ; c. Amnion, das fast allent- halben den Embrjo sehr knapp einschliesst ; d Allantois. Von den Blutgefässen der Keimhaut konnte ich nur an dem durchsichtigen Hofe, und dem ihm zunächst gelegenen Theile des Gefässhofes einige Stämme und Aeste erkennen. Fig. 8. Ein etwas älterer Embryo Lit. B. ebenfalls sechsmal vergrössert, sammt dem durchsichtigen Hofe und dem Gefässhofe. Er ist von der andern oder linken Seite dargestellt, schimmert also durch den durchsichtigen Hof, der sich über ihm befindet, hindurch. Das Amnion lässt sich durch den durchsichtigen Hof nicht erkennen. Der Hinlertlieil des Leibes bildet schon mehr Spiralwindungen, als in dem vorigen Embryo. Der Kopf liegt zum Theil auf der Allantois. Die Arterien der Keimhaut sind in Sfrichmanier, die Yenen in punktirter Manier angegeben. Die Verzweigungen der Venen sind grüssfentheils von denen der Arterien verdeckt worden. Man vergleiche, um sich von der grossen Aehnlichkeit zwischen dieser Gefässvertheilung und der des Hülinchens aus der ersten Zeit des Fruchtlebens zu überzeugen , die sechste und achte Tafel in Pander's Beiträgen zur Entwicld. Gesch. des Hühnchens im Eie. Würzburg 1817. Fig. 3. Der Embryo A. für sich allein dargestellt und stärker vergriisserf. Der Kopf ist ein wenig auf- gebogen, und die Allantois ein wenig nach hinten gezogen worden ; doch liegt der Kopf dicht an der von der untern Vereinigungshaut gebildeten Aussackung, in welcher sich das durchschimmernde Herz befindet. Hirn und Rückenmark schimmern durch die obere Vereinigungshaut schwach hindurch, a. Gehörbläschen, Unter ihm befinden sich die beiden Sdilundbogen und Scblundöffnungen der rechten Seitenliälfte. Die zwischen diesen Oelfnungen und dem aufgerollten Tlieile des Leibes bemerkbaren kurzen weisslichen Querbinden bezeichnen die ersten Andeutungen der Wirbcilbeinkörper. b, Herz in seinem Sacke. Der 28* 220 * Erklärung Raum zwischen den Enden der beiden Linien, die von den Buchstaben c, c. abgehen, enthält die Oeffnung; des langen und breiten Hautnabels, d. Allantois. Fig. 4r. Derselbe Embryo von der linken Seite dargestellt, damit die lange und breite Oeffnung des Hant- nabels gesehen werden kann, die hier ganz naturgetreu angegeben worden ist. Derjenige Theil des Darmes, in den der excenf rische , d. h. der den künftigen Dotiersack darstellende Theil des Schleimblattes und Gefässblattes der Keinihaut übergehen, ist entfernt worden, a. Ende des Magens und Anfting des Darmes; b. hinterer Theil desDiirmes; c. Aorta; d, d. Urnieren; e. Allantois; f. Herz in seinem Beutel. Fig. 5. Die vordere grössere Hälfte des Kopfes desselben Embrjos von der untern Seite angesehen. Der Schnitt ist durch ' die Mundspalte grade nach hinten geführt , so dass er durch die hintere Hirnzelle durchgedrungen ist. a. Durchschnitt dieser Zelle; b. Durchschnit der Wirbelsaite und ihrer Belegungs- masse; c. die durchschimmernde Abtheilung des Gehirnes, mit welcher die Augen d, d. im Zusammenhange stehen, sammt dem Hirntrichtei-. Dass das Gehirn, von unten durch die Grundfläclie des Schädels be- trachtet, vorne spitz auszulaufen scheint, ist nur eine optische Täuschung, e, e. Schwache Andeutungen der Oberkieferfortsätze. Fig. 6. Derselbe Kopf von vorne und oben angesehen, a. Mittlere Hirnzelle; b. hintere und c. vordere Hälfte der ersten Hirnzelle. Auch diese letztere Hälfte ist noch ganz einfach, d, d. Die Augen. Fig. 9. Der Kopf eines eben so jungen Embrjos der Länge nach halbirf , um die innere Fläche des Gehirnes und das Verhältniss zwischen der Dicke seiner Wandung und der Weite seiner Hohle übersehen zu lassen, a. Diejenige Abtbeilung des Gehirnes, welche sich zu den Hemisphären ausbilden soll; b. diejenige Abtbeilung, mit welcher die Augen zusammenhängen: in ihr sieht man die Oeffnung, die von der Höhle des Gehirnes in das rechte Auge führt; c. Hirntrichter; d. zweite Hirnzelle oder Yierhügel; e, e. dritte Hirnzelle; f. Cliorda vertelralis. Ihr Ende ist von dem Kupferstecher etwas zu weit nach vorne angegeben, sie sollte eigentlich kaum bis zu der Linie hinreichen, die von dem Buchstaben h. abgeht. Die Belegungsmasse der Chorde setzt sich nach vorne in dun unpaarigen Balken des Schädels f. fort; g. erster Schlundbogen ; h. Schlundkopf mit den beiden Oeffnungen seiner rerliten Seitenhälfte. Fig. 8. Das linke Auge desselben Embrjos von der äussern Seite dargestellt. Man sieht durch die äussere Wand die Krjstalllinse und die Oeffnung hindurchschimmern , w eiche sich in der innern Wand des Auges belindet, und die Höhle dieses Organes in die des Gehirnes übergehen lässt. Fig. 9. Gehirn des Embrjos Lit. B. von vorn und oben angesehen, a. Mittlere Hirnmasse ; b. hintere und c. vordere Hälfte der ersten Hirnmasse. Die letztere Hälfte ist schon etwas breiter geworden, und es ist ihr- schon anzumerken, dass sie sich in zwei Seitenliälften, oder die Hemisphären des grossen Gehirnes, theilen will. Fig. lO. Herz des Embrjos A. von der hintern Seite angesehen in seiner natüilichen Krümmung, a. Vorderes Ende, das die Schlundgefässbogen abgiebt; b. hinteres Ende des Herzens, c. vorderes Ende des Stammes der Nabelgelu-ösvene. Fig. 11. Herz des Embrjos B. von derselben Seite, wie das vorige angesehen, a. bis c. wie in der vorigen Figur. In b. zeigt sich eine Erweiterung als Andeutung der künftigen Vorkammern. Fig. 18. Gehörorgan desselben Embrjos a. Gehörbläschen ; b. Aussackung desselben; c. erste Anlage für die Knorpelkapsel des Bläschens. Fig. 13. Ein Theil der Verdauungswerkzeuge des Embrjos A. a. Magen: b. Leber; c. Bauchspeicheldrüse; d. der offene Theil des Darmes, der in das Schleim- und Gefässblatt der Keimhaut übergeht; e. eiu Theil dieser Blätter selbst, der nachher einen Theil des Dottersackes ausmacht ; f. der Anfang des hintern schon geschlossenen Theiics des Darmes. der Abbildnni^ren. 221 3t»citc Sttfel. Fljf. 1. stellt einen EinbrTO aus der IMitte der ersten Periode, der von seinein Amnion cntblösst worden ist, sechsmal vera;rüssert dar. Er ist von der rechten Seite angeschen und seine Theile befinden sich beinahe in den natiirlichen Lagen: nur ist der Kopf, der an die Bekleidung- des Herzens oder die vordre Aus- sackung- der nnlern Vereinigungshaut dicht angedrückt war, etwas aufgebogen worden, um ilin ganz über- sehen zu lassen; und der beinahe drei Spiralwinduiigen zusammensetzende Hintertheil des Körpers ist ein wenig rechtsliin geschoben, damit ein Theil des Herzens und seiner Bekleidung gesehen werden könnte. Am Halse befinden sich jederseits drei Schlund- oder Kiemenöffnungen. a, a. Die durch die Wandung des Kopfes hindurchschimmende rechte Hemisphäre; b. die Scheitelgegend der mittlem Hirnmasse; c. die hindurchschimmernde drille Hirnmasse; d. das liindurchschimmernde Rückenmiu-k ; e. der Oberkieferfortsatz ; f. der erste Si'ldundbogen , in dem sich später der Unterkiefer bildet; g. die Nasengrube; h. das Auge, das noch gar kein Pigment in seinem Innern bemerken lässt, und dessen Cornea an der äussern Seite ein wenig concav erscheint. Von dem Oberkiefeifortsatze geht eine sehr schm;ile und überhaupt sehr zarte • Leiste, das Nasendach ab, die vor dem Auge erst nach oben aufsteigt, und dann in einiger Entfernung über der Nasengrube sich nach unten umbiegt; i. die hindurchschimmernde Ohrkapsel oder das künftige Felsenbein ; k, das hindurchschimmernde Herz ; 1. der rechte WolfTsche Körper ; m. der kaum erst angedeutete Schwanz; n. ein Theil des Amnions. Fig. S. Ein noch in dem Amnion eingeschlossener Embryo aus der ersten Zeit der zweiten Periode , der gleichfalls sechsmal vergrossert dargestellt worden ist, von der linken Seite gesehen. Auf dieser Seite hat das Amnion in den Dottersack eine Grube (das Fruchtbett) gemacht, liegt ihm dicht im, und ist mit ihm verkleljt. Es ist nun dieser Theil des noch sehr zarten und durchsichtigen Dottersackes auf dem Amnion gelassen worden , um die Vasa vilellaria oder die auf dem Dotfersacke ausgebreiteten Aeste der Vasa ompltaJo - mescraica zu zeigen. Die feinern Zweige dieser Gefässe sind nicht angegeben worden, a, a, a, a. ein Theil des Dottersackes; b, b, b, b. Amnion; c. Eingang in den trichterförmigen Theil des Dottersackes, welcher in der Nabelöfinung liegt und mit dem Darme zusammenhängt; d,d, d. Arterien; e, e, e. Venen. Fig. 3. Ein sehr wenig älterer Embryo, der aber gleichfalls aus einem noch nicht gelegten, sondern aus der Mutter ausgeschnittenen Ei genommen war, sechsm.il vergrossert. Die Hornhaut ist gewölbt, und in der Clioroidea bat sich etwas Pigment abgelagert, eine Iris aber ist noch nicht bemerkbar, a. ein Theil des Amnions; b. Herz; c. Leber; d. WolflFscher Körper. Fig. 4. Ein EmI)ryo aus der IVIifte der zweiten Periode in seinem natürlichen zusammengerollten Zustande viermal verg-i-össert und so gelegt, dass man gerade «luf die vordere Seite seines Kopfes sieht. Man erblickt hier die vordere Seite des breiten Stirnfortsatzes und die Anlagen der Oberkiefer. Die Nasenrinnen shid zwar schmäler, als bei dem in Fig. 3 abgebildeten Embryo, doch haben sie sich noch nicht ge- schlossen, a. Stirnfortsatz; b. Oberkieferfortsatz; c. das stark hervorragende, aber von der unfern Vereinigungshaut bedeckte, und mit dieser seiner Bedeckung dicht an den Vorderkopf angedrückte Herz; d. der Nabelstrang. Fig. 5. Die vordere Hälfte eines Embryos aus den letzten Tagen der zweiten Entwickelnngs- Periode, bei dem auch die erste oder vorderste Schlund- oder Kiemenöffuung sich beinahe schon geschlossen Jiaf. a. Ueberrest dieser vordersten Oeffnung; b. Oberkieferfortsatz; c. Slirnfortsatz ; d. Nasendach, das von dem Oberkieferforlsatze durcli eine sehr schwache und nur ganz oberflächliche Furche aussen noch etwas abgegrenzt ist ; e. Lnker Flügel des Stirnfortsatzes, der an den Oberkieferfortsatz sich schon angescMossen hat, weshalb hier schon ein äusseres Nasenloch bemerkbar ist. Fig. 6. Ein Embryo ungefälir aus der Mitte der dritten Periode viermal vergrossert. Die Seitenwände und die Bauchwand der Leibeshöhle sind von der Gegend an, wo das Herz liegt, entfernt worden. Die Spirale, . die der Embryo darstellte, ist staik auseinandergezogen, der Schwanz abgeschnitten, und das Ende des 222 Erklärung Rnnipfes unter der Mitte des Rumpfes versleckt worden. Von der vordem Hälfte des Präparates erblickt man die rechte, von der hintern die linke Seite, a. Ans Fretum Hallen ; b. die Herzkammer ; c. die rechte Vorkammer; d. vorderes Ende der hinteren Hohlvene; e, e. die Nabelvene; f. die Leber; g. der Urachus mit den beiden Nabelarterien; h. die Dotterarlerie, (der eine Ast der Nabelgeltrösarterie) ; i. die Dottervene (oder der eine Ast der Nabelgekrüsvene) ; k, k, k. der Wolffsche Körper; 1. der Darm mit seinem höchst zarten Geltröse. In der Nähe der Nabelgekrösgefässe macht der Darm eine kleine Schlinge. Der üebergang des Darms in den Magen kann Jiier nicht bemerkt werden, weil er von der Leber verdeckt ist. Gleichfalls ist auch die Lunge von, der Leber verdeckt. Fig. 'S. Der Rumpf und ein Theil des Schwanzes von einem noch etwas altern Embryo, von der linken Seite angesehen, nachdem die linke Seiten wand des Leibes entfernt, und die Spirale, die der Rumpf beschrieb, aus einander gelegt worden ist. Vergrössert ist das Präparat viermal, a, a. die linke und mittlere von den derThjTuus entsprechenden Blutdrüsen ; b. die linke Vorkammer; c. die Herzkammer mit denKiemen- gefässen der linken Seife und der linJcen Carotis; d. das vordere Ende der hintern Hohlvene; e. die Nabelvene ; f. die Nabelgekrösvenc ; g. die Nabelgekrösarterie ; h, h. der Magen ; i. der Darm. Wo diese beiden Theile des Darmkanales in einander übergehen und eine starke AVindung machen, erblickt man das Pancreas; k. das Geki'öse; 1. die Leber mit der kleinen ihr noch anliegenden Gallenblase; m,m. der linke Wolffsche Körper; n. das linke äussere Geschlechtsglied; o. der Urachus mit den beiden Nabelarterien; p, p. die rechte Seitenwand der Leibeshöhle. Fig. 8. Der viermal vergrösserte vordere Thcil eines noch etwas altern Embryos aus der dritten Periode von der untern Seite angesehen, nachdem die untere Leibeswand bis zum Unterkiefer hin entfernt worden ist. a. das Zungenbein mit seinen Muskeln und der Zungenscheide; b. die Luftröhre; c, c. die der Thymus entsprechenden Blufdrüsen; d, d. die beiden Vorkammern ; e. die Herzkammer; f. die Lunge; g. der Magen. Ueberdicss sieht man die aus der Herzzwiebel kommenden ursprünglichen Kiemengefässe und zwei Carotiden. Fig. 9, Ein Embryo aus der letzten Zeit der dritten Periode um das Doppelte vergrössert. Er befindet sich beinahe in [seiner ganz natürlichen Lage , denn nur der Kopf ist etwas abgebogen , um ihn ganz übersehen zu lassen. Die Windungen des Rumpfes haben sich so aus einander gerollt, dass in der ^ide von ihnen eine Oeffnung entstanden ist, in die sich der Schwanz hineingeschlagen hat. Am Anfange des Schwanzes ist hier in der Abbildung das rechte männliche Glied zu sehen. 2) r i t t c ® a f f l. Zur Erläuterung der Eingeweide der Leibesliähle. Fig. 1. Die vordere Hälfte des auf Tafel H, Fig. 1. abgebildeten Embryos von der rechten Seite angesehen, nachdem ein Theil der Bauchdecken entfernt worden ist. a, a. Die linke Hälfte der Bedeckung des Herzens; b. das Herz in natürlicher Lage ; c. Urniere; d. Leber; e. Bauchspeicheldrüse; f. die Anschwellung an dem Anfange des Darmes; g. der darauf folgende dünnere Theil des Darmes; h. ein kleiner Theil des Dottersackes. Die Windung, die der abgebildete Theil der Frucht ausmachte, ist etwas aus einander gezogen worden, dadurch aber sind der hintere Theil des Magens sammt der Leber und der Bauchspeicheldrüse, wie auch der vordere Theil des Darmes von der Rückenwand des Leibes, der sie nälier lagen, etwas entfernt worden. Fig. 8. Die vordere Hälfte eines Embryos, der etwas älter war, als der auf der Tafel H, Fig. 3 abgebildete, von der rechten Seite dargestellt, nachdem die Bauchdecken und die AVolffschen Körper oder die Urnieren gänzlich entfernt worden sind. Das Herz ist von den übrigen Eingeweiden der Rnmpfhöhle etwas nach vorne hin abgezogen worden, a. Arterien; b. Ventrikel des Herzens; c. Cuvierscher Gang; d. Magen; e. rechte Lunge; f. Leber, die etwjis nach links umgebogen worden ist; g. Bauchspeicheldrüse; h. An- schwellung an dem Anfange des Darmes; i. ein Theil des Dottersackes. der Abbildungen. 223 Flff. 3. Dasselbe Piäpnrat von der linken Seite angesehen, a. Freiiim HaUeri ; b. linkes Atrium ; e. Ventrikel des Herzens; d. linker Cuvicrselier Gang; e. linke Lunge; f. Wiigcn; g. Leber; h. Anschwellung an dem Anfange des Darmes; i. ein Theil des Dottersackes ; k. die linke Urnicre mit dem einen ausführenden Ge.sclilechtswerkzeuge , von denen beiden aber vorne ein Theil abgeschnitten -worden ist. JFiS« *• Ein Embryo aus der letzten Zeit der zweiten Enfwickelnngs -Periode, der dem auf Tab. II, Fig. 5 abgebildeten entspricht, von der linken Seite angesehen, a — g. wie in der vorigen Abbildung; h. der linke hier nur allein sichtbrn-e Theil der Bauchspeicheldrüse; i. Darm; k. die quer durchschnittene Vena omphalo-mcsenterica , die durch die Schlinge des Darmes rechtshin an der Bauchspeicheldrüse vorbei zur Leber geht; 1. Urnierc mit dem ausfülu-cnden Geschlechtslhcile. Fig. 5. Einige Eingeweide des unter Fig. 1 auf dieser Tafel abgebildeten Embrros von der untern Seite .angesehen, a. die Speiseröhre; b, b. die Lungen; c. die Leber; d. der dickere Anfangstlieil desD.irmes; e. die Bauchspeicheldrüse; f. ein Stück von dem dünnern Theile des Darmes; g. ein sehr kleines Stück des Dottersackes. Fig. 6. Dieselben Eingeweide eines etwas altern Embryos, gleichfalls von der untern Seite angesehen. a — g. wie in Fig. 5. Fig. y. Alle diese Eingeweide mit Ausnahme der Leber, die entfernt worden ist, von der obern Seite an- gesehen, a. b. d — g. wie in Fig. 5; c. der Magen. Fig. 8. Einige Eingeweide des unter Fig. 2 und 3 auf dieser Tafel abgebildeten Embryos, von der untern Seite betrachtet. Eine Luftröhre hat sich schon gebildet und auch schon eine ziemlich grosse Länge erreicht, a. die Speiseröhre; b. die Luftröhre; c, c. die Lungen; d. Magen; e. Bauchspeicheldrüse; f, f. Darm; g. Dottersack. Fig. 9. Atlimungswerkzeuge und Darrakanal des unter Fig. 4 auf dieser Tafel abgebildeten Embryos, von der untern Seite angesehen, a. Speiseröhre ; b. Luftröhre ; c. rechte Lunge ; d. linke Lunge ; e. Magen ; f. Leber; g. Vena omplialo-meseraica, wo sie in die Leber eindringt; h. dieselbe Vene, wo sie aus der Leber hervortritt ; i. Pancreas (rechts von ihm sieht man den Gallengang angedeutet) ; k. Darm. Fig. lO. Dasselbe Präparat von der rechten Seite angesehen, nachdem die Leber entfernt worden ist. a. Speiserühre; b. Magen; C.Anschwellung am Anfange des Dünndarmes; d. Bauchspeicheldrüse ; e. Luft- röhre ; f. rechte Lunge. Fig. 11. Ein Stück von der untern oder convexen Oberfläche der Leber aus einem Embryo, der nur bis an das Ende der zweiten Entwickelungs -Periode gelangt war. Fig. 18. Ein Präparat aus, der Leber eines Embryos, der bis an das Ende der dritten Periode gelangt war. a. Gallenblase und b. Ductus cysllcus in ihrer natürlichen Lage zu einander; c, c, c. drei DueUi« liepaüci, die aus der Substiuiz der Leber auspräpai'irt worden sind ; d. Ductus clioledoclms. Cig. 13. Bauchspeicheldrüse und Milz. A. von einem Embryo aus der ersten, und B. von einem Embryo aus der letzten Zeit der dritten Periode, a. Milz; b. Bauchspeicheldrüse. Fig. 11. ^'"^ Theil der Athemnerkzeugc von einem Embryo aus der letzten Zeit der dritten Periode. a. Luftröhre; b. rechte und c. linlv.e Lunge. Fig. 15» Ein kleiner Theil des Wolffschen Körpers von einem Eml)ryo aus der ersten Hälfte der dritten Periode von seiner innern Seite angesehen, um die Lage und die Vertheilung der Malpighischen Blutdrüsen zu zeigen. Fig. 16. Ein Arterienzweig mit den an ihm hängenden Malpighischen Blutdrüsen noch stärker vergrössert. Fig. 17. Der hintere Theil des Rumpfes und der vordere Theil des Schwanzes von einem Embryo aus der erstem Hälfte der dritten Periode zweimal vergrössert.. a. untere Vereinigungshaut ; b. Gegend des Afters ; c. rechtes äusseres Geschleclitsglied, Fig. 18» Die männlichen Geschlechtsgiieder eines Embryos aus der letzten Periode des Fruchtlebens sechsmal 1'- vergrössert. Beide sind etwas aus einander geschoben und so gelegt worden, dasa man auf die vordere Seite des rechten und den innern Rand des linken sieht. 224 Erklärung Fig. 19. Dieselben Organe in natürlicher Lage, so dass man auf die untere oder hintere Seite derselben sieht, an welcher sicli die Rinne zur Ableitung des Samens befindet, a. Geschlechtsglied oder Ruthe; b. Muskel, der dasselbe in den Schwanz hineinzieht und umstülpt; c. die neben dem linken, und d. die neben dem rechten Gliede in die Kloake sich ausmündende Schmierdrüse. Fig. SO. Der vordere Theil des Wolffschen Körpers und des Eierleiters von einem Embryo aus der zweiten Periode, a. Cardinalvene ; b. Eierleiter. Fig. 81. Ein Theil desselben Präparates stärker vergrössert. Der Eicrleiter ist entfernt worden, a, a. Cardinal- vene ; b, b. Ausführnngsgang des Wolffschen Körpers. Fig. 83. Querdurchschnitt des Rumpfes eines Embryos aus der letzten.Hälfte der ersten Periode, a. Rücken- wand des Leibes; b. Rückenmark; c. Wirbclsaite; d, d. Cardinalvenen ; e, e, Wolffsche Körper; f. Aorta; "■. Gekröse ; h. Darm ; i. Urachus und die zu beiden Seiten desselben befindlichen Nabelarterien. DicrteSaftl. Zur Erläulernng des Herzens tind der mit ihm zunächst znsammenhängendea Blutgefässe. (Mit Ausuahme der Figuren 19 bis 24 sind alle übrigen sechsmal Tergrössert.) Fig. 1. Das Herz eines Embryos aus der letzten Hälfte der ersten Periode (des in Fig. 1, Tab. II abgebildeten) von der untern Seite angesehen, a. Frctum Hulleri; b. Kammer; c. linke und d. rechte A'orkammer; e. Kanal, durch den das ganze venöse System mit dem Herzen verbunden ist. Fig. 8. Das Herz eines andern, aber eben so alten Embryos, ebenfalls von der untern Seite angesehen. Einzelne TJieile sind etwas aus einander gezogen, a— e. wie in der vorigen Figur. Fig. 3. Das Herz eines Embryos aus der ersten Hälfte der zweiten Periode. Es ist so gestellt worden, dass die ganze obere Seife seiner venösen Abtheilung zu sehen gekommen ist. a. linkes und b. rechtes Atrium ; c. der ursprünglich und allein vorhandene Kanal dieser Abtheilung, der hier aber nur noch wenig zu erkennen ist ; d. Ventrikel. Fig. 4. Herz eines Embryos aus der letzten Zeit der zweiten Periode, wie er auf Tiifel II, Fig. 5 abgebildet worden ist. Es ist dasselbe von der untern Seite dargestellt, a, a. Atrien; b. Ventrikel; c. Fretum; d. eine schwache Anschwellung des letzten Theiles, der sich zu einem Bulbus aortae ausbilden willj 8, e, e. Schlund- oder Kiemengefiissbogen , die noch unmittelbar tob dieser Anschwellung ausgehen. Fig. S. Dasselbe Herz von der obern Seite angesehen, a, a. Atrien; b. Ventrikel; c. die durch Zellgewebe vereinigten Blutgefässe, welche aus dem Bulbus aortae hervorgehen. An dem rechten Atrium bemerkt man eine Oeffnung, und diese bezeiclmet die Stelle, wo der gemeinschaftliche Kanal aller Venen ab- geschnitten worden ist. Fig. 6. Herz eines Embryos aus dem Anfange der dritten Periode, a — d. wie in Fig. 4. Der Bulhvs aortae hat sich vergrössert, das Fretum dagegen verkürzt, e. ein aus drei Arterienstämmen, die sich zwischen dem Bulbus und den Kiemengefässbogen ausbilden, und aus Zellgeweben bestehender Strang. Fig. ff. Herz und damit zusammenhängende Venenstärame eines Embryos aus der letzten Zeit der zweiten Periode von unten angesehen, a. Fretum und b. Ventrikel. Beide sind nach vorne umgebogen worden, um die untere Seite der Atrien und den Üebergang des Ventrikels in diese sehen zu lassen, c, c. Atrien; d. rechte Vena jugularis; e. rechte Vena cardinalls; f. rechter Ductus Cuvieri; g. linker Ductus Cuvieri; h. rechte Nabelvene ; i. hintere Hohlvene; k. Nabelgekrösvene; I. linke Nabelvene. Fig. 8. Herz eines Embryos aus der Mitte der dritten Periode, wie er auf Tafel II, Fig. 6 ahgebildet worden ist. a — e. wie in Figur 6. Das Fretum hat sich noch mehr verkürzt, der Bulbus ist grösser, und der Strang der aus ihm hervorgehenden Aiterien länger geworden, der Abbildungen. 225 Fig. 9. Herz eines Embrjos aus der letzten Hälfte der dritten Periode von der nntern Seite angesehen. Das Frelum ist schon ganz rersehwunden , der Bulhus aorlae ist dicht an den Ventrikel herangezogen, und der von ihm ausgehende Gefiissstrang hat sich ansehnlich verlängert, a, a. Atria; b. Ventrikel; c. Bulbus; d. Gefässsirang. Fig. lO. Dasselbe Herz von der obern Seite angesehen, a, a. Atrien; b. Ventrikel; c. Gefässstrang ; d. linke Jugularvene; d.* der hinterste Theil dieser Vene oder der ehemfilige linke Ductus Cuvierl; e. rechte Jugular- Tene; f. hintere Hohlvene; g. der Uebcrrcst des rechten Ductus Cuvleri. Fig. 11. Dasselbe Herz von der linken Seite angesehen, a , a. Atrien ; b. Ventrikel ; c. Herzzwiebel ; d. Arterienstrang; e. linke Jugularvcne; f. ehemaliger linker Ductus Cuvleri. Fig. 18. Dasselbe Herz von der rechten Seite, a. Atrium, b. Ventrikel, c. Herzzwicbel ; d. Arterienstrang; e. rechte Jugularvene; f. hintere Holilvene; g. Ueberrest des rechten Ductus Cuvleri; h. vordere und i. hintere rechte Vertebralvene. Fig. 13. Die von der Herzzwiebel ausgehenden Arterienstämme sammt den Schlund r oder Kiemengefässbogen eines Embrjos, dessen Herz in Fig. 8 abgebildet ist, von der untern Seite angesehen, nachdem diese Theile von dem sie eiiiliüUenden Gewebe, befreit und etwas aus einander gelegt worden sind. a. Herz- zwiebel ; b. Anfang der künftigen linken Aortenwurzel ; c, c. Arteria fiiilmonalls ; d. Anfiuig der künftigen rechten Aortenwurzel ; e, e. die beiden Cai'otiden ; f, f. die Aortenwurzeln. Flg. l*. Dieselben Gefässe in ihrer Verbindung unter einander aus einem altern Embryo, und zwar gleichfalls von der untern Seite angesehen. Die Anastomosen zT>'ischen dem vordem und mittlem Paar der Kiemen- gefässbogen sind schon verschwTinden. a. Anfang der künftigen linken Aortenwurzel; b, b. ^rt. puIinona?jsj c. Anfang der künftigen rechten Aortenwurzel ; d. der Stamm für die Carotiden oder TntncKS anonymus^ e, e. die Aorten wurzeln. Fig. 15. Der Stamm der Ai-t. piilmonalis und die beiden aus ihr hervorgehenden hintern Kiemengefässbogen für sich allein dargestellt, um die Biegungen und die Stellung zu zeigen, die jene Bogen jetzt angenommen haben. Fig. 16. Herz und Arterienstämme eines Embryos aus der letzten Zeit der dritten Periode von der untern Seite angesehen. a,a. Atrien; b. Ventrikel; c. Anfangsstück der linken Aortenwurzel ; i. Arteria pulmonalis ; e. Anfangsstück der rechten Aortenwurzel; f. ehemaliger Stamm der Carotiden, jetzt aber, nachdem die rechte Carotis geschwunden ist, Anfangsstück der linken Carotis ; g, g. Aortenwurzeln. Fig. 17. Ein ähnliches Präparat aus einem eben so alten Embryo von der rechten Seite angesehen. a. Ueberrest vom rechten Ductus Ciwleri; h. rechtes Atrium ; c. Ventrikel ; d. ^rtcri« pulmonulis; e. Anfangs- stück der linlicn Aortenwurzel; f. Anfangsstück der rechten Aortenwurzel ; g. rechte Aortenwurzel ; h. Carotis; i. Art. collaris; k. Ast derart, pulmonalis, der vom hintern Kiemengefässbogen abgeht. Fig. 18. Ein ähnliches Präparat von einem eben so alten Emhryo von der linken Seite angesehen, a. Ventrikel; b. linlies Atrium; c. Art. pulmonuUs; d. Anfangsstück der linken Aortenwurzel; e. die Wurzel selbst. Fig. 19. Ein der Länge nach halbirter Ventrikel eines Embryos aus der letzten Hälfte der zweiten Periode von der innern Seite angesehen und stark vergrössert, um die Muskelstränge an der innern Seite seiner W^andung, die unlängst erst entstanden waren, und die in der Bildung begriffene Anschwellung, zu der sie hingehen, sehen zu lassen. Fig. SO. Ein dergleichen Durchschnitt des Herzens eines Embryos aus der ersten Hälfte der dritten Periode. Wie in der vorigen Figur ist hier die untere Hälfte des Herzens abgebildet worden, a, a. ein Theil der beiden Atria, b. ein Theil der Scheidewand zwischen beiden; c. der Ventrikel; d. die eine der beiden Anschwellungen desselben, die sich da befinden, wo der Ventrikel mit den beiden Atrien zusammenhängt. Die Klappe des eirunden Loches hat sich noch nicht gebildet. Flg. ai. Querdurchschnitt der Herzzwiebel eines Embryos aus der Mitte der dritten Periode. Es haben sich in diesem Theile drei Längswülste gebildet , die ihre freien Ränder einander zukehren , und es sind durch sie bereits in diesem Theile drei verschiedene Blutbahnen unvollständig zu Wege gebracht. ,i 29 226 Erklärung Fig. 88. Ein eben solcher Durchschnitt desselben Theiles von einem etwas altem Embryo. Die drei er- wähnten Wülste sind an ihren ursprünglich freien Rändern der Länge nach rerwachsen, und es sind dadurch drei neben einander verlaufende Kanäle gebildet worden, die schon als eben so viele Blutgefäss- stämme erscheinen. Zwei von diesen Gefässen sind die Aortenwurzeln, das dritte ist die Lnngenschlagader. Fig. 83. Querdmchschnitt der Vorkammer des Herzens dicht über dem eirunden Loche. Das Präparat ist von einem beinahe zur Enthüllung reifen Embryo, und ist deshalb abgebildet worden, um zu zeigen, wie breit verhältnissmässig die Scheidewand der Vorkammern ist. a. die äussere Wandung der linken Vor- kammer; b. die gleiche Wandung der rechten Vorkammer; c. die Scheidewand dieser Hohlen; d. der Durchschnitt der drei aus der Herzkammer hervorgehenden Blutgefässstämme. Fig. 84. Ein Theil des Herzens von einem eben so alten Embryo von der rechten Seite angesehen. Von der rechten Vorkammer ist die äussere Hälfte weggeschnitten worden, und man sieht in die Höhle dieser Vorkammer, a. Die rechte Vorkammer selbst; b, b. ein Haar, das durch die Oeffnung gezogen ist, die sich in der Scheidewand der beiden Vorkammern befindet; c. die Oeffnung des Verbindungskanales der hintern Hohlvene und der rechten Jugularvene; c*. die Klappe des eirunden Loches; d. Herzkammer; e. rechte Jugularvene; f. hintere Hohlvene; g. der künftige Stamm der Lungenschlagader; h. die rechte und i. die linke Aortenwurzel. iüttft£ Safel. Zur Erlänteruug des GefSsssystemes. Fig. 1. Ein Embryo, der etwas älter war, als der auf der ersten Tafel in Fig. L abgebildete, und an dem ein Theil der rechten Seitenwand der Rumpfiiühle entfernt worden ist. Miin sieht hier die vier Schlund- oder Kiemengefässbogen der rechten Seitenhälfte in natürlicher Lage und Verbindung, so wie ihren Ursprung aus dem Fretum, ferner den hinter diesen Bogen befindlichen Theil der rechten Aortenwurzcl , die kleine Arterie, die in den vordem Schlundbogen geht und für den Unterldefer und die Zunge ■ bestimmt ist, denjenigen Ast der künftigen Carotis, welcher zu der zweiten Hirnmasse, namentlich aber zu dem Vierhügel aufsteigt, und die hintere Arteria ciJlaris longa. Doch niuss ich bemerlcen, dass man in der Wirklichkeit nicht schon von aussen den Uebergang der Carotis in jenen zum Vierhügel aufsteigenden Ast gewahr werden kann. a. vorderer Theil der Bauchwand, der das Herz von unten und von den Seiten umschliesst; b. Herz; c. rechter Cuvierscher Gang; d. Magen und rechte Lunge; e. Leber; f. Urniere und ausführendes Geschlechtsorgan; g. ein Theil des Amnions; h. ein Theil des Urachus; i. die rechte Nabelvene. Die* ürniere liegt im natürlichen Zustande mit ihrem vordem Ende eigentlich dem Cuvierschen Gange dicht an: ich habe sie aber in dieser und den drei folgenden Figuren in einiger Entfernung von dem Gange gehalten, nm die Lunge und den Magen sehen zu lassen. Fig. 8. Derselbe Embryo von der linken Seite angesehen. Die ganze Bauchwand ist entfernt, der Magen aber von der Rückenwand etwas abgezogen worden. Man übersieht hier einen Theil des Venensysfemes. a. Herz; b. Magen und linlte Lunge; c. Darm; d. ein Stück des Doftersackes ; e, e. ein Theil des Urachus; f. Ürniere; g. linker Cuvierscher Gang; h. Vena cardlnalls; i. linke Vena iimhiUcalis, die sich um den Dottersack etwas herumschlägt. (Die Nabclgekrösvene ist nicht abgebildet worden.) k. Vena jugularis, die sich am Auge schon in zwei Aeste theilt, von denen der eine zur obem, der andre zur untern Seite des Auges geht. Der über dem Auge am Gehirn verlaufende Ast, oder der künftige Sinus transverstis, kommt nicht aus der obern Augenvene. Fig. 3. Ein etwas älterer und schon auf Tab. UI in Fig. 2 und 3 abgebildeter Embryo. Die vier Kiemen- gefässbogen sind ixbsolut und relativ etwas länger geworden , der vorderste aber hat sich zugleich etwas verengt, a. Herz, das hier etwas anders gestellt ist, als in Fig. 1; b. ein kurzer Kanal zwischen dem rechten Atrium und den Cuvierschen Gängen ; c — f. wie in Fig. 1 ; g. Ast der rechten Nabelvene zu den Bauchdecken; h. Ast derselben Vene zur AUantois; i. Diu-m; k. ein Theil des Dottersackes. der Abbildungen. 227 Fig. 4. Derselbe Embryo von der linken Seite, a — d. und f — k. wie in Fig. 2; 1, 1. Nabelgeki'ösvene. Dur UraiJius ist nicht abgebildet. Fig. 5. Kopf und Hals eines Embrjos aus der ersten Hälfte der dritten Periode, welcher dem auf Tab. H, Fig. 6 abgebildeten dem Alter nach gleich steht. An ihnen sind der Verlauf und die Verzweigung der Vena jvgularis, so weit sie sich bei einer Seitenansicht von aussen erkennen lassen, anschaulich gemacht worden, desgleichen die Arterien des Gehirnes, welche liei einer solchen Ansicht schon von aussen erkannt werden konnten. Durch die Substanz des Halses und des untern Theiles von den Seitenwänden des Kopfes waren die Carotis und ihre Zweige nicht mehr wahrzunehmen, a. Vena jugularis communis; b. Venen des Unterkiefers und der Zunge; c. Venenzweige der dritten Hirnzelle, die hinter der Ohrkapsel sich der Vena jugularis conmiuiiis anschlicssen, und d. ein gleichfalls von dieser Zelle kommender Zweig, der vor der Ohrkapsel in die V. jugularis conmwnls übergeht. Weiler nach vorne gehen in die Drosselvene zwei Zweige über, die das Auge umfassen. Diejenige Vene aber, welche über dem Auge auf dem Gehirn liegt, und dem Sinus transversus des Menschen entspricht, geht nicht in den obern Augenzweig über, sondern weiter nach unten und hinten in die Tiefe des Kopfes: diese ihre untere Hälfte ist aber von aussen nicht sichlbai-. Fig. 6. Kopf und Hals eines Embryos aus der letzten H^ilfte der dritten Periode, welcher nicht völlig so alt war, als der auf Tab. II, Fig. 9 abgebildete. Die Vergrüsserung ist nicht so stark, wie in den vorigen Figuren. Aus den hinter der Ohrkapsel befindlichen Venen hat sich schon der Sinns occipitaUs gebildet, und aus der Vene, welche sich vor der Ohrkapsel befindet, der Sinus petfosns. Beide Bhitleiter schimmern in der Wirklichkeit nur schwach hindurch, a — d. wie in der vorigen Figur; e. ein auf der mittlem, und f. ein auf der vordem Hirnzelle sich verbreitender Zweig der Carotis cerehralis. Fig. 7. Kopf und Hals eines eben so .ilten Embrjos. Statt eines einfachen Sinus transversus kommt hier ein zusammengesetzter vor. Fig. 8. Kopf und Hals eines altern Embryos, der bis an das Ende der dritten Periode gelangt ist, viermal vergrossert. a. Vena jugularis; b. ein Hautzweig, der in sie übergeht; c. Sinus occipitaUs; d. Sinus petrosus; e. Sinus transversus, der jetzt schon hinter dem Auge herabsteigt. Fig. 9. Der Kopf eines Embryos, der beinahe bis ans Ende der zweiten Periode gelangt ist, von oben und vorn fingesehcn. a, a. die Sinus transversi. Fig. lO. Derselbe Theil von oben und hinten angesehen, a. die vor, und b. die hinter der Ohrkapsel von der dritten Hirnzelle zu der Vena jugularis hingehenden Venenzweige. Fig. 11. Der in Fig. 6 dieser Tafel abgebildete Kopf von oben und vorn betrachtet, a. der Sinus per- pemlicularis ; b. der Sinus transversus. Fig. 18. Derselbe von oben und hinten, a. Sinus pcrpcndicularis ; b. Sinns petrosus; c. Simis occipitalis. Fig. 13. Der Kopf eines Embryos aus dem Anfange der vierten Periode, der dreimal vergrossert worden ist, von oben angesehen. Die hier abgebildeten Venen und Blutleiter waren, wie auch der grössere Theil des Gehirnes, noch durch die Haut sichtbar, nicht aber auch die Sinus pelrosi, weshalb sie nicht abgebildet worden sind. a. Sinus longitudinalis ; b. der ehemalige vordere Zweig des Sinus transversus; e. Sinus perpendicularis. Fig. 14. Kopf und Hals eines Embryos aus der letzten Zeit der zweiten Periode, a. Schlundgefässbogen ; b. der Anfangslheil der rechten Aorta. Die Carotis facialis ist nicht abgebildet worden, dagegen findet man hier die Haupfzweige der Carotis cerehraUs. c. das an der untern Seite der dritten Hirnzelle ver- laufende Gefäss, welches mit dem der andern Seitenhälfte zum Theil zu der Arteria hasilaris verschmilzt. Die Art. vortebralis war noch nicht deutlich. Fig. 15. Der Kopf eines Embryos aus der letzten Zeit der ersten Periode ^vergleiche Tab. II, Fig. 1) von unten angesehen. Der Schlund und seine Umgebung sind der Länge nach aufgeschnitten und seine Seitenhälflen darauf aus einander gebreitet worden, a, a. die Carotiden, wo sie an der Basis crunil 228 Erklärung verlaufen ; b, b. die Stellen, wo sie die Basis cranü durchbohren ; c, c. die beiden durch die Basis cranü liindurchschimniernden Acste derselben, aus welchen sich nachher die Art. hasUaris bildet, welche jetzt aber Vertebral- und untere Spinal- Arterien zugleich sind. Das Torderste Paar von den Zweigen, die diese Aeste absenden, sind die Arteriae auditoriae internae. Der Kreis, welcher vor und zwischen den Stellen liegt, wo die Carotides cerebrales die Hirnschale durchbohren, bezeichnet den Eingang zu dem noch sackartigen Hirnanliange. Fig. 16. Kopf und Hals eines Embryos, welcher dem Alter nach dem auf Tab. H, Fig. 1 abgebildeten entspricht. Es sind hier nur diejenigen Venen, welche dem Gehirn angehören, sammt dem Stamme der Vena jiiguJaris , in welchen sie übergehen, abgebildet worden, a. Vena jiigularis; b. Sinus cavernosus; c. Simis Iransversus so abgebildet, als schimmere er durch das Auge hindurch. Fig. 1?. Ein iihnliches Präparat, wie das unter Fig. 15 abgebildete, von einem Embryo aus der ersten Hälfte der dritten Periode. Die Unterldefer und Quadratbeine sind entfernt worden, so dass die Felsenbeine von unten her entblüsst sind. a. Carotis cerelraUs; b. die im Entstehen begriffene und durch die Basis cranii hindurchschimmernde Art. hasiJaris; c. die Arteriae vertehrales, Fig. 18. Kopf und vorderes Halsstück eines Embryos aus der letzten Zeit der dritten Periode, a. Carotis coKiniunisj b. Carotis cerebr«/is; c. Art. hasilaris; d. Art. vcrtehralis ; e. Art. spinulis inferior. Die Carotis faciaUs ist nicht abgebildet worden, üebrigens geben die Figuren 14 , 16 und 18 auch noch an , wie das srrosse Gehirn allmählich in die Höhe gehoben wird. 0 c cl) 0 t e S a f c l. Zar Erläuterung des Gehirnes nnd der Sinneswerkzenge. (Fig. 1 — 15 stellen das Gehirn Tiermal vergrössert dar.) Fig. 1. Ansicht des Kopfes des auf Tab. U, Fig. 1 abgebildeten bis in die zweite Hälfte der ersten Periode gelangten Embryos von der vordem Seite angesehen, a. Vierhiigel oder mittlere Hirnzelle; b. hintere Hälfte der vordem Hirnzelle; c. vordere Hälfte dieser Zelle, oder die Hemisphären des grossen Gehirnes. Fig. S. Derselbe Kopf von der hintern Seite, a. Vierhiigel ; b, b. hintere Hirnzelle. Fig. 3. Das Gehirn eines eben so alten Embryos von der rechten Seite angesehen, a. Hemisphären des grossen Gehirnes; b. hintere Hälfte der vordem Hirnzelle, welche die dritte Hirnhöhle enthält; c. rechter Sehnerve; d. Hirntrichter; e. Vierhügel oder mittlere Hirnzelle; f. obere Hälfte der dritten Hirnzelle, an der sich das kleine Gehirn zu bilden beginnt; g. untere Hälfte dieser Zelle oder die Medulla oblongata. Die Decke der vierten Hirnhöhle ist entfernt worden. Fig. 4. Die untere Seite der ersten Hirnzelle von demselben Embryo für sich allein dargestellt, a. Hemi- sphären des grossen Gehirnes; b. die Kammer, aus der die Sehnerven entspringen; c. die Sehnerven; d. der Hirntrichter. Fig. 5. Das Gehirn eines etwas altern (des auf Tab. H, Fig. 2 abgebildeten) Embryos von der obern Seite, a. Hemisphären des grossen Gehirnes ; b. hintere Hälfte der vordem Hirnzelle mit einer schon vorhandenen Oeffnung, die in die dritte Hirnhöhle führt; c. Vierhiigel; d. dritte HimzeUe. Fig. 6. Dasselbe Gehirn von der untern Seite angesehen, a. Hemisphären des grossen Gehirnes; b. die Kammer, aus der die Sehnerven hervorgehen, die hier aber dicht an ihrem Ursprünge abgeschnitten sind. Die erwähnte Kammer ist schon zusammengeschoben worden, c. Hirntrichter; d. hintere Hirnzelle. Fig. 7. Die linke Seitenhälfte desselben Gehimes von innen betrachtet, a — c. wie in Fig. 5 ; d. Andeutung des kleinen Gehirnes ; e. Grundfläche der dritten Hirnzelle ; f. Sehnerve. Fig. 8. Dasselbe Gehirn von der rechten Seite betrachtet, a. Hemisphäre des grossen Gehirnes ; b. hintere Hälfte der vordem Hirnzelle; c. Vierhügel; d. dritte Hirnzelle; e. Hirntrichter; f. Sehnerve. der Abbildungen. 229 Fig. 9. Gehirn eines Embryos aus der Mitte der dritten Periode von der recliten Seite angeschen, a c. wie in der vorigen Figur; d. kleines Geliirn; e. verlängertes Mmk; f. Hirntrichter; g. Selincrve. Fig. lO. Dasselbe Gehirn von der obern Seite, a — c. wie in der vorigen Figur. ^ig« II« Dasselbe Organ von der untern Seite, a. Hemisphären des grossen Gehirnes; b. der Hirntrichter und vor ihm die Wurzeln der Sehnerven mit dem Cliiasma; c. Vierhügel; d. verlängertes Mark. Fig. 18. Die linke Hälfte eben desselben Organes von der Innern Seite angesehen, a — e wie in der Figur 10; f. Hirntrichlcr; g. Chiasma der Sehnerven. Fig. 13. Das Gehirn eines Embryos aus der letzten Zeit der driften Periode von der rechten Seite be- trachtet, a. Hemisiihäre; b. Yierhiigel; c. kleines Gehirn ; d. verlängertes Mark ; e. Hirntrichter ; f. Chiasma. Fig. 14. Dasselbe Organ von der obern Seile, a — d. wie in der vorigen Figur. Zwischen den Hemisphären und dem Yierhiigel sieht man die Glandula pinealis, und hinter ihr zwei Wülste, welche die Ganglien des grossen Gehirnes bezeichnen. Fig. 15. Dasselbe Organ von der untern Seite, a. Hemisphäre; b. Chiasma; c. Hirntrichter; d. Vierhügel; e. verlängertes Mark. Fig. 16. A. stellt die rechte Hemisphäre des grossen Gehirnes von demselben Embryo dar, deren obere Wandung entfernt worden ist, um das Innere sehen zu lassen, a. Corpus slriatum; b. eine diesem gegenüber liegende, an dem Boclen und der Innern Wandung der Hemisphäre befindliche kleinere An- schwellung. B. derselbe Theil in seiner Mitte quer durchschnitten, a. und b. wie in der Abbildung A; e. die Decke der Hemisphäre. Fig. 17. Die Decke der vierten Hirnhöhle von einem Embryo aus der erstem Hälfte der dritten Periode von ihrer obern Seite angesehen. Fig. 18. Derselbe Theil eines altern (bis an das Ende der dritten Periode gelangten) Embryos gleichfiills von oben angesehen. Fig. 19. Die Plexus clioroldel aus dem Gehirne eines bis beinahe an das Ende der dritten Periode gelangten Embryos von der untern Seite angesehen, a, a. die Plexus der beiden Seltenhohlen des grossen Gehirnes ; b. der Plexus der dritten Hirnhiihle. Fig. SO. Dieselben Theile eines etwas altern Embryos. Fig. 81. Dieselben Theile aus einer erwachsenen Natter. Der eine Plexus ist abgeschnitten ,und entfernt worden, Fig. 88. Ein Theil von dem Querdurchschnitte der Glandula piUntaria einer erwachsenen Natter, Fig. 83. Die Augenhöhlen -Drüse eines Embryos aus der letzten Zeit der zweiten Periode. Fig. 84. Ein Stück dieser Drüse aus einem altern Embryo. Fig. 85. Querdurchschnitt des Auges eines Embryos aus der letzten Zeit der zweiten Periode, a, Sclerotica; b. Cornea; c. Choroidea; d. Retina; e. eingestülpter Theil derselben; f. Linse mit ihrer Kapsel. Fig. 86. Die linke Ohrkapsel (Felsenbein) eines Embryos aus der letzten Zeit der dritten Periode von ihrer äussern Seile angesehen, a. Diese Kapsel selbst; b, das über sie hinausragende häutige und mit KalkkrystiiUen angefüllte Säckchen; c. der die Schnecke vorstellende Anhang der Ohrk.ipsel mit seinem knorpligen Fortsalze ; d. eirundes Fenster, Durch die Ohrkapsel schimmern die halbzirkelförmigen Kanäle hindurch. Fig. 87. Die häutigen Theile des Labyrinthes aus derselben Ohrkapsel stärker vergrüssert und von der äussern Seite angesehen. Im Ganzen genommen sind sie richtig dargestellt worden: in einigen Kleinig- keiten aber mögen sie etwas verzeichnet sein, weil ich sie nicht vollständig aus ihrer knorpligen Umgebung herauszupräpariren vermochte, a. Kalksäckchen ; b. der Vorhof; c. der vordere, und d. der hintere halb- zirkelfürmige Kanal. Von dem äussern oder horizontalen Kanäle ist der grösste Theil, um den Vorhof 30 230 Erklärung übersehen zu lassen, nicht abgebildet worden, e. das eine Ende, und f. der Durchschnitt der Ampulle dieses letzfern Kanalcs; g. die Schnecke. Fig. 88. Dieselben Tlieile von der innern Seite abgebildet. Das Kalksäckchen a. ist etwas verschoben worden ; b, b. der horizontale halbzirkelforiuige Kanal. Fig. S9. Der von der Riechbaut gebildete Sack und die Nasendrüse der rechten Seitenhälfte ans einem Embryo , der bis an den Anfang der driften Periode gelangt war , von der äussern Seite angesehen. a. Die Nasendrüse in ihrer K.ipscl; b. die Riechhaut. Fig. 30. Derselbe Sack der Riechhaut für sich allein abgebildet, a. vorderes; b. hinteres Ende desselben. 0 i t b £ n t c € a f f 1. (Figur 1 — 5 beziehen sich auf die Entwickelung der Zunge und Zungeoscheide, nnd stellen diese Gebilde Tiermal Ter- grössert dar.) Fig. 1. zeigt einPräpai'at von einem Euibrjo aus der ersten Zeit der driften Periode, a, a. der Unterkiefer; b. die Zunge; c. der Kehlkopf mit seiner Oeffnung. Von einer Zungenscheide ist hier noch nicht die mindeste Andeutung vorhanden. Fig. S. Dieselben Theile von einem etwas altern Embryo ans derselben Periode, a — c. wie in der vorigen Figur. 1 Fig. 3. Von einem noch etwas altern Embryo a, a. der Unterkiefer ; b. die Zunge, die schon gespalten ist; c. der Kehlkopf, der schon mehr hervorgetreten und auch scJion etwas nach vorne vorgerückt ist, und dessen Oeffnung sich nach vorne gerichtet hat; d. eine Hautfalfe zwischen Zungenwurzel und Kehlkopf. Fig. 4. Dieselben Theile von einem bis in die letztere Hälfte der diitten Periode geliuigten Embryo. a — d. wie in der vorigen Figui-. ' Fig. 5. Ein Präparat von einem Embryo aus der letzten Zeit der dritten Periode. Die Zungenscheide ist schon vollständig gebildet, und die Zunge hat sich in dieselbe so weit zurückgezogen, dass nur ihre Spitzen daraus hervorragen, a, a. Unterkiefer , an dessen jeder Seitenhälfte eine schmale Hauffalte vor- kommt, die an ihrem freien Rande eine Reihe kleiner rundlicher Erhöhungen bemerken lässt, und sich an der Reihe von Zähnen hinzieht, die in ihrer ersten Bildung begriffen sind; b. die beiden Zungenspitzen; c. der Kehlkopf; d. die Falte der Mundhaut, welche den vordersten Theil der Zungenscheide bilden hilft; e, e. zwei kleinere Falten der Mundhaut , die nach hinten in jene erstere übergehen. Fig. 6. stellt einen Theil des Kopfes von einem eben so alten Embryo, wie er auf Tab. U, Fig. 1 abgebildet worden ist, secbsinal vergrossert dar. Der Kopf ist durch einen Querschnitt, der duich die Mundspalte geradezu nach hinten geführt wurde, getheilt worden. Die vordere grössere Hälfte ist nun so gelegt worden, dass man diejenige Seite sieht, welche als die untere betrachtet werden kann und späterhin als die Decke der Miindhöhle erscheint. Nasenhöhlen sind noch nicht gebildet worden, a. die noch schüssei- förmige Riechhauf; b. das noch sehr zarte, aber ziemlich breite Nasendach; c. das Auge; d. der Ober- kieferfortsatz; e. Durchschnitt der künftigen Schädelgrundfläche; f. Durchschnitt der Höhle für die drifte Hirnzelle. Fig. 7. Ein ähnliches und viermal vergrössertes Präparat von einem Embiyo .ins der letzten Zeit der zweiten Periode, der mit dem auf Tab. N, Fig. 5 abgebildeten ziemlich von gleichem Alter war. Die Nasenlöcher sind schon gebildet. Es ist diess Präpaiat so gelegt worden, dass man auch einen Theil der Stirnwand sieht, a. Stirnwand ; b, b. äussere Nasenlöcher. Zwischen beiden befindet sich der Nasenforfsatz der Stirnwand, an dessen vordem Seite man ein paar Erhöhungen (c, c.) bemerkt, in deren Tiefe die Nasen- di-üsen liegen; d, d. die Nasendächer; e, e. Oberkieferfortsätze. Sowohl zwischen einem jeden Nasendacho der Abbildungen. 231 und dem Nasenfortsatze, als auch zwisclien dein erstem und dem Oberkieferfortsatze seiner Seite bemerkt man noch eine schwache Fiirdie. f. dcrjonige Thcil des Obcrkiefcrfoitsalzes, in welchem sich das Gaumen- bein bildet. Zwischen einem jeden Oberkieferforlsatze und dem Nasenfortsatze befindet sich an der gegen die Mundhöhle gekehrten Seile eine tiefe Furche, in welcher das innere Nasenloch liegt: dicht neben dieser Furche aber nach der Mittellinie des Kojifes zu, bemerkt man eine sehr kleine Erhöhung mit einer runden Ocllnung in der Mitte, welche Ocflnung die Jliindung einer Nasendrüso ist. g. Decke der Mundhöhle mit einer massig grossen Oeffnung, die in die noch sackförmige Glandula pUuilaria Mut. Fig. 8. Ein ähnliches Präparat von einem Embryo aus der Mitte der dritten Periode, der dem auf Tab. II, Fig. 9 abgebildeten im Alter ungefähr gleich kam. a. Oberkiefcrtheil ; b. derjenige Theil, in welchem sich das Gaumen- und Fliigclbcin bildet; c. eine Hautfalte, die von diesem Theile abgeht; d. ein aus der Mundhaut und aus Zellstoff bestehender leistenartiger Auswuchs; e. Mündung der Nasendrüse zur Seite dieses Auswuchses ; f. ein von der Knochcnkapsel der Nasendrüse gebildeter luid von der Mundhaut überzogener Vorsprung. Nach aussen, von ilun und bedeckt von der Falte c. liegt die innere Nasenölfniuig. Fig. 9. Ein gleiches Präparat von einem Embryo , der beinahe bis an das Ende der dritten Periode gelangt war. a — e. wie in der vorigen Figur, f. eine von der Blundhaut gebildete Klappe, die von dem hintern Ende der Nasendrüsen abgeht und gleichsam ein Gaumensegel darstellt. Rechts und links kommt zwischen ihr und den Falten c, c. ein kurzer Einsclmitt vor, hinter dem in der Tiefe ein inneres Nasenloch liegt, und der späterhin dadurch, dass jene drei Falten inniger uiitereiniinder verwachsen, ganz verschwindet. Fig. lO. Seitenansicht des Kopfes eines Embryos Bus der ersten Zeit der dritten Periode. Einige Theile sind in der Zeichnung ganz «lusgeführt worden, und das Uebrige dient ihnen als Rahmen, a. ührkapsel> b. Meckelscher Knorpel; c. ein Auswuchs von demselben, der zu dem Quadratbein sich entwickelt; d. rechte Seitenhälfte des Zungenbeines;, e. Gehörknöchelchen. Fig. 11. Eine eben solche Seitenansicht des Kopfes von einem Embryo, der beinahe bis an das Ende der dritten Periode gelangt war. a. Ohrkapsel; b. Meckelscher Knorpel ; c. Quadratbein, das an der Ohrkapsel schon weit nach hinten gewandert ist: dicht vor ihm sieht man einen kleinen Theil des Gehörknöchelchens; d. Pankenbein ; e. Oberkiefer. Fig. 11. B. das rechte Quadratbein und Gehörlcnöchelchen desselben Embryos in ihrer Verbindung und gegenseitigen natürlichen Lage von der innern Seite angesehen. Fig. 13. Die Basis cranii und ein Theil der Wirbelsäule eines Embryos aus dem Anfange der driften Periode von der luitern Seite angesehen, a. Wirbelsäule ; b. Kern der Wirbelsaite, der durch den hintern Theil der Schädelgrundfläche (c), die zum grossem Theil aus der Belegungsmasse der Wirbelsaite besteht, hindurch schimmert, d, d. die paarigen Balken der Hirnschale; e, e. die Hörner dieser Balken; f. und g. die beiden Zinken der knorpelartigen Gabel, die sich zu dem Meckcischen Knorpel, das Flügelbein und das Gaumenbein ausbilden soll; h, ein aus knorpelarliger Substanz bestehender Streifen, der sich zum Theil in das Zungenbein, zum Theil in das Gehörknöchelchen umwandelt, und durch den hier in der Abbildung ''ie Ohrkapsel, unter der er seine Entstehung genommen hat, verdeckt wird; i. ein andrer dergleichen Streifen, der späterhin wieder verschwindet. Fig. 13. Ein Wirbelbein des Rumpfes von einem Embryo aus der Mitte der dritten Periode von seiner vordem Seite angesehen, a. der Körper des Wirbels, in dem sich noch eine kleine Höhle befindet, in welcher ein Rest des Kernes von der Wiibelsaite enthalten war ; b, b. Flügel desselben ; c, c. Bogenschenkel ; d, d. Rippen, oder vielmehr die obern Hälften von Rij)pen. Fig. 14. Körper eines Rumpfwirbels eines altem Embryos von der obern Seite betrachtet. Fig. 15. Körper des Epistropheus und des Atlas (oder der nachherige Processus oäoiitoideus) gleichfalls von oben angesehen. Sie sind aus einem Embryo genommen , der bis an das Ende der dritten Periode gelangt war, und sind hier in der natürlichen Entfernung von einander abgebildet, a. Epistropheus; b. Körper des Atlas oder Processus odontoideus. 232 Erklärung der Abbildungen. Fig« IG. Der Atlas desselben Embryos von der Tordern Seite dargestellt, a. Körper desselben oder der nachherige Zalinfortsatz des Epistropbeus ; b. ein Knochenkern , der seiner Lage nach dem Dornfortsatze andrer Halswirbel entspricht, sich aber zu dem gewölinlich sogenannten Körper des Atlas ausbildet, c. Das künftige Ligamentum transversum. Fig. 17. Ein Theil des Schädels von einem Embryo, der das Ende der dritten Periode erreicht hatte, von der untern Seite angesehen. Die Hirnschale war an ihrer obern Seite der Länge nach aufgeschnitten und aus einander gelegt worden, a. Körper , und b, b. Seitentheil des Hinterhauptbeines, c, c. die Felsenbeine; d. der Körper des hintern Keilbeines; c,* c* knorplige Fortsätze, die zu ihm von den Felsen- beinen hingehen. Die Oeffnung, die sich zwischen einem solchen Fortsatze, dem Felsenbeine, dem Körper des hintern Keilbeins und dem Körper des Hinterhauptbeines beündet, entspricht dem Foramen jugulare des Menschen, e. Hinterer Keilbeinflügel ; f. vorderer Keilbeinflügel ; g, g. die paarigen Biilken der Hirn- schale, zwischen denen der Körper des vordem Keilbeins entsteht, der hier aber nicht abgebildet worden ist. h. der verschmolzene Theil dieser Balken ; i, i. die von diesem Theile abgehenden Knorpelschalen, auf denen sich die Nasenbeine bilden. In dem Ausschnitt an dem vordem Theile dieser beiden Schalen lag der Zwischenkiefer. Fig. 18. Seitenansicht des Schwanzes von einem sehr jungen Embryo, der erst bis zum Anfange der zweiten Periode gelangt war. Es ist diese Abbildung der Blutgefässe wegen gegeben, a. Ende der Aorta; b. rechte Nabelarterie ; f. So.liwanzvene. Fig. 19. Seitenansicht eines Theiles des Scliwanzes von einem Embryo aus der letzten Zeit der zweiten Periode. Es sind hier nur die Venen abgebildet. Fig. SO. Eine eben solche Ansicht des vordem Theiles des Schwanzes von einem Embryo aus der ersten Zeit der dritten Periode, a. äusseres Geschlechtsglied der rechten Seitenliälfte. Fig. 81. Seilenansicht eines Theiles des Rumpfes von einem Embryo aus der ersten Zeit der dritten Perlode. Diese Abbildung versinnlicht die Verbreitung der Hautvenen des Rumpfes, a. Rückenseite; b. Bauchseite ; c, c. die Stelle , wo sicli die obern und unfern Venenäste der Haut vereinigen. Fig. 88. Seitenansicht eines eben solchen Theiles von einem Embryo aus der letzten Zeit der dritten Periode. Diese Abbildung ist zu demselben Zwecke, wie die vorige, gegeben worden, a. bis c. wie in der vorigen Figur. Die Vergrösserung der in Figur 19 bis 22 angegebenen KörperÜieile ist nicht für alle diese eine und dieselbe. ö. TPii.I. \^ i 10. ■ i 1. u. 12. y 15. i J^fArrmnn jf^ * 7M.n:. 5. V X \y lil y- IT 7. 8. ,7 I -f "%. /— H/tJ/i^. c/j;/: IiL^Afnann .fc ift/JConi^antr^. ^1 _d >■> P'^ ^ [gl^m: f /■ 1 Tah m ( C; y A f 5. 6. 4^, '^'iL-^-^ 10. -Jf Ai j' y ? 11. 12. 15. U. 15. 16. i Y V ^ ■"^^ f '■^ iz '■''nmm^l lö. ^^-^ --".V ig. -— ip»^' ; 20. il 21. . i Ji^U,L AI 4 _^_^^nfTbaiWi'tj '4P * Tol< IV ^: ^1 ^^ fi ' . 10. u. 11 J d^! f ■■'il ./ m V 15. J+. 13. 10. 17. 18. u n » T^»^ — ^ hf \ ? ^— ,' ? IQ- •20. 21. 22. 25. 2L \ i- -i i KZ. ^mon/u ^«-1- 5. '/MM ' ^ ^ /(' * y 8. K. 10. m n. 12. 13. i M 15. lÖ. 17. :^:^\\ ^ ä^ lö. JluMit da. J^Ji/Am^xnn^^. #. ^ /" 1. 5. 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