ETYMOLOGISCHES WÖRTERBUCH

TUMO- TATARISCHEN SPRACHEN.

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ETYMOLOGISCHES WÖRTERBUCH

DER

TURKO-TATARISCHEN SPRACHEN.

EIN VERSUCH

ZUR DARSTELLUNG DES FAMILIENVERHÄLTNISSES DES TURKO -TATARISCHEN WORTSCHATZES.

HEßMANN VAMBERY,

OED. ÖFFENTL. PROFEBSOR DKE ORIENTALISCHEN SPBACHEN USD LITKBATCBKS AN DER KÖNIGL. UNIVERSITÄT ZU BUDAPEST.

LEIPZIG:

F. A. BROCKHAUS.

18 78.

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MEINEM GEEHRTEN FREUNDE

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GENKEALCOSSCL DES DEUTSCHEN EEICHS IN ODESSA

DEM r.NERMÜUUCUEN UND GELEHRTEN FORSCHER AUF SO VIELEN GEBIETEN DES ORIENTALISCHEN WISSENS, DER DIE PHILOLOGIE, ARCHÄOLOGIE UND GESCHICHTE TURANISCHER UND SEMITISCHER VÖLKER IN GLEICHER WEISE

BEREICHERT BAT

WIDMK ICH DIESE BLÄTTER.

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VORWORT.

Eine etymologische Darstellung des türkisch - tatarischen Wortschatzes auf Grund der vei-gleichenden Sprachwissenschaft ist in Anbetracht der Durchsichtigkeit des zu behandelnden Stoffes einerseits wol minder schwer als ein ähnliches Vorhaben auf dem Gebiete der arischen oder semitischen Sprachen, an- dererseits aber auch mit mehr Gefahren verbunden, weil man durch häufige allzu grosse Aehnlichkeit des lautlichen Grund- stoffs auf der bekanntermassen sehr schlüpfrigen Bahn des Ety- mologisirens in solche In-thümer verfällt, die bei mehr com- plicirten und nicht so leicht »u durchblickenden Sprachelemen- ten schon deshalb leichter vermieden werden können, weil man doi-t den In-lichtern einer täuschenden Analogie weniger ausge- setzt ist und auf dem holperigen Terrain bedachtsamem Schrittes einherschreiten muss. Was aber die Etymologie auf dem Felde turko -tatarischer Sprachen am meisten erschwert, das ist der absolute Mangel an altern Sprachdenkmälern, d. h. es fehlt uns der Einblick in jenes Verhältniss des Uebergangsstadiums, in welchem, um z. B. von den arischen Sprachen zu sprechen, die classischen Sprachen zum Sanskrit stehen. Obgleich man von der Idee, das Sanskrit als eine Muttersprache zu betrachten, schon längst abgekommen ist, so steht dennoch seine grosse Wichtigkeit als Medium zur klaren Darstellung des lautlichen und begrifflichen Verwandtschaftsgrades ausser Zweifel und leistet im Verein mit dem vergleichenden Studium der neuern Schwestersprachen unendlich viel zur Erkenntniss des gesammten arischen Sprachgebiets. Einen solchen Factor nun vermissen wir im Turko -Tatarischen gänzlich. Es fehlt uns ein dies- bezüglicher Anhaltspunkt, weil erstens das Türkische infolge der

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Culturzubtände des Türkenvolks wenig oder selten geschrieben wurde und mit dem Titel einer Schriftsprache nur sporadisch und nur zeitweise belegt werden kann, und zweitens das älteste uns bisher bekannte Monument, nämlich das Kudatku Bilik, aus dem Jahre 1069 stammt, somit nur achthundert Jahre alt ist und noch lange nicht bis zu jenem Zeitpunkte hinauf- reicht, in welchem eine solche Völkergruppirung sich vermuthen lässt, die von der heute uns bekannten wesentlich verschieden wäre. Auch ist ferner nicht zu übersehen, dass ein zwischen dem erwähnten Sprachmonument und dem heutigen Uigurischen, d. h. der Sprache Ostturkestans, angestellter Vergleich für die auffallende Stabilität des Türkischen spricht; denn während der Text des Kudatku Bilik jedem Ostturkestaner, ja dem Mittel- asiaten im Allgemeinen leicht verständlich ist, lässt sich z. B. von der Sprache der Nibelungen und dem heutigen Deutsch, obwol der Zeitabstand nicht so gar sehr verschieden ist, doch nicht das Gleiche behaupten. Wir können daher im besten Falle bis heute nur das Uigurische und namentlich die Sprache des Kudatku Bilik als das Sanskrit des Türkischen hinstellen und sind im übrigen auf jenen schwachen Leitfaden angewiesen, den die geschichtliche Uebeiiieferung von stattgefundenen ueuern Völkergruppirungen uns bietet. *

Vor allem wollen wir das türkische Sprachgebiet in zwei Haupttheile, und zwar in ein nördliches und in ein südliches theilen, indem wir zu ersterm, das von der Lena bis zum Jeni- sei, richtiger bis zu den nördlichen Ausläufern des sajanischen Gebirges sich erstreckt, das Jakutische und Koibal-Karagas- sische sammt den nächst verwandten Dialekten rechnen, zu letzterni hingegen alle die einzelnen Ringe der langen Kette türkischer Sprachen, die vom Lmern Chinas bis zur Donau in südwestlicher Richtung sich hinziehen. Beide Theile lehnen sich, was Form und Stoff anbelangt, ans Mongolisch-Mandschui- sche an, doch da wir die Etymologie des speciell Türkischen und nicht der ganzen Spraclienfamilie uns als Ziel gesteckt haben, so musste vorderhand von diesen äussersten östlichen Gliedern auch schon deshalb abgesehen werden, weil erstens ein solches Vorhaben den Rahmen unserer Arbeit allzusehr er- weitern würde, und zweitens, weil nach unserm Bedünken das Mongolisch - Mandschuische, was die eigentliche Volkss])rache anbelangt, dem Forscher noch nicht so handgerecht dargelegt

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ist als das Türkische. Auch ist das Veihältniss der Analogie unter den einzelnen Gliedern des eigentlichen türkischen Spra- chenkörpers ein viel innigeres als zwischen letztern und dem Mongolischen, und als einzelne prägnant hervortretende Ver- bindungspunkte können nur die äussersten Spitzen auf dem östlichen Grenzgebiete, nämlich das Uigurische, Altaischo und Jakutische, genannt werden. Ob nun aus diesen Momenten eines engern Anschlusses ans Mongolisch -Mandschuische im letztern die älteste Quelle oder der primitivste Theil der ganzen Familie zu suchen sei, dafür liegen bisjetzt noch keine sichern Belege vor. In Betracht des Umstandes, dass auf einer Wan- derung von Westen nach Osten Form und Stoff sich überall rei- ner erhalten haben, wäre vielleicht eine solche Annahme ge- rechtfertigt, wenn eben diese Theorie der geographischen Ausdeh- nung nicht beträchtliche Ausnahmen zeigte, so z. B. das Cuva- schische, dessen Lautlehre in manchen Stücken auf ein höheres Alter hindeutet als selbst das Uigurische. Mit strenger Conse- quenz lässt sich daher aus dem geographischen und historischen Verhältniss allein auf das höhere oder geringere Alter der ver- schiedenen Zweige noch nicht schliessen, und es geschieht dem- nach nur mit Berücksichtigung der Bildungsstadien und der mit denselben zusammenhängenden gesellschaftlichen Bedingungen der betreffenden Völker, dass wir über die Altersverhältnisse einigen Aufschluss erhalten können.

Wir wollen daher vom Türkischen der Nomaden und vom Türkischen der sesshafteu Bevölkerung sprechen. Sowie bei letz- term das Uigurische, so muss bei ersterm das Altaische als der- jenige Theil der Türkensprache betrachtet werden, der infolge eines primitivem Form- und Wortschatzes in einem verhältuissmässig altern Gewand sich erhalten hat und bei etymologischen Unter- suchungen von demselben Werthe ist wie das Uigurische in der Schriftsprache. Von diesen beiden Endpunkten in westlicher Richtung ausgehend, werden wir bei ersterm, d. h. zwischen dem Kara- Kirgisischen, Kazakischen, Turkomanischen und der Sprache der Jürüks in Anatolien, denselben Abstufungen be- gegnen wie beim zweiten Theile, d. h. zwischen dem Cagatai, Kazanisch-Türkischen, Azerbaizanischen und Osmanischen. Ueber- all haben ähnliche Ursachen ähnliche Folgen hervorgebracht, denn wie in der Sprache der Nomaden gezwungene oder frei- willige Wanderungen, ein stärkerer oder schwächerer Verkehr

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mit der sesshaften Bevölkerung bleibende Erinnerungen zurück- gelassen haben , so trägt auch die Sprache der Sesshaften merk- liche Spuren des zeitweiligen fremden Cultureinflusses , ja sogar jeder etwaigen Regung des gessellschaftlichen und staatlichen Lebens. Wenn daher, wie Radioff*) richtig bemerkt, die Dia- lekte Südsibiriens und der dzungarischen Steppe von dem ent- stellenden Einflüsse des Islam sich freier erhalten haben, weil die meisten dieser Stämme noch heute dem ursprünglichen Scha- manenglauben anhängen und mit Mohammedanern nie in engere Berührung gekommen sind, so können wir andererseits nicht übersehen, dass die Kara-Kirgisen z. B. trotz ihrer schon alten Anhänglichkeit an den Islam infolge der seclusiven Existenz in den Thälern des Altai - Gebirges dem fremden moslemischen Einflüsse gegenüber sich strenger zu verschliessen vermochten als die Kazaken und Karakalpaken im Norden der Chanate. Und so verhält es sich auch mit der Schriftsprache. Im Kudatku Bilik ist eine verschwindend kleine Anzahl arabisch -persischer Worte anzutreffen, selbst Allah und Pejgamber sind meist durch Tengri und Jolauc ausgedrückt.

Im Cagatai, d. h. im Türkischen der Chanate, von dem wir vor Baber und Mir Ali Sir nur wenig wissen, haben die periodisch sich zeigenden türkisch-nationalen Regungen lebhafte Eindrücke zurückgelassen , und während das Azerbaizanische, Turkomanische und Osmanische vor dem Mongoleneinfall dialektisch noch gar nicht getrennt waren, finden wir heute an jeder einzelnen benann- ter Sprachen all die Merkmale der socialen und ethnischen Con- stellationen treu ausgeprägt. Auch im Nordwesten des türkischen Sprachgebiets sind gleiche Wahrnehmungen zu machen. Das Türkische im heutigen Südrussland, welches nach Dr. 0. Blau's gelehrter Abhandlung über die Rumänen wol niemand mehr als die Sprache eines mit den Mongolen eingewanderten Türken- stamms ansehen wird, zeigt einerseits unverkennbare Spuren des osttürkischen Sprachenzweigs , ja es hat dieselben viel treuer erhalten als die um Jahrhunderte später ins südlichere Asien eingedrungenen Schwestern, während andererseits die Religions- verschiedenheit nicht ohne Folgen blieb, denn der Dialekt der

*) Proben der Volkslitcratur der türkischen Stämme Südsibiriens, I. Theil (Text), S. XIII.

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Kcrecen *) (christliclieii Tataren), auf den der arabisch-persische Einfluss keine so starke Wirkung hatte, ist verhältnissmässig reiner und primitiver als das Kazanische und Nogaische.

In Ermangelung eines concreten Beweises zur Annahme einer- Muttersprache können wir daher nur die schon erwälmten zwei Schlussglieder im Osten, nämlich das Uigurische und Altaische, als die ältesten Schwestersprachen hinstellen, um bei den etymo- logischen Forschungen das Gesammtgebiet in allen seinen Theilen und Winkeln mit gleicher Achtsamkeit zu durchforschen. Trotz- dem die Divergenz der einzelnen Glieder bisweilen von solcher Natur ist, dass dieselben eher für Dialekte als für Schwester- sprachen angesehen werden könnten, musste bei Erörterung der Stammsilben doch jene Reihenfolge befolgt werden, welche der klaren Darstellung des lautlichen und begriiTlichen Zu- sammenhangs am besten entsprach, und die Grundsätze, an die ich mich bei Ausarbeitung meines Buches hielt, glaube ich in Folgendem zusammenfassen zu können.

A. Die Staniiiisilbe.

1) Ob das sogenannte Stoffwort in den turko - tatarischen Sprachen als Wurzel oder vorderhand nur als Stammsilbe hin- gestellt werden soll, ist eine Frage, die noch immer einer de- finitiven Entscheidung harrt. Ich meinerseits wäre geneigt, vor- sichtshalber bisjetzt nur Stammsilben anzunehmen, da Beispiele vorliegen, in welchen die Wurzel aus dem Grundworte und ei- nem später hinzugekommenen Affixe in solcher Weise entstanden, dass eine Enttäuschung nur nach tieferm Einblicke möglich ist. So ist z. B. uni oder uu (Mehl) von og-ov (reiben, zer- quetschen) nur eine Zusammenziehung des ogiim, ovum, ötmi, und als eigentliche Wurzel kann beim türkischen Wort für Mehl nur u genommen werden. Ebenso verhält es sich mit (Gefährte) von ek (paaren, gesellen), egis, eis, es; ko4 (zu- sammenlegen, iünzufügen) von koj-us, Mus; Jum-sak (weich, mürbe), eigentlich jogiini-saJc, jöum-sak (zerrieben) von Jog

*) Vgl. Bälint, Kazäni-tatär Szotär; ferner Pcrvii Opil Slovarja narodno- tatarskago jazika (Kasan 1876).

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(kneten); ja4 (leise) von javas, jäas u. s. w. Die Zahl der hier angeführten Beispiele ist leicht zu vervielfältigen, es ist daher die Annahme einer Stammsilbe anstatt einer Wurzel zur Genüge gerechtfertigt.

2) Ihrer Beschaffenheit nach ist die Stammsilbe entweder triliteral oder biliteral, besteht aber auch in einigen Fällen aus einem einzigen Vocale, vor welchem der anlautende oder auslautende mit der Zeit verschwunden ist. Triliterale Stammsilben sind bar (geben), ber (geben), köl (See); bilite- rale sind ae (offnen), il (binden), öl (nass), en (weit) und schliess- lich einsilbige u (Schlaf), u (Netz).

o) Bei näherer Betrachtung des zwischen triliteralen und biliteralen Stammsilben existirenden Verhältnisses werden wir bald zur Ueberzeugung gelangen, dass letztere nur später ent- standen, und zwar nach Verlust des anlautenden Consonanten, folglich nur eine secundäre Form, die triliteralen hingegen die primäre Form repräsentiren. Dies wird am besten aus fol- gender Zusammenstellung ersichtlich, in der die betreffenden Bei- spiele bald aus dem Wortschatze einer und derselben, bald wieder aus verschiedenen, untereinander eng verwandten Sprachen ge- nommen wurden, bei deren üebersetzung nicht der genaue, sondern der allgemeine Begriff vor Augen gehalten wurde. Man vergleiche zu diesem Behufe folgende 47 Stammsilben mit- einander.

ac-cac, ccc (öffnen). ag-hag (Netz, Gebinde). ajt-hajt (treiben). alau-jalau (Flamme). al-tal (nieder, unter). am-ham (Medicin). ar-jar (arm, mager). aralas-karalai (Wirrwarr). as-kas (Gewinnst). as-lcui (reiben). az-jaz (fehlen, irren); egir-tegir (kreiseln, drehen). ege-jegc (Herr, Besitzer). ek-teJi, tak (hinzufügen). et-tat (gut, friedlich).

em-meme (Brust, saugen). en-km (weit, bequem). ik-jik (abnehmen). ile-hile (mit). il-jil (Jahr). inc-tinc (ruhig, still). inhi-jiniu (Perle). ip-jip (Seil, Strick). it-jit (anlangen). it-jit (Geruch). is-tis (innen). Im-liim (rühren). ili-jili (warm). ir-jir (singen). igi-jigi (weinen).

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Öc-Uc (Groll). öl-böl (theilen). ögri-iögri (krumm). örsele-törsele (zerstückeln). ömek-kömeJc (Hülfe). uzun-vurun (lang). üz-jüz, jiiz (oben, auf). ttr-vur (schlagen).

Iz-kh (heiss, warm). is-ßs (hell). ol-hol (sein, werden). ong-jak. sak (recht, gut). or-hor (früh, zuerst). ot-vot (Feuer). ok-jok (oben, hoch). esuk-hosuk (wüst). öJ-höl (nass, feucht).

4) Das gegenseitige Verhältniss der Biliteralen zu den Triliteralen tritt weniger im Bereiche einer und derselben Sprache als vielmehr bei mehrern Schwestersprachen zu Tage. So liebt das Cagataische in gewissen Fällen den consonantalen An- laut beizubehalten, während das Osmanische sich schon des- selben entledigt hat. So bol-ol, keng-en, bile-ile u. s. w. Hierher gehört auch das vielfach vorkommende Verschwinden des .«-Anlauts im Jakutischen, während es im Cuvaschischen eine ganze Anzahl solcher labial anlautender Wörter gibt, die anderswo nur als biliterale bekannt sind; z. B. vtil-ol (er), vudur-oiuz (dreissig), vugur-ogus (Ochs) u. s. w. Der Um- stand, dass in den von der alten Heimat entferntem und dem fremden Einfluss mehr unterworfenen Sprachen die Ab- sorbirung des Anlauts häufiger vorkommt, hat uns bestimmt, in den Ti-iliteralen eine primäre und in den Biliteralen eine se- cundäre Form anzunehmen.

B. Laiitverwechsehmo;

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5) Nach dem, was Böhtlingk in seiner Grammatik des Jaku- tischen mit so viel Scharfsinn und Gelehrsamkeit von der Laut- lehre der turko -tatarischen Sprachen gesagt, wäre es schwer, hier wesentlich Neues vorzubringen. Es geschieht daher nur behufs eines bessern Verständnisses unseres eigenen Vorgehens, dass wir hier einige allgemeine Bemerkungen vorausschicken.

()) Bei näherer Beti-achtung jener Regel, welche die Lautver- wechselung in den turko-tatarischen Sprachen befolgt, werden wir sofort wahrnehmen, dass a) die Norm, welche bisher im Kreise einer und derselben Sprache beobachtet wurde, im gegenseitigen.

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Verliältniss der verschiedenen Schwestersprachen ihre volle Gül- tigkeit erlangt, ja in vielen Fällen ist es eben der vergleichende üebei'blick des Ganzen, aus welchem die betreffende Regel sich aufstellen und bestimmen lässt. Während z. B. die Ver- wechselung des J mit t als Anlaut im speciell Türkischen sich nur vermuthen lässt (vgl. joh-tolc), finden wir im Uigurischen und Jakutischen dieses Verliältniss schon mehr ausgedrückt, vmA im Koibal-Kai-agassischen, wo jeder türkische J-Anlaut durch <Z' und t' (lies dj, tj, magy. gy, ty) wiedergegeben ist, lässt sich so- zusagen der Uebergangspunkt dieser beiden Laute erkennen, b) Bei Consonanten unterliegt der Anlaut weniger Veränderungen als der Auslaut, wogegen die Vocale, sei es als Anlaut in den Biliteralen oder als Inlaut in den Triliteralen , so häufigen Ver- änderungen unterworfen sind, dass sogar in manchen Fällen die sonst streng durchgeführte Regel der Euphonie unberücksichtigt gelassen und oft eine und dieselbe Stammsilbe hier mit hart- lautigen, dort wieder mit weichlautigen Vocalen angetroß'en wird; z. B. ana - cne (Mutter), aitmah - eitmek (sagen), und eine grosse Anzahl mit o oder u theils an-, theils inlautende Stammsilben, die in ö und ü sich verwandeln, c) Bei bilite- ralen Stammsilben ist die Verwechselung des Auslauts viel selte- ner als bei den triliteralen.

7) Da die Veränderung der Vocale, sei es im engern Kreise einer und derselben Sprache oder auch im Bereiche der ganzen Familie, keine solche ist, um bei Darstellung der laut- lichen Analogie besondere Schwierigkeiten zu verursachen, so wollen wir uns vorzüglich mit den Consonanten beschäftigen, bei denen die Lautverwechselung oft so stark ist, dass der An- laut einer Stammsilbe fast in allen Variationen derselben Gruppe vorkommt.

8) Den meisten Veränderungen sind die Gutturale , der stärk- ste Theil des consonantalenVorraths im Turko-Tatarischen, unter- worfen , und zwar im Auslaute viel mehr als im Anlaute. Als An- laut, bezüglich dessen nebenbei bemerkt im Osten die Gutturalisa- tion fast durchweg stärker ist, indem wir dort ein scharf aspirir- tes eil *) vorfinden , wo die Osmanen sich eines einfachen k be-

leb habe dieses ch daher durchgängig in h transscribirt und selbst dort keine Ausnahme gemacht, wo z. B. Böhtlingk des % und Castren des X sich bedient.

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dienen, ist ^: folgenden Veränderungen unterworfen : a) A; = A, vgl. l-ap-hep (alle insgesammt), Jcöl-höl (See, Nässe); b) ^ = c, s, vgl. liah-cdk (schlagen, hauen), kak-sak (dürr, trocken). Was hinsichtlich der verschiedenen Grade der Gutturalisation des /«• als Anlaut gesagt wurde, das gilt in noch höherem Grade von sei- ner Eigenschaft als Auslaut. Auch hier ist im W esttürkischen nach stattgefundener Affixirung eine Erweichung zu bemerken, ja in einigen Fällen ist das Je gänzlich verschwunden. Vgl. uig. sarik, huruk und jalc mit osm. sarl (gelb), huru (trocken) und jaa (Fett); ferner uig. ak-ir (schwer), kah-ttrmak (rösten) mit osm. air, kättrmak. In einigen Sprachen, wie im Kazanischen und Altaischen, ist das Verschwinden des auslautenden k vor einem Affix beinahe zur Regel geworden, und so oft wir einem Diphtongen begegnen, können wir beinahe immer die Absorption des in der Stammsilbe vorhanden gewesenen Gutturals ver- muthen. Nicht selten ist auch die Erweichung des auslautenden 7e in {/, J und v. So: dök-mek, dög-mek, döj-mek und döv- mek (schlagen, hauen), iök-rek, töj-erek, töv - erck (Runde, Kreis, herum), kog-rnah, kov-mak (treiben, jagen) u. s. w. Das auslautende Ti wechselt noch mit h oder p, z. B. ek-üh (zu- fügen), und schliesslich muss die Nasalirung des auslautenden k oder k erwähnt werden, wie wir solche in ok-ony (recht, gut), tök-töng (drehen, wenden), jak-jaiig (brennen) u. s. w. wahrnehmen.

9) Das anlautende j variirt in erster Reihe mit .s (vgl. das gegenseitige Verhältniss des Jakutischen zu den ost- und west- türkischen Sprachen); diese Veränderung kommt sogar im Be- reiche der letztern vor. So jak-sak (heil, gesund), jöb-.söb (passend). J wechselt' noch mit c, £, was im Kirgisischen und Kazanischen beinahe zur Regel geworden ist. Schliesslich wech- selt J mit t, als: jalira, taltra (blitzen), jok-tok (Hügel), und fällt als Anlaut bisweilen gänzlich weg, wie dies aus der unter § 3 angeführten Liste am besten ersichtlich ist. Als Aus- laut wechselt j am meisten mit t, so: jaj-jat (dehnen), tij-iü (verbieten), toj-tot (sättigen), boj-bot (Wuchs) u. s. w.; ausser- dem aber noch mit s, » und r\ vgl. aj-as-at-ar (die Stamm- silbe des türkischen Wortes für Fuss).

10) Das anlautende t wechselt, abgesehen von seiner Er- weichung in d, am meisten mit c (vgl. tob-cob [Knäuel, Haufe], tük-cük [Boden, Grund]) und mit k (vgl. iü-kil [zerbröckeln,

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zerhauen], tir-l/ir [zerbrechen]). Desto stärker sind aber seine Veränderungen als Auslaut, und zwar a) in <^ z\ vgl. hit-hic (schneiden), l-ci-l;cc (vorbeigehen), köt-köc (wegziehen) u. s. \v.; b) inj und «; vgl. bat-baj-bus (erniedrigen, drücken, treten).

11) Die labialen h,p,f, v und in unterliegen einem ^läufigen Wechsel untereinander, sowol im engei-n als auch im weitern Kreise. Während man z. B. im Ostturkestanischen überall /> hört, wo in den Chanaten ein b lautet, und in genannten Theilen das / wieder in ^j» sich verwandelt, gibt es im Altaischen ausschliess- lich nur ein anlautendes j). So ist m im Cagataischen häufig als Anlaut gebraucht, wo der Osmane sich eines b bedient. Vgl. cag. men, mininel:, muz, niuru, mojim, mor mit osm. hen (ich), binmel; (aufsteigen), buz (Eis), buru (Rohr), bojnn (Nacken), bor (braun), b wechselt noch mit j (vgl. sub-suj [Wasser]) und mit m oder nib (vgl. hap-kam [verschliessen], hep-hem [alle], Tiom-lzomb [Höcker], jam-jamh [Poststation]).

12) Die Sibilanten s, 6, z und « wechseln theils unter- einander, theils mit den verwandten Dentalen t, d und mit r £. Vgl. süt- siic-ciic (süss, geschmackvoll, Milchj, söl-cül (welk, wüst), sal-tal (werfen, schaukeln), bos-bnc-hot (wüst, öde, leer), z wechselt noch häufig mit r; vgl. kür-Tcöz (sehen, Auge), kaz-h.ir (kratzen, scharren), boza-bor (geistiges Ge- tränk). An den erwähnten Sibilanten reihen sich noch die Doppellaute c und s an, die keinesfalls zu den Urlauten der türkischen Sprachen gehören und in den meisten Fällen auf s, s und t zurückzuführen sind.

13) L und it sind als Anlaute den eigentlich türkischen Sprachen fremd und kommen als solche mit Ausnahme der Fremdwörter und einiger Affixe nur einigemal vor. Der Ost- türke spricht das anlautende l noch leicht aus, der Osmane nur, indem er demselben einen Selbstlaut vorsetzt. So: iliman (Bucht), üimon (Citrone), statt limav, limon. Als Auslaut wechselt l mit j (vgl. Ul-i'ij [Theil], sil-sij [reiben, wischen]), mit n (vgl. kü-ltin [stechen, schneiden], col-con [stumpf] und mit r (vgl. tal-tur [gross, geräumig], tHl-tiir [gegenüber)].

14) Das von l Gesagte gilt noch mehr von r, welches als Anlaut im Westtürkischen nur mit Hülfe eines vorgesetzten Vocals ausgesprochen werden kann. So hat der Osmane aus den Fremdwörtern Russ (Russe), Rum (Grieche), rali (Branntwein), rahat (Ruhe), rmc. (Fasten) ums, urum, urvi,

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iraJii, ircütat gemaclit; ja selbst in speciell türkischen Wörtern, wo ein /• anlautendes Affix sich vorfindet, hat eiiae Lautver- schiebung stattgefunden. So ist aus cob-ra (Suppe), jap-rah (Blatt), baj-rak (Fahne), haj-ram (Fest), top-raJc (Erde), ög-rcnmeJc (lernen) in der Volkssprache corba, jarpak, barjaJc, barjam, torpalc und örgcnmek entstanden. In der Lautverwechse- lung variirt r mit z (vgl. § 12), ferner mit l (vgl. tir-tü [brechen], Jcor-hol [Arm] und mit J (vgl. kir-hij [brechen, schneiden]) , welch letzteres Verhältniss am meisten im (''uvaschi- schen hervortritt.

C. Wortbedeutung.

15) Wenn wir bei vorliegender Studie, was die Lautver- änderung in den turko-tatarischen Sprachen anbelangt, im Ver- gleiche zu andern Sprachen ein verhältnissmässig leichtes Feld, einen klarern und offenem Gesichtskreis vor uns haben, so ist dies hinsichtlich der Wortbedeutung noch mehr der Fall. Wir dürfen nicht vergessen, dass wir es mit der Sprache eines pri- mitiven, uralten Menschengeschlechts zu thun haben, das in sei- ner von der umgebenden Natur bedingten Lebensweise viele Jahrtausende lang von fremden Cultureinflüssen unbehelligt ge- blieben und demzufolge auch noch heute in seiner Sprache das Bild jenes urwüchsigen Ideengangs bewahrt, welcher dem Menschen nur im Stadium der ungekünstelten Natur eigen ist. Was die schmucke Einfachheit, die so meisterhaft und mit be- wunderungswürdiger Consequenz durchgeführte Logik der Wort- entfaltung anbelangt, so steht die Sprache des Türkenvolks un- vergleichlich da und überragt selbst das Arabische, von wel- chem man scherzweise schon längst bemerkte: es könnte einem dünken, dass diese Sprache von einer Gesellschaft geistreicher Philologen ausgearbeitet und dem Volke zum Gebrauch über- geben worden sei. Im Türkischen hat jeder Begriff seine streng bemessene Grenze, jede Vorstellung ihren genau abgerundeten Kreis, kein Wörtchen ist überflüssig und keine Idee ist in einer solchen Weise zum Ausdrucke gelangt, dass die genaue Defini- tion des betreffenden Wortes zu Deuteleien Anlass geben könnte. Natürlich ist diese entzückende Schönheit, dieser unvergleichliche Vorzug nicht aus dem Rahmen einer einzigen Sprache, sondern

VAjinlEnY, EtymologiscliCB Wörterbuch. b

XVIII

aus dem Gesammtüberblick der ganzen Familie zu erkennen, d. h. sie sind nicht den verschiedenen Entwickelungsstadien ent- sprungen, sondern müssen, nach dem Geiste der Wortbildung zu urtheilen, schon in jener uralten Zeit voi'handen gewesen sein, als der Stamm noch vereinigt, durch geographische Entfernung noch nicht getrennt war und es in Ermangelung der heutigen Scheidewände nur eine Türkensprache gab. Um Gesagtes durch Beispiele ins hellste Licht zu setzen, könnte ich auf jede beliebige Seite dieses Buchs hinweisen und will daher nur eini- ges anführen. Nehmen wir z. B. den Begriff des Gehens, so finden wir für denselben bar-mah oder var-mak, mafi-mak oder tnen-meh, kit-nieh und jar-imak, welche Worte, nach dem heutigen Gebrauche zu urtheilen, eine unbestimmte und schwankende Bedeutung geben, nach genauer Prüfung der be- trefi'enden Stammsilben jedoch eine ganz klare und genaue Definition in sich schliessen. Die ursprüngliche Bedeutung von har-mah ist nämlich fortgehen, vorwärtsgehen, von bar, hör, dem Inbegriff des voran, voraus, in der Verbalform gebraucht, ebenso wie aus Jfat, ket (zurück, rücklings) l-at-mek, später Jcitmelc (zurückgehen) entstanden ist; so heisst menmcTi in der Urbedeutung aufwärtsgehen, aufsteigen, heute auch noch als minmeJv in Gebrauch, von man, fneü, oben, auf, und schliess- lich jorimah das Gehen im Allgemeinen, das Wandeln, von jol, jor (Gang, Weg), wie dies aus der Darstellung der betreffenden Wortfamilien am besten ersichtlich ist. In ähnlicher Weise klärt sich das Verhältniss zwischen sözlcmcli und ejtmelc (sprechen, reden oder sagen), zwischen aäamuh und Jimek oder JemeJc (essen und speisen), zwischen bulmak und tapmak (fin- den) u. s. w. Was daher Curtius in seinen „Grundzügen der griechischen Etymologie" (S. 79) sagt: ..Wer nicht blind sein will, lernt aus solchen offenkundigen Thatsachen, dass die Mannich- faltigkeit früher ist als die Einförmigkeit, und gibt jeden Ver- such auf, mit Cardinalbegriffen zu operiren", das findet auch in den turko-tatarischen Sprachen volle Bekräftigung. Der Reich- thum und die Präcision stammen nicht aus der spätem Periode der türkischen Sprachen, im Gegentheil, diese Eigenschaften haben mit der fortschreitenden allzu weiten Verzweigung und Aus- dehnung nur abgenommen; denn je mehr wir zu den alten Mund- arten und zu den der heimatlichen Grenze nahe gebliebenen Töchtersprachen zurückkehren, desto heller wird das Licht, dessen

XIX

■wir heute zur Klärung der dunklen Gänge in der Wortforschung bedürfen.

16) Wenn wir daher von der Annahme eines Cardinalbe- griffs verschiedener, sich ganz fern stehender Wörter absehen und vielmehr in der Stammsilbe einzelner Wortfamilien jenen gemeinsamen Grundstoff suchen wollen, aus welchem der engere Kreis verwandter Begriffe sich herausgebildet hat, so muss selbst- verständlich die Interpretirung einer Stammsilbe von so allge- meiner und unbestimmter Natur sein, dass der geistige Zusammen- hang nicht etwa als Resultat einer gewaltsamen Sinnverdrehung, sondern als das Ergebniss eines Gesammtüberblicks der im Turko-Tatarischen ohnehin formell und materiell durchsichtigen Sprachelemente erscheint. Dass unter solchen Umständen die Verdeutschung des Inbegriffs mit Schwierigkeiten verbunden war, ist leicht begreiflich. In erster Reihe galt es, dem ganzen Kreise der concreten und abstracten Begriffe Rechnung zu tragen, dann musste die bildliche Verwendung in Betracht gezogen werden, wobei immer jener Ideengang, jene Sinnesrichtung als Richtschnur diente, welche den turko-tatarischen Völkerelementen in specieller Weise eigen ist. Nehmen wir z. B. den Inbegriff von hoch und erhaben, so werden wir finden, dass es hierfür zwei laut- lich ganz getrennte Stammwörter gibt, die in zwei verschiedene Wortfamilien zerfallen und in jeder derselben noch einzelne Zweige bilden. Dieses sind die Stammsilben alt, und haj (vgl. §§ 22 und 205). Beide werden auf den ersten Anblick in vieler Hinsicht als Synonyma erscheinen, doch ein tieferer Einblick wird uns bald zu der Ueberzeugung bringen, dass alf in seiner Ur- bedeutung sowol als in seinen Derivaten in vorwiegender Weise den concreten Begriff des Aufsteigens, der Bewegung nach aufwärts in sich schliesst, während haj eben nur eine ab- stracte oder bildliche Bedeutung dieses Begriffs enthält. Von nU z. B. ist entstanden:

uigurisch cagataisch

akaru^ Jokaru okar, jokaru, egiz (hoch, hinauf),

aJpnak, jokalmak agmak (aufsteigen),

joTpunc jokus (Anhöhe),

jokun Jogun (Anhäufung),

i'ikseh JükseJc (hoch, erhaben),

während bf(J in folgenden Worten zu erkennen ist:

b*

xz

uigurisch

cagataisch

jakutiKcli

üuvaschisch

baj

bat

bai

pojan (Prinz, reich, erhaben),

bot

boj

bäjü

pi'i (Länge, Wuchs, Gestalt),

bej

bi

bi

(Fürst, älterer Bruder),

bajat

hijat

(Gott, Erhabener),

hatulc

höjüli,

hijih

(gross, mächtig) u. s. w.

Schliesslich durften Sitten und Gebräuche, ja das ganze Leben des Volkes nicht ausser Acht gelassen werden, denn es ist oft der Fall, dass der eine oder andere Zug des uns trivial dünkenden Sittenbildes den lange gesuchten Hing in der Kette der Begriifsanalogie liefert.

17) Von bcsonderm Interesse wäre es, zu erörtern, in welcher grammatikalischen Form wir uns die Stammsilben in den turko- tatarischen Sprachen vorstellen, d. h. ob dieselben als Verba oder Nomina zu nehmen sind, und ob etwa diese beiden Redetheile voneinander abgeleitet werden können, wie dies von andern Sprachen theils bejahend, theils verneinend behauptet wird. Da, wie wir eingangs erwähnt, in den turko- tatarischen Sprachen das Stolfwort noch nicht als Wurzel angenommen werden kann, indem das als Stammsilbe figurirende Grundelement sehr häufig aus der Verschmelzung mit einem Affixe hervorgegangen ist, so ist es von vornherein unmöglich, die Frage in bestimmter Weise zu beantworten. Wir haben es hier mit einer bedeutenden Anzahl solcher Stammsilben zu thun, die weder ein definitives Verbum noch ein Nomen repräsentiren, sondern nach Hinzu- fügung der betreffenden Suffixe zu dem einen sowol als zu dem andern sich qualificiren, in vielen Fällen aber auf einem Theile des Sprachgebiets mit, auf dem andern hingegen ohne Affix als Haupt- oder Zeitwort vorkommen. Andere wieder, und diese bilden die überwiegende Mehrzahl, treten entschieden als Verbal- form auf, und Ilaui^twörter entstehen aus denselben nur durch Hinzugäbe der betreffenden Affixe. Nehmen wir z. B. die Grund- wörter Jicit, saJf, sitSf tap und tali so werden wir finden, dass sie sowol für Nominal- als für Verbalformen genommen werden können, denn J/at heisst Reihe und reihe (Imperativ); s«/i; heisst uig. Zahl und zählen; sus heisst still und stillen; tap heisst Spur und spüren, finden; tal heisst unten und unter- gehen, während z. B. kal (bleiben), kel (kommen), kit (gehenj, böl (theilen) u. s. w. nur als Verbalformen figuriren und andere wieder, als: Jcaramak (sehen), bojamah (färben), tirilineJc (leben).

\

xxr

in kar, hoj und tir weder eine Verbal- noch Nominalforni zeigen.

18) Es geschielit daher in Uebereinstimmung mit der vorausge- schickten Bemerkung, dass wir bei Uebersetzung der Stammsilben die betreffende Grundvorstellung bald als Haupt- oder Beiwort, bald als Zeitwort anführen, und nur jene Bedeutung ist hier und da mehr berücksichtigt geworden, in welcher solche Stamm- silben in den speciell türkischen Sprachen die grössere Ver- breitung gefunden.

19) Ein ähnlicher Grundsatz ist auch bei Anführung der verschiedenen Lautübergänge einer Stammsilbe befolgt worden, wo im Zweifel über die ältere und primitivere Form die- jenige Variante an die Spitze gestellt ist, die entweder im Uigu- rischen oder Cagataischen am meisten hervorragt oder die zur Beleuchtung des lautlichen Zusammenhangs der ganzen Familie am meisten beiträgt. So steht z. B. § 1 a6 an der Spitze, trotzdem der (f-Auslaut erst später iind zwar aus J oder t ent- standen sein muss. So auch § 22 ciS und nicht das heute ge- bräuchlichere e^, weil a als Inlaut der primären Stammsilbe kaS den lautlichen Zusammenhang der ganzen Wortfamilie am besten hervortreten lässt.

20) Was schliesslich die Zertheilung einer W^ortfamilie in verschiedene Zweige anbelangt, so muss selbstverständlich die Verschiedenheit der Lautverhältnisse und nicht die des Begriffs- kreises als Ausgangspunkt genommen werden. Die einzelnen Zweige, welche mit römischen Zahlen bezeichnet sind , ordnen sich je nach Verwechselung des An- oder Auslautes, wobei im erstem Falle die betrefi'endon Lautvarianten vor, im zweiten Falle nach dem Striche zu stehen kommen. So ist z. B. bei haj, hat, bas zuerst die mit j auslautende, dann die mit t und schliess- lich die mit s auslautende Stammsilbe gegeben worden, wäh- rend z. B. bei sal, tal zuerst die mit s— , dann die mit t an- lautenden Beispiele gegeben werden. Mit Aufstellung besagter Reihenfolge soll keinesfalls gesagt sein, dass wir diese oder jene Lautform zuerst anführen, weil wir die eine für älter oder primitiver als die andere halten. Bei einigen Beispielen, nament- lich bei J, ff und v, die aus schärfern oder schwächern Guttu- ralen entstanden, oder beim gegenseitigen Verhältnisse zwischen j und t, zwischen r und s, wo die primäre Form mit Hinweis auf ältere Sprachdenkmäler oder auf minder verfälschte Sprach-

xxn

gebiete sich mit ziemlicher Sicherheit nachweisen lässt, wäre dies wol thunlich, doch im ganzen müsste ein solches Gebaren beim heutigen Stand unserer Kenntniss des Alttürkischen als voreilig und jeder soliden Basis entbehrend bezeichnet werden. Ebenso viel Vorsicht erheischte die Abrundung gewisser Wort- familien, namentlich solcher, bei denen die Erweiterung des ganzen Gebiets durch kaum zu bezweifelnde Lautähnlichkeit und Begriffsverwandtschaft leicht zu rechtfertigen wäre. Nehmen wir z. B. in § 1 die Stammsilbe ar/, aj mit dem Inbegriff von offen, klar und hell und in § 5 die Stammsilbe ag, aj mit dem Inbegriffe von weiss, licht, Mond, so wird die Vereinigung beider Familien in vieler Hinsicht gerechtfertigt sein. Dessen- ungeachtet haben wir in diesem wie in andern ähnlichen Fällen vorsichtshalber zwei Familien aufgestellt und die engere Zu- sammenfassung lieber einer spätem Zeit vorbehalten.

Ich habe nur noch einiges über die Quellen zu sagen, die ich bei vorliegender Arbeit benutzt habe. In erster Reihe kom- men jene persönlichen Erfahrungen zu stehen, die ich während meines jahrelangen innigen Verkehrs mit Ost- und Westtürken gemacht habe und die, wo es sich um die genaue Definition eines Begriffs, um die wirkliche Bedeutung eines Wortes handelte, mir zweckdienlicher und zuverlässiger schienen als die vor- handenen lexikographischen Angaben, die, sehr häufig das Resul- tat theoretischer Forschungen, der Haupt- und Nebenbedeutung, dem materiellen und bildlichen Sinne eines Wortes nicht genug Rechnung tragen. Die systematische Ordnung der Bedeutungen eines Grundbegriffs und seiner Abstammungen ist von um so grösserer Wichtigkeit, als dieser bei Darstellung der Begriffs- analogie eines und desselben Wortes in den verschiedenen ScliAve- stersprachen dieselbe Rolle spielt, welche der Grundform bei Erörterung des lautlichen Zusammenhangs einer ganzen Wort- familie zukommt. Aus besagten Gründen habe ich daher die bei meinen cagataischen Sprachstudien gebrauchten Quellen- werke noch einmal durchgeprüft und besonders im Chulassei- Abbasi und im Lugati-turki des Fazl-ullah Chan (vgl. meine Cagataischen Sprachstudien, Seite 200) auch so Manches gefunden, was bei Abfassung vorliegenden Werkes aufs neue verwerthet wurde. Bezüglich des meinen persönlichen Erfahrungen fern

XXIII

liegenden Theils des türkischen Sprachgebiets habe ich mich zumeist an L. Budagow's Sravnitelnij Slovar turetzko - tatars kich Naretschij ", Petersburg 18G9 (Vergleichendes Wörterbucli^ der turko-tatarischen Sprachen) gehalten. Es ist dies ein Werk, das seinem Titel keinesfalls entspricht, da es im Grunde ge- nommen ein für praktische Zwecke angelegtes Buch ist, in das auch arabisch-persische Elemente aufgenommen wurden und in welchem der Sprachvergleichung nur insofern Rechnung getragen wird, als der zugänglich gewordene Sprachschatz des Osmanischen, Azerbaizanischen, Oagataischen, Kazanischen, Baäkirischen , Kir- gisischen, Altaischen, mitunter auch des Sibirisch -Tatarischen und Tobolskischen zusammengetragen ist. Abgesehen jedoch von dem unpassenden Titel, ist die Arbeit gewissenhaft ausge- führt und höchst werthvoll, sodass ohne Budagow's Buch das Zustandebringen dieser Blätter wol viel schwerer geworden wäre. Von bedeutendem Nutzen war mir ferner „Grammatika altaiskago Jazika sosstavlena altaiskoi Missij" (Grammatik der altaischen Spi-ache, verfasst von den Mitgliedern der altaischen Mission, Kasan 1869), ein ganz neuer und höchst werthvoller Beitrag zur Kenntniss dieses in vieler Hinsicht dem Uigurischen gleichstehenden östlichen Gliedes der turko - tatarischen Spra- chenfamilie, und ausserdem noch folgende Werke: Karnevoi tschuvaschsko-russkij Slovar, Kasan 1875 (Cuvaschisch-russisches Wurzelwörterbuch) von N. J. Zolotnitzki und „Pervii Opit Slovarja narodno-tatarskago jazika" (Erster Versuch eines natio- nal-tatarischen, d. h. christlich - tatarischen Wörterbuchs) von N. Ostroumow, Kasan 1876. Dass ich im Jakutischen und Koibal- Karagassischen aus den bekannten Werken Böhtlingk's und Castreu's schöpfte, ist wol selbstverständlich.*) Anfangs hatte ich wol die Absicht, bei Darstellung der begrifflichen Analogie auf das unter der Presse befindliche Werk von Budenz: „Magyar-ugor összehasonlitö szotär" (Vergleichendes Wörterbuch der magya- risch-ugrischen Sprachen), Rücksicht zu nehmen, da diese interes- sante und gelehrte Arbeit meines Freundes infolge des Zusam- menhangs des Türkischen mit besagten Theilen des ural-altaischen

*) Die liier behandelten türkischen Sprachen kommen in folgenden Abkürzungen vor: uig.= uigurisch, cag. = cagataisch, osm.= osmanisch, kaz. ==kazanisch, az. = azerbaizanisch , trk.= turkomanisch, alt. = altaisch , cuv. = cuvaschiscb, kk. = koibal-karagassisch, jak. = jakutisch.

XXIV

Sprachgebiets in vieler Beziehung aufklärend und erläuternd wirkt. Ich bin jedoch später von dieser Absicht abgekommen, da einmal , das Budenz'sche Buch noch nicht zum Abschluss gelangt ist, zum andern ein solches Vorhaben der Objectivität meiner Arbeit Eintrag gethan haben würde. Das Ziel, wonach ich strebte, war einzig und allein die Etymologie des cagataisch-osmanischen Wortschatzes; alles übrige in den Bereich dieser Studie gezogene Material soll eben nur zur bessern Beleuchtung des etymologischen Zusammen- hangs dienen. Wie weit mir mein Vorhaben gelungen, das muss ich der Kritik überlassen, und vollauf bewusst der schlüpfrigen Bahn, auf der ich mich bewegte, sollen Zurechtweisungen und Verbesserungen mir um so angenehmer sein, da aus diesem Ver- suche in späterer Zeit ein systematisches Wurzelwörterbuch der turko- tatarischen Sprachen hervorwachsen soll.

Ebenso habe ich mich auch in vorliegenden Blättern jeder Eücksichtnahme auf die cultui'geschichtlichen Momente des turko -tatarischen Volkes, welche bei genauer Betrachtung des etymologischen Verhältnisses der einzelnen Wortfamilien sicht- bar werden, ja sich einem so zu sagen aufdrängen, enthalten. Aus diesen Momenten, welche ich als spolia optima meiner Studie betrachte, ist ein ziemlich reiches Material erwachsen zur Eröi'terung der primitiven Cultur des turko-tatari- schen Volkes, einer Arbeit, mit der ich mich eben beschäf- tige und die als ergänzender Theil vorliegenden Buches dem- nächst erscheinen wird.

Budapest, 13. October 1877.

H. VAMBERY.

1.

AÖ, az, at, ajf ag, au, offen, klar, leer, Jmhgerig, nüchtern u. s. w.

I. c, s.

uig. ffitr»Jo/i;= öffnen; «<ra/c = Thür, Thor, Oeffnung; «cmä = leei', klar, rein; acun, ««?«n = \Velt, Weltall eigentlich die Oeffentlichkeit, das Offene (vgl. tom = finster, verborgen und to»M/Z; = Unterwelt, Hölle); ac = hungerig, bedürftig (vgl. toh angefüllt und satt).

cag. er (fwwÄ; = öffnen, klären, erheitern ; a<f= arm, hungerig; m'ih = offen, frei, das Freie; acilda^iva. Freien; «cw = Schlüs- sel; «tJiiÄmait = hungerig sein, leer sein (karmm aciJcti =ich. bin hungerig geworden, d. h. mein Bauch ist geleert); asna- mak, esMcwicÄ; = gähnen , den Mund aufreissen.

osm. a£, rtc = hungerig, nüchtern; a(fl/^ = offen, klar, hell, leer.

jak. as, ((Sabin = öffnen ; as =■ hungerig; accih = nüchtern, hungrig.

kk. as, mV = hungerig ; asarmew = öffnen ; esarm^w = gähnen.

CUV. OS* = öffnen; ose = offen, geöffnet.

II. -j, t.

cag. ffja^ = offenes , klares Winterwetter; oyMÄ = nüchtern , offe- nen, klaren Sinnes; «Ja offene Hand, die Handfläche (vgl. dessen Gegensatz: /m«m-m/i; = Faust, eigentl. geschlossene Hand).

jak. at, atahin = den Mund aufsperren (eigentl.: die Oeffnung öffnen) ; atU etwas aufsperren ; atacci =■ der den Mund auf- sperrt.

VluB^ar, Ei^imologiscbcs Wörterbucli. - 1

kk. afcrhcn = Mr\cn; aja oiiene Hand. CUV. ojar = klares Wetter.

III. g, V, ti.

6ag. agtis, agiz, fnn(z^=M\\nA, Oeffnung, Mündung.

alt. ans, nus, ff</s?' = Mund, Oeffnung.

kk. «A'se=Mund.

CUV. sjtivar = Mund (sjuv entspricht dem aj, av und ar dem uz, iz).

Trotz der normalen Vei'wandlung des Auslautes bleibt es immerhin schwer, zu bestimmen, welches die primitive oder älteste Form dieses Stammwortes sei, da der Auslaut c, £, die meist gebrauchte Form, nur aus t oder j entstanden sein kann, schwerlich aber aus h oder g. Ebenso wenig lässt sich erörtern, welches der heute überall fehlende Anlaut gewesen sein mag, obwol ich nach der von Budenz in Art. 204 gegebenen Etymologie des magy. Wortes tät = öffnen und szaj=M\\nA, s z ad = MünAung (272) geneigt wäre, anzunehmen , dass hier ursprünglich ein t oder d war, was sich übrigens auch aus dem verwandten cag. cecinek^ öffnen, aufmachen vermuthen lässt.

Hinsichtlich des Begriffskreises reiht sich an ajih = nüch- tern das sinnverwandte ojalc, cag. ojgcik, uig. o?M7.; = wach an, indem oj und aJ in demselben Grade den offenen, wach- samen Zustand andeutet, in welchem das Juxtaoppositum tijf lit nicht nur schlafen, sondern auch den Inbegriff des Erschlaffens, des geschlossenen dichten Zustandes ausdrückt. So süt vjdu = die Milch ist geronnen, eigentl. dicht, fest geworden; magy. aludt iej^= geronnene (eingeschlafene) Milch.

2.

ait, halt, aik, Jiaik, kaicl, kaik, rufen, schreien, anschreien, antreiben, treiben.

cag. «i#ama7i; = antreiben, treiben; «t/fl(7?<ä' == Treiber ; aikar- mak, 7jaifcarmaA- = schreien, anschreien, treiben.

jak. ffMrtr = lärmen; aiilän=^\j'Avxü\ fr«» = Laut, mit dem das Vieh angetrieben wird; ijYfWa das Rindvieh treiben; J^al- dan = getrieben werden.

alt. a-jVZa = treiben ; «i/i-?r = antreiben, anschreien, osm. hdjde haide Awü Auf! Marsch!

Wie aus dem jak. erhellt, ist das dag. und osm. treiben, jagen, nur ein abstracter Begriff des concreten schreien, lärmen, mittelst dessen etwas oder jemand gewaltsam fort- getrieben wird.

Vgl. /otZ; = einen schrillen Ton geben; ferner das haj! liaj! der Turkomanen, mit welchem letztere ihre Sklaven und Pferde anzutreiben pflegen.

3.

ftji ^Jf W> ^tf '^t, ilt, gut, schön, fromm, gesund; nachgiebig u. s. w.

uig. cfj7 = Tugend, Güte, Wohlthat, und hiervon das im Kudatku Bilik häufig vorkommende as«> = schlecht , lasterhaft, rich- tiger «Js«>= ohne Gutes, tugendlos; cy7fc= Wohlstand, Wohl- befinden, Reichthum.

cag. ejkii, iJJcü = g\xt, schön; ejMlülc = Güte, Schönheit; ajamdk = schonen, eigentl. gut sein, wohl wollen; ajav, aJane = Schonung, Wohlwollen; uJmaJc := a.üi etwas eingehen, gut- heissen, genehmigen; Kjgun, ^^y^Mr = nachgiebig, gehorsam.

kaz. ejem, Vßm = Zierde, Schönheit, Anmuth; ej'e»M?z = zierlich, schön; ejemlenmelc ^^^ich. zieren.

jak. cyl«}»a = recht, angemessen; «JwmaZa = einwilligen, gut- sagen; fly«=; Gottheit, Schöpfung, Schöpfer, Güte; iä, iü- ^aZ»m == freundlich gesinnt gegen jemand sein; öjägäs = freundlich.

kk. r/jVr&c« = bemitleiden ; eA;e = gut.

osm. ejti, ej«=:gut; ejlik^Güte; tijmalc = io]gen, willfährig sein,

II. —t.

uig. e^Z;« = gut, fromm; etile ^genehm, heilsam; i<< = Heilung,

Genesung; «to«eÄ; = heilen; «^6'« = Arzt; iitmah=^io\gen,

befolgen ; nthir = folgsam.

jak. iitüö=^g\xi, sehr; «f«or = gesund werden; e^efme = glücklich.

Zu dieser ganz normalen Lautveränderung des j imd t,

von welcher selbstverständlich der Auslaut t die primitive

1*

Form ist, kann nocli die von t in s verwandelte Form des fraglichen Stammwortes gerechnet werden, nämlich es, as und dessen causative Form es/r, aslr, welche ich als den dritten Zweig dieser Wortfamilie anführen würde.

III. —s, z.

«ig. <?»cw = wohlerhaltcn , gesund (wobei das Adverbialsuffix en leicht zu erkennen ist); ese«/*'Ä= Gesundheit; asiramali, as- »■amrtÄ = behüten , beschützen, bewachen; rtsraÄ = schonend.

eag. esU =-- stark , gross ; esen = gesund ; esirgemek = schonen, schützen.

osm. esirgemek, e««VM;c/; = bewahren.

kk. e.s«« = Glück; izän, e«ÖM = "Wohlfahrt, Gruss.

CUV. osm = beschützen , ernähren.

alt. e«ew = gesund; e«m«?Ä; = Gesundheit; ese«?es = genesen.

In dem ziemlich weiten BogrifFskreis dieses Stammwortes ist die Analogie der Grundidee von gut, fromm, schön und schonen eine auch in andern Sprachen oft vorkommende. Die Begriffsverwandtschaft von gut und gesund ist z. B. auch im Arabischen sa/»'Ä = wahr, gesund und s//iai = Ge- sundheit, ferner im Magy. j6, jav ^gnt, Jo(/ = Recht und Javas = Arzt und gifOffytä = genesen anzutreffen. Was schliesslich das gegenseitige Verhältniss des aj, ej=gut zu 1(7 = befolgen , gehorchen anbelangt, so mag wol die be- kannte Etymologie Abulgazi's vom Worte njgur irre führen ; doch ist eben die Folgerung des tatarischen Historikers grundfalsch, denn das Stammwort dieses Eigennamens be- deutet folgen, nachgeben und nicht gerinnen, daher nicht sich vereinigen.

4 C0, ej, nf, ilt, sagen, reden, nennen.

jak. <■/<= sagen, sprechen; fff;Y = aussagen lassen; «Ym = sich

melden. uig. ffif = Name, Ruf, W^ort; «iamaÄ; heissen, sagen; atak

das Gesagte, Versprechen, Gelübde; ajitmak sagen , reden;

r/j2V)»nZ; = sprechen ; CTj/iMa=: Redner, Sprecher, eag. ajimak, ajitmak, aitmak =^sa.gen, sprechen; ajkamak=:^

häufig oder viel sprechen; ffjteZ;= Faselhans, geschwätzig;

fly7/m = Gesang; af = Name; atik Aer einen Namen hat, berühmt; atihnak, berühmt werden; «(j;«fc = Versprechen, Gelübde.

az. «<i = Name; «<?^«)««/i; = heissen , nennen; «(Z«ä-Zj = Braut, Versprochene; adas (eigentl. acü-tZas) = Namensgefährte.

CUV. ijt = sa.gßn; jiV/ff = Name.

kk. «f = Name; a(las = YvGm\d; adirhcn, «<?dri('« = nennen.

alt, «^< = sagen; aittir von sich reden lassen.

Es muss sofort auffallen , dass aj, ej und die passiv schei- nende Form ajt, cjt in gleicher Weise das active Reden, Sprechen ausdrücken. Das nähere Verhältniss des aj, ej zu ajt, ejt, Ott oder cit ist mir unbekannt, doch ist letzteres entschieden eine jüngere Form, denn für die ältere primitive Form von at, aj spricht erstens das überall unverändert gebliebene at, «<:? = Name, Wort; ferner jak. at, uig. ajii = sagen, und das cag. aJJcamak, eine frequentative Form des alten fy = sagen.

5.

a]^, ek, ag, aj, ej, weiss, grau, silherfarhig , Silber, Mond.

cag. «/,•= weiss, grau; oJtc'e= gräulich, Silber; a^'«7 = gräulich ; a^ar, ac7t«r=Bleiche, Pottasche; a/i'rtr/waZ; = ergrauen, weiss werden; affil der Hof (weisse Schein) um den Mond; aJ Mond.

kk. «Ä; = weiss; a/;<'e = Geld; «(/«reric«^ weissen.

CUV. a7cJcis=^?>chv/a.n (aJc Jetts, weisser Vogel?); «7i:,sw = Alabaster; aksa = G eld ; ojik = Mond.

Das Verhältniss zwischen «/.; = weiss, und a; = Mond, er- klären folgende Umstände: 1) ist im Türkischen aj in der bildlichen Sprache als weiss, klar gebraucht, so aj jüsliik^= von hellem, klarem Gesichte, ebenso wie mit kün, künes, die strahlende rothc Farbe bezeichnet wird. Vgl. kilj, bren- nen, und käu, Sonne. 2) Analoge Bildung in andern Spra- chen verwandten und fremden Stammes. So soll nach Hun- falvi und Budenz das magy. hold, /;ö(Z = Mund, der Grund- bedeutung nach weiss, klar bezeichnen. Vgl. ferner Hebr. ?a&Äa«= weiss, und iftM«K« = Mond. Mit «Ä = weiss, grau, steht auch die Bezeichnung gewisser

Verwandtschaftsgrade, die zumeist auf ältere Mitglieder der Familie Bezug haben, in Verbindung. So cag.,uig. aka aga = älterer Bruder, osm. aga =^E.err (vgl. senis und senior, deutsch grau und Graf); cag. e7«;e= Vaters Bruder, Onkel; ekcM = ältere Schwester (von ehe und ece = Weib) ; aja eje = ältere Dame, Matrone, und hiervon ajini = Madame, Ehren- titel für Frauen, gleich JBegum, welches nicht von Beg^= Fürst, sondern von Bige, 6«Äe = Fraii abstammt. Ferner jak. «f/a = Vater; «f/as = ältere Schwester; kk. a^a = Gross- vater, Oheim; cuv. «(7« = ältere Schwester.

Schliesslich muss bemerkt werden, dass ak, ag, aj in begrifQicher sowol als in lautlicher Beziehung mit aj-ag=^ offen, klar, §. 1, in enger Verwandtschaft steht.

6. Äff, etil, CIV, U, Nets, Schlinge, Falle; Jagd, jagen.

cag. ag, «//7t = Netz (balik a(/e'= Fischernetz).

kir. au, «y=Netz, Falle, Schlinge (bars a«;« = Pantherfalle).

alt. u, «ttt=Netz; uula =:mit einem Netze Thiere fangen, jagen.

osm. aa, af/7«/ = Netz; av = Jagd; avlama]c= jagen.

Wenn ich nicht irre, gehört diese Stammsilbe in die Fa- milie des baa, hag, bagJi = Ba,nd, Gebinde, von welchem der labiale Anlaut später verschwunden ist. ^u einer sol- chen Annahme verleitet eine anderseitige ähnliche Wort- bildung, nämlich j77»» = Netz und 'W27i;= Siebe, netzartiges Geflecht, welche von ilmeJc, Jiltnelc ^^hinden, knüpfen ab- stammen; nicht minder auch der Umstand, dass ag auch definitiv Geflechte, Gebinde bedeutet. So örimzch agi=^ Spinngewebe (das Netz der Spinne).

7.

Akf Off, ek, eff, o7j^, Öh, Öff, Öj, tlk und mit dem j- Anlaut jolc, jillc, jik, welche insgesanmit den In- begriff von hoch, erhalten, oben, hinauf, aufsteigen, auf- häufen, auflegen, sowie deren abstracto Abstammungen,

als erhöhen, achten, ehren, preisen, repräsentiren, imd die wir denn auch |iach den Hauptklassen ihrer Laut- verschiedenheit vorführen.

I.

Ak, ag, oly.

uig. «^«r2 = hocli, empor, hinauf; «^wi«/; = aufsteigen , in die Höhe gerathen; o/^wiafc = in die Höhe werfen, schiessen; ofc = Schuss, Pfeil, Wurf (in die Höhe, ebenso wie atmak atis = da,s Wegwerfen, den Wurf nach abwärts bedeutet).

cag. o^mr = hoch; oguz z= dick, plump, grob; o/iL"?amaA; auf- werfen; «</}waÄ = aufsteigen ; agdirmak, aktarmak =^ &\\i- wühlen, suchen (eigentl. aufsteigen lassen).

osm. achtarma =^ Coutrebande , die aus dem Verborgenen hervor- gesuchte Waare.

n. Jok, jilii.

u'g- jokaru^hoch, oben; ^"Oifca?Hia/i; = aufsteigen; Jokunc = 'Er- höhung; jo^«<« = dick, massiv, grob.

cag- Jokus=}löhe, Anhöhe; Jogun ^dida, aufgehäuft, plump; Jikmak, jtf/««aZ;=^ aufhäufen, anhäufen, hoch nebeneinander legen ; jigim = Haufen.

alt. /«^anhäufen, sammeln; juuna = sich sammeln; juus = Haufen, Sammlung.

kk. i'ojfar = hinauf ; t^ogarld:= der Obere; toJftarmcn, Vokter- 6ew = aufführen ; t'(yii= dick; fOijj^jVJew = aufwärts fähigen; SffY/rtre= empor, bergan.

Das kk. t'ok, t'og kann als Verbindungsbrücke zur Stamm- silbe tokf <ff /; = Anhöhe , Berg, aufwärts dienen, welche letz- tere, obwol streng genommen zur vorliegenden Famihe gehörig, wir als verwandte in einem besonderen Abschnitte besprechen werden.

ni. Ek, eg, ök, ög, öj.

uig. ekis, ökis, i77«s=hoch, erhaben; wfeseZ; = hoch.

cag. effis, igr«'^=hoch; iiksek, ö^«we7i; = anhäufen, aufhäufen.

8

sammeln ; öf/ülmeJc = sich anhäufen, sich versammeln ; ö(fül= Haufe, Knäuel; ö</«,s' = viel ; ö//m»j = aufgehäuft, gigantisch; ögmen, öjmcn =^l\,rnte, Sammlung; 6j/(>- (uig. ö</«r) = Heerde, Gestüt (eigentl. Haufen oder Sammlung von Thieren).

kaz. wJjKc/; = auf häufen , übereinander legen; iiJüJc, '?y«m = Hü- gel, Haufe; iijüMcmcJc = in verschiedene Haufen legen.

alt. ees = hoch, erhaben; -11«« = Haufe; üür ^Heerde.

osm. öjün = Haufe , Ration (iJci öjün kahve = zwei Haufen Kaffee).

', , .: \ = Heerde , Tabune. kk. or j '

Hierher wollen wir noch die bildliche Bedeutung frag- licher Stammsilben nehmen, als:

nig. ökmek, ö</me/i; = loben, rühmen, preisen; (iJdi = ljoh, Ehre; öÄ;e = Ehre; 6■Ä;e?^Ä; geehrt, geachtet; öA;i27mc7<; = gepriesen sein ; öJdici Lobredner.

cag. ögmcJc, öf/ümeJc = \ohen; öJde, öA"<« = Vortheil, Supcriorität.

osm. 6|/j«e7i; = loben; 67«MmeÄ = sich brüsten.

Das Verhältniss zwischen e/i, 67.; = hoch und ökmek = loben ist auch bei tnciku = \\oc\\, maläamalc —lohaw, prei- sen anzutreffen.

IV.

JilU, jüz, sük, sjük.

osm. JiikseJc, Jii%e = 'hoch; Jü]c = Büräe, Last (eigentl. das Auf- gelegte) jMA;?ew2eÄ = aufbürden, auflegen.

cag. ^wÄ; = Last, Verantwortlichkeit, Bürgschaft, d. h. was man auf sich genommen hat; JüJcen = Rvigel, Anhöhe; Jükür- «ie7<; = gehen (eigentl. aufbrechen, Zeltaufheben. Vgl. köc- köcür, nach § 1 14. *

alt. «#/!;= Last, Bürde.

jak. smZ; == auf seinen Rücken nehmen; .SH^rt = die Last, die man auf dem Rücken trägt; swA'/ör= jemand mit etwas beladen.

CUV. s/w/b = Bürde ; sJü/tZe = sich etwas aufbürden.

kk. Vi'igen = Hügel.

* Vom ca.^. jiihürmek , JägürmeJc ist das osm. jrtiMwiet = schreiten ent- standen. Belege hierfür sind, dass auch andere Sprachen den Gutturallaut beibehalten hahen; so: aXt.Juffur, cuv. .«yV/^j'Z = laufen.

In Anbetracht der normalen Lautveränderung des Aus- lautes k in £ (juk, jilz) miisste hierher noch eine ganze Reihe begrifflich und lautlich analoger Wörter gerechnet werden, doch wir wollen unserm Vorsatze getreu das schlüpf- rige Feld allzuweit gehender Combinationen vermeiden und dieselben als verwandt, aber unter besonderem Abschnitte vorführen.

Fassen wir nun den in vier Unterabtheilungen oder Zwei- gen enthaltenen Wortschatz näher ins Auge, so werden wir sehen, dass die Stammsilbe der Formverschiedenheit nach entweder als hart oder weichlautig, mit oder ohne J-Anlaut vorkommt. Auch der Begriffskreis entfaltet sich in einer ganz natürlichen Weise. Die Grundbedeutung ist hoch, erhaben, oben, hinauf, hinan, mit welcher die eine solche Bewegung interpretirenden Zeitwörter in nächstem Zusammenhange stehen, so: hinaufgehen, aufsteigen, auf- heben, aufwerfen, aufstöbern, aufsuchen, aufwühlen u. s. w. Zunächst folgt die Handlung des Hinauflegens, Aufhäufens, Aufbürdens, Uebereinanderlegens und Ansammeins; schliess- lich der abstracte oder bildliche Gebrauch, als: erhöhen, preisen, loben u. s. w.

8.

Ah, cifj, ok, og, au, ou, uti, Werth, GeivicM,

Schwere, schwer, langsam, heimlich, verstohlen.

uig. a/lu^Baargeld, Werth, Spende; aki, «/«•Z;« = freigebig ; aki- lik = Edelmuth , Freigebigkeit ; alptinaJc = spenden ; akici = Zahlmeister, Spendenvertheiler; akir = werthvoU, schwer, ernst; akirlamaJc=^ ehren, achten, eigentl. jemand für wich- tig halten; rtA*?« = schwerhörig, taub; aA*n< = leise, still.

cag. ok, o«/ = Baargeld , Kapital, Werth; «</*> = schwer, ehren- voll; agirlamak = achten; agirlaßs =^ Achtung , Geschenk, eigentl. das Object, mittelst dessen Achtung erwiesen wird; af/ruk = Last.

osm. aghir, ««Ir = werthvoll , schwer, langsam; aghlrlih =^ Schwere, Langsamkeit, Gewicht, Last.

alt. ?fM>- = schwer, mühsam; uurlan Beschvrcvdc oder Mül^e empfinden.

10

kk. agarhi langsam.

CUV. ^'Ivir = schwer , wuchtig.

jak. 'fffiraÄ;aM = schwer, theuer, werthvoll (nach Boehtlingk. Die Analogie des jak. iar mit agir oder atr ist nicht angedeutet). Wenn wir nun fortfahren, den Begriffskreis von werth- voll, schwer und langsam zu erweitern, so werden wir finden, dass ah, oh in Fortsetzung der letzten Bedeutung noch mit ak, oÄ; = heimlich, verstohlen, im Zusammenhange steht. So :

uig. «;JlTm = leise, still; okri, o/sn« = heimlich , verborgen, ver- stohlen; OiJjwHamaÄ; = verheimlichen, stehlen; okrih:^D'\&h.

cag. ogrin, «</m« = leise, heimlich; o<7r« = Dieb; ofj:ramah=^ leise rufen, winseln; Offurlajin :^\erstoh\en.

osm. oghri, own = Dieb.

jak. uor, Mora&m = stehlen ; uorujalc^^'DiQb.

kk. ö/7or = Dieb; «gran« = langsam.

alt. uur, Mwn=:Dieb; uurla, oorZa = stehlen.

CUV. OHrti = T)ieh; oura = stehlen.

Schliesslich gehört in diese Familie auch schon infolge der Begriffsanalogie von schwer, beschwerlich, schmerzhaft, das uig. cag. akru, agri =Schmevz, Unbehaglichkeit; agri- mak, akrumak =^ -weh tliun; akrutmak, agritmak ^= T^eini- gen; cuv. agir == sich betrüben. Vgl. uig. A;a*i^ = hart, be- schwerlich und ](eatJcu = Sorga, Plage, ferner das lat. labor, welches sowol Arbeit, Beschwerde, als auch Sorge bedeutet.

9.

A7c, ek, Clff, CIZ, ad, Gift, bitter, sauer, herb, schmerz- haft, ktimmervoll u. s. w.

uig. aku, agu = Gut; aksi, e/vs* = sauer ; «cm = bitter, herb.

cag. agtc— Gut {agudclc ac« = gallenbitter, folglich ausser der concreten Bedeutung von Gift noch eine sehr bittere herbe Substanz); «««^ = sauer, schmerzhaft, zornig; azihmal;, a6iTcmak = \i&h thun, bemitleiden, beklagen (eigentl. bitter unangenehm sein); a«2l-tormaJt = Schmerzen verursachen).

osm. eÄ;sJ = sauer; ««1= bitter, Schmerz; ««mafc = weh thuu, bedauern.

kk. afck, «*'«/*; = bitter, sauer; «ei'ewar&c» = sich ärgern; afi- wcr&e»j = bemitleiden.

11

jak. afta=Gift; as« = sauer, bitter; a«m = bedauern, beklagen;

asU ^=sa.ner machen, alt. «CM = bitter, sauer, Kummer, Schmerz; act«<H = heftig {acutm

ijladi = ev weinte bitterlich); «6'?= bitter oder sauer sein,

ein schmerzliches Gefühl empfinden.

10. A.I, rotJi, hochroth, golden, gelblich.

uig. a?cVw röthlich , hellgelb; altin, altun==^Gold, golden.

cag. a? = hochroth; «tot = röthlich ; altin = Gold. (Vgl. ]cisil = roth und Gold; slav. ^■to^o = gold, zluti ^=gc:\h; pers. 2er = Gold, ^^erc? = gelb.)

osm. al, altin (wie oben); al ai = fuchsroth (Pferd).

jak. altan = Ku\)ier (rothes Erz?)

CUV. Htm = Go\d.

AI scheint im Allgemeinen mit Hinblick auf seine Be- deutung strahlend, glänzend zu dem Stammworte jal = glänzen, strahlen, zu gehören. Mit al werden ausser- dem noch Thiere und Gegenstände bezeichnet, die durch eine goldene, gelbliche Farbe ihres Aeussern sich hervor- thun. So uig. cag. alkus=^ ein Falke mit röthlichem Ge- fieder; alhitga = ein kleiner röthlicher Vogel. Im weitern Sinne des Wortes gehört auch hierher «? = bunt, scheckig, dessen eigentliche Bedeutung gefärbt ist. So noch heute im osm. al f;7ewcÄ = färben , roth färben; al janak=^xoih- backig; hanle jeri al ejlemeJc == die Erde mit Blut färben.

U.

AI, Ol, ul, Ül, gross, hoch, erhaben, erhöhen, preisen, lobpreisen, seqnen.

lobpreisen, segnen.

uig. all), a?fc = tapfer, mächtig, erhaben; att'«waZ; = preisen, lo- ben; a?/«s' = Lobpreisung, Lob, Segen; w?m/i; = gross, hoch; if?a>w = Verherrlichung ; ulJcamalc, olJcamaJc vi&chsen, gross werden, in die Höhe steigen.

cag. alp, ulup = gross, mächtig, tapfer, Held; algaiHak = seg- nen; algajis, att/s' = Segen; olgajmak = •wachsen; olcamalc verehren, achten, segnen; o?c«s = Huldigung , Segen;

12

tiZu, t*?M7i;= gross, hoch; ulhen==\\oc\\, gross; iilüme]c=^ wachsen.

kaz. alpaiit (Toholsic) alparjut = Herr, Gebieter (Budagow).

CUV. olbiit = llQvv\ olip=^ gross, reich.

kk. ülep = }lel([; ttluJc = gross.

jak. rt?(/a = segnen, verherrlichen; al(/i = das Segnen; algls = der Segen; älbäk =^Yiel, zaUreich; «föä^ = vermehren ; tilu, tilalcan^^ gross; M^aZ = wachsen ; ulutui = sto\z sein.

alt. iilula = sich gross machen; ulur Jean = siolziren; iilkcn = Gottheit (des Guten).

Begrifflich ist cd, Avas die Bedeutung von sehr hoch, über- aus, über die Grenzen anbelangt, noch in jak. «?2s = ausser- gewöhnlich, überaus, kk. allek, a?/«it breit und in cag. alis = weit, entfernt, anzuti-effen. Es ist eben diese Be- griifsverwandtschaft von hoch, weit, fern und vorwärts, die übrigens auch andersei tig zum Ausdrucke gelangt, als ■?7s=oben, hoch und tis(aJc)=^ -v/eit, gedehnt, und die auf den Nexus des Stammwortes ül=^hoch, gross mit

11, el, a? = vor, Vorgesetzter, best, voraus, voran hinweist. So:

uig. «7jX" = Prinz, Herrscher, Vorderseite, Erster; ilkerü, ilrii—- voran, voi'aus, vorwärts.

cag. ilcj, elej, eli, eldi = vor, voraus, vorderer; alin = zuvor, vorderer Theil , Stirn. Vgl. önglük = Fagade , Stirn von öng = yor; ferner pers. j3?säMe = Stirn, von j)(s = vor, zuvor; «i^toJH</a = Fürstensiegel, das oben, d. h. am Anfang des Actenstückes sich befindet.

kaz. e? = vor (cldin ejtoe/c = voraussagen, prophezeien, Budagow).

osm. W/v = erster; i^erw = voraus ; afw = Stirn.

alt. i7r/m = besser, vorzüglich; alhi =^ror, zuvor (alin cdck=^ vorderer Theil des Anzugs).

kk. a?ew = Gesicht, Stirn.

CUV. 'i?27(; = vorderer, ältester; w?mw = Zukunft, vordere Zeit.

Von H als dem Inbegriffe des voraus, vorwärts würde ich das Zw. ihnek, iltmek, jak. ilt, ilcäbin = etvf&s vorwärts bewegen, fortbringen, führen, tragen, fortschicken, so auch das von demselben abstammende Hw. cag. ilci, osm. elci, jak. ilcit= Gesandter, Bote, ableiten. Ferner das cag. ilgamak = vorausschreiten; <■/</«/•= Vorposten, der schnelle Mai'sch.

13

12.

AI, il, nieder, unten, unterer.

uig. a?i = unten, niedrig, gemein; «??7i; = nieder gestimmt, miss- muthig ; altin = unten (wc alttn ne üstün =^ weder unten noch oben); /? = unten, der untere Sitz in einem Zelte oder in einer Gesellschaft. Im cag. und turkm. wird letzteres durch eden ausgedrückt, beide bilden das Juxtaoppositum zu tör = oberer Sitz, Ehrensitz.

cag. alt, alti = nnten; «?caÄ = nieder, niedrig; «/c« = der untere, namentlich der untere Theil der Beinchen beim asiJc ojunu = Knöchelspiel.

osm. alt, alcaJc (so wie oben).

jak. alm = dev untere, Untertheil; allara = unten; anniga^ nach unten.

kk. «?<<;' unterhalb befindlich.

CUV. aj = iinten , nieder ; ajaldi der untere ; ajlam = Niede- rung.

AI, il, unten, steht in demselben Verhältnisse zu ol, ul =>. hoch, gross, oben, wie as = unten, zu öz, ös, üs=ohen; zu bemerken ist jedoch, dass al mit dem harten Anlaute die regelmässige Form ist, und dass das weiche il nur im Ui- gurischen des Kudatku Bilik anzutreifen ist.

13.

AI, falsch, hetrügeriscli.

lüg. «? = List, Betrug; ffic« = falsch, schlau, betrügerisch.

cag. «^ = Täuschung , Trug; alcimak^=\vven\ alcitmaJc=^ irre lei- ten; «/c/fc = Spion ; «M«m«Z; = täuschen, betrügen; aldag = betrügerisch; aldagnci = Betrüger; aldanc = Betrug; albasti Alpdrücken (falsches Drücken).

osm. aldamak, aldanc (so wie oben).

jak. «/(/as = Irrthum ; algasä =^ nich irren; a?il« = Betrüger.

CUV. oWat; = Täuschung, Betrug.

Die Stammsilbe al scheint, wenn ich nicht irre, dem concreten «? = nehmen, annehmen, entsprungen zu sein. Ein solches Verhältniss lässt sich aus der passiv-transitiven

14

Form aldanmah = sich täuschen , sich nehmen lassen , ver- muthen, nicht minder aber aus dem Zusammenhange des älmah- alismak und aldamah, deutsch; tauschen, täuschen.

14.

AI, Cl, iZ, lil, fremd, tcild, aussergewöhnlich , fürchterlich.

alt. CT? = wild, fremd, fürchterlich (al j)örü -m\dcY Wolf, al jls

= grauenvoller Wald); «Wl = wildes Thier. osm. elf ■£? = fremd, anders {el «lü?? = fremdes Gut), jak. «?Zam = sich verändern; w??an<= verändern.

In welchem Verhältnisse dieses a?=wild, fürchterlich, zu

ajf at, as in

cäg- fiy"(7«V = Unthier, das Gul-i-bijaban der Perser,

uig. atlcir = \]nthier,

1 slv ff fif 1

7-' I -^^^g^*' Diännl. Thier, so kk. aslcer MÄ-äÄ; = Hahn,

wol stehen mag, lässt sich nur vermuthen. Sicheres wäre vorderhand schwer anzugeben. Ebenso muss es noch dahingestellt bleiben , ob das alt. an = wildes Thier (viel- leicht verwandt mit aj) , in Jcaplan, arslan, slrüan (Tiger, Löwe, Hyäne) zu erkennen sei, wie die Grammatika altais- kago jazika behauptet.

Es darf allerdings nicht ausser Acht gelassen werden, dass at, aJ, welches obenerwähntem athir, ajgir zu Grunde liegt, mit geringer Lautveränderung auch bei andern Thiernamen anzutreffen ist; so: a* = Pferd; ot, ö< = Rind, Ochs, auch der Name eines Gestirns; cag. oj, t>/ = Rind; oJä' = Rinder- hirt; 'jf^" = Kuh u. s. w., bei welchen jedenfalls ein Zusammen- hang existiren muss; doch müssen wir vorläufig auf seine Erklärung verzichten.

15.

AI, il, el, nehmen, wegnehmen, annehmen, greifen, packen, berühren.

uig. rtZwjaZ; = wegnehmen , ergreifen; «?s?X-a»«aZ; = langsam neh- men; e?/Z; = Haud (Nohmer, Greifer); cliUcmclc a.wY}a.c\iQX)., anfassen.

15

eag. almah (wie oben) ; aldaramak = hin und her greifen, umher- greifen, unbesonnen handeln; «?aZ;»ta7c = Freibeuterei üben; alalcman, a?aOT««=: Freibeuter; a?as'mf4*= gegenseitig neh- men, auswählen, einander abnehmen, tauschen, handeln; «?ias«ja/i; = austauschen, eintauschen; a^masmaÄ; = durch- einander greifen (almai -Jcalmas ='Wirv\fa,rr); aliis, aluc, auc, avuc Handvoll (eigentl. Griff, was auf einmal ge- nommen wird); e?2X- = Hand; elkermeh, elgermeJc =ha,ndha,r machen, zähmen; a??'/.; = gefangen , eingenommen, betrübt.

kaz. rtföjwaÄ; = tauschen; a?/was';»flZ; = vei-wechseln ; algasmdk^ zu sich nehmen, an sich ziehen.

alt. al = nehmen ; altm, aliica = Pflicht (was man auf sich nimmt) ; a?^?r= tapfer (der etwas auf oder über sich nimmt); algaca Braut (die zu Nehmende); «^<w = sich betäuben, sich wun- dern; «?M = dumm (eingenommen).

CUT. a?a = Hand; rt?^a= Handschuh; 'f^ = nehmen, erhalten; olt = austauschen.

osm. almah = nehmen; alismalc = gewöhnen (d. h. voneinander nehmen); 6? = Hand.

jak. il, ■f ?«?<?« = nehmen , empfangen; *?m = etwas über sich oder auf sich nehmen.

kk. «?e>-5e« = nehmen ; «^cs^erJcw = wechseln ; «7j/a« = Gatte, Gattin (der oder die Genommene); alalc, «?!/; = dumm, schlecht.

Dass ich ciiv. aJa, tag. elilc (Hand) von der Stammsilbe al, el ableite, ja ellk sozusagen für Nomen ageutis frag- lichen Zeitwortes halte , dazu finde ich mich durch ähnliche Erscheinungen bei der Bezeichnung anderer Körpertheile be- wogen. Vgl. uig. a<aÄ; = Fuss, und fflto»wa/i;= schreiten, gehen; kidah = Ohr, und das veraltete ktil = hören ; köz = Auge, und Ä'ö>mcZ; sehen ; ff^ = Zahn, und <i.^)weZ; = durch- löchern; tlrmalc, tir»aZ; = Nagel, und ii/*mft/.;rtma/^ = krallen, kratzen u. s. w.

AI wird ausserdem noch als Hülfszeitwort gebraucht, als osm. a?</[;o;m«/t = behalten; a?«t;enMeÄ;= zugreifen; cag. alih Z^arwiaZ-^ mitbringen; jak. talan IZ = auswühlen; Icördön «? = ausbitten. Bisweilen geht der Auslaut l in dem Anlaut der nächstfolgenden Silbe auf, z. B.: alt. rtZ;fZ = herbringen (al-Jccl); a/«V = hereinbringen (al-hir); turkm. aliit, e7a< = weg- führen (al-lcii); az. «jjar = mitbringen (alih-har).

16

16.

Am, an, eni, en, Mutter, Franenhrust, weibliche

Genitalia.

cag. a»rj,aX-=: weibliche Genitalia; eMi«X- = Brust (der Frauen);

enimek, -iw^mefc = saugen ; e»iMr?weÄ; = säugen; ana, ene =

Mutter ; encJcc = Mütterchen. osm. am = weibliche Genitalia ; einzelc = Brustwarze ; meine =

Brust; e«i,meÄ = saugen; ana, ene (wie oben), alt. e»i. = saugen; e«iciÄ; = Brust ; ene = Mutter. CUV. «jtcl/i; == ein Thier, das noch saugt; a«ia = Weibchen, Mutter;

-am. = saugen. kaz. ana, and, e»ieZ"e« = Mutter, Mütterchen, kk. eMä = Vaterschwester; eJie« = Weib, Wirthin; eniei, em-

cVäJc = Brustwarze ; emerben = saugen, jak. «jm'i=: Brust, Zitze.

Boehtlingk vergleicht auch das jak. »je = Mutter, mit dem

turkm.-tat. ana, ene, doch dünkt mir dies nicht richtig, da

ije zur Wortfamilie des aja, eje, a6e, e&e, ese = Weib,

Frau, Erzieherin, gehört.

17.

Au, Clfn, cm, en, itn, hereit, fertig, existirend, jetzt, sogleich, bestimmt, anzeigen.

nig. a»M<ft = bereit, fertig, gegenwärtig; fMia= jetzt, nun; anun- moZ; = bereit sein; a»Mftoa7i;=: bereiten, bestimmen.

alt. em, emdi (kondom. am, atW'CZI)= jetzt, schon; enidlgi = der jetzige, der nächstfolgende (emdegi Jcünderde = in den nächsten Tagen).

cag. e»ie = hier; emdi, imdi^=rmn, jetzt.

osm. imdi = iuin {simdi von su mcfö = diesmal, jetzt).

jak. am = Jetztzeit, Gegenwart; anl^i = jetzig, fertig, gegen- wärtig; awa = anzeigen, anweisen; awaiE = anzeigen oder be- stimmen lassen.

CUV. inde =]eizi, schon.

kk. ««j,=jetzt; a»iö/i; = sogleich.

Die Stammsilbe an steht nur mit 03j = recht, gerecht, in entfernter Verwandtschaft.

17 18.

And, ant, ScJmur.

cag. osm. and oder ant «c'mcit = schwören (jak. andagar = ?)ch-wnr; andagai = schwören).

Im Ost- und Westtürkischen sagt man überall: einen Schwur trinken, so auch neupers. sollend chorden (Schwur trinken), was auf die altturanische Sitte hindeutet, nach welcher beim Schwur die beiden Parteien sich gegenseitig eine Ader öffneten, um das in ein gemeinsames Gefäss gegossene Blut zu trinken *, eine Sitte, welche noch während der osmanischen Occupa- tion Ungarns herrschte , da Solakzade und Pecevi von einem ähnlichen Schwüre zwischen Ungarn und Türken in Ofen be- richten. Es sind ferner gebräuchlich and JermeZ; = schwö- ren ; and tutmah = einen Schwur halten ; and hozmah = einen Schwur brechen, und and icih JeÄzYweÄ; = durch Schwur befestigen. Es lässt sich hiernach kaum annehmen, dass diese alte Sitte mit einem entlehnten Worte bezeichnet worden sei, und and, ant scheint daher mit alt, alk, al6 (Segen) gemeinsamen Ursprungs zu sein, wofür auch das magy. dldomäs = Segen , Trunk beim Abschlüsse eines Vertrags oder Bündnisses spricht.

19.

A.V, OT, zwischen, mitten, untereinander, gemeinsam,

Gesellschaft.

uig. a>'a=zwischen, mitten unter; artah, aWaÄ;i=Mitte, mittlerer.

cag. ara, a*'«??^ = Zwischenraum, Pass; «Ws = Doppeldeichsel (Zwischenraum , wo das Pferd eingespannt wird) ; aral = See, Insel (eigentl. ein zwischen grössern Körpern ein- geschlossener kleiner Körper); araZas = Wirrwarr, Ver- mischung; or-fa = mitten, mittlerer; oWa/i;= Genosse, Theil-

* Diese Sitte ist übrigens noch heute in Afrika anzutreffen. Siehe bei LadisIauB Magyar „Reise in Bihe" die Beschreibung des Kissoko, eines Freundscliaftsbundes , welcher ganz mit demselben Ceremoniell verbunden ist.

VAmbüky, Etymologisches Wörterbuch. 2

18

iielimer; ©i'/a/i'^v'/^ Genossenscliaft, Welt; ortasinalc = nnter- einander vertlieilen ; ortrt?asm«Z; = vertlicilen; ortandi^Yer- mittler.

osm. ara, ortet, ortah (so wie oben).

alt. (M'a Mitte, Zwischenraum; «raZa = vei"mitteln, dazwischen- treten, trennen; ar^ac7 = Vermittler; «.rrjf«s = Vermittelung, Mittel. (Von diesem lässt sich einigermassen erklären das uig. arliis = Karavane, seiner wörtlichen Bedeutung nach eine Gesellschaft).

jak. «r?< = Zwischenraum ; o>'to = Mitte; ortonnu = m der Mitte befindlich; ar7 = Insel.

kk. ara, arazc, «i-ose = Zwischenraum; oj*/e = Mitte; ardi;, ortololc Insel.

In Anbetracht, dass aralas und l^aralas (Wirrwarr), fer- ner arasik und Uarls'ih (vermischt) von ganz analoger Be- deutung sind, lässt sich vermuthen, dass trotz der Ver- schiedenheit des gutturalen Anlauts beide Stammsilben ge- meinsamen Ursprungs seien; dies um so mehr, da das cag. karmaJi, Ttfirmasm ah ^ mischen, vermengen, entschieden auf die Handlungsweise des Ilinundher-, Untereinanderwerfen s Bezug hat und mit Icarmalc, JcarmalaviaJc = greifen , nichts

gemein hat.

20.

A-Vt, Civlc, Bücken, rücMings, hinten, Mnterlistig, zurück, mrüclMeihcn , ührighleihen.

uig. «»'^ = hinten, rückwärts; « j'^if/i; = was zurückbleibt, das Uebrige, der Rest; artul!lttly = me\n:, das Uebrige; arJiitk = versteckt, hinterlistig, betrügerisch; «»'ä^mw = rücklings.

cag. art, artlca, artlcarii = zurück; artamalc = zurücklegen, erübrigen, übrigbleiben; «»*<Z; = übi'ig ; «r/.'rt =; Rücken, Stütze, Lehne; arkalamaJc = sich umkehren, den Rücken wenden.

kaz. arka (wie oben); ai'kali = mittelst, durch (d. h. gestützt auf . . .); arkan, arkun=^ zurück, rücklings.

alt. arka (wie oben); ari= hinten; arfl» = etwas auf sich neh- men oder laden (vgl. uig. ket == hinten und ketmcli = auf sich nehmen, ein Kleid anlegen, anziehen); artV/ta =■ er- übrigen.

19

osm. arüf a»'<ZlM= rückwärts; ar/ifM»"« = nach rückwärts.

jak. «»•(/« = Rücken, West (vgl. Zca^m = rückwärts und Westen); ort? = übrigbleiben ; ordiilc, or«?M Rest, mehr, besser.

kk. arga (wie oben); argand'e = '\\&ii§,\ arfa = Axtrücken ; artaJc = zu viel; «»«iärmew^ überschreiten (etwas im Rücken haben, zurücklegen einen Weg oder eine Strecke).

Dass der Auslaut t hier ein Locativaffix gleich dem t in alt, ast, eld, üst sei, unterliegt wol keinem Zweifel, ob- wol andererseits die Veränderung in /••, welches fast ebenso stark figurirt als t, allerdings ganz aussergewöhnlich ist. Wie die vorliegende Zusammenstellung zeigt, drückt art, ard die entlehnte Form des Rücklings, Zurück, Rückwärts aus, während in ark, arg mehr die positive Bezeichnung von ^er^Mm = Rücken , inne liegt.

21.

A.S, l^CtS, kci^, Nutzen, Gewinnst, Erwerb, gewinnen,

ansammeln.

I. a—

nig. res?'?; = Nutzen , Vortheil; asZ/cwaÄ nützen , frommen; tisi- /rfj = nützlich ; asi'Äa = Erwerber; aslilc, a««/.;?»/« = Nütz- lichkeit.

eng. asig (wie oben); asgiz, «s/^st> = nutzlos.

alt. as^am=: Gewinnst, Vortlieil; asiamda = im Handel gewinnen.

II. Je—

osm. ^a«a«jHaZ; = gewinnen ; /ii;a3;aKc= Gewinnst.

<5ag. kaslMmnalc , kazlcanc (ync oben).

jak. kasän , kasänabln == für sich ansammeln , sich einen Vor- rath machen.

Wie aus dem jak. Jcasan erhellt, ist die concreto Be- deutung von kaz, as = sammeln, anhäufen, aus dessen transitiver Form das Zw. gewinnen hervorgegangen ist.

20

22.

Aä, eä, J^aü, kas, Jsar, reihen, wetzen, scharren, kratzen, racUren, graben.

I. a

uig. aäihnalv = reihen, kratzen; a^iJcU Feile, ein Werkzeug

zum Reiben oder Kratzen, cag. e^»?cZ; = scharren, reiben, graben, ausgraben; eMnnieJc, aSin-

mak. üc\\ anreiben, sich abwetzen; e.'*<7eÄ; ein Werkzeug

zum Graben, Grabscheit, Schaufel, Ruder, kk. CÄermeH = rudern , schaufeln; i^il7 = Ruder, osm. eSmeTc, aälnmah (wie oben).

II. 7c—

cag. kaSimak = 'kYa.i-ien, reiben; kaSah, /casa« = Striegel, Kratzer; kaSinmak = sich kratzen ; kasmak = der vom Boden des Kessels abgekratzte Theil der Speisen; A-as«?«/.; = radiren, graben, eingraben; Ä'0«5ra«iaZ; = aufwühlen, aufgraben; kos- _9Mw r= aufgewühlt ; /iro;?;.9a7aw = Aufwiegelung ; kasilc, kazuk = Pflock (eigentl. das Eingegrabene); A;a«wa = Haue, Grab- scheit;. fcasan= Kessel (eigentl. Vertiefung).

alt. 1fa»°mii=G.xv\ie, Brunnen.

osm. fra^mwaÄ; = radiren ; /l'«.^t/;:= Löffel.

kk. kaücli, Ä'a/i-eÄ; = Löffel.

jak. A-as= graben, aushöhlen, hervorgraben; /«•asi^aZc = Vertie- fung, Graben; /.•a.ste = niederreissen (abstreifen?).

CUV. A'rts = hauen, schneiden; iJ'a«IÄ = Abschnitt.

III. —r.

Jak. A-aWi^ aufwühlen, pflügen; Ä'fflJ'lr = eine kleine Schaufel; /for = einen Graben graben; A*orM« = aufwühlen , pflügen.

CUV. J^o»'aM = Kessel, Vertiefung.

kk. Ä'Cf*vr7^cw = schaben, rasiren.

cag. karcimak = kratzen.

Die Grundbedeutung der Stammsilben as, as, ^'as, kcix und kar ist graben, kratzen, aufwühlen, und das gegen- seitige Verhältniss der lautlich verschiedenen Formen ist ungefähr dasselbe wie bei «s—Ä-«s = gewinnen; eng—

21

feewf/ = weit; kis is = warm u. s. w. , wo der gutturale Anlaut ursprünglich vorhanden gewesen und nur später verschwunden ist.

23.

As, az, a§, US, jas, jaz, unten, nieder, Mein,

wenig, gering, uhnehmen, mangeln, fehlen, irren,

schaden u. s. w.

I. a

uig. as = wenig; asteH?ftZ; = vermindern; as^ = unterer, niederer; astin = unten ; asak = herab , hinunter ; ciMtmak = besänfti- gen; herabbringen, unterdrücken (Jcöngäl asitniaJc dsis Ge- müth unterdrücken. Vgl. al = unten , und alkitmak be- sänftigen).

cag. = wenig; asalmaJc =^\evsc\mniden; ast = nnlen; astar = eine schlechte Gattung Seide oder Leinwand, als Unter- lage oder Futter gebräuchlich ; a^aJcJci = der untere ; u^ak = klein, gering; ««a^Mja/i; = verkleinern , zerstückeln; uml- »»aÄ; = klein oder niedrig worden.

az. aSaka = unten , herab ; aSagälanmah =^ sich verringern , ab- nehmen ; aSakalamalc = herablassen.

osm. az, azalmah, astar (wie oben); amh, usaJc =■ Bursche, Junge; ««ma/i; = gering oder schlecht werden; azdlrmak:= schlecht machen, entarten lassen; a«^M?j = empörend , ent- artet; azgasmah =^hö%Q werden.

CUV. ar = klein (nur im Zusammenhange mit andern Wörtern gebräuchlich).

alt. as = wenig, sich verirren; askir=^'\xxQ leiten.

jak. acca<= verkleinern; acmn= vermindert; acc'a»"az = kleiner Teufel.

n. i-

uig- ^"««^ Schade, Vergehen, Unheil; JflfÄ!»w = Fehler; jasuh= Sünde, Vergehen ; jazmalc = schlecht werden, ausarten ; Jaz- hurmak = fehlen.

cag. ^'a«««waÄ; = sündigen; jazgurniah=^}(iVi\a,i\A einer Sünde zei- hen, bestrafen; Jas!M/i;=; Verbrechen.

22

alt. Jasilk = Fehler, Sünde; Jf«s = fehlen , abnehmen; Jastlh = verringern, irren.

osm. Ja'jlJc = Schade.

Hierher gehört noch das concrete irren, herumirren, sei- nen Weg verlieren; cag. adasmak auch asasmak; kk. asar- men, azerhen, sowie auch noch andere Derivata, die ins- gesammt auf die Zusammengehörigkeit des hier angeführten Wortschatzes sowol in begrifflicher als auch in lautlicher Hinsicht hindeuten.

Nicht zu übersehen ist an diesem Orte die Primärform von az, nämlich /«ts umherirren, umherschweifen, als solche nur im veralteten Worte Ä"a;va/i; = Landstreicher, Va- gabund, Nomade, vorhanden; in weichlautiger Gestalt jedoch noch heute im eag.-osm. kezmek, gezmeh = spazieren gehen, anzutreffen.

24.

A^, e^, ta§, tes, tis, überschreiten, Vergehen, über die Grenzen oder über das Maass hlnaiisreichen.

uig. ai^27j= überschreitend, überfliessend; «^^'aHja/i; = überschrei- ten; aj^Z;a/,; = übergehend; ami, a^m7i:2':=vorderst, zuerst, aus der Menge hinausreichend; a^MM«iafc = sich über etwas hinwegbegeben.

alt. «^= überschreiten eine Anhöhe; rt;£?w= überragen; a£u=^ Gebirgsi^ass (eigentl. der zum Ueberschreiten eines Berges bestimmte Weg).

cag. «se(n«aZ;= etwas übersetzen; a^Mn"=über die Grenzen hin- aus, was zu viel, was drüben ist; aäuJc, amMi Eile (mit Bezug auf die concrete Bedeutung der schnellen Bewegung des Uebersetzens, Ueberschreitens).

CUV. a^, «/a* = über etwas hinwegschreiten.

osm. rt«)»a/i; = überschreiten, dessen Causativ asurmaJc und von diesem a,^lri=- zw viel, zu weit, über die Grenzen hinaus, auf der andern Seite.

ak. äSf «sa&lw = vorübergehen ; äsar = vorübergehen lassen.

Mit dieser Stammsilbe verwandt ist tcis, #<?^ = überschrei- ten, überfliessen, welch letztere Form, wahi'scheinlich die primitive, einem weitern W^ortkreise zu Grunde liegt. So:

* Mit ^ iransscribiren wir das gelinde seh, das franz. /.

23

uig. <«« = aussen, Aussenseite, über die Grenzen; tasarti = draussen, das Freie.

cag. tas, ti^, to<5 = aussen, äusserlicli, weit, entfernt; ta^ih (vgl. mg. a^//t) = übcrfliessend , überschreitend, überspru- delnd; tasJca, tlsla, ta^Jcaru, tWcaru = dranascn, hinaus; ta^»»aÄ = überüiessen, überschreiten; tuSimak, taManiaJc = hinausbringen, entfernen, wegtragen, tragen, schleppen.

jak. tas = Aussenseite ; tasara = draussen ; tasar hinausführen ; <rtjs = tragen; tasar/as = La.st, Gepäck.

trkm. <Zffl,< = weit, fern.

az. «Za«wtta& = entfernen, tragen, wegtragen.

osm. dis aussen, äusserlich; tü-i^ar« = draussen ; ^a.'Jy««/^ = über- strömen.

kk. fasMr = draussen; tastirbcn werien, lassen.

Hinsichtlich des lautlichen Verhältnisses zwischen as, faii und deren Derivaten vgl. iv, is und tis, tes % 38.

25.

As, a§, az, es, iS, it, 16, essen, fressen, helssen, trinken, saufen, gemessen.

uig. as = Speise; a«awafc = essen, speisen; asuh, «s2«/j = Speisc- Yorrath; ttfwieZ; = trinken ; esi'mnch sich berauschen; isilh = geniessbar, geschmackvoll.

alt. a$, a«a« = Nahrung zu sich nehmen; e,w = sich betrinken.

cag. a^a»w = Bissen, Schluck, Trunk; «^«^»»a/i; = füttern , nähren; a^to«a/c = verzehren; «sZaM = Krippe (ein Gefäss, aus wel- chem Thiere gefüttert werden); «sz/ft = Speisevorrath ; es- reme7i;=gefrässig sein; 'i«mKaZ; = bcissen, essen; «,•?« = Im- pfung, Einsetzung, Eingebung; isürmeh, 'MSmohc/j = sich be- saufen; isriik, wsW(7i; = betrunken.

kir. ffls = Speise; asa2« = Fütterung, Bissen.

osm. eiS, asamalc, ■i6melc (wie oben); «skHiaZ; impfen (einsetzen, eingeben).

CUV. = ti-inken ; /s/oe = Getränk.

jak. OS = Speise; asa, asZ6lw = essen; «8?^?%= Nahrung, Futter; !»»/(; = Wegekost; Jilr = beissen ; -f fm/c = bissig ; iste= kauen (vgl. je«} = Speise und jcminnelc, ^eiwermeft = kauen) ; Itf itä-

24

im = ernähren ; is = trinken; itir = sich, betrinken; itiriülc = betrunken, kk. = Kom, Saat, Brot; «Verarmen = verschlingen ; Oberar- men := nagen; ezererben ^= heissen; eseräk, izerelc = he- tninken.

Wie aus der vorstehenden Zusammenstellung ersichtlich, ist der Grundbegriff von as, as u. s. w. eigentlich eift- nehmen, zu sich nehmen, in sich aufnehmen; daher der nur geringe lautliche Unterschied zischen Essen und Trinken nicht nur in den verschiedenen Dialekten, son- dern sogar in einer und derselben Mundart, und daher denn auch a^ZawaZ; = impfen , d. h. eingeben, einpfropfen, in die Familie dieser Stammsilbe gehört.

Wenn «^ in entschiedener Weise den concreten Begriff des Einnehmens gibt, so drückt jemek oder jimeh nicht so sehr essen, sondern mehr verzehren, vertilgen aus. So sagt man z. B. miras oder mal Jlmek (ein Erbtheil oder Vermögen verzehren) und nicht aSainak.

At, Clj, eis, et, ej, es, Vater, Grossvater, Vetter, Bär, nebst der Bezeichnung einer hecleutenden Anzahl Verwandt- schaftsgrade heider Geschlechter.

uig. a;a=: Vater; atik==B'äv.

jak. esc = Grossvater , Bär. Boehtlingk bemerkt hierzu: „Die Samojeden nennen den Bären Altvater (Carlen im Bulletin historico - phil. , IV, 39 , Anm. 1 7) ; der gemeine Mann in Schweden, aus Furcht den wahren Namen zu gebrauclion. Altchen hin gamle oder Grossvater (Ernst Moritz Arndt in den Monatsblättern zur Ergänzung der Allgem. Zeitung)."

CUV. «&a = Mutter; obä— Bär.

cag. a<a = Vater, Ahne, Männchen (einiger Thiere: ata büri = Wolf, ata kaz = Gänserich) ; atag = Stellvertreter des Va- ters ; aJiJc = Bär ; atalih = Vezierrang in Chiwa (eigentl. derjenige, den der Fürst aus Achtung mit dem Vatertitel ataliJc beehrt); aöi, ««« = älterer Bruder (Lugati Faz- lullah Chan); etJcc, e^eZ'e = Oheim.

25

kk. atZa = Vatei'; a<?'a = Onkel, Tante.

Die charakteristische Gemeinsamkeit des Ursprungs von Vater und Bär, also nicht nur bei den nördlichen Al- tajern, sondern auch bei den Uiguren und andern heute südlich wohnenden Türken ist ein neuer Beweis für die An- nahme, dass das Türkenvolk aus dem hohen Norden nach dem Süden gewandert sei.

27.

At, €fj, CIZ, CtT, schreiten, Schritt, Fuss, Stütze.

jak. «<a7i; = Bein, Fuss, Stütze; rt^27?a = schreiten , einen Schritt machen.

uig. afa/i; = Fuss; ataJcun = &ui den Füssen.

alt. ajak = ¥uss, Stütze; «i/a = schreiten ; a^iam = Schritt.

cag. fyaÄ; = Fuss; adaJc ara&a = Gehwagen , Rollwagen, mittelst dessen die Kinder gehen lernen; a^m = Schritt.

CUV. o<?a = schreiten ; of = gehen; ora = Fuss; o>'aZaw = sich auf die Füsse stellen.

kk. a^alc = Fuss.

Atak, ajah steht zu atamak (schreiten) in einem solchen Verhältniss wie elih (Hand) zu almaJc (nehmen); JculaJc (Ohr) zu Jcul (hören) u. s. w. Einen fernem Beleg liefert noch das jaJc ata = seiend (? stehend) , ungefähr gleich dem ro- manischen stare— stehen und sein, nicht minder aber auch zum gegenseitigen Verhältniss des magy. dW«« stehen, und türk. olniaJc=:sem, aufrecht stehen.

28.

At, it, it, Jit, iverfen, ivegwerfen, verschleudern,

verlieren, zu Grunde gehen.

jak. «^ = schiessen ; -f < loslassen , fortlassen, abschicken; itl=^ der Schuss, das Schiessen; *<aca = Schütze.

kk. a^eröcw = schiessen ; etarmen, erf arme« = fortschicken , sen- den ; t'itcrbcn = verlieren.

uig. JitmaJc, jitmeh, ittnah, ttmcJc =^vfer{en, wegstossen; Jit- türmcJc = \evlici-er\, vei'geuden; JitilcmeJc = z\x Grunde richten.

26

««/«aZ; = werfen, scliiessen; afm Schuss, Wurf (vgl. o/c = Schuss, Pfeil und oÄiwa/j; werfen) ; itmeh = stossen , an- stossen, jagen; ittürmeh -verlieren, wegAverfen; itilh, jitük = Verlust. ivit = verlassen , werfen.

Abgesehen von der ganz normalen Lautveränderung des Anlauts a in i und von letzterem in i und ji, ist auch die begi-iffliche Entfaltung eine ganz regelmässige. Die Stammsilbe drückt überall die Handlung des Wegwerfens, Entferncns aus , während die leidende Form das Ver- schwindenlassen, Verlieren bedeutet. Fraglich ist, ob nicht etwa itülc, etüJc, e*cÄ; = Saum eines Kleides oder Ber- ges, ferner eten, edc}i = d.er unterste Theil im Zelte, als die zuerst anstossendcn Theile , mit itmah = stossen , aus- stossen, gemeinsamen Ursprungs sind?

29. Atf ClJ, anders, verschieden, ändern, absondern, trennen.

uig. atin = anders , verschieden , ein anderer ; atinmak = sich verändern, anders werden; atirmak etwas absondern, trennen.

jak. atln:= ein anderer, verschieden.

cag. ajm»a7i; = trennen , absondern; aJruJc, cyVi = abgesondert, getrennt; cyVaw = Scheidewand, der Balken, mittelst dessen zwei im Stalle stehende Pferde voneinander getrennt werden.

kiiz. ajTOK = abgetheilt; ojVnKa = Absonderung , Unterschied.

osm. ajlrmah, ajrl (wie oben).

CUV. c>/«' = trennen ; ojrik, orlk=- ein anderer.

Selbständig wird die Stammsilbe, wie wir sehen, nur im uig. und jak. gebraucht, während in den übrigen Mund- arten zumeist die causative Form vorkommt. Hierher ge- hört noch CUV. av und cag. ajinmak, «i/«a);mZ; = verderben, eine Aenderung vom Guten zum Schlechten. So heisst es SU ajnadi oder caj ajnadi=^diis Wasser oder der Thec ist verdorben, d. h. eines andern Geschmacks geworden.

27

30.

Eg, ej, et, es, ÖS, ij, it, Herr, Besitzer, Eigentimm, eigen, sein selbst.

uig. ige, ite, iti, 'i<?« = Herr, Besitzer, Gott; itilik, idiliJc ^^ Gottheit, Herrschaft, Schutz; e;f=Eigenthuin, eigen; ös = selber, sein eigen.

6ag. ege, <yc = Herr, Gott, Besitzer; ejelemck = in Besitz neh- men; <ye?e^mc7i; = in Besitz übergehenlassen; öä!= selbst, sein, eigen.

az. jejmek, <y))(e7i; = besitzen, beherrschen.

alt. ee = Eigenthümer, unsichtbarer Geist, Dämon {tu eesi = Berggeist, su cm = Wassergeist) ; ö«= selbst; ös<önM = für sich allein.

jak. ^6%' = Besitzer, Herr, Eigenthümer.

kk. is, es = Eigenthum, Besitz.

CUV. jißn=-%ic\\ aneignen; ^■*^,ji^= Familie, Zusammengehörige (vgl. das begrifflich analoge pers. cMs' = eigen, Familie; cag. Z;o!/Hi-«-c7«'s=: Familie, eigentl. sein eigenes Volk).

Trotzdem die Stammsilbe mit dem Auslaute g, J hier als die erste angeführt ist, weil diese Form heute am meisten vorkommt, so ist doch mit Sicherheit anzunehmen, dass t, d die ältere Form bildet, wie erstens aus dem uig. iti, jak. icci, zweitens aus der Lautveränderung in den Sibilan- ten s, X hervorgeht, von denen der letztere viel näher zum t oder d als zum gutturalen g oder J steht.

31.

E7c, eg, ej, ij, ev, ab, öj, ÖV, neigen, beugen, um- ^P ivcnden, loenden, drehen, umdrehen, kreiseln u. s. \v.

uig. eA'mcÄ = biegen , neigen; 6/^ = gebogen, krumm.

cag. egmcl;, egri (wie oben); ij«je7i; = wenden , drehen; ijinmch = sich abwenden.

osm. eJincJc, ejri (wie oben). V^t Viel ausgedehnter ist der Kreis dieser Stammsilbe mit I^K. Hinzugäbe des et; ir, iir, nämlich in der causalen Form ^^m. des betretfcudcu Zeitworts. So:

28

uig. evirmek, evärmek:= drehen, wenden, im Kreise bewegen; evürülmelc , evirilmek, evrilmeJc = sich im Kreise bewegen, kreisen; evre, evilre = wiederum, aufs neue; evri, evriJc=^ umgekehrt, verdreht; evren = Schicksal, Los, Himmel (vgl. pers. twc/t-j'-^rert^aw = Schicksal , Himmel, eigentl. das sich drehende Kreisel).

cag. egirmeh, igirmcTc, ijirmek, öJürmeJc, övürmeJc = drehen, wenden, kreisen, umkehren; evrilmelc, ivrilmek = sich herumdrehen; egrim, igrim, öjrüm, öjrem, övrem ^= die schnelle, kreisförmige Bewegung, Strudel, Wirbel, Behendigkeit, Kriegsfertigkeit; igrik, igrim, ijrim = Wasserrad.

alt. ee&«V = drehen ; ee&re = rund herum; i«V spinnen.

jak. ä&«> = das Kräuseln; «Ö2n?« = sich kräuseln (vom Wasser).

kk. eberben = umkehren , umwenden ; egerhen = biegen ; eger, iger, igir =^ schiei , krumm.

CUV. iibünder = uwkehren.

In der passiv -transitiven Form mit il, ül begegnen wir

dieser Stammsilbe im Folgenden;

uig. eMlineJc=^ sich neigen.

cag. eqilmek \ . ,

... -, ) wie oben, osm. ejilmek, J

jak. ö£/M?MM = krumm werden, sich biegen; ögällülüt = verhogen,

krumm.

Und schliesslich treffen wir das causative ögür, öjür, övilr in zusammengezogener Form in öür, or, ür noch in folgenden, lautlich sowol als begrifflich leicht erkennbaren Wörtern an, als:

cag. örmeJc, ürümeJc = üechten , winden; örme, öräk = Seil, Strick; örüm =ZoTpi, Geflechte; örgemzi, 'Mr(7e?«i«' = Spinne; arkam Cor$fam.^_) = Seil; orgamzi=-Sei\er; ör^ewteÄ; = flech- ten, winden.

osm. örmek, 6>«JHie^ = Spinne ; örw = Geflecht , Zopf.

alt. 'ür)KeÄ = spinnen, weben; uruk = Geüecht.

kk. örürmen = flechten ; örük = Haarflechte.

CUV. arla, av?V?a= spinnen; arman = M.iihle.

jak, «fw = umdrehen ; ärgii^ sich umdrehen.

yergi. tek, deg (Kreis, Runde), bei welchem der dentale Anlaut noch nicht verschwunden und demnach

29

als die ursprüngliche Form dieser Stammsilbe zu be- trachten ist.

Ein ähnliches Verhältniss manifestirt sich zwischen eff, ek, ög, ök (drehen, wenden) und dem primitiven, mit la- bialem Anlaute versehenen bök, hiik, hitg (umdrehen, umwenden, krümmen).

Als zu ek, eg, ej gehörig würde ich noch nennen eger, iger, e^'e>- = Sattel, von der gekrümmten, gebogenen Form so genannt. So: der Sattel eines Berges, nämlich dessen Bug oder krummer Einschnitt.

An den früher erwähnten osm. eJ und cut. av, uv reiht sich noch folgender Zweig fraglicher Wortfamilie an:

cag- ffjtowa/'; = umringen, umkehren; oy'tomjaÄ; = sich umkehren, sich drehen, sich w-enden; «Jtoi = Wendung.

kaz. «Janwa/.' = wenden {kos ajarmaj^^ ohne ein Auge abzuwen- den,. Budagow); oy7as = Kreis, Bezirk.

alt. eyVa = umwenden , kreiseln.

osm. «yar^wai* = verleiten (eigentl. jemand von etwas abwenden); ejlenmek = sich aufhalten oder unterhalten (eigentl. sich herumtreiben).

kk. nilianerbcn = sich drehen.

32.

Elc, Hb, iJc, Jiimtf fügen, paaren, Paar, zivei, Zwilling.

uig. cÄ'wjei' = hinzufügen, vereinen; cA;Z«7; = vereint, gepaart; ekis = Paar, Zwilling; eki, */«•«' = zwei.

cag. ekermek, egermeJc = sich paaren, sich an jemand anschlies- sen (regiert den Dativ), begleiten; ekinti, ikinti := das Nachmittagsgebet, das zwischen der Mittags- und Abendzeit eingeschaltete Gebet; iA'JKcZ; = einschalten , zugeben, säen; ildik =Zuga.hc.

osm. ekmek = säen; ikis, ekiz, *//?> = Zwilling.

kir. e7i;» = zwei.

kk. ikki

, , = zwei.

CUV. tKlce

jak. ifc/« = zwei ; «&i = Zugabe; üb, äbäbin civfas zu etwas fügen.

Von der Stammsilbe elc, eg muss früher ckcs, eges (sich gegenseitig zueinander gesellen, sich aneinander anschlics-

30

sen, verbinden) entstanden sein, aus welchen folgende hier- her gehörige Formen

e^, «^ = Gefährte, Genosse, verbinden, vereinen sich gebildet haben. So:

alt. ees= begleiten, zusammengehen, Begleiter, Gefährte.

cag. es = Gefährte, Geselle, Paar, Seitenstück; esweJt = ver- binden, vereinigen, knüpfen; e«Me = Band, Verbindung.

osm. es = Freund, Genosse; e.vZewe/c = paaren ; esiwc/c = zusammen- gehen.

kk. e?s = Gefährte, Weibchen.

Die Stammsilbe ek, eg ist übrigens nicht nur mittelst des alt. ee&, welcher Dialekt mit Vorliebe die inlautigen Gutturale und Labiale absorbirt, in obigem zu entdecken, sondern auch noch in enKc7; = nachfolgen, folgen, zusammen- gehen, welches aus egcrmck, eliermcli zusammengezogen worden ist, leicht erkennbar.

33.

Mm, am, im, U^U, Buhe, Sanftmuth, lAndermff, Heilung, Beruhigung, Hoffnung.

uig. ein, fflm = Medicin, Heilung, Linderung; ewi?'/; = heilsam, gesund, lindernd; aniul, ewtwZ = sanft, still, gelassen; a/niir, eMW»- = Ruhe , Friede; emrülnie]c = sich, beruhigen, in Frieden leben; e'tnlemch = heilen; emci = Krzt; nmun- maZ;=: hoffen, vertrauen (eigentlich sich besänftigen , beruhi- gen); w«M««c = Hoffnung).

cag. emc = Medicin ; einlemch = heilen ; iniraJc = friedlich, freund- schaftlich, erwünscht, ersehnt, Freund; imranmah, emren- meJc Sehnsucht haben ; tinimcik = hoffen ; nnwus = ver- zweifelt (hoffnungslos); «fjn-SMWJna/c = verzweifeln.

kaz. inici, etiici =■ kvzi.

osm. imrenmck = xiSi,eh etwas Begierde oder Lust zeigen.

alt. e«MVe = inbrünstig bitten; ei» 2Vc7i; = sehnsuchtsvoll; eniüe = heilen; aMMV = E,uhe, Friede, Zustimmung; amiraaJc = friedlich.

jak. ff»*, = Medicin; f/»i.^m = heilen; ainarak = heftig liebend; anitan = Geschmack.

31

kk. cmteh, anilk rv\\\g\ anier, ajwlr = still, ciiv. «wia? = Heilmittel, Mittel; anial tisti = Arzt.

Trotzdem wir am, eni als Stammsilbe anführen, so ist docli die Möglichkeit nicht ausgeschlossen, in derselben eine von aj, cj (gut, gedeihlich) abgeleitete Silbe zu erblicken, dies um so mehr, da das uig. ajunidk=^gvii werden, genesen (so auch osm. eji oZwrtÄ: = genesen) , eine stattgefundene Ver- schmelzung des ajmn in am oder ejim in em, gleich dem cag. ovmah = zerreiben, und um = Mehl (zerriebenes) von Ovum, Ycrmuthen lässt. am = Medicin muss früher einen gutturalen Anlaut gehabt haben, wie dies aus dem überall gleichmässig gebrauchten 7yam =- Doctor, Quacksalber, er- sichtlich ist.

34.

Em, (im, en, krank, sclmach, morsch, abgearbeitet,

geplagt.

uig. enieJcc, emÄc = krank, elend; em{jcJc = Miihe , Qual; em- gemek = Mühc geben, peinigen; c}ngcnmcJc=^ sich, plagen; emgem]cli=Aer sich peinigt.

cag. emgeJdcmcJc =ii\c]\ abarbeiten; ej«c/ia = Arbeiter.

osm. e»M-cÄ; = Mühe ; eincMar = ein Ausgedienter; end, enget = Last, Mühe, Plage.

jak. ämliJc = iaul , morsch, schwach (auch abgeplagt, denn in diesem Sinne ist das Wort ämäksin = alte Frau aufzu- fassen); ämgänii, ämsürgüi^Rchwcich. werden.

CUV. fMJtnÄ; = Mühe , Arbeit, Qual.

Die Stammsilbe ist cm, am, am und Je, g ist nur ein Fre- quentativum. Mit cm verwandt dünkt mir noch das uig. öinek, cag. kömeJc = llii\(e, eigentl. Arbeit, Mühe.

p 35.

Eil, eil, enö, Jen, Jenö, in, itiö, jiric, jünö,

klein, jung, neu, leicht (ferner in Anbetracht des geistigen Zusammenhangs zwischen osm. /loZo; = leicht, xmA jcng =-Nox- theil, so: hu Hin Icolajl nedir^wic kommt man dem zu Leibe,

32

o

oder: anln kolajmi bih'rmisin = kannst du das überwältigen?),

Sieff, VartJieil, hesiegen u. s. w. I.

Ohne consonantalen Anlaut.

cag. *m = klein, jung, jüngerer Bruder; inah ^ äev jüngere Prinz; iw?<Ä = das Junge gewisser Thiere; in£lce, ince = dünn, zart, fein; incmeJc, encmeJc^^^zerstossen, zerbröckeln, zerquetschen ; öü = leicht.

uig. inicJcc, dünn, fein.

alt. owoi = leicht; oüoiYo = erleichtern.

jak. ini = äer jüngere Bruder.

uig. ö«fir? = Erleichterung , Sieg.

II.

Mit consonantalom Anlaut.

cag. Jlngi, jen{/i=nen, jung; ^'öji^m? = leicht, schwach; Jeng- )He7<; besiegen; JengihncJc = hesiegt werden; Jenffis==Sieg, Vortheil; Jengizi= Sieger; JengismeTc = VLm den Sieg rin- gen (sich gegenseitig abschwächen).

uig. Jeng Sieg, Leichtigkeit; JengümeJc = siegen; jengitmeh = erleichtern , mildern.

alt. Jengi, Jangi = neu, frisch; Jeng, jende = besiegen; jengii =^Sieg; jengis ^y^eiieiiexn; ^'ew^rzV = erneuern.

osm. Jeni (wie oben); Jenil, Jerili ^leicht (in Gewicht); Jeii- gin = siegreich ; jeümclc besiegen ; JenginWc = Sieg.

jak. saüa = nevi; ««««>• = neu werden; sctHo j-f? = erneuern.

kk. «l^fe = schwach , gering.

CUV. 8jine=^nen, jung; s/m = besiegen , überwältigen; sjutnol = leicht.

An das jak. sfma = neu; s«jtar = sich erneuern, so auch alt. jangi (neu), reiht sich die Stammsilbe ^■a« = erwi- dern, erneuern, Wiederbeginnen u. s. w. an, und zwar in folgenden Mundarten:

uig. Jaii?Ha/c = erwidern , umkehren, vergelten; ^'anMi = Er- widerung, Vergeltung, Antwort; ^'rtna^ wieder, aufs neue.

33

tag. JmimaJc = umkehren, abstehen, zurückgehen, hereuen; jene = wiedei".

osm.Jiiie, Jene =: wieder.

Eine interessante Erscheinung biklet hier die Stammsilbe in<?, Jin6, enc, jene, wo der doppelte Auslaut nc nicht von n oder ng entstanden, sondern allem Anschein nach das c Diminutivaffix clc, cik beim ursprünglichen Auslaut n, n zurückgeblieben ist. Dies tritt am besten hervor, wenn wir bemerken, dass das osm. inze, im cag. inzke, im Uig. schon inicJce, folglich sehr klein, sehr schwach, dünn bedeutet. Mit ine, en^ u. s. w. steht im Zusammenhange a) dag. in(^i, Zierath, kokettes Weib; inzü, jin£ü, kk. nind'i, finWi = Perle, Schmuck; ferner incu=-'Pa.ge, worin die Grund- idee des Kleinen, Zärtlichen oder Niedlichen Ausdruck ge- funden (vgl. ze£e, ce<?e = klein, zierlich und Schmuck); b) uig. ■inc'/cmeÄ; = verletzen, beleidigen; cag. incmeJc, jencmek := quetschen, zerstossen, d. h. klein machen; jencitmek, osm. i/nzitmek, kar. ^'MwiM/meÄ; = beleidigen, beschädigen, quälen. Die Stammsilbe jeng ist noch zu erkennen im osm. jlffH, turkom. ^■egr«Y = Jüngling, Held.

Schliesslich ist in, en noch anzutrefi'en:

cag. enmek, osm. ittmeit = absteigen , herabkommen; enis, osm. iti«s = Abhang; enw/(; = Darmbruch, Hodensack (vgl. taiah =^testicula und to^aJwaZi; = herabhängen) ; ö^if/«*- = Senkung einer Ebene.

jak. fm2ä=^ Abhang eines Berges.

CUV. all = herabgehen ; ati-a^ = unterer Theil, bei welchen ins- gesammt der abstracte Begriff des Abnehmens wieder die concreto Bezeichnung des Herabsteigens, Herabkommens an- genommen hat.

36.

Er, är, ir, Ür, ur, Kraft, Stärke, Männlichkeit, Grösse, Macht, Mann, Tugend.

uig. er = Mühe, Plage, Mann; er* = Kraft, Macht, Stütze;

eriklik, e>'M/i; = kräftig, mächtig; cWÄ-we/c = kräftig werden ;

ersik = edel , grossmüthig. cag. er, erm = Mann, Held; eW^'Z; = Männlichkeit, Kraft; erkec

VAmb£ry, Etymologisches Wörterbuch. 3

34

(von er Ä,oc) = Bock; /*'?1=: gross, stark, alt; iriklik = Grösse, Stärke, alt. eWÄ; = sich anstrengen, hcmiihen oder plagen; 6»«« = Plage, Mühe, Kraft; e**??Ä; = die höchste unterirdische oder feind- selige Gottheit im Schamaneiiglauben; erJcm^^'Wille, Macht, jak. Ä»* = Mann, Kraft, Ausdauer; ärdäJc=^ von Ausdauer; ürä- ^rtr = beständig; ärüi Mühe, Leiden; rtW/Ä Zorn, Heftig- keit; ärM = a\t, abgenutzt, kir. irüJc^YfiWe, Macht, Stärke; «r«fo«>=: ohnmächtig; irJcün-

7cmcÄ- = Macht oder Freiheit geben, osm. i'W = gross; er, e»*eM = Mann, Held; erJcek^^ Mann, Männ- chen; er^e»i = unTerheirathet, Jüngling. CUV. ar = Mann; «»•« = Kraft, Männlichkeit; *WÄ = Wille, kk. er (wie oben); er(/eÄ = Männchen.

In Anbetracht des Umstandes , dass dögnieJc = schlagen, prügeln, Äo/cwtaÄ; = einschlagen , klopfen, ausklopfen (ein Kleid) und urmah, viirmah = schlagen mittelst Kraft, tödten, abschlagen bedeutet, demgemäss nicht so sehr die That des Schiagens als die einer gi-össern Kraftanwen- dung; nicht minder mit Hinsicht auf das gegenseitige Verhältniss zwischen magy. erö (Kraft), verni (schlagen), Auv. arä (Kraft), per (schlagen), wäre ich geneigt, das turk.-tat. ur, vur als zur fraglichen Stammsilbe gehörig zu bezeichnen. Ur, osm. vur, cuv. j)er, drückt erstens die Handlung des Schiagens, Kämpfens und gewaltsamen Än- stossens aus; zweitens die Handlung des Ausschiagens, als cag. ur, -MfOTa = Blase , Ausschlag; MrMÄ= Sprosse, Aus- schlag eines Baumes, Zweiges, und in bildlicher Bedeutung Abkömmling, Zweig einer Familie, Familie; jak. uruta = verwandt machen ; kaz. ürcün =^ Nachkommenschaft ; kir. ür- CMM Geschlecht; drittens das Ausschlagen eines Weges oder Bezirkes, als oram = Stadtviertel; wrtf = Kreis, Gang in Bergwerken; wmw = Bezirk, District.

37.

Ib, ip, jip, jüp, Strick, Seil, Fadai, Garn, Gewundenes.

uig- Jü2>f iÖ2> Strick, Garn, Band.

35

cag. Jip = Stvick; Ji2)e]c = Seide; ipJcm = grober Zwirn; iipcin = Panzerhemd , welches bekanntermassen aus geflochtenem Eisengarn besteht.

osm. ip, ipeJc, iplih (wie oben); i/>Zej)iel' = zusammenbinden.

alt. JibeJc = Zwirn .

jak. sa& = Zwirn, Faden.

CUT. «^■y> = Garn.

Seiner Grundbedeutung nach scheint ib, ip, Jip mit i, ij, *t; = drehen, winden, spinnen, verwandt zu sein, ebenso wie urgani, urnia, «Wcam = Strick, Seil, die Stammsilbe ur, OJ' flechten, winden, zu Grunde liegt.

38.

lö, is, is, ÖZ, ÜZ, ti§, te§, innen, inwendig, Inneres Mittleres, Mark, Kern, eindringen, Eingang, Loch,

Oeffnung.

I. i—

uig. i^= innen , geheim ; iöil = das Centrum eines Landes oder

eines Volkes, cag. itf (wie oben); -f (feit = Eingeweide , Inneres; id^re = hinein;

i(^i, it^clci = dsis Inwendige; -ij^^ow = Unterkleid (inwendig

getragenes Kleid), kir. *^= inwendig; 'ij$«Ä= Eingeweide, Inneres. a.Z. i^iJc = Thür, Eingang, jak. is = der innere, Eingeweide; isinnägi^ innerlich; istan^^

Unterkleid, Hose, kk. isti, 'i^fo' = das Innere; izih, c<?Wc = Thür. CUV. iS = Inneres, alt. ^c = inwendig (ic]cerdin \ on innen); e/2Ä;=Thür (jaan ezik

= Thor).

II. ü—

uig. 'M« = das Innere; '««6 = Samen, Korn, Embryo, cag. iiis, ■M«eZ; = Mark, Kern, Mandel; 'iis!lenmelc = ins Mark ein- dringen; «/«?«/; = markig, kräftig, jak. «ÖS = Mark eines Baumes, Centrum, Mitte, alt. ö;»!ö7i;=das Innere; Ö3!Ö« = Mark. kk. öä!MM = Baummark.

3*

36

lu Ic einen nächsten Verwandten von «<? = öffnen, ein- dringen, zu erkennen, wird gar nicht schwer sein, zu- mal die Laut- und Begriffsanalogie der von beiden Stamm- silben abgeleiteten Wörter hierzu die besten Merkmale sind. So cag. aöak, alt. e^ik, kk. etVik (Thür, Oeffnung, Eingang). Was die Sondertheilung des is und üz anbelangt, so ist letzteres deshalb besonders angeführt worden, weil es auf den concreten Begriff von Mark, nämlich Innerstes eines Körpers, Bezug hat.

III. t—

uig. tiSnieh, ^e^WfÄ- = eindringen , löchern; Ais/VÄ- = Loch , Oeff- nung.

cag. tiSmek, tiMk (wie oben); ^f^,||^■ = Weibchen der Thiere. Vgl. hebr. MeÄ;eW(d = Weibchen, und nd/caWj == durchlöchern.

jak. täSf <««ä6?w = durchstechen; f«sm = einen Leck bekommen; tisl = Weibchen.

kk. tizelc, #e«c/^ = Loch; ^i«e = Weibchen.

alt. ;fe.< = löchern ; #e^?Z;=:Loch.

39.

Ij, ej, et, it, tliun, machen.

uig. itmeJc = thun, machen; itinmelc^ sich bereiten, sich rüsten; i*?ifc=Werk, Arbeit; i«?s'=Gefäss (eigentl. ein Gemachtes, Zeug).

alt. e*=: machen; e<?«w=: etwas für sich machen.

kk. 6<?er6ew= machen; ides, idis = Geiass.

cag. ijlemeh, itmeJc = thun, machen; ijledih = Tha,t , das Ge- machte.

osm. ejlemek, etnieJc (wie oben); edmmek =^sich machen.

Bei der normalen Veränderung des Auslautes j t ist nur zu bemerken, dass J in den ältesten Sprachmonumenten der östlichen Dialekte nie vorkommt und selbst heute bei den Azerbaizanern , Turkomanen und Osmanen viel mehr im Gebrauche ist als in den Khanaten.

37

40.

Ij, is, es, OS, US, Ut, ivehen, blasen, wittern, riechen, stinken.

I. -t, j.

uig. it, Jit Geruch; ihar (ijbar, itbar?) = Moschus (was einen Geruch hat).

cag. iJ, = Geruch; ijlemek, islemek riechen; ihar (wie oben).

az. ij7am«Ä; = riechen , schmecken.

alt. jit = Geruch, Geist {jaksi /«< = Wohlgeruch) ; ji^to = be- riechen.

jak. -^ = Moschus, scharfer, beissender Geruch; -fM = einen schar- fen, beissenden Geruch von sich gebend; «■^« = Geruch; sittä wittern, nach dem Gerüche gehen; st<«' = faulen, verfaulen (eigentl. einen Geruch von sich geben, und in diesem Sinne ist lautlich und begrifflich mit ihm verwandt das cag. sa^- maÄ = übeli'iechen, faulen; sas/Ä = übelriechend , verwest, was in Fäulniss übergegangen ist).

kk. <'e« = Geruch, auch Ves; «'6«%= riechend.

CUV. ihar (wie oben).

II. —s, t.

cag. ismek = wehen ; islemek = flattern , fliegen ; isnemeJc = rie- chen, beriechen, wittern; i.'^MeJHcZ; = wiehern ; iälcirmak = pfeifen; osurmaJc = einen Wind lassen; osiirvh =■ Wind, Furz.

osni. esmeTc = wehen ; islemek = pfeifen ; islih Pfeife ; osurmak, osuruk, usuruk (wie oben).

jak. uturuk= Furz.

kk. e<er»wew = wichern.

Die Begriffsanalogie des Riechens und Wehens ist erstens aus der lautlichen Verwandtschaft des ij, it, cag. ij, is, kk. fet, t'es (Geruch) und et (wehen), zweitens durch ein ander- seitiges ähnliches Verhältniss ersichtlich. So: alt. i[j:ak = wehen, und osm. Jeot^mak =^ riechen , einen Geruch haben. Es ist allerdings höchst charakteristisch, dass Gestank und Wohlgcruch von einer und derselben Stammsilbe gebildet

38

werden, doch ist dieses Verhältuiss selbst in dem culturell meist vorgeschrittenen Osmanischen unverändert gebUeben, denn eji koknuxk heisst riechen, fena /co/cmaÄ = stinken.

41.

IJc, (ik, ctg, jojfi, abfahren, ahfliessen, abivärts getragen werden, fliessen, rinnen.

kir. ■i^ = die Windseite (ik sah, ein Gegensatz von sil dak=die dem Winde gegenüber befindliche Seite. So: tez tcz Ica- rangdar koj igib küpesin = seht euch zeitig um , dass die Schafe nicht vom Winde getragen werden).

6ag. iJtmak, akmak = fliessen , abwärts gehen ; agmak = herab- gleiten, abrutschen (so: tüjening jüki agib kitti=^ die Last des Kamels ist herabgerutscht); i/fm, «fem = stromabwärts ; ikik = v/a.s herabflie&st, flüssig.

osm. akmak (wie oben); a/i;w/l= Strömung; «/;?«= Einfall (eine bildliche Benennung des stromartig sich ergiessenden mili- tärischen Einfalls, und hiervon akmß= ein zum Ueberfalle bestimmter Truppenhaufe).

jak. i/s = Urin (eigentl. Abfluss, und hat daher mit sidik nichts gemein, wieBoehtlingk irrthümlich annimmt); i^^ä = harnen, (abfliessen lassen).

kk. agarben=^Qiessen; agra^a>"5e« = stromabwärts fahren.

CUV. Jok = fliessen , rinnen ; Joktar = vergiessen , verschütten ; iik = fallen.

So viel von dem concreten Begriffskreise dieser Stamm- silbe. Dieselbe hat aber auch noch einen ziemlich weiten Begriffskreis abstracter Bedeutung in dem lautlich eng ver- wandten

e/*A;, JßJc, Ü7c, elc, als, ahiehmen, sich vermindern, ermangeln, krank, gebrechlich, mangelhaft, fehlerhaft.

uig. jiÄ; Krankheit ; Jiklik =^ kreink , im Abnehmen begriffen;

jiJdcmek = erkranken ; jikitmck = schwächen, krank machen ;

Jiksik, MAS«'/»; kränklich, gebrechlich, mangelhaft, cag. Jik, JeJe = \]ehel, Krankheit, schwach, unangenehm; ük-

39

SMÄ; = mangelhaft; MfcsM»Meit = mangeln, abnehmen, sich ver- mindern; aÄrsöZ; = fehlerhaften Fusses, hinkend.

osm. eA;s/A = mangelhaft; eÄ:s«7w!eÄ = abnehmen; aksah (wie oben); apsamak = hinken.

jak. «grl» = auf hören , nachlassen; «</?;'«& = Mangel, wenig (as

agtjaga=^Ma.ngel an Nahrung).

kk. aksah 1 , ,

; ; } lahm. CUV. otpsalc j

alt. ^■eÄ?= Widerwillen, Abscheu; jeUsin^=?,\c\\ ekeln. An letzt- genannte Form und an cag. jeh (jek ÄörwieÄ: = verabscheuen) reiht sich das ek, ik, ig, ij, in cag. ikrenmek, igrenmeJc, osm. ijrenme}c=^ sich ekeln, sich scheuen; ijrenc, ijrinti = Ekel, Abscheu.

42.

U, Jil, elf ol, lll, schUessen, binden, zumachen, zusammen- Iringen, versammeln.

uig. */»weÄ;= zumachen, schliessen; iiiwweJfc = sich anknüpfen, sich anschliessen ; ilhi, Jttt2; = Heerde, Gestüt (eigentl. Versamm- lung von Thieren); iiJ^Yolk, Leute, Nation (eigentl. eine Versammlung, eine Gemeinde), Land; ii = Friede, Bund.

cag. ilmek, il, UM, jilhi (wie oben); i^t/ewcZ; = zuknöpfen , zu- machen (ein Kleid); *^^cÄ = Knopf; *^iÄ; = geschlossen ; ilcn- »weit = sich an jemand anschliessen; tiewieZ; == zudringlich, der sich an jemand anhängt; olamak, tilamak ^^Vmden; ■M/a^wtaÄ = gebunden werden; ile, bile=^mit (eigentl. ver- bunden, in Verbindung).

kaz. -i^etiweÄ; = zudringlich sein; i^eMw = Zudringlichkeit.

osm. i;wjeÄ; = anheften, anstossen; i;«^ = Kjiopf ; iliklemek =■ 'ivl- knöpfen; 'i;meZ; = Knoten, Masche; Jilim 'LQixa; ile, hile (wie oben).

CUV. J*i? = Binde, Knopfloch, Schleife.

alt. i^ = anhängen , anbinden; e^=; Heimat, Land; ^'6^6=8^1, mittelst dessen das Säugethier entwöhnt wird; jelim=^ Leim.

jak. il =1 gutes Einverständniss (Bund) ; il, lläbin = anknüpfen, einhängen; t/m = Netz zum Fischfang, Gebinde; silgl = Gestüt.

40

Abgesehen von dem auch in den europäischen Sprachen vorkommenden Verhältnisse zwischen Bund, Friedenshund und binden (franz. ligue und Her) findet das turk.-tat. ü = Friede, was die Grundbedeutung des Bindens oder Verbindens anbelangt, auch noch in folgender Redensart seine Bekräf- tigung. Man sagt nämlich icleri helcilcmi ja cöziik = ist ihr gegenseitiges Verhältniss gebunden oder locker? d. h. sind sie in Frieden oder Feindschaft? In dieser Redensart liegt auch die beste Erklärung jener Ringe, welche auf den Sas- saniden - Monumenten Siidpersiens in den Händen einiger Reiter dargestellt sind , indem die Ringe auf die stattgefun- dene Versöhnung, Vereinigung, Verbindung hindeuten. Nicht minder interessant ist die Analogie des turk.-tat. i^^Volk und i^/rt' = Heerde , wenn dem germ. Volk, slaw. x^olk, pluJc, und engl, ßocic = Heerde gegenübergestellt zwei einander so fernstehende Sprachen und doch derselbe Ideengang!

43.

In, iä, it, Ztwer sieht, Vertrauen, Hoffnung, Glaube, Trost.

I. n.

nig. *«».£(« = Glaube , Vertrauen (tw.a«s2s = unverlasslich); inanc = Zuverlässigkeit, Trost; inanmaJc sich verlassen, ver- trauen.

cag. inam = Glaube, Vertrauen {inamsis Jcul =: ein unzuverlässiger Diener).

osm. inanmah, ■^waw = Glaube.

CUV. 'itt/ew = Glauben ; iwjejw^er = ungläubig.

IL s, t.

cag. i^a»;wo/; = glauben ; *»a«c= Glaube.

uig. i^awmafc = vertrauen (inanib isanir men saw^5ra= glaubend

vertraue ich dir), alt. -1^«« = hoffen; i^ewc'i = Hoffnung, jak. i^a^äi^: glauben; itügäl=^ Gl&uha. kk. i7«//(Yn»e« = glauben ; «<ä^ä?Z//i; = gläubig, treu.

41

Schon auf den ersten Anblick wird man sehen, dass die hier als Stammsilben aufgestellten in, is, it, namentlich was das Verhältniss der ersten zur letzten anbelangt, sich wol begrifflich, aber nicht lautlich vereinigen lassen. Es scheint daher beiden das uig. ij, im Kudatku Bilik mit y\\\ (Wunsch, Verlangen) interpretirt, zu Grunde zu liegen, und zwar ist in aus ijin (sich etwas wünschen, sich etwas an- yertrauen), 14 aus ijis (sich gegenseitig oder wiederholt wünschen) hervorgegangen. Nur wie aus dem uig. inunih isanirmen erhellt, scheint zwischen in und i^ auch ein begrifflicher Unterschied obzuwalten, indem is einen ver- stärktem Grad des Zutrauens bezeichnet.

44.

Iv, er, ar, Uf, früh, zeitig, morgen, Morgen, früh sein, zeitig oder zeitlich sein, reifen.

cag. ir, irte, erte = iv\ih, zeitlich, der Morgen, morgens; iriJc = zeitig, reif, zeitlich; ■iWAmei = zeitig aufstehen ; irteU das Alte, das Vergangene, ein Geschehniss, Fabel, Ge- schichte (vgl. magy. re(/ = alt mit re^/e = Fabel) ; irmek=^zViT Zeit sein, anlangen, reifen; iW»» = Hoffnung , Zukunft, Er- wartung (eigentl. das Eintreffen).

osm. ir, er, erte (wie oben); eWien = frühzeitig ; erweZ; = an- langen; Jarln, Jen» = morgen.

CUV. ir=^irüh; ira« = morgen.

alt. eWe = früh; ertcgi = Alter , Vergangenheit; eWm=^ morgen. " kk. erte frühzeitig.

jak. ärdä = irüh, Frühe; ärdänni = h-uh; urut = irüher , vor Zeiten; nru]cJcu = die alte Zeit.

In Anbetracht, dass der Begriff des Reifens, Werdens, Eintreffens, Anlangens, dem einer örtlichen Existenz oder örtlichen Seins nicht fern steht, muss das Hülfszeitwort

uig. irmcJc

cag. irmeJc ....

, > sein, existiren o.sm. iniek

jak. i, ihm .

als hierher gehörig bezeichnet werden. IrmcJc drückt vor- zugsweise eine örtliche Existenz aus, denn sein (csscre)

42

im Allgemeinen ist ursprünglich in olmdk, bölmalc vor- handen.

Lautlich ist vorliegende Stammsilbe und dies ist na- mentlich bei ar, ur der Fall mit bor, hur 209) = zuvor, zuerst, verwandt.

45. It, ilv, CT, flüssig sein oder werden, aufthauen.

cag. ermeÄ 1= schmelzen, aufthauen, aufgehen (von einem Ge- schwür, und hiervon stammt) erin, trm^ Eiter, Eiterung, und «>2«?emeÄ; = eitern, d. h. allmählich aufgehen; eritmck = zum Schmelzen bringen.

jak. ir, iräbin = aufthauen ; iriär = zum Aufthauen bringen ; iränä =^Eiier, Materie; wräA; = Fluss.

osm. erimeh (wie oben); i'/*maZ;=Fluss, Strom.

alt. 'frm = Eiter; t>iwc?e = eitern.

46.

Is, iz, ez, aZf quetschen, drücken, eindrücken, Eindruck, Spur, spüren, suchen, wollen.

uig. is=:Spur, Fusstritt, Lebenswandel; t«me7i; = zerdrücken.

alt. is^Spur; «sie = nachspüren , suchen.

osm. ■iÄ = Spur; tv^^ejwe/i; = nachspüren ; istemeJc=: vfoWen, suchen, verlangen, fordern; e«me7i; = zerdrücken, zerquetschen; ai9u, azl ('fZiAy = Quetsche (Zahn), Backzahn.

cag. is, isIemeJc, istemeh (wie oben); istek, islek^^^iWe, Sucht; azik (?«s) = Quetsche (Zahn).

kk. is=:Spur; tsilrfte« = aufsuchen , nachspüren.

6uv. jt»» = Spur.

kir. isdemeZ/; = suchen , wollen; es»ieÄ;= zerdrücken.

Lautlich gehört is, iz eigentlich zu lies, Jiis (beengen, drücken), ja letztere Form ist sogar die ältere und pri- mitive, wie dies in ähnlicher Weise bei Ttis (Wärme) und is (Hitze) zu bemerken ist, und die Sonderstellung hat hier nur infolge des allzu weiten Begriffski-eises statt- gefunden. Hinsichtlich des gegenseitigen Verhältnisses zwi-

43

sehen is (Spur), istemeTc (suchen) und e^mek (drücken) vgl. tap (Spur) taplamak (aufsuchen) und tep (treten, zertreten).

47.

Oj, Öj, OV, ev, Ot, Ut, ilt, graben, ausgraben,

schnitzen, tief machen, Vertiefung, Grube, Loch,

Wohnung u. s. w.

I- -j-

cag. oJ = Vertiefung, Thal, Ehene, Grube, Zelt (vgl. ah-oj und Jcara-of); oJmaÄ; = graben, ausgraben, graviren, vertiefen; oJuJc = Loch, Grube, Vertiefung; oJma = Ausgrabung, Bild- hauerarbeit; o^'maii = Bildhauer; t»/ = Haus, Zelt, Woh- nung; öjZwfc = Hausleute , Weib; öJlenmeJc^^ sich, ein Haus machen (heirathen); o^'wa^ = Fingerhut.

kaz. ojMÄ = ciselirt ; ojM?» = Ciselirung; c>/>waZ;ce = Abdecker.

alt. oJdi]c=^ Grube; o^'« = sich einnisten; 'iy = Haus.

jak. Mja = Nest; ciyw = Verzierung , Gravüre; oji/iä verzieren (durch Eingrabungen).

kk. oi = langes Thal, Schlucht; ojak = Schlucht; oimaJc = Grube.

CUV. oj = Thalgegend.

II. V, r.

nig. eva = Weib, von = Haus.

cag. ova, o&a = Haus, Zelt, Wohnung im Allgemeinen.

alt. eh, ev = Haus.

osm. ev = Haus; ova = Thalgegend, Ebene; evfe«meZ; = heirathen.

kk. er, er, fr = Jurte; oras = Schlucht.

III. -t, d.

iag. o<a^ = Gemach, Zimmer, Zelt (Wohnung).

kir. o#a«« = das Zelt der Neuvermählten.

osm. od!a Zimmer; o<?a/«Ä = Zimmermädchen , Odaliskc.

alt. ofl?«( = Stall, Quartier; od5M?aw = Unterkunft finden.

jak. «^ = Loch.

kk. «^=^ Grube, Loch.

CUV. o<?a>' = Zufluchtsort für Schafe.

44

Es ist höchst interessant, zu beobachten , wie diese Stamm- silbe in allen ihren lautlichen und begrifflichen Variationen, ob mit ^'-, V- oder f- Auslaut, ob als Zelt, Zimmer, Gemach, Stall u. s. w., in der Gi'undbedeutung doch immer den Be- griff von Vertiefung, Loch, Nest, als die primitivste Woh- nungsweise der Menschen, ausdrückt. Es darf übrigens nicht übersehen werden, dass ausser der erwähnten Woh- nung den Steppenbewohnern von jeher noch eine andere Art von Wohnung eigen war, nämlich das Zelt, <^adir, <fat- ma, dessen wörtliche Bedeutung nicht auf graben, höhlen, sondern auf zusammenlegen, zusammenstellen = ccitmak beruht.

48.

OJc, Og, ong, ÖU, Ög, Öj, Sinn, Verstand, Verständniss, hegreifen, ivissen, lehren, lernen, rathen.

I. Ö-.

uig. Oifc = Sinn, Verständniss; o^«Ä = das Verstehen, das Wissen; oJjiuMuk=^ die Leetüre; oä;ms = Wissen , Wissenschaft; o7e- mak = begreifen, verstehen, wissen ; okiJdi = der Verstehende ; olthan = Gott (der Verstehende, der Wissende) ; ohiurmak = zu verstehen geben, begreiflich machen.

cag. ofcMmaÄ; = lesen, verstehen; o/lrw^wiaZ; = lehren , unterrichten; ogan = Gioii\ ong, ang = ^mn, Verstand (analog mit dem uig. ok; so: angi uckan=^eT war ganz betroffen, sein Sinn war weggeflogen) ; anglak = verständig ; anglatmak = be- greiflich machen.

osm. okuntak, okutmalc (wie oben); o1^utdurmdk = \e.rviQ,n lassen; ajl = Sinn, Bewusstsein; ««.s«^ = plötzlich (eigentl. über- rascht, ohne Bewusstsein); aü^ama^ = verstehen.

alt. wfe = hören, verlauten, wissen; Mfema/i; == Nachricht, Gerücht; ukali = verständig ; onno = erinnern.

Der Umstand , dass im alt. uk und im cag. (Ostturkestan) ok = hören , gehorchen (die russischen Verfasser der altaischen Grammatik übersetzen uk mit sllsat und slusatsa) bedeutet, lässt vermuthcn, dass dem cag. -osm. i^i^Hc/c = hören , ver-

45

nehmen ? is = Verstand zu Grunde liegt, und is-itmek, is-itmch würde laut wörtlicher Bedeutung begreifen, ver- stehen heissen, ganz so wie olimak oder uk, dessen Grund- bedeutung nicht audire, sondern intclligere ist. Ein annä- herndes Beispiel liegt im franz. ouir und entenäre vor. Be- merkenswerth ist ferner, dass die turk.-tat. Mundarten im Allgemeinen für hören kein einen concreten Begriff ent- haltendes Wort besitzen. Das osm. dinlcmck = anhören be- deutet eigentlich ruhig sein. Wie aus Jiulak = Oi\iV, sich vermuthen lässt, war Iful, finn.-ugrisch Jcullu, magy. hall = hören, auch einst im Türkischen gebräuchlich, doch heute ist nur im Altaischen davon eine Spur vorhanden.

^ II. ö, ü .

nig. ö7r = Verstand , Rath, Sinn; öAr«« = aufmerksam (mit Ver- stand); ölilenmek^^zu Verstände kommen, begreifen, lernen; ö7i;?e<HieÄ; = jemand zu Verstände bringen, lehren; ögrM^=Rath.

6ag. öj5fMi = Rath, Lehre; öj/rewmeÄ = lernen ; ögr^'e/wjeÄ = lehren.

osm. tyVewjwefc^: lernen; <»/re<»weZ; = lehren ; öjM^ = Rath.

alt. ü'üren, «Vre« = lernen; i/ret^ü = Gelehrsamkeit ; iiüret, iiret ;= lehren.

jak. üürak = Lehre; iiörät = lehren, unterrichten; iiörän = lernen.

kk. iigüränerhen=^\ev\\en, auch öränermen.

CUV. t^ire« = lernen ; virent = leTnen.

Im Uigurischen ist öle und o/s abwechselnd in einem und demselben Sinne gebraucht; bei den abgeleiteten Wörtern, die auf lehren, lernen und rathen sich beziehen, wird von dem weichlautigen ö, ü und nie von dem hartlautigen o, u gebildet.

Ob wol öksüs = Wa,\se , verlassen, von öh sm.s' rathlos, oder von ci/(;(= Zelt, Haus) s»^= obdachlos, abstammt? Letz- teres nimmt Castren an, doch ist zu bemerken, dass öJcsÜ2 := Waise in sämmtlichen Mundarten vorkommt, öJc = Zelt jedoch nur im kk. anzutreffen ist.

46

49.

O^, Og, jog, OV, Of, ob, lip, Uf, juf, reihen, zer- reiben, kneten, zerJmeten, zerlmittern, zerstückeln

und das infolge erwähnter Handlung zu Stande gekommene

Beiwort fein, zerriehen, zerstücJcelt, dünn, Mein u. s. w.

Da wir es hier mit einer ganzen Fülle von auseinander herausfliessenden lautlichen und begrifflichen Analogien zu thun haben, so wollen wir behufs bessern Verständnisses die Stammsilbe in den verschiedenen An- und Auslauten einzeln vorführen.

I. —Ic, (J.

cag. o</J»0!Ä; = reiben; o^n?aH2aZ; = zerreiben, zerquetschen; o^lagu

= Walze (mit was etwas zerrieben wird) ; ogurmah sich

reiben, schmieren, osm. o^Zat« = Walze.

Hierher würde ich noch cag. agunamak, agnamah = sich

auf der Erde hin- und herwälzen (vielleicht von ogumnaJc=i

sich reiben, sich anreiben) rechnen.

II. i-.

cag. Jokum, Jogum = yf eich, zerrieben, und von diesem {Joviim', Joiim und) Jum-saJc Vf eich, (ursprünglich jogumsali); Jo^-] waZ; = kneten; Jo^«rmaÄ; = durcheinander kneten.

kk. nemcVak = weich.

osm. jovurmalc, jourmah = kneten.

alt. Jiml^a = sich erweichen ; jimi^ak weich.

CUV. sjawi^e = weich ; «jMM?(i; = Mehl; orSa siMm«Ä;= Gerstenmehl

III. v.

cag. ow»a^ = reiben, quetschen; (ovum, oum) wm = Mehl (daa

Zerriebene); ovatmak, ovaZama/t; = mahlen , zerquetschen 5

juimrlamah = wälzen , rollen. osm. = Mehl; ovmak (wie oben); övütmek, ty/ifwe/^ = mahlen,

zerquetschen, kir. wm = Mehl, Staub, Tulver; wm/rtZ; = zerrieben wie Pulver

imitamak = fein zerreiben.

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IV. -h,p,f.

jak. uhak = das Zerreiben eines festen Körpers ; uhaUa = mit den Händen zerreiben.

cag. upak, uparalc = klein, dünn, faserig, alt (von Kleidern); Jupka = dünn ; iQiramaJc, opramak = zerreissen, zerstückeln ; jupka = dünn.

uig. oprak, tyjra^ = klein , winzig; o^»-amaÄ = zerstückeln.

osm.ufak, tt/rt»-aÄ = klein, sehr klein; Jtt/Äa = dünn.

CUV. i/^^'e = leicht.

Im ganzen lässt sich der hier angeführte Wortschatz be- grifflich und lautlich in zwei Theile theilen. Die Stamm- silbe mit k-, g-, «^-Auslaut bezieht sich vorzüglich auf die Handlung des Reibens, Zermalmens, Mahlens und Quetschens, während die auf b, p, f endende die Handlung des Zer- bröckeins, Zerstückeins, Dünnwerdens interpretirt.

50.

O^, og, mi, u, tiu, ou, og, Kmhe.

Uig. oTful, cag. Ogul, Olli; alt. ul, uul; osm. Olli, ogh- Za«=; Knabe, darf seiner Grundbedeutung nach nicht so sehr als puer, ein Kind männlichen Geschlechts, sondern als Kind, Sprössling im Allgemeinen angesehen werden, und die Stammsilbe ok, og ist eine Nebenform von to7e=^ gebären, von welch letzterem der dentale Anlaut verloren gegangen ist. Hierfür sprechen folgende Beweise: 1) das gegenseitige Verhältniss zwischen uig. ^o^i; = Kind und tok- maÄ; = gebären; alt. wA; = Sprössling, Nachkomme und ukta = Geschlecht fortpflanzen; jak. ogro = Kind und ogolon =■ gebären; kk. o;aZ; = Knabe und o^^a« = Kind von 3 4 Jah- ren {ol ist durch Verschmelzung der Gutturale von og-nl entstanden); 2) dass ogul, oglan im Osmanischen selbst noch heute für Kind gebraucht wird. So Tcizoglati /«>=:ein Mädchenkind, eine Jungfer. Die Wortbedeutung von ogul, ogulau, oglan, olan ist daher Sprosse, Sprössling, alias Kind.

48

51. OJfi, zugleich, ähnlich.

uig. ofe = zugleich, auch; Oijf^ama^ = ähneln ; oJfsalc, olfsah ähnlich.

cag. ok (wie oben); ofesawa/c = ähnlich sein; o/tsas = ähnlich ; oksatmak = vergleichen.

Das s in oksak dünkt mir nicht so sehr ein Correpeti- tivum als ein verstärkter Zischlaut des Adjectivaffixes saJc, sih, welches im Uigurischen häufig, im Cag. jedoch nur sel- ten vorkommt.

52.

Ol, hol, sein, emstiren, sich befinden, sich aufhalten,

sitzen, tvohnen.

uig. olmah, boliHa]c = sein, existiren, sich aufhalten, an einem Orte stehen bleiben; olttirmah = sitzen, wohnen, bleiben.

jak. olor =^sich aufhalten, leben, verweilen, sitzen, sich setzen; olortor =^ sitzen heissen; oloJc = Sitz, Stand, Leben; huol = werden; &wo?t«s = gemeinschaftlich oder zusammen werden.

cag. bolniah, olturmak (wie oben).

osm. olmah, oturmaJc.

kk. olerarmen = sitzen ; olertermen = setzen ; öderhen = sitzen, leben.

Der gemeinschaftliche Ursprung des Sitzens und Stehens erhellt am besten aus dem Jak. Was die getrennte Formj des olur und oltur, osm. ötur, kk. oder anbelangt, so mussi bemerkt werden, dass olturmaJc, eigentl. oli-tnrmaJc = hlei-\ ben, stehen bleiben, ein verstärkter Begriff des ursprüng- lichen sein, existiren ist. So wie ottir, oltur nicht so] sehr die Handlung des Sitzens als vielmehr die des Ver- bleibens, Aufenthalts interpretirt, ebenso ist dies auch mit] turmah der Fall, welches nur im Westtürkischen stehen be- deutet. Im Osttürkischen heisst stehen ajali üere turmakl = auf den Füssen sein, das franz. etre dcbout.

40

53.

(hig, oft, Oft, Rechte, recht, gerade, richtig, su frieden.

uig. o«^ = Keclite , recht, richtig, gut; onffinak =^ gerside sein, gedeihen ; miggai = gerade ; ongti = Richtschnur , Regel ; ongumah = sich anpassen , sich richten ; onamaJc = zufrieden sein; otiar = glücklich , selig.

cag. ong, oncmiaJc (wie oben); <Mi*/a2 = passend, richtig, füg- lich; ongalmak = heilen , genesen; OMjrMS = Geschicklich- keit , Erfolg ; ongusmah sich fügen ; ongan = zufrieden ; onglamak, oii*/f?«««a^ = herrichten , verbessern; ondiirmaJ: = zufrieden stellen, beruhigen, besänftigen.

osm. onat = gnt, schön; oJlMZwaZ; = heilen , sich bessern; otiul- maz =■ Taugenichts , unverbesserlich.

alt. o»l = Rechte, recht, Erfolg; onon = gerade ; OHdo = ver- bessern.

jak. wwa = recht, rechte Seite; oj1o»' = zubereiten.

CUV. 1'/»* = rechten, zurecht machen.

Begrifflich und lautlich steht ong am nächsten scik, sag = recht, rechte Seite, gesund.

54.

On, on, ong, oncl, öu, iln, in, in. Laut,

Stimme, Ruf, rufen, ächzen, Jcreissen, stöhnen.

uig. ong, o»i. = Ruf, Laut, Stimme; ondamak, indamak, inla- HjaÄ = rufen, einen Laut von sich geben, winken.

alt. iin = Stimme , Laut ; iinden rufen , winken ; nnida = rufen mittelst Zeichen; oji^o = seufzen.

cag. on, 6M = Laut, Stimme; önlemek, inlamak, ondamak, in- c?aJM«Ä; = rufen , winken; indurmah, initmaJc=^Tuien lassen; OM^MC« = Ausrufer ; indav = (\a,s Winken, das Rufen; iinle- «ieÄ: = ächzen; iinelc ^=Kuh (eigentl. die Aechzende, Stöh- nende, so wie biiga, &«/i,"a = Stier, mit der Stammsilbe bug = brüllen, blöken, in Verwandtschaft steht).

jak. inih = das Stöhnen; inak =:Kiih.

osm. ön, ö»i. = Stimme (er önli otvret eine Frau mit Männer- stimme).

ViMB^EY, Etymologisches Wörterbuch. 4

50

Auf den ersten Anblick mag die Stammsilbe nn, in von im als nicht zusammengehörig erscheinen, da letztere zu- meist mit Winken, Kopf bewegen übersetzt wird und viel- leicht mit kirn = rühren, bewegen in Zusammenhang ge- bracht werden kann. Doch meine ich, dass mittelst im nicht so sehr der Bewegung des Hauptes als der mit der- selben verbundenen Lautgebung Ausdruck verliehen wird.

Als nächst verwandt zu oii, ong müssen noch folgende lautlich und begrifflich hierher gehörende Formen verzeich- net werden.

1) Nach der Regel der Lautverwandlung des k in ü, n oder vice versa:

nig. ofc = Laut, Stimme; O/fcfwioÄ; rufen. 6ag. ojiimak (wie oben).

2) reiht sich an ong noch: osm. Janl^u = Laut , "Widerhall.

jak. sana = Laut, Stimme, Ruf; sanar = niien, schreien. CUV. JingU ==Kleing, Laut.

55.

Os, OZ, es, is, zuvor, ehedem, vergangen, alt.

alt. o«o = früher, Vergangenheit; oäo^I = früher, alt; ozoci = vorüber- oder vorbeigegangen; o«l» = vorbeigehen.

uig. öski, üski, ö«7« vergangen , alt.

cag. isZ;* alt; i8kirtmek= sXi machen.

osni. eski^äM; eslmnek ^=Si\i werden.

Vergl. a4 = vorübergehen, vorbeigehen, an das sich das alt. os)hi, cag. aSin, aSir, am nächsten anreiht, trotz- dem letzteres als eine Nebenform von tas = überschreiten, überziehen, bezeichnet werden kann. Bezeichnend ist, dass die Eruirung des Ursprungs von iski, esli nur dem alt. 000, ozohi zu verdanken.

56.

Ot, tlVt, Feuer, brennen.

cag. o* = Feuer; o<mm = Brennmaterial , Holz; otimak =:hrcnnei\;

otlanmak = sich entzünden, jak. wo< = Feuer; ofjm = anzünden , Feuer anmachen.

51

iiiv. vot = FeueY; vocdk, i'o^caÄ; = Feuerherd.

kk. 0^ = Feuer; otolc, o<'m7c = Feuerstahl.

Hierher gehört noch o«aÄ, ■o<faÄ = Herd, Feuerherd, der Ort, wo gefeuert wird, welches ich ehedem fälschlich von «c-o/aÄ = Dreifuss , ableitete, da das cuv. votcak, vocah ent- schieden für die Stammsilbe ot, vot spricht.

Wenn wir das gegenseitige Verhältniss zwischen IcizmaTc = glühen und zürnen, jak. wo»* = Zorn, Heftigkeit und ort = Brand, ins Auge fassen, so wird es nicht schwer sein zu erkennen, dass zwischen ot == Feuer, und ö^=Zorn, Eifer, ein ähnliches Verhältniss obwaltet, daher letzteres in allen sei- nen lautlichen Veränderungen hierher gehört.

ot, Öj, ÖV, Zorn, Erregtheit, Eifer.

cag. öt. Öd Zorn, Ingrimm, Galle; öpJcc, övJce— Grimm, Auf- gebrach theit ; öpJceIemek = zürnen, sich ärgern; öJJce, öjge = Brunstzeit der Thiere und die damit verbundene Wuth.

kk. ö#= Galle; ö<eÄ = kühn, tapfer.

kir. Ö2>Ä;rf« = zornig ; ökpelemeJc statt öpJcclemeJc= zürnen.

osm. öt = Galle ; öfke = Zorn.

Es heisst ferner im osm. ödüm Jcoptu =^ich war sehr er- schrocken, aufgeregt; wörtlich: mein Eifer hat sich erhoben, und nicht: meine Galle ist aufgestanden, öt = Galle ist nur der bildlichen Bedeutung dieses Wortes entlehnt, denn für Galle als Körpertheil haben die Türken kein speciell selbständiges Wort. So wird im Osmanischen das Wort Galle mit dem arab. safra = Ga.\\e, gelbe Farbe, im Azer- baiianischen mit öd, aber auch mit dem pcrs. ^^ert^e = Galle, gelbe Farbe, ausgedrückt.

57.

Ot, oj, oi, Sinn, Verstand, nachdenken, sinnen.

uig. Ot, o;fi = Gedanke, Sinn; 0*»!«^ = denken, ausdenken; otun- maJc = sich vertiefen, sich überlegen, nachsinnen.

alt. nda = nachsinnen, überlegen {udabai Iclgin = er kam schnell, ohne sich zu besinnen).

cag. oy= Gedanke, Einfall.

4*

52

jak. öi = Gedächtniss; öi(?/(ö = verstehen, begreifen; öMö7 = be- greiflich machen.

Der Stammsilbe oj scheint das concreto o^" = graben zu Grunde zu liegen. Vgl. deutsch graben und (jrübcln; magy. fürni hohren und /M»'/:e's^»»'=; ausforschen.

58.

Ot, oj, OV, Spiel, Scherz, Tand, tanzen, scherzen,

spielen.

uig. otmak, M^/MaZ; = ausspielen , im Spiele besiegen; ojuk, ovulc = Spiel, Scherz; ovi<A;ZamaÄ= spassen, schäkern.

kaz. otmak, Mf«ja^= ausspielen; o<ms = Gewinnst, Spiel.

cag- o^' -/«>=: Gespielin; o^Mas = Freier; c>/«a/i; = schalkhaft, Schalk , leichtfertig ; ojnamaJc = tanzen , spielen. (Die Be- griffsanalogie zwischen Scherz und tanzen scheint auch im deutschen Tand und tanzen vorhanden zu sein.)

kir. «y'«ama^ = kreiseln; oJ«ar7« = muth willig.

osm. ojun = Spiel; oJalamaJc = tändeln; ojnaniak =^ spielen, tanzen.

jak. o/wM = Spiel; oiwMO^sjiielen, feiern.

kk. (^en, öjew = Spiel.

Mit Ausnahme der zwei zuerst angeführten Dialekte, wo die Stammsilbe in der ältesten Form und ohne Affix vor- kommt, treffen wir bei den übrigen das transitive n an. ojnaniak heisst daher richtiger sich spielen, sich kreiseln (tanzen). Das osm. ojalamaJc, dem ein mir unbekanntes eag. ojkalamak entsprechen muss , und osm. ojalanmah = schäkern sind altern Gebrauchs.

59. (^V, oj, tlj, Ut^ Scham, Schande.

uig. ovut Cc>/«<^.^^ = Scham, Schande; ovuÜuJc, ojatluk—scham-

haft; ovuimak, c>/a<mßZ; = beschämen, alt. Mja< = Schande ; tijal, i^'aZm = sich schämen; njalt=^he-

schämen. cag. o^'a^ = Schande ; oJa? = pfui!; <)/aiJ»aÄ; = beschämen ; vjal-

mak, utkaiimak = sich schämen.

53

osm. utanmah— sich schämen; utandlrmak = hesc]iAmen.

jak. säf Schande; sät, sätaUn = sich schämen.

kk. nat, ujat = Schanäe.

Nach den hier angeführten kk. und jak. Beispielen zu urtheilen, könnte man glauben, die primitive Stammform sei jat, und der o- Anlaut wäre nur später dazugekommen. Eine solche Annahme wäre entschieden irrig, da die Ver- schiedenheit der Verbalformen in ujat und in ujal ganz klar auf uj, oj als Stammsilbe hinweist, und letztere scheint mir mit dem alt. cy7ö^ entfliehen, sich zurückziehen, <y7^o = zurück u. s. w. verwandt zu sein. Der concrete Be- griff des Schämens ist daher sich zurückziehen, sich verstecken, wie dies übrigens aus dem transitiven utkaii- mak, otanmdk am besten hervorleuchtet. Zu bemerken ist noch, dass ut, ot in dem letzterwähnten Beispiele nicht als eine ältere Form des uj, oj anzusehen, sondern vielmehr aus ojat, ovut zusammengezogen worden ist.

60.

Off, Ök, ÖJ, eg, Üh, Üg, ÜV, anders, verschieden, fremd, Stief-, ändern, sich abwenden, tadeln.

nig. ögiin, öJcün, cgrm = anders, manch, verschieden; ögänmelc = sich verändern, bereuen; ökänc, ögiinc = B,ene; 'ükmek tadeln, kritisiren, anders wollen; wÄ"<Mm = Tadel.

cag. ögün, ögänmelc, ögünc (wie oben); ögnnclürmeTc = ^emsind zur Reue bewegen, absondern, reinigen; ögiirmeJc, iigürmeJc = abwenden, wegwenden; i7j/c; = fremd, Stief-, abgesondert (ügej harindas = Stiefgeschwister).

osm. ö^MwmeÄ; = sich abwenden, bereuen (bu isden öjündüm=^ ich habe diese Sache bereut); öJünc = Jie\\e; iivej—Stiei-, nicht blutsverwandt.

jak. «gr«'« = mannichfach, allerlei; «grä?^'« = Mannichfaltigkeit, Abwechselung.

kk. öi = Stief-, fremd (öi 6a&a = Stiefvater).

alt. ööj = Stief-, fremd; ö»ö = ein anderer, verschieden.

Vgl. aj, at (anders), eine hartlautige Nebenform vor- liegender Stammsilbe, die streng genommen auch hierher gerechnet werden könnte. In begriftlicher Hinsicht ist dies

54

um so mehr erklärlich, da ändern, abändern vom Begriffs- kreis des Abwendens, Abneigens nicht weit fallt.

61.

Ol, hol, köl, nass, feucht, Meer, See.

kk. hol, köl, kiil '&&&\ '87? = nass.

cag. iil, ö^ = Meer, grosses Wasser; 7tö^ = feucht; Jiölletmek— befeuchten, nass machen; Teül, Jeöl = 8ee.

osm. göl = See.

jak. wö7=; feucht; ili-i, ilijäbin = na,ss werden.

CUV. o?2Ä = feucht, Wiese, kothig.

Der Begriffskreis des cuv. olih gibt einen Anhaltspunkt zur Erklärung des cag. öleng = Wiese , welches fälschlich für persischen Ursprungs gehalten wurde. Letztgenanntem Worte liegt um so mehr die Stammsilbe ö^ = feucht, nass, zu Grunde, weil diesem als Gegensatz taJcir nieste, trockene Ebene gegenübersteht. Aus demselben Grunde gehört viel- leicht hierher noch das alt. ö^ÖH^r— Gras, Ried; kaz. ölen=^ Gras, das Grüne, in Uebereinstimniung mit der Begriffs- analogie das Ja^ = feucht und ^"a^i'i^ grün, das Grüne.

62.

Ol, sterlen, tödten.

uig. Ö7me7i; = sterben; ölülc=^ Tod, Leiche; ö^mwKA = sterblich ;

ölkürmeh = tödten. cag. ölmek (wie oben); ö^^MrmeÄ = tödten. osm. ölmeJc, öldürmeJc (wie oben); ö?M = Tod. jak. ö^ = sterben; ö^ör = tödten. kk. ö7er&en = sterben; 67erä>meM = tödten. CUV. tJt? = sterben ; m^er = tödten; vilim^Toi.

63. On, öng, Und, ün, eng, en, vor, vorder st, hoch,

hervorragender TJieil eines Körpers, hei'vorragen , sich erheben^ wachsen.

uig. önf/^=Yov, vorn, Vorderseite, Aussenseite, Farbe; angin, i öngtin = zuvor, Ost; öngce, ökce (ongice?) Führer (der

55

Voraustehende) ; eng = hoch, zumeist {eng üstiin = am höchsten).

cag. öng (wie oben); ö'»igr»we^ = wachsen ; önggen = hoch, er- haben; önffülli(lc=^da,s Halsgehänge der Frauen (eigent. das Vordere); öndür = hoch; engri, «n^n = vorwärts, weiter, hinüber, jenseits.

osm. öil^vor; e/l = eine Partikel zur Bezeichnung des Super- lativs.

jak. «wgrär = Vorderstück eines Kleides; Milwor == jenseitig; Milwor^M^enseits gelegen (vgl. cag. angri, angriM); ün = wachsen; i<»i,«är = wachsen machen; ön(?öc' sich ein wenig in die Höhe richten.

alt. ihigdöi = sich erheben; ötnür wovAeve Seite.

kk. Mwcw'me« = sich erheben.

CUV. om, o»im = vor, voraus.

Der begriffliche Zusammenhang zwischen hoch und vorn einerseits wie zwischen vorn und wachsen anderer- seits ist auch in andern Beispielen zu erkennen. So: uluh, ilik = gross, erhaben und ilej=^ vor, zuvor, iilgajmah = wachsen. Berücksichtigen wir ferner den Begriffskreis des uig. öng, nämlich in der Bedeutung von Aussenseite, Farbe, und fügen wir das analoge Verhältniss von Hr = Rand und kirtis ^Fsivhe, sowie von ü^:, ms = oben und jM.er = Aussehen, Aussenseite noch hinzu, so wird es gar keinem Zweifel unterliegen, dass auch

Öflff, Öfif ilfi, Farbe, Aussehen als in diese Familie gehörig anzusehen ist.

uig. öng, iing =^Fa,vhe.

jak. 6jl = Farbe, Wolle; *'n. = Farbe, Röthe auf den Wangen.

cag. -M»!*/ = Farbe ; öngün, iingün = gazeichnet (von Thieren, die mit einer Farbe bestrichen werden); initig, ününg =■ Schminke, Röthe. Aus besagten Gründen gehört vielleicht auch noch jangali, jcinah^'^Awge , hierher?

56

64.

Os, üs, öz, üz, jüz, ör, ilr, os, us, oz, uz,

uz, u6, oben, auf, hinauf, Ohense'de, Antlitz, aufwärts, hoch, Erhöhung.

I. s, s.

uig. üse, Öse, üse, ö«e = auf, hinauf; 'üst=-ohen, oherer; Jüg,

j«s = Aussenseite, Antlitz; Ost eJc = hoch, erhaben, cag. ö«e, üst (wie oben); ii^meJc, Jw*'me7c = schwimmen, d. h.

obenauf bleiben oder sein; öswe^* in die Höhe kommen,

wachsen; ös7i(?« = hoch, aufgewachsen; 'üs^emei' = erhöhen ;

özenmeJi = sich erhöhen; Ö2;e«(/i = Steigbügel, d. h. worauf

man sich in die Höhe hebt, alt. üs, äst = ohen; '««m = von oben; 'MSfM«(7« = Allerhöchster,

Gott; ÖS = wachsen; ös/cür = erziehen ; ösÄÄ = sich erheben. osm. ii^re, iistün (wie oben); J üslük —Ueherzug (yon jüz =■

Aussenseite, Oberes, Gesicht). jak. 'M*ä = Höhe; V/sä^« = der obere; tfSMW= schwimmen; tsüsiln

= Aussehen, Gestalt, Bild; *«s= Stirn (vgl. a?=oben, voi-n

und aZw = Stirn). kk. ii^tü = oben ; itstil = das Schwimmen ; iiösJcä = entstehen ;

nöskät = erzeugen , emporbringen. CUV. üs = emporkommen, wachsen; i'tster = erziehen; Jiä =

schwimmen, kir. ö«?)JcZ; wachsen ; ö««m = Gewächs, Erträgniss, Procent.

IL —r.

iiig. ö>M = ö»*« = oben , auf, hoch (ort tormaÄ = aufstehen ; öre- jKeÄ = überwältigen (vgl. super und superare).

cag. ör, M»* = hoch, auf, Höhe; öi'?emeÄ = aufsteigen , strom- aufwärts fahren; öriiJcviek, ö'/'Ä')wc7i; = auffahren, aufschrecken, erschrecken; 'äre= Säule, Anhöhe; 6>^e = Anhöhe, Terrasse; ö>Z;mc = Höcker, Erhöhung; //»«feme/i; = überziehen, bedecken. (Vgl. öVtoeÄ; = bedecken ; osm. _/M,r?KÄ; = üeberzug.)

jak. örö^eine hochgelegene Stelle, Höhe, hoch, flussaufwärts ; iirät==Aer obere, Obertheil, Oberfläche, Plafond (siehe fernere Bedeutungen bei Böhtlingk, Jak. Wörterbuch, S. 50); iiriimä = Schaum ( was auf die Oberfläche kommt , vgl.

57

deutsch ober, Oberes); ürdük =hoch; «»«yMi = aufscheuchen ; ör la,ng (von der Zeit).

alt. öre, Mfe^ Anhöhe, oben; örögi=^der obere; öröJcön, iirö- Z:öw = Hohe, Alte, Angesehene.

kk. 'MW = der obere; 6>e»iä= Oberes der Milch; ■Mr = lang.

Mit ör (oben, über) und dem Locativsuffix t, daher ort = Ost, üst, in engem Zusammenhange steht örtmeJc (öriit- jMeÄ;.^^ = überziehen, beschützen, bedecken, überwachen. So:

nig. örtünmis Schutz , Bewachung (tangri örtünmisi = Gottes Schutz).

6ag. 6'WM;me^• = beschützt, überwacht werden; öWM/i; = bedeckt, beschützt ; örtJcüci = Beschützer.

osm. örtünme1c = sich bedecken; öWm = Decke, Hülle, Schutz.

kaz. örtün, örfömm = heimlich , versteckt.

Nachdem wir das gegenseitige Verhältniss dieser Wort- familie mit der weichlau tigen Stammsilbe dargelegt, wollen wir dasselbe mit der hartlautigen thun, mit der Be- merkung jedoch, dass eine diesfallsige Divergenz im In- laute bei einigen Dialekten oft in einem und demselben Worte vorkommt.

III. —s, s.

uig. wsaZc^hoch, gross, vornehm; «€8MM = lang; w»Zt«Ä; = Länge; usakmah, M«aÄ:maZ; = lange dauern.

jak. ?f«ä = sich in die Länge ziehen, dauern; usiin = \a.ng (im Raum und in der Zeit); 1*»^ = Länge; ««iMW = längs; tisiik = Spitze (oberstes Ende).

cag. w«aZ;=weit; o«maÄ; = wachsen , hoch oder lang werden, einen Weg durchmessen oder zurücklegen ; osamak = be- gleiten, wegschicken.

osm. tt.zah (wie oben); uzanmah sich dehnen; tisatmah = dehnen.

kk. MSMH:=lang; WÄac?er5cw = verlängern ; OÄcr^cH = sich ent- fernen; MSifM/i; = Spitze.

CUV. osiai = begleiten.

IV. —r.

cag. «»• = hoch, Höhe; itrun ~ Thron , erhöhter Platz; oi-n, ortin, irr«« = Sitz, Platz, Ort; orntihnah, Of naimaJc = einen Platz einnehmen; ornatmcik = iemand setzen.

58

kaz. «»«4«« = Bettstelle, Stuhl; M»*M«cZM7i;= Sessel.

jak. oron = Bettstelle, Bank (ein zum Ausruhen bestimmter hoher Ort); OTMW^: Stelle; ort7j = Spitze, Scheitel; M»*a = äusserste Spitze der Jurte.

kk. Oven, 6rn, orew=^Bett.

duv. vurum^\&ng\ VM.»'a^ = weit; virm = Ort, Anhöhe, Bett, Thron (vgl. oron, urun).

Durch Verwandlung des s-Auslautes in z, c muss noch folgender Zweig vorliegender Stammsilbe als hierher ge- hörig betrachtet werden.

V. —g, 6.

uig. MC*" = oberes Ende, Spitze; MtfwaÄ = in die Höhe fahren, fliegen; nzek, ö«eA = Plafond.

cag. Mtf, it«=; Anfang, Spitze (vgl. <ö&=: Boden, unterstes Ende); üze, J//«c = hoch; 't/«t7i; = Dachstube, Dach, Plafond; uc- »wa/i; = Paradies (als hoher Wohnort betrachtet; vgl. tamuk =Hölle und tow* finstere 0 ertlichkeit); i*^ar = Vogel (ei- gentl. der in die Höhe steigt).

kk. Mirtr=es schwillt; M^anwen = fliegen ; ufu, M<i'M = Ende; ufugarben = fliegen.

Fassen wir nun die so ziemlich weitverzweigte Wort- familie in ihrem begriiflichen und lautlichen Verhältnisse zusammen, so werden wir sehen, dass erstens hinsichtlich des Begriffskreises die Verwandtschaft zwischen lang, hoch und oben auch anderswo, namentlich bei der Stammsilbe alf ilf ul sich vorfindet (s. § 11), und dass ferner laut- lich der Auslaut r als die ältere Form, aus welcher a, s, z, ^^ c hervorgegangen, in den nordöstlichen Mundarten vielfachen Gebrauchs, in den südwestlichen Dialekten schon beinahe gänzlich verschwunden ist.

65.

Ot, ilt, if, vorheiffeJien , vorübergehen, überschreiten, durchdringen.

uig. ö^HJcZ; =^ vorbei- oder vorübergehen; öÖeweÄ; = passiren , ar- riviren, geschehen; ö^fc/t =; vergänglich ; ittiilc, i<(7c^ durch-

59

dringend, scliarf; i^MnweÄ = durchdringend machen, schär- fen, schleifen.

cag. ötmeh (wie ohen); ö<e = seit, vergangen; öieÄ = vorüber- gehend, Reisender; ö<7i;e« = vergangen; öthenmek—lQh&rx, ver- leben, die Zeit zubringen; ötJcürmeJc, ithürmeJc ^^voihei- oder durchgehen lassen, schärfen, schleifen; ötkür, »<jä= durch- dringend, scharf.

osm. ötülemeh ~ bügeln , glätten (eigentl. mit dem Eisen hin- und herfahren.

alt. 6'^ durchgehen , durchdringen; öYMr =; scharf ; ötpös = stumpf (nicht durchdringend).

kk. öterben = durchgehen; ötererben = durchstecken; t'iti = scharf.

CUV. «?*# = durchdringen ; vitrc ^= durch , hindurch, über etwas hinweg.

jak. sitti = sch&ri, durchdringend.

In Anbetracht eines auch in andern Sprachen vorkom- menden Begriffskreises, namentlich des deutschen gehen, Vergehen, sich vergehen, wäre vielleicht das uig. und cag. ötünmek = sich vergehen , sündigen und ötün ^= Ver- gehen, Verbrechen auch hierher zu rechnen?

Inwiefern öt, iit als conci'eter Begriff des Vorbeigehens, Vorübergehens, mit dem lautlich analogen ötf iit =^ gegen- über sein, gegenüberstellen, in Verbindung gebracht wer- den könne, lässt sich vorderhand blos vermuthen, aber noch nicht mit Evidenz nachweisen, wenn nicht etwa der Umstand, dass erstere Stammsilbe auf die sich vollzie- hende Handlung des Vorbei- oder Vorübergehens, letztere hingegen auf die schon vollzogene Handlung Bezug hat, in Erwägung gezogen werden dürfte. Es geschieht daher nur behufs einer leichtern Uebersicht, dass letztere hier angereiht wird.

Ot, iit, öd, ut, gegenüber, Vergeltung, Erioiderung,

Bezahlung.

uig. ötnemeJc = zahlen, bezahlen, vergelten (Grundbedeutung: etwas als Ersatz gegenüberstellen) ; ötrü als Ersatz, gegen- über, für, wegen.

60

ca^. ötemek = vergelten, bezahlen, zahlen ; ötürü, ötrü = für, wegen, gegen; ö<m«c = Anleihe, Bitte.

osm. öte = gegenüber, jenseits, vergangen (öteden beri = seit lange. Für das oben angeführte Verhältniss beider Stamm- silben liegt im osm. öte die beste Beleuchtung); ödemek, ödünz, ötrü (wie oben).

jak. ttfan = gegenüber.

An öt schliesst sich lautlich und begrifflich eng an

Öc, ÜÖ, iiz, llö, ÖS, vergelten, erwidern (aber nicht

das Gute, sondern das Böse), Rache sinnen, grollen; ferner

gegenüber zu stehen kommen, begegnen, antreffen. So:

uig. üe, 06^= Rache, Groll, Hass; MCMM=:für, wegen, an- statt.

cag. üdühneJc, iicüldemelc groWen, anfeinden, zürnen; üSik=. grollend, feindlich gegenüberstehend (vgl. tusman, düsmen = Feind, von tus, <ms = gegenüber, welches in sämmtlichen türkischen Dialekten vorkommt und daher nichtpersischen Ursprungs ist); üMn, ic»w = wegen, für. Ferner in hart- lautigen Vocalen, als: Mc'ramaÄ == gegenüberkommen, an- treffen, begegnen; tt^rasmalc sich, begegnen; ttdr« = vor- übergegangen, vergangen, jüngst; ttcMr = Antwort, Er- widerung.

osm. tttf, ü£, iciin (wie oben).

alt. ötf^ Bosheit, Groll; öf^öJc, ö<fM/i;= grollen; öcöstir = Groll erwecken ; öMü = Feind ; uöura = begegnen ; tK^ur = Auf- klärung, Antwort, Bedeutung.

Nicht uninteressant ist es zu beobachten, dass die hier angeführte Stammsilbe in kö(f, göc, ke6, gec, was den

Begriffskreis anbelangt, einen sehr nahen Verwandten findet (vgl. § 108), was auf die Vermuthung bringt, dass öt, öc eine spätere, des gutturalen Anlauts verlustig gewordene Form sei. Die Confrontirung einiger Beispiele wird dies am besten beweisen. So ötmek A'etfme^ = vorbeigehen ; ötJicnmcJc kevJcinmeJc = leben, existiren; öteJc ket^ik = Reisender; ötJcen kecken = a\t, vergangen; ötlmrmek

61

ke^Mrmeh vorbei- oder durchgehen lassen ; öc köc = Groll; iiöMlnmek <jr6'«««»Hc7<; = zürnen, grollen u. s. w.

66.

U, tlj, tlt, Schlaf, schlafen, erschlaffen, stocken, erlöschen.

uig. M=der Schlaf; MSM^ = wach, schlaflos; ufimaJc, utumaJc =

schlafen; utiMi= Schl'Mev. jak. tt = Schlaf; M<m'= einschlafen; ttftfi = schlafen lassen, alt. iijuku = Schlaf; uJuJcta = schlafen ; ujuktat = schläfern :

ujuhuzak = schläfrig, cag. ujumak = schlafen; ujuklamak = einschlafen; njmali =

stocken, erschlaffen (so süt t<;c?w = di6 Milch ist gestockt;

kolum ujclti = meine Hand ist erschlafft; vgl. die deutsche

Redensart: der Fuss ist mir eingeschlafen). osva. xtjumah (wie oben); t/jM^maÄ = einschläfern ; ujiismak=^ev-

schlaffen, erstarren; jiigurt = eva.e Art geronnener Milch

(früher wahrscheinlich tijtigurt von ttjgtirmak = einschläfern,

gerinnen machen, da man die Milch absichtlich gerinnen

lässt, um den jugurt zu erzeugen), az. juhu 0'mcäm_) = Schlaf ; juklamalc = ?,c\i\aien (wie oben bei

jugurt ist auch hier das u weggefallen), kk. uigii, wi/m = Schlaf ; ttdlMrwe« = schlafen. CUV. IJI/i; = Schlaf , Schlummer.

Durch Verwandlung des Auslautes J, t in <f sind von

obiger Stammsilbe noch entstanden: iiig. ttCM/jwaZ; = erlöschen, ausgehen, verschwinden (tiriJcliJc ucuhsa

= wenn das Leben entschwindet) ; u6ulcmis = erloschen (mcm/c-

mis /i"öm«r = eine erloschene Kohle). cag. w<5iMZ; = Schwindsucht; «cmeÄ = ei'löschen , ausgehen; üvür-

)«e/i; = auslöschen , abwischen; 'M<f«A = ausgelöscht, fahl, alt. üji, öji = verschwinden.

Dem Begriffskreis des turk.-tat. uj, u6 nähert sich am

meisten das magy. aluchii = schlafen. So heisst es ahuU tej

= geronnene (eingeschlafene) Milch; elaludt a tüs = das

Feuer ist erloschen (eingeschlafen).

62

67.

JJSf es, is, Verstand, Sinn, Kunst, GescMckUchkeit. '■

uig. WS = Kunst.

cag. iis, is, es = Sinn, Verstand; MsZt« = vernünftig ; usJanmal; esZewmeÄ = zu Verstände kommen; islemek, eslemeJc = Gehör geben.

kir. ishirmck =^evmnevn, in Erinnerung bringen.

CUV. usta Meister (mit dem pers. JJstad nur zufällig ana- , log); US, as Verstand; ««Im = sich erinnern; asArga=e.v- \ rathep.

jak. i*sfwJb = Kunst, Geschicklichkeit; i/s/w^^a^ = geschickt.

alt. «ts= Meisterschaft, Meister; ^f«a« = sich als Meister aus- geben.

osm. ?<s = Sinn , Verstand ; wsZm = vernünftig ; iidasmak = sich ^ gegenseitig verständigen; uzlasfirmah = vergleichen, ver- ! söhnen.

Im 6ag. islemek, eslemck, welches eine Zusammensetzung aus is ejlemek zu sein scheint, findet sich der Schlüssel zu dem bis jetzt immer räthselhaft gebliebenen Etymon des \ isitmeh (hören), ein Zeitwort mit passiver Formation und den- noch von streng activer Bedeutung. Sowie nämlich islemek' oder is ejlemek der Grundbedeutung nach das Begreifen, Verstehen, Auffassen, Vernehmen bezeichnet, ebenso dünkt mir iMtkmek, kk. iiterlen, eäterhen auch aus is itmek ent- , standen zu sein (vgl. ofc = Sinn und oÄ'maZ; = begreifen, ver- '■ nehmen).

68.

tr^, zusammenlaufen, msammenschnimpfen, frieren, frösteln.

cag. 'iiämek = zusammenlaufen; väükniek, üMmek = frösteln, frieren ; i'iäenmek = sich zusammenziehen , träge sein , Wider- willen haben; i/^mi = Widerwillen , Trägheit; ü^endirmek I = jemand Widerwillen verursachen.

63

osm. '«'/^^-jneÄ = zusammenkommen (lashia itSiib geldüer = sie fielen über ihn licr); üäimeh, ii^enmeh (wie oben).

Wie die meisten auf ^ auslautenden Stammsilben, so scheint auch üs aus üg-üs, üüs, zusammengezogen zu sein.

69. t/t, Üd, ÜÖ, Zeit, Zeitabschnitt.

uig. iit, 'M<? = Zeit; «/<«'= zeitweise (im Kudatku Bilik mit *t>U!i> interpretirt) ; -MirM^ immer, stets, zu jeder Zeit.

jak. 6<öV = bald, in kurzer Zeit.

kk. iida = oft.

alt. ö_/ Zeit, Epoche {ajditkan ö; = anberaumte Zeit).

cag. il6ür, iizür =:Zeit.

Mit vorliegender Stammsilbe scheint das alt. iidele = den Mittag über rasten (osm. öjle, öjle7t = Mittag) lautlich sowol als begrifflich im Zusammenhange zu stehen. Möglich, dass die primitive Bedeutung „Zeit zubringen, weilen" war. Vgl. magy. idö = Zeit und i(lösni='v^ei\en.

70.

Uz, ÖZ, ÖS, OS, Jilz, Ireclien, abbrechen, trennen, vereinzeln, absondern.

uig. ö«mc7i; = abbrechen, aufhören; ose = getrennt, los, weg, allein; ö;?!fc/(;= Trennung; 6'««Ä = Abbruch, Unterlass (öeük- SM.^ = immer); ö« = allein, eine allein stehende Persön- lichkeit.

alt. üs = abbrechen; ösJcö = fremd, anders; öskolö = sich vei'- ändern.

cag. Öse, 'M«e = verlassen, vereinzelt, getrennt; ö^^re = andere, übrige; öä!Zä = Einzelheit, Einsamkeit; ö«m = das von der Mutterbrust getrennte (entwöhnte) Kind; özenmek =^ s,\c\i trennen; osOTa/i; = schälen; osulmak, östtZwe/c = sich schälen ; üismeh, jüzmeh = ?,o)imdiQi\, die Haut abziehen.

osm. ösmek, özge, JiigmeJc (wie oben).

jak. ÖSM?= losbinden, lösen; ösüUi = sich losbinden, abnehmen; «tSM?= ausziehen, ablegen.

64

kk. 6'«7^« = ein anderer, ein Fremder; ö«Mre = getrennt, fort; ■M^er&ew = abreissen ; 'üsiilz=die Geister der Verstorbenen.

Vorliegende Stammsilbe ist blos eine Nebenform des mii sibilantem Anlaut versebenen «««, sös (absondern, trennen).

71.

Kab, liob, l^ov, heb, köb, kIM), kev, köv, küv.

Diese Stammsilbe umfasst einen der ausgedehntesten Be- griffskreise, und zwar in folgenden Richtungen:

1) aufstehen, aufheben, anschwellen , aufwallen,

mit einem Worte jene nach aufwärts gerichtete Bewegung eines Körpers, durch welche ein inwendig hohler, erhöhter Raum entsteht. Damit stehen im engen Zusammenhange folgende Bei- wörter, als:

2) angeschivollen, aufgeblasen, dich, rund, bauschiff,

gewölbt, leer, hohl, und deren bildliche Bedeutung, als:

3) stolz, prahlerisch, eitel, sich atis Stolz aufblasend.

In der betreffenden Classification wollen wir erstens die hartlautigen und dann die weichlautigen Wörter vorführen.

I. h-.

uig. ^o&« = leer, wüst, hohl, eitel; /ro^^H = aufgeblasen , stolz; /i"Oi't(Z; = Hut; fco/)maÄ; = aufstehen, aufschwellen; Jfopur- malc, kovurmak=^&uih.ehen, erheben; ^ovanmak = sich er- heben (das Gemüth), sich freuen; J^ovawc = Freude (vgl. den Ausdruck hohes Gemüth =: Freude , mit dem Ausdruck alcaJc köngiil [niederes Gemüth] = Leid, Kummer, Trauer); ^aba dick, grob; Jcobdi Je =gv oh, rauh; fci6 = hohl, leer; kibJci=^ stolz, aufgeblasen; kiblik = heere, Eitelkeit.

cag. /li;a&ar»iaÄ;= dick werden, anschwellen; Ä;a&ariMÄ;= Wasser- blase ; Teaburmak = aufwühlen ; Jeaburti = Auflauf, Lärm, Gewühl ; Ifoburulp = aufgeblasen , aufgedunsen ; kapcah, ijsijjm^ hohl, leer; ^-«ftaw = gross , stark, hoch und von diesem dünkt mir nach Weglassung des labialen Aus-

65

lautes, rcspectivc Inlautes das mong.-türk. Man = Fürst, Oberhaupt entstanden zu sein. Von Man ist die neuere Form chan entstanden; kcxunalc, Tioparmak, Ifovanmah, h'ovanz (wie oben).

kaz. liohniah = aufstehen; ]^obsulamak = sich aufblasen, stolz

sein. It. ,Ji'a^ = viel, Menge, hundert; ämö«^ = Freude ; ik:tibu-ihi freudig; Zroftra^* = Brücke (vgl. höprii).

.)sm. Imvuk, kovuh, Ä-oö^ti = Blase , Hut, Mütze; ^'la&a«; = Kür- bis; /(fffl&Mn«aÄ = anschwellen.

jak. /lro&o = hohle Kugel; A*o& = Verleumdung (hohles, falsches Gerede?); Ä'a&a^' = Blase ; ^a&ln=mit einer Wölbung, ge- wölbt; ifraftlrli = verursachen, dass etwas sich wölbt, schwillt oder eine Blase bekommt.

iuT. i5i'a&aj' = Haufe, Heuschober; A'o&ar = entstehen , aufkom- men; A-o&ari = etwas aufheben; Jiuhuh, A-uöiÄ; = Schaum, Blase.

Aus der BegrifFsanalogie des oben und vorn, vordere Seite (vgl. dl, il, ul § 13) erklärt sich auch das az. ^abag = vorn, Vorderseite; kk. kapak, kamaTc = Stirn, welchen beiden Wörtern fragliche Stammsilbe zu Grunde liegt.

II. 7c—.

nig. kebeJc, kevelc, köbe]c = leer, hohl, eitel, nichtig; kebcs, kevcz, A*öyc^ = aufgeblasen, stolz, prahlerisch; kövczlen- niek = sich aufblasen, prahlen, stolziren; JeebinmcJc := sich einbilden; kebinc, Äefmc = Einbildung, Selbstvertrauen.

cag. 7i'et'e7i; = hohl; /ret'reÄ-^hohl, mürbe, weich; kevcrmck^= aufwühlen, locker machen; kevscmch, Ä;eÖA'eme7; = wieder- käuen, sich aushöhlen, schwach werden, erschlaffen; kev- scJc, keöseJc = schwach, locker, inhaltslos, aufgedunsen; kevenmek, kövcmneJc, fcMi'e««Kc7.' = sich aufblasen, prahlen.

osm. f/evcJc = hohl; (/evreh ^^mürhe; f/et^seJc = locker; gevset- jwf/i; = lockern; gre&c = schwanger (angeschwollen); gebermeh crepiren.

kir. A'ö&i'eZ; = weich , mürbe; /.•Öösc^-Zejwc7>; = weich werden.

jak. 7c«&mVäÄ; = locker, nicht fest; köji, Äv72>2)ö7i; = locker, weich, rauh (von Pelzwerk); fcöö/zö = locker werden.

ViUBiny, Etymologisches Wörterbuch. 5

Nach dem im Jak. angeführten Beispiele der Analogie des kep und höp hätten zwar die auf letztere bezüg- lichen Wörter in die vorhergehende Rubrik gebracht wer- den können; allein da der Inlaut ö einen wol verwandten, jedoch separat stehenden Begriffskreis repräsentirt, so haben wir denselben als Basis eines besondern Familienzweigs dargestellt.

III. ö— .

cag. köbf A"ö/>/« = ein hohles, bauschiges, rundes Gefäss; köb = viel, reich, Menge, Haufe, dicht, finster; köblemek, köbi- meÄ; = vermehren , zunehmen, fett werden; köprümek=^a,n- häufen, aufhäufen, wölben; JcöjmlJc = Brücke , eigentl. Wöl- bung, hohler Weg; Ji'öjiük, Ä;«&ö7c = Schaum, Seifenblase (von der leeren hohlen Form so genannt); köpuldemcl;, fcöiJMrOTei— schäumen. Blasen werfen (vgl. das hochlautigc iJroÖMÄ; = Blase und /iro&MrjwaZ; = schäumen , Blasen werfen).

kir. A;ö/>»«efc=anschwellen; A'ö/:»/ö = alt, lange her (eigentl. seit vieler Zeit).

az. köb, A'ö^i = Schaum ; ^öfteZ; = Hügel, Bauch, Bauchspitzc, Nabel.

osiii. köjiiir = Menge , Masse ; köimlc = Schaum ; kÖ2>ürmck = aufwallen, schäumen; yöbre, ^«/&re = Haufen, Misthaufen und als j}ars pro toto Dünger, Mist; gömür, gövnbür Haufe, Anschwellung; gömürmek, jfö»n&«r»seÄ;= anschwellen, sich aufblasen.

alt. /iröjf> = viel; feöi><ö = vermehren, anhäufen; /t"ö/> = auf blasen, anschwellen.

kk. köx>f köfci=^\ie\, oft; köpük = &cha,uTa; köbcrgä Brücke (der beste Beweis, dass köprü mit dem griechischen -ye^upov nichts gemein hat, wie man früher anzunehmen pflegte).

CUV. A"Mjpce = anschwellen, dick werden.

Schliesslich muss noch bemerkt werden, dass der Auslaut b, p infolge einer normalen Lautveränderung sich noch in k, ng verwandelt, wie aus folgenden Beispielen ersicht- lich ist.

IV. —l, g, ng.

uig. A"öA; = dick, augeschwollen; fcöÄrewei = anschwellen , hohl werden; kökMz =^Br\Ki (eigentl. die Wölbung des Körpers);

67

Jciing, fcMWÄ; = Trommel, Pauke; Ajtinj/remeÄ = einen hoh- len Ton geben, schallen.

cag. Jcö/i, kökremek (wie oben); hökrek, 7^ö/^SMÄ; = Brust.

az. /ijöfcce/i; = schön (eigentl. von rundem, fettem Aussehen).

osm. Jeöjüs, kögiis, </€»/«s = Brust, Brüstung.

CUV. 7i;MÄ!Mr= Brust, Herz.

kk. fcöÄ^SM = Brust unter der Achselhöhle; kütigdei = \&ei, hohl.

72. JK^al, kaj, T^il, J^ij, T^ol, koj.

Diese Stammsilbe steht begriiflich dem vorhergehenden kaj) so ziemlich nahe, indem auch sie die Grundbedeutung von:

1) anhäufen, anschwellen, aufwallen, kochen, sieden, schäumen;

2) Haufe, Menge, dicht, dick, Berg

und andern erhöhten Gegenständen in sich schliesst.

cag. /raZawaZ; = anhäufen , auf- oder übereinander legen; kaiin = aufgehäuft, viel, gross; /««TparwaZ; = anschwellen, auf- blasen, sprudeln; A"a^^aZ; = Hut; /[•'j/a;^ Haufe; J^alhmak aufschwellen, sich erheben; /("fflttaM = Schirm, Schild (eigentl. was zur Abwehr in die Höhe gehalten wird); A^^^^r« = Herr, Beschützer, ein Titel unter den Krimtataren, entsprechend unserm „Herr"; /i'0^ = Hügel, Anhöhe.

uig. kaiin = viel , reich ; kalili = Höhe des Hauses , oberes Stock- werk; Ztatta^amaZ; = langsam aufstehen.

kir. ^'«ttarrz Wetterdach, Schirm; ImTkan, Zi'attajw = Schild.

osm. Jialln = dick , dicht ; kalkmak = aufstehen ; J^aldinnah = aufheben; ZraMIrl»» = Pflaster, erhöhter Weg; Jfalgtmah=^ aufspringen, auffahren.

alt. kaljimr = iohQn, rasend sein; /i"«7;;7jMa7i; = wüthend (der con- creten Bedeutung nach von kochendem , heissem Blute sein ; vgl. (ZeK = warm und toll); Ä*atta = Vorhang, eigentl. was aufgehoben werden kann; kalhi=^A\ck^ dicht.

jak. Ä-a/m^dick, Dicke; /ta^^a Schutz; /ffftt«?« = jemand beschützen; ^^a^^an = äussere Thür (Wehre, Schutz?).

5*

GS

kk. kalen=^ dick, dicht; kalbaJc hreit. CUT. l^ornn = dick, dicht.

II. -j.

cag. ^ajnamak = kochen, sieden, sprudeln, aufwallen, zürnen; A*fly«aÄ: = Quelle (eigentl. was aufwallt; vgl. hulamak = aufwallen und Milak = Quelle); Jtajparmak = sprudeln, wallen; /ra/maÄ =: Rahm , Schaum (was aufwallt, was in die Höhe kommt); ^ajwa^ZamaÄ; = schäumen , Rahm aufwerfen.

osm. haJnamah = koc\\CTa, sieden, wimmeln {ortallh /.'q/nar ^ alles ist in Bewegung); kajmak (wie oben).

az. kajnar, kajnarde = QneWe.

jak. kijln =kochen, sich ärgern; kinar = zum Kochen bringen; A*ma=jemand ärgern; ^Hnanisak veizba.T.

CUV. ^«^'rtr = Zorn , Aufgebrachtheit (Tör Äa/are = Gotteszorn) ; /ir»yma=Rahm.

alt. ]/ciJäl = Zorn ; kijalda = zürnen ; ^ijanak = tollkühn , auf- brausend, aufwallend.

73.

Kcij, J^'iJ, biegen, neigen, umbiegen, krümmen.

cag. kajmak, J^ajnnak = hiegen, neigen, herabsenken; kajihnak sich biegen oder neigen ; ka.^ (kajis) = Bogen , Augen- brauen, eigentl. das Gebogene; ki^ (kijis)=^kraram, ge- bogen; vgl. e^me/i; = biegen und cgri=^kv^xxc\m■, kijsik, kWk = schief, schräg; pisimck = schiei legen, biegen; Jfajirmak, kijirmak, ^i-ymwaÄ; = umschlagen , einbiegen, umsäumen; fcivj-iHj = Saum , Einschlag; lcijinc = der schiefe, schielende Blick.

alt. l^ajir = uvahiegen; /i!|^'= krümmen, biegen; ä"I^'I?<= ab- wenden; koni (kajum?), Jji'omut = Joch, ein gebogenes Holz am Nacken der Thierc.

osiH. Jfivirmak = umschlagen , einbiegen ; kivrlk gebogen , ge- kräuselt. Locke; /If-iv^mA; = eine Schafgattung mit klein ge- kräuselter Wolle.

jak. Ä"^msa/c = Neigung zur Seite; kült'di=-e\ne Krümmung be- kommen; M?<ä'w = hinkend (krummen Beines sein).

kk. kejer, A'ijer schiefäugig.

69

Schon anderweitig (vgl. egmek = biegen und cgin Rücken) ist erwiesen worden, dass der Begriffskreis des Neigens, Biegens, Umwendens, Umkehrens mit Rücken, Rückseite, Kehrseite in einem naheverwandten Verhältnisse sich be- findet, und es geschieht aus diesem Grunde, dass wir auf das vorstehende J'ctJ, JfiJ sogleich Äa<, Äa;^ Rücken, Kehr- seite folgen lassen.

74.

Kaj, kej, J^ij, Uat, Mit, kit, Uiö, kilt, umkehren,

umwenden, rückwärts, zurück, Bücken, hinten, unten,

HintertJieil, Untertheil.

I- -j-

uig. feym = rückwärts; fcijru, feejrü = zurück; /feritmcJc = zurücksetzen , beeinträchtigen ; kerilmek = zurückweichen.

cag. kajta = zurück, aufs neue, wieder; AjcyYarma/l; = etwas um- wenden; ^aJtmaJc = umkehren, zurückkehren; Icijn, kin (hij in) ==^ zurück, hinten, rückwärts; /?#« = zurück.

osm. girü, jrer« = zurück ; «/enVmeA; = zurückweichen.

jak. kiitinä = hinten ; künnägäs = zukünftig (was hinten oder rückwärts ist); känniki=^deT hintere, nachfolgende.

alt. kijin = hinten .

In Anbetracht, dass der Begriff des Kleidens, Sichbe- kleidens in den turko- tatarischen Mundarten die Handlung des Rückenbedeckens in sich schliesst (so: hir ncsne slr- üna al = ziehe dir etwas an [nimm etwas auf deinen Rücken]; sirti acIA = unbekleidet [nackten Rückens]), wäre ich geneigt, vorliegende Stammsilbe auch in

keJ, Jcet, hlj, gij, bekleiden, anziehen, auf sich nehmen, zu entdecken. So:

uig. ketmck:^ ein Kleid anlegen; ketim, ketkü— Kleid, Anzug; ketkülük = etvfa.s zum Anziehen.

cag. A'/jOTt'/c = anziehen; kejini, leijim =^ Kleid; kin, kijn = Scheide, Bekleidung eines Schwertes oder Messers; kiijnek=- Hemd; J,:ijgäläk=ety{iis zum Anziehen; fce^'»»«r=Hülle, Decke.

osm. </y»}e/i; = anziehen; gömlck Hemd (eigcntl. gijimlik).

70

kk. A!e<?erjwe« = anziehen ; kögänälc=^llom(]..

jak, Jeätf kätäbin = a,nziehcn; kätärd = jemand bekleiden.

Ferner scheint die Benennung von Schweif, Hintertheil (at kujruc/i = Pferdeschweif, gemi hijrugu = Hintertheil des Schiffes) auch von vorliegender Stammsilbe entstanden zu sein. So 6ag.-osm. kuJniJc, jak. Jputunih, kk. Jtuduruk, cuv. Zro* und Jtiüre und das mit diesen zusammenhängende ^usJcun, /i?ty'MSÄMM = Schweifriemen.

II. —t.

uig. kat = na,ch, hinten, Hintertheil; kata, ^aic?a= im Rücken, rückwärts; ^«^m rücklings, hinten, der Westen (vgl. öng = vorn und Osten) ; Jisatra = zurück ; T^atiirmak = umwenden.

jak. Äy<? = hinten; ^cöfä'ft = Nacken ; A'«<ä^arm = die rückwärtige Seite.

cag. köt, /iJM^ = Hintertheil, Unterleib, Podex.

CUV. iJs-iÄ^ hinten; A;*ssm = rückwärts.

kk. kiste ^= Hintertheil.

Der dentale Auslaut t, s hat sich noch in c verwandelt, so: cag.-az. Äitf— Hintertheil; A;irf/(;e = Hinternacken, Hinter- kopf; und in voller Würdigung des begrifflichen Werthes dieser Stammsilbe ist es fi'aglich, ja vielleicht sogar wahr- scheinlich, dass

cag. kid) Aide = spät, Abend; &icVÄ;meZ; = zurückbleiben,

jak. fe/««e = Abend,

kk. Jeed'ä = Abend ,

CUV. 7^a«'= Abend

auch in diese Familie gehören. Wenn der betreffende Gegen- satz , nämlich der Morgen (ir, irte) wörtlich den frühen Zeit- abschnitt des Tages bedeutet, warum sollte der Abend nicht mit Ä;ec = spät analogen Ursprungs sein?

Schliesslich werden wir die Stammsilbe kat, kät bei ge- nauer Betrachtung ihres Begriffskreises von hinter, zurück auch noch in der Handlung des Zurückgehens , Sichzurück- ziehens entdecken. Wir haben vorzüglich zwei Gattungen letzterwähnter Handlung vor uns: die eine, das einfache Weggehen, wo der Auslaut t unversehrt geblieben, während die zweite, die einen verstärkten, beschleunigten Grad, nämlich entfliehen, ausdrückt, infolge des frequentativen

71

s in c oder in s auslautet. So ist entstanden von hat, /i;äY = hinten, Rücken a) ket (weggehen, sich entfernen, sich zurückziehen), welches nur später und fälschlich für gehen gebraucht wurde, da hierfür das specielle harmah existirt; b) Jjnic, Ts:e6 (eilig gehen, vergehen, laufen, flie- hen), welche beide Formen streng genommen hierher ge- hören.

75.

JK-Ctj, k(li, ivelche, wie, wieviel,

ein Fragewort qualitativer und quantitativer Beschaffenheit.

lüg. /iCT^ welcher, was für einer; /röyM«;=wie? wie so? li:anc,

I^anca^yf'iG viel; JeaJunJä, A-awÄJ welcher; kaJda = v/o7 cag. JcaJ, kaju, kajde (wie oben); kajda(j = \fie , auf welche

Art? Jcajisi, kajsi = via,s für einer? ^ajcag^ kacan (haj-

cagun) = Mann, zu welcher Zeit? osm. kangl, ÄrtH^I = welcher; kania, hama = \vo; Am = wie

viel? kir. 7ifcy* = was, wie? Ijiajteln (eigentl. haj etein) ^= vfus ist zu

thun? jak. ]^aitaJ:=^vfie beschaffen; Jkantan = won wo; kanna=^v!o'?

^annlJc = \on welcher Art? ij?aic'a=wie viel? /i'tttea^dann

und wann; /ias = wie viel? /c«s«w^=wann? kk. Äfai = welch, was für ein?

76.

Ij[a7c, IßOlß, fcog, fyav, Ipov, dürr, trocken, tvitst, und in bildlicher Bedeutung leer, trüb, traurig.

uig. kok, Ä-afc^ trocken, dürr, Erde (als Gegensatz zu öl, höl = ievichi, nass, Meer). Diese Urbedeutung des Wortes lässt vermuthen, dass das neupersische cÄaÄ = Erde türki- schen Ursprungs sei, namentlich da für dieses Wort das arische zeniin, slawisch ^c»i?/a= Erde, existirt; kolßis, J^uJjiuz = betrübt, elend Qcünglü IcoJcu2 \on düsterm [ausgedörrtem] Gemüthe).

cag. kailf (wie oben); Jcak s«yM = das auf trockenem Boden sich

72

sammelnde und dort länger zurückbleibende Regen- oder Sclineewasser ; /irffl/i'Z«X-= Düri-e; kaldamalc , kalssalmak =^ dörren , austrocknen ; 1j!oJ,e, l^og, /li;ov= dürres, faules Holz, Schwamm, Zunder; kagurmalc=^v'6siQn, dürren.

alt. /ira^s« = infolge äusserster Dürre geborsten oder gesprungen; ^a^sa?= geschwächt, abgemattet; Ifogo, A-oo^o^ = Brander, Glimmer, glühende Kohle.

kir. Zrcf/i-f/aw = trocken , ausgedörrt; ^a^sma^ = zerspringen in der Hitze.

osm. Ifavurmah (Ji:agurmak) ~ rösten , sengen ; Ikiavurulmah = sich rösten, sich sengen; ^av^ Zunder; /i?a^?ma^= zürnen; jJraÄm = Zorn. Vgl. Ä'*««ia^ = glühen und zürnen.

jak. kagdan = ^&Vo, falb (von Gras, Blättern); kagdani=^^\h werden.

kk. kag, A*a&o = Zunder.

Sowie feucht, nass, jung und grün (jaS jaSil) von ei- nem und demselben Stammworte gebildet werden, so ist dies auch, wie wir sehen, bei dürr, trocken und gelb der Fall. In letzterm Sinne hah, Jcav noch mit Jcar, hör, Jcur (schwarz, trocken, alt) verwandt. Vgl. § 84.

Schliesslich gehört hierher noch cag. kuvarmaJc = fahl werden, erblassen; alt. jfett&a = fahl , öde, wüst, dürr und Zri(&ar = arm oder elend werden, wo, ähnlich der Lautver- äuderung des kakurmalc, kavurmctk, das auslautende k, g auch im bildlichen Begriffskreise fraglicher Stammsilbe sich in v verwandelt hat. Vgl. huj, Z;jy = brennen 116).

77.

SiClJfif ÖCtJi^, cojy, 6u1{^, schlagen, klopfen, aushallen, hauen, stechen, ausstechen, aushöhlen.

I. h—.

cag. ij£:aAsywaÄ=: schlagen, klopfen; /rffl/r?a>«a/i;= klappern; ^aljetl- ^amafc poltern, mit Unterbrechung schlagen, ausklopfen; kagismah= sich prügeln.

osm. kakmalc (wie oben).

Hieran schliesst sich die durch Lautnachahmung ent- standene Stammsilbe Tfal^, kank, kang, der Inbegriff des lauten, schrillen, gellenden Tons. So:

73

cag. Ä;a^«V»!ö7i;= krächzen, krähen; kanl^irmak = gellen , wider- hallen, klingen.

alt. /;-o/i; = schriller Ton; Ä-oMa = einen schrillen Ton gehen; Icagllda = schreien; JfaJ^ia = krächzen; pangü = das Gackern.

jak. Jfäksia, IfäJcsibin^Yaien; kaglrgä 'kxä.ch.zen.

kk. ^'aj/ararJew^ krächzen.

II. C-.

cag. cakmak = schlagen , schneiden , stechen , beissen ; caku = Messer; (fa/i;MamaÄ; = zerschlagen ; caganah = Bucht (von «fa/feawma/c = sich aushöhlen); ^o/r>w«Z;= aushöhlen; cokur, <fM^M»-= Grube, Aushöhlung; <^o^umak= picken, auspicken (Augen); t^o^mar Knittel (Schläger); <^o7/um = Keule; colfuc, <foMc'= Hammer (Klopfer).

osm. <fa/i;= geborsten, zerschlagen, zerhauen; cia^i;« Messer.

kir. Ä'aA^aZ; = schlagen, stechen; conf/raM := Brunnen (eigentl. Aushöhlung, Grube).

tat. <fon-</MrZawaÄ; = aushöhlen, ausgraben.

jak. coÄ*!« = klopfen, schlagen; ^o/joccm = hölzerner Hammer; (^oü ocolc = ein ausgehöhltes Rohr, als Tabackspfeife ge- braucht.

Das Verhältniss, welches wir eben als zwischen kaJc = schlagen und ImJji, kang = tönen bestehend hervor- gehoben haben, ist auch zwischen cffl/fe = hauen und <fa^ = rufen und <f«»J-»/ = tönen zu bemerken. So:

nig. tfojtÄ; == Glocke.

cag. (^anl^f dang, <^angrau, <Sungrau = Glocke.

osm. da»l = Glocke; i^ingirdaJc = kleine Glocke; cingramah = läuten.

kir. ^f»i,flr = Glocke; äinglldamak=^\2iuien.

alt. Sang Glocke; Sang ^-aZ; = läuten , die Glocke schlagen; Sanglr, äungur ^Gel'inte; Sangdara = läuten.

Die Stammsilbe ca^ hat auch eine selbständige Bedeu- tung, und zwar: Theil, Abschnitt, ein Wort, welches so- wol zur Messung eines Raums als auch zur Bestimmung der Zeit gebraucht wird; so: uig. Icadak (Jcai caJc) = -wann'i JcttJcen cakta=zuT Zeit, als er ging; jak. 8aglna = zur Zeit; CUV. <fo^ = Zeitmass, Zeitabschnitt. Im Uigurischen bc-

74

deutet tfa^ entschieden eine Stunde, einen Theil des Tages, wie dies Ulug Beg sehr riclitig bemerkt hat, indem er sagt: „Die cliinesischen und uigurischen Sterndeuter haben den Tag in 12 Theile getheilt und jeden einzelnen mit cag be- zeichnet." Auch in einer Verbalform kommt sie vor, so: caJßamaJc, cagdamak =: Zeit abwarten, sich vorbereiten; cagdaul = Wachposten. Hinsichtlich der Raumbemessung oder in der Bezeichnung der Qualität und Quantität hat cak in der Variation von cag, ca noch einen weitern Spiel- raum. So: jus c'a/c = Hunderttlieil, hundertfach; cagUk=^ ein Mass habend (orta 6a(jlih = mittelmässig) ; ol ^aglik Jean aJcti= so viel Blut ist geflossen! talgaca = 'bis zum Baum u. s. w.

Schliesslich ist caiks, was den Begriffskreis von theilen, zerstückeln, zerhauen anbelangt, in der Verkleinerungs- silbe vaJc, eile, vuk, öük, eigentlich ein Abschnitt, ein Bruchstück, zu erkennen, aus welcher das verstärkte Deminutivum calds, ^agiz, ^egiz, öejis und cijiz ent- standen ist. Ein ähnliches Verhältniss scheint zu bestehen zwischen dem cag. Deminutivum gina, J^ina und dem be- kannten ^ywia/c schneiden, hauen; ijf^^m = Schnitt , Ab- schnitt, Bruchstück.

78.

Kujc, IfioJ^, wehen, hauchen, riechen.

alt. Ä'aÄ; = wehen (salh'n kakti = ein "Wind wehte), osm. ^S-ofcwia^ = riechen; A-ofeM Geruch (vgl. esmek, ismek Wehen und cag. is= Geruch).

79.

K(ll, zurückbleiben, untenbleiben, liegen bleiben, sterben, untergehen, bleiben.

alt. Ä-«? = bleiben, sterben, untergehen; fr«/« abstehen, zurück- bleiben; kaläik, /w^cZiÄ-^ar = Nachkommen, die Zurück- gelassenen; Jcalmanzi lslü.xoAem, der zurückbleibt.

cag. ^i;«i?Hi«fc= zurückbleiben, liegen bleiben; Imldurmuk yer:-

75

Heren, zurücklassen; /fa^atonZ; = zurückhalten ; kaltüfj = faul, träge (eigentl. der zurückbleibt, der liegen bleibt). , ]iaUimah = sich, zurückziehen, sich entziehen; kalsigän schwach, kraftlos, enthaltsam (vgl. kaitag, hcUmansi).

osm. fea^maZ; = bleiben ; Jfalan= der Rest.

jak. kalf kalabln = bleiben, übrigbleiben; kcillar = zurück- lassen.

kk. ^alerben, Jialermen =^hleihen.

Im weitem Sinne des Wortes ist mit Jeal verwandt das tnrk.-tat. öZ = sterben und «?= unten, am nächsten steht ihm aber das magy. Äa?«i = sterben , ÄaZm' = liegen und die entsprechenden Analogien in den finnisch-uigurischen Mund- arten. Vgl. Budenz, S. 78.

80.

JK^CiPf ergreifen, erfassen, berühren; auch geivaUsam ergreifen, erhaschen, an sich r-eissen.

cag. ^'«y^ma^ = ergreifen , erhaschen; ^apusmaJc, leavusmaJc = sich gegenseitig anpacken, sich anfassen, sich umschlingen, an- oder übereinander kommen, sich begegnen; Jeavushcr- jMa/b = machen , dass man sich umfasst, zusammenbringen; kabu, ^apa, feafta = Bissen , Griff, Fang; Äfffi>X-aw = Falle, (Erhascher).

osm. ^ajitnaJc, kavusmak (wie oben); J{:avu8turmak :=^ ühexnin- ander bringen, übereinander legen; Jcavus, koints, kous^^ Gesindezimmer (wörtl. Vereinigungs- oder Zusammenkunfts- ort der Diener).

alt. Ä'aj)^ erhaschen; kapsagair:= eilig, hurtig; kapsagajla^^ sich sputen.

jak. kab, ifi-aftatm = greifen , anfassen.

CUV. ^ii;*2> = erhaschen , beissen; fc-^/^c^iv = Zange , Anfasser.

Aus kabus, Jcavus, haus ist infolge allmählicher Weglas- sung des labialen Inlautes entstanden ko^ = zusammen- gestellt, vereinigt, gepaart. Paar, doppelt, wie aus folgen- dem Familienzweige ersichtlich ist. %. Jfoos, A'Oma' = Gesinde, Heer, Truppe (vgl. cej^meZ; = sam- meln, vereinigen und ^eW^=neer); ^Jroös'maÄ^^ zusammen-

76

stellen; JfoSni, ^OMs'm = Geselle, Nachbar, vei'eint; Jfo^ni- lik = Nähe , Gemeinsamkeit.

cag. koS, 7<*o^a gepaart, doppelt, vereint. Paar, Gesellschaft, Cirkel; ^co^mä; = Doppelvers, Reim, Vers; JfoSum, Ijcoäun Heer (das Vereinigte, Zusammengestellte; vgl. nig. l^oos); konhag = Doppclgebinde (ein Ensemble mehrerer Riemen, zum Aufhängen des Necessaire eines Mittelasiaten); kOH- c7joM = Chef des Hauses oder der Familie; }fO§begi, kiis- 5e^i = Oberster des Gesindes; ^o^waÄ hinzufügen , an- spannen, vereinigen; ko^ulmak = sich anschliessen; koSan- ma = Beilage, Zugabe, Haussteuer (eigentl. was dem Bräu- tigam zum Mädchen zugegeben wird).

az. /foj$a«<«' = Haussteuer.

kir. kos, ifcoMS = Paar, doppelt.

osm. ko4mali (wie oben); A-oi<Mr»}a/f;= begleiten lassen (eigentl. machen, dass sich jemand anschliesst).

jak. ^os = doppelt; A"osow = Reim, Alliteration.

kk. k6%erhen = hinzufügen.

CUV. ^'o^= vereinigen, hinzufügen; i^o^m' = ein aus mehrern Thei- len zusammengestelltes Ganzes.

koS mag auf den ersten Anblick eine Zusammensetzung von Tjsojus := sich, zusammenlegen dünken, doch darf nicht vergessen werden, dass koj nur eine neuere Form von liOt ist und kap, wie das schon vorhandene Ifoos, koui andeutet, mehr Wahrscheinlichkeit für sich hat.

81.

JK^ap, kcib, l^oh, Ti^anif kep, heb, liep, zudecken, mmachen, verschliessen, verhüllen, bekleiden, umbinden, um- lagern, Kleid, Hülle, Hülse, lieber sug.

I. k—.

nig. ^apuk = Thor, Sperre, Hülle; kaphamak = zumachen, zudecken; Ä'opMHi = Verschliesser ; kohuk, Jfopuh = 'K\cic, Hülle der Frucht; Tpanimak = binden, sperren; katn- wtMÄ; = gebunden, vereinigt, alle; J^amuUuk = Menge, Ge- sammtheit.

cag. i5i-«& = Schüssel, Hülle, Sack, Futteral; Äf«2>aÄ; = Deckel,

77

Augenlid; J/apsah ^JJeberzug, Windel; ka2)7calc = Deckc\; pajtkarmak ^zuAecken; Jj:a])alamak , Impumdk, Icamala- maZ; = umschliessen, iimringen, belagern; Ä'a&ai = Belage- rung; kanici = Band , Peitsche; A^o^jcmZ; = Sack , Tasche; kabur, kobur =■ Tasche, Behälter; itoÖMrcoZ; = Schachtel, Etui.

osm. /raÖMZ; = Schale, Rinde, Hülle; Äa&ami-= Decke, Filzdecke; kapl ='Ih.or, Thür.

alt. ^a/>cVÄ = Sack ; A'a2>'<^^— Oherkleid.

6uT. Äro/) = schliessen ; /Ircyj^-a = Thor.

Ijak. kajtpah =^ Deckel; ImjipaJctä = zudecken; kappnr = eine grosse Tasche; /i;ifO)'ca/; = Sarg (vgl. cag. kohurcah); hä=^ Tasche; IxCii, /ccya&m = verschliessen ; /««»n.« = zusammen- legen; Jfamllin^^ sich, versammeln.

kk. 1^akpalc='Decke\; fcaAyas = Birkenrinde.

II. h—.

■'»g. ÄejpeZ; = Hülle , Mantel, Kleid; kevs (kehis äcmä^ = Schuh, Fussbekleidung; kepcng, kejtenik = Mantel; kejmur = Decke.

uit. Äe&/s = Hülle, Kleid. 11. kepek = Kleid ; kepmck = Mantel.

82.

Kltr, gegen, wider, Entgeltung.

- ;. *■«»•«« = Entgegnung, Erwiderung, Vergeltung; l^arulasmuh

= sich gegenseitig vergelten. kii'. /?«»•« Widerstand , Vertheidigung {haru eiwe/c = wider- stehen); ^«»«5« = Widersacher; J*arsma/i; = wiederholen, lalt. Jfarunn = in Erwiderung; /fffl^Mc/^ Gegner; Jfariilan = I erwidern, vergelten; ^a»*to = gegenüber, entgegen, osm. karsi = gegenüber; karsilllc = Erwiderung, Vergeltung;

Jfarsulanmah = sich widersetzen, ijak. /l'o>*MJ = antworten. Gleiches mit Gleichem vergelten. CUV. ijrora«; = Erwiderung , Entgegnung.

Der Grundbedeutung nach dünkt mir diese Stammsilbe mit ^'ar = sehen verwandt zu sein. Hieran wenigstens er- innert das magy. s^cm-te^^ gegenüber, wörtlich: im Auge,

78

zwischen dem Auge, so auch das persische ru-he-ru = gegenüber, wörtlich: Gesicht in Gesicht, und das deutsche angesichts.

83.

^ar^ /cor, kör, UÖZ, Äuge, Blich, sehen, suchen.

I. h-.

uig. Jjiarak=kvig&, Augapfel, Blick; ^a^a^ü« = der einen Blick hat, scharfsichtig.

cag. ;J;«»*amaÄ = sehen, suchen; ^»•«raswaÄ = umhersehen, um- herblicken; ^icar am, A;araZ = Blick, Umsicht; karagati = Horizont.

alt. kara = sehen; iJ?a/*aaM = Horizont.

osm. hara (^ö^Äarasy = Augapfel , und nicht Schwärze des Auges, wie bisher fälschlich angenommen wurde; Imraul, karagnl ^ Wache, Schildwache, Aufseher; Ä'a»'ffHs' = Aufseher, Die- ner; aramah = suchen (vgl. cag. IcaramaJc, von welchem der gutturale Anlaut verschwunden ist).

jak. Jcarai: = Auge; Tfarai = ^orge tragen (beaufsichtigen; vgl. hahma^ = sehen und Acht geben).

kk. Jearak (wie oben).

CUV. ^o»*a = suchen , schauen, bewachen; Zrofa? = Wache.

Die hier vorliegende hartlautige Stammsilbe kommt auch in weichlautiger Form vor, und es ist das cuv. Jcor, welches als üebergangspunkt betrachtet werden kann.

n. ic—.

uig. Jcörmek = sehen; JcörJcütmelc = zeigen; JcöriiJc, kör Je = Schönheit (Ansehnlichkeit?); JeörMüJc = schön, nett, zierlich.

cag. Jcörmch {wie oben); körsetmeJc, körlcüzmeh=- zeigen, sehen lassen; Äö>MsmeÄ = sich sehen, sich besuchen; körilra -^ Anblick, soweit man sehen kann; körnelc = M.nsiev , was sichtbar gemacht wird; körüMüli (wie oben).

az. görülcmek=^ sich zeigen; grörce/i; = schön.

osm. görmch = sehen; güriiMi = schön; örncJc = Muster (vgl. cag. Mrnelc).

jak. kör sehen ; körün = Ansehen, Aussehen ; kördöJc seheus- werth ; köriin = Spiegel.

79

Kk. körcrhcn = sehen.

In der letztgenannten Form der Stammsilbe verwandelt sich das auslautende v

a) in « und s. So:

nig. 7i'ö«=Auge; Jeös)etmclc =^hüten, bewachen; ä;ösM= Spiegel;

/i'ösoKe/i- =: wünschen (nach etwas sehen, sich sehnen), cag. ^•ö« (wie oben); közlemeh, A-öseime/c = Acht geben, bewahren,

aufmerken; /i*ö3:e?= Geliebte, Schöne; /cö^cM^r = Guckloch ;

kösci = Wächter, osm. grö« = Auge, Blick; </ösM7i;OTeii; = scheinen , sichtbar werden;

</MÄeJ = schön (vgl. Mriik, Jcörk, TiözeT). jak. kösün = sichtbar werden; kösUt = erwarten, beobachten

(vgl. Tcösetmck). 6uv. Ä;o.s = Augc (vgl. 7i-or = sehen); Jios /.•«s7« = Spiegel; koslgas

= äugeln.

b) in t. So:

6ag. kütmek =^\miQn, bewachen, beschützen; A;ä^eö7— Festungs- commandant, Aufseher, wovon das neupersische Jcutval stammt; Jcöt vali, wie Budgoff liest, ist daher nicht richtig.

uig. fcM?CÄweÄ; = bewachen, beschützen; A'/7<em = Beschützer.

jak. fc(«<(« = behüten ; A,'«<«&i7 = Wächter; Ä;ä<> = das Bewachen ; A"M#= erwarten.

CUV. ä;m« = hüten (eine Heerde); /i'Mf?ei = Heerde; 7cüdii = ge- schützter Ort; A;Mf7e=: bewachen.

alt. käsie = sich hüten; küt = hüten; kütJce = jemand be- wachen.

84.

^ai', \cir , 1cm% kur, schwarz, trocken, dürr, alt, Unglück, Schaden, Fluch.

nig. /[•«»•a = schwarz, finster, Erde, gemeines Volk; karalcu = blind (vgl. aj, ag oSeu, hell mit «äü = weiss und half; sehen); /faW^w = Unglück , Fluch, Schimpf (vgl. Icara hün Unglückstag; i«4"a*'a?#» = Schmach , Schwärze des Ange- sichts als Gegensatz zu jüz aldiU = Ehre , Weisse des An- gesichts); korulc ^üvv, trocken, leer, alt; ^»• = Alter;

80

leari ^a\t; A-«WZwaZ; = alt werden; kurtic, 7mrc = alt, reif; kurtha = bejahrt.

cag. kara (wie oben); karangJcu = ünster; J^oriim, leurtm = Russ, Schwärze; kargu, kargis = Yhic\i\ kargamak tün- chen, schimpfen; l^-araJc = üauh , Schade; ItaraJßamak = rauben; karaMt^RÄviber; A-ij« = Pech, dunkelgrau, Schmuz, Feld (vgl. Ära m = schwarz und Erde); kor, kur = leer, wüst, Alter, Zeit; /ifit»')/^ = trocken , dürr, leer, wüst, un- fruchtbar; Ä^fflW = Alter, alt; karimaJc, kartaimah = a,\iein; ^<;a»*ca = trocken, gut ausgebacken; ktirtit =ha,rte, getrock- nete Käse.

osm. karatmah = schwärzen ; karaUi = Zwielicht, halbdunkel; k^anga (eigen tl. fcar^ra) = Zank , Streit, Krieg; karga = Habe; T^arakus kilev (beide von der Farbe ihres Ge- fieders so genannt); karmls, /?r/W = alt, bejahrt; kari = Weib (ursprüngUch die Alte, Schwache, als Gegensatz zu Jfts = Mädchen, eigentl. die junge feurige Weibsperson).

alt. ^rtra = schwarz, böse, unrein (oj karazi = der böse Haus- geist); Äraraw^ schadenfroh; kuracM^ dxmkel, Zwielicht; ^•«»•l = alt; /rorom = später, nachher; /i'M»'5f«= trocken.

jak. ^«»"0 = schwarz, dunkel, dicht (hinsichtlich der Analogie von dunkel und dicht vgl. <omj= dicht und fam = finster); Jfaruna = dunkel ; Teärä = grau ; kärämäs = schwarzgrau ; Mrfsagas = alt; A^^W« = altern; /i'a/*a/taw= Urvater; kürun = verdorrt; kür, küraUn irocken werden.

kk. A-a»*a = Acker, Steppe (vgl. cag. ^7V=Feld), Nacht, schwarz; kargan, kergan = aXi\ kargärmen, kargcrhm schelten, verfluchen; leer, 7i;e> = grau; /«'«»'^fa = Krähe.

CUT. i^wra = trockenes Gras; karcik = K].ier.

In lautlicher Hinsicht ist der Zusammenhang der gegebe- nen Beispiele auf den ersten Anblick einleuchtend; was die Begriifsanalogie des l^uru anlangt, so finden wir ein ähn- liches Verhältniss in dem entgegengesetzten Jaj^ =; feucht ; jai«7 = grün; Ja;$=jung; jaSamah lehen, gedeihen; jaäih = Sonne, Helle; nicht minder auch in Ifak, welches trocken, dürr, fahl, gelb, schwächlich bedeutet.

81

85.

KciJ', k(yi', kol, Arm, Hand, Armlänge, Elle,

Spanne.

eng. /i-ara/; = Arm , Macht, Stütze; kar, karu, A;aH = Arm; kari, Ä;aWs = Armlänge, Elle; karüamah = roxi dem Arme messen ; kol = Arm , Hand , Vorderfuss der Thiere ; kollamalc^Taii der Hand nehmen, ergreifen (und eben des- halb dürften karmak, karumalc, karvalamalc, karmala- }wa/c= ergreifen, erhaschen, hin- und hergreifen, auch hier- her genommen werden); koldamak = 'bei der Hand nehmen, leiten, führen; /i'o?(:?a^Mc = Helfer, Leiter, Gott.

uig. kolalcmah führen ; kolalcuz = Wegweiser.

CUV. kol, A'tf? = Arm, Vorderfuss eines Thieres; /i;ie?aw=Längen- mass eines Arms; kior = 'E\\e, Arschin.

osm. /i'o? = Arm, Flügel, Theil der Armee; Ä'0?ac = Klafter; kolca = Armband; ä'o?^«/^ = Armhöhle; Ä*aWs = Spanne; kulla- maJ: = gebrauchen , anfassen.

jak. ^'OJiwo/ü^ die Gegend unter dem Arm. (In Anbetracht, dass der l - Auslaut in das lautlich ihm nahestehende n sich verwandelt, ferner dass, wie aus dem osm. erhellt. Arm und Flügel in begrifflicher Verwandtschaft stehen, ist es wol nicht allzu kühn, das überall ziemlich gleichlautende kanat, konat = Flügel als zu dieser Stammsilbe gehörig anzunehmen); kului %\\> her! (vielleicht richtiger: reiche her! Vgl. cag. Ä;o?Za?waZ; = reichen.)

86.

KdT, IfiOr, JcilT, gÜV, umringen, umfassen, umzäunen, beschützen, wehren ii. s. w.

I. Je-.

uig. karuJc, kortiJc, Jeiiruh Zuvin, Umfriedigung, Scliutz, Wehre; kurukluk = Beschützung; koruhnak, l:uruJcmaJc = sich schützen, sich zurückziehen, sich fürchten (Furcht bedeutet

VAmb^ey, Etymologisches Wörterbuch. 6

daher im concreten Sinne die Handlung des Sichzurück- ziehens) ; Uiirma = Versteck.

alt. A;oW = schützen, umzäunen, wehren; Ä;o»*Mm= Wehre, Lager; iJsorMÄ = sich fürchten; horlan^üch. gürten; /i;o»'a?= Waffe, Rüstung; /i"it»' = Gürtel, Umfassung; /l'MJ'cm = Reif , Umfas- sung; /crt»'ca = sich gürten.

jak. Icarlrga = vertheidigen ; karls = Schonung ; kargtla = b e- schützen; kiir = Leibgurt; hxivda = umgürten; kiirdu = Umgürtung; kordo = Versteck, Schutz; korgot = be- schützen.

cag. /jjfT = Wache , Schutz, Gürtel; /i?jt»*a = Gardist ; kurluh, Ä-tf»»M7i; = Umzäunung , Thi ergarten, Vorrathskammer; kur- (/aw = Festung; ktirsah (vgl. ÄMr) = Gürtel; Jfursalmak^^ sich gürten.

kaz. Ä"o»'a = Hof, Umzäunung, Stall; ^©»"a^j^ umzäunt.

CUV. knra = sich fürchten ; kurat = erschrecken (d. h. bewir- ken, dass jemand sich wehren soll); km^nau = Schutz, ge- schützter Platz.

kk. ZrM»*=Gurt; kiurluJc =Köcher (Aufbewahrer der Pfeile).

osm. ifcorM = Park; /L'orMi« = Parkhüter; Ä;«»'MmaZ; = beschützen; kiirhdmaJc =^ sich retten, befreit werden; kii^ak (vgl. cag. fcwrsaÄ;) Gürtel ; ZrorÄma/c sich fürchten (vgl. cag. hu- rukmak).

IL It—.

Die weichlautige Form dieser Stammsilbe umfasst den Be- griff Ring, Vereinigung, Versammlung. So:

uig. kih'cl = Ring, geschlossene Gesellschaft, Versammlung; kiirct = Gürtel, Wehre, Zaun; Jcüres =^da,s Ringen (wo- durch nicht so sehr der Kampf als vielmehr das Sich- umfassen der Kämpfenden, im Grunde genommen nur ein Scheinkampf ausgedrückt wird).

cag. fcwTew = geschlossener Kreis, Wagenburg, Lager; küres- mck, Jcülesmelc^= vmgen, einen Scheinkampf ausführen.

kaz. kirte = Umzäunung.

osm. gülcsnieJc^ ringen (vgl. cag. Jcüresmelc).

kk. kürcscrhen | .

, .. , \ ringen.

CUV. kures

83

87.

Kat, kit, 7eot, kaj, Mj, koj, hart, dicht, fest, sehr, compacte, harte Körper, als: Stein, Fels, Knittel u. s. w.

I. —t.

uig. Jfatik hart, fest, sehr, schnell; Zraf/HajMoÄ; = befestigen, stark machen, hart machen.

cag. kafi, katiJc (wie oben); Ikiatkah = gehärtet, fest, ge- dörrt; Ä*«<?'ma7<;=hart werden; Jfatirmak, katurmak=^'ha,vi machen, stocken lassen; J^atlanmak^ sich, setzen, stocken, sich beruhigen; T^atangur = ein dürrer, ausgetrockneter Mensch; A;*«iÄ; = eng, gedrückt; fcit^MÄ = Knittel, Klotz; fe-M^ram^^Paralysie; Ä'«<n7mcÄ' = paralytisch werden (eigentl. sich zusammenziehen, das Erstarren, Festwerden, Steifwerden des Körpers).

az. J^atili = gestockte Milch, sauere Milch (vgl. jogurt = sauere Milch und jogim dicht , dick) ; katiJdasmaJc = stocken (von der Milch).

osm. Icafl (wie oben); ^it= fest, eng, selten; kitUJc =^M.ange\ (eigentl. Seltenheit).

CUV. kida = ha,vt, fest, sehr, stark; fe*^ZaM = fest, hart werden.

kk. katek = hart.

jak. J^at, Ä;a*a&l» = trocken werden; A'«^fm = hart; katav =^ trocknen; Ä"a^a^ = Feuerstahl (vgl. ^•aja = Fels); katiriJc^^ I Rinde (die harte Oberfläche?); Ä'«i^fmw = Frost, Erstarrung, Erhärtung; vgl. tom, (?««? fest mit tong = FTOst).

II. -j.

cag. kaja = Fels ; kajrah = der harte Stein zum Wetzen des Metalls, Schleifstein; koJith^-Aichi, fest, dunkel; kojun- gur, ii5sMn5^Mr = dunkelbraun.

osm. kaJa (wie oben); /iOj'«( = dicht; koJulmaJc = dicht werden.

jak. 7/aJa = Ye\s; Ijiiaragas ~ eng, Enge; ^iarat = e-ng machen; Jiiar =; coire cum feniina (vgl. osm. sik == eng mit sikmeh = coirc cum femina).

alt. fcwJwT = Beengung, Zwang, Bedrückung; Ä;i7jMrr = beengen, bedrücken, zwingen (/i(y«rcww j^er = etwas gezwungen her- geben).

6*

84

Ausser dem concreten dicht, dick, hart, schwer, fest u. s. w. ist durch diese Stammsilbe noch der abstracto Begrifi" von Sorge, Plage, Pein, Kummer ausgedrückt (vgl. «ä = eng mit siklnü = Aergev, Pein; tar = eng mit targin = zovnig). Auch hier kann die lautliche Form in J- und f- Auslaut ein- getheilt werden.

a) —j-

uig. ^y//TO = geplagt, besorgt, Plage, Sorge; ]^ijnama}c -p\a,gen, quälen.

alt. kiJm='P\age, Qual, Sorge; /r^ywa^ quälen, beengen, pei- nigen; kairal= Liebe, Pflege, Huld (eigentl. Besorgniss für jemand); kairan = gütig; Jfairakan = barmherzig (Epi- theton Gottes).

cag. kin (urspr. äjjVw) = Plage ; kijnamah (wie oben); kijmi=^ Peiniger; ^'ajgu ^Sorge, Mühe; kaJiirma]c = ?,OTLge tragen, bemitleiden, pflegen; 7/aJraJc = der Sorge trägt, mitleidig.

az. kajirmak = machen, thun (eigentl. besorgen).

osm. 7/aJirmaJc = ^ovge tragen; ä*«jVIh^I = Barmherzigkeit, Be- sorgniss.

kir. kajrim = Güte, Herzlichkeit (Fürsorge).

CUT. ^.-o^VÄ = Sorge , Kummer, Beschwerde; Ttojytr^ sich küm- mern.

b) —t.

uig. T^atku = Sorge, Besorgniss, Kummer; katkun = schwer- müthig, besorgt, beengt, betrübt; /(•«#Z;Mrma/i; = bekümmert sein, trauern, sich härmen.

Schliesslich wäre es schwer, zu übersehen, dass ^'it = eng, dicht, mit kis, kiz= eng, schmal, kurz, in lautlicher so- wol als in begrifflicher Verwandtschaft sich befindet und demzufolge als dritter Familienzweig in den Bereich vor- liegender Stammsilbe gehört. So:

in. s, z.

uig. kis = eng; kiska = km'z; kishirmak = hecngen.

cag. /kismak= drücken, pressen, beengen; Ä**'s«al' = Engpass, schmaler Weg; kiskaijmaJc ^=^ sich beklommenen Busens füh- len, beneiden; />'a°S2V = unfruchtbar.

85

alt. kis = heengen; ki«lh = eng; kista = einzvfÄngen. m. kis, /!?■»<= selten, eng; A'islZ; = gepresst ; kissa=^knrz; kis- ^•a«OTa7i; = beneiden; kisnah, kasnak-— Nahmen (in den etwas eingepresst wird). k. A-^s = böse, finster (vgl. Z,-|sZ;aw}H«fc = beneiden; tum, tim=^ eng, finster); /stsa^^a = Bedürfniss, Noth. CUV. /r-i/s/vc = kurz, kk. Ä'e«eZ=eng; A'esÄra = kurz.

Bei der harten und weichen Form des anlautenden k ist es wol fraglich, ob letztere, nämlich hes, Ms, Ms, nicht unter § 106 gehöre, ebenso ob der abstracte Begriffs- kreis des Ä:ls = neiden nicht zu kis, § 93, genommen wer- den sollte.

88.

Kcit, ^ClJ, einen Körper unmittelbar an den andern anreihen,

hinzufügen, hinzugehen, gesellen, Geselle, Genosse, Gefährte,

Weib, Schwiegerältern (die später hinzugefügten Aeltern).

uig. kat = nehen, dabei, hinzu; /iafas=: Geselle, Freund (vgl. cag. yan= Seite und Janas, Jawrfaö' = Freund) ; kataslik = Freundschaft; /i*«*m = Eidam (der Hinzugefügte, anstatt Ä-a- tin ohul; so ferner Jcatin a<a = Schwiegervater; kafin nna = Schwiegermutter); /.•«<MW = Frau, Weib (Gefährtin); katil- «(«/; = sich gesellen.

dag. kat, Itati n&h&VL, bei, hinzu, Schicht, Lage, Fach, Falte; ifcfflf^a = Reihe , Lage, Mal {hir /ja^Za = einmal, einfach); Aator = Eeihe, an- oder nebeneinander gefügte einzelne Thiere oder Dinge (hir katar tüje = eme Reihe, ein Strang von Kamelen) ; katmak == auf- oder übereinander legen, ver- mischen, vermengen; kajas (vgl. uig. Jcatas) = der Nächste, Anverwandte (itruk kajas die ganze Familie) ; kajin = eingeschaltet, hinzugefügt (kajin afa, kajin ana); kadamak =anheften, anlegen; /!;a<Za(/=Riegel,Yorlcgeschloss; cJiafiin, katun = Frau.

osm. kat, ^atniak (wie oben); J/atlk = der Imbiss zum Brode (katik siz c/cwcZ; = trockenes Brot); J^adin YraM.

I

86

alt. kadlm = Weib; katla = zufügen, wiederholen; ^at =

Scliicht. CUV. ikut Fach; /i;wf?a = wiederholen ; iJjocZls = sich vermischen,

sich vermengen; A;o<s<«»- = vermengen, jak. /k-f^arl = vereinigt ; fci^ar = vereinigen , jemand mit etwas;

^*fm = sich voreinigen; /i;ct^ = doppelt; /i;a^to = wiederholen;

^'»Wa= zugleich, anverwandt; liUln (vgl. osm. haßn) = Ya.tev

der Frau, kk. kat =Weib ; käte = zugleich ; Icadel = Fach ; kadinc, kasine

= Schwiegermutter.

Ob die durch kiit, kiij, küv, güv entstandenen Ver- wandtschaftsgrade, als: jak. /?«?«(; = Schwager; cag. kujau = Eidam; uig. /t*M&e/^ = Eidam ; osm. ^M'ye; = Schwiegersohn, Bräutigam , hierher gehören , oder ob güvej mit üvej = fremd analog sei, da das Verschwinden des gutturalen An- lauts nicht zu den Seltenheiten gehört, wäre vorderhand schwer zu entscheiden. Desto annehmbarer ist aber die Hierhergehörigkeit von cag. kaä, kk. Ä'rtä!e = nahe, neben, welchem das oben angeführte kajas zu Grunde liegt.

Als hierher gehörig würde ich noch bezeichnen uig. kof = Art, Gattung, Geschlecht (hirhot = emevlei) , der Grund- bedeutung nach eine Lage, eine Schicht, und das mit letzterm verwandte trkm. kiida ^Stamm, Familie, und kudaman=^ Verschwägerung. Ferner nach Veränderung des gutturalen- Anlauts in 6: cag. tfatoa/.; = zusammentreffen, zusammen- stossen ; öatma, datir = Zelt (eigentl. das Zusammengesetzte, Zusammengestellte); c'efew = Wagenzelt; osm. «faf */,; = was aneinander anstösst; catismah, ^atasmah = zusammen- treffen.

In Erwägung des gegenseitigen Verhältnisses zwischen Jan (Seite) und JanasmaJc (sich nähern), hat (Fach) und Jcat- lamak (zugeben, zulegen) wird auch das Vcrhältniss zwi- schen catmah (zusammentreffen) und öet (Seite, Rand) hervortreten. Derivata des letztgenannten Wortes sind: cag. öeflemek = einzäunen , einranden , begrenzen ; cetli = begrenzt {tört cert« = viereckig) ; kir. ^eten; alt. ^,edan=- Zaun, Wehre (vgl. ce<ew = Wagenzelt).

87

89.

Kar, haj, kir, Iflj, Schiee, Bei/, Schneegestöber, eisiger Regen, kalter Wind, Winter.

cag. A'a»" = Schnee; kaj, /(•«/ = Schneegestöber, Sturm, Regen untermischt mit Schnee; MS (kajis, fej'es?^ = Winter, un- gefähr eine Bestimmung der Zeit dos Schnees und Schnee- gestöbers (vgl. slaw. ^ma = kalt und Winter, kt. hicms mit sanskr. hima =^ Schnee ; jak. har = Schnee und Jahr (Böth- lingk, Jak.-Wörterbuch, S. 80); magy. s^eZ = Wind mit tel = Winter); Jeirau, kira(/ii = lleii, Frost.

osm. Jear, Iciran, 7j:oß, kis (wie oben).

jak. kar (wie oben); /ris = Winter; ^a*=mit Schnee bewerfen.

CUV. Jor = Schnee.

90. Kilf hifl, thun, machen, formen.

iiig. ^i7««a/i; = machen , thun; /i't'?/7i; = Beschaffenheit, Eigenheit,

Gestalt, Form, That; IHlinmak = sic\i zu etwas anschicken;

A"i7M?c'=That, Werk; M^«H« = geformt, gestaltet, schön, cag. J^ilmalc, kllinc (wie oben); A'i7«7i; = Gestalt, Form; kilmi

= Pflicht (was zu thun ist); Ä;j7a«<Z/ = tapfer, püichtgetreu. ci.sm. kilmalc, kililc (wie oben), i^ir. /lr*?27i; = Sitte, Form (vgl. ^'ostm = Sitte , Form); killJc(i:=^

anständig, alt. IHHUI = aufgewachsen (von hoher Gestalt), jak. kin, kinahln Ümn; /.;m«ar=thun lassen.

91.

Kit', Jcil, kij, zerlrecJien, zerschneiden, serstückeln, schnitzen, schneiden, brechen; Schnitt, Bruch, Stück.

I. —r.

tag. Ifir, cAi»' = Einschnitt, Fuge (tört hirli miltilt^^eiae vier- fügige Flinte); fcirjMai^ abbrechen, vertilgen, vernichten;

88

Jfit'ik = Stück ; hirinti = Feilspäne ; kirgi = Sclmitzmesser ; ^iW«Hc = das Abgekratzte; liirpil:, 7fci?p«7i; = Stachel, Augen- wimper; fciraw, feir^w^Niederlage; /ir*rM»=Graben; JcirJc- w^a/c abschneiden, stutzen; /i;iWM«<« = geschorene Wolle.

osm. kirniaJc = brechen ; ^irlJc = zerbrochen ; JksiriJcliJc =■ Bruch, Sprung.

jak. fci'Wj = zerschneiden; Ä;»W = Schneide , Schärfe; kirbas = Stück; Mr&a = in Stücke schlagen oder schneiden.

CUV. />'*»*= schaben, schneiden; Ä;'^»'c«Z; = Kratzer, Schabmesser.

kk. kirpilc, fc*Wöe7c = Augenwimper.

Ob nach der Analogie des ^■arHjaÄ; = trennen, schneiden und Jar = steiles Ufer; Jo?>»aZ; = reissen , ausreissen und Jalt = Ufer ; ferner des magy. szel = schneiden und szel = Kand, Ufer das

cag. kirag = Ua,Tid, Grenze (wo etwas abgebrochen ist);

alt. ^'^r = Grenze; Ä**rawtt/i; = kantig;

osm. Jfirag, A;y« = Ufer;

jak. /lj|^?=Ufer, Eand;

kk. Ä*4/' = Bergrücken

zur vorliegenden Stammsilbe gehört, würde ich mit Be- stimmtheit nicht behaupten, obwol eine solche Annahme viel Wahrscheinlichkeit für sich hat.

IL -j.

uig. A;i;/maÄ = schneiden , zerschneiden; A"'/;/?/; = Schnitt, Stück, Bruch.

cag. /rf^'waÄ; (wie oben) ; A;'ya7i; = Hobel, Span; Ä'y"«X' = Splitter; ^■y■^■ = Abfälle, weggeworfene, nutzlose Theile, Dünger; kajci, fe*Jc« = Schere.

osm. M^'ma=hachirtes Fleisch; ij;lj»/c = dünn , fein (abgeschnitzt, abgehobelt); kijmtk, Ä;'fOT*/c = Splitter eines Beins, und hier- von 7i;eJKiÄ = das Bein (vgl. cag. st«»KeZ;= brechen mit süngeh = Bein).

alt. kin (kijln?) = ^Q\).QVQ.

jak. fc^dl?= niedermähen, niedermetzeln; ifcf = Mist (vgl. cag. Jfiji).

kk. A;ai<'e=: Schere.

III. —l.

cag. ^^1*7= Stachel, Haar; Jciltih, /^«7c«Z; = Fischgeräthe ; kUsik Schei'e; /riZ/c'^ Schwert (eigentl. Schneidinstrument).

89

kk. kel=Maline (abgeschnittene); M?aHKaZ;=mit scharfen Haur- spitzen versehen.

jak. ^il (wie oben); Ä•^7a^)^ = Augenwimper.

Noch kommt die Stammsilbe Jfir, Ml, MJ in der nächst- verwandten Form von kiv, Mb vor. So: osm. kivUshii Funke, Yom veralteten ^ivlltnaJc, Jtirllmak = sich abbrechen (Funke ist daher begrifflich analog mit Bruchstück); jak. Jiiblan Funke ; MbaJc = Staubkörnchen ; kibtli = Schere ; alt. Mm = Funke. Ist daher der begriffliche Zusammen- hang des Mv, Tiih mit lär, Ml zur Genüge bewiesen, so wird auch der lautliche Nexus einen neuen Beleg erhalten, wenn wir anführen, dass im cuv. Funke noch heute kilgem heisst.

F 92.

KiVf Schmiere, Farbe, Sclimuz, Aeusseres.

uig. A"*rÄ;2«=: gefärbt, Farbe; ^-i>i«s = Aussehen.

alt. /t"j*'W«s = Oberfläche, Schmiere.

osm. /ci»* Schmuz, Schmiere; 7vlrleinieJc = beschmieren.

jak. A"i»* = Schmuz ; Ä;ircZ«7; = beschmuzt.

Ob klr, Jcir zu har (schwarz, braun) gehört, ist wahr- scheinlich, aber nicht ausgemacht. Begrifflich analog ist Jeis! (roth und Farbe), so auch hoj (Farbe und roth; vgl. § 220).

r

93.

Kis, fclz, Feuer, Wärme, Böthc, erglühen, entbrennen, in Eifer gerathen, in Feuer gerathen, zürnen.

uig. ](cis, ,Jrt» = feurig , glühend, erröthet, warm, Mädchen (für die Begriffsanalogie der letzten zwei Bedeutungen vgl. deli A-aw?l = Jüngling, eigentl. heissblütig); kisniak=: roth, feu- rig oder glühend werden; ki^il— roth, Gold (vgl. «?=:roth, ai^^MW Gold).

cag. ijri» = Mädchen, Jungfer; l^izi = eifrig, warm, glühend; kisihnalc, ^"/äj««/.; =- erglühen, feurig werden; kisü (wie oben) ; Tfingalun = Tulpe (von der rothen Farbe so genannt) ;

90

^isffanmah = eiiem, sicli ereifern, zürnen, beneiden; kis- </a«c = Neid, neidisch; kisidirmak = reizen, necken, ärgern; kistamak = aneifern , anspornen.

kaz. Jcisl, ifcl^M = brennend, beiss, feurig; ki«U = sch'ön, gefärbt, roth.

kir. kizil=^ schön; Jtizbalilc, ki%maliJc = reizend, anziehend.

az. kisil= Gold, roth; kisdirma=Fieher.

osm. kismaJc=^ sich erhitzen, in Feuer gerathen, zürnen; kisamttJc =rothe Beere.

jak. IcisU, kts (wie oben); I/itarMl = roth; kitar— roth wer- den; kitard = r'öthen, glühen.

kk. ke:sel = roth; kezarterhcn = xoih machen, färben; kezlMar- «»e« = bunt machen (vgl. a? = roth und bunt).

CUV. mr = Jungfer ; kirle = roth , schön ; kirt = entflammen, entzünden.

Wie bei kas, as (graben, wetzen, schüren), keii, eii (weit, geräumig) durch das Verschwinden der anlautenden \ Gutturale zwei verschiedene Formen einer und derselben ' Stammsilbe entstanden sind, so auch hier kiis und Is. Daher:

eag. isili, ■iss?(7 = Wärme, Brand, Brandmal; = Brand, Kohlen- schwärze, Russ; issirgamak=-xo'On machen, glühen; issir- ganmak = erröthen.

osm. siiaZ; (anstatt «ssiiait) = warm ; issUma = Yie\)er; issltmah wärmen; isslmnah^^ sich erwärmen.

jak. ■f^« = heiss; itsigäs -wurm.

kk. 'isse(7 = heiss; tW = Rauch.

CUV. '^ts^( = warm, heiss; ti£id = erwärmen.

94.

Ko6, stark, mächtig, gross.

uig. /;'0<f= stark, gewaltig {Icov jürcldih =^ iaTi}ier , starkherzig), Widder (dieses Thier ist bekanntermassen ein Emblem der Macht, Stärke und Majestät bei den turko-tatarischen Völ- kern und auch anderswo in Asien).

cag. koca, koza = gross, alt, Herr, Gemahl, Fürst; kosalih = Herrschaft; J/ocali, f/o««* = Held, der Tapfere (vgl. crm § 36); iS-o<fZ.rtr = Widder.

91

kir. ffo£o7: }ielA, Jüngling (im Sinne des Kraftvollen).

osm. /ro;sa = gross, alt, Gemahl; ko£aman = der Greis; ko^alih = Alter; hozamak, A-o^a^wta/c = altern ; fco<f= "Widder.

Streng genommen gehört h in den Familienkreis von /i*«/»» = alt, und zwar ist Mc mit korc, karc (überaus alt, riesig, übermässig) analog, von welch letzterm die Formen T^orcalmdk \i}oQX^VL'& reif werden, ausarten; 7»'0»'(faZ;=sehr hoch, entstanden, korc und liioc verhalten sich lautlich zu- einander wie l^ursak und ku4ak (Gurt, Gürtel).

95.

Kog, kov, Umi, kuu, jagen, verfolgen, treiben, p antreiben.

6ag. kogmaJc, kovmak, 7<'ot>a?a>»a7;= treiben, jagen, verscheu- chen; kovusi, kovfjuH£i = yevio\ger, Verleumder; kovgim, Ä"a«f (/MW = Verfolgung; Itus (eigentl. kous, ÄifMs) = Jagd, Treibjagd, Jagdvogel. (Von li ist die Benennung auf avis im Allgemeinen übergegangen, doch ist dies nur im West- türkischen der Fall, denn das eigentliche Wort für avis ist Mcar = der Fliegende.) Ä't*sZaw«a/i;— jagen.

osm. liovmak 1

CUV. kuv \ jagen, treiben.

alt. Jfim J

Um die concrete Bedeutung des Jfog zu erörtern, bietet sich kein anderer Anhaltspunkt dar, als dasselbe mit Ji:ak^= schlagen zu vergleichen. Hieran erinnert eine analoge Sinnes- richtung im Stammworte ^ajt, welches sowol schlagen als verfolgen, nachjagen bedeutet. Vgl. franz. hattrc = schlagen mit 6a^fee= Treibjagd.

96.

KO'tn, Jcatn, kirtl, rühren, bewegen, zucken, schütteln, rütteln, arbeiten.

nig. J^omimaJi: = sich rühren, sich bewegen; ^omitmaJc = etvfixs

bewegen, schütteln, cag. ^immaJc = lcidit bewegen, rühren; ^(r/jmrma/c = schütteln.

92

rütteln (und hiervon Mmiz = der durch Rütteln in einem Ledersack tursiih gesäuerte gleichnamige Trank aus Stutenmilch); kimirlatmaJc =■ erschüttern; kimsatmah = langsam schaukeln, hin- und herrühren; Jiim,sanmak^= ■sich. aus Unwillen hin- und herbewegen, schmollen, trotzen; /;i«*ac = das Zucken oder Blinzeln mit den Augen, Koket- terie, koketter Blick; katiici (eigentl. Jcamici) ^Veitsche (eigentl. Berührer, Ansporner).

jak. Jeamna, kamsa = sich rühren, sich bewegen, arbeiten, im Schritte gehen; /i"amwas = Arbeit (Rührigkeit?); kainsal^ in Bewegung setzen; A*ajmil = Bewegung; kaninani^^lch- hafte Bewegung, Rührigkeit; Ä'aM4s?r = beweglich.

osm. kitmldanmaJc = sich rühren ; kibniak = blinzeln (vgl. cag. himac).

kk. keimeraäerben = rühren ; kamcCe = Peitsche.

CUV. Ji'U mg an ^ sich bewegen, sich schaukeln.

Ob kaiiat, Ä'cwi«aif = Flügel, alt. Ä'awa»- = Flossfeder, der Stammsilbe nach hierher gehört, da mit Hinsicht auf der diesen Körpertheilen zukommenden Handlung der begriff- liche Nexus sich leicht herausfinden Hesse, oder ob han mit hol 85), wie schon angedeutet, verwandt sei, ist vorder- hand schwer zu entscheiden. So viel ist sicher, dass der Begriffskreis des Jakutischen, nämlich bewegen und ar- beiten, sehr bald die Vermuthung rege macht, Icam, Mm, Mn stehe in einem nahen Verhältnisse zu kil (macheu, thun, verrichten) und letzteres zu Jcol (Arm, Hand), un- gefähr in dem Masse, in Avelchem el (Hand) zu ellcniek=^ anpacken, angreifen sich befindet.

97.

Kom, Uomh, Tf^iiu, l^und, köti, T^im, l^mid,

eine Bezeichnung Motzartiger, runder, massiver und wuchtiger

Körper.

uig. A^owiar = Knäuel , Amulet (vgl. cag. fowtar = Amulet , mit tonif tum = dicht, rund, massiv) ; köndeh = plump, klotzig ; frö«/«Z«»eÄ; = schwer, plump werden.

cag. Ä'o»* = Höcker des Kamels; XriMjiaZa/j Kügelchen, kugel- rund, Koth der Schafe und Kamele ; poinhd Knopf, Knäuel ;

93

konhul = GviS, Heft (das dicke Ende der Waffe); kund =

l>lump, dick, massiv; kundah^^'&ch&it, Stiel; künde

schwer, wuchtig, Klotz; könlemclc =^ ehren (vgl. akir =

schwer und akirlainaJc^^ ehren). osm. Icund = sta,r'k, robust, alt. kund = plump , dick , stark ; kom = Welle (eigentl. die

runde, aufgeblasene Form derselben); kiindu = Schätzung,

Achtung ; kündüli = achtungswürdig, jak. ^■'M»i^fM = werthvoll, kostbar, in Ehren gehalten; kündülüö

= bewirthen (ehren, achten?). Die ursprüngliche Form Jwm, kum ist mit tom, tum sowol

lautlich als begrifflich eng verwandt (vgl. § 179).

98.

Kot, Jcoj, kut, kUQ, unten, nieder, tief, Vertiefung, niederlegen, niederlassen, legen lassen.

uig. koti, kotu = nnten, herab; A-o^H^der untere; kotniaJc = setzen, stellen, niederlegen, loslassen, auflassen; kotunmaJc = sich niederlassen.

jak. A"Oftf = abschüssige Lage, abwärts, zu Thal; /i*o«oZ = Ver- tiefung, vertieft; ]^ötöJc—^chos.

kk. kudu abwärts ; kutiih = Brunnen ; kui = Höhle (Ver- tiefung).

kaz. A'6»/to = niedrig, schlecht (damit scheint das osm. kötii = schlecht verwandt zu sein); koJtulanniaJc = schlecht werden (osm. Icötidenmcli) , eigentl. niedrig werden, im Werthe ab- wärts gehen.

cag. kutuh, /t*w«ZM7i; = Brunnen (Vertiefung); koji, itojM = unten, nieder, tief (bas Äoj'a« = kopfabwärts) ; A-o/woZ; = legen, setzen lassen; kotmaJc (nach Fazlullah Chan's Wörterbuch) = lassen, verlassen; Jtotarmak tieier, niedriger machen; T^otan = Niederlassung, nächtliches Lager der Schafe).

euv. kor^=^\egen^ darauflegen, zui'ücklassen.

alt. Ä'0* = niederlegen; Z;rt<?M = untergehen ; fcte<Z«Z; = Brunnen.

o&m. kojmaly (wie oben); kojl vermek=:^\\egen lassen; {tojim^. unten {jüzi hojun mit dem Gesichte abwärts) ; Jfiij, kuju, J^uji = Brunnen ; kujun = Busen , Vertiefung.

So wie aus der Stammsilbe tük, füg (unterstes Ende)

Ü4

das Zw. tüknieh = giessen, ausschütten, cigentl. nieder- bringen, zu Ende bringen, enden, entstanden ist, ebenso finden wir lioj, huj in folgenden aufs Ausscbütten, Ausgiessen, Giessen Bezug habenden Wörtern. Sor

cag. Jimjmah-=g\Qs,5Qu, schütten; Ji!ujga, kujgan (hungan) = Giesskanne; kHjman=^ eine ins heisse Schmalz gegossene Mehlspeise.

kaz. Ä;»jf;«»2 = Wasserfall; piiJgimlanmaJc = sich ergiessen.

osm. kujumzi = Gold- oder Silberarbeiter (eigent. Erzgiesser).

jak. ktit, kutabm=^ giessen.

Ferner ist aus der transitiven Form des Jcoj, Jcot noch entstanden leon (eigentl. kojun = sich setzen, sich nieder- lassen u. s. w.). So:

cag. A"o»iWiaÄ; = sich niederlassen, lagern; /i;o*iaZ; = Niederlassung, Behausung, Wohnung, auch der sich Kiederlassende (Gast); /fcojiaümaZ; = übernachten; ^iro»iaZ^M = Nachtquartier; J^mius- mah = zusammenwohnen ; konsu = Nachbar.

osm. konmaJc, konsu (konisii), konaJc (wie oben); kotiusmaJc = miteinander verkehren.

jak. Jfon, A"OMo&MW = übernachten ; ^OMM = Feld, flaches Land; freies Feld auf erhabener Stelle (Lagerplatz?); konnok ^ Nachtlager.

CUV. kan = ausruhen ; kannas = Unterredung (vgl. osm. kontis- inaJc, in übertragener Bedeutung conversiren); Jcanna=^ Gant.

99.

Kul, Gehör, Ohr, Oehr.

uig. kuIikaJc ^=Ohv. Ein nomen agentis, wie aus der Endbildung ersichtlich ist, von einem im Türkischen heute nicht mehr vorkommenden Zeitworte (kulJcamaJc? = hören) abstammend. Im nächstverwandten Sprachenkreise, nämlich im finn.-ugri- schen, ist fc um so stärker vertreten. So finn. Jcmilc; coremissiscii Icol; vogul. j^ol; ostjak. ;fM?= hören. Vgl. Budenz, 102.

cag. kiilalc = Ohr; kiilaMamaJc = hören.

osm. kulah, kulp =^Oehr.

alt. /I(;j(.?a7,;= Gehör, Ohr.

CUV. ijtif^r/a Gehör, Ohr; ^^l^7^a^'lr = taub (gehörlos).

In Anbetracht des gegenseitigen Verhältnisses z^\•ischen

95

dem deutschen Hörige (Freie und Hörige) und hören, fer- ner skw. sluga = Diener und sluch = Gehör ist es nicht schwer, den Nexus zwischen dem turk.-tat. /btt? = Sklave und /i;M?a7i;= Gehör und Ohr herauszufinden.

100.

Ruf, Glück, Heil, Existenz.

iiiff. /i*'Jt^= Glück, Heil; /.'MfZwZi; = selig ; 7iM^Z;M}«rtZ;= glücklich sein, prosperiren; kudatmalc, A't<<t«Zma/j = beglücken; Uud- atJcu = beglückend.

cag. leuf (wie oben); Jcutanmah = sich, freuen, glücklich sein; ktitJcarmah =^heiveien, erlösen, jemand heil machen; ktitul- mak = \qs werden, befreit sein, heil sein. Bei dem gleich- bedeutenden osm. JcurtarmaJc und Icurtulmah scheint eine Lauteinschiebung stattgefunden zu haben, da kiir als Stamm- silbe hier keine Erklärung finden kann.

alt. A*?/f = Leben, Seele, Geist; so: liuti ciMi = er ist sehr er- schrocken. Vgl. cag. angi tictu = ev ist erschrocken, wörtl. : sein Sinn oder Bewusstsein ist weggeflogen.

Es geschieht in Anbetracht der erwähnten Bedeutung des alt. Wortes und Satzes, dass ich an k das jak. 7ciitta= er- schrecken; kuttat— Furcht] cag. kuturmak; osm. JcudurmaJc = rasend werden, toll werden anreihe, obwol mir, ofi"en gesagt, der begrifi^liche Nexus beider Stammsilben nicht einleuchtend ist.

P 101.

Keb, hib, gib, Bild, Form, Äehnlichkeit.

nig. keb, A;e2> = Bild, Form, Modell; Ä;<?i?«Y = Muster.

alt. 7cep = BM, Form; Zi-epsös = Metapher, Sprichwort. (Ob nicht etwa das cag. (/ejj =:= Wort , Rede eine Abkürzung des auch in den Khanaten ehedem gebrauchten gcib-söz, geh- sözi ist?)

osm. </i6i = ähnlich , gleich.

az. ginii ähnlich.

kk. ktbcrlcJc = ähnlich.

96

j!it. 7^/ffö = Form, Gestalt; kiäbtä = einem Dinge eine Form verleihen.

Mit 7i;e& = Form, Muster dünkt mir auch das alt.-cag. Item = Mass verwandt zu sein.

102.

JKel, kil, gel, l-ommen, nahen, herankommen.

uig. fee?meÄ = kommen, keliMi = znlämitig.

cag. kilmeJc = kommen ; kiltürmelc = bringen , kommen lassen ;

A;Wm = Braut (die ins Haus Kommende, da die Frau immer

ins Haus des Mannes kommt), osm. </e?me^ = kommen; </e^iV»ne7i; = bringen; j^e^ew = Braut, jak. häl, küläbin ^kommen; Ä'«?«^ kommen lassen. kk. kelermen, Ä;jierZ)cw = kommen. 6m. /ii;iZ'= kommen; A;iw'= Braut.

103.

Kefi, en, weit, hreit, geräumig, lequem, erweitern, ausstrecken, ausdehnen.

lüg. Iceii, leeng =^ reich, weit, breit; ifcewjrn = reichlich , in Uebei'fluss; kengeii = Müsse, Bequemlichkeit.

cag. keü (wie oben); Äenj/e^meX* erweitern ; Jeengesmek = etwas in die Länge ziehen, verschleppen, nachdenken, sich berathen; /fenf/rci' = Berathung. Nur im figürlichen Sinne des Wortes, denn für consilium ist ögiit (vgl. § 48) vor- handen.

osm. ^eujs = weit , geräumig; eH = Breite; eiW = breit, weit; eus«> = schmal (ohne Breite); eiif/w = offenes weites Meer. Vgl. engin oj;aZar = breite, weite Thäler.

alt. keü = \)reit; eew = gedehnt, weit; ee«'fZM= breit; eende = ausbreiten; e»MÄ=frei sein; e««^« = Freiheit.

jak. A:t«»i, = weit, breit; /i;«»i-äs = etwas weit, etwas breit; aüa = offen; «Ha^= öffnen; anai sich öffnen.

CUV. ajj,a = geräumig, offen; aiuir, A:aimr= schmal (ohne Breite; folglich ist auch hier a^ Tcan ~ Breite. Vgl. osm. ensiz).

Ausser den angeführten Beispielen ist im Jak. noch könüo = entfernen, den Zwischenraum erweitern, eine Form

97

fraglicher Stammsilbe, die sehr leicht auf die Idee l)ringt, das Wort köniil = Gemüth, Lust als in diese Familie ge- hörig zu bezeichnen. Begrifflich wäre Gemüth, Lust, Freude auch schon deshalb mit Weite, Bequemlichkeit zu identificiren , weil der entgegengesetzte Begriff von Mis- muth und Aerger eben aus der Grundbedeutung des Be- engens, Bedrückens entsprungen ist; so osm. slh = er\g und sikln{l = Aerger, eigentl. Beengung; ferner *ffl»' = eng und targln = zoi-nig. Dazu kommt das analoge Verhältniss in andern Sprachen; so arab. me6sM/ = ausgebreitet, entfaltet und zugleich auch Freude; »WMcZAatla^ = Beengung und zu- gleich Kummer. Wie gesagt, einen derartigen Versuch an- zustellen, wäre sehr einladend, doch darf andererseits nicht übersehen werden, dass im alt. Jevj, Jeiiü die Stammsilbe für Freude, Liebe, Wille u. s. w. vorliegt und diese demnach primitive Form in § 116 gehört.

104.

Ker, ev, weit, hreit, Baum, Bäumlichkeit, Raum haben, hineingehen, eintreten. (Vgl. § 108 Mr, leer.)

alt. Ä;e»* = weit machen, ausdehnen, anspannen (kere a?^a = weite Schritte machen).

cag. Are J'mefc = ausdehnen, ausbreiten; Jeerenmeh ^= sich recken, sich ausstrecken, sich ausbreiten; feere^e = dehnbares IIolz- netz zum Unterbau des Zeltes; A'eWs = ausgespannt , aus- gedehnt, die gespannte Sehne des Bogens.

CUV. /»•«»' = ausdehnen.

osm. yerinmth^?,\c\i ausstrecken (die Glieder). Vgl. Jeeti, cj1 = weit, breit, § 103.

105.

Ker, ger, Pflicht, Müssen, Schuldigkeit, Schuld,

Opfer.

jak. kärin = Pflicht, Schuldigkeit; kärrinnäk = verpflichtet; ktirätä = Ersatz , anstatt ; käriik Opfer (Schuld, den Göt- tern für erwiesene Güte).

Vämb£ry, Ktymologiscliea Wortcrbucli. 7

98

uig. A'e^'e/i; = nöthig , schuldig, Schuld.

cag. /<"<>e7<: = nöthig.

osm. gercJc=^nöthig sein, müssen; get'eJcWc = I'üicht.

kk. Arere/i; = nöthig.

CUV. Jeif'le = nothwendig.

Mit k hängt lautlich sowol als begrifflich Pflicht, Schuld,

Recht und gerecht bilden auch anderswo einen und denselben

Ideenkreis noch zusammen das

osm. </ert'e7i; = wahr, gerecht; gerccMik ^^Wsxhrheit.

jak. kirdih, kirtsiJc, kirtts = richtig, wahr; kurdat := Uichi-

weg; Ä"«.**(?z/Z; = gleich , Gleichheit, kk. kirtis = wahr. CUV. Ä"ir = Glaube.

106.

Kes, Icis, Icec, hiö, schneiden, zersclineiden, zerstückeln, zerstückelt, klein, wenig, gering.

I. —s.

uig. /t'eswieZ; = schneiden ; /i'csm/i; = Schnitt, Abbruch, Verfall, Ki'ankheit (vgl. biitmek ^ euAcn und öw^mA; = siech, zur Neige gehend); kesüldi=\i.rixnk; Aresm = Ende (d. h. wo etwas abgeschnitten, abgebrochen ist); Ä:e««VHCJ = Beender, Vertilger.

cag. kesmelc, kismek (wie oben); /t'eseÄ = Stück , Schnitt, Erd- scholle; /.;e«i7<; = abgeschnitten ; fceser = Messer; keskiUcmch = zerstückeln ; A;es/i;w = scharf , schneidend; keseJc=^Yei- theilung, Reihe.

kii'. A'es/;M = Zuschnitt, Form, Sitte; A;es: = das eingeschnittene Ende des Pfeils, welches auf die Bogensehne gelegt wird; /«,'esM = Antlieil , Loos; kezeMemeTc, Are.sM^emeZ; = untereinan- der vertheilen.

osin. kesmek, kesim, kesiJc (wie oben); kesinti = Stück.

kk. A-csc/l = Hälfte (vgl. Zj/c'me/c = schneiden und bucHk = llä\itc, ferner jarmaJc = zerspalten und Jari = halb) ; kesük = wenig, ein kleines Stück.

alt. kezck^= ein Thcil des Ganzen.

99

II. —L

uig. ke6ih, ^^»1 = klein, jung; Arid'Hrwje/c = zerschneiden , ver- kleinern.

Kit. 1ie6cnek, kicenelc, As itf/Ä; klein, jung.

cag. A"/6'//i' = klein; 7m(f«Ä = das Junge (der Hunde).

osni. /t*t<ci<Z; = klein; küceJc, kö<^cJc = Junge, Schandbube, Tänzer.

jak. kuccugtii = ]dem.

kk. /.•i^'z7i: = gering, klein.

CUV. ki£en = vf enig, klein, jung.

Die mit 8 auslautende Form ist die primitive, und wie überall drückt die mit cf, £ auslautende Nebenform eine verstärkte Handlung der eigentlichen Stammsilbe aus. Wäh- rend kes'iJc, kisik ein Stück, einen Thcil des Ganzen be- zeichnett, wird durch ke6ilc, kiöih das Kleine, Nicht- ganze ausgedrückt. Vgl. jiis, jiiz ohen und Jü^e, Jude = Hühe, hoch.

107.

I^et, hit, Uec, hiö, ivegziehen, abziehen, ahgelien, vor- beigehen, vorübergehen, vergehen (von der Zeit), sich entfernen, gehen, ivandern, vergangen, spät, Abend.

I. —t.

uig. ketmcl: = gehen, weggehen; kötiirmeJc = entfernen, weg- nehmen.

cag. M^meZ; = weggehen; ^ii/iew = vergangen ; /Htermck = ^YCg- gehen lassen.

osm. gitmeJc = gehen; (/edeJc^Wog, Gebirgsweg, Engpass.

alt. /refZerZe = weggehen , sich entfernen.

II. c.

uig. ftetfwje/i; = vorübergehen , vorbeigehen; A^e^zÄ = Ausweg (vgl.

osm. yedel:); /fec'/i« = vergänglich ; Ä'ed'Ä-e«^ vergangen; kec

= spät {Iccc M(Zt = späte Zeit, Abend), cag. kicmeh, kecmeh, kiö, ke6, ki^lccn, kecJccn (wie oben);

A;i<fe=: Abend (vgl. haj, Jccj § 74, II).

7*

100

osm. ^ec'me/i: = vorübergehen , übergehen; geöid = 'Fnri, Ueber- gang; </ec'e« = vergangen ; 5r<?d'=spät; ^e«e = Abend.

kk. A*ei'ffnH«j = übergehen; r/ef'er&e« = über das Wasser fahren.

CUV. A*«s'= vorübergehen; Ä"a.s/ar = vorübergehen lassen.

Schon der gemeinsame Ursprung der Worte für spät und Abend, dessen wir § 74, II. Erwähnung gethan, nicht minder aber auch das lautliche Verhältniss des cuv. Jcas, wo der hochlautige Inlaut noch vorhanden ist, zu kec, Jee>i, sie berechtigen uns, die vorliegende Stammsilbe zu § 74 zu rechnen. Ket, Tcit, git bedeuten, wie schon bemerkt, im eigentlichen Sinne des Worts nicht die Handlung dos Gehens (wofür barmaJc, varmaJc existirt), sondern des Weg- gehens, Sichentfernens , Umkehrens, mit einem Worte jeno Bewegung des Körpers, die eine Ablenkung vom vorge- schriebenen Ziele (Richtung) in sich schliesst, und Ict schliesst sich auch lautlich an Jcat, Tcaj (umkehren) an. Vgl. cag. ]iatnamak = ?,\ch. bewegen, ziehen.

In demselben Verhältnisse, in welchem leet und Jcec stehen (im c- Auslaut ist immer eine frequentative, ver- stärkte Handlungsweise ausgedrückt), befindet sich auch Icaf zu Jxa6 (verstärktes, beschleunigtes Umkehren, d. h. flie- hen, entfliehen), und das cag.- osm. Zi-ac'maÄ = fliehen , kacah = Flüchtling; kk. Äjaf'er&e« = davonlaufen, /fas/ie = Flücht- ling; o.sm. Ä'0*(J»a/i; = laufen , fliehen, müssen als zu dieser Stammsilbe gehörig bezeichnet werden.

\

108. Kit, ket', hineingehen, hineinpassen, untergehen.

cag. M»*me7,; = eintreten , in etwas Raum haben, sich zu etwas anschicken; kirgimneJc = emiixh.ren, unterbringen.

osm. yirmck (wie oben).

kaz. IfermeJc = eintreten ; kergczmek = einführen.

jak. Jcir, kiriibin 1

CUV. kir' \ = eintreten, hineingehen.

kk. kirerben j

Kir, ker ist begrifflich sowol als lautlich mit ]cer 104) verwandt. Die Bedeutung von intrare hat nur eine Verbalform der fraglichen Stammsilbe. JKer^weit, Raum

101

und kirmch = hineingehen verhalten sich zueinaiider wie ir, jir = Raum und ermeJc, irmek = eintreffen, hineingehen, hineinpassen.

109.

El^, kis, kiz, giz, hüten, schützen, heivachen, cmf- heivahren, verstecken, verheimlichen.

uig. /<*/«c»ic7^ = bewachen, abwehren, jemand behüten oder ab- halten; Msik, 7eeäiJc=-y^Siche; /ji^f/tö Wächter; kiäen = "Wehre, Abwehr, Fessel; kiäenmelc ^ sich enthalten; JeiSen- M = verborgen, enthaltsam.

jak. histiä, kisfibin ^yeratecken; kistülän = Geheimniss.

cag. leiten, ke.siJc (wie oben); keSiJcci=^ y^ä-chter; kiislemelc =^ hüten, bewahren; kizlenmeJc sich hüten, sich verbergen.

osm. </|;5?« = heimlich, verborgen; (/'i^^ewcÄ; = verstecken, aufbe- wahren.

Je gehört sowol begrifflich als lautlich zu kös, küs, Mit 83, IL), welchem das alt. A*esef = behüten, bewaclicn am nächsten steht.

110. Köh, göh, fföj, grün, blau, Gras, Himmel, grünen.

cag. Ajö'A; = grün, blau, Himmel ; kökcrmeh grünen, blau werden, ins Blaue spielen ; kög, küg = Gras , das Grüne ; kökürt = Schwefel (von der grünlichen Farbe so genannt).

az. ffüJ=^GrsiS.

osm. Ärö'Ä' = blau ; f/iök = liimme\.

jak. /jMÖ/s grün, blau; kögör, kögörübin = grün oder blau werden.

kk. Jeök (wie oben); Arö/t«»' = Schwefel.

CUV. Jevak = hla,u, grün; /si-agrar = grünen , blaue Flecken be- kommmen.

In Anbetracht, dass grün, blau mit Wasser, Nässe auch in andern nichttürkischen Sprachen eine gemeinsame Stammsilbe haben, wie: cag. Jct.s = Nass, jasil^ grün; avah.niä = Wasser, mav i =^hlsiu; pers. a& = Wasser, aÖ2' = blau, grün- lich, wäre ich geneigt, das uig. iik, 67«= Wasser als Neben- form des vorliegenden kök zu bezeichnen.

102

m.

KÖl, anlehnen, anspannen, vorspannen, und hiervon die j Benennung verschiedener Fahr-, Reit- und Transportmittel.

alt. /(Tö^ö = anlehnen , beschatten.

cag. kölük, köU'k='&&it- und Fahrzeug: als: Pferd, Kamel, Esel,

Schiff, jak. A;ö7Mi=: anspannen; /(i*ö?ö= Vorspann, Transportmittel (Pferde, |

Renthiere, Hunde). ;

kk. köllärmcn, kölerben I 6uv. kül' I =a^«P^"°^"-

Das alt. k deutet auf die Begriffsanalogie des Anlehnens und Beschattens hin, doch wie die Derivata, als alt. kölöngö, kölötJci, cag. kölge, osm. f/ö?^e = Schatten, Schutz, ' Schirm, zur oben angeführten Stammsilbe köl sich verhalten, ist mir nicht ganz einleuchtend. So viel ist evident, dass Schatten nur als ein übertragener Begriff von Schutz, Lehne zu betrachten ist. Mit k verwandt ist die begrifflich ana- loge Stammsilbe jöl. So :

alt. J67e = anlehnen, an etwas stützen; Jö?öw = sich stützen, sich

anlehnen, «ig- j'ö^ewe/t = helfen ; JöZe/; = Stütze, Hülfe; Jöi^e^'a = Helfer, -

Unterstützer. CUV. i<yM? = befreien, erlösen.

112.

Köm, fföm, verbergen, verstecken, verstopfen, vergraben, !

begraben.

cag. A:ö»j,»ieZ; = begraben , vergraben, verstecken; kämiik \er- graben, versteckt; kömüs Silber (eigentl. Erz, versteckt; vgl. jah Jcömüs) ; köniüsmek = herabsenken , herabneigen ; kömülenieh = verstecken , verbergen.

kir. /i*ö»i&e= vergraben.

az. könilc \ emtcck, Lauerplatz der Jäger.

osm. gönimck, yömüs, götmdmck (vgl. cag. körn ). .

1

103

jak. körn = verscharren, vergraben; kötniiJc = tiefer Schnee;

kömiis = Evz {ilriin Äö;««s = weisses Erz, d. h. Silber; hisil

/i'ö«j«s rothes Erz, d. h. Gold), kk. Ä*6'»n.cr&eM = begraben. CUV. kümiil = Silber.

Vergl. das verwandte fötii, tum 179, L), com

192, IL).

U3.

Kötnuk, Nacken.

Als selbständiges Wort nur im nordöstlichen Sprach- gebiete gebräuchlich, in den übrigen Theilen, namentlich im cag. kommt es nur mit andern Worten verbunden vor; so : kömüldürüJc = Halsschmuck der Pferde und Kamele (von Ä;ö'HiÄ = Nacken, Haisund diirüJc, Jm^mä stehend, befindlich). Von ähnlicher Zusammensetzung ist egindurulc, e^w-cZ<'nZ; = Hemdkragen, Kleiderkragen, d. h. das auf dem Kacken {egin) Befindliche, so auch osm. hojttndnn(k = i och, von &oy'M?j = Nacken und dM>-M/i; = befindlich. Ob kam der Grixndbedeutung nach nicht etwa das Gebogene heisst, von Jidj, kij (biegen) , wie dies bei egin = Nacken der Fall ist, dem die Stammsilbe eg, ej (biegen) zu Grunde liegt, wäre vorderhand nur zu vermuthen, aber nicht bestimmt zu be- haupten.

114.

Köt, küt, göt, kÖÖ, kÜC, gÖC, auflieben, erheben, aufbrechen, ziehen, reisen.

I. —t.

uig. kötürmck, /.'ö^rMmeÄ; = aufheben, emporheben; kötrütn = Fürst, Auserlesener (eigent. der Enipoi'gehobene , da bei turko - tatarischen Völkerschaften von jeher die Sitte vor- herrschend war, die Wahl eines Oberhauptes durch Empor- beben zu bekunden).

cag. kötel = Anhöhe , Berg; kötcli= in die Höhe gehoben, hoch; köterincJc = aufheben, eine Last aufnehmen ; kötcrim Last,

104

das Aufgebürdete; kötehnck = in die Höhe steigen; kötkär-

)wefc = zum Aufbruch bringen, az. jfö^meZ; tragen , bringen, osm. götürmek = aufheben , aufbürden (wird oft fälschlich mit

getirmek = bringen verwechselt), kk. ködelerhen ^?,\ch. erheben; AJö^'er&e?« = nomadisiren.

IL c.

uig. Ä"öc = Aufbruch, Reise, Wanderung; A^öc'^Hc/i; = auf brechen, reisen; /sö(fMA:?» = Reisender, Nomade.

cag. ködetmek, Arödwiefc^ aufbrechen, reisen; /rödwrmeZ; = trans- ,portiren, jemand übersiedeln; 7i Ödeme«, /fö(f>»cw = Nomaden, Wandergesellschaft.

osm. fjö6mek, göt^emen, s. köcmeJc, kommen.

jak. kös, kiisöhim = seinen Wohnort verändern; kösör = an einen andern Ort bringen.

Mit Hinweis auf das in § 107, II. ei'wähnte Verhältniss zwi- schen dem f.- und tf- Auslaut einer und derselben Stamm- silbe wird auch der begriffliche Zusammenhang zwischen köt kö6 leicht erklärlich sein. Mit der Grundbedeutung des Aufhebens hängt auch reisen, wegreisen, eigentlich: Zelt oder Wohnung aufheben, zusammen.

U5.

Kilo, küt, Teils, Macht, Kraft, Stärke, Eifer, Tapferkeit.

uig. /«MC = Kraft, Gewalt, Willkür; ÄMtfÄ« = gewaltsam ; küc- ÄMWwzeÄ; = Gewaltthätigkeit ausüben; ä;mc ZrtZ; = tyrannisch, mächtig.

cag. A;ä<f (wie oben); küvmn = Gevralt; küvenniek, küciinmek = sich anstrengen, sich ereifern; küt, /.'öf= Gewalt, Macht; kütihar, /cö^z'&a»" = gewaltig, mächtig (er hat Gewalt).

osm. güc, gfM« = Arbeit, schwer (^Hi«7e = mühsam, kaum); giizcu- mck = zürnen, sich ärgern; göt, gut Mxxth, Macht. So: osm. göiün varsa = wenn du wagst, wenn du Muth hast, und nicht von f/tii— podex, wie die türkische Volksetymo- logie ableitet.

105

jak. /i"ws = Kraft ; A"M«tö7c = kräftig , /«««wr = Kräfte bekommen.

kk. küs (wie oben); ä;ms<«ä = Held ; Ä"örfe? = Arbeit; ködeler- men = arbeiten.

Ob k mit liüf, ÄM< = auf heben , mittelst Kraft etwas von der Stelle bewegen, oder mit /äs = heftig, feurig verwandt ist, möchte vorderhand schwer zu entscheiden sein.

116.

Kiij, ktfj, kov, kOff, ffiij, hrennen, entzünden, glühen,

glänzen, scheinen, Glut, Sonne, Hitze, Brand, Helle, Tag,

und deren bildliche Begriffe, als:

Mfer, Neid, Zorn, Sehnsucht, starker Wille.

cag. kiijmcJc, küimelc, ff iiJmeJc^ hrennen, entzünden; kiije, /i'öje = Brandwunde ; /jm^'mä = der verbrannte Theil eines Körpers; Ar«7^"rfMr)HeÄ:=: verbrennen; kiiJdürgü=Krehs, Brand; /i'/y««c = schmerzhaftes Brennen einer Wunde; küjclemeh = auflodern; käz (1-«^«^) = glühende Kohle; kuJmaJc = brennen, entzünden; kujas, ^"ojas Sonne , Sonnenhitze.

osm. <//y7mmeZ; = brennen; <///J»»Ä = Fieber, heisses Fieber (vgl. /i"i*! = warm und az. Ar*Äar«(a = Fieber); künliik, günlülc (/«■y «n?MA) = ßäucherwerk , Weihrauch (eigentl. das zu Ver- brennende); kiimiir (J{üjmür?)^Koh.]e (Brennmaterial? vgl. o< = Feuer und oiftm = Brennholz).

alt. ä*mJ = brennen; A'öö = Brand; kiiJe, Je üjlch = Kohle, Bran- der; A^/y/m = beneiden (vgl. ä**« = Feuer und osm. h^izganc Neid); /st/j ww« = Neid ; kiijäncek^^ beider.

jak. A*iyrts = Tageshitze, heisser Tag (vgl. cag. Ä«yas = Sonne).

kk. /("öjcrtc« = brennen; /röjö = ausgebrannte Kohle; kös=^ brennende Kohle.

CUV. Ä*?°ya = Holzfackel, Brander, Kienspan; /."OJcZ = Sonne.

In engem Anschlüsse an kiij, köj begegnen wir der Stammsilbe kihi, deren nasaler Auslaut wol schwerlich als zum Stamme gehörig, sondern viel wahrscheinlicher als ein Affix beti'achtet werden muss. Dieses erhellt am besten aus dem Altaischen, wo die gleichbedeutenden Formen kiijiin und kiiün die stattgefundene Absorption des Auslautes J zur Genüge beweisen. JKi'tn kann daher als =küjün an-

lOG

gesehen werden und hat auch ungefähr denselben Begriffs- kreis hinsichtlich seiner concreten wie abstracten Deri- vata. So :

alt. Av7Mn=Begier, Eifer, Liehe, Wunsch; küünger =^\fnnschen, wollen, A' erlangen; /.*»/«« = Lust.

cag. Ä:«H = Sonne, Helle, Tag; ä'//««'s = Tageshitze, Sonnenglut; künlemeh = sich, ereifern, in Feuer gerathen, beneiden; künncUnelc, künlcimeJc = in Feuer bringen, Neid erwecken; küncilik = Neid.

osm. f/MH = Tag, Sonne, Tageshelle; ^M>2es = Sonne; /<;««« = Er- eiferung, Neid; /t!//«?2meyt = beneiden.

CUV. A!o>« = Tag, Leben; kondurla Tage {\g\. cag. kimditz=^ bei Tage).

Bei näherer Betrachtung des Begriffskreises vorliegender Stammsilbe wird es sich herausstellen, dass köngül, kün- gül, j7ÖWMZ = Lust, Verlangen, Liebe, Begier, Eifer, Feuer mit hierher gehört, da die Bedeutung dieses Wortes als Herz (Blutgefäss) nur secundär und spätem Ursprungs ist coi' ist im Türkischen durch Jiireh ausgedrückt (vgl. § 139) und ursprünglich Muth, Lust, Eifer andeutet. So osm. göüiillü = der freiwillige Soldat; cag. Mngiillnk = tapfer; MngiU a?«ta/i; = Muth fassen, sich erkühnen u. s. w.

. 117.

Kill, kÜT, hüi, IcÜj, hohler Laut, Schall, Gelächter, lachen, lärmen, toben, donnern.

uig. Ar«? = Schall, Gelächter; kiiliimcJv^liLehen.

cag. kül'uck ^^lachen; külumscmek = \ä.c]ie\n; külemck = tohen

(vom W'inde); külbür= Getöse; kiirlcmek =^\'ä,rmen, toben

(zumeist von dumpfen, rollenden Tönen), donnern ; källi'mtH,

kiirliintü Getöse, Donner, Lärm; A;«»'M«ir = Geplapper,

Geschwätz, Gerede, osui. f/«?;«eit = lachen; kiildär =^ Getöse; gürlemek, ffürilldc-

i)jc/i = lärmen , donnern, tosen; gäridii, f/iirlünii— Getöse,

Donner. kaz. kill, /»■//^' = Stimme, Arie; k itjlcmck sm^cu; kiilmek^

girren (der Tauben).

1

107

;ilt. /<•«■/« = dumpfes Getöse, Widerhall; ktiiile=^ schallen, wider- hallen, jauchzen; Ä'//^ = lachen, lächeln.

kir. leüilcmelc, IceijlemeJc = Cinschveien, anrufen (einen Hund oder sonstige Thiere).

j:ik. kül, küläbin = \sLch.en.

i'uv. A'o? = lachen; türl ^=\ä.rmen, tosen.

k ist eine Lautnachahmung, die, wie ersichtlich, mit richtiger Consequenz in Beschreibung hohler, rollender und hoher Laute durchgeführt ist. Einigermassen annähernd ist das magy. /irt/ioto = lautes Gelächter (eigentl. ha! ho! machen).

118.

Kilu, gün, köti, cün, öiu, sin, glatt, gerade, gerecht, eine Bichtung geben, schicken.

uig. Jcüni, könil = gldiii, gerade, aufrichtig; A'wh?'KZ; = Redlich- keit; kiinmek, kiinimclc = gerade werden; kiiiiilmcJc^^ sich richten, sich anschicken; kii'HitnieJc:= gerade machen.

cag. Ivüni = g\a.tt, gegerbtes Leder; küni, kinimch (wie oben); /.T«'>KZeOT = aufrichtig, getreu, fügsam, geduldig; künülmeh = sich eine gerade Richtung geben; fcM«rf«r«*e7; = jemand eine Richtung geben; künü'k = geiü.gig\ künühnch—geiügig sein (vgl. russ.praüo=gerade und wf(prai;?;a<= schicken); kihi- üldürmelx,==^emvii^d gefügig machen, zum Gehorsam bringen.

osm. göudurinelv = schicken (eigentl. eine Richtung geben). Für schicken ist im Osttürkischen jollamaJc gebraucht.

jak. Ztöitö gerade, redlich; 7eön, köiiuMn = gerade wenden; könnör = gerade machen.

kk. /fö«ic = eben, gerade, gleich.

CUV. koiic = friedlich.

Kün ist mit ein, cün = Grad, Ebenmass lautlich sowol als begrifflich verwandt, doch welches der concreto Begriff dieser Stammsilbe sein mag, ist mir vorderhand nicht einleuchtend. Wir wollen daher die Ableitungen der von gutturalem auf Sibilanten Anlaut sich verändernden Stammsilbe in ihrer Bedeutung von Grad, Richtung, Mass oder gerade, gerecht, massig weiter fortsetzen. So:

108

uig. dütif tf-fw^ aufrichtig, redlich; <fijiZ«Z; = Redlichkeit.

eag. ein, (fej|' = wahr, gerade, richtig, Mass; ciHawa/c mes- sen, erwägen; cinamlamak==VQ.emen\ sm = Versuch , Mes- sung, Probe; sijj-awZaHJaZ; = messen, versuchen, untersuchen, probiren.

kir. sijn, j^e»t = richtig, gerade, Mass; ^^»KifZ; = aufrichtig ; Miiau = muthmassen , folgern ; äinsi = Versucher.

osm. clntilrmelc, sfHa»»aÄ = untersuchen.

jak. tftjl/i-a = gerade , durchaus; cifiJcü =^ga,nz, durchaus.

kk. «6« = Mass, Wahrheit.

alt. certc = messen, probiren; d*u=:: recht, gerade; Mnda = richten, rechten; 6indllc=^ gQvechi.

CUV. 6'*'«- = gerecht, wahr, gerade; ^in <fma^ = fürwahr.

Bei der Vergleichung der Stammsilbe ^in mit kiin ist die BegrifFsanalogie zwischen ?eit = glatt, gerade, gemessen und <?Ci</;«(;7i: = messen , probiren wol nicht zu übersehen, da auch die lautliche Verwandtschaft des letztern mit erst- genanntem höchst wahrscheinlich ist.

119.

Jdb, jnv, jam, eitel, nichtig, mager, schlecht, öde,

fremd.

uig. jaha, Jai^a = eitel, leer; javuritmcik, javritmah, Jabrit-

«ja/^ = vereiteln, alt. Jff&ls=: gemein, schlecht; J«&?^a = sich erniedrigen ; Jaman

= ärmlich, schlecht; ^■«»ia^a'a schlecht werden, herab-

kommeu. cag. ^'a&a= nutzlos; ja&(f = schlecht (von Pferden); Jabu =

Klepper, Schindmähre (ist daher nicht persischen Ursprungs,

wie allgemein angenommen wird); Jaban ^srüst, öde; Jaman

= böse. osm. Jovan, Javan = mager, dürr (usus ctin jovan olur corhasl

= billiges Fleisch gibt eine magere Suppe); Jaöa« = wüst;

ja6awil = Fremder; Jav, J«o = Verlust {jav kümaJc = -ver- lieren, vergeuden), kk. r«&a?= schlecht; <'«&es = niedrig , gemein.

Aus jav, jab ist durch Hinzufügung des frequentativen

s noch entstanden:

109

cag. Javas, /ift'as = furchtsam , leise, langsam.

alt. Johos weich., ruhig, friedlich {jobos pasti Icilis hspes = einen friedlichen Kopf schneidet kein Schwert).

kir. £ ujas=^ leise.

öuT. /ii'as' = still, ruhig; J'fmw = abstehen, ermüden.

Wie es häufig bei auslautenden Gutturalen und Labialen der Fall ist, dass dieselben nach stattgefundener Affixirung verschwinden und aus zwei Silben eine einzige sich gestal- tet, z.B.: tavus = tas (fern); koJus = Jcos (zusammengelegt, vereint); cigir=ar (rufen) u. s. w., so ist auch hier aus jabiis, javus das zusammengezogene Ja.^ (leise, heimlich) geworden. So:

cag. J«j!* = heimlich, leise; Ja^MrJH«^ = verheimlichen, verbergen; ^■«^MrMM = verborgen, heimlich.

uig. ^fflj^n« = heimlich (mit dem Adverbialsuffix ra, gleich dogru, özre, egrü u. s. w.).

osm.Ja^ma/c=: Schleier, eigentl. Verberger.

alt. ja/?Z = Heimlichkeit; jaßttu = heim\ich; j aztr Yerstecken.

jak. s«sar = verbergen; sas=sich verbergen.

kk. t'azererhen = verstecken.

In ähnlicher Weise ist die Adverbialform jiivan zu Jon zusammengeschrumpft; so: kaz. jow = wohlfeil, billig; Joti- ««YwaÄ = wohlfeil werden; jak. sinegäs äünn.

120.

K Jcig , ctg, Fett, Schmiere, Salbe.

cag. ^'ct^ = Schmiere ; J«f/?a?Ka/i; = beschmieren (für Fett speciell

wird im cag. maj häufiger gebraucht). osm.Jaf/, JafflamaJc (wie oben); Ja fflnmak sich beschmieren, jak. s*a = Fett; aga, a^«&lw = beschmieren , bestreichen; agan,

aganaUn sich, schmieren; «.«/Iwla^ = Schmiere , Salbe, kk. f'«A; = Fett; t'aglirhen =^heschm.ieien. 6uv. 8ju=^Fett.

121.

Jag, zag, Begen.

cag.-osm. Jagniur, az. jamgur, kir. £aginur, kk. nangincr, jak. samir, cuv. sjomir ^egen.

110

1

In Anbetracht, dass giir häufig zur Bezeichnung irgend- einer Eigenschaft gebraucht wird (so : tojgur = der sich sät- tigt; tinmagur = der nicht ruht u. s. w.), könnte man leicht auf die Idee kommen, dass hier eine Lautverschiebung statt- gefunden und die Stammsilbe jam eine nicht mehr vor- kommende Bedeutung von Regen, Näs?e und Feuchtigkeit (?) sei. Eine solche Annahme wäre aber irrig, ebenso auch jene, nach welcher man jag, zag mit zuj, ^2^;= feucht zu identificii-en sucht. Die Stammsilbe jag gehört nämlich in die Familie des JA;, oä; = herabfallen, fallen, und die ur- sprüngliche Bedeutung des Wortes jagniur ist: das Herab- fallende; vgl. magy. cs«2 = fallen und esö = Regen, das Fal- lende. So heisst im magy. esö esik = es regnet (wörtlich : es fällt das Fallende) ; ho csiJc = es schneit , es fällt der Schnee, ganz so wie im Türkischen, wo das Regnen oder Schneien nie mit einzelnen Zeitwörtern ausgedrückt wird. Man sagt: jagmtir jagar = es regnet (wörtlich : das Fallende fällt) ; kar jagar = es schneit (der Schnee fällt) ; haslmiza tas jagdl auf unsern Kopf regnete es (fielen) Steine.

122.

Jak, j(ig, sah, sag, sav, gut, recht, gefällig, gesmnJ. angenehm, behaglich, nüchtern, wach, tvohlgef allen , sich an etivas erquicken, nüchtern oder wach sein, beobachten, hüten,

heilen.

tag. JaA'maZ; = wohl thun, schmecken; ^'afos'jHaZ; = sich schicken, geziemen; jalfsi, Jachsi— schön, gut, schicklich; Jörma/c (von JaJfurmah, jawnMaZ;) =: wahrsagen , einen Traum aus- legen, der wörtlichen Bedeutung nach gut machen (vgl. magy. _/o = gut; yosoZw? = wahrsagen).

alt. ^'«ifear^ Gefallen finden, genehmigen; jaksi^=?,c\\6ii, gut; Jaksila = gnt machen, verbessern.

kaz. Jagumli geüillig, höflich; JagiimlaJc = Röüich.'keit.

kir. «aÄ;maZ;= schmecken, munden.

kk. t'akse= gut.

"'S- JfiJcuh = wohlthuend , nützlich ; JakuHuh = Erspriesslichkeit ; Ja/i"Mma/i;= frommen.

111

Hierher gehört auch das az. vali, tfay = gut, gesund, frisch und jak. ^f'/f/«a» = frisch, gesund; vielleicht auch das osm. <^a1pnak = es sich schmecken lassen , zechen , in wel- chen Fällen das j sich überall in 6 verwandelt hat.

Noch grösser ist der Familienkreis dieser Stammsilbe mit anlautendem s. So:

uig. ««Ä: = gesund, richtig, gut; s«7."?«Z; = Güte , Vollkommen- heit; saldzmcik ^^ kfM, geben, wachen; ««/lr«^= achtsam.

i'.ig. saq, Sffy= gesund, recht. Rechte; «fflv«2a^' = gesund sein, sich wohl befinden; sai??aj«aÄ= gesund werden; sautmah, saJdamah = gesund oder wohlbehalten machen , behüten, beschützen; sajfi = Panzer (Beschützer); saJcinmah ^ ^ich. selbst hüten oder beschützen; sa^'c« = Wächter ; salßau, ««^•Zafc = Kriegsgeisel (Aufbewahrte).

kir. ««^CZ,M?a7t;j = wachsam ; saMat=mch. in Acht nehmen.

alt. sa/ls = Aufmerksamkeit, Achtsamkeit; saJd, sakta—ho,- wachen; ste— gesund; soot, *mm< = beschwichtigen, besänf- tigen, heilen, mildern.

osm. sagh, saa = gesund, recht. Rechte; satilmak (saa-olmaJc) = Acht geben; sausmah sich bewahren, sich zurückziehen; saiistttrmah =^ jemand retten (verursachen, dass jemand auf sich Acht gibt).

kk. sa^ = nüchtern, heil.

CUV. stt = gesund, wohlauf; «jmr= krank, ungesund; 8uetrla = krank sein; sli{^ Achtsamkeit; s{ifeJa=^ Acht geben.

123.

JaJ^, Jan, jau, jav, Seite, Wand, Ufer, zur Seite,

nahe, Nähe.

uig. jafc = Seite (jaMa jürümcJc = nahegehen, cigentl. zur Seite gehen), und einem derartigen Ideeiigange entsprechend reiht sich an dieses JakuJc = nahe, zur Seite; Ja7>:miiaJc = nahekommen; javMÄ = Anverwandter, Nächster; JavutmaJc, JakutmaJc = nahe bringen.

cag. JavuJc, Jouk nahe; Jaka = Seite, Ufer; Jal:aIamaJc da,s Ufer entlang gehen; Jaklaiimah = sich jemand annähern, Partei nehmen.

112 ^

kir. gale=heiie {zak ^o?Hm/; = Partei nehmen).

osm.Ja/fca = Seite, Ufer, Rand, Kragen; ^'«/«w = nahe ; jcüdas- mak = nahe kommen ; jcikalamak = erwischen , am Kragen packen.

kaz. jdk =^ Seite (her jahka = überall) ; jaklamak = eine Seite ^ ergreifen.

kk. <'af/aw = nahe ; <*o«7as = nahe.

CUV. sjuk, sjwl/c = nahe.

alt. ^■it=sich nähern; /«.«/,; = nahe; /MMcZa = nahe, bringen.

In Anbetracht der Lautveränderung k in n (vgl. j(ik- mak jaJiH«a7i; = brennen , anzünden; sakmak stinmah =wähnen, denken muss als nächststehender Verwandter von jak (Seite) die Stammsilbe jain (Seite, Seitenstück) sammt den Derivaten noch hierher gerechnet werden; so:

uig. jatialmak=^i\aX\e kommen, nahen.

^g- J«**' = Seite, Wand; Jcfji-tes = Nächster; JrtniwÄ; = Seiten- tasche; ^■«na»<a^ = wetzen, schleifen.

osm. Janasmak sich nähern.

jak. antaJc =^ SiVLi die Seite; annara=^jene Seite.

CUV. en = Seite.

124.

tTa^, seile, 6(il^, ÖuJii, scheinen, glänzen, funkeln, brennen, strahlen.

I. j, s—.

uig. ^'«fo"^ = glänzend, strahlend; Jakiz =^hT&vin (von brennen), ; gebräunt, dunkel. i

cag. Jap,ti = hell, licht; JapfiliJc = ReWe ; jaki oder Jagt = ] Fontanelle, Brandstoff und zugleich auch Brand, Brand- wunde; j'fflgr?V= Brand, Quetschwunde am Rücken der Reit- und Lastthiere; ^'«grn- = gebräunt, braun; j^'atoHaZ; = ent- zünden.

osm. JakmaJc = amunden.

jak. saJ^, scr//fl&lw = Feuer anschlagen.

CUV. sjut =^Licht, Helle; 6y'w<?a = hell.

kk. t'aharmen^Yenev anschlagen.

Nach den normalen Lautveränderungen des gutturalen /.•, g

113

in mj, n (vgl. sak, ««</ = Gedanke, Wahn und saiimak =

denken, meinen) ist aus jak, jag das ism. Janmak = brennen ; jangin = Brand ; ik. sandar 'heW^v Schein; sandaraUn Ginen hellen Schein

verbreiten; CUV. .syoji, = brennen , flammen

entstanden.

II. c— .

uig. tfafcÄan^ funkelnd, strahlend.

cag. caÄ;»m/i; = funkeln, blitzen, Funke, Feuerstein, Feuer schlagen; (f«A-Mi = Blitz; (r«Ä'waw?a/c = blitzen, funkeln; c'i/gf = glühende Kohle (vgl. ZräymeÄ = brennen und kiijmür, /v'ö»j?o-= Kohle).

osm. cakmak (;as*) = Feuerstein; cfiMl (<«ö'I) = Kieselstein.

jak. c«;/ «7?« = blitzen, strahlen; cagllan Blitz , Glanz, strah- lend, blitzend; cftÄ'lr =: Feuerstein.

kk. ««j/«r&ejt = Feuer anschlagen.

alt. <'o/." = brennende Kohle, Feuer, Blitz, funkeln.

Das begriffliche Verhältniss zwischen ^■«A^ = scheinen, wär- men , brennen und cak = funkeln , blitzen ist auch ander- weitig, nämlich bei ^'«^ = scheinen und eal, c«^ = strahlen, funkeln wahrzunehmen. Warum der c- Anlaut eine ver- stärkte Handlung bezeichnet, bedarf noch der Aufklärung.

125. f/«^, jcig, jau, jav, feindlich, kriegerisdh, ivild.

uig. Jrtfe' = Feind; JaA;i7«7i; = feindselig ; ja,J?/ij = Krieger ; Jav-

lalc, Jaulak^Yt'ild; javuz = grimmig. cag. ja</»' = Feind , feindselig, kriegerisch; ^'«it, Jaw = Krieg,

Feind; jauz, ^'«vw.? = tapfer ; jaMZaZ; = Aufenthaltsort des

Feindes; jaf/i/cma/^ = anfeinden , bekriegen, osm. j'etM^ = Krieger, wild, grausam; Ja<|f)«a = Kriegsbeute; jag-

anmah = '&idi feindlich gegenüberstellen, bedrohen, kk. t'a = Krieg, alt. jw Feind; j'wt(?a = bekriegen.

Vorliegende Stammsilbe ist eng verwandt mit dem jak.

sa/j = Teufel und uig. ««/? = Makel, Bosheit, Schlechtigkeit

(so: saht joJc Am = ein tugendhafter, guter Mensch), und die

Bedeutung von Feind, Feindseligkeit scheint einen mytholo-

VAmb^ry, Etymologisches Wörterbuch. 8

114

gischen Hintergrund zu haben. Xiclit unbeachtet darf blei- ben das Juxtaoppositum von jak, nämlich il = Friede, denn wie letzteres auf den gebundenen, geschlossenen Zu- stand der Gesellschaft hindeutet, so scheint ersteres mit jag, <?«</ = zerstreuen, auseinander fahren, in begrifflicher Verwandtschaft zu stehen.

126. A.

Jal, jil, jol, jld, zil, 6il, il, glänzen, strahlen, scheinen, funkeln, wärmen, sieden, toben, toll sein.

I. i—

uig. ^'0?« = Fackel, Licht, Helle; jolamah=^ scheinen, glänzen; jolduz = Stern.

cag. Jalau, cf^a« = Flamme ; Jalin=:daiS helle Feuer; jalinlamak = auflodern ; jalgin =■ der von der Ferne hell schimmernde, glänzende Salzboden; Jcr/cfeVaÄ; = funkelnd, glänzend; Jiltra- maJc, iliramak ^blitzen, funkeln; Jilman=: glatt, glänzend.

kaz. Ja^/fcmaÄ; = scheinen , glänzen.

alt. J alkin = Blitz; Ja?l := lodern, flammen; ^'aßw = Flamme ; Jill = sich wärmen; Jiln = -wa-vm.

osm. jildlrlm = Blitz ; Jiltramak = funkeln ; jaldtz = Vergoldung ; jaldlslamak = vergolden.

kk. seit es = Stern.

jak. ste^MS = Stern.

CUV. JaWIr = glänzend ; j«/o?m = feurig.

Nach dem j-, s-Anlaut zieht die mit <f, £ beginnende Stammsilbe ganz besonders die Aufmerksamkeit auf sich, doch da letzterer kein ursprünglicher, sondern blos ein zu- sammengesetzter Consonant ist, so wollen wir zuerst die mit h und t anlautenden Beispiele anführen, aus welchen c, « hervorzugehen pflegt.

II. h—.

jak. feWäV = glänzend, glatt; A;*föä« = erglänzen ; kilbiän := das Strahlen, der Glanz; A;i?äw = glatt, glänzend, kahl.

cag. Jcelek =^ die glatte, noch nicht rauhrindige Melone, der haarlose junge Hund.

115

osm. A"e? = kahl, glatzköpfig. , kk. Jctlän = glatt.

III. t, t'-.

alt. taltra = 'b\itzen] taltrak = B\itz.

uig. tilbe = vfSi\msmmg, verrückt (der Urbedeutung nach wann, heiss, da die Sinnlosigkeit für einen von innerm Feuer durch- glühten, höchst aufgeregten Zustand gehalten wird).

cag. tUi, tilbe=^ toll, wahnsinnig; tilürmeh, tilberemeJc=^-wahn- sinnig werden, tobsüchtig werden, in Wuth entflammen; til- heliJc = Wahnsinn , Wuth.

kir. delbe = verrückt.

osm. ^e^i verrückt , sehr aufgeregt; üeli 7i;awK= Jüngling (der Heissblütige) ; deli &a.s = Tollkopf (Hitzkopf).

kk. #'i;6e»-aM = glänzend, glatt; #-'«? = Flamme ; if'a?('n= Blitz; t' altes =^'&ievn.

IV. c, z—.

cag. HU, HU, JiU=vfavm, heiss (i«7i ÄawK = heissblütig, feurig;

zili Mmalc = \rärmen); MlUJc=^\ er rückt; MUtmah=vi'ä.rrü&a.. kir. <f«?« = warm; MUlik = }i\tz&; ^i/ma7i; = wärmen, osm. (fi? = glänzend , funkelnd; cilg°m = toll; cildirmak = toll

werden, jak. <f«?«s =; warm , erwärmt, alt. caltul = ein von der Sonne beschienener Platz oder Gegend;

{;al = scheinen , leuchten. Auch mit gänzlicher Beseitigung des consonantalen Anlauts

ist diese Stammsilbe anzutreffen und zwar in cag. iU, iUJc^^-warm; iUmak, iUnmaJc = -warm werden; iUniah

= lau ; iUce = warmes Bad , Therme ; ilbarmah = sieden,

sprudeln; ilbaratnidk = sich, abbrühen. osm. ii/iaZ; = lau ; ii^/ie = Therme.

127.

B.

Jal, j(ir, ar, nackt, bloss, leer, eitel, falsch, nichtig, arm.

I. —l.

uig. Ja?aj?Z; = nackt, bloss ; Jolak = vaager, dünn; ^'«ttaw^ falsch, eitel (eine auf gemeinsamen Ursprung des scheinen und

116

nichtig sein sich hasirende höchst sinnreiche Bezeichnung); Jalinguk= Welt, das Eitle, Vergängliche (jalinguk oldani = Mensch, eigentl. das Kind des Vergänglichen) ; jalkamak = irren, fehlen.

cag. Jalan</, Jalavgas nackt, bloss, allein {jalang a< = ein un- gesatteltes Pferd; jalang hilic^&m nacktes, d.h. gezogenes Schwert; jalang o/mä = barfuss) ; J«?()raM = falsch, unrichtig; jaZ(/a«i« = Lügner ; Jalgiz, Jalguz ^dllem, bloss.

kir. «a?(iw(/ = nackt ; «ffl?a«/iracKÄ= Blosse.

osm.^'a^lw = nackt, bloss {jalln sütdür==es ist blosse Milch); jalhilz = allein ; Jalan = falsch.

jak. •^CT;=Bettler, Gast (vgl. jarliJc = arm , fremd).

In Anbetracht der alten turko-tatarischen Sitte, dass der Flehende oder Bittende barfuss und barhaupt erscheinen muss, würde ich im Worte jalibarniah, jalbarnialc und jal- varmaJc (flehen, bitten) eine Zusammensetzung aus jalin (nackt) und barmaJc (gehen) vermuthen.

Durch die Lautveränderung des l und n (jolmaJc und jon = schaben, hobeln, glätten) ist die Stammsilbe Jal auch in der Form von Jan, jang anzutreffen. So :

alt. Ja jt^ls = allein, einzeln (cag. jalgis).

kk. iliMi.(/t<s=: einzig, allein; f'a^as nackt ; <'a?^as= allein.

II. —r.

Die verschiedenartigen Veränderungen des In- und An- lauts sind: jar, jer, jir, zav, Mr, ar und har mit

dem Begriffskreise von elend, fremd, arm, krank, unbehag- lich, müde u. s. w. So:

"'S- JfflW«<A;=arm, elend; JeWMjeZ; = verachten; jerih =^ siech, krank.

cag. jarlig arm; jarliliJc = Armuth; arih = mager, dünn; /ia»')Ha/i; = ermüden, matt werden.

kir. £arU = arm ; £arilmaJc = verarmen.

alt. a'W = ermüden, abmagern, abstehen; a»*2^ = jemand er- müden ; arlbas = unermüdlich.

jak. ■^arl = leidend , krank; «°«H<I = das Kranksein ; arUfak ~ dünn.

CUV. J{rgan=^ ärmlich; Jorla armselig.

117

128. C.

JüjI', or, uor, Ör, (jlänsen, strahlen, brennen, hell, licht, aufflammen.

I. -i-

uig. jaruk=^\ie\\\ jarumak = ^B,nz&r\\ Ja j'M^JHaZ; = beleuchten, erhellen.

alt. jarl =■ scheinen, leuchten (tang jaridi = es graut der Mor- gen); jaA'iX- = Helle, Licht; JarMn = da,s Scheinen; Jart, Jartln =^he[l, klar.

cag. jaruh, Jarwnak, jarukmak (wie oben); Jargak= da.s glän- zende gegerbte Fell; jaWcawai = Fledermaus (wörtl. Glauz- flügel, so genannt von den federlosen nackten Fittigen).

kir. zarJcinmaJc =glsii\zen, strahlen.

kk. t'ara]c = Licht; t'arederben =^leuch.ten.

CUV. sJorda^KeTze; sJot'im-bos = MorgenTÖthe.

jak. sara, sarlbhi =^ta,gen] s«rl = das Tagen; sardanar =^heU. oder leuchtend werden ; sari = gegerbtes Fell (glattes, haar- loses Fell); si/Y?a = hell oder leuchtend sein; sirdik = hell, leuchtend.

osni. Jffl rasa = Fledermaus (vgl. eng. jarhanat).

In Anbetracht, dass jak. sar sin = morgen, cras, der fol- gende Tag, von der Stammsilbe sar, türk. jar (scheinen, glänzen), abstammt, dass ferner ein ähnliches Yerhältniss auch in den finnisch-ugrischen Sprachen obwaltet (vgl. Bu- denz, S. 105), sollte das osm. jarln (cras) eigentlich hier- her und nicht zu er, ir (früh. Morgen) gerechnet werden; doch ist andererseits die Analogie von irte = cras und irte = mane viel mehr vorherrschend, und schliesslich würde ich es noch nicht als ausgemacht hinstellen, ob etwa ir ivüh. Morgen nicht eben streng genommen zu Jar gehört und mit «>)Me/i; = zeitig sein nur in verwandtem und nicht analogem Verhältnisse steht.

118

II. 0, ö .

cag. örüng^=^ Kelle, Liclit; örümelc = sehen, scheinen, hell sein; ort, ort = Brand, Wiesenbrand und Lichtschein, den letzterer in der Ferne verbreitet; oWamo^ = entzünden , verbrennen; örtiiJc = verbrannt.

jak. ö»«ö!=: Wiesenbrand; tior=^Zorn, Heftigkeit (vgl. das ana- loge Verhältniss von Idzmak glühen und erzürnen); tiordah = zoYn\%; urutta^^?,ie\i erhitzen; urun =^\iell, klar, weiss.

kir. öWenweZ; = brennen; öt'^ew^r = abgebrannte Wiese.

kk. iirterhen = brennen.

alt. ö»'< = Brand; öWö = entzünden , verbrennen.

Der Unterschied zwischen jar und or, ör besteht darin, dass ersteres nur strahlen, glänzen, leuchten bedeutet, letz- teres aber daneben auch den Begriif von brennen, entzünden in sich schliesst.

Die vorstehenden drei Abschnitte sind deshalb mit alpha- betischer Classification versehen worden, weil ihre Zusam- mengehörigkeit sofort ins Auge fallen muss, ich jedoch, meinem Vorsatze möglichst getreu, die Eintheilung in eine einzige Familie nur dann vornehmen konnte, wenn wenig oder gar kein Zweifel obwaltete. Es gehört allerdings kein be- sonderer philologischer Scharfblick dazu, um die Analogie von Jal und Jar (glänzen, scheinen) zu entdecken. Sogar die Einzelheiten des Ideengangs stimnlen in vieler Hin- sicht miteinander überein; so z. B. drückt Jal ebenso wie Jar, und auch umgekehrt, nicht nur den Begriff des Glän- zens, Brennens, sondern auch den des Glattseins, Kahlseins und der Armuth aus. Mit einem Worte , es gibt eine ganze Fülle lautlicher und begrifflicher Analogien, die eine Zu- sammenfassung rechtfertigen würden.

129.

Jang, jeng, Art, Weise, Gelrauch, Sitte, Glaube,

Gesetz.

uig. Jang = Art, Weise (bu jang «7c = auf diese Weise); Jang- lilc Wii diese Art, ähnlich; Jangsalc = &h.i\elnA, ähnlich; JangsatmaJc— ähnlich machen , nachahmen.

119

alt. Janf/ = Sitte, Glaube, Weise, Gebrauch; Jaiif/da = Sitte oder Glauben halten.

cag- Janglik, jaiiHh, janluli = 'Ähnlich, gleich; jangüamah ähneln, nachahmen, täuschen.

kir. jang, Jan Sitte, Glaube, Gesetz (jangi joJc jurt = ein Land ohne Gesetz: Radioff).

kaz. £angItJc ^ähnlich; £anglamak=^ Ähneln, täuschen; Jon Art, Weise, Mittel; Jonli = a,rtig; Jonsiz = un&vtig.

tkm. jdli= ähnlich.

osm. Ja jli'IZawa^ = nachahmen ; ja j*Zls = Täuschung, falsch, Irr- thum.

Wie „Fehler" und „Gesetz" einer und derselben Stamm- silbe entspringen können, mag wol auffallend erscheinen, und dennoch ist die Sache höchst einfach. Jang, Jan, heisst der Grundbedeutung nach Form, Aeusseres (mit ang, an = Gesichtsfarbe verwandt), und -während es sich einerseits auf Förmlichkeit, Sitte und Gesetz bezieht, dient es andererseits als Basis für Formannahme, Nach- ahmung, respective Täuschung uud Irrthum (vgl. al = Trug § 13).

130.

Jap, Job, Jcmi, verhüllen, bedecken, schliessen, darauf- legen.

I. —p, h.

cag. Jo^/maZ; = zudecken, verhüllen; Jajiuk Decke , Hülle; Ja/? AM = Vorhang, Kleid; Jaj^wiz = Frauenkleid (Chiwa), Regenmantel (Azerb.); jajiraJc, Ja2nirgan =^Bla,tt , Decke; jaitalah = rund , geschlossen.

osm.Ja2>maÄ; = schliessen; Ja/^IÄ; = Pferdedecke; Jöfgan (von japurgati, javurgan, jourgan)=^'Decke, Bettdecke.

jak. sab, sababin =^heAecken; sf</>l = Deckel; sa6*tö/i; = bedeckt; caj>tal ^^ Aufeinanderlegung. i alt. Jap = bedecken , verhüllen; Ja&M = Decke; jablÜi^=^'^ov- hang, Hülle.

kk. t'abarhcn, i?e/«rie« = zudecken; t'abcnermen = sich zu- decken. j CUV. sjm7ce = Blatt.

120

Hierher müssen wir noch das uig.-6ag.-alt.-osm. Japlsmah=^ sich ankleben (eigentl. sich an etwas anschliessen) ; juplk- ^lr«8aÄ;= ankleben rechnen.

II. m.

alt. J««i?K>»a^ = sich zudecken; Ja»wa = Fleck.

cag. jaHi.a)HaZ; = einen Fleck auflegen, eine Oeffnung mit etwas bedecken.

osta.Jama, Jmnak = ¥leck, Aushülfe leistender Arbeiter, der einem Gesellen zugegeben wird (in Konstantinopel Küchen- junge) ; jamälamak = flicken.

Als nächstverwandt mit jap jam vgl. kap kam (schliessen , bedecken).

Mit Hinsicht auf die Begriffsanalogie des Zudeckens und Zuschliessens kann jam mit Veränderung des Inlauts noch in jum, yo»»= zudrücken, zuschliessen erkannt werden; doch da dies einen separaten Wortkreis bildet, habe ich es in einem besondern Abschnitte vorgeführt (vgl. § 147). J verwandelt sich noch in v; so:

cag. capan, <fei>e« = Kleid, Mantel, Decke.

osm. dity^raZ; = Pferde - und Satteldecke; ce2>Z;ew = Mantel.

131.

tTap, lap, jep, ep, Job, SÖb, ganz, gut, passend, schön, vollkommen, fertig, verfertigen, machen, hauen.

nlQ. jap, jab = Yie\, sehr, stark, fest; japmah =^ yerriehten; ja.purmaIi=^iQri\g machen, beschliessen, enden; jajtraMn^ häufig, oft; jajtltmiaJc, Je^>?/(Hje/; = erbauen ; epihneJc = ge- deihen, vollkommen werden; ejntmck =^hereit oder fertig machen; e2>{/i; = Kunst, Geschicklichkeit.

cag. japinaJc = ha.uerx, herrichten; J«2^2 = Gebäude; jap = ein gemachter Kanal.

osm. japmaJc = machen , verfertigen.

az. laj), ?«6 sehr, gut, stai'k (lab jachci = sehr schön).

jak. /ff & = Wahrheit , bestimmt.

alt. ejf>ie = ordnen, ausgleichen, herrichten; e/> = Fertigkeit; e2>;«=: geschickt; ej?« = Hersteller, Macher, Friedensstifter.

121

{Elding epcizi tonning topcizi = der Friedensstifter im Volke ist gleich dem Knopfe am Kleide.)

Mit ö-, '/«-Inlaut kommt diese Stammsilbe zumeist in der Adverbialform in folgender Weise vor.

uig. söh, sw& = passend, schön, richtig (sö&m# = zu rechter Zeit).

jak. .SÖ6 = richtig, passend; «ö6s«ö = genehmigen; s6'&m = Geneh- migung; SM&ä' = Rath; ««&«?& = sich berathschlagen.

alt. Jüh, Job = gut, gerade, schön, Eath, Uebereinstimmung (jöb sös = em wohlgemeintes, aufrichtiges Wort); Jöhtö = rathen.

eag. jü7>, Jöb = gVLt, wohl (jüb körmeJc = gnt heissen, geneh- migen).

Die Verwandlung des ^"-Anlauts in s, welche sonst nur im Jakutischen vorkommt, ist hier auch im üigurischen wahrzunehmen. In welchem Verhältniss das zunächst fol- gende Jajj (verhüllen, bedecken) zu vorliegendem jö^t stehe, lässt sich aus einem ähnlichen Verhältnisse zweier anderer Stammsilben: &ö^= bedecken und bot, büt=^he- schliessen, enden; ferner uig. japurmaJc ::= enden; eng. jap- «(nHa7i; = bedecken, wol einigermassen ahnen, aber nicht mit Bestimmtheit angeben.

132.

fTctf, jer, ar, er, gut, nützlich, rein, fromm, taugen, iverth sein, bereiten, rüsten.

!• i—

nig. jari = Nutzen , Medicin , Hülfe (bu jihlce jari jolc = für dieses Uebel gibt's kein Mittel); Jaramak^tsLUgen, nützen, werth sein; jarak^'isiitzen, Bereitung; JaraJclilc=^ tüchtig, brav, tauglich; Jar = gutgesinnt , Freund; Jarlikamah =Geia,\len finden, gern haben; JarasmaJc = sich, gegenseitig gut sein, Frieden machen, sich geziemen; Jaras = Yvieie; jarasti=: Friede; Jarttsuk ^passend.

cag. Jar, Jarak, Jarlikamak (wie oben); jaramak = taugen; Jar atmak = hereiten, herrichten; Jaräim = Hülfe (eigentl. die Gefälligkeit).

osm. ^'«.»«ar = tüchtig , werth, würdig, schicklich; jaratmak erschaffen.

122

alt. Jara =^ genehmigen , bereit sein; Jarat= jemand zufrieden oder etwas zurecht machen; ^'«»»ai' = zufrieden sein; jat'- amlh = genehm , genügend.

CUV. Joi*a= genehm sein; ^0»*«^ = liehen; .s/*Wa7<; = schonen, lie- hen; s^'o»'a^ = erschaffen; sjoi'as = sich anpassen, sich be- quemen, friedlich werden.

kk. t'eraglik=:^^c\i6n.

IL a— .

uig. aWi-=rein, tugendhaft, gut; arMwa7;; = reinigen; aritmah = rein werden lassen, beseitigen; aric, erinc, arinc =^ Friede, Ruhe, Gemächlichkeit; erwe/^ = werth sein; ertiiJc, artam, ertcm='V( erth, Tugend, Verdienst; eWeM«=: Schmuck.

cag. ffi»«Ä = rein; arittnaJc =^veinigen; arinmah^ sich reinigen; aW = schön, gut, ja.

osm. aW=wohl, gut.

jak. a»' = das Beste; ■i^*'as = sauber, rein; ■t»'as<a = reinigen.

alt. a/'M = rein; a»*««Za = reinigen.

kk. arak = rein.

CUV. *ra = gut, wohlthätig.

133.

J(ir, tvr, jir, ir, zerspalten , zerUüften, zerreissen,

entfernen.

I. J—

uig. ja»'ma7;=: zerspalten, zerlegen; Ji»'aÄ;ma^ = beseitigen , ent- fernen ; jirak = fern.

cag. jar = Kluft, Spalte, steiler Abhang; jarmalc = spalten, trennen, entzweien, (und in bildlichem Gebrauche) entschei- den; jargi = ^'äge; jargu = \]vtheil (Entscheidung?); jara = Wunde (Spalte im Körper) ; jirtmak = zerreissen ; jirat- jjja/l; = entfernen ; Jirß/i;^ entfernt, weit.

alt. ^"ar = spalten ; jarll=^üeh zerklüften; Jara = Wunde.

osm. jar mah (wie oben); Jarma ^ ein Scheit Holz; JarlJc = Spalte, Oeffnung; jorti=^Loch; Jort, Juri (auch cag. jurt) = Wohnung, Behausung (vgl. oj, öJ^Haus und ojmah graben, höhlen, welches demgemäss einen ganz analogen

123

Ideengang in der betreffenden Wortbildung aufweist) ; jari, Jarm = halb , Hälfte.

jak. «**• = steiles Ufer.

kk. t'ar = steiles Ufer; «'araÄ; = Spalte; t'arem = Kä,\Üe.

>'iiv. sj'or = spalten ; sjir = steiles Ufer; «Jor« = Hälfte ; Jiran Spalte, Furche.

Ob das kag. jarmak = Ge\A (richtiger Kleingeld, vielleicht Scheidemünze) von ^"«DMa^^^ trennen, scheiden hierher ge- hört, oder ob es von der Stammsilbe jar (glänzen, schei- nen) entstanden, da tenge, tünge^Geldi von tümj = scheinen ähnlichem Ideengange entsprungen ist, kann vor- derhand noch nicht entschieden werden.

II. a, i .

cag. at'iJc, ar«a = Kanal, Spalte; aW = Einschnitt in einem Berge, Engpass; o»*a»«a^ = schneiden ; ■iraZ; = fern.

alt. ■i*'a=sich entfernen; *raÄ; = fern.

osm. «r«^ = Kanal.

jak. ararta =^in viele Theile theileu, zerlegen; arÜJc = Gehirgs,- pass.

kk. erarmew = spalten ; ereJc=:'Riss, Spalte; era7>; = weit, ent- fernt ; erirhen = entfernen.

Hierher gehört noch das cag. i*«^a»»«7i; = zerklüften, zer- hacken und irgak =^Kra,lle.

134.

JciS, J(l?^, Jos, BeiJie, Ordnung, Regel, Gesetz, ordnen. Hellten, machen.

Big. jasun, Josun = Art, Weise.

tag. Jasal =^ "Reihe , Schlachtordnung; jasaJc, Jasav =i Gesetz, Gesetzbuch, Ordnung; Jasamah=- ordnen, machen, reihen, putzen, zieren; JasaT; = Strafe ; jasaM? = Ordner, Vollstrecker des Gesetzes; ^"osm« = Weise, Art (bu josunluh = ein der- artiger).

alt. jffl5;a= machen, richten {toj ja2adi=^ev hat ein Fest be- reitet); Jrts = heilen, verbessern (JasUdl er ist genesen);

124

Jozok = M.Vistev, Bild, Beispiel; Joso/rfo = nach Muster oilci

Beispiel handeln. osm.Jasak = Y erhol; J«s«M= Wache, Verhieter. kir. £asa= Gesetz; £asamah = machen, ordnen, jak. t8asai=^ seine Anordnungen treffen. kk. t'asärmcn = machen, bereiten. CUV. Jo.t;a! = machen, ordnen, zurichten; j'os;aM = genesen; Jo.vi'

= Ordnung.

Der Begriff des Ordnens und Herrichtens ist nicht \v( i entfernt vom Begriffe des Ebenens und Glattmachens, dalie vorliegende Stammsilbe zunächst mit Jas, Jat = eben, glcicl verwandt ist. Dem "Worte jasaJc = Gesetz entspricht laut lieh und begrifflich das alt.-cag. JatuJc = Harmonie (ei Instruments).

135.

tTciä, jis, is, hell, licht, Schein.

uig. jasih Sonne {jasili tündi = die Sonne schien) ; jaäiii Blitz, Lichtstrahl; Jas»a»Ka7i; = leuchten, blitzen.

iag. ja^im, iäim '&iitz, Wetterleuchten; jiänamak, imai, iMamah = g\änzen, leuchten, scheinen; ij^zZ; = Helle , Li' das Freie (im Gegensatz zu tlm, ^*e«* = finster, gesell : sener Raum); 'i^z'ÄJto = draussen (im Freien).

kir. £aMm, za^namaJc = 'Blitz, blitzen.

CUV. sjizim = Blitz.

iilt. jaaßn = Blitz .

osm. a^lÄ; = Funke; -t^l/c = Lichtstrahl , Helle, Licht (nicht />///, crevasse, ä travcrs laquellc on peut regarder, wie Biancl angibt).

Wie in den meisten Fällen, so lässt der Auslaut .s au<; hier eine Contraction stattgefundener Affixirung vermutl worin der Doppelvocal aa im Altaischen (zumeist aus / Sorption des /c oder g entstanden) bestärkt. Es ist daiu sehr wahrscheinlich, dass Jas aus jalcis, jais (jaJc~]n] zusammengezogen worden ist.

125

136.

J(:i§, is, iz, nass, feucht, grün, jung, grünen, leben.

nig. J«»«7 = grün; jaMllamak=^ grünen, gedeihen.

«ag- j'«s = nass, feucht, jung, Thräne, Lebenszeit {jus Iciii oder jas 0(/Zan = Jüngling); JaMiJc = Sini das Lebensalter bezüg- lich (Jyisha jaslih ^nng, d. h. von kurzem Lebensalter); jaM= grün; Ja.slatmaJ:, /j^Za^maÄ = befeuchten; jaMllan- 5»aÄ = blühen, grünen; Ja^aJHaZ; = leben, gedeihen; izgar, Jlsgar = feucht.

osm.Ja;^ = Alter, Thräne, frisch, nass; JaSll ^ali; Jasamak = leben, gedeihen; jaäUJc Kasse, JeM = grün; islaniaJc = benässen ; islaJc = feucht.

alt. ^■a^<Z=grün, feucht.

jak. sas = Lebensalter.

kk. <?'as = Thräne, Zeit; d'ltf <'*<=jung.

CUV. ^■as=jung.

Die Begriffsanalogie zwischen jung und grün oder nass ist auch im Gegensatze, nämlich in kor, kur = dürr, trocken und alt vorhanden (vgl. § 84).

137.

fTcit, jcij, schwach, arm, geringfügig, elend, nackt,

zu Fuss.

uig. jafm = schwach , kraftlos, träge; Ja^/Ä = fremd, arm, elend (vgl. das arab. v_.Owt der Grundbedeutung nach fremd, im Osm. jedoch als arm, verlassen gebraucht; so auch das deutsche Wort elend der Grundbedeutung nach fremd); Jatalc=^ zu Fuss; ^'a^aÄiüfZ; = Fussgänger.

cag- Jat = fremd, unbekannt; Jatlilik = die Fremde, Armuth, Elend ; Jatlamah = verarmen.

CUV. jo^ = fremd.

osm.Jatlu=^a,rm, unglücklich ; Ja«? = fremd.

kk. d'azak zw Fuss.

12G

IL -j.

c&g. jajali zvL Fuss; jajahlamak = zvi Fuss gehen; jnjdak =

nackt (ungesatteltes Pferd). alt. ^'«Ji« = zuFuss; Jaina(jajma?)=sic}i schwächen, sich quälen. osm.JaJan = zu Fuss, niedrig. (So: sen anin janlnda jajan M-

lirsln = du stehst sehr unter ihm, -wörtlich: du bleibst neben

ihm zu Fuss).

Auch der Anlaut J hat in einigen Fällen sich in den

nächstverwandten s verwandelt. So: uig. satkaniak=^\ erachten, schmähen; satJcak = ein Schmäher;

satkun = verächtlich , verwerflich, jak. tsadai = arm werden; scitä, satlhln = nicht zu Stande

kommen, sich vergebens mit etwas bemühen; tsadanl ~

arm, Armuth; sa(laJc = Mangel; sati=^zvi Fuss. CUT. sjidih =^ fremd.

In Anbetracht der letzterwähnten Form dieser Stamm- silbe wäre ich geneigt, auch das Zeitwort 8atniak = \ev- kaufen nach der türkischen Bedeutung des Wortes = los- schlagen, weggeben hierher zu rechnen.

138.

Jcit, Jojf jdS, liegen, lehnen, dehnen, strecken, gedehnt, flach.

(So wie tur nicht so sehr den Begriff des Stehens als des Aufrechtseins [vgl. § 196] bezeichnet, ebenso drückt jat, jas nicht sowol die Handlung des Ausruhens als viel- mehr die der horizontalen Lage und des Sichausstreckens und Dehnens aus.)

uig. ^*a;fma^= ausdehnen, ausbreiten; jatkamak ^liegen; jatkalc = Lager, Bett; Jcitilmak=^%\ch ausdehnen, sich ausbreiten; ^■a^«^= ausgedehnt, breit, flach. (Jatik ist die uigurische Benennung für die Wolga [6ag. jajik, jciih'], der wörtlichen Bedeutung nach breit, ausgedehnt, und stimmt merkwür- digerweise mit der magyarischen Benennung dieses Flusses, nämlich atü [nach Porphyrogenitos] , überein.)

127

6ag. jatmak = liegen ; jathizmak = legen ; jajmak = ausdehnen,

ausbreiten; j'ctJ«^ = breit ; jajpak, j(ilpak = ?ia,c\i, eben;

jasmaly = flach werden; jasang = breit; jazi = Ebene;

j'asÄa = flach; ^asianwia/i; = sich anlehnen; ^"««toÄ; = Kissen,

Polster; JaswjMÄ^ Linse (vielleicht von der flachen Form

so genannt?). o&m. jatmak, JastanmaJc, Jajmak (wie oben); ^'afsl = die Zeit

zum Schlafengehen; Jas = grosse Ebene; Jassi =üa,ch, eben. alt. Jai, j'as = ausdehnen, ausstrecken; Jffl^ = liegen, leben, sein

(vgl. turmaJc := sein, stehen und leben, oltnak = sein und

leben); ja<?ls = das Leben; Jaitak =:^hreit; Jaitis ^-Ehene. jak. sit, sitahin = sich legen, liegen; si?sar = niederlegen; sit-

;|/c = Polster; sfsi = Fläche, kk. <'ffle?ar6c« = ausbreiten ; t'äderhen = \iegen; t'ase, t'a0e =

Feld, Steppe.

In Anbetracht, dass Sommer und Frühling bald JaJ, bald Jas heissen, nicht minder aber auch in Berücksichtigung des Umstandes, dass der Sommer und Frühling bei den altaischen Völkern die Zeit des Sichzerstreuens und Aus- dehnens nach der engen Winterwohnung sind, wäre viel- leicht anzunehmen, dass jaj, Ja^' = Frühsommer, Sommer zur vorliegenden Stammsilbe gehören. Mit JaJ = Sommer ist auch jil = Jahr verwandt. Im Jakutischen wird der Begriff Jahr mit Schnee (Winter), im Türkischen mit Sommer bezeichnet.

139.

'Ter, er, jir, Ir, sir, Baum, Räumlichkeit, Platz,

Erde.

uig. Jer, e»* = Erde, Raum; j'e»*fewweÄ;= Unterkommen haben, «ag- Ji't'f **" (wie oben) ; Jirlesniek = Platz oder Raum haben ;

Jirlik, Jerlik=: irgendwo zuständig, zugehörig, osm. Jer

Erde, Ort, Platz.

kir. £er

kk. t'ir

CUV. sjir )

juk. sir = Ort, Platz, Erde; sirdiä ^eg weisen.

128

Trotzdem dass heute in allen Dialekten durchgeliends jer in erster Bedeutung Erde heisst, so unterliegt es docli keinem Zweifel, dass diese Bedeutung nur eine entlehnte ist, und dass jer ursprünglich Raum, Räumlichkeit he- deutet. Die eigentlichen Benennungen für Erde sind J) uig. ^o^, eigentl. dürr, trocken, ganz so wie kara, ehenfalls der Grundbedeutung nach dürr, trocken (vgl. § 84); 2) toprak, der Wortbedeutung nach der Gegenstand, auf welchem her- umgetreten wird (vgl. § 76 und 179). Jer steht daher sowol in lautlicher als auch in begrifflicher Hinsicht mit er, der Stammsilbe des Zeitwortes ermcÄ; = Raum haben, hinein- passen; e»'i^MnMeÄ; = hineinbringen, Raum verschaffen, in nächster Verwandtschaft (vgl. Iccng, Jcen § 103). Jir (jiir) ist noch im Worte jürek Herz , Blutgefäss zu erkennen (vgl. Umd § HG).

140.

Jet, Jit, sit, anliegend, angrenzen, anlangen, erreichen,

genügen.

uig. Jefifc = anbelangend, angrenzend, gebührlich; Jetrü = ge- nügend, entsprechend.

alt. ^■e# = genügen, erreichen; Jettre = his, bis zu, anlangend (_üjge jettre = l>is zum Haus).

cag. Jetmelc, jitmek— erreichen, gelangen, genügen; jetiJc, Jetcr = genügend; JeiJcnrmeJc = nahe bringen.

jak. Sit, sitäbin— einholen, erreichen; sitär = zu Ende bringen, erfüllen.

CUV. «Ji'f = anlangen, erreichen, genügen; ttjidetcen = bis, bis zu, anlangen {Ug. jitlence); sJklelIeJc = genügend.

kk. t'iderhen, t'etermen= erreichen; t'etereben = er\&nhen (er- reichen lassen).

Ob Jet mit dem begrifflich ihm nahestehenden juk (nahe, gut, gefällig) verwandt sei, zwischen welchen bei- den jek, jej (gut, wohl) ein Annäherungsmoment, sozu- sagen eine Mittelform bildet, kann hier nur als Vermu- thung aufgestellt werden.

129

141.

Jig, ng, ig, Öig, cag, laut rufen, schreien, weinen

(vgl. eno;!. to er«/ = schreien und weinen),

klagen, lärmen.

I. j, i, a—.

«"g- Jigi=^Aüs Weinen; Jiglamak=^ weinen.

alt. igla, ijla = -weinen; ij, ig = das Weinen; ijlakan = •wei- nerlich.

osm. uglamak^ weinen.

Die nächsten Verwandlungen des j-Anlauts sind die in c, £ und s. Der letztgenannte Laut kommt nur in wenigen Beispielen vor, als: cag. siktamaJc = winseln, weinen; so^ra- mali = knurren ; sagirtka = Grille , Zirpe ; kirg. sikirlau = knirschen, zirpen; cuv. sigr =rnien, während die Stammsilbe mit erstgenanntem Anlaut einen reichhaltigen Familienzweig aufweist. So :

II.

f-S

iiig. (^agirmak, £agirmak = rnten; cigr = Ruf ; Mgis = Lärm, Getöse; ^igir, cigirdak^'krsichzen, knixrren, und die einen ähnlichen Laut hervorbringenden Geräthe , als cigir = Ilad der Wasserleitung; (fj/rn'/i; = Rad der Wollkamm-Maschine; t'a«/?ama = Laut , Stimme.

osm. cagirmak (wie oben); (fa^lWa}««^ = rauschen , plätschern; cagistl = Klang, Laut, Schall, Geräusch.

kir. sij7«=:das Weinen.

Aus cigir, caglr, jigir sind nach Absorbirung des in- lautigen Gutturalbuchstabens »och entstanden ^ir, <^ar, Jii', Jar, welche begrifflich sich nur insofern von den übri- gen Stammverwandten unterscheiden, dass die mit ihnen ge- bildeten Worte die Bedeutung des Rufens, Schreiens, Jauch- zens, Frohlockens, aber nicht zugleich die des Weinens, Kla- gens in sich schliessen. So:

uig. cai'Z,M?ajKaÄ; = erfreuen , fröhlich stimmen; Jirmak=^mien.

cag. carlamak, sarlaniak = rnien; «arawr/ =^ Echo ; £arak = fröhlich; Jirlamak, irlamak singen, jauchzen; jiraH=^ Gesang; Jirindak, irindak = Gesa,ngweise, Tonweise.

VAmbi^ry, Etymolngisclios Würterbnch, 9

130

kir. «i»' = Gesang; «i/*i» = Sänger.

osm. irlamak (wie oben); «Vm<l = Gesang (JürüJc in Anatolien).

jak. corgui =: laut schallen , einen lauten Ton von sich geben ; ^Ha^Lied; ^^?a = singen.

(5uv. Jfwa = Lied.

kk. e»* = Licd, Gesang.

alt. Jar = ßuf, Ausruf, Nachricht; ^■a»'c'l = Ausrufer; Jarlu = anzeigen, veröifentlichen ; J«rZ/Ä;*) = Befehl.

Schliesslich sind diese zusammengezogenen Silben Jar, dar sowol im An- als auch Auslaute in folgender der nor- malen Lautveränderung entsprechenden Form anzutreffen:

1) car^cav, cati, sau.

uig. (SaVf <faw = Ruf; (^avuhmah=^ einen Ruf erlangen; david- jwaÄ; = berühmt machen.

cag. öau = Ruf, Aufruf; daiiii = Ausrufer ; caudur = Rufer ; 6audurmah = rufen ; ^aukun = Lärm.

osni. davus, <faifs = Aufseher (ursprünglich Verkünder eines fürst- lichen Befehls).

kaz. ^avZa = tosen, murmeln.

2) jar = sar, sav, sau, sai. **)

uig. sav, satt = Ruf, Kunde, Botschaft; satte« = Prophet, Kund- gober.

cag. satramaÄ;= singen; satraw = Gesang ; satro = Nachtigall; sauci ('c/ia^MM^— Liebesbotin (im Osmanischen, wohin die- ses Wort aus schriftlicher Ueberlieferung gelangt ist, fälsch- lich sevidM chatun genannt).

alt. sarin, sarlndar Lieä, Gesang.

*) Die Stammsilbe jar ist nebst vorliegendem Worte, welches auch im Cag. und Osm. (Jerft^ = fürstliches Schreiben) vorkommt, noch zu er- kennen in cag. jargi = Urtheil , Richterspruch ; jarguci = Urtheilsprecher, Richter; alt. ^'arplZci = urtheilen.

**) Die weitere Entfaltung von sar, sau, sav s. in § 167, nämlich bei der verwandten Stammsilbe sor = anreden und sö^ = Rede, Wort.

131

142.

Jil, jel, jal, Sil, sUll, sal, Wind, windig, kalt,

Hauch, Athem, athmen,

(und in bildlicher Bedeutung des Wortes)

eilig, hurtig, sich schnell bewegen.

I. J-.

cag. Jil, Je^ = Wind; Jilsik, ilsik Hegel, Windschirm; Jelle-

meJc -wehen; jildam, «'/(Zam = hurtig , flink; jelmek, Jelik-

?»eÄ- = eilen, flink sein; jilatnn = ([eT schnelle Gang, kaz. Jelburdama]c = zeYsi'ä,vi\)en, schnell auseinandergehen; jelpi-

mek lüiien; Jelpü, Jelbikü Yächev; jeldüremek =■ vaii

Windesschnelle sich bewegen. !ilt. ^*e^ = Luft; JeW« = Luftzug, Zug; ^6^= schnell laufen; jelek

= Anlauf, osm. ^'e; = Wind , Schlagfluss; Jellemek =^ Ixiiien; Jelmek = \im-

und herlaufen; Je^Ä-e« Segel ; JelCpazeJ Yiicher (eigen tl.

Windspieler, vom türk. jel und pers. baze).

II. s— .

uig. s«^?7i; =: Wind ; salikmak^^ wehen.

cag. salig windig (Chulasai Ahbasi); salkin = kühl, kühler Wind; salkinlamak = das Wehen eines kühlen Windes; soluk, solti.'i Athem, Hauch; so^amaÄ; = athmen , pfeifen (vom Winde); siiliimek = einsaugen; s/e;«A= Blutegel (Sau- ger); savurmak, saurmak (eigentl. safenwaÄ) = würfeln.

kir. sff?Ä;a?re = windig; so^2(/rfa?< = aufathmen.

osm. selin (Anatolien), seWw = kühl, windig; .soluk, solukmak (wie oben).

CUV. «t/ = Wind; «o^?a = wehen. Wind machen; sollan sich im Winde bewegen; hieran mag wol das in den übrigen Mund- arten bekannte «a^tomaA; = sich bewegen, schaukeln ge- knüpft werden.

alt. satt?« = Wind; ser^iMW = Erkältung.

jak. sa/</lw = Lüftchen , Luft; solffii wehen, blasen; sftl<fdä=

9*

132

frische Luft schöpfen ; tial = Wind ; tialir , tiallrahln = wehen; «^«7 = traben ; «M^?äV = traben lassen.*)

Die Stammsilben sol, sil verändern ihren Auslaut in ti, respective h, f, p, und wir erhalten sov, siv, sib mit der

Bedeutung von athmen, saugen, blasen, pfeifen. So':

CUV. s-ivZa = athmen , Athem holen; «ivZls^Athemzug; sivir =

Sauger; ^«&lr = musikalisches Instrument, cag. si2)li:armaJc saugen; si2)0S(/a = ¥Vöte, Pfeife; sovurmaHc

einsaugen, einathmen.

'r-^f'ff.URohrpfeife, Flöte.

alt. StpiSKl \ '■

143.

Joh, Joj, JuJ, jllt, nein, nicht, verneinen, vernichten, lügen, verderben, Armuth, Seuche.

uig. Jok = nein, nicht; Jo]^i = Vernichtung; Jokalmah = ver- nichten; JoMuk =\erderhen; jut, juti, Jutuh=^\]n\\<i\\, Unglück, Verderben; ^"Mimct/l; = verbrauchen , vernichten.

alt. JoÄ = nicht, ohne, Entbehrung; joidu, Joä-sms = armselig, bedürftig; Joffol = zn Grunde gehen; Joksin = \erlust em- pfinden; Jokslre^ arm werden; ^oj Lügner, Maulheld.

iag. Jok (wie oben); ^'oÄ'oZwiaÄ = verschwinden ; joksul arm, bedürftig; JojMzaZ; = vernichten; ^'oJm = Vernichtung; joj^ Jiijf J'i^Jcn = Lüge , lügenhaft , irrig ; Jut, Jot = Seuche, Verheerung, Verderben; jw#;waZ; = verschlingen , vernichten.

kir. «ojma^: = vernichten; siit, «M<Z = Seuche; «oJa»= lügen- haft; «oA'ma/i; = verleumden , Lügen sagen.

osm. Jokltik = Armuth ; Jol^ etnicJc = vernichten.

jak. sMofe= nicht vorhanden, nicht da, Abwesenheit; suo^ta = vermissen.

CUT. sJok=^ nein, nicht, ohne; ^ojrai = vernichten ; sJogal = zu Grunde gehen.

kk. t'ok = arm.

*) Ob niclit etwa cag.-osm. jal, jel; jak. siül; cuv. sjilge ^ahue, von dem Begriff des Flatterns, Wehens ausgehend, hierher gerechnet werden darf?

133

An die im kk.-cuv. und jak. sich zeigende normale Laut- veränderung des j"- Anlauts in V und s schliesst sich zur Bezeichnung eines verwandten Begriffskreises die mit t und c, z anlautende Stammsilbe an.

3 = t, r.

alt. i(öf/im = Lüge ; f6'«/««cj = Lügner; <ö</Mwde = lügen.

kk. t^öl = Betrüger ; Vöiläncrhen = betrügen.

jak. ^MöA;«» = Lügner.

tag. tükiil, tügiil=^ nicht existireud.

osm. deyil, dejü = n\ch.i, nicht seiend.

J = V, £.

üh^. soki, cioA;« = Verleumder, Lügner.

•■ag. co^mZ= falsche Anklage; «Mjew = falsch. Und schliesslich gehört in diese Familie uig. f?i^cai = arm, bedürftig.

144.

Jol, Jon, JtU, JUII, hobeln, schnitzen, schaben, kratzen, glätten.

eng. jofojaZ; glätten, die Haare ausrupfen; jo^t</i; = glatt, po- lirt; jötünmeJc sich abwetzen, sich abreiben; Jonmak schnitzen, hobeln; ^oitMÜ Zimmermann , Schnitzer.

alt. Jt*; = rupfen, ausreissen; Jtilda = ahscKälen; jUin = dü.Qn werden, zusammenschrumpfen, sich abwetzen.

ofui.Jolmak, Jonmak (wie oben); Joai^ra = Hobelspäne ; jonizi =^ Steinmetz.

CUV. ^'«»1:= Schere, Messer; 4r/oi = schneiden.

kk. nunerben = schnitzen ; nonarmen =^ behauen ; t'ularben = rupfen; <''M/Mr»«aM = rasiren, scheren.

Im engem Sinne der lautlichen wie begrifflichen Zu- sammengehörigkeit ist jol, Jon zu Jal B. (vgl. § 127) zu rechnen.

r

134

145.

Jol, 61, ul, jor, jur, jür, gehen, schreiten, ivandeln,

Gang, Weg.

I. -~l.

uig. jol = Vfeg, "Weise, Art, Sitte, Manier; jolamak, Jolahmuk. schicken, senden; Jolaiici, Jolauc = Gesandter , Prophet;', olanmak, jolanmak =■ sich begeben; olasmah = hin- und'' hergehen, zueinander gehen, verkehren.

cag. ^'0?= Weg, Art, Linie, Richtung; ^o^MÄj^Ka/,; = begegnen; ««iaÄ; = Reitthier, Esel (eigentl. ein Fahrzeug; vgl. arab. v_*S^ = gehen und >_Aiwo = Reitthier, Fahrzeug); jular = Zügel (von j/oZ = Richtung, folglich Richtunggeber, Lenker).

alt. jol (wie oben); M/a=eine Richtung einschlagen; iilala = den Weg weisen; it?a5'lcl = Wegweiser, Führer.

kaz. iilah Bote , Läufer ; tilau = Führung ; ulauH = Führer, Leiter.

jak. suol ^eg; »uollä einen Weg machen.

CUV. Jo^ = Sitte, Gebrauch, Gewohnheit; «Jo^ = Weg, Mal; vUäk = Thier.

kir. sol Weg, Art, Mal; «o?a = Gebrauch, Sitte; «o^aÄ = ge- streift, mit Linien versehen.

kk. «'o?--=Weg.

IL —r.

uig. JO'WÄ = Gang, Weg, Art; Jorimak=:^ gehen, wandeln.

«^"g- J*ort(7i; = Schritt, Gang, Weg (jot'uJda jürnmelc = im Schrill gehen); Jortniak, Jorgalmak^^ im Trabe gehen oder reiten; Jorgun = müde (eigentl. abgegangen; vgl. stehen, abge- standen); JormaJc =^ ermüden; jürümeJc, Jünümeh, züni'(- wieZ; = gehen, marschiren, herankommen.

jak. tsoruola =^ im Passe gehen; ^sorwo = Passgänger; sirif, sÜtsahin = gehen , reiten , fahren ; sirl = Gang ; silai müde werden; si^ä Müdigkeit ; sür, sürähm—lanien; sm>*mZ;=i: laufend, guter Läufer, Strömung.

kk. t'orormen ia.hren; t'oHrbeii ~ gehen; forterben =^ galo- piren

135

ilt. Jor = gehen; ^'oW = antreiben ; /«»• = leben, gehen; jiif-

üm, jür äs = Lehen, Gang. 'UV. s^o»"^ = rennen ; .»f/«r leben, gehen, wandeln.

Abgesehen von der normalen Veränderung des auslautenden lin r oder vice versa, sprechen für die hier angegebene Ana- logie des Jol und Jor am besten die betreffenden Beispiele des Jakutischen, wo sir und sil für denselben Begriff ab- wechselnd gebraucht werden.

In Anbetracht, dass Jür nicht nur laufen, sondern auch einen Anlauf nehmen, sich ereifern bedeutet, würde ich jiireJc Muth, Herz; JüreMi = mnthig, beherzt auch hier- her rechnen. Es ist ebenso wie Icöngiil nur ein abstracter Begriff und keine directe Interpretirung fraglichen Blut- gefässes.

146. Juk, Jify, JUV, ju, waschen.

"ig- Ji*»««/; = waschen ; ^'wMwaZ; sich waschen.

öag. junialc, jujmak (viie oben); JttfeaZma/i; = gewaschen werden.

osm. Ji^mnaJc = waschen ; Jikanmak = sich waschen. Uebrigens gibt es auch eine ältere Form mit Ju und Jun.

az. Jov, JuvmaJc (wie oben).

alt. ju, Jjew = waschen, sich waschen.

jak. siti, styailw = waschen; sun, sunabhi, auch sujun = sich waschen ; sußi = Waschung.

kk. t'urhen = waschen.

CUV. sJm«; =; waschen (jput s/wras = sich das Gesicht waschen).

Trotzdem juk die ältere Form zu sein scheint, so ist doch in den altern Sprachmonumenten Ju mehr gebräuchlich. Der ursprünglichen Bedeutung nach dünkt mir juk nicht der Grundbegriff des Waschens, d. h. Reinigens, sondern im Ge- gentheil des Sichbefleckens, Sichbeschmierens in sich zu ber- gen und scheint demnach mit j'm& = ankleben verwandt zu sein. So vergleicht Budenz in seinem Magyar es finn.- ugor. nyelvekbeli szogyczisek, S. 85, ganz richtig das magy. fest =n\&\en mit dem linn. j;ese waschen, reiben, und fol- gende Wortfamilie gehört entschieden hierher, ja sie ent- hält sogar die ältere und primitivere Form. So:

136

<5ag. julfmak, jokmah = 3A\k\fi\iQn, haften, sich beschmieren (>/;- um agri = eine ansteckende Krankheit) ; J^^/l;a/>; = anhaftend, kleberig.

osm. johilamak = betasten , berühren , anfühlen.

147.

Juni, zum, jmn, soni, iom, jüm, öüm,

vereinigen, zusammendrücken, fest, dicht, massiv, Körper von runder, geschlossener Form.

I- j-.

"ig- JuniitmaJc = \evsamme\n; Jumuhm^ = aich sammeln, sich zuschliessen; JumJci =■ insgesammt; Jime, jüme = alle; jtitndurmak, = anhäufen.

cag. /i/.»ww«Ä; = zudrücken, schliessen; JtewiaZaÄ; = Knäuel, Beule (von der geschlossenen runden Form so genannt); jumruk = Faust, geschlossene Hand (vgl. aja üache, d. h. offene Hand); ^w«m = rund; Jümrülmeh = in Trümmer fallen, eigentl. ein Haufen werden.

alt. Jii = versammeln ; jiiuna = sich versammeln ; Jumur = rund, oval; /MMW = Volk, Versammlung.

osm. Jiinimak (wie oben); Jum,ru = Beule; JuinaJc=^KnävLe\.

jak. *m?7 = drücl{en, quetschen; suturiik = Ya,ust.

kk. numzuruh = Faust.

Charakteristisch ist es, dass Jutn bei der Bezeichnung des Wortes Ei überall als Stammsilbe figurirt. So: cag. jumurtha, osm. Jumurta, cuv. sjimarda, kk. num- iirtJca u. s. w., was selbstverständlich für die Eegriffsanalogie dieses Wortes mit Knäuel, Kugel, Rundung spricht.

n. c, £ .

nig. comlamaJc = sammeln.

cag. voni, ;^o«i. = alle, sämmtlich, sehr, stark (com ytara = sehr schwarz); co»*a?i = Keule , Knittel, runder, massiver Kopf irgendeines langen Körpers; cöniülc dicht, fest, compact; vöimirmeJc, cö-miilmcJc =^ sich, zusammenziehen, sich zusam- menkauern; comrii, comru = Sesshoiiter, Ansässiger (Gegen- satz von /(;öcef = Nomade, Herumziehender).

137

osm. comaJc = Keule; ctimar = Schaf mit rundem, hornlosem Kopfe.'

CUV. ^M»nMr = Kreisel, Knäuel.

Als Mittellaut zwischen j und 6 figuriren noch in frag- licher Stammsilbe: 1) s, z. B. im osm. so»n. massiv, dicht (som (jföJKMS = massives Silber); alt. so »t = fest, hart (som ^e»MV = hartes Eisen); jak. s^JW gedrängt, voll und üniis = fett; cag. sentit =^ iett , semirmek = iett werden; cuv. samir = fett, sanilrt = füttern und kk. simiz, setniz = fett U.S.W. 2) t, z.B. cag. <o»MMa^ = untertauchen , sich baden {^jXiy^yi ob Lugati FazluUah Chan), in welcher letztern Form jom, com, som, tom an das nächstverwandte tum, tom (vgl. § 177) sich anreiht.

148.

Sciy, sog, Stta, snv, sno, herausnehmen, ausziehen, abziehen, abnehmen, ivegnehmen.

cag. saf/maÄ = melken (eigentl. die Milch herausziehen); sag in, sa(/?;Ä; = Mutterschaf , Melkkuh, Melkstute; sagir, sigir = Kuh (vom letztern das osm. sf</?r = Rind, Rindvieh im all- gemeinen).

kaz. savmaJc 1

osm. saghmalc, saamah > melken.

kk. savben, sagarhen j

alt. saa= melken (saala mj = Melkkuh).

kir. savlulv, sao^MÄ = Melkthier.

jak. ia, -iif/« = melken.

Soviel von der mit a inlautenden Stammsilbe. Die mit o inlautenden Beispiele kommen entweder in der causativen Form vor, als öag. soj/i<n«aÄ; = herausnehmen , ausziehen (so: tis so(7MnKaÄ= einen Zahn herausziehen, Mlic sogurmdk = ein Schwert ziehen); sogrM»" = Eimer (Wasserherauszieher); sojurmah, sovurmalc = abschälen, ausziehen, ausrauben, entblössen; osm. sijirmak = a.us der Scheide herausziehen; kk. sürarben = abziehen, ausziehen; oder auch in der Grundfoi'm, als: cag. so^'r/aw = Beute, Raub; sof/a72 = Zwie- bel (d. h. das sich Abschälende); osm. set/wia/^- = entkleiden, berauben ; sovan Zwiebel u. s. w.

138

Sollte vielleicht die Analogie des griech. ^i.z\y . . . a[jL£XY-u = melke (vgl. Curtius, Griechische Etymologie, I, 153 B.) und des deutschen Milch einen Anhaltspunkt zui- Vergleichung des Wortes sät (Milch) mit ««?« = melken, saut = d&s Ge- molkene, geben?

149.

JSaJ, äaj, 6a j, 6ej, hin- und herhewegen, umher streifen,

umherirren, schaukeln, tänzeln, schütteln, mit den Gedanken

hin- und herschweifen (phantasiren).

I. S, 6' .

"'S- say«7Äaw = umherirrend, blöde (von sa/i7waÄ = umheriiTen).

cag. s«y"aZ; = Vagabund , Landstreicher.

alt. sajgaktu iau^Qhv, saJaJc, sajgaJc Lügner, Faselhans.

osm. 8ajiklamalc=^iase\n, phantasiren; sajrilc, savnÄ; = Schwä- tzer, der Unsinn spricht.

kir. Sajkama]c = hin- und herbewegen, schütteln (at hasin saj- lcadi = dns Pferd hat den Kopf hin- und herbewegt); ^aj- waÄ; = schütten, beschütten, waschen.

CUV. 80Ja=Lüge (vgl. alt. sajak).

II. c— .

tag. {•aJaMamah, (faJkalamaJc , ^ajkamak, 6ajpamak = hm- und herbewegen, schaukeln, wiegen, schütteln; öajku, cajkun das Schaukeln, das Bewegen, das Zittern; cajnamak = den Mund hin- und herbewegen (kauen).

kaz. <foya = hurtig, beweglich, flink; i^ajlaniak = sich, beeilen.

alt. <f«/i»a.— schaukeln, plätschern, waschen, spülen; 6ajhu = Geplätscher; da;Ä;a = schütteln; ^ej = rühren, mischen (paZ- kiisku SU t'<y = menge Wasser in den Lehm).

osm. caikamak, ^ajkamak = schaukeln; cljnamak, äjnemek = kauen, tänzeln, trippeln.

Das kir. ^ bildet den lautlichen Uebergang zwischen c und dem ursprünglichen s, und als Stammsilbe mit diesem Anlaute muss saj zu sal (vgl. § 152), dessen Grundbedeu- tung mit letzterer identisch ist, gerechnet werden.

139

Ebenso ist 6aJ mit <^al lautlich und begrifflich verwandt, wie aus folgenden Beispielen ersichtlich ist. So: 6ag. calik = flink (vgl. kaz. caja = flink); ^alliamah, callcdlamah = schütteln, schaukeln; ^«^m» = flinke Bewegung, List; ^ala cala ! eilig , hurtig !

150.

SaU, sag, saj (sajin), san, zählen, beachten, achten, hedenJcen, denken, bemitleiden, bedauern.

uig. sa^ = Zah\, Art, Weise; sakis = ZaM, Rechnung, Berech- nung, Gedanke, Wahn; sakmak, satmah (letzteres eina Variation des sa/möÄ; = zählen, achten, beachten); saJeinmah = sich bekümmern, beachten, Sorge tragen; saknilamah = jemand bedauern; sa/i"/Hc = Kummer, Bedauern.

tag. sag, saji = Zahl, Mass, Richtung *) (letztere veraltete Form ist nur in den Ableitungen zu erkennen, so: sajin = ge- messen , gezählt , Zahl , durchweg , entlang [jil sajin = das ganze Jahr hindurch]); «ffl<7M = Trauer, Klagelied; sagtm = nachdenklich, traurig; saginmak =^ Aenken, sinnen; sajgu = Wahn, Berechnung; sffJ?a«MaÄ; = aussuchen.

jak. ak, «Y/a&l« = zählen ; a/i"s« = Abrechnung, Rechnung; aktl = Erinnerung; agUin = gezählt, geschätzt oder geachtet werden.

alt. sagls Sinn, Verstand, Gemüth, Herz (alc sa()i8U= gut ge- sinnt; Jcara saglsll = schlecht gesinnt).

osm. saß = Zahl; saJ male ^z'ählen, beachten, berücksichtigen.

kk. sägtis^=Y erstand, Gedächtniss; sägunerben = denken.

Ob san, wie oben angedeutet, von sajin entstanden, oder ob das in der primitiven Stammsilbe auslautende fy oder g durch den Vermittelungslaut von ng, ü sich in n ver- wandelt hat, kann vorderhand nur hypothetisch aufge- stellt werden. Soviel ist sicher, dass ,san, lautlich ver- wandt, infolge des ganz identischen Begriffskreises seiner Derivata nur hierher gerechnet werden kann. So:

*) Mit .saji=ia der Richtung, entlang, scheint das cag. sari {saj-ri) = entlang verwandt zu sein.

140

uig. sanin = Zah\; srtwa^-a = Sterndeuter, Stemzähler (beide nach Budagow).

cag. San = Zahl; sanamak = zählen, achten, schätzen, erwägen, überlegen; Sfflwa^^ = überlegend , furchtsam, zaudernd, scho- nend; sanagliJc = Schonung, Beachtung, Mitleid; 8an7cur = in Gedanken vertieft, verwundert.

kir. san (wie oben); sawa = Gedanke , Sinn (ak sanali ]ciß=^ ein Mann rechten Sinnes).

osm. sau (wie oben); «awfe= geachtet, der etwas zählt; san- m«Ä = wähnen , meinen, denken; sa*tM = Gedanke; sanUlik = Staunen , Verwunderung.

jak. sä'Hä = denken , meinen; sanargä = trauern.

kk. sanirben :=^ lesen, zählen (vgl. magy. olvasni =^ lesen und zählen. Auch hinsichtlich der Begriffsanalogie des Zählens, Achtens , Denkens und Bemitleidens vgl. magy. ssäm = Zahl und s«^«.wi = achten , s«awf?eÄ= Gedanke).

CUV. *o»* = denken, nachsinnen.

ISL Scijc, §(lh, trocken, dürr.

jak. sa^sa = ausgetrocknet, dürr; «a/l^sa^ = austrocknen ; sak-

sarÄo«= ausgetrocknet, lose, locker. lag. ^a^saZ = dürres Holz; ^a^salmaJc = sehr austrocknen, dürr

werden.

Aus sak, sak, respective aus dessen causativer Form sakurmak scheint sakruJc, sakrilc, sarih, saruTc, kk. säraJc, CUV. «an = gelb, vergilbt, verdorrt, entstanden zu sein. Zu einer solchen Vermuthung führt das in lautlicher und be- grifflicher Beziehung ähnlicherweise entstandene Wort für trocken, dürr, wenn wir nämlich die Stammsilbe /fca^ = dürr, trocken denselben Process durchmachen lassen, also: kakurmah, kakruh, kauruk, kuruh und ktini =^irocken, dürr, leer u. s. w.

141

152.

Seil, tal, das Hin- und Herhetvegen eines Körpers,

auch die hurtige, heftige Bewegung im causativen und

und transitiven Sinne des Worts, z. B.:

werfen, schleudern, schicken, treiben, jagen, rütteln,

schütteln; wallen, schwanken, schaukeln.

I. 5 .

eag. «a?ma7c = werfen, schleudern, jagen, schicken; saldamlu = ernst, gesetzt, geübt (vgl. franz. bieti ?a»ce = geschickt, wohl geworfen); salgit =8tGuev, Grundsteuer (eigentl. das Aus- geworfene); salig = 'Emaatz; salgamah :=hm- und herwer- fen, schaukeln, schütteln; salkinmak, salginmah = sich schaukeln.

osm. salmak (wie oben); sallamak = bummeln, herabhängen; «a^ÄJm = Traube (eigentl. das Herabhängende; so: bir sal- Tclm M^Mm = eine Weintraube; bir salMm c/}MnMa = ein Bund Datteln); sallaf male = schsLukeln; Sffl^aZ; = penis (eigentl. das Herabhängende); saUk = das Werfen, Aussenden, Schicken; saliJc vermeJc = jemand auf den Weg, in die Eichtung setzen (eigentl. den Wurf geben. Vgl. lancer quclqu'un; to give a start.). jak. sato' = wenden, lenken, richten (vgl. osm. saliJc vermeJc; uig. sub salmaJc = eine Armee schicken, lenken; stib salar = General, wovon das neapers. sipelisalar stammt.

Aus sal ist infolge Verwandlung des inlautenden a in * noch entstanden:

6ag. sillemnek^sich. schaukeln; s^^^e»^eÄ = rühren, bewegen, osm. si^ime^ = schütteln , rütteln; .s^7?e = Ohrfeige. alt. si?H = das Schütteln. kk. s Uig erb en ^= SMSschüiieln. CUV. .<«^^Ze = schütteln.

Ferner nach Verwandlung des auslautenden l m r mit cag. sarsamak, sarsimaJc (von sa^samaÄ') = schütteln , rüt- teln und sarkmal:, (eigentl. salkmak) = herabhängen , herab- wallen.

142

II. t-

cag. tallamah, talgalama]i= schaukeln, wiegen, hin- und her- bewegen; talgum Woge, Welle, bewegtes Meer; talpin- waÄ = zappeln , sich hin- und herbewegen; talgümah = aui- wiihlen , aufrühren (köngül talgitmah = Unruhe A'erursachen, d. h. jemand das Gemüth aufregen).

alt. fottoo = Welle ; tolkoolcm=^ sich in Wogen aufthürmen; tal- ianda = sich hin- und herwälzen, sich wiegen.

osm. fZcf/^a = Welle ; dalgalanmaJc = sich schaukeln.

jak. (^o^^Mi = schwanken , sich bewegen, wogen; dolgun^^VfeWe.

kk. «'a;% = Welle.

153.

Snp, SCip, ÖCtPf hauen, schlagen, schneiden, zerhauen, einschneiden, einschlagen, einfallen.

I. s, .i .

cag. sapmah = einschlagen (einen Weg), einrammen (einen Pfahl) ; sa p amah ^zaii einem Stocke ausklopfen; saplamah^ein- dringen, einschlagen, einsetzen; sapah. Stiel, Heft, Sten- gel, Griff (der untere feste Theil eines Körpers, welcher in der Hand festgehalten oder in die Erde eingeschlagen wird) ; sapan =^ Pflug (vgl. das bei sapah Gesagte) ; sajiag = Seitenweg; ^«^/paZamaÄ; = klatschen, hauen; ^ajja, ^apaJak = Ohrfeige; ^appati=^hTeit, dünn geschlagen.

kir. «a&a = festschlagen; «aöaw= Stock, Prügel; Sapmah =^ schlagen, eilen, rennen; ^a/>oo = Flucht , EinMl.

alt. sa6a = Schnitt , Abschnitt, Theil; sw&aZaÄ = Zweig (wahr- scheinlich der schon abgeschnittene; vgl. saZ = Zweig und salmah = werfen , abwerfen).

osm. sapmak (wie oben) ; saplamaJc = einschlagen , einrammen ; sopa = Stock, Prügel; sa2> = Stiel, Stengel.

jak. ■jt6 = Heft, Stiel, Stengel (vgl. osm. sap).

kk. aaiitarmen = durchstechen ; sabarben schlagen ; sap = Schaft; sapJca = Sense (Haue).

CUV. saftaÄ = Stengel , Stiel; sap = schlagen , dreschen, hauen.

143

II. c— .

6ag. <faj9j?m/i;= hauen, schlagen, eilen, rennen; (^apttJc = eilig, hurtig, schnell; (fapaul, <f«jpaM = Ueberfall, Rauhzug; (Sap- /,;m = Messer, Hacke; <^a2iki = 'Rieh, Schnitt; <fa/> = Galop; cajöÄ;MM = Plänkler, Geplänkel, Marodeur; (fauhm=dev ins Gesicht schlagende Schnee oder Regen; (fapalamaJc herumschlagen, zappeln; (fapkulamak = a.vLs}ia,nen, umher- hauen ; caplcidin = Säbelgefecht.

:•■■/.■ tfa^ar = Schnellreiter, Post, Kurier.

.;sm. ^apmah (wie oben); <?a^a = Haue, Hacke; d'aftt<^ = schnell, d'rt&a^amafc = trachten , sich bemühen (vgl. cag. 6apalamak)\ f'iapHfz = Schelm (vgl. cag. capTcun).

CUV. t'o/> = laufen , rennen; <fop<ar = umhertreiben, jagen.

j:ik. ^«^c'äH = leicht, von geringem Gewicht, gewandt, leicht- sinnig (vgl. osm. capMn).

Mit weichem Vocale, d. h. mit inlautendem e ist diese Stammsilbe noch zu erkennen im cag. ^evih und ceber ^ flink, eilig; ferner mit ö in folgenden Worten: ööp Mist, Abfälle, Schnitzel; cuv. sjüp = Mist; cag. ööpü = Zwerg, wobei überall der Grundbegriff des Zerhackten, Zerhauenen, d. h. Häckerling, vertreten ist.

154.

JSctt, saöf caö, ÖClä, mit Wort und That mnherwerfen: schlendern, schleudern, phantasiren, faseln, umherstreuen,

ausstreuen.

I. s— .

uig. sa^ÄawaÄ; = beschimpfen , schmähen; sa^Mma/c = verachtet

werden; sa«Ä;MW = leichtfertig, geringfügig. kaz. sa^M = leichtsinnig , unbesonnen; saiasmaÄ; = phantasiren,

im Schlafe reden ; satfu = Saat {songsacu = Spätsaat). <:ig. sadniah^hm- und herwerfen, streuen, ausstreuen, säen;

«atf/Zi; = Geschenk (von Untergebenen an Vornehme, d. h.

tdas in üblicher Weise auf den Weg Gestreute); su^iüc, «a(fa/i; = Tisch- oder Handtuch (d. h. das Ausgebreitete, Aus- gestreute), der herabhängende Theil eines Kleides, Franse.

I

144

osm. sacmaJc (wie oben); sckfma = geringfügig, Kleinigkeit; saihc ~ kleines Geschenk (die bei einer Hochzeit oder Festlich- keit ausgestreuten kleinen Münzen); scwfl/^ = zerstreut; savanaJc = Strichregen; Aa^malc = zerstreut oder betroffen sein; äaShin, Zerstreuter, Thor.

kk. sazerben, t'aterien=sAen; f 'cr^'a^ = Fransen , Lappen.

II. c— .

cag. ^aSmak = sich verirren , den Verstand verlieren , zerstreut sein; <fa<f«m7>; = schwatzen , faseln; f'a<?/;a«/. = Faselhans.

baskir. {•a^mok = säen, ausstreuen; cadrmt, <^a6rah = Funke (vgl. IHvüzun, richtiger Ä;m7iMW = Funke, d. h. das Abge- brochene).

alt. <fa<f= bestreuen, bespritzen, umherwerfen, säen; 6(icligi = Libation, Opferspende.

az. 6a^an^=AQv sinnlos Umhergehende.

Ob etwa das cag.-osm. satmak (verkaufen), wenn wir dies im Sinne des Losschiagens, Verwerfens, Absetzens nehmen, hierher gehört, konnte einstweilen nur vermuthet werden. So heisst z. B. im öag. sathak Jcisi = ein verwerflicher, verkäuflicher Mann. (Vgl. das lautlich und begrifflich ver- wandte saj § 149.)

155. Sek, seg, sej, springen, hüpfen, entfliehen, entspringen.

uig. «etoweÄ = fliehen , entspringen.

cag. segirmek, st</«-mel-= springen, hüpfen, tanzen; segirtniel;

sigirtmeh = entspringen, osm. sejirniek, sejirtmek (wie öag. seg). kk. sagererhen = hüpfen, alt. «eA^fr = springen , hüpfen; sekirtJcis = Yloh.

Von sek existirt nach dem Lugati Fazlullah Chan eine ältere Form mit hartem Inlaute, nämlich sikramalz = springen, hüpfen, welche sich im osm. s^c'ramaÄ, äag. sa^ra- vmh, baskir. c'acram«/; springen , hüpfen erhalten hat.

145

156.

SeJ', SCIT, schwer, mühsam, hart, steil, rauh, streng.

rasch.

''■^. serp, sa*7J = schwer , schwierig, rauh (eine Formation, die ausserdem nur nocli in alp, ulb [mächtig, von al, uJ] und in ^tflh [Oehr, Ohr eines Gefässes, von Jctil = Ohr] vor- handen ist) ; serhnneJc = sich anstrengen , sich bemühen ; serirmelc, s«»'anwaÄ;= jemand Mühe verursachen; serhn = Fleiss , Anstrengung.

osm. sarp^ steil, rauh, schwierig; sert = va,nh, ätzend, streng, herb, stark (von Getränken); sirJce, serl'e = Essig (eigentl. herbes Getränk).

cag. «erÄ'weÄ; = auffahren , aufspringen; serÄ<?fc = auffahrend (der einen leichten Schlaf hat); serce, sirce = flink, behend.

juk. sfVi'flÄ: = wachsam; sö>«M = sich hüten.

Die eigentliche concrete Bedeutung vorliegender Stamm- silbe ist mir unbekannt.

157.

Sev, seil, SÜJ, SOj, liehen, gern haben, Gefallen finden, freuen, erfreuen.

uig. seyMÄ;=liebevoll, geliebt; sevüJclüJc =hiehe; sei'mc= Freude; sever, si«;er = Freund ; soJurmaJc, sojtirkamak =^ erirenen, beschenken (mittelst Geschenk jemand erfreuen).

tag. süjmeh, süümeh, süvmek = lieben; siijgülük = geliebt; siijünmeh = sich, freuen; smJmwc = Freude; süjärgal*)= Ge- schenk (von Vornehmen an Untergeordnete), Liebesbezei- gung; SÜJ ärgamak = jem&ml ein Geschenk geben; setigu, sauga = Geschenk.

osm. seyweZ; = lieben ; sej/'(/«' = Liebe; sev9«7/= Geliebte.

*) Es ist dies das einzige Beispiel in der türkischen Sprache, wo die Vocalharmonie in den betreffenden Affixen unbeachtet blieb, was dem Um- stände zuzuschreiben ist, dass dieses Wort, nur in der Schriftsprache vor- kommend, von den persisch-mittelasiatischen Scliriftstellern übermittelt wor- den ist.

VAarnfiRT, Etymologisches Wörterbuch. 10

14G

alt. Sit blieben; s iij im =^ Liehe; sügimüs, siijiiiiiis l'reudc. kk. seiZfVJew = beschenken , bewirthen. ciiv. say = lieben, herzen.

Hinsichtlich des concreten Begriffs ist es nicht unwahr- scheinlich, dass seü, siij mit sü, sm»- = streicheln , liebkosen identisch ist. Hieran erinnert das cag. si;e»weZ; = streicheln, lieben und alt. s«r(7M«(7 = liebreich. Soviel ist sicher, dass sev eine secundäre und seü, süü, süv , siij die primäre Form ist.

158. SfJ, älj, pissen (Onomatopöie).

c'aj;. MJmelc, «yme/i; = pissen; sijdik = V,xm.

osm. iMmeh = pissen (* gehört hier nicht zur Stammsilbe und ist zur leichtern Aussprache des dem türkischen Sprachorgan schwer fallenden Sibilanten Anlauts genommen worden); sidilc = Urin.

159.

Silj S{f, slr, silr, siz, dir, 6lz, reiben, streichen,

poliren, glätten, schmieren, malen, zeichnen,

und die entsprechenden Hauptwörter theils concreten, theils

abstracten Begriffs, wie:

Strich, Linie, Reihe, Gemälde, Zeichnimg, Schrift, Bild,

Gesicht, äussere Form, ein weiter Familienkreis, den wir nach den verschiedenen Aus- lauten, weil diese am meisten variiren, vorführen werden.

I. —l, j, V.

uig. si;«7i; = glatt, rein, fromm.

cag. ,sj7me7(; = wischen, reiben, glätten; si7e«meZ; = streicheln,

glätten, liebkosen; sijdam= g\g,i\,, glitscherig; siijremek =

gleiten, schleifen; ««//«Awe/; = ausgleiten. oam. silmeJc (wie oben); sülmcn = Schmiere, Schminke; silki =

Wischtuch; sivismeJc = entgleiten; siJirmeJc, sivirmelc =

glätten, kk. silih = &c\i6n, rein.

r

147

II. —r.

cag. sir})iaJc = gleiten, wischen, streichen, abwischen; sirinzak=^ Schleif bahn ; sürmek = re\her\, streichen, aufstreichen, trei- ben; S'ürtmeh^) , särcmeh gleiten, wetzen, schleifen; sirgi^), stirgil = Reihe, Ordnung, Strich, Zeichnung.

uig. 8erge = Reihe, Ordnung, Strich, Schrift (damit ist nächst- verwandt (ferge = Freibrief. Vergl. jarlik in der Anmer- kung a).

osm. sürmcJc (wie oben); ««»•we= Schminke, Strich, Linie, Rie- gel; sürgü =^Riegel; sürüsmek, siirtünmcJc=: sich anreiben, sich wetzen, sich schleppen.

alt. s«/»"") = sti-eichen, zeichnen, einschneiden, Bild, Gesicht; siirli = hema.\en, eingravirt; s'M'WÄ'«w = Schmiere.

CUV. .<y'«7»* = schmieren, glätten, reiben; sj'»»* =; zeichnen , schrei- ben ; sjiru = Schrift.

jak. s-i^rtz^ Handtuch, Wischtuch; s»»*^« = Schlitten (ein glei- tendes, rutschendes Fahrzeug) ; ««»'(/a = Reihe (Strich) ; sär- gäläs = sich in eine Reihe stellen.

kk. sirben, sigirben=^ Striche ziehen; sor = Schlitten (vgl. jak. slrga).

III. —z.

iag. »tswicÄ = streichen , liniiren, eingraviren, einschneiden (und von letzterm der überti'agene Sinn des Empfindens, Schmerzes. So: sizgi = das Tippeln, das Stechen; vgl. sanzmah = stechen und sansu =^ Bauchgrimmen) ; sizih = Linie, Strich.

»ig. »isik, st«?7i: Stechen , Schmerz.

osm. rfi«;Mc/i; == liniiren, streichen; «iswaZ; = einschneiden, stechen, jucken; 6isgi ==^Lime; «'^»1= Grimmen, Jucken; se»meJ: = = empfinden , fühlen.

(UV. «/s=: fühlen; sis'= Empfindung.

"lt. se« = empfinden; se«iÄ; = Empfindung.

Anmerkung ''). Im Cuvaschischen heisst Ji>'(/e = Reihe, Ordnung, was auf eine ehemalige Stammsilbe mit auslau- tendem J schliessen lässt, von welcher auch noch ander- weitige Beispiele vorhanden sind. So: jarliJc, jerlih oder /j»'??Ä- = Freibrief, eigentlich das Schreiben, und dieses Ja»*

10*

148

ist noch nach stattgefundener Erweichung im osm. jazmuh = schreiben vorhanden.

Anmerkung *"). Von sürt ist mittelst Lautverschie- bung das cag. südremeJc, im-.sjütre, alt. «</«re=: -wegschieben, wegwälzen, wegstossen entstanden. Hinsichtlich der Be- griffsverwandtschaft des in sür enthaltenen „reiben" und „treiben" sei nebenbei bemerkt, dass sür nicht so sehr verscheuchen, verjagen als vielmehr entfernen, be- seitigen, reinigen bedeutet, wie dies aus den abgeleite- ten Wörtern ersichtlich ist.

Anmerkung °). An den Begriif von Bild, Zeichnung reiht sich noch eine kleine, lautlich hierher gehörende, spe- ciell auf Gesicht, Aussehen, Gesichtsfarbe, Schönheit u. s. w. Bezug habende Wortfamilie an. So:

cag. (firaj, (fj i'ai = Gesichtsfarbe; d*/'a;7«Ä; = Schönheit; <fün, sin = Farbe , Aussehen (mognl sinlik kisi = von mongoli- schem Aussehen).

kir. ^frai = Physiognomie; sin = Farbe, Aussehen; sindi = \on Aussehen {tüjüce sindi ^^\on der Gestalt eines Kamels).

jak. sirai = Gesicht.

CUV. «■^n = Gesicht, Gesichtsfarbe; «■^n^lr = ungestalt ; siV = Farbe, Röthe.

alt. ciraj, cirajli (wie oben); ««V = Farbe, Röthe; sirla = färben, bunt machen.

Fassen wir nun die Grundbedeutung vorliegender Wort- familie etwas näher ins Auge, namentlich bei Erwägung der lautlichen Verwandtschaft des sü, sij, siv und sib, so wird sich ergeben, dass der nächstfolgende Artikel als seit- wärts fallender Familienzweig auch hierher gerechnet wer- den muss.

160.

Seb, siv, »im, Silp, SUV, glätten, streicheln, fegen, glatt, rem, heil.

xxig. «töa=: glatt.

CUV. Mma = glatt; äuv = gleiten; äiivir =■ geglättet, scharf; ^wvari = glätten , wetzen, schleifen.

149

cag. sipalamalc = stveichen, streicheln, glätten; slpalmah, sip- anmah ausgleiten , rutschen ; sipanzak = Schlittschuhbahn ; sipürmek, s üpürmeJc = iegen, kehren, glätten; süpse Besen; siijisüJc Kehricht; sivamak, siivamaJc = an- streichen.

alt. Mba = mit Lehm beschmieren.

kaz. sibirmek = fegen ; sibirtici = Besen.

oam. süpiirmel: (wie oben); «Iva = Anstrich , Bekleidung (einer Mauer).

jak. siba, sibähln = schmieren ; sibcih = Schmiere ; sis = Kehricht.

kk. se&erfte« = kehren , fegen.

161.

Sit', oben, obere Seite, auflegen, anlegen.

CUV. sirl = Rücken, oberer Theil ; sirin = sich ankleiden ; sir = bekleiden (vgl. fee<= Rücken mit fee^mefc = anziehen , an- legen; magy. ruMt felöUeni ^= ein Kleid anlegen).

cag. «iW = Rücken, Bergrücken (sirtiga almak =^ eivras auf sich nehmen oder anlegen).

162. Sokf sog, 80V, kühl, kalt.

uig. soknk kalt ; sokiitmak abkühlen .

cag. soguk, sovm/c = kalt ; sogmak, süvmak kaW, werden, sich abkühlen.

osm. souk, soumak, soghmak kalt, abkühlen.

alt. sook, sjt?^^ = kalt; sitM< = auskühlen.

jak. soi, soJobHn = sich abkühlen.

kk. söfc = Kälte.

CUV. sive, S'ive, solgin, solighn=^\iaM, kühl; »iwe» = sich ab- kühlen.

Das 6uvaschische Beispiel, wo siv und sol den gemeinsamen Begriff für kalt geben, im Verein mit dem Umstände, dass auch im cag. und osm. salkin und sejrin (kühl, kalt) eine auf l oder J auslautende Stammsilbe vorhanden ist, lässt vermuthen, dass sofc, soff keine primitiven, sondern secun- däre Formen von soj, sol, seil (Wind, Kühle) repräsentircn.

150

Wir hätten hiermit eine analoge Wortbildung des magy. tel = Winter und szel=^ Wind, des griech. f&l]).a.= Sturm und X£t(Jiwv = Winter.

163.

Soh, Sih, Sig, sing, sin, Siln, dem Grundbegriff

nach: eindringen, durchdringen, im übertragenen Sinne: hinein-

stecken, einhauen, einstechen, hauen, stechen; einsaugen,

einnehmen, verdauen, sich einnisten, hineinpassen u. s. \v.

I. —0—.

i-ag. soÄ*»m/i;= stechen, hauen, hacken, schnitzen, hineinstecken; sokum, sogum = Schlachtvieh; soJcns, sogus = Kampf, Schlacht; soA'maÄ = eingedrückte Stelle auf dem Boden, ausgetretener Weg, Pfad; soJi'tihnaJc^ sich einmischen, ein- dringen, sich einbohren; sof/uUan =^Nm•m, Made, Holz- wurm (eigentl. der sich einbohrt).

osm. soljimak, sokulmak (wie oben).

alt. «Mfc = einstechen, hineinstecken.

6uv. SM/i; = hauen, zwicken, stechen.

kk. soMärmen = stossen (eigentl. hineinstampfen); sögak Mörser.

jak. *Mf/a = Hacke, Beil.

In den erwähnten Beispielen drückt die Stammsilbe die concrete Handlung des Hineinsteckens, Eindringens aus, in der nächstfolgenden, mit gedehntem *- Inlaute ver- sehenen Form ist nebenbei auch noch die transitive Hand- lung ausgedrückt.

IL —i—.

uig. S4/?waZ; = Raum haben; siÄ'Ä'MrmaA = Raum oder Platz ma- chen, jemand unterbringen; s?M-m = Zufluchtsort.

cag. sigmak = hineinpassen; siginmah = sich in etwas ein- fügen, Zuflucht nehmen, sich zurückziehen; sigurmah =:^ unterbringen; sfj/maZ; r= Schutz , Wehr; «/grmia = kleine Festung.

CUV. ^*«ls = Raum haben, unterkommen; ^^«?sto>' = unterbrin- gen; Sinar = llüiiQ.

151

Noch melir tiitt das erwähnte Verhältuiss dort hervor, wo der auslautende Kehllaut nach stattgefundener Nasali- rung in das verwandte nie, ng, n sich verwandelt hat. So:

uig. singmali, si»tj!7iMcA;= eindringen, durchdringen; singimUh = einer, der überall ein- oder durchdringt, d. h. tapfer, tüchtig.

cag. singmeli, süngmek = eindringen, einsaugen, verdauen {iaam midemgc sirigmcs =■ mein Magen verdaut die Speisen nicht, wörtlich: die Speisen dringen nicht in meinen Magen; derja kiimga singer := A-QV Fluss dringt oder sickert in den Sand); singürmeJc, singimnek = a,uha,ugen, eindringen oder verdauen lassen; stJtr/iV = Nerv, Sehne, d. h. ein Sauggefäss; singeJc, süngek Fliege (Einsauger); süngür Rotz, eigentl. dasjenige, was durchsickert; süngürlemek^votzen.

osm. siimeÄ; = verdauen, eindringen; s//«//er = Schwamm, Bade- schwamm ; sinek = Fliege ; sinlr Nerv ; sümiik =■ Hotz.

kaz. s«ii^« = das Durchsickern, das Einsickern; süiignkremek

= rotzen.

alt. cinqir 1 , , i.

, "^ , ^ = rotzen, sich schneuzen, kk. stngererbenj

jiik. in eindringen , eingesogen werden (von einer Flüssigkeit) ; ijiär = einsaugen ; iuzV— Sehne; sinsii = emo Prise neh- men; sinsir^dus Beriechen (das Einsaugen eines Geruchs). Mit sing, süng ist nächstverwandt das in seinem In- und Auslaute veränderte sanc, .SrtJi;? = zwicken , stechen, d. h. gewaltsam eindringen. So: :. sancmak =^ hohven, stechen'''); sancu, srtJt^i = Bauch- grimmen (vgl. &i(n(>Ha7i; = bohren und i^«nt = Bauchgrimmen) ; sanzik klemev Speer; sansak^l'ahne (eigentl. der Speer, da diese Waffe mit einem Rosschweife versehen früher als Fahne diente. Vgl. ^w^^^ langer, spitziger Körper und h<(/ = . Fahne).

osm. san£lamak = durchbohren; sanski Gabel (Budagow); süngü = Bajonnet.

tar. sunu=^Lanze, Spiess (eigentl. der Durchbohrer).

Zu erwähnen ist noch an dieser Stelle die Stammsilbe sin (brechen, zerbrechen), von welcher mit Recht ange-

*) Im UigunscLeu bedeutet kuicDiak eiridriiigcii , siegen, wovun der Ittürkische Eigenname Suniar (d. h, siegrcioli).

152

nommen wii'd, dass das auslautende n als ein passiv- tran- sitives Affix und nicht als zum Stamme gehörig bezeichnet werden muss. Es existirt nämlich im Kudatku Bilik die concrete Form von «*«;«/; = überwältigen, zerbrechen; so: jahin siniak = den Feind besiegen ; köngül simak = jemand das Herz brechen. Es muss fei'ner in Betracht gezogen werden, dass sinmak nicht wie kirmak von activer, son- dern mehr von passiver Bedeutung ist und nur mit von sich selbst brechen, gebrochen oder zerbrochen, werden übersetzt werden kann. So:

cag. «inwjaÄ; = brechen , verfallen; singak, «am/t = gebrochen, zerbrochen.

osm. sinmak =^QvnQ, Niederlage erleiden, zerfallen (so: slrb siti- cil^l = die Niederlage der Serben, d.i. die Schlacht bei Kos- sowa) ; singun = bankrott.

jak. sintü'=^sich. umbiegen; sin, sma6m=: zerdrücken.

kk. senerben, senarmen=^ zerbrechen.

alt. sin, sfitl^- brechen, zerbrochen.

164.

Sol£, sljc, eng, dicht, fest, voll, gedrücM, geis'ig, hlind, beengen, drücken, geizen.

uig. «oÄ;= dicht, eng, blind, geizig; so^ni = iest beisammen, (vgl. Ä;a^ = fest und /i:«<>n'= beisammen); ««/»;«> = taub ; äöJiy ^Mfc= ruhig, still; 4üJimek, äük turmak = sch\f eigen, still sein.

cag. sok, ««/?== Neid, Geiz; so/i"Mr = blind , karg; sciffir = taub ; soMmnak = neidisch werden ; siJt dicht , fest gc- , schlössen. '

osm. Ä-iÄmaZ; = drücken , beengen; siMlma^=^ sich beengt fühlen, sich ärgern (vgl. #a*' = eng und tarllmaJc zürnen).

kaz. san(/rau tunh ; siÄ;«a = Knauser, Geizhals.

jak. ■^fc = ausdrücken ; igls = sich gegenseitig drücken; ihsa = dicht, nahe; «^50^ = beengen, drängen; ?*fc = stechen, legen; soh;kor = einäugig.

kk. soyur, segar hlinA.

alt. «oÄ;o»' = blind.

153

Mit s eng verwandt in lautlicher sowol als begriiflicher Hinsicht sind to7e (voll, satt) und tiJiamak (stopfen, füllen). Nicht minder reihen sie sich aber auch der vorhergehenden Stammsilbe an, inwiefern die Handlung des Eindringens, Ein fülle US mit obigen allgemeinen Begriffen im engen Zusammenhange steht. Hinsichtlich der Begriffsanalogie des eng mit blind, karg mögen die Redensarten c?t <ar=: karg (enghändig) , Mei tar = geizig , blind (engäugig) einiger- massen als Aufklärung dienen.

165.

Sol, sott, Öol, con, links, linkisch, ungeschickt, krüppelhaft , schwach.

cag. sol = Linke , links ; solctJc linkisch ; <^olah = ungeschickt, Krüppel ; ^onah = Menschen und Thiere mit fehlerhaften Körpertheilen.

kir. solakaj = linkisch; sonak = stumpf, krüppelhaft, unge- schickt.

kaz. solak = ema.vmig , armlos.

az. colaJc :=\a,hm , hinkend; colpak= der alles verdirbt.

osm. (fo^a/c^: Krüppel.

CUV. so^a^a* = linke Seite.

Vgl. sale, sag 122) = Rechte, recht, gesund, gut, voll- kommen als begrifflichen Gegensatz. Hinsichtlich der Grund- bedeutung von sol sind wir, da sein Wortkreis enger ist, nicht so ganz orientirt wie bei saJf.

166.

Sol, sol, son, SÖng, öol, Ööl, welken, vertrocknen,

zu Ende gehen, Ende.

I. —l.

cag. solmak=i welken, dürr werden; solr/an, sölpüJc = -welk, dürr; coWeiwe/i; = ausdörren , sehr dursten; cö7 = Steppe, Wüste, das ausgedörrte Land, zum Unterschiede von iÄ;t> = Feld mit Vegetation.

kir. c67(?e = stark dursten.

154

II. —n.

Äag. sönmeJc, siinmeJc = erlöschen (vom Lichte), herabfallen (von Sternen), ausgehen (vom Feuer); vgl. aziJci söndi = sein Grimm ist erloschen; sönük, «6'ji.^m = erloschen, aus- gegangen; soHf7 = Ende, nach.

osm. sünmcJc (wie oben); *o/t = Ende; «Oi1ra = nach.

CUV. Ä^'<7»j, = erlöschen, zu Ende gehen.

167.

/Sub, SUV, SU, Wasser, Glans , Ehre.

(Hinsichtlich der Begriffsanalogie vgl. pers. a6= Wasser, Glanz ; ab-rui = Gesichtsglanz , Ehre ; abi-schemschir = der Glanz eines Schwertes und «icZa« = schön.)

uig. SM&=: "Wasser, Glanz, Achtung; si<.ökZ; = wässerig, glanz- voll, schön, geehrt.

cag. SU, siij, sju, SiMf, = Wasser, Email; suluk—ichön, wäs- serig; suvarmak, «i/y/anMaÄ = tränken, begiessen; sasu- mak, sjfsamcf^ dursten ; ÄttsaA = durstig.

osm. SU (wie oben); «i*?awa/l; = begiessen ; sjtst/vS- = durstig.

jak. w= Wasser; titui, utujabln =■ zw. Wasser werden; ufat = durstig werden; tt^a^- = durstig.

kk. su7c, suff, Sit = Wasser; süJc ('5M(7M^.^^ = flüssig.

CUV. 4u, Mva, ^iy = Wasser, Fluss; ^»yar = tränken.

alt. sUf «it£/a^ == tränken ; «MW^a = dursten.

168. S^US, sils, sitz, stocken, stehen bleiben, still sein.

cag. »i*« = matt, schwach; sjfsa^ = matt, betroffen, der aus Verwunderung stehen bleibt; s«s%wa^ = erschlaffen , ohn- mächtig werden; s«»jm = geronnene Milch (nach dem Lu- gati Chulassei Abbasi).

osm. stts= still, schweigsam; s««ma7i;= schweigen; susfurmaJc = zum Schweigen bringen; «M«we = geronnene Milch (vgl. cag. susun).

kk. sodan, 4o(lan stum])f.

155

Als hierher gehörend würde ich noch bezeichnen osm. sis = Nebel, eigentl. dichte Luft (Ygl.*!fM»t = geschlossen, dicht und tnnian 'i^ehel, Rauch); öag.-jak. -1» = starker Rauch; «««=Koth, Schmuz; kk. sas^ Sumpf; cag. sas(iJc) ¥ä,u\-- niss, Gestank.

169.

SÖ%, sor, Sttv, Bede, Wort, Laut, sprechen, reden.

uig. «ö.t!MÄ; = Gerede , Rede; «ö3cV= Sprecher.

cag. sÖÄ = Wort, Rede, Laut; sö;i;?emeÄ= sprechen, reden; söz- tVM = gesprächig; söseül, sö;s«?<? =: Verkünder, Ausrufer (und nicht sözleöl, was der Vermuthung Raum gibt, dass auch eine Verbalform sözmek oder sözemeJc existirt haben muss); sormak, sorawia^- = anreden, ansprechen, fragen, kosten, untersuchen; soros'maA; = sich begrüssen, d. h. sich gegen- seitig um das Befinden fragen; sor«7c = Erkundigung; sor- a^M = Bettler, d. h. Anfrager, Ansprecher.

osm. söSf söJZewjeÄ; = sprechen ; ses = Stimme, Laut; seslenmeh = einen Laut von sich geben.

alt. so« = Wort; sorun, sofiig = ^\iie , Gebet.

jak. ÖS = Wort, Rede, Nachricht; ö«<ös = zanken ; SM»*aÄ; = Nach- richt ; suvagila fragen.

kk. söa, «ö<=:Wort; sö?2V?*ew = sagen ; söd!awer6e« = reden.

CUV. sas = Stimme, Laut; #«maZ; = Gerede, Wort; sumaJcla = reden, sprechen.

An das jak. ös reiht sich durch Weglassung des Sibilan- ten Anlauts das cag. öze, uig. Mce = Wort, Gerede; .ferner cag. M^esJweÄ = Worte wechseln; cuv. oca»' = reden.

170.

SÜZ, slz, sis, cil^, CÖZ, trennen, absondern, thellen, auflösen, klären, losmachen, los, ohne.

tag. s//3!?HeÄ; = absondern, losmachen, läutern; «//s/V/i- geklärt, abgesondert, lauter, rein; si/Ä/cec == Seiher (Absonderer); sosmah = \öüen , auseinanderbringen, ausdehnen; i!ösmch = losmachen, aufbinden, lösen; siiz, sö^, s»« = ohne, los.

156

osm. süsmelc, «j««ie7c = filtriren, absondern; siz, »utif so« = ohne.

alt. si« = abtrennen, abstammen, loskommen {adamnan slshan cncden cilckan jangls tuen = nur ich bin der vom Vater ab- stammende und von der Mutter geborene).

CUV. sir, zir, ser, s!e»* = ohne; «^'ä»* = filtriren.

jak. SMÖ*' = lösen, losbinden.

Trotz der Seite 138 ausgesprochenen Vermuthung ist die Etymologie des Wortes SMf = Milch, der Grundbedeutung nach ein süsses Getränk, auch hier in Betracht zu ziehen.

171.

Süz, äüö, 6Ü6, ses, öec, 616, süss, schmackhaft, lieh, schön, zierlich, schmuch.

uig. siiöik, «j/s/(Z; = süss, Süssigkeit, AVein; sj7<fM«»2eÄ=: Gefallen finden, schmecken (vgl. <a^=süss; i'atonmaA gefallen) ; cit^eh, <?«(?«/; = Blume, Zierath.

cag. siizüJc (wie oben); (f/itfÄ/t = Saft , Süssigkeit; sü<?imck, cüöi- jweÄ := schmecken ; cü<^c, (^ü<f im = schön, Gast (ein ange- nehmer Mensch?); tficek, cietfeÄ; = Blume , Zierath; cicen, tfe(feM = gut, tapfer, Held.

kaz. SMc7(— süss; sii('iisi Makler (Versüsser, d.h. der mittelst Anrühmens oder Gefallenerweckens die Waare abzusetzen sucht).

osm. «MS = Schmuck, Zierath; ciceJc = B\nme, Arabeske.

CUT. sesJce, <f(ß(fc^ = Blume , Blüte; ceceM = rein, glatt.

kk. t'et'eJc = B\nme.

172.

Tap, tctö, tep, teb, tip, tib, tüh, unten, unterer

Theil, Grund, Boden, Sohle, Spur,

und jede hierauf bezügliche Handlung, als:

mit den Füssen treten, in eine Spur treten, nachspüren,

suchen, finden, sich erniedrigen , dienen, anbeten, ehren,

achten.

I. —a—

cag. tap, ^a&= Tritt, Schlag, Spur, Narbe; ^rt&a« = unterer Theil, Sohle; tabanlik =^ Geiolge (eigentl. der einem in die

167

Spur tritt, der untergeben ist) ; tahii = Stempel (eigentl. Eindrückung); tabus, tavus, tatis=Tvitt, Laut des Trittes ; tavuslamah = -vfiAerhallen (vom Schritte); faplamak=:me- dertreten, dünn ti'eten oder schlagen.

Und der abstracto oder bildliche BegriiFskreis , als:

^ajpmaA; = nachspüren, aufsuchen, finden (vgl. Spur, Eindruck und {zlemeJc = suchen); tapinmah = sich erniedri- gen, anbeten, dienen; taphi, tapuJc, tabiiJc ^Dienst, Fund, das Gefundene; to2>fe<r = die zum Beutesuclien ausgeschickte Colonne; tapismak = sich gegenseitig finden oder treffen; tapisirmah, ta2)sirmah = sich gegenseitig anvertrauen, sich etwas übergeben.

uig. <a^ = Eindruck, Verehrung; <ap?aMt«Ä; = vertrauen , ehren.

alt. i?rt2^ = Unterwerfung, Uebereinstimmen (senin tabin hohin = wenn es dir genehm wäre); tapir, ««-i^ÄzV = erfinderisch.

az. tfipmak = finden.

kir. to2>^a?Ma7i; = stampfen , zertreten.

osm. fajTWwaÄ = anbeten ; if«2^amaÄ-,= schlagen, treten; tapanza, to&a«ia= Schlag, Ohrfeige, Pistole.

jak. <«jt);a?'= ebnen, platt machen, flach hämmern; ^«6 = das Ziel treffen; tabis=^ sich gegenseitig treffen; to6«»i = lläth- sel (was aufgefunden werden soll; vgl. osm. fttt^maia =Räthsel und ftit^wa/ü = finden) ; to^^^rä = lieben ; taptal hiebe.

kk. tabarben, taberbcn, taf armen =^ ünden , das Ziel treffen.

CUV. tap=: treten, stossen; tapra7i = sich rühren, sich sputen, zappeln, trippeln (osm. davranmaJc = sich eilen); fo/> = auf die Spur kommen.

Hierher gehört noch das fast überall gleichmässig vor- kommende tojtraJc, tuprak = I^rde, der Ort, auf dem herum- getreten wii'd, denn sowol dieses als auch jer, jir (eigentl. Raum) werden für terra nur im übertragenen Sinne gebraucht. Das ursprüngliche Wort für terra ist Icali (vgl. § 76).

II. e—

I uig. tepmek, tepremcJc = zertreten, herumtreten, zerschlagen, rühren, bewegen; teprenikli^^^A&s Lebende, das sich Rüh- rende. '■.Ig. tepmcli. feprcmcJc (wie oben); tepJcelmeJc = za,TpTpe\n.

158

kir. te2>iimeJc = siossen; fepice, f Ö2>jte = Stoss , Ausschlagen der

Pferde, osm. fepjKcZ; = tanzen , trippeln, treten, stossen. jak. täb, tähähin = mii dem Fusse stossen; fö6«'s = stampfen, kk. tebermcn, teberhen^^ mit den Füssen stossen.

III. i, ü, ö

uig. tob, tiib=dev untere Theil, Abgrund, Boden, Ursprung; töblüJc, tübliiJc = \fas einen Ursprung hat, adelich, von edler Abkunft.

cag. tiib (wie oben); f«&/m = unten; ^m&sm^ = grundlos , un- begründet.

alt. tiimiin, <ö»jöw = unten, unterer Theil; <M*n««/« = der Un- tere, der Niedere.

kaz. fö6 = Grund, Boden; töblemek^Yuss fassen.

osm. dib (vgl. tob); diblih=yfas am Grunde sich befindet; dib- Icnniek = untergehen.

kk. *M^ = Grund; <'ö6e« =: hinunter.

jak. <ö& = gesetzt, Gesetztheit (vgl. uig. töh).

CUV. ff/6/a = hinab.

An tep, töh, tub schliesst sich das nächstverwandte töl:, tag, tiiJc (vgl. § 199) an.

173.

Ta^, tek, tag, teg, taj, tej, anrühren, herUhren, hinzulegen, hinzufügen, bis, bis zu (d. h. der Zustand, in welchem zwei Körper sich berühren); ferner der bildliche Begriffs- kreis, als: anlehnen, stützen, unterstützen.

I. fl— .

uig. fa^M = hinzugefügt, zugleich, auch; «rtfcwaZ; = hinzugeben, hinzufügen, darauflegen; to/cMM = angrenzend , zugleich; ta = auch, und; «oÄ-ZHia/i; = berühren, anrühren; tokmalc = klopfen.

cag. takmah (wie oben); takar, tagar, toA-ct» = das Darauf- gelegte (Decke, Hülle), das auf die Sohle des Pferdes ge- legte runde Stück Eisen (Hufeisen); taliim, to^um = ein aus mehrern Theilen zusammengefügtes Ganzes; fal^'a, foka =

159

Spange, Sclinalle (d. li. der Zusammenfüger zweier getrennter Körper); tokumah hevühren, weben (d. h. Fäden nebenein- anderlegen); taJcismak = sich zusammengeben , zusammen- stellen; faÄjmwaÄ: = sich anhängen, sich an etwas anlegen; tajanmak = sich anlehnen (vom veralteten fajmah = an- lehnen, hinzustellen); tajak = Lehne, Stütze, Stock zum Stützen; tajanc, f«J= Stütze, Macht, Ausdauer; tajatmah = hinhalten. Stütze leihen.

trkm. taJav=^d.\Q Stange, an welche die Schiffer sich stemmen, um das Boot vorwärts zu bringen, Stütze, Lehne.

asm. taJimak, taklni, dajak, dajamnalc (wie oben); dachi =^ auch, zugleich; doki(mah = vicb%n; <?oÄ;M«;Kai = anrühren.

alt. tda, <7«a = zugleich ; tagau (vgl. te^-au) = Hufeisen.

jak. da(/a7il= nnch, und; tffjah = Krücke, Rohr.

tuv. <c»ya = Stütze , Lehne, Stock.

kk. tagaranerhen üicken, ausbessern (eig. auflegen auf eine Oeffnung); t'eganaJc, täJiänäJc =E\nhogexx, Stütze (vgl. cag. tirseJc^= Einbogen und <«VeM!eÄ— stützen, anlehnen).

II. e, i

uig. ^efcweÄ; = hinanlangen, berühren, angrenzen; teh, teg, tekril = angrenzend, hinreichend, bis, bis zu; tekinmch (=^takm- jKaÄ;^ = sich anschliessen ; tekisme]c=^ sich treffen, sich er- reichen; tekis, tegis = TveEen, Schlacht, Geschicklichkeit; tegäJc = Stütze ; tekimU\= erreichbar.

cag. teg, Hg, tigru, tegin =his, bis zu, anstossend, angren- zend ; tegtne = ohne zu berühren , kaum ; tegdirmeh = be- rühren, zukommen lassen; tegirmek=^ Aa.z\i. bringen, dazu legen (Jcöngül ^r^?V»ieÄ; = Sehnsucht haben, das Herz zu etwas bringen); tegizmeh, tegHzmek=^&nv\\hxen.

kaz. #fiy/6'= zugehörig, zuständig; teJis'mcTi = sich, zu etwas an- schicken.

osm. <?e^'/KeÄ;=: berühren (mit Worten berühren, erwähnen), an- langen (kolac/hiia (Zc;(fe' = ich habe es gehört); dejin, degin = bis; dejenelc, dejncli (vgl. dajalc, daj anmale =^ ^iüize, Stock, Lehne.

jak. tii, f<j«7*/« hinlangen, erreichen; tiär—za etwas führen, erreichen lassen; tigis, tiksäbin = dicht zusammenstossen mit etwas; f<7»"s/s- = zusammentreffen.

IGO

CUV. <*v = berühren , erreiclien; f«Ä; = berühren, stossen, schla- gen; tä{/im=^ sich berühren.

An das cuv. tiik reiht sich das cag.-osm. tögmek, tlöjmel; ilövmelc = schlagen , anrühren und deren Derivata: dög- üsmcJc=^ sich schlagen; dögdürmeJc, döjdürmek = geschlagen ■werden; tögüs, dögüs, döjüs, dövüs Schläge. Die- selben Begriffe finden sich übrigens auch in hartlautigen Formen dieser Stammsilbe vor: ^o/stti = Kampf , Schläge- rei; foJ'Ms'jwafc = kämpfen, sich gegenseitig schlagen; tokac, /o/,')»rt7c = Stössel, Keile, Klöppel; foJfcaf = Schlag, Ohrfeige; jak. oguz klopfen ; oJisa = das Klopfen , bei welch letzterm der dentale Anlaut sich verwischt hat. Ferner: alt. tojfulda schlagen, stossen; tonlah =^^ioss , Schlag.

174.

Tak, tek, tik, tok, schneiden, zerstückeln, zerreissen, zer- trennen, zerstäuben, verdünnen, vermindern, und die eine solche Handlung interpretirenden Haupt- und Beiwörter, als:

Stück, Glied, einzeln, Theil, getrennt, dünn, sacht.

cag. ta^, tek, tiklce = einzelner Theil, allein, Stück, abgeson- dert (tek lisi = ein einzelner Mensch, tek harattirgan = der allein geht); «eÄ;/«7v = Einzelheit, Abgesondertheit; tag- «jßÄ; = zerreiben (eine Beule); taglamaJc = zerstreuen, aus- einanderwerfen; tagitmak = ausstreuen, erweitern, aus- dehnen; togramak, tokramak = schneiden, zerschneiden, schnitzen.

kaz. #«Ä"/?amaZ; = zerschneiden, durchschneiden.

osm. dagr = Einschnitt , Narbe, Mal (fälschlich aus dem Persi- schen abgeleitet); daglu = m\t einer Brand- oder Stichwunde versehen; dagmah zerreiben; daglamak = zerstreuen; daglnmak = sich zerstreuen; <?o</l«7IÄ = Zerstreuung ; dog- ra»?aX- = schneiden, schnitzen, hobeln; dogramaii ^cirtei- ner; tek, tikke (wie oben); tikkelemek— zerstückeln.

alt. toor = schnitzen, schaben (toortm agas = abgehobelter Baum).

Ißl

175.

Talii, taj, tOff, hüll, glatt, eleu, gleiten, ausgleiten,

naschen.

2. faÄ; = glatt, eben, durchweg (nur als Verstiirkungssilbe zu ///» gebraucht; so: tah tüjz = ganz gerade); ^oÄ*a = Regel, Ordnung, Sitte, d. h. glatte, geordnete Zustände, und da- von togru = in gerader Richtung, in Ordnung; togrnt- »Ka/i;= gerade machen; talcir = dev feste, glatte Lehmboden in der Steppe; kahl, glatzköpfig; takrak = taliir; takirla- »»aZ; = kahl oder glatt machen, ebnen; ^«^'waZ- = gleiten, glitschen; ifaj^aÄ- = schlüpfrig, glatt.

«ig. taJiJc = schlüpfrig.

alt. tajls = seichte Stelle eines Flusses.

osm. rfoj/rw = gerade , aufrichtig (vgl. cag. togru).

t wird bei tieferm Einl)lick in den Begriffskreis von glatt, fest, hart als eine verwandte Form der Stammsilbe hil- = dürr, getrocknet, trocken erscheinen, und es ist die- selbe Veränderung des Anlauts, die wir in der Bezeichnung des Begriffs von gleiten, glitschen auch anderweitig wahrnehmen; so:

osm. /iY^maZ; = gleiten , rutschen; Ä'CfJaZ; = schlüpfrig, jak. A"«^/am = ausgleiten ; Ä'ff/^^l»"A-at= glatt, Glätte.

Schliesslich ist vorliegende Stammsilbe noch in dem ver- wandten Anlaute s anzutreffen, nämlich in saj, 8eJ(=taj, tej) in der Hauptbedeutung von seicht, glatt. So:

cag. saj =■ seicht , klein (vom Wasser) ; sajhili = ein seichter Ort. alt. 8ajjak = selten (vgl. /cMrM = trocken, leer, arm); scy = das

kleine Gestein am Ufer eines Bachs, nz. scyiV»Hai = abnehmen, vermindern, osm. «ejrcZ: = selten (Comparativ vom cag. saj). kk. sai= Untiefe, Sandbank. CUV. sf/ira= selten.

VÄMBÄRY, EtymoloffiRclios Wörforbucli. 11

UV2

176.

Tai, tel, tCtVf tev, cjross, (jeräumig, ausgedehnt, von grossem Vmfange, erweHern, mtshreiten, ausdehnen, aus- streuen, säen, darlegen.

I. l—.

uig. talim, telm = yie\, gross; talulamak, talimlamak = zm-

nehmen, reich werden, sich vermehren, cag. talcu=yi&\, reich, gross; dalim, (lelim = \ie\; tala = das

weite, ausgedehnte Feld, Steppe, jak. <«;« = grosses Wasser, Gewässer; tälgät, <flr7(7m= ausbreiten,

ausdehnen, alt. «a?(n = Meer, ein grosses, weites Wasser (vgl. osm. en =

Weite , Breite und eüin = offenes Meer) ; tala = offenes Feld,

Gegend. Lautlich und begrifflich verwandt ist mit tal das in allen

Turksprachen fast gleiclimässig vorkommende Wort für voll.

So: uig.- cag. tolu; osm. dolii ; jak. tuol, toloru; kk. tolo;

öuv. toi, welches nicht nur pleniis, sondern auch sehr, viel

und stark bedeutet. So heisst es im Ostturkestanischen

tola obdan, tola jafc'/ = sehr schön, sehr gut; tola ickendir

= er hat viel getrunken.

II. r.

uig. tarajer, tei'ejer Ausdehnung, Fläche, flacher Raum (ja:si tal tarajcri^ die Oberfläche von Berg und Tlial); tarak- mak, <crr'aw«^ = ausbreiten, ausstreuen, säen; tarakci = Ausstreuer, Säemann, "Ackersmann.

cag. tarimak = sä.en, ausstreuen; ^«'/•//; :^ Saat , Saatfeld; tari = Grütze, Saat; taratmak = nuseinander gehen lassen (eine Armee); tarkaimak = ausstreuen , zerstreuen, zerstäuben; ^«/•aÄ:/Ha/; = kämmen, auseinander werfen, hecheln; tarak = Kamm (der Zerstreuer); tereniek, fe»*Ä;meÄ = ausbreiten ; terkinmck = sic\\ ausbreiten; fe/'K^ das Tuch oder der Platz zum Ausbreiten der Waare, Ausstellung, Ausbreitung; tere, teri Thal, Fläche (als Gegensatz zu ^o^-=Berg); terek = Darlegung, Auseinanderlegung, Nachricht.

163

alt. fa/«a = zerstreuen , aussäen; ^rrHI?«^ auseinander werfen.

o.sm. tnramak = säen, ausstreuen, kämmen; tavla = Saatfeld; (larmadar (verdoppeltes dar nebst ma = und) = zei'streut, auseinander geworfen; tarak=^ Kamm; <?ere=Thal.

az. daralmuh = üc\i zerstreuen; dar-ba-dogav:= zerstreut (be- steht aus dar, ba = via und dagan; vgl. tali § 174j.

jak. <ar(/a< = zerstreuen; fa**ä = kämmen.

kk. tat'irben, tarirben = säen, kämmen; tarlak = Acker.

CUV. tira = Saat ; tofa = kämmen.

Noch ist eine Form zu registi-iren , bei welcher das an- lautende t sich in s verwandelt hat, nämlich in:

cag. se/*>HeZ; = ausbreiten ; se/'«7)Me/.: = sich ausbreiten.

osm. sennek (wie oben); se**</?' = Ausstellung, Ausbreitung der Waaren zum Verkaufe (vgl. öag. terM).

kk. 8'tVä=:Bett, Kuheort (Platz zum Ausstrecken der Glieder?).

CUV. «ar ausbreiten.

177.

Tal, dCll, unten, hinten, nieder, untertauchen, unterfjehen, herabkommen, abstehen, ermüden.

az. dal =^hmten, unten, der niedere oder hintere Theil, Wur- zel (Gegensatz von Jcabag = \orn, vorderer Theil); dalmah = untergehen, untertauchen; ilaldalamal- = sich zurück- ziehen.

cag. #a^wo/i;= untergehen, abstehen, ohnmächtig werden; tallJc, *«//:a» = abgestanden , müde, schwach; talikmak ~ sich er- müden; talgic, ^a^^TMci = Taucher.

alt. #«i = ermüden; toWlr = jemand ermüden.

Ob terin, tering, #aWw = tief, in älterer Form teliii, tal- In, vielleicht aus vorliegender Stammsilbe entstanden, mag wol als Frage aufgeworfen werden. Auch darf andererseits nicht unberücksichtigt bleiben, dass tal in seiner Bedeutung von schwach, herabgekommen mit jal 127) in ge- wisser Verbindung steht; in der Bedeutung von unten, nieder hingegen muss es entschieden als die Primärform von a1 betrachtet werden.

11*

I(i4

178.

^(il, tili, ilcil, ll'tll, nackt, bloss, einzeln, vereinzelt, verlassen, leer, Witwe, hermihen, entblössen.

cag. tal= nackt, entblösst (tat Jcilic = nacktes Schwert), abge- sondert, einzeln (bir ial jigac = ein Stück Baum), Baum, Zweig; tala—fala = einzeln, allein, abgesondert; tafamak entblössen, berauben (vgl. osm. söj/«rt/t=: jemand entkleiden und berauben); talan, talas, ^«//caw = Raub , Beute, Eäu- berei , Hader, Gezänk ; falasmaJc = sich gegenseitig berauben, sich zanken; *«/ = verlassen , leer, Witwe (vgl. viduns vidua; kk. erti'oÄ = Witwe (d. h. ohne Mann).

üig. *t/7 = verlassen , düster, Trauer.

kir. dal (wie oben); dal Moo = zerstückeln; daldul—halh nackt, zerlumpt; dal nemc, danneme =^vein nichts; talasbak = zanken, streiten; ^*fWa = Trauer einer Witwe nach dem Tode ihres Mannes; tiilak = eirie magere Kuh oder Pferd; f«/fu'=: einzeln, gesondert.

osm. dal (wie oben); dal /«&««=: Barfüssl(3r (nackte Sohle), feig; dal i'a?//i; = Schmarotzer (nackter Pelzhut); dal Ä«r/ = un- bekleidet (nackter Rücken); dnl (^Ä-ar?) = Witwe.

jak. tala, faläbtn=^ranhcn, berauben; fall =^ das Rauben; tul- aja-— Vi it^-e.

alt. tili = entbehren , bedürfen {sn(fa tidgan kojon diu = gleich einem wasserbedürftigen Hasen); ^*//«Z- = nackt, haarloses Fell; fMZ= Witwe.

kk. tili I ,.,.,

, , = Witwe. CUV. tiiluk j

Vgl. die mit t verwandten Stammsilben Jal 127) und Srt/ =1 wegwerfen 152), welch letztere in der Grundbedeu- tung des Entbehrens im osm. .s«/< = leer, bloss {sali af, ungesatteltes [leeres, nacktes] Pferd) sich vorfindet. Nicht zu übersehen ist ferner, dass tal, tili nach der normalen Veränderung des ^-Auslautes in n in der Postposition #««, tili, teil, dan, diu, den = von, aus sich erkennen lässt, ein Verhältniss, welches lebhaft an die Postposition siz, süz, sitz (ohne, los) und die Stammsilben sex, sis, suis

1(35

(losbrecheil, abbrechen, absondern) erinnert. Und schliess- lich ist t noch in d" übergegangen. So:

<'ag. f^«^»!a7i; = schlagen, abhauen, schneiden, absondern.

osm. (fafmak (wie oben), mit der Hinzugabe folgender Bedeutun- gen, als: stehlen (vgl. fcdanial-), musiciren (ein Instrument schlagen); <*a^l^=zrerhauen, zerschlagen.

alt. <*i«n = schneiden ; (^ala= halb, Hälfte (cula tindi =^ halb lebendig). Hinsichtlich der Begriffsanalogie von schneiden und halb vgl. bidmclc und huvulc, javmak und Jari 133).

179.

Tarn, tem, thti, torii, töni, tum, tütn, ton,

tön, ton, tun, versammelt, vereint, fest, dicht, ge- schlossen, erstarrt, gefroren; Dunkelheit, Finsterniss, Nebel, Nacht, Kerker, Hölle. Steingebäude (nach innerasiatischen Begriffen, d. h. fensterlos); sammeln, stocken, frieren, erstarren u. s. w.

Betreffs leichtern Verständnisses wollen wir hier bei der Eintheilung nicht die lautliche, sondern die begriffliche Entfaltung der Stammsilbe vor Augen haben und zuerst mit der Grundbedeutung des Sa mm eins, Yereinigens beginnen.

I. (Sammeln, anhäufen.)

uig. fo»i = viel, angehäuft; fö*HeH = Haufe, sehr viel; töincn- «jeÄ=:sich vermehren.

alt. fem = gesammelt, vereinigt; «emes sich einigen; temik- h> = vereinigen.

cag. tarn anmak^ sich vermehren; t u mar =^ Kaute, Knäuel, Ta- lisman (Bündel, in welchem das Schreiben aufbewahrt wird); tömen=^llixuien, Menge, Fülle, Bezirk; tomusmak, dum- sajmak, dnnisajmak = sic]i zusammenziehen, sich zusammen- h kauern, (und in übertragener Bedeutung) sich betrüben, ~ schmollen; fomluk, tötnliik Mor^go . Dicke, Dirbtheit ; tömnick = anschwellen.

jak. ^o»iMrMO» = gross an Umfang.

r'tiv. tummi Vw/.-.M.

1C6

Mit der Grundbedeutung des Zusanimeniciehens, Er- starr ens werden wir solche Körper und Naturerscheinun- gen im Zusammenhange finden, deren Beschaffenheit den Zustand der Dichtheit, Geschlossenheit und Dunkel- heit bedingt. So:

II. (Dichte, feste Körper.)

eng. tarn, ^/Mt = Steinhaus, Gemäuer; tomwÄ— Hölle (finstere, geschlossene Oertlichkeit) ; tatnalc, tamur = kAe.x , Kehle, Schlucht, Schlund (eigentl. der hohle, enge und finstere Gang ; so: tag tamuri=^ ein finsterer, hohler AVeg im Berge); temir, tetniir, timur = YÄsen , eisenfest. (Vgl. <em«V6as Stein- kopf, harter Kopf, eigensinnig; temir Äa.s'?! = Nordstern, wörtlich: eiserner Pflock, d. h. der unbewegliche Stern.)

iiig. tatnuh, tomM = Hölle.

osni. tamu (veraltet)= Hölle; ^M»n>'M/i;=Gefdngniss (iumruJc agasl = Gefängnisswächter); deniir—YÄ^e,n {demir to;.Z* = uner- schrocken, d. h. von eisernem Blute).

alt. #*»!=: fest, unbewegt, dicht, still; ^*»wl = still werden (s«if- kin tlmi berät =^A&r Wind ward still).

CUV. #a»ni/i; = Abgrund, Hölle (vgl. cag. ««maZ; = Abgrund und Hölle); Wwtar = Wurzel , Ader.

jak. W»»?r = Eisen; <i»i/r/si< = Grobschmied.

III. (Finsterniss, Dunkelheit.)

uig. ^MWt?«^ = finster, dicht, dunkel; tunilümali, tuniritmuh=^ verfinstern, verdunkeln, betrüben; tön, ^«^i. Nacht, Fin- sterniss; fMM,en7i: = finsterer Raum, Mutterleib ff n'Ä;.?^; tünek = Gefängniss , finstere Räumlichkeit; tünenieJc. tiinenmcJc = sich verfinstern, sich in Gedanken vertiefen.

cag. ^w»/i,aM = Nebel, dichte Atmosphäre; <'ön = Nacht; tiinmelc, tonmalc, fMitMia7i; = Nacht oder finster werden, nachsinnen, sich in Gedanken vertiefen; ^//wc7i«« = gestern; tonlcatar (timJcatar) = Nachtwächter (der die Nacht hindurch herum- ; geht). i

jak. tüii dicht, undurchdringlich; *//»»= Nacht, Mitternacht: «jf»naw = Nebel.

osm. r?ff«, gestern (vgl. slaw. Dcm' = Abend und ür'cra ■= gestern ;

1Ü7

lat. Vesper und deutsch gestern, esgl. yester); rf«ma» = Nebel, Rauch.

alt. <MH = finster, Nacht; «MijcV = dunkel werden, sich ver- finstern; ;?«}ienÄ = Finsterniss (vgl. uig. tüneriJc).

kir. tünümek die Nacht durchwachen ; tünkatao der die ganze Nacht hindurch reist.

kk. ifMH = Nacht, gestern; toM = Nord, Nordwind (vgl. tikm. temir Äa'/A; = Nordstern , Nord; magy. c/s.s'aÄ = Nacht und Nord).

IV. (Erstarrung, Frost).

uig. tong = Frost ; tongsah = fröstelnd , kalt.

cag. ton, tong = Fi'ost; tongsah ^gcüieven; tonglu gehoven (io)i(ilu jagnmr=^Rage[ (gefrorener Regen).

osm. <Zoi1 = Frost; dolu (von donlu jagmur) = 'H.aQe\.

jak. tininl = ]ia\t; foit = gefroren , fest, compact (so: ton nucca = Stockrose); ^o/lm = frostig; #o»1i.or = frieren.

CUV. <jt»w = Frost.

kk. <oH(/ = gefroren; fon//ar = Schneekruste.

alt. fOH. = hart, fest, gefroren {toii /o;-^-o = feste Seide).

Ich glaube, die Zusammengehörigkeit der vorgeführten Be- griffe bedarf keiner andern Belege. Es muss nur bemerkt werden, dass die Stammsilbe bei den auf Erstarrung, Frost Bezug habenden Wörtern in den meisten Fällen das auslautende n in n, ng verwandelt, einigemal aber auch, wie im Jakutischen und Cuvaschischen, das ursprüngliche m beibehalten hat.

180. Tani, dam, Hm, Tropfen, tröpfeln, siegeln.

uig. tamJca = Tropfen, Siegel (früher ein zur Bekräftigung oder Unterschrift eines gegenseitigen Vertrags auf das offi- cielle Actenstück fallen gelassener Blutstropfen, welcher später durch rothe Farbe [cd tamga] ersetzt wurde); tatn- ÄaZama^ träufeln, siegeln; tamusmaJc = tr\eien lassen, ver- giessen.

rag. tarn, ^'ww Tropfen; tammak, tiininak = trief on; tamla- )«aA; = träufeln; frtms?'m«/i'=^ tropfenweise trinken; tamga Siegel.

168

kir. tamsi Tropfen ; tatnsila = tropfenweis.

osm. f/««t7a-- Tropfen, Schlag (Apoplexie); dandumak ivö- pfeln ; duniga = Siegel.

jak. ^fflm?«?«Z; :^ Tropfen ; ^a?M?««/!« = tröpfeln.

kk. tämer = Quelle (Tropfquelle) ; tamdelirhen = fliessen, rinuen.

CUV. toW(/a = Siegel; #o»»Za = triefen ; /oiwkZ; = Tropfen.

t scheint aus einer Lautnachahmung des herabfallenden Tropfens, des Schlages, den derselbe verursacht, entstanden zu sein. Ein anderer Zusammenhang ist mir nicht ein- leuchtend.

181.

Tan, ten, tin, tun, LkM, Morgenröthe, Helle, Himmel, Gott, glänzen, straJilen, scheinen.

uig. <a«{/ = Tagesanbruch , Tageslicht, Licht; tam/mak = nn- starren, anstaunen, bewundern (eigentl. hell oder strahlend sein); tan(/ri= Gott, Himmel; <«ji.^smZ;=: das Wunder, das Blendende; tihif/meJc, tingmcJc, tinme]c = scheinen, strah- len, glänzen (jasiJc tingliJä= Sonnenschein).

ciig. tauff = Tagesanbruch {tang joldiizi = Orion) ; tanglamak, tantj a<?Ka^ = hell werden, grauen; tangsuk, tanstih (wie oben); tangizgamak, tcinsuldamah^vinndLernehmen, neu- gierig, lüstern sein; tangri, tingri, teitgri ^^Giott; tiing = Fenster (nach Lugati Fazlullah Chan); tünglüJc, tiiuliik = Lichtloch, Rauchloch, Oeffnung oben am Zelte.

osni. rfa«,;= Tagesanbruch, Verwunderung (daiia kalmak=^\\hev- rascht sein); dinllk (ajdinllk) lle\\e, Mondschein (vgl. uig. jasik tinligi); tanri=- Gott.

alt. tang (wie oben); frtJt(Za=grauen, staunen; teuere, tegri =^ Himmel.

jak. tanara = Himmel, Gottheit, Gott; ttti = Morgenröthe, Tagesanbruch; t'ünnük=¥ enster; M»tM« = gegerbtes Elenn- fell (von dem glatten, glänzenden Aeussern so genannt; vgl. jar^aZ; = gegerbtes Fell und ^Ve/'M/i;=: strahlend, glänzend).

kk. tang (wie oben); d'än, d'äjan, t'äjan = Gott.

CUV. töra, ;fö>-= Gott, Gottheit; f*/'Jie = Lichtloch, Oeffnung zum Herauslassen des Rauchs.

So wie an die Bedeutung von hell, licht, klar auch in andern Sprachen der Begriff des Erhellens, Erleuchtens.

1(59

Erkemieus, Klarwerdens u. s. w. sicU anreiht (vgl. deutsch iceiss und loissen), ebenso dünkt mir fang mit tati, tafi := wissen, erkennen, einleuchtend sein in uaher Verwandt- schaft zu stehen. Den persischen Ursprung von tan, ilan entschieden in Abrede stellend, wollen wir daher letztge- nannte Wortfamilie hier anführen.

iiig. ^artifX; = Beweis, Zeuge, Zeugniss; f«jiMZ;?i/Ä = Erkeuntniss.

cag. #a»i,mafc = kennen , erkennen, wissen; tanglamak, tanla- })(«/; = (successivc erkennen) wählen, prüfen, kosten, aus- suchen, errathen; taiigla == Gimmen (eigentl. der Prüfer, Versucher); tainismak, taniimak = sich gegenseitig er- kennen, Bekanntschaft machen oder pflegen.

kir. taiigdabah erkennen.

jak. tanalai = der harte Gaumen (vgl. cag. tatigla).

kk. ^«ji(r/j)ja= Kennzeichen, Merkmal (nicht zu verwechseln mit tamga § 180).

alt. #«»«-« = wissen, kennen.

182.

Tnr, tev, eng, schmal, lUcJit; beengen, zusammenziehen, vereinigen, sammeln, zusammenbringen.

I. a— .

cag. <«>•=; eng, fest; farKÄ = Enge, Beengung {dik tarligi ::= Kargheit; köngiil ^ar%i = Beklemmung, Zorn); tarimak, tarukmak =^ h&WommQn , beengt sein, zürnen, böse sein (vgl. A'*« eng und /i"/Äma^- = zürnen); ^aWit zornig, be- engt, beklommen; taritmak, <ar?7toafc= jemand beengen, zürnen; tartmak C^ar-e^wte/^) = zusammenziehen , ziehen, in die- Länge ziehen, dauern.

osm. <;«»• = eng; <?ai*«?maÄ sich beengen , zürnen; daryln = zornig; tavtniah = wiegen (eigentl. ziehen, weil da zu- meist von einer Zugwage die Rede ist. So auch pers. kesi- rfew=^ ziehen und wiegen).

alt. tarln=^&\Q\\ ärgern, zürnen; tat'lncak^^iwva. Zorn geneigt.

kk. frt»' = eng; ttiranerhen^?,\ch ärgern, zürnen.

jak. tarcndak=-hö?,e, zornig; tard, tardabm yAehcn.

CUV. foi'/ =^ anziehen , ziehen, schleppen, Tal)ak raiichoii (vgl. <ism.

170

tüMin ccJcmeJc; pers. tomhaJcu /.'esfcZe« = Rauch oder Tabak zie- hen, d. h. rauchen).

II. e-.

uig. fermek = sammeln , zusammenziehen ; terenmch = sich zu- sammennehmen; <er/:en=Haufe, Zusammenziehung {cerik ter- ^•t«? = Truppenanhäufiing).

cag. termek, firmele, (wie oben); terim, <f>"2«j = das Zusammen- suchen der Aehren, Nachlese; terme, fi/'/we = Sammlung ; terlci = Ranzen (Ort oder Gefäss zxim Sammeln einzelner Gegenstände); fe/*(7c/Mc/i" = zusammenkoppeln.

az. dermeJc, <iirmeZ;= sammeln.

osm. dir Im (von rflrwa/ü) = Haufe ; <H»*w?<l = Versammlung ; dir- ew(/=Reunion.

kaz. ^/rgreMifJ = zusammenheften , zusammennähen.

kk. terirhcn = sammeln.

CUV. targan , torgan=^ Sammler, Oberhaupt. (Hierin liegt denn auch die wahrscheinliche Bedeiitung des bekannten Titels tarchan, terchan, uig. iarkan, das wir gewöhnlich mit Fürst, Oberhaupt übersetzen.)

Als zu t, namentlich als zur zweiten Form dieser Stamm- silbe gehörig kann bezeichnet werden das fast überall gleichmässig vorkommende cerig, c'errt- = Heer , Truppe; der Wortbedeutung nach Haufe, Versammlung, was auch aus der Redensart ccrih tartmah =: eine Armee , eine Truppe zusammenziehen, und aus der Verbalform tferJcen- mek (eine Nebenform von /erZ'eMHie/c) = sich ansammeln her- vorgeht.

183.

Tat, clcit, fest, ruhig, gelassen, friedlich, gcneJmi, an- genehm, süss, geschmackvoll.

cag. tot, fffl^z'/; = aufriclitig, solid. Süsse, Geschmack; tatiklik, tatlig =^ süss, schmackhaft, angenehm; tattu, fa<« = Ver- einigung, Verständigung, Willfahrung; tattdtik =^ genehm, gefällig, willfährig, friedlich; #«^?»7Ma/i; = kosten ; tatan- mak, tattdasmak=s[c}\ willfährig oder gefällig zeigen, sich vergleichen. Frieden schliessen; tt4<fi (von tutci) = süss

171

(so: iitci SM = Süsswasser ; tuet tilli^^der eine süsse Zunge hat); ta^ik (von tatcü'), ta£ih = der Name, mit wel- cliem Türken und Mongolen die friedliche sesshafte Be- völkerung bezeiclmet haben. So benannten auch die ein- dringenden Araber den Iranier Mittelasiens und so wird er noch lieute genannt. Tazik hat daher mit dem Worte tasi, wie früher fälschlich angenommen wurde, nichts ge- mein. Tazi war der altpersische Ausdruck für Araber und Mohammedaner, ja das armenische Volk bezeichnet selbst noch heute mit dem Xamen tazilc jeden Moslem, welcher Nationalität er auch immer sei. lüg. frt^;7i; = angenehm, gefällig, süss, alt. feft5« = friedlich, ruhig, willfälp-ig; /«//«== süss. kaz. «ff« = Geschmack; «««K— süss; ««Wm = Friede , "Willfah- rung; tatlulanU=^^\ch friedlich oder willfährig zeigen, kk. ttulelek. «rtrif?^^ angenehm, schmackhaft. (•UV. #rtrfaÄ' = gefällig, bei der Hand; fjf«= Geschmack; tutia^= süss, schmackhaft.

Die Grundbedeutung von f ist: fest, solid, ruhig, fried- lich, wovon die überti'agenen Begriffe: sanft, süss und ge- nehm entstanden sind. Ob nun tat, von welchem auch die Form tut sich erhalten hat, mit fut=iest, fassen, hal- ten verwandt sei, lässt sich wol vermuthen, aber noch nicht nachweisen.

184.

Tek, tök, teg, tag, töng, tej, töj, tev, töv,

Kreis, Runde, herum, ringsherum, drehen, umliehren, wenden, lireisen.

uig. «eA;n' = herum , in der Umgegend; tekrilmek^^s\c\\ drehen, kreisen; töngmeh^^^ich. umkehren, sich umwenden.

(iig. tekre, tef/rc, «y</re = im Kreise herum; tekrc-tas = die ganze Umgebung; teker, «eÄ"?r = Runde , Kreis (teJcir ^06' = Rund- kopf); <eÄ^erwc = Rundung, Runde; teiccrcik = llad, Räd- chen; tekcrlcmeJc vi'Ahen; tekrejimek = sic\\ im Kreise be- wegen; tegirmctt, tekirmen=^'M'u\\\c-, «öjyc Hügel (Run- dung); tögrcmek, «ö^ermeÄ = umdrehen , umstürzen, rund machen; «ögr«/ = Ballen , Knäuel; teverek, töi'crek = J\\mde,

172

Umgebung; tecrik, föiu-iik = umgestih-At, umgedreht, um- gekehrt.

kir. föA"re = im Kreise herum; fökerek, Wuf/cr ei = rund , Runde ; töii(/erlemelc=^ sich im Kreise drehen; tönrjül, tüngül^^ Achse; <?ÖH//e?t'Z,' = rund herum.

alt. tegereh 'RaA., Kreis, Runde; tegilelc vvlwAq kleine Münze; teermen = Mühle; togoloh = rundformig; togolon = sich wälzen.

osm. /eA'er = eine runde Bewegung, Purzelbaum; tel>e>iemeh =■ rollen, wälzen; tekerlih = Rad; deg innen, dejirmen = Mühle; rfijIi-«7 = Achse; <?6'*t«ieZ; = umkehren, sich wenden; devirmeh == umstürzen ; devrik = umgestürzt , umgekehrt.

jak. tögiiräk =^Yun(l, Kreis; ti}göri<ccü=: rund herum; tögörüi im Kreise gehen; #6'Av7«/<i = hinunterrollen; #öit«w = um- kehren; ^öH)iör = umkehren lassen.

CUV. <«7<^«>- = Astrolab; if//<y«r< = Spiegel (im östlichen Asien und Mittelasien noch heute von kreisförmiger Gestalt).

Der Anlaut t in vorliegender Stammsilbe und zwar in der auf v auslautenden Form ist auch in dem verwandten c anzutreffen; so;

osm. ffei'm«eZ;= drehen, wenden, umwenden; t^ei're=rund herum, Kreis, Umgebung (vgl. tehrc, tcvre); (fevresim almak =eiwa,a umringen; d'evre = Tnch (eigentl. ein Zeug, das zum Um- wickeln verwendet wird).

az. cör«>v«eÄ = kreisen , umringen; cöyrM/i; = Umkehr.

6uv. sjaw^yf enden; sjavrln = sich umwenden.

185. Tek, teg, tej, teng, tin, deg, dej, defi, eben,

glatt, gleich, gleichartig, ähnlich, gleichwerth, werth, werth

sein, auftviegen, wiegen, erwägen, prdbiren, Gleiches für

Gleiches geben, d. h. tauschen.

uig. tek = gleich, ähnlich; teng =^ eben, gerade, Ordnung, Regel, Richtschnur; tenglemek = richten, in Ordnung bringen; tengehnck = i^ich gegenseitig aufwiegen, helfen.

öag. teg, tig, dek, dik=^ gieich, als wie (?«e«^/5'=^ gleich mir; hnrirdik ~-i\\n wenn er ginge, dem Gehen ähnlich); tegiz.

173

tiy k—^\;itt, eb(3ii, fliicb; feymt'k w'evth, aufwiegen, ent- sprechen; feger, ft'f/jV = genügend, entsprechend, Werth, was aufwiegt; tegiimclc, tikismek =^ sich gegenseitig auf- wiegen, austauschen, tauschen, eins für das andere geben; fe»J«7= Gleichgewicht, Ordnung, Gegengewicht; flen, clih =:glatt, gleich, gerade («e ilenlii, ne defilü^-KSLS für ein? was gleich?); t€ng-tii£ = ganz gerade, ganz eben; tenlih=- Geradheit, Werth; tengmcJc, cleülemeJc = vfiegcii, probiren; tengscmel:, diusenieJc = sich ausgleichen, gegenseitig das Gleichgewicht herstellen.

kir. tik, tig, tigiz, fing, vgl. teJc, tegiz, teng; tigmek, tij- meJc=^vferth sein.

usm. rfeil = Gleichgewicht; deiilu—so viel als, im Werthe von; deiimck, deficmek = erwägen, versuchen; dej meJc =^ y;erih sein ; dejismelc = tauschen .

alt. fi>1= glatt, eben; tfj, <?i°/ = gleich , eben; feftsV = eben, gerade.

jak. ?«H = glatt, eben, gleich; tönniä, #rVH«?6m = vergleichen; ^«'/itnn = sicb ausdehnen (eigentl. flach, eben werden).

kk. fe£/ = gleich, als wenn; teng = eben; tengnirhen = ebnen.

CUV. tan, <*gf2's = glatt, eben, gleich; tonas = gerade werden; ^ffHasto>' = ebnen, gerade machen.

Der enge lautliche sowol als begriffliche Zusammenhang des angeführten Wortschatzes bedarf wol keines weitern Commentars.

186.

Ter, tir, tes, tis, rührig, hen-egUch, flink, Ichendig, sich rühren, sich bewegen, lehen.

I. r— .

mg:, teri, fei'/i = eilig, sicher, behend, wohl, frisch; terkin=^&\\{ der Stelle; tirik, tiriklik=^lehendig, Leben; tirikmek=^ lebendig sein, leben.

cag. teri, tii'i, <iW/i= hurtig, flink, behend, lebendig; tirilmek = leben; tirimek^ sich rühren, sich bewegen; tirilmek := bewegen, lebendig machen; tirgüz'mck=^he\e\)en.

alt. ;fi>(7 = erbeben, zittern {icufjeri /?>Vfr~ der Himmel zittert, Bud. nach Kadi.); #i/r = hurtig, flink; f //»'/^ = lebendig.

174

jiik. tilin, f//«6iH = lebendig werden; tilimiär ^helehen; tilli = das Leben.

osm. <i'/rj = lebendig; rf«V/?weÄ; = lebendig werden; «»7v7 = be- bend, zitternd.

CUV. f*iW = lebendig; t7r«7 = aufleben ; <fiW< = beleben.

II. —s, z.

cag. tes, tes, <*«= schnell , flink, eilig (nicht persischen Ur- sprungs, wie allgemein angenommen wird); tisJcinmek ~- hui'tig sein, sich rühren, sich bewegen, zittern; tizlemcli = eilen.

uig. tesliinmeh ^= aich bewegen.

alt. #es = laufen, davonlaufen.

jak. täsh'liä = vor einer Gefahr davonlaufen; tüsi = scheu. Scheuheit.

187. Ter, tir, Nässe, ScJiweiss, nass, frisch.

cag. ter', #/»'^=Schweiss, nass; ^eWeweZ; = schwitzen ; tereimel = benässen.

osiu. ter = Schweiss ; tere = frisch {tere jag = frische Butter ; tcr taze = ga,nz frisch, mit Bezug auf den nassen grünen Zu- stand eines Körpers); <e>'Z«7i; = Schweissdecke, Schweisstuch.

jak. tirit = schwitzen; f«7//tt = Schweissdecke.

CUV. tir, ifrt** = Schweiss.

Auch hier muss speciell hervorgehoben werden, dass tef nicht dem Persischen entlehnt ist, vielmehr das umgekehrte das Wahrscheinlichere ist.

Tev, tir, unrein, migeschickt, umgekehrt.

uig. <e/*s = barbarisch, schlecht, ungeschickt.

duv. fj'r/s=Unrath.

osm. tercs, teree==schlecht, unrein, ungeschlacht; #ej'5= verkehrt, schlecht, ungerathen (hiervon /ers-cÄawe = Arsenal, d.h. das Haus der Unreinen, weil in demselben anfänglich nur Un- gläubige verwendet wurden).

Tcrs = verkehrt ist ferner noch im räg. tesJccri = ver-

175

kehrt zu erkennen, bei welchem das •»• weggefallen ist. Hinsichtlich der Bildung vgl. ic, icJceri.

188.

Til, dil, Zunge, Sprache, Wort, reden, verlangen, litten,

betteln.

uig. ^/Z = Zunge, Sprache; fi^eÄ = Verlangen , Wunsch; tileMi

Bettler; tileJdi— der ein Verlangen hat; <i7mm = Dolmetsch

(eigentl. Sprecher). t'ag. Hl, tileJc (wie oben); f<^c« = Spion, Berichterstatter; tilc-

»«eZ; = reden, verlangen; tUenmek =^ sich etwas wünschen,

betteln; tilmcwc = Dolmetsch; tilmürmek mit Verlangen

nach etwas blicken, kir. <t7e«8scZ; = zudringlich, überredend; ft'M/^' = geschwätzig, alt. <t;mes'= Dolmetsch; tilmeste=^ übersetzen, verdolmetschen;

Hlbilen, #'W6«VA:e = sehnsuchtsvoll sein oder blicken, osm. «i't^ = Zunge, Sprache, Nachricht; dilemek =^hette\n; dilenzi

= Bettler, jak. til (wie oben); f*föas = Dolmetsch ; fi^?a = benachrichtigen, kk. f<?;=: Zunge.

CUV. /i*i7'= Gebet; <f*^ = Zunge, Aussprache; Ä'*^'^«7'= beten, kaz. kelja, #e(;'a bitten , beten; A'e/'j«« = Bitte, Gebet.

Ob nicht vielleicht das 6ag.-osm. HmeJc, temek-, osm. dijmel; demelt = sagen, reden von vorliegender Stammsilbe ab- stammt? Zu einer solchen Annahme verleitet stark 'das alt. te, CUV. <e = sprechen, reden.

189.

Ttrii tim, tin, tinö, Seele, Athem, Äthemzug, Athem holen, verschnaufen, ruhen, ruhig sein, aufhören,

anhören.

uig. Hfl = Seele, Athem, Hauch, Dunst (in letzterer Bedeutung ist dieses Wort im Türkischen und Neupersischen auch in der Form von dem vorhanden; seine iranische Abkunft ist daher entschieden falsch); f*»j-mffÄ=:athmen; Hnikli^:=

17G

Atlimende, Lebeiitle; tinlik =^ht']e])t-, tituj, fmr'= ruliig,

Ruhe ; tinUirmek = beruhigen, cag. tili, fem, (Ieni = Athem, Seele, Dunst (Hn Mmak flehen;

ton ö?»fa7; = aufathmen, Athem holen; fem birmcJc Ruhe

gewähren); tinmaJc, tine (wie oben); tenüemek, dem-

lemelc, dem teram/i: = dünsten (vom Thee); tin<5lanmah ==:■

sich beruhigen; tinlamaJc, t.ifllcmelc = still sein, anhören,

zuhören; /in z'Ä-fsiJj^ abgestandenes Wasser, alt. <!« Seele, Leben, athmen; imt^w = lebendig ; tinls^^daa

Aufathmen, Ruhen (vgl. finc); tim=R\ihe, Stille; timl =

stillen, zum Schweigen bringen, osm. diilmeJc ^rnlien, aufhören; diüleme]c=^ sich ruhig verhalten,

anhören, zuhören; <Z'mrf«r»ie7i;=: besänftigen, jak. fin=^ Athem; #'mKaZ; = belebt; tin, tinabhi ^a,thmen. CUV. /|ji = Sinn, Bewusstsein; tinla = sich entsinnen. kk. ten = Athem; tenanerben = ausruhen.

Durch Weglassung des Anlauts in imc, fenc ist das gleich- bedeutende i)K-, enr entstanden; so:

uig. in'C = Ruhe, Stille.

alt. enteil Jinhe; enSJc^ ruhig oder friedlich sein.

190.

Tlr, tür, tör, til, fei, Ir ecken, zerbrechen, zersiüclceln, Verstössen, durchbrecJien, zerlöchern, zerstäuhen.

uig. foi'Za«J«Z; = zerbrechen, zerstäuben, zerfallen; ;fo/' = Staub.

jak. f»r== durchschneiden, spalten; i{«»'l< zerreissen; tirinkala

**■" =in kleine Stücke zerspalten; «!/• = Spalte.

cag. tirim Bruchstück , Stück ; tire = Zweig einer Familie in ethnischer Bedeutung; i^or/^ama/c = zerstückeln , zerbrechen; /ö*'scZcj>«e/i; = abbröckeln, langsam zerbrechen (und davon das osm. örsrfeM.we/i;= sich gebrochen fühlen); tö)'tineJc= Ver- stössen; törtiilmeJc = sich zerbröckeln.

osm. dir im ::^ Stück; däftmeJc = zerstossen , stossen; törti^Ah- fällo, Hefe, Absatz.

CUV. forrfM = Zweig einer Familie.

I

I

177

Infolge der Erweichung des »•- Anlauts in » ist diese Stammsilbe noch in folgender Form zu erkennen:

II. z, s.

alt. ?o«=sich zerstückeln; <o«Ä;lr = zerbrechen; <o«m = Staub. c:ig. ^0« = Staub, Bröckel (vgl. uig. tor)\ fo;SwaZ;=: zerstäuben;

^o;sa«^ = weicher Boden, Staub; to»anglaniah=^^\JsM\ien. kaz. ^oä!5'aÄ; = Staubregen, jak. fostm = brechen , entzweigehen; /os!<^ = etwas zerbrechen;

tostu = entzwei.

III. —l.

cag. <'i?mc7i; = brechen , durchbrechen; <i^m = Bruch, Stück; til- m(/ac= Stückchen; fi7«/i: = Durchbruch, Loch, Spur eines Pferdefusses ; <^^m = Stück, durchbrochen, ausgehauen (tilin tilin = stückweise).

osm. «ie^me/i; = durchbrechen ; delilc=^liOch, Durchbruch; delin- mck=^Q\n Loch bekommen.

jak. <?« ;&^■ = Riss , Spalte; <?ö^6änY = zersprengen , zum Platzen bringen.

Und schliesslich verwandelt sich der dentale Anlaut noch in 6 und einen Sibilanten :

IV. —c, s.

CUV. ci7 = zerstückeln , zerhauen (vgl. <«7 = brechen) ; sjür = \er-

faulen, zerbröckeln. alt. (fiW^ verfaulen, gebrechlich werden, dag. düriimck, ^ür iihneJc = yeriauleii; öürüJc, dürüJcen ~ \ev-

fault, gebrechlich, schwach, jak. siti^^t-du\.

Mit tir, tu vgl. ferner kir, Jfil 91), welche letztern Formen streng genommen zu vorstehender Wortfamilie ge- hören.

191.

J}l7', tiz, Stütze, Lehne, Knie, Einbogen. uig. tirJcek, tirkük = Stütr.c , Säule.

ykuBtRYj Etymologiacbea Wörterbuch. 12

17«

cag. tiremelt, </Wcem<?Ä; = stützen ; f'f/'eÄ; = Stütze , Säule; tirseh

= Einbogen; #*« = Enie. kir. fij^eö = Mastbaum , Säule; ;?'/>'eÖMA' = Stütze, osm. ciireÄ = Säule ; <J!«>seÄ; = Einbogen; rfi« = Knie. jak. fi»*äro = sich stützen; <iWä = stützen; #fr(('6i7= Stütze, kk. feJ'ä? = Stütze ; <e/'?r&e» = stützen. CUV. Mre, vir 5oss« = Knie.

Die Ableitung der Worte Knie und Einbogen von einer und derselben Stammsilbe ist erstens durch die Formähnlichkeit beider Körpertheile, zweitens durch das gegenseitige Lautver- hältniss begründet. Knie sowol als Einbogen heissen der Wortbedeutung nach Stützpunkt, als welche sie denn auch für den obern und untern Theil des Körpers figuriren (vgl. ifMs;«eÄ: = heften, stützen § 197).

192.

Tob, tob, Öob, ÖÖb, Haufe, rund, dick, kugelförmig, zusammenschrumpfen, sich zusammenkauern, sammeln,

zusammen.

I. f— .

cag. tob, top RsiVite. Kugel, Knäuel, Busch; topi=^eme runde, halbkugelföi-mige Kappe in Chokand ; tojtah der Knoten eines Strickes; fOjf>ca/i; = fettes, rundes Pferd; topic, töpie (top hije?) = ie,iiQ, runde Stute; töj)e, tüpe, tipe = E.ügel, oberer Theil, Kopfscheitel; fo/^^ama/c = sammeln ; föpclcn- meJc=^ rnnci zugespitzt werden.

osm. <o2> = Kugel, Ballen; /e2>e= Spitze, Hügel; topalak, tomh- aZaZ; = kugelrund; <ojja!Z = krumm, hinkend (eigentl. der zu- sammengeschrumpfte runde Zustand eines Gliedes).

kaz. <M&a7as>Ma/; = sich zusammenkauern, sich zusammenziehen.

CUV. <M&e = Anhöhe, Hügel, oben; #Vi'6pZ;= Schopf der Vögel.

alt. töbö, ^ööe = Hügel.

IL c— .

'cag. cobulmali=^mHa. in einen Knäuel verwirren, uig. 66brunmak = zusammenschrumpfen ; fobrusmak zusammen- kommen.

179

top sowol als CO]) stehen in enger Verwandtschaft mit fom, jom und vom 179); im engern Sinne des Worts sind es sogar Synonyma der letztern, inwiefern sie insge- sammt den Begriff von rund, gesammelt u. s. -^v. aus- drücken. Erwähnt sei hier noch, dass <^oh, (^oni, 6uni nebst dem Begriff des Zusammenkauerns auch den des Sichuntertaucheus, Sichduckens (welches mittelst Zu- sammenkauerns erfolgt) ausdrückt. Infolge dessen gehören noch in diese Familie:

cag. cinnmah

alt. com

az. (^öni)Hch

' sm. cinimek

'UV. <f^<.»^.

baden, siel» untertauchen.

193.

Toh, toj, tot, tut, dicht, fest, compact, voll, viel,

vollkommen, satt; festmachen, halten, stopfen, füllen,

sättigen , vervollständigen.

I. -h, j.

pag. to^ voll, satt, ruhig, gesetzt; foJduk YüWe, lieichthum; tokmah = der Anstopfer, Stössel; foMa male =-iüitern, sätti- gen; fo/i'/awa/iJ^zur Ruhe verhalten, stillen, inne halten, auf- halten; <oJ = Sättigung, Mahlzeit, Festessen; ^o^mj» = Reich- thum, Beute; fojgarmak^^ sättigen; ?6»y?H«(;««r=: Nimmersatt; toJmaJc = satt sein, erfüllt sein, durchdrungen sein; daher wissen, fühlen, wahrnehmen. Diese letztere Bedeutung wird wol häufiger durch tujmah bezeichnet, doch verän- dert sich der hartlautige Consonant auch in weichlautiges ö, ü, als: töjülc, tüjük='bevr\isst, wissend, fühlend; töjü- /cZrt/i; = das Gefühl, das Bewusstsein.

osni. tok = satt; clojmalc = satt werden; dttjniak = empfinden, wissen, fühlen; toJ = ¥est, Festessen (und davon düjün = Feiertag, eigentl. toj oder <ö;-^mm = Festtag).

az. <oÄ; = satt; toulamak = {üttern, mästen; fOMfe = fett.

jak. toktuo , toJdubun = anhalten , stehen bleiben ; tolftot auf- halten, jemand anhalten.

12*

180

liuv. ^«//W« inne lialten; ift»/ Festessen ; f»i'a«== sich sättigen, kk. tplf = satt; to/t'p ah = Klotz (vgl. eag. to^maJc); to/ = Hoch- zeit ; fokterben = aufhören.

Zu fo/i* = satt, voll gehören: 1) mit verändertem Inlaute auch tik, im cag.-osm. #//i'a»»a/; = voll machen, voll stopfen, ausstopfen, stopfen; tikin, ti(/in=eng, verstopft; tik (vgl. s«X") = eng; tigidik^ enge Oeffnung, Beengung; Jcil^kac = Stöpsel; tikümak = bich verstopfen.

2) mit verändertem Anlaut, nämlich mit c, folgende mit den eingangs angefiilirten Bedeutungen verwandte, ja so- gar synonyme Begrifle von Menge, Macht, sammeln, ver- mehren:

uig. coÄ" = Macht, Grösse, Wüi-de, Kraft. cag. coA'wa/c^ vermehren, sammeln, osm. t'io/," = viel , sehr; (fof/ahnak^^ viel werden, jak. ciiogui sich zu einem Haufen stellen; <?*/o</i(s = sich zu- sammenstellen. Und

3) mit weichlautigem Inlaute, als:

uig. tök = \iel, zahlreich; /öA*«« := gänzlich , vollkommen; tökel-

?z7i = Fülle, Vollkommenheit, Segen, cag. tiiJeel, <öAm^' = vollkommen ; fi/feeZZeme/j = vervollkommnen,

anfüllen, ergänzen; <//A^«w = vollständig, beendet, osm. däkclli—aMe, insgesammt.

Ferner ist die Stammsilbe to7/, tiij (fest, voll) nebst der Variation tüj, tiig mit der concreten Bedeutung von bin- den, befestigen als Etymon folgender Wortfamilie anzu- treif en :

alt. tiij, <t/ = binden, befestigen, abschliessen , verschliessen ; ^f/^'t^/c^ gebunden, geschlossen {tnjnh sÖÄ = Vers, gebundene Bede; cag. teju/.; Vers); ^jy«/,-/a = schliessen, abschliessen; tüiincek, t ii {/in := Knoten, Knopf.

cag. tiiJtneJc, f</*/»;e/i = binden, knüpfen; tüjiini, fiif/rim = Kno- ten, Masche, Ast im Holze; tiigme, f«y;we= Knopf; tüjiilge = Endknoten der Peitsche; tüJcmcJc, f,iiJlet)icJc = aufladen, eigentl. aufbinden, aufbürden (eine Last). Ob nicht etwa tiije, alt. töö, CUV. töi'c, osm. f?et'e = Kamel dieser Stamm- silbe zu Grunde liegt? Demnach Lastthicr, im Gegensatz zu iilaJc = hauf- oder Reitthier?

181

osm. düjihn, (löjme^^ Knoten, Knopf; dtiJinelenicJi—zukn'ö[)ien.

jak. tiäi, tiäJähin = eU\!Xs auf etwas packen (binden?)

CUV. f(ye=: aufladen; tiive ==Knoten, Band; #jm>«c = Knopf.

II. —t.

uig. totu, t'Utu = sa.tt, voll; totmaJc =^ssiti werden; toturmak = sättigen; tutinalc= iühlen, empfinden, fassen, aufnehmen, halten (vgl. cag. tojmalx, tiijmali)\ tuta, tutii, #^fc^ = hal- tend, anhaltend, immer; <Mf/-MÄ = Behälter; tiitusmah =^ raufen , sich gegenseitig packen oder halten ; tutkak = Lippe, Schnabel (eigentl. Fasser, Packer).

i'ag. fM^mnZ; halten, festhalten, fassen, erfassen; ^o^ = Rost (am Eisen), eigentl. was am Eisen haXtet; so: pas tutmak = rostig werden (vom pers. jias = Rost) ; vgl. magy. rozsdut fog=^es wird rostig, d. h. es erhält oder bekommt Rost; fMfafc = Kriegsgeisel (eigentl. der Gehaltene); tutah, diidalc = Lippe (vgl. uig. tutJcak); tiithi=GriS, Henkel; tutum=^ eine Handvoll (das Erfasste); <MfÄ;?<)(, = gefangen, befangen, betrübt; tutluh, <«*eÄ;= stotternd (befangener Zunge); tut Rauch (feste, dichte Atmosphäre). Vgl. totnan =^lla,\ich. mit tom 179) = dicht, dunkel.

kaz. tuturmaJc ^ uniüWen; fafuJcmak^^ rostig werden, mit Rost behaftet sein; /öYö« = Rauch.

jak. tut, ^if^a^^K = halten; tutaJc =^ Griff; f «<«>• = Hinderniss; <o^=satt; #ofM = Sattheit; #o<o>- = sättigen.

kk. tutarmen, duderbcn== halten, fangen.

CUV. <*; = fassen, halten, erhalten; ^o« = satt, voll; foc^a^ Lip- pen; tüdiim = 'Ra.uch; #««/<«»= Fiusterniss, Dunkel. Letzt- genannte zwei Worte geben den besten Beleg zu dem zwi- schen tuman und tum (vgl. cag. tut) angestellten Vergleiche.

Die cuvaschische Form tit von der concreten Bedeutung fassen, halten erinnert, dass diese Form der Stammsilbe auch noch anderswo und zwar im übertragenen Sinne ver- bieten, d. h. abhalten, zurückhalten, existirt und somit zur vorliegenden Wortfamilie gerechnet werden muss. So:

uig. r/^HtaA; = verbieten, abhalten von etwas; titiJcli = A'bhii[ter,

Verwehrcr. CUV. #*<ar = abhalten , verbieten, wehren (alt. ^Mf^?;- = verbieten).

182

cag. titmak uud ;?(y/nrt^ = verbieten; ^fj'jwa^Mr = willfährig, d.h. der nichts verbietet.

osm. <i^«>=i widerwillig, Stäuker, d. h. der in nichts einwilligt. Budagow leitet tij \on </ji= ruhig sein ab, doch fälsch- lich, wie aus der obigen Zusammenstellung ersichtlich ist.

194.

Toh, tOff, emj^orkommen , in die Höhe kommen, entstehen, geboren werden, gebären, erzeugen, Gehurt, Bluts- verwandte.

uig. #o/c=Kind; /oÄ!;«a/i; = entstehen , aufgehen, geboren wer- den; fo/;a= Sitte, Regel (das Aufgekommene), Prinz (vgl. töre = Prinz, Gesetz mit töremek = erzeugen, erschaffen) von Geburt; ^oA;«»' = Ost, Sonnenaufgang; ^o^mWi = Erd- geborene.

cag. *o/l(;rt = Oberhaupt, Aufseher, Gesetz; for/wa^ = entstehen, aufgehen (Sonne), geboren werden; ^o^m= Sonnenaufgang; io*/i<s = Geburt; tofjhan (Mr«^^ = Anverwandter (bir toghan hardas = leiblicher Bruder) ; togma = Sklave (eigentl. ein Ein- geborener; ein beschönigender Ausdruck für das stark ver- pönte Icul, vgl. § 99).

osni. dogmak, iloomaJc ^ gehören werden, entstehen; dogma=^ von Geburt.

jak. tagls, ;fa/js«&w = hervorkommen, hervorgehen, hinausgehen; dagdai = s^c\\ heben, stark schwellen, sich aufthürmen; dagdacct = stark geschwollen.

öuv. <o/i; = herausgehen , hervorgehen.

alt. fMM = gebären; ^mmZ = geboren werden.

Wie das jak. tagis, cuv. iok an das im Westtürkischen stark gebrauchte, verwandte cik = herausgehen, hervor- gehen erinnert (vgl. alt. cncdcn cihlcan von der Mutter geboren), so wird aus obiger Zusammenstellung die Hier- liergehörigkeit von cag.-osm. ta^, tag, dag, cuv. tu. alt. tu = Beig, Anhöhe, Höhe nahe gelegt. An tok reiht sich ferner als nächstverwandt Jok = hoch, oben (vgl. § 7) an, und die Mittelform der beiden ist das kk. t'ogar :^hin- auf; fo/lr^arme« = aufwärts fahren u. s. w.

183

195.

Tol, clol, herum, rtngshenim, sich im Kreise bewegen, umhergehen, herumbringen, umivickeln.

cag. tolwndk, tolgama'k=-yi\ck.&\\i, umwickeln, kreiseln, drehen, winden, sich vor Schmerzen winden, Geburtswehen haben; io^a«; = Fusslappen; toluk, #o?(/as = gewunden , gekrümmt, geschraubt, Schmerz; tolanmak, tolganmah = sich im Kreise bewegen; tolasmak, fo^^as'waÄ; = herumgehen ; tolaj, tölej Cirkel, Versammlung; fio^awa == Wirbelwind.

osni. clolaj = Cirkel, Bereich, in Betreff, wegen, (menden do- foj= wegen meiner; vgl. arab. rfatV = wegen mit daire =^ Kreis); dolanmak = herumgehen, umgeben oder umi'ingt sein; doiandlrniak =^hetvügen (eigentl. jemand herumgehen lassen); dolasmalc = umhergehen; dolcmk = a,ni Umwegen, krumm.

az. dolaj Umgehung , Kreis (dolajini aZmaÄ= jemand umrin- gen); <?or<' = Wirbelwind; dolamac =^Kreis.

alt. io^M = sich drehen.

jak. tul = umgehen; fu^a = Umkreis , rundherum; ^tt/a?« um- geben, abrunden.

kk. tolganderarmen umringen ; tolgirhen —- winden.

Tol ist nur liypothetisch als Stammsilbe angeführt, denn es darf wol nicht vergessen werden , dass wir im Cagataischen noch eine andere Form haben, nämlich taiü, tavul^^um- wickeln, Wirbelwind, was zu der Annahme bringt, hier tak, tek (vgl. § 184) rund, Kreis als die Grundsilbe zu betrachten. Eine derartige Verschmelzung des gutturalen Auslauts ist beinahe normal zu nennen (vgl. sakmak mit saulmaJc, sai'M^ma/i; = hüten , sich hüten).

Tol hat schliesslich seinen Anlaut in das verwandte rf ver- wandelt, daher: co?(7a)?!a7i; = wickeln; <^olgau, ^olgalc=Yum- lappen; <'olga§mah^=üch. verwickeln.

184

196. Ton, tun, Jon, jün, Oberfläche, Hülle, Kleid, Wolle.

cag. ton lileiä, Hautfarbe des Pferdes; f im = Haut, Wolle (vgl. japaj = RüWe, Wolle); jonfj Vf oUe (nach Lugati Fazlullah Chan); ^7^ = Zierde; ;oMawTOaZ; = sich bekleiden.

alt. ^ow = Hülle, Oberkleid.

kaz. so»!. = Wolle, Vogelfedern; *ii**= Oberkleid.

osm. <Zow. = Unterhose («s^ow = inneres Kleid); donatniah = zie- ren, schmücken; <Zoiia«;Ma/i; = illuminiren , ausschmücken.

CUV. «/«»!/ = Wolle, Vogelfedern.

jak. 6'«i-= Wolle.

An die letzterwähnte, nämlich an die jakutische Form der Stammsilbe reiht sich lautlich öu, öng = Farbe, Aussenseite an (vgl. § 63), und aus der Sinnesrichtung letzterer Wortfamilie ist wol ziemlich leicht die Verwandt- schaft beider zu erkennen.

197.

Tuv, tOT, tÜT, tör, vorn, ohen, vorderer; hervorhr'mgen, erschaffen, aufstellen, stellen, stehen.

uig. ^ö> = obenan, vor, Ehrensitz (das Juxtaoppositum dieses Wortes ist eden, iden = der unterste Sitz im Zelte, Ur- sprung?); «örtMHeÄ = aufkommen, hervorkommen, zur Welt kommen ; törülc, türüJc und törüJcli = Geschöpf, Wesen, Aufgekommener (in diesem Worte dünkt mir das Etymon des Nomen proprium Türk = Türke zu liegen, der Urbe- deutung nach Geschöpf, Wesen, Mensch, wie wir sol- ches auch bei andern Sprachen wahrnehmen); <ö>'w= Ge- setz, Sitte, Mode (eigentl. das Aufgekommene) ; ;?ö>e = Prinz (Oberster), Panzer (oberes Kleid); törätmch, töretmcl: hervorkommen lassen, erschaffen.

cag. tür, tör = -vorn, Ehrensitz, oberste Fläche, Aussehen, Ge- stalt (bezüglich der Identität von oben und Aussehen vgl. Jiiz— ohen, Gestalt, § 64); tiirliJc = \on Art, Beschaffen-

185

lieit oder Gestillt {ni türlik^vfus für ein?); töre, tövet-

melc (wie oben); tüfineJc = aufheben, aufschürzen (einen

Saum), alt. förö = erzeugen ; ^ör=^ obenan; ifö>ö? = Geschlecht; törömel

tu = verwandte Sprache . jak. törüt = gebären; <6>i<ö = geboren werden ; <ö/*ö7 :=^ Herkunft,

Geschlecht, kk. törirhcn = gebären. CUV. <öre = Richter (Oberster); f6'>*f = gebären.

II. 0, u .

f'ag. fitrma/i; = aufstehen, entstehen, sein; turguzmah=i2iMUie\xeu lassen, aufwecken; tu}'galamah = s\c\x allmählich aufheben turgalan, Aufstand, Revolte; <«/'(/aft =Wache (Angestellter) turah = Stand , Standort ; torlamah = aufhängen , aufstellen *o»* = Schlinge, Falle, Netz (eigentl. das Aufgestellte); tof- to7; = Vorhang (das Aufgehängte).

osm. «Zit*-?«/^ = oberstes Ende , Gipfel, Spitze; dtirmaJc = stehen (und nicht aufstehen, da letzteres mit JcalJcmak 72] aus- gedrückt wird).

jak. fjtf aufstehen , sich erheben, stehen; ^«/'zw)- aufstellen; toJfui = \OY etwas vorstehen; #orM< = Vorsprung.

kk. tori= stets; tiirerben=: stehen.

CUV. <M7* = aufstehen, stehen; ^H,ras=^ stellen; <«r?7 = abstehen.

alt. ^«*/' = stehen , aufstehen, leben; tui'umdu = hoch, erhaben. Infolge stattgefundener Erweichung des auslautenden r müssen als hierher gehörig bezeichnet werden ttizak Falle, Schlinge (vgl. cag. turalc); uig. ttismeh'*) (tümck) auf- stellen, aufstecken (vgl. cag. türmcli) und andere auf die Handlung des Erhebens, Aufrichtens sowol im concreten als im abstracten Sinne Bezug habende Wörter.

198.

TllT, tu%, Salz, gesalzen, gesäuert.

osm. turus, ^«t»'s = gesäuert , gesalzen; turi^i = mittelst Salz ge- säuerte Grünzeuge; tus=Salz; tuzlatmaJc = einsalzen.

*) Eine verwandte Nebenform von tüz gibt das cag. süzmek, süsmck =auf8tecken, heften; so kösüm anga so ziildi=mßia Auge heftete sich auf ihn.

186

jak. fu** = gesäuerte Milch; <«s = Salz.

CUV. tiwar = Salz; tuvarla = sa,\zen (auch hier muss der Aus- laut 7' gewesen sein, welcher mit v häufig wechselt).

An tur reiht sich das jetzt als Substantiv und Adver- bium gebrauchte sor, 6%/= Salz, gesalzen an. In ersterer Bedeutung in Ostturkestan anzutreffen (vgl. Shaw, Gram- mar of Eastern Turki, S. 22), in letzterer in den übri- gen Theilen des westlichen Sprachgebiets. Vgl. magy. so-, sav = Salz.

199.

TÖIc, tilg, ÖÖJc, Öilh, Boden ^ Grund, Ähgrund, Ende, Schluss, beschliessen , beenden, ausleeren, ausschütten.

I. t—.

uig. tök, tönk^ tilng = Boden , Abgrund ; töngge = bis zum Grunde, bis zu Ende.

eag. tilg, tiing, töng, tig =^ Boden, Grund; tükmek = slus- fallen (von Haaren), ausgiessen; tüJeenmek=^&m Ende neh- men, beschliessen; <MÄ;e^^«V»jeÄ= beschliessen lassen; tüJe tdnieJc = aufhören.

jak. tügäJc = Gvund, Boden.

alt. t'iigün = sich abkürzen, beschliessen.

kk. tngiindä^^dev letzte (vgl. cag. tülcenmek).

IL c— .

cag. ('öÄ*;MeÄ = niederfallen, niederhocken; cökünmek = sich nie- derkauern.

alt. cSÄ; = niederfallen , die Kniee beugen; ('o/ij=: niederhocken, der Aufruf zum Niederknieen während des Opfers.

In tük) tag ist auf den ersten Blick eine Nebenform von tek, tik = ehen (vgl. § 185) und von tüb, tob 172) zu erkennen, von welchen das az. tej = unten die Mittel- form bildet; sowie es auch höchst wahrscheinlich ist, dass tö4 = von einer Höhe fallen , zu Boden fallen , aus einer der beiden Stammsilben (töh-iis, tövüs, töüs, fös) ent- standen ist.

187

Schliesslich ist zu bemerken, dass der dentale Anlaut vorstellender Stammsilbe noch mit dem ihm zunächst ste- henden s abwechselt. So:

III. s .

uig. sekihneli, sö/iJ/wie/i; = niederfallen , auf die Kniee fallen (im Texte des Kudatku Bilik mit ^jiiLxjl ^jlo interpretirt.

tag. «öÄwiel" = niederreissen, ausreissen, erniedi'igen, beschimpfen, zu Grunde richten; ,söA;M^ = was leicht niederfällt, was dem Einstui'ze nahe ist (speciell: ein im Sande wachsender Baum [Tamarix], welcher trotz seiner oft bedeutenden Gi-össe leicht umgerissen wird); söhi'ä, «MÄ;eZ niedrig, schwach, krank; s67ci^wi= Erniedrigung, Beschimpfung, Fluch; sökäJclemelc häufig fluchen oder schimpfen.

osm. sögmclc, söjmch, söjüns schimpfen, fluchen, Fluch, Schimpf; tsökmek = trennen, beenden; sökük = was zu Ende geht, was sich trennt; i^ii ff ür t = niedrig, arm (vgl. cag. sökiil?).

jak. wöf/« = das Schelten; nöffiis = sich gegenseitig schelten.

kk. sö'feer&ew = auftrennen.

alt. söA"Ä«i = Schimpf , Fluch.

So wie Fluch, Schimpf von den Stammsilben tök, cök, HÖk (unten, nieder) entstanden ist, so finden wir den Gegen- satz, nämlich Segen, Lob, von ol, al, nl (hoch, oben, vgl. § 11) abgeleitet.

200.

Töl, tÜZ, töf, tÜT, entgegen, gegenüber, was einem

Gegenstände gegenübersteht oder zu stehen kommt, dem

Werthe entsprechend, im Werthe aufwiegend, Ersatz

oder Lösegeld.

eag. tölcnick, tülcmek = vergelten, entschädigen, ersetzen; tülck = Ersatz; it/<:eöa = Vergclter, Zahler; für, *</»•? = gegen- über (türisike = als Ersatz); tülehir, ^e^eöf/- = Finderlohu. Von diesem Worte ist das osm. /i-e?e6?V = Finderlohn, Geschenk für einen Fund, entstanden.

osm. dülennuk einen Ersatz bekommen.

188

jak. iofo/^: auslösen, loskiiufeu; <67ö« = bezahlt werden; tölörii

= sich loslösen; tolohxir, «öW&«>- = Findeiiolin, Lösegeld;

fMO»'a = quer, gegenüber. kk. iföra = quer; fö7-M"&ew = bezahlen. CUV. ;f»^'= gegenüber; *m^' &o? = begegnen; ^M^e = bezahlen, eine

Schuld abtragen, alt. tölö, #M?e = bezahlen, entgelten; fo?e = auskaufen ; tolin=^

sich auslösen.

Mit tör, tür, ttior = gegenüber im Zusammenhange scheint auch das uig. türemek, tiirmek, cag. #M«)«eZ; = dul- den, erdulden zu stehen. So: su helaga tuzelmedim = ich habe dieses Elend nicht dulden können. Es dünkt mir dies eine bildliche Verdolmetschung des Gegenüberstehens, des einem Vorkommnisse gegenüber Standhaltens zu sein; daher auch die Redensart uig. biiJcatMka türclmedim=^ ich habe die- sen Kummer nicht ertragen können, wörtl.: ich habe dem Kummer nicht stehen (widerstehen?) können. Vgl. den begriff- lichen Gehalt des deutschen stehen, widerstehen und ertra- gen, dulden. Im Cagataischen hat das auslautende r sich in IS, s verwandelt, was einigermassen dazu berechtigen würde, die vorliegende Wortfamilie der nächstfolgenden einzuver- leiben; doch mit besonderer Hindeutung auf die Verwandt- schaft wollen wir tö0, ins u. p. w. separat bringen.

201.

TÖS, tos, tilä, tils, das gegemiber, vor den Äugen

Befindliche, das Vorscliivehende,

in eigentlicher wie bildlicher Bedeutung.

uig. tö^, tüä, #H^ = gegenüberstehend, was dem Werthe ent- spricht, Traum, Gedanke; fw^^e^He/c = träumen , denken.

cag. <«.«= gegenüber, entgegen, der vordere Theil eines Kör- pers, die Brust, Mittag, Süden (d. h. wenn die Sonne der Erde gegenübersteht. Eine Zusammenstellung der vier Him- melsgegenden ergibt daher folgende, mit den tellurischen Anschauungen des primitiven Menschen übereinstimmende Auffassung: 1) Ost ön^, wörtl.: vorn; 2) West = /i;a«, wörtl.: hinten; 3) Süden oder Mittag = *ö^, wörtl.: gegen- über; 4) Nord oder Mitternacht = ^o#, wörtl: unten); töS-

189

lemeJc = ien Mittag zubringen; tüälehueJc^ sich begegnen; tii^—Geda,nke, Traum, Sclilaf (doch nur im übertragenen Sinne, da hierfür das concrete ujku existirt), Einbildung, Wahn, Einfall, mit einem Worte, was dem geistigen Auge vorschwebt; tü^ /i:ör»HeÄ- = träumen, d. h. ein Traum- oder Walingebilde sehen.

(Jim. du^, <M^ = gegenüber , gerade; düS ^eZweZc = begegnen ; diiäümneJc= nachsinnen, denken.

jiik. tns=^äie vor einem liegende Seite, das gegenüber Befind- liche; tusun = sich einander gegenüberstehen; <osm'=^ be- gegnen ; tüsüö = träumen.

kk. ^MS entgegen; ifM^ = Süden, Mittag; tiis, f/H.^ = Traum.

Im Hinblick auf die concrete Bedeutung des tös, düs ^^ gegenüber, entgegen mag es nicht besonders kühn erscheinen, wenn ich das für persisch gehaltene ditäiiien, dü^tnan, cuv.-alt. tuSman, kir. fMsjjaw = Feind , Gegner, Widersacher, von tu&, düs und dem Collectivsuffix man men ableitend hierher rechne.

Ich habe tös, tös in einem separaten Abschnitte vorgeführt, doch dünkt mir sein lautliches Verhältniss in enger Be- ziehung zu tül, töl, tür, tör (vgl. § 200) zu stehen. Zu dieser Annahme verleitet das cuvaschische Beispiel, wo der- selbe und ähnliche Begriffe mit einer auf l auslautenden, wahrscheinlich verwandten Stammsilbe ausgedrückt sind; so: ifi/^= Zufall, Begegniss, was einem zukommt; vgl. tiilüJc^: Traum, Wahn, Gedanke.

202.

TÖZ, tÜZ, tös, tös, glatt, ehen, gerade, richtig, Richtung,

Beihe, Ordnung, Gesetz,

und die betreffenden Vei-balformen , als:

ebnen, glätten, ausdehnen, attsstrecken , richten, surecht

machen u. s. w.

uig. tü^f tös, töz = glatt, eben, richtig, vollkommen, ganz, Ebene, Niederung; tözün, tösün=^in Ordnung, gänzlich; tüziih = Uege\, Richtschnur, Gesetz, Ordnung.

6ag. tös, tiiz, tiiziiJc (wie oben); tönelmeh, töslemeh ^\i<.ticn,

190

ebnen, ordnen; ti'tzim, «««ew = Schickliclikeit. Mass, Manier;

tüzüh, *?s!«X- = Reihe, osm. döä, rfws^obeu, glatt, richtig; ^^««rfJweÄ = ordnen ; disii.

dize = Reihe.

kk. ?o«a = ganz, alles. CUV. ^«»'e^ glatt, gerade, gerecht; *wfMSr= vollkommen; tiirld

ausgleichen, glätten; ^i»* = reihen, aufstellen.

Was die Analogie des BegriiFskreises anbelangt, so er- innert diese Stammsilbe sehr stark an jat, Jas, jaj 138. eben, flach und § 134, Reihe, Ordnung), wie aus folgenden Gegenüberstellungen ersichtlich ist. So:

Jassi, jattuh X ^ö« = glatt, eben,

JasaJc, Jasav x *MÄM/i: = Gesetz,

Jasal X <*«? = Reihe, Ordnung,

jasamak. ... X tiizlemek = \\eYi-\ch.iQn u. s. w.;

und weil eben aus jat, jaj auch eine Verbalform, nämlich Jatniah {= ausdehnen, ausstrecken), sich ergibt, so glaube ich nicht irre zu gehen, wenn ich zu tös, tös die Verbal- form tö§, tüs stelle.

cag. <6'j^e»«eZ; = ausbreiten, ausdehnen (eigentl. gerade legen); *ö»e/i; = Bett (vgl. als Fortsetzung der oben angeführten Zu- sammenstellung jatmak ausdehnen mit Jatalc = Bett) ; töä- mek, <«j^= niederkommen, niederfallen, fallen (töskcn £aj = Lagerplatz, Ort der Niederlassung); ^ö^w/c = abschüssig, was abwärts geht.

kir. tös, «//« = Abhang, abhängig; *ms>hpZ; = fallen.

osni. eii/^emcÄ; = ausbreiten , tapeziren (einen Teppich ausbreiten): dii^cmc = Möbel , Tapezirung.

jak. tüs, tiisäbin =yon einer Höhe herabfallen; #//««>= etwas zum Fallen bringen.

kk. tiisük meAvig; tü^crben, fi/^änwcn = herabsteigen, herab- fallen.

In lautlicher Beziehung ist tö», töS wol schwerlich als Stammsilbe anzusehen und scheint, wie wir dies schon (vgl. § 199) angedeutet, aus tök, tiij oder töh, tüv (Boden. Grund) mittelst des frequentativen und transitiven ^, etwa in der Bedeutung sich zu Boden begeben, entstanden zu sein. Soweit aus der vorliegenden Studie mir ersichtlich

191

■wurde, gehört das auslautende ^ der Verbalformen nur äus- serst selten zur Stammsilbe.

203.

FÜTc, tiTc, CÜJi, Öig, stechen, aufstecken, einstecken,

stechen, nähen;

auch zur Bezeichnung steiler, spitziger, mit Stechfähigkeit

versehener Körper, als;

Stachel, Born, Nadel, Nagel u. s. w.

uig. tiikün = J)ovi\, Stachel; <f«/gr^ chinesische Gabel, ein Ess- werkzeug in Form eines spitzigen Stäbchens.

6ag. fiA.">we/;= aufstecken, einstecken, nähen; WA; = steif, steil, spitzig ; tiJdesmeJc = steif, steil oder starr (eigentl. aufge- steckt) sein; <i*Ä,"e«:=Dorn, Stachel.

kaz. tlJemek, tf/Aj/weÄ; = aufstecken , auf- oder einpflanzen, nähen, eine Pflanze setzen.

kir. tikmc, dikme = das Aufgesteckte , Fahne ; tikmc las = Grab- stein. Dieser Ideengang in der \Yortbildung ist auch zu erkennen im cag. Mgre^ Grabstein, ferner cag.-osm. tug, tuk = Fahne , ursprünglich die lange , mit dem Rossschweif ge- krönte Stange.

osm. dik, dikmek (tik) ; d^iA;«?« = aufgesteckt, aufgerichtet (so: dikili ias= Säule); diken ^Doxn., Stachel; diven (cl-divcn) = Handschuh, ursprünglich eZ-f%/w = wohinein die Hand gesteckt wird. Vgl. kk. elteJe, eldik ^^Ra-ndticlmh, also von ähnlicher Bedeutung und Abstammung.

jiik. tik, tif/ühin = stecken, stechen, nähen; f/igi = das Nähen.

kk. t'egsarmcn=^ verstecken, vergraben.

CUV. <fiA; = hineinstecken, nähen; t^iffen =^ stecken; cikinjah = Säule.

Im Anschluss an das uig. tüMn und cilgi sei noch be- merkt, dass diese Stammsilbe mit c- Anlaut und mit ii-, i- Inlaut auch bei der Bezeichnung anderer spitziger, läng- licher Körper vorkommt; so: cag. (^lif/ur = Dorn; cüg ^ penis; tfüA; = Augenwimper ; cMf/i = Nagel (clavis), cuv. cuya penis, osm. (Hgi, eivi lsa%e\; civiletneh = n'd^e\n, ver- nageln.

192

204.

Bag, heg, hik, bog, buk, baj, boj, biij, Band,

Zauber, gelunden, befestigt, stark, sehr, fest, befestigen,

binden, knüpfen, bezaubern.

I. —g, h.

uig. hak, bek = B&nä, Strick; baklamaJc binden, scliliessen; &iÄ; = Befestigung, Band; bikünmek, bekiinmeJc = fest oder hart werden ; beküh = geschlossen , befestigt ; bekitmelc schliessen, befestigen, anbinden; bök, &///?= Festigkeit, Kraft, Stärke.

cag. bag, baglamah (vgh hak, haklamalS); bek, bile = iest, hart, sehr; baginmak, ftej/mmeZ; = sich befestigen , sich verbinden, Frieden schliessen (vgl. den Gegensatz aralari cozüJc ihr Verhältniss ist locker, aufgelöst, d. h. sie sind in Feind- schaft); beklik = Rärte, Festigkeit; &o</= Knopf, Knoten, Knöchel, Schnur; &o</wa/(; = binden, würgen; bogulmah^ sich würgen, ertrinken; 6of/a?« = Handfessel ; &0£/ra = Hals- fessel; öofea^M = Fessel , Fusseisen; bogun, bognm, bogdak = Knoten, Ast, Knospe, Bündel; &6'//«^ = Knopf, Knorren; bögeöl, ÖMA*ec^i = Arrieregai-de (d. h. Schluss eines Zuges); ftöÄre^ = Damm ; biikctmek^^ einen Damm legen.

osm. bag, baglamak, bogmak, bogum (wie oben); 2tek = haii, fest, sehr; öO£/ca = Bündel.

jak. &rt*/afe* = Fischernetz (vgl. «7 = knüpfen, binden und Urin = Netz); Inigö = {est, stark; 6ö</öZ; = Armband; bögük guten Muthes (vgl. uig. bök); 6Ö£/ö)-r/6Y = befestigen ; bugut Heuschober.

kk. buk, &«*/ = Strick, Riemen; baglarmm ^hxnden; bokse Kehle, Gurgel; 6efc;«r;ne>j = befestigen.

alt. jj>öA*<ö = befestigen, umschliessen; pöÄ^ci = stark , männlich.

IL —j, V (nebst gänzlichem Verschwinden des Kehllauts).

uig. &r/«*a^ = schliessen, binden.

cag. baJ = Band , Zauber ; haßamak = bezaubern ; bajgin ohn- mächtig, bezaubert (gebundener Sinneskraft).

1

193

trk. böjii, ö«/jM = Zaubor; biijülemck heza.uhern.

osm. &aa?l= gebunden, bezaubert (haglni fö>?«efc=den Zauber lösen).

jak. hat, ftoya&l?j = binden, verbinden; 6ä= Gewalt, Zwang (Band?); ftä^lHw = gebunden werden; häUi, bälihhi zv/'m- gen (binden?); 6a^«?' blind (vgl. soÄ- eng, dicbt, fest und so7«Mr= blind).

alt. ^>it = Strick, Band, einen Fluss dämmen; puuJi = Damm.

CUV. 2>Mt' = eindämmen; 2^'tve Da,mm.

In Berücksichtigung des Verhältnisses zwischen dem deut- schen Geschenk und Angebinde wäre ich geneigt, das öag.-osm. hagislamalc = schenken, sich gegenseitig binden (mittelst Geschenken) hierher zu rechnen. Demnach müsste das neupers. bacJiSiden = schenken und das osm. bacliMä = Präsent als entschieden türkischen Ursprungs betrachtet werden.

Aus bog., hög ist nach stattgefundener Nasalirung des gutturalen Auslauts bong, böng, beng, bonz entstanden, mit der Bedeutung von Knopf, Knoten, Knospe, Koralle, Korn, Muttermal u. s. w. So:

cag. bonzuJc, »ion^MZ: = Koralle, Knauf, Fahne; bündülc = Knospe, Knoten; 6i/»'« r= Pfefferkorn, Pfeifer; burzak Erbsenkorn, Erbse; meng, beng, möng = Korn, Frucht- korn, Muttermal, Zeichen.

osm. ben = Fleck , Muttermal ; beneBi = mit Flecken oder Spros- sen versehen.

jak. man ~ Geburtsflecken.

kir. milk, m,ug = Korn, Fleck. Vgl. cag. 7fara/H«Ä; = schwarze Beere; /d^amwÄ: = rotlie Flecken, Masern; magy. mag = Korn, Kern.

205. BaJ, hcit, bej, bei, biß, bit, boj, bot, böj, bot,

bctS, be§, bos, bös, hoch, erhaben, reich, angesehen;

Haupt, Oherhatipt, Anfang, Höhe, Wuchs, Gestalt;

hoch tverden, wachsen.

Diese in der Lautveränderung ganz regelmässige Stamm- silbe ist auch in der Entfaltung des Begriifskreises eine der

VAmbäky, Etymoloffisches Wörterbuch. 13

194

scliöiisteii und merkwürdigsten. Die Verschiedenheiten der verwandten Begriffe sind nach dem inlautenden Vocale aus- gedrückt, was uns jedoch nicht verhindert, die Familien- zweige nach dem Auslaute einzutheilen.

I- —J, ff-

uig. &cy = reich, wohlhabend, Prinz; baJumaJc=^ reich werden; 6«J(Y>HaX- = bereichern; bajat Gott ■~-(äev Bereicherer, der Allerhöchste?); &e<f/ = Fürst; beJWk lierrsch&tt.

cag. baj (wie oben); baJinaJc = veich und gross werden; bajlo- wa/c = herrschen ; bajurmak, &MyMrma^=: beherrschen, ge- bieten, befehlen; bajat, bijat (wie oben); baja, bajak. bajir = alt, angesehen (eigentl. hochgewachsen).

kir. &cy= reich, Gemahl, erstgeboren (baj 6ese = erstgeborenes Kind).

kaz. bajar (russ. 6(yor^ = Hofmann, Magnat; ftaj'cZa^ = reichlich, hinreichend.

jak. bat = reich; bai, bajahin = reich werden; bi = älterer Bruder.

kk. t = reich; Mg, 6ifc = Herr. Stammführer.

osm. baj = reich; bajir = hoch, Höhe; bej, bey = Fürst; baJat^=^aM; &wjM»->»aft = befehlen.

alt. ^>«i=; reich; j>ai<aZ; = reichlich.

CUV. pojan, piijan=^ reich.

Während das inlautende «, mit Ausnahme des Cuvaschi- schen, vorliegenden Begriff sowol in concreter als auch in abstracter Form ausdrückt, finden wir mit dem inlauten- den o und i vorzugsweise Höhe, Länge, Wuchs und Ge- stalt bezeichnet. So:

cag. öoj* = Gestalt, Länge, Wuchs; boj, böj = Gras, Gewächs (eigentl. das in die Höhe Kommende); bojun, niojun =

Nacken (eigentl. eine Bezeichnung für den hohen, langen Theil auch anderer Körper und Gegenstände); böjiik, bijil- = hoch, erhaben; böjümek, biJimeJc = via,chsen, hoch werden.

kaz. ftoj = Gestalt , Person (hojum = ich selbst); &o^«/ = Holftcr (vgl. cag. 6(y'6a(/ = Kravattc , Halsbinde).

osm. boj (wie oben); bojlu =^hoch; büjiik, ftö[/«A' = gross; büj- mek, 6ö|/meÄ-= wachsen; ft^'IA* = Schnurrbart ').

195

jak. ö^yä=: Gestalt, Statur.

CUV. jpä Wuchs, Höhe, V'ollkommeuheit.

II. s, *', 0.

uig. &«,<? = Haupt, Anfang, Spitze; ba,^a, fortj^rw aufs neue; bösütmeh, böMtmcJc (von basetmck) =^ führen, leiten (das Oberhaupt machen); &«icV = Anführer, Leiter.

i;ag. ba^, baäliarmali , ba,^armah =^\eiien , führen; baSlamak=^ anfangen; baSah, »waj^ayt=: oberster Theil eines langen Kör- pers, Aehre, Pfeilspitze, Anfang.

osm.basa, öeie= Oberhaupt (letzteres Titel angesehener Dorf- bewohner in Anatolien) ; baMa wieder (aufs neue , an- fänglich).

jak. öas = Haupt, Kopf; baslUJc der Angesehenste; basta = vorangehen ; basli = behaupten , überwinden (vgl. osm. hasa cikmak = überwinden).

alt. jp«.^ = Haupt ; 2>a^^a = anfangen ; paSTcar leiten, führen; 2ia^tani=ev^iev, vorderster; paza^smis neue.

6hv. pos, 2>i'S = Kopf, Anfang, Aehre; jpos'we = anders , ausser; pi^lk =^'hoch, gross (vgl. hijih).

kk. 6«^ (wie oben); basa, 6«ÄÖÄ = aufs neue, wieder.

III. —t,d.

uig. 6rtfMÄ; = hoch, erhaben; &a^«> = hoch; &«^z<HiaZ; hoch oder mächtig werden; batir = mächtig, angesehen (vgl. cag. bajir u. s. w.); öo^ = Wuchs, Gestalt, Höhe^); bötük = er- wachsen, hoch; ftöifiwf/i: = wachsen , aufkommen.

jak. bitiJc==iBa.Yt; bitlrdirä -wuchsen, hervorkommen.

kk. bedeJc, &M,-t;M7i; = hoch.

Anmerkung 1) Die Verwandtschaft des osm. bijik, jak. bitiJc (im cag. &t«rM^ = Schnurrbart scheint das ursprüngliche J in r verwandelt zu sein), mit boj, biij (hoch, er- wachsen, alt) vnrd nur dann hinlänglich erklärt, wenn wir auf die W^ichtigkeit hindeuten, welche der Schnurrbart bei fast allen turko-tatarischen Völkern als Zeichen der Virili- tät und Grossjährigkeit besitzt. So heisst es im osm. Mßkli oglan = ein herangereifter Jüngling. Vgl. ferner das Fest des Bund kesimi = Schnurrbartschneiden bei den Kirgisen,

13*

196

eigentlich ein Zustutzen des Schnurrbartes, wodurch der Jüngling für grossjährig erklärt wird.

Anmerkung 2). Mit Hinblick auf die Bedeutung von boj, bot (Gras, Gewächs im Allgemeinen) wäre ich geneigt anzunehmen, dass o^=Gras, Pflanze vom letzterwähnten uigurischen Worte stamme, nachdem es den labialen An- laut verloren. Vgl. bile ile (mit) ; bol olmak (sein) ; bölüs Ollis (Antheil) u. s. w.

206.

Bulle, beJv, anschauen, schauen, bewachen.

uig. bakmaJc = Acht geben; &rtÄ'«?' = achtsam, wach; baksi=^

Aufseher, Seher, Prophet, Dichter, Priester; baklamak^

umherschauen, cag. bakniak = Acht geben, pflegen; bakinmalc = gehorchen

(eigentl. sich zuwenden); &a/i;aMZ= Aufseher, Mundschenk, osm. öf/Ä-wia/i; sehen ; beklemeJc:= ■warten, beobachten (vgl. cag.

harab ^MrmaÄ = warten, wörtlich: zusehend stehen); bekci=^

"Wächter, alt. ^>aA' = sich zuwenden, sich unterordnen, gehorchen (vgl.

cag. bu kul mangga bakadur = Ai&^qt Sklave gehorcht mir). CUV. ^ji'A; = anschauen, sehen; pikni=^ kahicht.

Bei genauer Betrachtung der Grundbedeutung dieser Stammsilbe, namentlich aber bei voller Würdigung des ur- sprünglichen Werthes derselben muss unter bak nicht so sehr die Handlung des Sehens, Schauens als die des Sichzu- wendens, Sichangezogenfühlens verstanden werden. Vielleicht steht b in irgendeinem Zusammenhange mit 6a/c=Band, ftaÄmmaÄ; = gehorchen , d. h. sich binden, sich anhängen, und ein derartiger Zusammenhang würde eine solche An- nahme einigermassen rechtfertigen.

Aus demselben Grunde wäre ich auch geneigt, in bak, &e/« = Sehnsucht, Wunsch, Verlangen den Grundbegriff des Gebunden- oder Angezogenseins zu irgendeinem Gegenstande zxi statuiren. Berechtigung dazu gibt wol der jetzige Ge- brauch der betreffenden Wörter in den verschiedenen Turk- sprachen, wie:

197

uig. bakarmah=^vrünschen. verlangen; ft«A; = Sehnsucht , Lust,

Verlangen, jak. bagar = m'ögen, wollen, wünschen; baga = Lvist, Verlangen;

baff ard ~ reizen , anziehen (wünschen lassen); bagalak=^

auf etwas versessen sein. o&m. beffenmeJc, öeJenweÄ; = Wohlgefallen finden (wörtlich: sich

anbinden), alt. pakatÜ= sich, gefesselt oder angezogen fühlen, einen Wunsch

oder Verlangen haben; pakatillu = anziehend, Wunsch

erregend.

207.

Bill, bei, böl, Ol, öl, iU, Üj, zerhauen, zertheUen, spalten; Theil, Äntheil, Mass.

I. h, p, V—.

CUV. vala = Theil ; valajas = in kleine Theile zertheilen , zer- bröckeln; ^Mi = abtheilen, eintheilen.

alt. jpö^=:theilen; 2>ö?<7«* = Abschnitt, Theil.

kk. ftäiaÄ; = W^unde (Einschnitt; vgl. Ja»*?Ma^ zerspalten und jara = Wunde) ; baltä = Axt.

cag. balta (wie oben); &e; = Haue; belo, bejlo = ein steinerner Keil zum Spalten des Holzes; belemek = umhauen, aus- hauen ; bölmcJc theilen , zertheilen ; böleJc = abgesondert, ausser, Abtheilung, Theil; ööföm = Abtheilung ; bölüsmek = untereinander theilen.

II. 0, ö, ü .

uig. Ol, 67= Mass, Theil, Antheil, Los, Schicksal (vgl. arab. |V*«J' = theilen und o.+*«j' = Schicksal) ; ölemelc = betheili- gen, schenken; ö'M = Antheil; ölüs, «/ms = Abtheilung, Volksstamm.

eag. ö/cefc=:Mass; üles, ö?ws = Escadron, Antheil; o?ca = Beute, eigentl. Antheil an der Beute; ölke, wtt'c = Provinz , Ein- theilung eines Landes. I osm. 67c7< = W^age; ö^cHtei = messen , wägen.

kaz. wiÄM^Mass, Muster; M?/t«7>«eÄ nach Muster schneiden.

198 .

jak. üllär = tlieilen; üllkcrben = sich theilen; ültü = Theil; Mofcas = Mass halten, die Zeit einhalten.

alt. 'iile = theilen, m^m = Antheil.

In der letztgenannten Form vorliegender Stammsilbe ver- wandelt sich das auslautende l in J und wir erhalten:

alt. /ye = Glied, Theil, Vers; wJeZe = zertheilen , zergliedern.

cag. ÖJe = Glied, Körpertheil.

ßdl, hol, hei, bil, hin- und herhewegen, schaukeln, schütteln, rühren, mischen, hin- und herwerfen, streuen,

zerstreuen.

uig. balinglaniaJc^ sich schaukeln, sich bewegen (hin und her).

cag. balga = Schwingkeule, Dreschflegel; halgalamak den Dreschflegel schwingen; bolgamaJc, balgamaJc, bulamak^^ mischen, aufrühren, aufwühlen; bolahnalc, bulasmak = sieh bestreichen, sich beschmieren; öe?e»we^* = schleifen, wetzen, hin- und herziehen; 6e?eZ;Ze»wefc = walken , wälzen; belelc = Walke, Walze; heUik, beleih = Yfiege, Schaukel; balcik= Koth (eigentl. Maische, Mischmasch).

osm. belinlcmek schwanken, taumeln; hillemek =■ schleifen, wetzen; besih (vgl. cag. ScZcVä) = Wiege.

jak. biliä, &i;i&m = schaukeln; bida, bulabin = mischen; bidau =:sich vermengen.

kk. bulgirhen, &M^Äarmew= beschmieren.

alt. 2>«*^^« umrühren, mischen; pulgaa'k = k-vdrohY, Wirrwarr.

CUT. pilclh = Koth.

kir. boltramak =sio\Tpern, taumeln; öo^to^ = holperig.

Au das kir. holtramak reiht sich noch das cag. botramak = zerstreuen, zerstäuben; botruii Yevmrrnng, Aufruhr; fem er das cuv. jpM<ra^=: durcheinander werfen, vermischen; pudu = Brei und pudurniak = 'Revolte.

209.

Bar, VCtT, haben, sein, existiren, Vermögen, Sammlmif/.

cag. &ar'=es ist, es gibt, er hat; &aWM/i; = das Sein, das Ha- ben, die Existenz; ö«W?(7 = reich ; barim, baru)n = Ner'

199

mögen, Vieh (vgl. arab. maZ = Veniiügen und Yieh, slaw. lichwo = \ieh und Ertrag); barumtai, baranta {Urg.) = Besitznahme von Vieh, Raubzug (Budagow nach dem über geogr. und statist. Materialien der kirgisischen Steppe ver- öffentlichten Aufsatze von Grigoriew); bari, 6a»«ca = alle, insgesammt.

osm. rar = es ist, es gibt; »•aWw = Gut, Habe; vaWIÄ = Besitz, Existenz.

jak. &«>• = Dasein, vorhanden sein; &aH = all, ganz.

alt. 2iar = sein, Existenz.

kk. &«>•&« = Ranzen (zusammengepackte Habe); bt'ai, bevai = alle.

CUV. por= sein, existireu; por« leben, sich befinden; pornis = Leben, Sein, Existenz.

210. Bar, vnv, gehen, wandeln.

cag. &a/'»eaÄ = gehen; barismak =: ?,ich. aussöhnen (zueinander gehen), Frieden schliessen; ftffl»*Ä;M7M7i; = Zufluchtsort (wohin man zu gehen hat) ; barlamac = ungesäuert (nicht aufge- gangen); &aHajnaÄ = versuchen (etwas angehen); barts = Weise, Manier (Gang); 6a'/«»7c = Menage (Gang).

osm. frt/'ma/i; = gehen; 6aWs = Friede; 6aHs^Jrmafc = versöhnen (machen, dass einer zum andern geht); bark (ev barJci) = Haushaltung (Gang des Hauses).

jak. bar, barabm = gehen, fortgehen.

kk. barerben gehen.

CUV. pi/* = gehen, schreiten, anlangen; pirat = gehen lassen.

Ob nicht etwa im gegenseitigen Verhältnisse zwischen Jorumah = gehen und ^■oi^«ia/i;= ermüden auch das des cag. /ia^'ma/i; = ermüden und rarmaZ; = gehen eine Aufklärung findet? "

Seiner Urbedeutung nach muss barntak nicht mit gehen, sclireiten, wandeln, sondern mit fortgehen, vorwärtskommen, fortschreiten übersetzt werden, und die Stammsilbe bar hängt im selben Masse mit bor, &«»• = vorwärts, zuvor zu- sammen wie etwa das jak. niaünai = zuvor und das cag. »w«««7)Ha/i;— fortgehen, franz. mcnit und nranrrr. Aus die-

200

sem Grunde nehmen wir daher keinen Anstand, als hierher

gehörig zu bezeichnen: cag. 6or«<n = zuerst ; boviinki erster, vorderster; bornasmak =

zuvorkommen; bortm, burun, miirun=ieder vorstehende

Theil, als: Nase, Vorgebirge, Spitze. So: hurnuni Mrmdk

= abstumpfen, die Spitze abbrechen, erniedrigen. oBui. 6H'/"M» = Nase, Vorgebirge; bcirmak, parmak ^Ymger. jak. barin kurz zuvor, vor einiger Zeit; murun ~ Nase;

niuran = grosser Erdberg, kk. bar = der obere (vordere Theil) des Pelzes; Inirungo =^

der frühere; ÖMrwiV6e« = vorangehen.

2U.

JBctt, bcfj, bns, nieder, niedrig, gemein, unten, unter- gehen, sinken, untersinhen, niedergehen, drücken.

I- -j-

uig. bajih --= wieder , gemein, eitel; 6fy■^7l;Z^7c = Vergänglichkeit,

Gemeinheit, cag. öcya^f^^ niedrig, gemein, osm. ftCTja = niedrig, gemein; öcy'a^lÄ = Gemeinheit.

IL —s, t.

uig. batik, &««//(; = nieder, niedrig; 6as»ja^ = drücken , nieder- drücken; batmak = untergehen, einsinken; batrumak = unterdrücken; &afa»- = West, Sonnenuntergang.

cag. basmak, batmak, basik (wie oben); batik = v;a.s dem Unter- gange nahe ist; batu, fta^js = Untergang ; fta^^ama^ = ein- sinken; öffi^iaÄ; = Morast ; basti^=da?, Drücken {dl busti = falsches Drücken, Alpdrücken); &«s7c/c = Treppe.

oBm. basmak = drücken , jemand auf die Spur kommen (basJcin vermehr sich erreichen lassen, erreicht werden); batak^^ eitel, Verlust, Sumpf; öa<aÄc« = Lump.

jak. bat, öct^öt&l« = treiben , verfolgen (vgl. osm. basmak); batar = hineingehen machen; &ffl*?s = verfolgen ; öa^^ä drücken, bedrücken ; batti = Druck.

kk. &afarwe?i = herabgehen, stromabwärts fahren; basarmen =^ treten, drücken (vgl. taj) = nieder und treten in § 172).

201

CUV. ^os = treten, drücken; pozin = sich erniedrigen, etwas in sich unterdrücken; pot = sich vertiefen, untergehen.

Lautlich sowol als begrifflich verwandt ist mit vorliegen- der Stammsilbe noch bo^, öo» = Leere, Nichtigkeit, Zerstö- rung, das wir jedoch in Anbetracht des selbständigen Be- griffskreises separat anführen.

212. Her, bir, ver, vir, geben, schenken.

cag. birmeh, birgu \

osm. vermek, vergi > = geben, schenken, Gabe, Abgabe.

kk. bermen J

jak. biär, biärübin= gehen, hingeben, überlassen; bärik, bUlri

:= Gabe, Geschenk (die lautliche Analogie in her, bir, bär,

6mr= geben ist auch im cag. bes, bis, jak. bäs, biäs iüni

vorzufinden); &rtW« = sich übergeben. CUV. par geben ; parne = Gabe ; parhn = Abgabe , Schuld ;

parhnla Schuldner.

ber drückt fast in sämmtlichen Sprachen den Begriff von zugeben, sich begeben, lassen, gestatten aus. So: gide ver = begib dich zum Gehen.

213.

Berh, bert, fest, Marl, hart, gut.

uig. 6erfc = sehr, fest, befestigt; 6erÄ;femeÄ = befestigen, az. ftej'fc = hart, fest; berMtmek = h^äxien. jak. bärkliä =^sehv, gut; &«*•<? vorzüglich. kk. &e»** = kühn, tapfer. CUV. ^ar«7a = fest, gesund.

Ob und wie berk zu beh, peh (sehr, hart) sich verhält, kann vordei'hand nur als Frage hingestellt werden.

202

214. ßil, bei, der dünne Theil eines Körpers, Mitte, Lende.

(Die Bezeichnung des untern Theils eines Körpers ist identisch mit dick, plump; so: kund dick, kundag

= Schaft.)

cag. Ml, bei Lende , Mitte ; MleJc = Unterarm , Handgelenk ; hilbag = Gvivt, Gürtel; Mlelizik, 6 i^e^'jX- = Armband; hil- eZ;ä = P'ussschelle, Fessel; pilte=-\)oc\ii (Mitte des Lichts).

osin. &e?= Lende, Mitte.

jak. 6i/ = Taille; fti/sfl/c = Fingerring.

kk. &*?;== Gürtel.

CUV. ^m7«A;=: Lende.

215. Bil, bei, ivissen, kennen, hemchnen; Zeichen, Marke.

uig. helmch, bilniek = wissen, kennen; &e?ÄM = Zeichen, Spur; belkülemek = bezeichnen ; belküsüs = spurlos ; &j7eÄ = Wissen, Kenntniss, Meinung; bilge, beige = weise, klug.

cag. bilmek, belgü, Mlik (wie oben); bilgiirtmek = zu. wissen thun, bekannt geben; M/^M?«fc = bekannt , gekennzeichnet.

osm. bilgi = Kennzeichen; bellemek = auswendig lernen, auf- merken; fte^fetoieÄ = bezeichnen ; Miis=: Wissen.

jak. bil, biläbin = kennen, erfahren; 6i72S = Bekanntschaft ma- chen; bilsär = Bekannter; bäiiä = Zeichen; bäliätä^he- merken; ö«7m7i; = Geschenk (eigentl. Merkmal, Erinnerung, und hat demzufolge nichts gemein mit bölek [Theil, An- theil], wie Böthlingk vergleicht).

öuv. pil = wissen , verstehen ; 2>*^ü!2V = zu wissen thun ; pallö = Zeichen, Merkmal, erkennen; pallaturan=^Bekai.nniev.

Die ältere Form scheint pul, hat und pel, hül zu sein. Die concrete Bedeutung der Stammsilbe ist einschneiden, einhauen, d. h. mittelst Einschneidens oder Kerbens etwas bezeichnen. Einen ähnlichen Ideengang zeigen die tür- kischen Sprachen in j'«r = spalten und Jar, ja^;-- schrei- ben, in SMr= ätzen und swr --Schrift, Zeichen (vgl. An

203

merkung *) in § 159), in 6 i<f= schneiden und bitik üchTiit. Dem abstracten wissen, kennen liegt daher das concreto Merkmale machen zu Grunde.

216.

ßir, ein, einigen, sammeln.

lüg. 6i»'=ein; birih, birek, &-i»*/tw= einzeln, allein; birik- »KeÄ; = einigen, versammeln; btrismek=-üch einigen.

eag. &i>cö = einer, jemand; öir^re = zusammen , vereint; birge- M2eft = sammeln, anhäufen; &iWÄ;)»efc = vereinigen.

osm.bir, birihmek (wie oben); öiWe = vereint, mit.

kk. ber = ein.

jak. &i'r = ein; &iWs= erster; M/*<7ä = zusammen.

217.

JBiÖ, Ms, bit, bes, bet, schneiden, zerschneiden, ein- schneiden, graviren, schreiben, zeichnen; Einschnitt, Zeichen, Schrift, Aussehen, Gesicht.

uig. MceA; = Messer, Schnitzer.

cag. biömek, &t(fwafc= schneiden, sägen; &wfm = Schnitt, Zu- schnitt, Form; bi6imli = ^(Mm geformt; bitfak, bi6ki=^ Messer, Säge; bo^ak, ^wcaÄ; = Rinde eines Baums oder einer Frucht (nur im abgeschälten Zustande); pucuk=^ nasenlos, einäugig (eigen tl. verstümmelt, vgl. conak, sonak § 165); buömak, 6 wdÄ-a/c = Zipfel , Winkel (eigentl. der vom Ganzen abgeschnittene, abgesonderte Theil); biz, bis = Ahle.

osm. bii^mak (wie oben); &wÄ/i;=halb, Hälfte; ött«ßZ; = Winkel, Bessarabien (ein Zipfel des Festlandes).

jak. öi«^ 6tsa6lw= schneiden; 6*sä = trennen; ftlsa/c = Messer ; 6i«a(/as= Hälfte; MsaM = befreit oder erlöst werden (von etwas abgeschnitten oder getrennt sein; vgl. dessen Juxta- oppositum bisahaccl = vollkommen, d. h. nicht getrennt); ö-isi = Schnitt, Gestalt; ftfoto^ä = zerschneiden ; bistin ^^ Zeitabschnitt (vgl. cag. 6a^, tV/gr^Zeit, Zeitabschnitt und

204

<fa^maÄ= schneiden); bidigün=^ sehr klein (vgl. kiatnek

schneiden und Atc«X' = klein). kk. bit'aJc, bisäJc Messer; &t/'er&e»=: zuschneiden; bit'e,bit'i

= klein, wenig; bis, &es = Ahle. CUV. pidih, pidcik = klein; 2>*(fc'eM= einzeln.

Wie wir bei sür 159) und Jar gesehen, dass aus dem Grundbegriff des Schneidens, Einschneidens die Bezeichnung für zeichnen, schreiben, malen *) und daraus weiter Gemälde, Verzierung, Aussehen, Gesicht entstanden ist, so werden wir ein ganz ähnliches Verhält- niss der Sinnesrichtung bei bi<^, bis, bit wahrnehmen, und zwar:

a) bit, bei, biö, be6, zeichnen, schreiben.

nig. be6ek, ömTeä; = Schrift.

alt. ^*<fi = schreiben; ^-tÄ = Buch, Schrift; pe< = Zeichen, Gesicht.

cag. fte<= Gesicht, Aussehen, Kennzeichen; bitmek, petmek== schreiben (eigentl. zeichnen, Zeichen machen); petek = Brief, Schrift, Urkunde; bettele, pedeJ:: Zeichen, Merkmal, Muttermal.

kaz. beti, fti^^'^Amulet (eig. Schreiben; vgl. magy. &e<« = Schrift- zeichen).

jak. öi< = Anzeichen.

CUV. pif=Gesicht, Gesichtsbildung.

b) bi<f, bis, bes, schmücken, zieren.

uig. besmek, &e«wei = zieren; fteswÄ = Schmuck , Zierde, cag. bezek, öeseit = Zierath ; öe,?eÄa = Putzwaarenhändler. osm. &e«e»ieZ; = herrichten ; bezek^=Vw.iz. jak. &<<fiÄ = Verzierung, Muster.

*) Einschneiden oder kerben ist noch heute bei Turaniern und an- dern primitiven Völkern die erste Schreibweise.

205

218.

JBi§, btl^, bil^, bo§, sieden, kochen, braten, aufwallen, zürnen, löse sein.

(Lautnachahmung des zischenden Tons beim Kochen, Sieden

und Braten.)

uig. ftiimeÄ = kochen, sieden, reif werden (vgl. pers. puchie=^ gekocht, gebraten, reif); piäik, biäth = reif; bo§mak = aufwallen, zürnen; bosu, bo^u = Zorn, Groll; 6ojJis'= das Zürnen; boäikli— der Aufgeregte (vgl. fc = glühen und zürnen).

(■•ag. bMmek, piSmek (wie oben); bo4mak, bo^ukmak = in Zorn gerathen; bo^ukturmak:= zürnen, in Wuth bringen.

kaz. fto^aMmfl/i;=: zürnen.

kir. piismek, pismek^'koch.en, braten, aufwallen.

osm. 2>*^meÄ = kochen , braten, reif werden.

jak. 6m« = reif werden; ÖMSar kochen.

CUV. ^iV = aufwallen , sich ereifern, zürnen; pizer kochen, backen.

An bo^, 6mj$ = kochen reiht sich boxt, bor, die Stamm- silbe für gären, sieden, an, woraus bosa, bozu, uig. bor ■=■ ein mittelst Gärung erzeugtes Getränk (Wein, Most) entstanden ist.

219. Bit, büt, büi, Laus, Wurm, Käfer (Ungeziefer).

cag. bit, ftü« = Laus (osm. tachta izYe= Wanze, d.h. Bretlaus; koj Uti Zecke, d. h. Schaf laus; hudaj Wi!» = Kornlaus) ; &M# = Wurm {kagas hütü = ^loiie, d. h. Papierwurm); büt- cek, büdek, mü^ek KMer.

osm. bit, bö£ek (wie oben; so: sümnkli böhk Schnecke, d. h. geifriger Käfer; jildiz &öie^i =: Johanniskäfer, d. h. Stern- käfer).

jak. bit I -

kk. beti=^^'''-

206

220. Boj, bot, Farbe, Eäthe, Blut.

uig. botak, 6w^aÄ= Farbe; 6o<ai-Zamal" färben , röthen.

cag. bojak Ysivhe; ftty'aX-c?' = Maler, Färber; 6c»; = Menstruum.

jak. &it<Mi = roth färben.

osm. 6o^*a = Farbe; ftojama/; = färben.

alt. pudulc, pojM = Farbe; ^ojo = färben.

Mit bot, boj scheint auch osm. bok = Unflat verwandt zu sein, dessen Grundbedeutung daher nicht excrementum, sondern Schmiere sein würde. Ein analoges Verhältniss findet sich im magy. fosni = cacare (osm. fiMi = Dünger) und föäteni = iÄvhen , malen. Viel wahrscheinlicher jedoch dünkt mir der Zusammenhang mit 6öY = Hülle, Bedeckung 229); denn was Curtius in seiner „Griechischen Etymo- logie", I, 92, sagt: „Die Farbe fasst die Sprache als Decke auf, denn wie color mit celare, oc-cul-ere, so hängt sanskr. varna-s (color) mit der Wurzel vr = bedecken, verhüllen, griech. '/jfiis^oi mit X?"» = Haut zusammen", kann auch hier mit Recht bei hot Mt seine Anwendung finden.

221.

Bor, mm', boz, rnoz, bos, weisslkh, grau, gräulich, falb.

cag. &or = weisslich , Kreide; borul^= grau, aschgrau; borla- »na/i; = weissen , weiss übertünchen; 6o» grau, gräulich, falb; bos, &ws = die gräuliche Farbe der Luft, Nebel.

osm. boz, mor =■ grau , weisslich (niosmor = ganz grau) ; pus = grau, nebelig, Nebel.

alt. 2>o»'o = grau; purul = gräulich.

jak. öorow = schwarzgrau (von Pferden); borolhoi ^ grau , dun- kel, trübe; &o»*Mor = Dämmerung.

kk. bora = schwarzgrau.

Ob bora, bura, burajan = 8tuna, Gestöber, indem wir darunter eine Bezeichnung der dunkeln, grauen Atmo- sphäre muthmassen, hierher oder zu birr, bitr 228)=ver-

207

dunkeln, verhüllen gehört, oder ob beide Stammsilben mit- einander verwandt sind, muss vorderhand unentschieden bleiben. Um so sicherer aber ist es, dass bu«, mus, muz = Eis, Frost in diese Wortfamilie gehört, da der Grundbe- griff" mehr auf die Farbe als auf den Gegenstand selbst an- spielt. Vgl. osm. Z;lr=grau und kirau = lleif, Frost; franz. (/ns und ^reZe; mag)'. c?er = Eeif und der es = gräulich, derül= es graut, schliesslich das deutsche eisgrau.

222.

BOS, bot, bo6, boä, leer, wüst, öde, verlassen, ver- wüstet, verdorben, zerstört.

uig. 60^ = leer, wüst, eitel; bo^urmak = \os\a.sseii; ho§atmalt=^ leeren, ausleeren; bosuk, 6w^mä = Wüstenei , Ruine, Zer- störung ; busmak = zerstören.

cag. 6oj^ = leer, locker, schwach; boäang = ie\%, muthlos; 6o.>5- MZ;w2a/i;= sich betrüben, Langeweile haben; &o^m/(; = betrübt; 6o.4rtWja/i; = loslassen , schwach werden; bozmak, pu»mak = zerstören, auflassen, verlassen; bosmak = liana und Hof verlassen; fto«</MH = verwüstet ; bosu, bosku, busku=^l{m- terhalt (eigentl. Zurückgezogenheit); &««ÄMc'i = Spion ; poc, &Md'=dumm (eigentl. leeren Gehirns).

osm. 6o^a/ma/i; = entlassen, ausleeren; bozulmalc= sich, verderben, eine Niederlage erleiden; ^ms?< = Einsamkeit, Hinterhalt.

jak. 6osÄ;o = frei, ledig, unbelastet.

alt. ^o^ = leer, öde; ^>osio = klagen.

kk. bos, &o< = frei, leer; &ÖÄ:edc>-&ew= freilassen.

CUV. 2)oza = leer, wüst, öde, unbekannt; poiat = ausleeren; pus = zerstören.

Mit Verlust des labialen Anlauts (vgl. 667 ö^ = theilen, bilc ■/ie = mit) ist aus obiger Stammsilbe entstanden

OS, US, US), ut, übel, schlecht, verdorben, faul, träge. So:

uig. osuh, ««Mi = Verderben, Uebel (vgl. hosulc, busuk); usal, o*aZ=; träge, faul, feig.

cag. M«aZ = unschön, unlieb, schlecht; t/«M = Zersetzung, Re- volution.

208

kaz. U8al = höse; M«aWa»iaZ; = verderben.

osm. t*««7!wa!^ = Widerwillen haben, sich langweilen; usanz =^

Widerwille, Langeweile. CUV. o«rtZ = mager, schlecht.

223. Bug, bugh, büg, bog, böü, tniij, niüg,

eine Lautnachahmung gewisser Thiere, als:

brüllen, blöken, wiehern, schreien,

auch die Benennung ähnliche Töne hervorbringender Thiere.

osm. bögürmek, böjürmek, bughetmek cag. mtigremek, niüjremek kaz. miijremek alt. tnöörö

= brüllen, blöken, wie- hern, schreien.

Ferner osm.-cag. hiiga, ftMÄ;a = Stier; cag. &m«7w = Hirsch; 06m. 6M5fM=Eule; cuv. t'i<^Mr = Ochse und nach Weglas- sung des labialen Anlauts öUüz, ögüz = Ochse (vom ver- alteten ö</M>'jMe7i; = brüllen?); cag. ögii; cuv. 'M^e = Eule u. s. w. Schliesslich sei noch erwähnt, dass bugh, pugh, puu als Onomatopöie noch im cag. pulamak blasen (eigentl. puh! machen); jrulaman Fieiie sich vorfindet. Von ähn- licher Construction ist das cag.- osm. ofurniaJc, iifürmch^^ blasen, nämlich von of, uf, ebenfalls eine Lautnachahmung des Blasens bei den Turkvölkern.

224. Bug, bugh, buu, Dampf, Ausdünstung

(eigentlich eine Lautnachahmung des Dämpfens, Blasens; in

letzterer Beziehung ist puu, buu mit pulamak =^hla.Ben [vgl.

§ 223] verwandt).

cag. buff, miig, 6mA= Dampf, Dunst; buhlamah, buhlumak = dampfen, dünsten. Ob nicht etwa von letztgenanntem Zeitworte bulut, jak. ft'^??; = Wolke , der Urbedeutung nach Dampf, Ausdünstung, abstammt, soll hier nur als Hypo-

209

these aufgestellt werden. Eine solche rechtfertigt einiger- massen die bei Curtius, „Griecliische Etymologie", I, 259, sich vorfindende Zusammenstellung von sauskr. nalh-as = Luft; lat. mihcs, nehtüa; deutsch Nebel und griechiscL v£9-£X*(j = Wolke.

225.

But, bot, hilf, eine Bezeichnung für runde plumpe Körper und Körpertheile.

cag. pnt Küite, Schenkel, Hintcrfuss der Thiere (eigentl. der dicke, fleischige Theil) ; 0«?«»- = Knorpel, Knöchel; bnta=^ eine runde Staude, Klotz; &?t#a?öZ;= klotzartig, dumm.

osm. &o<?Mr = Knirps, Zwerg; hiiflnla = änmm.

r, ' » ^ 1 Hüfte, Lende, Fuss. kk. biit I

piit hat im ostturkestanischen Dialekte die Bedeutung von Fuss. Verwandt scheint auch das osm. jp<Jf<^« = Schaf- fuss und eine Art Waden- oder Fussbekleidung, doch in Wirklichkeit ist dies nicht der Fall, denn 2)aca ist eine Verkürzung des pers. jjajc'e =Füsschen.

Bilt, pilt, glauben, vertrauen.

uig. &M^»teÄ; = glauben, Zutrauen haben; ftM<ce = Gläubiger, alt. j»«i( = glauben ; dum =^G\a,vihe; püdmicitü= gVäuhig.

Die concreto Bedeutung von Irüt ist mir unbekannt, wenn nicht etwa mit bot, büt 229) glauben, vertrauen der Begriff des Sichanschlicsscns, Sichanbindens , sich identi- ficiren lässt. Ebenso unentschieden bleibt vorderhand die concreto Bedeutung des für den Begriff glauben existiren- den andern Wortes inanmak 43).

VAMBfiEY, Etj-raologiaches Wörterbuch. 14

210

227.

BÖk, bog, buk, bilg, boj, moj, biegen, wenden,

umbiegen, umwenden, winden, krümmen, umlegen,

zusammenlegen.

6ag. bökmek, &wfc/«eÄ = krümmen , biegen, umlegen, flechten; bökünmek sich beugen oder bücken ; böge = Bug ; böltür =^ Buckel, Höcker; ftöfcwnweÄ; = sich hocken; &öfc= ein- höckeriges Kamel; &6'MMm = Locke , Gewinde; bögri,bögrü = krumm gebogen.

alt. pM^rMÄ = höckerig, krumm.

kir. bölebe =^Seil, Gewinde; &öä;mZ = Krümmung, Falte.

osm. ftöf/rj = Buckel, Krümmung.

jak. 6«^«^ = biegen; &M^ww = sich bücken; &ö&c'ö» = sich bie- gen; bökcögör, ftaArlr = krumm , gebogen.

kk. biiktür Hügel.

duv. pükf j9M</«r = biegen, krümmen, zusammenlegen; piigiirV = sich neigen.

bök, bog, böj ist, wie schon früher (vgl. § 31) ange- deutet, die primitive Form von ek, eg, ej, respective ök, ög, ÖJ, welchem es auch in begrifflicher Hinsicht ganz ana- log ist. Wie dem causativen egir, ögür, ejir, öjür das mit & anlautende bökür, bögiir, bügür, biijür lautlich und begrifflich entspricht, so ist dies auch mit öür, ör, iir, ür und bör. Mir, bür der Fall. So:

cag. burmak, bürmeJc -(örmeJc, örümch) = vf enden , drehen, um- kehren, schrauben, bohren; bura, 6itra5raM = Wirbelwind; börcelc, biircc]c = Locke, Gewinde (vgl. ö>*/<>» = Locke, Zopf; borulmak, bör ühne]c= sich im Kreise bewegen oder drehen.

jak. bürcüi= die Lippen zusammenpressen; &wW«ccm= faltig.

alt. pur =^ drehen, schrauben; purmalia = sich mnden, sich drehen.

6uv. pürün:=sich zusammenziehen.

Die Stammsilbe bog, böj u. s. w. ist noch zu erkennen im alt. tnojruk; cag. majruk krumm, gebogen; ferner im cag. mögüz, möjüz, mojnuz; osm. bojnvz; jak. muos

211

=:Horu, Gewinde, Geweih. Hörn ist überdies im Türkisch- Tatarischen eine Bezeichnung für krumme, gebogene Gegen- stände und nicht nur für fragliche Körpertheile.

So heisst es im Osmanischen noch heute egri bögrü oder ejri &öJrM = krumm, schräg.

Mit hür ist verwandt nach Erweichung des auslautenden *♦ ft*7«OTeZ; = zusammenziehen, zudrehen, zuschrauben; jak. »«MS = sammeln, »n««MM = sich sammeln; osm. biiziümck = zusammenschrumpfen.

228.

Bör, Mir, bar, her, hur, verhüllen, verdecken,

überdehen.

cag. &ö^»«meÄ; = bedecken, zudecken; bi'truk, ööWi;= Kappe, Kopf- bedeckung; &6'»*eÄ=Sack, Maultasche (Mehlspeise) ; börgenmek = sich bedecken; &örÄ-Mi = Schleier; 6ö»*t(wicÄ = Schleier (vom nicht gebrauchten tör/mwefc = sich verhüllen); baru (fto»'«<?)==Haut Fell.

osm. börmeh, bürümck (wie oben) ; börlc = Mantel, Kappe ; bur- unzaJc = Felsenflor.

jak. &«»•?«« = verdecken, von oben zudecken; biirün = sich mit etwas umhüllen; &m»'mö = Verdeck; &仫^äsä = Mütze ; bär- gäsälä==mit einer Mütze versehen, trauen (verheirathen, d. h. unter die Haube bringen).

kk. öör&e«, &ö>»«CM = einschliessen; biirük = Mütze.

alt. pürük Mütze; piirlen = sich bedecken; parke be- decken.

Bör, bör scheint in lautlicher wie begrifflicher Be- ziehung mit ör, iir 64) verwandt zu sein. Lautlich findet sich der Annäherungspunkt im cuv. vir, vur, begriff- lich im jak. iürüi = \on oben zudecken. Bör kann daher im Vereine mit vir, vur eine zweite (nächst der ^-an- ' lautigen) Primärform fraglicher Stammsilbe sein.

14^

212

229.

Bot, büt, binden, sperren, schliessen, vereinigen, sammeln, gesammelt; Hanfe, Menge, Volle.

uig. bot. Mit, but =Za,un, Sperrung, Schloss; bötmek = \eT-

schliessen, sammeln, einigen; ftw^e = insgesammt (Gegensatz von &fWÄ:= einzeln); &/<;«>« = Menge, Volk, alle, insgesammt (vgl. 6m< = binden mit biitün = Yo\k; ilmek = hmäen mit i;=:Volk); bütni, &M«rM=: gänzlich, im ganzen.

caft. bütmelc, &«7me7c = fertig werden, ganz werden, sich schliessen; i &Mfeö= vollkommen, ganz; ft'ii<A-e«»ieÄ; = beschliessen; bütiik, &i<iÄ = beschliessend, beendend, siech, hinfällig; bütünlük = Fülle.

osm. &Mifim = vollkommen, ganz; bitmeJc = enden, vergehen; bitir- meJc = beschliessen.

jak. büt, biitäbin hTtig werden; &Mtö« = geschlossen, dicht; 5 sich so schliessen, dass keine Oeffmmg bleibt; biitiir = beendigen ; bütün = ganz.

kk. bütiirä= aWes; biidiin=^gixnz.

ciiv. 2füt, p't = beendigen; piidim = insgesammt; p'tir be- endigen.

alt. 2>M«^i = beschlossen, fertig; piidün=:ga,m.

Lautlich verwandt ist bat, büt mit bof/, bog, 6o^' = binden, "

sammeln und steht am nächsten der letzterwähnten Form, nachdem das auslautende J in t sich verwandelt hat.

In begrifflicher Hinsicht muss hierher noch gerechnet werden die Bezeichnung für einige runde, geschlossene, kugelförmige Körper, nämlich § 225.

230.

Bun, bün, Tnun, WÜn, nahe, MiilisellgMt, alt er s- schtvach, verkommen, abgemattet.

uig. »nHJt/^ = Mühe, Arbeit, Kummer, Trübsal; munkalmii abgehärmt, schwach; «tt/nMje/c^ altersschwach werden.

213

öag. »»«,«, = Kummer, NoÜi; iHiitlMc hetvühi; tniiHahnaU = sich plagen; mon, »wöu =^ scliwach , geplagt; momimah alt werden.

08m. böu, höüf ftMjl = altei'ssclnvacli in geistiger Hinsicht, un- gefähr das arab. m'cituh _^iajw; buüahnalc = ermüden, schwach werden.

jak. tnuüur = stumpf, ohne Spitze (die Begriffsanalogie von Spitze und Stärke, welche in der deutschen und andern arischen Sprachen sich vorfindet, ist auch im Turko-Tatari- schen vorhanden); mHU^Qual, Mühe, Anstrengung; tnun- na quälen ; mänär = verrückt ; mänilc = dumm ; miin, miinahln = sich. ii-ren.

Es ist höchst wahrscheinlich, dass huü, büü lautlich zu baff, bog gehört, indem nur der gutturale Auslaut sich in einen Nasallaut verwandelt hat. Erstens ist es nicht beson- ders schwer, dem Begriffe von Mühe, Kummer und Alters- schwäche die Grundidee des Zwanges oder Gebundenseins gegenüberzustellen; zweitens ist das lautliche Verhältniss zwischen bar/ und muii besonders im Jakutischen gewisser- massen hervortretend. So: jak. munka = '^eiz (der Urbe- deutung nach ein Gebinde; vgl. ü § 42); »w?<*i»'ms = ver- sammeln (zusammenfassen, verbinden).

231.

31aj, jngll, Fett, Schmiere.

uig. majimmah^^sich. salben, sich schmieren.

cag. »wcy = Fett, Schmalz ; «taj72Z; = fett, geschmiert; majlamah

= schmieren, kir. niajluh = Taschentuch , Wischtuch. (Vgl. osm. jagh = Fett

und yajr/cZIZ;= Taschentuch, Wischtuch.)

In welchem Vei-hältnisse das osm. jagh in der Ausspraclic Jaa zum osttürk. niaj steht, wäre in Anbeti'acht des fast nie vorkommenden Wechsels zwischen m und J wol schwer zu bestimmen, wenn wu" nicht etwa der vermittelnden v- Form gedenken, die in einem verwandten Sprachkreise, nämlich im magy. vaj = Bnttev sich vorfindet. Die Urbe- deutung von maj ist übrigens nicht Fett, sondern Schmiere,

214

wie dies aus der Verbalform öag. tnalmak =tmiken, ein- tunken, einschmieren ersichtlich ist.

232.

Mlcck, Höhe, Loh, Buhm; rühmen, loben.

uig. mak = Loh, Ruhm, Auszeichnung; »««ÄM^ma/i; = erhöhen,

loben, rühmen, rag. »waife=Ehre, Ruhm (maM cikkan Jcisi =^ ein geehrter Mann) ;

makfamah = rühmen; ?naifctewiaÄ;=: prahlerisch, der sich

selbst lobt, jak. inaktai = preisen , loben; maktagal -—Loh; maktani =

Dank, kk. inak-pas =^hoher Baumstamm (pas = Kopf); ni<tktirben=-

loben. CUV. *w,Wiifcto = loben, preisen.

Die concrete Bedeutung von mak ist, wie aus dem kk. makpas ersichtlich, hoch, erhaben. Vgl. magy. magas = hoch.

233.

Mwa, 7lWfi, oben, vorderst, zuerst, zuvor sein, vorwärts

kommen.

jak. maiinai = z\xerat, Anfang; rrtaiX« = Bevorzugung, Ehrenbe- zeigung; manä hüten (eigentl. der vordere sein, an der Spitze stehen).

cag. »nauia« = vorderster Theil eines Körpers, Stirn (vgl. pers. jpis=ivor und pisane ?)tirn, vorderer Theil; ferner ölig = vor und önfflük= Stirn); »Majw«ofc= vorwärts kommen, gehen; meilis, iwen^/z'i = Gesicht (eigentl. Aussenseite, Au- sehen, Ansicht); wiewgr^emeZ;— Gesicht haben, Ansehen ha- ben, ähnlich sein (mengzemek ist das osm. &eit.£'ej«eÄ = ähn- lich analog).

kir. manqp Fürst, Graubart, Vorgesetzter (vgl. jak. manu).

alt. mangta, »*ewf/fZc = eilen , zuvorkommen; mongr = Galop.

kk. mffnjrrenVfte« = eilen.

215

An den Begrifislcreis von ober, zuvor i-eiht sich die concrete Bedeutung von hoch, erhaben, in die Höhe gehen, aufsteigen an, wie wir solche in meng, ming, müng bei folgender Familie antreffen. So:

uig. mengi, tningi = hoch, erhaben, ewig, himmlisch, unsterb- lich (vom veralteten »ie«gr = Höhe, Himmel; vgl. jak. mänge); miingmek = aufsteigen , aufsitzen.

jak. «iäwf/c = gross , ausgedehnt, unvergänglich, Himmel (vgl. magy. wzCTmy =Himmel) ; *ni»i = aufsitzen.

alt. inöngM= Qyng; w«*W2# = Reitthier (ein Thier zum Aufstei- gen als Gegensatz zum Zugthier).

cag. mengi = ewig ; mengüik = Ewigkeit ; mengülenmek = ewig dauern; mingmek, minmek, ft*»imeÄ = aufsteigen, aufsitzen; mingis, »mtgreif = Anhöhe, Höhe, Aufgang.

kk. munarmen, »»Mwer6ew = aufsitzen, zu Pferde sitzen.

Was den Ideengang dieser Stammsilbe anbelangt, so finden wir eine ganz analoge Entfaltung in ös, öd, ör 64). So:

öze, iist ma^gnai vor äer st, oberst,

ilsa mengi =^B.öh.e,

örmek «ninj/me/i; = aufsteigen,

Jüz »«e«j5r«> = Aussenseite, Antlitz,

8ÜS manglai ütiTn.

WOETEEGISTER.*

«c 1.

achlarmak 7.

aci (Bruder) 2().

acik 1.

aimak 1.

addk 4.

«dnt (araba) 27.

adasmak \

azasmdk I

adim 27.

«g'a 5.

agh, aa 6.

a(//ür 8.

agil 5.

o^i!>, aj>, ai'j« f.

aglamak 141.

aijir», agrimak 9.

ajr« 9.

oj (luna) 5.

aj« 1.

nya/; 27.

ajamak, ajanc 3.

ajartvmk 31.

«Ja« 1.

ajdinlik 179.

aJiTJ/- 14.

<yV, ttjift 26.

ajinamak 1

ajinmak i

ajirmak 29.

ajlamak 31.

(y'n 29.

ajtamak 2.

(/;%» 4.

ajtmak \

ajiimak J

oft 5.

ofcar, akarmak 5i

a/tce 5.

(tkinzi 41.

afa« 11.

akmak 41.

atsafc 41.

oi (r'oth) 10.

aZ (Trug) 13.

alaman 15.

atoi (fuchsroth) 10.

albasti 13.

albasti 211.

albugu 10.

* Vorliegendes Wortregister konnte selbstverständlich nicht auf särnnit- liche hier behandelte Theile der turko -tatarischen Sprache sich beziehen. Es ist nur mit Rücksicht auf das Oagataische und Osmanische und zwar nur mit Anführung der meist vorkommenden Wörter zusammengestellt, und es sind auch nur die wesentlichen Abweichungen der beiden Sprachgebiete, nicht aber solche Verschiedenheiten, wie die zwischen einem harten und weichen Anlaute, z. B. tolu dolu, kchnek gelmek, berücksichtigt worden. - Die bei- gesetzte Zahl deutet auf den Paragraphen.

217

akak 12.

alci 12.

aJiik 13.

alcim 10.

aUimak 13.

(tldaguä, äldauc 13.

aldamak 13.

algajmak II.

aim, «;« 11.

n/«s 11.

alihnak 15.

almak 15.

rt/p 11.

nif<, aW (unten) 12.

altin, altun 10.

aJzaknak 15.

«»« 16.

amäfc IG.

(7«a, cne 16.

and, ant 18.

aw</ 48.

aiilamak 48.

ara, aralik 19.

(«•aZ 19.

aralas 19.

ard, ardjn 20.

an, artl (rein) 132.

arik (mager) 127.

arik (Graben) 133.

arU 19.

urka 20.

arkam 31.

arslan 14.

nit, artka, artkaru 20.

a)ii(^ 20.

«,s, aiamctk (essen) 25.

axciki, asagi 23.

((.vi 25.

asig 21.

asinmuk 21.

oi'm, asmak 24.

asM/i 24.

o^Mn, akirmak 24.

asi (unten) 23.

asif<J' 23.

ö{ (PferJ) 14.

at (Name) 4.

ata 26.

atalig 26.

a(«w 27.

atmafc 28.

auc 15.

ay, avlamak 6.

oe 23.

ai 1.

azgtm 23.

a;iri 46.

a«l, aztk 9.

azimak 9.

azmdk 23.

o^!//; (Mundvorrath) 25.

Jajr (Band) 204. ftoja 211. bajihnak 204. bakmak 206. JaZciTfc 208. öaZto 206. baranta 209. fiarfc f^e?;) 210. 6as 205. basmak 211. batmak 211. begum 5. Je;, 6((j 205. bejenmek 206. bekkmek 206. 6ei, 6t7 (Lende) 214. &c« 204. 6erA 213. fceiiA 208. 6e< 219. bezcmek 217. bicmek 217. Jj/a« 205. SijVfc 205. /rt7e«iX 214. hülemek 208. bilmek 215. binmek 23o. 6i>, birikmek 216. 6/4 (Laus) 219.

218

bitmeh (beendigen) 229.

bitmek (schreiben) 217.

bodur 225.

bogca 20i.

boghulmak 204.

bogri 227.

bögürmek 223.

bögiit 204.

boj 20,5.

boja 220.

bojnuz 227.

6ojM, ity« 204.

fco/«/; 205.

bojunduruk 114.

&0Ä; 220.

bökmek 227.

bolgamak 208.

holviak 52.

6ö?jnefc 230.

fcö« 207.

bonzuk 204.

6ör& 228.

börünzek 228.

6os 222.

bosmak (zürnen) 218.

60/ , »nor 221.

JöieÄ; 219.

bomak 222.

6mcm^- 217.

buddla 225.

6«5ra 223.

Jj<;5rÄ 224.

bulasmak 208.

fcwZMt 224.

bunalmak 230.

fcura 227.

biirun 210.

burunsdk 228.

7j»"(t«n 229.

fcwü, muÄ 221.

6i(iafc 229.

cackan 154. cap (Zeit) 77. caganak 77.

iaglrmak 141.

ca/fcaZamafc 149.

cafa' 77.

caftn 124.

cakmak (schlagen) 77.

cakmak (blitzen) 124.

cakmak (zechen) 122.

cala (hurtig) 149.

calkamak 149.

cahnak (stehlen) 176.

can 11.

captnak 130.

caprak 153.

carlamak 141.

catir 88.

catmdk (zusammenlegen) 88.

caukun 153.

6aus 141.

ccn, cen^ 182.

cevirmek 183.

cÄaw 72. I.

chatun 88.

cjc'e/; 171.

cigir 141.

cijnemek 149.

6iknk 141.

iilgin 126.

dmmefc, ci'wmai; 192.

cm, cen 118.

cingirdak 77.

di'rq; 159.

cizmek 159.

coA: 192.

cökmek 199.

cöfcöc 77.

cöJ 166.

coZa/c 165.

CO)«, ^om 147.

^omafc, conian 147.

cömrü 147.

cöp 153.

cözmek 1 70.

cücmA; 171.

cüg (Kohle) 124.

Hik 203.

219

cukur 77.

cün, sin (Farbe) 158.

cürük 189.

da, de (auch) 171.

dachi 171.

(iag (Einschnitt) 174.

daglamah 174.

dajamnak 173.

dalga, talga 152.

dalkauk 178.

dahnak, talmak (tauchen) 176.

daltahan 178.

damar 179.

damgha 180.

damla, tamla 180.

dan, den, din 178.

da», tang 181.

dar, <ar (eng) 182.

dargin 182.

dar», <nn' 176.

degil, dejil 14.3.

degin, dejtn 173.

de/, deA; (gleich) 186.

dejirmen 184.

dejismek, tegismek 185.

dejmek, tegmek 173.

dcZi 126.

delmek, tetmek 190.

demek, dimek 188.

demir, iemir 178.

demleviek 189.

dere 176.

derin, Urin 177.

decc, <ö/e 193.

demTc 183.

d»6, ««6 172.

d/Äew 203.

dt7, t27 188.

dinil 184.

dinleniek 1H9.

direi 191.

dm 186.

djV«V« 190.

dirim, dirinti 190.

rft'^, di^ari (draussen) 24.

diz, tiz 191.

dögniek, döjmek 173.

dogramak, togramak 174.

dogrii, togru 175.

döjme, düjme 193.

döhnek, tükmek 199.

do?aj 195.

doZ« (Hagel) 179.

do«, <ore 196.

doM, <o«5 179.

dönmek 184.

dö2, tö^ 203.

döz, düz 202.

d«dafc 193.

diijmak 193.

diijiim 193.

dwi, «M? 178.

diiman, tuman 179.

dumsajmak 179.

düw 179.

dürlü, türlü 197.

durak, tiirak 197.

durmak, turmak 197.

düsinen 201.

däsünmek 201.

edtnmefc 39.

6(76, e/e (Herr) 30.

ejrer, ejer 31.

egermek 32.

egirmek 31.

egit^, i(7J2 7.

egmek 31.

e^rn, ejVi 31.

e^m» 31.

ejte, cjM, eji 3.

ejlemek, ijlemek 39.

ejlenmek 31.

ej'mefc 31.

eie 5.

eW« 32.

ekmek (säen) 32.

efcst 9.

efcsj'A 4.

eZ (Hand) 15.

el, il (Freund) 14.

220

eldiven 203.

elgermek 15.

eli, eldi (zuvor) 4.

elik 15.

emcik 16.

emdi, imdi 17.

emek 34.

emlemvh 33.

emmek 16.

(Breite) 103.

eii (zumeist) 64. 111,

ene (hier) 17.

engel 34.

CHf/j« 103.

engri, angri 64. lü.

eiimeJc 35.

er (Mann) 36.

er, ir (früh) 44.

erimek 45.

criei 36.

erken, irgen (ledig) 36.

erken (früh) 44.

es (Gefährte) 32.

esen 3.

e.iirgemek 3.

esftt 55.

es/nefc 22.

eswiefc (gesellen) 32.

esmek, ismek (graben) 40.

esremek 25.

etke 26.

ettnek, ittnek 39.

er 47.

evrilmek 31.

ezmek, izmek 46.

(/eiß 72. I. gecmek 107. gedek 107. ßeZm 102. gelmek 102. jfcjj 101. yercck 105. i/creA lOK g'erefc 105. ytrinmck 104.

f/erreit 72. I. gevsek 72. I. geviemek 72. I. peze 107. gezmek 23. jrrtt 101.

yijmck, kijmek 74. girtnck lOS. pirM 74. gitmek 107. i/j'^K 109. r/ocaA: 94. göcmek 114. (/öjiis 72. I. (/öA; 110. i/öZ 62. giö?(/e 111. gijmhük 72. I. gümmek 112. gömürmek 72. I. gömüs 112. göndünnck 118. göngüj, küngül 116. görmek, körmek 83. jröt, /;ö< 74. £rö< (Macht) 115. götürmek 114. <?ö^, i-ÖÄ 83. (;i(&re 72. 1.

(/»C, /iMC 11.5. güjmek 116. giijeimek 86. gülmek, külmek 117. gümleJe 74.

i;m», jrüne*- (Sonne) 116. gürhmek 114. giiveji 88. gilvenmek 72. I. (/(tecZ 83.

haide, hujde 2. haikarmak 2. hangi, kangi 75. Aa>-»)«/c 127. Aö? 62'. I.

221

f

ibar 40.

?c', icre 38.

ihnek 20.

iCim 66. V.

■ajrilc, ijrik 31.

ij, j'.v (Geruch) 4(1.

ijek 42.

il (Volk, Friede) 42.

üe, hiU 42.

!7e/ 11.

üerü 11.

27i/; (Knopf) 42.

mniak 126.

jfe'e 126.

iZfc 11.

Uki, jilki 42.

j7«iefc 42.-

imrak 33.

imrenmek 33.

hiamnak A3.

indamak 54.

jwefc 54.

!«i, ?Ka^• 35.

inmek 35.

?'«ie, j'nc'e 35.

inzitinek 35.

'>,./»> -TJ.

ijpe/i, j!p?ifc 37.

iri, irik 36.

jn'»i 44.

irimek, ermek 44.

irin 45.

irlamak 141.

irmak 45.

irmek, imek 44.

!>ieÄ;i 44.

M, es (Verstand) 68. VII.

is (Brand) 43.

wanwmfc 43.

islk 135.

itdmek 157.

isirmak 25.

««tot 136.

iikmek, iitemck 46.

ji7IA; 40.

jsjimek, eXlemek (hören) 68. VII.

ji«e»nei" 40.

issi 93.

mitma 93.

j«<on 38.

ümek, iUiirmek 28.

t7Mi (Verlust) 28.

iz (Spur) 46.

jaba, java 119.

jaban 119.

jabu 119.

j"acA,si 122.

ja(7, jah (Fett) 120.

j«^t (Feind) 125.

jagma 125.

jagmur 121.

jojn« , jrtjafc 137.

jajmok 138.

jöte (Seite) 123.

j«Ä:i (Fontanell) 124.

jakin 123.

jakmak (anzünden) 124.

jakmak (wohlthun) 122.

Jaian 127.

jalan 126.

jalang (nackt) 127.

jalin (Flamme) 126.

jalvarmak 127.

jama, jamak 130.

jaman 119.

jaw (Seite) 123.

jangin 124.

jangh'k (ähnlich) 129.

janku 54.

jaiilis 129.

jamnak (brennen) 124.

janmak 35.

japniak (zudecken) 130.

jupmak (machen, bauen) 131.

japrak 130.

japiik, japik 130.

Jrtrn'(Wu*ide) 133.

jarai: (Waffe) 132.

jaramak (werth sein) 132.

jarasa 128.

jarim 133.

222

jarin 44.

jarin 128.

jarlig, jerlig (Befehl) 141.

jarVk (arm) 127.

jarmak (Münze) 133.

jnrmak (spalten) 1.33.

jaruk' (hall) 128.

jas, jasil (nass) 136.

jasmak 119.

jasnamak 135.

jassi 138.

jaiiik 134.

jasurmak 119.

joi (fremd) 137.

jatmak 138.

ja»i , iaM(? 125.

j'aj), ja«2 119.

Javas 119.

javuk , jauk 123.

jar (Sommer) 138.

jazi (Ebene) 138.

jazuk, jazlk 23.

jel, 142'.

jclkcn 142.

jencmek, encmek 35.

jene, j'ine 35.

jengis 35.

j'en», ie«^i 35.

jer, jiV (Erde) 139.

jesil 136.

jemek 140.

jj^?'t 35.

jigmak, jigin 7.

jikamak 146.

jüdirim, jiUramcik 12G.

ji7m 42.

jogun 7 und 49.

jogurt , jourt 67.

jo*: 143.

jofafs 7.

joi (Weg) 145.

jolmak 144. *

jonga 144.

jorgan 129.

jorgun 138.

jori, J!<ri 145.

jortmnk 145.

jorulmak 145.

jourmak, jogurmak 49.

jovan 119.

jovmak 122.

j«/fea 19.

jM?ar 145.

jumak 146.

jummak 147.

jumsak 49.

jumurta 147.

jm6, jö6 131.

jüA; 7.

jüksek 7.

jümri 147.

jürefc 139. 145.

jürümek 145.

jut,jot (Pest) 146

jutmak 143.

JM2 65.

jüzmek (schinden) 71.

jüzmek (schwimmen) 65.

taaii 72.

i-a'fta 80.

kabag 72.

iafcan 72.

kaharmak 72.

fcofcM/c 87.

t«c 75.

kacmak 107.

iödl» 88.

Äoja 87.

itcy« 91.

/cajjfi 87.

/i-fljm (ata) 88.

kaßrmak 87.

kajmak (biegen) 74.

kajmak 175.

kajnamak 73.

kajtmak 74.

^•ajjt 75.

i-at (dürr) 76.

kakimak 76.

kakmak (schlagen) 77.

kaldirim 73.

223

Tidlga 73.

Icalin 73.

kalkan 73.

kalmak (bleiben) 79.

Tcalpak 73.

kMnei 81. 96.

kanat 85.

kapak 81.

fcajpi 81.

kaplan 14.

kapmak 80.

Aar (Schnee) 89.

fcar, karak, karku (Arm) 85.

fcara (schwarz) 84.

kara (Augapfel) 83.

karakci (Räuber) 84.

karalti 84.

karamak 83.

karaul 83.

karcimak 22.

karga 84.

icari (alt) 84.

fcarj (Frau) 84.

fcars» 82.

karu (Antwort) 82.

kas (Brauen) 74.

kas (bei) 88.

kasik 22.

kasimak, kaiuk 22.

kasnak 87.

A;a<, A:a<j (bei) 88.

kaü 87.

kaintak (übereinander legen) 88.

katnamak 107.

tat? (Zunder) 76.

kavun 72.

kavurmak, kagurmak 76.

kavusmak 80.

kazak 23.

/;a2«M 22.

kazanmak 21.

kazkanmak 21.

kazmak (radiren) 22.

kaznk, kazlk 22.

fcei (kahl) 126.

iteZeftir 200.

kengesmek 103.

Aepefc 81.

kermek 101.

kesikci 109.

tesmeA; 106.

fceus 81.

Hc 74.

^•^ce 74.

fo'äVc 106.

kijmek 91.

fcyw 94.

M (Haar) 91.

fcj'Kc 90.

JHJfc 90.

khnlldamak 54. 96.

(Pein) 87.

kin (Scheide) 74.

kipcak 71.

klr (Pech) 84.

klr (Schmuz) 92.

kirau (Reif) 89.

kirek 105.

HnMai; 91.

kU (Winter) 89.

kis, kiz (eng) 87.

kiien 109.

/tfSi'fc (schief) 73.

kisir 87.

kismäk (drücken) 87.

klssa 87.

Äj« 87.

kivlUlm 91.

klcirmak 73.

H^ (Mädchen) 93.

i-j«IZ (roth, Gold) 93.

klzmak (glühen) 93.

köh 71.

koc (Widder) 94.

köcek 114.

koji, koju (herab) 98.

kojmak 98.

koju (dicht) 87.

kök (blau) 110.

Ä:ofM 78.

kol (Arm) 85.

J:o/ (Berg) 72.

224

kolaue 85.

kölek 111.

kom 97.

kömek 34.

kömüMürük 113.

konak 98.

kijnlemek 97.

konkt 98.

kopmak, koparmak 71.

küprü 71.

küpnk 71.

Aoi- (Paar) 80.

kosmak 80.

koiim 80.

kötermek 114.

/t02f.s- 80.

/corma/.; 95.

itOt'Mfc, A0!//i 71.

/toia 94. kozgamak 22. foidüt- lÖG. kuäaman 8S. kudurmak 100. fciy, /ify'i« (Busen) 98. fciyns 116. kujmak 116. küjmek 116. A;mj!« (Brunnen) 98. hijumsi 98. kulac, kolac 85. fc«Zafc 99. kullamak 85. kumalak 97. kiimür 116. Ä;«)! (glatt) IIS. fc«Kd 97. künde 97.

fcWH^ 71.

kimgar 87. /ti«m (Neid) 110. ÄHj- (Wache) 86. /cum 86.

to/resweA; (ringen) 86. kurgan 86. i«)-!« 84. 151. ^•»(rHJna^- (scliützen) 86.

küri'mg 117.

Ä;Mn<4 84.

A:tts (.lagd) 95.

i-!(,vofc 86.

/JM< 115.

/.•üieö? 83. ,

/,«<;mA- 100.

käiriing 87.

^-M^ (Kohle) 116.

m(y 232. makiamak 233. maiimak 234. «lejne 16. mengt 234. mengig 234. möjüz (Hörn) 228. »H?(«t 231.

od«, oiafjr 47.

ödemek 66.

ö/Äe 56.

ojfan (Gott) 48.

oglan 50.

ogmak, onmak 49.

ögmek 7.

or/r;, oghri, ouri 98.

opuü 50.

(i(/MZ 7.

ö^iüra (fremd) 61.

ö^ös 7.

ögät 48.

o^cwÄ 7.

oj (Sinn) 57.

o; (Tiefe) 47.

oj (Rind) 14.

öj 47.

ojat 59.

öjjre 56.

o;7e (Mittag) 70.

ojmak (Fingerhut) 47.

ojnamak 58.

öjrenmek, ügrenmek 48.

öjün 7.

öjünmek 61.

225

öjär 7.

öjürmek 31.

öjiiimek, övütmek 49.

ok (Schuss, Pfeil) 7.

ok (Baargeld) 8.

okar 7.

okimak 54.

oklamak 7.

oWaii 49.

oksamak 51.

öJämä 48.

öWt 7.

okiimak 48.

ofciis 223.

olcamak 11.

öWü 207.

oltjajmak 11.

oZmefc 63.

olturmak 52.

ciZüs (Antheil) 207.

on (Stimme) 54.

öw (Stimme) 54.

öh (vor) 64.

onat 53.

on^ 53.

öngmek (wachsen) 64.

onulviak 53.

<Jr (hoch) 65.

örgeinzi 31.

ör«et 83.

ort (Brand), örüng 128.

orta, orüik Xi).

ortanzi 19.

örtiinmek 65.

öriimzch 31.

(ismei 65.

osurmak, usurmak 40.

oi (Feuer) 56.

ö<, üci (Galle) 56.

öte (seit) 66.

ötmefc 66.

ötrü 66.

ötülemek 66.

o<«n, orfitn 56.

oturmak 52.

Uta 47.

VÄMBüRr, lltymologischeK Wörterbuch.

öe (ipse) 30. oiafc 56. öie (Wort) 169. ö«(;e 70. öemek 70.

parmak 210. ;3eA- 204. |)e<efc 217. fij7<c 214. pismek 218. jjusti 222. 23M( 225.

saändk 154.

«a^f, «0(7^ 122.

sagin 148.

sagmak (melken) 148.

sagu (Trauer) 150.

saj (seicht) 175.

sajak 149.

saji 150.

saji (Zahl) 150.

saßklamak 149.

sajlamak 150.

säksal 151.

«a/afc 152.

salkin 142.

salmak 152.

«aZt 178.

sa» (Zahl) 150.

sancmak 163.

sanmak (meinen) 150.

«ap (Stengel) 153.

sapmak 153.

«an, «nn'Ä; 151.

sarsamak 152.

samafc 154.

satmaA; 137. 154.

sauga 157.

saulmak 122.

saurmak 142.

saMÜ {chatitn) 141.

sejirmek, segirmek 155.

se/reÄ; 175.

«ejBt'j 147.

15

226

serin, selin 142.

serkmek 156.

sermek, sergi 176.

sermek 157.

ses 169.

sidik 158.

»igir 148.

sigmah 163.

sijdam 159.

sijirmak 148.

sikmak 163.

silktnek 152.

silmek 159.

smrfi 17.

sinamak 118.

«man?a»nai; 118.

siwei- 163.

singmek 163.

sinmak 163.

sipalamak 160.

sipozga 142.

«irce 156.

«iV« 161.

Äjs 168.

sirama/i; 160.

sivismak 159.

S!> (ohne) 170.

sjiafc 93.

sizmek 159.

sogan, sovan 148.

sogulzan, souUan 163.

sogurmak 148.

sojmak 148.

sömnek 166.

söjmek (schimpfen) 199.

sofc, smJ; (karg) 164.

sokmak 163.

sökmek 199.

so/, so?afc 165.

solamak (begiessen) 167.

solmak 166.

soZufc 142.

«om (maBsiv) 147.

son, son^ 166.

sopa (Stock) 153.

sormak 169.

soufc, souM/t 162. söz 169. «M, sjy 167. süjmek, süümek 157. .<«A; 164. säZüft 142. sämük 163. .siingü 163. süngür 163. süpürmek 160. s«r 198. sürgü 160. sürmek 160. .SMS (matt) 168. susamak 167. «ÖS (Zierde) 171. süzmek 170. sjümA; 171.

«afcan 172.

<nA (glatt) 175.

takmak 173.

«ai (Baum) 178.

«aia 176.

^nZai 176.

talamak 178.

teZas 178.

tamu, ta?nMA; 179.

iawar 179.

tangsnk 180.

tanihiak 181.

tanri, tengri, tingri 181

tapmak 172.

tapmak 175.

«arofc 176.

«or* (Saat) 176.

tar/can 182.

tarkatmak 176.

tartmak 182.

tas, ios/cnra (draussen) 24.

tasmak 24.

<a«Zi 183.

««M.s 172.

«aüAi 183.

tekirlemek 184.

eci-re 184.

227

teng, den (Gleichgewicht) 185.

te2ie 192.

tepmck 172.

tere {jag) 187.

terki 176.

terleniek 187.

tersana 187.

tes 186.

tikamak 104.

«a-iHöfc 203.

tik, tilhe 126.

<im, tarn 179.

tin (Seele) 189.

«ire 190.

tiril 186.

Ws, tiskaru (draussen) 24.

fm, iisi (Weibchen) 38.

titiz 193.

ritont 193.

<o/>, top (Kugel) 192.

loghmak 194.

lioj 193.

<oA; (satt) 193.

toka (Gesetz) 175.

toktamak 193.

tokum 173.

tokumak 173.

tolamak 195.

«ö?e; 195.

iömen 179.

tümvick 179.

tonkatar 179.

?ürc 197.

törselemek 190.

«ör«» 190.

fiiiemek, döiemek 202.

^00 (Staub) 190.

<)/5r 203.

<»<;, <M«^, <!(; 199.

«»V»'«/': 193.

iid-e?, dükelli 193.

tükenmck 199.

iiM^eii'r 200.

tülemek 200.

i!<mar 179.

Uimrvk 179.

«ü» (Nacht) 179.

<ü»i^ 181.

<Mr, fori 200.

«i'irifc 197.

türmek 197.

turs 198.

«lis (Wahn, Traum) 201.

tüs (gegenüber) 201.

tutmak 193.

tütün 193.

tM2 198.

<äz(U- 202.

uömak 65. ücmek 67. t«;m«»afc 66. ?(c«»i 66. M/afc 49. vfarak 49. «i (Kuh) 14. ujumak 67. «^•seÄ; 7. üksük 41. «?rt7: 145. )(/Äen 11. vlu, uluk 11. iilümek 11. M>B, «m 49. itmtnak 33. ?(Kefc 34. «H(7 (Farbe) 64. nrmak, rurmak 36. MJ Ht 36.

iiriik 31. wumai; 31. u..iak, usatmak 23. !(Äantn(ji 222. iislu 68. üsmek 69. iisröfc 25. Msi 65. utanmak 59. «re; 61. «i, uc 65. Hz (Mark) 38. Miafe 65.

228

üsengi G5. vermek, birmek 212.

üzre 65.

zili, cili 12t>. var, bar 209. zirtlan 14.

varmak 210. «üi^«/-« 199.

Druck von F. A. UrookbauB iu Leipzig.

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PL Vambery, Armin

29 Etymologisches Wörterbuch

V3 der Turko-Tatsirischen Sprachen

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