FOR THE PEOPLE 1 FOR EDVCATION ! FORSCIENCE LIBRARY OF THE AMERICAN MUSEUM OF NATURAL HISTORY FALCO, "unregelmässig im Anschluss an das Werk „BERAJAH, Zoog-raphia inflnita" erscheinende Zeitschrift. VIII. Jahrgang, 1912, in 6 Heften. Herausgeber: 0. Kleinschmidt, Dederstedt, Bez. Halle a. S. Preis fiir Berajah und Falco jährlich 9 Marlt, Kommissionsverlag Grebauer-Scliwetschke, Druckerei und Verlag m. b. H., Halle a. S., Gr. Märkerstr. 10. ^fi- 9502.! Ocwu«. z 'iCVvu«. Inhalt des achten Jahrgangs. Seite Über das winterliche Vogelleben im südlichen Finnland. Von H. Grote 1 Bericht aus Ostpreussen. Von F. Tischler 1 Erstes Amsellied 2 Notizen aus Algerien. Von Dr. E. Hartert 2 Stichproben über den Vogelbestand des Kulturlandes 2 Dr. Freiherr Richard König von und zu Warthausen f 16 Oberlehrer Dr. Franz Helm f 16 Alfred Eckstein 16 Stichproben über den Vogelbestand des Kulturlandes 17 Märzbild von St. Petersburg. Von H. Grote 23 Bericht aus Ostpreussen. Von F. Tischler 23 Ankunftsdaten 24 Stichproben über den Vogelbestand des Kulturlandes 25 Kleinere Mitteilungen 40 Mappen zu Berajah 41 Berichtigung 41 Der Tannenhäherzug in Ostpreussen 41 Die von Flückiger in Algerien gesammelten Vogelarten 43 Noch ein arger Fehler im neuen Naumann 56 Geh. Hofrat Prof. Dr. med. Wilhelm Blasius f 56 Westdeutsche Früh Jahrsberichte. Von W. Bacmeister, F, Neubaur, A. V. Jordans 57 Bericht aus Ostpreussen 58 Stichproben über den Vogelbestand des Kulturlandes 59 j) )) )) )) )) )) •" Skizzen vom Vogelfang. Von H. Grote 81 Abbildungen. Tafel I: Erd- und Sandproben aus Algerien 48 „ II: Turmfalkenleiche mit stark verbrannten Beinen . . Seite 80 IV Inhalt des achten Jahrgangs. Neu beschriebene Formen: Keine. Ausgegeben wurde: Falco in 6 Nummern, März, April, August 1912 und Januar 1913. „ Tafel I und II im Dezember mit Berajah, Berajah 1912, Falco Peregrinus, Seite 1 — 6 Dezember. „ 1912, „ „ Tafel 1—5, Dezember. „ 1913, „ „ „ 14, Dezember (1912). „ 1912, Parus Salicarius, Seite 1—6, „ „ 1912, „ „ Tafel 1 und 2, Dezember. „ Erithacus Poeta, Tafel 1, Dezember. „ Mappe „Erithacus", Dezember. FALCO. Achter Jahi-a'ans:. No. 1. aiarz 1912. über das winterliche Vogellebeii im südlichen Finnland schreibt mir Herr Hermann Grote aus St. Petersburg in einem Brief vom 27./13. I. 12: , Eichelhäher habe ich weder gesehen noch gehört". — «Wie ist es doch hier im nordischen Walde jetzt so still! Vereinzelt zeigten sich Wacholderdrosseln, Gimpel, sehr wenige Hakengimpel und Seidenschwänze. (Bei St. Petersburg waren relativ zahlreich weissbindige Kreuzschnäbel vertreten, die vielleicht ihre diesjährige Wanderung bis nach Deutschland ausdehnen; für Livland sind sie ja bereits gemeldet!) [Auch für Ostpreusseu. Der Herausg.] Die Meisen, hauptsächlich borealis, gaben dem winterstillen finnischen Walde ein freundlicheres, weniger ernst stimmendes Ge- präge. Goldhähnchen, Buntspechte, Leinzeisige (linaria und holboelli ; exilipes habe ich noch nicht bemerkt) vervollständigen das Bild. Bericht aus Ostpreussen (Bartenstein und Heilsherg). Von F. Tischler. Januar und Februar 1912. Witterung: Anhaltender Frost bis — 25® C und hohe Schnee- decke. Vom 7. Februar ab milder; bald Tauwetter, bald leichter Frost bis — 8® C. Schneedecke noch vorhanden. Die gewöhnlichen Wintervögel. Auffallend zahlreich war Coloeus monedula, grösstenteils wohl collaris Drumm., Emberiza calandra und citrinella, Acanthis spinus und linaria. Erlensamen gut geraten ; die Leinfinken gehören vielfach zu holboellii (Brehm), von welcher Form ich noch am 25. Februar vier ^^ in Losgehnen schoss. Pyrrhula und Carduelis in kleinen Flügen; Turdus pilaris, Coccothraustes, Chloris chloris, Fringilla coelebs, Corvus frugilegus vereinzelt. Seidenschwänze fehlten ganz. Archibuteo lagopus war spärlich vorhanden. Falco. 1 2 E. Hartert: Notizen aus Algerien. — 0. Kleinschmidt: Zu Ende des Februar die ersten Frühjahrszugerscheinungen. Am 25. Saatkrähen in vermehrter Anzahl, am 27. die ersten Alauda arvensis. Am 28. die ersten Sturnus vulgaris. Erstes Amsellied 1912. Cassel, 25. Januar (in der Aue, Dr. R. Thielemann). Rhein- hessen, 22., 25. Februar gemeldet. Hiesige Gegend (Umgegend von Dederstedt), 21. angeblich, 28. vielfach, 29. Februar von mir gehört. 0. Kl. Notizen aus Algerien. Von Dr. E. Hartert, Biskra, 19. II. 1912. „Morgen geht es fort nach Süden. Der Winter war ein ausser- gewöhnlich milder in Algerien, wenig Schnee im Atlas, aber viel Regen am Nordrande der Sahara, daher ungewöhnlich grün und fruchtbar. Alle meine Zeit mit Vorbereitungen zu der grossen Wüstenreise ausgefüllt. Zu bemerken ist, dass Sylvia atricapilla (und zwar nicht Durchzügler, die viel später kommen) in Alger (Stadt) überwintert und schon Ende Januar lustig sang, ebenso Sylvia hortensis hortensis (nicht borin, sondern Orpheus- sänger!). Ciconia ciconia: Am 9. II. traf, gerade als wir auf- gestanden waren, in Batna der Storch auf seinem Neste auf dem Kirchturm ein, und am selben Tage sahen wir eine Schar von vielleicht 100 unweit Biskra. — Hier sind seit 8 Tagen weisse Bachstelzen nicht selten, sonst aber scheint der Zug noch kaum begonnen zu haben." (In einer gleichzeitigen Karte berichtet C. Hilgert dasselbe. Er sagt ausdrücklich, dass der Storch in Batna der erste war („alles war mobil darob"), dass noch keine Rauchschwalbe ge- sehen wurde und dass die 3 — 4 Kilometer nördlich von Biskra beobachteten Störche nach Norden zogen. 0. Kl.) Stichproben über den Vogelbestand des Kulturlandes. Von 0. Kleinschmidt. Meine phänologischen Beobachtungen pflege ich zwar aufzu- schreiben, aber ad acta zu legen. Zur Veröffentlichung ist solcher Stichproben über den Vogelbestancl des Kulturlandes. 3 Rohstoff zu umfangreich. Bei chronologischer Bearbeitung geht die faunistische Übersicht, bei faunistischer die chronologische verloren. Ich hatte mir vorgenommen, besonders genau einmal für ein ganzes Jahr nicht nur bemerkenswerte Beobachtungen und Zugerscheinungen, sondern den alltäglichen Vogelbestand unserer vielleicht etwas ungerecht geschmähten „Kultursteppe" aufzuzeichnen, und am Schluss des Jahres einzelne Stichproben der längs einer bestimmten Wegstrecke bemerkten Individuen- menge zu veröffentlichen. Im Hinblick auf die nächste Berajah- Monographie mag es aber von Wert sein, Beobachtungen, die dort vielleicht in einem einzigen Satz zusammengefasst werden, hier im vollen Zusammenhang ihres faunistischen und phänologischen Rahmens zu zeigen. Langweilig für verwöhnte Leser ergeben solche Notizen doch eine feste Grundlage für die Beurteilung mancher Vogelschutzfragen und andres mehr. Zu Exkursionen fehlt mir so ziemlich alle und jede Zeit. Die Beobachtungen beschränken sich fast ganz auf meine Amtswege zwischen den beiden Dörfern meiner Parochie: Dederstedt und Hedersleben (hier meist mit D. und H. bezeichnet). Die Ent- fernung beträgt 40 Minuten. In einer flachen Einsenkung des etwas welligen Ackerbodens führen etwa 300 Schritt voneinander zwei parallele Feldwege nach H. Zwischen beiden fliesst in einer schmalen tiefen Rinne ein kleiner Bach von H. nach D. Ebenso gut kann man ihn als Entwässerungsgraben für die Wiesen, Viehweiden und Acker bezeichnen, die in diesem Grunde liegen. In der Mitte steht eine Gruppe hoher Pappeln und Erlen. Sonst säumen in Reihen oder einzeln Obstbäume, Eschen, einige Kopfweiden, Rüstern und mehr oder minder geköpfte Pappeln Teile des Grabens und der Wege. Ich wähle meist den Weg rechts*), zuweilen den linken heimwärts; seltener gehe ich dicht am Graben entlang. Die ganze Umgebung stellt ein Gebiet intensivster land- wirtschaftlicher Bodennutzung dar. Obstbäume und Eschen werden noch angepflanzt, die andern Bäume anscheinend immer mehr ein- geschränkt. Der zuweilen erwähnte Bocksborn ist eine durch ') An diesem Weg führt eine Telephonleitiing'^entlang. Ich fand nur einmal einen angeflogenen Vogel, einen jungen Baumpieper darunter, während die Starkstromleitung, die auf der entgegengesetzten Seite des Dorfes über die Höhe führt, im Spätsommer und Herbst 1911 hunderte von Vögeln tötete^ Darüber berichte ich später Genaueres. 1* 4 0. Kleinschmidt: einige Binsen noch angedeutete versiegte bezw. verstopfte Quelle, an der nach dem Aberglauben der Urgrossmütter ein schwarzer Bock und anderes Getier nachts um zwölf die Vorübergehenden belästigen sollte.*) Diesen Aberglauben fand ich in den ver- schiedensten Gegenden, z. B. auch am Rhein, immer an Stellen, wo der Weg wie hier einen halbtrockenen Graben überbrückt. Ob er auf einem Grauen furchtsamer Menschen vor dem Wasser und der engen dunklen Brückenöffnung oder auf nächtlichen Tier- bezw. Vogelbeobachtungen beruht, ist schwer zu sagen. Auf Tafel 98 meines in Kürze erscheinenden Werkchens „Singvögel der Heimat* ist dieser Platz abgebildet. Notizen, die ich auf anderen Wegen und an anderen Stellen gemacht, sind in kleinem Druck beigefügt, denn m. E. geben gerade jene immer auf derselben Strecke wiederholten Aufzeich- nungen einen guten Massstab für die Zahl der vorkommenden Vögel. Ich habe ihre Anzahl möglichst nicht taxiert, sondern mög- lichst durch Einzelzählung ermittelt. Es ist sicherer zu sagen: „72 gezählte Krähen und mehr (= 72 -|- x)" als „150—200«, wobei man sich aber sehr irren kann. Ebenso habe ich Individuen, die mit den auf dem Beginn des Weges bemerkten identisch sein können, weggelassen. Es ist also selbst da, wo viele Vögel be- obachtet wurden, immer nur der sichere Minimalbestand aufgezählt, oft nur die Hälfte. Diese Daten sind dann aber positiv und gewiss. Ich möchte die Leser bitten, einmal in andern Gegenden, vogelreichen und vogelarmen, auf einer Strecke von 40 Minuten die Zahl der beobachteten Arten und Individuen festzustellen. So *) Dieser Born soll ein tischgrosses, aber grundloses, mit baushohen Stangen nicht auszumessendes Loch in einer Wiese gewesen sein, mit reinem, stets kaltem, trinkbarem, senkrecht aus der Tiefe aufsteigendem Quellwasser. Man will den „wilden Jäger" dort gehört haben. Es wird erzählt, eine Frau habe im Vorbeigehen einen Pfiff vernommen, darauf sei ihr Korb plötzlich schwerer geworden. Als sie, zu Hause angekommen, den Korb geöffnet habe, sei ein Hase herausgesprungen. Nur schwer lassen sich diese halbvergessenen Märchen noch aus den Leuten heraus, locken. Früher waren die jetzt drainierten Wiesen sauer (nass mit Schilf und Sumpfgräsern, wovon noch Reste vorhanden) und die Zahl der Bäume soll noch vor etwa 15 Jahren viel grösser gewesen sein. Es wird somit die Frage zu beachten sein, wie weit der hiesige Vogelbestand durch die frühere wildere Beschaffenheit der Örtlichkeit bedingt ist. Dieselbe Frage und Sachlage kehrt aber wohl in jeder Gegend des Kulturlandes wieder. Stichproben über den Vogelbestand des Kulturlandes. 5 würde eine Grundlage geschaffen, die ein Urteil darüber erlaubt, wie weit es zulässig ist, von einer Abnahme der Artenzahl oder der Individuenzahl zu reden. 1. Januar 1912, 5 Grad Celsius. Ich nehme mir vor, recht scharf heut auszuschauen. Grau dämmert der Neujahrsmorgen mit schwachem Sprühregen und ziemlich dunstiger Luft. Auf glitschigem Rande des von Pfützen bedeckten Feldwegs gehe ich zum Früh- gottesdienst nach Hedersleben (Vs^)- Genau am jahraus jahrein benutzten Schlafplatz trippeln die zwei mir längst bekannten Haubenlerchen etwas entfernt vom Dorfe Dederstedt. Dann huscht wieder eine, wohl eine dritte, vor mir hin. Drüben von den Kopfweiden höre ich Feldsperlingsstimmen und Steinkauzrufe. Ein Schwärm Saatkrähen meldet sich von Osten kommend (von den Schlafplätzen an der Saale bei Wettin). Ich höre und erkenne auch Dohlen unter ihnen. Ein Goldammer huscht vor mir über die Erde und lässt mich dann ganz dicht herankommen, so dass ich trotz des dämmerigen Lichts des trüben Wintermorgens deutlich seinen schön gelb und schwarz gezeichneten Kopf erkennen kann. Eine Krähe (vielleicht Rabenkrähe) ruft von einer Pappel mit den hellen „gürrh"- Tönen. Vor Hedersleben ruhende Saat- krähen auf Pappeln und Wiesen. 7 Nebelkrähen auf der Erde. '/2IO Uhr Rückweg, da ich um V2H Gottesdienst in Deder- stedt zu halten habe. Ich zähle 46 Saatkrähen, die teils auf Bäumen sitzen, teils umherstreichen, höre einen Rebhahn locken. Hinterm Bocksborn betrachte ich eine rufende Krähe durchs Glas, ob es wohl eine Rabenkrähe ist. Da klingt rechts von einer hohen Pappel her hartes kurzes Rauschen an mein Ohr, wie man es sonst von Vögeln mit nassem Gefieder oder Spechten hört. Ich sehe spitz von hinten momentan einen mittelgrossen Körper und zwei zitternde Flügel und dann nach rechts sich wendend das elegante Flugbild eines schönen alten Wanderfalkenweibchens. Deutlich schimmert sein blaugrauer Unterrücken. Die Krähen schweigen und weiter drüben schreit ein Bussard auf. Der Falke kommt im gewohnten Bogen zurück. Durchs Glas erkenne ich die Bänderung der bei der Wendung gespreizten Steuerfedern, die rötlich angeflogene Unterseite, den schwarzen Kopf und Bartstreif sehr gut. Der Vogel schwingt sich auf den wagerechten Ast einer Pappel, wo er bald die aufrechte, schöne Haltung einnimmt, den Q 0. Kleinsclimidt : schwarzen Kopf nur wendend, sonst unbeweglich, statuenhaft. So kann ich das Auge viele Minuten lang an seinem Anblick weiden. Dann wieder das flatternde Gefiederrauschen des sich jäh herab- stürzenden Vogels, der erst mit raschem Flügelschlag, dann ohne Bewegung streichend dahineilt und in dunstiger Ferne in zuletzt niedrigem Flug verschwindet. Eine Krähe ruft schnarrend. Grau- ammern locken auf einer Pappel. Die Bussardstimrae klingt so sonderbar. Ich finde aber weder den Vogel, noch sonst ein lebendes Wesen, so sehr ich die entfernteren Baumwipfel mit dem Glas ab- suche. Vor dem Dorf (Dederstedt) die Haubenlerchen und Sper- linge. Nachmittags Certhia brachydactyla an einem Obstbaum vor meinem Fenster. Ein schöner Anfang. Wäre ich nicht stehen geblieben, um mit dem Glas nach der Krähe zu sehen, so wäre der Falke nicht abgestrichen, und ich wäre nah an ihm vorbeigegangen, ohne ihn zu sehen. 7. Jan. — 1 bis 0 C, Wind nördlich. Über Nacht ist tiefer Schnee gefallen auf nassem Grunde. Für die Vögel ist das Zu- sammentreffen solchen Wetters mit einem Sonntag ungünstig, weil da wenig Fuhrwerke den Schnee aufpflügen, mit Erde mischen und Strassenabfälle zurücklassen. — Die 3 Haubenlerchen nicht mehr vor, sondern in dem Dorf. Goldammern, 1 Nebelkrähe, zirka 3 mal 10 — 13 Rebhühner. Vor H. Vogelscharen an einer Feld- scheune, deren Konstruktion einem riesigen hessischen Futterhaus ähnlich ist. Zähle dort 27 Saatkrähen (es sind mehr), 5 Hauben- lerchen, Grauammerflug. — 1 Amsel. Auf dem Rückweg scharfes Schneetreiben von Nord, Schnee- wehen, daher sehr beschwerlicher Weg. In der Ferne ein Rauch- fussbussard rasch forteilend, kenntlich an den hochgehaltenen \/ Flügeln. Die Haubenlerchen recht matt. Abends 5 ** Kälte. 8. Jan. Pic. major vor m. Fenster a. Baum. 9. Jan. 0 Grad. Wie gestern am Futterplatz i. Hof nur 1 (j^ 1 $ von Fring. coelebs, 2 Amselweibchen. 1 od. 2 Par. major. Motac. boarula und 1.2.2 Haubenl. im Dorf. Mitten auf d. Weg 1 krank. Rebh. einzeln, 3 mal c. 10 Stück. 6 Nebelkr. 4 -[- x Saatkr. sitzen sehr resigniert da. 4 -|- x Chloris. 1 Falco tinnunculus auf grosse Entfernung nur für Glas sichtbar. Rückweg 1 Buteo vulg. 10. Jan. Eine Kohlmeise arbeitet vor m. Fenster eifrig an der Unterseite der mit Schnee und Eis überkrusteteu Zweige eines Obst- baumes, scheint also die natürliche Nahrung dem überreich gebotenen Kunstfutter vorzuziehen. Stichproben über den Vogelbestand des Kulturlandes. 7 12. Jan., 12. Leichter (Nachts vorher strenger) Frost, Schnee, Sonnenschein, fast still. Früh 1 Motacilla boarula am Bach b. Pfarrhause. Sonst die gewöhnlichen Futterplatzgäste (AmseJ, Fink, Kohlmeise) und Strassen- gäste. Etwa Va^ zwischen D. u. H. zirka 300 Saatkrähen, (Ich zähle 200 davon ab), die in langen gedrängten Reihen längs einer Bodenfurche im Schnee kauern (wahrscheinlich um sich abwechselnd einen Fuss unter dem Gefieder zu wärmen), während etwa 20 auf Bäumen ruhen und etwa 100 — 150 weiter hin an ausgestreuter Spreu mit Nahrungsaufnahme beschäftigt sind. 1 Uhr fahre ich mit Schlitten zurück. Falco Peregrinus sitzt auf derselben Stelle, wo er am 1. Jan. abflog, nestelt mit d. Schnabel am Gefieder des linken Flügels, bewegt d. Kopf, ist aber trotz grosser Nähe nicht zum Auffliegen zu bewegen. 2 Bus- sarde, von denen ich den ersten als Archibuteo, den zweiten als Buteo anspreche. 2 Uhr ich fahre wieder nach H. an derselben Stelle vorbei: Der Falke sitzt noch auf demselben Fleck. Ich lasse d. Kutscher pfeifen, nichts vermag ihn zum Abflug zu bewegen, erst als ich aus dem Schlitten aussteige u. auf d. Baum zugehe, streicht der Falke ab, kehrt aber in einem Bogen zurück u. lässt sich auf einem danebenstehenden Baum (hohe Pappeln) nieder. Beim Anflug wird d. Afterflügel gespreizt.*). Bei Hedersleben sitzt ein Turmfälkchen auf einem Kirschbaum an d. Strasse. Vor dem nahenden Schlitten erhebt es sich u. streicht unter d. Vordach der daneben stehenden Scheune. 13. I. 12. 1 Falco tinnunculus a. d. Kirche Dederst. beob. 1 Strix Flammea var. adspersa (verhungert od. erfroren?) eingeliefert. 14. Januar (Sonntag früh ^Iß Uhr — U^l^ » C). Der Schnee knirscht. Der Himmel ist klar, im Osten ein in Morgenrot getauchtes Wolkengebilde. Auf einer Pappel ein Klumpen Saatkrähen. Sie streichen in gewohnter westlicher Richtung ab. Ich zähle 68. Eine Haubenlerche kommt mir hoch entgegenge- *) Es wäre mir ein leichtes gewesen, den Falken zu fangen, aber ich fühle mich nicht im geringsten versucht, es zu tun. Der Wissenschaft wäre mit dem Wintervogel keinerlei Dienst erwiesen. Ich freute mich vielmehr, dass keine Krähenhütte und kein Pfahleisen nahe war. Die Unschädlichkeit des Falken für Vogelwelt und Jagd dürfte recht deutlich aus den weiteren Beobachtungen ersichtlich sein. Ich fand nur etwa 3 geschlagene Rebhühner und 3 Krähen. Im Ver- gleich zu der bejagteu Fläche ist der Schaden gleich Null. 8 0. Kleinschmidt: flogen. Zwei andere finde ich erst vor Hedersleben. Auf dem gewohnten Pappelast mein Freund Peregrinus regungslos. Das Glas scheint ihm etwas unheimlich. Er bückt sich und streicht ab. Rebhühner schreien auf. Er beachtet sie nicht, sondern streicht weit hinaus in d. Morgenluft, schwenkt nach Rechts: Er stösst einmal tief herab, hebt sich wieder u. verschwindet nach einigen Flugspielen in d. Ferne. Ein einzelnes versprengtes Rebhuhn streicht über den Weg. Vor Hedersleben Saatkrähen, darunter ein einzelnes Dohlchen. Eine cornix quackt 2 frugilegus ein paar kurze Töne vor. Der halbe Himmel mit flammenden roten und weissen Wölkchen überzogen. Die Sonne als grosser rotglühender Ball über d. Horizont. Die ganze Landschaft in schimmerndem Schneegewand, selten schön. Am Dorfeingang 18 Grünlinge. 1 tinnunculus $ fliegt in eine Mauernische. Rückweg 10 Uhr. Das tinnunculus $ fliegt auf d. Dorf- strasse aus einem mit Stroh verstopften niedrigen Mauerloch. Von seineu Fängen schweben 2 Sperlingsfedern herab, mir gerade in die Hand. Alles voll Krähen, die sich z, T. im Schnee u. auf d. schneefreien Wegstelle die Füsse wärmen. Unterwegs nichts weiter von Belang. In Dederstedt auf d. Gasse Goldammerweibchen u. Haussperlinge, die abwechselnd auf d. rechten oder linken Fuss hüpfen und den andern im Gefieder wärmen. 15. Januar bei Neehausen ein junger Fischreiher von einem Guts- besitzer abends bei 15" Kälte geschossen. In diesen Tagen hörte ich einmal abends Stockenten-Flügelschlag. Wieder eine tote Schleiereule gefunden. 16. I. 12. Nach einer heft. Erkältung nachm. 3 aufgestanden — 6V2 Geis. Par. major klopft vor meinem Fenster, gleichzeitig sucht unten im Bach Mot. boarula Nahrung u. ein F. tinnunculus ruht sich eine Weile auf d. Rand d. Kirchenturmhelms, reckt dann d. Kopf u. streicht nach fast senkrechtem Abflug fort. — Zum Entsetzen d. Tauben des nahen Rittergutes. 18. Jan. 12. ^j^ll 1 Nebelkr., 9. 15. 11. 12. 5 etc. Perdix. 72 Saatkr. kommen niedrig überm Schnee von Hedersleben in auf- gelöster Reihe angestrichen. Vor Hedersleben weitere Saatkr. c. 20 u. einige Nebelkr. sitzend sich wärmend auf Erdhaufen. Rückweg ^1^2. Amsel q=^ ad Hedersl. Rebh. c. 40 Saatkr. sonnen sich in Schützenlinien a. Feldrand. 4 Grünlinge a. Futter- Stichproben über den Vogelbestand des Knlturlandes. 9 platz (von Gutsbesitzern ausgestr. Rübsamen abfalle) i. Feld. 3 Haubenl., 4 Goldammern. 19. Jan. 12. Grosses Baden der Vögel Goldammern, Haussperl, Mitt. 1 Uhr bei 0 Grad vor m. Fenster im Bach. Es sind deutsche Goldammern, an der lichten Brustzeichnung" kenntlich. Kohlmeise, die allerdings die Tage her i. Überfluss a. Futtergelegenheit geschwelgt hat, singt. 20. Jan. 12. Wieder eine tote Strix Flammea. 21. Jan. 12. Tauwetter. 4 cannabina (?). Rückwärts 10 chloris a. Futterplatz im Feld Futterringe angebracht, 1 Buteo. 22. Jan. 12 Tauwetter. Spaziergang an d. elektr. Kraftstromleitung. Nichts, gar nichts von toten Vögeln, obschon so lange nicht nachge- sehen u. der Verbindungsweg wie im Schnee zu sehen, von keinem Menschen begangen ist. Am nahen Hang ein Dutzend Goldammern, höre einen Pic. major. 23. Jan. 12 Tauwetter, 18 Grünlinge anscheinend lauter $ a. Feld-Futterplatz c. 8 Saatkrähen stets nur Alte, 2 Dohlen, X Nebelkr., Rebh. In Hedersl. 3, in Dederst 6 Haubenl. In H. Finken, Feldsperlinge. Rabenkrähe schreit Kräh (raab Kräah) u. Gürrh. 24 Jan, 1912. Ich gehe Abends 7 Uhr nach Hedersleben zu einer Bibelstunde. Verschleierter Mondschein. Leichter Frost. Keine Eulenstimme. Alles völlig still. 25. Jan. 1912. */4ll zur Konfirmandenstunde nach Heders- leben. Ein schöner Tag, sonnig mit milder Frühlingsluft, windstill, Grünlinge, Rebhühner, Nebelkrähe. Auf den Falkenbäumen ein grosses Corvus corone cT i welches Kräh schreit, und stolz mit Flügeln und dem gespreizten Schwanz zuckt. Ein anderes greift es heftig an und verfolgt es, so dass beide ein Stück vom Baum herabwirbeln. Der Angreifer schreit erst das „Gürrhk", dann schreien beide Kräh. Vor Hedersleben Saatkrähen, Nebelkrähen, 5 Grauammern, wovon einer laut und wiederholt singt, etwa 7 oder mehr Goldammern. 1 Uhr Rückweg. Alles voll von Saatkrähen, auch Nebel- krähen, eine singt, d. h. schwatzt, und einzelne Dohlen. Hauben- lerchenruf. Rebhühner lebhaft umherlaufend. Der Boden weich und aufgetaut, aber noch viele kleine Schneeflächen und Fetzen. Die am Sonntag aufgehängten Futterringe noch unberührt. Am Falkenplatz suche ich alle Bäume mit dem GJase ab, finde den Peregrinus nicht und nehme schon an, er müsse sich einen andern 10 0- Kleinschmidt: Platz zur täglichen Mittagsruhe gesucht haben, oder umgekommen oder weitergezogen sein. Endlich sehe ich eine Krähe sitzen. Ich gehe über den Ä.cker auf den Baum zu, um sie aufzujagen u. am Flugbild zu sehen, ob es eine Raben- oder Saatkrähe ist. (Alle Saatkrähen, die ich heute sah, waren wie stets seither alte). Ein Wacholderdrosselschackern veranlasst mich erst recht, den Weg über den schmierigen Acker fortzusetzen. Da streicht plötzlich der Wanderfalke vor mir ab und schwingt sich wieder auf einem seiner Lieblingsäste ein. Er lässt sich ruhig betrachten. Ich jage nun erst die Krähe auf. Es ist corone. Dann gehe ich den Falken an. Er streicht weg und lässt sich auf einem Viehweiden- geländer in den Wiesen nieder, wo er ruhig sitzen bleibt. Mich umwendend sehe ich die Wacholderdrosseln, die sich ruhig auf einer hohen Pappel sonnen und sich unterlaufenlassen. Ich betrachte sie mit dem Glase. Sie streichen ein wenig weiter auf einen andern Baum, lassen sich wieder angehen. Ich kann sie bequem genau zählen. Es sind 16. Im Augenblick vorher erschien neben mir ein Dendrocopus major. Er setzt sich mitten unter die Drosseln. Diese fliegen ab, der Specht von Baum zu Baum vor mir her nach Dederstedt. Dort wieder viele Krähen (Saatkrähen rufen Kirr und Krrah) und 18 Dohlen in einer hübschen Gruppe auf einem alten Obstbaum. Sie bleiben auch im Abflug vereint und von den andern Krähenvögeln getrennt. Ein Bussard ruft. Eine ver- sprengte Drossel, zu der wieder der Specht auf denselben Baum fliegt. Ich höre, während ich nach Drossel und Specht sehe, den hellen Lockton von Certhia brachydactyla und sehe den Zwerg an einer Rüster emporklettern. Nach dem Mittagessen gehe ich mit meinen Kindern spazieren, die sich mit Schneebällen werfen. Wir gehen die Hälfte des eben zurückgelegten Weges zurück. Die Wacholderdrosseln hüpfen am Falkenruh-Platz auf der Erde. Es sind jetzt 20. Wir sehen auch den Specht. Der Wanderfalke streicht wieder unverhofft ab, von den Krähen und einer Kette Rebhühner sofort mit ent- setztem Angstgeschrei markiert. Specht, Drosseln und Krähen auf hohen Baumwipfeln. Ein Steinkauz fliegt in einen hohen, hohlen Baum und verlässt denselben trotz alles Kopfens nicht (falls nicht unbemerkt abgeflogen). Ein Wanderfalke (der vorher beobachtete oder ein Männchen?) streicht ziemlich hoch und gerade noch an dem kurzen Stoss und für einen Merlin zu kräftiger Gestalt kenntlich Stichproben über den Vogelbestand des Kulturlandes. 11 über uns weg nach Nordost. Es ist 3 Uhr. Der Falke hat also wohl etwa von 1 — 3 Uhr Mittagsruhe gehalten. Abends -(- 2® R. 26. I. 1 Strix Flammea tot auf Strohboden gefunden. 28. I. 4 Corv. frugil. 1 cornix $ . 9. 10 Perdix. 1 Chloris. Reste einer wohl vom Falken gekröpften Nebelkrähe. 1 Emb. miliaria lockt bit u. dack. Haubenlerche. Rückwärts nichts. Frost, 2 Haubenlerchen. 28. I. Abends Schleiereule schreit. 30. Januar. Ganz dünner Neuschnee auf gefrorenem Boden. Quecksilber auf dem Gefrierpunkt. Früh eine einzelne alte Saat- krähe auf Obstbaum vor meinem Fenster. Eine tote hängt in der höchsten Pappel im Dorf, ^j^^l nach H. 12 Haubenlerchen. An 2 frisch mit Mist befahrenen Ackern konzentriert sich das Vogelleben. Saatkrähen — ich seile endlich eine junge — , Dohlen, Nebelkrähen, Grauammern, ein Bussard. Rückweg: 1 Uhr. Im Dorf Goldammer, Grünling, junge Saatkrähe auf der Chaussee, massenhaft alte, auch auf d. Wiesen, eine Dohle mit lahmem Fuss, eine Nebelkrähe hackt an einem verfaulten Schweinefuss. Ob die Vögel nicht zur Verbreitung der Maul- und Klauenseuche bei- tragen, die jetzt wieder aufgetaucht ist? Grauammern. An den Falkenbäumen nichts. Der Falke scheint nun wirk- lich nicht mehr da. Ich gehe nach den Bäumen hinüber. Alles still und tot. Plötzlich das kurze rauschende Flattern des ungesehen abstreichenden Vogels. Rasch sucht und findet ihn das Auge u. Glas noch für ein paar Augenblicke. Er reckt im Flug den Hals eine Weile lang nach oben und wendet sich dann nach links. Es ist das alte graue $ . — Vor Dederstedt 15 u. 10 Rebhühner äsend. 31. Jan. 1. Corv. frugil. Goldammern. 1 Tinnunculus b. Kirch- turm in D. 1. Febr. 0 Grad SW. Himmel leicht verschleiert. Etwas Schnee, Frost. 2 Haubenl. i. Dorf. Draussen sehr still. 1 Archibuteo lago- pus rüttelt, lässt sich nieder, kröpft etwas, rüttelt dann, um dann fortgesetzt nach 2 — 3 Flügelschlägen anzuhalten und zu rütteln, wobei das buntscheckige Gefieder des wohl alten Vogels prächtig zur Geltung kommt. 15 u. 9 Grauammern. Viel Saatkrähen, 8 Nebelkr. Reb- huhnkette. 12 0. Kleinschmidt: Rückweg: Massenhaft Saatkrähen ohne Dohlen, Goldammern, Pärchen von Archibuteo lagopus an derselben Stelle, wo vorher 1 Stück kreisend, deutlich kenntlich an den gehobenen Flügeln und der Zeichnung, Falken nicht gesehen. Im Dorf (Dederst.) Zwergspecht dicht vor mir auf Obst- baum, fliegt auf Linde a. Pfarrhaus, wo er unsichtbar bleibt, 1. Febr. 1 Fring. coelebs cf im Garten, das $ lange nicht gesehen. 4. Febr. 12. Mittags — S'/« C (Abends — IIV2, spät abends -- 14), dünn. Schneedecke. Ostw. 10 Uhr n. H. Krähe (Rabenkr.?) ruft das gürrk mit nachklingendem e-Ton. Grünlingsflug am Futterplatz, An den Pappeln fliegt das Peregrinus ^ hin und her und bäumt auf einer Erle (wie meist, auf einem mir nahen, nicht auf einem entfernten Baum) auf. Im Flug sah ich sehr schön die hellblaugraue Oberseite, im Sitzen den von d. Morgen- sonne beleuchteten weissen mir zugewandten — anscheinend heute schon gefüllten — Kropf. Abflug nach Dederstedt. Vor Hedersl. 8 Saatkr. 3 Nebelkr. Rebhuhnketten 5 — 20 Stück stark. Ammer- flüge. 20 miliaria knistern vorbei, dann vereinzelter etwa eben- soviel citrinella. Im Dorf 1 merula und etwa 20 miliaria (z. T. zum Singen ansetzend) mitten im Dorf auf Baumwipfel. Rückweg Y^l- Saat- u. Nebelkr. Falken nicht bemerkt. 1 Nebelkr. ruft Kra-äh von Pappelgipfel, 2 Par. coeruleus fern vom Dorf in Obstbäumen. 1 alte Saatkrähe einzeln auf Weg, überh, mehrere Einzelvögel, i. Dederst. 2 Hauben!., 1 Fink. 5. Febr. 12. Mitt. 12 Uhr n. H. — 13» C. 7 Haubenl. 1 einzelne Saatkrähe mitten auf belebter Hauptstrasse des Dorfes spazierend. 1 Goldammer, 2 Nebelkr. 10 Saatkr. 2 einzelne Buteo vulg. 32 Rebhühner auf einer Wiese zusammen. In Hedersl. 10 Goldammern, 1 mit Ähre im Schnabel auffliegend und der fallenden vom Dach nacheilend, 2 Chloris, 1 Sperber juv. jagt vergeblich auf 1 kl. Vogel, während Sperlinge aus tiefem Gebüsch ein Warngezeter hören lassen. Abends zurück. Kein einziger Eulenruf. 6. Febr. -j- 2^21 schwach bewölkt, dann klar. Südwind. Noch Schnee. Im Dorf 5 Emb. citr., 1 Turd. mer. 1 Finken- weibchen. 1 Blaumeise, die den Futterplatz ignoriert u. d. Birken- zweige am Pfarrhof tor absucht. Hinterm Dorf 2 Krähen (Rabenkr.?) ärgern sich über einen schwarzen Hund unter ihren Lieblings- bäumen. 6 Nebelkrähen an einem Punkt. Hingehend finde i. Lager Stichproben über den Vogelbestand des Kulturlandes. 13 verendeten Hasen. Am Futterplatz nichts. Streue neues Futter. Ringe a. Baum von Menschen od. Krähen gestohlen. Am Falken- platz 5 Drosseln (jedenfalls Wacholderdrosseln) fern streichend. 2 Buteo vulg. (ganz sicher erkannt) fliegen von der Erde auf u. setzen sich 1 m nebeneinander auf ein Weidengeländer, von einer Nebelkrähe umflattert. Der eine geht wie ein Geier gebückt längs der Stange auf d. andern los, folgt sodann dem abstreichenden, um sich wieder zu ihm zu setzen. Normalgefärbte, wohl junge Vögel (Geschwister?). Der eine setzt sich dann auf die Erde. Dicht vor ihm ein Volk Rebhühner. Der Bussard macht einen langen Hals, die Rebhühner auch. Sie ducken sich nicht, sondern laufen umher, lärmen, locken, wippen mit dem Schwanz. Der Bussard fliegt seitlich auf ein aus Stroh ge- flochtenes Taubennest, das mit andern Taubenschlagabfällen auf der Wiese liegt. Saatkrähen, die lebhaft ihre Bassrufe hören lassen, Dohlen, Goldammern, 1 Fink. Rückweg ^1^1— '^1^2. Es taut. Ich gehe mitten durch Äcker und Wiesen am Bach entlang, der völlig vereist u. teilw. verschneit ist. Saatkrähen u. Rebhühner nebeneinander auf d. Nahrungssuche. Ich höre die Stimme eines boscas-Erpels u. sehe den unbemerkt vor mir aufgegangenen Vogel nach einer Wiese streichen. Ihr folgend treffe ich auf 14 Grauammern, die sich in zolltiefem über dem Eis quellendem Wasser in einer Wiesenrinne gebadet haben und ihr Gefieder schütteln. Die Ente geht wieder auf, streicht in der Richtung nach den Bäumen, wo der Wanderfalke um diese Zeit Mittagsruhe zu halten pflegt. Wenn der jetzt da ist? Die Ente wendet sich noch mehr den Bäumen zu. Armer Antvogel! Das wird interessant. Aber ich liebe dergl. nicht, wenn es durch meine Schuld dramatisch endet. Da ist schon der Falke. Er fliegt ihr entgegen, folgt ihr. Aber der Erpel gewinnt sofort viel bedeutendere Höhe u. fliegt gerad- linig auf mich zu u. dann weit fort, während der Falke gleich die Verfolgung aufgibt und aufbäumt. Ich komme näher, der Falke fliegt auf eine entferntere Pappel, von da auf den untersten dicken Ast einer noch entfernteren, erst wagrecht, dann gleich aufrecht sitzend. Dann flüchtet er nach rechts niedrig über den Boden auf einen Obstbaum. Ein an mir vorbeistreichender Buteo weckt seine Spiellust. Er kommt wieder herüber, folgt diesem, und beschreibt einige Schwenkungen um 14 0- Kleinschniidt : eine gestutzte Pappel, in deren Ästen der Buteo meinem Blick verschwunden ist. Der Falke bäumt in der Nähe auf, streicht dann hinter Kopfweiden ab. Ganz nah herankommend sehe ich den eingeschüchterten Buteo .auf einem niedrigen Ast dicht am Stamm sitzen. Erschrocken stiebt er aufs Feld hinaus. Da er- scheint der Falke, eilt auf den Bussard zu. In grossen Kreisen (nicht schwebend, sondern buteo mit langsameren, peregrinus mit schnellen Flügelschlägen um die Wette rudernd) schrauben sich beide empor, einö Weile ganz friedlich. Dann beginnt der Falke fortwährend auf den Bussard herab zu stossen, ein prachtvolles Schauspiel in der hellen Winterlandschaft. Als der Falke immer wieder (etwa zum viertenmal) herabstösst, wirft sich ihm der Bussard nach oben kampfbereit entgegen, worauf er weitere An- griffe aufgibt. Beide ziehen rechts und links nach entgegengesetzter Richtung von dannen u. verschwinden hinter erhöhtem Gelände. Auch diesmal fiel mir wieder recht auf, wie klein der Falke selbst bei weitgespreizten Flügeln hoch in der Luft erscheint. 4 Vi Uhr auf d. Apfelbaum vor m. Fenster 2$$2cfd'ad von Turd. merula. Letztere sah ich nie am Futterplatz. 7. Febr. -j- S'/j- Par. major singt, Certhia braehyd. vor m. Fenster a. Apfelbaum, ein Fasanen -Weibchen i. Hühnerhof, erst ans Gitter rennend, dann senkrecht auffliegend. Par. major am Futterring. Auch ein seit langer Zeit beobachteter solitärer Feldsperling ist noch am Futterplatz. Endlieh sehe ich, warum der Vogel immer gegen seine Artgewohnheit ein Einsiedler ist. Er hat ein lahmes Beinchen. Abends ^/^S nach H. Von dem Schein meiner elektr. Taschen- lampe aufgescheucht fliegt am Falkenschlafplatz ein grösserer Vogel ab. Ich höre nur das Geräusch des Abflugs, das dem des Wanderfalken gleicht. 9. Febr. -|- 2, noch Schneefetzen, Bodenfrost, Himmel leicht dunstig bedeckt, ^/gll Uhr n. H. 1 Buteo. 8 miliaria z. T. leise singend. Rebhühner. Über 70 Saatkr. untermischt m, einzelnen Nebelkr. u. Dohlen. Grünlinge. Rückweg 1 Uhr. Sperlingskonzert in H. 5 Dohlen. Alles übersät mit Krähen, die z. T. (besonders die Saatkrähen) wunderlich schwatzen. 1 Turmfalke. Viel Rebhühner in grossen und ganz kleinen Ketten. 1 Buteo, immer d. dunkle, am Falkenplatz. Wander- falke nicht bemerkbar. In D. vor einem Hof, in dem die Dreschmaschine summt, grosse Ansammlung von Goldammern u. Haubenlerchen auf d. schmutzigen Stichproben über den Vog'elbestand des Kulturlandes. 15 Dorfstrasse. Ob die Vögel den Ton kennen? Eine Haubenlerche hat „ wüstenfarbige " (halbalbinotische) Tertiärschwingen rechts. Solche Vögel zu sammeln hat übrigens gar keinen Wert. Sie sind vielmehr für die Beobachtung wertvoll als gekennzeichnete Individuen. 10. Febr. Fenster 3 grosse Vögel nach Ost. Wenn ich recht ge- sehen, nicht Trappen, sondern Fischreiher (nur spitz von hinten sichtbar). Feldsperlingspärchen im Hof dicht beisammen auf dem Schnee. Allent- halben Kohlmeisengesang. Ein Beobachter meldet mir von Nechansen 4 Stare 11. Febr. VgS Uhr nach H. Dichter Nebel, Schmutz, Meisen- sang, Krähenrufe rings. Rebhühner. Amsel alt M. 1 u. 4 Gold- ammern. Rückweg Buteo, 5 Goldammern, Dohle, Krähen, Haubenl. nur gehört. Falke nicht da. 13. Febr. Noch eine tote Strix Flammea gefunden. 15. Febr. -|- 2^1^ C, Schnee weg, Schmutz, Nebel, Mistgeruch nach schönem Frühlingswetter. Krähen- u. Rebhuhnstimmen, Nah beim Falkenplatz wird gepflügt! Rebhühner noch in Ketten, die Hähne kämpfen aber und laufen einander nach. 1 Haubenlerchen- paar am Feldweg. Der getreue Buteo am alten Platz, An einem Kehrichthaufen zähle 12 Nebel-, 60 Saatkr. Zurück ^/^l. Am Kehrichthaufen 23 Nebelkr. gezählt. Viel Saatkr. Gleich darauf kommt mir ein endloser Zug von hunderten von Saatkrähen entgegen unterm, mit Dohlen, Buteo sitzt „noch" oder „wieder" auf demselben Fleck. Unterm (verlassenen?) Falken- ruhplatz 2 Rebhühner-Ruheplätze! Viel Eulengewölle. Vor Deder- stedt wieder auf Wiese weit über 100 Saatkr. mit einzeln. Nebelkr. u. Dohlen. 1 Dohlenflügel (peregr. Beute?). Wovon können nur all die Krähen auf denselben Plätzen täglich leben? Kann da ein Insekt übrig bleiben? könnte man fragen. Nützen sie nicht enorm? Oder schaden sie durch Entfernung von Dungstoffen. 2 Rabenkr. 1 Certhia brachyd. genau an derselben Stelle wie sonst, 16. Febr. 12. Blaumeise, Gebirgsstelze, Goldammern vor m. Fenster. Nach Schochwitz (eine Stunde weit in entgegengesetzter Richtung über hochgelegene Felder) Flug von 30—40 Feldlerchen, merkwürdig genau an ihrem schon im Herbst bevorzugten Lieblingsplatz. Sonst nirgends. Von dorther glaube ich am Montag oder Dienstag von meinem Zimmer aus den ersten Lerchengesang vernommen zu haben. 13 und 5 Gold- ammern, eine Nebelkrähe, sonst nichts! Kein einziger toter Vogel unter der elekti-. Leitung-, nur die vorjährigen Mumien. Abends Regen, Fürchterlicher Schmutz. 16 Am 14. Januar 1911 starb im Alter von 80 Jahren Dr. Frei- herr Richard König von und zu Warthausen, einer der Männer, die nur einen kleinen Teil ihres Wissens veröffentlicht haben und das Meiste mit ins Grab nehmen. Es sei auf das mit feinem Verständnis für die Persönlichkeit des Heimgegangenen geschrie- bene Gedenkblatt verwiesen, das Staatsanwalt Bacmeister ihm im letzten Hefte des Journals für Ornithologie 1911 widmet. Am 11. Dezember 1911 entschlief in Chemnitz Oberlehrer Dr. Franz Helm. Ein Meister der Beobachtungskunst und wie unter vielen andern seine Arbeiten am neuen Naumann zeigen und uns Mitarbeitern besonders in Erinnerung ist, ein seltener und überaus fleissiger Kenner der kaum zu übersehenden Beobachtungs- literatur, hat auch er seine reichen Erfahrungen nur zum kleinsten Teil in der Öffentlichkeit verwertet — so vielfach man dort seinem Namen begegnet. Seine kritische Weiterführung der von Gaetke angeregten Vogelzugfragen hat überaus anregend gewirkt. Am 16. Februar 1912 verschied in Naumburg, von allen, die ihn kannten, betrauert, Alfred Eckstein, Primaner des Dom- gymnasiuras daselbst. Eine der hoffnungsvollsten Kräfte für den omithologischen Nachwuchs ist uns in ihm verloren gegangen. Voll glühender jugendlicher Begeisterung für wissenschaftliche Vogelkenntnis und praktischen Naturschutz in privater und Vereins- arbeit, voll Eifer, sich die Fähigkeit zu bildlicher Darstellung der Vögel anzueignen, widmete er vor allem seine Liebe der Biographie Joh. Friedrich Naumanns. Sehr interessante Funde, über die er sich mir gegenüber vertraulich aussprach, hatte er im Nachlass des Altmeisters gemacht. Sie betrafen u. a. die künstlerische Technik Naumanns. Das frühzeitige Verständnis für diese Dinge liess reiche Erfolge erwarten. Selten ist mir eine Todesnachricht so schmerzlich srewesen wie diese. 0. Kl. FALCO. Achter Jahrgang. No. 2. Mjlrz 1912. Stichproben über den Vogelbestand des Kulturlandes. Von 0. Kleinschmidt. (Fortsetzung von S. 15.) 18. Febr. 12. + Q'/^ C. Leicht SW.? schön. Gebirgsstelze am Baeh vorm Pfarrhause. Haubenlerche eifrig rufend auf d, Gartenmauer. 10 n. H. 3 Haubenlerchenpaare, 2 Feldlercheu, 1 singend. 1 Buteo. 2 und 2 Rebhühner streichen übern Weg, 3 laufen auf einem Acker. 9 Nebelkrähen. Saatkr. Rückwärts fast genau dasselbe. 1 Saatkrähe deutl. jung. Eine 2jährige tote von A. gefunden. Schnabelborstenreste! Abends 1 Pic. major in D. 19. Febr. V. Fenster 2 Bussarde, wohl Rauchfüsse, 1 Galerida hoch von Ost, Meisensang. Nachm. ^1^2 zu einem Begräbnis nach H. 2 od. 3 Hauben- lerchenpaare. 3 Bussarde (wovon 1 Buteo, 2 Buteo oder Archi- buteo, sehr fern) und 1 Turmfalke kreisend. Jage dann d. Turm- falken von einem Obstbaum auf. Rebhähne jagen sich lärmend hin und her, dass die Luft von ihren Rufen erfüllt ist. Lerchen- und Ammerstimmen nur ganz von fern. Nebel- und Saatkrähen vor H. Rückweg ^/gö, -j- 10" C. Kaum merklicher Südwest, herrliche Frühlingsabend-Stimmung. Fern ein grosser Flug (Grau?-) Ammern. Der Turmfalk sitzt wieder auf demselben Obstbaum. 2 Rebhühnerpaare fliegen vor mir auf, gleich darauf aber zwei ziemlich umfangreiche Ketten, die sich vereinigt niederlassen. Es können 20 sein. Der aufgescheuchte Turmfalke hat weiter links wieder Platz genommen. Rechts ruhen auf 3 hohen Kopfweiden in einer Wiese 9 Nebelkrähen. (Vergl. 18. Febr.) Doch was sitzt da auf dem Lieblingsast des Wanderfalken? Für einen Bussard zu klein, für eine Krähe zu steil aufrecht! Das Glas schafft beim Näherkommen Gewissheit. Nun bin ich ganz nah. Da sitzt er (eigentlich „sie"), hell von der Abendsonne be- Falco. 2 18 0. Kleinschmidt: schienen. Ein paar Augenblicke gestattet er ruhige Betrachtung. Ich sehe die Querbänder auf dem Rücken. Den Kopf macht er ganz schlank und klein. Mein Stehenbleiben ist ihm entschieden unbehaglich. Jetzt schwingt er sich mit langherabhängenden Fängen aufwärts durch die Baumkrone, macht eine Schwenkung und bäumt nur ein paar Bäume weiter gleich wieder auf. Ich gehe näher. Da muss er sitzen, aber vergeblich suche ich erst mit blossem Auge, dann mit dem Glas die gar nicht weit ent- fernten Bäume ab. Er sitzt völlig unsichtbar vor mir. Es hilft dir nichts Peregrinus! Ich will dich nochmals in der Abendsonne fliegen sehen! Noch ein paar Schritte näher. Da streicht er dicht vor mir ab, weit hinaus, dann links herum niedrig über die Erde hin wie ein Pfeil. Ein paar Hände breit vor und unter ihm saust sein Schatten über den braunen Ackerboden. Und so jagt er, grell beleuchtet, scheinbar seinem eigenen Schatten nach. Ein paar Augenblicke, und er gleitet über die nächste Bodenfalte hin und ist fort. Es ist 10 Minuten vor 5 Uhr. Auf einem Bäumchen sitzt ein dicker Klumpen, ein Bussard. Für heute wird er den wohl in Ruhe lassen. Von den Schlafbäumen her klingen Ammer- rufe. Die nächtigen wohl da drüben, wo jetzt das Wasser quillt und im Sommer ein wenig Riedgras wächst. Also unter dem schlafenden Falken schlafen Ammern und Rebhühner! — 20. Febr. 12. -[- 11 C. Frischer Südwest. Früh vom Fenster 1 Archibuteo. ^/^ll n. H. In D. 4 Haubenlerchen in einer Reihe auf einem Dachfirst. 10 Dohlen nach West. 8 Saatkrähen. Auf einem fernen Baum ein unbestimmbarer Raubvogel. Da gerade ein Hasenpfad über das unbestellte Feld hinüberführt, mache ich einen kleinen Umweg und gehe ihn an. Es ist Archibuteo. Er streicht nach dem nahen Kleeacker, wo gestern die Bussarde kreisten und lässt sich dort nieder. Ein zweiter erscheint, und beide Rauch- füsse spielen, jagen und schweben im Wind, immer in geringer Höhe. Auf dem nächsten Baum sitzt wie gestern der Turmfalke. Am Rande des Kleeackers Reste einer anscheinend vom Wander- falken geschlagenen Krähe, dicht daneben liegt eine apart ge- zeichnete mittlere Stossfeder von Archibuteo. Viel Mäuselöcher auf diesem Acker! Feldlerchen vielfach zu hören, auch singend, aber nur eine gesehen. Saatkrähen noch nicht deutlich paarweise, eine einzelne junge wieder abgesondert, dicht vor Hedersleben, wenig scheu. Rückweg */^2. 20 Feldsperlinge. Die 2 Rauchfüsse Stichproben über den Vogelbestand des Kulturlandes. 19 noch da. 4, 8! 8! 4, 3, etwa viermal 2 und dreimal einzelne Reb- hühner. Also immer noch viele ungepaart. Wanderfalken nicht bemerkt, aber 2 Rebhühnerpaare unter seinen Bäumen. Zirka 50 Saatkrähen, 3 Dohlen. Einige cornix, fem Ammern. 22. Febr. 12. Prächtiges Frühlingswetter, etwa -f lO** C. Zieml. still, Süd?? ^/^ll nach H. 3 Feldlerchen kreisen, eine singt. Ersten Goldammergesang gehört. Auf den Falkenbäumen etwa 50 Krähen (meist Saatkrähen), die wunderlich durcheinander- schwatzen und z. T. ganz seltsame Töne hören lassen. Eine ruft etwa geggeggegg. Ein Rauchfussbussard sitzt dicht dabei und lässt sich die Sonne auf den Rücken scheinen. Er steht steil auf- recht auf dem Ast, recht schlank, mit knappem Kopfgefieder, so dass der Kopf klein und kurz aussieht, fast an einen Falken erinnernd. Er streicht ab, gefolgt von einigen Krähen, die aber bald zurückbleiben, während der weissschwänzige Riese in duftiger Ferne verschwindet. 2 Goldammern am Wegrande, 15 Grauammern, z. T. singend, 2 Nebelkrähen, 2 Dohlen, Saatkrähen, wieder eine singende Feldlerche, der Turmfalke bäumt gerade vor mir an meinem Wege auf. 20 Saatkrähen Nahrung suchend auf Klee- acker. Noch 1 Feldlerche. 1 Haubenlerche auf Dach. Sperlinge. (Die vier Baumnester anscheinend noch nicht neu ausgebaut.) 2 Rebhühner. Rückweg 1 Uhr. Die junge Saatkrähe immer wieder allein dicht vor dem Dorf H. 20 Schritte vor mir auf dem Weg. 2 Rebhuhnpaare; 1 Feldlerche singt. 1 Dohle. 2te Lerche. 3te. 9 Nebelkrähen. 3 Rebh. 13 Grauammern, z. T. singend, sowie 1 -[- X Goldammern und 8 Feld? -Sperlinge in Vogelschwärmen erkennbar, die sich neben einem frisch auf gemisteten Acker auf Obstbäumen versammelt haben. 1 Feldlerche. 29 Grauammern sind nach den Falkenbäumen hinübergestrichen. Daneben sitzt eine singende (plaudernde) Nebelkrähe. Darunter laufen auf einer Wiese 9 Stare umher. Im quellenden Grundwasser eine tote junge! Saatkrähe mit der (um diese Zeit normalen) vollen Schnabel- befiederung. 4 Rebhuhnpaare. Fortwährend wirbeln Grauammer- lieder. Nebelkrähe ruft garr garr garr, ein allem Anschein nach gepaartes altes Paar. Junge Saatkrähe (?). Nochmals (dieselben?) Stare. 2 Rebh. 1 Nebelkrähe, 53 Saatkrähen weit verteilt (zer- streut) über das Feld, die 2 Blaumeisen auf Erle. 1 Stockente (Männchen) steht aus dem Bach, der in einem tiefen, schmalen Graben fliesst, auf und hebt sich in zahlreichen weiten unregel- 20 0. Kleinschmidt: massigen Spirallinien in falkenschnellem Fluge hoch in die Luft*). Einzelrebhuhn, Amsel, Kohlmeise. 25. II. 12. Zum Frühgottesdienst nach H. (Vo9), + 2^1^ C. Windstill. Durch dichten Nebel, der nur wenige Schritte weit deutlich zu sehen gestattet, klingen feierlich Sonntagsglocken und ein Lerchenlied. Es sind heute nur Stimmen und flüchtige grau- schattierte Momentbilder, die ich wahrnehmen kann, doch kommt man im Nebel an die Vögel näher heran. 1 Haubenl., Krähe, 5! und 2 Rebh. 1 Golda. Graua. singt. Viel Krähenstimmen. 2 Golda. 1 Golda. singt, setzt aber oft nur ein und bringt den Schlusston nicht fertig. 2 Grünlinge? Kette von mindestens 8 Rebhühnern! Lerche. Graua. singt. Saatkrähenpaar auf Baum. Die eine hat den Schwanz weit auseinandergebreitet, hebt beim Rufen Schwanz und Kopf wie ein Kuckuck. Sie ruft kräh kräh. Eine andere in der Nähe mehr kräh kräh. 1 Dohle? Rückweg: Sperlinge. 1 Golda. 3 Saatkr. 2 Graua., 1 singend. 1 Golda. Viele Krähen nur als Nebelschatten. 1 Haubenl. 1 einzelne Wacholderdr. 1 Nebelkr. gesehen. Feldlerche. 2 u. 4 Rebh. 1 Fink a. Baum i. Feld. 1 Golda. a. Wegrand. Noch einer. 1 Feldl. Krähenlärm, 1 Feldl. 26. II. Herrliches Frühlingswetter + 13 " still. Schneeglöckchen und Haselbüsche blühen. Ich gehe Nachmittags ^/ß Uhr nach der V2 Stunde entfernten Bahnstation Schwittersdorf, um einen durchfahrenden Kollegen zu sprechen. Der Feldweg führt durch besonders eintönige hochgelegene Ackerflächen. Zum Vergleich notiere ich die Zahl der hier bemerkten Vögel. In D. 5 Passer dom., 1 Haubenl. auf der Strasse, eine hoch überm Dorf singend. Draussen 2 Feldl. singend, 1 desgl. noch eine und 3 gesehen. Wieder eine gehört und gesehen. 3 Nebelkr., 1 Feldl., 1 Golda., 22 Saatkr. links, zerstreut a. unbestellt Acker. 3 Nebel- kr., davon 1 sehr hell mit albinistischen (weissgefleckten) Schwingen, 1 Golda., 16 Saatkr. rechts alle auf unbest. aber im Herbst schon ge- pflügtem Feld. 2 Rebh., 3 Saatkrähen, 2 alte (gepaart) u. 1 junge, die sich beim Abfliegen von ihnen trennt und beim Dorf (Schwittersdorf) bleibt. Merkwürdig auch hier ein junger Vogel beim Dorf: Übers Dorf streichen 3 Saatkr. (1 junge) 1 Certhia brachydactyla. Am Bahnhof 2 Haubl. Das Männchen singt im Umherlaufen bei der Nahrungs- suche. 16 Saatkr. auf Acker. V,4 Uhr Rückweg. Westl. Wind fühlbar. 2 . 2 Rebh. Nicht weit vom Dorf fliegen etwa 5 Haustauben dicht über dem Ackerboden ge- *) Vergl. 6. Februar. Damals oberhalb, diesmal unterhalb des Wanderfalkenruheplatzes in dem Entwässerungsgraben bezw. Bach. Stockenten scheinen an unsern kleinen Bächen sogar zu brüten. Stichproben über den Vogelbestand des Kulturlandes. 21 schlössen hin und her. Plötzlich stösst ein Peregrinus unter sie. Sie stieben auseinander. Ich kann gerade noch das Glas hochnehmen und den Wanderfalken sicher als solchen und als alt (blaurückig) erkennen. Niedrig überm Boden eilt er ohne Beute fort und ist im Nu verschwunden. Umwendend sehe ich noch die letzte der Tauben das schützende Dorf erreichen. 3 Saatkr. u. mehr, 2 Rebh., 1 Rebhuhn kommt sehr erschreckt (vom Falken?) mir entgegengestrichen. Ich mache einen kleinen Umweg und gehe die Leitung der Überland- zentrale ab. Unter einem Mast 14 Steinkauzgewölle. Der Mast steht aus- nahmsweise auf 2 Stützen. An der Verbindung mit dem oberen Teil ein kleines Dreieck. Das hat das Käuzchen als bequemen Ruheplatz benutzt ohne Rücksicht auf die Lebensgefahr eine Etage höher, die so vielen seines Geschlechts verderblich wird. Eine vorjährige Waldkauzleiche in der Nähe. Nirgends ein frischer Vogel, nur die vorjährigen Mumien. Ich berichte darüber später ausführlich. Hoch nach Ost 10 (?) Dohlen, wovon wenigstens eine sicher an der Stimme erkennbar. 1 Feldl., 2 Turdus, nur Flugsilhouetten, wohl pilaris, 1 Saatkr. An dem beliebten Lerchen- platz (Kleeacker) viele Feldlerchen umherschwärmend. Ich kann 44 abzählen, die in einem etwas in die Länge gezogenen Trupp hinter mir über den Weg nach einem andern Platz fliegen. Ich gehe atif den Kleeacker, um die andern zu zählen. Unmöglich! Der ganze Acker ist voll von Lerchen. In mehreren Flügen von 30—50 Stück treibe ich sie vor mir her, ohne sie zählen zu können. Als ich weggehe, kommen sie in kleinen Trupps von 4 — 5 Stück zurück, um gleich wieder auf ihrem Lieblingsplatz einzufallen. Federn eines (vom Wanderfalken?) gekröpften Rebhuhns. 2.2.2.2 Rebh., 2 Feld!., 1 einzelner Kiebitz, 3 Rebh., 2 Krähen, 1 Rebh., Steinkauz- und Goldammerstimmen von fern. Noch 9 Rebhühner in einer Kette! Wieder einmal die Frage, ob nordische durchziehen oder ob ungepaarte junge. 27. II. 12. V4II nach H. -f- l^j^, unangenehmer Südwind. Vorm Dorf die 3 Haubenlerchen. 1 Feldl. 2 Rebh. 1 Saatkr. 2 u. 1 Feldl. 1 u. 1 Saatkr. 2 Feldl. 1 Golda. singt. 1 . 2 Feldl. 1 Feldl. singt. 1 desgl. 1 desgl. 1 Saatkr. 2 Rebh. 1 Golda. 1 desgl. singt. 7 Nebelkr. u. 8 Saatkr. am Kehricht. 1 Golda. 5 Grünlinge. Haus- und Feldsperlinge. 2 Haubenl, Rückweg ^/^l. Wind heftiger, etwas Regen mit Sonnenblicken. 2 Haubenl. a. Dach. 1 Grünl. 1 Golda. 2 Haubenl. 3 Nebelkr. 1 Haubenl. 1 Feldl. 3 Ammern. 2 u. 7 (!) Rebh. 2 Feldl. 3 Ammern. Am Falkenplatz nichts. Ich bewege meinen auf- gespannten Schirm, um den Falken zum Auffliegen zu bringen, falls er da ist! Nichts regt sich, nur ein Rebhühnerpaar steht unter den Bäumen auf und streicht nach rechts ab. Aber ich habe den Abflug des Falken nur übersehen bezw. im Windesrauschen 22 0. Kleinschmidt: Stichproben. überhört. Links streicht er über den Acker fort, von dem sich wieder sein blauer Unterrücken hell abhebt. Ich folge ihm lange mit dem Glas, denn gegen den Wind kommt er nur langsam vorwärts, etwa mit der Geschwindigkeit eines sehr langsam streichenden Bussards. Er streicht niedrig über den Boden und lässt sich, wenn mich die Entfernung nicht täuscht, auf der Erde nieder. Auf der zweiten Hälfte des Wegs sehe nichts mehr als 1 Feldl. und im Dorf 7 Pass. dorn. 28. II. 12. 11 Uhr höre von m. Zimmer aus einen hübschen Gesang. Offne das Fenster. Motacilla boarula kommt (anscheinend von einem Baum herab) geflogen und lässt sich unterm Fenster am Bachufer nieder. Mittags V2I2. Sehe von m. Fenster aus eine Schleiereule am Kirch- turm einige Augenblicke merkwürdig im Winde hin- und hersegeln, was die Tauben des nahen Gutes sehr in Aufregung bringt. Ich höre den Lockton von Motacilla alba. Nach längerem Aus- schauen sehe ich die erste gerade vor meinem Fenster auf einem Apfel- baum sitzen. (Befragte Schulkinder sahen keine vorher.) 744 n. Schwittersdorf (vergl. 26. II.) Heut nur 81 Saatkr., 4 Dohlen, Regen drohend. 5 Uhr Sonne. Erster Amselsang von Frau Pastor Moering gehört. In Hedersleben seitens mehrerer Schulkinder an demselben Abend erstes Amsellied vernommen. 29. II. Herrliches Frühlingswetter, -j- 12 C. Nachm. + IT'/a Süd. Luft voll Lerchen und Ammergesang. 4 Pass. dorn. 1.1.1 Feldl. Krähe gyrrh-Ruf. 1.2.1.1 Feldl. 1 . 1 Nebelkr. 2 kämpfende Feldl. 1 Golda. singt. 1 . 1 Graua. singt. Eebh. lockt. 1 Golda. einzeln. 1 Graua. 5 Feldl. an 1 Fleck. Die Haube wird sehr stark aufgerichtet, so dass Federlücke a. Hinterkopf. 1 Nebelkr. 2 Rebh. 1 Graua. singt. 1 . 1 Feldl. 7 Saatkr. hoch. 1 Graua. 1 . 1 Feldl. 1 Graua. singt. 1 Golda. 1 Haubenl. a. Dach. Rückweg 1 Uhr. Feldsperlinge. Haubenlerche singt so hoch in der Luft, dass sie nur mit d. Glas sichtbar ist. 1 Feldl. 1 Haubenl. a. d. Erde. 5 Feldl., meist wie die Mehrzahl der heute erwähnten singend. 1 . 2 Nebelkr. 2 Fring. coelebs. Wanderfalk fliegt ab {^1^2 Uhr). Seine Vorderbrust schimmert schneeweiss in d. Sonne. Er schwenkt u. fliegt wie vorgestern niedrig über der Erde fort. Die tote junge Saatkrähe von Iltis (?) gefressen. Nicht weit vom Falkenplatz 3 Nebelkr. a. d. Erde und 2 . 2 . 2 . 2 . 2 Rebh. 7 Rebh. vielleicht identisch mit den eben genannten auf einmal hoch werdend. 1 Fink. 2 Golda. 2 Golda, singen. 1 Saatkr. stösst auf 1 Nebelkr. 1 Kohlmeise. Certhia brachydactyla singt. Q2 -\- x (über 100) Märzbild von St. Petersburg. — Bericht aus Ostpreussen. 23 Saatkr. u. einige Dohlen. Junge Saatkr. ruft kreh und i-Töne. 3 Finken. 2 Golda. 1 Feldsp. 5 Feldl. (Flug). 1 Golda. 2 Rebh. 2 Par. major. 29. II. Nachm. 4 Uhr a. Umweg (Chaussee) i. Wagen nach H. Auf den hochgelegenen Feldern viel Saatkrähen u. auf e, Kleeacker grosse Lerchenflüge. Es scheint also, dass die Durch zugslerchen die hochgelegenen Flächen bevorzugen oder dass sie sich dort sammeln. Abends 6^4 zu Fuss nach D. zurück. Amsel fliegt auf Pappel- gruppe vor dem Dorf (H.), singt dort und kehrt, im Fluge singend, nach dem Dorf zurück. Rebhuhnlärm und Steinkauzrufe begleiten mich auf dem ganzen Weg. 1. März. Abends 7. nach H. z. Abendgottesdienst. Letzte Reb- huhnstimmen verstummen, dann völlige Stille. Rückweg einzelne Kauzrufe. Märzbild von St. Petersburg. Die anhaltend warme Witterung der letzten Tage hat der Umgebung Petersburgs einen vorfrühlingsmässigen Anstrich ge- geben: auf den Feldern treiben sich Saatkrähen umher, in den Gärten pfeifen die Stare und der silberhelle Gesang von Certhia belebt den Wald. — Über das Eintreffen der Saatkrähen schreibt Prof. V. Kaygorodoff in der deutschen „St. Petersburger Zeitung": „Am 23. Februar trafen auf den Brutstätten der Saatkrähen die ersten Saatkrähen ein und machten sich sogleich an die Aus- besserung ihrer Nester. Der Durchschnittstermin für das Eintreffen ist der 6. März. In den letzten 38 Jahren trafen die Saatkrähen am frühesten am 19. Februar (im Jahre 1903) und am spätesten am 20. März (im Jahre 1883) ein". (Alle Daten alten Stils.) St. Petersburg, den 18./5. März 1912. H. Grote. Bericht aus Ostpreussen (Bartenstein und Heilsberg). Von F. Tischler. 1. Ms 15. März 1912. Witterung: Frühlings wetter; bis -|- 10* C; Schneedecke schwindet schnell. Vom 9. ab kälter, S.; Temperatur um den Null- punkt; öfters Schnee. 24 Ankunftsdaten. Wintergäste grossenteils abgezogen; namentlich die grossen Dohlen- und Leinfinkenschwärme sind fort. Auch spinus weniger geworden. Am 4. ziehen noch einzelne linaria, am 10. und 11. einzelne Passerina nivalis. Nebelkrähen an Zahl etwa gleich; im Winter sieht man meist mehr als im Sommer, doch ändert sich der Bestand nicht erheblich. In den ersten Märztagen lebhafter Zug. Die Besiedelung des Landes mit Hänflingen, Feldlerchen, Staren und Saatkrähen ist rasch vollzogen. Am 1, die ersten Kiebitze, am 2. ein Fischreiher und Saatgänse, am 3, die ersten Heidelerchen, Wiesenpieper und Rohrammern, am 4. Rotdrosseln, am 7. eine Ringeltaube und ein Flug Hohltauben, am 10. singt die erste Singdrossel. Buchfinken schlagen am 10. vielfach; auch den ersten Gesang von merula gehört. Am Kinkeimer See noch wenig Leben; Eisdecke. Am 4. die ersten merganser, am 8. ein Flug penelope, am 10. eine Bekassine und einzelne Krickenten, am 11. eine Spiessente q^. Stockenten sind in grossen Flügen da, ebenso Saatgänse. Ankunftsdaten. Helgoland: Die ersten Hausrotschwäiize (c/c/) am 16. III. 1912. Heuer alles verfrüht. Am 16. und 17, Sa. ca. 75 Schnepfen geschossen. Vogelwarte H. Dederstedt: Von Schulkindern mehrfach seit 11. III. ge- meldet, erst 21. III. von mir bestätigt. Rhein: Seit Anfangs März (Kurella). 0. Kl. Rotkehlchen. 13. III. Dederst. von meiner Frau und mir, aber schon 10. III. fraglich von 1 Schulkind, 11. III. glaubwürdig von 2, 12. III. glaubwürdig von 2 Schulkindern gesehen. Nach- prüfung durch tägliche Befragung gehörig vorher instruierter Schul- kinder ist bei gewöhnlichen Arten äusserst wertvoll zur Ermittelung der wirklichen Ankunft. Kranich: 4, III. Dederstedt. 0. Kl. FALCO. Achter Jahrg'ana:. No. 3. April 1912. Stichproben über den Vogelbestancl des Kulturlandes. Von 0. Kleinschmidt. (Fortsetzung von S. 23.) 3. März 12. -|- 9'/2 C. Südwind. Früh singt Gebirgsstelze vor ni. Fenster. ^j^lO nach H. 1 Fink. 13 Pass. dorn. 3 . 1 Feldl. 1 Amsel. 1 . 3 zugleich singend. Feldl. 6 Stare. 2 Dohlen. 1 Feldl, 2 Rebh. 1 Kohlm. 1 Certhia brachyd. 1 Feldl. 2 Rebh. 1 Feldl. Finken schlagen noch nicht ordentlich. 1 Feldl. 2 Graua. singend a. niedrigem Sitz. 1 Feldl. 2 Rebh. 1 Buteo buteo. 1.1.1 Feldl. 1 Motacilla alba, erste auf diesem Weg bemerkte, 1 Nebelk. 5 Feldl. 2 Feldl. 3 Nebelkr. 1 Haubenl. 1 Graua. 2 Haubenl. 2 Feldl. 1 Golda. 9 Pass. dom, 1 Haubenl. i. Dorf. 4 Pass. dorn. Rückweg 1 Uhr. 2 Haubenl. 30 -[- ^ Sperlinge. 28 Saatkr. wackeln würdevoll auf e. Acker dicht a. Dorf umher. 2 Nebelkr. 1 . 1 Feldl. 2 Rebh. 1 C. brachyd. 2 Rebh. 1 Feldl. 2 Rebh. 1 Feldl. 1 schönes altes Rabenkrähenmännchen fliegt an mir vorbei und bäumt auf, leider stumm, aber ganz sicher erkannt. 2 Rebh. 1 Haubenl. singt hoch, flattert dabei u. den üblichen Pausen gegen den Wind und fällt dann wie ein Stein stumm herab. 1 Feldl. singt gleichzeitig. 1 Blaum. 1 Feldsp. 1 Fink. 4. März. Vorm. singt eifrig Mot. boarula') unter m. Fenster, auch die weisse täglich sichtbar. 4. März. Nachm. -|- 9^2 Südwest. Begleite Besuch nach H. 2 . 2 Haubenl. 1 Feldl. 1 Saatkr. 1 Buteo, einige Rebh.-Paare, Recht wenig Vogelleben. 3 Uhr zurück, höre aus einigen niedrigen Regen- wolken unzweifelhafte Kranichstimmen über mir, vermag aber selbst mit dem Glas die Vögel nicht aufzufinden. Dagegen wurden sie, etwa 30 in zwei Zügen übereinander, nach Norden ziehend von ') Züssissississri usw. Auch noch abends um Vj6- I^ie gelbe singend, die weisse gleich darauf am selben Platz, nur lockend. Die gelbe sitzt beim Singen oft am oberen Uferrand, aber auch oft unten am Wasser. Falco. 3 26 0. Kleinschmidt: meiner Frau und Tochter zu Hause gesehen. (Auch in Rottels- dorf derselbe oder ein anderer Zug bemerkt.) 5. März 12. -j- 9. Nachts Regen, früh schön, vor m. Fenster Chloris, Fink u. C. brachyd. singend. ^/^ll Uhr nach H. 2 Mot. alba in D. Heftiger Südwind jagt niedrige Wolkenfetzen, während höhere Wolkensehichten sehr lang- sam ziehend eine mehr südwestliche höhere Luftströmung anzeigen. Im ganzen 6 Haubenl. 20 Fi. einzeln od. bis zu 4 Stück. 1 Einzel- rebh. u, 4 Paare. Der Wind trägt mir d. scharfen Lock- u. Gesangs- töne von C. brachyd herüber. In H. viel Passer. Rückweg: 1 Uhr. Passer -Konzert. Lu ganzen 3 Haubenl. 21 Feldl. in einem Flug u. 3 singende. 7 Saat kr, 9 Rebhuhnpaare und zweimal (vielleicht dieselben) 4 Stück (2 Paare?) zusammen. 1 Fink. Certhia brachydactyla singt wieder. Ein Gewitter ist aufgezogen. Regen und Hagelkörner treiben das Baumläuferchen immer wieder auf die mir zugewandte Seite eines 10 Schritte von mir entfernten Baumes und an den Fuss des Stammes herab, so dass ich in dem Unwetter seine Bewegungen sehr genau beobachten kann. Zum zweitenmal kann ich hierbei feststellen, dass Certhia brachydactyla nicht nur mit dem Schwanz nach unten zurück- zurutschen, sondern auch mit dem Kopf nach unten abwärts zu klettern vermag. (Naumann behauptete ausdrücklich, dass nur die Kleiber, nicht aber die Baumläufer abwärts klettern könnten.) Huflattich blüht. Das Gewitter wird recht heftig. Nachmittags 2 Mot. alb. unter m. Fenster. Abends 6 Uhr Himmel klar + 11" C. Heute keine Nebelkrähe u. keine Rabenkr. bemerkt. 6. März. Sperlingsschilpen. Mot. boarula singt unterm Fenster u. a. Dach anhaltend kurze Strophen (Tonreihen). 74^2 v. m. Fenster alle 3 Bachstelzen, 2 alba (altes cf w- 2) nur lockend, boarula lebhaft singend. Ich höre alle Augenblicke ihren Gesang selbst bei geschlossenem Fenster von meinem Schi-eibtisch aus. 7. März. + 7 C. SW.-Wind. V4II "• H. Pass. dom. 7 Feldl. einzeln, 2 Haubenl. 2 Rebh. 1 Buteo. 1 Saatkr. Zurück 1 Uhr. Immer noch der frische, aber etwas unangenehme Südwest. Eine hohe Pappel (an der ich vorgestern bei dem Gewitter dicht vorüber- ging) finde ich frisch von oben bis unten vom Blitzschlag auf- gerissen. 7 Feldl. 1 Haubenl. i. Feld. 9 Saatkr. 1 Nebelkr.? 1 Graua. singt. 4 Rebh.-Paare. 8. März. Abends '/»ß zu einem Gottesdienst in Rottelsdorf (1 Stunde). Schön. Wetter, meist Chaussee mit Kirschbäumen über hochgelegene Stichproben über den Vogelbestand des Kulturlandes. 27 Felder (Trappengelände). 2 . 1 Rebh. 1.3.2.1.1 Feldl. 2 Haubenl. a. Pferdenlist. 5 Krähen kilometerweit. 5.2.1.1.1 Golda. 9 . 5 . 14 Graua. 4 Hänflinge hoch in der Luft, davon einer im Flug singend nach NW. (z. Schlafplatz?). Graua. Golda. singen bei Sonnenuntergang, auch Fink, dieser aber nur erste Hälfte des Schlags. 9. März 12. + 12'/, C. 11 Uhr nach Schochwitz, 1 Stunde weit. Ich folge dem Bachlauf. Im ganzen 10 Golda. 4 Blaumois. 5 Kohlm. 1.5 Finken (teils einzeln, teils zu 3 od. 4). 9 Feldl. 25 Rebh. 21 Saatkr. 6 Feldsperl. 2 Schwarzamseln. 2 mal Certhia brachyd. 1 Steinkauz ruft in d. Mittags- sonne sein Pij-wu in Weiden dicht neben einem der seiner Sippschaft so gefährlichen Masten der Überlandzentrale. 1 Garrulus glandarius vor Schochwitz. In Volkmaritzer Flur wie alljährlich ein Flug von zirka 10 (5 + X gezählt) Rotdrosselii. Zuerst ruft eine das überraschte Skerr (Sirr), ein Schnarren, das von dem d. Misteldrossel verschieden ist, dann rufen einzelne das vielleicht warnende gä (gäck) und im Fluge das zieli. Ausserdem sehe ich durchs Glas deutlich den breiten weissen Augen- brauenstrich, den alle Rotdrosseln im Frühjahr haben. Vor Schochwitz eine einzelne Drossel, soviel ich sehen kann, Singdrossel. 1 Fink schlägt endlich voll. 1 Rabenkrähe ganz vertraut. 1 weisse Bachstelze gehört. Aber am ganzen Bach keine Gebirgsstelze bemerkt. Warum singt dieser liebenswürdige Vogel nur gerade vor meinem Fenster? Weil dort die Quelle nahe ist, und ein kleines Wehr sowie gründelnde Hausenten den Bachgrund etwas aufwühlen? Rückweg 1 Uhr über die kahle Höhe an der Starkstromleitung entlang. Kein frischgetöteter Vogel! Beobachtet 14 Saatkr. 15 Feldl. (auf deren Lieblingsplatz nur kleine Flüge u. einzelne). 5 Graua. 2 Golda. Im Garten endlich der seither stets übersehene Zaunkönig am Bach. Beim schönsten Wetter jetzt immer 2 Parus major, 1 Passer mont. und 1 Fringilla coelebs am Futterring, wohl dieselben Individuen, die im Winter tägliche Gäste wai-en. 10. März -{-IG. Gebirgsstelze singt so schön, wie ein Zaun- könig. Grünling u. Fink auf d. Linde vorm Haus. Weisse Bachst. ^/^8 nacli H. Feld weiss bereift. Ferne Glockenklänge und einzelne Lerchenlieder, Sonntagsstille, Frühlingsstimmung in Wintermorgen- frische. 1.1.1 Haubenl. 13 einzelne Feldl. u. 2 kämpfende. 2 Rebh. 3 Graua. 1 Grünling am Feldfutterplatz lockend. 1 Golda. Wiesenpieper undeutlich gehört. Desgl. Mot. alba. 1 Nebelkr. 1.1.1.3.1 Finken z. T. voll schlagend. 2 Saatkr, Rückweg. Fink schön schitzkebier schlagend mit krähender Nebelkrähe auf demselben Baum. 10 Feldl. eine auf Erde singend. 2 Graua. 2 Golda. 2 Rebh. 1 Nebelkr. 1 junge Saatkr. einzeln. 2 Rabenkr.? 1 Haubeul. 6 Stare. 11. März -j- 472- Beide Motacillen (boarula und alba) unter m. Fenster singend. Bewölkt, etwas unfreundl. stilles Wetter. Ich 3* 28 0- Kleinschmidt: gehe nach Eisleben. Von Dederst. bis Hedersleben 1 Fink. 2.1.1 Feldl. 10 Saatk. 1 Golda. und neben diesen dürftigen Alltäglichkeiten 2 hübsche Bildchen: Auf trockenem Ackerboden am Falkenplatz 9 weisse Bachstelzen eifrig Nahrung suchend. Alle trippeln auf einem nur stubengrossen Fleck der grossen Acker- fläche umher und lassen mich auf wenige Schritte herankommen. Anscheinend lauter Männchen, eins den breitweissen Flügelsäumen nach ganz alt wie das Männchen vor meinem Fenster. Auch in diesem Fall scheinen wie bei Schwalben, Steinschmätzern usw. erst die Brutvögel einzeln ihr Brutgebiet zu besiedeln, dann die Durchzügler über sie hinweg zu ziehen. Auf einem andern Acker am Feldweg trippelt das jetzt regelmässig dort sichtbare Haubenlerchenmännchen in Balzstellung mit senkrecht aufgerichtetem Schwanz, spitz erhobener Haube und etwas gesenkten Flügeln auf einem Fleck umher und singt dabei wie ein Hänfling eifrig und hastig. Das Weibchen ist nicht sichtbar, sondern fliegt erst 10 Schritte entfernt vom Männchen auf. Von den auf dem weiteren Wege bis Eisleben gemachten Auf- zeichnungen ist nur bemerkenswert, dass eine busch- und baum- reiche Schlucht merkwürdig vogelarm war (nur 1 Zaunkönig), während ein mistbestreuter Acker auf kahlem Feld viel Finken, Gold- und besonders Grauammern angelockt hatte. 12. März 12. -4- 9 C. ^j^ll Uhr n. H. Sehr schön. 1 Haubenl. 11 einzelne und 2 Feldl. 3 Rebh. 1 Fink. 1 Nebelkr. schwatzt „Kraw" usw. 1 Buteo kreist. 3 Golda. Haubenl. singt heut ruhig bei Nahrungssuche. Rückweg: 2 Haubenl. 1.3.1 Feldl. Haubenl. singt unaufhörlich bei Nahrungssuche auf dem Wege ganz hänflingsartig, fraglich ob Nachahmung oder ein der Hauben- lerche eigener Bodengesang, der oft ähnlich zu hören. 1 Golda. singt. 1 . 5 Krähen im Sonnengeflimmer nicht definierbar. 44 Saat- krähen auf einem Acker. Abends mit Wagen nach H. zu Krankenbesuchen. Nichts Wesentliches. Jedoch auf der Rückfahrt sehe ich an den Falken- bäumen plötzlich den längst an seinem Horstplatz vermuteten Peregrinus von unten nach oben nach einer (ihn verfolgenden??) (Raben- ?) Krähe stossen und nach einmaligem kurzen Ruf ganz nah ohne Scheu auf einer hohen Bacherle aufbäumen. Es gelingt nicht, ihn von dem haltenden Wagen aus (auf 80 bis 90 Schritte, später abgezählt) zum Abfliegen zu bringen. Erst als ich aus- steige und nach längerem Betrachten des Vogels durchs Glas den Stichproben über den Vogelbestand des Kulturlandes. 29 Hut schwenke, fliegt er ab, kehrt aber zum Nachbarbaum zurück. Als 2 (Raben?) Krähen über ihm Platz nehmen, fliegt er einige Bäume weiter und bleibt dort sitzen. 13. März 12. Meine Frau sieht und zeigt mir die zwei ersten Rot- kehlchen. Sie sitzen, vom Fenster aus sichtbar, auf Brombeerranken nah beim Hause. Darauf Nachfrage bei den Schulkindern, die ich unter Vorzeigung von Abbildungen und Bälgen auf bestimmte Zugvögel recht- zeitig aufmerksam gemacht hatte. Ergebnis: 1 Kind 10. März 1 Stück gesehen (fraglich). 2 Kinder 11. März je 1 Stück gesehen 2 l'' 1 1 14 1 ■■■ II -'^•11 -'■ )' )) 14. März -f IOC. IOV4 Uhr nach H. 1 . 1 . 1 . 1 Feldl. V^llUhr am Falkenplatz. Ich sehe den Peregrinus sitzen, aber erst das Glas überzeugt mich, dass es sein Kopf und nicht ein Zweig mit dürren Blättern ist, was mir zwischen den Ästen auffiel. Er streicht auf einen entfernteren Baum, sitzt wie gewöhnlich tief unten. Auf dem gegenüberliegenden Acker kommen zwei Pferdegespanne, die mit der Feldbestellung beschäftigt sind, auf ihn zu. Als sie nahe kommen, streicht er nach rechts ab. Ganz wunderschön hebt sich von frischgrünem Saatfeld und Wiesengrund seine hell blaugraue Oberseite mit dem schwarzen Kopf und der weissen Vorderbrust ab, auch die Eigenartigkeit des Flugbildes mit dem gedrungenen (geschossförmigen) Körper und den schlanken, eleganten Flügeln. So schön sah ich ihn noch nie. Ob es wirklich immer derselbe Vogel ist? Er schwenkt zurück, fliegt kaum 100 Schritte an mir vorbei und lässt sich links von mir auf einer Pappel nieder. 3 Stare fliegen über die Bäume hin. Grauammersang und Lerchen- jubel wirbeln durch die Luft. „Keine Krähe" weit und breit, notiere ich auf meinen Zettel, da erscheinen 4.4.1 Saatkrähen. Ihnen mit den Blicken folgend sehe ich auf einem Acker vor Hedersleben viele schwarze und helle Punkte. Mit Hilfe des Glases kann ich 107 -j- x Saatkrähen und 61 -|- x Haustauben zählen. Der Falke hat es also nicht schwer, Beute zu finden. 1 Golda. 1.1.2 Feldl. 2 Rebh. 1 Amsel. Vor H. ein paar Regentropfen. Ob der Falke als wasserscheuer Vogel vor drohen- dem Regen seinen Ruheplatz zu ungewohnter Zeit aufsuchte? Rückweg «/4I Uhr. 1 Haubenl. 1 Golda. 14 Saatkr. 1 Mot. alb. 1 Feldl. 1 Fink. 2 Rebh. 1 Golda. 2 . 1 Feldl. 1 Hauben- 30 0. Kleiuschmidt: lerche (das am 12. März beobachtete Männchen) jagt eine Feldlerche, die sich fliegend seinem Brutplatz nähert, weg und verfolgt sie eine ganze Weile. (Ausnahme von der Regel, dass sich Vertreter verschiedener Realgattungen am gleichen Platz vertragen). 2 Rebh. 1 Nebelkr. hat gebadet. 1 Graua. 1 Mot. alba. 2 Reb. 6.2.2.1.1.2Finken alle von derselben Baumgruppe nacheinander auffliegend. Falke nicht bemerkbar, ich gehe zwischen den Bäumen durch am Bach. 2 Saatkr. 1 Fink. 1 Golda. 4 . 2 Rebh. 1 Golda. Finde zerbissene Steinkauzfedern. 1 Feldl. 37 Saatkr. 2 Kohlmeisen. 2 Pic. major, beide mit lichter Unterseite, fliegen immer wieder zueinander auf dieselben Bäume, so oft ich sie auseinanderjage, um an der Kopffärbung zu sehen, ob sie ein Pärchen sind. 1 Amselmännchen. 1 Feldl. 1 Mot. alb. Einen vor Hedersleben gefundenen Teil eines zerbissenen Drosselflügels sicher als „Singdrossel", ein unter den Falken- bäumen gefundenes (schon eingetrocknetes) Krähen-Flügelpaar mit Brustbein als frugilegus angehörig bestimmt.*) Abends Frühlingsregen. Danach aufklärend. Singdrossel, Amsel, Fink und Goldammer singen auf Baumwipfeln im Pfarrgarten, aber alle ausser dem letzteren wollen noch nicht recht mit der Sprache d. h. dem Lied heraus. Zeitweilig sitzen Drossel und Amsel, Fink und Ammer friedlich auf derselben Baumspitze bei einander. 15. März 12. Im Morgennebel vielfacher gleichzeitiger Finken- gesang, aber fast durchweg ohne Endschlag, was sieh ganz raerkwüi'dig anhört. Die Syringenknospen brechen schon auf. Kohlmeisenpärcheu voll Einigkeit am selben Futterring hängend. M. boarula singt eifrig. Grünlinge rufen auf den hohen Linden. Daselbst Mittags Kohl- und Blaumeisenpärchen. Die eine Kohlmeise verfolgt fortwährend die eine Blaumeise (Platzeifersucht vergl. gestrige Haubenlerchenbeobachtung). Nachm. 2 Motac. boarula vor m. Schreibtischfenster*) einen Augenblick auf einem Apfelbaum, die eine singend, die andere auch schwarzkehlig. Totes vorjähriges Amselmännchen mit fast einfarbig orangerotem Schnabel von Kindern gefunden. Im Magen viele Tausendfuss(Julus)- Glieder imd ein paar Gehäuseschnecken. Todesursache: Schrotschuss (von irgend einem mutwilligen Schützen oder törichten Saatbeetwächter) in den Unter- *) Vor einem Jahr sah nahebei ein Gutsbesitzer einen Falken eine Krähe a\is der Luft herabstossen. Es schien ihm, dass die Krähe durch den Stoss getötet war. Ein sofort hinzueilender Junge fand sie schon angekröpft. ^) Es sind 3 Fenster nebeneinander, die für Beobachtungen daher einen weiten Ausblick bieten. Stichproben über den Vogelbestand des Kulturlandes. 31 leib. Das Schrotkorn hatte einen Federpfropf durch den ganzen Schuss- kanal bis in den verletzten Darm gezogen, so dass die Wunde fast gar nicht geblutet hat, wohl aber Darmsaft nach aussen drang. Der Vogel scheint (Gewicht 89 Gramm und Magen ganz voll) eine Weile mit dieser Verletzung gelebt zu haben. Hier ist es deutlich, dass Vögel sich die vermeintlichen Federverbände nicht selbst anlegen , denn der Schuss- kanal war nadelfein. Nachmittags ^43 nach H. -|- 14 C, südl. Wind. Viel Menschen auf dem Feld, die Kunstdünger streuen, Steine ablesen und säen. Im ganzen 4 Mot. alb. 10 Einzel-Feldl. 2 Haubenl. 2 Rebh. 1 Golda. 2 ferne Krähen. Betäubendes Sperlingskonzert in H. 2 Bussarde (wohl Rauchfüsse?) lassen sich hoch kreisend vom Wind nach Nordwest tragen. Va^ Rückweg. 1 Graua. 2 Golda. 16 -|- X Anthus (wohl pratensis). 2.1.2 Rebh. Wanderfalken nicht bemerkt. Höre Buntspecht locken. Abends 7 wieder nach H. 11 Uhr zurück. Ostwind. Nichts, kein Eulenlaut. Kinder wollen in D. seit 11. März ein alt. Männchen von Erithacus Domesticus gesehen haben, am Sonnabend sogar 2. 17. März 12. ^/JO nach H. 1 . 1 Mot. alb. 2 Rebh. 2 . 12 . 2 Saatkr. wovon eine kyrr ruft. 1.1 .2.3.1 Feldl. 1 . 1 Finken. 1.1.1 Golda. 1 Graua. 1 (Rauchfuss-?) Bussard kreist, ein Buteo buteo auf Baum. Krähe (Rabenkr.?) stösst wie toll auf ihn, jagt sich mit ihm dann hin und her, wobei auch der Bussard zu- weilen die Krähe verfolgt u. zweimal im niedrigen Vorbeifliegen nach einem Hasen stösst, der aber hoch nach ihm emporspringt. Leider nicht Zeit d. interess. Spiel bez. Kampf der 3 länger zu beobachten. — Rückweg ^/^2. 31 Haus- u. Feldsperl. Buteo buteo, oben fast so rot wie ein Milan, fliegt nah am Weg von der Erde auf. Schön Wetter, aber kühler Süd. 2 B-ohrammern v^^ohl Weibchen veranlassen mich, am Bach entlang zu gehen, wo ich die eine, welche bleibt, betrachten kann. Es scheint das wenig be- kannte hahnenf edrige Kleid zu sein. Feldlerchen : 1.1.1.1.1.1.1.2. Rebh.: 1.2.2.2.2.2.4! letztere zwischen Saatkrähen, die sich wie immer ganz friedlich gegen sie verhalten. Mot. alb.: 1.1$. 1 cf . 1 . 1. Fink: 1. Saatkr.: 8 . 9 . 76. Kohlm.: 3. Golda.: 2. Graua.: 1. Singdrossel: 2. Rotkehlchen: 1. Certhia brachyd.: 1. Hänfling: 1 singend. 18. März. Hänfling singt früh vorm Fenster. Gleich darauf 5 Hänf- linge z. T. singend auf einem Baum im Garten, wohl die zum Brut- platz zurückgekehrten hiesigen Vögel? Mot. boarula unterm Fenster 32 0. Kleinschmidt: bei Nahrungssuche singend. Ich gehe zur Post. Ein Junge, der schon seit 11. März ein altes Hausrotschwanzmännchen gesehen haben will, be- schreibt mir dieses richtig und sagt dann: Da oben liegt auch eine Eule. Eine tote Strix Flammea liegt auf der offenstehenden Lukentür zu dem Strohboden über einem Schafstall. Der Schäfer hat sie früh um 6 tot am Eingang gefunden und auf die Tür gelegt. Was mag die Todes- ursache der vielen Schleiereulen sein? Kälte? Hunger? Das war mir immer unklar. — Bei Frost und namentlich bei Schneegestöber werden solche Luken geschlossen, um Wirbelschnee von den Böden und Kälte von den Ställen abzuhalten. Die Eulen werden da womöglich wochenlang oder den ganzen Winter hindurch eingesperrt. Aber hier stand die Luke Tag und Nacht offen und eine Leiter davor, um den Katzen Gelegenheit zum Mäusefang zu geben. 3 Schleiereulen flogen täglich aus und ein. Der Vogel, an dem ich ausser einem kleinen Bluterguss am Schädel und schaumiger Innenseite (i. Luftsack) des Ster- nums keine Verletzung fand mag mit dem Kopf die Türkante gestreift haben. Der Magen war leer, das Gewicht normal, wenn auch nicht hoch (247 Gramm). Überrascht und erfreut war ich über die Färbung des Vogels. Er hat die wunderschöne Färbung, die Brehm als splendens und mar- garitata beschrieb: unten ganz weiss mit grossen dreieckigen und hakenförmigen schwarzen Flecken. Er gleicht genau dem Berajah, Strix Flammea, Tafel VI links oben abgebildeten Stück. Dies Kleid macht einen ganz ausländischen Eindruck und erinnert durch die gefleckten Beine stark an die dicht gefleckte afrikanische maculata. Diese hat aber anscheinend längere Tarsen. So ausgeprägt war mir diese Färbung nur vom Rhein und von Frankreich bekannt. Sollte der Vogel von dort eingewandert sein? Dann müsste diese Einwandei'ung schon früher erfolgt sein. Ich sah schon im vorigen Sommer oft eine Schleiereule mit weisser Brust am Tage über das Pfarrhaus fliegen, die von jenem Schafstall kam, und ich konnte, wenn sie an den grossen Linden vorbeiflog, vor dem grünen Hintergrund ihre Färbung gut er- kennen. Mit Bedauern fand ich im Herbst unter einem Mast der Über- landzentrale dicht beim Dorf die Federn eines weissen, verfaulten Vogels, den der elektr. Starkstrom getötet hatte; auch der Vogel vom 15. Januar 12 hat etwas Weiss in der Brustmitte. Sonst sind alle Stücke hier gelb und manche beinahe melanistisch. Es gibt oder gab also hier einen Stamm weisser Eulen, wenn die Natur nicht vielmehr diese Ver- schiedenheiten immer neu hervorbringt. Es wundert mich, dass meine Anregungen in Berajah so wenig Beachtung gefunden haben. Von den Schleiereulen Sardiniens unterscheiden sich unsere Weisslinge durch rostrote Schwung- und Steuerfedern und tiefer eingekerbten Hinterrand des Brustbeins. Für meine durch diesen Vogel mir fraglich gewordene Strix Flammea rhenana bleibt kein Unterschied als grössere Häufigkeit der weissen (französischen) Färbung und grössere Seltenheit der ganz dunklen Stücke (var. obscura). Ein Grössenunterschied besteht nicht. Ich bitte jeden, der viel Schleiereulen sieht, deren Färbung genau zu notieren und das Ergebnis hier zu veröffentlichen, dabei aber nicht Stichproben über den Vogelbestand des Kulturlandes. 33 etwa nur auffällige Stücke, sondern auch die gewöhnlichen zu beachten. Es kommt einzig auf die Häufigkeitsziffer der weissbrüstigen und gelb- brüstigen Vögel an. Die in Schulsammlungen und Privatbesitz befind- lichen Vögel sicherer Herkunft ergeben doch mit Leichtigkeit eine stattliche Zahl. 21. März 12. ^j^l^ nach H. Schön, aber kalter Südwest. + 6 C. 2 Haubenl. 1 Mot. alba. 1.1.1.1.1.1 Feldl. Unter den Falkenbäumen streuen 6 russische Arbeiter in wehenden weissen Schutzmänteln chemischen Dünger. Der Gutsverwalter kommandiert die Kolonne und ersetzt die mangelhafte sprachliche (polnische) Verständigung durch laute deutsche Kraftausdrücke. Das hindert ein einsames Rabenkrähenmännchen nicht, seinen Frühlingsruf (Gyrrkh) fortwährend zu wiederholen und so zu variieren, dass ich mehrmals fast den Trompetenruf eines Fischreihers zu vernehmen glaube. Es fliegt dann nach einer Wiese und spaziert ruhig in der Nähe eines Bussards umher, der regungslos lauernd auf einem Ge- länder sitzt. 2 Grauammern singen. 1 Golda. 1 Fink. 1 . 2 Haubenl. auf Äckern. Am Bach sind viele Pappeln neu angepflanzt! Sehr erfreulich! ^1^2 zurück. Sperlinge, 1 Rebh., 1 Golda., 1 Anthus? fern. 1 Graua., 1 . 1 Feldl. Ich sehe sehr fern einen grossen Raubvogel auf der Erde sitzen. Da er undefinierbar ist, gehe ich ihn au, bis ich durchs Glas erkenne, dass es ein neuer Grenzstein ist, auf dem die Sonne schimmert. Dagegen gewahre ich den Bussard auf einem Geländer am verlassenen Weg und gehe auf diesen zurück, dabei über einen vor langer Zeit mit Stallmist bestreuten Acker. Hier liegen viel Rebhühner 2.3!! 2.2.2 gehen vor mir auf. Der Buteo lässt mich ganz dicht herankommen, fliegt ab, stösst sofort zur Erde nieder, aber nicht auf 2 vor ihm auffliegende Rebhühner, sondern auf ein dort schon im Vorjahr beobachtetes jetzt schön weisses grosses Wiesel (Hermelin). Es läuft auf mich zu, vom Bussard verfolgt, der aufs neue an dem Geländer Platz nimmt, aber wohl nur wegen meiner Nähe sich vor einem zweiten Angriff scheut. Dicht vor mir ist der Grabenübergang über den Bocksborn. Von meiner Seite eilt in diesem Augen- blick der erste von mir dies Jahr gesehene Haiisrotschwanz (ein graues Stück) auf das kleine Brückenloch zu, von der andern Seite kommt das Hermelin im Graben gelaufen und schlüpft zwei Meter vor mir in ein Mäuseloch. Das Rotschwänzchen fliegt immer ein Stückchen vor mir her, der Bussard streicht nach den Falken- 34 0- Kleinschniidt: bäumen, wo einige verlorene Federn zu beweisen scheinen, dass jetzt der Buteo statt Pen'grinus dort zu schlafen pflegt. Ich gehe atu Graben entlang. Sehe 3 . 8 . 20 . 30 Saatkr. die vielleicht mit zuletzt gezählten 66 identisch, wobei 1 Dohle und 2 Paare, die junge Saatkrähen oder Rabenkrähen sind und sich gesondert halten. Vielleicht besteht der ganze Flug aus Jungen, die nicht brüten?? Ein Landwirt sagt mir, dass hier vor 40 Jahren Erlen standen, auf denen eine kleine Saatkrähenkolonie war. Vielleicht darum noch die stete Vorliebe für diesen Platz. Sonst noch 1 . 1 Feldl. 1 Mot. alb. 2 . 2 Rebh. 5 Rotdrosselil und bei ihnen ein fortwährend lebhaft quäkendes Bergfliikeiimännclieii. (In derselben Pflaumen- baum-Gruppe im Oktober Bergfinken). Vor Dederstedt ein Sperber- weibchen. Es streicht auf den untern Ast eines Pflaumenbaums, 2 Krähen (Saat- oder Rabenkr.) setzen sich dicht darüber und jagen dicht hinter dem abstreichenden Sperber her (pfeilschnell mit dem Wind). Das Sonderbare dabei ist, dass zwei grosse zerfetzte, im Wind flatternde Lappen, die auf dem Baum gerade über dem Sitz des Sperbers hingen, diesen nicht zu stören schienen. 22. März 12. Ein Reguhis regiilus im Pfarrgarten. Heftiger Süd. + 13 C. Abends ^j^l nach H. Fast windstill. An den Falkenbäumen stimmungsvolles Frühlingsbild bei beginnender Dämmerung und letztem Abendrot. Gellende Rebhuhurufe bezeugen, dass das Ge- schlecht derer von Perdix trotz Peregrinus nicht dezimiert ist. Der Buteo hat sich einen der Bäume zur Nachtruhe gewählt, streicht ab, kehrt aber zurück. Aus dem Graben zu meinen Füssen tönt das Knurren eines Teichfrosches. Die laichenden Teichfrösche sind es vor allem, denen die einjährigen, noch nicht brütenden, sondern umherwandernden Bussarde fern vom Wald um diese Zeit nachzustellen pflegen, während die alten Paare mit dem Horstbau beschäftigt sind. Kein Eulenruf. Nur zweimal eine aufgescheuchte Feldl. neben mir laut werdend. Aus Wettin an d. Saale, von dem Brutplatz der Saatkrähen, er- halte ich vom 20. die Nachricht, dass die Krähen noch nicht fest beim Brüten sind, aber die Nester ausgepolstert und Eier gelegt haben. 23 März. Blaumeischen imd Mot. boarnla singen fleissig vorm Fenster. An den Obstbäumen hat man einige dürre Äste abgesägt, an denen Baumläufer und Meisen gern Insekten suchten. Gestern sah ich Motacilla alba sich au den Baumstamm klammern um ein Insekt abzu- nehmen, was recht ungewohnt aussah. Stichproben über den Vogelbestand des Kulturlandes. 35 24. III. 12. -f 11 C. Himmel bedeckt. Wind weht kräftig aus Ost, aber Wolken kommen aus Südwest. Mittags Süd. Wie nichtssagend ist da eine Feststellung der Windrichtung. ^j^S n. H. Morgenkonzert der singenden Vögel schon so reichhaltig, dass ent- fernteres Stimmengewirr schwer entwirrbar. Graua.: 6 mal. Feldl.: 4 mal. Haubenl.: 2 mal 1 u. 1 mal 2. Rebh.: 4 mal. Golda.: 3 mal notiert. Fink: 1 . 2. Grünling: 1.1.3. Mot, alb.: 2. 1 Krähe. 1 Bussard fern. 1 Turmfalk. 1 Amsel singt auf Feldbaum. 1 alt. Männchen von Erith. Domesticus auf einer Pappel vor H. schön (z. T. in ü-Tönen) singend trotz Regentropfen. ^/^lO zurück. Rot- schwänzchen an derselben Stelle, Haubenl. 2 Finken, 1 , 1 Graua. 2 Feldl. 2 Stieglitze (M. singend). 1 Feldl. 2 Bussarde (Buteo von unten auf Archibuteo stossend??) nach Nord. 2.1.1.1.1 Feld!, Haustauben seit früh auf Acker (ehem. Dünger aufpickend?) 1 Rauchfussbussard vor D. rüttelnd. 1 Graua. 1 Feldl. 1 Haubenl, Damit Schluss für heute, ich betrete die Dorfstrasse. Doch da tauchen über den Häusern drei Gestalten auf, deren Anblick den Beobachter stets mit einem Hochgefühl von Freude erfüllt. Das Glas am Auge lehne ich sofort regungslos an einem Eisenpfosten des Drahtzauns. Niedrig ziehen sie über mich hinweg, die mächtigen Grrosstrappen, das stolze Edelwild unserer Kultursteppe! Prächtig kann ich das zarte Grau und Weiss des Gefieders, die fein model- lierten kräftigen Köpfe und auffallend schlanken Hälse, die schweren Körper, die tief nach unten gekrümmten Schwingen bewundern, und kraftvoll tönt die Musik der rauschenden, harten Flügelschläge in mein Ohr, Noch einen Blick kann ich ihnen nachsenden, denn am Pfarrhoftor wartet schon ein Junge mit der stereotypen Frage: „Herr Pastor, können wir läuten?" Unser Bestand an Otis tarda beträgt zur Zeit 3 — 5, höchstens 8 Stück. Vor 30 Jahren zählte man einmal 54 auf einem Feld. Früher Avurde mehr Raps an- gebaut. Davon leben die Trappen im Winter vorzugsweise. Sie scheinen wieder zuzunehmen. Oder sehe ich sie nur zufällig öfter? 25. III. Früh singt ein Wintergoldhähnchen in ruhigem Sitzen vor meinem Fenster auf einem der Apfelbäume, darauf im Garten bei der Nahrungssuche. Erith. Domesticus singt im Dorf. Der erste Zilpzalp singt lange unsichtbar im Epheu, bis er sich endlich bequemt, hervorzukommen und sich dicht vor mich hinzusetzen. 26,111. 4-14C. Schön. Leichter SW. ^l^lln.B. Im Dorf (D.) 36 0. Kleiiischniidt: singen Zilpzalp, Hausrotschw. , Fink. Vorm Dorf so vielfaches Lerchenlied, dass ich die Sänger nicht zählen, sondern nur die dicht am Weg abfliegenden oder aufsteigenden 9 Stück notiere. Ein Pärchen Rabenkrähen auf der Erde, fern 4 Krähen auf der Erde kämpfend oder spielend (wohl Saatkr.). Zu den häufiger werdenden Arten gehören vor allem Homo und Equus, von ersterem zirka 50, von letzterem 22 auf einem Acker nicht weit von den Falkenbäumen. Auf diesen singt ein Grauammer. Prosaisch ! Aber auch das jetzige Gesamtbild, das belebte „Arbeitsfeld", hat seine Poesie, zu der besonders das prächtige Grün der Saatfelder beiträgt. 2 Graua. verfolgen sich in der Luft. Noch 2 singende und vor H. 14 -\- x! auf einem Baum. Auch davon lassen einzelne das immer gleiche perlende zick zick zick terirl (teriiii) hören. Noch 1 . 2 Finken, 1 Haubenl. — 1 alte Saatkr. einzeln hoch nach Ost. Rückweg ^1^2. Amsel und Fink singen, Grünlinge krähen im Dorf (H.). Bienen summen an den rötlichen Rüsterblüten. Feldlerchensang, soweit man hören kann. 9 nah am Weg einzeln notiert, desgl. 2.2.2.2.2 Rebh. Trupp von 18 -f- x Grau- ammern u. 1 Golda. auf Bäumen. Ob das Zugvögel sind oder noch nicht verteilte jüngere Stücke? (Genau wie bei Perdix?) 1 Graua. einzeln u. 1 Golda. 1 Mot. alb. Auf den Falkenbäumen noch eine einzelne cornix, auch eine Raben- od. junge Saatkr., beide ge- trennte Wege fliegend. Erith. Dornest, alt M. im Feld. 1 . 4 Feld- sperlinge. Ein altes Sperberraännchen mit schön blaugrauer Oberseite streicht vor mir durch die Obstbäume, einen Vogel in den deutlich nach vorn gewinkelten! Fängen. (Gleiches habe ich schon früher beim Sperber gesehen). Ich folge dem immer wieder auf Kopfpappeln aufbauinenden Raubvogel, der auf den Ästen sitzend die Beute vor sich hält und sehe ihn Immer wieder den Vogel mit nach vorn gewinkelten Fängen weitertragen. Er eilt nach dem Bach hinüber. Ihm folgend komme ich an einer merkwürdigen Vogelscheuche an Saatland (über das ich leider ein paar Schritte gehen muss) vorbei: ein Lappen und eine frische, tote Rebhenne! Ich gehe im Kreise. Die Leute auf dem Felde wundern sich gewiss über das landwirtschaftliche Interesse, das ihr Pastor den Kirchen- und sonstigen Ackern zuwendet. Hier verschwand der Sperber vorhin hinter den geköpften Weiden und Pappeln. Aber er muss sehr nahe sein, denn ängstlich, dünn und lang sitzt regungslos der Fink, der vor 5 Minuten so laut sein Stichproben über den Vogelbestand des Kulturlandes. 37 „ Würzgebühr " herausschmetterte. Eine Singdrossel hat sich förm- lich auf einem Pappelkopf verkrochen. Aber ebenso erschrocken, mit schirkendem Angstlaut schwebt plötzlich kaum 3 Schritte vor mir der schön ausgefärbte Sperber aus dem Bachbett mit leeren Fängen dem nächsten Baum zu und gleich weiter. Ganz unten, fast am Wasser liegt die Beute, ein toter Feldsperling.*) Schwingen, Schwanz und ein Teil der Rücken- und Brustfedern sind säuberlich ausgerupft, aber noch kein Bissen Fleisch ist be- rührt. Ich lege den Sperling wieder hin, damit Freund Nisus ihn wieder findet und nicht Ersatz zu fangen braucht. Und wenn er mehr Feldsperlinge fängt, schadets auch nichts, dann werden Nisthöhlen frei! Am Ende mag Nisus hier ganz im Sinn des modernen Vogelschutzes wirken! Kaum ist der Räuber weg, so schlägt der voreilige Fink schon wieder aus vollem Halse. Mit Feld- sperling, Fink, Feldl., 2 Rebh., Feldl., Fink, Kohlmeise, Bachstelze schliesst das heutige Bild, bei dem ich vieles nicht notiert habe. Im Garten höre ich vom Weidenlaubvogel ausser variiertem „Zilpzalp" aus grosser Nähe einen sehr leisen Flüstergesang. Mehrere weisse Bachstelzen jagen sich unter erregtem, richtigem Singen (d.h. im Fluge anhaltend und laut singend) in der Luft überm Garten umher. Des Abends endlich mal voller, lauter Amselsang nahe meinem Fenster. 27. III. 12. Endlich sind unsere Ringeltauben angekommen. Auch anderwärts habe ich von Col. palumbus vorher nichts bemerkt. Der Tauber sitzt 30 Schritt vom Hause auf der Spitze eines hohen Rotdorn- busches und juchzt sein gru gru grub gru grub. Unbekümmert um die ihn bewundernde Familie (ich stehe auf d. Balkon) fliegt er im Balzflug schwebend und die weissgeschmückten Flügel nach oben zusammen- klatschend in einem Bogen vor mir um das Haus zu dem Weibchen. Dieses sitzt auf einer der grossen Linden, die das Haus am Nordgiebel überragen. Beide streichen dann ab. Ihr vorjähriges Nest steht noch hoch im Lindengeäst. Die Winterstürme haben es diesmal nicht herab- geworfen. — Anscheinend immer noch derselbe Zilpzalp im Garten, denn er schiebt oft sich gleichsam übersprudelnd oder überhastend eine kurze, nur halblange Silbe ein (Schrittwechseltempo: „Zilp-zipp-Zalp" = „ — ^ — "). Abends das zweite Frühlingsgewitter. Fink, Kohl- meise und Feldsperlinge, die beiden ersteren sogar beim Gewitternahen, am Soltwedelschen Futterring, d. h. der Fink darunter auf der Erde. Nach dem Gewitter 2 Tannenmeisen auf der grossen Fichte am Haus und dann auf einer kleinen Fichte im Garten 1 Meter von meinem ') In den Fängen des Sperbers, der ihn im Flug an der Brustmitte oder nur 1 — 2 cm tiefer trug, sah er viel grösser aus, so dass ich eher eine Goldammer oder Lerche vermutet hätte. Vergl. Falco 1907, p. 24. 38 0. Kleinschmidt: Gesicht mit 3 Win tergoldhähnchen. Diese Hochwaldvög'el ignorieren den Menschen. Alljährlich mache ich die Beobachtung:, dass diese bei plötzlichem Unwetter ihren Zi;g' unterbrechend in die Gartenkoniferen einfallen. Beide Arten brüten hier nicht, Laubvögel auch nicht. Abends V47 Uhr veranstalten die weissen Bachstelzen, anscheinend die des ganzen Dorfs, wieder schwalbenartig umherfliegend ihren auffallenden lärmenden Sing r eigen. An dem heutigen warmen Tag war das Dorf den ganzen Tag von Vogelgesang erfüllt, durch den meist das Lied von Phylloscopus oder von Certhia brachydactyla hell hindurchklang, ohne dass Sperlingsstimmen viel störten. Abends schnickern im Garten mindestens drei Rotkehlchen (Durchzügler). 28. III. -|- 8V2. Lebhafter S.-W. Etwas Regen. V4II nach H. Im Pfarrgarten singender Zilpzalp, flüsterndes Finkenpärchen, singend. Golda. 1 Rotschwanz. Zaunkönig singt. Unterwegs: 1 . l Mot. alb. 1.1.1.1.1 Fink. 1 . 1 Golda. 2 Rotk. 2 . 2 Rebh. 1 Zaunk. 1 Schwarzamsel. 1.1.3 Feldsperl. Der vom Sperber vorgestern geschlagene ist verschwunden. 1 Rotschwanz. 1 . 1 Graua. 7 Einzellerchen und 4, die mit einem Haustaubenflug mir entgegen- stürmen. Sehe mich aber vergeblich nach einem verfolgenden Raubvogel um. Am Falkenplatz 28 -f- x Rotdrosseln. Auf den Falken-Bäumen eine Ringeltaube. Am Weg ein kranker Hase, der nicht von der Stelle kann. Was tun? Er ist hoffnungslos gelähmt. Es ist dieselbe Frage wie bei den von elektr. Starkstrom gelähmten Vögeln. Ich entschliesse mich ihn zu töten, damit er nicht von Krähen drangsaliert wird oder tagelang leidet. Die Angst vor dem Menschen mag dem Tier freilich furchtbarer sein, als viele Schmerzen, Ich habe hier zweifellos im Sinn der vom Waidmann und Tierschützler befolgten Praxis gehandelt, vielleicht nicht nach dem Buchstaben des Gesetzes. Ich schwanke oft, ob ich krank oder verletzt gefundene Tiere töten oder ihrem natürlichen Schick- sal überlassen soll, das vielleicht barmherziger ist, als es unserm Gefühl scheint. Das Vogelschutzgesetz hat hier eine Ausnahme vergessen, vielleicht mit Absicht, da sie von unlauteren Menschen zu Ausreden benutzt werden könnte. 2 Krähen. 1 Haubenlerche im grünen Saatfeld, nur der Kopf ragt über die Halme. Rückweg ^/„l. Regen hört auf. Vorm Dorf draussen 32 Sper- linge, meist Haussperlingsmännchen, wenige Weibchen und Feld- sperlinge auf einem Acker dicht beisammen Nahrung suchend und immer wieder daselbst einfallend. Brehm sagt, dass nur der Weiden- sperling (P. hispaniolensis) sich im Fluge geschlossen hält und Stichproben über den Vogelbestand des Kulturlandes. 39 dass dies kein andrer Sperling tut. Der Hase liegt noch unberührt. Finken endigen hier ihren Schlag alle mit „ Würzgebühr, " selten mit „Frühjahr". Ich zähle 1 . 1 . 1 . 1 . 4 . 12, einige auf dem kleinen Ackerstück (wo vorgestern das Rebhahn hing) mit Sperlingen und 27 Haustauben trotz der flatternden Scheuch-Tücher. Die machen gar keinen Eindruck. Haustauben sind jetzt die an Zahl vorherrschenden Vögel auf dem Felde an Stelle der fehlenden, wohl brütenden Saatkrähen. Überall laufen kleine oder grössere Gruppen umher. Ob das Saatgut und der Kunstdünger sie anlockt oder der Abzug der Wanderfalken sie sich aus den Dörfern mehr herauswagen lässt? — Gerade, als mich dieser Gedanke beschäftigt, kommt von den Falkenbäumen her niedrig über der Erde ein grosser, dunkler Peregrinus (wohl junges Weibchen) vorbei (nach Südwest). Da ich ihn fest im Auge und Glase behalte, kann ich nicht nach der Haustaubengruppe sehn. Ich kann nur feststellen, dass sie dem Falken gerade „im Wege", aber wie weggezaubert verschwunden war und dass der Wanderfalke sich nicht weiter um sie kümmerte, während Sperber und Weihen bei jeder Gelegen- heit auf alles stossen, was sich ihnen bietet. Es sind gleich wieder 7 Haustauben da. Grauammern: 1.1.1.3.1.1.1.1 singen z. T. auf der Erde. 2.1.2 Golda. 1.1.1.1.1.1.1.2 Feldl. 1 Grünl. 2 Rotdrosseln. Taufrösche laichen. Im Garten singt der Zilpzalp: „zilpzalpzilp zilpzalpzilp, zizizalp zizizalp, zilpzizalp zilp- zizalp, zalpzizi zalpzizi, metrisch ausgedrückt: , ; — ^-^ ^-'. Rotkehlchen schnickert. 29. März 12. ^1^1 abends nach H. Um 7 Uhr kommt ein Bussard oder Rauchfussbussard zur Nachtruhe zu den Falken- bäumen. Hase noch unberührt, Rebh.-Stimmen. 31. m. -f 7 C. SW. In rascher Wagenfahrt 10 Uhr n. H. 12 zurück, daher wenig gesehen. 2 . 1 Rebh, 1 . 1 Feldl. 1 . 2 Graua. 1 Raben (?) kr. 1 Hausrotschw. — Heimwärts 2 . 2 Rebh. 1.1. 1.1.1 Feldl. 2 u. 18! Graua. 2 Mot. alb. Nachmittags y^3 bei schön. Wetter -f- 12 C, Konfirmandenausflug nach Schochwitz (Krimpe). Vergl. 9. März! Gleicher Weg. Zigeuner- bande brät Igel und Schnecken. Gesehen: 6 Golda. 2 Blaum. 6 Kohlm. 23 Finken (einzeln u. bis 5). 4 Feldl. 14 Rebh. 12 Feldsperl. 6 Schwarzams. 1 C. brachyd. 6 Mot. alb. 2 Rotkehlch. 1 gr. Buntspecht. 8 Stare. 1 Braunelle duckt sich auf Weidenkopf. Endlich mal wieder den hier recht gemeinen Grünspecht gesehen. 3 Ringeltauben. Noch zweimal eine 40 Zug-Nachrichten. Nebelkrähe! 2 corone? Am Schochwitzer Sclilosspark 3 Fasanen, 1 Zilp- zalp, Singdrosselsang und eine Glanzkopf- Sumpfmeise, welche nicht monoton klappert, sondern ein oft wechselnd moduliertes „jüb jüb jüb" singt. Ich habe diese von Tischler in Falco 1907, pag. 78 sehr gut be- schriebene Singweise in Westdeutschland meiner Erinnerung nach nie gehört. In Dederstedt und Volkmaritz sah ich Sumpfmeisen (Glanzköpfe) nur selten und zwar auf dem Herbstzug. Scheuen sie unser zu offenes Gelände? In Schochwitz geht der Schlosspark in ein Feldgehölz, das Luppholz (nach einer Opferstätte des Götzen Lupp) über. Einmal sah ich sie in einem Feldgehölz am Saaleufer. Sonst fehlt sie hier. — In Krimpe blühen einige Aprikosenbäume. — Rückweg längs elektr. Stark- stromleitung. Nichts ausser ein paar fraglichen Brustfedern einer Lerche! In einem Saatfeld ein Ringfasan. Die erste Rauchschwalbe wird mir gemeldet: von 2 Kindern eine am 29. III. in einem Schaf stall in D., „ 1 Kind eine am 30. III. auf e. Acker vorm Dorf, „ 1 „ eine am 1. IV. in einem Kuhstall in D. gesehen. Kleinere Mitteilungen. St. Petersburg. Am 8. (21.) März kamen hier die Feldlerchen an, imi 13 Tage vor dem Durchschnittstermin laut Prof. Kaygorodoff. Dieser beob- achtete am 12. (25.) März „in der ersten Hälfte des Tages einen Massenzug singender Lerchen". Die Temperatur beträgt durchschnittlich -j- 3" R. 29. (16.) IIL 12. H. Grote. Helgoland. Der erste Saxlcola am 27. III. 12, aber kein altes d', anscheinend $ ad. Vogelwarte H. Eingehen von Schleiereulen im Winter. Ein auffallend zahlreiches Eingehen von Scheiereulen hat man auch anderwärts beobachtet. Am 6. 2. 12 schrieb mir Herr F. Engler aus Unterröblingen (Mansf. Seekreis): „In den kalten Tagen habe ich mehrere erfrorene Schleiereulen und einen erfrorenen Zaunkönig erhalten." In No. 38 der Deutschen Jägerzeitung vom 8. Febr. 1912, Seite 597 schreibt Herr Friedr. Lemme, zool. Präparator in Salz wedel: „In den letzten Tagen sind mir einige 30 Schleiereulen zum Prä- parieren übergeben." Auf Erkundigung erfuhr Herr L., dass sie tot im Freien gefunden seien. Auf S. 797 desselben Blattes berichtet die Vogelwarte Rossitten über ähnliches aus Ostpreussen. Herr Prof. Dr. Thienemann sah bei Herrn Präparator Kuck in Cranz „15 Schleiereulen, von denen 13 aus der Umgegend von Cranz und 2 aus Elbing in dem kurzen Zeitraum um Mitte Jauar 1912 eingeliefert waren". „Alle tot oder halbtot auf- gefunden", „in heruntergekommenem Körperzustande" (wie die hiesigen, während dies für Salzwedel verneint wird. 0. Kl.) Am 2. Nov. 1911 fand sich ein Stück bei Ulmeuhorst ein. Alle Ostpreussen waren unten gelb, nur ein Stück etwas heller. Herr Prof. Thienemann vermutet Massenzug. Man halte bei Präparatoren Umfrage! 0. Kl. FALCO. Achter Jahrgang. No. 4. Anglist 1912. 3Iappen zu Berajali. Im Laufe dieses Jahres erfolgt an alle Abonnenten Gratis- Lieferung der Mappe für Erithacus, Vor dem Einlegen müssen stets die grünen und roten Umschläge um ein weniges beschnitten werden, besonders oben und unten. Bevor in diesem Jahre mit dem Versand von Beraj ah -Mappen und -Heften begonnen wird, möchte ich die Leser bitten, mir Mitteilungen zu machen, wo Hefte oder Umschläge im vergangenen Jahre beschädigt angekommen sind, auch im Interesse des Werks Beschwerde bei der betreffenden Postanstalt zu erheben. 0. Kl. Berichtigung. In Heft 2, Seite 23, vorletzte Zeile lies N. statt S. Der Tanneiiliälierzug in Ostpreussen. Von F. Tischler. Nachdem erst im Jahre 1907 ein sehr starker Tannenhäherzug stattgefunden hatte, brachte uns der Herbst des Jahres 1911 wieder eine ungewöhnlich grosse Zahl dieser sibirischen Graste. Schon im Oktober 1910 waren einige Dünnschnäbler von Thienemann (J. f. 0. 1911, p. 659) bei Rossitten beobachtet und erlegt worden, und auch Präparator Schuchmann erhielt damals ein Stück aus dem Kreise Rössel. 1911 setzte der Zug schon recht früh ein. Czeczatka (Deutsch. Jägerztg. 1911, p. 809) bemerkte 2 Stücke bereits am 29. und 30. August bei Elchwalde am Rand des Zehlau- bruchs, und mein Vetter, Referendar Schütze, sah daselbst ein sehr vertrautes Exemplar ebenfalls am 30. August. Präparator Schuch- mann erhielt den ersten Ende August aus dem Kreise Gerdauen und Präparator Sondermann am 29. August aus dem Kreise Ragnit. Im September häufen sich die Erlegungsdaten. Techler ging der erste am 3. September zu. Auf der Kurischen Nehrung wurden die ersten nach Thienemann am 4. September bemerkt, und in Losgehnen bei Bartenstein schoss ich ein Stück am 10. September. Falco. 4 42 F. Tischler: Den Höhepunkt erreichte der Zug Ende September und Anfang Oktober, um dann allmählich schwächer zu werden und im Laufe des November völlig nachzulassen. Nur eine Angabe liegt noch aus dem Monat Dezember vor: Techler erhielt nämlich ein Stück noch am 18. Dezember von Gumbinnen. Das in Ostpreussen so fruchtbare Jahr 1911 mit seiner reichen Getreide- und Obsternte brachte uns im Herbste auch sehr viele Eicheln und Vogelbeeren. So fanden die Tannenhäher denn überall Nahrung in Fülle und verweilten stellenweise wohl auch längere Zeit. Auffallend häufig waren sie z. B. nach Forstmeister Brettmann im Forstrevier Rothebude, nach Hegemeister Wels in Astrawischken und nach Forstmeister Liebeneiner in Dingken. Sondermann schrieb mir aus dem Kreise Niederung, dass der Zug dort so stark war, wie er es noch nie beobachtet habe; man hätte Dutzende schiessen können. Die Präparatoren erhielten die Vögel massenhaft, so Reger etwa 40 — 50, Balzer über 40, Sondermann 36 (den letzten am 16. November) und Schuchmann etwa 20 Stücke. Bei Bartenstein und Heilsberg sah ich Tannenhäher öfters. Nachdem ich am 10. September in Losgehnen einen typischen jungen Schlankschnäbler geschossen hatte, wurde dort je ein weiteres Exemplar am 14. September, 2. Oktober und in der Zeit vom 11. — 14. Oktober beobachtet. Bei Gallingen sah ich ein Stück am 18. September auf Haselnüssen, und auch im Kreise Heils- berg zeigten sich die Vögel öfters, nämlich am 26. Oktober ein Stück im Simsertal, am 9. November zwei Stücke im Forstrevier Wichertshof und am 18. November ein ganz vertrautes Exemplar auf der Chaussee am Napratter Walde. Das letztgenannte Stück ge- langte während einer Treibjagd zur Beobachtung, die in Maraunen stattfand. Es suchte auf der Erde unter den Ebereschen nach Beeren und flog nach und nach fast die ganze Schützenlinie ent- lang; an meinen Stand kam es bis auf drei Schritte heran. Besonders lebhaft war der Durchzug nach Thienemann auf der Kurischen Nehrung. Am 4. September zeigten sich die ersten bei Rossitten; zwei Stück frassen in der Nähe des Dorfes Brombeeren. An den beiden folgenden Tagen fand ein grossartiger Zug zwischen Wald und Vordüne sowie über dem Walde nach der Seeseite zu statt. Mitunter erinnerte der Zug an den Herbstkrähenzug an den besten Tagen. Binnen weniger Minuten flogen 30 — 40 Tannen- häher über ein Gestell. In der Folgezeit wurden einzelne noch Der Taiinenhäherziig- in Ostpreussen. 43 vielfach bis zum November beobachtet. Bei Uhnenhorst sah Thienemann im Oktober einzelne fast an jedem Tage nach Süden ziehen, den letzten am 9. November. Im allgemeinen zeigt sich macrorhynchos in Ostpreussen sehr viel öfter, als man vielfach annimmt. Thienemann beobachtete Tannenhäher bei Rossitten in den Jahren 1899 (zuerst am 3. Ok- tober), 1900 (zuerst am 8. August), 1901 (am 30. Juli ein Stück, am 2. August zwei Stücke, am 23. August ein Stück), 1903 (zuerst am 18, September), 1907 (zuerst am 12. September), 1910 (zuerst am 5. Oktober) und 1911 (zuerst am 4. September). Mit Aus- nahme der im Juli und August 1901 und am 8. August 1900 ge- sehenen Vögel, die nicht erlegt wurden, also möglicherweise der in Ostpreussen brütenden Form angehörten, waren dies durchweg Dünnschnäbler. Bei Bartenstein bemerkte ich Tannenhäher in den Jahren 1896, 1899, 1900, 1902, 1903, 1907 und 1911. Mit Aus- nahme eines Stückes vom 21. September 1902, das nicht erlegt wurde und vielleicht ein Dickschnäbler war, gehörten wohl sämt- liche in Losgehnen beobachteten bezw. erlegten zu der sibirischen Form, die schon durch ihre grosse Vertrautheit sofort auffällt. Aus der Bartensteiner Gegend ist mir nur ein sicherer Dickschnäbler bekannt, den ich ausgestopft bei Herrn Gutsbesitzer Bilber-Hilff sah; im allgemeinen scheinen unsere ostpreussischen Tannenhäher Standvögel zu sein. Zwei Fragen bedürfen nun noch der Lösung. Wo bleiben die Tannenhäher, wenn sie uns verlassen, und wie gelangen sie wieder in ihr Brutgebiet zurück? Für Ostpreussen ist der Zeitpunkt des völligen Abzugs regelmässig Ende Oktober oder Anfang bis Mitte November. Winterbeobachtungen liegen überhaupt noch nicht vor, ebensowenig aber auch sichere Frühjahrsbeobachtungen. Ein irgendwie erheblicher Durchzug von sibirischen Tannenhähern im Frühjahr findet in Ostpreussen sicherlich nicht statt. Die von Fiückiger in Algerien gesammelten Yogel arten. Von 0. Kleinschmidt. 1. Passer tiiigitanus Loche. „ bergeri Zedlitz. „ flückigeri Klschdt. „ hispaniolensis (Temm.). 2. Petronia barbara Erl. 3. Fringilla africana Lev. 4. Coccothranstes buvryi Gab. 5. Chloris aurantiiventris (Gab.). 44 0. Kleinschmidt: 6. Carduelis africanus (Hartert). 43. Erithacus phoenicurus (L.). 7. Serinus seriniis (L.). „ algeriensis Klschdt. 8. Erythrospiza zedlitzi Neum. 44. „ moussieri (O.-G.). 9. Loxia polyogyna Whit. 45. Turdus algirus (Mad.). 10. Emberiza calandra L. „ mauritanicus Hart.(?) 11. „ africana Le Roi. 46. „ deichleri Erl. 12. „ cirlus L. 47. Cinclus minor Tristr. 13. „ sahari Lev. 48. Troglodytes kabylorum Hart. 14. Alauda cinerea Ehmcke. 49. Agrobates galactodes (Temm.). harterti Whit. 50. Scotocerca saharae (Loche). 15. Galerida harterti Erl. 51. Cisticola arquata (Müll.). „ hilgerti Rothsch. und 52. Acrocephalus polyglott(a Vieill.). Hart. 53. Sylvia hortensis (Gm!). ., deichleri Erl. 54. „ communis Lath. 16. „ arenicola Tristr. 55. „ melanocephala (Gm.). 17. LuUula harterti Hilg. 56. „ inornata Tsch. 18. Ramphocorys clot-bey Bp. 57. „ conspicillata Temm. 19. Melanocorypha calandra (L.) 58. „ deserticola Tristr. 20. Calandrella brachydactyla 59. Phj^lloscopus erlaugeri Hart. (LeisL). CO. bonelli (Vieill.). 21. „ minor (Gab.). 61. collybita (Vieill.). 22. Ammomanes algeriensis Sharpe. 62. „ Fitis acredula (L.). 23. „ arenicolor (Sund.). „ Fitis (flaviventris)? 24. Alaemon alaudipes (Desf.). 63. Parus excelsus Buvry. 25. Anthus campestris (L.). 64. „ ultramarinus Bp. 26. „ spinoletta (L.). 65. „ ledouci Malh. 27. Motacilla flava subsp. 66. Certhia mauritanica With. 28. Hirnndo meridionalis Hart. 67. Corvus tingitanus Irby. 29. „ rustica L. 68. Pyrrhocorax pyrrhocorax (L.). 30. Muscicapa speculigera Bp. 69. Crarrulus lambessae form. nov. 31. striata (Fall.). 70. Pica mauritanica Malh. 32. Lanius algeriensis Less. 71. Alcedo spatzi Kg. „ elegans Swains. 72. Merops apiaster L. 33. ., Senator (subsp?). 73. Upupa epops L. ,, badius Hartl. 74. Dryobates ledouci (Malh.). „ flückigeri Klschdt. 75. Apus melba (L.). 34. Saxicola rubicola (L.). 76. Strix mauritanica (With.). 35. „ spatzi (Erl.). 77. Athene intercedens C. L. Brm. 36. „ seebohmi Dixon. „ saharae (Klschdt.). „ oenanthe (L.). 78, Neophron percnopterus (L.) 37. ., hispanica L. 79. Gypaetos atlantis Erl. xanthomelaenaH. &E . 80. Gyps (occidentalis?) 38. homochroa Tristr. 81. Milvus reichenowi Erl. 39. ., halophila Tristr. 82. Circaetus gallicus (Gm.). 40. moesta (Licht). 83. Falco punicus Lev. 41. „ syenitica (Heugl.). 84. „ jugurtha Hart. & Neum. 42. Monticola saxatilis (L.). 85. „ tinnunculus L. Die von Flückiger in Algerien gesammelten Vogelarten. 45 86. Columba oenas L. 87. Caccabis spatzi Reichenow. 88. Houbara iindulata (Jacquin). 89. Tringa glareola L. Bemerkungen zu vorstehender Liste. Passer. Die Haus- und Palmensperlinge Nordafrikas sind durch die Kultur (nicht nur durch die moderne, sondern wohl z. T. schon durch die antik- römische) vermischte Formen desselben Vogels, aber es spielen noch ganz andere Gesichtspunkte mit hinein. Rothschild und Hartert bilden (Novit. Zool. 1911 PI. XI) 20 Sperlingsköpfe ab, welche die mannigfache Mischung von Schwarz, Grau und Rot auf dem Scheitel darstellen. Grau auf dem Scheitel kann aber beim Palmensperling (Weidensperling) auch ohne domesticus -Vermischung auftreten. Ein sardinischer Albino und ein nordalgerisches hahnen- fedriges Weibchen, dass ich Herrn Schlüter verdanke, haben graue Scheitelmitte. Letzteres stimmt zur Beschreibung von Passer griseigularis. Ich vermute, dass Passer griseigularis und enigmaticus weiter nichts sind, als hahnenfedrige Weibchen (in der Ausbildung verzögerte Fremdkleider) von Passer hispaniolensis transcaspicus (oder Passer domesticus indicus. Auch unter den vielen von Flückiger ge- sammelten Sperlings Weibchen befindet sich eines mit beginnender Hahnen fedrigkeit. Von Tripolis besitze ich ein auffallend lichtes, schwach hahnenfedriges Weibchen ohne rote Kopfseiten. Gibt es hahnenfedrige Weibchen von Passer domesticus? — Schwarze Flecken auf dem Scheitel kommen auch bei den reinblütigen sardinischen Weidensperlingen vor, ebenso graue Säume. Wenn wirklich die südalgerischen reinen Weidensperlinge heller sind, wie Rothschild und Hartert annehmen, was mir aber zweifelhaft geworden ist, so muss flückigeri nach Typus und Urbeschreibung vielleicht auf diese gedeutet werden und nicht auf Bastarde. Der Typus hat schwache Seitenstreifen, freilich etwas rötlichen Rücken. Aber dies findet sich auch bei dem reinblütigen Sardinier. Berührung und Mischung mit italiae zur Zeit des alten Rom oder in früheren erdgeschichtlichen Epochen ist nicht ganz aus- geschlossen. Ich besitze übrigens einen reinen italiae mit schwacher Seitenstreifung. Ganz unberechtigt war Erlangers Vereinigung von hispaniolensis mit italiae nicht. 46 0- Kleinsclimidt: Passer ahasver steht domesticus viel näher als flückigeri und kann, solange nicht reiches Material aus Marrakesch vorliegt, nicht mit einzelnen ähnlich gefärbten algerischen Vögeln in Verbindung gebracht werden. Das Katalogsystem stellt Namen und damit Fragen auf. Das Natursystem arbeitet an ihrer Deutung, aber wir sind trotz Flückigers Fleiss und trotz der 174 algerischen Spatzen in Tring noch weit von der Möglichkeit, die , Naturgeschichte" des gemeinen Sperlings schreiben zu können, entfernt. Masse von Flückigers Vögeln : c/c/ 3X8,5; 3X8,4; 5X8,3; 6X8,2; 8x8,1; 19x8,0; 10X7,9; 4X7,8; 3X7,7. $$ 1X8,35!! 2X8,0; 6X7,9; 11X7,8; 7X7,7; 8X7,6; 4X7,5; 1X7,4. Am See Mertgega bei Touggourt machte Flückiger eine sehr bemerkenswerte Beobachtung. Sein Tagebuch enthält darüber folgendes: „26. März (1904). Abends nach See Mertgega. Gewaltige Flüge Passer im Schilf gesehen, ca. 20 erlegt, nur 12 gefunden. Alles erlegte ^ $ . 31. März. Nachmittags nach Mertgega gegangen. 6 km südlich Touggourt. Wieder grosse Schwärme Passer gesehen. Waren alle im Schilf und flogen stets über dem Wasser (d. h. wenn aufgescheucht). Keinen erlegt. 2. April. Auf die Jagd in die Oase Touggourt. 24 Stück Vögel erlegt, meistens Passer cTcs^ welche „paarig" waren." Wie sind diese Beobachtungen Flückigers zu deuten? Die Weibchen aus dem Schilf halte ich wegen ihrer meist streifigen Seiten für reine Weidensperlinge. Von den Oasen -Männchen vom 2, 4. hat nur eins stark gestreifte Seiten. Haben wir es mit teilweise doch getrennter Lebensweise und Brutzeit von flückigeri (sensu restricto) und bergeri zu tun ? Handelt es sich um Schlaf- plätze oder um rastende Wanderscharen nördlicher wohnender hispaniolensis? Ein cf hat noch ganz hellen Schnabel. Flückiger bemerkte am 24. März östlich von Touggourt, dass dort immer Sperlinge „in das Gesträuch am Oasenrand und in die Palmen kamen, von den nahen Dörfern her, wo sie wahrscheinlich brüten. Kamen wahrscheinlich dorthin, um zu trinken, da Wasser vorhanden war." Die von Flückiger in Algerien gesammelten Vogelarten. 47 Da es noch reine Weidensperlinge (bei Touggourt nur auf dem Zug?? — südlich des Atlas in etwas hellerer Form??) in Algerien gibt, muss es noch abgesonderte Brutplätze (Kolonien) oder teil- weise noch trennende Lebensgewohnheiten geben. Von 60 Männchen können nur 11 als Vögel von reinem hispanio- lensis-Charakter (Seiten deutlich gestreift und Rücken ohne Rot) bezeichnet werden. Petronia. Die von Kollibay nach Flückigers Material be- schriebene Form algeriensis mag auf Erdbestäubung beruhen. Ein Tripolis -Stück ist dagegen ganz merkwürdig licht. In Färbung und Massen fand ich zwischen Kerrata- und Lambese -Vögeln keinen unterschied, beide bald hell, bald dunkel, beide bis 10,3 (aber ein Böne- Stück meiner Sammlung 10,5). Angaben in der Literatur zu niedrig. Fringilla africaua. Hartert gibt 9,1 — 9,4 Fiügellänge an. Das kleinste Kerrata- Männchen hat 8,8, das grösste Lambessa- Männchen 9,7. Vögel von Mogador und Marrakesch kann ich nicht mit africana vereinigen, wie dies neuerdings Rothschild und Hartert tun. Andrerseits sind sie grösser als der bis auf 8,3 heruntergehende Nordmarokkaner (koenigi). Weisse Schaftflecken finde ich bei europäischen Finken an zwei oder drei seitlichen Schwanzfedern, bei Nordmarokkanern an drei, bei Südmarokkanern ausgeprägter an drei, bei Nordalgeriern (Kerrata) an vier, bei Lambessa- Vögeln au vier bis fünf, beim Tunesen (spodiogenys) an fünf seitlichen Schwanzfedern. So gut wie die südmarokkanischen Amseln, Häher usw., verdient wohl auch der Fink eine Sonderung. Erst prüfe man in anderen Sammlungen nach. Oalerida. Die Thekla- Lerchen, die ich Falco 1907, pag. 10 „ Schlüter! , harterti? superflua?" nannte, nennen Rothschild und Hartert: „harterti, dunklere hilgerti, hellere hilgerti (neuer Name)", was ich gut heisse. Für weitere Studien scheint es mir beachtenswert, dass auch ich von Böne eine Reihe besitze, die all diese Färbungen umfasst. (Hartert bezv?-eifelt, wie auch ich, Genauigkeit des Fundorts.) Ich besitze noch einen Brief von Carlo von Erlanger vom 10. Februar 1899, worin er in seiner temperamentvollen Weise über die Haubenlerchen des „grünen" Gebiets schreibt. Er glaubte, von einem Händler betrogen zu sein. Die von diesem erhaltenen ost- tunesischen Stücke erschienen ihm nach Vergleich mit je einem 48 0. Kleinschmidt: selbstgesammelten westtunesischen Stück so hell, dass er meinte, sie müssten aus Gebiet II sein. Er bestellte sofort weitere zur Nachprüfung und nahm nachher den Typus von harterti doch aus diesen lichten Stücken. Von superflua oder hilgerti bleiben diese weit entfernt, aber wenn man hilgerti von superflua zu trennen wagt, dürfte ein er- neutes Vergleichen von östlichen und westlichen harterti anzuregen sein. Ich habe den Eindruck, als ob die hellen Stücke von tune- sischen harterti rötlicher, die von algerischen gelblicher wären. Rothschild, Hartert und Hilgert fanden in Südwestalgerien die rote carolinae teilweise neben dunkleren Langschnäbeln (macro- rhyncha). Die grauen tunesischen carolinae waren Hilgerts und meiner Aufmerksamkeit nicht entgangen (cf. Nov. 1902, p. 491), wie ich aus einer Notiz ersehe. Wir deuteten sie aber als Grenz- stücke (s. Erlangers Karte). Die westliche variablere carolinae muss vielleicht später benannt werden, wenn sie von südlichen ruficolor klar verschieden ist und mit der tunesischen carolinae nicht in Zusammenhang steht. Es wohnen also in Ostalgerien: von Alauda Galerita: carthaginis (1 Stück Bone in meiner Sammlung), Verbreitungslücke? — Von Biskra an: arenicola (nörd- lich gleichgefärbt mit gafsae, südlich auch?), von Alauda Thekla: harterti (ganz typisch?), hilgerti (in 2 Abstufungen?), Verbreitungslücke, deichleri, in Westalgerien von Nord nach Süd: von Alauda Galerita: Verbreitungslücke (?), macrorhyncha, randonii, von Alauda Thekla: harterti (Medeah Tring-Museum) Ver- breitungslücke? forma = carolinae (wenn nicht anschliessende neue Nachbarform von ruficolor). Kurz gesagt im Zentrum von Nordafrika geht die hellere Färbung mehr nach Norden, als im Westen und Osten. Ganz zutreffend scheint es mir nicht, wenn Hartert der zentral- europäischen Haubenlerche nur kurze Singflüge zuschreibt. Ramphocorys. Meine Messungen an einer stattlichen Reihe stimmen aufs Haar mit Rothschilds und Harterts Ergebnis (11,9 bis 13,0) überein. Anthus spiiioletta. Ein kleines $ 4. Febr. 03. Biskra, von wo auch das Tring-Museum einen Dezember- Vogel besitzt. Faico, 1912. Tafel I. 3. 291 Erde •^^'°•■^^^• 234 'i steiniger Boden 308 Acker 11 '^- steiniges Batna '^ Gelände , ^^^ 10 ^' ^PP^^ desgl. 7 u. 8 desgl. Fundort von Alauda Thekla harterti (schlüteri?) Fundort der dunkleren Stücke von Alauda Thekla hiügerti Küste nördlich vom Atlas 7. >>!?^^-^ ,-.^1 grober Siskra 8. 219 Staub Fundort von Alauda Galeriia arenicola (gaf sae ?) südlich vom Atlas 70 u. 71 Sand von steinig. Gelände Kef-el-Dor ^""^^"^ ^'^n A. Th. deichleri 10. 11. 93 Sumpf- Tuggurt boden i 101 i Ä (Meriega) Fundort von Alauda Galerita arenicola Sahara Erd- und Sandproben aus Algerien, gesammelt von E. Fiückiger. (cf. Falco 1912, pag. 48; auch 1907, p. 13—17; 1909, p. 25.) Die von Flückiger in Algerien gesammelten Vogelarten. 49 Hirundo. Zum Unterschied europäischer und algerischer Mehlschwalben (cf. Falco 1910, pag. 20): Ein hier bei Dederstedt in diesem Jahre bei Hagelwetter verunglückter Vogel hat sogar 11,6 Flügellänge. Miiscicapa striata. Ein Pärchen vom 25. 5. Kerrata hat etwas hellen Rücken und stumpfen Flügel, ist aber sonst wie deutsche Vögel, während ein spanisches Stück meiner Sammlung einen riesigen Schnabel hat, manche südfranzösische Sardiniern ähneln, und Griechen sehr dunkel scheinen. Ob wirklich Brutvösrel? Lauius flückigeri. Hinsichtlich des Rotkopfwürgers muss ich Rothschild und Hartert leider auf das allerenergischste wider- sprechen. Sie vereinigen alle nord afrikanischen Vögel (zwei badius ausgenommen) mit Senator. L. flückigeri kann aber nur mit niloticus verwechselt werden. Die genannten Autoren haben badius am 5. Mai bei Lambese gefunden und am 18. April bei Biskra. Flückiger sammelte ein schönes altes cf von badius am 13. April 04 bei Biskra. Das sind Durchzugs- nicht Brut- vögel. Was „bei Batna und nördlich von Batna" brütet, weiss ich noch nicht genau, anscheinend in der Tat ein unserem Senator und den Südeuropäern (Spaniern) ähnlicher Vogel*) (möglicherweise untermischt mit badius?). Bei flückigeri handelt es sich um die Vögel, die südlich von Batna brüten. Ich würde annehmen, was auch keineswegs ganz ausgeschlossen ist, dass niloticus und ihm ähnliche Osteuropäer durch Südalgerien und Tunis ziehen, wenn mich nicht die überaus lichten alten Juni-Stücke von Lambese überzeugten, dass tatsächlich diese merkwürdigen, *) Bei einem im letzten Maidrittel bei Kerrata erlegten (jetzt wohl im Tring- Museum befindlichen?) Stück, das übrigens auffallend kurz- und dickschnäblig war, fand ich von den längsten Oberschwanzdeckfedern eine frisch vermausert. Sie war grau. Die entsprechende Feder kommt aber dort wohl bei andern Stücken auch weiss vor. Bei westdeutschen Vögeln sind diese leicht ausfallenden Federn frisch oft grau oder grau und schwarz, bei flückigeri reinweiss oder hellgrau, oft ockergelb angeflogen. Natürlich kann bei diesen den Übergang zur Schwanz- farbe vermittelnden Federn weiteste individuelle Variation sozusagen der einzelnen Feder eintreten. Für das beliebte aber unnatürliche Pro- krustesbett einer scharfen Diagnose ist natürlich auch dies Merkmal ungeeignet. Ich besitze ein sardinisches, altes Männchen von badius mit schwarzgeschuppter Kehle. Das passt zu keiner Besehreibung und zeigt doch den Charakter von badius am ausgeprägtesten. 50 0- Kleinschmidt: Hartert und Rothschild offenbar ganz unbekannten Vögel in (Süd- !) Algerien brüten. Ein genaues Vergleichen der Erlangerschen Tunesen wird für Zweifler sehr lehrreich sein. Es müssen nicht nur die Fundorte, sondern auch fragliche Zugvögel und sichere Brutvögel (Junivögel), jüngere und mehrjährige Männchen ausein- ander gehalten werden. Alle Namen sind Mittel zu gegenseitiger Verständigung und Erfahrungserweiterung (experimenta) über erd- uad rassengeschicht- liche Tatsachen. Das dürfte in diesem Fall besonders deutlich werden. Ein Schluss über alle derzeitige Erfahrung hinaus ist jede Neubenennung, insofern man nicht alle Individuen vorher unter- suchen kann. Im wissenschaftlichen Sprachgebrauch bezeichnet aber „Experiment" das Gegenteil von dem, was es im landläufigen Sinne bedeutet, nämlich kein Umhertappen, sondern geordneten Gang der Wissenschaft. Auch ich hasse es, wenn in Menge neue Formen beschrieben werden, damit andere nach mühseliger Nachprüfung vielleicht ein paar Weizenkörner neben vieler Spreu davon aussieben. Ich halte auch nicht die Benennung jeder kleinen Abweichung für nötig. Aus der Seele ist es mir gesprochen, dass keine Theorie das schlichte Bild der Tatsachen trüben darf. Aber was ich Falco 1907, p. 68 nach deutlicher Betonung der , Terra typica" wohl überlegt gesagt habe, bleibt bestehen. Jene Bemerkung bezog sich auf eine An- sicht von W. Schuster über zeitweilige Häufigkeit des Rotkopfs in Deutschland. Zugleich sollte sie ein Trost für jene Gemüter sein, welche systematischen Rassestudien keinen Geschmack abge- winnen können, zumal, wenn es sich nur um eine schwankende Stirnbinde und zwei kleine Federchen über der Schwanzwurzel handelt. Meine damals vorsichtig verschwiegene Vermutung, dass es sich um eine auf Südalgerien beschränkte Form handelt und dass in der Verkennung dieser Tatsache der Grund des endlosen Hin- und Herstreitens über den „Lanius rutilans" liegt, hat sich bestätigt. Mein „Experiment" ist gelungen. Turdus algiriis und mauritanicus. Auch bei den Amseln ist ein altes Lambese-Pärchen der südlichen Form mauritanicus so ähnlieh und von einem Kerrata- Vogel so sehr verschieden, dass ich es trotz ein paar fehlender Millimeter Schwanzlänge q^ Flügel 13,0, Die von Flückiger iu Algerien g'esammelten Vogelarten. 51 Schwanz 12,0, $ Flügel 12,0, Schwanz 10,9 (n. Meth. Harterts gemessen) zu mauritanicus zu stellen geneigt bin. Phylloscopus FitiSo Ich habe ein Stück vom 26. 4. 03 von Biskra mit 7,3 Flügellänge notiert, das wäre die Maximal- Grösse des schwedischen acredula (L.), dagegen zeigt ein Zug- Vogel vom 28. 3. 04 von Touggourt eine so warm ins bräunlichgelbe ziehende Oberseite, wie ich sie an den graugrünen deutschen Frühjahrs- vögeln nie bemerkt habe. Sollte die Farbe so rasch ausbleichen? Also auch hier viel spätere Zugzeit der grösseren nordischen Vögel und frühere Zugzeit der nomenklatorisch noch nicht geregelten südwestlichen Form oder Formen. Parus excelsiis. Vier Lambese-Vögel auffallend gross: 8,0; 7,95 (gepaartes Paar); 8,0 . 7,9. Parus ultramarinus. Ein Lambessa- Vogel gross: 6,8. Certhia mauritaiiica. Von 2 mir noch vorliegenden Stücken hat das eine die von Rotschild und Hartert erwähnte Schwingen- zeichnung. Pyrrhocorax. Der einzige von Flückiger gesammelte Vogel, ein altes Männchen (Mus, Magdeburg), hat, vielleicht nur zufällig, auffallend längeren Schnabel als eine Anzahl gleichalter Kaukasus- Exemplare. (xarrulus lambessae forma noya. Flückiger hat auf beiden Reisen Häher gesammelt, von denen ich kürzlich 6 Südalgerier gemeinschaftlich mit Herrn Hans Kurella eingehend untersuchte und mit Tunesischen von Schlüter erhaltenen Vögeln verglicli. Um mich nicht durch verschiedene Präparation täuschen zu lassen, habe ich soeben noch die Erlangerschen Bälge, darunter die von Hilgert präparierten Stücke verglichen. Resultat: Lambese-Vögel und Tunesen zeigen überaus deutlich und konstant die Unterschiede, die von Tschusi angibt. Ich staune, dass Hartert die Charakteristik des G. g. koenigi, ein Meisterwerk einer klaren, sorgfältigen Beschreibung nicht gelten lassen will und koenigi mit Südalgeriern vereint. Der Grund liegt darin, dass der nordalgerische cervicalis eine Mittelstellung ein- nimmt. Er stimmt trotz der grossen Nähe nicht mit dem Tunesier völlig überein. Er hat zwar dessen lichte Färbung, aber immer noch, wenn auch in massigem und schwankendem Grade jene ring- förmige Ausdehnung der Rückenfarbe auf den Vorderhals, welche in weit stärkerer Ausbildung den Lambese- Vogel (G. cervicalis 52 0. Kleinschmidt: lambessae) am einfachsten charakterisiert. G. c. koenigi hat diesen braunen Vorderhalsring nur in der Jugend, Ein Nestkleid von lambessae vom Cheliah ist wohl nicht ganz zufällig etwas dunkler als 2 gleichalte koenigi, besonders deutlich an der braunen Tertiär- schwinge, bezüglich deren ich von Tschusis Befund auch an allen alten Stücken bestätigt finde. Auf den dunklen Kehl fleck und die Grrösse ist weniger Gewicht zu legen, doch erreichen auch meine Lambessa- Vögel (bis 18,5) nicht ganz die Grösse von koenigi (bis 19,0), Mag das , Katalog-System" lambessae und koenigi wenig achten, weil beide der zuerst beschriebenen Mittelform cervicalis nahestehen. Das „Natursystem" muss gegen Verschleierung der wichtigen Extreme protestieren. Ihm ist cervicalis (!) nur eine subtile nebensächliche Zwischenform, Alcedo spatzi. Ich finde Harterts Grössenangaben für Nord- afrikaner (Marokko!) gegenüber Ägyptern bestätigt. In der Schnabel- form kann ich bis Sibirien keinen Unterschied finden. Eingeborene brachten Flückiger ein Weibchen mit der Behauptung, dasselbe sei von Bienen getötet worden, Merops apiaster. Drei alte Nordafrikaner meiner Sammlung haben die Stirnseiten mehr grünlich, das Stirnband mehr gelb und weiss mit wenigen blauen Federchen, drei östliche echte apiaster die Stirnseiten mehr bläulich, das Stirnband mehr blau und weiss mit wenigen gelblichen Federchen, Ist dieser Unterschied nur zufällig und individuell? Strix maiiritanica. Vom nordafrikanischen Waldkauz fand Flückiger nur eine Schwungfeder. Ein Balg, den ich besitze, zeigt starke Bänderung, doch gleicht ihm ein deutsches Stück meiner Sammlung vollkommen. Sehr auffällig ist mir dagegen bei dem algerischen Vogel die dünne Befiederung der Fänge, die von den dicken Fausthandschuhen der nordischen Waldkäuze sehr abweicht. Leider entbehrt mein Stück der Jahreszeit-Angabe. Athene saharae. Vor mir liegt eine schöne Serie von vier bei Biskra und zwei bei Moulaina durch Flückiger gesammelten Stücken. (Ein Kerrata -Vogel ist grauer und dunkler.) Da ich sie mit einer Serie von Südmarokkanern und zudem Vögel aus gleichen Jahreszeiten im frischen Gefieder (!) vergleichen kann, ist der Unterschied völlig sicher. Die Marokkaner sind viel dunkler. Selbst die dunkelsten saharae sind noch einen Stich fahler als Die von Flückiger in Algerien gesammelten Vogelarten. 53 die hellsten ruficolor. Die Vereinigung aller nordafrikanischen und egyptischen Steinkäuze ist bequem, aber falsch. Tyto. Schleiereulen hat Flückiger nur gesehen. Rothschild und Hartert wollen alle weissen Schleiereulen vom Mittelmeer bis England unter den Namen alba (Scop.) zwängen. Zum mindesten verdienen Süd- marokkaner und Engländer einen neuen Namen. Ich habe kürzlieh meine Stücke genau mit sechs englischen und dem schönen italienischen Material der Coli, von Erlanger verglichen. Auch in der vortrefflichen Hand-List of British Birds hat Hartert der englischen Schleiereule keinen Namen zu geben gewagt, obschon diese oben nur zart mit grau ge- zeichnete und unten selbst in dunkleren Exemplaren nur zart gefleckte Form benannt werden muss. Italiener ähneln ihr nur in einzelneu Stücken. Ein wichtiger Charakter ist bei Schleiereulen die Tarsenlänge, an Bälgen leider nicht immer genau messbar. Scharf vom hinteren Knochenhöcker im bezw. unterm Fersengelenk bis zum Gelenk der Innenzehe messe ich beim indischen und Madagaskar -Vogel 6,6, beim Sennar -Vogel 6,3, bei Marokko -Vögeln 5,9—6,1, bei Sardiniern 5,7—6,2, bei Italienern 5,7—6,0 (einmal freilich undeutlich 5,3), bei deutsehen etwa 5,6—6,0, bei englischen bis jetzt 5,3 — 5,65 cm. Oypaetos atlantis. Das von Flückiger erlegte Stück, jetzt im Tring-Museum , hat bis zu den Zehen befiederte Tarsen. Da die Natur sich nicht nach unseren Wünschen richtet, müssen wir uns nach der Natur richten. Das geht sehr leicht, wenn man statt „diagnostischer Charaktere", die Variationsgrenzen nach Heimats- bezirken feststellt. Viele brechen die Untersuchung da ab, wo sie anfängt, interessant zu werden. Flückigers Tagebuch schildert fesselnd die Erbeutung des Vogels und das schnurrende Fluggeräusch, das er zeitweilig ein- setzend von diesem und später ebenso von einem andern dicht über seinem Versteck schwebenden Lämmergeier hörte. Gryps (occidentalis?). Flückiger erlegte mit einem Doppel- schuss drei Stück auf einmal, wovon ein schönes altes Männchen sich im Berliner Museum befindet. (Vergl. Falco 1908, p. 44 und Hartert in Hand -List of British Birds p. 120). Ich sah von Sar- dinien oder Nordafrika noch kein Exemplar von der Färbung des Journ. f. Ornith. 1904, Taf. I, Fig. 1 von Erlanger abgebildeten östlichen Stücks. Hartert „scheinen" Perser (fulvus) und West- europäer nicht trennbar. Milvus reichenowi. Rothschild und Hartert erkennen die Form nicht an. Aber meine deutschen schwarzen Milane haben 44 — 48 cm, die nordafrikanischen nach meinen und Erlangers 54 0- Kleinschmidt: Messungen 41 — 46 cm Flügellänge. Russische korscbun habe ich noch nicht genauer mit beiden verglichen. Falco jiigurtha. Von einem gepaarten Paar das Männchen sehr licht, das Weibchen wie ein normal helles „subbuteo"- Weibchen. Falco tinnuiiculus. Sehr lichtes cT ad. SteiiLidler und Bussarde hat Flückiger nicht gesammelt. Von ersteren besitze ich eine Anzahl durch Spatz für mich gesammelter Brustbeine aus Tunesien, die alle ziemlich klein sind. „Doch habe ich zurzeit nur zwei Brustbeine europäischer „chrysaetos" zum Vergleich. Die Auffassung von Buteo cirtensis als Form von ferox bedarf noch der Nachiirüfung an kaukasischem Material. Ich besitze von dort unter anderen Stücken einen kleinen Steppen-Bussard mit ferox- Färbung und einen sonst zimmermannae ähnlichen Vogel mit fast nn- gebändertem Schwanz, d. h. nur einer Endbinde. Einige Arten, wie Caprimulgus, die ich nur flüchtig gesehen und nicht genauer untersucht habe, habe ich weggelassen. Es ist aber imter diesen kaum ein wichtiges Stück. Zoogeographie und Palaeogeographie werden in Nordafrika ein dankbares Gebiet finden, um ihre Resultate zu vergleichen und dabei beide ihren Blick zugleich nach dem Orient richten müssen. Vielleicht heisst es aber auch hier noch vorläufig für ein Weilchen: „Forschet beide getrennt, So wird die Wahrheit erkannt!" Stichproben über den Yogelbestand des Kulturlandes. Von 0. K 1 e i n s c h m i d t. (Fortsetzung von S. 40.) 1. April 12. -f 11 feuchter Süd. V48 früh nach H. 1 Grünl. 1 Zaunk. 1 -|- X Feldsperl. 12 einzelne Feldl. und weitere, deren Lieder fem ineinander verschwimmen, an einer Stelle 3, wovon 2 in d. Luft kämpften. 3 Graua. 2.2.2.2 Rebh. 1 . 2 Finken. Gross. Flug Haustaub. 1 Hausrotschw. alt. M. niedrig n. Ost. auf Baum mitten i. Feld. 1 Rabenkr. schreit u. vielen Bücklingen Kräh. 8 Saatkr. auch Dohlen in d. Luft. 4 Hänflinge, 1 Mot. alb. — Rückwärts 9 Uhr. 1 . 1 Hausrotschw. 2.1.2.2.1.1 Golda. 3 Graua. 1 Grünl, 58 Haustaub. 26 Saatkr. (rufen Krähk, junge?). 2.3.1.1.1.1.1 Finken. 7 Feldl. 2.2.2.2.2.2 Rebh. 2 gepaarte Rabenkr. 1 . 1 Feldsperl. 1 Mot. alb. 1 . 1 Rotkehl. Stichproben über den Vogelbestand des Kiilturlandes. 55 (1 Rohrammer?). 1 Brauiielle im Garten a. Efeu. Von den Falken- bäumen nach Hedersleben hin ist der Bach auf eine weite Strecke mit Pappeln und Weiden (!) besteckt. Zu meiner Freude habe ich also (siehe Seite 3) falsch prophezeit! 2. April 12. -f IV^ C. 'l^ll Uhr nach H. Erstes Aprilwetter. Schneegestöber. Der Nordwest jagt dichtes Flockengewimmel fast wagrecht über die Erde, sodass ich ganz mit nassem Schnee be- deckt in H, ankomme. 1 FeldJ. macht gegen den Wind fliegend ver- geblich einen kurzen Siogversuch. 2.2.1 Rebh. vor H. 4 Finken, 2 Golda,, 2 Feldsperl. in einer Kopfpappel, dann a. d. Feld Nahrung suchend, 1 Haubenl. mit drei drolligen Schneeklecksen auf Flügeln und Schwanz. — Rückweg ^/^l. Töllige Winterlaiidschaft. Hier und da ganz anständige Schneewehen. Der Wind schiebt mich m^ehr, als dass ich gehe. In H. 1 Feldl. auf der Strasse (stark gehäubt). 1 Haubenl. 1 Turmfalke. In der Nähe der Falken- bäume 2 und 6! Feldl. 1 Haubenl. 2.2.1 Rebh. Ich gehe, da einmal die Schuhe und Kleider durchnässt sind, den beschwer- lichen Weg am Bach entlang, wo wie vermutet, die Kleinvögel Schutz vor dem Unwetter suchen. 5!! Rebh. an einem Fleck, in 3 u. 2 sich trennend. 1 Krähe. 1.2.2 Mot. alb. 1 Certhia brach, ganz vergnügt im Schutz der Baumstämme, desgl. 2 Kohl- meisen. 2 . 2 (wohl nicht dieselben) graue Hausrotschw. weit vom Dorf (Durchzügler) scheinen sich weniger behaglich im nassen Schneepatsch zu fühlen. Einer davon knickst aber ganz vergnügt im Schutz eines Weidenkopfes. Anpflanzung von Kopfweiden ist die wertvollste Vogelschutzmassnahme. Sie bilden ein künstliches Gebüsch, geschützt über dem Boden, bieten auf den Köpfen Nist- quirle für Offen- und Löcher für Höhlenbrüter, Schutz vor Wind, Regen, Hagel, Schnee und Glatteis, ausserdem Nahrungsquelleu. Ihr einziger Nachteil ist, dass sie in der Nähe von Obstbäumen als Brutstätten des Holzbohrers (Cossus ligniperda) schaden können, aber ich hatte von einem durch Cossus angebohrten Apfelbaum regelmässige, reiche Ernten grosser Früchte. Es scheint nicht so schlimm mit diesem Schaden. Nah vorm Dorf 2 . 2 Finken. 2.2.2 Rebh. 1 Feldsperl. Am Bach die Gebirgsstelze mit einem hellkehligen*) Weibchen. Das anmutige Pärchen trippelt immer *) Das Gelb der Unterseite schien ebenso lebhaft zu sein wie beim Männchen. 56 Noch ein arger Fehler im neuen Naumann. 10 Schritte vor mir her, ohne wegzufliegen. Zuletzt vor m. Fenster angekommen lässt es mich bis auf 5 Schritte heran. Das duldet sonst Mot. boarula selten, aber man sieht es selbst diesen an Wasser und Winterwetter gewohnten Vögeln an, dass ihnen das Allzuviel von beidem nicht behaglich ist. — Immer noch schwächeres Schnee- treiben. Das Thermometer zeigt am Nachmittag nur -j- V2 C. Ich gehe in den Schafstall, um die Schwalbe zu sehen. Der Schäfer bestätigt die Aussage der Kinder. Die Schwalbe habe 3 Tage nachmittags im Stall gesessen. Heute ist sie nicht da. Abends heller Himmel, — 72** C, die Dächer weiss. Futterbrett im hessischen Futterhaus trocken geblieben, Soltwedelscher Futterring nicht abgefallen, fleissig von Par. major benutzt. Die Felder könnten mehr solcher nassen Tage brauchen, wenn auch Schnee in Aprikosenblüten und Saatkräheunester schlecht passt. 3. April 1912. Früh leichter Frost. Schön. Abends + 1. Abends VjT Uhr wieder Sing-flug der weissen Bachstelzen. Er dauert immer nur wenige Minuten. ^4 '7 sehe 3 lockend auf einem Dachfirst und 9 aber- mals im Singflug in einem Trupp überm Dorf umher jagen. Dann noch- mals 8 auf einem Baum, auf vielen Dächern welche zu 2 oder 3. Auch Rotschwänzchen u. Amseln lebhaft. Zuletzt noch Rotkehlchenschnickern u. Feldsperlingszetern in den Rüsterköpfen, während die Bachstelzen zur Ruhe eilen. — An Leidenschaftlichkeit kommt der Fluggesang der weissen Bachstelzen dem Lärm tanzender Haussperlinge gleich. ^ocli ein arger Fehler im neuen ?^aumann. Meines Wissens hat noch niemand darauf aufmerksam gemacht, dass im neuen Naumann auf Tafel 4 des IX. Bandes Punktierter Wasserläufer und Bruchwasserläufer verwechselt, bezw. die Unter- schriften oder Nummern der Abbildungen vertauscht sind. 0. Kl. Am 31. Mai starb in Braunschweig im Alter von 67 Jahren Greh. Hofrat Prof. Dr. med. Wilhelm Blasius. Seine Arbeiten, die über heimische und exotische Vogelkunde auf weite Gebiete der Natur- und Menschheitsgeschichte hinausgreifen, machten ihn zum würdigen Träger des vielgenannten Familiennamens. Sein vornehm bescheidenes Auftreten, seine heitere Freundlichkeit und sein liebenswürdig entgegenkommendes Wesen erwarb ihm die Sympathieen aller derer, die mit ihm in wissenschaftlichen Verkehr traten. FALCO. Achter Jahrsrans:. No. 5. Aug:nist 1912. Westdeutsche Frühjalirsberichte. A. Aus Württemberg. Auch hier meldete sich in diesem Jahre nach einem ungewöhnlich milden Winter, der nur eine kurze aber scharfe Unterbrechung in der ersten Februarwoche erlitt, das Frühjahr sehr zeitig. Mit Eintritt der Kälte und eines Schneefalles erschienen am 3. 2. 12 die Bergfinken in den Gärten und am Futterbrett am Fenster. In der Nacht vom 3./4. 2. fiel das Thermometer auf — 26,3 <> G, für hier eine ganz unge- wöhnliche Erscheinung. Am 5. 2. sind die Bergfinken verschwunden, desgleichen die 10 — 12 Lachmöwen, die seit Mitte Januar den Neckar auf und ab strichen. Es überwinterten hier Motacilla alba und boarula in einzelnen, Fringilla coelebs in vielen Paaren. Vom 2. 2. bis 6. 2. war täglich am Neckar auf einer Kiesbank ein Paar Wiesenpieper*) zu beobachten. Am 8. 2. singt bei frühlingswarmem Wetter die erste Amsel. Vom 10. 2. wird laut „Staatsanzeiger für Württemberg" die Ankunft des ersten Storchenpaares in Isny (Allgäu) gemeldet. Am 22. 2. stellen sich hier auf der Spitze des Kirchturms der katholischen Kirche die ersten Stare ein. Am 13. 3. lässt Phyll. rufus sein einförmiges Lied erschallen. Am 18. 3. wird das erste Amselnest mit 3 Eiern und brüten- dem 2 in den Anlagen hier gefunden. Der Girlitz singt fleissig am 26. 3. Er ist in diesem Jahre häufiger als sonst, offenbar eine Folge des heissen Sommers 1911.**) Am 4. 4. beobachte ich ein Girlitzweibchen beim Nestbau auf der grossen Bleichinsel (Privatpark) hier, das cf singt dazu und verfolgt ein anderes. Das Nest steht in den Zweigen einer kanad. Pappel, etwa 5 m über der Erde. In nächster Nähe trägt ein Fringilla coelebs- Weibchen zu Neste. Am 1. 4. beobachte ich ein Gimpel- pärchen im Alten Friedhof hier (jetzt nicht mehr in Gebrauch, Park- anlage). Das Weibchen baut in der Nähe eines vielbegangenen Weges sein Nest in einer Edeltanne, 2,70 m über der Erde. Das cf sieht zu *) Es wäre dankenswert und von grossem Interesse, in künftigen Wintern festzustellen, ob sich denselben, wie ich und andere (so auch jetzt wieder Neubaur bei Bonn am Rhein) beobachteten, Wasserpieper zugesellen. Der Herausgeber. **) In einer späteren Postkarte vom 12. 5. 12 schreibt mir Herr Staatsanwalt Bacmeister: „In dem .... Parke sind mir auf geringem Raum allein 7 Girlitznester bekannt, einzelne nur 20, 30 Schritte von- einander entfernt. Die Jungen sind in einzelnen Nestern schon mehrere Tage alt, in anderen sitzt der Vogel noch auf den Eiern. — Den Pirol hörte ich zum erstenmal am 5. 5." 0. Kl. Falco. 5 58 F. Tischler: Bericht aus Ostpreussen (Bartenstein u. Heilsberg. und versetzt einem Buchfinkenmännchen, das ihm zu nahe kommt, ein paar Schnabelhiebe und verjagt es. Heilbronn a. N. Walther Bacmeister. B. Tom Mittelrhein. Von gewöhnlichen Wintervögeln auffällig zahlreich Lachmöwen und Saatkrähen. Vereinzelt überwinterten Feldlerchen, Bachstelzen, Rohr- ammern und Ringeltauben. Während der kalten Tage zeigten sich Scharen von Stockenten, Zwerg- und Gänsesägern, die bis Ende Februar blieben. Als Seltenheiten waren Blässhuhn, Fischreiher und Wasserpieper im Januar zu verzeichnen. Rotdi'osseln im Gegensatz zu den letzten Jahren spärlich vorhanden. Seit Mitte Februar trommelt im Bonner Botan. Garten ein Kleinspecht. Ein 5 Schwarzkehlchen und 8 nach Osten ziehende Kiebitze am 25. März gesehen. Die Singdrossel ist bereits seit dem 20. Februar hier. Früh angekommen sind auch Haus- rotschwanz (am 1. März) und Weidenlaubsänger (am 3. März). Bonn a. Rh. F. Neubaur. Bonn 3. IV. Die ersten Schwalben gesehen. 4. IV. in Lüftelberg Gartenrotschwanz. 5. IV. bei Station Impekoven der Bahn Bonn-Eus- kirchen an der Chausseeböschung Schwarzkehlchen-Nest mit 5 eben be- brüteten Eiern; 9. IV. im Walde bei Lüftelberg den ersten Kuckuck gehört; am 27. III. in Roisdorf b. Bonn Schwanzmeisen-Nestbau fast beendigt; 16. IV. an der Siegmünduug Kohl- und Blaumeisen eifrig Nestmaterial zu ihren Bruthöhlen in Weiden tragend, Saatkrähen am Neste; Blaukehlchen fleissig balzend. Noch ziemlich viele Wiesenpieper. Nachtigall am 21. IV. zuerst schlagend. Am 12. IV. am Vorgebirge b. Bonn sehr viele Fitislaubsänger. Adolf von Jordans. Bericht aus Ostpreussen (Barteustein und Heilsberg). Von F. Tischler. 16.— 31. März 1912. Witterung: Anfangs kühl, Nachtfröste, 0; vom 19. — 26. heiter, warm bis + 12", Wind aus W. bis S.; vom 27.— 31. kühl, starke bis stürmische Westwinde, viel Regen. Die Wintergäste verschwinden immer mehr. Am 17. noch ein paar linaria; am 24. ziehen einzelne Leinfinken, am 17. einzelne Schneeammern nach N. Die grossen Scharen spinus sind fort, Archibuteo noch vereinzelt. Am 25. ein Lanius excubitor, am 31. ein Falco peregrinus. Von Durcbzüglern sind Turdus pilaris und iliacus sowie Fringilla coelebs häufig. Am 17. ein grosser Flug Kiebitze und riesige Scharen Saatkrähen mit einzelnen Dohlen. Kleinschmidt: Stichproben über den Vogelbestand des Kulturlandes. 59 Am 22. die erste Motacilla alba; am 23. schon vielfach zu sehen. Am 24. der erste Turmfalke. Am 25. singen die ersten beiden Rotkehlchen, die aber am 31. noch immer nicht viel Zuzug erhalten haben. Singdrosseln, Buchfinken und Ringeltauben häufig geworden; auch pilaris schon vielfach auf den Brutplätzen. Auf dem Kinkeimer See, der seit dem 21. eisfrei ist, viel Leben. Grosse Scharen Anser fabalis; sehr viele Mergus albellus (am 31. Männchen und Weibchen geschossen); Flüge merganser, clangula, fuligula, ferina, penelope, crecca. Am 31. die ersten querquedula. Am 19. ziehen die ersten Fulica atra über Heilsberg; am 21. vielfach auf dem See. Am 22. die ersten Haubenlerchen und Lachmöwen; am 31. das erste Teich- huhn (früh!), grosse Scharen Lachmöwen. Stichproben über den Vogelbestand des Kulturlandes. Von 0. Kleinschmidt. (Fortsetzung von S. 56.) Aus den weiteren Aufzeichnungen gehe ich nur noch das Wichtigste: 7. April. 1912. NW. -|- 8. Nachm. 7^4 erste Saxicola. 8. April. Bergfinkenflug vor Hedersl. (Bei Oberrissdorf 1 boa- rula). Der Hase ist aufgefressen, ein Bussard in der Dämmerung an den Falkenbäumen. 10. April, Haussperlingsweibchen packt eines der balzenden Männchen am geöffneten Schnabel. 11. April. M. boarula singt unterm Fenster. 12. April. Schnee- gestöber. In diesen Tagen bis 16 mm Eis morgens. 14. April. SW. + 5 C. VJO n. H. 2 Grünlinge, 1 . 2 Haubenl. 1.1.1.1.1.1.1 Feldl. 1.1.3.1 Graua. 2 Turtelt.?? 1 Hohltaub.?? Buteo? 3 Saatkr. Der Wind hat viel Erde trans- portiert. Am ganzen Wege sind Pflanzgruben für Bäume her- gestellt. 1 Turmf. wohl M. adult. 10 pilaris. 2 Graua. 1 Fink. 1 Saxicola auf Stacheldraht an Mauer am Dorf, dann auf Baum. — Rückweg: 1 . 1 Grünl. 1.1.1 Golda. 1 Erith. Dom. 1.1.1 Feldl. 1 . 1 zirka 10 , 1 Graua. Am Graben weiter: 1 Rotk. 1.1.2.1.2 Fink. 1 . 1 Mot. alba. 1.1.1.1.1 Feldl. 2 palumbus niedrig üb. d. Erde. 1 merula. 2 Kohlm. 1 Erith. Arhoreus, 1 Graua. 1 bereitis braunes Hermelin. 1 Graua. 1 C. brachyd. 1 Zaunk. 1 Haubenl. 5* 60 0. Kleinschmidt: Abends viel Hänflinge, der Garten u. die Dächer voll lockender Bachstelzen, auch 1 Budytes flaTus (f (ganz sicher nicht das boarula $ auf Obstbaum *) i. Hof, dann auf Syringen- und Rotdornbusch lang sitzend u. lockend. Endlich um V48 unternehmen die weissen Bach- stelzen den Singflug rund um d. Kirchturm, kaum 1 Minute. Dann sitzen sie ruhig auf den höchsten Spitzen der Linden. 15. April 12. Nachm. ^1^4: Uhr mit Herrn Hans Kurella nach H, NO. 1 Fink. 1 Erith. Arbor. 1 Mot. alba. 1 . 1 Feldl. 2 Kohlm. 2 T. merul. 1 Graua, 2 Fink. An d. Falkenbäumen streicht 1 Merlin ab u. 1 Krähe. 2 Ringeltauben ruhen auf den Ästen, wo sonst der Peregrinus sass. 19 pilaris fliegen ab. 32 -{- x Grau- ammern ruhen teils singend a. Pappeln. 6 -|- xx Zeisige an d. Pappel kätzchen. 2 . 2 Rebh. 1 Turmf. (zirka 50 Graua, u. Finken vieli. identisch mit gezählten), 1 einzelner Sturnus. 1 Feldl. 2 . 1 Golda, Viele Graua, in kleinen Gruppen, Haben sich diese vielen Kleinvögel aus Furcht vor dem Merlin zusammengeschart, oder sind es nordöstliche Durchzügler'? (18 pilaris nochmals, wohl dieselben) 1 Haubenl. 1 Feldsp. 1 Mot. alb. 1 Hausrotsch. singt a. Baum u. sitzt dann a. Acker. 1 Saxicola singt würgerartig krächzend auf knospendem Kirschbaum, fliegt von da ins Mauerloch, dann a. Feld (cf ad.). 1 corone. Baumnester der Sperlinge verschwunden (Sturmnächte). Ich gehe allein weiter nach Eisleben, Das schöne Tal bei Oberriss- dorf mit Bach u. Büschen wieder vogelarm, 1 Singdr. u. eine kräh kräh kräh rufende corone. Weiter ein Elsternest auf Pflaumenbaum. Vor Eisleben sehr wenig Vogelleben. Abends spät bei Hedersl. 1 knitternde Steinkauzstimme. 16. April, schön, Ostwind. Ringeltaube sitzt (legend?) auf dem Nest auf der Linde a. Haus, vom Fenster meiner Sammlung aus schön sicht- bar. Nach 7 Uhr abends fliegt das cf • Abends sehe ich zuerst 2 Schwalben überm Pfarrhaus u. Dorf. Noch etwas Interessantes konnte ich heute beobachten und Herrn Hans Kurella zeigen: ein am Fenster klopfendes Finkenweibchen. Über unablässig am Fenster klopfende Sperlinge hat vor längerer Zeit Liebe berichtet.**) Ich konnte vor einigen Jahren in Volkmaritz *) H. Krohn schreibt in der Ornith. Monatsschrift 1912, S. 251, dass er die Gebirgsbachstelze 2 mal, die weisse Bachstelze nie auf Bäumen, die Kuhstelze nur auf kniehohen Stengeln gesehen habe. Hier sitzen die weissen Bachstelzen sehr viel, die Gebirgsbachstelzen oft auf Bäumen, und die Schafstelzen haben auf hohen Weidegeländern ihre ständigen Ruhesitze und Lieblingsplätze. Ich fand es überall so. **) Vergl. die Naumannia 1857 p. 77 veröffentlichte Beobachtung von Pastor Rimrod, Quenstedt vom Jahre 1852. Stichproben über den Vogelbestand des Kulturlandes. 61 einen stundenlang ans Fenster klopfenden Haussperling beobachten. Neu ist mir dies merkwürdige Treiben beim Finken. Etwa Vg^ Uhr früh durch den Garten gehend höre ich Buntspecht- klopfen, suche aber vergeblich den Vogel an dem vor mir stehenden Birnbaumstamm. Näher tretend sehe ich ein Weibchen von Fringilla coelebs immer wieder an das halb im Gebüsch versteckte Fenster klopfen. Nach einer Weile meldet mir meine Tochter: „Im Garten ist ein Finken- weibchen, das immer ans Fenster klopft." Der Vogel sieht ganz frisch und wohl aus. Er fliegt auf einen kurzen Zweig eines Spalierbaumes neben dem Fenster, von da aufs obere Fensterkreuz, wobei er öfters aus Mangel an Halt oder Ermüdung herabfällt, aber sofort wieder hin- auffliegt, um am Fensterkreuz sitzend fortwährend mit dem geschlossenen Schnabel gegen die Scheibe zu stossen. Man kann ziemlich nahe heran gehen, ohne dass der Vogel sein Spiel aufgibt. Vom Innern der Wasch- küche aus kann ich es noch besser auf nur etwa 2 m Entfernung beob- achten. Das Benehmen des Vogels macht einen ganz verrückten Ein- druck. Er klopft noch um 10, er klopft noch um 11 Uhr. Wir beobachten sein Klopfen den ganzen Tag bis Nachmittags 4 Uhr. Die Köchin sagt, dass er schon gestern geklopft habe. Damit der Vogel nicht schliesslich an seinem Treiben zu Grunde geht, öffne ich den oberen Teil des Fensters. Er kehrt jedoch mehrmals wieder und setzt sich vor das Fenster oder in das Fensterkreuz, klopft aber nicht mehr an die nach innen geöffneten oder an die darunter befindlichen, geschlossenen Scheiben, fliegt auch nicht in die Waschküche hinein. Das Fenster ist genau wie bei dem in Volkmaritz beobachteten Fall nach Süden gerichtet. Es spiegelt so stark, dass die grünen Zweige und die ans Fenster gehaltene Hand wie von einem guten Spiegel reproduziert werden. Als der Vogel klopfte, sah ich einmal das Männchen und einen Feldsperling bei ihm. Diese beiden klopften aber nicht. Auch als das Fenster geöffnet war, sah ich einmal das Männchen in der Nähe. Am 17. sah ich das Pärchen (vermutlich dasselbe) am Futterplatz. — Was mag dies Fensterklopfen bedeuten? Ich muss Herrn Kurella zu- stimmen, der die Meinung aussprach, man könnte es vielleicht durch Spiegel in Käfigen oder Vogelstuben herausbekommen. 17. April 1912 früh hören Herr Kurella und ich von meinem Zimmer aus den ersten Wendehals rufen. 11 Uhr 40 Min. unternehmen wir bei I3V2 " C einen Spaziergang nach den Falkenbäumen, um das Verhalten der Vogelwelt während der Sonnenfinsternis zu beobachten. Ich notiere: Hänfling singt, 1 Saatkr. mit voller Kehltasche, 2 Rebh., 2 Finken. 12 Uhr 8 Beginn der Ver- finsterung deutlich sichtbar. ISVaC. 1 Fink, 3 Haustauben fliegen ins Feld, 2 Finken, 2 Rebh., 1 Golda., 1 Golda., 1 Graua., 1 Mot. alb., 1 Fink, 1 Mot. alb., 1 . 1 Feldl. singt. 1 Pfauenauge fliegt 12 Uhr 16, 4 Haus- taub., 1 Feldl. singt, 1 Fink. 1 Fink schlägt. 1 Nisus fliegt ab und gleich darauf eine Strix Athene. Der Sperber kreist und kreuzt lange überm Feld umher, ehe er verschwindet, 1 Feldsp., 1 Golda. singt. 1 Fink, 62 0. Kleinschmidt: 1 Hausrotschw., 1 Feldl. ii. 1 Fink singen 12 Uhr 28. 1 Goldca. singt 12 Uhr 30. 1 Mot. alb., 1 Fink. 3 Hänflinge im Flug singend. 1 Feldl. singt. 2 Rebh. Einzelner Star kommt auf einen der Falkenbäume 12 Uhr 36. Rabenkrähenpärchen auf Wiese. Nestbau von Krähen oder Ringeltauben, wohl von ersteren seit einigen Tagen auf einer Pappel begonnen, 1 Graua. sitzt auf Wiesengeländer. 1 Feldl. singt 12 Uhr 48. Die Sonne ist nur noch eine nach rechts unten offene Sichel. Die Tempe- ratur ist auf 12 Grad gesunken. 3 Feldl., Feldl.-Gesang. 4 und 3 Haus- tauben fliegen heimwärts 12 Uhr 35. Auch wir gehen nach Hause, da der scharfe Ostwind draussen für Beobachtungen ungünstig ist. 1 Uhr 7 Feldl. singt. Sonnensichel schmal. 1 Feldsp., 1 Fink lockt lebhaft 1 Uhr 12. Lerche singt. Zaunkönig singt lebhaft 1 Uhr 16. 1 Fink $. Amsel lockt im Pfarrgarten. 1 Uhr 23 Ringeltaube am Pfarrhaus auf dem Nest brütend. Sperlinge recht lebhaft und laut. Im Garten Amsel leb- haft. Hänfling ii. Grünl. singen. Amsel singt 1 Uhr 25 unmittelbar vor Höhepunkt der Verfinsterung. 1 Uhr 28 Haushahn kräht anhaltend. Amsel singt lebhaft. Sonnensichel liegend, schmal, nach oben offen. Temperatur 11 Va" C im Schatten. Die eigenartigen Schatten aller Gegenstände auf dem Erdboden unten scharf, oben verschwommen. Die blasse Sonnenbeleuchtung wohl nur scheinbar abwechselnd matter und heller. Sonderbar diese sonnige Dämmerung von 1 Uhr 53 Min. bis 2 Uhr! H Tannenmeiseii vom Zuge im Garten rastend und ihn dann in noi'döstlicher Richtung durcheilend. Nur 10 V» ** C Sonnensichel rechts gehoben, nach links oben offen. 2 Uhr 8 ein Hänfling singt, 1 Grünling singt. 1 Certh. brachyd. singt und lockt. Sonnensichel breit, nach links oben offen, 11" C. 2 Uhr 12 IS" C Kohlm. singt. 2 Uhr 25 Pfauen- auge fliegt. Vor 3 Uhr Sonne voll. Thermom. steigt bald auf 16 '' C* Das Ergebnis der Beobachtungen möchte ich dahin zusammen- fassen, dass die Lebhaftigkeit der Vogelwelt nicht verringert war, dass im Gegenteil der lebhafte Amselgesang und das häufige Krähen des Hahns den Eindruck machte, als fühlten sich die Vögel durch den matten Sonnenschein in eine Morgenstimmung versetzt. (Ich hörte jedoch Amseln auch an den nächsten Tagen mittags singen). Abends 7 Uhr 20 hören wir vom Zimmer aus kurzen Singflug der Bachstelzen. 18. April 12. Wendehals, ruft. 2 Bachstelzensingflüge 7 Uhr 3 und 7 Uhr 10 von Herrn Hans Kurella beob. 19. April. Herr Kurella hört früh Fitis singen. Darauf auch von mir gehört und gesehen. 20. April. Müllerchen zuerst von H. Kurella von s. Gartenstube aus gehört, dann auch von mir. 21. April. Müllerchen singt. -{- I2V2. NO. schön, ^jß n. H. Zaunk. singt. 2 Haubenlerchenpaare. Der den ganzen Winter hindurch beobachtete dritte Vogel, vielleicht ein Kind des alten Paares, hat also ein Gespons gefunden. Alle 4 fast an derselben Stelle. (Flückiger sammelte in Algerien auch mehrfach ein- u. Stichproben über den Vogelbestand des Kulturlandes. 63 mehrjährige Vögel von demselben Fleck). 1 Hänfling Singflug. 1 desgl. auf dem Weg. Kirschen blühen. 1.1.2.1 Feldl. 1 Krähe, 1 Saxicola, 2 Rebh. 1 Wiesenpieper undeutl. gehört. 1 Mot. alb. 1 Turmfalke sitzt auf d. Falkenbäumen. 1.1.1,1.1.1 Feldl. 1.1.2.1.1.1 Graua. 1.1.1 Golda. 2.4.1 Finken, 1 Blau- meise auf Feldbaum. 2 Anth. prat? fern. 1 Hänfl. 2 Grünl. 3 Feldsp. 2 Haussp. 1 Wendehals, 2 schwarze Hausrotschwänze auf Acker vorm Dorf. Sperlingslärm, 1 Haubenl. Rückweg: V4IO. 2 Hausrotschw. verfolgen sich. 1 . 1 Graua, 1 Golda. 2.2.2 Rebh. 1 Mot. alb. 1 . 1 Haubenl. 1 Grünl. 2 Feldsperl. 1 Krähe, 10 Haus- u. Feldsperl. a, Saatland draussen. 4.1.3.1.1.1.1 Feldl. 23 . 17 . 3 Haustauben. 1 ßauch schwalbe. 1 Hausrotschw. 1 Fitis. 22. April 12. Nachdem ich Herrn Kurella zur Bahn nach S. begleitet, gehe ich die Starkstromleitung ab. Nichts! Vor dem Dorf viel Stein- ächmätzer. Singdrossel singt in den Linden neben der brütenden Ringel- taube, die hoffentlich bald von den knospenden Blättchen profanen Augen entzogen wird. Neulich warfen fremde Arbeiter nach ihr mit Steinen. 23. April. Vor dem Dorf nach S. Haubenlerchennest mit 4 Eiern. Zwischen Fuss- und Fahrweg an einem steilen Easenrain 50 cm vom Fusspfad, auf dem täglich viele Menschen gehen. (Seit Jahren Brutplatz, wenigstens schon früher hier ein ähnliches Nest von Hilgerts scharfen Augen im Vorbeigehen entdeckt.) 24. April Früh V2IO. Mit einem halben Dutzend Personen (Besuch u. m. Kindern) im Garten stehend beuge ich mich über einen Busch von Juniperus tripartita am Kande des seit Herbst trocken liegenden kleinen Zierteiches, um einen Holuuderschössling mit dem Taschen- messer zu entfernen. Da fährt dicht vor meinen Händen eine grosse Rohrdommel (Botaurus stellaris) aus dem Busch und sucht, noch eine ganze Weile sichtbar, eiligst davonfliegend den Nachbargarten auf, dessen Besitzer sie nachher gleichfalls beobachtet. (Schön, Ost. + 1^0 25. April. Ein Amselweibchen hat einen grossen Schopf am Hinter- kopf und einen Federbusch an der Brust (wohl Hautverletzung durch Kampf, Eule oder Katze.) 28. April. V2IO Uhr nach H. + IOV2 C NW. leicht be- deckt, aufklärend. 1 Erith. Dom. 1 Passer dorn, mit blendend weissen indicus- Wangen balzt auf einem Stacheldraht einzeln vor einem Weibchen. l.l.l.l.l.l-|-x Feldl. 1.1.1.1 Graua. 1 . 2 Golda. Fern Saatkr.-Stimmen. An den Falkenbäumen wiegt sich eine Wildtaube in prachtvollen Flugspielen, wobei ich indessen durchs Gezweige und in d. Sonne hinein sehend die palumbus Kennzeichen nicht wahrnehmen kann. Zirka 11 Wacholder- 64 O- Kleinschmidt: drosseln, wie auch im Vorjahr um diese Zeit. Ferner 2 Flüge kleioer Vögel, fern Grauammern? 2 Baumpieper? Budytes flaTUS c? neben einem sich duckenden Wendehals auf dem Wiesengeländer. Ganz nahe das Budytes -Weibchen. 5 Haustauben. Höre hänf- lingsartigen Gesang u. erblicke statt des Hänflings Saxicola. 2 Rebt. 1 Fink. 1 Pratincola ruhetra*), 5 Feldsperlinge beisammer. In H. 1 Passer dom.-Baumnest anscheinend neu gebaut. Rückweg nichts Wesentliches. Bemerkenswert höchstens 1 Hirundo rust. im Feld. 1 Sylvia curruca $ wird tot u. ström schwacher Drahtleitung gefunden. 29. April 12. Das am 23. April gefundene Haubenlerchennest ist leer. Es wäre richtiger gewesen, das hübsche Gelege an der unmöglichen, gar zu kühnen Stelle gleich wegzunehmen, denn der Versuch, ob die Jungen ausfliegen, ist beinahe grausamer als die Nötigung zur Wahl eines sicheren Brutplatzes. 30. April. Fringilla coelebs (f tot gefunden. 1. Mai, Ungewöhnlich frühe Blütenpracht. Abends ^/gS ein Steinschmätzer rennt (fast tanzend) fiügelzuckend hin und her und singt dabei hänflingsartig „däckteruid", imitiert Bachstelzenrufe und stösst einzelne sehr zarte „däck dhui" aus. An den Falken- bäumen streicht ein tinnunculus -Weibchen ab, auch der einjährige Bussard ist immer noch als Schlafbursche da. 2. Mai. Ein Stieglitzweibchen wird mir mit zerschossener Flügel- spitze und ohne Schwanzfedern gebracht. Heilung schwierig, aber sie soll versucht werden. Neulich noch ein Pärchen, sogar einmal mehrere vorai Haus. So hat man alljährlich um diese Zeit an den singenden und bauenden Vogelpaaren, von denen der Garten lebt, seine Freude und über Katzen und Teschinschützen seinen Ärger. Und doch schränken erstere die Mäuse und letztere die Sperlinge ein, die sonst vielleicht weit mehr Vogelbruten vernichten würden. Die Wildtaube ist nun ganz vom Lindenlaub verhüllt. Die Walnusstriebe sind hier vollständig er- froren und verdorrt. Ich sehe einen Sperling Niststoffe mit den Füssen tragen. Vielleicht hat er sich nur widerwillig darin verwickelt, sehe die erste Mehlschwalbe**) und 11 Saatkrähen beisammen. 3. Mai. Ein recht grosses Männchen von Sylvia curmca sucht lange und mit Eifer, oft wie eine Meise kletternd und nur mit einem Fuss Halt gewinnend an einem Bäumchen vorm Verandafenster junge *) Das alte Weibchen dieser Art ist in vielen Lehrbüchern falsch beschrieben. Es ähnelt dem Männchen so sehr, dass es oft nur durch Sektion bestimmbar ist. **) Herr Dr. Weigold meldet sie von Helgoland pro 6. Mai 12. Stichproben über den Vogelbestand des Kulturlandes. 65 Schild lause ab. Ein Aurorafalterweibchen durchfliegt den Garten (hier selten). Zaunkönig singt täglich sehr eifrig im Garten. Mot. boarula sehe und höre ich nicht mehr. Mot. alba ständig da, aber keine Sing- flüge mehr bemerkt, Paar scheint zu bauen. 4. Mai 12. Deckel von einem ausgebrüteten Ringeltaubenei im Garten, also von den Eltern ein Stück vom Nistbaum fortgetragen. 5. Mai. -\- 5, ^/^8 n. H. Baumrotschwanz singt am Pfarr- hoftor. 13 einzelne Feldl. 1 . 1 Hir. rust. 2 Rebh. 1 Mot. alb. 1.1.1 Graua. 1 . 1 Praline, rubetra, 3 Hänfl. 1 Grünl. Rückweg '/4IO. 1 Saxic. 9 einz. Feldl. 1 Haubenl. 1 Anthus arboreus. 1 Emb. citr. 1 Graua. 1 Budyt. 1 Wendeh. 1 C. brachyd. 6 Haus- tauben. 2.3.6 Hir. rust. 1 Krähe fern. 1 Hänfling. 2 Graua- 1 Erith. Dom, 1 Haubenl. auf gepflasterter Dorfstrasse Nahrung suchend. 6. Mai. Der Stieglitz ist gestern gestorben. Der Kanarienvogel suchte nach dem vermissten Gefährten, dagegen hat sich das an Genick und Brust verwundete Amselweibchen erholt. Es frisst vor dem Fenster Efeubeeren. Mittags 2 Uhr höre das Schwirren von Locustella naevia im Garten. Heute + 20 V2 Grad C. 7. Mai. Ein wenig Regen in der Nacht. Paradiesischer Morgen. Die blühenden Bäume duften stärker. Auch d. Vogelwelt scheint d. Wetterumschlag wie eine Erlösung zu empfinden nach den vielen kühl- trockenen Tagen. Vorm Schlafstubenfenster singen Baumrotschwanz und Nachtigall. Letztere singt den ganzen Vormittag im Garten. Von einzelnen Bäumen rieselt schon „Blütenschnee" zur Erde. Apfel- blüte in voller Pracht. Stieglitze suchen die Blätter ab (wonach?). Nachmittags 1 einzelner Turdus pilaris auf den Falken- bäumen, mit aufgerichtetem Schwanz anhaltend schackernd. 3 Nester (Krähe, Taube, Turmfalk?). 8. Mai. Baumrotschw. singt heut auf dem Wipfeltrieb der Fichte am Haus, Schwarzplättchen singt und pickt an Efeubeeren. Garten- grasmücke in vollem Gesang. Viele Mehlschwalben über dem Garten. 2 Rabenkrähenmännchen befehden sich unter Flugspielen und mannigfachen Stimmlauten. Finkennest, obschon hoch und unzugänglich, zerstört. 2 Finken weib eben! kämpfen. Die Gebirgsstelze ist wieder da und singt unter meinem Fenster, im Bach Nahrung suchend, bald Reihen von 3—4 Tönen, bald angenehm zwitschernde Liedchen. Im Lauf des Tages mehrfach Regen. Ich gehe etwa 30—40 Masten der Über- landzentrale ab. Resultat: Flügel- und Schwanzfedern von 1 Saxicola und 1 Perdix an derselben Stelle von einem Säugetier zerbissen, also fraglich ob ersterer durch Starkstrom, letzterer durch Anflug getötet. Am Lerchenacker sitzen etwa 9 Hänflinge auf dem Draht, die hier den ersten reifen Samen von Löwenzahn abernten. Höre endlich Cuculus. Steinschmätzer und Braunkehlchen (Saxicola oenanthe und rubetra) 66 0- Kleinschmidt: offenbar noch auf dem Zuge, also auch bei letzterer Art überfliegen die Nordländer später die einheimischen Ankömmlinge. (Nachricht von der "Vogelwarte Helgoland, die ich bei Rückkehr erhalte: „rubetra 3. V."). 9. Mai 12. Früh. Baumrotschw., Nachtigall, Gartengrasmücke und Zaunkönig prachtvoll singend. Vor meinem Fenster Grauer Fliegen- schnäpper. Sein Lockruf ist mir die einzige unangenehme Vogel- stimme. Kuckucksruf (von Schulkindern gestern, am 4. Mai und früher vernommen). 12. Mai. V4IO n. H. + 19, schwül, S W. 2 . 4 Hir. rust. 1 Haubenl. 1, 1, 1, 1, 1 Feldl. 1 Feldsp. 1, 1, 1, 1 Graua. 1 Budytes bei 7 weiden- den Pferden. 1 rubetra. 1 Mot. alb. 2 Golda. Gränl. singt. 1 Fink. Nachmittags besucht mich Herr O. Grimm aus Leipzig. Während wir im Garten beim Kaffee sitzen, singt und lockt um uns die Nachtigall, singt neben uns ein durchziehender Acroc. streperus, Müllerchen, Baumrotschwanz, Kohlmeise lassen sich sehen. Ein Pärchen weisser Bachstelzen übt auf dem Dache sein bekanntes Spiel, wobei das Männ- chen mit dem Schnabel nach oben wippt und das Weibchen das Männchen wegjagt. Hoch in der Luft schweben zwischen Schwalben 2 Segler- paare. Diese Art fehlt hier völlig als Brutvogel, während sie in See- burg (an dem nahen Mansfelder See) zahlreich brütet. Abends 8 bis etwa 11 Uhr furchtbares Unwetter. Zuerst ein er- wünschter Gewitterregen, dann Hagel, wie ich ihn selten erlebt habe. Schlössen so gross wie Amseleier, kegelförmig, scharfkantig, hauen Blätter und Zweige ab, zertrümmern mehrere Fenster, schlagen Löcher in den Kalkputz der Hauswand. Es hört sich an, als würde das Haus von einem Maschinengewehr bombardiert. Darauf noch ein drittes Gewitter mit wolkenbruchartigem Regen, der Hof und Garten (ähnlich wie vor 2 Jahren, wenn auch diesmal nicht so hoch) überschwemmt. Zwischen den Un- wettern tönt laut das schöne Trillern der Wechselkröten*). Meine Frau findet im Hof einen ganz und gar durchuässten Feldsperling mit Brut- fleck. Zuletzt erhebt sich noch ein heftiger Sturm, der Äste von der Linde reisst. Man sollte meinen, die ganze Vogelwelt müsste in solchem Wetter zugrunde gehen. In einem Haus kam ein Fink ans Fenster. Ein Mann, der mit einer Sturmlaterne nach seinen bis an den Leib im Wasser stehenden Schafen sah, wurde von zwei Wildenten (boscas) so eng umflattert, dass es ihm, wie er sagte, ein leichtes gewesen wäre, beide niederzuschlagen. 13. Mai. Früh 4 schilpen die Sperlinge. Bald singt auch die Nachtigall. Der in einer Schachtel untergebrachte Feldsperling verhält sich auffallend ruhig, ^/ß lasse ich den völlig getrockneten Vogel fliegen. Als ich die Schachtel wegstelle, höre ich etwas darin umherrollen. — Es ist ein Ei. Ich mache vormittags einen kleinen Spaziergang, finde gleich einen *) Ist über das „Singen" dieser Kröte etwas bekannt? Ich habe bis jetzt in der mir zugänglichen Literatur darüber nichts richtiges gefunden. Stichproben über den Vogelbestand des Kulturlandes. 67 Finken mit zerschmettertem Flügel. Kinder bringen mir am 13. und 14. folgende vom Hagel getötete Vögel: Bei Schwittersdorf gefunden: 4 Hänflinge, 1 Grünling, 2 Goldammern, 1 Mehlschwalbe, (von einem Arbeiter mitgebracht.) Bei Dederstedt gefunden: 2 Feldlerchen, 1 Fink, 2 Hänflinge, 1 Grünling, 1 Mehlschwalbe, 1 weisse Bachstelze, 1 Baumrotschwanz. Eine halbe Stunde von hier (bei Schwittersdorf) ist der Hagel viel dichter gefallen. Von vielen Seiten wird mir mitgeteilt, dass man vom Hagel erschlagene Vögel gefunden hat, darunter auch Rebhühner. Die von mir untersuchten und, soweit ich Zeit fand, präparierten Singvögel*) wiesen teils äussere, teils innere Verletzungen auf. Einige mögen auch vom Sturm an Bäume oder Steine geschmettert sein. Columba palumbus balzt eifrig auf der Linde. Ob das Nest erhalten blieb, kann ich im dichten Laubwerk nicht erkennen. Mittags weckt Sonnenschein vielfachen Gesang, der meine Befürchtungen allzugrosser Verluste zerstreut. Certhia, Gi'asmücke, Amsel, alle sind sie noch da. Ich gehe nachmittags über Hedersleben nach Eisleben. Wie hat das Unwetter gewütet! Roggen an manchen Stellen ^/g vernichtet. wird z. T. abgemäht und umgepflügt. Die sorgfältig bestellten Eiübenäcker sind zerrissen und verschlammt. Auf einigen stehen noch grössere Wasserlachen.**) Aber über all der Verwüstung singen trotz des kalten Nord Westwindes {-{- HC) Lerchen ihr Triumphlied, Das Budytespärchen sitzt wohlbehalten am gewohnten Platz, Grün- linge ernten eifrig Löwenzahnsamen. Bei Oberrissdorf, wo der Hagelschaden aufhört, eine Gebirgsstelze, eine Singdrossel. Abends Gesang von 3 — 4 Nachtigallen untermischt mit Kuckuksrufen. Ein Obstbaum vom Sturm abgebrochen, eine Pappel vom Blitz zersplittert. Am andern Tag Oriolus, den die Kinder schon länger gehört, in einem Pärchen da, das von da an täglich im Garten und dicht am Hause sichtbar ist. 16. Mai (Himmelfahrt). Hippolais zuerst bei H. gehört. Noch 1 braunkehl. Wiesenschmätzer ^ gesehen. *) Ein Goldammerweibchen hatte ein Ei im Ovidukt, eine Feld- lerche mit kahler Bi-ust und kahlem Genick , die ich als Weibchen an- gesprochen hätte, erwies sich als Männchen. Die beiden Mehlschwalben waren sehr fett. **) An einer derselben wurden von mehreren Personen einige „Möwen" (Fluss-Seeschwalben oder Lachmöwen) und 2 „Wasserhühner" gesehen. 68 0. Kleinschmidt: 19. Mai 12. -|- 14 C, sonnig, leichter W. V+IO nach H. 2 . 3 Hir. rust. 1 . 3 urbica a. d. Dorfstrasse Baumaterial aufnehmend. 1.1. 1.1.1.1.1.1 Feldl. 1.1.1.1.1 Graua. 2 . 1 Hir. rust. auf d. Feld. 2 Haussperl. nach Löwenzahn. 1 . 1 lynx. 1.1.1 Fink schlägt. Budytes cT läuft, wie er es liebt, auf dem Weidegeländer hin und her, hinter dem etwa 30 Stück Rindvieh und 7 Pferde weiden. 1 Saxicola. Noch ein Budytes. 1.1.1 Chloris. 2 Grau- ammern (der eine ruft sehr grelle kurze Tri) . 1 Hausrotschw. 1 Hippolais. 2 Hir. rust. Rückweg 12 Uhr (zweite Hälfte a. Bach entlang). 2 . 1 Hir. rust. 1 Hippolais, 1 Erith. Dom. 3 Pass. dom. 1.1.1.1.1.1 Graua. 1.1.1.1.1.1.1 Feldl. Ist der Singflug der Lerchen im Sommer kürzer? Eine singt im Herabschweben fast bis zum Boden nach kurzem Flug, eine andere beschreibt singend weite Spiralen, dann Spiralen in umgekehrter Richtung, schwebt dann mit regungslosen Flügeln singend herab und lässt sich nur das letzte Stück stumm fallen. Dies scheint jetzt der normale Singflug bei Windstille. 1 Amsel singt, eine andere sucht im Feld auf Weide Nahrung. 3 Grünlinge tun sich an Löwenzahn gütlich. 1 Golda. singt, ein Pärchen sitzt am Weg. 2 Budytes, 2 Hänflinge. 1 Saxicola (1 Wiesenschmätzer?) 1 Budytes. 2 Sumpfrohrsänger von den Falkenbäumen in den Roggen fliegend. 8 Haustauben, an- gefangener Nestbau des Baumpiepers, 1 Baumpieper singt. 1 Golda. singt ohne Schlusston. 1 Amsel. 1 . 1 Baumrotschw. 1 Golda. 1 Graua. 21 -|- x Haustauben. 1 Fink. 1 Hir. rust. 1 Rebh. 1 Zaunk. singt. 1 lynx. 1 Hippolais. Von einei* Verminderung' des Vogellebens ist also ti"otz grosser Verluste nichts bemerkbar. Der Hamsterfäng'er, der mir begegnet, hat, wie er sagt in der Hederslebener Flur bis jetzt in diesem Jahre 1380 Hamster gefangen. Etwa 50 Stück hat er nach dem Unwetter tot oder halbtot aufgefunden, nebst vielen toten Lerchen und Rebhühnern. Es mag von Interesse sein, hier einen Auszug aus den Hederslebener Gemeinderechnungen herzusetzen. Im Jahre 1910 wurden in Heders- lebener Flur gefangen 14522 Hamster. Dafür wurden (ä Stück 3 Pfg.) 435,66 M. Fangprämie gezahlt. Ausserdem wurden von nicht berufs- mässigen Hamsterfängern (welche keine Prämie erhalten) noch 6000 Stück in demselben Jahre gefangen.*) Für Sperlinge (domesticus und montanus) werden 3 Pfg., für Sperlings- '*) Die Felle bilden die Haupteinnahme. Sie werden angeblich be- sonders nach Südosteuropa exportiert. Stichproben über den Vogelbestand des Kulturlandes. 69 eier 2 Pfg. Prämie gezahlt. Es wurden bei dem Gemeinderechner ab- geliefert: 1908: 628 Sperlinge, 541 Sperlingseier, 1909: 952 „ 1011 1910: 1235 „ 1308 1911: 3480 „ 2063 1912 wurde die Prämiierung von Sperlingen und Sperlingseiern bis auf weiteres aufgehoben, um Zutritt fremder Personen in Ställen und Gehöften und damit erneute Einschleppung von Viehseuchen zu ver- meiden. Ein Blick auf obige Zahlen macht es verständlich, dass ein Strich Hagelwetter keine deutliche Verminderung der Vogelwelt herbeiführt. Interessant ist übrigens die Mitteilung eines Gutsbesitzers, dass im ver- gangenen Jahre (1911) nach Vertilgung vieler Feldmäuse auf einem Klee- stück, erst recht eine Zunahme erfolgt sei, durch Zuzug. Vielleicht habe das in die Löcher gegossene Wasser die durstigen Tiere angelockt. 20. Mai 12. Syringa- Büsche in fast voller Blüte*). Ein Hänflings- nest, in dem das Weibchen trotz ziemlich freien Standes (in einem Fichtenwipfel im Garten) das schwere Unwetter zu meiner Freude glücklich überstanden hatte und eifrig brütete, liegt heute ausgeraubt am Boden. Katzenspuren in dem weichen Schlamm sichtbar. In wieviel Prozent Nestern kommen überhaupt die Jungen zum Ausfliegen oder auch nur zum Auskriechen? Die meisten Angaben darüber sind zu optimistisch, die Feinde der Brüten noch zu unbekannt. Hierüber müsste viel mehr beobachtet werden. Eine dankbare Aufgabe für ernstgesinnte Oologen ! 22. Mai. In dem ausgebauten Baumpiepemest (am Graben- rande bei den Falkenbäumen), das am 19ten noch ein Erdloch mit etwas Moos am Rande war, liegen 2 Eier. 23. Mai. 3 Baumpiepereier. Der Vogel hält immer auf d. Geländer überm Nest Wache. Auf Hin- und Rückweg 1 Turm- falke bei den Falkenbäumen. Sehe auch 1 Rabenkrähe. Die beiden Wiesenschmätzer (rubetra) Männchen, die ich vom Hagel erschlagen glaubte, sind beide noch da. Prächtiger Lanius minor auf d. Weidegeländer (Mistkäferjäger). 24. Mai. Rohrsänger (streperus) singt im Garten, obwohl kein Schilf da ist. 25. Mai. Die Müllerchen tragen Futter. Beim Absicheln von Brennesseln wird im Garten das Nachtigallnest zwischen Nesseln am Grund eines Kiefernbusches gefunden. Es enthält 5 Eier. Das Ein- fachste wäre vielleicht Beseitigung des Nestes, die das Paar zwänge, an geschützterer Stelle ein neues zu bauen, aber wer weiss, ob es dann hier bleibt. Ich umstecke das von einer Seite freigelegte Nest mit *) Ein Teil Blüten blieb (durch Frost?) verkümmert. 70 0- Kleinschmidt: Koniferenzweigen, Rosen- und Brombeerdornen. Sodann setze ich noch etwas ausgestochenen Brennesselrasen um das Nest. Kriecht da nicht eine glänzende kleine Schnecke über den Nestrand? Nein, es ist das Auge des Nachtigallweibchens das bei meiner Arbeit dicht vor meinen Händen ruhig sitzen bleibt. Es verschwindet ganz in der Nestmulde. Der Schwanz ist über die Senkrechte hinaus nach dem Rücken um- gestelzt und ragt wenig über den Nestrand. Ich bringe in einiger Ent- fernung vom Nest rings um dasselbe Drahtgitter und dürre Zweige an, stecke alle Lücken im Gebüsch mit Reihen von Stöcken zu, sodass alle Zugänge den Katzen erschwert sind. Nahebei steht eine neulich rasch zusammengenagelte Kastenfalle, die bereits erfolgreich gewirkt hat. Einen Igel Hess ich heute morgen wieder laufen. Das geplünderte Hänflingsnest stand nur etwa 5 Schritte vom Nachtigallnest entfernt. Das Nachtigallmännchen singt. 26. Mai 12. Wachtelruf aus niedrigem Getreide (also nicht Imitation von Seiten des Sumpfrohrsängers) am Wege nach H, 27. Mai. Altes Hausrotschwanzmännchen wiederholt dicht vor mir auf breitblättrigen Wiesenpflanzen sitzend, vor Dolden- pflanzen wie ein Kolibri flatternd. Baumpieper 5 Eier. Getreide- rohrsänger im Roggen. Nachmittags zirka 43 Saatkrähen hoch nach Nord. Ein ein- zelner Turdus pilaris lebhaft schackernd und schwanzzuckend auf Weidegeländer. (Wohl von Rabenkrähe) aufgepicktes Rebhuhnei. 28. Mai. Flügge Rabenkrähen. 1 Wiedehopf. 29. Mai. Exkursion mit einem Entomologen nach der Saale bei Wettin, wo in einigen Feldgehölzen lebhaftes Vogelleben herrschte. Finde eine mit d. Hals zwischen Zweigen (vom Unwetter am 12. ?.) hängende Dorngrasmücke, ein verlassenes Amselgelege. Sehr häufig findet man jetzt von Rabenkrähen ausgefressene Rebhuhneier. Viel Brutstare, auch ein Flug von etwa 15 — 20 Uferschwalben, einige Kiebitze, 1 Fulica. Ausgeflogene weisse Bachstelzen. Vögel überall gleich zahl- reich wie bei mir zu Hause. In einem Ziehbrunnen bei Gorsieben ein anscheinend vorjähriges Rotschwanznest. 30. Mai Ein Milvus an d. Falkenbäumen. Da junge rote Milane wenig gegabelten Schwanz und manche schwarze Milane weissen Fleck am Unterflügel haben, ist eine sichere Unterscheidung beider Arten bei ungünstiger Beleuchtung unmöglich. Wohl korschun, von welcher Art im Vorjahr ein Stück hier erlegt wurde. 31. Mai. Flüggen Steinschmätzer gesehen. 2. Juni. Weibchen der Gartengrasmücke liegt tot i. Garten, Brust abgefressen, Herz usw. nicht. Kastenfalle liefert an der Stelle zum drittenmal den Igel, den ich wieder freilasse. Welches Tier frisst Vögel in solcher Weise an? Wiesel? Ein Bussard i. Feld. Stichproben über den Vogelbestand, des Kulturlandes. 71 3. Juni 12. Flügge Baumrotschwänze i. Garten. Feldsperling und Haubenlerche balzen, letztere rückwärts laufend u. leise singend. 5. Juni. Rohrsänger (streperus) singt im Garten, scheint also Stand- vogel im Gebüsch. 1 Segler überm Dorf. Ein Nest an Efeuwand herab- gerissen. Hoffentlich nicht dass der Gebirgsstelze? 7. Juni. Die Nachtigall, die seither täglich fest auf dem Nest sass, hat kleine Junge. Die alten Vögel bleiben unsichtbar und unhörbar. Abends grosses Gewitter mit starkem Regenfall (34 mm). Am andern Morgen Nachtigall mit rund gebreitetem Brustgefieder i. Nest d. Jungen erwärmend. 9. Juni. Zweimal nach H. — Tinnunculus an den Falkenbäumen. Buteo auf Pappelstumpf. Baumpiepernest mit kleinen Jungen. Ein Goldammernest mit 5 Eiern a. Wege nach H. Ein Gutsbesitzer hat ein Trappenei durch eine Henne zugleich mit Enteneiern ausbrüten lassen. Es kam vorgestern vor den Enten aus. Das Dunenjunge hatte eine laute Stimme, wurde leider von einem Hunde getötet u. kam ab- handen, ehe ich es gesehen. 10. Juni, Baumrotschwänze füttern in einem tiefen Mauerloch an der Waschküche. An demselben Gebäude haben Hausrotschwänze wie im Vorjahr die II. Brut (Eier) in einem niedrig von mir angelegten Mauerloch. Die Nachtigall sitzt über den Jungen im Nest. Das Männchen sieht man nicht. Nur wenn eine Katze den Garten betritt, vernimmt man sein Knarren. Gestern abend sang es noch einmal drei ITöne „züht züht züht". Es wird mir ein gestern unter der Stark- stromleitung gefundenes einjähriges Turmfalkenmännchen gebracht. 11. Juni. Kann die 5 Nachtigalljungen heute zählen. Schnäbel innen gelb. Mundwinkel noch heller gelb. Ein alter Vogel ruft eifrig in d. Nähe, aber nur wiht, wiht, ohne arrr (das Weibchen?) 13. Juni. NW., 16 C. Himmel bedeckt, Luft dunstig. ^1^10 nacb H. Im Dorf: 1 Hänfl., div. Sperl., 2 . 1 Hir. urb., 1 Mot. alb. eine sich drückende Katze bewachend. Draussen: 3.1.1 Hir. rust. 1.1.1.1.1.1.1.1 Feldl. fast alle singend. 1 Graua. 1 Fink schlägt. 15 Stare fern. Ein anderer Flug vereinigt sich mit ihnen zus. z. 50. (Bei Seeburg sah ich gestern zirka 100 an den dort reifenden Kirschen. Nach Aussage eines Hüters sind sie seit dem 5. Juni da. Sie brüten hier nicht.) Noch 1 Graua., 2 Budytes, 1 Golda. singt. Wieder 1 Graua. 1 Feldl. singt in einer weiten Schlangenlinie fliegend. 1 Hir. rust. 1 Emb. citr. 1 Rebh. übern Weg. 1 Graua. Eine Familie Hausrotschwänze (ausgefl. Junge) im Feld. (Im Feld stehende landwirtschaftliche Maschinen sind Lieblingssitze ausgeflogener Rotschwänze, Steinschmätzer u. dergl.) 1 Amsel, 1 Lan. collurio. Rückweg ^/^l Uhr. Verschleierter Sonnenschein. 1 Haubenl. 72 Kleinschmidt: Stichproben über den Vogelbestand des Kulturlandes. gehört. 3 Segler hocli auf Streifzug (brüten m. Wissens nicht in der Nähe). 3 Hir. rust. 46 -|- ^ Saatkrähen mit jugendlichen Stimmen (kräh) fern. 1.1.1 Feldl. 1 Mot. alb. 1 Stieglitz hackt einen geschlossenen Kopf des hohen Bocksbarts (Tragopogon major) an, um zu den noch grünen Samen zu gelangen. Mehrere Hüll- blätter sind frisch abgebissen, denn sie bluten, d. h. milchen. 133 -\- X Stare (die Viehweiden haben offenbar ebensoviel An- ziehungskraft für sie, wie die Kirschen), 14 setzen sich auf ein Weidegeländer, wovon 4 meine Annäherung aushalten, 2 alte und 2 junge. Es scheinen meist alte Vögel mit wenigen Jungen zu sein. 1 Budytes. 1.2.1 Feldl. Am Goldammernest kein Vogel, die 5 Eier kalt. Schafe haben rings die Pflanzen abgeweidet! 4 Haus- tauben, (ferner Wiesenschmätzergesang?) 1 Graua., 2 Rebh. Am Bocksborn betäubender Duft von einem grossen Feld blühender Viktoria -Erbsen mit viel Hederich. Darüber teils im Flug, teils auf Telephondraht ein kl. Vogel singend sehr scheu, wohl Sylvia communis. (Im vorigen Jahr hier Getreidesänger i. Roggen.) Turmfalke kreist über d. Falkenbäumen im jetzt hellen heissen Sonnenlicht. 2 Budytes. Die jungen Baumpieper ganz in Vege- tation und ihren eignen Dunen versteckt, welch letztere wie ein grauer Schimmel die Nestinsassen bedecken. Von oben hängt noch Gras über das Nest. So gut versteckt habe ich selten eines ge- funden. Es steht zwischen Stacheldraht und Graben ganz vor- züglich geschützt vor Vieh u. Mensch. Ich gehe nicht am Graben weiter, sondern den kahlen Feldweg. 1 Feldl, 1 Graua., 1 Fink, 1 Budytes, 10 Haustauben, 1 Rebh., 1.1.1 Feldl. 20 Haus- tauben zersprengt in Angst auseinanderstiebend. Vergebens schaue ich nach einem Raubvogel aus, sehe nur eine kleine Taube mit hellem Schwanzende sich auf einem Baum einschwingen. Ob es die hier sehr seltene, nur einmal bei Volkmaritz sicher an einer gefundenen Schwanzfeder konstatierte Turteltaube war, die als ungewohnte Erscheinung den Haustauben solchen Schreck einjagte? 3 Feldl. 1 Rebh. 1 Feldl. 1.1.1.1.1.1 Hir. rustica, 1.1.4 Hir. urbica. Letztere haben 3 und an einer andern Stelle 4 Nester fertig, sammeln auf trockener Strasse Material zur Nestmulde. 20 Grad im Schatten. Die jungen Nachtigallen füllen schon die Nestmulde mehr aus. (Fortsetzung in nächster Nummer.) FALCO. Achter Jahrsransr. No. 6. Scliluss-I¥uiiimer 1912. Ausgegeben Januar 1913. Stichproben über den Vogelbestand des Kulturlandes. Von 0. Kleinschmidt. (Schluss.) 16. Juni 1912. Schwalben leiden bei kühlem Wetter Not. Bei den Falkenbäumen flattern etwa 20 Hirundo rustica auf einem ganz kleinen Fleck zwischen den Spitzen der Wiesengräser, ver- mutlich, um die von etwa 50 Staren, die eng beisammen hier Nahrung suchen, aufgescheuchten Insekten zu fangen. Goldammer- eier tatsächlich verlassen, enthalten halbausgebildete, tote Junge. 17. Juni. Die jungen Nachtigallen sind voll befiedert. Gestern Abend sah ich wie eine Katze durch das von mir angebrachte Schutz- gitter von der Richtung nach dem Neste abgelenkt wurde. Die Baum- rotschwänzchen der Familie II fliegen aus ihrem sicheren Mauerloch bei sehr ungünstiger Witterung aus, sitzen halberstarrt, von Katzen um- lauert, umher. Hinter Hedersleben 1 Milvus, junge Steinschmätzer mit schon ausgewachsenen Schwänzen, von den Alten begleitet. 18. Juni. Nachtigallen ausgeflogen. Die Alten locken (warnen) lebhaft, markieren jetzt auch Menschen als Feinde, was sie während des Brütens selten taten. Certhia brachydactyla mit Jungen vor m. Fenster a. Obstbäumen. Die Jungen locken nicht „Titt", sondern „Tih", fast „Trih", also mehr familiarisähnlich. Diese Jugendstimme mag manche frühere Beobachter verwirrt haben. Ein junges Baumrotschwänzchen lag früh tot auf dem Tisch der Veranda. Ein anderes (nicht von der- selben Brut) wird mit einem Bindfaden am gebrochenen Fuss gefunden und muss getötet werden. (Gewicht 10 u. 12 Gramm). Eine alte Eauch- schwalbe mit Brutfleck, ganz mager, von Regen durchnässt, tot, scheint durch Kälte (man will in diesen Tagen früh einmal 7V2** C abgelesen haben) und durch Insektenmangel zu Grunde gegangen. Aber im Gegen- satz zu Herrn Professor Voigts Ausführungen Falco 1911, S. 32 möchte ich hier betonen, wie nötig die Ergänzung der Beobachtung durch das „Sitzen am Präpariertisch" ist. Die Bauchhöhle des Vogels war von 5 grossen 8 — 17 cm langen Fadenwürmern angefüllt. (Im Gefieder sassen überdies noch 2 Schwalbenlausfliegen)*). *) Der Vogel hat bräunliche Unterseite (aberratio pagorum). Von Reichenau hat, wenn ich nicht irre, einmal den Gedanken aus- Falco. 6 74 0. Kleinschmidt: Abends endlich wärmer, ^jcß nach Hedersleben. Noch leb- hafter Vogelgesang. 19. Juni 12. Schwüle Wärme. 20. Juni. Baumpieper sind ausgeflogen. Der alte Vogel sitzt nah bei dem ganz plattgetretenen Nest. Hausrotschwanz hat im nur IV2 m hohen Mauerloch (demselben wie im Vorjahr) kleine Junge. Im Hühnerhofe ein ausgeflogenes junges Männchen der weissen Bachstelze, nachmittags noch munter lockend und fliegend, abends tot, wimmelt von Milben. Nachdem ich den Vogel ein paar Minuten in Schwefel- kohlenstoffgas gelegt, fallen die Milben über einem Papier hundert- weise wie ein feiner Sand von dem Vogel ab. Sie sind z. T. rot (von Blut?). Ich fand solche Milben schon früher im Neste der weissen Bach- stelze und an ihren Jungen, welche anscheinend durch diese Plage ver- anlasst werden, zu frühe auszufliegen. Das Nest hatte frei auf einem Blechkasten gestanden. Im kleinen Gartenteich liegen wieder vier Hänflingseier mit kleinen Jungen darin. Hier hat wohl wieder eine Katze ein Nest umgekippt. Der Igel kann wohl nicht klettern. Der zum vierten- oder fünftenmal in der Kastenfalle gefangene konnte neulich nicht aus einer Kiste heraus, in die ein dicker Ast zur Probe schief eingelegt war. Die Nachtigallen sind sehr um ihre ausgeflogenen, übrigens völlig unsichtbaren Jungen besorgt. Ein ausgestopftes Käuzchen, das ich ein paar Minuten lang in den Garten stelle, um die Stimmlaute (einmal singt das Männchen zwei Gesangszeilen, bei dem Wiht öffnet sich der Schnabel, bei arr bläht sich die Kehle) und Bewegungen aus nächster Nähe zu beobachten, bringt die Eltern samt andern Vögeln (Müller- Grasmücken, Finken usw.) in grosse Aufregung, die weit grösser ist, als beim Erscheinen einer Katze und wohl eine halbe Stunde nach Ent- fernung des Käuzchens noch anhält. Ein Trappenbrutplatz wurde mir kürzlich mitgeteilt. Leider fehlt mir die Zeit ihn aufzusuchen. Mehrfach hörte ich die Behauptung, dass die Trappen ihre Jungen im Fluge mit forttragen. Man wartete vor Jahren auf die Explosion einer Dynamitpatrone, die einen grossen Feld- stein (Findling) zertrümmern sollte. „Im Augenblick des Knalls flog eine Trappe vorüber. Sie Hess einen Gegenstand fallen. Beim Hinzu- eilen fand man ein noch lebendes Junges." So erzählte man mir. Das Junge wird aber in der Nähe gesessen haben und durch die Explosion, die gewiss kein ruhiges, sicheres Beobachten ermöglichte, wegge- schleudert sein. 21. Juni. Der Igel schon wieder in der Falle. 22. Juni. Abends 9 Uhr (Mond hell und hoch am Himmel) noch Lerchen und Amselsang. 23. Juni 12. Getreidesänger noch in vollem Gesang. 30 Saatkrähen. gesprochen, der männliche Vogel ei-werbe im Sonnenlicht diese Färbung^ während das Weibchen auf dem Nest im dunkeln Stall bleiche Unter- seite behalte. Die Färbung ist aber unabhängig vom Geschlecht. Stichproben über den Vogelbestand des Kulturlandes. 75 24. Juni. Die Nachtigall verfolgt und markiert mich als Feind, ignoriert hingeworfene Mehlwürmer. Die Stille und Zutraulichkeit, solange Eier und Junge im Nest, also nur Schutzinstinkt, nicht Verständnis für meine freundlichen Absichten. An der elektrischen Leitung kein toter Vogel, obschon Stare umherfliegen und z. T. auf den Drähten sitzen. Hart am Wegrande genau da, wo im vorigen Jahr mehrfach Lerchen am Draht verunglückten und im Frühjahr so viele sich aufhielten (Kleeacker, siehe oben Seite 15 u. 21) fliegt eine Feldlerche vom Nest mit 5 Eiern auf (4 Eier grob, 1 feiner gefleckt, alle grünlich). Eine Rabenkrähenfamilie. Unter ihren Sitzplätzen 23 von ihr aus- getrunkene Rebhuhneier sowie 2 Fasaneneier. Ortolan und Getreide- sänger singen. Aus der zweiten Hälfte des Jahres wähle ich nur eine „Stich- probe" aus jedem Monat aus: 10. Juli NW. 11 Uhr, 2IV2". 2 Gartengrasm. 2.1.4 Hir. urb. 1 . 1 Hir. rust. 2 Haubenl. 1.1.1.1.1 Feldl. 1 . 1 Fink schlagend. 1 Pirolruf. 5 Haussperl. 1 . 46 -|- x . 1 . 62 -]- x Stare, Viehweide voll von ihnen zwischen Pferden u. Rindern. 1.1.1 Graua. 1 Golda. 3 Lan, coli. 1 Sumpfrohrs, singt, 1 Anth. arbor. 1 Golda. singt. Gerste muss vor Sperlingen gehütet werden bei H. 1 Erith. Dom. alt. — Rückweg: Baumpieper singt i. Sitzen, Sumpfrohrs, singt frei auf Haferähre, Grünling frisst Hirtentäschel, c. 200 Stare a. d. Weide usw. 22. Aug. SW. + 15», leicht bedeckt. Unzahl. Schwalben überm Dorf. Vorm Dorf Sperlingsstimmen. Feld menschenleer, ganz still. Mauserzeit der Vögel! Ganz fern 2 Hänflinge, 6 Mehl- schwalben, 2 Feldsperl. in Rüben. 13 (Hohl?)-Tauben a. Samen- rübenacker. Rabenkrähenschrei, 1 Steinschm. Fringilliden — Rück- weg: ^/^i2. Viel Schwalben, 1 Lanius coli. juv. 7 Stieglitze z. T. vertrauliche Jungvögel schmausen Löwenzahnsamen. 1 Muscic. atric. 3 (Hohl?) -Tauben, 1 Hir. rust. 1 Rabenkr., heut ausnahmsweise keine Stare da. 1 urbica, 7 rustica an Wiesenpflanzen flatternd. Wind verschluckt alle Locktöne von Vögeln, nur das scharfe bitt bitt flügelzuckender Trauerfliegenschnäpper in Obstplantage hörbar. 1 Golda., Schwalben. (Nachmittags 3 badende und sich neckende Ph. Fitis vor m, Fenster.) 26. Sept. NO. V4IO n. H. -|- 7 », trüb Nebel (nachm. hell). 29 rustica auf Draht. Meisenstimmen. 4 Stare u. dann auf Telephon- draht, 1 mit lahmem Fuss, fern Häher- oder Bussardschrei, wohl ersterer. 1 Mot. alb. 2 Schwalben, 15 Stieglitze, 1 -|- x Chloris, 6* 76 0. Kleinschmidt: 1 Anthus, 7 Haubenl. (?) 1 Hausrotschw. 5 -|- x Hänfl. Sperlinge, 1 Hausrotschw. singt a. Dach, die Luft voll von Vogelstimmen. Rückweg ^1^12. Viel Feldlerchen in d. Luft und auf Ackern, so dass die vielen Lockrufe fast wie Gesang klingen, auch wirklich mal ein matter Singversuch, 1.9.7 Hänflinge, 1 . 3 Krähen, Meisenstimmen, 10 rustica hoch, Saatkrähenstimmen, Pieperstimmen, 6 gesehen, Grünspecht gehört. Immer noch 1 Trauerfliegenfänger. (Nachm. noch bettelnde junge Haussperlinge.) 27. Okt. 12. S., V28, + 3 », Nebel. 8 Pass. dom. 1 Haubenl. 3 Stare. 3 Feldsperl. 5 . 2 Graua. singen, 2 Golda. Fern grosser Saatkrähenlärm 76 -}- x. Flug von Graua. u. Sperlingen. Rückweg Falkenbäume voll spielender, lärmender Saatkrähen. 1 Falke (Merlin? Wander-? Turmfalk?) fern. 12. Nov. -[- 3V2^ Süd, schön. Der seither kahle Teil des Wegs ist mit jungen Kirschbäumen bepflanzt. 2 Haubenl. 4 Graua. singen, 2 jagen sich. 3 Krähen. 1 Feldl. fliegt lockend auf. 1 Feldsp. 1 Krähe ruft sehr hell. Falkenbäume viel Graua. Wacholderdrosseln nicht da. 1 Nebelkr. ruft gräkh. Dohlenstimme. Taubenschwarm. (Feld fast menschenleer.) Mehr Tauben brausen heran, gleich flüchten alle heim. (Falkenzugzeit.) 2 Graua. Saatkrähen kommen zurück, 3 Haubenl. 4 Saatkr. 1 Nebelkr. Übliches Spatzenkonzert vor H. Rückweg: 1 einzelner Turd. pilaris (am 29. Sept. sah ich 3). 1 Sperberweibchen nach West in ziemlichem Abstand von einer Krähe verfolgt. 29. Dez. blauer Himmel, -f 9'// milder SW. 7J0 nach H. Grüne Grashälmchen, knospende Sträucher, Frühlingsstimmung. 1 Fink, 1 Kohlm. a. Pfarrhaus. 5.2.18 Haussperl. z. T. schilpend. 1 Kohlmeise. 2 mal deutlich altes Feldsperlingspärchen allein (was natürl. nicht Folge milden Wetters, sondern Regel). Haubenl. lockt fröhlich. 2 Grauammern, Männchen lang trillernd, 2 (!) Saat- krähen. 2 (!) Haustauben. 1 Nebelkr. 1 Graua. singt. 1 Saatkr. 1 Graua. singt. 2 u. 1 Trupp Graua. singend. 1 Nebelkr. 1 . 1 Graua. Ammerschwarm, 12 -|- ^ Dohlen (eine mit deutlich weissem Halb- mond an der Halsseite, was bei unsem Winterdohlen häufig ist), zirka. 10 Feldsp. (Wind heftig.) 3 Pass. dom. 34 -f x (zirka 100 Saatkr. — Rückweg Vgl : Graua. singen immer, während doch kein Golda. jetzt singt. 30 -f x Hänflinge. Höre noch mehr auf den Äckern, 1 versucht zu singen. 2 Graua. 1. Golda. Stichproben über den Vogelbestand des Kulturlandes. 77 Einzelne Bemerkungen: Der Regen, der die Getreideernte lange verzögerte, schien auch den Insekten und damit der Vogelwelt nicht günstig. Colias edusa sah ich vorher (17., 18., 25., 27. Juli) öfter, nachher nicht mehr. In Westdeutschland soll 1911 ein edusa-Jahr ge- wesen sein. Sollte dieser Schmetterling wandern? Es ist wohl kaum anzunehmen ? Distelfalter waren vor der Regenzeit gleichfalls häufiger als in anderen Jahren. In der stillen Mauserzeit der meisten Singvögel war (am 29. Aug. u, 1. Sept. notiert) Certhia brachydactyla der einzige Sänger. Am 9. August sang noch die Amsel. Am 11. Juli notierte ich von einer singenden Feldlerche noch 5 bis 6 Kreisflüge in einer 2mal um- wendenden Spirale. Etwas später hörte man keinen Laut von Lerchen und sah auch meist keine. Ein riesiger Flug lag im Herbst still und unsichtbar auf einem Stoppelfelde, bis mehrere Fehlschüsse eines Jägers nach einem Hasen plötzlich die ganze Luft weithin mit Lerchen füllten. Hier sei bemerkt, dass ich einmal bei Hedersleben 8 Haubenlerchen zugleich auffliegen sah, sodass sie fast einen „Flug" bildeten, wie es selten vorkommt. Der Hänfling sang am 22. September mit noch mauserigem Schwanz. Am 12. Juli sang ein alter, schon wieder ganz schwarzschnäbliger Star lebhaft vor meinem Fenster und kratzte sich dazwischen eifrig den Kopf. Columba palumbus rief noch am 13. August trotz trüben kühlen Wetters (-1- 17 ") eifrig auf den Haus- linden. Unter diesen trippelte am 16. Sept. eine weisse Bachstelze im Herbstgefieder umher, die ihre Nahrungssuche mit lebhaftem Ge- sang begleitete. Am 2. Oktober markierten Bachstelzen mit Singflug einen kleinen Raubvogel. Am 18. November sangen 2 Rotkehlchen lebhaft. (Gleiches beobachtete Thielemann am 16. Okt. bei Gasse 1.) Die Grauammern schweigen nur in der Mauserzeit und sangen im Herbst und Winter auch bei hässlichem Wetter unermüdlich. Am 25. Juli 2P um Va^O schwül heiss, östl. Wind. Viel Nonnen - f alt er an der Ostseite der Bäume. 26. Juli Westwind und wenig Nonnen (nur noch Männchen) Regen, Gewitter. Abendseine glanzköpfige Sumpf meise im Garten. Durch ausgestellten ausgestopften Steinkauz veranlasse ich sie, endlich ihre Stimme, ein lautes Meridionalisgezeter vernehmen zu lassen. Das Inter- essante ist, dass diese einzige Sumpfmeise dieses Jahres (Sumpfmeisen brüten hier nicht und erscheinen nur sehr selten auf dem Strich) fast am gleichen Tage erschien wie im Vorjahr (1911), wo ich die Art am 25. Juli (!) notiert finde. Eine Blaumeise frass am 20. Juli Blutläuse, z. T. von unten an den Ast anfliegend, ob dem Baum oder den Läusen (durch Verbreitung) nützend? Sie nahm nur eine Kostprobe und flog weiter. 13. August: Blau- meisen picken auf einem Baum vor meinem Fenster Löcher in die Birnen, wobei sich Vögel und Wespen oder Hornissen ablösen. 15. Aug. abends erster Zug-Laubvogel, wohl Fitis juv., vor m. Fenstei', fliegt zum Bach u. nimmt ein Bad. Das begeistert eine von den drei an Birnen schmausenden Blaumeisen, mitzubaden. Auch ein Hausrotschwanz hat zum Baden Lust bekommen, flattert aber immer wieder aus dem Wasser, 78 O. Kleinschmidt: bis ein vorbeigehender Mann ihn seine Badelust vergessen lässt. Ähnliche, oft sehr anmutige Bildchen kann ich jetzt fast alltäglich vom Fenster beobachten (Weidenlaubv. erst 2. Okt. Laubvögel brüten hier nicht). Am 18. Juli hatten 2 Haussperlinge so nass gebadet, dass sie nicht fliegen konnten und sich im Gebüsch verkrochen. Ein reizendes Bild boten 2 in einer kleinen Regenpfütze dicht am Hause im Spätherbst einträchtig badende Rotkehlchen, von denen das eine lang mit gespreizten Schwung- und Schwanzfedern im Wasser, richtiger auf dem Wasser sitzen blieb. Am 20. Juli nahm eine Rauchschwalbe noch eifrig vor meinem Fenster Erde zum Nestbau (am Bachufer nach tiefgründigem nächtl. Regen). 19. Juli. Alt. Männchen von Erith. Arboreus am Brutplatz beim Hause, mausernd, meist auf der Hoftür. Schwanz schon ganz neu und ziemlich lang. 26. Juli fast fertig vermausert. Die Art scheint früher zu mausern als der Hausrotschwanz, von dem ich am 2. Oktober zwei merkwürdig verschiedene alte Männchen, eins mit kleinen, eins mit enorm grossen Flügelspiegeln (weissen Dreiecken) unter meinem Fenster am Bachufer sah. 20. Aug. Regentag. Zwischen Dederstedt u. H. in einer Obst- plantage wimmelt es förmlich von Traue rfliegenfän gern. Etwa 6 sind ständig um mich in Bewegung und von allen Seiten tönt ihr Lock- ton, sodass ich sie nicht zählen kann. Sonst sieht man diese merkwürdig lang ziehenden Vögel mehr einzeln. 5. August eine abnoi'm lang- schnäblige alte Muscicapa grisola mit Jungen vor meinem Fenster. G.August. Zwergspecht am Pfarrhofe. 22. Sept. ÖHäherbeob. 28. Sept. NO. -Wind. Grösserer Eichelhäherflug nach W. 6. Okt. 1 Garrulus. 25. Juli. 39 + X Kiebitze. 8. Okt. Gelegentlich einer Treibjagd wird ein den Jagdberechtigten seit Monaten bekanntes weisses Rebhuhn geschossen. Augen normal, Füsse u. Schnabel blaugrau, eine dunkle Feder mit Längszeichnung. Trappen unsichtbar. Anf. Oktober 8 Stück von e. Gutbesitzer auf- gejagt. Ich fand am 14. Okt. eine hübsche Mauserfeder. 13. Okt. Grosser Buntspecht auf den entlaubten Pfarrlinden, wo man jetzt das Ringel- taubennest u. das Pirolnest, letzteres in bedeutender Höhe, deutlich sieht. 3. Oktober viele Buchfinken i. Kartoffelfeld, darunter einige Bergfinken. NW. -Wind. Vergl. Natorps Beobachtungen. Nebel- krähen nur einmal in grösserer Zahl 20—30. Leider nicht notiert. Die Nachtigallen blieben am Brutplatz, waren aber sehr wenig sichtbar und hörbar. 23. u. 30. Juli gesehen. 26. Juli junge Nachtigall mit noch unvermausertem Kopf u. sonst sehr struppigem (mauserndem) Gefieder, dicht vor mir etwa 5 Schritte vom Nest. 9. August. Knarren aus dem Efeu gehört. 18. August noch Nachtigall-Lockton. Ende August, das gar nicht zerfallene, sondern ganz feste, in der Form unveränderte Nest photographiert (s. Berajah Taf. L) In der ersten Septemberhälfte war ich verreist u. konnte den Abzug daher nicht genau ermitteln. Spätbrut der Gartengrasmücke: Als ich am 10. August Trauer- eschenzweige, die zu tief auf einen Taxusbusch herabhingen, entfernte, Stichproben über den Vogelbestand des Kulturlandes. 79 umhüpfte mich eine alte Gartengrasmücke mit Angstlauten. Dadurch fand ich das Nestchen auf dem Taxus mit 3 bald flüggen Jungen. Raubvögel waren selten, da es sehr wenig (fast keine) Mäuse gab. (1911 war ein Mäusejahr). Im Juli (14. u. 18.) mehrmals schwarze Milane. Rauchf uss nur 2 mal beobachtet, einmal ganz tief rüttelnd. Der weisse Schwanz und die grauen langen Flügel sehr schön auf grünem Grunde. Den ganzen Herbst nur ein dunkler Buteo und ein einzelner Turm- falke da, der am 19. 12. auf ganz dünnem Telephondraht 100 Schritt von einem singenden Grauammer sass. Zuweilen zog ein Sperber nach Westen, aber nach dem Wanderfalken habe ich vergeblich Ausschau gehalten, obgleich er ständig in der Nähe gewesen sein muss und sich im neuen Jahre pünktlich an seinen Lieblingsbäumen einstellte. Die diesjährigen Beobachtungen an den Masten der Überland- zentrale haben mich sehr überrascht, da viel weniger Vögel als im Vorjahr verunglückten. Die Opfer bestehen fast nur aus zugewanderten Jungvögeln auf dem Herbstzuge, welche die gefährlichen Erdungs- und Fangbügel (siehe Taf. II.) noch nicht zu meiden wissen. Da kein Mäuse- jahr war, fielen wenig Raubvögel und keine Eulen. Einzelne Notizen sind schon oben eingefügt. Die weiteren stelle ich hier zusammen. Leider macht es der Umfang der vorjährigen Funde nicht möglich, diese daneben aufzuführen. 16. Juli. 9 junge Stare (während ein alter (!) Star und ein L. coUurio heil von der gefahrlosen Drahtmitte abfliegen) unter Mast No. 1 — 12, einer frisch, die andern teils faul und madig, teils schon Mumien. Letztere unvermausert, bei den andern Schwinge 8 oder 6 — 9 in Mauser. Im Magen Kirschkerne und Insekten. Gewicht fast 100 gr. Unter Mast No. 224 ein längst verluderter Fasanhahn und ein vor etwa 3 — 4 Monaten getötetes junges Turmfalkenmännchen. 20. Juli. 5 neugefallene Jungstare und einige am 16. im Getreide übersehene. 25. Juli. Wieder 9 frische Jungstare, einer an der Brust schon teilweise und im Flügel bis zur 4. Schwinge vermausert. Ein junger unvermausert, ein Lerchenflügel. Mageninhalt von 6 Staren: einer Kirschkerne, die andern Insekten, Nonneneier, z. T. viel Erd raupen. (Man sieht die Stare jetzt in grossen Schwärmen in den Rübenäckern.) 31, Juli. 4 frische Jungstare und einer in der Mitte zwischen Mast und Transformator mit einem Fuss am Draht hängen geblieben. Magen- untersuchung: nur Insekten, viel Laufkäfer dabei. 11. August. 3 Jungstare, einer 90 gr. 3. — 10. Schwinge vermausert. 1 Steinschmätzer juv. Am Transformator 1 Feldsperling, ein junger Lan. collurio. Noch immer toter Star am Draht hängend. 14. August. 2 frische Jungstare (2. — 11. und die drei letzten Schwingen vermausert). 1 verweste junge Saatkrähe, 1 Falco subbuteo einjährig (f (6., 7. und 15., 16. Schwinge in Mauser) leider schon Mumie, aber Füsse noch frisch. (Über Mast 208 hinausgegangen). 16. August. Nur zwischen Mast 1 — 12 (diese Reihe zweigt sich unter neuer Zählung von der meist untersuchten Reihe 248 bis 208 ab) eine junge Saatkrähe frisch getötet. Kopf und Füsse angebrannt. 80 Kleinschmidt : Stichproben über den Vogelbestand des Kulturlandes. 19. August. An 25 Starkstrom -Masten Oberrissdorf — Unterrissdorf nur 4 bereits völlig verweste Jungstare, während im Vorjahr dort viele Stare und Turmfalken, 2 Waldkäuze und ein Milan lagen. 27. August (mit Hans Kurella) 1 Turmfalk, 3 Stare, 1 Baumpieper. 29. August. Noch einen Turmfalken von derselben Stelle durch Lehrer Hammerschmidt, Volkmaritz erhalten. Dies das auf Tafel II ab- gebildete Stück. 16. Sept. 1 frischer, 1 verfaulter Jungstar (9. Schwinge vermausert, 1 noch in Mauser), ein Eulengewölle. 22. Sept. Nichts, obschon der Boden unter der Leitung weiss ge- sprenkelt ist von Vogelexkrementen! 4 Hausrotschwänze auf dem un- gefährlichen Blitzseil fussend. 28. Sept. So viele Anthus an und auf der Leitung, dass es mich wundert, nur einen toten Pratensis (wohl durch Anflug, nicht durch Strom getötet) darunter zu finden. 29 Sept. Ein Star vom elektr. Mast, zugetragen, 80 gr. ganz vermausert. 3. Okt. 1 diesjähr. Saatkrähe. 7. Okt. Ein Turmfalke fliegt unversehrt von einem Mast, ein toter Star am Transformator. 13. Okt. Nichts ixnter der Leitung, obwohl viel Stare in der Gegend. Von da an nichts mehr gefunden. 31. Dez. Bis Höhnstedt über eine Stunde weit die Leitung ab- gegangen. Nur eine Mumie von Falco Tinnunculus an der früher nicht besuchten Strecke. Von den Starmumien nur noch einen Rest bemerkt. Von lebenden Vögeln gesehen: Am Bach die Gebirgsstelze, ein Turmfalke rüttelt ganz nahe von der Leitung, Saatkrähen suchen links und rechts davon Nahrung. In der Abenddämmerung ziehen zahlreiche Trupps mit Dohlen nach der Saale zu den Schlafplätzen. Vergleiche ich die viel grösseren Verluste im Herbst vorigen Jahres, so scheint es, dass die Vögel die gefährlichen Bügel meiden lernen. Ich sah öfter Stare mit einem lahmen Fuss und 2 Steinkäuze mit einem sauber abgeheilten entspitzten Flügel. Sicher urteilen möchte ich erst, nach den Beobachtungen eines weiteren Herbstes. Bei den Massen von Staren, die sich hier aufhalten, können die aufgezählten Verluste nicht von Bedeutung sein. Im Vorjahr fand ich zuweilen unter einem Mast mehr Stare als dies Jahr auf der ganzen Strecke und unter einem Mast von einem Tag mehr Turmfalken als im ganzen Jahre 1912. Doch muss das nächste Mäusejahr abgewartet werden. Es wäre von Interesse, an Leitungen mit spitzwinkligen V förmigen Erdungsbügeln vergleichende Zählungen der Opfer anzustellen. Die Verluste von Vögeln an Überlandzentralen scheinen seither teils unter-, teils überschätzt worden zu sein. Im Publikum findet man darüber oft sehr kindliche Ansichten. Vor einiger Zeit las ich in einer Vogelschutzzeitschrift, dass man viele verdurstete Vögel gefunden habe und einige sich vor Durst sterbend förmlich in den Boden eingewühlt hätten. Diese eingewühlten Vögel (mit Kopf und Schwanz noch hervor- e 'S flQ •*^ In C - ^ JQ »^ o 'S 2 = < x: -a 5 I CQ 3 Hermann Grote: Skizzen vom Vogelfang. 81 schauend) kann man hier oft finden, denn Necrophorus humator, vespillo, vestigator, interruptus, investigator und sepultor sind eifrig bemüht, den Ameisen und Fliegen durch Bergung der Kadaver zuvorzukommen. Von Raubtieren findet man die Vögel selten aufgefressen (ich fand am 9. August zerbissene Federn vom Trauerfliegenschnäpper). Mäuse scheinen sie zuweilen zu benagen. Die meisten Kadaver trocknen, nachdem sie von Maden ausgehöhlt sind, zu Mumien aus und liegen umher, bis der Wind sie oder die Federn von dannen führt. Dass also Raubzeug, auf die Gelegenheit aufmerksam geworden, 1912 mehr Vögel fortgetragen haben könnte als 1911, ist nicht anzunehmen. Skizzen vom Vogelfang. Von Hermann Grote. Die nachfolgenden anspruchslosen Zeilen verdanken ihre Ent- stehung dem Umstände, dass ich im vergangenen Sommer (1912) Gelegenheit hatte, im südlichen Finnland dem Vogelfang obzuliegen, und die gefangenen Vögel mit Rossittener Ringen zu markieren. Zwar wandte ich nicht einen derartig umständlichen Apparat von Vogelherden, Meisenhütten usw., wie ihn Brehm der Vater so an- schaulich in seinem „Vollständigen Vogelfang" schildert, an, sondern meine Fangweise bestand lediglich in einigen sog. Meisenkäfigen (s. Brehm ; das sind Klappfallen, die aus einem Bauer für den Lock- vogel und zwei seitlichen Schlagkäfigen bestehen) und einem Schlag- gärnchen. Trotzdem fing ich in verhältnismässig kurzer Zeit ca. 100 Singvögel, von denen 80 mit Rossittener Ringen versehen und wieder freigelassen wurden. Von dem Rest behielt ich nur einige als Käfigvögel zurück (Zwergfliegenschnäpper, Rotkehlchen u. a.), die übrigen wurden wieder in Freiheit gesetzt. Von allen Vögeln machen beim Vogelfang m. E. die Meisen am meisten Vergnügen; und unter ihnen in ganz besonderer Weise borealis. Schon den Lockvogel zu beobachten, ist interessant. Mein alter durchwinterter sehr zahmer borealis, den ich mit bestem Erfolg als Lockvogel benutzte, fing regelmässig zu balzen an (auch im Herbst), wenn ein Artgenosse in die Nähe kam. Er bauschte dann sein Gefieder fast zur Kugel auf und liess die halbgeöffneten Flügel hängen. Der Ankömmling flog gewöhnlich mit dicht an- gelegtem Gefieder sofort auf den Käfig, hängte sich hier an das Gitter und „schimpfte". Wenigstens taten dies wohl alle die Exem- plare, die ich als alte Männchen ansprach. Merkwürdig scheint es mir, dass ich in der Mehrzahl solche wahrscheinliche alte Männchen 82 Hermann Grote: Skizzen vom Vogelfang. fing. Manchmal waren die Bäume in der Nähe der aufgestellten Falle von Sumpf meisen belebt, überall tönte ihr „tschä tschä", und wenn sich dann eine Meise gefangen hatte, so war es gewöhnlich ein altes Männchen, das ich vielleicht schon 2- oder 3 mal an der- selben Stelle gefangen und beringt hatte. Zuweilen konnte man schon von weitem einen beringten, also bereits früher von mir gefangenen Vogel an seinem Benehmen erkennen, auch ohne dass der Ring grade sichtbar zu sein brauchte. Ein solches Männchen sass wohl 5 — 10 Minuten fast regungslos auf der Falle, dann plötzlich ruckweise seinen Platz ändernd, oder es flog auf die Falle und dann wieder in den Baum zurück und wiederholte dies Gebaren andauernd. Schliesslich wurde es aber doch gewöhnlich gefangen. Manchmal war ein bereits beringter borealis aber auch so schlau, dass er sich nicht mehr auf die Falle des Lockvogels setzte. Zwei- mal machte ich mir nun das Vergnügen, auch einen solchen Ge- witzigten zu überlisten: ich hängte eine andere Falle — ohne Lockvogel — in die Nähe der ersten und sofort war mein Vogel gefangen. Er hatte also zwar den mit dem Lockvogel ver- sehenen Schlagkäfig als gefahrdrohende Falle kennen und meiden gelernt, konnte diese Erkenntnis aber natürlich nicht verallgemeinern und auf die ihm unbekannte Falle ohne Lockvogel ausdehnen. Haubenmeisen benehmen sich anders bei der Falle, als Sumpf- meisen. In der Regel ist cristatus sehr schnell gefangen, auch wenn das betr. Individuum sich schon früher mehrmals gefangen hatte. Am leichtesten wohl sind Kohlmeisen zu überlisten, da sie sehr neugierig sind. (Auch Phylloscopus trochilus scheint sehr neu- gierig zu sein; ich erbeutete welche, die in nur mit Hanf beköderte Fallen gegangen waren!) Ausser Meisen fing ich in Schlagkäfigen auch Vögel, die sonst am leichtesten in Schlaggärnchen gefangen werden, wie z. B. Mus- cicapa striata und ein Expl. von parva, Hippolais, Gartenrotschwanz, Rotkehlchen. Von letzteren fingen sich am 3. Sept. in zwei neben- einander hängenden Schlagbauern mit einem Male drei alte Männchen. War das nur Zufall?*) Oder zieht dieser Vogel auch im Herbste nach Geschlechtern getrennt? Eins von diesen Männchen fing ich eine Woche darauf wieder, etwa 100 Schritt vom ersten Fangplatz entfernt. Der Vogel war also noch nicht weitergezogen, sondern war in Gesellschaft etwa gleich- *) Cf. Falco 1912 p. 77 ii. 78. Der Herausgeber. Zur neuesten Nomenklaturbewegung. 83 alteriger (?) Geschlechtsgenossen am Orte (früherem Brut- platze?) geblieben. — Wie bin ich zufrieden, jenes frohe Gefühl des vogelstellenden Ornithologen kennen gelernt zu haben, das den alten Naumann beseelt haben mag, als er , vergnügt in seinem Vogelhäusgen " sass. „0! Wenn ich an die seligen Stunden gedenke . . ., so möchte ich mich jetzt wieder dahin wünschen ..." (J. A. Naumann 1797, pag. 246.) — Anschliessend lasse ich die Liste der von mir beringten Vögel folgen: P. borealis*) 23 Stück, cristatus 11, maior 4, ater 1, Musci- capa striata 10, M. hypoleuca 4, hippolais 5, trochilus 2, curruca 1, phoenicurus 3, rubeculus 10, cyanecula 1, spinus 3, coelebs 1, Mot. alba 1. Summa = 80 Stück. Davon wurden ebendort wieder- gefangen: borealis 10 Stück, cristatus 6, maior 1, rubeculus 1 (davon einige Exemplare zu wiederholten Malen) und sämtliche — bis auf das Rotkehlchen, das ich als Käfigvogel behielt — an Ort und Stelle (Kellomäki, Finnland) wieder in Freiheit gesetzt. Zur neusten ^N^omenklaturbewegung. über die Stellung deutscher Sjstematiker zur neusten Nomen- klaturbewegung scheint weder die Deutsche Zoologische Gesellschaft, noch die Amerikanische Zoologen-Gesellschaft (cf. Science XXXVI No. 973, p. 833, Dez. 13. 1912) richtig orientiert. Dieser Nummer liegt als loses Blatt ein Protest von Dr. Ernst Hartert bei, dem kaum jemand seine Zustimmung wird versagen können. Das Prioritätsgesetz unterliegt als Gesetz der literarischen Logik, der literarischen Gerechtigkeit und des literarischen Anstandes keiner Abstimmung. Die Minorität, die dafür eintritt, wird allezeit stärker bleiben als die Majorität, die seither stets dagegen war und doch schwerlich etwas praktisch besseres an die Stelle seiner strikten *) Ich kann mich im Augenblick nicht entsinnen, gelesen zu haben, dass Parus borealis die Beeren des Wacholders frisst. Ich sah diese Meise die Früchte (auch noch grüne unreife!) von Juniperus communis zer- hacken, um — wie ich annehme — die Samen zu verzehren. Schliesslich sei noch bemerkt, dass Parus borealis — wie schon von anderen vermutet wurde — tatsächlich Standvogel zu sein scheint. Gestern, am 14. Okt., fing ich 2 von mir im Sommer beringte Exemplare an genau derselben Stelle wieder. Ausführlicheres wird im Jahresbericht für 1912 der Vogelwarte Rossitten zu lesen sein. H. G. 84 Mitteilungen über Berajah. Durchführung wird setzen können. Den ältesten Autor kann man immer noch zur Not befragen, die jüngste Kommissionsliste schwerlich, zumal wenn sie ausgerechnet einen Tag vor Ausgabe eines systematischen Lehrwerks herauskommt. Ich nehme übrigens feierlichst das Gesetz der Priorität, der literarischen Gerechtigkeit und Höflichkeit für die Anerkennung der Tatsache in Anspruch, dass ich die jetzt hervortretenden und empfundenen Schwierigkeiten seit 12 Jahren vorausgesehen habe. Ich glaube unter möglichster Vermeidung von weiteren Erörterungen behaupten zu dürfen, dass meine damals begonnene doppelte Nomenklatur, Härten und Unklarheiten, die die strikte Durch- führung der Priorität in Einzelfällen bewirkt, vollauf genügend mildert. 0. Kleinschmidt. Mitteilungen über Berajali. Vier Tafeln (Falco Peregrinus VI. — IX), die bereits im vorigen Jahre gedruckt und mit der Jahreszahl 1912 versehen wurden, können erst 1913 zur Ausgabe gelangen. Ob ich sie auf 1912 anrechnen und den Jahrgang 1913 so umfangreich gestalten kann, wie ich es in Absicht habe und wie es die z. T. fertig vor- liegenden Manuskripte ermöglichen, hängt von der Pünktlichkeit und der Zahl der Abonnenten ab. Als Beitrag für 1913 sind selbstverständlich nicht mehr als 9 Mark an die Firma Gebauer- Schwetschke in Halle a. S. einzusenden. Es ist mir vorge- schlagen worden, den Beitrag zu erhöhen, auch wurde mir von mehreren Seiten ein Aufruf an die Subskribenten zur Verfügung gestellt. So dankbar ich für diese ermutigenden Kundgebungen bin, will ich doch unbedingt an dem seitherigen Jahresbeitrag auch für die Zukunft festhalten und hoffe, dass mir auch so eine Erweiterung des seitherigen Umfanges gelingen wird. Zumal bei den jetzt begonnenen Monographien wäre mir eine Einschränkung des geplanten Umfangs oder ein allzulangsames Fortschreiten sehr schmerzlich. Ihr Schicksal liegt in den Händen der Leser selbst. Ich bitte nie zu vergessen, dass das Werk kein geschäftliches Unternehmen ist. Darum hat Berajah ein besonderes Recht das zu tun, was andere Zeitschriften mit viel weniger Zurückhaltung tun: Den Lesern zuzurufen: „Werben Sie Abonnenten für 1913!" Ich füge aber hinzu: „Bitte nur solche, die Freude an dem Werk und dauerndes Interesse für es haben"! Der Herausgeber.