— FORTHE PEOPLE FOK EDVCATION i FORSCIENCE LIBRARY OF THE AMERICAN MUSEUM OF NATURAL HISTORY FALCO, unregelmäßig im Anschluß an das Werk „BERAJAH, Zoographia infmita" erscheinende Zeitschrift. IX. Jahrgang, 1913. in 3 Heften. Herausgeber : 0. Kleinschmidt, Dederstedt, Bez. Halle a. d. S. Preis für Berajah und Faico jährlich 9 Mark. -^1^ Kommissionsverlag Gebauer- Seh wetschke, Druckerei u. Verlag m. b. H. Halle a. d. S.. Gr. Märkerstr. 10. .^v '^^oa.a.^y^'^^^ 3 Inhalt des neunten Jahrffanffs. Seite Verzeichnis der erscilienenen Teile vou Berajah und Falco 1 v Die neue Systematik 2 (J"^) Über einige Falken der Kirgisensteppe v. Suschkin, übers, v. Grote 6 Die Familie Naumann in Ziebigk usw. v. Eckstein 18 Dr. Wilhelm Wurm f v. W. Bacmeister 14 Die Familie Naumann in Ziebigk, Fortsetzung 17 Ein Rotkehlchen als Nährvater von Tannenmeisen v. Eembold u. Oberhauser 22 Über zwei Veröffentlichungen des Prinzen Don Francesco Chigi über die Kleider der Falken. Bericht v. G. Vallon 23 Eine neue Form aus Baluchistan Sarcogrammus indicus aigneri subsp. nov. V. Laubmann 30 Phaetomis fuliginosus, eine neue Kolibriart v. Schlüter 32 Über iberische Kohlmeisen v. Kleinschmidt u. Weigold 32 Noch eine neue Kohlmeisenform aus Ostasien 33 Parus salicarius submontanus, Form nov. v. Kleinschmidt u. v. Tschusi zu Schmidhoffen 33 Aufzählung der Vögel des Kiautschou- Gebietes 34 Seltene Gelegenheit für Sammler 40 Die Flügelform des jungen Wendehalses 40 Adresse 40 Tannenheherzug in Sicht 41 Zwei neue Kolibriformen v. Schlüter 42 Beschreibung neuer Formen von den Balearen v. A. v. Jordans . . 43 Naumanns allgemeiner naturhistorischer Atlas 44 An der Hochspannungsleitung verunglückte Vögel 46 Kritik 53 Mitteilung 56 Abbildungen. Keine. Neu beschriebene Formen. Sarcogrammus indicus aigneri Laubmann 30 Phaetornis fuliginosus Schlüter 32 IV Inhalt des neunten Jahrgangs. Seite Parns wladiwostokensis Kleinschmidt 33 Parus salicarius submontanus Kleinschmidt u. Tschusi 33 Accipiter nisus subsp. unbenannt gelassen 37 Astur gentllis subsp. „ „ 37 Emberiza castaneiceps subsp. unbenannt gelassen 39 Metallura thyriantina harterti Schlüter 42 Leucippus leucogaster longirostris Schlüter 42 Sylvia sarda balearica Jordans 43 Muscicapa striata balearica Jordans 43 Parus coeruleus balearicus „ 43 Parus major mallorcae 44 Ausgegeben wurde: Falco in 3 Nummern, April, August, Oktober. Berajah, Parus Salicarius Tafel III \ Falco Peregrinus Tafel VI— X I Bastardstudien, Seite 1 — 16 j P ^ ' Tafel I u. n ' Falco Peregrinus Tafel XI— Xni ^ , . , .^ ^ , ,c.. a -, -^.y_-^Yj-ry I zugleich nut Falco 1914, 1 -r, " Ol.". A 'i 1 I an der Jahreswende. Parus Salicarius Anlage 1 -' Eine Anzahl bereits fertiger Teüe von Berajah werden bis zur nächsten Lieferung zurückgehalten, um die Tafeln künftig in fortlaufen- der Reihe mit dem Text zusammen auszugeben. FALCO. Neunter Jahrgaug. ^/'^ Nr. 1. Appil. 1913. Schriftleiter: O. Kleinschmidt, Dederstedt, Bez. Halle a. d. S. — Kommis- sionsverlag: Gebauer-Schwetsclike Druckerei u. Verlag m.b.H., Halle a.d.S., Gr. Märkerstr, 10. — Preis aller Veröffentlichungen von Berajah u. Falco: jährlich 9 Mark. Verzeichnis der bis jetzt erschienenen Teile und Beilagen von Berajah und Falco. Die älteren Jahrgänge 1905 bis Mitte 1908 w^erden nicht durch die damaligen Verleger, sondern durch den jetzigen Verlag, die Firma Gebauer-Schwetschko, geliefert. Anträge auf Probesendungen, Naclüieferungeu und Bezug älterer Jahrgänge am besten direkt an den Herausgeber. Berajah und Falco werden nur in ganzen Jahrgängen abgegeben. Abonnenten sind nicht zur Abnahme früherer oder künftiger Jahrgänge verpflichtet. Abmeldungen müssen jedoch vor dem 1. Januar erfolgen. Sie können nicht für den laufenden Jahrgang angenommen werden. Bis jetzt sind erschienen: Falco 1905. 108 Seiten Text, 1 bunte Tafel. Berajah 1905. Saxicola Borealis, 6 bunte, 3 schwarze Tafeln, 22 Seiten Text. Falco 1906. 104 Seiten Text, 1 schwarze Tafel. Beilage. Tabelle der Brehmschen Schleiereulen. Berajah 1906. Strix Flammea, 7 bunte, 3 schwarze Tafeln. 20 Seiten Text. Falco 1907. Beilage. Berajah 1907. 106 Seiten Text, 4 schwarze Tafeln. Deutsches Vogelschutzbuch, Titel und Vorwort. Erstes Heft, Strix Athene, 3 Tafeln, 6 Seiten Text. Zweites Heft, Eritliacus Domesticus, Tafel I— IV, Neudruck vom Text zu Strix Athene. Nachgeliefert: Neu- druck von Tafel I u. 11, Erithacus Domesticus, Text Seite 1—12, Ta- fel V u. VI, TabeUe A. Preis für nach- bestellende Abonnenten 8 Mark. Preis für nach- bestellende Abonnenten 8 Mark Preis für nach- bestellende Abonnenten 8 Mark. O. Kleinsclimidt: Falco 1908. 54 Seiten Text, Tafel I-III. Beilage. Deutsches Vogelschutzbuch, S. 1 — 16. Berajah 1908. Erithacus Domesticus, Tafel VII, Eri- thacus Arboreus, 2 Tafeln, 12 Seiten. Erithacus Diplootocus, 1 Tafel, 4 Seiten Text. Anfang und Ende (Vorwort), 8 Seiten, Tabelle A. Die fremden Formenkreise des Sub- genusPhoenicurus, 9 Seiten, 3 Tafeln. J Preis für den Jahrgang 9 Mark Falco 1909. 55 Seiten, Inhaltsübersicht, 2 Tafeln. Beilage. Deutsches Vogelschutzbuch, Tafel I. Berajah 1909. Corvus Nucifraga Seite 1—6, Tafel i-xvn. Erithacus Sialia Seite 1—2, Tafel I. Preis 9 Mark. Falco 1910. Beilage. Berajah 1910. Falco 1911. Berajah 1911. Falco 1912. Berajah 1912. 28 Seiten und Inhaltsübersicht. Deutsches Vogelschutzbuch, Tafel II, Rundschreib, an unsere Abonnenten. Erithacus Arboreus, Seite 13 — 14, Tafel III— IV. Corvus Nucifraga S. 7—30, Tafel XVIII - XXVI. Erithacus Sialia, Tafel 11 und Druckfehler- berichtigung. 36 Seiten. Corvus Nucifraga, Seite 31—40, Tafel XXVn— XXXI. Corvus Perisoreus, Seite 1 u. 4 (Seite 2 u. 3 Tafeln). Corvus Cyanopica, Seite 1 u. 4 (Seite 2 u. 3 Tafeln). Parus Superciliosus, Seite 1 u. 4 (Seite 2 u. 3 Tafeln). 84 Seiten u. Inhaltsverzeichnis, 2 Taf. Falco Peregrinus, Seite 1 — 6, Tafel I— V und Tafel XIV. Parus Sali- carius, Seite 1 — 6, Tafel I u. n. Erithacus Poeta, Tafel I. Mappe „Erithacus". 1913 erscheinen die Fortsetzungen von Falco Pere- grinus und Parus Salicarius, sovv^ie Bastard- studien I und vielleicht vi^eitere Veröffent- lichungen (Falco), deren Ausgabe zurzeit noch nicht fest vorgesehen ist. Preis 9 Mark. ' Preis 9 Mark. Preis 9 Mark. Preis 9 Mark. Verzeichnis d. bis jetzt erschienenen Teile ii. Beilagen v. Berojah u. Falco. 3 Da zu fast allen Teilen von Berajah immer wieder Fortsetzungen und Nachträge erscheinen (Zoographia infinita!), eignet sich Berajah nicht zum Einbinden wie Falco, sondern muß lose in Mappen ge- ordnet werden. Soweit möglich, werden solche später gratis geliefert. Über den Inhalt von Falco und die Ausgabetermine von Berajah orientiert das nach Abschluß jedes Jalirgangs in Falco ausgegebene Inhaltsverzeichnis. In dem von 1912 ist „Titel Falco 1911" nachzutragen. Vogelschutzbuch erschien bis Seite 16 u. Taf. II. Vor dem Einlegen von Berajah in die Mappen empfiehlt es sich, die farbigen (grünen, roten oder blauen Umschläge) auf 30 »/g cm Höhe zu besclineiden, wenn man nicht vorzieht, sie ganz zu beseitigen. Liste zum Ordnen. {Blaues Heft, Anfang und Ende bis S. 8 Tabelle A. Grünes Heft, Strix Flammea bis S. 20, Taf. X, Beilage (ein Doppelblatt): Brehmsche Schleiereulen. Grünes Heft, Strix Athene bis S. 6, Taf. UI. Grünes Heft, Erithacus Arboreus bis S. 14, Taf. FV. Grünes Heft, „ Domesticus bis S. 12, Taf, VII, Tabelle A. Die fremden Formenkreise des Subg. Phoenicurus Titel. Allgemeines über Phoenicurus bis S. 2. Rotes j Erithacus Diplootocus bis S. 4, Taf. 1. Heft I ,. Auroreus „ „ 2, „ 1. ,. hodgsoni ,, „ 1. ,, Grandis ,, „ 2, „ 1. Die asiat. Gebirgsrotschwänze bis S. 2, Taf. 1, Rotes Heft, Erithacus Sialia bis S. 2 nebst Berichtigung, Tafel n. Ohne Umschlag, Erithacus Poeta, Taf. I. Grünes Heft, Saxicola Borealis bis S. 22, Taf. IX. Grünes Heft, Corvus Nucifraga bis S. 40, Taf. XXXI. Ohne Umschlag, „ Perisoreus ,, ., 4. Ohne Umschlag, „ Cyanopica ,. „ 4. Ohne Umschlag, Parus Superciliosus bis S. 4. Ohne Umschlag, „ Salicarius » ^^^„ . rx-u -rr i , t:i i n . 1913 ui Ausgabe be- Ohne Umschlag, Falco Peregrmus | . ^ Ohne Umschlag, Bastardstudien I. J e • Mappen „Strix", „Saxicola", „Corvus", ,, Parus", „Falco" und vor- läufige „Sammelmappe" können auf Kosten der Besteller schon jetzt geliefert werden. (Bestellung an den Herausgeber.) Preis a u ß e r Ve rpackung und Porto je 1 M. pro Mappe. Falls die betr. Mappe später gratis allgemein geliefert wird, wird Vorausbestellern 1 M. ver- gütet. 1* Mappe Erithacus gratis zwei Mappen zu 1 M. Noch ohne Mappen 4 0. Kleinsclimidt: Ich bitte die Abonnenten, mir Wünsche betreffend Ergänzung fehlender oder beschädigter Teile recht bald mitzuteilen. Dieselben werden tunlichst gratis bei der nächsten Lieferung erledigt, können aber später vielleicht nicht mehr erfüllt werden. Eine Anzahl beschädigter Teile gebe ich an Subskribenten zum Zwecke der Anwerbung neuer Abonnements-Mitglieder gratis ab. Wenn die freundliche Weiterempfehlung des Werkes dauernd so gute Erfolge zeitigt, wie in den letzten Monaten, so wird sich der Um- fang und die Zahl der Lieferungen, besonders aber die der Tafeln, wie es mein dringender Wunsch ist, erheblich vermehren lassen. O. Kleinschmidt. Die neue Systematik. Von 0. Kleinschmidt. „Systematik" nannte man seitlier den trockensten Zweig der Biologie*), der sich mit Benennung und Unterscheidung, sowie mit der Reihenfolge (Aufzählung) oder Anordnung von Tierformen abmüht. Seitdem man aber „systematisch" an die Erforschung bionomischer Grebiete herangetreten ist (z. B. an die des Vogelzugs, Magenuntersuchungen, oologische Tabellen, graphische Darstellung der Stimmen), ist es nicht mehr richtig, nur nominale Fragen zum Gebiete der Systematik zu rechnen. Der erste Teil ihrer Aufgabe besteht darin, Ordnung d. h. Übersichtlichkeit nicht nur in die Namen, sondern ebenso auch in das bionomische Wissen zu bringen, etwa so, wie ich dies kurz und in populärer Form in einem Schriftchen: „Die Singvögel der Heimat" **) versucht habe und wie es für einzelne G-ebiete des Vogellebens schon von anderer Seite ge- schehen ist (Lindner, Krause u. a.). Die genaue Kenntnis der Brutzeit und Zugzeit eines Vogels, die Schwankung seiner Ankunft, seines G-ewichtes, *) „Biologie" ist unser Wissen von den Tieren und Pflanzen im Gegensatz zu den Gebieten der Wissenschaft, die sich mit der anorganischen Natur beschäftigen. Wo Ornithologen von „Biologie" reden, meinen sie fast immer „Bionomie". Der falsche Sprachgebrauch ist so eingebürgert, daß er sich kaum ändern lassen wird. **) Bei Quelle & Meyer, Leipzig, April 1913, 84 farbige Vogeltafeln mit systematisch-biologischem (bionomischem) Text. Preis B,40M. Man lasse sich vom Buchhändler zugleich die Mappenausgabe vorlegen, in der die Tafeln besser vergleichbar sind. Die neue Systematik. 5 seiner Flügellänge oder Eiergröße ist für uns mindestens ebenso wichtig wie die Ermittlung seines ältesten Namens und bedarf gleich sorgfältiger Registrierung. Jetzt, wo die Systematik mit ihrer gröbsten Aufräum- arbeit in Nomenklatur und Bestimmungsschlüsseln nahezu fertig ist, weist man der fleißigen, stillen Magd die Tür. Sie „hat ihre Schuldigkeit getan", sie „kann gehen". Jeder Nicht- Systematiker kann ja nun alles aus bequemen Handbüchern ablesen. Man braucht keine systematische Wissenschaft mehr, weil man ihre Arbeitsresultate schon hat. Sie war die Dienst- magd aller. Dem Sammler, dem Beobachter, dem Händler, dem Liebhaber, der Schule, der Kinderstube diente sie und erntete als Dank steten Tadel und Hohn über ihren öden Beruf, teils von denen, die nicht Arbeit, sondern Vergnügen in der Natur suchten, namentlich aber von Schulmännern und Pädagogen, die sich nur dank ihrer (d. h. der Systematik) Vorarbeit so leicht orientieren können. Mit einem Schlage ist es anders geworden. Eine zweite ganz neue, riesige Aufgabe ist der Systematik er- wachsen durch die Fragen nach der natürlichen Verwandt- schaft, der Entstehung der Tiere und dem Verständnis des ganzen Lebens. Die dienende vielgeschmähte Magd kehrt als Königin zurück, die nicht mehr engen und oft engherzigen Interessen folgt, sondern sie alle freundlich in ihre Dienste nimmt, denen sie beim ersten Teil ihrer Arbeit diente. Wer könnte diese veränderte Lage, diese ganz neue Aufgabe der Systematik ableugnen? Sie hat nun nicht mehr Artnamen in Genera, sondern die ganzen Ergebnisse unsres Forschens mit denen der außerbiologischen Wissenschaften (Greologie, Paläogeographie, Metereologie usw.) zusammenzufassen und alles auf Sondergebieten Erarbeitete zu verknüpfen und zu überschauen. Diese Systematik muß viel genauer forschen, als die, welche für Kinderstube, Schule, Händlerkataloge, Sammlungs- und Museumsetiketten Aufräumdienste tat. Dadurch erweckt sie vorübergehend neuen Unwillen. Aber sie darf nicht mit dem groben Kehrbesen arbeiten und Pastellporträts mit dem Staublappen abwischen. Diese neue Systematik hat andre Aufgaben und darum andre Werkzeuge, 6 P. Snsnhkin: eine andre Technik, eine andre Nomenklatur, eine andre Sprache und andre Sitten für alle die, die einen Malerpinsel von einem Besen unterscheiden können. Über einige Falken der Kirgisensteppe. Von Prof. P. Suschkin. (Autorisierte Übersetzung aus dem Kussischen von H. (trote, Auszug aus: ., Die Vögel der mittleren Kirgisensteppe" |rnss.] Moskau, 11K)8. 80.3 u.VIp.) Falco peregriuuH Brins. Faico peregrinus L. : Eversinann, Orenb. Kray III, .56. Falco peregrintis Tunst.: Sarudny, Orn. Fauna 198. Falco peregrinus Briss.: Nazarow, Pecli.; Menzbier, Ornitli. Turkest. .•504; Menzbier, Vög. i{ußl. U, 44; Sarudny, Nachtr. 273. Der Wanderfalk horstet nirgends in unserem Gebiet und kommt ausschlicßlicli auf dem Durchzuge vor. Eversmann waren Brutplätze nur für das Uralgebirge und die bergigen Abhänge der Kama und Wolga bekannt. Nazarow führt den Wanderfalken als Brutvogel nur für die Waldzone, d. h. für das waldige Baschkirien Orenburgs auf, in der Zone der Feld- gehölze imd der mit Pfriemengras bewachsenen Stellen wird der Wanderfalk als Durchzügler vorkommend angegeben und für die Feldhölzor außerdem als Irrgast. Bei Orenburg fand Sarudny ihn nur auf dem Durchzuge und zwar ist der Wander- falk in manchen Jahren hier nicht selten. Ich habe außer direkten Beobachtungen sorgfältig Nachrichten über die Falken bei den Kirgisen gesammelt, unter denen man noch Lieb- haber und wahre Kenner dieser Vögel findet. Erlangte Er- kundungen ergeben folgendes: Ein Brüten des Wanderfalken ist im Gebiet nicht ein einziges Mal beobachtet worden; un- sichere Gerüchte vermuten ein Brüten dieses Vogels „näher nach Troizk" hin, und Sewerzow hat in der Tat auf dem Wege von Werchne-Uralsk nach Swerinogolowsk Wander- falken an den Flüssen Ui und Tobol am 7. August gesehen, etwas früh für Durchzugsvögel! An der Emba ist der Wander- falk als Durchzügler weder von mir noch von Sewerzow ge- funden worden. Im östlichen Teile des Gebiets stellte ich den Falken am oberen Trgis und in der Nordostecke des ■ über einige Falken der KirgiKensteppe. 7 Bezirks auf rlem Herbstzuge fest. In dieser letztgenannten Gegend ist der Wanderfalk zur Zeit des Durchzuges sogar eine gewöhnliche Erscheinung, soweit ein solcher Vogel über- haupt gemein sein kann. Weiter südlich am Unterlauf des Irgis ist der Wanderfalk nicht gefunden worden, also jeden- falls selten, am unteren Turgai jedoch und am Tschai kar-Tenis gemein auf dem Durchzuge. Hier werden die Wanderfalken von den Kirgisen, die der Falkenjagd obliegen, gefangen; augenscheinlich ziehen die Wanderfalken der Nordostecke des (rebiets südwärts den Turgai entlang. Am Oberlauf des Irgis kamen durchziehende Wander- falken im letzten Septemberdrittel zur Beobachtung. Um eben dieselbe Zeit wurde ein stärkerer Zug solcher auch im Nord- ostwinkel des Gebiets beobachtet; mit anderen Worten, sowohl hier wie dort fällt der Wanderfalkenzug mit dem Massenzuge von Wasservögeln zusammen. Einzelnen Individuen begegnet man in der Nordostecke unseres Gebiets sehr früh, in den ersten Tagen des Septembers, was wiederum auf irgendwo in der Nähe befindliche Nistplätze hindeutet. Solche Stücke halten sich bei Ansiedlungen auf, wo sie den Tauben nach- stellen. Mein erbeutetes Exemplar — ein junger Vogel im frischen Kleide — gehört der Form griseiventris an. Exempl. Coli: 1. ^ j., 2. IX. 98, bei der Borowoi-An- siedlung. Faico cherrug Gray. Faico lanarius L. Eversmann, Orenb. Kray Jll, .55. H i e r o- falco .sacer Schleg. , Nazaro w , R6ch. Faico lanarius Pall, Sarudny, Gm. Fauna 198. Gennaia saker Gm. Menzbier, Orn. Turkest. 286. Hierofaico saker Grn. Menzbier, Vög. Kußl. 5.3. Hierofalco sacer Gm. Sarudny, Na<;htr. 272. Der Würgfalk hat sein Brutgebiet im ganzen Bezirk. Nach Eversmann ist dieser Falk in den Steppen und den südlichen Vorbergen des Ural nicht selten und verbreitet sich am Uralflusse bis zum Kaspischen Meere. Nazarow verzeichnet das Nisten des Saker für die Zone der Inselwälder, läßt aber den Charakter des Vorkommens dieses Vogels in der Region des Pfriemengi-ases zweifelhaft. Sarudny traf in seinen ersten Beobachtungsjahren den Würgfalken als Brutvogel nicht an, 8 P. Suschkin: hat sich späterhin aber übei*zeugt. daß der Vogel in besagtem Gebiet von Orenburg bis zu den nördlichen Mugodscharbergen (genauer bis zu den nordwestlichen Ausläufern der Mugod- scharen) horstet. In der von mir zusammengebrachten Samm- lung befindet sich ein Exemplar, das am Horste in der Um- gegend von Ak-tübe geschossen wm-de, also im Rayon der Forschungen Sarudnys. Im ganzen von mir durchforschten Gebiet, von der Grenzscheide des Kok-Dschid an der Emba und vom Tschalkar-Tenis bis zum Nordostwinkel des Bezirks, findet sich der Würgfalk überall und zwar durchaus nicht selten. Am häufigsten ist er. Avie es scheint, im Wald von Naursum. Dort, wo hohe Bäume vorkommen, horstet der Sakerfalk vorzugsweise auf ihnen; in einer gänzlich waldlosen Gegend wählt er seinen Horst an felsigen Abhängen und dann ist der Horst der Brutstätte des Wanderfalken auf Felsen durch- aus ähnlich. Daher hält sich der Würgfalk in waldlosen und zudem ganz ebenen Plätzen nur auf dem Zuge oder auf der Jagd auf; so kommt er sehr selten am unteren Irgis vor. Im Frühling wurde dieser Falk in der Temirumgegend zuerst am 24. März gesehen. Ein Weibchen mit stark ausgebildeten Brutflecken wurde in der Nähe von Ak-tübe am 12. April erbeutet. Die Jungen werden anfangs Juli flügge, wenigstens soweit die Nordostecke des Gebiets in Betracht kommt. Einen beträchtlichen Teil der Nahrung des Saker bilden kleine Nager, und daher kann man an Stellen, die an Nagern reich sind, ständig Würgfalken auf der Jagd treffen, und wenn die zum Brüten geeigneten nächsten Plätze 20 Werst*) entfernt sein sollten. So kommt der Würgfalk in der Salz- steppe, die sich vom Delta des Turgai bis zum Hange des Bosyngen-Nur ausdehnt, ziemlich häufig vor, obgleich er erst im Bosyngen-Nur horstet. Bei Gelegenheit solcher Jagdzüge trifft er mit Konkurrenten zusammen, und interessant ist sein Verhältnis zu anderen Vögeln zu beobachten. Den Steppen- bussard (Buteo ferox) neckt der Würgfalk heftig, zuweilen halbstundenlang, und verdirbt ihm gründlich die Jagd; ebenso verfolgt er den Steppenadler; Larus cachinnans zeigt bei Er- scheinen des Saker feindliche Demonstrationen, beeilt sich ') 1 Werst = 1.06 km [G.] über einift-e Falkou der Kirfnsenst^eppe. 9 aber rechtzeitig, sich in Sicherheit zu bringen. Andrerseits wirft sich Larus ichthyaetus, paarweise oder gar einzebi. ihrerseits auf den Wüi'gf alken , wenn er nah vorbeifliegt und veranlaßt ihn zu fliehen. Seinen kleineren Verwandten, den Kleinfalken gegenüber, verhält sich der Würgfalk ziemlicli gleichgültig, doch behästigt der beim Horst zänkische Bauni- falk den Saker sehr, wovon ich mich zu meinem großen Verdruß zu überzeugen Gelegenheit hatte: Durch den Wald von Naursum mit Postpferden reisend, bemerkte ich ein prächtiges altes Exemplar des Würgfalken; auf Schußnähe heranzufahren, gelang nicht, doch entfernte sich der Falk nicht weit. Da beschloß ich mein Glück mit dem Uhu (Bubo turcomanus), den ich lebend mit mir führte, zu versuchen. Nachdem ich meine Jagdtasche an die Fänge des Uhus be- festigt hatte, damit der Uhu nicht allzuweit flöge, warf ich ihn hin. Kaum erhob sich der Uhu in die Luft, als der Saker sich wütend auf ihn stürzte und ihn veranlaßte, sich nach etwa 70 Schritt zu Boden zu lassen. Ich beeilte mich zu schießen — und fehlte. Der Schuß veranlaßte den Uhu noch zirka 50 Sclii'itt weiterzufliegen. Der Würgfalk schien eher erstaunt als erschrocken zu sein, und nachdem er einige Sekunden aufgebäumt hatte, führte er einige effektvolle Stöße nach dem Uhu aus. Unglücklicherweise befand sich ein Baumfalkenhorst in der Nähe und die Fälkchen hielten sich in der Angelegenheit mitinteressiert. Mit Geschrei warfen sich beide Alten sowohl auf den Uhu wie auf den Saker und mit solchem Erfolg, daß ich keine Zeit mehr gewann, hinzu- zulaufen und den Würgfalken zu erlegen. Im Herbst wurden durchziehende Sakerfalken bei Oren- burg im August, September und Oktober beobachtet. Zu meinem Erstaunen fand ich im Gebiet des oberen Irgis und in der Nordostecke des Bezirks nach dem 8. September keine Würgfalken mehr. Weiter nach Südosten, östlich vom Tschal- kar-Tenis, hält sich dieser Falk auch im Oktober auf, wie mir ein kirgisischer Jäger, der durchziehende Falken zu Dressur- zwecken einfangen wollte, mitteilte. Nichts, was auf einen deutlich ausgeprägten Zug hinwies, gelang mir zu beobachten: augenscheinlich ziehen die Würgfalken zerstreut durch unser Gebiet, ohne irgendwelche bestimmten Straßen einzuhalten. 10 P. Suschkin: Gegen den Herbst hin, wenn die Enten sich auf offenen Seen sammeln, habe ich manchmal gesehen, wie der Saker auf sie Jagd macht., Er tut dies lange nicht mit der Ge- wandtheit und Grazie wie der Wanderfalk, der sich zuweilen auf fliegende aus Entfernung von mehr als einer "Werst stürzt. Der Würgfalk bemüht sich stets, soweit ich feststellen konnte, sich niedrig, unbemerkt an die sitzenden Enten heranzustehlen und stößt überrumpelnd in das Sclioof, das, durch die uner- wartete Erscheinung erschreckt, auseinanderstiebt. Wie überall in Rußland, kommt der Würgfalk in der Kirgisensteppe in zwei Formen vor — in der typischen Form, und ferner in einer blasseren und im Alterskleid mehr oder minder quergebänderten Spielart, die von Menzbier unter dem Namen Gennaia sacer gurneyi beschrieben worden ist. (Orn. Turk. 289.) Diese letztere Form ist in der Kirgisensteppe keine Seltenheit und wurde auch von mir gefunden (Nr. 1 und 2), und ebenso von Sarudny. Der ausgewachsene Vogel bildet zweifellos eine Annäherung an Falco milvipes und die Jagdfalken. Interessant ist nun, ihre Bedeutung festzustellen. Dies ist durchaus keine besondere Rasse oder verschiedene Art, da sie erstens keine bestimmte geographische Verbreitung hat, zweitens unter Familien normaler Sakerfalken als indi- viduelle Aberration vorkommt: Alte Vögel vom gurneyi- Typ können durchaus normale Junge haben, und unter der Brut normaler finden sich nicht selten ein oder zwei Junge vom gurneyi -T3rp. Folglich haben wir es hier mit plötzlich auf- tauchenden und krassen individuellen Abänderungen zu tun, oder wie de Vries ähnliche Fälle zu benennen vorgeschlagen hat, mit Mutation. Die Frage geht dahin, handelt es sich im gegebenen Falle um Mutation in atavistischer Richtung, um Rückkehr zum Typ der Vorfahren, oder nicht. Ich habe früher „gurneyi" als atavistischen Typ aufgefaßt (Vög. d. Gouv. Ufa [russ.] 99), habe mich jetzt aber von der Fehlerhaftigkeit dieser Anschauung überzeugt. Nach seinen Altersveränderlich- keiten, die, wie man sagen kann, für einen Falken sehr ge- ringe sind, und nach dem Bau des Skeletts erweist sich der Würgfalke als mehr primitiv als Falco milvipes, der Jagdfalke und der Wanderfalke. Folglich hat die Annäherung an diesen Typ — den im Alter Querzeichnung tragenden Typ — für über einige Falken der Kirgisensteppe. 1 1 den Würgfalken als Fortschritt zu gelten; zudem ist die Ver- schiedenheit der Alterskleider beim gurneyi-Typ ausgedehnter als beim normalen Saker: Bei letzterem bleibt der Charakter der Rückenzeichnung unverändert, bei ersterem dagegen zeigt sich mit fortschreitendem Alter ein mehr oder weniger aus- geprägtes neues Kennzeichen in Form einer Bänderzeichnung. So haben wir in der Aberration Falco cherrug ab. gurneyi ein deutliches Beispiel von progressiver Mutation. Gleich- zeitig bildet dieser Fall ein schönes Beispiel von paralleler Entwicklung, da hier die Änderung in der Richtung vor sich geht, in der die Entwicklung verwandter Formen stattfand. Exempl. Coli. 1. cf j. 24. VIII. 94, Klein-Burlü. 2. cf j. 3. cf j. 4. 9j. 16. VII. 98, Wald von Naursum. 5. 9 ad. 12. IV. 93, Dschaksy-Kargala, ümg. v. Ak-tübe. Falco lorenzi Mcuzb. Falco lorenzi, Menzbier: Bull. Brit. Ornith.Club, vol. XI N. LXXIV (1900). Ein Exemplar dieses seltenen und interessanten Edelfalken wurde liei der Festung Swerinogolowsk , also in unmittelbarer Nähe der Nord- ostgreuze unseres Gebiets, erbeutet. Leider wurde das Stück durch Th. Lorenz von einem Fellaufkäufer gekauft und deshalb ist nichts über Zeit und Umstände der Erbeutung dieses Vogels bekannt. Dem Gefieder- zustand nach zu urteilen, ist der Vogel im Herbst erlegt worden ; es ist ein vollständig vermausertes altes Weibchen. Von den bekannt gewordenen Fundstellen von F. loi-enzi ist dies die westlichste, weitere Stücke sind in den Gouvernements Tomsk und Jenisseisk erbeutet worden. Es ist möglich, daß mit der Zeit, wenn in unserem Gebiet Lokal- beobachter vorhanden sein werden, Falco lorenzi auch hier und gar be- deutend südlicher gefunden werden wird. Unwillkürlich denke ich da an mein Gespräch mit einem Kirgisen, der am Oberlaufe des Sary-Turgai und südlicher, an der Grenze das Akmolinsker Bezirks nomadisierte. Er war Liebhaber und guter Kenner zur Jagd abgerichtete)- Vögel. Die Alterskleider des Steinadlers und des Sakerfalken beschrieb er mir bei- spielsweise mit verblüffender Klarheit. Eben dieser Kirgise versicherte mich, daß in der östlichen Grenzgegend des Gebiets, südlich vom oberen Sary-Turgai, noch irgend ein großer Falk vorkäme, der Ähnlichkeit so- wohl mit dem Saker wie mit dem Jagdfalken habe. Falco lorenzi war damals noch nicht bekannt; wenn man schon diesen Falken bei Seite läßt, kommt die vom Kirgisen gegebene Beschreibung dem Falco milvipes sehr nahe. Da das Vorkommen des letzteren an der Grenze des Turgai- und Akmolinsk-Gebiets eine offenbare Unvereinbarkeit wäre, so schenkte ich diesem Teile der Unterhaltung meines Berichterstatters weniger Auf- merksamkeit, als gut gewesen wäre. Der Kirgise sagte auf das bc 12 P. Suschkin: Über einige Falken der Kirgisensteppe. stimmteste aus, der Vogel sei selten und zeige sich im Herbst. Axif meine Einwände, daß es sich möglicherweise um einen alten Würgfalken handele, erwiderte der Kirgise, er habe mehrmalig und lange Zeit Würg- falken gehalten, und nie hätten sie derartige Färbung angenommen. Nicht unwahrscheinlich ist es, daß der Kirgise eben den Falco lorenzi im Auge hatte. Falco islandicus Briss. und F. candicans Gm. Falco gyrfalco L.: Eversmann, Orenb. Kray U 52. Hierofalco uralensis Sev. Menzb. Nazarow, Rech.; Sarudny, Orn. Fauna 198; Menzbier, Orn. Turkest. 275. Den in den Sammlungen vorhandenen Stücken nach zu urteilen, vei-fliegt sich sowohl der Polar- wie auch der Isländische Jagdf alk "Winters bis zur Nordwestgrenze unseres Gebiets. Im orenburgischen Baschkirien wurde ein junger Polaredelfalk erbeutet, während ein Isländischer Jagd- falk, gleichfalls ein junger, von Kraschennikoff bei Orenburg erlegt wurde (beide Exemplare werden in Menzbiers Sammlung aufbewahrt). Im Ge- biet selbst sind keine Jagdfalken gefunden worden; die Kirgisen wissen von ihnen, daß sie seltene und wertvolle Vögel sind, welche zuweilen von Baschkiren zum Verkauf nach Troizk gebracht werden. Möglicher- weise haben wir einen Anklang an das Gerücht, daß der Jagdf alk sich einstmals in besagtes Gebiet verflogen habe, im Namen eines Hügels, Sunkar-Kia (wörtlich: Jagdfalkenberg), der sich nördlich vom Turgaidelta befindet. Was die Literaturangaben betrifft, so spricht Eversmann, der unter der Benennung Falco gyrfalco mehrere Arten vereinigt, vom Bräten des Jagdfalken im Ural (jetzt haben diese Angaben nur noch historischen Wert; vgl. meine Abhandlung: „Die Vögel des Gouvernements Ufa"). Bei Nazarow wird der Jagdfalk (unter dem Namen Hierofalco uralensis) mit einem Fragezeichen aufgeführt als Brutvogel der Zone der Wälder und Inselwaldungen und als Irrgast der Grassteppenzone. Soviel ich weiß, sind diese Angaben nicht auf Grund eigener Beobachtungen ge- macht worden. W^as eigentlich Hierofalco uralensis, den Sarudny bei Orenburg erbeutete, ist, kann gegenwärtig nicht entschieden werden, da dieses Exemplar nicht mehr vorhanden ist. In der „Ornithologie du Turkestan" sind unter dem Namen Hierofalco uralensis u. a. auch die beiden erwähnten Stücke aufgefühi-t. Späterhin, in den „Vögeln Ruß- lands" sah Menzbier den Hierofalco uralensis als einen als selbständige Form nicht existierenden Vogel an und spricht von verflogenen Isländischen und Polarjagdialken bei Orenburg auf Gniud obengenannter Exemplare. Anmerkung des Herausgebers. Auf eine von mir an- geregte Anfrage, ob „Horstbauen" der Edelfalken beobachtet sei, schrieb Herr Prof. Suschkin an Herrn Grote: „Ich habe nicht gesehen, daß F. cherrug selbst Zweige zum Nestbau trug. Mit dem Horste, den ich in der mittleren Kirgisensteppe (bei Karabutak im Jahre 1894) ge- sehen habe, aber verhält es sich folgendermaßen : Es war dies ein Horst, der aus einer geringen Zahl von Zweigen bestand, von der Größe eines Krähennestes, auf einem Felsen- Vorsprung. Angenommen, der WürgfaUc J. Eckstein: Die Familie Naumann in Ziebigk usw. 13 habe ihn nicht selbst gebaut, wessen war er aber denn? Falco perogrinus horstet gerade in dieser Gegend nicht und kommt im Sommer hier nicht vor. Die Krähe brütet bei Fehlen von Bäumen im Rohr. Bleibt als in Betracht kommend übrig der liabe — der in dieser Gegend sehr selten ist und brütend hier nicht angetroffen wurde, und ferner Buteo ferox, der jedoch die lehmigen Abhänge bevorzugt." Die Familie Naumann in Ziebigk während der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts im Lichte ihrer damaligen Zeitgenossen. Von 0. Eckstein, sen., Naumburg a. d. S. Es ist sonderbar, daß aus dem Privatleben vieler be- rüh.mter Männer nichts weiter bekannt ist, als was sie selbst für gut fanden, uns in einem manchmal recht knappen Lebens- abriß mitzuteilen, in dem meistens ihr Familienleben nur flüchtig gestreift wird. Weil nun aber gerade das letztere für uns von besonderem Interesse ist, und manchmal gerade Kleinigkeiten im Leben der betreffenden Person ihrer ganzen Entwicklung eine andere Wendung geben, vor der man nach- her ratlos steht, wenn man diese Kleinigkeiten nicht kennt, so sind vielleicht meine Aufzeichnungen nicht unwillkommen. Es handelt sich um die 4., 5. und 6. Generation der Famihe Naumann in Ziebigk, die einzigen von den bis heute bekannten 8 Q-enerationen , die hier in Frage kommen. Die einst so reichlich sprudelnde Quelle ornithologischen Interesses scheint in den letzten Generationen vorläufig versiegt zu sein. Wenn wir gerecht sein wollen, müssen wir schon den Vater des Joh. Andreas besonderer Beachtung würdigen. Denn, wenn wir von ihm auch weiter nichts wissen als den Namen Theodor Andreas und das Wenige, was uns sein Sohn Joh. Andreas in seiner Biographie mitzuteilen für gut befindet, so müssen wir doch gestehen, daß er es eigentlich war, der trotz seines frühzeitigen Todes für Sohn und Enkel die richtige Grund- lage geschaffen, dadurch, daß er es in den schlechten Zeiten während des Siebenjährigen Krieges ermöglichte, seinen augen- scheinlich gut beanlagten Sohn fünf Jahre die Stadtschule in Cöthen besuchen zu lassen. Wer weiß, ob es Joh. Andreas 14 O. Eckstein: Die Familie Naumann in Ziebigk usw. mit seinem Gaben soweit gebracht haben würde, wenn ihm dieser Unterricht nicht zuteil geworden wäre. In der näheren und weiteren Umgegend von Ziebigk wurden nicht nur die Naumanns, sondern auch die ebenfalls in Ziebigk ansässige Tierarztfamilie Warmbold für außer- gewöhnlich kluge Leute gehalten. Denn daß beide Familien im Jahre 1800 bereits einen bedeutenden Ruf wenigstens in ihrem engeren Vaterlande Anhalt genossen, geht daraus hervor, daß sie in der im obengedachten Jahre herausgekommenen Geschichte von Anhalt von L. L. Bäntsch als schon da- mals hervorragende Leute ehrenvoll erwähnt werden. Bäntsch sagt in seiner Geschichte wörtlich: „Hier (sc. Ziebigk) lebt der berühmte anhält. Naturforscher Joh. Andreas Naumann auf seinem Gute, der sich besonders durch die herausgegebene Naturgeschichte ,der Vögel des Fürstentums Anhalt' so rühm- lich bekannt gemacht hat. Auch wohnt hier der geschickte Roßarzt Warmbold." Als diese Notiz niedergeschrieben wm-de (1799), waren aber von der Naumannschen Naturgeschichte kaum die ersten zwei Bände erschienen. Leider wurde jedoch in den damaligen kriegerischen Zeiten weder dieses Geschichts- werk, noch das mit ihm gleichzeitige Vogelwerk von Naumann auch auf dem Dorfe gelesen und noch viel weniger gekauft, denn nach dem Abonnentenverzeichnis bei Bäntsch befinden sich darin von wirklichen Dorfbewohnern im Kreise Cöthen merkwürdigerweise außer einigen Geistlichen nur noch die beiden Naumann und Warmbold aus Ziebigk als einzige Ver- treter der damaligen bäuerlichen Kreise. Dies ist nach meiner Ansicht gar nicht verwunderlich, denn ich weiß aus eigener Erfahrung, daß z. B. mein Großvater, der nur sechs Jahre jünger war als Joh. Friedrich, in seinem Leben gar keine Bücher gekauft hat, während ich von seinem bereits 1805 verstorbenen Schwiegervater noch verschiedene gedruckte Bücher besitze. (Fortsetzung in näclister Nummer.) Dr. Wilhelm Wurm t« Am Sonntag, den 16. Februar 1913 starb Hof rat Dr. Wurm in Bad Teinach im württenbergischen Schwarzwald nach langem, schwerem Leiden im 82. Lebensjahre. Am 4. April Waltlier Bacmeister: F)r. Wilhelm Wann f- ^5 1831 zu Nürnberg als Solin des Gymnasialprofessors Wurm geboren, sollte er Philologe werden, entschied sich jedoch, seiner Vorliebe für die Naturwissenschaften folgend, für das Studium der Medizin, dem er in Erlangen oblag. Im Jahre 1870 wurde ihm die ärztliche Leitung des Bades Teinach übertragen, nachdem er schon 1865 vorübergehend sich dort niedergelassen hatte. Mit seinem neuen Heimatsorte verwuchs er auf das innigste. Er brachte das Bad wieder zu Ehren durch Wort und Schrift und durch Ausübung seiner ärztlichen Kunst. So verfaßte er eine Beschreibung von Teinach, schrieb über das Jakobifest daselbst, über alte Steine bei Teinach und behandelte in mehreren Aufsätzen die Geschichte und Natur- geschichte des Krokusflors (Crocus vernus) des nahen Berg- städtchens Zavelstein, dessen Blütenmeer im zeitigen Frühjahr das Auge des Wanderers entzückt. Medizinische Abhandlungen über das Wasser, über physikalische Heilmethoden wurden veröffentlicht, eine Arbeit über Tier- und Menschenseele her- ausgegeben. Sein Buch „Waldgeheimnisse", ansprechende und geschmackvolle volkstümliche Schilderungen eines fein- sinnigen Naturbeobachters, fand viele Leser und erlebte mehrere Auflagen. Fruchtbar war seine schriftstellerische Tätigkeit vor allem auf dem Gebiete der Jagdwissenschaften. Er ver- öffentlichte: „Auerhahnjäger", „Waldhühnerjagd", „Natur- geschichte der zur hohen Jagd gehörenden Tiere Mitteleuropas", „Auf den Fuchs!" und war Mitherausgeber des Sammelwerks „Hohe Jagd". Am bekanntesten aber wurde wohl sein Name durch seine Monographie des Auerwildes, die erstmals im Jahre 1874 erschienen ist und seither wiederholt, letztmals 1909 (bei Parey-Berlin) aufgelegt wurde. Diesem edeln Wilde, das er in den Wäldern seines Wohnsitzes beobachten und bejagen konnte, wie den übrigen Waldhühnern, widmete er sein regstes Interesse. Auf diesem Gebiete war er maßgebend, weshalb es auch fast selbstverständlich war, daß gerade er in der Neu- ausgabe des Naumann die Rauhfußhühner bearbeitete. Her- vorgehoben soll werden Wurms bekannte Auffindung neuer chemischer und anatomisch-physiologischer Tatsachen, die sich auf die Naturgeschichte des Auerhahns beziehen: aus der Rose des großen Hahns gewann er durch makro- und mikro- skopisch-chemische Versuche einen chemisch neuen Farbstoff, 16 Walther Bacmeister: Dr. Wilhelm Wurm f. den er Tetraonerythrin oder Wildhahnrot nannte und den er in gleicher oder doch ganz ähnlicher Zusammensetzung beim Birkhahn, Haselhahn, Fasanhahn, Rebhahn und bei wilden Tui-teltauben feststellte. Auf Liebigs und Bischoffs Aufforde- rung hin veröffentlichte er diese Entdeckung zuerst in von Siebolds und von KöUickers „Zeitschrift für wissenschaftliche Zoologie" 1871, S. 535. Ferner fand oder entdeckte er wieder (denn nur Meckel erwähnte denselben ganz flüchtig in seiner vergleichenden Anatomie vom Jahre 1825) am Unterkiefer des Auerhahns einen Knochenfortsatz, der eine besondere Be- ziehung zum Gehörorgan des Tieres hat und der — mit anderen Ursachen — beim Balzen des Auerhahns durch ein förmliches Zusammenpressen des weichen Gehörgangs die Taubheit des Vogels bedingt. Er nannte diesen Fortsatz „Processus maxiUae inferioris auricularis". Weitere Unter- suchungen über das Tetraonerythrin wurden angestellt und in den Jahresheften des Vereins für vaterländische Naturkunde in W^ürttemberg Jahrg. 41 (1885), S. 262—265, veröffentlicht, in welcher Zeitschrift er u. a. auch eine Arbeit „über das Vorkommen des Birkhuhns auf dem Schwarzwalde", (Jahrg. 38 [1882] , S. 284—290) brachte. Weitere Abhandlungen über die Waldhühner ließ er im „Zoologischen Garten" und in Jagd- zeitschriften erscheinen. So schrieb er u. a. in erstgenannter Zeitschrift im Jahrg. 1878 Nr. 10 ff. über die deutschen Wald- hühner, im Jahrg. 1880, S. 201 ff., 270 ff., über Bonasia bonasia (L.), im „Weidmann" im Jahrg. 1894 S. 195 ff. über Tetrao tetrix L. Vor etwa zehn Jahren mußte Wurm, durch ein zu- nehmendes Gehör- und Augenleiden genötigt, die ärztliche Tätigkeit aufgeben. Obwohl das letztere Leiden allmählich die völlige Erblindung herbeiführte, setzte der geistig noch sehr frische Mann, von seiner Gattin unterstützt, bis in die letzte Zeit seine literarische Tätigkeit fort. Jetzt rauschen über dem Grabe des vielseitigen Gelehrten und menschen- freundlichen Arztes die Tannen des Schwarzwaldes, den er so eifrig durchforscht und den er so innig geliebt hat. Walther Bacmeister. FALCO. Neunter Jahrgang. Nr. 2. August. 1913. Schriftleiter: O. Kleinschmidt, Dederstedt, Bez. Halle a. d. S. — Kommis- sionsverlag: Gebauer-Schwetschke Druckerei u. Verlag m.b.H., Halle a.d.S., Gr. Märkerstr. 10. — Preis aller Veröffentlichungen von Berajah u. Falco: jährlich 9 Mark. In dem Verzeichnis auf Seite 2 sind die in Falco 1910 erscMenenen Tafeln (siehe Inhaltsübersicht) nachzutragen. 0. Kl. Die Familie Naumann in Ziebigk während der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts im Lichte ihrer damaligen Zeitgenossen. Von 0. Eckstein, sen., Naumburg a. d. S. (Fortsetzung von S. 14.) Gewiß ist dies ein Zeichen, daß sich seit den Friedens- jahren unter Friedrich dem Großen die Zeiten bedeutend ge- ändert hatten. Nun ist aber leider anzunehmen, obwohl wir kein Abonnentenverzeichnis von der Naumannschen Natur- geschichte mehr besitzen, daß es derselben im Anfang des 19. Jahrhunderts kein Haar besser gegangen ist, denn sie kostete für die damaligen Verhältnisse viel Geld. Jedes Heft der Folioausgabe, von der bis 1805 24 Hefte mit je 8 kolorierten Foliotafeln erschienen sind, kostete 1 Tlr. 16 gr. = 5 M., oder nach heutigem Werte vielleicht 10 M., in Sa. also 240 M. Das war ja das Werk auch wert, aber wer gab denn damals für ein Buch so viel Geld aus? Da nun wegen der gerade damals recht mangelhaften Postverbin- dung auf die Auswärtigen noch nicht viel zu rechnen, in den nächsten Städten aber nur mangelhafter Absatz zu erzielen war, so ist es kein Wunder, daß um 1803 die bange Frage an die beiden Naturforscher herantrat — Joh. Falco. 2 18 O. Eckstein: Friedr. war damals bereits Mitarbeiter — : entweder aufhören oder ändern? Denn wenn das Werk damals viel gekauft worden wäre, müßten ja viel mehr Folioexemplare noch vor- handen sein. Die beiden Verfasser entschieden sich nun kurz und bündig für Ändern, und Joh. Friedr. unterzog sich unter Beibehaltung des noch vorrätigen Textes der Riesenarbeit des Umstechens sämtUcher Foliotafeln in Oktavformat sowie der noch dazu gekommenen Nachträge in den nächsten 14 Jahren. Leider ist von dieser Oktavausgabe, obwohl sie hand- licher war, auch nicht mehr viel im Publikum. Zudem waren die Freiheitskriege diesem neuen Unternehmen fast noch ungünstiger; denn gerade dieser Zeit haben wir es zu ver- danken, daß es sowohl von der Folioausgabe, als auch von der Oktavausgabe infolge der Kriegswirren so viel unvoll- ständige Exemplare gibt, weil die sonst ziemlich regelmäßigen Postverbindungen in dieser Zeit manchmal recht lange unter- brochen wurden. Wie gesagt, beide Autoren hatten bei diesen ihren ersten Ausgaben (la u. b) unendliches Pech und haben dabei zweifellos viel Geld zugesetzt, obwohl sie außer den Druckkosten fast alle Arbeiten dazu eigenhändig ausge- führt haben. Auch später ist Joh. Friedrich bei seiner letzten großen Ausgabe trotz des bessern Absatzes ebenfalls wohl kaum auf seine Kosten gekommen. Dies zur bessern Orientierung vorausgeschickt, komme ich nun zu meinen eigenen Erinnerungen und Erlebnissen mit der Familie Naumann. Als nämlich im Jahre 1851 mein alter Lehrer Franz Weber ^) als Schulfreund meines Vaters, des damaligen Orts- schulzen von Arensdorf b. Cöthen, von Ziebigk, dem Orte seiner bisherigen Wirksamkeit, an die neugegründete Schule 1) Sein Nachfolger in Ziebigk wurde der spätere Gymnasiallehrer Moritz Schneider in Cöthen, der als Kandidat des höhern Schulamts vorläufig mit einer Dorfschullehrerstelle in Ziebigk fürliebnehmen mußte, weil die damaligen Anstellungsverhältnisse in Cöthen noch recht mangel- haft waren. Es ist ihm dafür aber auch vergönnt gewesen, nach dem Tode Joh. Friedrichs, im Verein mit Baldamus den letzten Band vom sog. großen Naumann zusammenstellen zu helfen und dann seinem alten Freunde und Lehrer noch einen tiefempfundenen Nachruf in der Cöthenschen Zeitung vom Jahre 1857, Nr. 129 u. 131 widmen zu dürfen. Die Familie Naumann in Ziebigk usw. 19 von Arensdorf versetzt wurde, brachte er nicht nur ein vor- zügliches Exemplar der Folioausgabe der Naturgeschichte der Vögel von Joh. Andr. N. nebst einem tadellosen Text mit (welche Naumannschen Reliquien er wie seinen Augapfel hütete, obwohl sie schon damals nach Fertigstellung der großen Ausgabe von Joh. Friedrich bereits als Makulatur be- trachtet wurden) sondern zugleich auch die erste Kunde von dem damals bereits weltberühmten Professor Joh. Friedrich Naumann, der zwar allen persönlich bekannt war und auch sein Gut als richtiger Bauer selbst bewirtschaftete, dabei aber auch noch Bücher schrieb, Vögel malte und auch noch aus- stopfte. Da jedoch in der ganzen Umgegend diese Bücher weder gekauft, noch gelesen und verstanden wurden, fiel es damals trotzdem keinem Menschen ein, von der Familie des Professors in Ziebigk großes Aufhebens zu machen, nur die vielen Krähen im Ziebigker Busche hießen schon damals wie auch heute noch „die Tauben des alten Naumann". Und wenn wirklich einmal bei den fast täglichen Besuchen des „Herrn Kantors" in meinem Elternhause auch mal das Ge- spräch auf Ziebigk kam, machte es auf ims ganz den Ein- druck, als wenn das alles, was uns der Herr Kantor von dort erzählte, gar nicht in hiesiger Gegend passiert sein könnte. Denn vor allem kam uns schon die eine Tatsache ganz un- glaublich vor, daß ein Bauer, wie wir, dort ein großes Buch geschrieben haben sollte und dafür vom Herzog Heinrich den Professortitel und vom Herzog Leopold in Dessau dazu noch den Bärenorden bekommen hätte. Außerdem war es damals für uns gänzlich unfaßbar, wenn wir erfuhren, daß der Herr Professor nicht nur selber gern Geige spielte, sondern daß sogar von seinen Kindern jedes ein Instrument spielen lernen mußte, und daß dann häufig mit Hilfe guter Freunde ein Konzert veranstaltet wurde, wozu doch in damaliger Zeit kaum die Lehrer genügend vorbereitet waren. Aber der Herr Kantor erzählte uns nicht nur von Herrn Naumann, sondern er tat noch mehr und nahm uns mal kurz vor dem Tode des Herrn Professors, von dem mir merk- würdigerweise nur wenig in der Erinnerung geblieben, mit nach Ziebigk, um uns dort die ganzen Herrlichkeiten noch persönlich zu zeigen. Hierzu gehörten nun außer dem Busche 20 J. Eckstein: mit dem Grabe Job. Andreas' auch, noch das alte Garten- haus (bekannt als Junggesellenheim von Job. Andreas). Na- türlich wußte ich von dieser berühmten Eigenschaft damals noch nichts, es blieb mir nur deshalb im Gedächtnis, weil dort in einer Ecke ein großer Haufen damals gänzlich unnützer Foliokupfer lag, von denen wir uns jeder (mein Bruder und ich) eine Handvoll mitnehmen durften (!), denn wir hatten ja solch schöne Vogelbilder nocb gar nicht gesehen. Von großen Büchervorräten habe ich jedoch weder damals , noch mehrere Jahre später beim zweiten Besuche, etwas gesehen, wenigstens habe ich davon keine Erinnerung mehr. Aber in der Oberstube wurden uns noch verschiedene Sehenswürdigkeiten gezeigt, z. B. verschiedene Seepferdchen und das Modell eines Fachwerk- hauses. Von der großen Vogelsammlung, die sich damals bereits im Schlosse zu Cöthen befand, waren nur noch einige unbedeutende Reste vorhanden. Als nun Joh. Friedrich das Zeitliche gesegnet und mit ihm, wie ich schon andeutete, auch das ornithologische Inter- esse in der Familie ausgestorben war, bewirtschafteten die den Vater überlebenden drei noch unverheirateten Kinder (zwei Töchter waren von seinen vielen Kindern erst verhei- ratet und die andern alle jung verstorben) das ihnen trotz seiner ungewöhnlichen wissenschaftlichen Leistungen in gutem Zustande hinterlassene Gut vorläufig gemeinschaftlich weiter, wobei jedoch der eigentliche Besitzer Edmund, geb. 1821, noch nicht viel zu sagen hatte, weil er sich bereits daran gewöhnt, seinen beiden älteren Geschwistern: Julius, geb. 1809, im Familienkreise nur „der junge Herr" genannt, und Alwine, geb. 1811, in der Wirtschaft nichts drein zu reden. Erst als diese beiden Geschwister kurz hintereinander (1867 und 1870) gestorben waren , verheiratete er sich mit Frl. Eüse Matthes, die schon mehrere Jahre vorher bei seiner Schwester die Wirtschaft erlernt und mit der Familie Naumann be- freundet geblieben war. Eine ornithologische Ader war ihm jedoch nicht beschieden, doch war er ein allzeit liebens- würdiger Gesellschafter und tüchtiger Landwirt. Als einer der größten Besitzer der Umgegend gründete er die Zucker- fabrik in Prosigk mit, erhielt von Sr. Hoheit dem Herzoge Die Familie Naumann in Ziebigk usw. 21 den Titel Amtmann und war bis zu seinem Ableben Repräsen- tant (erster Vorstand) der Zuckerfabrik. Er starb im Jahre 1898 in dem hohen Alter von 77 Jahren gerade kurz vor der Verheiratung seiner drei Töchter und hinterließ die ge- samten Naumannschen Besitzungen in Ziebigk in Größe von ca. 330 Morgen, die er während seiner Wirtschaftszeit noch bedeutend verbessert und vergrößert hatte , seiner Witwe und seinem damals noch unmündigen einzigen Sohne Hugo Theo- dor Naumann, Über die weitern Schicksale der Nachkommen Joh. Friedrichs und seiner Brüder Karl Andreas und Gottl. Lebrecht Naumann, sowie über einen verbesserten Stamm- baum gedenke ich, wenn ich meine Nachrichten soweit als möglich vervollständigt, vielleicht später zu berichten, damit ich mich bei meiner Arbeit über das Leben Joh. Andreas' und Joh. Friedrichs, mit der ich jetzt beschäftigt bin, nicht zu zersplittern brauche. Denn daß der uns so früh entrissene Leverkühn in seinen Beiträgen im neuen Naumann über die Familie nur das Wichtigste berichten konnte, ist ja selbst- verständlich, denn diese Aufgabe erfordert erst noch ein sehr eingehendes Suchen in verschiedenen Kirchenbüchern ^ 1) Auf Wunsch des Herausgebers noch einige Mitteilungen über die Familie W a r m b o 1 d. Sie erscheint in Person des tüchtigen Tierarztes Balthasar Christoph "Warmbold im Jahre 1785 ganz plötzlich in Ziebigk, wo er sich mit einer Henriette Sophie Gr r i e b s c h , wahrscheinlich einzigen Tochter eines dortigen Einwohners und Grundbesitzers, verheiratet. Er stammte aus Hannover und hatte vier Kinder (zwei Töchter und zwei Söhne), die beide Tierärzte wurden. Der Älteste, Joh. Lebrecht W., ließ sich im Jahre 1830 in Ballen- stedt als solcher nieder, während der Jüngste, Joh. Friedr. August, geb. 1789, den väterlichen Beruf in Ziebigk fortsetzte, nachdem sein Vater 1815 gestorben war. Seit Mitte der sechziger Jahre verschwindet jedoch die FamiHe von Ziebigk wieder, der letztere war aber jedenfalls noch der Lehrmeister des dritten Sohnes Joh. Friedr., Friedr. Theodor, geb. 1817, der ebenfalls Tierarzt wurde und im Jahre 1878 zu Calbe starb. Die Familie W. verkehrte nachweisbar schon seit 1807 gesellschaftlich mit der Familie Naumann (Pate usw.) und wird auch später überall mit Naumann zusammen genannt. 22 Rob. Rembold und Ant. Oberhäuser: Ein Rotkehlchen als Nährvater von Tannenmeisen. Zum Zwecke einer Nacht-Exkursion hatten wir uns am 31. Mai 1913, nachmittags von München aus nach Wolfrats- hausen begeben, abends sollten noch Teilnehmer eintreffen. Die Zwischenzeit wollten wir durch einen Spaziergang gegen Münsing zu ausfüllen. Wir hatten kaum die Höhen außerhalb Wolfratshausen erreicht, als wir links des durch einen Wald gemischten Bestandes führenden Weges, auf einem mit dürrem Buchenlaube bedeckten Abhang ein Amsel- männchen bemerkten, welches sich auf dem Boden zu schaffen machte und in dessen Nähe wir das laute Pipsen junger Vögel hörten. — Als wir ganz nahegekommen waren, zog die Amsel ab, und an der Stelle, von welcher sie aufflog, sahen wir einen jungen, noch flugunfähigen Vogel, einen Meter oberhalb nebeneinander deren zwei und etwas seit- wärts von diesen, auf einem Häufchen beisammen, drei des- gleichen, auf dem Laube hockend, taumelnd die Schnäbel sperrend und laut schreiend. Junge Meisen ! Unterseite und Backen gelblich: junge Tannenmeisen! Hier konnten sie nicht bleiben. Die Stelle war abschüssig und ungeschützt, dazu neben einem Wege gelegen. — Rasch wurden sie auf ein Tuch gekugelt, ca. 8 Meter unterhalb des Fundplatzes neben einer Fichtenwurzel unter einer überhängenden, mit G-räsern bewachsenen Erdscholle eine Höhlung gemacht, diese mit einer Handvoll Moos ausgepolstert und die sechs jungen Meisen in dieses künstliche Nest gesetzt. — In einiger Ent- fernung nahmen wir gedeckte Aufstellung, um zu sehen, ob die Eltern ihre Kinder suchten und fänden, sowie ob die Amsel wiederkäme. — Wir hatten kaum unser Versteck bezogen, erschienen bei den kräftig schreienden Jungen fast gleichzeitig vier alte Vögel, welche rasch wieder verschwanden; drei schienen Meisen , der vierte zeigte Rostgelb im Gefieder, Wir näherten uns gedeckt dem Neste auf ca. 5 Meter, versteckten uns unter Buschwerk und hinter einem Baumstamme und konnten nun durch eine Ritze seitwärts des Kunstnestes die gelben Schnäbel der Jungen, sowie die Eingangsöffnung der Höh- lung sehen. — Zwei alte Vögel flogen ab wechslungs weise mit Ein Rotkehlchen als Nährvater von Tannenmeisen. 23 Futter im Schnabel zu, atzten die Jungen und trugen deren Kot weg. Der eine — eine Meise — durch den blauschwarzen Scheitel und den weißen Nackenfleck ohne weiteres als Tannen- meise Parus ater L. bestimmbar, war wohl die Mutter oder der Vater der Jungen, — es schien immer der gleiche Vogel zu sein — , der andere , welcher fast jedesmal nach Verlassen des Nestes diesem gegenüber auf einem Aste eines Busches den Schnabel wetzte und einige Strophen sang, war ein kräf- tiges Rotkehlchen Erithacus rubecula L. Innerhalb der 2^2 Stunden, während welcher wir (mit Prisma Binocle, 6 fach) beobachteten — von 4 bis ^2^ Uhr nachmittags — ereignete es sich fünfmal, daß die beiden gleichzeitig mit Futter im Schnabel beim Neste eintrafen, dann entstand ein Geraufe, es gab ein tüchtig Geflatter auf dem Boden und durch das Gezweige, und einmal die Tannen- meise, einmal das Rotkehlchen kehrte als Sieger allein zu den Jungen zurück. Kaum aber hatte der fütternde Vogel diese verlassen, stellte sich auch schon wieder der in die Flucht gejagte andere Teil ein und fütterte gleichfalls. Wir hatten uns überzeugt, daß in der Nähe kein Rot- kehlchennest war; das fütternde Rotkehlchen, das ziemlich kräftig sang, dürfte ein unbeweibtes Männchen gewesen sein. Die Amsel war nicht mehr gekommen. Hob. Rembold, An t. Oberhauser, I. Vorsitzender Schriftführer der „Ornis", Gesellschaft für biologische Vogelkunde in München, E. V. Über zwei Veröffentlichungen des Prinzen Don Francesco Cliigi über die Kleider der Fällten. Bericht von G. V a 1 1 o n. Im Bollettino della Societa zoologica italiana. Fase. V bis VIII. Rom. Juni 1912., bespricht Prinz Chigi die Alters- stufen des Federkleides von Falco feldeggi Schi. Er stützt sich auf die von Prof. G. Martorelli in der gleichen Zeitschrift 1911 veröffentlichte äußerst interessante Arbeit „Der Falco feldeggi und seine Abarten". Das Material, über welches Chigi verfügte, bestand aus 15 Exemplaren des Feldeggsfalken. Zwei davon als Nestjunge erhalten, leben noch 24 G. Vallon: und dienen ihm dazu, um das Wechseln des Kleides zu studieren. Der Autor gelangte zu folgenden Schlüssen: 1. Bei Falco feldeggi ist die Verengung der zweiten Schwungfeder nicht immer konstant: bei der Mehrzahl der Exemplare ist sie verschieden ausgeprägt, und bei einigen fehlt sie ganz. Das Fehlen der Verengung dürfte, nach Chigi, auf Abnutzung der Feder zurückzuführen sein. 2. Die erste Altersstufe ist diejenige, in welcher die oberen Körperteile eine gleichmäßige dunkle Farbe annehmen, die nur im frischen Kleide von feinen rötlichen Federsäumen unterbrochen wird, die bald durch Abnutzung verschwinden. Die zwei mittleren Steuerfedern sind fleckenlos, die anderen aber haben runde oder elliptische Längsflecken. Die runden Längsflecken, welche auf den oberen Körper- teilen, besonders auf den Achselfedern, bei gewissen Exem- plaren vorkommen und als scheinbare Bänder angeordnet erscheinen, sind von sekundärem Charakter und als Anlage zur zweiten Altersstufe zu betrachten. 3. Die zweite Altersstufe ist nichts anderes als ein niederer Grad der Vollkommenheit der dritten Altersstufe und zeigt sich nicht notwendig zwischen der ersten und dritten Stufe. Dies wird durch einige Exemplare, die in der ersten Stufe stehen, darunter die zwei jungen lebenden, vortrefflich bestätigt, die Federn der dritten Stufe und nicht der zweiten Stufe zwischen denen der ersten aufweisen. 4. Ein Charakter der zweiten und dritten Altersstufe verdient Beachtung, da derselbe die Verbindung zwischen Gerfalken und anderen Falken vermittelt. Auf den oberen Teilen längs des Schaftes bilden sich, besonders sichtbar auf den Federspitzen, sehr dunkle Tropfenflecken. Inder „Rivista italiana di Ornitologia" Nr. 1 vom September 1912, dehntder Prinz seine Studien auf die Alters- stufen sämthcher Edelfalken (Unterfam.: Falconinae) aus und beruft sich wiederum auf die erwähnte Note von MartoreUi vom Jahre 1911, in welcher der Parallelismus der Alters- stufen in der ganzen Gruppe der Ger-, Saker- und Lanner- falken bestätigt wird, einer Gruppe, die MartoreUi vom Pere- grinus als richtig getrennt unterscheidet. über zwei Veröffentlichungen des Prinzen Don Francesco Chigi usw. 25 Dieser Ornitholog bezieht sich, auf die vorangegangenen Studien von Kleinschmidt „Der Formenkreis Falco Hierofalco" Aquila 1901, welcher die Gerfalken, Saker und Lanner, vom arktischen Falco islandus bis zum südafrikanischen Falco biarmicus als unter sich gleichwertige Formen eines Formen- kreises betrachtet. Der Formenkreis, dem Kleinschmidt den Namen Falco Hierofalco gibt, ist nach diesem Autor vom andern Formenkreis Falco Peregrinus verschie- den, anders gesagt: es handelt sich um zwei verschiedene Arten. Den Begriff von Kleinschmidt gewürdigt, ist eine solche Trennung richtig und logisch; es könnte vielleicht übertrieben erscheinen, daß sämtliche Ger- und Lannerfalken unter ein und dieselbe Art vereinigt werden, es wird aber nicht verlangt werden können, daß auch Peregrinus und deren Abarten unter die gleiche Art zusammengezogen werden. Wenn aber, wie Martorelli behauptet, die verschiedenen Formen des Formenkreises Gerfalken-Lanarien und die ver- schiedenen Formen des Kreises Peregrinus, als gute Arten zu betrachten sind, dann, wenn man die Gerfalken-Lanarien von Peregrinus trennen will, ist die spezifische Trennung nicht genügend und ist man genötigt, zwei verschiedene Genera aufzustellen. Martorelli weist sogar, für die zwei Formenkreise, drei Genera auf : Hierofalco, Gennaja, Falco. Chigi bemerkt hier, daß, wenn Kleinsclimidt behauptet, daß man nie im- stande sein wird, einen Übergang, eine Verschmelzung, zwischen Falco Hierofalco und Falco Peregrinus fest- zustellen, dies auf den Begriff, welchen er über die „Art" hat, zurückzuführen ist und keinen Wert hätte, wenn man eben diesen seinen Begriff nicht annehmen würde. „Über diese Ansicht", schreibt Chigi, „welche die Klein- schmidtsche Thesis zergliedert, kann ich meinem Lehrer nicht beistimmen. Er verwirft die erste Schlußfolgerung von Klein- schmidt: spezifische Einheit der Gruppe Gerfalken-Lanarien, und nimmt nur die zweite an: Trennung der Gruppe Ger- falken-Lanarien von Peregrinus. Diese zwei Schlußfolgerungen können nicht getrennt werden, und die zweite ist der ersten untergeordnet." Martorelli sagt, um die Trennung der Ger- falken-Lanarien von Peregrinus zu bekräftigen, daß alle bis 26 G. Vallon: jetzt gemachten Studien auch, ihm die Überzeugung ver- schafften, daß infolge der Verschiedenheit der Formen, der G-rößen Verhältnisse , der Altersstufen, der Färbung, der Be- schaffenheit der Federn und endlich der Lebensgewohnheiten diese Trennung bedingt wird. Dies würde die K^einschmidt- sche Aufstellung der zwei Formenkreise bestätigen ; eine Auf- stellung aber, die nur auf spezifische Verschiedenheiten basiert ist. Man kann ja nicht behaupten, daß solche Differenzen unter den verschiedenen Formen der beiden Gruppen gänzlich fehlen. Eine größere Bedeutung hätte die beständige Ver- schiedenheit der Entwicklungsstufen, Besteht aber eine solche faktisch? Chigi verneint ohne Zögern die Frage, dabei aber be- tonend, daß zweifellos die Stufen des Peregrinus und dessen Abarten nicht identisch mit den Stufen der einzelnen Formen des Gerfalken - Kreises, Dieselben sind vielmehr überein- stimmend, parallel, d. h.: sie unterliegen den gleichen Ent- wicklungs- und Erbschaftsregeln. Chigi geht sogar in seiner Behauptung noch weiter, er meint nämlich, daß diese Regeln für alle Edelfalken und deren Abarten, welche in unseren Re- gionen vorkommen, gleich sind. Das typische Jugendkleid ist sehr einförmig, und evident ist die Herkunft des Alterskleides aus diesem Jugendkleide, welches in sämtlichen Arten konstant ist. In gleicher Weise, nach der Meinung des Prinzen Chigi, muß die Aufeinanderfolge der Kleider der Gruppe Gerfalken- Lanarien verstanden werden. Es ist z. B. nicht nötig, ob- schon es normal wäre, daß ein jedes Individuum, um vom ersten Kleid zum dritten zu gelangen, durch das zweite über- gehe. Das in mehreren Fällen diese zweite Stufe eliminiert wird, ist genügend durch jene Falco feldeggi, welche zwischen den Federn des ersten IQeides solche des dritten und nicht des zweiten aufweisen, bewiesen. Das die zweite Stufe, wenigstens bei einigen Exemplaren vorkommt, ist durch die Arbeit von MartoreUi genügend be- stätigt, und da ausgeschlossen ist, daß diese Stufe der voll- ständigen Mauser vorangehe, da dieselbe die größte Ähnlich- keit mit derjenigen eines adulten Vogels hat, so vermutet Chigi, daß dieselbe nichts anderes sei als ein erstes Stadium über zwei Veröffentlichungen des Prinzen Don Francesco Cliigi usw. 27 des vollkommenen Kleides (des dritten von Martorelli). Dieses Kleid bildet sich, in allen Fällen, nach dem ersten Lebens- jahre und vielleicht auch nach dem zweiten. Chigi vermutet daß die zweite Martorellische Stufe als erstes Stadium der dritten oder des Alterskleides auch aus- bleiben könne und von dem endgültigen Alterskleid sub- stituiert werde mehr durch Intensifikation der dunklen Farben und Elimination der rostgelblichen Schattierung auf den oberen Teilen als durch Mauser. Die Zeichnung der zweiten Stufe von Martorelli unterscheidet sich äußerst wenig von der definitiven Phase, nur die graue Farbe ist stark mit Rost-gelblich verwaschen. Die Kleider von Falco Peregrinus unterscheiden sich von jenen des Falco feldegg i nur durch eine raschere Entwicklung. Chigi vermutet, daß diejenigen Exemplare des Peregrinus, welche ein gleichwertiges Stadium mit dem zweiten von Martorelli beschriebenen der Gruppe Gerfalken-Lanner zeigen, sehr selten seien; aber daß sowohl das erste jugend- liche Kleid als auch das endgültige Alterskleid für beide G-ruppen Lanner und Peregrinus übereinstimmend sind. Keinen größeren "Wert legt Chigi auf die Unterscheidung der Gerfalken-Lanner von Peregrinus nach der Einschnürung der 2. Schwungfeder. Alle Gerfalken - Lanner sollten diese Feder an der inneren Fahne verengt haben, was für Peregrinus nicht der Fall sei. Wenn dies für die Gerfalken auch zu- treffend ist, ist es nicht ebenso der Fall bei den Lannern, bei welchen das Vorkommen der Verengung nicht konstant ist. Unter den vielen Exemplaren, welche der Prinz unter- suchte, hatten einige die innere Fahne stark verengt, andere dieselbe kaum ausgebuchtet und andere noch merklich gerade. Das gleiche Schwanken dieses Charakters, nur etwas gering- gradiger, konstatiert Chigi bei Falco merillus, kaum mehr bei Cerchneis tinuunculus. Andere Arten, die er unter- suchen konnte (Falco vespertinus, Falco peregrinus, Falco subbuteo, Falco eleonorae, Cerchneis naumanni) zeigten keine solche Einschnürung. Es offenbart sich ein anderes Ähnlichkeitsverhältnis zwischen Gerfalken - Lannern und Peregrinus, welches im Gegensatze zu denjenigen Verhältnissen steht, welche man 28 G. Vallon: geneigt wäre, als generisclie Unterscheidungsmerkinale anzu- nehmen, und dies wäre die allgemeine Neigung, welche sich unter den Formen der beiden Gruppen kundgibt, das Ver- schwinden der dunklen Bänder der Rücken- und Steuerfedern, sowie das Verschwinden der Flecken auf den unteren Körper- teilen. Nach der Anführung mehrerer Beispiele für die ver- schiedenen oben erwähnten Arten gibt der Prinz zuletzt, als eine Zusammenfassung des Gesagten, eine schematische Be- schreibung der Reihenfolge der Entwicklungsstufen des Feder- kleides der Edelfalken, dabei nochmals betonend, daß nicht alle Individuen, sowie auch nicht alle Arten sämtliche be- schriebene Stufen durchmachen ; die eine oder die andere kann durch die individuelle Evolution eliminiert werden. Erste Stufe oder Jugendkleid. (Der Autor spricht von „Phasen", welches Wort bei uns in andrem Sinne gebraucht wird und daher durch „Stufe" oder „Kleid" ersetzt werden mußte.) Oberteile und Flügeldecken. Gleichmäßig braun (1. Stadium); es zeigen sich lichte rostgelbliche Flecken, mehr oder minder ausgedehnt, auf dem Rücken, auf die Schulter- federn, auf dem Bürzel und den oberen Schwanzdecken, ent- weder paarweise auf beiden Fahnen oder nur auf der inneren Fahne der Federn (2. Stadium); solche Flecken breiten sich gegen die Ränder und den Schaft aus und bilden eine unvollständige, unregelmäßige, lichte Bänderung auf dunklem Untergrunde (3. Stadium). Steuerfedern. Die beiden mittleren gleichmäßig braun, die anderen braun mit lichten runden oder elliptischen alternierenden oder paarweisen Längsfahnenflecken (1. Sta- dium); auch die mittleren Steuerfedern haben alternierende oder paarweise Fahnenflecken, während die Flecken der anderen Federn sich seitwärts ausbreiten (2. Stadium); sämt- liche Steuerfedern haben lichte Querflecken auf braunem Untergrund, und diese können auf den Fahnen entweder durchgehend oder alternierend sein (3. Stadium). Untere Teile. Grundfarbe licht mit großen verlängerten am Rande verwischten dunklen Flecken auf den "Weichen. Die dunklen Flecken bedecken den größten Teil der Federn, sind aber durch lichtere, paarweise angeordnete unterbrochen (1. Stadium); die dunklen Flecken sind besser begrenzt und über zwei Veröffentlichungen des Prinzen Don Francesco Chigi usw. 29 mehr verengt, die lichten Flecken auf den dunklen der Weichen verbreiten sich seitwärts (2. Stadium); die dunklen Weichenflecken, wegen des Überhandnehmens der lichten, zer- teilen sich in dunklen breiten Querflecken, die gewissermaßen Bändern gleichen (3. Stadium). Hosen und untere Schwanzdecken. Grundfarbe ebenfalls licht, mit Flecken wie oben, oder linienförmig, oder auch fleckenlos (1. und 2. Stadium); es bilden sich schwache, enge und unvollständige Querbänder (3. Stadium). Zweite Stufe oder Alterskleid. Obere Teile und Flügeldecken. Die braune Farbe der vorhergehenden Stufe ist durch eine tief braun-schwarze substituiert, die Querbänder sind schärfer markiert und ins Graue ziehend. Es entstehen dunkle, linienförmige Schaft- flecken, die sich etwas gegen die Spitze ausbreiten (4. Stadium, 2. Stufe von Martorelli); die Färbung tritt deutlicher hervor, die schwarz- und aschgrauen Bänder der oberen Teile sind schärfer ausgeprägt (5. Stadium 3. Stufe von Martorelli); die schwarzgraue ßänderung verringert sich und tritt sowohl vom Schafte als auch vom Rande zurück, bis zum totalen Ver- schwinden; die allgemeine aschgraue Färbung nimmt deren Stelle ein und nur die linienförmige Schaftfleckung bleibt bestehen (6. Stadium). Steuerfedern. Braun- und weißlichgrau gebändert (4. Stadium); die Bänder werden schwarz- und aschgrau (5. Stadium); die schwarzgrauen Bänder, ausgenommen das letzte an der Spitze vereinigen sich, und zwar, von der Wurzel aus angefangen bis zum gänzlichen Verschwinden (6. Stadium). Untere Teile (vom Kröpfe bis zu den Schwanzdecken). Die Grundfarbe ist mehr oder minder rötlich, alle Flecken werden herz-, pinsel- oder tropf förmig; auf den Weichen und teilweise auch am Bauche und auf der Brust erweitern sich die Flecken längs des Schaftes in Form breiter Quer- bänder, fast dreieckig mit der Spitze nach unten gerichtet (4. Stadium); die Flecken reduzieren sich sowohl in der Größe als auch in der Zahl, und diejenigen, die Bänder bilden, werden schärfer in der Zeichnung (5. Stadium); die Flecken werden immer kleiner, und endlich verschwinden sie gänzlich (6. Stadium). 30 G. Vallon: Über zwei Veröffentlichungen des Prinzen Chigi usw. Hosen und untere Schwanzdecken. Die Flecken sind, wenn vorhanden, herz- oder streif förmig (4. Stadium); bilden sich zu Querbändern (5. Stadium); fehlen ganz (6. Stadium). Der Übergang von einem Stadium zum andern ist gleich- mäßig, ausgenommen vom 3. zum 4. Stadium. Die Ver- schiedenheit der Größe des Genickfleckes und der Backen- streifen werden nicht berücksichtigt, da selbige entweder individuell oder nur einigen Arten eigen sind und nicht zum Plan der Entwicklung gehören. Zum Schlüsse bemerkt Chigi, daß eben auf Grund dieses allgemeinen Planes der Entwicklung bei unseren Falken dieselben in drei Gruppen geteilt werden könnten: die erste, der Lerchenfalke (Arten : subbuteo und eleonorae), würde durch das Bestehen der Jugendzeichnung auf den unteren Teilen auch im Alterskleide charakterisiert sein; die zweite, die Gerfalken, Saker, Lanner, Wanderfalken, Rotfuß- und Mer- linfalken, würde durch eine größere Entwicklung der Stufen und der Stadien (welche vom 1. bis 6. gehen) gekennzeichnet sein; die dritte Gruppe, die Turmfalken, würde sich durch das raschere Auftreten der Kennzeichen der zweiten Stufe auszeichnen. Die zweite Gruppe würde sich noch besser unterscheiden, wenn man die Kleinschmidtsche These an- nehmen würde , da in diesem Falle jeder Formenkreis in den Stadien 1 bis 6 inbegriffen wäre. Eine neue Form aus Baluchistan Sarcogrammus Indiens aigneri subsp. nov. Von A, Laubmann, München. In der von Prof. Dr. Erich Zugmayer (München) aus Balu- chistan mitgebrachten ornithologischen Kollektion befand sich außer einem neuen Raben, Corvus splendens zugmayeri Laubm. (Ornith. Monatsberichte 1913, Juni, p. 93) auch noch eine neue Charadriidenform Sarcogrammus Indiens aigneri subsp. nov. Von dieser neuen Form liegen mir vier Exemplare vor : 1. Nr. 41 5 Sonmiani, Mekran 2. ni. 1911 a. 235 r. 34 2. „ 354 5 Las Bela 23. in. 1911 a. 215 r. 35 3. „ 408 5 „ „ 27. in. 1911 a. 228 r. 33 4. „ 415 6 „ „ 29. m. 1911 a. 218 r. 32 A. Laubmann: Eine neue Form aus Baluchistan usw. dl Sie unterscheiden sich alle vonSarcogrammus indicus indicus (Bodd.), der typischen Form, durch eine auf fallend fahle sand-bräunlich-graue Färbung der Oberseite, sowie durch den fast völligen Mangel der metallisch-grün glänzenden Töne auf dem Rücken. Auch die metallisch - purpurrot glänzenden Federpartien auf den Flügeldecken mangeln fast ganz. Außer- dem reicht auch die schwarze Färbung im Nacken weniger weit herab als bei Sarcogrammus indicus indicus (Bodd.). Außer diesen Unterschieden in der Färbung existieren aber auch noch Differenzen in der Größe. So weißt die Ba- luchistanform etwas längere Flügel auf (55 228 bis 235, 99 215 bis 218 mm, wobei ich bemerken möchte, daß ich Nr. 354 und Nr. 415 im G^egensatz zu dem Vermerk auf der Eti- kette für Weibchen halte) als die indische, für die ich beim Männchen 215 mm, für Weibchen aber nur 209 bis 212 mm konstatierte. In der Schnabelgröße ergeben sich keine wesent- lichen Unterschiede. Als Verbreitungsgebiet der neuen Form kann in erster Linie Baluchistan gelten, und hier sind es wiederum die süd- licheren Q-ebietsteile, Mekran und Las Bela, aus denen die mir vorliegenden Exemplare stammen. Doch glaube ich, daß auch die Vögel aus Persien und Mesopotamien zu dieser neuen Form zu stellen sind. Bestimmte Angaben hierüber zu machen, ist mir aber leider aus Mangel an Material nicht möglich. Sarcogrammus indicus indicus (Bodd.) beschränkt sich in seinem Vorkommen auf Indien und die Insel Ceylon. Der Typus der neuen Form Sarcogrammus indicus aigneri befindet sich unter Nr. 1912/1065 (Kollektion Zugmayer Nr. 41) im Münchener Museum und wurde am 3. März 1911 von Prof. Dr. Zugmayer bei Sonmiani (Mekran) gesammelt. Ich habe diese Form nach Herrn Präparator Aigner am Museum zu München benannt, der als der erste die Ver- schiedenheit der Form erkannte. 32 Schlüter: Phaet. fulig. — Kleinschmidt u. Weigold: Iber. Kohlmeisen Phaetornis fuliginosus Schlüt. Eine neue Kolibri -Art aus Neu-Grranada (Kolumbien). Von Willy Schlüter in Halle a. d. S. Oberseite dunkel -bronze- grün, durch graue Federränder getrübt. Oberscbwanzdecken rein kupfer- bronze -grün. Ober- kopf grau mit schwachem metallischen Glanz. Unterseite ein- farbig rußbraun-grau mit ganz schwachem metallischen Schim- mer. Unterschwanzdecken mit stärkerem metallischen Glanz. Federn hinter und unter dem Auge einen etwas dunkleren schwarzbraunen Streifen bildend. Die mittelsten, längsten Steuer- federn dunkel-bronze-grün mit ausgedehnten hellgrauen Spitzen. Das nächste seithche Steuerfederpaar an der Wurzel bronzegrün, dann schwarzgrau mit ebenfalls ausgedehnten grauen Spitzen. Die übrigen seitlichen Steuerfedern genau so gefärbt, aber ohne ausgedehnte graue Spitzen. Gesamtlänge 140 m/m, Flügel 61 m/m, Schnabel 31 m/m, Schwanz 75 m/m. Die Art fällt durch die einfarbige, rußgraue Unterseite sofort auf und ist von allen bis jetzt bekannten Phaetornis- Arten durchaus verschieden. Das vorliegende, beschriebene Exemplar stammt aus einer Bogota -Kollektion und befindet sich als „Typus" in meiner Privatsammlung. Über iberische Kohlmeisen. Von O. Kleinschmidt und H. Weigold. Sieben spanische Kohlmeisen (Sevilla, Malaga) in Collectio Kleinschmidt, sowie vierzehn portugiesische und zwei spanische (Sra. Nevada) in Collectio Weigold messen 7,55 (Coli. W.) bis 6,65 (CoU. Kl.)! Sie unterscheiden sich von major und excelsus durch geringere Größe, von dem nahen corsus durch oft größeren weißen Keilfleck an der äußeren Schwanzfeder, von dem sehr nahen newtoni durch nur ganz wenig schwächeren Schnabel. Die erwähnten zwei Malaga -Vögel in Collectio Kleinschmidt haben (Zufall? Jahreszeit?) den Rücken so grau und so wenig grün wie die ostasiatischen Formen der minor- Gruppe. Wir warten zunächst das Resultat von A. V. Jordans Balearenmaterial ab. Neue Kohlmeisenform. — Parus salicarius suhmontanus form. nov. 33 Noch eine neue Kohlmeisenform aus Ostasien. Von O. K 1 e i n s c h 111 i d t. Die kontinentale Kohlmeisenform Nordostasiens hat man seither mit Parus minor von Japan vereinigt. Es kann sein, daß sich auf den japanischen Inseln (Jesso- Vögel sah ich noch nicht) alle Abstufungen von ihnen zu okinawae hin finden, aber man kann deshalb unmöglich diese lichten, großen, langschwänzigen Vögel mit Parus major minor von Hondo zusammenwerfen, da sonst nicht nur der Name, son- dern jede Beschreibung der Form sich selbst widersprechen würde. Die nördliche Kontinentalform ähnelt in der ver- schwommeneren Färbung mehr commixtus als minor. Sie ist jedoch auch von ersterer Rasse leicht an ihrer Größe, reineren Flanken und der bei allem Variieren in heller Schwanzzeichnung und beschränktem Grün des Nackens sich charakterisierenden lichteren Allgemeinfärbung zu unter- scheiden. Ob die Variationsskala der Flügellänge von der von minor verschieden ist, läßt sich noch nicht sagen. Ich nenne die neue Form, damit zugleich die terra typica be- zeichnend, Parus wladiwostokensis. Typus in meinem Besitz. Parus salicarius suhmontanus form. nov. Von 0. Kleinschmidt und Victor Ritter von Tschusi zu Schmidhoffen. Zwischen den Verbreitungsgebieten von Parus mon- tanus Baldenst. und P. salicarius Brm. lebt eine Mattkopf- meise, welche von Beobachtern bald zu dieser, bald zu jener Salicarius-Form gezogen wurde, aber ein zu großes Gebiet bewohnt, um nur als Mischling betrachtet zu werden. Wir beide konnten in letzter Zeit Vögel in Fleisch aus Ober- Österreich untersuchen und mit früher gesammelten Bälgen vergleichen. Wir entschließen uns nach reiflicher Prüfung zur Abtrennung der Form. Ein Vergleich mit dem Material der bayrischen Staatssammlung ergab, daß Stücke aus der Gegend von München und aus Oberbayern gleichfalls zu ihr gehören. Die Flügellänge von submontanus reicht beim F a 1 c o (1913). 3 34 Par. salic. submont. — Auf Zählung der Vögel des Kiautschou-Gebietes . Weibchen von 6,0 bis 6,4, beim Männchen oft bis 6,6 (einmal 6,7 KoU. von Tschusi), während bei salicarius 6,5 schon selten ist und montanus 7,1 erreicht. Die Färbung ist deutlich dunkler als bei der großen Alpenmeise, aber dieser ähnlicher als die Färbung von salicarius. Zwei kleine Weibchen er- innern durch starken Seitenanflug und gelbliche Halsseiten an rhenanus. Typen: ein Paar vom 29. III. 1913 von Q-munden, Koll. von Tschusi. Nach Beobachtungen von Herrn A. v. Jordans, die u. a. zur Klarstellung der Form anregten, ist der Vogel in der Nähe von München nicht selten. In Berajah folgt eine ausführlichere Beschreibung mit Abbildungen einer Nisthöhle aus Ober - Österreich. Vielleicht gelingt es inzwischen, festzustellen, welche Form der mattköpfigen Sumpfmeise an den Donauufern und auf den Donauauen vorkommt. Hellmayr beobachtete Weiden- meisen im Herbste in den Donauauen bei Wien (Orn. Jahrb. 1902, S. 29), von Tschusi in den Salzachauen. Dagegen schreibt gerade in diesem Augenblick Freiherr Geyr von Schweppenburg über Slavonien in litt. : „Weidenmeisen kommen dort (bei Yukovar) merkwürdigerweise auf den für sie doch so geeigneten Donauinseln nicht vor, wenigstens gelang es mir nicht, irgendwelche Spuren von ihnen zu fin- den". Dieser Befund stammt freilich aus den Sommermonaten. Aufzählung der Vögel des Kiautschou-Gebietes. Von O. Kleinsclimidt. Die Aufzählung folgt derjenigen von K. Kothe im Journ. f. Orn. 1907, p. 379. Eingeklammerte Namen bezeichnen Arten, die Kothe an- führt, die aber in den mir vorliegenden Sammlungen nicht vertreten sind. Die Zahlen hinter den Namen bedeuten die Anzahl der vorhan- denen Exemplare. Von den Buchstaben bedeutet E = CoUectio Engler, H = Museum Hildesheim, M = Museum Magdeburg. Unter Kiautschou- Gebiet ist das deutsche Pachtgebiet verstanden, also etwa das Gebiet von der Kiautschou - Bucht bis zum Lauschan. Die Vögel der Coli. Engler tragen meist keine genauen Lokalitätsangaben. Bemerkungen über einzelne Arten folgen vielleicht später. Die von Kothe nicht er- wähnten Arten sind durch fetten Druck hervorgehoben. Bei Auf- zählungen bevorzuge ich zweifache vor dreifachen Namen schon wegen der Raumersparnis. Aufzählung der Vögel des Kiautschou-Gcbietes 35 Alken. [1. Alca antiqua Gm.] [2. Brachyramphus perdix (Fall.)] Taucher. 3. Gavia stell ata (Pontopp.). 1 E. (== Colymbus septentr. auct.) [4. Colymbus cristatus L.] 5. „ auritus L. 1 E. 6. „ nigricollis Brm. 2 E. [7. „ poggei Rcliw.] Möyeii. [8. Larus canus L.? Kothe.] [9. „ ridibundus L.] 10. „ vegae Palmen. 1 E. 11. „ crassirostris VieUl. 3E. Seeschwalbeii. 12. Stema tschegrava Lep. 1 E. 13. „ zimmermanniEchw. 3E. 14. „ longipennis Nordm. 2E. 15. „ sinensis Gm. 1 E. [16. Hydrochelidon leucoptera (Temm.)] Kormorane. 17. Phalacrocorax fllameutosns Temm. & Schi. 3E.i) 18. Phalacrocorax pelagicus PaU. 5 E. Pelikane. [19. Pelecan US philippensis Enten. Gm.] 20. Mergus merganser L. 1 E. 21. „ serrator L. 1 E. 22. )) albeUus L. 1 E. [28. Oidemia carbo PaU.l [24. Nyroca marüa (L.)] [25. " fuligula (L.)] [26. Nyroca ferina (L.)] 27. „ clangula (L.) 1 M. [28. Anas clypeata L.] 29. „ zonorhyncha Swinh. 1 E. Nicht ganz typisch, Band vorm Spiegel. 30. Anas acuta L. IE. 31. „ falcata Georgi. 2 E. 32. „ penelope L. 1 E. 33. „ boscas L. 2 E. 1 H. 34. „ galericulata L. 3 E. 35. „ querquedula L. 2 E. 36. „ formosa Georgi 3 H. 37. „ creccaL. IE. 3H. 1 Höhlenenten. 38. Tadorna tadorna (L). 2 E. 39. Casarca casarca (L). 5E. Gänse. IM 40. Anser serrirostris Swinh. 3 E. 41. „ albifrons (Scop.) 1 E.2) [42. ,, cygnoides (L.)] 43. Branta nigricans (Lawr.). 4E. [Kothe gibt Branta bernicla (L.). an.] Schwäne. [44. Cygnus cygnus (L.).] [45. „ olor (Gm.).] [46. „ janlcowskii Alpher aky.] Vermutlich gehören die von Kothe erwähnten Zwergschwäne u. 1 Schantung- Vogel in H. zu zu dieser Form. Brachschwalben. 47. Glareola orientalis Leach. 2 E. StrandTÖgel. 48. Uaematopns oscolans S^inh. 1 M. 1) Kothe gibt P. carbo (L.) an, von dem filamentosus eine geogra- phische Form ist, carbo könnte auf dem Zug vorkommen, da er im nörd- lichen Ostasien brütet. 2) Die Literaturangaben über Artkennzeichen der Bläß- und Zwerg- gans widersprechen sich. 3* O. Kleinschmidt: [49. Arenaria interpres (L.).] 50. Squtarolasquatarola(L.).lE.2H. 51. Charadrius fulvus Gm. 1 E. 52. Aegialltis placlda (Gray). 2H. 53. „ dubia (Scop.). 7 H. 54. Ochthodromus veredus (Gonld). 3 E. 55. Vanellus vanellus (L.). 1 E. [56. Lobivanellus cinereus Blytli.] 57. Himantopus liimantopus (L,). 1 E. 58. CaUdris leucophaea (Fall.). 1 E. 59. Tringa paciflca Coues. 9 H. Kothe gibt Tringa alpina L. an. [60. Tringa fermginea Brunn.]. [61. „ acuminata (Horsf.).] 62. „ ruflcoUis Fall. 2 H. 63. „ temmincki Leisl. 4 H. 64. „ brevipes Vieill. 3 E. [65. ., hypoleuca L.] [66. „ pugnax L.] [67. „ totanus L.] [68. „ erythropns (PaU.).] 69. „ nebularia (Gunn.). 5 H. [70. „ stagnatilis Bebst.] 71. „ ocropbus L. 1 H. 72. „ glareola L. 1 H. 73. Limosa melanuroides Gonld. 2E. Kothe gibt Limosa limosa (L.) an. 74. Limosa novaezealandiae Gr. 4 H. IE. [75. Numenius arquatus?] 76. „ variegatus(Scop.).3E. 77. „ minutus J. Gd. 2 E. Schnepfen. 78. Gallinago gallinago (L.). 1 E. 79. „ stenura (Kühl). 1 H. 80. „ japonica Seeb. 1 H. 81. Scolopax rusticola L. 1 E. Kraniche. 82. Gras lilfordi Sharpe. 1 E. Trappen. [83. Otis dybowskü Tacz.] Rallen. 84. Rallus indicus (Blyth.). 4E. 85. PorzanaauricularlsReichenb. 2 E. 1 H. Kothe gibt pusilla (Fall.) an. 86. Limnobaenus paykulli (Ljungk) 2 E. 87. Eulica atra L. 1 E. Ibisse. [88. Ibis melanocephala Vieill.] 89. Platalea? 2 E. Kothe gibt minor T. & Schi, an. Die Stücke stehen aber vielleicht zwischen major und minor. Reiher. 90. Nycticorax nycticorax (L.). 2 E. 91. Botaurus stellaris (L). 4 E. 92. Ardetta sinensis (Gm.). 2 E. 93. Ardetta enrythma Swinh. 7 E. 94. Butorides amurensis Schrenk. 1 E. 95. Ardea cinerea L. ? 3 E. 2 H. Vorderhals z. T. sehr hell. 96. Ardea manillensis Meyen. 3 E. 97. Herodias timoriensis Cuv. ? 2E, Aber ein Stück hat etwas dunklen Schnabel. Kothe gibt egretta an. Cf. J. f. O. 1910 p. 468. Laufhühnchen. 98: Turnix blanfordi Blyth. 2 E. Tauben. 99. Columba rupestris Bp. 1 E. 100. Turtur chinensis (Scop.) 1 H. 101. „ humilis Temm. 2 E. [102. „ douraca Hodgs.] Hühner. [103. Phasianus torquatus Gm.] (In CoU. Engler ein impor- tierter Vogel kiangsuensis But??) Aufzählung der Vögel des Kiautschou -Gebietes 37 104. Caccabis chucar (Gr.). 3 E. 105. Coturnix japonica T. & Sch.1. 3 E. Tagraubvögel. 106. Circus spilonotus Kaup. 2 E. 107. „ cyaneus (L.). IE. IM. 108. „ melanoleucus (Forst.). 7 E. 109. Buteo plumipes (Hodgs.). 1 E. 110. „ hemilasiusauct, 5E.1H. Siehe „Falco" 1909, pag. 14, asiaticus Blyth.! 111. Archibuteo pallidus Menzb. 1 E. 112. Butastur indicus (Gm.). 6 E. 1 H. 113. Accipiternisus subsp. 5E. IM. Größer als nisus. ? Accipiter nisus pallens Stejn?. 1 E. Gleiche Färbungen besitze ich von Europa. 114. Accipiter gularis T. & Sclil. 3 E. 3 H. 115. Astur cuciiloides (Temiu.). IE. Junger Vogel, dem vorigen täuschend ähnlich gefärbt. 116. Astur gentilis subsp. 5 E. Von Kothe als palumbarius bestimmt, aber kleiner und dunkelköpfiger. 117. Pandion haliaetos (L.). 1 H. 118. Pernis Orientalis Tacz. 1 E. 119. Milvus melanotis T. & Schi. 4 E. 2 H. 120. Falco rudolfl K. 1 E. Kothe gibt F. peregrinus an, vielleicht harterti But.? 121. Falco jalcutensis (Bat.). 2 E. 122. „ regulus subsp. 5 E. 3 H. Lichter und wenig größer als Europäer. 123. Falco japonicus T. & Schi. 9 E. 124. Falco amurensis Radde. 1 E. 5H. Eulen. [125. Bubo kiautschensis Rchw.] [126. „ turcomanus Eversm. Erfordert nähere Mittei- lungen, wohl falsch von K. be- stimmt. Vielleicht neue Form?] 127. Asio flammeus (Pontopp.). 4 E. 2 H. 128. Asio otus (L.). 2 E. 1 H. 129. Scops seraitorques Sohl. 1 E. 130. Scops stictonotus Sharpe. 4 E. 131. Ninox scutulata (Rafft.). IE. 132. Atliene plumipes Swinli. 2E. 2 H. Kuckucke. 133. Cuculus telephonus Heine. 2 E. 3 H. Spechte. 134. Jynx chinensis Hesse. IE. IH. Flügel 85, Kehle ockergelb, am Kinn weißliche (verblichene?) Federchen wie bei Europäern. Ein Vogel mehr rötlich, der andere wie der Sardinier. 135. Picus zimmermanni Rchw. 2 E. 12 H. Färbung und Unterseiten- fleckung schwankend. Frag- lich, ob teils Brut-, teils Zug- vögel. [136. Dryobates cissa (Pall.).] Genauer zu bestimmen, ob etwa tscherskii? 137. Dryobates cabanisi. IE. 4 H. Z. T. mit endwärts weiß- gefleckten Skapularen (An- näherung an tscherskii?). Eisvögel. 138. Alcedo pallasi Reiclienb. 4E. 3 H. Kothe nennt allgemein ispida L. Hartert gibt bengalensis an. Maße aber nicht selten bis 74,5, vielleicht form. nov. 3Ö O. Kleinschmidt : 139. Halcyon pileatus (Bodd.). 5 E. 140. Cerylelugubris(Temm.)? IM. Noch mit typ. lugubris und guttulata zu vergleichen. In BT. 2 Vögel von Jchang. Baken. 141. Eurystomus calonyx Sharpe. 7E. IM. Wiedehopfe. 142. Upupa saturata Lönnb. 2 E. 2H. IM. Sehr wenig von epops ver- schieden, ein wenig grauer. Ziegenmelker. 143. Caprimulgus jotaka. Temm. & Schi. 2E. 3H- Raupenfresser. 144. Pericrocotus cinereus Lafr. 1 H. Seidenschwänze. [145. Bombycilla garrula (L.)]? [Bombycilla japonica (Sieb.)]. Fliegenschnäpper. 146. Muscicapa cyanomelana Temm. cf. Falco 1907 p. 96. 2E. 147. Muscicapa latirostris Eaffl. IH. [148. Terpsiphone incii (J. Gd.)]. Würger. 149. Lanius lucionensis L. 1 H. Im Mus. Hildesh. noch ein Vogel von Zentral - Schantung mit blasser (isabellinus) Färbung und gelber (cristatus) Unter- seite. 150. Lanius tigrinus Drap. 1 E. 151. Lanins sphenocercus Gab. 5 E. IH. 162. Lanlag bncephalns T. & Schi. IE. IH. Brillenvögel. 153. Zosterops palpebrosa subsp. IE. "Wohl Simplex. Nachzuprüfen ! Meisen. 154. Parus hellmayri Bianchi. 5 H. Raben. 155. Corvus hassi Echw. 1 E. 156. „ pastinator J. Gd. 1 E. 3H. 157. ,, torquatus Less. 2 E. 4H. 168. Colaeus neglectus (Schi.). 5 H. 159. Pica sericea J. Gd. 1 E. 11 H. 160. „ bactriana Bp. 1 E. "Wohl alles Zwischenform zwischen beiden. 161. Cyanopica swinhoei Hartert 6E. 14 H. Pirole. 162. Oriolus indicus Jerd. 4 E. 10 H. IM. Stare. 163. Sturnia sturnina (Fall.). 1 E. 164. Spodiopsar cineraceus (Temm.) 4 E. 9 H. IM. Finken. 168. Passer j ubilaeus Rchw. Albino. IE. [166. Coccothraustes japonicus T. & Schi.]. 166. Eophona niigratoria Hartert IE. Eophona magnirostris Hartert IE. [168. Chloris sinica L.] 169. CarpodacQS grebnitzkil Stejn. IH. Nicht erythrinus (Kothe), da Flügel 81 mm. 170. FrIngiUa snbcaneolata Kl. IE. 2H. Aufzählung der Vögel des Kiautschou - Gebietes. 39 171. Loxla curvlrostra subsp. 1 E. IH. Die von Hartert V. p. F. p. 119 erwähnte Form (Farbe prächtig, Flügel 9,7; 10,0) nicht albiventris. Ammern. [172. Emberiza tristami Swinh.]. 173. „ castaneiceps 1 H. yy SUbSp. 1 1 E. Flügel nur 7,7. Bismarck- berg 8. Apr. 174. Emberiza spodocephala Fall. 2H. [175. Emberiza personata Temm.]. 176. „ rutila PaU. 2 H. 177. „ rustica Fall. 1 E. IH. Bachstelzen. [178. Budytes thunbergi Bülberg]. 179. „ tairanus Swinh. IH. [180. „ citreolus (Fall.).] 181. Motacilla lugensKittl.I 1 H. [182. „ ocularis Swinh.]. „ melanope Fall. 1 E. Pieper. [183. Anthus maculatus Hodgs.] 184. rlchardl Tielll. 1 H. Lerchen. 185. Alauda intermedia Swinh. 4H. 186. Calaudrella cheleensis (Swinh.). 6 H. IM. 187. GaleridacoreensisTacz? IE. 20 H. Noch nicht verglichen. Sänger. 188. [Dryonastes perspicillatus (Gm.)]. 189. [Acrocephalus orientalis (T. & Schi.)]. 190. Geocichla varia (Fall.). 3 E. 191. „ sibirica (Fall.). 1 E. 192. Turdus fuscatus (Fall.). 1 E. IM. 193. Turdus naumanni (Temm.). 2E. 4H. 194. Turdus hortulorum (Schi.). 1 E. IM. 195. [Turdus obscurus Gm.] — [Monticola cyanus (L.).] 196. ,, philippensis (F. L. S. MüU.)- 2 E. 197. Monticola gularis (Swinh.). (Ein Käfigvogel.) 198. Fratincola stejnegeri Farrot. IE. IM. 199. Erithacus calliope (Fall.). 1 E. 6H. cf. Falco 1905, S. 69. [200. Erithacus cyane (Fall.).] [201. „ suecicus (L.).] Wohl robustus (But.) oder form. nov. Von Kreyenberg südlicher, bei Faotou, gesam- melte Stücke (Mus. Magdeb.) messen 7,3, 7,5, 7,5. Färbung dunkel wie gaetkei, Schnabel dünner, länger, Schwanzbinde schmaler, Stern groß, einen rostroten Querkragen bildend. 202. Erithacus auroreus (Fall). 3 E. 40 Verscliiedenes. Seltene Gelegenheit für Sammler. Der Unternehmer einer von zwei Zoologen von Fach begleiteten Expedition nach West-China (Szetschwan) will ver- suchen, mir die in Sammlungen überaus seltenen dortigen Sumpf meisenf ormen , denen ich in Berajah eine besonders eingehende Untersuchung widmen muß, zu verschaffen. Der eine oder andere Leser wird gewiß ähnliche Wünsche hegen, die jenes interessante, uns seither fast am meisten verschlossene Gebiet betreffen, und daher diese Mitteilung dankbar begi'üßen. Genaue Nachrichten über Desiderata werden baldigst an mich erbeten. Da es sich um kein Ge- winnunternehmen handelt, sind die Preise voraussichtlich mäßig. Der Unternehmer möchte nicht mehr sammeln, als für wissenschaftliche Zwecke erwünscht und nötig ist. Der Herausgeber. Die Flügelform des jungen Wendehalses. Der junge Wendehals hat eine vom alten Vogel ganz verschiedene Flügelform. Die erste Schwinge ist etwa 3 cm lang und wohl ausgebildet mit rundem Ende, während sie bei der ersten — wahrscheinlich sehr frühen — Schwingen- mauser einer nur etwa 1 cm langen verkümmerten „Sprosser- schwinge" Platz macht. Ich habe diese Tatsache noch nir- gends erwähnt gefunden, kann mir aber vorläufig kaum denken, daß sie noch ganz unbekannt ist. Eine ähnliche Veränderung der ersten Schwinge findet sich bei vielen Vögeln, aber in viel geringerem Grade. Man wird hiernach meine Vereinigung von Nachtigall und Sprosser „natüi'lich" finden. 0. Kl. Zusendung von Vögeln, die anÜberlandzentralen gefallen sind, erbittet von Mitte August an zu wissen- schaftlicher Untersuchung gegen Erstattung des Portos Gurt Tanner t, Leipzig, Elisenstr. 115. Die Ausgabe der nächsten Berajah -Lieferung erfolgt im Herbst. Jede Gewinnung neuer Abonnenten durch die Subsliribenten erweitert den Umfang und die Zaiil der jährlichen Lieferungen. Druck von Gebaaer-Sohwetachke G. m. b. H., Halle a. S. FALCO. Neunter Jahrgang. Nr. 3. Oktober. 1913. Schriftleiter : 0. Elleinschmidt, Dederstedt, Bez. Halle a. d. S, — Kommis- sionsverlag: Gebauer-Schwetschke Druckerei u. Verlag m.b.H., Halle a.d.S , Gr. Märkerstr. 10. — Preis aller Veröffentlicliungen von Berajali u. Ealco: jährlich 9 Mark. Taiinenheherziig in Sicht! Herr Professor Dr. Thienemann und Herr Amtsricliter Tischler melden von der Kurischen Nehrung starken Tannen- heherzug. 26 junge (!) Exemplare haben sie bereits in Hän- den gehabt und 10 davon beringt. „Ich grüßte ihn, und er flog in die herbstliche Pracht. Ihr Jäger, schont ihn!" Mit diesen schönen Worten schloß ein deutscher Weidmann in der Neudammer Jägerzeitung die Schilderung von seinem Zusammentreffen mit dem Sibirier gelegentlich des letzten Zuges. „Bravo!" dachte ich, als ich diese Stelle las. Trotzdem bitte ich meine Freunde auf dem Gebiet des Naturschutzes, nicht jeden Abschuß von Tannen- hehern zu verdammen. Zu verdammen ist es, wenn Vögel aus Neugier oder Langeweile geschossen und darauf ohne Untersuchung weggeworfen werden. Wer einen sibii-ischen Tannenheher besitzen möchte, kann ihn aber m. E. bei solcher Gelegenheit unbedenklich ab- schießen, da die Züge des Vogels sowieso einen Überschuß darstellen dürften, der, mit wenigen Ausnahmen, in den Tod wandert. Aber auch da, wo in un weidmännischer Weise Stücke ohne bestimmtenZweck getötet werden, soUte man den übereifrigen Schützen nicht einschüchtern, sondern veranlassen, daß die einmal getöteten Vögel auf Form, Alter und Ringe untersucht und — präpariert werden. Ich rate, in diesem Sinne auf die Presse einzuwirken. Leider wendet sich nun einmal, auch ohne unser Zutun, das 42 WiUy Schlüter: Interesse der Laienwelt mehr den abnormen als den viel wichtigeren normalen Erscheinungen zu. 0. Kl. Zwei neue Kolibriformen, Metallura thyrianthina liarterti subspec. nov., Leucippus leucogaster longirostris subspec. nov. Von Willy Schlüter, Halle a. S. Metallura thyrianthina harterti Schlüt. Mir liegen sechs Exemplare vor, und zwar vier alte, aus- gefärbte Männchen und zwei Vögel im Jugend gefieder. cfad. Oberseite bronzegrün, aber bei auffallendem Lichte deutlich schwarz schimmernd. Steuerfedern oben und unten mit tiefem Purpurschimmer. Unterseite mehr schwarzgrün, der grüne Kehlfleck stumpfer grün, nicht so glänzend, Kehl- seiten von vorn gesehen noch schwärzer erscheinend, als bei thyr. typica. Die jungen Vögel zeigen die Unterschiede der Ober- und Unterseite sowie den tiefen Purpurschimmer der Steuerfedern etwas weniger kräftig als die alten Männchen, aber immer- hin sehr gut erkennbar. Weibliche Vögel konnte ich nicht untersuchen. Sie wer- den aber vermutlich den jungen Vögeln in den etwas weniger deutlichen Unterschieden gleich sein. Die Typen, ein cfad und ein Vogel im Jugendkleid, so- wie die Cotypen befinden sich in meiner Privatsammlung und sind von S. Briceno in Merida (venezuelanische Anden) ge- sammelt. Herr Direktor Dr. Hartert in Tring, mit dem ich wegen dieser neuen Form korrespondierte, machte mich darauf auf- merksam, daß ihm die Abweichung der Venezuelavögel von der typischen Form schon länger aufgefallen sei. Ich be- nenne die Venezuelaform nach ihm. Leucippus leucogaster longirostris Schlüt. Von dieser neuen Form liegen mir zwei Exemplare, ein cT und ein 9, im Alterskleid vor. Zwei neue Kolibriformen. 43 Die Vögel unterscheiden sicli von der tjrpischen Form in der Färbung nur durch die etwas mehr goldgrüne Färbung der Oberseite und den matteren Oberkopf, während die Haupt- unterschiede in den Größenverhältnissen liegen. L. 1 e u c o g. 1 0 n g i r. L. 1 e u c o g. t y p. Flügel . . 60 mm 57— 58 mm Schwanz . 38 mm 35 — 36 mm Schnabel . cf 27 mm 1 ^3 nim 9 25 mm J Außerdem ist der ganze Vogel größer als leucog. typicus. Die Typen, je 1 cf und 1 9» befinden sich in meiner Privatsammlung und sind von Lindner in der Provinz Salta in Argentinien gesammelt. Vorläufige kurze Beschreibung neuer Formen von den Balearen. Von Adolf von Jordans. Von meiner Reise nach den Balearen brachte ich dies Frühjahr schöne Serien der dortigen Vogelarten mit und gebe im folgenden eine kurze Diagnose einiger neuer Formen: Sylvia sarda balearica subsp. n. Zwergform des Sardensängers. Flügellänge cf 48 — 51, $48—50 mm (sarda sarda 56—59!). Ich sammelte 10 c^, 7 9 und 2 iuvenes. Typus cf . 19. IV. 1913 Isla Dragonera vor der Westküste Mallorcas. Coli. v. Jordans. Muscicapa striata balearica subsp. n. Von überraschend lichter Färbung. Oberkopffedern mit breiten weißen Rändern. Rücken und Unterseite sehr hell. Sehr ähnlich M. str. neumanni Poche, aber noch heller, vor allem am Oberkopf, Bedeutend kürzere Flügel. Flügellänge cT 79,5—81,5, 9 76— 80 mm (M. str. striata 85—89, M. str. neumanni 86 — 90,5 mm). Typus "in meiner Sammlung. Parus coeruleus balearicus subsp. n. Bauch- und Brustmitte — abgesehen natürlich von dem dunkeln Mittelstreif — sehr hell, weiß mit grauem Anfluge, beim 9 stärker als beim cf ausgeprägt, jedoch auch bei letz- terem sofort auffallend. Weibchen die bei dem Männchen 44 Adolf V. Jordans: Besclireibuiig neuer Formen von den Balearen. meist vorhandene intensiv reinzitrongelbe Färbung der Vorder- brust und der Seiten nie erreichend. Rücken des 9 grau, selten schwacli grünlich überflogen. Rücken des cf auch ins Graue gehend, hier aber schwächer. Starker heller Nacken- fleck und sehr reinweiße Stirn. Flügellänge cf 61 — 70, 9 64 bis 68 mm. Typus 9 11. III. 1913. Valldemosa. Mallorca. Coli. V. Jordans. Parus maior mallorcae subsp. n. Neigung zur Graufärbung des Rückens und sehr helle rahmfarbene, oft weißliche Färbung der Unterseite. Das schwache Gelb der Brust reiner als bei maior maior, fast stets ohne grünliche Tönung, nur bei wenigen Stücken intensiver. Drei Vögel von den Pityusen (Museum Rothschild. Tring), zwei von Malaga und fünf von Sevilla aus der Coli. Klein- schmidt (vgl. hierüber vorige Nummer dieser Zeitschrift!) scheinen in der Mitte zwischen portugiesischen und mallor- canischen zu stehen. Ich möchte diese vorläufig aber weder trennen, noch einer der beiden Formen zurechnen, sondern weiteres Material abwarten. Flügellänge cf 70 — 73, 9 69 bis 71 mm. Typus in meiner Sammlung. Diese vier Formen sind sämtlich bedeutend heller als ihre mediterranen Verwandten. In einer in Angriff genom- menen größeren Arbeit gehe ich ausführlicher auf die Einzel- heiten ein. Naumanns „Allgemeiner Naturhistorischer Atlas". Herr Amtmann Eckstein erzählt in seinen Mitteilungen (s. oben Seite 20), daß er in seiner Kindheit bei einem Be- suche im Naumannschen Hause mehrere Seepferdchen sah. Offenbar waren dies Modelle zu dem von Naumanns Sohn Julius herausgegebenen Atlas, dessen Titel in Band I des „Neuen Naumann" , pag. XXIII nicht ganz genau zitiert ist. Er lautet auf dem letzten Heft: „Allgemeiner | Naturhisto- rischer Atlas. I zunächst | zu | Gräfe und Naumann's | Hand- buch der Naturgeschichte nach allen drei Reichen, | aber auch bei jeder andern Naturgeschichte brauchbar. ] Unter Mitwir- kung I Professor J. F. Naumann's, | (Verfasser der Natur- Naumanns „Allgemeiner Naturhistorischer Atlas". 45 geschichte der Vögel Deutschlands und Mitglied mehrerer gelehrten Gesellschaften) | gezeichnet, in Kupfer gestochen und herausgegeben | von j dessen Sohne, | Julius Naumann. | — I Fünftes und sechstes Heft (Schluß). | Eisleben, 1840. Ver- lag von Georg Reichardt". Das erste Heft trägt die Jahreszahl 1835. Es fehlen auf seinem Umschlag die Worte „Zunächst bis brauchbar" und der Titel „Professor". Ich besitze von dem Atlas ein vollständiges Exemplar. Er gibt in kolorierten Kupferstichen zahlreiche kleine Ab- bildungen vorwiegend ausländischer Tiere in systematischer Reihenfolge auf 23 Tafeln. Dann folgen 120 Pflanzenarten auf 5 Tafeln, gleichfalls farbig. Die 5 mineralogischen Tafeln geben Schnittmuster zur Herstellung von Modellen der Kristall- formen. Der Text enthält nur ein Vorwort, ein alphabetisches Verzeichnis der deutschen Namen, ein gleiches der lateinischen Namen aller abgebildeten Tiere und eine systematische Über- sicht über den Inhalt aller Tafeln. Über dem Verzeichnis der Pflanzentafeln, die keine Unterschrift tragen, steht: „(Von Dr. D. Dietrich)". Unter sämtlichen Tafeln des Tierreichs steht „Julius Naumann del. & sculps.", „Julius Naumann fec." oder „J. Naumann fec." oder „J. Naumann sculps." Auch das Vorwort ist von Julius Naumann allein unterzeichnet. Es heißt darin, daß der Atlas für Schule und Haus, nicht für Gelehrte von Fach angefertigt sei^). Es lag also wohl nicht in seiner Absicht, neue Namen aufzu- stellen, so daß z. B. der Name „Sibirisches Blaukehlchen, Sylvia coerulea" vielleicht weiter ignoriert oder als Ge- dächtnisirrtum aufgefaßt werden kann % Von den Abbildun- gen wird im Vorwort bemerkt, daß sehr viele Original- zeichnungen sind, und daß allbekannte Tiere weggelassen wurden. 1) Heute wii'd es sehr wenige Naturforscher von Fach geben, welche die darin abgebildeten Tierarten alle kennen. 2) Während nach anderer Auffassung gerade die „im Unterricht gebräuchlichen" Namen als gültig bezeichnet werden. So ist dieser Atlas ein interessantes Beispiel zu den 1912 von der Deutschen Zoo- logischen Gesellschaft angeregten Nomenklaturfragen. 46 All der Hochspannungsleitung verunglückte Vögel. Jedenfalls bleibt dieser Atlas eine achtenswerte und be- achtenswerte Leistung, mag nun der Sohn das gute Auge und die geschickte Hand vom Vater geerbt und die Technik des Kupferstiches von ihm erlernt haben, oder mag der Vater der eigentliche „Urheber" sein, der dem Sohn nicht nur seinen Eat lieh und seinen Namen, sondern auch seine Kenntnisse und seine Kunst. Herrn Ecksteins Eifer wird es vielleicht gelingen, darüber Klarheit zu schaffen. 0. Kl. Die im Jahre 1913 an der hiesigen Hoch- spannungsleitung yerunglücliten Vögel. An der hiesigen Starkstromleitung verunglückten in diesem Jahre wieder mehr Turmfalken als 1912, da deren Zug durch häufigeres Vorkommen von Mäusen entweder mehr in unsere Gegend gelenkt wurde oder in derselben eine An- stauung erfuhr. Viel öfter als früher fand ich in letzter Zeit, daß den Falken ein Fuß oder gar beide Füße ab- gebrannt oder im Sturz völlig abgebrochen waren. Ich gebe nachstehend einen Auszug aus meinen Auf- zeichnungen. Wo nicht ausdrücklich bemerkt ist, daß die Vögel lebten, wurden sie tot aufgefunden. 28. 6. 1913. Einjunger(d.h. vorjähriger) Turmfalke. Linker Flügel fast abgebrannt. 1. 7. Mast 250 bis 208 kein toter Vogel, obschon Stare nahe in einem Baum und reife Kirschen unter den Drähten. 3. 7. Junge Rabenkrähe, Beine aufgeschlitzt, im Magen Kirschkerne. 6. 7. Junger Star, VII., VIII. Schwinge in Mauser. 13. 7. Desgl., VI., X. Schwinge in Mauser, 1 trockener Star- kadaver angefressen. 14. 7. Jungstar zugetragen, V.— X. in Mauser, Kirchsaft am Schnabel. 23. 7. Mast 242. 1 Star, Mumie, VI.— VIII. in Mauser. „ 239. 1 Star, frisch, V.— IX. in Mauser. Federn eines zweiten. „ 238. 1 Star, Mumie. 235. 1 zerrissene Mumie. An der Hochspannungsleitung verunglückte Vögel. 47 23. 8. Mast 234. 1 zerrissene Mumie. )) 233. 1 » ») 232. Ein paar Starfedern. 7? 236. 1 Flügel von Mumie. » 224. 1 V )) )) „ 208 am Transformator 2 Mumien )> 253. 1 zerrissene Mumie » 256. 2 Mumien Zwischen 259 u. 258. 1 junge Lerche frisch Mast 259. 1 Star, Mumie von Herrn Primaner Wentrup abgesucht. Nahe Mast 6. 1 Kiebitz verfault und trocken. Schochwilz 268 . (l)! ohne Nummer (32) Räther nach Höbnstedt 20- 12' 50^ Schwittersdorf 1.217' 218 234 251 • Transformator 208 Elbitz Transformator Dederstedt Hedersleben Oberrißdorf- Unterrißdorf Schematisierte Darstellung der abgesuchten Mastreihen. 28. 29. 7. Von Herrn Primaner Görnitz 3 Stare, 1 Steinkauz- mumie, 1 Lanius coUurio gefunden. 7. Von Herrn Görnitz Strecke Hedersleben— Oberrißdorf 2 Star-Mumien, Oberrißdorf— Unterrißdorf 9 Star-Mumien und ein madiger Steinkauz gefunden. 48 An der Hochspannungsleitung verunglückte Vögel. 3. 8. Dederstedt — Höhnstedt von mir abgesucht. Mast 221. 2 Mumien von Sturnus. 1 Turmfalke fliegt heil ab. „ 263. 1 Star-Mumie. Sonst nichts, auch vor Räther nichts, wo 1911 viele Stare lagen. 10. 8. 3 Starenflüge zugleich über Dederstedt nach S. Abends wieder welche. 1 Sturnus und 1 Junglerche von Kin- dern zugetragen. Herr P. M. sah tote Stare an der Lei- tung. 12. 8. Junges g von Accipiter nisus von der Leitung er- halten. Laufbekleidung losgesprengt. 15. 8. Buteo juv. von einem Arbeiter lebend, gelähmt unter der Leitung gefunden. 30. 8. Lebenden Turmfalken von der Leitung erhalten. Ein Flügel und ein Fuß gelähmt. In meiner Abwesenheit (17. 8. bis 29. 8.) von dem Überbringer, einem Jungen, einmal angeblich 8, von einem Schäfer 2 Turmfalken von der Leitung aufgenommen. 31. 8. Mast 236. 1 Turmfalk. „ 232. 1 Star bis auf den Kopf vermausert. „ 230. 1 Turmfalk. Buteo fliegt von einem Mast ab. „ 229. 1 Turmfalk, ziemlich frisch, und 1 Star bis auf den Kopf vermausert. Zwischen 229 u. 228. 1 Star, 1 Turmfalkenmumie. Mast 228. 1 Turmfalk, Mumie. „ 227. 1 Star, Mumie. „ 225. 1 Turmfalk, Mumie, 1 Turmfalk, ziemlich frisch. „ 223. 1 Turmfalk, Mumie. „ 221. 1 Turmfalk, schon skelettiert. „ 218. 1 Star. Von Mast 1 bis 12 nur bei 11: 1 junge Saatkrähe (Mumie) und 1 Star (Mumie). Nach der andern Seite Mast 214: 1 Starfeder, 213: 1 Star, fast frisch; bis 208 (am Transformator) nichts. Ein Rotschwanz flog heil vom Trans- formator ab. An der Hochspannungsleitung verunglückte Vögel. 49 2. 9. Zwischen Dederstcdt und Schwittersdorf Reste einer an- geflogenen Alauda unter Telephondrähten. Ein großer Starenflug früh in breiter Front nach NW., ein zweiter kleiner, 1 Schwärm in einem Rübenfeld. Bei Schwitters- dorf flüchten Kinder mit einem lebenden Star. Nach- mittags auf Umweg Starkstromleitung Schwittersdorf — Dederstedt abgesucht. Von Mast 50 bis 20 nur 2 Stare unter 39, 1 Star bei 29, 1 Turmfalke bei 21, alles Mumien. — 1 Turmfalke fliegt auf dieser Strecke mehrmals heil ab und fußt jedes- mal zwischen zwei Masten auf dem ungefährlichen Blitzseil. Mast 19 — 1 nichts. Vor 224 eine vorgestern übersehene junge Saatkrähe (Mumie). Unter 224. 1 Turmfalk frisch, ein abgebrannter Fuß liegt daneben. Mast 227. 1 Star frisch, arg verbrannt, von Wespen zerfressen. 3. 9. Mast 224. Wieder 1 Turmfalk mit abgebrannten Füßen. „ 225. 1 Turmfalk mit einem Fuß. „ 230. 1 Star. „ 237. 1 Turmfalk, beide Füße liegen daneben, 4. 9. (Mit A. von Jordans): Mast 234. 2 Stare, 1 Saxicola, früher übersehen, Mumien. „ 233. 1 Star frisch. Zwischen 230 und 229 2 Turmfalken - Mumien früher übersehen. (Ich zeichne aUe gefundenen Turmfalken- mumien durch Ausziehen der rechten mittleren Schwanzfeder, so daß keine zweimal notiert wird. In Rübenfeldern kann man leicht Vögel übersehen.) Mast 227. 1 Turmfalk frisch. „ 224. 1 Star wohl gestern übersehen. 5. 9. Dr. Curt Feige findet an derselben Strecke 2 frische Turmfalken. 6. 9. Adolf V. Jordans findet 2 Turmfalken, davon 1 lebend, der mit einem abgebrannten Fuß und wundem Flügel vergebens zu flüchten sucht. 1 Star von Kindern gebracht. 7. 9. Mal glücklich nichts. 50 An der Hochspannungsleitung verunglückte Vögel. 10. 9. Vor Elbitz von Adolf v. Jordans eine Schwarzamsel (Mumie), jung, wie alle verunglückten Vögel, gefunden. 11. 9. Nichts. 12. 9. Scliwittersdorf — Dederstedt (gleiche Strecke wie 2. 9.) abgesucht. Ein Wiedehopf fliegt lange vor mir her, immer wieder auf Bäumen ruhend oder auf der Erde Würmer fangend, beim Niedersetzen jedesmal die Haube fächernd und wieder schließend. Auf Mast 21 (mitten in freiem Feld!) sitzt eine wandernde Kohlmeise auf den Ausschaltungsspitzen, fliegt aber unbeschädigt weiter. 3 Steinschmätzer sitzen dicht nebeneinander am Weg, 1 Turmfalk sitzt oben auf einem Mast (zirka 224) und fliegt heil ab. Viel Lerchen an ihrem Lieblingsplatz, überhaupt viel Vögel, Rotschwänze, Motacilla alba und flava, längs der Leitung sich umhertreibend. Unter den Masten liegen nur die alten, schon notierten Mumien. 15. 9. Dr. C. Feige findet zwischen Dederstedt und Heders- leben, also fern von den Starkstromleitungen, 1 toten Goldammer im Nestkleid mit einer Fußwunde. An dem Vogel scheint deutlicher Brandgeruch wahrnehmbar. Unter Mast 224 findet derselbe 1 Turmfalken, neben dem beide abgebrannten Fänge liegen. 1 ganz vermauserter Jungstar an einem nahen Mast (zirka 228). 3 Bussarde kreisen, von 2 Krähen angegriffen, 1 Turmfalk schreit, Steinkauz ruft abends. 16. 9. Nichts. 17. 9, Unter zirka 30 Masten zwischen Hedersleben und Ober- rißdorf (vgl. 29. 7.) Mumien von 1 Waldkauz und 1 Stein- kauz. Nach Aussage des Chausseewärters auch Stare gefallen. 19. 9. 1 junge Saatkrähe, beide Füße abgebrannt. 20. 9. Dederstedt — Höhnstedt, 1 Buteo sitzt oben auf einem Mast, fliegt heil ab. Gleichzeitig fliegen 3 Fasanen auf unter den Masten, wo im Vorjahr ein verluderter lag. Mast 226. 1 Star frisch. „ 258. 1 Singdrossel, wohl nur angeflogen, Brust- bein zerbrochen, 1 Turmfalk verwest. „ 259. 2 Stare frisch. „ 260. 1 Turmfalk verwest. vor dem Dorf Räther. An der Hochspannungsleitung verunglückte Vögel. 51 Mast 262. 1 Star. „ 267. 1 junge Saatkrähe, nicht mehr frisch. „ 268. Nichts. Rechts abbiegend an 32 nicht numerierten Masten: Vom 1. bis 15. Mast nichts. Unterm 16. Mast 2 Stare 17. „ 1 Star 10 1 20. „ 1 „ „ 22. „ 1 „ Vom 23. bis 32. Mast (durchs Dorf) nichts. Beim 32. Mast biegt die Leitung von meinem Wege ab. Stare fast alle ganz frisch. Fünf Stück davon auf Magen- inhalt untersucht: In Menge die sehr schädlichen Erd- raupen (Agrotis) und Käferreste, die noch genauerer Be- stimmung harren. 22. 9. 1 Singdrossel fliegt in der Nähe. Ein Gewölle von Mistkäfern liegt unter Mast 240. Von 250 bis 208 und 251 bis 258 nur unter dem gefährlichen Mast 224 1 Star und Federn eines anscheinend von einem Raubvogel auf- gefressenen daneben. Ein großer Starenflug braust in der Nähe in Schwenkungen umher. Mast 1 — 12, wo 1911 viel tote Vögel, gar nichts, auch keine Mumien, obschon großer Starenflug in der Nähe auf der Erde in Stoppeln. 23. 9. Je 1 frischer Star unter 224 und 223. Sonst von 250 bis 218 und 1 bis 11 nichts. Bisherige Ergebnisse. 1. Die Möglichkeit, der hier durchziehende Turmfalken- stamm sei 1911 vernichtet und darum 1912 ausgeblieben, wird durch die Beobachtungen von 1913 widerlegt. 2. Alle gefundenen Vögel waren wieder junge 1913 er- brütete Stücke bis auf 2 Turmfalken, die 1912 erbrütet (also auch noch in unfertigem Gefieder) waren. 3. Man darf die Funde von Tagen starken Zuges und von einzelnen Teilen der Leitung nicht verallgemeinern und etwa nach Tagen und Mastzahl Berechnungen aufstellen. 52 An der Hochspannungsleitung verunglückte Vögel. 4. Daß an einzelnen Masten mehr Opfer gefunden wer- den (z, B. 224 !), liegt nicht an dem Mast, sondern an der Be- bauung der Felder. Kleeacker zieht durch die Mäuse die Turmfalken, Rübenacker durch die Erdeulenraupen die Stare an. 1911 waren Mast 1 — 12 am schlimmsten, die diesmal un- gefährlich waren. 5. Es sind fast ausschließlich die zum Schutz des Men- schenlebens angebrachten Erdungsbügel, die den Vögeln ge- fährlich werden. Die verunglückten Vögel stellen nur einen kleinen Teil der durchziehenden dar. 6. Daß die länger hier verweilenden Vögel bald die Ge- fahr kennen lernen, beweist das Fehlen von Funden zu an- derer Jahreszeit. Es ist ganz verständlich, da Landleute über- einstimmend beobachteten, daß beim Kurzschluß (Herabstürzen eines Vogels) ein Knall wie von einem „Pistolenschuß" oder lautem „Peitschenschlag" hörbar ist, der die dicht daneben auf Leitungsdrähten und Blitzseil oft zu 30 sitzenden Stare ebenso erschreckt und verscheucht, als würde einer aus ihrer Mitte herabgeschossen. Doch konnte ich dies selbst noch nicht beobachten. Kleinere Vögel sitzen oft ungestraft auf den Bügeln, und die Drähte selbst sind so gut wie gefahrlos für alle kleineren Vogelarten. Die Vorschläge zur Abhilfe, die man liest, sind meist sehr töricht. Man überlasse sie den eifrig daran arbeitenden Ingenieuren. Bis jetzt scheinen die Resultate an den Masten, wo man die Erdungsbügel etwas herabbog, günstig. 7. Man darf nicht meinen, daß das Vogelleben in der Nähe der Leitungen verarmte. Unter manchen Masten und Drähten ist der Boden getüncht von den Exkrementen der darauf ohne Nachteil ruhenden Vögel. Steinkäuzchen, die 1911 vielfach verunglückten, scheinen jetzt ziemlich die Bügel zu meiden. Ich sah und hörte sie viel in der Nähe des Abends und am Tage, und sie sind hier häufiger als je. Der eine Sperber gleicht die Opfer an Staren aus. So bleiben nur die Turmfalken und die Scheußlichkeit, daß Vögel mit abgebrann- ten Füßen zuweilen nicht gleich tot sind. Man hat vorge- schlagen, die Bügel ganz zu entfernen. Das mag tun, wer um der Vögel wiUen Menschenleben gefährden mag. Warten Kritik. 53 wir lieber verbesserte Konstruktionen ab oder geben wir den Vögeln gefahrlosere Sitze an den Masten ! Ich schickte die meisten Vögel an Herrn Tannert (als Fachmann auf elektrotechnischem Gebiet) zur weiteren Unter- suchung der Verletzungen. 0. Kl. Kritik. „Falco" war von Anfang an als kritisches Organ gedacht. Jene Art von Kritik, die sich über andere erheben und lustig machen will, soll ihm fern bleiben. Es gibt eine Kritik, die das Gute will. Auch sie schmerzt, aber sie macht es wie der Arzt, der da weiß, daß ein scharfer Schnitt mehr im Interesse des Patienten liegt, als eine zögernde und zaghafte Behandlung. Die Redaktion übernimmt die Verantwortung dafür, daß alle Kritiken die hier ohne Nennung der Verfasser erscheinen, nur deshalb anonym sind, um jeden Verdacht egoistischer Besserwisserei zu meiden, und daß alle Kritiken, die den „scharfen Schnitt" ausführen, nur Dinge behandeln, über die keine Meinungsverschiedenheiten mehr möglich sind. Da zu Literaturberichten vorläufig der Raum fehlt, soll wenigstens zur Abstellung von Mängeln in der Literatur bei- getragen werden. Die Redaktion. Mehrere Vogelschutzorganisationen halten es leider immer noch nicht für nötig, sich um die Kritik ornithologischer Fachleute zu bekümmern, und behandeln die moderne wissen- schaftliche Arbeit und ihre Literatur mit deutlicher Gering- schätzung. Den Schaden hat nicht diese. Ihn haben die Verächter der „allzu fachwissenschafthchen Arbeit" der „Balg- ornithologie" usw. selbst! Warum wendet man sich z. B. in der Paradiesvogelangelegenheit nicht an einen wirklichen Kenner der vielen verschiedenen Paradiesvogelarten ? Warum hat man noch nie einen Kenner der südamerikanischen Ornis zu Rate gezogen. 54 Kritik. Oder waren die Fachleute seither zu zaghaft in der Kritik? Wer Fachmann in gewissen Vogelschutzmaßnahmen ist, ist es deshalb noch nicht in ornithologischen Dingen. Nr. 8 des laufenden Jahrgangs der Ornithol. Monats- schrift enthält eine flott gemalte Tafel „Buntspecht und Eich- hörnchen". Als „altes Männchen" des großen Buntspechtes ist ein Vogel mit ganz rotem Oberkopf, also ein junger Vogel im Nestkleide abgebildet, der das Eichhorn zu ver- treiben sucht. Das „zur Hilfe" eilende „Weibchen" hat ein rotes Nackenband, ist also ein altes Männchen. Zwei aus dem Nest lugende, angeblich junge Vögel haben schwarzen Oberkopf, sind also zwei alte Weibchen. Besonders schmerzlich ist es, an einem Buche Kritik üben zu müssen, das, mit Liebe zur Sache von einem sym- pathischen und geschickten Beobachter geschrieben, wegen mancher guten Ausführungen und Ratschläge Empfehlung verdient: Karl HaeiieP): Unsere heimischen Yögel und ihr Schutz, Würzburg 1913. Vielleicht dient das Folgende zur besseren Durchsicht der zweiten Auflage. Der Leser urteile selbst. Genaue ornithologische Kenntnisse sollen nicht unbe- dingt nötig sein zu Vogelschutzarbeiten (S. 5). Der Wander- falke soll „natürlich auch junge Hasen keineswegs ver- schmähen" (S. 185), der Baumfalke seltener sein als der Wanderfalke (S. 185). Der Rauchfußbussard wird als Abart des Mäusebussards (S. 23), Gartenammer und Gerstenammer werden als Abarten des Goldammers (S. 25) bezeichnet. Der Pirol soU nur sehr vereinzelt in Deutschland brüten, in den Isarauen „noch" in größerer Zahl heimisch sein (S. 18). „Der (sie!) Paradiesvogel" „kommt (nach S. 65) gegenwärtig fast nur noch in dem deutschen Teil der Insel Neu-Guinea vor". Hier ist es deutlich, daß man die Vögel z. T. gar nicht kennt 1) Sachverständiger der staatlich autorisierten Kommission fi Vogelschutz in Bayern. Kritik. 55 und geradezu ignoriert, für die man neue Gesetze verlangt^). Der Gartenrotscliwanz soll in geringer Zahl (S. 12) fast überall in Deutschland vorkommen. Der Edel- oder Silber- reiher soll aus Deutschland vollständig verschwunden sein (S. 9 — wann?), das Blaukehlchen seinen starken Rückgang den Gefahren des Zuges und der Käfigliebhaberei verdanken (S. 9) und dabei sollen Sträucher wie Weiden zur Erzielung von Nestunterlagen kaum brauchbar sein (S. 109)! Die Liste auf S. 208 u. 209 ist kein Lob für Bayern und den Ornithologen, der dazu riet. Der Bachstelze werden grüne (!) Eier, dem Zaunkönig gelbliche, dem Kuckuck Eier von Drosseleier- größe zugeschrieben (S. 35)! „Eine höchst merkwürdige Be- obachtung eines (!) Herrn Adolf Müller", wonach der Kuckuck zuweilen selbst brütet, wird als eine neue und glaubwürdige Mitteilung bekanntgegeben (S. 35)! Sammlungen und Lehrmittelhandlungen werden nicht von jeder Schuld freigesprochen, weil in der Regel mehr Vögel erlegt werden, als unbedingt nötig wären und der Eiersammler sich nicht mit „einem Ei von jeder Vogelart" begnügt (S. 57). AVas sagen unsre Vogelkenner zu vorstehenden Proben? Ach wenn doch unsre Vogelschützer mehr Oologen wären oder einmal Eiersammler gewesen wären, tausendmal mehr würden sie leisten! — Der geschmackvoll ausgestattete Vogelschutzkalender 1914 des Bundes für Vogelschutz Abt. Berlin möge auf Seite 175 mit der berechtigten Kritik auf Seite 152 des Haenelschen Buches verglichen werden. Dort ist dasselbe Futter bauschen abgebildet, als Beispiel, wie es nicht sein darf — während es der Kalender empfiehlt. Der „dankbare Buchfink" (S. 129) sang nicht sein Danklied für Hilfe in Wintersnot, sondern, wenn draußen Vegetation den Boden deckt, und die freiliegenden Samen gekeimt sind, kommen 1) Paradisea apoda, wolil zuweilen scWeclitlüii als „der Paradies- vogel" bezeichnet, lebt auf den Aru- Inseln. Neuguinea beherbergt in seinen erforschten und natürlich auch in seinen unerforschten Gebieten eine ansehnliche Zahl von Paradiesvogel-Arten und -Formen. Vogelschutz, der sich nicht auf konkrete Vogelarten bezieht, wird sinnlos. 56 Kritik. wirklicli abgemagerte, hungrige Finken, die im Winter fett waren, zum Futterplatz. Wenn sie Gefühle haben, sind es solche der Enttäuschung. Die Gredichte stehen hoch über dem Durchschnitt ähnlicher Darbietungen, aber ein Christ- kind mit Zöpfen wagen die Madonnenmaler nur in China. Ebenso ist die Bezeichnung des Vogelmords als Frevel an der Wissenschaft und daher für den modernen Kulturmenschen gleich der „Sünde wider den Heiligen Geist" (Bölsche) eine alberne Blasphemie^). Wie diese Dinge auf den religiös Gebildeten halb mitleiderweckend, halb verstimmend wirken, so wirkt es auf wirkliche Naturkenner und wissenschaftlich Gebildete lächerlich und schmerzlich zugleich, wenn die Ent- rüstungen und Gefühlsregungen unserer Naturschutz freunde mit ihnen durchgehen wie ein wildes Pferdchen. Wir Ornitho- logen sitzen in demselben Wagen! Es ist uns nicht gleich- gültig, ob er umwirft und all die schöne Begeisterung dann verfliegt. Darum mehr Kritik! 1) Möchte doch auch der Vogelschutz nicht fortwährend an der Wissenschaft sündigen und seine verständigen Vertreter sowie sein eigenes Interesse damit schädigen. Der geforderte ,, Sachverständige im Eeichs- kolonialamt für Naturschutz im Hauptamte" wäre dann wohl überflüssig. Wozu sind unsere Museen und Ornithologen da? Mitteilung. An der Eeise des Herrn Stötzner nach Westchina (Szeschwan) wird voraussichtlich Herr Dr. Weigold teil- nehmen, nicht Herr Flückiger. Weitere wissenschaftliche Wünsche, welche das außerordentlich vielversprechende Unter- nehmen betreffen, wollen Zoologen bald direkt an Herrn Dr. Weigold richten. ^^^ Noch immer rückständige Abonnementsbeträge für Berajali und Faico werden nacli dem 1. Oktober durcli Nacli- nahme erliobenl Druck von Qebauer-Schwetschke O. m. b. H., Halle a. S.