ifr< f Uli! ;i!; l!'""'"äa ii isl '•»iiiiiiiäiiiigi ii iiiii P asiis i ; iliiiii; „ JI'^HItlOr tffliuiliit Jji.iiiiiii iH I üiiJUr FORTHE PEOPLE ; FOK EDVCATION | 1 FOR.SCIENCE LIBRARY OF THE AMERICAN MUSEUM OF NATURAL HISTORY Sound an 'a.M.N H.j u FALCO, unregelmäßig im Anschluß an das Werk „BERA J AH, ^^c^^^ ^^ Zoographia infmita" erscheinende Zeitschrift. XII. Jahrgang, 1916 in 3 Heften. Herausgeber 0. Kleiiischmidt, üetlerstedt, Bez. Halle a. d. S. Preis für Berajah und Falco jährlich 9 Mark. -^9^ Kommissionsverlag Gebauer -Schwetschke, Druckerei u. Verlag m. b. H. Halle a. d. S., Gr. Märkerstr. 10. A4- Qi'OJi i' ->c-t-v,-t Si Inhalt des XII. Jahrgangs. -1916"- Seite Mitteilungen au die Leser 1 Sprachreinigung. Ein Auszug aus Blumenbachs Vorrede 2 Die wissenschaftliche Minderwertigkeit von Darwins Werk über die Entstehung der Arten. 2. Fortsetzung 5 Einiges über Vogel der von uns besetzten feindlichen Gebiete ... 9 Parus Salicarius subrheuanus form. nov. von 0. lüeinschmidt und A. V. Jordans 17 Aegithalos caudatus expugnatus form. nov. von W. Bacmeister und O. Kleinschmidt 18 Über die geographische Variation süddeutscher und ostfranzösischer Schnecken. Von D. Geyer, Stuttgart 18 Aufzeichnungen über den Bestand der Argonnenvögel von Walther Bacmeister 2i , ^ Tagebuchauizeichnungen von Dr. C. Schlüter 2b h^Lj Tagebuchaufzeichnungen von Dr. C. Schlüter (Fortsetzung^ .... 34 (jl^' Beitrag zur Avifauna von Ostpolen von Walther Bacmeister .... 38 Nomenklatorisches. Was ist Falco rusticolus L.? 48 Abbildungen: Tafel I. Wanderfalk und Jagdfalk zu Seite 48 „ II. Argonnenbilder „ „ 21 11 XÜ. •• •••... .. «. CL Neu beschriebene Formen: Picus major arduennus Seite 12 Motacilla alba arduenna n 14 Picus minor bacmeisteri ,,14 Erithacus rubecula monnardi ,,14 Parus Salicarius subrhenanus • „17 Aegithalos candatus expugnatus . . . . • ,,18 Inhalt des XU. Jahrgangs. Ausgegeben wurde: Falco Nr. 1 im Juni, Falco Nr. 2 im August 1916, Falco Nr. 3 verspätet mit Titel und Inhaltsverzeichnis im April 1917; von Berajah Falco Peregrinus Seite 31 — 46 im Juni, Falco Peregrinus 1916 Taf. XXVIU und XXIX und Parus Salicarius, Taf. VIII., IX. und Anlage II, Seite 1 und 2: „Vor- kommen der Weidenmeise im nördlichen Argonnerwald" sind ge- druckt, werden aber, um Verpackung zu sparen, erst mit der nächsten größeren Lieferung ausgegeben. Mitteilung an die Leser. Durch die verspätete Ausgabe vou Teilen frülierer Jahr- gänge können unangenehme Irrtümer über die Erscheinungs- daten entstehen. Vergl. z. B. Berajah: Falco Peregrinus S. 42, Zeüe 8 von unten, wo 1913 statt 1912 stehen muß. Um diesen Übelstand zu vermeiden, werden die noch nicht fertigen Tafeln des vorigen Jahrgangs die Jahreszahl 1917 erhalten. Es wird also der Jahrgang 1917 durch größeren Umfang den geringen Umfang der letzten Jahrgänge aus- gleichen. Voraussetzung dazu ist, daß Abonnenten, die es noch nicht getan haben, ihren Beitrag für 1917 bis 1. Mai entrichten und ihre früheren Beiträge baldmöglichst in Ord- nung bringen. Künftige Einzahlungen werden auf das Post- scheckkonte Gebaiier-Schwetsclike, Halle a. S., Nr, 14288, Leipzig erbeten. Falco \9\(i. I916. Kein Singen und kein Klingen, wie in der ersten Zeit, kein Flug mit Falkenschwingen! Friede? — Wer weiß, wie weit! Langwierig zähes Ringen, mühsam von Tag zu Tag, und doch ein Vorwärtsdringen mit jedem neuen Schlag! Zuletzt erst wird man schauen die sich're deutsche Hand. Wir hauen und wir bauen indes an neuem Land. Mögt euch in Trotz versteifen, ihr Feinde klein und groß! Was „Falkenhände"*) greifen, das lassen sie nicht los! ") Bekanntlich Falkonierausdruck. FALCO. Zwölfter Jahrgang. Nr. 1. Juni. 1916. Schriftleiter: 0. Kleinsclimidt, Dederstedt, Bez. Halle a. d. S. — Kommis- sionsverlag: Gebauer-Schwetschke Druckerei u. Verlag m.b.H., Halle a.d.S. Gr. Märkerstr. 10. — Preis aller Veröffentlichungen von Berajah u. Falco: jährlich 9 Mark. Mitteilunj^en an die Leser. Ein Bogen von Berajah, dem bald ein weiterer folgt, wird gleiclizeitig mit dieser Nummer ausgegeben. Wann die weiteren Tafeln fertig werden, läßt sich jetzt in der Kriegszeit noch nicht sagen. Von Falco 1915 wird das Titelblatt nachgeliefert. Einige frühere Lieferungen für Abon- nenten, die im Felde stehen, werden vorläufig zurückbehalten, mit der Bitte, dem Herausgeber gelegentlich Zeit und Urlaubs- adresse zu melden, sobald die Zusendung erwünscht ist. Mehr- malige Postsendung (Nachsendung) vertragen die Tafeln nicht. Das Deutsche Vogelschutzbuch wird später fortgesetzt. Von dem Vogelschutzartikel Graf von Berlepschs, nach welchem ich viele Nachfragen erhielt, hoffe ich einen Abdruck bringen zu können. Ich werde einige kritische Erörterungen über Vogel- schutz daran anschließen. Es ist höchste Zeit, daß gewissen schädhchen Übertreibungen desselben gerade jetzt ein Riegel vorgeschoben wird. Noch eins! Herr Geheimrat Reichenow verlangt von den Mitarbeitern seiner Zeitschrift, daß sie gutes Deutsch schreiben. Recht so! Das Erwachen gesunden nüch- ternen Selbstbewußtseins tut uns dringend not. Ich gehe aber noch einen Schritt weiter und verlange, daß meine deutschen Leser Deutsch denken können und daß meine nicht deutschen Leser deutschen Gedanken sich nicht von vornherein ver- schließen. Fremdwörter sind unschön und verhunzen die Sprache. Fremdbegriffe aber sind oft falsch und gefährden dann die Wahrheit und den richtigen Fortschritt. Ich ver- weise auf die folgende Richtigstellung. 0. Kl. 2 Sprachreinigung. Sprachreinigung. Ein Auszug aus Blumenbachs Torrede. Sprachreinigung auf dem Gebiete der Naturgeschiclite muß bei unsern wiclitigsten Begriffen einsetzen und ist dort wicbtiger als alle Nomenklaturregeln. Ich. führe Blumenbachs einleitende Worte zu seinem „Handbuch der Naturge- schichte" nach der zwölften Ausgabe von 1830 an, welche ich neben der ersten besitze. Der Anfang mag zeigen, daß es sich nicht um Ausgrabung eines unbekannten Schriftstellers, sondern um eines unserer grundlegenden Werke handelt. „So gebe ich denn die zwölfte rechtmäßige Auflage dieses Handbuches ans Licht, das, mehrere Nachdrücke desselben ungerechnet, auch in mancherlei Sprachen ( — ins Englische, Französische, Italiänische, Holländische, Dänische und Russi- sche — ) übersetzt worden, kurz, wie man spricht, sein Publi- cum gefunden hat. Nachstehendes aus der Vorrede zu den vorigen Ausgaben mag auch in dieser seine Stelle finden. Ich habe eben in jenen mineralogischen Abschnitten, so wie im ganzen Buche, von Geschlechtern und den darunter begriffenen Gattungen gesprochen. Denn, daß man in der Mineralogie die Fossilien in genera und species eintheilt, und die genera auf deutsch Geschlechter, so wie die spe- cies Gattungen nennt, darüber ist meines Wissens unter den gelehrten und philosophischen Mineralogen Deutschlands nur eine Stimme. Und so versteht sichs wohl von selbst, daß wenn ich also in einem Theile des Buches die Benennungen von Geschlecht und Gattung in diesem von jeher angenom- menen Sinne brauchen mußte, ich nicht in einem andern Theile das Wort Gattung im verkehrten Sinne für genus brauchen durfte, wie doch in der That neuerlich von gar manchen deutschen Schriftstellern in der Zoologie und Botanik be- liebt ist. Ich weiß nicht, wer der Reformator ist, der diese Um- kehrung der Begriffe und ihrer bestimmten Zeichen zuerst unternommen haben mag: — aber wohl weiß ich, was er mit einem solchen versuchten Eingriffe in den Sprachgebrauch Sprachreinigung. 3 „quem penes arbitrium est, et jus, et norma lo- „quendi" bei anderen aufgeklärten Nationen riskiert hätte: — daß es ihm hingegen in Deutschland nicht an Nachahmern gefehlt hat, ist eben nicht unerwartet. — Genug indes, daß so viele philoso2)hische Naturforscher und die größten unserer natur- kundigen Philosophen das verba valent sicut numi besser befolgt, und sich also durch diese sonderbare Umstempelung nicht irre führen lassen. — Und warum auch ich für meine Person es hierin lieber beim Alten lasse, als mich an jene Nachahmer anschließe, dafür habe ich folgende Gründe: 1. Hoffentlich weiß doch ein jeder, seiner Sprache kun- dige, deutsche Naturforscher ( — und wer es nicht weiß, der kann es aus Adelung's Wörterbuch lernen — ) was die erste und Fundamentalbedeutung des "Wortes Geschlecht ist: „Die Aehnlichkeit der verschiedenen Gattungen „der Dinge." Dieß ist der wahre eigentliche Sinn des "Wortes Geschlecht, wie wir ihn von Kindesbeinen an, selbst aus des seiner Sprache höchst kundigen Lutlier's Bibel-Uebersetzung lernen. Dem zu Folge wissen wir also in Anwendung auf Metho- dologie in der Naturgeschichte. Die Gattungen schafft die Natur: Der Systema- tiker bringt sie nach ihren gemeinschaftlichen Aehnlich- keiten unter Geschlechter. 2. Eben so ausgemacht und bekannt ist aber auch, daß hingegen das Wort Gattung von dem Zeitworte sich galten, abstammt; und da nun im freien Naturzustande wohl nur die Thiere von einer species sich mit einander fruchtbar gatten, so versteht sich also von selbst, daß das Wort species, in dem Sinne, wovon hier die Rede ist, durch kein anderes deutsches Wort passender und bezeichnender und bestimmter ausgedrückt werden konnte, als durch Gattung. 3. Daß aber die Homonymie des Deutschen Wortes Ge- schlecht, indem es sowohl genus als sexus bedeutet, zu Irrung Anlaß geben werde, ist wohl eben so wenig im Ernst zu be- füi'chten, als bei dem lateinischen Worte genus, das, wie wir in den Knabenjahren in der Grammatik beim Unterschied der 4 Sprach rein igung. Worte generis masculini oder feminini lernen, aucli statt sex US gebrauclit wird. 4. Und wenn aber auch, obbesagter Reformator im Ernste so etwas befürchten zu müssen meinte, so hätte er immerhin mögen wer weiß was für ein Wort von eigener Fabrik statt des ihm bedenklichen Geschlechts vorschlagen; aber nichts konnte ihn berechtigen, die Landessprache — d. h. den be- stimmten einmal festgesetzen Sinn der deutschen Worte — (da man z.B. Menschengeschlecht usw. sagt so gut wie genus humanum) zu verkehren ! Denn , wie unser sei. Lichtenberg bei einem ähnlichen Anlaß sich ausdrückt : „Hypothesen zu machen, und sie als seine ,Stimme der Welt vorzulegen, darf niemand jgewehrt seyn, sie gehören dem Verfasser. , A b e r die Sprache gehört der Nation, ,und mit dieser darf man nicht um- springen wie man will." Soweit der alte würdige Blumenbach. Kant setzt vor das Wort Gattung zur schärferen Kennzeichnung noch, das Vorwort Real- oder Natur-. Damit ist der richtige Sprachgehrauch festgelegt: Im Katalogsystem unterscheidet man Geschlechter (genera) und Arten (species). Der letztere Begriff läßt es unentschieden, ob es sich um eine Gattung oder Rasse handelt. Im Natursystem unterscheidet man Geschlechter (genera, Namenkreise), Realgattungen (origines, Formenkreise, Natur- gattungen) und Rassen (progenies, geographische Formen). Der Doppelsinn des Wortes Geschlecht (genus, sexus) ist nicht so schlimm, wie der (nun glücklich vermiedene) Doppelsinn des Wortes Gattung. Stößt sich jemand an der fremden Silbe „Real-", so möge er statt „Realgattung" „Wahrgattung" sagen. 0. Kl. Minderwertigkeit von Darwins Werk über Entstehung der Arten. 5 Die wissenscliaftliche MinderwcM'tigkeit von Dar- wins Werk über die Entstehnnjü;- der Arten. 2. Fortsetzung. (Siehe Seite li des vorigen Jahrgangs.) "Wir haben seither gesehen, daß Zweifel an der Ursprüng- lichkeit der Arten und an dem gleichmäßigen Fortgang der Arten das Wesen des Schulsystems und das Wesen der Natur verkennen. In ersterem brauchte uns kein Brite zu belehren, daß die Arten des Systems verschiedenen Wert haben. Jeder Ver- nünftige weiß, daß viele „Arten" von Papageien, Kolibris, Honigsaugern usw. nur geographische Vertreter ihrer Nachbar- formen, also Rassen sind. Girtanner hatte in dieser Erkennt- nis 1796 schon kühner übers Ziel geschossen, als Darwin es später tat. Das Schulsystem schert ja von vornherein Gat- tungen und Rassen über einen Kamm. Im Natursystem werden beide getrennt und nicht nach ihrer K on s t an z, sondern danach unterschieden, ob sie sich geographisch vertreten. Die „goldene Regel", welche nach Darwin zur Unterscheidung von Gattungen und Rassen ^) („Arten und Varietäten") fehlt (Reclam 438, „no goldne rule" Chap. IX Ausg. 1866, p. 357), ist also klipp und klar vorhanden. Sie trennt sowohl individuelle Variationen von Rassen, wie Rassen von Real- gattungen. (Vgl. Berajah, Falco Peregrinus.) Daß eine Real- gattung vorübergehend für eine individuelle Variation gehalten werden kann, ist ein denkbarer, aber seltener Fall, jedoch auf die Dauer ist über ihre Unterscheidung kein Zweifel möglich. (Vgl. Berajah, Parus Salicarius.) Darwin meinte in seiner Selektionslehre einen goldenen Faden gefunden zu haben, der die fernere Unterscheidung von Gattungen, Rassen und Spielarten überflüssig machte (654). Die Natur arbeitet aber zum mindesten nicht nur mit dem Grund- satz des Herausnehmens des Einzelnen, sondern mit dem Grundsatz des Zusammenschlusses. Dieser ist das funda- 1) Die Unterscheidungsversuche anderer nannte der angeblich so „bescheidene" Darwin „Blindheit vorgefaßter Meinung" (650). Vielleicht hatte er eine Ahnung von den deutschen Arbeiten. Erwähnt hat er sie m. W. nicht. 6 Minderwertigkeit von Darwins Werk über Entstehung der Arten. mentalste Naturgesetz. Der junge Kuckuck im Neste ist eine Ausnahme. Selbst er, der seine Stiefgeschwister aus dem Neste wirft, gelangt nicht zu diesem Erfolg durch Selektion zwischen den Nestinsassen, sondern ist dazu im voraus befähigt. In zahllosen anderen Nestern hocken die Geschwister friedlich zusammen, einander wärmend, selbst größere und kleinere (siehe Berajah, Strix Flammea) Platz und Nahrung, ohne gegen- seitige Schädigung teilend. Der Darwinist sieht in einem Vogel- neste schon, sieht in einer Gruppe junger Fichten, sieht in einem Halmfeld den Kampf ums Dasein, der sinnige deutsche Naturfreund sieht darin Symbole der Kameradschaft, Beispiele vom Gesetz des Zusammenschlusses. Er sieht dies Gesetz in den Brutkolonien der Tierstaaten. Er sieht es in den wachsen- den Zellen, Er sieht es in dem Werdegang der Arten, denn dasselbe Gesetz des Zusammenschlusses zeigen uns die beiden Verwandtschaftsverhältnisse, die Blutsverwandtschaft Syn- genesis und die systematische oder Bündel Verwandtschaft, die Nachbarschaft (Geitonogenesis). Beide sind mehr oder weniger zugleich Nachwuchs Hypogenesis, d. h. das Starke fällt, und das Schwache und Kleine wächst dem Größeren nach und zuletzt über dasselbe hinaus. Es ist zweierlei Weltklugheit, die sich hier gegenüber steht, die des britischen Krämervolkes, die in Natur und Ge- schichte überall Konkurrenz wittert und die Weltklugheit, die während des ganzen Krieges von Frieden redet, auch wenn ihr das als Schwäche und Erschöpfung ausgelegt wird. Welche richtig ist, darauf werden wir die Probe erleben. Es handelt sich aber hier nicht darum, den Irrtum der Darwinschen Selektionslehre zu bekämpfen, sondern die wissen- schaftliche Minderwertigkeit seines Verfahrens darzulegen. Irren kann man auch bei wissenschaftlicher Arbeit. Bei Darwin handelt es sich nicht um bloßen Irrtum im Angriff, sondern um IL falsche Methode. In einem hübsch geschriebenen Bändchen „Die Abstam- mungslehre" sagt Prof. Lampert, der Darwins Leistungen sehr hoch einschätzt, über dessen Leben u. a. folgendes: „So stand Darwin zu der kleinen Privatschule . . . nie in einem besonders guten Verhältnis." „Wie der Schulsack, mit welchem Falsche Methode. 7 or die Universität bezogen hat, nicht besonders groß gewesen sein mag, so ließ er sich auch auf der Universität das Studium nicht besonders angelegen sein. Immer mehr schien ihm jedes Kolleg, jeder wissenschaftliche Vortrag trocken und öd, und vor der grauen Eintönigkeit der Hörsäle flüchtete er immer wieder hinaus in die freie Natur . . . weit die Gegend durch- streifend . . . aber ziel- und planlos, ohne Eindringen in irgend ein Gebiet ... So vergingen zwei Jahre und am Ende der- selben hatte er der Medizin gründlich Valet gesagt ..." Lampert schildert dann, wie Darwin sich dem Studium der Theologie widmete und es wenigstens zum Baccalaureus theologiae brachte, wie ihm aber „auch dieses Studium grau, öd, leer und langweilig erschien" und er sich ;,wild und planlos" auf das Sammeln aller Naturobjekte stürzte, bis die Reise auf dem Beagle seinem Leben die entscheidende Richtung gab. Man kann als Schüler und Student sehr viel Zeit mit Beobachten und Sammeln in der freien Natur zubringen und braucht doch darüber seine Pflichten und das Studium der Bücher sowie die „grauen Hörsäle" nicht zu vernachlässigen. In welch schneidendem Gegensatz stehen zu Darwins Leben die Worte des großen Kant von der „besseren Zeitan- wendung einer wißbegierigen Jugend, die beim gewöhnlichen Dogmatism so frühe und so viel Aufmunterung bekommt, überDinge, davon sie nichts versteht, und darin sie, so wie niemand in der Welt, auch nie etwas einsehen wird, be- quem zu vernünfteln, oder gar auf Erfindung neuer Gedanken und Meinungen^) auszugehen und so dieErlernung grün dlicher Wissenschaf ten zu verabsäume n." 1) Hier könnte man noch den Satz aus der „falschen Spitzfindig- keit der vier syllogistischen Figuren" anführen: „Es ist einmal das Los des menschlichen Verstandes so bewandt ; entweder er ist grüblerisch und gerät auf Fratzen oder er hascht verwegen nach zu großen Gegenständen und baut Luftschlösser. Von dem großen Haufen der Denker virählt der eine die Zahl 666, der andere den Ursprung der Tiere und Pflan- zen oder die Geheimnisse der Vorsehung. Der Irrtum, darin beide ge- raten, ist von sehr verschiedenem Geschmack, sowie die Köpfe verschie- den sind." (Kants Werke, Ausg. Hartenstein, Bd. II S. 64). "Über den Ursprung der Ursprünge (origines) nachzudenken, hat vorerst keinen Zweck. 8 Minderwertigkeit von Darwins Werk über Entstelmng der Arten. Freilicli begann Darwin mit dem „Vernünfteln" erst als reifer Mann. Und war Darwins Reise auf dem B e a g 1 e nicht eine großartige Schule, die alle früheren Versäumnisse wett machte? Als Antwort setze ich das Wort Kants aus der Entgeg- nung an Forster hierher: „Ich danke für den bloß empirischenReisen- den un d s eine Erz ählung, vornehmlich, wenn es sich um eine zus ammenhän gend e Er kenntnis zu tun ist, daraus die Vernunft etwas zum Behufe einer Theorie machen soll." Nun war sicherlich Darwin nicht ein bloß empirischer Reisender, sondern ein sehr nachdenklicher. Aber seine An- sichten über Zoogeographie, die er in Südamerika gewann, sind so unglaublich toll, daß die Stilblüte gleich im ersten Satze der Einleitung des ganzen Werkes vielleicht nicht nur ein lapsus calami ist. Dort steht wohl vermerkt: „Als ich an Bord des Schiffes ,Beagle' als Naturforscher mich befand, wurde ich höchst überrascht von der Beobachtung gewisser Tatsachen in der Verteilung der organischen Wesen Südamerikas und in den geologischen Beziehungen der gegen- wärtigen und früheren Bewohner dieses Weltteils." Darwin wollte gewiß mit den Worten: „When on board H. M. S. ,ßeagle'" nur sagen: „Zu jener Zeit, die ich als an- gestellter Naturforscher und Teilnehmer an der Reise des „Beagle" verlebte, wurde ich beim Betreten südamerikanischen Bodens überrascht" usw., aber an Bord eines Schiffes gibt es auf der interessantesten Weltreise langweilige Tage, die zum Grübeln und „Vernünfteln" überreiche Gelegenheit bieten. Zu dem Wort „überrascht" paßt der Satz Lamperts: „Unberührt von großen Fragen der Naturforschung war Dar- win auf dem , Beagle' hinausgezogen". Ein deutscher Natur- forscher muß ebensogut wie ein deutscher Heerführer wissen, was er will, wenn er ein fremdes Land betritt. Er muß Fragen mitbringen, auf die er die Antwort sucht. Das Gegenteil ist der „empirische Reisende", den Kant tadelt. Darwin war gewiß nicht der empirische Reisende im übelsten Sinne, aber er w a r einer. Einiges über V('igcl dvv von uns besetzten fciiidliclieii (U'biute. 0 Aber ist derselbe Darwin, der erst nachträglich die „zusammenhängende Erkenntnis" suchte und der deshalb als Bahnbrecher vorurteilsloser Naturforschung gepriesen wird, bei der Beobachtung von Haustieren und Gartenpflanzen nicht geradezu der Begründer vorbedachter, planmäßiger Naturstudien? Hat er nicht geradezu die eigentlich urdeutsche Methode, alles planmäßig anzupacken, in die Naturwissenschaft eingeführt? Nein, seine Methode war und blieb von Anfang bis zu Ende urbritiscli. Sie war ein Weben an Meinungen. Das nennen wir Dogmatismus, und der schlägt so leicht in sein Gegenteil, den Skeptizismus, den Zweifel selbst an sicheren Grundlagen um. Darwins Methode war nicht jener sichere Aufbau von Wissen, den kritische Wissenschaft er- langt. Die weiteren Darlegungen sollen das deutlich machen. (Fortsetzung folgt.) 0. Kl. Einiges über Vögel der yoii uns besetzten feind- lichen Gebiete. Die erste Kriegserinnerung für meine Sammlung waren zwei auffallend graue Haubenlerchen aus dem Gouvernement Warschau. Ihnen folgten sowohl die glanzköpfige wie auch die mattköpiige Sumpf meise, auf dem Siegeszuge von den Beskiden bis Brest Litowsk gesammelt. Herr Staats- anwalt Bacmeister war der liebenswürdige Spender. Ausgerechnet am 25. Dezember vergangenen Jahres fand ich eine Weihnachtskiste von Herrn Leutnant Dr. C. Schlüter auf meinem Schreibtisch. Sie kam, durch einen Berliner Urlauber mitgenommen, von der Nordostfront (Kreis Smorgon) und enthielt 5 Vögel im Fleisch, lauter ge- wünschte Gattungen, die sich durch geographische Variation auszeichnen. Am 20. Januar traf der erste französische Parus Salicarius ein , wieder von dem inzwischen nach Abschluß des serbischen Feldzuges an die Westfront zurück- gekehrten Herrn Hauptmann Bacmeister. Nun folgte rasch Sendung auf Sendung von Ost und West. Keine Sen- dung ging verloren — das muß zurEhre unsererFeld" post betont werden — und kein Vogel kam unbrauchbar an. 10 Einiges über Vögel der von iins besetzten feindb'chen Gebiete. Vom Westen kam das meiste auf meinen Wunscli im Fleisch (mit Borsäurepulver behandelt). Manchmal saß ich bis tief in die Nacht beim Präparieren. Mancher Brief und manche an- dere ornithologische Arbeit mußte darüber verschoben werden, aber es kam ein prächtiges Material von „Kriegs vögeln" zusammen, denn es \vurde nicht empirisch, sondern plan- mäßig gesammelt, d.h. dasjenige, was zum Vergleich der russischen und französischen Fauna am wichtigsten war. Die seither an ostpreußischen und rheinischen Vögeln fest- gestellten Unterschiede treten bei der starken Vorschiebung unserer Front nach Ost und West entsprechend deutlicher hervor. Außerdem fiel mir beim ersten Parus Salicarius aus den Ardennen bzw. Nord-Argonnen und noch mehr bei allen folgenden Vögeln die reine Färbung auf. Am Rhein fand ich die Vögel im Winter gegen das Frühjahr hin stark verschmutzt vom Kohlenrauch i) der vielen Dampf- schiffe und Fabriken. Die französischen Vögel überraschten mich durch die Sauberkeit ihres Grefieders. Kein Wunder. Sie stammen ja aus einsamer Waldgegend. Ich konnte so zum erstenmal die wirklichen Farben mehrerer westlicher For- men feststellen. Durch die Feststellung der Extreme werden aber vielfach Unterschiede der ost- und westdeutschen Vögel, die zu ihnen hinneigen, erst erkennbar. Die deutsche Fauna wird zu einem prachtvollen Material für die Frage, ob sich geographische Passen stufenweise oder plötzlich gegeneinander abgrenzen. Wertlos erscheinen solche Studien denen, die sich mit Darwins oberflächlichen Ansichten begnügen. Sobald wir aber in eine Kritik der herkömmlichen Abstammungslehre ein- treten, können wir uns kein dankbareres Arbeitsfeld wünschen als dasjenige, in dem wir jetzt stehen. Herr Hauptmann Bacmeister stellte mir gelegentlich eines Urlaubes noch das früher von ihm in Frankreich und Polen gesammelte Material zur Verfügung. Ich teile vorläufig nur die auffallendsten Ergebnisse der vorgenommenen Vergleichung mit. Dabei geht die Absicht nicht auf die Aufstellung neuer Formen, die ein nebensächliches 1) Die Vogelwelt mag darunter z. T. geradezu leiden , noch, mehr die Lungen der Menschen. So mögen die Vögel ein (Gradmesser für Gesundheit der Luft sein. Einiges iiher Vögol Her von uns brset/.ten fcindliclien (icliiot.r. 1 1 Ergebnis bildet, sondern auf die Frage: „Wie sieht es zwischen den Arten aus?" Oder z. B.: „Wie grenzen sich die kontinen- talen Rassen gegen die englischen ab?" So viel zeigt schon die folgende kurze Besprechung, daß ähnliche klimatische Einflüsse sich bei vielen westlichen Vögeln geltend machen. Der Umstand aber, daß die Wirkung des feuchten Westklimas und des trockenen Ostklimas sich bei manchen Q-attungen nicht erkennen läßt, bei andern große Unterschiede gezeitigt hat, beweist m. E., daß wir es mit Wirkungen vergangener Zeiten zu tun haben, denen die eine Vogelgattung länger, die andre kürzer ausgesetzt war. A. Gattungen, die ich von beiden „Fronten kon- frontieren" kann. Raub Würger. 2 Russen (Kreis Smorgon), 3 Franzosen (Ardennen), alle mit doppeltem Spiegel, aber die Russen auf der Oberseite, besonders auf Scheitel und Stirn, lichter. Russen Flügel 11,5 • 11,4, Franzosen 11,1 • 11,0, 10,7. Letztere sind vielleicht als Lanius Excubitor rapax (Brehm) mit deutschen Vögeln von Nordrussen und Schweden (excubitor) zu trennen. Angebliche deutsche homeyeri mögen nord- russische excubitor sein. Haiissperling. Von Schlüter Flügel von 15 cf (f 15 9 9 ^\ 1 Balg. Von Gengier 1 Balg Dep. du Nord, Coli. Bac- meister 1 cf Grouv. Lublin, ferner 1 cT und div. Flügel Dep. Ardennes, auch ein Kopf mit rotbraunen Scheitelflecken. Maße: N. 0. Rußland : Frankreich : „ t i i • <-. r. <^rf 9 9 dd 9 9 «°--L"W'- 8.0 2mal 8,3 2mal 7,9 Imal 8,1 Imal 7,6 Dep. du Nord: 8,1 2 „ 8,2 3 „ 7,8 1 „ 7,9 1 „ 7,5 1 „ 8,1 3 , 7,7 1 „ 7,8 2 „ 7,4 ^^^^^ ^^ 6 „ 8,0 1 „ 7,6 2 „ 7,7 3 „ 7,9 4 „ 7,5 1 „ 7,55 1 „ 7,8 1 „ 7,4 1 ;, 7,7 (1 „ 7,3 Flügelbug vielleicht beschädigt). 1) Zahl zufällig gleich, nicht absichtlich gleiche Zahl. Die Ansicht des Freiherrn, von Berlepsch, daß die Männchen zahlreicher seien als die Weibchen, ist offenbar irrig. 12 Einiges über Vögel der von uns l)esetzten feindliclien Gebiete. Die Russen scheinen domesticus, die Franzosen prope hostilis zu sein. Weitere Prüfung hat Herr Oberstabsarzt Gen gier in Angriff genommen. Gimpel. 1 Russe 9,6, 3 Franzosen 8,5, 8,4 • 8,4. Aus der Neumark schickte mir Herr Rüdiger vor längerer Zeit einige Stücke, die 8,8 — 9,4 messen und alle große Brustbeine haben (germanica Brehm?). Kleiber. Aus Kreis S morgen (Schi.) zwei Stück mit weißer Brust (europaea), von Luta, Kr. Wlodawa, Gouv. Siedice (Coli. Bacm.) und aus Gouv. Lublin (Coli. Bacm.) gelbbrüstige Vögel (nicht homeyeri und nicht sordida bez. sordidior Reichenow, sondern caesia). Von Frankreich 6 Vögel, von denen einige den Engländern ähnlich. Hartert irrt, wenn er den letzteren schlanke Schnäbel zuschreibt. Es gibt dünn- und wiederum geradezu klotzschnäblige Briten. Dasselbe finde ich an den Franzosen. Großer Buntspecht. Von der Nordostfront ein Pärchen des echten major (L.) 14,1 • 14,2 (Lt. Dr. Schlüter), Gouv. "Warschau ein Pärchen 13,6 • 13,6 (j^, Gouv. Lublin 13,95 (Coli. Bacm.), alle diese näher dem mitteldeutschen pineto- rum Brehm. Weit verschieden sind die Franzosen, Schnabel noch viel dünner als bei pinetorum, Flügel etwas länger als bei anglicus, ^f 12,9 weißbrüstig, 9 l^j^ braunbrüstig. Daher als Picus major arduennus trennbar. Vom Sardinier durch feineren Schnabel verschieden. Ganz ähnlich sieht der Brutvogel vom Mainzer Becken aus. Siehe Tafel I, Deutsches Vogelschutzbuch. Der Rhein vogel hat — vielleicht nur zufällig — wenig längeren Flügel. Die wichtigste Aufgabe ist künftig, festzustellen, ob in französischen, belgischen und westdeutschen Nadelhölzern (Kiefernwäldern) etwa dickschnäblige Vögel brüten und dünn- schnäblige in reinem Laubwalde vorkommen. Dies behauptete Brehm. Es gibt tatsächlich in Mitteldeutschland Vögel, welche arduennus etwas ähnlich sind. Handelt es sich um zufällige Schwankungen der Schnabeldicke oder um eine Parallele zu den Kreuzschnäbeln? Ich schoß auf einer Kaninchenjagd in Ingelheim einen dickschnäbligen Vogel im Kiefernbestand, Einiges über Vögel der von uns besetzten feindlichen Gebiete. 1 3 aber es war im Winter und es mochte ein wandernder pino- torum sein. Brelira nannte die kurzschnäbligsten Vögel pity- opieus, die Laubholzvögel frondinm. Vorläufig gelten diese als zufällige Verschiedenheiten. WeideiinuMSO. An der Nordostfront natürlich borealis, über Franzosen siehe unten, aus dem Gebiet der gelben rus- sischen Kleiber (Broschkow, Gouv. Siedice) zwei Vögel (Coli. Bacm.), ähnlich borealis, mit vielleicht etwas lebhafter ge- tönten Flanken (assimilis?), klein, aber langschwänzig. Im Westen heißen diese Meisen „Däh-Dähs" (analog Zilpzalp). Noimeumeise. Von der Nordfront fruticeti, an der Westfront (Dop. Ardennes) longirostris, letztere reichlich von derselben Größe wie Vögel aus dem Mainzer Becken, also wie in der Schweiz den Weidenmeisen nicht ganz in der Rassen- bildung parallel. Ein (^ von Janow, Kreis Konstantynow, Gouv. Siedice, 14. 9. 15, also aus dem Gebiet der gelben Kleiber, hat Flügel 6,9, Schwanz 6,35 und stagnatilis-Schnabel. Die Form stagnatilis ist aber unklar, die Schnäbel werden im Sommer ganz anders, wie ein galizisches Weibchen und. ein Brutvogel aus der Dobrudscha zeigen, welch letzteren mir Jourdain vor dem Kriege sandte. Haubenmeise. 2 Nordrussen, 2 Franzosen. Der eine Franzose bräunlich und hell, der andre nicht von einem Russen unterscheidbar. Der andere Russe grauer und dunkler. Die Ver- breitung von cristatus und mitratus läßt sich also nicht so einfach abgrenzen, wie manche Ornithologen meinen. Ein Stück Broschkow, (G. Siedice) gleich der Mittelfärbung, hell. Kohlmeise. Im Osten und Westen gibt es langschwän- zige und kurzschwänzige, spitz- und stumpf flügelige Stücke. Spätere Festlegung der genauen Pendelweite muß zeigen, ob zwischen Russen und Franzosen ein Unterschied besteht. Stieglitz. Ein nordrussisches Pärchen wog 18,17 Gramm (fide Dr. Schi.), ein französisches (Bacm.) wog hier 15^2, 14^4 Gramm. Jenes mißt 8,0 • 7,7, dieses 7,7 • 7,7. Hänfling. Rußland (S 8,1, Frankreich cf 8,0, 9 7,7. Feldlerche. Rußland grauer und dunkler als Frankreich, vielleicht nur individuell, Goldammer. 2 Russen, 1 Franzose (März), der erwartete Unterschied an Kehle und Rücken kaum erkennbar. 14 Einiges über Vögel der von uns besetzten feindlichen Gebiete. Star. 2 Russen haben sophiae- Charakter, 1 Franzose (Zugvogel?) aber ebenso. Weiße Bachstelze. 2 russische graurückig, von 3 fran- zösischen die eine mit schwarzen Schultern, die zweite mit wenigen schwarzen Spritzern, die dritte mit zahlreichen schwarzen Flecken und Querbinden auf dem grauen Mantel, eine interessante Zwischenform zwischen der deutschen und englischen Bachstelze, auch wenn sich graue Stücke in Frank- reich und schwarzgefleckte gelegentlich in Deutschland finden, trennbar als Motacilla alba ardueniia. Erste von Bacmeister am 3. März beobachtet. Erste Be- obachtung von alba bei Dederstedt am 12. März. Eichelhelier. Untersuchung schwierig, daher trotz vor- handenen Materials noch nicht abgeschlossen. Unterschiede geringer, als erwartet, oder fehlend, während Nordostrußland- England sehr verschieden sind. Wintergoldhähucheii. Geringe, sehr schwankende Unter- schiede in der Flügelgestalt, wahrscheinlich durch östliche Zugvögel verwirrt. B. Gattungen, von denen nur Material von der Westfront vorliegt (Coli. Bacmeister). Zwergspeclit. Zwei cf cfj ^^^ 9 sind viel kräftiger ge- zeichnet als deutsche, englische, italienische und nordafrika- nische Stücke, so daß also die dunkelste europäische Form vorliegt. Bei einem Stück verdichten sich die Flecken an den Seiten zu beginnenden Querbinden. Ich nenne die hüij- schen Vögel Piciis minor bacmeisteri. Von den Engländern und Italienern unterscheiden sie sich noch durch größere Flügellänge 8,9 • 9,0 • 9,1. Rotkehlchen. 3 Stück, sofort auffallend durch lebhaftere Färbung, olivengrünen (im Frühjahr nicht grauen) Rücken, ohne die dunkle Färbung der sardinisch -corsischen und die FlügeUänge der englischen Vögel zu erreichen. Ich nenne sie Eritliacus rubecula monnardi, dieselbe Form war mir schon lange vom Rhein bekannt. Einiges iilier Vögel der von uns besetzten feindliclion Gebiete, lo Sumprohreuloii, ^. T, sehr dunkol. Vielleicht nur Nord länder (?). Schleiereulen. Eine schöne, noch ständig zunehmende Reihe zeigt bis jetzt die Merkmale und Schwankungsweite von rhenana aus dem Mainzer Becken, doch war ein flandri- sches Stück, das ich sah, unten weiß mit minimalen Spritzern, also den Engländern nahe. Ich teile später Ausführliches mit. Steinkäuze, zwei Stück, sehr dunkel. Schwarzkehlclien. Sehr braun unten, vielleicht nur Winter- kleid (oder hibernans ähnlich?). Zaunkönig. Ziemlich grauköpfig, in frischem Gefieder noch nicht untersucht. Hausbaumläufer. Der bräunliche Anflug der Flanken dehnt sich auf den Bauch aus. Ein ähnliches Stück aus der Rhein- provinz schickte mir früher Herr Baron Geyr von Schweppen- burg. Am Rhein kommen Stücke mit bräunlichem und weißem Bauch vor. Vielleicht ist der Name Certliia megarhynclios Brm. anwendbar, obgleich er eigentlich eine überall vorkommende rostfarbigere Rückenfärbung meint. Schwanzmeisen siehe unten. C. Gattungen, von denen nur Material von der Ostfront vorliegt (Coli, Schlüter). Waldlaubvogel. Ein sehr überraschendes und interes- santes Ergebnis. Der von Baron Carlo von Erlanger in Tune- sien gefundene Phylloscopus sibilatrix flavescens (= erlangeri Hart er t) wurde von Herrn Leutnant Dr. Schlüter am 15. Mai in einem Pärchen im Kreise Smorgon gesammelt. Hartert suchte bekanntlich vergebens in Nord- afrika nach Eiern. Die Vögel wurden dort bis Mitte Mai ge- funden. Ich besitze einen Vogel vom 17. Mai von Nordalgerien. Diese Waldlaubvögel ziehen also spät erst von Algerien nach Nordrußland und erlangeri dürfte im Mai durch Deutschland ziehend wohl noch feststellbar sein. Schwarzspecht. 2 Männchen haben sehr breite Schnäbel. Brehm trennte auf dies Merkmal hin schwedische Vögel als „niger". Ich besitze aus Schweden nur ein jüngeres Weib- 16 Einiges über Vögel der von uns besetzten feindlichen Gebiete. clien mit wenig ausgebildetem Schnabel. Trifft Brehms An- gabe und der Unterscliied allgemein zu, so müßte der deutsche Schwarzspecht Dryocopiis martius pinetorum Brm. heißen. Dohlen. 6 collaris mit schwankendem, aber stets vor- handenem Halsring, auch Eier vorliegend. Merkwürdig, daß es fast unbeachtet blieb, daß diese Form im Winter in der Provinz Sachsen auf allen Feldern gemein ist. Wir bekom- men in Mitteldeutschland wohl viele Zugvögel aus Nordost- rußland. Steinschmätzer ist oenanthe, nicht grisea. Kuckuck. 3 alte Stücke. Ein Männchen überschreitet noch das von Hartert angegebene Maximum. Schon an jungen Vögeln von Rossitten fiel mir die Größe auf. Zwischen dem schwedischen canorus und dem kleinen Sardinier dürfte mindestens eine Zwischenrasse existieren. Ich spreche den Herren, die mich so reichlich mit Ma- terial versehen haben, meinen herzlichsten Dank aus Auf andere Arten komme ich später zurück. Während ich diese Zeilen schrieb, trafen 5 Sendungen von der Ostfront und Meldung weiterer ornithologischer Erfolge von der West- front ein. Leider fehlen noch belgische und nordfranzösische Vergleichsstücke. Wer dort zu sammeln vermag, beschränkt sich am besten auf wenige wichtige Arten, damit ein Er- gebnis erzielt wird. Man gewinnt den Eindruck, daß die französischen Rassen in einer Kette oder Reihenfolge mit den Nachbarrassen ent- standen sind. Handelte es sich um einen Rassenkampf, um ein Eindrängen und Einnisten britischer Kolonien auf dem Festlande, so wäre das Bild nicht so gleichmäßig und die Reihenbildung von Osteuropa nach Westeuropa und schließ- lich nach England hinüber nicht so regelmäßig. Doch fehlen noch die nördlichen Teile Frankreichs. 0. Kl. Drack von Qebaaer-Schwetschke G-. m.. b. H., Halle a. S. FALCO. Zwölfter Jahrgang. Nr. 2. August 191«- Schriftleiter: O. Klciiischmidt, Dederstedt, Bez. Halle a. d. S. — Kommis- sionsverlag: Gebauer-Schwetschke Druckerei u. Verlag m.b.H., Halle a. d.S., Gr. Märkerstr. 10. — Preis aller Veröffentlichungen von Berajah u. Falco: jährlich 9 Mark. Parus Salicarius subrhenamis forma noya. Von O. Kleinschmidt und A. v. Jordans. Die Vergleiclmng eines stattlichen Materials von Weiden- meisen aus unsern Sammlungen, das in Berajah genauer be- sprochen wird, ergab, daß die Maße der Vögel aus der Gegend von Mainz und Bonn nicht genau übereinstimmen (Mainz 6,35 — 5,75 — Bonn 6,25 — 5,65). Ist die Verschiebung der Pendelweite gegeneinander auch nur gering, so ist doch ein Hinneigen zur britischen Form (6,1 — 5,65) vorhanden. Eine prachtvolle Reihe, die Herr Bacmeister und Herr Dr. Mon- nard in Frankreich sammelten, stimmt mehr zu den Vögeln von Bonn als zu denen aus dem Mainzer Becken (Rhein bei Darmstadt und Ingelheim). Kobelt wies an Muscheln nach, daß der Unterlauf des Rheins mit Mosel und Maas einst ein vom Mainzer Becken gänzlich abgeschlos- senes selbständiges Flußgebiet bildete. In Berajah wird dieses genauer besprochen. Es folgen dort die Maße jedes einzelnen Stückes, sowie Beobachtungen und Verbreitungs- angaben von Bacmeister, v. Jordans und Kurella. Typus der Form subrhenanus: 9 j^^v. 5,65, v. Jordans legit, in Coli. Kleinschmidt, Cotypus: (^ juv. knapp 6,25 Nr. 116 in Coli, von Jordans. Wie mögen sich belgische und hollän- dische Vögel zu den britischen verhalten? IS Aegithalos caudatns expugnatus forma nova. Aegithalos caudatus expugnatus forma nova. Von W. Bacmeister und 0. Kleinschmidt. Ostfranzösische Scliwanzmeisen haben zuweilen im Früh- jahr rötliche Augenkämmchen (obere Augenlider). Die Mehrzahl ist kleiner als europaea. Die Vögel variieren ebenso wie mitteldeutsche Stücke von einem weißköpfigen bis zu einem stark schwarzbrauigen Extrem. Zuweilen ist noch der Scheitel gefleckt. Die hellköpfigsten Stücke sind bei Marburg rein weißköpfig; im Mainzer Becken haben sie hinter dem Auge Spuren eines Streifs; in den Ardennen bzw. Argonnen setzt sich dieser Streif in schwachen Spuren bis vor das Auge fort. Wir haben ein prachtvolles Material gesammelt und sorg- fältig präpariert. Eine genauere Darlegung durch Abbildungen folgt später in Berajah. Von der terra typica von europaeus (Schweiz) liegen ein fast rein weißköpfiges und ein stark augen- streifiges Stück vor, letzteres durch die Güte des Herrn Grustav Schneider, Basel. Nach Hartert und Hellmayr gleichen westfranzösische Stücke der britischen Form (roseus). Nach den Ausmessungen unserer ostfranzösischen Vögel bleibt deren Minimum fast 2 mm über dem Minimum und ihr Maximum 3^2 mm über dem Maximum der bisher bekannten Flügellänge britischer Vögel, Auf unsere Bitte stellte uns ein gediegener Kenner der westeuropäischen Schneckenfauna nachstehende Ausführungen zur Verfügung, die eine hübsche Parallele zu unsern Kriegs- vogelstudien enthalten. Über die geographische Variation süddeutscher und ostfranzösischer Sclmeclien. Von D. Geyer, Stuttgart. Innerhalb der germanischen Provinz nimmt Süddeutsch- land eine eigene Stellung ein. Umschlossen vom Böhmerwald, den Alpen und den Vogesen, ist die Zuwanderung von 3 Seiten über die geogr. Variation süddeutsclier u. ostfranzÖsisclier Schnecken. 19 behindert, und die nordischen Zuzügler verlieren sich an der Mainlinie. Dafür bereichern die Alpen das Vorland bis zur Donau, in der 8üd westecke noch darüber hinaus in die süd- westliche Alb und in den Schwarzwald. Da die Schnecken vorwiegend Gebirgstiere sind und sie außerdem in besonderer Beziehung zum Kalk stehen, vermögen manche Südeuropäer auf dem Jura, die Alpen umgehend, in Süddeutschland ein- zurücken. Für sie bildet dann wieder die Mainlinie die un- gefähre Grenze. Bewohner der Niederungen vermögen durch die burgundische Pforte ins Rheintal vorzudringen. Die West- europäer, die vom ozeanischen Klima abhängig sind und sich sowohl am Mittelmeer wie im Nordwesten der Küste entlang ziehe;i, gelangen zuweilen bis nach Norwegen und zur pom- merschen Küste. Vergleichen wir nun die Fauna Ostfrankreichs mit der- jenigen Süddeutschlands lediglich nach dem Material, das mir aus dem Kriegsgebiet zugekommen ist, dann fallen sofort Unter- schiede auf, die auf die Verschiedenheit des Klimas hinweisen. Helix aspersa Müll, ist für jenes Gebiet charakteristisch, hier dagegen fehlt sie, abgesehen von den wenigen Punkten, wohin sie absichtlich verpflanzt wurde (Metz, Bonn, Bremen, Meers- burg a. Bodensee). Die in den klimatischen Ansprüchen und in der Verbreitung ähnliche Pupa cylindracea Da Costa be- wohnt die Champagne, kommt bei Beifort der elsässischen Grenze nahe, vermag aber erst in der Rheinprovinz bis zum Rhein vorzudringen, obwohl das Seeklima es ihr erlaubt bei Bergen (Norwegen) in „zahlloser Menge" sich zu halten. Cy- clostoma elegans Drap., die dritte wärmebedürftige Süd- und Westeuropäerin, scheint in Ostfrankreich leichter zu erbeuten zu sein als in Deutschland, wo sie von Süden her durch das Rheintal bis zum Siebengebirge zieht, südlich des Mains aber nicht weiter nach Osten reicht. Ähnlich deutet der Umstand, daß von einem einzigen Punkt der Champagne 4 verschie- dene Formen von Xerophila eingeschickt wurden, auf den Ein- fluß des Ozeans. Wenn so einerseits südliche und westliche Faunenbestand- teile sich im Westen der Vogesen deuthcher bemerkbar machen als im Osten, so gelangen dort andererseits auch Glieder der nordeuropäischen Fauna weiter nach Süden als in Deutschland, 20 über die geogr. Variation süddeutscher u. ostf ranzösischer Schnecken. Clausilia bidentata Ström, die — man beachte den Einfluß des Grolfstroms — in Norwegen bis zum 70., in Schweden aber nur bis zum 62,5° n. Br. geht, weicht an der MainHnie nach Westen aus und bewohnt noch die Ufer der oberen Aisne und die Westvogesen. Sie verhält sich damit ähnlich wie die in ihrer Artberechtigung so oft angezweifelte Hyalinia niti- dula Drap., die sich wohl in der Rheinprovinz, nicht aber in Süddeutschland findet. G-anz besonders deutlich kommt endlich der Einfluß des ozeanischen Klimas auf die Fauna Ostfrankreichs bei der weit- verbreiteten Helix nemoralis L. zum Ausdruck. Sie tritt dort, abgesehen von der Normalform, zugleich in der lederbraunen Varietät castanea M. T. auf, die wir auch aus der nordwest- deutschen Tiefebene kennen. Bedeutsamer noch erscheint das Verhalten der Schnecke am Standort. Während sie in Süd- deutschland die Weinberge und Obstgärten, in Norddeutsch- land die Gärten und Parkanlagen bevorzugt, lebt sie nach den Mitteilungen meines Gewährsmannes, des leider in der Winter- schlacht in der Champagne gefallenen Lehrers Albert Vohland aus Leipzig, eines begabten und erfahrenen Beobachters, „in der großen Heide bei Chalons zu Abertausenden im Kiefern- walde und klettert in die höchsten Spitzen der Kiefern, wo sie tagelang sitzen bleibt." Mit der Annäherung an die Küste ändern die Molusken auch ihren Standort und ihre Lebens- weise. Wärme und Feuchtigkeit sind ihnen Bedürfnis. Im Binnenland suchen sie den Gegensätzen der Witterung durch einen Aufenthalt an geschützten Orten und in unmittelbarer Nähe eines Schlupfwinkels zu begegnen. Im Bereich des milden und ausgeglichenen Seeklimas aber ist diese Vorsicht überflüssig. Die Tiere werden freier, von der Deckung unab- hängiger; ihre Weidebezirke erweitern sich. An der Küste verlassen sie zuletzt den Wald, begnügen sich mit der Deckung durch das Gras, erzeugen eine dicke Schale, werden wetterfest und wetterhart. FALCO, 1916. Taf. II. H Abendfrieden. kieseneiche. Am Mühlbach (Aufenthalt von Alcedo). Argonnenbilder. (Zu dem Artikel Seite 21.) Phot. V. Dr. Frickenstein. Aufzeichnungen über den Bestand der Argonnenvögel. 21 Aufzeiclmiiiifijeii über den Bestaiul der Argonnenvögel. Von "Walther Bacmeister. Ein längerer Aufenthalt an einem und demselben Orte im Departement dos Ardcnnes in Ostfrankreich bot mir Ge- legenheit zu ornithologischen Beobachtungen. Über diese be- absichtige ich später, wenn sie abgeschlossen sind, im Zu- sammenhang zu berichten. Heute möchte ich nur einige Stichproben über den Bestand der Vögel jener Gegend geben, angeregt durch den Herausgeber des „Falco", wie er es im VIII. Jahrgang seiner Zeitschrift hinsichtlich seines damaligen und derzeitigen Wohnsitzes getan hat. Name und nähere Lage des Beobachtungsgebietes kann ich aus militärischen Gründen jetzt noch nicht angeben. Es ist das auch nicht so wichtig. Es möge dem Leser genügen, wenn ich sage, daß das Beobachtungsgebiet in den nördlichen Ausläufern des viel- genannten Argonnenwaldes liegt. Viel Wald in der Nähe, und zwar kleinere Waldbestände in der Ebene und großer, weithin sich dehnender Bergwald. Laubwälder mit einzelnen eingesprengten Fichten und Forchen, in denen sich Schwarz- wild in großer Anzahl aufhält und die Felder, die an die Wälder grenzen, durchwühlt. Fuchs und Iltis sind häufig, das Reh wird nur ganz vereinzelt bemerkt. Weite Kultur- steppe, die Felder zum größten Teil durch den Krieg brach liegend. Bei Regenfällen wird viel Land unter Wasser ge- setzt; große Weidenanpfianzungen sind für die Landschaft charakteristisch. Ein Bach durchzieht das Beobachtungsgebiet. Die Waldungen selbst sind völlig ungepflegt, waren es vor dem Kriege wohl schon auch, sonst könnte das Unterholz mit massenhaftem Dornengestrüpp nicht solchen Umfang ange- nommen haben. In den Wäldern, insbesondere in den bergi- gen, finden sich Wacholder (prächtige Stücke) und Stech- palme vor. Weg A. Weg A führt von T. nach Th. Gute Straße zwischen zumeist brachliegenden Feldern hindurch. Der Wald rechts und links im Anfang des Weges tritt nirgends an diesen her- an. Weglänge 2,6 km. 22 Aufzeichnungen über den Bestand der Argonnenvögel. 16. 3. 1916. Regenwetter; scharf wehender Südwind, 12 " R. Ich gehe von T. nach Th, Motac. alba singt auf dem Dach des Quartiers, ein Zaunkönig im Gestrüpp nahe beim Stall. Daselbst Buchfink J' -|- 2 weitere cf cf. Dann Schwärm Buchfinken von 35 + 3 Stück. Goldammer 1 + 2 + 2 + 2 (die 2 letzteren dieselben vielleicht wie vorher). Feldlerchen- schwarm von 7 Stück fliegend, dann singende 1 + 1 + 1 + 1 + 2 (Paar) + 3 + 1 + 1 + 1 + 1. 2 Rabenkrähen (wohl Paar) + 1 + 1 + 1. Haussperling 9 ^^i Dorfeingang von Th. In der Hecke daselbst, wo sich sonst regelmäßig immer viele auf- halten, fehlen sie heute, im Dorfe selbst treiben sich 20 bis 25 herum. Im Dorf 1 Haubenlerche. Gesamtzahl etwa 95 Stück. Weg B. "Weg B führt vom Quartier am Bach entlang, durch- schneidet einen Waldzipfel, Freier Blick auf weit ausgedehnte nasse Wiesen. Biegt dann wieder in den Wald ein und mündet auf die Straße T. — Th. Diese zurück zum Quartier. Weglänge rund 1 Std. 19. 3. 1916. Nachm. 2°. Sonniger, fast heißer Früh- lingstag. Schlüsselblumen fangen an zu blühen. Reiches Vogelleben, Alcedo ispida fliegt auf, bald darauf ein 2., der sich durch Pfiffe bemerkbar machte. Sie fliegen querfeldein, nehmen aber bald wieder Richtung auf das Wasser. Ich stoße 1 Bekassine auf. Ehe sie aufstand, hörte ich quietschende Töne von ihr. Beim Fliegen selbst gab sie keinen Laut mehr. Zilpzalp singt. Später im Walde noch 3 cf cT singend; ein weiteres Stück bleibt stumm, 9 ?• Zwei Stockenten fliegen über mich weg. Später sehe ich sie noch dreimal, sie waren im Bache eingefallen, wo ich sie aufscheuchte. Der Erpel mit prächtig grünem Hals fliegt voraus. 2 Blaumeisen in einer Pappel. Dompfaff (^. Buteo buteo, später noch 2 Stück. Zwei Turmfalken, später noch einer. Grünspecht jauchzt. Bald nachher nochmals einer (derselbe?). In den nassen Wiesen stehen 21 Fischreiher. Prachtvoller Anblick. Sie erheben sich; herrliche Flugspiele; lassen sich wieder nieder, alle mit dem Gesicht nach Süden gerichtet. Ganz militärisches Bild, Auf denselben Wiesen zähle ich 13 + 2 Kiebitze. Dann 3 Schwärme in der Luft, wohl gegen 300 Stück, lassen sich FALCO, 1916. Taf. III. Vom Slurrn gefällte Fichte. Am Mühlbach. Grasgarten (Nistplatz von Goldhähnchen und Schwanzmeise). Argonnenbilder. (Zu dem Artikel Seite 21.) Phot. V. Dr. Frickenstein. Aufzeichnungen über den Bestand der Argonnenvögel. 23 nieder, fliegen auf und gelien wieder nieder. Rabenkrähen 2 -}- 17 Stück. Zwei Zaunkönige -}- 1 -\- 1. Baumläufer (brachydactyla) höre ich dreimal an verschiedenen Orten im Walde singen. 15 Ringeltauben fliegen vom Walde her auf die Wiese, wo sie Nahrung suchen. 5 Stare sonnen sich laut- los in einer Pappel im warmen Frühlingssonnenschein. Nun kurze Strecke am Waldrande entlang. 1 Goldammer singt. 2 Krammetsvögel fliegen dem Walde zu. In den Wald wie- der eintretend höre ich 1 Buchfink singen, ein weiteres cT sitzt stumm auf einer Eiche. 2 Eichelhäher. Amsel flötet, eine andere kreischt laut. Singdrossel singt, kein guter Sänger, vielleicht erst „übend". 1 Baumläufer, 2 — 3 gehört (dieselben wie oben?). Kleiber pfeift. 1 Schwanzmeise mit dunkeln Kopfseiten. Kurz nacheinander 3 Graumeisen, zweifellos Sali- carius. Sie singen hüit, hüit, schöne pfeifenartige Töne, wie sie Salicarius, nicht aber communis hat. Dann wieder an den Bach. Hier nochmals eine Graumeise (sicher Salicarius). Zum Quartier zurück. Weg B. 21. 3. 1916. Nachm. 2 Uhr. Zuerst kühl. Dann warmer Sonnenschein. Westwind. Am Bachrand entlang. 1 Kram- metsvogel fliegt aus dem Gebüsch des Baches auf. 1 Amsel, 1 Rotkehlchen im Ufergebüsch. 1 Turmfalke und 1 roter Milan kreisen ganz nahe beieinander, wie wenn sie zusammen- gehören würden. Elster fliegt schäckernd in die Wiesen, 3 weitere Krammetsvögel fliegen auf die Bäume in den Wiesen. 1 Weidenlaubvogel singt. Amsel cT scheuche ich aus dem Gebüsch auf. Grünspecht ruft im Walde. Rotkehlchen. Buch- fink lockt. Nochmals 2 Turdus pilaris nach den Bäumen auf den Wiesen. Mäusebussard, hiäh rufend, streicht vorbei. Grün- specht (derselbe?) ruft wieder im Walde. 2 singende Zilpzalp. Eichelhäher kreischt. 5 Krammetsvögel streichen dem Walde zu. Amsel flötet. Eichelhäher (derselbe?) schreit. Kleiber pfeift. 19 pilaris streichen z. T. schäckernd vorüber. Kohl- meise läutet. Auf die nassen Wiesen heraustretend, genieße ich dasselbe herrliche Bild, wie am 19. 3.: wieder viele Kiebitze, jedoch anscheinend etwas weniger als damals; 10 Reiher, 4 Rabenkrähen. Zwei Turmfalken kreisen und bäumen auf Pappel auf. Unter den Reihern, Kiebitzen und Krähen ein 24 Aufzeichnungen über den Bestand der Argonnenvögel. großer Scliwarm Stare, 200 — 300 Stück. Ein Eichelhäher fliegt auf. Ich gehe nun in den Wald hinein, in dem es zuerst auffallend still ist. Bald aber melden sich 1 Kohlmeise und 2 singende Zilpzalp. Buchfink schmettert. Zwei Schwanz- meisen, offenbar ein Paar, huschen durchs Gezweige, kommen ganz nahe, beide dunkelköpfig. Grünspecht (derselbe?) jauchzt wieder. Eine Blaumeise sucht Nahrung an den Kätzchen einer Esche. Ein Baumläufer huscht am Stamm einer Eiche hinauf. Eine däh-däh rufende Weidenmeise (Parus Salicarius) kommt in Sicht, sehr flüchtig, verschwindet eiligst. Aus dem Walde heraustretend, gehe ich an seinem Rande entlang. Am Rande der Korbweiden anpflanzung 1 Goldammer, am Wald- rand 2 Rotkehlchen, 1 Rabenkrähe, 1 singender Zaunkönig. An der Straße 5 braune Vögel von Feldlerchengröße. Da sie gegen die Sonne fliegen, kann ich sie nicht erkennen. Auf- fallend, daß trotz des schönen Sonnenscheins keine Lerche singt. Heute Vormittag sang — an anderer Stelle — eine im Nebel ganz feurig ihr Lied. Weg A. 24. 3. 1916. Naßkalter, unfreundlicher Tag. Vormittags mehrere Regenschauer. Um 11 Uhr Blitz und heftiger Donner- schlag. Starker kalter Wind aus W. Nebelschwaden. Beim Verlassen des Hauses (nachm.) schlüpft der Hausrotschwanz in die Hecke beim Stall. Buchfink cf fliegt vorbei, ein an- deres lockt im nahen Walde, dem eine Schar von etwa 15 Buch- finken zufliegen. Sie tauchen so schnell auf und verschwinden so rasch, daß ich mit dem genauen Zählen nicht fertig werde. Auf der rechten Wegseite erscheint einen Augenblick dicht über der Korbweidenanpflanzung 1 Kornweihe (diese Vögel sehe ich hier jeden Tag). Sie verschwindet in den Weiden. Zwei Rabenkrähen blocken auf Zaunpfosten auf. Im Weiter- gehen erblicke ich das Kornweihen paar. Das cf erscheint fast ganz weiß, nur der Stoß ist dunkel, die Schwingenenden tiefschwarz. Immer ein herrlicher Anblick, wie diese Vögel niedrig über die Wiesen und Felder streichen, oft plötzlich sich in der Luft herumwerfend. (Bei mehreren Exemplaren, die ich abbalgte, fand ich nur Mäusereste im Magen und Kropf, einmal bei einem (^ im Magen 3 Mäuse und im Kropf Aufzeichnungen über den Bestand der Argonnenvögel. 25 eine weitoro ohne Kopf.) Das 9 fliegt nahe hink']- dem cf her. Ich sehe mit dem Glas nach den nassen Wiesen, wo sich sonst immer die Reiher und Kiebitze aufhalten: nichts ist von ihnen '/.u erblicken, nützlich bricht die Sonne hinter den Wolken hervor, und sofort lassen 1 + 1 + 1 Feldlerchen ihr Lied ertönen. Eine derselben singt anhaltend und feurig. Nach wenigen Minuten verbirgt sich die Sonne wieder, und der Lerchengosang verstummt alsbald. Im trüben Nachmit- tagslicht steigen noch 2 Lerchen gesanglos auf. Zwei Raben- krähen (dieselben wie vorher?) streichen vorbei. Aus einer Wiese fliegen 12 — 15 Goldammern auf, die Nahrung im aus- gebreiteten Mist gesucht haben. Ich erreiche Th. Nur zwei Haussperlinge in der Hecke am Ortseingang. Auch ihnen ist das Wetter zu unfreundlich. Um nochmals einen Blick auf die nassen Wiesen werfen zu können, gehe ich etwa 100 Schritte in der Richtung auf diese zu und erblicke nun durch das Glas einen großen Schwärm von Staren. Auf dem Feld- weg suchen 7 — 8 Rohrammern (Emberiza schoeniclus [L.]) Nahrung. Zwei cfcf zeigen prachtvolle schwarze Köpfe. Beim Rückweg ganz nahe das Kornweih cf wieder über den Feldern jagend. Zwei Turmfalken, cf rüttelt anhaltend, stößt wiederholt, ohne etwas zu fangen. Die Goldammern an der- selben Stelle. Sechs Rabenkrähen streichen vorbei. Zwei Mäusebussarde lassen sich auf dem Felde nieder. Weg B. 18. 4. 1916. Nachm. zwischen 4 u. 6 Uhr. Regentag, windig. Am Bach Schwarzdrossel, dann noch eine. Klein- vögel schweigen fast ganz. 2 Rebhühner fliegen auf. Turm- falken cf kreisend, 9 si^^t auf Pappel. Streicht ab. 4 Raben- krähen treiben sich auf den Wiesen herum. 2 Ringeltauben fliegen vorbei. 2 Buchfinken. 2 Schwanzmeisen (Paar) in der Nähe des am 11. 4. zerstört auf dem Waldboden aufgefun- denen, hauptsächlich mit Rebhuhnfedern ausgepolsterten Nestes. Ich finde ein angefangenes Finkennest am Stamm einer Esche in Brusthöhe, aufgesetzt auf ein Zaunkönigsnest, schön verdeckt durch Brombeergesträuch. Nach Verlassen des Wal- des fliegt unmittelbar vor mir aus einem Gebüsch ein Sperber auf. Wieder in den Wald hinein. Zetern einer Kohlmeise, 26 Aufzeichnungen über den Bestand der Argonnenvögel. Kreischlaute einer Amsel. Kuckuckruf. Falkengekicher. Zilp- zalp beginnt und singt endlos seine Leier. Ich höre hiäh- Rufe, ähnlich dem Bussardgeschrei. Unmittelbar darauf aber sehe ich 2 rote Milane und höre Rufe, wie piäh-hiäh. Es waren also zweifellos die Rufe der Milane. Sie kreisen be- ständig über dem Walde und Waldrand, verschwinden und erscheinen wieder. Zu gleicher Zeit flötet die Amsel, singt der Zilpzalp, und in diese Töne mischen sich die Piäh-Rufe der schönen Gabelweihen. Ein eigenartiger Chor, nicht „schön", aber großartig, ursprünglich, Frühhng und Leben kündend. Huit-huit-Rufe zweier unsichtbarer Kleinvögel, nicht zu bestimmen. Ein Zaunkönig schmettert sein Lied, während ich aus dem Walde wieder auf die Wiesen heraus- trete, um die Straße zu erreichen. Rotkehlchen singt am Waldrand und ein Dompfaff läßt seine melancholischen Pfeif- laute ertönen. Kohlmeisengezeter. Ein paar braune Vögel — vielleicht Krammetsvögel — fliegen vom Waldweg, der auf die Wiese mündet, auf. Im Zwielicht des Waldes kann ich sie nicht erkennen. Garrulus glandarius fliegt aus einer Hecke auf. Ein Mäusebussard streicht vorüber, dann überquert eine Kornweihe in braunem Kleide in langsamem Fluge die Straße. Auf dieser selbst und auf den an sie anstoßenden Wiesen treiben sich 10 Rabenkrähen herum. Ebendaselbst 2 Ringel- tauben, die, scheu wie sie sind, abfliegen. Die Krähen aber lassen sich nicht stören. Tagebuchaufzeiclinuiigen von Dr. C. Schlüter. 3. Januar 1916 1). 11« vorm. ^-l^R. Zwischen Skuratowo und N. Sl. begegnete ich einem Schwärm Emberiza citrinella L., etwa 200 Stück. Die Vögel waren sehr zutraulich und flogen erst wenige Meter vor dem Pferde auf. Sie weideten systematisch das Gelände nach Futter ab und flogen in kurzen Sprüngen weiter, so daß man das Emp- ') Ich gebe auch die Winteraufzeichnungen, da es von besonderem Interesse ist, ob bestimmte Arten im "Winter auswandern oder nicht. Die Beobachtungen stammen aus der Gegend von Smorgon. Tagebuchaufzeichnungen. 27 finden einer wellenartigen Bewegung hatte. Ununterbrochen klang ihr ziss und zitz-zürr. 4. Januar 191G. 10» vorm. ± 0. Im Nachbarort St. wimmelte es von Emberiza citrinella, es ist hier bei weitem der gemeinste Vogel. Ich schoß ein cT von Acanthis linaria L. wie auf dem Präsentierteller. Um die Wege besser zu bezeichnen und bei Schneeverwehungen kennt- lich zu machen, wurden ca. 2 m hohe Pfähle rechts und links gesetzt und, um Verwechslungen vorzubeugen, mit Tannengrün gekrönt. Oftmals waren aber die auf dem Felde stehenden Flachsgarben bequemer, und so saß das Vögelchen, berauscht von der Fülle des Samens, mitten im Flachsbüschel. Im Fichten- und Haselnußgebüsch sah ich 3 Parus major, 1 cf , 2 9 9 (cf intensiv gelb mit starkem schwarzen Brust- strich). 5. Januar 1916. QVa " vorm. + 0. Vor Ch. streichen einige Turdus pilaris schäckernd ab, an einem Tümpel tummelten sich ca. 10 kleine Sänger, leider konnte ich weder an Stimme noch Färbung dieselben er- kennen. Fast hätte man sie für Acrocephalus halten können. Vom Pferde konnte ich des Morastes wegen nur schlecht her- unter. Im Myssatal Nebelkrähen, die aufflogen, als mehrere Schwärme Krammetsvögel warnend die Luft durchschnitten. Heranpürschen mißglückte bei beiden Arten. 2 Schwärme Fringilla chloris (20 — 30 Stück) traf ich im Erlengestrüpp. Ferner sah ich einige Parus major. 6. Januar 1916. 10 » vorm. + 1 «. Wege und Acker sind grundlos, selbst ein Spazieren- gehen in nächster Umgebung des Gutshofes unmöglich. Ich schieße auf dem Hofe eine Anzahl Passer domesticus (Flügel zur Messung), ferner 1 Passer montanus und 3 Emb. citrinella. 7.-8. Januar 1916. Es taut weiter. Herausgehen wäre Selbstmord. 9. Januar 1916. 10 » vorm. — 3 «. Glatteis, deshalb zu Pferd mit H- Stollen ausgerüstet. Ich sehe ein Haselhuhn und mehrere Certhia familiaris. Unser Adjutant (alter Jäger) hat das Haselhuhn ebenfalls an der Stelle gesehen. Beobachtung also richtig. 28 Tagebuchaufzeichnungen. 10. Januar 1916. 9 " vorm. — 3^2 ". Starker Nordostwind. Ich reite über Ch. (1 Garrulus glandarius streicht aus einer Eiche ab) — Sl. — W. nach einem Moorbruch, wo Birk- wild sein soll. Reges Vogelleben. Ich schieße: 1 Regulus cristatus, 1 Parus cristatus, 1 Parus communis. Ich sehe im Mischwald verschiedene Picus major und minor, 6 Parus caudatus im Bruche, diverse Goldhähnchen, Baumläufer, Goldammern und große Flüge Krammetsvögel. 11. Janur 1916. 10 " vorm. — 1 ", Starker Schneesturm bei Westwind. Ein Dienstritt führt mich nach St. Ich höre ein Schnarren im Vogelbeerbaum und schieße einen Turdus viscivorus. 12. Januar 1916. — 5°. Unser Adjutant bringt aus dem Myssatal 3 Corvus cornix, 1 Anas boscas 9; 1 Pica caudata; gesehen hat er noch 2 Anas boscas cT u. 9 und diverse Eichelhäher. Die Vertretung eines Leutnants und der anschließende Urlaub meinerseits hindert weitere Beobachtungen bis März. Sonntag, 12. März 1916. 12 " nachts — 3 ". 12 '^ mittags — 2 "^ (leichte Schneedecke). Auf dem Gutshofe trieben sich am Vormittag Schwärme von 20 — 30 Stück Goldammern herum und mischten sich unter die zahlreichen Sperlinge. Die alten, schön gefärbten cTcj^ sind verhältnismäßig selten (der Farbton ist im Winter an und für sich schon matter), grauere und gelbere Phasen sind gut zu beobachten, die gelben überwiegen. Ich nehme an, daß sich unter ihnen die Zahl der jungen cf cf befindet. Für das Zahlen Verhältnis der cf cf zu den 9 9 habe ich noch keine Anhaltspunkte. Die unheimlichen Mengen von Gold- ammern nehmen mir aber mein Bedenken, eine Anzahl zu schießen, um auch gleichzeitig die Varietäten festzustellen. Nachmittags im Walde. Derselbe ist nur schwach be- lebt. Ich sah etwa 5 Parus communis Baldenst., einen schoß ich und mußte mich überzeugen, daß meine Patronen immer noch zu viel Schrot enthalten. Tagebuchaufzeichnungen. 29 Vom Fenster aus beobachte ich einen Parus major L. in der Nähe des Futterhauses. Montag, 13. März 1916. 12° nachts —2". 12° mittags + 1". Um 10 ° vorm. setze ich einen ausgestopften Kauz in den Garten vor dem Hause. 10 ° 25' vorm. finden sich unter starkem Geschimpfe etwa 12 Emb. citr. ein. Ich suche mir ein prächtiges altes c^ aus. Später schieße ich ein graueres 9 • Vereinzehe Parus major sind ständige Gäste unseres Gartens. Dienstag, 14. März 1916. 12 « nachts — 1 <>. 12 » mittags + 1°. 9 ° 30' vorm. nach Rittergut My. geritten. In den Park- anlagen trieben sich außer Haussperlingen und Goldammern etwa 20 Stück Pyrrhula pyrrhula Ij. herum. Lockton büt büt hörbar. 2 prachtvolle cf c^ konnte ich schießen. Corvus cornix fand sich rings um My. im Park, wie in den Allee- und Chausseebäumen. Im Myssatal war es sehr still. Ein Flug Fringilla cldoris L. (6 Stück) war das einzige, was ich sah. Ein cf ad. wurde geschossen. Eine kleine Waldparzelle mit dichtem Unterholz (Co- ryllis avellana) bildete einen Meisenherd. Ich traf dort an: Parus major, communis, cristatus und ^^coeruleus''^ . Leider konnte ich der knappen Zeit wegen keine Blaumeise erwischen, habe dieselben aber einwandfrei zweimal erkannt. Ein Parus cristatus fiel in meine Hand. Auf dem Rückweg hörte, dann sah ich eine Elster und Corvus cornix in Anzahl. Gemeldet wurde mir, daß unser Nachbardorf St. voll von Bomhycilla garrula ist. Geschossen wurden im Januar 3 Stück von einem Inf.-Off., der sie für Krammetsvögel hielt, ein cT ad. war nicht darunter. Donnerstag, 16. März 1916. 12 « nachts +0. 12 " mit- tags + 1». 9 0 30' vorm. nach dem Myssatal abgeritten. Leichter Niederschlag, der sich allmählich in strömenden Regen ver- wandelt. Wie gewöhnlich wimmelt das Myssatal von Corvus 30 Tagebucliaufzeiclinungen. cornix. Ich beobachte 4 Elstern, Haubenmeisen, höre eine Blaumeise, sehe Kohlmeisen und schieße 1 Acanthis spinus L. 9 • Ich sah 2 Pärchen, erkannte sie aber nicht als Erlenzeisige. Das ausgesetzte Käuzchen hatte keinen Erfolg. Sonnabend, 25. März 1916. In Erwartung des russischen Angriffs alles in Alarm- bereitschaft und fieberhafter Tätigkeit. Während dieser Zeit werden vom Adjutanten 2 Nebel- krähen hinter den Pferdeställen geschossen. Es werden die ersten Lerchen in einer Bttr. - Stellung etwa am 20. März beobachtet. Zahlreiche Gimpelpärchen sich jagend. Mehrere Schwärme Dohlen, bis 200 Stück, beobachtet von einem Regt.-Kommandeur und unserem Adjutanten. Temperatur schwankend von -}- 2 ° bis — 6 °. Sonntag, 26.Märzl916. 12 » nachts —3". 12 » mittags + 0. Herrlicher Sonnenschein. Lerchengesang erfüllt die Luft. 1 wird erlegt. Ich beobachte, daß die Lerche wenig hoch fliegt, fast kaum still in der Luft schwebt, sondern auch während des Singens vorwärtsfliegt und sehr lebhaft schmettert. Sie fällt rasch wieder ein. Man findet sie fast immer zu 3 bis 5 Stück zusammen. Ferner festgestellt: 1 Lanius excubitor!, 1 Turdus me- rula cf , mehrere Kleiber, Nonnenmeisen, Hauben- meise n , Elstern, 1 Rotkelilchen. Dienstag, 28. März 1916. 12 o nachts — V2 "• 12 » mit- tags -|- 3 °. Sonnenschein. 8** vorm. Der "Wald bei Sk. gleicht einem großen Vogelhause, Hunderte von Finken schlagen, ich erlege ein Pärchen, das (^ im prachtvollen Gefieder. Ferner erlege ich einen Bergfinken und einen Kleiber. Ich beobachte einen Zug Wildgänse, linke Seite des Winkels 7 und 19 die rechte. Ferner 1 Paar Holztauben und 1 Paar Ringeltauben (?), 1 gr. Buntspecht, 1 grasmückenartigen Vogel (?) , viele Lerchen, Nebel- krähen, 2 Kiebitze, diverse Kleiber, viele Reg. flavi- Tagebuchauf Zeichnungen. 31 capillus, Kohlmeisen, Nonnenmeisen, Gimpel. Ferner wurde beobachtet ein zweiter Zug \V i 1 d g ä n s e (9 Stück). Mittwoch, 29. März 1916. 12» nachts + 1 ". 12 " mit- tags -f-5". Trübe, kalt. Nach Mitteilung eines Kameraden sollen Fischreiher da sein. Gesehen : Stare, Buchfinken, Goldhähn- chen in großer Zahl. Donnerstag, 30. März 1916. 12 " nachts + 2^/-> ^ 12 » mittags -f- 8V2 **• Dunst, später Sonne. Gesehen : Mäusebussard, öEichelhäher, große Schwärme Nebelkrähen an gefallenen Pferden, Stare, Buchfinken, Columba palumbus , 1 Paar Rebhühner, 1 Zaunkönig. Gehört: Pirolruf, gewiß von Staren. Geschossen : 1 Eichelhäher, 1 Nebelkrähe. Die Goldammern finden sich nicht mehr in Schwärmen, sondern pärchenweise. Die Sperlinge bauen fleißig. 31. März bis 3. April. Temperatur schwankend zwischen + 0 nachts und -f- 12 ° in der Sonne. Der erste Storch stellt sich ein, Nistplatz noch unbe- kannt. Finken schlagen überall. Ich muß die Angaben bez. der Lebensweise der Lerche einschränken. Ich beobachtete des öfteren die Tiere hoch in den Lüften und fast stillstehend. Eine Nebelkrähe wird vom Adjutanten geschossen ; sie hat nur 10 Schwanzfedern, ist kleiner und schlanker und hat einen krummen Schnabel. Ich selbst habe das Tier nicht gesehen, erkenne aber an den Schwanzfedern die deutliche Schwäche gegen die früheren. 4. April 1916. Temperatur 12 " nachts. 12 » mittags. Unser Adjutant schießt 3Eichelhäher, ISchwarz- specht und 1 Star; beobachtet Zaunkönige und 2 Lanius excubiior. Ich selbst sehe einen AcantJiis caunabina (f und eine Motacilla alba (Geschlecht ?). 32 Tagebuchaufzeiclinungen. Allerlei aus dem April. Das Gesamtbild ist ungefähr das gleiche. Die Vögel paaren sich und bauen. Der Schwarzspecht — ich fand drei Höhlen — bevorzugt hier die Eschen. Eine Auf- nahme der Brutstätte erfolgt demnächst. Kreuzschnäbel sollen da sein, aber sind von mir noch nicht gesehen. Motacilla alba ist ebenfalls jetzt ver- treten. Ich sah am 28. April die erste Schwalbe (H. rustica). Eine Autofahrt nach 0. am 29. April ermöglichte es, große Siedelungen von Dohlen zu beobachten. Ich schätzte die Zahl der brütenden Vögel auf mindestens 1000 (Städtchen von 7000 Einwohnern). Die Dohlen nisten in den Schornsteinen der Häuser. Das Nest ist so tief angelegt, daß man mit einem Suppen- löffel, an einen Besenstiel gebunden, die Eier gerade noch er- langen kann. Ich brachte 7 Stück mit und schoß 6 D o h 1 e n und 3 Saatkrähen. Auffällig ist, daß sehr selten Nebel- und Saatkrähen sich mischen, hier bei Sk. und den umliegenden Ortschaften ist die Nebelkrähe allgemein. Sehr selten sah ich hier eine Saatkrähe. In Wilna wimmelte es von Saatkrähen. Sie nisten mitten in der Stadt auf den Bäumen. In 0. soll wie- derum die Nebelkrähe seltener sein. Diese Beobachtung haben auch andere gemacht. Der Star ist sehr stark vertreten und scheint überall zu nisten; ich treffe ihn im dichtesten Walde und in der Mitte der Behausungen. Er ist sehr wenig scheu. Einen Kuckuck hörte ich am 30. April einige Male rufen. Bisher wurde er allgemein vermißt, scheint also spät einzutreffen. Ein Pärchen Kolkraben nistet jetzt in unserem Walde. Temperaturen: 10. April. 12 ° mittags + 3» R 12 ^ nachts + 1/2 ° R- 20. „ 12" „ +80R. 12« „ +20R. 30. „ 12» „ 4- 140 E, 12" „ +90R. Druck vou Qebauer-Schwetschke Q. m. b. H., HaUe a. S, FALCO. Zwölfter Jahrffanj Nr. 3. Schlußnuminep i9i(>. Schriftleiter: O. Kleinsclimidt, Dederstedt, Bez. Halle a. d. S. — Kommis- sionsverlag: Gebauer-Scliwetschke Druckerei u. Verlag m.b.H., Halle a. d. S., tir. Märkerstr. lü. — Preis aller Veröffentlicliungen von Berajali u. Falco: jährlicli 9 Mark. Tagebucliauf zeichnuii gen von Dr. C. Schlüter. (Fortsetzung.) 26. Juli 1916. Bei meiner Rückkelir vom Urlaub finde ich meinen Stab in einem anderen Quartier vor. Man hat sich in einem Guts- hause eingenistet, das etwas abseits des auseinandergezogenen Dorfes liegt und sich auf dem ansteigenden Hange malerisch abhebt. Ringsum liegen kleinere "Waldstücke in verschiedensten Altersstufen. Blickt man nach Westen, so läßt sich ein Ver- gleich mit dem Thüringer Wald ziehen, vorausgesetzt, daß kein herumziehender Panje, sei es nun sichtbar oder riechbar, das Bild trübt. Wer einmal mit der Bevölkerung hier zu tun gehabt hat, kennt den typischen Geruch, den auch jeder russische Kriegsgefangene an sich hat. Der Adjutant erlegt 1 Columba palumbus juv. Schwingen und Schwanz werden aufgehoben, das andere wandert in den Stabsmagen. Haussperlinge sind im Dorfe nur ganz wenig vertreten; die Situation beherrscht der Baumsperling; dicht am Gutshause in einem Apfelbaum befinden sich 2 Nester mit stark bebrüteten Eiern. Außerdem fliegt die Mehl- schwalbe zahlreich, aber auch Rauchschwalben sind da. Ein Laubsängeipaar (Art?) belebt den Garten, desgleichen ein Paar Schwarzplättchen. 27. Juli. Ich schieße 1 Motacilla alba juv. 1 Saxicola rubetra. Die geringe Anzahl Haussperlinge im Dorf bestätigt mir der seit Monaten hier weilende Ortskommandant. 34 Tagebuchauf zeiclinuii gen. 28. Juli. 20 Minuten entfernt liegt ein Hoclimoor, von Kusseln umgeben. Ich. liöre Finken schlagen, beobachte 1 Buntspecht- Männchen. Sonst ist nichts zu sehen oder zu hören. Der Adjutant bringt heim: 1 Saxicola rubetra juv., 1 Emberiza citrinella. 29. Juli. Heute liegen auf der Strecke: 1 Coracias garrula juv., 1 Grarrulus glandarius. 6 Uhr abends beobachte ich auf einem Telej)hondraht etwa 50 Hirundo urbica, gegen 7 Uhr streicht ein Grünspecht- paar in den Wald ab. Nachmittags Gewitter und Regen. 30. Juli. 1 Seeadler soll geschossen sein. Im Oktober 1915 beob- achtete ich ein Exemplar mehrere Male nördlich Smorgon. Einige Turdus viscivorus- Pärchen treffe ich im Wald nördl. unseres Quartiers, vom Felde gehen etvv'a 100 Nebelkrähen auf. Ich kann keine andere Krähenart unter ihnen entdecken. Wetter trübe mit Niederschlägen. 31. Juli. Bei einem Dienstritt bekomme ich einen Kiebitz zu Ge- sicht, am Nachmittag beobachte ich im AVald bei G. (Gin- kowtschisna) einige Pärchen Turdus pilaris und einen Flug Haselhühner (5 Stück). 1. August. Der Wald von G. steckt voller Meisen (Kohl-, Hauben- und Sumpf meisen). Ich erlege: 1 Certhia f amiliaris ^). 1 Caprimulgus eurojpaeus juv. Es setzen starke Pegentage ein. 5. August. Ich finde ein Goldammernest mit 5 Jungen, etwa 8 Tage alt, am Eoden mitten im niedrigen Buschwerk auf einer Wiese. 1) Ein Jugendkleid, das neben einem französischen Jungvogel schon ebenso deuthch wie alte Vögel den Rassenunterschied zeigt. Der Herausgeber. Tag-ebuchaufzeichnuugou. 35 Im Garten tiinmieln sich Gartengrasmücken, Laubsüngor (Art?) lind Kolilmeison. Im Wald von G. zetert ein Zaun- könig, er liißt sclileclit herankommen. Audi hier treffe ich auf Hasehvikl und liöre balzälmliclie Töne (?). G. August. r2''rA.-|-ir^«ir. SüdUch von uns niurmelt die Oschmianka zwischen moorigen AViesen dahin; auf ihr tummelt sich ein Schoi junger, 4 Wochen alter Wildenten (5 Stück). Endlich einmal wieder treffe ich auf ein Paar Kolkraben. Durch mein Zeißglas er- kenne ich die deutlichen Zeichen der Mauser bei einem Bach- stelzenpaar (M. alba). Wegen vieler Arbeiten und Vertretungen bin ich einige Zeit an das Zimmer gebannt. 28. August. IS^m. + li»!}. Am Südauso-ang unseres Dorfes sammeln sich etwa 200 i-"»- f^ ^'" ''• Störche, da staunt sogar der sonst gleichgültig durch die Natur dösende Soldat. Es war zwischen 5 und 6 vormittags. Gegen Abend überfliegen unser Quartier etwa 20 Wildenten. 8 Uhr 30 werde ich gerufen. Laut schreit es in den Lüften. 40 — 50 Kraniche ziehen nach Südsüdwest^). 29. August. laom. -I- );]»n. Unser Adjutant will auf der Erühpirsch einen Uhu ge- ^'-^^"- + J'-" i- sehen haben! Er bringt als Beute mit: 4 Columba palumbus (Doppelschuß), 2 Garrulus giandarius (vollkommen in Mauser). Hähersuppe ist nicht übel. 3 1 . August. ] 2 » ra. + ]S " U. Im AValde bei G. sind Tannonhähcr aufgetroton. Einer ^ ■""•"'" '^-''^'• kommt zur Strecke, es ist die dicksclinäbelige Eorm. Die Beute beträgt also heute: 1 Nucifraga caryocatactes, 2 Pica caudata, 1 Turdus iliacus. Zum ersten Male beobachte ich, daß sich die Krammets- vöirel zusammenscharen. 1) Es wäre von Interesse, dio Zugrichtiing der Kraniclie und der Störche auf allen Frontgebieten zu verglelclien. Der Ileransccbcr. 36 Tagebuchaufzeiclmungen. i2»m + u»R. 1. September. Die ersten Goldammerscliwärme treten auf. laom.+iTOR. 3. September. Ich. erlege ein junges Sperberweibeben. laom. + iooR. 7. September. Die Tannenhäher sind noch da, heute sind gefallen: 3 Nucifraga caryocatactes, 1 Garrulus glandarius. i2»ra. + i3°R. 16. September. " '^^ "*" Hier im Ort sind keine Schwalben mehr. Beute: 1 Nucifraga caryocatactes, 1 Corvus cornix. 12° m. + 9" R. 18. September. i2»n. + 3»R. Noch immer ziehen Kraniche. Meine Leute erzählen mir fast täglich davon. 4 Uhr 35 nachm. beobachte ich, durch das Geschrei aufmerksam gemacht (es klingt wie pirr-pirr), einen Zug Kraniche. Sie kamen, im Winkel fliegend, von Nordosten an und lösten sich über unserem Dorfe auf. Laut rufend kreisten sie in der Luft. Bald sah ich 4 Nachzügler ankommen. Noch waren sie nicht heran, da ordnete sich die Schar zunächst in 3 Winkel, alsdann in einen; rechter Schenkel 16, linker 37. Die 4 Nachzügler waren noch nicht heran, der Abstand war noch deutlich zu sehen. Da lösten sich von der linken Seite 4 hintereinander fliegende Kraniche los und hängten sich der rechten Seite an. Nach etwa einer halben Minute trennten sie sich auch von dieser, mischten sich unter die 4 nachfolgenden und hängten sich nun der rechten Seite an. Alsbald entschwanden sie meinen Blicken. Wer in aller Welt möchte da leugnen, daß diese Tiere nicht einander helfen wollten. Ich gestehe es offen, daß ich mit großer Er- bauung in mein Zimmer zurückgingt). ^) Dieser schöne Trieb einer gewissen Kameradschaftliclikeit ist in der Natur niclit selten. Es zeigt sich am deutlichsten, wenn gesellig lebende Vögel, z. B. ein Flug Haustauben oder Meisen, sich vergeblich bemühen, eine angeschossene (geflügelte) Artgenossin mitzunehmen. Man braucht deshalb dem Vogel nicht „Überlegung" zuzuschreiben, aber man darf ihn auch nicht ganz als Maschine deuten. Der Herausgeber. Tagebuchaufzeiclmungen. 37 Sofort klingelte ich den Fesselballon an ; auch, der Beob- achter hatte diesen Flug genau betrachtet und konnte ein- wandfrei feststellen, daß die Kraniche in einer Höhe von 1100—1200 m nach Südwesten zogen. Der Ballon war 850 m hoch. Am 17. hatten meine Leute noch 2 Züge beobachtet, 12» m. + 8» r, den ersten 3 Uhr nachm., 17 Stück, den zweiten 8 Uhr abends, i2''^- + ö°^- etwa 50 Stück. 19. September, i2''m. -f icjj. 1 Nucifraga caryocatactes. i2''n. + 6»^ 20. September. 120111.+ ioor. Auf einer Fahrt nach Wilna treffe ich in Soly noch ^^°''• + ^"^^• Mehlschwalben an. 21. September. i^om. + HOR. Ich schieße einen Grünspecht, muß mich aber leider da- ^^^J^' + ^^k. von überzeugen, daß er noch in der Mauser ist. 23. September. i2 0m. + 8''r. In der Nacht zum ersten Male 2 Grad unter 0. i2''n. + i''R. 8 Turdus pilaris. 28. September. i2''m. + 5''R. Telephonisch wird mir von einem mir bekannten Arzte ^^"^-^t^^- mitgeteilt, daß er sowohl Numenius arcuatus wie phaeopus gesehen habe. Schnepfen wurden mir von verschiedenen Seiten gemeldet. 2. Oktober. 12" m. + 8» r. Auf der Strecke liegen: i2''n. + 3»R. 4 Garrulus glandarius. 8. Oktober. i2'>m. + n»R. Auf dem Gutshofe erlege ich von 3 Bachstelzen eine, ^'^'' "■+'''' i^- die sich durch ihre mir unbekannte hellgelbe Kopffärbung sofort als auffällig kenntlich machte. Aus einer Anzahl Kram- metsvögel behielt ich ein sehr dunkel gefärbtes Stück zurück. Der Schwärm bestand aus pilaris und viscivorus vermischt, wobei die erste Art erheblich überwog. 9. Oktober. i20m. ^-oor. Aus kleinen Fichtenwaldstücken bringe ich mit: i2''n. + G''R. 1 Parus major, 1 „ cristatus, 38 Tagebucliaufzeiclinungen. 1 Parus communis, 1 Emberiza citrinella, 3 Regulas flavicapillus. ]2»in. + io"H. 10. Oktober. ison. + TT.. y^^ derselben Stelle: 1 Parus communis, 1 ,, cristatus. Aus dem Gutsgarten fallen mir zu: 2 Parus coeruleus! 2 ,, major. ri^m. + Qon. 12. Oktober. i'2°n. + 6''K. Unser Adjutant schießt einen jungen Birkhahn dicht am Hause. Wegen Urlaub des Adjutanten bin ich 4 Wochen an das Zimmer gefesselt. Vor meinem Fenster tummeln sich in erster Morgenfrühe die Elstern und öden mich an. i2''m. + 8''K. 10. Kovember. i2»n. + 5°E. -j^Ij^ Kanonier hat in der Feuerstellung einen Buteo la- gopus mit dem Karabiner herabgeholt. Die erste Schwanzmeise wird mir telephonisch angekün- digt, sie hat dunkelchromgelbe Augenringe und weißen Kopf. Beitrag* zur AYifauiia Ton Ostpoleii. Von V^alther Bacmeister. Nach glücklicher Beendigung der Osterschlacht im La- borczatale im Frühjahr 1915 überschritt ich mit dem Truppen- verbande, dem ich damals angehörte, den Kamm der Ost- beskiden. Weithin dehnte sich von der Höhe des . . . passes dem entzückten Auge das galizische Land, reichgesegnet und, insbesondere in seinen bergigen Teilen, ausgezeichnet dui'cli hohe landschaftliche Schönheit. Ganz Galizien wurde von uns von Süd nach Nord durchquert. Unvergeßliche Zeiten! Przemysl und Lemberg wurden von uns und unseren Öster- reich - ungarischen Bundesgenossen zurückerobert. Wie be- nommen wanderten wir nach den vielen Monaten dürftigen Beitrag zur Avifauna von Ostpolen. 39 Lebens durch die von einer frohen, festlich gekleideten Men- schenmenge durchwogten Straßen Lembergs. Jubelnder Emp- fanir wurde uns bereitet. Nur zu kurz war der Aufenthalt in der prächtigen Stadt; immerhin reichte es zu einem genuß- reichen Besuch der herrlichen Sammlungen des Grafen Dzie- duszycki, in welchen — man muß das hervorheben — von den Russen nichts beschädigt war. Es bereitete mir großes Vergnügen, in die Frcmdenliste dos Museums unmittelbar unter die Namen der russischen Besucher den meinigen einzutragen. Tempora mutantur! AVoiter ging es und bald überschritten wir bei Belzec die galizisch-russische Grenze. Über meine Beobachtungen insbesondere f aunistischer Art in den Teilen Ostpolens, die wir in der Folge durchzogen, möchte ich hier berichten. Ich bitte, zu beachten, daß es Kriegs- beobachtungen waren, daß sie also auf umfassende und ein- gehende Durchforschung des Beobachtungsgebietes keinen An- spruch machen können. Sie wollen lediglich als ein Beitrag zur Avifauna von Ostpolen aufgefaßt werden, Beobachtungs- gebiet waren die Gouvernements Ljublin und Sjedlze, sowie ein kleiner Teil, der östliche, des Gouvernements Grodno, das nicht mehr zu Polen, sondern zu Altrußland rechnet. Auch zeitlich war in dem letztgenannten Gouvernement der Aufent- halt von kürzerer Dauer als in den beiden anderen. Leider ließen die kriegerischen Ereignisse es nicht zu, sich mit der Vogelwelt der Sumpfgebiete — bei Kobrin beginnen schon die Rokitnosümpfe — zu befassen. Am 15. 7. 1915 überschritt ich die Grenze von Galizien und Polen und betrat polnischen Boden im Gouvernement Ljublin. Der Weg führte — in groben Umrissen — über Tomaszow, Labunje, Zamosc, Krasnostaw, Cholm, Wlodawa, Koden (hier den Bug überschreitend, in dem uns ein köst- liches Bad erfrischte), Brest -Litowsk, Kobrin. Dann nach Westen sich zurückwendend wieder über Brest-Litowsk, Janow, Sjedlze, Bahnhof Broschkow (Dorf Kotun), wo wir am 20. 9. 15 eintrafen. Es liegen im nachfolgenden aufgeführte Orte im Gouvernement Ljublin: Werachanje, Labunje, Czesniki, Krasnostaw, AVojciechow, Mionczyn, Cycow, Kolaczo, Luta; 40 Beitrag zur Avifauua von Ostpolen. im Q-ouvernement Sjedlze: Dolhobrody, Szlavatytschy, Koden, Motykaly, Janow, Prac- zyn, Broschkow (Dorf Kotun); im Gouvernement Grodno: Chwjetkowiczy, Kobrin und Szuki. Aiiatidae. Am 25. und 26. 8. 15 wurden an dem Flüßclien Krze- wianka bei Luta je 2 Anas boscbas L. gesichtet. Ciconiidae. Ciconia ciconia L. kam vom ersten Tag des Über- scbreitens der galiziscb -polnischen Grenze (18. 7.) häufig zur Beobachtung, aber bei weitem nicht so häufig wie in Galizien, wo die Art überaus zahlreich ist. In Belzec, also gerade noch auf galizischem Boden, hatten wir uns einen jungen, völlig flüggen Storch gefangen, der die Unterkunft mit uns teilte und uns viel Vergnügen bereitete. Als wir nach einigen Tagen wieder weiter mußten, überließen wir ihn dem Quartierwii-t. Am 22. 8. zogen 5 Stück über Luta. In Dolhobrody waren im Ort zwei Haus- und zwei Baumnester. Phasianidae. Am 26. 8. wurde bei Luta ein Phasianus colchicus L. 9 von Dr. Monnard erlegt. In der Zeit vom 11.— 16. 9. wurden im Walde bei Janow mehrere gesichtet. — Ebenda- selbst mehrere Ketten Perdix perdix L., welche Art auch sonst nicht selten beobachtet wurde; so am 11. 8. in Wojciechow, am 18. 8. bei Cycow, am 28. 8. am Bug bei Koden, am 9. 9. auf dem Marsche von Motykaly nach Janow. — Coturnix coturnix L. dagegen nur zweimal gehört am 23. und 24. 7. bei Mionczyn und bei Labunie. Falcouidae. Auffallend, daß nur eine Art zur Beobachtung kam: Accipiter nisus L. Der Sperber wurde gesichtet: am 13. 8. ein 9 bei Wojciechow, am 27. 8. ein 9 bei Dolhobrody, je ein Stück am 8. 9. beim Gutshof von Szuki, am 14. 9. bei Janow und am 19. 9. bei Praczyn. Beitrag zur Avifauna von Ostpolcn. 41 Strigidae. Nur zwei Arten beobachtet: am 11. 8. fanden wir ein Stück von Asio flammeus Pont. (= Sumpf ohreule) mit aus- gebreiteten Flügeln über einer Stalltüre (Innenseite) in Woj- ciechow angenagelt. Der Vogel war eingetrocknet, Kopf, Flügel und einige Brustfedern nahm ich mit. Der Ort war von seinen Bewohnern vollständig verlassen. — Athene noc- tua Scop. hörte ich am 26. 8. Abends bei der Kirche in Dolhobrody rufen. Cuculidae. Am 18. 8. trieb sich ein Pärchen von Cuculus cano- rus L. bei Cycow herum. Am 29. 8. wurde ein vollständig erwachsenes Junges, das schon gewandt fliegen konnte, in den Trümmerstätten von Dolhobrody von Budytes flavus L. gefüttert. Fortwährend kreischend bettelte es seine Pflege- eltern um Futter an. Picidae. Dryocopus martius L. wurde nur einmal im Forchen- wald bei Kolacze am 22. 8. gesichtet. Im selben Walde wurde ein c? von Dendrocopus major L. von Dr. Monnard erlegt. Am 14. 8. rief ein Buntspecht bei Wojciechow jick jick jick jick. Ich nehme an, daß es die Rufe von D. major waren, bin aber nicht ganz sicher, da es auch von D. med ins L. her- rühren konnte, von welcher Art ich am gleichen Tag und Ort ein Stück von den Bäumen im Ort selbst herabschoß. — Picus viridis L. war die häufigste Spechtart im Beobach- tungsgebiet. Am 13. 8. ein Stück im Föhrenwalde bei Woj- ciechow, am 22. 8. eines auf dem Marsche von Kolacze nach Luta; am 24. 8. erlegte ich ein cf im Walde bei Luta, am 19. 9. wurde ein Stück bei Praczyn und am 21. 9. eines bei Broschkow gesichtet. Coraciidae. Coracias garrulus L. Dieser herrliche Vogel war mir von Galizien her eine vertraute Erscheinung. Am häufigsten sah ich ihn in lichten Eichenbeständen. Sein Flus: hat Ahn- lichkeit mit dem der Wildtauben ; er ist reißend schnell. So- fort nach Überschreiten der galizisch-russischen Grenze kamen im Walde zwischen Tomaszow und Werachanje am 18. 7. drei Blauraken zur Beobachtung. Eine derselben läßt nahe an sich 42 Beitrag zur Avifauna von Ostpolen. herankommen. Am 29. 7. sichtete Dr. Monnard sechs Stück im Walde bei Mionczyn. Auch im lichten Föhrenwalde be- obachtete ich die Art. Am 13. 8. sahen wir acht Stücke an der Straße Cycow- Swiercz , am 14. 8. zwei bei "VVojciechow. Am 22. 8. nahmen wir fünf Blauracken auf dem Marsche von Kolacze nach Luta wahr; Dr. Monnard am 26. 8. im Walde bei Kolacze etwa 20 Stück, von denen er eines erlegte. Es war ein ^f, dessen Magen prall voll mit Käferresten angefüllt war. Alles in allem ein sehr häufiger Vogel. Upupidae. Upupa epops L. ist durchaus nicht selten. In der näheren und weiteren Umgebung von Labunje beobachtete ich den Wiedehopf wiederholt Ausgangs Juli und Anfangs August. Am 22. 8. sichtete ich auf dem Marsche von Kolacze nach Luta beim Dorfe Szczesniki drei Stücke, am 28. 8. eines in der Nähe des Bug. Hirimdiiiidae. Hirundo rustica L. traf ich in nahezu allen Dörfern und Städten in erheblicher Anzahl an. Vielfach war die Nist- gelegenheit für die Schwalben durch den Krieg zerstört worden. Hatten doch, wie man erfuhr, die Kosaken eigene Kommandos zum Niederbrennen der von ihnen besetzten und dann unfrei- willig aufgegebenen Dörfer, die von Haus zu Haus zogen und mit Fackeln die Strohdächer in Brand setzten, worauf sich das Feuer binnen kurzem auf das ganze leicht gebaute Haus ausdehnte und von diesem außer dem Kamin nicht mehr viel übrig ließ. Vom 8. — 21. September begegnete ich ziehenden Eauchschwalben. Mehrfach begleiteten sie uns auf dem Marsche, wobei sie zwischen, ja unter den Pferden selbst durchflogen und auf die lästigen Blutsauger Jagd machten*). — Erheblich geringer war die Verbreitung von Delichon urbicaL. Erst am 22. 8. sah ich die ersten in Luta, wo sie zu Nest flogen. An meinem Quartier (Schulhaus) war eine große Anzahl von Nestern. Von dem ganzen Orte standen nur noch einige Häuser. Alle übrigen hatten die Russen vor ihrem kurz zuvor erfolgten *) Gewiß au eil auf die vom Boden aufgescheucliten Insekten. Der Herausgeber. Beitrag zur Avifauna vou Ostpolen. 43 Abzug niedergebrannt. Auffallenderweise ließen sie häufig wie wir beobacliteten, die Scliulhäusor stehen, wohl um die Höhe der von ihnen eingenommenen Kulturstufe anzudeuten. Am 28. 8. einige wenige in dem fast völlig niedergebrannten Szlawatytschy und — die letzten — am 31. 8. in Chwjet- kowiczy, wo sie noch Junge fütterton. Miiscicapidiie. Muscicapa grisola L. kam mehrfach zur Beobachtung. Am 22. und 23. 7. mehrere, darunter Junge im Park des Schlosses in Labunje ; am 23. und 24. 8. bei Luta, am 9. 9. in Motykaly. (Auch in Galizien am Janower See fand ich die Art brütend; an einer Lehmsteilwand dieses Sees war auch eine riesige Kolonie von Riparia riparia L.) Laniidac. Lanius minor L. Am 24. 7. trieben sich bei Labunje Alte und flügge Junge herum, am 27. 7. erlegte ich dortselbst ein Junges. Anscheinend nur spärliches Vorkommen. Ebenso von Lanius collurio L., von welcher Art ich im Walde bei Czesniki am 23. 7. ein Junges und dann noch zwei Alte wahrnahm. Corvitlae. Die Corviden waren, wie dies für das östliche Beob- achtungsgebiet vorauszusehen war, nach Zahl und Art sehr zahlreich vertreten. Corvus corax L. beobachtete ich nur einmal: am 24. 8. im Föhrenwald bei Luta. Er strich beim Näherkommen ab und ließ tiefe rauhe Kroh — Kroh — Kroh- Rufe hören. Corvus cornix L., Corvus frugilegus L. und Lycos monedula spermologus Vieill.(?) waren über das ganze Gebiet verbreitet; die letztgenannte Art der Zahl nach am wenigsten vertreten. Mehrfach fand ich alle drei Arten untereinander gemischt vor, ab und zu einige wenige Dohlen allein. Häuhg suchten die Krähen Nahrung auf ver- lassenen Biwakplätzen. Am 24. 8. ein großer Schwärm bei Luta, am 28. 8. eine ungeheure Schar von Saatkrähen bei Szlawatytschy, darunter einzelne Dohlen. In Kobrin hielten sich Dohlen ständig auf einer der Kirchen auf, offenbar war dort ihr Brutplatz. Am 8. 9, auf dem Marsche von Kobrin 44 Beitrag zur Avifauna von Ostpolen. nach Szuki eine große Anzahl von Schwärmen von Saatkrähen und Dohlen, beide ziemlich gleichmäßig der Zahl nach ver- teilt, darunter wenige Nebelkrähen, aber viele Stare. Abends in Szuki Schwärme von Saatkrähen und Dohlen von solch riesiger Ausdehnung, wie ich sie zuvor noch nie gesehen. Mehrere Tausend waren es. In Motykaly auf hohen Schwarz- und Silberpappeln Nester der Saatkrähe; auf einem Baume allein zählte ich über 23. "Weitere Nesterkolonien auf Pappeln in Janow. Die Bäume waren z. T. ganz abgestorben, andere, auf denen die Nester anscheinend weniger lange sich befanden, fingen an, krank zu werden und abzusterben. Auf zwei Bäumen, von denen fast nur noch der Hauptstamm vorhanden war, war noch außerdem je ein Storchnest. Photographische Auf- nahmen wurden davon gemacht. — Pica pica L. war eben- falls über das ganze Gebiet verbreitet und häufig, jedoch nicht so zahlreich wie in Galizien, wo ich mehrere sammelte. Auf- fallenderweise sah ich vom 26. 8. bis 8. 9. keine Elster — Garrulus glandarius L. war weniger häufig als die vorige Art. Am 27. 7. sah ich im Walde bei Labunje 7 — 10 Stücke, am 14. und 15. 9. je eines im Walde dortselbst und am 22. 9. bei Broschkow vier im Föhrenwalde. Sturnidae. Entsprechend der Jahreszeit hatte sich Sturnus vul- garis L. schon zu Schwärmen zusammengetan. Am 3. 8. fielen riesige Scharen, etwa zehn im ganzen in kurzen Zeit- räumen nacheinander in das Schilf südlich von Krasnostaw ein. Es waren viele Tausende. In aUen drei Gouvernements sah ich Schwärme. Vielfach hielten sie sich unter den Krähen- Schwärmen auf. Den letzten Flug sichtete ich am 20. 9. bei Broschkow. Fringillidae. Passer domesticus L. ist ziemlich gleichmäßig über das ganze Gebiet verteilt. In Masse war die Axt in Kras- nostaw vorhanden, auffallend wenig in dem fast ganz nieder- gebrannten Luta. Anscheinend verläßt der Haussperling die Dörfer, wenn sie durch den Krieg dem Erdboden gleich- gleichgemacht wurden. — Viel weniger häufig ist Passer montanus L. Ich beobachtete ihn in nur geringer Anzahl Beltraji: zur Avifauna von Ostpolen. 45 im Gouvernement Ljublin bei Tomaszow, Mionczyn, Woj- ciecliow und Luta, im Gouvernement Sjcdlze nur in Janow. — Noch spärlicher war Fringilla coelebs L. vertreten. Im Gouvernement Ljublin sah ich ihn nur im Park von Labunje; bei Krasnostaw einen Flug und mehrere im Walde bei "Woj- ciechow. Im Gouvernement Grodno sichtete ich nur bei Moty- kaly am 9. 9. ein Stück. Schon im Winter 1914/15 war mir in Westpolen im Gouvernement Warschau das völlige Fehlen des Buchfinken aufgefallen. In den Monaten Dezember 1914 bis März 1915 sah ich nur einen einzigen bei Jamno (Gegend von Lowicz) am 27.3.1915. — Chloris chloris L., Acan- this cannabina L, und Carduelis carduelis L. waren ziemlich häufig und annähernd gleichmäßig über das ganze Gebiet verbreitet, Acanthis der Zahl nach am stärksten, Chloris am schwächsten. — Emberiza calandra L. sah ich nur im Gouvernement Ljublin in geringer Zahl, E. citrin eil a L. da- gegen häufig im ganzen Gebiet. Motacillidae. Motacilla alba L. und Budytes flavus L. waren über das ganze Gebiet verbreitet; hinsichtlich Anzahl mögen beide sich die Wage halten. Alaudidae. Alauda arvensis L. und Galerida cristata L. traf ich überall an, beide ebenfalls etwa in gleicher Menge. Certhiidae. Certhia (spec. ?) beobachtete ich am 11. 8. bei Woj- ciechow im lichten Laubgehölz; am 23. 8. eines, am 24. 8. zwei Stücke im Föhrenwald bei Luta; am 9. 9. ein Stück bei Motykaly. Bei der Flüchtigkeit und geringen Größe des Vogels war leider die Art nicht festzustellen. Sittidae. Die erste Sitta (spec?) sichtete ich am 27. 7. im Walde bei Labunje. Es war ein Pärchen beieinander, am 29. 7. wieder zwei Stücke im Park von Labunje. Es gelang eines davon zu erlegen. Am 23. 8. erbeutete ich zwei im Föhrenwald bei 4G Beitrag zur Avifauna von Ostpolen. Luta und sali dort nocli weitere am 24. 8. Am 9. 9. trieben sicli mehrere, darunter ein liellbäucliiges Stück, bei Motykaly lieram, Paridae. Parus major L. und P. caoruleus L. waren im ganzen Gebiete anzutreffen, jedoch nicht zahheich. Die erstere Art ist häufiger als die letztere. — Parus cristatus L. traf ich nur wenige Male an. Am 23. und 24. 7. sah ich ziemlich viele im Walde bei Luta; am 29. 7. erlegte ich ein Stück im Gutspark von Labunje. Dann sichtote ich die Art erst am 21. 9. wieder im Föhrenniederwald beim Bahnhof Broschkow. Am 22. 9. erlegt Dr. Monnard daselbst ein (^. — Parus sali- carius subsp. ? Noch in Galizien, in Belzec, hart an der russisch-galizischen Grenze glückte es mir, den zierlichen Parus Salicarius zu erbeuten. Ich schoß die däh — -däh lockende Meise im lichten Föhrenwalde. Sie war wenig scheu. Es war zu erwarten, daß sie auch über der Grenze im östlichen Polen vorzufinden sein werde. Diese Erwartung wurde nicht ge- täuscht. Am 13, 8. verfolgte ich zwei Graumeisen im Walde bei Wojciechow. Bei ihrer Flüchtigkeit vermochte ich nicht festzustellen, ob Salicarius oder palustris. Dagegen lockten am 23. 8. zwei Stücke im Föhrenwald bei Luta mit den so kennzeichnenden däh — däh-Rufen, so daß ich sicher die Vögel als Weidenmeisen (P. Salicarius) ansprechen konnte. Wer die eigenartigen, heiser und rauh klingenden däh — däh-Rufe, manchmal in Verbindung mit dem sehr dünnen und feinen Vorschlag sizi oder spizi einmal gehört hat, vergißt sie nicht wieder. Am 24. 8. wieder im, AValde bei Luta mehrere Sali- carius gehört. Am 9. 9. huschte eine mattköpfige Meise bei Motykaly an einem erlenbestandenen sumpfigen Weiher dicht über dem Wasserspiegel durch das Ufergebüsch. Es war die richtif::e Erlkönigslandschaft und für den dortselbst beobach- teten Vogel paßte Kleinschmidts Bezeichnung „Erlkönigs- meise" vortrefflich. In anderen Gegenden habe ich dagegen unser Vögelchen in ganz anders gearteter Landschaft be- obachtet, so daß der Name „Erlkönigsmeise" nicht für die Art durchweg sich eignet. Auch mit „Weidenmeise" ist die matt- köpfige Graumeise nicht sehr glücklich bezeichnet, da sie durchaus nicht nur an Bächen mit Weidenbeständen vor- Beitrag zui" Avifauna von Ostpolen. 47 kommt. Am 13. und 15. 9. beobachtete ich zwei Graumeison im Garten des Quartiers in Janow. Es waren, wie die Er- legung eines der beiden Vogel bestätigte, glanzküplige Meisen, Parus palustris L. Am 21. 9. stellte ich mit Dr. Monnard im lichten Eöhren-Niederwalde beim Bahnhof Broschkow (Dorf Kotun) zwei Graumeisen nach. Es gelang Monnard, beide zu erlegen. Beide waren wieder Salicarius. Sylviidae. Sylvia atricapilla L. nahm ich nur zweimal wahr: am 13. 8. ein (j" im Walde bei Wojciechow und am 14. 8. zwei weitere daselbst. Am 13. S. hörte ich an derselben Stelle Pliylloscopus trochilus L. singen; am 24. 8. ließen sich mehrere im Föhrenwaldo bei Luta, am 21. 9. eines bei Brosch- kow hören. Ph. collybita Vieill. sang am 24. 8. im "Walde bei Luta. Es waren zwei c?cf. Von Regulus regulus L. sammelte ich am 20. 8. zwei Stücke bei Kolacze; ebendaselbst am 19. 8. eine Hippolais icterina Vieill. Am 16. 9. er- legte ich noch ein Stück dieser Art im Obstgarton in Janow. Auch Troglodytes troglodytes L. traf ich nur sehr ver- einzelt an : am 24. 8. bei Luta und am 9. 9. bei Motykaly. — Turdus merula L. kam ebenfalls nur zweimal zur Beob- achtung: am 22. 8. zwei Stücke im Föhrenwald bei Luta und am 24. 8. eines ebendaselbst. Es waren äußerst scheue Vös:eL Saxicola oenanthe L. bemerkte ich erstmals am 12. 8. bei Wojciechow; am 23. hielten sich sechs Stücke auf sandigem Felde, hernach noch zwei im Föhrenwalde bei Luta auf; sie waren scheu und es glückte weder am 23. noch am 24. 8 , wo ich sie wieder an derselben Stelle antraf, eines zu erlegen. Am 26. 8. sah ich nochmals ein Stück im dichten Föhren- waldo zwischen Luta und Kolacze. — Erithacus titys auct. konnte ich nur einmal wahrnehmen: am 18. 8. zeigte sich ein Stück auf einem Dache in Cycow. Mit dem 22. 9. 1915 schließen meine ornithologischen Aufzeichnungen in Ostpolen. Wir standen vor der Abbe- förderung. Über das „Wohin?" gingen die allerverschiedensten Gerüchte; die wildesten Vermutungen wurden laut. Die Heeresleitung allein wußte es. Wir vertrauten ihr, mochte es gehen, wohin es wollte. Harte Zeiten lagen hinter uns; 48 Nomenklatorisclies. sollten härtere kommen, so waren wir gut vorbereitet. Über Warschau und Budapest ging die Fahrt. Nach herrlichen Marschtagen durch das gastfreundliche Südungarn gelangten wir an die Donau. Jenseits des majestätischen Elusses lag Serbien. Jetzt wußten wirs: Dies war das Ziel! Nonienklatorisclies. Was ist Falco rusticolus L.? Hierzu Tafel I. Meine kurzen Bemerkungen über den Namen Falco rusti- colus sind unbeachtet geblieben. Lange nomenklatorische Aus- einandersetzungen sind langweilig und werden gar nicht ge- lesen. Vielleicht haben kurze Artikel mehr Glück. Falco rusticolus erhält erst 1761 eine nähere Beschrei- bung in der Fauna Suecica. Darin heißt es u. a. : „Subtus corpus album, adspersum maculis fuscis cordatis", also „unten der Leib weiß mit dunklen Herzflecken besprengt". Nach den üblichen Beschreibungen ist der Wanderfalke unten gebändert, der Jagdfalke gefleckt. In Schweden ist aber der Wander- falke heller als in Deutschland, daher oft wie der Jagdfalke „herzfleckig". Ich bitte den Leser, sich auf Grund der Tafel zunächst eine vorurteilsfreie Meinung zu bilden, ob die Angabe „maculis cordatis" = „mit Herzflecken" entscheidend sein kann. Die Tafel stellt ein altes Männchen des Jagdfalken aus Lappland (Koll. Kleinschmidt) und ein 9 ^^- junior des Wanderfalken (Koll. v. Erlanger = Berajah Tafel XXXUI, 1) von Schweden dar. Zugleich möge die Tafel die Frage klären, ob die Angabe „Hühnergröße" entscheidend ist. Der Leser urteile selbst, wieweit beide Angaben für beide Vögel passen. (Fortsetzung folgt.) Diese Nummer kann erst im nächsten Vierteljahr, also ver- spätet ausgegeben werden. Druck von Gebaiier-Schwetschke G. m. b. H., HaUe a. S. FALCO, 1916. Tai. Wanderfalk 9 Schweden. Gerfalk (^ Lappland. ^ ^'^'^' ^ K