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Nun \ Kae BT vv. > N N - E 8 st Ylren varedit d er nit Nun Air il Am PaRALA AA RARL) Alma u | WER an e au, m Dep PLER on - ug, Bart en a I DA ku | I I) | won “Arie Pina 0 24 N un #" mare AT ll UN I: ol Pl Anger b I I nr | A DO HEINE INTERN EI TVMAMAL ben NRZ N 4 Ist Il a Ei „nr nn % 4 BU N SHARE YE FRRERLENGUN ir van N j' "Ik E r a‘ Aray u: AI) au) 2 Ft . 2 vr. = = - ’. ns BALTRLLET nr6e& kyenaeae Y Eee Yrasye nam” Bun 5 EEHR, b_ nr y N) PrY I u is R BaRaE vs Deu Rh) PENTROR | | KEREEER ch sen ade | SUERER TITTM Sl RAR un EERITEIEN r My‘ a, ' N, it I Fr NN \n 4 a vi x 2 race 7 | x RU u LTT LE 4 ’ rw , bad any yv ar 4 ger | 5 NARR) Ay 4 ‚? na IB la SETS Sr 2ER N IK 2 AL) N a Am,- ER DI DR Dans 0,” sam 2ER ‚o ER UN ETRLRRNAES | ARMEE m RTL. x It N 3, NL 3 Res ar ih sarhii,dn sur we AU Sr wasrıe DIRS ABI LITT IH EN ttirgts u h 2 NE SEE RER ENT ne Post ar Rilt, AAN AR AN) 4,R LION BER f Vs, x E | v R »..S nisese nn., Al weg ing.“ » Go OEL EHER NG "Frungpeie Yneur aan. ken ln 5 kriabe “[, v. ”’.0y Zr [a 1 TR nd Kup: ar Ir. a BRENNT — a in A | | RE SE NE en: . SR, = FALO, I... Wnregelmäßig im Anschluß an das Werk ur „BERAJAH, Zoographia infinita” erscheinende Zeitschrift. V. Jahrgang, 1909 in 4 Heften. Herausgeber: 0. Kleinschmidt, Volkmaritz bei Dederstedt, Bez. Halle a. S. — I — = Kommissionsverlag @ebauer-Schwetsche, Druckerei u. Verlag m. b. H. Halle a. S., Gr. Märkerstr. 10. Inhalt des fünften Jahrgangs. Seite Wanderfalkenzug im Golf von Mexico. Von Dr. R. Thielemann . . 1 Falco peregrinus anatum und Florida coerulea. .. 2... 2.2... 3 Maße und Gewichte von Jagdfalkeneiern aus Island. Von B. Hantzsch 4 Aberration: von Erithacus Domestieus . . 2 2... wen 2 2 ...2.0% 5 Baselarwin- dubllaums 22: 2 So. sn a u. wine 6 Der Zug des Rosenstars, Passer roseus (L.) im Jahre 1908. Von Victor Ritter von Tschusi zu Schmidhoffen . .......: 8 Die Unterscheidung von Zug- und Standvögeln bei der Schwarz- BEHSeUN Durdası VEENUS) Re 0... ee een ee 12 Br insılla eoelebs: gengleri form.'novV. . ./ 22.0... 0 0 13 Fringilla montifringilla subcuneolata form. nov. . . » 2.2.2220. 14 Der Rormenkreis des. Adlerbussards . - ... 2.0... 2 seien 14 Ist die Löffelente (Anas elypeata) in Deutschland fast so gut wie BUSSESLOTDERNT, GEH Sue ee a Sie he ae Bean ef 14 Biehreien des, Deeadlers... Wr... 00. 2 a le er ehe 15 se Tinselinegetie We Ba A Be De 15 Matteilungen über Berajah und Falco . . . 2.2. cc. nn... 16 BR es far Sanızular. 4 0. - ala ae ee 16 Buneiiıneen über Bersjah,... . 4.2 a au 17 Ein weißer Jagdfalke als Gast auf der Insel Sylt. Von Willy Schlüter 17 Brrheribung- neuer Bormen: .- 0.000 end er rate re 19 Neue Brutplätze von Parus borealis in Ostpreußen. Von F. Tischler 22 Ein nachträglich aufgedeckter Schwindel Prazäks . .. 2.2... 23 Flückigers Sammelreisen in Algerien. IV. Die echten Haubenlerchen HersalserischemeSaharar a. are ass tee eete 24 Ein Protest gegen die Ringversuche und ein Protest gegen gewisse Hrerpsycholukengee u 00 6, ee a ea se 27 Literaturbesprechungen: Prof. Dr. A. Voigt, Exkursionsbuch zum Studium der Vogel- SIHEIMERM SI et Ca sn ee ah, ken ta ee 28 Vietor Ritter von Tschusi zu Schmidhoffen, Der Zug des Speppenkmkns, EO0SP.. . ..u..0 ee ee ee 29 F. Menzel, Die Vogelwelt von Helmstedt ..... 2.2... 30 Alwin Haagner, The South African Birds of Prey ..... 30 Dr. E. D. van Oort, Contributions to our Knowledge of the Ayiauna ob theiNetherlande; Sa N Fr Ne al G. von Burg, Katalog der Schweizerischen Vögel. VI. Liefe- runE.. Galamoberpnae, 109 ar sn ea a al Seite Hiesemann, Lösung der Vogelschutzfrage nach Freiherrn von Berlepsch, SEIT. A ul Per ee ee ee 32 Otto Hinsberg, Baumpflegekalender . . ...W 2... 2... 32 Werkäufliche ‚Bücher und Journale . . .ı 2. En zn me 32 Monophyletismus und Polyphyletismus ... 2... 2.2.2.2. 00. 33 Über einige Steinschmätzerformen. Von Dr. Ernst Hartert .... 3 Weitere Beiträge zum Vorkommen des Hausrotschwänzchens in Kram. ‘Von Dr. Janko. Ponebiek 2: 712 a Fu ma Er d Subspecies-Hetze von seiten der Kosmosleitung . ......... 42 Subspecies-Mache von seiten der Kosmosleitung ......2.... 43 Baubvogelzug'im Mansfelder Seekreis. . . . . u.a... 22.20: 44 Avifauna von Ingelheim a. Rhein. Von Carl Hilgertt ....... 46 Zur. Dannenheher-Monographie‘. ... nu eu. m. un. I 48 Avifauna von Ingelheim a. Rhein. Von Carl Hilgett ....... 49 Parus Salicarius im Lübeckischen Gebiet. Von Werner Hagen 53—55 Abbildungen. Tafel I: Weißer Jagdfalke, erlegt am 19. Januar 1909 auf Sylt zu 8.17 „10: Nisthöhle von. Parus 'Saliearius.. ... Rene. More :: (Von dieser Tafel wird ein verbesserter Neudruck ausgegeben, da die erste Auflage einen störenden Fleck zeigte.) Neu beschriebene Formen: Seite Fringilla coelebs gengleri. .... . U NE VER 13 Fringilla montifringilla subeuneolata ....:.... 14 Balco zudolti.. 2. Rn ee ee ee 19 StrEYSSharde. m. #108 2ulE ea ee ee 19 Turdus, pseudohodgsoni "1. „2 0. een ee: 20 Purdus Iispaniger. 1. ur.) 2) release 22 Saxicola leucurus riggenbachi (Hartert) . . ».. .... 36 Mit Falco wurde ausgegeben: Im Novemberheft: Zum Deutschen Vogelschutzbuch: Tafel I. Von Berajah wurden 1909 ausgegeben: Corvus Nucifraga Seite 1—6 August. Tafel I-VI. es „ VIHI-—-XVIlI Dezember. Erithacus Sialia Seite 1—2, an Tafel I n. Berichtigung: S.28 ließ „A.“ Voigt statt „J.“ Voigt. ee en FALCO. Fünfter Jahrgang. No0.1. April. 1909. Die geehrten Abonnenten werden in ihrem eigenen Interesse dringend gebeten, die laufenden Mitteilungen über Berajah nicht zu übersehen. Der Verlag. Der Herausgeber. Wanderfalkenzug im Golf von Mexiko. Das Gefühl einer rein persönlichen Beziehung zum Wander- falken verlässt mich nie, ohne deshalb ein unbewusster Überrest eines Totemismus zu sein. Aber der Wanderfalk war meine erste genaue Raubvogelbekanntschaft in den Thüringer Bergen, und solche Jugendliebe vergisst man nicht. Wenn mich im Ausland der Peregrinus mehr anzog, als alle anderen Raubvögel, so erklärt sich das wohl auch aus einer Empfindung des heimatlich Vertrauten in der Figur des Wander- falken, während das Auge so viele uns Europäern fremdartigen Raubvogelbilder erst schärfer erfassen und wieder und wieder kontrollieren muss. Der Wanderfalk begegnete mir auf einer Schiffsreise nach mexikanischen Häfen 4 mal: Am 6.X. 1908, !/, Tagesfahrt östlich von Vera Cruz, kam ein alter Wanderfalk mit sehr heller Brust vor Sonnenuntergang müde an Bord unseres grossen und sehr belebten Dampfers gestrichen und rastete eine Zeitlang in ca. °/, Mastenhöhe im Eisen- und Tauwerk der Masten, sich mühsam gegen den Wind behauptend. Ich beobachtete ihn lange in ca. 10 m Entfernung hoch oben vom Bootsdeck aus. Von den stets zu Tierquälereien neigenden Spaniern an Bord dann aus seinen Ruhesitzen verjagt, strich er matt und mühselig steigend nach dem Vorderschiff, um sich dem Wache tuenden Matrosen im Mastkorb dicht über den Kopf zu setzen. Der Mann erschrak furchtbar und versäumte den Vogel neben sich zu greifen. Der flog, nun wohl auch erschreckt, aufs Bootsdeck und strich plötzlich gleich nach Sonnenuntergang ‚schräg Falco, f EN R 2 Wanderfalkenzug im Golf von Mexiko. tief hinab nach der See, doch nicht weiter als ca. 100 m. In dem abendlichen Indigoblau der Wogen verschwand er, ohne sich wieder zu erheben, meinen Blicken und musste für mich als ertrunken gelten. (Land war weit entfernt und nirgends sichtbar, kleinere Vögel zeigten sich nicht während des ganzen Tages.) Ganz anders und in voller Kraft begegnete mir ein zweiter Wanderfalk unweit vom Meere am 11. X. 1908 über dem Flusse Pänuco bei Tampico. Er zeigte mir, was ich nie erwartet hätte selbst zu schauen: eine Reiherbeize! Der sehr dunkle Falke, der stärkste, den ich je gesehen, ein richtiger „Klotzkopf“, jagte in dem an Sumpf- und. Flussvögeln reichen Gebiet des Pänuco auf einen kleineren, weissen Reiher, Florida coerulea (L.), als ich gerade mit Schiffsoffizieren auf einem lustigen Jagdzug im Boot aus dem Hauptarm in die Lagunenland- schaft einbiegen wollte. Der Reiher liess sich aus der Höhe aufs Wasser fallen und harrte da mit nach oben gerichtetem Schnabel ängstlich des Falkenangriffs: ein wundervolles Bild! Der starke Falke stiess in leichtem Bogen, nicht allzu schnell, wohl Reiherschnabel und Wasser scheuend, mehrere Male auf den Reiher, der sich bei unserer Annäherung zeitweilig erhob, dann aber, ängstlich schreiend, in seiner Not immer wieder aufs Wasser flüchtete. Er wäre dem Falken jedoch in seiner sichtbaren Er- schöpfung schliesslich zum Opfer gefallen, wenn die Nähe unseres Bootes den Peregrinus nicht vertrieben hätte. Der Reiher, ein junges Weibchen, wurde, aus lilafarbenen Wasserblüten blendend weiss sich heraushebend, von uns erlegt. Zum dritten Male war’s ein junges, dunkles Wanderfalken- weibchen, das, relativ wenig von der Stelle meiner ersten Begegnung entfernt, genau 1 Tagesfahrt östlich von Vera Cruz im Meer- busen von Mexiko am 16. X. 1908 vor Sonnenuntergang sich müde auf dem Tauwerk zwischen den Masten des Dampfers niederliess. Nachdem der Falke sich hier etwas erholt, stiess er von Zeit zu Zeit tief hinab nach der See, wo nichts anderes als fliegende Fische aus dem Wasser aufstoben! Mit mir beobachteten die Schiffsoffiziere durchs Glas dies uns ganz unverständliche Beginnen — Vögel waren weit und breit nicht zu erspähen, lag doch auch das nächste Land 50 Seemeilen von uns entfernt! — So musste ich annehmen, dass lediglich die Flugbewegung der Fische von oben her dem Wanderfalken als Vogelflug er- Wanderfalkenzug im Golf von Mexiko. 3 schienen sei. (Wie täuschend vogelähnlich das zuweilen sich aus- nimmt, habe ich selbst oft erfahren.) Wir beobachteten eine ganze Zeitlang dieses Hinabschiessen des Falken nach der Gegend, wo Schwärme fliegender Fische auf- gehuscht waren, und schossen ihn dann, als er sich über dem Bootsdeck ausruhte. Er hatte im Magen einen halbverdauten, kleinen Vogel.!) Am Nachmittag darauf, also schon näher an Cuba, zog ein alter Wanderfalk mit sehr charakteristisch hellem Kopf — müh- sam gegen den Wind mit unserem Dampfer seinen Kurs, sass kurz auf dem Mastentakelwerk, strich ab und konnte trotz aller Flug- anstrengungen gegen den sich verstärkenden Wind das Schiff nicht wieder erreichen. Es war der Herbstzug des Falco peregrinus anatum von Norden her, in den ich glücklicherweise auf meiner Mexikofahrt hineingeraten war. Geradezu erstaunlich ist die Ausdauer der Falken im Flug bei widrigen Winden, weit, weitab von Land. Doch mögen auch einige bei diesen Zügen ermattet im Meere unbemerkt umkommen. Habana, 18. Oktober 1908. Dr. R. Thielemann. * * * Den am 16. Oktober erbeuteten Falken schenkte mir Herr Dr. Thielemann für meine Sammlung. Der Vogel stimmt genau mit Bälgen aus Grönland und Labrador überein. Diese alle sind oben viel dunkler (schwärzlicher) als unsere Wanderfalken, während der Scheitel auffallend hell gesäumt ist. Die Flügel messen 38 cm. Die hier von einem sicheren Beobachter fest- gestellte Ermüdung des fluggewandten Vogels wird begreiflich, wenn man das im Verhältnis zur Flügelfläche sehr bedeutende Körpergewicht des Wanderfalken in Betracht zieht und annimmt — was hier naheliegt —, dass er auf der Wanderung sehr weite Strecken in einem Zuge durchfliegt. Fast noch interessanter als der Falke ist der Reiher, Florida coerulea (L.). Diese Reiherart ist in der Jugend weiss, unter- scheidet sich aber von andern weissen Reiherarten, deren es dort !) Dieser Falke hatte anfänglich mit ausgebreiteten Flügeln vorn auf dem Stag des Stevens gesessen, mithin genau das Bild dargestellt, über welches ich in Falco No. 2, 1908, aus Japan berichtete. 1* 4 Masse und Gewichte von Jagdfalkeneiern aus Island. mehrere gibt, durch die möwenartig gezeichneten grauen Flügel- spitzen, Im Alter wird der Vogel blaugrau mit rotbraunem Kopf und Hals, eine der wunderbarsten Metamorphosen, die es in der Vogelwelt gibt. Es sollen zwar auch alte Vögel mit weissem Ge- fieder vorkommen. Das vorliegende Stück zeigt aber mehrere neue Federn, die sich dem dunkleren Alterskleide nähern. Das weisse Gefieder mag ja den Vogel mehr den Nachstellungen der Falken aussetzen und das Alterskleid ihn mehr den Blicken der Feinde entziehen, es ist aber bemerkenswert, dass die dunkle Farbe zuerst wie so oft in ähnlichen Fällen an versteckten Gefiederteilen auftritt und zwar an den Stellen, wo das Gefieder am meisten der Abnutzung ausgesetzt ist. Bei dem vorliegenden Stück wenigtens ist dies sehr deutlich. Füsse, Schnabel und nackte Haut vor dem Auge waren hellgraugrün, was auf jugendliches Alter deutet. Wenn wir einen Analogieschluss wagen wollten, könnten wir folgern, dass die weisse Phase, nicht die graue, auch beim nordischen Jagdfalken die primitive ist. Doch wäre ein solcher Schluss nicht zwingend. 0. Kl: Masse und Gewichte von Jagdfalkeneiern aus Island. 1) 58 %X45,1 mm (5,6 g), 5) 58,3 x 47,3 mm (5,8 g), 5BTAXA53 „ (5,7 9), 58 X472 „ (5,9 g), 572x453 „ (5,6 g), 58 A464 „ (be), 5BTIX461 „ (58 g), 572x481 „ (6,5 g). 51x49 .„ 58). 6) 60,8 X 48,5 mm (6,7 g), 2) 63,3 X 45,5 mm (5,85 g), 5HIXLS ,„ Be, 609X452 ,„ (5,1 g), 59 X479 „ (62 g), 602X459 „ (6 g), 589%X473 „ (6,0 g). 601x452 „ (5,758). 7) 61,1 X 45,2 mm (6,4 g), 3) 58 46,9 mm (6,7 g), co X468 „ (6,8 g), 572x464 ,„ (6,6 g), 592 XATL „ (68 g), 556X478 „ (6,1 g). 589x471 „ (6,9 g). 4) 61 X 47,5 mm (6,6 g), 8) 60,1 X 47,1 mm (62 g), 609 X 454 „ (6,1 g), 596XA4TT „ (6,9 g), 606x475 „ (68 g), 588X4T „ (6) 5OIXA62 „ (5,7 8). 83x47 ı, (CR. Aberration von Erithacus Domesticus. 5 9) 59,6 X 47,3 mm (6,3 g), 10) 61 X45,8 mm (5,6 g), 33,9x 41.6.5 ,0 (6,38), BO EAST, 582X4T8 „ (62 8), 58,9% 45,3 „ (5,9 g), DER AALEN (BR). 588x431 „ (5,4 g). 11) 62,6 x 48,8 mm (7,2 g), BESTATEE, 5 (72 g) UNE Be > a ER ar) or raraN. (leg) B. Hantzsch. Im Begleitbrief zu vorstehender Tabelle bedauert Herr Hantzsch, der sich wieder zu einer mehrjährigen Polarreise rüstet, aus Zeitmangel nicht noch nähere Mitteilungen zu den ein- zelnen Gelegen geben zu können. Es handelt sich bei allen elf Gelegen um Eier, deren Masse und Gewichte noch kaum veröffent- licht sein dürften. Soweit sie sich (zum Hauptteile) noch in seinem Besitz befinden, sind die Masse bestimmt nicht, bei denen, die durch seine Hände gingen, schwerlich anderweitig verwertet. Die in seinem isländischen Buche mitgeteilten Masse sind in vor- stehender Liste nicht mit aufgenommen. (Diese Mitteilung ist für Durchschnittsberechnungen von Wichtigkeit. Es kann sonst z. B. vorkommen, dass mehrere Autoren deshalb gleiche Resultate mitteilen, weil sie, ohne es zu wissen, ihre Messungen auf dieselben Objekte gründeten, wodurch die Übereinstimmung ihrer Aussagen natürlich wertlos, ja irreführend wird.) Herr Hantzsch hat die Eier alle von Originalsammlern aus Nordwest-Island erhalten, so dass er eine Verwechslung mit Eiern anderer Herkunft für völlig ausgeschlossen halten kann. Krause gibt für isländische Jagd- falkeneier als Maximum 59,9 X 45,1, als Minimum 53,1 x 45,8 mm an, als Gewicht 6,79 bis 5,2 g. 0. Kl. Aberration von Erithacus Domestieus. Herr Schlüter teilte mir unlängst mit, dass er vor kurzem einen deutschen Hausrotschwanz in Händen gehabt habe, der fast so schwarz war wie die auf Berajah Tafel I, Fig. 4 abgebildete Form (pleskei, Schalow). Sogar der Scheitel war ganz dunkel. Leider geriet das für mich reservierte Stück, ohne dass es Herr Schlüter rechtzeitig bemerkt hätte, unter die an Schulen verkauften 6 Zum Darwin-Jubiläum. Vögel. Derartige Fälle sind beachtenswert, da melanistische Vögel von Sardinien als besondere Art beschrieben wurden. 0.K Zum Darwin-Jubiläum. Die Wissenschaft kennt eigentlich keine Gedenktage, denn die sind nur für vergessliche Leute da, und dass der Name Darwins wegen der Zweideutigkeit des Wortes Darwinismus von der Wissen- schaft vergessen werde, ist vorerst nicht zu befürchten. Aber es ist heut gerade der 12. Februar. Einiges zu denken gibt er doch. Beim Lesen mehrerer Gedächtnisschriften hat es mich ge- wundert, wie besonnen und zurückhaltend allmählich selbst be- geisterte Freunde der Selektionslehre über diese urteilen. Nun soll mit einem Male Darwinismus wieder — Deszendenzlehre gesetzt werden, und das ist richtig, wenn man, dem Prioritätsgesetz folgend, mehr an Darwins Grossvater denkt. Es gibt ältere Grossväter. Beim Erscheinen dieser Zeitschrift habe ich ein scharfes Wort über Darwins Naturanschauung ausgesprochen. Wenn die Jubiläumsartikel der Anhänger Darwins fast über- einstimmend die Einseitigkeiten des engeren Darwinismus tadeln, dann wird hier umsomehr ein Wort darüber erlaubt sein. I. Die individuelle Varıation, auf die sich die Selektions- lehre aufbaut, besteht zum grössten Teil nicht in regellosen Aus- schlägen, sondern in regulären Pendelschwankungen. Dies haben umfassende mit minutiöser Sorgfalt ausgeführte Messungen zahlen- mässig festgelegt. Die Umbildung einer Form erfolgt meist nicht durch Bevorzugung einer Varietät, sondern durch Verschiebung des ganzen Varietätenkomplexes unter Beibehaltung der alten Schwankungsbreite, indem also z. B. Maximum und Minimum der Flügellänge beide um 1 mm hinaufrücken. II. Die geographische Variation, nicht die individuelle, muss die Grundlage einer ganz neu aufzubauenden Stammeslehre werden. Die Frage: „Wie entstanden neue Formen?“ liegt schon beinahe hinter uns, und wir beginnen zu fragen: „Wie entstanden Formenkreise?* (Siehe Harterts Theorie über die schwarzen Fliegen- schnäpper.) II. Der Darwinismus verleitete dazu, die engste Verwandt- schaft immer bei der grössten Ähnlichkeit zu suchen. Die a me mn Zum Darwin-Jubiläum. 7 Umbildungsfähigkeit der Organismen, wenigstens die frühere, wird vom Darwinismus viel zu gering angenommen. Ihre Metamorphosen sind so gross, dass wir, wie schon der geistvolle Bonnet lang vor beiden Darwins sagte, ein Pferd, eine Henne in ihrer früheren Gestalt kaum erkennen würden. Haben wir doch Mühe und Not, die Zusammengehörigkeit der geographischen Verwandten allmählich zu erkennen. IV. Oft hört man Gegner Darwins sagen, das Einzige, worin der Darwinismus recht habe, sei der Kampf ums Dasein. Mag sein, aber neben dem Kampf ums Dasein, neben dem Überleben des Passendsten gibt es auch im Tierleben einen Tod der Besten. Häckel hat irgendwo betont, dass er diesen als Tatsache konstatiert und dass ihn diese rätselvolle Tatsache in seiner ursprünglichen Lebensanschauung irre gemacht habe. Dies ist die beste Aner- erkennung, dass es so etwas wirklich gibt. Der Stärkste rettet nicht sein Leben, sondern er wagt den Kampf mit den Feinden und bahnt fallend eine Gasse. In die Lücke der Gefallenen strömt die Flut der wirklichen Entwicklung. Die Riesenhirsche, deren mächtige Geweihfragmente ich als Kind an den Rheinufern auflas, gingen vielleicht infolge ihres sicheren behaglichen Daseins zu- grunde. Der Strom ihres Stammes war ein stagnierender Teich geworden, an dessen Ufern es keinen Tod der Besten, keine Lücke zum Ausfüllen, zum Weiterfliessen mehr gab. Das Leben gleicht einer Armee, die dahin stürmt, wo die meisten Krieger fallen. Ein feiges Heldentum ist nicht das Grundprinzip für vorwärts- dringendes Leben. Die Umbildungsprozesse gehen bezw. gingen in der Richtung des stärksten Konsums. V. Es gilt als Darwins Werk, die Umbildungslehre — sie war lange vorher da — in die breiten Massen hineingeworfen zu haben. Ob die damit entfesselten Leidenschaften, die sich auf allen Seiten in die wissenschaftliche Arbeit einmischten, ein Vorteil gewesen sind? Die wahre Würdigung der Verdienste Darwins bringt viel- leicht erst die Zukunft, wenn man einsehen gelernt hat, dass Schöpfung und Neubildung nur zwei einander gar nicht aus- schliessende Betrachtungsweisen ganz derselben Vorgänge sind und wenn die Leute, die über Entwicklungslehre schreiben, merken, dass das Wort etwas ganz anderes bedeutet, als das, was sie damit meinen, Die ruhige englische Arbeit, den. sprühenden Geist des Fran- 8 Der Zug des Rosenstars, Pastor roseus (L.), im Jahre 1908. zosen in Ehren! Wir Deutschen ziehen vor jeder Leistung den Hut, aber ein gut Teil Geschichte der Wandlungslehre ist „made in Germany“ — im spöttischen sowohl wie im ernsten Sinne, denn nicht alles daran ist „gemacht“. Eine „Selektion“ muss hier zuletzt übrig lassen, was „naturwüchsig* ist. OÖ. Kl. Der Zug des Rosenstars, Pastor roseus (L.), im Jahre 1908. Von Victor Ritter von Tsehusi zu Schmidhoffen. Erst im vergangenen Jahre trat der Rosenstar in riesiger Zahl m Ungarn, im Hortobagy auch als Brutvogel, auf, und wir verdanken J. Schenck darüber eine ausserordentlich gründliche Arbeit, die in der ‚Aquila‘ (XIV. 1907, 8. 252—275) erschien und höchst wertvolles biologisches Material enthält, wie auch das weitere Vorkommen in Ungarn behandelt und die Gründe des Erscheinens des Vogels diskutiert. Diesmal war es Oberitalien und zwar die Provinz Venetien, welche diesen Nomaden in grosser Menge beherbergte. Aber auch Ungarn hatte gleichzeitig eine bedeutende, wenn auch geringere Invasion als die des Jahres 1907 zu verzeichnen. Mein verehrter Freund Conte E. Arrigoni degli Oddi hat in der ‚Avicula‘ (XII. 1908, Fasc. 125—126) ausführlich über das Auftreten des Vogels in Oberitalien berichtet. Seine Mitteilungen gebe ich gekürzt hier wieder. In den letzten Tagen des Mai und im Juni erschien der Rosen- star in der ganzen Region Venetien, besonders um Villafranca und Verona, wo eine Schar von gegen 2000 Exemplaren be- obachtet wurde. Bis Ende der ersten Juniwoche waren sie noch nicht zur Brut geschritten. Später erhielt Arrigoni Nachricht von Dal Nero, dass sich die Vögel zwischen Vileggio und Quaderni im Veronesischen in grosser Menge niedergelassen und zur Fortpflanzung schreiten. Gegen 70 Exemplare aus verschie- denen Teilen der Provinzen Venedig, Verona, Vicenza und Mantua kamen ihm zum Präparieren zu. Ausserdem bekam Arrigoni Mitteilungen über beobachtete und erlegte Stücke aus der Umgebung von Padua und Rodigino. Ein Freund Arrigonis sah am 24. VI. eine kleine Schar bei Der Zug des Rosenstars, Pastor roseus (L.), im Jahre 1908. 9 Sacilo (Udine) und jener selbst einen Flug von 7 Individuen bei Monghidoro in den Apenninen, in nördlicher Direktion ziehend. Grosse Züge irregulärer Wanderer entsenden stets kleinere Gesellschaften, die sich wohl meist infolge von Verfolgung noch zerteilen und in näheren und weiteren, oft sogar noch sehr weit vom Zentrum der Hauptmasse gelegenen Gegenden erscheinen. Ich gebe im nachstehenden die zu meiner Kenntnis gelangten Fälle: Herzegowina. Kustos O0. Reiser und Hauptmann Grossmann trafen am 27. und 28. V. in der Sutorina bei Castelnuovo etwa zehn Flüge, die eilends vom Meere kommend, dem Bache Sutorina folgend, ins Land zogen. Reiser schoss 3 ZZ und 1 9 (0. Reiser in litt. VE 08.) Kustos Dr. M. Hirtz in Agram bekam 1 Exemplar aus Siroki brijeg bei Mostar. [Hirtz in lıtt. 18. XII. 08.] Slavonien. Dem kroatischen Landes-Museum in Zagreb-Agram wurde 1 Exemplar von der Domäne Tompojevci bei Vukovar eingeliefert. [Dr. M. Hirtz in litt. 18. XII. 08.] Ungarn. Auch in diesem Jahre stellte sich der Rosenstar in grosser Menge —, wenn auch selbe nicht die gewaltige Zahl des Jahres 1907 erreichte — in Ungarn ein. Auch diesmal bildete das Hortobägy das Zentrum der Invasion, wo mehrere hundert Paare in den Ziegel- und Lehmziegelhaufen zum Brüten sich anschickten, jedoch durch die notwendig gewordene Verwendung und Wegfuhr derselben gestört wurden, während eine kleinere Kolonie von zirka 100 Paaren in der Nähe in einem Haufen ausgeschiedener Schlipper Brutgelegenheit fand. Die ersten Rosenstare zeigten sich am 3. und 4. V. in Beska (Kom. Szer&m) in Flügen von S—20 Stück. Der Hauptzug vollzog sich im letzten Drittel des Mai und im Anfang Juni, die letzten — 20 Stück — wurden am 15. Juli in Szekelyhid (Kom. Bihar) angetroffen. Der Abzug der im Hortobägy brütenden begann 10 Der Zug des Rosenstars, Pastor roseus (L.), im Jahre 1908. anfangs Juli und mit Ende des Monats waren alle verschwunden. Konstatiert wurde der Rosenstar einzeln, in Flügen und Scharen in den Komitaten Szerem, Torontäl, Udvarhely, Veszprim, Zips, Bäcs-Bodrog, Bihar, Pest, Zemplen, Arva, Szaboles, Pozsony, Häromszek, Beckes. In der ‚Aquila‘ 1908, 5. 320—323 findet sich eine sehr ein- gehende Schilderung des Auftretens der Rosenstare in Ungarn, der vorstehender Auszug entnommen ist, und auf welche ich bezüglich der näheren Details verweise. Das auch in diesem Jahre stattgefundene Auftreten der marokkanischen Heuschrecke in mehreren Teilen des Hortobagy in grösserer Menge fesselte den Rosenstar abermals an diese ihm reichlich Nahrung gewährende Lokalität und veranlasste ihn, wieder da zu nisten. Galizien. W.S. erlegte [wann?] in Hurko ein Exemplar aus zirka 9 Stücken. Die Vögel waren völlig vertraut. Wenige Tage später zeigten sich noch zwei Flüge, die alle nach N-Westen zogen. [Waidmh. 28, 1908. No. 16, 8. 324.] Mähren. In dem Jagdgebiete der Gemeinde Domeschau nächst Stern- berg wurde am 14. V. ein Exemplar erlegt, welches sich in Ge- sellschaft weiterer 5—6 Stück unter gewöhnlichen Staren befand. [K.: D. Jagdfr. VIII. 1908. No. 41, 8. 647.] Steiermark. Prof. Knoteck in Bruck a.M. erhielt vom Hörer N. Neuber ein am 3. IV. erlegtes jüngeres 0’, das derselbe aus einer Schar von zirka 12 Stück daselbst erlegt hattee Am 11. IV. kam Knoteck ein im Forstgarten geschossenes altes 7’ zu, das allein war. [Wild & Hund XIV, 1908. No. 27, S. 481.] Tirol. Prof. Aug. Bonomi erhielt am 1. VI. ein prächtiges c aus Arco. Zwischen dem 2. und 6. VI. wurden gegen 20 Stück bei Tenna (Valsugana) gesehen und auch bei Marco unweit Rovereto Der Zug des Rosenstars, Pastor roseus (L.), im Jahre 1908. 11 2 Flüge beobachtet. [A. Bonomi in litt. 11. VI. 08; Avicula, XII. 08. No. 123—124, 8. 48.] Vorarlberg. Ein X wurde am 5. Juni bei Höchst im Vorarlbergschen Rheintale geschossen. [A. Bau in litt. 25. VI. 1908.] Bayern, Der Sohn des Fasanmeisters der Kgl. Fasanerie in Hartmanns- hofen, K. Reindl, erlegte am 2. Juni ein Y'. [R. Hauck-Moosach: Wild & Hund XIV. 1908. No. 36, 8. 646.] Provinz Sachsen. Ende August erhielt das Museum für Natur- und Heimat- kunde in Magdeburg vom Gutsbesitzer Seehaus in Trüstedt bei Gardelegen ein Exemplar. [„K. Ribbeck“, Mitteil. Vogelw. VII. 1908. No. 18, S. 145.] Hannover. Den 10. August wurde bei Blumenthal ein Exemplar er- legt, das sich in Gesellschaft von Staren herumtrieb. [R. Coesfeld, Orn. Monatsber. XVI. 1908. No. 11, S. 181.] Schottland. Major A. Hughes-Onslow sah ein Exemplar den 2. Juli auf etwas sandigem Grunde bei Reay in Caithnes. [The Field, 11. VII. 08, S. 91; Brit. Birds I. 1908. No. 4, S. 139.] Dänemark. Aksel Tofte in Holbaek erhielt den 19. VI. einen Rosen- star zum Ausstopfen. [Dansk Orn. Foren-Tidsskr. II. 1908. No. EV,» 211.] Finnland. Mitte Juni wurde 1 Exemplar auf Jussarö (Gouv. Nyland) erlegt. [Tidskr. f. Jägare och Fiskare XVI, 1908. No. 4, 8. 104.] Über drei weitere Fälle berichtet Dr. K. M. Levander- Helsingfors in den ‚Orn. Monatsber.‘ XVII. 1909. No. 1, 8. 5—6: 17. VI. 5‘ auf dem Inselchen Segelskär (Finnisch. Meerbusen) 12 Die Unterscheidung von Zug- u. Standvögeln bei der Schwarzamsel. von Const. Linder erlegt und dem Universitäts-Museum in Helsing- fors gespendet. 2. X. im Kirchspiel Karttula (zirka 63 n. Br.) 1 Stück von einem Bauer geschossen. 16. X. im Kirchspiel Rovanıcmi (8.-Lappland) 1 Stück vom Forsttaxator O. Stenberg erlegt. Die Unterscheidung von Zug- und Standvögeln bei der Schwarzamsel (Turdus Vernus). Vor einiger Zeit sandte mir Herr Hilgert eine Anzahl rumä- nischer Amseln zur Ansicht mit der Bemerkung, dass dieselben auffallend von unsern Amseln verschieden seien. Die Männchen sind namentlich im ersten Jahre mehr licht blaugrauschwarz. Unsere Vögel erscheinen dagegen braunschwarz. Die Weibchen sind mit einer Ausnahme gleichfalls mehr grau mit schwacher Fleckung. Es fehlt ihnen die braune Brustbinde. Bei einer An- zahl von Vögeln wollen freilich die Unterschiede nicht stimmen. Eingehende Untersuchung ergab, dass diese letzteren höchst wahrscheinlich nordische Wanderer des echten Turdus Vernus merula sind, was sich namentlich an Grösse und Schnabelfärbung zeigt, ferner, dass die Rumänier dem kaukasischen Turdus Vernus aterrimus so nahe stehen, dass eine Abtrennung kaum möglich ist. Interessanter noch und praktisch wichtiger als die Unter- scheidung einer Subtilform dürfte in solchen Fällen die von Winter- gästen und Standvögeln von denselben Fundorten sein. Noch viel deutlicher und sicherer fand ich diese Unter- scheidung bei spanischen Amseln. Die spanischen Brut- bezw. Standvögel lassen sich auf Grund ihres ganz anderen, ausser- ordentlich stumpfen, kurzen Flügels leicht von den Amseln, die Spanien nur als nördliche Wintergäste besuchen, sondern. Die kurzflügeligen Vögel haben viel längere Schwänze als unsere Amseln, worin ich ein erdgeschichtlich altertümliches Merkmal erblicke. Die Flügelspitze wird statt von drei (III—V) von vier (II—VI) Schwingen gebildet wie meist bei den Nordafrikanern. Ich würde die Spanier neu benennen, wenn ich sicher wäre, ob sie von den atlantischen Formen verschieden sind. Das ist aber trotz vorhandenen Materials schwer zu sagen, weil es sowohl in Fringilla caelebs gengleri, form. nov. 13 Algerien wie in Spanien kurz- und langschwänzige Vögel neben- einander gibt. Vielleicht ist dies ein Altersunterschied. Das eine wird aber hier deutlich. So wichtig Schwingenverhältnisse als Artkennzeichen sein können (Circus), so wenig dürfen sie allgemein als Beweis gelten, dass zwei Vögel etwas total Verschiedenes sind. OR. Fringilla eaelebs gengleri, form. nov. ———- Von ©. Kleinschmidt. Herr Oberstabsarzt Dr. Gengler veröffentlichte unlängst in den Verhandlungen der ornithologischen Gesellschaft in Bayern eine interessante Studie über die bei unserm Buchfinken selten vor- kommende individuelle Varietät, bei der jederseits die drei äusseren Schwanzfedern eine weisse Zeichnung tragen, während die meisten Vögel nur an den zwei äussersten Schwanzfedern einen weissen Keilfleck besitzen. Man nannte jene Varietät schon vor alter Zeit den sechsspiegeligen Finken und schrieb ihr besondere Gesangs- tugenden zu. Ob man eine solche individuelle Varietät als var. oder aberr. nobilis benennen soll, wie es in ähnlichen Fällen die Käfer- und Schmetterlingssammler tun, darüber lässt sich streiten. Ich habe mir nun sowohl meine Finken, wie auch andere Vögel auf die Zeichnung der äusseren Schwanzfedern angesehen und dabei einiges Interessante gefunden. Beim Goldammer fand ich nur einen Sechsspiegler. Bei meinen Carduelis volgensis ist die Hälfte sechsspiegelig. Unter kontinentalen Edelfinken finde ich nur einige, dagegen finde ich bei englischen Buchfinken eine so überraschend hohe Prozentzahl sechsspiegeliger Vögel, dass ich die englischen Brutvögel, die mir längst von englischen Durchzugs- vögeln etwas verschieden vorkamen, wegen dieser Häufigkeit der var. nobilis abzutrennen wage. Nachprüfung an anderem Material erwünscht. Die Coll. Erlanger hat bereits insofern meinen Befund bestätigt, als von zwei englischen Stücken das eine mit intakten Schwanzfedern ein prächtiger Sechsspiegler ist. Typus in meiner Sammlung Z 22. VI. 69, Hampstead e. Mus. R. B. Sharpe, der innere Spiegel, wie meist auf beiden Seiten verschieden gross. 14 Fringilla montifr. subeuneolata. — Der Formenkreis d. Adlerbussards. Fringilla montifringilla subeuneolata form. nov. Von ©. Kleinschmidt. Die ostasiatischen Bergfinken trenne ich unter obigem Namen ab, da die Variationsreihe, welche die Färbung der äusseren Schwanz- feder ergibt, dunklere Allgemeinfärbung und schärfere Abgrenzung der im allgemeinen kleineren weissen Zeichnung ergibt. Der Unter- schied ist durch das Material dreier Sammlungen bestätigt. Ver- breitungsgrenze schwer feststellbar. Typus in meiner Sammlung von Japan (erhalten von Kobe). Der Formenkreis des Adlerbussards. Von ©. Kleinschmidt. Vorausgreifend will ich schon jetzt bemerken, dass die Englersche Sammlung von Kiautschou einen ganz tollen Irrtum in der Raubvogelkunde aufklärt. Die als Buteo hemilasius be- zeichneten Bussarde kommen mit befiedertem und nacktem Tarsus und in allen Zwischenstufen zwischen beiden Extremen vor. Sie sind die östliche Form des Adlerbussards. Dasselbe ist der Fall bei der Himalayaform. Was in Cat. o. Birds in the Brit. Mus. Vol. I. pl. VII, Fig. 2 als Archibuteo strophiatus abgebildet ist und was daselbst auf der prachtvollen Tafel VIII als adulter Buteo ferox abgebildet ist, sind lediglich individuelle Varietäten desselben Vogels. Buteo ferox wird im Alter weder hell noch dunkel, sondern kommt wie unser Bussard in hellen oder dunkeln Phasen, daneben mit schwach oder stark befiederten Fängen vor. Ich bitte die Fachgenossen um Nachricht, falls ihnen über diese Sache bereits vorhandene Literatur bekannt ist. Ist die Löffelente (Anas elypeata) in Deutschland fast so gut wie ausgestorben? Im Jahrbuch 1907 des internationalen Frauenbundes für Vogelschutz, p. 75 stellte W. Schuster neben anderen nicht ein- wandfreien Behauptungen den Satz auf: „Die Löffelente (Anas clypeata) ist in Deutschland fast so gut wie ausgestorben.“ Ist die Löffelente usw. — Flugbreite d. Seeadlers. — Über Misteldrosseln. 15 Ich bat daraufhin in der Deutschen Jägerzeitung (Neudamm) um Mitteilungen über das gegenwärtige Vorkommen dieses Vogels in Deutschland. In No. 38 (Jahrgang 1909), Seite 595—597 des- selben Blattes finden sich als Antwort zehn Berichte über Vor- kommen, Brüten und sogar Zunahme der Löffelente in Deutschland. Entweder war also W. Schuster nicht genügend orientiert, oder er verbindet auch hier mit einem Wort („aus- gestorben“) einen Begriff, den andere Menschen nicht damit ver- binden. Ö. Kl. Flugbreite des Seeadlers. In No. 3 der Ornithol. Monatsschrift 1909 wird auf Seite 169 ein Seeadler von 1,67 m Flügelspannung erwähnt. Wenn diese Zahl richtig ist, kann es sich nicht um einen Seeadler, sondern nur um einen Fischadler handeln. Nach einer handschriftlichen Tabelle von Kronprinz Rudolf, die ich aus dem Nachlass von A. E. Brehm erhielt, schwanken Donau-Seeadler zwischen 212!) und 240 cm. OÖ. Kl. Über Misteldrosseln. Zwischen den Brutgebieten von Turdus Arboreus visci- vorus und Turdus Arboreus bonapartei wohnen Misteldrosseln, deren kleinere Stücke irrig zu ersterer, deren grössere Stücke irrig zu letzterer Form gezogen werden. Insbesondere dürften Eiersammlungen viel falsch bestimmtes Material enthalten. So- eben von Herrn Härms erhaltene Stücke bestärken meine lang gehegte Vermutung, dass in West-Turkestan eine Form vorkommt, die den Algeriern in der Färbung ähnlich ist, aber längere Flügel und kleineren Schnabel hat. Ich messe 16,2 cm Flügellänge gegen 16,9 cm beim Himalayavogel und 15,8 beim deutschen Vogel. Ein Vogel von Moskau hat 16,1. Dies alles sind aber nur seit- her von mir gefundene Maxima. Wer besitzt männliche Brut- ‘) Dass dies das Minimum wäre, will ich natürlich nicht behaupten. Ich habe, wenn ich mich recht entsinne, kleinere Masse gefunden, aber Stücke von nur 167 cm kann es nicht geben. Im neuen Naumann ist übrigens Bd. V. S. 164 infolge offensichtigen Druckfehlers gar von einem Stück die Flugweite nur mit 75 cm angegeben. 16 Mitteilungen über Berajah und Faleo. — Angebot für Samnler. vögel aus West-Turkestan, und wer besitzt deutsche Vögel mit mehr als 15,3 cm Flügellänge? ORT Mitteilungen über Berajah und Falco an die Abonnenten. Über die Ausgabe der auf dies Jahr entfallenden Teile von Berajah kann ich noch keine bestimmten Angaben machen. Jeden- falls kommt neben der Fortsetzung begonnener Hefte als eine der nächsten Monographien die des Tannenhähers in Betracht. Auch die Monographie von Falco Peregrinus soll bald begonnen werden. Vielleicht wird aber eine gleichfalls in Vorbereitung be- findliche Nummer über andere Vögel (Ringeltauben usw.) voraus- genommen. Die Abonnements pro 1909 —= 8 Mark exkl. 1 Mark für Porto und Verpackung, also 9 Mark im ganzen, werden, soweit die Einzahlung nicht bereits erfolgt ist, an die Firma Gebauer- Schwetschke, D. u. V. m. b. H., Halle a. S., Gr. Märker- strasse 10 erbeten. Es ist Sache der Abonnenten, für rechtzeitige Pränumeration zu sorgen und sich andrerseits nach jedem Falco- heft zu vergewissern, ob sie die früheren Sendungen vollständig erhalten haben. Verzögerungen schädigen sämtliche Abonnenten. Nicht-Erledigung wird als Wunsch angesehen, dass der Betrag pro 1909 mit dem nächsten Falcoheft durch Nachnahme erhoben werden soll. Alle Beschwerden und Rückfragen erbitte ich vor- läufig direkt an meine Adresse. Falco wird 1909 ohne Umschlag ausgegeben. Seit der in Falco 1908, No. 3 auf der Rückseite veröffentlichten Liste sind erschienen ein Bogen Deutsches Vogel- schutzbuch und ein rotes Berajahheft. Eine Tafel liegt der heutigen Faleonummer nicht bei. OÖ. Kleinschmidt. Volkmaritz bei Dederstedt, Bez. Halle. Angebot für Samnler. Algerische Vogelbälge hat billig abzugeben E. Flückiger, Präparator, Interlaken (Schweiz). E int en mm un = an nm nt ar nennen an mn alla ln nr - un - ni .>(. n u ” ir u y 1 Per f . T h . 5 i , i r } - 2 | u 1 . P Da N . \ \i [1% * ' r Pr ‘ ” Al ! ‘ N ne E F r 2‘ nv Ä zu = Er . s . „ . u R er 7 “ 1 - 4 » g ® > ® = 4 Pe “ x = De eo — j 2 - $ a e> - x . ° r , .— -—. . a . Eu: - B DR „; a Ft . < Ba. Ze. x I >* N . , 5 Bz 2 . “ £ . en u z B D Fi un \ => RE = Fu IE ” “ ' Falco 1909. Weißer Jagdfalke, erlest am 19. Januar 1909 auf Sylt. "FALCO. Fünfter Jahrgang. ro) No. August. 1909. Mitteilungen über Berajah. Mit dieser Nummer gelangt der erste Teil der Monographie des Tannenhähers zur Ausgabe. Die weiteren Tafeln werden dem nächsten Hefte beigefügt, desgl. der Umschlag, da sich der Umfang des Heftes dann besser übersehen lässt. Dringend erwünscht ist mir Material über Variation des Nest- kleides, über die Variation der nordeuropäischen Vögel und über die Frage, wieweit sich alte, d.h. mehrjährige Vögel am Zuge der dünnschnäbligen sibirischen Form beteiligen. Ich fand — vielleicht zufällig — unter den Dünnschnäblern erst ein altes Stück. OKT Ein weisser Jagdfalke als Gast auf der Insel Sylt. Am 22. Januar d.J. erhielt ich von der Insel Sylt den dieser Falco-Nummer als Schwarzdrucktafel beigefügten grossen Gerfalken im vollständigen Alterskleid frisch im Fleisch! Ich war von der Schönheit des Vogels geradezu überrascht, denn viele Hunderte von Bälgen des grossen Gerfalken aus Island und besonders Grön- land sind im Laufe von einigen 20 Jahren durch meine Hände gegangen, aber abgesehen von zwei ganz weissen Vögeln, also solchen ohne jede Fleckung, sind mir nur wenige so schöne, aus- gefärbte Stücke zu Gesicht gekommen. Ich schrieb sofort an den glücklichen Schützen, Herrn Th. Otto, Leuchtfeuerwärter zu West- ellenbogen auf Sylt, bat um genaue Angabe der Umstände, unter denen der Jagdfalke erbeutet war, und erhielt die nachstehende ausführliche, wörtliche Antwort: „Antwortlich Ihres Schreibens vom 25. Januar kann ich Ihnen in betreff des übersandten Jagdfalken folgendes mitteilen: Am 17. Januar nachmittags um 3'/, Uhr beobachtete ich den Vogel über einer zirka 2 km von meiner Leuchtfeuerstation-in - östlicher Richtung befindlichen Dünenkette schwebend,, „es war Falco, 1.2 18 Ein weisser Jagdfalke als Gast auf der Insel Sylt. mir aber nicht möglich, auf Schuss heranzukommen. Am 18. nach stundenlangem Wandern habe ich aber den Vogel nicht wieder gesehen, bis ich am 19. morgens um 9'/, Uhr den Vogel wieder bei hellem Sonnenschein über derselben Dünenkette schweben sah. Offenbar witterte er Beute, und ich sah auch in einer ziemlichen Entfernung eine Schar Singvögel, konnte aber die Gattung nicht erkennen, worauf ich versuchte, so nahe wie möglich an diese Schar heranzukommen, um eventuell zum Schuss auf den Falken zu kommen. Derselbe muss aber mein Vorhaben gesehen haben, denn er strich schon auf eine grosse Entfernung wieder nach Westen ab. Die Vögel suchten noch immer auf einer mit Gras bewachsenen Niederung eifrig nach Futter, und ich suchte nun an einem Abhang der Düne mög- lichst Deckung zu erlangen, um auf das Wiedererscheinen des Falken zu warten. Es dauerte denn auch nur ungefähr eine halbe Stunde, bis der Falke zırka 30 m hoch ın der Luft wieder auf meinen Standort zuschwebte. Er stand dann einen Augenblick regungslos zum Stoss bereit über der Schar Vögel, und in diesem Moment erlegte ich ihn durch einen wohlgezielten Schrotschuss auf eine Entfernung von 45 Meter. Hoffentlich kann ich Sie durch diese Mitteilung befriedigen, und da der Vogel nur sehr selten in Deutschland erlegt wird, wäre es wohl ım Interesse der Wissenschaft erwünscht, wenn Sie dieses veröffentlichen wollten.“ Auf den ersten Blick sprach ich den Falken als Männchen an, was durch die Untersuchung auch seine Bestätigung fand. Die Gesamtlänge beträgt 51 cm, der Fittich ist 36 cm, der Schwanz 21 cm lang. Der Schnabel ist weisslich, die Spitze schwarzgrau. Die Füsse schön zitronengelb mit einem Stich ins Rötliche, Wachs- haut und Augenringe rein hellgelb, Iris dunkelbraun. Das ganze Gefieder ist rein weiss, nur einige Schmitzchen am Hinterkopf, kleine herzförmige Flecken auf Rücken, Bürzel und Flügeldeck- federn sowie die Spitzen der Schwingen sind schwärzlich braun- grau. Der Kropf war vollkommen leer, im Magen fand Herr Pastor Kleinschmidt, dem ich den Kadaver zuschickte, einen kleinen Käfer vor, der wohl als Rest von einem gefressenen insekten- fressenden Vogel bez. dessen mitgefressenen Magen herrühren dürfte Wie mir Herr Pastor Kleinschmidt mitteilte, beabsichtigt er den Käfer einem der ersten Coleopterologen zur genauen Be- Beschreibung neuer Formen. 19 stimmung einzuschicken, um festzustellen, ob es sich um einen Europäer handelt! Der Vogel wurde von mir käuflich erworben und als Balg präpariert, geht aber in den Besitz des Herrn Pastor Kleinschmidt über, in dessen hervorragender Sammlung dieser geradezu ideal schöne Vogel sicherlich zu weiteren Veröffentlichungen Anlass geben wird. Halle a. S., im Februar 1909. Willy Schlüter. Beschreibung neuer Formen. Von ©. Kleinschmidt. 1. Faleo rudolfi. Formenkreis Falco Peregrinus. Terra typica Nord-Japan. Sharpe war anfänglich geneigt, den japanischen Wanderfalken mit der westamerikanischen Form zu vereinigen, erklärte ihn aber dann für identisch mit der europäischen Form. Herr Dr. Thiele- mann brachte mir von seinen Reisen ein schönes altes Weibchen aus Nordjapan (4. Febr., Hakodadi) mit. Der Vogel ähnelt in der Zeichnung etwas dem im neuen Naumann von mir abgebildeten Gerfalkenmännchen. Was ihn von europäischen Vögeln trennt, ist vor allem sein robuster Wuchs, insbesondere der überaus kräftige Schnabel, neben dem alle Wanderfalkenschnäbel meiner Sammlung schwächlich und klein erscheinen. Ein junger Vogel aus der Kiautschoubucht in der Collectio Engler dagegen gleicht genau dem Japaner in Bezug auf die Stärke des Schnabels und des ganzen Wuchses, zeigt auch wie dieser einen weit dunkleren Typus als F. P. leucogenys. Die Übereinstimmung beider Ost- asiaten und das Fehlen ähnlicher Vögel in der Variationsbreite westlich paläarktischer Vögel ermutigt und berechtigt zur Ab- trennung der Nordjapaner auf Grund eines Stücks. 2. Strix saharae. Formenkreis Strix Athene. Terra typica Algerische Sahara. In Falco 1907 p. 66 No. 15 war obiger Name schon gedruckt. Er wurde bei der Korrektur wieder gestrichen, weil das Vor- handensein von nur zwei Stücken einerseits und die rote Abbildung der Strix numida (Levaillant) die Benennung bedenklich machten. Or 20 Beschreibung neuer Formen. Nun hat mir aber Herr Flückiger noch eine ganze Serie zugesandt, die er auf seiner ersten Reise bei Biskra und weiter südlich ge- sammelt hat. Das Flügelmaximum erhöht sich auf 16,3 cm. Sonst bleibt es bei der an der citierten Stelle gegebenen Charak- teristik. Typus von Moulaina. Verbreitung von Biskra südlich (vielleicht bis ins südliche Tunesien). Strix numida ist eine rote Phase der Mittel-Algerischen Form, wenn man eine genaue Deutung dieser Abbildung überhaupt wagen will. 3. Turdus pseudohodgsoni. Formenkreis Turdus Arboreus!), Terra typica Taschkent. Immer noch findet man die seltsamerweise im neuen Nau- mann?) als typisches Weibchen abgebildete asiatische Misteldrossel vielfach in Sammlungen als Turdus hodgsoni bezeichnet. Das ist ein doppelter Fehler. Erstens ist Turdus hodgsoni überhaupt keine Misteldrossel, die grosse Misteldrossel aus dem Himalaya heisst bonapartei (Cab... Zweitens gehören die Vögel vom west- lichen Turkestan nicht zu dieser Riesenform, sondern stehen zwischen ihr und unseren Europäern ebenso in der Mitte, wie die dortige Amsel zwischen Himalaya- und Europa-Form steht. In der Färbung ist der Turkestanvogel lichter als jene und dem Nordafrikaner ähnlich. Da gleichzeitig mit dem Erscheinen des vorigen Falco-Heftes auch Reichenow im Journal für Ornithologie (Heft II p. 235 und 236) auf diese Drosselform hinwies, so trage ich kein Be- denken mehr, dieselbe zu benennen. Von der ähnlich gefärbten Algerischen Form unterscheidet sich T. A. pseudohodgsoni durch bedeutendere Grösse. Auch ist die Oberseite oft viel grauer. Kollibay schickte mir schon vor Jahren ein von ihm zu deichleri gestelltes Exemplar dieser Drossel von Merw zur Ansicht. Als Typus nehme ich ein Männchen von Taschkent vom 2. März. Ein Weibchen mit Brutfleck vom Ilı (Kuldscha) wage ich nicht als ') Zu dem ich die Formen viscivorus, deichleri, bonapartei — auri- tus — cardis rechne. ®) Daselbst sind auf Seite 228 zwei Totallängen mit 27 und 12,2 cm (!), zwei Flugbreiten mit 64 und 19,9 cm (!) angegeben. Die unsinnigen kleinen Masse beziehen sich auf den abgebildeten Ferghana-Vogel und bedeuten natürlich irgend ein Zollmass. Der kleinste Vogel meiner Sammlung hatte 28,4 cm Totallänge und 45,2 cm Flugbreite. Beschreibung neuer Formen. 31 Typus zu nehmen, da es vielleicht der Himalaya-Form schon näher steht. Nach Westen hin findet sich auch wieder eine Zwischen- stufe, die den Übergang zu viscivorus vermittelt. Ich hatte kürz- lich in Ingelheim Gelegenheit, die Misteldrosseln der Coll. ©. von Erlanger durchzumessen und fand eine Serie von Balkan-W inter- vögeln auffallend gross. Sie stimmen mit einem Vogel meiner Sammlung von Moskau überein. Da mir schwedisches Material fehlt, benenne ich vorerst diese Form nicht, halte sie aber für wohl unterschieden. Das seither untersuchte Material ergibt folgende Flügel-Masse in cm: Algerien, Deutschland, Russland, West-Turkestan, Himalaya, deichleri (viscivorus) Balkan pseudohodgsoni bonapartei 15,4 15,8 16,0 16,2 16,9 bis 14,4 14,7 15,2 — = 16.2 wird schwerlich das Maximum von pseudohodesoni sein. y I 8 Ein Ei vom Issyk-kul gehört zu den grössten Misteldrossel- eiern meiner Sammlung. Es misst 32,8 X 22,3 mm. Dass die viscivorus-Gruppe in der ganzen paläarktischen Region vorkomnit, ist eine mindestens ungenaue Angabe des neuen Naumann. Im östlichen Asien hat der Formenkreis sehr abweichende Zwerglinien ausgesandt bezw. zurückgelassen. In der Coll. v. Erlanger befindet sich ein Gelege von 4 ent- zückenden kleinen Misteldrosseleiern von Sidemi (Amur) vom 7. Mai. Sie sind als Turdus pelios bezeichnet und messen 28,3 X 19,9, 27,2 X 20,0, 25,6 X 20,3, 25,5 X 20,1. Turdus pelios ist aber ein-Afrıkaner; gemeint ist Turdus hortulorum. Dieser kann aber nach seinem Habitus nur Eier legen, die dem Singdrosseltypus ähneln. Die Eier gehören also wohl Turdus cardıs (oder einer ihm nahestehenden Form) an, dessen Weibchen im abgeriebenen Kleide dem von Turdus hortulorum etwas ähnlich sieht. Ein Männchen von T. cardis in der Coll. v. Erlauger, das sich im Übergangs- kleide befindet, überzeugt mich vollends, dass T. cardis eine ver- düsterte Zwergausgabe von T. viscivorus ist, dass also T. auritus und T. cardis die nächsten Verwandten unserer Misteldrossel sind. So lange man sie nicht neben grossen Misteldrosseln in denselben Ländern brütend findet, liegt kein Zwang vor, sie als besondere Formenkreise aufzufassen. 59 Parus borealis in Ostpreussen. 4. Turdus hispaniae. Formenkreis Turdus Vernus, Terra typica: Malaga. Nachdem mir die stattliche Serie von Turdus merula cabrerae aus dem Tring Museum vorgelegen hat und diese kurzschwänzige dunkle Amsel sich als weit verschieden von meinen spanischen Vögeln erwies, benenne ich die spanische Schwarzamsel als neue Form unter Hinweis auf Seite 12 dieses Jahrgangs. Zur Unterscheidung von den sehr ähnlichen Nordafrikanern mögen folgende Masse dienen: Spanien: Alte Männchen 12,7, 12,3, 12,3, junges Männchen 11,9. Marokko: Männchen 13,0—12,5, Weibchen 12,5— 12,1. Algerien: Alte Männchen 12,9, 12,2, Weibchen 12,1. Tunesien (Coll. v. Erl.): 12,8 altes und 12,0 junges Männchen, letzteres nördlicher gesammelt. Die Algerier sind von Flückiger gesammelt, und zwar das kleine Männchen bei Kerrata (Küstengebiet), das grössere Männ- chen und das Weibchen bei Lambese (Mittelgebiet). Da Hauben- lerchen, Käuze und anscheinend auch Finken in beiden Gebieten verschieden sind, so wäre es möglich, dass auch die auffallend verschiedenen Amseln nicht individuelle, sondern geographische Verschiedenheiten darstellen. Wir haben also von der südlichen stumpfflügeligen und lang- schwänzigen Amsel in Spanien eine kleine, in Nordafrika eine etwas grössere Form (bezw. zwei mauritanicus und algirus). Viel- leicht stimmt algirus — eine Folge der früheren Landverbindung — nahezu mit den Spaniern überein. Jedenfalls wird genaueste Aus- arbeitung dieser Formen wertvolles Licht in die Kenntnis des Zusammenhangs von Erdgeschichte und Formenbildung bringen. Neue Brutplätze von Parus borealis in Ostpreussen. Von F. Tischler. In meinem Aufsatz über Parus Salicarius borealis (Falco 1907 p. 72—79) hatte ich alles zusammengestellt, was bisher über das Vorkommen dieser Art in Ostpreussen bekannt war. Im letzten Jahre ist es mir nun gelungen, die Art auch in den Kreisen Tilsit, Allenstein und Heilsberg zur Brutzeit festzustellen, und zwar konnte ich in den beiden zuerst genannten Kreisen vor kurzem ausge- Ein nachträglich aufgedeckter Schwindel Prazäks. »3 flogene Junge beobachten. Auch in Losgehnen (Kreis Friedland) hat mindestens ein Paar 1908 wieder genistet, und in Gallingen bei Bartenstein hörte ich ein pfeifendes Männchen am 26. April 1909. Die nordische Meise ist nunmehr für folgende ostpreussische Kreise bekannt: Tilsit, Insterburg, Oletzko, Allenstein, Rössel, Braunsberg, Heilsberg und Friedland. ‘Sie wird also vermutlich in der ganzen Provinz als vereinzelter Brutvogel vorkommen, be- sonders häufig habe ich sie allerdings nirgends angetroffen. Bezüglich der Nahrung sei hier noch im Ergänzung meiner früheren Mitteilungen nachgetragen, dass Parus borealis, allerdings wohl in geringerem Masse wie palustris, im Winter gelegentlich auch Sämereien verzehrt. Bisweilen habe ich die Meise auf den Futterplätzen der Fasanen angetroffen und öfters auch gesehen, wie sie auf dem Boden Fichtensamen aufsuchte. Im allgemeinen stimmt sie, ebenso wie in Aufenthalt und Betragen, auch bezüg- lich der Nahrung wohl mehr mit der Haubenmeise als mit der Nonnenmeise überein. Nachtrag. In den Monaten April und Mai 1909 habe ich die nordische Meise an drei weiteren Stellen im Kreise Heilsberg beobachtet und zwar stets im Nadelwalde. Ein nachträglich aufgedeckter Schwindel Prazaks. Es gibt Fälle, wo man an dem Grundsatz, die Toten im Grabe ruhen zu lassen, nicht festhalten kann. Unter Hinweis auf Falco 1905, p. 103 muss ich einen solchen Fall bekannt machen, In den Ornithol. Monatsberichten 1898, p. 35 habe ich 18 Sumpf- meisen, die mir PraZak als ostgalizische Vögel mit genauer Angabe galizischer Fundorte schenkte, besprochen. Inzwischen habe ich nun von Herrn Dr. Natorp sichere galizische Parus Salicarius erhalten, die, wenn auch nicht weit östlich gesammelt, doch meine Zweifel an den PraZäkschen Stücken vermehrten. Ich sandte einige von diesen an Herrn Härms, der meine Vermutung bestätigte. Die angeblichen Ostgalizier PraZäks sind von Herrn Härms in Livland gesammelt und an PraZäk gesandt worden, der die Fundorte veränderte, um die beginnenden Zweifel an die Existenz seiner ostgalizischen Sammlungen zu widerlegen. 24 Flückigers Sammelreisen in Algerien. Herr Härms erkannte die Vögel u. a. an der in denselben ent- haltenen Papierrolle sicher als seine Präparate. Auch abgesehen davon, dass PraZäks Bericht über seine ost- galizischen Sammlungen viele Seiten des Journals für Ornithologie füllt und dass viele seiner Notizen in den neuen Naumann über- gingen, wird diese Angelegenheit noch ein interessantes wissen- . schaftliches Nachspiel haben, auf das ich später zurückkomme. Es ist unter Fachleuten offenes Geheimnis, dass es mehr solcher Schwindler gibt, die das wissenschaftliche Arbeitsgebiet verseuchen. Möchten sie noch bei Lebzeiten abgefasst werden. OÖ. Kleinschmidt. Flückigers Sammelreisen in Algerien. IV. Die echten Haubenlerchen der algerischen Sahara. (Fortsetzung.) Die Thekla-Lerchen Flückigers habe ich in Falco 1907, p. 8 ff. einer genauen Einzelbesprechung unterzogen. Es handelt sich nun noch um die echten Haubenlerchen der Sammlung, den Formenkreis Alauda Galerita (Kl.), zu dem unsere deutsche cristata gehört. Beim Vergleich des vor- liegenden reichen Materiales (obschon viele abgegeben sind, sind noch 51 Stücke vorhanden) mit dem der Thekla-Lerchen, fällt sofort zweierlei in die Augen: 1. Während Flückiger A. Thekla nördlich vom Atlas häufig, südlich selten fand, ist es bei A. Galerita, obwohl diese der Kreis unserer nördlichen cristata ist, gerade um- gekehrt. Er fand nördlich von Biskra keine einzige, von Biskra bis Touggourt überaus viele. . Während die Thekla-Lerchen eine bunte Farbenskala bilden, sind die algerischen Galerita so eintönig, dass bei ihrer Aufzählung der geduldigste Leser zur Durchsicht der um- fangreichen Tabellen die Geduld verlieren würde. 1) Ich habe die Übersichtstabelle genau so wie bei den Thekla- Lerchen (Falco 1907, p. 13) schriftlich ausgearbeitet, bringe aber hier nur deren Resultate zum Abdruck. : (27) Flückigers Sammelreisen in Algerien. 95 I. Vor mir liegen in Glasröhren die zwanzig wichtigsten Sand- proben sauber nebeneinander. Da ist von Biskra derber heller Sand, etwa wie Rheinsand (westlich), feinerer staubiger, etwas rötlicher Sand, hellgelb lehmiger Boden. Dasselbe wiederholt sich bei den Proben von der Ebene Oumache, von Moulaina — ich nenne nur die Hauptfundorte, doch wird der grobe reine Sand hier seltener. Etwas südlich von Kef el Dor vom Chott ist feuchter, also salziger, rötlicher, feiner Sand da, von Ehlbert, Ourlana, kurz der Gegend von Touggourt mehr rein rötlicher Sand oder weisslicher Boden aus dem Sumpfgebiet. Der Hauptunterschied, der grell in die Augen springt, ist der der Touggourt-Gegend, also des äussersten Südens. Die Proben von Sidi Amram, Ehlbert, Touggourt, Metgerga (6 Kilometer südlich von Touggourt) zeigen viel reinere Farben, als alle weiter nördlich entnommenen Proben. Alle nördlichen Proben bis Biskra haben im Vergleich mit dem Touggourtboden eine leichte schmutzige Trübung, während dieser einen im Vergleich zu dem, was wir sandfarben nennen, reinen, weisslichen oder rosigen Ton besitzt. Die Sandproben sind immer nur an der Stelle genommen, wo ein oder mehrere Vögel erlegt wurden. ll. Die somit zu jeder einzelnen Sandprobe gehörigen Vögel ergeben folgende, z. T. recht überraschende Resultate: 1. Sie stimmen nicht genau mit dem Sand überein, sondern sind sämtlich mehr wie deutscher Sandboden gefärbt, d. h. bräunlicher. 2. Die zu dem echten Wüstensand genau passende Farbe tragen sie versteckt unter den Flügeln an dessen Unterseite. 3. Im einzelnen entsprechen die kleinen Schwankungen (etwas grauere, weisslichere, rötlichere Grundfarbe, schärfere oder verschwommene Fleckung) nicht denen des jeweiligen Sandbodens. 4. Die grössten Vögel von Biskra messen 11,4 cm (Flügel). Der grösste Vogel von Touggourt (Metgerga) 11,8 cm. 5a. Der hellste Vogel von Touggourt ist einen Stich heller als der hellste von Biskra. b. Der dunkelste Vogel von Touggourt ist einen Stich heller als der dunkelste von Biskra, was besonders an der Brust- fleckung auffällt. (28) 26 Flückigers Sammelreisen in Algerien. Der Unterschied ist winzig und viel geringer als z. B. die individuelle Schwankung der Touggourtvögel. Also der einzelne Vogel entspricht nicht seiner Sand- probe, aber die Gesamtheit der Touggourtvögel scheint den Gesamtcharakter des Touggourtbodens, die reinere lichtere Farbe widerzuspiegeln. 6. Im allgemeinen sind die Weibchen oft dunkler als die Männchen. Es sind mehrere gepaarte Paare da. Deren Männchen haben um 13, 10, 8, 6, 5 mm längeren Flügel als ihre Weibchen. Dieser Geschlechtsunterschied ist stets berücksichtigt. Ebenso sind junge und alte Vögel einem verschiedenen Grade der Gefiederausbleichung unterworfen. 7. Dies alles erwägend, möchte ich den Metgerga- (Touggourt-) Vogel mit Erlangers Form reichenowi aus Süd-Tunis vereinigen. Andrerseits kann man ihn kaum von den nördlicheren Vögeln — arenicola (Tristr. fide Hartert) trennen. Nur möchte ich beide, arenicola und reichenowi, noch nicht zusammenwerfen. Erlangers Karte bleibt daher vorerst bestehen, mit nur geringer Grenzverschiebung nach Süden und einer Trennung seines Gebietes II ın Ha Algerien und IIb Tunesien. Falls mal jemand die Dummheit macht, um ein paar Hauben- lerchen sein Leben zu riskieren und weiter südlich vorzudringen, wird man sagen können, ob die Karte so bleibt, oder ob das gelbe Gebiet in Algerien bis Biskra nordwärts hinaufgeschoben werden muss. Dann wäre arenicola — reichenowi, bei Biskra bis- weilen durch nördlichen Zuzug etwas verdunkelt.e Hartert gibt arenicola als kurzflügelig und kurzschnäbelig an. Beides trifft nicht zu. Ich möchte eher annehmen, dass die Haubenlerchen in Süd- algerien am grössten und am hellsten sind und nach den feuchteren östlichen und westlichen Küstengebieten hin dunkler und kleiner werden. Vielleicht freilich liegen die grossen Masse nur an dem grossartig reichhaltigen Material Flückigers, der als vorzüglicher Jäger viel alte Männchen erbeutetee Wie stimmen nun die bei A. Galerita gefundenen Resultate zu denen von A. Thekla? Ganz gut, denn dem Sande fehlt der färbende Staub, der die Kerrata-Thekla rot oder gelb färbt. Was den Sand hell färbte, d. h. entfärbte, entfärbte auch die Lerche. Oder waren Sand und Lerche ursprünglich hellfarbig? Stellen sie nicht schon in Urzeiten 29) Der Protest gegen die Ringversuche usw. 97 Gewordenes dar? Bei uns in Deutschland sind meist die älteren Bodenschichten hell gelblich und rötlich, die neuen grau oder schwärzlich. Hier müsste die Geologie uns weiter beraten. — Auf einer Tertiär-Kartenskizze von F. Kossmat finde ich den Nordrand von Nordafrika mit Spanien zusammenhängend und von der Sahara durch ein Meer getrennt, das den at- lantischen Ozean mit der östlichen Hälfte des Mittelmeeres ver- bindet. Sollten die Chotts die letzten Reste dieses einst nord- und südalgerische Formen trennenden Meeres sein? Sollten Farbenunterschiede so weit zurückreichen ? Diese Frage ist jetzt hier nicht zu beantworten, aber sie wird nicht unbeantwortet bleiben. O0. KE Der Protest gegen die Ringversuche und ein Protest gegen gewisse Tierpsychologen. Die Ringversuche erfreuen sich wachsenden Erfolgs. Die Ungarische Ornithologische Zentrale hat auch damit begonnen. Die Vogelwarte Rossitten veröffentlichte soeben ihren Jahres- bericht. Die beigegebenen Karten über die durch Ringversuche klargestellten Zuggebiete lassen nunmehr erst voll den Wert dieses Experimentes erkennen, und das gelungene Experiment ist ja immer erst der krönende Schlussstein exakt naturwissenschaftlicher Methode. Aus dem Leserkreis meiner Zeitschrift ging mir seither nur eine Äusserung gegen die Ringversuche zu. Man kann ja über alles geteilter Meinung sein und seine Meinung offen aus- sprechen. Man kann auch die Ringversuche vielleicht noch ver- bessern, ferner etwa unauslöschbare Stempel wie bei Brieftauben auf die Innenfahne von Schwungfedern drucken. Das alles steht jederzeit zur Diskussion, auch hier. Protestieren muss man nur gegen die Art wie der Kosmos-Redakteur Dr. Floericke gegen die Thienemannschen Versuche Lärm zu schlagen versucht, denn da gehen nicht die Gründe dem Protest, sondern der Protest geht den Gründen voraus. Nachdem die Gründe widerlegt waren, appelliert Floericke ans Gefühl tierfreundlicher Seelen. Kommt mir da ein Blatt in die Hand, worin den Ringversuchen die üb- liche Floerickesche Verdammung zu teil wird. In derselben Nummer des betreffenden Blattes berichtet jemand von einem (80) 28 Literaturbesprechungen. „Katzenehepaar“. „Sie“ wurde vergiftet, der treue Kater siechte vor Seelenschmerz dahin und liess sich von einem Zug über- fahren — Beweis für das Seelenleben der Tiere! — Nein, Gift hatten beide genascht; bei dem kräftigeren Kater hat es lang- samer gewirkt und, da sich keine barmherzige Schrotpatrone seiner erbarmte, musste er leiden, bis er sich auf einem Jagdzug über den Bahndamm verpasste. Mit dieser Art Schriftstellerei ver- bündet sich also der Kosmosleiter, um wissenschaftliche Versuche zu erschweren; sie passt zu solcher Methode. Mich erinnert dies Stückchen an ein ebenso schönes. Eine Dame berichtete in einer vielgenannten Zeitung gerührt, dass sie an einem Teich gesehen habe, wie eine Kröte eine andere etwas kleinere auf dem Rücken trug, weil diese sich das „Beinchen* jedenfalls verletzt hatte (Laichschnüre) und nicht allein schwimmen konnte. — Ach das unschuldige Fräulein! — Solche Art von Tier- psychologie soll demnächst en gros „gemacht“ werden und hält bereits in unsere Zeitschriften ihren Einzug — in meine nicht! 0. Bl: Literaturbesprechungen. Prof. Dr. J. Voigt. Exkursionsbuch zum Studium der Vogelstimmen. Fünfte vermehrte und verbesserte Auflage. Quelle & Meyer, Leipzig, ohne Jahreszahl (1909). 326 Seiten. Die neuen Bestandteile sind meist empirisch-realistisch, d. h. es werden die eigenen Beobachtungen des Verfassers erwähnt, was den Wert des Werkchens in den Augen des mit den Vogel- stimmen vertrauten Fachmannes noch mehr erhöht. Über die Baumläufer und Sumpfmeisen ist Verfasser leider ganz im Unklaren. Die Artikel von Tischler und anderen über letztere ın Falco hat er übersehen. Dass die Weidenmeise „nur zweisilbig zetern“ soll, ist ‘ein Missverständnis, ebenso, dass man zwischen der Stimme der Unterarten einen Unterschied finden wolle. Bei den Baumläufern gibt Verfasser den weitverbreiteten Irrtum wieder, die Herausbildung beider „Subspezies“ sei noch nicht abgeschlossen. Nach ihrer Verbreitung zu urteilen, geht der Unterschied der zwei Baumläufer, die nicht Subspezies sind, mindestens in frühglaciale Epochen, wahrscheinlicher ins Tertiär zurück. Will man hier wie Literaturbesprechungen. 29 Voigt urteilen, so müsste man analog den Fehlschluss ziehen, Weiden- und Fitislaubvogel seien Subspezies und ihre Herausbildung noch im Gange, da man von einem Individuum aus- nahmsweise beider Gesang hören kann. Der Teichrohrsänger wird, wenn er besser singt, gewiss oft beim blossen Hören mit dem Getreidevogel (der leider den irreführenden Namen Sumpfrohr- sänger führt) verwechselt. Dem Verwechseln der Bälge habe ich wohl ein Ende gemacht. Über die völlige Selbständigkeit beider Vögel gibt es auch, abgesehen von dem Stimmenunterschied, keinen Zweifel. Der Nachtigallrohrsänger müsste in der nächsten Auflage wenigstens in einer Fussnote erwähnt werden. Den schönen Frühlingsruf der Rabenkrähe finde ich nicht deutlich erwähnt. All das lehrt aber, wie wichtig die Anregung des Buches ist, auch alltägliche Stimmbeobachtungen schriftlich zu fixieren. Meine Ausstellungen, die ja nur einzelne Stellen betreffen, werden ge- wiss um so mehr zur Lektüre der neuen Auflage anregen, die auch dem Eingeweihten viel Interessantes bietet. Vietor Ritter von Tschusi zu Schmidhoffen. Der Zug des Steppenhuhns, Syrrhaptes paradoxus (Pall.) nach dem Westen 1908 mit Berücksichtigung der früheren Züge. Ver- handlungen und Mitteilungen des siebenbürgischen Vereins für Naturwissenschaft (Hermannstadt), Juli 1909. Diese mit staunenswertem Fleiss zusammengestellte höchst dankenswerte Arbeit zerfällt in folgende Abschnitte: Vorwort, Literatur, frühere Züge (1853—1906), der Zug 1908 (alle Fälle nach Ländern einzeln aufgeführt), Chronologische Übersicht, Schlussbemerkungen (Rückblick auf die früheren Züge und Rück- blick auf den letzten Zug). Durch diese schöne Arbeit gewinnen wir einen überaus klaren Überblick über die Wanderungen des Steppenhuhns, von denen seither nur die beiden grossen Züge 1863 und 1888 gut bekannt waren. Es ergibt sich, dass das Steppenhuhn „wenn zwar auch in geringer Zahl, so doch weit häufiger im Westen erscheint, als man gewöhnlich geneigt war, anzunehmen“ — „25 mal in einem Zeitraum von 47 Jahren und zweimal — 1863 und 1888 — in grosser Menge“. Auch 1908 fand „eine Teilung in einen nördlichen und 30 Literaturbesprechungen. südlichen Ast“ statt. Verfasser sieht beide Einbruchstellen „durch die Endpunkte des gewaltigen Karpathenbogens bedingt und geradezu vorgezeichnet‘. In Turkestan wurde eine zeitweilige Abnahme, im Ufim- schen Gouvernement eine ständige Zunahme von Brutvögeln konstatiert, so dass häufigerer Besuch dieser Hühner im Westen zu erhoffen ist. Diese Monographie wird durch Vergleichspunkte mit dem andern asiatischen Wanderer, dem Tannenhäher, zurzeit für Leser dieses Blattes ein ganz besonderes Interesse in Anspruch nehmen. Es wird nur selten genügend gewürdigt, welch riesige Arbeit in der Sammlung und Ordnung so vieler Daten steckt. Forstassessor F. Menzel, Braunschweig, Die Vogelwelt von Helmstedt, Sep. a. Ornith. Jahrb. 1909, p. 85—117. Die Arbeit enthält viel Interessantes, namentlich aus dem Brut- geschäft der Raubvögel, bestätigt z. B. das Sitzen des Wespen- bussards im Horst vor der Eiablage. Der Kolkrabe brütete bis 1882 im Gebiet. Der grosse Gimpel wird als Wintervogel er- wähnt. (Erwünscht wären die Flügelmasse.) Sehr zutreffend heisst es über die zwei Certhia-Arten: „Schon als Anfänger in der Örnithologie unterschied ich mit meinen Bekannten an den Eiern zwei verschiedene Baumläufer. Erwähnt sei noch, dass brachy- dactyla stets in den Gärten oder ganz in der Nähe der Ort- schaften aufgefunden wurde.“ Gewisse Vögel, Schmetterlinge, Käfer lernt eben nur der heutzutage so oft törichterweise ge- schmähte Sammler gründlich kennen und unterscheiden. Vom Hausrotschwanz wird ein Gelege von fünf hellblauen Eiern vom 6. Mai 1886 erwähnt. Alwin Haagner, The South African Birds of Prey: Their economic relations to man. Pamphlet No. 1, Bird Protection Committee, South African Omithologists’ Union. 23 Seiten mit 9 Textbildern. Die südafrikanischen Vogelschutzbestrebungen sind den unsrigen insofern voraus, als sie mit den Raubvögeln beginnen, dem edelsten Schatz jeder ornithologischen Landesfauna. Von den hübschen photographischen Wiedergaben lebender Vögel seien hervorgehoben die südafrikanische Schleiereule, der jackal-Bussard und der afrikanische Hühnerhabicht (Astur tachiro) mit Horst. Literaturbesprechungen. 31 Dr. E. D. van Oort, Contribution to our Knowledge of the Avifauna of the Netherlands. (Notes from the Leyden Museum 1908.) 8. 129 —214 mit zwei Tafeln. 335 Arten besprochen, wovon u. a. hervorzuheben: Zwei Wander- falken mit barbarus-Färbung, zwei Schleiereulen, welche nach der schönen Abbildung mit englischen Stücken übereinstimmen, während die andern Stücke dasselbe Variationsbild wie am Mittelrhein darzu- bieten scheinen. Brütende Steinschmätzer messen bis 97 mm Flügel- länge, während spät im Mai und im Herbst grössere Vögel (ver- mutlich die echte Form oenanthe) durchziehen. Ausserdem zieht die noch grössere Grönlandform (leucorhoa) durch. (Sie, befindet sich auch in der Brehmschen Sammlung aus Holland.) In West- Holland brüten Mischlinge der weissen und schwarzen Bach- stelze. Beide Sumpfmeisen kommen brütend vor. Der borealis- Zugvogel bedarf genauester Messung. Von den Baumläuferarten kommt nur brachydactyla vor. Vom Kolkraben wurde nur ein Stück erbeutet. Ein Bastard von Fringilla coelebs und Fringilla montifringilla wird erwähnt, ferner Stieglitze ohne Rot am Kopf. Eine Fülle des Interessanten, um so wertvoller, als sich alle An- gaben auf Belegstücke stützen! G. von Burg, Katalog der Schweizerischen Vögel. VI. Liefe- rung: Calamoherpinae, 1909, p. 743—886. Die Rohrsänger haben immer zu den besonderen Lieblingen der Ornithologen gehört. So bietet dies Heft viel Bemerkens- wertes. Am 12. Oktober 1907 wurden zwei Nachtigallrohrsänger im Gösger Schachen von G. von Burg geschossen, am 1. oder 2. September 1901 ein Stück bei Basel gefangen. Jedenfalls er- mutigt dies aufs neue, weiter in den Rheingegenden nach dem Vogel zu suchen. Besonders fesselnd sind die Daten über den Sumpf- und Teichrohrsänger. Die von Baldamus erwähnte Farbenton- veränderung haben im Sommer fast alle Teichrohrsänger, auch die im Schilf wohnenden, infolge des Ausbleichens des Gefieders vor der Mauser. Die pag. 792 erwähnte Calamoherpe arborea (Crette de Palluel) 1884 (bei Hartert nachzutragen), nistet nach meinen Erfahrungen in manchen Jahren in Bäumen, in andern als simpler Teichrohrsänger im Schilf. Sehr schön ist der Sumpfrohrsänger geschildert, der in der Schweiz mit Vorliebe Hanffelder bewohnt, 32 Verkäufliche Bücher und Journale. Von „Hiesemann, Lösung der Vogelschutzfrage nach Freiherrn von Berlepsch*, ist in diesem Jahre die dritte, die neuesten Erfahrung verwertende Auflage erschienen. Otto Hinsberg, Baumpflegekalender. Der Erfinder des für die Winterfütterung der Meisen überaus wertvollen Insekten- fanggürtels gibt in einem hübsch illustrierten neuesten Prospekt (gratis durch ©. Hinsberg, Fabrik für Pflanzenschutzmittel, Nacken- heim am Rhein) eine kurze Jahresübersicht über die Baumpflege. Vogelschutz allein genügt nicht zur Bekämpfung aller Obstfeinde. Hier müssen sich Vogel- und Baumschutz vereinigen. Verkäufliche Bücher und Journale. North American Fauna (Washington, Säugetiere). Annual Report of the Smithsonian Institution (Wash.) 1881—05. Yearbook of U. S. Department of Agriculture (Wash.) 1896— 98. Proceedings of the U. S. Nat. Mus. (Wash.) XX— XXI, XXIV—XXXI. Bulletin de la Societe des Naturalistes (Moscou) 1891—08. Bull. Americ. Mus. Nat. Hist. (New York) 1887—02. Proceedings of the Indiana Acad. of Science (Indianapolis) 1895 —07. Attı della Societa Italiana di Scienze nat. e del Mus. civico di Storia naturale in Milano 1896—08. Gefiederte Welt I-XXXVI. Naturae Novitates (Berlin) 1890—1908. Deutsche Jägerzeitung (Neudamm) 1888—02. Der Deutsche Jäger (München) 1891—1905. Neue deutsche Jagdzeitung (Leipzig) VIII—XV. Neue Jagdzeitung (Dortmund) I’— VII, 1890—94. Illustrierte Jagdzeitung St. Hubertus (Cöthen) 1891—97. Anfragen an die Redaktion des „Ornith. Jahrbuchs* Hallein, Salzburg. Weitere Teile von Berajah erscheinen voraussichtlich bald. FALCO. Fünfter Jahrgang. No. 3. November. 1909. Monophyletismus und Polyphyletismus. In den Verhandlungen des VI. internationalen Zoologenkon- gresses steht ein kurzer nur 20 Zeilen langer Bericht über einen Vortrag des unlängst verstorbenen Zoogeographen Prof, Palacky (Prag). Der Redner bedauerte den Mangel an Verbindung zwischen Geographie und Zoologie. Er sprach den Satz aus: „Le mono- phyletisme est un reste, des id&es ant&e-cuvieriennes et un obstacle au developpement de la pal&ogeographie*“. Er schloss mit dem Wort des sterbenden Imperators: „Laboremus!* Es ist naiv, wenn man meint, für den Zoogeographen genügten Exzerpte aus einer „Handlist* oder einem „Katalog“. Der Zoo- geograph muss zoologisch arbeiten, und der Zoologe muss geo- graphisch arbeiten. Wo das geschieht, tritt sofort ganz von selbst die Tatsache ins Gesichtsfeld, dass wir allenthalben vielstämmige Entwicklung vor uns haben, dass überall da, wo deren Zurück- gehen auf einen Urstamm wahrscheinlich ist, dieser viel weiter zurückliegt, als wir dachten und denken. An die Stelle des ge- machten Stammbaumes (des Monophyletismus) tritt alsdann die nur durch ernste Arbeit erreichbare, aber dann auch wirklich be- friedigende Erklärung durch die Paläogeographie. 0..Rl. Über einige Steinschmätzerformen. Von Dr. Ernst Hartert. Wer nach Algerien kommt, um Licht und Wärme zu ge- niessen und die ernste Schönheit der Wüste kennen zu lernen, macht gewöhnlich, mit der Bahn von Alger, Philippeville oder Böne kommend, an dem „Mund der Wüste“, bei dem grossartigen, wild zerrissenen Felsenpass von El Kantara Halt. Dort wird er wahrscheinlich schon bei seinem ersten Spaziergange den prächtigen schwarz und weissen Rennsteinschmätzer, Saxicola leucurus, erblicken, wie er auf einem Felsblocke thront und, sowie-man, ihm jr Br: + s ua HISLZ/F FEBSSHI Ar u Pi - w“/’InNn. 3 A ki; N an wg VO, u’; 912 u 4) LA 4 34 Über einige Steinschmätzerformen. etwas zu viel Aufmerksamkeit widmet, nach einigen blitzschnellen, tiefen Bücklingen hinter das Gestein taucht und erst weithin wieder auftaucht. Ebenso wird er ihn an den Felsen und steinigen Höhen- zügen bei Biskra, d. h. an den letzten Ausläufern des Atlasgebirges, regelmässig antreffen. Da man nun weiss — oder sonst in Büchern findet!) —, dass diese Art auch in Spanien, Südfrankreich und an der Riviera lebt, und dass sie sogar von Riggenbach am Rio de Oro, fast genau unter dem Wendekreise des Krebses an der Südwestküste der Sahara, gesammelt wurde, so ist man geneigt, ihr eine sehr grosse Verbreitung zuzuschreiben. Dies war auch meine Ansicht; natürlich glaubte ich diesen Steinschmätzer auch in Nordalgerien an geeigneten Orten überall antreffen zu müssen, da er ja auch Südwesteuropa bewohnte. Dass ich ihn 1908 dort nirgend ge- sehen hatte, mochte Zufall gewesen sein, denn ich hatte mich nur wenig in Nordalgerien aufgehalten und die meiste Zeit daselbst der Schmetterlingsjagd gewidmet. Nun aber brachte ich dieses Jahr (1909) längere Zeit in Nordalgerien zu und widmete, in Gemeinschaft mit Herren Dr. Walter von Rothschild und Carl Hilgert, mich auch dort vorzugsweise der Ornithologie. Da wurde es mir denn bald klar — zumal wir teilweise für Saxicola leu- curus eminent geeignete Gelände besuchten —, dass diese Art nicht nur in Nordalgerien fehlt, sondern dass sie nicht einmal weit von El Kantara nach Norden geht und schon auf dem Dschebel Mahmel und bei Batna in den Aures-Bergen fehlt. Auch süd- lich von Biskra kommt sie nicht mehr vor, denn die flache Wüste bewohnt sie nicht, und auf den Felshügeln weiter im Süden (z. B. bei Wargla) wird sie durch Saxicola leucopyga ersetzt. Sie bewohnt also nur einen schmalen Streifen an den Südabhängen des Atlasgebirges. Mit unseren Beobachtungen in Algerien stimmen auch die von Prof. Koenig und die in Tunesien gemachten überein (Erlanger u. a.), und zweifellos werden die Verhältnisse in Marokko ähnliche sein, obwohl dort 8. leucurus auch im eigentlichen grossen Atlas und sogar an dessen Nordabhängen brütet: aber er scheint auch dort im Norden zu fehlen, und da sich der Atlas ja nicht von West !) In Sharpes Handlist of Birds, IV p. 179, findet man sogar die ungeheuerliche Angabe „S.-W.-Europe, Algeria (winter)“, die natürlich ganz irreführend ist, da diese Vögel in N.-W.-Afrika in Menge brüten und nicht ziehen. Über einige Steinschmätzerformen. 35 nach Ost, sondern etwa von Südwest nach Nordost erstreckt, liegen dort die Nordabhänge viel südlicher als in Algerien oder gar in Tunesien die Südabhänge. Was aber hat nun diese unterbrochene Verbreitung zu be- deuten? Selten ist eine solche ganz „bedeutungslos*, und so auch in diesem Falle: Eine Vergleichung einer Serie von Exemplaren aus Spanien und Südfrankreich mit einer solchen aus Algerien, Tunesien und Marokko zeigt uns sofort, dass wir es mit zwei geographischen Formen zu tun haben — und ebenso zeigen die Stücke vom Rio de Oro einige Unterschiede. Ich unterscheide daher folgende drei Subspezies: Saxicola leueurus leueurus (Gm.). Turdus leueurus Gmelin, Syst. Nat. I, 2, p. 820 (1789 — Gibraltar. Ex Latham, Gen. Syn. II, 1, p. 344, Taf. XXXVIII). c& ad. Das gesamte Kleingefieder bräunlich- oder russschwarz, im Herbste fast schwarz, im Frühjahr und Sommer bräunlicher, hintere Bürzelfedern, Ober- und Unterschwanzdecken rein weiss. Steuerfedern weiss mit ungefähr S—14 mm breiter schwarzer End- binde, das mittelste Paar etwa zur Hälfte schwarz. Flügel 96 bis 100 mm. — 9 ad. Oberseite fast wie beim g', nur etwas matter und bräunlicher, Unterseite braun erscheinend, dadurch dass die Federn breit braun gesäumt sind. Südwesteuropa. Saxieola leucurus syenitica Heugl. Saxicola syenitica Heuglin, Journ. f. Orn. 1869 p. 155 (El Kab in Oberegypten.) cf‘ ad. Dem von 8. leucurus leucurus sehr ähnlich, aber das Schwarz noch etwas bräunlicher, die schwarze Schwanzbinde meist breiter (etwa 12—15 mm). Flügel von 12 Z 96—101, zweimal nur 92. — 9. Viel bräunlicher und fahler als das von S. leucurus leucurus. Die Oberseite mit braunen Federsäumen, etwa wie die Unterseite südeuropäischer Stücke. Unterseite viel heller und fahler, nicht so rötlich. Süd-Algerien (s. oben genauere Verbreitung), Süd-Tunesien, Tripolis und Marokko. — In Egypten wurde die Art bisher niemals wieder gefunden. Das im Juni 1852 erlegte Z dürfte von Westen her verflogen gewesen sein, vielleicht aber erstreckt sich das Wohn- gebiet viel weiter nach Osten hin aus, als Tripolis. 3*+ 36 Über einige Steinschmätzerformen. S. syenitica wurde von Heuglin nach einem in Oberegypten erlegten 4‘ deutlich und unverkennbar beschrieben, ausserdem hat. die Untersuchung des im Wiener Museum befindlichen Typus jeden Zweifel gehoben. Heuglins Name wurde von Dresser (B. Europe II p. 243) als fragliches Synonym von 8. leucopyga zitiert, was der treffenden Diagnose geradezu Hohn spricht. Spätere Autoren haben den Namen unberücksichtigt gelassen. Saxicola leucurus riggenbachi subsp. nov. Unterscheidet sich von S. leucurus syenetica durch breitere Schwanzbinde, die bei den vier vorliegenden Stücken 16—20 mm misst. Ausserdem ist das Schwarz der beiden mittelsten Steuer- federn ausgedehnter: 45—46 (statt 37—42) mm, so dass also der weisse Wurzelteil kleiner ist. Diese Unterschiede, so gering sie auch scheinen mögen, können nicht Zufall sein, da sie an allen vier Stücken mehr oder minder ausgeprägt sind und ich eine bedeutende Serie von 8. l. syenitica vergleichen konnte: ausser denen in Tring die der Sammlung Er- langer, des British Museums und des Liverpool Museums. Rio de Oro. Von der Verbreitung dieser Form wissen wir natürlich noch nichts. Es sind nur die vier von Riggenbach gesammelten Stücke bekannt. Jedenfalls dürfen wir aus dem südlichen Fundorte — etwa neun DBreitengrade südlicher als der südlichste bekannte Fundort von 8. 1. syenitica. — nicht schliessen, dass die ganze Sahara an geeigneten Orten von Formen dieser Art bewohnt wird, wie ich schon oben erwähnte. Vielleicht hat sieh diese Art an der Westküste Afrikas, die dort oben reich an felsigem Gestein ist, weiter nach Süden verbreitet, als im Binnenlande. Vögel haben die Neigung den Küsten zu folgen; dies ist bei Zugvögeln eine sehr auffallende Erscheinung, aber auch Stand- und Strich- vögel verbreiten sich nicht selten an den Küsten weiterhin als sonst — der Grund dafür mag in der ähnlichen Beschaffenheit und dem ähnlichen, durch die temperierenden Einflüsse des Meeres gemässigten Klima, das im Binnenlande bekanntlich grösserem Wechsel zu unterliegen pflegt, zu suchen sein. (Weiteres über diese Steinschmätzerformen in Heft 6 meines Buches „Vögel der paläarktischen Fauna‘). Weitere Beiträge zum Vorkommen des Hausrotschwänzchens in Krain. 37 Weitere Beiträge zum Vorkommen des Hausrotsechwänzechens in Krain.') Von Dr. Janko Poneb5Sek-Laibach. A. Literarisches. Phil. und Med. Dr. Joannes Antonius Scopoli schreibt in seinem: Annus I. | historico- | Naturalis. | Descriptiones avium | musei proprii | earumque rariorum, quas vidit | in vivario | Augustiss. Imperatoris, | et | in museo Excell. Comitis | Franeisci Annib. Turriani. | Lipsiae, | sumtib. Christ. Gottlob Hilscheri, | MDCCLXVIII auf Seite 157 unter No. 233 über Sylvia tithys folgendes: Motacilla remigibus nigricantibus, rectrieibus rufis: intermedio pari nigro extrorsum rufescente Linn. S. N. XI. n. 23. Ital. Moretto. Germ. Hausrothschweifl. Diagn. Rectrices cum ani regione rubrae. In M. p. Mas supra cinerascens, gula pectoreque nigris, abdomine inter femora albido alıbi albo nigroque vario. Femina. Tota fusco cinerea. Statura prioris, etsi Kramerus. |]. c. n. 12. duplo majorem faciat. Utrique sexui rectrices duae mediae fuscae, aliae verso ad apicem fuscescentes. E. H. Schollmayer in „Beiträge zur Ornis Krains“, Ornith. Jahrb. 1894, pag. 137: „21. Rutieilla titis (L.). Zieht den ganzen Oktober und An- fang November hier?) durch und hält sich oft wochenlang beim Forsthause auf (1892 noch am 4. 11.), während der Frühjahrszug schneller erfolgen muss, da sie hier noch nicht beobachtet werden konnte.* B. Phänologisches. Am 28. April 1908 war ich in einer Jagdpachtangelegenheit in Kronau (812 m) anwesend; in dieser Seehöhe das Vorkommen des Erithacus domesticus sicher vermutend, erkundigte ich mich sofort nach meinem Eintreffen diesbezüglich bei meinen Bekannten 1) Of. Falco 1908, pag. 20—22. ?) Forsthaus Masun (1063 m) in Innerkrain. Dr. J. P. 38 Weitere Beiträge zum Vorkommen des Hausrotschwänzchens in Krain. und auch bei mehreren ÖOrtsinsassen, jedoch ohne Erfolg. Aber meine Vermutungen sollten zur Wahrheit werden. Bei einem Gange durch die Ortschaft hörte ich auf einmal ein mir gut be- kanntes „Zischen“ oder „Rauschen“ und auf dem Dachgiebel eines mit Schindeln gedeckten Wirtschaftsgebäudes erblickte ich ein prächtiges 5 dieses anmutigen Vogels. Ob es nun der erste An- kömmling war bezw. wann die erste Ankunft erfolgte, konnte ich beim damaligen gänzlichen Fehlen eines Beobachters in Kronau trotz allen meinen Bemühungen nicht feststellen. Die herrschende Windrichtung am Vortage war mässiger Südwest mit schwachem West abwechselnd bei heiterem Himmel, am Beobachtungstage um 7 Uhr früh windstill mit Regen; das Barometer stand am 25. IV. um 7 Uhr früh auf 730,4 mm, fiel bis 2 Uhr nachmittags auf 729,4 mm, erhob sich bis 9 Uhr abends auf 729,5 mm und fiel bis 7 Uhr früh des 26. IV. auf 726,2 mm, um dann im Laufe des Tages weiter bis 733,4 mm (abends 9 Uhr) zu steigen. Vor- stehende meteorologische Daten sind der amtlichen „Laibacher Zeitung“ entnommen und sind das Resultat der in Laibach (See- höhe 306,2 m; mittlerer Luftdruck 736,0 mm) angestellten Beob- achtungen. Als historisch interessant möchte ich hervorheben, dass die erste derartige Aufzeichnung in der Form, in welcher sie noch gegenwärtig erscheinen, den 1. Oktober 1865 betreffend in der „Laibacher Zeitung“ vom 3. Oktober 1865, No. 226 veröffentlicht wurde. — Einen zweiten Vogel dieser Art sah ich an dem Tage in Kronau nicht. Herr Landesschulinspektor Levec erzählte mir, dass er an- lässlich einer Inspektionsreise in dem Kronau benachbarten Dorfe Ratschach (868 m) massenhaft Hausrotschwänzchen beobachtete und von den Einwohnern in Erfahrung gebracht habe, dass bei- nahe ein jedes Wohnhaus, ja jedes Gebäude sein Brutpärchen be- herberst. Das Zustandekommen der für den 28. und 29. Juni 1908 auf die Velika planina in Aussicht genommene Exkursion scheiterte auch diesmal am Widerstande gerade derjenigen Faktoren, welche solche Bestrebungen in erster Linie zu fördern berufen sind. Erst am 13. Juli unternahmen Ferdinand Schulz und ich in Begleitung der Herren k. und k. Oberleutnant Robert Schulz und Bine Schweizer den verschobenen Ausflug; der Aufstieg war um zirka !/,4 Uhr nachmittags ohne ernsten Zwischenfall vollendet. Am Ziele an- Weitere Beiträge zum Vorkommen des Hautrotschwänzchens in Krain. 39 gelangt, ward ich sofort gewahr, dass wir auch diesmal zu spät kamen. Infolge der ausserordentlich günstigen Witterungs- und Temperaturverhältnisse in der zweiten Hälfte Mai und im Monate Juni war die Entwickelung der Tier- sowie der Pflanzenwelt gegen- über anderen Jahren um beinahe 14 Tage voraus. Statt die auf der Velika planina und Mala planina nistenden Vögel mitten in der Brut anzutreffen, waren nun schon alle auf und davon. Ich sah blos am 14. Juli vormittags ein altes Männchen, nach welchem ich im Höhennebel erfolglos schoss, sowie ein Junges in der Nähe der Jagdhütte des Laibacher Notars Dr. Karl Schmidinger, worin wir wohnten; das war alles. Es war auch das Wetter höchst un- günstig; wir hatten nur am 15. Juli einen schönen Vormittag; die letzte in der Jagdhütte zugebrachte Nacht vom 15. auf den 16. war schauerlich kalt. Schulz erlegte am 13. Juli ein altes Z sowie einen jungen Vogel, dessen Masse sind: 1—= 10 cm, a—=7 cm, c=45em,r—=1cm. — Über das Brutgeschäft konnte ich natürlich keine Wahrnehmungen machen; alles, was ich sah, war ein mir am Abende des 15. Juli überbrachtes, angeblich in den Felsen auf der Njivica (1688 m) gefundenes Nest mit einem zer- brochenen Ei.!) Ob es nun der Anfang eines Nachgeleges oder das erste Ei einer zweiten Brut war, ist schwer zu sagen. Ich neige jedoch zu der Ansicht hin, dass es das erste Ei eines Nach- geleges war; denn der Hausrotschwanz macht allem Anscheine nach da oben, in dieser Seehöhe, gewöhnlich nur eine einzige Brut im Jahre. Damit will ich noch kein abschliessendes Urteil in dieser Frage fällen, denn nur genaue, einen ganzen Sommer hindurch fortgesetzte Beobachtungen könnten Gewissheit in die Sache bringen und Anhaltspunkte für oder gegen diese meine Hypothese bieten. Der 4. Oktober sah mich wieder in Kronau in Begleitung meiner drei pulli Y'y'. Es war einer jener wunderbar schönen, heiteren Tage, welche im Oktober 1908 die Regel bildeten. Gleich hinter dem Gerichtsgebäude hörte ich den ersten Gesang, sah Männchen und Weibchen im „falschen“ Balzfluge. Nah Pozarih, in dem dem Pisenca-Tale zugekehrten Teile von Kronau trieben sich auf den zu beiden Seiten des Weges aufgeschichteten Holz- ı) Die Angabe in der Carniola 1909, pag. 51, ist falsch; das Nest rührt vom Anthus aquaticus (L.) her. 40 Weitere Beiträge zum Vorkommen des Hausrotschwänzchensin Krain. klötzen zahlreiche Vögel herum, alle Altersstufen beider Ge- schlechter waren vertreten; darunter fielen mir besonders zwei prachtvolle Y'S' auf, die ihre zwar wenig melodischen, aber desto anheimelnderen Strophen ertönen liessen mit dem gewissen An- schlage voran, welcher meinem wenig musikalischen, aber sonst feinen Ohre geradeso klingt, als ob man recht trockene Fisolen- schotten (Bohnenhülsen) durcheinander rühren würde. Auch oben in der Schutthalde am rechten Ufer des PiSenca-Baches „vomierte* ein Männchen, ich konnte es aber mit meinem Monokel nicht erspähen. Leider hatte ich mein Flobertgewehr nicht mitge- nommen, um für die Balgsammlung einige Stücke zu erbeuten; allein bei meiner ziemlichen Dosis Sentimentalität wäre es mir mit diesem herzigen Vogel wahrscheinlich ebenso ergangen, wie mit Schwarzplättchen und Nachtigall in Weisskrain, wo es von diesen beiden Arten geradezu wimmelt, und woher ich trotz meines nahezu zweijährigen Aufenthaltes dortselbst nicht ein einziges selbsterlegtes Balgexemplar weder von der einen noch von der anderen Spezies mitgebracht habe. Obigem Übelstande hat aber mein Freund, Herr Gerichtsadjunkt Dr. Jakob Jan, den ich noch unmittelbar vor der Abfahrt der Bahn sprechen konnte, in seiner bekannten Liebenswürdigkeit abgeholfen, und durch seine Güte be- sitze ich: 2 junge am 10. X. 1908 erlegte Vögel — Geschlecht wegen Schussverletzung der Genitalien nicht konstatierbar — und 2 ff‘ ad. am 13. X. 1908 erlegt; die Masse der ersteren sind: 1—= 13,6 cm, a= 8,6 cm, t= 21cm, c= 6,1 cm, der letzteren: | 136 em, a= 9 cm, tt - 24 cm, c— 6,5 cm, res (0,9 cm). Am verflossenen Pfingstsonntage, den 30. V. 1909, nach- mittags unternahm ich, der Einladung meines Freundes, des Hotel- besitzers Herrn Valentin Sturm, folgend, einen Ausflug nach Poljte in Oberkrain. Am Morgen des 31. V. hörte ich beim Erwachen durch das offene Fenster meines Schlafzimmers unter anderen den Gartenrotschwanz; um 5 Uhr früh war ich in Begleitung des Forellenfischers Matija schon unterwegs in die Begunjska draga. Gleich beim Eingange dieser Schlucht bemerkte ich bei der Köhler- hütte am linken Ufer des Zgo$a-Baches gegenüber der Ruine Stein (auf der Generalstabskarte und im Volksmunde fälschlich „Ruine Katzenstein“ genannt; vgl. diesbezüglich: Valvasor, Die Ehre des Herzogtums Krain, XI. Buch, pag. 547 bis 550; aber auch pag. 298 Weitere Beiträge zum Vorkommen des Hausrotschwänzchens in Krain. 41 bis 301 desselben Buches) ein Z' des Hausrotschwänzchens, welches von mir aufgescheucht bergauf flüchtete. Einen zweiten Vogel beobachtete ich bei Medvodje, wo sich der Touristenweg nach Prevala links zur Vilfanhütte abzweigt; auch dieses y‘ war ziem- lich scheu und verschwand ebenfalls in den Felswänden. Ich er- wähne dieser beiden Stücke sowie jenes Gartenrotschwänzchens aus dem Grunde, weil in dieser Gegend beide Arten sozusagen nebeneinander vorkommen; denn der Unterschied zwischen Poljte (544 m) und Ruine Stein (673 m) beträgt nur 129 m in der See- höhe und die Entfernung blos !/, Stunde Gehweges. Meine in Falco, 1908, pag. 22 aufgestellte Hypothese über die vertikale Verbreitung des Erithacus domesticus in unserem Kronlande findet ihre Bestätigung in O. Reisers!) Angabe, wonach das Hausrotschwänzchen in Serbien häufiger vorkommt als der Gartenrotschwanz und überall in den Bergen nistet. Diese meine Hypothese gibt aber Herr Dr. Guido Sajovie in seiner Kompilation in der Carniola 1909, S. 51, als apodiktische Behauptung wieder; gegen eine solche Verdrehung muss ich aufs entschiedenste pro- testieren; denn erst mehrjährige und an verschiedenen Punkten angestellte Beobachtungen können in diese Frage volle Klarheit bringen. Zum Wanderzuge unseres Vogels übergehend, kann ich zur oben unter A) angeführten Notiz über den Herbstzug eine weitere über den Frühjahrszug hinzufügen; sie lautet nach der „Laibacher Zeitung“ vom 31. März 1866, No. 74, 8. 502, wörtlich: „Aus der lieblichen Abtheilung der Sänger machen sich schon durch einige Tage in den Gärten und lichten Gehölzen die Gartengrasmücke (Sylvia hortensis), das Hausrotschwänzchen (S. tithis) und das Gartenrotschwänzchen (S. phoenicura) bemerkbar.“ Nach dieser Stelle fällt der Frühjahrszug in die letzten Tage des März und geht gleichzeitig mit jenem des Gartenrotschwanzes vor sich. Seither ist Erithacus domesticus nur noch ein einziges Mal auf dem Frühlings- zuge bei Laibach von Ferd. Schulz beobachtet worden, nämlich im strengen Nachwinter des Jahres 1897, welcher besonders unsere 1) Pag. 5 des „Jzvjestaj o uspjehu ornitoloskih putovanja u Srbiji godine 1899 i 1900“, Separatabdruck aus „Glasnik zemaljskog muzeja u Bosni i Hercegovini* XVI, 1 (str. 125—152); besprochen in den Ornith. Monatsberichten 1905, S. 14; ein für jeden Balkan-Ornithologen wichtiger, unentbehrlicher Behelf. 423 Subspezies-Hetze von seiten der Kosmosleitung. Drosselarten dezimiert hat; in der Regel scheint er auf dem Wanderzuge die Laibacher Ebene zu überfliegen. Dagegen besitze ich aus Kronau eine verlässliche Notiz über den Wegzug im Herbste 1908 und eine solche über die erste Ankunft im laufenden Jahre 1909 von Herrn k. k. Steuerassistenten Wilhelm Praprotnik in Kronau. Der erstere erfolgte in der Nacht vom 27. auf den 28. Oktober und zwar sowohl der jungen als der alten Vögel beider Geschlechter. Windrichtung am 27. X. in der Frühe wind- stil, um 2 Uhr nachmittags schwacher Südwind mit Regen, um 9 Uhr abends bei bewölktem Himmel schwacher Ostwind; am 28. X. 7 Uhr früh windstill, um 2 Uhr nachmittags mässiger Südwind, tagsüber bewölkt; das Barometer war im Steigen be- griffen (27. X. 7 Uhr früh 743,4 mm; 28. X. um die gleiche Zeit 745,3 mm). Die erste diesjährige Ankunft erfolgte am 18. April; am Vortage war schwacher NO. vorherrschend bei durchwegs heiterem Himmel; am 18. IV. Ostwind mit mässigem Südwest abwechselnd, ebenfalls den ganzen Tag heiter; das Barometer fiel von 737,6 mm um 7 Uhr früh am 17. IV. auf 736,3 mm bis 2 Uhr nachmittags, erholte sich dann bis auf 737,2 mm um 7 Uhr früh des 18. IV.; der Schnee lag noch 25 cm hoch an sonnigen Stellen. Subspezies-Hetze von seiten der Kosmosleitung. Nach Abschluss der vorigen Nummer wurde mir das „Jahr- buch der Vogelkunde 1908* von einem Freunde zugesandt. Es verlohnt sich, dies Jahrbuch in schärfere Beleuchtung zu rücken, und je mehr sich dasselbe durch persönliche Gehässigkeiten gegen eine Anzahl wissenschaftlich einwandfreier Leute auszeichnet, um so mehr soll diese Beleuchtung eine möglichst sachliche — frei- lich aber auch eine hinreichend deutliche sein. Dr. Floericke, der anscheinend unter verschiedenen Namen schreibt (wenigstens fehlt der Ormnithologe Ribbeck in seinem eigenen Adressbuch) kann sich nicht genug tun in seinem Spott über „Subspeziesfabrikation“ und „Nomenklaturgeträtsch“. Der Spott über die Subspezies ist so altmodisch, dass er an- fängt geschmacklos zu wirken. Ich selbst habe vor mehr als zehn Jahren schon zur Vermeidung dieser Geschmacklosigkeiten vor- geschlagen, durch Trennung der Begriffe „geographische Form‘, Subspezies-Mache von seiten der Kosmosleitung. 43 „Subtilform“, „nomenklatorisch verdächtige Form‘, „systematisch verdächtige Form“ den Ausdruck Subspezies und damit allen törichten Streit zu beseitigen. Ferner habe ich durch die Vereinigung verwandter geo- graphischer Vertreter in Formenkreisen die Lächerlichkeit, dass geographische geringe Abweichungen für sogenannte gute Arten ausgegeben werden, wohl genügend beseitigt. Vor allem aber haben Harterts Arbeiten jetzt jedem ein- sichtigen und hinreichend orientierten Omithologen die Augen darüber geöffnet, dass es sich um eine ernste Sache handelt, deren Verspottung auf des Spötters Sachkenntnis kein günstiges Licht wirft. Wozu also Worte wie die auf pag. 17: „als eigne Sub- spezies zu behandeln, wovor uns der Himmel bewahren möge“? Pag. 16 finden sich die Worte: „Da aber Harterts An- gabe auf den von Floericke in Teneriffa gesammelten Stücken fusst, könnte er doch recht haben.“ Pag. 18 ist „M. a. gaddi* (sic!) erwähnt. Warum schreibt Floericke nicht „M.a. g.“? Warum lässt er nicht alle Subspezies verachtungsvoll unerwähnt? Möge er doch für seine Laien den von ihnen so bitter gehassten „gelehrten Subspezieskram“ gänzlich OSEKT weglassen! Subspezies-Mache von seiten der Kosmosleitung. In demselben Jahrbuch 1908, das so grimmig die Subspezies- fabrikation bekämpft, findet sich pag. 118 eine Besprechung der von @. v. Burg bearbeiteten 5. Lieferung vom Katalog der schweize- rischen Vögel. Dort heisst es pag. 679: Die grössere hellere Form (Phylloscopus collybita abietina Hartert) erscheint regelmässig auf dem Herbstzug und oft auch im Frühling, meist in gesonderten kleinen Truppen. In Floerickes Jahrbuch heisst es: Von letzterem (dem Zilpzalp) erscheint die grössere und hellere Nordostform (Ph. rufus ples- kei Floericke) regelmässig auf dem Herbst- und oft auch auf dem Frühlingszuge, meist in ge- sonderten kleinen Trupps. 44 Laubvogelzug im Mansfelder Seekreis. Es war hier lediglich der Name „Hartert* in „Nilsson“ zu korrigieren. Statt dessen zieht Floericke seinen glücklich erledigten, systematisch verdächtigen und um 73 Jahre gegen Nilsson ver- späteten Namen „pleskei“ wieder ans Tageslicht, doch einzig und allein, weil er, Floericke, diese Subspezies fabriziert!) hat. G. von Burg hat nun in demselben Werk den Meissner- schen Baumlaubvogel kritisch besprochen und kommt zu dem Endresultat, diese biologische Phantasiespezies, der beiläufig ein Teil der Beobachter ein besonders schlecht gebautes, andere ein besonders kunstvoll gebautes Nest andichteten, könne weiter nichts als „ein kleiner rufus gewesen sein“. Diese Ansicht entspricht der Meinung aller Sachkundigen. Floerickes Jahrbuch aber zieht auch den glücklich endgültig erledigten Phylloscopus sylvestris wieder ans Tageslicht und behauptet, dass er „eine gute und auch im Balge kenntliche Form“ sei. Wo sind die Bälge® Welches sind ihre Daten und Fund- orte? Und sind diese aus zuverlässiger Hand? Der geduldige Leser möge urteilen, auf welcher Seite hier die überflüssige „Subspeziesfabrikation“ ist. 0. Laubvogelzug im Mansfelder Seekreis. Es war eine charakteristische Erscheinung einer überwundenen ornithologischen Richtung, eingebildete Arten, wie den Erithacus caireil, Acrocephalus horticolus und den Phylloscopus sylvestris für wirklich zu halten und zahlreiche wirkliche Formen, ja sogar ganze Formenkreise wie die Weidenmeisen und Hausbaumläufer, zu verkennen. Man unterschied zwar die beiden Gimpel, zwei Schwanzmeisen, zwei Blaukehlchen, aber vor dem Versuch weiterer Unterscheidungen scheute man ängstlich zurück. Die Sache, so meinte man, könnte leicht ins Grenzenlose gehen und die klare Übersicht in einen endlosen Subspezies-Wirrwarr auflösen. Es handelt sich aber gar nicht um eine uferlose Sache, sondern um ein paar ganz engbegrenzte Möglichkeiten, deren Untersuchung zwar nicht eilig ist, aber deshalb nicht abgelehnt werden darf. Es handelt sich um die höchst einfache Frage: 1) Über die Enstehung findet sich Näheres in meiner Ornis von Marburg a. d. Lahn. Laubvogelzug im Mansfelder Seekreis. 45 1. Finden sich die bei Gimpeln und Sumpfmeisen so deutlich ausgeprägten Grössenunterschiede zwischen östlichen und westlichen Vögeln auch bei einigen andern Arten (Formen- kreisen)? 2. Bei welchen Arten (Formenkreisen) ist die Variations- weite (Grössenschwankung) in Ostpreussen genau dieselbe wie am Rhein? Einer der ersten, die diesen Fragen näher getreten sind, war schon vor 17 Jahren — Dr. Curt Floericke. In seiner Doktor- Arbeit (seinem Versuch einer Avifauna Schlesiens) suchte er 1892, freilich in höchst unkritischer und leichtfertiger Weise, Grössen- unterschiede zwischen ost- und westdeutschen Vögeln nachzuweisen. U. a. wird dort behauptet, dass die Gesamtgrösse der Fitislaub- sänger nach Osten hin zunimmt. Aber sowohl die Masse Floerickes wie die Friederichs, welche das beweisen sollen, sind unrichtig. Prazak gibt (cf. Naumann, neue Ausg.) gerade das umgekehrte Grössenverhältnis östlicher und westlicher Vögel an. Die Masse sind gleichfalls unrichtig. Alljährlich sehe ich hier noch anfangs Mai Fitislaubvögel durchziehen. Da sie hier nicht brüten, auch nicht vereinzelte ver- spätete Nachzügler sein können, so haben wir es mit einer hübschen Parallele zum späten Zug nordischer Baumrotschwänze und grön- ländiseher Steinschmätzer zu tun. Nach dem neuen Naumann gilt als mittlere Ankunftszeit des Fitis: für Spanien: März, Mitteldeutschland: Ende „ Malta: März, April, März bis Mitte April, „ Nordfrankreich: Ende März, | Pommern: dritte Woche April, „ Südengland: Ende März, Mittelengland: erste Woche April, „ Eilsass- Lothringen: Ende Mittleres Schottland: 20.—25. März und Anfang April. April. Helgoland: Ende April und Anfang Mai, Südschweden: Ende April und Anfang Mai, St. Petersburg: erstes Drittel Mai, Mittlerer Teil des östlichen Finnlands 10.—20. Mai, Nördliches finnisches Lappland: 20. Mai bis 2. Juni. Der Zug vollzieht sich aber nun nicht so allmählich, wie es nach dieser Zusammenstellung scheinen könnte, sondern wenn in 46 Avifauna von Ingelheim a. Rhein. Mitteldeutschland die einheimischen Vögel schon lange da sind und sich bereits dem Brutgeschäfte widmen, dann erscheinen erst die späten nordischen Durchzügler. Am 6. Mai 1907 habe ich ein Stück erlegt, das sich besonders deutlich als Durchzügler kennzeichnete. Ich schoss es nämlich von einem einzelnen Baum mitten auf den weiten kahlen Ackerflächen nördlich vom Süssen See. Dieser Vogel, ein Männchen mit testes 3'!/, mm hat blasse Färbung und 7,1 (fast 7,15) cm Flügellänge. (Die 1. Schwinge ist 9 mm lang.) Man will neuerdings den östlichen Phylloscopus Fitis eversmanni (Bp.), der diese Flügellänge öfters hat, in Eng- land und Holland auf dem Zuge festgestellt haben. Ich vermute folgendes: l. Unser kontinentaler Maiwanderer ist mit diesen Küsten- wanderern identisch. 2. Es handelt sich nicht um eversmanni, der kaum so weit westlich zieht, sondern um eine in Skandinavien oder Nordrussland heimische Form. In letzterem Falle verdient der deutsche und besonders der westdeutsche Brutvogel erneute Aufmerksamkeit, während evers- manni fraglich wird. Jedenfalls möchte ich abraten, die späten Zugvögel voreilig als eversmanni zu bestimmen. Ö. Kl. Avifauna von Ingelheim a. Rhein. Von Carl Hilgert. (Fortsetzung von Falco 1906, S. 51 und 68.) Phylloscopus Fitis (Kl.) Fitislaubvogel. Das in der Collection von Erlauger befindliche Material ist zwar nicht bedeutend, doch halte ich es für angebracht die Flügel- längen der Vögel aus den verschiedenen Gegenden hier anzuführen. Aus dem wenigen Material glaube ich schon ersehen zu können, dass die Schweden merklich längere Flügel zu haben scheinen als unsere rheinischen Brutvögel; sie nähern sich dadurch — d.h. wenn sich an grösseren Serien die längeren Flügel als kon- stant erweisen — der Form „eversmanni“ (Bp.). (33) Avifauna von Ingelheim a. Rhein. 47 Hessische Brut- bezw. Frühlingsvögel: ‘' 67,0 . 68,5 . 68,0 - 69,0, ° 64,0. Schwedische Brutvögel aus dem Mai: et 301,052.70.5.2471,9.- 68,5, 2 62,0. Englische Vögel vom Anfang April: d' 67,0 . 69,0. Tunesier vom Anfang Mai: J" 70,0, 2 64,0 - 64,0. Zugvögel aus Abessinien und dem Arussi-Gallalande, mit Aus- nahme eines Stückes, das im September gesammelt, im März ge- sammelt: d 67,0 - 67,0 - 69,0, 70.0°-: 63.0. 71,0, 20.0.2. 69:022 72.0: 70,0. Die beiden letzten Stücke waren als 2 bezeichnet, dürften aber ziemlich sicher Z sein. Der Fitis ist fast ebenso zahlreich hier bei Ingelheim wie sein Verwandter, der Weidenlaubvogel. Sein Vorkommen beschränkt sich aber mehr auf das Laubholz, doch brüten auch mehrere Paare in den mit Birken, Eichen und Lärchen durchsetzten Fichten- schonungen. Seine Ankunft fällt mit der des Weidenlaubvogels zusammen, nur beginnt er mit dem Singen nicht sofort bei der Ankunft wie dieser. Was im folgenden betreffs des Durchzuges beim Weiden- laubvogel gesagt ist, das gilt auch für ihn.!) ı) Anmerkung des Herausgebers, Ein bei Ingelheim gelegent- lich eines Besuches bei Deichler von mir selbst am Rheinufer geschossenes Fitis-Männchen meiner Sammlung hat 7,1 cm Flügellänge. Der Vogel hielt sich in Weiden auf und sang. Ob so grosse Vögel am Rhein brüten, oder ob damit die schwedische Form als Durchzügler auch am Rhein nachgewiesen ist, muss künftige Beachtung der späten Durchzügler noch genauer feststellen. O. Kleinschmidt. (34) 48 Zur Tannenheher-Monographie. Hier die Daten einiger Gelege: 15. Mai 1904 6 Eier frisch, lecken & URBAN h ee llam sen 5 10. OR, » 19.5 „. 6 ,„ etwas bebrütet, 1ER OR, RER, Pe itrisch! (Fortsetzung folgt.) Zur Tannenheher-Monographie. Für alle freundlichen Sendungen und Mitteilungen aus dem Leserkeise sage ich hier vorläufig besten Dank! Mehrjährige Individuen des sibirischen Tannenhehers werden vermutlich an den unverletzten Enden der mittleren Schwanzfedern und den weder verblichenen, noch beschädigten Flügelspitzen zu erkennen sein. Werden die alten Vögel wegen grösserer Scheu selten erlegt oder kommen nur junge Vögel zu uns? Nachrichten zur Lösung dieser Frage sind sehr erwünscht. Auch bei den Krähen scheinen jüngere Vögel zu wandern. Wer kann biologische Daten über einzelne der bereits abge- bildeten fremden Nucifraga-Formen aus eigener Anschauung geben? Wer ist imstande, die ÖOriginalbeschreibung von Pinus cembra sibirica (Loudon) zu verschaffen? Dieser Baum ist bekanntlich für die Naturgeschichte des sibirischen Tannenhehers von grosser Bedeutung. Hinsichtlich der Tafeln wird auf das in Vorbereitung befind- liche Textheft, sowie auf die weiteren Abbildungen verwiesen. Da ich für letztere noch einiges Material abwarten muss, wird sich die Ausgabe etwas verzögern, jedoch spätestens Weihnachten er- folgen, voraussichtlich schon früher und vielleicht in mehreren Teilen. Von Falco erscheint noch ein kürzeres viertes Heft. 0. Kl Reichhaltige botanische Sammlung wegen Todesfalls zu ver- kaufen. (Salzflora des Mansfelder Sees bei Eisleben, Plantago- Varietäten und Aberrationen.) Näheres durch den Herausgeber. FALCO. Fünfter Jahrgang. No. 4. Dezember. 1909. Avifauna von Ingelheim a. Rhein. Von Carl Hilgert. (Fortsetzung von Falco 1909, S. 48.) Phylloscopus Zilpzalp (Kl.) Weidenlaubvogel (Phylloscopus rufus auct.). Brütet äusserst zahlreich hier, sowohl im Laubwalde am Rhein, auf den bewaldeten Höhen, als auch in den Fichtenschonungen zwischen den Kiefern- und gemischten Waldungen. Hier bevor- zugt er mehr die mit Birken, Lärchen und Eichen durchsetzten Parzellen; die Nester stehen aber ausschliesslich in den Fichten oft bis 1 m hoch von der Erde. Während der Frühjahrszugzeit trifft man die Weidenlaubvögel in der Regel massenhaft überall im Holze und den Gärten, im Herbste mehr auf den Feldern. Sie kommen früh bei uns an, erst ganz vereinzelt, nach einigen Tagen hört man aber ihr Zilp Zalp überall. Ich notierte: 1899 I. Gesang 29. März 1902 „ IR oe 1903 „ 200e Dre I Seas 1904 „ 5 30. „ einige Tage vorher aber schon beobachtet. 1905 „ BL, 1906 „ „ 13. ,„ 1 Stück, vom 15. ab häufig. TU, es 180.0.5 1908 „ X ae Bis in den halben April hinein trifft man in der Regel noch grössere Partien auf dem Durchzuge. Volle Gelege bestehen wie bei dem Fitis fast immer aus 6 Eiern. Ich notierte folgende Gelege: 23. Mai 1895 6 Eier schwach bebrütet. ER EIN Be 26. April 1903 6 y frisch. RE u) instiz, (86) Pat PER TE \ & 50 Avifauna von Ingelheim a. Rhein. 8. Mai 1904 2x6 Eier frisch. 10:5. 4905 6 „ am Ausfallen. 14. 7,0 221905 5-4. nisch. 20: = 1906: 6 „ zirka zur Hälfte. bebrütet. 390051908 5 „ etwas bebrütet. Öfter findet man noch Anfang August Nester mit Jungen. Dieses Jahr z. B. am 14. August Nest mit fliggen Jungen. Am 16. traf ich an einem anderen Platze Junge, die gefüttert wurden. Am 18. Oktober beobachtete ich noch einen kleinen Laubvogel, der sich fortwährend lockend in den Kiefern herumtrieb; ich glaube es war ein Weidenlaubvogel. Phylloscopus Volitans sibilator (Bechst.). Waldlaubvogel. Der Waldlaubvogel ist erst seit einigen Jahren hier Brut- vogel geworden. Die der Nachtigall so zusagenden Örtlichkeiten, alter lichter Laubholzbestand mit Buschunterwuchs, in den Klauern am Rheine, haben ihn an unsere Gegend gefesselt. Aber auch nur hier ist er Brutvogel. Gewöhnlich um Mitte April kommen die Waldlaubvögel bei uns an. Um diese Zeit trifft man sie allerorts oft in Massen, von denen der grösste Teil aber nach einigen Tagen wieder weiter gezogen ist. Öfter hörte ich Ende April-und Anfang Mai auch singende %'g‘ in den beiden Parks hier, die zum Brüten wie ge- schaffen sind. Ich hoffte schon, dass sich daselbst eines oder das andere Paar häuslich niederlassen würde, was aber bis jetzt noch nicht der Fall war. Sie brüten, wie gesagt, nur in den Waldungen am Rheine. 1903 I. Beobachtung bezw. I. Gesang 18. April. 1904 „ a kei EEE 4 1, 1905 „ 2 SE 1906 „ a Pr f um den 20. April. 1907 „ 3 ee 7. Aprall 1908 „ j 9 (ER Ende Anl und Anfang Mai 1908 becbechteie ich einige Tage lang massenhaft Laubvögel aller drei Arten, die sich stets in den Birkenbeständen aufhielten, wo sie das junge Grün anscheinend nach Nahrung absuchten. Ihr Benehmen glich dabei ganz dem der Zeisige, wenn diese im Herbst und Winter den Birkensamen ausklauben. (3) Avifauna von Ingelheim a. Rhein. 51 Locustella Threnetria (Kl.). Schwirl, Locustella naevia (Bodd.). Wie schon Deichler, J. f. OÖ. 1896 Seite 446/47, erwähnt, fand ich 1894 am 28. Juni das Nest mit 7 Eiern. Im Jahre darauf konnte ich in der Nähe dieser Stelle ein „5! öfter schwirrend be- obachten. Auch in späteren Jahren hörte ich ab und zu in den Wiesen den Gesang, so 10. und 30. Juli 1903; in den letzten Jahren dagegen nicht mehr. Acrocephalus Hypolais (Kl.). Gartenlaubvogel, Hippolais ieterina (Vieill.). Nicht sehr häufiger Brutvogel am Rheine in den Parks und grösseren Gärten, doch will es mir scheinen, als würde er von Jahr zu Jahr häufiger. Mit den Würgern und dem Pirol ist er einer unserer letzten Ankömmlinge. In den ersten Maitagen hört man den ersten Gesang. Ich notierte: 1. Mai 1904. 6. „. 1905. 22.02 1900: 6, 1908: Am 31. Maı 1904 fand ıch ein Nest mit 4 frischen Eiern ın Mannshöhe ım Flieder, am 5. Juni 1903 ein Nest mit 5 frisch ausgefallenen Jungen. Das Nest stand 2!/, m hoch im Holunder. Acrocephalus Frumentarius (Kl.). Sumpfrohrsänger, Acrocephalus palustris (Bechst.). In manchen Jahren häufiger Brutvogel, in anderen wieder ganz vereinzelt vorkommend. Für die bei uns brütenden Paare wäre der Name Getreiderohrsänger bezeichnender als Sumpfrohr- sänger, denn sie lieben nichts weniger als sumpfige Gegenden. Hier leben sie ausschliesslich in den an den Wiesen liegenden Korn- und Weizenfeldern und brüten auch darin, weniger in den Wiesen selbst. 1903 und 1906 waren sie ungemein häufig und hörte man fast in jedem Getreidefeld singende 5. Zu Beginn der Brutzeit, Anfang Juni, sind sie am lebhaftesten und verfolgen sich die Z' ganz energisch, immerfort ihren Gesang hören lassend. Ich entnehme noch meinem Tagebuch: 20. Juli 1903 Acrocephalus palustris im Hafer mehrere 5‘ singend beobachtet. Gesang hat (88) * 52 Avifauna von Ingelheim a. Rhein. nur wenig Ähnlichkeit mit dem der Rohrsänger. Er hat viele flötende Töne und längere Strophen. Ich hörte Strophen, die an einen jungen Kanarienvogel, andere, die an Alauda arvensis erinnern. Die rätschenden und zerrenden Rohrsängertöne hört man weniger. Andern Tags unweit dieses Haferfeldes im Korn einen Vogel Futter tragend beobachtet; einmal kam er mit einem Kohlweissling an- geflogen. Anfang Juni 1908 hörte ich ein Y‘ fast täglıch in einer Kopfweide, die neben Kornfeldern stand, singen. Jedes Jahr werden beim Getreidemähen, Ende Juli und Anfang August, Nester mit Jungen in verschiedenen Stadien, vom frisch ausgefallenen bis zum flüggen, gefunden. So dieses Jahr wieder vom 10.—14. August ein Nest mit ganz kleinen und vier Nester mit flüggen bezw. halb- flüggen Jungen. Acrocephalus Calamoherpe (Kl.). Teichrohrsänger, Acrocephalus streperus (Vieill.). In den mit Schilf und Rohr reich bestandenen Rheinarmen und sumpfigen Niederungen sehr zahlreich brütend. Bei eintreten- dem Hochwasser im Vorsommer werden manche Jahre die ersten Bruten zerstört. In diesem Falle wird aber bald zu einer zweiten geschritten. Von einem regelmässigen Zweimal-Brüten kann natür- lich keine Rede sein. Mitunter treten Fälle ein, wo auch die zweite Brut verunglückt, so erfolgt dann nochmal eine dritte. Dies erklärt auch das öftere späte Auffinden von Gelegen und Jungen. 1903 wurden die meisten niedrigstehenden Nester durch Wasser zerstört, worauf ich dann Ende Juni vier Nester mit 3, 3, 2 und 1 frischen Eiern fand. 1906 wurden ebenfalls Ende Mai fast alle Nester durch Hochwasser zerstört, was zur Folge hatte, dass die Vögel zu einer zweiten Brut schritten. Ich sah Mitte Juni und noch Anfang Juli mehrere frisch belegte Nester. Acrocephalus Turdoides (Kl.). Drosselrohrsänger, Acrocephalus arundinaceus (L.). Nicht sehr häufig hier, da ihm jedenfalls die kleinen Rohr- und Schilfpartien weniger zusagen, als grössere damit bewachsene Sumpfstellen. 1902 am 15. Juli fand ich ein Nest 1 m hoch über dem Wasser mit vier zum Ausfallen reifen Eiern. Das Nest war aussen 20 cm hoch, die Mulde ausnahmsweise aber ganz flach. (39) ia Pr ‘(es Bed) uadeyg "mM uoA jayıy wunz "SNIIEBIHEBS SNIeJ UOA S[YUOyYJSsIN "6061 'OOIVA FALCO, 1909. Spiegelbild. Icarius. Nisthöhle von Parus Sal Zum Artikel von W. Hagen (pag. 53). Parus Salicarius im lübeckischen Gebiet. 53 Aerocephalus Phragmitis (Kl.). Bruchweisskehlehen, Acrocephalus schoenobaenus (L.). In früheren Jahren regelmässiger Durchzügler und von Deichler und mir auf dem Frühjahrszuge öfter erlegt. Im letzten Jahr- zehnt von mir zwar nicht mehr erlegt, aber auf dem Frühjahrs- zuge gewöhnlich beobachtet. In der Collection von Erlanger be- findet sich ein am 28. Juni 1905 von mir gesammeltes altes Z, wohl ein sicherer Brutvogel. Dürfte heute noch vereinzelt hier brüten. Parus Saliearius im lübeckischen Gebiet. Von Werner Hagen. In No. 4, 1908, der Ornithologischen Monatsschrift habe ich mich schon einmal über diesen Gegenstand verbreitet. Ich streifte bis vor einem Jahre fast nur im nördlichen und östlichen Teile von Lübecks Umgebung, in diesem Jahre jedoch hauptsächlich im südlichen und südwestlichen. In diesen Gebieten habe ich die Weidenmeise mehrfach feststellen, auch eine Brut bestätigen können. Des Zusammenhanges wegen führe ich die in der Monats- schrift gemachten Bemerkungen mit auf. Ich traf im Herbste 1903 in einer Kiefernschonung in der Nähe der Jahn-Eiche Sumpfmeisen, die mir durch ihre Stimme auffielen. Ich hatte ihr langgedehntes dä, dä, dä noch nie gehört. An eine Bestimmung war nicht zu denken, denn zwar nicht scheu, aber sicher entzogen sie sich der genauen Beobachtung und waren mir bald entschwunden. 1905 schrieb mir Herr Pastor Clodius-Camin, dass er Parus Salicarius dort beobachtet habe. Im Herbst konnte ich die Art bei ihm am Balg und in der Freiheit kennen lernen. Die Stimme war die schon von mir gehörte. Erst am 28. III. 07 konnte ich Salicarıus bei Lübeck wieder beobachten. Im März fand bei herrlichem Wetter ein grossartiger Raubvogelzug statt. Besonders schön liess er sich in der oben erwähnten Schonung, auf Forstkarten Triangel genannt, beobachten, da diese im Zuggebiet lag. Am genannten Tage hörte ich wieder die charakteristische Stimme der Meise. Scheinbar waren es zwei Stück. Wieder waren sie fast plötzlich verschwunden. An späteren Tagen hörte ich sie nicht wieder hier. 54 Parus Salicarius im lübeckischen Gebiet. Am 2. IX. 07 sah ich einen grösseren Schwarm in den in der Nähe jener Schonung liegenden Travetannen. Die Stimme hatte mich wieder aufmerksam gemacht. Parus Salicarus befand sich im Schwarm mit anderen Arten, P. palustris, crıstatus und ater, einige major waren in der Nähe. Der Schwarm wechselte gerade von den Wipfeln der Kiefern in einen kleinen Erlenbruch, durch- querte diesen und ging dann wieder in die Kiefern. Ich konnte dabei durch das Glas die gelblich überflogenen Seiten deutlich er- kennen, wie Kleinschmidt’s Steinzeichnung es zeigt. Auf Grund dieser Beobachtungen nahm ich an, dass die Weidenmeise im lübeckischen Gebiet nur unregelmässig während der Zugzeit erscheint. 1909 hörte ich sie einmal im Osten von Lübeck, in den Wesloer Tannen, am 7. IV. Ich bekam sie jedoch nicht zu Ge- sicht und war sehr weit entfernt, so dass ich sie mit Bestimmt- heit nicht ausprechen konnte. Da ich hier jedoch — trockener Kiefernwald, der in die Palinger Heide ausläuft — mich nicht ent- sinnen kann, Parus palustris gehört zu haben, so vermutete ich, dass es Salicarius war. Das kleine lübeckische Gebiet ist landschaftlich sehr ab- wechslungsreich. Der Süden ist zwar auch sehr waldreich, hat aber ausserdem ausgedehnte Felder. Zwischendurch sind grössere und kleinere Brüche eingesprengt. Hier hoffte ich Salicarius zu finden, als ich mit meinem Begleiter, Herrn Peckelhoff, der diese Gegenden eingehend kannte, diese Gebiete durchstreifte. Am 28. III. trafen wir ihn bei Strecknitz in einem Erlenbruche beim Landgraben. Es waren zwei Exemplare, die in ihrer hastigen Weise den Bruch durchquerten und uns so nahe kamen, dass wir die bräunlich-gelben Hals- und Körperseiten deutlich erkennen konnten. Durch ihre Stimme hatten sie sich angekündigt. Am 11. IV. beobachteten wir diese Meise in einem kleinen Bruch mitten im Felde auf der Grenze des Strecknitzer und Falken- husener Gebiets und nachher am Landgraben beim Grönauer Baum. Diese Gebiete gehören zur Wakenitzniederung. Ich hoffte daher, in den den Flusslauf begleitenden Brüchen sie ebenso häufig zu finden, konnte sie jedoch nur einmal feststellen und zwar in der Nähe des „1. Fischerbudens“. Wir hatten das Glück, sie am Neste zu beobachten. Dasselbe stand in einer alten Kopfweide. Die Höhlung ist von ihr selbst verfertigt. Im selben Baum hatte sie schon Parus Salicarius im lübeckischen Gebiet. 55 einmal gebrütet. Aber durch Menschenhände war das morsche Holz abgebrochen, so dass die Höhle frei lag. In diesem Jahre sind jedoch die Jungen ausgeschlüpft. Ich hoffe daher, dass die Höhle im nächsten Jahre wieder benutzt wird und ich dann in den Besitz eines Eies komme. Ich vermute, dass die in den be- nachbarten Brüchen gehörten Weidenmeisen mit denen identisch sind, die hier gebrütet haben. Um die Gegenden am Oberlauf der Trave kennen zu lernen, streifte ich einmal in diesem Jahre bei Niendorf und Hamberge, der Heimat meines Begleiters. Auch hier bei Niendorf trafen wir Salicarius in einer Erlengruppe an, desgleichen in einem Erlen- bruch an der Trave, gegenüber von Hamberge, auf der lübeckischen Seite des Flusses. Parus Salicarius kommt also im nördlichen und östlichen Teile des lübeckischen Gebietes nur auf dem Frühlings- und Herbstzuge gelegentlich vor, ist dagegen in den Erlenbrüchen des südlichen und südwestlichen Teiles ziemlich häufig und wahrscheinlich in den Ge- bieten, wo ich sie antraf, überall Brutvogel, an der Wakenitz bestimmt. Die Stimme von Parus Salıcarius ist zwar sehr charakteristisch, ist ein langsames dä dä dä, öfters szı skı dä dä dä, hat aber, aus weiterer Ferne gehört, Ähnlichkeit mit dem kürzeren dä dä dä, das Parus palustris manchmal hören lässt, besonders im Sommer (nach Prof. Voigt die Jungen). Ich habe daher öfters sie nicht notiert, weil ich im Zweifel war. In der Nähe ist eine Verwechs- lung ausgeschlossen. Durch die Färbung fällt P. Salicarius eben- falls auf, am meisten aber durch das Benehmen, das viel hastiger ist als das der anderen Arten. Kaum hat man die Stimme in der Ferne gehört und ist aufmerksam geworden, so ist sie auch schon bei einem, um gleich darauf 10, 20 m weiter zu sein. Dann hört man noch einmal schwach die Stimme von weitem, und ver- schwunden ist sie. Selten sah ich sie kürzere Zeit in einem Baume verweilen. Auch am Nest ist sie umgemein scheu. Jede Meise schlüpft futtertragend in die Nesthöhle, wenn man sich in der Nähe angestellt hat, Salicarıus aber entfernt sich sofort, kehrt ab und zu zurück, nähert sich aber nicht dem Nest, bevor man sich nicht entfernt hat. Bei aufmerksamer Beobachtung wird diese Meise sicher noch mehrfach in Norddeutschland gefunden werden als nur in Mecklen- burg und Lübeck, neuerdings auch in Westfalen. FALCO, unregelmässig im Anschluss an das Werk „BERAJAH, Zoographia infinita“ erscheinende Zeitschrift. VI. Jahrgang, 1910, in 2 Heften. Herausgeber: 0. Kleinschmidt, Dederstedt, Bez. Halle a. S. ee \ 1,22 0388 | a Kommissionsverlag @ebauer-Schwetschke, Druckerei und Verlag m. b. H., Halle a. S., Gr. Märkerstr. 10, Der Jahrgang 1910 wurde zugunsten von Berajah um einen Bogen gekürzt. Inhalt des sechsten Jahrgangs. Seite Dem Andenken R. B. Sharpes! mit Porträt . ....... 1 Eolyphyleiismus und Monophyletismus .. .....». 0, 2... 3 Weiteres über Vogelliebhaberei in China. Von W. Engler (mit zwei ER er Pa Fe ee 3 N Intertütterungen Ela ten el N REN 7 Ein schöner Fall von partiellem Albinismus bei Cireus aeruginosus zum Willy Sehtster (mik Tafel zu ld mn Ha N 8 Zwei neue Fundorte von Parus atricapillus rhenanus (Kleinschm.) im Bheinlande, Von: Adolf’ von Jordans . !... 2 2 2. ..x2. 8 Die Stimmlaute der Sumpfmeisen. Von Hans Kurella. ...... 10 Parus atricapillus rhenanus (Kl.) im Rheinland. Von H. Freiherr Geyr von Schweppenburg und Dr. O. le Roi... ... 2.2... 13 Fesglerlieher Mitteilungen =... 2 ur... nen el 17 Benber Paaus Balearms ..ı. Wa N ee 1% Eine Anfrage an die Ornithologen Russlands (mit Tafel) ..... 19 Über die nordafrikanischen Schwalben. Von E. Hartert und O. Klein- BOTEN REIHE Na a ae a ae Pe es 20 Neues von Parus atricapillus rhenanus (Kleinschm.) aus dem Rhein- Jand: Von A, von Jordaus und H. Kurella . . ... „2 2. 21 Zwei Fundorte von Parus Salicarius salicarius (Brm.) in Westpreussen 23 Parus Salicarius bei Paderborn (aus einem Briefe von Freiherr Geyr von Schweppenburg an den Herausgeber) . . »...... 24 Anser albifrons und Ibis faleinellus zwei seltene Gäste in Deutschland 25 t Erinnerung an H. Hocke. Von R. Thielemann . ........ 26 Abbildungen. R. B. Sharpe im Ornat des Ehrendoktors der Universität Aberdeen 1 Ware Vogelliebhabereisin China . u. 2 un. u. .% Seite 3 Beil: GEBET 7 ee ee Seite 3 = J1IE: Albino‘ von. Cireus aeruginosus» - » 2 ses... Seite 8 „ IV: Skizze der Verbreitungsgrenze der sibirischen Holzgewächse 19 IV Inhalt des sechsten Jahrgangs. Nachgeliefert: Neudruck von Falco 1909, Tafel II Titel und Inhaltsangabe von Jahrgang 1909 h Be en at Mit Falco wurde ausgegeben: Im Märzheft: Zum deutschen Vogelschutzbuch Tafel II. Von Berajah wurden 1910 ausgegeben: Erithacus Arboreus . . . Seite 13—14, März, 5 R . . . Tafel III-IV, März, Corvus Nucifraga. . . . Seite 7—14, März, S n . 0... Tafel XVIII—XIX, März, n 5 2... Seite 15—22, November, r n . 0... Tafel XX—XXVI November, Be a 2... Seite 23—30, Dezember, ‘ Erithacus Sialia . . . . Tafel II, Dezember, „ 4 : : Druicktehlörberii ne März, Rundschreiben an unsere Abonnenten, März. Systematisch Neues: In Falco (Dezemberheft): Über ostpreussische und schwedische Sumpf- meisen, Garrulus sewerzowi (Bogd.). — Grosse Buntspechte von der Wolga. In Berajah (Dezemberheft): Corvus Nucifraga japonus. Ergänzung der Beschreibung von Nucifraga owstoni. r \ R. B. Sharpe im Ornat des Ehrendoktors der Universität Aberdeen. FALCO. Sechster Jahrgang. No. 1. März. 1910. Dem Andenken R. B. Sharpe s! Wenn von all den Todesfällen der vergangenen Jahre nur die Trauerbotschaft des letzten Weihnachtsfestes hier einen Wider- hall findet, so geschieht es, weil die Wichtigkeit von Sharpes Arbeitsfeld es mit sich bringt, dass sein Tod von den Ornitho- logen aller gebildeten Nationen in gleichem Masse als schwerer Verlust empfunden werden muss. Ja man wird vielleicht im Aus- lande noch mehr als in seiner Heimat den Mann vermissen, dessen Kenntnisse die Schätze des Britischen Museums zum geistigen Gemeingute der ganzen Welt machten. Seinem Bienenfleiss ist ja in erster Linie die Grundlage zu danken, durch die die Ornitho- logie als universale Wissenschaft möglich wird. Durch die im Todesjahr des Verfassers vollendete fünfbändige „Handlist of the Genera and Species of Birds (nomenclator avium tum fossilium tum viventium)“, ist der „ÖOatalogue of Birds“ wieder „up to date“ gebracht und sowohl der Gesamtüberblick wie der Wegweiser zur Literatur jeder einzelnen Vogelart gegeben. In dem schlichten Vorwort erfahren wir, dass Sharpe diese ganze zehnjährige Herkulesarbeit in seiner privaten Zeit ge- leistet hat, da seine amtliche Zeit völlig durch das Museum in Anspruch genommen war. Über die Werke eines Mannes, den so allbekannte Denkmäler seiner Arbeit ehren, braucht man keinen Nachruf zu schreiben. Auf etwas ganz anderes möchte ich hier hinweisen. Die populäre Literatur bemüht sich — wenigstens bei uns in Deutschland — fortwährend, den Systematiker als einen trockenen, langweiligen Gelehrten hinzustellen, der unter sprichwörtlich „staubigen“ Bälgen!) hantiert. 1) Staubige Bälge gibt es nur in minderwertigen Sammlungen, deren Besitzer das Interesse verloren haben. Der Ausdruck ist wohl von verstaubten, veralteten systematischen Werken übernommen, deren Besitzer moderne systematische Literatur nicht kennen oder nicht be- sitzen. Vogelbälge, die nicht vor Staub, Licht und Motten geschützt Falco. 1 2 Dem Andenken R. B. Sharpes! Ich wünschte, dass Leute, die derartiges schreiben, auch nur eine Viertelstunde das Vergnügen gehabt hätten, sich mit Sharpe zu unterhalten, oder ihn „bei der Arbeit“ zu sehen. Unerschöpflich war sein Humor in Wort und Tat. Eine Lebhaftigkeit, wie sie dem gemessenen Engländer sonst fremd ist, brachte ihn uns Deutschen gewissermassen näher. Wie konnte er erzählen! Nicht nur das Vogelleben, auch Menschenschicksale liegen dem systematischen Arbeitsgebiet nicht so fern, wie man denkt. All die Fäden des grossen Netzes der zahlreichen Field-Ornithologists!) laufen ja zu- letzt in der Hand des Systematikers zusammen. Im System selbst hielt Sharpe fest an der, wie er selber sagt, „altmodischen* binären Benennungsweise. Für eine Handlist ist diese in der Tat die einfachste. Aber hätte Sharpe die natür- lichen Verwandtschaftsgruppen, die Formenkreise, die er sonst oft durch neue Gattungsnamen abzutrennen liebte, auch nur durch abwechselnde Setzung von Punkt oder Komma hinter der Nummer oder ein paar Teilstriche angedeutet, so würde er unzählige Kennt- nisse nicht mit ins Grab genonımen haben, zu deren Wiederent- deckung Generationen gehören. Doch wir wollen ihm dankbar sein für das, was er uns hinterlassen hat. Er wäre sonst kaum mit dem Abschlusse seines Hauptwerkes fertig geworden. Ein Lieblingsgebiet Sharpes waren die geographischen Formen von Falco Peregrinus. Hier hat er nächst Brehm und Schlegel in wiederholten Arbeiten den Grund gelegt zur Klar- stellung des von dieser Zeitschrift in den Vordergrund des Systems gestellten Lebensringes. Nach Sharpes Namen wird man fragen, solange es eine ornithologische Wissenschaft gibt. Möge die liebenswürdige Per- sönlichkeit nicht vergessen werden, die diese Namen gab. Wir betrauern mit allen Nationen in ihm den Gast, den wir auf dem bevorstehenden internationalen Ornithologenkongress am schmerzlichsten missen werden. OR sind, sind nicht wert, eine Sammlung genannt zu werden. Da ist es freilich schade um jeden getöteten Vogel. ') In England sind das nicht Sonntags-Ornithologen, sondern z.B. die britischen Offiziere im Burenkrieg und bei der Tibet-Expedition, cf. Vol. V, p. 162 der „Handlist“. FALCO, 1910. Taf. I. Baum mit Vogelkäfigen. Straßenbild. Vogelliebhaberei in China. Engler, phot, FALOO, 1910. Taf. II. Schuhmacher mit Vogelkäfig (rechts). Links Spaziergänger, der sich ausruht, mit Vogelkäfig. Dorfbarbier. Vogelliebhaberei in China. Engler, phot. PR Polyphyletismus und Monophyletismus. 3 Polyphyletismus und Monophyletismus. In seinem Werk: „Die Entwicklung der Kontinente und ihrer Lebewelt“ sagt Th. Arldt auf Seite 24: „Mit der Negierung des Gesetzes (der monophyletischen Ent- wicklung) wird der ganzen Paläogeographie der Boden entzogen, wir dürfen es also mit Recht als ein Fundamentalgesetz der- selben bezeichnen. Diese monophyletische Entwicklung usw.“ Palacky dagegen (cf. Falco 1909, p. 34) bezeichnet den Monophyletismus als ein Hindernis für die Entwickelung der Paläogeographie. Diesen Widerspruch löst die Formenkreislehre. Leugnet man die Monogenese, d. h. den einheitlichen Ursprung des Formen- kreises!), so wird die Paläogeographie wert- und interesselos (Arldts Gedanke). Ignoriert man die Verschiedenheit und die selbständigen Ent- wicklungswege der Formen eines Formenkreises, so verirrt sich die Abstammungslehre zur Vernachlässigung ihrer wichtigsten Basis, der Paläogeographie und konstruiert Stammbäume und unmögliche Kontinentalverbindungen ganz nach ihrem Belieben, statt die wirkliche Abstammung und die wirklichen früheren geo- graphischen Verhältnisse zu erforschen (Palackys Gedanke). 0. Kr Weiteres über Vogelliebhaberei in China. Von W. Engler. Jedem durch China reisenden oder sich in dem Reiche auf- haltenden Ausländer muss es auffallen, dass der Chinese eine be- sondere Vorliebe für Singvögel hat. Man findet kaum ein Haus, dessen Besitzer nicht mindestens einen dieser gefiederten Sänger sein Eigentum nennt. Häufig sind es auch ihrer vier oder fünf, die in ihren gefällig geformten, grösstenteils aus Bambusstäbchen hergestellten Käfigen durch ihren Gesang, ihre Bewegungen und Kunststücke Eigentümer und Vorübergehende erfreuen. °) 1) Wofür leider fortwährend in irriger Weise Monogenese des (künstlich gemachten) Genus gesetzt wird. 2) Vergl. den früheren Artikel Falco 1907, pag. 53. Um hinsicht- lich der Lichtdrucktafeln, auf denen man die Vogelkäfige leicht ent- decken wird, den Leser über nichts in Ungewissheit zu lassen, sei be- 1* 4 Weiteres über Vogelliebhaberei in China. Die vielfach verbreitete Ansicht, der Chinese sei hartherzig und roh gegen Tiere, dürfte nicht stimmen; denn ein hartherziger, roher Mensch kann Tieren, und seien es auch Vögel, nicht ein derartiges Interesse entgegenbringen und für sie soviel Geld und Zeit opfern. Infolge der grossen Beliebtheit, der sich die Vögel unter den Bewohnern des Reiches der Mitte erfreuen, bilden diese Tierchen auf den Märkten einen wichtigen Handelsartikel. Es werden für gute Exemplare Summen bezahlt, die jeder Ausländer zu hoch finden wird, wenn er über die Vermögensverhältnisse des Käufers orientiert ist. Beliebte Arten werden aus anderen Provinzen des grossen Reiches eingeführt, und ihr Wert steigt schon infolge des oft sehr umständlichen Transports erheblich. Der Vogelfänger darf überall mit Ausnahme des deutschen Schutzgebietes (vielleicht auch der Gebiete anderer in China ver- tretenen Reiche) ungehindert seinem Berufe nachgehen. Daher kommt es wohl auch, dass man den Eindruck gewinnt, als gebe es stellenweise weniger Vögel in der Freiheit als in der Ge- fangenschaft. Wie der Chinese die buntgefiederten Gefangenen pflegt, ver- dient der Beachtung. Der Vogel ist ihm ungefähr das, was unserm Hundefreunde der Hund ist. Er hat ihn am liebsten immer bei sich. Während der häuslichen Arbeiten bringt er das Vogel- häuschen möglichst so in seiner Nähe an, dass er die Bewegungen des Tieres beobachten kann und dass auch er selbst von seinem Gesellschafter gesehen wird, damit sich dieser an ihn gewöhne. Wenn es die Witterung erlaubt, kommt der Käfig ins Freie. In den Strassen der Ortschaften sieht man häufig ganze Reihen be- wohnter Käfige hängen. Befindet sich ein Baum in der Nähe, merkt, dass die Käfige an dem Baum (Tafel I, oben) nicht Lockvögel enthalten, sondern zu dem Zweck aufgehangen sind, dass sich die Vögel sonnen können. Auf dem „Strassenbild“ trägt ein Hausierer verzuckerte Weissdornfrüchte, von denen zirka 8—10 Stück auf Hölzchen gereiht und auf ein Strohgeflecht gesteckt sind, das zirka 100 solcher Stäbchen aufnehmen mag. Sie werden für ungefähr 1 Pfennig verkauft und gelten im Kiautschou-Gebiet als beliebte Leckerei unter den Chinesen, aber nicht als Vogelfutter. Die europäische Zunge vermag der Frucht keinen besonderen Geschmack abzugewinnen, wie mir Herr Engler schreibt. Das Komma zwischen Engler, phot. musste übrigens wegfallen. 0. Kl. Weiteres über Vogelliebhaberei in China. 5 wird selbstredend die Gelegenheit wahrgenommen, an seinen Ästen mittels einer mit Drahthaken versehenen Stange das Bauer auf- zuhängen. In der wärmeren Jahreszeit wird der Vogel schon in den frühesten Morgenstunden ins Freie gebracht. Gewöhnlich hält der Besitzer den mit kleinen bunten Fähnchen ausgestatteten Käfig auf der einen Hand und bringt den Insassen durch Bewegungen mit der anderen Hand und leises Pfeifen zum Singen. Auch in den Abendstunden ist es dem Chinesen eine Erholung, wenn er sich mit dem Sänger im Freien beschäftigen kann. Er legt dabei eine bewundernswerte Ausdauer an den Tag. Nicht selten kann man beobachten, dass der Landmann seinen Vogelkäfig mit aufs Feld nimmt, der Reisende sogar auf grösseren Touren sich von ihm nicht zu trennen vermag; der Rentier trägt ihn gern auf seinen Spaziergängen in der Hand. Zu solchen Ge- legenheiten ist der Käfig gewöhnlich mit einem dunklen Tuche überzogen (denselben Überzug trägt er auch während der Moskito- zeit für die Nacht, damit sein Bewohner nicht von diesem Un- geziefer gepeinigt wird) und mit verschiedenen Geräten, wie Fläsch- chen mit Wasser und Futter und kleiner Pinzette und Holzschaufel zum Entfernen des Kotes aus dem mit wenig Sand oder Ziegel- mehl gefüllten Käfig ausgerüstet. Der in Schantung am meisten gehaltene Vogel heisst „be- ling“!) (auf deutsch: „Hundert-Geist“). Die Provinz ist nicht seine Heimat, sondern anscheinend die nördlicher gelegene Provinz Petschili. Gute Exemplare seiner Art repräsentieren unter Chinesen einen Wert von 10 bis 30 M. Der Vogel ist, wie schon aus seinem Namen zu entnehmen !) Die Frage, was dieser rätselhafte „Be-ling“ ist, hat Herr Engler nunmehr damit gelöst, dass er mir den Balg eines von ihm ein halbes Jahr lang gepflegten, aber leider vor der Heimreise eingegangenen Stücks mitbrachte. Es ist Alauda (Melanocorypha) mongolica (Pall.). Diese Lerche ist meines Wissens erst einmal lebend (Kullmann, Gef. Welt 1908, p. 7) in Deutschland eingeführt. In der plastischen Erscheinung ähnelt der Vogel mehr der Kalanderlerche als der sibirischen Lerche, der er in den Farben gleicht. Die Schwingen und Schwanzfedern sind albinistisch vermausert. Sie haben weisse Basis mit silbergrauer, ge- bänderter Spitze und wellenförmig gebogenen Schaft. Herr Engler fand bei dem Vogel am Halse, am Herzen und in der Bauchhöhle mehrere erbsengrosse verkalkte oder wässerige blasenartige Geschwülste. 02: 6 Weiteres über Vogelliebhaberei in China. ist, sehr gelehrig. In ihm sollen die Geister hundert verschiedener Tiere sich zu einem vereinigt haben. Der Chinese will damit zum Ausdruck bringen, dass der „be-ling“ versteht, sehr viele Tiere nachzuahmen. Es ist auch wirklich interessant, das Tier zu beobachten, wie es sich stets munter bewegt und mit seinem schlauen Blick alles verfolgt, was in der Nähe vor sich geht. Eben sass es noch auf dem kleinen Tischchen inmitten des Käfigs und versuchte die Feld- lerche in ihrer Gesangskunst zu übertreffen, da mit einem Male legt es sich platt auf den Boden und tut, als wollte es sich ver- stecken. In demselben Augenblicke hört man auch schon wieder die Stimme eines Sperlings oder das Mauen einer Katze und guckt sich unwillkürlich um, diese lästigen Gesellen zu entdecken. In Wirklichkeit war es aber unser „be-ling“, der es verstanden hatte, die Stimmen dieser beiden Tiere täuschend ähnlich nachzuahmen. Und nun läuft er auch schon wieder an den Seiten des Käfigs hin und her und steckt von Zeit zu Zeit, den Kopf schief haltend, sein schlaues Gesicht durch die Bambusstäbchen, als wollte er fragen: „Hat Dir mein Gaunerspiel gefallen!‘ Wenn man das Tier erst richtig studiert hat, findet man jede seiner Bewegungen und jeden Ton, den es von sich gibt, ulkig. Andere beliebte Vögel, ausser einigen, deren Namen mir un- bekannt sind, sind Drosseln, das Blaukehlchen, eine Ammer und der Kreuzschnabel. Letzterem bringt man bei, sich sein Futter selbst in einer an einem Faden befestigten Nussschale mit Beinen und Schnabel aus der Tiefe in den Käfig zu ziehen. Der Anblick dieses Kunststückes macht jedem viel Vergnügen. Obschon der Chinese ein so grosser Vogelfreund ist, versteht er merkwürdigerweise doch nicht, den Nutzen der Vögel in der Freiheit zu schätzen. Das kommt wohl daher, dass er von keinem Menschen darüber belehrt wird. Selbst diesbezügliche Beobach- tungen anzustellen, ist eine schwierige Aufgabe, mit der sich der Chinese nicht beschäftigt. Wenn wir an uns selbst denken, können wir deshalb den Sohn des Reiches der Mitte gar nicht verdammen. Hätten wir es nicht in der Schule gelernt, so wären wir vielleicht noch weniger in der Lage, den wirklichen Nutzen besonders einiger Arten, z. B. der Schwalbe und Lerche, auch nur annähernd zu schätzen. Solche Gelehrte, die das Volk in dieser Beziehung auf- klären könnten, scheint es in China leider nicht zu geben. Über Winterfütterungen. 7 Über Winterfütterungen. An die Stelle der Stubenvogelpflege scheint bei uns immer mehr die Fütterung der Vögel in der Nähe des Fensters oder im Bereich der Spaziergänge als eine riesig anwachsende Liebhaberei zu treten. Und in der Tat, was braucht man einen Vogel im Käfig zu halten, wenn man ihn in Freiheit vor der Fensterscheibe haben kann! So gross ist in letzter Zeit die Zahl der neuen Fütterungsmethoden geworden, dass ich nur die wichtigsten, die ich in den letzten zwei Wintern hier probiert habe, besprechen kann. Die sämtlichen Futterhausmodelle des Bundes für Vogel- schutz wurden geprüft. Das befürchtete Einschneien trat nur einmal ein bei Wirbelschnee, der auch in den Drehapparaten und im hessischen Futterhaus den Futterboden und das Futter feucht machte. Der drehbare Fenster-Futterkasten von Schwarz, Rinteln und der neue drehbare Futterkasten von Voigt, Wernigerode haben sich sonst gut bewährt. Für praktische Zwecke ist der beste, vor allem sparsamste Apparat die Bruhnsche Meisendose mit den verschiedenen neuen Einsatztrögen, namentlich zur Absperrung der Sperlinge (Hamburg 36, Verlag Parus). Für die Liebhaberei ist jedoch die neueste und reizvollste Erfindung der durchaus auch praktisch wertvolle Futterring von G. Soltwedel, Deutsch-Evern. Wo man sparen will, kann man durch Anbringen eines Schutzdeckels Regenwasser und Sper- linge einigermassen abhalten. Sonst besteht der Vorteil der Ringe gerade darin, dass sie sich äusserst bequem und rasch an Bäumen frei sichtbar aufhängen lassen und dass das bunte Vogelleben, das sich alsbald um sie entfaltet, gleichfalls frei sichtbar bleibt. Von den Meisen kann man öfter zwei (z. B. Kohl- und Blaumeise) an demselben Ring schaukeln sehen. Die Ringe bilden gewisser- massen eine bequemere Übertragung der Idee des von Berlepsch- schen Futterbaumes vom Nadelholz auf das durchsichtige Laubholz- geweige. Eine genauere Beschreibung ist hier überflüssig, da diese Apparate mit ausführlichen Prospekten von den genannten Stellen bezogen werden können. Über eine weitere Fütterungsmethode soll später berichtet werden. DERT: 8 Ein schöner Fall von partiellem Albinismus bei Circus aeruginosus. Ein schöner Fall von partiellem Albinismus bei Cireus aeruginosus. Der vorliegende Vogel, ein junges Männchen der Rohrweihe, wurde am 10. September 1909 am Sarpasee bei Sarepta an der unteren Wolga erlegt. Es handelt sich um einen Vogel von her- vorragender Schönheit und möchte ich es nicht unterlassen, den- selben durch eine Abbildung weiteren ornithologischen Kreisen zugänglich zu machen. Obgleich die Färbung aus dem Bilde zu ersehen ist, gebe ich nachstehend eine genaue Beschreibung des Gefieders: Am ganzen Vogel herrschen zwei Farben, blendend weiss und schwarzbraun vor. Weiss sind die beiderseitigen After- flügel, Handränder und die 5 ersten Handschwingen des rechten, aber nur die 3. und 4. des linken Flügels. Weiter stehen auf der Oberseite am Hinterkopf eine Anzahl weisser Federn, die einen unregelmässigen, also unsymmetrischen Fleck bilden und ebenso am Bürzel einige weisse Federn. Die Unterseite ist reicher albi- notisch, Kinn, Kehle, Bauch, Steiss und die Schwanzdecken sind reinweiss. Das ganze übrige Gefieder ist auf der Unterseite schwarzbraun, auf dem Rücken noch dunkler, also im allgemeinen dunkler gefärbt als das einer normalen jungen Rohrweihe.!) An den Füssen sind einige Schilder und eine Kralle partiell albinotisch. Halle a. S., den 2. Dezember 1909. Willy Schlüter. Zwei neue Fundorte von Parus atricapillus rhenanus (Kleinschm.) im Rheinlande. Von Adolf von Jordans. Am 6. April dieses Jahres (1909) schoss ich bei Lüftelberg (Ortschaft 4!/, km nordöstlich von Rheinbach, Regbez. Köln) ein !) Am auffallendsten zeigt sich dies darin, dass die rostgelbe Kappe, die sonst der jungen Rohrweihe eigen ist, völlig fehlt und nur durch ein paar verschwindende rostbraune Säumehen im Genick angedeutet ist. Die unter. dem Vogel abgebildete V. Handschwinge des linken Flügels hat an der Innenfahne einen weissen Längssaum. Es liegt also wie bei der Aberratio chiaradiae der Strix Athene (cf. Berajah, Seite 4) auch hier die Verbindung von Albinismus mit Längszeichnung und dunklerer Tönung der nicht albinistischen Gefiederteile vor. Der Herausgeber. a nn nn FALCO, 1910. Albino von Circus aeruginosus. Taf. II. Spiegelbild. Zwei neue Fundorte von Parus atricapillus rhenanus (Kl.) im Rheinlande. 9 männliches Stück von Parus atricapillus rhenanus (Kleinschm.). Ich hörte den charakteristischen Ruf: däh-däh in einem zirka 10 Morgen grossen Feldbüschchen, das von Wiesen grösstenteils und nur an wenigen Stellen von Ackerland umgeben ist, etwa 1 km vom Kotten- forste und 5 km vom Rheinbacher Walde, einem Ausläufer der Eifel, entfernt. Es ist dies um so auffallender, da — abgesehen von einem kleinen, zeitweilig trockenliegenden Sumpfe — das nächste Wasser der kleine Swistbach und ein Weiher ist, dessen Ufer einen für den Aufenthalt von Weidenmeisen viel zu geringen Kopfweidenbestand trägt. Diese Beobachtung, die den bisherigen widerspricht, liesse auf ein Streichen der Weidenmeisen schliessen, jedoch scheint mir diese eine allein nicht zu einer Verallgemeine- rung zu berechtigen, obwohl ich früher und auch späterhin keine Vögel dort mehr sah oder hörte. Zu gleicher Zeit mit dem erlegten und nur einige Bäume weiter — es war dies eine etwa 20 jährige Eichenpflanzung — kam mir ein zweiter Vogel zu Gesicht (viel- leicht war es das Weibchen?), den ich natürlich nicht schoss. Der zweite Fundort liegt im nördlichen Teile des Kotten- forstes, westlich von Bonn, zwischen den Ortschaften Roisdorf und Heimerzheim, am sogenannten „Grossen Cent“, 10 km von dem ersten Fundorte entfernt. Den ganzen heurigen Sommer hatte ich den Ruf öfters dort vernommen und einmal den Vogel, aber nur sehr flüchtig, zu Gesicht bekommen, zuletzt wiederholt auf einer Exkursion mit meinem Freunde Hans Kurella. Am 17. No- vember endlich gelang es mir, ein Stück — von zweien, die sich einem Flug von Schwanz-, Kohl- und Blaumeisen angeschlossen hatten — zu erlegen, wenn auch erst nach grösster Mühe. Es ist ein schönes männliches Exemplar.!) Das dortige Terrain ist stark sumpfig und kupiert, für Weidenmeisen ausserordentlich ge- eignet. In Verbindung mit den obigen Beobachtungen und dem Schussnachweise dürfte diese Tatsache ein Brüten des Vogels an dieser Stelle sehr wahrscheinlich machen; den sicheren Nachweis des Brütens hoffe ich im kommenden Sommer zu erbringen. Die beiden Belegstücke befinden sich in meiner Balgsammlung. 1) Herr v. Jordans hat mir dasselbe zur Ansicht gesandt. Es ist ein junges Männchen, misst 6,2—6,25 Flügellänge und stimmt genau mit den hessischen Vögeln überein. Der Herausgeber. 10 Die Stimmlaute der Sumpfmeisen. Die Stimmlaute der Sumpfmeisen. Von Hans Kurella. Die im folgenden mitgeteilten Beobachtungen datieren etwa vom Jahre 1906 bis jetzt. Der Beobachtungsort war bei der Weidenmeise die Siegmündung und zuletzt auch der von meinem Freunde v. Jordans festgestellte Fundort im grossen Cent, bei der Nonnenmeise hauptsächlich das Ahrtal und die weitere Umgebung von Bonn. Die mitteldeutsche Glanzkopfform, Parus palustris sub- palustris (Br.), lernte ich im Frühjahr 1909 in der Umgebung von Dresden kennen. Der gewöhnlichste Laut des westdeutschen Glanz- kopfs, Form longirostris, lässt sich am besten mit den Silben si- zjäh wiedergeben, wobei die Betonung stark auf der letzten Silbe liegt. An dieses si-zjäh wird öfters (besonders bei Erregung) eine ganze Reihe von Lauten angehängt, die etwa wie ää & (ganz kurz) klingen. Dieser Laut ä wird fast immer öfter als dreimal wieder- holt. Man findet ihn nicht nur bei der westdeutschen Form longirostris, sondern nach meinen Beobachtungen auch bei der mitteldeutschen Form. Tischlers Wiedergaben von Rufen ost- preussischer Stücke (Falco 1907, p. 78) sind so ähnlich, dass man ohne Bedenken diese Stimmlaute (si-zjäh ä ä ä&) zu mindesten allen deutschen Glanzköpfen wird zuschreiben können. Bei den Weidenmeisen findet man das si-zjäh wieder, nur wird dann ein zweimal (selten dreimal) wiederholtes dumpfes und langes däh angehängt. Wenn Hagen (Falco 1909, p. 55) diese Laute für nicht ganz sicher von ähnlichen des Glanzkopfs unterscheidbar hält, so kann ich dem nach meinen Erfahrungen nicht gänzlich zustimmen. Das däh däh kann mit keinem andern Meisenlaut verwechselt werden, erinnert vielmehr an das Zetern des Feldsperlings. Was den eigentlichen Frühlingsruf und Gesang der Sumpf- meisen angeht, so ist derselbe ein schwieriges Kapitel. Bei der Weidenmeise hörte ich nur ein stereotypes tjü tjü (Siegmündung 15. IV. 08), das gar nicht weiter moduliert wird. Den klirrenden eigentlichen Gesang der Mattköpfe habe ich noch nicht gehört. Beim Glanzkopf entspricht dem „tjü tjü“ ein Laut etwa wie tjif tjif, wiederholt ad libitum. (Oft ähnelt er dem „zifi zıfi“ der Kohlmeise sehr, wie denn der Glanzkopf in seinem ganzen Betragen sich dieser Art nähert.) Tischler gibt 1. c. den Laut Die Stimmlaute der Sumpfmeisen. 14 mit djüb djüb djüb wieder, Clodius, Falco 1906, p. 43 mit „schip‘“ oder „zip“ (wahrscheinlich ganz kurz ausgesprochen). Obiges tjıf wird ganz kurz und schnell sehr viele Male hintereinander aus- gestossen; Kleinschmidt und Voigt vergleichen es treffend mit dem Klappern des Müllerchens.. So deutlich wie bei diesem ist aber nach meiner Empfindung der geräuschartige Charakter nicht aus- gesprochen. Dieses tjif tjif wird nun in einer ganz erstaunlichen Weise varlirt, so dass es manchmal gar nicht übel klingt. (Solche Ver- schönerungen beschreibt auch Voigt im Exkursionsbuch.) Als Frühlingsgesang kann man es am Rhein eigentlich nicht bezeichnen, ich habe es am 5. Januar 1908 bei Frost, sowie mehrfach im Oktober 1908 gehört. Folgende Abweichungen habe ich während des Gesanges notiert; die Wiedergabe der Laute ist aber schwierig und deshalb nur mangelhaft ausgefallen. Godesberg und Kottenforst 5. I. 08 fdeh fdeh (kurz), 8. IV. 08 ftreh ftreh ftreh (kurz) twu twu twu (kurz), 12. IV. 08 tquiol tquiol tquiol (Betonung auf der ersten Silbe, das o nur ganz schwach ausgesprochen), 27. II. 09 tjıf tjif, dazwischen einzeln etwa wie zquultschi (Betonung auf der letzten Silbe). Kötzschenbroda in Sachsen. März und April 1909 tjıf, auch tjilf, ferner tjiol oder quiol (Betonung wie oben), ferner tje oder tji (Tischler: zje zje). Wer diese Wiedergaben liest, wird sich eines mitleidigen Lächelns wohl kaum enthalten können und sie für sehr schlecht halten. Sie sind aber wirklich sehr schwierig, weil der Vogel doch keine Konsonanten wie wir bildet. Ein dem im Falco 1907, p. 89 beschriebenen Herbstgesang des Glanzkopfs ähnliches Lied habe ich hier am 15. Juni und wiederholt später im vorigen Jahre gehört. (Um einen Mattkopf kann es sich wohl kaum gehandelt haben, da im ganzen eigent- lichen Kottenforst sich keine grössere nasse Stelle findet.) Ich möchte die Frage aufwerfen, ob die singenden Individuen sich nicht aus den jungen Stücken rekrutieren. Auch im Winter hört man manchmal diesen Gesang, Clodius nennt ihn „quinque- lierend“. Nach den bisherigen Beobachtungen (Kleinschmidt, le Roi mündliche Mitteilung) scheinen die Jungen des Glanzkopfs in ihren Rufen dem Mattkopf zu ähneln. (Nach meinen Beob- achtungen rufen auch junge Kohlmeisen oft ganz ähnlich, nur 12 Die Stimmlaute der Sumpfmeisen. nicht ganz so gedehnt.) Im westlichen Kottenforst und dessen Umgebung beobachteten mein Freund v. Jordans und ich im August des vorigen Jahres Sumpfmeisen, die wir ihrem Ruf nach (langes dumpfes däh däh) als Weidenmeisen ansprachen. Ein Exemplar erlegten wir schliesslich, ein ganz unverkennbarer Glanz- kopf (jetzt in Collect. v. Jordans). Ein Glanzkopf-Junges, dessen Fütterung ich in Kötzschenbroda beobachtete, zitterte dabei heftig mit den Flügeln und stiess fortwährend die Laute de-zi aus (Be- tonung hauptsächlich auf der letzten Silbe, die erste weder sonder- lich kurz noch lang). Als merkwürdig möchte ich noch erwähnen, dass mein Freund v. Jordans einige Zeit nach unsern eben erwähnten Beobachtungen noch oft im westlichen Kottenforst Glanzköpfe däh däh rufen hörte (bis zum September einschliesslich), während ich trotz eifriger Beobachtung hier im westlichen Kottenforst noch keinmal ähnliche Laute gehört habe. Am 19. Januar hörten wir in Bonn eine Sumpfmeise zi-dät rufen, die letzte Silbe ziemlich gedehnt. Natürlich kann nur ein Glanzkopf in Betracht kommen. Das hier Gesagte gilt natürlich zunächst nur für die Formen longirostris und subpalustris des Glanzkopfs sowie für die Form rhenanus des Mattkopfs.. Auch hierin kann diese Skizze keine Vollständigkeit beanspruchen. Eine ganze Reihe von Fragen harrt noch der Beantwortung. 1. Wieweit stimmen die Laute der andern Formen der beiden Lebensringe mit dieser Übersicht? Besonders interessant sind in dieser Hinsicht die asiatischen Formen, dann auch die amerika- nischen Mattköpfe. 2. Gibt es auch lokale Variationen des Gesangs? 3. Ist eine grössere Stimmbegabung Eigentümlichkeit einzelner Familien? 4. Bewegt der Glanzkopf beim Singen die Flügel, wie Herr Kleinschmidt (in litt.) an dem von ihm gefangen gehaltenen Matt- kopf es beobachtete? 5. Ist der Herbstgesang des Glanzkopfs eine ganz allgemeine oder eine seltene Erscheinung? 6. Haben nur die jungen Stücke diesen Herbstgesang, hat also der junge Glanzkopf im Lockton und Gesang eine Ähnlichkeit mit dem Mattkopf, die er später verliert? Parus atricapillus rhenanus (Kl.) im Rheinland. 13 Parus atrieapillus rhenanus (Kl.) im Rheinland. Von H. Freiherr Geyr von Schweppenburg und Dr. O. le Roi.!) Es war zu vermuten, dass, nachdem einmal die Aufmerksam- keit der Ornithologen durch den Herausgeber dieser Zeitschrift auf die mattköpfigen Sumpfmeisen gelenkt war, die Beobachtungen über jene interessante Gruppe sich mehren würden. Glücklicherweise scheinen sich die Befürchtungen, welche Klein- schmidt für den Fortbestand des echten Parus atricapillus rhenanus wegen seiner Seltenheit hegte, als grundlos herauszustellen. Die Weidenmeise ist in Holland nach Snoukaert van Schauburg an vielen Stellen vorhanden, und auch aus dem Rheinland können wir Erfreuliches berichten. Seitdem mein Freund le Roi die erste Weidenmeise am 4. Fe- bruar 1904 an der Siegmündung unterhalb Bonn beobachtete und erlegste, wandte er der Art stets besondere Aufmerksamkeit zu und traf sie in der Folgezeit regelmässig in den verschiedensten Jahreszeiten dort an. Der landschaftliche Charakter der unteren Sieggegend stimmt im wesentlichen mit den Schilderungen Kleinschmidts über die Brutorte unseres Vogels weiter rheinaufwärts überein. Le Roi traf die Meise niemals ausserhalb der Weidenpflanzungen an und ist geneigt, sie für einen ausgesprochenen Standvogel zu halten. Da mein Freund die feste Überzeugung vom Brüten des Vogels an der Sieg hatte, machte er am 28. April 09 einen Ausflug dort- hin, um womöglich das begehrte Nest zu finden. Bald vernahm er den typischen Lockruf, sah ein Pärchen und erlegte davon das Weibchen, das einen starken Brustfleck aufwies. Es musste also ein Nest in der Nähe sein. Nach längerem Suchen flog plötzlich aus einer Weide eine Meise ab und wurde erlegt. Es war ver- mutlich das zum Q gehörige J. Der Nestbaum war eine alte oftmals gekappte Kopfweide von etwa 3,50 m Höhe und ziemlich gesund. Nur oben war der Stamm auf eine kurze Strecke kern- faul und hier, 2,30 m hoch, lag der Eingang zur Nisthöhle Er war annähernd kreisförmig, aber am Rande nicht glatt gerundet, sondern zackig. Sein Durchmesser betrug 2,6 cm. Bei dem Ver- !) Da Dr. le Roi zurzeit Herrn Prof. Koenig auf einer Forschungs- reise in die Nilländer begleitet, so hat er mir seine Beobachtungen zur Benutzung übergeben. GvVE8. 14 Parus atricapillus rhenanus (Kl.) im Rheinland. such, den ganzen oberen Teil des Stammes für das Museum Koenig in Bonn abzusägen, geriet derselbe derart ins Schwanken, dass man für die Eier fürchten musste. Es blieb nichts anderes übrig, als das Einflugloch nach unten zu erweitern. Beim Losbrechen eines grösseren Holzstückes ereignete sich dabei das Missgeschick, dass ein Teil des Nestes daran hängen blieb und das einzige darin befindliche Ei zerbrach. Nest und Schalentrümmer wurden natür- lich mit nach Hause genommen. — Über die Nisthöhle machte le Roi mir noch folgende Angaben: Sie erstreckte sich specht- höhlenartig im Stamme abwärts. Ihre grösste Höhe betrug 9 cm, der Durchmesser an der breitesten Stelle 8 cm. Der morsche Teil der Weide hatte nur geringe Ausdehnung und erfüllte keineswegs den ganzen Stamm, sondern wurde von lebendem Holze breit um- geben. Aus dem hellen, frischen Aussehen ging hervor, dass die Höhle erst in diesem Jahre angelegt war. Das höchst dürftige Nest misst 8 cm im Durchmesser, bildet eine ganz flache Mulde und besteht nur aus Bast- und Holzfasern, untermischt mit Hasenwolle und Flaumfedern, deren einige auch die Mulde ausfüttern. Moos, das bei palustris-Nestern stets vor- handen ist, fehlt vollständig. Aber das ist wohl keine Eigentüm- lichkeit der atricapillus-Gruppe, denn Hartert erwähnt, dass ein, allerdings im ganzen auch wenig Material enthaltendes Nest von P. atric. kleinschmidti, die unserer Weidenmeise sehr nahe ver- wandt ist, fast nur aus Moos bestand. Das Nest an der Siegmündung gleicht sehr einem solchen von P. atric. borealis, welches ich gelegentlich der Spitzbergen- Expedition von Herrn Prof. Koenig bei Tromsö in Norwegen fand. Das dazu gehörige Weibchen wurde von Dr. le Roi erlegt. Jenes Nest stand in einer kleinen morschen Weisserle nicht hoch, kaum l m, über der Erde in einem Birkenwalde und enthielt neun Eier, die sehr verschieden stark gefleckt sind. Die Schalentrümmer von der Sieg weisen zahlreiche Flecke auf und gleichen darin den am stärksten gefleckten Eiern von Tromsö. Kleinschmidt nahm an, dass die Weidenmeise sehr spät brüte; Dr. le Roi und ich teilen diese Ansicht nicht ganz. Ich vermute, dass das Nest vom 10. Juni, welches Kleinschmidt fand, ein Nach- gelege oder ein zweites enthielt. Das Nest bei Bonn wurde nahezu sechs Wochen früher gefunden, und damit stimmen sehr gut die Angaben, welche Bertram in den Verhandlungen der Ornitho- Parus atricapillus rhenanus (Kl.) im Rheinland. 15 logischen Gesellschaft in Bayern macht. Danach beginnt die Meise gegen Mitte April mit dem Nestbau. Und dem Nest der eng- lischen Weidenmeise wurde nach Hartert am 10. Mai das Gelege von 8 Eiern entnommen. Ebenso scheint der verwandte P. atric. borealis nicht besonders spät zu brüten, wenn man die nördliche Lage ihrer Heimat berücksichtigt. Im Jahre 1907 fand ich, als ich mich in Begleitung von Herrn Prof. Koenig in Drontheim be- fand, am 11. Juni zwei Nester dieser Meise in morschen Fichten- stubben, welche etwa fünf Tage alte Junge enthielten. Die Gelege wären demnach um den 20. Mai fertig gewesen. Auch auf dem Drontheimer Friedhofe beobachteten Dr. le Roi und ich fütternde Meisen, welche wir damals für borealis hielten. Das Nest stand aber in der natürlichen ausgefaulten Höhle einer Esche, so dass ich jetzt annehmen möchte, dass die Vögel zu P. palustris palustris gehörten, besonders da auch die ganze Örtlichkeit sehr wenig für P. borealis passte. Die Eier in Tromsö fand ich allerdings erst am 9. Juni, aber dieser Ort liegt sehr weit nördlich. Und auch dort brütete die Meise verhältnismässig früh, denn zur Fundzeit war nicht einmal alles Eis von einem in der Nähe befindlichen See weggetaut, die Birken begannen eben erst zu knospen, und die meisten anderen Singvögel dachten noch kaum ans Brüten. Nach alledem wäre es verwunderlich, wenn unsere rheinische atricapillus-Form so spät im Jahre zur Fortpflanzung schreiten würde. Ausserhalb der Brutzeit wurde die Weidenmeise im Rheinland noch an einigen anderen Orten beobachtet. Ihr eigenartiger und so leicht nicht zu verkennender Lockruf ist mir schon länger bekannt. Es ist jedoch immer gut ein oder das andere Stück zu erlegen, um sich einmal ganz sicher von der Richtigkeit der Beobachtung zu überzeugen. — Hier in Müddersheim bei Düren, meiner engeren Heimat, haben wir nur den P. palustris longirostris als Brutvogel; es fiel mir daher stets auf, wenn ich anderswo das typische däh- däh hörte. Im Winter 07 hörte ich die Meise bei Liblar, nur einige Stunden von den hiesigen isolierten Feldbüschen entfernt. Sie trieb sich mit anderen Meisen in einer Fichtendickung umher. Am 31. Oktober 1909 hörte ich den Vogel in einem Weiden- und Schilfdickicht an der Roer bei Kellenberg unweit Jülich, sah sie auch kurze Zeit, aber im Augenblick waren sie wieder verschwun- den. In Caen bei Straelen in der Nähe der holländischen Grenze 16 Parus atricapillus rhenanus (Kl.) im Rheinland. beobachtete ich die Vögel ım Winter schon seit einigen Jahren nicht eben selten. In diesem Winter 09/10 schoss ich dort einige für das Museum Koenig-Bonn am 31. XH. 09 und 2. I. 10. Ob die Meisen dort brüten, kann ich nicht sagen, da ich zur Brutzeit nicht dort war; ich nehme es aber sicher an. Selten ist sie dort im Winter gar nicht und entschieden häufiger wie die Nonnenmeise. Die Gegend ist bei Caen anders wie an den „typischen“ Brut- orten. Sumpfig ist es in der Niersniederung vielerorts, auch Schilf gibt es, aber Kopfweiden sind nur sehr spärlich vorhanden, andere Kopfbäume — Eichen, Eschen — nicht eben selten, wenn auch meist einzeln stehend. Ich beobachtete P. atric. rhenanus bald in Fichtendickungen, bald im dichten Gerank und Geschilf niederen Schlagholzes, in den die Wiesen und Felder einsäumenden Hecken, bald in dem Ast- werke hoher Eichen. Sie durchstreiften ihr Revier sowohl einzeln wie im Verein mit Schwanz-, Kohl- und Blaumeisen, und ich kann nicht behaupten, dass sie sich dann in ihrem Betragen merklich von jenen unterschieden. Sie durchsuchten wie diese die von Lonicera-Gerank überwachsenen Haselstauden, hingen sich Nahrung suchend an die kleinen Fichten junger Kulturen und hämmerten im Eichenhochwalde an morschem Astwerk. Aber auch allein traf ich die Weidenmeise, und es schien mir, als ob sie dann be- sonders sesshaft seien. Wenigstens beobachtete ich ein Pärchen zwei Tage hintereinander an ganz derselben Stelle. Besonders scheu fand ich die Meisen in Caen nicht. Das eben erwähnte Paar blieb während eines Treibens nicht weit von mir entfernt, obschon ich zahlreiche Schüsse auf Hasen, Kaninchen und Fasanen abgab. Ein anderer Vogel flog, nachdem ich ihn vorbeigeschossen hatte, nur wenige Bäume weiter, suchte emsig nach Nahrung und befand sich dann bald in meinen Händen. An ihrem Lockruf ist die Meise bekanntlich leicht zu er- kennen, und sie wird einem kaum entgehen, wenn man sich längere Zeit in ihrem Reviere aufhält. Auch die rostbräunliche Farbe der Seiten ist bei guter Beleuchtung recht auffallend und besonders die Form des Kopfes ist infolge der verschiedenartigen Befiederung ganz anders wie bei der Nonnenmeise. — Hoffentlich können wir bald wieder an dieser Stelle über neue Brutorte unserer rheini- schen Weidenmeise berichten. FALCO. Sechster Jahrgang. No. 2. Dezember. 1910. Geschäftliche Mitteilungen. Gleichzeitig mit dieser Nummer oder bald nachher erscheinen der vierte Textbogen der Tannenhähermonographie und eine Tafel zu Erithacus Sialia. Da nur ein Teil der Abonnenten den Wünschen des im Frühjahr ausgegebenen Rundschreibens nachgekommen ist, konnte über die Ausgabe der Tafeln erst spät disponiert werden. Falco wurde zugunsten von Berajah gekürzt. Von 1911 an sollen Mappen mitgeliefert werden. Diese können jedoch nur für die Abonnenten angefertigt werden, die ihren Verpflichtungen recht- zeitig nachkommen. Säumige Abonnenten schädigen sich selbst, ihre Mitabonnenten und vor allem die Pünktlichkeit, das Fort- schreiten und den Umfang der Berajahhefte. Neues über Parus Salicarius. I. Nicht Parus borealis, sondern Parus bianchii in Ostpreussen? Ein Hindernis für das Erscheinen der Monographie von Parus Salicarius bilden Schwierigkeiten, die sich nach neueren Studien für die Bestimmung der ostpreussischen, seither als „borealis“ be- stimmten Form ergeben. Die acht ostpreussischen Vögel meiner Sammlung messen dd: 6,5 — 6,55. 6,5 - 6,5 - 6,4; Geschlecht fraglich: 6,3; 22762. - 6,1; pullus: ‚6,05. Zehn Livländer messen 6,8 (oft 6,7) bis 6,3, doch sind unter diesen viele schöne alte Männchen. Immerhin scheint es, dass die Livländer grösser und grauer sind, dass die Ostpreussen zwischen ihnen und der mitteldeutschen Form (salicarius) eine ähnliche Mittelstellung einnehmen wie Sitta homeyeri zwischen europaea und caesia. Falco. 2 18 Neues über Parus Salicarius. Es wird zu prüfen sein, 1) ob es sich so verhält, sodann, 2) ob die Livländer mit den Skandinaviern übereinstimmen, 3) ob die Ostpreussen mit Parus Salicarius bianchii (Sarudny und Härms) identisch sind. Dann wäre zugleich das Rätsel gelöst, das in der Form bianchii liegt. Vorläufig sind das alles nur Fragen. II. Das Alterskleid von Parus Salicarius und der Name Parus palustris (L.). Sollte der ostpreussische Vogel mit dem skandinavischen identisch sein, so käme gleichfalls nicht der Name borealis in Betracht. Meine Sumpfmeisensammlung: hat sich in den letzten Jahren um eine Anzahl schöner alter Männchen von Parus Sali- carius vermehrt. Das seltene Alterskleid erkennt man an den runden, nicht spitzen Enden der Schwanzfedern und an den leb- hafteren Farben, besonders an den dunklen schwärzlichen Schwingen und Schwanzfedern. Bisher haben alle Autoren die zweite Auflage der Fauna suecica von 1761 ausser Acht gelassen, die als Kommentar für 1746 gewertet werden darf. Dort heisst es: „Remiges nigricantes margine exteriore albido,“ was vorzüglich auf das Alterskleid des nordischen Parus Salicarius passt. Auch ist die Bemerkung, dass die Federn der Unterseite eigentlich schwarz sind und nur weisse Spitzen haben*), etwas, was beim Mattkopf (besonders am Kehlfleck) viel mehr in die Augen fällt als beim Glanzkopf. Linn& hat den Vogel offenbar nicht nach der Literatur, sondern nach einem geschossenen bezw. präparierten Stück beschrieben, und der Parus palustris L. ist der Parus palustris Reichenow 1889, nec Reichenow 1902, nec Hellmayr 1903, nec Hartert 1905. Ich hatte schon in meiner Sumpfmeisenarbeit von 1897 auf die Vieldeutigkeit des Namens Parus palustris und die Fauna suecica von 1761 hingewiesen und begriff nicht, warum man es nötig fand, die ganze Gruppe der Glanzköpfe falsch bezw. unsicher zu benennen. Die schwedischen Erlkönigmeisen sind es, denen der Name Parus Salicarius palustris gehört — wenn man nicht nach meinem Vorschlag von 1897 auf den Namen palustris ganz verzichten will. Genaueste Feststellung der Sumpfmeisenformen ist so wichtig, weil sie ein *) „Subtus candido-einereum“ (schmutziger Frühlingsvogel), „plumae tamen omnes nigrae, apicibus solum colorem exhibentes visibilem.“ Eine Anfrage an die Ornithologen Russlands. 19 Stück Glazialgeschichte wiederspiegeln und deshalb für das Ver- ständnis der Entstehung der deutschen Avifauna von ausserordent- lichem Werte sind. 0. Eine Anfrage an die Ornithologen Russlands. Hierzu Tafel IV. Gelegentlich umfangreicher Studien über die Verbreitung der Arve, zu denen mich die Vorarbeiten für die Tannenhäher-Mono- graphie nötigten, fand ich auf Köppens Verbreitungskarten eine auffallende Übereinstimmung in dem Herübergreifen sibirischer Holzgewächse nach Nordostrussland. Die Arve freilich reicht nur in einzelnen versprengten Inseln (4a und 4b auf Tafel IV.) so weit nach Westen. Es wäre von hohem Wert, die Vogelfauna im Zentrum dieses „Gebietes der sibirischen Holzgewächse in Europa“ genau zu erforschen. Alles deutet daraufhin, dass sich dort eine hoch- interessante Vogelwelt finden muss. Ich erhielt z. B. von Archangel durch Schlüter 3 Stück Garrulus severzowi (Bogdanow), welche den Übergang von glandarius zu brandti vermitteln, ferner Fichtenkreuzschnäbel, welche der sibirischen Form gleichen. Von der Wolga, also von der Südgrenze des Gebietes, schickte mir Herr Schlüter Buntspechte mit blendendem Weiss im Gefieder, ähnlich Picus major cissa (Pall.), aber anscheinend kleiner, vielleicht eine neue Form, die jenes Gebiet bewohnt und sich auf dem Zuge befand. Von Archangel und von der Wolga habe ich unten mehr bräunliche Stücke. Vermutlich bildet dies Gebiet die Einfallspforte für die sibirischen Tannenhäherzüge und die Erklärung für das Vorkommen so mancher „sibirischen“ Gäste auf Helgoland. Es ist bemerkenswert, dass beim Rückzug der Gletscher (die sich nach neueren Karten noch enger an die Arvengrenze an- schlossen) die Besiedelung dieses Gebiets von Osten her ganz na- türlich erscheinen muss, dass aber ferner dies Gebiet zu den wenigen Stellen Europas gehört, die von der Kreide bis zur Gegenwart nie unter Wasser gestanden haben. UFKL Falco. 3 90 E. Hartert u. O. Kleinschmidt: Über die nordafrikanischen Schwalben. Über die nordafrikanischen Schwalben. Von E. Hartert und ©. Kleinschmidt. Es ist vermutet worden, dass neuerdings viele unserer deut- schen Schwalben in Nordafrika zurückblieben, um dort zu brüten, und dass hierauf zum Teil die Abnahme der Schwalben bei uns beruhe. Von vornherein muss eine solche Theorie, ohne Fest- stellung der angeblichen Tatsache, dass Schwalben, die früher in Deutschland brüteten, jetzt ın Algerien brüten, sehr gewagt er- scheinen. Sie ist tatsächlich nicht richtig, wie durch die folgenden Angaben bewiesen wird. 1. Schwalben (sowohl Hirundo urbica als rustica) brüteten schon vor 60 bis 70 Jahren in Algerien häufig, wie aus Loches Werke über die Ornis Algeriens klar hervorgeht. Merkwürdiger- weise ist diese Mitteilung in der neueren Literatur fast durchweg übersehen worden. Auch Professor Koenig fand beide Arten 1892 zahlreich brütend in Algerien. In Marokko fand einer von uns sie noch in Mazagan und Mogador in Menge brütend. Was für ein Grund liegt vor, anzunehmen, dass die Schwalben nicht ebenso schon vor Jahrhunderten und länger dort brüteten? 2. Die nordwestafrikanischen Schwalben sind anders als die mitteleuropäischen, wodurch der Beweis von der Unrichtigkeit obiger Theorie geliefert wird. Die Mehlschwalbe ist so bedeutend kleiner, dass sie in der letzten Lieferung der Vögel d. pal. Fauna Heft 6, 1910 als neue Subspezies beschrieben werden musste, unter dem Namen Hirundo urbica meridionalis. Während bei einer grossen Serie von Hausschwalben aus Europa unsere beiderseitigen Messungen an verschiedenem Material eine Flügellänge von 108 bis 115 mm ergaben, messen wir wie folgt an afrikanischen Stücken: 1 5 Hamman Rhira, Algerien (nestbauend) 8.5.1908: 101 (Tring), 1 alter Vogel, Tanger, Marokko, ohne Datum: 103,5 (Brit. Museum), 1 Z, Kerrata, Nordalgerien, 1. 6. 1904: 106 (Coll. Kleinschmidt), KOENNEN DL TEEN » Sind dies auch nur wenige Stücke, so stehen doch sämkkiähe Masse unter denen einer bedeutenden Serie von H. u. urbica. Auch algerische und marokkanische Rauchschwalben sind im Durchschnitt kleiner als Europäer, indessen ist der Unterschied ER 7.20 ee ET. A.v.Jordans u. H. Kurella: Neues von Parus atricapillus rhenanus Kl. 21] meist sehr gering, und ebenso kleine Stücke kommen in Nord- und Mitteleuropa vor. Eine Abtrennung unter besonderem Namen erschien daher, wenigstens nach dem bisher untersuchten Material, nicht angebracht, da der Unterschied nur undeutlich nachweisbar war, aber auch dies beweist, dass wir es mit einer alteingesessenen Bevölkerung von Schwalben in Nordwestafrika zu tun haben. Bei dieser Gelegenheit möchten wir noch eine andere neuer- liche Angabe besprechen: In seiner Broschüre „Aus der Heimat des Kanarienvogels* p. 28, 29 behauptet Floericke, auf Tenerife an einer Felswand in einem schwer zugänglichen, tiefen Barranco, an derselben Wand eine „ziemlich umfangreiche Kolonie von urbica-Nestern* und ausserdem am oberen Rande einige Nester von rustica gefunden zu haben. „Ein leider der groben Schrote wegen zum Präparieren untaugliches Weibchen“ habe ein „lege- reifes Ei“ bei sich gehabt. Nun haben die jahrelangen Beobachtungen von Cabrera, Meade- Waldo, Thanner und Polatzek, ebensowenig wie die Forschungen Koenigs auf Tenerife und Schmitz’ auf Madeira zum Resultate geführt, dass Haus- oder Rauchschwalben auf den Inseln brüten. Wir müssen also befürchten, dass Floericke in seiner bedauerns- werten Kurzsichtigkeit in jenem „schwer zugänglichen Barranco* irgend etwas anderes für Schwalbennester angesehen hat, auch das legereife Ei aus dem „der groben Schrote wegen“ nicht prä- parierten Vogel könnte auf einem Versehen beruhen. Neues von Parus atricapillus rhenanus Kleinschm. aus dem Rheinland. Von A. von Jordans und H. Kurella. I. Am 2. Mai d. J. fand ich (K.) an der Siegmündung (Nord- ufer), aufmerksam gemacht durch das starke und anhaltende däh däh zweier Stücke, die wir schon früher an derselben Stelle beobachtet hatten, eine Nisthöhle der Weidenmeise zirka 2 m hoch in einer Kopfweide, die auf einer kleinen mit meterhohen Gramineen, Petasites und Allıium bestandenen Lichtung inmitten einer Buchen- heistergruppe stand. Ich erkletterte den Baum, .fand aber die Höhle so dunkel, dass nichts zu sehen war. Beim vorsichtigen Sondieren mit einem Stöckchen traf ich auf eine weiche Masse, offenbar die 3* 22 A.v.Jordans u. H. Kurella: Neues von Parus atricapillus rhenanus Kl. Jungen. Die Alten waren sehr scheu, schrieen unausgesetzt und trugen erst als ich mich in der Nähe versteckt hatte, wieder Futter ein. Bei der zwei Tage später unternommenen Exkursion fanden wir das Nest leer, die Jungen ausgeflogen. Dieselben — 8 bis 9 Stück — suchten unter fortwährendem Rufen in Eichen und Kopfweiden nach Nahrung. Ein Stück wurde geschossen und befindet sich in Coll. v. Jordans. Vier Tage später ging ich (v. J.) nochmals hin und konnte junge Matt- und Glanzköpfe zu gleicher Zeit beobachten. Das Folgende zitiere ich wörtlich aus meiner damaligen Notiz im Vademecum: atrıcapillus schien in den Flanken auffallend braun, fast rötlich. Im Gegensatze zu palustris waren sie recht scheu und liessen mich nicht sehr nahe herankommen, sondern flogen dann schleunigst in hohe Eichen. Der Ruf der beiden war kaum zu unterscheiden, nur das hä hä von atricapillus zuweilen länger gedehnt. Ich notierte den Ruf: ztji hä hä, oder auch ztji hä hä ztji hä hä oder ztjı hä hä hä oder endlich ztjirrr hä. Wir haben die Nesthöhle bereits photographiert und gedenken sie nächstes Jahr im Falle, dass sie nicht wieder besetzt wird, ab- und auseinander sägen zu lassen. Die genauen Daten und Bilder über Masse und Form der Höhle, Beschaffenheit des Niststoffs und der Umgebung usw. werden wir seinerzeit für Berajah zur Ver- fügung stellen. II. Ferner beobachteten wir am 14. August am Perlenbach (oder Schwalm) in der Eifel (Höhe der Talsohle zirka 500 m, der - Höhen zirka 575), '/, Stunde s. ö. vom Orte Kalterherberg, Kreis Montjoie, Regbez. Aachen, mehrere (2 bis 3) Mattköpfe Nach längerer Jagd bekam ich (J.) ein Stück (Z', noch nicht ganz ver- mausert). Am Abend desselben Tages hörte ich ein weiteres Stück an demselben Bach zirka 3 km nördlich vom ersten Fundort. Der Aufenthaltsort scheint der Fichtenwald der Talhänge zu sein. (Die ersten Stücke wurden im Laubwald beobachtet.) Grössere Kopf- weidenbestände finden sich in der näheren Umgebung nicht. Da sich ähnliche Lokalitäten in diesem Teil der Eifel in grosser Ausdehnung befinden, so vermuten wir den Vogel auch sonst noch dort zu finden, was uns hoffentlich im nächsten Jahre ge- lingen wird. Im grossen Cent bei Bonn konnten wir leider dies Jahr kein Nest finden, obschon wir mehrfach Mattköpfe hörten. Hoffentlich können wir bald über weitere Funde hier berichten, Zwei Fundorte von Parus Salicarius salicarius (Brm.) in Westpreussen. 23 Nachtrag. Am 16. November unternahmen wir eine Ex- kursion an den Niederrhein zwischen Köln und Düsseldorf, die infolge des schlechten Wetters und des hohen Stands des Rheins leider nicht sehr erfolgreich war. Die Auen gegenüber Benrath und die unterhalb der Wuppermündung konnten wir infolgedessen nicht besuchen. Zwischen Worringen und Zons fanden wir trotz zahlreicher Weiden nichts, vielleicht aus dem Grunde, weil diese zu zerstreut stehen und das Gelände ausserdem als Hutung benutzt wird. Gegenüber Zons fanden wir Salicarius in einem ziemlich dichten und alten, mit Weiden durchsetzten Auwalde. Das Stück war sehr scheu und schweigsam (nur nach dem ersten (Fehl-)Schuss rief es einmal däh däh), so dass die Verfolgung sich recht schwierig gestaltete. Endlich bekamen wir es (Collect. v. Jordans). Nach diesen Beobachtungen scheint Salicarius mehr Wert auf Verborgen- heit und Dichte seines Aufenthalts als auf Vorherrschen der Kopf- weiden zu legen. Mit diesem Nachweis ist eine Brücke vom Vorkommen des Mattkopfs am Niederrhein zu den Fundorten am Mittelrhein ge- schlagen. Die Besorgnis, dass der Mattkopf in Deutschland dem Aussterben nahe ist, scheint sich glücklicherweise immer mehr als unbegründet zu erweisen. Zwei Fundorte von Parus Saliearius saliearius (Brm.) in Westpreussen. Längere Zeit schon schenkte ich den Sumpfmeisen meine besondere Aufmerksamkeit, ohne dass es mir bisher gelungen war, Parus salicarius für Westpreussen nachzuweisen. Gelegentlich einer Tour in die Nonnenkämpe bei Kulm a. W. am 30. IV. 1910 hatte ich nun das Glück, der Weidenmeise zu begegnen, und zwar an der Chaussee Kulm-Schönau, die quer durch die südlich von Schwetz sich erstreckende Niederung führt. Eingefasst wird die Chaussee etwa halbwegs zwischen beiden Orten an einer Seite von einer breiten sumpfigen Furche, an der anderen von einem schmalen Korbweidenstreifen mit Kopfweidenabschluss nach grösseren Wiesenflächen zu. Hier traf ich auf den Birken am Wegrande zwei Nahrung suchende Meisen, die ich auf Grund ihres Locktones sofort als zu Parus Salicarius gehörend ansprach. Während einer fast einstündigen Beobachtung wechselte dieses 24 Parus Salicarius bei Paderborn. Paar ab und zu nach den nahen Kopfweiden hinüber, so dass die Vermutung nahe lag, es habe dort seine Nisthöhle. Als ich dem Pärchen nachging, traf ich es dabei, wie es in eine 2,20 m hoch liegende Höhlung schlüpfte, um dann wieder der Nahrungssuche obzuliegen. Der Eingang zur Höhle machte auf mich nicht den Eindruck, als ob es sich um eine von der Meise selbst herrührende Öffnung handle. Das Weibchen schien bei der Eiablage zu sein. Der zweite Fundort liegt im Süden der Provinz hart an der Fordoner Brücke, also ebenfalls in der Niederung des Weichsel- stromes. Der Brutbaum war eine alte Schwarzpappel. Das Brut- paar trieb sich in der Nähe des Nistbaumes umher; der eine Gatte schlüpfte in die ca. 4 m hoch gelegene Höhle ein, während der andere mir bald aus den Augen kam, während ich aın Morgen des 14. V. 1910 dort weilte. Das Weibchen schien schon beim Brüten zu sein und hatte anscheinend das Gelege nur für kurze Zeit verlassen, um das Männchen um Futter anzubetteln. Treub-Neuenburg (Westpr), den 2. VI. 1910. Dobbrick. Parus Salicarius bei Paderborn. (Aus einem Briefe von Freiherr Geyr von Schweppenburg an den Herausgeber.) Letzthin übte ich einige Wochen auf dem Truppenübungs- platz „Senne“ bei Paderborn in Westfalen. Schon in den ersten Tagen glaubte ich P. Salicarıus vernommen zu haben, aber nur ganz flüchtig. — Am Morgen des 10. April machte ich einen Spaziergang. An einem Pappelstumpf, der ganz frei, nur mit wenigen Weissdornsträuchern an einer Wegeböschung in der Nähe des Waldes und eines allein liegenden Hofes stand, beobachtete ich ein Paar Meisen, die mir verdächtig vorkamen. Und bald liess die eine ihr ganz typisches unverkennbares däh-däh hören, sonst vernahm ich nur noch ein ziemlich helles sit-sit. Auch für das Auge waren die Vögel unverkennbar, aber sie schienen mir bei weitem nicht so rostgelblich an den Flanken gefärbt zu sein wie unser rheinischer Salicarius. Dort kommt aber wahrscheinlich schon die östlichere Form vor, aber ohne Belegexemplare kann ich nichts Bestimmtes sagen. Die Vögel wollten sich erst nicht recht von dem Baumstumpf trennen, verschwanden dann aber sehr schnell, Anser albifrons und Ibis faleinellus. 25 Ihrem ganzen Benehmen nach nahm ich an, dass sie am engeren Brutplatz seien und täuschte mich darın nicht: Sie hatten begonnen in das morsche Pappelholz ihre sehr saubere Höhle zu zimmern. Die kleinen Späne lagen am Fusse des Stammes. Auf den ersten Blick scheint einem die Sumpfgegend sehr wenig für P. „salicarius“ geeignet zu sein, besonders wenn man unseren rhenanus in Betracht zieht. Eine sandige Heide mit Kiefern- beständen! Das Heidegebiet wird jedoch von wenigen kleinen Bächen durchflossen und an diesen gedeiht eine ziemlich üppige Vegetation und besonders auch Erlen, in denen ich an einer Stelle verschiedene alte angefangene Meisenhöhlen fand. Ausserhalb der eigentlichen Senne liegen nach westfälischer Art einzeln verstreut Gehöfte, deren Ländereien vielfach mit Wallhecken umfriedigt sind. Liegen die Gehöfte an einem kleinen Wasserlauf, so findet man auch wohl zahlreiche Kopfweiden. — Aber Weiden oder Sumpf scheint für die östlicheren Salicarius-Formen ja gar nicht Lebens- bedingung zu sein. — Der Beginn des Nestbaues scheint mir auch in der Senne keineswegs ein später gewesen zu sein. Einige Tage nach dem 10. April beobachtete ich nämlich auch ein Pärchen P. Meridionalis subsp.? bei dem Erweitern des in einem Eichen- stumpfe befindlichem Nestraumes. Auch diese Meise brachte Holz- teilchen und Mulm aus der Höhle hervor und hatte den natürlichen Eingang etwas erweitert, aber das sieht ganz anders aus wie die Nisthöhlen von Salicarius. Von dem Meridionalis-Paar arbeitete das Weibchen am Nest, und ich fing es dabei, um mich über die Art zu vergewissern. Ich nehme wenigstens an, dass es das Weib- chen war, ein Männchen sang nämlich auf dem Baume darüber. Soviel über die Meisen! Sie fragten vor längerer Zeit, ich glaube im „Falco“, ob man die deutsche Haubenlerche schon auf einem Baume gesehen habe. In der Senne, wo sie im Lager recht zahlreich ist, sah ich einmal einen leise singenden Vogel auf der Spitze einer allerdings ganz niedrigen, etwa 1'/, m hohen Fichte am Strassenrande. Anser albifrons und Ibis faleinellus. Zwei seltene Gäste in Deutschland. Am 3. November 1909 wurde von Herrn Gustav Elsässer in Halle a. S. auf seiner Jagd Colpin bei Hohenbucko an den Teichen 26 7 Erinnerung an H. Hocke. in der Nähe Colpins eine Blässgans (Anser albifrons) erlegt und geschenkweise den Sammlungen der Lokalfauna der Provinz Sachsen am hiesigen zoologischen Institut übergeben. Es handelte sich um ein Männchen im Alterskleid. Der Magen enthielt pflanzliche Reste, anscheinend junge Saat. Am 26. November 1909 erlegte der Jagdaufseher Robert Bätge aus Roitzsch bei Bitterfeld an den Sandgruben bei Roitzsch, in welchen sich grössere Wasserlachen befinden, ein Männchen vom braunen Ibis (Ibis faleinellus) im Jugendgefieder. Der Magen enthielt eine Anzahl Planorbis marginatus, frisch gekröpft! Ein evtl. ent- flogenes Gefangenschaftsexemplar kann nicht in Betracht kommen, da das in jeder Beziehung saubere, gut erhaltene Gefieder, Schnabel und Füsse dagegen sprechen. Auch dieser Vogel wird durch Ankauf den Sammlungen der Lokalfauna der Provinz Sachsen zugeführt werden. Halle a. S., den 6. Dezember 1909. Willy Schlüter. f Erinnerung an H. Hocke. Nun ist auch „Meister Hocke“ die stille Gräberstrasse am 15. Oktober 1910 ins Schattenreich gezogen. Mit ihm schied ein Original! und unsere Zeit wird so arm an Originalen. — Schon sein Stil war originell, freilich unfreiwillig. Denn in der Absicht, seine ornitho-oologischen Erfahrungen in ein „wissenschaftliches* Gewand zu kleiden, verliess er, wie so viele Autodidakten, den Weg einfachen Ausdrucks und verschnörkelte mit gedrehtem, geschnitzeltem Satzbau seine Gedanken bisweilen zur völligen Unkenntlichkeit. Wer ihn nur als „Redakteur“ der von ihm aus kleinsten Anfängen entwickelten „Zeitschrift für Oologie“ genoss, der mag sich von dem Begründer dieses Blattes nur ein unklares Bild gemacht haben. Aber diese „Redaktionstätigkeit* da oben in einer kahlen Mansardenstube der kleinen Berliner Wohnung, diese Manuskripten- bearbeitung und eigene Schreiberei inmitten von Porzellangeräten und Farbentuben, von Annoncenschildern und Konfirmationssprüchen, dieses originelle Schaffen mit, ach, bescheidenen Mitteln, das stellte nicht des Meisters Hauptzug dar. Sein Wesen war so vielgestaltig: + Erinnerung an H. Hocke. 97 Nehmt seine originelle Figur: Einen wohlbeleibten Körper, Grütznerschem Falstaff gleich, mit schwerem, fast schlürfendem Gang, geteiltem Spitzbart in Grauweiss, mit klugen, fast listigen Augen hinter goldgefasster, scharfer Brille, dazu einen Witz, der ihn als echten geborenen Berliner kennzeichnete, gepaart mit Schlag- fertigkeit und überraschender Lebenserfahrung —, die sich in jeder Situation sofort zurecht fand, nehmt steten Arbeits- und Wissens- drang in einem findigen, aber nur von der Volksschule vorbereiteten Kopfe, dazu eine bei aller Neigung zu leichter (nie verletzender) Spötterei stets dominierende echte Berliner Gutmütigkeit, Mitgefühl mit allem Kümmerlichen und Schwachen — Selbstgefühl neben Bescheidenheit vor sogenannten „Autoritäten“, Vorsicht neben Ver- trauensseligkeit, Träumerei neben kaufmännischer Gerissenheit, so habt Ihr noch lange nicht den ganzen Meister Hocke. Zu jenen Zeiten, da vor den Toren Berlins noch Kolkrabe, grosse Rohrdommel, Fischadler, Schreiadler und schwarzer Storch hausten, noch Torwagen fuhren und Torwachen die Ausflügler visitierten, zog der Knabe Hermann Hocke, der am 19. März 1844 an der Spree geboren war, allsonntäglich mit den Kameraden: dem späteren „Rat“ Grunack und dem „kleenen Janske* (Ganske) zu Fuss stundenweit in Berlins Umgebung durch die Forsten auf Vogelbeobachtung und Eiersammelei. — Eben hatte er sich als Lehrling der Porzellanmalerei zuge- wandt (er betonte den Maler, nicht das Porzellan). — Seine regel- mässigen Waldgänge machten ihn zum Waldkenner ersten Ranges; sein enormes Gedächtnis liess ihn den Standort jedes Nestleins und jeden Waldpfad merken. Er wurde aber nicht der Beutesamnler, der Erwerbsoologe, sondern ein nachdenklicher Beobachter. Regel- mässige Aufzeichnungen aller Funde und aller Nebenumstände durch mehr als 50 Jahre gaben ihm eine staunenswerte Erfahrung in der Oologie und Biologie heimischer Vögel. Er liebte seinen Wald, wie die ganze Natur, mit einer der Sentimentalität nahen Schwärmerei, er kannte sie bei jedem Wetter und zu jeder Jahres- und Tages- zeit als ein zwar schwerfälliger, aber noch im Alter unermüdlicher Waldgänger, der ebenso das Insekten- und Pflanzenleben studierte und mit den Erscheinungen der Vogelwelt in Parallele setzte. — Er erschien mir auch darin als ein Genie an Gedächtnis für die kleinsten Kleinigkeiten seiner Beobachtungen und Erlebnisse. — Freilich seine Sinne: das Auge in der Nähe, Geruch, Geschmack, 28 + Erinnerung an H. Hocke. Gefühl glichen denen der Naturvölker. Welch drollige Proben hat er davon abgelegt! und man behauptet nicht ganz ohne Grund, dass er durch das Gefühl allein eine Eiersammlung im Dunkeln sortieren konnte! Das Drollige schien zuweilen in seinem Wesen zu überwiegen: Wer je seine Gewandtheit bestaunt, mit der er Förster und Gens- darmen „als Gelehrter“ düpierte, Grundbesitzer aus schimpfenden Angreifern zu ehrfürchtigen Bewunderern ummodelte, Fischer und Waldstrolche, Wirte und Beerenfrauen aushorchte, Spuren ver- wischte, Schmiere stand, konkurrierende „feindliche Heeressäulen * (sic) von Horsten ablenkte, der konnte von ihm nur anerkennend sagen: „ZloAvroorros davro!““ Er war ja ein Diplomat erster Klasse. — Nach den sonntäglichen Wanderungen sass er dann im Zimmer fest, als ein Liebhaber seiner oologischen Schätze in höchster Potenz, ein Kenner seiner Vogeleier, wie man ihn selten findet, und ein subtiler Untersucher derselben, der mit Lupe, mit der Zunge, dem Fingergefühl, der Nase in seinen Eierkästen auf Ent- deckungen ausging. — Zuweilen kamen auch kaufmännische Ge- schäfts-Züge in das Bild des Naturfreundes, denn öfters musste er mit seinen Sammlungsschätzen auch seiner Kasse aufhelfen. Das waren nicht immer erfreuliche Zeiten; aber eines blieb stets: Ein unverwüstlicher Humor, den er zuweilen sogar ganz glücklich in kleineren litterarischen Skizzen verwertet hat. Wie alle Naturkinder, betrachtete er die „Systematiker“ mit Misstrauen. Leider brachte er ein gleiches Misstrauen nicht manchen zweifelhaften ornithologischen Existenzen entgegen. Die Drucker der „Oologie“ wechselten um ihn wie April- wetter; er blieb der gleiche, wenn auch vielgestaitige bis in sein Greisenalter, ein steter Wanderer durch die Gefilde der Mark Brandenburg, deren Vogelwelt er nach eigenen Beobachtungen in den letzten Jahren genau behandelte.*) Wir verdanken dem originellen Manne eine ganze Fülle von sehr interessanten, meist biologischen Beobachtungen, und werden ihn schon deshalb nicht vergessen dürfen. Wer seine Person ge- nauer kannte, kann ihn überhaupt nicht vergessen. München, November 1910. Dr. R. Thielemann. *) Diese Avifauna der Mark wird voraussichtlich in Neudamm er- scheinen. FALCO, unregelmässig im Anschluss an das Werk „BERAJAH, Zoographia infinita“ erscheinende Zeitschrift. VI. Jahrgang, 1911, in 2 Heften. Herausgeber: 0. Kleinschmidt, Dederstedt, Bez. Halle a. 8. ei ee Kommissionsverlag @ebauer-Schwetschke, Druckerei und Verlag m. b. H., Halle a. S., Gr. Märkerstr. 10. ur, N FALCO. Siebenter Jahrgang. No. 1. Februar 1911. Über das angebliche Vorkommen eines Würg- falken bei Berlin. Ein am 6. November 1909 in der Nähe von Friedrichshagen, etwa 25 km östlich von Berlin, erlegter Edelfalke, der dort seit etwa zwei Jahren, besonders zur Winterszeit, beobachtet worden war und sich durch seine Taubenfängerei recht verhasst machte, wurde von dem verstorbenen H. Hocke als alter männlicher Würg- falke bestimmt. Vgl. die Berichte in der Zeitschrift für Oologie und Ornithologie 1910 p. 158, Deutsche Jägerzeitung (Neudamm), Bd. 55 (1910) Nr. 1, p. 12 und Nr. 18, p. 295. An letzterwähnter Stelle bezweifelte ein erfahrener Hütten- jäger die Richtigkeit von Hockes Bestimmung, wogegen dieser sie in einer längeren Abhandlung aufrecht zu erhalten suchte. Dazu ist folgendes zu bemerken: "Entweder ist die Messung der Mittelzehe nicht richtig, oder der Falke ist kein Würgfalke. Hocke gibt für die Mittelzehe mit Kralle 7,2 cm an. Diese Angabe würde für Falco Peregrinus leucogenys passen, der oft mit dem Würgfalken verwechselt wurde (ef. Orn. Monatsschr. 1909, p. 197). Hierauf passt auch die An- gabe, das Gefieder sei voll und fester als beim Wanderfalken, denn das Umgekehrte ist der Fall. Ferner ist entweder der erlegte Vogel nicht mit dem zwei Jahre lang beobachteten identisch, oder er ist ein Wanderfalke. Ein Würgfalke müsste schon seinem unglücklichen Namen zuliebe seine Instinkte gänzlich verleugnen, um sich zwei Winter hindurch bei Berlin dem Taubenfang zu widmen. Endlich ist es unmöglich (die Richtigkeit der Messung voraus- gesetzt), dass der Vogel männlich ist (denn die Mittelzehe des männlichen Würgfalken ist um einen ganzen Zentimeter kürzer), es müsste denn ein Jagdfalke sein. Die Bestimmung kann doch leicht nachgeprüft werden. j Falco, Bi | © - a ED Sa 4,2208 r Ulyııy Sdonal Mus® 38 ) er U - ne 3 Nachtrag zu dem Artikel: Die nordafrikanischen Schwalben. Am meisten hat es mich verwundert, dass Hocke meine Würgfalkenarbeit aus der Aquila 1901 zitierte, aber behauptete, die „Darstellung beweise recht schlagend, wie ausserordentlich schwierig es sei, die Sonderung der verschiedenen Arten oder Formen zu treffen‘. Hocke scheint seine Kenntnis der Arbeit lediglich aus einer der unfreundlichen Rezensionen geschöpft zu haben, denen damals die Anfänge des Formenkreisstudiums begegneten. (Heute sieht man es anders an). Ich habe gerade dort die Unterschiede zwischen dem Formenkreis des Würgfalken und dem des Wander- falken so deutlich gemacht, dass „alle Bestimmungsnot ein Ende hat“ und man sogar Albinos oder Skelete beider Vögel unter- scheiden kann. 0. Ki Nachtrag zu dem Artikel: Über die nordafrikanischen Sehwalben. Von. E. Hartert und O. Kleinschmidt. Aus redaktionellen Gründen konnte folgende Bemerkung nicht mehr bei Korrektur der vorigen Nummer eingefügt werden. Die zu Anfang unseres Artikels erwähnte Vermutung wurde von Dr. Ad. Seitz (Zool. Garten 1905, p. 15) ausgesprochen. Sie wurde auch schon von Reichenow (Journ. f. Orn. 1905, p. 425) und ausführlicher von W. Schuster (Zool. Garten 1905, p. 301) zurückgewiesen. Druckfehlerberichtigung. Jahrgang 1910, p. 24 lies Treul statt Treuk. 02. Seleueides ignotus auripennis Schlüt. Subsp. nov. aus Deutsch-Neuguinea. Von Willy Schlüter. Der Zufall wollte es, dass ich vor einigen Wochen von zwei Missionshäusern, die für ihre Museen von Zeit zu Zeit Material zum Ausstopfen einsenden, je 2 Fadenhopfe erhielt, die mir wegen der stark goldgelben Färbung der Schmuckfedern sofort auffielen. Bei genauer Untersuchung fanden sich auch weitere Unterschiede, die mich veranlassen, die Vögel aus Deutsch-Neuguinea von 9. igno- tus ignotus zu trennen. ER 7 Willy Schlüter: Seleucides ignotus auripennis Schlüt. 3 Die mir vorliegenden vier Exemplare gehören drei Y‘y' im Prachtgefieder und einem jungen Vogel im Übergangskleid an. Alle drei Yo‘ stimmen in der Färbung genau überein und unterscheiden sich von der bereits seit dem Jahre 1726 bekannten Form dieses Paradiesvogels durch folgende ausgezeichnete Merkmale: Geringere Grösse, der Schnabel kürzer und schlanker, die Flügel wesentlich kürzer, die Färbung der verlängerten Seiten- schmuckfedern viel mehr goldgelb, was bei frischen, nicht ver- blichenen Exemplaren sofort in die Augen fällt. Auch die grünen Endsäume der verlängerten Brustfedern sind etwas breiter. Dieser Unterschied ist zwar gering, im Durchschnitt aber ganz gut erkennbar. — Das junge Männchen im Übergangskleide zeigt an Kopf und Hals bereits die Färbung des alten Vogels, während die übrigen Körperteile noch das Gefieder des ® tragen, doch sind die Bauch- und unteren Schwanzdeckfedern (einschliess- lich der Schäfte) nicht bräunlich weiss, sondern goldgelb mit schmalen dunkelbraunen Querbinden. Also schon im Jugend- gefieder macht sich beim „5! die mehr goldgelbe Färbung der Seitenschmuckfedern geltend. Flügel des Typus 166, Culmen 62 mm. Die Vögel wurden in der Umgebung von Dallmannshafen in Deutsch-Neuguinea erlegt, und es gelang mir, ein altes 5! im Schmuck zu erwerben, das von Herrn Direktor Dr. Hartert für das Tring-Museum angekauft wurde und der Typus ist. Herr Direktor Dr. Hartert schliesst sich meiner Ansicht be- züglich der subspezifischen Trennung der Vögel von Deutsch- Neuguinea an und teilt mir wörtlich mit: „Wir besitzen bereits ein 5‘ ad. Ihrer neuen Form, das an der Nordküste auf dem 139. Längengrade, am Witriwai-Flusse von W. Doherty anfangs des Jahres 1897 von Eingeborenen in frischem Balge erworben war. Der Schnabel ist stark beschädigt, die Flügel in der Mauser, daher nicht genau messbar; wir konnten daher das Stück nicht beschreiben, aber der Vergleich mit Ihrem Stück lässt keinen Zweifel, dass es Ihrer neuen Form angehört. Auch ein von W. Doherty im November 1896 bei Takar an der Nordküste (zwischen der deutschen Grenze und dem Ambernoh-Flusse gelegen) erlegtes Weibchen gehört ohne Zweifel zu Ihrer neuen Form. Die Unterseite ist dunkler braun und besonders an der Brust schärfer quergebändert, die Flügel etwas kürzer, der Schnabel schwächer 1* A Man bring’ es unter Glas und Rahmen. als bei Weibchen aus der Arfakgegend und aus Britisch-Neuguinea. Flügel 154 mm. Halle a. S., den 30. Dezember 1910. „Man bring’ es unter Glas und Rahmen und hänge es im Rathaus auf, damit’s noch die Urenkel lesen, wenn manches sich verändert hat!“ 1 In dem Unterhaltungsblatt „Mitteilungen über die Vogelwelt* heisst es in einem mit zwei Buchstaben unterzeichneten Artikel, dass es noch immer schnurrige Käuze gibt, die Abschriften von Etiketten verstaubter Museumsbälge als die einzig wahre ornitho- logische Wissenschaft bezeichnen. Ich hätte gern gesagt: „Meine Zeitschrift ist zu vornehm“, um sich auf das Folgende einzulassen, aber kann man zu den fortgesetzten Flegeleien gegen die wissenschaftliche Ornithologie schweigen? Gewiss ein Körnchen Wahrheit ist daran. Das soll nicht bestritten werden. Und darum gelingt es so prächtig, die Laienwelt aufzuhetzen gegen gründliche sorgfältige Arbeit. Die Folgen dieser Aussaat siehe unter No. II. Die Antwort ad I. kann man kurz halten: Bewusst falsch abgeschriebene Etiketten! Einer von den schnurrigen Käuzen entdeckt es, sagt leider Schweigen zu, in der Annahme, dass es sich um einen einzelnen Fehltritt handle. Aber es handelt sich, wie sich bald herausstellt, nicht um einen Fehltritt und nicht um einen Einzelfall: Der Geist- liche schweigt vielleicht über das, was ihm der Gefangene ge- beichtet. Aber er hilft ihm nicht die Kette durchfeilen. Dann wäre er selbst ein Verbrecher. Es ist genug, dass er schweigt. Verstaubte Museumsbälge, Etiketten und Etikettenabschriften werden einst reden, beweisen und richten, wenn wir tot sind! Daher sind sie so verhasst. Subtile Wissenschaft ist doch wert- voll, sie entlarvt Betrüger. (Cfr. Prazäk.) I. Der Hass gegen Bälge und Etiketten macht Schule bei den Unwissenden. Es kommen ehrliche, aber nicht orientierte Leute, Man bring’ es unter Glas und Rahmen. 5 unter ihnen Hermann Löns. Er lässt sich aufhetzen, schreibt gegen Ringversuche, wird abgefertigt von der Wissenschaft, macht sich in Wutschreien Luft und greift „Falco“ an, „Falco“ in erster Linie. Er nennt mich und meine Zeitschrift nicht, aber ich bin der einzige Ornithologe, der zur Zeit mit den Subtilformen des Wanderfalken beschäftigt ist. Darum habe ich das erste Recht und die Pflicht, Löns zu antworten. Über die Naturgeschichte des Wanderfalken wird meine Berajahmonographie Herrn Löns demnächst belehren können. Man lese die Festschrift „Hannoverland, ein Buch der Heimatpflege, herausgegeben von G. F. Konrich, Verlag Ernst Geibel, Hannover, Oktober 1910“, Preis 1 Mark, nicht zu verwechseln mit der gleichnamigen Zeitschrift im gleichen Verlag. Wie ver- ständnisvoll und schön schreibt da Hauthal über „Museen und Heimatschutz* etwa folgendes: Museen sind nötig, erstens weil sie Tierbälge (die doch auch Naturdenkmäler sind) und anderes be- schützen vor dem Zugrundegehen, zweitens weil sie geschlossene Reihen von Gegenständen, die sonst über die ganze Erde ver- streut nur aufzufinden sind, als einheitliches Ganze in einem Raume vereint vorführen. Und neben diesem und andern schönen Aufsätzen pag. 33 ein Artikel von Löns „Schutz der Tierwelt“, ein Schmutzfleck in dem Buch, ein Schildbürgerstreich, geschehen zu Hannover anno 1910. Hier kurz der Inhalt der Schmähschrift: „Ornithologe“ muss ein „Ekelwort und ein Übelname* werden. „Uns ist ein lebendiger Storch lieber als sieben Ornithologen.**) Die Leute die für die Beringung der Zug- vögel eintreten, wollen lediglich „Vogelwarten schaffen“, um „Versorgung für Ornithologen“ zu gewinnen. (Sahen denn die Ornithologen, die 1910 in Berlin zu einem Welt- kongress versammelt waren, so verhungert, so versorgungs- bedürftig aus?) Fort mit der Vogelwarte Rossitten, einem Staatsinstitut, das dem Naturschutz entgegenarbeitet.“ ?) Die Oologen und der kürzlich verstorbene Hocke kriegens ') Es ist zahlenmässig festgestellt, dass in einem Jahr zirka 70000 Störche aus Ostpreussen nach Süden zogen und 35 Ringstörche sind erbeutet! 2) Ich referiere den Inhalt möglichst mit Löns’ eigenen Worten, die hier in Anführungszeichen stehen, 0. Kl, Man bring’ es unter Glas und Rahmen. Oo am schlimmsten ab. Die Zeitschrift für Oologie wird mit den mir unbekannten „Schmutzzeitschriften Caviar und Amethyst“ in Parallele gestellt. Es wirbelt von Aus- drücken wie „Afterwissenschaft, Beringungssport, Nekro- logie, Sammelwut.“ Nun kommt erst die grösste Niederträchtigkeit: Ritter von Tschusi zu Schmidhoffen hat, ganz Edelmann, Löns mit ein paar ruhigen, sachlichen Worten in vornehmstem Tone in der Zeitschrift Hannoverland 1910, S. 281 geantwortet. Löns erhält das Schluss- wort. Zwar tritt an Stelle der früheren Worte: „Die Wissenschaft trägt mit dazu bei, die Natur zu berauben“, „An den Pranger mit solcher Wissenschaft“ jetzt der Satz: „Wohl ist die Ornithologie eine wichtige Wissenschaft“. Aber dafür wird die „Subtilformenforschung als „gemeingefährlich“ hingestellt (pag. 282 der Zeitschrift Hannoverland), nachdem sie schon vorher als „geistlose Art der Tatsachensammelei“, „völlig nutzlose Feststellungen‘, „arme, öde, langweilige Wissenschaft, die tote Tatsachen bezettelt“, gekennzeichnet war. Man höre was derselbe Hermann Löns-Hannover auf Seite 112 der Zeitschrift Hannoverland 1910 in einer Skizze „das stumme Dorf“ schreibt: | „Was das Volk vergass, die Erlkönigsmeise im Saal- weidenbaume behielt es; in ihrem klagenden Rufe liegt die Trauer über die gestorbenen Tage, da hier im Bruche das Elch durch die Erlen brach, den Wurfspeer hinter dem Blatte und hinter ihm her das herzhafte Anjuchen des blondbärtigen Mannes erscholl usw.“ Ich frage: Wie reimt sich das, Herr Löns? — Die intensive Subtilformenforschung dreier Ornithologen, nämlich des alten Christian Ludwig Brehm, des Herrn Victor Ritter von Tschusi zu Schmidhoffen und meiner Wenigkeit hat „auf geistlose Art“ „völlig nutzlos“ die „arme, öde, langweilige“ „Tatsache“ festgestellt, dass es diesen Vogel überhaupt gibt. In der Tat erwies sich diese Entdeckung als gemeingefährlich, nämlich für das Körnchen Wahr- heit in Löns Ausführungen, den alten Schlendrian, der da meinte: „Wir brauchen in Deutschland keine Ornithologen mehr, denn die Erforschung der deutschen Vogelwelt ist abgeschlossen.“ Die Subtilformenforschung ist ferner gemeingefährlich für den Man bring’ es unter Glas und Rahmen. ji allgemeinen Darwinkultus. Wenn Löns den seligen Darwin über unsere Wissenschaft lachen lässt, dann sage ich: Die „geistlosen Tatsachen“ der aneinandergereihten toten Vogelbälge werden reden, lauter als das geistreichste Geschwätz der Darwinnachbeter.!) Sie werden auch hier einen grossen Betrug aufdecken, und Darwin würde darüber ein ebenso langes Gesicht machen wie über seine Nachbeter und Verhimmler. „Ob wir wissen, dass der Wanderfalke von Korsika (wollten Sie nicht sagen: „Sardinien“, Herr Löns?) sich durch irgend eine Winzigkeit von dem des Regierungs- bezirkes Marienwerder unterscheidet, das ist nicht so wichtig, als dass deswegen die Existenz dieses adligen Räubers in Frage gestellt werden sollte“ (Löns in einem Artikel „Ornithologie und Fauna“ in der Deutschen Jägerzeitung 1910, Bd. 55, No. 23, S. 375, von der Redaktion übrigens ji in einer Anmerkung treffend berichtigt.) Wer die von Löns hier genannten Unterschiede nicht kennt, wird auch die vom Wanderfalken von Marienwerder und Ostruss- land für unwesentlich halten, denn sie sind tatsächlich nicht grösser. Und wenn man nun gar den Wanderfalken für einen Würg- falken hält, man kann ja dann ebenso, vielleicht noch begeisterter in romantischen Erinnerungen schwelgen — solange kein gemein- gefährlicher Subtilforscher kommt und sagt: Es ıst ja gar kein Würgfalke, sondern eine Subtilform des Wanderfalken. Tausend Laien, hundert Dichtern wird die Spezies gleichgiltig sein und der schwebende Bussard wird ihnen mehr imponieren als das ver- schwindende Momentbild des Falken, aber der Falkner lächelt über den unkundigen Dichter. Wie wenig Löns sich orientiert hat, geht aus seiner lächer- lichen Meinung hervor, die Störche würden von der Vogelwarte Rossitten tausendweise gefangen, beringt und freigelassen. Nein, sie werden einzeln im Auftrag der Vogelwarte auf dem Horst als flugunfähige Jungvögel beringt. Ferner meint Löns, die Subtilforschung suche sich seltene und farbenprächtige Vögel aus. Nein, wir zeigen im Gegen- teil, dass Krähen, Haubenlerchen und Graumeisen dieselben 1) Die übrigens anscheinend derselbe Löns als „Ulenspeichel“* ge- legentlich eines Abdrucks oder Urdrucks seiner Schmähschrift in der Tagespresse verulkt. 8 Man bring’ es unter Glas und Rahmen. geologischen Reminiszensen im Gefieder tragen wie Paradiesvögel und Stare. Löns weiss nicht, was ein Naturdenkmal ist. Die Subtil- forschung belehrt uns, dass der östliche Wanderfalke ein post- glaziales, der rheinische ein interglaziales, der sardinische ein präglaziales Naturdenkmal ist, und nun sehen wir den Vogel nicht mehr in der romantischen Narrenkappe vergangener Jahr- hunderte, sondern unverhüllt blitzt aus seinen dunkeln Augen ferner Jahrtausende überbliebener Glanz. Wir sollen ihn ausgerottet haben? Wie reimt sich die Häufig- keit des Vogels in unsern kultiviertesten Gebieten mit seiner Selten- heit in Gegenden, die kaum eines Menschen Fuss betrat. Wir Subtilforscher sehen ihn, wo Hunderte von Touristen an seinem Horst vorübergehen, ohne etwas von ihm zu merken. Uns ver- hasste Ornithologen scheint er zu lieben. Vor unserm Auge taucht er auf für Augenblicke, über den Boden eilend, wo der Laie ihn nie sucht, dem Kenner begegnet er im Grossstadtgetriebe wie auf fernem Ocean, der gemeine Wanderfalk. Falco Hierofalco ist für uns eine Seltenheit in Deutschland. Wir wollen die Natur nicht für uns allein haben, darum schreiben und malen wir für andere, aber schliesslich verhüllt sich die Natur selbst für alle, die sie nicht kennen lernen wollen, sondern ihre Kenner verhöhnen. Das Gesetz gibt einzelnen den Jagdschein, gibt einzelnen Dispens vom Vogelschutzparagraphen. Konsequente Durchführung des Lönsschen Gedankens, dass die Natur Gemein- gut ist, das dem Volke gehört, und keinem ein Vorrecht bietet, würde ebenso ein Aufhören des Weidwerks wie der Ornithologie zur Folge haben. Damit kommen wir noch zu einer andern Sache. Löns wirft mit Ausdrücken der Jägersprache!) um sich. Soll das fach- männischer klingen als Fachwissenschaft, wenn vom „Weidruf“ des Vogels, von „Griffen“ des Falken die Rede ist? Meine Freunde unter den Ornithologen und Sammlern sind alle weidgerechte Jäger. Unsere Jägerehre, den blanken „Weid- !) Es ist aber ein schwerer sprachlicher, ästhetischer und ethischer Fehler vom „Blattschuss“ auf einen im „Feuer roullierenden“ Menschen zu reden. Nicht der beliebige Gebrauch von Ausdrücken, sondern die richtige Anwendung auf die einzelne Kreatur und am rechten Ort verrät den „Weidmann“. (Siehe das Gedicht Hannoverland 1910, p. 25.) Man bring’ es unter Glas und Rahmen. 9 manns-Ehrenschild“ anständiger Staatsbürger von Lebenden und Toten, sucht Löns mit Schmutz zu bewerfen, als ob wir eine Gesellschaft von Strolchen und Wilddieben wären. Wir werden diesen Ehrenschild des guten Gewissens auch über unsere Freunde halten, über die Anfänger, die vielleicht einmal im Sammeleifer zu weit gehen, auch über die ehrlichen Verkäufer und ernsten Eiersammler. Unwürdige gibt es in jedem Stande und Auswüchse an jeder Sache. Aber es gibt auch mehr als einen hirschgerechten Jäger, der Eiersammler ist. Wo Jäger sind, da werden die Wild- diebe alle Kommt kein Jäger mehr ins Revier, so habens die Wilddiebe leicht. Sie werden lächeln unsere Freunde, dass ich mich ereifere, unsere Freunde im Norden und unter der Tropen- sonne, jenseits der Grenzpfähle und jenseits der Oceane. Solche Vorwürfe sind ja nichts Neues. Wir hören sie täglich. Von Kind- heit auf haben wir ihn auf dem Butterbrot gegessen, und hinab- geschluckt, den Spott über unsere dem Fernstehenden so lächer- liche Wissenschaft, das verständnislose Urteilen selbst von Leuten, die uns nahe stehen. Löns sagt, es sei der scheussliche Wahlspruch der Ornitho- logie: „Lieber ein Loch in der Natur, denn eins in der Wissen- schaft.“ — Das kleine Loch in der Eischale schwächt sie nicht. Die Natur heilt tausend Wunden, auch die nadelstichgrossen, die ihr die Wissenschaft zufügt, denn sie ist nicht wie die tote Kalk- schale. Die gelernt haben, das zarte Vogelei mit zarter Hand anzufassen, die zerbrechen am wenigsten mit rauhem Griff die Naturwunder, an denen sie sich freuen. Sie zirkeln scharf die Grenze ab, wo sie halt machen müssen. Hier habe ich als Mitglied des Bundes für Heimatschutz noch ein Wort zu sagen. Es ist ein Grundsatz dieses Bundes, nicht alles in den grossen Museen zu konzentrieren, nicht alles Schöne aus den Dörfern und Kirchen zu holen und in die Grossstadt zu tragen, sondern es möglichst an Ort und Stelle zu lassen, In gewissen Grenzen gilt das auch von Privatbesitz. Daher spricht jener Grundsatz für und nicht gegen die Daseinsberechtigung von Privat- und Schulsammlungen. Freilich belehrt hier die Wissenschaft, dass das einzelne Seltene wertlos, dass das Nicht- Seltene Normale interessanter ist als das Abnorme. Gerade die Wissenschaft ist es, die hier jedem Vandalismus und Missbrauch entgegentritt. 10 Man bring’ es unter Glas und Rahmen. Parallel der grossen Heimatbewegung hat sich die ornitho- logische Wissenschaft, nachdem sie alle Fernen der Erde durch- streift, der Heimat mit neuem Interesse zugewandt. Fanatische Übertreibung des Heimatschutzes würde einen Rück- schlag hervorrufen, erstens gegen das neue Interesse der Wissen- schaft für die Heimat und zweitens gegen den Heimatschutz selbst. Darum im Interesse der Heimatbewegung in unserer Wissen- schaft und im Interesse des Heimatschutzes selbst, rufen wir Ornithologen allen fanatischen Übertreibungen des Naturschutzes ein energisches „Halt“ zu. Die heilsame Woge soll sich nicht überstürzen und — dann im Sande verrinnen. „Auf einen groben Klotz gehört ein grober Keil“, sagt Löns. Wir denken vornehmer, aber auch kühler. „Sie nennen Räuber ihn und Dieb“, den Falken, aber der lacht in seinen Felsenburgen und in seiner luftigen Höhe über die, so nach ihm schiessen und klettern, am Ende auch über die, so ıhn schützen wollen. So lacht die Wissenschaft über ihre Angreifer. Wir werden immer Vogel- mörder gescholten werden, wir Ornithologen, wie die Wander- falken. Am Ende sind wir doch nicht so schlimm, wie die Laien meinen, und am Ende haben wir keine weitere Verteidigung!) nötig, auch keine finanzielle Unterstützung, Herr Löns, wir tun alles aus Liebe zur Sache. Der Staat unterstützt einige ornitho- logische Anstalten neuerdings freiwillig, weil er merkt, dass zum Naturschutz ornithologische Wissenschaft unentbehrlich ist. Und wenn er’s nicht tut, schadet’s auch nichts, Unsere Wissenschaft ist frei. Sie wird vom Hauch der Begeisterung getragen, wie der Vogel von Luft und eigner Kraft. IH. „Sogar Geistliche stimmen uns bei: (folgt Zitat)“. Diese Formel kann man heutzutage oft lesen, in einer gewissen elenden Presse. Herr Pastor Christoleit hat immer noch Bedenken gegen die Ringversuche Einen Artikel von ihm in „Unsere Welt“ habe ich dort beantwortet auf Bitte der Redaktion hin. Er druckt seinen Artikel nun an anderer Stelle ab und sucht sich selbst die Bundesgenossen, zu denen, ich ihn hier stelle. Nachdem 1) Wie ich von Herrn von Tschusi erfahre, hat die Zeitschrift „Hannoverland“ einen weiteren berichtigenden Artikel aus seiner Feder abgelehnt. Man bring’ es unter Glas und Rahmen. 11 ich gegen meinen Kollegen geschrieben, kommt mir das erste Bei- spiel in die Hände, das für eine Beschädigung eines Vogels durch den Ring zu sprechen scheint — aber nur „scheint“. Ein in Syrien gefangener Ringstorch der Ungarischen ornithologischen Zentrale erschien Herrn Musza Ben Jussuf Darabi in Malula, der ihn fing, sehr alt und übelzugerichtet (nach dem Bericht in der Zeitschrift „Al Masrik“ cfr. Aquila 1910, p. 241). Aber man kann hier sehen, wie die Ornithologen, die sich und uns auf blosse Be- obachtung beschränken“ wollen, irren. Der „sehr alte“ Storch hatte nämlich seinen ersten Geburtstag noch nicht hinter sich, wie die Ringnummer 1676, die man im Syrerland allen Ernstes für die Jahreszahl der Be- ringung hielt, auswies. Übel zugerichtete Störche, welche von den Leuten ergriffen werden können, kommen aber ohne Ring öfter vor, als mit Ring. Einen solchen ohne Ring verunglückten Storch versuchte ich einst vergeblich einer Zigeunerbande abzuhandeln, die ihn ergriffen hatte und mir ganz analog ihren Gesinnungsgenossen im fernen Afrika versicherte: „Er sein gut for die Magen“. Einen andern unberingten haben wir im Garten gesund gepflegt. Leider wirft auch in der ornithologischen Monatsschrift einer meiner Standesgenossen, der „Sammelwut der Serien sammelnden Balgforscher“ den Fehdehandschuh hin. Mein Versuch einer pri- vaten brieflichen Verständigung erwies sich in diesem Falle wie im Falle Christoleit als vergeblich.!) Das „ich schlage dich ins Gesicht, aber ich meine dich nicht damit“ ist denn doch keine Entschuldigung. Ich erkläre zunächst: Ich bin Balgforscher und Seriensamnler. Aber in meiner grossen Seriensammlung befindet sich kein deut- scher Steinsperling, nur ein deutscher Kolkrabe, den ich vor dem Verstauben auf dem Schrank einer Försterstube rettete, kein Edelreiher, kein Steinsperlings-Ei, kein Lämmergeier-Ei, kein deutsches Kolkraben-Ei.?) Balgseriensammler sind wissenschaft- liche Sammler. In der Balgserie verliert der Vogelbalg allen Schön- 1) Zu Christoleits Ehre muss ich bemerken, dass dieser Versuch von ihm begonnen wurde. 2) Obschon ich mir leicht, billig oder fast kostenlos diese Selten- heiten verschaffen könnte, wenn ich wollte. Ich schonte diese und andere Arten absichtlich. 123 Man bring’ es unter Glas und Rahmen. heitsreiz, und gerade das „Seriensammeln“ macht dem „Selten- heitensammeln“ ein Ende. Meine Sammlung ist kein mittelalter- liches Raritätenkabinett. Ich schrieb meinem Kollegen, dass es in Deutschland meines Wissens nur vier Leute gibt, die grössere Serien deutscher Vögel sammeln. Er begegnete dieser Mitteilung mit einem Hinweis, der sich auch bei Christoleit findet: „Die Naturalienhandlungen!* Ich schrieb umgehend an Herrn Willy Schlüter, ob ich recht habe oder nicht. Hier ist sein heute erhaltener Brief.!) Halle a. S., 19. Januar 1911. „Mich interessieren natürlich ungemein die betreffenden Artikel, und es wäre mir lieb zu erfahren, wo ich solche zu lesen finde. Die Betreffenden haben, wie ıch schon aus Ihrer kurzen Schilderung ersehen kann, keine Ahnung vom ganzen Naturalienhandel, besonders demjenigen in Vogelbälgen. Ihre Ansicht ist ganz die meinige! Die Wissenschaft verbraucht nur einen ganz verschwindenden Teil der jähr- lichen Übererzeugung aller Vogelarten und die wenigen Seriensammler von Vogelbälgen tuen der Vogelwelt nicht den geringsten Schaden, umsomehr, als das entsprechende Material heute fast le aus dem Aus- lande kommt. Einen wirklichen Lieferanten an deutschen Vogelbälgen habe ich z. B. seit mindestens fünf Jahren nicht mehr, höchstens erwerbe ich hier und da im Tausch einige wenige Vogelbälge. Ich behaupte und kann dies durch meine Bücher nachweisen, im Jahr für keine 100 Mark. Ihre Fragen beantworte ich Ihnen gern. ad I. An deutschen Seriensammlern in Vogelbälgen kommen für mich überhaupt nur drei Herren in Betracht und zwar: Sie, X., und Y. Z. kauft überhaupt nichts, sondern tauscht nur und zwar in der Hauptsache Exoten, Dabei habe ich seit Jahren geschäftlich mit Z. überhaupt nichts mehr zu tun! .... kaufte nach meinen Geschäfts- ae Ich ersetze die Namen durch X. usw. und lasse lediglich den andere Dinge behandelnden Anfang und ein paar Kraftausdrücke weg, deren Veröffentlichung mir Herr Schlüter verdenken würde. O0. Kl. Man bring’ es unter Glas und Rahmen. 13 büchern in den letzten sechs Jahren etwa für 90 Mark. Ua in zirka zehn Jahren für nur 50 Mark. Diese zwei letzteren kommen also für mich und den Handel in Vogelbälgen kaum in Betracht. — Y. kauft auch nur sehr wenig, besonders seit den letzten Jahren. Es kommen für mich als Kunden nur Sie und X. in Betracht und da handelt es sich bei Ihnen und X. selten um deutsche Vögel, sondern fast nur um ausserdeutsches Material. ad II. Der Verkauf an deutschen Vogelbälgen ist gleich Null! Alles Material beziehe ich heute aus dem Auslande und habe in der letzten Zeit sogar Aufträge von Museen nicht ausführen können, weil das erwünschte Balgmaterial nur aus deutschen Exemplaren bestehen sollte, ich aber nur ausserdeutsche Stücke liefern konnte. ad III. Steinsperlinge aus Deutschland habe ich noch nie zu Gesicht bekommen, weder als Stopfexemplare noch als Bälge, geschweige denn Eier dieses Vogels! Meinem Vater, den ich sofort danach fragte, geht es genau so, obgleich er sich seit 1853 mit dem Vertrieb von Vogel- bälgen befasst hat. Also auch hier nur Riesengeschrei! Ich meine es könnte nicht schaden, wenn solche Ver- leumdungen einmal gehörig abgeführt würden, denn es handelt sich ja hier um eine eventuelle Knechtung der Wissenschaft, wie solche grösser nicht gedacht werden kann und dabei in einer Zeit, wo von allen Seiten Frei- heit der Forschung mit Recht angestrebt wird! Endlich möchte ich erwähnen, dass ausser mir ein zweiter Händler in Vogelbälgen aus Deutschland nicht in Betracht kommt, da es eben keinen gibt. Also, wie soll da durch die Naturalienhandlungen der deutschen Vogel- welt solcher enormer Schaden zugefügt werden? Ich gebe ja zu, dass es eine Menge kleinerer Präparatoren gibt, die Handel mit ausgestopften Vögeln treiben, welche meist in Deutschland erlegt resp. gefangen sind. Diesen könnte event. das Handwerk gelegt werden, weil der Bedarf für die Schulmuseen leicht aus dem Auslande gedeckt werden kann. Immerhin dürfte auch dieser nur geringe Abgang an Vögeln nicht so schädigend auf den Gesamtbestand 14 Man bring’ es unter Glas und Rahmen. einwirken, als dieses Geschrei den Anschein zu erwecken versucht! Alles was ich Ihnen geschrieben habe, ist meine vollste Überzeugung und entspricht vollkommen der Wahrheit. Wollen Sie also bitte, soweit es Ihnen erwünscht, davon Gebrauch machen. (Vor Drucklegung möchte ich natürlich das Manuskript einsehen.) In amerikanischen resp. exotischen Krähen ist verschie- denes am Lager und ich sende Ihnen das Material, falls erwünscht, gern zu. Ihren weiteren Nachrichten gern entgegensehend, mit bestem Grusse Ihr Willy Schlüter. Auf der Weltausstellung in Brüssel 1910 und zwar auf der im Auftrage des Preussischen Kultusministeriums beschickten deut- schen Unterrichtsausstellung verlieh das internationale Preisgericht der deutschen Weltfirma das „Diplöme d’Honneur“, welches noch über der goldenen Medaille steht. Daheim tut man, als ob die Naturalienhändler lauter Hehler für Schiesser und Diebe wären. Die Firma verkauft hauptsächlich biologische und anatomische Präparate von Maikäfern, Fröschen, Katzen u. dergl. Ich habe Herrn Schlüter noch genauer nach dem Verkauf an Schulen ge- fragt, der ja auch neuerdings verdächtigt wird. Hier seine soeben eingetroffene Antwort: Halle a. S., 24. Januar 1911. Aus meinem Hauptkatalog No. 250, wovon Sie ein Exem- plar unterm 29. September erhalten haben und wovon ich Ihnen der Sicherheit halber heute noch ein Exemplar per Drucksache zugehen lasse, werden Sie ersehen, wie sehr in demselben die Vögel im Verhältnis zu den von mir überhaupt geführten Lehrmitteln zurücktreten. Ich habe mir einen ungefähren Überschlag gemacht und glaube nicht, dass der Verkauf ausgestopfter Vögel als natur- wissenschaftliche Lehrmittel für Schulen ?/,, des Gesamt- umsatzes ausmacht! Dabei ist noch zu berücksichtigen, dass doch alle schädlichen Vögel, sowie das Hausgeflügel (Pfauen, Puten, Hühner, Gänse, Enten, Tauben usw.), darin Man bring’ es unter Glas und Rahmen. 15 | einbegriffen ist und nur die allerwenigsten Vögel aus Deutschland stammen! Wie ich hier noch einmal betonen möchte, beziehe ich schon seit Jahren fast alles Material aus dem Auslande, weil ich selbst ein Schützer und Heger unserer Vogelwelt bin und auch der Naturdenkmalpflege höchst sympathisch gegenüberstehe. Solch aufrichtiges Interesse am Schutze der Vogelwelt kann nach Ansicht gewisser Leute, die durch solche Schönschreibereien nur für sich Propaganda machen, aber kein Naturalienhändler haben, weil der ja nur daran denkt, sich durch Vernich- tung der Vögel zu bereichern! Willy Schlüter. Dass in diesen Briefen klare Tatsachen reden und nicht Ge- schäftsrücksichten, wird jedem anständigen Menschen deutlich sein. Ich kann aber Herrn Schlüters Ansichten aus eigenster Erfahrung bestätigen. Ich handle nicht mit Vogelbälgen und tausche sogar ungern, aber die Dubletten des Herrn Flückiger, die dieser mir anvertraute, liegen seit Jahren, ebenso die der Coll. Engler, ohne dass irgend ein deutscher Sammler darnach fragt. Herr Schlüter kaufte einen kleinen Teil der ersteren. Wo sind da die sammelwütigen Serienbalgforscher? Die Ornithologen, die keine Bälge anfertigen, tun das aus Be- quemlichkeit. Es ist wirklich kein Vergnügen, Vögel anatomisch zu untersuchen und Bälge zu präparieren, sondern eine nicht nur schwierige, sondern auch ziemlich schmierige und, wenn das Gift unter die Nägel dringt, schmerzvolle Arbeit. Aber man lernt den Vogel dabei gründlicher kennen, als wenn man ihn nur von weitem beobachtet. Auch muss man’s schon deshalb selbst machen, weil die meisten Präparatoren ordentliche Bälge nicht machen können. Die „Kunst, Vögel als Bälge zu bereiten“, ist in Deutschland nahezu unbekannt und in allen andern Erdteilen bekannter als auf dem europäischen Kontinent. Wir schiessen so wenig Vögel als mög- lich, weil wir sie nachher präparieren. Meine Sammlung dürfte gegenwärtig die grösste Privatsammlung deutscher Vogelbälge in Deutschland sein und meine eigene Jahresstrecke pro 1910 beträgt 3 Kreaturen: 1 Carduelis, 1 Turdus Borealis und eine Katze, zu deren Tötung ich gesetzlich berechtigt war.!) Die beiden Vögel !) Also zwei gemeine Vögel geschossen, das l5fache tot gefunden, meist unter Sterbebäumen, einige unter der elektrischen Starkstrom- leitung. Mehr als zwei bis drei Dutzend Vögel im Jahre zu präparieren 16 Man bring’ es unter Glas und Rahmen. sind die Modelle zu Abbildungen in einem demnächst erscheinenden Werkchen. Die Vogeltafel II des deutschen Vereins zum Schutze der Vogelwelt wird demnächst, nach Vogelbälgen meiner Sammlung verbessert, neu erscheinen. So dienen auch Bälge manchmal dem Vogelschutz. Die alberne Redensart von der „Balgornithologie“ ist der- artig in Mode gekommen, dass man glaubt, sie heutzutage in jedem Buch und jedem Vorwort anbringen zu müssen. Man findet sie schon in Brehms Tierleben. Man findet sie, wo man sie nicht erwartet, z. B. in Voigts Excursionsbuch, zum Studium der Vogelstimmen, 5. Auflage, p. V. Dort heisst es: Die innern Schätze, die Aufzeichnungen im ornithologischen Tagebuch haben bleibenden Wert und befriedigen idealere Naturen weit mehr als verstaubte und verblichene Bälge. Als ob Bälge Selbstzweck wären, als ob der Besitz von Bälgen auf eine wenig ideale Ver- anlagung schliessen liesse, als ob Bälge verstaubt und verblichen sein müssten. Den Oologen interessiert das Ei, den Stimmenforscher inter- essieren die Stimmlaute, den Beobachter das Flugbild usw., aber den Balgforscher nur der Balg? — nein, der ganze Vogel vom fernvernommenen Stimmlaut der Weidenmeise und der Certhia brachydactyla, vom versteckten Nest uud vom Embryo an bis in die Geheimnisse des Mageninhaltes und bis auf die Knochen. Die echten „Balgforscher und Nekrologen“ nehmens auf mit jedem Spezialisten ihres Fachs auf seinem Gebiet und mit jedem Zo- ologen auf ihrem Gebiet. Verbleichen kommt bei Bälgen fast gar nicht vor, eher werden sie manchmal dunkler (brauner) vom ranzigen Fett. Ein Star, von Vater Brehm vor zirka hundert Jahren gebalgt, sieht genau so frisch, sauber und prächtig aus, wie ein soeben geschossener noch lebenswarmer, und subtilste Untersuchung findet keinen Unter- schied im Farbenton. Ein paar Tropfen Benzin machen ja den staubigsten Balg reiner als der lebende Vogel ist. lässt mir meine übrige wissenschaftliche Arbeit, die meine Musestunden ausfüllt, nicht Zeit. Wieviel Vögel verbraucht dagegen ein einziger Sperber in einem Jahre? Die Sperber meiner Sammlung, hätten, wenn sie nur ein Vierteljahr länger gelebt hätten, wie eine einfache Rechnung ergibt, dreimalsovielSingvögelgefressen alsin meinerSamm- lung sind und den Hühnerhabichten hätte die Gesamtheit der übrigen Vögel nur für kurze Zeit den Magen gefüllt. Man bring’ es unter Glas und Rahmen. 17 Staub freilich, vieler Jahrzehnte Staub legte sich schützend über die unbeschützten Schätze Meister Brehms. Das ewige Ge- schimpfe über die verpönte staubige Balgforschung trug dazu bei, dass es kam, wie es gekommen ist. Nun ist es ein Glück, die Sammlung in einem Lande zu wissen, wo man keinen Staub auf Vogelbälgen duldet und der Balgforschung keinen Staub andichtet. Kommt es uns denn auf die Bälge an, oder auf das, wozu diese deutschen Bälge einem guten Freunde in England mit beitragen und was er uns in deutscher Sprache zurückgibt? Wenn nun wenigstens ein Teil der Zoologen ohne Vivisektion und ohne Blei auskommen, unsere Vögel möglichst am Leben lassen und nur mit dem Aluminiumstreifen bewaffnet den Tatsachen nach- gehen will, auf die es uns allein ankommt, dann geht der Spek- takel erst recht los. Man will keine Vögel geschossen und keine beringt haben. Man gebraucht aber Werke, wie Brehms Tierleben und den neuen Naumann. Ich kann beweisen, dass Bälge bei diesen Werken benutzt wurden. Ich sprach einmal von Schmarotzer- milanen, die da nehmen, was vogelmordende Falken fingen, und dann leicht sagen können: Seht, wir können auch ohne Vogel- mord Vögel kennen lernen. Ich kann ferner beweisen, dass Leute, die heute gegen Vogelmassenmord predigen, vor Jahren Vögel massenhaft geschossen und verkauft haben. Die wenigstens mögen stille sein. Man kann Löns eigentlich gar nicht so sehr böse sein, er hat ja am deutlichsten von allen — freilich unfreiwillig — be- wiesen, wie wenig Ahnung manche Leute, die sich für Vogel- kundige ausgeben, von Vogelkunde und Naturschutz haben. Darin stimme ich ihm aus vollem Herzen bei. Der Schaden für die Orni- thologie ist nur der, dass vornehme oder zaghafte Naturen, die auf ornithologischem Gebiet gesammelt haben und etwas Gründ- liches wissen, dies der Allgemeinheit vorenthalten, ihr Belegmaterial nicht angeben, um nicht angeflegelt zu werden und dass weiner- licher Pessimismus überall entweder Tränen vergiesst oder Luft- schlösser baut, ohne Positives für die ganz wenigen wirklich im Bestande zurückgehenden Tierarten zu tun, Januar 1911. OÖ. Kleinschmidt. 18 Nicht ein Würgfalke, sondern ein Jagdfalke bei Mirau erlegt. Nicht ein Würgfalke, sondern ein Jagdfalke bei Mirau erlegt. In der Deutschen Jägerzeitung (Neudamm) wird in Band 56, No. 22 (1910), p. 353 über einen am 17. November vergangenen Jahres in der Oberförsterei Mirau (Regbez. Bromberg) erlegten „Würgfalken“ berichtet. Der Falke stiess auf dem Hofe einer Försterei erfolglos auf Haushühner und geriet dabei in eine Wasser- pfütze. Hierauf strich er auf einen am Förstergehöft stehenden Strohschober, von wo er den Förster, der den Vorgang vom Zimmer aus beobachtet hatte, ruhig herankommen liess, so dass er erlegt werden konnte. Meine Absicht, gelegentlich Erkundigungen über den Vogel einzuziehen, hatte ich schon fast vergessen, als mir kürz- lich auf Veranlassung der vielgeschmähten Vogelwarte Rossitten das ausgestopfte Exemplar zur Begutachtung übersandt wurde. Dass es sich nicht um einen Würgfalken, sondern um einen nordischen Jagdfalken handelt, zeigte der erste Blick beim Öffnen der Kiste.!) Schwieriger ist die Frage, ob es sich um die kleinere oder die grössere Form handelt. Der Vogel befindet sich im Jugendkleide und ähnelt gyrfalco, ist aber auf dem Rücken etwas heller und grauer als meine Stücke und gleicht dadurch wie auch durch die deutlichere helle Säumung der Rückenfedern und den stark mit Weiss gemischten Scheitel mehr der dunkeln Phase grönländischer Vögel. Die Tarsen sind normal befiedert. Der Flügel ist 41,2 cm lang, nur 1 mm länger als mein grösstes skandinavisches und 1 mm kleiner als mein kleinstes grönländisches weibliches Exemplar von gleicher Färbung. Die Mittelzehe misst ohne Nagel reichlich 5,5 mm, die Stosslänge von aussen zwischen den Mittelfedern gemessen 23,8 cm. Der Vogel bestärkt mich noch mehr in der bereits früher ausgesprochenen Ansicht, dass die in Deutschland erlegten Jagdfalken meist weder gyrfalco noch islandus sind, sondern die noch wenig geklärte Form uralensis. Das Benehmen des Vogels erklärt sich daraus, dass er in der Um- gebung völlig fremd war. Die Realgattung Falco Hierofalco be- 1) Die Grösse, der graue Ton des Gefieders, die nicht halb, sondern zu ®%, befiederten Tarsen zeigen kein Anklingen an die südlicher wohnende Steppenform (den Würgfalken). In Sibirien sollen Übergänge vom Jagdfalken zum Würgfalken vorkommen. ® Muss denn gelogen werden? — Wie „Biologie“ fabriziert wird. 19 schädigt sich nicht beim Raub auf der Erde, da sie viel öfter noch als Falco Peregrinus ihre Beute auf dem Boden schlägt. Der Eigentümer des Vogels Herr Forstmeister Heym in Mirau schreibt mir soeben: „Ihre Mitteilung war mir hochinteressant, zumal ich den Falken als nordischen Falken bestimmt hatte, mich der Präparator aber umstimmte.“ Der Irrtum entschuldigt sich durch die Tatsache, dass Jagdfalk und Würgfalk nicht eigentlich artverschieden sind, sondern sich ähnlich wie Bussard und Steppen- bussard zueinander verhalten. Grösser der Irrtum, der nicht sieht, dass beide Falken denselben Habitus besitzen und nur verschiedene Urrassen desselben Vogels sind! 31. Januar 1911. 0. Kl. Muss denn gelogen werden? 1. In einer sehr verbreiteten Tierschutzschrift las ich unlängst die Behauptung, im Sommer würden die Leichen zahlreicher ver- dursteter Vögel gefunden. Wenn diese Behauptung auf Beob- achtungen beruht, so könnten an wasserarmen Orten Vögel von vergifteten Abwässern getrunken haben. Wo hat man festgestellt, dass tote Vögel an Durst gestorben waren? Wie weit brüten die einzelnen Vogelarten von der nächsten Tränke? 2. In der Ornithologischen Monatsschrift 1911, pag. 126 wird ein Artikel der Frankfurter Zeitung aus Wiesbaden ohne irgend- welche kritische Bemerkung abgedruckt. Danach sind in einer Regierungsverfügung als nützliche Vögel, die für den Weinbau, resp. für die Vertilgung des Heu- und Sauerwurms besonders wichtig sind, u.a. Sprosser und Hänfling erwähnt. Dass der Sprosser „in Weinbaugegenden häufig vorkommt“ und dass der Hänfling Insekten vertilgt, sind Tatsachen, die der Wissen- schaft seither verborgen blieben. 0. Kl. Wie „Biologie“ fabriziert wird. Ein bekannter populärer Schriftsteller behauptet, die Farben des Eisvogels seien Warnfarben, denn Alcedo würde nicht von Raubvögeln gefressen. In meiner Sammlung befindet sich der Balg eines Eisvogels, der einem Raubwürger abgejagt wurde, mit noch sichtbarer Kopfwunde und ein Eisvogeloberschnabel aus einem Wanderfalkenhorst. 0. Kl. 0 Carl Parrot }. Carl Parrot T. Auf dem Waldfriedhof in München senkte man am 31. Januar Dr. med. Carl Parrots irdische Reste in die kalte Wintererde. In unserem Ohr klingt noch seine Stimme, sein Vortrag über seine letzte Reise. — Die letzte Reise hat er nun so früh vollendet. Am 28. Januar starb er unerwartet nach einer schweren Unterleibs- operation. Die von ihm gegründete ornithologische Gesellschaft in Bayern betrauert den Verlust ihres tatkräftigen und verdienst- vollen Führers, die Wissenschaft einen eifrigen und fleissigen Ar- beiter, die kleine Zahl der Balgforscher wieder ein aus bestem Werden herausgerissenes Glied. Parrot gehörte zu den wenigen, die der Fremde wie der Heimat ein gleich lebhaftes Interesse zu- wenden und die die Ausdauer haben, sich von der Liebhaberei zu eingehenderen Kenntnissen emporzuarbeiten. Geboren am 1. Februar 1867 zu Castell in Unterfranken als Sohn des Arztes, späteren Hofrats Parrot, interessierte sich der Entschlafene schon als Kind für die Vogelwelt. Bei seinem Studium in München, Berlin und Wien besuchte er eifrig die dortigen Museen und legte sich selbst eine Sammlung von Vogelbälgen an, dabei stets das Interesse des Systematikers mit dem des Beobachters und des Anatomen verbindend. Es gelang ihm, vorzügliche Arbeits- kräfte seines Heimatstaates zu gemeinsamem Schaffen und festem Zusammenschluss zu gewinnen. Die Bände der Verhandlungen der jungen ornithologischen Gesellschaft in Bayern sind ein bleibendes Denkmal von Parrots Fleiss und Organisationsgeschick. Letzteres zeigte sich besonders in der planmässigen Erforschung des Vogel- zuges. — Reisen führten ihn nach Frankreich, England, Ägypten, Griechenland, Bosnien, Herzegowina, an die Riviera und nach Korsika, wo er noch zuletzt Linderung seines Asthmas zu finden hoffte. Da sein Gesundheitszustand ihm in den letzten Jahren ge- steigerte Beschwerden verursachte, entschloss er sich, den ärztlichen Beruf aufzugeben und sich ganz der Zoologie zu widmen. Vor dem Ziel seines Lebens entriss ihn uns der Tod. Sein grundehrliches Wesen, sein unermüdliches Arbeiten, sein redliches Interesse an der Sache sichern ihm — nicht nur in Bayern — neben der Anerkennung seiner grossen Leistungen ein warmes Angedenken derer, die ihn kannten. Kleinschmidt und Thielemann. Abzugeben: Vierzehn Storcheier und ein Balg von Ciconia ciconia, beides gesammelt von Dr. Flöricke in Marokko. Anfragen an den Herausgeber. FALCO. Siebenter Jahrgang. No. 2. Dezember 1911. Mitteilungen über Berajah. Da nur ein kleiner Teil der Abonnenten seinen Verpflich- tungen nachkam, musste die Ausgabe von Berajah 1911, Schluss von Corvus Nucifraga, ferner in kürzerer Fassung Corvus Periso- reus, Corvus Cyanopica und Parus Superciliosus, auf das Ende des Jahres verschoben werden. Nachträgliche Lieferung einer Sammelmappe für das Genus Corvus kann gegen Einsendung von M. 1,30 binnen etwa 14 Tagen erfolgen. Diejenigen Subskribenten, welche pränumerando zahlten, erhielten sie gratis. Im nächsten Jahr soll eine Mappe für das Genus Erithacus geliefert werden. Als ausführlichere Monographien sind in Vorbereitung Falco Peregrinus, Parus Salicarius, als kleinere Taubenbastarde, Goldhähnchen u. a. OÖ. Kl. Zum Tannenhäherzug 1911. Neben einem starken Raubvogelzug (viel Turmfalken, Bussarde, Wanderfalken) in hiesiger Gegend, frühem und zahlreichem Er- scheinen von Bergfinken und Leinzeisigen, brachte uns der auf- fallend vogelreiche Herbst dieses Jahres wieder sibirische Tannen- häher. Ich sah am 19. Oktober, während ein Flug Stare schwalben- artig Insekten in der Luft haschte und acht verschiedenfarbige Bussarde zugleich kreisend einen prachtvollen Flugreigen auf- führten, einen einzelnen Tannenhäher ziemlich hoch ostwärts fliegen. ' Das Flugbild und die helle Streifung am Vorderkörper waren trotz ziemlicher Höhe deutlich zu erkennen. Am 29. Oktober und 2. November beobachtete mein Schwager, Apotheker Dr. Feige in Eisleben, ein Stück in seinem mitten in der Stadt gelegenen Garten. Es wurde ständig von den Amseln verfolgt. Ich bitte alle Beob- achtungen in beliebigen Zeitschriften zu veröffentlichen und dabei anzugeben, ob Vögel nur gesehen, erlegt, oder ob sie sicher - als Schlankschnäbler bestimmt wurden. Ich möchte ‚von\\emem' Falco. 2 i [ 7 >» W. Rüdiger. guten Zugjahr eine kartographische Übersicht geben. Ob sich das Jahr 1911 dazu eignet, lässt sich noch nicht übersehen. O.Kl. Tannenhäher im Harz. Von W. Rüdiger. Im Heft 8 Jahrgang 1910 des Kosmos veröffentlicht Herr Pro- fessor Smalian, Hannover, auf Seite 305 einen Artikel „Aus der Tier- welt des Harzes“; für den Ornithologen insofern von Interesse, da auch u.a. des Tannenhähers gedacht wird. Die Aufzeichnungen stützen sich auf die Mithilfe des Herrn Forstreferendar W. Hintz, dieser gab hierbei folgende Daten an, und heisst es: „Ein Revierjäger hätte am 24. März 1898 im Revier Pansfelde ein Gelege von 3 Eiern des Tannenhähers gefunden, und dieses Gelege wäre in den Besitz des Herrn Professor Dr. Eckstein, Eberswalde übergegangen.“ Zur Berichtigung obiger Angaben bemerke ich hierzu folgendes: Herr H. erfuhr in Eberswalde 1907, dass ıch ım Besitze eines Harzer Tannenhähergeleges sei und da er als Harzer Interesse daran hätte, bat er mich ich möchte ihm Ort und Datum angeben wo dieses seltene Gelege gesammelt sei; ich kann mich noch heute sehr gut erinnern, dass ich die näheren Angaben auf einem Zettel verzeichnete und diese ihm aushändigte. Das Gelege wurde von meinem Vater persönlich präpariert, befindet sich auch heute noch in meiner Sammlung und nicht, wie Herr H. angegeben hat, in Händen des Herrn Professor E. Was Herrn H. zu solchen unrichtigen Angaben bewogen hat, ist mir unverständlich. Auch hat dieses Nest meinem Vater vorgelegen und gebe ich seine damaligen über Eier und Nest gemachten Aufzeichnungen — bekanntgegeben in Nr. 4 vom 15. Juli der Zeitschrift für Oologie und Ornithologie, H. Hocke, Berlin — hier wörtlich wieder: „Das Nest ist gross und erinnert eher an ein Elster- als Häher- nest, wozu noch der Umstand tritt, dass die unteren Schichten, wie beim Elsternest, mit Lehm durchknetet sind; nur der Kuppel- bau des Elsternestes fehlt. Das Nest ist ungemein dicht und fest gebaut, mindestens doppelt so dicht, wie bei Garrulus glandarius, auch ist der Nestnapf tiefer, wie bei diesem. Als Unterlage dienen dünne Reiser der Rottanne, Weissbuche, Weissdorn, sparsamer Birke. Dann folgen grobe Grasstengel, trockene Wolfsmilchstengel, unter- mischt mit Lehm, hierauf folgt Rinde der Rottanne und Zitter- Tannenhäher im Harz. 23 pappel und zuletzt in grosser Menge feinere Gräser, etwas Rot- wildhaare und wenig feines Wurzelwerk. Die Form der Eier ist durchaus abweichend von denen von Garrulus glandarius und Garrulus infaustus; sie messen 25—29 mm, sind am oberen Ende dick und bauchig und laufen nach unten spitzer zu. Ihre Farbe hat Ähnlichkeit mit den Riern von Corvus monedula, doch ist die Grundfarbe mehr weisslichgrün. Die Schale ist überall mit feinen olivenbraunen Punkten bespritzt und zwar derartig, dass das zweite Ei schwächer wie das erste, und das dritte noch schwächer wie das zweite bespritzt ist.“ Die nun folgenden Aufzeichnungen habe ich dem Forstaufseher Fritze zu Hütten bei Neuhaldensleben zu verdanken. Der Tannenhäher ist in dem Gräflich v. d. Asseburg’schen-Meis- dorfer Revier Unterharz garnicht so selten, es wurden manchmal an einem Tage bis zu 10 Stück gesehen und zeigten sämtliche Vögel wenig Furcht, jedoch wird im Februar während der Paarungszeit das Wesen und Benehmen dieses Vogels dem Menschen gegenüber ein merklich anderes, man begegnet Misstrauen und Scheu, manch- mal wurde ein schnarrender Ton gehört; beginnt der Häher mit dem Nestbau, was normalerweise im Harz Anfang März geschieht, so ist der Vogel sehr heimlich (ich erinnere an unseren glandarius, auch dieser streift, sobald er den Neststand gegründet hat, heimlich und ohne einen Laut von sich zu geben in seinem Brutrevier um- her) und man bekommt zu dieser Zeit nur selten einen dieser Vögel zu Gesicht... Damals bei dem Auffinden des Nestes im Forst- ort Pansfelde wurde ein bis dahin noch nie vom Tannenhäher gehörter Pfiff (ähnlich wie ihn der Mensch hervorbringt, wenn er jemand pfeifen will) vernommen!), aufmerksam dadurch geworden wurde ein Häher auf den unteren Zweigen einer Rottanne sitzend gesehen und dieser Vogel stiess dabei im selben Augenblick einen zweiten ebensolchen Pfiff aus, nun wurde nach dem Nest gesucht, welches auch kaum 5 m von einem Wege 4 m hoch auf einer zirka 20 jährigen Rottanne stand; dieses Nest enthielt 2 Eier, nach 4 Tagen, am 24. März, wurde das Nest abermals revidiert; der brütende Vogel flog erst beim Erklettern der schwachen, sehr stark schwankenden Fichte ab, blieb auch in unmittelbarer Nähe seines !) Im Neuen Naumann sowie im Friderich wird von solehem Pfiff nichts erwähnt. BD: % 3* 24 Nomenklatorische Notizen. Nestes furchtlos sitzen und hätte ohne grosse Mühe erschlagen werden können, das Nest barg jetzt 3 unbebrütete Eier; Nest und Eier wurden genommen und wie ich schon einmal sagte meinem Vater zugesandt. Erwähnen muss ich, dass der Tannenhäher gar nicht so selten in den dort angrenzenden Anhalt-Ballenstedter Forsten ist, hier trat er fast in derselben Zahl auf, und ist es wohl anzunehmen, dass es nach so wenigen Jahren noch ebenso ist. Ferner wurde eine interessante Beobachtung an einem Sep- tembermorgen gemacht. Ein Tannenhäher machte sich beim an- brechenden Tage (noch im Morgergrauen) an einem Hügel in einer Wiese gelegen zu schaffen, strich dann in dem nebenliegenden Be- stande ab und kam nach kurzer Zeit zurück, nach 5—6 maliger Wiederkehr wurde dieser kleine Erdhügel untersucht. Unter dem Rasen befanden sich jetzt noch zirka 60 Stück gute Haselnüsse, man hatte es hier mit einem Winterspeicher zu tun!). Das Öffnen der Nüsse fällt dem Häher nicht schwer, mit der Nuss fliegt der Häher zu einem- Baumstubben und mit höchstens 3 Schnabelhieben ist diese in ihrer Naht gespalten. Mit dem Trommeln, wie es Spechte erzeugen und wie es Bau gehört hat, soll das Öffnen der Nüsse niemals Ähnlichkeit gehabt haben, nur 2—3 scharfe Hiebe fielen. Ähnliche mit Haselnüssen gefüllte Speicher wurden häufiger gefunden, die Haselnuss tritt dort als Unterholz sehr bedeutend auf. Zum Schluss will ich nicht unerwähnt lassen, dass Gelege des Tannenhähers aus dem Harz mit zu den Seltenheiten gehören. Wie mir Herr Kricheldorff-Berlin soeben mitteilt, bekommt er seine Gelege sämtlich aus Bosnien, früher vereinzelt von einem Forst- beamten aus Bayern. Als selten ist es schon deshalb zu bezeichnen, da das einzelne Ei noch immer einen Katalogwert von 7,50 Mk. besitzt. Nomenklatorische Notizen. 1. Falco rusticolus L. Der Name rusticolus passt vorzüg- lich auf das Winterleben des Wanderfalken, wie ich es jetzt wieder als fast alltägliche Erscheinung vor Augen habe. Dazu stimmen besonders „palpebris luteis“, „collari albo“, das Wort „ferme* und die „kleinen Herzflecke“ in der Fauna suecica. Letztere sind charak- teristisch für schwedische Wanderfalken. War man seither blind? ı) Es ist auch beobachtet worden, dass der Tannenhäher Hasel- nüsse zu einem Haufen zusammentrug. Dr. Fr. Lindner: Persönliche Erwiderung. 25 2. Falco lanarius L. „tibiae (— Tarsen, cf. Seeadler) ultra medium vestitae* passt einzig auf den Gerfalken. 3. Falco gyrfalco L. In meinem Exemplar der Fauna suecica 1761 hat ein früherer Besitzer den Namen auf Astur palum- barius gedeutet. Ich erwähne dies nur der Mehrdeutigkeit des Namens wegen. Ich sah einen nordischen Habicht mit weissen Schwanzseiten. Der Name selbst geht deutlich auf den Gerfalken zurück, auf den aber das ursprüngliche „columbis infestus“ gar nicht passt. 4. Hirundo domestica und agrestis Blumenbach. Hand- buch der Naturgeschichte. 1830 als Namen für Rauch- und Mehl- schwalbe zwar bedeutungslos, aber als okkupierte Namen in deren Synonymik zu stellen. 5. Bubo interpositus Rothschild und Hartert. Nov. Zool. 1910, p. 111. Ich besitze ein Wolga-Stück und sah viele vom Kaukasus. Ich bestimmte seither diese Form als Bubo pallidus Brm. Vollst. Vogelfang, Nachträge p. 412 „Wolga“, partim (neben „Sibirien und Ural“). Die Trennung von Wandergästen und Brut- vögeln der Wolga ist auch hier wie bei den Buntspechten ein missliches Ding. Wandert der Uhu überhaupt, wie es Öhreule, Sumpfohreule und Waldkauz tun, oder wie Schnee- und Sperber- eule nur gelegentlich? 0. Kl. Persönliche Erwiderung auf Herrn Pastor Kleinsehmidts polemischen Artikel: „Man bring’ es unter Glas und Rahmen .. .*. Von P. Dr. Fr. Lindner, Quedlinburg. Es geht doch manchmal wunderlich zu in der Welt! Da kann man sich einbilden, etwas ganz Vernünftiges und Gutes gesagt oder geschrieben zu haben, was sicher auf die Billigung der Vernünftigen und Gutgesinnten zu rechnen hätte — und muss sich von einem der Besten und Angesehensten, mit dem man sich gleichgesinnt glaubte und den man nicht nur als persönlichen Freund, sondern auch als ernsten Mann der Wissenschaft hochschätzt, es sich schwarz auf weiss geben lassen, dass man eine unverantwortliche Dummheit gemacht habe! Das muss einen doch verblüffen! Da muss man sich doch fragen: liegt nicht ein wunderliches Miss- verstehen vor? 236 Dr. Fr. Lindner: So ging mir es, als ich nach Erscheinen meines Steinsperlings- artikels in Nr. 1 der Örnithologischen Monatsschrift wegen der darin enthaltenen scharfen Bemerkungen über die brutale Rück- sichts- und Schonungslosigkeit mancher Sammler eine geharnischte Strafepistel von Freund Kleinschmidt erhielt, der mich — suaviter in verbis, sed acerrime in re — freundlichst zu sich einlud, damit ich ihm in Sack und Asche de- und wehmütig Abbitte leiste für meine — nach seiner Meinung — törichten und unverantwortlichen, angeblich die Freiheit der wissenschaftlichen Forschung aus bor- nierter Sentimentalität bedrohenden Angriffe auf die Seriensammler unter den Balgforschern; scherzhaft paradox hiess es in dem Briefe: 1. solche Leute gebe es gar nicht und 2. ich selber sei ja auch so einer, und ernsthaft hiess es dann, solcher Seriensammler gebe es in Deutschland nur vier, von denen zwei fast ausschliesslich Exoten sammelten, während die anderen beiden — darunter er, Kleinschmidt, selber — dem Thüringer Steinsperling, der für den wissenschaftlichen Balgforscher deshalb kein besonderes Interesse habe, weil er sich von den südeuropäischen Formen dieser Art nicht wesentlich unterscheide, gewiss nichts zuleide täten. Meine Polemik seı daher ein Kampf gegen Windmühlen und enthalte unberechtigte Vorwürfe, die er, Kleinschmidt, öffentlich zurückweisen werde. Loyalerweise war dem Briefe das Manuskript des gegen mich geplanten Artikels zu meiner vorherigen Kenntnis- nahme beigefügt. Unsere nun einsetzende Korrespondenz, in der ich darauf hinwies, dass ich doch wohl solchen Vorwurf des Ob- skurantismus nicht verdiente und dass meine Bemerkungen in jenem Artikel in der Monatsschrift gewiss nicht auf die wenigen wirk- lich ernstwissenschaftlichen Sammler, sondern auf skrupellose, der Wissenschaft nichts nützende Balgjäger zielten, die eben nur „auch“ das haben wollen, was als interessant und selten gilt, und dass ich in jenem Artikel doch deutlich zwischen diesen beiden Spezies von Sammlern, zu deren einer ich mich ja selber rechne, unterschieden habe, führte nicht zur vollen Verständigung. Während ich von verschiedenen wissenschaftlichen Ornithologen — auch von einem wissenschaftlichen Seriensammler! — freundliche, ja begeisterte Zustimmungserklärungen erhielt, hat Freund Klein- schmidt es sich nicht versagen können, mich in seinem „Falco* anzugreifen; zwar so schonend, dass er nicht einmal meinen Namen nennt, aber in einer Zusammenstellung mit anderen Gegnern von Persönliche Erwiderung. 7 ihm, die mir teils aus sachlichen Gründen — denn ich stehe zu Örnithologie einerseits und Vogelschutz anderseits anders als die Herren Löns und Christoleit — teils aus persönlichen Gründen — denn ich denke über wissenschaftliche Gewissenhaftigkeit anders als der dort ungenannte und doch wohlbekannte dritte Gegner — nicht gleichgiltig sein kann. Deshalb möchte ich meinen Stand- punkt hier genauer präzisieren, als ich es, wie es doch nach Klein- schmidts Deutung scheint, in den kurzen, von Kl. mir so übel an- gerechneten Bemerkungen in der Ornith. Monatsschrift getan habe. Sachlich muss ich meinen Standpunkt, wie ich ihn in der „Ornith. Monatsschrift* angedeutet habe, völlig aufrecht er- halten; aber seine Deutung, die ihm Kleinschmidt gegeben hat, weise ich am besten dadurch als eine irrige zurück, dass ich ihn schärfer fixiere und ihm eine deutlichere Begründung durch Mitteilung von Tatsachenmaterial gebe. Zunächst zitiert Klein- schmidt mich nicht richtig. Ich habe nicht „der Sammelwut der Serien sammelnden Balgforscher* den Fehdehandschuh hingeworfen. Darin läge ja ein mir wahrlich ganz fremder blinder Fanatismus gegen die wissenschaftliche Forschung, die in mir vielmehr einen entschlossenen Verteidiger ihrer Freiheit und einen begeisterten Verehrer findet. Die in Frage kommenden Stellen meines Artikels lauten vielmehr: ... „auch die zügellose, brutal egoistische Sammelwut gewisser Balgornithologen hat ihm, soviel ich weiss, bisher wenig Abbruch getan.“ (Als ich das schrieb, wusste ich freilich noch nicht, wie viel doch auch das der Fall gewesen ist; ich teile weiter unten das inzwischen zu meiner Kenntnis gelangte Material wenigstens teilweise mit). An eine Identifizierung der wenigen ernstwissenschaftlichen Serien sammelnden Balg- forscher wie Kleinschmidt, Kollibay, 7 Parrot mit der von mir bekämpften Gesellschaft gewisser von brutaler Sammelwut be- sessenen, ohne jede Rücksicht und Schonung gierig ihre Beute zusammenraffenden Individuen, die sich auch „Sammler“ und „Orni- thologen“ bezw. „Oologen“ nennen, habe ich selber gar nicht ge- dacht. Das geht doch sehr klar aus dem Schlusse meines Artikels hervor, wo ich deutlich genug unterschieden habe zwischen der von mir allerdings mit aller Schärfe bekämpften „rücksichtslosen, im Betretungsfalle auch keine Strafe scheuenden Sammelwut ge- wisser Balgjäger, die eine Schonung, wie ich, der ıch selbst Sammler bin, sie übte, für eine grosse Dummheit halten und für 38 Dr. Fr. Lindner: die ein Vogel, namentlich ein seltsamer und im Aussterben be- griffener, erst dann seinen Zweck erfüllt und einen Wert hat, wenn sie ihn ihrer Balgsammlung als soundso vielte Nummer einer Serie einverleibt haben“ und zwischen ernstwissenschaft- lichen Sammlern und von diesen in ganz anderem Tone schreibe: „Auch ernstwissenschaftliche Sammler sollen es für ihre heilige Pflicht ansehen, sich selbst in Rücksicht auf kommende Gene- rationen und aus Liebe zur Natur Beschränkungen ihres Sammel- eifers aufzuerlegen und selten gewordene oder gar vom Aussterben bedrohte Vogelarten zu schonen, bis sich ihr Bestand wieder wesent- lich gehoben hat“. Damit werden, denke ich, alle ernsten Sammler und Forscher gewiss auch einverstanden sein, denn das ist der Standpunkt, der auch auf dem letzten internationalen Ornithologen- kongresse von den anerkanntesten ornithologischen Autoritäten und grössten Sammlern (wie Baron von Rothschild, Dr. Hartert u. a.) vertreten wurde Nach dieser Norm habe ich selbst gehandelt. Aber ich habe Leute kennen gelernt, die, ohne der Wissen- schaft einen Dienst zu leisten, von jener von mir ge- geisselten Sammelwut und Raubgier besessen sind und namentlich auf seltene, zeitweise besonders wertge- schätzte und interessante Sachen geradezu versessen sind und sie mit grossem Raffinement, aller Rücksichts- losigkeit und einem einer besseren Sache würdigen zähen Eifer in ihren Besitz zu bringen wissen. Das ist die patho- logische, keinen wissenschaftlichen Nutzen und Wert auf- weisende, und darum auch nicht im Namen der Freiheit der wissenschaftlichen Forschung zu verteidigende Sammel- wut von Menschen, denen ihr Räuberhandwerk doch wenig- stens möglichst erschwert werden sollte. Warum ich gegen diese Sorte von „Sammlern“ und „Balgjägern“ eifere, die doch nur die schöne Wissenschaft der Ornithologie in Misskredit bringen und es der Propaganda eines törichten, sentimentali- tätsduseligen Radikalismus gewisser Naturschützler sehr leicht machen, mit dem Bade auch das Kind auszuschütten, d. h. in diesem Falle auch der ernsten wissenschaftlichen Forschung ihr sittlich unbestreitbares Recht, Vögel (bezw. Eier) zu sammeln, abzusprechen, dafür will ich beispiels- halber nur folgende Tatsachen sprechen lassen, die meinen Stand- punkt rechtfertigen: u A T. Persönliche Erwiderung. 29 Vor drei Jahren ist ein Herr aus der Provinz Brandenburg, dessen Name ich in keinem ornithologischen Adressenver- zeichnis gefunden habe, auf der Wachsenburg erschienen und hat dort Steinsperlinge geschossen. Jetzt sind sie dort (seit 1909) „wie weggeblasen‘“.!) . Ein Erfurter Ornithologe, dem ich selbst durch ein Gut- achten dazu behilflich gewesen bin, dass ihm durch Re- gierungserlaubnis zu wissenschaftlichen Forschungen das Fangen, Beringen (zwecks Feststellung mehrmaligen Brütens des Steinsperlings in einem Jahre) und Gefangen- halten des Steinsperlings gestattet werde, teilte mir mit, dass an einer Niststelle des Steinsperlings ein Schiesser von an- gesehener sozialer Stellung wegen Abschiessens von Vögeln bestraft sei. Wie viele Steinsperlinge seiner Schiesswut zum Opfer gefallen sein mögen, weiss ich nicht. . Ein Restaurateur hat jahrelang Steinsperlinge geschossen und als Raritäten an Gäste verkauft! Was haben diese Opfer der Geldgier der Wissenschaft genützt? Nichts! . Herr Dr. Gengler-Erlangen, der ausdrücklich — obwohl selber auch, wie Kleinschmidt und ich selbst, ernster Sammler — meinen Schlussbemerkungen in der Monatsschrift beipflichtete, teilte mir mit, dass an der einzigen Stelle, an der in Bayern der Steinsperling noch bis 1901 genistet hat, ein „kleiner“ Präparator, der sehr gut über die Steinsperlinge Bescheid wusste, ihm schliesslich gestanden hat, dass er diese für „Liebhaber“ geschossen und ausgestopft habe. Seit 1910 sind auch dort die Steinsperlinge ver- schwunden, und es ist Herrn Dr. Gengler nur noch ge- lungen einen einzigen Balg — den des letzten bayrischen Steinsperlings — für seine wissenschaftliche Sammlung zu erwerben! Diese wenigen Proben?) — es sind leider längst nicht alle! — mögen genügen. Ich denke, sie rechtfertigen mein Vorgehen! '!) Zu diesen Daten habe ich pflichtmässig als Herausgeber einige sachliche Anmerkungen zu machen, doch halte ich es andrerseits für die Höflichkeits- und Gerechtigkeitspflicht des Herausgebers einer Zeit- schrift, zunächst dem andern Teil in der Diskussion uneingeschränkt in einer Nummer das Wort zu lassen. Der Herausgeber, », S. Nachschrift! 30 Dr. Fr. Lindner: Und nun noch eine Bemerkung. Ich bedaure es lebhaft, dass Kleinschmidts Darstellung meiner Polemik gegen die oben cha- rakterisierte brutale Sammelwut en masse gewisser Balgjäger — (noch schlimmer sind manche Eierräuber!) — mir den nach dieser Darstellung allerdings begreiflichen und bis zu ihrer nun erfolgen- den Richtigstellung berechtigten Groll des Herrn W. Schlüter zu- gezogen hat. Ich hatte Kl. mitgeteilt, dass mir ein Herr ge- schrieben hatte, dass man wohl manchen Steinsperling als Balg in Naturaliensammlungen wiederfinden würde, den man an den wenigen Stellen, an denen in Mitteldeutschland diese Art noch bis vor wenigen Jahren genistet hätte, nun nicht mehr anträfe. Herr Dr. Gengler hat diese Vermutung bestätigt gefunden. Aber Herrn Schlüter trifft weder nach meiner eigenen Überzeugung noch nach meiner Darstellung der geringste Vorwurf, sich (mittelbar) der Dezimierung des deutschen Steinsperlings schuldig gemacht zu haben. Ich will es vielmehr an dieser Stelle — ohne von ihm dazu aufgefordert zu sein — ausdrücklich erklären, dass er mir bereits vor Jahren, als ich — 1906 — ein Balgexemplar des Thüringer Steinsperlings von ihm bestellte — damals war der traurige Rückgang im Bestande der Art ja noch gar nicht voraus- zusehen — nur ein spanisches bezw. marokkanisches Exemplar liefern konnte. Ich kann also seine von Kleinschmidt im Druck doppelt hervorgehobene Äusserung im „Falco“ nur bestätigen und freue mich dessen. Seine Entrüstung gegen mit „Riesengeschrei* und „Verleumdungen“ (?!) versuchte „Knechtung der Wissen- schaft... in einer Zeit, wo von allen Seiten Freiheit der Forschung mit Recht angestrebt wird“, trifft mich also gar nicht. Das wird der von mir hochgeschätzte Herr Schlüter nun wohl auch aner- kennen. In der Hauptsache, glaube ich, sind wir, Kleinschmidt und ich, auch einer Ansicht. Seinen Ausführungen stimme ich grundsätzlich durchaus zu. Das Missverständnis, durch welches ich in Kleinschmidts Darstellung in eine Reihe mit von ihm bekämpfter Gegner gerückt wurde, deren Anschauungen ich in der Tat nicht teile, ist wohl daher gekommen, dass Kleinschmidt bei dem Aus- drucke „Serien sammelnde Balgornithologen* nur an wissen- schaftliche Forscher gedacht hat, ich aber auch an andere, die sich zwar auch gern „Örnithologen* und ihre sinn- und zwecklosen Mengen von Bälgen „Serien“ nennen, aber für die Wissenschaft nichts leisten, ja ihr schaden und sie dis- Persönliche Erwiderung. 31 kreditieren. In ihrer Bekämpfung wird Kleinschmidt mit mir einig sein. Nachschrift. Eben wollte ich vorstehendes an Freund Klein- schmidt absenden, als mir noch aus der klassischen Steinsperlings- gegend ein wertvoller Brief zuflog, gerade noch rechtzeitig, um noch zur Rechtfertigung meines Standpunktes angeführt werden zu können. Herr Revierförster Freitag in Reinstädt, in dessen Garten einst mein Bruder das erste (und einzige) Steinsperlings- gelege aus einem Baume herausmeisseln durfte, schreibt mir unter anderem: „Sie mögen ja vielleicht recht haben, dass der rapide Rückgang dieses interessanten Vogels unmöglich davon herrühren kann, dass ab und zu zu wissenschaftlichen Zwecken einige ab- geschossen sind — und doch hätte ich am liebsten geantwortet: „Die Ornithologen sind daran schuld!“ Sie glauben nicht mit welcher Unmenge von Zuschriften, worin um ein Ei oder um „nur ein Exemplar“ gebeten wurde, man mich überhäufte. Auch Geld hätte ich damit verdienen können. Viele sind zu mir gekommen; die haben ja die Nistplätze nicht gefunden. Leider sind jedoch nicht alle zu mir gekommen. Hut ab vor Ihrer Ent- haltsamkeit. Was diese für einen Mann bedeutet, der so scharf beobachtet und so viel Interesse daran hat, kann wohl jeder Natur- mensch nachfühlen. — Es wäre wohl besser gewesen, Ihr Herr Bruder hätte damals in seinem Aufsehen erregenden Werkchen vielleicht nur vom Altenburger Westkreis gesprochen und keinen Ort genannt — doch das lässt sich nun nicht mehr ändern. Ich habe lange Zeit keinen Steinsperling mehr gesehen.“ Ich freue mich dieser Anerkennung meines Vorgehens ganz besonders. An meines Bruders Stelle hätte ich damals allerdings auch noch die einzelnen Fundorte namhaft gemacht; heute würde er, wie ich, sich davor hüten, durch Nennung der Fundstätten den — wie wir nun wissen — zahlreichen „Liebhabern‘“, die sich „Ornithologen* oder „Oologen“ nennen, ihr räuberisches, die Art ausrottendes Handwerk zu erleichtern. Schlimm genug, dass diese, auch aus wohlverstandenem wissenschaftlichen Interesse gebotene Rücksicht auf Schonung und Erhaltung dieses von Vernichtung bedrohten Naturdenkmals zu solchen Massregeln der Einschränkung wissenschaftlicher Vollständigkeit geradezu zwingt. — Erfreulicher- weise plant übrigens das Altenburger Ministerium jetzt besondere Schutzmassregeln für den Steinsperling. Möchten andere dafür in 32 Dr. A. Voigt. Frage kommende Landesregierungen doch schleunigst diesem schönen Vorbilde folgen und möchten die Schutzmassregeln von dem er- wünschten Erfolg begleitet sein, damit auch unsere ornithologisch interessierten Nachkommen sich noch an lebenden Steinsperlingen erfreuen können und nicht bloss mehr oder weniger schöne Bälge zu bewundern brauchen. L. Vogelschutz und Wissenschaft. Von Dr. A. Voigt. Das Zitat aus dem Vorwort zur 5. Auflage meines Exkur- sionsbuches zum Studium der Vogelstimmen auf Seite 16 des Falco drängt mich zur Darlegung meiner Auffassung der Vogelschutz- bewegung, soweit sie mit der wissenschaftlichen Ornithologie zu kollidieren scheint. Kleinschmidts Rechtfertigung der Wissenschaft stimme ich allenthalben bei; nur dürfte noch hervorzuheben sein, dass „die alberne Redensart von der Balgornithologie“ und die An- griffe der Beringungsversuche zum Teil auf persönliche Reibereien zurückzuführen sind, zum Teil gar nicht der wissenschaftlichen Forschung gelten, sondern dem Dilettantismus. Als ich den Satz von den verstaubten und verblichenen Bälgen schrieb, dachte ich an so manchen zeitweiligen Jünger der Vogel- kunde, der mir seine schlecht aufbewahrten, schlecht etikettierten, struppigen Bälge zeigte, die ihm jetzt ein unnützer Ballast geworden sind. Ich dachte ferner an einen Brief, den ich nach Erscheinen der 1. Auflage meines Buches erhielt, in dem es heisst: „Ich hatte mir vorgenommen, die Vögel meiner Heimat kennen zu lernen und hatte mich einem befreundeten Jäger angeschlossen, der mir die Vögel herabschoss, die ich von weitem nicht bestimmen konnte. Seit aber Ihr Buch in meinem Händen ist, bin ich herzlich froh, dass ich nun ohne Vogelmord weiter komme.“ Ich dachte ferner an wenig bemittelte Naturfreunde, die durch das Balgen zu Sammlern wurden, und um die Kosten für Schränke und käuflich erworbene Bälge bestreiten zu können, im Nebenerwerb Präparatoren ge- worden sind, die nun alle freie Zeit am Präpariertisch sitzen und dadurch dem Verkehr mit der lebendigen Natur entfremdet wurden. Mein Exkursionsbuch ist in erster Linie für Anfänger ge- schrieben und will Feldornithologen heranziehen, will Verständnis erwacken für die Freude am Naturgenuss und will Leute mit vor- Vogelschutz und Wissenschaft. 33 übergehender Neigung zum Studium der Vogelwelt abhalten, eine Sammlung anzulegen, so lange sie noch nicht jahrelang biologische Beobachtungen gesammelt haben. Es liegt mir fern, das unbe- rufene Nachahmen der Arbeiten ornithologischer Forscher in Be- ziehung zu bringen mit Sammlungen, wie die Kleinschmidts, in die ich Mitte Mai 1909 Einblick tun durfte. In Volkmaritz habe ich zuerst Bälge von Parus subpalustris von denen der Weiden- meise unterscheiden lernen, und den Anregungen Kleinschmidts verdanke ich, im September desselben Jahres auch die so auf- fälligen stimmlichen Verschiedenheiten beider Vögel kennen gelernt zu haben, so dass ich nun weiss, dass subpalustris und salicarius verschiedene Arten sind. Löns, den wir alle als Naturfreund von ungewöhnlicher Tiefe der Empfindung und Gabe, das Empfundene zu schildern, gleicher- weise verehren, liegt die ästhetische Naturbetrachtung näher als die Subtilforschung. Die vernichtende Kritik der Ornithologie, die er im Hannoverland einmal geübt hat, dürfte nur eine vorüber- gehende!) Ausschreitung gewesen sein, zu der ihn die Begeisterung für die Naturschutzbewegung verleitet hat. Löns möchte die Tierwelt möglichst in ihrer ursprünglichen Zusammensetzung erhalten wissen und wendet sich daher ebenso sehr, wie ich das tue, gegen völlige Vernichtung der Raubvögel. Dabei wird er der Berechnung der Ornithologen nicht widersprechen können, dass viel mehr Kleinvögel den Klauen gefiederter Räuber zum Opfer fallen, als in die Sammlungen der Ornithologen gelangen. Verhängnisvoller wirkt der Massenabschuss einheimischer Vögel am Meeresstrande, deren Bälge in Schmuckfederhandlungen wandern, ferner das Wegfangen auffälliger Vögel (Kampfhähne!), die kleine Präparatoren kaufen, um sie für wenige Mark als Zimmerschmuck loszuschlagen oder in Grosstadtschulen zu verkaufen als Objekte für den Zeichenunterricht. Wie viele ausgestopfte Raubvögel ver- stauben in Schanklokalen, in Speisezimmern für Sommerfrischgäste, im Herrenzimmer von Jagdliebhabern; das sind sicher viel mehr, als unsere deutschen Fachornithologen in ihren Schränken aufbe- wahren. Was die Menschen vernichten durch Abschuss und Fang, durch Stören und Zerstören von Nistgelegenheiten ist gewiss ein Haupt- !) Hier gilt dasselbe was ich zum Lindnerschen Artikel Seite 29 be- merkt habe. Der Herausgeber. 34 Abnorm gefärbtes Wanderfalken-Ei. faktor der Verminderung einheimischen Vogellebens, aber man darf einen zweiten nicht zu gering anschlagen, der vielleicht ganz ausser dem Bereich menschlichen Eingreifens liegt, das sind die noch wenig erforschten Ursachen des so ungleich häufigen Auftretens mancher Vogelarten in verschiedenen Jahrgängen. Davon nur wenige Beispiele: Im Herbst und Winter 1909/10 waren Zeisig- schwärme in unseren Auenwaldungen so etwas Alltägliches, dass man fast auf jedem Spaziergange davon sah und hörte; letzten Herbst und Winter jedoch habe ich noch keine gespürt und auch die Mitglieder des hiesigen Ornithologischen Vereins nicht. Voriges Jahr hörte und sah man vom Februar an viele Kernbeisser, dies Jahr noch keinen. Gimpel hingegen verhielten sich umgekehrt. Manche Jahre klappert Sylvia ceurruca in allen Gärten, sogar im Gesträuch der städtischen Schulgärten, andere Jahre musste ich weite Wege machen, um nur 1 oder 2 Pärchen nachzuweisen. Ähnlich verhält sichs hier mit der Häufigkeit der Singdrossel. Bei solchen Beobachtungen ist die Frage von grösstem Interesse, ob dieser Wechsel im Vorkommen verschiedener Arten eine lokal beschränkte oder für ganz Deutschland giltige Erscheinung ist. Zur Beantwortung derartiger Fragen brauchen wir eine grössere Zahl Mitarbeiter, die sich fleissig umtun in der Umgebung ihres Heimatortes und die Vogelstimmenkenner sein müssen. Solche heranzuziehen ist die Aufgabe meines Exkursionsbuches; an die Männer der Wissenschaft war der beanstandete Satz aus dem Vor- worte der letzten Auflage nicht gerichtet. Abnorm gefärbtes Wanderfalken-Ei. Ebenso wie Wanderfalken in Grösse und Farbe grossen Ver- schiedenheiten unterliegen, genau so verhält es sich mit den Eiern dieses Vogels. Mir sind im Laufe der Jahre wohl einige Hundert Wanderfalken-Eier durch die Hände gegangen, recht verschieden in Farbe und Form, doch sollte ich in diesem Jahre ein besonders schön gezeichnetes Ei für meine Sammlung erhalten. Dieses Bı befand sich in einem Vierer-Gelege, erbeutet am 19. April 1911 in einer Königlichen Oberförsterei des Regierungs-Bezirkes Marien- werda, alle vier Eier waren gross und stark angebrütet. Der Horst stand auf einer Kiefer, und geniesst der Falke dort Schonung. Zwei Eier haben die normale, gewöhnliche Färbung — ziegelrot Deutscher Nachtreiher. 35 mit Flecken und Wischen, das dritte Ei zeigt schon undeutlich die abweichende Farbe des recht ungewöhnlich gefärbten Eies. Dieses Ei hat die gewöhnliche Form bei 57,5 mm Länge und 41 mm Durchmesser (Rey gibt in seinem Werke als Maximum 56 X 39 mm an), ist in seinem dicken Ende von blass schoko- ladenbrauner Farbe, vom Mittendurchmesser erscheint die Grund- farbe als blass rosa, welche wiederum bläuliche Schalenflecke zeigt, wie wir sie manchmal bei Eiern von Pandion haliaetus bemerken können; an der Spitze befinden sich noch reichlich hellrote Tupfen. Ein ähnlich gefärbtes Wanderfalken-Ei habe ich selbst beim Besehen von anderen grösseren Sammlungen noch niemals wahr- genommen. In diesem Jahre traf ich in der Mark am 26. März den ersten brütenden Wanderfalken an, der Horst war in einem Kiefern- Donnerbesen hergerichtet. Eberswalde. W. Rüdiger. Deutscher Nachtreiher. Am 25. August wurde gelegentlich der Hühnerjagd in der Nähe von Neuhaus bei Delitzsch ein Nachtreiher, „Nycticorax griseus“, im ersten Jugendgefieder von einer Schwarzpappel, auf welcher der Reiher aufgebäumt hatte, herabgeschossen. Der Vogel zeigt nicht die geringste Spur eines Gefangenschaftsexemplares, das eventuell entflogen sein könnte. Der Reiher ist ausgestopft worden und befindet sich in der Sammlung des Pächters der Jagd, Herrn Kaufmann G. Kreyenberg in Halle a. 8. Halle a. S., den 4. September 1911. Willy Schlüter. Inhalt des siebenten Jahrgangs (1911). Seite Über das angebliche Vorkommen eines Würgfalken bei Berlin... 1 Nachtrag über nordafrikanische Schwalben von E. Hartert und BER ImECHIald Ber 2:00 ui on Serge due erra vi Bone Se 2 Benekcieblerberiehligung -. . . 2. sen naar 2 Seleucides ignotus auripennis. Subspec. nov. Von Willy Schlüter. 3 36 Inhalt des siebenten Jahrgangs. Man bring’ es unter Glas und Rahmen usw.. . » . . 2.2 22.2.0. 4 Nicht ein Würgfalke, sondern ein Jagdfalke bei Mirau erlegt . . . 18 Mussdenn gelogen werden? 7.2.2000 ou... 1 else n le er a 19 ‚Wie: „Biologie“ fabriziert ward. om ne to ee Do re 19 CarleParrot 7%, SH JE ME EI N AENTEETa u Angebot durch Floericke gesammelter Storcheier und eines von dan? selben gesammelten Storchbalges -. -. » » » 2» 2 22.2.2... 20 Mitteilungen über-Berajah ı 5 .\..-4> = - or 2202 eco ee 21 ZemaBannenhäherzug- 1911... - - . . ode. I. ne ee 21 Tannenhäher im Harz von W, Rüdiger... .». .. . 2. 2. „2 us 22 Nomenklatorische Notizen PM I RILTE FREE RE 24 Persönliche Erwiderung von Dr. Fr. Lindner . ........e. 25 Vogelschutz und Wissenschaft von Dr. A. Voigt...» 2.2... 32 Abnorm gefärbtes Wanderfalken-Ei von W. Rüdiger. . ...... 34 Deutscher Nachtreiher von Willy Schlüter . . .. 2.2.00... 35 Abbildungen. Keine. Neu beschriebene Formen. Seleueides ignotus auripennis.. .. 2 2 0a... week Seite 2 Ausgegeben wurde: Faleo in zwei Nummern, Februar und Dezember. Berajah, Corvus Nucifraga, Seite 31—40 (Schluss) Dezember. Tafel 27—31 m F Corvus Perisoreus, Seite 1 und 4 Text = Seite 2 und 3 Tafel B a Corvus Cyanopica, desgl. e 2 Parus Supereiliosus, desgl. 2 Titelblatt wird 1912 nachgeliefert. FALCO, unregelmässig im Anschluss an das Werk „BERAJAH, Zoographia infinita“ erscheinende Zeitschrift. VII. Jahrgang, 1912, in 6 Heften. Herausgeber: 0. Kleinschmidt, Dederstedt, Bez. Halle a. S. Preis für Berajah und/Faleo jährlich 9 Mark. NOV 2% ul: / vZ2T1T 4 2 _— eo Kommissionsverlag @ebauer-Schwetschke, Druckerei und Verlag m. b. H., Halle a. S., Gr. Märkerstr. 10. Inhalt des achten Jahrgangs. Seit Über das winterliche Vogelleben im südlichen Finnland. Von H. Grote 1 Bericht aus Ostpreussen. Von F. Tischler .... . ran 1 Be sellicher es Ale ee a A else 2 Notizen aus Algerien. Von Dr. E. Hartert. .....:.... ? Stichproben über den Vogelbestand des Kulturlandes. .. 2»... 2 Dr. Freiherr Richard König von und zu Warthausen +... ... 16 Bhexlehrer2Dr> BRranzc Helme tive ca ee 16 BEREICHE ne 2 ee an ale a erteilen ee 16 Stichproben über den Vogelbestand des Kulturlandes. ...... 17 Meirzbild von St. Petersburg. Von H. Grote - . -. 2». „u... 23 Bericht aus Ostpreussen. Von F. Tischler . ». u... re... 23 PERS ALER ee ee N er 24 Stichproben über den Vogelbestand des Kulturlandes. . . .... 25 Klemere Mitteilungen - » » ca 2... 00.% re 40 BersgeHman Berasah 0:0, 200 Sp een ala ee A a a ee ee een ee ich ee 41 Mer Fannenhäherzug in Ostpreussen .. » ». u. 2 no... 41 Die von Flückiger in Algerien gesammelten Vogelarten. ..... 43 Noch ein arger Fehler im neuen Naumann. . .. . 2... 2.2... 56 Geh Hofrat Prof. Dr. med. Wilhelm Blasius + » = » 2... ... 56 Westdeutsche Frühjahrsberichte.e Von W. Bacmeister, F. Neubaur, Fe EN er 57 BEE Ale VÖRLNTEUBBEN.: - » 0.8 mes me ae ee 58 Stichproben über den Vogelbestand des Kulturlandes. ...... 59 ” Ad bi r ne I 73 Skizzen vom Vogelfang. Von H. Grote . .. ». 2.2. ..... 8 Abbildungen. Tafel I: Erd- und Sandproben aus Algerien . . . 2 2 22.2.2... 48 „ I: Turmfalkenleiche mit stark verbrannten Beinen . . Seite 80 IV Inhalt des achten Jahrgangs. Neu beschriebene Formen: Keine. Ausgegeben wurde: Falco in 6 Nummern, März, April, August 1912 und Januar 1913, „ Tafel I und II im Dezember mit Berajah. Berajah 1912, Falco Peregrinus, Seite 1—6 Dezember. = 1912,77; „ Tafel 1—5, Dezember. PR 1913, 7, 55 „ 14, Dezember (1912). BE 1912, Parus Salicarius, Seite 1—6, „ ” 191252 5, “ Tafel 1 und 2, Dezember. ® Erithacus Poeta, Tafel 1, Dezember. ” Mappe „Erithacus“, Dezember. SE en, 1 ——e FALCO. Achter Jahrgang. No. 1. März 1912. Über das winterliche Vogelleben im südlichen Finnland schreibt mir Herr Hermann Grote aus St. Petersburg in einem Brief vom 27./13. I. 12: „Eichelhäher habe ich weder gesehen noch gehört“. — „Wie ist es doch hier im nordischen Walde jetzt so still! Vereinzelt zeigten sich Wacholderdrosseln, Gimpel, sehr wenige Hakengimpel und Seidenschwänze. (Bei St. Petersburg waren relativ zahlreich weissbindige Kreuzschnäbel vertreten, die vielleicht ihre diesjährige Wanderung bis nach Deutschland ausdehnen; für Livland sind sie ja bereits gemeldet!) [Auch für Ostpreussen. Der Herausg.] Die Meisen, hauptsächlich borealis, gaben dem winterstillen finnischen Walde ein freundlicheres, weniger ernst stimmendes Ge- präge. Goldhähnchen, Buntspechte, Leinzeisige (linaria und holboelli; exilipes habe ich noch nicht bemerkt) vervollständigen das Bild. Bericht aus Ostpreussen (Bartenstein und Heilsberg). Von F. Tischler. Januar und Februar 1912. Witterung: Anhaltender Frost bis — 25° C und hohe Schnee- decke. Vom 7. Februar ab milder; bald Tauwetter, bald leichter Frost bis — 8° ©. Schneedecke noch vorhanden. Die gewöhnlichen Wintervögel. Auffallend zahlreich war Coloeus monedula, grösstenteils wohl collaris Drumm., Emberiza calandra und citrinella, Acanthis spinus und linaria. Erlensamen gut geraten; die Leinfinken gehören vielfach zu holboellii (Brehm), von welcher Form ich noch am 25. Februar vier Y'5' in Losgehnen schoss. Pyrrhula und Carduelis in kleinen Flügen; Turdus pilaris, Coceothraustes, Chloris chloris, Fringilla coelebs, Corvus frugilegus vereinzelt. Seidenschwänze fehlten ganz. Archibuteo lagopus war spärlich vorhanden. Falco. I 2 E. Hartert: Notizen aus Algerien. — O. Kleinschmidt: Zu Ende des Februar die ersten Frühjahrszugerscheinungen. Am 25. Saatkrähen in vermehrter Anzahl, am 27. die ersten Alauda arvensis. Am 28. die ersten Sturnus vulgaris. Erstes Amsellied 1912. Cassel, 25. Januar (in der Aue, Dr. R. Thielemann). Rhein- hessen, 22., 25. Februar gemeldet. Hiesige Gegend (Umgegend von Dederstedt), 21. angeblich, 28. vielfach, 29. Februar von mir gehört. 0. Kl. Notizen aus Algerien. Von Dr. E. Hartert, Biskra, 19. II. 1912. „Morgen geht es fort nach Süden. Der Winter war ein ausser- gewöhnlich milder in Algerien, wenig Schnee im Atlas, aber viel Regen am Nordrande der Sahara, daher ungewöhnlich grün und fruchtbar. Alle meine Zeit mit Vorbereitungen zu der grossen Wüstenreise ausgefüllt. Zu bemerken ist, dass Sylvia atricapilla (und zwar nicht Durchzügler, die viel später kommen) in Alger (Stadt) überwintert und schon Ende Januar lustig sang, ebenso Sylvia hortensis hortensis (nicht borin, sondern Orpheus- sänger!). Ciconia ciconia: Am 9. Il. traf, gerade als wir auf- gestanden waren, in Batna der Storch auf seinem Neste auf dem Kirchturm ein, und am selben Tage sahen wir eine Schar von vielleicht 100 unweit Biskra. — Hier sind seit 8 Tagen weisse Bachstelzen nicht selten, sonst aber scheint der Zug noch kaum begonnen zu haben.“ (In einer gleichzeitigen Karte berichtet ©. Hilgert dasselbe. Er sagt ausdrücklich, dass der Storch ın Batna der erste war („alles war mobil darob“), dass noch keine Rauchschwalbe ge- sehen wurde und dass die 3—4 Kilometer nördlich von Biskra beobachteten Störche nach Norden zogen. O. Kl.) Stichproben über den Vogelbestand des Kulturlandes. Von ©. Kleinschmidt. Meine phänologischen Beobachtungen pflege ich zwar aufzu- schreiben, aber ad acta zu legen. Zur Veröffentlichung ist solcher Stichproben über den Vogelbestand des Kulturlandes. 3 Rohstoff zu umfangreich. Bei chronologischer Bearbeitung geht die faunistische Übersicht, bei faunistischer die chronologische verloren. Ich hatte mir vorgenommen, besonders genau einmal für ein ganzes Jahr nicht nur bemerkenswerte Beobachtungen und Zugerscheinungen, sondern den alltäglichen Vogelbestand unserer vielleicht etwas ungerecht geschmähten „Kultursteppe* aufzuzeichnen, und am Schluss des Jahres einzelne Stichproben der längs einer bestimmten Wegstrecke bemerkten Individuen- menge zu veröffentlichen. Im Hinblick auf die nächste Berajah- Monographie mag es aber von Wert sein, Beobachtungen, die dort vielleicht in einem einzigen Satz zusammengefasst werden, hier im vollen Zusammenhang ihres faunistischen und phänologischen Rahmens zu zeigen. Langweilig für verwöhnte Leser ergeben solche Notizen doch eine feste Grundlage für die Beurteilung mancher Vogelschutzfragen und andres mehr. Zu Exkursionen fehlt mir so ziemlich alle und jede Zeit. Die Beobachtungen beschränken sich fast ganz auf meine Amtswege zwischen den beiden Dörfern meiner Parochie: Dederstedt und Hedersleben (hier meist mit D. und H. bezeichnet). Die Ent- fernung beträgt 40 Minuten. In einer flachen Einsenkung des etwas welligen Ackerbodens führen etwa 300 Schritt voneinander zwei parallele Feldwege nach H. Zwischen beiden fliesst in einer schmalen tiefen Rinne ein kleiner Bach von H. nach D. Ebenso gut kann man ihn als Entwässerungsgraben für die Wiesen, Viehweiden und Äcker bezeichnen, die in diesem Grunde liegen. In der Mitte steht eine Gruppe hoher Pappeln und Erlen. Sonst säumen in Reihen oder einzeln Obstbäume, Eschen, einige Kopfweiden, Rüstern und mehr oder minder geköpfte Pappeln Teile des Grabens und der Wege. Ich wähle meist den Weg rechts!), zuweilen den linken heimwärts; seltener gehe ich dicht am Graben entlang. Die ganze Umgebung stellt ein Gebiet intensivster land- wirtschaftlicher Bodennutzung dar. Obstbäume und Eschen werden noch angepflanzt, die andern Bäume anscheinend immer mehr ein- geschränkt. Der zuweilen erwähnte Bocksborn ist eine durch 1) An diesem Weg führt eine Telephonleitung”entlang. Ich fand nur einmal einen angeflogenen Vogel, einen jungen Baumpieper darunter, während die Starkstromleitung, die auf der entgegengesetzten Seite des Dorfes über die Höhe führt, im Spätsommer und Herbst 1911 hunderte von Vögeln tötete. Darüber berichte ich später Genaueres. 1* 4 O0. Kleinschmidt: einige Binsen noch angedeutete versiegte bezw. verstopfte Quelle, an der nach dem Aberglauben der Urgrossmütter ein schwarzer Bock und anderes Getier nachts um zwölf die Vorübergehenden belästigen sollte!) Diesen Aberglauben fand ich in den ver- schiedensten Gegenden, z. B. auch am Rhein, immer an Stellen, wo der Weg wie hier einen halbtrockenen Graben überbrückt. Ob er auf einem Grauen furchtsamer Menschen vor dem Wasser und der engen dunklen Brückenöffnung oder auf nächtlichen Tier- bezw. Vogelbeobachtungen beruht, ist schwer zu sagen. Auf Tafel 98 meines in Kürze erscheinenden Werkchens „Singvögel der Heimat“ ist dieser Platz abgebildet. Notizen, die ich auf anderen Wegen und an anderen Stellen gemacht, sind in kleinem Druck beigefügt, denn m. E. geben gerade jene immer auf derselben Strecke wiederholten Aufzeich- nungen einen guten Massstab für die Zahl der vorkommenden Vögel. Ich habe ihre Anzahl möglichst nicht taxiert, sondern mög- lichst durch Einzelzählung ermittelt. Es ist sicherer zu sagen: „72 gezählte Krähen und mehr (= 72 + x)“ als „150—200*, wobei man sich aber sehr irren kann. Ebenso habe ich Individuen, die mit den auf dem Beginn des Weges bemerkten identisch sein können, weggelassen. Es ist also selbst da, wo viele Vögel be- obachtet wurden, immer nur der sichere Minimalbestand aufgezählt, oft nur die Hälfte. Diese Daten sind dann aber positiv und gewiss. Ich möchte die Leser bitten, einmal in andern Gegenden, vogelreichen und vogelarmen, auf einer Strecke von 40 Minuten die Zahl der beobachteten Arten und Individuen festzustellen. So 1) Dieser Born soll ein tischgrosses, aber grundloses, mit haushohen Stangen nicht auszumessendes Loch in einer Wiese gewesen sein, mit reinem, stets kaltem, trinkbarem, senkrecht aus der Tiefe aufsteigendem Quellwasser. Man will den „wilden Jäger“ dort gehört haben. Es wird erzählt, eine Frau habe im Vorbeigehen einen Pfiff vernommen, darauf sei ihr Korb plötzlich schwerer geworden. Als sie, zu Hause angekommen, den Korb geöffnet habe, sei ein Hase herausgesprungen. Nur schwer lassen sich diese halbvergessenen Märchen noch aus den Leuten heraus. locken. Früher waren die jetzt drainierten Wiesen sauer (nass mit Schilf und Sumpfgräsern, wovon noch Reste vorhanden) und die Zahl der Bäume soll noch vor etwa 15 Jahren viel grösser gewesen sein. Es wird somit die Frage zu beachten sein, wie weit der hiesige Vogelbestand durch die frühere wildere Beschaffenheit der Örtlichkeit bedingt ist. Dieselbe Frage und Sachlage kehrt aber wohl in jeder Gegend des Kulturlandes wieder. Stichproben über den Vogelbestand des Kulturlandes. 5 würde eine Grundlage geschaffen, die ein Urteil darüber erlaubt, wie weit es zulässig ist, von einer Abnahme der Artenzahl oder der Individuenzahl zu reden. 1. Januar 1912, 5 Grad Celsius, Ich nehme mir vor, recht scharf heut auszuschauen. Grau dämmert der Neujahrsmorgen mit schwachem Sprühregen und ziemlich dunstiger Luft. Auf glitschigem Rande des von Pfützen bedeckten Feldwegs gehe ich zum Früh- gottesdienst nach Hedersleben ('/,9). Genau am jahraus jahrein benutzten Schlafplatz trippeln die zwei mir längst bekannten Haubenlerchen etwas entfernt vom Dorfe Dederstedt. Dann huscht wieder eine, wohl eine dritte, vor mir hin. Drüben von den Kopfweiden höre ich Feldsperlingsstimmen und Steinkauzrufe. Ein Schwarm Saatkrähen meldet sich von Osten kommend (von den Schlafplätzen an der Saale bei Wettin). Ich höre und erkenne auch Dohlen unter ihnen. Ein Goldammer huscht vor mir über die Erde und lässt mich dann ganz dicht herankommen, so dass ich trotz des dämmerigen Lichts des trüben Wintermorgens deutlich seinen schön gelb und schwarz gezeichneten Kopf erkennen kann. Eine Krähe (vielleicht Rabenkrähe) ruft von einer Pappel mit den hellen „gürrh*-Tönen. Vor Hedersleben ruhende Saat- krähen auf Pappeln und Wiesen. 7 Nebelkrähen auf der Erde. !/,10 Uhr Rückweg, da ich um !/,11 Gottesdienst in Deder- stedt zu halten habe. Ich zähle 46 Saatkrähen, die teils auf Bäumen sitzen, teils umherstreichen, höre einen Rebhahn locken. Hinterm Bocksborn betrachte ich eine rufende Krähe durchs Glas, ob es wohl eine Rabenkrähe ist. Da klingt rechts von einer hohen Pappel her hartes kurzes Rauschen an mein Ohr, wie man es sonst von Vögeln mit nassem Gefieder oder Spechten hört. Ich sehe spitz von hinten momentan einen mittelgrossen Körper und zwei zitternde Flügel und dann nach rechts sich wendend das elegante Flugbild eines schönen alten Wanderfalkenweibchens. Deutlich schimmert sein blaugrauer Unterrücken. Die Krähen schweigen und weiter drüben schreit ein Bussard auf. Der Falke kommt im gewohnten Bogen zurück. Durchs Glas erkenne ich die Bänderung der bei der Wendung gespreizten Steuerfedern, die rötlich angeflogene Unterseite, den schwarzen Kopf und Bartstreif sehr gut. Der Vogel schwingt sich auf den wagerechten Ast einer Pappel, wo er bald die aufrechte, schöne Haltung einnimmt, den 6 O. Kleinschmidt: schwarzen Kopf nur wendend, sonst unbeweglich, statuenhaft. So kann ich das Auge viele Minuten lang an seinem Anblick weiden. Dann wieder das flatternde Gefiederrauschen des sich jäh herab- stürzenden Vogels, der erst mit raschem Flügelschlag, dann ohne Bewegung streichend dahineilt und in dunstiger Ferne in zuletzt niedrigem Flug verschwindet. Eine Krähe ruft schnarrend. Grau- ammern locken auf einer Pappel. Die Bussardstimme klingt so sonderbar. Ich finde aber weder den Vogel, noch sonst ein lebendes Wesen, so sehr ich die entfernteren Baumwipfel mit dem Glas ab- suche. Vor dem Dorf (Dederstedt) die Haubenlerchen und Sper- linge. Nachmittags Certhia brachydactyla an einem Obstbaum vor meinem Fenster. Ein schöner Anfang. Wäre ich nicht stehen geblieben, um mit dem Glas nach der Krähe zu sehen, so wäre der Falke nicht abgestrichen, und ich wäre nah an ihm vorbeigegangen, ohne ihn zu sehen. 7. Jan. — 1bis 0 C, Wind nördlich. Über Nacht ist tiefer Schnee gefallen auf nassem Grunde. Für die Vögel ist das Zu- sammentreffen solchen Wetters mit einem Sonntag ungünstig, weil da wenig Fuhrwerke den Schnee aufpflügen, mit Erde mischen und Strassenabfälle zurücklassen. — Die 3 Haubenlerchen nicht mehr vor, sondern in dem Dorf. Goldammern, 1 Nebelkrähe, zirka 3mal 10—13 Rebhühner. Vor H. Vogelscharen an einer Feld- scheune, deren Konstruktion einem riesigen hessischen Futterhaus ähnlich ist. Zähle dort 27 Saatkrähen (es sind mehr), 5 Hauben- lerchen, Grauammerflug. — 1 Amsel. Auf dem Rückweg scharfes Schneetreiben von Nord, Schnee- wehen, daher sehr beschwerlicher Weg. In der Ferne ein Rauch- fussbussard rasch forteilend, kenntlich an den hochgehaltenen \/ Flügeln. Die Haubenlerchen recht matt. Abends 5° Kälte. 8. Jan. Pic. major vor m. Fenster a. Baum. 9. Jan. 0 Grad. Wie gestern am Futterplatz i. Hof nur 1 5" 1 2 von Fring. coelebs, 2 Amselweibchen. 1 od. 2 Par. major. Motac. boarula und 1.2.2 Haubenl. im Dorf. Mitten auf d. Weg 1 krank. Rebh. einzeln, 3 mal c. 10 Stück. 6 Nebelkr. 4 + x Saatkr. sitzen sehr resigniert da. 4x Chloris. 1 Falco tinnunculus auf grosse Entfernung nur für Glas sichtbar. Rückweg 1 Buteo vulg. 10. Jan. Eine Kohlmeise arbeitet vor m. Fenster eifrig an der Unterseite der mit Schnee und Eis überkrusteten Zweige eines Obst- baumes, scheint also die natürliche Nahrung dem überreich gebotenen Kunstfutter vorzuziehen. Stichproben über den Vogelbestand des Kulturlandes. 7 12. Jan., 12. Leichter (Nachts vorher strenger) Frost, Schnee, Sonnenschein, fast still. Früh 1 Motacilla boarula am Bach b. Pfarrhause. Sonst die gewöhnlichen Futterplatzgäste (Amsel, Fink, Kohlmeise) und Strassen- gäste. Etwa '/,11 zwischen D. u. H. zirka 300 Saatkrähen. (Ich zähle 200 davon ab), die in langen gedrängten Reihen längs einer Bodenfurche im Schnee kauern (wahrscheinlich um sich abwechselnd einen Fuss unter dem Gefieder zu wärmen), während etwa 20 auf Bäumen ruhen und etwa 100—150 weiter hin an ausgestreuter Spreu mit Nahrungsaufnahme beschäftigt sind. 1 Uhr fahre ich mit Schlitten zurück. Falco Peregrinus sitzt auf derselben Stelle, wo er am 1. Jan. abflog, nestelt mit d. Schnabel am Gefieder des linken Flügels, bewegt d. Kopf, ist aber trotz grosser Nähe nicht zum Auffliegen zu bewegen. 2 Bus- sarde, von denen ich den ersten als Archibuteo, den zweiten als Buteo anspreche. 2 Uhr ich fahre wieder nach H. an derselben Stelle vorbei: Der Falke sitzt noch auf demselben Fleck. Ich lasse d. Kutscher pfeifen, nichts vermag ihn zum Abflug zu bewegen, erst als ich aus dem Schlitten aussteige u. auf d. Baum zugehe, streicht der Falke ab, kehrt aber in einem Bogen zurück u. lässt sich auf einem danebenstehenden Baum (hohe Pappeln) nieder. Beim Anflug wird d. Afterflügel gespreizt.'). Bei Hedersleben sitzt ein Turmfälkchen auf einem Kirschbaum an d. Strasse. Vor dem nahenden Schlitten erhebt es sich u. streicht unter d. Vordach der daneben stehenden Scheune. 13. I. 12. 1 Falco tinnunculus a. d. Kirche Dederst. beob. 1 Strix Flammea var. adspersa (verhungert od. erfroren?) eingeliefert. 14. Januar (Sonntag früh ?/,8 Uhr — 14!/,° C). Der Schnee knirscht. Der Himmel ist klar, im Osten ein in Morgenrot getauchtes Wolkengebilde. Aufeiner Pappel ein Klumpen Saatkrähen. Sie streichen in gewohnter westlicher Richtung ab. Ich zähle 68. Eine Haubenlerche kommt mir hoch entgegenge- !) Es wäre mir ein leichtes gewesen, den Falken zu fangen, aber ich fühle mich nicht im geringsten versucht, es zu tun. Der Wissenschaft wäre mit dem Wintervogel keinerlei Dienst erwiesen. Ich freute mich vielmehr, dass keine Krähenhütte und kein Pfahleisen nahe war. Die Unschädlichkeit des Falken für Vogelwelt und Jagd dürfte recht deutlich aus den weiteren Beobachtungen ersichtlich sein. Ich fand nur etwa 3 geschlagene Rebhühner und 3 Krähen. Im Ver- gleich zu der bejagten Fläche ist der Schaden gleich Null. 8 O. Kleinschmidt: flogen. Zwei andere finde ich erst vor Hedersleben. Auf dem gewohnten Pappelast mein Freund Peregrinus regungslos. Das Glas scheint ihm etwas unheimlich. Er bückt sich und streicht ab. Rebhühner schreien auf. Er beachtet sie nicht, sondern streicht weit hinaus in d. Morgenluft, schwenkt nach Rechts: Er stösst einmal tief herab, hebt sich wieder u. verschwindet nach einigen Flugspielen in d. Ferne. Ein einzelnes versprengtes Rebhuhn streicht über den Weg. Vor Hedersleben Saatkrähen, darunter ein einzelnes Dohlchen. Eine cornix quackt 2 frugilegus ein paar kurze Töne vor. Der halbe Himmel mit flammenden roten und weissen Wölkchen überzogen. Die Sonne als grosser rotglühender Ball über d. Horizont. Die ganze Landschaft in schimmerndem Schneegewand, selten schön. Am Dorfeingang 18 Grünlinge. 1 tinnunculus 9 fliegt in eine Mauernische. Rückweg 10 Uhr. Das tinnunculus ® fliegt auf d. Dorf- strasse aus einem mit Stroh verstopften niedrigen Mauerloch. Von seinen Fängen schweben 2 Sperlingsfedern herab, mir gerade in die Hand. Alles voll Krähen, die sich z. T. im Schnee u. auf d. schneefreien Wegstelle die Füsse wärmen. Unterwegs nichts weiter von Belang. In Dederstedt auf d. Gasse Goldammerweibchen u. Haussperlinge, die abwechselnd auf d. rechten oder linken Fuss hüpfen und den andern im Gefieder wärmen. 15. Januar bei Neehausen ein junger Fischreiher von einem Guts- besitzer abends bei 15° Kälte geschossen. In diesen Tagen hörte ich einmal abends Stockenten-Flügelschlag. Wieder eine tote Schleiereule gefunden. 16. I. 12. Nach einer heft. Erkältung nachm. 3 aufgestanden — 6'/, Cels. Par. major klopft vor meinem Fenster, gleichzeitig sucht unten im Bach Mot. boarula Nahrung u. ein F. tinnunculus ruht sich eine Weile auf d. Rand d. Kirchenturmhelms, reckt dann d. Kopf u. streicht nach fast senkrechtem Abflug fort. — Zum Entsetzen d. Tauben des nahen Rittergutes. 18. Jan. 12. ?/,11 1 Nebelkr., 9. 15. 11. 12. 5 ete. Leddıe 72 Saatkr. kommen niedrig überm Schnee von Hedersleben in auf- gelöster Reihe angestrichen. Vor Hedersleben weitere Saatkr. c. 20 u. einige Nebelkr. sitzend sich wärmend auf Erdhaufen. Rückweg !/,2. Amsel 5‘ ad Hedersl. Rebh. c. 40 Saatkr. sonnen sich in Schützenlinien a. Feldrand. 4 Grünlinge a. Futter- Stichproben über den Vogelbestand des Kulturlandes. 9 platz (von Gutsbesitzern ausgestr. Rübsamenabfälle) ı. Feld. 3 Haubenl., 4 Goldammern. 19. Jan. 12. Grosses Baden der Vögel Goldammern, Haussperl. Mitt. 1 Uhr bei 0 Grad vor m, Fenster im Bach. Es sind deutsche Goldammern, an der lichten Brustzeichnung kenntlich. Kohlmeise, die allerdings die Tage her i. Überfluss a. Futtergelegenheit geschwelgt hat, singt. 20. Jan. 12. Wieder eine tote Strix Flammea. 21. Jan. 12. Tauwetter. 4 cannabina (?). Rückwärts 10 chloris a. Futterplatz im Feld Futterringe angebracht, 1 Buteo. 22. Jan. 12 Tauwetter. Spaziergang an d. elektr. Kraftstromleitung. Nichts, gar nichts von toten Vögeln, obschon so lange nicht nachge- sehen u. der Verbindungsweg wie im Schnee zu sehen, von keinem Menschen begangen ist. Am nahen Hang ein Dutzend Goldammern, höre einen Pic. major. 23. Jan. 12 Tauwetter. 18 Grünlinge anscheinend lauter 9 a. Feld-Futterplatz c. 8 Saatkrähen stets nur Alte, 2 Dohlen, x Nebelkr., Rebh. In Hedersl. 3, ın Dederst 6 Haubenl. In H. Finken, Feldsperlinge. Rabenkrähe schreit Kräh (raab Kräah) u. Gürrh. 24 Jan. 1912. Ich gehe Abends 7 Uhr nach Hedersleben zu einer Bibelstunde. Verschleierter Mondschein. Leichter Frost. Keine Eulenstimme. Alles völlig still. 25. Jan. 1912. */,11 zur Konfirmandenstunde nach Heders- leben. Ein schöner Tag, sonnig mit milder Frühlingsluft, windstill. Grünlinge, Rebhühner, Nebelkrähe. Auf den Falkenbäumen ein grosses Corvus corone g', welches Krah schreit, und stolz mit Flügeln und dem gespreizten Schwanz zuckt. Ein anderes greift es heftig an und verfolgt es, so dass beide ein Stück vom Baum herabwirbeln. Der Angreifer schreit erst das „Gürrhk“, dann schreien beide Krah. Vor Hedersleben Saatkrähen, Nebelkrähen, 5 Grauammern, wovon einer laut und wiederholt singt, etwa 7 oder mehr Goldammern. 1 Uhr Rückweg. Alles voll von Saatkrähen, auch Nebel- krähen, eine singt, d. h. schwatzt, und einzelne Dohlen. Hauben- lerchenruf. Rebhühner lebhaft umherlaufend. Der Boden weich und aufgetaut, aber noch viele kleine Schneeflächen und Fetzen. Die am Sonntag aufgehängten Futterringe noch unberührt. Am Falkenplatz suche ich alle Bäume mit dem Glase ab, finde den Peregrinus nicht und nehme schon an, er müsse sich einen andern 10 O. Kleinschmidt: Platz zur täglichen Mittagsruhe gesucht haben, oder umgekommen oder weitergezogen sein. Endlich sehe ich eine Krähe sitzen. Ich gehe über den Acker auf den Baum zu, um sie aufzujagen u. am Flugbild zu sehen, ob es eine Raben- oder Saatkrähe ist. (Alle Saatkrähen, die ich heute sah, waren wie stets seither alte). Ein Wacholderdrosselschackern veranlasst mich erst recht, den Weg über den schmierigen Acker fortzusetzen. Da streicht plötzlich der Wanderfalke vor mir ab und schwingt sich wieder auf einem seiner Lieblingsäste ein. Er lässt sich ruhig betrachten. Ich jage nun erst die Krähe auf. Es ist corone. Dann gehe ich den Falken an. Er streicht weg und lässt sich auf einem Viehweiden- geländer in den Wiesen nieder, wo er ruhig sitzen bleibt. Mich umwendend sehe ich die Wacholderdrosseln, die sich ruhig auf einer hohen Pappel sonnen und sich unterlaufenlassen. Ich betrachte sie mit dem Glase. Sie streichen ein wenig weiter auf einen andern Baum, lassen sich wieder angehen. Ich kann sie bequem genau zählen. Es sind 16. Im Augenblick vorher erschien neben mir ein Dendrocopus major, Er setzt sich mitten unter die Drosseln. Diese fliegen ab, der Specht von Baum zu Baum vor mir her nach Dederstedt. Dort wieder viele Krähen (Saatkrähen rufen Kirr und Krrah) und 18 Dohlen in einer hübschen Gruppe auf einem alten Obstbaum. Sie bleiben auch im Abflug vereint und von den andern Krähenvögeln getrennt. Ein Bussard ruft. Eine ver- sprengte Drossel, zu der wieder der Specht auf denselben Baum fliegt. Ich höre, während ich nach Drossel und Specht sehe, den hellen Lockton von Certhia brachydactyla und sehe den Zwerg an einer Rüster emporklettern. Nach dem Mittagessen gehe ich mit meinen Kindern spazieren, die sich mit Schneebällen werfen. Wir gehen die Hälfte des eben zurückgelegten Weges zurück. Die Wacholderdrosseln hüpfen am Falkenruh-Platz auf der Erde. Es sind jetzt 20. Wir sehen - auch den Specht. Der Wanderfalke streicht wieder unverhofft ab, von den Krähen und einer Kette Rebhühner sofort mit ent- setztem Angstgeschrei markiert. Specht, Drosseln und Krähen auf hohen Baumwipfeln. Ein Steinkauz fliegt in einen hohen, hohlen Baum und verlässt denselben trotz alles Kopfens nicht (falls nicht . unbemerkt abgeflogen). Ein Wanderfalke (der vorher beobachtete oder ein Männchen?) streicht ziemlich hoch und gerade noch an dem kurzen Stoss und für einen Merlin zu kräftiger Gestalt kenntlich Stichproben über den Vogelbestand des Kulturlandes. 11 über uns weg nach Nordost. Es ist 3 Uhr. Der Falke hat also wohl etwa von 1—3 Uhr Mittagsruhe gehalten. Abends + 2° R. 26. I. 1 Strix Flammea tot auf Strohboden gefunden. 28. I. 4 Corv. frugil. 1 cornix 9. 9. 10 Perdix. 1 Chloris. Reste einer wohl vom Falken gekröpften Nebelkrähe. 1 Emb. milıarıa lockt bit u. dack. Haubenlerche. Rückwärts nichts. Frost, 2 Haubenlerchen. 28. I. Abends Schleiereule schreit. 30. Januar. Ganz dünner Neuschnee auf gefrorenem Boden. Quecksilber auf dem Gefrierpunkt. Früh eine einzelne alte Saat- krähe auf Obstbaum vor meinem Fenster. Eine tote hängt in der höchsten Pappel im Dorf. */,11 nach H. 12 Haubenlerchen. An 2 frisch mit Mist befahrenen Äckern konzentriert sich das Vogelleben. Saatkrähen — ich sehe endlich eine junge —, Dohlen, Nebelkrähen, Grauammern, ein Bussard. Rückweg: 1 Uhr. Im Dorf Goldammer, Grünling, junge Saatkrähe auf der Chaussee, massenhaft alte, auch auf d. Wiesen, eine Dohle mit lahmem Fuss, eine Nebelkrähe hackt an einem verfaulten Schweinefuss. Ob die Vögel nicht zur Verbreitung der Maul- und Klauenseuche bei- tragen, die jetzt wieder aufgetaucht ist? Grauammern. An den Falkenbäumen nichts. Der Falke scheint nun wirk- lich nicht mehr da. Ich gehe nach den Bäumen hinüber. Alles still und tot. Plötzlich das kurze rauschende Flattern des ungesehen abstreichenden Vogels. Rasch sucht und findet ihn das Auge u. Glas noch für ein paar Augenblicke. Er reckt im Flug den Hals eine Weile lang nach oben und wendet sich dann nach links. Es ist das alte graue Q. — Vor Dederstedt 15 u. 10 Rebhühner äsend. 31. Jan. 1. Corv. frugil. Goldammern. 1 Tinnuneulus b. Kirch- turm in D. 1. Febr. 0 Grad SW. Himmel leicht verschleiert. Etwas Schnee, Frost. 2 Haubenl. i. Dorf. Draussen sehr still. 1 Archibuteo lago- pus rüttelt, lässt sich nieder, kröpft etwas, rüttelt dann, um dann fortgesetzt nach 2—3 Flügelschlägen anzuhalten und zu rütteln, wobei das buntscheckige Gefieder des wohl alten Vogels prächtig zur Geltung kommt. 15 u. 9 Grauammern. Viel Saatkrähen, 8 Nebelkr. Reb- huhnkette. 12 O. Kleinschmidt: Rückweg: Massenhaft Saatkrähen ohne Dohlen, Goldammern. Pärchen von Archibuteo lagopus an derselben Stelle, wo vorher 1 Stück kreisend, deutlich kenntlich an den gehobenen Flügeln und der Zeichnung. Falken nicht gesehen. Im Dorf (Dederst.) Zwergspecht dicht vor mir auf Obst- baum, fliegt auf Linde a. Pfarrhaus, wo er unsichtbar bleibt. 1. Febr. 1 Fring. ecoelebs X’ im Garten, das Q lange nicht gesehen. 4. Febr. 12. Mittags — 8'/, © (Abends — 11!/,, spät abends -- 14), dünn. Schneedecke. Ostw. 10 Uhr n. H. Krähe (Rabenkr.?) ruft das gürrk mit nachklingendem e-Ton. Grünlingsflug am Futterplatz. An den Pappeln fliegt das Peregrinus ® hin und her und baumt auf einer Erle (wie meist, auf einem mir nahen, nicht auf einem entfernten Baum) auf. Im Flug sah ich sehr schön die hellblaugraue Oberseite, im Sitzen den von d. Morgen- sonne beleuchteten weissen mir zugewandten — anscheinend heute schon gefüllten — Kropf. Abflug nach Dederstedt. Vor Hedersl. 8 Saatkr. 3 Nebelkr. Rebhuhnketten 5—20 Stück stark. Ammer- flüge. 20 miliarıa knistern vorbei, dann vereinzelter etwa eben- soviel citrinella. Im Dorf 1 merula und etwa 20 miliaria (z. T. zum Singen ansetzend) mitten im Dorf auf Baumwipfel. Rückweg !/,1. Saat- u. Nebelkr. Falken nicht bemerkt. 1 Nebelkr. ruft Kra-äh von Pappelgipfel, 2 Par. coeruleus fern vom Dorf in Obstbäumen. 1 alte Saatkrähe einzeln auf Weg, überh. mehrere Einzelvögel, i. Dederst. 2 Haubenl., 1 Fink. 5. Febr. 12. Mitt. 12 Uhr n. H. — 13° C. 7 Haubenl. 1 einzelne Saatkrähe mitten auf belebter Hauptstrasse des Dorfes spazierend.. 1 Goldammer, 2 Nebelkr. 10 Saatkr. 2 einzelne Buteo vulg. 32 Rebhühner auf einer Wiese zusammen. In Hedersl. 10 Goldammern, 1 mit Ähre im Schnabel auffliegend und der fallenden vom Dach nacheilend, 2 Chloris, 1 Sperber juv. jagt vergeblich auf 1 kl. Vogel, während Sperlinge aus tiefem Gebüsch ein Warngezeter hören lassen. Abends zurück. Kein einziger Eulenruf. 6. Febr. 4 2!/,, schwach bewölkt, dann klar. Südwind. Noch Schnee. Im Dorf 5 Emb. eitr., 1 Turd. mer. 1 Finken- weibchen. 1 Blaumeise, die den Futterplatz ignoriert u.d. Birken- zweige am Pfarrhoftor absucht. Hinterm Dorf 2 Krähen (Rabenkr.?) ärgern sich über einen schwarzen Hund unter ihren Lieblings- bäumen. 6 Nebelkrähen an einem Punkt. Hingehend finde i. Lager Stichproben über den Vogelbestand des Kulturlandes. 13 verendeten Hasen. Am Futterplatz nichts. Streue neues Futter. Ringe a. Baum von Menschen od. Krähen gestohlen. Am Falken- platz 5 Drosseln (jedenfalls Wacholderdrosseln) fern streichend. 2 Buteo vulg. (ganz sicher erkannt) fliegen von der Erde auf u. setzen sich 1 m nebeneinander auf ein Weidengeländer, von einer Nebelkrähe umflattert. Der eine geht wie ein Geier gebückt längs der Stange auf d. andern los, folgt sodann dem abstreichenden, um sich wieder zu ihm zu setzen. Normalgefärbte, wohl junge Vögel (Geschwister?). Der eine setzt sich dann auf die Erde. Dicht vor ihm ein Volk Rebhühner. Der Bussard macht einen langen Hals, die Rebhühner auch. Sie ducken sich nicht, sondern laufen umher, lärmen, locken, wippen mit dem Schwanz. Der Bussard fliegt seitlich auf ein aus Stroh ge- flochtenes Taubennest, das mit andern Taubenschlagabfällen auf der Wiese liegt. Saatkrähen, die lebhaft ihre Bassrufe hören lassen, Dohlen, Goldammern, 1 Fink. Rückweg ’/,1—!/,2. Es taut. Ich gehe mitten durch Äcker und Wiesen am Bach entlang, der völlig vereist u. teilw. verschneit ist. Saatkrähen u. Rebhühner nebeneinander auf d. Nahrungssuche. Ich höre die Stimme eines boscas-Erpels u. sehe den unbemerkt vor mir aufgegangenen Vogel nach einer Wiese streichen. Ihr folgend treffe ich auf 14 Grauammern, die sich in zolltiefem über dem Eis quellendem Wasser in einer Wiesenrinne gebadet haben und ihr Gefieder schütteln. Die Ente geht wieder auf, streicht ın der Richtung nach den Bäumen, wo der Wanderfalke um diese Zeit Mittagsruhe zu halten pflegt. Wenn der jetzt da ist? Die Ente wendet sich noch mehr den Bäumen zu. Armer Antvogel! Das wird interessant. Aber ich liebe dergl. nicht, wenn es durch meine Schuld dramatisch endet. Da ist schon der Falke. Er fliegt ihr entgegen, folgt ihr. Aber der Erpel gewinnt sofort viel bedeutendere Höhe u. fliegt gerad- linig auf mich zu u. dann weit fort, während der Falke gleich die Verfolgung aufgibt und aufbaumt. Ich komme näher, der Falke fliegt auf eine entferntere Pappel, von da auf den untersten dicken Ast einer noch entfernteren, erst wagrecht, dann gleich aufrecht sitzend. Dann flüchtet er nach rechts niedrig über den Boden auf einen Obstbaum. Ein an mir vorbeistreichender Buteo weckt seine Spiellust. Er kommt wieder herüber, folgt diesem, und beschreibt einige Schwenkungen um 14 ©. Kleinschmidt: eine gestutzte Pappel, in deren Ästen der Buteo meinem Blick verschwunden ist. Der Falke baumt in der Nähe auf, streicht dann hinter Kopfweiden ab. Ganz nah herankommend sehe ich den eingeschüchterten Buteo auf einem niedrigen Ast dicht am Stamm sitzen. Erschrocken stiebt er aufs Feld hinaus. Da er- scheint der Falke, eilt auf den Bussard zu. In grossen Kreisen (nicht schwebend, sondern buteo mit langsameren, peregrinus mit schnellen Flügelschlägen um die Wette rudernd) schrauben sich beide empor, eine Weile ganz friedlich. Dann beginnt der Falke fortwährend auf den Bussard herab zu stossen, ein prachtvolles Schauspiel in der hellen Winterlandschaft. Als der Falke immer wieder (etwa zum viertenmal) herabstösst, wirft sich ihm der Bussard nach oben kampfbereit entgegen, worauf er weitere An- griffe aufgibt. Beide ziehen rechts und links nach entgegengesetzter Richtung von dannen u. verschwinden hinter erhöhtem Gelände. Auch diesmal fiel mir wieder recht auf, wie klein der Falke selbst bei weitgespreizten Flügeln hoch in der Luft erscheint. 4‘), Uhr auf d. Apfelbaum vor m. Fenster 2 22 2 J’o’ ad von Turd. merula. Letztere sah ich nie am Futterplatz. 7. Febr. + 8'/,. Par. major singt, Certhia brachyd. vor m. Fenster a. Apfelbaum, ein Fasanen-Weibchen i. Hühnerhof, erst ans Gitter rennend, dann senkrecht auffliegend. Par. major am Futterring. Auch ein seit langer Zeit beobachteter solitärer Feldsperling ist noch am Futterplatz. Endlich sehe ich, warum der Vogel immer gegen seine Artgewohnheit ein Einsiedler ist. Er hat ein lahmes Beinchen. Abends '/,8 nach H. Von dem Schein meiner elektr. Taschen- lampe aufgescheucht fliegt am Falkenschlafplatz ein grösserer Vogel ab. Ich höre nur das Geräusch des Abflugs, das dem des Wanderfalken gleicht. 9. Febr. + 2, noch Schneefetzen, Bodenfrost, Himmel leicht dunstig bedeckt. */,11 Uhr n. H. 1 Buteo. 8 miliaria z. T. leise singend. Rebhühner. Über 70 Saatkr. untermischt m. einzelnen Nebelkr. u. Dohlen. Grünlinge. Rückweg 1 Uhr. Sperlingskonzert in H. 5 Dohlen. Alles übersät mit Krähen, die z. T. (besonders die Saatkrähen) wunderlich schwatzen. 1 Turmfalke. Viel Rebhühner in grossen und ganz kleinen Ketten. 1 Buteo, immer d. dunkle, am Falkenplatz. Wander- falke nicht bemerkbar. In D. vor einem Hof, in dem die Dreschmaschine summt, grosse Ansammlung von Goldammern u. Haubenlerchen auf d. schmutzigen Stichproben über den Vogelbestand des Kulturlandes. 15 Dorfstrasse. Ob die Vögel den Ton kennen? Eine Haubenlerche hat „wüstenfarbige* (halbalbinotische) Tertiärschwingen rechts. Solche Vögel zu sammeln hat übrigens gar keinen Wert. Sie sind vielmehr für die Beobachtung wertvoll als gekennzeichnete Individuen. 10. Febr. Fenster 3 grosse Vögel nach Ost. Wenn ich recht ge- sehen, nicht Trappen, sondern Fischreiher (nur spitz von hinten sichtbar). Feldsperlingspärchen im Hof dicht beisammen auf dem Schnee. Allent- halben Kohlmeisengesang. Ein Beobachter meldet mir von Neehausen 4 Stare 11. Febr. '/,8 Uhr nach H. Dichter Nebel, Schmutz, Meisen- sang, Krähenrufe rings. Rebhühner. Amsel alt M. 1 u. 4 Gold- ammern. Rückweg Buteo, 5 Goldammern, Dohle, Krähen, Haubenl. nur gehört. Falke nicht da. 13. Febr. Noch eine tote Strix Flammea gefunden. 15. Febr. + 2!/, C, Schnee weg, Schmutz, Nebel, Mistgeruch nach schönem Frühlingswetter. Krähen- u. Rebhuhnstimmen. Nah beim Falkenplatz wird gepflügt! Rebhühner noch in Ketten, die Hähne kämpfen aber und laufen einander nach. 1 Haubenlerchen- paar am Feldweg. Der getreue Buteo am alten Platz. An einem Kehrichthaufen zähle 12 Nebel-, 60 Saatkr. Zurück ®/‚1. Am Kehrichthaufen 23 Nebelkr. gezählt. Viel Saatkr. Gleich darauf kommt mir ein endloser Zug von hunderten von Saatkrähen entgegen unterm. mit Dohlen. Buteo sitzt „noch“ oder „wieder“ auf demselben Fleck. Unterm (verlassenen?) Falken- ruhplatz 2 Rebhühner-Ruheplätze! Viel Eulengewölle. Vor Deder- stedt wieder auf Wiese weit über 100 Saatkr. mit einzeln. Nebelkr. u. Dohlen. 1 Dohlenflügel (peregr. Beute?). Wovon können nur all die Krähen auf denselben Plätzen täglich leben? Kann da ein Insekt übrig bleiben? könnte man fragen. Nützen sie nicht enorm? Oder schaden sie durch Entfernung von Dungstoffen. 2 Rabenkr. 1 Certhia brachyd. genau an derselben Stelle wie sonst. 16. Febr. 12. Blaumeise, Gebirgsstelze, Goldammern vor m. Fenster. Nach Schochwitz (eine Stunde weit in entgegengesetzter Richtung über hochgelegene Felder) Flug von 30—40 Feldlerehen, merkwürdig genau an ihrem schon im Herbst bevorzugten Lieblingsplatz. Sonst nirgends. Von dorther glaube ich am Montag oder Dienstag von meinem Zimmer aus den ersten Lerchengesang vernommen zu haben. 13 und 5 Gold- ammern, eine Nebelkrähe, sonst nichts! Kein einziger toter Vogel unter der elektr. Leitung, nur die vorjährigen Mumien. Abends Regen. Fürchterlicher Schmutz. 16 f Am 14. Januar 1911 starb ım Alter von 80 Jahren Dr. Frei- herr Richard König von und zu Warthausen, einer der Männer, die nur einen kleinen Teil ihres Wissens veröffentlicht haben und das Meiste mit ins Grab nehmen. Es sei auf das mit feinem Verständnis für die Persönlichkeit des Heimgegangenen geschrie- bene Gedenkblatt verwiesen, das Staatsanwalt Bacmeister ihm im letzten Hefte des Journals für Ornithologie 1911 widmet. Am 11. Dezember 1911 entschlief in Chemnitz Oberlehrer Dr. Franz Helm. Ein Meister der Beobachtungskunst und wie unter vielen andern seine Arbeiten am neuen Naumann zeigen und uns Mitarbeitern besonders in Erinnerung ist, ein seltener und überaus fleissiger Kenner der kaum zu übersehenden Beobachtungs- literatur, hat auch er seine reichen Erfahrungen nur zum kleinsten Teil in der Öffentlichkeit verwertet — so vielfach man dort seinem Namen begegnet. Seine kritische Weiterführung der von Gaetke angeregten Vogelzugfragen hat überaus anregend gewirkt. Am 16. Februar 1912 verschied in Naumburg, von allen, die ihn kannten, betrauert, Alfred Eckstein, Primaner des Dom- gymnasiums daselbst. Eine der hoffnungsvollsten Kräfte für den ornithologischen Nachwuchs ist uns in ihm verloren gegangen. Voll glühender jugendlicher Begeisterung für wissenschaftliche Vogelkenntnis und praktischen Naturschutz in privater und Vereins- arbeit, voll Eifer, sich die Fähigkeit zu bildlicher Darstellung der Vögel anzueignen, widmete er vor allem seine Liebe der Biographie Joh. Friedrich Naumanns. Sehr interessante Funde, über die er sich mir gegenüber vertraulich aussprach, hatte er im Nachlass des Altmeisters gemacht. Sie betrafen u. a. die künstlerische Technik Naumanns. Das frühzeitige Verständnis für diese Dinge liess reiche Erfolge erwarten. Selten ist mir eine Todesnachricht so schmerzlich gewesen wie diese. DR FALCO. Achter Jahrgang. No. 2. März 1912. Stichproben über den Vogelbestand des Kulturlandes. Von ©. Kleinschmidt. (Fortsetzung von S. 15.) 18. Febr. 12. + 9!/, C. Leicht SW.? schön. Gebirgsstelze am Baeh vorm Pfarrhause. Haubenlerche eifrig rufend auf d. Gartenmauer. 10 n. H. 3 Haubenlerchenpaare, 2 Feldlerchen, 1 singend. 1 Buteo. 2 und 2 Rebhühner streichen übern Weg, 3 laufen auf einem Acker. 9 Nebelkrähen. Saatkr. Rückwärts fast genau dasselbe. 1 Saatkrähe deutl. jung. Eine 2jährige tote von A. gefunden. Schnabelborstenreste! Abends 1 Pie. major in D. 19. Febr. V. Fenster 2 Bussarde, wohl Rauchfüsse, 1 Galerida hoch von Ost, Meisensang. Nachm. ?/,2 zu einem Begräbnis nach H. 2 od. 3 Hauben- lerchenpaare. 3 Bussarde (wovon 1 Buteo, 2 Buteo oder Archi- buteo, sehr fern) und 1 Turmfalke kreisend. Jage dann d. Turm- falken von einem Obstbaum auf. Rebhähne jagen sich lärmend hin und her, dass die Luft von ihren Rufen erfüllt ist. Lerchen- und Ammerstimmen nur ganz von fern. Nebel- und Saatkrähen vor H. Rückweg !/,5, + 10°C. Kaum merklicher Südwest, herrliche Frühlingsabend-Stimmung. Fern ein grosser Flug (Grau?-) Ammern. Der Turmfalk sitzt wieder auf demselben Obstbaum. 2 Rebhühnerpaare fliegen vor mir auf, gleich darauf aber zwei ziemlich umfangreiche Ketten, die sich vereinigt niederlassen. Es können 20 sein. Der aufgescheuchte Turmfalke hat weiter links wieder Platz genommen. Rechts ruhen auf 3 hohen Kopfweiden in einer Wiese 9 Nebelkrähen. (Vergl. 18. Febr.) Doch was sitzt da auf dem Lieblingsast des Wanderfalken? Für einen Bussard zu klein, für eine Krähe zu steil aufrecht! Das Glas schafft beim Näherkommen Gewissheit. Nun bin ich ganz nah. Da sitzt er (eigentlich „sie“), hell von der Abendsonne be- Falco. 2 18 O. Kleinschmidt: schienen. Ein paar Augenblicke gestattet er ruhige Betrachtung. Ich sehe die Querbänder auf dem Rücken. Den Kopf macht er ganz schlank und klein. Mein Stehenbleiben ist ihm entschieden unbehaglich. Jetzt schwingt er sich mit langherabhängenden Fängen aufwärts durch die Baumkrone, macht eine Schwenkung und baumt nur ein paar Bäume weiter gleich wieder auf. Ich gehe näher. Da muss er sitzen, aber vergeblich suche ich erst mit blossem Auge, dann mit dem Glas die gar nicht weit ent- fernten Bäume ab. Er sitzt völlig unsichtbar vor mir. Es hilft dir nichts Peregrinus! Ich will dich nochmals in der Abendsonne fliegen sehen! Noch ein paar Schritte näher. Da streicht er dicht vor mir ab, weit hinaus, dann links herum niedrig über die Erde hin wie ein Pfeil. Ein paar Hände breit vor und unter ihm saust sein Schatten über den braunen Ackerboden. Und so jagt er, grell beleuchtet, scheinbar seinem eigenen Schatten nach. Ein paar Augenblicke, und er gleitet über die nächste Bodenfalte hin und ist fort. Es ist 10 Minuten vor 5 Uhr. Auf einem Bäumchen sitzt ein dicker Klumpen, ein Bussard. Für heute wird er den wohl in Ruhe lassen. Von den Schlafbäumen her klingen Ammer- rufe. Die nächtigen wohl da drüben, wo jetzt das Wasser quillt und im Sommer ein wenig Riedgras wächst. Also unter dem schlafenden Falken schlafen Ammern und Rebhühner! — 20. Febr. 12. + 11 C. Frischer Südwest. Früh vom Fenster 1 Archibuteo. !/,11 n. H. In D. 4 Haubenlerchen in einer Reihe auf einem Dachfirst. 10 Dohlen nach West. 8 Saatkrähen. Auf einem fernen Baum ein unbestimmbarer Raubvogel. Da gerade ein Hasenpfad über das unbestellte Feld hinüberführt, mache ich einen kleinen Umweg und gehe ihn an. Es ist Archibuteo. Er streicht nach dem nahen Kleeacker, wo gestern die Bussarde kreisten und lässt sich dort nieder. Ein zweiter erscheint, und beide Rauch- füsse spielen, jagen und schweben im Wind, immer in geringer Höhe. Auf dem nächsten Baum sitzt wie gestern der Turmfalke. Am Rande des Kleeackers Reste einer anscheinend vom Wander- falken geschlagenen Krähe, dicht daneben liegt eine apart ge- zeichnete mittlere Stossfeder von Archibuteo. Viel Mäuselöcher auf diesem Acker! Feldlerchen vielfach zu hören, auch singend, aber nur eine gesehen. Saatkrähen noch nicht deutlich paarweise, eine einzelne junge wieder abgesondert, dicht vor Hedersleben, wenig scheu. Rückweg !/,2. 20 Feldsperlinge. Die 2 Rauchfüsse Stichproben über den Vogelbestand des Kulturlandes. 19 noch da. 4, 8! 8! 4, 3, etwa viermal 2 und dreimal einzelne Reb- hühner. Also immer noch viele ungepaart. Wanderfalken nicht bemerkt, aber 2 Rebhühnerpaare unter seinen Bäumen. Zirka 50 Saatkrähen, 3 Dohlen. Einige cornix, fern Ammern. 22. Febr. 12. Prächtiges Frühlingswetter, etwa + 10° C. Zieml. still, Süäd?? */,11 nach H. 3 Feldlerchen kreisen, eine singt. Ersten Goldammergesang gehört. Auf den Falkenbäumen etwa 50 Krähen (meist Saatkrähen), die wunderlich durcheinander- schwatzen und z. T. ganz seltsame Töne hören lassen. Eine ruft etwa geggeggegg. Ein Rauchfussbussard sitzt dicht dabei und lässt sich die Sonne auf den Rücken scheinen. Er steht steil auf- recht auf dem Ast, recht schlank, mit knappem Kopfgefieder, so dass der Kopf klein und kurz aussieht, fast an einen Falken erinnernd. Er streicht ab, gefolgt von einigen Krähen, die aber bald zurückbleiben, während der weissschwänzige Riese in duftiger Ferne verschwindet. 2 Goldammern am Wegrande, 15 Grauammern, z. T. singend, 2 Nebelkrähen, 2 Dohlen, Saatkrähen, wieder eine singende Feldlerche, der Turmfalke baumt gerade vor mir an meinem Wege auf. 20 Saatkrähen Nahrung suchend auf Klee- acker. Noch 1 Feldlerche. 1 Haubenlerche auf Dach. Sperlinge. (Die vier Baumnester anscheinend noch nicht neu ausgebaut.) 2 Rebhühner. Rückweg 1 Uhr. Die junge Saatkrähe immer wieder allein dicht vor dem Dorf H. 20 Schritte vor mir auf dem Weg. 2 Rebhuhnpaare; 1 Feldlerche singt. 1 Dohle. 2te Lerche. 3te. 9 Nebelkrähen. 3 Rebh. 13 Grauammern, z. T. singend, sowie 1 + x Goldammern und 8 Feld?-Sperlinge in Vogelschwärmen erkennbar, die sich neben einem frisch aufgemisteten Acker auf Obstbäumen versammelt haben. 1 Feldlerche.e 29 Grauammern sind nach den Falkenbäumen hinübergestrichen. Daneben sitzt eine singende (plaudernde) Nebelkrähe. Darunter laufen auf einer Wiese 9 Stare umher. Im quellenden Grundwasser eine tote junge! Saatkrähe mit der (um diese Zeit normalen) vollen Schnabel- befiederung. 4 Rebhuhnpaare. Fortwährend wirbeln Grauammer- lieder. Nebelkrähe ruft garr garr garr, ein allem Anschein nach gepaartes altes Paar. Junge Saatkrähe (?). Nochmals (dieselben?) Star. 2 Rebh. 1 Nebelkrähe, 53 Saatkrähen weit verteilt (zer- streut) über das Feld, die 2 Blaumeisen auf Erle. 1 Stockente (Männchen) steht aus dem Bach, der in einem tiefen, schmalen Graben fliesst, auf und hebt sich in zahlreichen weiten unregel- 28 20 O. Kleinschmidt: mässigen Spirallinien in falkenschnellem Fluge hoch in die Luft?). Einzelrebhuhn, Amsel, Kohlmeise. 25. II. 12. Zum Frühgottesdienst nach H. (1/,9), + 2, €. Windstill.e. Durch dichten Nebel, der nur wenige Schritte weit deutlich zu sehen gestattet, klingen feierlich Sonntagsglocken und ein Lerchenlied. Es sind heute nur Stimmen und flüchtige grau- schattierte Momentbilder, die ich wahrnehmen kann, doch kommt man im Nebel an die Vögel näher heran. 1 Haubenl., Krähe, 5! und 2 Rebh. 1 Golda. Graua. singt. Viel Krähenstimmen. 2 Golda. 1 Golda. singt, setzt aber oft nur ein und bringt den Schlusston nicht fertig. 2 Grünlinge? Kette von mindestens 8 Rebhühnern! Lerche. Graua. singt. Saatkrähenpaar auf Baum. Die eine hat den Schwanz weit auseinandergebreitet, hebt beim Rufen Schwanz und Kopf wie ein Kuckuck. Sie ruft krah krah. Eine andere in der Nähe mehr kräh kräh. 1 Dohle? Rückweg: Sperlinge. 1 Golda. 3 Saatkr. 2 Graua., 1 singend. 1 Golda. Viele Krähen nur als Nebelschatten. 1 Haubenl. 1 einzelne Wacholderdr. 1 Nebelkr. gesehen. Feldlerche. 2 u. 4 Rebh. 1 Fink a. Baum i. Feld. 1 Golda. a. Wegrand. Noch einer. 1 Feldl. Krähenlärm. 1 Feldl. 26. II. Herrliches Frühlingswetter + 13° still. Schneeglöckchen und Haselbüsche blühen. Ich gehe Nachmittags '/),3 Uhr nach der '/, Stunde entfernten Bahnstation Schwittersdorf, um einen durchfahrenden Kollegen zu sprechen. Der Feldweg führt durch besonders eintönige hochgelegene Ackerflächen. Zum Vergleich notiere ich die Zahl der hier bemerkten Vögel. In D. 5 Passer dom., 1 Haubenl. auf der Strasse, eine hoch überm Dorf singend. Draussen 2 Feldl. singend, 1 desgl. noch eine und 3 gesehen. Wieder eine gehört und gesehen. 3 Nebelkr., 1 Feldl., 1 Golda., 22 Saatkr. links, zerstreut a. unbestellt Acker. 3 Nebel- kr., davon 1 sehr hell mit albinistischen (weissgefleckten) Schwingen, 1 Golda., 16 Saatkr. rechts alle auf unbest. aber im Herbst schon ge- pflügtem Feld. 2 Rebh., 3 Saatkrähen, 2 alte (gepaart) u. 1 junge, die sich beim Abfliegen von ihnen trennt und beim Dorf (Schwittersdorf) bleibt. Merkwürdig auch hier ein junger Vogel beim Dorf: Ubers Dorf streichen 3 Saatkr. (1 junge) 1 Certhia brachydactyla. Am Bahnhof 2 Haubl. Das Männchen singt im Umherlaufen beider Nahrungs- suche. 16 Saatkr. auf Acker. 1/4 Uhr Rückweg. Westl. Wind fühlbar. 2.2 Rebh. Nicht weit vom Dorf fliegen etwa 5 Haustauben dicht über dem Ackerboden ge- ı) Vergl. 6. Februar. Damals oberhalb, diesmal unterhalb des Wanderfalkenruheplatzes in dem Entwässerungsgraben bezw. Bach. Stockenten scheinen an unsern kleinen Bächen sogar zu brüten. Stichproben über den Vogelbestand des Kulturlandes. 21 schlossen hin und her. Plötzlich stösst ein Peregrinus unter sie. Sie stieben auseinander. Ich kann gerade noch das Glas hochnehmen und den Wanderfalken sicher als solchen und als alt (blaurückig) erkennen. Niedrig überm Boden eilt er ohne Beute fort und ist im Nu verschwunden. Umwendend sehe ich noch die letzte der Tauben das schützende Dorf erreichen. 3 Saatkr. u. mehr, 2 Rebh., 1 Rebhuhn kommt sehr erschreckt (vom Falken?) mir entgegengestrichen. Ich mache einen kleinen Umweg und gehe die Leitung der Überland- zentrale ab. Unter einem Mast 14 Steinkauzgewölle. Der Mast steht aus- nahmsweise auf 2 Stützen. An der Verbindung mit dem oberen Teil ein kleines Dreieck. Das hat das Käuzchen als bequemen Ruheplatz benutzt ohne Rücksicht auf die Lebensgefahr eine Etage höher, die so vielen seines Geschlechts verderblich wird. Eine vorjährige Waldkauzleiche in der Nähe. Nirgends ein frischer Vogel, nur die vorjährigen Mumien. Ich berichte darüber später ausführlich. Hoch nach Ost 10 (?) Dohlen, wovon wenigstens eine sicher an der Stimme erkennbar. 1 Feldl., 2 Turdus, nur Flugsilhouetten, wohl pilaris, 1 Saatkr. An dem beliebten Lerchen- platz (Kleeacker) viele Feldlerchen umherschwärmend. Ich kann 44 abzählen, die in einem etwas in die Länge gezogenen Trupp hinter mir über den Weg nach einem andern Platz fliegen. Ich gehe auf den Kleeacker, um die andern zu zählen. Unmöglich! Der ganze Acker ist voll von Lerchen. In mehreren Flügen von 30—50 Stück treibe ich sie vor mir her, ohne sie zählen zu können. Als ich weggehe, kommen sie in kleinen Trupps von 4—5 Stück zurück, um gleich wieder auf ihrem Lieblingsplatz einzufallen. Federn eines (vom Wanderfalken ?) gekröpften Rebhuhns. 2.2.2.2 Rebh., 2 Feldl., 1 einzelner Kiebitz, 3 Rebh., 2 Krähen, 1 Rebh., Steinkauz- und Goldammerstimmen von fern. Noch 9 Rebhühner in einer Kette! Wieder einmal die Frage, ob nordische durchziehen oder ob ungepaarte junge. 27. I. 12. ?/,11 nach H. + 7!/,, unangenehmer Südwind. Vorm Dorf die 3 Haubenlerchen. 1 Feld. 2 Rebh. 1 Saatkr. 2 u. 1 Feld. 1u.1 Saatkr. 2 Feldl. 1 Golda. singt. 1.2 Feldl. 1 Feldl. singt. 1 desgl. 1 desgl. 1 Saatkr. 2 Rebh. 1 Golda. 1 desgl. singt. 7 Nebelkr. u. 8 Saatkr. am Kehricht. 1 Golda. 5 Grünlinge. Haus- und Feldsperlinge. 2 Haubenl. Rückweg !/,1. Wind heftiger, etwas Regen mit Sonnenblicken. 2 Haubenl. a. Dach. 1 Grünl. 1 Golda. 2 Haubenl. 3 Nebelkr. 1 Haubenl. 1 Feld. 3 Ammern. 2 u. 7 (!) Rebh. 2 Feldl. 3 Ammern. Am Falkenplatz nichts. Ich bewege meinen auf- gespannten Schirm, um den Falken zum Auffliegen zu bringen, falls er da ist! Nichts regt sich, nur ein Rebhühnerpaar steht unter den Bäumen auf und streicht nach rechts ab. Aber ich habe den Abflug des Falken nur übersehen bezw. im Windesrauschen 22 O. Kleinschmidt: Stichproben. überhört. Links streicht er über den Acker fort, von dem sich wieder sein blauer Unterrücken hell abhebt. Ich folge ihm lange mit dem Glas, denn gegen den Wind kommt er nur langsam vorwärts, etwa mit der Geschwindigkeit eines sehr langsam streichenden Bussards. Er streicht niedrig über den Boden und lässt sich, wenn mich die Entfernung nicht täuscht, auf der Erde nieder. Auf der zweiten Hälfte des Wegs sehe nichts mehr als 1 Feldl. und im Dorf 7 Pass. dom. 28. II. 12. 11 Uhr höre von m. Zimmer aus einen hübschen Gesang. Öffne das Fenster. Motacilla boarula kommt (anscheinend von einem Baum herab) geflogen und lässt sich unterm Fenster am Bachufer nieder. Mittags '!/;12. Sehe von m. Fenster aus eine Schleiereule am Kirch- turm einige Augenblicke merkwürdig im Winde hin- und hersegeln, was die Tauben des nahen Gutes sehr in Aufregung bringt. Ich höre den Lockton von Motaeilla alba. Nach längerem Aus- schauen sehe ich die erste gerade vor meinem Fenster auf einem Apfel- baum sitzen. (Befragte Schulkinder sahen keine vorher.) »/ 4 n. Schwittersdorf (vergl. 26. II.) Heut nur 81 Saatkr., 4 Dohlen, Regen drohend. 5 Uhr Sonne. Erster Amselsang von Frau Pastor Moering gehört. In Hedersleben seitens mehrerer Schulkinder an demselben Abend erstes Amsellied vernommen. 29. 1I. Herrliches Frühlingswetter, + 12 C. Nachm. 4 17'/, Süd. Luft voll Lerchen und Ammergesang. 4 Pass. dom. 1.1.1 Feldl. Krähe gyrrh-Ruf. 1.2.1.1 Feldl. 1.1 Nebelkr. 2 kämpfende Feldl. 1 Golda. singt. 1.1 Graua, singt. Rebh. lockt. 1 Golda. einzeln. 1 Graua. 5 Feldl. an 1 Fleck. Die Haube wird sehr stark aufgerichtet, so dass Federlücke a. Hinterkopf. 1 Nebelkr. 3 Rebh. 1 Graua. singt. 1.1 Feldi. 7 Saatkr. hoch. 1 Graua. 1.1 Feld. 1 Graua. singt. 1 Golda. 1 Haubenl. a. Dach. Rückweg 1 Uhr. Feldsperlinge. Haubenlerche singt so hoch in der Luft, dass sie nur mit d. Glas sichtbar ist. 1 Feldl. 1 Haubenl. a. d. Erde. 5 Feldl., meist wie die Mehrzahl der heute erwähnten singend. 1.2 Nebelkr. 2 Fring. coelebs. Wanderfalk fliegt ab (*/,2 Uhr). Seine Vorderbrust schimmert schneeweiss in d. Sonne. Er schwenkt u. fliegt wie vorgestern niedrig über der Erde fort. Die tote junge Saatkrähe von Iltis (?) gefressen. Nicht weit vom Falkenplatz 3 Nebelkr. a. d. Erde und 2.2.2.2.2 Rebh. 7 Rebh. vielleicht identisch mit den eben genannten auf einmal hoch werdend. 1 Fink. 2 Golda. 2 Golda. singen. 1 Saatkr. stösst auf 1 Nebelkr. 1 Kohlmeise. Certhia brachydactyla singt. 62 + x (über 100) Märzbild von St. Petersburg. — Bericht aus Ostpreussen. 23 Saatkr. u. einige Dohlen. Junge Saatkr. ruft kreh und i-Töne. 3 Finken. 2 Golda. 1 Feldsp. 5 Feldl. (Flug). 1 Golda. 2 Rebh. 2 Par. major. 29. II. Nachm. 4 Uhr a. Umweg (Chaussee) i. Wagen nach H. Auf den hochgelegenen Feldern viel Saatkrähen u. auf e. Kleeacker grosse Lerchenflüge. Es scheint also, dass die Durchzugslerchen die hochgelegenen Flächen bevorzugen oder dass sie sich dort sammeln. Abends 6!/, zu Fuss nach D. zurück. Amsel fliegt auf Pappel- gruppe vor dem Dorf (H.), singt dort und kehrt, im Fluge singend, nach dem Dorf zurück. Rebhuhnlärm und Steinkauzrufe begleiten mich auf dem ganzen Weg. 1. März. Abends 7. nach H. z. Abendgottesdienst. Letzte Reb- huhnstimmen verstummen, dann völlige Stille. Rückweg einzelne Kauzrufe. Märzbild von St. Petersburg. Die anhaltend warme Witterung der letzten Tage hat der Umgebung Petersburgs einen vorfrühlingsmässigen Anstrich ge- geben: auf den Feldern treiben sich Saatkrähen umher, in den Gärten pfeifen die Stare und der silberhelle Gesang von Certhia belebt den Wald. — Über das Eintreffen der Saatkrähen schreibt Prof. v. Kaygorodoff in der deutschen „St. Petersburger Zeitung“: „Am 23. Februar trafen auf den Brutstätten der Saatkrähen die ersten Saatkrähen ein und machten sich sogleich an die Aus- besserung ihrer Nester. Der Durchschnittstermin für das Eintreffen ist der 6. März. In den letzten 38 Jahren trafen die Saatkrähen am frühesten am 19. Februar (im Jahre 1903) und am spätesten am 20. März (im Jahre 1883) ein“. (Alle Daten alten Stils.) St. Petersburg, den 18./5. März 1912. H. Grote. Bericht aus Ostpreussen (Bartenstein und Heilsberg). Von F. Tischler. 1. bis 15. März 1912. Witterung: Frühlingswetter; bis + 10° C; Schneedecke schwindet schnell. Vom 9. ab kälter, S.; Temperatur um den Null- punkt; öfters Schnee. 24 Ankunftsdaten. Wintergäste grossenteils abgezogen; namentlich die grossen Dohlen- und Leinfinkenschwärme sind fort. Auch spinus weniger geworden. Am 4. ziehen noch einzelne linaria, am 10. und 11. einzelne Passerina nivalis. Nebelkrähen an Zahl etwa gleich; im Winter sieht man meist mehr als im Sommer, doch ändert sich der Bestand nicht erheblich. In den ersten Märztagen lebhafter Zug. Die Besiedelung des Landes mit Hänflingen, Feldlerchen, Staren und Saatkrähen ist rasch vollzogen. Am 1. die ersten Kiebitze, am 2. ein Fischreiher und Saatgänse, am 3. die ersten Heidelerchen, Wiesenpieper und Rohrammern, am 4. Rotdrosseln, am 7. eine Ringeltaube und ein Flug Hohltauben, am 10. singt die erste Singdrossel. Buchfinken schlagen am 10. vielfach; auch den ersten Gesang von merula gehört. Am Kinkeimer See noch wenig Leben; Eisdecke. Am 4. die ersten merganser, am 8. ein Flug penelope, am 10. eine Bekassine und einzelne Krickenten, am 11. eine Spiessente %'. Stockenten sind in grossen Flügen da, ebenso Saatgänse. Ankunftsdaten. Helgoland: Die ersten Hausrotsehwänze (Y'Y') am 16. III. 1912. Heuer alles verfrüht. Am 16. und 17. Sa. ca. 75 Schnepfen geschossen. Vogelwarte H. Dederstedt: Von Schulkindern mehrfach seit 11. III. ge- meldet, erst 21. III. von mir bestätigt. Rhein: Seit Anfangs März (Kurella). 0. Kl. Rotkehlehen. 13. III. Dederst. von meiner Frau und mir, aber schon 10. II. fraglich von 1 Schulkind, 11. III. glaubwürdig von 2, 12. III. glaubwürdig von 2 Schulkindern gesehen. Nach- prüfung durch tägliche Befragung gehörig vorher instruierter Schul- kinder ist bei gewöhnlichen Arten äusserst wertvoll zur Ermittelung der wirklichen Ankunft. Kraniech: 4. III. Dederstedt. O0. Kl. FALCO. Achter Jahrgang. No. 3. April 1912, Stichproben über den Vogelbestand des Kulturlandes. Von ©. Kleinschmidt. (Fortsetzung von S. 23.) 3. März 12. —- 9'/, C. Südwind. Früh singt Gebirgsstelze vor m. Fenster. ®/,10 nach H. 1 Fink. 13 Pass. dom. 3.1 Feldl. 1 Amsel. 1.3 zugleich singend. Feldl. 6 Stare. 2 Dohlen. 1 Feldl. 2 Rebh. 1 Kohlm. 1 Certhia brachyd. 1 Feldl. 2 Rebh. 1 Feldl. Finken schlagen noch nicht ordentlich. 1 Feldl. 2 Graua. singend a. niedrigem Sitz. 1 Feldl. 2 Rebh. 1 Buteo buteo. 1.1.1 Feldl. 1 Motacilla alba, erste auf diesem Weg bemerkte. 1 Nebelk. 5 Feldl. 2 Feldl. 3 Nebelkr. 1 Haubenl. 1 Graua. 2 Haubenl. 2 Feldl. 1 Golda. 9 Pass. dom. 1 Haubenl. ı. Dorf. 4 Pass. dom. Rückweg 1 Uhr. 2 Haubenl. 30 + x Sperlinge. 28 Saatkr. wackeln würdevoll auf e. Acker dicht a. Dorf umher. 2 Nebelkr. 1.1Feldl. 2Rebh. 1 C. brachyd. 2 Rebh. 1 Feldl. 2 Rebh. 1 Feldl. 1 schönes altes Rabenkrähenmännchen fliegt an mir vorbei und baumt auf, leider stumm, aber ganz sicher erkannt. 2 Rebh. 1 Hauben]. singt hoch, flattert dabei u. den üblichen Pausen gegen den Wind und fällt dann wie ein Stein stumm herab. 1 Feldl. singt gleichzeitig. 1 Blaum. 1 Feldsp. 1 Fink. 4. März. Vorm. singt eifrig Mot. boarula') unter m. Fenster, auch die weisse täglich sichtbar. 4. März. Nachm. — 9!/, Südwest. Begleite Besuch nach H. 2.2 Haubenl. 1 Feldl. 1 Saatkr. 1 Buteo, einige Rebh.-Paare. Recht wenig Vogelleben. 3 Uhr zurück, höre aus einigen niedrigen Regen- wolken unzweifelhafte Kranichstimmen über mir, vermag aber ‚selbst mit dem Glas die Vögel nicht aufzufinden. Dagegen wurden sie, etwa 30 in zwei Zügen übereinander, nach Norden ziehend von ') Züssissississri usw. Auch noch abends um !/36. Die gelbe singend, die weisse gleich darauf am selben Platz, nur lockend. Die gelbe sitzt beim Singen oft am oberen Uferrand, aber auch oft unten am Wasser. Falco. 3 96 OÖ. Kleinschmidt: meiner Frau und Tochter zu Hause gesehen. (Auch in Rottels- dorf derselbe oder ein anderer Zug bemerkt.) 5. März 12. —+- 9. Nachts Regen, früh schön, vor m. Fenster Chloris, Fink u. €. brachyd. singend. 1/,11 Uhr nach H. 2 Mot. alba in D. Heftiger Südwind jagt niedrige Wolkenfetzen, während höhere Wolkenschichten sehr lang- sam ziehend eine mehr südwestliche höhere Luftströmung anzeigen. Im ganzen 6 Haubenl. 20 Fl. einzeln od. bis zu 4 Stück. 1 Einzel- rebh. u. 4 Paare. Der Wind trägt mir d. scharfen Lock- u. Gesangs- töne von C. brachyd herüber. In H. viel Passer. Rückweg: 1 Uhr. Passer-Konzert. Im ganzen 3 Haubenl. 21 Feldl. in einem Fiug u. 3 singende. 7 Saatkr. 9 Rebhuhnpaare und zweimal (vielleicht dieselben) 4 Stück (2 Paare?) zusammen. 1 Fink. Certhia brachydactyla singt wieder. Ein Gewitter ist aufgezogen. Regen und Hagelkörner treiben das Baumläuferchen immer wieder auf die mir zugewandte Seite eines 10 Schritte von mir entfernten Baumes und an den Fuss des Stammes herab, so dass ich in dem Unwetter seine Bewegungen sehr genau beobachten kann. Zum zweitenmal kann ich hierbei feststellen, dass Certhia brachydactyla nicht nur mit dem Schwanz nach unten zurück- zurutschen, sondern auch mit dem Kopf nach unten abwärts zu klettern vermag. (Naumann behauptete ausdrücklich, dass nur die Kleiber, nicht aber die Baumläufer abwärts klettern könnten.) Huflattich blüht. Das Gewitter wird recht heftig. Nachmittags 2 Mot. alb. unter m. Fenster. Abends 6 Uhr Himmel klar + 11° C. Heute keine Nebelkrähe u. keine Rabenkr. bemerkt. 6. März. Sperlingsschilpen. Mot. boarula singt unterm Fenster u. a. Dach anhaltend kurze Strophen (Tonreihen). ®/,12 v. m. Fenster alle 3 Bachstelzen, 2 alba (altes ' u. 2) nur lockend, boarula lebhaft singend. Ich höre alle Augenblicke ihren Gesang selbst bei geschlossenem Fenster von meinem Schreibtisch aus. 7. März. + 7C. SW.-Wind. '/,11n.H. Pass. dom. 7 Feldl. einzeln, 2 Haubenl. 2 Rebh. 1 Buteo. 1 Saatkr. Zurück 1 Uhr. Immer noch der frische, aber etwas unangenehme Südwest. Eine hohe Pappel (an der ich vorgestern bei dem Gewitter dicht vorüber- ging) finde ich frisch von oben bis unten vom Blitzschlag auf- gerissen. 7 Feld. 1 Haubenl. ı. Feld. 9 Saatkr. 1 Nebelkr.? 1 Graua. singt. 4 Rebh.-Paare. 8. März. Abends !/,6 zu einem Gottesdienst in Rottelsdorf (1 Stunde). Schön. Wetter, meist Chaussee mit Kirschbäumen über hochgelegene Stichproben über den Vogelbestand des Kulturlandes. 27 Felder (Trappengelände). 2.1 Rebh. 1.3.2.1.1 Feldl. 2 Haubenl. a. Pferdemist. 5 Krähen kilometerweit. 5.2.1.1.1 Golda. 9.5.14 Graua. 4 Hänflinge hoch in der Luft, davon einer im Flug singend nach NW. (z. Schlafplatz?). Graua. Golda. singen bei Sonnenuntergang, auch Fink, dieser aber nur erste Hälfte des Schlags. 9. März 12. + 121), C. 11 Uhr nach Schochwitz, 1 Stunde weit. Ich folge dem Bachlauf. Im ganzen 10 Golda. 4 Blaumeis, 5 Kohlm. 15 Finken (teils einzeln, teils zu 3 od. 4). 9 Feldl. 25 Rebh. 21 Saatkr. 6 Feldsperl. 2 Schwarzamseln. 2 mal Certhia brachyd. 1 Steinkauz ruft in d. Mittags- sonne sein Pij-wu in Weiden dicht neben einem der seiner Sippschaft so gefährlichen Masten der Überlandzentrale. 1 Garrulus glandarius vor Schochwitz. In Volkmaritzer Flur wie alljährlich ein Flug von zirka 10 (d + x gezählt) Rotdrosseln. Zuerst ruft eine das überraschte Skerr (Sirr), ein Schnärren, das von dem d. Misteldrossel verschieden ist, dann rufen einzelne das vielleicht warnende gä (gäck) und im Fluge das zieh. Ausserdem sehe ich durchs Glas deutlich den breiten weissen Augen- brauenstrich, den alle Rotdrosseln im Frühjahr haben. Vor Schochwitz eine einzelne Drossel, soviel ich sehen kann, Singdrossel. 1 Fink schlägt endlich voll. 1 Rabenkrähe ganz vertraut. 1 weisse Bachstelze gehört. Aber am ganzen Bach keine Gebirgsstelze bemerkt. Warum singt dieser liebenswürdige Vogel nur gerade vor meinem Fenster? Weil dort die Quelle nahe ist, und ein kleines Wehr sowie gründelnde Hausenten den Bachgrund etwas aufwühlen ? Rückweg 1 Uhr über die kahle Höhe an der Starkstromleitung entlang. Kein frischgetöteter Vogel! Beobachtet 14 Saatkr. 15 Feldl. (auf deren Lieblingsplatz nur kleine Flüge u. einzelne), 5 Graua. 2 Golda. Im Garten endlich der seither stets übersehene Zaunkönig am Bach. Beim schönsten Wetter jetzt immer 2 Parus major, 1 Passer mont. und 1 Fringilla coelebs am Futterring, wohl dieselben Individuen, die im Winter tägliche Gäste waren. 10. März + 1 0. Gebirgsstelze singt so schön, wie ein Zaun- könig. Grünling u. Fink auf d. Linde vorm Haus. Weisse Bachst. 3/,8 nach H. Feld weiss bereift. Ferne Glockenklänge und einzelne Lerchenlieder, Sonntagsstille, Frühlingsstimmung in Wintermorgen- frische. 1.1.1 Haubenl. 13 einzelne Feldl. u. 2 kämpfende. 2 Rebh. 3 Graua. 1 Grünling am Feldfutterplatz lockend. 1 Golda. Wiesenpieper undeutlich gehört. Desgl. Mot. alba. 1 Nebelkr. 1.1.1.3.1 Finken z. T. voll schlagend. 2 Saatkr. Rückweg. Fink schön schitzkebier schlagend mit krähender Nebelkrähe auf demselben Baum. 10 Feldl. eine auf Erde singend. 2 Graua. 2 Golda. 2 Rebh. 1 Nebelkr. 1 junge Saatkr. einzeln. 2 Rabenkr.? 1 Haubenl. 6 Stare. 11. März + 4!/,. Beide Motacillen (boarula und alba) unter m, Fenster singend. Bewölkt, etwas unfreundl. stilles Wetter. Ich + 38 O. Kleinschmidt: gehe nach Eisleben. Von Dederst. bis Hedersleben 1 Fink. 2.1.1 Feldl. 10 Saatk. 1 Golda. und neben diesen dürftigen Alltäglichkeiten 2 hübsche Bildchen: Auf trockenem Ackerboden am Falkenplatz 9 weisse Bachstelzen eifrig Nahrung suchend. Alle trippeln auf einem nur stubengrossen Fleck der grossen Acker- fläche umher und lassen mich auf wenige Schritte herankommen. Anscheinend lauter Männchen, eins den breitweissen Flügelsäumen nach ganz alt wie das Männchen vor meinem Fenster. Auch in diesem Fall scheinen wie bei Schwalben, Steinschmätzern usw. erst die Brutvögel einzeln ihr Brutgebiet zu besiedeln, dann die Durchzügler über sie hinweg zu ziehen. Auf einem andern Acker am Feldweg trippelt das jetzt regelmässig dort sichtbare Haubenlerchenmännchen in Balzstellung mit senkrecht aufgeriehtetem Schwanz, spitz erhobener Haube und etwas gesenkten Flügeln auf einem Fleck umher und singt dabei wie ein Hänfling eifrig und hastig. Das Weibchen ist nicht sichtbar, sondern fliegt erst 10 Schritte entfernt vom Männchen auf. Von den auf dem weiteren Wege bis Eisleben gemachten Auf- zeichnungen ist nur bemerkenswert, dass eine busch- und baum- reiche Schlucht merkwürdig vogelarm war (nur 1 Zaunkönig), während ein mistbestreuter Acker auf kahlem Feld viel Finken, Gold- und besonders Grauammern angelockt hatte. 12. März 12. — 9 C. !/,11 Uhr n. H. Sehr schön. 1 Hauben!l. 11 einzelne und 2 Feldl. 3 Rebh. 1 Fink. 1 Nebelkr. schwatzt „Kraw“ usw. 1 Buteo kreist. 3 Golda. Haubenl. singt heut ruhig bei Nahrungssuche. Rückweg: 2 Haubenl. 1.3.1 Feldl. Haubenl. singt unaufhörlich bei Nahrungssuche auf dem Wege ganz hänflingsartig, fraglich ob Nachahmung oder ein der Hauben- lerche eigener Bodengesang, der oft ähnlich zu hören. 1 Golda. singt. 1.5 Krähen im Sonnengeflimmer nicht definierbar. 44 Saat- krähen auf einem Acker. Abends mit Wagen nach H. zu Krankenbesuchen. Nichts Wesentliches. Jedoch auf der Rückfahrt sehe ich an den Falken- bäumen plötzlich den längst an seinem Horstplatz vermuteten Peregrinus von unten nach oben nach einer (ihn verfolgenden ??) (Raben- ?) Krähe stossen und nach einmaligem kurzen Ruf ganz nah ohne Scheu auf einer hohen Bacherle aufbaumen. Es gelingt nicht, ihn von dem haltenden Wagen aus (auf 80 bis 90 Schritte, später abgezählt) zum Abfliegen zu bringen. Erst als ich aus- steige und nach längerem Betrachten des Vogels durchs Glas den a Stichproben über den Vogelbestand des Kulturlandes. 29 Hut schwenke, fliegt er ab, kehrt aber zum Nachbarbaum zurück. Als 2 (Raben?) Krähen über ihm Platz nehmen, fliegt er einige Bäume weiter und bleibt dort sitzen. 13. März 12. Meine Frau sieht und zeigt mir die zwei ersten Rot- kehlehen. Sie sitzen, vom Fenster aus sichtbar, auf Brombeerranken nah beim Hause. Darauf Nachfrage bei den Schulkindern, die ich unter Vorzeigung von Abbildungen und Bälgen auf bestimmte Zugvögel recht- zeitig aufmerksam gemacht hatte. Ergebnis: 1 Kind 10. März 1 Stück gesehen (fraglich). 2 Kinder 11. März je 1 Stück gesehen 2 ee a er n 2 ” 13. BD) „ 1 ” b) 1 „ 14. 2) 1 ” 14. März +10C. 10!/, Uhr nachH. 1.1.1.1 Feldl. '/,11 Uhr am Falkenplatz. Ich sehe den Peregrinus sitzen, aber erst das Glas überzeugt mich, dass es sein Kopf und nicht ein Zweig mit dürren Blättern ist, was mir zwischen den Ästen auffiel. Er streicht auf einen entfernteren Baum, sitzt wie gewöhnlich tief unten. Auf dem gegenüberliegenden Acker kommen zwei Pferdegespanne, die mit der Feldbestellung beschäftigt sind, auf ihn zu. Als sie nahe kommen, streicht er nach rechts ab. Ganz wunderschön hebt sich von frischgrünem Saatfeld und Wiesengrund seine hell blaugraue Oberseite mit dem schwarzen Kopf und der weissen Vorderbrust ab, auch die Eigenartigkeit des Flugbildes mit dem gedrungenen (geschossförmigen) Körper und den schlanken, eleganten Flügeln. So schön sah ich ihn noch nie. Ob es wirklich immer derselbe Vogel ist? Er schwenkt zurück, fliegt kaum 100 Schritte an mir vorbei und lässt sich links von mir auf einer Pappel nieder. 3 Stare fliegen über die Bäume hin. Grauammersang und Lerchen- jubel wirbeln durch die Luft. „Keine Krähe“ weit und breit, notiere ich auf meinen Zettel, da erscheinen 4.4.1 Saatkrähen. Ihnen mit den Blicken folgend sehe ich auf einem Acker vor Hedersleben viele schwarze und helle Punkte. Mit Hilfe des Glases kann ich 107 4 x Saatkrähen und 61 + x Haustauben zählen. Der Falke hat es also nicht schwer, Beute zu finden. 1 Golda 1.1.2 Feld. 2 Rebh. 1 Amsel. Vor H. ein paar Regentropfen. Ob der Falke als wasserscheuer Vogel vor drohen- dem Regen seinen Ruheplatz zu ungewohnter Zeit aufsuchte? Rückweg °/,1 Uhr. 1 Haubenl. 1 Golda. 14 Saatkr. 1 Mot. alb. 1 Feldl. 1 Fink. 2 Rebh. 1 Golda. 2.1 Feld. 1 Hauben- 30 O. Kleinschmidt: lerche (das am 12. März beobachtete Männchen) jagt eine Feldlerche, die sich fliegend seinem Brutplatz nähert, weg und verfolgt sie eine ganze Weile. (Ausnahme von der Regel, dass sich Vertreter verschiedener Realgattungen am gleichen Platz vertragen). 2 Rebh. 1 Nebelkr. hat gebadet. 1 Graua. 1 Mot. alba. 2 Reb. 6.2.2.1.1.2 Finken alle von derselben Baumgruppe nacheinander auffliegend. Falke nicht bemerkbar, ich gehe zwischen den Bäumen durch am Bach. 2 Saatkr. 1 Fink. 1 Golda. 4.2 Rebh. 1 Golda. Finde zerbissene Steinkauzfedern. 1 Feld. 37 Saatkr. 2 Kohlmeisen. 2 Pic. major, beide mit lichter Unterseite, fliegen immer wieder zueinander auf dieselben Bäume, so oft ich sie auseinanderjage, um an der Kopffärbung zu sehen, ob sie ein Pärchen sind. 1 Amselmännchen. 1 Feldl. 1 Mot. alb. Einen vor Hedersleben gefundenen Teil eines zerbissenen Drosselflügels sicher als „Singdrossel“, ein unter den Falken- bäumen gefundenes (schon eingetrocknetes) Krähen-Flügelpaar mit Brustbein als frugilegus angehörig bestimmt.') Abends Frühlingsregen. Danach aufklärend. Singdrossel, Amsel, Fink und Goldammer singen auf Baumwipfeln im Pfarrgarten, aber alle ausser dem letzteren wollen noch nicht recht mit der Sprache d.h. dem Lied heraus. Zeitweilig sitzen Drossel und Amsel, Fink und Ammer friedlich auf derselben Baumspitze bei einander. 15. März 12. Im Morgennebel vielfacher gleichzeitiger Finken- gesang, aber fast durchweg ohne Endschlag, was sich ganz merkwürdig anhört. Die Syringenknospen brechen schon auf. Kohlmeisenpärchen voll Einigkeit am selben Futterring hängend. M. boarula singt eifrig. Grünlinge rufen auf den hohen Linden. Daselbst Mittags Kohl- und Blaumeisenpärchen. Die eine Kohlmeise verfolgt fortwährend die eine Blaumeise (Platzeifersucht vergl. gestrige Haubenlerchenbeobachtung). Nachm. 2 Motac. boarnula vor m. Schreibtischfenster?) einen Augenblick auf einem Apfelbaum, die eine singend, die andere auch schwarzkehlig. Totes vorjähriges Amselmännchen mit fast einfarbig orangerotem Schnabel von Kindern gefunden. Im Magen viele Tausendfuss(Julus) - Glieder und ein paar Gehäuseschnecken. Todesursache: Schrotschuss (von irgend einem mutwilligen Schützen oder törichten Saatbeetwächter) in den Unter- 1) Vor einem Jahr sah nahebei ein Gutsbesitzer einen Falken eine Krähe aus der Luft herabstossen. Es schien ihm, dass die Krähe durch den Stoss getötet war. Ein sofort hinzueilender Junge fand sie schon angekröpft. 2) Es sind 3 Fenster nebeneinander, die für Beobachtungen daher einen weiten Ausblick bieten. Stichproben über den Vogelbestand des Kulturlandes. 31 leib. Das Schrotkorn hatte einen Federpfropf durch den ganzen Schuss- kanal bis in den verletzten Darm gezogen, so dass die Wunde fast gar nicht geblutet hat, wohl aber Darmsaft nach aussen drang. Der Vogel scheint (Gewicht 89 Gramm und Magen ganz voll) eine Weile mit dieser Verletzung gelebt zu haben. Hier ist es deutlich, dass Vögel sich die vermeintlichen Federverbände nicht selbst anlegen, denn der Schuss- kanal war nadelfein. Nachmittags !/,3 nach H. —+ 14 C, südl. Wind. Viel Menschen auf dem Feld, die Kunstdünger streuen, Steine ablesen und säen. Im ganzen 4 Mot. alb. 10 Einzel-Feld. 2 Haubenl. 2 Rebh. 1 Golda. 2 ferne Krähen. Betäubendes Sperlingskonzert in H. 2 Bussarde (wohl Rauchfüsse?) lassen sich hoch kreisend vom Wind nach Nordwest tragen. !/,5 Rückweg. 1 Graua. 2 Golda. 16 + x Anthus (wohl pratensis). 2.1.2 Rebh. Wanderfalken nicht bemerkt. Höre Buntspecht locken. Abends 7 wieder nach H. 11 Uhr zurück. Ostwind. Nichts, kein Eulenlaut. Kinder wollen in D. seit 11. März ein alt. Männchen von Erithacus Domesticus gesehen haben, am Sonnabend sogar 2. 17. März 12. ®/,10 nach H. 1.1 Mot. alb. 2 Rebh. 2.12.2 Saatkr. wovon eine kyrr ruft. 1.1.2.3.1Feldl. 1.1 Finken. 1.1.1 Golda 1 Graua. 1 (Rauchfuss-?) Bussard kreist, ein Buteo buteo auf Baum. Krähe (Rabenkr.?) stösst wie toll auf ıhn, jagt sich mit ihm dann hin und her, wobei auch der Bussard zu- weilen die Krähe verfolgt u. zweimal im niedrigen Vorbeifliegen nach einem Hasen stösst, der aber hoch nach ihm emporspringt. Leider nicht Zeit d. interess. Spiel bez. Kampf der 3 länger zu beobachten. — Rückweg !/,2. 31 Haus- u. Feldsperl. Buteo buteo, oben fast so rot wie ein Milan, fliegt nah am Weg von der Erde auf. Schön Wetter, aber kühler Süd. 2 Rohrammern wohl Weibchen veranlassen mich, am Bach entlang zu gehen, wo ich die eine, welche bleibt, betrachten kann. Es scheint das wenig be- kannte hahnenfedrige Kleid zu sein. Feldlerchen: 1.1.1.1.1.1.1.2. Rebh.: 1.2.2.2.2.2.4! letztere zwischen Saatkrähen, die sich wie immer ganz friedlich gegen sie verhalten. Mot. alb.: 1.12. Br T.1. Pink: 1; Saatkr.’ 8. 9%. 76: 'Kohlm.: 3. !Golda: 2 Graua.: 1. Singdrossel: 2. Rotkehlchen: 1. Certhia brachyd.: 1. Hänfling: 1 singend. 18. März. Hänfling singt früh vorm Fenster. Gleich darauf 5 Hänf- linge z. T. singend auf einem Baum im Garten, wohl die zum Brut- platz zurückgekehrten hiesigen Vögel? Mot. boarula unterm Fenster 32 O. Kleinschmidt: bei Nahrungssuche singend. Ich gehe zur Post. Ein Junge, der schon seit 11. März ein altes Hausrotschwanzmännchen gesehen haben will, be- schreibt mir dieses richtig und sagt dann: Da oben liegt auch eine Eule. Eine tote Strix Flammea liegt auf der offenstehenden Lukentür zu dem Strohboden über einem Schafstall.e. Der Schäfer hat sie früh um 6 tot am Eingang gefunden und auf die Tür gelegt. Was mag die Todes- ursache der vielen Schleiereulen sein? Kälte? Hunger? Das war mir immer unklar. — Bei Frost und namentlich bei Schneegestöber werden solche Luken geschlossen, um Wirbelschnee von den Böden und Kälte von den Ställen abzuhalten. Die Eulen werden da womöglich wochenlang oder den ganzen Winter hindurch eingesperrt. Aber hier stand die Luke Tag und Nacht offen und eine Leiter davor, um den Katzen Gelegenheit zum Mäusefang zu geben. 3 Schleiereulen flogen täglich aus und ein. Der Vogel, an dem ich ausser einem kleinen Bluterguss am Schädel und schaumiger Innenseite (i. Luftsack) des Ster- nums keine Verletzung fand mag mit dem Kopf die Türkante gestreift haben. Der Magen war leer, das Gewicht normal, wenn auch nicht hoch (247 Gramm). Überrascht und erfreut war ich über die Färbung des Vogels. Er hat die wunderschöne Färbung, die Brehm als splendens und mar- garitata beschrieb: unten ganz weiss mit grossen dreieckigen und hakenförmigenschwarzen Flecken. Er gleicht genau dem Berajah, Strix Flammea, Tafel VI links oben abgebildeten Stück. Dies Kleid macht einen ganz ausländischen Eindruck und erinnert durch die gefleckten Beine stark an die dicht gefleckte afrikanische maculata. Diese hat aber anscheinend längere Tarsen. So ausgeprägt war mir diese Färbung nur vom Rhein und von Frankreich bekannt. Sollte der Vogel von dort eingewandert sein? Dann müsste diese Einwanderung schon früher erfolgt sein. Ich sah schon im vorigen Sommer oft eine Schleiereule mit weisser Brust am Tage über das Pfarrhaus fliegen, die von jenem Schafstall kam, und ich konnte, wenn sie an den grossen Linden vorbeiflog, vor dem grünen Hintergrund ihre Färbung gut er- kennen. Mit Bedauern fand ich im Herbst unter einem Mast der Über- landzentrale dicht beim Dorf die Federn eines weissen, verfaulten Vogels, den der elektr. Starkstrom getötet hatte; auch der Vogel vom 15. Januar 12 hat etwas Weiss in der Brustmitte. Sonst sind alle Stücke hier gelb und manche beinahe melanistisch. Es gibt oder gab also hier einen Stamm weisser Eulen, wenn die Natur nicht vielmehr diese Ver- schiedenheiten immer neu hervorbringt. Es wundert mich, dass meine Anregungen in Berajah so wenig Beachtung gefunden haben. Von den Schleiereulen Sardiniens unterscheiden sich unsere Weisslinge durch rostrote Schwung- und Steuerfedern und tiefer eingekerbten Hinterrand des Brustbeins. Für meine durch diesen Vogel mir fraglich gewordene Strix Flammea rhenana bleibt kein Unterschied als grössere Häufigkeit der weissen (französischen) Färbung und grössere Seltenheit der ganz dunklen Stücke (var. obscura). Ein Grössenunterschied besteht nicht. Ich bitte jeden, der viel Schleiereulen sieht, deren Färbung genau zu notieren und das Ergebnis hier zu veröffentlichen, dabei aber nicht Stichproben über den Vogelbestaud des Kulturlandes. 33 etwa nur auffällige Stücke, sondern auch die gewöhnlichen zu beachten. Es kommt einzig auf die Häufigkeitsziffer der weissbrüstigen und gelb- brüstigen Vögel an. Die in Schulsammlungen und Privatbesitz befind- lichen Vögel sicherer Herkunft ergeben doch mit Leichtigkeit eine stattliche Zahl. 21. März 12. '/,11 nach H. Schön, aber kalter Südwest. — 6 C. 2 Haubenl. 1 Mot. alba. 1.1.1.1.1.1 Feldl. Unter den Falkenbäumen streuen 6 russische Arbeiter in wehenden weissen Schutzmänteln chemischen Dünger. Der Gutsverwalter kommandiert die Kolonne und ersetzt die mangelhafte sprachliche (polnische) Verständigung durch laute deutsche Kraftausdrücke. Das hindert ein einsames Rabenkrähenmännchen nicht, seinen Frühlingsruf (Gyrrkh) fortwährend zu wiederholen und so zu variieren, dass ich mehrmals fast den Trompetenruf eines Fischreihers zu vernehmen glaube. Es fliegt dann nach einer Wiese und spaziert ruhig in der Nähe eines Bussards umher, der regungslos lauernd auf einem Ge- länder sitzt. 2 Grauammern singen. 1 Golda. 1 Fink. 1.2 Hauben!l. auf Äckern. Am Bach sind viele Pappeln neu angepflanzt! Sehr erfreulich! 1/,2 zurück. Sperlinge, 1 Rebh., 1 Golda., 1 Anthus? fern. 1 Graua., 1.1 Feldl. Ich sehe sehr fern einen grossen Raubvogel auf der Erde sitzen. Da er undefinierbar ist, gehe ich ihn an, bis ıch durchs Glas erkenne, dass es ein neuer Grenzstein ist, auf dem die Sonne schimmert. Dagegen gewahre ich den Bussard auf einem Geländer am verlassenen Weg und gehe auf diesen zurück, dabei über einen vor langer Zeit mit Stallmist bestreuten Acker. Hier liegen viel Rebhühner 2.3!! 2.2.2 gehen vor mir auf. Der Buteo lässt mich ganz dicht herankommen, fliegt ab, stösst sofort zur Erde nieder, aber nicht auf 2 vor ihm auffliegende Rebhühner, sondern auf ein dort schon im Vorjahr beobachtetes jetzt schön weisses grosses Wiesel (Hermelin). Es läuft auf mich zu, vom Bussard verfolgt, der aufs neue an dem Geländer Platz nimmt, aber wohl nur wegen meiner Nähe sich vor einem zweiten Angriff scheut. Dicht vor mir ist der Grabenübergang über den Bocksborn. Von meiner Seite eilt in diesem Augen- blick der erste von mir dies Jahr gesehene Hausrotschwanz (ein graues Stück) auf das kleine Brückenloch zu, von der andern Seite kommt das Hermelin im Graben gelaufen und schlüpft zwei Meter vor mir in ein Mäuseloch. Das Rotschwänzchen fliegt immer ein Stückchen vor mir her, der Bussard streicht nach den Falken- 34 O. Kleinschmidt: bäumen, wo einige verlorene Federn zu beweisen scheinen, dass jetzt der Buteo statt Peregrinus dort zu schlafen pflegt. Ich gehe am Graben entlang. Sehe 3.8.20. 30 Saatkr. die vielleicht mit zuletzt gezählten 66 identisch, wobei 1 Dohle und 2 Paare, die junge Saatkrähen oder Rabenkrähen sind und sich gesondert halten. Vielleicht besteht der ganze Flug aus Jungen, die nicht brüten?? Ein Landwirt sagt mir, dass hier vor 40 Jahren Erlen standen, auf denen eine kleine Saatkrähenkolonie war. Vielleicht darum noch die stete Vorliebe für diesen Platz. Sonst noch 1.1 Feldl. 1 Mot. alb. 2.2 Rebh. 5 Rotdrosseln und bei ihnen ein fortwährend lebhaft quäkendes Bergfinkenmännchen. (In derselben Pflaumen- baum-Gruppe im Oktober Bergfinken). Vor Dederstedt ein Sperber- weibehen. Es streicht auf den untern Ast eines Pflaumenbaums, 2 Krähen (Saat- oder Rabenkr.) setzen sich dicht darüber und jagen dicht hinter dem abstreichenden Sperber her (pfeilschnell mit dem Wind). Das Sonderbare dabei ist, dass zwei grosse zerfetzte, im Wind flatternde Lappen, die auf dem Baum gerade über dem Sitz des Sperbers hingen, diesen nicht zu stören schienen. 22, März 12. Ein Regulus regulus im Pfarrgarten. Heftiger Süd. 223,0 Abends !/,7 nach H. Fast windstill. An den Falkenbäumen stimmungsvolles Frühlingsbild bei beginnender Dämmerung und letztem Abendrot. Gellende Rebhuhnrufe bezeugen, dass das Ge- schlecht derer von Perdix trotz Peregrinus nicht dezimiert ist. Der Buteo hat sich einen der Bäume zur Nachtruhe gewählt, streicht ab, kehrt aber zurück. Aus dem Graben zu meinen Füssen tönt das Knurren eines Teichfrosches. Die laichenden Teichfrösche sind es vor allem, denen die einjährigen, noch nicht brütenden, sondern umherwandernden Bussarde fern vom Wald um diese Zeit nachzustellen pflegen, während die alten Paare mit dem Horstbau beschäftigt sind. Kein Eulenruf. Nur zweimal eine aufgescheuchte Feldl. neben mir laut werdend. Aus Wettin an d. Saale, von dem Brutplatz der Saatkrähen, er- halte ich vom 20. die Nachricht, dass die Krähen noch nicht fest beim Brüten sind, aber die Nester ausgepolstert und Eier gelegt haben. 23 März. Blaumeischen und Mot. boarula singen fleissig vorm Fenster. An den Obstbäumen hat man einige dürre Äste abgesägt, an denen Baumläufer und Meisen gern Insekten suchten. Gestern sah ich Motacilla alba sich an den Baumstamm klammern um ein Insekt abzu- mehmen, was recht ungewohnt aussah, Stichproben über den Vogelbestand des Kulturlandes. 35 24. III. 12. + 11°C. Himmel bedeckt. Wind weht kräftig aus Ost, aber Wolken kommen aus Südwest. Mittags Süd. Wie nichtssagend ist da eine Feststellung der Windrichtung. !/,8 n. H. Morgenkonzert der singenden Vögel schon so reichhaltig, dass ent- fernteres Stimmengewirr schwer entwirrbar. Graua.: 6mal. Feldl.: 4 mal. Haubenl.: 2 mal 1 u. Imal 2. Rebh.: 4mal. Golda.: 3 mal notiert. Fink: 1.2. Grünling: 1.1.3. Mot. alb.: 2. 1 Krähe. 1 Bussard fern. 1 Turmfalk. 1 Amsel singt auf Feldbaum. 1 alt. Männchen von Erith. Domesticus auf einer Pappel vor H. schön (z. T. in ü-Tönen) singend trotz Regentropfen. °/,10 zurück. Rot- schwänzchen an derselben Stelle. Haubenl. 2 Finken. 1.1 Graua. 2 Feldl. 2 Stieglitze (M. singend). 1 Feldl. 2 Bussarde (Buteo von unten auf Archibuteo stossend??) nach Nord. 2.1.1.1.1 Feldl. Haustauben seit früh auf Acker (chem. Dünger aufpickend?) 1 Rauchfussbussard vor D. rüttelnd. 1 Graua. 1 Feldl. 1 Hauben!. Damit Schluss für heute, ıch betrete die Dorfstrasse. Doch da tauchen über den Häusern drei Gestalten auf, deren Anblick den Beobachter stets mit einem Hochgefühl von Freude erfüllt. Das Glas am Auge lehne ich sofort regungslos an einem Eisenpfosten des Drahtzauns. Niedrig ziehen sie über mich hinweg, die mächtigen 6rosstrappen, das stolze Edelwild unserer Kultursteppe! Prächtig kann ich das zarte Grau und Weiss des Gefieders, die, fein model- lierten kräftigen Köpfe und auffallend schlanken Hälse, die schweren Körper, die tief nach unten gekrümmten Schwingen bewundern, und kraftvoll tönt die Musik der rauschenden, harten Flügelschläge in mein Ohr. Noch einen Blick kann ich ihnen nachsenden, denn am Pfarrhoftor wartet schon ein Junge mit der stereotypen Frage: „Herr Pastor, können wir läuten?* Unser Bestand an Otis tarda beträgt zur Zeit 3—5, höchstens 8 Stück. Vor 30 Jahren zählte man einmal 54 auf einem Feld. Früher wurde mehr Raps an- gebaut. Davon leben die Trappen im Winter vorzugsweise. Sie scheinen wieder zuzunehmen. Oder sehe ich sie nur zufällig öfter? 25. II. Früh singt ein Wintergoldhähnchen in ruhigem Sitzen vor meinem Fenster auf einem der Apfelbäume, darauf im Garten bei der Nahrungssuche. Erith. Domesticus singt im Dorf. Der erste Zilpzalp singt lange unsichtbar im Epheu, bis er sich endlich bequemt, hervorzukommen und sich dicht vor mich hinzusetzen. 26. III. +14C. Schön. Leichter SW. '/,11n.H. Im Dorf (D.) 36 O. Kleinsehmidt: singen Zilpzalp, Hausrotschw., Fink. Vorm Dorf so vielfaches Lerchenlied, dass ich die Sänger nicht zählen, sondern nur die dicht am Weg abfliegenden oder aufsteigenden 9 Stück notiere. Ein Pärchen Rabenkrähen auf der Erde, fern 4 Krähen auf der Erde kämpfend oder spielend (wohl Saatkr.).. Zu den häufiger werdenden Arten gehören vor allem Homo und Equus, von ersterem zirka 50, von letzterem 22 auf einem Acker nicht weit von den Falkenbäumen. Auf diesen singt ein Grauammer. Prosaisch! Aber auch das jetzige Gesamtbild, das belebte „Arbeitsfeld“, hat seine Poesie, zu der besonders das prächtige Grün der Saatfelder beiträgt. 2 Graua. verfolgen sich in der Luft. Noch 2 singende und vor H. 14 4 x! auf einem Baum. Auch davon lassen einzelne das immer gleiche perlende zieck zick zick terirl (teriiii) hören. Noch 1.2 Finken, 1 Haubenl. — 1 alte Saatkr. einzeln hoch nach Öst. Rückweg !/,2. Amsel und Fink singen, Grünlinge krähen im Dorf (H.). Bienen summen an den rötlichen Rüsterblüten. Feldlerchensang, soweit man hören kann. 9 nah am Weg einzeln notiert, desgl. 2.2.2.2.2 Rebh. Trupp von 18 + x Grau- ammern u. 1 Golda. auf Bäumen. Ob das Zugvögel sind oder noch nicht verteilte jüngere Stücke? (Genau wie bei Perdix?) 1 Graua. einzeln u. 1 Golda. 1 Mot. alb. Auf den Falkenbäumen noch eine einzelne eornix, auch eine Raben- od. junge Saatkr., beide ge- trennte Wege fliegend. Erith. Domest. alt M. im Feld. 1.4 Feld- sperlinge. Ein altes Sperbermännchen mit schön blaugrauer Oberseite streicht vor mir durch die Obstbäume, einen Vogel in den deutlich nach vorn gewinkelten! Fängen. (Gleiches habe ich schon früher beim Sperber gesehen). Ich folge dem immer wieder auf Kopfpappeln aufbaumenden Raubvogel, der auf den Ästen sitzend die Beute vor sich hält und sehe ihn immer wieder den Vogel mit nach vorn gewinkelten Fängen weitertragen. Er eilt nach dem Bach hinüber. Ihm folgend komme ich an einer merkwürdigen Vogelscheuche an Saatland (über das ich leider ein paar Schritte gehen muss) vorbei: ein Lappen und eine frische, tote Rebhenne! Ich gehe im Kreise. Die Leute auf dem Felde wundern sich gewiss über das landwirtschaftliche Interesse, das ihr Pastor den Kirchen- und sonstigen Äckern zuwendet. Hier verschwand der Sperber vorhin hinter den geköpften Weiden und Pappeln. Aber er muss sehr nahe sein, denn ängstlich, dünn und lang sitzt regungslos der Fink, der vor 5 Minuten so laut sein A nn Stichproben über den Vogelbestand des Kulturlandes. 37 „Würzgebühr“* herausschmetterte. Eine Singdrossel hat sich förm- lich auf einem Pappelkopf verkrochen. Aber ebenso erschrocken, mit schirkendem Angstlaut schwebt plötzlich kaum 3 Schritte vor mir der schön ausgefärbte Sperber aus dem Bachbett mit leeren Fängen dem nächsten Baum zu und gleich weiter. Ganz unten, fast am Wasser liegt die Beute, ein toter Feldsperling.') Schwingen, Schwanz und ein Teil der Rücken- und Brustfedern sind säuberlich ausgerupft, aber noch kein Bissen Fleisch ist be- rührt. Ich lege den Sperling wieder hin, damit Freund Nisus ihn wieder findet und nicht Ersatz zu fangen braucht. Und wenn er mehr Feldsperlinge fängt, schadets auch nichts, dann werden Nisthöhlen frei! Am Ende mag Nisus hier ganz im Sinn des modernen Vogelschutzes wirken! Kaum ist der Räuber weg, so schlägt der voreilige Fink schon wieder aus vollem Halse. Mit Feld- sperling, Fink, Feldl., 2 Rebh., Feldl., Fink, Kohlmeise, Bachstelze schliesst das heutige Bild, bei dem ich vieles nicht notiert habe. Im Garten höre ich vom Weidenlaubvogel ausser variiertem „Zilpzalp“ aus grosser Nähe einen sehr leisen Flüstergesang. Mehrere weisse Bachstelzen jagen sich unter erregtem, richtigem Singen (d.h. im Fluge anhaltend und laut singend) in der Luft überm Garten umher. Des Abends endlich mal voller, lauter Amselsang nahe meinem Fenster. 27. III. 12. Endlich sind unsere Ringeltauben angekommen. Auch anderwärts habe ich von Col. palumbus vorher nichts bemerkt. Der Tauber sitzt 30 Schritt vom Hause auf der Spitze eines hohen Rotdorn- busches und juchzt sein gru gru gruh gru gruh. Unbekümmert um die ihn bewundernde Familie (ich stehe auf d. Balkon) fliegt er im Balzflug schwebend und die weissgeschmückten Flügel nach oben zusammen- klatschend in einem Bogen vor mir um das Haus zu dem Weibchen. Dieses sitzt auf einer der grossen Linden, die das Haus am Nordgiebel überragen. Beide streichen dann ab. Ihr vorjähriges Nest steht noch hoch im Lindengeäst. Die Winterstürme haben es diesmal nicht herab- geworfen. — Anscheinend immer noch derselbe Zilpzalp im Garten, denn er schiebt oft sich gleichsam übersprudelnd oder überhastend eine kurze, nur halblange Silbe ein (Schrittwechseltempo: „Zilp-zipp -Zalp“ = „— — —“) Abends das zweite Frühlingsgewitter. Fink, Kohl- meise und Feldsperlinge, die beiden ersteren sogar beim Gewitternahen, am Soltwedelschen Futterring, d. h. der Fink darunter auf der Erde. Nach dem Gewitter 2 Tannenmeisen auf der grossen Fichte am Haus und dann auf einer kleinen Fichte im Garten 1 Meter von meinem !) In den Fängen des Sperbers, der ihn im Flug an der Brustmitte oder nur 1—2 cm tiefer trug, sah er viel grösser aus, so dass ich eher eine Goldammer oder Lerche vermutet hätte. Vergl. Falco 1907, p. 24. 38 OÖ. Kleinschmidt: Gesicht mit3Wintergoldhähnchen. Diese Hochwaldvögel ignorieren den Menschen. Alljährlich mache ich die Beobachtung, dass diese bei plötzlichem Unwetter ihren Zug unterbrechend in die Gartenkoniferen einfallen. Beide Arten brüten hier nicht, Laubvögel auch nicht. Abends 3/,7 Uhr veranstalten die weissen Bachstelzen, anscheinend die des ganzen Dorfs, wieder schwalbenartig umherfliegend ihren auffallenden lärmenden Singreigen. An dem heutigen warmen Tag war das Dorf den ganzen Tag von Vogelgesang erfüllt, durch den meist das Lied von Phylloscopus oder von Certhia brachydactyla hell hindurchklang, ohne dass Sperlingsstimmen viel störten. Abends schnickern im Garten mindestens drei Rotkehlchen (Durchzügler). 28. III. — 8!/,. Lebhafter S.-W. Etwas Regen. ?/,11 nach H. Im Pfarrgarten singender Zilpzalp, flüsterndes Finkenpärchen, singend. Golda. 1 Rotschwanz. Zaunkönig singt. Unterwegs: 1.1 Mot.alb. 1.1.1.1.1 Fink. 1.1 Golda. 2 Rotk. 2.2 Rebh. 1 Zaunk. 1 Schwarzamsel. 1.1.3 Feldsperl. Der vom Sperber vorgestern geschlagene ist verschwunden. 1 Rotschwanz. 1.1 Graua. 7 Einzellerchen und 4, die mit einem Haustaubenflug mir entgegen- stürmen. Sehe mich aber vergeblich nach einem verfolgenden Raubvogel um. Am Falkenplatz 23 + x Rotdrosseln. Auf den Falken-Bäumen eine Ringeltaube. Am Weg ein kranker Hase, der nicht von der Stelle kann. Was tun? Er ist hoffnungslos gelähmt. Es ist dieselbe Frage wie bei den von elektr. Starkstrom gelähmten Vögeln. Ich entschliesse mich ihn zu töten, damit er nicht von Krähen drangsaliert wird oder tagelang leidet. Die Angst vor dem Menschen mag dem Tier freilich furchtbarer sein, als viele Schmerzen. Ich habe hier zweifellos im Sinn der vom Waidmann und Tierschützler befolgten Praxis gehandelt, vielleicht nicht nach dem Buchstaben des Gesetzes. Ich schwanke oft, ob ich krank oder verletzt gefundene Tiere töten oder ihrem natürlichen Schick- sal überlassen soll, das vielleicht barmherziger ist, als es unserm Gefühl scheint. Das Vogelschutzgesetz hat hier eine Ausnahme vergessen, vielleicht mit Absicht, da sie von unlauteren Menschen zu Ausreden benutzt werden könnte. 2 Krähen. 1 Haubenlerche im grünen Saatfeld, nur der Kopf ragt über die Halme. Rückweg !/,1. Regen hört auf. Vorm Dorf draussen 32 Sper- linge, meist Haussperlingsmännchen, wenige Weibchen und Feld- sperlinge auf einem Acker dicht beisammen Nahrung suchend und immer wieder daselbst einfallend. Brehm sagt, dass nur der Weiden- sperling (P. hispaniolensis) sich im Fluge geschlossen hält und er Stichproben über den Vogelbestand des Kulturlandes. 39 dass dies kein andrer Sperling tut. Der Hase liegt noch unberührt. Finken endigen hier ihren Schlag alle mit „Würzgebühr,“ selten mit „Frühjahr“. Ich zähle 1.1.1.1.4.12, einige auf dem kleinen Ackerstück (wo vorgestern das Rebhuhn hing) mit Sperlingen und 27 Haustauben trotz der flatternden Scheuch-Tücher. Die machen gar keinen Eindruck. Haustauben sind jetzt die an Zahl vorherrschenden Vögel auf dem Felde an Stelle der fehlenden, wohl brütenden Saatkrähen. Überall laufen kleine oder grössere Gruppen umher. Ob das Saatgut und der Kunstdünger sie anlockt oder der Abzug der Wanderfalken sie sich aus den Dörfern mehr herauswagen lässt? —- Gerade, als mich dieser Gedanke beschäftigt, kommt von den Falkenbäumen her niedrig über der Erde ein grosser, dunkler Peregrinus (wohl junges Weibchen) vorbei (nach Südwest). Da ich ihn fest im Auge und Glase behalte, kann ich nicht nach der Haustaubengruppe sehn. Ich kann nur feststellen, dass sie dem Falken gerade „im Wege“, aber wie weggezaubert verschwunden war und dass der Wanderfalke sich nicht weiter um sie kümmerte, während Sperber und Weihen bei jeder Gelegen- heit auf alles stossen, was sich ihnen bietet. Es sind gleich wieder 7 Haustauben da Grauammern: 1.1.1.3.1.1.1.1 singen Zell auıty der Erde. 2.1.2 Golda.. 1.7.1.7. 1:8.8. 2Reldt 1 Grünl. 2 Rotdrosseln. Taufrösche laichen. Im Garten singt der Zulpzalp: „zilpzalpzilp zilpzalpzilp, zizizalp zizizalp, zilpzizalp zilp- zizalp, zalpzizi zalpzizi, metrisch ausgedrückt: — — —, — — —; en NT REN Dr Me N DE rer Eee em <, — ——, Rotkehlchen schnickert. 29. März 12. '/,7 abends nach H. Um 7 Uhr kommt ein Bussard oder Rauchfussbussard zur Nachtruhe zu den Falken- bäumen. Hase noch unberührt. Rebh.-Stimmen. 31. II. + 7 C. SW. In rascher Wagenfahrt 10 Uhr n. H. 12 zurück, daher wenig gesehen. 2.1 Rebh. 1.1 Feldl. 1.2 Graua. 1 Raben(?)kr. 1 Hausrotschw. — Heimwärts 2.2 Rebh. 1.1. 1.1.1 Feld. 2 u. 18! Graua. 2 Mot. alb. Nachmittags !/s3 bei schön. Wetter + 12 C, Konfirmandenausflug nach Schochwitz (Krimpe). Vergl. 9. März! Gleicher Weg. Zigeuner- bande brät Igel und Schnecken. Gesehen: 6 Golda. 2 Blaum. 6 Kohlm. 23 Finken (einzeln u. bis 5). 4 Feldl. 14 Rebh. 12 Feldsperl. 6 Schwarzams. 1 C. brachyd. 6 Mot. alb. 2 Rotkehleh. 1 gr. Buntspecht. 8 Stare. 1 Braunelle duckt sich auf Weidenkopf. Endlich mal wieder den hier recht gemeinen Grünspecht gesehen. 3 Ringeltauben. Noch zweimal eine 40 Zug-Nachrichten. Nebelkrähe! 2 corone? Am Schochwitzer Schlosspark 3 Fasanen, 1 Zilp- zalp, Singdrosselsang und eine Glanzkopf- Sumpfmeise, welche nicht monoton klappert, sondern ein oft wechselnd moduliertes „jüb jüb jüb“ singt. Ich habe diese von Tischler in Falco 1907, pag. 78 sehr gut be- schriebene Singweise in Westdeutschland meiner Erinnerung nach nie gehört. In Dederstedt und Volkmaritz sah ich Sumpfmeisen (Glanzköpfe) nur selten und zwar auf dem Herbstzug. Scheuen sie unser zu offenes Gelände? In Schochwitz geht der Schlosspark in ein Feldgehölz, das Luppholz (nach einer Opferstätte des Götzen Lupp) über. Einmal sah ich sie in einem Feldgehölz am Saaleufer. Sonst fehlt sie hier. — In Krimpe blühen einige Aprikosenbäume. — Rückweg längs elektr. Stark- stromleitung. Nichts ausser ein paar fraglichen Brustfedern einer Lerche! In einem Saatfeld ein Ringfasan. Die erste Rauchschwalbe wird mir gemeldet: von 2 Kindern eine am 29. III. in einem Schafstall in D., „ 1 Kind eine am 30. III. auf e. Acker vorm Dorf, „ 1 ,„ eine am 1. IV. in einem Kuhstall in D. gesehen. Kleinere Mitteilungen. St. Petersburg. Am 8. (21.) März kamen hier die Feldlerehen an, um 13 Tage vor dem Durchschnittstermin laut Prof. Kaygorodoff. Dieser beob- achtete am 12. (25.) März „in der ersten Hälfte des Tages einen Massenzug singender Lerchen“. Die Temperatur beträgt durchschnittlich + 3° R. 29. .(16.) III. 12. H. Grote. Helgoland. Der erste Saxicola am 27. III. 12, aber kein altes d', anscheinend 9 ad. Vogelwarte H. Eingehen von Schleiereulen im Winter. Ein auffallend zahlreiches Eingehen von Scheiereulen hat man auch anderwärts beobachtet. Am 6. 2. 12 schrieb mir Herr F. Engler aus Unterröblingen (Mansf. Seekreis): „In den kalten Tagen habe ich mehrere erfrorene Schleiereulen und einen erfrorenen Zaunkönig erhalten.“ In No. 38 der Deutschen Jägerzeitung vom 8. Febr. 1912, Seite 597 schreibt Herr Friedr. Lemme, zool. Präparator in Salzwedel: „In den letzten Tagen sind mir einige 30 Schleiereulen zum Prä- parieren übergeben.“ Auf Erkundigung erfuhr Herr L., dass sie tot im Freien gefunden seien. Auf S. 797 desselben Blattes berichtet die Vogelwarte Rossitten über ähnliches aus Ostpreussen. Herr Prof. Dr. Thienemann sah bei Herrn Präparator Kuck in Cranz „15 Schleiereulen, von denen 13 aus der Umgegend von Cranz und 2 aus Elbing in dem kurzen Zeitraum um Mitte Jauar 1912 eingeliefert waren“. „Alle tot oder halbtot auf- gefunden“, „in heruntergekommenem Körperzustande“ (wie die hiesigen, während dies für Salzwedel verneint wird. O. Kl.) Am 2. Nov. 1911 fand sich ein Stück bei Ulmenhorst ein. Alle Ostpreussen waren unten gelb, nur ein Stück etwas heller. Herr Prof. Thienemann vermutet Massenzug. Man halte bei Präparatoren Umfrage! O. Kl. FALCO. Achter Jahrgang. No. 4. August 1912, Mappen zu Berajah. Im Laufe dieses Jahres erfolgt an alle Abonnenten Gratis- Lieferung der Mappe für Erithacus. Vor dem Einlegen müssen stets die grünen und roten Umschläge um ein weniges beschnitten werden, besonders oben und unten. Bevor in diesem Jahre mit dem Versand von Berajah-Mappen und -Heften begonnen wird, möchte ich die Leser bitten, mir Mitteilungen zu machen, wo Hefte oder Umschläge im vergangenen Jahre beschädigt angekommen sind, auch im Interesse des Werks Beschwerde bei der betreffenden Postanstalt zu erheben. O. Kl. Berichtigung. In Heft 2, Seite 23, vorletzte Zeile lies N. statt S. Der Tannenhäherzug in Ostpreussen. Von F. Tischler. Nachdem erst im Jahre 1907 ein sehr starker Tannenhäherzug stattgefunden hatte, brachte uns der Herbst des Jahres 1911 wieder eine ungewöhnlich grosse Zahl dieser sibirischen Gäste. Schon im Oktober 1910 waren einige Dünnschnäbler von Thienemann (J. £. 0. 1911, p. 659) bei Rossitten beobachtet und erlegt worden, und auch Präparator Schuchmann erhielt damals ein Stück aus dem Kreise Rössel. 1911 setzte der Zug schon recht früh ein. Czeczatka (Deutsch. Jägerztg. 1911, p. 809) bemerkte 2 Stücke bereits am 29. und 30. August bei Elchwalde am Rand des Zehlau- bruchs, und mein Vetter, Referendar Schütze, sah daselbst ein sehr vertrautes Exemplar ebenfalls am 30. August. Präparator Schuch- mann erhielt den ersten Ende August aus dem Kreise Gerdauen und Präparator Sondermann am 29. August aus dem Kreise Ragnit. Im September häufen sich die Erlegungsdaten. Techler ging der erste am 3. September zu. Auf der Kurischen Nehrung wurden die ersten nach Thienemann am 4. September bemerkt, und in Losgehnen bei Bartenstein schoss ich ein Stück am 10. September. Falco. 4 42 F. Tischler: Den Höhepunkt erreichte der Zug Ende September und Anfang Oktober, um dann allmählich schwächer zu werden und im Laufe des November völlig nachzulassen. Nur eine Angabe liegt noch aus dem Monat Dezember vor: Techler erhielt nämlich ein Stück noch am 18. Dezember von Gumbinnen. Das in Ostpreussen so fruchtbare Jahr 1911 mit seiner reichen Getreide- und Obsternte brachte uns im Herbste auch sehr viele Eicheln und Vogelbeeren. So fanden die Tannenhäher denn überall Nahrung in Fülle und verweilten stellenweise wohl auch längere Zeit. Auffallend häufig waren sie z. B. nach Forstmeister Brettmann im Forstrevier Rothebude, nach Hegemeister Wels in Astrawischken und nach Forstmeister Liebeneiner in Dingken. Sondermann schrieb mir aus dem Kreise Niederung, dass der Zug dort so stark war, wie er es noch nie beobachtet habe; man hätte Dutzende schiessen können. Die Präparatoren erhielten die Vögel massenhaft, so Reger etwa 40—50, Balzer über 40, Sondermann 36 (den letzten am 16. November) und Schuchmann etwa 20 Stücke. Bei Bartenstein und Heilsberg sah ich Tannenhäher öfters. Nachdem ich am 10. September in Losgehnen einen typischen jungen Schlankschnäbler geschossen hatte, wurde dort je ein weiteres Exemplar am 14. September, 2. Oktober und in der Zeit vom 11.—14. Oktober beobachtet. Bei Gallingen sah ich ein Stück am 18. September auf Haselnüssen, und auch im Kreise Heils- berg zeigten sich die Vögel öfters, nämlich am 26. Oktober ein Stück im Simsertal, am 9. November zwei Stücke im Forstrevier Wichertshof und am 18. November ein ganz vertrautes Exemplar auf der Chaussee am Napratter Walde. Das letztgenannte Stück ge- langte während einer Treibjagd zur Beobachtung, die in Maraunen stattfand. Es suchte auf der Erde unter den Ebereschen nach Beeren und flog nach und nach fast die ganze Schützenlinie ent- lang; an meinen Stand kam es bis auf drei Schritte heran. Besonders lebhaft war der Durchzug nach Thienemann auf der Kurischen Nehrung. Am 4. September zeigten sich die ersten bei Rossitten; zwei Stück frassen in der Nähe des Dorfes Brombeeren. An den beiden folgenden Tagen fand ein grossartiger Zug zwischen Wald und Vordüne sowie über dem Walde nach der Seeseite zu statt. Mitunter erinnerte der Zug an den Herbstkrähenzug an den besten Tagen. Binnen weniger Minuten flogen 30—40 Tannen- häher über ein Gestell. In der Folgezeit wurden einzelne noch Der Tannenhäherzug in Ostpreussen. 43 vielfach bis zum November beobachtet. Bei Ulmenhorst sah Thienemann im Oktober einzelne fast an jedem Tage nach Süden ziehen, den letzten am 9. November. Im allgemeinen zeigt sich macrorhynchos in Ostpreussen sehr viel öfter, als man vielfach annımmt. Thienemann beobachtete Tannenhäher bei Rossitten in den Jahren 1899 (zuerst am 3. Ok- tober), 1900 (zuerst am 8. August), 1901 (am 30. Juli ein Stück, am 2. August zwei Stücke, am 23. August ein Stück), 1903 (zuerst am 18. September), 1907 (zuerst am 12. September), 1910 (zuerst am 5. Oktober) und 1911 (zuerst am 4. September). Mit Aus- nahme der im Juli und August 1901 und am 8. August 1900 ge- sehenen Vögel, die nicht erlegt wurden, also möglicherweise der in Östpreussen brütenden Form angehörten, waren dies durchweg Dünnschnäbler. Bei Bartenstein bemerkte ich Tannenhäher in den Jahren 1896, 1899, 1900, 1902, 1903, 1907 und 1911. Mit Aus- nahme eines Stückes vom 21. September 1902, das nicht erlegt wurde und vielleicht ein Dickschnäbler war, gehörten wohl sämt- liche in Losgehnen beobachteten bezw. erlegten zu der sibirischen Form, die schon durch ihre grosse Vertrautheit sofort auffällt. Aus der Bartensteiner Gegend ist mir nur ein sicherer Dickschnäbler bekannt, den ich ausgestopft bei Herrn Gutsbesitzer Bilber - Hilff sah; im allgemeinen scheinen unsere ostpreussischen Tannenhäher Standvögel zu sein. Zwei Fragen bedürfen nun noch der Lösung. Wo bleiben die Tannenhäher, wenn sie uns verlassen, und wie gelangen sie wieder in ihr Brutgebiet zurück? Für Ostpreussen ist der Zeitpunkt des völligen Abzugs regelmässig Ende Oktober oder Anfang bis Mitte November. Winterbeobachtungen liegen überhaupt noch nicht vor, ebensowenig aber auch sichere Frühjahrsbeobachtungen. Ein irgendwie erheblicher Durchzug von sibirischen Tannenhähern im Frühjahr findet in Ostpreussen sicherlich nicht statt. Die von Flückiger in Algerien gesammelten Vogelarten. Von ©. Kleinschmidt. 1. Passer tingitanus Loche. 2. Petronia barbara Erl. » bergeri Zedlitz. 3. Fringilla afrieana Lev. „ flückigeri Klschdt. 4. Coeeothraustes buvryi Cab. » kispaniolensis (Temm.). 5. Chloris aurantiiventris (Cab.). 4* 44 6. Carduelis africanus (Hartert). 7. Serinus serinus (L.). 8. Erythrospiza zedlitzi Neum. 9. Loxia polyogyna Whit. 10. Emberiza calandra L. uk n africana Le Roi. 12. 3 eirlus L. 13. " sahari Lev. 14. Alauda cinerea Ehmcke. y harterti Whit. 15. Galerida harterti Erl. 5 hilgerti Rothsch. und Hart. a deichleri Erl. - 16. 5 arenicola Tristr. 17. Lullula harterti Hile. 18. Ramphocorys clot-bey Bp. 19. Melanocorypha calandra (L.) . Calandrella brachydactyla (Leisl.). 21. 2 minor (Cab.). 22. Ammomanes algeriensis Sharpe. 23. L arenicolor (Sund.). 24. Alaemon alaudipes (Destf.). 25. Anthus campestris (L.). 26. 5 spinoletta (L.). 27. Motacilla flava subsp. 28. Hirundo meridionalis Hart. 29. 3 rustica L. 30. Museicapa speculigera Bp. 31. 2 striata (Pall.). 32. Lanius algeriensis Less. E elegans Swains. senator (subsp ?). n badius Hart). = flückigeri Klschät. 34. Saxicola rubicola (L.). 33% = spatzi (Erl.). 36. n seebohmi Dixon. h oenanthe (L.). 37. - hispanica L. . xanthomelaenahH.&E. 38. Ri homochroa Tiristr. 39. : halophila Tristr. 40. e moesta (Licht). 41. a syenitica (Heugl.). 42. Monticola saxatilis (L.). 61. O. Kleinschmidt: . Erithacus phoenieurus (L.). n algeriensis Klschdt._ A moussieri (O.-G.). . Turdus algirus (Mad.). o mauritanicus Hart.(?) E deichleri Erl. . Cinelus minor Tiistr. . Troglodytes kabylorum Hart. Agrobates galactodes (Temm.). . Scotocerca saharae (Loche). . Cisticola arquata (Müll.). Acrocephaluspolyglott(a Vieill.). . Sylvia hortensis (Gm!). n communis Lath. „ melanocephala (Gm.). E inornata Tsch. »„ eonspicillata Temm. z deserticola Tiistr. . Phylloseopus erlangeri Hart. 5 bonelli (Vieill.). A eollybita (Vieill.). - Fitis acredula (L.). Fitis(flaviventris)? 2 . Parus excelsus Buvry. »„ ultramarinus Bp. ledouei Malh. ” . Certhia mauritaniea With. . Corvus tingitanus Irby. . Pyrrhocorax pyrrhocorax (L.). . Garrulus lambessae form. nov. . Pica mauritanica Malh. . Alcedo spatzi Kg. . Merops apiaster L. Upupa epops L. . Dryobates ledouei (Malh.). . Apus melba (L.). . Strix mauritanieca (With.). . Athene intercedens C.L. Brm. „ saharae (Klschdt.). Neophron perenopterus (L.) . Gypaötos atlantis Erl. . Gyps (oceidentalis?) . Milvus reichenowi Erl. . Circaötus gallicus (Gm.). . Faleo punicus Lev. » Jugurtha Hart. & Neum. „ tinnunculus L. Die von Flückiger in Algerien gesammelten Vogelarten. 45 86. Columba oenas L. 88. Houbara undulata (Jacquin). 87. Caccabis spatzi Reichenow. 89. Tringa glareola L. Bemerkungen zu vorstehender Liste. Passer. Die Haus- und Palmensperlinge Nordafrikas sind durch die Kultur (nicht nur durch die moderne, sondern wohl z. T. schon durch die antik-römische) vermischte Formen desselben Vogels, aber es spielen noch ganz andere Gesichtspunkte mit hinein. Rothschild und Hartert bilden (Novit. Zool. 1911 Pl. XD) 20 Sperlingsköpfe ab, welche die mannigfache Mischung von Schwarz, Grau und Rot auf dem Scheitel darstellen. Grau auf dem Scheitel kann aber beim Palmensperling (Weidensperling) auch ohne domesticus-Vermischung auftreten. Ein sardinischer Albino und ein nordalgerisches hahnen- fedriges Weibchen, dass ich Herrn Schlüter verdanke, haben graue Scheitelmitte. Letzteres stimmt zur Beschreibung von Passer griseigularis. Ich vermute, dass Passer griseigularis und enigmaticus weiter nichts sind, als hahnenfedrige Weibchen (in der Ausbildung verzögerte Fremdkleider) von Passer hispaniolensis transcaspicus (oder Passer domesticus indicus. Auch unter den vielen von Flückiger ge- sammelten Sperlingsweibchen befindet sich eines mit beginnender Hahnenfedrigkeit. Von Tripolis besitze ich ein auffallend lichtes, schwach hahnenfedriges Weibchen ohne rote Kopfseiten. Gibt es hahnenfedrige Weibchen von Passer domesticus? — Schwarze Flecken auf dem Scheitel kommen auch bei den reinblütigen sardinischen Weidensperlingen vor, ebenso graue Säume, Wenn wirklich die südalgerischen reinen Weidensperlinge heller sind, wie Rothschild und Hartert annehmen, was mir aber zweifelhaft geworden ist, so muss flückigeri nach Typus und Urbeschreibung vielleicht auf diese gedeutet werden und nicht auf Bastarde. Der Typus hat schwache Seitenstreifen, freilich etwas rötlichen Rücken. Aber dies findet sich auch bei dem reinblütigen Sardinier. Berührung und Mischung mit italiae zur Zeit des alten Rom oder in früheren erdgeschichtlichen Epochen ist nicht ganz aus- geschlossen. Ich besitze übrigens einen reinen italiae mit schwacher Seitenstreifung. Ganz unberechtigt war Erlangers Vereinigung von hispaniolensis mit italiae nicht. 46 O. Kleinschmidt: Passer ahasver steht domesticus viel näher als flückigeri und kann, solange nicht reiches Material aus Marrakesch vorliegt, nicht mit einzelnen ähnlich gefärbten algerischen Vögeln in Verbindung gebracht werden. Das Katalogsystem stellt Namen und damit Fragen auf. Das Natursystem arbeitet an ihrer Deutung, aber wir sind trotz Flückigers Fleiss und trotz der 174 algerischen Spatzen in Tring noch weit von der Möglichkeit, die „Naturgeschichte“ des gemeinen Sperlings schreiben zu können, entfernt. Masse von Flückigers Vögeln: dd 3x8; 3xX84 5xX83; 682; S> 37 Emberiza castaneiceps subsp. unbenannt gelassen .... 2. ... 39 Metallura thyriantina harterti Schlüter . ........ 2.2.2... 42 Leueippus leucogaster longirostris Schlüter...» .. 2.2.2... 42 Sylvis-sarda balearica Jordans ... ......... 21... a. ae 43 Muscicapa striata balearica Jordans . . .. . 2... 2.2.2. 22.2.0. 43 Parus coeruleus balearicus A URFRSURRESLERUBE NE nE-- 43 Barus, major. mallorcae .. . 1.2 na ven all Le ea 44 Ausgegeben wurde: Falco in 3 Nummern, April, August, Oktober. ee Parus Salicarius Tafel III Falco Peregrinus Tafel VI—-X Bastardstudien, Seite 1—16 is Tafel I u. II u Falco Peregrinus Tafel XI—XIII ' April. zugleich mit Falco 1914, 1 N J DV ROVER ” W an der Jahreswende. " Parus Salicarius Anlage 1 Eine Anzahl bereits fertiger Teile von Berajah werden bis zur nächsten Lieferung zurückgehalten, um die Tafeln künftig in fortlaufen- der Reihe mit dem Text zusammen auszugeben. FFFALCO. Neunter Jahrgang. Nr..1. April. 1913. Schriftleiter: O. Kleinschmidt, Dederstedt, Bez. Halle a. d. S. — Kommis- sionsverlag: Gebauer-Schwetschke Druckerei u, Verlag m.b.H., Halle a.d.S., Gr. Märkerstr, 10. — Preis aller Veröffentlichungen von Berajah u. Falco: jährlich 9 Mark. Verzeichnis der bis jetzt erschienenen Teile und Beilagen von Berajah und Falco. Die älteren Jahrgänge 1905 bis Mitte 1908 werden nicht durch die damaligen Verleger, sondern durch den jetzigen Verlag, die Firma Gebauer-Schwetschke, geliefert. Anträge auf Probesendungen, Nachlieferungen und Bezug älterer Jahrgänge am besten direkt an den Herausgeber. Berajah und Falco werden nur in ganzen Jahrgängen abgegeben. Abonnenten sind nicht zur Abnahme früherer oder künftiger Jahrgänge verpflichtet. Abmeldungen müssen jedoch vor dem 1. Januar erfolgen. Sie können nicht für den laufenden Jahrgang angenommen werden. Bis jetzt sind erschienen: Falco 1905. 108 Seiten Text, 1 bunte Tafel. Preis für nach- Berajah 1905. Saxicola Borealis, 6 bunte, 3 schwarze ENDE 99 Kai onnenten Tafeln, 22 ar 3 Mark Falco 1906. 104 Seiten Text, 1 schwarze Tafel. Preis für nach- Beilage. Tabelle der Brehmschen Schleiereulen. bestellende Berajah 1906. Strix Flammea, 7 bunte, 3 schwarze Abonnenten Tafeln, 20 Seiten Text. 8 Mark Falco 1907. 106 Seiten Text, 4 schwarze Tafeln. Beilage. Deutsches Vogelschutzbuch, Titel und Vorwort. Berajah 1907. Erstes Heft, Strix Athene, 3 Tafeln, 6 Seiten Text. bestellende Zweites Heft, Erithacus Domesticus, Abonnenten Tafel I-IV, Neudruck vom Text zu 8 Mark. Strix Athene. Nachgeliefert: Neu- druck von Tafel I u. II, Erithacus Domesticus, Text Seite 1—12, Ta- fel V u. VI, Tabelle A. rat niah Insten f ARE N /S 5 A 1cıd u 24 1318 LE ERRIREREN Preis für nach- Falco. Falco 1908. Beilage. Berajah 1908, Falco 1909. Beilage. Berajah 1909. Falco 1910. Beilage. Berajah 1910. Falco 1911. Berajah 1911. Falco 1912. Berajah 1912. O. Kleinschmidt: 54 Seiten Text, Tafel I-IIl. Deutsches Vogelschutzbuch, S. 1—16. Erithacus Domesticus, Tafel VII, Eri- thacus Arboreus, 2 Tafeln, 12 Seiten. Erithacus Diplootocus, 1 Tafel, 4 Seiten Text. Anfang und Ende (Vorwort), 8 Seiten, Tabelle A. Die fremden Formenkreise des Sub- genus Phoenicurus, 9Seiten, 3 Tafeln. Preis für den Jahrgang 9 Mark 55 Seiten, Inhaltsübersicht, 2 Tafeln. Deutsches Vogelschutzbuch, Tafel I. Corvus Nucifraga Seite 1—6, Tafel I—XVL. Erithacus Sialia Seite 1—2, Tafel 1. Preis 9 Mark. 28 Seiten und Inhaltsübersicht. Deutsches Vogelschutzbuch, Tafel II, Rundschreib. an unsere Abonnenten. Erithacus Arboreus, Seite 13—14, Tafel Preis 9 Mark. III—IV. Corvus Nucifraga S. 7—30, on . Tafel XVIII— XXVI. Erithacus Sialia, Tafel Il und Druckfehler- berichtigung. 36 Seiten. Corvus Nucifraga, Seite 31—40, Tafel XXVII—-XXXI Corvus Perisoreus, Seite 1 u. 4 (Seite 2 u. 3 Tafeln). Corvus Cyanopica, Seite 1u.4 (Seite 2u.3 Tafeln). Parus Supereiliosus, Seite 1 u. 4 (Seite 2 u. 3 Tafeln). Preis 9 Mark. 84 Seiten u. Inhaltsverzeichnis, 2 Taf. Falco Peregrinus, Seite 1—6, Tafel I—V und Tafel XIV. Parus Sali- carius, Seite 1—6, Tafel Iu. I. Erithacus Poeta, Tafel I. Mappe „Erithacus‘“. 1913 erscheinen die Fortsetzungen von Falco Pere- grinus und Parus Salicarius, sowie Bastard- studien I und vielleicht weitere Veröffent- lichungen (Falco), deren Ausgabe zurzeit noch nicht fest vorgesehen ist. m —— kn Preis 9 Mark. Preis 9 Mark. Verzeichnis d. bis jetzt erschienenen Teile u. Beilagen v. Berajah u. Falco. 3 Da zu fast allen Teilen von Berajah immer wieder Fortsetzungen und Nachträge erscheinen (Zoographia infinita!), eignet sich Berajah nicht zum Einbinden wie Falco, sondern muß lose in Mappen ge- ordnet werden. Soweit möglich, werden solche später gratis geliefert. Über den Inhalt von Falco und die Ausgabetermine von Berajah orientiert das nach Abschluß jedes Jahrgangs in Falco ausgegebene Inhaltsverzeichnis. In dem von 1912 ist „Titel Falco 1911“ nachzutragen. Vogelschutzbuch erschien bis Seite 16 u. Taf. II. Vor dem Einlegen von Berajah in die Mappen empfiehlt es sich, die farbigen (grünen, roten oder blauen Umschläge) auf 301/, cm Höhe zu beschneiden, wenn man nicht vorzieht, sie ganz zu beseitigen. Liste zum Ordnen. Blaues Heft, Anfang und Ende bis S. 8 Tabelle A. Grünes Heft, Strix Flammea bis S. 20, Taf. X, Beilage (ein Doppelblatt): Brehmsche Schleiereulen. Grünes Heft, Strix Athene bis S. 6, Taf. IH. Grünes Heft, Erithacus Arboreus bis S. 14, Taf. IV. Grünes Heft, n Domesticus bis S. 12, Taf. VII, Tabelle A. Die fremden Formenkreise des Subg. Phoenicurus Titel. ak über Phoenicurus bis S. 2. noch ohne | Mappe | Rotes ii ürithacus Diplootocus bis S. 4, Taf. 1. ae) Mappe Erithacus Heft Aurora ini Bruns ., hodgsoni EEE = Grandis Auer Tomi & | Die asiat. Gebirgsrotschwänze bis S. 2, Taf. 1. Rotes Heft, Erithacus Sialia bis S. 2 nebst Berichtigung, Tafel Il. Ohne Umschlag, Erithacus Poeta, Taf. I. | Grünes Heft, Saxicola Borealis bis S. 22, Taf. IX. Grünes Heft, Corvus Nucifraga bis S. 40, Taf. XXX1. Ohne Umschlag, ,„ Perisoreus „ „ 4. Ohne Umschlag, „ Cyanopica „ „ 4. zwei Mappen zu I1M. Noch Ohne Umschlag, Parus Supereciliosus bis S. 4. Ohne Umschlag, ‚ _Salicarius | 1137 mE Ausrahe I Ohne Umschlag, Falco Peregrinus } Ze Ohne Umschlag, Bastardstudien 1. J griffen. Mappen „Strix“, „Saxicola“, „Corvus“, „Parus“, „Falco“ und vor- läufige „Sammelmappe“ können auf Kosten der Besteller schon jetzt geliefert werden. (Bestellung an den Herausgeber.) Preis außer Verpackung und Porto je 1 M. pro Mappe. Falls die betr. Mappe später gratis allgemein geliefert wird, wird Vorausbestellern 1 M. ver- gütet. ohne Mappen 1* 4 O. Kleinschmidt: Ich bitte die Abonnenten, mir Wünsche betreffend Ergänzung fehlender oder beschädigter Teile recht bald mitzuteilen. Dieselben werden tunlichst gratis bei der nächsten Lieferung erledigt, können aber später vielleicht nicht mehr erfüllt werden. Eine Anzahl beschädigter Teile gebe ich an Subskribenten zum Zwecke der Anwerbung neuer Abonnements-Mitglieder gratis ab. Wenn die freundliche Weiterempfehlung des Werkes dauernd so gute Erfolge zeitigt, wie in den letzten Monaten, so wird sich der Um- fang und die Zahl der Lieferungen, besonders aber die der Tafeln, wie es mein dringender Wunsch ist, erheblich vermehren lassen. OÖ. Kleinschmidt. Die neue Systematik. Von OÖ. Kleinschmidt. „Systematik“ nannte man seither den trockensten Zweig der Biologie*), der sich mit Benennung und Unterscheidung, sowie mit der Reihenfolge (Aufzählung) oder Anordnung von Tierformen abmüht. Seitdem man aber „systematisch“ an die Erforschung bionomischer Gebiete herangetreten ist (z. B. an die des Vogelzugs, Magenuntersuchungen, oologische Tabellen, graphische Darstellung der Stimmen), ist es nicht mehr richtig, nur nominale Fragen zum Gebiete der Systematik zu rechnen. Der erste Teil ihrer Aufgabe besteht darin, Ordnung d. h. Übersichtlichkeit nicht nur in die Namen, sondern ebenso auch in das bionomische Wissen zu bringen, etwa so, wie ich dies kurz und in populärer Form in einem Schriftchen: „Die Singvögel der Heimat“**) versucht habe und wie es für einzelne Gebiete des Vogellebens schon von anderer Seite ge- schehen ist (Lindner, Krause u. a.). Die genaue Kenntnis der Brutzeit und Zugzeit eines Vogels, die Schwankung seiner Ankunft, seines Gewichtes, *) „Biologie‘‘ ist unser Wissen von den Tieren und Pflanzen im Gegensatz zu den Gebieten der Wissenschaft, die sich mit der anorganischen Natur beschäftigen. Wo Ornithologen von „Biologie“ reden, meinen sie fast immer „Bionomie“. Der falsche Sprachgebrauch ist so eingebürgert, daß er sich kaum ändern lassen wird. **) Bei Quelle & Meyer, Leipzig, April 1913, 84 farbige Vogeltafeln mit systeu.atisch-biologischem (bionomischem) Text. Preis 540M. Man lasse sich vom Buchhändler zugleich die Mappenausgabe vorlegen, in der die Tafeln besser vergleichbar sind. Die neue Systematik. 9) seiner Flügellänge oder Eiergröße ist für uns mindestens ebenso wichtig wie die Ermittlung seines ältesten Namens und bedarf gleich sorgfältiger Registrierung. Jetzt, wo die Systematik mit ihrer gröbsten Aufräum- arbeit in Nomenklatur und Bestimmungsschlüsseln nahezu fertig ist, weist man der fleißigen, stillen Magd die Tür. Sie „hat ihre Schuldigkeit getan“, sie „kann gehen“. Jeder Nicht- Systematiker kann ja nun alles aus bequemen Handbüchern ablesen. Man braucht keine systematische Wissenschaft mehr, weil man ihre Arbeitsresultate schon hat. Sie war die Dienst- magd aller. Dem Sammler, dem Beobachter, dem Händler, dem Liebhaber, der Schule, der Kinderstube diente sie und erntete als Dank steten Tadel und Hohn über ihren öden Beruf, teils von denen, die nicht Arbeit, sondern Vergnügen in der Natur suchten, namentlich aber von Schulmännern und Pädagogen, die sich nur dank ihrer (d. h. der Systematik) Vorarbeit so leicht orientieren können. Mit einem Schlage ist es anders geworden. Eine zweite ganz neue, riesige Aufgabe ist der Systematik er- wachsen durch die Fragen nach der natürlichen Verwandt- schaft, der Entstehung der Tiere und dem Verständnis des ganzen Lebens. Die dienende vielgeschmähte Magd kehrt als Königin zurück, die nicht mehr engen und oft engherzigen Interessen folgt, sondern sie alle freundlich in ihre Dienste nimmt, denen sie beim ersten Teil ihrer Arbeit diente. Wer könnte diese veränderte Lage, diese ganz neue Aufgabe der Systematik ableugnen? Sie hat nun nicht mehr Artnamen in Genera, sondern die ganzen Ergebnisse unsres Forschens mit denen der außerbiologischen Wissenschaften (Geologie, Paläogeographie, Metereologie usw.) zusammenzufassen und alles auf Sondergebieten Erarbeitete zu verknüpfen und zu überschauen. Diese Systematik muß viel genauer forschen, als die, welche für Kinderstube, Schule, Händlerkataloge, Sammlungs- und Museumsetiketten Aufräumdienste tat. Dadurch erweckt sie vorübergehend neuen Unwillen. Aber sie darf nicht mit dem groben Kehrbesen arbeiten und Pastellporträts mit dem Staublappen abwischen. Diese neue Systematik hat andre Aufgaben und darum andre Werkzeuge, 6 P. Suschkin: eine andre Technik, eine andre Nomenklatur, eine andre Sprache und andre Sitten für alle die, die einen Malerpinsel von einem Besen unterscheiden können. Über einige Fälken der Kirgisensteppe. Von Prof. P. Suschkin. (Autorisierte Übersetzung aus dem Russischen von H. Grote, Auszug aus: „Die Vögel der mittleren Kirgisensteppe“ [russ.] Moskau, 1908. 803 u. VIp.) Falco peregrinus Briss. Falco peregrinus L.: Eversmann, Orenb. Kray III, 56. Falco peregrinus Tunst.: Sarudny, Orn. Fauna 198. Falco peregrinus Briss.: Nazarow, Rech.; Menzbier, Ornith. Turkest. 304; Menzbier, Vög. Rußl. II, 44; Sarudny, Nachtr. 273. Der Wanderfalk horstet nirgends in unserem Gebiet und kommt ausschließlich auf dem Durchzuge vor. Eversmann waren Brutplätze nur für das Uralgebirge und die bergigen Abhänge der Kama und Wolga bekannt. Nazarow führt den Wanderfalken als Brutvogel nur für die Waldzone, d. h. für das waldige Baschkirien Orenburgs auf, in der Zone der Feld- gehölze und der mit Pfriemengras bewachsenen Stellen wird der Wanderfalk als Durchzügler vorkommend angegeben und für die Feldhölzer außerdem als Irrgast. Bei Orenburg fand Sarudny ihn nur auf dem Durchzuge und zwar ist der Wander- falk in manchen Jahren hier nicht selten. Ich habe außer direkten Beobachtungen sorgfältig Nachrichten über die Falken bei den Kirgisen gesammelt, unter denen man noch Lieb- haber und wahre Kenner dieser Vögel findet. Erlangte Er- kundungen ergeben folgendes: Ein Brüten des Wanderfalken ist ım Gebiet nicht ein einziges Mal beobachtet worden; un- sichere Gerüchte vermuten ein Brüten dieses Vogels „näher nach Troizk“ hin, und Sewerzow hat in der Tat auf dem Wege von Werchne-Uralsk nach Swerinogolowsk Wander- falken an den Flüssen Ui und Tobol am 7. August gesehen, etwas früh für Durchzugsvögel! An der Emba ist der Wander- falk als Durchzügler weder von mir noch von Sewerzow ge- funden worden. Im östlichen Teile des Gebiets stellte ich den Falken am oberen Irgis und in der Nordostecke des Über einige Falken der Kirgisensteppe. 7 Bezirks auf dem Herbstzuge fest. In dieser letztgenannten Gegend ist der Wanderfalk zur Zeit des Durchzuges sogar eine gewöhnliche Erscheinung, soweit ein solcher Vogel über- haupt gemein sein kann. Weiter südlich am Unterlauf des Irgis ist der Wanderfalk nicht gefunden worden, also jeden- falls selten, am unteren Turgai jedoch und am Tschalkar-Tenis gemein auf dem Durchzuge. Hier werden die Wanderfalken von den Kirgisen, die der Falkenjagd obliegen, gefangen; augenscheinlich ziehen die Wanderfalken der Nordostecke des Gebiets südwärts den Turgai entlang. Am Oberlauf des Irgis kamen durchziehende Wander- falken im letzten Septemberdrittel zur Beobachtung. Um eben dieselbe Zeit wurde ein stärkerer Zug solcher auch im Nord- ostwinkel des Gebiets beobachtet; mit anderen Worten, sowohl hier wie dort fällt der Wanderfalkenzug mit dem Massenzuge von Wasservögeln zusammen. Einzelnen Individuen begegnet man in der Nordostecke unseres Gebiets sehr früh, in den ersten Tagen des Septembers, was wiederum auf irgendwo in der Nähe befindliche Nistplätze hindeutet. Solche Stücke halten sich bei Ansiedlungen auf, wo sie den Tauben nach- stellen. Mein erbeutetes Exemplar — ein junger Vogel im frischen Kleide — gehört der Form griseiventris an. Exempl. Coll.: 1. 9 j., 2. IX. 98, bei der Borowoi-An- siedlung. Falco cherrug Gray. Falcolanarius L. Eversmann, Orenb. Kray III,55. Hiero- falco sacer Schleg., Nazarow, Rech. Falco lanarius Pall, Sarudny, Orn. Fauna 198. Gennaia saker Gm. Menzbier, Orn. Turkest. 286. Hierofalco saker Gm. Menzbier, Vög. Rußl. 53. Hierofalco sacer Gm. Sarudny, Nachtr. 272. Der Würgfalk hat sein Brutgebiet im ganzen Bezirk. Nach Eversmann ist dieser Falk in den Steppen und den südlichen Vorbergen des Ural nicht selten und verbreitet sich am Uralflusse bis zum Kaspischen Meere. Nazarow verzeichnet das Nisten des Saker für die Zone der Inselwälder, läßt aber den Charakter des Vorkommens dieses Vogels in der Region des Pfriemengrases zweifelhaft. Sarudny traf in seinen ersten Beobachtungsjahren den Würgfalken als Brutvogel nicht an, 8 P. Suschkin: hat sich späterhin aber überzeugt, daß der Vogel in besagtem Gebiet von Orenburg bis zu den nördlichen Mugodscharbergen (genauer bis zu den nordwestlichen Ausläufern der Mugod- scharen) horstet. In der von mir zusammengebrachten Samm- lung befindet sich ein Exemplar, das am Horste in der Um- gegend von Ak-tübe geschossen wurde, also im Rayon der Forschungen Sarudnys. Im ganzen von mir durchforschten Gebiet, von der Grenzscheide des Kok-Dschid an der Emba und vom Tschalkar-Tenis bis zum Nordostwinkel des Bezirks, findet sich der Würgfalk überall und zwar durchaus nicht selten. Am häufigsten ist er, wie es scheint, im Wald von Naursum. Dort, wo hohe Bäume vorkommen, horstet der Sakerfalk vorzugsweise auf ihnen; in einer gänzlich waldlosen Gegend wählt er seinen Horst an felsigen Abhängen und dann ist der Horst der Brutstätte des Wanderfalken auf Felsen durch- aus ähnlich. Daher hält sich der Würgfalk in waldlosen und zudem ganz ebenen Plätzen nur auf dem Zuge oder auf der Jagd auf; so kommt er sehr selten am unteren Irgis vor. Im Frühling wurde dieser Falk in der Temirumgegend zuerst am 24. März gesehen. Ein Weibchen mit stark ausgebildeten Brutflecken wurde in der Nähe von Ak-tübe am 12. April erbeutet. Die Jungen werden anfangs Juli Hügge, wenigstens soweit die Nordostecke des Gebiets in Betracht kommt. Einen beträchtlichen Teil der Nahrung des Saker bilden kleine Nager, und daher kann man an Stellen, die an Nagern reich sind, ständig Würgfalken auf der Jagd treffen, und wenn die zum Brüten geeigneten nächsten Plätze 20 Werst*) entfernt sein sollten. So kommt der Würgfalk in der Salz- steppe, die sich vom Delta des Turgai bis zum Hange des Bosyngen-Nur ausdehnt, ziemlich häufig vor, obgleich er erst im Bosyngen-Nur horstet. Bei Gelegenheit solcher Jagdzüge trifft er mit Konkurrenten zusammen, und interessant ist sein Verhältnis zu anderen Vögeln zu beobachten. Den Steppen- bussard (Buteo ferox) neckt der Würgfalk heftig, zuweilen halbstundenlang, und verdirbt ihm gründlich die Jagd; ebenso verfolgt er den Steppenadler; Larus cachinnans zeigt bei Er- scheinen des Saker feindliche Demonstrationen, beeilt sich *), 1 Werst = 1,06 km [G.]. Über einige Falken der Kirgisensteppe. 9 aber rechtzeitig, sich in Sicherheit zu bringen. Andrerseits wirft sich Larus ichthyaötus, paarweise oder gar einzeln, ihrerseits auf den Würgfalken, wenn er nah vorbeifliegt und veranlaßt ihn zu fliehen. Seinen kleineren Verwandten, den Kleinfalken gegenüber, verhält sich der Würgfalk ziemlich gleichgültig, doch belästigt der beim Horst zänkische Baum- falk den Saker sehr, wovon ich mich zu meinem großen Verdruß zu überzeugen Gelegenheit hatte: Durch den Wald von Naursum mit Postpferden reisend, bemerkte ich ein prächtiges altes Exemplar des Würgfalken; auf Schußnähe heranzufahren, gelang nicht, doch entfernte sich der Falk nicht weit. Da beschloß ich mein Glück mit dem Uhu (Bubo turcomanus), den ich lebend mit mir führte, zu versuchen. Nachdem ich meine Jagdtasche an die Fänge des Uhus be- festigt hatte, damit der Uhu nicht allzuweit flöge, warf ich ihn hin. Kaum erhob sich der Uhu in die Luft, als der Saker sich wütend auf ihn stürzte und ihn veranlaßte, sich nach etwa 70 Schritt zu Boden zu lassen. Ich beeilte mich zu schießen — und fehlte. Der Schuß veranlaßte den Uhu noch zirka 50 Schritt weiterzufliegen. Der Würgfalk schien eher erstaunt als erschrocken zu sein, und nachdem er einige Sekunden aufgebaumt hatte, führte er einige effektvolle Stöße nach dem Uhu aus. Unglücklicherweise befand sich ein Baumfalkenhorst in der Nähe und die Fälkchen hielten sich in der Angelegenheit mitinteressiert. Mit Geschrei warfen sich beide Alten sowohl auf den Uhu wie auf den Saker und mit solchem Erfolg, daß ich keine Zeit mehr gewann, hinzu- zulaufen und den Würgfalken zu erlegen. Im Herbst wurden durchziehende Sakerfalken bei Oren- burg im August, September und Oktober beobachtet. Zu meinem Erstaunen fand ich im Gebiet des oberen Irgis und in der Nordostecke des Bezirks nach dem 8. September keine Würgfalken mehr. Weiter nach Südosten, östlich vom Tschal- kar-Tenis, hält sich dieser Falk auch im Oktober auf, wie mir ein kirgisischer Jäger, der durchziehende Falken zu Dressur- zwecken einfangen wollte, mitteilte. Nichts, was auf einen deutlich ausgeprägten Zug hinwies, gelang mir zu beobachten; augenscheinlich ziehen die Würgfalken zerstreut durch unser Gebiet, ohne irgendwelche bestimmten Straßen einzuhalten. 10 P. Suschkin: Gegen den Herbst hin, wenn die Enten sich auf offenen Seen sammeln, habe ich manchmal gesehen, wie der Saker auf sie Jagd macht. Er tut dies lange nicht mit der Ge- wandtheit und Grazie wie der Wanderfalk, der sich zuweilen auf fliegende aus Entfernung von mehr als einer Werst stürzt. Der Würgfalk bemüht sich stets, soweit ich feststellen konnte, sich niedrig, unbemerkt an die sitzenden Enten heranzustehlen und stößt überrumpelnd in das Schoof, das, durch die uner- wartete Erscheinung erschreckt, auseinanderstiebt. Wie überall in Rußland, kommt der Würgfalk in der Kirgisensteppe in zwei Formen vor — in der typischen Form, und ferner in einer blasseren und im Alterskleid mehr oder minder quergebänderten Spielart, die von Menzbier unter dem Namen Gennaia sacer gurneyi beschrieben worden ist. (Orn. Turk. 289.) Diese letztere Form ist in der Kirgisensteppe keine Seltenheit und wurde auch von mir gefunden (Nr. 1 und 2), und ebenso von Sarudny. Der ausgewachsene Vogel bildet zweifellos eine Annäherung an Falco milvipes und die Jagdfalken. Interessant ist nun, ihre Bedeutung festzustellen. Dies ist durchaus keine besondere Rasse oder verschiedene Art, da sie erstens keine bestimmte geographische Verbreitung hat, zweitens unter Familien normaler Sakerfalken als indi- viduelle Aberration vorkommt: Alte Vögel vom gurneyi-Typ können durchaus normale Junge haben, und unter der Brut normaler finden sich nicht selten ein oder zwei Junge vom gurneyi-Typ. Folglich haben wir es hier mit plötzlich auf- tauchenden und krassen individuellen Abänderungen zu tun, oder wie de Vries ähnliche Fälle zu benennen vorgeschlagen hat, mit Mutation. Die Frage geht dahin, handelt es sich im gegebenen Falle um Mutation in atavistischer Richtung, um Rückkehr zum Typ der Vorfahren, oder nicht. Ich habe früher „gurneyi“ als atavistischen Typ aufgefaßt (Vög. d. Gouv. Ufa [russ.] 99), habe mich jetzt aber von der Fehlerhaftigkeit dieser Anschauung überzeugt. Nach seinen Altersveränderlich- keiten, die, wie man sagen kann, für einen Falken sehr ge- ringe sind, und nach dem Bau des Skeletts erweist sich der Würgfalke als mehr primitiv als Falco milvipes, der Jagdfalke und der Wanderfalke. Folglich hat die Annäherung an diesen Typ — den im Alter Querzeichnung tragenden Typ — für Über einige Falken der Kirgisensteppe. 11 den Würgfalken als Fortschritt zu gelten; zudem ist die Ver- schiedenheit der Alterskleider beim gurneyi-Typ ausgedehnter als beim normalen Saker: Bei letzterem bleibt der Charakter der Rückenzeichnung unverändert, bei ersterem dagegen zeigt sich mit fortschreitendem Alter ein mehr oder weniger aus- geprägtes neues Kennzeichen in Form einer Bänderzeichnung. So haben wir in der Aberration Falco cherrug ab. gurneyi ein deutliches Beispiel von progressiver Mutation. Gleich- zeitig bildet dieser Fall ein schönes Beispiel von paralleler Entwicklung, da hier die Änderung in der Richtung vor sich geht, in der die Entwicklung verwandter Formen stattfand. Exempl. Coll. 1. 9 j. 24. VIII. 94, Klein-Burlü. 2. J'j. 3. dj. 4. ?j. 16. VIL 98, Wald von Naursum. 5. Pad. 12. IV. 93, Dschaksy-Kargala, Umg. v. Ak-tübe. Falco lorenzi Menzb. Falco lorenzi, Menzbier: Bull. Brit. Ornith. Club, vol. XI N. LXXIV (1900). Ein Exemplar dieses seltenen und interessanten Edelfalken wurde bei der Festung Swerinogolowsk, also in unmittelbarer Nähe der Nord- ostgrenze unseres Gebiets, erbeutet. Leider wurde das Stück durch Th. Lorenz von einem Fellaufkäufer gekauft und deshalb ist nichts über Zeit und Umstände der Erbeutung dieses Vogels bekannt. Dem Gefieder- zustand nach zu urteilen, ist der Vogel im Herbst erlegt worden; es ist ein vollständig vermausertes altes Weibchen. Von den bekannt gewordenen Fundstellen von F. lorenzi ist dies die westlichste, weitere Stücke sind in den Gouvernements Tomsk und Jenisseisk erbeutet worden. Es ist möglich, daß mit der Zeit, wenn in unserem Gebiet Lokal- beobachter vorhanden sein werden, Falco lorenzi auch hier und gar be- deutend südlicher gefunden werden wird. Unwillkürlich denke ich da an mein Gespräch mit einem Kirgisen, der am Oberlaufe des Sary-Turgai und südlicher, an der Grenze das Akmolinsker Bezirks nomadisierte. Er war Liebhaber und guter Kenner zur Jagd abgerichteter Vögel. Die Alterskleider des Steinadlers und des Sakerfalken beschrieb er mir bei- spielsweise mit verblüffender Klarheit. Eben dieser Kirgise versicherte mich, daß in der östlichen Grenzgegend des Gebiets, südlich vom oberen Sary-Turgai, noch irgend ein großer Falk vorkäme, der Ähnlichkeit so- wohl mit dem Saker wie mit dem Jagdfalken habe. Falco lorenzi war damals noch nicht bekannt; wenn man schon diesen Falken bei Seite läßt, kommt die vom Kirgisen gegebene Beschreibung dem Falco milvipes sehr nahe. Da das Vorkommen des letzteren an der Grenze des Turgai- und Akmolinsk-Gebiets eine offenbare Unvereinbarkeit wäre, so schenkte ich diesem Teile der Unterhaltung meines Berichterstatters weniger Auf- merksamkeit, als gut gewesen wäre. Der Kirgise sagte auf das be- 12 P. Suschkin: Über einige Falken der Kirgisensteppe, stimmteste aus, der Vogel sei selten und zeige sich im Herbst. Auf meine Einwände, daß es sich möglicherweise um einen alten Würgfalken handele, erwiderte der Kirgise, er habe mehrmalig und lange Zeit Würg- falken gehalten, und nie hätten sie derartige Färbung angenommen. Nicht unwahrscheinlich ist es, daß der Kirgise eben den Falco lorenzi im Auge hatte. Falco islandicus Briss. und F. candicans Gm, Falco gyrfalco L.: Eversmann, Orenb. Kray 1152. Hierofalco uralensis Sev. Menzb. Nazarow, Rech.; Sarudny, Orn. Fauna 198; Menzbier, Orn. Turkest. 275. Den in den Sammlungen vorhandenen Stücken nach zu urteilen, verfliegt sich sowohl der Polar- wie auch der Isländische Jagäfalk Winters bis zur Nordwestgrenze unseres Gebiets, Im orenburgischen Baschkirien wurde ein junger Polaredelfalk erbeutet, während ein Isländischer Jagd- falk, gleichfalls ein junger, von Kraschennikoff bei Orenburg erlegt wurde (beide Exemplare werden in Menzbiers Sammlung aufbewahrt), Im Ge- biet selbst sind keine Jagdfalken gefunden worden; die Kirgisen wissen von ihnen, daß sie seltene und wertvolle Vögel sind, welche zuweilen von Baschkiren zum Verkauf nach Troizk gebracht werden. Möglicher- weise haben wir einen Anklang an das Gerücht, daß der Jagdfalk sich einstmals in besagtes Gebiet verflogen habe, im Namen eines Hügels, Sunkar-Kia (wörtlich: Jagdfalkenberg), der sich nördlich vom Turgaidelta befindet. Was die Literaturangaben betrifft, so spricht Eversmann, der unter der Benennung Falco gyrfalco mehrere Arten vereinigt, vom Brüten des Jagdfalken im Ural (jetzt haben diese Angaben nur noch historischen Wert; vgl. meine Abhandlung: „Die Vögel des Gouvernements Ufa“). Bei Nazarow wird der Jagdfalk (unter dem Namen Hierofalco uralensis) mit einem Fragezeichen aufgeführt als Brutvogel der Zone der Wälder und Inselwaldungen und als Irrgast der Grassteppenzone. Soviel ich weiß, sind diese Angaben nicht auf Grund eigener Beobachtungen ge- macht worden. Was eigentlich Hierofalco uralensis, den Sarudny bei Orenburg erbeutete, ist, kann gegenwärtig nicht entschieden werden, da dieses Exemplar nicht mehr vorhanden ist. In der „Ornithologie du Turkestan“ sind unter dem Namen Hierofalco uralensis u. a. auch die beiden erwähnten Stücke aufgeführt. Späterhin, in den „Vögeln Ruß- lands“ sah Menzbier den Hierofalco uralensis als einen als selbständige Form nicht existierenden Vogel an und spricht von verflogenen Isländischen und Polarjagdfalken bei Orenburg auf Grund obengenannter Exemplare. Anmerkung des Herausgebers. Auf eine von mir an- geregte Anfrage, ob „Horstbauen“ der Edelfalken beobachtet sei, schrieb Herr Prof. Suschkin an Herrn Grote: „Ich habe nicht gesehen, daß F. cherrug selbst Zweige zum Nestbau trug. Mit dem Horste, den ich in der mittleren Kirgisensteppe (bei Karabutak im Jahre 1894) ge- sehen habe, aber verhält es sich folgendermaßen: Es war dies ein Horst, der aus einer geringen Zahl von Zweigen bestand, von der Größe eines Krähennestes, auf einem Felsen-Vorsprung. Angenommen, der Würgfalk J. Eckstein: Die Familie Naumann in Ziebigk usw. 13 habe ihn nicht selbst gebaut, wessen war er aber denn? Falco peregrinus horstet gerade in dieser Gegend nicht und kommt im Sommer hier nicht vor. Die Krähe brütet bei Fehlen von Bäumen im Rohr. Bleibt als in Betracht kommend übrig der Rabe — der in dieser Gegend sehr selten ist und brütend hier nicht angetroffen wurde, und ferner Buteo ferox, der jedoch die lehmigen Abhänge bevorzugt.“ Die Familie Naumann in Ziebigk während der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts im Lichte ihrer damaligen Zeitgenossen. Von O. Eckstein, sen., Naumburg a. d. S. Es ist sonderbar, daß aus dem Privatleben vieler be- rühmter Männer nichts weiter bekannt ist, als was sie selbst für gut fanden, uns in einem manchmal recht knappen Lebens- abriß mitzuteilen, in dem meistens ihr Familienleben nur flüchtig gestreift wird. Weil nun aber gerade das letztere für uns von besonderem Interesse ist, und manchmal gerade Kleinigkeiten im Leben der betreffenden Person ihrer ganzen Entwicklung eine andere Wendung geben, vor der man nach- her ratlos steht, wenn man diese Kleinigkeiten nicht kennt, so sind vielleicht meine Aufzeichnungen nicht unwillkommen. Es handelt sich um die 4., 5. und 6. Generation der Familie Naumann in Ziebigk, die einzigen von den bis heute bekannten 8 Generationen, die hier in Frage kommen. Die einst so reichlich sprudelnde Quelle ornithologischen Interesses scheint in den letzten Generationen vorläufig versiegt zu sein. Wenn wir gerecht sein wollen, müssen wir schon den Vater des Joh. Andreas besonderer Beachtung würdigen. Denn, wenn wir von ihm auch weiter nichts wissen als den Namen Theodor Andreas und das Wenige, was uns sein Sohn Joh. Andreas in seiner Biographie mitzuteilen für gut befindet, so müssen wir doch gestehen, daß er es eigentlich war, der trotz seines frühzeitigen Todes für Sohn und Enkel die richtige Grund- lage geschaffen, dadurch, daß er es in den schlechten Zeiten während des Siebenjährigen Krieges ermöglichte, seinen augen- scheinlich gut beanlagten Sohn fünf Jahre die Stadtschule in Cöthen besuchen zu lassen. Wer weiß, ob es Joh. Andreas 14 O. Eckstein: Die Familie Naumann in Ziebigk usw. mit seinem Gaben soweit gebracht haben würde, wenn ihm dieser Unterricht nicht zuteil geworden wäre. In der näheren und weiteren Umgegend von Ziebigk wurden nicht nur die Naumanns, sondern auch die ebenfalls in Ziebigk ansässige Tierarztfamilie Warmbold für außer- gewöhnlich kluge Leute gehalten. Denn daß beide Familien im Jahre 1800 bereits einen bedeutenden Ruf wenigstens in ihrem engeren Vaterlande Anhalt genossen, geht daraus hervor, daß sie in der im obengedachten Jahre herausgekommenen Geschichte von Anhalt von L. L. Bäntsch als schon da- mals hervorragende Leute ehrenvoll erwähnt werden. Bäntsch sagt in seiner Geschichte wörtlich: „Hier (sc. Ziebigk) lebt der berühmte anhalt. Naturforscher Joh. Andreas Naumann auf seinem Gute, der sich besonders durch die herausgegebene Naturgeschichte ‚der Vögel des Fürstentums Anhalt‘ so rühm- lich bekannt gemacht hat. Auch wohnt hier der geschickte Roßarzt Warmbold.“ Als diese Notiz niedergeschrieben wurde (1799), waren aber von der Naumannschen Naturgeschichte kaum die ersten zwei Bände erschienen. Leider wurde jedoch in den damaligen kriegerischen Zeiten weder dieses Geschichts- werk, noch das mit ihm gleichzeitige Vogelwerk von Naumann auch auf dem Dorfe gelesen und noch viel weniger gekauft, denn nach dem Abonnentenverzeichnis bei Bäntsch befinden sich darin von wirklichen Dorfbewohnern im Kreise Cöthen merkwürdigerweise außer einigen Geistlichen nur noch die beiden Naumann und Warmbold aus Ziebigk als einzige Ver- treter der damaligen bäuerlichen Kreise. Dies ist nach meiner Ansicht gar nicht verwunderlich, denn ich weiß aus eigener Erfahrung, daß z. B. mein Großvater, der nur sechs Jahre jünger war als Joh. Friedrich, in seinem Leben gar keine Bücher gekauft hat, während ich von seinem bereits 1805 verstorbenen Schwiegervater noch verschiedene gedruckte Bücher besitze. (Fortsetzung in nächster Nummer.) Dr. Wilhelm Wurm Tr. Am Sonntag, den 16. Februar 1913 starb Hofrat Dr. Wurm in Bad Teinach im württenbergischen Schwarzwald nach langem, schwerem Leiden im 82. Lebensjahre. Am 4. April Walther Bacmeister: Dr. Wilhelm Wurm f. 15 1831 zu Nürnberg als Sohn des Gymnasialprofessors Wurm geboren, sollte er Philologe werden, entschied sich jedoch, seiner Vorliebe für die Naturwissenschaften folgend, für das Studium der Medizin, dem er in Erlangen oblag. Im Jahre 1870 wurde ihm die ärztliche Leitung des Bades Teinach übertragen, nachdem er schon 1865 vorübergehend sich dort niedergelassen hatte. Mit seinem neuen Heimatsorte verwuchs er auf das innigste. Er brachte das Bad wieder zu Ehren durch Wort und Schrift und durch Ausübung seiner ärztlichen Kunst. So verfaßte er eine Beschreibung von Teinach, schrieb über das Jakobifest daselbst, über alte Steine bei Teinach und behandelte in mehreren Aufsätzen die Geschichte und Natur- geschichte des Krokusflors (Crocus vernus) des nahen Berg- städtchens Zavelstein, dessen Blütenmeer im zeitigen Frühjahr das Auge des Wanderers entzückt. Medizinische Abhandlungen über das Wasser, über physikalische Heilmethoden wurden veröffentlicht, eine Arbeit über Tier- und Menschenseele her- ausgegeben. Sein Buch „Waldgeheimnisse“, ansprechende und geschmackvolle volkstümliche Schilderungen eines fein- sinnigen Naturbeobachters, fand viele Leser und erlebte mehrere Auflagen. Fruchtbar war seine schriftstellerische Tätigkeit vor allem auf dem Gebiete der Jagdwissenschaften. Er ver- öffentlichte: „Auerhahnjäger“, „Waldhühnerjagd“, „Natur- geschichte der zur hohen Jagd gehörenden Tiere Mitteleuropas“, „Auf den Fuchs!“ und war Mitherausgeber des Sammelwerks „Hohe Jagd“. Am bekanntesten aber wurde wohl sein Name durch seine Monographie des Auerwildes, die erstmals im Jahre 1874 erschienen ist und seither wiederholt, letztmals 1909 (bei Parey-Berlin) aufgelegt wurde. Diesem edeln Wilde, das er in den Wäldern seines Wohnsitzes beobachten und bejagen konnte, wie den übrigen Waldhühnern, widmete er sein regstes Interesse. Auf diesem Gebiete war er maßgebend, weshalb es auch fast selbstverständlich war, daß gerade er in der Neu- ausgabe des Naumann die Rauhfußhühner bearbeitete Her- vorgehoben soll werden Wurms bekannte Auffindung neuer chemischer und anatomisch-physiologischer Tatsachen, die sich auf die Naturgeschichte des Auerhahns beziehen: aus der Rose des großen Hahns gewann er durch makro- und mikro- skopisch-chemische Versuche einen chemisch neuen Farbstoff, 16 Walther Bacmeister: Dr. Wilhelm Wurm +. den er Teetraonerythrin oder Wildhahnrot nannte und den er in gleicher oder doch ganz ähnlicher Zusammensetzung beim Birkhahn, Haselhahn, Fasanhahn, Rebhahn und bei wilden Turteltauben feststellte. Auf Liebigs und Bischoffs Aufforde- rung hin veröffentlichte er diese Entdeckung zuerst in von Siebolds und von Köllickers „Zeitschrift für wissenschaftliche Zoologie“ 1871, S. 535. Ferner fand oder entdeckte er wieder (denn nur Meckel erwähnte denselben ganz flüchtig in seiner vergleichenden Anatomie vom Jahre 1825) am Unterkiefer des Auerhahns einen Knochenfortsatz, der eine besondere Be- ziehung zum Gehörorgan des Tieres hat und der — mit anderen Ursachen — beim Balzen des Auerhahns durch ein förmliches Zusammenpressen des weichen Gehörgangs die Taubheit des Vogels bedingt. Er nannte diesen Fortsatz „Processus maxillae inferioris auricularis“. Weitere Unter- suchungen über das Tetraonerythrin wurden angestellt und in den Jahresheften des Vereins für vaterländische Naturkunde in Württemberg Jahrg. 41 (1885), S. 262—265, veröffentlicht, in welcher Zeitschrift er u. a. auch eine Arbeit „über das Vorkommen des Birkhulins auf dem Schwarzwalde“, (Jahrg. 38 [1882], S. 234—290) brachte. Weitere Abhandlungen über die Waldhühner ließ er im „Zoologischen Garten“ und in Jagd- zeitschriften erscheinen. So schrieb er u. a. in erstgenannter Zeitschrift im Jahrg. 1878 Nr. 10 ff. über die deutschen Wald- hühner, im Jahrg. 1880, S. 201 ff., 270 ff., über Bonasia bonasia (L), im „Weidmann“ im Jahrg. 1894 S.195 ff. über Tetrao tetrix L. Vor etwa zehn Jahren mußte Wurm, durch ein zu- nehmendes Gehör- und Augenleiden genötigt, die ärztliche Tätigkeit aufgeben. Obwohl das letztere Leiden allmählich die völlige Erblindung herbeiführte, setzte der geistig noch sehr frische Mann, von seiner Gattin unterstützt, bis in die letzte Zeit seine literarische Tätigkeit fort. Jetzt rauschen über dem Grabe des vielseitigen Gelehrten und menschen- freundlichen Arztes die Tannen des Schwarzwaldes, den er so eifrig durchforscht und den er so innig geliebt hat. Walther Bacmeister. FALCO. Neunter Jahrgang. Nr. 2. August. 1913. Schriftleiter: O. Kleinschmidt, Dederstedt, Bez. Halle a. d. S. — Kommis- sionsverlag: Gebauer-Schwetschke Druckerei u, Verlag m.b.H., Halle a.d.S,., Gr. Märkerstr. 10. — Preis aller Veröffentlichungen von Berajah u. Falco: jährlich 9 Mark. In dem Verzeichnis auf Seite 2 sind die in Falco 1910 erschienenen Tafeln (siehe Inhaltsübersicht) nachzutragen. 0. KL Die Familie Naumann in Ziebigk während der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts im Lichte ihrer damaligen Zeitgenossen. Von O. Eckstein, sen., Naumburg a. d. S. (Fortsetzung von S. 14.) Gewiß ist dies ein Zeichen, daß sich seit den Friedens- jahren unter Friedrich dem Großen die Zeiten bedeutend ge- ändert hatten. Nun ist aber leider anzunehmen, obwohl wir kein Abonnentenverzeichnis von der Naumannschen Natur- geschichte mehr besitzen, daß es derselben im Anfang des 19. Jahrhunderts kein Haar besser gegangen ist, denn sie kostete für die damaligen Verhältnisse viel Geld e Jedes Heft der Folioausgabe, von der bis 1805 24 Hefte mit je 8 kolorierten Foliotafeln erschienen sind, kostete 1 Tlr. 16 gr.=5 M., oder nach heutigem Werte vielleicht 10 M., in Sa. also 240 M. Das war ja das Werk auch wert, aber wer gab denn damals für ein Buch so viel Geld aus? Da nun wegen der gerade damals recht mangelhaften Postverbin- dung auf die Auswärtigen noch nicht viel zu rechnen, in den nächsten Städten aber nur mangelhafter Absatz zu erzielen war, so ist es kein Wunder, daß um 1803 die bange Frage an die beiden Naturforscher herantrat — Joh. Falco. 2 18 O. Eckstein: Friedr. war damals bereits Mitarbeiter —: entweder aufhören oder ändern? Denn wenn das Werk damals viel gekauft worden wäre, müßten ja viel mehr Folioexemplare noch vor- handen sein. Die beiden Verfasser entschieden sich nun kurz und bündig für Ändern, und Joh. Friedr. unterzog sich unter Beibehaltung des noch vorrätigen Textes der Riesenarbeit des Umstechens sämtlicher Foliotafeln in Oktavformat sowie der noch dazu gekommenen Nachträge in den nächsten 14 Jahren. Leider ist von dieser Oktavausgabe, obwohl sie hand- licher war, auch nicht mehr viel im Publikum. Zudem waren die Freiheitskriege diesem neuen Unternehmen fast noch ungünstiger; denn gerade ‚dieser Zeit haben wir es zu ver- danken, daß es sowohl von der Folioausgabe, als auch von der Oktavausgabe infolge der Kriegswirren so viel unvoll- ständige Exemplare gibt, weil die sonst ziemlich regelmäßigen Postverbindungen in dieser Zeit manchmal recht lange unter- brochen wurden. Wie gesagt, beide Autoren hatten bei diesen ihren ersten Ausgaben (Ia u. b) unendliches Pech und haben dabei zweifellos viel Geld zugesetzt, obwohl sie außer den Druckkosten fast alle Arbeiten dazu eigenhändig ausge- führt haben. Auch später ist Joh. Friedrich bei seiner letzten großen Ausgabe trotz des bessern Absatzes ebenfalls wohl kaum auf seine Kosten gekommen, Dies zur bessern Orientierung vorausgeschickt, komme ich nun zu meinen eigenen Erinnerungen und Erlebnissen mit der Familie Naumann. Als nämlich im Jahre 1851 mein alter Lehrer Franz Weber!) als Schulfreund meines Vaters, des damaligen Orts- schulzen von Arensdorf b. Cöthen, von Ziebigk, dem Orte seiner bisherigen Wirksamkeit, an die neugegründete Schule 1) Sein Nachfolger in Ziebigk wurde der spätere Gymnasiallehrer Moritz Schneider in Cöthen, der als Kandidat des höhern Schulamts vorläufig mit einer Dorfschullehrerstelle in Ziebigk fürliebnehmen mußte, weil die damaligen Anstellungsverhältnisse in Cöthen noch recht mangel- haft waren. Es ist ihm dafür aber auch vergönnt gewesen, nach dem Tode Joh. Friedrichs, im Verein mit Baldamus den letzten Band vom sog. großen Naumann zusammenstellen zu helfen und dann seinem alten Freunde und Lehrer noch einen tiefempfundenen Nachruf in der Cöthenschen Zeitung vom Jahre 1857, Nr. 129 u. 131 widmen zu dürfen, Die Familie Naumann in Ziebigk usw. 19 von Arensdorf versetzt wurde, brachte er nicht nur ein vor- zügliches Exemplar der Folioausgabe der Naturgeschichte der Vögel von Joh. Andr. N. nebst einem tadellosen Text mit (welche Naumannschen Reliquien er wie seinen Augapfel hütete, obwohl sie schon damals nach Fertigstellung der großen Ausgabe von Joh. Friedrich bereits als Makulatur be- trachtet wurden) sondern zugleich auch die erste Kunde von dem damals bereits weltberühmten Professor Joh. Friedrich Naumann, der zwar allen persönlich bekannt war und auch sein Gut als richtiger Bauer selbst bewirtschaftete, dabei aber auch noch Bücher schrieb, Vögel malte und auch noch aus- stopfte. Da jedoch in der ganzen Umgegend diese Bücher weder gekauft, noch gelesen und verstanden wurden, fiel es damals trotzdem keinem Menschen ein, von der Familie des Professors in Ziebigk großes Aufhebens zu machen, nur die vielen Krähen im Ziebigker Busche hießen schon damals wie auch heute noch „die Tauben des alten Naumann“. Und wenn wirklich einmal bei den fast täglichen Besuchen des „Herrn Kantors* in meinem Elternhause auch mal das Ge- spräch auf Ziebigk kam, machte es auf uns ganz den Ein- druck, als wenn das alles, was uns der Herr Kantor von dort erzählte, gar nicht in hiesiger Gegend passiert sein könnte. Denn vor allem kam uns schon die eine Tatsache ganz un- glaublich vor, daß ein Bauer, wie wir, dort ein großes Buch geschrieben haben sollte und dafür vom Herzog Heinrich den Professortitel und vom Herzog Leopold in Dessau dazu noch den Bärenorden bekommen hätte. Außerdem war es damals für uns gänzlich unfaßbar, wenn wir erfuhren, daß der Herr Professor nicht nur selber gern Geige spielte, sondern daß sogar von seinen Kindern jedes ein Instrument spielen lernen mußte, und daß dann häufig mit Hilfe guter Freunde ein Konzert veranstaltet wurde, wozu doch in damaliger Zeit kaum die Lehrer genügend vorbereitet waren. Aber der Herr Kantor erzählte uns nicht nur von Herrn Naumann, sondern er tat noch mehr und nahm uns mal kurz vor dem Tode des Herrn Professors, von dem mir merk- würdigerweise nur wenig in der Erinnerung geblieben, mit nach Ziebigk, um uns dort die ganzen Herrlichkeiten noch persönlich zu zeigen. Hierzu gehörten nun außer dem Busche oO 7 20 J. Eckstein: mit dem Grabe Joh. Andreas’ auch noch das alte Garten- haus (bekannt als Junggesellenheim von Joh. Andreas). Na- türlich wußte ich von dieser berühmten Eigenschaft damals noch nichts, es blieb mir nur deshalb im Gedächtnis, weil dort in einer Ecke ein großer Haufen damals gänzlich unnützer Foliokupfer lag, von denen wir uns jeder (mein Bruder und ich) eine Handvoll mitnehmen durften (!, denn wir hatten ja solch schöne Vogelbilder noch gar nicht gesehen. Von großen Büchervorräten habe ich jedoch weder damals, noch mehrere Jahre später beim zweiten Besuche, etwas gesehen, wenigstens habe ich davon keine Erinnerung mehr. Aber in der Oberstube wurden uns noch verschiedene Sehenswürdigkeiten gezeigt, z. B. verschiedene Seepferdchen und das Modell eines Fachwerk- hauses.. Von der großen Vogelsammlung, die sich damals bereits im Schlosse zu Cöthen befand, waren nur noch einige unbedeutende Reste vorhanden. Als nun Joh. Friedrich das Zeitliche gesegnet und mit ihm, wie ich schon andeutete, auch das ornithologische Inter- esse in der Familie ausgestorben war, bewirtschafteten die den Vater überlebenden drei noch unverheirateten Kinder (zwei Töchter waren von seinen vielen Kindern erst verhei- ratet und die andern alle jung verstorben) das ihnen trotz seiner ungewöhnlichen wissenschaftlichen Leistungen in gutem Zustande hinterlassene Gut vorläufig gemeinschaftlich weiter, wobei jedoch der eigentliche Besitzer Edmund, geb. 1821, noch nicht viel zu sagen hatte, weil er sich bereits daran gewöhnt, seinen beiden älteren Geschwistern: Julius, geb. 1809, im Familienkreise nur „der junge Herr“ genannt, und Alwine, geb. 1811, in der Wirtschaft nichts drein zu reden. Erst als diese beiden Geschwister kurz hintereinander (1867 und 1870) gestorben waren, verheiratete er sich mit Frl. Elise Matthes, die schon mehrere Jahre vorher bei seiner Schwester die Wirtschaft erlernt und mit der Familie Naumann be- freundet geblieben war. Eine ornithologische Ader war ihm jedoch nicht beschieden, doch war er ein allzeit liebens- würdiger Gesellschafter und tüchtiger Landwirt. Als einer der größten Besitzer der Umgegend gründete er die Zucker- fabrik in Prosigk mit, erhielt von Sr. Hoheit dem Herzoge Die Familie Naumann in Ziebigk usw. 21 den Titel Amtmann und war bis zu seinem Ableben Repräsen- tant (erster Vorstand) der Zuckerfabrik. Er starb im Jahre 1898 in dem hohen Alter von 77 Jahren gerade kurz vor der Verheiratung seiner drei Töchter und hinterließ die ge- samten Naumannschen Besitzungen in Ziebigk in Größe von ca. 330 Morgen, die er während seiner Wirtschaftszeit noch bedeutend verbessert und vergrößert hatte, seiner Witwe und seinem damals noch unmündigen einzigen Sohne Hugo Theo- dor Naumann. Über die weitern Schicksale der Nachkommen Joh. Friedrichs und seiner Brüder Karl Andreas und Gottl. Lebrecht Naumann, sowie über einen verbesserten Stamm- baum gedenke ich, wenn ich meine Nachrichten soweit als möglich vervollständigt, vielleicht später zu berichten, damit ich mich bei meiner Arbeit über das Leben Joh. Andreas’ und Joh. Friedrichs, mit der ich jetzt beschäftigt bin, nicht zu zersplittern brauche. Denn daß der uns so früh entrissene Leverkühn in seinen Beiträgen im neuen Naumann über die Familie nur das Wichtigste berichten konnte, ist ja selbst- verständlich, denn diese Aufgabe erfordert erst noch ein sehr eingehendes Suchen in verschiedenen Kirchenbüchern !. 1) Auf Wunsch des Herausgebers noch einige Mitteilungen über die Familie Warmbold. Sie erscheint in Person des tüchtigen Tierarztes Balthasar Christoph Warmbold im Jahre 1785 ganz plötzlich in Ziebigk, wo er sich mit einer Henriette Sophie Griebsch, wahrscheinlich einzigen Tochter eines dortigen Einwohners und Grundbesitzers, verheiratet, Er stammte aus Hannover und hatte vier Kinder (zwei Töchter und zwei Söhne), die beide Tierärzte wurden. Der Älteste, Joh. Lebrecht W., ließ sich im Jahre 1830 in Ballen- stedt als solcher nieder, während der Jüngste, Joh. Friedr. August, geb. 1789, den väterlichen Beruf in Ziebigk fortsetzte, nachdem sein Vater 1815 gestorben war. Seit Mitte der sechziger Jahre verschwindet jedoch die Familie von Ziebigk wieder, der letztere war aber jedenfalls noch der Lehrmeister des dritten Sohnes Joh. Friedr., Friedr. Theodor, geb. 1817, der ebenfalls Tierarzt wurde und im Jahre 1878 zu Calbe starb. Die Familie W. verkehrtenachweisbarschon seit 1807 gesellschaftlich mit der Familie Naumann (Pate usw.) und wird auch später überall mit Naumann zusammen genannt. 2» Rob. Rembold und Ant. Oberhauser: Ein Rotkehlchen als Nährvater von Tannenmeisen. Zum Zwecke einer Nacht-Exkursion hatten wir uns am 31. Mai 1913, nachmittags von München aus nach Wolfrats- hausen begeben, abends sollten noch Teilnehmer eintreffen. Die Zwischenzeit wollten wir durch einen Spaziergang gegen Münsing zu ausfüllen. Wir hatten kaum die Höhen außerhalb Wolfratshausen erreicht, als wir links des durch einen Wald gemischten Bestandes führenden Weges, auf einem mit dürrem Buchenlaube bedeckten Abhang ein Amsel- männchen bemerkten, welches sich auf dem Boden zu schaffen machte und in dessen Nähe wir das laute Pipsen junger Vögel hörten. — Als wir ganz nahegekommen waren, zog die Amsel ab, und an der Stelle, von welcher sie aufflog, sahen wir einen jungen, noch flugunfähigen Vogel, einen Meter oberhalb nebeneinander deren zwei und etwas seit- wärts von diesen, auf einem Häufchen beisammen, drei des- gleichen, auf dem Laube hockend, taumelnd die Schnäbel sperrend und laut schreiend. Junge Meisen! Unterseite und Backen gelblich: junge Tannenmeisen! Hier konnten sie nicht bleiben. Die Stelle war abschüssig und ungeschützt, dazu neben einem Wege gelegen. — Rasch wurden sie auf ein Tuch gekugelt, ca. 8 Meter unterhalb des Fundplatzes neben einer Fichtenwurzel unter einer überhängenden, mit Gräsern bewachsenen Erdscholle eine Höhlung gemacht, diese mit einer Handvoll Moos ausgepolstert und die sechs jungen Meisen in dieses künstliche Nest gesetzt. — In einiger Ent- fernung nahmen wir gedeckte Aufstellung, um zu sehen, ob die Eltern ihre Kinder suchten und fänden, sowie ob die Amsel wiederkäme. — Wir hatten kaum unser Versteck bezogen, erschienen bei den kräftig schreienden Jungen fast gleichzeitig vier alte Vögel, welche rasch wieder verschwanden; drei schienen Meisen, der vierte zeigte Rostgelb im Gefieder. Wir näherten uns gedeckt dem Neste auf ca. 5 Meter, versteckten uns unter Buschwerk und hinter einem Baumstamme und konnten nun durch eine Ritze seitwärts des Kunstnestes die gelben Schnäbel der Jungen, sowie die Eingangsöffnung der Höh- lung sehen. — Zwei alte Vögel flogen abwechslungsweise mit Ein Rotkehlchen als Nährvater von Tannenmeisen. 23 Futter im Schnabel zu, atzten die Jungen und trugen deren Kot weg. Der eine — eine Meise — durch den blauschwarzen Scheitel und den weißen Nackenfleck ohne weiteres als Tannen- meise Parus ater L. bestimmbar, war wohl die Mutter oder der Vater der Jungen, — es schien immer der gleiche Vogel zu sein —, der andere, welcher fast jedesmal nach Verlassen des Nestes diesem gegenüber auf einem Aste eines Busches den Schnabel wetzte und einige Strophen sang, war ein kräf- tiges Rotkehlchen Erithacus rubecula L. Innerhalb der 2!/, Stunden, während welcher wir (mit Prisma Binocle, 6fach) beobachteten — von 4 bis 1/27 Uhr nachmittags — ereignete es sich fünfmal, daß die beiden gleichzeitig mit Futter im Schnabel beim Neste eintrafen, dann entstand ein Geraufe, es gab ein tüchtig Geflatter auf dem Boden und durch das Gezweige, und einmal die Tannen- meise, einmal das Rotkehlchen kehrte als Sieger allein zu den Jungen zurück. Kaum aber hatte der fütternde Vogel diese verlassen, stellte sich auch schon wieder der in die Flucht gejagte andere Teil ein und fütterte gleichfalls. Wir hatten uns überzeugt, daß in der Nähe kein Rot- kehlchennest war; das fütternde Rotkehlchen, das ziemlich kräftig sang, dürfte ein unbeweibtes Männchen gewesen sein. Die Amsel war nicht mehr gekommen. Rob. Rembold, Ant. Oberhauser, I. Vorsitzender Schriftführer der „Ornis“, Gesellschaft für biologische Vogelkunde in München, E.V. Über zwei Veröffentlichungen des Prinzen Don Francesco Chigi über die Kleider der Falken. Bericht von G. Vallon. Im Bollettino della Societa zoologica italiana. Fasc. V bis VIII. Rom. Juni 1912., bespricht Prinz Chigi die Alters- stufen des Federkleidess von Falco feldeggi Schl. Er stützt sich auf die von Prof. G. Martorelli in der gleichen Zeitschrift 1911 veröffentlichte äußerst interessante Arbeit „Der Falco feldeggi und seine Abarten“. Das Material, über welches Chigi verfügte, bestand aus 15 Exemplaren des Feldeggsfalken. Zwei davon als Nestjunge erhalten, leben noch 24 G. Vallon: und dienen ihm dazu, um das Wechseln des Kleides zu studieren. Der Autor gelangte zu folgenden Schlüssen: 1. Bei Falco feldeggi ist die Verengung der zweiten Schwungfeder nicht immer konstant: bei der Mehrzahl der Exemplare ist sie verschieden ausgeprägt, und bei einigen fehlt sie ganz. Das Fehlen der Verengung dürfte, nach Chigi, auf Abnutzung der Feder zurückzuführen sein. 2. Die erste Altersstufe ist diejenige, in welcher die oberen Körperteile eine gleichmäßige dunkle Farbe annehmen, die nur im frischen Kleide von feinen rötlichen Federsäumen unterbrochen wird, die bald durch Abnutzung verschwinden. Die zwei mittleren Steuerfedern sind fleckenlos, die anderen aber haben runde oder elliptische Längsflecken. Die runden Längsflecken, welche auf den oberen Körper- teilen, besonders auf den Achselfedern, bei gewissen Exem- plaren vorkommen und als scheinbare Bänder angeordnet erscheinen, sind von sekundärem Charakter und als Anlage zur zweiten Altersstufe zu betrachten. 3. Die zweite Altersstufe ist nichts anderes als ein niederer Grad der Vollkommenheit der dritten Altersstufe und zeigt sich nicht notwendig zwischen der ersten und dritten Stufe. Dies wird durch einige Exemplare, die in der ersten Stufe stehen, darunter die zwei jungen lebenden, vortrefflich bestätigt, die Federn der dritten Stufe und nicht der zweiten Stufe zwischen denen der ersten aufweisen. 4. Ein Charakter der zweiten und dritten Altersstufe verdient Beachtung, da derselbe die Verbindung zwischen Gerfalken und anderen Falken vermittelt. Auf den oberen Teilen längs des Schaftes bilden sich, besonders sichtbar auf den Federspitzen, sehr dunkle Tropfenflecken. In der „Rivista italiana di Ornitologia“ Nr.1 vom September 1912, dehnt der Prinz seine Studien auf die Alters- stufen sämtlicher Edelfalken (Unterfam.: Falconinae) aus und beruft sich wiederum auf die erwähnte Note von Martorelli vom Jahre 1911, in welcher der Parallelismus der Alters- stufen in der ganzen Gruppe der Ger-, Saker- und Lanner- falken bestätigt wird, einer Gruppe, die Martorelli vom Pere- grinus als richtig getrennt unterscheidet. Über zwei Veröffentlichungen des Prinzen Don Francesco Chigi usw. 25 Dieser Ornitholog bezieht sich auf die vorangegangenen Studien von Kleinschmidt „Der Formenkreis Falco Hierofalco* Aquila 1901, welcher die Gerfalken, Saker und Lanner, vom arktischen Falco islandus bis zum südafrikanischen Falco biarmicus als unter sich gleichwertige Formen eines Formen- kreises betrachtet. Der Formenkreis, dem Kleinschmidt den Namen Falco Hierofalco gibt, ist nach diesem Autor vom andern Formenkreis Falco Peregrinus verschie- den, anders gesagt: es handelt sich um zwei verschiedene Arten. Den Begriff von Kleinschmidt gewürdigt, ist eine solche Trennung richtig und logisch; es könnte vielleicht übertrieben erscheinen, daß sämtliche Ger- und Lannerfalken unter ein und dieselbe Art vereinigt werden, es wird aber nicht verlangt werden können, daß auch Peregrinus und deren Abarten unter die gleiche Art zusammengezogen werden. Wenn aber, wie Martorelli behauptet, die verschiedenen Formen des Formenkreises Gerfalken-Lanarien und die ver- schiedenen Formen des Kreises Peregrinus, als gute Arten zu betrachten sind, dann, wenn man die Gerfalken-Lanarien von Peregrinus trennen will, ist die spezifische Trennung nicht genügend und ist man genötigt, zwei verschiedene Genera aufzustellen. Martorelli weist sogar, für die zwei Formenkreise, drei Genera auf: Hierofalco, Gennaja, Falco. Chigi bemerkt hier, daß, wenn Kleinschmidt behauptet, daß man nie im- stande sein wird, einen Übergang, eine Verschmelzung, zwischen Faleo Hierofalco und Falco Peregrinus fest- zustellen, dies auf den Begriff, welchen er über die „Art“ hat, zurückzuführen ist und keinen Wert hätte, wenn man eben diesen seinen Begriff nicht annehmen würde. „Über diese Ansicht“, schreibt Chigi, „welche die Klein- schmidtsche Thesis zergliedert, kann ich meinem Lehrer nicht beistimmen. Er verwirft die erste Schlußfolgerung von Klein- schmidt: spezifische Einheit der Gruppe Gerfalken-Lanarien, und nimmt nur die zweite an: Trennung der Gruppe Ger- falken-Lanarien von Peregrinus. Diese zwei Schlußfolgerungen - können nicht getrennt werden, und die zweite ist der ersten untergeordnet.“ Martorelli sagt, um die Trennung der Ger- falken-Lanarien von Peregrinus zu bekräftigen, daß alle bis Pd 26 G. Vallon: jetzt gemachten Studien auch ihm die Überzeugung ver- schafften, daß infolge der Verschiedenheit der Formen, der Größenverhältnisse, der Altersstufen, der Färbung, der Be- schaffenheit der Federn und endlich der Lebensgewohnheiten diese Trennung bedingt wird. Dies würde die Kleinschmidt- sche Aufstellung der zwei Formenkreise bestätigen; eine Auf- stellung aber, die nur auf spezifische Verschiedenheiten basiert ist. Man kann ja nicht behaupten, daß solche Differenzen unter den verschiedenen Formen der beiden Gruppen gänzlich fehlen. Eine größere Bedeutung hätte die beständige Ver- schiedenheit der Entwicklungsstufen. Besteht aber eine solche faktisch ? Chigi verneint ohne Zögern die Frage, dabei aber be- tonend, daß zweifellos die Stufen des Peregrinus und dessen Abarten nicht identisch mit den Stufen der einzelnen Formen des Gerfalken - Kreises. Dieselben sind vielmehr überein- stimmend, parallel, d.h.: sie unterliegen den gleichen Ent- wicklungs- und Erbschaftsregeln. Chigi geht sogar in seiner Behauptung noch weiter, er meint nämlich, daß diese Regeln für alle Edelfalken und deren Abarten, welche in unseren Re- gionen vorkommen, gleich sind. Das typische Jugendkleid ist sehr einförmig, und evident ist die Herkunft des Alterskleides aus diesem Jugendkleide, welches in sämtlichen Arten konstant ist. In gleicher Weise, nach der Meinung des Prinzen Chigi, muß die Aufeinanderfolge der Kleider der Gruppe Gerfalken- Lanarien verstanden werden. Es ist z. B. nicht nötig, ob- schon es normal wäre, daß ein jedes Individuum, um vom ersten Kleid zum dritten zu gelangen, durch das zweite über- gehe. Das in mehreren Fällen diese zweite Stufe eliminiert wird, ist genügend durch jene Falco feldeggi, welche zwischen den Federn des ersten Kleides solche des dritten und nicht des zweiten aufweisen, bewiesen. Das die zweite Stufe, wenigstens bei einigen Exemplaren vorkommt, ist durch die Arbeit von Martorelli genügend be- stätigt, und da ausgeschlossen ist, daß diese Stufe der voll- ständigen Mauser vorangehe, da dieselbe die größte Ähnlich- keit mit derjenigen eines adulten Vogels hat, so vermutet Chigi, daß dieselbe nichts anderes sei als ein erstes Stadium Über zwei Veröffentlichungen des Prinzen Don Francesco Chigi usw. 27 des vollkommenen Kleides (des dritten von Martorelli), Dieses Kleid bildet sich, in allen Fällen, nach dem ersten Lebens- jahre und vielleicht auch nach dem zweiten. Chigi vermutet daß die zweite Martorellische Stufe als erstes Stadium der dritten oder des Alterskleides auch aus- bleiben könne und von dem endgültigen Alterskleid sub- stituiertt werde mehr durch Intensifikation der dunklen Farben und Elimination der rostgelblichen Schattierung auf den oberen Teilen als durch Mauser. Die Zeichnung der zweiten Stufe von Martorelli unterscheidet sich äußerst wenig von der definitiven Phase, nur die graue Farbe ist stark mit Rost-gelblich verwaschen. Die Kleider von Falco Peregrinus unterscheiden sich von jenen des Falco feldeggi nur durch eine raschere Entwicklung. Chigi vermutet, daß diejenigen Exemplare des Peregrinus, welche ein gleichwertiges Stadium mit dem zweiten von Martorelli beschriebenen der Gruppe Gerfalken-Lanner zeigen, sehr selten seien; aber daß sowohl das erste jugend- liche Kleid als auch das endgültige Alterskleid für beide Gruppen Lanner und Peregrinus übereinstimmend sind. Keinen größeren Wert legt Chigi auf die Unterscheidung der Gerfalken-Lanner von Peregrinus nach der Einschnürung der 2. Schwungfeder. Alle Gerfalken - Lanner sollten diese Feder an der inneren Fahne verengt haben, was für Peregrinus nicht der Fall sei. Wenn dies für die Gerfalken auch zu- treffend ist, ist es nicht ebenso der Fall bei den Lannern, bei welchen das Vorkommen der Verengung nicht konstant ist. Unter den vielen Exemplaren, welche der Prinz unter- suchte, hatten einige die innere Fahne stark verengt, andere dieselbe kaum ausgebuchtet und andere noch merklich gerade. Das gleiche Schwanken dieses Charakters, nur etwas gering- gradiger, konstatiert Chigi bei Falco merillus, kaum mehr bei Cerchneis tinnunculus. Andere Arten, die er unter- suchen konnte (Falco vespertinus, Falco peregrinus, Falco subbuteo, Falco eleonorae, Oerchneis naumanni) zeigten keine solche Einschnürung. Es offenbart sich ein anderes Ähnlichkeitsverhältnis zwischen Gerfalken -Lannern und Peregrinus, welches im Gegensatze zu denjenigen Verhältnissen steht, welche man 28 G. Vallon: geneigt wäre, als generische Unterscheidungsmerkmale anzu- nehmen, und dies wäre die allgemeine Neigung, welche sich unter den Formen der beiden Gruppen kundgibt, das Ver- schwinden der dunklen Bänder der Rücken- und Steuerfedern, - sowie das Verschwinden der Flecken auf den unteren Körper- teilen. Nach der Anführung mehrerer Beispiele für die ver- schiedenen oben erwähnten Arten gibt der Prinz zuletzt, als eine Zusammenfassung des Gesagten, eine schematische Be- schreibung der Reihenfolge der Entwicklungsstufen des Feder- kleides der Edelfalken, dabei nochmals betonend, daß nicht alle Individuen, sowie auch nicht alle Arten sämtliche be- schriebene Stufen durchmachen ; die eine oder die andere kann durch die individuelle Evolution eliminiert werden. Erste Stufe oder Jugendkleid. (Der Autor spricht von „Phasen“, welches Wort bei uns in andrem Sinne gebraucht wirdunddaherdurch „Stufe“ oder „Kleid“ ersetzt werden mußte.) Oberteile und Flügeldecken. Gleichmäßig braun (1. Stadium); es zeigen sich lichte rostgelbliche Flecken, mehr oder minder ausgedehnt, auf dem Rücken, auf die Schulter- federn, auf dem Bürzel und den oberen Schwanzdecken, ent- weder paarweise auf beiden Fahnen oder nur auf der inneren Fahne der Federn (2. Stadium); solche Flecken breiten sich gegen die Ränder und den Schaft aus und bilden eine unvollständige, unregelmäßige, lichte Bänderung auf dunklem Untergrunde (3. Stadium). Steuerfedern. Die beiden mittleren gleichmäßig braun, die anderen braun mit lichten runden oder elliptischen alternierenden oder paarweisen Längsfahnenflecken (1. Sta- dium); auch die mittleren Steuerfedern haben alternierende oder paarweise Fahnenflecken, während die Flecken der anderen Federn sich seitwärts ausbreiten (2. Stadium); sämt- liche Steuerfedern haben lichte Querflecken auf braunem Untergrund, und diese können auf den Fahnen entweder durchgehend oder alternierend sein (3. Stadium). Untere Teile. Grundfarbe licht mit großen verlängerten am Rande verwischten dunklen Flecken auf den Weichen. Die dunklen Flecken bedecken den größten Teil der Federn, sind aber durch lichtere, paarweise angeordnete unterbrochen (1. Stadium); die dunklen Flecken sind besser begrenzt und Über zwei Veröffentlichungen des Prinzen Don Francesco Chigi usw. 29 mehr verengt, die lichten Flecken auf den dunklen der Weichen verbreiten sich seitwärts (2. Stadium); die dunklen Weichenflecken, wegen des Überhandnehmens der lichten, zer- teilen sich in dunklen breiten Querflecken, die gewissermaßen Bändern gleichen (3. Stadium). Hosen und untere Schwanzdecken. Grundfarbe ebenfalls licht, mit Flecken wie oben, oder linienförmig, oder auch fleckenlos (1. und 2. Stadium); es bilden sich schwache, enge und unvollständige Querbänder (3. Stadium). Zweite Stufe oder Alterskleid. Obere Teile und Flügeldecken. Die braune Farbe der vorhergehenden Stufe ist durch eine tief braun-schwarze substituiert, die Querbänder sind schärfer markiert und ins Graue ziehend. Es entstehen dunkle, linienförmige Schaft- flecken, die sich etwas gegen die Spitze ausbreiten (4. Stadium, 2. Stufe von Martorelli); die Färbung tritt deutlicher hervor, die schwarz- und aschgrauen Bänder der oberen Teile sind schärfer ausgeprägt (5. Stadium 3. Stufe von Martorelli); die schwarzgraue Bänderung verringert sich und tritt sowohl vom Schafte als auch vom Rande zurück, bis zum totalen Ver- schwinden; die allgemeine aschgraue Färbung nimmt deren Stelle ein und nur die linienförmige Schaftfleckung bleibt bestehen (6. Stadium). Steuerfedern. Braun- und weißlichgrau gebändert (4. Stadium); die Bänder werden schwarz- und aschgrau (. Stadium); die schwarzgrauen Bänder, ausgenommen das letzte an der Spitze vereinigen sich, und zwar, von der Wurzel aus angefangen bis zum gänzlichen Verschwinden (6. Stadium). Untere Teile (vom Kropfe bis zu den Schwanzdecken). Die Grundfarbe ist mehr oder minder rötlich, alle Flecken werden herz-, pinsel- oder tropfförmig; auf den Weichen und teilweise auch am Bauche und auf der Brust erweitern sich die Flecken längs des Schaftes in Form breiter Quer- bänder, fast dreieckig mit der Spitze nach unten gerichtet (4. Stadium); die Flecken reduzieren sich sowohl in der Größe als auch in der Zahl, und diejenigen, die Bänder bilden, werden schärfer in der Zeichnung (5. Stadium); die Flecken werden immer kleiner, und endlich verschwinden sie gänzlich (6. Stadium). 30 G. Vallon: Über zwei Veröffentlichungen des Prinzen Chigi usw. Hosen und untere Schwanzdecken. Die Flecken sind, wenn vorhanden, herz- oder streifförmig (4. Stadium); bilden sich zu Querbändern (5. Stadium); fehlen ganz (6. Stadium). Der Übergang von einem Stadium zum andern ist gleich- mäßig, ausgenommen vom 3. zum 4. Stadium. Die Ver- schiedenheit der Größe des Genickfleckes und der Backen- streifen werden nicht berücksichtigt, da selbige entweder individuell oder nur einigen Arten eigen sind und nicht zum Plan der Entwicklung gehören. Zum Schlusse bemerkt Chigi, daß eben auf Grund dieses allgemeinen Planes der Entwicklung bei unseren Falken dieselben in drei Gruppen geteilt werden könnten: die erste, der Lerchenfalke (Arten: subbuteo und eleonorae), würde durch das Bestehen der Jugendzeichnung auf den unteren Teilen auch im Alterskleide charakterisiert sein; die zweite, die Gerfalken, Saker, Lanner, Wanderfalken, Rotfuß- und Mer- linfalken, würde durch eine größere Entwicklung der Stufen und der Stadien (welche vom 1. bis 6. gehen) gekennzeichnet sein; die dritte Gruppe, die Turmfalken, würde sich durch das raschere Auftreten der Kennzeichen der zweiten Stufe auszeichnen. Die zweite Gruppe würde sich noch besser unterscheiden, wenn man die Kleinschmidtsche These an- nehmen würde, da in diesem Falle jeder Formenkreis in den Stadien 1 bis 6 inbegriffen wäre. Eine neue Form aus Baluchistan Sarcogrammus indicus aigneri subsp. nov. Von A. Laubmann, München. In der von Prof. Dr. Erich Zugmayer (München) aus Balu- chistan mitgebrachten ornithologischen Kollektion befand sich außer einem neuen Raben, Corvus splendens zugmayeri Laubm. (Ornith. Monatsberichte 1913, Juni, p. 93) auch noch eine neue Charadriidenform Sarcogrammus indicus aigneri subsp. nov. Von dieser neuen Form liegen mir vier Exemplare vor: 1. Nr. 41 ö Sonmiani, Mekran 2. III. 1911 a. 235 r. 34 2. „ 854 & Las Bela 23. III. 1911 a. 215 r. 35 BEE AOB ARE DT 27. III. 1911 a. 228 r. 33 AN) AD N ee 29. III. 1911 a. 218 r. 32 A. Laubmann: Eine neue Form aus Baluchistan usw. a1 Sie unterscheiden sich alle vonSarcogrammus indicus indicus (Bodd.), der typischen Form, durch eine auffallend fahle sand-bräunlich-graue Färbung der Oberseite, sowie durch den fast völligen Mangel der metallisch-grün glänzenden Töne auf dem Rücken. Auch die metallisch - purpurrot glänzenden Federpartien auf den Flügeldecken mangeln fast ganz. Außer- dem reicht auch die schwarze Färbung im Nacken weniger weit herab als bei Sarcogrammus indicus indicus (Bodd.). Außer diesen Unterschieden in der Färbung existieren aber auch noch Differenzen in der Größe. So weißt die Ba- luchistanform etwas längere Flügel auf (66 228 bis 235, 2? 215 bis 218 mm, wobei ich bemerken möchte, daß ich Nr. 354 und Nr. 415 im Gegensatz zu dem Vermerk auf der Eti- kette für Weibchen halte) als die indische, für die ich beim Männchen 215 mm, für Weibchen aber nur 209 bis 212 mm konstatierte. In der Schnabelgröße ergeben sich keine wesent- lichen Unterschiede. Als Verbreitungsgebiet der neuen Form kann in erster Linie Baluchistan gelten, und hier sind es wiederum die süd- licheren Gebietsteile, Mekran und Las Bela, aus denen die mir vorliegenden Exemplare stammen. Doch glaube ich, daß auch die Vögel aus Persien und Mesopotamien zu dieser neuen Form zu stellen sind. Bestimmte Angaben hierüber zu machen, ist mir aber leider aus Mangel an Material nicht möglich. Sarcogrammus indieus indicus (Bodd.) beschränkt sich in seinem Vorkommen auf Indien und die Insel Ceylon. Der Typus der neuen Form Sarcogrammus indicus aigneri befindet sich unter Nr. 1912/1065 (Kollektion Zugmayer Nr. 41) im Münchener Museum und wurde am 3. März 1911 von Prof. Dr. Zugmayer bei Sonmiani (Mekran) gesammelt. Ich habe diese Form nach Herrn Präparator Aigner am Museum zu München benannt, der als der erste die Ver- schiedenheit der Form erkannte. 32 Schlüter: Phaet. fulig. — Kleinschmidt u. Weigold: Iber. Kohlmeisen "Phaetornis fuliginosus Schlüt. Eine neue Kolibri- Art aus Neu-Granada (Kolumbien). Von Willy Schlüter in Halle a. d. S. Oberseite dunkel-bronze-grün, durch graue Federränder getrübt. Oberschwanzdecken rein kupfer-bronze-grün. Ober- kopf grau mit schwachem metallischen Glanz. Unterseite ein- farbig rußbraun-grau mit ganz schwachem metallischen Schim- mer. Unterschwanzdecken mit stärkerem metallischen Glanz. Federn hinter und unter dem Auge einen etwas dunkleren schwarzbraunen Streifen bildend. Die mittelsten, längsten Steuer- federn dunkel-bronze-grün mitausgedehnten hellgrauen Spitzen. Das nächste seitliche Steuerfederpaar an der Wurzel bronzegrün, dann schwarzgrau mit ebenfalls ausgedehnten grauen Spitzen. Die übrigen seitlichen Steuerfedern genau so gefärbt, aber ohne ausgedehnte graue Spitzen. Gesamtlänge 140 m/m, Flügel 61 m/m, Schnabel 31 m/m, Schwanz 75 m/m. Die Art fällt durch die einfarbige, rußgraue Unterseite sofort auf und ist von allen bis jetzt bekannten Phaetornis- Arten durchaus verschieden. Das vorliegende, beschriebene Exemplar stammt aus einer Bogota-Kollektion und befindet sich als „Typus“ in meiner Privatsammlung. Über iberische Kohlmeisen. Von OÖ. Kleinschmidt und H. Weigold, Sieben spanische Kohlmeisen (Sevilla, Malaga) in Collectio Kleinschmidt, sowie vierzehn portugiesische und zwei spanische (Sra. Nevada) in Üollectio Weigold messen 7,55 (Coll. W.) bis 6,65 (Coll. Kl)! Sie unterscheiden sich von major und excelsus durch geringere Größe, von dem nahen corsus durch oft größeren weißen Keilfleck an der äußeren Schwanzfeder, von dem sehr nahen newtoni durch nur ganz wenig schwächeren Schnabel. Die erwähnten zwei Malaga-Vögel in Collectio Kleinschmidt haben (Zufall? Jahreszeit?) den Rücken so grau und so wenig grün wie die ostasiatischen Formen der minor-Gruppe Wir warten zunächst das Resultat von A. v. Jordans Balearenmaterial ab. Neue Kohlmeisenform. — Parus salicarius submontanus form. nov. 33 Noch eine neue Kohlmeisenform aus Ostasien. Von ©. Kleinschmidt. Die kontinentale Kohlmeisenform Nordostasiens hat man seither mit Parus minor von Japan vereinigt. Es kann sein, daß sich auf den japanischen Inseln (Jesso - Vögel sah ich noch nicht) alle Abstufungen von ihnen zu okinawae hin finden, aber man kann deshalb unmöglich diese lichten, großen, langschwänzigen Vögel mit Parus major minor von Hondo zusammenwerfen, da sonst nicht nur der Name, son- dern jede Beschreibung der Form sich selbst widersprechen würde. Die nördliche Kontinentalform ähnelt in der ver- schwommeneren Färbung mehr commixtus als minor. Sie ist jedoch auch von ersterer Rasse leicht an ihrer Größe, reineren Flanken und der bei allem Variieren in heller Schwanzzeichnung und beschränktem Grün des Nackens sich charakterisierenden lichteren Allgemeinfärbung zu unter- scheiden. Ob die Variationsskala der Flügellänge von der von minor verschieden ist, läßt sich noch nicht sagen. Ich nenne die neue Form, damit zugleich die terra typica be- zeichnend, Parus wladiwostokensis. Typus in meinem Besitz. Parus salicarius submontanus form. nov. Von OÖ. Kleinschmidt und Victor Ritter von Tschusi zu Schmidhoffen. Zwischen den Verbreitungsgebieten von Parus mon- tanus Baldenst. und P. salicarius Brm. lebt eine Mattkopf- meise, welche von Beobachtern bald zu dieser, bald zu jener Salicarius-Form gezogen wurde, aber ein zu großes Gebiet bewohnt, um nur als Mischling betrachtet zu werden. Wir beide konnten in letzter Zeit Vögel in Fleisch aus Ober- Österreich untersuchen und mit früher gesammelten Bälgen vergleichen. Wir entschließen uns nach reiflicher Prüfung zur Abtrennung der Form. Ein Vergleich mit dem Material der bayrischen Staatssammlung ergab, daß Stücke aus der Gegend von München und aus Oberbayern gleichfalls zu ihr gehören. Die Flügelläinge von submontanus reicht beim Falco (1913). 3 34 Par. salic. submont. — Aufzählung der Vögel des Kiautschou-Gebietes. Weibchen von 6,0 bis 6,4, beim Männchen oft bis 6,6 (einmal 6,7 Koll. von Tschusi), während bei salicarius 6,5 schon selten ist und montanus 7,1 erreichte Die Färbung ist deutlich dunkler als bei der großen Alpenmeise, aber dieser ähnlicher als die Färbung von salicarius. Zwei kleine Weibchen er- innern durch starken Seitenanflug und gelbliche Halsseiten an rhenanus. Typen: ein Paar vom 29. III. 1913 von Gmunden, Koll. von Tschusi. Nach Beobachtungen von Herrn A. v. Jordans, die u.a. zur Klarstellung der Form anregten, ist der Vogel in der Nähe von München nicht selten. In Berajah folgt eine ausführlichere Beschreibung mit Abbildungen einer Nisthöhle aus Ober -Österreich. Vielleicht gelingt es inzwischen, festzustellen, welche Form der mattköpfigen Sumpfmeise an den Donauufern und auf den Donauauen vorkommt. Hellmayr beobachtete Weiden- meisen im Herbste in den Donauauen bei Wien (Orn. Jahrk. 1902, S. 29, von Tschusi in den Salzachauen. Dagegen schreibt gerade in diesem Augenblick Freiherr Geyr von Schweppenburg über Slavonien in litt.: „Weidenmeisen kommen dort (bei Yukovar) merkwürdigerweise auf den für sie doch so geeigneten Donauinseln nicht vor, wenigstens gelang es mir nicht, irgendwelche Spuren von ihnen zu fin- den“. Dieser Befund stammt freilich aus den Sommermonaten. Aufzählung der Vögel des Kiautschou-Gebietes. Von O. Kleinschmidt. Die Aufzählung folgt derjenigen von K. Kothe im Journ. f. Orn. 1907, p. 379. Eingeklammerte Namen bezeichnen Arten, die Kothe an- führt, die aber in den mir vorliegenden Sammlungen nicht vertreten sind. Die Zahlen hinter den Namen bedeuten die Anzahl der vorhan- denen Exemplare. Von den Buchstaben bedeutet E= Collectio Engler, H= Museum Hildesheim, M=Museum Magdeburg. Unter Kiautschou- Gebiet ist das deutsche Pachtgebiet verstanden, also etwa das Gebiet von der Kiautschou - Bucht bis zum Lauschan. Die Vögel der Coll. Engler tragen meist keine genauen Lokalitätsangaben. Bemerkungen über einzelne Arten folgen vielleicht später. Die von Kothe nicht er- wähnten Arten sind durch fetten Druck hervorgehoben. Bei Auf- zählungen bevorzuge ich zweifache vor dreifachen Namen schon wegen der Raumersparnis. Aufzählung der Vögel des Kiautschou-Gcbietes 35 Alken. [1. Alca antiqua Gm.] [2. Brachyramphus perdix (Pall.)] Taucher. 3. Gavia stellata (Pontopp.). 1 E. (= Colymbus septentr. auct.) [4. Colymbus cristatus L.] D. er auritus L. 1 E. 6. “ nigricollis Brm. 2E. [7. r poggei Rchw.] Möven. [8. Larus canus L.? Kothe.] [. ,„ ridibundus L.] 10. ,„ vegae Palmen. 1E. 11. „ erassirostris Vieill. 3E. Seeschwalben. 12. Sterna tschegrava Lep. 1 E. 13. „ zimmermanniRchw. 3E. 14. , longipennis Nordm. 2E. 15, sinensis Gm. 1 E. [16. Hydrochelidon leucoptera (Temm.)] Kormorane. 17. Phalacrocorax filamentosus - Temm. &Schl. 3E.!) 18. Phalacrocorax pelagicus Pall. 5E. Pelikane. [19. Pelecanus philippensis Gm.] Enten. 20. Mergus merganser L. 1E. 21. „ serratorr L. 1 E. 22, „ albellu L. 1E. [23. Oidemia carbo Pall.] [24. Nyroca marila (L.)] [25. „ Zuligula (L.)] [26. 27. [28. 29. [42. . Branta nigricans (Lawr.). 4E. Nyroca ferina (L.)] „ elangula (L.) 1 M. Anas clypeata L.] „ zonorhyncha Swinh. 1E. Nicht ganz typisch, weißes Band vorm Spiegel. . Anas acuta L. 1 E. „ falcata Georgi. 2 E. „ penelope L. 1 E. ; boscasL. 2E. 1H, „ galericulata L. 3 E. „ querquedula L. 2 E. „ formosa Georgi 3 H. ‚s. creccaL. TES SHE IM Höhlenenten. . Tadorna tadorna (L). 2E. . Casarca casarca (L). 5 E. Gänse. . Anser serrirostris Swinh. 3 E. „ albifrons (Scop.) 1 E.2) „ eygnoides (L.)] [Kothe gibt Brantabernicla (L.). an.] Schwäne. . Cygnus cygnus (L.).] roller (Gm „ Jankowskii Alpheraky.] Vermutlich gehören die von Kothe erwähnten Zwergschwäne u. 1 Schantung-Vogel in H. zu zu dieser Form. Brachschwalben. 47. Glareola orientalis Leach. 2E. Strandvögel. 48. Haematopus osculans Swinh. %.M. 1) Kothe gibt P. carbo (L.) an, von dem filamentosus eine geogra- phische Form ist, carbo könnte auf dem Zug vorkommen, da er im nörd- lichen Ostasien brütet. 2) Die Literaturangaben über Artkennzeichen der Bläß- und Zwerg- gans widersprechen sich. 5* [49. . Squtarolasquatarola (L.).1E.2H. . Charadrius fulvus Gm. 1E. . Aegialitis placida (Gray). 2H. (75. 82. [83. . Vanellus vanellus (L.). . Lobivanellus cinereus Blyth.] . Himantopus himantopus (L.). . Gallinago gallinago (L.). O. Kleinschmidt: Arenaria interpres (L.).] A dubia (Scop.). 7 H. . Ochthodromus veredus (Gould). 3E. LM. 1E. . Calidris leucophaea (Pall.).1E. . Tringa pacifica Coues. 9H. Kothe gibt Tringa alpina L. an. . Tringa ferruginea Brünn.]. „ &acuminata (Horsf.).] % ruficollis Pall. 2 H. „ temmincki Leisl. 4 H. » brevipes Vieill. 3 E. „ hypoleuca L.] „ pugnax L.] „ totanus L.] „ erythropus (Pall.).] „ nebularia (Gunn.., 5H. RN stagnatilis Bchst.] „ oerophus L. 1H. n glareola L.. 1 H. . Limosa melanuroides Gould. 2E. Kothe gibt Limosa limosa (L.) an. . Limosa novaezealandiae Gr. 4H. 1E. Numenius arquatus?] ” variegatus(Scop.).3E. ” minutus J.Gd. 2E. Schnepfen. 1 E + stenura (Kuhl). 1H. „ japonica Seeb. 1H. . Scolopax rusticola L. 1 E. Kraniche, Grus lilfordi Sharpe. 1 E. Trappen. Otis dybowskii Tacz.] 86. 87. [88. 89. 9. 9. 92. 3. 94. 3. 96. 9. 98: 99. 100. 191. [102. [108. Rallen. . Rallus indicus (Blyth.). 4E. . Porzana auricularis Reichenb. 2... ET. Kothe gibt pusilla (Pall.) an. Limnobaenus paykulli (Ljungk) 2 E. Fulica atra L. 1E. Ibisse. Ibis melanocephala Vieill.] Platalea? 2 E. Kothe gibt minor T. & Schl. an. Die Stücke stehen aber vielleicht zwischen major und minor. Reiher. Nycticorax nycticorax (L.).2E. Botaurus stellaris (L). 4 E. Ardetta sinensis (Gm... 2 E. Ardetta eurythma Swinh. 7E. Butorides amurensis Schrenk. 1E. Ardea cinerea L.? 3E. 2H. Vorderhals z. T. sehr hell. Ardea manillensis Meyen. 3E. Herodias timoriensis Cuv.?2E. Aber ein Stück hat etwas dunklen Schnabel. Kothe gibt egretta an. Cf. J. f. O. 1910 p. 468. Laufhühnchen. Turnix blanfordi Blyth., 2 E. Tauben. Columba rupestris Bp. 1E. Turtur chinensis (Scop.) 1H. s humilis Temm. 2E. „ douraca Hodgs.] Hühner. Phasianus torquatus Gm.] (In Coll. Engler ein impor- tierter Vogel kiangsuensis But? ?) 104. 105. 115. 116. 117. 118. 119. 120. 121. 122, 123. 124. . Circus spilonotus Kaup; Aufzählung der Vögel des Kiautschou - Gebietes Caccabis chucar (Gr... 3 E. Coturnix japonica T. & Schl. 3 E. Tagraubvögel. 2E. „ eyaneus (L.). 1E. 1M. ir melanoleucus (Forst.). TE. . Buteo plumipes (Hodgs.). 1E. „ hemilasius auct. 5E.1H. Siehe „Falco“ 1909, pag. 14, asiaticus Blyth.! . Archibuteo pallidus Menzb, 1E. . Butastur indicus (Gm.). 6 E. IH, . Accipiter nisus subsp. 5E.1M. Größer als nisus. Aceipiter nisus pallens Stejn?. 2 E: Gleiche Färbungen besitze ich von Europa. . Accipiter gularis T. & Schl. sul. '3.H. Astur cuculoides (Temm.). 1E. Junger Vogel, dem vorigen täuschend ähnlich gefärbt. Astur gentilis subsp. 5 E. Von Kothe als palumbarius bestimmt, aber kleiner und dunkelköpfiger. Pandion haliaetos (L.. 1 H. Pernis orientalis Tacz. 1 E. Milvus melanotis T. & Schl. 4E. 2H. Falco rudolfi K. 1 E. Kothe gibt F. peregrinus an, vielleicht harterti But.? Falco jakutensis (But.). 2E. „ regulus subsp. 5E. 3H. Lichter und wenig größer als Europäer. Falco japonicus T. & Schl. IE. Falco amurensis Radde. 5H. 1E. 1125. [126. 133. 134. 135. [136. 137. 138. . Asio otus (L.).. 2E. . Scops semitorques Schl. . Scops stictonotus Sharpe. . Ninox scutulata (Raffl.). 1E. . Athene plumipes Swinh. 37 Eulen, Bubo kiautschensis Rchw.] „ turcomanus Eversm. Erfordert nähere Mittei- lungen, wohl falsch von K, be- stimmt, Vielleicht neue Form?] . Asio flammeus (Pontopp.). 4E. 2 H. 1 H: 1E. 4E. 2E. 2 H. Kuckucke. Cuculus telephonus Heine. 23. 35H Spechte. Jynx chinensis Hesse. 1E. 1H. Flügel85, Kehleockergelb, am Kinn weißliche (verblichene?) Federchen wie bei Europäern. Ein Vogel mehr rötlich, der andere wie der Sardinier. Picus zimmermanni Rchw. 2:8. 22H. Färbung und Unterseiten- fleckung schwankend. Frag- lich, ob teils Brut-, teils Zug- vögel. Dryobates cissa (Pall.).] Genauer zu bestimmen, ob etwa tscherskii? Dryobates cabanisi. 1E. 4H. Z. T. mit endwärts weiß- gefleckten Skapularen (An- näherung an tscherskii?). Eisvögel. Alcedo pallasi Reichenb. 4E. 3 H. Kothe nennt allgemein ispida L. Hartert gibt bengalensis an. Maße aber nicht selten bis 74,5, vielleicht form. nov. 38 O: Kleinschmidt: 139. Halceyon pileatus (Bodd.). 5E. 140. Ceryle lugubris (Temm.)? 1M. Noch mit typ. lugubris und guttulata zu vergleichen. In H. 2 Vögel von Jchang. Raken. Eurystomus calonyx Sharpe. TE. 1M. Wiedehopfe. . Upupa saturata Lönnb. 2E. 2H. 1M. Sehr wenig von epops ver- schieden, ein wenig grauer. 141. Ziegenmelker. 143. Caprimulgus jotaka. Temm. & Sch. 2E. 3H. Raupenfresser. Pericrocotus cinereus Lafr. 1 H. 144, Seidenschwänze. 145. Bombyeilla garrula (L.)]? [Bombyecilla japonica (Sieb.)]. Fliegenschnäpper. Muscicapa cyanomelana Temm. cf. Falco 1907 p. 96. 2E. Muscicapa //H. [148. Terpsiphone incii (J. Gd.)]. 146. 147. latirostris Raff. Würger. 149. Lanius lucionensis L. 1H. Im Mus. Hildesh. noch ein Vogel von Zentral-Schantung mit blasser (isabellinus) Färbung und gelber (cristatus) Unter- seite. 150. Lanius tigrinus Drap. 1E. 151. Lanius sphenocercus Cab.5 E. SE: 152. Lanius bucephalus T. & Schl. LE. 10H: Brillenvögel. 153. Zosterops palpebrosa subsp. d2E: Wohlsimplex. Nachzuprüfen! Meisen. 154. Parus hellmayri Bianchi.5 H. Raben. 155. Corvus hassi Rchw. 1E. 156. „ Ppastinator J.Gd. 1E. 3H. 157. » torquatus Less. 2E. 4H. 158. Colaeus neglectus (Schl.). 5H. 159. Pica sericea J. Gd. 1E. 11 He „ bactriana Bp. 1E. Wohl alles Zwischenform zwischen beiden. 161. Cyanopica swinhoei Hartert 160. 5BE. 14H. Pirole. 162. Oriolus indicus Jerd. 4 E. 10 H. 12M: Stare. 163. Sturnia sturnina (Pall.,. 1E. 164. Spodiopsar cineraceus (Temm.) 4. E. 1.9. H. \1.ME Finken. Passer jubilaeus Rchw. Albino. 1E. Coccothraustes japonicus T. & Schl.]. Eophona migratoria Hartert 1E. Eophona magnirostris Hartert 1E. Chloris sinica L.] Carpodacus grebnitzkii Stejn. 1H. Nicht erythrinus (Kothe), da Flügel 81 mm. 170. Fringilla subcuneolata Kl. UE.N2H: 168. [166. 166. [168. 169. Aufzählung der Vögel des Kiautschou - Gebietes. 39 171. Loxia curvirostra subsp. 1E. 1H. Die von Hartert V.p.F. p. 119 erwähnte Form (Farbe prächtig, Flügel 9,7; 10,0) nicht albiventris. Ammern. [172. Emberiza tristami Swinh.]. 173. R castaneiceps 1 H. „ subsp.? 1E. Flügel nur 7,7. Bismarck- berg 8. Apr. 174. Emberiza spodocephala Pall. >H. [175. Emberiza personata Temm.). 176. „ rutila Pall. 2H. nn. „ rustica Pall. 1E. CH. Bachstelzen. [178. Budytes thunbergi Billberg)]. 179. „ taivanus Swinh. 1H. [180. » eitreolus (Pall.).] 181. Motacilla lugens Kittl.! 1H. [182. = ocularis Swinh.]. % melanope Pall. 1E. Pieper. [183. Anthus maculatus Hodgs.] 184. » richardi Vieill. 1H. Lerchen. 185. Alauda intermedia Swinh. 4H. 186. Calandrella cheleensis (Swinh.).. 6H. 1M. 187. Galerida coreensis Tacz? 1E. 20H. Noch nicht verglichen. Sänger. 188. [Dryonastes perspicillatus (Gm.)]. 189. [Acrocephalus orientalis (T. & Schl.)]. 190. Geocichla varia (Pall... 3E. * sibirica (Pall.). 1 E. 192. Turdus fuscatus (Pall). 1E. 1M. 193. Turdus naumanni 2E. 4H. 194. Turdus hortulorum (Schl.). 1 EB... LM. 195. [Turdus obscurus Gm.] — [Monticola cyanus (L.).] 196. u philippensis (P. L. S. Müll). 2E. 197. Monticola gularis (Swinh.). (Ein Käfigvogel.) 198. Pratincola stejnegeri Parrot. (Temm.). LEE, :1:M. 199. Erithacus calliope (Pall.). 1E. 6H. cf. Falco 1905, S. 69. Erithacus cyane (Pall.).] ” suecicus (L.).] Wohl robustus (But.) oder form. nov. Von Kreyenberg südlicher, bei Paotou, gesam- melte Stücke (Mus. Magdeb.) messen 7,3, 7,5, 7,5. Färbung dunkel wie gaetkei, Schnabel dünner, länger, Schwanzbinde schmaler. Stern groß, einen rostroten Querkragen bildend, 202. Erithacus auroreus (Pall.). 3E, [200. [201. 40 Verschiedenes. Seltene Gelegenheit für Sammler. Der Unternehmer einer von zwei Zoologen von Fach begleiteten Expedition nach West-China (Szetschwan) will ver- suchen, mir die in Sammlungen überaus seltenen dortigen Sumpfmeisenformen, denen ich in Berajah eine besonders eingehende Untersuchung widmen muß, zu verschaffen. Der eine oder andere Leser wird gewiß ähnliche Wünsche hegen, die jenes interessante, uns seither fast am meisten verschlossene Gebiet betreffen, und daher diese Mitteilung dankbar begrüßen. Genaue Nachrichten über Desiderata werden baldigst an mich erbeten. Da es sich um kein Ge- winnunternehmen handelt, sind die Preise voraussichtlich mäßig. Der Unternehmer möchte nicht mehr sammeln, als für wissenschaftliche Zwecke erwünscht und nötig ist. Der Herausgeber. Die Flügelform des jungen Wendehalses. Der junge Wendehals hat eine vom alten Vogel ganz verschiedene Flügelform. Die erste Schwinge ist etwa 3 cm lang und wohl ausgebildet mit rundem Ende, während sie bei der ersten — wahrscheinlich sehr frühen — Schwingen- mauser einer nur etwa 1cm langen verkümmerten „Sprosser- schwinge“ Platz macht. Ich habe diese Tatsache noch nir- gends erwähnt gefunden, kann mir aber vorläufig kaum denken, daß sie noch ganz unbekannt ist. Eine ähnliche Veränderung der ersten Schwinge findet sich bei vielen Vögeln, aber in viel geringerem Grade. Man wird hiernach meine Vereinigung von Nachtigall und Sprosser „natürlich“ finden. 0. Kl. Zusendung von Vögeln,die an Überlandzentralen gefallen sind, erbittet von Mitte August an zu wissen- schaftlicher Untersuchung gegen Erstattung des Portos Curt Tannert, Leipzig, Elisenstr. 115. Die Ausgabe der nächsten Berajah-Lieferung erfolgt im Herbst. Jede Gewinnung neuer Abonnenten durch die Subskribenten erweitert den Umfang und die Zahl der jährlichen Lieferungen. Druck von Gebauer-Schwetschke G. m. b.H., Halle a. S. FALCO. Neunter Jahrgang. Nr. 3. Oktober. 1913. Schriftleiter: ©. Kleinschmidt, Dederstedt, Bez. Halle a. d. S. — Kommis- sionsverlag: Gebauer-Schwetschke Druckerei u, Verlag m.b.H., Hallea.d.S, Gr. Märkerstr. 10. — Preis aller Veröffentlichungen von Berajah u. Falco: jährlich 9 Mark. Tannenheherzug in Sicht! Herr Professor Dr. Thienemann und Herr Amtsrichter Tischler melden von der Kurischen Nehrung starken Tannen- heherzug. 26 junge(!) Exemplare haben sie bereits in Hän- den gehabt und 10 davon beringt. „Ich grüßte ihn, und er flog in die herbstliche Pracht. Ihr Jäger, schont ihn!“ Mit diesen schönen Worten schloß ein deutscher Weidmann in der Neudammer Jägerzeitung die Schilderung von seinem Zusammentreffen mit dem Sibirier gelegentlich des letzten Zuges. „Bravo!“ dachte ich, als ich diese Stelle las. Trotzdem bitte ich meine Freunde auf dem Gebiet des Naturschutzes, nicht jeden Abschuß von Tannen- hehern zu verdammen. Zu verdammen ist es, wenn Vögel aus Neugier oder Langeweile geschossen und darauf ohne Untersuchung weggeworfen werden. Wer einen sibirischen Tannenheher besitzen möchte, kann ihn aber m. E. bei solcher Gelegenheit unbedenklich ab- schießen, da die Züge des Vogels sowieso einen Überschuß darstellen dürften, der, mit wenigen Ausnahmen, in den Tod wandert. Aber auch da, wo in unweidmännischer Weise Stücke ohne bestimmten Zweck getötet werden, sollte man den übereifrigen Schützen nicht einschüchtern, sondern veranlassen, daß die einmal getöteten Vögel auf Form, Alter und Ringe untersucht und — präpariert werden. Ich rate, in diesem Sinne auf die Presse einzuwirken. Leider wendet sich nun einmal, auch ohne unser Zutun, das Falco. 4 42 Willy Schlüter: Interesse der Laienwelt mehr den abnormen als den viel wichtigeren normalen Erscheinungen zu. 0.KT Zwei neue Kolibriformen, Metallura thyrianthina harterti subspec. nov., Leueippus leucogaster longirostris subspec. nov. Von Willy Schlüter, Halle a. S. Metallura thyrianthina harterti Schlüt. Mir liegen sechs Exemplare vor, und zwar vier alte, aus- gefärbte Männchen und zwei Vögel im Jugendgefieder. J'ad. Oberseite bronzegrün, aber bei auffallendem Lichte deutlich schwarz schimmernd. Steuerfedern oben und unten mit tiefem Purpurschimmer. Unterseite mehr schwarzgrün, der grüne Kehlfleck stumpfer grün, nicht so glänzend, Kehl- seiten von vorn gesehen noch schwärzer erscheinend, als bei thyr. typica. Die jungen Vögel zeigen die Unterschiede der Ober- und Unterseite sowie den tiefen Purpurschimmer der Steuerfedern etwas weniger kräftig als die alten Männchen, aber immer- hin sehr gut erkennbar. Weibliche Vögel konnte ich nicht untersuchen. Sie wer- den aber vermutlich den jungen Vögeln in den etwas weniger deutlichen Unterschieden gleich sein. Die Typen, ein Jad und ein Vogel im Jugendkleid, so- wie die Cotypen befinden sich in meiner Privatsammlung und sind von 8. Bricefio in Merida (venezuelanische Anden) ge- sammelt. Herr Direktor Dr. Hartert in Tring, mit dem ich wegen dieser neuen Form korrespondierte, machte mich darauf auf- merksam, daß ihm die Abweichung der Venezuelavögel von der typischen Form schon länger aufgefallen sei. Ich be- nenne die Venezuelaform nach ihm. Leueippus leucogaster longirostris Schlüt. Von dieser neuen Form liegen mir zwei Exemplare, ein d und ein 9, im Alterskleid vor. Zwei neue Kolibriformen. 43 Die Vögel unterscheiden sich von der typischen Form in der Färbung nur durch die etwas mehr goldgrüne Färbung der Oberseite und den matteren Oberkopf, während die Haupt- unterschiede in den Größenverhältnissen liegen. L. leucog. longir. L. leucog. typ. Flügel . . 60 mm 57—58 mm Schwanz . 38 mm 35—36 mm Schnabel . J 27mm 2 0 2% mm | vu Außerdem ist der ganze Vogel größer als leucog. typicus. Die Typen, je 1 gJ und 1 9, befinden sich in meiner Privatsammlung und sind von Lindner in der Provinz Salta in Argentinien gesammelt. Vorläufige kurze Beschreibung neuer Formen von den Balearen. Von Adolf von Jordans. Von meiner Reise nach den Balearen brachte ich dies Frühjahr schöne Serien der dortigen Vogelarten mit und gebe im folgenden eine kurze Diagnose einiger neuer Formen: Sylvia sarda balearica subsp.n. Zwergform des Sardensängers. Flügellänge 9 48—51, 248—50 mm (sarda sarda 56—59!). Ich sammelte 10. d, 7% und 2iuvenes. Typus J. 19.1V.1913 Isla Dragonera vor der Westküste Mallorcas. Coll. v. Jordans. Muscicapa striata balearica subsp. n. Von überraschend lichter Färbung. Oberkopffedern mit breiten weißen Rändern. Rücken und Unterseite sehr hell. Sehr ähnlich M. str. neumanni Poche, aber noch heller, vor allem am Oberkopf. Bedeutend kürzere Flügel. Flügellänge d 79,5—815, 2 76-80 mm (M. str. striata 8S5—89, M. str. neumanni 86—90,5 mm). Typus in meiner Sammlung. Parus coeruleus balearicus subsp. n. Bauch- und Brustmitte — abgesehen natürlich von dem dunkeln Mittelstreif — sehr hell, weiß mit grauem Anfluge, beim $ stärker als beim JS ausgeprägt, jedoch auch bei letz- terem sofort auffallend. Weibchen die bei dem Männchen 44 Adolf v. Jordans: Beschreibung neuer Formen von den Balearen. meist vorhandene intensiv reinzitrongelbe Färbung der Vorder- brust und der Seiten nie erreichend. Rücken des $ grau, selten schwach grünlich überflogen. Rücken des S auch ins Graue gehend, hier aber schwächer. Starker heller Nacken- fleck und sehr reinweiße Stirn. Flügellänge d 61—70, 2 64 bis 68mm. Typus 2 11. III. 1913. Valldemosa. Mallorca. Coll. v. Jordans. Parus maior mallorcae subsp. n. Neigung zur Graufärbung des Rückens und sehr helle rahmfarbene, oft weißliche Färbung der Unterseite. Das schwache Gelb der Brust reiner als bei maior maior, fast stets ohne grünliche Tönung, nur bei wenigen Stücken intensiver. Drei Vögel von den Pityusen (Museum Rothschild. Tring), zwei von Malaga und fünf von Sevilla aus der Coll. Klein- schmidt (vgl. hierüber vorige Nummer dieser Zeitschrift!) scheinen in der Mitte zwischen portugiesischen und mallor- canischen zu stehen. Ich möchte diese vorläufig aber weder trennen, noch einer der beiden Formen zurechnen, sondern weiteres Material abwarten. Flügelläinge S 70—73, 2 69 bis ‘1 mm. Typus in meiner Sammlung. Diese vier Formen sind sämtlich bedeutend heller als ihre mediterranen Verwandten. In einer in Angriff genom- menen größeren Arbeit gehe ich ausführlicher auf die Einzel- heiten ein. Naumanns „Allgemeiner Naturhistorischer Atlas“. Herr Amtmann Eckstein erzählt in seinen Mitteilungen (s. oben Seite 20), daß er in seiner Kindheit bei einem Be- suche im Naumannschen Hause mehrere Seepferdchen sah. Offenbar waren dies Modelle zu dem von Naumanns Sohn Julius herausgegebenen Atlas, dessen Titel in Band I des „Neuen Naumann“, pag. XXIII nicht ganz genau zitiert ist. Er lautet auf dem letzten Heft: „Allgemeiner | Naturhisto- rischer Atlas. | zunächst | zu | Gräfe und Naumann’s | Hand- buch der Naturgeschichte nach allen drei Reichen, | aber auch bei jeder andern Naturgeschichte brauchbar. | Unter Mitwir- kung | Professor J. F. Naumann’s, | (Verfasser der Natur- Naumanns „Allgemeiner Naturhistorischer Atlas“. 45 geschichte der Vögel Deutschlands und Mitglied mehrerer gelehrten Gesellschaften) | gezeichnet, in Kupfer gestochen und herausgegeben | von | dessen Sohne, | Julius Naumann. | — | Fünftes und sechstes Heft (Schluß). | Eisleben, 1840. Ver- lag von Georg Reichardt“. Das erste Heft trägt die Jahreszahl 1835. Es fehlen auf seinem Umschlag die Worte „Zunächst bis brauchbar“ und der Titel „Professor“. Ich besitze von dem Atlas ein vollständiges Exemplar. Er gibt in kolorierten Kupferstichen zahlreiche kleine Ab- bildungen vorwiegend ausländischer Tiere in systematischer Reihenfolge auf 23 Tafeln. Dann folgen 120 Pflanzenarten auf 5 Tafeln, gleichfalls farbig. Die 5 mineralogischen Tafeln geben Schnittmuster zur Herstellung von Modellen der Kristall- formen. Der Text enthält nur ein Vorwort, ein alphabetisches Verzeichnis der deutschen Namen, ein gleiches der lateinischen Namen aller abgebildeten Tiere und eine systematische Über- sicht über den Inhalt aller Tafeln. Über dem Verzeichnis der Pflanzentafeln, die keine Unterschrift tragen, steht: „(Von Dr. D. Dietrich). Unter sämtlichen Tafeln des Tierreichs steht „Julius Naumann del. & sculps.“, „Julius Naumann fec.“ oder „J. Naumann fec.“ oder „J. Naumann sculps.“ Auch das Vorwort ist von Julius Naumann allein unterzeichnet. Es heißt darin, daß der Atlas für Schule und Haus, nicht für Gelehrte von Fach angefertigt sei?). Es lag also wohl nicht in seiner Absicht, neue Namen aufzu- stellen, so daß z. B. der Name „Sibirisches Blaukehlchen, Sylvia coerulea“ vielleicht weiter ignoriert oder als Ge- dächtnisirrtum aufgefaßt werden kann?. Von den Abbildun- gen wird im Vorwort bemerkt, daß sehr viele Original- zeichnungen sind, und daß allbekannte Tiere weggelassen wurden. 1) Heute wird es sehr wenige Naturforscher von Fach geben, welche die darin abgebildeten Tierarten alle kennen. 2) Während nach anderer Auffassung gerade die „im Unterricht gebräuchlichen“ Namen als gültig bezeichnet werden. So ist dieser Atlas ein interessantes Beispiel zu den 1912 von der Deutschen Zoo- logischen Gesellschaft angeregten Nomenklaturfragen. 46 An der Hochspannungsleitung verunglückte Vögel. Jedenfalls bleibt dieser Atlas eine achtenswerte und be- achtenswerte Leistung, mag nun der Sohn das gute Auge und die geschickte Hand vom Vater geerbt und die Technik des Kupferstiches von ihm erlernt haben, oder mag der Vater der eigentliche „Urheber“ sein, der dem Sohn nicht nur seinen Rat lieh und seinen Namen, sondern auch seine Kenntnisse und seine Kunst. Herrn Ecksteins Eifer wird es vielleicht gelingen, darüber Klarheit zu schaffen. 0.'KE Die im Jahre 1913 an der hiesigen Hoch- spannungsleitung verunglückten Vögel. An der hiesigen Starkstromleitung verunglückten in diesem Jahre wieder mehr Turmfalken als 1912, da deren Zug durch häufigeres Vorkommen von Mäusen entweder mehr in unsere Gegend gelenkt wurde oder in derselben eine An- stauung erfuhr. Viel öfter als früher fand ich in letzter Zeit, daß den Falken ein Fuß oder gar beide Füße ab- gebrannt oder im Sturz völlig abgebrochen waren. Ich gebe nachstehend einen Auszug aus meinen Auf- zeichnungen. Wo nicht ausdrücklich bemerkt ist, daß die Vögel lebten, wurden sie tot aufgefunden. 28. 6. 1913. Ein junger (d. h. vorjähriger) Turmfalke. Linker Flügel fast abgebrannt. 1. 7. Mast 250 bis 208 kein toter Vogel, obschon Stare nahe in einem Baum und reife Kirschen unter den Drähten. 3. 7. Junge Rabenkrähe, Beine aufgeschlitzt, im Magen Kirschkerne. 6. 7. Junger Star, VIL, VIII. Schwinge in Mauser. 13. 7. Desgl., VL, X. Schwinge in Mauser, 1 trockener Star- kadaver angefressen. 14. 7. Jungstar zugetragen, V.—X. in Mauser, Kirchsaft am Schnabel. 23. 7. Mast 242. 1 Star, Mumie, VI.— VIII. in Mauser. „ ..%9. 1 Star, frisch, V.—IX. in Mauser. Federn eines zweiten. „238 1 Star, Mumie. „ 235. 1 zerrissene Mumie. An der Hochspannungsleitung verunglückte Vögel. 47 23. 8. Mast 234. 1 zerrissene Mumie. a > | _ AR „ 232. Ein paar Starfedern. „. 236. 1 Flügel von Mumie. re! „ „ ) „ 208 am Transformator 2 Mumien „ 253. 1 zerrissene Mumie 256. 2 Mumien Primaner Zen hen 259 u. 258. 1 junge Lerche frisch Wentrup Mast 259. 1 Star, Mumie abgesucht. Nahe Mast 6. 1 Kiebitz verfault und trocken. Schochwitz von Herrn 968. eu Nummer (32) Räther — nach Höhnstedt 251 - Transformator 20 12 1.217 208 218 Elbitz a we Schwittersdorf 234 250 « Transformator Dederstedt Hedersleben Oberrißdorff ——— Unterrißdorf Schematisierte Darstellung der abgesuchten Mastreihen. 28. 7. Von Herrn Primaner Görnitz 3 Stare, 1 Steinkauz- mumie, 1 Lanius collurio gefunden. 29. 7”. Von Herrn Görnitz Strecke Hedersleben—Oberrißdorf 2 Star-Mumien, Oberrißdorf—Unterrißdorf 9 Star-Mumien und ein madiger Steinkauz gefunden. 48 An der Hochspannungsleitung verunglückte Vögel. 3. 8. Dederstedt—Höhnstedt von mir abgesucht. Mast 221. 2 Mumien von Sturnus. 1 Turmfalke fliegt heil ab. „. 2%63. 1 Star-Mumie. Sonst nichts, auch vor Räther nichts, wo 1911 viele Stare lagen. 10. 8. 3 Starenflüge zugleich über Dederstedt nach S. Abends wieder welche. 1 Sturnus und 1 Junglerche von Kin- dern zugetragen. Herr P. M. sah tote Stare an der Lei- tung. 12. 8. Junges 9 von Accipiter nisus von der Leitung er- halten. Laufbekleidung losgesprengt. 15. 8. Buteo juv. von einem Arbeiter lebend, gelähmt unter der Leitung gefunden. 30. 8. Lebenden Turmfalken von der Leitung erhalten. Ein Flügel und ein Fuß gelähmt. In meiner Abwesenheit (17. 8. bis 29. 8) von dem Überbringer, einem Jungen, einmal angeblich 8, von einem Schäfer 2 Turmfalken von der Leitung aufgenommen. 31. 8. Mast 236. 1 Turmfalk. „ %2. 1 Star bis auf den Kopf vermausert. „230. 1 Turmfalk. Buteo fliegt von einem Mast ab. „. 229. 1 Turmfalk, ziemlich frisch, und 1 Star bis auf den Kopf vermausert. Zwischen 229 u. 228. 1 Star, 1 Turmfalkenmumie. Mast 228. 1 Turmfalk, Mumie. „1227. 2 'Star, Mumie. „ 225. 1 Turmfalk, Mumie, 1 Turmfalk, ziemlich frisch. „. 223. 1 Turmfalk, Mumie. „ 221. 1 Turmfalk, schon skelettiert. „218 Stier. Von Mast 1 bis 12 nur bei 11: 1 junge Saatkrähe (Mumie) und 1 Star (Mumie). Nach der andern Seite Mast 214: 1 Starfeder, 213: 1 Star, fast frisch; bis 208 (am Transformator) nichts. Ein Rotschwanz flog heil vom Trans- formator ab. An der Hochspannungsleitung verunglückte Vögel. 49 2..9. Zwischen Dederstedt und Schwittersdorf Reste einer an- geflogenen Alauda unter Telephondrähten. Ein großer Starenflug früh in breiter Front nach NW., ein zweiter kleiner, 1 Schwarm in einem Rübenfeld. Bei Schwitters- dorf flüchten Kinder mit einem lebenden Star. Nach- mittags auf Umweg Starkstromleitung Schwittersdorf— Dederstedt abgesucht. Von Mast 50 bis 20 nur 2 Stare unter 39, 1 Star bei 29, 1 Turmfalke bei 21, alles Mumien. — 1 Turmfalke fliegt auf dieser Strecke mehrmals heil ab und fußt jedes- mal zwischen zwei Masten auf dem ungefährlichen Blitzseil. Mast 19—1 nichts. Vor 224 eine vorgestern übersehene junge Saatkrähe (Mumie). Unter 224. 1 Turmfalk frisch, ein abgebrannter Fuß liegt daneben. Mast 227. 1 Star frisch, arg verbrannt, von Wespen zerfressen. 8. 9. Mast 224. Wieder 1 Turmfalk mit abgebrannten Füßen. „ 225. 1 Turmfalk mit einem Fuß. +1 280: E Starr: „ 237. 1 Turmfalk, beide Füße liegen daneben. 4.9. (Mit A. von Jordans): Mast 234. 2 Stare, 1Saxicola, früher übersehen, Mumien. „ 203. 1 Star frisch. Zwischen 230 und 229 2 Turmfalken - Mumien früher übersehen. (Ich zeichne alle gefundenen Turmfalken- mumien durch Ausziehen der rechten mittleren Schwanzfeder, so daß keine zweimal notiert wird. In Rübenfeldern kann man leicht Vögel übersehen.) Mast 227. 1 Turmfalk frisch. „ 224. 1 Star wohl gestern übersehen. 5. 9. Dr. Curt Feige findet an derselben Strecke 2 frische Turmfalken. 6. 9. Adolf v. Jordans findet 2 Turmfalken, davon 1 lebend, der mit einem abgebrannten Fuß und wundem Flügel vergebens zu flüchten sucht. 1 Star von Kindern gebracht. 7. 9. Mal glücklich nichts. 50 An der Hochspannungsleitung verunglückte Vögel. 10. 9. Vor Elbitz von Adolf v. Jordans eine Schwarzamsel (Mumie), jung, wie alle verunglückten Vögel, gefunden. 11. 9. Nichts. 12. 9. Schwittersdorf—Dederstedt (gleiche Strecke wie 2. 9.) abgesucht. Ein Wiedehopf fliegt lange vor mir her, immer wieder auf Bäumen ruhend oder auf der Erde Würmer fangend, beim Niedersetzen jedesmal die Haube fächernd und wieder schließend. Auf Mast 21 (mitten in freiem Feld!) sitzt eine wandernde Kohlmeise auf den Ausschaltungsspitzen, fliegt aber unbeschädigt weiter. 3 Steinschmätzer sitzen dicht nebeneinander am Weg, 1 Turmfalk sitzt oben auf einem Mast (zirka 224) und fliegt heil ab. Viel Lerchen an ihrem Lieblingsplatz, überhaupt viel Vögel, Rotschwänze, Motacilla alba und flava, längs der Leitung sich umhertreibend. Unter den Masten liegen nur die alten, schon notierten Mumien. 15. 9. Dr. C. Feige findet zwischen Dederstedt und Heders- leben, also fern von den Starkstromleitungen, 1 toten Goldammer im Nestkleid mit einer Fußwunde. An dem Vogel scheint deutlicher Brandgeruch wahrnehmbar. Unter Mast 224 findet derselbe 1 Turmfalken, neben dem beide abgebrannten Fänge liegen. 1 ganz vermauserter Jungstar an einem nahen Mast (zirka 228). 3 Bussarde kreisen, von 2 Krähen angegriffen, 1 Turmfalk schreit, Steinkauz ruft abends. 16.9.) Nichts. 17. 9. Unter zirka 30 Masten zwischen Hedersleben und Ober- rißdorf (vgl. 29.7.) Mumien von 1 Waldkauz und 1 Stein- kauz. Nach Aussage des Chausseewärters auch Stare gefallen. 19. 9. 1 junge Saatkrähe, beide Füße abgebrannt. 20. 9. Dederstedt—Höhnstedt, 1 Buteo sitzt oben auf einem Mast, fliegt heil ab. Gleichzeitig fliegen 3 Fasanen auf unter den Masten, wo im Vorjahr ein verluderter lag. Mast 226. 1 Star frisch. „ 258. 1 Singdrossel, wohl nur angeflogen, Brust- bein zerbrochen, 1 Turmfalk verwest. „259. 2 Stare frisch. „260. 1 Turmfalk verwest. An der Hochspannungsleitung verunglückte Vögel. 51 Mast 262. 1 Star. „267. 1 junge Saatkrähe, nicht mehr frisch. »„ 268. Nichts. Rechts abbiegend an 32 nicht numerierten Masten: Vom 1. bis 15. Mast nichts. Unterm 16. Mast 2 Stare 5 Ira... odvDtar, | " 3 Ko a ara nr vor dem Dorf Räther. N a | „ 22. „ 1 „ Vom 23. bis 32. Mast (durchs Dorf) nichts. Beim 32. Mast biegt die Leitung von meinem Wege ab. Stare fast alle ganz frisch. Fünf Stück davon auf Magen- inhalt untersucht: In Menge die sehr schädlichen Erd- raupen (Agrotis) und Käferreste, die noch genauerer Be- stimmung harren. 22. 9. 1 Singdrossel fliegt in der Nähe. Ein Gewölle von Mistkäfern liegt unter Mast 240. Von 250 bis 208 und 251 bis 258 nur unter dem gefährlichen Mast 224 1 Star und Federn eines anscheinend von einem Raubvogel auf- gefressenen daneben. Ein großer Starenflug braust in der Nähe in Schwenkungen umher. Mast 1—12, wo 1911 viel tote Vögel, gar nichts, auch keine Mumien, obschon großer Starenflug in der Nähe auf der Erde in Stoppeln. 23. 9. Je 1 frischer Star unter 224 und 223. Sonst von 250 bis 218 und 1 bis 11 nichts. Bisherige Ergebnisse. 1. Die Möglichkeit, der hier durchziehende Turmfalken- stamm sei 1911 vernichtet und darum 1912 ausgeblieben, wird durch die Beobachtungen von 1913 widerlegt. 2. Alle gefundenen Vögel waren wieder junge 1913 er- brütete Stücke bis auf 2 Turmfalken, die 1912 erbrütet (also auch noch in unfertigem Gefieder) waren. 3. Man darf die Funde von Tagen starken Zuges und von einzelnen Teilen der Leitung nicht verallgemeinern und etwa nach Tagen und Mastzahl Berechnungen aufstellen. 52 An der Hochspannungsleitung verunglückte Vögel. 4. Daß an einzelnen Masten mehr Opfer gefunden wer- den (z.B. 2241), liegt nicht an dem Mast, sondern an der Be- bauung der Felder. Kleeacker zieht durch die Mäuse die Turmfalken, Rübenacker durch die Erdeulenraupen die Stare an. 1911 waren Mast 1—12 am schlimmsten, die diesmal un- gefährlich waren. 5. Es sind fast ausschließlich die zum Schutz des Men- schenlebens angebrachten Erdungsbügel, die den Vögeln ge- fährlich werden. Die verunglückten Vögel stellen nur einen kleinen Teil der durchziehenden dar. 6. Daß die länger hier verweilenden Vögel bald die Ge- fahr kennen lernen, beweist das Fehlen von Funden zu an- derer Jahreszeit. Es ist ganz verständlich, da Landleute über- einstimmend beobachteten, daß beim Kurzschluß (Herabstürzen eines Vogels) ein Knall wie von einem „Pistolenschuß“ oder lautem „Peitschenschlag“ hörbar ist, der die dicht daneben auf Leitungsdrähten und Blitzseil oft zu 30 sitzenden Stare ebenso erschreckt und verscheucht, als würde einer aus ihrer Mitte herabgeschossen. Doch konnte ich dies selbst noch nicht beobachten. Kleinere Vögel sitzen oft ungestraft auf den Bügeln, und die Drähte selbst sind so gut wie gefahrlos für alle kleineren Vogelarten. Die Vorschläge zur Abhilfe, die man liest, sind meist sehr töricht. Man überlasse sie den eifrig daran arbeitenden Ingenieuren. Bis jetzt scheinen die Resultate an den Masten, wo man die Erdungsbügel etwas herabbog, günstig. 7. Man darf nicht meinen, daß das Vogelleben in der Nähe der Leitungen verarmte. Unter manchen Masten und Drähten ist der Boden getüncht von den Exkrementen der darauf ohne Nachteil ruhenden Vögel. Steinkäuzchen, die 1911 vielfach verunglückten, scheinen jetzt ziemlich die Bügel zu meiden. Ich sah und hörte sie viel in der Nähe des Abends und am Tage, und sie sind hier häufiger als je. Der eine Sperber gleicht die Opfer an Staren aus. So bleiben nur die Turmfalken und die Scheußlichkeit, daß Vögel mit abgebrann- ten Füßen zuweilen nicht gleich tot sind. Man hat vorge- schlagen, die Bügel ganz zu entfernen. Das mag tun, wer um der Vögel willen Menschenleben gefährden mag. Warten Kritik. 53 wir lieber verbesserte Konstruktionen ab oder geben wir den Vögeln gefahrlosere Sitze an den Masten! Ich schickte die meisten Vögel an Herrn Tannert (als Fachmann auf elektrotechnischem Gebiet) zur weiteren Unter- suchung der Verletzungen. 0. Kritik. „Falco* war von Anfang an als kritisches Organ gedacht. Jene Art von Kritik, die sich über andere erheben und lustig machen will, soll ihm fern bleiben. Es gibt eine Kritik, die das Gute will. Auch sie schmerzt, aber sie macht es wie der Arzt, der da weiß, daß ein scharfer Schnitt mehr im Interesse des Patienten liegt, als eine zögernde und zaghafte Behandlung. Die Redaktion übernimmt die Verantwortung dafür, daß alle Kritiken die hier ohne Nennung der Verfasser erscheinen, nur deshalb anonym sind, um jeden Verdacht egoistischer Besserwisserei zu meiden, und daß alle Kritiken, die den „scharfen Schnitt“ ausführen, nur Dinge behandeln, über die keine Meinungsverschiedenheiten mehr möglich sind. Da zu Literaturberichten vorläufig der Raum fehlt, soll wenigstens zur Abstellung von Mängeln in der Literatur bei- getragen werden. Die Redaktion. Mehrere Vogelschutzorganisationen halten es leider immer noch nicht für nötig, sich um die Kritik ornithologischer Fachleute zu bekümmern, und behandeln die moderne wissen- schaftliche Arbeit und ihre Literatur mit deutlicher Gering- schätzung. Den Schaden hat nicht diese. Ihn haben die Verächter der „allzu fachwissenschaftlichen Arbeit“ der „Balg- ornithologie“ usw. selbst! Warum wendet man sich z. B. in der Paradiesvogelangelegenheit nicht an einen wirklichen Kenner der vielen verschiedenen Paradiesvogelarten? Warum hat man noch nie einen Kenner der südamerikanischen Ornis zu Rate gezogen. 54 Kritik. Oder waren die Fachleute seither zu zaghaft in der Kritik? Wer Fachmann in gewissen Vogelschutzmaßnahmen ist, ist es deshalb noch nicht in ornithologischen Dingen. Nr. 8 des laufenden Jahrgangs der Ornithol. Monats- schrift enthält eine flott gemalte Tafel „Buntspecht und Eich- hörnchen“. Als „altes Männchen“ des großen Buntspechtes ist ein Vogel mit ganz rotem Oberkopf, also ein junger Vogel im Nestkleide abgebildet, der das Eichhorn zu ver- treiben sucht. Das „zur Hilfe“ eilende „Weibchen“ hat ein rotes Nackenband, ist also ein altes Männchen. Zwei aus dem Nest lugende, angeblich junge Vögel haben schwarzen Oberkopf, sind also zwei alte Weibchen. Besonders schmerzlich ist es, an einem Buche Kritik üben zu müssen, das, mit Liebe zur Sache von einem sym- pathischen und geschickten Beobachter geschrieben, wegen mancher guten Ausführungen und Ratschläge Empfehlung verdient: Karl Haenel!): Unsere heimischen Vögel und ihr Schutz, Würzburg 1913. Vielleicht dient das Folgende zur besseren Durchsicht der zweiten Auflage. Der Leser urteile selbst. Genaue ornithologische Kenntnisse sollen nicht unbe- dingt nötig sein zu Vogelschutzarbeiten (S.5). Der Wander- falke soll „natürlich auch junge Hasen keineswegs ver- schmähen“ (S. 185), der Baumfalke seltener sein als der Wanderfalke (S. 185). Der Rauchfußbussard wird als Abart des Mäusebussards (S.23), Gartenammer und Gerstenammer werden als Abarten des Goldammers (S. 25) bezeichnet. Der Pirol soll nur sehr vereinzelt in Deutschland brüten, in den Isarauen „noch“ in größerer Zahl heimisch sein (S.18). „Der (sie!) Paradiesvogel“ „kommt (nach S. 65) gegenwärtig fast nur noch in dem deutschen Teil der Insel Neu-Guinea vor“. Hier ist es deutlich, daß man die Vögel z. T. gar nicht kennt 1) Sachverständiger der staatlich autorisierten Kommission für Vogelschutz in Bayern. Kritik. 55 und geradezu ignoriert, für die man neue Gesetze verlangt!). Der Gartenrotschwanz soll in geringer Zahl (S. 12) fast überall in Deutschland vorkommen. Der Edel- oder Silber- reiher soll aus Deutschland vollständig verschwunden sein (S. 9 — wann?), das Blaukehlchen seinen starken Rückgang den Gefahren des Zuges und der Käfigliebhaberei verdanken (S. 9) und dabei sollen Sträucher wie Weiden zur Erzielung von Nestunterlagen kaum brauchbar sein (8.109)! Die Liste auf S. 208 u. 209 ist kein Lob für Bayern und den Ornithologen, der dazu riet. Der Bachstelze werden grüne (!) Eier, dem Zaunkönig gelbliche, dem Kuckuck Eier von Drosseleier- größe zugeschrieben (S. 35)! „Eine höchst merkwürdige Be- obachtung eines (!) Herrn Adolf Müller“, wonach der Kuckuck zuweilen selbst brütet, wird als eine neue und glaubwürdige Mitteilung bekanntgegeben (S. 35)! Sammlungen und Lehrmittelhandlungen werden nicht von jeder Schuld freigesprochen, weil in der Regel mehr Vögel erlegt werden, als unbedingt nötig wären und der Eiersammler sich nicht mit „einem Ei von jeder Vogelart“ begnügt (S. 57). Was sagen unsre Vogelkenner zu vorstehenden Proben? Ach wenn doch unsre Vogelschützer mehr Oologen wären oder einmal Eiersammler gewesen wären, tausendmal mehr würden sie leisten! — Der geschmackvoll ausgestattete Vogelschutzkalender 1914 des Bundes für Vogelschutz Abt. Berlin möge auf Seite 175 mit der berechtigten Kritik auf Seite 152 des Haenelschen Buches verglichen werden. Dort ist dasselbe Futterhäuschen abgebildet, als Beispiel, wie es nicht sein darf — während es der Kalender empfiehlt. Der „dankbare Buchfink“ (S. 129) sang nicht sein Danklied für Hilfe in Wintersnot, sondern, wenn draußen Vegetation den Boden deckt, und die freiliegenden Samen gekeimt sind, kommen 1) Paradises apoda, wohl zuweilen schlechthin als „der Paradies- vogel“ bezeichnet, lebt auf den Aru-Inseln. Neuguinea beherbergt in seinen erforschten und natürlich auch in seinen unerforschten Gebieten eine ansehnliche Zahl von Paradiesvogel-Arten und -Formen. Vogelschutz, der sich nicht auf konkrete Vogelarten bezieht, wird sinnlos. 56 Kritik. wirklich abgemagerte, hungrige Finken, die im Winter fett waren, zum Futterplatz. Wenn sie Gefühle haben, sind es solche der Enttäuschung. Die Gedichte stehen hoch über dem Durchschnitt ähnlicher Darbietungen, aber ein Christ- kind mit Zöpfen wagen die Madonnenmaler nur in China. Ebenso ist die Bezeichnung des Vogelmords als Frevel an der Wissenschaft und daher für den modernen Kulturmenschen gleich der „Sünde wider den Heiligen Geist“ (Bölsche) eine alberne Blasphemie!), Wie diese Dinge auf den religiös Gebildeten halb mitleiderweckend, halb verstimmend wirken, so wirkt es auf wirkliche Naturkenner und wissenschaftlich Gebildete lächerlich und schmerzlich zugleich, wenn die Ent- rüstungen und Gefühlsregungen unserer Naturschutzfreunde mit ihnen durchgehen wie ein wildes Pferdchen. Wir Ornitho- logen sitzen in demselben Wagen! Es ist uns nicht gleich- gültig, ob er umwirft und all die schöne Begeisterung dann verfiest. Darum mehr Kritik! 1) Möchte doch auch der Vogelschutz nicht fortwährend an der Wissenschaft sündigen und seine verständigen Vertreter sowie sein eigenes Interesse damit schädigen. Der geforderte „Sachverständige im Reichs- kolonialamt für Naturschutz im Hauptamte“ wäre dann wohl überflüssig. Wozu sind unsere Museen und Ornithologen da? Mitteilung. An der Reise des Herrn Stötzner nach Westchina (Szeschwan) wird voraussichtlich Herr Dr. Weigold teil- nehmen, nicht Herr Flückiger. Weitere wissenschaftliche Wünsche, welche das außerordentlich vielversprechende Unter- nehmen betreffen, wollen Zoologen bald direkt an Herrn Dr. Weigold richten. MER” Noch immer rückständige Abonnementsbeträge für Berajah und Faleo werden nach dem 1. Oktober durch Nach- nahme erhoben! Druck von Gebauer-Schwetschke G.m.b.H., Halle a. S. FALCO, unregelmäßig im Anschluß an das Werk „BERAJAH, Zoographia infinita“ erscheinende Zeitschrift. X. Jahrgang, 1914 in 2 Heften und einem Sonderheft. Herausgeber: 0. Kleinschmidt, Dederstedt, Bez. Halle a. d. S. Preis für Berajah und Falco jährlich 9 Mark. “ MAYIO 1915 7 Natigngi Muse>” Kommissionsverlag &ebauer-Schwetschke, Druckerei u. Verlag m. b, H. ’ Halle a. d. S., Gr. Märkerstr. 10. Inhalt des zehnten Jahrganges. Besprechung von zwei Arbeiten des Professors Martorelli, welche den Falco feldeggi behandeln. Referat von G. Vallon mit einem Seite Nachwort des Herrn Herausgebers . ; 1 Sarudny über die Blaukehlchen Turkestans von Hecaamal Geo 10 Verluste von Vögeln an Starkstromleitungen in der Gegend von Eis- leben 1913 von Karl Görnitz . 14 Reine Bahn - 17 Erlebnisse auf einem elueklonalen Kon are & | ‚20 Verluste von Vögeln an Starkstromleitungen in der Ge ken von Me leben 1913 von Friedrich Wentrup . 25 Über die im Jahre 1914 an der Hochspannung Beleitine bei Dedersteal verunglückten Vögel EL RLAT HUND 26 Otto Hermann } . 26 Gottlieb von Koch 7 27 Schmerzliches . ; 28 Der Adel des Militarismus 29 Sonderheft. Die Vogelfauna Mallorcas mit Berücksichtigung Menorcas und der Pitgusen. Ein Beitrag zur Zoographie des Mediterrangebietes von. Dr. A. w.\Jordans... nal 0 LIDL en nn Pe Abbildungen. Tafel I: Junge G.feldeggi und H. gyrfalco; Tafel Il: H. gyrfalceo 1—8 Im Sonderheft: Karte von Mallorca und Textfigur (Loxia) Neu besehriebene Formen. Keine. Druckfehler. Seite 1 (1914) lies Zehnter Jahrgang statt ‚„Neunter‘“ Jahrgang. Im vorigen Jahrgang (1913) Seite 34 lies Vukovar statt Yukovar. 82 Im Sonderheft Seite 143 lies Colymbus nigricans Scop. statt Colymbus griseigena Bodd. Ausgabeliste siehe am Einde von Heft 2, gr FALCO. Neunter Jahrgang. Nr. 1. Januar. 1914. Schriftleiter: O. Kleinschmidt, Dederstedt, Bez. Halle a. d. S. — Kommis- sionsverlag: Gebauer-Schwetschke Druckerei u. Verlag m.b.H., Halle a.d.S., Gr. Märkerstr. 10. — Preis aller Veröffentlichungen von Berajah u. Falco: jährlich 9 Mark. Besprechung von zwei Arbeiten des Professors Martorelli, welche den Falco feldeggi behandeln. Referat von G. Vallon mit einem Nachwort des Herausgebers. In Nr. 2 des vorigen Jahrgangs von Falco gab ich die Ansichten des Prinzen Chigi aus Rom über die Altersstufen von Falco feldeggi bekannt, und da der römische Ornitholog sich auf die Arbeiten seines Lehrers Professor Martorelli stützte, so glaube ich nicht undankbare Arbeit zu verrichten, wenn ich auch die beiden Veröffentlichungen meines teueren Freun- des Martorelli den deutschen Ornithologen zur Kenntnis bringe und gewissermaßen meine erste Arbeit durch diese zweite ergänze. In seiner ersten Schrift* nennt Martorelli diesen Falken „lanarius“, in der zweiten** hat er den von Schlegel für diesen Raubvogel angewiesenen Namen „feldeggi“ angewendet. Ver- fasser ist der Ansicht, daß, da man den Saker als Gerfalken und nicht als Falken zu betrachten hat, der Lanner unter das Genus Hierofalco aufgenommen werden müßte, da es unmöglich ist, genügende Differenzialcharaktere zu finden, um diese Art von Hierofalco zu trennen. Es ist bekannt, wie schwer es oft fällt, viele Exemplare des „lanarius“ vom „saker“ genau zu unterscheiden. Es besteht sogar eine Kontinuität zwischen allen Ger- und verwandten Falken, deren gemein- schaftlicher Charakter darin besteht, daß die beiden Schwung- *) Il Falcone lanario in Italia (Falco lanarius). Rivista „Diana“ Nr. 12, 9310—911. p. 212. **) I] Falco feldeggi e i suoi affini. Estratto degli Atti della So- cietä Italiana di Scienze Naturali, Vol. L. Pavia 1911. pag._247— 282. Falco. sofa ySlkıyz ws 2 G. Vallon. federn gegen die Spitze der inneren Fahne verengt erscheinen. Dieser Charakter wurde von Martorelli an sämtlichen Ger- falken, welche sich in der Turatischen Mailänder Sammlung befinden, konstatiert, sowie auch bei allen Exemplaren vom saker und lanarius von Europa und Lannern aus Afrika bis zum südlichen Falco biarmicus. Martorelli ist aber der Ansicht, daß für diesen letzteren sowie für alle europäischen und asiatischen Lanner das Genus Gennaja anzuwenden wäre, denn dadurch werden dieselben sowohl von allen arktischen Verwandten als auch von der Gruppe Peregrinus am allerbesten differenziert. Wahr ist es jedenfalls, daß der Unterschied zwischen den beiden Gattungen Gennaja und Hierofalco nicht auf einer beträchtlichen Differenz der einzelnen Charaktere beruht; er dient aber dazu, das oben erwähnte Faktum festzustellen, d. h. daß mit der Zunahme der geographischen Entfernung die typische Färbung progressiv verschieden und die Größe geringer wird, so daß nach und nach die echte Prägung der Gerfalken verschwin- det, welche Prägung aber bei dem Saker noch immer deut- lich erscheint. Dem Martorelli ist, gestützt auf seine anhaltenden und genauen Studien über die Altersstufen des F. feldeggi, die Verbindung mit den echten Gerfalken, durch die Ver- mittlung des Sakers, als evident erschienen, um so mehr, da er einen echten Parallelismus in den Altersstufen zwischen dem einen und den anderen feststellen konnte. Martorelli ist ferner durch Prüfung von verschiedenen Exemplaren von verwandten Arten zu der weiteren Über- zeugung gelangt, daß die Form des F. feldeggi, welche über Zentral- und Süditalien, sowie über die Inseln verbreitet ist, durch eine intensivere Färbung sich auszeichnet, und der Form, welche in Kleinasien vorkommt, sehr nahe steht. Es ereignet sich für diesen Vogel das, was auch für verschiedene andere Arten, welche sowohl in Italien als auch in Kleinasien vorkommen, der Fall ist, d.h. daß bei gleichem Klima eine gleiche Intensität der Färbung erreicht wird. Es wird ferner vom Verfasser der Monographie, welche ich hier erörtere, betont, daß die afrikanischen Verwandten der Gerfalken einen genau zu unterscheidenden Typus dar- Besprechung von zwei Arbeiten des Professors Martorelli usw. 3 bieten, sowohl in der Form, als auch in der Färbung und Fleckung ihres Kleides. Je mehr man Exemplare, welche die südlichsten Teile von Afrika bewohnen, untersucht, desto mehr wird uns einleuchtend, daß die Fleckung der unteren Teile sich verkleinert, bis dieselbe gänzlich verschwindet (Falco biarmicus-Typus von Südafrika); die Färbung der oberen Teile wird immer dunkler, so daß das Grau nur noch auf einem geringen Teil des Bürzels und der oberen Schwanz- deckfedern sowie der Tertiärschwungfedern zu sehen ist; sämtliche unteren Körperteile werden schön hirschbraun, die oberen Kopfteile bis zu den Nackenseiten und dem Oberhals fast gleichmäßig schön zimtrot, und durch ein breites schwarzes Band, welches sich von der Stirne über die Augen hinzieht und längs der Halsseiten sich ausdehnt, genau ge- trennt. Ein dreieckiger schwarzer Fleck ziert die Mitte des Nackens. Wenn wir noch dazu die Extremitäten in Betracht ziehen, so konstatieren wir, daß dieselben viel schmächtiger und läng- licher sind als jene der echten Gerfalken, und über alles ist es die Länge der Tarsen und die Kürze der Finger, welche uns ins Auge fällt, während der Fuß bei F. feldeggi, ob- wohl die Kürze der Finger in Vergleich mit jener der Pere- grinoidfalken evident ist, noch immer die größte Ähnlichkeit mit jenem des Saker besitzt, welcher eben sich in dieser Be- ziehung den arktischen Gerfalken nähert. Erwähnt sei noch dazu, daß der F. feldeggi die Finger stark, dick und fleischig und mit starken Krallen bewaffnet hat, gerade so wie der Saker, während bei den afrikanischen Lannern die- selben weniger ausgebildet erscheinen. Und nun stellt Martorelli einen Formenkreis der Ger- falken auf, und bemerkt vor allem, daß die bestehende Reihen- folge zwischen den Ger- und Lannerfalken bereits von mehreren ÖOrnithologen konstatiert und behandelt wurde. Er bezieht sich auf die zwei wichtigsten Arbeiten und erwähnt zuerst die von Csörgey, welcher sich auf die hinterlassenen Schriften von Salomon Petenyi über den F. sacer Briss. stützt. Dieser Ornithologe betrachtet Saker und Lanner als zwei Lokalvarie- täten, da er Übergangscharaktere zwischen den einen und den andern feststellen konnte. Sicher ist es jedenfalls, daß, 1* 4 G. Vallon. wenn man solche Individuen in Betracht ziehen will, welche Zwischencharaktere der beiden Falkenarten, Saker und Lanner, besitzen, die Artverschiedenheit zwischen diesen beiden ab- leugnen könnte. Evident ist es aber auch, daß man, wenn man auf eine solche Weise vorgehen wollte, in die Lage versetzt sein würde, auf die Trennung von einer bedeutenden Anzahl von Arten zu verzichten. „Wer könnte z. B. behaupten,“ sagt Martorelli, „daß Hierofalco candicans und Falco biarmicus nicht artlich unterschieden sind ?“ „Und doch“, schreibt weiter obzitierter Verfasser, „hat es nicht an einem Ornithologen gefehlt, und sogar an einem der bedeutendsten, ich meine Kleinschmidt, welcher in seiner Arbeit „Der Formenkreis Falco Hierofalco“ alle solche Falken unter die Art* Falco Hierofalco zusammengefaßt und unter Anwendung der Trinomie als Unterarten betrachtet hat.“ Für Martorelli ist die Anwendung der Trinomie unan- nehmbar. Er findet es auch nicht berechtigt, den Namen Hierofalco als spezifisch zu betrachten und noch mehr alle Arten als Gerfalken aufzufassen, trotz deren evidenter Ver- wandtschaft. „Man muß doch bedenken,“ schreibt weiter Martorelli, „daß man, wenn man auf alle möglichen Nuancen zwischen Art und Art das größte Gewicht legen will, einen Formenkreis oder Lebensring jedenfalls aufstellen kann; man kommt aber dadurch zu keiner eigentlichen Klassifikation, und man behandelt mit höchster Gleichheit Formen, die unter- einander nicht gleich sind, wie es z. B. bei F. biarmicus und H. islandus der Fall wäre Meiner Meinung nach wäre es billiger, statt eines zwei verschiedene Formen- kreise aufzustellen: den einen zirkumpolar, den anderen, welcher die Formen, die sich einerseits von Zentralasien bis zum südlichsten Teil Afrikas hinziehen, anderseits sich bis Australien ausdehnen, einbegreifen sollte, dabei beibehaltend, daß der Saker den Bindering bildet zwischen dem Formen- kreis der typischen Gerfalken und jener der Gennaja. Um meinen Begriff besser aufzuklären, würde ich alle solche Raubvögel nach folgender Übersicht zusammenstellen: *) Vgl. das Nachwort. Der Herausgeber. Besprechung von zwei Arbeiten des Professors Martorelli usw. 5 Gerfalken (Gen. Hierofalco) Hierofalco candicans. Amerika Europa Eurasien Asien H. rusticulus, H. obsoletus, H. islandus, NH. uralensis NH. altaicus H.holboelli, H. mexicanus NH. gyrfalco H. saker H. hendersoni (6. sp?) Europa Kleinasien Südasien G. feldeggi G. babylonica G. juggur Afrika G. erlangeri Australien G. ee (aberrante Arten) G. biarmica G. hypoleucus G. subniger. Dabei bemerkt er, daß er sich, was Arten anbelangt, nach der „Hand List of the genera and Species of Birds“ von Sharpe gehalten habe, und folglich auch jene Arten aufnahm, welche von Kleinschmidt ausgelassen worden sind. Dagegen stimmt Martorelli vollkommen mit den letzten Folgerungen von Kleinschmidt überein, nämlich in jenen, welche festzustellen trachten, daß sein aufgestellter Formen- kreis noch weiter erweitert oder ergänzt werden könnte; daß es aber nicht möglich wäre, eine Verbindung mit der anderen Gruppe der Falken, nämlich des Peregrinus, festzustellen, nachdem sämtliche bis jetzt gemachten Studien uns die Über- zeugung verschafft haben, daß diese letzteren, sowohl für die Form, für die Plastik, für die Alterstufe, die Färbung, die Beschaffenheit der Federn, als auch für ihre Lebensgewohn- heiten, als vollkommen getrennt zu betrachten sind. In seinen weiteren Studien kommt Martorelli zu dem Schlusse, daß G. feldeggi drei Alterstufen übersteht und daß diese drei Stufen auch bei verwandten Arten vorkommen. Von diesen drei Stufen ist die erste diejenige, welche am gewöhnlichsten vorkommt, da die meisten Exemplare jung gefangen werden; es kommt aber des öfteren vor, daß man zwischen den Federn dieser ersten Altersstufe solche der zweiten auffindet, einer Stufe, die sehr langsam vor sich geht. Daher die große Seltenheit von Exemplaren, welche sich in dieser Altersstufe befinden. Auch Individuen, welche in der 6 G. Vallon. dritten Altersstufe stehen, sind äußerst selten und Martorelli kennt nur deren zwei. Bevor der Verfasser zu seinen Schlußfolgerungen kommt, beschreibt er mit der größten Genauigkeit 24 Exemplare, welche sich in den verschiedenen Kleidern befinden; 12 davon gehören der Sammlung Arrigoni degli Oddi an; andere 7 der Turatischen Sammlung besitzen ausgeprägten afrikanischen Typus. Die zwei letzten Beschreibungen betreffen zwei alte Exemplare der G. tanyptera und G. biarmica. Auch zwei Nestjunge von Prinz Chigi aus Oastel Fu- sano stammend, sind photographisch wiedergegeben (Tafel I) und dienen dazu, den Unterschied, welcher auch zwischen den Jungen der europäischen und afrikanischen Typen be- steht, klar darzulegen, was allenfalls wichtig ist, da dadurch die Artendifferenz noch genauer festgestellt wird. Martorelli ist der Meinung, daß bei den Formen des afrikanischen Typus, wie: G. erlangeri, G. tanyptera und G. biarmica, die drei Altersstufen sich wiederholen, was vortrefflich bei Saker- und Gerfalken zu konstatieren ist und offenbar dazu dient, die enge Verwandtschaft zwischen Lanner- und Gerfalken zu bezeugen. Die erste Altersstufe des Lanners gleicht so der ersten des Sakers, daß es, ausgenommen die Größe, äußerst schwer ist, die beiden Falken zu unterscheiden. Bei den H. gyr- falco aus Norwegen ist diese Stufe mit der obenerwähnten identisch (Tafel I) und auch bei den korrespondierenden Stu- fen von H. islandus und bei jener aus Grönland, H. hol- boelli, ist selbe so ähnlich, daß man schwerlich, ohne die Provenienz zu kennen, die Arten unterscheiden kann. In der zweiten Stufe von G. feldeggi fangen die oberen Teile zuerst an, rötliche Bänder zu erhalten, welche dann lichter gegen die Hinterteile und aschgrau gegen den Schwanz werden. Die Flecken der unteren Teile werden, statt streif-, tropf- oder herzförmig und vergrößert auf den Weichen. Wachshaut und Füsse werden gelb. Das Weißgelbliche am Oberkopf und Nacken wird rötlicher und mit schwarzen Flecken eingefaßt. Die Teile unter dem Auge werden grau. Beim Sacker verschmilzt sich diese zweite Stufe gewöhnlich mit der äußerst seltenen dritten der ganz alten Vögel. . . n rn Besprechung von zwei Arbeiten des Professors Martorelli usw. ( Die dritte Altersstufe (Tafel II) hat die oberen Teile, gleich nach der schwarzen Farbe des Rückens und der Schul- ter, bläulichgrau. Auf den vorderen Unterteilen werden die Flecken kleiner und spärlicher und auf den beiden Seiten breiten sie sich in Bänder aus, gewissermaßen einen Peregri- noidanschein annehmend, um so mehr, da Bauch und Brust sich mit einem fleischfarbigen und die Seiten mit einem grauen Anflug überzogen haben. Zu gleicher Zeit wird die rötliche Farbe des Oberkopfes intensiver und die nackten Teile wer- den gelb. In diesem Kleide ähneln solche Exemplare der in Kleinasien vorkommenden Form F. babylonicus. Beim Saker ist diese dritte Stufe, wie bereits erwähnt, äußerst selten, daher auch wenig bekannt; selbe ist charak- terisiert durch die Querbänderung der oberen Teile und durch das Hervortreten der bleigrauen Farbe auf denselben und auch, wie es scheint, durch den rötlichen Anstrich auf dem Nacken, von welchem bereits Spuren bei mehreren Individuen in der zweiten Stufe vorhanden sind. Durch einen glücklichen Zufall gelangte Martorelli in den, Besitz von einem Exemplar in frischem Zustande, von H. gyrfalco aus Norwegen, eines sehr alten Weibchens, welches eben in der dritten Altersstufe stand (Tafel ID. Es handelt sich also eben um das durchaus seltene Kleid, welches bis jetzt als dem des Peregrinus ähnlich betrachtet worden war. Das Studium dieses interessanten Vogels hat Martorelli von der Übereinstimmung mit einem Lanner, welcher sich auch in der dritten Stufe befindet, überzeugt. „Man würde wirklich glauben müssen,“ schreibt Martorelli, „daß dieses Exemplar eigentlich dazu erzeugt worden wäre, um eine solche Übereinstimmung in Evidenz zu stellen.“ Es besitzt sogar die rötlich-gelbliche Überhauchung der unteren Teile inmitten der herzförmigen Fleckung des Bauches, und das schöne bläuliche ÄAschgrau der Seiten. Der Schwanz ist schön blau-grau, eng gebändert, geradeso wie beim alten G. feldeggi. Die nackten Teile waren von einer wunder- baren goldiggelben Farbe. Auch bei den isländischen und grönländischen Gerfalken fehlt diese dritte Altersstufe nicht, und bei H. candicans zeigt sich dieselbe deutlich bei jenen alten Exemplaren, die 83 G. Vallon. auf einem schneeweißen Grund mehr oder weniger auf den oberen Körperteilen und auf den Flügeln schwarz querge- bändert erscheinen. Martorelli glaubt ferner, daß auch bei jenen Formen, die vom Ural bis zu den bergigen Teilen vom nördlichen Asien und Sibirien vorkommen, die drei besprochenen Stufen sich wiederholen müssen, besitzt aber nicht das nötige Ma- terial, um dies mit Sicherheit behaupten zu können. Endlich stellt sich der Verfasser die schwierige Frage, ob die Formen des zirkumpalaren Kreises diejenigen waren, welche die pa- laearktischen, nearktischen und tropischen ins Leben gerufen haben, durch Verringerung der Größe und Intensifikation der Farbe, oder aber umgekehrt von jenen südlichen die nörd- licheren und arktischen entstanden sind. Es wollte ihm scheinen, daß die zweite Hypothese die annehmbarere wäre, da in den Regionen, welche dem Äqua- tor näher stehen, die größte Menge der Tiere, und folglich auch der Vögel, sich ansammelt. ? Gegenwärtig legt Simroth, welcher die geographische Verteilung der Raubvögel, mit Beziehung auf die Theorie der pendularen Polschwankungen von Reibisch, behandelt, dar, wie die Gruppe sämtlicher Edelfalken von einem Ursprungs- zentrum aus verteilt sei, einem Zentrum, welches dasselbe wäre, von wo einst sämtliche Lebensformen ausgestrahlt sind. Dieses Zentrum befindet sich dort, wo man dem größten Schwingungskreise begegnet, d.h. im Mittelpunkte aller auf- getauchten Erdteile, welcher, auf Basis der Merkator-Projek- tion, in den Mittelpunkt von Europa fällt. Von dort aus also, laut Simroth, strahlen die Formen der Gerfalken aus, mit der skandinavischen H. gyrfalco anfangend, und breiten sich um den Polarkreis mit den großen weißlichen Formen, gegen Osten mit den Formen der Saker, gegen Süden mit dem fel- deggi, an welche sich die kleineren Formen anschließen. Udine im Oktober 1913. G. Vallon. Nachwort des Herausgebers. Es ist ein sehr verdienstlicher Gedanke von Herrn Vallon gewesen, auch über die Martorellischen Arbeiten, besonders FALCO, 1914. Tatıl. H. gyrfalco. 1. Phase. Finnland. ic 4 sr 23 Tale FALCO, 1914. H. syrfalco. 2. Phase. Norwegen. ın Ö x me H. gyrfalco. O ad. Norwegen. Nachwort des Verfassers. 9 die zweite (36 Seiten lange) in kurzem Auszuge hier zu re- ferieren. Von den zahlreichen schönen Abbildungen, welche die Abhandlung schmücken, hat Herr Professor Martorelli einige der interessantesten Originalklischees freundlichst zur Verfügung gestellt, wofür ihm besonderer Dank ausgespro- chen sei. Ich werde später öfter auf diese wichtige Arbeit zurück- greifen müssen. Einige kurze Bemerkungen seien mir dazu schon jetzt gestattet. 1. Hierofalco candicans und Gennaja biarmica: Herrn Professor Martorellis Ansicht ist ganz genau die mei- nige. Ich bin gar nicht dagegen, daß man sie als Arten oder sogar als verschiedene Gattungen (Hierofaleo — „Falco“, Sharpe, Reichenow) ansieht. Hier wird es aber deutlich, daß ein Formenkreis (eine Realgattung) verschiedene Arten und sogar verschiedene Gattungen umfassen kann. In der zitierten Arbeit (Aquila 1901, Seite 2) lehnte ich den Be- griff „Species“ für meine Formenkreise ab. Vergleiche auch mein Singvogelbuch. Die Realgattung ist kein syste- matischer, sondern ein zoographischer, erdgeschichtlicher Be- griff. Sowie man über die erdgeschichtliche Entwicklung der Gerfalken sprechen will, kann man die Saker und Lanner nicht ignorieren und muß man die F. Peregrinus- Gruppe gesondert davon lassen. Da dieser Gedanke am Schluß der Martorellischen Arbeit deutlich hervortritt, darf ich wohl sagen, daß ich in der Sache völlig mit ihm einig bin. 2. Abweichend ist meine Ansicht betreffs Falco (Pe- regrinus, nicht Hierofalco!) babylonieus. (Ich beschränkte absichtlich die Formen von F. Hierofalco auf die von mir erwähnten.) Die Entstehung der Falkenformen denke ich mir weder in linearer noch in radial ausstrahlender Deszendenz, sondern hypogenetisch. Auf beides komme ich bald in Berajah zurück. F. Peregrinus hat zuweilen ein (noch nicht beschriebenes) Jugendkleid, in dem er alten F. H. feldeggi ähnelt. OÖ. Kleinschmidt. 10 Hermann Grote. Sarudny über die Blaukehlchen Turkestans. Referat von Hermann Grote. Im vierten Heft des Jahrgangs 1912 der ausgezeich- neten russischen Zeitschrift „Ornithologische Mitteilungen“ findet sich ein Aufsatz Sarudnys, betitelt: „Vorläufige Notiz über die Blaukehlchen Turkestans“, der wenigstens auszugs- weise durch eine deutsche Übersetzung weiteren Interessenten- kreisen zugänglich gemacht zu werden verdient. — Nach Sarudny kommen sieben Blaukehlchenformen im Russischen Turkestan vor, nämlich: Cyanecula svetica svetica L., Cyane- cula svetica robusta Buturl., Cyanecula svetica pallidogularis Zar., Oyanecula svetica discessa Mad., Cyanecula cyanecula oceidentalis Zar., Oyanecula cyanecula turkestanica Sar. und Cyanecula cyanecula abbotti Richm. 1. Cyanecula svetica svetica L. Kommt nur auf dem Durchzugs vor. Gefunden worden ist diese Form im Tal des Syr-Darja (von Chodshent bis zur Mündung), am Tschirtschik, am Amu-Darja (von Tschardshui abwärts bis zur Mündung), an den östlichen Küsten des Aral und Kaspi, sowie am Südufer des letzteren; fernere Fund- stellen sind Repetek, Merw, As-chabad, Kisylarvad, Kasandjik. In der östlichen Hälfte des Gebiets ist sie seltener als in der westlichen. Im Winter wurde dies Blaukehlchen von Sa- rudny in Persisch-Mesopotamien angetroffen. Die in Sarudnys Sammlung vorliegenden 22 Exemplare haben eine durchschnittliche Flügellänge von (SS 76—72,1 mm) und (92?) 74,2—69,6 mm. Einige Stücke nähern sich in der Intensität der Färbung, doch nicht in den Größenverhältnissen, der C. s. robusta; andere hingegen, die sich in den Maßen an letztere Form an- lehnen, unterscheiden sich scharf durch größere Blässe des Kolorits. Übergangsexemplare zu C. s. pallidogularis kom- men vor. 2. Cyanecula svetica robusta Buturl. Nur auf dem Durchzuge und zudem selten. Für Turke- stan — speziell das Siebenstromgebiet (Semiretschje) — zuerst von Burtulin- nachgewiesen, der ein d am 28. IV. 1909 unter einer beträchtlichen Zahl „typischer C. suecica“ in Naryn er- Sarudny über die Blaukehlchen Turkestans. 11 hielt. Sarudny erbeutete vier Männchen, deren Flügellänge 77,2—76,5 mm beträgt. (Drei Exemplare aus Taschkent, ein Exemplar von der Mündung des Flusses Keles in den Syr- Darja.) 3. Cyanecula svetica pallidogularis Zarud. Laut Sewerzow („Vertikal- und Horizontalverteilung der Tiere Turkestans“) ist „Lusciola suecia“ Brutvogel in den drei ersten zoologischen Bezirken Turkestans, nämlich in der drit- ten Zone der Vertikalverteilung. Mit anderen Worten — nach Sewerzow — in den Bezirken Semiretschensk und Syr- Darja in Höhe von 4000' bis 4500 und stellenweise sogar 7—8000‘, im allgemeinen bis 6000'*. Es scheint offensicht- lich, daß diese Daten betreffs des Brütens sich nicht auf ©. svetica L., sondern auf C. pallidogularis und in minderem Maße auf C. dicessa beziehen. Unzweifelhafte Brutorte von pallidogularis finden sich in Semiretschje, wo sie, laut Beobachtungen des verstorbenen Erforschers dieses Gebiets, B. Karejew, in den ersten drei Höhenzonen (cf. Sewerzow ].c.) gelegen sind. Jedenfalls ist diese Form ziemlich häufiger Brutvogel in Tyschkan (in etwa 4000‘ Höhe) und in den Gärten bei Dscharkent. Innerhalb der Grenzen des Syr-Darjagebiets wurde sie von Sarudny nur bei Petrowsk festgestellt, wobei dies Brutvorkommen vielleicht nicht einmal als normales angesehen werden muß. Im Trans- kaspigebiet gehört sie zu den seltenen Brutvögeln der Merw- Oase und der Gärten der Feryse-Ansiedlung (Kopeth-dagh). Im Amu-Darjabezirk brütet sie sicher. Sehr gemein ist sie als Durchzügler im größten Teile Turkestans und Persiens. Im Winterquartier wurde sie von Sarudny in Seistan, Belud- schistan und Persisch-Mesopotamien gefunden; im Transkaspi- gebiet überwintert sie gelegentlich. Siebzig in Sarudnys Sammlung befindliche Exemplare messen: Flügellänge (J’S) 74,4—68 mm, (29) 71,7—66,5 mm. Viele Stücke bilden in mancherlei Hinsicht deutliche Übergänge zu C. svetica und besonders zu CO. discessa. Sie wurden zu pallidogularis gestellt, weil die Mehrzahl ihrer Kennzeichen auf diese Form hinweist. 12 Hermann Grote. 4. Cyanecula svetica discessa Mad. Nach Hartert („Die Vögel der pal. Fauna“ p. 747) brütet diese Form im Altai und Tarbagatai, der Form C. s. pallido- gularis Turkestan (Semiretschje, Issyk-kul, Tian-Schan, Syr- Darja) als Brutgebiet überlassend. Den Sammlungen Kare- jews jedoch nach zu urteilen, brütet discessa fast mit Gewiß- heit auch in Semiretschje, nämlich am Tyschkan. Sehr häufig ist sie auf dem Durchzuge in den Gebieten Semiret- schje, Samarkand und Ferghana, im Chanat Buchara, in den östlichen Teilen der Gebiete Syr-Darja und Transkaspien (am Unterlauf des Syr-Darja und im westlichen Transkaspien kommt sie entschieden seltener vor als O. pallidogularis). Als Durchzügler ist sie gemein im östlichen Persien und im Winter wurde sie von Sarudny in Seistan und Beludschistan gefunden. Flügellänge von 65 Exemplaren (3 d'): 71,5—65,6 mm, (9): 69—64,3 mm. Diese Form bildet zu ©. pallidogularis, ebenso wie letz- tere zu ihr, zahlreiche Übergänge, wie z. B. Vereinigung von für typische C. discessa charakteristischer Stumpfflügeligkeit mit bedeutenderer Größe und dunklerem Färbungston des Ge- fieders, oder erstaunlich kleine Gestalt verbunden mit geringerer Stumpfflügeligkeit usf. Diese Übergänge in Sarudnys Samm- lung wurden von ihm zu discessa gestellt auf Grund der ihnen eigenen gemeinsamen Kennzeichen. Jedenfalls sind Sarudny in den äußersten westlichen Teilen Turkestans und Persiens bis jetzt niemals unter irgendwelchen Blaukehlchen so kleine Exemplare vorgekommen wie im Osten, wie z.B. bei Tasch- kent, in Ferghana, Buchara, im östlichen Transkaspien, in Seistan und Beludschistan. Ein genaues Bestimmen durchziehender Blaukehlchen der Formen discessa und pallidogularis wird in sehr vielen Fällen zurzeit nicht untrüglich sein, solange nicht durch ein- gehendere Studien großer Serien von Brutvögeln ihre Unter- scheidungsmerkmale mit größerer Detaillierung festgestellt werden. 5. Oyanecula cyanecula occidentalis Zarud. Cyanecula suecica var. occidentalis (Sarudny: „Vögel des Ortsckiktals‘“ in „Materialien zur Kenntnis der Fauna und Flora des Russ. Reiches“. Zool. Teil, Bd. I, S. 146; 1892 [russ.]. Beschrieben aus Konstantino- Sarudny über die Blaukehlchen Turkestans, 13 grad, Gouv. Poltawa, und aus dem Walkowskibezirk, Gouv. Charkow. = Erithacus volgae Kleinschmidt (,‚Falco‘“ III, 2, p. 47, 1907*). Kommt in unserem ‚Gebiet nur als Durchzügler vor und zudem in geringfügiger Anzahl. Sarudny sind Exemplare vom Ostufer des Kaspischen Meeres (Krassnowodsk, Usun-ada, Tschikischljar) bekannt, ferner einige Stücke aus Talysch [Spätherbst.. Als Überwinterer wurde diese Form von Sa- rudny in ziemlich großer Anzahl in Persisch - Mesopotamien gefunden (Tal des Flusses Karun). Der Zug längs des Ost- ufers des Kaspischen Meeres läßt ein Brüten auch irgendwo am unteren Ural vermuten. Ein Brüten im Transkaspigebiet scheint zweifelhaft, ist aber nach Sarudny am Südufer des Kaspi nicht ausgeschlossen. 6. Cyanecula cyanecula turkestanica Sarud. Eine noch nicht geklärte Form, die Sarudny weder mit C. c. abbotti, noch mit C. c. cyanecula, noch mit O. c. occi- dentalis vereinigen kann. Von den genannten Formen unter- scheidet sie sich durch blasseren Ton der bräunlichen Färbung der Oberseite und durch bedeutend blasseres Blau der Kehle. Von abbotti ist sie außerdem durch den gut ausgebildeten Augenbrauenstreif unterschieden, welcher von der Schnabel- basis fast bis zur hinteren Ohrgegend reicht. Der Fleck auf dem blauen Kehlfeld ist weiß — oder weiß mit rostfarbener Beimischung — und von derselben Ausdehnung wie bei C. c. cyanecula und occidentalis, also größer als bei abbotti. Fünf Jg in Coll. Sarudny haben 74,8—80 mm Flügellänge, ein 2 72,2 mm. — In den Größenverhältnissen übertrifft sie ein weniges Ü. c. occidentalis, deren gg 69—74 mm (selten 75 mm) Flügellänge haben. Die Aufenthaltsverhältnisse dieser Form in Turkestan sind Sarudny nicht bekannt. Wahrscheinlich brütet sie in den Gebirgen südlich des Ferghanatals und verfliegt sich nur in nördlich davon gelegene Gebietsteille. Dazu rechnet S. ein Exemplar, das am 18. Juni 1892 bei Repetek in der Wüste zwischen Merw und Tschardshui auf dem Zuge er- *) Konfrontation der Typen und genaue Untersuchung, ob nicht an der Wolga ein Gebiet mit einer rein weißkehligen Brut-Rasse existiert, erscheinen, erwünscht. Der Herausgeber. 14 Hermann Grote. beutet wurde (Sarudny: Ornithofauna des Transkaspischen Gebiets S. 77 [russ]. Aller Wahrscheinlichkeit muß hierher auch das Blaukehlchen gestellt werden, das Baron Loudon am 4. März 1903 am Kuschka erbeutete (H. Baron Loudon: „Meine dritte Reise nach Zentralasien“, Journ. f. Ornith. 1909 bis 1910) und von ihm als C. suecica leucocyanea (C. L. Brehm) bezeichnet wurde. V. Bianchi („Zur Ornis der westlichen Aus- läufer des Pamir und des Alai“ in Melanges biologiques tires du Bulletin de l’Acad&mie Imp. Sciences de St. Petersbourg t. XII) erwähnt zwei Stücke von C. leucocyana (Br.), die die Herren Grum-Grzimailo im Jahre 1885 in Ost-Buchara er- beuteten. Diese Vögel beziehen sich augenscheinlich auf unsere Form oder auf die nachfolgende. 7. Cyanecula cyanecula abbotti Richm. Hartert (l. c.) sagt, daß diese Form in größeren Höhen- lagen (6000—11000 und sogar bis 16000‘) in Ladak (Kasch- mir), im Karakorum, im östlichen Turkestan (Yarkend), im Pamir und Altai, also u. a. auch in Russisch-Turkestan brütet. Sarudny weiß nur von zwei adulten Jg, die durch Oberst P. N. Jaba im Sommer irgendwo in Darwas (ÖOst- Buchara) gesammelt sind. Ihre Flügellänge beträgt 77 und 75,5 mm. In den Größenverhältnissen stimmt diese Form anscheinend mit der vorhergehenden überein. Überhaupt sind abbotti und turkestanica sehr nahestehende Formen, deren erstere mehr nach Osten, letztere mehr nach Westen hin verbreitet ist. Das in den Kaspischen Provinzen Persiens brütende Blaukehlchen, das von Sarudny im „Verzeichnis der Vögel Persiens“ (J. f. ©. 1911) als O. leucocyana Brehm aufgeführt wurde, ist noch nicht genau klargestellt. Zur großen 0. c. magna Zar. Loud., welche Form im Sagross - Bezirk Persiens brütet, kann es nach Sarudny nicht zugezählt werden. Verluste von Vögeln an Starkstromleitungen in der Gegend von Eisleben 1913. Von Karl Görnitz. Leitung Klostermannsfeld—Polleben. 3. VIII. Mast 54—86. | 62. 2 Stare Mumie. 61. 1 Star Mumie. | 63. 1 Star ” Verluste von Vögeln an Starkstromleitungen usw. 15 63—64. 1 Star frisch (angefl.). 65—66. 1 „ Mumie. Passer dom. O frisch. Steinschmätzer Mumie. Star Mumie. =] oO KHrrhre Starflü ge 1. 7. IX. Mast 100—59, 99 1 Passer Mumie. “\ 1 Star > 99—98. 1 Star Mumie. 98. 1 Star Mumie. 2 Stare Mumie. le Flügel eines dritten. 97. 1 Star Mumie zerfetzt. 97—96. 1 Star frisch (angefl.). 96. Starfedern. 95. 1 Star Mumie. 94. 2 Stare Mumien. k 1 Star Mumie. ey { 1(2) Star Mumie. 93. 2 Stare Mumien. nn „ Mumie. OD! Star Mumie zerfetzt. Ay 1; 2 Stare Mumien. “= 1 Federn eines dritten. 90. 3 Stare Mumien. 90—89. Starfedern. 89. 3 Stare Mumien. 83—82. 1 Star Mumie. 80—79. 2 Stare Mumien. 77. 2 Stare Mumien. 16. 5 „ ”„ 192xD.. ;, 7 75—74. 2 Stare Mumien. 14—73.2 „5 en 73 1 Star Mumie. ) 1 Grauammer Mumie. 71. 1 Star Mumie. 0 9 Stare Mumien. "1 2 Grauammern? Mumien. 70—69. 1 Star Mumie. | 7 Stare Mumien. 69. # 1 Passer Mumie. | 1 Turmfalke frisch. 68. 11 Stare Mumien. DRAi0r, ;,; 67—66. 1 Star Mumie, 66. 12 Stare Mumien. Dar“ .; “ 2 63 4 Stare Mumien. ; 1 Passer Mumie. 62. 7 Stare Mumien. 1 Star frisch (angefl.). 61. 1 Star Mumie zerfetzt. 604.177: Be (Früher notierte Vögel sind weg- gelassen.) 121. hr 1 Star frisch. » . Gerippe. 120. 1 a tar frisch. 37. 1... Mumie. 116. | 1 Star frisch. : Passer Mumie. 115 7 Mot. alba Mumie, “t 1 Star frisch. 110—109. 1 Star frisch. 109. 1 Star Mumie. 9; frisch. 97—%. 1 Star madig. 90—89. 1 Hausrotschw. Mumie. 81-80. 1 80. 1 Hausrotschw. Mumie, stark verbrannt, 75. 1 Star frisch. 75—74. 1 Star frisch, am Draht hängend. 74—73. 1 Star Mumie. 71. 2 Starflügel. 70. 1 Star madig. GO; a 68 2 Stare madig. “1 1 Steinschmätzerschwanz. 67. 2 Stare madig. 66—65. 1 Turmfalk madig. 64. 1 Star madig. 55.1 „ Mumie. 1 Star frisch. 51 | 1 Passer Mumie. 1 mont. madig. 1. X. Mast S5—60. 69. 1 Star madig. 1 Rotkehlchen frisch. Schädel völlig zerschlagen. 68. 1 Star madig. 67—66. 1 Rotkehlchen frisch. 65. 1 Hausrotschwanz Mumie. 2. X. Mast 71—60. Nichts gefunden. 10. X. Mast 100—-51. 1 Hausrotschw. frisch. 9: | 74. 1 Star frisch. 16 Karl Görnitz. Leitung Wolferode—Heltta. 6. VIII. Mast 30—36. 30. 1 Passer dm. O0 Mumie Schnabel verbrannt. [ 2 Passer dom. 5'g' Mumien. | 33. 3 1 Steinschmätzer, Mumie. 3 Stare Mumien. 34. 1 Lanius collurio junges 5’ (9 ?) frisch. 1 Passer dom. © Mumie. 35—36. Auf dem Acker Federn u. Flügel von Steinschmätzer u. Staren. 7. VIII. Mast 34—49. 34—35. 1 Star frisch. BB al, ” | 2 Stare Mumien. Bd. U Passer.u 2 Stare frisch. 40 | 4 Stare Mumien. 1 Star frisch. 43. 3 Stare Mumien. 44 [ 1 Star Mumie. a nr. SEEISCH. 45 | 2 Stare Mumien. 1 Star frisch. 46. 1 Star Mumie. 46—47. 2 Starköpfe. 48 | 1 Star frisch. AP Numze: 8. VIII. Mast 58—20. 55. 1 Star Mumie. 54.1 ea 52.2 „ Mumien. 52—51. Steinkauzfedern. 51. 1 Braunkehlchen frisch. 50. 1 Star Mumie. „ 43471, "risch: 40.1 „ D 39. 1 SB 32, 1 Star frisch. 11. VIII. Mast %P—57. (30—3P Abzweigung nach Ab- deckerei Eisl.) 38. 1 Star frisch. 43.1 „ „ 45 | 1 Passer Sn) 1 Steinschm. ‚, 53 1 Star frisch. & { 1 Passer dom. Q jung frisch. früher übersehen. 13. VIII. Mast 57—\. | 54. I Braunkehlchen frisch. 39 | 2 Stare frisch. “ \ 1 Passer mont. frisch (Schna- bel u. 1 Bein verbrannt). 15. 1 Steinschm. Mumie zerfetzt. 13. 1 zerfetzter Vogel unkenntlich. 8. sehr viele Passer Mumien. 2 Stare Mumien. 18. VOII. Mast 57—20. 53. 1, Star frisch. 51—-50. 1 Steinschm. Mumie. 39. 2 Stare frisch. 40. 1 Passer mont. frisch. 30 1 Star frisch. 25. VIII. Mast 57—3 27. VIII. ,„ 66-20 3. IR. „. 87-2 nichts A. IX N od ID EAN 57% 26. IX. Mast 57—1. 55. 1 Star frisch. 47. 2 Stare „ 46.3. , „ (bei einem der Schwanz weggebrannt). 45. 1 Star frisch. aaa 43. 1.4 %,,%. madig; 34 { 1 Star Mumie. "1 1 Rotschwanz Mumie, | 1 Star frisch. 33.22. „ ‚madig. \ 1 ©,,0.Mumie. 95 N 1 Steinschmätzer Mumie. Sei Starzfrisch. 16. 1 Mot. alba Mumie, 14.157, 8s.1lun nkennlche, ’Mumie. 1 Steinkauz Mumie. R 1 Star L Hausrotschwanz Mumie. 5. | 1 unkenntlich 5 30. IX. Mast 57—1. 45--44. 1 Feldlerche (angefl.) frisch. 39. 1 Star frisch. 86. 1 Rotkehlcehen madig (angefl.?). 16—15. 1 Feldlerche Mumie. 1l. 1 Hausrotschwanz frisch. 9.1 ” „ 31. Ks Mast 57— 32. Nichts gefunden. Lruck von Gevauer-Schwetschke G. m.b. H., ‚Hallea.S. u en FALCO. Zehnter Jahrgang. Nr. 2. Schlußheft. 1914. (Mit Heft 1 von 1915 ausgegeben.) Schriftleiter: ©. Kleinschmidt, Dederstedt, Bez. Halle a. d. S. — Kommis- sionsverlag: Gebauer-Schwetschke Druckerei u, Verlag m.b.H., Halle a.d.S. Gr. Märkerstr. 10. — Preis aller Veröffentlichungen von Berajah u. Falco: jährlich 9 Mark. Reine Bahn! Wer deutsches Mark in den Knochen trägt, Wem ein deutsches Herz an die Rippen schlägt, Wem deutsches Blut in den Adern rollt, Wem deutscher Zorn in der Seele grollt, Dem ist es heiligstes Kriegsgebet, Daß die siegende Wahrheit vorwärts geht, Daß sie durch Trug und Schmeichelwahn Bricht klar und scharf die reine Bahn! „Zorn“ — „Groll“ —? Darf man davon in einer wissenschaftlichen Zeitschrift reden? Muß die Wissenschaft nicht frei sein von allen Leidenschaften, selbst von den edlen Gefühlen der Vaterlandsliebe? Ist sie nicht neutrales Ge- biet, sogar im Kriege? Andere Zeitschriften unsres Fachs gehen ruhig ihren Weg weiter, ohne Rücksicht auf die Ge- danken, die in dieser großen Zeit auf uns einstürmen. Auch ich habe am Tage der Mobilmachung ein Berajah-Heft fertig- geschrieben und es drucken lassen, aber ich ließ es liegen, denn es erschien mir fast wie eine Beleidigung meiner Leser, sie jetzt mit Untersuchungen über Falkendunen und Feder- wachstum unterhalten zu wollen. Eine Zeitschrift hat die Pflicht, zeitgemäß zu sein, und es liegen zurzeit Dinge vor, über die eine deutsche Zeitschrift, die, wenn auch in geringer Zahl, im Auslande gelesen wird, nicht schwei- gend hinweggehen darf. Einen Kampf gegen den deutschen „Militarismus“, der Frieden und Kultur, also auch Kunst Ix 2 18 Reine Bahn! und Wissenschaft, gefährde, sehen viele Ausländer in dem gegenwärtigen Kriege. Da möchte ich auf ein paar Ge- danken hinweisen, die meines Wissens trotz der vielfachen Erörterung des Gegenstandes noch niemand betont hat. Deutsche Universitäten haben die Herren Ausländer als Kulturstätten in unserem „Barbarenlande“ anerkannt durch ihren zahlreichen Besuch. Kann man sich eine deut- sche Universität denken ohne den scharfen Klang der Klingen? An deutschen Universitäten ist die Wissenschaft ernst und die Waffenkunst ernst, kein bloßer Sport. Es braucht nicht jeder Karten zu spielen, aber wenn er spielt, müssen die Karten echt und ehrlich sein. Es braucht nicht jeder Student zu fechten, aber wenn er es tut, muß die Waffe ehrlich sein und ehrlich geführt werden. Wer da- gegen verstößt, wird ausgestoßen und verfällt allgemeiner Ver- achtung. Die erste Bedingung aller Wissenschaft ist Ehr- lichkeit. Wir wollten ehrlich den Frieden. Wir kämpfen um den Frieden. Wir beten um den Frieden. Wir haben den Frieden im Lande dank der Eisenmauer unserer Waffen. Aber den Friedenswillen östlicher Nachbarn und das Märchen von der belgischen Neutralität*) hielten wir nicht für ehrliche Karten, und wir ließen uns nicht damit anführen. Die serbischen Handgranaten in Sarajewo und die Dum-Dum - Geschosse der Franzosen und Briten gelten bei uns nicht als ehrliche Waffen! Wir wollen nicht jedem feindlichen Ausländer die Ehre absprechen und die Freundschaft kündigen, wie es einige im Übereifer getan, aber wir, die wir an deutschen Universitäten studiert haben, wahren akademischen Brauch, wenn wir überall die Unehrlichkeit der Menschheitsbeglücker an den Pranger stellen, die Gewehre führen mit einer Vorrichtung zum Abbrechen der Kugelspitzen, die sich ritterliche Nationen nennen und deutsche Krankenschwestern, Ärzte**), Offiziere, Gefangene beschimpfen und mißhandelten. Toller als all diese *) und **) Gewissen „Juden und Christen“ des Auslandes emp- fehle ich die Lektüre von 4. Mos. 21, 21; 5. Mos. 2, 26; Matth. 12, 4. Reine Bahn! 19 Gemeinheiten ist das Gewebe von unglaublich dreist erfun- denen Lügen*), das unsere Feinde über die ganze Welt und unter den armen, zwecklos hingeschlachteten Bewohnern ihrer eigenen Länder verbreiten. Wir können jetzt nur ankla- gen, urteilen wird einst die historische Wissenschaft, denn richten wird die Geschichte der Zukunft. Der heilige Zorn deutscher Wahrheitsliebe ist endlich aufgewacht, und nun fängt er an zu prüfen und zu sichten. Darum ist dieser Zorn für die Wissenschaft so heilsam und wertvoll. Kaum ein Wissenschaftszweig war so international wie der unsere. Wie hoch angesehen war in ihm der britische Ornithologe Wie haben wir ihn bewundert und geehrt, und wie hat er uns mit Geringschät- zung gedankt! Vielleicht wird es nun anders — bei uns. Ein Brite erfand die Wahnlehre vom Kampf ums Dasein. Wems aufs Dasein ankommt, der läßt andere kämpfen und setzt das Dasein nicht aufs Spiel. Wir kämpfen um Höheres. Briten erfanden die naturwidrige Lüge, wo zwei *) Ich urteile nach direkten Zuschriften, nach Zeitschriften und Illustrationen aus dem Auslande. Es ist kaum auszusprechen, wie lächerlich es wirkte, wenn wir z. B. lasen „Revolution und Hungersnot in Deutschland“, und wir saßen beim Nachmittagskaffee im Garten siegesfroh wie vom ersten bis zum heutigen Tage. Wie ein Symbol des inneren Friedens trugen die Ringeltauben in der alten Linde überm Hausdach zu Neste (noch am 6. September!). Deutsche und russische Arbeiter und Arbeiterinnen (Sachsengänger) ernteten und säten in fried- licher Eintracht. Wenige der letzteren hatten Heimweh. Einer sagte: „Hier besser! Bei uns jeder Gendarm Spitzbub!“ — Der Falke kam, die Taube zog fort. Das Laub fiel, es fiel Schnee. Ich hatte im August in die strahlenden Augen von Kriegsfreiwilligen gesehen, unter denen mancher meiner jungen ornithologischen Schüler mit hinauszog. Jetzt sah ich in viele Briefe aus dem Felde, sah in die Seele deutscher Män- ner, in die Seele des deutschen Volkes. Was man da sieht, erhebt über alles Kriegsleid. — Von 130 Kriegern meiner Gemeinde sind bis jetzt (Januar 1915) zwei gefallen. Überall im Lande klingt mit „Gloria! Viktoria!“ das Sol- datenlied von den „Vöglein im Walde‘ zu dem dröhnenden Tritt neuer Truppen. Welch ein Wahnsinn, einem Lande mit solcher Hy- pogenesis der Wehrkrait einen Krieg aufzuzwingen! Wie es inwendig drin aussieht im Lande des Militarismus, das wissen doch wohl wir am besten, die wir so glücklich sind, darin zu wohnen. 20 Reine Bahn! sind, müsse immer einer weichen, das große weite Welt- meer habe nur Platz für die Schiffchen einer europäischen Insel. Diesem Grundsatz verwandte Gedanken trugen sie hin- ein in das Naturbild und in die Meinungen der Völker. Manch armer Deutscher im Ausland ward ganz einge- sponnen in ein Spinnennetz von Wahn und Unwahrheit. Fäden dieses Netzes zogen sich bis in unser Land. Mein Groll, mein Zorn galt von jeher nicht Personen, sondern einer Sache, der Tatsache, daß britisches Denken deutsches ver- schleierte und trübtee Das wird nun anders. Der Krieg bringt unsrer Wissenschaft ein ungeheures Neues, das uns Deutschen das Herz jubeln und singen macht: Reine Bahn für deutsche Kritik, reine Bahn für deutsches Denken, reine Bahn für die Wahrheit und damit reine Bahn für echte Wissenschaft! 0: Kl Erlebnisse auf einem internationalen Kongreß. Sarajewo, wo ich vor zwei Jahrzehnten unterm Bart- geierhorst Flugbilder zeichnete, Sarajewo, wo ich im ersten Steinadlerhorste saß, Sarajewo, wo ich in Othmar Reiser einen Menschen von seltener Treuherzigkeit und einen aufrichtigen Freund kennen lernte, Sarajewo, vom Zauber des Orients an- gehaucht, erschien es mir wie eine Märchenstadt. Dort sollte der VI. internationale Ornithologenkongreß tagen, das schöne Band gemeinsamer Arbeit fester knüpfend, sich würdig an das anreihen, was 1910 Berlin seinen Gästen bot. — Und nun — Sarajewo die Stätte grauenvoller Bluttat elender Mord- buben. Ihnen ließen unsere Feinde den traurigen Herostratos- ruhm, die Brandfackel geschleudert zu haben in den Friedens- tempel Europas, in den Friedenstempel der Welt. Wann wird man wieder zu internationalen Kongressen zusammenkommen? — Der Gedanke daran klingt wie ein Ton aus versunkenen Tiefen. Es war ein Zoologenkongreß vor zehn Jahren, von dem ich das folgende kleine Erlebnis erzählen will. Es begegnete mir dort mancherlei Wunderbares. Gleich zu Anfang erklärte Erlebnisse auf einem internationalen Kongreß. 21 mir ein Mitglied: „Sie sind Naturforscher und Geistlicher, das ischt heitzutak unmecklick.“ In derselben Gedanken- richtung, die für Ignoranten mit Teilbildung charakteristisch ist, bewegte sich ein Berichterstatter in der Frankfurter Zei- tung. Daß ein Geistlicher mit Naturschutzbestrebungen (er verwechselte Naturschutz und Tierschutz) in einem Haupt- vortrag zu Worte kam, erschien ihm unfaßbar. Die Schluß- tagung, in der der ganze Kongreß meine Vorschläge annahm, hatte er nicht abgewartet. Ich hielt noch einen anderen Vortrag. Vor demselben war ich damit beschäftigt, Beweis- material auszupacken. Ich hatte Erlangers Karte von Nordafrika aus seiner tunesischen Arbeit an die Tafel gehängt, auf welcher die Brutgebiete der verschiedenen Haubenlerchen- formen mit verschiedenen Farben dargestellt sind. An der Tür erschien in diesem Augenblick ein Kongreßmitglied, starrte eine Weile in schweigender Wut nach der Karte und rief mir dann nach einigen unverständlichen Worten zu: „Sie werden diesen Vortrag nicht mehr halten, machen Sie Ihr Testament.“ Mit geballter Faust stürzte er hin- aus, als wolle er einen Dolch oder Revolver suchen. Ich merkte, daß ich es mit einem Wahnsinnigen zu tun hatte. Die Sektionssitzung begann. Ich hielt ungestört meinen Vor- trag, dem andere Vorträge vorangingen und folsten. Ein bekannter Zoologe, der meinen Vortrag, wie er mir sagte, versäumt hatte, erschien am Schlusse, um sich die Haubenlerchen anzusehen, die er in belehrendem Tone nach altmodischer Selektion erklären wollte. Ein Universitäts- beamter kam und grobte mich an, ich dürfe keinen Vogel- balg auf die frisch lackierten Bänke legen. Ich machte ihm klar, daß ein Deutscher sich im Ausland nicht alles gefallen zu lassen brauche und drohte mit einer Beschwerde. Er bat um Verzeihung und verschwand. An der Tür des leeren Auditoriums aber stand wieder der Wahnsinnige Ich ging auf ihn los und fragte ihn freundlich, aber mit ruhiger Be- stimmtheit, was ihn an der Landkarte interessiere. Er möge es mir zeigen. Er sprudelte hervor: „Die Deutschen wollen ins Land einfallen, die neutralen Grenzen nicht achten, die Welt erobern, aber ich habe den St. Gotthard befestigt.“ So etwa lauteten seine Worte. 22 Erlebnisse auf einem internationalen Kongreß. Da ich ihn reden ließ, wurde er ruhiger und zuletzt ganz liebenswürdig, als er einsah, daß Erlangers tnnesische Gebiets- karte kein geheimer Kriegsplan sei. — Warum ich dies er- zähle? — „Kinder und Narren“ (ich gebrauche das Wort un- gern von einem kranken Menschen, aber es heißt so im Sprich- wort) „reden die Wahrheit,“ die Wahrheit nicht von den Dingen, aber die Wahrheit von dem, was andere schweigend denken oder hinter liebenswürdigen Formeln verbergen. Der Präsident des Kongresses erzählte mir, daß mein neuer Be- kannter aus einer Irrenanstalt zu dem Kongreß entlassen sei, da man davon einen günstigen Einfluß auf seine Heilung er- wartet habe. Schade, daß ich ihm das Vergnügen und die Seelenruhe unbewußt gestört hatte. Es wurde mir manches verständlich, was mir bei internationalen Versammlungen auf- fiel, und heute wird es mir noch mehr verständlich. Die Verleumdung, daß wir ein Hunnenvolk seien, das darauf lauere, über andere Völker herzufallen, ist nicht neu, sie ist seit vielen, vielen Jahren schon in der Welt herumgeflüstert. Daher die ausweichenden Antworten, wenn ich offen fragte: „Warum haßt ihr uns?“ Gewiß, es gibt Deutsche, die von Weltherrschaft träumen. Solche Träumer gab es zu allen Zeiten unter allen Völkern, im nüchternen modernen Deutschland weniger als im alten Rom, als in Frankreich, in Rußland und vor allen Dingen in Eng- land. Weltherrschaft? — Gott bewahre uns davor! Sollten wir einmal dazu kommen, so kommen wir unschuldig dazu. Sie ist gegen das Grundprinzip der Natur, gegen die Formen- kreislehre. Die verschiedenen Wanderfalkenformen haben vor einander keine Angst und keinen Futterneid wie die Briten vor bzw. gegenüber Deutschland, und die deutschen Wander- falken fressen die fremden nicht auf. Die im übrigen nebensächlichen Dinge, die ich hier er- zählte, erlebte ich in einem Lande, dessen neutrale Gesinnung grundehrlich ist und wo der Deutschenhaß geringer ist als anderswo. Weit mehr als Nationalhaß schadet der Wissen- schaft das ängstliche Rücksichtnehmen auf nationale und po- litische Empfindlichkeit. Der alte Brehm hatte gute Freunde in Frankreich und übte doch bei jeder Gelegenheit an der Bildungshöhe dieses Landes Kritik. Vielleicht ist es gar kein Verluste von Vögeln an Starkstromleitungen usw. 23 Nachteil für die Wissenschaft, wenn an die Stelle von Ver- sammlungen und Reden eine Zeitlang die stille nationale Ar- beit tritt. Sie wird uns mehr Achtung verschaffen und mehr Freunde draußen als die Zeit der internationalen Kon- gresse. OÖ. Kl. Verluste von Vögeln an Starkstromleitungen in der Gegend von Eisleben 1913. Von Friedrich Wentrup. Leitung Polleben—Hübitz. 24. 7. 13. 9—11 Vorm. Am Vortage und in der Nacht Regen. Trübe Witterung. Erste Zahl bedeutet Mast Nr. | 126. 2 Stare, jung, 1. halb verwest, 163. 3 junge Stare mausernd, 2 Mu- | 2. Mumie. mien. | 125. 1 Star, jung, Mumie. 161. 2 Stare jung, Mumien. ı Zwischen 146. 1 Star „ Mumie. ' 125u.124. 1 Turmfalke, jung ? halb- 144.1 „ a e verwest mit Larven. gas: >, „ Flügel 1—14. 124. 1 Star, jung, halbverwest. 1. 1. .,, „. Federn. Zwischen a3... „ mit unzähligen 123u.122. 1 Star,jung, halbverwest. Larven und Käfern. | 122. 1 Star, jung, wenige Reste. 130 2Stare, jung, 1.Mumie, 2.1 Flüg. 10 m dahinter: '\1l ? ?Federn(braunu. weiß). 1 Rabenkrähe ? jung ?, zerris- 129. 3 Stare, jung, teils Reste. sene Mumie. 128.2. 5 „»„ 1.Mumie, 2.halb | 121. 1 Star jung, Mumie. vergraben. 118, 1° 03 ? Flügel. 128. 1 Rotschwänzchen ? jung ?, Zwischen Mumie. ' 114 und 113. 1 Star jung, Mumie Bis Mast 128 schon am 18.7. unter- mit einigen Larven. sucht. Weggeräumt von mir waren | j j unterdessen Mumie eines Käuzchens | Von Nr. 106—100 geht die Leitung und zweier junger Stare. | am Dorfe entlang. Bis Nr. 100a 127. 2 Stare jung, Mumien. re 74 Era 36 Vögel. 10 m dahinter: | 2 Junge Bine 1 Star jung, Mumie m.Larven, Leitung Siersleben— Hübitz—Polleben. (Vgl. K. Göritz!) 6. 9. 13. Wolkig, warm, N. 4—6 Uhr n. 89, 3 Stare, jung, Skelette. 97.2 Stare, frisch. 90 5 m y; | 4 Star, zerrissen, frisch. '\1 Star, ziemlich frisch. 97—98. 1 Star, Mumie, alt. 91.1 , Skelett. 98. 2 Stare, Mumie. a ur Pr 98—99. 1 Star, Mumie. 98 a. £tisch, 99 l Sperling, Mumie. '"\4 Stare, Skelette. {1 Star, Mumie. 94. 1 Star, Federn. 9%.1 , Skelett. Leitung bis 115 abgesucht. Bis 99 %.1 ' Samenrübenfeld. 26 tote Vögel an 9697. 1 Star, frisch. 26 Masten. 24 Friedrich Wentrup Leitung Polleben—Hübitz. Jeder Mast mit Erdungsbügeln aus starkem Metalldraht. D. 3. 10. 13. 51/,—6?/, abends. Heiter, warm. W. 168. 1 Star, zerfahren. | 152. 1 Jungstar, Mumie. 158—57. 1 Jungstar mit Maden. 141. 1 P „ mit Maden. 8 Stare an 41 Masten. 155—54.1 ,„ Mumie. | | Bis 129 begangen. 154—55. 3 Jungstare, Mumien. Leitung Polleben— Hübitz. D. 4. 10.13. 5—7 n. Heiter, warm. W. 3. Felder geptlügt! 127--26. 1 Jungstar mit Maden. 113. ] Star Mumie, ganz vertrocknet. 125. 1 Jungstar, Skeletteile mit | 102. 1 Sperlingsskelett, alt. Federn vor Mauser. | 99. 1 Star, jung, Mumie. 124—23. 1 Jungstar mit Maden. | 97: 1 Rotsch wanz(Garten-) Mumie. 124—23. 1 Star, Mumie vor Mauser af] Star, Mumie. [ob ©? 95. 1 Star, Mumie. 123—22. 1 Turmfalke, Mumie. |, 95—94. 1 Star, Mumie. 121. 2 sehr alte Starskelette vor d. 94. 2 Starskelette. Mauser. 93. 1 Sperling Mumie. 121—20. 1 Star, Mumie. 90-89 a Mumie. 120. 1 Star, Mumie. "\1 Star, Mumie. 120—19. 1 Star, Mumie. | 58.) 2 Starskelette. 119. 2 Starskelette, sehr alt. | 'f 1 Star, Mumie, 116a. 1 Jungstar mit Maden, ziem- | 88-87. 2 Stare, Mumien. lich frisch. 86, 1 Star, Mumie. 115 iR Jungstar, ziemlich frisch. | | ‘\1 weiße Bachstelze, Mumie. 34 Vögel an 42 Masten. D. 19. 11. 13. 2—3 Uhr n. W. 5, kühl, heiter. Von Mast 171—115 begangen (56 Masten), nur 4 Starskelette ge- funden, obwohl ein Schwarm von mehr als 50 Goldammern sich am Wege aufhielt und umherstrich. Von 123—116 hatten Samenrüben ge- standen. D. 19. 12. 13. 2,30 n. W,, klar, Rauhreif. — 1,50. Von 174-115. 137. 1 abgenagter Rebhuhnflügel Leitung Volkstedt—Manstfeld. Leitung alt, wenige (ca. 10 Masten) mit Erdungsbügeln, meist ein Schutznetz oder -drähte, auf die sich die Vögel setzen. D. 6. 9. 13. 4,30 n. Wolkig, warm. N. An der Chausseekreuzung. Motacilla alba, noch warm, aus dem Schnabel blutend, unter Eisenmast, ohne Erdungsbügel. Leitung nicht weiter abgesucht. D. 9. 9. 13. 5,30—-6,45 n. Warm, heiter. S.. 45 Masten abgesucht, nichts. Viele Ammern und Stieglitze auf den Drähten, darunter viel Kot. D. 27. 11. 13. N. 118 Masten abgesucht, nichts. Falke fliegt unbeschädigt ab. Verluste von Vögeln an Starkstromleitungen usw. 25 Leitung Abdeckerei bei Eisleben— Wolferode. (Siehe Beobachtungen von K. Görnitz.) Masten mit Erdungsbügeln aus Metallblech. D. 30. 9. 13. 1/8—!/5 n. Fast klar, warm. O,;. 30 1 Federn (Passer’?). 5 Bis zum Fahrwege nach Wolferode 13 Masten, nichts. 16. 1 Motaeilla alba, Mumie. ' - fl Steinkauz, Mumie. 16—15. 1 Feldlerche (?) mit Maden ann Jungstar, Mumie vord.Mauser. (überfahren). 6—5. 1 Passer montanus OD mit 14. 1 Motacilla alba, Flügel und | Maden. Brustbein, Sk. Bis 1 abgesucht. Also 7 Vögel an 33 Masten. D. 17. 10. 13. 3/,4-5 Uhr n. Klar, dunstig, warm. SW. 30 | Star, frisch. 3—2. 1 Star, Mumie. F [1 1 Motacilla alba, Mumie. 8. 1Star, Mumie, zerrissen, vor der Mauser. 7. 1 Star, Mumie vor der Mauser | und 1 Steinkauz, liegen noch da. | 6. 1 Passer m. ebenfalls. 2 Vögel an 33 Masten. D. 7. 11. 13. 1/4 Uhr n. Kühl, wolkig. W.;. 30 I Passer montanus 5' ganz frisch, Schnabel blutig. a 1 Star, Mumie. 1 ” ” ] 5, [9] Se 1 + „ | 7. [Kauz und Star, Mumie, liegen noch da.| 2 Vögel an 33 Masten. D. 27. 11. 13. 11,45 v. Bis Wolferode begangen. 3. 1 Rotschwänzchen, ?, zertreten. Leitung Helfta— Abdeckerei. Vergl. Görnitz. Erdungsbügel wie Volkstedt bis Mansfeld. D. 21. 10. 13. 3/,3—1/,4 Uhr n. 71—40. Nichts. 39. Wenige Überreste eines Jungstars vor der Mauser, Bis 38 abgesucht. 1 Vogel an 33 Masten. D. 18. 11. 13. 3 Uhr n. W,, trübe, warm. Fortsetzung der Leitung bis zur Abdeckerei, 14 Masten abresucht. nichts gefunden außer 5 Mumien (Stare). 26 Über die i. J. 1914 verunglückten Vögel. — Otto Herman }. Über die im Jahre 1914 an der Hochspannungs- leitung bei Dederstedt verunglückten Vögel. Die Aufzeichnungen über Verluste an Starkstromleitun- gen waren eigentlich zu späteren vergleichenden Zusammen- stellungen bestimmt. Hier waren die Erdungsbügel durch Herabbiegen von den Drähten entfernt worden. Es fielen außer ein oder zwei Turmfalken und einer Dohle an zahl- reichen Masten fast nur einige Saatkrähen, die jedoch, nur gelähmt, in Regenwetter liegend, lange Qual hätten aushalten müssen, wenn ich sie nicht zufällig fand. An einer Strecke, wo die Bügel nicht herabgebogen waren, fand ich viele Turm- falken, eine Pernis-Mumie. Einen jungen Lerchenfalken gab mir ein Schäfer. Einmalsahich im Dorfe einen Taubenschwarm durch die Drähte der hier transformierten Leitung fliegen. Eine Flamme schlug mit lautem Knall heraus. Diese Be- obachtung erklärt wohl zur Genüge die Tatsache, daß die Vögel die Stellen, wo sie ähnliches erlebten, schließlich mei- den, ohne daß man ihnen deshalb eine Art Verstandestätig- keit zuzuschreiben braucht. OKT Otto Herman T 27. Dezember 1914. Otto Herman tot. Es genügt eigentlich, diese drei Worte herzusetzen. Ein Bild? Ich habe nur ein kleines, das ihn in seinem nur mit wilden Pflanzen besetzten Garten zeigt. Hoffentlich hat ein Künstler das Profil seines Charakterkopfes festgehalten. Die Kraft seines Organisationstalentes, die strenge Wissenschaftlichkeit seines Wollens und Wirkens setzten sich durch und wurden doch im Auslande nicht ganz gewürdigt. „Gründliche, tiefe, sachliche Arbeit, nicht oberflächliche Spielerei!“ Das war sein Grund- gedanke. Dabei hatte alles, was er schrieb, einen persönlichen Beigeschmack, der seinen Worten selbst da, wo er scharf wurde, etwas Liebenswürdiges und einen besonderen Reiz gab, daß man sie gerne las. Man kannte Otto Herman, und da man den alten Recken, den Stolz seiner Nation kannte, konnte man ihm nichts übelnehmen. Sein Geist blieb jung bis ins hohe ehrfurchtgebietende Alter. Die Ungarische Ornitholo- RE Gottlieb von Koch +. 27 gische Zentrale wird sein Lebenswerk fortsetzen. Wie wir in Deutschland seine Anregungen noch besser verwerten müssen, das hoffe ich später zu zeigen, wenn wir ganz über den Berg sind. ©. Herman war mir ein väterlicher Freund. Er hat meine erste Formenkreisarbeit in zwei Sprachen gebracht. Dafür bin ich ihm dankbar. Er hat sie mit Liebe behan- delt, während ich in Berlin und Gera das Gegenteil gewohnt war und mich damals mit meinen Gedanken wie manch an- drer Systematiker gleichsam ins Ausland flüchten mußte Um so dankbarer war ich ihm, als er, wie die meisten genialen Vertreter der alten Generation, ein Anhänger der Darwinschen Gedanken war und, wie diese es meist tun, meine Kritik dar- an für dogmatisch hielt. Ich widersprach ihm nicht, weil ich viel jünger war als er, und weil ich in ihm einen Bundesgenossen gegen wissenschaftlichen Stumpfsinn verehrte. Er schrieb einmal, jeder Artikel müsse eine Spitze haben, und er erzog Schüler in diesem Sinne. Unter sein Andenken können wir deutschen Ornithologen das Wort setzen: ; Der ist ein Mann, der eine wackere Klinge führt. Gottlieb von Koch T 21. November 1914. Neben dem Museum in Darmstadt steht das von Kindern der Residenz gestiftete Denkmal des so tragisch ums Leben gekommenen „Prinzeßchens“. Es wird auf einem dunklen Relief als Schneewittchen im Sarge dargestellt. In dem „Herrngarten“, der dort beginnt, läßt man das Gras lang wachsen und erzielt so wirklich ein Stück Natur in der Groß- stadt statt langweiliger Gartenkunst. Dort suchte ich bei jeder Anwesenheit den liebenswürdigen Zoologen und Künstler auf, der gar kein Modemensch war, sondern sich das graue Haar um den Märchenonkelkopf lang wachsen ließ. Ich lernte ihn vor langer Zeit durch eine faunistische Erstlingsarbeit kennen. Wir standen vor einem Museumsschrank. Koch hingen die langen, damals noch nicht ergrauten Haare von der Stirn herab. Hinter uns gingen eine junge Dame und ein alter Herr vorüber, der blieb stehen und schien zu lächeln. Ich warf ihm einen mißbilligenden Blick zu, als wollte ich sagen: 28 Schmerzliches. „Du brauchst uns hier nicht zu stören“. Der alte Herr ging belustigt lächelnd weiter. Koch fragte den Museumsdiener, wen er da hereingelassen habe. Antwort: den Großherzog und die Prinzessin... Wenn ich mich recht erinnere, wars die jetzige russische Kaiserin. Koch meinte schmunzelnd: „Das hat ihm nur Vergnügen gemacht“. Ich gab einmal den Rat, in einem Schau-Museum das Publikum gleichsam in einem langen Glasdurchgang abzu- sperren und den schönen großen Raum auszunutzen, statt das Geld für Glasschränke und den Raum fürs Publikum zu ver- schwenden. Ich wurde ausgelacht, aber als ich wieder nach Darmstadt kam, hatte Koch denselben Schaufenster-Gedanken gehabt und ihn glücklich ausgeführt. Viel Sorgfalt ver- wandte er auf die dermoplastischen und anatomischen Prä- parate. An einer chloroformierten Löwin wurden die Muskeln studiert, damit sie richtig dargestellt werden konnten. Mit welcher Sorgfalt bemalte er einen Froschabguß. In seinem originellen Heim lernte man ihn erst vollends kennen. Zur Hälfte bestand es ja aus Spielräumen für fremde Kinder, die seine Lieder sangen und seine Reigen tanzten. Sein Interesse für Natur und Kunst bot uns soviel Berüh- rungspunkte, daß wir nie dazu kamen, über Dinge zu sprechen, in denen unsere Ansichten vielleicht weit auseinandergingen. Die Balgsammlung des Museums haben wir nie besichtigt. Aus seiner ornithologischen Privatbibliothek sah ich nur einmal Proben. Von allen, die ornithologische Bücher ge- schrieben haben, war er einer der Vielseitigsten als Forscher und Mensch. Schmerzliches. Von vielen Seiten gehen mir besorgte Anfragen zu, wie es Hartert geht, ob er in einem Gefangenenlager schmachtet, Die letzte Korrektursendung seines Werkes — sie betraf den Waldrapp — erhielt ich zurück mit dem Vermerk: „Wegen Kriegszustandes von der Beförderung ausgeschlossen“. Wie ich aus zuverlässigen Quellen erfuhr, ist Hartert britischer Untertan und sein Sohn britischer Offizier geworden. Das mag sich aus seiner Stellung ergeben und so konsequent Schmerzliches. 29 sein wie nomenklatorische Regeln. Ebenso konsequent ist es dann aber, daß der deutsche Ehrendoktor und deutsche Generalssohn, der seinen einzigen Sproß gegen Deutschland kämpfen läßt, in etwaigen Briefen an Deutsche die Unter- schrift: „Ihr alter Hartert“ nicht mehr gebraucht. Andere sagen ihm das vielleicht aus Höflichkeit nicht. Aber denkt jemand anders? Ich habe Herrn Hartert immer ehrlich ge- sagt, was ich denke. Darin bleibe ich konsequent. Am 2. Dezember 1914 fiel bei Ta Bassde im Schützengraben der Kriegsfreiwillige stud. Friedrich Wentrup im Alter von 20 Jahren. Er war einer meiner jüngsten ornithologischen Schüler. Bei seinem letzten Besuche brachte er mir schüchtern sein erstes Manuskript für Falco und photographische Aufnahmen zu Berajah, die später erscheinen. Der Adel des Militarismus. Todeswunden — sie melden bis über Meere weit, daß wir ein Volk von Helden, würdig der Väterzeit. 0: Kl. Ausgabeliste siehe auf folgender Seite. Ausgegeben wurde: Falco Heft 1 im Januar, ”„ ” 2 Titel und Inhaltsverzeichnis „ Sonderheft im August, teilweise durch den Krieg verspätet. Berajah, Falco Peregrinus, Seite 7—14, April, ” ” ” „ 15—22 ER Tafel XIX—XXVLO | verspätet, Februar 1915. 1: „ Parus Salicarius, Tafel IV—VII verspätet, Februar 1915, „ Nachricht, falls das Sonderheft oder andere Teile nicht angekommen sind, wird an die Adresse des Herausgebers erbeten. Inhaltsverzeichnis siehe auf der Rückseite des Titelblattes. Druck von Gebauer-Schwetschke G.m.b.H., Halle a. S. FALCO X. Jahrgang Sonderheft. 1. August 1914. _DieVogelfauna Mallorcas von Dr. A. v. Jordans FR-FRIEDLANDER & SOHN | BUCHHAFDLUNG | BERLIN N.W,6 CARLSTRASSE MM. Die Vogelfauna Mallorcas mit Berücksichtieung Menorcas und der Pityusen. Ein Beitrag zur Zoogeographie des Mediterrangebietes von Dr. A. v. Jordans Bonn. (Inaugural-Dissertation.) Druck von Paul Rost & 0o., G. m. b. H.. Bonn. 1914. er ti IR} © Ss _i 5 M EREITGIIET = E- - 4 2 i 1 : Heute wird es kaum ein europäisches Gebiet mehr geben, das in zoologischer und vor allem ornithologischer Hinsicht so unbekannt ist, wie Spanien und die Balearen. Da mir nun die Kenntnis der Avifauna der Balearen von großem systematischen und zoogeographischen Inter- esse zu sein schien und bei der engen Begrenzung des Gebietes sich auch auf Grund einer verhältnismäßig nur kurzen Beobachtungs- und Sammelzeit doch eine ein- gehende Bearbeitung möglich erschien, so entschloß ich mich, im Frühjahr 1913 eine dreimonatliche Studien- und Sammelreise dorthin zu unternehmen. Da erst 1911 eine Arbeit über die Vögel Menorcas erschienen war, anderer- seits Mallorca infolge der günstigen klimatischen Ver- hältnisse faunistisch sehr viel mehr Interessantes erwarten ließ, so widmete ich die ganze Zeit, die mir zur Verfügung stand (1. März bis 1. Juni), dem Aufenthalte auf dieser Insel, berücksichtige aber bei dieser Arbeit die Literatur Me- norcas und der Pityusen und das mir von der Museums- leitung Tring zum Studium gütigst überlassene, von Herrn Hauptmann Polatzek auf letzgenannten Inseln gesammelte Balgmaterial. Josef Graf Seilern, dessen hervorragende oolo- gische und größere Balgsammlung leider so wenig be- kannt ist, überließ mir in liebenswürdigster Weise seinen Präparator, Herrn Homberg, für die Reise, wofür ich ihm auch an dieser Stelle meinen besten Dank sagen möchte. Ergebensten Dank schulde ich Ihrer Königlichen Hoheit, ‚der Frau Prinzessin Ludwig Ferdinand von Bayern, Infantin von Spanien, die mir in gnädigster Weise ein Hand- schreiben mitgab, das mir über viele Schwierigkeiten und un Unannehmlichkeiten hinweghalf. Ehrerbietiesten, aller- herzlichsten Dank spreche ich vor allem Seiner Kaiser- lichen und Königlichen Hoheit, dem Durchlauchtiesten Herrn Erzherzog Ludwig Salvator von Österreich aus, ‘der meine Unternehmungen. auf der Insel in jeder nur denk- baren Weise unterstützte, der mir ferner seinen wunderbar gelegenen Besitz Son Gual bei Valldemosa während der ganzen Zeit meines Dortseins als Aufenthalt zur Verfügune stellte, und dem ich so zum größten Teile den Erfolg meiner Reise zu danken habe. Ferner danke ich bestens dem deutschen Konsul in Palma, Herrn Alfred Müller, der mir, nachdem ich. vom spanischen Ministerium die allgemeine Jagderlaubnis für die Balearen erhalten hatte, die spezielle Erlaubnis, jegliche Vogelart auf der Insel zu schießen von dem Zivilgouverneur Mallorcas und noch die Genehmigung von vielen mallorquinischen Grund- besitzern erwarb, sowie überhaupt in allen Schwierig- keiten in liebenswürdigster Weise mir begegnete, Von den Herren, die mir für ihren Privatbesitz die Jagd- erlaubnis erteilten, will ich nur nennen den Herrn Marques de Zayas, Marques de la Torre und Herrn von Torella, denen ich gleichfalls herzlichst hierfür danke. Den Herren Custos Hellmayr-München, Pastor Klein- schmidt-Dederstedt und Geheimrat Koenig-Bonn, in deren Sammlungen ich arbeiten durfte, und die, ebenso wie Herr Dr. le Roi-Bonn, mir mit Rat und Tat behülflich waren, ferner der Baronin Erlanger und Herrn Hilgert, Baron Walter Rothschild und Dr. Hartert, Dr. Laubmann, Justizrat Kollibay, Professor v. Lorenz und Dr. Sassi-Wien, Ge- heimrat Reichenow. Regierungsrat Uustos Reiser, den Herrn Tratz und Dr. Weigold, die mir in liebenswürdigster Weise ihr Vergleichsmaterial zur Verfügung stellten, spreche ich meinen verbindlichsten Dank aus. Meinem Freunde Hans Kurella verdanke ich manche interessante Anregung und Angabe. Schließlich danke ich aufrichtig Herrn Präparator Homberg, der mich, wie schon gesagt, Be: + Fi P 2 y- en ” er R er Nr. F a 3? SEELEN auf der Reise begleitete, für die Ausdauer und Liebe, mit der er stets die tägliche Beute, war sie auch noch so groß, balgte und mir auch viele interessante Vögel schoß. Die Summe des gesammelten Materials beträgt 750 Bälge, von denen sich jetzt ein Drittel im Museum des Grafen Seilern, zwei Drittel in meiner Kollektion befinden. Da ich Menorca und: die Pityusen — wie bereits be- tont — nicht besuchte, so bin ich bei der Schilderung der allvemeinen Verhältnisse dieser Inseln auf die Angaben anderer angewiesen. Für Menorca schienen mir vor allem in Betracht zu kommen die Arbeiten von Moritz Willkomm, Dr. H. Praesent und M. H. Ponseti. Da ferner die genannten Inseln nur zur Vervollständigung hin- zugezogen werden und daher nur kurz charakterisiert werden sollen, will ich diese zuerst behandeln, Menorca, die zweitgrößte Insel der Balearen-Gruppe liegt ungefähr im Zentrum des westlichen Mittelmeer- beckens zwischen den Parallelkreisen von 39° 47‘ und 40° 4‘ nördlicher Breite und den 3° 52° 14” und 4° 25° 57“ öst- licher Länge von Greenwich, Sie besitzt einen Flächen- inhalt von 754 qkm; getrennt wird sie von Mallorca durch eine Meeresenge von nur 37 km; von der spanischen Küste ist sie ca. 200 km entfernt. „Menorca läßt sich dem Gelände nach in zwei Teile zerlegen, welche durch die Längsachse der Insel getrennt werden können. Die südliche Hälfte besteht aus ebenen Flächen, die nördliche trägt ein Hügelland, dessen höchste Erhebung im Monte Toro mit 368 m gipfelt.“ — „Das nördliche Hügelland be- herrschen ältere Formationen, vor allem Devon, Trias und Jura. Die südliche miocäne Ebene bietet höchst inter- essante geomorphologische Probleme dar wegen der tief in die Landoberfläche einschneidenden Torrenten; diese münden an der Küste in schmale gewundene und steil- randige Buchten, welche sich als versenkte tertiäre Flub- täler dokumentieren.“ (Praesent: Mitt. Ver, f. Erdk., Leipzig 1910, p. 27—30). Die ganze West- und Südküste Menorcas und die Ostküste bis zur Bucht von Mahon zeigt nach Praesent (Bau und Boden der balearischen Inseln, Greifswald 1911) eine Steilküste von wenigen bis zu 50m Höhe, die Nordküste -dagegen teilweise einen senkrechten Absturz ins Meer von 100—120 m. Flacher Strand findet sich nur in ganz geringer Ausdehnung am Ende der weit ins Land hineinragenden engen Buchten. Die Insel tauchte empor während der Senkung des oberen Miocänmeeres, war aber noch verschiedenen Änderungen in der Oberflächenausdehnung unterworfen. Das Klima Menorcas ist sehr viel rauher als das Mallorcas, da ihm eine vor starken und kalten Nord-Winden schützende Gebirgskette fehlt. Die mittlere Monatstempe- ratur beträgt für Menorca auf Grund 34 jähriger Beobachtung von 1865 bis 1898: Jan, 10.2, Febr. 10.9, März 11.9, April 14.5, Mai 17.6, Juni 21.4, Juli 24.5, Aug. 24,7, Sept. 22.5. Okt. 18.3, Nov. 14.4, Dez. 11.2. Die mittlere Jahrestemperatur demnach 16.8°, Die mittlere Regenmenge für die einzelnen Monate beträgt: | Jan. 65.4, Febr. 44.3, März 52.5, April 49.7, Mai 31.6, Juni 24.8, Juli 13.3, Aug. 14.0, Sept. 55.3, Okt. 102.9, Nov. 99.5, Dez. 82.6. Die mittlere jährliche Regenmenge 635,9 mm (Neuere klimatische Werte für Menorca und Ibiza. Praesent, Meteorologische Zeitschrift, Braunschweig 1912, Heft 1). Letztere gibt F. Ponseti auf Grund 39jähriger Be- obachtung mit 637,3 mm an. Die vielen kleinen Bäche sollen fast sämtlich im Sommer austrocknen. Typisch für Menorca sind die jedes Grundstück einhegenden 1-2 m hohen Steinmauern, die von den Einwohnern mit den bei der Urbarmachung des Bodens aufgelesenen größeren Steinblöcken und Geröll- stücken äußerst kunstvoll ohne jedes Bindemittel auf- geführt sind zum Schutze gegen die vielen Ziegen und u au BT Et er A ih X h ea Schafe und nebenher als Grenze ihres Gebietes. Wer sich einen Überblick über die Flora Menorcas verschaffen möchte, den verweise ich auf M,. Willkomms: „Spanien und die Balearen“, Berlin 1879, dem ich hier nur einiges Wichtige entnehme. An Wald ist Menorca sehr arm, ein- mal weil die häufigen, starken Stürme dem Wachstum hinderlich sind, oder aber weil man den ehedem vorhan- denen Wald vielfach ausgerodet hat; heute kann man ihn fast als verschwunden betrachten. Die Flora sei im ganzen artenreich, aber auf den kahlen steinigen, mit Geröll über- säten Plateaus dürftig, dagegen um so üppiger und reicher in den Barrancos, den tiefen Tälern. Als bestandbildende Waldbäume kommen nur zwei Arten in Betracht, Quercus ilex L. var. Ballota Desf. und Pinus halepensis Mill., erstere das Innere, letztere die Küste bevorzugend; ferner der wilde Ölbaum und als Unterholz vor allem der Mastixstrauch und Erica multiflora, arborea und scopa- rea; in der Strandregion Pistacia lentiscus, Olea euro- paea var., Oleaster nnd Juniperus phoenicia L. in merk- würdigem durch die starken Winde veranlassten knieholz- artigem Wuchse. Ferner erwähnt seien Artemisia arbores-. cens, der baumartige Wermuth, Hypericum balearicum, ein schöner goldgelbblühender, immergrüner Strauch, viele Kletterer: Clematis, Smilax aspera, Hedera helix u. a., die ganze Felswände begrünen. Andere immergrüne Sträucher wachsen auf den Felsterrassen der.Barrancos. Massenhaft findet sich mancherorts Asphodelus albus L., verschiedene Euphorbiaceen, Ranunculus-Arten, Linaria triphylla, Lev- kojen,‘ Chrysantemum, Medicago, Urtica balearica usw. usw. Die Abhänge der Berge bedecken vor allem immer- grüne Gebüsche: Pistacia lentiscus, Myrthus communis, Calyeotome spinosa, Euphorbia dendroides, Olea europaea, Cistus, Solanum sodomaeum, Asparagus albus und horridus; die öden Steinplateaus schmücken neben dem Mastix- und Myrtenstrauch Thymus vulgaris, Teucrium polium L, und Teucrium majorana P., Salvia verbenacea L,, NG? 1’ ”v m Ben’ T a a ee Bellis annua ete. — Fast zwei Drittel der Oberfläche Menorcas ist angebaut: Weizen, Gerste und Kartoffel die größte Fläche einnehmend, Gemüse-, Wein- und besonders Fruchtbaumkultur bedeutend, weniger Flachs, Hanf und andere Handelspflanzen. Daneben werden gezogen Orangen und Mandeln, Datteln, Feigen, die japanische Mispel, die Baumwollstaude, die Batate und die Banane; mit Vorliebe fast an jedem Hause Opuntia Ficus indica, deren Früchte die Einwohner sehr schätzen, dann auch Äpfel, Birnen, Kirschen, Quitten und Pflaumen, aber nicht in solchem Maße angepflanzt als die anderen Obstbäume. Die durch die vielen Stürme veranlaßte merkwürdige Form der Bäume, alle schief nach Süden gerichtet, die Kronen einseitig ausgebildet, verleiht den Hochplateaus Menorcas ein typisches, aber noch melancholischeres Gepräge, als eine solche Landschaft an und für sich schon hervorruft. Die Gruppe der Pityusen umfaßt zwei größere Inseln: Ibiza mit einem Flächeninhalt von 572 qkm und Formen- tera mit 115 qkm; außerdem eine Menge kleiner vorge- lagerter Felseneilande. Die kürzeste Entfernung zwischen Ibiza und Mallorca beträgt SO km. Die Entfernung Ibizas vom spanischen Festlande beläuft sich auf gleichfalls SO km. „Ibiza ist ein unregelmäßiges Hügelland. Zwischen den rundlichen Berekuppen, die sich einigermaßen in zwei von Westen nach Osten gerichtete Reihen teilen lassen, sind kleine mehr oder weniger ebene Flächen vorhanden. Die Südspitze trägt ausgedehntere, von Salzgärten einge- nommene Ebenen. Die höchste Erhebung erreicht im Uerro de la Atalayana nur 479 m. Formentera hat die Gestalt eines spitzen Dreiecks und ist eine flache Land- bildung, nur gegen Osten zu der Mola (192 m) sanft an- steigend.* ... „Nur die Ebene um die Stadt und die Umgebungen der einzelnen Dörfer der Inseln sind in größerem Maßstabe angebaut.“ Praesent stützt sich dann | weiter auf die grundlegende Arbeit über den geologischen Aufbau der Pityusen von Vidal und Molina und fährt fort: „Das Einfallen der Schichten der Trias und des Jura ist flach nach Norden gerichtet. Kreide ist auf Ibiza weit verbreitet und zwar das Neokom,. Das Vor- kommen des Eocän ist leider mit Fragezeichen versehen. Sollte sich das Vorkommen als eocän erweisen, so hätten wir auf Ibiza die gleiche Entwickelungsgeschichte wie auf Mallorea und Cabrera und damit einen Beweis für die enge geologische Zusammengehörigkeit beider Insel- gruppen.“ — Mioeän ist vorhanden, Pliocän fehlt; dagegen Quartär weit verbreitet. — „Formentera setzt das Quartär in Gemeinschaft mit dem Alluvium ausschließlich zu- sammen.“ (Praesent). Die Insel ist ringsum von Steil- küsten umgürtet. Die mittlere jährliche Regenmenge be- trägt für Ibiza nach Praesent 571,4mm. „Die mittlere Temperatur des Winters soll 12°—13° © betragen und das Quecksilber in der Stadt Ibiza niemals unter - 7° 6 sinken.“ Die höchste Temperatur dagegen beträgt +- 52° (Erzherzog Ludwig Salvator). Die Gebirge sind noch stark bewaldet, zum Teil ebenfalls Küsten- und Hügelland. Nach den Angaben des Erzherzogs umfaßt die gesamte Waldfläche Ibizas 6732 ha. Außerdem sind 4232 ha mit Fruchtbäumen bestanden, darunter Johannis- brot-, Feigen- und Ölbäume die erste Stelle einnehmend; danach beträgt die Gesamtfläche des mit Bäumen be- standenen Gebietes 10964 ha, d. h. fast ein Fünftel der Ge- samtoberfläche der Insel. Da die Flora der Pityusen, soweit sie hier für uns in Frage kommt. nicht abweicht von der Menorcas und Mallorcas, so mögen diese allge- meinen Hinweise genügen. Mallorca ist die größte Insel der ganzen Gruppe, sie besitzt einen Flächeninhalt von 3390 qkm; ihre größte Länge von Westen nach Osten beträgt 99 km; sie liegt zwischen 39° 16‘ 30“ und 39° 57° 45“ nördlicher Breite und 29 22‘22* bis 3° 25‘° 7“ östlicher Länge von Green- wich, Vom spanischen Kontinent ist sie ca. 190 km ent- fernt, von Sardinien ca. 420 km, von Nord-Afrika ca, 3270 km. Ihrer Oberfläche nach läßt sie sieh in drei Teile zerlegen: in das Hochgebirge der Nordküste, das be- deutend niedrigere Gebirge der Südküste und die da- zwischen gelegene, nur von wenigen Erhebungen über- ragte, fruchtbare Ebene. | Ein wundervolles Bild bietet sich dem Autos des Wanderers, der von der Hauptstadt Palma, an der Süd- ‚ küste gelegen, kommend dem Gebirge zuschreitet! Rings umgibt ihn die fruchtbare Ebene mit duftenden Orangen-, Zitronen-, Mandel- und Feigenbäumen, ab und zu ein- gestreut einzelne hohe Palmen mit Dattelfrüchten über- laden, weiter vor ihm uralte Haine knorriger Oliven in den bizarrsten Formen, in der Ferne das Hochgebirge, die Sierra Mallorcas, erst sanft ansteigend, den Fuß und die untersten Abhänge mit Oliven bestanden, dann ein breiter Gürtel Kiefern- oder Steineichenwald nach oben scharf ab- geschnitten, den größten und höchsten Teil des Gebirgs-' stockes als nackten kahlen, sonnendurchhitzten, schroff ansteigenden Felsen in gigantischen Spitzen und Kämmen gipfelnd freilassend, über den am wolkenlosen Himmel Adler und Geier ihre Kreise ziehen. — Das nördliche Ge- birge Mallorcas ist ein äußerst zerrissenes, wildes, roman- tisches Bergland, das im Puig Mayor (spr. Pusch) 1445 m Höhe erreicht, nach der Küste jäh und schroff, nach der Ebene etwas langsamer abfallend. Ein großer Teil des Gebirgsstockes ist fast nur mit Saumtieren zu durch- queren. Ungeheure Geröllawinen sieht man allenthalben von der Sierra hinabgeworfen, Bäume und alles Ent- gegenstehende mitgerissen. Die gewaltigen Bilder, die sich jeden Augenblick in neuer pittoresker Pracht dem Auge bieten, sind mit ihrer Macht und Schönheit so überwälti- gend, daß trotz der vielen Schilderungsversuche doch keiner auch nur annährend das hat in seiner Beschreibung erreichen können, was ihm vor dem Auge schwebte, weshalb ich auch nur das, was für das Verständnis der Vogelwelt in Betracht kommt und von Interesse ist, a Fr sagen will. Die Kämme des Gebirges sind stark zerklüftet, teils auch mit kuppelförmigen Gipfeln, die Hochplateaus über und über mit Geröll besät. Vielfach, so namentlich in der Umgebung des Klosters Lluch (spr. Ljuk) kann man selten schöne, ausgedehnte Karrenbildungen sehen, die oft wegen der tiefen Spalten, der sehr spitzen und scharfen Kanten nur schwer gangbar sind. Hier, wie auch in der ganzen kahlen Sierra bedient man sich aus- schließlich zum Klettern und Überschreiten der Ge- röllhalden und der Felsen der Alparguatta, einer Art Segeltuchschuhen, mit Sohlen aus geflochtenem Werg oder Hanf, die einen sehr guten Halt bieten, während ein Passieren mit gewöhnlichen oder gar mit Nagelschuhen gänzlich unmöglich ist. Die Vegetation ist im allgemeinen hier oben sehr spärlich, nackte Felsen, auf die die Sonne mit sengender Glut niederstrahlt. Früher, d.h. vor 1851, gab es hier oben große, ausgedehnte Bestände von Buxus balearica, der aber 1852 durch den Unverstand der Besitzer fast ganz ausgerodet und zum Holzkohlenbrennen verwendet wurde, sodaß man jetzt nur mehr vereinzelte, schwache Exemplare antrifft. Sehr häufig trifft man hoch auf der Sierra Smilax aspera IL. an, die aber, worauf Willkomm bereits hinweist, hier nicht windet, sondern in dichten Polstern Geröll und Felsspalten bedeckt: je weiter man hinabsteigt, desto reiner zeigt sich wieder ihre kletternde Lebensweise. Ferner Rhamnus lycioides L. var. prostrata Willk. ebenfalls in festen, kleinen Polstern; Teuerium subspinosum überall; Ampelodesma tenax, Asphodelus ramosus, Astragalus, Asparagus horridus und acutifolius, in den Felsspalten Globularia spinulosa, Hedera helix wenn auch nicht so häufig, schließlich die den Balearen eigene Arenaria balearica L. mit ihren reizenden weiben Blüten Felswände und Blöcke bekleidend; Juniperus oxycedrus L. habe ich nur an wenigen Stellen gesehen. Die hübsche Cistenrose sorgt auch für einige Belebung e) KA Dr Y DEN Er BE a 4 W Fu Aa erzaa SEO und hin und wieder stehen noch einzelne verkrüppelte Stämme von Pinus hälepensis bis auf die obersten Ge- birgskämme. Weite Gebiete trifft man an, die nur mit Cistenrosen, Pistacea lentisecus und Erica multiflora be- deckt sind. Ephedra fragilis, Lavendula dentata, Cneorum tricoeeum, Arbutus unedo, Erica arborea steigen hoch hin- auf. Hier oben auf den Kämmen wächst auch die den Balearen eigene Pastinaca lucida L. Auf dem Gipfel des Puig de Torella sah ich einige krüppelhafte Sträucher von Taxus balearica. Genista cineria ist stellenweise häufig anzutreffen. Doch im allgemeinen macht die Sierra einen öden, traurig melancholischen Eindruck. Hier möchte ich einige Sätze von Alexander v. Homeyer an- führen, da man besser und schöner die Gefühle nicht wiederzugeben vermag, die den einsamen Wanderer und Jäger dort oben beschleichen: „Kommt man auf eine solche Höhe nach langem mühsamem Steigen, nach viel- leicht schlechter Jagd ermüdet und mißmutig an, so wird man von neuem belebt, — man ist entzückt von der Fremdartigkeit des Panoramas und überwältigt von der Größe der Natur. — Wohin das Auge sieht, überall kahle Felsen, schroffe Profile, Geröll und übereinandergeschich- tete Blöcke; eine Wildnis von Steinen und Felsen ohne jegliche Vegetation. Man sieht oft bis zum Meere, man hat es hier mit einer Felsgebirgsfernsicht zu tun, das Licht wirkt dabei auf das Merkwürdigste, wie das ja vom Süden bekannt ist. Seltsame Kontraste bieten sich dem Auge dar, das gelblich-graue Gestein ist bisweilen blendend weiß, daß man namentlich früh Morgens an Schnee denkt, wenn dichte Nebel von der Sonne beleuchtet, die Gipfel umlagern oder auch dunkel wieder mit fast schwarzen Schatten, daß es unheimlich aussieht. Am häufiesten und schönsten sind die Lichteffekte morgens und abends, am seltensten mittags. In dieser Zeit liegt die Sonne gerne mit brennenden Strahlen auf dem Gebirgskamme, sich bemühend, die dürftige Vegetation zu versengen. x Er sh 1; in FR Lt Ya Fa a a a A a FREENET RER N Be N Es gehört eine gewisse Selbstverleugnung oder eine große Liebe zur Natur dazu, zu dieser Zeit die vegetationsleeren und fast glühenden Abhänge zu erklettern; ich selbst habe es einige Male getan; totmüde und vor allem durstig bin ich auf der Höhe angekommen und habe der Ruhe gepflegt. Beschäftigte ich mich dann mit meiner Um- gebung,. so war ich immer von neuem erfrischt, denn die Naturszenen sind großartig da oben, aber, wenn man sie länger betrachtet, so erscheinen sie doch öde trotz aller Mannigfaltigkeit; das erfrischende Grün ist es, was fehlt und wonach sich das Auge sehnt. Man fühlt sich einsam hier — kein Haus ist zu sehen, kein Mensch, kein Tier — man ist allein in der großen Natur, ein heiliger Schauer überfällt uns. Nichts regt sich, — da endlich fliegt eine Felsentaube eiligst vorüber und wieder ist alles still. Ist hier denn alles tot? Flötende Klagetöne entsteigen dem Felsgeröll, ein dunkler Vogel läuft in die Höhe und wieder hört man dieselben lieblich-melancholi- schen Töne; es ist die blaue Steindrossel, die zu uns spricht. Sie singt so traurig, daß es zu Herzen geht, man fühlt den Gesang, die Weichheit der Töne rührt uns. — Unvergeßlich werden mir diese Momente sein. Die Ein- samkeit hat etwas Großes, Ergreifendes!* (Homeyer: Die Balearen.) Steigt man von der Höhe hinab, d.h. klettert man, oft auf Händen und Füßen über loses Ge- röll und gewaltige Steinblöcke, so gelangt man zurück in die Waldregion; nur wenige niedrigere Hügel sind ganz bis zur Kuppe gleich bewaldet. Im allgemeinen liegt die Waldgrenze etwa in S00—850 m Höhe, Der Wald setzt sich vornehmlich zusammen — wenn er nicht ausschließ- lich, wie es an vielen Orten in großer Ausdehnung der Fall ist, von Pinus halepensis, der Strandkiefer, gebildet wird — aus der immergrünen Eiche, Querens ilex, als Unterholz Pistacea lentiscus, dazwischen sieht man nament- lich in den südlichen Teilen vielfach den wilden Ölbaum, Erdbeerbäume, Mastixsträucher, Myrten und Ginster, auch wohl die kleine Quercus eoceifera in vereinzelten Exem- plaren; an einigen feuchten Stellen stehen wenige Stämme Populus nigra und Ulmus montana. Etwas furchtbar Totes, Langweiliges, Ermüdendes hat so ein mallorquini- scher Wald, Pinus halepensis bildet sowohl in der Ebene, mit Vorliebe an der Küste, als in den Vorbergen und im Hochgebirge, teils ausgedehnte, reine Bestände, teils mit Eichen vermischt, und wieder an der oberen Grenze der Steineichen in reinen Beständen. Das Unterholz setzt sich zusammen aus Pistacia, Erica multiflora, Myrtus, Cistus und stellenweise der Zwergpalme. — Pinus pinea sieht man sehr selten in einzelnen Exemplaren, so vor allem im oberen Teile des Tales von Valldemosa. — Die Zwerg- palme bedeckt ganze Hügel und hügeliges Gelände in fast vollkommen reinen Beständen, sowie auch in ein- zelnen kleineren oder größeren Partien vereinigt in lichten Stellen des Kiefern- und Eichenwaldes. Vor allem fand ich sie in großer Menge auf dem Wege von Lluch nach Pollensa, an der Küste östlich Aleudia, an einzelnen Stellen der Südküste, so bei Arta, ferner auch an der äußersten Westküste bei Son Telmo und vielen anderen Punkten; während sie mancherorts dicht gedrängt in unglaublicher Menge auftritt, findet man sie oft in anderen großen Ge- bieten überhaupt nicht. Die niederen Abhänge der Berge in der Nähe der Ortschaften zeigen den typischen terrassen- förmigen Aufbau, der der Landschaft ein eigenartiges Aussehen verleiht. Dies ist das Gebiet des Ölbaumwaldes, dessen Zucht ja auf Mallorca in größtem Maßstabe be- trieben wird. Die Ölbäume bedecken die unteren Ab- hänge der Berge bis ca. 480 m Höhe, vornehmlich die dem Gebirge vorgelagerten Hügel und große Teile der Ebene. Die oft tief eingeschnittenen Täler zeigen eine sehr üppige, bunte Vegetation und hier fand sich auch stets das reichste Vogelleben. Besonderes Interesse ver- dient ein sumpfiges, von einem Bache durchzogenes Tal bei Arta, das mit einem breiten Wasserkanal unmittelbar by Dr 4 u Se. & A Zum) jan An 2a, 51 Ba a Ba Fe a a Ama an LAT a ln hans nn anal. Kanne TuS a hen Hu Kane a ri han Bm in in ana, ee am Strande bei den Höhlen von Arta endet. Hier fanden wir Felsenschwalben brütend, die einzigste Sylvia undata, die wir sahen, erlegte ich dort, sehr viele Fliegenfänger, einige Paare Flußuferläufer, viele Wasserhühner, Rallen, und selbst Flamingos sollen sich ab und zu da zeigen. Übrigens häufig sahen wir Ringelnattern, und auch Schild- kröten kommen vor, jedoch bekamen wir kein Stück zu sehen. — Die Südküste zeigt ein ganz anderes Bild: das Gebirge ist hier niedrig, kaum 600 m hoch. Die Küste, meist unmittelbar senkrecht ins Meer abstürzend, ist nur an ganz wenigen Stellen und auch da nur mit Gefahr am Fuße passierbar. Die Hügel sind meist kahl — nicht so bei Arta, wo reiche Vegetation vorhanden ist, vornehmlich große Kiefernbestände —, es fehlt den südlichen Gebirgs- ketten das Zerrissene, Zerklüftete, das dem Norden. so typisch ist. Streckenweise ist die unmittelbare Küste ein flaches Hochplateau mit Schutt- und Geröllmassen bedeckt, sonst ist wenig Bemerkenswertes vom Südgebirge zu sagen. Die höchsten Gipfel liegen bei Arta, die Sierra de Oali- cant 472 m, Bee de Ferruch 520 m, der Puig de Sa. Curia Veya etwas höher und der Puig de San Salvador bei Felanitx 510 m. Zwischen diesen beiden Gebirgssystemen der Nord- und Südküste dehnt sich ein flaches welliges Hügelland, teilweise auch völlig ebenes Flachland — das „Llano* — aus, das von vielen in dem Gebirge entspringenden Bächen gespeist wird, die aber fast sämtlich im Sommer aus- trocknen. Die Ebene überragen einzelne höhere Er- hebungen. von denen der Puig de Randa die höchste ist mit 549 m. Die sehr fruchtbare Ebene gleicht einem großen Garten mit Feigen- und Mandelbäumen, Orangen und Zitronen, vereinzelten Dattelpalmen, sehr vielen Johannisbrotbäumen, vor allem den Straßen entlang, dar- unter wogende Getreidefelder und massenhaft Saubohnen und Kichererbsen, erstere das Nationalgericht der Mallor- quiner. Nebenher sieht man auch vielfach in der Nähe a ie ee der Häuser Mispelbäume, ziemlich häufig auch Kirsch- bäume. Auf die Dauer wirkt diese, immer das gleiche Gepräge, ohne viel Abwechslung zeigende Ebene, lang- weilig, zumal mit diesen ewigen Steinmauern, die sowohl die Wege einfassen wie auch jedes Stück Land, um, wie auf Menorca, das Eindringen des Viehs zu verhindern und zur Abgrenzung der einzelnen Grundstücke zu dienen; diese Mauern können einen jagenden Sammler geradezu zur Verzweiflung bringen! Nur sehr wenig Land mit Aus- nahme vielleicht der weiteren Umgebung von Santany und einiger anderer abgelegener Teile. liegt unbenutzt, die ganze Insel ist sonst vollkommen parzelliert. In dieser oroßen Ebene liegen nun drei für den Ornithologen besonders interessante größere Sumpfgebiete: die. Albufera und Albufereta bei Alcudia im Nordosten, die Gegend um Campos und Salinas im Süden und la Porrassa bei St. Ponsa im Westen der Insel. EI Prat, der zu Alexander von Homeyers Zeit noch ein großer Sumpf war und so sehr viel Interessantes barg, ist völlig trocken gelegt; ähnlich steht es auch mit dem ehedem srößten Sumpfe, der Albufera, die zum Teil in Reisfelder umgewandelt ist. Zu Beginn der 60er Jahre des vorigen Jahrhunderts unternahm eine englische Gesellschaft die Trockenlegung des großen Sumpfes, des ehemaligen Do- rados für Scharen von Wasser- und Sumpfvögeln — eine Brutstätte des Flamingo befand sich auch hier — von denen jetzt nur mehr ein ganz. verschwindender Rest der gänzlichen Verdrängung entgegensieht. Wenn diese Trockenlegung nun bereits bald als vollendet betrachtet werden kann, so sind doch immerhin noch einzelne klei- nere und größere Moraste und offene seichte Wasser- flächen vorhandeu, zum Teil kaum zugänglich, und nament- lich die breiten, langen Abzugskanäle bieten immer noch willkommene Aufenthaltsplätze für mancherlei Sumpf- vögel. Die Albufereta dagegen ist noch ein echter großer Sumpf mit großen offenen oder schilfbedeckten Wasser- re 0; nr ce ee TER flächen und breiten Kanälen, in denen ein reiches Vogel- leben herrscht; Fischreiher, Purpurreiher, große Rohr- dommeln, Bekassinen, Rotschenkel, Wasserhühner, Rallen, Rohrweihen brüten in ziemlicher Anzahl alljährlich hier, dazu viele Schafstelzen, Cisticola, Cettia u. a. Aasgeier und Kolkraben treiben sich alltäglich hier herum; Fisch- adler sahen wir auch täglich, oft drei bis vier Stück gleichzeitig. Das nächste Sumpfgebiet ist das der Salz- seen bei Salinas und Uampos im äußersten Süden der Insel. Es sind vor allem zu nennen zwei flache Brack- wasserseen, die allerdings zum großen Teile im Sommer austrocknen, der Estany de las Gambas, Tamarells und El Salobra. Es sind ganz flache Wasserflächen, die man überall durchwaten kann, wenn es nicht gerade vorher längere Zeit „geregnet hat. Hier tummeln sich Scharen von Regenpfeifern, Sumpfläufern, Strandläufern, einzelne Seeschwalben, viele Möven, Reiher; Flamingos sollen sich jedes Frühjahr in kleineren und größeren Flügen zeigen und einige Tage dort verweilen; ein Pfarrer sagte mir, er habe letztes Jahr einmal 200 gleichzeitig im Sumpfe stehend gezählt. Überhaupt soll in allen diesen genannten Gebieten zur Zugzeit ein unbeschreibliches Vogelleben herrschen; leider kamen wir zu spät, um die durch- ziehenden Arten feststellen zu können, Das dritte und letzte Sumpfgebiet liegt ca. 15 km westlich von Palma bei St. Ponsa, die „Porrassa“. Dort brüten die originellen Stelzenläufer, die durch einen Schuß aufgescheucht ein interessantes Flugbild boten. Die Vogelwelt hier ist im übrigen dieselbe, wie in den anderen Sümpfen, vielleicht besonders reich — wenigstens als wir dort waren, Mitte Mai. Diese drei Sümpfe sind gleichzeitig — das mag hier nebenbei erwähnt sein — die fast einzigen Gegenden der Insel, an denen eigentlicher, flacher Strand zu finden ist, aber auch nur in beschränkter Ausdehnung: alle Stimpfe stehen übrigens mit dem Meere in Verbindung, wenn auch die der Südküste nur unterirdisch. Hier will ich auch einige Worte über die Sumpfflora sagen: den größten Teil des sumpfigen Geländes, der nicht gerade unter Wasser steht, aber doch noch ziemliche Feuchtigkeit besitzt, ist bestanden mit Salicornia, Juncus und Inula an wenigen Stellen auch Tamarix. Gräben und Sumpf selbst sind überwuchert mit einer Menge der verschiedensten Gräser und Pflanzen aller Art. Die Sandzone weist viel- fach namentlich an den Sümpfen der Südküste, weite Büsche von Juniperus turbinata auf, Helianthemum um- beliatum mit seinen schönen, großen weißen Blüten, große Flächen bedeckend; überall Pistacia lentiscus am Rande kleinere oder größere Bestände von Pinus halepensis mit mannigfaltioem Unterholz und Gestrüpp. Ein typisches Bild des Zentrums der Sumpfwasserflächen und Gräben bietet das meist über mannshohe Rohr und Schilf, das oft ein Durchdringen unmöglich macht, der willkommene Brutplatz der verschiedenen Sumpf- und Wasservögel. Das soll alles sein, was ich über die Flora Mallorcas hier sagen will, obschon sich ein längeres Verweilen bei ihr lohnte. Sie besitzt manche interessante Arten, dar- unter eine ganze Reihe endemische, einige Arten, die nur auf Mallorca und Corsika heimisch sind, andere nur wieder auf Mallorca und dem nahen spanischen Kontinent, kurz, eine Reihe interessanter Formen und damit inter- essanter Fragen, die hier zu behandeln nicht der Platz ist, aber in der speziellen Behandlung der Avifauna werden sich ähnliche Verhältnisse zeigen und damit eine ähnliche Problemstellung sich ergeben. Das Klima Mallorcas ist ein überaus günstiges; seiner südlichen Lage nach warm, wird die Hitze durch den steten kühlen Seewind gedämpft, andererseits werden die starken, kalten Nord- und Nordostwinde, die mit ganzer Kraft über Menorca herfegen, durch die hohe Sierra, die Schutzmauer Mallorcas, aufgehalten. Das Thermometer sinkt nur äußerst selten unter Null und dann auch nur für ganz kurze Zeit, höchstens ein paar Stunden. Schnee F g | | et fällt im Nordgebirge im Winter regelmäßig, und die Gipfel der Sierra sind durchweg von Mitte Dezember bis gegen Mitte März mit ihm bedeckt, In der Ebene schneit es fast nie; Hagel gibt es alljährlich, besonders im Herbst, Winter und Frühjahr, aber selten so erheblich, daß er Schaden anrichtet. Abends kühlt es selbst zur heißen Jahreszeit bedeutend ab, und die Nächte sind stets frisch. Das Frühjahr 1913 war verhältnismäßig kühl und feucht; ich will hier aus Raumersparnis nicht meine eingehend aufgenommenen Witterungsnotizen folgen lassen, sondern. nur sagen. daß wir verhältnismäßig ziemlich viel Regen und nur mäßig viele wolkenlose Tage hatten; Anfang bis Mitte, ja zeitweise bis Ende März war es recht kühl. Die tiefste Temperatur war 9°C am 18, März, die höchste (in der Sonne gemessen!) 42°, gleichzeitig im Schatten 24° am 9, Mai. Die mittlere Temperatur beträgt für Mallorca nach Willkomm „Das Klima der Balearen“ (Zeitschr. d. österr. Ges. f. Metereologie, Wien 1874, 9. Bd.) auf Grund zehn- jähriger Beobachtung durch Francisco Barcelo y Combis, Professor der Physik am Instituto Balear, für Palma: Jahr Winter Frühl. Sommer Herbst-Jahresmittel Maxim. Minim. 1862 11,6°C 17,1 24,0 18,6 17,8 38,8. —12 1863 11,7 15,5 25,2 19,5 17,9 36.3 3,8 1864 10,8 16,4 25,3 19,5 18,0 37,2. 0— 13 1865 11,3 15,8 25,7 20,6 18,4 39,5 1,1: 1866 12.3 16,3 25,3 19,8 18,4 36,4 3,0 1867 13,4 18,2 25,8 19,2 19,0 35,3 1.9 1868 10,8 16,3 25,2 19,0 17,8 376 —1,0 1869 12,9 15,6 24,4 19,8 18,2 35,0 2,2 1870 10,7 15,6 24,6 19,0 17,5 39,5 0,0 1871 10,3 16.7 24,2 20,2 17,8 35,6 0,0 Mittel 11,6 16,3 25,0 19,5 18,1 37,1 0,9 Die mittlere Jahrestemperatur beträgt danach für Palma 18,1°C, im Gebirge wird sie etwas tiefer liegen. In den ganzen zehn Jahren sank das Thermometer zwei mal auf 0! Die mittlere jährliche Regenmenge beträgt nach ie Praesent („Bau und Boden .. .*) auf Grund 46jähriger Beobachtung von 1862—1907 im Instituto Balear in Palma (23 m hoch) 464,4 mm. Tau ist sehr häufig und reichlich zu jeder Tageszeit. Nach Willkomm gibt es in Palma (nach 6 jährigen Beobachtungen) durchschnittlich 144 Tage mit ganz heiterem. 159 mit teilweise bewölktem und nur 62 mit ganz bedecktem Himmel. Zum Schlusse noch einige Bemerkungen über die Geologie Mallorcas. „Die nördliche Sierra setzen meso- zoische Schichten zusammen, die mittlere Ebene fast nur kaenozoische Bildungen, und das südliche Hügelland ist hauptsächlich wieder durch mesozoische Formationsglieder ausgezeichnet.“ Palaeozoische Schichten fehlen gänzlich. Trias, besonders Buntsandstein ist weit verbreitet, während die Verbreitung des Muschelkalkes und Keupers nicht genau bekannt ist. Der Jura (mittlerer und oberer Lias Dogger, Malm) ist wiederum von großer Wichtigkeit. „Die Ablagerung der unteren Kreide und des Eocän sind bei- nahe vollständig auf Mallorca entwickelt... .. Die creta- ceischen und eocänen Schichten bilden hauptsächlich die niedrigen Hügel, die der Hauptkette der Sierra im Süd- osten vorgelagert sind.“ Auch Eruptivgesteine, wie Mela- phyre, Basalte, Andesite und Porphyrite kommen nach Fouku& und Michel Levy vor, während Praesent nur Melaphyre fand. „Das quartäre Meer deckte noch große Teile (der Ebene Verf) und bespülte den Südostfuß der Sierra... . Außer vereinzeltem Vorkommen von Jura und Kreide setzen ausschließlich kaenozoische Schichten diesen mittleren Teil Mallorcas zusammen.“ Das stdliche Hügel- land besteht wieder hauptsächlich aus J uraschichten. denen Neokom aufgelagert ist. Die Gegend um Arta besitzt namentlich an der Küste wundervolle Tropfsteinhöhlen, deren Schönheit zwar vielfach gebührend gepriesen worden ist, die aber trotzdem noch viel zu wenig bekannt und besucht werden; sie nehmen unter allen Tropfsteinhöhlen Europas sowohl an riesenhafter Größe wie an märchen- Te EEE Te ER WET FRERE ERDE FEN SEE en N. hafter Schönheit eine der ersten Stellen ein. Ich bin hier zum Teil wörtlich, zum Teil nur inhaltlich den Aus- führungen Praesents gefolet, der weiterhin noch eine eingehendere Behandlung der Frage bringt, wann und wie oft die Inseln teilweise oder ganz überflutet wurden, wann ein Landzusammenhang zwischen ihnen und dem spanischen Festlande bestanden hat, Fragen, auf die ich weiter unten noch kurz zu sprechen kommen werde. Hier will ich noch zwei Mallorca vorgelagerte Inseln erwähnen, die wir auch besuchten, die Dragonera und Cabrera. Die Dragonera ist ein kleiner, von der Insel im Nordwesten durch eine ca. I km breite Meeresenge_ abgesprengter Block, in der Mitte und auf den beiden äußersten Enden je einen Leuchtturm tragend. Fast völlig kahl, nur mit dem Monte bajo, dem niedrigen bei der kahlen Sierra Mallorcas erwähnten und näher beschriebenen Gestrüpp bewachsen, an einer Stelle mit krüppelhaften Strand- kiefern bestanden, bietet sie die willkommenste Brut- gelegenheit der Rothühner, die überall hier häufig an- zutreffen sind, besonders aber interessant durch das sehr häufige Vorkommen des Sardensängers, dessen typischer Aufenthaltsort eben dieser Monte bajo ist. An der schroffen Küste brüten massenhaft Cormorane, Silbermöven., Sturm- vögel, ferner auch in den Klüften Scharen von Felsen- tauben, und mehrere Wander- und Turmfalkenpaare pflegen hier alljährlich ihr Heim aufzuschlagen. Allent- halben begegnet man auf der Insel an der Küste der schönen, aber äußerst vorsichtigen Blaudrossel, die mit ihrem melancholischen Gesang die Einsamkeit des Felsen- riffs belebt. — Die Cabrera (20 qkm), mit vielen kleineren Nebeninseln, liegt etwa 14 km südlich vom Cabo Salinas im Süden Mallorcas und erreicht ihren höchsten Punkt im Puig de la Guardia mit 172 m Höhe. Von ihr eilt dasselbe — abgesehen von ihrer Größe, und daß sie von einigen Fischern bewohnt ist, ja jetzt sogar eine Fonda besitzt, wo man einige Tage unterkommen kann — was ich eben von der Dragonera sagte. Was ihre geologischen Verhältnisse angeht, so ist die verbreitetste Formation Kreide, ferner treten nach Nolan einige große Flächen obersten Juras zutage, das Eocän lagert durchweg hori- zontal darüber; an der Küste finden sich an einigen Stellen Quartärbildungen. „Wenden wir uns nun zu dem diese Blätter speziell interessierenden Gegenstande unserer Betrachtungen, den Vögeln, so bemerken wir von vornherein, daß die großen Hoffnungen, mit denen wir die Balearen betraten, nicht in Erfüllung gingen.“ Daß Alexander v. Homeyer diese Worte schrieb, mag in zwei Dingen seinen Grund haben. Einmal hoffte er dort, auf der terra incognita, ein gänzlich anderes, sehr viel reicheres Vogelleben mit vielen afrikanischen Formen zu finden, was nicht der Fall war, und zweitens richtete man damals sein Augen- merk noch nicht auf jene subspezifischen Unterschiede und tiergeographischen Ausblicke, die heute bei derartigen Untersuchungen im Vordergrunde des Interesses stehen. — Das ist sicherlich wahr, Mallorca besitzt eine nicht arten- wohl aber individuenreiche Vogelfauna; afrikanische Arten fehlen fast ganz und auch vom nahen spanischen Kon- tinente viele Formen, für deren Nichtvorkommen man kaum einen Grund zu finden vermag; so fehlen Häher, Spechte, Spechtmeisen, Baumläufer, Tannenmeisen und verschiedene andere völlig, trotz des immerhin noch reichen Waldbestandes. Die einzige plausible Ursache mögen die Nahrungsverhältnisse und die Dürre des Sommers sein; denn wie gesagt, fast alle Bäche versiegen zur heißen Jahreszeit und die Vögel finden sich in Scharen an den wenigen beständigen Wassertümpeln ein, wo in der Umgebung im Sommer mittags und abends unglaub- liches Vogelleben herrschen soll, während weiter ab alles stil und verlassen ist. Auch die Insektenfauna ist nicht reich: es sind im ganzen ca. 1030 Käferarten und Varie- täten festgestellt, Lepidopteren fehlen fast ganz und auch 1 a a 1 a A 3 er dur 1a re a aa ie TA Ze a a Hemipteren sind nur wenig vertreten. Allerdings beher- bergen die Inseln eine verhältnismäßig große Anzahl endemischer Arten und Formen. Noch artenärmer ist die Säugetierfauna: spärlicher Bestand von Hasen (Lepus granatensis Rosenhauer), stellenweise sehr viele Kaninchen — die kleine Insel Conejera hat ihren Namen dem massenhaften Vorkommen desselben dort zu verdanken — nicht selten die Genetta genetta balearica Thomas, sehr selten der Baummarder (Mustela martes latinorum Barrett- Hamilton), häufiger das Wiesel (Putorius boccamela Bechst.), eine Schläferform (Eliomys quereinus gymnesicus Thomas), viele Fledermäuse — nur wenige Arten (sechs) — zwei Spitzmausarten (Urocidura russula pulchra Oabr. und Croc. balearica Miller), selten der Igel (Erinaceus algirus vagans Thomas) ist alles, was bisher an Säugetieren gefunden wurde. Das angebliche Vorkommen von echten wilden Ziegen beruht auf Irrtum; es sind das ausschließlich — vor allem noch ziemlich häufig auf der Cabrera — ver- wilderte und wieder von verwilderten Tieren abstammende Individuen. — Von Haustieren ist namentlich der aus- gezeichnete mallorquinische Maulesel und das Maultier zu nennen, ferner das Schwein, die Ziege und das Schaf (erstere fast ausnahmslos rein schwarz, die Ziegen dunkel- braun), deren Zucht eifrigst betrieben wird: Rindvieh habe ich nur in der Albufereta gesehen. Sehr interessant ist der in letzter Zeit vielfach erwähnte Ibizahund, der auf sämtlichen Inseln gezogen wird und eine Rasse darstellt, die ein unvermischter Abkömmling der alten ägyptischen Pharaonenhunde sein soll. Es sind hübsche, nur etwas scheue, große, kurzhaarige Windhunde mit aufrechtstehen- den Ohren, größtenteils weiß, rehfarben oder weißschwarz, selten rein schwarz oder rein weiß gefärbt. Mir fiel eine merkwürdig große Haustaubenrasse auf, die auch eine mallorquinische Rasse sein soll. Es gelang mir, die große Mehrzahl der auf den Balearen brütenden Vogelarten zu erbeuten, die meisten r— BER ET, in stattlichen Serien. Oft war es wirklich keine Kleinig- keit, bei glühendster Sonnenhitze über die vielen Mauern oder das unglaubliche Steingeröll, bergauf und bergab hinter einem Vögelchen herzulaufen, um es am Ende wo möglich doch nicht zu erwischen; aber was tut man nicht alles aus Interesse und Liebe zur Sache! Auffällig war die durchweg große Scheuheit der Vögel, auch von Arten, bei denen man hier bei uns größte Zutraulichkeit gewohnt ist, auffällig zumal, da die Einwohner im Gegensatze zu den Spaniern den Vögeln wenig nachstellen. Die Mallorquiner sind ein sympathisches, sehr freund- liches, sauberes, fleißiges, aber sehr selbstbewußtes Volk, das mit Stolz seinen Namen nennt und eine eigene Sprache provencalischen Dialekts besitzt; der echte Mallorquiner hört nicht gerne, wenn man ihn einen „Espanol“ nennt. Das keltische Blut zeigt sich noch in den vielfach blonden Haaren und blauen Augen, zumal bei den Bewohnern des nördlichen Gebirgslandes. Ornithologische Literaturübersicht. Ich hoffe, daß von rein ornithologischer Literatur, die das Gebiet betrifft, hier nichts fehlt, da ja auch nur sehr wenig vorhanden ist; trotzdem ist natürlich nicht ausgeschlossen, daß die eine oder andere kurze Notiz. vor allem in versteckten spanischen Zeitschriften, mir entgangen ist. Die Arbeiten haben mir fast alle vorgelegen, deren Beschaffung mir nicht gelang, sind durch ein * kenntlich gemacht. Die ersten Notizen über die Vögel Mallorcas finden sich in der „Historia de Mallorca* von D. Fortuny aus dem Jahre 1653; es sind darin 44 Arten genannt (nach Barcelo y Combis)*. Armstrong und Üleghorn „Beschreibung der Insel Menorca“, aus dem Englischen übersetzt mit einer Karte der Insel. Göttingen 1754. Armstrong war im Jahre 23 — 1738 auf Menorca, Da dies Buch die erste ausführlichere ornithologische Nachricht über die Balearen enthält und auch in anderer Hinsicht von Interesse ist, so will ich den Inhalt hier etwas ausführlicher wiedergeben. Nach Angabe des Verfassers hat er zu seinem Werke die Historia des Balearischen Königreiches von Dameto (Palma 1655), ferner die Historia des Vincente Mut, Geschichts- schreiber und Kriegsbaumeister auf Mallorca, und die Ge- schichte von Mariana verwendet. Sein Buch ist einge- teilt in 17 Briefe, einen Anhang und „ein kurzes Register der merkwürdigsten Sachen“; zu Anfang eine Karte von Menorca und endlich einige Kupfertafeln von Fossilien ete. Er behandelt die Geographie der Insel, die größeren Ort- schaften, Anzahl der Einwohner, die Geschichte und Kultur der Burgen, Klöster und Kirchen, die Befestigungen, die Verfassung, das Gerichtswesen, Handel und Gewerbe, Charakter, Sitten und Gebräuche der Einwohner, die Lebensweise der englischen Offiziere auf Menorca, die Lebensmittelpreise („ein kleines Huhn kostet insgemein > Pfennige, ein erwachsenes Huhn 7 Pfennig, ein gutes Junges Huhn 10 Pfennige*) und die Viehzucht (Maulesel, Hammel, Ziegen und Schweine). Dann schreibt er weiter über die gefundenen Mineralien und Fossilien, deren Natur und Zugehörigkeit er recht gut kennt und seine Meinung darüber begründet und verteidigt. Über die Fauna und Flora sind nur kurze Bemerkungen gegeben: Sehr zahlreich seien die Kaninchen; Hasen hätten die Engländer ausgesetzt, sie seien aber bereits wieder ab- geschossen. Ferner hebt er hervor die Häufigkeit der Igel, Landschildkröten, Eidechsen, Frösche, Skorpione, Tausendfüßler, Spinnen und Insekten. Von Vögeln nennt er nur wenige Arten, „da man hier nur wenige Arten findet, die etwas besonderes haben.“ Adler, sehr viele Geier, Beobachtungen über ihre Ernährung, „verschiedene Gattungen von Habichten“ und viele Eulen; Seeschwalben, das „rotbeinige Rebhuhn“; „Amseln, Staare, Lerchen, : Sperlinge und viele andere Arten kleiner Vögel sind hier ; so gemein als in England und ebenso gut.“ „Die wilden | Tauben brüten in den Felslöchern der ganzen Insel: Wald- und andere Schnepfen, wilde Enten und Krickenten in Menge; Fledermäuse, die er „unstreitig zu den Vögelu rechnet“; Fische, Krebse, Seeigel, Muscheln, Korallen, Schwämme etc. — Cleghorns Beschreibung der Insel ist eine Einleitung zu einer Arbeit über die Krankheiten, die hier auftreten. Er behandelt die Beschaffenheit des Klimas, „Eigenschaften des Erdreichs und derjenigen Sachen, die es hervorbringt“, die Sitten und Lebens- gewohnheiten des Volkes; ferner gibt er eine sehr aus- führliche Aufzählung der Pflanzen mit ihrem lateinischen Namen. Die Tiere erwähnt er nur, soweit sie den Ein- wohnern zur Nahrung dienen: Ringeltauben, „rotbeinigte 3 Rebhühner („Perdix ruffa“, Grielvögel (Oedienemus), Wachteln, Amseln, Steinamseln (Passer solitarius), Nach- tigallen, Distelfinken „und eine unendliche Zahl kleiner Vögel; wilde Enten verschiedener Art“; Rothälse, (Pene- lope), Kriechenten (Querquedula), Taucher (Fulica), „ver- schiedene Gattungen von Wasserhühnern“, Eisvögel, Mauerschwalben, Haus- und Uferschwalben, Turteltauben, „Bienenfräße“, Wiedehopfe, Lerchen; ferner als Brut- und Kdabbae sul zul 0 7 a a er an zugleich Zugvögel: Wald- und andere Schnepfen, Columba livia, „grüne und graue Brachvögel (Pluvialis viridis und cinerea), Weindrosseln, Krammetsvögel, Kohlmeisen, Finken, Stare, Wachtelkönige, „fremde Weachteln von Ende Oktober den Winter über, Kraniche, wilde Gänse, < „eine Art Wasservögel (Numenius)*; „dann und wann ; bekommt man auch einen Flambard (Phoenicopterus) zu Kae A ea na mie An la lo sehen.“ Soweit die interessante älteste Nachricht über | Menorcas Vogelwelt! | Zum Schlusse des Literaturverzeichnisses von Bar- celo (siehe weiter unten) schreibt dieser: „Es erübrigt noch, hier zu erwähnen Cristobal Vilella, einen geschickten mallorquinischen Maler, der im April des Jahres 1775 E { | | za WITT zer Me Zn 2 N = ” > ir ER ER RR NEE R 3, } x ei ' Fe m F f en 4 Eu S. M. König Karlos Ill. zwei Bücher überreichte mit Zeichnungen in Wasserfarben von Vögeln, Fischen und Pflanzen Mallorcas. zusammen mit einigen mit großer Sorgfalt präparierten Vögeln, indem ihm aus diesem Grunde eine jährliche Pension zugewiesen wurde, mit dem besonderen Auftrage, die Naturprodukte der Insel für das königliche Museum zu sammeln. — Bei den in den Jahren 1776 und 1778 gesammelten Objekten be- fanden sich 39 präparierte Vogelarten, und im November des Jahres 1782 sandte er eine dritte Kollektion, deren Zahl ich aber nicht erfahren konnte. Es ist wahrschein- lich, daß die beiden früheren Sendungen 1774 und 1776 ebenfalls einige Vogelarten, die auf den Balearen ge- sammelt waren, enthielten.“ Barcelo erwähnt ferner ein Manuskript von D, Buenaventura Serra (Cuadrupedes, aves. pesces, insectos), das sich in der Bibliothek des Marques de Campo Franco befindet *; es enthält 33 federgezeichnete Vogelabbildungen. Der Verfasser starb 1784. *Vargas Ponce erwähnt in seiner „Deskription de las Islas Baleares y Pitiusas* (Madrid 1787) 40 Spezies. (Barcelo y Combis), *"Ramis „Specimen animalio vegetabilium et minera- lium in insula Minorca frecuentiorum, ad normam Linne- ani systematis exaratum. Mahon 1814. Aufgezählt werden 57 Spezies, einschließlich die domestizierten Vögel (Bar- celo y Combis). *Bover: Notieias Historico — topographicas de Mallorca (Palma 1836). Genannt werden 108 Vogelarten mit ihrem mallorquinischen Namen (Barcelo y Combis). * Darauf folgt im Jahre 1854 eine Topographia fisico — medica de las Islas Baleares von Weyler und Lavina. Das Werk enthält einen Katalog der Wirbel- tiere der Inseln; die Klasse der Vögel ist vertreten durch 89 Spezies (Barcelo y Combis). BR 2 Dann erschien im Jahre 1862 im Journal für Orni- thologie die grundlegende Arbeit von Alexander von Homeyer „Die Balearen“. Er besuchte die Inseln im Jahre 1861 von Mitte April bis Mitte Mai. In dem ersten Teile „Allgemeine Verhältnisse“ gibt er eine Beschreibung der Lage der Inseln, ihres geologischen Aufbaues, des Klimas, eine Aufzählung der wichtigsten Pflanzen und einzelner Tiergruppen, sowie des Erwerbes und des Charakters der Bevölkerung, zuletzt eine Orientierung über die Vogelwelt, der der zweite Teil der Arbeit „Die Sommervögel der Balearen“, eingeteilt in „Vorbemer- kungen“, „Übersichtliches Verzeichnis der Arten“ und schließlich „Balearische Vogelgestalten, ihr Wohnen und Treiben“ folgt. Ich gehe hier nicht weiter auf die Arbeit ein, da ich bei der Aufzählung der einzelnen Spezies fortwährend auf sie zurückzukommen habe. Im ganzen erwähnt er als Sommervögel — Brutvögel und solche, die sich während des Sommers sehen ließen, ohne dort zu brüten — 105 Arten. Als Ergänzung hierzu erschien in der gleichen Zeitschrift 1864 eine kurze Notiz unter dem Titel „Balearen und Algier. Nachträge*, die aber von den Balearen nur Sylvia sarda und Loxia balearica behandelt. Lord Lilford erwähnt im Ibis II. Ser. Vol. I 1865, daß er auf seinem Besuche Palmas und Port Mahons bei letzterer Stadt einen Falco peregrinus beobachtete, und daß derselbe auf Menorca auch anderweitig vorkomme. Im Jahre 1866 erschien dann in der „Revista de los progressos de las Üiencias exactas fisicas y naturales Vol. XV. Num. 1 Madrid und als Separatabdruck Palma 1866 eine größere Arbeit von Barcelo y Combis: „Uatalogo methodico de las aves observadas en las islas Baleares“ und in den Annales de la Sociedad espanola de Historia Natural Madrid 1875, „Appuntes para la fauna Balear“. Die Arbeit ist äußerst schwer zu erhalten, und eins der wenigen noch vorhandenen Exemplare überließ WB Fr ze ar Dee IE EU SEERRERIEN. EN Er mir der Sohn des Verfassers, der jetzige Presidente de la Diputacion provincial, in liebenswürdigster Weise zur Kopierung. Das Heft enthält eine Einleitung, eine Literaturangabe und ein Verzeichnis der auf den Balearen bis dahin beobachteten Vögel mit Angabe ihrer Häufig- keit, Zugzeit ete. Er führt 220 Spezies auf. Da in der Arbeit einige mir höchst fraglich vorkommende Notizen verzeichnet sind, muß ich dies zur Erklärung geben: Seine K. K. H. Erzherzog Ludwig Salvator erzählte mir, daß Barcelo y Combis in seinen letzten Jahren infolge verschiedener körperlicher Gebrechen selbst am Beob- achten in der Natur fast gänzlich verhindert war, aber seine Schüler beauftragte, ihre Beobachtungen über die einheimischen Vögel mitzuteilen, und so scheint es mir fraglos, daß manche seiner Angaben auf deren Unkenntnis zurückzuführen sind. Infolgedessen verliert die Arbeit leider an Wert Trotzdem muß ich hinzufügen, daß Ver- fasser sagt, außer 14 habe er alle Arten selbst gesehen. Bei den einzelnen Arten werde ich darauf zurückkommen. In den Jahren 1869 Ludwig Salvator in 7 reich illustrierten Prachtbänden 91 veröffentlichte Erzherzog die umfassendste und eingehendste Monographie der Insel. Der Inhalt der Bände ist folgendermaßen: 1. Band 1869: Ibiza und Formentera. 2. „1871: Mallorca Allgem. Teil.‘ 3 „1880: Mallorca Allgem. Teil, Forts. 4: „... 1882: Mallorca Spez. Teil. 5. „1884: Mallorca Spez. Teil, Forts. u. Cabrera. 6. „1890: Menorca Allgem. Teil. 1. „...1891: Menorca Spez. Teil. Da dieses Prachtwerk im Buchhandel nicht zu haben war, so gab der hohe Verfasser auf die Wünsche vieler einen Auszug in zwei Bänden heraus, der 1897 in Würz- burg erschien, und der in knapper Form das Wichtigste von allgemeinem Interesse enthält. Aber auch diese Ausgabe ist völlig vergriffen und daher nurmehr durch Zufall hin und wieder erhältlich. Seine Kaiserliche Hoheit beginnt den Abschnitt, der die Vogelfauna behandelt und der hier für uns allein in Betracht kommt, mit den Worten: „Die Klasse der Vögel ist auf der Insel (Mallorca) im Verhältnis zu ihrer Ausdehnung ziemlich zahlreich vertreten und zwar nicht bloß durch eine große Menge von Individuen, sondern auch durch sehr verschiedene Arten, deren auf Mallorca bisher 218 beobachtet wurden. Von diesen halten sich 111 das ganze Jahr auf der Insel auf.“ Auf Menorca kommen nach ihm im ganzen 153 Arten vor. — Im zpeziellen Teile werde ich auf diese Aufzählung zurückkommen, sowie viele Beobachtungen anführen, die mir Seine Kaiserliche Hoheit mündlich oder schriftlich mitteilte. — Jeder, der auf irgend einem Ge- biete über die Balearem arbeiten will, hat seine ersten Kenntnisse aus diesem ungemein reichhaltigen, muster- haften Werke zu schöpfen; wenn auch natürlich bei einem derartigen Riesenwerke eines einzelnen nicht auf alle Einzelheiten der Spezialgebiete Rücksicht genommen werden konnte. Zu bedauern ist nur das Fehlen eines Literaturverzeichnisses, dessen Vorhandensein bei der schwierigen und oft fast unmöglichen Beschaffung der spanischen Arbeiten von besonderem Interesse gewesen wäre. In manchen Punkten, wie geologischen und an- deren, hat sich unsere Anschauung und Kenntnis, wie es nach einem solchem Zeitraum nicht anders möglich ist, seit Erscheinen des Werkes geändert, aber sicherlich kann man jedes Land beneiden, das eine so hervor- ragende Monographie aufzuweisen hat, wie sich hierdurch der hohe Verfasser ein unsterbliches Denkmal gesetzt hat. Im Ibis III. Ser. Vol. I 1871 erschien von Howard Saundres „A List of the Birds of Southern Spain“. Mallorca wird in gelegentlichen Notizen behandelt. Ver- fasser veröffentlichte dann in dem Bulletin de la Soeiete zoologique de France Paris 1876—77 einen „Catalogue des Oiseaux du midi de l’Espagne“, von dem er sagt: „Dans al in Ze cl 1a Ma] Aal Aura a et a ae A Län in 2 U 0, 1 nn m ler 4 war w ee Fe Ce Las di 7 "EUEN EU VIER We = = N 2 2 - 4 b 2 f X re ce catalogue ... se trouvent comprises toutes les especes dont l’existence ou l’apparision ont &t& constatees dans le midi de l’Espagne et dans les iles Bal6ares, par Lord Lilford, le colonel Irby et moi-m&me.*“ Der Katalog ent- hält einige neue interessante Beobachtungen. Ich möchte hier schon darauf hinweisen, daß ich nur die Beobach- tungen von den Balearen anführe, die ausdrücklich als solche gekennzeichnet sind; Verbreitungsnotizen, bei denen Verfasser nur sagt: „Assez commun dans les montagnes qui avoisinent la mer et les marais ... abondants dans toutes les cötes rocheuses“ usw. usw. habe ich nicht be- rücksichtigt. da sie zu leicht zu Irrtümern Anlaß geben können. Dieser Arbeit folgte in den „Annales de la Sociedad Espanola de Historia Natural“ Vol. 15 Madrid 1856 ein „Catalogo de las aves de Espana, Portugal e Islas Bale- ares“ par Don Ventura de los Reyes y Prosper. Ver- wertet und in seinem Literaturverzeichnis angeführt sind u.a. Temminck, Homeyer, Barcelo, Saunders, Irby „The ornithology of. the Straits of Gibraltar“, London 1875. Nach ihm sind bis dahin 204 spezies auf den Balearen beobachtet, genau die Hälfte der vom Verfasser für Spanien und Portugal aufgezählten Vögel. Die einzige speziell die Avifauna Menorcas be- handelnde Arbeit veröffentlichte in der „Revista de Me- norca“, Mahon 1911, M. Hernandez Ponseti unter dem Titel „Catalogo de las Aves observadas en la Isla de Menorca“. Nach einigen topographischen Notizen und meteorologischen Tabellen folgt die Aufzählung der Spezies, Angaben über ihr Verbreitungsgebiet, ihre Nahrung, Fort- pflanzung ete. Zum Schlusse ein Verzeichnis der spani- schen und menorquinischen Vogelnamen; im ganzen gibt er für Menorca 163 Arten an. Ein Urteil über diese Arbeit steht mir eigentlich nicht zu, da ich Menorca selbst nicht besucht habe: aber einige Angaben scheinen mir auf Versehen zu beruhen; näheres im Text, wo ich die Et mir fraglichen resp. unwahrscheinlichen Angaben mit einem (?) versehen habe, ohne jedes einzelne Mal die Gründe hierzu anzugeben, was zu weit führen würde. In den „Ornithologischen Monatsberichten“ XX. 1912 Nr. 2 beschreibt Dr. E. Hartert in einer kurzen Notiz „Über die Haubenlerche der Balearen und Pityusen“ auf Grund von acht von Polatzek auf den Pityusen ge- sammelten Stücken die dortige Haubenlerche als Galerida theklae polatzeki subsp. nov. und vereiniet sie unter diesem Namen mit der Balearenform auf Grund eines im Britischen Museum befindlichen Vogels, von Oldfield Thomas auf den Balearen gesammelt, Ich hätte gerne im Anschluß hieran auch eine Über- sicht der vielfach sehr zerstreuten und schwierig zu be- schaffenden Literatur aller Faunisten, die die übrigen Klassen des Tierreichs behandelten, und auch die Arbeiten der Botaniker über die Balearen gegeben zur Erleichterung für die. die sich mit der zoogeographischen Stellung der Inselgruppe anderweitig beschäftigen wollen; ich habe wohl fast alle Arbeiten zusammengestellt und die meisten selbst durchgesehen, aber es sind doch so viele, daß der Umfang dieses Verzeichnisses viel zu viel Raum be- anspruchen würde, weshalb ich leider darauf verzichten muß. Ich sage hier allen den Herren, die mich durch Angaben unterstützt haben, meinen verbindlichsten Dank! Jedem, der die Titel von Arbeiten einer speziellen Rich- tung wissen möchte, werde ich dieselben gerne mitteilen, Mit dem kartographischen Material über die Balearen ist es schlecht bestellt. Wer sich hierüber ge- nau orientieren möchte, den verweise ich auf die aus- gezeichnete Übersicht über alle wichtigeren vorhandenen Karten des Gebietes in der Einleitung von Dr. Praesents „Bau und Boden der balearischen Inseln“ (Greifswald 1911). Zur allgemeinen Übersicht ist die nach spanischen Auf- zeichnungen herausgegebene englische Seekarte der Bale- aren und Pityusen sehr gut, da nicht allein der genaue Ya Ze ee Be et Küstenverlauf, sondern auch die bedeutenderen Er- hebungen, Ortschaften, Bäche und größeren Wege ein- gezeichnet sind. Fortsetzung des allgemeinen Teils. In dem System bin ich niemandes Anordnung streng gefolgt. Ich habe auch nicht, wie es meistens geschieht, ° mit den Wasservögeln begonnen, und das aus zwei Gründen: einmal bieten diese ein geringeres systematisch-zoogeo- eraphisches Interesse, weshalb ich sie lieber zum Schlusse behandele, und zweitens will ich vor allem den Anschein vermeiden, als solle durch eine Anordnung Wasservögel — Singvögel etwa irgend eine Entwicklungsfolge ausgedrückt sein. Über das Verwandschaftsverhältnis der größeren Abteilungen des Vogelreiches wissen wir heute noch so wenig Positives, daß man meiner Meinung nach vor- läufig besser auf die Darstellung eines solchen durch irgend eine Form verzichten sollte. Daß man ein Recht hat, eine Familie oder Ordnung innerhalb der Vögel als „weniger hoch entwickelt“ einer anderen gegenüber zu stellen, möchte ich überhaupt in Abrede stellen. Höchstens kann ein Merkmal niedriger oder höher entwickelt sein, Vielfach wird noch immer ein mehr oder weniger direktes Deszendenzverhältnis zwischen den vielen Gruppen der Vögel als selbstverständlich vorausgesetzt, aber ob wirk- lich ein solches anzunehmen ist, ist durchaus kein not- wendiges Postulat, im Gegenteil. Ich denke hier neben anderen an die Arbeiten Steinmanns über das polyphy- letische Problem. Wenn auch meines Erachtens seine Anschauungen noch keine endgültige Lösung darstellen, so ist es doch sein hervorragendes Verdienst, eine aus- gezeichnete Kritik an den vielen monophyletischen Er- klärungsversuchen geübt und eine kritische Darstellung deszendenztheoretischer Grundprinzipien gegeben zu haben, deren Befolgung uns in der Kenntnis der Verwandtschaft der Organismen einen neuen erfolgreichen Fortschritt ver- heißt! — Bevor aber auf alle diese weiterliegenden Aus- blicke mit Erfolg eine Antwort gegeben werden kann, ist zunächst eine eingehendste Kenntnis der kleinsten natür- lichen Einheiten erforderlich; denn hier ist nur eine induktive Forschungsmethode erfolgreich möglich. Wie sollte man auch über die Verwandtschaften einer ungemein verzweigten Familie Klarheit bekommen, wenn man nicht erst Bruder- und Vetterschaft erkannt hat! — Die Forschungsmethode, die sich dem Studium dieser Einheit zuwandte, wurde in der Ornithologie eingeschlagen durch die Begründer der Formenkreislehre. Die ersten allgemeinen Gedanken hierüber schrieb Selys-Long- champs in seinen Arbeiten um die Mitte des vorigen Jahrhunderts nieder, Damals wurden sie aber wenig be- achtet, bis sie von Tschusi zu Schmidhoffen wieder aufnahm und durch die Gründung des „Ornithologischen Jahrbuches“ ein Zentralorgan zu weiteren Studien dieser Richtung schuf. Hartert gibt in seinem noch im Er- scheinen begriffenen Standardwerk (Die Vögel der paläark- tischen Fauna) die erste Bearbeitung der gesamten paläark- tischen Ornis nach ‚diesen Gesichtspunkten und hat damit das orundlegende Werk für jede weitere ornithologische Forschung und zoogeographische Studie geschaffen. Der erste, der die hohe deszendenztheoretische Bedeutung dieser Untersuchung erkannt hat und sie zu Leitgedanken seiner Arbeiten machte, ist Kleinschmidt, der in dem fortlaufend erscheinenden Werke „Berajah“ und „Falco“ (Verlag Gebauer-Schwetschke, Halle) die Resultate seiner klassischen Forschungen niederlegte. Auf die Prinzipien seiner Arbeitsmethode und die Grundgedanken seiner Lehre einzugehen, verbietet mir leider der Raum; nur die Hauptsätze, auf deren Anwendung alle Folgerungen be- ruhen, will ich hier, ihrem wesentlichen Inhalte nach, wieder- zugeben versuchen: Solche „Arten“, die bei großer morpholoeischer Ähnlichkeitsich geographisch ausschließen d,h. deren Verbreitungsgebietean- \ Be a a RR 2 Kane I BR “ einander grenzen, sind als Formen (Subspezies) ‘anzusehen, sie gehören demselben „Formen. . kreis“ an. Individuen, die auf demselben Ge- Be biete leben, sind entweder identisch, d.h. sie bilden eine Form (nur dem Geschlechte, Alter, indivi- e.- En, dueller Variation etc. nach verschieden) oder sie ge- hören verschiedenen Formenkreisen an. Die | Formen eines Formenkreises sind unterein- N ander näherverwandt alsmitden Formeneines . ” anderen; der Formenkreis bildet einen natür- BE lichen Verwandtschaftsring, während die Formen- kreise getrenntentstandenseinundsichparallel haben entwickeln können. — Sie ist durchaus kein ‘ sinnloses Verfahren, die heutige so vielfach in Mißkredit RN. geratene „Formspalterei*. Die übergroßen Bemühungen, x | die kleinsten — hier in Betracht kommenden — Ein- | heiten festzustellen, können nur zur Klärung beitragen, | auch wenn sie vielfach über das Ziel hinausschießen — F: soweit man nicht klar erkennt, daß der Verfasser nur I; : bemüht ist, durch möglichst viele neue Namen zu glänzen! I Es ist entschieden nur vorteilhaft für weitere Forschung, a auf die geringsten konstanten Differenzen hinzuweisen. Es könnte hier der Einwand gemacht werden, es genüge eben ein bloßer Hinweis, aber eine jedesmalige Namen- gebung sei unnötig. Gewiß, bei solchen Feinheiten, die wenig konstant sind, genügt auch ein Hinweis (wie ich es auch infolgedessen getan habe), nicht aber bei noch 3 so geringen, aber konstanten charakteristischen Differenzen aus lediglich praktischen Gründen, da nun einmal immer wieder Beschreibungen von Abweichungen ohne Benennung BEN, ignoriert oder übersehen werden und so der exakten Forschung verloren gehen. Es ist das bei der heutigen ungeheuer umfangreichen Literatur kaum anders möglich. — Es hat vielfach eine Meinungsverschiedenheit geherrscht in der Bezeichnung dieser Einheiten; als solche sehe ich die „Formen“ im Sinne Tschusis — Kleinschmidts — Bram Harterts an; sie bilden geographische Einheiten. (Hiernach können unter Umständen also äußerlich gleiche, aber geographisch getrennte Vogelindividuen-Komplexe verschiedene Namen erhalten!| In diesem Sinne ist es meines Erachtens völlig gleichgültig, ob man diese Formen „subspezies“ oder „conspezies* nennt; denn die Art („Spezies“) ist nur mehr ein durch Abstraktion zu ge- winnender Begriff: die natürliche Art ist die Summe aller Formen. — Anders ist der Formbegriff bei Ber- lepseh — Reichenow. Ihre Bezeichnung beruht auf der Erkennbarkeit: solange Individuen ohne Ver- gleichsmaterial, auf bloße Beschreibung hin, unterschieden werden können, werden sie als spezies bezeichnet, ist Vergleichsmaterial notwendig zur Unterscheidung, so heißen diese subspecies. Die erstere Weise sucht ein Verwandt- schaftsverhältnis auszudrücken, die letztere hat einen rein praktischen Wert. — So ist es der Theorie nach; in der Praxis aber decken sich meistens die Subspecies beider Richtungen als geographische Einheiten. Der in dieser Arbeit befolgte Formbegriff entspricht der „Rasse“ vieler Zoologen und dem der „Lokalrasse* der Botaniker, — Die Hauptaufgabe — nicht das Ziel — der heutigen Orni- thologie — sehe ich in der Klarstellung: Welches sind die Formen. die zusammen einen Formenkreis bilden? Erst auf der festen Grundlage der sicheren Kenntnis dieser Formenkreise sind wir fähig zu weiteren Verwandt- schaftsstudien der eroßen Abteilungen der Klasse der Vögel. Was nun die Nomenclatur angeht, so stehe ich auf dem Standpunkte einer strengen Durchführung des Prio- ritätsgesetzes in einer spezialwissenschaftlichen Arbeit, halte es aber vorläufig hier für angebracht, die früher gebräuchlichen Namen in Klammern hinzuzusetzen; in einer allgemeineren Arbeit z. B. in einem zoolo- gischen Lehrbuche ist es vielleicht ratsamer, es umgekehrt zu machen, d. h. die näch dem Prioritätsgesetze anzuwen- BERG T pa denden Namen in Klammern, die früher gebrauchten hin- gegen diesen voranzusetzen. Näher darauf einzugehen, weshalb ich auf diesem Standpunkte stehe, würde hier zu weit führen. — Ich halte es für nicht überflüssig, einige Worte zu sagen über die Sätze allgemeinen Inhalts, die ich hier und am Schlusse meiner Arbeit schreibe. Mancher wird vielleicht denken, solche hypothetischen Meinungsäußerungen seien in einer Dissertationsarbeit unnötig, und man brauche nicht gleich in der ersten Arbeit mit solchen Dingen zu kommen, über die man doch vielleicht bald anderer Ansicht sein wird. Eine faunistisch- zoogeographische Arbeit aber schließt die Notwendigkeit in sich — ja es ist ihr Hauptwert —, auf allgemeine, weiterliegende Fragen einzugehen, und damit ist die Not- wendiekeit für den Verfasser gegeben, seinen Standpunkt diesen Fragen gegenüber darzulegen und die Begriffe, mit denen er arbeitet, zu präzisieren; denn so nur ist eine positive Kritik möglich. Auf alle die aufgeworfenen Fragen eine Antwort jetzt schon zu versuchen, wäre natürlich verfrüht. Bei dem Erlegen der Vögel war ich darauf bedacht, eine für die Beurteilung der Formen notwendige Anzahl Exemplare zusammenzubringen, deren Größe sich eben nach jeder einzelnen Art richten mußte. Wenn bei ein- zelnen Arten diese Anzahl reichlich erscheinen mag, so liegt es daran, daß entweder — wie bei Lerchen — nur auf Grund sehr großen Materials gearbeitet werden kann, oder aber — wie bei den Kreuzschnäbeln — eine große Färbungsvariablität herrscht. Wer von dem unsinnigen Vogelsammeln der Ornithologen redet, beweist eben damit nur, daß er nichts von der Wissenschaft der Ornithologie versteht; derartige beliebte Angriffe zu wider- legen, lohnt sich nicht. Trotzdem will ich die Worte eines hervorragenden Morphologen. Max Fürbringers, hier anführen, der über diesen Punkt in seinen „Unter- suchungen zur Morphologie und Systematik der Vögel“ 5 | & 4 A, n f; u. IK By (S. 1125) schreibt: „Wer sich vor Enttäuschungen be- wahren will, der strebe nach einem möglichst reichen Material, das ihm die vollständige äußere und innere Untersuchung womöglich in vielen Exemplaren derselben Art oder Gattung gestattet. Aus einer großen Fülle von Beobachtungen resultiert aber noch der weitere große. Vorteil, daß es mittels derselben oft glückt, tiefe und zunächst unverständliche Diskrepanzen in der Bildung dieses oder jenes Merkmals durch neue Zwischenstufen und Übergangsgebilde auszufüllen und damit die morpho- logische und taxonomische Kontinuität zu begründen. Ver- binden, d. h. in der richtigen Weise vereinigen, ist mehr als trennen.“ — Es soll natürlich nicht verschwiegen werden, daß durch unsinniges, durch nichts gerechtfertigtes Abschießen einer vielleicht so nur mehr in geringer In- dividuenzahl vorhandenen Art großes, nicht wieder gut zu machendes Unrecht an der Natur geschehen ist und geschieht. Fürbringer hat daher sehr recht, wenn eran anderer Stelle desselben Werkes (S. 1577) sagt: „Mancher interessante Typus ist auf diese Weise durch die species Homo sapiens zu Grunde gegangen, mancher scheint für die Zukunft noch bedroht durch die varietas homo sapiens ornithologieus.“ — Die Beurteilung einzelner Fälle steht aber ausschließlich dem zu, der sich ernsthaft mit einer speziellen Frage in der Ornithologie befaßt hat. — Da nur so wenige ornithologische Arbeiten über die Balearen geschrieben worden sind, so setze ich in dem nun folgenden speziellen Teil bei Angaben, die diesen entlehnt sind, nur den Autor ohne jedesmalige Wiederholung des Titels der betreffenden Arbeit hinzu. Die Abkürzung Cast.-Mall. bedeutet den Namen des Vogels in castilianischer resp, mallorquinischer Sprache. a N Ras en Rn DE ER En Ri 3 a 3ER 0 N N Br Laniidae. Lanius senator badius Hartl. Cast. Alcaudon — Mall. Capxerigany. Es liegt mir eine Reihe von 13 Rotkopfwürgern vor, die ich alle zur Brutzeit auf Mallorca sammelte. Sie stimmen in den Maßen und in der Färbung mit typischen badius von Sardinien und Korsika überein; ein 5 zeigt einen kleinen weißen Flügelspiegel, wie es ja bei badius ab und zu vorkommt. Außer einigen gepaarten Paaren brachte ich auch drei Gelege mit. die aus» 4—6 Eiern be- stehen: das erste Nest fanden wir am 5. Mai. Die Maße der Eier schwanken zwischen 17,5xX22,5 — 19X24,5 mm, Flügellänge 5 98—104 mm, 9 99—101,5 mm. Die ersten Stücke beobachteten wir am 31. März. Dieser Würger ist einer der bäufigsten Brutyögel; man trifft ihn in der ganzen Ebene bis zu den Abhängen der Berge, wo er jedoch nie hoch hinauf geht. Mit Vorliebe steht sein Nest in Oliven- und Mandelbäumen. L. s. badius brütet auf den Balearen, Korsika, Sar- dinien, der Insel Capraia und bei Lazio in Italien, letz- teres jedoch nicht zweifellos. Als Vergleichsmaterial lagen mir 28 L. s. senator und 16 L. s. badius vor. Lanius senator senator L. Am 16. und 19. April schoß ich je ein Stück dieser Form, die aber hier nur Zugvogel ist. \ Lanius excubitor meridionalis Temm. ‘ Cast. Alcaudon real. Ein Exemplar steht im Instituto Balear in Palma, das 1889 auf Mallorca geschossen wurde. — Nach Pon- seti ist Lanius excubitor L. ein seltener Zugvogel auf EG 1 Menorca. Verbreiteter Brutvogel in ganz Spanien ') (siehe auch Harterts Vögel d. pal. F.). | Muscicapidae. Muscicapa striata balearica mihi (siehe „Faleo“ 1915 p. 35). Cast. Papamoscas. — Mall. Xiguera, Mellenga. Der ganze Vogel ist gegenüber M. str. striata auf- fallend hell. Der Rücken ist bedeutend heller, reiner grau; die Oberkopffedern mit breiten weißen Rändern; die Unterseite größtenteils rein weiß; Kropfgegend und Kehlseiten mit schwachen, nicht scharf begrenzten Strichen, diese jedoch nicht so verschwommen wie bei tyrrhenica; die Flanken ohne oder nur mit sehr schwachem fahlbraunem Anfluge, fast ohne Strichelung. Er steht in der Färbung sehr nahe M. str. neumanni Poche, ist aber noch heller. — Die Spitze der zweiten Handschwinge liegt zwischen der 5. und 6., während bei str. striata an- scheinend konstant zwischen der 4. und 5. — Ferner be- sitzt er überraschend kurze Flügel: 5 795—815, 9 76 bis 80 mm (M. str. striata 85-89, neumanni 86— 90,5). — Die Flügellänge der einzelnen Exemplare: 1x 79,5, 4x 80, 1xX.80,5, 1xX81, 2:x81,5,.01x76, 9xX71,:3 X. 08,202 189 6x79, 2X 80. Vier von mir auf Mallorca erbeutete Vögel stimmen in der Färbung und in den Flügelmaßen mit str. striata überein. Diese sind aber dem Datum, ihrem Benehmen und Aufenthaltsorte und der scharfen Ausprägung der Balearenform bei sämtlichen übrigen 26 Stücken nach offenbar Durchzügler. Der graue Fliegenfänger ist sehr häufig auf den Balearen; in Mallorca in der vanzee Ebene und im Ge- birge bis zur oberen Waldgrenze; viele Male trafen wir 1) Die Angaben der Verbreitung der einzelnen Arten in Spanien entnehme ich — wenn nichts anderes gesagt ist — dem Werke von Arevalo y Baca „Aves de Espana“. 39: — ihn sogar auf den Gipfeln der Sierra; an Stellen mit üppigstem Pflanzenwuchse und solchen mit dürrster Ve- getation. Mit Vorliebe hält er sich in den gebirgigen Teilen der Insel auf. — Er scheint Mitte April anzu- kommen, Seine Kaiserliche Hoheit schreibt mir: „Die Museicapa grisola kommt erst spät im Frühjahr nach Mallorca. Im Winter habe ich sie nie gesehen. ie ver- schwindet im September*. Als Vergleichsmaterial lagen mir 25 M. str. striata aus Dalmatien, Herzegowina, Ungarn, Österreich, Deutsch- land und Marokko vor; 7 tyrrhenica von Korsika, 6 neu- manni aus Sibirien, Muscicapa hypoleuca hypoleuca Pall. Cast, Papamoscas, Oerrojillo — Mall. Becafigo, Pagofigo. Von den 14 auf Mallorca vem 18. April bis 12. Mai von uns gesammelten Trauerfliegenfängern sind 15 typi- sche hypoleuca. Ein © vom 23. IV. würde nach den Schwingenverhältnissen zu speculigera Bp. zu rechnen sein. Da diese aber nach dem untersuchten Material von echten speculigera aus Tunesien auch variieren, und andererseits bei obigem Exemplar die übrigen (Zeichnungs- und Färbungs-) Merkmale ganz für. hypoleuca sprechen, so trage ich kein Bedenken, dieses auch zu der nördlichen Form zu rechnen. Ob und wie viele dieser Exemplare Brutvögel Mallorcas sind, vermag ich nicht zu ent- scheiden: Testes und Ovarien waren bei allen nur schwach entwickelt. | Nach Homeyer auf dem Zuge wie als Brutvogel einzeln in den Waldpartien der Vorberge Mallorcas. — Nach Barcelo häufiger Brutvogel. — Nach Ponseti häufiger Frühjahrsdurchzügler auf Menorca. — Fraglicher Brutvogel Südspaniens. r EN BES Nr Le v a Bi AN i N Muscicapa collaris Bechst. Cast. Papamoscas de collar. Nach Barcelo ist der Halsbandfliegenfänger ein seltener Zugvogel Mallorcas, wie ebenso Menorcas nach Ponseti. — Fraglicher Brutvogel Ostspaniens. ! Phylloscopus collybita collybita (Vieill.) Cast. Pinzoletica. Mall. Uy de bon. Wir schossen drei dieser Art, die nach Homeyer und Barcelo nur Zugvogel auf Mallorca ist, ebenso nach Ponseti auf Menorca. — Während sie auf Sardinien brütet. ist ihr Brüten auf Korsika fraglich (siehe Jour- dain, Ornitology of Korsika, Ibis 1911/12 und Giglioli, Fauna Italica). Wir, beobachteten viele am 18. April auf der Dragonera und drei Stück am 12. Mai auf der Cabrera, die aber ihrem ganzen Benehmen nach doch noch Zugvögel waren. Phylioscopus trochilus trochilus (L.). Das Brüten des Fitislaubsängers auf den Balearen ist fraglich, aber ich halte es nicht für ausgeschlossen: wir schossen 15 Stück von Mitte März bis 14. Mai. — Nach Barcelo gemeiner Durchzügler auf Mallorca, wie nach Ponseti auf Menorca. Er fehlt als Brutvogel auf Korsika, ist aber sehr verbreitet durch Spanien, Phylloscopus bonelli (Vieill.). Homeyer beobachtete diese Art in den Oliven- kronen, namentlich am Fuße des Nordgebirges, während er sie auf Menorca nicht sah. — Nach Barcelo häufig auf Mallorca, wo sie in den Oliven brüte (wohl nach Homeyer!). — Wir sahen die Art nicht. — Auf Sardinien fehlt der Berglaubsänger als Brutvogel (Giglioli), ebenso auf Korsika (?). — Verbreiteter Brutvogel in Spanien. a '$ r # AED u es ARE NE . BERATEN Phylloscopus sibilatrix sibilatrix (Bechst.) Der Waldlaubsänger ist ein nicht häufiger Zugvogel auf Mallorca (Homeyer, Barcelo) und Menorca (Pon- seti). Wir beobachteten ihn auch nur wenige Male (Ende April und in den ersten Maitagen) und schossen 4 Stück. — Homeyer sagt: „Ich schoß ein außerordent- lich schön gefärbtes Weibchen“, was auf erlangeri schließen ließe, jedoch sind unsere Exemplare typische sibilatrix. — Ps. erlangeri Hart. Brutvogel NW.-Afrikas, Spaniens und vielleicht Sardiniens. Cettia cetti salvatoris nov. subsp. Jast. Picofino sedoso. Ich stimme ganz der ÜOettien-Einteilung Dr. Laub- manns (Ornith. Jahrb. 1913 S. 136-140) in vier Formen bei, deren Übersicht ich hier wiedergeben möchte: . Cettia cetti cetti Marm. Oberseite dunkel rot-braun, Flügel 57—60 mm. Westliches Mittelmeerbecken mit Korsika-—Sardinien; (ausgenommen Mallorca). Cettia cetti reiseri Parrot. Oberseite dunkel rot- braun, Flügel 59—66 mm. Balkanhalbinsel und Italien (letzteres nach zwei mir vorliegenden Stücken von Rom), Oettia cetti orientalis Tristram. Oberseite hellbräun- lich. Flügel 62 (58) bis 66 mm. Klein-Asien, Mesopotha- mien, Palästina. Cettia cetti cettioides Hume. Oberseite hellbräun- lich, Flügel 70—72 mm. Turkestan, Trans-Caspien, Ost- persien. Hinzu kommt jetzt also noch ©. e. salvatoris. Ober- seite hellbräunlich, Flügel 58—62 mm. Mallorca. Die Vögel von Mallorca sind charakterisiert durch auffallend hellgraubraune Oberseite; hierin stimmen sie fast mit orientalis überein. sind aber eher noch mehr grau; Flügelmaße bei salvatoris vielleicht auch geringer, Auch in Anbetracht der Verbreitung dieser beiden Formen ist eine nomenclatorische Trennung ratsam. Die Flügel- ER DA RE: ER rl Te EEE N I a, > = R LEERE 15. . h \ 1% “In u a a. SR, 2R AK 1 h ie 2 RN Di r ) 4) e Br ya En EN SE a er Pe = ET EB NE ae 2 - 5 en MDR länge meiner vier Stücke schwankt zwischen 58 und 62 mm (2X58, 1X59, 1X62). Laubmann gibt in der Über- sicht für orientalis 62—-66 an, obschon I seiner Vögel (siehe seine Aufzählung der 6 ihm vorgelegenen Exem- plare) 58 mm mißt! Die Mallorca-Cettia scheint danach — vielleicht nur infolge zu geringen Materials — kleiner zu sein. Ein Vogel von Tunis (Museum Koenig 5. Februar 1886) steht salvatoris sehr nahe; vielleicht ge- hören die Nordwest-Afrikaner zu dieser Form. Wie weit diese Form auf den übrigen Inseln der Balearen - Pity- usengruppe verbreitet ist, bleibt vorläufig unentschieden. Ich sammelte drei Stücke in der Albufereta, eins bei Arta. — Typus: 5 Albufereta. Mallorka. 27. März 1915. — Ich benenne die Form aus Dankbarkeit gegen den er- lauchten Förderer meiner Arbeiten auf den Balearen S. K. K. Hoheit, den Dwurchlauchtigsten Herrn Erzherzog Ludwig Salvator von Österreich. Der Oettisänger ist auf Mallorca stellenweise häufig, so besonders an der Albufera und der Albufereta; man trifft ihn auch in allen kleinen Tälern mit üppiger Vege- tation, so bei Valldemosa, Arta, Andraitx ete. — Nach Ponseti häufiger Standvogel Menorcas, Als Vergleichsmaterial lagen mir vor: 14 orientalis, 3 eettioides, 6 cetti, 35 reiseri. Acrocephalus arundinaceus arundinaceus. (L.) Cast. Picofino de canar. Homeyer sagt, daß der Drosselrohrsänger ziemlich selten in den mit. Arundo donax bestandenen Anpflan- zungen in unmittelbarer Nähe der Bauernhäuser auf Mallorca brüte. — Nach Barcelo ist er häufig in der Umgebung der Sümpfe Mallorcas und Menorcas, eine‘ Angabe, die offenbar auf Verwechselung mit Uettia be- ruht, zumal sie Ponseti überhaupt für Menorca. nicht erwähnt. Wir konnten diese Art nirgends feststellen. IR | BEN AaHnE Sylvia hortensis hortensis (Gm.). Homeyer nennt den Orpheussänger „eine enorme Seltenheit für die Balearen“; er erlegte ein singendes Männchen. Ein Exemplar sah ich ausgestopft im Seminar in Palma. — Barcelo sagt unter Sylvia orphea „wenig häufie auf Mallorca wie Menorca“; dann unter S. hortensis selten auf Mallorca!! — Nach Ponseti nicht häufiger Durchzügler Menorcas. — Während der Orpheussänger in Spanien und Nordwest-Afrika verbreitet ist, scheint er den Inseln (Korsika, Sardinien, Balearen, Pityusen) als Brutvogel zu fehlen. Sylvia atricapilla atricapilla (L.). Cast. Ourruca de cabeza negra. Mall. Cap negre. Die balearische Mönchsgrasmücke ist in der Färbung anscheinend durchgängig von der typischen atricapilla unterscheidbar. Ihr Rücken ist reiner aschgrau, fast ohne grünlich-bräunliche Tönung; die Unterseite ist rein weiß, die Flanken ohne bräunliche Beimischung; der Nacken N n» schwach olivbräunlich. — heller. Der Rücken des Wenn Tscehusi bei seiner Beschreibung der S. atr, obscura von Madeira (Ornith, Monatsber. 1901, S. 129) von atr, atricapilla sagt „Oberkörper bis auf die Schwanz- federn hinunter aschgrau, nur auf dem Rücken schwach bräunlich gefärbt“, so entgegnet Hartert (Vögel d. Pal. F.) schon mit Recht, daß dies übertrieben sei und nicht stimme; man könne höchstens sagen „Oberseite bisweilen fast aschgrau.* — Ich habe nun eine ganze Reihe aus den verschiedensten Gegenden verglichen, aber nur sehr wenige stimmten mit den Balearenvögeln überein; da jene aber auch Stücke aus verschiedenen Gegenden waren, so halte ich trotz der Übereinstimmung der Balearen- Exemplare untereinander bis auf weiteres eine Trennung für nicht gerechtfertigt; es genügt, auf die Differenzen hingewiesen zu haben. — Die von Hartert angegebenen Flügelmaße sind etwas zu gering,. und daher fallen die AT TEN ERIK TEN 5 Ka u LER nen N . y Bu} ER AN TERE Maße der Balearensttüicke kaum aus dem normalen Rahmen heraus: 5' 69—72 (3X 69, 53x70, 1X71, 1x 72), @ 68— 71 (3 X68, 1xX69, 2X 71) mm. — Ich möchte aber hier noch auf einen Unterschied hinweisen, der, soweit mir bekannt, bisher nicht erwähnt wurde: die zweite Handschwinge ist bei den Südländern kürzer als die sechste, bei den nörd- lichen Vögeln ist dagegen die zweite gleich oder länger als die sechste! Die Mönchsgrasmücke ist ein auf den Balearen ver- breiteter, wenn auch nicht gerade häufiger Brutvogel, der keinem fruchtbaren Tale oder größerem Orangenhaine fehlt. Nach Homeyer hätte sie einen etwas abweichenden Gesang, der uns indessen nicht auffiel. — Auch Brut- vogel in Spanien und Nordwest-Afrika nördlich des Atlas. Als Vergleichsmaterial lagen mir ca. 40 Stücke aus Deutschland, Österreich, Ungarn, Bosnien, Herzegowina, Kalmückensteppe, Südfrankreich, Oberitalien, Portugal und von den Azoren vor; ferner 17 S. atr. pauluceii (Arrigoni) von Korsika und Sardinien und 6 S.atr. heineken (Jard.) von den Kanaren. Sylvia communis communis Lath. Cast. Pastoreilla. Wir erbeuteten vier Dorngrasmücken Mitte April auf Mallorca und sahen auch zu dieser Zeit noch einige weitere; später jedoch nicht mehr. Sie fehlt als Brut- vogel sowohl Mallorca wie Menorca, auf welcher Insel sie im Frühjahre wenig häufig durchzieht (Ponseti). — Auf Korsika brütet sie vielleicht (Jourdain), sicher auf Sar- dinien (Giglioli) und in Südost-Spanien. Sylvia melanocephala melanocephala (Gm.). Cast. Curruca de los brunos. Mall. Buscaret. Die schwarzköpfige Grasmücke ist einer der ge- meinsten Brutvögel der Balearen. die nirgends fehlt und von der Ebene bis zu den Gipfeln der Sierra, soweit sich irgendwie noch Nistgelegenheiten bieten, hinaufsteigt. Wir sammelten 15 Stück. Das erste vollständige Gelege fanden wir am 7, Mai. Es besteht meist aus drei bis vier, selten aus fünf Eiern; diese maßen 17,5—19,5 x 15,0— 14.0 mm. — Barcelo behauptet, daß curruca häufig auf Mallorca brüte, was offenbar auf Verwechselung mit melanocephala(!) beruht, zumal er auch den Namen „Buscaret* Jieser eurruca gibt. Sylvia cantillans cantillans Pall. Uast. Picofino provenzal. Von dieser Art, die nach Homeyer als Brutvogel auf den Balearen nicht vorkommt, schoß ich das einzigste beobachtete Exemplar am 28. April in dem fruchtbaren, vegetationsreichen, zerklüfteten Tale an der Küste bei Arta, ein prachtvolles 5 mit ziemlich stark entwickelten Testes. — Nach Barcelo häufig auf Mallorca, was sicher nicht zutrifft. Brutvogel Korsikas (Parrot), Spaniens, nicht Sardiniens (Giglioli). Sylvia undata undata Bodd. Ein © dieser Art, die bisher für die Balearen nicht angegeben wurde, schoß ich am 20. März auf der hohen Sierra bei Lluch; es ist dies das einzige beobachtete Stück. — Brutvogel Korsikas, Sardiniens, Spaniens; in Nord-Afrika durch S. u. toni Hartert vertreten. Die Flügellänge meines Vogels beträgt 51 mm, Sylvia sarda balearica Jordans. (S. „Faleo* Oktober 1913, S. 43). Als ich den balearischen Sardensänger mit Stücken von Korsika und Sardinien verglich, war ich im ersten Augenblick zweifelhaft, ob ich da überhaupt eine Sylvia sarda vor mir hätte: so auffallend weicht dieser Vogel in Färbung und Größe ab, — Die Oberseite ist hell asch- grau, nur bei wenigen Exemplaren mit ganz geringen FA ft braunen Spuren; der Kopf kaum dunkler als der Rücken ; das Kinn weißlich, Kehle und die ganze "Unterseite gleichmäßig hellgrau, weiblich mit rahmfarbenem An- fluge; keine Spur des tiefen Aschgrau der typischen sarda. Schnabel länger und feiner: Culmen 10—10.5 mm. Hartert gibt als Oulmenmaß 11,5—12,5 an, was aber sicher wohl auf einem Versehen beruht, denn 14 Stücke von Korsika-Sardinien messen nur 9 mm! — 9 Oberseite etwas. bräunlicher, Unterseite wie beim ; iuv. noch stärker braun als 9, Unterseite hier, besonders die Flanken, Y sehr stark braun rahmfarben. Flügellänge der auf Mallorca, den Inseln Cabrera und Dragonera gesammelten Stücke f 48—51 (1X48, 3x49, 4X50.2X5l); 9 48-50 (1X48, 1X49, OX4G5, 3x50 mm. — Typus: 5 19. April 1915. Isla Dragonera. An Vergleichsmaterial lagen mir zehn Sardensänger von Korsika und acht von Sardinien vor. — Zwei von Po- latzek auf den Pityusen (Ibiza am 31. März 1910 (5 50,5, @© 50 mm Flügellänge) gesammelte Exemplare im Museum Tring gehören gleichfalls zu S. s. balearica. Parrot trennte den Sardensänger Korsikas unter dem Namen affinis (Ornith. Monatsber. 1910, S. 156) auf Grund der geringen Flügellänge und der Rückenfärbung von dem typischen Sardinier ab, vereinigte ihn aber dann selbst wieder in seinen „Beiträgen zur Ornithologie der Insel Korsika*. Das geringste von Dr. Laubmann an einem © von Korsika konstatierte Maß beträgt 52 mm; von diesem einen Stücke abgesehen, schwankt die Flügel- länge der Korsen zwischen 54 und 56 mm; drei Sardinier messen 54, 55, 57 mm. Das von Hartert angegebene Mab 56 dessen kein Unterschied zwischen Corsen und Sardiniern 58 scheint mir darnach zu hoch und infolge- zu bestehen, ebensowenig in der Färbung. Parrot hatte sicher Recht, seine affinis wieder einzuziehen. Überall dort, wo an, der Küste auf steinigen Ab- hängen und Plateaus Cistenrosen und Pistacien das ein- ERFÄT REN zige niedrige Gestrüpp bilden, vermischt noch mit engem Dornengewirr, traf ich den niedlichen, munteren Sänger an der Küste Mallorcas, auf der ganzen Dragonera und Cabrera. Dort, wo er sich überhaupt aufhält, ist er häufig, aber stets vorsichtig und scheu; bei der Annähe- rung schlüpft er schleunigst in die dichten Büsche und hält sich hier versteckt, während er sonst gerne von den Spitzen der Gebüsche herab oder auch in kleinem ruck- weisen Balzfluge sein Liedehen hören läßt. An einzelnen Stellen, so auf dem Cap de Pinar an der Ostküste Mal- lorcas beobachteten wir ihn auch in den niederen Kiefern, ja sogar in den Kronen der hohen Strandkiefern, wo er sich gerne, nach Art des Schwarzköpfcehens, herumtrieb und seine Strophen zwitscherte. — Sein Gesang ist kaum wiederzugeben: ein kurzes, rasch auf- und absteigendes, etwas rauhes Gezwitscher; der Lockton, ein sehr kurzes, lautes terr—terr gleicht dem eines BRebhuhnes aus der Ferne, und öfters glaubten wir, ein Rothuhn vor uns zu haben, bis wir den kleinen Kerl zu Gesicht bekamen. — Von dem Gesang der Sylvia undata, den ich öfters an der spanischen Küste bei Barcelona hörte, ist er sehr ver- schieden. — Trotzdem wir ameiner und derselben Stelle das brütende Weibchen mehrmals aufjagten, gelang es trotz der größten Mühe und noch mehr Ärgers nicht, das im diehten Gestrüpp äußerst versteckte Nest zu entdecken. Ich schoß ein ®@ mit starkem Brutfleck am 1. Mai. — Homeyer wies diese Art zuerst für Mallorca nach und gibt eine ausgezeichnete Schilderung ihrer Lebensweise. Der Sardensänger bewohnt als Brutvogel Korsika, Sardinien, Pantellaria, Capri und Sizilien; in Tunesien wurde er festgestellt, sein Brüten dort ist unbekannt, ebenso in Algerien; auch in Italien wurde er einige Male erbeutet. Sein Vorkommen als Brutvogel in Portugal (nach Rey) ist anderweitig nicht bestätigt (s. Hartert, Vögel d. Pal. F.). Cisticola eisticola arquata (Müll). Cast. Bolsicon. Picofino esquenicola. Mall. Butxae. Der Üistensänger Mallorcas ist identisch mit 0, ce. arquata Nordwest-Afrikas; nur die rötlichbraune Färbung der Unterseite ist stärker als bei nordafrikanischen aus eleicher Jahreszeit, jedoch gleich intensiv wie bei Herbst- vögeln dieser Gegend; ebenso scheint der Bürzel etwas dunkler als bei tunesisch-algerischen März- und April- vögeln. Es erübrigt also noch die Untersuchung mallor- quinischer Herbstvögel. Die Oberkopfstreifung ist durch- weg undeutlich. Es ist nicht ©. ec. eisticola (Temm.), was die sehr schwach rötliche, vielmehr graubraune Öber- seitenfärbung beweist. Der Cistensänger ist auf der Insel sehr verbreitet; einerseits hält er sich in allen sumpfigen Geländen — so namentlich in der Albufera und Albufereta, wie la Porrassa auf — andererseits fehlt er kaum einen: größeren Getreidefelde. Schwierig ist es, sie zu schießen in beiden Geländen; es gelang die Erbeutung von nur sieben Exemplaren. Am 27. März zeigten sie bereits stark ent- wickelte Testes. Homeyer traf im Mai viele flügge Junge an. — Nach Ponseti ist er ein häufiger Stand- vogel Menorcas. Es lagen mir 51 Oisticola vor: C. e. eisticola aus Griechenland, Italien, Sizilien, Sardinien, Ägypten und Südfrankreich; ©. e. arquata aus Tunesien und Algerien, drei ©. ce. jordansi von Portugal und eine von Marokko. In den Flügelmaßen (49—54 mm) stimmen sämtliche Exemplare überein. — Die Mallorcavögel messen 5 2X50, 4x51; © 47,5 mm. Turdus pilaris. L. Cast. Tordo. Mall. Tort reyal. Ein ausgestopftes Exemplar sah ich im Instituto Balear in Palma. Nach Barcelo ist die Wachholder- drossel 'ein häufiger Durchzügler auf Mallorca, hingegen 2 Vale Ne ET. ee i \ BEE NETT See wenig häufig im Herbst und Winter auf Menorca (Pon- seti), — in Spanien auch nur Zugvogel. Turdus viscivorus viscivorus L. Cast. Charla. Mall. Grivia. Ich sah ein Stück im Instituto Balear. — Nach Barcelo ist die Misteldrossel ein wenig häufiger Zug- vogel Mallorcas, wie Menorcas nach Ponseti. — In Spanien nur Durchzügler. — Auf Korsika, Sardinien ver- treten durch T. v. reiseri Schiebel. in Nordwest-Afrika durch T. v. deichleri Hart. Turdus philomelos philomelos Brehm (musicus auct.) Cast. 'Zorzal. Mall. Tort. Am 12. Mai beobachteten wir eine Drossel auf der Cabrera, die sich ganz wie ein Brutvogel benahm, die wir aber leider weder identifizieren noch schießen konnten. Es kann aber wohl nur die Singdrossel gewesen sein. — Zwei Stücke stehen im Seminar, eins im Instituto Balear in Palma. Die Art ist ein sehr häufiger Zugvogel Mal- lorcas (Barcelo) und Menorcas (Ponseti). Sie brütet in Spanien nördlich der cantabrischen Kette (Hartert). Turdus musicus L. (iliacus auct.) Cast. Malviz. Mall. Tort ceyrad, Ein Stück steht im Seminar. Ein häufiger Zugvogel Mallorcas (Barcelo), wenig häufig auf Menorca (Ponseti), in Spanien nur Durchzügler. Turdus torquatus torquatus L. Cast. Uapiblanco. Mall. Mellara de collaret. Wir sahen zwei Stücke im Seminar, eins im Insti- tuto Balear. Seltener Zugvogel Mallorcas (Barcelo) wie Menorcas (Ponseti). — Zugvogel, der bis Nord-Afrika geht. BEN ge Turdus merula hispaniae Kleinschm. Cast. Mirlo. Mall. Mellara, Merlere. Die Amseln Nord-Afrikas scheinen alle bei beiden Geschlechtern in der Schnabelfärbung übereinzustimmen; von sämtlichen von mir untersuchten merula Nord-Afrikas besitzt nur ein jüngeres © von Süd-Algerien (Museum Tring) einen nicht reingelben Schnabel. In diesem Merk- male unterscheiden sich die Balearenvögel schon von allen nordafrikanischen Formen, da die Geschlechter deutlich verschiedene Schnabelfärbungen besitzen. Daß in hohem Alter einmal ein Weibchen einen reingelben Schnabel bekäme, ist natürlich nicht ausgeschlossen. — Von den südmarokkanischen mauritanicus und den süd- algerischen Stücken unterscheidet sie sich durch geringe. Flügellänge bei gleich stumpfem Flügel, d. h. bei gleichen Schwingenverhältnissen, von algirus durch nicht ganz so stumpfen Flügel. T. m. cabrerae zeigt kürzeren Schwanz und ist im weiblichen Kleide erheblich dunkler. Die Färbung der 5 weicht von den Typen der hispaniae nur durch lebhaftere Orangefarbe des Schnabels und weniger bräunlichen Schimmer im Gefieder ab, beides jedoch wohl nur die Folge des verschiedenen Alters der Bälge und der verschiedenen Behandlung beim Trocknen derselben. Ich rechne daher die Amsel der Balearen zu hispaniae, da sie in den Maßen und allen übrigen Merk- malen mit dieser übereinstimmen. — Ich gebe hier eine genauere Beschreibung der @9. da bisher nur ein weibliches Exemplar von hispaniae bekannt war: ein Stück dessen Unterseite reingrau mit kleiner, aber scharfer Kehl-, Kropf- und Brustfleckung; zwei Stücke dunkler grau mit deutlichem, rotbraunem Tone, die Fleckung schwach und verwaschen; ein Exemplar, dessen Kehle, Kropf und Vorderbrust stark rotbraun mit ziemlich deutlicher stär- kerer Fleckung, Bauch dagegen fast reingrau ist. In der Färbung der Unterseite stehen sie etwa in der Mitte zwischen Afrikanern und Europäern, erreichen jedoch nie j N Sure, Nr ee N AA NE Be SITE die Eintönigkeit der ersteren. Der Färbungscharakter der juvenes schwankt ebenso wie bei m. merula von grau bis rotbraun. Es liegen mir 15 alte und zwei junge Stücke, alle auf Mallorca geschossen, vor. Flügellänge 5 116—125 (2X116, 1X117, 2X119, 1X120, 2X121, 1X122, 1xX124, 1x125), @ 115—116 (1X113, 3X 116) mm. Schwanz (nach Graf Berlepsch’s Methode gemessen) 100—115 mm. An Vergleichsmaterial hatte ich große Serien (über 100 Stück) aus Schweden, Deutschland, Österreich, Sar- dinien, Nord- und Süd-Marokko, Nord- und Süd-Algerien, Spanien und den Üanaren. Im Gegensatze zu Homeyer fand ich die Amseln auf Mallorca überall äußerst scheu, sodaß wir nur mit der größten Mühe die 15 zusammenbrachten! Sie ist auf der Insel sehr verbreitet, man trifft sie an jedem günstigen Orte in der ganzen Ebene; im Gebirge steigt sie nicht hoch hinauf. — Wir sammelten zehn Gelege die aus drei bis fünf Eiern bestehen; das erste vollzählige fanden wir am 23. April in einer Zwergpalme ca. 1 m über der Erde. Die Maße schwanken zwischen 20,0—24,5 x 26—32 mm; in der Färbung stimmen sie mit denen von T. m. merula überein, Monticola saxatilis (L.). Cast. Mirlo de roca. Mall. Tort reguer, Coua rotja. a oh und schossen das erste Exemplar (5) am 20. Mai, außerdem sahen wir nur noch einen Vogel. ne Steindrossel ist ein nicht häufiger Brutvogel im Gebirge Mallorcas. — Auf Menorca ist die Art nach Ponseti ein seltener Durchzügler im Frühjahre. — Brut- vogel der spanischen und nordafrikanischen Küste. Monticola solitaria solitaria (L.). Cast. Mirlo solitario. Mall. Passera, Die Blaudrossel ist ein Charaktervogel der steinigen Küstenabhänge der Inselgruppe; verhältnismäßig selten ER EL beobachteten wir sie landeinwärts in der Sierra. Sehr häufig ist sie auf der Dragonera und Cabrera. Da sie äußerst scheu und vorsichtig ist, gelingt es nur zufällig, einen Schuß anzubringen. Wir erbeuteten im ganzen nur drei 5 und ein 9. Am 5. Mai sahen wir sie Junge füttern. — Ernst und wehmütig tönt der herrliche Gesang dieses schönen Vogels in der grenzenlosen Einsamkeit der öden Sierra oder an der wild zerklüfteten, meer- gepeitschten Küste der einsamen ‘Insel! Oenanthe oenanthe oenanthe (L.) (Saxicola). Cast. Coliblanco. Mall. Culblanc, Primavera. Den ersten Steinschmätzer sahen wir am 28. März, von da ab mehr oder weniger regelmäßig bis zum 8, Mai, mit einer Unterbrechung vom 15. April bis 4. Mai. Wir schossen neun Stück. Der am 28. März erbeutete Vogel ist nach seinen Schwingenverhältnissen sicher ein deut- scher Brutvogel (S. oen. grisea Brehm), auch das Datum entspricht seiner frühen Ankunft bei uns. S. oen. oenanthe (L.), den nordischen Brutvogel, schossen wir vom 7. April bis 8. Mai, entsprechend seiner späteren Ankunft im Brutgebiet; die Stücke vom 7. und 15. April sind aus- nahmsweise frühe Durchzügler, alle übrigen erst von Anfang Mai ab. — Homeyer stellte ihr Brüten auf den Balearen in Abrede, da er zur Brutzeit keine Vögel mehr sah; er wundert sich ausdrücklich sehr über ihr Fehlen in so günstigem Gelände. Barcelos Angaben hierüber sind unmaßgeblich. Ich kann über ihr Brüten auf Mal- lorca leider auch nichts Bestimmtes sagen, da ich mich zu dieser Zeit nicht mehr in einem hierzu günstigen Gebiete aufhielt, und S.K.K. Hoheit vermochte mir auch nichts sicheres zu sagen. Ein Stück, das Polatzek auf Formentera am 23. Mai 1910 schoß, gehört zu S. oen, nivea Weigold(!); zwei weitere von Formentera, eben- falls von Polatzek (alle im Museum Tring) vom 19. April und 22. April 1910 sind wohl auch zu dieser Form zu ST Werk rechnen. (Die Weigoldschen Stücke lagen mir vor). Von einer Schneeanpassung der nivea kann demnach keine Rede sein! — Da der Steinschmätzer also an- scheinend sicher auf Formentera brütet, ist sein Brüten auch auf Mallorca jedenfalls nicht unwahrscheinlich. Auf Menorca (Ponseti) ist er ein häufiger Zugvogel. — Auf Sardinien (Giglioli) Korsika und wahrscheinlich auch in Südost-Spanien nur Zugvogel. Oenanthe (Saxicola) oenanthe leucorhoa (Gm.). Am 29. März und 5. April schossen wir je ein Exem- plar dieser nordischen Form, ebenso Polatzek ein Stück am 20. April und am 27. April 1910 auf Ibiza. Die Zug- zeit dauert also einen Monat. Die Flügellänge unserer zwei Vögel beträgt 99 resp. 102 mm. — Soweit mir be- _ kannt, ist die Form auf ihrem Zuge im Mittelmeergebiet mit Ausnahme der nordwestafrikanischen Küste nicht nach- gewiesen. Denanthe (Saxicola) hispanica hispanica (L.). Cast. Sacristan. Mall. Cul-blanc. Wir beobachteten und erlegten drei Mittelmeerstein- schmätzer am 4. und 5. April an der Ostküste Mallorcas. — Nach Barcelo seltener Zugvogel Mallorcas, wie Menorcas nach Ponseti; diese Art fehlt auf Korsika und Sardinien als Brutvogel, während sie in Spanien und Nordwest-Afrika weit verbreitet ist. Saxicola (Pratincola) rubetra (spatzi Erl.). Gast. Sietearreldes. Mall. Barba rotja, Vitrac. Von den mir vorliegenden Braunkehlchen Mallorcas sind die bis Ende April erbeuteten Exemplare wohl Zug- vögel; sie stimmen in der Färbung ganz mit r. rubetra überein. Hingegen scheinen mir die Brutvögel — wozu EEE NN : N Ra BAR) 7. By man wohl die von Anfang bis Mitte Mai erlegten rechnen muß — zu spatzi zu gehören. Da ich aber nur acht Brutvögel besitze, so wage ich einstweilen nicht, eine Entscheidung zu treffen. In Anbetracht der Verbreitung der Formen führe ich das Balearen-Braunkehlen bis auf weiteres unter obiger Nomenklatur auf, — Die ersten Vögel beobachteten wir am 26. März. Die Art ist ein nicht verbreiteter Brutvogel der Insel, als Zugvogel jedoch häufig. — Hartert sagt (Vögel d. pal. F.) S. r. rubetra brüte in Spanien nur nördlich der cantabrischen Kette. Die Art ist aber im südlichen Spanien sehr verbreitet, ihre Formzugehörigkeit unentschieden; spatzi brütet in Süd-Dalmatien und wohl auch in Nordwest-Afrika. Als Vergleichsmaterial benutzte ich 20 rubetra und 12 spatzi. Saxicola (Pratincola) torquata rubicola (L.). Cast. Coll alba, Taravilla. Mall. Vitrac. Das Schwarzkehlchen der Balearen ist identisch mit dem unsrigen. Zwei Stücke nähern sich in der Färbung der Unterseite S. t. insularis Parrot. Zug- und Brut- vögel sind nicht zu unterscheiden. Die Helligkeit der Federränder der Oberseite schwankt beträchtlich. Drei Pityusen-Vögel (von Polatzek gesammelt. Museum Tring) zeigen auffallend rein weiße Halsflecke. Flügellänge 5 65--68, © 62,5—64 mm. Diese Art ist auf Mallorca, wie Menorca (Ponseti) ein sehr häufiger Standvogel. Man trifft sie in der ganzen Ebene bis hoch hinauf ins Ge- birge, wenn hier auch weniger häufig, Am 7. April fanden wir ein Nest mit fünf fast flüggen Jungen; wir brachten zwei Gelege, je aus fünf Eiern bestehend, (13,5— 15x 17,5—19 mm), 15 alte Vögel und die fünf Nest- jungen mit. — Brutvogel in Nordwest-Afrika und Spanien. Als Vergleichsmaterial lagen mir 25 S. t. rubicola, sieben insularis und ein hibernans vor. cr, Aa —55 — Phoenicurus phoenicurus (phoenicurus [L.]?). Cast. Calirojo, Carbonera. Mall. Coua rotja. Die ersten Gartenrotschwänze sahen wir am 21. März, dann bis 28. April häufig, von da nur noch einzeln. — Wir schossen sechs Exemplare; eins von diesen (4. Mai) ist ein echter phoenicurus, während ein Vogel vom 22. März algeriensis (Kleinschmidt) näher steht; die übrigen sind fraglich. Auf Grund dieses Befundes läßt sich also nicht entscheiden, welche Form Mallorcas Brutvogel ist. — Er brütet wohl überall in den Olivenhainen, aber nur vereinzelt; auf Menorca ist er gleichfalls Brutvogel (Pon- seti). — Nach Hartert brütet die Art in Spanien nur nördlich der cantabrischen Kette (?); algeriensis in Algerien und dem nördlichen Atlas, vielleicht aber auch noch weiter in Nordwest-Afrika. Phoenicurus ochruros ? Cast. Colirojo. Mall. Coua rotjina. Am 6. März sahen wir einige Hausrotschwänze in Palma; wir schossen dann in den nächsten Tagen ein 5 und ein ©. Obschon Barcelo und Ponseti diese Art als häufigen(!) Brutvogel Mallorcas resp. Menorcas an- führen, so muß ich deren Brüten auf den Inseln, vor allem Mallorca, entschieden in Abrede stellen, wie auch Homeyer bereits ausdrücklich sagt, daß der Hausrot- schwanz als Brutvogel den Balearen fehle. Wir sahen und hörten zur Brutzeit nicht ein einziges Stück. — Auch auf Korsika (Jourdain) und Sardinien (Giglioli) ist ein Brüten nicht nachgewiesen; in Südost-Spanien Gebirgs- vogel. Was die Nomenklatur angeht, so möchte ich darauf hinweisen, daß der Name gibraltariensis (Gm.) auf den deutschen Brutvogel nicht anwendbar ist; denn der Gibraltarvogel gehört einer anderen Form an! EB Luscinia megarhynchos megarhynchos Brehm. Cast. Ruisenor. Mall. Rossinol. Die Nachtigallen der Balearen weichen von dem Durchschnitt unserer Vögel ab; viele derselben sind nicht unwesentlich heller, sehr grau überflogen, einige aber auch wie die typischen; wenige weichen wiederum kaum von hellen Korsen ab. Die Berechtigung der Abtrennung der Korsen scheint mir überhaupt fraglich; denn es liegen mir Stücke aus der Herzegowina und Tirol vor, die fast noch dunkler sind. Die Flügellänge variiert sehr. Hartert gibt nach Untersuchung von 36 europäischen Jo 84—87, mitunter bis 89 selten SO—82 mm an; ich fand bei 13 Jod 82—86,5 (1X82, 5x 83, 2X 84, 1X85, 2X86, 2X 86,5); die Korsen maßen Jg’ 1X83, 2xX84, 1X85, © 1X79,5, 1X80, 1x81, 1X82,5. Die Flügelmaße der Balearen-Nachtigallen schwanken zwischen 5 79,5—86, 9 79—81,5; es dürften sämtlich Brutvögel sein (S' 1X79,5, 1X80, 1X82, 1X83, 4x84, 1X85, 53x86, © 1X79,5, 1X81, 1X81,5). Brehm wies bereits auf die Sprosserähnlichkeit spanischer Nachti- gallen hin, und in der Tat sind einzelne balearische so hellgrau wie dunkle Sprosser. Die merkwürdigen Schwingen- verhältnisse einiger Vögel von Mallorca wird Klein- schmidtin „Berajah“* besprechen. Stücke von Tanger sind auffallend dunkel; zwei von der Sierra Nevada wie die von Mallorca. — Die ungarischen megarhynchos sind auch ziemlich hell aber rötlicher; der Sardinier fast so hell wie der Baleare. — Die südlichen Brutvögel haben viel- leicht alle etwas geringere Flügelmaße! — Es soll hier genügen, auf die minimalen Unterschiede der Balearen- Stücke hingewiesen zu haben. — Ich glaube, es würde sehr lohnend sein, an großem Material aus den ver- schiedensten Gegenden und allen Jahreszeiten die Nachti- gallen einmal eingehend zu untersuchen; evtl. ergeben sich da Parallelen zu Galerida! Wir beobachteten die ersten Vögel am 9. April; am 19. April bereits stark entwickelte Testes. Am 5. Mai BA ES fanden wir ein vollständiges Gelege aus vier Eiern be- stehend (15,5—16 x 20— 21). Die Nachtigall ist auf Mal- lorca wie Menorca an allen Orten der Ebene sehr ge- mein; sie steigt nur bis zu den niedrigen Abhängen des Gebirges, in den Tälern wohl auch höher hinauf. Der Gesang ist ganz wie bei der unseren, was auch Homeyer schon betont. An Vergleichsmaterial benutzte ich! 8 L. m. corsa von Korsika und Sardinien, m. megarhynchos 5 aus Mesopo- tamien, 2 Süd-Dalmatien, 7 Ungarn, 1 Italien, 5 Herze- gowina, I Rumänien, 2 Österreich, 22 Deutschland, 3 Süd- frankreich, 1 Tunesien, 4 Tanger, 2 Sierra Nevada. Luscinia luscinia L. Nach Ponseti ist der Sprosser ein seltener Zug- vogel auf Menorca. Luseinia svecica ceyanecula (Wolf.). Cast. Pezpita de garganta azul. Am 50. März und 3. April beobachteten wir je einen Vogel dieser Art in einem großen Bohnenfelde, ein weiteres Stück am 27. März in einem Feigenbaum am Wegrande sitzend. — Nach Barcelo ist das Blaukehl- chen ein seltener Zugvogel im Frühjahr und Herbst auf Mallorca und nach Ponseti ebenfalls selten im Früh- ling in Menorca. — In Spanien regelmäßiger Durchzügler. Erithacus rubeculus rubeculus (L.). Cast. Petirojo. Mall. Ropit. Was Hartert in seinen „Vögel der pal. Fauna* (S. 751/52) über das spanische Rotkehlehen bemerkt, stimmt ganz für die sieben von uns auf Mallorca ge- sammelten Stücke, die sicher wohl Zugvögel sind, da die Art allem Anscheine nach — siehe auch Homeyer — auf den Balearen nicht brütet. Dieselben haben eine ziemlich dunkle, braunrote Kehle, hellolivbräunliche bis N Eee graue Oberseite; der Unterkörper ist gleichfalls sehr hell, die Mitte fast rein weiß, die Flanken nur sehr schwach bräunlich, grauer, Flügelläinge 5” 70—74, 1 @ 70,5 mm. Die Differenz ist aber sehr gering, und ich sah auch Vögel aus Deutschland und anderen Gegenden, die nicht unterscheidbar waren. Wir sahen das letzte Stück am 2. April, während man sie Anfang bis Ende März allenthalben, besonders in der Umgebung von Valldemosa an den Böschungen des kleinen dort fließenden Gebirgs- baches beobachten konnte. Das Rotkehlehen ist auf Mallorca wie Menorca häufig zur Zugzeit und den Winter über. — In Spanien Brutvogel im Gebirge; auf Korsika, Sardinien durch E. r. sardus Kleinschmidt und in Nord- west-Afrika durch E. r. witherbyi Hartert vertreten. Als Vergleichsmaterial lagen mir große Serien vor aus Deutschland, Esthland, Tirol, Ungarn, Siebenbürgen, Mähren. Bosnien und Dalmatien; 13 sardus von Korsika und 4 von Sardinien (darunter der Typus); 4 witherbyi mit dem Typus. Accentoridae. Prunella modularis modularis (L.). Oast. Churruca, Curruca de invierno. Wir konnten die Heckenbraunelle vereinzelt bis zum 9. April feststellen und schossen zwei Vögel, die ganz mit der unseren übereinstimmen. Barcelo nennt sie einen häufigen Standvogel Mallorcas und Ponseti einen verbreiteten Brutvogel Menorcas; Homeyer erwähnt sie überhaupt nicht. Da wir nun trotz eifrigen Bemühens die Art zur Brutzeit nirgends fanden, so scheinen mir die obigen Angaben ihres häufigen (!) Brütens höchst fraglich. — Während Arevalo in seinen Aves de Espana die Braunelle als Brutvogel Südost-Spaniens aufführt, sagt Hartert, daß sie „in Spanien und Portugal augen- scheinlich nur im Norden“ nisten. — Nach Jourdain ist sie ein fraglicher Brutvogel Korsikas. “ | R ft | . r Da ” 3 ET ge Troglodytidae. Troglodytes troglodytes kabylorum Hart. Cast. Troglodita, Ratilla. Mall. Petxeta. Der Zaunkönig der Balearen steht am nächsten Tr. tr. kabylorum Hartert. Die Unterseite scheint jedoch stärker gebändert und mehr bräunlich-rahmfarben zu sein. Der größere Teil der vorliegenden Stücke (15) stimmt in der Rückenfärbung mit kabylorum überein; einige jedoch sind heller, matter, graubraun, sodaß ich diese nur mit größter Mühe und bestem Willen lediglich an der noch etwas brauneren Stirn von pallidas Hume (!) aus Tur- kestan unterscheiden kann. Der Unterschied von kaby- lorum ist jedoch durchweg so gering, daß eine subspezi- fische Trennung sich nicht rechtfertigen ließe. Die Schnabellänge wie bei kabylorum, ebenso die Flügellänge, co 47—50, 9 44—47 mm. _ Der Zaunkönig ist auf Mallorca ein echter Gebirgs- vogel. Wir trafen ihn überall im Nord- und Südgebirge vom Fuße der Berge bis hoch hinauf, jedoch meistens die obere Waldgrenze nicht überschreitend; dort fehlt er nirgends, ist aber auch nirgends häufig. Ein scheuer Geselle, der sich nicht leicht erwischen ließ. Was hat uns der Kerl oft geärgert! Hoch oben plötzlich sein schmetterndes Liedchen, er erscheint auf einem einsamen Steinblock, mit größter Mühe und bei sengender Hitze klettert man hinauf, ist man glücklich oben — ringsum tiefste Stille! Nirgends eine Spur von ihm zu sehen; man wartet eine Viertelstunde — nichts! Glücklich ist man wieder unten, schon schmettert er mit doppelter Lust seinen Gesang an derselben Stelle! Wie oft fielen wir anfangs darauf hinein, es immer noch einmal zu ver- suchen, aber nur der Zufall ließ uns ihn erwischen. — Auf Menorca ist er ebenfalls häufiger Standvogel. (Ponseti). Es fehlten mir leider Zaunkönige aus Südspanien., um vielleicht mit einiger Wahrscheinlichkeit sagen zu I können, ob der Troglodytes Nordwest-Afrikas (der typische kabylorum) und der der Balearen nur eine parallele Entwicklungsform ist oder sie direkt genetisch aufeinander bezogen werden können. An Vergleichsmaterial lagen mir 40 Tr. tr. troglo- dytes aus den verschiedensten Gebieten vor, 6 kabylorum vom Atlas, 11 koenigi von Korsika, 8 von Sardinien, 15 pallidus aus Turkestan und Transkaspien, 3 subsp. ? von Portugal. — Die 8 Stücke von Sardinien stehen den Balearen-Vögeln näher im Gegensatz zu denen Korsikas, Paridae. Parus maior mallorcae Jordans (S. „Falco“ 1915 Okt. S. 44) Cast. Carbonero. Mall. Ferrerico. "Das typische Kennzeichen der Form ist die Neigung zur Graufärbung des Rückens und die sehr helle, rahm- farbene, oft weibliche Unterseite. Das schwache Gelb der Unterseite ist reiner, fast stets ohne grünliche Tönung, nur bei wenigen Exemplaren intensiver, bei manchen fast völlig geschwunden, so daß diese grauweiß erscheinen. — Die Färbung der Oberseite ist außerordentlich grau, nur bei einigen die Schultergegend und der obere Teil des Rückens grünlicher, Drei Vögel von den Pityusen (Museum Tring),2 von Malaga und 5 von Sevilla aus Koll. Kleinschmidt (vgl. „Faleo“ 1915) scheinen in der Mitte zwischen portugie- sisch-nordspanischen und mallorquinischen zu stehen. Ich möchte diese vorläufig weder trennen, noch einer Form zurechnen, bis weiteres Material zum Vergleiche vorliegt.‘ 3—4 Stücke der Balearen-Kollektion lassen sich ohne Ge- yalt in die Serie von 14 portugiesischen und 2 spanischen (Sierra Nevada) aus der Kollektion Dr. Weigolds ein- schieben; umgekehrt aber sind diese portugiesisch-spa- nischen Vögel alle „echt grünrückig* und deren Unter- seite stark gelb. — Ob nicht die südspanischen Kohlmeisen denen der Balearen näher stehen, als die west- und nord- BER: Re spanischen, diese Frage bleibt weiterer Forschung vorbe- halten; es ist das eine interessante Frage, die zu neuen Gesichtspunkten in der Beurteilung der zoogeographischen Verhältnisse der Balearen führen würde. Im Schlußteile der Arbeit werde ich darauf zurückkommen. Der Schnabel von mallorcae ist wenig stärker, als bei maior. Die Flügellänge geht von 70—75 bei 5, von 69—71 bei ©. (ST 1X, 53x71, 4X72, 6x73, 9 3xX69, 2X71 mm, 1 „PO“ etikettiertes Stück mit 74 dürfte ein J sein!) Der Typus 5 10. März 1915 Palma — Valldemosa, Mallorca befindet sich in meiner Sammlung. Die Kohlmeise ist auf Mallorca recht verbreitet. Vor allem im Nordeebirge trafen wir sie allenthalben an, vom Fuß der Vorberge bis zur oberen Waldgrenze; mit Vor- liebe scheint sie sich in den Olivenhainen und in den Tälern aufzuhalten; in der eigentlichen Ebene sahen wir sie nirgends und auch im Südgebirge seltener als im Norden der Insel. Ebenso ist sie auch auf Menorca Standvogel (Ponseti). Als Vergleichsmaterial lagen mir vor 55 m. maior aus Deutschland, Livland, Esthland, Österreich, Ungarn, Dalma- tien, Herzegowina, Tirol und Italien, außer den oben er- wähnten Stücken der iberischen Halbinsel; 15 P. m. corsus Kleinschmidt von Korsika, 4 von Sardinien; 2 excelsus Buvry, 2 newtoni Prazak, 6 aphrodite Mad., 8 pele- ponnensis Parrot. Parus coeruleus balearicus Jordans. (S. „Falco“ 1913 S. 43/44). Cast. Herrerillo, Chamariz. Mall. Ferreret. Die Bauch- und Brustmitte (abgesehen natürlich von dem dunklen Mittelstreifen) der balearischen Blau- meise ist sehr hell, weiß mit grauem Anfluge, beim 5 stärker als beim @ ausgeprägt, doch auch bei diesem so- fort auffallend. Die Weibchen erreichen nie die bei den Männchen meist vorhandene, jntensiv rein zitrongelbe Färbung der Vorderbrust und der Seiten; der Rücken LIBDRRTE des @ grau, nur selten schwach grünlich; in der grauen Phase ultramarinus sich nähernd, nur sehr viel heller. Der Rücken des 5 auch ins graue gehend, hier aber schwächer. Die Vögel zeigen alle eine breite reinweiße Stirn. Flügellänge f 61—70, 9 64-68 mm. (J 2X6l, 1%x64, 2X65, 3X66, 1X67, 1X68, 1X69, 1X70, 9 1X62, 2x64, 4X65, 1X68). Typus: @ 11. März 1915 Valldemosa. Mallorca. Die Verbreitung der Blaumeise auf Mallorca ist wie bei der Kohlmeise, nur ist die Art im allgemeinen seltener. — Nach Homeyer und Barcelo selten; Ponseti er- wähnt sie für Menorca nicht. Als Vergleichsmaterial benutzte ich: 50 P. e. coeru- leus aus Deutschland und Tirol, Livland, Ungarn, Dal- matien, Griechenland, Italien und Südfrankreich; 7 ogli- astrae von Korsika, 15 subsp.? von Portugal. Ferner eine schöne Serie obscurus von England und einige ultra- marinus aus Nordwest-Arika. Parus ater L. Barcelo nennt die Tannenmeise „weniger häufig auf Mallorca als Parus maior“, was wohl sicher jeder Grundlage entbehrt. Regulus ignicapillus ignicapillus (Temm.). Cast. Reyezuelo. Mall. Reyeto, Passaforadi. Ich habe geschwankt, ob ich das Goldhähnchen Mal- lorcas subspezifisch trennen sollte, aber die Unterschiede sind so minimal und auch nicht völlig konstant, daß eine Trennung nutzlos und ungerechtfertigt wäre. Der Scheitel ist im allgemeinen, auch bei den Weibchen, lebhafter orangerot, die Unterseite heller, grauweiß nur bei einigen „Exemplaren mit schwach rahmfarbenem Anfluge, der bei ion. ignicapillus stets stark hervortritt. Die Oberseite vielfach matter grün, heller bei den Mallorca - Vögeln. Flügellänge J 50—55,5, 9 50—52 mm. Das Goldhähnchen ist auf der Insel nicht häufig; mit Vorliebe hält es sich in den Steineichen- und Kiefern- waldungen der Nord- und Südküste auf, wo es sich ein- zeln oder zu wenigen beisammen herumtreibt, bis hoch hinauf ins Gebirge. — Nach Ponseti seltener Zug- vogel auf Menorca. — Brutvogel Spaniens und Nord- Afrikas. Als Vergleichsmaterial lagen mir 20 Vögel aus Deutsch- land, Österreich und Tirol vor, einige aus Dalmatien, Italien und Südfrankreich und 6 von Korsika. Regulus regulus regulus (L.) Nach Barcelo ist das gelbköpfige Goldhähnchen ein verbreiteter Brutvogel in den Kiefernwaldungen Mal- lorcas, eine Angabe, die zweifellos auf Irrtum beruht. — Diese Art ist Brutvogel auf Korsika, Sardinien (mir scheint die Vereinigung von interni Hartert mit regulus durch Hellmayr berechtigt) fehlt hingegen als solcher Spanien. Sittidae. Sitta europaea subsp.? Nach Barcelo „wenig häufig in dem Walde bei Puigpugnent (spr. Puschpunjent) und Esporlas.“ Dieser Satz beruht sicher auf einer falschen Citierung Homeyers, welcher schreibt: „Die Sitta caesia glaube ich einmal bei Esporlas gehört zu haben.“ —- Da wir die Spechtmeise nirgends auf der Insel trotz der so vielen für sie günstigen Lokalitäten fanden, machten wir ihretwegen zwei Touren in die Umgebung von Esporlas, ohne ihr Vorkommen feststellen zu können. — Im Südosten Spaniens ist ihr Brüten zweifelhaft; zu welcher Form der im übrigen Spanien lebende Kleiber gehört ist unentschieden (s. Hartert!). Ua en VER un RE BAER Certhiidae. Certhia brachydactyla Brehm. Barcelo gibt den Baumläufer in seinen „Apuntes para la fauna Balear“ für Mallorca an, während Homeyer und wir ihn nirgends fanden. Ich möchte die Angabe Barcelos stark in Frage stellen. — Auf Korsika brütet Ü. familiaris corsa Hart. und in Spanien ist ©. br. ultra- montana Hart. verbreitet. Alaudidae. Alauda arvensis L. Cast. Alondra. Mall. Terrola. Barcelo und Ponseti nennen die Feldlerche einen häufigen Brutvogel Mallorcas und Menorcas. Trotz eif- rigsten Suchens nach ihr haben wir die Art nicht ein einzigesmal beobachtet, und da auch Homeyer sie nicht erwähnt, so muß ich ihr Brüten auf den Inseln als sehr fraglich oder besser unwahrscheinlich bezeichnen. — Ein Stück steht im Instituto Balear in Palma. Als Zugvogel mag sie ja häufig vorkommen, obgleich wir sie auch zu dieser Zeit nicht feststellen konnten. — Nach Jourdain nicht sicherer Brutvogel Korsikas, wohl Sardiniens (Gig- lioli), hier durch Al. a. cantarella Bp. vertreten, wie in Spanien und Nordafrika durch andere Formen. Lullula arborea (L.). Cast. Totovia. Mall. Alova. Nach Barcelo „weniger häufig als Galerida cristata*“ auf Mallorca; brütet wohl sicher nicht auf den Inseln. — Brutvogel Korsikas, Sardiniens, wie Spaniens und Nord- afrikas. Chersophilus duponti (Vieill.). Hartert schreibt mir; „Wir haben elf Exemplare von Ohersophilus duponti, die ich aus etwa 20 aussuchte, SIECH TEE die Schlüter uns zur Ansicht geschickt hatte. Sie waren alle „Iles Baleares“ etikettiert in der Handschrift von Gal. Sie sird sehr variabel, weichen aber nicht von den Vögeln Nord-Tunesiens ab, und das ist der Hauptgrund, weshalb ich nie glaubte, daß sie von den Balearen kamen.“ Auch im Museum Koenig befinden sich Stücke aus der- selben Quelle. — Diese afrikanische Art wird sonst von keinem Beobachter erwähnt und auch wir konnten trotz erdenklichster Mühe weder uns persönlich von ihrem Vor- kommen überzeugen, noch etwas darüber in Erfahrung bringen. Die Richtigkeit der Fundortsangabe obiger Bälge muß demnach bis auf weiteres entschieden bezweifelt werden. — Die Art lebt in Tunesien und Algerien. Calandrella brachydactyla brachydactyla (Leisler). Cast. Terreruela. Mall. Terrolot. Die kurzzehige Lerche variiert auf den Balearen ebenso stark wie in ihren anderen Verbreitungsgebieten. Die rotbraune Oberkopffärbung wiegt bei unseren Stücken vor. Die Flügellänge scheint bei den Mallorcavögeln ge- Yinger zu sein; ich maß wenigstens 15 5 89-95, 2 Q 87 mm; bei 5 meist 90—92; bei den Pityusen-Exemplaren co 88—94 (1X96), 2 85—87 (Museum Tring). Bei Vögeln aus anderen Gegenden (Ägypten, Sudan, Sinai, Tunesien) maß ich S 9%3—99 (1X101), @ 87—90. — Vielleicht wäre es interessant, an weiterem Material festzustellen, ob nordafrikanische brachydactyla stets größere Flügel- maße aufweisen. — Die Art ist auf Mallorca wohl der gemeinste Vogel, der nirgends fehlt und überall in großer Anzahl anzutreffen ist. Auf Menorca nach Ponseti wenig häufiger (?) Zugvogel(?). — Das erste Gelege fanden wir am 6, Mai; es besteht fast immer aus drei Eiern (1,9—2.2X 1,4—1,45). Die Calandrella ist in ganz Süd- Europa und Nordafrika verbreitet. Sn Galerida theklae theklae Brehm. Galerida theklae polatzeki Hartert Ornith. Monatsberichte 1912, S. 30. Cast. Cogujada. Mall. Oucujada. In den „Vögeln der paläarktischen Fauna* S. 257 sagt Hartert in einer Fußnote, daß ein ihm vorliegendes Exemplar einer Haubenlerche von den Balearen „an- scheinend mehr mit Gal. th. harterti Erl. übereinstimmt“, als mit th. theklae Br. und evtl. zu benennen sei. Er erhielt dann acht Stücke von Polatzek auf den Pityusen gesammelt, vereinigte diese mit jenem Balearen-Vogel und benannte sie G. th. polatzeki (Ornith. Monatsber. 1912, Nr. 2, S. 30); sie soll sich von der nahestehenden theklae und der noch näher stehenden ruficolor durch einen „fast durchweg dünneren, schwächeren und dabei auch ebenso kurz oder mitunter noch kürzeren Schnabel“ aus- zeichnen. — Mir liegen nun 32 auf Mallorca. von uns gesammelte Stücke vor, die acht (einschließlich den Typus) von den Pityusen, zwölf ruficolor, 11 harterti, acht er- langeri und 12 theklae?, die ich der Güte des Herrn Dr. Hartert, Pastor Kleinschmidt und Dr. Weigold verdanke, bei deren Vergleich sich folgendes ergab: Galerida theklae polatzeki Hartert ist nicht zu unter- scheiden von G. th. theklae Brehm. Der Schnabel ist sehr variabel, es sind Stücke unter den „polatzeki“, die kürzeren, schwächeren Schnabel besitzen,. als theklae, aber das Maximum der Schnabelstärke und -länge ist bei „polatzeki* größer als bei theklae und ebenso fällt die Schnabelform des Typus von jener ganz zusammen mit Exemplaren dieser. Ich habe versucht, einen Unterschied in der Färbung zu finden, was aber nur negativen Er- folg hatte. Es gibt bei jeder Haubenlerchenform, einmal zu gleicher Jahreszeit bräunliche und graue Stücke, so- wohl inbezug auf die Ober- wie die Unterseite (die Aus- schlagsweite richtet sich natürlich nach dem Färbungs- charakter des Durchschnitts der betr. Form!), sodann , =, BE aber werden die Frühjahrsvögel nach dem Sommer zu immer stärker braun, zu welcher Zeit dann die Unterschiede in der Färbung der Individuen jeder Form schwinden. — Hartert besaß nun mit Ausnahme von zwei Vögeln nur Vögel aus dem Mai, zu welcher Zeit sie alle mehr rötlich braun waren, und stellte sie daher nahe zu ruficolor, die aber ständig den braunen Typus zeigt. Bei meiner großen Serie von den Balearen läßt sich diese allmähliche Färbungsänderung von reingrau bis rötlich sehr gut ver- folgen. Ebenso ist es bei th. theklae, indem die Vögel aus den ersten Monaten des Jahres grau, später immer bräunlicher werden. — Hier war zuletzt nur die Rede von den Veränderungen der Färbung nach den Monaten! Wie ich bereits oben sagte, findet sich aber auch bei den Exemplaren aus gleicher Jahreszeit eine graue und eine mehr braunrote Phase vor mit allen Übergängen. Leider versäumte ich, Erdproben zu jedem Stücke per- sönlich zu sammeln, aber auf meine Bitte hin ließ mir Seine Kaiserliche Hoheit verschiedene Sand-, Gesteins- und Erdproben senden, und so weit ich nach den Balg-Eti- ketten noch die genauen Fundorte in dieser Richtung fest- stellen konnte lässt sich zeigen, daß die hellen grauen Stücke von sandigem, kalkigem Boden, die dunkleren bräunlichen von Erd- und dunklerem Gesteinsboden stammen, so daß sich eine auffallende Übereinstimmung des Gefiedertones und der Umgebung ergab. — Es ließ sich in vielen Fällen unter dem Mikroskop nach- weisen, daß die Rückenfedern teilweise in ihren Radiculi mit feinsten Bodenpartikelchen behaftet waren, welch letztere die Intensität der braunen Färbung natürlich be- deutend steigern müssen. Aus den Untersuchungen er- gibt sich, daß Galerida theklae polatzeki Hartert als Synonym mit Galerida theklae theklae Brehm betrachtet werden mub. Die Haubenlerche ist auf Mallorca wie Menorca ein ERBE häufiger Standvogel. Im übrigen verweise ich auf die ausgezeichnete Schilderung der Lebensweise der Galerida auf den Balearen durch Homeyer; beifügen möchte ich, daß ich sie auch häufig in den großen, geröllübersäten, spärlich baumbestandenen Olivenhainen der Vorberge und dem Beginne der Ebene fand, während sie weit in die Ebene hinein allerdings nicht geht. — Am 2. Mai sahen wir sie Junge füttern. Das Vorkommen der Hauben- lerche auf den Balearen ist von besonderem zoogeographi- schen Interesse; es weist darauf hin, daß, da diese Art sonst (mit sehr wenigen Ausnahmen) auf Inseln überhaupt nicht lebt, die Balearengruppe vor nicht allzulanger Zeit ‚(geologisch gesprochen) vom Festlande enteültig abgetrennt worden ist. Da ferner eine echte eristata — Form (pallida Brehm) in Spanien allenthalben neben der theklae-Form lebt, so ist es höchst auffallend, daß dies auf der Insel- gruppe nicht der Fall ist; es ist nicht anzunehmen bei der Verbreitung über alle Inseln des Gebietes und ihrer Häufigkeit, daß die Art vielleicht infolge zufälliger Ver- schleppung vom Küstengebiete aus nachträglich ein- gewandert sei. Es scheint mir nur eine Erklärung dieses merkwürdigen Faktums möglich, daß nämlich ehemals auf der iberischen Halbinsel, wenigstens den östlichen Teilen nur theklae lebte, und daß zu dieser Zeit, wo sie auch mit diesen auf den Balearen verbreitet war, die Trennung der Inseln vom Festlande erfolgte; später wanderte dann — aus welcher Richtung ist vorläufig nicht entscheidbar — jene cristata ein. Motacillidae. Motacilla flava fasciata (Zander) non Brehm! Cast. Pispita amarilla. Mall. Titina groga. | Die Schafstelze, die wir auf den Balearen sammelten, unterscheidet sich von fl. flava. L. durch reinweibße Kehle, von cinereocapilla Savi durch den deutlich aus- geprägten Superciliarstreif (bei 13 Exemplaren der Augen- BEA ® rg streif vor dem Auge deutlich wie bei flava, nur bei zweien so schwach wie bei cinereocapilla). Bei typischen cinereo- capilla (aus Italien lagen mir 23 vor), ist nur sehr selten ein durch ein paar weiße Federn angedeuteter Streif vor- handen und fast immer nur hinter dem Auge! Der Oberkopf ist etwas heller als bei cinereocapilla, die Ohr- decken wenig dunkler als die Umgebung, die Kropfgegend zuweilen mit dunkler Wölkung. Typus: Albufereta. Mallorca 5% 1. April 1913. Flügellänge 5% 78—82 (4x78, 53x79, 3X80, 1X81,5, 1x82), @ 73—78 (1X75, 2X74, 1X78). An Vergleichs- material benutzte ich ca. 50 fl. flava aus den verschie- densten Gegenden, 23 cinereocapilla aus Italien, 18 von Bosnien und der Herzegowina, 5 von Griechenland und li aus Tunesien; 20 flava subsp. von Spanien; außerdem stattliche Serien der übrigen Formen. "= Die Schafstelze ist in den Sümpfen Mallorcas über- all sehr häufig; ebenso soll sie auch auf Ibiza und Me- norca vorkommen. Am 15. Mai fanden wir ein Gelege mit fünf Eiern (14—15x18—19 mm) in der la Porrassa. In der in meinen Besitz übergegangenen Sammlung des Herrn Härms befindet sich eine Schafstelze aus Süd- frankreich (7 März), die völlig mit dem Balearen-Vogel übereinstimmt. — Herr Dr. Weigold hatte mir seinerzeit die von ihm im Frühjahr 1915 in Spanien und Portugal gesammelten Schafstelzen zur Durchsicht gesandt. Da Herr Tratz die Weigoldsche Ausbeute bearbeitet, will ich hier nur darauf hinweisen, daß mir diese Stücke in der Färbung des Gelb etwas abweichend vorkamen; ich halte es aber für wahrscheinlich, daß sie zur Balearenform gehören werden. Schwierig ist die Entwirrung der Nomenklatur. Zu- nächst verweise ich auf die Beschreibung der balearischen Schafstelze durch Homeyer in seiner bekannten Arbeit; er sagt „Sie stimmen überein mit Brehms Budytes fas- ciatus von Chartum (Originalexemplar im Berliner Museum!); ee er betont auch das Vorhandensein des weißen Augen- streifs. — Zander beschreibt in der „Naumannia* (Stutt- gart 1851, S. 19) eine flava aus Südfrankreich, deren CharakteristikganzaufdenBalearenvogelpaßt; er nennt sie Budytes fasciatus Br. In Chr. L. Brehms „Vogelfang“ (Weimar 1855) heißt es: „Die ge- bänderte Schafstelze budytes fasciatus Brm. Budytes flavus ähnlich, mit viel dunklerem Kopfe, schmalem weißem Augen- aber breitem gelbem Flügelstreifen; in Galizien und Ungarn.“ Alfred Brehm schreibt in der Allgemeinen Naturhistorischen Zeitung“ (Dresden 1857, S. 457) in der ‘ Arbeit über seine spanische Reise: „Budytes flavus L. Die gelbe Schafstelze. Auf dem Zuge überall in ganz Spanien; wahrscheinlich hier und da auch ständig. — Budytes flavus fasciatus Brehm. Die bindige Schafstelze. Ganz wie die vorige, deren Gattung sie ist. — B. fl. . einereocapillus Savi. Die grauköpfige Schafstelze wurde auf dem Zuge in Calabrien und bei Murcia von uns erlegt.*“ Herr Dr. le Roi hatte die Liebenswürdigkeit, für mich im Berliner Museum die obengenannten faseciatus- Vögel von Chartum zu vergleichen: es ist B. fl. melano- griseus (Homeyer). Herr Dr. Hartert schrieb mir: „Die Typen aus Galizien (und Ungarn) haben intensiv. gelbe Kehle und nichts mit cinereecapilla zu tun.“ Da nun der Zandersche Name 1851 B. fasciatus Brehm ein Brehmscher Manuskript-Name ist (B. fasciatus Br. 1855) so muß die Form, da der Vogel der terra typica Süd- frankreich nach dem mir vorliegenden Stücke von dort mit dem Balearen-Vogel identisch ist (obschon wahrschein- lich in S. Fr. nur Zugvogel oder zufällig) und die Zander- sche Beschreibung genau für diesen paßt, der Name Zanders in Anwendung kommen. Herr Pastor Klein- schmidt teilte mir mit, daß er in den in seinem Besitze befindlichen Handschriften Brehms, über dessen spanische Reise nichts M. fasciata-Bezügliches gefunden habe. “. Br > E E “ Ro: N E - r _ Motacilla flava borealis Sund. Die nordische Schafstelze beobachteten wir auf dem Zuge Mitte Mai (13.—16.); einige trieben sich in Gesell- schaft von Brutvögeln herum, meistens hielten sie sich getrennt, einzeln oder in kleinen Trupps von 2—5 Vögeln, Wir schossen einige Belegexemplare.. — Das so oft an- gegebene Vorkommen von melanocephala in Spanien und auch auf den Balearen beruht sicher auf Verwechselung mit borealis. Motacilla alba alba L. Cast. Nevatilla. Mall. Titina blanca, Nach Barcelo soll auch die weiße Bachstelze Brut- vogel Mallorkas sein; dies ist nicht richtig. Sie zeigt sich nur auf dem Zuge und dann auch nicht gerade häufig. Wir sahen sie nur zwei Mal, je ein Stück am 2. und 3. April und schossen eins davon. Auch auf Me- norca Zugvogel (Ponseti). — Die Art ist Brutvogel Sar- diniens und Spaniens. # Motacilla bourula boarula L. Cast. Aguza nieves. Die Gebirgsstelze ist. ein wenig seltener Zug- und Wintervogel Mallorcas und Menorcas, wo sie sich an den im Sommer austrocknenden kleinen Gebirgsbächen auf- hält. Wir beobachteten sie bis Mitte März vielfach und schossen ein 5 am 12. März, das eine auffallend rein zitrongelbe Unterseite zeigt. — Brutvogel auf Korsika und in Spanien. Anthus campestris campestris (L). Cast. Alondra campestre. Mall. Piula, Tiula. Mit reichem Material aus den verschiedensten Gegen- den verglichen, stimmt der Brachpieper der Balearen in der Färbung, Zeichnung und den Maßen mit dem typi- schen campestris überein. Wir sammelten 14 Stück. ae TEE Aue or Par u, RD Flügelläinge 5 (12) 86-95, © (2) 83 und 84 mm. Die ersten Vögel beobachteten wir am 31. März. Für das Vorkommen dieses Piepers auf Mallorca sind die Worte Homeyers charakteristich: „Er ist überall häufig anzutreffen, nur den ganz geschlossenen Wald und die nächste Nähe des Sumpfes meidet er“. Er geht von der Ebene bis auf die Höhe des Gebirges und be- vorzugt mäßig bewachsene, dürre, mit Sand und Geröll bedeckte oder mit der Lentiske und Erika arborea be- standene Hochplateaus, Bergabhänge und Felder. — Nach Ponseti ist er ein häufiger Zugvogel (?!) auf Menorca. } Anthus trivialis trivialis (L.). Cast. Bisbita. Te Am 7. April schoß ich ein 5 mit stark entwickelten . Testes. — Homeyer beobachtete den Baumpieper vom 15.—20. April. Nach Barcelo häufiger Zugvogel Mal- lorcas, wie Menorcas nach Ponseti. — Diese Art ist ein nicht ganz sicherer Brutvogel in Catalonien und Granada nach Arevalo y Baca. Anthus pratensis (L.). Cast. Tordilla de rio. Mall. Titinoya, Burella. Am 29. März und 5. April schoß ich je ein Exem- plar dieser Art; Testes und Ovarien schwach. Am >31. März sahen wir viele. — Nach Barcelo und Pon- seti gemeiner Zugvogel auf Mallorca und Menorca. — Das Brüten des Wiesenpiepers auf Korsika ist nach Jourdain sehr fraglich; wenn er überhaupt in Spanien brütet, so jedenfalls nur sehr selten (Arevalo). Am 15. Mai sahen wir auf der Cabrera zwei Pieper, deren Artzugehörigkeit wir leider nicht feststellen konnten, es waren keine campestris. EEE Anthus spinoletta spinotetta (L.). Der Wasserpieper ist nach Ponseti ein wenig häufiger Zugvogel Menorcas. — Fraipont schreibt in seinen „Oiseaux 'Colece. zool. du Baron E. de Selys Longchamps. Catal. syst et desc. Fasc. 31. Bruxelles 1910*, auf Seite 54: „Anthus obscurus. Baleares“. Ausge- schlossen, wenn auch nicht gerade wahrscheinlich, ist ein gelegentliches Vorkommen des Strandpiepers an der balearischen Küste während seines winterlichen Strei- chens nicht. Fringillidae. Coccothraustes coccothraustes coccothraustes (L.). Cast. Pinonero. Mall. Dur bee. Nach Barcelo ist der Kernbeißer ein häufiger Zug- vogel auf Mallorca, wie auch auf Menorca nach Ponseti. Homeyer sah ihn zwei bis dreimal ausgestopft im Winterkleide, beobachtete ihn selbst aber nicht. Wir sahen in einer kleinen Sammlung in Arta ein Stück, das im Frühjahr 1912 erbeutet war. — Ein verbreiteter Brut- vogel Spaniens. Chloris cehloris aurantiiventris Cab. Cast. Verderon. Mall. Verderol, Fußend auf der Arbeit Dr. Laubmanns (Die geo- graphische Verbreitung von Uhloris chloris Ornith. Jahrb. 1912), rechne ich den Balearen-Grünfink nach Vergleich mit sehr großem Material zu aurantiiventris Cab. — Er ist heller als madaraszi Tsch., ebenfalls. noch heller als mühlei Parrot (meridionalis Härms) auch etwas kleiner als dieser, dagegen dunkler als chlorotica Bp. Ich habe länger geschwankt, ob ich ihn zu aurantiventris ziehen solle, da die Rückenfärbung nicht so reingrünlichgelb, sondern etwas stärker grau getönt ist. Die Mehrzahl aber läßt sich aus einer Serie typischer aurantiiventris nicht herausfinden, außerdem ist jene Differenz minimal, Flügellänge 7 82—88.5 2 79-83 mm. Den Grünfink trifft man allenthalben auf Mallorca, aber nirgends häufig. Mit Vorliebe hält er sich in den fruchtbaren Tälern, in Oliven- und Mandelbaumgärten und in der näheren Umgebung der Dörfer auf. Wir be- obachteten ihn bis ziemlich hoch ins Gebirge hinauf, wenn auch nicht bis zur oberen Waldgrenze: er ist recht scheu, und nur an den Wasserstellen oder Abends ge- lingt es leichter, zum Schusse nahe genug heranzukommen. Anfangs Mai fanden wir ihn brütend. Wir sammelten 23 Stück. Auf Menorka ist er gleichfalls sehr verbreitet (Ponseti). Als Vergleichsmaterial lagen mir 55 Chl. chl. chloris (L.) aus vielen Gegenden vor, 25 aurantiiventris von Nordafrika, Spanien, den Pityusen und den Azoren, 2S madaraszi von Korsika und Sardinien, 50 mühlei von Griechenland, Rumänien, Dalmatien, Herzegowina, Ungarn, Kleinasien und Italien, 5 chlorotica aus Palästina. Carduelis carduelis parva. (Tschusi). G. ce. parva Tschusi Oruith. Monatsber. 1901. C. ec. africanus Hartert. Vögel d. pal. F. 1903. ©. e. weigoldi Reichenow Ornith. Monatsber. 1913, Heft 9. Cast. Gilguero Mall. Oadarnera. Bei der Durchsicht eines großen Vergleichsmaterials der in Betracht kommenden südlichen Stieglitz - Formen ergab sich ein unerwartetes Resultat. — Hartert schreibt in seinen „Vögeln d. pal. F.*, daß er sowohl wie Tschusi ursprünglich den Distelfink Nord-Afrikas für denselben wie den von Madeira (parva) gehalten habe, ihn dann aber doch auf Grund der Schnabelform, Flügellänge, der mehr grauen Färbung der Oberseite und des deutlicheren Nackenfleckens als africanus abtrenne. Bei der Öreirung seiner Form lagen ihm ca. 22 Stück vor. Ich konnte an Vergleichsmaterial außer meinen N 8 21 Exemplaren von Mallorca, 10 von den Pityusen, 57 parva,. 16 africanus und 5 weigoldi benutzen. Die Flügel- länge beträgt nach diesem Material gemessen: Mallorca ° 0 70—76, © 69—74 mm Pityusen „ 70-76, „ 69-753 „ C. c. afrieanus „ 70-77, „ 70-73 „ parva „ - 7016, 5, 68-73 „- weigoldi (9) Eu 3 10 RE 6} Die Flügelmaße stimmen also bei allen diesen Formen überein. Die Schnabelform, auf die besonderes Gewicht gelegt wurde (siehe die Originalbeschreibungen und Harterts „Ornithological Exploration in Algeria.“ Nov. Zool. 18. 1912 und „Wanderjahre eines Naturforschers* 1902, S. 105), stellte ich an dem großen Material durch genaue Messungen wie folgend fest: Länge xHöhexDicke! & Mallorca: 12,5 — 14.0 x 7,0—8,0 x 5,5—6,5 mm Pityusen: 12,5—13,5 x 7,0—7,5X 6,0—6.5 „ Nordafrika: 15.02140x72 380x606, Kanaren-Azoren: 12,0— 14,0 X.6,6—7,5x5,5-6,5 „ Q Mallorka: 12,0—12,5 x 7,0 x 9,5—6,0 mm Pityusen: 12,0—13,0 X 6,5— 7.0 X 6,0 = Nordafrika: 12,0— 13,0 X 6,5—17,2 x 5,5—6,0 „ Kanaren-Azoren: 12,0—12,5 X 6,5—7,0x 5,5--6,0 „ In den Schnabelverhältnissen läßt sich also auch kein Unterschied aufrecht erhalten. — Hartert sagt in seiner Arbeit über Algerien: „The bill in africanus is generally larger and thicker at base, but single specimens are found, in wich this caracter is not visible and perhaps Maroccan birds have the bills — as a rule somewhat thicker.“* Siehe hierzu die obige Tabelle! Von Marokko lagen mir leider nur 4 Stücke vor. Hiervon zeigen, bei sonst übereinstimmendem Maße zwei Exemplare 8,0 mm a EI 3 u. Fr Se Schnabelhöhe. Algerier und Tunesier stimmen völlig überein. Maxima und Minima decken sich überall auf einen halben mm genau. — Es bliebe also nur noch eine Unterscheidung nach der Färbung möglich. Was zu- nächst die Ausdehnung des hellen Nackenflecks angeht, worauf immer wieder Gewicht gelegt wurde, so ist diese unmaßgeblich, was auch Hartert schon a. a. OÖ. betont, da dies ganz von der Präparation abhängt: hiervon ab- vesehen, geht das auch schon aus den widersprechenden Beschreibungen hervor. — Der Nordafrikaner soll sich ferner durch dunkleres, mehr rotbraunes Oberseitenkolorit kennzeichnen (siehe Hartert, Tschusi, Reichenow). In der algerischen Arbeit sagt aber Hartert dann selbst, daß dies individuell variiere und auch nach der Jahres- zeit sehr schwanke. Alle Färbungsunterschiede (mit Aus- nahme der Ausdehnung der dunklen Tönung der Unter- seite!) sowohl Rückenfärbung wie der Ton des Gelb in den Flügeln und das Rot des Kopfes schwinden voll- ständig, einmal in Anbetracht der großen individuellen und jahreszeitlichen Schwankung, außerdem aber decken sich Maxima und Minima aller Formen zu entsprechender Jahreszeit ganz. Auf Grund dieser Untersuchungen ziehe ich Carduelis carduelis africanus Hartert 1905 ein und vereinige ihn mit Oarduelis carduelis parva Tschusi 1901. wozu auch die Vögel Mallorcas und der Pityusen zu rechnen sind. Der Stieglitz ist auf den Balearen ein verbreiteter Standvogel; am 7. Mai fanden wir ein Gelege aus 5 Eiern bestehend (17x 13,5). Reichenow beschrieb in den Monatsberichten 1913 S. 141 die von Dr. Weigold in Portugal gesammelten’ Stieglitze unter dem Namen Carduelis carduelis weigoldi. Herr Geheimrat Reichenow hatte die Liebenswürdigkeit, mir 5 Exemplare seiner neuen Form zum Vergleiche zu senden. — Die angegebene kleinere, zierlichere Schnabel- form ist nicht zutreffend: 12,0-—13,0xX7,0X6,0! Die SER 5 Flügellänge soll 70 die mir vorliegenden Stücke 5 73,5--75 73 mm betragen; dagegen messen 19,.90 758 sex? 75. Dieses Merkmal fällt also auch fort. Zu dem „kaum angedeuteten weißen Genickfleck* vergleiche man meine obigen Bemerkungen hierüber. 0. c. africanus ge- genüber, „der sie vielleicht am nächsten steht“, soll sie das „mattere, mehr düstere Braun des Gefieders“ charak- terisieren, parvus gegenüber ein weniger lebhaftes Braun. Ich habe die Stücke eingehend mit den Serien der ver- schiedenen Formen verglichen, konnte aber keine Fär- bungsunterschiede feststellen ; ebenso wie bei den übrigen schwankt die Färbung zwischen helleren, mehr graulichen und dunkleren mehr braunen Phasen. Ich sehe mich daher veranlabßt, Carduelis carduelis weigoldi Reichenow als Synonym zu Oarduelis carduelis parva Tschusi zu stellen. — Herr Geheimrat Reichenow, dem ich nachträg- lich einige meiner Stieglitze sandte, schrieb mir: „Ihre Stieglitze stimmen durchaus mit weigoldi überein; parvus ist durch viel intensiveres Braun des Gefieders sehr scharf unterschieden; am ähnlichsten ist die Form dem africanus.* — Nach nochmaligem eingehenden Vergleiche daraufhin, muß ich trotzdem entschieden an meinen obigen Darlegungen festhalten. Acanthis spinus (L.). Oast. Lugano. Mall. Lluor. Lluonet. Der Zeisig ist nach Barcelo ein häufiger Zugvogel Mallorcas, wie Menorcas nach Ponseti. — Als Brutvogel fehlt er auch in den Nachbargebieten. Acanthis eitrinella (L.). Der Zitronenzeisig soll nach Barcelo als sehr seltener Gast auf Mallorca vorkommen; ob dies alpina oder corsicana sein mag, ist nicht zu entscheiden (da alpina auch in den Pyrenäen brütet), wahrscheinlich aber wohl corsicana. enge Acanthis cannabina nana Tschusi 1901. A. e. mediterranea Tschusi Ornith. Jahrb. 1903, S. 139. Beim Vergleiche größerer Serien von Hänflingen fällt jeder Färbungsunterschied der Formen cannabina- nana-mediterranea fort. Hier sind lediglich die Maße von Wichtigkeit. Hartert sagt in seinen „Vögel d. pal.- F.“ von mediterranea „Schwerkenntliche Form; etwas kleiner als die nordeuropäische, was aber nur beim Ver- gleichen von Serien festzustellen ist. Die größten Zd scheinen allerdings die kleinsten Maße der echten can- nabina 99 nicht zu überschreiten.“ Von nana hingegen schreibt er: „Sehr kenntliche Form; ganz wie A. c. canna- bina, aber erheblich kleiner. Flügel 75—80 mm.“ Ich habe nun Serien der zwei Formen gemessen, wobei sich folgendes ergab: A. c. nana von den Kanaren und Nord-Afrika 30 Jo 74—19, 15 99 72—18. A. ce. mediterannea von Dalmatien, Griechenland, Korsika 12 SZ 75—80, 3 292 70-73 mm (nach Tschusi mediterrannea 77—79, Kleinschmidt in litt. 77—79 (1X 82, dies aber vielleicht Zugvogel). A.c. von Mallorka 17 Jo 173—78, 299 (und | von den Pityusen) 70—-74 mm). Aus diesen Maßen mag sich jeder selbst sein Urteil bilden! Ich sehe mich jedenfalls veranlaßt, A. c. mediter- ranea Tschusi 1903 als’ Synonym zu A. c. nana Tschusi 1901 zu ziehen und zu dieser kleinen südlichen Form unseres Bluthänflings die cannabina der Balearen und Pityusen zu rechnen!). '!) Nachdem ich dies geschrieben hatte, sandte mir Hartert einen Abdruck seiner Arbeit in den Novitates Zool. (21. 1914), in der er über Acanthis cannabina schreibt: „When describing the European forms of the Linnet in my book Die Vögel der paleark- tischen Fauna i. pp 72—75, and when, later on, writing about the Algerian birds, together with Mr. Rothschild, I united the birds from Madeira, the Canary Islands, and Nord-West-Afrika, separating a EA u ad he A a A 1 1 Ba Di ah Fl Ka a ne a lin nude A el dl aa Ha lan Wenn Homeyer den Hänfling „einen äußerst häu- figen Vogel der Vorberge“ nennt, kann ich dem nicht bei- stimmen. Häufig trafen wir ihn nirgends, im Gegenteil an vielen Stellen ganz fehlend, begegneten wir ihm dort, wo er vorkam, auch stets in geringer Anzahl. Er liebt - die Ebene und die Vorberge und geht im Gebirge nicht hoch hinauf. Ganz auffallend scheu, gelang es uns nur mit großer Mühe seiner habhaft zu werden. — Das erste Gelege fanden wir am 1. Mai; wir brachten vier Gelege (aus 4 bis 5 Eiern bestehend) mit: 1,35 —1,0 x 1,55 1,5 mm. from this assembly the birds from the countries north of the Mediterranean, as mediterranea Tschusi. Unfortunately the mate- rial then to hand — though it appeared to be large at the time was quite insuffieient and my view of 1903 must be considerably al- _ tered.* — Er unterscheidet nun Acanthis cannabina cannabina (L.) Europa, nördlich der Pyrenäen und Alpen bis zum 64° in Skan- dinavien und 60° in Rußland. Flügellänge 77—82, ausnahmsweise 85 mm, Acanthis cannabina mediterranea Tschusi. Griechenland, Dalmatien, (Terra typica!) Süditalien, Spanien, Tunesien, Algerien, Marokko. 75,5—78, ausnahmsweise 79 und 80 mm. Ac. c. nana Tschusi. Madeira 8 SO 74,5—77 mm. Ac. ce. harterti Bannermann. Bull. B. O. Olub. 23. Oktober 1913. Lanzarote Fuertaventura, Graciosa, Allegranza 74—76 mm. A. ec. meadewaldoi Hart. Teneriffa 10 cd 76-80 mm. ‘ Auf die beiden letzten Formen will ich nicht eingehen, da sie für uns nicht in Betracht kommen. Hartert trennt also die Nordafrikaner von den Madeira-Vögeln, zieht erstere zu mediter- ranea und beschränkt nana auf Madeira. — Die von ihm angege- benen Färbungsunterschiede kann ich nach erneuter Vergleichung nicht entdecken. Die Flügellängen der von mir gemessenen Vögel Nord-Afrikas und Madeiras decken sich: zwischen Maxima und Minima besteht kein Unterschied. Ich muß daher meine obige Anschauung aufrecht erhalten. Bl Acanthis linaria cabaret (P. L. S. Müll.). Cast. Pajaro linero, Volicelo. Nach Barcelo soll sich auch Acanthis „rufescens“ (lin. cabaret?) selten auf Mallorca zeigen. Serinus canaria serinus (L.). Cast. Verdecillo; Mall. Gaffaro. Der auf den Balearen lebende Girlitz ist, wie an- zunehmen war, der echte serinus. Flügellänge 5% 68—75, © 65—68 mm. Wir sammelten 16 Stücke. Der Girlitz ist stellenweise auf Mallorca sehr häufig. In der Nähe der kleinen Bäche und Tümpel hält er sich oft in großen Flügen auf; wir beobachteten dies bis Mitte April. Er liebt die Ebene und die Abhänge der Vor- berge. geht manchmal auch bis zu mäßigen Höhen hin- auf. — Nach Ponseti häufiger Zugvogel(?) auf Menorca. An Vergleichsmaterial benutzte ich 16 S. c. serinus (L.) und 20 S. c. germanicus (Laubmann) (Vgl. auch „Der deutsche Girlitz und seine Beziehungen zu den oeo- graphischen Formen der Gattung Serinus“; Dr. Laub- mann, Verh. Ornith. Ges. in Bayern, 1913, Heft 3.) Loxia curvirostra balearica (Hom.)'). ” Cast. Piquituerto. Mall. Trenca-Pinon. Alexander v.Homeyer wies als erster den Kreuz- schnabel auf den Balearen nach und trennte ihn als Varietät unter obigem Namen ab. Ich lasse die Original- beschreibung (Journ, f. Ornithologie X. 1862, S. 256—258) wörtlich folgen: „Er scheint auf den ersten Blick nicht verschieden zu sein von unserem curvirostra, obschon er stets bedeutend kleiner ist, und die Weibchen wie die Jungen ein eigentümlich graues Kolorit haben. Dessen ungeachtet gibt es zwei interessante Abweichungen, näm- ’ !) In Grays Handlist ist diese Form aufgeführt als „Loxia balgarica v Hoy“! re lich die Form des Schnabels, die ganz an pityopsitacus erinnert und die auffallende Kürze seiner Flügel. In Lockton, wie Gesang und Lebensweise fand ich jedoch nicht den geringsten Unterschied; auch kommt das Männ- chen schön rot vor... Der Oberschnabel ist sehr lang, hakenförmig, der Unterschnabel ganz kurz und verdickt.“ Darauf folgt eine längere Besprechung der Frage nach der Einwirkung der Nahrung auf die Schnabelform bei Kreuzschnäbeln. Im Journal f. Ornith. 1864, S. 322— 324 kommt Homeyer unter dem Titel „Balearen und Aleier, Nachträge“, nochmals auf seine Loxia zurück und glaubt, die von Tristram bei Djelfa im südlichen Algerien ge- sammelten Kreuzschnäbel seien dieselben wie die auf Mal- lorca gefundenen, allerdings ohne daß er sie gesehen hätte, vor allem auf Grund des gleichen Nahrungsbaumes (Pinus halepensis). Homeyer hatte seine Stücke an Rudolf Blasius zur Untersuchung gesandt, der auf die große Ähnlichkeit mit ochozkischen Exemplaren hinweist; er glaubt zu der Abtrennung der Balearen-Form als „selb- ständiger Art“ berechtigt zu sein. Ich kann auf die längeren Auseinandersetzungen hierüber und über seine Ansichten Lokalformen betreffend, nicht näher eingehen, — Howard Saunders sagt (A List of the Birds of Southern Spain), daß der Kreuzschnabel auf Mallorca ziemlich häufig sei; nach Vergleich mit großen Serien aus verschiedenen Teilen Europas sei er weder nach Schnabelform noch Flügellänge, noch Farbe und Zeichnung als Varietät unter- scheidbar. Wir sammelten 39 Exemplare der Art auf Mallorca: 16 alte rote Männchen, 10 alte Weibchen, zum Teil mit Brutfleck; außerdem alle Übergangskleider sowohl der dc wie 99. Ich gebe im Folgenden auf Grund dieses reichen Materials eine ausführliche Beschreibung der sehr wohl unterscheidbaren interessanten Form. Das Charakteristikum der Färbung ist die stark graue Tönung bei beiden Geschlechtern. Das Rot der SR alten Männchen ist sehr intensiv, aber von allen anderen dl curvirostra-Formen verschieden; es erinnert an das des Hakengimpels; ihm fehlt die orangefarbene Beimischung völlig, nur bei jüngeren ganz verschwindend vorhanden, Die Federn sind an der Spitze und in der Mitte aschgrau, nur am Rande schön rot, wodurch das eigentümlich graue ER Kolorit zustande kommt. Die Weibchen sind leuchtend Ei grau, mit nur spärlichem grünen .Anfluge; die Oberseite ö etwas dunkler, aber auch sehr grau; die Jugendfärbung der .& co und 99 ist gleichfalls sehr hell, der Grund fast weiß. k 2 Der Schnabel ist verhältnismäßig klein: kürzer als bei c. eurvirostra und hispana, zierlicher als bei poliogyna Be. und den Korsikanern; die Breite des Unterschnabels ist dabei größer als bei c. curvirostra und die Höhe des Oberschnabels geringer; von poliogyna und dem Korsikaner ferner durch kürzere Flügel geschieden. — Die Flügel- länge beträgt: I M—96 (3X, 4X91, 1X91,5, 3X92, 8x, 2XY4, 3X96) mm. Q 88—92 (1X88. 3X89, 4X90, 1X91,5. 3X92). In der ganzen Zeit, in der wir sie sammelten, wiesen die JJ teilweise stark entwickelte Testes auf, und wir schossen auch eine Reihe 92 mit großem Brutfleck. Leider gelang es trotz der größten Mühe nicht, ein Gelege TE ER EN zu erhalten. Fe 25.599 E_ 37:.%#:793 Tanıs Balerısı Cot2. Kleimsoken. Coee. v. Fer). 9 18.68.97 g 7413 Tin Bate Teing Mus. Cote .v. er | | Loxia eurv. poliogyna W hit. Loxia curv. balearica Hom. | Maximum und Minimum der Schnabelgröße! ! n Y ar A N Zn rar Er N Nach dem mir vorliegenden reichen Material könnte man zwei Formenreihen unterscheiden: zu der nördlichen wären zu zählen L. ce. curvirostra, d. h. die Vögel aus Nordrußland, dem Kaukasus, dem Petschora-Gebiet, Lap- land, Schweden, Norwegen, Deutschland, England, Schott- land (scotica Hart.), Tirol, Schweiz, Herzegowina (auch ein Stück aus den Zentral-Pyrenäen rechne ich dazu); zu der südlichen Reihe poliogyna von Nordwest-Afrika, hispana, balearica, der Üorse und guillemardi von Cypern; die zweite Reihe unterscheidet sich durch die blassere, mehr graue Tönung, vor allem der Weibchen. — Als Vergleichsmaterial konnte ich 110 Vögel aus den genannten Gebieten benutzen. Der Kreuzschnabel lebt auf Mallorca in den vielen, zum Teil noch ausgedehnten Kiefernwaldungen, vor allem dort, wo reichliche Zapfen ihm Nahrung bieten; wo man ihn antrifft, hält er sich meist in Trupps von 5—10, ja 30—40 Stück zusammen. Da er nirgends lange verweilt, sondern sich einmal in diesem, kurz darauf in jenem Bezirke aufhält, -so ist es mehr oder weniger Glück- sache, mit ihm zusammenzutreffen. Ganze drei Wochen hatten wir, schließlich ganz verzweifelt, nach ihm ver- gebens gefahndet, als wir seiner endlich nach einer hals- brecherischen Tour an der äußersten Ostspitze der Insel in erößeren Flügen gewahr wurden. Wir mußten ca. 600 m fast senkrecht über dem damals sehr stürmischen Meere an vegetationslosen Felsen und Geröllhalden auf eine kleine Halbinsel herunterklettern, welche uns, die wir schon beinahe es aufgegeben hatten, die seltene Art noch zu finden, mit ihren uralten zapfenübersäten Strand- kiefern lockend entgegenwinkte. Aber es lohnte der Mühe! — Später begegneten wir ihnen noch häufig, wo wir sie leichter hätten haben können! Jene Kletterpartie werden wir nie vergessen, An der Südküste trafen wir sie seltener. — Nach Ponseti ist der Kreuzschnabel im Frühjahr vorübergehend und wenig häufig auf Menorc: bi a Et 3% NIOLHHSER RT. BAR anzutreffen: der Erzherzog erwähnt sein Vorkommen auf Ibiza. Fringilla coelebs coelebs L. Cast. Pinzon. Mall. Pinsa. Es scheint ein Unterschied zwischen dem Buchfinken der Balearen und dem typischen coelebs zu bestehen, aber er ist, wenn wirklich konstant, so minimal, daß ich nur darauf hinweisen will; eine Abtrennung wäre vor- läufig jedenfalls nicht gerechtfertigt — Die Unterseite der /5 ist sehr licht, nur wenig bräunlicb am Kropfe und der Vorderbrust- mehr rosa; sie besitzen ferner schön graue Schulterfedern. Die Unterschwanzdecken sind sehr hell, weiß, nur mit gelblichen Spitzen; die lichtrosafarbenen Balearen-Vögel bilden den Gegenpol zu den tiefzimt- braunen englischen. Die nordischen Buchfinken scheinen alle dunkler, mehr braun, die südlichen — mit Ausnahme der gleichsfalls dunklen Sardinier und Korsen — hell, dazwischen die rheinischen, vielleicht überhaupt die west- deutschen. -— Wir schossen 25 Exemplare. Darunter be- findet sich ein Männchen in weiblichem Kleid mit nur schwach rötlichem Schimmer auf der Brust. Ein ähn- liches Exemplar aus Griechenland befindet sich in Klein- schmidts Sammlung. Die Flügellänge beträgt: 5 83—9, © 80—81 mm. Der Buchfink ist auf Mallorca häufig; er geht von der Ebene bis zur oberen Waldgrenze im Gebirge. Auf Menorca ist er nach Ponseti gleich häufig. Als Vergleichsmaterial lagen mir 140 Stücke vor aus Deutschland, Österreich, Mähren, Russland, Kaukasus, Kalmücken- und Sarpasteppe, Turkestan, Livland, Ungarn, Dalmatien, Kleinasien, Frankreich, Portugal. Spanien und England, ferner 16 tyrrhenica von Korsika und Sardinien. Fringilla montifringilla L. Cast. Pinzon juncal; Pinzon roncal. Der Bergfink läßt sich in strengen Wintern hier und da auf den Balearen sehen. So hielten sich 1864 viele 2 a So Ska a Ras Ra RS ReHBR von Ende Januar bis in die letzten Tage des März auf Mallorca auf (Barcelo), und im November 1906 wurden mehrere Exemplare auf Menorca beobachtet (Ponseti). Petronia petronia petronia (L.). Cast. Gorrion de las Penas, Chilla. Mall. Gorrion de la Mar. Homeyer nennt den Steinsperling einen häufigen Bewohner des ganzen gebirgigen Teiles Mallorcas und schildert sein Treiben so eingehend, daß man glaubeu möchte, seine Beobachtungen müßten richtig sein. — Trotz- dem muß ich dies in Abrede stellen. Die Beschreibung Homeyers paßt ausgezeichnet auf Passer domesticus, der hier mit Vorliebe in den Olivenhainen des Gebirges brütet; man kann dessen Benehmen dort nieht besser schildern, als es Homeyer für petronia tut, weshalb ich dar- auf verweise. Daß meine Behauptung Anspruch auf Richtigkeit hat, scheint mir auch der Umstand zu be- weisen, daß die Einwohner (d. h. einige wenige Fischer!) ihn Meersperling „Gorrion de la Mar“ nennen, ihn also kennen, wie ich es auch persönlich feststellte, und er nach ihnen nur an der Küste an wenigen Stellen vor- kommt. Barcelo nennt ihn gleichfalls einen gemeinen Standvogel gibt aber als Namen „Gorrion berberisco*“ an, was jedoch das Männchen des Haussperlings bedeutet; offenbar hat er die Angaben Homeyer entnommen, wußte nichts damit anzufangen und führte ihn daher unter obiger schöner Nomenklatur auf! — Auch Seine Kaiser- liche Hoheit kannte die Art, wie er mir sagte, nicht von Mallorca. — Bei seiner großen Seltenheit und Scheuheit gelang es uns trotz größter Bemühungen nicht, mehr als einen Steinsperling zu schießen. Wir beobachteten acht bis zehn Stück an der hohen Steilküste bei Santany („Cala de Santany“); ich schoß noch einen zweiten, der aber leider in dem Geröll verloren ging. Außerdem soll er nach Aussage eines Fischers noch an zwei weiteren Küsten- plätzen der Südwestseite der Insel brüten. Ich schoß Es r 2 BR A 5 ee r a a — E in diese beiden Exemplare vom Boot aus; auf die Schüsse hin war keine Möglichkeit, weder an Land noch vom Nachen aus einen weiteren Schuß anzubringen, so enorm scheu waren sie. — Das mir vorliegende Weibchen vom 5. Mai mit stark entwickeltem Eierstock dürfte ein ein- jähriger Vogel sein; seine Flügellänge beträgt 94 mm, der Rücken ist sehr bräunlich; hierin nähert er sich einem jüngeren (noch nicht völlig vermauserten) Herbst- vogel von Malaga, während drei weitere spanische De- zember-Vögel viel grauer, weniger bräunlich sind, wonach die Färbung meines Stückes auffallend ist. Es ist heller und brauner als P. p. hellmayri Arrig,. dunkler und eben- - falls brauner als barbara. Bis weiteres Material vorliegt, rechne ich ihn zu P. p. petronia (L.), jedenfalls ist aber das Augenmerk sehr auf ihn zu richten. Passer domesticus domesticus (L.). Cast. Gorrion. Mall. Gorrio teulader, Gorrio berberisco. Der Haussperling der Balearen ist auf der Unter- seite, d.h. auf Brust und Bauch heller, reiner weiß, der Rücken ist sehr licht, das Grau des Hinterrückens reiner als bei unserem, die Backen fast reinweiß, die Ohrdecken aber deutlich grau. Dieser anscheinende Unterschied be- steht aber wohl darin, daß unsere Spatzen stets ruß- und staubbeschmutzt sind; denn frisch vermauserte Stücke von diesen nähern sich jenen sehr. Auch Hartert weist bereits in den „Vögeln d. pal. F.“ darauf hin, daß spa- nische Frühlingsvögel sich durch sehr lichte Farben aus- zeichnen, während Herbstvögel nicht unterscheidbar zu sein schienen. Die Flügellänge scheint allerdings kleiner zu sein, J' 74—80 (5X74, 3X75, 2X76, 3X77, 5x78, 1X79, 1x80), @ 71—76 mm; von 96 gemessenen Exemplaren aus anderen Gegenden fand ich keine Jo mit einer Flügellänge von unter 76 und kein ® von unter 74 mm. Bis Vögel aus anderen Jahreszeiten vorliegen, wäre eine Abtrennung nicht gerechtfertigt. U Der Haussperling ist auf Mallorca ebenso gemein wie bei uns; er brütet aber mit Vorliebe in alten Oliven- hainen, ja von allen menschlichen Ansiedelungen fern, hoch oben in den felsigen Tälern des Gebirges; nicht selten sahen wir auch ganz freie Nester in den Gipfeln der Strandkiefern in der Nähe der Häuser. Fern von den Dörfern ist er sehr scheu, und oft kostete es in den weiten Olivenhainen große Mühe, einen von ihnen zu schießen. Ebenso häufig ist er auf Menorca und den Pityusen. — Schiebel erwähnt Sperlinge mit grauem Scheitel von Korsika; Jourdain glaubt (Ornithology of Korsika Ibis 1911/12) daß diese ev. als Nachzügler zwischen den Standvögeln (italiae) brüte! — Graf Zedlitz schreibt in seiner Bearbeitung der algerischen Ausbeute, die Spatz mitbrachte (Nov. Zool. XX. 1913 S. 168): „Ich kann nicht umhin, den Verdacht auszusprechen, daß vielleicht der Passer italiae überhaupt das Produkt einer Vermischung von P. domestieus und hispaniolensis ist.“ Es scheint mir die Richtigkeit dieser Vermutung nicht wohl möglich in Anbetracht der Verbreitung der Formen; denn einmal kommen in Spanien hispaniolensis und domesticus neben- einander vor, sodaß sich hier unbedingt italiae finden müßte, was jedoch nicht der Fall ist, sodann kommt in der eigent- lichen Heimat des italiae, eben in Italien, nur diese Form vor, und ferner spricht auch der Umstand dagegen, daß auf den rings von hispaniolensis bezw. italiae einge- schlossenen Balearen unser echter reinrassiger domesticus lebt. — Am 9. Mai fanden wir ein Gelege aus 4 Eiern bestehend (2,1x 1,55). An Vergleichsmaterial lagen mir ca. 150 Sper- linge vor aus Deutschland, Livland. Oesterreich, Dal- matien, Ungarn, Griechenland, Rumänien, Rußland Meso- potamien, Südfrankreich, Portugal, Südspanien, Tanger und England. NIE IFIBETRE Passer italiae Vieill. | Oast. Gorrion italiano Mall. Gorrio. (Barcelo!) Daß Homeyer sagt, der Rotkopfsperling komme auf den Balearen ziemlich gleich häufig vor, wie der Haus- sperling. ist mir ganz unverständlich. — Ich sah nicht ein Exemplar, weder draußen noch ausgestopft, obschon wir besonders nach ihm ausschauten; einige Male glaubten wir allerdings bestimmt, einen Rotkopf vor uns zu haben; schossen wir ihn dann aber, so war es jedesmal eine Täuschung, wohl infolge der Beleuchtung. Wenn Barcelo ihn einen gemeinen Brutvogel Mallorcas nennt, ist dies offenbar Homeyer entnommen und entbehrt jeder Grund- lage. Saunders sagte bereits in seiner List of the Birds of Southern Spain, Passer cisalpinus solle angeblich auf Mallorca vorkommen, er habe aber nur domesticus ge- sehen. — Daß nicht ein oder das andere Mal ein Rotkopf sich auf der Insel zeige, kann ich natürlich nicht unbe- dingt in Abrede stellen; jedenfalls aber muß ich die Homeyersche Angabe als irrtümlich zurückweisen; denn daß sich seit dieses Ornithologen Aufenthalt 1861 die Fauna in der Weise verändert haben solle, ist wohl. nicht gut anzunehmen, Das Fehlen von Passer italiae auf den Balearen scheint mir noch ein schöner Beweis für die Unabhängigkeit der Fauna Mallorcas und Menorcas von der Korsikas und Sardiniens, wo ja dieser wohl allein brütet, während ebenso an der spanischen Ostküste nur domesticus heimisch ist! Passer montanus montanus (L.). Cast. Gorrion serrano. Mall. Gorrio barraquer. Man erinnere sich, was ich oben vom Vorkommen des Haussperlings auf Mallorca gesagt habe! Ich glaube, dieser Lebensweise die vielfach mir gegenüber auf der Insel ausgesprochene Behauptung zu Grunde legen zu müssen, der Feldsperling sei ebenso gemein dort wie der Hausspatz; auch Barcelo nennt ihn wieder einen ge- 02, 2 ae rei a BE BE 22 ERTRH NE meinen Brutvogel der Insel! Homeyer und mit ihm andere betonen ausdrücklich, daß montanus auf den Inseln nieht brüte. und ich gebe diesen unbedingt recht. — Im Freien kam uns kein Stück zu Gesicht; nur im Instituto Balear in Palma steht ein Exemplar, das aber sicher ein Zugvogel ist, wie auch Ponseti ihn ausdrücklich nur als solchen für Menorca angibt. Seine Kaiserliche Hoheit sagte mir, daß er ihn auch ab und zu im Herbste gesehen habe. — Dr. Parrot sammelte fünf montanus Mitte Mai bei Ajaccio; Dr. Schiebel beobachtete ihn gleichfalls auf Korsika am 7. April; nach Giglioli ist er selten auf Sardinien. Nach Arevalo Brutvogel in der Provinz Valencia und dem Norden Spaniens. Emberiza calandra calandra L. Cast. Triguero. Mall. Sollera. Die Unterseite der Grauammer Mallorcas scheint in Serien verglichen, auffallend hell, fast reingrauweiß, nur bei wenigen Stücken schwach rahmfarben; die dunkle Schaftzeichnung an der Kehle, der Vorderbrust und den Vorderseiten ist nur schwach ausgeprägt; die Oberseite ist gleichfalls hell, grau. — Da diese aber die einzigen Unterschiede zu sein scheinen, anderseits gerade diese Art auch in demselben Gebiete in der Hinsicht außeror- dentlich variiert, so sehe ich vorläufig trotz der anschei- denden Differenzen von einer Trennung ab. — Wir sammel- ten 15 Exemplare. Die Flügellänge beträgt: ” %—104 (1X95, 2X96, 2X 97, 1X98, 1X 99, 2X 100, 1X 101, 2X 102, 1x104) © 2X 90,5 mm. Die Grauammer ist auf der Insel stellenweise sehr häufig, so namentlich in der Umgebung der Albufera und Albufereta; jedoch auch sonst hält sie sich in der Ebene mit Vorliebe in den großen Gärten auf. Nach Ponseti ein sehr häufiger Brutvogel Menorcas; ebenso verbreitet in Spanien und Nordafrika. Am 4. Mai sammelten wir 2 Ge- lege, aus 4 resp. 5 Eiern bestehend (2,2— 2,3 X 1,55—1,75). An Vergleichsmaterial benutzte ich 50 E. ce. calandra N e.. a wo r # aus Livland, Deutschland, Oesterreich, Ungarn, Dalmatien, Herzegowina, Rumänien, Tian-Tschan und dem Kaukasus; 12insularis Parrot von Korsika, 5 von Sardinien ; 57 thanneri; Tsch. (= calandra nach Bannermann. Ibis Oktober 1912) von den Oanaren. Emberiza citrinella L. Emberiza cia L. Diese zwei Arten sollen nach Oleo und Ramis auf den Balearen vorkommen (Üatalogo ... . Don Ventura de los Reyes). Die Angabe entbehrt wohl jeden Anspruchs auf Richtigkeit. Emberiza cirlus eirlus L. Cast. Limpia Canıpos. Mall. Hortola. Die Farben der. balearischen Zaunammern scheinen auf der Unterseite intensiver als bei anderen eirlus, auf der Oberseite blasser, fahler; ebenfalls ist der Rücken der Weibchen heller, mehr grau, ihre Unter- seite sehr gelb. Aber von diesen, nur bei größeren Serien bemerkbaren geringen Abweichungen abgesehen, besteht kein charakteristischer Unterschied, sodaß ich, einmal wegen der großen individuellen Färbungsschwankungen bei cirlus und ferner wegen der mir sehr unsicher scheinenden nigrostriata Korsikas von einer subspezifi- schen Trennung unbedingt absehe. Flügellänge von 12 cf 7—81, 7 29 75-78 mm. Die Zaunammer ist auf Mallorca häufig; sie hält sich besonders in den olivenbestandenen Abhängen der Vor- berge auf, meistens einzeln, oft sahen wir sie aber auch. zu 10—20 Stück vergesellschaftet. In der eigentlichen Ebene beobachteten wir sie, soweit ich mich entsinne, nirgends. Ponseti erwähnt sie nicht von Menorca. Die Art ist ein verbreiteter Brutvogel aller Mittelmeerländer. Als Vergleichsmaterial lagen mir vor: 27 Vögel aus Dalmatien, Herzegowina, Italien, Südfrankreich und Por- tugal; ferner 18 nigrostriata von Korsika. Emberiza hortulana L. Cast. Verdaula, Hortelano. Mall. Hortola. Am 16. April schoß ich auf der Isla Dragonera ein altes Gartenammermännchen; das 9, das ich ebenfalls schoß, konnten wir leider in dem dichten Gestrüpp nicht finden. Außer diesem Paar sahen wir noch eins in den Mandelbaum-Gärten bei Santany an der Südküste Mal- lorcas und 5 Vögel am 15. Mai auf der Cabrera. Das erbeutete Stück weicht in der Färbung von typischen Vögeln stark ab: sehr licht, Kehle ausgedehnt und inten- siv gelb, das ganze Gefieder, besonders die Brust stark gelb überwaschen, kein deutliches Brustband; Kehle und Halsseiten fast ohne grau; groß 5: Flügellänge 90 mm. Noch an der Außenfahne der dritten äußeren Schwanz- feder ein weißer Keilfleck. — Da mir nur ein Exemplar vorliegt, halte ich mich zur Benennung der Form nicht für berechtigt. Nach Barcelo ist der Ortolan ein häufiger (?) Standvogel Mallorcas; Ponseti nennt ihn einen wenig häufigen Brutvogel Menorcas.. Während die Art in Spanien verbreitet ist, fehlt sie als Brutvogel Korsika und Sardinien. Embiriza schoeniclus (L.). Cast, Hortelano de canar. Mall. Rana. Nach Barcelo ist die Rohrammer häufig in der Umgebung des Prat und der Albufera, nach Ponseti ein seltener Zugvogel Menorcas; sie brütet auf den Bale- aren nicht. Die Art ist ein häufiger Brutvogel Sardiniens (Giglioli), aber wenig häufig in Nordspanien. Oriolidae. Oriolus oriolus oriolus (L.). Cast. Oropendola. Mall. Oriol. Am 15. Mai sahen wir ein Weibchen bei la Porrassa und am 16. Mai ein altes Männchen bei Sta. Ponsa, A SINNODANEN außerdem in einigen Häusern ausgestopfte Exemplare. Ein junger Mann wollte uns ein Paar scheußlich präpa- rierter Pirole für 60 Pesetas (= 48 M.) aufschwätzen! — Er ist ein wenig häufiger Zugvogel auf den Balearen; Homeyer beobachtete ein Stück am 12, Mai. Sturnidae. Sturnus vulgaris. L. Cast. Estornino. Mall. Estornell. Der Star brütet auf den Balearen nicht, ist aber auf allen Inseln ein sehr häufiger Zugvogel. — Als Brut- vogel fehlt er auch in Spanien. Sturnus unicolor Temm. Nach Barcelo („Apuntes para la Fauna Balear“) ist der Einfarbstar verschiedentlich auf Mallorca beob- achtet worden. Howard Saunders schreibt, daß die Art häufig durch den Leuchtturm auf der Dragonera getötet worden sei. Seine Kaiserliche Hoheit schrieb mir Anfangs März 1913: „Vor einigen Tagen sah ich auf meinen Gründen einen Sturnus unicolor 5 allein, nach einem sehr starken ONO-Sturm, der ihn augenscheinlich von ‚Sardinien weggerissen hatte, wo die Art sehr häufig ist“. Der Einfarbstar bewohnt als Brutvogel Spanien, Korsika, Sardinien, Italien und Nord-Afrika. Corvidae. Corvus corax hispanus Hart. u. Kleinschm. Cast. Cuervo. Mall. Corp. Der Güte des Herrn Pastor Kleinschmidt verdanke ich auch die Klarstellung der Zugehörigkeit des Balearen- Raben. Wir verglichen die zwei einzigen von mir er- beuteten Stücke in seiner großen Rabensammlung. Hier- bei gelang es ihm, einen neuen charakteristischen Unter- N” I DIRT N he TNGaNEN schied zwischen ©. c. hispanus und (©, c. tingitanus einer- seits und corax wie sardus andererseits festzustellen: his- panus wie tingitanus kennzeichnen sich durch rötlichen, schwach purpurfarbenen Glanz von dem metal- lisch grünschimmernden corax und. sardus. — Das Brustbein von hispanus weist einen Unterschied auf gegen- über dem von sardus: die Crista sterni des ersteren ist kürzer als bei sardus, dagegen das Üoracoid fast eben- soviel länger, sodaß die Gesamtlänge des Brustbeins bei beiden fast gleich ist. Neben diesem Merkmal stimmt der Baleare auch im Flügelmaß und der Schnabelform mit dem Spanier überein. Vielleicht ist der Tarsus ein wenig länger als bei sardus, Flügellänge 5 41,5, © 39 em. Schnabel J 7,5, Q 6,7 cm, dessen Höhe J' 2,9, 2 2,8 em. Der Kolkrabe ist in den gebirgigen Teilen Mallorcas überall verbreitet, von wo aus er die umliegende Ebene, besonders die Sümpfe der Albufera und Albufereta auf Nahrung abstreift. Man sieht ihn meistens paarweise in den unzugänglichen Felsrevieren; äußerst vorsichtig und scheu, läßt er sich höchstens am Aase überraschen; nur zufällig gelingt es, in Schußnähe heranzukommen. Am 19. April zeigte man uns an steiler, sehr hoher Felswand bei Andraitx (spr. Andratsch) einen Horst, den wir leider aus Zeitmangel nicht erklettern konnten; anscheinend bauten die Alten noch oder hatten eben mit dem Brüten begonnen. — Auf der Dragonera und Cabrera brütet er gleichfalls. Nach dem Erzherzoge bewohnt er auch Ibiza und ist nach Ponseti ein häufiger Brutvogel Menorcas. Corvus cornix L. Cast, Corbatilla mantellada., Hartert sagt in seinen „Vögel d. pal. F.“, die Nebelkrähe käme auf Mallorca und Menorca vor, aber er habe keine Stücke von dort untersuchen können. Diese Angabe muß wohl auf einem Versehen beruhen. Dresser ıh in % EN erwähnt nämlich in den Birds of Europe und ebenso Howard Saunders in seinem Catalogue des oiseaux du midi de l’Espagene Corvus cornix als Brutvogel der Balearen, eine Notiz, die darauf: beruht, daß Saunders Homeyers Angabe vom Brüten der Rabenkrähe hiermit verwechselt! (Siehe auch Jourdains Berichtigung im Bulletin of the Britisch Ornithologist's Club Mai 1915). — O. cornix cornix L. wird auf Sardinien und Korsika durch ©. e. sardonius Kleinschmidt vertreten. Corvus corone corone L. Öast. Corbatilla. Homeyer will ein Paar der Rabenkrähe mit Be- stimmtheit brütend auf Mallorca gefunden haben; aber da er die Wichtigkeit dieser Beobachtung nicht kannte, habe er versäumt, den Horst, der auf einer Kiefer stand, zu erklettern oder die Alten zu schießen. Wenn er auch sagt: „Ein Irrtum meinerseits mit dem allerdings kleinen Kolkraben ist nicht denkbar“, so kann ich doch nicht umhin, die Angabe als sehr zweifelhaft zu betonen; denn einmal gelang es uns nicht, auch nur ein Exemplar zu beobachten, noch hatten alle Erkundigungen ein positives Ergebnis. Auch Seine Kaiserliche Hoheit schrieb mir. daß ihm nichts vom Brüten der Rabenkrähe auf den Balearen bekannt sei. Homeyer hebt außerdem be- sonders hervor, daß er das Nest noch Ende April fand, „einer Zeit, in welcher Üorvus corax gewiß nicht mehr brütet“. Man sagte mir aber, daß der Rabe dort stets Mitte April brüte, und so fanden wir ja auch, wie mit- geteilt, am 19. April einen bewohnten Horst, — Natürlich kann ich nicht unbedingt die Homeyersche Beobach- tung als irrie bezeichnen. wenn das auch noch größere Wahrscheinlichkeit gewinnt, da bisher das Brüten der Art für die ganze iberische Halbinsel mit Sicherheit nicht festgestellt ist, wenn Arevalo sie auch auf Grund der Nachrichten seiner Beobachter als Brutvogel der hohen Sah N ANGE Rn - Be Gebirge Spaniens angibt. — Nach Barcelo „wenig häufig im Frühjahr und Sommer‘; offenbar Homeyer ent- nommen! — Giglioli berichtet, die Rabenkrähe sei im Winter in der Ebene Sardiniens beobachtet (Avifauna Italica 1889). Corvus; frugilegus frugilegus L. Cast. Corneja, Grajo. Mall. Gralla. Barcelo nennt die Saatkrähe einen seltenen Gast Mallorcas. Er weiß anscheinend nur von einem Exem- plar, das im Instituto Balear in Palma stehe. — Nach Ponseti ist die Art ein sehr seltener Zugvogel auf Menorca. Nach Arevalo Brutvogel an der Küste von Sevilla (?) Pyrrhocorax pyrrhocorax (L.). Cast. Chova. Mall. Corp de bee vermey. Nach Barcelo wurde die Alpenkrähe ab und zu im Frühjahr auf Mallorca gesehen; sie soll sehr selten im Winter im Nordgebirge der Insel vorkommen, wie auch auf Menorca (Ponseti). — Nach Arevalo ver- breiteter Brutvogel in Südspanien. Pyrrhocorax graculus (L.). Cast. Chova. Mall. Gralla de bec grog. „Zufällig auf Menorca vorkommend“ (Oleo). „Sehr selten auf Menorca“ (Barcelo). Nach dem Erzherzoge wenige Male auf Menorca beobachtet. — Diese beiden letzten Angaben fußen wohl auf derjenigen Oleos, und die Berechtigung, daraufhin die Alpendohle unter die Zahl der auf den Balearen vorgekommenen Vogelarten auf- zunehmen. scheint mir fraglich, zumal Ponseti nur P. pyrrhocorax für Menorca angibt. — Ein Stück steht im Instituto Balear; ob dies aber von den Balearen stainmt, ist zweifelhaft. — Nach Giglioli wird die Art selten in Sardinien gesehen. u Te VE ER ENGEN REL Hirundinidae. Hirundo rustica rustica L. Cast. Golondrina. Mall. Oronella. Die auf Mallorca allenthalben sehr häufige Rauch- schwalbe ist die typische rustica. Wir schossen zehn Exemplare. Flügellänge 5, @ 118—124mm. Die ersten beobachteten wir am 26. März. Nach Barcelo über- wintern stets wenige in Palma. — Die Art ist ebenso verbreitet auf den anderen Inseln der Gruppe. Delichon urbica meridionalis (Hart.). Cast. Avion. Mall. Oronella. Unsere Mehlschwalbe wird auf Mallorca durch die nordwestafrikanische Form vertreten und auch wohl auf allen balearischen Inseln. Leider gelang es nur zwei Stücke zu erbeuten. Die Flügellänge beträgt 5 101, © 104 mm. Diese Art ist nicht so häufig, wie die vorige, Homeyer und auch wir fanden die Mehlschwalbe viel häufiger an steilen Felswänden im Gebirge nistend, als in den Dörfern und Städten. Da sie sich aber in letzteren fast nur in unmittelbarer Nähe der Häuser aufhält, und im Gebirge in den unzugänglichen Partien der Nordküste, so konnten wir nur zufällig die beiden Stücke, als sie über uns wegstrichen, schießen. — Die Form war, soweit mir bekannt, bisher nur als Brutvogel Algeriens, Marokkos und Tunesiens beobachtet. Riparia riparia riparia (L.). Cast. Golondrina de ribera. Mall. Cabot. Homeyer fand eine Kolonie Uferschwalben von etwa 20 Paaren brütend bei Alcudia. Ich schoß drei Stücke: zwei co Flügellänge 106—107, ein © 106 mm. Außer diesen sahen wir einen großen Schwarm (wohl 200—300 Vögel) abends vor einem starken Gewitter über dem offenen Wasser der la Porrassa streichen, die wohl ER RE in Anbetracht des Datums (15. Mai) in der Nähe des Sumpfes ihre Brutstätte haben mochten. — Nach Ponseti ist die Art auf Menorca häufig(!). — Während sie in Spanien, Algerien, Tunesien als Brutvogel verbreitet ist, fehlt sie als solcher Korsika und Sardinien. Riparia rupestris (Scop.). Riparia obsoleta sarda Arrigoni. Avicula 1902 p. 103. Die Balearen-Felsenschwalben scheinen auf der Oberseite wenig heller, reiner grau, weniger bräunlich zu sein, auf der Unterseite meistens rein grauweiß, nur bei einzelnen Stücken schwach rötlich. Da mir keine Herbstvögel vorliegen, vermag ich vorläufig weiteres nicht zu sagen. Wir ‚schossen 16 Exemplare. Flügellänge 5 126—132, © 125—129 mm. Hartert vereinigt die von Arrigoni (Avicula 1902 p. 103) abgetrennte R. obsoleta sarda wieder mit rupestris, wogegen Arrigoni ausdrücklich auf seiner Form besteht (Revista italiana di Ornithologia. Bologna 1911 S. 36). Ich stimme völlig Hartert bei; der von dem Autor ange- gebene Unterschied besteht nicht. Zudem steht sie in keiner Beziehung zu obsoleta, sondern ist eine echte ru- pestris, was sich schon aus der bedeutenden Größe und der sogar starken Fleckung der Kehle ergibt. Parrot hingegen sagt in seinen „Beiträgen zur Ornithologie der Insel Korsika“ (S. 22), er habe zwei Stücke erbeutet, von denen das eine am 4. Februar geschossen „viel dunklere, auf dem Kopf fast schwärzlich braune Oberseite“ zeige, während das zweite, am 28, Februar erlegte, w@sentlich heller sei; von Arrigonis „sarda“, gleichfalls im Februar gesammelt, sagt er, es sei eine sehr helle rupestris. Dann fährt er fort: „Es wäre übrigens wohl nicht ganz von der Hand zu weisen und würde mit allen Erfahrungen bezüg- lich des Kolorits der Inselvögel übereinstimmen, daß im Gegenteil der dunkle Korse, wenn sich sein Kolorit als konstant erwiese, als der im Lande heimische Vogel an- Ki * L> en 5: = - gesehen werden könnte, während die „normal“ lichter ge- färbten Individuen vielleicht nur Wintergäste aus kon- tinentalen Gebirgsgegenden darstellen.“ Diese Ausein- andersetzungen dürften kaum zutreffen; vielmehr lagen Parrot zufällig extreme Stücke vor, wie bei rupestris an jeder Lokaltät nebeneinander helle und dunkle Phasen vorkommen. — Homeyer weist ausdrücklich darauf hin, daß er, ganz gegen seine Erwartung, die Felsenschwalbe auf den Balearon nirgends antraf, was um so auffallender ist, als sie von uns fast in jedem günstigen Reviere, so an vielen Punkten der Steilküste, wie in den unzugäng- lichen felszerklüfteten Gebirgsgegenden und an den schroff bis zur Landstraße abfallenden Felswänden beobachtet wurde; sie hält sich allerdings in kleinen Scharen ziem- lich versteckt und hoch am Felsen kreisend; auf einen Schuß hin sind sie wie verschwunden, was das Zusammen- bringen einer kleinen Serie- äußerst schwierig gestaltete. Auf allen Inseln der Balearen-Gruppe ist sie Standvogel; ein verbreiteter Brutvogel der Mittelmeerländer. Als Vergleichsmaterial lagen mir 62 Exemplare vor aus Dalmatien, Bosnien, Herzegowina, Bulgarien, Monte- negro dem Altai-Gebirge, Algerien, Marokko, ferner 18 „sarda“ von Sardinien und Korsika. Cypselidae. Apus melba melba (L.). Cast. Vencejo. Mall. Falecia. Am 2. Mai sahen wir bei Estany de las Gambas an der äußersten Südküste Mallorcas einen Alpensegler in Gesellschaft einer großen Schar Mauersegler; leider fehlte ich ihn. — Ein ausgestopftes Stück sahen wir im Seminar in Palma. Homeyer beobachtete einen Zug am 23. April die Insel passierend. Nach Barcelo ist er ein seltener Brutvogel des mallorquinischen Gebirges, wo er im April ankommt, um im November wieder nach Süden zu ziehen; selten sollen sich nach ihm auch Vögel in Palma selbst Cu u a u a u u vr Se ? aufhalten, und er habe zwei gesehen, die am 22, April im Turme der Cathedrale gefangen waren. — Spärlicher Brut- vogel Korsikas; verbreitet in Spanien, Nordwest-Afrika ete. Apus apus apus (L.). A. a. Kollibayi Tschusi Orn. Jahrb. XIII. p. 234. A. a. carlo Kollibay. Journ. f. Orn. 1905 p. 302. Cast. Vencejo. Mall. Faleia. Tschusi beschrieb im Jahrbuch 1902 auf Grund von fünf auf der Insel Curzola (Dalmatien) von Kollibay gesammelter Mauersegler, diesen als A. a. Kollibayi, der sich durch dunklere Färbung und großen weißen Kinn- fleck von apus unterscheide, Während er als Flügellänge 174—178 mm angab, legte Hartert nach Messung von 35 Stücken zur Unterscheidung der Form besonderes Gewicht auf die bedeutendere Größe; er nennt als Flügel- länge 174—185, „fast immer über 175, 1x172 mm“, während die in frischem Gefieder eine Kleinigkeit tiefere Schwarz- färbung im Sommer ebenso bräunlich werde, wie bei apus. In den „Vögeln d. pal. F.* sagt er, einige süddalma- tinische Stücke seien nicht von mittel- und norddeutschen zu unterscheiden. Der bedeutenderen Größe wegen glaubt er auf Grund einiger Stücke aus Italien und Portugal, die 175—182 mm aufweisen, an eine weitere Verbreitung von kollibayi in Südeuropa. — Im Journal f. Orn. 1905 beschrieb Kollibay den tunesischen Segler als A.a. carlo, der sich durch gleichfalls(!) ausgedehnteren Kinnfleck und helleres Braun, sowie rötlichen Bronzeglanz unter- scheiden soll. Da Hartert nun südlich von dem Brut- platze dieser Form Mauersegler antraf, deren Zugehörigkeit höchst zweifelhaft war, den er in der Färbung von apus nicht zu unterscheiden vermochte, da es aber ebenso unwahrscheinlich war, daß sich zwischen das Verbreitungs- gebiet von apus eine andere Form einschiebe, so schien es ihm ev. richtiger, „in Anbetracht des meist ausgedehn- teren weißen Kinnflecks und der bedeutenderen Größe* al er diese fraglichen Vögel zu kollibayi zu ziehen. — In den Novitates Zoologicae Vol. XVII 1912 p. 525 vereinigt Hartert dann aber carlo mit apus und nennt kollibayi sehr unsicher. — Parrot sagt in seinen „Beiträgen zur Ornithologie der Insel Korsika* — es lagen ihm ein Stück von Korsika und zwei von Oalamata resp. Konstantinopel vor: — „Kann die Form kollibayi aufrecht erhalten werden (er wies vorher auf die große Färbungsvariabilität von Apus hin), so wären die beiden Balkanvögel, ebenso wie der Korse dazu zu rechnen.“ — Reiser weist in seinen „Materialien zur Ornis Balcanica* auf die Ähnlichkeit eines Vogels von Zante (Griechenland) mit kollibayi, ebenfalls der Kinnfärbung wegen, hin. Die von uns während der Brutzeit auf Mallorca gesammelten 12 Mauersegler nun besitzen zum großen Teil, einen auffallend großen Kinn- fleck, in der Färbung jedoch stimmen sie mit apus überein. Flügelläinge Jg 172—180 (172— 173— 179 —180), © 174—179: (3x 174, 2X175, 2X176, 1X179) mm. Die von Polatzek auf den Pityusen erbeuteten Segler (14, Museum Tring) sind echte apus (!), worauf auch Hartert hinweist. Als wie unsicher die Formen angesehen werden, glaube ich, beweist zur Genüge obige Zusammenstellung! Da die stark variable Färbung bei keiner Form eine kon- stante Eigentümlichkeit zeigt, die sehr schwankende Größe in denselben Gebieten, die auch keine Form konstant charakterisiert. und die angebliche Verbreitung (man zeichne sich diese mit ein paar Strichen mal auf!!) scheint mir die Wiedervereinigung von A.a. carlo Koll. und kollibayi Tsch. mit Apus apus apus. (L.) zu fordern. Der Mauersegler ist auf allen Inseln der Gruppe ein sehr gemeiner Brutvogel, sowohl in den Dörfern und Städten, wie an den steilen Felswänden der Küste. An Vergleichsmaterial konnte ich benutzen; 28 A. a. apus aus Deutschland, Tirol, Südfrankreich, 12 von Mallorca, 14 von den Pityusen; 16 A. a. „carlo“ von Tunis und Marokko; — 101. 27 A. a. „kollibayi* von Curzola, Dalmatien, Montenegro und Korsika. Die an diesem Material vorgenommenen Flügelmessungen ergaben für apus 170—181, carlo 170 bis 179, kollibayi 172—180, 1X182 mm! Apus murinus illyrieus Tschusi. Wir schossen fünf Vögel dieser Art, drei von ihnen mit Nistmaterial im Schnabel. Anscheinend brütet auf der Cabrera nur dieser Segler; ob er auch auf Mallorca selbst Brutvogel ist, vermag ich nicht zu sagen; denn der erste, den wir- in der Albufereta schossen, war sicher ein Durchzügler, und der zweite hielt sich an der der Cabrera zugewandten äußersten Südküste auf. Flügellänge 5 167, Q 168, 170, 2X172 mm. Diese Form brütet in Dalmatien, dem kroatischen Küstenlande und auf den Pityusen; wahrscheinlich auch Spanien und Südfrankreich (Hartert, Vögel d. pal. F.). Meropidae. Merops apiaster L. Cast. Abejaruco. Mall. Beyarol. Einen Bienenfresser, der im Frühjahr 1912 bei Arta geschossen worden war, erhielt ich von dem Besitzer da- selbst als Geschenk. — Homeyer hat die Art auf die Aussage eines Lehrers unter die Brutvögel Mallorcas aufgenommen. Auch Barcelo behauptet sein Brüten, wie Ponseti für Menorca. Nach dem Erzherzoge ist er häufig im Frühjahr in den sumpfigen Ebenen des Nordens von Menorca. Wir sind der Art nirgends begegnet. — Verbreiteter Brutvogel der Mittelmeerländer. Upupidae. Upupa epops L. Cast. Abubilla. Mall. Puput. Anscheinend ist der Wiedehopf Mallorcas kleiner als U. e. epops L: Flügellänge 5 1X140, @ 137, 138, a 140 mm. Von 37 gemessenen Exemplaren hat ein aus dem Sudan 141, und ein weiteres von Capri 142; alle übrigon 55 beginnen bei 145 (selten!) und gehen bis 154 (selten! ein Stück von Japan.157) mm. Die 99 messen 142—150 (ein @ aus Nubien 140). In Färbung oder Zeichnung differieren sie in keiner Weise. Da mir aber nur vier Exemplare von der: Insel vorliegen, will ich bis zur Entscheidung weiteres Material abwarten. Der Wiedehopf ist auf den Balearen sehr verbreitet; Wir fanden ihn brütend in hohlen Oliven und einmal in einer Felsenhöhle am Fuße der Südküste Mallorcas, un- mittelbar am Meere; den ersten sahen wir am 9. März unterhalb des Schlosses des Erzherzogs. = Coraciidae. Coracias garrulus garrulus L. Cast. Azulejo, Galgulo. Nach Barcelo ist die Blauracke ein seltener Zug- vogel Mallorcas im April; ebenso selten auf Menorca (Ponseti). Wir sahen zwei Stücke im Seminar in Palma. — Nicht häufiger Brutvogel Sardiniens; verbreitet in Spanien und Nordwest-Afrika. | Alcedinidae. Alcedo ispida ispida L. Cast. Martin pescador. Mall. Arner, Dornisso. Barcelo nennt den Eisvogel einen häufigen Stand- vogel Mallorcas, ebenso Ponseti Menorcas. Wir sahen ihn nicht ein einzigesmal. Seine Kaiserliche Hoheit sagte uns, er habe ihn an der Nord- und Ostküste öfters ge- sehen, ebenso zeigte er sich auch auf Ibiza. — Verbreiteter Brutvogel Spaniens. Fe Picidae'). Jynx torguilla torquilla L. Cast. Hormiquero. Mall. Formiguer, Llenguerud. Wir erlegten zwei weibliche Wendehälse Mitte April, sichere Zugvögel. Zur Brutzeit beobachteten wir nur noch einen, den ich auch schoß, leider aber entkam er mir, indem er anscheinend nur geflügelt in eine Mauer- spalte schlüpfte. — Homeyer gibt ihn irrtümlich aus- drücklich als auf den Balearen nicht brütend an; Barcelo und Ponseti nennen ihn häufig (letzteres aber jedenfalls nicht als Brutvogel; als solcher ist er, wie mir Seine Kaiserliche Hoheit sagte, sehr selten). Verbreitet in Spanien subsp.?, in Korsika, Sardinien, Italien, Dalmatien durch J. t. tschusii Kleinschmidt, in Algerien durch maure- tanica Rothsch. vertreten. Cuculidae. Cuculus canorus minor A. E. Brehm. Cast. Cuco, Cuclillo. Mall. Cucuy. Leider gelang es uns nicht mehr als zwei Kuckucke zu schießen. Das erste 5% vom 21. April mißt 209 mm, also sicherlich ein minor; das andere 5 vom 23. April mißt aber 220 mm! Dies Stück möchte ich vorläufig weder zu c. canorus, noch zu minor rechnen, da dem Datum nach beide. Vögel Brutvögel sein könnten, anderer- seits aber das Flügelmaß für minor (nach Hartert bis 217!) reichlich groß ist. Vielleicht aber erreicht minor doch dies Maximum, was sich nur an reicherem Material feststellen ließe. — Außer diesen beiden hörten wir nur noch wenige Kuckucke,. Auch auf ‘Menorca und den Pityusen vorkommend. Üuculus c. minor vertritt unseren 1) Pieus minor nach Ramis und Weyler (Barcelo) auf Mal- lorca vorkommend; eine Angabe, der kein Wert beizulegen ist! Äußerst auffallend ist das gänzliche Fehlen der Spechte auf den Balearen! ”.\, lm rt ad u Kuckuck in Spanien. — C. c. kleinschmidti Schiebel von Korsika kann ich nicht von canorus unterscheiden. Es lagen mir 26 OÖ. c. canorus Jo, ein minor und fünf „kleinschmidti“ vor. Caprimulgidae. Caprimulgus europaeus (meridionalis Hart.). Cast. Chotacabras. Mall. Bocatxos, Engana-pastors. Barcelo nennt die Nachtschwalbe einen häufigen Durchzügler im Frühjahr und weniger häufig im Sommer auf Mallorca; nach Ponseti häufig im Frühjahr und Sommer auf Menorca! Homeyer betont, daß er weder einen Vogel dieser Art gehört noch gesehen habe. In Arta sahen wir ein präpariertes Stück, und der Apotheker des Ortes erzählte, daß er die „Bocatxos“ oft im Sommer gesehen habe. Falls die Art wirklich Brutvogel auf den Balearen ist, so wird es sicher die südliche Form unserer Nachtschwalbe sein (meridionalis), die alle Mittelmeer- länder bewohnt, Strigidae. Otus scops scops (L.)'). Cast. Coreya. Mall. Mussol. Keine Art hat mir so viel Mühe gemacht, als die Zwergohreule! Ich hatte die Mallorcavögel bereits ab- getrennt, als Harterts Bearbeitung in den „Vögel d. pal. F.“ erschien; dieser hatte die Liebenswürdigkeit, meine Stücke in Tring zu vergleichen: er erklärte sie alle für 1) Am 26. März hörten wir an dem Fuße einer sehr hohen senkrechten Felswand bei Pollensa einen Ruf, anscheinend aus einer kleinen Höhle kommend, oft wiederholt, den ich für den eines Uhus hielt; ich bin auch jetzt noch von der Richtigkeit dieser Annahme überzeugt, will aber, da das Vorkommen des Uhus auf den Balearen bisher, von niemandem angegeben wird, die Art nicht unter die sicheren Vögel Mallorcas aufnehmen. — In Spanien lebt Bubo bubo hispanus Rotsch. u. Hart. — 105. — echte scops, schrieb nur: „selten findet man eine Serie so übereinstimmender Exemplare aus einer Gegend“. — Als ich sie dann noghmals im Museum Koenig verglich, glaubte ich trotzdem zur Abtrennung berechtigt zu sein, und suchte daher ein möglichst umfangreiches Vergleichs- material zu erhalten; so lagen mir schließlich 122 Otus scops vor; darunter die meisten bisher abgetrennten Formen und auch eine ganze Reihe Typen derselben, aus folgenden Gebieten: Rheinland, Holland, Südfrank- reich, Südspanien, Algerien, Tunesien, Marokko, Korsika, Sardinien, Capri, Italien, Sizilien, Dalmatien, Österreich, Kärnten, Bosnien, Herzegowina, Rumänien, Bulgarien, Montenegro, Griechenland und den Cykladen; ferner 10 O. sc. pulchellus (Pall.) von Sarepta, Orenburg, Ferghana und Teheran; ein O. sc. eyprius Mad. — Die sechs Mal- lorca-Stücke zeichnen sich aus durch helle, infolge starker Schaftstriche und enger Querbänderung scharf kontras- tierte, sehr wenig bräunliche, vielmehr fast reingraue Färbung der Unterseite; ebenso sind die Flecken und Binden der Flügel scharf kontrastiert. — Bei dem großen Material fanden sich nun einige, wenn auch wenige, Stücke aus Dalmatien, Griechenland, Kärnten, Tunesien, Südfrankreich ete., die mit meinen Vögeln mehr oder weniger identisch waren, fast alle allerdings noch etwas bräunlicher. — Beinahe noch geringere Unterschiede be- standen bei den anderen beschriebenen Formen: bei wenigem Material scheinen sie gut unterscheidbar, je größer daß Material wurde, desto mehr verschwammen die Grenzen. Die Zwergohreulen variieren in einem Gebiete außerordentlich; diese Variationen scheinen bis zu einem gewissen Grade erblich zu sein; denn Stücke von .derselben engen Lokalität sind durchweg mehr oder weniger gleich (auch die Mallorca-Vögel waren an einer Stadtmauer geschossen; daher wohl ihre Übereinstimmung!) Dieselben Variationen kommen in den entferntesten Gebieten vor, daher die — 106 — Abhängigkeit vom Material! Sollte sich bei weiterem Material von ‘anderen Teilen Mallorcas, die bei meinen sechs Stücken bemerkbaren Unterschiede konstant zeigen, was ich nicht glaube, so hielte ich eine Abtrennung dieser dann für angebracht. — Ich stimme also Hartert ganz zu, daß er alle jene „Formen“ vereinigte, ja selbst die von ihm anerkannte pulchellus Pall. scheint mir fraglich. Flügellänge der Mallorca-Exemplare % 1x150, 5x152, 9 1X153, 1X155 mm. Die Zwergohreule ist auf ‘den Hauptinseln der Balearengruppe recht verbreitet; am häufigsten fanden wir sie in den alten Stadtbefestigungen von Alcudia auf Mallorca. Jeder, der auf Zwergohreulen gejagt hat, weib, wie schwierig es ist, eine größere Anzahl dieser versteckt lebenden, scheuen Vögelchen zusammenzubringen! Asio otus otus (L.). Cast. Bauro. Mall. Mussol reyal. Barcelo nennt die Waldohreule „häufig“ in den Wäldern Mallorcas wie Menorcas. Nach Ponseti ist sie ein seltener Standvogel auf Menorca. Wir haben sie nicht beobachtet, sahen nur ein Stück im Instituto Balear und ein weiteres in einer kleinen Sammlung in Palma. — Auf den tyrrhenischen Inseln fehlt die Art als Brutvogel, ist dagegen als solcher in Spanien verbreitet. Asio flammeus flammeus Pontopp. Cast. Cornejuela. Mall. Mussol reyal. Nach Barcelo trifft man die Sumpfohreule häufig in den Kiefernwaldungen in der Nähe der Sümpfe. Wir beobachteten die Art nirgends, sahen aber zwei aus- gestopfte Exemplare im Seminar in Palma. „Häufig“ ist sie ebensowenig wie die vorige! — Nach Arevalo ist sie in Spanien verbreitet. ai u u a et a Athene noctua (Scop.). Cast. Mochuelo. Mall. Mussol. Homeyers Angaben vom häufigen Vorkommen des Steinkauzes auf Mallorca in den Olivenhainen etc. scheinen mir höchst zweifelhaft; wenn er sagt, er habe diese öfter beobachtet als die Zwergohreule, so muß dies entweder auf einer Verwechslung beruhen, oder aber er muß auch letztere Art nur sehr selten gesehen haben, was aber auch meinen Angaben ihres häufigen Vorkommens wider- spräche; Barcelo hat seine Notizen von dem „häufigen Vorkommen“ offenbar Homeyer entnommen — Wir hörten den Ruf des Steinkauzes zweimal(!), einmal am 23. April bei Arta und das zweite Mal am 17. Mai im Tale unterhalb Valldemosa; jedesmal kam der Ruf hoch oben aus den schroffen Felswänden. Wir sahen ihn auch nirgends ausgestopft. Welcher Form der auf den Balearen heimische Steinkauz angehört, läßt sich also vor- läufig nicht sagen, anzunehmen ist wohl, daß es A. n. vidalii Brehm sein wird, der in Spanien verbreitet ist. Auf Sardinien — nach ausdrücklicher Betonung Jourdains nicht auf Korsika — lebt A. n. sarda Klein- schmidt. Strix aluco L. Cast. Autillo. In dem „Uatalogo de las Aves de Espana, Portugal e Islas Baleares* von Don Ventura de los Reyes y Prosper schreibt dieser, daß der Waldkauz nach Oleo und Ramis auf Mallorca vorkomme; dieselbe Arbeit zitiert Barcelo; nach Ponseti „Standvogel und häufig genug auf Me- norca.“(?) — Wir sahen ein Stück im Instituto Balear. Daß die Art auf den Balearen brütet, ist jedenfalls sehr zweifelhaft. — Auf Korsika-Sardinien fehlend, in Spanien wenig verbreitet. —: 108 — Strix alba (Pontopp.) subsp.? Cast. Lechuza, Bruja. Mall. Oliva. Auf Grund der fünf von uns mitgebrachten Schleier- eulen hin, vermag ich kein entscheidendes Urteil über deren Formangehörigkeit zu fällen. Ich verglich sie in Kleinschmidts großer Sammlung. Das dunkelste Stück von Mallorca stimmt überein mit dem dunkelsten von Sardinien (ernesti Kleinschmidt), das hellste mit der Sardinischen Nomalfärbung. Der Durchschnitt der Bale- aren-Vögel stimmt überein mit dem hellsten Stück aus Südspanien, die spanischen in Kleinschmidts Kollek- tion sind stärker gefleckt. Die Schleiereule ist ein verbreiteter Brutvogel Mal- lorcas und Menorcas, der sieh in Kirchtürmen, Ruinen und alten Stadtmauern verborgen hält; durch ein gütiges Rundschreiben des Bischofs von Palma an die Pfarrer und durch deren großes Entgegenkommen konnte ich alle alten Kirchenböden und Türme absuchen und selbst darin schießen, und es gelang mir so, fünf der sonst nicht leicht erhältlichen Schleiereulen zusammenzubringen. — Auf Korsika, Sardinien Str. ernesti Kleinschmidt; in Spanien, Nordwest-Afrika ete. Str. a. alba Pontopp.) Falconidae. Falco peregrinus (brookei Sharpe) Cast. Falcon. Mall. Falco. Der Wanderfalke ist auf den Balearen ein nicht seltener Brutvogel des Gebirges und der Steilküste, wenn er auch, wie der Erzherzog mir sagte, in den letzten Jahren sehr an Häufigkeit abgenommen hat. Verhältnis- mäßig häufig sahen wir ihn noch an der Nord- und Nord- ostküste, wie auf der kleinen Dragonera und Cabrera. Als wir uns am 12. Mai auf letzterer Insel aufhielten, trafen wir an der sehr steilen Südküste zufällig einige Fischer, die sich eben mit einem Seile an einen Horst, ee ee ce hie — 19 — der auf einem Felsvorsprung ca. 200 m senkrecht über dem Meere stand, herabgelassen hatten; sie hatten von den fünf(!) im Neste befindlichen fast flüggen Jungen vier ausgenommen, um diesen an einen Herrn in Palma, der noch eine kleine Falknerei betreibt, zu verkaufen. Wären sie nicht so unglaublich fett gewesen, hätten die Leute sie sicher nicht mehr greifen können. Nachdem ich sie für ein paar Peseten erworben hatte, gaben wir uns leider vergebliche Mühe, die Alten zu schießen, die stets gerade außer Schubßweite in furchtbarer Aufregung und blitzschnellem Fluge durch die Luft jagten! Das einzige Mal wo wir in Schußnähe an einen alten Wander- falken herankamen — er saß längere Zeit in geringer Entfernung auf einer Kiefer unter uns — hatten wir keine Gewehre bei uns! Die Jungen gehören anscheinend zu brookei, sind aber sehr licht (sehr schmale Brutstreifung) und stark rostfarben. Da die Formzugehörigkeit auf die jungen Vögel hin nicht mit Sicherheit zu sagen ist, so führe ich die Art unter obiger Nomenklatur an. — F. p. brookei Sharpe bewohnt Südspanien, die Nordspitze von Marokko, Korsika, Sardinien, Malta, Griechenland, Kleinasien, auch Jedenfalls Cypern und den Kaukasus (Hartert). Falco eleonorae Gene. Homeyer beobachtete am 9. Mai 1861 ein Pärchen Falken an der Küste der Dragonera, die er für eleonorae hielt; er schildert sehr genau und ausführlich seine Beo- bachtungen, und es kann keinem Zweifel unterliegen, daß es diese Art war. „Das Nest stand in einer fast senkrecht zum Meere abfallenden Felswand.* — Saunders schreibt in seinem Catalogue des oiseaux du midi de l’Espagne vom Eleonorenfalken: „J’ai trouv& cette espece en grande abondance dans les falaises de l'ilot de la Dragonera; les individus negres et ceux en plumage de l’hoberneau etaient presque 6galement nombreux.“ — Wir haben u an er ae nen ar en diese Art mit Bewußtsein nicht beobachtet; jedoch ist es nicht ausgeschlossen, daß sie sich unter den gerade an der Dragonera vielfach gesehenen Falken befunden hat. Jedoch stehen ein alter Vogel (5) und ein jüngeres Stück im Seminar in Palma, die, wie man uns sagte, von der Dragonera stammten. — Falco eleonorae bewohnt „Felseninseln des Mittelmeeres und der Westküste von Marokko .... Polatzek fand ihn auf Lanzarote und Fuertaventura. Lilford beobachtete ihn einmal in Süd- spanien, und er hat wahrscheinlich früher bei Gibraltar 'genistet, In Algerien wurde er von Salvin erlegt. Er- langer erhielt drei, Whitaker zwei aus Tunesien. In Menge auf Dragonera bei Mallorka, Toro und Vacca (zwei Felsen- inseln bai Sardinien), Lampione bei Lampedusa und zu- mal auf den griechischen Inseln (besonders Oykladen) und augenscheinlich auch auf Cypern nistend. Vereinzelt in Südfrankreich, Italien, auf Sizilien und an der Küste Klein- asiens erlegt.*“ (Hartert). Falco subbuteo subbuteo L. Cast. Aleofan’ Mall. Faleonet. Nach Barcelo ist der Baumfalke ein seltener Zug- vogel im Frühjahr und Herbst auf Mallorka, wie nach Ponseti auf Menorka. — Ein Vogel steht im Instituto Balear. | Falco columbarius regulus Pall. Nach Ponseti wird der Merlin selten im Winter auf Menorca gesehen. — Ein Stück von Mallorca sahen wir im Instituto Balear. Falco vespertinus vespertinus L. Barcelo schreibt in seinen Apuntes „Falco rufipes Bechst. Mallorca.“ Nach Ponseti zeigt sich der Abendfalke sehr selten auf Menorka, — Ein Stück im Instituto Balear. Falco naumanni naumanni Fleisch. Cast. Bauro. Homeyer fand ein Nest des Rötelfalken in der | Grotte bei Arta. Barcelo nennt ihn einen seltenen Brut- vogel im Gebirge bei Capdepera. Wir sahen am 12. April bei Valldemosa, 18. April an der Dragonera, 16. Mai bei Sta. Ponsa je ein Stück. — Brutvogel der Mittelmeerländer. Falco tinnunculus tinnunculus L. Cast. Oernicalo. Mall. Xoriguer. Der Turmfalke ist ein häufiger Brutvogel der Bale- aren. Wir beobachteten ihn allenthalben, besonders in den Vorbergen und an der Küste, wo er Anfangs Mai brütete. Bei seiner Verfolgung hatten wir sonderbares Pech, sodaß wir zuletzt kein Stück heimbrachten. Aquilidae. Aquila chrysaötos (L.). Cast. Mall. Aguila reyal. E E : | F Das massenhafte Auftreten des Steinadlers auf Mal- lorca wie Homeyer es schildert, scheint mir doch etwas übertrieben und vielfach auf Verwechselung mit dem Kuttengeier zu beruhen. Howard Saunders beobach- tete die Art auch auf der Insel. Barcelo nennt ihn gemein auf Mallorca. — Wir sahen auch vielfach Steinadler einzeln oder zu zwei bis drei über der hohen Sierra kreisen; es gelang uns aber leider außer einem Mal nie, in Schub- nähe heranzukommen. Nur einmal sahen wir einen auf 180—200 Meter auf einem Felsblock sitzen; ich versuchte einen Kugelschuß aus meinem Drilling aber bei der großen Entfernung leider ohne Erfolge. Am häufigsten trafen wir ihn in der Sierra bei dem Kloster Lluch in der Umge- bung des Puig Mayor und bei Valldemosa. = Hieraetus pennatus (Gm.) Cast. Aguililla calzada. Barcelo nennt den Zwergadler „nicht häufig“ auf Mallorca; er erwähnt ein Exemplar, daß im September 1859, ein zweites im August 18653 und ein drittes am 30. Oktober 1864 auf Mallorca erlegt wurde. Wir sahen vier Stück im Instituto Balear, zwei in einer kleinen Sammlung in Palma. Er ist auch Standvogel Menorcas (Ponseti). — Der Zwergadler ist ein nicht häufiger Brutvogel Sardiniens, verbreitet in Spanien. Buteo buteo (L.). Wir sahen einen Bussard im Instituto Balear. — Nach Ponseti ist er Standvogel(?) Menorcas. — Ob er der sardinische B. b. arrigonii Picchi ist, oder der in Spanien verbreitete echte buteo ist vorläufig nicht zu ent- scheiden; ich glaube aber mit Recht überhaupt sein Brüten auf den Balearen bezweifeln zu müssen. Accipiter nisus (L.). Cast. Gavilan. Mall. Falco torter; Esparver. Am 20. März sahen wir einen Sperber bei Lluch und am 5. April ein zweites Stück in der Albufereta. Ferner standen zwei ausgestopfte im Instituto Balear und ein altes 5 bei einem Apotheker in. Arta. Letzterer sagte mir, daß der Esparver nur auf dem Zuge und nicht häufig auf der Insel vorkomme. Homeyer betont, dab er den Sperber nirgends gesehen habe. Nach Barcelo | ist er ein nicht häufiger Standvogel Mallorkas, wie Me- norcas nach Ponseti. Ich glaube jedoch annehmen zu müssen, daß dies auf Verwechselung beruht, daß vielmehr der Sperber nur gelegentlich die Balearen auf seinem Striche berührt. — In Spanien verbreitet; auf Korsika. Sardinien durch A. n. wolterstorffi Kleinschmidt vertreten. Circus pyrgargus (L.). Am 2. Mai schoß ich an der Südküste Mallorcas bei Santany in einem großen steppenartigen (Gebiete eine Altar auffallend gefärbte, kleine Weihe, die sich beim Ver- gleiche als eine melanistische Wiesenweihe herausstellte. Nach dem Schusse spie sie eine Menge Eigelb aus, das von eben verzehrten Lercheneiern herrührte, wie die Untersuchung des Kropfes ergab. Es ist ein 5 mit schwach entwickelten Testes, — Brutvogel in Spanien (Malaga, Valencia etc.). Circus macrourus (Gm.). Nach Ponseti „wahrscheinlich auf dem Zuge auf Menorea, ich habe nicht mehr als ein Individunm ge- sehen.“ — Die Steppenweihe ist sehr selten in Südspanien, Circus cyaneus (L.). Oast. Tagarote. Homeyer nennt die Kornweihe einen nicht seltenen Brutvogel Mallorcas; nach Barcelo weniger häufig auf der Insel wie die Rohrweihe, ebenso auf Menorca nach Ponseti; auf beiden Inseln Standvogel. Wir beobachteten mehrere Tage ein Paar an einer hohen Felswand bei Lluch, wo sie offenbar brüteten! Es war ein unvergeß- licher Anblick: die wundervollen Flugspiele der hellen, fast weißen Vögel gegen den azurblauen wolkenlosen Himmel, wenn sie ihren merkwürdigen, durchdringenden Ruf hören lassend, aus großen Höhen wie ein Pfeil herab- schießend, sich überschlagend und im nächsten Augen- blicke wieder mit gleicher Schnelligkeit nach oben schwe- bend, diese Flüge immer und immer wiederholten! — Ebenso sahen wir sie bei Valldemosa und Arta. Circus aeruginosus (L.)'). Cast. Arpella. Mall. Arpella. Die Rohrweihe ist ein gemeiner Brutvogel in den Sümpfen der Albufera und Albufereta, wie der la Por- ) Graf Zedlitz trennte die Rohrweihe Algeriens und Marokkos in J. f. ©. 1914, S. 133 unter dem Namen Circus aerugi- nosus harterti auf Grund ihrer hellen Färbung ab; vermutlich lebt vrassa. Homeyer schreckte durch einen Schuß 16 Vögel am Prat auf! Leider schossen wir kein Stück. Auch auf Menorca ist die Art nach Ponseti häufig. — Sehr ver- breitet in Spanien. Milvus milvus (L.). Cast. Milano real. Mall. Moxeta, Milano pollera. Die Gabelweihe ist ein Charaktervogel Mallorcas; sowohl im Gebirge, wie in der Ebene sieht man sie ständig. Bei den Bewohnern ist sie verhaßt wegen ihrer häufigen Überfälle auf junges Geflügel. Wir schossen ein J und ein 9; letzteres am 24. April mit großem Brutfleck. Flügellänge 5 48, © 50,2 em. Ebenso häufig auf Menorca. — Ein gemeiner Brutvogel der Mittelmeer- länder. Milvus aegyptius (Gm.). Barcelo sagt in seinen Apuntes von dieser Art „selten und vorübergehend auf Mallorca“; dieser Angabe ist keine Beachtung zu schenken. Milvus korschun (Gm.). en Cast. Milano negro. Homeyer beobachtete ein Paar des schwarzen Milans im Tale yon Esporlas; wir sahen ein Stück (mit nicht absoluter Sicherheit) bei Arta. Barcelo nennt ihn einen häufigen Standvogel auf beiden Inseln, was auf irgend welcher Verwechslung beruht; Ponseti erwähnt ein auf Menorca erlegtes Exemplar. Daß er Brutvogel auf Mal- | lorca ist, scheint mir unwahrscheinlich. — Verbreitet in | N Spanien. ‘sie nach dem Autor auch in Tunesien und vielleicht auch in Süd- spanien. Umsomehr ist es zu bedauern, daß wir kein Exemplar von den Balearen mitbrachten ! v ir WE GP ABEZRG De we be Bl ET ER UT TORBREL S S TORE RE REIN IEN SIR RENL | NUR NEL ST. MP — 115 — Pernis apivorus (L.). Cast. Falcon abejero, Nach Ponseti wurde im September 1902 ein Wespen- bussard auf Menorca erlegt. Pandion haliaetus (L.). Cast. Aguila pescadora. Mall. Aguiler pexetera. Homeyer schreibt, er habe den Fischadler nur sechs Mal beobachtet, und auch nach Barcelo ist er wenig häufig. Im Gegensatze hierzu sahen wir sehr viele Fischadler sowohl an allen Küsten, besonders der Nord- küste, wie vor allem über der Albufera, Albufereta und bei Estany de las Gambas, oft 3 bis 5 Vögel eleichzeitig über dem Sumpfe kreisend. Am 28, März schoß ich ein prachtvolles altes Männchen an der Steilküste bei Alcudia. Während der Brutzeit sieht man sie nicht so häufig; sie brüten an manchen Stellen der Küste, so auf dem ge- waltigen Felsen der Halbinsel Foradada unterhalb des erzherzoglichen Schlosses Miramar, an der Dragonera, Cabrera, in der. Bucht von Capdepera und auch auf Menorca. Der Fischadler ist ein verbreiteter Standvogel an den Mittelmeerküsten, Haliaötus albicilla (L.). Homeyer sah drei junge Seeadler am 9. Mai 1861 bei der Dragonera, glaubt aber nicht an ein Brüten da- selbst. Saunders schreibt in seinem Catalogue: „Ilya au moins deux nids dans les iles Baleares dont un dans un preeipice de l'ilot Dragonera a exist6 depuis des siecles.“ Diese Angabe beruht sicherlich auf einer Ver- wechselung mit voriger Art. — Brutvogel an der Küste Sardiniens (vielleicht auch. Korsikas) und Spaniens, Vulturidae. Vultur monachus L. Die Angabe Homeyers, der Kuttengeier komme auf den Balearen während der Sommermonate nicht vor, — 116 -— ist irrig, und gerade diese Bemerkung veranlaßt mich, auf Verwechselungen mit dem Steinadler zu schließen (siehe auch diesen!). Der Kuttengeier ist ein sehr häufiger Standvogel Mallorcas in der hohen Sierra des Nordens und Südostens der Insel. Wir beobachteten ihn fast täglich, oft 6—8 Vögel gleichzeitig kreisend. Seine Kaiserliche Hoheit hat schon seit mehreren Jahren einen weiblichen Kuttengeier, der ihm ohne seinen Willen — denn er hegt alle Tiere und läßt keinen Vogel in seinem Reviere schießen oder fangen — als ganz junges Tier gebracht wurde, und der jährlich im Käfig ein. Ei legt. — Ein prachtvolles Exemplar, das aus der Umgebung des Klosters Lluch stammt, wo er besonders zahlreich ist, steht im Seminar in Palma. — Wenn wir in Vallde- mosa bei Tisch saßen, sahen wir die Geier über dem weiten, vor dem Fenster sich ausbreitenden Tale streichen. Auf Menorca fehlt die Art. In Sardinien und Spanien ein häufiger Standvogel, fehlt der Kuttengeier als Brut- vogel Korsika. Gyps fulvus (Hablizl). Cast. Buitre leonado. Mall. Volto, Erzherzog Ludwig Salvator sagte mir, daß er nur einmal (auf den Abhängen hinter Son Gual) diese Art gesehen habe. — Homeyer sah die Art selbst nicht, nimmt aber ihr gelegentliches Vorkommen auf ihm ge- machte Angaben hin als sicher an. Wenn Barcelo vom Gänsegeier schreibt, daß er ein „häufiger Standvogel auf beiden Inseln sei, so ist zu betonen, daß er weder häufig, noch Standvogel ist, noch auf Menorca überhaupt vor- kommt. — Brutvogel Sardiniens (Giglioli) und Spaniens (Arevalo). Neophron percnopterus (L.). Cast. Alimoche, Avanto. Mall. Milana —- oder Moxeta voltonera. Der Aasgeier ist bedeutend seltener als der Kutten- geier, und wir beobachteten nur immer einzelne oder TEEN, —— TB höchstens 3—4 zusammen im Hochgebirge und ein Stück in der Albufera; auch sahen wir ihn Mitte Mai auf der Cabrera. — Homeyer sah die ersten am 2. Mai, 15—20 zusammen, von da ab nur mehr einzelne Brutvögel. Wir beobachteten den ersten am 10. März. Er ist ein wenig häufiger Brutvogel auf Mallorca wie Menorca. — Wenig verbreitet. in Ost- und Südspanien (Arevalo). Phasianidae. Caccabis rufa (L.). Cast. Perdiz. Mall. Perdiu, Camarotja. Das Rothuhn ist ein Gegenstand eifriger Jagd bei den Mallorquinern, das aber im Gegensatze zu früheren Jahren jetzt strengen Jagdschutzgesetzen in Spanien unterworfen ist; da während unseres Aufenthaltes für diese Vögel geschlossene Zeit war, konnten wir leider keine sammeln, sodaß die Frage der Formzugehörigkeit offen bleibt. Schilderungen der Jagd des Rothuhns auf den Balearen finden sich ausführlich in dem oroßen Werke des. Erzherzogs, kürzer auch bei Homeyer. - Wir hörten und sahen die Art im ganzen Hochgebirge und besonders häufig auf der Dragonera. Ebenso häufig ist sie auf den Pityusen (Erzherzog Ludwig Salvator) und auf Menorca (Ponseti). — Die Rothühner sollen an- geblich, wie mir S. Kaiserliche Hoheit erzählte, von Don Sancho, König von Mallorca, dem Enkel des großen Er- oberers, zu Ende des 13. Jahrhunderts auf der Insel ein- geführt worden sein. Die Richtigkeit dieser Angabe ist aber, wie auch der Erzherzog betonte, sehr zweifelhaft, und ich halte sie entschieden für unwahrscheinlich. — Sehr viel werden Rothühner von den Einwohnern. als Lockvögel lebend gehalten, in Käfigen so oroß, daß sie sich kaum darin umdrehen können. Es tat einem wehe, diese Quälerei immer und immer wieder, auch in den vornehmsten Häusern sehen zu müssen! Aber dafür —118. — fehlt dem Spanier jedes Verständnis! — Das Rothuhn ist sehr verbreitet in der Mittelmeerregion, auf Korsika, Sardinien durch C. rufa corsa Parrot vertreten. | Der Erzherzog setzte, wie er uns sagte, Mitte der neunziger Jahre vorigen Jahrhunderts Steinhühner (Caccabis saxatilis Meyer) in der Sierra bei seinem Schlosse Miramar aus, die vordem nicht vorhanden waren und auch bisher nicht mehr beobachtet wurden, weshalb ihr Aufkommen sehr zu bezweifeln ist. Temminck schreibt in seinem Manuel d’Ornithologie Europ6eenne (seconde edition, seconde Partie, Paris 1820) von Caccabis petrosa (Gm.) dem Klippenhuhn: „Habite dans les iles de Majorque et de Minorque“; diese Angabe beruht offenbar auf Verwechselung mit dem Rothuhn, da ersteres auf den Balearen nicht vorkommt. Die Art lebt verbreitet auf Sardinien und an anderen } 13 Ks fir % R IL, Bet, Gr 2 3 ® 5 f R & yc » Orten, fehlt aber anscheinend in ganz Spanien. Coturnix coturnix coturnix (L.). Cast. Codorniz. Mall. Guallera. BR Sr Eee SA lad ve 3 037 a Fa Bi Se Sen I = Gr u Die Wachtel Mallorcas ist identisch mit der nord- europäischen. Wir schossen vier Jg zur Brutzeit. — Die Art ist auf Mallorca recht häufig, und nach Barcelo ' “u iE sollen sich einzelne Vögel das ganze Jahr über auf der Insel aufhalten. Zur Zugzeit erscheinen sie oft in großen Mengen; ebenso ist sie verbreitet auf Menorca (Ponseti) und den Pityusen (Ludwig Salvator). Als Vergleichsmaterial lagen mir 45 Exemplare, fast alles Brutvögel, vor aus: Deutschland, Österreich, Bosnien, Herzegowina, Montenegro, Serbien, Bulgarien, Rumänien, Siebenbürgen, Turkestan, Türkei, Sinai, Ägypten, Italien und Südspanien. Außerdem die zwei 0. c. corsicana Tschusi (Typen!) und das sardinische Stück aus Tschusis Sammlung; ferner verglich ich eine sehr große Serie | africana von den Kanaren und einige japoniea. | a Columbidae. Columba palumbus. L. (Cast. Paloma torcaz. Mall. Tudo, Die Ringeltaube ist ein nicht häufiger Brutvogel im Gebirge Mallorcas; verhältnismäßig viele sahen wir bei Lluch und Arta. Sie ist sehr scheu, und nur zufällig gelang es mir einen Vogel zu schießen; leider stürzte er aus ziemlicher Höhe so stark auf Felsgeröll, daß er, durch den Anprall wie gerupft, zum Präparieren untauglich war. — Brutvogel Menorcas (Ponseti). Columba oenas L. Cast. Zura, Paloma brava. Mall. Xevell. Nach. Barcelo und Ponseti ist die Hohltaube Herbst- und Wintervogel auf Menorca und Mallorca. — Wir sahen ein Stück im Instituto Balear. — Die Art ist ein fraglicher Brutvogel Sardiniens, soll aber in Spanien verbreitet sein (Arevalo). Columba livia Gm. Cast. Paloma de penas. Mall. Colom sauvatje. Die Felsentaube ist ein häufiger Brutvogel der Balearen, die besonders in den Felsenhöhlen der Küste aller Inseln brütet; jedoch soll in den letzten Jahren ihre Häufigkeit sehr abgenommen haben, Streptopelia turtur turtur (L.). Cast. Tortola. Mall. Tortera. Wir beobachteten die ersten Turteltauben am 22. April bei Arta. Stellenweise ist sie ein mehr oder minder häufiger Brutvogel Mallorcas. Ebenso ist sie auf Menorca und den Pityusen sowie in ganz Spanien verbreitet, Mer, Ar) ae PT ET a 2 iR RENT wi a Dar i — 120 — Ardeidae. Nycticorax nycticorax (L.). BA Cast. Zumaya. Mall. Orval. Homeyer schreibt, der Nachtreiher sei wohl ein ebenso häufiger Brutvogel Mallorcas wie der Fischreiher; nach anderen Beobachtern und meinen Erkundigungen dürfte dies nicht zutreffen; heute brütet er wahrschein- lich überhaupt nicht mehr auf der Insel und soll nach Aussage der Leute auch früher selten gewesen sein. Zwei Stücke stehen im Instituto Balear. Nach Ponseti selten auf Menorca durchziehend. — In den Mittelmeerländern verbreiteter Brutvogel. Botaurus stellaris (L.). Cast. Ave-Toro. Mall. Caca, Selnet. Die große Rohrdommel ist ein nicht häufiger Brut- vogel in den Sümpfen der Insel. Wir erlangten. ein Exemplar in der Albufereta am 6. April, ein © mit stark entwickeltem Ovar. Lord Lilford fand die Eier, und Saunders beobachtete sie nicht selten. — Auf Menorca nur Zugvogel; in Spanien verbreiteter Brutvogel. Ixobrychus (Ardetta) minutus (L.). Cast. Ave toro menor, Nach Ponseti zeigt sich die Zwergrohrdommel selten auf dem Zuge in Menorca. — Häufiger Brutvogel Spaniens, Ardeola ralloides (Scop.). Cast. Cangregero. Mall. Toret. Barcelo nennt den Schopfreiher einen häufigen Standvogel auf Mallorca, während er sonst von niemandem erwähnt wird; wohl ist er auf Menorca ein seltener Zug- vogel (Ponseti). Wir sahen ein Exemplar im Seminar und zwei im Instituto Balear. — Ein verbreiteter Brut- vogel der Mittelmeerregion. — 12177 — Ardea cinerea L. Cast. Garza cenicienta. Mall. Garsa. Homeyer schoß einen jungen Vogel Mitte Mai; ich desgleichen am letzten März. Einen alten Fischreihber sahen wir am 12, Mai auf dem Wege von Valldemosa nach Palma auf einem Brotfruchtbaum sitzend. Nach Aussage verschiedener Jäger ist er Brutvogel in der Albufera und Albufereta, was wohl sicher zutrifft. Nach Ponseti ist er ein häufiger Durchzügler Menorcas. Ardea purpurea L. Cast. Garza purpurea. Mall. Ugro, Agro. Der Purpurreiher ist ein nicht seltener Brutvogel der Albufera und Albufereta; wir beobachteten ihn dort ziemlich häufig. — Auf Menorca ist er wie die vorige Art nur Zugvogel (Ponseti); ein sehr verbreiteter Standvogel der Mittelmeerregion, Egretta alba L. Cast. Garza blanca. Mall. Garsa blanca. Wenn Barcelo den Silberreiher einen „häufigen Brutvogel* Mallorcas nennt, so ist dem wenig Glauben zu schenken, und ich halte mich zu der Annahme be- rechtigt, daß eine Verwechslung mit der folgenden Art vorliegt, zumal der Silberreiher auch in Spanien nur eine seltene Erscheinung ist. Egretta garzetta (L.). Cast, Garzeta. Homeyer beobachtete den Seidenreiher zur Brut- zeit einige Male am Prat und der Albufera; wir sahen ein Stück in, den Sümpfen bei Estany de las Gambas am 2. Mai. — Barcelo nennt ihn „häufig wie die vorige Art.“ — Nicht häufiger Brutvogel Spaniens, Ardeola (Herodias) ibis (L.). Nach Ponseti ist der Kuhreiher ein seltener Gast Menorcas. — Brutvogel Spaniens. Ciconiidae. Ciconia ciconia (L.). Cast. Ciguena, Mall. Cigona. i Nach Barcelo ist der Storch ein seltener Zugvogel e: auf Mallorca, der sich ab und zu kurze Zeit in den ): Siimpfen der Insel aufhalte. Saunders beobachtete einen “ großen Flug bei Menorca (A List of the Birds of Southern Spain). za Phoenicopteridae. FE ra zu a ee re er ‚Phoenicopterus, roseus Pall. Öast. Flamenco. Mall. Flamence. Homeyer beobachtete ein Paar Flamingos am 26. Mai in der Albufera, wo sie wohl brüteten. Nach der Aussage verschiedener Jagdherren und anderer Leute hat der Flamingo in früheren Jahren in der Albufera und Albufereta gebrütet. Wie mir der Jagdhüter und der Pfarrer von Santany erzählten, erscheinen jedes Früh- jahr große Züge in den Sümpfen bei Salinas an der Süd- 2 küste der Insel; der Apotheker in Arta sah zwei in dem % kleinen Sumpftale vor den Höhlen von Arta. Nach Pon- “= seti ist die Art ein seltener Gast Menorcas. Saunders “ wurden Angaben gemacht, nach denen der Flamingo auf i Ibiza brüten solle; er selbst hat kein Exemplar gesehen. n. - Wir sahen zwei Stück im Seminar und eins im Instituto h Balear. — Die Art ist Brutvogel Sardiniens und Spaniens, # hier aber stark in Abnahme begriffen (Arevalo), f a Ibidae. N Egatheus (Plegadis) falcinellus (L.). B Uast. Faleinelo. Mall. Corpetassa. Homeyer beobachtete vom 15. bis 25. Mai einzelne braune Sichler im Prat, öfters bis zwölf Stück zusammen; er hält ihr Brüten aber nicht für wahrscheinlich, da sie fortwährend Störungen ausgesetzt seien. —. Wir sahen. ein Exemplar in einer kleinen Sammlung in Palma. Pon- seti nennt F. igneus einen seltenen Zugvogel Menorcas, welche Angabe aber offenbar auf E. faleinellus zu be- ziehen ist, zumal der castilianische Name dieses igneus „Ibis negro* sein soll! — Nach dem Erzherzoge zeigt sich die Art ab und zu im Frühjahre auf Ibiza. — Brutvogel in Südspanien und an anderen Orten. Platalea leucorodia L. Cast. Espatula. Nach Barcelo zeigt sich der Löffelreiher sehr selten im Herbste auf Mallorca. — Brutvogel Südeuropas. Rallidae. Rallus aquaticus L. Cast. Polla de Agua. Mall. Reselo. Am 2. Mai beobachteten wir drei Wasserrallen in dem Sumpfe Estany de las Gambas und ich schoß ein 9, das ein fast legereifes Ei trug. Die Art ist nach Homeyer, Barcelo und Ponseti häufiger Standvogel auf Mallorca wie Menorca. Crex crex (L.). Cast. Guion de codornices. Mall. Guallera maresa., Nach Barcelo und Ponseti hält sich der Wachtel- könig im Herbste und Winter nicht selten anf Mallorca wie Menorca auf. Porzana (Ortygometra) porzana (L.). Cast. Marueta. Nach Barcelo ist das Tüpfelsumpfhuhn das ganze Jahr häufig in den Sümpfen Mallorcas,. Auch Homeyer hält es für einen Brutvogel der Insel. Wir sahen einen Vogel im Instituto Balear. — Ponseti nennt die Art — 124 — einen wenig häufigen Standvogel Menorcas, — Brutvogel Spaniens, fraglich auf Sardinien. Porzana (Ortygometra) pusilla (Pall.). Cast. Polla de agua de Baillon. Mall. Polla d’Aigo de ropit. Das Vorkommen des Zwergsumpfhuhns auf Mallorca wie Menorca ist dasselbe wie das der vorigen Species. Porzana (Ortygometra) parva (Scop.). Cast. Pollita de agua. Dieselbe Verbreitung wie bei der vorigen Art. Gallinula chloropus (L.). Cast. Galina de agua. Mall. Galina d’aigo. Nach Homeyer ist das Teichhuhn Brutvogel auf Mallorca. Er beobachtete es vielfach am Prat. Nach Barcelo und Ponseti häufiger Standvogel der beiden Inseln. — Verbreitet in alien Nachbarländern. Fulica atra L. Cast. Foja; Pajaro diablo. Mall. Fotja. Homeyer betont, daß er das Bläßhuhu nicht beo- bachtete. Nach Barcelo und Ponseti ist die Art häu- figer Standvogel beider Inseln. Wir sahen zwei ausge- stopfte Stücke in Arta, die aus dem dortigen kleinen Sumpf- tale stammten. — Sehr häufig in Sardinien, Spanien etc, Fulica eristata Lath. Cast. Foja cornuda. Mall. Fotja. Homeyer traf diese seltene Art brütend am Prat auf Mallorca. Am 15. Mai sah er Junge. Er nennt sie „etwas häufiger als das Sultanshuhn.“ Nach Barcelo ist das „gehörnte Wasserhuhn“ ein nicht häufiger Brutvogel der Insel. — F. cristata wurde äußerst selten auf Sar- dinien beobachtet (Giglioli),. Es ist Brutvogel Spaniens (besonders in Andalusien und Valencia), Portugals, Jtaliens und Nord-Afrikas. SE A ee AN Rah a 2 er Porphyrio veterum Gmel. Cast. Calmon. Mall. Gall faber. Homeyer beobachtete das Sultanshuhn zweimal, am Prat wie in der Albufera. Nach Barcelo ist es nicht häufig das ganze Jahr über in den Sümpfen Mallorcas; nach Saunders kam 1871 die Art noch auf der Insel vor, war aber bereits stark in Abnahme begriffen. Uns kam die Art weder lebend noch ausgestopft zu Gesicht. Man versicherte uns aber, daß sie noch selten in der Albufera brüte. Nach Ponseti lebt das Purpurhuhn auch auf Menorca und nach dem Erzherzoge auf Ibiza. — Es ist Standvogel Sardiniens (Giglioli) und Spaniens (Sevilla Valencia, Granada, Murcia), hier aber allenthalben in Folge der steten Verfolgung sehr decimiert (Arevalo), ferner in Nordwest-Afrika, Italien, Sizilien, Kleinasien und weiterhin verbreitet, Gruidae. Megalornis (Grus) grus. (L.) Cast. Grulla. Mall. Grua. Nach Barcelo zeigt sich der Kranich selten im Frühjahre auf Mallorca, wo er sich jedoch fast nie auf- hält auf seinem Zuge nach Norden. Ponseti nennt ihn einen seltenen Wintergast Menorcas. Anthropoides virgo (L.). Cast. Damisela de Numidia. Barcelo schreibt: „Ich habe selbst keine Gelegen- heit gehabt, diese schöne afrikanische Art zu beobachten. die sich zuweilen auf diesen Inseln zeigt und deren Er- scheinen in früheren Jahren häufiger war als jetzt. Im Jahre 1718 erlegte Senor Cristobal Vilella einen Vogel in der Porrassa bei Sta. Ponsa, die er präpariert der königlichen Sammlung schenkte. Am 2. Oktober 1782 erhielt er ein anderes Stück, das tagszuvor in der Al- De 2. ge en AR u — 106 — bufera bei Alcudia lebend gefangen wurde, und das er am 15. November desselben Jahres lebend nach Madrid an einen der Infanten sandte, Nach D. Buenaventura Serra besaß zu gleicher Zeit Senor Ricondo ein weiteres ausgestopftes Exemplar in Palma.“ — Die Heimat des Jungfernkranichs ist das wärmere Asien und Nordafrika, besonders Algerien; ein seltener Zugvogel in der Provinz Sevilla (Arevalo). Balearica pavonina (L.). Cast. Grulla coronada. Saunders erklärt das Vorkommen des afrikanischen Kronenkranichs auf den Balearen als fraglich: Er soll nach dem Bericht des Don Buenaventura Serra (gest. 1784) in einem Exemplar vorgekommen sein, und zwar 1780 bei Sta. Ponsa gefangen und lebend in die Hände des Herrn Cristobal Vilella gelangt sein. Dieselbe Angabe erwähnt Ramis und Barcelo, welch letzterer auch die Fraelichkeit der Notiz betont. Homeyer glaubte auf Grund des Namens des Vogels vor seiner Reise, diesen sicher auf den Balearen zu finden, stellt aber -in seiner Arbeit „sein Vorkommen als Brutvogel entschieden in Abrede“. — Die Notizen über das angebliche Vorkommen des Kronen- kranichs auf den Balearen beruhen meines Erachtens zweifel- los auf Verwechslungen mit der vorigen Art und auf falschem Zitieren der Originalbemerkungen über diese (man vergl. die Vermischung der Angaben über den Jung- fernkranich, aus denen — wohl auch des Namens wegen — die Angaben von Balearica resultieren!) — Der Name „Balearica* wurde von Brisson der Gattung gegeben, da man zu seiner Zeit merkwürdigerweise die Balearen als die Heimat des Kronenkranichs ansah! — Die Heimat dieses Vogels ist Mittelafrika. Er wurde von Tristram zweimal in der nördlichen Sahara beobachtet; Degland und andere geben auch Sizilien und die Insel Lampedusa als Fundort an. die Richtigkeit dieser Angaben ist aber zum mindesten höchst zweifelhaft. | i Otididae. | Otis tetrax L. „Sehr seltener Gast Menorcas; die wenigen Exem- E: plare, von denen wir Kenntnis erhielten, wurden im Herbste geschossen“. (Ponseti). — Brutvogel Spaniens, überhaupt Südeuropas, (vereinzelt auch in Deutschland), ferner Nord-Afrikas, Mittelasien etc. k 3 Scolopacidae. Scolopax rusticola. L. Oast. Chocha perdiz, Becada. Mall. Cega. Die Schnepfe ist ein häufiger Zugvogel im Herbste und Winter auf Mallorca, Menorca und den Pityusen. Gallinago media (Lath.). Cast.. Callina ciega. Mall. Cegayreyal. | Nach Barcelo ist die große Bekassine ein seltener { Durchzügler im Frühjahre auf Mallorca. Gallinago gallinago (L.). | Uast. Becassina, Agachadiza. Mall. Cegay. | Die mittlere Bekassine ist ein häufiger Zugvogel im / Herbste, Winter und Frühjahr auf Mallorca, Menorca und den Pityusen. — Wir beobachteten sie am 24. März bei Lluch, am 29. bei Alcudia und am 15. Mai drei in dem Sumpfe la Porrassa bei Sta Ponsa; es ist hiernach nicht ausgeschlossen, daß sie auch auf der Insel brütet. — Wir sahen auch verschiedene ausgestopfte Stücke. Gallinago gallinula (L.). Cast. Rayuedo, Becasina. Mall. Cegay tenasser. Zugvogel auf allen Inseln der Gruppe, aber weniger häufig als die vorigen Arten. — Zwei kleine Bekassinen sahen wir im Seminar in Palma. | \ a yo Lit’ A en DB Numenius phaeopus (L.). Oast. Zaradito comun. Mall. Cega reyal. Der Regenbrachvogel ist ein nicht häufiger Zugvogel auf Mallorca und Menorca; wenn Barcelo sagt, er sei auch im Sommer auf der Insel. so ist dem natürlich kein Glauben zu schenken. Numenius tenuirostris Vieill. Uast. Zarapito de pico cencena. Homeyer beobachtete den dünnschnäbligen Brach- vogel während des Sommers$S am Prat, wo er Brutvogel ist; nach Barcelo brütet er auch in den anderen Sümpfen der Insel. Auf Menorca soll er sich nur im Winter zeigen. (Ponseti). —- Brutvogel der Mittelmeerländer, Numenius arquatus (L.). Cast. Zarapito real. Der große Brachvogel zeigt sich wenig häufig im Winter auf Mallorca und Menorca (Barcelo, Ponseti). — Fraglicher Brutvogel Sardiniens und Spaniens (Giglioli, Arevalo). Limosa limosa (L.). Uast. Limosa comun. Mall. Cegay de Mosson, Guieur. „Ebenfalls Brutvogel, doch nicht häufig. Am Prat sind stets einige Paare anzutreffen“, so schreibt Homeyer. Nach Barcelo ist diese Limose ein seltener Zugvogel im Prat und der Albufera, ebenso auf Menorca nach Ponseti. Die Homeyersche Angabe, ebenso die von Vidal, der das Brüten der Art in Spanien behauptet, scheinen mir fraglich. Die Behauptungen Vidals sind überhaupt mit Reserve aufzunehmen! Tringa (Totanus) glareola L. Wir beobachteten den Bruchwasserläufer am 27. März in fünf Exemplaren in der Albufera, am 28. April in dem y BE. N N or En — 19 — sumpfigen Tale bei Arta und am 2. Mai in dem Sumpfe Estany de las Gambas. Ich schoß zwei Vögel, von denen der eine, am 2. Mai erlegt, stark entwickelte Testes zeigte. Tringa nebularia (Gunner). (Totanus littoreus L.). Cast. Caballero labrador. Homeyer sah regelmäßig einige Vögel dieser Art im Prat, hält aber ihr Brüten dort für unwahrschein- lich. Nach Barcelo ist der helle Wasserläufer wenig häufig im Winter und Frühjahr auf Mallorca. Tringa erythropus (Pall.). (Totanus fuscus L.). Cast. Oaballero arlaquin. Homeyer beobachtete den dunklen Wasserläufer bis Ende Mai im Prat, späterhin nicht mehr. Nach Barcelo sein Vorkommen wie bei der vorigen Art. Tringa (Totanus) totanus (L.). Cast. Caballero de pies rojos. Am 9. April sahen wir ca. 20 Rotschenkel in der Albufera. Am 15. April ebensoviele in der Albufereta und am 15. Mai drei in der Porrassa. Nach Homeyer und Barcelo ist der.Rotschenkel ein nicht seltener Brut- vogel Mallorcas. Auch in Spanien ist diese Art ver- breitet. Machetes pugnax (L.). Cast. Pavo marino. H,omeyer beobachtete den Kampfläufer nur bis Ende Mai im Prat, und er verschwindet im Sommer ebenso nach Barcelo, während er im Winter und Frührjahr häufig ist; Ponseti nennt ihn einen sehr seltenen Gast Menorcas, Tringa (Tringoides) hypoleuca L. Cast. Caballero de vientro blanco. Der Flußuferläufer ist ein nicht häufiger Brutvogel ' Mallorcas; wir beobachteten ihn zur Brutzeit verschiedent- eh, SIT rn A En ch, N | ne La rn * 4 r \ f, T > 4 a Vanı) — 130. — © KR lich, so bei Arta, bei Santany, bei Salinas etc. und ii schossen zwei Pärchen. Auch nach Homeyer und Bar celo wenig häufig den Sommer über; auf Menorca ist er nur Zugvogel (Ponseti). — Auch in Spanien nicht sehr verbreitet (Arevalo). | Erolia (Tringa) alpina (L.). Ei; Cast. Mondra de mar; Andarios. Homeyer beobachtete den Alpenstrandläufer nicht selten und schoß am 13. Mai ein Weibchen: „Eierstock ( Ki Ba ZEASH =: Se gar nicht entwickelt“. Wir sahen am 15. Mai ca. 15 Vögel i der Art in der Porrassa; nach Barcelo ist er häufig auf ji: Mallorca wie Menorca. Sicherlich brütet der Alpenstrand- läufer nicht auf den Balearen. Erolia (Tringa) minuta (Leisl). Ki Am 2. Mai schoß ich einen Zwergstrandläufer aus e einem Fluge von 20—30 Stück in der Porrassa. S E Erolia (Tinga) ferruginea (Brünn.). 2 Oast. Andarios. Me 6 Nach Homeyer ist der bogenschnäbelige Strand- e läufer — auf Grund untersuchter Vögel — kein Brutvogel Mallorcas, wenn er sich auch in Scharen von 20—50 Stück während der Brutzeit am Prat aufhält; nach Barcelo ist er häufig in der Albufera. Wir sahen zwei Vögel im Instituto Balear., i aaa as ee Recurvirostra avosetta L. Cast. Avoceta. Be Die Avosette ist nach Barcelo und Ponseti ein ; seltener Gast im Frühjahr und Herbste auf Mallorca und # Menorca. H Himantopus himantopus (L.). h Cast. Zancudo. Mall. Avisador. ; Der Stelzenläufer ist ein sehr häufiger Brutvogel in i der Porrassa, wo wir durch einen Schuß 20—25 dieser Zu 5 merkwürdigen Vögel aufscheuchten. Es war kein leichtes Stück, bei den unzähligen Moskitos und bei großer Hitze in dem zähschlammigen Boden, in den man oft bis übers ‘ Knie einsank und sich dabei ständig in den unentwirr- baren Schlinggewächsen verwickelte, sechs dieser scheuen Tiere zu erbeuten! Am 16. Mai schoß ich ein Weibchen, das ein fast legereifes Ei trug. — Homeyer beobachtete einzelne Stelzenläufer im Prat, läßt aber ihr Brüten da- selbst zweifelhaft. Auf Menorca ein nur seltener Gast (Ponseti). Verbreiteter Brutvogel der Mittelmeerländer. Charadriidae. Haematopus osiralegus L. Cast. Zampaostras. Einen ausgestopften Austernfischer sahen wir im Seminar. — Barcelo nennt die Art einen seltenen Gast Mallorcas. Arenaria interpres. L. Cast. Revuelve piedras. Homeyer hält den Steinwälzer für einen Brutvogel der Insel; er sah ihn einige Male. am Strande unweit Palma. Nach Barcelo ist er wenig häufig im Frühjahre und nach dem Erzherzoge zur selben Jahreszeit auf Ibiza. — Ich halte sein Brüten auf den Balearen für fraglich. i Cursorius gallicus (Gm.). Nach Ponseti ist der Rennvogel ein sehr seltener Gast Menorcas, | Glareola pratincola (L.). Cast. Perdiz de mar, Canastela. Mall. Guallereta, Homeyer erlegte ein Paar Brachschwalben am 13. Mai auf der Insel. Barcelo sagt, die Art sei ein häufiger Zugvogel und halte sich im Frühjahr und Sommer — 132 — in den Sümpfen auf; nach Ponseti ist sie auf Menorca nur Zugvogel. Ich halte ihr Brüten auf den Balearen nach dem Homeyerschen Funde für wahrscheinlich, — Auf den tyrrhenischen Inseln ist die Brachschwalbe nur Durchzügler, sie brütet aber in Südspanien. Charadrius apricarius L. Cast. Pluvial dorado. Mall. Fuell. i Wir sahen einen Goldregenpfeifer im Seminar in Palma. Nach Ponseti ist er ein häufiger Wintervogel auf Menorca, wie auch nach Barcelo auf Mallorca. Charadrius hiaticula L. Cast. Correplayas. Mall. Tirurillo. Am 15. Mai sahen wir einige Sandregenpfeifer in der Porrassa, die augenscheinlich dort brüteten. Homeyer beobachtete sie auch als Brutvögel; er sagt, sie zeichne ein sehr breites schwarzes Brustband aus, was mir nicht auffiel. Auf Menorca ist die Art nach Ponseti im Herbste und Winter nicht häufig. — Brutvogel in Spanien. Charadrius dubius. Scop. Cast. Pluvial de collar menor, „Der seltenste Regenpfeifer; man findet ihn weniger an der Küste der See, als an den Ausmündungen der Süß- wassergräben und im Prat; an diesem letzteren sind stets einige Paare anzutreffen und dienen die sandigen Nachbar- partien desselben nach der See zu ihm als Brutstellen*, so schreibt Homeyer. Es ist dies die einzige Angabe vom Vorkommen des Flußregenpfeifers auf den Baleren., — In den Mittelmeerländern ein nicht häufiger Brutvogel, Charadrius alexandrinus L. Cast. Pluvial de collar negro. Mall. Tirurillo. Der Seeregenpfeifer ist ein sehr häufiger Brutvogel an allen geeigneten Plätzen, sowohl unmittelbar an der er Rs N Küste, wie an den Sandrändern der großen Sümpfe. Wir schossen einige, die in der Färbung ganz mit den nordi- schen übereinstimmen ; Homeyer schreibt, die Färbung sei bei den balearischen Stücken blasser. Bereits am 26. März zeigte ein Vogel einen starken Brutfleck. Vanellus vanellus (L.) Cast. Ave fria. Mall. Fuya. Ein ausgestopfter Kiebitz stand im Seminar. Die Art ist auf Mallorca wie Menorca ein häufiger Winter- vogel (Barcelo, Ponseti). Burhinus (Oedienemus) oedicnemus oedicnemus (L.). Cast. Alcaraban. Mall. Xabelli, Xebelli. Wir erbeuteten leider nur 4 Triele, von denen 3 mit dem nördlichen oedienemus übereinstimmen, während der vierte, 1 @ vom 28. April sich kaum von saharae Rchw. unterscheiden läßt. Die Sahara-Form besitzt ja im allgemeinen etwas mehr sandfarbenen Ton im Ge- fieder der Oberseite und — besonders auf dem ÖOber- kopfe — schmalere Schaftstriche, aber die von Reiche- now angegebenen Unterschiede in Färbung und Zeichnung der Flügelfedern scheinen mir nicht stichhaltig, da auch typische oedienemus die angeblich charakteristischen Merkmale von saharae zeigen. — Hartert weist bereits in seiner algerischen Arbeit in den Novitates 1912 darauf hin, daß bei beiden Formen Stücke vorkommen, die sich wechselseitig außerordentlich nähern! Es lag mir im Museum Koenig ein schönes Ver- gleichsmaterial vor. Mit Recht nennt Homeyer den Triel einen Charakter- vogel Mallorcas! Er fehlt keinem geeigneten Platze, und nimmt oft mit steinbesäten, olivenbestandenen Brach- 'feldern von sehr kleinem Umfange, die meistens noch von den bekannten niedrigen Mauern umschlossen werden, vorlieb. Zur Brutzeit sahen wir oft 4—5 Paare N 1a h r u% f L- h, — 134 — auf solehem, wenn auch etwas größerem, Terrain. Man findet ihn von der Ebene bis hoch hinauf ins Gebirge; er meidet nur die unmittelbar zum Meere abfallenden Hänge. Am häufigsten sahen wir ihn in der Ebene und dem hügeligen Gelände am Fuße der Gebirge. Wie überall, ist er auch hier auf Mallorca sehr vorsichtig und scheu. — Vor allem abends, wenn höchstens noch Nachtigallen schlagen, hört man seinen lauten angenehmen Ruf allent- halben, auch da, wo man ihn tagsüber vergeblich suchte. Es machte uns stets und immer wieder besondere Freude, mit diesem, seiner sandigen Umgebung so täuschend ähnlich gefärbten, hübschen, schlauen und dabei so melancholisch ausschauenden Steppenvogel zusammenzu- treffen! Die Art ist auf allen Inseln der Balearen-Pityusen- Gruppe, wie überhaupt den Ländern der Mittelmeerregion sehr verbreitet. Anatidae. Mergus merganser L. Cast. Mergo, Mergus serrator L. Cast Mergo monudo. Mall. Annera pexetera. Mergus albellus L. Cast. Mergo blanquillo. Mall. Cap blanc. Die drei Sägerarten zeigen sich selten in kalten Wintern nach Barcelo und Ponseti auf dem Meere bei Mallorca und Menorca, am seltensten der Gänsesäger. Erismatura leucocephala (Scop.). Barcelo nennt die Ruderente einen sehr seltenen Gast Mallorcas im Winter und Frühjahr, — Diese Art bewohnt als Brutvogel die Mittelmeerländer. , K a Nyroca fuligula (L.). Cast. Pelucon. Mall. Moreto de puput. Eine Reiherente stand im Instituto Balear. — Nach Barcelo ist sie im Winter häufig bei und auf Mallorca, auf Menorca nach Ponseti nur selten. Nyroca nyroca (Güld.). Cast. Anade niroca. Mall. Pardo. Die Moorente soll sich im Winter häufig bei Mal- lorca sehen lassen (Barcelo). Nyroca ferina (L.). Cast. Miluino. Mall. Cap vermey. Wir sahen eine Tafelente im Seminar. — Diese Art hält sich im Winter ziemlich häufig bei beiden Inseln auf. (Barcelo, Ponseti). Nyroca clangula (L.). Cast. Glaucion. Mall. Moreto, Nach Barcelo ist die Schellente selten im Winter bei Mallorca beobachtet. Nyroca rufina (Pall.). Cast. Anade silbon. Mall. Bec vermey. Homeyer beobachtete zwei Paare dieser seltenen Ente zur Brutzeit im Prat und erbeutete ein junges Stück. Er fand sie nistend in den im Wasser stehenden Tamarisken und Salicornien (ausführliche Schilderung seiner Beobachtung in Journ. f. Ornith. X. 1862 S. 434). — Nach Barcelo ist sie häufig (?) das ganze Jahr über in den Sümpfen Mallorcas. — Die Kolbenente ist ferner ein wenig häufiger Brutvogel Sardiniens (Giglioli) und Spaniens (Valencia etc.); im Süden weiter verbreitet. TEEN NEE ER IN N ENT Wi Spatula clypeata (L.). Cast. Pato real. Mall. Guyerot. Die Löffelente hält sich häufig im Winter bei Mal- lorka und Menorca auf. (Barcelo). Anas platyrhyncha L. (boscas aut.). Cast. Anade silvestre. Mall. Coll blau (5), Rossa (P). Die Stockente ist ein wenig häufiger Brutvogel auf Mallorca (Barcelo), Menorca (Ponseti) und Ibiza (Erz- herzog Ludwig Salvator). — Ein ® schossen wir am 29. März in der Albufereta und sahen weitere Vögel in der Albufera. Verbreiteter Brutvogel der Nachbarländer. Anas strepera L. Cast. Anade ridente. Mall. Grise. Nach Barcelo zeigt sich die Schnatterente im Winter häufig bei Mallorca. Anas penelope L. Cast. Anade silbador. Mall. Siulador. Siulet, Siurell, Eine Pfeifente sahen wir im Seminar, eine weitere im Instituto Balear in Palma. Im Winter soll sie häufig bei beiden Inseln sein (Barcelo, Ponseti). Anas querquedula L. Cast. Zarceta. Mall. Anado. . Nach Barcelo ist die Knäckente häufig im Früh- jahr bei Mallorca und Menorca. — Brutvogel Sardiniens und Spaniens. Anas crecca L. Cast. Zarceta Mall. Sel-la, Setla. Wir sahen ein Exemplar im Seminar. Die Kricekente ist im Herbste, Winter und Frühjahr häufig auf beiden Inseln. — Während die Art Spanien und Korsika als Brutvogel fehlt, soll sie auf Sardinien brüten. a 2 RR be re a EEE Ta j ’D. en ; — 137 — Dafila acuta (L.). | Cast. Pato de cola larga. Mall. Couer. Eine Spießente steht im Seminar. Die Art zeigt sich im Winter nach Barcelo häufig bei beiden Inseln. Anser anser (L.). Cast. Ganso bravo. Mall. Oca sauvatje. Eine Graugans, auf Mallorca erlegt, sahen wir im Seminar, — Nach Barcelo ist diese Art ein häufiger Zugvogel auf der Insel. Anser fabalis (Lath.). Cast. Ganso silvestre. Die Saatgans wird selten im Herbste auf Mallorca (Barcelo) und Menorca (Ponseti) gesehen. Cygnus cygnus (L.). Cast. Cisne. Mall, Signe, Der wilde Schwan wurde selten auf. beiden Inseln beobachtet. „Im April 1864 hielten sich eine ganze An- zahl in der Albufera auf.“ (Barcelo). Pelecanidae. Pelecanus onocrotalus L. Cast, Pelicano, Alecatrax. Don Ventura de los Reyes y Prosper schreibt in seinem Catalogo von dieser Art: „Nach Serra wurde im Jahre 1775 am Tage der Himmelfahrt des Herrn ein Exemplar in der Albufera bei Alcudia gefangen.“ Die- selbe Angabe erwähnt Barcelo. Saunders berichtet in seinem Catalogue des oiseaux du midi de l’Espagne: „On a tu& rarement et accidentallement des individus de cette espece A Valence et dans les iles Baleares,“ a BE A ME Ma - ) ” | “ u Bu a erde Pate Senf A En Fr er Sulidae. Sula bassana (L.). Nach Ponseti wurde ein Basstölpel von Fischern an der Küste Menoreas erbeutet. Phalacrocoracidae. Phalacrocorax carbo (L.). Cast. Cuervo marino. Mall. Corp marin. Der Kormoran ist ein sehr gemeiner Brutvogel an den Küsten aller Inseln der Balearengruppe; wir sahen ihn allenthalben, besonders zahlreich bei der Dragonera und Cabrera. Ich schoß ein Stück. Phalacrocorax graculus desmarestii Payrandeau. Barcelo schreibt in seinen Apuntes: „Graculus cristatus Gray. Mallorca“; Saunders traf graculus brütend auf der Dragonera. Es handelt sich hier jedenfalls um die südliche Form der Krähenscharbe, die auch Korsika, Sardinien, Teile der spanischen Küste ete. bewohnt. Laridae. Stercorarius skua (Brünn.). Homeyer beobachtete die große Raubmöve, diesen nordischen Vogel, der sich nur selten an Spaniens Küste und im. Mittelmeer sehen läßt, auf der See zwischen Barcelona und den Balearen. Larus argentatus cachinnans Pall. Cast. Gaviota de manto azul. Mall. Gaviota. Die südliche Silbermöve ist ein sehr häufiger Brut- vogel an den Felsküsten der Balearen-Pityusen-Gruppe, wie überhaupt den Steilküsten des Mittelmeeres. Wir schossen ein Paar an der Dragonera, wo sehr viele brüteten. 4 | } — 139 — Larus marinus L. Cast. Gaviota de manto negro. Nach Barcelo zeigte sich die Mantelmöve einige Male an den Küsten Mallorcas, und selbst in den Sümpfen würde sie selten gesehen. (?) Larus fuscus L. Cast. Gaviota de pies amarillos. Die Heringsmöve hält sich nach Barcelo zu Anfang des Jahres häufig bei Mallorca auf. — Brutvogel Sar- diniens (Giglioli) und der spanischen Küste (Arevalo), Larus canus L. Cast. Gaviota cenicienta. Mall. Galina de mar, Die Sturmmöve ist im Herbste und Winter häufig bei Mallorca und Menorca (Barcelo, Ponseti). Larus melanocephalus Natt. Nach Ponseti ist die Schwarzkopfmöve gemein auf Menorca(?). Brutvogel des Mediterrangebietes. Larus gelastes Licht. Die dünnschnäbelige Möve kommt nach Ponseti wenig häufig auf Menorca vor; sie ist ein Brutvogel der Mittelmeerländer. | Larus ridibundus L. Ich schoß eine Lachmöve am 31. März in der Albu- fera (@ mit schwach entwickeltem Ovar). — Wenig häufig als Brutvogel an den Küsten des Mittelmeeres. Larus Audouini Payrand. Homeyer sah diese seltene Möve dreimal an der Küste Mallorcas; auch Barcelo erwähnt sie. Saunders, der sie nicht selbst zu Gesicht bekam, schreibt in seinem Catalogue: „Je crois qu’elle doit nicher sur quelques ilots —:.140. — du groupe des iles Baleares, mais sans toutefois pouvoir l’affirmer.* Trotz eifrigsten Ausschauens beobachteten wir sie nicht. — Diese interessante Möve brütet auf einer Reihe von Inseln des westlichen Mittelmeerbeckens, so auf Sardinien, den Inseln bei Bonifacio, auf Spargi, Spar- geiotto, Caprera, Maddalena, Alboran, vielleicht auch auf Elba, Capraia, Pianova, Monte Cristo ete. (siehe Jourdain Ibis 1911/12, p. 324—325). Rissa tridactyla L. Cast. Gaviota de {res dedos. Nach Weyler soll die Stummelmöve auf den Bale- aren vorkommen; dieselbe Notiz erwähnt Barcelo. — Diese nördliche Art streift im Winter bis zum Mittelmeere und den Kanaren. Sterna nilotica Gm. Die Lachseeschwalbe soll sich nach Barcelo selten im Frühjahr und Sommer auf Mallorca zeigen. Sie ist ein wenig häufiger Brutvogel des Mittelmeergebietes. So nistet sie in den Provinzen Sevilla, Murcia, Valeneia etc. auf der iberischen Halbinsel (Arevalo). Sterna sandvicensis Lath. (cantiaca Gm.). Cast. Golondrina de mar, Gaugek. Die Brandseeschwalbe ist nach Barcelo ein seltener (rast Mallorcas. — Sie brütet an einigen Küstenstrichen der Mittelmeerländer. Sterna hirundo L. Cast. Golondrina de mar. Mall. Llambritja. Barcelo nennt die Flußseeschwalbe einen häufigen Standvogel Mallorcas. — Verbreiteter Brutvogel des Mittel- meergebietes. ET L SEM RES EEE a ER Fee 3 D Fi EReRT — 141 — Sterna minuta L. Cast. Golondrina de mar pequena. Nach Homeyer ist die Zwergseeschwalbe ein nicht häufiger Brutvogel Mallorcas. Nach Barcelo ebenfalls. — Brutvogel Spaniens und anderer Teile des Mediterran- gebietes. Hydrochelidon nigra (L.). Cast. Espantajo. Mall. Popero. Homeyer schreibt, die Trauerseeschwalbe sei ein häufiger Brutvogel des Prat und der Albufera. Nach Barcelo ist sie das ganze Jahr über auf Mallorca und Menorca, während sie Ponsetj nur als einen selteneren Gast letzterer Insel bezeichnet. — Verbreiteter Brutvogel Spaniens, überhaupt der Mittelmeerländer. Hydrochelidon leucoptera (Temm.). Die weißflügelige Seeschwalbe bewohnt als Brutvogel Mallorca (Homeyer, Barcelo). Saunders schreibt von ihr in seinem Catalogue: „De passage sur la cöte de VEst et aux iles Baleares oü j’en ai tu en mai; je ne sais pas si cette espece y niche.* Die Art ist ein ver- breiteter Standvogel der umliegenden Gebiete. Procellariidae. Puffinus kuhli (Boie). Der graue Sturmtaucher, der Bewohner der Mittel- meergestade, ist auf allen Inseln der Balearen-Pityusen- gruppe sehr häufig; wir beobachteten ihn vielfach an den Küsten der kleinen Inseln und auf dem offenen Meere. Am 4. Mai wurde uns ein männlicher Vogel gebracht, der von Fischern an der Südküste Mallorcas (bei Santany) mit einer Angel gefangen war. BI PIE FETT = I a eh Ar De in = u ; ; = Puffinus yelkouan (Acerbi). Uast. Pufino de Escorcia. Mall. Virol, Virotje. Auch dieser Sturmtaucher bewohnt in nicht geringer Anzahl die Balearen; wir sahen ihn oft auf dem Meere und auch in verschiedenen Sammlungen einzelne Exem- plare. — Nach Barcelo brütet er auf der Dragonera, ÖCabrera, Conejera, Formentera und der kleinen Insel Aire bei Menorca. Auch Saunders und Homeyer er- wähnen die Art als Brutvogel. Hydrobates pelagicus (L.). Cast. Ave de tempestad. Seine Kaiserliche Hoheit schrieb mir: „In den Ge- wässern von Cabrera ist die Thalassidroma pelagica häufig, namentlich vor frischem Winde, anzutreffen“. Auch Homeyer und Barcelo erwähnen diesen reizenden kleinen Meeresvogel als häufig auf dem offenen Meere in der Umgebung der Insel, so besonders bei der Cabrera und Dragonera, vorkommend. Colymbidae. Gavia stellata (Pontopp.). (Colymbus septentrionalis L.) Cast. Colimbo. Der Nordseetaucher erscheint nach Ponseti in sehr strengen Wintern als seltener Gast auf dem Meere bei Menorca. Colymbus cristatus L. Cast. Somorgujo cristado. Mall. Cabusso, Cabussal. Barcelo sagt, der Haubensteißfuß sei ein wenig häufiger Brutvogel der Albufera, während er nach Pon- seti nur ein seltener Gast Menorcas ist, — Die Art ist Standvogel des umliegenden Gebietes. h n ur PEN “ . Colymbus nigricollis (Brehm). Cast. Somorgujo (orejudo nach Ponseti). Der Schwarzhalssteißfuß besucht nach Ponseti als seltener Gast Menorca. Colymbus auritus L. Cast. Somorgujo orejudo. Barcelo behauptet, der Ohrensteißfuß sei ein wenig häufiger Brutvogel der Albufera. — Nach der Verbreitung der beiden letztgenannten Arten zu schließen, glaube ich, daß Barcelo eher (©. nigricollis meint und Ponseti (auch besonders nach dem castilianischen Namen orejudo = ge- hörnt) ©. auritus. Colymbus griseigena Bodd. Cast. Alabanco. Mall. Setmeso, Retjidor d’Aleudia. _ Der Zwergsteißfuß ist nach Barcelo und Ponseti ein nicht häufiger Standvogel beider Inseln. Ein Stück sahen wir im Instituto Balear. — Brutvogel in den Nach- barländern. Alcidae. Alca torda L. Cast. Pingüino. Mall. Pingday. Im Februar 1913 wurden zwei Tordalke an der Küste von Arta geschossen. Sie standen ausgestopft daselbst in einer kleinen Sammlung; zwei weitere präparierte Stücke sahen wir in Palma. Am 16. Mai(!) beobachteten wir einen Vogel in der Bucht vor der Porrassa, den ich frag- lich zu dieser Art zähle; es könnte auch ein Steißfuß gewesen sein! — Nach Barcelo (Oleo) und Ponseti selten an der Küste beider Inseln. — Nach Arevalo erscheinen jährlich orößere Flüge dieser Art an der spanischen Küste. Der Tordalk ist im allgemeinen im Mittelmeere eine seltene Erscheinung. — Nach Giglioli hielten sie sich in den Wintern 1885/86 und 1886/87 ziemlich zahlreich an der Ostküste Korsikas auf, und Bakhome fand sie häufig im Golf von Ajaccio im Dezember 1890 und Januar 1891; auch bei Sardinien zeigten sie sich ' 1887/88 zahlreich (Giglioli). Uria troille (L.). Cast. Guillemote. Die Trottellumme wird sehr selten bei Mallorca und Menorca gesehen (Barcelo, Ponseti). — Ein Exemplar, das das Instituto Balear besaß, wurde nach Barcelo in der Bucht von Palma erbeutet. Mormon arcticus (meridionalis subsp. n.?). Cast. Frailecillo. Mall. Que de fet, Cagafet. Ich bin kaum je so überrascht gewesen, wie am Abend des 27. März als uns — wir waren gerade mit der Präparation unserer Tagesbeute beschäftigt? — in Alcudia von einem Jungen ein frischer Papageitaucher gebracht wurde, der kurz zuvor von Fischern gefangen war. Am vorhergehenden Tage hatte mir bereits ein älterer Mann einen Vogel beschrieben, der jährlich an der Küste Mallorcas sich zeigen solle, und diese Beschreibung hatte nur auf den Lund gepaßt. Ich hatte dies aber doch nicht recht glauben wollen; dann wurde uns noch ein zweiter geschickt, und schließlich erklärte ein Fischer, wir sollten mit ihm auf See fahren, dann könnten wir selbst so viele schießen, wie wir wollten. Da wir keine Wartezeit mehr zur Ver- fügung hatten, gingen wir dann am 7. April trotz der hohen See auf den Vorschlag ein. Wir waren etwa eine Stunde in die Bucht von Alcudia hinausgefahren, als der erste Papageitaucher neben unserem Boote auftauchte; weiterhin sahen wir im ganzen etwa ein Dutzend. Bei dem starken Winde und der Scheuheit der Vögel ge- lang es uns leider nur sechs Exemplare zu schießen, Es ist nicht leicht vom stark schaukelnden Boote aus den Kopf dieser kleinen Tiere gerade auf dem Wogen- f =. 145) kamme bei hochgehender See zu treffen; im nächsten Augenblicke sind sie schon wieder tief unten im Wellen- tale verschwunden. Außerdem können sie sehr viel ver- tragen, da sie, nicht tötlich getroffen, tauchen und sehr weit ab wieder zum Vorscheine kommen oder mit großer Geschwindigkeit dicht über das Wasser hinstreichen, dieses mit Füßen und Flügeln furchend, ein sehr spassiges Bild! — Der Mormon ist den Fischern der Balearen sehr gut bekannt, sie nennen ihn „Que de fet,; er wird vielfach in den Netzen der Fischer verwickelt, ans Land gezogen. Alljährlich soll er sich den Winter über, vor allem im Januar, wenn es kalt ist, in großen Schwärmen an den Küsten der Inseln aufhalten und bei eintretender milder Witterung oft erst Ende April wieder abziehen. Dieselbe Auskunft erhielten wir immer wieder, vor allem von den Fischern der Ost-, West- und Südküste und auf Cabrera und Dragonera; an letzterer Insel hielten sich, wie uns gesagt wurde, vom 10. April 1913 ab mehrere Hundert einige Tage auf und wir sahen am 18. April noch zwei Stück dort. Auch Seine Kaiserliche Hoheit erzählte mir, daß er sie, wenn auch nicht häufig, unterhalb seines Schlosses im stillen Wasser der Foradada nach starken Stürmen zu 10—20 zusammen beobachte. Woher kommen nun diese vielen Papageitaucher? Dies ist die Hauptfrage, aber schwierig zu beantworten! — Im ganzen Mittelmeere bis nach Malta hin wurde die Art, man kann sagen nicht selten, beobachtet nnd erbeutet. Ich habe alle diesbezüglichen Literaturangaben gesammelt, um sie hier wiederzugeben, aber es würde die eingehende Aufzählung dieser eine nicht kleine Arbeit für sich er- geben, so umfangreich ist das mir vorliegende Material; ich hoffe später eine genaue Zusammenstellung a. a. O. geben zu können, will aber doch hier die Hauptfundorte, ohne Rücksicht auf die Häufigkeit der Beobachtungen und ohne Autor und Titel der Arbeiten, nennen; San Sebastian — Santander — Cap Ferrol — Cap Coruna — » x " - An Fa E - * — „ Bi. ; ; > A { Vincente — Straße von Gibraltar — Murcia — Küste der Provence (Nizza) — Ligurien (Genua) Toscana (Viareggio) Civitavechia — Campanien — Oalabrien — Marken (Ancona) — Venetien (Malamoceca) — Fiume — Insel Cherso — Palazzoli-Küste von Kroatien — Gravosa — Malta — Sizilien (Palermo) — Sardinien — Korsica — Elba — Mallorca — Menorca — Küste von Tripolis — Tunesien (Tunis, Golleta, Porto Farina, See von Bizerta), Marokko (Tanger) — Madeira — Orotava. In Anbetracht dieser oroßen Menge von Beobachtungen scheint es mir durchaus unwarscheinlich, zumal da bei den Balearen diese großen Mengen regelmäßig alle Jahre zur selbeu Zeit erscheinen, daß es sich sozusagen um zufälliges Verschlagenwerden dieser Vögel durch starken Sturm handeln könnte ; anderseits ist aber auch ebenso unwahrscheinlich auf Grund anderer Feststellungen, daß es nordische Brutvögel oder selbst englische sein sollten. Bevor ich nun auf die Frage der ‚Formzugehörigkeit eingehe, möchte ich noch einiges über ein Brüten der Art in südlicheren Breiten anführen. An der Küste Englands und den zugehörigen Inseln ist der Papageitaucher bekanntlich an den verschiedensten Punkten ein mehr oder weniger häufiger Brutvogel. Bureau fand Brut-Kolonien des Vogels an der Küste der Bretagne, die eine auf einem Felsenriff „le Guest“, die zweite auf der Insel Rougie (Rouzie) und die dritte auf dem Riff „le Cerf“ bei derselben Insel. Nach Bureau fällt die Brutzeit hier in den Anfang oder Mitte Mai bis Juli oder erste Woche August. Im Juni 1850 wurde ein Dunenjunges auf ‘ der Insel Aurigny gefangen, was auch auf ein Brüten dort- selbst schließen lasse. Selbst auf der unteren Seine an den steilen Ufern von Autifer brüteten eine kleine Anzahl, bevor man sie dort gänzlich vertilgte (Bureau: Recherches sur la mue du bee des oiseaux de la familie des Momornid6s. Bull. Soc. zool. France. Voll. IV Paris 1879 und Lemetteil. Catal. rais, des Ois. de la Seine inferieure 1874 p. 492). — Das TEN er Wh . Ken ra BT rn a In h 2 £ E: “ Bi - : Brüten an der Küste Höllands ist wohl als irrtümlich zurückzuweisen (vergl. H. Albarda: „Über das Vorkommen seltener Vögel in den Niederlanden“ Journ. f. Ornith. 1892 S. 450). — Die weitest nach Süden gelegene Brut- stätte des Mormon befindet sich auf den Berlengas-Inseln vor der Küste Portugals, etwa in der Höhe von Lissabon, genau in gleicher Höhe wie Mallorca! (Saunders, Oata- logue des oiseaux du midi de l’Espagne) Alle jene, die von dem Vorkommen im Mittelmeergebiete berichten, halten ein Brüten dortselbst für unwahrscheinlich; jeden- falls ist es nicht nachgewiesen. Ein Fischer in Mallorca sagte mir zwar, der „Que de fet“ niste auf der Cabrera, er selbst habe ein Nest mit Eiern von ihm zwischen den Mövennestern an steiler Felsküste gesehen; aber letzte Auseinandersetzung bewies mir, daß diese Angabe nur . eine Liebenswürdigkeit des liebenswürdigen Spaniers war! — Nach allen den vielen Literaturberichten, meinen eigenen Beobachtungen und dem festgestellten Brüten auf den Berlengas, halte ich es für durchaus nicht aus- geschlossen, daß man den Lund auch noch als Brutvogel des Mittelmeergebietes wird feststellen können. Unter den von mir mitgebrachten Stücken ist nur ein fast adulter Vogel, ein Weibchen vom 7. April, das auch bereits ein ziemlich stark entwickeltes Ovarium besaß, während die Testes und Ovarien der übrigen jüngeren Tiere noch gar nicht angeschwollen waren. Im Folgenden will ich versuchen, die nicht leichte Entscheidung der Formangehörigkeit dieses südlichsten Larventauchers zu treffen. — Das größte Gewicht ist hierbei auf die Größenverhältnisse zu legen. — Zunächst gebe ich eine Größentabelle der acht von mir heim- gebrachten Vögel: Zeit Flügelläinge Schnabel- Schnabel- Tarsus länge höhe 7. April 1913 5 13,6 em 4,1 2,9 2,4 a: ..o A 4,4 2,9 2,6 — 18 —. Zeit Flügellänge Schnabel- Schnabel- Tarsus länge _ höhe 28. März 1913 9 ?1) cm 4,1 2,5 2,2 TAprl.....g 199.7, 4,4 2,8 2,5 eNpEl. ww. Oadı, Es, 4,2 2,9 2,3 97. März: .,Q 1200. 4,1 97 2,4 TABL... © 145°, 4,1 2,8 9,3 Te Apah © Ban 3,9 2,4 2,1 Nach Olphe-Galliard haben die Stücke von der französischen Küste (Bretagne) 15 cm Flügellänge (Ibis 1875, S. 267—69). Bureau gibt in seiner Arbeit im Bull. Soe. zool. Fre. 1879 folgende Flügelmaße an: Cötes de Bretagne: 11 Sg 14,8—16,0 cm 12.909 145—155, „ Dagegen beträgt nach le Roi (Avifauna Spitzber- gensis 1911) die Flügellänge von: a Mormon arcticus glacialis Naum.: Spitzbergen J' 17,5—19,4 (Durchschn. 18,61 on 9 17,6—19,0 ( h 18,38 2 Mormon arctieus aretieus (L,). | Bäreninsel 5% 16,0—17.6 (Durchschn. 16,8 cm) 9 15,8—16,8 ( y 16,56 ,„) Dr. Hartert maß auf meine Bitte das Material im Tring-Museum durch und machte mir folgende Angaben: Labrador Q 172, 217,2 cm Island d' 17,6 N-Island 164 2 175 „ Norwegen 9'175, 17,1 „ Melbö Em46,4,19. 16,8%, Irland © 16,0, 9:15,89: 16,2em Yarmouth 5' 16,5 cm ‘) Infolge Schwingenmauserung gänzlich flugunfähig; die Schwingen treten eben aus den Kielen! \ a en Insel Herm, Normannische Inseln auf den Eiern von Hartert gegriffen: 21719.0,.0%:10,8, 9: 16,0, 0016,53: 015,7, © 16,6 cm. Pastor Kleinschmidt maß in seiner Sammlung: Helgoland 2. Juli 1892 ' 15,9 . Norwegen Juni 1860 17,6 Ein englisches Stück von Hamborough Head (York- ae) im Museum Koenig 5 17. April 1909 mißt 16,0 cm. Nun kommt die schwierige Frage der Abgrenzung der Formen und der Nomenklatur! Zunächst will ich Su [S) | eine Übersicht über die vielen gegebenen Namen folgen lassen mit der von den Autoren angegebenen Verbreitung: arctica L. 1755 Schweden. deleta Brünnich 1764 Island. canogularis neuer Name für arctica. labradorica Gmelin 1789 Labrador. glacialis Naumann 1821 ohne Fundort. polaris Brehm Grönland. grabae Brehm Faröer. armoricana Bureau 1879 Name für die kleine Form von den Faröern, den Orcaden, England, Schweden, Norwegen und der Küste der Bretagne. Über die Verbreitung der Formen ist noch kaum ein endgültiges Urteil zu fällen. Ich will hier die An- gaben der an erster Stelle in Betracht kommenden Autoren wiedergeben: Leon Olphe Galliard schreibt (Ibis 1875 p. 267 bis 269): „Il s’agit d’abord de la r&habilitation d’une esp&ce de Brehm sur laquelle M. J. Vian vient d’attirer mon attention. C’est le Mormon grabae deerit pour la premiere fois par Brehm (Handbuch p. 999). C’est le plus petit de tous les oiseaux de ce genre; il se rapproche du M. fratereula par la forme de son bee. Mais il s’en distingue par la taille qui est beaucoup plus petite. Le M, grabae $ ki est le plus meridional de tous les Macareux; car il hab les Feroes et d’autres iles voisines.“ U Jules Vian: „Le macareux de Graba (Bull. Soc, zool. France Paris 1876 p. 4—11). Der Autor hält auf Grund eines ziemlich umfangreichen Materials die artliche Abtrennung des Papageitauchers der französischen Küste unter dem Namen Mormon Grabae für geboten. Den Hauptwert legt er bei der Unterscheidung auf die sehr geringe Größe und die Form des Schnabels. (Schnabel- höhe 3 cm). Er unterscheidet 3 Formen: Mormon grabae Brehm, M. arctica L. und M. glacialis (Leach). Bureau: Mue du bec des Mormonides (Bull. Soc. zool. Fr. Paris 1879): „On l'observe (Fraterceula armoricana) aussi dans le sud de la Suede et de la Norwege. Mais dans le Nord des etats scandinaves, en Laponie le Macareux aretique est plus fort de taille et se rattrache a la forme d’Islande. — D’autre part la confrontation de ces 6chantillons, faite en Angleterre avec un bon nombre de sujets recueillis dans toute l’tendue des iles Britanni- ques, me permet d’ajouter gue ces derniers ne different en rien des nötres.*“ — Bureau unterscheidet außer gla- cialis und armoricana eine dritte Form, die er „islandiea“ nennt, und die auf Island und Südgrönland beheimatet sei. Hantzsch (Beitrag zur Kenntnis der Vogelwelt Islands, Berlin 1905) zieht den Larventaucher Islands zu glacialis Naum. (wenigstens die Brutvögel Grimseys und der Nordküste Islands, während er die Zugehörigkeit der Vögel der Südküste unentschieden läßt). Die Flügelmaße von 15 alten Stücken: (leider ohne Geschlechtsangabe) gehen von 15,5 bis 17,4 em; Schnabelhöhe 3,2 bis 4,5, (Diese Vögel sind also in Anbetracht der niedrigen Flügel- maße kaum echte glacialis. Man vgl. hierzu auch: le Roi „Avifauna Spitzbergensis* p. 265). le Roi unterscheidet zwei Formen: die große nörd- liche glacialis, die Spitzbergen und wohl auch den nörd- lichen Teil Grönlands bewohnt und die kleinere südliche f en RT . i2 en ANY ' nit retieus, die die Bäreninsel, Jan Mayen(?) etc. bevölkert, br ‘ohne daß nach dem Autor vorläufig eine genaue Grenze zwischen den Verbreitungsgebieten der beiden angegeben werden kann. Auf Grund vorhergehender Ausführungen möchte ich vorläufig, bis größeres Material von Brutvögeln des Mor- monen untersucht worden ist, das eine bisher nicht mög- liche exaktere Begrenzung der Verbreitungsgebiete er- möglichte, folgende Formen unterscheiden: Eine nördliche Form, die die hohe Arctis, Spitz- bergen und wahrscheinlich Nordgrönland bewohnt: Mor- mon areticus glacialis Naumann 1821. -An diese südlich anschließend: Mormon arcticus N areticus (L.) 1758, deren Verbreitungsgebiet die Bären- insel, Skandinavien (vielleicht nur Nordskandinavien), Südgrönland und Island (?) umfaßt. : Vielleicht sind von diesen beiden abzutrennen die | Vögel Islands — Grönlands — Labradors, die den Namen Be: Mormon arcticus deletus Brünnich 1764 „Island“ erhalten E: müßten, nicht labradoricus Gmelin 1789 „Labrador“, ob- | sehon deletus einem jungen Vogel im Gegensatz zum alten gegeben wurde (Hartert in litt.), ebenfalls kommt Br natürlich der Name „islandieus“ Bureau 1879 nicht m 5 Betracht. — Ich halte aber eher die obige Trennung für Ru richtiger, zumal die Vögel Grönlands von Norden nach kan Süden an Größe abnehmend, nicht zu einer Form ge- rechnet werden können. Schwierig ist es nun mit der folgenden Form! Ent- weder sind die Brutvögel der Faröer, Englands und der Normannischen Inseln (auch die Helgolands und vielleicht Südskandinaviens) eine Form, die dann den Namen Pi Mormon arcticus grabae Brehm Handb. p. 999 erhalten I müßte. Der Autor sagt von grabae, daß es die kleinste und von allen die südlichst wohnende Form sei, die die Faröer und umliegende Inseln bewohne und die deutschen Küsten besuche. „Der Flügel eines Stückes der Brehm- Er schen Sammlung ohne Fundort trägt den Namen Mormon grabae! ... der Schnabel des Brehmschen Stückes — vermutlich der Typus von grabae — ist genau wie der der Stücke von Herm und aus Island.* (Hartert in litt... — Oder aber (nach dem untersuchten Material scheint mir dies fast wahrscheinlicher), es sind auch hier zwei Formen zu unterscheiden: die nördliche, Faröer (die umliegenden Inseln: Hebriden. Orkney und vielleicht Nord-England) bewohnende Form ist zu areticus zu rechnen (man vergleiche genau die oben angegebenen Maße), und eine zweite Form, die auf den normannischen Inseln, Süd- england (Grenze nach Nord nnd Ost?) brütet. Für letztere könnte meines Erachtens der Name grabae nicht in An- wendung gebracht werden (denn terra typica von grabae ist Faröer und umliegendes Gebiet, letzteres kann aber offenbar nicht auf die Brutinseln der südlichen Form be- zogen werden!). Ibr Name wäre Mormon arcticus armori- canus Bureau 1879. „Inseln an der Küste der Bretagne, Südschweden und Südnorwegen; aber auch nicht zu unterscheiden von den Vögeln der Faröer und der britannischen Inseln.* Obschon Bureau letzteres sagt, hat er offensichtlich an erster Stelle die Vögel der Nor- mannischen Inseln mit jenem neuen Namen kennzeichnen wollen, Man vergleiche bitte hier nochmals die Tabelle meiner Balearen-Lunde! Solch geringe Flügel- (und auch Schnabel-) Maße sind bei keinem anderen Papageitaucher bisher festgestellt worden. Wenn auch wahrscheinlich das Maximum hier noch nicht gefunden ist, so liegt doch das bis jetzt gemessene Minimum so erheblich tief, daß ich es notwendig erachte, dies durch einen Namen fest- zulegen. In diesem Falle ist eine Namengebung am Platze, da hier die sehr interessante Erscheinung vorliegt, daß der Papageitaucher mit abnehmender oeographischer Breite konstant an Größe abnimmt, während umgekehrt die Eiderente mit abnehmender Breite an Größe zunimmt. NN SEE Wo diese das Mittelmeer besuchende Mormonen beheimatet sind bleibt noch festzustellen. Aller Wahrscheinlichkeit nach werden aber zu dieser südlichsten Form die Brut- vögel der Berlengas-Inseln an der Küste Portugals, die, wie gesagt, auf gleicher Höhe liegen wie Mallorca, ge- hören. Ich schlage für die Form den Namen Mormon areticus meridionalis vor und führe ihn vorläufig, bis Näheres über sein Brutgebiet bekannt geworden ist, unter der oben angewandten Nomenklatur auf. Typus; Bahia de Alcudia ‘S' 7. April 1913; 9 7. April 1913 (Nr. 999 bzw. 1000 meiner Sammlung). Zoogeographische Resultate und Ausblicke. Übersieht man die Reihe der auf den Balearen brütenden Vogelarten, so ergiebt sich sofort der rein europäische Charaker ihrer Avifauna; typisch-nordafrika- nische Formen fehlen ganz mit einziger Ausnahme des Troglodydes kabylorum, dessan licht-fahle Färbung aber nicht einen unbedingt genetischen Zusammenhang mit dem Atlas-Zaunköniginvolviert. Eine Haupteigentümlichkeit der Balearen-Fauna ist die starke Neigung zur Bildung heller Formen (Parus maior, P. coeruleus, Muscicapa striata, Sylvia sarda, Troglodytes, Luscinia. Fringilla coelebs etc), was besonders einen merkwürdigen Kontrast zu den dunklen Formen Korsikas, Sardiniens bedeutet, wie überhaupt vielfach Inselformen im Vergleiche zu ihren nächsten Festlandsverwandten einen dunklen Typus auf- weisen. Eine hinreichende Erklärung für diese auffallende Erscheinung vermag ich nicht zu finden. Man hätte es ja leicht, die helle Färbung der Vögel Mallorcas auf inten- sivere Sonnenbestrahlung und Reflexion zurückzuführen; ein Gegenstück hierzu wäre Oenanthe oenanthe „nivea*, hier könnte ja vielleicht die Sonnenstrahlung als Aequi- valent der Vereisung denselben Effekt hervorgerufen haben! Hierbei kann man alles auslegen, wie es einem j { ? ’ er Na SEE N ZHF EN paßt, aber das ist dann eben noch keine wirklich klärung. Warum die Balearen stärkerer Sonnenbestra das auf gleicher Breite liegende Gebiet Spaniens ist nicht einzusehen. Außerdem sind die in dieser Weise differen- zierten Vögel Wald- resp. Gestrüppbewohner! Ich verzichte daher lieber darauf, eine Ursache anzugeben, die doch nur eine Scheinerklärung sein würde, Eine ‘sichere Grund- lage für weitere Erörterungen dieser Punkte könnten wir erst erhalten durch exakte photometrische und Helligkeits- % Messungen, (nach dem Vorbilde der Wiesner’schen Messungen in pflanzenökologischen Fragen und der Unter- suchungen J. Vosselers über die Wirkung der Strahlungs- | einflüsse der Umgebung auf die Färbung der Heuschrecken. („Beiträge zur Faunistik und Biologie der Orthopteren Algeriens und Tunesiens.* Zool. Jahrb. Bd. XVI, XVI, | Jena 1902/03.) — Bei einer Bearbeitung der Formen- kreise oder Verwandschaftsgruppen würden vielleicht interessante Beziehungen ein Licht auf diese merk- würdigen Erscheinungen werfen, Beziehungen, die hier ohne genetischen Zusammenhang untereinander durch zufällige äußere Ereignisse, Tierformen gleicher Differen- zierung vereinigten. Hier wären einige Bemerkungen über Isolation und deren Wirkung am Platze:Moritz Wagner, der bekanntlich dem Selektionsprinzip als Artbildungs- faktor die Berechtigung absprach, ist der Begründer der Mierationstheorie: „Nach der Selektionstheorie .ist der Kampf ums Dasein, nach der Separationstheorie die räum- liche Absonderung die nächste zwingende Ursache der Artbildung.“ (Naturw. Streitfragen. Allgem. Ztg. 1877). „Jede konstante neue Form beginnt ihre Bildung mit der Isolierung einzelner Emigranten“ etc. Kurz nach ihm ist i eine Neubildung, die bestanden haben soll, nicht möglich N) ohne .eine räumliche (geographische) Isolation. Leider kann ich hier nicht auf die Kritik der Wagnerschen Lehre durch Weismann (Leipzig 1872) und Plate („Selektions- BI E prinzip und Probleme Br K £ EIER: Trennung ohne Milienänderung nicht die direkte Ver- anlassung einer Artentstehung sein kann; wohl ist natürlich zuzugeben, daß, wenn zufällig einige aberrante Exemplare — deren aberrantes Merkmal aber gleichzeitig vererbbar sein muß — durch irgend ein Ereignis von den normalen Grenzen getrennt werden, deren Besonderheit in letzterem Umstande seine Begründung findet. Der Widerspruch Wagners gegen die Selektion lag darin, daß Wagener unter Neubildung die Spaltung einer Art IEEt mehrere (Dissociation), Darwin hingegen die Umbildung N der Artbildung.* Leipzig 1908) weiter eingehen. Es ist ja selbstverständlich, daß eine lokale einer Art in eine andere (Transmutation) verstand; jeder hat für seinen Begriff recht mit der von ihm geschaffenen Theorie (Romanes und Gulick!) Eine Isolation ist conditio sine qua non der Dissociation. Aber der Fehler lag darin, dab Wagneralsallein gültig dieräumliche Sonderung ansah; es lassen sich indes noch viele andere Isolations- möglichkeiten denken:diemechanischelsolation (Jordan) die physiologische (Romanes), die biologische, die \ sexuelle usw. (siehe Plate!), deren Bedeutung jedoch noch ein ungelöstes Problem ist. — Eine weitere ‘Frage ist der Einfluß der Inselisolation auf die Größe der Faunenmit- glieder (Simroth, Dep6ret, Mis Bate u. a.). Es heißt, Insel- formen seien durchweg kleiner als ihre nächsten Fest- landsverwandten, und als Ursache wird die verminderte Bewegungsmöglichkeit angegeben. Mis Bate wies bereits auf die Unwahrscheinlichkeit dieser Erklärung hin. „Warum sollte ein so großes Land, wie Sicilien, nicht fähig gewesen sein, eine genügende Nahrungsmöglichkeit für die Ele- fanten hervorzubringen, um ihre Lebenskraft und ihre Größe zu erhalten?!“ (Ebenso wie hier, lebten bekanntlich auch auf Malta in jüngster geologischer Vergangenheit Zwergelefanten.) Ähnliche Beispiele könnte man noch eine Menge anführen (vgl. Charles Deperet: „Die Umbildung der Tierwelt.“ Stuttgart 1909). Daß hier ge- a wisse (resetzmäßigkeiten bestehen, scheint nicht ausge- schlossen, jedoch reichen die bisherigen Studien wohl kaum aus, um Positives sagen zu können. Esist Ja überhaupt fraglich, ob Organismen im Laufe der Entwickelung wieder kleiner werden können (ohne, daß eine Degeneration ein- tritt). Man beachte hier auch das Deperet’sche „Gesetz der Größenzunahme der Organismen“ in ihrer Phylognese. Die bekannte Verkümmerung des Insektenflügels in allen Ordnungen der Hexapoden auf weit im Ozean gelegenen Inseln (s. auch Wallace, „Island Life“) dürfte allerdings die Folge verschiedenartiger Faktoren sein, die durch diese Isolierung gegeben sind. So sollen auch — wohl als Analogon hierzu, ohne daß man auf die gänzlich ver- schiedenen Bedingungen Rücksicht nahm — die Vögel auf den Inseln kürzere Flügelschwingen erhalten haben! Einmal scheint mir dies eine immer wieder entlehnte. aber in solcher Allgemeinheit nicht zutreffende Behaup- tung zu sein; alle jene Formen, deren Schwingenlänge auf den Inseln nicht geringer ist, als die ihrer Nachbarn, werden nicht berücksichtigt, und doch bilden diese die bei weitem große Mehrzahl. Ebenso gibt es auch auf den Konti- nenten im* Vergleiche zu den Nachbarn gleicher Art Vogelformen mit oeringerer Flügellänge; hier aber wird kein Gewicht darauf gelegt resp. es wird unbeachtet gelassen. Ferner, haben denn wirklich auf Inseln die Vögel ein so beschränktes Fluggebiet, daß das von Einfluß auf die Größe der Flugorgane sein könnte?! Zudem besitzen diese Eigentümlichkeit vielfach gerade auch solche Vögel, die in dem nächstliegenden Gebiete ein ebenso verstecktes Gestrüpp-Leben führen wie jene, und obendrein sind es noch vielfach Zugvögel!! Und letztens wie kommt es, daß um eins der vielen möglichen Beispiele zu erwähnen, gerade der Zaunkönig auf Inseln größer „wird“? Mir scheint mit Kleinschmidt der Hauptwert — wenn man so sagen darf — der Inselisolation in der Erhaltungsmöglichkeit alt abgezweigter u ee a AH Formen zu beruhen, die entweder auf ihrem ursprüng- lichen Stadium: stehen blieben, oder eine andere Ent- wickelungsrichtung als ihre Stammesgenossen einschlugen. Erwähnen möchte ich auch hier die Ansicht von G. Jäger, daß ein Inselklima immer ozeanisch ist, däher nur geringe (Temperatur etc.) Schwankungen hat, und die Bewohner „verweichlicht“, zur Rückbesiedelung von Kontinenten mit ‚größeren Klimaschwankungen ungeeignet werden. Die geographischen Formen sind Produkte ihrer Heimat. Über ihre spezielle Entstehungsursache wissen wir nichts. Gehen wir nun dazu über, einen kurzen Blick auf den Zusammenhang der Inselformen mit den Formen der Nachbargebiete zu tun! Am ersten in die Augen fallend ist die starke Verschiedenheit gegenüber den Subspecies Korsikas und Sardiniens. die sich ja bekanntlich fast alle durch dunkle Allgemeinfärbung auszeichnen. Wenn man die geologischen Verhältnisse, die diese beiden Inselgruppen trennen, in Betracht zieht, so wäre es zu verwundern, sollten nicht auch Formen existieren die beiden Gebieten zusammen eigen wären. So ist es auch: Sylvia sarda und Lanius badius z. B. sind charakteristi- sche Vögel. den beiden Inselgebieten gemeinsam. Neben diesen fast endemischen Arten, gibt es entsprechend der gleichen geographischen Breite, unter denen die Inseln liegen, natürlich auch solche, die sowohl auf beiden Gruppen wie auch auf den Nachbargebieten korrespon- dierender Breite vorkommen. Jedenfalls ist das inter- essante Ergebnis zu betonen, daß die auf den Ba. learen lebenden Vogelarten, den Arten der spanischen Halbinsel näher stehen — und zum großen Teile mit ihnen identisch sind — als den Formen Korsikas-Sardiniens, von denen sie durchweg auffallend scharf abweichen. Ebenso wie bei den Vögeln ist es auch bei den übrigen Tierklassen und Pflanzenformen auf den Balearen: sie zeigen alle sehr nahe Beziehungen zu der südspanischen Fauna und Flora. : sind natürlich auch sehr khlrsion Arten or des eine allgemeine mediterrane Verbreitung haben. Kobelt schreibt in seinen „Studien zur Zoogeogra- phie* (Wiesbaden 1898, Bd. Il): Außer den 28 eieen- tümlichen Arten haben die Inseln (Balearen) kaum eine Schnecke, die nicht auch in Spanien vorkäme; die ein- zige anscheinende Ausnahme, Iberus muralis, findet sich nur in der Umgebung des Hafens von Mahon auf Menorca und ist unzweifelhaft eingeschleppt. Was von den weiter verbreiteten Arten nicht zu der ubiquitären oder der mediterranen Küstenfaunula gehört, ist spezifisch spanisch oder ligurisch, wie Tachea splendida, Torquilla polyodon. Auch die eigentümlichen Arten, Iberus wie Jacosta, stehen den Arten des mauretanisch-andalusischen Formenkreises und speziell des murecianischen und valencianischen am nächsten und können aus denselben Wurzeln abgeleitet werden.“ Die Haupteinwanderung erfolgte nach ihm wohl von Valencia aus. „Einigermaßen auffallend muß erscheinen, daß die Balearen inihrer Schnecken- fauna keinerlei Beziehungen zu Korsika und Sardinien zeigen.“ — Auleedings bestehen nach neueren Untersuchungen (Kobelt; „Die geographische Verbreitung der Mollusken in dem paläarkt. Gebiete“, Wiesbaden 1904) doch auch einige wenige Beziehungen zu den thyrrenischen Inseln. Hier schreibt er weiter: „Die Verteilung der Mollusken über die einzelnen Inseln deutet durchaus nicht auf eine spätere Einwanderung vom Festlande aus, _ die landnahen Pityusen haben viel abweichendere Formen, als die ferneren größeren Inseln Mallorca und Menorca. Die Fauna war somit schon ausgebildet, als die Inseln sich vom Festlande trennten.“ Diese letzteren Worte und Beweisführung scheinen mir so scharf nicht ganz stichhaltig; denn von anderem abgesehen, liegt doch keine Ä Arldt führt in der „Entste an der Kbuhiköne BER ihrer Lebewelt“ (Leipzig 1907) aus: „Klarer liegen die Ver- hältnisse bei den Balearen. die an Südspanien sich an- schließen, mit dem sie 30 Prozent ihrer 74 Mollusken _ gemeinsam haben. Auch die übrigen nichtendemischen ar Arten finden sich im übrigen Spanien. Die Abtrennung der Balearen von Spanien ist kaum vor das Diluvium zu. setzen.“ — Die Verbreitung der Säugetiere ergibt die- selben Resultate. Außer einigen wenigen ondemischen sind die Formen entweder im ganzen Mediterrangebiet ir oder auf den Balearen und Spanien verbreitet, und nur wei (Marder und Wiesel) sind Mallorca, Menorca, Sar- dinien und Korsika gemeinsam. — Ebenso liegen die Verhältnisse in der Pflanzengeographie. „Die Florader N: Balearen schließt sich unmittelbar an die spani- sche an; von 664 Gefäßpflanzen sind nur acht eigentüm- lich, einige andere, die in Spanien nur lokal oder selten auftreten, sind auf Mallorca häufig.... Nur ganz einzelne 8 Arten sind mit Korsika (Pastinacia lucida), Nord-Afrika (Silene pseudoatocion) und Sizilien (Kundmannia sicula) a semeinsam,-ohne in Spanien vorzukommen.“ Engler fügt ® in seinem „Versuch einer Entwicklungsgeschichte der Pflanzenwelt, insbesondere der Florengebiete seit der Tertiärperiode“* (Leipzig 1879 erster Teil, 1882 zweiter Teil) die „Balearenzone“ als Zone deriberischen Provinz der Granadazone an. — Robert Douville (La Peninsule iberique. Espagne. Handbuch der Regio- nalen Geologie, herausgeg. von Steinmann & Wilckens, Heidelberg 1911) schreibt vom Balearen-Archipel: „Ces iles font manifestement partie de la zone subbetique. . La partie baleare de la chaine betique doit etre consr derde comme effondree.* N DR Die „subbätische Region“ umfaßt nach ihm etwa (ganz allgemein gesagt), die Senke des Guadalquivir, im Norden von der Sierra Morena im Süden von den Ge- birgszügen der Sierra Nevada begrenzt, etwa in der Richtung Sevilla — Alicante resp. Sevilla — Valencia nach den Balearen zu sich erstreckend. — Mit diesem Ergebnis des Geologen stimmen die unabhängig gewonnenen Resultate der Zoogeographen, wie aus den angeführten Beispielen ersichtlich ist, ausgezeichnet überein. Ich möchte hier auch noch einiges wenige über den Landzusammenhang im westlichen Mittelmeerbeeken und damit über die Wanderungsmöglichkeiten sagen, die zu einer Erklärung der Zoo- und Phytogeographie in diesem Gebiete beitragen. Es hat allerdings in der, Tertiär- periode ein so außerordentlicher Wechsel in der Länder- konfiguration stattgehabt, der zum Teil auch noch wenig geklärt ist, daß sich — vor allem an dieser Stelle — nur grobe Umrisse zeichnen lassen. (Wer sich eingehen- der über diese Fragen orientieren will, der schlage z. B. die Karten in A. de Lapparents Trait&e de Geologie, Paris 1900 nach!) Korsika und Sardinien standen zeit- weise mit Nord-Afrika in Verbindung; so können manche Arten, die Spanien (Balearen), Nord-Afrika und die tyr- rhenischen Inseln gemeinsam besitzen, auf diesem Wege von Spanien nach letzteren oder umgekehrt gewandert sein. Die Verbindung von Südspanien und den Balearen hat lange bestanden; nach einigen Autoren riß diese im Miocän bis Pliocän, nach anderen ist die Trennung kaum vor das Diluvium zu setzen. „Bis dahin bildeten sie einen Teil des andalusischen Berglandes, das seit der Mioeänzeit sich aufgetürmt hatte, und vorher bildeten sie mit diesem und Nord-Marokko eine große Insel, die so- wohl gegen das Atlasgebiet als gegen die iberische Me- seta durch Meeresarmee geschieden wurde“ (Arldt.) Es ist nicht ausgeschlossen, daß eine nähere Kenntnis der süd- und nordspanischen Vogelformen eine Verschieden- heit zwischen diesen beiden aufdecken wird, die in obigen. FIR) ee Der u 2, 5 eologischen® Erscheinungen begründet wären. — Eine Reihe Pflanzen (ein ausführliches Verzeichnis derselben findet sich bei Engler p. 33—57), sind ferner Spanien — Nord-Afrika — Korsika — Sardinien — Klein- Asien 2 — Armenien — Persien — oder Spanien — Nord-Afrika _ — — Griechenland — Klein-Asien gemeinsam. Manche wiederum sind gemeinsam Spanien und anderen Ländern e (Nord-Afrika, Sardinien, Korsika, Unter-Italien ete.) mit Ausnahme der Balearen. Diese mögen zum Teil nach Spanien gekommen sein, als die Balearen bereits ge- trennt waren. Linien festzustellen, auf denen Vogelformen ge- wandert sein und von denen aus sie ihre heutigen Wohn- plätze bevölkert haben mögen, ist darum besonders schwer, weil wir noch keine sicheren Unterscheidungs- möglichkeiten für Konvergenz oder Deszendenz haben, und gerade die Differenzen in der Färbung der Sub- spezies bei den Vögeln oft so gering sind, daß man viel- fach sehr wohl eine unabhängige Entstehung derselben annehmen kann; wenn aber andererseits auch plastische Merkmale hinzukommen, wenn ferner die übrige Fauna und Flora ähnliche Verhältnisse zeigen, die auf ein gleiches Resultat hinweisen, so lassen sich doch mit mehr oder weniger großer Wahrscheinlichkeit solche Linien angeben, und so- will ich dies auch hier versuchen für die Vögel des Mediterrangebietes im Einklang mit den Ergebnissen der Zoo- und Phytogeographen. — Es lassen sich für das ganze Gebiet zur Tärtiärzeit wohl zwei Hauptwanderungslinien aufstellen, deren Bewegungsrich- tung O—W oder W—O gewesen sein kann: 1) Nordspanien — Südfrankreich — Alpen — Bal- kan — Kleinasien — Armenien — Nord-Persien. 2) Süd-Spanien — Nord-Afrika — Sizilien — Süd- Italien — Kreta — Kleinasien. Von diesen beiden Hauptzügen aus konnte auch eine Besiedelung in der Richtung von Nord nach Süd > > Aa a ’ö W hr ne ; 2 stattfinden nach der jeweiligen Konfiguration des Fest- landes. — Auf Grund dieser Annahmen würde auch eine Erklärung der merkwürdigen Erscheinung sich sehr nahe- stehender oder selbst gleicher Formen im Südwesten oder Osten der alten Welt gegeben sein (mit obiger Be- schränkung!). Die Ornithologen sind seit einiger Zeit in einen ge- wissen Mißkredit geraten und das zum Teil auch mit Recht. Entgegen den vielen Bedenken, die man der Be- deutung ornithologischer Studien im Gesamtbau der Zoo- logie entgegengebracht hat und entgegenbringt, möchte ich hier zuletzt die Worte eines ausgezeichneten Forschers, Prof. Kobelts, anführen, der in seinen „Studien zur Zoogeographie“ schreibt: „Sobald man sich, wie ich tue, auf die Arten stützt, treten auch bei den beweglichen Vögeln geographische Grenzen sehr scharf hervor, und wenn man, was allerdings einem Nichtfachmann einfach unmöglich ist, die Unterarten und Lokalformen mit heran- zieht, dagegen die Wandervögel!) ausscheidet, geben sie in vielen Beziehungen wichtigere und interessantere Re- sultate, als irgend eine andere Tierklasse mit Ausnahme der Landmollusken.“ Daß man aber auch auf ornitholo- gischem Gebiete unabhängig (ich arbeitete diese Literatur erstnachträglich durch) zu gleichem Resultate kommen kann wie Malakologen, als einen Beweis dafür möge man diese meine Arbeit ansehen! !) Diese Ausschließung der Wandervögel bei genügender Vorsicht wohl unnötig! fi {i y v a2 ln 3 s D N De he / “ {2 KR 2 x Kun‘ & IR N ID ns Ay 4 4 “ Dragonera ae C. (ala Fıquera : 4 Alsufere EIS Eu Q D u 7 Algudiz EMÜTST NS.de Cluch Ger. PP). La Exanada Cc. Rarruch C. Para Ü) S!Margarıla ARTEN ? 15 53 ei nev © S'Eugenca ei, %%, & "eos, 3 efetra ° x 90 "oo. M ° PN Ma Nacor Monlvcri Re Felanıtx © C. Salinas MALLORCA. Reıseroule /.Cadrera see Bahn 1 mm = °, km | [ ! SE = ..469.. Register der Familien. Seite Seite Aochntoridae . ...:..0.....208 Lardaat 3.3 -. en a Mlandidaen . ; 2: 5.22.04 Meropidaer:. 5.2... Al0l Aleedinidae. 227... 5.2102 5 Motaeilidae: sry BE kadae. 24. 0 20 214g Museicapidae . ........38 dmer 2 ee ll Oriolidae- 2 won 7. Saal Eiualdae:a..:..:"%..0.-,: 101 Paridaerz ARE RREro Ardeidae 2 °....2.0.... 120 9.|j2.Pelecanidae. 2,57. Caprimulgidae . ... . 104 Phalacrocoraeidae . . . 138 Bezthidae. «Hr... 64 Phasianidae: .. 5. mus Er Eharadridae.-...2%0:....:1931 Phoenieopteridae . . . 122 erhenbidaes 2.0, 5%. 119 Pieidae. 22... Colymbidae. er... 142 Procellarüdae)... 5. 2141 Eoraeildae...,- .2..:.%.,%. 2.102 Balidaee! 22.2, Re ae a 42er Scolopacidae. 2 „7. wur 1or Faeglieliae...2.°. 20230 .2°.103 Sittidae.. = er na nselidue. 42.0: 08 Strigidae. 7, ur. 2 Sun Falconidae . .. .. . .. -108 Sturnidae'.. 20 ee Bemeılldao. . 2.088278 Selidae ;n..4.:.: 15, See Ei Deine... 8195, Meoglodytidae-. 2 or Hrrundinidae ::- 2... 96°. |. Upupidaer , > 222 9 ae 2.2 Vultbridae, 20.008 En no ee 1 { Wr; oh ER SE “N Fir Ah} Kr EN NVGER TO a ui ’ Nuyg HL IOUEERRBMBER _ 7 BL LLLTTe eff It; ut yN I ® | Hl N LU LETONTL IT LET | ADLER Inne UL IL HA ALAA, . \ A J us u ers | FT peu star a U 3 a ET V\ \ ne: LH AR: SESOUT Le \ Alur. „athAdma AA, N Lan < N R a ULLA UPON SSL AaID IgG NL VpAL sn n u" 4 NAAR % VERTUnINm, ve ESELLLEOUERRNTTN AL ER} on OT N uf: MAR at ITT11 | | [bb Lk LEER in‘ ae Essen MT u X PET ala nz LU Ye ww vg WR. a DT re U. x / m » - 2 2... eo N, Le ANARAREES SREBENGSS HUHN | KH vr ah NET ; Il | B) we anaN\,_, Ex | ; N er NM Nun halle all) im NL. 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