1 tt'k.'iftS'/ ■ Jlw^. ¥' 1 Führer für Pilzfreimde. Die am häufigsten vorkommenden essbareii, verdäclitigen iiiid giftigen Pilze. Von Edmund Michael. Mit 68 Pilzg-ruppen. Nach der Natur von A. Schmalfuss gemalt und photomechanisch für Dreifarbeulnichdruck naturgetreu reproduziert. Zweite vermehrte Auflage, Zwickau i. S. Druck und Verlag von Förster & Borries 1896. — Alle Eechte — auch die Übersetzung in andere Sprachen vorbehalten. /313^ Vorwort zur 1. Auflage. Wenn' ich es unternehme, trotz der vielen vorhandenen \Yerke über Pilze mit einem neuen Pilz werke vor das Publikum und vor meine Mitarbeiter an der Schule zu treten, so wage ich dies besonders deshalb, weil es infolge der hohen Entwicklung der graphischen Keproduktions- technik möglich war, so ^^troue und naturwahre Abbildungen herzustellen, wie solche kein anderes so billiges Pilzwerk darbietet. Ein einziger, nur oberflächlicher Vergleich mit den in Deutschland bisher erschienenen Pilzabbildungen wird dies ausser Zweifel stellen. Sämtliche Pilzgruppen wurden nach meiner Angabe und Zusammenstellung von einem tüch- tigen Künstler, dem Katurmaler Herrn AI bin Schmalfuss in Leipzig, unter meiner Aufsicht gemalt. Ihm muss ich in erster Linie meinen herzlichsten Dank aussprechen für seine mit so vielem Fleisse ausgeführten naturgetreuen Darstellungen. Ebenso gebührt aber auch den Herren Förster & Borries in Zwickau, W' eiche den Druck und Verlag meiner Arbeit übernommen haben, für ihre so ver- ständnisvolle und peinlich genaue Wiedergabe der Originale besondere Anerkennung. Sie werden sich mit diesem Werke gewdss den Dank aller Pilzfreunde erwerben. IV Was nun zunächst die äussere Anordnung und Form der Pilz tafeln für den Anschauungs- Unterricht betrifft, so dürfte sie wohl den Anforderungen, die man pädagogischer- seits zu stellen berechtigt ist, allenthalben entsprechen, denn die Pilzgruppen wurden nicht beliebig zusammengedrängt, sondern jede derselben kann je nach Bedürfnis für sich besonders herausgeschnitten und, an den Ecken auf stärkere Unterlage geklebt, als Einzel-Anschauungsmittel benutzt werden. Ferner habe ich die Anordnung und Nebeneinander- stellung der Pilze nach rein praktischen Gresichtspunkten vor- genommen, so dass die leicht zu verwechselnden Arten stets nebeneinander stehen, denn das Werk soll lediglich dem Bedürfnisse nach wirklich naturAvahren Ab- bildungen entsprechen und jedem Pilzsammler ein praktischer Ratgeber sein. Bezüglich der Auswahl der Arten muss ich erwähnen, dass ich mich nicht nach dem örtlichen A^orkommen des einen oder anderen Pilzes richten konnte, sondern ganz Deutschland und die angrenzenden Länder im Auge behalten musste. Zusammenstellungen aus einer grossen Anzahl von Pilzwerken, wie Kryptogamenflora von Schlesien, 3. Band, die Pilze von Dr. J. Schroeter; Rabenhorst, Deutschlands Kryptogamenflora, 1. Band, bearbeitet von Dr. Winter; Wünsche, die Pilze Deutschlands ; K u m m e r , Fülirer in die Pilzkunde; K.Sch walb, dasBuch der Pilze; OsmarThüme, Zeitschrift für Pilzfreunde, Jahrgang I u. II usw. leiteten mich mit bei der Auswahl der abgebildeten Sorten. Ferner waren für mich die Erfahrungen massgebend, die mir 86 grössere Pilzausstellungen, die ich in Dresden und 20 anderen Städten, sowie in grösseren Ortschaften meiner engeren Heimat, dem Yogtlande, abgehalten habe, an die Hand gaben. In jeder dieser Ausstellungen ver- anschaulichte ich mindestens 70 Sorten, in den meisten 90 bis 100, in einigen sogar 140 Sorten Pilze. Für Aveitere Bclehrungon in der Pilzkunde empfehle ich die beAvährten Pilzbücher von Prof. Dr. Wünsche. Dass ich den geehrten Kollegen hier an dieser Stelle den grossen Wert der Pilzkenntnis für Schule und Haus, sowie für das ganze -wirtschaftliche Leben eines Volkes nicht erst auseinanderzusetzen brauche, nehme ich als selbst- vei-ständlich an. Legen ja auch die Erlasse und Ver- fügungen der hohen Kultusministerien in Preussen, Sachsen, Württemberg, im Grossherzogtum Hessen und anderen Ländern Deutschlands es uns Lehrern nahe, die rechte AVürdigung der Pilzkenntnis durch Unterricht und An- schauungsmittel aller Art herbeizuführen. Als ganz besonders wirksam erachte ich die ständige Aus- stellung frisch gesammelter Pilze von Beginn der Pilzzeit an. Wenn jede Schule, wie es jetzt seit Jahren in vielen Schulen des Vogtlandes und auch in anderen Gegenden geschieht, mit Beginn der Pilzzeit wöchentlich 4-5 Arten in der Schule an einem allen Kindern zugänglichen Platze ausstellt, so Avird man sehr schnell die Pilzkenntnis in die Kinder und damit ins Volk pflanzen. Durch meine Anregungen und die Bemühungen meiner Kollegen sind die Pilze in vielen Städten und Orten des Vogtlandes zu Avirklichen Volksspeisen geworden, und einfache Leute des Volkes erkennen mit Sicherheit 20 — 30 essbare Pilzarten. Für verschiedene Unterstützungen durch Pilz werke, Belehrungen, praktische W^inke usw. bin ich noch besonders zu Danke verpflichtet den Herren Prof Dr. Wünsche in Zwickau, Prof. Dr. Drude in Dresden, Prof. Dr. Lud w^ ig in Greiz, soAvie den Herren Bezirksschulinspektoren Schreyer in Annaberg und Dr. Putzger in Borna, Herrn Schulrat und Bezirksschalinspektor Dr. Bräutigam und Herrn Schuldirektor Gorges in Auerbach. Diesen Herren spreche ich hiermit nochmals meinen tiefgefühlten Dank aus. Yl So möge denn meine Arbeit viele Freunde und Gönner finden, damit sie in den Schulen und im Hause für des Volkes Wohl wirke, und die herrliche Gottesgabe der Pilze, welche uns die Natur alljährlich und oft in grossen Mengen umsonst darbietet, achten und verwerten lehre. Auerbach i. Y., Juli 1895. Edmund Michael. Vorwort zur 2. Auflage. Uie günstige Aufnahme, welche meinem Werke bei seinem ersten Erscheinen im Juli 1895 zu Teil wurde, war mir Veranlassung, alsbald eine 2. Auflage vorzubereiten und dabei auf möglichste Erweiterung und Vervollständigung des Werkes Bedacht zu nehmen. Die nunmehr vorliegende 2. Auflage ist daher durch Aufnahme von noch 21 neuen Pilzgruppen ergänzt und der Führer für Pilzfreunde dadurch so wesentlich vervollkommnet worden, dass derselbe nun- mehr 68 der bekanntesten Pilzarten in Wort und Bild veranschaulicht. Hierdurch hat das Werk einen gewissen Abschluss erreicht und darf ich daher hoffen, dass dasselbe allen Ansprüchen genügen und eine noch beifälligere Auf- nahme, wie sie der 1. Auflage zu Teil wurde, finden Avird. Auerbach i. Y.^ im Juni 1896. Edmund Michael. Inhalts -Verzeichnis. Seite Was sind Pilze 1 Welchen Wert haben die Pilze 5 Wie werden die Pilze als Speise zubereitet . 8 Wie hütet man sich vor Pilzvergiftungen 15 Was ist bei Pilzvergiftungen zu thun 20 Wie kann man Pilze züchten 21 Wie werden die Pilze eingeteilt 27 Was ist beim Sammeln der Pilze zu beachten 29 Abbilduno^en mit beschreibendem Text No. 1—68. >>oo=J<^- Sachregister. A. Deiitsclie Pilziiameii. No. Beclierlinge 65. 66 Birkenpilz 3 Birken- Röhrling .... 3 Birnen-Milchling .... 35 Bitterpilz 15 Blätterpilze 29—61 Boviste 28. 67 Bovist, Kartoffel- .... 28 Bratling 35 Braunroter Milchling . . 36 Brotpilz 35 Büschlicher Schwefelkopf . 46 Butter-Röhrling .... 5 Champignons . . . .59—61 Deutsche Trüffel .... 64 Dickfuss 15 Dickfuss, Lila- 51 Dickfuss-Röhrling ... 15 Egerlinge 59—61 Eier-Bovist 67 Eierpilz 26 Faltenpilze . . . 21. 26. 27 Feld-Champignon .... 59 Feld-Egerling 59 Filz-Eöhrliug 9 Flaschen-Stäubling ... 68 Fliegenpilz 55 Gallen-Röhrling .... 2 Gebrechlicher Täubling . Gelber Korallenpilz . . Gelber Röhrling . . . Gelber Ziegen hart . . No. 43 25 6 25 Gelbling, echter (Gehling) . 26 Gelbling, falscher .... 27 Gift-Milchling 38 Gift-Reizker 38 Gift-Wulstling 58 Grosser Schirmling ... 53 Grosser Schmierung ... 32 Habichtspilz 20 Habicht-Stoppelpilz ... 20 Hallimasch, Honiggelber . 48 Herrenpilz 1 Hexenpilz 13 Hexen-Röhrling . . . . 13 Hirschbrunst, Warzige . . 22 Hochroter Saftling ... 34 Honiggelber Hallimasch . 48 Kahler Krämpling ... 30 Kapuzinerpilz 3 Kartoffel-Bovist .... 28 Kastanienbrauner Becherliug 66 Knollenblätterpilz .... 58 Knollen -Wulstling ... 58 Korallenartige Pilze . 23—25 Krämpliuge 29. 30 IX 64 Krauser Ziegenbart Krause Glucke Kugel pilze . 22. 28 Kuhpilz .... Kuh-RöhrliDg . . Lila-Dickfuss . . Lorchel .... Maronen-Röhrling Milchlinge . . , Morchelartige Pilze Mordschwamm . . Mousseron . . . Nelkeu-SchwindliDg Orange-Becherling Panther - Wulstling Parasolpilz . . . Perlpilz .... Perlen -Wulstling . Pfeffer- Milchling . Pfefferpilz . . , Pfeffer- Röhrling . Pflaumenpilz . . Pflaumen-Rässling Pfifferling . . . Pommeranzen-Härtling Porlinge .... Rässling, Pflaumen Reizker, echter . . Reizker, Gift- . . Rehpilz .... Ringpilz .... Ritterling, Rötlicher Röhrlinge . . . Röstling .... Rötlicher Ritterling Roter Täubling Rotfuss-Röhrling . Rothaut-Röhrling . Runzlinge . . . Runzling, Scheiden- 21 No. . 23 . 23 67. 68 . 7 . 7 . 51 . 63 . 11 35-40 62. 63 40 52 50 65 57 53 56 56 39 16 16 52 52 26 28 17. 18 52 37 38 20 5 54 —16 37 54 44 10 4 26. 27 . 49 Runzel-Schüppling Saftlinge .... Samtfuss-Krämpling Sandpilz .... Sand-Röhrling . . Satanspilz . . . Satans -Röhrling Schaf-Champignon Schaf-Egerling . . Schafeuter . . . Schaf-Porling . . Scheiden-Runzliug Schirmling, Grosser Schmierung, Grosser Schopf-Tintling Schüpplinge . . . Schüppling, Stock- Schusterpilz , . . Schwärzlicher Bovist Schwefelkopf, Büschligei Schwindling, Nelken Semmelpilz . . , Semmel-Porling Semmel-Stoppelpilz Sommer-Trüffel Speise-Lorchel . . Speise-Täubling Spei-Täubling Spitz-Morchel Stachellinge . Stäublinge . Steinpilz . . Stein-Röhrling Stink-Täubling Stock-Schüppling . Stock-Schwämmchen Stoppelpilze . . . Täublinge . . , Tintling, Schopf- . Toten -Trompete No. . 49 33. 34 . 29 47- 8 12 12 60 60 18 18 49 53 32 31 49 . 47 . 13 . 67 . 46 . 50 . 17 . 17 . 19 . 64 . 63 . 41 . 42 . 62 19. 20 67. 68 1 1 45 47 47 19. 20 41—45 . 31 . 21 X Trauben-Korallenpilz Trauben-Ziegenbart . . Trüffel Verbleichender Täubling Wachholder-Milchling . Wachsgelber Saftling Warzen-Stäubling . . Warzige Hirschbrunst . No. I No. 24 Wilder Milchling ... 40 24 I Wolfs-Röhrling .... 14 64 ' Wulstlinge 55-58 41 I Ziegenbärte 23-25 37 Ziegenlippe 9 33 ' Zucht-Champignon ... 61 68 I Zucht-Egerling 61 22 I B. Lateiiiisclie CTattuiissnameii. No. No. Amanita bulbosa Bull. . . 58 Cantharellus cibärius Fr. . 26 „ muscäria L. . . 55 Claväria Botrys Pers. . . 24 „ phalloides Fr. 58 „ flava Schaeff. . . 25 „ pustulata Schaeff. 56 Coprinus porcellänus Schaeff. 31 „ rubescens Pers. . 56 Craterellus cornucopioides L. 21 „ umbrioa Pers. 57 Elaphomyces grauulätus Fr. 22 Armilläria mellea Fl. Dan. 48 Gomphidius glutinösus Boletus badius Fr. . . . 11 Schaeff. 32 „ bovinus L. . . . 7 Helvella esculeata Pers. . 63 , bulbosus Schaeff. . 1 Hydnum imbricätum L. . 20 , chrysentereon Bull. 10 „ repändunri L. . . 19 edülis Bull. . . . 1 Hygröphorus ceräceus Wulf. 33 felleus Bull. . . . 2 „ puniceus Fr. . 34 , flavus Withering . 6 Hypholöma fasciculäre , lupinus Fr. . . . 14 Huds 46 lüridus Schaeff. 13 Inolöma träganus Fr. . . 51 , lüteus L 5 Lactäria deliciosa L. . . 37 , pächypus Fr. . . 15 ,, necätor Pers. . , 40 , piperätus Bull. . . 16 „ piperäta Scop. . . 39 , rufus Schaeff. . . 4 „ rufa Scop. . . . 36 , Sätanas Lenz . . 12 „ torminösa Schaeff. 38 , scaber Bull. . . . 3 „ volema Fr. . . . 35 „ subtomentösus L. . 9 Lepiota procera Scop . . 53 , variegatus Sw. . . 8 Lycoperdon gemmätum , versipellis Fr. . . 4 Batsch 68 Bovlsta nigrescens Pers. . 67 Maräsmius caryophylleus Cantharellus aurantiacus Schaeff. 50 Wulf. 27 Morch^Ua cönica Pers. . . 62 XI No. Paxillus atro-tonientüsus Batsch 29 Paxillus involutus Batsch . 30 Peziza aurautia Muell . . 65 „ bädia Pers. ... 66 Plioliota mutabilis Schaefl'. 47 Polyporus cönfluens Alb. u. Schw 17 Polyporus ovinus Schaeff'. . 18 Psalliota arvensis Schaefi'. . 60 ,, campestris L. . . 59 ,, campestris-prati- cola Vitt. ... 61 RhodösporusPriinulus Scop. Rozites caperäta Pers. . . Riissula depälleus Pers. emetica Schaeff. . foetens Pers. . . fragilis Pers. . . rubra DC. . . . vesca Fr. . . . Sclerodörma vulgäre (Fl. Dan.) Sparässis ramösa Schaeff. . Tricholoma rütilaas Schaeff. Tuber aestivum Vitt. . . No. 52 40 41a 42 45 43 44 41b 28 23 54 64 Erklärung der abgekürzten Autornanien. Alb. et Seh. ^ von Albertini u. Lenz . . . = Lenz. von Schweinitz. Pers. . . . = Persoon. Bull. . . . = Bulliard. Schaeff . . = Schaeffer. DC. . . . = de Candolle. Scop. . = Scopoli. Fl. Dan. . = Flora Danica. Sw. . . . = Schwartz Fr. . . . = Fries. Vitt. . . . = Vittadini. Huds. . . = Hudson. Wulf. . . = Wulfen. L = von Linne. .>«^^», „ 43,90 „ 32,57 „ 40,74 „ 36,67 „ 40,91 „ 35,38 „ 39,85 „ 28,35 „ 27,77 „ 34,28 „ 38,12 „ 26,91 „ 28,iG „ Nährsalzen. Diese betragen beim Gelbschwämmchen . 8,19^/0 Nelken-Schwindling 10,57 „ Spitz-Morchel . . 9,oo „ Schaf euter . . . 2,8oO/q Trauben-Ziegenbart 6,23 „ Steinpilz . . . . 6,22 „ Butter-Röhrling . 6,39 „ Pflaumenpilz . . 15,oo „ Kuli-Röhrling . . 6,00 „ j Yorstehende Angaben über den Nährsalzgehalt sind auf die Trockensubstanz der betreffenden Pilze berechnet; bei Pilzen in frischem Zustande wird derselbe mit V2 bis 2 Prozent angenommen. Es ist dies immerhin ein sehr günstiges Yerhältnis, denn das Fleisch enthält auch nur 8 IY2 Prozent Nährsalze. In den Nährsalzen der Pilze be- finden sich bei weitem grössere Mengen Phosphorsäiire und Kali, als in anderen Speisen. Wie werden die Pilze als Speise zubereitet? Die Vorbereitung der essbaren Pilze zum Genuss ist eine sehr einfache. Man hat nur nötig, die Pilze nach dem Reinigen und Patzen in kleine, längliche Stücke zn schneiden, sie dann mit AYasser sauber zu waschen, in Schüsseln ausgebreitet mit etwas Salz zu bestreuen und hierauf bis zur eigentlichen Zubereitung kühl und luftig zu stellen. Bei der Vorbereitung ist noch zu beachten, dass man zähe und harte Stiele nie mitnimmt und die Oberhaut abzieht, wenn sie abziehbar ist. Bezüglich des sogenannten Futters sei erwähnt, dass man dasselbe, soweit es noch jung und madenfrei ist, stets mit verwertet. Bei vielen Blätterpilzen würde fast nichts übrig bleiben, wollte man das ganze Futter mit beseitigen. Zu alte oder irgendwie angefaulte Pilze wirft man fort. Trotz des hohen Stickstoffgehaltes werden bei der Zu- bereitung, wie sie gang und gäbe ist, von den Menschen nur 41 Prozent des Stickstoffes im Pilze als Eiweiss verdaut, während 33 Prozent Eiweiss nicht verdaut werden imd die übrigen 26 Prozent unbrauchbare Stick stoffverbind- ungen sind. Nun darf man nicht denken, dass durch recht langes Kochen die Pilze verdaulicher werden. Im Gegenteil, sie werden dadurch nur unverdaulicher, weil dann das Eiweiss noch mehr verhärtet. Dasjenige Eiweiss, welches hauptsächlich unverdaulich ist, ist an die Cellulose, die Pilzwandungen, gebunden und schwer löslich. Ein Mittel, welches eine chemische Zersetzung dieser Cellulose einleitet und der Gesundheit nicht im geringsten scliiidlich ist, besitzen wir im sogenannten Berliner Salze oder doppelt- kohlensauren j^atron. Durch Beimischen dieses Salzes — auf einen Liter geschnittener Pilze vielleicht eine Messer- spitze voll — erzeugt man vorzügliche Verdaulichkeit der Pilze. Jeder Hausfrau wird wohl bekannt sein, wie wichtig das doppeltkohlensaure Natron in der Küche ist und welche vorzüglichen Dienste es beim Kochen zähen Fleisches, der sauren Flecke und des Gemüses verrichtet. Man koche demnach die Pilze unter Zusatz von etwas Berliner Salz nur kurze Zeit. Ferner erwähne ich, dass man zu den gewaschenen und abgetropften Pilzen niemals AYasser giessen darf, man lässt vielmehr die Pilze in ihrem eigenen Wasser kochen, von dem sie mitunter bis 90 Prozent enthalten. Ausser dem Natron wird, wenn es nicht vorher schon geschah, noch etwas Kochsalz beigegeben. Bei den Morcheln und Lorcheln muss das Reinigen und Waschen sehr sorgfältig und mehrmals erfolgen, denn dieselben enthalten häufig sehr viel Sand. Vor dem Ansetzen sind sie abzubrühen, da sie ein besonderes Gift enthalten sollen, welches durch das Abbrühen entfernt wird. Ich selbst habe noch nie Unwohlsein nach dem Genuss von frischen und gesunden Morcheln empfunden. Es mögen hier noch einige erprobte Recepte folgen. (Hierzu lese man den Abschnitt: AYie hütet man sich vor Pilzvergiftungen ?) 1. Suppe Ton frisclien Pilzen. Die zubereiteten Pilze werden fein gewiegt, mit kochen- dem Wasser nebst Salz und etwas Butter angesetzt und Y2 Stunde gekocht. Unterdessen wird ein wenig Mehl ge- bräunt, hin eingequirlt und die Suppe mit Petersilie, sowie etwas Pfeffer abgeschmeckt. Ausserdem kann Ei 10 hinzukommen. Ist Fleischbrühe vorhanden, so kann auch diese mit Yerwendung finden. 2. Suppe Toii getrockneten Pilzen. Für 5 Personen nehme man eine grosse Tasse voll getrockneter Pilze, wasche dieselben mit warmem Wasser ab und wiege sie dann fein. Hierauf werden sie in Avenig Wasser mit Butter und Salz ziemlich eine Stunde lang gedünstet. Nun werden sie mit dem nötigen Suppenwasser aufgekocht, mit Braunmehl, Petersilie und Pfeffer und, je nach Belieben, mit Ei abgezogen. In Butter geröstete Semmel wird hinzugegeben. 8. Oemiise von Pilzen. Die zubereiteten, fein geschnittenen Pilze werden mit etwas Natron (siehe Seite 8/9) und Salz angesetzt, und ziemlich ^4 Stunde gekocht. Dann wird das Pilzwasser abgegossen, jedoch nicht weggeschüttet, sondern zur Suppe verwandt oder zum Extrakt genommen (siehe Bereitung des Extraktes). Hierauf werden sie mit Butter oder Fett gedünstet und mit viel Petersilie und etwas feinem Pfeffer vermengt. 4. Pilzpfanne. Die zugerichteten Pilze werden zuerst weich gekocht und, wenn noch Brühe (Pilzextrakt!) vorhanden, wird diese abgegossen; die Pilze werden dann fein geAviegt und mit Butter, einigen Eiern, sowie in Milch aufgeweichter Semmel zusammengerührt und zuletzt in einer mit Butter ausgestrichenen Pfanne gebacken. 5. Pilzgebackenes (nach Kl ob er, Pilzküche). Der Boden einer Pfanne wird erst mit Butter, dann mit einer Lage geriebenen Schwarzbrotes bedeckt, darauf kommt eine Schicht Pilze, welche mit Salz, Pfeffer und anderem 11 Gewürz bestreut wird. Diese Schichtung wiederholt man so lano-e, bis die Pfanne voll ist, belegt die oberste Schicht mit Butter und bäckt das Ganze. G. Salat YOii Pilzen. Die zugerichteten und in Salzwasser gebrühten Pilze werden in kleine Stückchen oder Scheibchen geschnitten und mit Essig, Oel, Pfeffer und Salz angerichtet. 7. Koteletteu toii frischen Pilzen. Man nimmt auf 2 Liter geschnittene Pilze, die fein gewiegt werden, 1/2 Pf^ii^d gehacktes Schweinefleisch, fein gewiegte Zwiebel, Salz, etwas Pfeffer und soviel trockene, geriebene oder gestossene Semmel als nötig ist, um daraus Koteletten formen zu können. 8. Koteletten von getrockneten Pilzen. Man nimmt getrocknete Pilze, brüht sie schnell ab, um Staub und Unreinigkeiten zu entfernen, dünstet sie und hackt sie dann klar. Hierauf mischt man sie mit Butter, Zwiebel, etAvas aufgeweichter und ausgedrückter Semmel, Zitronensaft und 2 — 3 Theelöffel Pilzextrakt, fügt Ei und soviel trockene und geriebene Semmel hinzu, um daraus Koteletten formen und braten zu können. 9. Pilzlflösschen zu Reis, Grräupclien usw. Pilze (frisch oder getrocknet) werden gewiegt, in Butter mit Salz und Zitronensaft gedünstet. Nach dem Verkühlen wird Ei und Semmel (halb gerieben, halb geweicht) hinzu- gefügt, die Masse zu walnussgrossen Klösschen geformt und in siedendem Wasser gekocht. 10. Extrakt Ton Pilzen. Die Bereitung dieses Extraktes kann nicht genug em- pfohlen werden, da er sehr einfach herzustellen ist, sich 12 jahrelang- hält und zu Suppen, Saucen, Brühen etc. eine wohlschmeckende, kräftige Würze abgiebt. Die einfachsten Wassersuppen erhalten dadurch einen vorzüglichen Pilz- geschmack. — Die zerkleinerten Pilze werden gekocht. Der ausfliessende Saft wird von Zeit zu Zeit abgegossen. Fliesst nur noch wenig Saft heraus, so kocht man die Masse mit etwas Wasser noch einmal scharf durch und giesst die entstandene Brühe zu der anderen. Dieselbe wird dann unter Zusatz von etwas Salz so lange eingekocht, bis der Saft so dick wie Syrup wird. Hierauf wird derselbe in weithalsige Glasfläschchen gegossen, zugekorkt und mit Pergamentpapier verbunden. Zum Würzen der Suppe rechnet man 1 Theelöffel voll für 5 Personen. Der Extrakt wird vor dem Beimischen in kochendes Wasser gequirlt und durchgeseiht. 11. Einmaclieii der Pilze in Essig. Die zubereiteten Pilze (siehe auch unter Seite 6) lässt man Y2 Stande kochen und giesst den Saft ab (Pilz- extrakt!). Hierauf nimmt man, auf 6 Liter frischer Pilze berechnet, ^j^ Liter besten unverdünnten AVeinessig (nicht Sprit), giebt Pfefferkörner, Piement (auch Nelkenpfeffer, Neugewürz genannt), Lorbeerblätter, auch Schalotten oder Perlzwiebeln hinzu und kocht wiederum Y^ Stunde. Nun lässt man sie etwas abkühlen und füllt sie in weithalsige Glasbüchsen. Zur Auffüllung nimmt man nochmals Weinessig mit etwas Wasser vermischt (% Essig, Ys Wasser), kocht denselben auf und übergiesst die Pilze so weit, dass der Essig darüber steht. Die nach diesem Rezepte von mir eingemachten Pilze haben auf 3 Obstaussteliungen die ersten Preise erhalten. 13. Einmachen der Pilze in Blechdosen, Die Y2 Stunde ohne Salz gekochten Pilze werden in Blechdosen gefüllt, die Deckel verlötet, und dann nochmals 13 eine Stunde im Kessel gekocht. Die Pilze behalten auf diese Weise ihren reinen Geschmack. Hierzu sei aber bemerkt, dass der Inhalt der einmal geöffneten Dose sofort verbraucht werden muss. 13. Einmachen der Pilze nach dem Sterilisierungs- Terfahren von Dr. Renii)el. (Apparate mit Conservengläsern liefert die Firma M. C. Hüssener in Essen a. d. Ruhr. Siehe Inserat am Schlüsse dieses Buches.) Die Pilze werden ohne jede Zuthat, nachdem sie kurze Zeit aufgekocht wurden, in die Glasbüchsen (also niclit Blechdosen) gefüllt und reichlich V4 Stunde lang nochmals gekocht; hierdurch werden alle Gärungsfermente zerstört. Dies Yerfahren ist sehr zu empfehlen, denn die Pilze können jahrelang aufbewahrt werden, behalten ihren natürlichen Geschmack so vorzüglich, dass sie kaum von frisch gesammelten und sofort zubereiteten Pilzen zu unterscheiden sind. Ausserdem fällt hierbei das umständ- liche Yerlöten der Bleclidosen w^eg. 14. Troclinen der Pilze. Das Trocknen der Pilze ist sehr einfach. Die ab- geputzten und in Scheiben oder Stücke geschnittenen Pilze werden, ohne sie vorher zu waschen, entweder in der Sonne oder auf dem Ofen getrocknet. 15. Richtige Yerwendung der einzelnen Sorten. Nicht jeder Pilz eignet sich etwa zur Suppe oder zum Einmachen in Essig usw., die einzelnen Sorten erfordern vielmehr auch eine verschiedenartige Yerwendung. In den nachfolgenden Zeilen lasse ich daher eine Zusammenstellung 14 über die zweckmässigste Yerwertung' der am häufigsten vorkommenden essbaren Pilze folgen. a) Suppenpilze: Morchel, getrocknete Totentrompete oder Trompeten- Kraterelle, Stockschwämmchen, Runzelschüppling, Eeizker, Gelbling (Gehling), Champignon, Nelken-Schwindling, Lauch- Schwindling, Steinpilz, Ziegenlippe, Ziegenbart, gelbliche Kraterelle, Trompeten- und Trichter-Pfifferling, Maronen- röhrling, b) Gemüsepilze: Alle essbaren Pilze mit Ausnahme der Totentrompete. c) Pilze zum Einmachen in Essig: Steinpilz, Pantherpilz (Amanita pantherina), Perlpilz (Amanita rubescens). Gelbling (Gehling), Schafeuter, Stoppel- pilz, die essbaren Täublinge, der Reizker, der Semmelpilz, der Habichtspilz. d) Pilze zum Sterilisieren: Alle bekannten essbaren Pilze. e) Pilze zum Trocknen. Morcheln, Totentrompete, gelbliche Kraterelle, Trom- peten- oder Trichter -Pfifferling, Schafeuter, Parasolpilz, Pflaumenblätterpilz, Champignon, Gluckemucke, Stock- schwämmchen, Gelbling (Gehling), Nelken- Seh windling, Lauch-Schwindling, Steinpilz, Maronenröhrling, Kapuziner- röhrling, krauser Ziegenbart. 15 Wie hütet man sich vor rilzv(U'giftiingeii? Mcbts stellt der allgomcineii Verwertung der Pilze im Haushalte so hinderiul entgegen als die Furcht vor einer Vergiftung durch dieselben. Jeder Vergiftungsfall, der ja meistens die Runde durch die Tagesblätter macht, schreckt immer von neuem ab, sich mit den Pilzen abzu- geben und sie als Kost auf die Tafel zu bringen. Dazu kommen noch die zur Pilzzeit in den Zeitungen und Zeit- schriften zu lesenden Verhütungsmassregeln, welche recht wissenschaftlich klingen, die zu merken aber niemandem einfällt und auch keinen Pfifferling wert sind. Wenn das Publikum solche offenbar von Unkundigen geschriebene Regeln liest, wonach fast alle Pilze giftig sind, verzichtet es lieber auf den Genuss der Pilze. Um nur einiges von den vielen gutgemeinten, aber total falschen Regeln zu widerlegen, diene folgendes zum Beweis: Da heisst es: „Alle eigentlichen Blätterpilze sind zu meiden — ausgenommen der Champignon, Gelbling (Gehling) und Kaiserling". Wäre das richtig, so müsste man das Stock- schwämmchen, den Hallimasch, den Pflaumenpilz, Nelken- Schwindling, Lauch-Schwindling, sämtliche essbaren Täub- linge, den Parasolpilz, die essbaren Ritterlinge und noch viele andere ausschliessen. Weiter: „Alle Pilze mit Farben- veränderung beim Druck oder Zerschneiden taugen nichts !*' Dann fort mit dem Rothäuptehen, dem Maronenröhrliug, dem Sandröhrling, dem Kornblumenröhrling, dem guten Reizker, dem kahlen Krämpling usw. Ferner: „Alle Pilze mit Milch- saft sind verdächtig!'' Auch der Bratling, der gute Reizker, der wohlriechende Milchling, der milde und süssliche Milch- ling? Endlich soll Geruch, Geschmack, Farbe des Hutes, glänzende oder klebrige Oberfläche usw. die Verdächtigkeit und Giftigkeit beweisen. Ein Pilzkenner hat für solche Regeln nur ein — Lächeln. 16 Ebenso wenig können sogenannte Erkennungsniittel, die beim Kochen angewendet werden sollen, wie Hineinhalten eines silbernen Löffels, der beim Braunwerden die Giftig- keit anzeigen soll, Mitkochen von Zwiebel usw. irgend etwas beweisen. Alles hier Empfohlene gehört zum Wahnglauben. Um zu wissen, ob ein Pilz giftig ist oder nicht, giebt es nur eine Regel: Lerne die Pilze so kennen, wie du die giftigen Früchte anderer Gewächse von den nicht giftigen zu unterscheiden weisst. Wenn man die in Deutschland publizierten Yergiftungs- fälle durch Pilze genauer auf ihre Ursachen prüft, d. h. untersucht, welche Pilze diese Yergiftungen hervorgerufen haben, so sind es nach meinen eingeholten Erkundigungen und vielfachen Erfahrungen stets folgende Giftpilze: Der Knollenblätterpilz, der Giftreizker, der Schwefelkopf, der Speitäubling und der Kartoffelbovist. Es können gewiss noch andere Pilze giftig wirken, die in den Pilzlehrbüchern bis jetzt noch als giftig bezeichnet sich vorfinden, es nach meiner 25jährigen Erfahrung aber nicht alle sind; so z. B. der Pantherpilz (Amanita umbrina) und der Perl- pilz (Amanita pustulata aut rubescens). Diese Pilze werden, nachdem man die Oberhaut entfernt hat, jetzt im Yogtlande und in einem grossen Teile Sachsens als vor- zügliche Speisepilze verwendet. Auf meinen sämtlichen Pilzausstellungen habe ich sie als zu den wohl- schmeckendsten Pilzen zählend bekannt gegeben und es ist mir noch nie ein Fall von Yergiftung durch diese Pilze gemeldet worden. Ja, in einem Teile des Yogtlandes und des Erzgebirges gehören sie zu den gesuchtesten. Desgleichen habe ich sie in Thüringen, Böhmen, der Lau- sitz usw. gesammelt und mir recht wohlschmecken lassen, ohne irgend das geringste Übelbefindeu zu spüren. Meiner Ansicht nach scheint sich das giftige Alkaloid, das Amanit und Muskarin, bei den giftigen Wulstling- Arten lediglich 17 in der Oberbaut dieser Pilze zu befinden. Ebenso sind mir und hundert Anderen frische, gebratene Morcheln (Morchella conica) und Speiselorcheln (Helvella esculenta) — ordentlich gereinigt — nie schlecht bekommen. Hierzu bemerke ich noch folgendes: Im Mai des Jahres 1896 wurden einige Vergiftungs- fälle durch Lorcheln (Helvella esculenta) aus Berlin und Grasslitz in Böhmen gemeldet. In letzterem Orte waren zwei Familien, welche die Lorcheln bei ein und demselben Händler gekauft hatten, betroffen Avorden. Ich hatte Ge- legenheit, die näheren Umstände von dem Familienvater der am schwersten betroffenen Familie persönlich zu erfahren. Die Erörterungen ergaben unzweifelhaft, dass unter den Lorcheln alte, bereits in Zersetzung über- gegangene Exemplare sich befunden haben müssen, welche die Yergiftung herbeiführten, denn beide Familien haben seit vielen Jahren stets frische Lorcheln und Morcheln ohne die geringsten nachteiligen Folgen genossen. Dass nicht öfter derartige Yergiftungsfälle durch alte Lorcheln und Morcheln vorkommen, ist fast wunderbar, denn bei meinen mehrmaligen Besuchen der Markthalle einer Grosstadt fand ich neben frischen sehr viel verdorbene, in Zersetzung begrifi'ener Lorcheln vor, die zum Yerkaufe bei billigeren Preisen ausgeboten wurden. Eine scharfe Aufsicht könnte für solche Fälle recht nützlich wirken und Unheil verhüten. Um die viel umstrittene Frage, ob der Fliegenpilz nach Abzug der Oberhaut essbar sei, auch meinerseits zu entscheiden, habe ich im Herbste des Jahres 1895 nach einigen kleineren Yersuchen einen mittelgrossen, dick- fleischigen Fliegenpilz nach Entfernung der Oberhaut auf die übliche Art zubereiten lassen und ihn dann gegessen. Der Geschmack Avar unangenehm, im Halse verspürte ich ein kratzendes Gefühl, Übelkeiten oder sonstige Be- schwerden stellten sich aber nicht ein. Bei einer zweiten Michael, Edm., Führer für Pilzfreunde. 2 18 Probe liess ich einen Fliegenpilz als Salat, mit Wein- essig etc., zubereiten. Diese Zubereitungsart ergab indes einen noch unangenehmeren Geschmack. Auf Grund dieser Proben bin ich zu der Überzeugung gekommen, dass der Fliegenpilz als ungeniessbar zu bezeichnen ist. Wenn die Giftigkeit von verschiedenen Pilzen wissen- schaftlich durch Experimente an Tieren, wie Hunden und Katzen, festgestellt werden soll, so ist das mehr als gewagt, ja wohl verkehrt, denn diese Tiere sind keine Pflanzenfresser. Man zwinge doch einmal diese Tiere, Sauerkraut zu fressen! Erbrechen und Abweichen werden die unausbleiblichen Folgen sein, üemgemäss müsste das Sauerkraut, nach obiger Theorie, auch giftig sein. Die weitaus meisten Pilzvergiftungen kommen, wie ich nach den mir bekannt gewordenen Thatsachen feststellen kann, durch falsche Auswahl und Zubereitung vor, und zwar, indem erstens zu alte oder wässerige Pilze genommen, oder zweitens diese zu lange aufbewahrt werden, ehe sie zur Yerw^endung kommen. Alle anerkannt guten und essbaren Pilze können Erkrankungen und Yergiftungen herbeiführen, sobald sie alt verspeist werden, denn mit dem Alter tritt ein Yerwesungszustand ein, der dem mensch- lichen Auge zwar nicht sichtbar ist, sich aber durch schwere Krankheitserscheinungen recht unangenehm bemerkbar macht. Bei dem hohen Eiweissgehalte und ihrem überaus schwammigen und wässerigen Charakter Averden die Pilze beim Älterwerden von mikroskopisch kleinen, sich während weniger Stunden ins Riesenhafte vermehrenden Spaltpilzen durchsetzt und erzeugen dann die lebensgefähr- lichsten Magen- und Darmentzündungen. Man beachte demnach stets die Regel: „Nimm nur gesunde und junge Pilze!" Ganz besonders aber ist zu warnen vor dem zu langen und falschen Aufbewahren der Pilze. Hierdurch entwickeln sich dieselben Zustände. So wie 19 man die Pilze eing-esammelt hat, putze und reinige nian dieselben. Ein Stehenlassen der Pilze bis zum nächsten Tage ist schon höchst gefährlich, ganz abgesehen davon, dass dieselben von den Pilzmaden während einer Nacht ganz gehörig zerfressen werden. Mancher Pilz- freund hat seine schönen, gesunden und maden- freien Pilze am anderen Tage grösstenteils von Würmern zerfressen vorgefunden. Zwei Beispiele von Pilzvergiftung aus hiesiger Stadt mögen meine Aus- führ ungfen beweisen. Eine Familie war, noch dazu an einem regnerischen Tage, Pilze sammeln gegangen und hatte eine gehörige Menge eingetragen. Spät abends müde und abgespannt nach Hause kommend, liess man die Tagesausbeute während der Xacht in den Pilzsäcken und Körben im Zimmer stehen. Am andern Morgen erst wurden die Pilze geputzt. Es waren nur gute Arten, aber leider auch alte Exemplare mit eingesammelt Avorden. Trotz der Warnung, die älteren Pilze vom Genüsse aus- zuschliessen, erschienen sie der Familie noch geniessbar und gerade diese Pilze wurden zubereitet, w^ährend man die jüngeren für den nächsten Tag aufbewahrte. Die Folgen waren traurig. Bereits wenige Stunden nach dem Essen trat bei einzelnen Gliedern der Familie Unwohlsein ein, und abends waren alle 6 Mitglieder schwer krank. Fürch- terliches Erbrechen und Abw^eichen unter grässlichen Schmerzen, bei teihveiser völliger Gleichgültigkeit gegen das Leben, trat bei Allen ein. Ärztlicherseits konnte nur Selterswasser angeraten werden, da ja bei dem Erbrechen jedes medizinische Mittel versagte. Erst nach einigen Tagen trat gänzliche Genesung ein. Ein weiterer Fall betraf die Familie eines Hausmannes. Derselbe war an einem Sonnabend mit mir Pilze sammeln gegangen. Jeden der gesammelten Pilze sali ich an und 20 fand sie alle essbar. Ich selbst hatte genau dieselben Sorten. Während nun meine Pilze sofort nach der Heimkehr geputzt und am nächsten Tage verspeist wurden, Hess mein Begleiter seine Pilze im Korbe in der warmen Stube bis Sonntag abends stehen. Die Hälfte derselben war bereits verschimmelt und unbrauchbar geworden, aber der Rest wurde doch noch zubereitet und abends verzehrt Die Folgen traten hier ebenfalls in ähnlicher Weise, nur etwas schwächer, ein, da die genossene Menge eine geringere gewesen war. Was ist bei Pilzvergiftungen zu tluin? Bei den ersten Erscheinungen einer Vergiftung, als da sind: Kratzen im Halse, Brennen, Drücken, Schmerzen des Magens mit Erbrechen, Auftreiben des Leibes, Taumeln. Schwindelanfälle, Durchfall, Magen- und Leibkrämpfe usw., suche man so schnell als möglich den Magen zu entleeren, nötigenfalls durch künstlichen Brechreiz, wie Finger in den Hals stecken, lützeln des Schlundes mit einer Feder; dip-ch Klystiere mittels LTigators entleere man die Därme und trinke sofort soviel als möglich Milch, Selterswasser oder nur kaltes Wasser, um das giftwirkende Alkaloid des Pilzes einzuhüllen und zu verdünnen. Mittel, wie Essig und Öl, die früher dagegen angewendet wurden, sind erfahrunggemäss schädlich und unwirksam. Ausserdem müssen so schnell als möglich Kompressen, d. h. mehrfach zusammengelegte Leinentücher (Servietten, Tischtücher usw.) in heisses Wasser getaucht, aus- gedrückt und so heiss als es vertragen wird, auf Magen und Leib gelegt und mit einem wollenen Tuche überdeckt werden. Diese Umschläge müssen im Wechsel von 10 bis 15 Minuten erneuert und stundenlang fortgesetzt werden. Tritt tüchtiges Schwitzen hinzu, desto besser. Nach dem Schwitzen sind 26 Grad warme Halbbäder zu geben, d. h. Patient ist in eine 21 AYanne zu setzen, nicht zu legen, und einii^e Minuten lang' abzugiessen. Ein medizinisches Gegengift giebt es nicht, könnte auch kaum wirken, da das heftige Erbrechen nichts im Magen lässt. Vorstehendes Verfahren hat sich bei vei-schiedentlich vorgekommenen Pilzvergiftungen aufs beste bewährt. Wie kann man Pilze züchten? In der Pilzzucht sind die Franzosen, Belgier und Öster- reicher uns Deutschen weit voraus, denn sie Avissen den Wert einzelner ganz besonders vorzüglicher Pilze besser zu schätzen und dieselben gCAvinnbringend zu verwerten. Vor allem sind es die grossartigen Champignonziichtereien um Paris, die uns ein Bild von der hohen Bedeutung des Wertes des Champignons geben können. So kann man aus den statistischen Tabellen ersehen, dass sich die tägliche Ernte von Paris, avo diese Pilze hauptsächlich gezüchtet werden, auf 27 000 Kilo beläuft. Berechnet man das Kilo nur zu 80 Pfennige, so ergiebt das im Jahre einen Betrag von 7 884 000 Mark. Das ist aber nur eine Gegend Frankreichs. Man kann daher den Wert der Ge- samtzüchtung in Frankreich allein auf über 30 000 000 Mark schätzen. Bei jeder Pilzzüchterei gilt als erste Forderung, die- jenigen Bedingungen zu schaffen , unter denen die Pilze im Freien gedeihen. Yon jeher ist nun der Champignon als derjenige Pilz bezeichnet worden, dessen Züchtung man zuerst vornahm. Sehr bald erkannte man, dass auf Esel- oder Pferdedünger der Champignon am besten gedeiht, denn auf den mit Pferdedünger gedüngten Wiesen erschien der Champignon wie von selbst. Liebhaber dieses Pilzes, Avelche die künstliche Zucht '?.9. versuchten, ersannen und erprobten verschiedene Methoden, um diese Zucht so gewinnbringend als möghch zu gestalten. xlUein alle Methoden dieser Pilzzüchter lassen sich auf eine einfache und keine all zugrosse Kunst erfordernde zu- rückführen. Da ich selbst jahrelang mit Glück Champignons gezüchtet habe, so will ich in Kürze die von mir er- probte Art und Weise der Züchtung mitteilen. Zunächst gehört zur Anlegung einer Züchtung ein beson- derer Raum, ein dunkler Keller, Schuppen oder sonst ein dunkler Ort, um darin den dazu nötigen Pferdedünger unterzubringen. Der Pferdedünger selbst muss aber eine besondere Zubereitung erfahren, die darin besteht, dass man denselben zunächst in grössere Haufen ungefähr 1 Meter hoch setzt, schichten weise feststampft und so ziemlich 8 Tage der Erwärmung überlässt. Hierauf werden die Haufen nochmals umgesetzt und wieder stehen gelassen, bis eine gleichmässige, feuchte Masse hergestellt ist, die nicht zu speckig, aber auch nicht zu trocken sein darf. Ganz vorzüglich bewährt sich die Untermengung von verrottetem Laube, das man sich zu diesem Z^vecke im Herbste sammeln muss. Hat der Dünger nun nach ungefähr 2 — 3 Wochen bei 2 — 8 maligem Umsetzen diese gleichmässige Beschaffen- heit, so bringt man ihn an Ort und Stelle. Hier wird er schichten- und beetweise festgestampft bis zu einer Höhe von 40 cm. Die Beete selbst können, je nach den Ver- hältnissen, 60 — 100 cm breit werden. Nach 8 Tagen nimmt man das Einbringen der Brut vor. Letztere bezieht man am besten von renommierten Champignonzüchtern oder Handelsgärtnereien. Meist erhält man sie in Back- steinform. Diese zerteilt man in walnussgrosse Brocken, bringt die Stücke in ein 3 cm tiefes Loch, welches man mit der Hand in die Beete wühlt, deckt mit Erde zu und drückt dieselbe fest an. Die Entfernung der Löcher kann 20 — 35 cm in 20 cm Reihenweite betragen. Hat man viel 23 Brut, so kann man noch enger spicken. So wie man damit fertig ist, wird mit dem Rücken der Schaufel das betr. Beet festgeschlagen. Hierauf deckt man die Beete noch mit trockenem strohigen Pferdedünger oder verrottetem Laube einige Centimeter hoch zu, damit die Oberfläche der Beete nicht austrocknet. Nach 10 — 12 Tagen untersucht man die Anlage, um sich zu überzeugen, wie weit die Brut sich entwickelt hat, indem man an vorher bezeichneten Stellen die Bedeckung lüftet und nachsieht, ob der Dünger mit weissen, schimmelartigen Fäden durchzogen ist. Wenn dies der Fall ist, wird die Decke beseitigt und gute feuchte Compost- erde 2 — 3 cm aufgebracht und fest angedrückt. Nach weiteren 14 Tagen werden sich weisse, wie Schimmel aus- sehende Flecken im Beete zeigen, das ist das erste Zeichen guten Erfolges. Ist die Erde sehr trocken, so besprengt man sie leicht mit lauem Wasser, dem man etwas Salpeter zugesetzt hat. Die sich nun bald zeigenden Champignons dreht man sorgfältig aus der sprossenden Nachkommen- schaft heraus. Sobald die Erde zu trocken wird, erneut man die Besprengung der Beete mit lauem, salpeterhaltigen Wasser. Denen, welche sich ganz besonders für die Champignon- zucht interessieren, kann zu genauer Informierung das Buch über die Champignonzucht von M. Lebl, A^erlag von Paul Parey in Berlin, empfohlen werden. In ähnlicher Weise wird in England im grossen Mass- stabe der Perlschwamm (Amanita pustulata — rubescens) gezüchtet, da aus demselben ein ausgezeichneter Pilzextrakt (Ketchup) gewonnen wird. Bei meiner praktischen Pilzzüchterei lernte ich einen bisher in keinem Pilzbuch als essbar verzeichneten Pilz, den Bläuling (Russuliopsis laccata Schrot.), als einen vor- züglichen Speisepilz kennen. Auf dem Composthaufen, von dem ich die Erde zur Bedeckung der Champignonbeete 24 entnahm, standen einige Pilze dieser Art, und fast gleichzeitig mit den Champignons erschienen anfangs zu meinem Ärger in grosser Menge diese Bläulinge und zwar in prächtigen Exemplaren. Da der Geruch und Greschmack des rohen Pilzes angenehm waren, so versuchte ich denselben erst in kleinen Portionen und fand ihn sehr wohlschmeckend. In den nächsten Tagen wurde derselbe bereits als leckere Speise von meiner ganzen Familie genossen. Handkörbevoll w^urde er nun aus dem Keller geholt, woselbst sich meine Champignonzucht befand. Ganz vorzüglich lässt sich der Stockschwamm (Pho- liota mutabilis Schaeff.) kultivieren. Zu diesem Zwecke sammelt man in bekannter Weise die Sporen und bringt dieselben in kleinere Medizingläser, in denen sie, nachdem die Gläser mit Wasser gefüllt wurden, umgeschüttelt werden. Das Wasser wird jedoch erst dann zu den Sporen gegossen, Avenn man die Absicht hat, eine Aussaat vorzunehmen. Hat man nämlich alte, womöglich hartem Holze angehörige Stöcke gefunden, so hat man nur nötig, in die mürbe Kinde oder die morschen Wurzeln dieser Stöcke mit einem Messer Einschnitte zu machen und in solche einen oder mehrere Tropfen der Sporenflüssigkeit einzuträufeln, um an diesen Stöcken im nächsten Jahre reichliche Ernten von diesem prächtigen Suppenpilze halten zu können. Eines ist aber dabei wohl zu beachten, dass man diese Aussaat nur bei feuchtem oder regnerischem Wetter voll- zieht, da sonst ein Yertrocknen des sich entwickelnden Pilzmycels eintritt. Meister in der Zucht aller essbaren, an Stöcken wachsenden Pilze sollen die Japaner und Chinesen sein. Hochinteressant und lohnend ist die Morchel- und Lorchelzucht im Garten. Zu diesem Zwecke bestimme man ein etwas schattiges Beet, das humusreich und sandig sein muss Zum Düngen nimmt man entweder 25 recht fette Composterde oder Kuli- und Pferdedünger in verrottetem Zustande, mische Latrinenjauche darunter und bi'ini;t (his eine oder andere recht seicht unter. Ausserdem ist es immer nötig, obenauf etwas Compost- erde zu bringen. Sobald es regnet, bestreut man das Beet mit reiner Holzasche, um den Morcheln und Lorcheln die nötigen Kalisalze zukommen zu lassen. Sobald die Asche nach einigen Tagen vom Regen tüchtig ausgelaugt worden ist, nimmt man eine Portion Morcheln oder Lorcheln, w^äscht sie zunächst mit heissem Wasser 2 — 3 Mal tüchtig aus, also genau so, wie man bei der Zubereitung als Speise verfährt, und besprengt nun mit diesem Wasser das betreffende Beet. Dieses Besprengen nimmt man ebenfalls am besten bei feuchter, regnerischer Witterung vor. Das Beet bleibt nun bis zum nächsten Früh- jahr, vollständig von weiterer Bepflanzung ausgeschlossen, unberührt liegen. Damit das Unkraut nicht zu mächtig wird, bedeckt man das Beet mit alter klarer Lohe oder losen Fichtennadeln. Im nächsten Frühjahre werden sich nach warmem Regen die Morcheln zeigen. Bei sehr trockener Witterung hingegen müssen die Beete mit lauem Wasser tüchtig besprengt w^erden. Im Jahre 1883 erschien in Sarlat in Frankreich ein kleines Schriftchen unter dem Titel: Trufficulture. Guide practique du trufficulteur par Charles Laval, proprietaire ä Eybene (Dordogne), welches in eingehender Weise die Trüffelcultur behandelt. Der betreffende Verfasser, welcher Mitglied der Ackerbaugesellschaft ist, giebt in diesem Werkchen auf Grund seiner vielfältigen Erfahrungen das Verfahren an, wie man die Trüffeln künstlich bauen kann. Die Trüffeln lieben nicht nur einen thonigen Kalk- boden, ein Gemisch von Kalk- und Thon-, oder von Sand- und Kalkboden, sondern sind auch in ihrem Yorkommen an Laubbäume verschiedener Art gebunden, ganz besonders 26 aber an die Eichen und Buchen. Nur in solchen Laub- holzbeständen findet man dieselben an den äussersten Wurzelspitzen der erwähnten Bäume. Laval behandelt nun in eingehender und hochinteressanter Weise die zur Kultur notwendigen Bodenverhältnisse, die Anlage der Beete von sogenannten Trüffeleichen, die Pflege der Anlagen bis zum Ertrage, die Erhaltung der Trüffelkulturen, das Einernten der Trüffeln und zum Schlüsse die Anlage- kosten und den pekuniären Erfolg der Trüffelanlagen. (Wie hochbedeutsam für Frankreich die Trüffel ist, dürfte die Thatsache bezeugen, dass in den letzten Jahren die Einnahme beim Trüffelverkauf ungefähr 25—30 Millionen Franks betrug.) Da vorstehend beschriebene Kultur der Trüffeln jedoch immer mehr oder weniger vom Zufall abhängig ist, so ist es mit grösster Freude zu begrüssen, dass es einem deutschen Naturforscher, Herrn Dr. Rudolf Hesse in Marburg, gelungen ist, auf Grund seiner hochinteressanten Versuche und Erfahrungen die Frage über die Kultur der Trüffeln in wissenschaftlicher Weise praktisch zu lösen. Im Jahre 1890 wurden von diesem berühmten Pilzforscher im Auftrage des Königl. Preussischen Ministeriums für Landwirtschaft, Domänen und Forsten die ersten Trüffel- kulturen angelegt. In der Nähe von AVilhelmshöhe bei Cassel sind nun mit Erfolg aus aasgelegtem Trüffelmaterial, und zwar sow^ohl von solchem, das frischen, aber durchaus gesunden und reifen, kurz vor dem Erweichungsprozesse stehenden Trüffeln, als auch aus solchem, welches getrockneten, gleichfalls gesunden, namentlich gegen Schimmelbildung aller Art geschützten und reifen Trüffelfruchtkörpern ent- nommen wird, Trüffeln verschiedener Art in auf Muschel- kalk stehenden Buchen- und Eichenw^äldern gezüchtet worden. Es gelang ihm, die unter No. 64 abgebildete und beschriebene Sommertrüffel (Tuber aestivum Yitt.), sowie 27 die Holztrüffel (Tuber excavatum Yitt.) und einige andere unterirdische Tuberaceen zur vollen Ausbildung zu bringen. In eingehender Weise sind seine Erfahrungen und Erfolge in dessen trefflichem Werke: Die Hypogaeen Deutschlands, II. Band, die Tuberaceen, niedergelegt. Interessenten verweise ich auf diese vorzügliche Arbeit, in welcher die Kultur dieser Pilzarten in ausfülirlichster Weise beschrieben ist. Hoffentlich gelingt es den vorzüglichen und erfolg- reichen Bemühungen hervorragender Männer, die Trüö'el- kulturen auch in Deutschland zu einer ansehnlichen Einnahmequelle zu gestalten. Wie werden die Pilze eingeteilt? Da das vorliegende Pilzwerk in erster Linie nur eine Einführung in die Pilzkunde bezweckt, so kann von der Aufstellung eines wissenschaftlichen Systemes abgesehen werden. Die folgende praktische Übersicht der Pilze wird genügen. Alle Pilze, zu denen auch die mikroskopisch kleinen gehören, wie der Schimmel-, der Kartoffelpilz usw., können in zwei grosse Gruppen gesondert werden, nämlich in solche, die ihre Lebensbedingungen auf noch lebenden Pflanzen oder Tieren finden — Parasiten oder Schmarotzer ge- nannt — oder solche, die auf sich zersetzenden und ver- wesenden Körpern der Pflanzen und Tiere wachsen und deshalb Fäulnisbewohner heissen. Mit letzteren haben wir es ganz besonders in dem vorliegenden Pilzwerke zu thun. Dieselben wachsen entweder unter oder auf der Erde. Jeder dieser Pilze muss als Eruchtkörper angesehen werden, der in besonderen Fruchtlagern die Samen, Sporen genannt, enthält. 28 Je nach der eigenen Absonderung der Sporen, entweder auf meist keulenförmigen Zellen (Basidien) und gestielt, oder in besonderen Spnrenschläuclien (Asci) teilt man diese Pilze in stielsporige und in schlauclisporige ein. um nun aber die gesammelten Pilze nach dem vor- liegenden Werkchen schnell aufzufinden, möge man folgende erprobte Winke beachten. Bei nur oberfläch- lichem Betrachten der Pilze wird jeder Laie dieselben in ihm bekannte und benannte Formen bringen. So unter- scheidet man nach dem Äusseren zunächst Hutpilze und anders gestaltete. Hutpilze giebt es aber in so grosser Artenzahl, dass man dieselben genauer ansehen miiss. Schneidet man einen solchen Pilz der Länge nach durch, so wird man beim oberen Teile des Pilzes, Hut genannt, drei Teile bestimmt unterscheiden können, nämlich die Oberhaut, das Fleisch und das sogenannte Futter. Ganz besonders ist nun bei der Bestimmung das Futter ins jiuge zu fassen, denn nach diesem, welches als Fruchtlager die Sporen enthält, unterscheiden wir 1. Die Röhrlinge. No. 1 — 16. Das Fruchtlager besteht aus innig aneinander gewachsenen Köhren. Bei dem allbekannten Steinpilze kann man dies am besten sehen. 2. Die Porlinge. No. 17 u. 18. Das Fruchtlager besteht aus sehr kurzen Köhrchen, sodass sie eigentlich nur Poren oder feine Löcherchen zeigen. 3. Die Stachellinge. No. 19 u. 20. Das Fruchtlager zeigt nur stachelähnliche Gebilde. 4. Die Runzlinge und Faltenpilze. No. 21, 26 u. 27. Auf der Unterseite zeigen sich glatte Runzeln oder wachsartige Falten. 5. Die Blatte rpilze. No. 29 — 61. Die Hüte tragen als Sporenlager nur Blätter oder Lamellen. Zu ihnen gehören die meisten Basidienpilze. Der Fliegenpilz kann als Muster dienen. 29 Auch die andersgestalteten Pilze kann man nach be- kannten Formen einordnen. So giebt es Korallenartige Pilze, auch Ziegenbärte genannt. No. 23 — 25 sind derartige Gebilde. Das die korallen- artigen Äste umgebende Fruchtlager ist glatt. Becherpilze. No. 65 11. 66. Bei diesen befindet sich in der becher- artigen Vertiefung das Fruchtlager. Morchelartige Pilze. No. 62 u. 63. Das Fruchtlager umgiebt in der äusseren Hülle den Hut. Kugelpilze. a) Oberirdisch wachsende: Die Boviste No. 28, 67 u. 68. b) Unterirdisch wachsende: Die Hirschbrunst, No. 22, und die Trüffel, No. 64. Was ist beim Sammeln der Pilze zu beachten? Möge nun das Pilzsammeln einen praktischen oder wissenschaftlichen Zweck verfolgen, so hat man doch einiges zu beachten, soll der Erfolg zur Zufriedenheit ausfallen. Zum Sammeln der Pilze lasse man sich vor allem einen Koffer fertigen aus starker Pappe mit Segelleinwand über- zogen, mit Ölfarbe angestrichen und so eingerichtet, dass der Deckel beim Sammeln abzuheben geht und unten über den Boden gesteckt werden kann. An den beiden Stirnseiten des Koffers müssen Lederösen befestigt werden, durch die ein um den ganzen Koffer gehender breiter Lederriemen gezogen werden kann, an dem man den Koffer trägt. Durch diesen Kiemen wird der abgenommene Deckel gleichzeitig am Boden festgehalten. Mein Pilzkoffer hat 30 eine Länge von 35 cm, ist 23 cm breit und 22 cm hoch, innen sind zwei Abteilungen, eine kleinere, in welche zwei leere Cigarrenkistchen übereinander bequem hineingehen und die für die wissenschaftliche Ausbeute bestimmt ist, sowie eine grössere, um die für die Küche gesammelten Pilze aufzunehmen. Als Messer erfüllt eine starke so- genannte Gärtnerhippe am vollkommensten den Zw^eck, da man mit derselben sehr schnell die Pilze aus der Erde ablösen und emporheben kann, auch die festan- gewachsenen Baumpilze, die Baumporlinge usw., bequem abzuschneiden imstande ist. Für wissenschaftliche Zwecke bedarf man zum Einhüllen zarter Pilze noch etwas Seiden- papier und neben den Cigarrenkistchen kleinere Papp- kästchen. Mit dem oben beschriebenen Koffer kann man sich nicht nur überall zeigen, sondern es werden die Pilze auch sicher vor dem Zerdrücken und Zerquetschen bewahrt, was beim Sammeln in Pilznetzen und Pilzsäckchen nicht der Fall ist. Hiermit wäre das „Wie ist zu sammeln" erledigt, und es bleibt nur noch das „Wo" übrig. Es ist nämlich durchaus nicht zu empfehlen, aufs Geratew^ohl in Wald und Flur zu gehen, sondern auch hierbei sind einige praktische Erfahrungen zu beachten. Zuerst ist die Lage eines Waldes ins Auge zu fassen. Hier sind in nur einigermassen günstigen, d. h. etwas feuchten Jahren die nach Süden und Westen gelegenen Teile und Abhänge bedeutend ertrag- reicher als die nach j^orden oder Nordosten liegenden. Nur in ganz trockenen Jahren ist es umgekehrt der Fall. Sehr bald wird man ferner auch die Erfahrung machen, dass sehr viele Sorten ihren besonderen Standort behaupten, auf denen sie immer in reicher Anzahl zu finden sind. So haben Wiesen, Waldränder, Waldwiesen, moosig -grasige Stellen, Hochwälder, Stangenwaldungen, Gebüsche, Waldwege, Dickichte usw. ihren ziemlich bestimmton Bestand an 31 eigenen Sorten und halten ihn oft jahrelang- fest. Hat man sich einmal diese Standorte ordentlich gemerkt, so wird man beim "Wiederbesuchen derselben selten umsonst gehen, man wird immer seinen Teil finden. Durch diese sichere Kenntnis der Standorte bin ich stets in der Lage, binnen 5 — 6 Stunden, also an einem Nach- mittage, 80 — 100 Sorten Pilze in 4 — 500 Exemplaren für die Pilzausstellungen sammeln zu können. Abbildungen und Beschreibung der Pilze. No. 1. Stein-Röhrling-, Steinpilz, Herrenpilz. Essbar. Boletus bulbosus Schaeff. (ßol. edülis BtüI.) Der Hut des jungen, halb in der Erde sitzenden Pilzes ist halbkugelig, später polsterförinig. Bei alten Exemplaren wendet sich der Rand etwas nach oben. Die Farbe desselben ist anfangs Aveisslich, weisslichgelb, später gelbbraun bis dunkel- braun. Je nach dem Standorte ändert sich die Farbe, indem bei sonnigem Stande die dunkle, bei schattigem und feuchtem die hellere Färbung hervortritt. Das Fleisch ist weiss und verändert sich nicht, bei alten Exemplaren färbt es sich jedoch etAvas rötlich. Die Röhren auf der Unterseite des Hutes sind zuerst stets weiss, später gelblich und werden im Alter grünlich. Sie sind nicht angewachsen und lösen sich leicht vom Fleische. Der Stiel ist im Jugendzustande immer knollig verdickt, sti'eckt sich später walzenförmig und ist durchweg weichfleischig. Die Farbe desselben ist hellbräunlich, häufig fein genetzt, in ausgewachsenem Zustande mit langmaschiger Zeichnung. Der Geruch ist angenehm, der Geschmack nussartig. Standort in Laub- und Nadelwäldern, vorzugsweise auf Waldwiesen und an grasigen Waldrändern. Er Avächst bei günstiger AVitterung bereits von Ende Mai ab, häufiger im Sommer bis zum Herbste. Wert: Ist wohl der bekannteste und woliischmeckendste aller Pilze, ebenso fein als Suppen- wie als Gemüsepilz, lässt sich auf jede Art einmachen und sehr gut trocknen. Sehr oft wird er mit dem Gallen-Röhrling (Abbildung No. 2) verwechselt. No. 1. Stein-Röhrling-. Steinpilz, Herrenpilz. Essbar. Boletus bulbosus Schaeff". (Bol. edülis Bull.). No. 2. Gallen-RÖhrling*. IHgeniessbar. Boletus frlleus BiiU. Der Hut gleicht in der Form in jedem Alter dem des Stein- pilzes und täuscht auf den ersten Blick oft den erfahrenen Pilzkenner. Die Farbe des Hutes dagegen wird nie so dunkel wie beim Steinpilz, sondern ist liellbraun und wird später meistens rötlichbraun. Das Fleisch ist ebenso, wie beim Steinpilz, weiss, bekommt aber beim Bruche eine zartrötliche Färbung. Die Röhren des Futters sind, abweichend vom Steinpilze, in erwachsenem Zustande zartrosa gefärbt, auch ist das Futter voller, fast scliaumartig und oft nach unten gCAvölbt. Der Stiel ist ganz besonders charakteristisch. Schon von Jugend an ist derselbe grub ig genetzt; das Netz selbst hat eine grünlich -gelbbraune Färbung. Anfangs knollig verdickt, streckt er sich bald walzenförmig. Der Geschmack ist sehr bitter imd wird in dieser Be- ziehung von keinem Pilze, übertroffen. Irrtümlich unter gute Pilze gemischt, macht er das Gericht durch seine Bitterkeit ungeniessbar. Den Standort teilt er mit dem Steinpilze, nur findet er sich weniger auf rasigen Plätzen, sondern melir in AValdungen. Er wächst im Sommer und ist bis Anfang des Herbstes zu finden. In nassen Jalu-en ist er stets, oft in Menge zu finden, in trockenen Jahren seltener. No. 2. Gallen-Röhrling'. Ungeniessbar. Boletus felleus Bull. No. 3. Birken-Röhrlmg". Birkenpilz, Kapuzinerpilz. Essbar. Boletus scaber Bull. Der Hut ist bei feuchtem Wetter und in den frühen Morgenstunden mehr oder weniger schleimig, glatt und in der Earbe veränderlich. Bald ist er hellbräunlich , bald rotbrämi- lich, ja auch grau oder dunkelbraun bis schwärzlich. Yon der dunkleren Färbung dürfte er avoIü auch den Namen Kapuziner- pilz tragen. Der Hut ist gewölbt, polsterartig und wird bis 12 cm breit. Das Fleisch ist weiss und verändert sich nicht. Die Röhrenschicht mit kleinen, feinen Mündungen ist im Anfange weiss, wird später aber grau. Der Stiel ist schlank, verhältnismässig schwach, flocldg- schuppig und oft in der Mitte etwas bauchig. Im Jugend- zustande ist das Fleisch desselben weich und brüchig, wird im Alter aber faserig und zäh. Der Geschmack ist augenehm, aber etwas weichlich. Standort in lichten Laubwaldungen und Gebüschen. Wo Birken stehen, ist er fast unfehlbar zu finden. Er wächst im Spätsommer und Herbste. Wert: Vorzüglicher Speisepilz, nur etwas weich. Ver- wertung dieselbe wie beim Steinpilze. No. 3. Birken-Röhrling. Birkenpilz, Kapuzinerpilz. Essbar. Boletus scaber Bull. m. 4. Rothaut-Röhpling*. Essbar. Boletus rufus Scliaeff. (Bol. versij^ellis Fr.) Der Hut ist fast stets trocken, etwas feinfilzig micl wird nur bei sehr nassem AVetter schmierig. Die rotbraune, oft ins orange- farbige gehende Oberhaut ist immer nach dem Futter zu ein- gesclüagen, bei jungen Pilzen dicht an den Stiel angedrückt. Dieses Merkmal unterscheidet ihn vom rotbraunen Birkenj^ilze. Das Fleisch wird nach dem Bruche oder Anschneiden violett, dann bläulich-schwarz. Die Eöhren sind schmutzig-weiss mit grauen Mündungen. Der Stiel ist markig, nach oben scliAvächer werdend und mit grauen oder schwärzlichen Schüppchen flockig bekleidet. Geruch und Geschmack sind angenehm. Den Standort teilt er mit dem Birken-Eöhrling, er findet sich jedoch auch in Nadelwaldungen und auf Heideplätzen, mitunter massenhaft. Er wächst vom Sommer bis Spätherbst. AVert: AVegen seines häufigen A^orkommens und seines AVolügeschmackes ein sehr bekannter und beachteter Pilz. AVälirend er als Suppen- und Gemfisepilz vorzüglich ist, eignet er sich zum Trocknen und Einmachen weniger, da er stets eine schwärzliche Färbung annimmt. ^'^Bm No. 4. Rothaut-Röhrling. Essbar. Boletus mfus SchaefF. (Bol. versipellis Fr.) No. 5. Butter-Röhpling-. Ring^pilz. Essbar. Boletus lüteiis L. Der Hut ist bei feuchtem AVetter und am Morgen ausser- ordentlicli sclimierig und schleimig, bei trockenem Wetter glänzend, gelblich, gelbbraun oder dunkelgelbbraun, nie rötlich. Im Jugend zu stände ist der Rand des Hutes stets mit dem Stiele durch einen weissen Schleier verbunden, der bei der Yoll- entwicklung als bläulich- schwarzer hängender Ring am Stiele zurückbleil)t. Die Oberhaut ist leicht abziehbar. Das Fleisch ist gelblich-weiss und unveränderlich. Die hellgelb aussehenden Röhren sind mit dem Stiele verAvachsen, aber nicht mit dem Hutfleische. Der Stiel ist cylindrisch und wird bis 10 cm hoch. Er ist Aveisslich, fleischig voll und ti^ägt ziemlich lange den sclüiesslich verscliwindenden Ring. Oberhalb desselljen finden sich bräunliche, flockige Punkte. Geruch und Geschmack sind obstartig säuerlich. Er wächst im Sommer und Herbste. Standort ganz besonders airf grasigen Waldwegen, Wald- wiesen und Waldrändern, zAvischen Moos und Gras. Wert: Wird leider hier und da Avegen seines schleimigen Hutes nicht so beachtet, wie er es verdient. Da die Oberhaut fast mit einem Male abziehbar ist, ist er leicht zu putzen. Er gehört imstreitig zu unseren besten Speisepilzen, lässt sich aber nicht troclmen. No. 5. Butter-Röhrling. Butterpilz. Essbar. Boletus lüteus L. No. 6. Gelber Röhrling-. Essbar. Boletus flcivus Witherins,", ^Ö' Der anfangs kugliclie Hut ist durch einen häutigfädigen Schleier mit dem Stiele verbunden, wird bis 15 cm breit und ist lebhaft gelb oder rotgelb. Im Jugend zustande ist die Ober- haut stets schleimig, im Alter aber glänzend trocken. Das Fleisch ist weich und gelb. Die K Öhren sind zusammengesetzt, schmutzig - gelblich und haben grosse, ecldge Mündungen. Der bis zu 7 cm hohe Stiel ist blassgelb und hat am oberen Teile einen meist klebrigen, schwachwulstigen Ring. Der Geruch ist rein obstartig, der Geschmack gut. Er erscheint ziemlich früh im Sommer und kommt meist truppweise vor. Seinen Standort hat er vorzugsweise auf AVald wegen, an Strassengräben und im Nadelwalde. Wert: Er gehört ebenfalls zu den wohlschmeckenden Pilzen. No. 6. Gelber Röhrling. Essbar. Boletus fluvus Witheriug. No. 7. Kuh-Röhpling". Kuhpilz. Essbar. Boletus bovinus L. Der Hut besitzt eine bkss-lederljraune oder rötlichgelb- braune Farbe und ist bei feuchtem AVetter etwas schmierig. Die Oberhaut ist glatt, der Rand scharf und sehr oft wellig verbogen. Die Hüte sind sehr oft miteinander verwachsen. Das Fleisch ist gelblich weiss , beim Bruche etwas rötlich werdend. Die Hüte biegen sich, ohne zu breclien. Die Röhren sind am Rande sehr kurz, av erden nach dem Stiele zu etw^as länger und haben sehr weite Mündungen; sie sind eckig, langgestreckt und fast strahlig angeordnet. Der Stiel ist gleichmässig dick, wird bis 6 cm lang, trägt dieselbe Farbe wie der Hut und ist glatt. Geruch und Geschmack sind schwach, etwas obstartig. Er wächst im Sommer bis zum Herbste. Standort: Er gehört zu den am häufigsten vorkommenden Pilzen und w^ächst sehr zahlreich an Waldwegen, sowie an den Rändern der Nadelwälder. Wert: Gehört zu den essbaren, wenn auch nicht gerade wohl- schmeckendsten Pilzen, ist jedocli äusserst wertvoll zur Be- reitung des Pilzextraktes; er kommt in jedem Jahre und fast überall in grossen Mengen vor. No. 7. Kuh-Röhpling". Kuhpilz. Essbar. Boletus bovinus L, No. 8. Sand-Röhpling". Sandpilz. Essbar. Boletus variegätus Sw. Der Hut, anfangs lialbkugelförniig gewölbt, hat einen scliarf eingerollten Rand, ist bräunlichgelb und mit büsclielig-liaarigen Ideinen Flocken besetzt. Im Alter und nach Regenwetter ver- schwinden diese Flocken. Die Obei^fläche ist trocken, bei Regenwetter jedoch etw^as schleimig. Das Fleisch ist gelblich- weiss und läuft beim Zerschneiden mehr oder weniger bläu- lich an. Die Röhren sind sehr kurz, haben eine enge Mündung und sind schmutzig-gelblich, bräunlich oder auch olivgrün. Der Stiel ist gleichmässig dick, wird selten über 5 cm lang und ist in der Farbe etwas heller als der Hut. Der Geruch ist eigentümlich scharf, nicht unangenehm, der Geschmack mild. Er wächst im Sommer und Herbste. Standort: In Nadelwäldern und vorzugsweise in solchen mit sandigem Boden. Wert: Oljw^ohl nicht zu den besseren Speisepilzen zählend, schmeckt er doch ganz gut. Wegen seines häufigen Vorkommens ist er ganz besonders zur Herstellung von Pilzextrakt geeignet, lässt sich aber nicht gut trocknen. 11^ \.^p^^-\ ^' ■ No. 8. Sand-Röhrlingr. Sandpilz. Essbar. Boletus varlegätus Sw. No. 9. Filz-Röhrling*. Ziegrenlippe. Essbar. Boletus subtomentösus L. Der Hut ist stets kiu'zfilzig und von grau gelblicher bis grüngelbliclier Färbung, mitunter auch graubraun, hat aber immer einen olivgrünen Schein. Im Alter, besonders bei trockenem "Wetter, zerreisst sehr oft die Oberhaut und es bilden sich Felder. Bei Verletzung der Oberhaut werden die Wunden je nach der Witterung kirschrot oder gelb. Das Fleisch ist derlt und blassgelb, wird aber beim Bruche mitunter etwas bläiüich. Ganz besonders zeichnet er sich aus durch die Röhren, welche bei jungen Exemplaren scliön zitronengelb, bei älteren Exemplaren schmutziggelb sind. Sie haben sehr weite und eckige Mündungen, derart angeordnet, dass kleinere mit grösseren, engere mit weiteren vermischt sind. Der Stiel ist meist rötlichbraun angelaufen und verhältnis- mässig dünn und schlank. Der Geruch des Pilzes ist obstartig, der Geschmack selu' schwach. Er wächst im Sommer und Herbste. Seinen Standort hat er vorzugsweise in Nadelwäldern und liebt grasig-moosige Plätze. Er kommt meist einzeln vor. Wert: Er gehört unstreitig zu den wohlschmeckenden Pilzen und kann verschiedenartige Verwertung finden, mn- taugt er nicht viel zum Trocknen. ^life^' No. 9. Filz-RöhPling. Ziegenlippe. Essbar. Boletus subtomentösus L. No. 10. RotfuSS-RÖhPling-. Essbar. Boletus clnysentereon Bull. Der Hut ist flach gewölbt, brauu oder braungelb, anfangs feinfilzig, sjDäter glatt und oft rissig gefeldert, zumal bei trockenem AVetter. Bei Verletzung erscheint das Fleisch dicht unter der Oberhaut purpurrot, während es beim Durchschnitt gelblich aussieht und mitunter bläulich anläuft. Die Röhren sind in der Jugend, wie beim Filz-Röhrling, schön zitronengelb, werden im Alter aber giilnlich-gelb. Die Mündungen sind ziemlich gross und eckig. Der verhältnismässig dünne und schlanke Stiel ist bei den auf AValdwiesen stehenden Exemplaren prächtig purpurrot, bei im Walde stehenden nur rot angehaucht, meist bräunlich-gelb. Der Geruch des Pilzes ist schAvach obstartig, der G-e- schmack mild. Er Avächst im Sommer und Herbst. Seinen Standort liat er auf Wald wiesen, AValcbändern und in K'adelwäldern, meist truppweise. Wert: Es ist ein Speisepilz, schmeckt angenehm. *i *^/Sf No. 10. Rotfuss-Röhrlingr. Essbar. Boletus chrysentereon Bull. No. 11. Maronen-Röhrling". Essbar. Boletus bädius Fr. Der anfangs lialbkugelig gewölbte, später ausgebreitete Hut liat eine glatte, bei feuchtem Wetter klebrige, bei trocknem Wetter glänzende, kastanienbraune Oljerhaut und einen Durch- messer von 6 — 12 cm. Das weisse, im Alter etwas gelbliche Fleisch wird beim Bruche nach den Röhren zu, schwach blau, nach der Oberhaut etwas rötlich. Charakteristische Merkmale: die kleinmündigen, schmutzig-gelben Röhren werden beim Drucke grün und sind am Stiele buchtig angewachsen. Der Stiel selbst ist von fast gleicher Farbe, wie der Hut, gleich dick, mitunter gekrümmt. Der Geruch ist frisch obstartig, der Geschmack an- genehm. Er wächst meist einzeln im Herbste, trotzdem aber ziem- licli häufig. Seinen Standort hat er in Nadel- und LaubAväldern. Wert: Er gehört zu den wohlschmeckenden Pilzen. v »'^■< No. 11. Maronen -Röhrling-. Essbar. Boletus bädius Fr. No. 13. Satans-Röhrling*. Satanspilz. Sehr giftig. Boletus Scitanas Lenz. Der Satanspilz ist wohl der schönste unter den Röhrlingen. Sein Hut ist anfangs halbkugelig und breitet sich später polsterartig aus. In der Regel weisslich-lederfarbig, geht er oft in bräunlich-grünliche Färbung über. Er wird mitunter bis 20 cm breit. Das Fleisch wird Ijeim Schnitt rötlich, violett imd dann dimkelljlau. Die Röhren zeigen innen eine gelbe Färbung, die Münd- ungen sind dunkelblutrot; beim Drucke durch den Finger werden die Rölii'en dunkelljlau. Der Stiel ist nach dem Hute zu prachtvoll Chromgelb, nach unten hin dunkelrot gefärbt und mit einem maschenartigen Netze überzogen. Dieses Netz findet sich jedoch nicht immer ganz scharf ausgeprägt, sondern unterbrochen und flockig aussehend. Er wächst erst im Spätsommer imd Herbste. Der Geruch ist angenehm, der Greschmack nussartig süss. Der Standort ist verschieden, in Laub- und Nadelwäldern, Gärten oder Hecken; nach meiner Erfahrung wächst der Satans- pilz aber nur auf Kalklioden, deshalb ist er nicht überall zu finden, in vielen Gegenden höchst selten. Wert: Sehr giftig. Häufig wird der AYolfs-Röhrling und der Hexen-Röhrling mit ilim verwechselt. No. 12. Satans-Röhrling. Satanspilz. Sehr giftig. Boletus Sätanas Lenz. No. 18. Hexen-Röhrling'. Hexenpilz, Schusterpilz. Essbar. Boletus lüridus Scliaeff. Der Hut ist polsterförmig, l)ei jungen und mittleren Exem- plaren nacli dem Stiele zu eingezogen und nur Lei feuchtem Wetter schmierig. Die Farbe ist mehr oder weniger dunkelgraubraun mit grünlichem Schimmer. Anfangs filzig, wird er im Alter glatt. Das Fleisch ist gelb und wird schnell dunlvelblau. Die Röhren sind an den Mündungen lebhaft karminrot, später schmutzigrot. Der Stiel, welcher sich dickbaucliig und knollenartig entwickelt, ist nach dem Hute zu ebenfalls karminrot, flockig, schuppig und nacli untenhin gelblichgrün. Er wächst schon im Fiiilisommer und bleibt bis zum Herbste. Geruch und Uesciimack sind gut. Seinen Standort teilt er mit dem Steinpilze. Wert:. Der Hexen-Röhrling wird vielfach noch als giftig bezeichnet, ist es nach meinen Erfahrungen aber niclit; er wird auch häufig als Ivuh-Röhrling eingetragen und gegessen. Yor allem eignet er sicli als Gemüse. Bei Yergieiclimig der Ab- bildungen mit den andern rotfüssigen und ähnlich aussehenden Pilzen ist eine Yerwechslung nicht gut möglich. ■^^ No. 13. Hexen -Röhrling. Hexenpilz, Sehusterpilz. Essbar. Boletus lüridus Schaefi'. No. 14. Wolfs - Röhrlingr. Giftig. Boletus lupinus Fr. Der Hut ist wie beim Hexen-Eölirling polsterförmig, gelblich oder grüngelb, niemals dunkelbraun. Die Oberfläche ist kahl, glatt und trocken. Das Fleisch ist gellj und läuft nach dem Brechen oder Zerschneiden blau an. Die Röhren sind an den Mündimgen orangerot, später schmutzig rotgelb und kleinlöclierig. Der Stiel ist stets, meist nach obenhin, oft aber auch voll- ständig dunkelrosa flockig gefärbt. Ebenso ist er, wie bei den vorigen Pilzen, im Jugendzustande dickljauchig, streckt sich aber später walzenförmig. Er wächst meistens erst im Herbste. Sein Standort ist in AVäldern, vorzugsweise auf grasigen Stellen und Waldwiesen. Greruch und Geschmack sind säuerlich. Wert: Er ist angeblicli giftig. Bei einem Yergiftungsfalle, der durch diesen Pilz herbeigeführt wurde, konnte ich nicht entscheiden, ob die Giftigkeit oder das Alter des Pilzes die Vergiftung herbeigefüln^t hatte. Ich konnte nur ermitteln, dass der Betreifende ein altes Exemplar mit genossen hatte. No. 14. Wolfs-Röhrling. Giftig. Boletus liipinus Fr. No. 15. ■ Diekfuss-Röhrling". Dickfuss, Bitterpilz. üngeniessbar. Boletus päcliypus Fr. Der Hut ist blassgelb, ins graubräunliclie übergehend, fühlt sich wie feines Leder an und ist dick und gewölbt. Das Fleisch ist beim Bruche erst weiss, wird aber bald bläiüich. Die Röhren, welche nach dem Stiele hin kiu'zer werden und selu' feine Mündungen besitzen, sind anfangs gelb, später grünlich und laufen beim Drucke grünblau an. Der Stiel ist im Jugendzustande knollig verdickt, nach untenzu prachtvoll karmim'ot mit scharf ausgeprägter Netz- zeichnung, nach obenhin gelb. Im Alter wu'd er gieichmässig walzenförmig und verliert die Färbung fast ganz, beim Drucke wird er stets schmutziggrün. Er wächst im Sommer und Herbste. Geruch nicht angenehm; Geschmack bitter. Standort in Nadelwäldern, besonders im Gebirge, noch häufiger in Laubwäldern. Wert: Wegen seines bitteren Geschmackes nicht geniessbar. No. 15. Diekfuss-Röhrling". Diekfuss, Bitterpilz. Ungeniessbar. Boletus pächypus Fr. No. 16. Pfeffer-Röhpling-, Pfefferpilz. Yerdächtig. Boletus pipemtus Bull. Der Hut besitzt eine sich fast immer gleichbleibende bräunlicligelbe Farbe, ist an feuchtem Standort und bei nassem Wetter klebrig, an trockenem Standort und bei trockenem Wetter glänzend. Das ziemlich dünne Fleisch ist gell^lich und selii" Aveich. Die Röhren, die an den Stiel angewachsen sind, haben ziemlich grosse eckige Mündungen und sind rostbraun. Der kurze Stiel hat die Farbe des Hutes, nach untenzu geht dieselbe aber stets ins schwefelgelbliche über. Er Avächst schon im frühen Sommer bis zum Herbste. Der Geschmack ist scharf pfefferartig. Seinen Standort hat er meist in dichten Nadelholz- pfianzungen oder moosigen Heiden. Wert: Er wü-d als verdächtig bezeichnet, doch soll er liier und da von Pilzliebhabern als pikante Zukost genommen werden. No. 16. Pfeffer-Röhrling-. Pfefferpilz. Verdächtig. Boletus piperätus Bull. No. 17. Semmel-Porling". Semmelpilz. Essbar. Polyi)orus coiifluens Alb. u. Scliw. Die Hüte dieses Pilzes sind stets miteinander innig ver- wachsen nnd bilden eine gestaltlose Masse von 12 — 18 cm Breite. Sie selien bald semmelgelb, bald rötlichgelb ans nnd Averden bei trockenem Wetter rissig. Das Fleisch ist weiss nnd fest, schmeckt etwas bitter. Die Unterseite besteht ans ganz km^zen Röhrchen, die von anssen als kleine feine Löclier (Poren) erscheinen. Der Stiel ist strnnkartig nnd sitzt in der Erde. Standort: In Nadelwäldern nnr anf dem Erdboden, Er wächst meist erst im Herbste. Wert: Im Jngendzustande ist er ganz vorzüglich, im Alter jedoch bitter. Ganz besonders ist es die Oberhant, welche die Bitterkeit enthält nnd deshalb entfernt werden mnss. Beim Kochen imd Eimnachen nimmt er eine hellrötliche Färbnng an. No. 18. Sehaf-Porllng*. Sehafeuter. Essbar. Polyporus ovinns Schaeff. Der Hnt ist verschieden gestaltet, teils gewölbt oder wellig verbogen, teils eben nnd weiss oder grangelblich, im Alter und bei trockenem Wetter rissig gefeldert. Er Avird bis über 10 cm breit. Das Fleisch ist derb und weiss. Die kurzen Eöhren des Futters haben feine, runde Mündungen. Der daumdicke Stiel ist voll, weiss, oft gekrümmt und nach unten abgerundet. Seinen Standort hat er vorzugsweise in Nadelwäldern und kommt meist truppweise in grosser Menge vor. Er wächst vom Sommer bis zum Herbste. Wert: AVegen seines schönen Fleisches und seines häufigen Yorkommens gehört er zu unseren vorzüglichsten Speisepilzen, zumal auch sein Geschmack ausgezeiclmet ist. Er lässt sich sehr vielseitig verwerten. No. 17. Semmel-Poplingf. Semmelpilz. Essbar. Polyporus cöntlueDs Alb. u. Schw. 9ä ^'- .? ss^^^"^^^ No. 18. Sehaf-Porling. Sehafeuter. Essbar. Polyporus ovinus Schaeff. No. 19. Semmel - Stoppelpilz. Essbar. Hydnum repändum L. Der Hut ist weisslichgelb, gelblich oder rötlich, meist flach gewölbt, mitunter gebuckelt, kahl und am Rande wellig ver- bogen. Er wird bis 15 cm breit und ist sehr fleiscliig. Als Sporenbehälter trägt er Stacheln, die sehr zerbrechlich sind und ungleich blass-fleischfarben aussehen. Der Stiel ist kurz, markigvoll, am Grunde etwas verdickt und gelblichweiss. Der Geruch ist angenehm, der Geschmack mild, nur bei älteren Exemplaren bitter. Zu finden ist er in Laub- und Nadelwäldern und bildet öfters sogenannte Hexem'inge oder Halbkreise. Er wächst vom Juli bis November. Wert: Er gehört im Jugendzustande zu den wohlschmecken- den Pilzen, wird jedoch im Alter bitter und ungeniessbar. No. 19. Semmel-Stoppelpilz. Essbar, Hydnum repändiim L. No. 20. Habicht- Stoppelpilz. Habichtspilz, Rehpilz. Essbar. Hydiium imbricätuni L. Der Hut ist anfangs etwas eingerollt, fast eben und nur im Alter in der Mitte eingedrüclvt , chokoladenbraun und mit fleischigen, grossen, sparrigen Schuppen kreisförmig besetzt, die bei alten Exemplaren schwarzbraun werden. Das derbe Fleisch ist schmutzigweiss. Die Stacheln, welche am Stiele herablaufen, sind sehr dicht stehend, ziemlich lang und geben der Unterseite das Aussehen eines Hirsch- oder Rehfelles; daher wird er auch im Yolks- munde als Hirsch- oder Rehpilz bezeichnet. Der Stiel ist weissgrau, daumendick und kiu^z. Der Geruch ist eigenartig aromatisch, ebenso der Ge- schmack. Seinen Standort hat er fast in jedem Nadelwalde. Er wächst Ende des Sommers und im Herbste oft in grosser Menge. AVert: Ein ganz vorzüglicher Speisepilz, der sich ganz besonders zmn Sterilisieren eignet. Alt und nass sclimeckt er bitter. '-■^^ä'^^ *n/i No. 20. Habieht-Stoppelpilz. Habiehtspilz, Rehpilz. Essbar. Hyduum imbrieätiim L. No. 21. Toten -Trompete. Essbar. Craterellus cornucoi^ioides L. Der schwarzgraue oder auch schwärzlich-braune, füllhorn- artige oder trompetenförmige Fruchtkörper ist dünnfleischig, auf der inneren Fläche schuppig und wellenförmig bogig berandet. Der Stiel ist grau und bis zum Grunde röhrig-hohl. Der Geruch ist schwach und der Geschmack fade. Wächst im Herbste. Standort in Wäldern, besonders aber in Buchenwäldern und kommt oft massenhaft in grossen, dicht zusammen- gewachsenen Trupps vor, meist unter Gebüschen und in feuchten Gründen. AVert: Frisch zubereitet ist die Totentrompete auch wolil- schweckend. Getrocknet und verwertet wie die Morchel, über- trifft sie diese an Wolilgeruch und Geschmack, Sie gehört deshalb zu den vorzüglichsten und Avolüschmeckendsten Pilzen. Ihr grosser Wert wird viel zu wenig gewürdigt. No. 21. Toten -Trompete. Essbar. Craterellus cornucopioides L. No. 33. Warzig-e Hirschbrunst, üngeniessbar. Elapliöm^xes graniüatiis Fr. Der unter der Erdoberfläche wachsende, kugelförmige Fruchtkörper ist anfangs von gelblichen Fasern umhüllt, sieht gelblich oder ockerfarbig, dann braun aus. Die Hülle ist mit kleinen Warzen oder Körnchen besetzt. Sie wird bis wallnuss- gross. Das Innere enthält purpurschwarze Sporen, gewöhnlich Staub genannt. Der Geruch ist eigenartig, fast imangenehm, der Ge- schmack bitter. Wird ausgewachsen im Herbste in der Erde gefunden und kommt vorzugsweise in Nadelwäldern vor. We r t : üngeniessbar. No. 38. Krauser Ziegrenbart. Krause Glucke. Essbar. Sparassis raniosa Schaeff. Dieser eigenartige Pilz besteht aus aussergewöhnlich zahl- reichen gelblich- weissen, über- und nebeneinander sich drängen- den, arabeskenartigen Blättern, die auf der Ober- und Unterseite platt und eben sind. Das Fleisch ist weiss. Er bildet oft riesige Köpfe und wird mitunter bis zu 15 Pfund schwer. Der Strunk ist fleischig, dick und kommt tief aus der Erde heraus. Der Geruch ist äusserst würzig, morchelartig duftend und der Geschmack nussartig. Er wächst vom August bis Ende September. Als Standort liebt er Ivieferwaldungen , wo er oft dicht an den Stämmen der Bäume zu finden ist. Wert: Frisch und getrocknet gehört er zu unseren vor- züglichsten und wertvollsten Speisepilzen. No. 22. Warzige Hirschbrunst. UngeDiessbar. Elapliomyccs granuliitus Fr. No. 23. Krauser Ziegenbart. Krause Glueke. Essbar, Sparässis ramosa SchacfF. No. 24. Trauben-Zieg-enbart. Trauben-Korallenpilz. Essbar. Clavaria Botrys Pers. Dieser Pilz trägt liier oder da nocli den Namen Tranben- bärentatze, rötliche Bärentatze, roter Hirscliscliwamm, Korallen- scliwamm, Halmenlvanim- oder Blunienkohlschwamm. Er hat einen dicken Strnnk, der mitunter sein- dick und knollig ist. Das weisse Fleisch ist sehr derb. Die aus dem Stinmke emporsteigenden Äste und Zweige verzweigen sich nach verschiedenen Seiten, sind gerade oder gekrümmt, ziemlich rund und fleischig. Die kurz allgestutzten Enden der Ästchen sind rötlich. Er wird bis 12 cm hoch und mitunter bis 16 cm breit. Er wächst im Herbste auf sandigem Boden der Nadelwälder und in Laubholz Waldungen. Wert: Im Jugendzustande und so lange er nicht bitter schmeckt, ist er essbar und wohlschmeckend, in älterem Zu- stande verursacht er al3er heftiges Leibweh und Diarrhoe. No. 25. Gelber Ziegenbart. Gelber Korallenpilz. Essbar. Clavaria flava Schaeff. Dieser Pilz, der im Yolksnmnde Bärentatze, Bocksbart, Hahnenkamm genannt wird, besitzt einen weissgelblichen, knolligen, dicken, aufrechten Strunk, aus dem eine Anzalil walziger Äste, die sich wieder in mehrere kleinere Zweige teilen, emporsteigen. Die kleinen Äste endigen in eine meist zwei- teilige stumpfe Spitze. Das besonders in der Jugend sehr zarte Fleisch des Strun- kes ist weiss und dicht, das der Äste sehr brüchig. Die Höhe des Ziegenbartes beträgt gewöhnlich 4 — 12 cm. Der Greruch ist schwach, nicht unangenehm, der Ge- schmack meist etwas bitterlich, besonders bei älteren Exemplaren. Yor kommen und Wert wie vorige Art. No. 24. Trauben-Ziegenbart Claväria Trauben-Korallenpilz. Essbar. Botrys Fers. No. 25. Gelber Ziegenbart. Gelber Korallenpilz. Essbar. Clavariii flava SchaefF. No. 26. Echter Gelbling- (Gehling-). Pfifferling:, Eierpilz. Essbar. Cantharellus cibariiis Fr. Der Hut ist im Jugend zu stände gewölbt, später ausgebreitet mit eingerolltem Rande und zuletzt trichterförmig, kraus und gelappt. Die Farbe ist dottergelb, nacli der IMitte zu meist hellgelb; das Fleisch ist gelblich. Das Fruchtlager an der Unterseite des Hutes läuft falten- förmig an dem Stiele herab, ist aderförmig und durch Querfalten mit einander reich verästelt. Der Stiel erweitert sich nach oben trichterförmig und ist voll und fest. Der G e r u c h ist sehr angenehm, der Geschmack pfefferartig. Er wächst oft schon im Juni und findet sich bis zum Herbste in grossen Mengen. Standort: Fast überall, besonders im Dickicht der Nadel- waldungen, moosigen Stellen, sowie in Laubwaldungen. Wert: Als einer unserer vorzüglichsten und am häufigsten vorkommenden Speisepilze, eignet er sich für alle Zubereitungs- arten; getrocknet muss er mindestens zwei Stunden vor der Zubereitmig in Wasser erweicht werden, sonst ist er etwas zäh. Er hält sich von allen Pilzen am längsten frisch, ist fast gar nicht madig und verursacht wenig Arbeit beim Eeinigen. No. 26. Echter Gelbling (Gehling). Pfifferling, Eierpilz. Essbar. Cantharellus cibärius Fr. Falscher Gelbling". Yerdäclitig. Caiitliarellus aurantiaciis Wulf. Der Hut ist seiner Form nach dem des echten Gelbliugs sehr ähnlieh, im Ganzen aber schwächer gebaut und au seiner dunkleren orange- artigen Färbung leicht zu erkennen. Die älteren Pilze haben auf dem Hute nach innen meistens eine weissliche Färbung, Die Oberfläche ist mit zartem Flaume bedeckt und fühlt sich wie feines Waschleder an. Die Blätter (Lamellen) sind dicht stehend und laufen, sich 3—4 mal gabelförmig teilend, am Stiele herab. Der Stiel selbst ist schwach, oft gekrümmt, mitunter am Ende etwas schwärzlich. Der Geruch ist schwach mehlartig, der Geschmack mild. Er wächst erst im Herbste, viel später als der echte Gelbling. Seinen Standort hat er in Nadelwäldern und auf alten Baum- stümpfen. Wert: Er ist besser als sein Euf und dürfte höchstens verdächtig sein. Vergiftungsfälle durch denselben sind unbekannt. In manchen Jahren ist er selten zu finden, in anderen dagegen wieder häufiger. No. 38. Pommeranzen- Härtung". Kartoffel -Bovist. Giftig. Scleroderma vulgare (Fl. Dan.). Unter Bovist versteht mau einen Pilz, der einen vollständig ge- schlossenen Fruchtkörper darstellt und kugel-, birn-, knollen- oder kartoffelförmig ist. Im Jugendzustande ist das Innere dieser Pilze immer weiss, markig und derb, im reifen Zustande dagegen mit staubfeinem Samen ausgefüllt; vollständig reif platzen sie und es wird der Same vom Winde überallhin zerstäubt. Im Volksmunde sind sie auch unter dem Namen Wieseneier, Schafeier, Staubpilze bekannt. Mit Ausnahme des Kartofiel-Bovist sind sie fast alle essbar. Der Pommeranzen- Härtling gleicht einer Kartoffel, kommt oft nester- weise aus der Erde empor, nur an einem faserartig dünnen Stiele auf der Erde sitzend. Er erlangt bisweilen einen Durchmesser von 7 cm. Die Farbe ist rötlich- oder bräunlichgelb, nach unten gelblichgrün und die Oberfläche ist in kleine Felder zerrissen, die sich warzenartig hervor- heben. Das Innere ist anfangs weiss, färbt sich aber später blau, zu- letzt blauschwarz. Der Geruch ist stark aromatisch. Standort: Hauptsächlich in Nadelwäldern auftrocknen, sandigen Stellen, wie auch an Waldrändern und auf Wiesen. Er wächst im Spätsommer und Herbste. Wert: Er ist unstreitig giftig. Häufig wird der Pommeranzen- Härtling als Trüffel angesehen; letztere wächst aber nur unter der Erdoberfläche. No. 27. Falscher Gelbling. Verdächtig. Cantharellus aurantiacus Wulf. No. 28. Pommeranzen-Härtling. Kartoffel-Bovist. Giftig. Scleroderma vulgäre (PI. Dau.). No. 29. Samtfuss-Krämpling*. Essbar. Paxülus atrotoment(3sus Batscli. . Der ausserordentlich dickfleiscliige Hut, meist einseitig vorgestreckt gewachsen, erreicht mitunter einen Durchmesser von 20 cm und mehr. Die Oberfläche ist rostbraun, samtartig hlzig, bei trocknem Wetter rissig. Der Rand des Hutes ist scharf eingerollt. Das Fleisch ist gelblich- weiss, wässrig. — Die Blätter sind kurz herablaufend, gelblich. Der Stiel ist kurz, dick und aussen mit dichtem, schwarz- braunen oder ganz schwarzen, dichtzottigen Filze bekleidet. Der Geruch ist säuerlich, ebenso der Geschmack. Er wächst vom Anfang des Herbstes an. Standort: in Nadelwäldern am Grunde alter Stämme oder an Wurzeln. Wert: Er ist essbar, jedoch nur sclmiackhaft , wenn er sauer, d. h. mit Essig zubereitet Avird und ist dann sehr ergiebig. No. 30. Kahler Kpämpling". Essbar. Paxülus involütus Batsch. Der anfangs flach gewölbte, bis 12 cm breite Hut wird später fast trichterförmig. Die Oberfläche ist glatt, glänzend und ockerbraun oder gelbbraun, in der Mitte etwas schleimig. Das Fleisch ist gelblich und wird bei Verletzung bräunlich oder rotbräunlich. Der Rand des Hutes ist ebenfalls scharf eingerollt (das charakteristische Kennzeichen der Kräm2:)linge, daher auch ihr Name), filzig- zottig. Die gelblichen Blätter sind nach hinten durch Queradern verbunden, laufen am Stiele herab und werden durch Druck braunfleckig. Geruch und Geschmack angenehm, etwas säuerlich. Er wächst im Sommer und im Herbste. Seinen Standort hat er in Wäldern, Gebüschen, in Gniben, an Wegen, in Gärten, fast überall. Wert: Er gehört zu den wolüschmeckenden und wert- vollsten Pilzen. No. 30. Kahler Krämplingf. Essbar. Paxillus iuvolutus Batsch. No. 31. Schopf- Tintling. Jung essbar. Copriiius porcellunus Schaeff. Der häufig bis 10 cm lange Hut ist cylinderförmig und breitet sich nach und nach kegelförmig aus. Der Rand schliesst sich anfangs dicht an den Stiel an, zerschlitzt sehr bald und löst sich zu einer schwarzen, tinten ähnlichen Flüssigkeit auf. Die Oberfläche ist mit dicken, sparrig abstehenden Schuppen dicht besetzt. Das Fleisch ist weiss. Die sehr dicht stehenden Blätter sind zunächst weiss, werden dann rosenrot, bräunlich und endlich schwarz. Der mit einem Ringe versehene Stiel ist sclilank, am Grunde verdickt und innen hohl. Der Geruch ist gut, das Fleisch fast geschmacklos. Er wächst im Herbste und oft in grosser Menge. Seinen Standort hat er meist in feuchten Gärten und gut gedüngten AViesen, sowie in Gräben. Wert: Er ist im Jugend zu stände essbar und wohl- schmeckend, muss aber sofort zubereitet werden. Giebt auch sehr gute Suppen. ^^% f;^ No. 31. Schopf- Tintling-. Juug es.sbar. Coprinus porcellunus Schaeff. Grosser Schmierling". Essbar. (Tomplildins giiitinosus Schaeff. Der Hut ist anfangs durch einen spinnwebartigen und schleimigen Schleier mit dem Stiele verbunden, der am Stiele nur ganz kurze Zeit als Eing zurückbleibt. Die Oberfläche ist schmutzigbraungrau, mit schleimigem tlberzuge, oft schwarz- fleckig werdend. Das Fleisch ist weisslich, später schmutziggrau. Die Blätter laufen am Stiele herab, sind anfangs weisslich, dann grau, zuletzt schwarzgTau, sehi' dick und last gallertartig. Der Stiel ist sehr sclüeimig, anfangs mit dem häutigen Ringe behaftet, untenhin gelb, innen voll und ebenfalls gelb. Der Geruch ist schwach, der Geschmack gut, mu' etwas weichlich. Seinen Standort hat er an Waldrändern, auf AValdwiesen und grasigen Plätzen. Er wächst vom Jiüi an. Wert: Befreit von der sclüeimie-en Oberhaut ist er essbar. No. 32. Grosser Sehmierling. Essbar. Gompbidius glutinosu.s Schaeff. No. 83. Wachsg:elbep Saftling. Essbar. Hygröpliorus ceräceus A¥iilf. Der Avässerige waclisgelbe Hut wird bis 4 cm breit, ist etwas klebrig, glänzend und am Rande fein gestreift. Die Blätter laufen etwas am Stiele herab. Der Stiel selbst ist zart, gelb imd liolil. Geruch und Geschmack sind ganz unbedeutend. Er wächst im Herbste auf Grasplätzen und feuchten Wiesen. Wert: Da er massenhaft vorkommt, ist das Einsammeln sehr zu empfelüen, denn er giebt ein wohlschmeckendes Gericht. Beim Kochen wird die Brühe gelb. No. 84. Hochroter Saftling". Essbar. Hygröpliorus puniceus Fr. Der anfangs glockenförmige Hut breitet sich später bis zu 12 cm Durchmesser aus und hat eine blutrote, im Alter gelbrot werdende und schliesslich verblassende Farbe. Er ist glatt, in der Jngend etwas klebrig. Das Fleisch ist Avässerig und gelbrötlich. Die Blätter sind am Grunde aderartig ver- bunden und bauchig, gelb und in altem Zustande rötlich. Der Stiel ist rotgelb, nach dem Grunde verblassend, bauchig, anfangs voll, später hohl, faserig und gebrechlich. Er wächst im Herbste auf moosigen Wald wiesen, Wald- rändern und Heideplätzen. Wert: Er ist essbar und wohlschmeckend. Der aus- gekochte Saft ist rötlichgelb. "'' ^^R^* No. 33. Waehsgelber Saftling. Essbar. Hygrophorus ceniceus Wulf. No. 34. Hochroter Saftling*. Essbar. Hygroplionis puuiccus Fr. No. 85. Birnen -Milchling'. Bratling", Brotpilz. Essbar. Lactäria volema Fr. Der Hut ist gleichmässig, rotgelb oder liellrötlichbraun und Avird bis 12, ja 15 cm breit. Im Alter bekommt er Risse, in der Jngend ist der Hutrand etwas eingerollt. Das Fleisch ist fest, dick imd enthält sehr viel weisse Milch. Diese tropft bei Verletzung sehr reichlich heraus. Die Blätter sind anfangs blassgelb, werden sjjäter bräun- lich und färljen sich beim Drucke braun. Der Stiel ist in der Farbe dem Hute gleich, ziemlich dick, wird bis 12 cm hoch und rundet sich am Ende ab. Der Geruch ist bei jungen Exemplaren angenehm, während ältere thranig riechen. Der Geschmack ist angenehm, fast süss. Seinen Standort hat er in Laub- und Nadel Waldungen meist an feucliten Stellen und kommt oft truppweise vor. Er wächst im Sommer und Herbste, AVert: Er wird vielfach roh gegessen und giebt besonders eine ganz vorzügliche Speise, wenn er gerieben und dann gebacken wird. No. oö. Birnen-Milchling. Bratling-, Brotpilz. Essbar. Lacturia volema Fr. No. 36. Braunroter Milehling'. Ungeniessbar. Lactäria rufa Scop. Einer der am häufigsten vorkommenden Pilze. Sein Hut ist rotbraun und am Rande etwas filzig, anfangs kleinflocldg und gebuckelt, später trichterförmig vertieft bei einer Breite von 5 — 12 cm. Das Fleisch ist gelblichbraim. Die Blätter sind hellgelblich, später rötlichbraun. Der Stiel hat die gleiche Farbe, ^vie der Hut, ist erst voll, dann hohl. Einen besonderen Geruch besitzt er nicht, jedoch ist die reichlich hervorquellende weisse Milch sehr scharf brennend. Seinen Standort hat er fast nur in Nadelwäldern und kommt in grösster Menge vor. Erwächst vom Anfange des Sommers bis zum Spätherbste. AVert: Leider ist er wegen seines eigenen bitterlichen Ge- schmackes nicht geniessbar. Die verschiedenartigsten Zubereit- ungen meinerseits gaben nie ein wohlschmeckendes Gericht. Giftig' ist er nicht. No. 36. Braunroter Milehling". Ungeniessbar. Lacturia riifa Scop. No. 37. Wachholder -Milchling:. Echter Reizker, Röstling*. Essbar. Lactäria cleliciösa L. Der Hut dieses vorzüglichen Pilzes ist orangefarbig oder ziegelrot, meist gezont in orangefarbige und grünliche Ringe. Im Alter wird er grünspanfarbig, wie denn auch l)ei Verletzung diese Farbe stets hervortritt. Jung ist er flach mit nacli unten gieichmässig gebogenem Rande, später wird er trichterförmig. Bei feuchtem Wetter ist der Hut schmierig. Das Flei seil ist ebenfalls rötlich gelb und lässt beim Bruche eine orangerote Milch reichlich heraustropfen, das sicherste Kennzeichen für diesen Pilz. Die gelben Blätter laufen etwas am Stiele herab und werden beim Drucke ebenfalls sofort grünspanfarbig. Der anfangs fast volle, bald aber liolüe Stiel ist dem Hute gleichfarbig. Der Geruch ist ausserordentlich aromatisch, der Gesclimack mild und angenehm würzig. Seinen Standort hat er unter dichtem Nadelgebüsch, auf moosigen, feuchten AYiesen, auf mit Heidekraut imd Wach- holdersträuchern bestandenen freien Waldhügeln. Er wächst oft in grosser Menge bereits Ende Juni bis in den November hinein. Wert: Er gehört zu unsern köstlichsten Speisepilzen und lässt sich auf alle mögliche Arten verwerten, nur beim Trocknen verliert er an Geruch und Geschmack. Zum Be- reiten des Pilzextraktes wird er im Wohlgeschmack von keinem anderen Pilze übertroffen. No. 37. Wachholder-Milehling-. Echter Reizker, Röstling". Esslmr. Lactäria deliciösa L. No. 88. Gift - Milchling'. Gif treizkep. Giftig. Lactäria torminösa Schaeif. Im Jugendzustancle sieht der Hut dieses Pilzes dem des guten Reizkers oft täuschend ähnlich, nur wird er nie ziegelrot oder grünlich, sondern ist mehr fleischfarben, aber ebenfalls mehr oder weniger gezont. Sehr charakteristisch ist der stets zottig behaarte Rand des Hutes. Das Fleisch ist weiss und sondert eine weisse Milch ab, während der gute Reizker orangerote Milch hat. Die Blätter sind weisslich. Der Stiel ist dem Hute gleichfarbig, im Alter hohl und brüchig. Der Geruch des Giftreizkers ist nicht besonders auffallend, sein Geschmack aber bitter, beissend imd scharf. Er steht gern unter Birken, in Gebüschen, auf Heideplätzen, moosigen Wiesen und da mitten unter den echten Reizkern. Er wächst im Soimner und Herbste. AVert: Er ist entschieden giftig, wie zweifelsohne mehrere mir bekannte Vergiftungsfälle dies bewiesen haben. Das Ein- prägen der Merkmale sichert vor Verwechslung. No. 38. Gift-Milehlingr. Gift-Reizker. Gifti^ Lactaria torminosa Schaeflf. No. 39. Pfeffer -Milchling-. Nicht giftig. Lactäria piperäta Scop. Der glatte und kahle ^Yeisse Hut ist stets trocken, nie Idebrig und wird mitunter aussergewöhnlich breit. Ich habe Exemplare gefunden von 30 cm Durchmesser. Nach der Mitte zu vertieft er sich stets. Das Fleisch ist weiss und sehr milclu^eich. Die Blätter laufen am Stiele etwas herab, stehen selir dicht und sind selir schmal. Der Stiel ist dick, markig, weiss und kurz, bei den grössten Exemplaren nur bis 6 cm lang. Der Greruch ist fast aromatisch, der Geschmack sehr scharf pfefferartig. Seinen Standort hat er in Nadel- und Laubholz Waldungen. Er wächst im Sommer und Herbste. AVert: In Siebenbiu'gen gehört er zu den beliebtesten Speise- pilzen und wird daselbst in besonderer Weise mit Speck auf dem Roste gebraten. AVegen seines schönen und vielen Fleisches habe ich die verscliiedensten Zubereitungs -Versuche gemacht, konnte ihm jedoch bis jetzt keinen besonderen Wolilgeschmack abgewinnen. Das Fleisch wird beim Braten grünhch-grau imd behält einen eigenen bitteren Geschmack. In grösseren und kleineren Portionen ist er mir stets bekommen. wm No. 39. Pfeffer-Milehlmg-. Nicht giftig. Lactäria piperäta Scop. No. 40. Wilder Milchling*. Mordschwamm. Verdächtig. Lactäria necätor Pers. Der Hut dieses Mlclilings ist schmutzig olivenbraun bis unibrabraun, gleiclifarbig, klebrig und am Bande etwas filzig. Das Fleisch ist bräunlich und hart. Die Blätter sind blass und werden bald schmutziggrau. Der Stiel ist voll, sehr kurz und von gleicher Farbe wie der Hut, nach unten verdünnt. Der Greruch ist dumpfig und der Geschmack der reich- lich heraTisquellenden weissen Milch, die bald grau wird, scharf. Seinen Standort hat er in feuchten Nadelwäldern, in Gebüschen, auf Wiesen und in Gärten. Er wächst im Herbste. Wert: Verdächtig. No. 40. Wildep Milehling". Mordsehwamm. Verdächtig. Lactäria necätor Pers. No. 41. a) Verbleichender Täubling*. Essbar. Russiüa dej^rillens Pers. Der Hut ist in der Jugend rötlich, bald al)er gelb Averdend, im Alter verbleichend, ausserdem unregelmässig, wellig ver- bogen, glatt, bis 8 cm breit. Der Rand ist dünn, anfangs eingebogen, später empor- strebend. Das Fleisch ist weiss und fest. Die Blätter sind weisslich. Der Stiel ist voll, markig, Aveiss und wird später grau. Der Geruch ist angenehm, der Geschmack nussartig. Standort: In AVäldern, auf Heideplätzen, an Waldwegen und trockenen Stellen. Er wächst nicht allzuhäufig vom August an. Wert: In rohem Zustande der am besten schmeckende Pilz. Ausserdem ein vorzüglicher Speisepilz. b) Speise -Täubling". Essbar. Rüssiüa vesca Fr. Der Hut ist ziemlich fleischig, fest, flach gewölbt, später trichterförmig, fleischfarbig, dabei in der Mitte etwas dimkler. Der Rand ist dünn, häutig und im Alter gestreift. Das Fleisch ist weiss und fest. Die Blätter sind weisslich, dünn imd dichtstehend, dabei sehr brücliig. Der Stiel ist voll, mitunter netzförmig gerunzelt. Der Geruch ist angenehm, der Geschmack des rohen Pilzes lieblich wie Nusskern und wird von keinem anderen Pilze übertroffen. Standort: In Wäldern, auf Heideplätzen, an AValdwegen und trockenen Stellen. Er wächst nicht allzuhäufig vom August an. Wert: Dem des vorigen gleich. No. 41. a) Verbleichender Täubling. Essbar. Eüssula depällens Pers. b) Speise-Täubling. Eissbar. Russula vesca Fr. No. 43. Spei - Täubling". Giftig. Rüssiüa emetica Schaeff. Der Hut desselben ist düniifleiscliig und meist dunkel- brauni'ot. Die Farbe vei'ändert sich wenig, sie ist nur mehr oder weniger hell oder dunkler. Der Eand ist etwas gefurcht. Das Fleisch ist weiss, jedoch unter der abziehbaren Ober- haut meist rötlich. Die Blätter sind gleichlang und grau weiss. Der Stiel trägt meist die Farbe des Hutes, dann und wann etwas heller. Den Geruch habe ich bei frisch gepflückten Pilzen stets ekelhaft widerlich gefunden, er verliert sich aber allmälilich. Der Geschmack ist sehr scharf brennend. Standort fast nur auf feuchten Wiesen, in AVäldern, auf grasigen Stellen unter Kiefern und Fichtengebüsch. Er wächst vom Juli bis November. AVert: Sehr giftig! Der Geruch des frischen Pilzes wirkt bei schwachen Personen brechenerregend. m.v^ai No. 42. Spei-Täubling. Giftig. Rüssula emetica SchaefF. No. 43. Gebreehliehep Täubling*. Verdächtig. Rüssula fragilis Pers. Der Hut ist sehr dünn imd gebrechlich, flach, 3 — 6 cm breit. Der Eand ist häutig und höckerig gefurclit, die Farbe dunkeh^ot, violett, ziegelrot oder weisslich. Die Blätter sind reinweiss und etwas bauchig. Der Stiel ist höchstens 2 — 5 cm hoch, sehr gebrechlich, meist hohl und weiss, mitunter mit rötlichem Anflug. Der Geruch ist schwach, der Geschmack sehr scharf. Standort häufig auf sumpfigen Wiesen und Waldrändern. Er w^ächst vom Juli bis November. We r t : Verdächtig. No. 44. Roter Täubling:. Nicht giftig. Rüssula rubra DC. Der Hut ist immer ganz trocken, feurig pui-purrot und nur bei Regenwetter etwas klebrig, im Anfange gewölbt, später flach undL nach innen vertieft. Der Rand ist glatt und ungestreift. Das Fleisch ist w^eiss. Die Blätter sind ziemlich dicht stehend, mit küi^zeren und gegabelten gemischt, weisslich, dann und wann mit roter Schneide. Der Stiel ist voll, fest, weiss, unten schwach rötlich. Der Geruch ist schwach, der Geschmack sehi' scharf. Seinen Standort hat er in AVäldern. Er wächst vom August bis zum Spätherbste. Wert: Ist ti'otz seines scharfen Geschmackes essbar, sollte aber wegen Verw^echslung mit anderen Täublingen von Nicht- kennern lieber nicht gesammelt werden. Täubling. Verdächtig, fragil is Pers, No. 44. Roter Täubling". Nicht giftig. Erüssula rubra D. C. No. 45. Stink -Täubling". Ungeniessbar. Rüssula foetens Pers. Der Hut steigt aus der Erde eiförmig, fast kugelig emj^or, breitet sich später flach aus und ist 8 — 15 cm breit. Die Oberfläche ist anfangs klebrig und schmierig, gelljbraun oder schmutzig -ockerfarben. Der Eand ist dilnn und, was für den Pilz charakteristisch ist, höckerig gefurcht. Die Blätter sondern im Jugendzustande Wasser ab, sind teilweise gegabelt, anfangs weisslich, s^Däter bräunlich. Der Stiel ist nach unten abgerundet, zuerst voll, dann liohl. Der Geruch ist ekelerregend, widerlich stinkend. Seinen Standort hat er in Wäldern und Gebüschen fast überall, kommt ziemlich häufig vor. Er wächst vom Juli bis Oktober. AVe r t : Ungeniessbar. No. 45. Stink-Täubling. Ungeniessbar. Küssula foetens Pers. No. 46. Büschlig-er Schwefelkopf. Giftig. Hypholöma fasciculare Huds. Sein Hut ist anfangs halbkugelig, später verflacht, schAvefel- gelb, in der Mitte dunkler, fast rötlichgelb und wird bis 5 cm breit. Das Fleisch ist hellgelb. Die Blätter sind anfangs schwefelgelb, später grünlich und werden zuletzt schwärzlichgrün. Der Stiel ist hohl, glatt und faserig. Der Geruch ist nicht angenehm, der Geschmack bitter. Standort: An alten Baumstümpfen und Wurzeln, sehr zahlreich und mitunter gemeinsam mit dem Stockschwämmchen. Er wächst vom Mai ab. Wert: Giftig! No. 46. Büsehligep Sehwefelkopf. Giftig. Hypholöma fasciculäre Huds. No. 47. Stock -Sehüppling". Stockschwämmchen. Essbar. Pholiuta nmtabüis SchaetT. Der Hut ist anfangs gewölbt, später flach ausgebreitet mit etwas stiunpfer Erhöhung in der Mitte, lederbraun und nach dem Eande zu oft ringförmig mit wässerig-hellbraunem Farbentone. Das Fleisch ist etwas wässerig und bräunlich. Die Blätter sind anfangs hellbraun, S2)äter rostbraun. Der Stiel ist ganz besonders charakteristisch, nämlich fein- sparrig geschuppt mit einem häutigen, bräunlich-schwärzlichem Ringe. Nach unten ist er schwärzlichbraun, nach oben hell- braun. Der Geruch ist sehr aromatisch, der Geschmack gut. Seinen Standort hat er an alten, vorzugsweise harten Stöcken und wächst an denselben stets in Büscheln. Er wächst bereits vom Mai ab. "Wert: Als Suppenpilz einer der vorzüglichsten und ge- suclitesten. Lässt sicli ausserdem sehr gut züchten (siehe S. 24). No. 47. Stoek-Sehüppling. Stoeksehwämmehen. Essbar. Pholiöta mutäbilis SchaefF. No. 48. Honig'g'elber Hallimasch. Essbar. Armilläria mellea FL Dan. Der Hut ist honiggelb bis sclimutzigbrann, mit bräunlichen leicht abwischbaren Schüppchen und kleinen Faserbüscheln besät. Anfangs eingerollt, mit dem Stiele durch einen Schleier verbunden, breitet er sich später flach aus. Er wird bis 12 cm breit. Das Fleisch ist hellbräunlich. Die Blätter stehen w^eitläufig, sind w^eisslich bleich, später bräunlich und oft gefleckt. Der Stiel trägt einen flockigen Ring, ist anfangs rötlich- braun, später graugelb und nach imten olivbraim oder grünlichgrau. Am Grunde ist er verdickt, wird 5 — 12 cm lang und ist faserig und zäh. Der Geruch ist schw^ach süsslich, der Geschmack säuer- lich-herb, zusammenziehend, unangenehm. Er w^ächst erst im September in grosser Menge an alten Stöcken, alten Stämmen und AVurzehi. Die Sporen der älteren höher stehenden Hüte lagern sich oft scliimmelartig auf die unteren. AVert: Trotz seines im frischen Zustande garstigen Ge- schmackes ist er zubereitet ein Avolilschmeckender Püz, den man tragkorb weise sammeln kann. Zmn Trocknen und Ein- machen in Essig eignet er sich nicht, wohl aber zu Gemüse und zum Sterilisieren. No. 48. Honig-g-elber Hallimasch. Essbar. Armilläria mellea Fl. Dan. No. 49. Scheiden-Runzling". Runzel-Schüppling". Essbar. Rozites capemta Pers. Der Hut ist anfangs glockenförmig, später ausgebreitet, 6 — 12 cm Durchmesser, gelblich -ockerfarbig, teilweise mit weissen zarten Flocken überzogen und meist grubig gefurcht. Die Blätter sind lehmfarbig, später rostbraun und an der fein- gesägten Schneide weisslich. Der Stiel wird bis 12 cm lang, ist voll, feinfaserig und hat einen abstehenden häutigen Ring. Geruch imd Geschmack sind angenehm. Er wächst vom August bis zum eintretenden Froste und meist truppweise. Seinen Standort hat er in Laub- und Nadelwäldern an moosigen Stellen. Wert: Er gehört zu den wohlschmeckendsten Pilzen, wird daher von Kennern besonders gesucht und geschätzt. Im Yolksmunde ist er unter dem Namen „Zigeuner" sehr bekannt. it I '"»W Z' / '*^^' No. 49. Seheiden -Runzlingr. Runzel -Sehüppling. Essbar. Rozites caperata Pers. No. 50. Nelken -Schwindling". Essbar. Maräsmius caryopliy Ileus Schaeff. Der dünnfleischige Hnt ist etwas zähe, anfangs kegel- förmig, si}äter etwas ausgebreitet und gebuckelt. Er erlangt einen Durchmesser bis 6 cm. Die Oberfläche ist glatt, trocken ledergelb oder hellbräunlich, nach dem Rande zu öfters schwach Avässerig gezont, besonders bei fcTiclitem AVetter. Der Rand ist anfangs eingebogen, später gestreift. Der Stiel ist voll, bis 12 cm hoch, gefärbt Avie der Hut und mit einem ganz feinen Aveisslichen Filze fiberzogen. Der Geruch ist stark wn'h'zig, nelkenartig, der Ge- schmack höchst angenehm. Er wächst das ganze Jahr hhidurch, schon vom 3Iai bis zum Winter. Seinen Standort hat er auf Wiesen, vorzugsweise aber auf Feldwegen und grasigen Feldrändern. Wert: AYegen seines lieblichen, würzigen AVohlgeschmackes zählt er zu den feinsten Suppenpilzen. Getrocknet schrumpft er ausserordentlich zusammen. No. 50. Nelken -Schwindling. Essbar. Marasmius caryophylleus Schaeff. No. 51. Lila-DickfuSS. Ungeniessbar. Iiioloma träganus Fr. Dieser Pilz ist ein Schmuck unserer Wälder. Der Hut ist lilafarbig, feinscliuppig und faserig, später verbleichend, anfangs halbkugelig, nachher ausgebreitet flach. Das Fleisch ist rotbräunlich. Die Blätter sind im Anfang safrangelb-ockerfarbig, dann blass-erdbraTin, ausgerandet und fein gekerbt. Der Geruch ist eigenartig, der Geschmack gut. Seinen Standort hat er in Nadehväldern. Er wächst schon bei Beginn des Sommers. AVert: Ungeniessbar, gebraten schmeckt erAvieLeim. Giftig ist er nicht. No. 51. Lila-Dickfuss. Ungeniessbar. luoloma trägauus Fr. No. 53. Pflaumen -Rässling". Pflaumen -Pilz. Essbar. Mousseron. Rliodösporus Prünuliis Scop. Der ziemlich fleiscliige Hut ist anfangs flach gewölbt, oft mit stumpfem Höcker in der Mitte, dann niedergedrückt tricliter- förmig. Die Oberhaut ist weiss bis grau- weiss, fühlt sich wie Handschuhleder an, bei feuchtem Wetter etwas klebrig, bei trockenem AVetter glatt. Der Rand ist in der Jugend eingerollt. Die anfangs weissen, später rötlichen Blätter laufen am Stiele herab. Der Stiel ist kurz, oft excentrisch stehend und in den Hut trichterförmig ausgehend. Der Geruch ist charakteristisch mehlartig, der Gre- s c h m a c k angenehm . Er wächst im Sommer und Herbste. Standort: In Wäldern und auf Waldplätzen, er liebt moosige und etwas grasige Stellen. Wert: Ist essbar und hat einen eigenen, aber dm^chaus nicht unangenehmen Geschmack. Mit anderen Pilzen gemischt ist er gut zu verwerten. i No. 52. Pflaumen -Rässlingr. Pflaumenpilz. Essbar. Moiisseron. Rhodosporus Prünulus Scop. m. 58. Grosser Sehirmling-. Parasolpilz. Essbar. Lepiöta procera Scop. Der Hut ersclieint anfangs wie ein Pankensclilägel und breitet sich dann sehirmdachförniig aus. Dabei platzt die graubraune dürre Oberhaut und biklet braune dachziegelförmig liegende Schuppen, nach der Mitte in einen dunkelbraunen Buckel übergehend. Das Fleisch ist im Jugendzustande weich, später al)er zäh und dürr. Dieser Pilz gehört zu den im- posantesten, denn sein Hut wird bis 25, ja 30 cm breit. Die Blätter stehen dicht, sind breit, weiss, weich und ganz frei vom Stiele. Der mitunter über fusshohe, prächtig braungefleckte, röhrig- holile Stiel ist nach aufwärts etwas verdünnt und am Grimde knollig verdickt. Ausserdem trägt er einen dicken, lederartigen und verschiebbaren Eing. Der Greruch ist angenehm und das Fleisch hat einen süssen Geschmack. Seinen Standort hat er auf lichten AValdstellen, Gras- plätzen und an AValdrändern. Er wächst in den Monaten August bis Oktober. Wert: Im Jugendzustande wohlschmeckend, verliert er im Alter den Geschmack und ist dann zäh. •^ ^ 4^ .^ ^JJ 'f No. 53. Grosser Sehirmling. Parasolpilz. Essbar. Lepiota procera Scop. Rötlicher Rittepling*. Essbar. Tricliol(5ma rütilans Schaeff. Der anfangs glockenförmige Hut ist mit einem dichten, pnrpinToten feinen Filz bedeckt, der sich später in Schüppchen lind Körnchen, welche auf gelbem Grunde aufliegen, auflöst. Das Fleisch ist zart und gelb. Die Blätter sind gelb gefärbt, an der Schneide etwas verdickt und im Alter fein gesägt. Der Stiel ist meist walzenförmig, anfangs voll, später etwas hohl und dem Hute gleichfarbig mit pm-purfarbigem Anfluge. Der Greruch und Geschmack sind angenehm. Seinen Standort hat er vorzugsweise in Laub- imd Nadelwäldern am Grunde alter Baumstämme. Er wächst im Spätsommer, meist truppweise. Wert: Ist ein recht wohlschmeckender Pilz und eignet sich auch gut zum Einmaclien. ^ No. 54. Rötlicher Ritterling. Essbar. Tricholoma rütilans SchaefF. No. 55. Fliegenpilz. Ungeniessbar. Amanita muscäria L. Als Sclimuck der Wälder überall bekannt. Sein lebhaft scharlachroter Hut, der mitunter auch in gelblicliroter Färbung vorkommt und mit melir oder weniger dicken, weissen Pusteln oder AVarzen bedeckt ist, kennzeichnet ihn besonders. Das Fleisch ist weiss, ebenso die Blätter (Lamellen) des Futters. Der Stiel, welcher anfangs voll, später hohl ist, zeichnet sich durch seine Aveisse Farbe aus; er ist geschmückt mit einer hängenden Manschette, am Grunde in eine kugelige oder eiförmige, ringförmig berandete Knolle übergehend. G^eruch und Geschmack sind durchaus nicht unangenehm, das Fleisch schmeckt sogar gut. Seinen Standort hat er fast überall. Er wächst bereits im Anfang des Sommers und ist bis zum eintretenden Froste zu finden. Wert: In früherer Zeit wurde er als Fliegengift benutzt, deshalb sein Name. (Siehe „Wie liütet man sich vor Pilz- vergiftungen" Seite 15.) it: J f -ri -H-N • ^ ^ No. 55. Flieg-enpilz. Ungeniessbar. Amauita muscäria L. No. 56. Perlen -Wulstling". Perlpilz. Essbar. Amanlta j^ustuläta Schaeff. (rubescens Pers.) Im Yolksmuude der hellrote Fliegenpilz genannt, besitzt er einen scliniutzig-rötlichen, blass-fleisclifarbigen, braunrötliclien oder bräunlichen Hut, der mehr oder weniger mit Pusteln besetzt ist, ähnlich wie der Fliegenpilz. Unter der leicht ab- ziehbaren Oberhaut zeigt sich das Fleisch blassrötlich, ist aber im Innern weiss. Die Blätter sind anfangs weiss, erst im Alter etwas röthch und dicht stehend. Der ganz besonders in der Jugend kegelförmige, eben- falls rötlich angehauchte Stiel streckt sich später ziemlich gleichmässig schlank und walzig. Yom Hute laufen bis ans Ende der Manschette feine Striche. Der Fuss des Stieles läuft in einen mit Schuppen und Warzen bedeckten Knollen aus. Der Geruch ist schwach, der Geschmack anfangs mild, später etwas kratzend. Seinen Standort hat er vorzugsweise in hohem Stangen- walde, sowie in wenig bograsten Gebüschen.- Er wächst ziemlicli früh und ist im Herbste seltener zu finden. AVert: Nach dem Abziehen der Oberhaut bildet er einen vorzüglichen Speisepilz (siehe „Wie hütet man sich vor Pilz- vergiftungen^', S. 15). Zum Trocknen eignet er sich nicht, wohl aber zum Gemüse und Einmachen. No. 56. Perlen -Wulstling. Perlpilz. Essbar ohne Oberhaut. Amaülta pustuläta Schaeff. (A. rubesceus Pers.). No. 57. Panther -Wulstling*. Essbar olme Oberhaut. Amanita imibriQa Pers. Der anfangs kugelförmige Hut breitet sich später flach aus inid erhält einen Durchmesser bis zu 10 cm. Seine Farbe ist umbra-, leder- oder graubraun. Ziemlich regelmässig ge- stellte weisse Warzen haften auf der Oberhaut. Der Rand ist etwas gestreift, das Fleisch weiss. Die Blätter sind eben- falls weiss und dichtstehend. Der Stiel besitzt am Grunde einen fast rundlichen Knollen, welcher von einer abziehbaren Hülle umgeben ist. Im Anfange ist der Stiel voll, später holü und schlank, bis 10 cm lang. Vom Hute laufen bis ans Ende der Manschette feine Striche. Der Geruch ist etwas dumpfig, der Geschmack wie beim Perlen -Wulstling, anfangs mild, später etwas kratzend. Er wächst ziemlich früh im Sommer, und ist imx Herbste seltener zu finden. Wert: Obgleich in den meisten Lelu^büchern als giftig bezeichnet, giebt er nach dem Abziehen der Oberhaut doch eine vortreif liehe Speise (siehe: „Wie hütet man sich vor Pilz- vergiftungen" Seite 15). Als Gemüse und zum Einmachen ist er vorzüglich. No. 57. Panther -Wulstling. Essbar ohne Oberhaut. Amanita umbrina Pers. . - No. 58. Gift-Wulstling*. Knollen-Wulstling", Knollenblätterpilz. Sehr giftig. Amanita biillj(5sa Bull. (A. plialloldes Fr.). Der Hut ist anfangs fast immer gelblich-grün, später weiss- lich bis weiss werdend, meist mit den weisslichen Fetzen der früheren Hülle bedeck t, 5 — 8 cm breit. Eine Abart (A. Mappa Batsch) hat eine dui^chweg gelbe Färbung des Hutes mit weissen Pusteln. Das Fleisch ist weiss, ebenso die Blätter. (Die Blätter des Champignons, der so oft mit diesem Pilze verwechselt wird, sind nie Aveiss, sondern rosarot bis chokoladenbraun.) Der Stiel ist schlank, anfangs markig, später an der Spitze hohl, weiss und mit einer gelblichweissen Manschette versehen. Charakteristisch und das untrüglichste Kennzeichen dieses Gift- pilzes ist die ausgeprägte runde Knolle am Fusse des Stieles. Diese Knolle ist mit einer häutigen Scheide umgeben. Seinen Standort hat er in AVäldern und Gebüschen , meist truppweise. Geruch und G e s c h m a c k sind durchaus nicht unangenehm , der Geschmack sogar mild und gut. Er wächst vom Sommer bis zum Herbste. AVert: AVohl kein Pilz ist so giftig wie dieser; er ist um so gefährlicher, weil die AVirkung des Giftes erst nach 12 — 16 Stunden eintritt. > "«^ No. 58. Gift-Wulstling. Knollen -Wulstling, Knollen- blätterpilz. Sehr giftig. Amanita biilbosa Bull. (A. phalloides Fr.). No. 59. Feld-Egrerling". Feld- Champignon. Essbar. Psalli(jta campestris L. ■ Der Hut Ivomnit fast kugelförmig aus der Erde, Avird halbkugelig und breitet sich dann flach gewölbt aus. Die Farbe ist weiss oder bräunlich, seidenhaarig, flockig und klein- schuppig. Einzelne Pilze werden bis 15 cm breit. Das Fleisch ist dick, massig und weiss, bei Verletzung wird es oft rötlich. Die anfangs rosaroten, später chokoladenbraun werdenden Blätter kennzeichnen den Champignon ganz vorzüglich. Der Stiel ist voll, weiss und trägt in der Mitte einen dicken weissen häutigen Ring oder Manschette. Er wird mit- unter bis 8 cm hoch. Greruch und Geschmack sind ganz vorzüglich. Er wächst auf Wiesen, Feldrainen imd AVege] -ändern. Ganz besonders gedeiht er in trockenen Jahren nach einem Regen auf mit Pferdedünger oder Jauche gedüngten AViesen mitunter schon Ende Juni, dann im Hochsommer und Herbste. A¥ert: Unstreitig der im Geschmacke beste Pilz, weshalb er auch überall gezüchtet wird. (Siehe: AVie kann man Pilze züchten? S. 21.) Seine Verwendbarkeit ist eine ausserordentlich vielseitige. No. 59. Feld-Eg-erling. Feld-Champignon. Essbar. Psalliota campestris L. No. 60. Schaf-Egerling. Schaf-Champignon. Essbar. Psalliota arvensis Schaeff. Der Hut ist weiss, meist etwas g'ell)licli werdend, zumal bei Berührung, flockig' (kleieartig), sx^äter kahl nnd glatt. Aus der Erde kommt er kegelförmig empor, breitet sich aus und wölbt sich rund. Er Avird ebenfalls bis 15 cm breit. Das Fleisch ist un- veränderlich weiss und dick. Die Blätter sind im Gegensatze zum Feld-Cliampignon anfangs weisslichgrau und färben sich erst, nachdem die Hülle geplatzt ist, rötlich, später scliAvarzbraun. Der Stiel ist nach unten verdickt undholil. Erträgt einen aus doppelter Lage bestehenden weissen Ring. Geruch und Geschmack sind angenehm. Seinen Standort teilt er mit dem Eeld-Champignon, kommt jedoch auch in Gebüschen und vereinzelt in AVäldern vor. Er wächst bedeutend später als der Feld -Champignon, erst Ende des Sommers. AVert: Im Geschmack und Geruch zwar etwas geringer als der Feld -Champignon, findet er doch dieselbe Yerwertung wie jener. No. Gl. Zueht-Eg-erling". Zueht-Champig'non. Essbar. Psalliota campestris-praticola Vitt. Dieser Champignon ist nur eine Abart des Feld-Champignons und zeichnet sich durch seinen bräunlichroten, fein schuppigen Hut ganz besonders aus. Ausserdem wird das Fleisch beim Sclinitt stets hellrötlich. Im üljrigen ist er dem Feld-Champignon ganz gleich. Über die Züchtuno- desselben siehe S. 21. .^-*^M*Js^i9!f^ '-^Ä*^' No. 60. Sehaf-Egerling. Sehaf-Champignon. Essbar. Psalliota arveusis Schaeff. No. Gl. Zucht-Egerling. Zueht-Champig-non. Essbar. Psalliota campestris-praticola Vitt. No. 62. Spitz-Morchel. Essbar. MorcheUa conica Pers. Der hohle Hut ist kegelförmig nach oben geschlossen und an seinem Rande mit dem Stiele verwachsen. Die Oberfläche wird durch vielfach miteinander verbundene Eippen netzartig in kleine Gruben geteilt. Die Färbung ist grau-, gelb- oder dunkelbraun. Das Fleisch ist zart, zer- brechlich und sehr wohlschmeckend. Der Stiel wird bis 5 cm lang, ist walzigrund und weiss. Die Morchel wächst vorzugsweise im Frühlinge nach warmem Regen, seltener findet man sie vereinzelt im Herbste. Standort: Fast nur auf Waldwiesen, an Waldrändern und in Gärten. Wert: Als sehr beliebte Delikatesse wird sie überall gesammelt und verkauft. No. 68. Speise-Lorchel. Essbar. Helvella esciüenta Pers. Der Hut ist sehr unregelmässig, höckerig, grubig und mit wellenartig verlaufenden dicken Falten überzogen. Die Farbe ändert sich von hellbraun bis dunkelbraun. Das Fleisch ist wachsartig, sehr zerbrechlich und nicht stärker wie dünnes Leder. Der Stiel ist faltig, dick, kurz, zusammengedrückt, anfangs markig und weiss, später hohl unji grau. Sie wächst ebenfalls im Frühlinge, aber vorzugsweise in sandigen Nadelwäldern, auf alten Meilerstätten und alten Brandstellen. Wert: Derselbe ist gleich dem der Spitzmorchel, nur ergiebiger. No. 64. Sommer-Trüffel. Deutsehe Trüffel. Essbar. Tuber aestiviim Yitt. Die Sommer-Trüffel gehört zu den unterirdisch wachsenden Pilzen, die, von einer ziemlich festen Hülle umschlossen, im Innern dieSamenschläuche, eingebettet in eine fleischige oder durch Hohlräume in Kammern geteilte Ge websmasse, enthalten. Der rundliche Fruchtkörper der Sommer-Trüffel ist schwarzbraun und mit grossen pyramidenförmigen Warzen bedeckt. Das weisseFleisch zeigt beimDurchschnitt eine bräunlich-weisse Marmorierung. Vorzugsweise liebt sie kalkhaltigen, thonigen, fruchtbaren Boden in dichter Nähe von Eichen, Hainbuchen, Rotbuchen, Kastanien und anderen Laubbäumen. Während die Sommer-Trüffel in den Laubwald- ungen und Gebüschen Norditaliens und Frankreichs mit der echten fran- zösischen Trüffel (Tuber cibarium Pers.) gemeinsam und ziemlich häufig vorkommt, finden wir sie vorzugsweise in Norddeutschland ganz be- sonders in Thüringen, in Hannover, im Rheinland und in Schlesien, Man findet sie vom September an bis ziemlich zum Januar in einer Tiefe bis zu 15 cm. In sehr vielen Gegenden werden besonders abgerichtete Hunde oder Schweine zum Suchen der Trüffeln verwendet. Wert: Obgleich am Werte der echten französischen Trüffel nach- stehend, gehört die Sommer-Trüffel mit zu den gesuchtesten und teuersten Leckerbissen. Getrocknet verliert sie an dem ihr eigentümlichen würzigen Geruch. Zur Würze von Würsten, Pasteten usw. wird sie sehr gern verwendet. Unwissende werden öfters von gewissenlosen Händlern durch den Pommeranzen-Härtling (Kartoffel-Bovist) getäuscht und betrogen. No. 62. Spitz-Morehel. Essbar. Morchella cönica Pers. No. 63. Speise-LOFChel. Essbar. Helvella esculenta Pers. No. 64. Sommer-Trüffel. Deutsehe Trüffel. Essbar. Tuber aestivuin Vitt. No. 65. Orang'e-Bechepling'. Peziza auräntia Muell. Der becher- oder napfförmige Fmclitkörper, der mitunter bis 8 cm breit wird, sitzt mit km^zem Stiele anfangs halbkuge- lig, dann ausgebreitet dicht auf der Erde. Die innere Färbung dieses Becherlings ist lebhaft orangerot, aussen blass, oft weiss- lich bereift. Er wächst in der Regel im Herbste und meist herden- weise. Seinen Standort liat er auf thonigem, lehmigen, nackten und feuchten Boden, an Grabem-ändern, in Nadelwäldern, ganz besonders aber in Buchenwäldern. Wert: Unbekannt. No. 66. Kastanienbrauner Beeherling:. Essbar. Peziza bädia Pers. Der napfförmige Fruchtkörper ist kastanienbraun, anfangs am Eande eingebogen, später auch ausgebreitet. Das Fleisch ist brüchig, wachsartig. Er wächst von Anfang des Sommers an bis zum Herl)ste. Seinen Standort hat er auf feuchtem, sandigen Boden. Wert: Ist essbar und wohlschmeckend. Hier und da wird er als „Ohrenmorchel" gesammelt und zimi Verkauf ge- bracht. AVegen seiner Brüchigkeit muss er besonders vorsichtig transportiert und wegen des anhaftenden Sandes sorgfältig gereinigt werden. No. 65. Orange -Beeherling. Peziza aurantia Muell. No. GG. Kastanienbraunep Beeherling-. Essbar. Peziza bädia Fers. m. 67. Schwärzlicher Bovist. Eier -Bovist. Jung essbar. Bovista nigrescens Pers. Die kugeligen oder eiförmigen Fruclitkörper sind in der Jugend weiss und gleichen ausgewachsen einem Ei oder einem jungen Egerlinge. Die äussere Hülle ist ganz glatt, etwas dicker als Papier, zerreisst aber bei der Reife und zerfällt dann in Lappen. Die innere Haut ist anfangs ebenfalls weiss, wird dann bräunlichschwarz imd bekommt in der Mitte ein Ideines rundes Loch, aus dem die staubartigen Sporen vom Winde in aEe Richtungen zerstreut werden. Das Innere ist in der Jugend reinweiss und färbt sich im Alter schwarzbraun. Aufwiesen und Triften, besonders Schaf hutungen, wächst er im Herbste oft in Menge. Wert: Ist im J ugend zustande , solange er innen noch markig und weiss aussielit, eine wohlschmeckende Speise. Lässt sich in diesem Zustande auch leicht trocknen. m. 68. Warzen -Stäubling. Flaschen -Stäubling*. Jung essbar. Lycoperdon gemmatum Batsch. Dieser Stäubling ist selir verschieden gestaltet, bald hoch, bald niedrig, im oberen Teile kugelförmig, sich nach unten zu einem starkwalzigen Stiele zusammenziehend, am Grunde faltig. Die äussere Hülle ist mit leicht abbreclienden Stacheln oder auch mit kegelförmigen Körnern oder Warzen bedeckt. Anfangs weisslich, bräunt sich bald die Oberfläclie, auf welcher bei der Reife in der Mitte eine rundliche Mündung aufbricht, aus w^elcher die olivenbraunen Sporen aus stäuben. Das Innere ist in der Jugend markig und weiss. Er wächst im Herbste auf Heideplätzen, Triften, Wiesen und AVäldei'n stets truppweise. AVert: Giebt in der Jugend eine wohlschmeckende Speise, hält sich aber nicht lange. No. 67. Sehwärzlieher Bovist. Eier -Bovist. Jung essbar. Bovista nio-rescens Pers. No. CS. Warzen-Stäubling-. Flasehen-Stäubling. Jung essbar. Lycoperdon gemmätum Batsch. vTT| XVXi xx\ XX XX Für die Steriiisierung u. Konservierung $ (Einmachen) von Früchten, Gemüsen, Pilzen u. s. w. empfehle ich meine Sterilisierungs- Apparate D. R.-P. No. 66S9S und 77 537 und seine Konservengläser (Erfinder Dr. Rud. Rempel t) Jede weitere JJusl^unff steht gern zu J)iensten. q C m. (3. MsseneJF ■^ ^ Essen a. d. Ruhr. «) i)ECKEL GUMMIRING ^FLASCHENRAND IXXX XXX /5/3^