VOls] DHÜND AEL Führer für Pilzfreunde Die am bäufigsteu vorkommenden essbareii, verdäelitigon und giftigen Pilze. Von Edmund Michael, Mit 68 PilzgTuppen. Xach (3er Xatur von A. Sclimalfuss !,'emalt um! photomechanisch für Droifarbenbuchdruck naturgetreu reproduziert. Dritte Auflage. Sechstes Tansend, Zwickau i. S. Druck und Vorlag von Förster & Borrics 1898. «Ktol 1 £9£ I I — Alle Eechte — auch die Übersetzung iu andere Sprachen vorbehalten. Vorwort zur 1. Auflage. Wenn ich es unternehme, trotz der vielen vorhandenen Werke über Pilze mit einem neuen Pilzwerke vor das Publikum und vor meine Mitarbeiter an der Schule zu treten, so wage ich dies besonders deshalb, weil es infolge der hohen Entwicklung der graphischen Reproduktions- technik möglich war, so getreue und naturwahre Abbildungen herzustellen, w'ie solche kein anderes so billiges Pilzwerk darbietet. Ein einziger, nur oberflächlicher Vergleich mit den in Deutschland bisher erschienenen Pilzabbildungen wird dies ausser Zweifel stellen. Sämtliche Pilzgruppen wurden nach meiner Angabo und Zusammenstellung von einem tüch- tigen Künstler, dem Naturmaler Herrn A 1 b i n S c h m a 1 f u s s in Leipzig, unter meiner Aufsicht gemalt. Ihm muss ich in erster Linie meinen herzlichsten Dank aussprechen für seine mit so vielem Fleisse ausgeführten naturgetreuen Darstellungen. Ebenso gebührt aber auch den Herren Förster & Borrios in Zwickau, welche den Druck und Verlag meiner Arbeit übernommen haben, für ihre so ver- ständnisvolle und peinlich genaue AVied ergäbe der Originale besondere Anerkennung. Sie Averden sich mit diesem Werke gewiss den Dank aller Pilzfreunde erwerben. lY Was nun zunächst die äussere Anordnung und Form der Pilztafeln für den Anscliauungs -Unterricht betrifft, so dürfte sie wohl den Anforderungen, die man pädagogischer- seits zu stellen berechtigt ist, allenthalben entsprechen, denn die Pilzgruppen wurden nicht beliebig zusammengedrängt, sondern jede derselben kann je nach Bedürfnis für sich besonders herausgeschnitten und, an den Ecken auf stärkere Unteiiage geklebt, als Einzel-Anschauungsmittel benutzt werden. Ferner habe ich die Anordnung und Nebeneinander- stellung der Pilze nach rein praktischen Gesichtspunkten vor- genommen, so dass die leicht zu verwechselnden Arten stets nebeneinander stehen, denn das Werk soll lediglich dem Bedürfnis nach wirklich naturwahren Ab- bildungen entsprechen und jedem Pilzsammler ein praktischer Ratgeber sein. Bezüglich der Auswahl der Arten muss ich erwähnen, dass ich mich nicht nach dem örtlichen Vorkommen des einen oder anderen Pilzes richten konnte, sondern ganz Deutschland und die angrenzenden Länder im Auge behalten mussto. Zusammenstellungen aus einer grossen Anzahl von Pilzwerken, wie Kryptogamenflora von Schlesien, S.Band, die Pilze von Dr. J. Schroeter; Rabenhorst, Deutschlands Kryptogamenflora, 1. Band, bearbeitet von Dr. Winter; Wünsche, die Pilze Deutschlands; Kummer, Führer in die Pilzkundc;K.Schwalb,dasBuchderPilze;OsmarThüme, Zeitschrift für Pilzfrounde, Jahi-gang I u. II usw. leiteten micii mit t)oi der Auswahl der abgebildeten Sorten. Ferner waren für mich die Erfahrungen massgebend, die mir 36 grossere Pilzausstellungcn, die ich in Dresden und 20 anderen Städten, sowie in grösseren Ortschaften meiner engeren Heimat, di'm Vogtlande, abgehalten habe, an die Hand gaben. In jeder dieser Ausstellungen ver- anscjiaulichte idi mindestens 70 Sorten, in den meisten !»() liis lÜO, in einigen sogar 140 Sorten Pilze. V Für weitere Belehrnngen in der Pilzkunde empfehle ich die bewährten Pilzbücher von Prof. Dr. Wünsche. Dass ich den geehrten Kollegen hier an dieser Stelle den grossen Wert der Pilzkenntnis für Schule und Haus, sowie für das ganze wirtschaftliche Leben eines Volkes nicht erst auseinanderzusetzen brauche, nehme ich als selbst- verständlich an. Legen ja auch die Erlasse und Ver- fügungen der hohen Kultusministerien in Preussen, Sachsen, Württemberg, im Grossherzogtum Hessen und anderen Ländern Deutschlands es uns Lehrern nahe, die rechte Würdigung der Pilzkenntnis durch Unterricht und An- schauungsmittel aller Art herbeizuführen. Als ganz besonders wirksam erachte ich die ständige Aus- stellung frisch gesammelter Pilze von Beginn der Pilzzeit an. Wenn jede Schule, wie es jetzt seit Jahren in vielen Schulen des Vogtlandes und auch in anderen Gegenden geschieht, mit Beginn der Pilzzeit wöchentlich 4—5 Arten in der Schule an einem allen Kindern zugänglichen Platze ausstellt, so wird man sehr schnell die Pilzkenntnis in die Kinder und damit ins Volk pfl-nnzen. Durch meine Anregungen und die Bemühungen meiner Kollegen sind die Pilze in vielen Städten und Orten des Vogtlandes zu wirklichen Volksspeisen geworden, und einfache Leute des Volkes erkennen mit Sicherheit 20 — 30 essbare Pilzarten. Füi- verschiedene Unterstützungen durch Pilzwerke, Belehrungen, praktische Winke usw. bin ich noch besonders zu Danke verpflichtet den Herren Prof. Dr. Wünsche in Zwickau, Prof. Dr. Drude in Dresden, Prof. Dr. Ludwig in Greiz, sowie den Herren Bezirksschulinspektoren Schreyer in Annaberg und Dr. Putzgor in Borna, Herrn Schulrat und Bezirksschulinspektor Dr. Bräutigam und Herrn Schuldirektor Gorges in Auerbach. Diesen Herren spreche ich hiermit nochmals meinen tiefgefühlten Dank aus. VI So möge denn meine Arbeit viele Freunde und Gönner finden, damit sie in den Schulen und im Hause für des Yülkes Wohl wirke, und die herrliche Gottesgabe der Pilze, welche uns die Natur alljährlich und oft in grossen Mengen umsonst darbietet, achten und verwerten lehre. Auerbach i. V., Juli 1895 Edmund Michael. Vonvort zur 2. Auflage. Uio günstige Aufnahme, welche meinem Werke bei seinem ersten Erscheinen im Juli 1895 zu Teil wurde, war mir A^eranlassung, alsbald eine 2. Auflage vorzubereiten und dabei auf möglichste Erweiterung und Vervollständigung des Werkes Bedacht zu nehmen. Die nunmehr vorliegende 2. Auflage ist daher durch Aufnahme von noch 21 neuen Pilzgruppon ergänzt und der Führer für Pilzfreunde dadurch so Avesentlich vervollkommnet worden, dass derselbe nun- mehr 68 der bekanntesten Pilzarten in Wort und l)ild veranschaulicht. Hierdurch hat das Werk einen gewissen Abschluss erreicht und darf ich daher hoffen, dass dasselbe allen Ansprüciien genügen und eine noch beifälligere Auf- nahme, wie sie der I.Auflage zu Teil wurde, linden wird. Auerbach i. V., Juni 1896. Edmund Michael. Vorwort zur 3. Auflage. i)ass das vorliegende Pilzwerk seinen Zweck erfüllt, davon zeugen nicht nur die aussergewöhnlich zahlreichen anerkennenden Beurteilungen, sondern auch die Thatsache, dass eine weitere Auflage nötig wurde. Obgleich keine Vermehrung, weder an neuen Pilz- gruppen, noch am Texte stattgefunden, so sind doch ver- schiedene Verbesserungen, sowohl textlich als auch in den Abbildungen vorgenommen worden, damit das Buch allen Anforderungen, praktischen, sowie wissenschaftlichen, entspreche. Ein zweiter Band meines „Führer für Pilzfreunde" mit ühngefähr 80 neuen Pilzgruppen ist in Vorbereitung. Ich erl)itte hierfür dieselbe günstige Aufnahme wie für den ersten Band. Auerbach i. V., Juli 1897 Edmund Michael. Inhalts -Verzeiclmis. Seite Was sind Pilze 1 Welchen Wert haben die Pilze 5 Wie werden die Pilze als Speise zubereitet 8 Wie hütet man sich vor Pilzvergiftungen ....... 15 Was ist bei Pilzvergiftungen zu thun 20 Wie kann man Pilze züchten 21 Wie werden die Pilze eingeteilt 27 Was ist beim Sammeln der Pilze zu beachten 29 Abbildungen mit beschreibendem Text No. 1—08. Sachregister. A. Deiitsclie Pilziiaiiieii. Becherliuge 65. Birkeni)ilz Biiken-Rührling .... Birnen-]Milchliug .... Bitterpilz Blätterpilze 29- Boviste 28. Bovist, Kartoffel- .... Bratling Braunroter Milchling . . Brotpilz Büscbliger Schwefelkopf . Butter-Röhrling .... Chami)ignons . . . .59- Deutsche Trüffel .... Dickfus>' Dickfuss. Lila- Dickfuss-Röhrling . . . Egerlinge 59- Eier-Bovist Eierpilz Faltenpilze . . . 21. 2ü Feld-Champignon .... Feld-Egerling Filz-Röhrling Flaschen-Stäubling . . . Fliegeujjilz Gallen-Röhrling .... 66 35 15 -61 67 28 35 36 35 46 5 -61 64 15 51 15 -61 67 26 27 59 59 9 68 55 2 Gebrechlicher Täubling . . Gelber Korallenpilz . . . Gelber Ziegenbart . . . Gelbling, echter (Gehling) . Gelbling, falscher .... Gift-Milchling Gift-Reizker Gift-Wulstling Grosser Schirmling . . . Grosser Schmierung . . . Habichtspilz Habicht-Stoppelpilz . . . Hallimasch, Honiggelber . Herrenpilz Hexenpilz Hexen-Röhrling .... Hirschbrunst, Warzige . . Hochroter Saftling . . . Honiggelber Hallimasch Kahler Krämpling . . . Kapuzinerpilz Kartoffel-Bovist .... Kastanienbrauner Becherling Knollenblätterpilz .... KnoUen-Wulstling . . . Korallenartige Pilze . . 23- Kräm{)lingc 29 Krauser Ziegenbart . . . No. 43 25 25 26 27 38 38 58 53 32 20 20 48 1 13 13 22 34 48 30 28 66 58 58 -25 30 Krause Glucke . . . Kugelpilze . 22. 28. 64 Kuhpilz .... Kuli-Röhrliug . . Lila-Dickfus.s . . Lorchel .... Maroiien-Röhriiiig Milchliuge . . . Morchelartige Pilze Mordschwamm . . Mousseron . . . Nelkeu-Schwiudliiig Orauge-Becherliug Pauther-W ulstling Parasolpilz . . . Perljiilz .... Perleu-Wulstliug . Pfeffer-Milchliug . Pfefterpilz . . . Pfeffer-Röhrling . PHaumcupilz rihiumen-Rässliug Pfiflierling . . . Pommeranzeu-Härtliug Porlinge .... Rässliug, Pflaumen- Reizker, echter . . Reizker, Gift- . . Rehpilz .... Ringpilz .... Ritterling, Rötlicher Rolirlinge . . . Röstliug .... Rötlicher Ritterling Roter Tüul)liiig Rotfuss-Ki'iiirling . Rothaut-Röhrling . Runzlinge . . . Runzliiig, Scheiden- Runzel-SSchüpplint,' 21 No. . 23 Ü7. 68 35- Ü2 7 51 63 11 40 63 40 52 50 65 57 53 56 56 39 16 16 52 52 26 28 18 52 37 38 20 5 54 16 . 37 . 54 . 44 . 10 . 4 26. 27 . 49 . 49 17 1 No. Saftlinge 33. 34 Samtfuss-Krämpling ... 29 Sandpilz 8 Sand-Röhrling 8 Satanspilz 12 Satans-Röhrling .... 12 Schaf-Chanii)ignon ... 60 Schaf-Egerling 60 Schafeuter 18 Schaf-Porling 18 Scheiden-Runzling ... 49 Schirmling, Grosser ... 53 Schmierung, Grosser ... 32 Schopf-Tintling . . . . 31 Schüpplinge 47—49 Schüp])ling, Stock- ... 47 Schusterpilz 13 Schwärzlicher Bovist . . 67 Scliwefelkopf, Büschliger . 46 Schwiudling, Nelken- . . 50 Semmelpilz 17 Seramel-Porliug . . . . 17 Semmel-Stoppelpilz . . .19 Sommer-Trüffel .... 64 Speise-Lorchel 63 Speise-Täubling .... 41 Spei-Täubling 42 Spitz-Morchel 62 Stachellinge 19. 20 Stäublinge 67. 68 Steinpilz 1 Stcin-Röhrling 1 Stink-Täubling 45 Stock-Morchel 63 Stock-Schüpi)ling .... 47 Stock-Schwämmchcn . . 47 Stoppclpilze 19. 20 Tannenpilz 11 Täublinge 41—45 Tintling, Schopf- .... 31 XI Toten-Trompete . . Trauben-Korallenpilz Trauben-Ziegenbart . Trüffel Verbleichender Täubling Wachholder-Milchling Wachsgelber Saftling Warzen-Stäubling Warzige Hirschbrunst No. 21 24 24 64 41 37 33 68 22 No. Wilder Milchliug .... 40 Wolfs-Röhrling .... 14 Wulstlinge 55 — 58 Ziegeubärte 23 — 25 Ziegenlippe 9 Zierlicher Rölirling ... 6 Zucht-Champignon ... 61 Zucht-Egerling ..... 61 B. Lateiiiisclio No. Amanit a bulbosa Bull. . 58 !) muscaria L. . 55 )> phalloides Fr. 58 J) pustuläta Schaeff 56 n ruböscens Pers. 56 )) umbrina Pers. 57 Armilluria mellea Fl Dan 48 Boletus bädius Fr. . . 11 )) bovinus L. . . 7 >j bulbosus Schaeff. 1 5) chrysout^reon Bull 10 » edillis Bull. . . 1 >) lupinus Fr. . . 14 J) luridus SchaefF. 13 J) pächypus Fr. . 15 >) piperätus Bull. . IG » rufus Schaeff. . 4 » Sätanas Lenz . 12 » scaber Bull. . . 3 )J subtomcntnsus L. 9 >) variegätus Sw. . 8 )> versipellis Fr. . 4 Bovista nigr^scens Pers. 67 Cantharellus aurantiacus Wulf. 27 CantharcUus cibärius Fr. 26 Clavüria Botrys Pers. 24 (irattuiigsiiameii. No. Ciavaria flava Schaeff . . 25 Coprinus porcellänus Schaeff. 31 Craterellus cornucopioides L. 21 Cricünopus elegans Schum. 6 „ lüteus L. . . 5 Elaphumyces grauulatus Fr. 22 Gomphidius glutinusus Schaeff. 32 Gyromitra esculenta Fr. . 63 Helvella esculenta Pers. . 63 Hyduum imbricdtum L. . 20 „ repundum L. . . 19 Hygrophorus ceräceus Wulf. 33 „ puniceus Fr. . 34 Ilypholöina fascicnilüre lluds. 46 Inoloma träganus Fr. . . 51 Lactaria deliciusa L. . . 37 „ necätor Pers. . . 40 „ piperdta Scop. . . 39 „ rufa Scop ... 36 „ torminosa Schaeff. 38 „ volema Fr. . . . 35 Lepiota procura Scop . . 53 Lycopördon gemmatum Batsch 68 Marastnius caryophyllcus Schaeff. 50 XII Morcli^lla cönica Pers. . . Paxillus atro-tomentösus Batsch Paxillus involütus Batsch . Peziza aurantia Muell. . . „ biidia Pers. . . . Pholiöta mutabilis Schaeff. Polyporus couHuens Alb. u. Schw Polyporus ovinus Schaeff. . Psalliuta arvöusis Schaeff. . „ campestris L. . . „ campestris-prati- cola Vitt. . . . No. No. 62 Rhod6sporus Prünulus Scop. 52 llüzites caperata Pers. . . 49 29 Rüssula depallens Pers. 41a 30 „ em<5tica Schaeff 42 05 ,, foetens Pers. . . 45 66 „ frägilis Pers. . . 43 47 „ rubra DC. . . . 44 „ vesca Fr. . . . 41b 17 Scleroderma vulgare (Fl. 18 Dan.) 28 60 Spariissis ramosa Schaeff. . 23 59 Trichuloma rutilans Schaeff 54 Tuber aestivum Vitt. . . 64 61 Tylopillus felleus Bull. . . 2 Erliläiuii^ (Tor abgekürzten Aiitoriiameii. Alb. et Schw. V. Albertini u. Muell. . . ^ Müller. V. Schweinitz. Pers. . . . Persoon. Bull. . . . = BuUiard. Schaeff. . . := Schaeffer. DC. . . . = de Candolle. Scop. . :^^: Scopoli. Fl. Dan. . . = Flora Dauica. Schum. . = Schuhmacher. Fr — ^ Fries. S\v. . . . — Rchwartz. Huds. . . . - Hudson. Vitt. . . Vittadiui. L von Liunö. Wulf. . . . . Wulfen. Lenz . . . — Lenz. Was sind die Pilze? In feuchtwarmen Sommermonaten entwickelt sich in Wald und Flur das an wunderbaren Gestaltungen so mannig- faltige Pilzreich. Diese eigenartigen Pflanzengebilde erregten von alters her das besondere Interesse aller derjenigen Menschen, die nicht achtlos an den Wunderwerken vorüber gehen, welclie die ewige Allmacht alijährlicli aus der Erde hervorzaubert. Schon bei den alten Völkern fanden die Pilze Beach- tung und vielfache Yerwertung im Haushalte. Ihr wunder- bares und eigenartiges Wachstum und Leben liess auch mancherlei Deutung ihres Daseins, ja manchen Aberglauben entstehen. Erst den neueren Forschungen ist es gelungen, Licht in das Dunkel der Entfaltung dieser Gebilde zu bringen. Dass sie ihrer Entwicklung nacii dem Pflanzenreiche zu- gehören nnissten, war bekannt; allein, dass sie eigentlich nur die Fruchtkörper einer meist unterirdisch wachsenden Pflanze seien, wurde erst später erkannt. Mit dieser Erkennt- nis war nun der Boden für weitere Forschungen gegeben. Das Mikroskop war es in erster Linie, welches Aufschluss über den iiau und das Wesen der Pilze gab; denn in den Hutpilzen, sowie in allen anderen Pilzgebilden wurde Michael, Edm., Führer für Pilzfreunde. 1 der darin befindliche unendlich feine Staub als Samen der Pilze erkannt. Weitere Forschungen ergaben, dass sich diese Samen, Sporen oder Keimkörner genannt, bei allen Pilzarten, die zu den sogenannten Basidienpilzen und Schlauchpilzen gezählt werden, meist unterirdisch zu schlauchartigen, walzen- förmigen Fäden, den Pilzfädon (Hyphen) entwickeln, welche teils durch Spitzenwachstum sich verlängernd und streckend, teils seitwärts sprossend und treibend, ein dicht verfilztes Gewebe, das Pilzlager (Mycelium) genannt, bilden. In und aus diesem Pilzlager entspringen aber wiederum andere Zweige, die, von gleichem Zellenbau wie die Pilzfäden, sich zu Fruchtfäden oder Fruchtkörpern entwickeln. Je nach Art und Gattung sind dieselben ausserordentlich verschieden. Bei der einen Art treiben sie entweder sofort oder erst nach einiger Zeit Fruchtkörper; bei der anderen Art bilden sie mitunter sehr lange und dichte Stränge, welche stets unfruchtbare sogenannte Rhizomorpha- stränge zeitigen, z. B. die bekannten Röhrenschöpfe, welche öfters Wasserleitungen verstopfen. Bei vielen Hutpilzen nehmen diese unterirdischen Frachtfäden eine besondere Form an, indem sie sich zu dichten, knollenartigen, verschieden gestalteten Körperchen verdichten, aus denen nach bestimmter Zeit und unter Mitwirkung von vor- handenen Nährstoffen, Wärme und Feuchtigkeit die Frucht- körper als Pilze aufsteigen. Diese unterirdischen Körper- chen noiuit man Dauerlager (Sclerotium), weil sie meistens der Überwinterung dienen. Die Fruchtkörpor selbst aber, die sich entweder zu den uns bekannten Hutpilzen oder zu kugel-, geweih-, korallen-, becher-, trompeten- und andersförmigen Gestalten entwickeln, besitzen als solche kein J31attgrün (Chlorophyll); sie tragen jedoch, gleich den Bliitengewächsen, in besonderen Organen oder Behältern, die man Sporenträger nennt, die mikroskopisch kleinen, aber 3 wunderbar verschieden geformten und gearteten Keinikörner. Die Hutpilze scheiden dieselben teils an dem sogenannten i'utter aus, das in Röhren, Stacheln oder Blättern besteht, teils findet man sie in das Innere eingeschlossen, wie bei den Bovisten, Trüffeln usw., teils scheiden sie auf der Ober- fläche ab, wie bei den Becherpilzen, den Händlingen oder Ziegenbärten und den Morcheln. und welche Fülle von Keimkörner trägt ein einziger Pilz! TJm jene zu gewinnen, hat man nur nötig, z. B. einen Hutpilz nach Abschneiden des Stieles mit der Unterfläche auf eine Glastafel zu legen. In 1 — 2 Tagen findet man auf derselben die feinen, staubartigen Sporen in grosser Menge. Sobald diese Sporen auf ihnen zusagenden Nährstoff gebracht werden, fangen sie an zu keimen und entwickeln das Pilzlager. Lebensbedingungen sind aber Dünger, Fäulnis- und Verwesungsstoffe aller Art, denn die Pilze sind hauptsächlich Fäulnisbewohner. Fehlt ihnen diese Yorbedingung, so verkommen sie und können niclit gedeihen. Aus diesem Grunde finden wir nur dort viel Pilze, wo es derartige Lebensbedingungen in Fülle giebt. In wildreichen "Waldungen, oder wo das Vieh noch AValdhutung hat, ist daher nie Mangel an Pilzen. Als einen grossen Irrtum muss ich es bezeichnen, wenn in den Zeitungen und vielen Pilzbüchern gesagt wird, dass das Herausreissen der Pilze die Pilzarmut mancher Wälder verursache. Viele Pilze wird man nie abschneiden, wie z. B. die Gelbschwämmchen, die Kraterellenarten, Täublinge usw., denn diese sitzen so lose am Pilzlager, dass sie sofort abgehen; andere hin- gegen, die fester mit der Unterlage verwachsen sind, dreht man einfach ab, wie es praktische Cliampignon- züchter ebenfalls thun. Schneidet man liingegcn die Pilze nicht tief genug ab, so bildet der überbleibende Stielstumpf einen Fäulnisherd, der oft verderbliciier wirkt, als die 1* Schädig-ung' des Pilzlagers durch das Herausdrehen der Pilze. In Ländern, wo die Pilze viel mehr gesucht und genossen werden als bei uns, wie z. B. in Böhmen, Ungarn, Italien, schneidet niemand die Pilze ab. Trotzdem bemerkt man keine Abnahme, weil eben der vorhandene Wildreichtum genügend für Nährstoffe sorgt. Auch die Erklärung der sogenannten Hexenringe, die dadurch entstehen sollen, dass die Pilzlager sich kreisförmig erweitern, beruhen teilweise auf ungenauer Naturbeobachtung. Diese Hexenringe ent- Avickeln sich eben nur auf solchen Stellen, wo die Düngerstoffe kreisförmig abgelagert wurden, denn die Waldtiere bewegen sich beim Urinlassen, ruhig weiter äsend, häufig im Kreise. Dadurch entstehen auch die oft schlangen artigen Formen der dicht aneinanderwachsenden Pilzlinien. Den besten Beweis für meine Behauptung geben uns die Stellen, vorzugsweise in der Nähe des Waldes, wo im Herbste oder Sommer Ochsen angepflöckt worden sind, d. h. wo der Landwirt die Ochsen mit einer Leine an einem Pflocke angebunden hatte, damit sie Stelle für Stelle abweiden. Hier giebts im folgenden Jahre Hexonringe in schönster Auswahl. Wer ferner Pilze in Menge im Walde hervorzaubern will, braucht nichts anderes zu thun, als den Waldboden zu jauchen und zu düngen, besonders mit tierischen Abfällen: er wird über den grossen Reiciitum an Pilzen seine Freude haben können. Jeder Liebhaber von Cham- pignons kann sich diese in ähnlicher Weise erzeugen. Zu diesem Zwecke sammle er von einigen ausgewachsenen Champignons, wie oben beschrieben, auf einer Glastafel die Sporen derselben, schabe diese mit einem Messer zusammen, bringe sie hierauf in ein Fläschchen mit Wasser und schüttle dasselbe tüchtig. Dann verteile er den Lihalt auf einige Giess- kannen mit Wasser, rühre dies ebenfalls um und giesse damit — bei Regenwetter — einen mit Pferdejauclie oder kurzem Pferdedünger ordentlich gedüngten Grasplatz. Hierbei sei besonders bemerkt, class die Chanipignous meist nur auf trockenem Grasboden und in trockenen Jahren in reichlicher Menge wachsen. Wclclioii AYert lial)oii die Pilzo? Wir Menschen sind bei der Schätzung eines Natur- objektes stets geneigt, nur dann von einem Werte oder Unwerte zu sprechen, wenn der betreffende Gegenstand nützHch oder schiidlicli ist. Allein, wie jedes Erschaffene und Gewordene im Haushalte der Natur seine Dienste verrichtet, so auch die Pilze. Sie sind dazu da, um als Fäulnisbewohner alle Verwesungszustände mit ihren schäd- lichen Folgen für Menschen und Tiere durch Umwandlung zu verhindern. Deshalb finden wir sie ganz besonders in nassen Jahren, in welchen durch die häufigen Niederschläge alles Verfaulen beschleunigt wird. Die Hutpilze sind demnach geradezu die Reiniger unserer Wälder und Fluren. Freilich giebtes auch Pilze und besonders solche von mikroskopischer Kleinheit, die den Menschen, Tieren und Pflanzen feind- lich sind. Was nun die Verwertung der Pilze als Genuss- und Nahrungsmittel betrifft, so ist dieselbe vielleicht ebenso alt, als es Menschen und Pilze gegeben hat. Leider werden von unseren vielen essbaren Sorten nur hier und da einzelne als Volksnahrungsmittel benutzt, obgleich sie sich in pilzreichen Jahren in ungeheurer Menge so mühe- und kostenlos sammeln Hessen, dass Tausende von armen Menschen vorzüglich schmeckende und nährstoffreiche Mahl- zeiten daran haben könnten. Der Nährwert der Speise- pilze ist ein ganz bedeutender, was sowohl die Praxis, als auch die wissenschaftliche Untersuchung festgestellt iuit. Wir können sie ganz gut als das „Fleisch im Walde'' ansehen, denn Avenn der Eiweissgehalt einer Speise als Wertmesser 6 augenommon wird, so stehen die Pilze im Range gleicli nach dem Fleische, neben den Erbsen, Bohnen, Linsen und über den Getreidesorten. Dazu kommt der grosse Gehalt an Nährsalzen und Zuckerstoffen, dem Mannit und Traubenzucker. Ebenso geben sie dort, wo sie in Unmasse wachsen und nicht weit herbeizuholen sind, einen vortreff- lichen Dünger für den Gartenboden ab. Desgleichen können die beim Reinigen der essbaren Pilze entstehenden Abfälle klar gerieben Geflügel - als voUständis: getrocknet werden; sie ersetzen — Beigabe zum Weichfutter für das das Fleisch. Dies ist für die Hühnerzucht ganz bestimmt sehr wertvoll. Ebenso sollen die Abfälle ein ausgezeichnetes Fischfutter abgeben. Die nachfolgenden Angaben über den Eiweiss- und Nährsalz-Gehalt der Pilze werden für Viele von Interesse sein. Nach den wissenschaftlichen Untersuchungen von Loesecke und Kohlrausch beträgt der Eiweissgehalt erwachsener Exemplare beim Pflaumen-Rässling (Rliodösponis Pn'inulns Sommer-Trüffel (Tuber aestivum) . Spitz-Morchel (Morcliedla cunica) Nelken-Schwindling (Marasmius caryo- j)hylleus) Stock-Morcliel (Gyromitra esciüenta) . Gelben Ziegenbart (Clavaria flava) . . Echten Gelbling (Cantharclhis cibarius) Steinpilz (Boletus bulbosus) .... Buttci-]^")lirliiig (Cricünopus lüteus) Fekl-Champignou (Psalliota campöstris) Scheiden-Runzhng (Rozites caperata) Stockscliüppling (Pholiota mutäbilis) Kuli-Rülirlin,t;' (I3ol6tus bovinns) . Hallimasch (Armillaria mellea) . Traubon-Ziogenbart (Clavaria Botrys) 3 8,32 ( 3G,oo 36,25 35,57 26,31 24,4:5 23,43 22,82 22,24 20,63 20,53 19,73 17,24 16,26 1 2,32 Hut stiel 44,990/0 29,87 7o 43,90 „ 30,73 „ 40,74 „ 32,57 „ 40,91 „ 36,G7 „ 39,85 „ o0^38 ^^ 27,77 „ 28,35 „ 38,12 „ 34,28 ,, 28,16 „ 26,91 „ Der Eiweissgehalt junger Pilze beträgt nach Marge- wicz beim SteiniDÜz (Boletus biilbosus) . . Birkeii-Röhrling (Boletus scaber) Butter-Röhrling (Crici'mopus liiteus) Rotbaut-Röhrling (Boletus rufus) Filz-Rölu-ling (Boletus subtomentösus) Echten GelbHng (Canthar. cibärius) Echten Reizker (Lactaria deliciösa) Hallimasch (Armilläria mellea) . Aus diesen Untersuchungen ist zu ersehen, dass erstens der Eiweissgehalt bei den einzelnen Sorten ein ganz ver- schiedenerist, zweitens aber, dass die jungen Pilze bedeutend reicher an diesem Nährstoffe sind. Bemerkenswert ist, dass zwischen Hut und Stiel ganz erhebliche Unterschiede im Nährwerte obwalten. Auf Grund der wissenschaftlichen Untersucliungen sind demnach die Hüte der jungen Pilze am reichsten an Eiweissstoffen. Ganz besonders wichtig für die Yerdauungs- und Er- nährungsfrage ist aber auch der Keichtum an Näiir- salzen bei den Pilzen. Es enthalten davon Pflaumcn-Rässling- . 1o,ooO/q Nelken-Schwindüng 10,57 „ Spitz-Morchel . . 9,oo „ Echter Gelbling . 8,19 „ Butter-Röhrling . 6,39 „ Trauben-Ziegenljart G ,23 "/q Steinpilz .... 0,22 ., Kuh-Röhrling . . G,oo „ Schaf euter . . . 2,80 „ "Vorstehende Angaben über den Eiweiss- und Nälirsalz- gehalt sind auf die Trockensubstanz der betreffenden Pilze berechnet; bei Pilzen in frischem Zustande wird das Nälu-salz mit Y2 bis 2 Prozent angenommen. Es ist dies immerhin ein sehr günstiges Verhältnis, denn das Fleisch enthält auch nur 8 IY2 Pi'ozent Nährsalze. In den Niihrsalzen der Pilze be- finden sich bei weitem grössere ]\Iengen Pliosphorsäure und Kali, als in anderen Speisen. Wie worden die Pilze als Speise zubereitet? Die Vorbereitung der essbaren Pilze zum Genuss ist eine sehr einfache. Man liat nur nötig, die Pilze nach dem Reinigen und Putzen in kleine, längliche Stücke zu schneiden, sie dann mit Wasser sauber zu Avaschen, in Schüsseln ausgebreitet mit etwas Salz zu bestreuen und hierauf bis zur eigentlichen Zubereitung kühl und luftig zu stellen. Bei der Vorbereitung ist noch zu beachten, dass man zähe und harte Stiele nie mitnimmt und die Oberhaut abzieht, wenn sie abziehbar ist. Bezüglich des sogenannten Futters sei erwähnt, dass man dasselbe, soweit es noch jung und madenfroi ist, stets mit verwertet. Bei vielen Blätterpilzen würde fast nichts übrig bleiben, wollte man das ganze Futter mit beseitigen. Zu alte oder irgendwie angefaulte Pilze wirft man fort. Trotz des hohen Stickstoffgehaltes Averden bei der Zu- bereitung, Avie sie gang und gäbe ist, von den Menschen nur 41 Prozent des Stickstoffes im Pilze als EiAveiss verdaut, Avährend 33 Prozent Eiweiss nicht verdaut Averden und die übrigen 26 Prozent unbrauchbare StickstofTverbind- ungen sind. Nun darf man nicht denken, dass durch recht langes Kochen die Pilze verdaulicher Averden. Im Gegenteil, sie Averdeii dadurch nur unverdaulicher, AA^eil dann das EiAveiss noch mehr verhärtet. Dasjenige Eiweiss, Avelches hauptsäclilicli unverdaulich ist, ist an die Ceilulose, die PilzAvandungen, gebunden und sclnver löslich. Ein Mittel, Avclchos eine ciiemischo Zersetzung dieser Ceilulose einleitet und der Gesundheit nicht im geringsten schädlich ist, besitzen wii' im sogenannten Berliner Salze oder doppelt- kohlensauren Natron. Durch Beimischen dieses Salzes — auf einen Liter geschnittener Pilze vielleicht eine Messer- spitze voll — erzeugt man vorzügliche Verdaulichkeit der Pilze. Jeder Hausfrau wird wohl bekannt sein, wie wichtig das doppeltkohlensaure Natron in der Küche ist und welche vorzüglichen Dienste es beim Kochen zähen Fleisches, der sauren Elecke und des Gemüses verrichtet. Man koche demnach die Pilze unter Zusatz von etwas Berliner Salz nur kurze Zeit. Ferner erwähne ich, dass man zu den gewaschenen und abgetropften Pilzen niemals Wasser giessen darf, man lässt vielmehr die Pilze in ihrem eigenen Wasser kochen, von dem sie mitunter bis 90 Prozent enthalten. Ausser dem Natron wird, wenn es nicht vorher schon geschah, noch etwas Kochsalz beigegeben. Bei den Morcheln und Lorcheln muss das Reinigen und Waschen sehr sorgfältig und mehrmals erfolgen, denn die- selben enthalten häufig sehr viel Sand. Vor dem Ansetzen sind die Stockmorcheln abzubrühen, da sie ein besonderes Gift enthalten sollen, welches durch das Abbrühen entfernt wird. Ich selbst habe noch nie Unwohlsein nach dem Genuss von frischen und gesunden Morcheln empfunden. Es mögen hier noch einige erprobte Rezepte folgen. (Hierzu lese man den Abschnitt: Wie hütet man sich vor Pilzvergiftungen ?) 1. Suppe von frischen Pilzen. Die zuboreitoten Pilze w^erdon fein gewiegt, mit kochen- dem Wasser nebst Salz und etwas Butter angesetzt und Y2 Stunde gekocht. Unterdessen wird ein wenig Mehl ge- bräunt, hineingequirlt und die Suppe mit Petersilie, sowie etwas Pfeffer abgeschmeckt. Ausserdem kann Ei 10 hinzukommen. Ist Fleisclibrühe vorhanden, so kann auch diese mit A'"orwendung- finden. 3. Suppe von getrockneten Pilzen. Für 5 Personen nehme man eine grosse Tasse voll getrockneter Pilze, wasche dieselben mit warmem Wasser ab und wiege sie dann fein. Hierauf werden sie in wenig Wasser mit Butter und Salz ziemlich eine Stunde lang gedünstet. Nun werden sie mit dem nötigen Suppenwasser aufgekocht, mit Braunmehl, Petersilie und Pfeffer und, je nach Belieben, mit Ei abgezogen. In Butter geröstete Semmel Avird hinzugegeben. 3. (wcniüse Yon Pilzen. Die zubereiteten, fein geschnittenen Pilze werden mit etwas Natron (siehe Seite 8/9) und Salz angesetzt, und ziemlich ^.i Stunde gekocht. Dann wird das Pilzvvasser abgegossen, jedoch nicht weggeschüttet, sondern zur Suppe verwandt oder zum Extrakt genommen (siehe Bereitung des Extraktes). Hierauf werden sie mit Butter oder Fett gedünstet und mit viel Petersilie und etwas feinem Pfeffer vermengt. 4. Pilzpi'iinne. Die zugerichteten Pilze werden zuerst weich gekocht und, wenn noch Brühe (Pilzextrakt!) vorhanden, Avird diese abgegossen; die Pilze werden dann fein gCAviegt und mit Butter, einigen Eiern, sowie in !\Iilch aufgeweichter Semmel zusammengorührt und zuletzt in einer mit Butter ausgestrichenen Pfanne gebacken. 5. IMlzi»el)a('kenes (nach Klöber, Pilzküche). Dci- Hoden einer Pfanne wird erst mit Butter, dann mit einer Lage geriebenen Schwarzbrotes bedeckt, darauf kommt eine Schicht Pilze, welche mit Salz, Pfotfer und anderem ö 11 Gewürz bestreut wird. Diese Schichtung wiederholt man so lange, bis die Pfanne voll ist, belegt die oberste Schicht mit Butter und bäckt das Ganze. 6. Salat von Pilzen. Die zugerichteten und in Salzwasser gebrühten Pilze werden in kleine Stückchen oder Scheibchen geschnitten und mit Essig, Oel, Pfeffer und Salz angerichtet. 7. Koteletteii von frischen Pilzen. Man nimmt auf 2 Liter geschnittene Pilze, die fein gewiegt werden, Y, Pfwi"^ gehacktes Schweinefleisch, fein gewiegte Zwiebel, Salz, etwas Pfeffer und soviel trockene, geriebene oder gestossene Semmel als nötig ist, um daraus Koteletten formen zu können. 8. Koteletten von getrockneten Pilzen. Mau nimmt getrocknete Pilze, brüht sie schnell ab, um Staub und Unreinigkeiten zu entfernen, dünstet sie und hackt sie dann klar. Hierauf mischt man sie mit Butter, Zwiebel, etwas aufgeweichter und ausgedrückter Semmel, Zitronensaft und 2—3 Theelöffel Pilzextrakt, fügt Ei und soviel trockene und geriebene Semmel hinzu, um daraus Koteletten formen und braten zu können. 9. Pilzkiössclien zu ßeis, Oräupclien usw. Pilze (frisch oder getrocknet) werden gewiegt, in Butter mit Salz und Ziti'onensaft gedünstet. Nach dem Verkühlen wird Ei und Semmol (halb gerieben, iialb geweicht) hinzu- gefügt, die Masse zu walnussgrossen Klösschen geformt und in siedendem Wasser gekocht. 10. Extrakt von Pilzen. Die Bereitung dieses Extraktes kann nicht genug em- pfohlen werden, da er sehr einfach herzustellen ist, sich 12 jahrelang hält und zu Suppen, Saucen, Brühen etc. eine wohlschmeckende, kräftige Würze abgiebt. Die einfachsten "Wassersuppen erhalten dadurch einen vorzüglichen Pilz- geschmack. — Die zerkleinerten Pilze werden gekocht. Der ausfliessende Saft wird von Zeit zu Zeit abgegossen. Fliesst nur noch wenig Saft heraus, so kocht man die Masse mit etwas Wasser noch einmal scharf durch und giesst die entstandene Brühe zu der anderen. Dieselbe wird dann unter Zusatz von etwas Salz so lange eingekocht, bis der Saft so dick wie Syrup wird. Hierauf giesst man den Extract in weithalsige Glasfläschchen, verkorkt dieselben und verschliesst sie ausserdem noch mit Porgamentpapier. Zum Wüi'zen der Suppe rechnet man 1 Thcelöffel voll für 5 Personen. Der Extrakt wird vor dem Beimischen in kochendes Wasser gequirlt und durchgeseiht. 11. EinmaclKMi der IMlzc in Essig. Die zubereiteten Pilze (siehe auch unter Seite 6) lässt man Y2 Stunde kochen und giesst den Saft ab (Pilz- extrakt!). Hierauf nimmt man, auf 6 Liter frischer Pilze berechnet, ^4 Liter besten unverdünnten AVeinessig (nicht Sprit), giebt Pfefferkörner, Piment (auch Nelken pfeffer, Neugewürz genannt), Lorbeerblätter, auch Schalotten oder Perlzwiebeln iiinzu und kocht wiederum Yj Stunde. Nun lässt man sie etwas abkühlen und füllt sie in weithalsige Glasbüchsen. Zur Auffüllung uiiiiint man nochmals Weinessig mit etwas Wasser vermischt (-/s Essig, YgAV asser), kocht denselben auf und übergiesst die Pilze so weit, dass der Essig darüber steht. Die nach diesem Rezepte von mir eingemachten Pilze lialx'u auf '.] Obstausstelluncren die ersten Preise erhalten. 13. Eiiiiiiacln'u der Pilze in IJic^clidosen. Dil' '/., Stunde ohne Salz gekochten l'üzo werden in I)lccli(l()son gofiillt, die Deckel verlötet, und dann nochmals 13 eine Stunde im Kessel gekocht. Die Pilze belialten auf diese Weise ihren reinen Geschmaclj. Hierzu sei aber bemerkt, dass der Inhalt der einmal geöffneten Dose sofort veri)raucht woi-den muss. 13. EininacluMi der IMlze nach dein Sterilisicruiigs- Torfahreu von Dr. Kempel. (Apparate mit Conservengläsern liefert die Firma M. C. Hüsseiier in Essen a. d. Ruhr.) Die Pilze werden ohne jede Zutliat, nachdem sie kurze Zeit aufgekocht wurden, in die Glasbüchsen (also nicht Blechdosen) gefüllt und reichlich ^j^ Stunde lang nochmals gekocht; hierdurch werden alle Gärungsfermente zerstört. Dies Yerfahren ist sehr zu empfehlen, denn die Pilze können jahrelang aufbew^ahrt werden, behalten ihren natürlichen Geschmack so vorzüglich, dass sie kaum von frisch o^esammelten und sofort zubereiteten Pilzen zu unterscheiden sind. Ausserdem füllt hierbei das umständ- liche Verlöten der Blechdosen weg. 14. Trockiicii der Pilze. Das Trocknen der Pilze ist sehr einfach. Die ab- geputzten und in Scheiben oder Stücke geschnittenen Pilze Averden, ohne sie vorher zu w^aschen, entweder in der Sonne oder auf dem Ofen getrocknet. 15. IJiehtifi^e Verwenduiiu? der einzelnen Sorten. Xicht jeder Pilz eignet sich etwa zur Suppe oder zum Einmachen in Essig usw., die einzelnen Sorten erfordern vielmehr auch eine verschiedenartige Yerwendung. In den nachfolgenden Zeilen lasse ich daher eine Zusammenstellung 14 über die zweckmässigste Yerwertiing der am liäufigsteu vorkommenden essbaren Pilze folgen. a) Suppcnpilzo: Morcheln, getrocknete Totentrompete, Stockschwämmchen, Scheiden-Rnnzling (Runzel-Schüppling), Wachholder-Milch- ling (echter Reizker), echter Gelbling (Gehling), Champignons, Nelken-Schwindling, Steinpilz, Filz-Röhrling (Ziegenlippe), Ziegenbärte, Maronen-Rührling. b) Gemüsepilze: Alle cssbarcn Pilze. c) Pilze znm Einmachen in Essig: Steinpilz, Panther -"VVulstling, Perl-Wulstling (Perlpilz), echter Gelbling (Gehling), Semmel -Porling (Semmelpilz), Schaf- Porling (Schafouter) , Semmel -Stoppelpilz, Habicht- Stoppelpilz (Habichtspilz), die essbaren Täublinge, Wach- holder-Milchling (echter Reizker). d) Pilze zum Sterilisieren: Alle essbaren Pilze. c) l'ilze zum Trocknen: Morcheln, Totentrompete, Schaf- Porling (Schafeuter), Grosser Schirmling (Parasol- Pilz), Pflaumen -Rässling (Pflaumenpilz), Champignons, Stockschwämmchen, echter Gclbling (Gehling), Nolken-Schwindling, Steinpilz, Maronen- Röhrling,Birkcn-Röhrling(Kapuzinerpilz),krausor Ziegenbart, Kastanienbrauner Becherling. 15 Wie hütet man sich vor Pilzvergiftimgeii? Nichts steht der allgemeinen Verwertung der Pilze im Haushalte so hindernd entgegen als die Furcht vor einer rgiftung Vergiftung durch dieselben. Jeder Vergiftungsfall, der ja meistens die Runde durch die Tagesblütter macht, schreckt immer von neuem ab, sich mit den Pilzen abzu- geben und sie als Kost auf die Tafel zu bringen. Dazu kommen noch die zur Pilzzeit in den Zeitungen und Zeit- schriften zu lesenden Verhütungsmassregeln, welche recht wissenschaftlich klingen, die zu merken aber niemandem einfällt und auch keinen Pfifferling Avert sind. Wenn das Pubhkum solche offenbar von Unkundigen geschriebene Regeln liest, wonach fast alle Pilze giftig sind, verzichtet es lieber auf den Genuss der Pilze. Um nur einiges von den vielen gutgemeinten, aber total falschen Regeln zu widerlegen, diene folgendes zum Beweis: Da heisst es: „Alle eigentlichen ßlätterpilze sind zu meiden — ausgenommen der Champignon, Gelbling (Gehling) und Kaiserling". Wäre das richtig, so müsste man das Stock- schwämmchen, den Hallimasch, den Pflaumenpilz, Xelken- Schwindling, Lauch- Schwindling, sämtliche essbaren Täub- linge, den Parasolpilz, die essbaren Ritterlinge und noch viele andere ausschliessen. Weiter: „Alle Pilze mit Farben- veränderung beim Druck oder Zerschneiden taugen nichts!" Dann fort mit dem Rothäuptehen, dem Maronenröhrling, dem Sandröhrling, dem Kornblumenröhrling, dem echten Reizker, dem kahlen KrämpUng usw. Ferner: „Alle Pilze mit Milch- saft sind verdächtig!" Auch der Bratling, der echte Reizker, der wohlriechende Milchling, der milde und süsshcheiJilcli- ling? Endlich soll Geruch, Geschmack, Farbe des Hutes, glänzende oder klebrige Oberfläche usw. die Verdächtigkeit und Giftigkeit beweisen. Ein Pilzkenner hat für solche Regeln nur ein — Läciieln, 16 Ebenso wenig können sogenannte Erkennungsniittel, die beim Kochen angewendet Averden sollen, wie Hineinlialten eines silbernen Löffels, der beim Braunwerden die Giftig- keit anzeigen soll, Mitkochen von Zwiebeln usw. irgend etwas beweisen. Alles hier empfohlene gehört zum Wahnglauben. Um zu wissen, ob ein Pilz giftig ist oder nicht, giebt es nur eine Regel: Lerne die Pilze so kennen, wie du die giftigen Früchte anderer Gewächse von den nicht giftigen zu unterscheiden weisst. "Wenn man die in Deutschland publizierten Vergiftungs- fälle durch Pilze genauer auf ihre Ursaciien prüft, d. h. untersucht, welche Pilze diese Vergiftungen hervorgerufen haben, so sind es nach meinen eingeholten Erkundigungen und vielfachen Erfahrungen stets folgende Giftpilze: Der Knollenblätterpilz, der Giftreizker, der Schwefelkopf, der Speitäubling und der Kartoffelbovist. Es können gewiss noch andere Pilze giftig wirken, die in den Pilzlehrbüchern bis jetzt noch als giftig bezeichnet sich vorfinden, es nach meiner 27jährigen Erfahrung aber nicht alle sind; so z. B. der Panther-Wulstling (Amanita umbrina) und der Perl- Wulstling (Amanita pustuläta aut rubescens). Diese Pilze werden, nachdem man die Oberhaut entfernt hat, jetzt im Vogtlandc und in einem grossen Teile Sachsens als vorzügliche Speisepilze verwendet. Auf meinen sämt- lichen Pilzausstellungen habe ich sie als zu den wohl- sciuneckendston Pilzen zählend bekannt gegeben und es ist mir noch nie ein Fall von Vergiftung durch diese Pilze gemeldet worden. Ja, in einem Teile des Yogtlandes und des Erzgebirges gehören sie zu den gesuchtesten. Desgleichen habe ich sie in T'hüringen, Böhmen, der Lau- sitz usw. gesammelt und mir recht wohlschmecken lassen, ohne irgend das geringste Übelbefinden zu spüren. Meiner Ansicht nach scheint sich das giftige Alkaloid, das Amanit und Muskarin, bei den giftigen Wulstling-Arten lediglich 17 in der Oberhaut dieser Pilze zu befinden. Ebenso sind mir und hundert Anderen frische, gebratene Morcheln (Morchella cunica) und Stockmorcheln (Gyromitra esculonta) — ordentlich gereinigt — nie schlecht bekommen. Hierzu bemerke ich noch Folgendes: Im Mai des Jahres 1896 wurden einige Vergiftungs- fälle durch Stockmorcheln (Gyromitra esculenta) aus Berlin und Grasslitz in Böhmen gemeldet. In letzterem Orte waren zwei Familien, welche die Stockmorcheln bei ein und dem- selben Händler gekauft hatten, betroffen worden. Ich hatte Ge- legenheit, die näheren Umstände von dem Familienvater der am schwersten betroffenen Familie persönUch zu erfahren. Die Erörterungen ergaben unzweifelhaft, dass unter den Stockmorcheln alte, bereits in Zersetzung über- gegangene Exemplare sich befunden haben müssen, welche die Vergiftung herbeiführten, denn beide Familien haben seit vielen Jahren stets frische Morcheln ohne die geringsten nachteiligen Folgen genossen. Dass nicht öfter derartige Vergiftungsfälle durch alte Morcheln vorkommen, ist fast Avunderbar, denn bei meinen mehrmaligen Besuchen der Markthalle einer Grosstadt fand ich neben fi-ischen sehr viel verdorbene, in Zersetzung begriffener Stockmorcheln vor, die zum Verkaufe bei billigeren Preisen ausgeboten wurden. Eine scharfe Aufsicht könnte für solche Fälle recht nützlich wirken und Unheil verhüten. Um die viel umstrittene Frage, ob der Fliegenpilz nach Abzug der Oberhaut essbar sei, auch meinerseits zu entscheiden, habe ich im Herbste des Jahres 1895 nach einigen kleineren Versuchen einen mittelgrossen, dick- fleischigen Fliegenpilz nach Entfernung dei- Oberhaut auf die übliche Art zubereiten lassen und ihn dann gegessen. Der Geschmack war unangenehm, im Halse verspürte ich ein kratzendes Gefühl, Übelkeiten oder sonstige Be- schwerden stellten sich aber nicht ein. Bei einer zweiten Michael, Edin., Führer für Pilzfrcande. 2 18 Probe Hess ich einen Fliegenpilz als Salat, mit AVein- essig etc., zubereiten. Diese Zubereitungsart ergab indes einen noch unangenehmeren Geschmack. Auf Grund dieser Proben bin ich zu dei- Überzeugung gekommen, dass der Fliegenpilz als ungeniessbar zu bezeichnen ist. AVenn die Giftigkeit von verschiedeneu Pilzen wissen- schaftlich durch Experimente an Tieren, wie Hunden und Katzen, festgestellt werden soll, so ist das mehr als gewagt, ja wohl verkehrt, denn diese Tiere sind keine Pflanzenfresser. Man zwinge doch einmal diese Tiere, Sauerkraut zu fressen! Erbrechen und Durchfall werden die unausbleiblichen Folgen sein. Demgenicäss müsste das Sauerkraut, nach obiger Theorie, auch giftig sein. Die weitaus meisten Pilzvergiftungen kommen, wie ich nach den mir bekannt gewordenen Thatsachen feststellen kann, durch falsche Auswahl und Zubereitung vor, und zwar, indem erstens zu alte oder wässerige Pilze genommen, oder zweitens diese zu lange aufbewahrt werden, ehe sie zur VerAvendung kommen. Alle anerkannt guten und essbaren Pilze können Erkrankungen und Vergiftungen herbeiführen, sobald sie alt verspeist werden, denn mit dem Alter ti'itt ein Verwesungszustand ein, der dem mensch- lichen Auge zwar nicht sichtbar ist, sich aber durch schwere Ki'ankheitserscheinungen recht unangenehm bemerkbar macht. P)ci dem hohen Eiweissgohalte und ihrem überaus schwaininigcii und wässerigen Charakter wcrd(>n die Pilze beim Alterwerden von mikroskopisch kleinen, sich während weniger Stunden ins Riesenhafte vermehrenden Spaltpilzen durchsetzt uiul erzeugen dann die lebensgefähr- lichsten Magen- und Darmentzündungen. Man beachte demnach stets die Kegel: „Nimm nur gesunde und junge Pilze!" Gnnz besonders aber ist zu warnen vor dem zu langen und falschen Aufbewahren der Pilze. Ilieidnivli entwickeln sich dieselben Zustände. So wie 19 man die Pilze eingesammelt hat, putze und reinige man dieselben. Ein Stehenlassen der Pilze bei Wärme oder in ^Yarmen Räumen bis zum nächsten Tage ist schon höchst gefährlich, ganz abgesehen davon, dass dieselben von den Pilzmaden während einer Nacht ganz gehörig zerfressen Averden, man hebe sie deshalb kühl auf. Mancher Pilz- freund hat seine schönen, gesunden und maden- freien Pilze am anderen Tage grösstenteils von Würmern zerfressen vorgefunden. Zwei Beispiele von Pilzvergiftungen aus hiesiger Stadt mögen meine Aus- führungen beweisen. Eine Familie war, noch dazu an einem regnerischen Tage, Pilze sammeln gegangen und hatte eine gehörige Menge eingetragen. Spät abends müde und abgespannt nach Hause kommend, Hess man die Tagesausbeute während der Nacht in den Pilzsäcken und Körben im Zimmer stehen. Am andern Morgen erst wurden die Pilze geputzt. Es waren nur gute Arten, aber leider auch alte Exemplare mit eingesammelt worden. Trotz der Warnung, die älteren Pilze vom Genüsse aus- zuschliessen, erschienen sie der Familie noch geniessbar und gerade diese Pilze wurden zubereitet, während man die jüngeren für den nächsten Tag aufbewahrte. Die Folgen waren traurig. Bereits wenige Stunden nach dem Essen trat bei einzelnen Gliedern der Familie Unwohlsein ein, und abends waren alle 6 Mitglieder schwer krank. Fürchterliches Erbrechen und Uurchfall unter grässlichen Schmerzen, bei teilweiser vöUiger Gleichgültigkeit gegen das Leben trat bei allen ein. Ärztlicherseits konnte nur Selterswasser angeraten werden, da ja bei dem Erbrechen jedes medizinische Mittel versagte. Erst nach einigen Tagen trat gänzlicheGenosung ein. Ein weiterer Fall betraf die Familie eines Hausmannes. Derselbe war an einem Sonnabend mit mir Pilze sammeln gegangen. Jeden der gesammelten Pilze sah ich an und 2* 20 fand sie alle essbar. Ich selbst hatte genau dieselben Sorten. Während nun meine Pilze sofort nach der Heimkehr geputzt und am nächsten Tage verspeist wurden, liess mein Begleiter seine Pilze im Korbe in der warmen Stube bis Sonntag abends stehen. Die Hälfte derselben war bereits verschimmelt und unbrauchbar geworden, aber der Rest wurde doch noch zubereitet und al)ends verzehrt. Die Folgen traten hier ebenfalls in ähnlicher Weise, nur etwas schwächer, ein, da die genossene Menge eine geringere gewesen war. Was ist Ixn rilzvergiftuniion zu tliim? Bei den ersten Erscheinungen einer Vergiftung, als da sind: Kratzen im Halse, Brennen, Drücken, Schmerzen des Magens mit Erbrechen, Auftreiben des Leibes, Taumeln, Schwindelanfälle, Durchfall, Magen- und Leibkrämpfe usw., suche man so schnell als möglich den Magen zu entleeren, nötigenfalls durch künstlichen Brechreiz, wie Finger in den Hals stecken. Kitzeln des Schlundes mit einer Feder; durch Klvstiere mittels Irrigators entleere man die Därme und trinke sofort soviel als möglich Milch, Selterswasser oder nur kaltes Wasser, um das giftwirkende Alkaloid des Pilzes einzuhüllen und zu verdünnen. Mittel, wie Essig und Öl, die früher dagegen angewendet wurden, sind erfahrunggemäss schädlich und unwirksam. Ausserdem müssen so schnell als möglich Kompressen, d. h. mehrfach zusammengelegte Leinentücher (Servietten, Tischtücher usw.) in heisses Wasser getaucht, aus- gedrückt und so heiss als es vertragen wird, auf Magen und Leih gelegt und mit einem wollenen Tuche überdeckt werden. Diese Umscidäge müssen im AVechsel von 10 bis l.;") Minuten crncucit und stundenlang fortgesetzt werden. Ti'itt tüchtiges Schwitzen iiinzu, desto besser. Nach dem Schwitzen sind 26 Grad warme llalbl)äder zu geben, d. Ii. Patient ist in eine 21 Wanne zu setzen, nicht zu legen, und einige Minuten lang zu übergiessen. Ein medizinisches Gegengift giebt es nicht, könnte auch kaum wirken, da das heftige Erbrechen nichts im Magen lässt. Vorstehendes Yerfahren hat sich bei verschiedentlich vorgekommenen Pilzvergiftungen aufs beste bewährt. Wie kann man Pilze zueilten? In der Pilzzucht sind die Franzosen, Belgier und Öster- reicher uns Deutschen weit voraus, denn sie wissen den "Wert einzelner ganz besonders vorzüglicher Pilze besser zu schätzen und dieselben gewinnbringend zu verwerten. Vor allem sind es die grossartigen Champignonzüchtereien um Paris, die uns ein Bild von der hohen Bedeutung des Wertes des Champignons geben können. So kann man aus den statistischen Tabellen ersehen, dass sich die tägliche Ernte von Paris, wo diese Pilze hauptsächlich gezüchtet werden, auf 27 000 Kilo beläuft. Berechnet man das Kilo nur zu 80 Pfennige, so ergiebt das im Jahre einen Betrag von 7 884 000 Mark. Das ist aber nur eine Gegend Frankreichs. Man kann daher den Wert der Ge- samtzüchtung in Frankreich allein auf über ?)0 000 000 Mark schätzen. Bei jeder Pilzzüchterei gilt als erste Forderung, die- jenigen Bedingungen zu schaffen , unter denen die Pilze im Freien gedeihen. Von jeiier ist nun der Champignon als derjenige Pilz bezeichnet worden, dessen Züchtung man zuerst vornahm. Sein' bald erkannte man, dass auf Esel- oder Pferdedünger der Champignon am besten gedeiht, denn auf den mit Pferdedünger gedüngten Wiesen erschien der Champignon wie von selbst. Liebhaber dieses Pilzes, welche die künstliche Zucht 22 versuchten, ersannen und erprobten verschiedene Methoden um diese Zucht so gCAvinnbringend als möghch zu gestalten. Allein alle Methoden dieser Pilzziichter lassen sich auf eine einfache und keine allzugrosse Kunst erfordernde zu- rückführen. Da ich selbst jahrelang mit Glück Champignons gezüchtet habe, so will ich in Kürze die von mir er- probte Art und "Weise der Züchtung mitteilen. Zunächst gehört zur Anlegung einer Züchtung ein beson- derer Raum, ein dunkler Keller, Schuppen oder sonst ein dunkler Ort, um darin den dazu nötigen Pferdedünger unterzubringen. Der Pferdedünger selbst muss aber eine besondere Zubereitung erfahren, die darin besteht, dass man denselben zunächst in grössere Haufen ungefähr 1 Meter hoch setzt, schichtenweise feststampft und so ziemlich 8 Tage der Erwärmung überhisst. Hierauf werden die Haufen nochmals umgesetzt und wieder stehen gelassen, bis eine gleichmässige, feuchte Masse hergestellt ist, die nicht zu speckig, aber auch nicht zu trocken sein darf. Ganz vorzüglich bewährt sich die Untermengung von verrottetem Laube, das man sich zu diesem Zwecke im Herbste sammeln muss. Hat der Dünger nun nach ungefälu- 2 — 8 Wochen bei 2 — 8 maligem umsetzen diese gleichmässige Beschaffen- heit, so bringt man ihn an Ort und Stolle. Hier wird er schichten- und beetweise festgestampft bis zu einer Höhe von 40 cm. Die Beete selbst können, je nach den Ver- hähnissen, 60—100 cm breit wei-den. Nach 8 Tagen nimmt man das Einbringen der Brut vor. Letztere bezieht man am besten von renommierten Champignonzüchtern oder Handelsgärtnereien. Meist erhält man sie in Back- steinform. Diese zerteilt man in walnussgrosse Brocken, l)vingt die Stücke in ein 8 cm tiefes Loch, welches man mit der Hand in die Beete wühlt, deckt mit Erde zn und drückt dieselbe fest an. Die Entfernung der Löcher kann 20 — 35 cm ii) 20 cm Kcihenweite betragen. Hat man viel 23 Brut, so kann man noch enger spicken. So "wie man damit fertig ist, wird mit dem Kücken der Schaufel das betr. Beet festgeschlagen. Hierauf deckt man die Beete noch mit trockenem, strohigen Pferdedünger oder verrottetem Laube einige Centimeter hoch zu, damit die Oberfläche der Beete nicht austrocknet. Nach 10 — 12 Tagen untersucht man die Anlage, um sich zu überzeugen, wie weit die Brut sich entwickelt hat, indem man an vorher bezeichneten Stellen die Bedeckung lüftet und nachsieht, ob der Dünger mit weissen, schimmelartigen Fäden durchzogen ist. Wenn dies der Fall ist, wird die Decke beseitigt und gute feuchte Compost- erde 2—3 cm aufgebracht und fest angedrückt. Nach weiteren 14 Tagen werden sich weisse, wie Schimmel aus- sehende Flecken im Beete zeigen, das ist das erste Zeichen guten Erfolges. Ist die Erde sehr trocken, so besprengt mau sie leicht mit lauem Wasser, dem man etwas Salpeter zugesetzt hat. Die sich nun bald zeigenden Champignons dreht man sorgfältig aus der sprossenden Nachkommen- schaft heraus. Sobald die Erde zu trocken wird, erneut man die Besprengung der Beete mit lauem, salpeterhaltigen Wasser. Denen, welche sich ganz besonders für die Champignon- zuclit interessieren, kann zu genauer Informierung das Buch über die Champignonzucht von M. Lebl, Verlag von Paul Parey in Berlin, empfohlen werden. In ähnlicher Weise wird in England im grossen Mass- stabe der Perlschwamm (Amanita pustiiläta — rubcscens) gezüchtet, da aus demselben ein ausgezeichneter Pilze.xtrakt (Ketchup) gewonnen wird. Bei meiner praktischen Pilzzüchtcrci lernte ich einen bisher in keinem Pilzljuch als essbar verzeichneten Pilz, den Bläuling (Russuliopsis laccata Schrot.), als einen vor- züglichen Speisepilz kennen. Auf dem Composthaufen, von dem ich die Erde zur Bedeckung der Champignonbeete 24 entnahm, standen einige Pilze dieser Art, und fast gleichzeitig mit den Champignons erschienen anfangs zu meinem Ärger in grosser Menge diese Bläulinge und zwar in prächtigen Exemplaren. Da der Geruch und Geschmack des rohen Pilzes angenehm waren, so versuchte ich denselben erst in kleinen Portionen und fand ihn sehr wohlschmeckend. In den nächsten Tagen Avurde derselbe bereits als leckere Speise von meiner ganzen Familie genossen. HandkörbevoU wurde er nun aus dem Keller geholt, woselbst sich meine Champignonzucht befand. Ganz vorzüglich lässt sich der Stockschwamm (Phö- liuta mutabilis Schaeff.) kultivieren. Zu diesem Zwecke sammelt man in bekannter "Weise die Sporen und bringt dieselben in kleinere Medizingläser, in denen sie, nachdem die Gläser mit Wasser gefüllt wurden, umgeschüttelt werden. Das Wasser wird jedoch erst dann zu den Sporen gegossen, wenn man die Absicht hat, eine Aussaat vorzunehmen. Hat man nämlich alte, womöglich hartem Holze angehörige Stöcke gefunden, so hat man nur nötig, in die mürbe Rinde oder die morschen Wurzeln dieser Stöcke mit einem Messer Einschnitte zu machen und in solche einen oder mehrere Tropfen der Sporenflüssigkeit einzuträufeln, um an diesen Stöcken im nächsten Jahre reichliche Ernten von diesem prächtigen Suppenpilze halten zu können. Eines ist aber dabei wohl zu beachten, dass man diese Aussaat nur bei feuchtem oder regnerischem Wetter voll- zieht, da sonst ein Vertrocknen dos sich entwickelnden Pilzmycels eintritt. Meistor in der Zucht aller essbaren, an Stöcken wachsenden Pilze sollen die Japaner und Chinesen sein. Hoclünteressant und lohnend ist die Morchel- und Lorcholzucht im (iartcn. Zu diesem Zwecke bestimme man ein etwas schattiges Beet, das luinuisreich und sandig' sein muss Zum Dünijcn nimmt man entweder 25 recht fette Composterde oder Kuh- und Pferdedünger in verrottetem Zustande, mische Latrinenjauche darunter und bringt das eine oder andere recht seicht unter. Ausserdem ist es immer nötig, obenauf etwas Compost- erde zu bringen. Sobald es regnet, bestreut man das Beet mit reiner Holzasche, um den Morcheln und Lorcheln die nötigen Kalisalze zukommen zu lassen Sobald die Asche nach einigen Tagen vom Eegen tüchtig ausgelaugt worden ist, nimmt man eine Portion Morcheln oder Lorcheln, Aväscht sie zunächst mit heissem Wasser 2 — 3 Mal tüchtig aus, also genau so, Avie man bei der Zubereitung als Speise verfährt, und besprengt nun mit diesem Wasser das betreffende Beet. Dieses Besprengen nimmt man ebenfalls am besten bei feuchter, regnerischer Witterung vor. Das Beet bleibt nun bis zum nächsten Früh- jahr, vollständig von weiterer Bepflanzung ausgeschlossen, unberührt liegen. Damit das Unkraut nicht zu mäclitic; wird, bedeckt man das Beet mit alter klarer Lohe oder losen Fichtennadeln. Im nächsten Frühjahre werden sich nach warmem Kegen die Morcheln zeigen. Bei sehr trockener Witterung hingegen müssen die Beete mit lauem Wasser tüchtig besprengt werden. Im Jahre 1883 erschien in Sarlat in Frankreich ein kleines Schriftchen unter dem Titel: Trufficulture. Guide practique du trufficulteur par Charles Laval, proprietaire ä Eybone (Dordogne), welches in eingehender Weise die Trüffelkultur behandelt. Der betreffende Verfasser, welcher Mitglied der Ackorbaugesellschaft ist, giebt in diesem Werkchen auf Grund seiner vielfältigen Erfahrungen das Verfahren an, wie man die Trüffeln künstlicii bauen kann. Die Trüffeln liel)en nicht nur einen thonigen Kalk- boden, ein Gemisch von Kalk- und Thon-, oder von Sand- und Kalkboden, sondern sind auch in ihrem Vorkommen an Laubbäume verschiedener Art gebunden, ganz besondci"s 26 aber an die Eichen und Buclicn. Nur in solchen Laub- holzbeständen findet man dieselben an den äussersten Wurzelspitzen der erwähnten Bäume. Laval behandelt nun in eingehender und hochinteressanter Weise die zur Kultur notwendigen Bodenverhältnisse, die Anlage der Beete von sogenannten Trüffeleichen, die Pflege der Anlagen bis zum Ertrage, die Erhaltung der Trüflelkulturen, das Einernten der Trüffeln und zum Schlüsse die Anlage- kosten und den pekuniären Eifolg der Trüffelanlagen. (Wie hochbedeutsam für Frankreich die Trüffel ist, dürfte die Thatsache bezeugen, dass in den letzten Jahren die Einnahme beim Trüftelverkauf nach Chalin ca. 50 Millionen Franks betrug.) Da vorstehend beschriebene Kultur der Trüffeln jedoch immer mehr oder weniger vom Zufall abhängig ist, so ist es mit grösster Freude zu begrüssen, dass es einem deutschen Naturforscher, Herrn Dr. Rudolf Hesse in Marburg, gelungen ist, auf Grund seiner hochinteressanten Yersuche und Erfahrungen die Frage über die Kultur der Trüffeln in wissenschaftlicher Weise praktiscii zu lösen. Im Jahre 1890 wurden von diesem berühmten Pilzforscher im Auftrage des Königl. Preussischen Ministeriums für LandAvirtschaft, Domänen und Forsten die ersten Trüflel- kulturen angelegt. In der Nähe von Wilhelmshohe bei Cassel sind nun mit Erfolg aus ausgelegtem Trüffelmaterial, und zwar sowohl aus solciiem von frischen, aber durchaus gesunden und reifen, kurz vor dem Erweichungsprozesse stehenden Trüffeln,als auch aus solchem, welches getrockneten, gleichfalls gesunden, namentlich gegen Schimmclbildung aller Art geschützten und reifen Trüffelfruchtkörpern ent- nommen wurde, TiiiiTeln verschiedener Art in auf Muschel- kalk stehenden Buchen- und Eichenwäldern gezüchtet worden. Es gelang ihm, die unter No. 64 abgebildete und beschriebene Sommertrüifel (Tuber aestivum Vitt), sowie 27 die Holztrüffel (Tuber excavatum Titt.) und einige andere unterirdische Tiiberaceen zur vollen Ausbildung zu bringen. In eingehender "Weise sind seine Erfahrungen und Erfolge in dessen trefflichem Werke: Die Hypogaeen Deutschlands, II. Band, die Tuberaceen, niedergelegt. Interessenten verweise ich auf diese vorzügliche Arbeit, in welcher die Kultur dieser Pilzarten in ausführlichster Weise beschrieben ist. Hoffentlich gelingt es den vorzüglichen und erfolg- reichen Bemühungen hervorragender Männer, die Trüffel- kulturen aucli in Deutschland zu einer ansehnlichen Einnahmequelle zu gestalten. Wie werden die Pilze eiiii»eteilt ? Da (las vorliegende Pilzwerk in erster Linie nur eine Einfühlung in die Pilzkunde bezweckt, so kann von der Aufstellung eines wissenschaftlichen Systemes abgesehen w'erden. Die folgende praktische Übersicht der Pilze wird genügen. Alle Pilze, zu denen auch die mikroskopisch kleinen gehören, wie der Schimmel-, der Kartoffolpilz usw., können in zwei grosse Gruppen gesondert werden, nämlich in solche, die ihre Lebensbedingungen auf noch lebenden Pflanzen oder Tieren finden — Parasiten oder Schmarotzer ge- nannt — oder solche, die auf sich zersetzenden und ver- wesenden Körpern der Pflanzen und Tiere wachsen und deshalb Fäulnisbewohner heissen. Mit letzteren hal)en wir es ganz besonders in dem vorliegenden Pilzwerke zu tliun. Dieselben wachsen entweder unter oder auf der Erde. Jeder dieser Pilze muss als Eruchtkörper angesehen werden, der in besonderen Fruchtlagein die Samen, Sporen genannt, enthält. 28 Je nach der eigenen Absonderung der Sporen, entweder auf meist keulenförmigen Zellen (Basidien) und gestielt, oder in besonderen Sporenschläuchen (Asci) teilt man diese Pilze in stielsporige und in schlauchsporige ein. Um nun aber die gesammelten Pilze nach dem vor- liegenden Werkchen schnell aufzufinden, möge man folgende erprobte Winke beachten. Bei nur oberfläch- lichem Betrachten der Pilze wird jeder Laie dieselben in ihm bekannte und benannte Formen bringen. So unter- scheidet man nach dem Äusseren zunächst Hutpilze und anders gestaltete. Hutpilze giebt es aber in so grosser Artenzahl, dass man dieselben genauer ansehen muss. Schneidet man einen solchen Pilz der Länge nach durch, so wird man beim oberen Teile des Pilzes, Hut genannt, drei Teile bestimmt unterscheiden können, nämlich die Oberhaut, das Fleisch und das sogenannte Futter. Ganz besonders ist nun bei der Bestimmung das Futter ins Auge zu fassen, denn nacli diesem, welches als Fruchtlager die Sporen enthält, unterscheiden wir L Die Röhrlinge. ISTo. 1 — 16. Das Fruchtlager besteht aus innig aneinander gewachsenen Röhren. Bei dem allbekannten Steinpilze kann man dies am besten sehen. 2. DiePorlinge. No. 17 und 18. Das Fruchtlager besteht aus sehr kurzen Röhrchen, sodass sie eigentlich nur Poren oder feine Löcherchen zeigen, z. B. das Schafeuter. 3. Die Stachellinge. No. 19 u. 20. Das Fruchtlager zeigt nur stachelähnlicho Gebilde, z. B. der Habichtspilz. 4. Die Runzlinge und Faltenpilzc. No. 21, 26 u. 27. Auf der Unterseite zeigen sich glatte Runzeln oder wachsartige Falten, z. B. der Gelbling. 5. Die Blätterpilze. No. 29 — 61, Die Hüte tragen als Sporonlagcr nur Blätter oder Lamellen. Zu ihnen gehören die meisten Basidicnpiize. Der Fliegenpilz kaini als Muster dienen. 29 Auch die aiulersgestalteten Pilze kann man nacli be- kannten Formen einordnen. So giebt es Korallenartige Pilze, auch Ziegenbärte genannt. No. 23 — 25 sind derartige Gebilde. Das die korallen- artigen Äste umgebende Fruchtlager ist glatt. Becher pilze. No. 65 u. i)G. Bei diesen befindet sich in der becher- artigen Yertiefung das Fruchtlager. Morchelartige Pilze. No. 62 u. 63. Das Fruchtlager umgiebt in der äusseren Hülle den Hut. Kugelpilze. a) Oberirdisch wachsende: Die Boviste No. 28, 67 u. 68. b) Unterirdisch wachsende: Die Hirschbrunst, No. 22, und die Trüffel, No. 64. Was ist beim Saniiiieln der Pilze zu beachten? Möge nun das Pilzsammeln einen praktischen oder wissen schafthchen Zweck verfolgen, so hat man mancherlei zu beachten, soll der Erfolg zur Zufriedenheit ausfallen. Zum Sammeln der Pilze lasse man sich vor allem einen Koffer fertigen aus starker Pappe mit Segelleinwand über- zogen, mit Ölfarbe angestrichen und so eingerichtet, dass der Deckel beim Sammeln abzuheben geht und unten über den Boden gesteckt werden kann. An den beiden Stirnsoiton des Koffers müssen Lederösen befestigt werden, durch die ein um den ganzen Koffer gehender breiter Lederriemen gezogen werden kann, an dem man den Koffer trägt. Durch diesen Riemen wiid der ai)gonommene Deckel gleichzeitig am Boden festgehalten. Mein J'ilzkoffcr hat 30 eine Länge von 35 cm, ist 23 cm breit imd 22 cm hoch, innen sind zwei Abteilungen, eine kleinere, in welche zwei leere Cigarrenkistchen übereinander bequem hineingehen und die für die wissenschaftliche Ausbeute bestimmt ist, sowie eine grössere, um die für die Küche gesammelten Pilze aufzunehmen. Als Messer erfüllt eine starke so- genannte Gärtnerhippe am vollkommensten den Zweck, da man mit derselben sehr schnell die Pilze aus der Erde ablösen und emporheben kann, auch die festan- gewachsenen Baumpilze, die Baumpoi'linge usw., bequem abzuschneiden imstande ist. Für wissenschaftHche Zwecke bedarf man zum Einhüllen zarter Pilze noch etwas Seiden- papier und neben den Cigarrenkistchcn kleinere Papp- kästchen. Mit dem oben beschriebenen Koffer kann man sich nicht nur überall zeigen, sondern es werden die Pilze auch sicher vor dem Zerdrücken und Zerquetschen bewahrt, was beim Sammeln in Pilznetzen und Pilzsäckchen nicht der Fall ist. Hiermit wäre das „Wie ist zu sammeln" erledigt, und CS bleibt nui' noch das „Wo" übrig. Es ist nämlich durchaus nicht zu empfehlen, aufs- Geradewohl in Wald und Flur zu gehen, sondern auch hierbei sind einige praktische Erfahrungen zu beachten. Zuerst ist die Lage eines Waldes ins Auge zu fassen. Hier sind in nui- einigermassen günstigen, d. h. etwas feuchten Jahren die nach Süden und Westen gelegenen Teile und Abhänge bedeutend ertrag- reicher als die nach Norden oder Nordosten liegenden. Nur in ganz trockenen Jahren ist es umgekehrt der Fall. Sohl' bald wird man ferner auch die Erfahrung machen, dass sehr viele Sorten ihren besonderen Standort behaupten, auf denen sie immer in reicher Anzahl zu finden sind. So haben Wiesen, Waldi'äiidci', Waldwiosen, moosig -grasige Stellen, Hochwälder, Stangenwaldungen, Gebüsche, Waldwege, Dickichte usw. ihren ziemlich bestimmten Bestand an 31 eigenen Sorten und lialton ihn oft jaln-elang fest. Hat man sich einmal diese Standorte ordentlich gemerkt, so wird man beim Wiederbesuchen derselben selten umsonst o-ehen, man wird immer seinen Teil finden. Durch diese sichere Kenntnis der Standorte bin ich stets in der Lage, binnen 5 — 6 Stunden, also an einem Nach- mittage, 80 — 100 Sorten Pilze in 4 — 500 Exemplaren für die Pilzausstellungen sammeln zu können. Abbildungen und Beschreibung der Pilze. No. 1. Stein-Röhrling'. Steinpilz, Herrenpilz. Essbai. Bolütus bulbcjsiis Scliaef'f. (ßol. cdulis Bull.) Der Hut des jungen, lialb in der Erde sitzenden Pilzes ist halbkugelig, später polsterförmig. Bei alten Exemplaren wendet sieh der Band etwas iiach oben. Die Farbe desselben ist anfangs weisslich, weisslichgelb, später gelbbraun ])is dunkel- braun. Te nach dem Standorte ändert sich die Farbe, indem Itei sonnigem Stande die dunkle, bei schattigem nnd feuchtem die liollere Färbung hervortritt. Das Fleisch ist weiss und verändert sich nicht, bei alten Exemplaren färbt es sich jedoch unter der Oberhaut etwas rötlich. Die Eöhren auf der Unterseite des Hutes sind zuerst stets weiss, später gelblich und werden im Alter griailich. Sie sind nicht angewachsen und lösen sich leicht vom Fleische. Der Stiel ist im Jugend zustande immer knollig verdickt, streckt sich später walzenfrirmig und ist durchweg weichfleischig. Die Farbe desselben ist hellbräunlich, häufig fein genetzt, in ausgewachsenem Zustande mit langmaschiger Zeichnung. Der Geruch ist angenehm, der Geschmack nussartig. Standorf in Lauli- und Nadelwäldern, besonders aber in Kioferwaldungen, vorzugsweise auf Wald wiesen und an grasigen Waldrändern. Er wächst bei günstiger Witterung bereits von Ende Mai ab, häufiger im Soimnci' liis zum ilcrlislc. Wert: Ist wohl der iM^kannb^sto und wohlschmeckendste aljci' i'ilze, o]»enso fein als Suppen- wie als Gemüsej)ilz, lässt si<-li .'lur jede Art riiunachon und sehr gut trocknen. Sehr iiFl wii'd ov mil dciii Galleu-Bölirling (Abliildung No. 2) vei-wechselt. No. 1. Stein-Röhrling. Steinpilz, Herrenpilz. Essbar. Boletus bulbusus Schaefi'. (Bol. edülis Bull.) No. 3. Gallen-Röhrling-. Ungeniessbai. TyL'ipilns felleus Bull. Der Hut gleicht in der Fi)nii \n jedem Alter dem des Stein- pilzes und täuscht auf den ersten Blick oft den erfahrenen Pilzkenner. Die Farbe des Hutes dagegen wird nie so dunkel wie beim Steinj)ilz, sondern ist hellbraun und wird später meistens r()tlichbraun. Das Fleisch ist ebenso, wie beim Steinpilz, weiss, bekommt aber beim Bruche eine zartriitliche Färbung. Die Röhren des Futters sind, abweichend vom Steinpilze, in erwachsenem Zustande zartrosa gefärbt, auch ist das Futter voller, fast schaumartig und oft nach unten gewölbt. Der Stiel ist ganz besonders charakteristisch. Schon von Jugend an ist derselbe grub ig genetzt; das Netz selbst hat eine grünlich-gelbbraune Färbung. Anfangs knollig verdickt, streckt er sich Ijald walzenförmig. Der Geschmak ist sein- bitter und wird in dieser Be- ziehung von keinem Pilze üliertroffen. Ii'rtümlich unter gute Pilze gemischt, macht auch nur einer das Gericht durcli seine Bittci'keit ungeniessbar. Don Standort teilt er mit rt ebenfalls zu den wohlscluneckenden Pilzen. No. <). Gelber Röhrling. Essbar. Boletus fliivus Withering. No. 7. Kuh-Röhrling-. Kuhpilz. Essbar. Boletus hoVlllUS L. Der Hut besitzt eine blass-iederbraune oder rötlichgelb- braune Farbe und ist hoi feuchtem Wetter etwas sclimierig. Die Oberhaut ist glatt, der Rand scharf und sehr oft wellig verbogen. Die Hüte sind selir oft miteinander verwachsen. Das Fleisch ist gelblichweiss , beim Bruche etwas rötlicli werdend. Die Hüte biegen sich, ohne zu brechen. Die Röhren sind am Rande sehr kurz, werden nach dem Stiele zu etwas länger und haben sehr weite Mündungen; sie siiid eckig, langgestreckt und fast strahlig angeordnet. Der Stiel ist gieichmässig dick, wird bis G cm lang, trägt dieselbe Farbe Avie der Hut und ist glatt. Gernch und Gleschmack sind schwach, etwas obstartig. Er wilchst im Sommer bis zum Herbste. Standort: Er gehört zu den aui häufigsten vorkommenden I'il/.i'u und wächst sehr zahlreich an Waldwegen, sowie an den Rändern der Nadelwälder. Wert: Gehöi't zu den essbaren, wenn aueli nieht gerade wold- schmeckendstcMi Pilzen, ist jedoeli Tiussim'sI wertvoll zur IJi^- reilung des Pilzextraktes; er koiiiml in jedem .lahre und fast übeiull in grossen Mengen vor. F " .? Xo. 7. Kuh-Röhrling. Kuhpilz. Essbar. Boletus bovinus L. No. 8. Sand-Röhrling". Sandpilz. Essbar. Boletus variegätus Sw. Der Hut, aufangs halljkugolförmig gewölbt, hat einen scharf eingerollten iiand, ist bräunlichgelb und mit büschelig-haarigen kleinen Flocken besetzt. Im Alter und nach Regen Avetter ver- schwinden diese Flocken. Die Obertläche ist trocken, bei Eegenwetter jedoch etwas sclileimig. Das Fleisch ist gelblich- weiss und läuft beim Zerschneiden mehr oder weniger bläu- lich au. Die Röhren sind sehr kurz, haben eine enge Mündung und sind sclimutzig-gelblicli, bräunlicli oder auch olivgrün. Der Stiel ist gleichmässig dick, wii-d selten üljer 5 cm lang und ist in der Farl)e etwas heller als der Hut. Der Geruch ist eigentümlich scharf, nicht unangenehm, der Geschmack mild. Er w^ächst im Sommer und Herbste. Standort: In Nadelwäldei'u und vorzugsweise in solchen mit sandigem Boden. Wert: Obwohl niclit zu den besseren Speisepilzen zählend, schmeckt er doch ganz gut. Wegen seines h.äuiigen Vorkommens ist er ganz besondei-s zur HersteUung von Pilzextrakt geeignet, lässt sich aber niclil ii;ui trocknen. 4 .-.;rf?rcr^:<^l No. 8. Sand-Röhrling. Sandpilz. Essbur. Boletus variegätus S\v. No. 9. Filz-Röhrling-. Zieg-enlippe. Essbar. Boletus subtomeutösus L. Der Hut ist stets kurzfilzig uud von graugelbliclier l:)is grüngelbliolier Färbung, uiituntoi- auoli graubraun, hat aber immer einen olivgrünen Sclieiu. liu Alter, besonders bei trockenem Wetter, zcrreisst sehr oft die ( )boi-haut und es bilden sich Felder. Bei Verletzung der Oberhaut Averden die Wunden je nach der Witterung kirschrot oder gelb. Das Fleiscli ist derb und bhissgelb, wird aber beim Bruche mitunter etwas bläulicli. Ganz besonders zeichnet er sich aus durch die J\r)lifoii, welclie ])ei jungen Exemplaren schön zitrniicugrlb, bei älteren Exemplaren schmutziggelb sind. Sie luiben sehr weite und eckige Mündiuigen, derart angeordnet, dass kleinere mit grösseren, engere mit weiteren vermischt sind. Der Stiel ist meist röth'chl »raun augolaufon und verhältnis- mässig dünn und schlank. Der Gern eil des Pilzes ist säuerlich obstartig, der Ge- schmack sehr schwafh. Er wächst im Sdinincr luid Herbste. Seinen Standort hat er vorzugsweise in Nadehvälilern 1)esondc]'s auf gi'asig- moosigen J'lätzen, sowie auf lehmigen Bösc;hungen der Hohlwege im Walde. Er kommt meist ('in/.i'hi vor. Wert: l^]r gt'li(Ji-t unstreitig zu (l(,'n wohlschmeckenden l'ilzen und kann verschiedenartige Verwertung Hnden, nur taugt er nicht viel zum 'rrookncii. •«Sil> ?ak Um--'. ^- w % No. 9. Filz-Röhrling-. Ziegenlippe. Essbar. Boletus subtomento.sus L. No. 10. Rotfuss-Röhrling*. Esshar. Boletus cluysentercon IjuII. Der Hut ist flach gewölbt, braun oder braungelb, anfangs leinfilzig, sjiäter glatt und oft rissig gefeldert, zumal bei trockenem Wetter. Bei Verletzung erscheint das Fleisch dicht unter der Oberliaut purpurrot, Avälu-end es beim Durchschnitt gcllilich aussieht und mitunter bläulich aidäuft. Die Köhron sind in der Jugend, wie beim Fiiz-liührling, sch()n zitronengelb, werden inr Alter aber grünlich-gelb. Die Mündungen sind ziemlich gross und eckig. Der verhältnismässig dünne und schlanke Stiel ist bei den auf Waldwiesen stellenden Exemplaren prächtig purpurrot, bei im Walde stehenden nur rot angehaucht, meist bräunlich-gelb. Der Geruch des Pilzes ist schwach obstai'tig, der Ge- sclnnack mild. Er wächst im Sommer mul Herbst. Seinen Standort hat ov aul' M'aldwiesen , Waldrändern und in Nadelwäldern, meist truppweise. Wert: Er ist ein Speisepilz, schmeckt angenelim. No. 10. Rotfuss-Röhrling. Essbar. Boletus chrysentereon Bull, No. 13. Satans -Röhpling'. Satanspilz. Sehr giftig. Boletus Sätaiias Lenz. Der Satanspilz ist wohl der schönste unter den Röhrlingen. Sein Hut ist anfangs lialbkugelig und l)reitet sich später polstorartig aus. In der Regel weisslich-lederfarbig, geht er oft in bräunlich-grünliche Färbiuig ül)er. Er Avird mitunter liis 20 cm breit. Das Fleisch wird l)eini Schnitt rötlich, violett und dann dunkelblau. Die Röliren zeigen innen eine gelbe Färbung, die Münd- ungen sind dunkell)lutrot; Itcini Drucke dui-ch den Finger werden die Röhren dunkelblau. Der Stiel ist nach dem Ilute zu prachtvoll Chromgelb, nach vuiton liin dunkeli'ot gefärbt und mit einem maschenartigen Netze übei'zogen. Dieses Netz findet sicli jedocli nicht immer ganz scliarf ausgeprägt, sondern unterbrochen und flockig aussehend. Er wächst erst im Spätsommer und Herl)ste. Der Gerucli ist angenehm, der G-esc-hmack nussartig süss. Der Standort ist verschieden, in Laub- und Nadelwählern, Gärten ndcr Hocken; nach meiner Erfahrung wäelist der Satans- ]iil/, ahi'i' )iui- aul' Kalkboden, deshalb ist er nicht übi'i'all zu liiideii, in vielen Gegenden höchst selten. Wert: Sehr giftig. Häufig Avii'd dei' W'olfs-Röhrling und der Hexeii-bTilniiuL!- mit ihm vei'wochselt. ->^ ^'^■^T-^^,^ A\ ^■^f No. 12. Satans-Röhrling. Satanspilz. Sehr giftig. Boletus Sätanas Lenz. No. 13. Hexen-Röhrling". Hexenpilz, Schusterpilz. Essbar. Boletus lüridus Schaeff. Dor Hut ist polsterförmig, bei jungen und mittleren Exem- plaren nach dem Stiele zu eingezogen und iiiii' lioi feuchtem Wetter schmierig. Die Farbe ist mehr oder weniger dunkelgraubraun bis schwarzbraim mit grünlichem Scliimmer. Anfangs filzig, ^vir(l er im Alter glatt. Das Fleiscli ist gell» und wird schnell dunkelblau. Die Röhren sind an den Mündungen lebhaft karminrot, später schmutzigrot. Der Stiel, welcher sich dickbauchig uml kiiollonartig entwickelt, ist nach dem Hute zu ebenfalls kaniiiurot, flockig, schuppig und nacli unteidiiu gelblicligrün. Er wächst schon im Frühsommer luid Ideibt bis zum Herbste. Gerucli und (jeschmack sind gut. Seinen Standort teilt er mit dorn Steinpilze. Wert: Dor Hexen-Rölirling wini vidfacli noch als giftig bezeichnet, ist es nach meinen Ei-fahi-ungon aber nicht; er w'm] auch häufig als Xuli-Röhrling eingetragen und gegessen. Vor allem eignet er sich als Gemüse. Bei Vergleichung der Abliildiiugcn mit den andern rotfüssigcn und rdinlicli aussehenden Pilzen ist eine Verwechslung nicht gut möglicii. No. 13. Hexen -Röhrling. Hexenpilz, Sehusterpilz. Boletus lüridus Schaeff. Essbar. Nn. U. Wolfs -Röhpling-. Giftig. Boletus lupiiius ¥r. Der Hut ist wie lieimHexeii-Eöhiiiug polsterförmig, gelblich oder grüngelb, niemals dunlcelbraun. Die Oberfläche ist kahl, glatt und trocken. Das Fleisch ist gellj luid läuft nach dem Brechen oder Zerschneiden l)lau an. Die Röhren sind an den Mündungen orangerot, später schmutzig rotgeib und ideinlöclierig. Der Stiel ist stets, meist nach obenhin, oft aber auch voll- ständig dunkelrosa flockig gefärbt. Ebenso ist er, Avie liei den vorigen Pilzen, im Jugendzustande dickbauchig, streckt sich abei- später walzenförmig. Er wäclist meistens erst im Herbste. Sein Standort ist in Wäldern, vorzugsweise auf grasigen Stellen und Waldwiesen. Gerucli und Gesclimack sind säuerlich. Wort: Er ist angeblicli giftig. Bei einem Vei'giftungsfaLle, der durch diesen Pilz herbeigefülirt wurde, konnte ich nicht entscheiden, ob die Giftigkeit oder das Alter des Pilzes die Vergiftung herbeigefidu't hatte. Ich konnte nur ermitteln, dass der Betreffende ein altes Excmphn' mit genossen lialte. No. n. Wolfs-Röhrling. Giftig. Boletus lupinus Fr. No. 15. Diekfuss-Röhrling". Dickfuss, Bitterpilz. Ungeniessbar. Boletus pacliypus Fr. Der Hut ist blassgelb, ins graiibräuiiliclie übergehend, fühlt sich wie feines Leder an und ist dick nnd gewölbt. Das Fleisch ist beim Bruche erst weiss, wird aboi- bald Idäulich. Die Röhren, welche nach dem Stiele liin kinzcr werden und sehr feine Mündungen besitzen, sind aidangs gelbj später grünlich und laufen beim Drucke griniblau an. Der Stiel ist im Jugend zustande knollig verdickt, nach untenzu jirachtvoll karmiiu'ot mit scharf ausgeprägter Netz- zeichnung, na(-h obenlun gelb. Im Alter wird er gieichmässig walzenförmig und verliert die Färbung fast ganz, beim Drucke wird er stets schmutziggrfin. Er Avächst im Sommer und im Herbste. GeJ'ucli niclit angenehm; Geschmack bitter. Standort in Nadelwäldern, besonders im Gebirge, noch häufiger in Laubwäklern. Wert: Wegen seines bitteren Gesclunackes nicht geniessbar. No. IT). Diekfuss-Röhrling. Diekfuss, Bitterpilz. Ungeniessbar. Boletus pächypus Fr. No. 1(>. Pfeffer-Röhrling^. Pfefferpilz. Verdächtig. Boletus piperätus Bull. Der 11 ut besitzt eine sich fast immer gieichbleibende bräunlieligelbe Farbe, ist an feuchtem Standort und bei nassem Wetter klebrig, an trockenem Standoi-t und bei trockenem Wetter glänzend. Das ziemlich (U'iiine Fleisch ist gelblicli und sehr weich. Die Rr)hren, die an den Stiel angewachsen sind, haben ziemlich grosse eckige Mündungen imd sind rostbraun. Der kurze Stiel hat die Farbe des Hutes, nach untenzu gellt dieselbe aber stets ins schwefelgelbliche über. Er wächst schon im fiiUien Sommer bis zum Herbste. Der Geschmack ist scharf pfefferartig. Seinen Standort hat er meist in dichten Nadelholz- pflanzungen oder moosigen Heiden. AVert: Er wird als verdächtig bezeichnet, doch soll er hier la von Pilzlielihaborn als pikante Zukost genommen woi'den. uinl ll No. 1(). Pfeffer-Röhrling. Pfeflferpilz. Verdächtig. Bolt'tus piperiitus Bull. No. 17. Semmel-Porling". Semmelpilz. Essbar. Folyporus conthieiis Alb. w. Schw. Die Hüte dieses Pilzes sind stets miteinander innig ver- wachsen lind l)ilden eine gestaltlose Masse von 12 — 18 cm Breite. Sie sehen bald semmelgelb, bald rötlichgelb aus und werden bei trockenem Wetter rissig. Das Fleisch ist Aveiss und fest, schmeckt etwas bitter. Die Unterseite besteht aus ganz kurzen Röhrchen, die von aussen als kleine feine L")chor (Poren) erscheinen. Der Stiel ist strunkartig und sitzt in der Erde. Standort: In Nadelwäklern nur auf dem Erdboden. Er wächst meist erst im Herbste. Wert: Im Jugend zustande ist er ganz vorzüglich, im Alter jedoch l)itter. Ganz besonders ist es die Oberliaut, welclie die Bitterkeit enthält und deslialb entfernt werden muss. Beim Kochen und Einmachen nimmt er eine hellrötliche Färbung an. No. 18. Schaf-Porling-. Schafeuter. Essbar. Polyporus ovfnus Scliaeff. Der. Hut ist verschieden gestaltet, teils gewölbt oder wellig verbogen, teils eben luul weiss oder graugelblich, im Alter und bei trockenem Wettei- rissig gefeldert. Er wird bis über 1 0 cm breit. Das Fleisch ist derb und weiss. Die kurzen Röhren des Futters liaben feine, runde Mündungen. Der daumendicke Stiel ist voll, weiss, oft gekrümmt und nach unten abgerundet. Soinoii Standort hat ci' vorziigswoiso in Nadelwäldern iiml kl IUI Uli meist truppweise in grosser Menge vor. El- wächst vom Soiihih'i- liis zum Herbste. ^^^'rt: Wegen seines schrnii'n und sehr schmackhaften Fleisches gehört er zu den besten S|ieise]iilzen. Kr lässt sieli sehr vielseitig verwerten. #>-■ No. 17. Semmel -Porling. Semmelpilz. Essbar. Polyporus confluens Alb. u. Schw. ^- \i/_ r^V -^ No. 18. Schaf- Porling. Sehafeuter. Essbar. Polyporus ovinus Schaeff. No. 19. Semmel -Stoppelpilz. Essbar. Hyiliniiii repanduDi L. Der Hut ist weisslichgclb, g-oll)li(?.li oder rötlich, meist llacli gewölbt, mitunter gebuckelt, kahl und am Rande wellig ver- bogen. Er wird bis 15 cm breit mid ist sehr fleischig. Als Sporenbehälter ti-ägt er Stacheln, die sehr zerbrechlich sind und imgleich blass-fleischfarlien aussehen. Der Stiel ist kurz, markigvoll, am Grunde etwas verdickt und gelblichweiss. Der Geruch ist angenehm, der Geschmack mild, luu' bei älteren Exemplaren bitter. Zu finden ist er in Laub- und Nadelwäldern und bildet öfters sogenannte Hexenringe oder Halbki-eise. Er wächst vom Juli bis November. Wert: Er gehört im Jugendzustnnde zu den wohlschmecken- den Pilzen, wird jedoch im Alter bitter und uugeniessbar. No. 19. Semmel-Stoppelpilz. Essbar. Hyduum repäuduin L. No. 20. Habicht -Stoppelpilz. Habichtspilz, Rehpilz. Essbar. llydnuni inibricätiini L. Der Hut ist anfangs etwas eingerollt, fast eben und nur im Alter in der Mitte eingedrückt, chokoladenbraun und mit fleischigen, grossen, sparrigen Schuppen kreisförmig besetzt, die bei alten Exemplaren schwarzbraun Averden. Das derbe Fleisch ist schmutzigweiss. Die Stacheln, welche am Stiele herablaufen, sind sehr dicht stehend, ziemlich lang und geben der Unterseite das Aussehen eines Hirsch- oder RehfeUes; daher wird er auch im Volks- niunde als Hirsch- oder Eehpilz bezeichnet. Der Stiel ist weissgrau, daumendick und kurz. Der Geruch ist eigenartig aromatisch, ebenso der Ge- schmack. Seinen Standort hat er fast in jedem Nadelwalde. Er wächst Ende des Sommers und im Herbste ol't in grosser Menge. Wert: Ein guter Speisepilz, der sich ganz besonders zum Sterilisieren eignet. Alt und nass schmeckt er bitter. ".**^'f v No. 20. Habieht-Stoppelpilz. Habiehtspilz, Rehpilz. Kssbar. Hj'dnum imbricätuui L. No. 31. Toten - Trompete. Essbar. Craterölhis connicopioides L. Der scliwarzgraue oder ancli schwärzKcli-braune, füllhorn- artige oder tromi^eten förmige Fi'uclitkörper ist düiinfleischig, auf der inneren Fläche schuppig und wellenförmig bogig berandet. Der Stiel ist grau und bis zum Grunde rölirig-hohl. Der Geruch ist solnvach und der Geschmack fade. Wächst im Herbste. iStandort in Wäldern, besonders aber in Bnchenwäldorn und kommt olt massenhal't in grossen, dicht zusammen- gewachsenen Trupps vor, meist unter Gebüschen und infeucliten Gründen. Wert: Fi-isch zubereitet ist die Totentrompete zwar wohl- Rclimeckend, aber getrocknet uiul verwertet wie die Morchel, übiMfi-ilTt sie diese an Wohlgerucli und Geschmack. Sie gehört doshalb zu (Ion vorzüglichsten und wohlschmeckendsten Pilzen. Ihr grosser Wert wird viel zu wenig gewürdigt. No. 21. Toten -Tpompete. Essbar. Craterellus coroucopioidcs L. No. 32. Warzig-e Hirschbrunst. Ungeniessbar. Elaphumyces granulätus Fr. Der unter der Ei'doberfläclie wachsende, kugelfönnige Fruchtkörper ist anfangs von gelblichen Fasern umlüillt, sieht gelblich oder ockerfarbig, dann brann aus. Die Hülle ist mit kleinen Warzen oder Körnchen besetzt. Sie wird bis wallmiss- gross. Das Innere enthält purpurschwarze Sporen, gewöhnlich Staub genannt. Der Gern eil ist eigenartig, last luiangenehm, der Ge- schmack bitter. Wii'd ausgewachsen im Herbste in der Erde gefunden und kommt vorzugsweise in ISTadelwäldern vor. Wert: Ungeniessbar. No. 23. Krauser Zieg-enbart. Krause Glucke. Essbai-. Sparässis raniosa Schaeff. Dieser eigenartige Pilz besteht aus aussoi-gowöhnlich zahl- i-eichen gelblich-weissen, über- und nebeneinander sich drängen- don, arabeskenartigen Blättern, die auf der Ober- und Unterseite platt und eben sind. Das Fleisch ist weiss. Kr bildet oft riesige Köpfe und wird mitunter bis zu 15 Pfvmd schwei'. Der Strunk ist llcischig, dick uml kommt tief aus der Erde heraus. Der Geruch ist äusserst wüiv.ig, morchelartig duflond und der Geschmack nussartig. El' wächst vom August bis Ende S('|itembor. Als Standort liebt oi' Kiolei'nw;ildungen, wo er oft dicht an (Ion Stämmen der Päume zu finden ist. Weit: Krisch und getrocknet gehört er zu unsei-en vor- züglichsten und wertvollsten Speisepil/on. No. 22. Warzige Hipsehbrunst. Ungeniessbar. Elapliomyces grauulätus Fr. No. 23. Krauser Ziegenbart. Krause Glucke. I'^ssbar. Sparä.ssis ramosa 8chaeff. No. 24. Trauben-Zieg-enbart. Trauben-Korallenpilz. Essbar. Claväria Botrys Pers. Dieser Pilz trägt hier oder da noch den Namen Trauben- bärentatze, rötliche Bärentatze, roter Ilirschschwauim, Korallen- schwamm, Hahnenkamm- oder Blumenkohlschwamm. Er hat einen dicken Strunk, der mitTinter selii' dick und knollig ist. Das weisse Fleisch ist sehr derb. Die aus dem Strünke emj) ersteigenden Äste und Zweige verzweigen sich nach verschiedenen Seiten, sind gerade oder gekrümmt, ziemlicli rund und fleischig. Die kurz abgestutzten Enden der Ästchen sind nUlich. Er wird bis 12 cm hoch imd mitunter bis IG cm breit. Er wächst im Herbste auf sandigem Boden der Nadelwälder und in Laubholzwaldungen. Wert: Im Jugendznstande und so lange er nicht bitter schmeckt, ist er essbar und wohlscluneckend, in älterem Zu- stande verursacht er aber heitiges Leibweh und Diarrhoe. No. 35. Gelber Zieg^enbart. Gelber Korallenpilz. Essbar. Claväria flava Schaeff'. Dieser Pilz, der im Volksmunde Bärentatze, Bocksbart, Hahnenkamm genannt wird, besitzt einen Aveissgelblichen, knolligen, dicken, aufrecliton Strunk, aus dem eine Anzahl Avalziger Äste, die sich wieder in mehrere kleinere Zweige teilen, emporsteigen. Die kleinen Äste endigen in eine meist zwei- teilige stumpfe Spitze. Das besonders in der Jugend sehr zarte Fleisch des Strunkes ist weiss imd dicht, das der Äste sehr brüchig. Die llnho dos Ziegonbartes beträgt gewölmlicli 4 — 12 cm. Der (joinich ist sclnvacli, nicht unangonolun, der Ge- schmack meist etwas bittcrlicli, besonders bei älteren Exein|ilai'cn. V(ir kniii iiK'n niid Wi'i'i wie vorige Art. No. 24. Trauben -Ziegenbart Claväria Trauben-Korallenpilz. Essbar. Botrys Pers. No. 25. Gelber Ziegenbart. Gelber Korallenpilz. Essbar. Ciavaria flava Scliaefi'. No. 26. Echter Gelbling- (Gehling-). Pfifferling-, Eierpilz. Essbar. Cantliarelhis oibarius Fr. Der Hut ist im Jugendzustande gewölbt, später ausgebreitet mit eingerolltem Eande und zulot/.t trichterförmig, kraus und gelappt. Die Farbe ist dottergelb, nach der Mitte zu meist hellgelb; das Fleisch ist gelblich. Das Fruchtlager an der Unterseite des Hutes läuft falten- f(Jrmig an dem Stiele herab, ist aderförmig und durch (j)uerfalten mit einander reich verästelt. Der Stiel erweitert sich nach oben trichterfrirniig und ist voU und lest. Der Gerucli ist sehr angenelnn, (]er Geschmack pfefferartig. Er wächst oft sciion im Juni und findet sich bis ziun Herbste in grossen Mengen. Standort: Fast überall, besonders im Dickicht der Nadel- waklungi'u, moosigen Stellen, sowie in Laubwaldungen. Wert: Als einer unserer vorzüglichsten und am häufigsten vorkommenden Speisepilze, eignet er sich flu- aUo Zubei-eitungs- arten; getrocknet muss er mindestens zwei Stunden vor der Zubereitung in Wasser erweicht werden, sonst ist er etwas zäh. Er hält sich von allen i'ilzcn am huigsten iVisch, ist fast gar incht madig und verursacht wenig Arbeit beim Reinigen. >^V-'^^. No. 2(). Echter Gelbling (Gehllng). Pfifferling, Eierpilz. Ei^sbar. Cantharellus ciburius Fr. Falscher Gelbling*. Veidäclitig. CaiitliariMlus aiirantiaoiis AVulf. Der Hut ist seiner Form nach dem des ecliten Gelblings selir ähnlich, im Ganzen aber schwächer gebaut und an seiner dunkleren orange- artigen Färbung leicht zu erkennen. Die älteren Pilze haben auf dem Hute nach innen meistens eine weissjiche Färbung. Die Oberfläche ist mit zartem Flaume bedeckt und fühlt sich wie feines Waschleder an Die Blätter (Lamellen) sind dichtstehend und laufen, sich 3 -4 mal gabeltV)rmia: teilend, am Stiele herab. Der Stjel selbst ist schwach, oft gekrümmt, mitunter am Ende etwas schwärzlich. Der Geruch ist schwach mehlartig, der Geschmack mild. Er wächst erst im Herbste, viel später als der echte Gelbling. Seineu Standort hat er in Nadelwäldern und auf alten Baum- stüm))fen. Wert: Er ist besser als sein Ruf und dürfte höchstens verdächtig sein. Vergiftungsfälle durch den.selben sind unbekannt. In manchen Jahren ist er selten zu finden, in anderen dagegen wieder häufiger. No. 28. Pommeranzen- Härtung-. Kartoffel -Bovist. Giftig. Solerodt'i'ma vulgäre (Fl. Dan.). Unter Bovist versteht mau einen Pdz, der einen vollständig ge- schlossenen Fruchtkörper darstellt und kugel-, birn-, kuollen- oder kartoffelförmig ist. Im Jugendzustande ist das Innere dieser Pilze immer weiss, markig und derb, im reifen Zustande dagegen mit staubfeinem Samen ausgefüllt; vollständig reif platzen sie und es wird der Same vom Winde überallhin zerstäubt. Im A'olksmunde sind sie auch unter dem Namen Wieseneier, Schafeier. Staubpilze bekannt. Mit Ausnahme des Kartoflel-Bovist sind sie fast alle essbar. Der Pommeranzeu-Härtling gleicht einer Kartoffel, kommt oft nester- weise aus der Erde empor, nur an einem faserartig dünnen Stiele auf der Erde sitzend. Er erlangt bisweilen einen Durchmesser von 7 cm. Die Farbe ist rötlich oder bräunlichgelb, nach unten gelblichgrün und die Oberfläche ist in kleine Felder zerrissen, die sich warzenartig hervor- heben. Das Innere ist anfangs weiss, färbt sich aber später blau, zuletzt blauschwarz. Der Geruch ist stark aromatisch. Standort: Hauptsächlich in Nadelwäldern auf trockenen, sandigen Stellen, wie auch an Waldrändern und auf Wiesen. Er wächst im Spätsommer und Herbste. Wert: Er ist unstreitig giftig. Häufig wird der Pommeranzen- Härtling als Trüflel angesehen; letztere wächst aber nur unter der Erdoberfläche. No. 27. Falscher Gelbling. Verdächtig. Cantharellus auranllacus Wulf. %w No. 28. Pommeranzen-Härtling-. Kartoflfel-Bovist. Giftig. Sclerodernia vulgäre (Fl. Dan.). No. 39. Samtfuss-Kpämpling". Essbar. Paxillus atrotomeiitijsus Batsch. Der ausserordentlich dickfleischige Hut, meist einseitig vorgestreckt gewaclisen, erreicht mitunter einen Durchmesser von 20 cm und melir. Die Oberfläche ist rostbraun, samtartig filzig, bei trockenem Wetter rissig. Der Rand des Hutes ist scharf eingerollt. Das Fleisch ist gelblich-weiss, wässrig. — Die Blätter sind kurz herablaufend, gelblich. Der Stiel ist kurz, dick und aussen mit dichtem, schwarz- braunen oder ganz schwarzen, dichtzottigen Filze bekleidet. Der Geruch ist säuerlich, ebenso der Geschmack. Er wäclist vom Anfang des Herbstes an. Standort: in Nadelwäldern am Grunde alter Stämme oder an Wurzeln. Wert: Er ist essbar, jedoch nm- schmackhaft, Avenn er sauer, d. h. mit Essig zubereitet wird luid ist dami sehr ergiebig. No. 80. Kahler Krämpling-. Essbar. Faxilhis invidütus Batscli. Der anfangs flach gewölbte, bis 12 cm breite Hut wird später fast tricliterförmig. Die Oberfläche ist glatt, glänzend und ockerbraun oder gelbltraun, in der Xitte etwas sclileimig. Eine Abart ist fast gelb. Das Fleisch ist gell)lich und wird bei Vei'- letzung bräunlich odei' rotbräunlich. Der Rand des Hutes ist ebenfalls scharf eingerollt (das charakteristische Kennzeichen der Ki-ämplinge, daher auch ihr Name), filzig-zottig. Die gelb- lichen Blätter sind nach hinten durch (jueradern verbunden, laufen am Stiele herab und werden durch Druck braunfleckig. Geruch und ( losch iiia(d< angenolmi, etwas säuerlich. El' wäclist im Sommer uiul im Herbste. Seinen Standort hat er in WäMcni. (icliiischoii, in Gräben, an Wegen, in Gärten, fast überall. Wert: Er gehört zu den wohlsidiiucckcndfii iiinl wertvollsten Pilzen, obgleich das Fleisch beim Kochen sich dunkel l'ärbt. No. 30. Kahler Krämpling-. Essbar. Paxillus involütus Batsch. No. 31. Sehopf-Tintling". Jung essbai. l'üpriniis porcellänus Scliaeff'. Der häufig bis 10 cm lange Hut ist cylinderförmig und breitet sich nacli wnd nach kegelförmig aus. Der Rand schliesst sich anfangs dicht an den Stiel an, zersclilitzt. selir bald und löst sich zu einer schwarzen, tintenähnlichen Flüssigkeit auf. Die Oberfläche ist mit dicken, sj^arrig abstehenden Scluippen diclit besetzt. Das Fleisch ist weiss. Die sehr diclit stehenden Blätter sind zunächst weiss, werden dann rosenrotli, bräunlich und endlich schwarz. Der mit einem Ringe verseliene Stiel ist schlank, am Grunde verdickt und innen liolil. Der Gerucli ist gut, das Fleiscli fast geschmacklos. Er wächst im Herbste und oft in grosser Menge. Seinen Standort liat er meist in feuchten (lärlcn und gut gedüngten Wiesen, sowie in Gräben. Wert: Er ist im Jugendzustande essbar und wohl- schmeckend, muss aber sofort zubereitet werden. Giebt auch sehr gute Suppen. ^ ■ i ,^\ .• il ?l if. No. 31. Sehopf-Tintling. Jung essbar. Cupriuus porcelläuus Schaeff. Ko. 82. Grosser Schmierung-.*) Essbar. Gomplüdius ghitinosus Schaeff. Der Hut ist anfangs durch einen spinnwebartigen nnd schleimigen Sclileier mit dem Stiele verbunden, der am Stiele nur ganz kurze Zeit als Ring zurückbleibt. Die Oberfläche ist schmutzigbraungrau, mit schleimigem Überzuge, oft schwarz- fleckig werdend. Das Fleisch ist weisslich, später sclmiutziggrau. Die Blätter laufen am Stiele herab, sind anfangs weisslich, dann grau, zuletzt schwarzgrau, sehr dick und fast gallertartig. Der Stiel ist sehr schleimig, anfangs mit dem häutigen Ringe behaftet, nntenhin gelb, imien voll und ebenfalls gelb. Der Geruch ist schwach, der Geschmack gut, nur etwas weichlicli. Seinen Staiuloi't liat er an AValdrändern, auf Waldwiesen Tuid grasigen Plätzen. Er wächst vom Juli an. Wert: Befreit von der schleimigen Oberhaut ist er essbar. *) Auch \iolfa(li unter dorn Nanioii „Schafsnase" bekannt. No. 32. Grossep Schmierling. Essbar. Gomphidiiis gluliuosus Schaeff. No. 33. Waehsg-elber Saftling*. Essbar. llygn'ililiorus ccräceus \N^ill'. Der wässerige wachsgelbe Hut wird bis 4 cm breit, ist etwas klebrig, giänzeml iiinl am Rande lein gestreift. Die Blätter laufen etwas am Stiele herab. Der Stiel selbst ist zart, gelb und hnlil. Geruch und Cleschmack sind ganz unbedeutend. Er wächst im llerbsto auf Grasplätzen und feuchten AViesen. Wert: Da er masscidud't vorkommt, ist das Einsammeln sehr zu empfelden, denn er giebt ein wohlschmeckendes Gericht. Beim Kochen wird die Brühe gelb. Xo. 34. Hochroter Saftling*. Essbar. Hygröphorus puniceus Fr. Der anfangs glockenförmige Hut breitet sich später bis zu 12 cm Durchmesser aus und hat eine blutrote, im Alter gelbrot werdende und schliesslich verblassende Farbe. Er ist glatt, in der Jugend etwas klebrig. Das Fleisch ist wässerig und gelbrötlich. Die Blätter sind am Gnuide aderartig ver- bunden und bauchig, gelb inid in altem Zustande rötlich. Der Stiel ist rotgell), nach dem Grunde verblassend, bauchig, anfangs voll, später hohl, faserig und gebreclüich. Er wächst im Herbste auf moosigen Waldwiesen, AV;dd- rändern und Ileideplätzon. Wert: Er ist ossliar und woldschmnd7. Wachholder-Milehling-. Echter Reizker, Röstling. Esshar. Lactäria delici6sa L. No. 88. Gift-Milchling-. Giftreizker. Giftig. Lactäria torminosa Scliaeff. Im Jiigendzustancle sielit der Hut dieses Pilzes dem des guten JIcizkers oft täuschend älmlicli, nur Avird er nie ziegelrot oder grünlich, sondern ist mein- fleischfarben, aber ebenfalls melir oder weniger gezont. Sein- charaktoristiscli ist der stets zottig behaarte Eand des Hutes. Das Fleisch ist weiss und sondert eine weisse Xilch ab, wälu-end der gute Eeizker orangerote Mich hat. Die Blätter sind weisslich. Der Stiel ist dem Hute gleichfarbig, im Alter liohl und brüchig. Der Gerucli des Giftreizkers ist nicht besonders auffallend, sein Geschmack aber bitter, lieissend und scharf. Er steht gern unter Birken, in Gebüschen, auf Heideplätzen, moosigen AViesen und da mitten unter den echten Eeizkern. l^]r wächst im Sommer und Herbste. Wert: Er ist entschieden giftig, wie zweifelsolme mehrere mir bekannte Vergiftungsfälie dies bewiesen haben. Das Ein- prägen der Merkmale sicliert vor Verweclislung. No. 38. Gift-Milehling. Gift-Reizker. Giftig. Lactäria torminusa Schaeif. No. 39. Pfeffer-Milchling-. Nicht giftig. Lactäria pijioi'ata Seop. Dei' glatte xmd kalilo weisse Hnt ist stets trocken, nie kli'lii'ig lunl wii'd initmitei' aussergewnlnilicli ln'oit. Ich habe Exemplare von 30 cm Durchmesser geftmden. Nach der Mitte zu vertieft er sich stets. Das Fleisch ist weiss und sehr milchreich. Die Blätter laufen am Stiele etwas herab, stehen sehr dicht und sind sehr schmal. Der Stiel ist dick, marldg, weiss und kurz, bei den grössten Exemj)laren nur l)is 6 cm lang. Der Geruch ist fast aromatisch, der Geschmack sehr scharf pfefferartig. Seinen Standort hat er in Nadel- und Laubholzwaldungen. Er wächst im Sommer und Herbste. Wert: In Siebenbürgen gehört er zu den beliebtesten Speise- pilzen und wird daselbst in besonderer Weise mit Speck auf dem Roste gebraten. Wogen seines schönen und vielen Fleisches habe icli die verschiedensten Zubereitmigs -Versuche gemacht, konnte ilun jcilodi l)is jetzt keinen besonderen Wolilgeschmack abgewinnen. Das Fleisch wird beim Braten grünlich-grau und behält einen eigenen bittcivn Geschmack. Tu grösseren und kleineren Poitionen ist ci- mir stets bekommen. r^Khi^ ■""^^i*- No. 39. Pfeffer-Milehling. Nicht giftig. Lactäria piperäta Scop. No. 40. Wilder Milchling*. Mordschwamm. Yercläclitig. Lactäria necätor Pers. Der Hut dieses Miluhlings ist scliiniitzig oliveiigrün bis umbrabraun, gleichfarbig, lvleV)i-ig luul am Rande etwas filzig. Das Fleisch ist bräiuilich und hart. Die Blätter sind blass und werden bald schmutziggrau. Der Stiel ist voll, sehr kurz und von gleicher Farbe wie der Hut, nach unten verdünnt. Der Geruch ist dumpfig und der Geschmack di'r bei Verletzungen reichlich heraus<|uellenden weissen Milch, die liahl grau wird, scharf. Seinen Standort hat er in feuchten Nadelwäldern, in Gebüschen, auf Wiesen und in Gärten. Er wäclist im Herbste. Wert: Verdächtig. «r-- j? i No. 40. Wilder Milehling. Mordsehwamm. Verdächtig. Lactäria uecätor Pers. No. 41. a) Verbleichender Täubling*. Essiiar. Rvissiüa clepällens Pers. Der Hut ist in der Jugend rötlich, bald aber gelb Averdend, im Alter verbleichend, ausserdem unregelmässig, wellig ver- bogen, glatt, bis 8 cm breit. Der Rand ist dünn, anfangs eingebogen, später empor- strebend. Das Fleisch ist weiss und fest. Die Blätter sind woisslicli. Der Stiel ist voll, markig, weiss und wird später grau. Der Geruch ist angenehm, der Geschmack nussartig. Standort: In AVäldern, auf Heideplätzen, an Waldwegen und trockenen Stellen. Er wächst niclit allzuhäufig vom August an. Wert: In rohem Zustande der am besten schmeckende Pilz. Ausserdem ein vorzüglicher Speisepilz. b) Speise -Täubling". Essbar. Rüssula vesca Fr. Der Hut ist ziemlich fleischig, fest, flach gewölbt, später trichterförmig, fleischfarbig, dabei in der Mitte etwas dunkler. Der Rand ist dünn, liäiitig und im Alter gestreift. Das Fleisch ist weiss und fest. Die Blätter sind Aveisslicli, dünu und dichtstehend, dabei sehr briichig. Der Stiel ist voll, mitunter netzförmig gerunzelt. Der Gerucli ist angenehm, der Geschmack des rohen Pilzes lieblich wie Nusskcrn untl wird von keinem anderen Pilze übertroiTen. Standort: In Wäldern, auf Heideplätzon, an Waldwegen und lidckcnen Stellen. Er wächst nicht allzuhäufig vom August an. Wert: Dem des vorigen gleich. No. 41. a) Verbleichendep Täubling. Essbar. Russula deprilleiis Pers. b) Speise-Täubling. Essbar. Rüssula vesca Fr. No. 43. Spei - Täubling". Giftig. Rüssula ouiütica, Scliaeff. Der Hut desselben ist (lüiiiillciscliig und meist dunkel- braunrot. Die Farbe verändert sich wenig, sie ist nur mehr oder weniger hell oder dunkler. Dei- Rand ist etwas gefurcht. Das Fleisch ist weiss, jedoch unter der abziehbaren Ober- liaut meist rötlich. Die Blätter sind gleichlaug und grauweiss. Der Stiel trägt meist die Farbe des Hutes, dann und waiui etwas heller. Den Geruch habe ich bei frisch gepflückten I'ilzen stets ekelhaft widerlich gefunden, er verliert sich aber allmählich. Der Geschmack ist sehr scharf brennend. Standort fast nur auf feuchten AViesen, in Wäldern, auf grasigen Stellen unter Kiefern und Fichtengebiisch. Er wächst vom Juli bis November. Wert: Sehr giftig! Der Geruch des frischen Pilzes wirkt bei schwachen Personen brechenerregend. No. 42. Spei-Täubling. Giftig. Rüssula emelica Sciiaeö". No. 43. Gebrechlicher Täubling*. A^eidäclitig. Rüssula frägilis Pers. Der Hut ist sehr dünn und gebrechlich, flach, 3 — 6 cm breit. Der Rand ist häutig und höckerig gefurcht, die Farbe dunkeh-ot, violett, ziegeh-ot öder weisslich. Die Blätter sind reinAveiss und etwas bauchig. Der Stiel ist höchstens 2 — 5 cm hoch, sehr gebrechlich, meist hohl und weiss, mitunter mit rötlichem Anfl^ug. Der Geruch ist schwacli, der Geschmack sehr scharf. Standort häufig auf sumpfigen Wiesen luid Waklrändern. Er wächst vom Juli bis November. Wert: Verdächtig. No. 44. Roter Täubling". Nicht giftig. Rüssula i'ubra DG. Der Hut ist immer ganz trocken, feurig pui-purrot und nur bei Regenwetter etwas klebrig, im Anfange gewölbt, später flach und nach innen vertieft. Der Rand ist glatt und ungestreift. Das Fleisch ist weiss. Die Blätter sind ziemlich dicht stellend, mit kürzeren und gegabelten gemischt, weisslich, dann und waiui mit roter Schneide. Der Stiel ist voll, fest, weiss, unten schwach rötlich. Der Geruch ist schwach, der Geschmack sehr scharf. Seinen Standort hat er in Wäldern. Er wächst vom August bis zum Spätherbste. AVert: Ist trotz seines scharfen Geschmackes essbar, sollte aber wegen Verwechslung mit anderen Täublingen von Nicht- keniii'iii lii'l)!'!- uioht gesammelt worden. Täubling. Verdächtig. No. 44. Roter Täubling-. Nicht giftig. Küssiilii rubra DC. N(i. 45. Stink -Täubling". Ungeniessbar. Jlüssula l'ootens Pers. Der Hut steigt aus der Erde eiföi'inig, fast kugelig emiwr, breitet sich später flacli aus und ist 8 — 15 cm breit. Die Oberfläche ist anfangs klebrig und schmierig, gelbbraun oder schmutzig-ockerfarben. Der Rand ist dfinn imd, was für den Pilz charakteristisch ist, liöckerig gefurcht. Die Blätter sondern im Jugendzustande Wasser aV), sind teilweise gegabelt, anfangs weisslich, später bräunlich. Der Stiel ist nach unten abgerundet, zuerst voll, dann linhl. Der Geruch ist ekelerregend, widerlich stinkend. Seinen Standort hat er in Wäldern luid Gebüschen fast überall, kommt zieuüich häuhg vor. Er wächst vom Juli bis Oktober. Wert: Ungeniessbar. No. 4^5. Stink-Täubling. Ungeniessbar. Rüssula foetens Pers. No. 46. Büschlig^er Sehwefelkopf. Giftig. Hypliolöma fasciculäre Huds. Sein Hut ist anfangs halbkugelig, später verflacht, schwefel- gelb, in der Mitte dunkler, fast rötHchgelb und wird bis 5 cm breit. Das Fleiscli ist liellgelb. Die Blätter sind anfangs schwefelgelb, später grüidich und werden zuletzt sohwärzlichgrün. Der Stiel ist hohl, glatt und faserig. Doi- Gerucli ist nicht angenehm, der Gesclimack bitter. Standoi't: An alten Baumstümpfen und Wurzeln, sehr zalilreich und mitunter gemeinsam mit dem Stockschwämmchen. Er wächst vom Mai ab. Wert: Giftig! Nu. 4(>. Büsehliger Sehwefelkopf. Giftig. Hypbüluiria fasciculure Huds. No. 47. Stock-Schüppling-. Stockschwämmchen. Essliar. Pholiöta mntäbilis Schaeff. Der Hut ist anfangs gewölbt, später flach ausgebreitet mit etwas stumpfer Erhöhung in der Mitte, lederbraun und nach dem Rande zu oft rüigförmig mit wässerig-hellbraunem Farl)entone. Das Fleisch ist etwas wässerig und bräunlich. Die Blätter sind anfangs hellbraun, später rostbraim. Der Stiel ist ganz besonders charakteristisch, nämlich fein- sparrig geschuppt mit einem häutigen, bräunlich-schwärzlichem Ringe, der allerdings oft verschwindet. Nach unten ist er schwärzlichbraun, nach oben hellV)raun. Der Geruch ist sehr aromatisch, der Geschmack gut. Seinen Staudort hat er an alten, vorzugsweise harten Stöcken nw\ wächst an denselben stets in Büscheln. Er wäclist bereits vom Mai ab. ■ AVert: Als Suppenpilz cIikm' der vorzüglichsten und ge- suchtesten. Lässt sich ausserdem sehr gut züchten (siehe S. 24). No. +7. Stoek-Schüppling. Stockschwämmchen. Essbar. i^holi6ta mutubilis bchaett'. No. 48. Honig'g'elbep Hallimasch. Essbar. Ai-miihiria mrllea Fl. Dan. Der Hut ist honiggelb bis schmntzig'braun, mit brännliclien leicht abwischbaren Schüppchen iiml kleinen Fascibüscheln besät. Anfangs eingerolll, mit dem Stiele durch einen Schleier verbunden, breitet er sich später flach aus. Er wiid bis 12 cm breit. Das Fleisch ist hellbräunlich. Die Blätter stehen weitläulig, sind weisslich bleich, später bräunlich und oft gefleckt. Der Stiel trägt einen flockigen Ring, ist anfangs riUlich- braun, später graugelb und nach unten olivbraun oder grünlichgrau. Am Grunde ist er verdickt, wii'd 5 — 12 cm lang und ist faserig und zäh. Der Geruch ist schwach süsslich, der Geschmack säuer- lich-herb, zusammenziehend, unangenehin. Er wächst erst im Sej^tember in grosser Menge an alten Stöcken, alten Stämmen und Wurzeln. Die Sporen der älteren höher stehenden Hüte lagern sich oft scliimmelartig auf die untei-en. Sein Mycel bildet bei Abschluss des Lichtes eigen- tümliche Stränge (Rhizomorpha), die nicht nur in altem Holze (wie in Bergwerken), sondern auch in ti-ischen Stämmen anzutreffen sind und zerstörend auf das Holz und Leben dei' Bäinne einwirkc^n. Der Pilz geliöi-t ileshaHi zu don von allen Forstleuten gefüi-chteten Schädlingen. — Von iUnn M>cel befallenes llcl/, und A\'iirzclii Iciiclitcn im Finstcni Iclilmfi Wei't: Trclz seines im frischen Znstande garstigen Ge- schmackes ist er zubereitet ein \vohlschmeckend(^i' IMI/. ilen man ti'agkorbweise samimdii ler fusshohe, prächtig braungefleckte, röhrig- hohle Stiel ist nach aufwärts etwas viTdüiint und am Grunde knollig verdickt. Ausserdem trägt er oinon dicken, lederartigen und verschiebbaren Ring. Der Geruch ist angenehm und das Fleisch hat einen süssen Geschmack. Seinen Standort hat er auf Hellten Waldstellen, Gras- plätzen und au AValdräudern. Er wächst in ilcii Monaten August bis Oktober. Wert: Im Jugendzustande wohlschmeckend. MTÜert er im Alter den Geschniaf-k und ist daim zäh. ^^^««fe^ No. 53. Grosser Sehirmling. Parasolpilz. Essbar, Lepi6ta procera Bcop. No. 54. Rötlicher Ritterling-, Essbar. Tricholöma rütilans Scliaeff. Der anfangs giockenförmige Hnt ist mit einem (Hellten, purpurroten feinen Filz bedeckt, der sich später in Schiippclien und KiJrnchen, Avelche auf gelbem Grunde aufliegen, auflöst. Das Fleisch ist zart und gelb. Die Blätter sind gelb gefärbt, an der Schneide etwas verdickt und im Alter fein gesägt. Der Stiel ist meist walzenfüi'mig, anfangs voll, später etwas hohl mid dem H\ite gleichfarbig mit purpurfarbigem Anfluge. Der Geruch und Gesclunack sind angenehm. Seinen Standort hat er vorzugsweise in Laub- und Nadelwäldern am Grunde alter Baiunstämme. Er wächst im Spätsommer, meist truppweise. Wert: Ist ein recht wohlschmeckender Pilz inid eignet sich aui'h gut zum Einmachen. No. 54. Rötlicher Rittepling. Essbar, Tricholuma rütilans ScliaefF. No. 55. Flieg'enpilz. ITngeniessbar, Amanita inus(:äi'in L. Als Schmuck der Wälder üliciall bekannt. Sein lebhaft scharlachroter Hut, doi' mitunter auch in gelblichroter Färbung- vorkommt und mit mehr oder weniger dicken, weissen Pusteln odpr Warzen bedeckt ist, kennzeichnet ihn besonders. Das Eleiscli ist Aveiss, ebenso die Blätter (Lamellen) des Futters. Der Stiel, welcher anfangs voll, später liohl ist, zeichnet sicli dm-ch seine weisse Farbe aus; er ist geschmückt mit einer hängenden Manschette, am Grunde in eine kugelige oder eiförmige, ringförmig berandete Knolle übergeliend. Geruch und Geschmack sind durcliaus niclit unangenehtn, das Fleisch schmeckt sogai- gut. Seinen Standort hat er fast überall. Er w^ächst bereits im Anfang des Sommers und ist bis zum eintretenden Froste zu finden. Wei't: In früherei' Zeit wurde er als Fliegengift benutzt, deshalb sein Name. (Siehe „Wie hütet man sich vor Tilz- vergiftungen" Seite 15.) No. 55. Fliegenpilz. Ungeniessbar. Amanita muscäria L. N"o. 56. Perlen -Wulstling-. Perlpilz. Essbar. Amanfta juisluläta SeliaelT. (rubesceiis Pers.) Im Volksmunde der hellrote Fliegenpilz genannt, besitzt er einen scliniutzig-rötliclien, blass-fleischfarbigen, lirannrötliclien oder bräunlichen Hut, der mehr oder weniger mit Pusteln besetzt ist, ähnlich wie der Fliegenpilz. Unter der leicht ab- ziehbaren Oberhaut zeigt sich das Fleisch blassrötlich, ist aber im Innern Aveiss. Die Blätter sind anfangs weiss, erst im Alter etwas rüthch und dicht stehend. Der ganz besonders in der Jugend kegelförmige, eben- lalls rötlich angehauchte Stiel sti-eckt sich später ziemlich gleichmässig schlank und walzig. Vom Hnte laufen bis ans Ende der Manschette feine Striche. Der Fuss des Stieles läuft in einen mit Schuppen und Warzen bedeckten Knollen aus. Der GeiMich ist schwach, der Geschmack anfangs mild, später etwas kratzend. Seinen Standort liat er vorzugsweise in hohem Stangen- walde, sowie in wenig begrasten Gebüschen. Kv wächst ziemlich früh und ist im Herbste seltener zu finden. Wert: Nach dem Abziehen der Obei'haut l)ildet er einen vorzüglichen Speisepilz (siehe „Wie hütet man sich vor Pilz- vergif timgen", S. 15). Zum Trocknen eignet er sich nicht, wohl aber zum Gemüse und Einmachen und besonders zum Pfi-oitcn von Pilzoxtrakt (sioho S. 2',i). No. .'>(J. Perlen -Wulstling. Perlpilz. Essbar ohne Oberhaut. Amanita pustuläta Schaeff. (A. rubescens Pers.). No. 57. PantheP-Wulstling". Essliar ohne Oberhaut. Auianita unibn'na Pers. Der anfangs kugelförmige Hnt breitet sich später fladi aus und ei'liält einen Durchmesser bis zu 1 0 cm. Seine Farbe ist umbra-, leder- odei- graubraun. Ziemlich regelmässig ge- stellte weisse Warzen haften auf der Oberhaut. Der Rand ist etwas gestreift, das Fleisch weiss. Die Blätter sind eben- falls Aveiss und diclitstehend. Der Stiel besitzt am Grunde einen fast rundlichen Knollen, weicher von einer abziehbaron Hülle umgeben ist. Im Anfange ist der Stiel voll, s2);Uer liolil und schlank, bis 10 cui lang. Vom Hute laufen bis aus Ende der Manschette feine Striche. Der Geruch ist etwas dumpfig, der Geschmack wie beim Perlen -Wulstling, anfangs mild, später etwas kratzend. Er wäclist ziemlicli früh im Sommer, und ist im Herbste seltener zu finden. Wert: Obgleich in den meisten Lehrbüchern als giftig bezeiclinet, giebt er nach dem Abziehen der Oberhaut doch eine vortreffliche Sj^eisc (siehe: „Wie hütet mau sich vor Pilz- vergiftungen" Seite 15). Als Gemüse und /um Einmachen ist er vorzüglich. No. 57. Panther -Wulstling. Es.sbar ohne Oberhaut. Amanita umbrina Pers. No. 58. Gift-Wulstling-. Knollen-Wulstling", Knollenblätterpilz. Sehr girtiy. Amanita biillinsa l^nll. (A. phallokles Fr.). Der Jlut ist anfangs fast inimi^v golblicli-tirüu, später Aveiss- licli bis weiss werdend, meist mit den weissliehen Fetzen der früheren Hülle V)edeckt, 5 — 8 cm breit. Eine Abart (A. Mappa Batscli) hat eine durchweg gelbe Färbung des Hutes mit Aveissen Pusteln, Das Fleisch ist weiss, ebenso die Blätter. (Die Blätter des Champignons, der so oft mit diesem Pilze verwechselt wird, sind nie Aveiss, sondern rosarot bis cholioladenbraun.) Der Stiel ist schlank, aid'angs markig, s^^äter an der Spitze liohl, weiss und mit einer gelblicliweissen Manchette versehen. Charakteristisch und das untrügiicliste Kennzeichen dieses Gift- pilzes ist die ausgeprägte runde Knolle am Fusse des Stieles. Diese Knolle ist mit einer liäutigon Scheide umgeben. Seinen Standort hat oi- in Wrddoni und Cicbüsclien, meist truppweise. Gei-ucli und Geschmack sind ( hni 'haus nicht unangenelim, der Geschmack sogaj- mild und gut. Er wäclist vorn Soinnicr bis zum Herbste. Wej't: Wohl lu'iii l'ilz ist so giftig Avie dieser; ei' ist um so gefährliclK'i', weil die Wh-kung des Giftes erst nat-h 12 — U) Stunden cinlriti. -ii^rf^^^'^ "-^' -' rrni'ini,t;o Fruchtkörper ist kastanienbraun, anfcUigs am Jiande eingebogen, spät(?r auch ausgebreitet. Das Fleisch ist brüclüg, wachsartig. El- wächst von Anfang dos SonniK^rs an l)is zum Herbste. Seinen Stantlort liat or auf rciic.htiMU, sandigen llodrn. Auf Eisenbalmstreckon wird ci- sehr oft gefunden. Wert: Ist essbar uiid wohlschmeckond. liier und da wird er als „Oln-enmorchel" gesammelt und zum Verkauf ge- bracht. Wegen seiner T^i'ü(;liigkeit muss er besonders vorsichtig transportiert und wcgcsii des anliaftenden Sandes sorgfältig gereinigt werden. No. 65. Orange -Beeherling. Peziza auräntia Muell. No. ()6. Kastanienbrauner Beeherling. KshUhi-. Peziza builia I'ers. No. (»:. Schwärzlicher Bovist. Eier-Bovist. Timg- essbar. Bovista iiiGTescens Pers. 'o' Die kugeligen oder eiförmigen Fruclitkörper sind in der Jugend weiss und gleichen ausgewachsen einem Ei oder einem jungen Egerlinge. Die äussere Hülle ist ganz glatt, etwas dicker als Papier, zerreisst aber bei der Reife imd zerfällt dann in Ijappen. Die innere Haut ist anfangs ebenfalls weiss, wird dann bräunlichschwarz und bekommt in der Mitte ein kleines rundes Loch, aus dem die staubartigen Sporen vom Winde in alle Richüuigen zerstreut werden. Das Innere ist in der JTigend i^einweiss luid färbt sich im Alter schwarzbraun. Auf Wiesen und Triften, besonders Schafhutungen, wächst ei- im Herbste oft in Menge. AVert: Ist im Jugendzustande, solange er innen noch markig luid weiss aussieht, eine wohlschmeckende Speise. Lässt sich in diesem Zustande auch leicht trocknen. No. 68. Warzen-Stäubling". Flaschen-Stäubling". lung essbar. Lycoperdon gemmätum Batsch. Dieser Stäubling ist sehr verschieden gestaltet, bald hoch, bald niedrig, im oberen Teile kugelförmig, sicli nach unten zu einem starkwalzigen Stiele zusammcnzioliend, am Grunde faltig. Die äussere Hülle ist mit leiclit abbrechenden Stacheln oder aurh niil l