TK D. H. HILL LIBR;^ NORTH C4XOUM-4 ST4TE COLLEGE Special Collection^ oß764 G4 T30 1374b %. \Ht<^ ENTOMOLOaiC^L COLLECTION 'Ar THIS BOOK MUST NOT BE TAKEN FROM THE LIBRARY BUILDING. 20M/1-77 Forstwirtlischaftliche INSEKTENKUNDE oder Naturgeschichte (1er den deutsclien Forsten schädlichen Insekten, Allgabe der Gregenmittel nebst Hinweis auf die wichtigsten Waldbeschützer unter den Thieren Professor Dr. E. L. Taschenberg, Inspector am zoologischen Museum der vereinigten Friedrichs-Üniversität Halle-Wittenberg, Mitglied Stettiner Entsmologischen Vereins, des Berliner Entomologischen Vereins und des Naturwissen- schaftlichen Vereins für Sachsen und Thüringen, Ehrenmitglied der Gartenbauvereine zu Aschersleben und Halle. Mit 93 Holzsolinitte] Bremen. Verlag von M. Heinsius. 1874. Wie ist der deutsche Wald so schön, Der Buchenhain an Bergeshöhn, Der starken Eiche Stolz und Macht, Der schlanken Birke Wipfelpracht, Wie rauscht es in den Kronen stolz, Wie flüstert's hold im Unterholz! H. Behr. Sr. Hochwohlgeboren dem HEEEI OTTO YON HAGEI, Königl. Preuss. Ober -Land -Forstmeister, Ritter hoher Orden, ehrfurchtsvoll der Verfasser. Digitized by the Internet Archive in 2009 witii funding from NCSU Libraries littp://www.arcliive.org/details/forstwirtliscliaftOOtasc Vorrede. Es dürfte gewagt erscheinen, in dieser „forstvvirthscliaftlicheu Insektenkunde'' der Hauptsache nach denselben Gegenstand zu behandeln, welchen die berühmt gewordenen Werke von ßatze- h n r g bereits darlegen , um so gewagter für einen Verfasser, welchem die forstliche Praxis fern liegt. Zweierlei Eücksichten waren es, welche ihn vor diesem Wagstücke nicht zurückschrecken Hessen, die eine sachlicher, die andere persönlicher Natur. Die Ratzeburg'schen Schriften sind aus jahrelangen Studien ihres Verfassers selbst und aus eben so langjährigen Verbindungen desselben mit seinen ehemaligen Schülern und andern Forst- männern der Praxis hervorgegangen und behandeln ihren Gegen- stand in einer Vollständigkeit, welche kaum etwas zu wünschen iibrig lässt. Aber eben diese Vollständigkeit machte mit der Zeit Erweiterungen und Zusätze, machte das Erscheinen ver- schiedener Schriften nöthig, von denen eine Bezug auf die andere nimmt, und die alle in den Händen Desjenigen sein müssen, der die Forstinsekten studiren, ihre Naturgeschichte und die Mittel kennen lernen w411, mit welchen die schädlichen unter ihnen bekämpft werden. Die Werke sind überdies wegen ihrer vortrefflichen Abbildungen sehr theuer und die wenigsten der Forstbeamten in der Lage, sich dieselben beschaffen zu können. Aus den angedeuteten Gründen sind die Ratzeburg'schen Werke bei all ihrem Reichthume an belehrendem Inhalte doch nicht geeignet, alle Diejenigen zu befriedigen, welche der Beleh- rung bedürfen, namentlich wird Jeder, der sich nicht schon eingehender mit der Insektenkunde beschäftigt hat, auf Schwierig- keiten aller Art stossen und nur in den Fällen sicher gehen, in VI Vorrede. vvclclieu ihm eine Abbildimg- zur Seite steht. Allen Belehrung zu bieten, in erster Linie den augelicnden höhern und den streb- samen niederu Forstbeamten hat sich Verf. bei Bearbeitung dieser „ Forstwirthschaftlichen Insektenkunde" zur Aufgabe gestellt. Ratzeburg bildet natürlich die Grundlage und er neben den Fach- männern, welche ihre Erfahrungen in den verschiedenen forst- wirthschaftlichen Zeitschriften niedergelegt haben, den Anhalt für die Bekämpfung der Feinde. Die weitere Einrichtung des Buches, durch welche das vorgesteckte Ziel erhofft worden, ist auf S. 6 u, ff. auseinandergesetzt; ob dasselbe erreicht ist, dar- über kann nur die Erfahrung entscheiden. Weil Verf. aber auf ähnlichen Gebieten schon früher mit Erfolg und Anerkennung gearbeitet hatte, darum wagte er trotz der Ratzeburg'schen Schriften die Vermehrung der Forstschutz- literatur und eine Concurrenz mit jenen. Noch bleibt mir die angenehme Pflicht übrig, allen den- jenigen Herren, welche mittelbar oder unmittelbar das Unter- nehmen gefördert haben, meinen verbindlichsten Dank hiermit auszusprechen: Herrn Oberland - Forstmeister von Hagen für Bezeichnung solcher Forstmänner aus der Praxis, welche mit Rath und That zur Seite stehen konnten, Herrn Oberforstrath Judeich für die zuvorkommendste Bereitwilligkeit bei Dar- leihung der Zeitschriften - Literatur , den Herreu Forstmeister Klingner und Oberförster Fickert für gefällige Mittheilungen ihrer praktischen Erfahrungen, ganz besonders aber dem Herrn Oberförster von Bernuth, welcher mir nicht nur ein reiches, zu einer ähnlichen Arbeit von ihm zusammengestelltes Material zum helicbigen Gebrauche freundlichst überlies, sondern auch mich fort und fort auf die neuesten Erscheiuuugen in der Literatur aufmerksam machte. Somit übergebe ich nach längerer, aber unverschuldeter Ver- zögerung meine Forstwirthschaftliche Insektenkunde dem betref- fenden Publikum mit der Bitte um nachsichtige Beurtheiluug. II alle, im August 1873. E. L. Taschenberg. Inhalt. Seite I. Abtheilung. Verlialten. des Forstbeamten zu den forstschädlichen Insekten 1 — 44 1. Der Forstbeamte muss einen Blick für Insektenbeschädigungen und ein gewisses Interesse an den Insekten überhaupt haben . . . 2 — 5 2. Bekanntschaft mit den forstschädlichen Insekten besitzen, die er aus vorliegendem Buche lernen soll, darum dessen Einrichtung hier erläutert ist ß — 10 3. Er muss die Gegenmittel kennen, welche als Vorbeugungs- und Vertilgungsmittel unter diesen wesentlich der Theerring, das An- prallen, Feuer, der Hieb näher besprochen sind 10 — TiO 4. Er muss die Theorie praktisch anwenden können (Vorhersage) . . 39—11 5. Er muss die gewissenhafteste Ausführung aller gegen die forst- schädlichen Insekten vorzunehmenden Dinge überwachen . . . 41 — 1.'5 6. Er muss eine übersichtliche Chronik führen 43 — 44 II. Abtheilung. Naturgeschichte der schädlichen Insekten und Mittel gegen dieselbe. Hinweis auf die nützlichen Thiere, insofern sie Feinde jener sind 45 — 472 1. Die Käfer 69—207 Anhang. Nützliche Käfer 207 — 214 2. Die Hautflügler 214—2(11 Anhang. Nützliche Hautflügler 261 — 277 3. Die Schmetterlinge 277 — 412 4. Die Zweiflügler 412—425 Anhang. Nützliche Fliegen , 425 — 431 5. Die Geradflügler 431—443 Anhang. Nützliche Geradflügler und Netzflügler . . . 443 — 448 6. Die Schnabelkerfe 448—457 Anhang 1. Nützliche Schnabelkerfe 458 Anhang 2. Die wichtigsten Beschützer des Waldes unter den kleinen Wirbelthieren 458-1—466 Nachträge 466—472 III. Abtheilung. Vorkommen der schädlichen Forstinsekten an den Pflanzen 473—510 1. An den Nadelhölzern 475 — 497 2. An den Laubhölzern 498 — 540 Alphabetisches Namenverzeichniss 541 — 548 Erste Abtheilung. Verhalten des Forstbeamten zu den forstschädliclien Insekten. Der Landwirth beklagt die Ueberhandnabme des landwirtb- schaftlicben Ungeziefers und bat insofern Eecbt , als er anfängt, das für Insektensebäden zu erkennen, was er früher lediglicb auf Reebnung der ungünstigen Witterung brachte; er bat aucb darum Recbt, weil (in Folge der Separation) jedes Plätzeben ausgenutzt wird, welches sonst wüst lag und der Insekteuwelt einen Tummelplatz bot, auf welchem sie für den Landwirtb wenigstens nicht vorhanden war. Der Forstmann bat sich seit längerer Zeit um das ihn inter- essirende Ungeziefer gekümmert, kann das Ueberbandnebmen desselben aber nicht der grössern Tafel zur Last legen, welche er ihm deckt; denn die Wälder werden nicht zahlreicher, wie die angebauten Felder, sondern sie vermindern sich stellenweise immer mehr und mehr. Sucht er daher nach einem andern Grunde, so glaubt er ihn in „der Verderbtheit der Pflanzensäfte", welche dem Gedeihen des Geziefers Vorschub leiste, gefunden zu haben. Wir kommen später, bei Besprechung des ersten Vorbeugungsmittels gegen Insektensebäden, auf diesen Gegenstand zurück und bleiben zunächst einfach bei der Thatsache stehen, dass für den Forstmann, wie für den Landwirtb und Gärtner Insektensebäden im höhern Grade vorhanden sind, als ihnen allen lieb, dass die gemeinsame Wurzel aller dieser Schädigungen in den durch die menschliche Kultur hervorgebrachten Ver- änderungen des Urzustandes in der natürlichen Harmonie zu suchen ist und dass wir, um unser Eigenthum vor diesen zwar kleinen, aber doch mächtigen Feinden zu behüten, gegen die- selben also aucb, wenn sie einmal da sind, mit aller Energie einen Vernichtungskampf aufzunehmen haben. T.ischcnberg, Forstinsekten' 2 D. H. HILL LIBRARY North Carolina State College 2 Erste Abthciiung. Wer die hohe Bedeutimg der Waldungen als Regulatoren der physikalischen Verhältnisse grosser Länderstrecken, als un- schätzbares, tief in die Staatswirthschaft eingreilendes Gut erwägt, wer bedenkt, wie langsam ein Wald heranwächst , der neu oder au Stelle eines verwüsteten erzogen werden soll: dem kann es auch nicht entgehen, welch hoher Grad von berechnender und sorglicher Voraussicht erforderlich ist, um den Wald immer auf der Höhe der nachhaltigen Leistungsfähigkeit zu erhalten, und welchen grossen Nachtheil umfangreiche Störungen der Berech- nungen und Pläne dieser Voraussicht herbeiführen müssen. Diese Störungen aber vermögen die Insekten öfter und in grösserem Maassstabe als Orkane, Schneebrüche und Waldbrände zu veranlassen und darum ist es von der allergrössten Wichtig- keit, zu erfahren, wie der Beamte, welchem der Schutz des Forstes anvertraut ist, beschaffen sein müsse, wie er sich zu diesen seinen Feinden zu stellen, in welcher Weise er ihnen zu begegnen habe. I. Der Foi'stbeamte muss einen Blick für Insektenbe- scliädigiiiioen und ein »ewisses Interesse an den Insekten selbst haben. Unter Voraussetzung derjenigen Treue und Gewissenhaftig- keit, welche jeden Beamten zu dem macht, was er sein soll, hat insbesondere der Forstschutzbeamte seinen Wald auch nach der entomologischen Seite hin zu stiidiren, um über das Vor- handensein schädlicher Insekten in demselben rechtzeitig in's Klare zu kommen. Hierzu gehört namentlich, dass er sein Revier in allen Theilen recht fleissig besucht und nicht allein seine Aufmerksamkeit darauf richtet, ob in dem äussern Ansehn seiner Tfleglinge, der jungen, wie der alten, irgend eine Ver- änderung eintritt, sondern auch zu beobachten, was da kriecht und fliegt, was da bohrt und liegt. Die sorgfältigste Beachtung verdienen die Nadelhölzer; denn ihre Widerstandsfähigkeit ist eine geringere als die der Laubhölzer. Da das Blatt das den Baum ernährende Organ ist, so hat die gänzliche Entlaubung eines Baumes dessen Tod zur Folge, es sei denn, dass er die verlornen Blätter durch neue ersetzen könne. Dieses Vermögen geht den Nadelhölzern nahezu ganz ab, denn nur die Kiefer Verhalten des Forstbeamten zu den forstschädliclien Insekten. 3 besitzt es in geringerem Grade, wälirend unsere Laubliölzer damit begabt sind. Hieraus folgt, dass die Nadelwaldungeu weit mehr von Insekten zu leiden haben als die Laubwaldungen, obgleicli diesen die Ernährung eines bei weitem grösseren In- sekteuheeres zufällt als jenen, und dennoch sind höchstens in Laubholz kultureu erhebliche Verwüstungen vorgekommen, nicht in den Beständen. Den Nadelholzdistricten gebührt somit die grösste Aufmerksamkeit, da giebt es im Herbst und Winter unter dem Moose, so weit es unter den Schirm des Baumes reicht, nachzusehen, ob Raupen, ob Puppen ihr Winterlager aufgeschlagen haben. Beim Holzhiebe sind die gefällten Stämme und deren Wipfel zu betrachten, um sich vom Vorhandensein schädlicher Insekten unter der Rinde und davon zu überzeugen, ob die Nadeln nicht befressen sind, was bei jungem Holze zu ermitteln, jederzeit keine Schwierigkeiten hat. Auch in den Ritzen der Rinde werden sich Insekteneier auffinden lassen, welche der Beachtung werth sind. Im Frühjahre lassen das ümgebogensein und Welken, sowie das Rothwerden der Mai- triebe auf die Forleule , das Herabhängen des ganzen Maitriebes auf den Kiefern wickler, ein Umgebogensein besponnener junger Fichten- und Tanuentriebe auf den Tannenwickler, durchlöcherte, ausgefressene Fichtenuadelu auf den Fichteunestwickler schliessen und andere Erscheinungen wieder andere Uebelstände befürchten. Im Sommer werden die Wahrnehmungen theilweise wieder anderer Natur sein. Zu dieser Zeit ist es das häufige Fliegen ge- wisser Schmetterlinge , das Umherkriechen und Umhersitzen von Käfern, das Erscheinen von Ranpen und deren Koth, welcher den pflanzenlosen Untergrund, den Weg manchmal in auffälliger Weise bedeckt und zum Verräther derjenigen wird, welche zu hoch oben in den Wipfeln ihr Zerstörungswerk treiben, oder der Reichthum an zerfresseneu Nadeln und Blättern unter den Bäumen. Dieses und Aehnliches sind Anzeigen davon , dass Dinge vorgehen, welche das Gedeihen der Pflegebefohlenen nicht zu fördern im Stande sind. Weiter sind es die Bohrlöcher, das aus denselben hervorquellende Bohrmehl oder bei den Zapfen- trägern die Harzthränen, welche um so mehr Beachtung verdienen, je reicher sie fliessen, ganz besonders aber auch die Farben- veränderungen an der Belaubung der Bäume, für welche der 1* 4 JErste Abtheilung. Blick geübt seiu muss ; denn nicht nur die kahlen Stelleu, welche sich mehr und mehr ausbreiten, sondern auch das Schwinden des lebhaften Grüns, welches irgend einer Missfarbe in roth, braun, grau, gelb etc. Platz macht, sind sichere Anzeigen von der Gegenwart eines bösen Feindes. Ja nicht blos das Auge, selbst das Ohr leitet den Forst- mann auf die Spur von Insektenzerstörungen. Das Schrapen der Holzwürmer im Innern der Räume, das Schroten der Raupen- zähne namentlich am harten Eichenlaube, das einem sanften liegen ähnliche Herabträufeln des Raupenkothes ist dem lauschenden Ohre leicht vernehmbar. Für diese und ähnliche Wahrnehmungen, die bei ansehnlicheren Höhen durch den Gebrauch eines kleinen Fernrohres wesentlich unterstützt werden können, ein offenes Auge zu haben, dies ist die erste und geringste Anforderung, welcher der Forstschutzbeamte genügen muss ; wer sie nicht er- füllt, gehört nicht auf diesen Posten, mindestens nicht in einem Reviere, welches häufigen Insektenschäden ausgesetzt ist. Wir können hier eine Bemerkung nicht unterdrücken, welche die in solcher Beziehung ungeschickten Leute zum Theil wenigstens von der eignen Schuld an ihrer Ungeschicklichkeit freispricht und namentlich dann freispricht, wenn sie die zweite, gleich näher zu bezeichnende Bedingung nicht erfüllen können. Leider hat man bisher dem naturgeschichtlichen Unterrichte in der Zoologie und Botanik auf unsern (preussischen) Schulen, den elementaren, wie den höheren, nicht die Stelle eingeräumt, die ihm in der That gebührt, nicht etwa nur, um der Jugend eine gewisse Menge von Thieren und Pflanzen kennen zu lehren und ihr einen Blick in die wunderbaren Schöpfungswerke thun zu lassen , sondern auch um sie sehen und beobachten zu lehren, und dadurch eine Fähigkeit bei ihr zu bilden, die zu jeder künftigen Beschäftigung unentbehrlich ist, endlich auch um den Sinn für alles Edle und Schöne zu fördern, ihr Achtung vor den Nebengeschöpfen aus der Thier- und Pflanzenwelt einzuflösen, damit die Gefühllosigkeit gegen dieselben endlich aufhört, die Thierquälereien und empörenden Baum- und Forstfrevel ein Ende nehmen. Jene Missachtung von oben herab hat sich be- sonders nach zwei Seiten hin bemerkbar gemacht: einmal in der unzureichenden Stundenzahl, welche diesem Unterrichte eingeräumt Verhalten des Forstbcamteii zu den forstschiidliclicn Insekten. 5 wird , sodann aber und hauptsächlich in der meist mangelhaften Vorbildung und unzureichenden Geschicklichkeit Derer, welche diese (l oder 2 wöchentlichen) Lehrstunden zu geben haben. Verfasser weiss aus eigener Erfahrung, als er noch Lehrer an elementaren und höheren Schulen yrar, dass ein frucht- bringender naturgeschichtlicher Unterricht zu den schwierigsten Lehrgegenständeu gehört, er weiss aber auch, dass es für einen nicht ganz ungeschickten und seinen Gegenstand beherrschenden Lehrer wiederum nichts Leichteres gibt , als das jugendliche Ge- müth für die Natur zu begeistern, und dass selbst in den wenigen Lehrstunden nachhaltige Leistungen erzielt werden können. Wenn nun aber der Lehrer in seiner Bequemlichkeit, weil ihm ein Leitfaden nicht bewilligt ist, die Hälfte seiner Zeit auf Dictate verwendet, vielleicht nur, um beim öffentlichen Schul- examen auswendig gelernten Kram hersagen zu lassen, wenn er seine Schüler mit Systematik füttert, unbekümmert darum, ob sie auch ein einziges Thier , eine einzige Pflanze hinreichend charakterisü'en und von nahe verwandten unterscheiden können, wenn er, um den Unterricht anziehend zu machen, allerlei wunderbare Dinge von fremdländischen Thieren oder Pflanzen vorträgt, die aus tausend, mit guten Illustrationen verseheneu Jugendschriften zu Hause viel besser erlernt werden können, anstatt seinen Schülern an vorliegenden heiraathlichen Gebilden das Sehen und Unterscheiden beizubringen und das Trockene dieser Beschäf- tigung durch eigene Beobachtungen aus dem Leben dieser Gegen- stände zu würzen, welche jederzeit von der Jugend nachgeprüft werden können; dann allerdings ist es nicht das Verdienst eines sol- chen Lehrers, wenn ein und der andere seiner Schüler Vergnügen an Kaupenzucht, an Käfer- oder Pflanzensammeln findet, wohl aber ist es seine Schuld, wenn Hunderte von jungen Leuten, welche sich dem Forstfache, der Landwirthschaft oder Gärtuerei gewidmet haben, keine Ahnung und keinen Sinn für die ihnen feindlich entgegen- tretenden Insekten mitbringen. In ihrem Alter den Sinn für der- gleichen „Geringfügigkeiten " erst zu we ck en , setzt ihrerseits mehr Energie voraus, als man häufig bei ihnen anzutreffen pflegt. Wenn es, wie zu hoffen, in dieser Beziehung anders und besser geworden sein wird, dann wird auch die zweite unerläss- liche Forderung an den Forstschutzbeamten, (^ Erste Abtheilung. II. Die Bekimntsohaft mit den forstschildlithen Insekten ohne erhebliche Schwierigkeiten von ihm erfüllt werden können ! Dass eine solche Bekanntschaft nach allen Seiten, nicht nur mit der äussern Erscheinung des vollkommenen Insekts und seiner in vielen Fällen allein schädlichen Larve, sondern auch nach der gesammten Lebensökonomie desselben hin nöthig ist, bedarf des Nachweises nicht. Da die Kenntniss aber mittelst des vorliegenden Buches erworben werden soll, so dürfte hier der geeignete Ort sein, über dessen Einrichtung und Anwendung das Nöthige beizubringen. Dasselbe zerfällt in 3 Abtheilungen. In dieser ersten ist das Verhalten des Forstbeamten der gestellten Aufgabe gegen- über zur Sprache gebracht, und bilden die Gegenmittel gegen die Feinde den Hauptinhalt. Dieselben wiederholen sich mehr- fach bei den verschiedenen Insekten und darum schien es am zweckmässigsten , ein für alle Mal den Begriff „Fangbaum", Fanggraben, Klopfkeule" etc. zu erläutern, um vorkommenden Falles darauf verweisen zu können. Auch giebt es manche all- gemeine Gesichtspunkte, welche am besten in einem einleitenden Theile besprochen werden. Die zweite Abtheilung bildet das Wesen des Ganzen, indem sie die forstschädlichen Insekten in systematischer Reihenl'olge nach ihren verschiedenen Ständen beschreibt, die Lebensweise der einzelnen erzählt, bei welcher der Eier dann ausführlicher gedacht worden ist, wenn dieselben aufzusuchen im Bereiche der Möglichkeit liegt, die Feinde namhaft macht und schliesslich diejenigen Gegenmittel aufzählt, welche von den Forstleuten als die zweckmässigsten bezeichnet worden sind. Wo es nöthig schien, wurden die Beschreibungen durch beigefügte, hoffentlich ausreichende Holzschnitte erläutert; colorirte Abbildungen, die Zierde der Ratzeburg'schen Werke, würden den Preis des Buches wesentlich erhöht haben. Indem dasselbe für deutsche Forstbeamte und Waldbesitzer geschrieben ist, fanden natürlich nur solche Insekten Aufnahme, welche abgesehen von einer weitergehenden Verbreitung der meisten unter ihnen nach den langjährigen Erfahrungen in den Forsten Deutschlands verderblich aufgetreten sind. Sie zerfallen nach der bei den Forstleuten gebräuchlichen Auffassungsweise Verlialteii des Forstbcamten zu den forstscliädlichcn Insekten. 7 in sehr schädliche, welche durch ein 4^ hinter dem Namen bezeichnet wurden , in merklich schädliche (+) und in schäd- liche. In manchen Fällen hängt die Einreihung in eine dieser 3 Abtheilungen von der subjektiven Ansicht des Forstmannes, der nicht so leicht mit allen diesen Feinden in seinem Keviere Bekanntschaft macht, und somit auch von den lokalen Verhält- nissen ab. Denn wir können uns sehr wohl denken, dass ein und dasselbe Insekt, welches an zwei verschiedenen Orten auf- tritt, an dem einen wiederholt sehr schädlich wird, während man es an dem andern kaum bemerkt. Dass die Nadelholz- feinde die schädlichsten sind, wurde bereits erwähnt. Bei den Laubhölzern wird der Wertli der Holzart für die Schädlichkeit des an ihr lebenden Insekts den Ausschlag geben und es wird dasjenige, welches Eiche, Buche und andere wichtige Hölzer schädigt, natürlich bedeutungsvoller sein als jeder Feind der untergeordneten Sträucher. Wenn somit nach dem höheren und höchsten Grade der Schädlichkeit hin kein Zweifel über die auf- zunehmenden Arten entstehen konnte, so blieb doch nach der entgegengesetzten Seite ein grösserer Spielraum für die Auswahl aus den etwa 5000 im Walde lebenden Insektenarten und die Möglichkeit nicht ausgeschlossen, dem Einen zu viel, dem Andern zu wenig geboten zu haben. Nach bestem Ermessen wurde diese Klippe zu meiden gesucht, indem die für minder schädlich ge- haltenen Thiere anmerkungsweise weniger ausführlich, doch aber hinreichend kenntlich besprochen werden, namentlich auch einige, welche sich mehr durch augenfällige als durch schädliche Wirkungen an ihren Futterpflanzen kennzeichnen. Es sollte hierdurch der Wissbegierde Derjenigen einige Rechnung getragen werden, welche nicht in den engsten Grenzen des Waldbedürf- nisses stehen bleiben mögen. Auch durften einige Arten nicht mit Stillschweigen übergangen werden, welche die Nutzbarkeit des Holzes wesentlich beeinträchtigen, ohne den Baum selbst zu tödten, welche also „technisch'', nicht „ physiologisch " schaden. Dagegen sind von den zahlreichen, zum Theil schwer zu unter- scheidenden Borkenkäfern nur die wichtigsten berücksichtigt und namentlich die in den Laul)hölzern lebenden mit Einschränkung- aufgenommen worden, weil, wenn auch ein oder die andere Art vereinzelt merklich schädlich auftreten kann, ihre Kenntniss ein g Erste Abtheilung. tieferes Eingehen in das entomologiselie Studium verlangt, als im Allgemeinen vom Forstmann vorausgesetzt werden darf. Auch andere verwandte Holzbewohner sind aus gleichem Grunde aus- geschlossen worden, wie eine Reihe von Blattwickleru unter den Schmetterlingen, welche die Ratzeburg'schen Forstinsekten besprechen und in trefflichen Abbildungen bringen, üie Aufnahme dieser und so mancher anderer Insekten würde den Umfang des Buches wesentlich erweitert und nur einzelnen Lesern zu Gute gekommen sein, die ihre Wissbegierde in Specialwerken weit besser befriedigen können. Bei denjenigen Insektenordnungen, welche Forstbeschützer aufzuweisen haben, sind in einem der Ordnung folgenden An- hange einige derselben kurz besprochen und bildlich erläutert worden , damit der Forstmann auch eine Vorstellung von den in seinem Dienste stehenden und im Verfolgungswerke ihn unter- stützenden Insekten bekomme; wie endlich zuletzt in der Kürze der übrigen nützlichen unter den vierbeinigen und gefiederten Waldbewohuern gedacht worden ist. Indem entomologische Kenntnisse keinerlei Art vorausgesetzt worden sind, beginnt diese Abtheilung mit einer „Einführung in die Insektenkunde", welche nur im Hinblick auf das Nach- folgende diejenigen Begriffe und Ausdrücke erläutert, die zu dem Verständnisse der Beschreibungen nöthig sind, aber keinen Anspruch auf eine, das ganze reichhaltige Gebiet umfassende Vollständigkeit macht. Sie findet ihre Ergänzungen in den Vor- bemerkungen bei den einzelnen Ordnungen, wo die Eigenthümlich- keiten der denselben zugehörigen Insekten hervorgehoben worden sind. Um sich die uöthigen Vorkenntnisse zu erwerben, wird mithin Jeder diese einleitenden Bemerkungen an erster Stelle zu Studiren und dieselben auch später so lange nachzusehen haben, bis ihm die allgemein gültigen Begriffsbestimmungen geläufig geworden sind. Die dritte Abtheilung endlich dient als AVegweiser beim Bestimmen der einzelnen forstschädlichen Insekten. In zwei von einander geschiedenen Theilen, deren erster die Nadelhölzer, zweiter die Laubhölzer umfasst, sind die Baumarten nach alpha- betischer lieihenfolge geordnet und unter jeder Art die ihr zukommenden Feinde, nach der Weise, wie sie äusserlich zur Verhalten des Forstbeaniteii zu den fnrstscbädlichen Insokten. 9 Geltung- kommen, analytisch behandelt worden. Diii-eh diese Einrichtung ist die bisherige, von Ratzeburg in seinen „Wald- verderbern etc." eingefülirte (Verderber der Nadelholzkulturen, des Nadelholzbestandes und der Laubhölzer) verlassen und die Bahn betreten worden, welche Verfasser in seineu beiden frühem Werken, die denselben Gegenstand für den Landwirth und für den Gärtner behandeln, als am meisten zweckentsprechend in Vorschlag gebracht hat, und welche der Hauptsache nach auch G. Henschel in seinem „Leitfaden der schädlichen Forst- insekten etc." einschlägt. Dass hierbei Wiederholungen unver- meidlich waren, liegt in der Gemeinsamkeit mancher Feinde für mehrere Baumarten, jedoch gewähren sie ein ungefähres Bild der den betreffenden Pflanzen schädlichen Insekten und haben einen andern Charakter als die uns in den Ratzeburg'schen Schriften so häufig begegnenden Wiederholungen. Um jenes Bild noch zu vervollständigen, wurde bei der allgemeinen Be- sprechung der Feinde für die einzelne Baumart dann und w^aun sogar eines auffälligen Insekts gedacht, welches im Haupttheile keine Berücksichtigung gefunden hat. Wer also einen Feind in unserem Sinne an einem Holzge- wächse des Waldes — auch ausserhalb desselben, sofern es kein Obstbaum oder kein Zierstrauch ist — vor sich hat und ihn näher kennen zu lernen wünscht, muss in diesem dritten Theile , wie in einem Lexikon , zunächst die betreffende Baumart aufsuchen und sich unter Vergleichung des ihm vorliegenden Objekts mit dem, was er dort findet, bis zu einem Namen und dabeistehender Seitenzahl leiten lassen ; diese ist aufzusuchen und über das betreffende Thier das Weitere nachzulesen. Dabei wird sich entscheiden, ob der richtige Weg eingeschlagen war, üb durch irgend welch ein Versehen die rechte Spur verloren ging und ein weiterer Versuch nöthig ist, oder endlich, ob der Zweck nie zu erreichen, weil das in Rede stehende Thier ganz fehlt. Einen Anfänger könnte dieses Missgeschick schon einmal treffen; denn nur eine verschwindend kleine Anzahl aller im Walde lebenden Insekten findet sich als schädlich im Buche verzeichnet. Trotzdem wird er vielleicht auf ein nahe ver- wandtes Insekt geführt werden, dabei immer etwas lernen und bald so viel Sicherheit gewinnen, dass Zweifel immer 10 Erste Abtheilung. seltener werden. Nur guten Mutli, die Schwierigkeiten sind ge- ringer, als sie für den ersten Anfang erscheinen! Weil die dritte Abtheilung zur Bestimmung eines Insekts vor der zweiten in Anwendung kommt, sollte man sie auch an der betreffenden Stelle erwarten ; dass sie aber den Schluss des Ganzen bildet, wird ausZweckmässigkeitsrücksichten gerechtfertigt erscheinen: eine Seitenzahl findet sich stets bequemer und schneller als die vor dem Namen stehende Nummer, aufweiche dann nur hätte verwiesen werden können. III. Geg'eimiittol. In der Theorie unterscheidet man zwischen V 0 r b e u g u n g s- und V e r t i 1 g u n g s m i 1 1 e 1 n , welche in der Praxis vielfach in einander übergehen, in dieser allgemeinen Betrachtung jedoch auseinander gehalten w-erden sollen. A. Vorbeugungs- oder Vorbauungsmittel sind alle diejenigen Vorkehrungen, welche nach menschlichem Wissen und Können das schädliche Auftreten der Forstinsekten überhaupt verhindern sollen. Sie gipfeln in dem obersten Grundsätze: la. Mau sorge bei Anlage und Pflege der Bäume für ihr möglichstes Gedeihen, um sich einen gesunden und kräftigen Wald zu erziehen; denn es liegt auf der Hand, dass unter sonst gleichen Verhältnissen eine fröhlich gedeihende Pflanze den ihr angethanen Schaden eher überwindet, als eine kranke. Ueberdics hat die Erfahrung gelehrt, dass im Allgemeinen schwächliche Pflanzen, holzige und krautartige, mit besonderer Vorliebe von Feinden angegriffen werden, gleichasm als ob letztere sich ihrer Herrschaft über jene bcwusst wären. So liegt es namentlich in der Natur der Borkenkäfer an Nadelhölzern und in der Beschaffenheit dieser, dass nur eine gewisse Saftar- muth jenen den Aufenthalt hinter der Kinde gestattet und Voll- saftigkcit sie ersticken lässt. Deshalb scheint es mir aber noch nicht angezeigt, solche saftärmere Bäume darum für krank, oder ihre Säfte für entartet zu halten, wenigstens nicht durch unsere Schuld, weil sonst jene Feinde erst dann hätten geschafien wer- den können, nachdem der Mensch durch seine schlechte Forst- verwaltung solchen Thieren einen Existenzzustand bereitet hätte. Dem sei jedoch, wie ihm wolle, jedenfalls wird es nötliig sein, den Nadelhölzern bei ihrer Erziehung den nöthigen Kaum Verhalten des Forsthcamten zu den forstscliädliclien Insekten. 1 \ in lind über der Erde zu geben, damit sie sich naturgemäss ent- wickeln können, sie je früher, desto besser zu durchforsten, da- mit sie in einem natürlichen Entwickclung-szustande erhalten bleiben. Diese Forderung gilt aber nicht blos für Nadelhölzer, sondern auch für die Laubhölzer, wie für alle Kulturgewächse. Sie alle Avollen ihren natürlichen Verhältnissen gemäss behandelt sein und das zu viele Künsteln an ihnen rächt sich in der Re- gel. Jede Baumart bedarf den für sie zuträglichen Boden und ihre bestimmten klimatischen Verhältnisse, welche beide bei Aus- saaten oder Anpflanzungen wohl zu berücksichtigen sind. Auch dürfte es der Ueberlegung werth sein, ob in Gegenden, wo Mai- käfer oder Werre, zwei mächtige Feinde freier Saaten und Pflan- zungen, hausen, die Erziehung unter Mutterbäumen nicht den freien Saaten und Anpflanzungen vorzuziehen wäre. Ohne Verwundun- gen des Bodens sind jene nicht wohl ausführbar, der gelockerte Boden aber besitzt für die legenden Weibchen der genannten Unge- zieferarten eine besondere Anziehungskraft. Dass das Tiefpflanzen gegen die Angriffe der Ackereulenraupen schütze, klingt unwahr- scheinlich weil diese Raupen keine Wurzeln fressen; dass dagegen der Engerling in solchen Pflanzungen wo die Kieferballen 1,3'™ tiefer, als bisher üblich, eingesenkt sind, mit den Wurzeln der Pflanzungen nicht in Berührung kommt, sondern sich mit denen des Grases in der Umgebung der Pflanzlöcher begnügt, hat gewiss für die Zeiten seines oberflächlichen Aufenthaltes eine Begründung. Solche Erfahrungen lehren, dass die Wirthschaftsmassregeln sich nicht immer und überall nach einer allgemeinen Norm, nicht nach derselben Schablone ausführen lassen , sondern dass dabei den loka- len und sonstigen Verhältnissen Rechnung getragen werden müsse. Ferner sind die wohl ausgeführten Saaten und Pflanzungen so weit als möglich zu pflegen und zu behüten, die heran- wachsenden, wie die alten Bestände durch Aufästen, Durchfor- stung, richtige Schlagftihrung, Bodenverbesserung u. dgl. gesund zu erhalten. b. Das Aufräumen des trocknen und kranken Holzes be- fördert nicht nur das Gedeihen des gesunden, sondern benimmt mehren Arten von Ungeziefer die gedeihlichen Lebensbedingungen und lässt keine Brutstätten für dasselbe aufkommen. Darum sind vor Allem Wind und Schneebrüche und die durch Wind 12 Erste Abtheilung. wurzcUockcr gemachten Stämme möglichst schnell aiiizuarbeiten und zu entfernen, mindestens die Stämme zu entrinden, um die unter der Rinde lebenden Käfer nicht überhand nehmen zu lassen. Das lange Stehen berindeter Scheitklaftern oder ungeschälter Stämme auf den Revieren kann gleicherweise nachtheilige Fol- gen haben, wenn Lagerort und Witterung nicht ein schnelles Austrocknen derselben sichern. Wenn also die Abfuhr nicht be- schleunigt werden- kann, muss wenigstens da entrindet werden, wo das Rindenungeziefer zu Hause ist. c. Zweckmässig ist die Schlagführung nicht nur dann, wenn sie das Gedeihen des bleibenden Holzes begünstigt, sondern auch, wenn sie Insektenschäden verhindert. In dieser Beziehung hat sich beispielsweise ergeben, dass man ununterbrochen sich an einander reihende Schläge vermeiden müsse, wenn es sich um Abwehr des grossen braunen Rüsselkäfers und seiner näch- sten Verwandten handelt. Ebenso steht es fest, dass kahler Ab- trieb die Maikäfer begünstigt und besonders auf freie Sand- fiächen, die der Sonne ausgesetzt sind, die legenden Weibchen mit Vorliebe einfallen. Sicherlich ist dem Plänterbetrieb gegen manches Ungeziefer vor den Reihenschlägen der Vorzug zu geben ! d. Ferner gewähren gemischte Bestände nicht blos Vortheil für die Erziehung gewisser Baumarten, sondern sie schützen auch vor feindlichen Angriffen, da ein Feind an isolir. ten Bäumen überhaupt seltener auftritt und selbstverständlich nicht den Schaden anrichten kann, als wenn sich seine Futter- pflanze über hunderte von Hektaren ohne Unterbrechung ausbreitet. Wir müssen uns mit diesen Andeutungen begnügen, um nicht zu tief in das Gebiet der Forstkultur und Forstwirthschaft einzugreifen, wollen schliesslich nur noch daran erinnern, dass der Forstschutz gegen den Feldschutz sich darum in wesentlichem Nachtheile befindet, weil der Forstmann seine Feinde nicht durch willkührliche Entziehung der Nahrung unmöglich zu machen vermag, wie der Landwirth, indem er den Anbau der zerstörten Früchte auf einige Jahre wenigstens aussetzen kann. Der Forst- mann ist nicht in dieser glücklichen Lage, welche zwar auch dem Landwirthc nicht beneidenswerth erscheinen dürfte, und muss darum Alles aufbieten, was ihm die Erreichung der oben aus- gesprochenen Forderung möglichst sicher stellt. Verhalten des Forstbearaten zu den forstschädlichen Insekten. |3 2. Deu Schutz der ntttzlicheu "VValdthiere und vor allen der insektenfressenden Vögel bezeichnen wir als zweites Vorbeuguugsmittel gegen Insektenschäden. Wir muthen zwar dem Forstmann nicht zu, wie dem Gärtner, durch Anlage von Nistkästen, Ausstreuen von Winterfutter oder Nistmaterial die Pflege der nützlichen Vögel zu übernehmen, da ja der Wald die eigentliche Heimath der meisten von ihnen ist, aber wir ver- langen von ihm den Schutz derselben. Wir meinen, dass er selbst ihnen nicht nachstellen dürfe, dass er die Zerstörung ihrer Brüten nicht dulden dürfe, sie mögen kommen, von welcher Seite sie wollen, unter welchem Vorwande sie auch als gerecht- fertigt dargestellt werden möchten. Im zweiten Anhange, am Ende der zweiten Abtheilung sind die hier in Betracht kommenden Thiere kurz besprochen worden. Es sei vergönnt, hier noch ein paar Worte über die Rau- penzwinger zu sagen. Ursprünglich sind es Vorkeh- rungen, welche der Schmetterliugszüchter herrichtet, um im Zimmer aus den eingesammelten und sorgfältig gefütterten Rau- pen tadellose Schmetterlinge zu erhalten und die Lebensweise, wie die verschiedeneu Stände der einzelneu Arten kennen zu lernen. Zur Einzelzucht und zum Kennenlernen der Raupen eignen sich grössere Einmacheglässer, deren Boden man mit einer etwa 8 — 10"" hohen Erdschicht bedeckt und deren Mündung man mit einem Stückchen enger Gase zubindet. Für ausgedehntere Zuchten verwendet man am besten einen nach Bedürfniss kleineren oder grösseren Kasten oder Schrank, der auch in Fächer abgetheilt sein kann, auf dem Boden für die in der Erde sich verpuppenden Raupen solche enthalten und dadurch möglichst luftig hergestellt sein muss, dass man seine Wände in grösserer Ausdehnung aus Fenster-, dauerhafter aus Draht-Gase bestehen lässt. Das Futter wird den Pfleg- lingen in Wasserbehältern gereicht und fleissig erneuert, um ihrer Gefrässigkeit keinen Abbruch zu thun. Diese Behälter dürfen aber den Raupen keinen Zutritt zum Wasser lassen, weil manche die Gewohnheit haben, an der Futterpflanze herabzu- kriechen und dann ersaufen würden. Weil aber die günstige Aufzucht davon abhängt, dass diese Zwinger die natürlichen Verhältnisse möglichst nachahmen, so dürfen Luft, Licht, Feuchtig- 14 Erste Abtheilung, keit, Wärme nicht fehlen, und ist daher die Aufstellung des Zwingers an einem geeigneten d. h. mehr geschützten Orte zu bewirken, am zwcckmässigsten im Freien zu der Zeit, in welcher sich in der Natur das Insektenleben regt. Dass man bei aus- schliesslicher Zimmerzucht durch Erhöhung der Temperatur bei entsprechender Feuchtigkeit, Luftwechsel und ausreichendem frischen Futter die Entwickelung, wesentlich beschleunigen kann, sie beiläufig bemerkt, ebenso, dass es nicht gerathen, wie von mancher JSeite geschieht, die Puppen in besondern Puppenkasten aufzuspeichern, sondern sie ungestört in der Erde ruhen zu lassen; jedoch ist es hierbei wesentlich, letztere vom Kothe möglichst zu reinigen, weil dieser mit der Zeit durch wieder- holtes Anfeuchten zu schimmeln beginnt und die Puppen gleich- falls verschimmeln macht. Käfer (forstlich interessante) zieht man aus den eingezwingerten Holzkloben, oder hinter der Rinde vorgeholte grössere Larven in feucht gehaltenen Sägespänen. Die Anlage solcher Raupenzwinger ist jedem Forstschutz- beamten zu empfehlen, dem es am Herzen liegt, über diese oder jene ihm im Freien begegnende Erscheinung ins Klare zu kommen, irgend welche Beobachtung nachzuprüfen und überhaupt die entomologische Seite seines Forstschutzes etwas zu pflegen. Man hat nun auch in grösserem Massstabe Plätze her- gerichtet, und in der Weise von der Ausseuwelt abgesperrt, dass wohl die kranken Raupen oder Puppen entschlüpfenden Schmarotzer, nicht aber die Raupen selbst in's Freie gelangen können. Sofern man beim Raupensuchen alle diejenigen hinein- bringt, welche von Schmarotzern bewohnt zu sein scheinen, da- mit die Schmarotzer zur Entwickelung gelangen können, den Raupen aber das Futter von irgend einer Stelle gereicht wird, die dem Forstwirthe geeigneter erscheint als die von den Raupen selbst gewählte, sind solche Zwinger von Vortheil; denn sie dienen einmal als Pflanzstätten zahlreicher nützlicher Insekten, die sich künstlich auch an solche Stellen bringen lassen, wo sie die Natur nicht hingesetzt hatte, und bieten Gelegenheit zu allerlei Beobachtungen und Erwerbung nützlicher Kenntnisse, Nun berichtet Ratzeburg über eine noch andere Art von Raupenzwingern, die er zu den ,, obsolten Mitteln " rechnet. Dieselben bestehen in durch Wassergräben abgesperrten Orten, Verhalten des Forstbeamten zu den forstschädlichen Insekten. 15 welche man mit gesimclen Raupen bevölkert; diese werden ge- füttert und sollen die Ichneumonen anlocken, um die Brut- stätte für ein mächtiges Heer derselben zu werden. Die Schma- rotzer gehen jedoch ihren eigenen Weg und lassen sich von den Menschen nicht vorschreiben, wohin sie ihre Eier absetzen sollen, daher „lösten sich diese Zwinger, nachdem ihre Instand- setzung viel Geld gekostet hatte, immer wieder auf, ohne dass man den geringsten günstigen Erfolg von ihnen gespürt hatte." B. Vertilgungsmittel umfassen alle diejenigen Vor- kehrungen, welche angewendet werden, um den schon vor- handenen Feind zu beseitigen. Sie sind fast ebenso mannig- facher Natur, wie dieser selbst; denn wenn auch mehre forst- schädliche Insekten in Folge ihrer übereinstimmenden Lebens- weise mit ein und demselben Mittel bekämpft Averden können, so kommen bei demselben Ungeziefer auch wieder mehre Methoden in Anwendung, je nachdem es als Ei, Larve, Puppe oder Imago verfolgt wird. Es liegt nun nicht in unserer Ab- sicht hier aller Vertilgimgsmittel zu gedenken, die überhaupt in Anwendung kommen können, da dieselben bei jeder einzelnen Insekteuart unter einer besondern Ueberschrift : „Gegenmittel", abgehandelt worden sind. Vielmehr sollen hier die Vorkehrungen behufs der praktischen Ausführung beschrieben werden, die dort nur dem Namen nach augeführt worden sind; auch schien es nicht überflüssig, einige Mittel praktisch zu beleuchten, welche sich mit der Zeit als unpraktisch erwiesen haben. Als Bindeglied zwischen Vorbeuguugs- und Vertilgungs- mitteln, oder vielmehr beides zugleich darstellend führen wir zunächst auf: 1. Fang graben. Man zieht sie um die am stärksten be- fallenen Theile des Waldes, damit das Weiterwandern der In- sekten verhütet und gleichzeitig ihr Einfangen ermöglicht werde. Der Fanggraben ist circa 32°'" tief, auf der Sohle etwa 24 — 32''"' breit, hat nach innen eine stark abgeböschte, nach aussen dagegen eine senkrechte, möglichst glatte Wand, auf welcher das ausgeworfene Erdreich ruht. Auf Gestellen, welche befahren werden, kommt der Aufwurf des Grabenschutzes wegen auf die Wegseite. Auf der ganzen Sohleubreite legt man in je 5 — 6 Schritten Abstand geradwandige , 10,5 — 16'^'" tiefe „Fauglöcher" an. Die 16 Erste Abtheilung. aus Fiittcnimugel zum Auswandern gcnötbigten Rau})en geratben in den Graben und müben sieb ab, auf der steilen Wand empor- zukriecben, gcLangen dabei massenbaft in die nocb tieferen Fanglöcber, wo die Entweicbungsvcrsucbe nocb weniger gelingen wollen und sie mebr und mebr entkräften. Eigentbiimlicb, dass aucb des Fluges mäcbtige Käfer, sebädlicbe Küsselkäfer, wie nützlicbe Lauf- und Raubkäfer, welcbe gleicbfalls in diese Fang- gräben geratben sind, sieb durcb Flucbtversucbe zu Fusse so weit abarbeiten, dass sie keinen Gebraucb von ibren Flügeln macben und nicbt entweicben können. Es müssen die Graben täglicb nacbgeseben und die Gefangenen getödtet werden, was am sebnellsten dadurcb gescbiebt, dass man sie in den Fang- löcbern mit Stampfen bearbeitet. Dieses summariscbe Verfabren bat jedocb den grossen Ue])elstand, dass dadurcb eine Menge von nützlicbe n Insekten gleicbfalls ums Leben gebracbt wird, und es ist unerlässlicb, vor dem Zerstampfen die grössern Carabeu und Stapbylinen durcb Herauswerfen zu retten. Wer bierin zu grosse Umständlicbkeit und Zeitverlust erblickt, der lasse lieber die Fanggräben weg. Dieselben sind übrigens in oflenen Lagen und auf unbenarbtem Boden gegen die grössern Rüsselkäfer (Pissodes, Hylob'ms) um so wirksamer, wenn man friscbes Fiebtenreis oder friscbe Wurzelstöcke auf die Soble legt, welcbe sammt der Feucbtigkeit der Erde die Käfer förmlicb anzulocken scbeinen. Darum und weil sieb sonst mancherlei Getbier in solchen Gräben einfindet, so dass dieselben gewisser- massen als Anzeiger für gewisse in der Umgegend vorkommende Insekten gelten können, haben sie aucb, wenn sie nicht eine Waldstrecke ringsum begrenzen, sondern nur Bruchstücke einer Umzäunung bilden, allerlei Vortbeil. Ihre Anlage ist hier und da im Reviere zu empfehlen, wenn sie nichts kostet, indem es sich darum handelt, Forstdefraudanten ihre Strafe abarbeiten zu lassen, 2. Fang- und Probebäume, Fangknüppel. Von der Erfahrung ausgehend, dass mehre sehr gefährliche Nadelholz- verderber, in erster Linie die Borkenkäfer, durch saftarmes Holz angelockt werden, bat man ihnen das erwünschte Material hingelegt und es je nach der Beschaffenheit oder dem Zwecke, welchem es dienen soll, mit vorstehenden Namen benannt. Verhalten des Forstbeamten zu den forstschädlichen Insekten. 17 Dieses Verfahren steht im direkten Widerspruche mit dem schon oben unter den Vorbeugungsmittehi verlangten Wegräumen alles Brutmaterials und rechtfertigt sich natürlich auch nur dann, wenn das dargereichte Holz auf das Sorgfältigste überwacht und zweckentsprechend benutzt wird. Nach einem Windbruche beispielsweise steht die Ueberhandnahme der Borkenkäfer in Aussicht. Mau schlägt nun einige Stämme, um zu sehen, ob sich in ihnen schnell und zahlreich die gefürchteten Feinde ein- stellen werden oder nicht, nennt also dieses Barometer für den Käferstand eines Reviers „Probebäume". Findet man bei dieser oder einer andern Gelegenheit mehr solcher Bäume für nöthig, um die au sie selbst und au andere in ihrer nächsten Nach- barschaft abgesetzte Brut zu zerstören, so wird ihre Anzahl nach Befinden auch vermehrt und ihre Bedeutung zu „Fang- bäumeu'^ erweitert. Man benutzt zu Probe- und Faugbäumen zurückgebliebenes Lang- oder Klafterholz, durch Schnee oder Wind gebrochene und geschobene Bäume, oder endlich unterdrückte Stämme, gleichviel ob schwache oder starke. Sie werden 3 — 4 Wochen vor der Flugzeit des betreffenden Käfers gefällt und da hinge- worfen, wo man ihn am meisten erwartet, so zwar, dass sie eine Unterlage bekommen, damit auch die dem Boden zuge- kehrte Stammseite für die Angriffe jenes nicht verloren geht. In der Zurichtung der Fangbäume macheu sich mehre An- sichten geltend. Die Einen wünschen sie entwiptelt und ent- ästet, wahrscheinhch um nachher einfachere Arbeit mit ihnen zu bekommen; Andere, wie auch Ratze bürg sind gegen die Zurichtung und wollen durch das Belassen der Krone eine etwas längere Saftcirculation erhalten für längeren Anflug und leichteres Schälen; auch liegen sie dann von selbst hohl und bedürfen meist keiner besondern Unterlage. Gestützt auf die Erfahrung, dass der Fichtenborkenkäfer gern auf Brand- stätten anfliegt, verlangen wieder Andere für diesen Käfer wenig- stens „leicht angebrannte'' Fangbäume. Diese geringen Diffe- renzen wollen wenig sagen gegen die 3 Haupterforderuisse an die Fangbäume: a. ihr rechtzeitiges Auslegen, b. ihre sorgfältige Ueberwachuug; c. ihr rechtzeitiges Entrinden und mit ihm das Zerstören der Brut im Larven- oder eben beginnenden T a s c h e n b e r g, Forstinsckten . 2 18 Erste Abtheilung. Pnppenzustaude. Auf diesen 3 Punkten beruht das ganze Ge- heimniss der Borkenkäferbewältigung. Wenn die rechte Zeit für a und c eintritt, geht aus der Lebensweise derjenigen Käferart hervor, für welche die Fangbäume ausgelegt worden sind und die für die Entrindung im besonderu noch am sichersten aus der Revision einzelner Fangbänme. Auch bei Zerstörung der Brut gehen die Ansichten auseinander. Die Einen begnügen sich mit dem Entrinden, dem Einflüsse der Sonnenstrahlen auf die Brut das Weitere überlassend, während die Andern, und unter ihnen Ratze bürg, gleichzeitig auf die Verbrennung der Borke als auf das einzig sichere Zerstöruugsmittel dringen. Es ist ja bekannt, dass Larven und Puppen, welche sich sorgfältig vom Lichte abschliessen, wie die Engerlinge, die hier in Betracht kommenden der Borkenkäfer oder Rüssler u. a. m. durch die directe Einwirkung der Sonnenstrahlen bald getödtet werden, Larven noch schneller als Puppen; es ist aber auch richtig, dass besonders bei massenhaftem Vorkommen, oder in schattigen Lagen, oder bei Mangel an Sonnenschein, manche Puppe, welche dem Ausschlüpfen nahe ist, Schutz genug findet, um sich noch zu entwickeln, dass manche zu der Verwandelung reife Larve sich noch in die Lage versetzen kann, in w'elcher sich die aus ihr hervorgehende Puppe lebensfähig erhält, so dass also eine, wenn auch verhältnissmässig kleine Zahl von Ungeziefer mit dem Leben davonkommt, was nicht der Fall, w^enu der Verbrenuungstod dem ganzen Zerstörungswerke die Krone aufsetzt. Mag man also an freien Orten, bei heissem Sonnenschein, namentlich auch, wenn sich die Brut auf ziemlich gleicher und noch nicht zu weit vorgeschrittener Stufe die Entwickelung befindet, mit gleich günstigem Erfolge bei der Entrindung stehen bleiben, so muss man doch in Fällen, wo die eben ausge- sprochenen Voraussetzungen nicht zutreffen, die V^erbrennung der Borke und d^s etwa inficirten Abraumes hinzunehmen , welche an Zeit und bei massenhaftem Vorkommen auch an Material kaum merkliche Verluste mit sich bringt. Freilich kommt hier- bei noch die Beschaffenheit des Ortes betreffs der Feuergelahr- lichkeit in Betracht. Letztere zu beseitigen, empfehlen sich massig tiefe (Trüben, von deren Rändern Moos, Gras und sonstige Verhalten des Forstbeamten zu den forstschädlichen Insekten. 19 Brennstoffe sorgfältig entfernt worden sind, als zweckmässige Feuerheerde. Faugkuüppel oder Faugstangen sind armsdicke, un- gefähr mannslange und glattrindige Staugen aus Kiefern- oder Fichtenholz, welche im April oder Mai gehauen worden sind und somit bereits Saft enthalten. Dieselben werden zu 2 — 3 Stück beisammen so eingegraben, dass sie etwa 34— 47<=™ mit Erde bedeckt sind ; das freie Ende kann man, Avenn nöthig, mit einem Wahrzeichen versehen, damit sie sich leicht auffinden lassen. Sie werden in Schlägen (gegen Hijlöbius abietis) oder in Schonungen (gegen Hyl. cunicularius) aufgestellt, müssen gleichfalls revidirt, sodann herausgenommen und ver- braunt werden, wenn sie sich in dem mit Erde bedeckten Theile brutführend erweisen. Frische, in den Nadelholzkulturen ausgelegte Rindenstücke oder Reisigbündel bilden Ködermittel anderer Art, um den Fichtenrüsselkäfer anzulocken und von jenen täglich abzulesen; sie sind an der betreffenden Stelle gewürdigt worden. 3. Die Theerringe, welche mau seit lange schon mit Er- folg im Herbste gegen die flügellosen Weibchen der Frost- spanner au Obstbäumen iu Anwendung gebracht hat, sind in neuerer Zeit in etwas vereinfachter Form gegen die aufbäumenden Kiefernraupen im Frühjahre in Aufnahme gekommen. Da über diese Methode zur Zeit noch die entgegengesetztesten Ansichten verbreitet sind, was seinen Grund in der Neuheit des Verfahrens, in den verschieden ausgefallenen Resultaten hat, so müssen wir den Gegenstand hier näher beleuchten und zwar nach An leitung zweier kürzlich darüber erschienener Schriftchen *). Bekanntlich verlässt die Kiefernraupe im Herbst den Baum, um sich unter seinem Schirme in das Winterlager zu begeben und bäumt mit dem beginnenden Frühjahre wieder auf; man hatte daher versucht, für beide Wege ihr durch den Theerring eine Falle zu stellen. Das Theeren im Herbste hat sich aus verschiedenen Gründen nicht bewährt, besonders darum nicht, *) Reyher, k. Förster, Die grosse Kiefernraupe, ihre GescLiclite , ihre Schädlichkeit und ihre Vertilgung. Leipzig und Stuttgart. 1872. Middeldorf, k. Oberförster a. A. Die Vertilgung der Kiefernraupe durch Theerringe nebst Notizen über die Pilzkrankheit der Kiefernraupe. Berlin. 1872. 2* 20 Erste Abtheilung. weil die Raupen vielfach durch Wind herabgeworfen werden oder sich an Fäden herablassen und nicht wie beim Aufbäumen nur einen Weghaben, auf welchem sie in das Winterlager gelangen. Wir haben also nur das Antheeren im Frühjahre zu besprechen, und zunächst die Fälle zu untersuchen, in denen es unserer Ansicht nach nur in Anwendung konmien sollte. Wenn auf einem Reviere, in welchem nach den bisherigen Erfahrungen die Raupe meist so selten ist, dass es dem Schmetter- lingssanimler schwer iallt, sich aus ihnen einige Schmetterlinge in seine Sammlung zu erziehen , o h n e vorhergegangenes Probe- sammeln , das Probetheeren dennoch angeordnet wird , könnte der unbetheiligte Beobachter zu der Ansicht gelangen, dass das Verfahren ein „Modeartikel'' geworden sei, oder noch sehr miss- verstanden würde. Wenn der betreffende Förster, darüber be- fragt, nach welchem Princip er die angestrichenen Bäume aus- wähle, solche mit schönen Kronen als die bevorzugten erklärt und am Ende gar an einem und dem andern Stamme, welche alle numerirt sind, eine bestimmte Raupenzahl gefunden zu haben angiebt, die er nicht gefunden hat, um nur den Verdacht zu vermeiden, dass er lässig in der Revision seiner Probestämme gewesen sei : so ist die Annahme des missverstandenen Forst- schutzes dem Theerringe gegenüber gewiss nicht unbegründet. In einem solchen Falle ist das Geld für das Antheeren ent- schieden — weggeworfen. Nach meiner Ansicht, die sich aus dem Folgenden bestätigen wird, ist das Antheeren nur in solchen Revieren anzuwenden , wo erfahrungsmässig die Kiefernraupe verheerend aufgetreten ist und zwar dann erst, — ich setze voraus, dass der Frass noch nicht im Gange ist — wenn nach einem gründlichen Probesuchen im vorangegangenen Spät- hcrbstc viele kleine Raupen angetroffen worden sind. Unter gründlichem Suchen verstehe ich aber das später bei der Kiefern- raupe besprochene, bisher immer in Anwendung gekommene Sammeln der Raupen im Winterlager, ausgeführt von Arbeitern, welche einen Blick für dergleichen Dinge haben und die Raupen auch wirklich sehen; ein solcher Blick dürfte den meisten zu Gebote stehenden Arbeitern fehlen und darum eignen sich, meiner Ansicht nach, einige Schulkuaben am allerbesten zum Probe- suchen. Es wird behauptet, dass nach dreimaligem Sammeln Verhalten des Forstbcamten zu den forstschädlichen Insekten. 21 nur ^*2 oder '3 der wirklich vorhandenen Raupen aufgefunden worden seien, wie das spätere Autheeren ergeben habe; nun dann hat man nicht gründlich gesucht, oder der Untergrund ist durch die Beerenkräuter ein so ungünstiger gewesen , dass er das Suchen überhaupt unmöglich machte , oder die Raupen hatten bereits durch vorangehende Vernachlässigung so überhand ge- nommen, dass menschliche Hilfe — — zu spät kam. Die erwähnten und andere Schriften verlangen ein „Probe- theeren'' im Frühjahre, dem das Haupttheeren dann nachfolgen soll, wenn jeder Stamm etwa 5 — ^6 Raupen erzielt. Wir können uns hiermit darum nicht einverstanden erklären, weil die Arbeiten dann unmöglich zu bewältigen sind, auch selbst für den gün- stigsten Fall , dass Arbeiter zur Auswahl verfügbar wären. Denn wenn die Raupen an den Probebäumen in die Höhe gehen, thun sie es auch an den andern und die meisten müssten oben sein, ehe die Falle fertig ist. Wir verlangen das Probesuchen im Herbst und die Entscheidung für das Antheeren gleichfalls zu dieser Zeit, damit über Winter die uöthigen Vorbereitungen ge- troffen werden können. Dieselben bestehen a. im Anröthen der Stämme. In Brusthöhe wird mit dem Schnitzemesser ein 2 — 3 Hände breiter Ring so geschnitten, dass die starken Rindenrisse und Hervorragungen verschwinden, die Fläche sich ebnet und die Röthe der Rinde gleichmässig hervor- tritt. Das Anröthen kann an starken Stämmen nur von Männern (in Akkord) ausgeführt werden , bei Ermangelung derselben blos an schwächerem Holze von Frauen oder stämmigen Knaben. Bei altem Holze wird der „Krätzer'' als arbeitförderud angewendet, ein der Kartoffelhacke ähnliches Werkzeug, dessen Eisen mehr nach dem Stiele gebogen ist und welches man auch beim Borke- Plätten gebraucht — die Werkzeuge gehören den Arbeitern. b. Unter Umständen ist Durchforsten des zu theerenden jüngeren Ortes und Wegnahme der unterdrückten Stämme geboten, um die spätere Arbeit abzukürzen und dem weiter untenerwähnten, mit dem Antheeren zu verbindenden Anprallen Vorschub zu leisten. Ausserdem könnte es nöthig sein, in älteren Beständen das Unterholz wegzuhauen oder Horste von Unterholz im zu theerenden Altholze , die man aus irgend welchen Gründen nicht theeren will, mit Fanggräben zu umgeben. 22 Erste Abtheilung. Das wesentlichste Pvi-fordeniiss bei Anwendung dieses Schutz- mittels nun ist die Beschaffenheit des Th^eres, von dessen mög- lichst langer Klebrigk ei t der günstige Erfolg, unter V'oraus- setzung seiner rechtzeitigen und richtigen Anwendung, einzig und allein abhängt. Anfangs wendete man reinen Theer an, welcher in bester Waare kirschbraun aussehen, Faden ziehen, zwischen den Fingern gerieben reinen Geruch haben muss und keine Beimischung von Steinkohlentheer enthalten darf. Der- selbe wird aber in seiner Klebrigkeit wesentlich durch die Tem- peratur beeinflusst und bleibt bei der Abwechselung von Kälte und Wärme zu der Jahreszeit, zu der er in Anw^endung kommt, niur kurze Zeit brauchbar; je öfter aber der Anstrich nöthig, desto theurer, desto misslicher für den gewünschten Erfolg wird das Unternehmen. Es kam somit alles darauf an, einen Theer zu erfinden, welcher diese Uebelstände nicht hat, von dem "Witterungs- wechsel nicht beeinflusst wird und überhaupt länger klebrig bleibt. Dass sich die Speculation des Gegenstandes bemächtigte, konnte nicht ausbleiben und es tauchten verschiedene Firmen auf, welche ihr Fabrikat anpriesen, so dass bereits ausser dem Kientheer 12 angekündigt worden sind. Das neueste, „Schutz gegen den Raupenfrass ^' empfiehlt einen Theer, welchem von Prof. Sonnenschein bezeugt Avird , dass er vor allen ähnlichen Mitteln den Vorzug besitze, nicht vollständig auszutrocknen und somit ein einmaliges Anstreichen genüge. Dem widerspricht Herr V. Bernuth nach seinen Versuchen auf das Entschiedenste. Der Erfinder heisst F.Sponnagel (Berlin, Hermsdorfer Str. 4u.5) und verkauft das Pfd. zu 2' , Sgr., fassweise billiger. Middeldorf zählt nach seinen Erfahrungen die verschiedenen Präparate nach der Güte auf. Unter Weglassung der 9 letzten führen wir im Fort- schreiten zu dem immer besseren nur die 3 obersten an: Kientheer mit \y^ „ Harz und Holzessig, Theer mit 15" o desselben Zusatzes und den „ Raupenleim " von M ü t z el 1 (Stettin , Silberwiese). Da auch Reyher diesen Raupenleim auf das wärmste empfiehlt und seine glcicli unten näher anzugebenden Erfahrungen ihm verdankt, so scheint er das bisher beste Präparat zu sein. Nach R. hält sich dieser Raupenleim wohl 4 Wochen schmierig, an sehr stark aufgetragenen Stellen bedeutend länger, klebt sehr gut, namentlich nach ein paar Tagen und ist in seiner Brauchbarkeit von der Witterung A'erhalten des Forstbeatiiten zu den forstschädliclien Insekten. 23 fast nnabhängig-; denn er wird bei warmem Wetter niclit weicher als vorher, rinnt also niemals vom Baume herab, wie der Theer, noch verhärtet er sich, wie dieser, bei kaltem Wetter. Die Haupttugend dieses Präparates aber ist, dass die Raupen höchst selten versuchen, darüber hinweg- oder hindurch zu steigen, sondern in den allermeisten. Fällen unter dem gemachten Ringe bleiben und hier oder an der Erde verkommen. R. hat oft Tausende von Thiereu, gleich einem ungeheuren Bienenschwärme, unter einem 2 Finger breiten Ringe von stark aufgetragenem Raupenleime sitzend gefunden und zwar so lange, bis sie ent- weder durch den betäubenden Geruch des Präparats umkamen und auf die Erde fielen, oder bis sie von den vorderen, die sich durch die nachdrängenden nothwendig einfetteten, mit heruntergerissen wurden und sich dadurch ebenfalls beschmierten. Jede dieser besudelten Raupen ist aber verloren ; denn das Fett wirkt vernichtend auf diese Thiere. Der Raupenleim oder welches andere Präparat sonst der Forstbeamte für empfehlenswerth hält, muss ebenso in Bereit- schaft sein, wie die vorgerichteten Orte im Forste, wenn die Zeit des Anstreichens gekommen ist. Dieselbe richtet sich nach den Witterungsverhältnissen jedes Jahres, nach den lokalen Verhältnissen und nach der Gewohnheit der Raupe, deren an der betreffenden Stelle gedacht worden ist. Reyher bezeichnet Anfang März als die normale Zeit des Anstrichs , M i d d e 1 d o r f meint, er müsse im ersten Drittel des April fertig sein. Für jedes Revier den richtigen Moment zu treffen, hängt von der Aufmerksamkeit und der Umsicht des Forstbeamten ab. Er hat dabei auf die Arbeitskräfte Rücksicht zu nehaien, die ihm zur Verfügung stehen, auf die Räumlichkeit, über welche sich die Arbeit erstreckt, wird, wenn ihm grosse Arbeit bevor- steht, die alten Bestände vor dem Stangenholze vornehmen müssen, weil bei letzterem, wie wir nachher sehen werden, ein combinirtes Verfahren Anwendung finden kann, wird den raupen- reichsten Orten vor den raupenärmeren den Vorzug geben , den Rändern und lichten Beständen den Vortritt einräumen vor den dichten Beständen, weil dort die Rau])en früher aufsteigen als hier und vor Allem die Boden- und Lufttemperatur im Auge behalten, von denen das Aufbäumen der Raupen bedingt wird. 24 Erste Abtheilung. Die Arbeit des Anstriches selbst beschreibt nun Reyher in folgender Weise: Die Leute brauchen zur Arbeit einen Topf für den Leim und eine Bürste. Zu ersterem eignet sich am besten ein alter Milchtopf mit 20*^'" Mündungsweite, der mittelst eines Strickes mit dem Nacken vor dem Leibe getragen wird; letztere bekommt man bei jedem Kaufmanne unter dem Namen Schmier- oder Auftragebürste für einen Groschen. Den Raupenleim thut man den Arl)eitern mittelst eines hölzernen Spatels in den Topf und lässt ihnen den spätem Bedarf von kräftigen Männern in grossen Blechkannen zutragen. Gewöhnlich rechnet man auf 50 Arbeiter 2 Mann mit je einer Kanne zum Zutragen. Da dies der schwerste Dienst ist, so sucht man die stärksten Leute dazu aus. Ausser- dem stellt mau bei einer grösseren Arbeit noch 2 Mann an , die auf einem Handwagen oder einer Handkarre die Tonnen mit dem Leime in die Nähe der Arbeiter führen und stets grosse Blechkannen gefüllt halten. Beim Beschmieren taucht man die Bürste tief in den Raupen- leim ein und führt dieselbe mit einem einzigen Striche, so weit es geht, um den Baum; reicht eine Bürste voll nicht aus, so taucht man sie zum zweiten Male ein und erst dann, wenn man den Baum rundum beschmiert hat, bessere man die dünnen Stellen mit dem überflüssig dick aufgetragenen Leime aus. Wenn derselbe 2 gute Finger breit und überall einen starken Messerrücken hoch, gleichmässig vertheilt ist, so wird man sicher ein gutes Resultat erzielen. Der Arbeiter muss beim Auf- tragen rund um den Baum herumgehen, auch wenn dieser noch so dünn ist; wenn er es nicht thut, so kommen lückenhafte Stellen vor, die selbstverständlich zu vermeiden sind. Der Arm, welcher die Bürste führt, darf nur seitliche Bewegungen machen, niemals von unten nach oben, weil nur dann recht gleichmässige Streifen entstehen; der Arbeiter muss daher den Ellbogen recht hoch halten. Das Holz der Bürste muss von Zeit zu Zeit durch Abstreichen an Bäume gereinigt werden, weil sonst Material verloren geht. Damit die Leute sich die Hände nicht zu sehr beschmutzen, bewickelt man den Bürstenstiel vor der Hand mit Werg oder einem Lappen und zieht über die Hand einen alten, dicken Handschuh. Verhalten des Forstbcamten zu den forstschädlichen Insekten. 25 Man sehe sorglich darauf, dass die Arbeit nie ins Stocken gerathe ; denn Zeit versäumt — Alles versäumt ! Der Leim darf daher nie ganz aus dem Topfe verarbeitet sein; die Träger der Kannen müssen stets hinter der Linie halten, der Wagen mit den gefüllten Tonnen hinter der ungefähren Mitte sämmtlicher Arbeiter. — Eine einzige unbenutzte Viertelstunde rechnet bei 50—100 Menschen schon nach Tagesarbeiten. Man streicht mit einer Tonne fast 4 Hektare oder 16 Morgen zwei Mal, der erste Strich erfordert aber durchschnittlich doppelt so viel Leim, wie der zweite. Dieser wird dann nöthig, wenn Erhärtung eingetreten ist. Die Controle über Trocknen und ferneres Aufsteigen von Raupen führt man täglich an bestimmten Probebäumen in den verschiedenen Reviertheilen. Man zähle und notire sich die da sitzenden Raupen, nehme sie ab und vernichte sie und erfährt so, ob sie noch von unten heraufkommen oder nicht. Die Arbeit beim zweiten Striche ist natürlich die- selbe , nur braucht meist wenig neuer Leim mit dem alten durch- einander gerieben zu werden. In dem Falle, wo man es beim Anstreichen nicht zwingen kann und die Stangenhölzer bis zuletzt lassen muss, nachdem die Raupen zum Theil schon oben sind, oder auch in den Fällen, wo der Untergrund das Aufsuchen der durch Anprallen (s. Nr. 4) herabgeworfenen Raupen sehr erschwert, lässt sich der Theerring mit der zuerst genannten Sammelmethode vereinigen. Im Princip ist diese Combination jedenfalls gerechtfertigt, über den Kosten- punkt habe ich keine Einsicht, bei gewaltigem, länger an- dauerndem Raupenfrasse , wo alle Mittel versucht werden müssen, darf der Kostenpunkt auch keinen Ausschlag geben, sofern er nicht im Missverhältnisse zu dem steht, was gerettet werden kann. Bei dieser vereinigten Sammelmethode drängt die Zeit weniger; denn jene beabsichtigt die bereits oben angekommenen Raupen durch das Anprallen wieder herabzuwerfen und sie beim abermaligen Aufbäumen durch den' Theerring abzufangen. Hier empfiehlt Middeldorf ein Präparat, welches sich sehr billig stellt (das Pfund 7 ^ 2 Pfennig) und unter dem Namen Goudron aus der Fabrik des Kommerzienraths Rieb eck in Halle in den Handel kommt; es klebt circa 7 Tage und Avird von den Raupen sehr gemieden. Eine längere Klcbrigkeit ist bei diesem 26 Erste Abtheilung. Verfahren nicht nöthiü-; denn die herabgeworfenen Kaupen .suchen sofort die Baumkrone wieder zu erlangen. Was nun den Kostenpunkt anbetrifft, so beträgt dieser nach Reyher im allerschlimmsten Falle für den Morgen wenig über 1' 2 Thaler. Das Anröthen stellt sich höchstens auf 7 '/i Sgr., meist nur 5 Sgr., das Antragen mit Leim auf 5 Sgr. — mit 3 Sgr. verdienen die Arbeiter schon einen recht hübschen Lohn — , rechnet man nun den Leim mit 1 Thlr., welches Quantum in den seltensten Fällen verbraucht wird, so betragen die Kosten pro Morgen und 2 Anstriche im äussersten Falle 1 Thlr. 17 1,2 Sgr. Oft wird, besonders bei lichteren Privatwaldungen, 1 Thlr. pro Morgen genügen, um den AVald zu retten. Im Revier Pütt betrug nach Middeldorf der Preis für das Sammeln im Winterlager pro Morgen 2 Thlr. 21 Sgr., während der des Theerens sich nur auf 1 Thlr. 10 Sgr. im alten, 1 Thlr. 24 Sgr. im Stangenholze belief, bei 10, 6, 5 Sgr. Tagelohn für Älänner , Frauen , Kinder. IM i d d e 1 d 0 r f meint , das Theereu könne als Strafarbeits- Pensum aufgenommen werden, w^obei ein Arbeitstag gleich 10 Sgr. gerechnet wird. Das Antheeren dürfte sonach, in vernünftiger Weise angewendet, mehr und mehr die Gunst der Forstbeamten gewinnen , wenn auch ab und zu Mühe und Geldkosten in Folge ungünstiger AVitterungsverhältnisse nicht im Verhältnisse zu den Erfolgen stehen , die man nach dem richtig angewendeten Verfahren erwarten durfte. Li sehr vielen Fällen bleibt das Einsammeln der feindlichen Insekten ohne vorangegangene Ködermittel oder ohne Fallen allein nur übrig, wenn man sich ihrer erwehren will und da kann es in dem einen Falle das Einsammeln der Eier, im andern das der Larven, im dritten das der Imagos sein; der Puppenstand eignet sich am wenigsten zur Verfolgung, das „Eiern" greift das Uebel am besten bei der Wurzel an; die Lebensweise der einzelnen Arten muss für die Wahl der Sammel- methodcn den Ausschlag geben. Ein häufig anzuwendendes Mittel ist: 4. das Anprallen an die Stämme, um die an den Bäumen sitzenden Larven und Imagos zu Falle zu bringen. Alle äusser- lich an ihrer Futterpflanze fressenden Larven sitzen mehr oder weniger lose an derselben und werden vielfach durch heftige Verhalten des Forstbeamten zu den forstschädlichen Insekten. 27 Stürme, nicht aber durch den normalen Wind herabgeworfen; denn sobald sie leise Bewegungen ihres Standquartiers vermerken, wissen sie sich fester zu halten, als sie für gewöhnlich thun. Werden sie dagegen durch eine stossende Erschütterung über- rascht, so fallen sie herab. Dasselbe gilt von Mai- und andern Käfern, wie von Schmetterlingen, die, durch den unerwarteten Stoss erschreckt, keinen Gebrauch von ihren Flügeln machen, sondern herabfallen, unter der Voraussetzung jedoch, dass es zu einer Zeit geschieht, in der sie nicht zu fliegen pflegen, also bei Maikäfern, Erdflöhen u. a. nicht bei Sonnenschein, sondern an trüben , rauhen Tagen , für Xachtschmetterlinge bei Tage, für Tagschmetterlinge in den sehr frühen Morgen - oder Abendstunden, mit einem Worte also zu der Zeit, in welcher sie schlafen. Der Stoss oder das „Anprallen" kann je nach Beschaffen- heit des Stammes auf verschiedene Weise ausgeführt werden: bei schwachen Stämmen reicht ein Schlag mit dem Ballen, be- quemer noch ein Fusstritt aus, beide jedoch nicht für die forst- liche Praxis. Hier pflegt man den Kopf der Axt zu verwenden, mit welchem man, aber nicht an eine beliebige Stelle des Stammes ein bis zwei kräftige Schläge ausführt, sondern auf alte Ast- stummel, damit man dem Stamme keine schädlichen Quetsch- wunden beibringe. Ein anderes vortreffliches Werkzeug, dessen Wirkungen entschieden kräftiger, also auf stärkere Stämme an- wendbar ist, besteht in der sogenannten Klopfkeule, einem runden Schlägel aus Eisen, wie sich eines hölzernen der Böttcher zu bedienen pflegt. Die Klopf- keule muss ein Gewicht von 16—20 Pfund (8—10 Kilogramm) haben, welches durch Ausgiessen der starken Eisenhülle mit Blei erreicht wird, und mit Ausschluss des Stieles einen gut gepolsterten Lederüberzug besitzen, damit der Schlag keine Quetschwunden erzeugt. Noch vollkommener, weil bequemer zu handhaben und fast noch kräftiger in ihren Wirkungen scheint mir folgende Einrichtung. Ein gerundeter Eisenblock von dem bezeichneten Gewichte ist mit einer ca. 3,y''"> starken Schicht von elastischem Gummi überzogen und hängt an einem dauerhaften Kiemen. Je nach der Stärke des Stammes lässt man diesen „Klöppel" aus grösserer oder geringerer Entfernung an den untern Theil desselben anschlagen und kann versichert 23 Erste Abtheilung. seiu, dass durch die Erschütterung nicht nur alles Lebende vom Baume hcral)konimt, sondern auch alle todten Aestchcn und Zweigspitzen. Ich bin einst Zeuge gewesen, wie durch einen Schlag mit einer Keule erster Construction ein todter Eichstamm von iSclienkcldicke krachend zusammenbrach. Auf coupirtem Terrain findet das Anprallen keine Verwendung, weil ein grosser Theil des herabfallenden Ungeziefers im Unter- holze hängen oder auf dem sonst bewachsenen Boden unauffind- bar bleibt; auch auf kahlem Waldboden wird dies Verfahren wesentlich abgekürzt und vereinfacht,- wenn man grosse Planen unterbreitet, um auf ihnen die Beute zusammenzuschüttein oder zu fegen und nur die beiweggefallenen zusammenzulesen braucht. Die Anwendung solcher Tücher scheint noch nicht die Ver- breitung gefunden zu haben, die sie vom praktischen Gesichts- punkte aus verdient. Von Buschwerk und unteren Aesten niedriger Bäume lässt sich durch Anschlagen mit einem Stocke und Unterhalten eines umgekehrten alten Regenschirms vielerlei Ungeziefer mit Vortheil einsammeln , eine Methode , welche der Freund von Käfern und Schmetterlingen fleissig anwendet. Auch der Forstbeamte würde durch deren Gebrauch gute Resultate erzielen und manch grösseren Nachtheil verhüten können , wenn er in Zeiten dazu- thäte. Statt eines Regenschirms Hesse sich vielleicht eine aus- schliesslich nur zu solchen Zwecken bestimmte, einfachere Vor- kehrung mit 3 oder 4 Stäben ersinnen, die etwas handfester im Gestell, kürzer im Griffe und mit dauerhafterer Segclleinwand als Ueberzug versehen ist. Man muss das Abklopfen jahrelang betrieben haben, um beurtheilen zu können, welche Massen von Insekten im vollkommenen und Larven-, bisweilen auch im Puppenstande (Wickler) dadurch zusammengebracht werden können. Schliesslich sei noch bemerkt, dass für höhere Aeste lange Haken- oder K r ü c k c n s t a n g e n zur Vermittelung einer stossendcn , nicht schüttelnden Bewegung mit Vortheil verwendet werden. 5. Feuer ist, abgesehen von dem bereits erwähnten Ver- brennen der mit Käferbrut l)esetzten Fichten- und Kiefernrinde, zu verscliicdencu Zwecken in Anwendung gekommen, jedoch Verhalten des Forstbeamten zu den forstschädlichen Insekteh. 29 wegen der Kosten und Gefahr nur bei Aussicht auf vollkommenen Erfolg anzurathen. R at z e b u r g unterscheidet : a. Leuchtfeuer. Von der Erfahrung ausgehend, dass Nachtschmetterlinge, Ephemeren und viele andere Insekten mit Vorliebe nach dem Lichte fliegen, hat man hell leuchtende Feuer angezündet, damit besonders Schmetterlinge sich ihre Flügel ver- brennen und zu Grunde gehen. Ratzeburg beobachtete bei der Nonne, dass nur die dem Feuer zunächst sitzenden nach dem- selben flogen, entferntere von dem seinem Auge noch bemerkbaren Feuerscheine sich nicht anlocken Hessen, er verwirft das Leuchtfeuer deshalb. Gegen Nonne , Spinner und die nächsten Verwandten, deren träge "Weibchen überhaupt nicht viel vom Fliegen halten, und die alle auf andere, viel wirksamere Weisen verfolgt werden können , würden wir Leuchtfeuer allerdings nicht empfehlen ; ob sie aber nicht gegen die Wickler, denen sich sonst so schwer beikommen lässt, gegen Eulen u. a. zweckmässig wären, käme auf Versuche an. Natürlich reicht nicht e i n Feuer aus, sondern es sind je nach der Grösse des zu befreienden Revieres mehre anzubringen, aber nur dann, wenn sie alle ohne Gefahr möglich werden. Als Revisionsmittel, ob gewisse Schmetterlinge noch vorhanden sind, lässt sich ein Leuchtfeuer auch verwenden, doch können einige Pechfakelu, mit denen man auf Kreuzwegen und Gestellen verweilt, denselben Dienst einfacher verrichten. b. Schmauchfeuer oder Anräucherung ist beispiels- weise mit Erfolg gegen die Raupen des Tannenwicklers ange- wendet worden und würde für entsprechende andere Fälle gelten. Es besteht dem Wesen nach darin, dass man in einem Bestände längere Zeit einen stickenden Rauch und durch denselben einen Russuiederschlag auf Blätter und Zweige bewirkt, der den etwa übrigbleibenden Raupen das Futter verleidet. Wenn nach Beschaftenheit des Reviers und der Witterung ohne Feuer- gefahr dieser doppelte Zweck erreicht werden kann, aber auch nur dann, mag man das Mittel anwenden. Seine Ausführung hat insofern keine Schwierigkeiten, als durch das Reissig raupen- frassiger, kranker Bäume das Brennmaterial erlangt wird, welches dann nur in gleichmässigen Haufen durch den zu räuchernden Ort zu vertheilen und anzuzünden wäre. Feuchte Witterung würde zur Erlangung reichlichen Qualmes und zum Niederhalten 30 firste Abtheilung. desselben wesentlich beitragen. „ Die Eaupeu fallen niassenbalt von den Bäumen , können auch in^ Feuer gekehrt werden " heisst CS in den Berichten über genannten AVickler. Das Ge- lingen dieses Vertilguugsmittels setzt manches ,,Wenn" und „Aber" voraus. Einmal ist Feststehen des Rauches Grund- bedingung, die man gewiss in den wenigsten Fällen in seiner Gewalt hat, sodann fallen die Raupen wohl herab, getödtet werden sie aber entschieden nicht; denn man „kann sie noch in das Feuer kehren", sie werden aber verkommen, da ihnen berusstes Futter sicher nicht zusagt. Man greife also zu diesem Mittel, wenn kein anderes übrig bleibt. Wir müssen bei dieser Gelegenheit noch einige Worte über das Tödten der Inseliten durch Rauch oder damit verwandte narkotische Gerüche, Gase etc. sagen, um gewissen Vorurtheilen und marktschreierischen Anpreisungen entgegen zu treten und zur Vorsicht aufzufordern. Wer lange mit Insekten umgegangen, der weiss, wie schwer es ist, diejenigen wenigstens zu tödten, die man nicht in Wein- geist etc. werfen will, wie leicht sie wieder erwachen , wenn sie nicht lange genug in einer mit Chloroform, Cj^ankalium, Aether, Terpentinöl geschwängerten oder überhaupt in einer ihrer Athmung unzuträglichen Atmosphäre zugebracht haben. Verfasser hat die Methode, alle Insekten mit einem Schröpfkopfe zu fangen, sich so weit eingeübt, dass er diesen Schröpf köpf mit seinem Gefangeneu auf den Ballen der einen Hand aufdrückt und nun einen Mund voll Cigarrenrauch hineinbläst. Hierdurch wird selbst eine Hornisse, eins unserer grössten Kerfe, so schnell befäubt, dass man sie, ohne Cefahr gestochen zu werden, in der kürzesten Zeit zwischen die Finger nehmen und ihr eine Nadel durch den Thorax stossen kann. Bald nachher aber be- trägt sich ein erst scheintodles Insekt in der Sammelschachtel wie ein vollkommen lebenslustiges. Der Rauch betäubt also nur und zwar im geschlossenen Räume. Eben so betäuben nur alle genannten Gerüche in eng verschlossenen Behältern, wenn sie blos auf Stunden, ja bis auf Tage eingewirkt haben; Rüsselkäfer erweisen sich bei dieser Gelegenheit am zähesten. Raupen, welche bis zum Antschwellen im Wasser gelegen haben, können wieder zum Leben kommen, wenn die Sonne das auf- Verhalten des Forstbeamten zu den forstschadlicheu Insekten. 31 gesogene Wasser schnell verdunstet. In gut geschlossenen Ge- wächshäusern wird das Ungeziefer bekanntlich durch Räucherungen mit schlechtem Tabak u. a. getödtet, falls die PHanzen den Rauch vertragen, der über 12 Stunden wirken und so dick sein muss, dass ein Mensch nicht ^ji Stunde in solcher Atmosphäre zu verweilen vermag. Nach solchen und ähnlichen Erfahrungen ist ein Schluss auf das Tödten von Insekten im Freien durch Rauch oder Gase leicht zu ziehen und hier ein günstiger Erfolg sehr in Frage gestellt. Wenn erreicht werden kann, was vom Schmauch- feuer verlangt wurde , so ist das für den Forst gefährliche Fort- wirken der Raupen wohl aufgehoben; denn es kommt die Ver- derbniss des Futters für die Raupe, nicht aber gleichzeitig die der Nadel als Ernährungsorgan für den Baum hinzu. Schliesslich sei es noch vergönnt, dem Leser zur Kurzweil, aber auch zur Warnung aus einem Buche, welches den ver- führerischen Titel führt: „Die Vertilgung der Raupen und schädlichen Insekten überhaupt etc.'' (von Heinrich Creuzburg) folgende Stelle (S. 2b — 31) mitzutheilen. „ Ganz neue durchgreifende Mittel , um grosse Forste vor der Gefahr der Vernichtung durch Raupenfrass zu retten. Oben glaube ich nachgewiesen zu haben, dass die bisher empfohlenen Mittel gegen Raupenfrass mehr oder weniger unzureicheud und beziehungsweise zu kleinlich sind, als dass man sich von ihnen eine erfolgreiche Anwendung versprechen könne, wenn es sich darum handelt, grosse Flächen von dem Fluche des Raupen- frasses zu befreien. — Ich habe wohl erwogen, dass es keine Kleinigkeit ist, einen vielleicht stundenlangen Wald von Billionen ungebetener vielfrassiger Gäste schleunig und so nachhaltig zu säubern, dass ihre Verheerungen nicht weiter greifen können. Nur kräftige, energische Massregeln, welche richtig nach allen Umständen berechnet sind, können der Verwüstung einen Damm entgegensetzen. — Ich glaube zwar, dass meine Vertilgungs- mittel nach allen Seiten richtig berechnet und erprobt sind, doch ziemt es mir, das Vertrauen, welches ich für meine Erfindung in Anspruch zu nehmen wage, zuvor einigermassen zu recht- fertigen versuchen zu müssen, zu welchem Behuf ich die folgenden Erörterungen vorausgehen zu lassen für gut finde." 32 Erste Abtheilung. „Wenn man Raupen und Schmetterlinge im Grossen, wie es mit den Waldraupen der Fall, tödten will, so kann mau nicht leicht andere als luftlormige Mittel anwenden, welche als Dunst zu der Höhe der Bäume aufsteigen; denn wie wollte man da mit flüssigen oder pulverigen Mitteln ankommen? Die gas- förmigen, welche ich zu Hülfe nahm, mussteu nothwendig zu- nächst einer Prüfung unterworfen werden, und es geschah dieses, da sich kein Raupenfass in einem Walde zu den Versuchen darbot, an Obstbaum- und Gemüseraupen. Der Erfolg war, dass die Raupen von dem Gasdunste sofort herabfielen und unter Krümmungen den Tod fanden. Fast aber waren diese Versuche überflüssig, da die tödtliche Wirkung dergleichen scharfer Gas- arten auf Raupen bereits aus Erfahrung bestätigt ist, wie ich aus ,;John's Raupen- und Insektenvertilger^' ersehen, nur hat man diese Mittel lediglich auf Obstbaum- und Gemüseraupen angewendet, an Waldraupen dachte man um so weniger, als mau dies für unausführbar hielt. — Meine Methode ist daher nur insofern neu, als ich eine gute Mischung zur Entbindung- intensiver wirkender Gase anwende, und dass ich meine tödtenden Gase ohne grosse Umstände in die nöthige Baumhöhe zu treiben lehre. Mein Verfahren ist verhältnissmässig billig und leicht, ohne besondere Kunstfertigkeit ausführbar, und bedarf nur ein- facher Anstalten und wenig Arbeitskräfte. Zu verlangen, dass ein grosser Wald für wenige Thaler von Raupen gesäubert werden soll, wird Niemandem einfallen. Was sind 20 Thlr., die vielleicht anzuwenden sind, um einen Waldwerth von Hundert- tausenden zu retten?" „Beschreibung meines Verfahrens. Bei der praktischen Aus- führung ist hauptsächlich zweierlei anzuschaffen: 1. ein kleiner Zugofen für Steinkohlenfeueruug und was dazu gehört: Schaufel, Haken, und ein Fässchen Stein-, Braunkohlen oder eine ent- sprechende Menge guten Presstorfes. 2. Die Materialien welche die raupentödtendcn Gasarten hergeben. Die übrigen Kleinig- keiten werde ich später angeben. Der Ofen soll nach Art eines sogenannten Kanonenofens konstruirt oder ein solcher selbst sein, iu welchem also das Brennmaterial von oben auf den Rost eingegeben und die Oeffnung dann mit einem Deckel wieder verschlossen wird. Zur Seite aber geht das Zugrohr Verhalten des Forstbeamten zu den forstscbädlichen Insekten 33 aus, welches diircb Ansatzstücke beliebig verlängert werden kann ; das letzte oberste Eobrstiick soll in einen stumpfen, nicht rechten Winkel auslaufen. Dass der Ofen Fiisse habe ist noth- wendig, weil ein Ofen ohne Fiisse in den Gras- und Streuarten des Waldes nicht gut stehen könnte. Da der Ofen von einer Stelle zu andern getragen werden muss, brennend nämlich iind gerade, so ist derselbe mit Henkeln oder Haken zu versehen, damit ihn 2 Mann an Stangen tragen können." . „Die Materialien zur Gasentwickelung bestehen aus 2—3 Theilen Stangenschwefel, 1 Theil Chilisalpeter und 1 Theil Koch- salz, jedes für sich fein gestossen und gesiebt, dann alles zu- sammengemischt. Diese Mischung ist in einem Fässchen an den Platz zu transportiren. Dazu gehört auch ein eiserner Löffel mit langem Stiel, womit man die Mischung auf die brennenden Kohlen bringt. Xoch ist nothwendig ein Fässchen mit Wasser, nebst einem hölzerneu Kübel oder ein Topf mit einem Borst- pinsel, um damit die brennenden Kohlen nach Vorschrift anzu- spritzen. Endlich versieht mau sich auch mit einem kleinen Fähnchen von leicht beweglichem Seidenzeuge, um damit die Richtung der Luftströmung zu ermitteln. Zum Transport dieser Sachen werden 4—5 Arbeiter nöthig sein, welche jedoch auch bei den Operationen im Walde beschäftigt werden. Auf die Grösse der Waldstrecke, welche von dem Ungeziefer zu befreien ist, kommt dann wenig an." „Instruktion zum Angriff auf die Raupen. An dem Schau- platze der Raupenverheerung angekommen, ist es begreiflich, dass man sich mit dem Ofenapparate vor dem Winde, also auf der Seite aufstellt, wo der Wind herkommt. Starker Wind ist der Operation ebensowenig günstig wie Windstille; ein schwacher Luftstrom ist am besten. Gesetzt die Raupen fressen von W, nach 0. und man hätte W. Wind, so hätte man die Raupen von hinten, also auf der Westseite, umgekehrt, bei 0. Wind von der 0. Seite anzugreifen, bei S. oder N. Wind aber müsste man die Raupen in der Flanke, entweder auf dem rechten oder linken Flügel augreifen. — Um die Kohlen in Brand zu bringen, wird etwas Reisholz auf dem Roste des Ofens angezündet, etwas Steinkohle etc. aufgelegt und, wenn diese in Brand sind, nach und nach mehr, bis. der Ofen in starker Gluth ist. Schon aus der Rieh- Ta s c li en b e rg , Forstinsekton. 3 34 Erste Abtheilung. tung:, welche der Rauch nimmt, sieht man , wie man Position zu nehmen hat, damit der Kauch den Raupen zuwehet. Viele Raupen fallen schon von dem Rauche der Steinkohlen, Braun- kohlen oder des Torfes herab, erholen sich aber gewöhnlich wieder. Anders ist es, wenn man in die in vollen Brand ge- rathenen Kohlen einen oder zwei Löffel voll Mischung einwirft und den Deckel wieder schliesst. Sogleich wird aus dem Rohre ein dicker, weisser und rother Dampfciualm emporsteigen, der einen sehr intensiven Geruch hat, alles Metall angreift, weshalb man gut thut, Uhren, Ringe und andere metallene Gegenstände zu Hause zu lassen, wiewohl man von diesem Dampfe kaum belästigt wird, da man vor dem Winde steht. Dieser dicke Gasdampf wird durch die aus der Röhre zugleich ausströmende Hitze in einem geraden Strom in die Höhe, den Raupen zuge- trieben, welche haufenweise herabfallen. Ist ein Trupp Bäume auf diese Weise von Raupen gesäubert, so rückt man weiter und erzeugt weiteren Dampf bis man das ganze Revier durch ist." „Jedesmal, nachdem von der Mischung eingetragen worden und die Dampfentwickelung nachlässt, muss man die Kohlen mit Wasser anspritzen und sie auch mit dem Haken aufrühren, es entwickelt sich dann noch etwas Schwefelwasserstoflfgas, welches den Raupen ebenfalls schädlich ist. Oefteres Eintragen frischer Kohlen ist nothwendig. Wenn man die Mischung auf die Kohlen gel)racht hat, so entsteht bei der Verbrennung eine sehr verwickelte chemische Reaktion, in deren Folge allerlei Gasarten, Salpetergas, salpetrigsaures Gas, Salzsäure- und Chlor- gas, so wie schwefelsaures und unterschwefligsaures Gas etc. entbunden werden. Lauter Gasarten, welche die Raupen auf der Stelle tödten, wie Extraversuche bewiesen haben." „Um den Rost des Ofens frei zu halten, müssen von Zeit zu Zeit die Schlacken entfernt und frische Kohlen aufgegeben wer- den". Folgt Mengenberechnung. „Bei starker Luftströmung und wenn der zu bekämpfende Feind auf hohen Bäumen sitzt, wird sich das tödtende Gas, ehe es die Höhe der Bäume erreicht, vielleicht zu sehr ver- theileu und mit Luft verdünnen. In diesem Falle muss man 1—2 Stück Rohr zum Aufsetzen bei der Hand haben, um die Rohrmünduug den Raupen näher zu bringen; bei sehr hohen Verhalten des Forstbearateu zu den forstscLädlichen Insekten. 35 Biiumeu wird daher wohl verhältnissmUssig mehr Gas gebende MischuDg uüthig- sein. Ich habe einen Aufwand von 12 Pfund Schwefel, 6 Pfund Salpeter und eben soviel Kochsalz für appro- ximativ hinreichend gehalten, eine Breitenlinie von 10 Morgen Wald von Kaupen zu säubern. Wir wollen aber annehmen, es sei das doppelte Quantum dieses Materials bisweilen nöthig, so würde doch der ganze Betrag nur wenige Thaler ausmachen, incl. Ofen, Brennmaterial, Tagelohn etc. zusammen kaum 15 Thaler — eine Kleinigkeit gegen den Wei'th der zu rettenden Waldfläche! " „Nachträglich sei noch bemerkt, dass mein Verfahren zur Tödtung der Schmetterlinge weniger sicher ist ; aber ich möchte nicht verfehlen, auf einen wichtigen Umstand aufmerksam zu machen. Die Schmetterlinge der schädlichen Waldraupen er- scheinen aus der Puppe entweder im Monat Mai oder erst im August und September, legen ihre Eier an die Zweige und Blätter oder Nadeln und nach wenigen Wochen kommen die Eäupchen aus den Eiern zum Vorscheine. Wenn mau nun diesen Zeitpunkt benutzt und sofort gegen die kleinen Raupen nach meiner Methode zu Felde zieht, so hat man damit ein leichteres Spiel, Aveil die jungen noch unausgewachsenen Kaupeu noch sehr zart an der Haut sind und durch die scharfen Gase um so schneller getödtet werden. Die Vernichtung derselben, bevor sie in ihren Verheerungen Fortschritte gemacht haben, ist die Hauptsache. — Ich glaube nun mein Verfahren klar und umfassend genug beschrieben zu haben, dass man bei vorkommen- den Fällen mit ziemlicher Sicherheit und ohne sehr anzustossen davon Gebrauch machen kann. Lieb wäre es mir, vorkommenden Falls bei einem solchen Feldzuge gegen die Waldraupen das Kommando persönlich übernehmen zu können." So gedruckt zu Weimar im Jahre des Heils 1866! c. Erd- oder Lauffeuer ist versuchsweise gegen die Puppe des Kiefernspanners, aber ohne Erfolg angewandt worden, denn 90*^/0 blieben am Leben, und wären nach Ratzeburg höchstens die Kiefernraupe und die Puppe des Rothschwanzes noch für dieses Vertilgungsmittel geeignet. d. Abbrennen oder Stammfeuer. Dieses Verfahren wird in kleineren raupenfrassigen Distrikten, besonders in Scho- nungen, wo sonst kein anderes Mittel anzuwenden ist, und wen» 36 Erste Abtheilung. es sich dariini handelt, einer weiteren Verbreitung vorzubeugen, mit Erfolg ausgeführt und ist beim Kiefernspinner näher be- schrieben worden. Nach all dem Gesagten wird die Anwendung des Feuers immer eine sehr beschränkte sein müssen. 6. Streu- und Moosrechen, -harken. So empfehlens- werth es lür den Acker ist, durch Reinhalten des Bodens und Wegnahme aller Abfälle der geernteten Feldfrüchte dem Unge- ziefer die Verstecke, Winterquartiere und Schutzorte zu nehmen und auf diese Weise die Anhäufung desselben an solchen Stellen zu verhüten, so verkehrt wäre es, für den Forst durch Fort- schaffen der Bodenstreue und des Mooses ein Gleiches erreichen zu wollen. Denn einmal sind diese das einzige Düngemittel, und würde ihre Beseitigung mit der oben geforderten Hinwirkung auf möglichstes Gedeihen der Pflanzen im geraden Widerspruche stehen. Andererseits darf man doch nicht meinen, Ungeziefer im Walde dadurch unmöglich zu machen, dass man ihm ge- nehme liuheplätze entzieht, im Walde wo es sich immer helfen kann und an den Wurzeln der Bäume oder flach unter der Erde stets hinreichenden Schutz gegen den Winter finden würde. Im Gegentheil bietet die ßodenstreu und besonders das- jenige Moos, welches sich leicht abdecken lässt, nicht die schwammigen, festsitzenden und hellgrünen Arten, einen guten Sammelplatz für Raupen und Puppen, wo man sie,so weit die Traufe des Baumes reicht, leicht auffinden und sammeln kann. Hofft man mit dem in Rede stehenden Abräume das Un- geziefer zu erhalten und es etwa mit jenem zu verbrennen, so ist der Erfolg gleichfalls ein mangelhafter, weil das Ungeziefer zwischen Moos und Erdboden oder zwischen der letzten und vorletzten Streuschicht ruht, in jener selbst nur sehr vereinzelt. Mehre Beispiele haben überdies gelehrt, dass der Streu beraubte Distrikte sich gerade vor andern durch den Raupenfrass her- vorgethan haben. Wissenschaftlich gebildete Forstleute, meint Ratzeburg, seien hinreichend von der Unzweckmässigkeit des Streurechens überzeugt, aber den Bauern, welche überdies durch den augen- blicklichen Gewinn der Streue und des Mooses geblendet würden, sei es schwer begreiflich zu machen, warum ihre Wälder bei Verhalten des Forstbeamten zu den forstschädlichen Insekten. 37 einem „imreinlichen" Zustande des Bodens sich besser befänden, als bei einem „reinlichen'', wie sie es nennen. M i d d e 1 d 0 r f (a. a. 0.) redet für die Kielernraupen dem Streu- harken das Wort und meint, unter sorgsamer Schonung der Humus- schicht sei es ein willkommener Beitrag zur Verminderung der In- sekten ; denn nach den angestellten Versuchen auf zum Theil ge- theerten Probeflächen wären durchschnittlich 29,6^^/ o Raupen mit der Streue entfernt worden und das Sammeln im Winterlager sei besonders wirksam gewesen, weil die Raupen an der Oberfläche liegend leichter erkennbar und in grössern Mengen zu sammeln gewesen wären (?). 7. Hauen des Holzes. Junge Bäume, Nadel- wie Laub- holz gehen durch innerlichen Käferfrass schneller zu Grunde als alte, es ist daher mit solchen nicht zu zögern und müssen dieselben zu einer Zeit beseitigt werden, in der sie noch die Brut enthalten, damit sich von ihnen aus der im Inneren wirkende Feind nicht weiter fortpflanze. Durch Kahlfrass äusserlicher Feinde leiden, wie bereits früher bemerkt, die Nadelhölzer weit mehr als die Laubhölzer imd hier sind es nur die jungen Bäume, die dadurch zu Grunde gehen können. Bei den Nadelhölzern ging man früher von der Ansicht aus, dass Kahlfrass gleich- bedeutend mit Todtfrass sei und nahm daher sofort den Ein- schlag der Stämme vor; jenes ist aber nur der Fall, wenn auch die Knospen weggefressen sind. Neuere Erfahrungen empfehlen jedoch das Zögern und Nördlin g er namentlich das winterliche „Au fasten" alter bis 150 jähriger Kiefern. Diese „Wald- gärtnerei" lässt sich hören bei Stämmen, an deren Erhaltung besonders gelegen ist z. B. damit sie einen schirmenden Bestand für neue Anpflanzungen oder Saaten geben, ist in der Natur der Pflanze begründet und lässt sich vielleicht auch noch dahin er- weitern, dass mau durch Verbesserung des Bodens solchen Bäumen weiter nachhilft. Je vollständiger der Kahlfrass ist, destoweniger wird das Aufästen helfen, bei solchen Bäumen aber, denen noch Nadeln geblieben sind, kann man durch Wegnahme der am kahlsten gefressenen Aeste den stehen blei- benden, weniger entnadelten zu Hilfe kommen. Der Saft, der durch die Wurzeln nicht beschafft werden kann, um den ganzen Baum grün zu machen, wird auf diese Weise nur einem Theile der Aeste zugeführt und reicht aus, um diesen zu vollkommenen 38 Erste Äbtheilung. Trieben zu verhelfen und so das Gleichgewicht zwischen Wur- .jlqIu und Aesten wieder herzustellen. Für die Fälle nun, wo das Aufästen nicht ausreicht, sondern zum Hiebe geschritten werden muss, beantwortet Katzeburg die Fragen: Welche forstlichen Rücksichten sind beim Einschlage massgebend und wie muss dieser angewendet werden? in fol- gender Weise: a. Bestände über 80 — 100 Jahre-und überhaupt solche, welche in der ersten Frass-Periode liegen, auch wenn sie noch nicht das Alter erreicht haben, müssen gleich einge- schlagen werden, sobald sie vor Beendigung des Maitriebes voll- ständig entnadelt sind. Zuerst schlägt man die zu Bauholz und Brettklötzen geeigneten Stämme. Kann ihr Verkauf nicht so- fort erfolgen, oder können sie nicht verflöst werden, sondern müssen lagern, so hat man sie zu entrinden, am besten voll- ständig, mindestens so weit, dass höchstens 10,5^"" breite Rindenstreifen stehen bleiben. Kann Spaltholz gearbeitet wer- den, wie Stabholz, Schindelholz, AVerkklaftern, so folgen die Arbeiter, welche es bereiten, gleich hinter denen, welche Bau- holz einschlagen. Die starken Kloben in den Nutz- oder Werk- klaftern müssen gleichfalls entrindet werden. Erst jetzt, wenn alle zu Nutzholz verwendbaren Bäume aufgearbeitet und dadurch gegen das Verderben gesichert worden sind, geht man an das Brennholz; die Knüppel müssen einmal aufgespalten werden und es darf überhaupt kein Raupenholz rund und ungespalten in Klaftern gestellt werden. Alles Holz muss, wenn aufgespalten, womöglich einige Zeit in der Sonne liegen und austrocknen, bevor es aufgeklaftert wird. Die Klaftern müssen Unterlagen bekommen und dürfen nicht in grossen Haufen dicht zusammen- gedrängt werden. Ohne dergleichen Vorsichtsmassregeln ver- dirbt das im Safte geschlagene Holz. b. Wenn haubare Bestände, die nach dem Betriebsplane ohnehin in den nächsten 10 Jahren der Axt verfallen wären, so raupenfrässig sind, dass sie dadurch im Wüchse bedeutend zu- rückgesetzt werden würden, so sollen sie bald eingeschlagen werden, selbst wenn ihr gänzliches Eingehen nicht zu be- fürchten steht. c. Wenn dagegen jüngere Bestände aus spätem Perioden raupenfrässig sind, durch deren Einschlag der ganze Betriebs- Verhalten des Forstbeamteu zu den forstschädlichez Insekten. 39 plan gestört werden würde, so soll ihr Einschlag erst nach erfolgter Gewissheit des Todes vor sich gehen. d. Wird der Einschlag nicht so bedeutend, dass durch ihn' die Holzpreise gedrückt werden, so sollen auch die zweifelhaften Bestände mit gefällt werden; sinkt aber der Preis infolge des zu bedeutenden Einschlages und könnten die zu grossen Blossen nicht wieder angebaut werden, so muss man den Einschlag auf mehre Jahre vertheilen und hier wäre die geeignetste Gelegen- heit, durch Aufästen der noch etwas grün gebliebenen Bäume soviele wie möglich zu erhalten. IV. Vorliersage, Voraussicht. Die Bekanntschaft mit der Lebensweise eines forstschädlichen Insekts, dessen Vorhandensein durch Wahrnehmungen, wie sie unter I. angedeutet oder durch Probesuchen in einem Eeviere festgestellt worden ist, so wie die Kenntniss der Mittel, welche gegen dasselbe angewendet werden, sind zwar Vorbedingungen zur Entscheidung der Frage, ob und wie in einem bestimmten, vorliegenden Falle gegen dasselbe einzuschreiten sei, aber so zu sagen, nur erst die Theorie. Um diese Entscheidung zu geben, um das Gelernte praktisch anzuwenden, wird ein nach allen Seiten hin für den Forstschutz gründlich durch- gebildeter, erfahrungsreicher und gewandter Beamte vorausgesetzt, weil hierbei eine Menge von Faktoren mitwirken und eine richtige Voraussicht unter Umständen ausserordentlich erschweren, weil oft ein schneller Entschliiss gefasst werden muss, um die Gefahr mit der Verzögerung nicht zu vermehren. Jene Faktoren sind zweierlei Art, jenachdem sie 1. die natürlichen, 2. die wirthschaftlichen Verhältnisse berühren. 1. Was die natürlichen Verhältnisse anlangt, so kommt a. die Natur des bestimmten Feindes, der Grad seiner Schäd- lichkeit, ob er erfahrungsmässig vorübergehend und einmal in verheerender Weise auftritt, oder ob man Jahre hintereinander auf seine Thätigkeit rechnen darf, ob er allein auftritt oder ob man in seinem Gefolge weitere Feinde zu befürchten habe, ob seine wirksame Verfolgung imd in welchem Staude seiner Ent- wickelung möglich, oder ob die darauf zu verwendenden Kosten in keinem Verhältnisse zu dem erreichbaren Vortheilc stehen. 40 Erste Abtlieilung. In letzterer Beziehung sagt Ratzeburg: „Spinner und Borken- käler haben wir ganz in der Gewalt, bei andern, wie den Rüsslern und dem Maikäfer ist es schon misslicher und bei noch andern, wie beispielsweise bei den Wicklern, wird auch der beste Wille nichts vermögen, so weit wir jetzt die Therapie kennen". Zur Entscheidung dieser und ähnlicher Fragen soll eben die in der zweiten xVbtheilung gelehrte Naturgeschichte der Forstfeinde Fingerzeige an die Hand geben. b. Die Natur des angegriifenen Holzes kommt auch in Be- tracht, ob es sich um das weniger widerstandsfähige Nadel- oder das gegen Beschädigungen härtere Laubholz handelt, ob es sich, ab- gesehen von diesem^ Unterschiede, in einem geringeren oder höhe- ren Gesundheitszustände befindet, wobei Alter und Bodenbe- schaffenheit mitsprechen ; ob die angegriffeneu Bäume in einem ge- mischten Bestände, in kleineren, reinen Beständen, oder in einem meilenweit sich ausdehnenden Waldcomplexe wachsen, ob mithin eine weit sich ausbreitende Ansteckung wahrscheinlich ist oder nicht. c. Auch die unberechenbaren Witteruugsverhältnisse sprechen mit, welche einerseits den Feind in seine gewöhnlichen Schranken zurückweisen, andererseits sein Gedeihen befördern, einerseits seine schädlichen Wirkungen einigermassen ausgleichen, anderer- seits in empfindlichster Weise steigern können, wie beispiels- weise grosse Trockenheit die Borkenkäfer in ihrem Gedeihen und in ihren Beschädigungen am Holze unterstützt. d. Das Ueberhandnehmen der Schmarotzer, welches für ge- wisse Fälle nach einem dreijährigen Frasse beobachtet worden ist und mit dem dann die natürliche Hilfe eintritt, um das gestört gewesene Gleichgewicht wieder herzustellen, oder das- Umsichgreilcn einer Filzepidemie, welche dieselbe Wirkung her- vorbringt. Dergleichen, auf langjährige Erfahrungen gestützte Dinge, welche im Anhange der Aderflügler ausführlicher be- sprochen worden sind, sowie überhaupt das Eingreifen anderer natürlicher Feinde müssen bei Beurtheilung jedes vorliegenden Falles gleichlalls in Erwägung gezogen werden. 2. In wirthschai'tlicher Hinsicht kommt a. der Werth der angegriffenen Holzart in Betracht, da die wirthschaftlich werthvoUeren Hölzer natürlich grössere Ver- luste nach sich ziehen als die geringeren. Verhalten des Forstbeamten zu den forstschädlichen Insekten. 41 b. Ist der Kostenanschlag bei der Verfolgung eines Insekts reiflich abzuwägen gegen den Schaden, welchen es muthmasslich hervorbringen kann, damit jener diesem nicht gleichkomme oder gar ihn übertreffe. Oefter mag durch halbe Massregeln oder ein ungeschicktes Vorgehen gegen irgend einen Feind zu wenig Nutzen geschafft, aber zu viel Geld ausgegeben worden sein, so dass richtiger rechnende Leute sich der Ansicht zugewendet haben, es sei vortheilhafter gar nichts gegen jene kleinen Feinde zu unternehmen und dem natürlichen Laufe der Dinge zu ver- trauen, oder es sei besser, das viele Geld zunächst für die Aus- besserung der Beamtenstellen zu verwenden als • — unnütze Arbeiten damit zu bezahlen. In einzelnen Fällen mögen der- gleichen Anschauungsweisen nicht so ganz ungerechtfertigt sein, allein dann trifft die Schuld mangelhaft erreichter Ziele gewiss häufiger die ungeschickte Kriegführung als den guten "Willen, durch die Kriegführung überhaupt sich des Feindes zu erwehren. c. Auch muss das in Anwendung zu bringende Mittel im Einklänge mit dem Wirthschaftsbetriebe überhaupt stehen ; letzte- rer darf nicht unter jenem leiden, sei es nun dass der allgemeine Betrieb als massgebend oben an steht und sich das Mittel ihm unterordnen muss, sei es, dass der erstere an gewissen Lokalitä- ten beugsamer Natur sein darf und sich den öfter eintretenden Kalamitäten anzupassen hat, was die Verwaltung wohl er- schweren, aber die schützende Thätigkeit andererseits auch er- höhen kann. Die angeführten und sicher noch allerlei lokale Umstände sind in Betracht zu ziehen, bevor mit aller Energie gegen einen Forstfeind zu Felde gezogen werden darf, wenn man des günstigen Erfolges gewiss sein soll und dazu gehören, wie schon bemerkt, Umsicht, Erfahrungen und die beiden unter No. V und VI gleich weiter zu besprechenden Anforderungen au einen tüchtigen Forstschutzbeamten. V. Ueberwachiiu«' der oewisseuliaftesten Ausfülinuig' aller o-egeu die forstfeiiidliclieu Insekten vorznuelimenden Dinge. Vorausgesetzt, ein Feldzugsplan, um in dem naheliegenden, eben gebrauchten Bilde weiter zu reden, sei nach allen Regeln der Kriegskunst ersonnen und unter richtiger Würdigung der je- weiligen Verhaltnisse diesen angepasst, jeder Anführer bis zu 42 Erste Abtheilung. dem Unteroffizier biuab sei tüchtig und thue seine volle Pflicht: so würde trotzdem der Erfolg nicht der gewünschte sein , wenn nicht auch der gemeine Soldat, das Werkzeug zu den grossen Thaten, seine Schuldigkeit thäte. Eben so verhält es sich mit dem kleinen Kriege gegen die schädlichen Insekten. Alles kann zu ihrer Vernichtung bestens ersonnen, jeder der betreffenden Beamten auf seinem Platze sein und dennoch wird nichts Voll- kommenes erreicht, weil die ausführenden Arbeitsleute ihre Auf- gabe schlecht erfüllen. Zwischen ihnen und den Soldaten im Felde ist aber noch der grosse Unterschied, dass letztere ge- schult sind, die Arbeiter nicht oder nur zum kleinen Theile. Daher tritt für den Forstschutzbeamten die dringende Noth- wendigkeit ein, in jedem einzelnen Falle die Arbeiter nicht nur anzustellen, ihnen ihre specielle Arbeit vorzuschreiben, sondern auch, weil er ihre Leistungen nicht kennt, sorgfältig darauf zu achten, ob sie auch anstellig oder für vorliegenden Fall unbrauch- bar sind. Eine gewisse Anzahl von Holzhauern, ergraut im Forstdienste und schon mehr vertraut mit Dingen, mit welchen sich Leute ihres Standes sonst so leicht nicht befassen, vertreten die Stelle der Unteroffiziere, machen aber die Unterbeamten keinesweg entbehrlich. Dieselben haben vielmehr allerwärts zu sein, in ausserordentlichen Fällen treten die Oberförster und noch höhere Beamte in Thätigkeit, um sich selbst zu überzeugen, ob auch geschieht und richtig geschieht, was nach menschlichen Kräften geschehen kann. Schmetterliugseier sehen und geschickt einsammeln, Raupen oder andere Larven, Puppen, Käfer etc. sammeln und dabei möglichst kein Stück übersehen und liegen- lassen, will, wie jedes andere Ding, gelernt sein und ist nicht Jedermanns Sache, am wenigsten die eines gewöhnlichen Hand- arbeiters. Von der Gründlichkeit, mit welcher diese und ähn- liche Beschäftigungen ausgeführt werden, hängt aber der ganze Erfolg ab, sie entscheidet ob viel Geld ausgegeben und wenig genützt wird, oder ob weit grössere Summen erhalten bleiben. Darum ist eben die Verantwortlichkeit des Forstschutzbeamteu keine kleine und die strenge Ueberwachung der angestellten Arbeiter eine Aufgabe, deren er sich in ihrer vollen Grösse wohl bewusst sein muss. Was von der Bekriegung selbst gilt, findet auch Anwendung auf die vorbereitenden Arbeiten, z, B. das Probe- Verhalten des Forstbeatnten zu deu forstschädlichen Insekten. 43 suchen. Ein Oberförster kann nicht überall selbst sein und selbst sehen, er verlässt sich auf seine Unterförster, diesen dienen wieder Arbeiter um gewisse Ermittelungen zu machen. Sind diese nicht gewissenhaft und gründlich instruirt, der Grund- gedanke ein falscher, von dem man ausging, wie können dann die weiter darauf basirendeu Vorkehrungen von günstigem Er- folge sein? Daher Ueberwachiing überall, und Selbstsehen immer besser als Andere sehen lassen! Tl. Führuiio' eiuer übersiehtliciieii (lirouik, Abgesehen von dem wissenscbaftlichen Interesse und von dem darin enthaltenen Material für eine spätere Statistik, ist es zur Orieutirung für einen neu antretenden Eevierverwalter von grosser Wichtigkeit, übersichtliche Notizen über die Insekten- schäden des von ihm übernommenen ßevieres, also eine „ento- mologische Ortsgeschichte oder Chronik" vorzufinden; denn er erfährt daraus welchen Theilen des ßevieres er seine besondere Aufmerksamkeit in dieser Beziehung zu widmen habe und erhält dadurch auch einen gewissen Anhalt für die Vorher- sage (IV) in Fällen der Noth. Eine solche Chronik hätte etwa folgende Hauptgesichtspunkte aufzustellen : 1. Anfang und Ende des Frasses, also seine Dauer nach Datum bestimmt, woran sich Anfang und Ende der Verpuppung, Erscheinen des ersten und letzten Imago anschliessen und etwa noch Vermerke über die mittle Temperatur während der Entwickelungszeiten oder sonstige eigenthümliche Witterungsverhältnisse anknüpfen würden. 2. Ausbreitung des Frasses, bezeichnet nach den Revier- theilen und nach Flächenraum. Eine nach der Kalamität in den Zeiten grösserer Ruhe entworfene Karte könnte wesent- lich zur Veranschaulichung des Zerstörungsheerdes beitragen. Der Zustand des Holzes vor dem Angriffe seitens des Insekts hinsichtlich des Alters, Wachsthums, sowie besondere Erscheinungen während des Frasses sind hierbei zu verzeichnen. 3. Angewandte Mittel und Kosten derselben. Hier können gleichzeitig diejenigen Mittel bemerkt werden, welche die Natur durch meteorologische Einflüsse oder Herbeischaffung von Thieren aller Art anwendete, um das gestörte Gleichgewicht in ihrem Walten wieder herzustellen. 44 Erste Abtheilung. 4. Vci'halten der Bäume nach dem Frasse, etwa von der Zeit ab, in welcher der nächste Trieb eintritt oder eintreten milsste, also das fernere Schicksal der befressenen Bäume. Wir meinen, dass im Vorstehenden die wesentlichen Momente von dem enthalten sind, was die Ueberschrift dieses Abschnittes besagt, und dass derjenige Beamte, welcher die an ihn gestell- ten Forderungen erfüllt, zum Segen des Forstschutzes wirken Avird, so weit menschliche Fürsorge dabei überhaupt thätig sein kann. Zweite Abtheilung. Natnrgeschichte der schädlichen Insekten nnd Mittel gegen dieselben. Hinweis auf die nützlichen Thiere insofern sie Feinde jener sind. Einführung in die Insektenkunde {Entomologie.) Die Insekten, Kerb thiere oder Kerfe entstehen mit sehr wenigen Ausnahmen aus Eiern, welche durch die Luft- wärme ausgebrütet werden. Das ausgekrochene junge Thier ist dem erwachsenen, fortpflanzungsfähigen in sehr seltenen Fällen bis auf die geringere Grösse und etwa andere Färbung ähnlich, sondern in den meisten Fällen wesentlich von ihm verschieden, es „verschleiert" noch seine wahre Gestalt und heisst darum Larve. Diese Larve, darauf angewiesen, durch Aufnahme reich- licher Nahrung zu wachsen, streift in der Regel mehre Mal ihre Haut ab, kommt mit einer neuen, öfters anders gefärbtem her- vor und vergiössert allmälig ihren Körperumfang. Dieser Häu- tungsprozess ist als eine Art von Krankheit zu betrachten ; denn während desselben nimmt die Larve einige Tage keine Nahrung zu sich, hat alle ihre Kräfte aufzubieten, um das alte Gewand vom Kopfe oder wenigstens vom vordem Körpertheile aus ab- zustreifen, und ist während dieser Zeit am empfindlichsten gegen äussere Einflüsse. Ist dieser Zustand glücklich überstandeu, so stellt sich die Fresslust mit besonderer Energie ein. Erst nach der letzten Häutung erscheint das entwickelte, fortpflanzungsfähige Insekt in seiner wahren Gestalt; es ist nun entschleiert und zum „Imago" geworden. Daher bezeichnet man das vollkommene 46 Zweite Äbtheilung. Insekt im Gegensatze zu seineu fiüheru Ständen mit dem Worte Imago, oder wenig zweckmässig, besonders weil eine Ordnung für sich den Namen in Ansprucli nimmt, als „Fliege". Seine Aufgabe ist es, die Art fortzupflanzen und seine eigene Er- näliriing nur das Mittel dazu. Bei ihm sind die Fortpflanzungs- werkzeuge in den Vordergrund getreten, iwähreud die Ernährungs- organe bei der Larve die Hauptrolle spielen. Somit entsteht ein Insekt durch Verwandlung oder Metamorphose. Bei diesem Entwickelungsgange sind zewi w^esentlich ver- schiedene Fälle zu unterscheiden. In dem einen nämlich (Heu- schrecken, Baumwanzen u. a.) ist die Larv^e in der äussern Er- scheinung, wie in der Lebensweise sehr wenig vom Imago ver- schieden, sie hat jedoch niemals Flügel, wenn dieses damit aus- gerüstet ist, und trägt sonst auch für ein auf solche Dinge ge- übtes Auge Anzeigen ihrer Unvollkommenheit an sich: die Far- ben sind unbestimmter, die Zahl der Fühlerglieder noch ge- ringer, am Leibesende fehlen noch gewisse Anhängsel, die Körperumrisse sind plumper u. dgl. Die Flügelstumpfe, welche bei einer der ersten Häutungen auftreten, werden mit jeder folgenden etwas grösser bis sie nach der letzten zum Imago ihre volle Ausbildung erlangen. Jedenfalls geht hier die Ent- schleierung des Imago sehr allmälig und ohne merkliche Sprünge vor sich, die Verwandlung ist eine unvollkommene, im Gegen- satze zu der vollkommenen Metamorphose. Wo diese Statt hat — und es ist die überwiegende Mehr- zahl der Kerfe in dieser Lage — tritt die Larve mehr oder weniger wurmförmig auf und führt oft eine ganz andere Lebens- weise wie die Fliege, es sei nur an die pflanzenfressende SchiMctterlingsraupe und an den Honig und Thau leckenden Schmetterling erinnert. Nach ihrer letzten Häutung tritt die Larve in einen Zustand vollkommener Ruhe, sie wird zu einer Puppe, welche keine Nahrung mehr zu sich nimmt, äusserlich aber die Formen des vollkommenen Kerfs erkennen lässt. Ist sie zur Entwickelung reif, so sprengt das sich in ihr regende Imago vom Nacken her seine Umhüllung, es erfolgt im andern Sinne als bei der Larve die allerletzte Häutung, das Imago kommt hervor und es bedari nur einer Zeit von wenigen Stunden, da- Naturgeschichte der schädlichen Insekten. 47 mit sich die Flügel entfalten und hart werden; bei den Käfern muss der trocknende Einfluss von Luft und Wärme länger thätig sein, um dem Panzer seine gehörige Festigkeit zu geben. Wenn vorher bemerkt wurde, dass bei der unvollkommenen Verwandlung der Mangel an Flügeln in erster Linie die Larve vom Imago unterscheiden lehre, so folgt daraus, dass dieser Unterschied wegfällt, wenn letzteres niemals Flügel bekommt, und in der That kann man bei solchen Kerfen genaugenommen nicht von (äusserlichcr) Metamorphose sprechen. Ungeflügelte Blattläuse, gewöhnliche Läuse an Menschen und Vieh, die Feder- liuge auf Vögeln und Haarlinge auf Säugern, beiderlei nur von der Körperbekleidung ihrer Wirthe sich nährend, sind verwand- lungslose Insekten ; sie aber und noch andere wegen des Mangels der Flügel als Aptera (Ungeflügelte) zu einer besonderu Ordnung zu erheben, wie von englischen und französischen Forschern geschehen, mag einen praktischen Nutzen gewähren, lässt sich aber vom wissenschaftlichen Standpunkte aus nicht recht- fertigen. Denn einmal darf den Flügeln keine so hohe Bedeu- tung bei einer Eintheilung eingeräumt werden, weil in allen übrigen Ordnungen flügellose Formen vorkommen, und dann gehen die Ungeflügelten in ihrem sonstigen Körperbau zu weit auseinander, um in eine Ordnung vereinigt werden zu können. Den Entwickelungsgang eines Insekts durch den Ei-, Larven- und Puppenzustand hindurch bis zu seiner Vollendung oder mit Uebergehung des Puppenstandes bei solchen, die eine unvoll- kommene Verwandlung besteben, nennt man eine Generation und hat sich hinsichtlich der Zeitdauer gewisse Ausdrucksweisen klar zu machen. Viele Insekten brauchen zu einer Generation einen Zeit- raum von 12 Monaten, ihre Generation ist einjährig oder „sie haben eine Generation im Jahre", bei welcher Ausdrucksweise natürlich von der Begrenzung unseres bürgerlichen Jahres abge- sehen werden muss. Bei andern kommen im Laufe von 12 Monaten zwei Generationen zu Stande und man unterscheidet dann eine Winter- und eine Sommergeueration. Erstere ist diejenige, welche auf einer der Entwickelungsstufen den Winter durchlebt und also wegen dieser, allen Fortschritt hemmen- den Jahreszeit länger dauert, letztere diejenige, bei welcher durch 48 Zweite Abtheilung. (las warme Wetter die Eutwickelung beschleunigt wird und sich in wenigen Wochen vollendet. Ein Beispiel möge das Gesagte erljlutern. Die Kiefernblattwespen der Gattung Lojihynis, die wir später näher kennen lernen werden, überwintern in ihren tonnenartigen Cocons als Larven; etwa l4 Tage vor der Flug- zeit der AVespe im April oder Mai erfolgt die Verpuppung. Alle hierzu gehörigen Stände, die im Spätsommer gelegten Eier und die im Herbst fressenden Larven bilden die Wintergeneration. Die im Frühjahre schwärmenden Wespen paaren sich, legen in den Eiern den Grund zu der Sommergeneration, welche etwa in 5 — 6 Wochen mit einem nochmaligen Schwärmen der Insekten zum Abschluss kommt, zeitig genug, um die ihnen entsprossenen Larven noch vor Eintritt des Winters zur Reife gelangen zu lassen. In allen diesen Fällen pflegt die Sommergeneration die fruchtbarste und in ihren Wirkungen auf unsere Kulturen mit- hin auch die empfindlichste zu sein. Es kommen sogar Insekten vor, welche so kurze Zeit zu ihrer Eutwickelung bedürfen, dass sie in Jahresfrist mehr als zwei Generationen zu Stande bringen. Sie bilden den Gegensatz zu solchen, welche mehre Jahre zu einer Generation gebrauchen, deren Generation also mehrjährig ist, wie z. B. die des Mai- käfers, wobei man jedoch etwas inconsequent bei der Zählung zu Werke geht und als Jahr nicht eine Frist von 12 Monaten annimmt, sondern die Jahreszahlen nach der bürgerlichen Zeit- rechnung. Durch die verschiedenzeitige Eutwickelung der Individuen ein und derselben Art, besonders dann, wenn dieselbe ausnahms- weise in sehr bedeutenden Mengen auftritt, oder durch gleich näher zu bezeichnende Unregelmässigkeiten werden die eben auseinandergesetzten Verhältnisse mehr oder weniger verwischt, darum aber noch besondere Ausdrücke einzuführen und z. B. von anderthalbiger Generation mit Ratzeburg zu reden, scheint mir, weil unklaren Vorstellungen Vorschub leistend, nicht zweckmässig zu sein. Die Zeit, welche ein Kerf zu einer Generation gebraucht, hängt ab a. wesentlich von der Natur der bestimmten Art, und be- grenzt sich schärfer, ist auch besser zu beobachten bei allen K^aturgeschichte der schädlichen Insekten. 49 Ireilebenden Insekten , unsicherer zu bestimmen und weniger von den äusseren Einflüssen berührt bei allen denen, welche bohrend und für den Beobachter verborgen leben. Bei letzteren scheint sie grössern Schwankungen unterworfen zu sein, wie dies in den Verhältnissen liegt; denn die Entwickeluugszeit hängt auch ab b. von der Wärme und Feuchtigkeit in der Luft und gewiss von noch mancherlei andern uns zum Theil bis jetzt verborgenen Umständen. Reichliches Vorhandensein der Genannten nebst hinreichender Nahrung begünstigen die Entwickelung, Mangel daran verzögert sie wesentlich, wie schon die angeführten Bei- spiele der Winter- und Sommergeneration derselben Art lehren, wie man sich aber auch bei aufmerksamer Beobachtung der einen Generation ein und derselben Art überzeugen kann. Wenn somit bei den später besprochenen Kerfen die Lebenszeit der einzelnen Stände durch Monatsnamen angegeben ist, so kann damit immer nur eine mittlere Zeit gemeint sein, da es öfter von den Witterungsverhältnissen abhängt, ob die Flugzeit eines Insekts um 4 Wochen verfrüht oder 4 Wochen verspätigt wird. Dass ausserdem aber auch andere Umstände einwirken müssen, hat wenigstens die künstliche Zucht in vielen Fällen gezeigt. Von mehren Schmetterlingspuppen beispielsweise, welche vielleicht kaum 8 Tage auseinander den Raupenstand verliessen und unter ganz gleichen Verhältnissen geruht haben, kann der Schmetterling in Zwischenräumen von 6 — 7 Wochen ausschlüpfen, ja es können jahrelange Verzögerungen eintreten bei einer oder der andern. Suchen wir nach einem Erklärungsgrunde solcher Erscheinung, so kann dieser etwa nur lauten: Die Natur muss wohl in dergleichen Unregelmässigkeiten ein Schutzmittel für Erhaltung der Art geschaffen haben. Sie wölke Sorge dafür tragen, dass wenn etwa eine Generation an einer bestimmten Lokalität durch irgend welche Unglücksfälle zur normalen Ent- wickeluugszeit zu Grunde ginge, die abnorme Entwickelung hierfür einträte. Wenn es aber feststeht, dass neben der Natur der einzelneu Art auch die lokalen Temperaturverhältnisse den wesentlichsten Einfluss auf die Zeitdauer zu einer Generation ausüben, so können letztere auch so mächtig werden , dass sie in wesentlich verschiedenen Gegenden die Entwickeinngszeiten ein und der- Tas eil eil b erg, Forstiiisekteii. 4 50 Zweite Abtheilung. selben Art sogar umgestalten. In Deutschland und denjenigen Gegenden Europa's, welche entsprechende klimatische Verhält- nisse haben, überwintern beispielsweise die Weisslinge nur als Puppen, und jede Raupe, welche noch nicht zur Verpuppung reif ist, bevor die winterliche Jahreszeit eintritt, muss zu Grunde gehen. Anders gestalten sich die Verhältnisse für das mildere Klima Siciliens, wo diese Proletarier gleichfalls fliegen. Hier kann auch die Raupe überwintern. Auf diese Weise werden sich die Entwickeluogszeiten derjenigen wenigen Insekten, welche als Weltbürger bezeichnet werden dürfen, dem Klima angemessen, in welchem sie leben, anpassen und für die ver- schiedenen Gegenden verschieden verhalten. In den meisten Fällen sind die bestimmten Arten jedoch auf Gegenden beschränkt, wo die klimatischen Verhältnisse nahezu dieselben sind, und dann bleibt sich ihre Entwickelungszeit überall, von kleinen Schwankungen abgesehen, gleich. Bei uns zu Lande, und dies wird überall so sein, kann ein Insekt auf jeder der Eutwickelungsstufen überwintern, jedoch pflegt dieses bei jeder Art nur auf ein und derselben bestimmten Stufe zu geschehen, hier als Ei, dort als Larve, im dritten Falle als Puppe und im vierten als Imago. Damit ist jedoch nicht gesagt, dass, besonders bei den gegen die Witterungseinflüsse mehr geschützten, im Holze bohrenden Kerfen nicht mehre Stände nebeneinander überwintern könnten und dass auch in dieser Beziehung als Schutzmittel zur Erhaltung der Art Ausnahmefälle vorkämen und bisweilen so häuflg vorkommen, dass sie für solche Arten nicht als A usn ahm s fälle bezeichnet Averden können. Die Holzbohrer sind in ihren Wohnungen gegen den Winter ge- schützt, die Freilebenden suchen sich passende Verstecke hinter Rindenrissen, in den verlassenen Bohrlöchern grösserer Kerfe, in den Löchern faulender Stämme, in der Erde, unter moderndem Laube, unter ^loos, hinter Flechten, in Mauerlöchern, mensch- lichen Wohnungen u. dgl. Ueberhaupt aber hat Mutter Natur dafür Sorge getragen, dass jedes Kerf, so zart es auch sonst zu sein scheint, in dem Zustande, in welchem es zur Ueber- winterung bestimmt ist, auch denjenigen Widerstandsgrad gegen die schädlichen Einflüsse von aussen besitzt, der ihm zur Er- haltung des Lebens nöthig ist. Larve und Imago verfallen Naturgeschichte der schädlichen Insekteil. 51 in Winterschlaf und können in diesem Zustande hart gefrieren ohne getüdtet zu werden. Darum ist aber auch ein normaler, rechtschaffener Winter einem Insekt viel weniger nachtheilig, als ein abnormer und besonders milder, in welchem zu wiederholtem Male grosse Temperaturdifferenzen auf einen Zeitraum von wenigen Tagen fallen. Am nachtheiligsten wirken beim Ausgange des Winters starke Fröste bei viel Nässe, dies sind aber auch Feinde der Pflanzenwelt, die vielleicht im Grossen und Ganzen weniger Widerstandsfähigkeit gegen abnorme Witterungsverhältnisse be- sitzt als die Insektenwelt, bei deren Vernichtung man also viel weniger auf das Wetter bauen darf als man allgemein anzu- nehmen pflegt. Nach diesen allgemeinen Bemerkungen über die den meisten Insekten eigenthümliche Entwickelungsweise gehen wir /Air Betrachtung der einzelnen Stände selbst über, jedoch nur inso- weit, als es zum Verständnisse der im Folgenden abzuhandelnden forstschädlichen Kerfe nöthig, und beginnen mit dem voll- kommensten Zustande. I, Die Insekten, im Sinne der heutigen Wissenschaft, gehören zu den Gliederthieren (wie die Tausendfüssler, Spinnen, Krebse und Riugelwürmer), d. h. Thieren, deren Festestes am Körper in einem äussern, gegliederten Hautskelet, ja unter Um- ständen aus einem förmlichen Panzer besteht, an welchen sich die weichen Theile nach innen ansetzen und ihre Stütze finden. Dieses Hautskelet ist allerdings bei den verschiedenen Arten sehr verschieden hinsichtlich seines Härtegrades und muss in manchen Fällen sogar als weich bezeichnet werden. Vor- herrschend hat es jedoch eine hornige Beschaffenheit, obne seinem Wesen nach Hörn zu sein. Man hat die Masse chemisch untersucht und als stickstoffhaltige, in Aetzkali unlösliche Sub- stanz befunden und sie mit dem Namen „Chitin'^ belegt. Der Chitinpanzer der Insekten zerfällt als wesentliches Unterscheidungs- merkmal von den übrigen Gliederthieren in drei Hauptabschnitte, die in Bezug auf ihre Bedeutung verschiedeuwerthig sind und Kopf-, Mittel- und Hinterleib heisseu. 1. Der Kopf und seine Theile, 52 Zweite Abtheilung. Der Kopf als vorderster Theil scheint aus einem für sich bewegliehen Stücke zu bestehen, ist aber aus mehren, eng mit einander verwachsenen Stücken zusammengesetzt und bietet in Hinsicht seiner Form , Anheftungsweise und damit zusammen- hängenden Beweglichkeit grosse Verschiedenheiten, welche das Aussehen eines Kerbthieres wesentlich bedingen. Die einzelnen Gegenden desselben haben besondere, leicht verständliche Namen (Scheitel, Stirn, Gesichtete). Wenn bei gewissen Insekten, wie z. B. bei den Fliegen, noch besondere Ausdrücke eingeführt worden sind, so gedenken wir derselben au den betrefienden Stellen, merken uns hier zunächst nur, dass der vorderste Theil das Kopfschild (chjpcus) heisst, ohne dass es darum immer durch eine Quernaht vom Gesicht getrennt zu sein braucht. Der Kopf ist Träger der Augen, Fühlhörner und Mundtheile. a. Die Augen (oculi), welche nur einigen Höhlenbewohnern gänzlich fehlen, sind unbeweglich und von eigenthümlichem Baue; jedes derselben besteht nämlich aus einer innigen Ver- einigung einer grösseren oder geringeren Anzahl von Sehwerk- zeugen. Mikroskopisch kleine Kegel oder Pyramiden stehen mit ihren Spitzen nach innen, mit den Grundflächen (Fasetten ge- nannt) nach aussen und bieten dadurch den Lichteindrücken ein verhältnissmässig vielseitiges Feld. Die Gestalt dieser beiden zusammengesetzten Augen, ihre Stellung am Kopfe, die Be- schaffenheit ihrer Oberfläche, die nackt oder behaart sein kann, ihre Farbe etc. bieten der Unterschiede in Menge. Ausser diesen Augen kommen bei vielen Insekten oben auf dem Scheitel noch 3 (auch 2) sogenannte Neben au gen, Punkt- augen, Ocellen {occUl, stcmmata) vor, die als zarte, glänzende Halbkugeln heraustreten und im vergrö^serten Massstabe etwa eine einzelne Fasette der zusammengesetzten Augen darstellen mit etwas verändertem anatomischen Baue. b. Die Fühlhörner, Fühler, Antennen {untcnnac) sind 2 am Kopfe beweglich eingelenkte, in ihrem Aussehen ausserordentlich verschiedene, symmetrische Körperchen, welche sicherlich dazu dienen, äussere Eindrücke aufzunehmen und dem Kerfe zuzuführen. Ob sie blos dem Tastsinne dienen, oder dem Sinne des Geruchs, oder dem des Gehörs, für welche beide letzteren kein anderes Organ bezeichnet werden kann, darüber Naturgeschichte der schädlichen Insekten. 53 ist von den Sachverständigen viel hin und her gestritten worden, ohne dass man schlagende Gründe für die eine oder andere An- sicht hat auffinden können. Die Fühler, welche keinem Kerfe fehlen, bei dem einen (Libellen) ihrer Kleinheit wegen leicht übersehen werden können, bei andern dagegen ungemein lang sind, wie beispielsweise bei der grünen Laubheuschrecke, bestehen aus mehren, oft sehr vielen und dünnen, schwieriger oder leichter zu zählenden Gliedern und heissen gerade, wenn diese Glieder alle in der- selben Richtung mit dem immer sich auszeichnenden Grundgliede verlaufen. Bilden dagegen alle folgenden Glieder mit dem meist längeren und dickeren Grundgliede einen Winkel, so nennt man die Fühler gebrochen, gekniet oder geknickt (Ameisen, Honigbiene), das Grundglied den Schaft, die Gesammtheit dei übrigen Glieder die Geissei (oder den Faden), welche beide letzten Ausdrücke auch auf die geraden Fühler übertragen worden sind, wenn man den Unterschied des Grundgliedes von den übrigen hervorheben will. Behält ein Fühler in seinem Ver- laufe bis zur Spitze so ziemlich dieselbe Stärke, so heisst er fadenförmig, dagegen borsten form ig, wenn er nach der Spitze hin merklich dünner wird, keulenförmig, wenn er sich eben dahin verdickt. Bisweilen erfolgt diese Verdickung plötz- lich an der Spitze, dann bilden die letzten Glieder einen End- knopf, Fühlerknopf. Weitere Eigenthümlichkeiten in der Fühlerbildung, welche bisweilen sehr charakteristische Merkmale für ganze Familien abgeben, werden geeigneten Orts ihre Wür- digung finden. c. Die M und th eile, F res s werk zeuge am vordersten Kopftheile treten in zwei wesentlich verschiedenen Wirkungs- weisen auf und in noch grösserer Verschiedenheit ihrer Formen. Man unterscheidet nämlich zunächst beissende und saugende Mundtheile, von denen die ersteren, wie der Name besagt, zur Zerkleinerung fester Nahrungsmittel eingerichtet sind, während mit der letzteren Art nur Flüssigkeiten in verschiedener Weise aufgesogen werden können. «. Die b eissenden Mundtheile sind zwar nicht immer so vollkommen entwickelt, wie an dem grossen Lauikäfer unserer 54 Zweite Abtheilung. Fig. 1. Illustration, iiunierhin aber nach demselben Urbilde. Hiernach bestehen sie aus einer Oberlippe {labrum, +), welche hier breit und ausgerandet, in andern Fällen anders gebildet, auch nicht immer sichtbar ist, indem sie sich unter dem Kopfschilde versteckt. Sie schliesst nach oben, wie die Unterlippe nach unten die Mund- öffnuug, ohne dass beim Schlüsse eine Berührung beider Statt zu finden braucht; denn zwischen ihnen liegen noch andere Mundtheile : der Oberkiefer, die K in n - backen, M a n d i b e 1 n (mandibiilae, oh) ; er ist horniger Natur, besteht aus 2 von den Seiten her gegeneinander beweg- lichen Stücken, die im Allgemeinen, hier sehr deutlich, den beiden Flügeln einer Kneipzange ähnlich wirken. Unter dem Oberkiefer liegt der meist weniger harte Unterkiefer, die Kinnladen, Ma- xillen (maxiUae, uk), er besteht nicht, wie jede Kinnbackenhälfte, aus einem Stück, sondern ist mehrfach gegliedert. Das unterste quere und kurze Stück, welches unserer Figur fehlt und die Einlenkung in der Mundhöhle bewirkt, heisst die Angel, das sich mehr oder weniger rechtwinkelig daran ansetzende Stück der Stiel; an den Stiel setzen sich durch Verwachsung ein oder zwei getrennte L a p p e n oder Laden (lobiis) an. Sind es ihrer 2, so unterscheiden sie sich als ein innerer und äusserer oder unterer und oberer. In unserer Figur lässt sich der Stiel vom untern Lappen, welcher nach innen bewimpert ist und auch Kaustück (mando) heisst, nicht unterscheiden, der obere (* *) erscheint zweigliedrig (tasterartig, eine Eigenthüm- lichkeit der Sand-, Lauf- und Schwimmkäfer). Ist er, wie bei den Heuschrecken, sehr stark entwickelt, so wird er wohl auch Helm genannt. Die beiden äussern viergliedrigen Anhänge, welche in ähnlicher Weise immer vorkommen, heisseu Kiefer- ßcissende Mundtheile von Carabus intricatun (2 mal vcrgrössert). Naturgescliichte der scliädliclien Insekten. 55 taster (palpi maxiUarcs). Die Unterlippe (lahiuni, ul) ist gleichfalls aus mehren Theilen zusammengesetzt, die von den verschiedenen Schriftstellern verschieden gedeutet und benannt worden sind. Den untern, hornigen Theil pflegt man als Kinn (mcntum) von dem mehr oder weniger entwickelten häutigen Theile, der Zunge (//»(/«fO zu unterscheiden. An der Unterlippe sitzen gleichfalls seitlich oder vorn mehrgliedrige Taster, die Lippen- taster (imlpi labiales, iit). Alle 4 Taster begreift man auch unter dem Namen der Fress spitzen, Palpen zusammen. ß. Die saugenden Mundtheile sind bei den Schmetterlingen anders gebaut, wie bei den Fliegen und hier wieder anders, wie bei den Wanzen und ihren Verwandten , darum wird ihre Einrichtung bei den betreffenden Ordnungen näher besprochen werden. Man kann die einzelnen Theile dieser Apparate auf die eben erörterten der beissendeu Mundtheile zurückführen. 2. Der Mittelleib, Rumpf, Thorax {tJiorax) und seine Theile. Der Mittelleib besteht aus drei*) Ringen, dem Vorderbrust- ringe (prothorax), Mittelbrustringe (mesotlwrax) und dem Hinter- brustringe (nictathorax), die entweder alle 3 innig mit einander verwachsen sind und in ihrer Gesa mm theit den mittlen Haupt- abschnitt des lusektenkörpers ausmachen (Fliegen, Bienen, Schmetterlinge u. a.) oder der Vorderbrustring ist gegen die beiden andern Ringe frei beweglich (b folgende Figur) und bildet allein den mittelsten Hauptabschnitt des Körpers, indem die beiden andern, von oben her gesehen, durch die Flügeldecken mit dem Hinter- leibe zusammen zu einem Stücke verbunden zu sein scheinen. Mau sagt in diesem Falle, „ der Vorderbrustring sei frei" (Käfer, Wanzen u. a.); dieser Fall tritt aber stets dann ein, wenn die Vorderflügel zu härteren Flügeldecken werden (s. weiter unten). *) So lehrt man gewöhnlieh ; doch haben schon ältere, dann vergessene, in der Neuzeit wieder bestätigte anatomische und morphologische Untersuchungen bewiesen, dass ein sogenanntes Zwischenglied bei vielen Insekten (Käfern , Hautflüglern, Geradflüglern) sich eng als obere Hälfte eines vierten Thorasringes an 'den Hinter- rücken anschliesst, während es bei den Dipteren , Schnabelkerfen und Libellen einen auch nach unten geschlossenen King bildet und dem Hinterleibe angehört, so dass hier der Mittelleib in der That nur aus 3 Segmenten besteht. Bei den Schmetter- lingen rechnet man es auch noch zum Mittelleibe, es zeigt aber seiner ganzen Natur nach schon mehr Hinneigung zum Hinterleibe als zu jenem. 5(5 Zweite AbthoUung. Jeder dieser 3 Mittelleibsringe ist aus mehren Stücken zusammen- gesetzt, für die man auch bestimmte Namen eingeführt hat; die Rückenseite eines jeden wird als Vorder-, Mittel-, Hinterrttcken (pro-, meso-, metanotum), die Unterseite als Vorder-, Mittel-, Hinterbrust (^yro-, meso-, mefasternuni) näher bezeichnet, wenn Veranlassung dazu vorhanden ist. Den Rücken des freien Vorderbrustringes nennt man ganz allgemein das Hals Schild und manche Schriftsteller bezeichnen es bei den Käfern der Kürze wegen, aber entschieden mit Verstoss gegen die Con- sequenz als „thorax". In den meisten Fällen markirt sich mitten am Hiuterrande des Mittelrückens eine Stelle durch be- sondere Färbung, besondere Form oder sonst wie und heisst das Schildchen, Rückenschildchen (scutellmn), Der Mittelleib, und nur dieser (nie ein Hinterleibsglied) trägt die sechs Beine, welche jedes vollkommene Insekt ohne Ausnahme haben muss, und zwar jeder der drei Ringe ein Paar, der zweite und dritte auf der Rückenseite überdies die Flügel, wenn deren 4 vorhanden sind. a. Die Beine werden als Vorderbeine, Mittelbeine und Hinterbeine unterschieden , wenn man eines der Paare besonders bezeichnen will, soll dagegen das erste und zweite Paar zu- sammengcfasst werden, so sagt man „vordere Beine'', das zweite und dritte Paar zusammen nennt man „hintere Beine". Die- selbe Bezeichnungsweise ist selbstverständlich auch von jedem einzelnen Theile eines Beines gebräuchlich; diese aber sind: «, Die Hüfte (coxa, Fig. 2 *^, derjenige verschiedengestaltige Theil, welcher mit dem Rumpfe in unmittelbarer Verbindung steht und häutig in die sogenannte „Gelenkpfanne'' eingelenkt ist. ß. Der Schenkel (femur , i) ist meist der kräftigste Theil des Beines und steht zur freieren Bewegung mittelst einer oder zweier kurzen Gliederchen, der Schenkelringe, Hüfthöcker (frochanfer **) mit der Hüfte in Verbindung. y. Die Schiene, Tibie, das Schienbein (tihia, g) folgt auf den Schenkel, ist oft mit Haaren „bekleidet", mit Borsten oder Dornen „bewehrt" und namentlich mit einem oder zwei Dornen an der Spitze, den sogenannten Sporen oder Enddornen. S. Fuss (farsus, h) endlich heisst der letzte, aus höchstens fünf Gliedern (Fussgliedern , Zehen) zusammen- Naturgeschichte der schädlichen Insekten. 57 Fig. 2. gesetzte Theil, welcher l';)st immer am Ende 2 hakenartige Krallen zum Festhalten trägt. Die 3 Beinpaare eines Insekts sind niemals so gleichartig gebildet, dass man das eine mit dem andern vertauschen könnte, namentlich zeigt das vorderste und hinterste verschiedenartige Modi- ficationen, jenes kann zu Raub- oder Fangbeinen, dieses zuSpring- b einen , Schwimra- beinen werden, das mittelste Paar wird, weil durch nichts aus- gezeichnet, am wenig- sten einerweitern Be- achtung gewürdigt, b. Die Flügel kommen vorherr- schend in der Vier- zahl vor; die Mücken und Fliegen (die Ord- nung der Dipteren bildend) haben nur zwei und der gänz- liche Mangel der- selben kommt mehr oder weniger verein- zelt in allen Ord- nungen vor. Die vier Flügel scheiden sich inVorder- undHin. terflügel u. können ^^^^^^^ .^^^.^^^^^ ^^^pp^it vergrössert). alle gleichartig oder « Kopf, * Vorder-, c Mittel -,«? Hinterbrustring, c Hinter- 1 • 1 -• • leib . f Schenkel, g Schiene, h Fuss. ungleichartig sein. ' -^ ' ^ Die gleichartigen sind der Regel nach dünnhäutig und werden von Adern, Rippen gestützt, welche nach der Länge und Breite gesetzmässig verlaufen und sehr häufig wichtige Unter- scheidungsmerkmale abgeben. Der von solchen Adern ringsum abgeschlossene Raum, (auch wohl ein Stück, das Adern und der Rand abschliessen) heisst eine Zelle. Um sich auf einem solchen Flügel orientiren zu können, denkt man sich alle vier 53 Zweite Abtheilung. SO ausgebreitet, wie man sie in einer normal aufgestellten Schmetterliugssammliing zu sehen bekommt und nennt dann den nach vorn gerichteten Eand eines jeden den Vorderrand, den gegenüberliegenden den Innenrand und den am weitesten nach rechts oder links sich erstreckenden den Aussen ran d, Saum, auch Hinterrand, den Winkel, den dieser mit dem Vorderrande bildet, die Flügelspitze und den andern mit dem Innenrande den Innen- oder Afterwinkel, welcher allerdings in den meisten Fällen mehr einem Bogen als einem Winkel ähnlich ist. Von 4 ungleichartigen Flügeln sind die vordersten mehr hornartiger Natur, während die hintersten dünnhäutig bleiben, sind anders gefärbt und heissen F 1 ü g e 1 d e c k e n , D e c k s c h i 1 d e (clytra)^ und der Rand, an welchem sie übereinandergreifen oder sich in einer „Nahf berühren in der Ruhelage ist der Innen- rand, der gegenüberliegende der Aussen r and; beide bilden in der Regel hinten die Spitze oder bei „ gestutzten ^^ Flügel- decken einen Hinterrand. Die Flügeldecken verbergen, wie ihr Name ausspricht, die Hinterflügel, welche sich daher der Länge nach falten, wenn sie breiter, auch in die Quere einklappen können, wenn sie überdies länger als die Decken sind. Gleichzeitig bedecken sie den Rücken des Kerfs mehr weniger vollkommen und dieser hat dann in der Regel eine weichere Haut als der Bauch. Zum Fliegen dienen die Flügeldecken nicht, höchstens als Fallschirm beim llera])lassen aus der Luft. Die nöthige Beweglichkeit des Körpers erfordert, dass alle Insekten mit Flügeldecken stets eine freie Vorderbrust haben müssen. 3. Der Hinterleib, das Abdomen (ahdonien). Dieser Körpertheil besteht aus 3—9 Ringen, Segmenten, welche jedoch keine geschlossenen Ringe darstellen, sondern jedes Glied zerfällt in eine Rücken- und eine Bauchschuppe. Insofern diese sich gegenseitig etwas verschieben und namentlich an der Bauchspitze übereinander legen können, kommt nicht selten der Fall vor, dass die Zahl der sichtbaren Bauchschuppen von der der Rückenschuppen abweicht und es unter Umständen nicht ohne Schwierigkeiten ist, die Anzahl der Hinterleibsringe lestzustcUen ; überdem kommt Verwachsung einiger nicht selten vor. Naturgeschichte der schädlichen Insekten. 59 Vou grösserer Bedeutung für die Körperform eines Kerfes, als die Anzahl seiner Hinterleibsglieder ist die Art und Weise, wie sich der Hinterleib an den Thorax anheftet, und in dieser Beziehung lassen sich, abgesehen von gewissen Uebergangs- formen, 4 verschiedene Fälle unterscheiden: Erstens ist der nach vorn in keiner Weise verjüngte Hinterleib mit seiner ganzen Fläche an die entsprechend grosse Hinterwand des Mittelleibes angewachsen, beide bilden ein ununterbrochenes Stück (Käfer, Blattwespen) und man sagt dann, der Hinterleib sei ange- wachsen. In einem zweiten Falle legt sich die nicht ver- schmälerte AVurzel des Hinterleibes eng an die entsprechende Hinterwand des Mittelleibes an , beide sind aber mit harter Haut überzogen und hängen nur durch einen sehr kurzen, faden- förmigen Kanal au ihrem Unterrande mit einander zusammen (Bienen, Wespen). Dieser anhangende Hinterleib hat im Gegensatze zu dem angewachsenen die kleinste Fläche mit dem Mittelleibe gemein. Denken wir uns nun jenen kurzen Kanal stielartig verlängert und den Hinterleib nach der Wurzel zu mehr oder weniger verengt, so erhalten wir einen gestielten Hinter- leib, der sich hinsichtlich der Länge und Dicke des Stieles sehr mannigfaltig darstellen kann. Im Gegensatz zu ihm nennt mau denjenigen Hinterleib einen sitzenden, der sich an seiner Wurzel zuschärft, so dass die Verbindungsstelle an dem Hinter- rande des Mittelleibes eine Querlinie darstellt. Der angewachsene Hinterleib kommt bei den meisten Insekten vor und die grösste Mannigfaltigkeit der Anheftung bei den Aderflüglern. Nicht selten finden sich verschiedene Anhängsel an der Hinterleibsspitze; kommen dieselben paarweise vor (Ohrwurm, Küchenschabe u. a.), so erscheinen sie fühlerartig und sind auf ihre Bestimmung meist nicht zu deuten, sind sie dagegen nur einzeln vorhanden, so erkennt man darin das Werkzeug, welches beim Eierlegen eine wichtige Kolle spielt, den sogenannten Legebohrer, Legestachel, die Legröhre, es ist in den Leib zurückziehbar oder nicht und immer ein Kennzeichen des weiblichen Geschlechts. Was die innere Organisation der Kerbthiere anlangt, so sei in der Kürze nur Folgendes bemerkt: gO Zweite Abtlieilung. Das Athmen erfolgt durch Luftröhren, Tracheen, welche in unendlich feiner Verästelung den ganzen Körper und seine Gliedmassen durchziehen, sich in der Regel zu zwei an den Körperseiten entlang gehenden Hauptstämmen vereinigen und sich in den Luftlöchern, Stigmen nach aussen öffnen, um die Verbindung mit der umgebenden Luft herzustellen. Diese Luftlöcher kommen paarweise, höchstens in 9 Paaren vor, sitzen an den Körperseiten, am ersten und dritten Thoraxringe und weiter an den Ilinterleibsgliedern und sind knopflochartige, mit einem Hornringe eingefasste, bisweilen recht deutliche , manchmal aber auch sehr versteckte Spalten, welche geöffnet und geschlossen werden können. Bei den summenden Insekten bewirken einige der Stigmen durch ihren Bau den Ton. Werden die Luftlöcher verstopft, oder die Kerfe in eine ihnen nicht zuträgliche Atmosphäre versetzt, so müssen sie natürlich ersticken; im letzteren Falle tritt zunächst Betäubung ein , welche lange dauern kann und wieder schwindet, wenn die schädlichen Einflüsse nicht lange genug gewirkt haben, da alle Insekten im Verhältnisse zu ihrer Zartheit ein sehr zähes Leben besitzen. Bei im Wasser lebenden Larven, die uns hier nicht inter- essiren, kommen auch Kiemen vor. Die Verdauungswerkzeuge bestehen in einem Darme, der von der Mundhöhle in verschiedenen Windungen und ver- schiedener Stärke bis zum After verläuft; in ihm unterscheidet man im Wesentlichen 4 Partien : die Speiseröhre , die etwa bis zur Mitte der Brust reicht, im nächsten Theile verwandelt sich das eingenommene Futter in den Nährsaft, den sogenannten Chylus, wodurch dieser Theil die Funktionen des Magens bei den höheren Thieren übernimmt, ohne in seiner Einrichtung mit demselben verglichen werden zu können. Am Ende dieser Ab- theilung finden sich bei allen Insekten meist einfache, aber auch verästelte und gcschlängelte Röhrchen, die sogenannten Gallen- gefässe, welche ihren Inhalt in den Darm entleeren und bei der Verdauung die Thätigkeit der Galle, Leber und Nieren höherer Thiere übernehmen. Der ziemlich kurze dritte, mit einem Blinddarm versehene Theil leitet den zur Verwerthung geeigneten Speisebrei (Chymus) fort und wird wohl als Dünndarm IJaturgeschichte der schädlichen Insekten. ßl bezeichnet, während der Dickdarm mit dem Mastdarme als das Ende des ganzen Apparates die unverdaulichen Excremeute aus dem Körper entfernt. Das Blutgefässsystem ist wenig entwickelt und besteht in der Hauptsache aus einem zusammenziehbaren, den Körper längs des Rückens durchziehenden Gelasse, welches die Stelle des Herzens vertritt, eine Reihe von Einschnürungen hat, durch welche es in Kammern zerlegt wird. Nach vorn geht es in die Schlagader über, welche bis in den Kopf verläuft, hier in den Körper und seine Theile ihren Inhalt ergiesst, der sich all- mählich wieder am Rückengefässe ansammelt und durch eine Spalte am Vorderrande der einzelneu Herzkammern wieder auf- genommen wird. Die von hinten nach vorn erfolgende reihen- weise Zusammenziehung der Kammern bewirkt die Blutbewegung durch den ganzen Körper. Die Fortpflanzungs Werkzeuge können hier nicht näher beschrieben werden, weil sie sehr verschiedenartig auftreten; im Allgemeinen sei nur bemerkt, dass die weiblichen Eierstöcke paarweis vorkommen und mit einer Samentasche (receptaculum seminis) in Verbindung stehen, dass vom Männchen die Samen- flüssigkeit in diesen Behälter ergossen wird und beim Durch- gänge der Eier diese befruchtet. Es bedarf daher zur Befruchtung der Eier einer nur einmaligen Copula. Man hat eine solche in manchen Fällen wiederholt beobachtet, umgekehrt kommen Insekten vor, welche sich vermehren ohne vorhergegangene Be- fruchtung, wie die lebendig gebärenden Blattläuse, wie eine grosse Menge von Gallwespen der Gattung Oynips, für welche Männchen zu entdecken, bisher noch nicht hat glücken wollen. Aus diesen Andeutungen, denen noch ganz wunderbare Regel- widrigkeiten hinzugefügt werden könn:en, geht zur Genüge her- vor, dass die Natur im Fortpflanzungswerke geheimnissvoller vorgeht, als sonst in den Lebenserscheinungen ihrer Geschöpfe. Das Nervensystem besteht aus einer Menge von Nerven- fäden , welche sich vom Kopfe aus an der Bauchseite durch den Körper erstrecken. Zahlreiche Knoten, Ganglien genannt, meist in jedem Ringe einer, bilden sich durch Anschwellungen in diesem Strange und geben nach den Seiten hin Bündel von Querfaseru an die einzelnen Organe ab. lieber und unter dem g2 Zweite Abtheilung. Schlünde liegt gleichfalls ein Knoten, welche beide, zu dem sogenannten Schliin dringe verbunden, ihre Boten nach den Sinneswerkzeugen abgeben und somit dem Gehirne der höheren Thiere entsprechen. In der ziemlich gleichmässig durch den ganzen Körper gehenden Vertheilung der Nerven ist der Grund zu suchen, warum sich ein Kerf nicht schnell tödten lässt, wenn man einzelne Haupttheile von einander trennt, dass vielmehr die ein- zelnen Partien noch lange durch Zuckungen Lebenszeichen von sich geben. II. Die Puppe, Nymphe stellt bei Insekten mit voll- kommener Verwandlung den Ruhestand dar, welcher dem Imago unmittelbar vorhergeht. Sie lässt dieses in seinen drei Haupt- abschnitten des Körpers sammt den Gliedmassen : Fühlern, Mund- theilcn, Beinen und Flügeln, diese jedoch als zusammengeschrumpfte Läppchen , erkennen ; alle diese Theile sind , wohlgeordnet, dem Körper angedrückt und jeder in ein feines, glasartiges Häutchen eingeschlossen. Wenn Alles in der angegebenen Weise sichtbar ist, so nennt man die Puppe eine gemeiselte oder Mumien- puppe (Käfer) im Gegensatze zu der bedeckten, bei welcher irgend eine Umhüllung die ganze Puppe unsichtbar macht oder die Theile mehr verhüllt. Der letztere Fall findet bei allen Schmctterlingspuppen statt. Dieselben sind noch mit einer ge- gliederten Chitinhaut so überzogen , dass die Gliedmassen sammt den drei Körperabschnitten zu einem ungetheilten Ganzen ver- schmolzen zu sein scheinen; aber doch sind auch hier noch die einzelnen Theile wohl unterscheidbar. Die Fliegen entstehen aus den sogenannten Tonnen- püppchen oder Tonn eben, ein meist dunkel gefärbter, aus der erhärteten, etwas erweiterten und gekürzten Larvenhaut be- stehender eiförmiger Körper, welcher die eigentliche Mumienpuppe eng umschliesst und un.sichtbar macht. Diese Tönnchen dürfen nicht verwechselt werden mit andern ihnen ausserordentlich ähn- lichen Puppen vieler Schlupfwespen, Blattwespen u. a., deren tonuenförmige Umhüllung aber von den sich verpuppenden Larven durch Spinnen angefertigt worden ist. Ein solches Gehäuse, unter dem Namen Cocon bekannt, besteht entweder aus lauter Naturgeschichte der schädlichen Insekten. ß3 losen SeideDläden , oder dieselben werden mit den Haaren ver- webt, welche die Larve bekleideten, oder mit Pflanzenstiickchen, Erdkriimchen aus der nächsten Umgebung; in andern Fällen werden die SeideutViden so innig mit dem klebrigen Speichel der spinnenden Larve vermengt, dass aus beiden eine derbe, pergament- oder papierartige, Wind und Wetter Trotz bietende Umhüllung entsteht. Die Cocous haben meist auch die Tonnen- tbrm, erscheinen aber auch gestreckt und daher cylindrisch oder kugelig, birnförmig und in verschiedenen Zwischenformen. Die Puppe ruht, nimmt mithin keine Nahrung zu sich, athmet aber durch die in der Regel an ihren Körperseiten liegenden Luftlöcherpaare, welche in derselben Anzahl vorhanden sind, wie beim Imago. Man darf nicht glauben, dass sich die Puppe am Aufent- haltsorte der Larve finden müsse. Bei den Käfern ist es ge- wöhnlich, bei den Aderflüglern, deren Weibchen für ihre Brut besondere Nester oder Zellen herrichten, immer der Fall, sonst aber geschieht es häufig, dass eine frei auf Blättern oder bohrend im Innern einer Pflanze lebende Larve vor der Verpuppung an oder in die Erde geht. In dieser Beziehung , so wie in der Art, wie sich eine freie Puppe angeheftet findet, kommt grosse Mannigfaltigkeit vor. III. Die Larven der Insekten mit vollkommener Verwand- lung haben vorherrschend eine gestreckte, wurmförmige Gestalt, dürfen aber nicht als Würmer bezeichnet werden , wenn man nicht die Begriffe der Thierkunde gewaltsam verwirren will. Man könnte sie nach ihrer Aehnlichkeit mit andern bekannten Gestalten eintheilen und von egelförmigen, asseiförmigen, viel- fussförmigen und andern Larven sprechen, allein wir verzichten auf eine solche Eintheilung und merken über sie lieber Folgendes: Alle Larven haben entweder einen hornigen Kopf von be- stimmter Gestalt, oder einen fleischigen von unbestimmter Gestalt, welche letzteren man geradezu „ kopflose '' Larven genannt hat. 1. Larven mit hornigem Kopfe kommen den meisten Insekten vollkommener Verwandlung zu. Dieser Kopf hat beissende Mundtheile nach der Weise gebaut, wie sie auf Seite 54 bei Betrachtung des Imago geschildert worden sind, aus Ober- ß4 Zweite Abtbeilung. lippe, Kinnbacken, Kinnladen nnd Unterlippe bestehend. Die Augen können fehlen, kommen dieselben aber vor, so sind sie nur einfach und stehen einzeln oder bis etwa 6 gruppirt auf jeder Seite des Kopfes hinter der Kinnbackenwurzel; in ihrer Nähe bemerkt man auch ein Fühlhorn, Avelches jedoch bis auf eine Warze verkümmern kann. Diejenigen Larven , welche spinnen, haben den Ausgang ihrer Spinndrüsen in der Unter- lippe, welche in der Mitte ihrer Spitze durchbohrt ist und so beiden, symmetrisch neben den Verdauungswerkzeugen liegenden Spinudrüsen einen gemeinsamen Ausgang eröffnet. Ausser dem Kopfe unterscheidet man an diesen Larven mehr oder weniger deutlich 12 Leibesglieder, von denen die drei vordersten, weil aus ihnen später der Mittelleib entsteht, als Thoraxringe be- zeichnet werden und nicht selten durch etwas andere Bildung vor den andern ausgezeichnet sind; die 8 folgenden stimmen unter sich wieder mehr tiberein und nur das End- oder After- glied kann durch seine besondere Form oder durch Anhängsel wieder charakteristisch werden. Die Körperringe sind entweder mit weicher Haut bekleidet oder alle erscheinen hornartig, oder der Rücken der Glieder ist mehr oder weniger mit Hornplatten bedeckt; diejenige, welche unmittelbar hinter dem Kopfe das erste Segment ganz oder theilweisc bedeckt, hat man als Nacken Schild, eine entsprechende auf dem letzten Gliede als Afterklappe mit besonderen Namen belegt. Die meisten Larven sind nicht vollkommen nackt, sondern wenigstens mit einigen, kaum merklichen Härchen bekleidet, andere wieder in der verschiedensten Weise und oft sehr anffällig und bunt behaart, mit Fleischzapfen, Dornen, warzigen Anschwel- lungen in bestimmter Anordnung besetzt, oder sonst wie ausge- zeichnet. Da sie gleichfalls durch Luftröhren athmen, so stehen bei ihnen, wie bei den vollkommenen Insekten die Luftlöcher paarweise und zwar in der höchsten Zahl zu neun Paaren in den Körperseiten, am ersten Ringe und vom vierten ab bis zum vorletzten. Hinsichtlich der Bewegungswerkzeuge zerfallen diese Larven in 3 Gruppen, je nachdem sie nämlich mehr als 6, gerade 6 oder gar keine Beine tragen. a. Die mehrbeinigen Larven haben zunächst an jedem der 3 Thoraxringe ein Paar gegliederte, in eine oder zwei Naturgeschichte der schädlichen Insekten. ß5 Krallen auslaufende Beine, die Brustt'ü sse, weiter hinten Fleischzapfen ähnliche ungegliederte Bauchfii sse, welche höchstens an der Sohle mit Hakenkränzen zum Festhalten ver- sehen, bisweilen aber nur ausstülpbaren Warzen ähnlich sind. Sie kommen in verschiedener Anzahl vor und fehlen immer dem vorletzten Ringe , so dass die höchste Anzahl aller Beine 22 betragen kann; weiter fehlen sie aber auch öfter dem vierten Ringe ("20 in Summa), noch öfter dem vierten und fünften und den beiden vorletzten, so dass die Gesammtzahl auf 16 herab- sinkt, ausnahmsweise am letzten oder an noch andern Bauch- ringen, wodurch ein Minimum von 8 entsteht. Die Beine am Aftergliede haben mindestens eine andere Stellung als die andern Bauchfüsse, öfter auch eine wenig veränderte Form und sind mit dem besondern Namen der Nach schieb er belegt worden. Man hat die mehrbeinigen Larven auch Raupen genannt, sie kommen bis zur höchsten Zahl mit 16 Beinen den Schmetter- lingen zu und diejenigen mit einer grössern Anzahl, den meisten Blattwespen angehörigen, sind als After raupen von denen der Schmetterlinge unterschieden worden. b, Die sechsfttssigen Larven sind nur mit den 6 Brust- füssen ausgerüstet, öfter tritt aber bei ihnen der After ausstülp- bar hervor und dient als Nachschieber (Käfer, Netzflügler u. a.). c. Die fusslosen Larven, auch Maden genannt, haben nicht einmal gegliederte Brustfüsse, werden aber durch Quer- falten , Wülste , warzenähnliche Vortreibungen , Borstenkränze bei ihren wurmartigen Kriechbewegungen unterstützt. Man hat der- gleichen Hilfsmittel wohl auch als Stummelfüsse bezeichnet, was wir jedoch nicht billigen können, indem wir daran testhalten, eine Larve für fusslos zu erklären, der die gegliederten Brustfüsse fehlen. Dergleichen Larven kommen zahlreichen Käfern, vielen Aderflüglern und den meisten Mücken zu. 2. Die kopflosen Larven, deren vorderes Ende nur der Analogie nach als Kopf bezeichnet werden kann, weil es sich dadurch vom übrigen fleischigen oder auch härteren Körper unterscheidet, dass es eine Oetfnung zur Aufnahme der Nahrung besitzt, allenfalls noch ein Paar Hornhaken, im Uebrigen aber durch Strecken oder Zusammenziehen des Körpers so wenig wie dieser selbst eine constante Form behauptet, sind immer auch T.xscheiiberg, Forstinsekten. 5 gß Zweite Abtheilung. fusslos , also Maden. Sie kommen den Fliegen zn und bedürfen dort wegen ihrer übrigen Abweichung im Baue einer besondern Besprechung. Aiiienthalt und Lebensweise der Larven bieten ausserordent- liche Verschiedenheiten , je nachdem sie im Wasser, in der Erde, über derselben leben, je nachdem sie sich von andern Thieren, also von Fleisch, oder von Pflanzen ernähren. Die Wasserbewohner haben für uns kein, die Fleischfresser nur in- sofern Interesse, als sie durch Vertilgung der Pflanzenircsser unsere Kulturen schützen können und somit im Dienste des Forstmannes stehen. Die Pflanzenfresser allein können also nur forstschädlich werden und ihnen haben wir unsere volle Auf- merksamkeit zu schenken, zumal in vielen Fällen (Schmetterlings- raupen) nur sie, nicht auch das aus ihnen entstehende Imago den Schaden verursacht. Sie leben entweder frei an Blättern, oder bohrend in den verschiedenen Theilen des Baumes oder krautartiger Gewächse, oder endlich verborgen in der Erde, die Wurzeln von aussen benagend. Die Freilebenden wissen sich oft durch Zusammen- spinnen' eines oder mehrer Blätter gegen Sonnenbrand und un- freundliche Witterung oder andere Feinde zu schützen, fertigen wohl auch ein besonderes Futteral, in welchem sie, wie die Schnecke in ihrem Hause, wohnen, während andere jedes Schutz- mittel verschmähen, oft aber in der Ruhe durch die Lage ihres Körpers einen bestimmten Charakter annehmen. Die Einen halten sich gesellig in Gespinnsten (Nestern) entweder nur in der Jugendzeit oder das ganze Leben über, während die Andern die Einsamkeit suchen und nur dann schädlich werden kihuien, wenn sie ausnahmsweise in grossen Mengen gleichzeitig auf- treten. Als Freunde des Lichtes kommen bei allen diesen Larven mehr oder weniger bunte , entschieden lebhai'tere Farben vor als bei den vom Lichte abgeschlossenen unterirdischen oder bohrenden mit ihrer unbestimmten, schmutzig weissen Farbe (^bcinfarben). Die bohrenden Larven pflegen ihre Gänge und zwar die verschiedenen Arten in verschiedener, für sie charak- teristischen Weise anzulegen, indem sie sich von den Bohr- spänen nähren , manche benutzen aber auch schon vorhandene Arbeiten anderer Gesinnungsgenossen, oder gerathen unabsichtlich Naturgeschichte der schädlichen Insekten. ß7 in dieselben; denn sonst wäre es nicht erklärlich, wie manchmal verschiedene Arten in demselben Baue anzutreffen sind, g-anz abgesehen von dem bei vielen sehr ausgebildeten Schmarotzer- wesen. Das Streben, bereits vorhandene brauchbare Oertlich- keiten zu benutzen, zeigt sich übrigens auch in andern Be- ziehungen nicht blos in der Insektenwelt, sondern auch bei höher organisirten Thieren, und es spielt somit auch hier die Theilung der Arbeit so gut eine Rolle wie bei den Menschen, IV. Die Eier der Kerfe sind in Hinsicht auf ihre Gestalt, Grösse, Festigkeit, Beschaffenheit der Oberfläche und Färbung sehr verschieden. Sie werden einzeln oder in Gruppen gelegt und zwar an solche Stellen, wo die daraus entschlüpfende Larve ihre Nahrung findet — selten kommt hierbei auch einmal ein Irrthum vor. — Wo es nöthig, sorgt die Mutter für schützende Hüllen, und bei gewissen Insekten, besonders den in Staaten lebenden Hautflüglern und andern Familien derselben Ordnung (Mordwespen, Blumenwespen etc.) wird in einem mehr oder weniger künstlichen Bau von den betreffenden Weibchen das Ei an zu- vor eingetragenes Futter gelegt. Diese Art von Brutpflege ist jedoch den meisten andern Insekten fremd. In seltenen Fällen kriechen die Larven schon im Mutterleibe aus dem Eie, und findet somit lebendige Geburt statt; gewisse Fliegen legen eine grosse Puppe. Jedoch weiter auf diesen interessanten Punkt einzugehen, ist hier nicht der Ort. Fassen wir schliesslich die besprochenen Kennzeichen der Insekten in wenig Worte zusammen, so würden wir folgende Charakteristik erhalten: Insekten sind Gliederthiere mit einem in drei Hauptabschnitte getheilten Körper, von denen der Kopf zusammengesetzte Augen und Fühlhörner, der Mittelleib 6 Beine und meist 4, 2 oder keine Flügel trägt; sie entstehen durch Ver- wandlung. Die sämmtlichen Kerfe werden von den verschiedenen Forschern nicht immer in dieselben Ordnungen eingetheilt und in derselben Folge an einander gereiht; wir werden der Anordnung folgen, welcher nachstehende Gesichtspunkte zu Grunde liegen: 5* ^8 Zweite Abtheilung. I. Insekten mit vollkommener Verwandlung. a. Beissende Miindtheile, Vorderflügcl hornige Flilgeldecken, Hinter- flligel dünnhäutig; freier Vorderbrustring: Käfer (1.) Alle 4 Fitigel dünnhäutig und von verhält- nissmässig wenigen Adern durchzogen, die 3 Ringe des Mittelleibes innig ver- wachsen; Körperbedeckung hart ; Zunge stark entwickelt: Haut flügler (2.) Alle 4 Flügel dünnhäutig, aber von vielen Adern netzförmig durchzogen, oder wenig- stens die vordem mehr weniger behaart und sanimt den längsfaltigen Hinter- flügeln weniger gitterförmig geädert. Vorderbrust frei ; Körperbedeckung weich ; Mundtheile schwach entwickelt: Netzflügler (5.) b. Saugende Mundtheile; kein freier Vorderbrustring. Alle 4 Flügel mit staubartigen Schuppen besetzt; Saugrüssel spiralförmig einzu- rollen: Schmetterlinge(3). Nur die beiden Vorderflügel vorhanden; Saugrüssel oder Stechrüssel nicht rollbar : Fliegen (4). II. Insekten mit unvollkommener Verwandlung. a. Beissende Mundtheile: Kaukerfe (6.) b. Saugende Mundtheile, aus schnabel- artigem, meist der Brust anlegbaren Stech- rUssel bestehend: Schnabelkerfe (7.) Die Käfer und Schmetterlinge, Hautflügler und Fliegen liefern die meisten Forstfeinde, und zwar der Wichtigkeit nach in der genannten Reihenfolge, Kaukerfe wie Schnabelkerfe nur wenige, und Netzflügler gar keine; Käfer, Hautflügler, Fliegen, Kau- und Schnabelkerfe gleichzeitig manchen Beschützer der Wälder. Anmerkung. Hinsichtlich der d e u t s c h e n Namen sind die Ratze bürg 'sehen beibehalten, andere daher genommen, wo sie sich auffinden Hessen oder neue geschaff'en ; von den wissen- schaftlichen, lateinischen Benennungen ist für die Artnamen Käfer. (59 der Käfer S t e i n's Catalogus Coleopterorum Enropae, Berol. 1868, der Hautfltigler Ratze bürg- und Hart ig, der Schmetter- linge der Catalog der Lepidopteren Europas von 0. Stau- dinger und Wocke massgebend gewesen, für die Gat- tungen theils die genannten Schriften, theils sind, besonders bei den Schmetterlingen , die altern Benennungen in erster Linie beibehalten, die neuern Gat^mgsnamen (in Klammern) zugefügt worden. Wenn hiernach manche Abweichung von Ratze bürg 's Werken entstanden ist, so rechtfertige ich diese damit, dass hinsichtlich des richtigen wissenschaftlichen Namens nit htdem Forstmanne, sondern dem kritisirenden Ento- mologen von Fach die endgiltige Entscheidung einzuräumen ist. I. Die Käfer (Coleoptem, Eleufherata — 1. Ordnung J Beissende Mundtheile, eine freie Vorderbrust, hornige Flügeldecken und vollkommene Verwand- lung charakterisiren die Käfer. Der Kopf bietet hinsichtlich seiner Anheftung an das Hals- schild gewisse Verschiedenheiten und heisst frei, wenn er (3Ieloe, Leptura u. 2i.) wie an einem kurzen Stielchen völlig vor dem Halsschilde sitzt, eine Anheftungsweise, welche sich bei Fliegen und Hautflüglern fast ausnahmslos findet. Sehr häufig ist er eingefügt, wenn er mit dem Hinterhaupte im Halsschilde steckt , zurückgezogen, wenn er nur mit seiner Gesichtspartie daraus hervorsieht und verborgen, wenn er, wie z. B. bei den Schildkäfern, so unter dem Halsschilde sitzt, dass er nur von der Unterseite, nicht von oben gesehen werden kann. Seine Richtung gegen den Körper zeigen die Ausdrücke geneigt und senkrecht hinreichend verständlich an, und vorgestreckt pflegt man ihn zu nennen, wenn er gerade aussteht. Nebenaugen kommen nur ausnahmsweise bei Käfern vor, die zusammengesetzten können durch Ausschnitte von der Stirn her nierenförmig, durch Eindringen einer vom Kopfschilde aug- 70 Zweite AbtheiluDg. gehenden Leiste vollständig oder nahezu in 2 Theile getheilt werden. Einige Käfer, welche nur Höhleu bewohnen, sind blind. Die Fühler bestehen in der Regel aus 11 (12) Gliedern, es kommen aber auch mehr und weniger Glieder vor; hinsichtlich ihrer Gestaltung weist aber keine andere Insektenordnung einen solchen Keichthum an Formen nach wie die Käfer, und mehre Familien sind, wie wir sehen werden, nach den Fühlhörnern benannt worden. Der Begriff der beissenden Mundtheile wurde auf Seite 54 bereits erläutert und bedarf hier keiner weitern Ergänzung, als etwa, dass die Zunge derjenigen Käfer, welche ihre Nahrung zerbeisseu, sehr wenig, mehr dagegen hei denen entwickelt ist, welche süssen Säften nachgehen (Hirschkäfer etc.), niemals aber zu der Ausbildung gelangt, welche wir bei der folgenden Ordnung kennen lernen werden. Am Mittelleibe ist der Vorderbrustring frei und in dem so- genannten Halsschilde vorzugsweise entwickelt, daher für die Charakteristik der Körpertracht von Bedeutung, während die beiden andern Brustringe sammt dem angewachsenen Hinterleibe von oben her durch die Flügeldecken bedeckt, ein Stück zu bilden scheinen. Die kleinen Hornplatten, welche an der Seitenecke des Mittelbrustringes liegen und meist von den Flügeldecken ver- l)orgen werden, in andern Fällen wieder frei daliegen (Cctonia) heissen Schulterblatt (scajmla), gleich dahinter liegt .der obere Seiten!) rusttheil (epimerum) , eine meist schmale Platte, welche die Verbindung zwischen Mittelrücken und Mittel- brust herstellt, während der untere Seitenbr usttheil {vpl- skrniim) die Partie zwischen ihm und dem Mittelbrustbeine oder Mittelkicle darstellt. Die der Epimere entsprechende Seitenplatte, welche den Hinter rücken mit der Hinter brüst verbindet und unter der Flügeldecke liegt, heisst Seiten stück (pleura) und sein Nachbar nach dem Hinterbrustbeine hin (das Episternum der Mittclbrust) das Neben selten stück (xmrapleura)\ es wird nicht von den Flügeldecken verhüllt und hat bisweilen noch eine dritte kleine Platte hinter sich, welche man als Anhang unterscheidet. Der Hinterleib, aus einer verschiedenen Menge von Halb- riugen bei den verschiedenen Arten zusammengesetzt, ist am Käfer. J] Bauche horuartig, auf dem ßückeu nur bis dahin, wo die hornigen Flügeldecken nicht hinreichen, während die unter ihnen verborgenen Ringe weichhäutig bleiben. Die mit horniger Platte bedeckte Hinterleibsspitze hat man das pijgidium genannt, zu deutsch den St eis s. Paarige Anhängsel an der Hinterleibsspitze wie beispielsweise die Zangen beim Ohrwurme, kommen wenigstens bei unsern heimischen Käfern nicht vor, dagegen verlängert sich bisweilen die Spitze griifel- oder schwanzartig (Maikäfer) oder sie steht als Legröhre bei dem Weibchen weiter hervor als beim Männchen. Die Flügeldecken stossen mit ihren Innenrändern geradlinig aneinander, bilden die Naht, die bisweilen auch dadurch zu Stande kommt, dass der eine Rand auf einem schmalen, gerad- linigen Falze der andern liegt , höchst selten nur (Meloe) greift die eine bogig über die andere über. Der Naht liegt der Seiten- oder Aussen r and gegenüber und umfasst, sich abwärts biegend, in der Regel die Körperseiten. Der Flügeldeckenraud , an welchem sich die Anheftungsstelle befindet, bildet die Wurzel oder den Grund und der Winkel (Bogen) des Grundes mit dem Aussenrande den S c h u 1 1 e r w in k e 1 (Schulter, humerus). Die Flügeldecken reichen entweder genau bis zur Hinterleibsspitze, oder sie lassen den Steiss frei, bei den Kurzfiüglern {Staplujlinae) sogar einen grössern Theil des Hinterleibes, immer aber be- decken sie die dünnhäutigen Hinterfiügel, welche sich umklappen und theil weise falten. Oefter fehlen die Hinterflügel und dann sind bisweilen die Flügeldecken an der Naht verwachsen, iu sehr seltenen Fällen fehlen auch die Flügeldecken (Weibchen einiger Leuchtkäfer und ihrer Verwandten). Die Anzahl der Fussglieder, die man des bequemeren Aus- druckes wegen auch Zehen genannt, braucht nicht an allen Füssen dieselbe zu sein; sie liegt der von uns festgehaltenen (von Latreille eingeführten) Eiutheilung zu Grunde, obschon die Verschiedenheiten manchmal nur geschlechtliche Unterschiede bedingen. Hiernach sind fünfzehige Käfer (Pentamcm) solche, welche an allen Füssen (höchstens die vordersten ausgenommen) 5 Glieder haben, verschiedenzehige (Heteromera) diejenigen, die an den Hinterfüssen nur 4, an den vorderen 5 Glieder haben, vier zehige (Tetramem) solche, die an allen Füssen wirklich ro Zweite Abtheilung. oder scheinbar wenigstens 4 Glieder tragen, und dreizehige (Trimera) solche, die nur 3 oder weniger Tarsenglieder min- destens an den Hinterbeinen aufweisen. Die Larven der Käfer, bis jetzt in verhältnissmässig sehr geringer Anzahl bekannt, haben immer einen hornigen Kopf n)it beissenden Mundtheilen, ohne oder mit (1—6) Augen; ihr Körper trägt keine oder 6 gegliederte Brustfüsse ; bei vielen tritt der After warzenartig als Nachschieber heraus. Nur äusserst wenige Käferlarven spinnen vor ihrer Verpuppung, einige fertigen sich ein Gehäuse; sie leben meist versteckt, verhältnissmässig wenige an Blättern. Die Puppen sind Mumienpuppen und finden sich meist da, wo die Larve zuletzt frass, die bohrenden und unterirdischen in einer erweiterten Höhlung, die frei lebenden dagegen mit der Hinterleibsspitze einem Pflanzentheile angeheftet. Da uns hier die ausschliesslich oder wenigstens vorwiegend von Pflanzenkost lebenden Käfer in erster Linie interessiren, so sei noch auf eine anatomische Eigenthümlichkeit derselben hin- gewiesen, auf welche Prof. F.Stein zuerst aufmerksam gemacht hat. Dieselben besitzen nämlich Speicheldrüsen, welche sich beiderseits der Speiseröhre in den Körper hinabziehen, hinten blind enden und vorn in die Mundhöhle ausmünden. Der sich hier entwickelnde Speichel nun kann, braucht es nicht immer, beim Frasse eine chemische Wirkung auf die Pflanze ausüben. Nach Stein 's Ansicht geschieht dies entschieden bei den Rüssel- käfern und namentlich auch bei den Bohrkäfern, welche sammt ihren Larven die Säfte der Nährpflanze in nächster Umgebung der Frassstelle chemisch verändern. Diese Veränderung würde bei gewissen Arten, wie beispielsweise beim Bostrychus cUsjyar, in der eigenthümlichen , w^ohl als Nahrung dienenden Masse be- sonders hervortreten, welche in den Gängen angetroffen wdrd, aber auch für die anderen Arten, in deren Gängen sich der- gleichen Produkte nicht vorfinden, der Ansicht derjenigen eine nicht unwesentliche Stütze bieten, welche die Angriffe der Borken- käfer auf vollkommen gesunde Bäume gelten lassen. Dass ge- wisse, von Insekten ausgehende Säfte einen wesentlichen Ein- flnss auf die Pflanzensäfte ausüben können, beweisen uns die regelmässigen oder weniger regelmässigen Gallengebilde der Käfer. — Maikäfer. 73 Gallwespen imd anderer dergleichen Deformationen erzeugenden Insekten. Hinsichtlich der Generationen und der Lebensdauer der verschiedenen Stände einer und derselben Art scheinen Unregel- mässigkeiten bei den Käfern häutiger vorzukommen, als bei vielen andern Insekten. Sichere Beobachtungen haben darum ihre grossen Schwierigkeiten, weil die meisten Arten bohrend leben und sich daher unsern Blicken entziehen, in ihrer Oekonomie aber gestört, bei Zuchtversuchen keine oder unrichtige Resultate liefern. Mehr als beispielsweise bei den Schmetterlingen, kommt es hier vor, dass mehre Entwickelungsstufen gleichzeitig ange- troffen Averden und dass sich die Ueberwinterung auf einer der- selben hier mit viel weniger Sicherheit augeben lässt als dort. Die unsern Kulturen gefährlichen Käfer pflegen meist als Larven und Imago zu schaden, wenn auch nicht selten beide Male auf verschiedene Weise. Fünfzehige Käfer (Pentamera). 1. Der Maikäfer. Melolonfha vulgaris Fah. 4^ ist zwar ein allbekanntes Thier, darum aber doch seine Charakteristik nicht überflüssig. Die lOgliedrigen Fühler, welche in einer Grube an den Seiten des Kopfes eingelenkt sind, haben beim M. 7 lange, beim W. G kürzere Fächerstrahleu, daher gehört er in die grosse Familie der Fächerhö rn er, Blatthörner, (LameUicomia) und zwar zur Sippe der L a üb käf er, weil seine hornigen Kinn- backen «licht hervorragen , die dicke zweilappige Oberlippe zum Theil vom breiten Kopfschilde bedeckt wird, die Mittelbeine nahe beisammenstehen , der Bauch länger als Mittel - und Hinter- brust, zusammengenommen ist und die ziemlich gewölbten Flügel- decken die Hinterleibsspitze frei lassen, welche in Form eines sich allmählich verschmälernden, stumpfen „Aftergritfels" sich nach unten richtet. Dieser Aftergriflfel und die Gleichheit der Fuss- klauen, deren jede am Grunde einen kräftigen Zahn trägt, unter- scheiden ihn von den verwandten Sippengenossen. Der ganze Käfer ist glänzend schwarz, Kopfschild, Flügel- decken und Beine sind röthlich gelbbraun, die Bauchseiten durch 74 Zweite Abtlieilung. anliegende Schuppeuliaare dreieckig kreideweiss gefleckt. Die ganze Rückenseite trügt ein abreibbares Kleid kurzer anliegender Haare von staubgrauer Färbung und die Brust gelblichgrauc Zottenhaare. Länge '22 — 33 '"'". Es kommt eine Abänderung mit rotheni Halsschilde vor, die von der Jugend als „Türken oder Könige" bezeichneten Exemplare, ausserdem linden sich W., deren Flügeldecken autiallend weisse Schuppenhaare tragen (^„ Müller'^, 31. alhida Rdth. Mals. Gast). — Mai — Juli am Laube fast aller Holzarten, die Roth- und Weisstanne wie Lärche nicht ausgenommen. Die Larve, unter dem Namen des Engerlings (Glime, Quatte etc. provinziell) gleichfalls bekannt und durch Abbildung h und c dem Gedächtnisse zurückgerufen, hat au ihrem gerundeten, beiuahe senkrecht stehenden Kopfe lauge, viergliedrige Fühler, aber keine Augen; die kräf- tigen Kinnbacken bilden je einen breiten, nach innen gebogenen Meisel, haben also eine glatte, nicht gezähnte Kaufläche. Die beiden Lappen der Kinnladen sind verwachsen, die Lippentaster zweigliedrig. Sechs vier- gliedrige, einklauig endende, verhält- ^ " nissmässig lauge und weit nach den a Eier, h, c Larve, d Vorder- und geitCU gCrÜcktC BrUStfÜSSC ZCichueU Hinterans. d. Puppe d. Maikäfers. , die 3 Thoraxringe aus, sowie starke Querfalten alle Körperglieder mit Ausnahme des letzten, sack- artig erweiterten und bei gesättigten Exemplaren blauschwarz durchscheinenden. Dasselbe ist (piergetheilt, au der Rücken- spitze mit einer bogigen, von vorn her durch einen dreieckigen Zipfel gedeckten Querspalte, der Afteröffnung, versehen und hier etwas dichter mit gelbem Borstenhaar besetzt als der Vorder- körper. Die hornigen Theile, also Füsse, Kopf, ein Schulter- tieck «ind gelblich rothbraun, die Luftlöcher etwas dunkler ge- färbt, die Schneide und eine Kaute der Kinnl)ackeu, sowie der äuöserste Winkel des Kopfschildes schwarz. In der Jugend ist Küfer. — Maikäfer. 75 die Larve verliältiiissmässig- schlanker und auffälliger behaart. Sie frisst an den Wurzeln aller möglichen Pflanzen, wenigstens nach der ersten Ueberwinteruug und beisst die Spitzen derselben nicht glatt ab, wie die Mäuse, sondern so, dass faserige Enden entstehen. Im Forste schadet sie daher am meisten den Saat- kampen, aber auch den jungen Anpflanzungen; selbst ältere Bäume können durch das Benagen der äussersten Wurzelspitzen derartig geschädigt werden, dass die jungen Triebe abwelken. Die Puppe (d) von vorn und hinten gezeichnet, bedarf keiner weitern Erläuterung , als dass sie braungelb aussieht und im Juli und August in einer Erdhöhle ruht. Lebensweise. Bekanntlich erscheint der Maikäfer in den meisten Gegenden Deutschlands aller 4 Jahre ( F 1 u gj a h r) in bedeutenderen Mengen , und zwar fallen in Sachsen (Königreich und Provinz) und anderwärts die Flugjahre mit den Schaltjahren zusammen; am Rhein, an der Weser, in der Schweiz und weiter nach Südwesten und Westen hin, wiederholt sich dieselbe Er- scheinung aller 3 Jahre. Man hat daraus mit Recht den Schluss gezogen, dass der Käfer 4 und an letzteren Lokalitäten 3 Jahre zu seiner Entwickelung bedarf, und muss wohl ferner annehmen, dass die Abkürzung der Zeit in einigen höheren Graden Wärme zu suchen sei, welche in jenen Gegenden die mittlere Jahres- temperatur aufzuweisen hat. Uebrigens legt der Reichthum an Käfern in dem einem Maikäferjahre unmittelbar voraufgehenden Jahre, in dem sogenannten „ Vorflugj ahre", welchen man seit längerer Zeit wenigstens an einigen Lokalitäten der Provinz Sachsen beobachtet hat, die Vermuthung nahe, dass ein Theil der Käfer, durch die klimatischen Verhältnisse der Oertlichkeit begünstigt, schon nach 3 Jahren die Verwandlungsstufen mög- lichenfalls durchlaufen hat. Während ihrer Lebenszeit häuten sich die Engerlinge mehre Male und ernähren sich von den Wurzeln aller Pflanzen ihrer Umgebung. Im Winter oder bei sehr trockner Jahreszeit gehen sie tiefer und verfallen während der erstgenannten Zeit in Er- starrung; ja man will von ihrem sehr tiefen Winterlager aul grössere Strenge dieser Jahreszeit einen Schluss ziehen. Be- sonders gefährlich werden die Engerlinge dem Pflauzenwuchse in der ersten Hälfte des Vorflugjahres, weil sie dann, als er- 76 Zweite Abtheilung. wachseuer, die meiste Nahrung bedürfen. Da indess jedes Jahr eine Anzahl von Maikäfern erzeugt, so finden sich auch immer Larven jeder Grösse in der Erde. Die erwachsene geht tiefer in die Erde hinab , gräbt sich eine Höhlung und wird in derselben zur Puppe. Dies geschieht ungefähr im Juli und August und zwar im dritten Jahre nach ihrem Geburtsjahre (bei vierjähriger Generation); denn im September, Oktober und in den folgenden Monaten findet man die für das nächste Jahr zu erwartenden Käfer in der Erde schon vor. Wenn sie durch die Bearbeitung des Bodens nicht gestört werden, so bleiben sie ruhig in ihrer Wiege liegen und warten das nächste Frühjahr ab, bis sie sich emporarbeiten und an einem schönen Maiabende gern nach warmem Regen, aus einem kreisrunden Loche hervor- kriechen. Käfer , welche sich im Spätsommer oder viel früher als im Mai des folgenden Jahres ausnahmsweise zeigen, sind durch irgend welche Zufälligkeiten aufgestört worden. Wenn ihre Flugzeit gekommen, umschwärmen sie, ohne weite Reisen zu unternehmen (weshalb sie immer mehr lokal auftreten), an den warmen Abenden die Gipfel der Bäume und lassen sich zu- letzt auf denselben zum Frasse nieder. Sind sie erst auf ihren Weideplätzen eingerichtet und besonders zahlreich vorhanden, so sieht man sie auch bei Tage im Sonnenschein lebhaft umher- schwärmen und hört sie um die Bäume summen. Dass ihnen die Eichen am liebsten sind, kann man in jedem Maikäferjahre wahrnehmen , und eben so, dass sie die Bäume früher entlauben als das Eichengebüsch; dann kommen Rosskastanien, Ahorn, Pflaumenbäume, Pappeln, Weiden, Birken u. a. an die Reihe. Nur wenige Laubhölzer, wie Linden, Akazien bleiben von ihnen verschont ; dass sie selbst Nadelhölzer angehen, wurde bereits erwähnt. Wenige Tage nach dem ersten Erscheinen der Käfer, wenn nicht rauhes Wetter sie wieder zum Verkriechen nöthigt, suchen sie sich zu paaren, wobei sich die Männchen ungemein hitzig zeigen. Die befruchteten Weibchen treiben sich noch mehrere Tage auf ihren Weideplätzen umher ; denn die Entwickelung der Eier im Eierstocke verlangt einige Zeit. Ist sie aber erfolgt, so verlassen sie an recht warmen, sonnigen Mittagen, halb herab- fallend, halb fliegend ihren Baumzweig und graben sich in die Käfer. — Maikäfer. 77 Erde eifi; dass sie wählerisch mit dem Platze sein sollten, an welchem sie ihre Eier ablegen, konnte ich nicht bemerken, be- obachtete sie allerdings auch nur auf gut kultivirtem Boden. Der- selbe darf nicht dicht bewachsen und nicht zu steinig sein ; einen lockern, humusreichen Boden, der ihnen in unsern kultivirten Gegenden so leicht nicht fehlt, suchen sie am liebsten auf. In der Provinz Sachsen , wo ihnen durch den ausgebreiteten Zucker- rübenbau ein gut bearbeiteter Acker und in der Rübe den Enger- lingen eine willkommene Kost geboten wird, hat es trotz wieder- holter und energischer Versuche, sie als Käfer und Larven einzu- sammeln, bisher noch nicht gelingen wollen, ihren Verheerungen Einhalt zu thun. Ich habe allerdings im Vorflugjahre (1871) an verschiedenen Stellen der Halle'schen Umgebung die Bemerkung gemacht, dass man sich gar nicht um das Einsammeln der sehr zahlreichen Käfer bekümmert hat. Sie waren wegen des un- freundlichen Frühlingswetters in der zweiten Hälfte des regen- reichen Juni in grossen Mengen auf den Bäumen und Büschen um unsere Dorfschaften anzutreffen und wurden nicht gestört. Die schmutzig weissen, beinahe kugeligen Eier (a) sind verhältnissmässig gross und werden bei einander, w^enn auch nicht auf einen Klumpen, einige Zoll tief von einem Weibchen abgelegt, welches alsbald darauf stirbt, entweder gar nicht wieder hervorkommend, oder nochmals an der Oberfläche erscheint und sich auch wohl an einer zweiten Stelle und zu gleichem Zwecke eingräbt. Ich fand höchstens 30 entwickelte Eier im Eierstocke und zwar mindestens erst 8 Tage nach der Copula ; ein nach der Paarung in ein Gefäss mit lockerer Erde und Eichenlaub als Futter gebrachtes W. kroch bei einem mehre Jahre später (1872) angestellten Versuche mehrmals in die Erde, kam wieder hervor, und nachdem es mehre Tage unsichtbar gewesen, glaubte ich in der Erde die Eier zu finden. Am zehnten Tage nach der Copula hatte es aber noch nicht eins abgelegt. Im Eierstocke fanden sich 22 normal grosse und 2 erst halb erwachsene Eier vor. Angaben über eine bedeutend grössere Fruchtbarkeit, auch unter Annahme des Falls, dass sich noch Eier im Eierstocke entwickeln, nachdem die ersten bereits gelegt sind, scheinen mir nicht richtig und letztere Annahme nach der eben angeführten Beobachtung unzulässig. 73 Zweite Abtheilung. Vier bis sechs Wochen später, also ungefähr voiif Juli ab, kriechen die Larven aus, halten sich zusammen und häuten sich für gewöhnlich erst nach dem Wiuterschlafe, vorher jedoch, wenn sie durch milde Witterung und reichliche Nahrung be- günstigt w'crden. Letztere scheint jetzt noch vorlierrschend im llumusgchalte der Lagerstätte zu bestehen. Nach der Ueber- winterung suchen die Engerlinge die feinen Wurzelenden auf und zerstreuen sich mit dem zunehmenden Wachsthume mehr, sind jedoch noch viel lokaler als der flugbereite Käfer. Die- weitere Entwickelung ist, so weit es das praktische Interesse wenigstens berührt, bereits dargethan. Feinde. Unter den natürlichen Feinden des Käfers stehen oben an die mit ihm gleichzeitig fliegenden Fledermäuse, Ziegenmelker und Eulen, sodann wissen seiner auch bei Tage habhaft zu werden: die Staare, Sperlinge, Würger, Krähen, Falken, Spechte, Meisen u. a. Insektenfresser unter den Vögeln; auch Füchse, Marder, Dachse, Igel, Schweine,^ Enten, Pfauen, Hühner fressen sie gern, können aber zu ihrer Vertilgung verhältnissmässig wenig beitragen. — Den Engerlingen stellen vor Allem die Schweine, Maulwürfe, Staare, Krähen, Dohlen und AViedehopfe, Störche und Kraniche nach. Ob alle Hunde sie lieben, so dass die Annalen der Landwirthschaft das Nachfolgen eines Hundes hinter dem Pfluge als Vertilgungs- mittel empfehlen können, scheint mir zweifelhatt, obschon mancher Hund Geschmack an einer Portion Engerlinge finden mag. Auch sind Faden Würmer in grösserer Anzahl darin gefunden worden. Gegenmittel. Der Forstmann hat, um sich der Maikäfer- schäden zu erwehren, zum Theil andere Gesichtspunkte zu ver- folgen als der Landwirth und der Gärtner. Besonders sind es die V orbeugungsmittel bei denen der Unterschied hervor- tritt und die wir daher auch zunächst und getrennt von den Vertilgun-smitteln besprechen wollen. 1. Vorbeugung der Engerlingsschäden an Kiefern- saateii und Kiefernpflanzungen. In Anbetracht, dass der Käfer sich von Laubhölzeru ernährt und von Nadelhölzern wenigstens nicht herbeigelockt wird, wenn er es auch manchmal zur Nahrung annimmt, kann von Vor- beugungsmitteln nur die Rede sein bei gemischten Hölzern, wenn Käfer — Maikäfer. 79 es sich darum handelt, lichte Laubholzbestände in Kiefern um- zuwandeln, oder wenigstens die an Laubhölzer stossenden Eeviere zu kultiviren. Hier ist es g-erathen: a. mit der Kiefernkultur erst nach einigen Jahren dem Hiebe zu folgen, weil der Boden dann von Engerlingen gereinigt ist. Kultivirt man gleich nach dem Hiebe, so bietet man den in der Erde befindlichen Engerlingen, deren Stammältern durch jene Laubholzbestände angezogen und zum Eierlegen aufgefordert waren, in den Wurzeln der Saaten oder Pflanzungen eine will- kommene Kost und kultivirt zum grössten Theile vergeblich. b. Man hat mit der Kultur Rücksicht zu nehmen auf die erfahrungsmässigen Flugjahre und auf das zu erwartende gefähr- liche Auftreten der Engerlinge für jede einzelne Gegend. Zeigen sich mithin , wie gewöhnlich, im zweiten Jahre nach einem Flug- jahre die verderblichen Wirkungen der Engerlinge, so dürfte es nicht gerathen sein, in diesem oder dem nächstfolgenden Jahre Kulturen vorzunehmen, wenigstens nicht in ausgedehntem Mass- stabe, um nicht für die Engerlinge zu kultiviren. Eben so wenig darf man in einem Flugjahre den Boden zu Kulturen lockern, weil ein lockerer Boden für legende Weibchen immer eine ge- wisse Anziehungskraft besitzt. c. In der Nachbarschaft von Laubbeständen sind solche Knlturmethoden zu wählen, bei denen der Frass weniger ver- derblich wird. Nach Pfeil würden sich hier am wenigsten die Pflanzungen mit ein- und zweijährigen Stämmen und entblösster Wurzel empfehlen, weil die Larven sich in dem lockern Boden schnell von einer Pflanze zur andern fortarbeiten und diese mit wenigen Bissen tödten. Eben so wenig empfiehlt sich hier die Stocklöcher- und Plattensaat. Die Pflanzen stehen dabei so dicht beisammen, dass sie leicht von den Engerlingen vernichtet werden können. Ferner seien auch die Streifensaaten verwerflich, da- gegen die grossen Ballenpflanzungen dem Schaden weniger aus- gesetzt, da die Wurzeln hier so stark sind, dass sie der Enger- ling nicht mehr ganz abbeisst. Auch die breite Rinnen- oder Reifensaat, die Vollsaat, wenn die Pflanzen nicht zu einzeln stehen, seien darum mehr geschützt, weil die Larven nicht jeden Fleck durchwühlten und immer noch genug zu einem Bestände übrig Hessen. Diese Ansichten stehen theilweise im Widerspruche QQ Zweite Abtheilung. mit (leujenigeii Anderer, wonach beim Aufsuchen der Enger, linge die Reihen entschiedenen Vortheil vor der Vollsaat ge- währen , weil sieh bei ersteren die kranken Pflanzen viel besser auffinden und herauswerfen lassen, was zu der Zeit geschehen muss, in der man den Engerling zugleich mit sammeln kann. d. Bedecken der Saaten mit Laub und damit dieses vom Winde nicht weggetrieben werde mit Reisig, zur Zeit des Eierlegens hat sich sehr bewährt, um die W. von den Saat- kampen abzuhalten. 2. Vertilgung der Engerlinge. Sind die Kulturen bereits heimgesucht, so kann das Eintreiben von Schweinen , welche den Engerlingen gern nachwühlen, wenn auch nicht gründlich abhelfen, so doch das Uebel bedeutend mindern. Wo dies nicht angeht, müssen die kranken Pflanzen, besonders beim Beginn des Frasses, aufgesucht und herausge- worfen werden, aber nicht im Frühjahre oder Herbste, wo man pflanzen kann, sondern in der Zwischenzeit, in welcher man die Engerlinge mit bekommt und sammeln muss. Die Wurzeln 5 — 6 jähriger Kiefern dürften ausreichen, um einen, auch einige Engerlinge während eines Sommers zu ernähren, jüngere Pflanzen liefern kein ausreichendes Wurzelwerk, und die Engerlinge müssen mithin mehr Nachbarpflanzen angreifen, sind daher so bald wie möglich zu beseitigen. Die in irgend ein Gefäss (Topf, Eimer, Korbpp.) gesammelten Engerlinge werden getödtet, indem man sie je nach Umständen verbrennt, verbrüht, auf festem Untergrunde zerstampft. Beim Tödten durch heisses Wasser erlangt man den Vortheil, dass man sie nachher wohl ausgebreitet und etwas abgetrocknet noch einige Tage als nährendes Futter für Hausgeflügel verwerthen kann. Dieselben auf Haufen gesammelt von den Sonnenstrahlen tödten zu lassen , wie auf den Wegen an den Feldern , wo sie gesammelt werden , bisweilen beobachtet werden kann , ist darum nicht anzurathen, weil die untersten im Haufen, aufweiche die Sonne nicht unmittelbar einwirkt, noch Kraft genug besitzen, um sich auch in festen Boden wieder einzugraben, wenn auch die obern Schichten zu Grunde gehen. Die Thiere müssten bei diesem immer unsichern Verfahren mindestens ausgebreitet werden, so dass die ihnen verderblichen Sonnenstrahlen jedes einzelne treffen. Käfer. — Maikäfer. ^\ Anmerkung. Der auf das Ködern durch frischen Kuh- dünger hinauslaufende Versuch , welcher auf der Oberförsterei Bischofsrode angestellt und im Amtsblatte des Reg.-Bez. Merse- burg (186B) bekannt gemacht worden war, beruhte insofern auf einem Irrthume, als die vermeintlichen Engerlinge sich als Larven der Cetonia aurata ausgewiesen haben. 3. Vertilgung der Käfer. Das Einsammeln der Käfer ist und bleibt das sicherste Schutzmittel gegen sie und ihrer Larven Verheerungen und wurde stellen- und zeitweise in grösserem Massstabe vorgenommen, allerdings mehr im Interesse der Land- als der Forstwirthschaft. Wo es aber einmal nöthig, muss es auch von beiden Seiten und mit Consequenz betrieben werden, damit nicht die eine Partei durch die Nachlässigkeit der andern Mühe, Zeit und Geld umsonst aufwende. Im Flug- jahre 1836, um einige Beispiele vorzuführen, hatte sich in Quedlinburg ein Verein zur Tilgung der Maikäfer gebildet, welcher unter Aufwand von 267 Thlr. 11 Sgr. (a Scheifel 4, 3 und abermals 4 Sgr. zahlend) 93 Wispel 4 Scheffel zusammen- gebracht , die zu 33,340,000 Käfern berechnet sind. — Im Flug- jahre 1860 wurden auf Antrieb und Kosten des Herrn Bolze in Salzmünde 47 Wispel 10 Scheffel 8 Metzen (für 300 Thlr.) gesammelt, welche zu 21,850,200 Stück veranschlagt (ä Metze 1200 Stück) und zu Dünger verwendet worden sind. Nach brieflichen Mittheilungen hätte leicht das Doppelte dieses Quantums zusammengebracht werden können, wenn die Landbevölkerung die Zeit auf das Einsammeln hätte verwenden können. — Im Leipziger Kreisbezirke sammelte man (1864) 7960 Scheffel und 643 Ctr. Maikäfer, welche die Summe von 378,594,000 Stück repräsentiren (Zeitungsbericht). — Im Gebiete des Landwirth- schaftlichen Centralvereins der Provinz Sachsen kamen (18{38) durch Sammeln 30,000 Ctr. Käfer zusammen, welche actenmässig belegt werden können und etwa 1,590,000,000 Stück repräsen- tiren (a Pfund 530 Stück gerechnet). Die Berechnungen der in einer gewissen Gewichts- oder Gemässmeuge enthaltenen Käfer sind nicht ganz zuverlässig, da man bedeutende Differenzen in der Zahl der Käfer findet, welche auf einen Berliner Scheffel gehen; die der lebenden ist natürlich bedeutend geringer als die der todten. So werden z. B. in einem Samnielberichte (1864) Taschenberg, Foistiiisckten. 6 g2 Zweite Abthellung. des Harzer Forstvereius 15,000 lebende Käfer auf den Scheffel gerechnet und in einem andern, eine Seite voraufgehenden 24,000, bei welcher Angabe nach dem mitgetheilten Verfahren des Sammeins auch auflebende Käfer geschlossen werden muss. Immerhin sind die Mengen ganz enorme, welche zerstört werden, selbst wenn wir die niedrigsten Zahlen für 1 Scheffel annehmen, und das verflossene Flugjahr (1872) hat nach den aus verschiedenen Gegenden unserer Provinz eingezogenen Erkundigungen durch ge- ringere Käfermengen die Früchte der 4 Jahre früher aufgewandten Mühe und Kosten getragen; nur in den Walddistrikten habe ich keine Abnahme bemerken können, weil meines Wissens nach — — sich die Forstverwa'ltung vor 4 Jahren nicht bei dem Sammeln der Käfer betbeiligt hatte. Im Forste sind es vorzugsweise die Ränder des Laubwaldes und die Lichtungen, wo der Frass beginnt und aufweiche man vom Beginn der Flugzeit an sein Augenmerk richten und das Sammeln daselbst fortsetzen muss, so lange noch Käfer vorhanden sind. Dabei müssen folgende Punkte wohl berücksichtigt werden. a. Das Sammeln muss sehr früh am Morgen geschehen oder, wenn bei Tage, nur an solchen, die weder schwül noch sonnig sind, weil an solchen die Käfer auffliegen und überhaupt zu lebhaft sind. Je kühler die Tageszeit, desto loser sitzen sie, desto leichter können sie zu Falle gebracht werden. b. Zur Erschütterung der Bäume bedient man sich am besten der Klopf keulc (S. 27) oder in Gabeln endender Stangen, um ruckweise die hohem Aeste zu schütteln, wenn der Stamm für jene zu stark ist. Auch die grössten Bäume sind bis in die Spitze zu säubern und wenn es nicht anders als durch hinauf- geschickte Knaben zu erzielen wäre. Bei einer allgemeinen Noth sind aussergewöhnliche Mittel aufzuwenden und ein Mai- käferjahr ist eine solche Noth! c. Zur Vertilgung der gefallenen Käfer wird sich unter Um- ständen die Gegenwart von Schweinen eignen, die jedoch Wasser haben müssen, wenn sie viel Käfer fressen sollen. Zuverlässiger bleibt das Einsammeln derselben durch Menschenhände und empfiehlt sich aus mehr als einem Grunde vor dem Abklopfen das Ausbreiten von Planen unter dem Schirme des Baumes. Müssen die Käfer einzeln vom Boden zusammengelesen werden, Käfer. — Maikäfer. 33 0 hat sich jeder Sucher mit eineni kleineren Gefässe zu ver- sehen, etwa mit einer Schachtel, einem Kober, die aber im Deckel ein mit einem Pfropfen verschliessbares Loch zum Einsteclien der Käfer haben müssen. Noch zweckmässiger ist ein Säckchen. In seine Oeffnung war vorher das obere Ende einer zerbrochenen Bierflasche fest einzubinden, deren Henkel eine gute Handhabe, deren Mündung ein gutes, mit der Daumen- spitze verschliessbares Eingangsloch für die Käfer darbietet. Hat man den Sack seiner Natur noch dadurch vollständig ent- kleidet, dass er auch unten nur durch ein festes Band geschlossen ist; so hat man in dieser Vorkehrung einen sehr zweckmässigen Sammelapparat, welcher durch Lösen seines untern Bandes über einem grossen, gewöhnlichen Sacke, auf einem Karren ruhend, ohne Mühe geleert werden kann, sobald er voll ist. Durch das enge Beisammensein entwickeln die Käfer auch ohne Zuthat der äussern Temperatur einen höhern Wärmegrad und werden lebendiger, als der ungestörte Fortgang des Sammlers es wünschen lässt; das Eingiesseu einiger Tropfen Terpentinöl wirkt rasch betäubend und beruhigend. Der grosse Sack, welcher Alles auf- nimmt, ist stets unmittelbar über der Füllung fest zuzubinden und dieser Verschluss erst zu öifnen, nachdem die nächste Füllung aufgesetzt ist , damit das Entweichen der Gefangenen vermieden werde. Mit heissen Wasserdämpfen oder durch kochendes Wasser tödtet man, zu Hause angekommen, die Käfer am schnellsten und sichersten. Bei einem wohl organisirten Feld- zuge gegen sie stellt man einen Kessel an geeignetem Orte im Freien auf und erhält kochendes Wasser in ihm. Bei demselben werden dann die nöthigen Notizen über die Ablieferungen behufs der Zahlung aufgezeichnet. Die Höhe derselben lässt sich nach den lokalen Verhältnissen und vorhergegangenem, unter sorg- fältiger Aufsicht vorgenommenen. Probesammeln festsetzen. In Gruben oder Haufen abwechselnd mit gebranntem, aber ungelöschtem Kalke und möglichst humusreicher Erdschicht werden die Maikäferleichen etwa 4 Monate hindurch der Zer- setzung Preis gegeben, um einen stickstoffreichen Dünger zu erzeugen. Entwickelt sich beim Aufnehmen dieses Compostes merkliches Ammoniakgas, so ist das ein Beweis dafür, dass die Erde dasselbe noch nicht hinlänglich gebunden hat und ent- 34 Zweite Abtheilung. weder länger liegen muss oder, wenn jene gesättigt, noch eine neue Schiolit Erde aufzufüllen ist. Anmerkung 1. Der Kosskastanien-Laubkäfer, Melolontha hippocastani Fab., ist durclischnittlich kleiner als der gemeine Maikäfer und hat einen kürzeren, noch senk- rechteren Aftergriffel, welcher sich schnell verschmälert, an der Spitze meist aber wieder etwas breiter wird. Das Hals- schild ist der Regel nach roth, nur ausnahmsweise sammt den Beinen schwarz. — Diese Art scheint vorzugsweise im nörd- lichen Deutschland und stellenweise in andern Flugjahren vorzukommen als der Maikäfer; ihre Larve ist von der des letzteren bisher noch nicht unterschieden worden, und die Art für die Praxis mit dem M. vulgaris zu identificiren. Der österreichische Maikäfer, M. pedoralis Germ., accris Er. mit seiner var. rhenana Bach (== alhida Er.) hat einen kurzen, sehr stumpfen Aftergriffel und besonders im weiblichen Geschlecht sehr dicht und schuppenartig weiss be- haarte Flügeldecken , sonst Grösse und Färbung der gemeinen Art. — Dieser Laubkäfer kommt seltener und zwar in Oester- reich und am Rhein vor, seine Larve ist aber gleichfalls noch nicht von der des gemeinen unterschieden. Anmerkung 2. Die übrigen allgemein verbreiteten Laub- käfer, namentlich a. der Gerber, M. fuUo L., der grösste von allen (32 """), auf dem Rücken braun und weiss marmorirt, b. der Juni-, Brach- oder Johanniskäfer, M. (lihlzotrogus) solstiüalis L., bedeutend kleiner (nur 15 — 17,5'""'), bleicher als der Maikäfer, mit 3 Fächerstrahlen an den 9 gliedrigen Fühlern, der Gartenlaubkäfer, M. (FhyUopcrda) horticola L., be- deutend dunkler, noch kleiner (9 — 10,5°""), auf dem Rücken entschieden platt gedrückt, mit ungleichen Krallen au den Füssen, von denen die innere breitere der Vorderfüsse tief zweispaltig ist, Frisch's Laubkäfer, M. (Anomala) Frischt Fab., mit seiner auch an den sonst braungelben Flügel- decken metallisch grünen Abänderung (13,75™'" lang), in Klaucnl)iklung mit dem vorigen übereinstimmend, aber auf dem Rücken nicht plattgedrückt und von lichter, metallisch grüner Grundfarbe, der silberschuppige Laubkäfer, M. (HopUa) phikmthus Sulz. == argmtea Fab., lO'""" laug, mit Käfer. — Piuchtkäfcr. §5 Silberschuppen unterwärts und mit nur einer grossen, aber ungespalteneu Klaue an den plumpen Hinterbeinen ; sie alle kommen mit noch mancher andern Art im Forste stellenweise oft genug vor, letztere beiden niedere Weiden- oder EUern- büsche an den Waldrändern vollständig entlaubend, sie sind aber weder im vollkommenen, noch im Larvenzustande hin- reichend schädlich, um weiterer Erwähnung gewürdigt zu werden. Anmerkung 3. Die Larven sämmtlicher Blatthörner sind Engerlinge, welche sich durch die Zahl der Fussglieder, Fühlerglieder, die Form des letzten Leibesringes, die Falten des plumpereu oder schlankeren, geraden oder krummen Körpers und durch manche andere Geringfügigkeit, nament- lich auch in der Bildung der Mundtheile von einander unter- scheiden. Sie leben aber von faulenden Pflanzentheilen, Mulm abgestorbener Bäume oder Mist und ihre Käfer von derselben Kost oder von süssen Säften und werden daher dem Forste nicht nachtheilig, selbst nicht der allbekannte grosse Hirsch- käfer, Feuerschröter, Lucanus cerviis L., dessen Larve faule Eichenstämme bewohnt. Bemerkt sei nur noch, dass diejenigen der verschiedenen Mistkäfer, welche an ähnlichen Orten, Avie die jungen Engerlinge des Maikäfers zu finden und darum mit diesen möglichenfalls zu verwechseln sind, sich doch bestimmt durch zwei- bis mehrzähnige Kinnbacken von denselben unterscheiden. Die Prachtkäfer (Buprestidae) sind langgestreckte, meist metallisch glänzende Käfer mit senkrecht stehendem, bis zu den Augen in das Halsschild eingelassenen, sehr kurzen Kopfe und an den Hinterecken nie spitz ausgezogenem Halsschilde. Die Fühler sind 1 1 gliedrig und gezähnt , die Spitze der Kinnbacken einfach, die Kinnladen zweilappig, die Lappen blattförmig und bewimpert. Die Beine sind kurz, die Hüften der beiden vorderen Paare kugelig, die hintersten plattenartig und an ihrer Hinter- seite zur Aufnahme des Schenkels ausgehöhlt, alle Füsse fünf- gliedrig, ohne Hautanhänge an den Gliedern. Bauch 5 gliedrig, die beiden ersten Ringe verwachsen ; Vorderbrustbein nach hinten in einen ebenen Vorsprung ausgezogen, der in einen entsprechenden Ausschnitt des Mittelbrustbeins passt. Besonders die kleineren 86 Zweite Abtheilung. Arten fliegen im Sonnenscheine sehr lebhaft umher, sind aber so wenig wie die grösseren schädlich und meist nicht sehr häufig. Die Larven der Prachtkäfer sind fusslos, walzenförmig oder deprimirt, lang und schlank, jedoch im ersten Körper- gliede merklich verbreitert, im zweiten und dritten allmählich ab- nehmend, so dass die nun folgenden wie ein Stiel an der vordem Erweiterung sitzen. Der Kopf ist klein und besteht aus einem hornigen vordem und einem fleischigen und zurückziehbaren hinteren Theile. Jener ist augeulos, aber mit kurzen 2— 3 glie- drigen Fühlern versehen. Die Muudtheile bestehen aus einer vorn gewimperten, hornigen Oberlippe, kurzen, stumpfbespitzten Kinnbacken, sehr kleinen Kinnladen mit einem rudimentären, tasterartigen Lappen und kurzen, meist zweigliedrigen Tastern. Das erste Körperglied trägt oben und unten eine Hornplatte, das Afterglied tritt als kurzer Fleischzapfen mit Längsspalte an der Spitze hervor oder statt des Zapfens trägt es bei Ägrilus eine kleine Hornzange. Sie leben meist im todten Holze und nur einige werden dem g e s un den schädlich ; die Verpuppung erfolgt am Weideplatze. 2. Der gTüne Praclitkäfer, Ägrilus viridis Z.*) Herr Kollar erzog (Anfangs Mai) 20 Stück dieser kleinen, sehr schmalen Prachtkäferart aus Erlenstämmen: davon war die Mehrzahl auf der Rückenseite dunkel bronzefarben, einzelne Stücke aber röthlich kupferfarben mit stärkerem Glänze ; bei einem Exemplare hatten die Flügeldecken eine metallisch grüne Farbe, während Kopf- und Halsschild kupfer- bronzefarben aus- sahen. Diese Thiere stimmten in der Färbung am meisten mit Redtenbacher's Ä. quercimis, entsprechen aber entschieden seinem hicolor. Ich fasse daher alle vermeintlichen Arten unter obigem Namen zusammen , welche in folgenden Merkmalen über- einstimmen : Halsschild breiter als lang, hinten zur Aufnahme der Flügel- deckenwurzel zweimal ausgebuchtet , auf der Oberseite gerunzelt *) Den neuem Forschungen gemäss ist der yi. viridis Zinne gleichbedeutend mit j1. viridlpcnnis Lap. und A. capreae Chevr., ausserdem vrerden als blosse Ab- änderungen betrachtet: A. linearis Panz und nocivus Rtzb. = distingi(endus Lap. = bicolor Itdtb.; ferner ist var. A. fagi Btzb. = quercinus liizb. = Anbei Lap. nnd weitere var. A. aier Fab. • Käfer. — Prachtkäfer. gy nud mit wenigstens hinten bemerkbarer Längsfurche versehen. Sehildchen dreieckig, an seiner Wurzel breit, auf seiner Mitte mit einer Querleiste. Flügeldecken lang und schmal, an den Seiten geschweift, hinten gerundet, auf der Oberfläche dicht gekörnelt, ohne Zeichnungen oder Makeln (Flecken). Vorderbrust vorn ausgerandet. Letztes Bauchsegment an seiner Spitze abgerundet, weder ausgerandet noch längsfurchig. Die Färbung ist, wie wir sahen, sehr veränderlich, indem sie zwischen lebhaftem bis zu dunklem Grün schwankt, welches einerseits in blau (Ä. nocivus), anderseits in braun (Ä. fagi) tibergeht, so jedoch, dass die Rückenseite meist einfarbig dunkel die Unterseite einfarbig lichter erscheint. Das M. ist immer schlanker als das W. und die Aussen- Fig. 4. ränder des Halsschildes und der Flügeldecken bei ihm weniger gebogen, als bei diesem. Länge 4,5 — 7,5"'™, Breite reichlich Vs der Länge. — Juni, Juli (September). Die Larve entspricht der allgemeinen Be- schreibung, über die Bildung ihrer Endzange weiss ich nichts weiter anzugeben. Sie lebt vom Bast und Splint verschiedener Laubhölzer. ^" '^^ Die Puppe ist weiss und nackt, ihr Kopf wenig über das Halsschild gebogen, welches mit seinem Rande die Fühler bedeckt; Taster hervorragend, Beine wenig ansteigend, das letzte Paar grösstentheils von den Flügeln bedeckt, diese weit herabreichend , ein Theil der Hinterflügel sichtbar. Hinter- leibsspitze abgerundet. — April, Mai, im Holze, in der Rinde oder zwischen beiden. Lebensweise, Unter der heissen Mittagszeit erfolgt im Juni und Juli auf einem Blatte oder anderwärts die Paarung und das befruchtete W. legt nach einiger Zeit seine Eier, meist mehre beisammen, an die Rinde der Stämme von Buchen, Erlen, Birken, Rosen, wie es scheint, hauptsächlich den Ur- sprung eines Astes benutzend. Die Larven fressen sich, wenn sie einige Wochen später dem Eie entschlüpft sind, durch die Rinde durch, und zwar in einer Weise, dass es bei Gegenwart von einer grössern Menge schwer wird , den Gang der einzelnen zu verfolgen. Die Gänge nehmen keine bestimmte Richtung an, 33 Zweite Abtheilung. schlängeln sich und werden allmählich breiter. Im Bast und Splint ernährt sieh die Larve im ersten und noch im folgenden Jahre, dann verpuppt sie sich, also nach der zvreiten Ueberwinterung, entweder au der letzten Frassstelle, oder dringt in das Holz zweier bis dreier Jahresringe ein, oder kehrt nach der Rinde zurück , liegt aber bei der Verpuppung mit dem Kopfe nach der Aussenseite. Das legende W. wählt mit Vorliebe die Sommer- seite der Stämme und Stäramcheu, daher finden sich die Larven auch vorzugsweise an dieser, überdies in älteren Beständen aus demselben Grunde vorzugsweise an den Bäumen des Eandes. Das halbelliptische, oben ziemlich geradlinige Flugloch verräth die Gegenwart. An den jungen Pflanzen (in den Buchenheistern), wo natür- lich der Schaden am bedeutendsten ; erkennt man die Gegenwart dieses Feindes am kränklichen Aussehen der Stämmchen, die- jenigen, welche nur von wenigen Larven bewohnt sind und sich allmählich wieder erholen, sind an starken, geschlängelten Rissen zu erkennen. Solche entstehen dadurch, dass die Ränder des Ganges vom Cambium überwallt werden und dass die da- durch entstehenden Wülste die Rinde auseinander treiben und sich aus den Spalten hervordrängen. Finden sich die Gänge nur an einer (der südwestlichen) Seite des Stämmchens, so ist die Gefahr für dasselbe weniger gross, als wenn sie ringsum gehen; ausserdem sind natürlich kräftigere, frei erwachsene Pflänzlinge widerstandsfähiger, als solche, welche im Dickicht und unterdrückt standen, bevor sie verpflanzt wurden. Findet sich eine Larve (Ä. fagi) in alten Buchenstämmen von 13 bis 16''" Durchmesser und darüber, so lassen sich oft die Borken- stücke von der Frassstelle in Tafeln ablösen, die Stämme sind jedoch in diesem Falle in der Regel schon anbrüchig. Feinde. Euloplms Agrilorum Btzb. wurde von genanntem Auetor aus den Larven erzogen. Gegenmittel, a. Erfahrungsmässig gehen schwächliche Pflänzlinge am Frasse der Prachtkäferlarve zu Grunde und es ist daher in solchen Gegenden, wo sie sich gezeigt hat, nöthig, nur kräftige Stäramchen zu verpflanzen. b. Zur Vertilgung des Insekts bleibt nichts als das Abhauen und Zerstören der befallenen Stämmchen vor der Flugzeit übrig, Käfer. — Prachtkäfer. 89 also vor dem Juni. Die Art und Grösse des Schadens, die Be- schafifenheit des Standorts und der Heister bestimmen den Grad der Energie, in welchem man vorzugehen hat. Will man durch Abhauen der Stämmchen einen Stockausschlag bewirken , was sich stets empfiehlt, so hat man sich zu vergewissern, ob man auch durch Wegnahme der Stämme die Larven wirklich vertilgt ; denn in einzelnen Fällen sind sie unten im Wurzelstocke ange- troffen worden, in welchem sie dann zurückbleiben würden. Anmerkung 1. Der schmale Prachtkäfer, J.(/nZMS angiistulus lU., ist entschieden kleiner (6 "•" lang, kaum 2 breit) als der vorige und dadurch wesentlich von ihm verschieden, dass das letzte Bauchsegment am Hinterrande ausgebuchtet und auf der Fläche meist mit seichtem Längseindrucke ver- sehen ist ; das M. hat überdies 2 Höckerchen am Hinterrande des zweiten Bauchsegments. Kopf und Halsschild sind stark querrunzelig, letzteres breiter als lang, nach hinten etwas verengert, mit deutlicher Längsfurche und sehr breiter Grube in jeder Hinterecke, getheilt durch eine scharfe Leiste, welche aus der Hinterecke so ziemlich parallel dem Seitenrande bis fast zur Mitte der Längenausdehnung des Halsschildes sich erstreckt. Hinterrand des Halsschildes stark dreibuchtig; Schildchen mit Querleiste. Flügeldecken vor und in der Mitte allmählich und schwach verschmälert, hinten einzeln gerundet und gezähnelt, auf der Oberfläche grob gekörnelt. Vorderrand der Vorderbrust etwas gebuchtet. Der ganze Käfer ist grün, durch unmerkliche Behaarung, welche an der Brust am stärksten auftritt, grauschimmernd. — Juni und Juli an Eichen und Buchen; aus ersteren wurde er z. B. von Herrn Rosen hauer erzogen und von mir in hiesiger Gegend, wo die Buchen fehlen, nicht selten an ihnen gefangen. Im Harze sind öfter 188—220 «^"^ hohe Eichenpflänzlinge von der Larve zerstört worden, oder von derjenigen einer andern Art, die ihr sehr ähnlich, nämlich: Der dünne Prachtkäfer, A. fenuis Bfzh.; bei ihm ist die aus der Hinterecke des Halsschildes entspringende Leiste entschieden kürzer und verwischter, die Mittelfurche seichter, die Seiten der Flügeldecken gerader, die Körnelung ihrer Ober- fläche flacher und die Rückenseite in der Regel blau (S«""" lang, reichlich 2 breit). 90 Zweite Abtheilung. Fig. 5. Anmerkung 2. Der Linden-Prachtkäfer, Lampm rufilans Fah., eine der schönsten heimischen Arten und vor den nächsten Verwandten namentlich ausgezeichnet durch das sehr breite, kurze, in der Mitte nach hinten zahnartig ausge- zogene Schiklchen. Das Halssehild ist in der Mitte am breitesten, gleichmässig grob punktirt, die Flügeldecken sind gestreift, die schmalen Zwischenräume grob punktirt, nach dem Seitenrande hin zusammenfliessend punktirt, ihre Spitzen mehr oder weniger gerundet und gezäbnelt. Der ganze Körper ist goldig grün und die Flügeldecken mit schwarzen Flecken (netzartig) gesprenkelt, die Fühler schAvarzblau , der Kücken des Hinterleibes tief stahlblau. Länge 14, Breite reichlich 6°"°^ — Die Larve, der Form nach als Prachtkäferlarve zu erkennen, hat stumpf zwei zähuige Kinnbacken; sie lebt in Linden, Küstern, Erlen. In Stämmen des erstem Baums, gesunden und an- brüchigen, habe ich die lanzettförmigen, quer- stehenden Fluglöcher stellenweise sehr zahlreich angetroffen, nicht selten darin den todten Käfer, die Stirn mit dem Rande in gleicher Ebene. Unsere grösste heimische Art, der grosse Kiefernprachtkäfer, Clialcophora Mariana L. (30""" lang, 11,5 breit) mit streifen- und fleckeuartigen Ver- tiefungen von grüner Farbe auf braun erzfarbenem Unter- grunde, lebt im Larvenzustande blos im todten Kiefernholze, besonders in den Stöcken, also unschädlich. Lampraru- tilans. Larve. Anmerkung 3. Die Schnellkäfer, Schmiede (Ehikriäac) stehen im Bau und in der Körpertracht den Prachtkäfern sehr nahe, haben aber in der Regel nicht die ]\Ictallfarben letzterer, häufig ein scharf an den Hinterecken vorgezogenes Halsschild, können sich mit knipserndem Laute in die Höhe schnellen, wenn sie auf dem Rücken liegen — sie scheinen dies zu thun, um wieder auf die Beine zu kommen — und unterscheiden sich noch durch mancherlei. Die Larven (Drahtwurm er) sind wurmförmig, öfter etwas deprimirt, in Folge ihrer durchaus hornigen Haut glatt Käfer. Schnellkäfer. 91 und glänzend, sechsfüssig und gelb bis braun von Farbe. Der Kopf steht wagrecht vor , ist nach vorn etwas zugeschärft, breit und zeichnet sich auf der Unterseite dadurch aus, dass vor einem tiefen Bogenausschnitte an seinem Grunde drei lange zusammenhängende Streifen auffallen, von denen die beiden seitlichen die Stämme der Kinnladen, der mittle das Kinn darstellen, an dieses setzt sich vorn ein freier, die zwei- ghedrigen Lippentaster tragender, verschieden geformter Theil an, mit jenem zusammen die Unterlippe bildend, an den seit- lichen Streifen sitzen nach aussen die viergliedrigen Taster, nach innen die äussern Laden welche wie zweigliedrige Taster erscheinen, während die innere Lade wenig entwickelt und be- wimpert ist. Die Kinnbacken sind kräftig, einfach, oder gezähnt, die Oberlippe unsichtbar, Fühler sehr kurz und dreigliedrig, Augen fehlen. Die Körperringe sind von ziem- lieh gleicher Grösse, die 3 Thorax- ringe etwas länger als die andern, nicht breiter und der letzte ver- schieden geformt nach den Arten meist in der Mitte bogig ausge- schnitten und seitlich gezähnt, an der Unterseite vorn mit einem ausstülpbaren After versehen, der als Nachschieber dient. Man trifft diese Larven häufig im Walde, unter Moos, in Schwämmen, im faulen, ja auch am gesunden Holze, sie fressen auch andere Thiere und leben mehre Jahre. Die Käfer ernähren sich von Honigsaft und benagen zu diesem Zwecke manchen jungen Trieb, besonders auch an Nadel- hölzern, wo sich schwarz und roth gefärbte Arten, wie Äm- pediis sanguineus, pomorimi, cpliippium, halteatus vereinzelt immer vorfinden. Schädlich aber hat sich keiner, weder in dem einen noch andern Entwickelungsstande gezeigt; sie wurden daher nur erwähnt, um der Wissbegierde Derer Rech- mmg zu tragen , welche den Insekten ein allgemeineres Inter- Ägriotes segetis nebst Larve. 02 Zweite Abtheiluni^. esse zuwenden, und durch die beigegebenen Abbildungen einer der Landwirthschaft schädlichen Art erläutert. Die Weichkäfer, Cantharis L. (Telc])horus Lfr.), Welche sich sehr zahlreich und in vielen Arten vom Mai bis zum Juli in den Wäldern und anderwärts auf Buschwerk und Blüthen umhertreiben, würden erst später unter den nützlichen Käfern erwähnt worden sein; denn sie verzehren ausser Honigsaft auch Fleisch und vertilgen dabei eine Menge kleineren Ungeziefers. Wie aber auch in anderen Fällen beobachtet worden, dass bei dieser doppelten Lebensweise ein und dieselbe Art zugleich nütz- lich und schädlich sein kann , so werden 2 Arten dieser Gattung angeklagt, die Maitriebe junger Eichen zerstört zu haben, wes- halb wir sie an dieser Stelle kurz besprechen. Die Gattung cbarakterisiren folgende Merkmale: Der laug- gestreckte Körper sammt Flügeldecken ist weich, so dass die Formen nach dem Tode etwas verändert sein können. Der Kopf ist unter dem Halsschilde vorgestreckt und trägt auf der Stirn vor den Augen die faden- oder borstenförmigen, elfgliedrigeu Fühler. Das Kopfschild ist ausgerandet, der Oberkiefer dünn, sichelförmig gebogen und einfach zugespitzt, der Unterkiefer hat 2 dicke, fleischige und bebartete Lappen, von denen der innere nur klein nud wenig vom äussern getrennt ist. Die Endglieder der 4 Taster sind beilförmig. Das Halsschild ist breiter als lang, an den Räudern aufgebogen, an den Ecken gerundet und auf der Oberfläche uneben , das Schildcheu klein , an der Spitze gerundet. Flügeldecken wenig breiter als das Halsschild, an den Seiten gleichlaufend, hinten die Leibesspitze verbergend. Bauch sechsgliedrig. Die 4 vordem Hüften stehen zapfenartig heraus und berühren sich ; die Füsse haben 5 Glieder, von denen das vierte zwcilappig ist. 3a. Der «eraeiiie Weichkäfer, Warzenkäfer, Cantharis fiisca L., ist schwarz, durch seine Behaarung grauschimmernd, Fühler- wurzel, vorderer Kopftheil, Halsschild mit Ausschluss eines schwarzen Fleckes vorn und die Ränder des Bauches sind roth- gelb. Länge 14, Breite 5,25""'". 3 b. Der "'. Grösse und Grössenverhältnisse veränderlich. Das Weibchen ist bedeutend breiter, am letzten Bauchringe zerstreut punktirt und an der Spitze ausserdem fein nadelrissig. Länge 10, Breite reichlich 5™"^. Gilt hier dieselbe Bemerkung wie vorher. Die Art ändert auch ausser der Grösse noch mehr- fach ab, indem a. die Punkte in den Reihen der Flügeldecken noch flächer und graufilzig, die Zwisch'enräume stärker gekörnelt ütiorhj^Dchus niger. ^ in die natürliche Grösse. Käfer. — Rüsselkäfer. Otiorbynchu^. 121 sind (va): ß. vülosopimctatiis Ziegl.), b. die Scheibe des Hals- schildes dicht punktirt ist, c. beim Männchen das punktirte Hals- schild einen stumpfen Mittelkiel hat. — So ziemlich das ganze Jahr an Nadelholz, an jungen Fichtenorten, hauptsächlich in den Gebirgen, jedoch auch in der Ebene stellenweise. Die Larve ist kurz und gedrungen, der \ou Hi/lohius ahiefis sehr ähnlich, aber mit kleinen Keilvvülsten , auf Querreihen von Dornenhöckerchen büschelweise auffällig und lang behaart, am Bauche fehlen den Haaren die Dornenwarzen. — An den Wurzeln der Nadelhölzer, besonders der Fichten und Lärchen. Die Puppe liegt in geglätteter Erdhöhlung nahe den Wurzeln. Lebensweise. Die von verschiedenen Forstleuten ver- öffentlichten Beobachtungen über diesen Käfer stimmen nicht in allen Punkten tiberein, wenn sie auch gerade keine Widersprüche enthalten. Der Grund hiervon mag zum Theil in dem Umstände zu suchen sein, dass es einige ungemein ähnliche, also leicht zu verwechselnde Arten giebt, von welchen einmal diese, ein anderes Mal die andere überwiegt. Ausserdem bietet die ungleichmässige Entwickelung dieser Art keinen sichern Anhalt zur Ermittelung der Lebensweise; denn es finden sich den ganzen Sommer hin- durch Eiej-, Larven, Puppen und Käfer. Die Larven werden an den Wurzeln zu 10—50 Stück in kleinen Klümpchen gefunden, wo sie vorwiegend die Epidermis der feinen Wurzelzasern be- nagen und in ihrem Betragen an die Engerlinge erinnern. Ich habe mehre Jahre in dem Riesengebirge von der zweiten Hälfte des August ab bis in den September hinein die Käfer nur unter Steinen, niemals fressend gefunden und von Andern sind sie schon in der zweiten Hälfte des Juli unter gleichen Verhältnissen betroffen worden. Es mögen dies theils die überwinterten Käfer sein, welche hier nun ihr Grab suchen; denn sie sitzen oft zwischen Bruchstücken längst verendeter Brüder, theils neu ausgeschlüpfte, welche nach der Ueberwinterung ihr Brut- und Frassgeschäft treiben. Mit dieser Anschauungsweise stimmt die Angabe, dass bei Zucht in der Mitte August aufgefundener Larven sich etwa 3 Wochen später die Käfer entwickelten und die wei- tere Angabe von Haas s, dass zu den überwinterten Käfern vom Juni bis September immer neue hinzukämen. 122 Zweite Abtheilung. Nach der Ueberwinterung kommt der Käfer zum Vorschein, benagt zunächst die jungen Pflanzen — an alten Beständen Süll er keinen Schaden thun — unten am Wurzelstocke, sodann oberhalb desselben und breitet allmählich seinen Frass über die ganze Pflanze aus, aber nur die Rinde, nicht die Nadeln an- greifend; am empfindlichsten wäre nach Anderer Ansicht der Schaden im Juni durch das Benagen der Maitriebe. Die Begattungszeit ist keine bestimmte, sie dürfte aber vor- herrschend in das Frühjahr fallen. Das befruchtete Weibchen geht 10,5 — 15,7*^™ tief in die Erde und sucht die Wurzeln der Fichten oder Lärchen auf, wo Schonungen fehlen, sicher auch in den älteren Beständen, denen der Frass aber keinen Schaden bringt. Höchst wahrscheinlich ist die Generation eine einjährige und die meisten Larven werden vor Winters noch zu Käfern, wie schon bemerkt, zu verschiedenen Zeiten, und mancher dürfte seine Wiege vor Frühjahrs nicht mehr verlassen. Nach den bisherigen Erfahrungen sind a. die Verwüstungen auf gelockertem Boden, mögen nun Pflanzungen oder Reihen- saaten vorgenommen worden sein, am bedeutendsten gewesen, während stark beraste Fichtensaaten von den Angriffen der Larven fast gänzlich verschont blieben; b. die angegriffenen Pflanzen gilbein im ersten Jahre nur an den Nadeln, im nächst- folgenden werden sie roth und gehen ein; c. angegangene Pflan- zen lassen sich auch aus den dichtesten Beständen mit Leichtig- keit herausziehen. Gegenmittel. 1. Das Absuchen der Käfer hat sich bisher noch am wirksamsten bewiesen und ist an hellen Tagen bis früh 10 Uhr der Fang am ergiebigsten; die Kosten haben sich ungefähr auf 1 Pfennig das Dutzend Käfer, welche von Kindern gesammelt wurden, herausgestellt und sind vom 6. Mai bis 18. Juni im Arnsberger Reviere 152700 Stück gesammelt worden. Auf Neuhauser Revier wurden (1867) IV2 Millionen Stück im Aceordlohn von 1—2 Pfennigen für das Schock gesammelt. 2. Das Ausziehen der kranken Pflanzen im Herbste und Tödten der an den Wurzeln oder in deren nächster Nähe in der Erde liegenden Eutwickelungsstände des Insekts. 3. Das Liegenlassen der Schläge bis zur Verwesung der Wurzeln. Käfer. — Rüsselkäfer. Otiorhynchus. Ryllnbius. 123 Anmerkung 1. Der braunbeinige Dickmaul- rüssler, Otiorliynchus fuscipes Ol. ist dem vorigen fast in allen Stücken gleich und kommt mit ihm stellenweise (Riesen- gebirge) gleich häufig vor, er unterscheidet sich aber wesentlich von ihm durch die dunkler rothen Beine, an denen nur die Fussglieder schwarz sind, durch ein dichter gekörneltes Hals- schild und durch glättere Flügeldecken, indem dieselben ge- kerbt- (nicht punktirt-) gestreift und die Zwischenräume schwach runzelig sind. Auch hier ist das Männchen schmäler als das Weibchen, die letzte Bauchschuppe bei jenem ist längsstreifig, an der Wurzel und an den Seiten aber punktirt, bei diesem dicht punktirt. Auch hier kommen zwei Abänderungen vor: a. die Flügeldecken sind tiefer gestreift und die Zwischenräume stärker gerunzelt, so dass die glättere Oberfläche gegen die vorige Art mehr schwindet, aber doch andere Skulptur hat, b. bei manchem Männchen das Halsschild dicht runzelig punktirt. Diese Art und sicher noch sehr viele andere, lebt ent- schieden wie die vorige. Wieder andere Arten, wie z. B. den kleineren 0. picipes übst, klopft man oft in grösseren Mengen im Herbst von den Eichen. Seine Fühler sind viel gedrungener, indem Geisel- glied 3 — •? dicker als lang, die Schenkel schwach gezähnelt, die Flügeldecken dicht braun und grau beschuppt, gestreift, in den Streifen augenpunktig, alle Zwischenräume gleichmässig erhaben, der Körper pechbraun, die Beine röthlich. Anmerkung 2. Die Grünrüssler, PhjlloUus, haben ihren deutschen Namen erhalten, weil die meisten Arten mit lebhaft goldglänzend grünen Schuppen dicht besetzt sind. Als Gattungsmerkmale gelten: Ein sehr kurzer, dicker Rüssel mit kurzer Fühlergrube, welche nach dem Vorderrand der Augen gerichtet ist, ihn aber nicht erreicht, ziemlich lange dünne Fühler, die an der Spitze des Rüssels sitzen, deren Schaft den Vorderrand der stark vorquellenden runden Augen erreicht, meist aber weit darüber hinausgeht, und deren beide erste Geiselglieder länglich, die folgenden kurz kegelförmig bis kugelig sind, ein vorn verengtes vorn und hioten gerade ab- gestutztes Halsschild, welches breiter als lang ist; ein deut- liches, dreieckiges Schildchen und langgestreckte, vorherrschend 124 Zweite Abtheilung. walzige Flügeldecken, deren Schultern stumpfeckig vorragen und deren Spitzen das Leibesende verbergen. a. Der silberglänzende Grünrüssler, Thyllöbius argentatiis L. Der cylindriscbe Körper dieses zierlichen Käfer- chens ist mit runden, goldigen Schuppen und ausserdem mit weissen, abstehenden Haaren besetzt, au den rothgelben Fühlern sind Geiselglied 3 — 7 kurz kegelförmig, au den eben so ge- färbten Beinen höchstens die Schenkel schwärzlich und unten vor der Spitze mit je einem Zahne versehen ; Flügeldecken gestreift. Länge bis zur Stirn 5, Schulterbreite 2'"'". b. Der Ellern-Grünrüssler, Ph. alneti Fab. (piri Gyll) ist grösser, grün oder blaugrün beschuppt, die Schuppen sind aber länglich, haarförmig, das Halsschild vorn deutlich ver- engt, das Schildchen spitz dreieckig, Fühler und Beine röthlich- gelb, Schenkel gezähnt, Fühler wie bei vorigem gebildet. c. Der braune Grünrüssler, Schnialbauch, Th. öblongus L. (Fig. 13.) hat dieselbe Bil- ^^^- ^^- düng der Beine und Fühler, ist aber nicht ^/ - "~~^~~ "^^_-, beschuppt, sondern ziemlich lang grau- haarig am vorherrschend schwarzen Kör- ^"^j per, entweder sind nur Fühler und Beine gelb oder röthlich- gelb -braun, oder es haben auch die punktsreifigen Flügel- decken eine hellere oder dunklere braune Ph) Uobius öblongus. Färbung. Gesammtlänge 6 , Schulter- breite 2,5'"'^\ d. Der gestreifte Grünrüssler, Ph. piri L (vesper- tinus Fab.) ist auf den ersten Blick dem vorletzten sehr ähn- lich , unterscheidet sich aber von allen dreien durch die ge- drungenem Fühler, indem Geiselglied 3 — 7 nicht länger als breit, sondern so lang wie breit und weiter hin breiter als laug sind. Den Körper decken längliche, haarförmige Schuppen von kupferrother und grünlicher oder goldiger Färbung, die auf den abwechselnden Zwischenräumen der Flügeldecken lichter zu sein pflegen, so dass hier eine Streifung entsteht; Fühler und Beine sind röthlich gelb, letztere an den Schenkeln ge- zähnt, diese oder auch die Schienen in seltenen Fällen schwärzlich. Käfer. — Rüsselkäfer, Phyllobius. Strophosomus. \2b e. Der Grün hals, Phyllobius viridicollis Fab. ist von den genannten die kleinste Art, denn er erreicht nur in seinen grössten Exemplaren die kleinsten Stück-e von Fh. ohiongus (4,5"°'\ ist glänzend, glatt und schwarz von Farbe, an Fühlern und Beinen braungelb und wie der genannte nicht beschuppt, ausser an den Seiten des Halsschildes und an der Brust, welche dicht mit grünen Schuppen besetzt sind; ausserdem sind die Schenkel nicht gezähnt und die Geiselglieder der Fühler vom dritten au fast knopfförmig, wie bei d. (nicht kegelförmig). — Der Grünhals lebt vorherrschend auf jungen Buchen. Die genannten und manche andere Art, an welchen die Gattung reich ist, kommen oft in grossen Mengen auf den ver- schiedensten Sträuchern vor und befressen Knospen und Blätter. Beispielsweise hat a. schon in Buchenschlägen so gehaust, dass viele Pflänzchen auch nicht ein gesundes Blatt mehr hatten, Birkeubestände vollkommen entblättert u. s. w. c. und andere thuu in Baumschulen oft grossen Schaden. — Von den Larven ist nichts bekannt, schädlich dürften sie nicht sein. Gegenmittel. Wo sich ein und der andere dieser Käfer häufig zeigt, muss er an früher Morgenstunde in den Schirm abgeklopft werden, Anmerkung 3. Der breitrüsselige Kurzkopf, Stroxiliosomus coryU L. zeigt von allen hier aufgeführten Arten die gedrungenste Form. Der Rüssel ist sehr kurz, oben platt und breit, an den Seiten also kantig, an der Spitze aus- gerandet, mit einer Längsfurche durch die Mitte, welche sich auf Kopf und Halsschild fortsetzt, und durch eine Querefurche vom Kopfe geschieden. Seine tiefe Fühlergrube reicht bis unter die Augen. Die geknieten Fühler sitzen an seiner Spitze, der Schaft reicht bis an den Hinterrand der halbkugelig vor- quellenden Augen; die beiden ersten Geiselglieder sind lang kegelförmig, die 5 folgenden bis zum Endknopfe nicht länger als breit. Der im Halsschilde steckende Kopftheil ist zwar rund, aber zapfeuartig verjüngt, so dass der vorstehende Theil des Hinterkopfes sich falzartig an den Vorderrand des Hals- schildes anlegt. Das Halsschild ist nicht länger als breit. \2Q Zweite Abtheilung. vom und hinten gerade abgestutzt und gleich breit, in der Mitte gleichmässig bogig erweitert. Schildchen nicht sichtbar. Flügeldecken kugelig-eiförmig, die Leibesspitze deckend, punkt- streifig mit ebenen Zwischenräumen. Vorderhtiften sehr nahe. Schenkel ungezähnt, Vorderschienen an der Spitze mit einem Stachelkranze, drittes Fussglied breit zweilappig. Körper un- geflügelt. Der ganze Käfer ist schwarz, aber so dicht mit grauen und bräunlichen runden Schuppen zum Theil fleckig besetzt, dass nur an der Nahtwurzel der Flügeldecken in einem Längs- striche die Grundfarbe sichtbar ist; die Zwischenräume auf den Flügeldecken mit einzelnen aufstehenden Borsten besetzt ; Fühler und Beine rostroth. Gesammtlänge5,5, grösste Breite 3'"°'. Dieser Käfer erscheint in manchem Frühjahre nicht nur auf Haseln, wie sein wissenschaftlicher Name schliessen lassen könnte, massenhaft, sondern auch auf Birken, Buchen, Eichen, Kiefern und Fichten, wo er Knospen, Blätter und die Rinde junger Triebe, z. B. an Buchen und Eichen, benagt und dann gewiss nicht unmerklich schädlich wird. Eine 14 Morgen grosse Kiefernkultur wurde beim ersten Erscheinen der Keim- linge vollständig zerstört. Die Larven finden sich in Menge auf Kiefernsaaten in der Erde, ohne dass an den Wurzeln Beschädigungen ihrerseits bemerkt werden konnten. Cneorhimis geminatus F. ist ein in Bau der Grösse dem vorigen ausserordentlich nahe stehender Käfer, bei dem jedoch das erste Geiselglied der Fühler mindestens noch einmal so lang als das zweite und bedeutend dicker ist. Der schwarze Käfer ist oberwärts braun-, unterwärts und an den Seiten des Ilalsschildes und der Flügeldecken weiss beschuppt; letztere sind fast kugelig, fein gestreift punktirt, die breiten Zwischenräume mit kurzen, weissen Borstchen besetzt. Auch das Ilalsschild nähert sich der Kugelform, indem es seitlich stark bogig erweitert ist. Dieser Käfer ist neueren Erfahrungen gemäss verwüstend an einjährigen Kiefern aufgetreten. (Dankelmann, Zeitschr. für Forst- und Jagdwesen, V. L 32.) Anmerkung 4. Der bestäubte Kurzhals, BracJiy- deres hicanus L. Der Kopf hat in den Umrissen die Form Käfer. — Rüsselkäfer. Brachyderes. Metallites. lO? des vorigen, der Rüssel ist breit und kurz, oben platt, an den Seiten daher stumpfeckig, vorn nicht ausgeschnitten, aber mit einer Bogenleiste versehen, die kurze und flache Fühlergrube nach dem Unterrand der Augen gerichtet. Die geknieten Fühler an der Spitze des Rüssels sind schlank, ihr Schaft reicht über die massig vorquellenden Augen hinaus, die 7 Geisel- glieder bis zum Endknopfe ^ sind deutlich kegelförmig, das zweite sehr lang. Das Halsschild ist breiter als lang, vorn und hinten gerade abgestutzt, an den Seiten bogig erweitert, auf der Scheibe etwas eingedrückt und auf der Oberfläche wenig gröber punktirt als Kopf und Rüssel. Schildchen nicht bemerkbar. Flügeldecken an der Wurzel kaum breiter als das Halsschild hinten, gestreckt eiförmig, hinten zusammen zugespitzt, aber doch ragt die Hinterleibsspitze unter ihnen etwas hervor, schwach punktstreifig, die Zwischenräume eben und schwach gerunzelt. Vorderhüften sehr genähert, Schenkel ungezähnt, Schienen ohne Endhaken, die vordersten an der Spitze einwärtsgebogen. Körper ungeflügelt. Der ganze Käfer ist pechbraun, ziemlich dicht mit grauen, braunen, hie und da metallisch glänzenden Schuppen besetzt, welche eine lichte Seitenlinie am Halsschilde und einige lichte Fleckchen an den Seiten der Deckschilde bilden. Gesammt- länge 9,25, grösste Breite 3,75'""', Das Männchen ist verhält- nissmässig wenig schmäler. Der unter Steinen, Moos und an ähnlichen Verstecken überwinterte Käfer stellt sich oft in grossen Mengen im Früh- jahre an Birken, wo er die junge Rinde abnagt, Kiefern, sel- tener an Fichten ein und befrisst Blätter, wie Nadeln und schadet besonders den Keimlingen. Vom August an erscheint die junge Generation, über die Entwickelung ist mir aber nichts Sicheres bekannt. Als Gegenmittel haben sich Fanggräben mehrfach bewährt, auch das Sammeln im Winterlager ist anzuempfehlen, besonders da, wo zugleich noch anderes Ungeziefer aufgelesen werden kann. Metallrüssler, Metallites, nennt man eine Anzahl Rüssel- käfer, die in folgenden Merkmalen übereinstimmen : der Rüssel ist sehr kurz, gleich breit, oben platt, an den Seiten gekantet, 128 Zweite Abtheilung. vorn schwach oder auch nicht ausgeschnitten, seine Fiihler- gruben sind tief, stark nach unten gebogen, vereinigen sich aber an der Unterseite des Rüssels nicht. Die geknieten Fühler, an der Rüsselspitze eingefügt, reichen mit ihrem Schafte hinter die hinteren Augenränder und sind in den beiden ersten Geisel- ^ gliedern kegelförmig, während die 5 folgenden bis zum Knopfe eine Art Perlschnur bilden. Halsschild vorn und hinten gerade abgestutzt, an den Seiten sanft gerundet, so lang wie breit oder breiter. Scbildchen deutlich. Die weichen Flügeldecken breiter als das Halsschild, meist fast walzig, hinter der Mitte aber auch etwas aufgetrieben, an den Schultern stumpfeckig vortretend, hinten das Leibesende vollkommen deckend. Körper geflügelt, auf der Oberfläche metallisch beschuppt. Vorder- hüften sehr nahe, Schenkel vor der Spitze unten gezähnt. Schienen ohne Haken an der Spitze. IIa. Der weiche Metallrüssler, MefalUtes mollis Gnn. ist schwarz oder braun, mit länglichen Goldschuppen massig dicht besetzt, Fühler und Beine blass gelbbraun; Halsschild etwas breiter als lang, seitwärts kaum erweitert, Scbildchen hinten ge- rundet, Flügeldecken fein punktstreifig, die Zwischenräume eben, aber dreimal breiter als die Punkte, der Raum längs der Naht ohne Schuppen. Gesammtlänge 8, Schulterbreite 3'"'". IIb. Der blaugniiie Metallrüssler , 31. atomar ius Oliv, ist schwarz, braun oder gelbbraun, massig dicht mit meist goldgrünen haarartigen Schuppen bekleidet, Fühler und Beine röthlich gelb- braun, die Schenkel undeutlich gezähnt. Halsschild fast so laug wie breit, dicht punktirt. Flügeldecken tief punktstreifig, die ebenen Zwischenräume schmäler als bei voriger Art, kaum mehr als doppelt so breit, wie die Punkte. Gesammtlänge 5,25, Schul- terbreite 2,2b""^. Beide Arten, über deren Entwickeluugsgeschichte mir nichts bekannt ist, kommen oft in grossen Mengen, besonders im Ge- birge, während des Mai und Juni an 20- 30jährigen Kiefern und Fichten vor, durchnagen an den jungen Trieben in der Nähe des Gipfels die Nadeln, wählen an den Kiefern die Stelle, wo die zwei Nadeln noch in der Scheide stecken; einige Zaseru bleiben undurchnagt, an denen dann die Nadeln herabhängen. Noch lieber befressen sie ringum die jungen Gipfeltriebe, so dass Käfer. — Rüsselkäfer. Polydrosus. 129 dieselben leicht umknicken und abfallen, oder wenigstens die Nadeln sich röthen und abfallen. Die zweite Art kommt auch in der Ebene nicht selten an den 12 — 20jährigen Kiefern und an Fichten in gleicher Weise vor und sucht vom Ende Juni ab jüngere Sträucher auf, wenn die Rinde jener zu hart geworden ist; dann aber (Juli) ist der Käfer allmählich verschwunden. Gegenmittel. Das Abklopfen der Käfer in den Morgen- stunden auf untergebreitete Planen oder an jüngeren Stämmchen in den untergehaltenen Schirm, im Mai. Anmerkung. Neben den Gattungen PhyUobius und MetaUites ist noch eine dritte, Polydrosus, deren zahlreiche Arten auf den ersten Blick den andern sehr ähnlich sind in Folge der allgemeinen Körperform, der Bildung der Fühler und Beine und des metallisch glänzenden Schuppenkleides Während aber bei PhylloUns die Fühlergruben nach dem vordem Augenrande gerichtet sind, biegen sie sich bei den beiden andern Gattungen stark nach unten, sind bei MetaUites sehr tief, hinten aber einzeln begrenzt, dagegen sind sie bei Polydrosus nach hinten verflacht, vereinigen sich aber beide untereinander. Wir nennen statt aller nur 3 sehr häufig vorkommende Arten, von denen die erste in einigen untergeordneten Merkmalen von Polydrosus abweicht (und von den Neuern unter dem Gattungsnamen Eudipnus davon abgezweigt worden). Der glänzende Laubholzrüssler, Polydrosus micans Fab. Rüssel kurz, gleich breit, stumpfkantig, oben sehr flach gewölbt, Fühlergruben an seiner Unterseite vereinigt. Die ge- knieten Fühler an seiner Spitze, ihr Schaft erreicht den Hinterrand der Augen kaum, das zweite Geiselglied ist länger und dünner als das erste, die 5 folgenden bis zum Endknopfe sind deutlich aber kurz kegelförmig. Hals- ■ Schild vorn am schmälsten, breiter als lang, gekörnelt. Flügel- decken viel breiter, hinter der Mitte aufgetrieben, tief punkt- streifig. Schenkel ungezähnt. Der schwarze Körper ist mit kupferrothen oder goldigen Schuppen bekleidet. Fühler und Beine bräunlichgelb. Gesammtlänge 8, grösste Breite hinter der Mitte 4™'". Tascheiiberg, Forstinsekten. y 130 Zweite Abtheilung. Dieser Küfer erscheint oft massenhaft auf verschiedenen Lauhhölzern, besonders auf Haseln und Buchen und zerbeisst die Knospen und Blätter. Der s e i d e n a r t i g e L a u b h 0 1 z r ii s s 1 e r , Pohjdrosus scri- ccHS ScJiall. ist dem PkyUohins argcntatus au Grösse, Form und Farbe sehr ähnlich, aber nicht behaart und durch die bereits angegebene Fühlergrubenbildung unterschieden. Die lichten Fühler und Beine sind gebildet, wie bei voriger Art, die Farbe der Schuppen aber entschieden grün oder bläulich. Auch diese Art lebt auf den verschiedenen Laubhölzern, v^ie die vorige und kann nur abgeklopft werden, wenn man sich ihrer erwehren will. Der dunkelfleckige Laubholzrüssler, Pohjdrosus cervinns L. Dieser Käfer ist durchschnittlich noch kleiner als der vorige (5""" lang und 2,5"""" hinter der Mitte breit), schwarz von Farbe, aber durchaus mit grüngrauen oder kupferroth- lichen Schuppen bedeckt, welche in den Zwischenräumen zwischen den Punktstreifen der langeiförmigeu Flügeldecken runde Fleckchen unbedeckt lassen, so dass dieselben ein ge- schecktes Ansehen bekommen. Das Halsschild ist breiter als lang, in der Mitte am breitesten. Während bei den beiden vorigen Arten der Fühlerschaft höchstens bis zum hintern Augenrande reicht, geht er hier etwas darüber hinaus und ist sammt den Geiselgliedern röthlich gelbbraun von Farbe, gleich den Fussgliederu. Die geschwollenen Schenkel sind vor der Spitze unten deutlich gezähnt. Diese ausserordentlich gemeine Art lebt im Larvenzustande in den Spitzen der Eichen- und Birkenzweige (gewiss auch anderer Laubhölzer), deren Gipfelblätter das Weibchen vor dem Eierlegen abgeschnitten und quastenartig zusammengerollt hat. Im Oktober oder erst den Juni des nächsten Jahres ent- wickelt sich der Käfer daraus, welcher junge Laubknospen und Blätter bcfrisst, wie alle Rüsselkäfer. 12. Schwarzer Bucheiirüssler, Buchenspriiiiirüsslcr, Buchen- si)riii«:er, Orchcstcs fcujl L. Rüssel rund, sanft gebogen, länger als Kopf und Halsschild, die geknicten Fühler fast näher den Augen als der Rüsselspitze eingefügt, zwischen Schaft und End- knopf mit G Gliedern, von denen die ersten länger als dick sind, Käfer. — Rüsselkäfer. Orchestes. 131 Allgen auf der Stirn nur durch schmalen Zwischenraum getrennt. Kopf und Halsschikl zusammen glockenförmig und klein im Verhältniss zu den Flügeldecken. Halsschild breiter als lang, nach vorn allmählich, am Hinterrande plötzlich verengt, daher hinter der Mitte am breitesten, auf der Oberfläche gleichmässig grob puuktirt. Schildchen klein, vertieft. Flügeldecken länglich eiförmig, etwa doppelt so breit wie das Halsschild am Hinter- rande, hinten die Leibesspitze vollkommen deckend, auf der Fläche gleichmässig punktstreitig mit ebenen Zwischenräumen. Vorderhüften sehr genähert, alle Schenkel kurz und dick, unten vor der Spitze mit je einem Zähnchen, die hintersten zum Springen befähigend, Klauen am Grunde mit je einer grossen zahnartigen Erweiterung. Der ganze Körper ist schwarz, durch feine, gleichmässige Behaarung grau schimmernd, nur die Fühler und Füsse sind licht gelbbraun. Länge bis zur Stirn 2,5, Schulterbreite l*""». — Juni, überwinternd bis Mai auf Buchen. Larve. Die Gabellinie des Kopfes schon vom Kopfrande an getheilt, ein durch die IMitte getheiltes dunkles Nackenschild auf dem ersten und ein kegelförmiges, nach oben gerichtetes Fleischzäpfchen auf dem letzten Gliede. Glied 3 — 10 an den Seiten warzig vortretend, 4 — 10 auf dem Rücken mit je 2 Wärz- chen, die Keilwülste fehlen. Behaarung äusserst schwach. — Mai anfangs Juni minirend in Buchenblättern. Puppe ohne besondere Eigenthümlichkeit. — Sie ruht etwa 10 Tage in einem Cocon in den Minen der Buchenblätter. Lebensweise. Der überwinterte Käfer stellt sich anfangs Mai auf den jungen Buchenbestäuden ein und zernagt die sich eben entwickelnden Knospen und Blätter, indem er sich zwischen den Falten derselben umhertreibt. Man sieht die Spitzen be- sonders benagt und vertrocknet, wodurch die Ausbreitung der Blattfläche sich verzögert. Gleichzeitig beobachtet man, beson- ders in den Morgenstunden, die Pärchen in Copula. Bald nach dieser beginnt das Eierlegen, indem das Weibchen in der Mittel- rippe auf der Unterseite des Blattes ein Loch frisst und das gelblich weisse Ei hineinschiebt. Die wenige Tage nachher aus- schlüpfende Larve (Herr Fintelmanu beobachtete in Zweigen, welche er in Wasser gesetzt hatte, schon am Ü. Mai die erste 9* 132 Zweite Abtheilung. Larve) frisst eine schräg vorwärts nach dem Blattrande laufende sieh allmählich verbreiternde Mine und da in verschiedenen Höhen der j^iittelrippe je ein Ei gelegt wird, so kann mit der Zeit der grösste Theil des Blattfleisches verzehrt sein. Das Blatt wird natürlich braun, verrichtet nicht mehr seine Funktion und wenn, wie schon beobachtet worden, kaum ein Blatt unangefochten bleibt auf einer solchen jungen Pflanze, so kann sie zu Grunde gehen, zumal wenn sie nicht vollkommen kräftig durch den Winter gekommen war und der Käfer vor und während des Brutgeschäftes schon Knospen und Blätter zahlreich zerstört hat. Die Entwickelung geht sehr schnell von Statten, denn die Larve, bedarf kaum 3 Wochen zu ihrer vollen Gröss.e. Erwachsen, spinnt sie am Ende ihrer Mine ein kugeliges Cocon und wird in demselben zur Puppe, aus welcher bereits von Mitte Juni ab der Käfer ausschlüpft, ja Nördlinger beobachtete ihn (184'2) in Schwaben schon vom 30. Mai ab. Derselbe springt auf den Blättern umher, benagt dieselben, um sein Leben zu fristen, schadet jetzt aber weniger, weil er das einzelne Blatt nicht be- wältigt und nicht ausser Thätigkeit für die Ernährung des Bäumchens setzen kann. Im Herbst verschwindet er vom Laube, um die gewöhnlichen Winterverstecke aufzusuchen. Wenn im Frühjahre aus trocknen Blättern noch nicht ausgefärbte Käfer von Herrn F intelmann hervorgeholt wurden, so spricht dieser Ausnahmefall nicht für eine zweite Generation, sondern nur für eine so häufig vorkommende Verzögerung in der Entwückelung. Feinde. Brachistes minukis, Entedon xanthops, Pteromalus crueiatus sind aus den Minen erzogene Zehrwespen. Gegenmittel. Wenn der Käfer in Buchenanpflanzungen massenhaft auftritt, muss das Abklopfen desselben zur frühen Morgenstunde und etwas später das Einsammeln der minirten Blätter Hand in Hand gehen. Anmerkung. Der Eichenspringrüssler, Orchesfes quercus L., hat genau dieselbe Gestalt des vorigen, erscheint nur etwas dicker und unterscheidet sich von ihm und andern Gattungsgenossen leicht durch das dichte, röthlich gelbbraune Haarkleid, welches nur Augen und Brust schwarz erscheinen lässt, durch sägenartig gezähnte Hinterschenkel und durch eine tiefe Grube vor der Spitze jeder Flügeldecke; bei frischen Käfer. — Rüsselkäfer. Cryptorhynchus lapathi. 133 Exemplaren bildet die Behaarung auf dem Kücken der Deck- schilde eine lichtere, nach hinten sich zuspitzende Makel. Der Käfer und seine Larve lebt auf Eichen ganz so, wie der vorige auf Buchen und kann daher durch sein massen- haftes Auftreten an diesem am meisten heimgesuchten Laub- holze sein Theil an den Zerstörungen des Laubes beitragen. In manchen Jahren habe ich hier den Käfer im Frühjahre schon zahlreich von Eicheugebüsch in den Schirm geklopft. 13. Bimter Weidcnrüssler , Erleu Würger , CryptoyJiynclms lapathi. Der Eüssel ist walzig, merklich gekrümmt, an der Spitze ausgeschnitten und so lang wie der übrige Kopf und das 4Ials- schild zusammengenommen. Er ist von oben nicht sichtbar und kann in der Euhelage in eine breite, scharfrandige Rinne ein- gelegt werden, welche sich zwischen den Vorder- und Mittel- hüften hinzieht und durch den Vorderrand der Hinterbrust scharf begrenzt wird (daher der Gattungsname: „Verborgenrüssler'^) In seiner Wurzelhälfte ist er deutlicher punktirt, als in der Spitzenhälfte und mit einem zarten Längskiel auf der Rücken- mitte versehen, so wie mit einer Fühlergrube, die geradlinig nach den untern Augenränderu geht. Die gebrochenen Fühler sitzen in der Rüsselmitte, ihr Schaft erreicht den Augenrand nicht vollkommen, ihre längere Geisel endet in einen soliden, eiförmigen Knopf. Die quer ovalen Augen quellen an den Kopfseiten merklich hervor. Das Halsschild ist breiter als lang, vorn sehr plötzlich eingeschnürt, so dass der von hinten her fast gerade Seitenrand einen stumpfen Winkel bildet, in dessen Ecke.jeder- seits sich auf der Oberfläche ein w^arzeuartiger Aufsatz erhebt. Der Hinterrand ist schwach zweibuchtig, der Vorderrand an den Augen tief ausgebogt und auf dem Scheitel mit 2 stumpf zahn- artigen Randerhebungen versehen, über seine Rückenmitte läuft ein Längskiel, an welchem aufgerichtete Haarschuppen in der Mitte zwischen den erwähnten warzenartigen Erhebungen eine dritte Warze bilden. Das Schildchen erscheint wie ein Knöpf- chen in halbovaler Grube. Die Flügeldecken sind breiter als das Halsschild, an den Schultern gerundet rechteckig, an den Seiten fast geradlinig, runden sich hinten einzeln und ziemlich spitz ab, lassen aber hinter sich bis nach vorn hin einen Streifen des Hinterleibes sichtbar. Sie sind tief punktstreifig, in den ■[34 Zweite Abtheilung. Zwischenräumen mit warzig aufgerichteten Schuppenhaaren be- setzt. Schenkel etwas eomprimirt, vor der Spitze unterwärts tief ausgebuchtet, die vordersten mit einem Zahne, die andern mit je 2 Zähnen zwischen Mitte und Spitze, Schienen gleichfalls eomprimirt in je zwei Hornhäkchen auslaufend. Der sehr harte Käfer ist schwarz oder pechbrauu und so dicht mit theils anliegenden, theils emporstehenden Haarschuppen von weisser und schwarzer Farbe bedeckt, dass eine Skulptur wenig bemerkbar, seine Rückenfläche aber warzig erscheint. Die Beschuppung bildet an der Vorderbrust sammt den Seiten des Halsschildes, an der Wurzel der Beine und an dem hinter- sten Drittel der Flügeldecken einen weissen Ueberzug, an dem übrigen Theile der Deckschilde Büschelreihen von vorherrschend schwarzer Färbung, die sich in Weiss auch in der weissen Grundfläche fortsetzen. Länge bis zur Stirn 8, Schulterbreite 4'"'", Rüssellänge S"^™. — Mai, Juni, August und Oktober. Larve. Der des Hylöbiiis ahietis sehr ähnlich, gelblich weiss, am Kopfe gelblich braun, die Fresswerkzeuge dunkler, eine feine schwärzliche Linie läuft vom After bis über den vierten Bauchring hinauf, die Borstenhärchen stehen sehr einzeln über den ganzen Körper, zwei längere an den Hinterecken des After- gliedes. Die drei Thoraxringe haben unten eine längere Wulst in der Mitte und beiderseits eine halbrunde mit einem Borsten- haar. Länge 12""% wenn sie ausgestreckt ist. — Juni bis September im Jüngern Ellern-, altern Weidenholze. Lebensweise. Mit Beginn des Mai (1872 beobachtete ich es schon am 27. April) sitzt der bei uns gemeine Käfer gepaart auf den Ruthen der der Saale entlang etc. angepflanzten Weidengebüsche, welche zu Korbmacherarbeiten nach einem be- stimmten Zeiträume immer wieder von Neuem abgeschnitten werden. Die aufeinander sitzenden Pärchen, wie die einzelnen Käfer lassen sich bei der leisesten Erschütterung ihrer Wohnstätte herabfallen und liegen mit vorgestreckten Schenkeln und angelegtem Rüssel längere Zeit wie todt an der Erde. Während ihres Auftretens an den Weiden benagen sie die junge Rinde, ohne dadurch wohl besonders schädlich zu werden, da die Zeit ihres Auftretens nicht lange währt. Das befruchtete Weibchen legt seine Eier einzeln au die Weiden und die Larve scheint hier zu Laude hauptsächlich Käfer. — Rüsselkäfer. Cryptorhinchus lapathi. 135 in den durch die Behandlung sehr knorrigen alten Stöcken zu bohren, ohne wesentlichen Schaden zu thun; ob sie auch in die Jüngern Triebe geht, habe ich nicht ermitteln können, möchte es aber nach den Erfahrungen, die man anderwärts an den Erlen gemacht hat, glauben. In 2 — 4jährigen Schösslingen ab- gehauener oder in unten bis 10,5'''° Durchmesser haltenden Stämmen der Ellern, besonders der Schwarzerle, seltener der Pappeln oder der Birken, hat man die Larven von tief unten nach oben bohrend angetroffen. Die nach 14 Tagen dem Ei entschlüpfte Larve nagt erst wenig an der Eiude entlaug, bohrt sich durch dieselbe hindurch und arbeitet in aufsteigender Rich- tung durch den Splint nach dem Holze, die zusammengedrängten Abnagsei hinter sich lassend. Ist sie erst grösser, so werden die braunen Bohrspäue und Excremente durch ein Bohrloch herausgeschafft. Wenn auf diese Weise 15 — 20 Larven in einem Stamme hausen, wie schon beobachtet worden ist, so stirbt letzterer ab oder wird vom Winde abgebrochen und die Larve, wie der das junge Holz benagende Käfer bringt Schaden genug hervor, um zur gehörigen Aufmerksamkeit auf das Insekt und zum Vorgehen gegen dasselbe aufzufordern. Die Generation ist eine einjährige, im August finden sich Larven, die der Regel nach vor Winters noch den Käfer geben, man hat aber auch, zwar selten, Larven, häufiger schon Puppen im Winterlager angetroffen. Puppen aber, welche Mitte Juni ge- funden wurden, dürften nicht von diesjährigen Eiern abgestammt haben, sondern auf Unregelmässigkeiten in der Entwickelung hinweisen, welche noch weitere Bestätigung darin findet, dass ich am 28. August (1872) so ganz im Vorbeigehen ein Dutzend Pärchen in Copula antraf. Ob dergleichen Spätlinge sich noch länger umhertreiben, dass man sie selbst im Oktober sehen kann, wie mir am 3. Oktober (1871) begegnete, oder ob diese ihre Wiege verlassen hatten, um sich im Winter anderweit zu ver- kriechen, wie wir dies auch bei andern Rüsselkäfern beobachten können, lasse ich unentschieden. Dass der Käfer im Freien tiberwintert, d. h. nicht in seiner Wiege, wie Henschcl an- nimmt, halte ich, für die hiesigen Verhältnisse wenigstens, nicht zutreffend. Seine Wohnplätze, die sich eben nur auf das Weiden- gebüsch beschränken, werden beim Eisgange im ersten Frühjahre 136 Zweite Abtheilung. vielfach überschwemmt und wenn der Käfer ausserhalb über- winterte, niüsste er sich, wie so viele andere Käfer, unter dem Röhricht im Angeschwemmten finden, ich habe ihn aber nie lebend daselbst beobachtet. Feinde. Aus den Larvengängen wurden folgende Schlupf- wespen erzogen: Campoplcx grucilis, Ichneumon liassicus, Ephialtcs fuherculatiis = Pimjfla Beissigi Btsh., Bmcon immutator, Bogas manßnator JSs., Diapria melanocoryplia Rfzh. Gegenmittel, a. Abklopfen und Sammeln des sehr trägen Käfers, was im Hinblick auf seine Fallsucht mit Vorsicht ge- schehen muss. b. Abhauen oder Ausschneiden der mit Brut besetzten Loden oder Stämmcheu im Juli, August. Die Nu ssb ohrer, Balanhms, sind zu erkennen au dem ausserordentlich laugen, sehr dünnen Rüssel, der um seine Mitte die geknieten, 12gliedrigen, schlanken Fühler trägt, an dem vorn verengten, am Hinterraude zweimal schwach gebuchteten Hals- schilde, das länger als breit und an den Seiten gerundet ist, an dem deutlichen, längsgefurchten Schildchen, an den fast herz- förmigen, das Halsschild überragenden Flügeldecken, welche die äusserste Leibesspitze unbedeckt lassen, an den sich berühren- den Vorderhüften, keulenförmigen Schenkeln, die wenigstens an den 3 näher beschriebenen Arten unten vor der Spitze einen Zahn tragen, und an den dornenlosen Schienen. Beim "Weibchen ist der Rüssel länger als beim Männchen, bei diesem stehen die Fühler der RüSselspitze etwas näher gerückt als bei jenem. Die 3 Arten, w^elchc für uns besonderes Interesse haben, sind sich in der Färbung ausserordentlich ähnlich und stimmen in der Lebensweise darin überein, dass die Larve der einen von der süssen Hasclnuss, die der andern von der bittern Eichel lebt, vor Winters die Frucht verlässt, um sich tief in die Erde ein- zubohren, wo sie durchschnittlich bis zum Juni des nächsten Jahres unverwandelt liegt, sich dann verpuppt und nach kurzer Puppenruhe zum Käfer wird, der die genannten, zur Zeit halb- reifen Früchte für sein Brutgeschäft aufsucht. Es sind jedoch auch Fälle beobachtet, dass noch nach fünf Jahren Käfer zur Ent Wickelung gelangten. \ Käfer — Rüsselkäfer. Bakninus. 137 14 a. Der Haselniissbolirer, Balanimis nucum L. Die Fühler- geisel ist hier am gedrungensten, indem die abstehend borsten- haarigen Glieder dicht an einander liegen, die 3 ersten merklich länger als dick, die 4 folgenden dagegen merklich verkürzt und namentlich das dem viergliedrigeu , ovalen Endkuopt'e voran- gehende -siebente nicht länger als au der Si)itze dick ist. Der an der Spitze knopfartig verdickte Fühlerschaft reicht etwas in die Fläche der grossen, ovalen Augen hinein, ist also wenig länger als die Fnhlergrube und sitzt beim Männchen etwa gerade in der Mitte des Küsseis, beim Weibchen den Augen näher gerückt. Der Rüssel ist bis zu den Fühlern gerade, an der Wurzel schwach verdickt, in der Mittellinie gekielt und ein- zeln behaart, nach der Spitze zu massig, aber merklich gekrümmt, besonders beim Weibchen. Das Halsschild ist vorn verengt und zwar durch eine Bogenlinie au den Seiten, welche etwas flacher verläuft, als die umgekehrte Ausbieguug von seiner Wurzel nach den Schultern, auf der Scheibe stumpf gekielt. Die schwarze Grundfarbe des Körpers wird mit Ausschluss des grössten Rüssel- theiles von dicht anliegender, bräunlichgelber Behaarung bedeckt, am hellsten sind: das Schildchen, die Seiten der Mittelbrust unter den Schultern und einige Fleckchen auf den Flügeldecken, welche nicht deutlich entwickelte Schrägbiudeu bilden. Länge bis zur Stirn 7,5, Schulterbreite 4,5, Rüssellänge in gerader Linie 4™™ $. — Bohj-t die halbwüchsigen noch Vielehen Haselnüsse, durch die Schale durchfressend, an, um ein Ei an die Oeflfuuug zu legen, welches er mit dem Rüssel bis zum Kern schiebt. 14 b. Der kleine Eichelbolirer, B. tnrhatiis Gll. Schönh. unterscheidet sich in -der Bildung der Fühlergeisel vom vorigen dadurch, dass sich zwar auch hier die Glieder allmählich ver- kürzen, aber zwischen der Form der 3 ersten und 4 folgenden kein so merklicher Unterschied herausbildet, namentlich dass das siebente bedeutend länger als dick erscheint, sodann ist der Rüssel au der Wurzel nicht verdickt, schon von ihr an ge- bogen und zwar beim Weibchen so bedeutend, dass er fast einen Halbkreis bildet oder in der vordem Hälfte noch mehr gebogen ist. Die Grundfarbe ist dieselbe, die Behaarung so ziemlich die- selbe, hier erscheint nämlich nur das Schildcheu am hellsten, die Beine sind mehr grau, auf den Flügeldecken treten weniger 138 Zweite Abtheilung. lichtere Fleckenbiuden auf, vielmehr bilden diese lichten Flecken die vorherrschende Färbung und zwischen ihnen erscheint der Grund etwas dunkler braungelb. Länge bis zur Stirn reichlich 7, Schulterbreite 3,5, Rüssel in gerader Linie 6,75°"° (Weibchen), bei einem gleichgrossen Männchen nur 3,5"°*. — An Eichen. 14c. Der grosse Eichelbohrer, B. gland'mm Mrsh. (venosiis Grm.) hat genau die Fühlerbildung des vorigen, also ein sehr gestrecktes siebentes Geiselglied, einen kürzeren, weniger ge- bogenen Rüssel, der sich an der Wurzel etwas verdickt. In der Bildung des Halsschildes unterscheidet er sich von beiden vorigen Arten dadurch, dass dasselbe von der Biegung zur vor- dem Verengung an nach hinten steil, nicht wie dort, etwas schräg verläuft, so dass die Lücke zwischen seinem Grunde und den Schultern sich nicht als ein Bogen, sondern als ein rechter Winkel darstellt; sodann erhebt sich auf der hintern Nahthälfte der Flügeldecken die Behaarung schwach kammartig, die Be- haarung ist überhaupt lichter, graugelb, entweder gleichmässig, oder an den Seiten und der Mittellinie des Prothorax, auf dem Schildchen und in Würfelfleckchen der Flügeldecken am hellsten. Länge bis zur Stirn 8, Schulterbreite 4, Rüssel reichlich 4"'°' ? — Ich klopfte diese Art noch am 26. November (1870) von Eichen. Gegenmittel. Die von den Larven bewohnten Früchte fallen zeitiger ab, als die gesunden und sind daher einzusammeln und mit der Brut zu vernichten, um künftigen Beeinträchtigungen der Ernte entgegenzutreten; gegen den Käfer selbst, der sich längere Zeit und vereinzelt umhertreibt, lässt sich nichts vor- nehmen. 15 a. Der Hasd-Dickkopfi'üssler, Apoäerm coryli L., ist leicht kenntlich an dem hinten halsartig verengten, in allen seinen Theilen sichtbaren Kopfe. Der Rüssel ist sehr dick, knotig, kürzer als der Kopf, durch eine Querfurche von ihm getrennt, er trägt die Fühler etwas hinter seiner Mitte (näher den Augen als der Spitze), diese sind ungebrochen, 12gliedrig, ihr ge- streckter Endknopf viergliedrig. Die halbkugeligen Augen quellen stark hervor. Das Halsschild ist nach vorn stark verengt. Käfer, — Rüsselkäfer. Apoderus coryli. 139 an den Seiten gerundet, vorn mit feiner Ringleiste, am Hinter- rande querwulstig, durch die Mitte mit einem Längseindrucke ver- sehen, Sclnldchen breiter als lang. Flügeldecken breiter als das Halsschild, mit fast rechteckigen Schultern, zusammen lang rechteckig, hinten einzeln gerundet, den Steiss freilassend, auf der Fläche punktstreifig; die stumptleistig vortretenden Zwischen- räume fein querrissig. Die zapfen förmigen Vorderhüften dicht beisammen, Schenkel keulenförmig, ungezähnt, Schienen an der Spitze mit einem Hornhaken. Oberseite roth oder röthlich gelb, Kopf sammt Fühlern, das Schildchen und öfter auch der Vorderrand des Haisschildes oder auch ein Fleckchen seiner Mitte glänzend schwarz. Unterseite glänzend schwarz ; Beine schwarz , die Schenkel in der Mitte roth oder durchaus gelbroth, höchstens mit schwarzen Knien. Länge bis zur Rüsselspitze 8, Schulterbreite 3,5™'". — Mai, etwas früher oder später; an Haseln und Eichengebüsch. Die Larve ist dottergelb und so stark gekrümmt, dass sie in der Mitte zusammengeklappt erscheint, die Wülste an den 3 vordersten Ringen nach unten, am vierten bis sechsten auf dem Rücken stärker hervortretend und stärker borstenhaarig. Kopf graubraun, die Fresswerkzeuge dunkler, nach vorn zuge- schärft und schief aus dem Körper heraustretend. Länge ll™"", wegen der Krümmung aber kürzer erscheinend. — Im Sommer in kurzen dicken Röllchen an Haseln und niederem Eichen- gebüsch. Die Puppe ist gedrungen, auf Rücken und Bauch stark borstenhaarig, an der Kopf- und Rüsselbildung leicht kenntlich; mit 2 starken und langen Afterstacheln. Länge 5'""'. — Ueber- wintert in der Erde. Lebensweise. Dieser Käfer, durch ganz Deutschland und in Schweden gemein, erscheint in manchen Jahren in sehr grossen Mengen, vorzugsweise auf Haseln, aber auch an niederem Eichengebüsch, Ellern, Buchen und Hainbuchen in Busch- form, für gewöhnlich um die Mitte des Mai (1872 einzeln schon am 24. April), wo er weniger durch seinen Frass, wie das Weib- chen durch sein Brutgeschäft auffällt und die grossen Eichen- blätter der Stocktriebe fast gänzlich in 2, 3 Wickel verwandelt, oft in Gemeinschaft des folgenden, so dass nicht selten die X40 Zweite Abtheilung. Mehrzahl der Blätter ihre Thätigkeit als Ernähruiigswerkzeuge für die Pflanze verlieren und deren Wachsthum entschieden unterdrücken. Aus einem Theile der vorher eingeschnittenen und abwelkenden Blattfläche wird eine kurze, an beiden Enden durch senkrechte Wände geschlossene Rolle, in Form einer Geld- tute vergleichbar, angefertigt, welche an ihrem hintern Aussen- rande mit dem lebenden Blatte noch in Verbindung bleibt, aber bald abtrocknet. Zwischen den Falten der Rolle, meist in der Spitzennähe liegt das bernsteingelbe Eichen, bisweilen auch ihrer 2, ja 3. Dass ein Weibchen mehre Wickel anfertigt und dazu längere Zeit bedarf, liegt auf der Hand, eben so als Folge davon die ungleichmässige Entwickelung der Thiere. Ist die Witterung in der zweiten Hälfte des Mai und im Juni warm und windstill, so geht das Brutgeschäft gut von Statten und die Wickel werden immer zahlreicher. Vom Hinern der trocknen, nur durch atmo- sphärische Niederschläge zuweilen angefeuchteten Wickel ernährt sich die Larve und verwandelt es allmählich in fadenförmigen, geschlängelten Koth von schwarzer Farbe, hi den meisten Fällen dürfte die Rolle mit dem schlecht ernährten Blatte abge- fallen sein, ehe die Larve erwachsen ist, wenigstens habe ich in den Wickeln, \velche ich in der zweiten Hälfte des September 187 i eingetragen und auf massig feucht erhalteneu Sand gelegt hatte, noch am 25. April 1872 erwachsene lebende Larven auf- gefunden, woraus ich schliessen möchte, dass hier die Verpuppung im Wickel selbst (?i-folgt. Trotz der zahlreichen Blätter, welche über Winter an den reich mit Wickeln versehenen Büschen noch Sassen, war auch nicht eins mit solchen mehr zu flnden, weder am Eichbusche, noch an der Erde. Die Angabe Ratzeburg's, dass der Käfer einer Sommergeneration schon im August fertig sei, wieder wickele, und dass dann die junge Larve im Wickel überwintere, scheint, wenn richtig, nur zu den Ausnahmen zu gehören. Ich habe nie Wickel mit Flug- oder Schlupflöchern an den Büschen beobachtet, sondern nur zahlreiche, im Innern nicht ausgefressene, deren Eier also nicht zur Entwickelung ge- kommen sein konnten. Sollte nicht auch nach dem Winter der Nahrungsstoff für die Larve wesentlich verändert sein im Ver- gleich zu der im trocknen Wickel während des Sommers ge- botenen '? Käfer. — Rüsselkäfer. Attelabus curoulionoides. 141. Feinde. Aus einem Wickel an Haseln wurde Pimpla longi- ventris Täzb. erzogen. Gegenmittel, a. Einsammeln der Wickel, b. Abklopfen der Käfer, wenn sie in bedeutenden Mengen vorhanden sind. Letzteres muss ohne Sonnenschein und mit Vorsicht geschehen, da sich die Käfer gern fallen lassen, wenn sie eine Gefahr merken. 15 b. Der Afterriisselkäfer , Attelabus curculionokks L., fällt durch seine gedrungene Form und nahezu halbkugelige Ober- seite auf. Der Rüssel ist dick walzig, fast so lang wie der Kopf; nahe seiner Wurzel stehen auf seiner Rückenseite in je einer Grube die nicht gebrochenen Fühler; sie bestehen aus 11 Glie- dern, von denen drei den Endknopf bilden. Kopf hinter den massig vortretenden Augen nicht verengt, seine schwach gewölbte Stirn senkrecht. Halsschild fast halbkugelig, glatt; Schildchen nahezu quadratisch, Flügeldecken stark gewölbt, im Umrisse viereckig, breiter als das Halsschild, hinten einzeln abgerundet, so dass der Steiss sichtbar bleibt, auf der Oberfläche sehwach und etwas runzelig punktstreilig , in den Zwischenräumen noch feiner punktirt. Schenkel dick, Schienen in je zwei Haken aus- laufend, die Innenseite der vordersten sägezähnig. Der Käfer ist glänzend schwarz, nur Flügeldecken und Hals- schild sind glänzend roth, meist auch die Wurzelglieder der Fühler roth. Länge bis zur Stirn 5, Schulterbreite reichlich 3""". — Mai bis Juli an niederem Eichengebüsch. Die Larve ist in allen ihren Gliedern gleichmässig quer- runzelig und sehr wenig behaart, das ergte Leibesglied ist be- sonders gross und auf dem quer viereckigen Rücken glatt , der Kopf in dasselbe eingezogen; sonst hat sie keine besondern Eigenthümlichkeiten und eine schmutzig weisse Farbe. — Juli bis Oktober in Eichenwickeln. Die Puppe über Winter in der Erde. Lebensweise. Diese Art scheint in derselben Weise zu leben, wie die vorige, sich aber etwas schneller und nur in Eichenrollen zu entwickeln, welche von denen nicht zu unter- scheiden sind, welche das Weibchen von Äpoderus coryli daselbst fertigt; denn ich sammelte Beide zusammen, sie für die Wickel dieser Art haltend, und überzeugte mich erst an der Verschieden- 142 Zweite Äbtheilung. heit der darin befindlichen Larven, dass auch die vorige Art darunter sei. Am 30. Juni (1871) wurden Käfer bei Anfertigung der Wickel betroffen, andere Wickel eingetragen, in denen sich nur ein kugeliges, grünlich gelbes Ei fand. In der zweiten Hälfte Septembers wurden weitere Wickel eingetragen und bei der nähern Untersuchung dieser am 6. November erst bemerkt, dass sie dieser und der vorigen Art angehörten, indem die des Attcl curmlionoidcs je ein Loch hatten, weil die Larven in den untenliegenden Sand gegangen waren, in welchem sie sich lose, ohne Cocon vorfanden, während, wie bereits erwähnt, die Wickel von Apod. coryli damals und auch noch am 25. April 1872 in den Wickeln sassen. Gegenmittel wie vorher. Die Stecher, Blatt r oller, Bliymliites , sind schuppen- lose Rüsselkäfer von geringerer Grösse und meist blauem, grünen, kupferrothen, bronzebraunen Metallglanze. Ihr kegelförmiger Kopf verengt sich nach hinten nicht halsartig, nach vorn dagegen in einen mehr oder weniger langen Rüssel, der fadenförmig oder etwas breitgedrückt ist, ungefähr in seiner Mitte die geraden, allmählich keulenförmig verdickten Fühler trägt. Das Halsschild ist fast walzig, oder vorn und hinten wenig eingeschnürt, breiter als lang und hinten mit einer Querfurche; das Schildchen querstehend. Die meist kurzen Flügeldecken sind breiter als das Halsschild hinten, an den Schultern schwielig oder stumpfwinkelig, hinten einzeln abgerundet, so dass der Steiss sichtbar bleibt. Körper geflügelt. Die zapfenförmigen Hüften der Vorderbeine berühren sich, die kugeligen der übrigen nicht. Das erste Fussglied immer kürzer als die beiden folgenden zusammengenommen. Die zahlreichen Arten sind auf Laubhölzer, die einzelnen aber nicht auf ein bestimmtes Laubholz beschränkt und können durch ihre Lebensweise dem Forste schwerlich Schaden zu- fügen. Wenn hier trotzdem einige Arten näher charakterisirt werden, so geschieht es, um der Wissbegierde gerecht zu werden, damit man erfahre, von welcher Art die auffälligen Blattwickel an verschiedenem Buschwerk und jungen Bäumchen her- rühren. Die Weibchen rollen nämlich, nachdem sie ein Blatt angeschnitten oder den Stiel eines Blattes theilweise durchgebissen Käfer. — Rüsselkäfer. Rhynehites. 143 ' haben, um das Welkwercleu und die Geschmeidigkeit des zu wiekeluden Materials zu erzielen, von einem Blatttheile, einem ganzen Blatte oder mehren Nachbarblättern einen cigarrenartigen Wickel, der oben und unten oifen bleibt und ein oder wenige Eier birgt. Bisweilen werden auch ganze Zweigspitzen abge- bissen und dem Marke derselben die Eier anvertraut oder den Früchten, nachdem ihr gedeihliches Fortwachsen durch Ver- letzung des Stieles gehindert worden ist. Bei der letzteren Lebensweise wird manche Art an unsern Obstbäumen merklich schädlich. Die Wickel oder übrigen abgestochenen Pilanzentheile ernähren die Larve, fallen mit der Zeit zur Erde und diese nimmt die Larve zur Verpuppung auf. Der Kegel nach kommt der junge Käfer erst im nächsten Frühjahre daraus hervor und geht seinem Brutgeschäfte nach. Dieses nimmt aber begreiflicherweise viel Zeit in Anspruch, daher ist die Ent- wickelung eine sehr ungleichmässige und es kann somit vor- kommen, dass mancher Käfer in noch günstiger Jahreszeit die Puppe und seine Wiege verlässt und im Spätsommer oder Herbst zum Frasse an den Büschen erscheint, sich aber dann wieder zum Winterschlafe verkriecht. Das Abklopfen der Käfer und Einsammeln der Wickel und Abstiche ist das einzige Mittel, mit dem man der starken Ver- mehrung entgegentreten kann, wo es wüuschenswerth erscheint. 16a. Der schwarze ßirkeiisteclier , Trichterwickler, Blattkräusler, Bhynchites hetulae Huhn., ist ein kleiner, glän- zend schwarzer, sehr unmerklich behaarter Käfer. Der Rüssel ist kaum länger als der Kopf, an der Spitze erweitert, der Kopf hinter den vorquellenden Augen merklich verlängert, zuletzt etwas eingeschnürt, fein punktirt, wie das vorn verengte Halsschild. Flügeldecken punktirt gestreift, die Zwischenräume mit einer nicht ganz regelmässigen Punktreihe. Das Männchen hat sehr stark verdickte Hinterschenkel. Gesammtlänge 5, Schulterbreite 2"^'". Die Art wickelt meist Anfangs Mai immer nur ein Blatt an Birken, Erlen, Buchen, Haseln, Pappeln, in der interessanten- Weise, welche ausführlich von Dr. M. Debey (Beiträge zur Lebens- und Entwickelungsgeschichte der Rüsselkäfer aus der Familie der Attelabidcn, Bonn, 184G) beschrieben wird. Der Käfer verwendet den Spitzentheil des Blattes zum Wickel (Trichter), 144 Zweito Ahthoilutig. Fig. 14. Rhynchites betuleti. dessen engster Theil an der Mittclrippe und dem Blattgrunde näher liegt; in das Innere des Trichters und zwar in kleine in die Blattfiäche genagte Taschen werden 2—4 länglich runde Eier gelegt, je eins in eine Tasche. 16b, Der sfalilbliuie Rebenstedier , Zapfenwickler, Potzenstecher, Birkenfreund, Drechsler, Pfeifenkäfer, Bh. hduleü Fab., ist seiner Form nach aus beistehender Fig. 14 zu erkennen. Er ist durchaus blau und glänzend, bisweilen goldig grün, ohne Behaarung. Rüssel nicht so lang, wie Kopf und Hals- schild zusammen. Dieses beider- seits gerundet, so lang, wie in der Mitte breit, dicht und fein, aber nicht runzelig punktirt, vorn schwach niedergedrückt, auf seiner Mitte mit Andeutung einer Längsfurche, beim Männchen vorn an der Brustseite mit je einem kräftigen Seitendorn versehen, welcher nach vorn gerichtet ist. Kopf zwischen den Augen flachgrubig ausgehöhlt. Flügeldecken sehr dicht punktirt, so zwar, dass man Längsreihen, wenn auch unregelmässige, aber keine Zwischenräume unterscheiden kann, dabei nicht gerunzelt, in ihrem seitlichen Verlaufe gleich breit. Ein kräftiges Weibchen misst bis zur Stirn 6, an den Schultern 3,5*""'. Diese sehr verbreitete Art wickelt meist mehre Blätter und zwar an Birken, Weiden, Buchen, Pappeln, Quitten, Birnen etc., thut aber vor Allem an dem Weinstock den grössten Schaden. 16 c. Der Pappelstecher, J\h. ])Oxndi L., dem vorigen in Form und Grösse sehr ähnlich, aber auf dem Rücken grün, erzfarbcn, kupier oder goldglänzend, unterwärts an den Beinen und am Rüssel stahlblau. Wickelt an Pappeln, besonders Zitterpappeln. Wie ungleich- massig die Entwickclung, davon zeugt folgende Erfahrung. Am 17. Juli trug ich eine Partie Wickel von der genannten Pappel ein und legte sie auf Sand, der von Zeit zu Zeit angefeuchtet wurde. Sie befanden sich in dem später geheizten Wohnzimmer. Nachdem Anfangs und am 18. December je ein Käfer ausge- krochen war, fanden sich am genannten Tage in den Wickeln noch 8 lebende, wahrscheinlich meist erwachsene Larven. Käfer. — Borkenkäfer. 145 Der blauköpfige Birken stech er, Rh. coenilcocepJialus, ist eine etwas schlankere Form und die einzige unserer heimischen Arten , welche bei schwarzblauer oder dunkelgrüner Grundfarbe das Halsschild und die Flügeldecken roth oder rothgclb hat. Der Käfer ist manchmal sehr häufig auf Birkengebüsch. Die Borkenkäfer im weitem Sinne des Wortes (Scolytides Lac, der Begriff „Holzfresser, Xylophagen" ist ein anderer) gleichen durch ihren drehrunden, schwarz oder braun gefärbten, kleinen Körper einigermassen den früher (S. 93) betrachteten Nagekäfern, unterscheiden sich aber wesentlich von ihnen durch nur 4 Fussglieder, durchaus anders gebildete Fühler und manche andere Eigenthümlichkeit, durch ihre Lebensweise und die fuss- losen Larven. Der Kopf der Scolytiden ist kugelig oder nach vorn unmerk- lich rüsselartig verlängert, in der Stirngegend mehr oder weniger flach, tief in das Halsschild eingesenkt. Ausser den vortretenden Kinnbacken sind die übrigen Mundtheile versteckt, die Kinnladen aber ungewöhnlich hart; die Unterlippe ist sehr klein, während die Oberlippe ganz fehlt. Die Augen sind meist nierenförmig und vor ihnen die eigenthümlichen Fühler eingelenkt. Dieselben bestehen aus einem kräftigen Grundgliede, dem Schafte, wenn auch die übrigen nicht immer in entschieden anderer Richtung weiter gehen, so werden sie doch als Geiselglieder unterschieden. Dieselben, 2—7 an der Zahl, tragen am Ende einen grossen Endknopf, dessen Glieder zwar angedeutet, aber meist nicht scharf geschieden sind. Die bereits erwähnte walzige Körper- form setzt ein gerundetes Halsschild voraus, dem sich in gleicher Breite die Flügeldecken anschliessen, welche Flügel und die Hinterleibsspitze vollkommen bedecken. Bauch fünfgliedcrig. Die Beine sind kurz, die Vorderschierien bei denen, welche durch einen etwas rüsselartig verlängerten Kopf etwa mit einem Rüssel- käfer verwechselt werden könnten, an der Aussenkante gczähnelt, die Füsse viergliederig (und zwar bei den echten Scolytiden das erste Glied immer kürzer als die folgenden zusammen) das dritte Glied ganz oder zweilappig. Die Larven gleichen ungemein denen der Rüsselkäfer, sind aber weniger auffallend behaart. Sie sind vollkommen walzig, Tas che n b CT s , Forstingcktcn. 10 ]46 Zweite Abtheilung. quei'wulstig- inid fusslos. Der hornige Kopf ist stark gewölbt, mit der gewöhDliclien Gabellinie versehen, mit etwas deutlicheren Fiihleranlagen , gezähnten Kinnbacken imd einer Kinnlade , die der der Käier selbst sehr ähnlich ist. Sie haben eine Lade und zweigliederige Taster (letztere schwanken in der Gliederzahl bei den Käfern), die fleischige Unterlippe trägt auch zweigliederige Taster. Gelblich- oder röthlichweiss sind mit Ausnahme des Kopfes die herrschenden Farben. Die Puppen sind kurz und gedrungen, da die Fliigelstumpfe über einen grossen Theil des Hinterleibes herabreichen. Die Hinterfliigel überragen die Vorderflügel weit und beide verbergen das letzte Fusspaar meist ganz, während die Schienen der beiden andern Paare abwärtssteigen. Die Fühler erscheinen wie ge- brochen und gehen spitzwinkelig vom Kopfe ab, bis zu den Vorderschenkeln reichend. Die Dornhöcker und Haare zeigen sich auch hier sparsamer als bei den Rüsselkäferpuppen. Die Borkenkäfer sind gesellig und leben, mehr oder weniger in den Bast eingreifend, in oder hinter der« Binde der Bäume, hauptsächlich der Nadelhölzer, denen sie auch am schädlichsten werden. Häufig von einem etwas breiteren Anfange des Ganges, einem Vorzimmer, der sogenannten ,, Rammelkammer" aus, darum so genannt, weil hier meist die Paarung erfolgt, arbeiten die befruchteten Weibchen weiter und legen zu beiden Seiten in eine kleine Aushöhlung je ein Ei. Die den Eiern entschlüpften Lärvchen fressen nun ihrerseits rechts und links oder oberhalb und unterhalb von dem Hauptgange „Muttergange" Nebengänge, die ,,Larvengänge", die sich mit dem Wachsthume der Larven allmählich verbreitern und am Ende als Puppenlager noch weiter ausgehöhlt werden. Auf diese Weise entstehen die artigsten, dendritischen Gebilde, deren Grundform von der bestimmten Käferart abhängt, sich aber nach dem gegebenen Räume mehr- fach modificiren muss. Aus runden, wie mit Schrot verschiedener Nummern geschossenen Bohrlöchern frisst sich der Käfer schliess- lich heraus, er „schwärmt". Weil das Brutgeschäft viel Zeit in Anspruch nimmt, so ist die Entwickelung eine sehr ungleich- massige und es wird bei diesen überdies so versteckt sich ausbildenden Insekten schwieriger als bei vielen andern, die Käfer. — Borkciikäfei*. |47 normalen Zeiten ihrer verschiedenen Stände mit Sicherheit fest- zustellen; im Frühjahre beginnt gewöhnlich die Brut. Feinde der Scolytideu sind ausser gewissen Schlupf- und Zehrwespeu, welche bei den einzelnen Arten namhaft gemacht werden sollen, alle Insektenfresser unter den Vögeln, namentlich aber die Spechte und ihre nächsten Verwandten, so wie Meisen und Goldhähnchen. Die Larven der von ihnen lebenden Kaub. insekten und Schmarotzer, welche in ihren Gängen gefunden werden, haben stets ein anderes Ansehen als die Bohrkäferlarveu, entweder keinen deutlich hornigen Kopf oder 6 Beine, wenn dieser vorhanden, worauf bei der Vertilgung wohl zu achten ist. In der eben kurz geschilderten, versteckten Lebensweise der Borkenkäfer, in ihrem zahlreichen Beisammensein, in der zum Theil schnellen Vermehrung und in der allgemeinen Ver- breitung derselben sind die Gründe der grossen Schädlichkeit zu suchen, welche sie dem Forste bringen können. Man hat schon früher, mehr noch in neuerer Zeit*) auf die Anzahl der Glieder an der Fühlergeisel, auf die Verschiedenheit der Fussglieder und das abschüssige Ende der Flügeldecken, auf die Bildung des Bauches und auf noch allerlei feinere Unter- schiede, wie der Mundtheile, die Familie in mehre Sippen und diese in zahlreiche Gattungen zerlegt. Wir haben hier nur die 3 angenommen, welche sich auch bei Ratzeburg finden, die neuern in Klammern dabeigesetzt, und geben für die näher besprochenen Arten folgende Uebersicht: 1. Hinterleib gewöhnlich, an der Spitze nicht aufsteigend. Augen feingekörnelt. a. Kopf kugelig, von oben nicht sichtbar. Fussglied 3 in seiner Bildung von den andern nicht unterschieden. Bostrychus. a. Fühlergeisel 5gliederig, s. Fig. f. S. 149. Bostrychus Fab. Die einfarbigen Flügeldecken an der ab- schüssigen Stelle mehr oder weniger ausgehöhlt und mindestens *) Eichhoff, Oberförster in Hilchenbach, über die Mundtheile und die i'ühlerbildung der europ. Xylopha^i. sens. strict., in Berliner Entom. Zeitschr. V 111. (1864) p, IT— 46. Taf. I. J. A. Graf Ferrari, die forst- und baumschädlicben Borkenkäfer ^Jowicirfe« Lac). Wien, 1S67. 10* 148 Zweite Abtheilung. beim Männchen bewehrt, d. h. gezähnt. (B. typographus , sfcno- (jraphns, curvidrns, laricis, acuminatus.) Pithyoi)hthorus Steph. und Dryocoetes Eichh. Die einfarbigen Flügeklecken an der abschüssigen Stelle nicht ausgehöhlt, höch- stens schwach gedrückt. (B. hidens, chalcographus , villosus, hicolor.) ß. Fühlergeisel 4gliederig. Xyloteres Er. Fühlerknopf abgerundet, ohne Häkchen. Flügeldecken hell und dunkel gestreift. (B. lmc(diis.) Trypodendron Steph. Fühlerknopf an der Spitze mit einem Häkchen ; Flügeldecken zwar zweifarbig, aber mit keiner dunklen Mittelstrieme. (B. domesticus.) b. Kopf nach vorn mehr oder weniger rüsselartig verlängert, von oben etwas sichtbar. Ftihlerknopf oval oder fast kugelig, mit Quernähten. Hylesinus. a. Fussglied 3 in seiner Bildung von den übrigen nicht verschieden. Fühlergeisel ögliederig, Knopf compact. Polyphagus Er. (H. poli/jdiagus.) ß. Fussglied 3 ausgeschnitten oder zweilappig. Fühlerknopf deutlich gegliedert. Dendroctonus. Fühlergeisel Sgliederig, Fussglied 1 ver- längert, 3 zweilappig. (H. micans.) Blastophagus. Fühlergeisel Ggliederig, Fussglied 3 zwei- lappig. (H. piniperda, minor.) Hylastes. Fühlergeisel Tgliederig, allmählich dicker werdend, Knopf kugelig eiförmig. (H, ater, cunicidarius , amjHstatns, pcdliatus.) Hylesinus. Fühlergeisel Tgliederig, ihre Glieder alle fast gleich dick, Keule lang eiförmig zugespitzt. (IL fraxlni.) 2. Hinterleib vom zweiten Gliede an nach oben gerichtet, so dass er den Flügeldecken entgegenkommt, welche daher hinten keinen abschüssigen Theil haben. Scolytus Gcoffr. = Eccoptogaster Hbst Fühlergcisel Tgliederig, kürzer als der Endknopf. Die eigentlichen Borkenkäfer, Bostrychus Er., Tomkus Ltr., führen wir unter dem ersten der beiden wissenschaftlichen Namen auf, weil er sich einmal bei den Forstmännern einge- bürgert hat, obschon nach dem in der Wisschenschaft geltenden Käfer. — Borkenkäfer. Bostr. typographus. 149 Fig. 15. Grundsatze, dem ältesten Namen den Vorzug zu geben, die neuern Bearbeitungen Tomiciis gewäblt baben. Aus dem eben angeführten Grunde werden auch die neuerdings abgetrennten durch Anzahl der Geiselglieder und durch feine Merkmale an den Mundtbeilen sich unterscheidenden Gattungen nur in Klammer beigefügt. Die in Rede stehenden Käfer sind vollkommen cylindrisch, haben einen kugeligen Kopf, welcher in der Ansicht von oben, durch das gewölbte Halsschild gedeckt, kaum oder nicht bemerk- bar ist; die Fühler sitzen im Ausschnitte der Augen und haben zwischen Schaft und Endknopfe 5 und weniger Geiselglieder (f der folgenden Fig.). Der abschüssige Theil der Flügeldecken ist meist ausgehöhlt und an den Seitenrändern dieser Aushöhlung Avenigstens beim Männchen mit Zähnen bewehrt. Das dritte Fussglied ist einfach, wie die andern (d, e der folgenden Fig.) 17. Der Ficlitenborkeiikäfer , gemeine Borkenkäfer, Buch- drucker , Bostry- cJius tyjjograplms L. :|: Fig. 15. Der Fühlerknopf ist kurz eiförmig, mit zwei -^- förmigen Querlinien und wird von 5 Geisel- gliedern getragen (f). Die Unterlippe ist sehr lang und schmal (g), vorder Mitte stark einge- schnürt, ihreTaster im Mittelgliede am dicksten. Die Kinn- laden haben die Form der beiste- henden Figur und den Lappen am Innenrande ziem- lich gerade, aber Bostrychus typographus. Kiunlade 250 Zweite Abtheilung. breite Staclielzähne , 14 — 16 an der Zahl, und kegelförmige Taster. Das Halsschild ist bis auf eine sehr schmale und glatte, hintere Mittellinie punktirt und vorn höckerig, das Schildchen klein, eben und glatt. Flügeldecken punktirt gestreift, die Zwischenräume in der hintern Hälfte gleichfalls reihig punktirt, der ausgehöhlte Theil am Ende tief einzeln punktirt, jede Seiten- wand mit vier Zähnen, von denen der dritte der kräftigste ist. Der Körper laug gelbhaarig, gelb bis tief sch^varzbraun gefärbt, Fühler und Beine etwas heller als die Grundfarbe. Das Weib- chen ist wenig länger und breiter als das Männchen, am Kopfe höckeriger, an der Stirn stärker behaart. Länge 5,5, Breite 3"^™. — An Fichten meist das ganze Jahr. Hauptflugzeit April, Mai. Ausnahmsweise an Föhren (Nördlinge r). Die Larve ist in ihrer Form und Grösse aus b kenntlich. — Ende Mai, Juni und im August, halber September, bisweilen aber auch über Winter im Baste der Futterpflanze. Die Puppe zeigt c. — Bei normaler Entwickelungszeit im halben Juni und Juli, dann w^ieder September bis in den Oktober in der Rinde. Lebensweise. Der Buchdrucker lebt an Fichten, nur in seltenen Fällen an Kiefern , Lärchen , Knieholz und Arven, doch ist es vorgekommen, dass er in gemischten Beständen die Fichte nicht angriff, sondern nur die Kiefer (Meinhardter Wald im Würtembergischen) , obgleich erstere auf sehr ungünstigem Boden wuchs. Er schwärmt in der Regel schon im April bis in den Mai und zeigt nach den gemachten Erfahrungen Vorliebe für folgende Brutplätze: 1. Sonnige Stellen, namentlich Haue und Blösen; 2. trockene, hohe Lage vor niedriger und feuchter; 3. das Gebirge vor der Ebene ; 4. das gefällte vor dem stehenden Holze; 5. frischgelälltes , besonders im Safte gefälltes Holz vor schon älterem; 6. am Klafterholze, besonders die zweite und dritte Schicht, so leicht nicht die zu schnell abtrocknenden obersten; Stockholz, stehend oder geroden, w^ählt er gar nicht (oder in der höchsten Noth); 7. kränkelnde stehende Stämme zieht er den gesunden vor, so wie 8. ältere den jüngeren, unter 50 Jahre alten. Das Käferpaar bohrt sich am liebsten in den höhern Stamm- Käfer — Borkenkäfer. Bostr. typogvaphus. 151 Fig. 16. partien, unter der Krone an der Sonnenseite und bei warmem Wetter ein wagereclites, kreisförmiges Loeh bis auf das Holz, dieses nur wenig- berührend. Hierbei sind die Käfer ausser- ordentlich ruhig und lassen sich selbst durch Anprallen an den Stamm in ihrer Arbeit nicht beirren. Am Holze angelangt, wird der Raum zu der sogenannten „Rammelkammer" erweitert, wo die Paarung erfolgt. Von hier nimmt nun der Mutter gang seinen Anfang, der hier auch Lothgang heisst, weil er in der Achsenrichtung des Stammes verläuft. Ist es nur einer, so führt er baumaufwärts, sind es zwei, wie in unserer Fig. 16 a, so geht der andere abwärts, oder der eine kann sich auch gabeln. So wie ein Stückchen des Mutterganges fertig ist, nagt das Weib- chen rechts und links, etwa in Abständen von 2,25""^ ein Grüb- chen in die Bastschicht, legt ein mohnkorngrosses , milch- weisses Ei in ein jedes und bedeckt es mit Bohrspänen. In dieser Weise, ein Grübchen fressend, ein Ei hineinlegend und nach Bedürfniss den Mut- tergang verlängernd, fährt das Weibchen fort bis es 30—100 Eier gelegt hat. Neben dem Bohrloche entstehen längs der Muttergänge mit der Zeit meist einige, jenem gleiche „Luft- löcher". Die in der Reihen- folge der Eierablage aus- kriechenden Larven fressen nun rechts und links unter verschiedenen Winkeln vom Muttergange die etwas ge- schlängelten , immer breiter werdenden Larven gänge, welche hinter ihren Bewohnern mit Bohrmehl erfüllt sind. Zu- b letzt nagen sie in der Rinde ^ ^..^^^ ^^^ ^ typographus; b von B. chaico- eine eiförmige Höhle, in graphus (natürl. Grösse). 152 Zweite Abtlicilung. welcher sie sich verpuppen, daher die Puppenwiege genannt. Die nach kurzer rui)penruhc ausgeschlüpltcu Käfer bohren sich durch ein Flugloch heraus, wenn sie es bei vorgerückter Jahres- zeit nicht vorziehen, in ihrer Wiege zu bleiben und unregelmässig um dieselbe zu fressen, so lange sie noch nicht in die Wiuter- erstarrung gefallen sind. Weil das Eierlegen einen längeren Zeitraum in Anspruch nimmt, so erscheinen auch die Larven uugleichzeitig, und ein Bau kann allmählich Eier, Larven und Puppen, oder wenigstens Larven, Puppen und Käfer gleichzeitig enthalten. Je nach den Wärmeverhältnissen des Ortes gehören durchschnittlich 8 — 13 Wochen zur Vollendung einer Generation, namentlich warmes, trockenes, von Spätfrösten freies Wetter wirkt begünstigend. Wenn von Mai bis September eine mittle Temperatur von 10 — 150 R. herrscht, so ist eine zweite Generation die Folge davon. Treten Störungen ein, so bleibt diese auf dem LarvSn- oder Puppenstande stehen. Unter noch ungünstigeren Verhält- nissen ist eine Generation Regel, die aber zu einer Zeit beendet ist, dass die Käfer noch auszufliegen pflegen, welche sich dann zur Ueberwinterung meist an Wurzelstöcken, hinter Rindenritzen, seltener unter Moos verkriechen. Je häufiger der Käfer vor- handen, um so leichter verwischen sich die sonst an gleicher Stelle beobachteten, normalen Entwickelungszeiten. Der Buchdrucker tritt meist in Begleitung von Bostryclius chalcogmplius , von dessen mehr sternförmigen Gängen die linke Ecke unserer iVbbildung ein Bruchstück liefert, und B. laricis, wie llijlesinm palllatm auf. Ist nun an einer Fichte durch zahl- reiche Käferkolonieu die Bastschicht zerstört, so tritt die Er- scheinung ein, welche als „ Wurmtrockniss, Trockniss, Fichteukrcbs, fliegender Wurm '^ bezeichnet wird und den unver- meidlichen Tod zur Folge hat. Die Anzeigen dieser gelürchteten Krankheit sind folgende: a. die Nadeln werden gelb und roth; b. der Stamm grau; c. die Rinde blättert sich ab ; d. die IJohrlöcher mehren sich, aus denen helles Bohrmehl herausfällt, besonders beim Anprallen an die Stämme. Bei Uiitersuchung der Bohrlöcher darf man sich nicht irre leiten lassen durch dichtere, kleinere Löcher (wie mit Nr. 9 oder 10 geschossen), welche braunes Bohrmehl liefern, weil das Käfer. — Borkenkäfer. Bostr. tyiiugraplius. 1^53 sie veranlassende Insekt, Anohium cmanfmatam, nur in der Rinde lebt und darum unschädlich ist. Zur Untersuchung der llinde in den obern Stammschichten stehenden Holzes bedient man sich einer an der Si)itze mit Eisen beschlagenen Stange, durch welche die Löslichkeit jener ermittelt wird. e. Häufigkeit der Spechte und f. der Käfer leiten gleichfalls auf das Vorhandensein der Wurmtrockniss hin. Kommen bei der angestellten Revision auf 255,32 Hektar schon mehr als 100 wurmkranke Stämme und reichen die Beamten des Reviers zur weiteren Untersuchung nicht aus, so ist je nach der bequemeren oder unbequemeren Lage der Lokalitäten auf 1276,61 — 766 Hkt. je ein Mann, aber nur zum Revidiren zu bestellen. Gegenmittel. Da, abgesehen von der Witterung, die der Forstmann nicht in der Gewalt hat, günstige Brutstätten und reichliches Brutmaterial die Wurmtrockniss in erster Linie beein- flussen, so hat man unter Berücksichtigung der oben angeführten Lieblingsneigungen des Käfers bei Auswahl des Brutplatzes diesen Punkten bei der Bewirthschaftung seine besondere Aufmerksam- keit zu schenken und vorbeugend, wie bei beginnendem Frasse zerstörend Folgendes zu beherzigen : 1. Gut cultiviren und wirthschaften steht, um mög- lichst gesunde Bäume zu erziehen, wie überall, auch hier als Vorbeugungsmittel obenan. Dies auf die Fichte angewendet, muss a. der Boden nicht zu arm sein, namentlich durch unvor- sichtige Entwässerung bruchiger Gegenden nicht plötzlich zu trocken gelegt werden, b. Frühes und regelmässiges Durch- forsten muss den Stämmen ein gedeihliches Wachsthum und den Wurzeln die nöthige Befestigung sichern und dürfen darum die Stöcke nicht herausgenommen werden, c. Windbrüche müssen bei der Anlage und durch die Schläge thunlichst unmöglich ge- macht, bei letzteren also der Zugang- des Windes zu den Be- ständen vermieden werden. 2. Unverzügliches Aufarbeiten und Entrinden des Brutmaterials, welches Wind- und Schneebruch liefern. Dazu gehören nicht blos gefallene Stämme, sondern auch vom Winde gedrückte, welche hierdurch in den Wurzeln gelockert sind und darum bald krank werden. Ferner gehören hierzu Wipfeldürre und sonst krankhaft aussehende Bäume, die in der Benadelung 154 Zweite Abtheilung. der Besorgniss Raum geben, dass sie bereits vom Käfer bewohnt seien oder von ihm bezogen werden könnten. Ist die Wurm- trockniss bereits eingetreten, so sind die frisch angegangenen, von Brut bewohnten Stämme in erster Linie zu berücksichtigen (Sonmierhieb), weil die bereits abgestorbenen, stehenden Stämme nicht weiter angegangen werden, also der Insektenvermehrung keinen Vorschub leisten und schon verloren sind. 3. Entrinden der gefällten Hölzer, sobald diese voraussichtlich über den Juni hinaus im Walde liegen bleiben, selbst an solchen Stelleu, wo sich seit Jahren der Käfer nicht gezeigt hat; denn das Entrinden entzieht ihm die willkommenste Gelegenheit des Ansiedeins. Das Abschälen erstreckt sich vor- zugsweise auf Stamm- und Blochholz , letzteres auch Brettklötze genannt, auf stärkere Stangen und auf unaufgespaltenes Brenn- holz, welches vorzugsweise zum Verkohlen bestimmt ist. Ge- spaltene und aufgeklafterte Scheite trocknen meist so schnell in der Rinde aus, dass die darin abgelegte Brut oft schon im Larvenzustande wegen der Trockenheit zu Grunde geht. In schattiger Lage, im hohen Holze oder an der Nordseite, und bei anhaltendem Regenwetter hält sich jedoch auch das Scheitholz unter der Rinde frisch genug, um die Brut gedeihen zu lassen und es empfiehlt sich das Entrinden desselben unter den ange- gebenen Voraussetzungen. Gebietet in einem vorliegenden Falle die Forstverwaltung nicht über die nöthigen Arbeitskräfte, so ist darauf zu halten, dass die Käufer unter Anordnung der Forstbeamteu beim Entrinden mit wirken ; denn wenn das befallene, unentrindete Holz abgefahren wird, so geht die Gewissheit für die Zerstörung der Brut verloren. Dieselbe kommt in den benachbarten Dörfern meist zur Entwicke- lung und der Käfer weiss den Weg nach dem Forste immer wieder zu finden. Diese Verpflichtung muss selbstredend vor dem Verkaufe auferlegt werden, damit die Forstverwaltung die Ent- rindung auf Kosten des säumigen Käufers vornehmen lassen kann. 4. Auslegen von Fangbäumen an Orten, wo der Käfer zuletzt bemerkt wurde, oder wo die Wurmtrockniss bereits begonnen hat, unter selbstverständlicher Vorsicht, dass zur rechten Zeit, d. h. im Larvenzustande die Ansiedelung durch das Abborken zerstört wird. Da auf S. 16 die Fangbäume aus- Käfer. — Borkenkäfer. Bostr. typographus. 155 führlich besprochen worden sind, bedarf es hier keiner weitern Auseinandersetzung, doch möchte ich noch die Auslassungen eines langjährigen Praktikers, des Herrn Forstmeisters Klingner in Schleusingen hier folgen lassen. Derselbe berichtet mir: „Durch Fangbäume, so möchte ich nach eigner Wahrnehmung behaupten, wurde dem 1858/59 eingetretenen Borkenkäferfrasse bald Einhalt gethan. Es ist hierbei aber auf zweierlei wohl zu achten: Einmal vertraue man nicht der Angabe, dass von dem Eierlegen bis zum völlig ausgebildeten Insekt 12 Wochen ver- streichen — es' genifgen unter Umständen bei warmer, namentlich bei feucht warmer Witterung 6 Wochen — ^, und dann beachte man, dass in den Langbäumen Familien aller Ausbildungsstadien vorkommen, man mithin mit dem Abborken nicht so lauge warten darf, bis in der jüngsten Ansiedelung die Eierablage vollendet ist, weil sonst mittlerweile der junge Käfer der älteren An- siedelung ausfliegt." „Das Verbrennen der Borke von den Fangbäumen ist nur dann uöthig, wenn der Käfer schon vollständig ausgebildet ist, Puppe, Larve und Eier sterben ab, sobald nur das Rindenstück nach dem Abborken der Luft und Sonne zugänglich wird." „Es ist wahrgenommen worden, dass an einzelnen Fang- bäumen viele Tausende von Muttergängen angelegt wurden, so zahlreich, dass die Seitehgänge sich kreuzten und auf diese Weise zumeist die Larven der späteren Ansiedelungen in Er- mangelung geeigneten Unterkommens verkümmern und absterben mussten." In einem circa 20000 Morgen = 4506 Hktr. haltenden bayeri- schen Waldcomplexe, den man einige Jahre vernachlässigt hatte, wurde gegen die Wurmtrockniss durch Fangbäume in folgender Weise erfolgreich (1853/56) vorgegangen. Dieselben wurden im Februar, spätestens Anfangs März und wiederum im Juli gefällt. Sie enthielten 13—18'=™ Durchmesser, wurden nicht entastet und 18,83—22,59" einwärts der Waldtraufe ausgelegt, in den ersten 2 Jahren einer bis zwei auf 25,53 Ar, später ein Stamm auf 255,32, 382,98, schliesslich auf 638,30 Ar (10, 15, 25 Morgen). Fand man etwa ^a der normalen Ausbildung eines Ganges bei der Revision vollendet, so entrindete man am nächsten heissen Tage und Hess die Rinde an Ort und Stelle liegen. 156 Zweite Abtheilung. Wenn die angctiiliitcn Mittel unisichtig und energisch an- gewendet werden, so können nach dem gewöhnlichen Laufe der Dinge nicht zu grosse Reviere vor der Wurmtrockniss gescliützt, oder eine bereits beginnende kann bewältigt werden; bei be- deutenden Windbrüchen dagegen, welche eben nicht zu den Seltenheiten gehören, oder nach einem vorhergegangenen Nonnen- frasse vermögen sie nichts gegen eine Trockniss, wie sie Hennert (Raupenfrass und Windbruch, Berlin 1797) beschreibt, und wie sie später zu Ende der fünfziger Jabre die ostpreussischen Forsten aufzuweisen hatten. Feinde. Ausser den auf Seite 147 bezeichneten Vögeln hat man als Feinde des Buchdruckers einige Zehrwespen kenneu gelernt: Pferomalus muUkolor und HoptrocerusXylophagomm Rtzh., auch sind Fliegenmaden einer nicht näher bestimmten Art bei der zuletzt erwähnten Wurmtrockniss in den Gängen beobachtet worden. Anmerkung. Der grosse Kiefernborkenkäfer, B. steno(jraplms Dft, ist grösser als der vorige (Länge 7, Breite 3'»™), hat 5 — 6 ungleiche Zähne an jeder Wand der Aushöhlung an derFlügeldeckeuspitze; sie selbst ist nach hinten merklicher ausgezogen und gröber punktirt. Li allen übrigen Merkmalen, auch in der Bildung der Muudtheile stimmt diese mit der vorigen Art überein. Unser Käfer kommt an Kiefern vor (ausnahmsweise auch an Fichten nach Nördlinger) ist nicht häufig und geht meist nur anbrüchige, oder gefällte Stämme an, hat jedoch auch schon grössere Bestände der zäheren Kiefer getödtet, wie z. B. in Ungarn, wo er, von kranken Samenbäumen ausgehend, 18 bis 24jährige Stangen horstweise tödtete. Wo CS nöthig, wird man zu seiner Vertilgung in gleicher Weise vorgehen müssen, wie vorher angegeben worden: Ent- rindung des Holzes zur Larvenzeit, unter Verhältnissen das Verbrennen der Borke, Fangbäume auslegen, welche sich in Ungarn bewährt haben. 18. Der kriiii]iuzäliuij>:e , kleine Taiinenborkeiikäfer, Bostnj- cJms curvidens Grm. + (Fig. 17.) Fühlerknopf fast kugelig und von der Spitze her etwas zusammengedrückt mit nur einer deutlich erkennbaren Quernaht, von 5 Geiselgliedern getragen, Käfer. — Borkenkäfer. Borst, curvidens. 157 Mimcltbeile wie vorher. Halsschikl wenig länger als breit. Flügeldecken sehr grob punktstreifig, die Punkte nach hinten noch gröber, mehr viereckig, die Zwischenräume in ihrer ganzen Länge pimktreihig, der ab- schüssige Theil an den Seiten- Fig. 17. Männches. Weibchen. Bostr. curvidens. rändern spitzzähnig, die 6 — 7 Zähne beim Männchen ge- krümmt, bei hellen Individuen schwärzlich. Der ganze Käfer j ist pechschwarz bis gelblich, an Fühlern und Beinen etwas lichter, stark behaart. Das wenig grössere Weibchen (B. X^sylonoius Grm.) hat am Schei- tel einen goldgelben Haar- schopf und im ausgehöhlten Theile der Flügeldecken inner- halb des mindestens dreizähnigen Randes je ein kurzes Zähnchen. Länge 2,5, Breite 1""". — In Weisstanne, ausnahmsweise auch in Föhre, Weymuthskiefer und Lärche (Nördlinger). Larve und Puppe haben nichts Eigenthttmliches und leben zu den Zeiten, wie die des gemeinen Borkenkäfers (No. 17). Lebensweise. Der Käfer schwärmt sehr früh, in der zweiten Hälfte des April und bohrt Weisstannen an, aber auch vereinzelt Fichten, Lärchen, Pinus Pichta und die Ceder; er geht am liebsten an einzelne Bäume (haubares Holz), besonders an den Rändern der Schläge und freien Stellen, mit Vorliebe an die Gipfel, so dass die Bäume allmählich und von oben her absterben; in andern Fällen erfolgt der Tod auch plötzlich. Harzausfluss aus den Bohrlöchern verräth die Gegenwart. Charak- teristisch für die Art sind die Muttergänge. Dieselben sind wagerecht angelegt und laufen nur dann mehr oder weniger schräg, wenn sie sehr gedrängt sind; ihr Verlauf gleicht unge- fähr einer liegenden Klammer (^^). Im Uebrigcn stimmt die Lebensweise dieser Art mit der des Fichtenborkenkäfers (Nr. 17) überein. Im Juli kann man unter der ziemlich festsitzenden Tannenrinde Larven, Puppen, lebende und todte Käfer antreffen. 158 Zweite Abtbeilung. Fig. 18. Der gewöhnlichste Begleiter ist der gekörnte Tannen bo rken- käfer, B. (Chjplialus) Piceae Btsh., ein sehr gedrungener, ge- wöhnlich schmutzig gelber Borkenkäfer von 1,7'"'" Länge. Die abschüssigen Stellen der Flügeidecken sind graugelb borstenhaarig. Die Körnchen des Halsschildes bilden in 5 — 6 regelmässigen Reihen einen ziemlich breiten Rhombus und die Fühlergeisel hat nur 4 Glieder. Feinde. Ausser den allen Borkenkäfern nachstellenden Vögeln fS. 147) sind als Feinde bekannt und an Zehrwespen aus den Gängen erzogen worden : Ccraphron pusillus und Rojjtrocerus Xylojiliagorum Btzb. Gegenmittel wie bei Nr. 17. 19. Der vielzälmige Borkenkäfer, Bostrychus laricis Fab. (Fig. 18). Fühlerkuoijf wie beim vorigen fast kugelig, von der Spitze nach der Basis hin etwas deprimirt, mit drei deutlichen parallelen Quernähten, von ögliederiger Geisel getragen. Halsschild hinten ziemlich stark und zerstreut punktirt, mit glatter, oft schmaler Mittelstrieme, Flügeldecken grob punktstreifig, die Zwischenräume feinreihig punktirt, der abschüssige Theil fast kreisrund ausgehöhlt, an der Seitenräudern mit je 3 — 6 kleinen Zäh- nen, innerhalb des zweiten und dritten noch mit einem ZiChnchen ausser der Reihe. Beine und Fühler lichter als der Körper, dieser pech- braun oder rothbraun bis gelblich (B. mkro- grajiJiiis Deg.). Länge 4, Breite 1,75"'"'. — Fast an allen Nadelhölzern beinahe in ganz Europa. Lebensweise. Der Käfer geht vor allen Nadelhölzern die Lärche am meisten an, findet sich in Stockhölzern und Klaftern, besonders aber ^uch an jungen Kiefern, wo er durch Frass an dem empfindlichen Wurzelknoten häufig in Gesellschaft \on B. hidens, llylastes ater, angustatus, Pissodes notatus u. a. vor- kommt. Das AVeibchen legt Lothgänge an. Bisweilen findet mau, vorzugsweise an stärkeren Stämmen, die Larven platzw^eise vereinigt. Die Lebensweise und Entwickelung stimmt im Wesentlichen Bostr. laricis. Käfer. — Borkenkäfer. Bostr. acunünatus. 159 mit B. typograplius iibereiu, uameutlicli kommt auch eiue zweite Generation zu Stande, oder in 2 Jahren 3 Generationen. Für sich allein dürfte der Käfer weniger von Bedeutung sein als andere näher besprochene Arten. Feinde. Folgende Zehrwespen sind aus den Larven er- zogen worden: Bracon palpebrator, Pteromalus suS2)enms und virescens Btsh. Gegenmittel. Fangknüppel (S. 19) muss man im März stecken, im Juni revidiren und durch Entrinden die vorhandene Brut tödten. 20. Der schai'fzlihni«e Kieferiiborkeukäfer , BostrycJms acu- minatus Gll. + ist dem vorigen am ähnlichsten, denn er ist •/« so breit wie lang und sein Fühlerknopf erscheint weniger von der Spitze her gedrückt und mit 3 Quernähten, welche nicht wie dort ■ parallel gehen, sondern die unterste erhebt sich in hohen Bogenlinien gegen ihre geraden Seitentheile. Der Körper ist hellbraun, ziemlich glänzend, gelbbraun lang abstehend behaart, Fühler und Beine sind, wie bei den meisten Arten, lichter. Halsschild nicht sehr dicht punktirt, in der vordem Hälfte ge- körnelt, ohne glatte Mittellinie; Flügeldecken deutlich punkt- streifig, auf den Innern Zwischenräumen mit einzelnen grössern Punkten, hinten kreisförmig ausgehöhlt, der Nahtrand daselbst aber stark erhaben und zahnartig vorgezogen, der Seitenrand dreizähnig, jedoch der oberste Zahn nur höckerartig angedeutet, der unterste dagegen, etwa in der Mitte der Seitenwand gelegen, lang und spitz, seltener an der Spitze getheilt. Das Männchen ist um 1/3 kleiner als das Weibchen. — Mai und dann öfter wieder Juni, Juli, August. Die Larve hat nichts Eigenthümliches, ist weiss, durch- scheinend, an den 3 ersten Gliedern dickwulstig, am massig grossen Kopfe glänzend hellgelb, an den Kinnbacken kastanien- braun, fast nackt und nur nach dem Ende hin mit äusserst feinen gelblichen Härchen besetzt (Henschel). — Zweite Maihälfte, Juni, hinter Kiefernrinde. Lebensweise. Der Käfer schwärmt im Mai und bohrt mit Vorliebe die 40— 60jährigen, aber auch 15— 20jährige Stämme unter der Krone am Stamme oder an den starken Aesten an, also an Stellen, wo die Rinde ziemlich schwach ist. Am Holze an- 160 Zweite Abtheilung. gekommen, wird eine geräumige Rammelkammer angelegt, wo die Paarung erfolgt. Von hier ans werden 3— östrablige Stern- gänge gearbeitet, nicht selten von zwei Käferpaaren. Der ein- zelne Strahl ist gerade oder leicht geschwungen, nie gabelig getheilt, bis 7,8"™ lang und nicht selten 2,25"'"^ breit und greift meist tief in den Splint ein. Die Anzahl der Eier, welche ein Weibchen legt, beträgt 40 — 50; denn die Larvengänge sind ver- einzelt und manche davon schlagen fehl. Sie sind meist kurz, 3— 4mal breiter als die Mnttergänge, muscbelfih-mig ausgenagt, gehen tief in den Splint, nicht selten in das Holz und sind in der Regel mit bläulich grauem Wurmmehle erfüllt. Die Larven- gänge finden sich aber auch in anderer Weise : stark geschlängelt, sich durchziehend oder vielfach berührend, von ausserordent- licher Länge, bis IS^"", und nur sehr schwach auf dem Splinte bemerkbar. Nach dem Brutgeschäfte stirbt der Käfer draussen oder in den Gängen. Die Entwickelung geht rasch vor sich, so dass man die verschiedenen Stände zu den bei ihnen angegebenen Zeiten antreffen kann und dass bei günstiger Witterung die zweite Generation im Oktober beendet ist, in weniger günstiger sich jedoch in 2 Jahren 3 Generationen entwickeln. Diese Art findet sich häufig mit Bostrijclms hidens zusammen und steht mindestens mit ihm auf gleicher Stufe der Schädlichkeit. 21. Der zweizäliiiige Kieferiiboikenkäfer, BosfrycJms (Pi- thyopWiorus) hidens Fcd). -\- Fühlerkeule oval, mit 3 Quernähten, von 5 Geiselgliedern getragen. Halsschild vorn stark verengt, eine glatte Mittelstrieme als stumpfe Längsleiste heraustretend. Flügeldecken gereiht punktirt (nicht punktstreifig), am abschüssigen Theilc nur beim Männchen schwach niedergedrückt, an jeder einzelnen Decke nach der Länge muldenartig eingedrückt und darüber mit je einem kräftigen, nach unten gekrümmten Zahne, wohl auch noch mit einem Ilöckerchen neben der Naht. Beim Weibchen sind die Flügeldecken nur neben der Naht, und zwar schon vor der abschüssigen Stelle beginnend, etwas gefurcht und nicht gezähnt. Bisweilen sind die Flügeldecken heller braun gefärl)t, als der übrige Körper, dessen Behaarung sehr schwach auftritt. Länge 2,5, Breite l"""" $. Hinsichtlich der Mundtheile weicht diese Art von Bostryclms etwas ab, so dass Graf Ferrari sie und einige andere Arten Käfer. — Borkenkäfer. Bostr. bidens. 1(51 unter dem Gattungsnamen FithyopliÜionis aufgenommen hat. Die Unterlippe ist nämlich gleichschenkelig, langgestreckt- dreieckig mit fast geraden Seiten nach der Wurzel verschmälert, über dreimal so lang wie vorn breit. Die bogigen Erweiterungen zur Seite stellen die Seiteuränder der auf der Innenseite gelegeneu Zunge dar, deren kurze Spitze zwischen den Grrundgliedern der Fühler hervorragt, hier natürlich nicht sichtbar ist, Tarsenglied 1 ist grösser als die beiden anderen zusammengenommen. Lebensweise. Der Käfer bewohnt vorzugsweise Kiefern, kommt aber auch an Fichten, Lärchen und Weymuthskiefern vor, und zwar im Stangen- oder an noch jüngerem Holze, findet sich aber auch auf Holzplätzen in den kaum armdicken Ast- theilen, in Astabfälleu der Schläge und ausgerissenen Pflanzen vermeidet jedoch überall dicke Rinde. Von einer Rammel- kammer aus werden Sterne gearbeitet, die meist 5 — Tstrahlig sind. Ihre Zahl und Form richtet sich natürlich nach der Dicke des Holzes , immer aber schneiden sie tief in den Splint ein. Wenn sie sich gehörig entwickeln können, sind die Strahlen bis 2,15<^'^ lang, vielfach geschlängelt und verschieden weit, bisweilen nach der Rammelkammer zurückgerichtet oder an den Enden gabelig getheilt. Die wenig zahlreichen Larvengänge greifen tief in den Splint, namentlich die Puppenhöhlen am Ende der- selben. Man findet im Winter Larven und Puppen und die Käfer im Mai schwärmend, so dass eine anderthalbige Generation (also 3 in 2 Jahren) das Gewöhnliche zu sein scheint. — Dieser Käfer findet sich häufig in Gesellschaft von B. laricis, einigen Uijlastes- Arten, Pisodes notatus u. a. und hat schon häutig (Mark, Ober- schlesien, Pommern) ganze Kiefernkulturen zerstört. Pein de. An Schlupfwespen sind aus den Larven erzogen worden: Bracon Middendorfi, Spathius hreclcaudis , Eurijholus Hartigi Btzh. Gegenmittel, a. Reinhalten der Schläge wird viel zur Vorbeugung der Schädigung seitens dieses Katers beitragen, ist er aber vorhanden, so müssen b. die jungen Pflanzen vor dem Juli ausgerissen und verbrannt worden. Herr v. Bernuth war genöthigt in diesem Jahre (1872) über 100,000 siebenjährige Kiefernpflanzen zu verbrennen. Taschenberg, Forstlnsekten. 11 \Q2 Zweite Abtheilung. Aumerkung 1. Der sechszähnige Fichteuborkeii käfer, B. chalcoijraplms L. steht in jeder Beziehung dem vorigen sehr nahe, hat aber im männlichen Geschlecht hinten jederseits 3 mit der Naht fast gleichlaufende Zähnchen und ist durchschnittlich noch etwas kleiner. Von den Sterngängen, welche er anlegt, giebt das Bruchstück Fig. 16 b auf S. 151 eine Vorstellung. Diese Art ist ein treuer Begleiter des B. typo- graplms, zwischen dessen Gängen sie sich entweder ausbreitet, oder noch häufiger die Spitzen und Aeste derselben Bäume bewohnt, welche jener angegangen hat ; sie bewohnt aber auch geringere Stangenhölzer, ausnahmsweise auch Kiefer und Wey- muthskiefer ( N ö r d 1 i u g e r ). Anmerkung 2. Der langhaarige Eichenborken- käfer, Bostrychus (Dryocoetes) villosus Fab. ist ein kleiner, höchstens 3™™ langer, im männlichen Geschlecht kaum 2,25""^ messender, lang und stark fahl behaarter Käfer von rothbrauner bis gelblich rother Farbe. Der kugelig-eiförmige, mit Quer- nähten versehene Fühlerknopf wird von ögliedriger Geisel getragen, das Halsschild verengt sich nicht allmählich nach hinten, sondern ist durchweg gleich breit, auf seiner ganzen Ober- fläche grob und dicht gekörnelt, körnig-punktirt, beim W. glatt, beim M. Flügeldecken stark punktreihig, die Punkte nach hinten grösser, die Zwischenräume sehr fein punktirt, ihre abschüssige Stelle zahnlos, beim M. nur massig eingedrückt. Die Unterlippe ist hier breit, herzförmig -dreieckig und verengt sich nach der Basis hin mit bauchigen Seitenrändern, so dass sich die grösste Breite an der Anheftungsstelle der Taster findet, das Grundglied dieser ist am grössten, fast doppelt so breit wie das nächste und beinahe länger als die beiden übrigen zusammengenommen. Dieser Käfer bewohnt Eichen und auch Rosskastanien, arbeitet 5,2 — 7,8*^" lange Wagegänge, von denen die nicht zahlreichen Larvengänge theils nach oben, theils nach unten abgehen, ihre Puppenwiegen befinden sich nur im Baste, Oefter ist die Innenseite der Rinde so zerfressen, dass man gar keine Gänge unterscheiden kann. Um sich vor den An- griffen dieses Käfers zu schützen, hat mau das anbrüchige Käfor. Borkonkäfor. Bostr. lineatus. 163 Holz zu entfernen und alle Sorgfalt auf die Kultnr der Eichen- heister zu verwenden. Anmerkung 3. Der kleine Buchen borke nkäfer, B. (Dryocoetes) Vicölor hhst. Dieser Käfer stimmt in Bildung der Fühler und Mundtheile mit dem vorigen überein, ist aber noch kleiner, indem das grössere W. nur 2,25'""" misst. Das Halsschild ist länger als breit, vorn etwas heller gefärbt und durch nicht dichte Körnchen rauh, hinten mehr oder minder dicht punktirt, aber ohne glatte Mittelstrieme. Die Flügeldecken etwas über 1' -2 Äfal so lang, stark gereiht -punktirt, in den Zwischenräumen einzelner und feiner punktirt, der abschüssige Theil runzelig-punktirt mit erhabener, ungehöckerter Naht, beim M. ist der abschüssige Theil mit dem vordem mehr ver- schmolzen, bei ihm die Stirn mit gelbem Haarschopfe. Körper, färbe pechschwarz, aber auch heller, besonders vorn, Fühler und Beine gelblichbraun. Dieser Käfer lebt nur unter Buchenrinde (in Hainbuche sehr selten) und arbeitet sehr veränderliche, in der Richtung unbestimmte Muttergänge, meist halten dieselben eine senk- rechte oder schräge Lage ein; die Larvengänge sind sehr fein, stark geschlängelt, häufig nach dem Muttergange hin laufend. 22. Der \iitzIiolzborkenkäfer . der liniirte Xadelliolzkäfer, Bostryclius (Xylotcres) lineatus Ol -\- Fig. 19. Der schief ovale, an der Spitze gerundete Fühler- knopf lässt in der Mitte wenigstens eine Quernaht erkennen, wird aber von nur vier Geiselgliedern ge- tragen. Die Unterlippe ist gleich- falls von anderer Bildung wie bei den bisherigen und aus beistehen- der Fig. 20 zu erkennen. Das Halsschild ist fast kugelig, beim Fig. 19. W. vorn höher gewölbt und ge- Fig. 20, Unterlippe. körnelt, beim M. platter und durch wellenförmige Querhöckercheu un- jj^gt uneatus. eben , die von vorn nach hinten ein keilförmiges Feld darstellen. Flügeldecken fein gereiht punktirt, hinten gerundet abfallend, nicht eingedrückt. Körper 11* 154 Zweite Abtheilung. schwach behaart, beim M. vorn etwas auffälliger, schwarz, Fühler, Schienen sammt Tarsen und Halsschild hinten, roth, Flügel- decken gelblieh roth, an Seitenraud, Naht und in einer mittlen Längsstrieme schwärzlich; es kommen aber auch Abänderungen vor: Halsschild röthlich scherbengelb mit schwarzen Seiten-, Vorderrande und dergleichen! Mittelflecke, Flügeldecken röthlich- gelb, an Naht, Seitenrande und einem verwischten Spitzenflecke schwarz, oder der Käfer ist noch lichter, mit schwärzlichem Kopfe, am vordem Halsschildtheile und meist auch an der Brust bräunlich. Ausser den bereits angeführten Merkmalen unter- scheidet sich das M. auch noch durch eine ausgehöhlte Stirn vomW., bei dem sie convex ist. Lg. 4, Br, 1,75""". — Zeitig im Frühjahre, dann wieder im Juli an verschiedenen Nadel- hölzern. Die Larve ist weiss, an Stelle der Brustfüsse, welche ja allen diesen Larven fehlen, mit 6 kurz konischen Höckern versehen. Der braune Kopf trägt kräftige Kinnbacken. Weil sie in ihrer Wiege zusammengeklappt liegt, der Kopf nahe bei dem After, so ist der Bauch platt gedrückt, der Rücken gewölbt. Diese Stellung entspricht derjenigen, in welcher die gelbe Larve des Apoderus coryli (S. 139) in ihrem Blattwickel angetroffen wird. — Halber Mai und halber Juni, dann halber August, September im Holze. Die Puppe ist weiss, am Thorax schwach glänzend, sonst matt und an jeder Körperseite mit 4 — 5 etwas nach innen und rückwärts gerichteten hakenartigen Zähnen versehen, davon der vorderste am kleinsten bleibt. Körperlänge Sjö"»"". — Sie ruht durchschnittlich 14 Tage in ihrer Wiege mit dem Kopfe dem Muttergange zugekehrt. Lebensweise.*) Diese Art unterscheidet sich von allen bisherigen durch ihre Gänge im Holze und verräth ihre Gegen- wart durch ihr Bohrmehl. Wie alle Bostrychiden erscheinen die Käfer zeitig im Frühjahre, bei günstiger Witterung sogar *) Die Kenntniss von der Lebensweise dieses und des in der folgenden An- merkung besiirochenen Käfers verdanken wir hauptsächlich dem auch um andere bio- logische Aufklärung hoch verdienten Forstmeister Herrn B e 1 i n g in Seesen. Tharander Forstliches Jahrb. XXUL 1. S. 17—44. Käfer. — Borkenkäfer. Bostr. lineatus. Iß5 schon in der zweiten Hälfte des Februar, meist jedoch im April. Der Miitterkäfer wählt nach der Paarung die Stellen zur Ei- ablage sehr sorgfältig aus: stehende Klötze (Stubben, Stucken) gefällten Holzes, liegende Stämme, besonders aber bei Windbrüchen stehengebliebene Stammreste oder auch solche liegende, welche mit den Wurzeln ausgerissen worden sind, von stehenden Stämmen nur kränkelnde, von Rothfäule ergrifiene oder von andern Insekten bewohnte, dagegen vermeidet er nach Beling's Erfahrungen vollkommen gesunde Bäume (wie wohl alle Bostrjchen) und vom liegenden Holze dergleichen frisch gefällte so wie solche, welche bereits einen gewissen Grad von Trockenheit übersehritten haben. Bedeutende Windbrüche in den Fichtenwaldungen des Harzes während der beiden Winter 1868 — 70 boten reiches Beobachtungsmaterial und nahe bei ein- ander liegende oder stehengebliebene Hölzer von verschiedener Beschaffenheit Hessen während der Sommerzeit 1870 und 1871 das Auswählen der legenden Weibchen in der oben angegebenen Weise erkennen. Mag nun das Holz liegen oder stehen, so bohrt das W. zu- nächst einen kürzeren oder längeren (bis 5"" und darüber) cylindrischen und geraden Gang von 1,2 — 1,5"^'" Durchmesser, welcher eine senkrechte Richtung zur Achse des Stammes hat, also nach der Markröhre gerichtet ist. Diese Eingangsröhre wird von der Stelle an, wo die Eier beginnen, zum Muttergange, dessen weitere Anlage mit dem Raumbedürfnisse für die Eier fortschreitet. Er ist im einfachsten Falle die blosse Fortsetzung der Eingangsröhre, meist jedoch tritt er in derselben Ebene mit dieser in zwei Armen auf: der eine eine rechtwinkelige Ab- zweigung vom Anfange des andern, oder beide in verschiedenen Abständen rechtwinkelig vom Eingangsrohre, beide vom Ende dieses letzten nach rechts und links in demselben Jahrringe fort- gehend, in andere vordringend, der eine wenigstens, der Haupt- sache nach aber jeder immer geradlinig. An der obern und unteren Seite der Muttergänge für stehendes, (mithin vorn und hinten für liegendes) Holz werden nun die ovalen perlmutter- glänzenden Eierchen in unregelmässigen Entfernungen von 2 bis i"""", meist in der Weise abwechselnd gelegt, dass einem Eie an der einen Seite der Zwischenraum zweier auf der entgegen- 166 Zweite Abtheilung, gesetzten entspricht. Zur Aufnahme des Eies nagt das W. eine längliche Höhlung- in der Achsenrichtung des Stammes und ver- schliesst diese dann wieder mit Nagespänen, so dass das Ei vom Muttergange aus nicht sichtbar ist. Auf solche Weise setzt ein W. nach und nach 20 — 50 Eier ab. "Während des Brutgeschäfts findet man bisweilen auch das M. in der Eingangsrühre, welches sich nur in so weit beim Baue betheiligen dürfte, dass es die Bohrspäne aus dem Eingangs- loche herausdrängt. Nach Beendigung des Brutgeschäftes bleibt das W. an irgend einer Stelle des Mutterganges und hat sich noch vorgefunden bis zur Verpuppung der Larven. Die dem Ei entsprossene Larve liegt Zeit ihres Lebens eben so eingekeilt im Holze, wie jenes, zusammengeklappt, Kopf und Aftermündung in traulicher Berührung, beide an der Verschluss- wand nach dem Muttergange hin. Sie kann sich trotzdem nach jeder beliebigen Richtung hindrehen (wie die gestreckte, im Roggenhalme eingekeilte Larve der Halmwespe (Ceplmspygmaeiis), die man beispielsweise mit dem Kopfe nach oben gerichtet findet, obschon unter ihr durchgenagte Knoten beweisen, dass sie bereits dort, und zwar mit dem Kopfe nach unten gesessen hat). Sie erweitert nach Bedürfniss allmählich ihre Wiege, an- fangs ringsum gleichmässig , dann mehr in die Quere, schliess- lich der Länge nach, so dass sie einen von ihr vollkommen er- füllten ellipsoidischen Hohlraum von 4™'" Durchmesser in der Achsenrichtung des Holzes und 1,8 — 2"''" im kleinsten Durch- messer darstellt. Die Larve nährt sicli von den hierbei er- haltenen Bohrspänen, ihre Excremente aber legt sie mit Beihilfe der Kinnbacken an die Scheidewand, mit welcher die Stamm- mutter den Eiverschluss bildete, und verdickt sie dadurch. Die in Folge dieser Lebensweise im Holze entstehende Saftzersetzung erzeugt schwarze Pilze, welche die Larvenhöhle und die Mutter- gänge an den Wänden schwarz färben, gelegentlich auch mit gefressen werden, aber hier so wenig, wie in andern Fällen (B. dlspar, Saxescni), wo sie eine lichte Farbe haben, die eigent- liche Nahrung der Larven bilden, wie von verschiedenen Seiten (und auch von mir mit Reserve) angenommen worden ist. Nach Herrn B c 1 i n g ' s Beobachtung der Unsicherheit enthoben, wünsche Käfer. — Borkenkäfer. Bostr. lineatus. 167 ich die auf S. 72 Zeile 9 v. u. stehenden Worte „wohl als Nahrung dienenden" als gestrichen zu betrachten! Die Puppe und nach ihr der frisch ausgekrochene Käfer liegt mit dem Kopfe nach der noch unversehrten Scheidewand zwischen Wiege und Muttergang, in dieser Stellung, jedoch auch in umgekehrter bei durchbrochener Scheidewand, wurde er in der Wiege aufgefunden, im letzten Falle hatte er sich an der Verbindungsstelle beider umgedreht, oder war aus dem Baue gekrochen und wieder in denselben zurückgekehrt, um sich voll- ständig auszufärben und zu kräftigen. Man hat die Gänge dieser Käfer, welche nach vollkommener Entwickelung aller Larven bei einem Längsschnitte durch das Holz etwa folgendes Bild geben, ' — j-! — j-Lj — j Leiter- gänge genannt. Die kurzen Striche bezeichnen die Wiegen, Avelche nach dem Innern des Stammes zu kürzer werden, so lange die Colonie noch in der Entwickelung begriffen ist. Die ungefähr in der ersten Hälfte des Juli ausgebildeten Käfer schwärmen und bringen in gleicher Weise eine zweite Generation zu Stande. In dem einen Falle wird die Ansicht ausgesprochen, dass Puppen überwintert haben würden, wenn der Stamm im Forste liegen geblieben wäre. Nach den an- gestellten Beobachtungen scheint es, als wenn auch die Käfer der zweiten Generation vor Winters ihre Wiegen verlassen, es konnte aber nicht ermittelt werden, wo sie ihr Winterquartier aufschlagen ; denn es Hessen sich an Stellen, wo die Käfer sehr häufig gewesen waren, nur ausserordentlich wenige unter dem Moose am Fusse der Bäume auffinden. Die Zeit zur Entwickelung einer Generation beläuft sich auf 6_10 Wochen, von welchen etwa '/•; ^^^^ den Ei-, ein anderes Sechstel auf den Puppenstand, die übrigen |(, auf das Larven- leben entfallen. Dieser Zeitunterschied kommt auf Rechnung des Wetters, welches von wesentlichem Einflüsse auf die Ent- wickelung ist, namentlich bewirken anhaltend rauhe und nasse Tage entschiedene Verzögerung, auch vollständige Zerstörung der Brut; denn es wurden bei Beobachtung der ersten wie der zweiten Generation todte Larven und Puppen in den Gängen aufgefunden oder die fertigen Käfer nicht mehr anwesend, wenn 168 Zweite Abtheilung. das Holz von Feuchtigkeit in Folge anhaltender atmosphärischer Niederschläge durchdrungen war. Als Ausnahmsfälle in der Oekonomie des B. lineakis sei noch erwähnt, dass vereinzelt, wahrscheinlich in Folge des noch zu grossen Saftreichthums der befallenen Stämme, auch Gänge vorgekommen sind, welche das ITolz kaum berührend, hinter der Rinde verliefen, und dass Herr P i c h t den Käfer auch in Birken und Hainbuchen angetroffen hat. Gegenmittel. Das plötzliche und massenhafte Auftreten des Käfers erschwert es der Forstverwaltung und den Holz- käufern, Vorbeugungen gegen den Schaden zu treffen, indem es öfter an hinreichender Arbeitskraft gebricht, um dem Anbohren durch Entrinden des Holzes zuvorzukommen, da letzteres doch in den wenigsten Fällen bis zu Anfang des April oder bei Avarmem Wetter noch früher abgefahren und auf diese Weise in Sicherheit gebracht werden kann. Nun ist es aber nicht der Mangel an Rinde, welcher das Holz vor Leitergängen schützt, sondern der Oberflächen- zustand, in welchen es durch die Entrindung versetzt wird : ent- weder der Harzüberzug, der sich über diejenigen Stämme bildet, welche zur Saftzeit abgeschält worden sind, oder das schnelle Austrocknen des unter der Rinde immer länger weich bleibenden Splintes. Ist vor der Flugzeit, die nach Obigem zweimal ein- tritt, keiner von diesen beiden Zuständen am Holze erzielt, so gewährt das Entrinden keinen Schutz. Solche Fälle mögen wohl vorgelegen haben, wo man entrindetes Holz dennoch angebohrt gefunden hat. Mein Vorschlag ginge nun dahin, unter allen Umständen dasjenige Werkholz, welches zu Spaltwaaren bestimmt ist (Böttcher-, Schachtel-, Schiudelholz etc.) zu entrinden, auch das Bauholz, sofern Arbeitskräfte dazu vorhanden sind, gleichzeitig aber auch von dem zu verkohlenden Holze einige Stämme als Fangbäume liegen zu lassen, welche Ende Juni verkohlt werden müssen, um die Brut im Innern zu zerstören. Anmerkung. Der grosse B ucheuholzkäfer, Bosfnjclms (Tnjpodmdron) domesticus L. steht hinsichtlich der Bildung seiner Unterlippe dem vorigen sehr nahe, eben so durch die nur viergliedrige Fühlergeisel, der Kopf aber Käfer — Bastkäfer. Hylesinus polygraphus. 169 unterscheidet sich wesentlich dadurch, dass er an seinem Scheitel mit einem Hälvchen versehen ist. Das Halsschild ist fast kugelig, beim W. in der vordem Hälfte stark gekörnelt, die Körnchen in der Mitte des Vorderrandes zu einer kurzen, erhabenen Querlinie vereinigt, beim M. weniger stark gewölbt, wellenförmig, querhöckerig und stärker behaart; Flügeldecken mit Punktreihen, ihre Spitze neben der Naht nur tiefer gefurcht, grau-scherbengelb, an Naht und Seitenrande schwarz, nie aber mit schwarzer Mittelstrieme. Der übrige Körper ist cylindrisch, glänzend schwarz, dünn hellflaumhaarig, Fühler und Taster scherbengelb. Beim M. ist die Stirn ausgehöhlt, beim W. convex. Lg. reichlich 3,5, Br. fast 2"^™ Dieser Käfer gehört zu den gemeinsten Arten und scheint in allen Hölzern vorzukommen; Ratzeburg erwähnt nur Nadelhölzer, während Henschel die Rothbuche als haupt- sächlichsten Wohnort anführt. Auch er ist nur technisch, nicht physiologisch schädlich. Nach Bell ng' s Beobachtungen stimmt seine Lebensweise mit der des vorigen uberein, jedoch konnte noch keine zweite Generation von ihm festgestellt werden, dafür aber Ueberwintern in der Geburtsstätte. 23. Der doppeläuo'iw'e Ficliteiibastkäfer , Hylesinus jwly- graplms L. (Tohjgraplius piibescens Er.) -f- Abgesehen von dem etwas rtisselartig nach vorn verlängerten, bei der Oberansicht bemerkbaren Kopfe steht dieser Bastkäfer den Borkenkäfern durch die fünfgliedrige Fühlergeisel und die Form des dritten Fussgliedes noch am nächsten und bildet ein Uebergangsglied zwischen den vorigen und folgenden Arten. Er ist vor allen ausgezeichnet durch die in zwei Hälften getheilten Augen, indem ein leistenartiger Stirnfortsatz keilförmig in dieselben ein- dringt. Der Fühlerknopf ist derb, schief lang-eiförmig, das Hals- schild in der Mitte am breitesten, vorn wenig verschmälert, kaum länger als breit, dicht und fein punktirt und mit einem Längs- leistchen versehen, welches durch die schuppenartige, graugelbe Behaarung undeutlich wird; Flügeldecken zweimal so lang wie das Halsschild, nach hinten gerundet abfallend, sehr fein runzelig punktirt, nur neben der Naht eine vertiefte Reihe und nach aussen Anfang und Ende einer zweiten, Zwischenräume mit je einer Reihe sehr kleiner Höckerchen. Die Grundfarbe ist schwarz- 170 Zweite Abtheilung. braun oder gelbbraun, durch die Behaarung etwas lichter, mehr grau erscheinend. Lg. höchstens 3, Br. 1.5'"'". — Im Baste der Fichten weit verbreitet. Lebensweise. Die Käfer arbeiten im Baste, von einer Kanimelkammer beginnend, zweiarmige Wagegänge, die allerdings häufig schräg verlaufen, sich vielfach schlängeln und zusammen bei durchschnittlich 1,68'"'" Breite bis 45,5'"'" Länge erreichen. Die mehr oder weniger lothrechten Larvengänge, welche mit ihren Puppeuwiegen den Splint nur oberflächlich treffen, zer- stören den Bast in einer Weise, dass sie nicht immer deutlich bleiben. Jüngere Bestände haben besonders von dem Käfer zu leiden, welcher in Gesellschaft mit kleineren, nicht näher be- sprocheneu Arten (Bostryclms aUetis, pmillus und pityograplius) aufzutreten pflegt. ^ Gegenmittel wie bei Bostrijclms tijpopmplius (Ö. 153). 24. Der grosse Kiefernmarkkitfer, Wald;iärtiier, Hißesinus (Blastoiihagus) piniperäa L. + Fig. 21. Auch hier findet, wie FiK. 21 Hylesinus piniperda. a. Käfer in natür- licher Grösse und stark vergrössert , b. Larve desgleichen , c. Puppe von vorn , d. Fühler, e. und f. l'uss, g. aus- gefressenc Kieferntrieb- spitze, c-f vergrössert. Käfer, — Bastkäfer. Hylesinus piniperda. 171 bei der vorigen und allen folgenden Arten, die von Bostrychus abweichende Kopt*bildung statt, indem sich dieser Theil mehr von der Kugelforni entfernt, sich vorn schwach rüsselartig ver- jüngt und auch von oben her mehr , sichtbar wird. Die Augen sind oval, nicht getheilt und nicht nierenformig ausgeschnitten, feinkörnig, vor ihnen, und zwar sich einander näher als die inneru Augenränder unten stehen, sind die Fühler eingelenkt, welche auf einer sechsgliedrigen Geisel (d) einen eiförmigen, viergliedrigen Endknopf tragen. Das Halsschild ist vorn so breit wie der Kopf und gerade abgeschnitten, gleich hinter dem Vorderrande durch eine Querfurche schwach eingeschnürt, er- weitert sich nach hinten in sehr gestrecktem Seitenbogen und ist am Hinterrande wieder gerade abgestutzt. Seine Oberfläche ist wie die des Kopfes grob punktirt, aber nur nach hinten so dicht, dass die Zwischenräume kleiner sind, als die Punkt- eiudrücke, in einer Mittellinie wenig glätter. Öchildchen klein, dreieckig, etwas eingesenkt. Flügeldecken zusammen walzig, hinten gerundet abfallend, vorn kaum merklich und sehr stumpf- winkelig über das Halsschild heraustretend, am Vorderrande schwach leistenartig hervortretend, die ganze Fläche grob reihen- weise punktirt, kaum gestreift mit Ausnahme der nahtständigen Reihen. Die Zwischenräume sind querrunzelig, stärker an der Wurzel und mit je einer Reihe behaarter Höckerchen versehen, von denen die erste und dritte Reihe (von der Naht gezählt) in der ganzen Flügeldeckenlänge deutlich sind, während die zweite vor dem abschüssigen Theile aufhört, so dass dieser zwischen der ersten und dritten Reihe gefurcht erscheint. Au den Beinen sind die Schienen nach unten verbreitert und an der untern Aussenkante gezähnelt (e), das dritte Fussglied zwei- lappig (bei allen bisherigen Arten war es gleich den übrigen gebildet) Fig. f. Der ganze Käfer ist fein behaart, glänzend pechschwarz, mit Ausnahme der helleren Fühler und Fussglieder, oder die Flügeldecken sind röthlichbrauu ; das frisch ausgeschlüpfte Thier ist natürlich, wie überall, bedeutend heller, bräunlicligelb mit Ausnahme der dunklen Augen und Kinnbacken. Lg. 5, Breite reichlich 2°"°. — Schwärmzeit im März und wieder Juli, August an Kiefern, ausnahmsw^eise auch an Fichten (Giggib erger). J 72 Zweite Abtheilung. Die Larve (b) ist von denen der Bostrychus- Arten nicht wohl zu unterscheiden — April bis Juli unter Kiefernrinde. Die Puppe (c) findet sich in der Rinde, Juli. Lebensweise. Der Käfer kommt zeitig im Jahre, manch- mal schon Anfangs März aus seinen Winterverstecken hervor und stellt sich auf frischen Stöcken, Klafterholz, an liegenden Stäm- men etc. in Menge ein — auf den Holzplätzen ist er der ge- meinste aller Borkenkäfer — , verkriecht sich auch wieder, wenn die Witterung rauher wird. Von Mitte April an beginnt das Brutgeschäft. Zu diesem Zwecke bohrt das W. in dicke Rinde eben jener Hölzer, selten stehenden Holzes und paart sich, die Leibesspitze aus dem Bohrloche herausstreckend mit einem aussen am Stamme sitzenden M. , welche suchend daselbst auf und ablaufen. An der Sohle der Rinde angelangt, geht es in kurzer Biegung seitwärts von dem etwas schräg oder auch ge- krümmt verlaufenden Bohrloche und fertigt Lothgänge, die bald auf-, bald abwärts gehen, meist gerade sind, selten die Länge von 7,8*^" übertreffen und schliesslich bis 4 Luftlöcher zeigen. Eine Rammelkammer fällt hier bei der eigenthümlichen Paarungsweise weg. Die Larvengänge zweigen sich dicht bei einander nach beiden Seiten ab, sind öfter 7,8"™ lang, auch länger und enden mit den Puppenlagern in der Rinde. Hier entwickelt sich etwa im Juli oder August der Käfer, welcher sich herausbohrt, aber nicht um das Brutgeschäft zu beginnen, wie einzelne verspätete Ent- wickelungen glauben machen könnten, sondern, um Unfug zu treiben, welcher ihn jetzt und schon vor dem Brutgeschäfte durch die Art, sich zu ernähren, zu einem so schädlichen Kieferninsekt stempelt. Er ernährt sich nämlich von dem Marke des jungen Holzes und geht, weil Schläge und andere Stellen mit gefälltem Holze seine Brutstätten bilden, besonders die Randbäume solcher Plätze an. Hat er die Wahl, so zieht er die Kronen älterer Bäume vor, befällt aber eben so gut jüngere Hölzer, nur hat man ihn, meines Wissens, in jüngeren als 6 jährigen Schonungen nur ver- einzelt angetroffen. Zufällig beobachtete ich einen, der sich in einer vierjährigen Schonung eben mitten in einen kräftigen Maitrieb einbohrte (Mai 1872), was jedoch wohl mehr ein Aus- nahmefall ist. Für gewöhnlich geht er 2,6—10,5""" unter der Käfer. — ßastkäfer. Hylesitius piniperda. ]^73 Spitzenknospe des vorjährigen Krouentriebes oder der Seiteu- zweige senkrecht auf das Marlv. Hier angelangt, wendet er sieh nach oben auf eine längere oder kürzere Strecke, das Mark aus- fressend, stellenweise wohl auch das Holz annagend. Bisweilen kehrt er auch um und frisst abwärts vom Bohrloche, geht durch dasselbe wieder heraus, nagt auch zur Abwechselung ein be- sonderes Ausgangsloch, um anderwärts seine Zerstörungen fort- zusetzen. Die Bohrlöcher umgeben sich mit einem zuletzt weissen Walle von Harz („Harztrichter^' g) und in den Scho. nungen hat der Frass äusserlich ganz ähnliche Wirkungen, wie der Kaupenfrass von Tortrix Bouoliana, jedoch ist der Kanal nie mit Koth angefüllt, wie bei dem Wickler. Die angebohrten Spitzen brechen am Bohrloche vom Winde leicht ab, wenn sie dünn sind, namentlich, wenn sie den Kronen älterer Bäume an- gehören. Die „Abfälle" oder „Brüche" der Kronen bedecken bisweilen den Boden in sehr auifälliger Weise. Die saftreicheren Triebe, besonders die der Kronen jüngerer Bäume bleiben stehen und heilen allmählich aus, zunächst aber treiben sie aus den Nadelscheiden zahlreiche -Knospen, welche im nächsten Früh- jahre zu sehr buschigen, meist kurzen Nadeln auswachsen. Jüngere Stangen w^erden durch den Frass weniger entstellt; es ragt entweder der Endtrieb unverhältnissmässig lang und kahl empor, oder die Seitenäste bekommen durch einzelne dicke Nadelbüschel ein fremdartiges Aussehen. Aeltere Bäume dagegen erkennt man kaum wieder: der Mantel ihrer Krone wird ver- unstaltet, hie und da ragen schwach benadelte Spitzen besen- artig hervor, besonders in den Wipfeln, welche schliesslich auch ganz absterben. Der Ertrag an Zapfen wird natürlich gleich- falls wesentlich beeinträchtigt. Wegen jener Verunstaltungen hat man den Käfer den Waldgärtner genannt. Man hat sich lange Zeit über die Winterquartiere des Wald- gärtners gestritten. Bisweilen sitzt er noch in den Abfällen, noch seltener aber überwintert er in denselben, niemals hat man ihn in den stehengebliebenen Frassröhren im Winter angetroffen, vielmehr sucht er während dieser Zeit den durch Bodenstreu und Moos geschützten Fuss derjenigen Bäume oder ihrer nächsten Umgebung auf, von deren Mark er sich ernährt hat, sitzt aber nicht blos unter den Rindenschuppen, sondern bohrt sich bis zu 174 Zweite Abtheilung. dem Splinte, am Wurzelstocke oder tiefer an der Wurzel ein, wo- durch er jedoch nach allgemeiner Annahme dem Baume keinen Schaden zufügen soll. Ohne der Wahrheit dieser Beobachtungen zu nahe treten zu wollen, kann ich jedoch eine eigcnthümliche Erscheinung nicht unerwähnt lassen, welche alljährlich in der mir benach- barten Haide zu Tage tritt. Hier zeigen sich an einzelnen Stellen ältere Bäume anfangs einzelner, abex weit am Stamme hinauf mit Harztrichtern versehen. Mit jedem Jahre nehmen dieselben zu bis schliesslich der Baum eingeht. Schneidet man den Harz- trichteru nach, so wird man in der senkrechten Richtung nach oben ziemlich geradlinig und durchschnittlich in einer Länge von 5 — 5,5^™ nach dem gesunden Splinte geführt. Diese Röhren sind die Winterlager des Käfers, während der Sommermonate sind sie natürlich leer. Je zahlreichere Harztrichter, also auch Winterwohnungen ein Baum hat, desto mehr kann mau Abfälle unter dem Schirme seiner Krone finden, wenn die Aequinoctial- oder andere Stürme dieselben herabgeworfen haben. Ist der Baum schliesslich todt, so löst sich seine Rinde leicht los und unter derselben finden sich nicht nur die Spuren jener Bohr- löcher, welche als Winterquartiere dienten, und an dem Holze beiderseits durch einen schwachen Grat von trockenem Harze begrenzt werden, sondern die Brutplätze bedecken oft den ganzen Stamm. Obwohl ich nicht behaupten kann, dass die Käfer durch ihr Winterquartier gesunde Bäume allmählich getödtet haben, weil die Bäume aus andern Gründen schon krank sein konnten, so haben sie entschieden deren Absterben sehr beschleunigt und sich dieselben zu geeigneten Brutplätzen hergerichtet. In diesem Jahre (September) fand ich an 2 Stämmen unterdrückten Stangen- holzes, welche durch ihre Harztrichter auffielen, je ein Weibchen von Sirex juvencus, welches beim Anbohren verendet war, ferner zeigt die Oberfläche geschälter, trockner Stämme häufig Spuren von Ästi/nomus aeäilis und anderem Geziefer, welches den ab- sterbenden Kiefern und Holze überhaupt nachgeht. Feinde. Aus den Larven wurden folgende Schlupfwespen erzogen: Bracon Midäendm-fi j palpebrator , Pteronmlus Latreülei, limiila, pellucens Rtz. (== nuheculosus Forst.) Käfer. — Bastkiifer. Hylesinus minor. \"5 Gegenmittel, a. Brutbeförderudes Material: gefällte Hölzer und Stöcke auf den Schlägen, Durchforstungshölzer, Holz, welches durch Windbruch, Schneebruch, Raupenfrass in nicht normalem Zustande sich befindet, ist wohl zu überwachen und zu ent- rinden, wenn der Käfer sich zeigt, sofern die Abfuhr nicht bis zur ersten Hälfte des März bewerkstelligt werden kann. Die Entrindung muss bis zum Juli geschehen sein, weil von da ab schon einzelne Käfer ausfliegen. Die Abführe uuentrindeteu, aber mit Brut besetzten Holzes hat immer ihr Bedenken, weil die ausgeschlüpfte Brut stets wieder den Weg nach demselben oder einem anderen Forste findet. b. Fangbäume scheinen mir in einer Gegend, wo der Käfer fliegt, nur dann Sinn zu haben, wo Brutmaterial fehlt. Hier sind sie aber gewiss vod Vortheil und gleichfalls mit Ausgang des Juni zu entrinden. ^ c. Zahlreiche Abfälle nicht liegen lassen, sondern zusammen- harken und verbrennen gehört entschieden zum Reinhalten des Forstes und ist ein solches zu empfehlen, wenn auch nach dem Gesagtem wenig Käfer damit vertilgt werden. 25. Der kleine Riefeniniarkkäfer, Hylesinus (Blastophagus) minor Hrtg. + Fig. 22 ist nicht immer kleiner und auch nicht immer lichter gefärbt als der grosse und wegen seiner voll- kommenen Uebereinstimmung mit ihm im Baue auch schwer von ihm zu unterscheiden. Das ^'^- ^^• einzige Kennzeichen besteht darin, dass sich die Borstenhaare in dem zweiten Zwischen- räume der Flügeldecken bis zum Ende der letzteren erstrecken und dieser daher im ab- schüssigen Theile nicht gefurcht erscheint. Wesentlich dagegen unterscheidet sich diese Art durch die Form ihrer Gänge von der vorigen und durch mancherlei Abweichungen in der Hyleslnus minor. Lebensweise. Der Käfer erscheint, aus seinen Winterverstecken kommend, mit dem vorigen, also durchschnittlich im April. Das brütende W. bohrt Stangenholz, aber auch 50— 70jährige Stämme und zwar die dünne Rinde des Zopfendes an und fertigt zweiarmige Wagegänge (' — , — ), 176 Zweite Abtheilung. ähnlich denen des krummzähuigen Taunenborkenkäfers (No. 18) oder des bunten Escheuborkenkäfers, dessen unter No. 27 Anm. 3 kurz gedacht ist. Wegen der dünnen Rinde frisst die Larve zuletzt ein Loch in den Splint, wie mit No. 9 geschossen, in welchem die Puppe ruht. Dieselbe entwickelt sich im Juli und August zum Käfer, der gleichfalls nicht mehr brütet, sondern sich in die jungen Triebe einfrisst und deren Mark verzehrt, nicht selten mit dem vorigen zusammen. Wenn er allein oben in der Kiefer nistet, so ist er schwer zu entdecken und schon ausgepflogen, wenn die Bäume herausgenommen werden. Herr Bracke und Giggl berger haben diese Art auch in Fichten angetroffen. 26. Der schwarze Riefernbastkäfer , Hylesinus (Hylastes) ater. Pk. + steht im Baue dem H. piniperda sehr nahe, ist aber schlanker; der von oben sichtbare Kopf verlängert sich nach unten wenig rüsselartig; dieser kurze Rüssel ist an den Seiten gekantet, auf der Mittellinie mit einem schwachen Längskiele versehen, am Vorderrande borstig bewimpert und wie der ganze Kopf dicht und grob punktirt. Vor den ovalen Augen bildet die Oberfläche ein Dreieck, in dessen Vorderecke die Fühler eingelenkt sind. Dieselben tragen auf sieben, allmählich dicker werdenden Geiselgliedern einen länglich ovalen, deutlich dreimal quergestreiften Endknopf, llalsschild cylindrisch, an den Ecken gerundet, länger als breit, vorn schief abgestutzt, hinten gerade , auf der deutlich deprimirten Oberfläche grob runzelig- punktirt mit glätterer und darum glänzenderer Mittel- strieme, die nach vorn allmählich verschwindet. Schildchen klein, elliptisch. Flügeldecken kaum breiter als das Halsschild, cylin- drisch, hinten gerundet abfallend, tief und grob punktstreifig, die Zwischenräume fein querrunzelig und mit einer Reihe weisser, kurzer Borstenhärchen besetzt, die am abschüssigen Theile besonders in die Augen fallen. Die Unterseite ist grob punktirt, besonders beim M. , bei welchem auch die letzte Bauchschuppe in der Mitte etwas eingedrückt, während sie beim W. eben oder schwach gewölbt ist. Schienen dreieckig, am Aussenrande ge- zähnelt, drittes Fussglied verkehrt-herzförmig. Der ganze Käfer ist schwarz, massig glänzend, anscheinend nackt, Fühler und Fussglieder sind bräunlich. Lg. bis zur Stirn 5, Käfer. — Bastkäfer. Hylesinus cunicularius. 177 Br. 1,75"'"' — April, Mai an Kiefernsaaten und Stangen- hölzern. Larve und Puppe, mit denen des Ä jjm?j)en7a im Wesent- lichen übereinstimmend, finden sich vom Juni bis in den Sep- tember hinein hinter Kiefernrinde. Lebensweise. Dieser Käfer ist vereinzelt als Zerstörer jüngeren Holzes, namentlich 3 — Sjäbriger Kulturen beobachtet worden und zwar nicht selten in Gemeinschaft mit Bostrychus laricis, hidcns, Pissodes notatus u. a. Er lebt vom untersten Quirl bis zum Wurzelstocke, besonders da, wo die Wurzelverzweigung beginnt. Die Stämmchen erhalten davon ein aufgetriebenes, grindiges Ansehen und die Nadeln vergilben. Im Herbst und selbst im Winter bei lauem Wetter scheint der Käfer zu fressen, während seine Larven besonders im Mai und Juni vorhanden sind und zwar an gleichen Stellen, sobald die jungen Pflanzen durch des Käfers und andern Ungeziefers Thätigkeit schon hin- reichend geschwächt sind, oder in Wurzelstöckeu. Der Mutter- gang ist höchstens 50 und einige Millimeter lang, lothrecht mit schwacher Schrägneigung und mit 2 — 3 Luftlöchern versehen. Die Larveugänge sind sehr gedrängt und verworren, au den Wurzelstöcken jungen Holzes wegen Mangel an Raum meist bis zur Unkenntlichkeit einer gewissen Regelmässigkeit ganz zer- fressen. Im September linden sich neben Puppen meist einzelne bereits entwickelte Käfer, von denen nur frühzeitige bei günstiger Witterung für einige Zeit ihre Wiege verlassen dürften. Gegenmittel. Fangknüppel, welche man schon im März eingraben und im Juni genau revidiren muss, werden gegen den Käler empfohlen. Bei Gegenwart des grossen braunen Rüsselkäfers sammelt man dessen Brut zugleich mit, sei aber sehr aufmerksam, dass man die bedeutend kleinere des Kiefern- bastkäfers nicht übersehe. Herr. V. Bernuth meint, dass man der Schädlichkeit des Käfers wahrscheinlich dadurch Einhalt thue, wenn man das Stubbeuholz nicht aufarbeite. 27. Der schwarze Fichteiibastkäfer , Hylesinus (Hylastes) cunicularius Er. + ist dem Kieferubastkäfer (No. ^lo) ausser- ordentlich ähnlich, ebenfalls schwarz, ein wenig gedrungener in seiner Form, die Mittelleiste des Rüssels sehr schwach, eben so Tas cheub erg. Forstiusekten. 12 j^lfS Zweite Abtheilung. die glatte Mittellinie auf dem Halsschilde kaum angedeutet; die Flügeldecken sind wenig über doppelt so laug wie das Hals^ scbild, ihre Ijeiden ersten Punktstreit'en kräftiger und hierdurch die Zwischenräume schmäler in der Nahtnähe, während die folgenden Punktstreifen von dem dritten an hinsichtlich der Tiefe und Deutlichkeit allmählich abnehmen. Hintere Hälfte der Hinter- leibsringe und Schenkel dicht punktirt. Fühler, Füsse und Schienen mit Ausschluss der allmählich schwarz werdenden Kuiee braunroth. Durchschnittliche Körperlänge kaum 4'"'". An Fichten. Lebensweise. Die Entwickelung des Käfers ist eine ungleichmässige und scheint von der Beschaffenheit seiner Brut- stätte als solcher, wie von der Umgebung derselben abzuhängen. Er brütet nämlich nur im älteren Holze, am liebsten, wie es scheint, in Fichtenstöcken, so weit sie von der Erde feucht ge- halten werden und in den Wurzeln, besonders auch in den Wurzclsträngen, welche beim Roden oder an Brandstelleu zurück- bleiben. In letzteren findet man im Mai Larven und Käfer, aber nicht in Gängen, sondern unter der vollständig zerfressenen Rinde. In ihrer Gesellschaft kommen vor Larven, Puppen und Käfer von Hylohius abiefis und Larven wie Käfer von Bostnjclms aiito- graplms. Anderwärts fanden sich in schneebrüchigen, frisch ab- gel'ahrenen Stämmen in den Muttergängen meist 2 Käler, Eier und, Larven (9, Juli). Ende August sah Nördlinger an Fichtenfangbäumen Muttergänge anlegen. Dieselben sind Loth- gänge, welche sich bisweilen etwas verzweigen und bis 8*^"" lang werden. Aus diesen Mittheiluugen wäre sonach der Käfer für nicht schädlich zu erklären. Wie sich aber H. piniperda in die Zweigspitzen einbohrt und durch seinen Frass schädlich wird, so in anderer Weise unser 11. CHmcnhirius, besonders an 2— 5jährigen Pflanzfichten, so dass er ganze Schonungen vernichten kann. Er benagt näm- lich die Rinde der Stämmchen von unten bis zum ersten oder zweiten Quirl und dringt dabei bis in den Splint. Die Frass- stellen erscheinen als grindige, unregelmässige Verletzungen, gehen aber auch im Innern weiter, besonders nach dem Wurzel- stocke und nach den Wurzeln, wo der Käfer auch zu über- (\'intern scheint. Man will beobachtet haben, dass zu tief gesetzte Pflanzen am meisten zu leiden hätten, was auch vollkommen Käfer. — Bastkäfer. Hylesiuus angustatus. 2^7^ mit der Beschaffenheit der zuerst erwähnten Briitplätze stimmen und dafür sprechen würde, dass der Käfer einen gewissen Grad von Feuchtigkeit liebt. Gegenmittel ergeben sich aus dem eben Mitgetheilten : a. Auslegen von Fangbäumen (S. IG), b. Eingraben von Fang- knüppeln (S. 19), da das Roden der mit Brut besetzten Stöcke die Wurzeln nicht alle entfernt; c. Auslegen von Kindenstücken um den Fuss der befallenen Pflanzen, wie bei Hyloblm abktis (S. 109). Etwa im August sind a und b zu entrinden und, wenn uöthig, ist die Rinde zu verbrennen; d. die nicht zu rettenden Pflanzen sind auszuheben, in eine Art von Meiler zu setzen, die dürren Pflanzen mit den Grasseiten nach innen gekehrt, und nun anzuzünden, damit die Erdballen gleichfalls erhitzt und die in ihnen befindlichen Käfer zerstört werden. Beim Ausreissen der ergriffenen Pflanzen würden zu viele Wurzeln mit den Insassen abreissen und diese ihre Zerstörungen nach der Ueberwinterung fortsetzen, Anmerkung 1. Der schmale Kiefernbastkäfer, Hyles'mus (Hijlastes) angustatus Hhst. ist gestreckt, glanzlos, heller oder dunkler braun, an Fühlern und Füssen rost- farben. Die Flügeldecken sind tief puuktstreifig, die Zwischen- räume nur auf der hintern Hälfte mit gelben, auf gereiheten Körnchen stehenden Härchen besetzt. Das charakteristische Merkmal der Art ist eine deutlich erhabene, glänzend glatte Mittellinie des Halsschildes, welche den Vorderrand beinahe erreicht, im Gesicht eine glatte Grube, von welcher meist eine feine Rinne nach der rüsselartigen Verlängerung des Kopfes geht. Durchschnittliche Körperläuge reichlich S'""'. Der Käfer hat neuerdings, nach HenschePs Beobach- tungen, in Ungarn Kiefernkulturen zerstört. Sein Frass gleicht dem der vorigen Art (No. 27) an Fichten sehr und ist zweierlei Art: a. Wenn er den Stamm anbohrt, was dicht über der Erde geschieht, so erzeugt er Stichwunden, wie Pissodes notatus und durch den Harzausfluss grindige Stellen, so wie röthliche, welke Benadelung, gänzliches Zurückbleiben oder sehr spin- delige Form der Maitriebe, b. Weiter beobachtete man undeut- liche, spiralförmig nach dem Wurzelstocke hinabführende, lothrechte Muttergänge ; sie weisen darauf hin, dass der Wurzel- 12* 180 Zweite Abtheilung. stock sammt den Wurzeln sein eigentlicher Tummelplatz und der Heerd seiner Zerstörungen ist. An hiureicliend starken Stäramclien (der 2 — 4jäbrigen Schonungen) finden sich im Wurzelstocke deutliche Lothgäuge mit 1 — 2 Luftlöchern, aber mit undeutlichen und vereinzelten Larvengängen; jene greifen tief in das Holz ein und lassen von dünnen Wurzeln nur die Rinde übrig. Gegen Ende Juni waren die Muttergänge fertig und auch schon hie und da Larven zu finden. Herr Henschel empfiehlt die vorher unter d. ange- gebene Vertilgungsweise der Brut sammt ihrer Behausung, glaubt liberdem bemerkt zu haben, dass der Käfer vorzüglich diejenigen Pflanzen verschont habe, deren Fuss durch eine starke Grasnarbe gedeckt war, oder solche, die von den wuchernden, gewöhnlichen Schlagpflanzen gegen die unmittel- baren Sonnenstrahlen geschützt waren. Anmerkung 2, Der gelbbraune Fichtenbast- käfer, H. (HyJastes) imlliatus Gyll. stimmt im Baue mit den vorhergehenden i3r?/?asfes- Arten überein, unterscheidet sich jedoch durch die knopfartig zwischen den Mittelhüften heraustretende Mittelbrust, ausserdem erscheint er sehr gedrungen und hell- gelbbraun gefärbt. Das Halsschild ist am Vorderraude stark eingeschnürt, so lang wie breit, stark und dicht puuktirt, mit kurzer, glänzender Mittellinie; Flügeldecken kaum breiter als das Halsschild, um die Hälfte länger als zusammen breit, tief puuktirt gestreift, fein grau behaart, die gewöll)teu Zwischen- räume runzelig gekörnelt. Der Rüssel hat einen kurzen Mittel- kiel und ist durch einen halbkreisförmigen Eindruck von der Stirn getrennt. Höchstens 3,37"™ lang. Dieser Käfer findet sich hinter Fichten- wie Kiefernrinde, soll auch au Tannen und Lärchen vorkommen. Er schwärmt sehr früh im Jahre, legt sehr kurze, lothrechte Muttergänge von höchstens 52'"'" Länge an, die nicht selten durch sehr unregelmässige Einschnürungen und Erweiterungen ein darm- artiges Ansehen haben; auch können sie gabelig getheilt sein. Die Larvengänge fallen durch bedeutende Länge auf, schlängeln und durchkreuzen sich vielfach, sind aber massig zahlreich; die Fluglöcher wie mit No. 9 oder 10 geschossen. Hier sind es die Brutstätten, welche die Stämme tödten können, aber auch Käfer. — Bastkäfer. Hylesinus fraxini, crenatus^ micans. 181 gern im Klafterholze augelegt werden. Dieser Käfer kann also durch sein Brüten, nicht durch seinen Frass schädlich werden. Wenn gegen ihn vorgegangen werden rauss, kann es nur geschehen, wie gegen Bostryclius typograplms. Anmerkung 3. a. Der bunte Eschenbastkäfer, Hylesinus fraxini Fab., ein schwarzes, höchstens 3,37'"'" langes Käferchen, ist an den pechschwarzen oder pechbraunen, mit braunen Schüppchen und graugelben Härchen scheckig besetzten Flügeldecken kenntlich; auch hier besteht die Fühlergeisel aus 7 Gliedern, die aber nicht wie bei den vorigen Arten dicker werden, sondern fast alle einen gleich breiten Durch- messer haben, in Folge dessen der lang-eiförmige, stark com- primirte und beinahe lose gegliederte Endknopf abgesetzter er- scheint. Dieser Käfer arbeitet die zierlichsten, zweiarmigen Wage- gänge hinter der Rinde der Eschen, am liebsten der Aeste oder jungen Stämme. Die Larvengänge sind sehr zahlreich, aber kurz und schneiden gleich den Muttergängeu tief in den Splint ein. b. Der schwarze Eschenbastkäfer, H. crenatus Fah. ist bedeutend grösser, bis 5.15™™ lang, schwarz oder pechbraun, fast ganz kahl ; die Flügeldecken sind tief gestreift und die Zwischenräume reihenweise scharf gehöckert und mit kurzen schwärzlichen Borsten besetzt, die sich jedoch auch ab- reiben. Fühlerbildung wie bei a., Fussbildung wie bei den vorhergehenden Arten: das 3. Fussglied verkehrt -herzförmig, alle Schienen an der Aussenkante gezähnelt. Diese Art arbeitet einarmige, kurze, dicke, etwas gekrümmte Muttergänge von höchstens 26""™ Länge, gleichfalls hinter Eschenrinde, vor- herrschend älterer Stämme. Beide Arten können, wenn es nöthig werden sollte, durch Fangbäume angelockt werden, dieselben müssen aber etwas dickrindig sein, damit sie nicht zu schnell trocknen und verschmähet werden, und sind in der zweiten Junihälftc oder Anfangs Juli zu entrinden, wenn die Schwärmzeit normal in die letzte Aprilhälfte fiel. 28. Der Wiirzelknoteuborkenkäfer, Hylesinus (Benäroefonus) micans Kugel ist der grösste europäische Borkenkäfer und steht in Gestalt, Skulptur und langer Behaarung dem H pimperäa am nächsten, ist aber viel dicker. Der Kopf ist von oben sichtbar. 2g2 Zweite Abtheilung. aber vorn kaum rlisselartig verlängert, breit, hinter dem glänzenden, geraden Kopfschildrande quer schwach eingedrückt, dann tritt die Kopfflächc in einen schwachen Bogen nach oben wenig hervor, so dass unter der abermals schwach eingedrückten senk- rechten Stirn ein verwischtes Höckerchen erscheint. Die ganze Fläche ist runzelig grob punktirt. Die Augen sind lang und schmal, verhältnissniässig klein und stehen, wie bei allen unsern HylesiniiS - Arten quer , vor ihnen in einer tiefen Grube die Fühler. Ein grosser, breitgedrückter, fast kreisrunder End- knopf mit 3 Quernähten 'wird von nur fünf Geiselgliedern getragen. Das Halsschild ist breiter als lang, nach vorn durch sanften Seitcnbogen etwas verengt, in der Mitte des Vorderrandes seicht ausgebogt, am Hinterrande schwach stumpfeckig in der Mitte heraustretend, auf der Fläche leicht beulenartig eingedrückt, grob punktirt, in der Vorderhälfte besonders runzelig, mit glän- zenderer vorn verschwindender Mittelleiste. Schildchen punkt- förmig, sehr tief. Flügeldecken walzig, hinten gerundet abfallend, am Vorderrande leistenartig erhaben, aber kaum breiter als das Halsschild, auf der Oberfläche punktstreifig, die Punkte der Streifen mit den Runzeln und Höckerchen der Zwischenräume mehr oder weniger zusammenfliessend, so dass die. Oberfläche sehr rauh erscheint. Beine gedrungen, Schenkel nach unten bogig erweitert. Schienen dreieckig, an der Aussenkante gezähnt. Fussglied 1 länger als 2 und 3, dieses letztere zweilappig. Der ganze Käfer ist pechschwarz, aber auch lichter, bis gelbbraun mit Ausschluss der helleren Fühler und Füsse, lang und ziemlich dicht rostgelb beliaart, am Vorderrande des Halsschildes mit einer rostgelben Wimpereinfassung versehen, welche den Kopf manschettenartig fasst. Das W. ist matt und rauher, das M. glänzend. Lg. bis zur Stirn 7,25, Br. 3,25'"'" $. — April, Mai schwärmend an lebenden Fichten, selten an Kiefern. Lebensweise. Der Käfer, dessen Ausbreitung und weiteres Fortschreiten im Harze von West nach Ost l)eobachtet worden ist, hat wie die andern Borkenkäfer eine ungleichmässige Ent- wickelung; denn wenn der Eine über Winter die Larven, ein Anderer Mitte März die Käfer in ihrer Wiege antraf, so ist in der Zwischenzeit keine Verwandlung und Puppenruhe anzu- nehmen. Es mag also hier, wie anderwärts bei den in ähnlicher Käfer. — Bastkäfer. Hjiesinus micanp. Jgß Weise lebenden Käfern sein: unter den gegebenen Verhältnissen überwintert hier die Larve, da die Puppe, dort der Käfer, im letzten Falle schwärmt er am frühesten, im ersten am spätesten, welche Unterschiede durch günstige Witterungsverhältnisse, günstige Frassstellen etc. sich auch theilweise wieder ausgleichen können. In der Praxis scheint die Gewissheit über diesen Punkt für unsern Fall wenigstens gleichgiltig zu sein. Der im Frühjahre schwärmende Käfer, welcher nach Koller auch in der Nadelstreu überwintern soll, sucht Fichten, seltener auch Kiefern auf und zwar solche ältere Stammorte, welche unmittelbar über der Wurzel sich in keinem normalen Zustande befinden, sei es a. dass bei jüngeren Stämmen in Folge der Büschelverpflanzung sich Zusammenwachsungen und Rinden- wttlste an dem untern Stammtheile bilden, oder b. dass die Wurzeln besonders durch Bodennässe anfaulen und über ihnen die Saftcirculation keine regelrechte ist, endlich c. an solchen Rindenstellen, welche aus irgend welchen Ursachen an Harz- an drang kränkeln. An derartigen Stellen, die ausserdem im Baste hinreichenden Raum darbieten, also meist am älteren Holze, legt das W. seinen nahezu wagerechten, nicht grade regel- mässigen Muttergang an, von diesem aber fressen die Larven familienweise (GO— 80) am Stamme aufwärts inselartige grosse Stücke aus, zum Theil den Splint angreifend, unterhöhlen also platzweise die Rinde vollständig, dabei verharzt die Frassstelle, das hinter den Larven sich ansammelnde Bohrmehl ist verharzt, verharzt sind die Bohrspäne, aus denen das Puppenlager besteht, und gemeiniglich kennzeichnen von aussen am Stamme dicke Harzgallen den Frass im Innern. Bei einer derartigen Frass- weise hängt das Gedeihen der Larven sicher von dem stärkeren oder schwächeren Saftzuflusse ab und hiermit der Umstand, ob Larve oder Puppe, oder gar der Käfer über Winter im Lager anzutreffen ist. Meiner Ansicht nach ist die Ueberwinterung der Puppe der normale Fall. Wenn im Frühjahre die Käfer ausgeflogen sind, können die Fluglöcher ausheilen, die Frassstellen sich mit Harz füllen und dadurch allmählich vernarben, in andern Fällen aber bleiben sie leer, so dass in dem einen der Schaden unmerklich , in einem andern dagegen bedeutend gewesen ist, so besonders im kaiserlich 184 Zweite Abtheilung. österreichischen Parke zu Laxenburg, wo die 10 — 15jährigen immer wieder nachgepflanzten Stämme der zerstörten Baum- gruppen von Neuem durch dieses Insekt zerstört wurden. Das Bohrmehl, so wie die bis 20"'™ langen Harzröhreu um die Bohr- löcher am Fusse der Kiefern verriethen Herrn Klein die Gegen- wart des H. micans. Gegenmittel, a. Aufmerksamkeit auf krankhafte Wurzcl- knoten der 25jährigen und älteren Hölzer ist nothwendig und beim Ausforsten der jüngeren Bestände der schwächere eines Zwillingspaares in zweckmässiger Weise wegzunehmen, damit die krankhafte Bildung des Wurzelknotens vermieden werde. b. Zum Schutze besonders werthvoller Stämme sei des „Keceptes" gedacht, welches der Hofgärtner Leinweber bei der eben erwähnten Laxenburger Kalamität entdeckt und probat befunden hat. Man übergiesst 5 Pfund gemeinen Taback mit einem halben Eimer warmen Wassers und lässt dies an einem warmen Orte 24 Stunden darauf stehen (längeres Auslaugen dürfte nicht schaden). Die gut abgepresste Tabacksbrühe wird mit einer gleichen Menge Riudsblut vermischt, die Flüssigkeit mit 1 Theil gelöschten Kalkes und 16 Theileu frischen Kuhmistes (natürlich ohne Stroh oder Streu) zu einem dünnen Brei zusammen- gemengt, der in einer offenen Tonne unter öfterem Umrühren einige Zeit einem Gährungsprocesse unterworfen werden muss. Mit dieser Composition wurden die freiliegenden AVurzeln nach Besei- tigung der umgebenden Erde und der Stamm bis 2 Fuss hinauf drei Tage hinter einander angestrichen, so dass sich eine vom Regen nicht mehr abspülbare Kruste bildete. Durch dieses den Bäumen unschädliche Mittel schützte man sie vor den Angriffen des feindlichen Insekts. 29. Der grosise Rüstenisplintkäfer , Ecco])togaster scohjtus libsL (Scohjtus destriictor Oliv.) Fig. 23 ist von allen bisher be- trachteten Bohrkäfern durch die Bildung seines Hinterleibes unterschieden, welcher vom zweiten Ringe an schräg nach oben steigt und den Flügeldecken entgegenkommt, so dass er schief von vorn nach der Spitze zugeschärft erscheint (Fig. 25) und jene hinten nicht herabzusteigen brauchen. Der von oben sichtbare Kopf ist vorn nicht rüsselartig verlängert, endigt aber in 2 kräf- tige, breite und glänzende Kinnbacken, er ist auf seiner Ober- Käfer. — Bastkäfer. Eccoptogaster scolytus. 185 b Fig. 23. Eccoptogaster scolytus. b Larve, c Puppe. ßrutgange von Ecc. äcdI^Iu J(S(3 Zweite Abtheiluiig. fläclic runzelig und matt. Die Augen sind sehr lang und schmal, quer.stehend und am Inuenraudc sanft concav; zwischen ihnen, au der Innenecke stehen in einer Gruhe die Fühler mit sieh cn- glicdriger Geisel und einem diese an Länge ühertreffenden Endkuopfe; derselbe ist flachgedrückt und hat 3, an den breiten Seiten in spitzen Bogen nach vorn verlaufende Nähte. Hals- schild breiter als lang, vorn ganz allmählich und schwach verengt, vorn und hinten gerade abgestutzt, auf der polirten Fläche fein und gleichmässig, auf der Älittcllinie aber kaum punktirt, so zwar, dass die Zwischenräume bedeutend grösser als die Punkt- eindrücke sind. Schildchen gross, dreieckig, tief im Grunde eines keilförmigen Einschnittes der Deckschildwurzeln. Flügel- decken fast viereckig, nicht breiter und wenig länger als das Halsschild, an den Seitenrändern nach hinten yerschmälert, am äussersten Ende schwach eingedrückt, ' Die Naht liegt sehr tief und kommt erst an der Spitze in gleiche Höhe mit der übrigen Fläche, so dass zwischen beiden Decken sich vom Schildchen her eine keilförmige Vertiefung einzuschieben scheint. Die Ober- fläche ist massig punktstreifig, die Zwischenräume sind breit, in mehreren nicht vollkonmienen Reihen fein punktirt. Die Schienen sind wenig nach der Spitze hin verbreitert, an der Aussenkante unbewehrt und laufen in einen Hornhaken aus; das dritte Fuss- glied ist zweilappig. Mitten auf dem Ilinterrande des dritten und vierten Bauchringes ein Höckerchen; der letzte Bauchring beim M. mit einem flachen Grübchen, seine Stirn mit borsten- artiger gelber Behaarung. Der ganze Käfer ist glänzend schwarz, an den Fühlern, den Beinen, wenigstens den vordersten und den Flügeldecken heller oder dunkler braun. Lg. 6, Br. reichlich 2,5"'"' ein kräftiges S- — Sehr verbreitet (in Deutschland, England, Russland, Schweden). Hinter Rüsternrinde fast das ganze Jahr, Schwärmzeit im Mai, Juni. Die Larve (1)) ist an den 3 ersten Gliedern merklich auf- getrieben, auf dem Rücken des grössten ersten mit 4 dunklen dreieckigen Hornplättchen besetzt, der Kopf lang und schmal mit deutlicher Fühlcranlage; schwach behaart. — Vom Juli ab über Winter hinter der Ulmenrinde. Die Puppe ist aus der Abbildung (c) ersichtlich und hat keine >veitere Eigenthümlichkeit. — April (Mai). Käfer. — Bastkäfer. Eccoptogaster scolytus. 187 Lebensweise. In der zweiten Hälfte des Mai und noch etwas später erscheinen die Käfer an den, Rüsterstämmen, älteren, aber auch jüngeren, kranken und gesunden. Von einem Rindenrisse aus bohrt das W. schief nach innen und legt wohl auch den Grund zu seinem etwa 30 (höchstens 50""") langen Lothgange an, dann kommt es wieder hervor und zeigt seine Leibesspitze im Eingange des Bohrloches, um sich von einem der Männchen aufsuchen zu lassen, die geschäftig am Stamme auf- und absteigen, in der Erwartung, ein williges W. aufzufinden. Mit abgewendetem vordem Theile verbinden sich die beiden Hinter- enden meist unter einem spitzen Winkel und bleiben 3 — 6 Minuten vereinigt. Das W. geht dann, ab und zu zurück- kommend, in das Innere und führt sein Brntgeschäft aus. Die Larven fressen beiderseits enge und dichte Gänge unter ziemlich rechtem Winkel; diese wer'den bis über 100'"'" lang und am Ende oft breiter als der Ätuttergang. Sie verzweigen sich bisweilen strahlenartig und sind ungemein zierlich; in unserer Abbildung Fig. 24 geben sie verworren durcheinander und sind auch die Muttergänge ausnahmsweise kurz. Ich besitze ein Rindenstück der Rüster, welches sehr ähnlich der Abbildung ist, welche Ratzeburg (Forstinsekten Taf. XL 2) von seinem E. dcstritdor unter Birkenrinde giebt. Die Larven überwintern hier, wenn nicht schon die altern zu Puppen werden. Der Käfer ist ver- einzelt auch hinter Eschenrinde angetroifen worden. Feinde. Aus den Larven wurden folgende Schlupfwespen erzogen: Bracon Curtisi, inifiafcllus, Middendorffi , minutissinius, Spatliius exannnlatus Hemiteles modestus Gr. Ichmumon minus, Elachesfus leucogramma, Tkromalus himaculatus Spin., hmnnicans, lancedlatus, vaUeciüa Btzb., ccqnfaüis Forst. Gegenmittel. Indem der Käfer allein oder mit dem kleineren, in ganz ähnlichen Gängen wohnenden E. multistriatus Mrsh., welcher sich durch einen grossen, v/agrechten Zapfen am zweiten Ringe des eingedrückten Bauches und durch engere Puuktreihen auf den Flügeldecken auszeichnet, die Rüstern so lange bewohnt, bis er sie tödtet, so hat man besonders in Alleen und Parkanlagen ein wachsames Auge auf diese Bäume zu richten und 188 Zweite Abtheilung. a. vom Juli ab die mit der Brut behafteten und halb todten Bäume zu entfernen, die Rinde mit der Brut aber zu verbrennen, damit die ausfliegenden Käfer sich in der Nähe der Dörfer etc. keine ferneren Brutbäume aufsuchen können. Die einmal be- fallenen Bäume können als Faijgbäume betrachtet und müssen als solche behandelt werden. b. Durch einen Anstrich mit der Lein web er'schen Com- position (S. 184), der freilich bis auf die stärkeren Aeste aus- gedehnt werden müsste, Hessen sich gewisse Bäume vor dem Anfluge schützen. Der Anstrich müste Aufangs Mai vorgenommen werden. Anmerkung 1. Der kleine Rüsternsplintkäfer, Eccopt muUistriaüts Marsh ist höchstens 3,37""* lang und am stark eingedrückten Hinterleibe des M. (vorn am 2. Bauch- ringe) mit einem grossen, in wagerechter Richtung rückwärts stehenden zapfenartigen Zahne versehen; Flügeldecken dicht punktstreifig, die abwechselnden Streifen au Grösse wenig nnterschieden , an der lichteren Spitze verworren punktirt; Körper schwarz, Flügeldecken braun, Beine gleich der Spitze letzterer noch heller (rothbraun), Fühler gelbbraun. Die lothrechteu Muttergänge dieses Käfers sind kaum breiter als 1,12'"=^ und nicht viel über 39'"'" lang mit nur einem Bohrloche versehen; die anfangs sehr dünnen, zahl- reichen Larvengänge sind in der Weise angelegt, wie bei der vorigen Art, sie, wie die Puppenwiegen und Muttergänge greifen nur oberflächlich in den Splint. Die Fluglöcher sind wie mit Vogeldunst geschossen. Anmerkung 2. Der Birkensplintkäfer Eccopt. Boizeburgi Jonson (= äestructor Htzb.) Fig. 25 lebt gleich den beiden vorigen, aber an der Birke. Er ist noch grösser, als E. scohjtns, hat nur eine Punktreihe auf jedem Zwischenräume der punkt- streifigen Flügeldecken, diese sind bis zum Hinterrande an der Naht vertieft, der Kopf hat vorn einen Längskiel, das dritte Bauch- glied des M. eine starke Warze, das vierte einen stark vortretenden, in der Mitte ge- buchteten Hinterrand, der Rüssel eine kurze Eccoi.togabter Kaisse- Längslcistc. Halsschild kaum länger als breit, burgi (stark vcigröäserlj. Käfer. — Bockkäfer. 189 vorn gebuchtet, auf der Fläche fein punktirt. Der lothrechte, bisweilen auch im weiteren Verlaufe oben mit hakiger Abweichung einen grossen Bogen beschreibende Mutter- gang ist über 2,25™°* breit und meist länger als TS"""" mit zahl- reichen, gereiheten Luftlöchern versehen. Die zahlreichen Larvengänge verlaufen etwas unregelmässig und enden mit den Pui^penwiegen in der Rinde. Anmerkung 3. Der Eichensplintkäfer, Eccopt infricafus Fdsb. (= pijgmams Gyll.) lebt in Wagegäugen hinter Eichenrinde. Diese Muttergänge sind höchstens ^Q"^'^ lang und 2,25™" breit, die 30 — 40 von ihnen abgehenden Larven- gänge, die einen nach oben, die andern nach unten abzweigend, werden an den Enden bis 7,17™™ breit und sind mit den Puppenwiegen nur sehr oberflächlich im Splinte sichtbar. Der Käfer ist höchstens 3,36'"'" lang, am Hinterleibe ohne Höckerchen oder Zahn. Das Halsschild ist fast breiter, als lang, stark und dicht, fast runzelig punktirt, besonders an den Seiten. Flügeldecken punktstreifig, Zwischenräume fein ge- runzelt und mit einer Reihe etwas schwächerer Punkte, daher ziemlich glanzlos; die Naht dicht hinter dem Schildchen ver- tieft, aber ohne rinnenartigen Fortsatz dieser Vertiefung. Der Käfer geht altes und junges Holz an und kann letzteres, besonders Eichenheister, vollständig tödten. Die genannten und noch andere Arten kommen nur an Laubhölzern vor, wo sie die Gattung BostnjcJms der Nadel- bäume vertreten. Die Bookkäfer, Lnno-Uöriier, (Ceramhjciäae, Longicomia). Der erste Name deutet an, dass die Käfer, welche ihn führen, durch den ziemlich senkrecht gestellten Kopf und Form und Tracht der Fühlhörner eine gewisse Bockähnlichkeit haben; dies ist jedoch nicht bei allen der Fall (Afterböcke). Die langgestreckten Käfer, welche der Familie augehören, stimmen in folgenden Merkmalen überein: ihre Fühler sind faden-, borsten- oder schnurförmig, nach der Spitze hin also nie verdickt, länger als der halbe Körper, bisweilen sehr laug und wenn ausnahmsweise kürzer, dann im Ausschnitte der nierenförmigcn Augen eingefügt. Die Füsse sind viergliedrig oder versteckt fünfgliedrig , wenn 190 Zweite Abtbeiiung. mau deu klciucu Knopf am Klauengliedc als steltvertretendes Glied betrachten will, das dritte Glied zweilappig. Der Baiicb besteht aus 5 Ringen, von denen der erste so gross oder nur Aveuig länger als der zweite ist. — Die Käfer kommen vorherrschend im Forste an Sträuchern, Blumen, stehendem und liegendem Holze, sowie an Stocken vor. Die fleischigen Larven sind fusslos oder tragen 6 weit nach aussen gestellte, sehr kleine, einklauigc Beinchen. Die 3 Thorax- ringe sind vor den Hinterleibsringen ausgezeichnet, oder der erste wenigstens dicker und buckelig, oben und unten mit einer gekörnclten Hornplatte besetzt; die übrigen Segmente sind durch Einschnürungen deutlich geschieden, öfter oben und unten mit Hornscbildern besetzt, das After glied tritt meist als dreizehntes Glied hervor und öffnet sich in Form eines Y. Der hornige, deprimirte Kopf sitzt tief im Halsiinge und mit der Mundöffuung nach vorn, ist augenlos oder jederseits mit 1— 3 Aeugclchen ver- sehen, mit dreigliedrigen, in eine Borste auslaufenden, sehr unscheinbaren Fühlern. Das Kopfschild und die vorn gewimperte Oberlippe schliessen die Mundöffnuug nach oben ; die Kinnbacken sind kurz und kräftig, die Kinnladen mit einem Lappen und kurz dreigliedrigen Tastern versehen; die Lippentaster zwei- gliedrig. — Sie leben fast alle und zwar länger als ein Jahr hinter der Rinde im lebenden, oder bohrend im todten Holze und können daher mitunter das Nutzholz beeinträchtigen, wie der graue, auf dem Halsschilde gelbgefleckte Ästynomus aedüis L., welcher die längsten Fühler hat, welche bei einer europäischen Art vorkommen können und hinter Kiefern-, auch Fichtenrinde lebt und die liegenden Stämme öfter durchbohrt, der stattlichste unserer heimischen Arten, der pechschwarze Cemmhyx lieros Fabr., in anbrüchigen Eichen, der stahlblaue, auf der Rückseite metallisch grüne Moschusbock, Äromia moschata L. u. a. m. Wir besprechen etwas ausführlicher nur 3 Arten, welche häulig genug im lebenden Holze als Larven bohren, um in demselben merklichen Schaden anrichten zu können. 30. Der zerstörende FiclitenbcKkkäfer, Tetrojnum lurklum L. (Isarthron lur., Crlomorplms lur.) (Fig. 26). Vor den beinahe zweitheiligen Augen sitxen die kräftigen llgliedrigen Borsteu- fühler , die beim M. fast von Körperlänge , beim W. kürzer sind : Käfer. Bockkäfer, Tetropium luridum. lül Fig. 26. das Grundglied ist dick, etwas gebogen, das zweite Glied nicht viel kürzer als das dritte, alle mit Ausschluss des letzten keulen- förmig. Die Stirn hat eine hreite Lüngsfnrchc, der Scheitel eine glatte Oberlläche, der ganze, schräg vorgestreckte Kopl' einzelne tiefe Punkteindrücke. Das Hals- schild ist in der Mitte breiter als lang, vorn und hinten gleich- massig, ziemlich geradlinig ver- schmälert, am geraden Vorder- mid Hinterrande leistenartig er- haben durch je eine etwas ein- gebogene Querfurche, auf der Fläche etwas eingedrückt und eben so punktirt wie der Kopf. Schild- cheu fast quadratisch, an den Hiuterecken stark gerundet, durch die Mitte seicht längsgefurcht. Flügeldecken flach gewölbt, breiter als das Halsschild, an den Schul- tern fast rechteckig, nach hinten unmerklich verschmälert, au der Naht einzeln stumpfeckig, auf der Fläche durch feine Körnchen und Läugsrisschen rauh, jede mit 2 verwischten Längskieleu. Vorder- und Hinterbrustbein in je eine Spitze nach hinten auslaufend, welche die betreffenden kugeligen Hüften trennt; Schenkel ver- dickt, vor der Mitte am dicksten. Der ganze Käfer ist fein grau behaart, in Färbung ver- änderlich, für gewöhnlich ist der Körper schwarz, das Halsschild glänzend, Fühler und Beine sind dunkelbraun, die Flügeldecken gelbbraun, bei andern, grössern Exemplaren sind auch die Flügel- decken schwarz (var. aulicum Fab.). Lg. 11, Schulterbr. 3""" — Juni, Juli in Nadel-, besonders Fichtenwäldern. Die Larve fast walzig, Kopf ziemlich gewölbt und schmal, Prothoraxring fast halbmondförmig, uneben, lang, auf dem Kücken mit 3 mehr oder weniger deutlichen Längsfurchen; die jjeiden folgenden Ringe kurz, die nächsten Glieder wieder länger, nach der Leibesspitze zu allmählich verschmälert, die Thoraxringe Tetropium luridum nebst Larve und Larvengang. 192 Zweite Abtheilung. mit sehr kurzen Beiuchen, die Bauchseite des vierten' bis zehnten Gliedes runzelig geköruelt. Kopf und Rücken der Leibesspitze braun, sonst weiss. Lg. circa 16, grösste Breite 4"^'". — Ueber Winter hinter der Einde der Fichten in breiten, unregelmässigen Gängen. Die Puppe ist spindelförmig. Die Fühler gehen im Bogen nach den Schultern und lassen beiderseits des Kopfes eine drei- eckige Durchsicht; die Schenkel sind wagrecht gelegen und stehen von den Hinterbeinen über den Körperumriss hinaus; llinterflügel unsichtbar. Der Leib endet in zwei Spitzchen und ist nackt, nur an den Fühlern stehen einige längere, auf dem Körperrücken kürzere Dornhöckerchen. — Mai im Holze der Fichten. Lebensweise. Im Juni oder Juli schwärmt der Käfer und die W. legen hinter Rindenschuppen der vom Fichtenborken- käfer bereits geschwächten, aber auch der gesunden Bäume ihre Eier. Die Larve geht bis zum Splint und arbeitet unrcgel- mässige, breite Gänge, welche mit Abnagsein und Koth wurst- förmig sich füllen. Wie lange sie frisst, ist mir nicht bekannt, aller Wahrscheinlichkeit nach überwintert sie aber zweimal, ehe sie zur Verpuppung reif ist. Zu diesem Zwecke geht sie tiefer in das Holz. Die Fluglöcher des Käfers sind etwas oval; die Harzausflüsse, welche die Gegenwart des Feindes verrathen, sind mehr bcrnsteiuartig und thräuenförmig, während sich die Gegen- wart des Harzrüsselkäfers durch Ausflüsse kennzeichnet, welche Kalkspritzchen gleichen. Da der Käfer allein oder in Gemein- schaft anderer die Fichten tödten kann, so ist ihm jedenfalls Aufmerksamkeit zu schenken. Feinde. Aus den vom Käfer bewohnten Gängen wurden folgende Schlupfwes])en (Braconiden) erzogen: Aspigonus con- tractus Tdzh., Brcicon iniüator Fahr.^ ohliteratiis und Hekon aequator Ns., so wie die Xoriden Xoridcs ater und coUar'is Gr. Gegenmittel sind eben weiter nicht verwendbar, als die stark bewohnten Bäume zu der Zeit abzuhauen, in welcher die Larven vorhanden sind, also während des Wintqrs, und die Larven hinter der Rinde oder noch tiefer aulzusuchen und zu tödten. Anmerkung. In ganz ähnlicher Weise lebt das seltenere, früher mit unserer, Art als Varietät vereinigte Tdropmm Käfer. — Bockkäfer. Saperda carcharias. 193 fiiscum Fahr., welches sich durch gestrecktcreu Körper, dichter pimktirtes, stärker gelurchtes und weniger gläuzcudes llals- schikl und durch noch einige andere Merkmale unterscheidet. — Ohne zu schaden, leben hinter der Rinde der Nadelhölzer oder im Nutzholze mehre nahe verwandte Arten, wie der dicke, cylindrische und grössere Spondylis huprestoides L., der gegen Abend zwischen Kiefcrustaugenholz lebhaft umhertiiegt, das ebenfalls kräftigere und mehr gewölbte Asenmm strlatum L. mit entschieden kürzeren Fühlern, der sehr breitgedrttckte Haus bock, Criocephalus riisticus L. in dem alten Holz werk unserer Behausungen und so manche Art der Gattung CaUidiwn, sehr häufig aber auch die Larven einiger Afterböcke der Gat- tung Rhagium (indagator, Inquisitor, mordax Fahr.), ziemlich grosse Käfer mit dicken Backen, etwas halsartig verengtem Kopfe, Fühlern von geringerer als halber Körperlänge, an den Seiten mit je einem Zahne versehenem Halsschilde. Ihr Körper ist ziemlich deprimirt, an den rechteckigen Schultern am breitesten und filzig graugelb behaart, so dass die Oberfläche grau und schwarzmarmorirt (indagator) oder gelblich und biudenartig gezeichnet oder marmorirt schwarzfleckig erscheint. 31. Der gTOSse Pappelbockkiifer , Saperda carcharias L., hat ein bockähnliches Ansehen. Der Kopf steht senkrecht, ist vorn platt, mit deutlicher Oberlippe und ovalen (nicht gestutzten) Endgliedern an den Tastern versehen. Die Augen sind in ihrer obern Hälfte tief ausgeschnitten. In diesem Ausschnitte stehen auf einer überquellenden Erhöhung die borstenförmigen , llglie- drigen Fühler, die so lang (M.) oder kürzer als der Körper sind (W.). Das Grundglied ist dick, etwas keulenförmig, das zweite knopfförmig, die übrigen cylindrisch, je näher der Spitze mehr breitgedrückt. Halsschild breitei- als laug (W.), qua- dratisch (M.), cylindrisch, so breit wie der Kopf, vorn gerade, am Hinterrande flach zweibuchtig, an den Seiten hinter der Mitte wie durch eine Warze etwas erweitert, auf der Fläche unvoll- kommen nach der Länge gekielt. Scbildchen breiter als lang, hinten stark gerundet, durch die Mitte längsfurchig. Flügel- decken breiter als das Halsschild, an den Schultern recht- eckig, nach hinten allmählich verschmälert, jede einzchic b inten lanzettförmig stumpf zugespitzt, so dass sie am Nahtende etwas T a s c h e n b e r g , Forstiiisekteu. I 3 ^94 Zweite Abtheilung. klaffen, auf der Rückenfläche mehr platt als gewölbt. Beine und Klauen einfach. Der ganze Käfer ist schwarz, dicht mit graugclbem Filze überzogen , so dass bei nicht abgeriebenen Stücken die schw^arze Grundfarbe nur sichtbar bleibt: an den Kinnbacken, Augen, Enden der Fühlerglieder, an den groben Körnchen, welche die ganze Rückenseite des Körpers, den feinem Punkteindrückeu, welche die Unterseite bedecken, und an den Klauen. Lg. 30, Schulterbr. 10,75"^"' ?, 22,5 und 7>""^ S- — Juni und Juli an Schwarzpappel, Zitterpappel und Weide. Larve fusslos, walzig, in den Gelenken stark eingeschnürt. Kopf sehr klein, flach und fast viereckig, erstes Leibesglied vier- eckig, mit gerundeten Ecken, vorn am breitesten, mit gekörneltem Nackenschildc, die übrigen Ringe unten vom zweiten, auf dem Rücken vom dritten an bis zum zehnten mit runzeligen und gekörnelten Ilornplättchen. Bräunlich weiss, die KcJrnelung, die hornigen Thcile und die Behaarung mehr röthlich braun, der Kopf am dunkelsten. Lg. bis 39, mittle Br. 6,5""". — Ueber Winter im Holze der genannten Bäume. Puppe schlank, hinten abgestutzt, zwischen Kopf und Fühlern keine Seitendurchsicht. Die Schenkel der Beine nach unten geneigt, am meisten die hintersten, die auch etwas eckig über die Körperumrisse hervorstehen, auf dem Rücken rfUhlich- braun bewarzt und behaart, auch die Leibesspitze stark behaart. — Mai an gleicher Stelle gestürzt auf einem Propfen von Bohr- spänen ruhend. Lebensweise. Das befruchtete W. schiebt die Eier tief in die Rindenrisse und zwar meist an den Fussgegenden solcher Stämmchen , welche der Larve den gehörigen Platz l)ieten ; die älteren, dickeren wählt es weniger, lokalisirt sich nach meinen Erfahrungen gern, so lange es gehen will, so dass der Geburts- ort oder die nächste Nachbarschaft desselben vom legenden W. benutzt wird. Pappeln verschiedener Art, besonders die jungen Stämme der italienischen und deutschen Pappeln der Land- strassen etc. oder fremdländischer in Parkanlagen werden von den Larven so mitgeOonmien , dass sie der Wind umbrechen kann; bisweilen gehen sie auch Weiden au. Die Larve, welche im Juli oder August dem Eie entschlüpft, bohrt sich in das Holz ein, frisst nach oben und füllt die Gänge mit Bohrspänen, diese Käfer. — Bockkäfer. Saperda populnea. X95 werden, wenigstens von den erwachseneren Larven durch ein Bohrloch herausgetrieheu und ihre Anhäufung am Fusse des Stammes, den mau in Folge der Verletzungen meist etwas an- geschwollen findet, verrathen leicht die Gegenwart dieses oder eines andern Feindes, den wir bei den Schmetterlingen kennen lernen werden. Der Umstand, dass man in stark bewohnten Stämmen grosse und kleine Larven mit einander finden kann, beweist die zweijährige Generation. Nachdem die Larve zwei AVinter hindurch gelebt hat, wird sie im Mai zu einer Puppe, welche gestürzt auf einem Spanpolster zu ruhen pflegt, welches nach dem Ausgangsloche führend, dasselbe verstopft. Feinde. Der Xorides cormdus Iltsb., ist aus der Larve er- zogen worden. Gegenmittel, a. Wo der Käfer in bedenklicher Anzahl vor- kommt, lässt er sich, an den Stämmen und auf den Blättern im Juni und Juli sitzend, leicht abklopfen und sammeln, bei welcher Arbeit man jedoch den Sonnenschein vermeiden muss, da er, wenn auch nicht gerade sehr beweglich, an warmen sonnigen Tagen doch auch fliegt. b. Von der ersten Hälfte des Juni an sind die Stämme durch einen Anstrich von Lehm, oder der Leinweber 'sehen Composition (s. S. 184) vor den legenden W. zu schützen. c. Die angebohrten, stark bewohnten Stämme sind durch gesunde zu ersetzen und die Brut in denselben zu tödten. 32. Der kleine Pappelbockkäfer. Saperda joojnänea L. , hat ganz den Bau der vorigen Art, nur mit dem Unterschiede, dass das Halsschild und namentlich die etwas breiteren Flügeldecken vollständig walzenförmig sind und letztere nur au der äussersteu stumpfen Spitze kaum klaff'en. Der ganze Käfer ist schwarz, mit graugelben Haaren besetzt, die aber an den Beinen, auf der Mitte des gekörnelten Halsschildes und auf den eben so dicht geköruelten Flügeldecken die Grundfarbe reichlich durchlassen; am dichtesten stehen sie in je einer gelben Seitenstrleme des Halsschildes, längs der Naht der Flügeldecken und in 3 — 4 runden Makeln längs der Scheibe jeder Decke. Die Fühler sind grau- und schwarz-geriugelt. Lg. 13, Br. reichlich 3,5'""' ?, das M. kleiner. — Mai, Juni an Pappeln, besonders kleinen Pojmlus tremula, 1.3* |9ß Zweite Abtheilung. Larve fusslos, noch walziger als vorige, ihr sonst aber sehr ähnlich; in Folge der kurzen, scharf von einander ge- schiedenen Glieder vom Ansehen einer Schraube; sie ist bleich- gelb, wachsglänzend und hat auf dem Rücken des abschüssigen ersten Körpergliedes zwei seitliche, schiefstehende Grübchen. Die Luftlöcher sind als je eine Reihe dunkler Pünktchen be- merkbar, die Vorderhälfte des Kopfes dunkelbraun. Bis 23"'™ lang und nahe an 4'"™ breit. — Ueber Winter in jungen Stämmen und Zweigen der buschartigen Zitterpappeln, welche an dieser Stelle knotenartig anschwellen. Puppe im April, Mai an derselben Stelle. Lebensweise. Der Käfer erscheint, wenn die A spenblätter sich bereits entfaltet haben und auf ihnen, wie an den Zweigen kann man die aufeinandersitzenden Pärchen da zahlreich beobachten, wo der Käfer einmal vorkommt. In unserem ge- mischten Laubholze, wo es nirgends an jungem Aspenaufwuchs fehlt, finde ich ihn immer nur an ganz bestimmten Stellen, hier sind aber die Pflanzen vollständig verkrüppelt, buschartig ge- wachsen und über und über knotig. Der Käfer lässt sich beim Herannahen gern herabfallen, fliegt bei Sonnenschein auch leicht auf. Das befruchtete W. legt an junge Stämmchen oder stärkere Aeste junger Pflanzen je ein Ei in längern oder kürzern Zwischen- räumen; die Larve bohrt sich sofort in das Innere und frisst in der Markröhre und im Holze unregelmässige oder etwas schrauben- förmige Gänge, welche mit Bohrspänen erfüllt sind ; diese werden durch ein Bohrloch hervorgedrängt. Die leeren Gänge nehmen eine schwarze Farbe an. In dieser Weise lebt die Larve ein und ein halbes Jahr, indem sie zweimal überwintert; nach der zweiten IJeberwinterung, etwa im April, wird sie in ihrem Lager zur Puppe, und durch ein rundes Bohrloch, wie mit No. 3 oder 4 geschossen, bohrt sich der Käfer heraus ; in der Regel befindet es sich an der durch den Frass im Innern entstandenen äussern Anschwellung. Diese Knoten und der massig ausdringende Koth sammt Bohrspänen verrathen die Gegenwart des Käfers. Mir liegt ein todtes Stämmchen von circa 11™'" Durchmesser und 21"^'" Länge vor, welches 9 Fluglöcher trägt. Bemerkt sei hier- bei, dass ganz dieselbe Erscheinung im Kleinen, also an viel Käfer, — Blattkäfe;:. Lina populi. lüy dünneren Zweigen durch die Raupe eines zierlichen Wicklers (Grapliolitha coroUana) hervorgebracht werden. Feinde. Aus dem von diesem Böckchen bewohnten Holze wurden erzogen: Eplüaltes manifestator, carhonarius Gr. Gegenmittel. Da der Käfer eine Menge Aspenstämmchen zur Erziehung gutwüchsigen Holzes unbrauchbar macht, so kann man ihn nicht nach Belieben schalten lassen. a. Der Käfer ist mit Vorsicht in den Schirm zu klopfen, dabei aber sein loses Sitzen und seine Flugfertigkeit bei Sonnen- schein zu berücksichtigen. b. Die mit Brut besetzten Stämmchen und Aeste sind aus- zuschneiden und jene zu zerstören. Aus der artenreichen Familie der Blattkäfer (Cliryso- melina) mögen zum Schlüsse der vierzehigen Käfer noch einige kurz besprochen werden, welche die Blätter gewisser Sträucher als Käfer, so wie als langgestreckte, sechsbeinige Larve skeletiren oder fast vollständig verzehren, wie unsere Abbildungen (S. 199) zeigen. Die Thiere würden bedeutungsvoller für den Forst sein, wenn es die Hölzer wären, um die es sich hauptsächlich handelt. Das Abklopfen der Käfer ist das Einzige, was man gegen diese Feinde vornehmen kann. 33 a. Der g-rosse Aspeii-Blattkäfer, Lina populi L., ist der grössere von den beiden am Bauche platten, auf dem Rücken hoch gewölbten, mit rothen Flügeldecken ausgerüsteten Käfern, welche in grösseren oder kleineren Familien den ganzen Sommer hindurch die Blätter der niedern Zitterpappeln abfressen. — Der kleine Kopf steckt bis zu dem hintern Augenrande im Hals- schilde und reckt seine platte Stirn schräg vor. Unmittelbar vor den kleinen Augen stehen die elfgliedrigen Fühler; ihre Glieder reihen sich wie die Perlen einer Schnur an einander, werden nach der Spitze hin immer breiter und bilden so in der Gesammtheit einen keulenförmigen Fühler, welcher etwa bis zur Schulter reicht. Das Halsschild ist viel breiter als lang, von der Mitte an nach vorn bogig verengt, am Vorderrandc bogig aus- geschnitten, so dass seine Vorderecken den Kopf umfassen, am Hinterrande bogig erweitert, an den stumpfen Seitenrändern durch je einen Längseindruck breit gewulstet und etwas runzelig J98 Zweite Abtheilung, grob punktirt, auf der Scheibe wie polirt, aber sehr fein und einzeln punktirt. Schildchen dreieckig. Flügeldecken lang ei- förmig, stark gewölbt, breiter als das Halsschild, au den Schul- terngerundet, höher hinaufmit einer Auftreibung, hinten gemeinsam abgerundet, ihr Seiteurand vorn breit nach unten umgelegt, auf der Fläche fein verworren punktirt, so jedoch, dass die Zwischen- räume grösser als die Punkte sind. Bauch platt, öringelig, Schienen an der Spitze nicht aufifällig erweitert, auf dem Rücken aber mit einer Längsfurche; von den vier ijliedern an allen Füssen haben die 3 ersten eine bürstenartige Sohle, das erste ist das grösste, das zweite das kleinste, das dritte das breiteste und zweilappig. Der nackte Käfer ist grünlich oder bläulich schwarz glänzend, die Flügeldecken sind ziegelroth, an der ausser sten Spitze schwarz. Lg. 11, Schulterbr. 7'"™. — In zwei verschiedenen Generationen nach der Ueberwinterung an Aspenblättern. Larve (Fig. 27) ist langgestreckt, auf dem Rücken massig gewölbt, 6 beinig. Der verbältnissmässig kleine Kopf steht gerade vor, hat deutliche Fühler, jederseits 4 grössere und 2 kleinere einfache Augen und gut entwickelte Mundtheile. Das Halsschild stellt sich als ein queres, an den Ecken gerundetes Rechteck dar, ist schwarz umrandet und mit 2 schwarzen Warzen auf der Scheibe versehen, die beiden folgenden Ringe haben deren je 4 und näher dem Vorderrande je einen Fleisch -Kegel, sie alle 3 nach unten lange, gespreitzte und einklauige Beine. Die Hinterleibsringe haben mit Ausschluss der letzten gleichfalls Flecke, Fleischkegel und Warzen von schwarzer Farbe, so zwar, dass über den Rücken zur Seite der Mittellinie eine Reihe querer Fleckchen, eine Reihe fleischiger Zapfen, die Luftlöcher, und ganz an den Seiten eine Reihe borstiger Warzen verläuft; längs des Bauches ziehen 5 Reihen schwarzer Punkte; über- dies sind Kopf, ]ieine und Aftersegment gleichfalls glänzend schwarz, die Grundfarbe des Körpers gelblich weiss. Aus den aus- und einziehbaren Zapfen lässt die Larve einen stinkenden Milchsaft fliessen, wenn man sie anfasst. Lg. 13, 5""" Br. 5,25'"'». — Ende Mai, Juni und August zum zweiten Male. Puppe Fig. 27 ist gefärbt wie die Larve. Käfer. — Blattkäfer. Lina populi. 199 Lebensweise. Der unter abgefallcuem Laube überwinterte Käfer kommt zum Vorschein, wenn die Zitterpappeln ihre Blatt- knospen zu entwickeln beginnen. Die Geschlechter paaren sich, sitzen etwa 6 Stunden aufeinander und alsbald erfolgt das Eier- legen, es wiederholt sich wohl auch die Paarung. Ein W. legt etwa 150 Eier, mehre immer beisammen. Dieselben sind gelb- lich weiss, an den Enden gerundet und werden aufrecht neben einander angeklebt. In 7 — 10 Tagen schlüpfen die Larven aus, begeben sich gesellig zum Frasse; nach circa 5 Tagen häuten sie sich zum ersten, in 14 Tagen zum zweiten und letzten Male und sind somit nach einer Lebensdauer von 3 Wochen erwachsen. Dann heften sie sich mit der Hinterleibsspitze au die Rückseite eines Blattes oder an einen andern Pflanzentheil und in wenig Tagen ist die Puppe fertig, aus welcher nach abermals 10 Tagen und etwa dreiviertelstündiger Arbeit der anfangs blassgelbe nach und nach erst sich ausfärbende und erhärtende Käfer Fig. 27. Fig. 28. Juuge Larve und Puppe yon Lina populi. Agelastica alni. 200 Zweite Abthciluug. erscheint. Kaulie Witterung kann die verschiedenen Stände nm einige Tage länger hinausschieben, so dass Ende Juli, Anfang August herankommt, ehe diese erste Generation zur Gründung einer zweiten schreitet, welche Mitte September zum Abschlüsse gelangt. Wegen der einzelnen Verzögerungen trifft man Käfer, Eier und Larven, später Larven, Puppen und Käfer gleichzeitig an, ja unter Umständen alle 4 Stände gleichzeitig; die Möglich- keit, dass eine dritte Generation zum Abschluss kommt, ist bei anhaltend günstigen Witterungsverhältnissen nicht ausgeschlossen. 33 b. Der kleine Aspen -Blattkäfer, Lina tremulae Fabr., hat genau denselben Bau wie der vorige, also keulenförmige Fühler, Rückenfurcheu an den Schienen, bürstenartige Sohlen an den 3 ersten der vier Fussglieder etc. Das Halsschild und die Flügeldecken sind aber an den Seiten etwas geradliniger, so dass der Umriss des kleineren Körpers mehr gestreckt er- scheint ; auch die Färbung ist dieselbe, das Roth der Flügeldecken vielleicht etwas verblichener, aber ihre äusserste Spitze nicht schwarz. Lg. 8, Schulterbr. 5™'", auch kleiner. Larve ist ganz so gebaut, wie die vorige, wird aber nie so gross, hat ein ganz schwarzes Halsschild und überhaupt über den ganzen Körper einen schwärzlichen Anflug. Puppe wie vorige, ist in ihrer Beschaffenheit an dem unteren Blatte der Fig. 27 hinreichend kenntlich. Lebensweise. Genau dieselbe, wie bei voriger Art und beide meist unter einander vorkonmiend. Der junge Käfer ist ganz weiss, unmittelbar nachdem er die Puppe verlassen hat, nicht gelbweiss. Anmerkung, Der Weidenblattkäfer, Phratora vitellinae L., ist ein kleiner erzgrüner oder tiefblauer Käfer, welcher den vorigen dadurch nahe steht, dass seine etwas nach vorn verdickten Fühler ebenfalls vor den Augen stehen, während sie bei der gleichgefärbten folgenden Art dazwischen angeheftet sind. Der ganze Käfer erscheint etwas nieder- gedrückt, elliptisch mit geraden, parallelen Körperseiten. Das Halsschild ist breiter als lang, an den Hinterecken recht- winkelig, fein und zerstreut punktirt, wie der Kopf. Die Flügeldecken sind etwas breiter, haben deutlich heraustretende Schultern und nicht ganz regelmässige Punktreihen auf Käfer. — Blattkäfer. Ägelastica alni. 201 ihrer Fläche. Die Fussklauen führen an ihrer Wurzel ein breites spitzes Zähncheu. Lg-. 5, Br. 2,25""". Der überwinterte Käfer erscheint im Frühjahre auf den verschiedensten Weiden- arten und Pappeln und durchlöchert die Blätter, im Juli frisst seine Larve an der Unterseite derselben bis zur Oberhaut, die allein sammt dem Adernetze als braune Membran zurückbleibt; erwachsen verpuppt sie sich in der Erde. Die 6 beinige Larve ist von der Gestalt der folgenden, grünlich weiss, die Rücken- seite erscheint aber durch eine mehr oder weniger entwickelte schwarze Einfassung, durch schwarzes Nackenschild, durch eine Querreihe von 4 schwarzen Flecken auf jedem der Glieder mit Ausnahme des ersten und der beiden (3) letzten, welche' einen grössern schwarzen Mittelfleck tragen, mehr oder weniger schwarz, zumal, wenn die äussern Flecken mit der stärker entwickelten Einfassung zusammenfliessen. Der Kopf ist schwarz und ausserdem erscheint unter dem dunklen Rücken in den Seiten eine Längsreihe brauner Punkte, von denen 9 die Luftlöcher darstellen. — Zwei Generationen kommen im Jahre entschieden zu Stande und der Käfer sammt seiner Larve richtet an den genannten Pflanzen, namentlich Salix fmgilis purpurea, tr'mndra, Topulus nigra und tremida denselben Schaden an, wie der folgende an der Erle und der Eichen- erdfloh (35) an der Eiche. 34. Der blaue Erlenblattkäfer, Ägelastica alni L., Fig. 28. Gestalt und Grösse dieses im Körperbaue dem vorigen sehr nahe stehenden Blattkäfers ergiebt die auf dem untern Blatte unserer Abbildung dargestellte Zeichnung. Der Kopf sitzt auch hier bis zum Hinterrande der Augen im Halsschilde, und die eingedrückte Stirn ragt schräg vor, die llgliedrigen Fühler stehen aber hier nahe beisammen zwischen den Augen, sind fadenförmig und erreichen ungefähr halbe Körperlänge; ihr drittes Glied ist länger als das zweite, aber kürzer als das vierte. Halsschild bedeutend breiter als lang, vorn sehr flach bogig ausgeschnitten, so dass die vordem Ecken den Kopf wenig überragen, hinten bogig erweitert, an den scharfen Seitenräuderu schwach gebogen, ringsum fein geleistet, auf der Fläche massig gewölbt und sehr fein punktirt. Schildchen dreieckig. Flügeldecken am Grunde etwas breiter als das Halsschild, mit Schulterhöcker, allmählich 202 Zweite Abtheilung. verbreitert und vor der Spitze bauchig aufgetrieben, hinten ge- meinsam gerundet, auf der Fläche sehr fein und dicht punktirt, so jedoch, dass die Zwischenräume grösser als die Punkte sind. Schenkel und Schienen einfach, die 3 ersten der vier Fuss- glieder mit bürstenartiger Sohle, das dritte zv^eilappig. Der nackte Käfer ist glänzend, unterwärts schwarzblau, oberwärts violett oder blau, Fühler, Schildchen und Beine von den Schienen an abwärts sind schwarz. Lg. 6,5, Schulterbr. 3,75, grösste Br. hinter der Mitte 4,25°^'". — September bis Juni des nächsten Jahres. Larve im jugendlichen und erwachsenen Zustande auf dem obersten Blatte umstehender Fig. 28. Sie ist ganz nach dem Plane der vorigen gebaut, aber gestreckter, hat jederseits des Kopfes nur ein Auge, an jedem Körperringe eine deutliche Querfurche, vor und hinter ihr 2 glänzende, aus länglichen Wärz- chen bestehende, behaarte Querleisten, zur Seite einen aus- und einziehbaren Fleischkegel mit dem Luftloche am Grunde und noch mehr seitwärts eine behaarte "Warze, welche au dem Seitenrande heraustritt. Die Grundfarbe ist ein glänzendes, in grün ziehendes Schwarz. Lg. bis 12™™. — Mai bis Juli auf Erlenblättern überall verbreitet. Puppe gedrungen, gelb, auf dem Rücken borstenhaarig, reichl. 5'"'" laug, 3 breit. — Juli, August flach unter der Erde. , Lebensweise. Der überwinterte Käfer erscheint früher oder später im Jahre, sobald die Ellern grün geworden; die Geschlechter linden sich zusammen und dem bcfruchteteuiW. schwillt der Hinterleib gewaltig an, so dass er von den gelb durch- scheinenden Eiern lichter und von den Flügeldecken unvoll- kommen bedeckt wird. Die Eier werden in der auf dem untern Blatte dargestellten Weise abgesetzt, aber in verschiedenen Zwischenräumen, so dass Käfer, Eier und junge Larven, später Larven und junge Käfer auf den Blättern erscheinen. Wie bei den vorigen benagen die jungen Lärvchen nur die Ober- haut, allmählich entstehen Löcher und das Blattgrün schwindet immer mehr. Nach ungefähr 4 Wochen sind die Larven er- wachsen und gehen zur Verpuppung flach unter die Erde. Schon vom August an, besonders im September kommt der junge Käfer hervor, frisst noch einige Zeit und verkriecht sich dann zur Käfer. — Blattkäfer. Galleruca viburni, xanthomelaena. 203 Ueberwinterimg imter das abgefallene Laub, Dass hier keine doppelte Generation beobacbtet wird, hat seinen Grund in der langem Zeit, welche das W. zum Ablegen der Eier bedarf, während diese von den Aspen-Blattkäfern wenige Stunden nach der Paarung abgesetzt werden, und ausserdem in der etwas längeren Puppenruhe. Der Frass der Käfer und Larven wird besonders in den Pflanzengärten schädlich. Gegenmittel. Die trägen Käfer müssen abgeklopft oder an niedern Pflanzen mit dem Hamen abgeschöpft werden. Anmerkung 1. Der Schneeball - Fruchtkäfer, Galleruca vilmml PL und der Ulmen-Fruchtkäfer, Gal~ lerma xantliomelaena ScJirtik. (ccümariensis Duftsch), schmutzig braune Käferehen von der Grösse des vorigen, aber etwas platter gedrückt, erscheinen nach der Ueberwinterung auf den genannten Laubhölzern und zerfressen deren Blätter, wie später die von ihnen stammenden grünlichgelben und schwarz- bewarzten, eben so, wie die vorigen gebauten Larven ganz in derselben Weise, wie es die vorher genannten Blatt- käfer thun. Noch andere von gleichem Ansehen und gleicher Lebens- weise, namentlich die gemeine Galleruca (Adimonm) capreae L., die rothe, schwarzgefleckte Gonioctcna rufimes und vimmalis u.a.m. kommen auf Ellern, Birken, Weiden etc. oft gleich- zeitig in grossen Mengen vor. Die erstgenannte Art steht den beiden vorigen an Grösse und Färbung sehr nahe, die Flügeldecken werden nach hinten aber etwas bauchig aufgetrieben, siud mehr gewölbt, fast runzelig dicht punktirt und glänzend schmutzig braunroth, wie das schmälere Halsschild, welches durch die Mitte einen Längseindruck und beiderseits ein Grübchen meist von schwarzer Farbe hat. Das Uebrige des Käfers ist ebenfalls glänzend schwarz. Er erscheint nach der Ueberwinterung zeitig im Jahre auf verschiedenen Weiden und auf Birken und hat sammt seiner Larve besonders auf jungen Beständen des letzteren Baumes bedeutenden Schaden angerichtet. Die Larve hat abgesehen von der geringeren Grösse viel Aehnlichkeit mit der von Lina poiyuli; die schwarzen Fleckchen sind nur verhältnissmässig kleiner, etwas weiter von einander entfern^ 204 Zweite Abtheilung. und auf dem Rücken des nennten Gliedes nicbt zusammen- geflossen. Die Verpuppung erfolgt in der Erde. Anmerkung 2. Der Kiefern-Blattkäfer, Lupenis (Crioceris) innicola Dft. erscheint manchmal in bedeutenden Mengen auf den etwa 10jährigen Kiefernpflanzungen und benagt im Juli die Nadeln, so dass sie vertrocknen, oder scbabt die junge Epidermis der Maitriebe ab, so dass sich die meist befallenen Pflanzen schon aus der Entfernung durch ihre roth- gelb gefärbten, wie versengt aussehenden Zweigspitzen verrathen. Das höchstens 3""" messende Käferchen ist glänzend schwarz oder pechbraun, äusserst fein punktirt, die Wurzel der fadenförmigen, die halbe Körperlänge übertreffenden Fühler und die Beine von den Spitzen der Schenkel an ab- wärts sind gelbbraun, das Halsschild oft roth. Von dem Erlen- blattkäfer unterscheidet sich die Art im Baue durch den schmäleren Kopf, das an den Seiten gerundet erweiterte Hals- schild und die hinten nicht bauchig erweiterten Flügeldecken. — Da der Käfer sich bei der leisesten Erschütterung der Futterpflanze herabfallen lässt, so muss man das einzige Mittel, ihn an trüben, rauhen Tagen in den Schirm klopfen, nur mit grosser Vorsicht anwenden, indem man von aussen nach innen vorschreitet. 35. Der Eichen - Erdfloli , Haltica erucac Ol. (qmrcetormn Foudr.) wird vielfach mit recht ähnlichen anderen Arten, auch von Ratzeburg verwechselt, namentlich mit dem Kohlerdflcrhe (IL olcmcca L.), der immer kleiner, sonst sich aber schwer unterscheiden lässt, besser in der lichtem und anders bewarzten Larve. Der Eichenerdfloh hat als Blattkäfer die Merkmale mit diesem gemein, namentlich die gedrungene Körperform, die vier- gliedrigen Füsse mit bürstenartiger Sohle der drei ersten Glieder und zwcilappigem dritten Gliede, zum Unterschiede von allen Vorhergehenden und ihren Verwandten sind die Hinterschenkel auftallend dick und befähigen die Thiere zum Springen. Am schräg vorgereckten Kopfe stehen die Fühler zwischen den Augen, von einander durch eine Längsleiste getrennt, sind fadenförmig, reichlich von halber Körperlänge, llgliedrig. Das Grundglied ist das dickste und längste, das folgende das kürzeste, die übrigen bis zur Spitze so ziemlich unter sich von gleicher Länge Käfer. — Blattkäfer. Haltira erucae. 205 und Form, nur das vierte und fünfte etwas länger als die andern (beim Koblerdflolie erscheinen die ersten Geiselglieder bedeutend dünner gegen die Glieder au der Fühlerspitze). Das Halsschild ist breiter als lang, vorn gerade abgestutzt und nicht schmäler als am sanft ausgebogenen Hinterrande, seine Vorderecken von oben deutlich sichtbar (beim Kohlerdflohe nicht oder wenig sichtbar), vor dem Hinterrande mit scharfer, nicht bis zu den sanft gebogenen Seitenrändern reichenden Querlinie, hinter derselben ist die Fläche etwas niedriger als in ihrer grössern Ausdehnung vor ihr; hinter dem Vorderrande mit je einem seitlichen, querem leichten Eindrucke (keine Spur hiervon beim Kohlerdflohe), Oberfläche ausserordentlich fein punktirt, was nur bei stärkerer Vergrösseruug bemerkbar ist. Schildchen halbkreisförmig. Flügeldecken etwas breiter als das Halsschild, länglich eiförmig, hinter der Mitte am breitesten, an den Schultern stumpf gerundet, höher mit einem Buckel, dahinter querüber flach eingedrückt, hinten zusammeugerundet (beim Kohlerdfloh hinter der Mitte nicht verbreitert, ohne Eindruck hinter dem Buckel) auf der Fläche verworren und dicht punktirt (bei oleracea weniger dicht). Bauch fünfgliedrig , Hinterschenkel massig ver- dickt, ihre Schienen schwach gebogen, auf dem Rücken mit Längsfurche, an der Spitze mit den Tarsen. Der ganze Käfer ist metallisch schwarz, an den Schenkeln und dfer Eückenfläche blau oder grün, an Fühlern, Schienen und Tarsen sehr fein und kurz grauhaarig. Lg. 5, Schulterbr. reichl. 2,5""". — Vom August bis Frühjahr, mit Unterbrechung durch die Winterruhc , an Eichenblättern. Larve langgestreckt, walzig und 6 beinig, von Farbe schwärzlich und mit zahlreichen Warzen bedeckt, welche auf dem Rücken kurze quere Leistchen von glänzend schwarzer Farbe bilden, die in Querreihen stehen. Kopf glänzend schwarz, fast kugelig, vorn mit runder Grube, von welcher eine Längs- furche nach hinten geht. Fühler deutlich. Thoraxringe vor denen des Hinterleibes nicht ausgezeichnet, der erste glatter, die folgenden bis zum siebenten mit einer Mittelreihe gestreckter, querer Warzen, zwei auf jedem Gliede, und je einer kürzeren an der Seite der hinteren. Vom achten Gliede an lösen sich die gestreckten Warzen in kleinere runde auf. Das kleinste 206 Zweite Abtheilung. letzte Glied ist nahezu kreisrund, auf der Fläche flach napf- artig gehöhlt, unterwärts scheibenartig. Am lichteren, unebenen Bauche treten in der Mittellinie Querleisten, je eine auf dem Gliede, am deutlichsten hervor. Die Erhebungen tragen einzelne weisse Borstenhaare. (Die entschieden braune Larve von 11. oleracea erscheint auf dem Rücken viel kantiger, da die Leisten zahlreicher und länger sind, an den Seiten viel eckiger und in den Zwischenräumen eingeschnürter.) Lg. durchschnittl. 7""". — Juni, Juli auf Eichenblättern. Puppe gedrungen, schmutzig gelb mit schwarzen Augen und 2 schwarzen Enddornen, flach unter der Erde oder zwi- schen Rindenrissen alter Stämme — durchschnittlich im August. Lebensweise. Der unter abgefallenem Laube, hinter Baum- rinde, Rindenrissen etc. überwinternde Käfer kommt im nächsten Frühjahre, wenn die Eichen kaum grünen, zum Vorscheine und benagt die Knospen, wird die Witterung anhaltend warm, so zeigt sich der Käfer beweglicher, die Paarung erfolgt und das W. legt seine gelben, cylindrischen an beiden Enden gerundeten Eierchen gruppenweise an die Eichenblätter. Nach 10 — 14 Tagen kommen die Larven aus imd bearbeiten die Eichenblätter genau so, wie die vorigen Blattkäfer die Aspen- und Ellernblätter und wie es vorher die Stammältern und die etwa von der zweiten Hälfte des Juli an erscheinenden jungen Käfer thun, die fressend auf dem Laube bleiben, bis die ersten Nachtfröste kommen. Die für hiesige Waldverhältnisse ziemlich ausgedehnten Eichen- Stangenhölzer, wie das Eichenunterholz werden seit einigen Jahren von diesem Ungeziefer derartig heimgesucht, dass lange vor dem Herbst "alle Blätter vollständig skeletirt und braun sind. Weil nichts dagegen unternommen worden ist, so breiten sich die Käfer immer weiter aus und gehen bereits die alten Eichbäume an, zwischen deren Rindenrissen jetzt (20. Juli 1872) die Larven hundertweise umherkriechen, um sich hier in die gelben Püppchen zu verwandeln. Noch im November (1871), nachdem schon mehre Nachtfröste eingetreten waren, sassen die halberstarrten Käfer zu 10 und mehr auf den noch vollständigeren Blättern der niedrigsten Eichenbtischchen und hätten da noch mit Erfolg abgeklopft und eingesammelt werden können. Anderwärts hat der Käfer und seine Larve an jungen Pflanzen bedeutenden Käfer. — Einige der nützlichsten. 207 ScLaclen angerichtet, deren Wachstbnm dadurch entschieden beeinträchtigt wird, dass die Funktion der Blätter vollständig aufgehoben ist. In allen solchen Fällen ist ganz entschieden gegen den Käfer einzuschreiten, Feinde hat die Larve, wie die an Blättern lebenden übri- gen vorher besprochenen sicherlich mehrere unter den kleineren Schlupfwespen und den Fliegen, es sind mir dem Namen nach aber leider keine bekannt geworden; auch die Baumwanzen spiessen sie mit ihrem Rüssel an und saugen sie aus, aber trotz- dem merkt man keine Abnahme und muss daher selbst eingreifen. Gegenmittel können nur im ersten Frühjahre oder für künftige Zeiten im Herbst gegen den Käfer angewendet werden, indem man ihn an rauhen Tagen vorsichtig abklopft und tödtet. Zu diesem Zwecke halten die damit beauftragten Leute in der linken Hand ein zwischen Stäben ausgespanntes Tuch, welches den Fangschirm vertritt, in der rechten einen Stock, mit welchem sie an die Saaten und grösseren Pflanzen schlagen , mit der Linken das Tuch unterhaltend. Von diesem werden die Käfer am sichersten in eine Glasflasche gefüllt, die einige Tropfen Terpentinöl zu ihrer sofortigen Betäubung enthält. Ein gewandter Arbeiter kann auf diese Weise an einem Tage mehre Morgen abklopfen. Beim Durchgehen muss die Richtung so genommen werden, dass er von links nach rechts fortschreitet und die noch bewohnten Pflanzen nicht früher erschüttert, als er den Schirm untergehalten hat, weil die Käfer lose sitzen und auch an trüben rauhen Tagen, an denen sie wenig Trieb zum Springen haben, sich doch wenigstens herabfallen lassen. Anhang. Einige der nützlichsten Käfer. Die grosse Familie der Laufkäfer (Carabidac) nebst den Sandkäfern, Cicindelen, mit welcher die Systematiker die Reihe beginnen, sind Fleischfresser und vertilgen als solche eine Menge Geziefer, darunter auch viel schädlicbes. Die mittelgrossen 208 Zweite Abtheilung. uud kleineren Arten treiben sich vorwiegend auf Feldern und Wiesen umher, doch fehlt es auch im Forste keineswegs an ihnen und zwar findet man sie unter Steinen, da sie als grössteu- theils nächtliche Thiere ihrer Nahrung zur Nachtzeit nachgehen ; hier, oder unter Moos überwintern sie auch, um im nächsten Frühlingc an das Fortpflanzuugsgeschäft zu gehen. Die grossen sind kühne, bissige Thiere, welche sich auch dem Menschen durch Beissen zur Wehr setzen und einen übelriechenden braunen Speichel von sich geben, wenn man sie anfasst. Ihre gestreckten, sechsbeinigen Larven führen dieselbe versteckte Lebensweise und nähreu sich den Sommer über von andern Thiereu. Die Abbildungen einiger grössern Arten mögen statt aiis- führlicher Beschreibungen dem Forstmanne diese seine Freunde kennen lehren. Obenan steht 1. Der Puppenräuber, Bandit, Ilordkilfer, Calosmna syco- lilianta L., Fig. 29. Seine schön goldgrünen, häufig in purpur- Fig. 29. Calosoma sycophanta. roth übergehenden Flügeldecken sind im VerhältniSs zum stahl- blauen llalsschilde breiter, als bei den meisten andern Lauf- käfern , von denen er sich in der Lebensweise auch insofern unterscheidet, dass er weniger auf der Erde, als an Baum- stämmen anzutreffen ist, wo er eifrig nach Raupen und anderem Ungeziefer umhersucht, den Raupen des Kiefernspiuners , Pro- zessionsspinners u. a. nachstellt. Käfer. — Laufkäfer, Carabus granulatus. 209 Seine Larve (b), durch dunkle Horuscliilder auf dem Klicken ausgezeichnet, die auch bei andern Arten mehr oder weniger deutlich vorkommen, habe ich in den Gespinnstballen der Pro- zessionsraupeu angetroffen, Andere haben gesehen, wie sie dem Nonnenweibchen die Eier aus dem Leibe herauslrass, Er- scheinungen, welche ihre Nützlichkeit ausser Zweifel setzten. Die Puppe (c und d) liegt versteckt unter Steinen, Moos, hinter Baumrinde, im Mulm etc. und mag als Repräsentant für die zahlreichen verwandten Arten gelten. Der raupenjagende Laufkäfer, C. mqiiisitor L., ist noch verbreiteter, aber bei gleicher Körperform durchschnittlich nur halb so gross, an Kopf und Beinen schwarz, unterwärts grün oder blau, auf der Oberseite erzgrün oder kupferröthlich. Von stark mit Raupen besetzten Eichenstangen klopfte ich in dem einen Sommer 3 — 5 Stück von einer Eiche, wo er also tüchtig mit den Raupen aufräumen mochte. Er scheint sich mehr in Laubhölzern, jener in Nadel- waldungen vorherrschend aufzuhalten. ^- gi'^nuiatus. 2. Der «eköruelte Ljiufkäfer, Carabus granulatus L., ist an den Gliedmassen und unterwärts glänzend schwarz, auf der Rückenseite bronzebraun; sein nächster Verwandter ist die Körne rwarze, C. cancellatus Fah, der wenig grösser, auf dem Rücken etwas lichter gefärbt ist und eine rothe Wurzel der sonst schwarzen Fühler hat. Beide kommen in der Ebene, im Walde und auf dem Felde vor und mögen hier als Reprä- sentanten derjenigen zahlreichen Arten dienen, welche man, besonders im Gebirge nur im Forste oder seiner nächsten Nähe in alten Baumstubben oder unter Steinen findet und deren Namen hier zu nennen, nutzlos sein würde. Der Umstand, dass sich unter denjenigen Käfern, welche sich in den Fanggräben ansammeln, gerade eine grosse Menge von nützlichen Laufkäfern befindet, setzt die Anlage von der- gleichen Vertilgungsmethoden für gewisse Fälle sehr herab und stellt die ihnen gegebene hohe Bedeutung in Frage; wenigstens darf in solchen Fällen nicht blindlings Alles zusaramengestami)ft Taschenberg, Forstinsekten. H 21Ö Zweite Abtheilung. werden, was sich in den Fauglöchern der Grabensoble ange- sammelt hat. 3. Der «ohh erzierte Rurzflügier, Staphylimiscaesareus Cederh. mag als einer der grössten Repräsentanten einer zweiten Käfer- familie, der KuriüiX gier (Bracliehjtra), hier Platz finden, welche ausschliesslich nur vom Raube lebt und in ihren kleineren und kleinsten Arten, versteckt unter dürrem Laube, den Wald so gut wie andere Gegenden bewohnt. Zur Erkennung dieser Thiere dient in erster Linie, wie der Name besagt, die Kürze der Flügeldecken, welche den grössten Theil des schlanken Hinterleibes unbedeckt lassen, der daher auf dem Rücken mit eben so festen V Hornschildern bekleidet ist, wie am Bauche, grosse Beweglichkeit zeigt und besonders von den grösseren Arten beim Fortkriechen bogenförmig in die Höhe Staphyiinus gehalten wird ; die kleineren fliegen auch lebhaft um- her und lieben eine gesellige Lebensweise. Die ab- gebildete Art ist an Fühlern, Flügeldecken und Beinen roth, der metallisch schwarze Körper ist an den licht gehaltenen Stellen und am Kopfe reich mit goldgelben Haaren bekleidet. Noch zwei andere, sehr ähnliche Arten haben schwächere Behaarung; sonst sind schwarz, schwarzgrün, erzgrün, überhaupt düstere die vorherrschenden Farben. Die Larven der Staphylinen sind langgestreckt, wie die Käfer, sechsbeinig und kommen in ihrer Bildung denen der Laufkäfer sehr nahe, mit Larven schädlicher Forstinsekten lassen sie keine Verwechselung zu. 4. Der vierpunktig'e Aaskilfer, Siljiha quadripundata L., ist ein schwarzer Käfer mit keulenförmigen Fühlhörnern, gelb- braunem Seitenrande des grossen, den Kopf versteckenden Hals- j^,. ..., Schildes und eben so gefärbten, aber mit je zwei etwas erhabenen schwarzen Punkten versehenen Flügeldecken. Seine andern --^jC-^V^^ UW Geschwister haben dieselben Körper- umrisse, andere, meist schwarze Fär- Siipba quadripunctata. |,jjjjg^ gj^g^ Unangenehmen Geruch, wie er, die Gewohnheit einen ekelhaften Speichel von sich zu geben, wenn mau sie anfasst, und leben in grösseren und kleineren Käfer. — t'lerus formicarius. Cantharis t'usca. 2ll Gesellschaften mit TodtengrUbern , Staphyliueu, Pelzkäfern etc. vermischt unter Aas, von welchem sie sich sammt ihren Larven ernähren. Hiervon macht unsere Art eine Ausnahme. Sie lebt den Sommer über auf Eichenstangenholz, wie Calosonm in- quisitor, und da es hier kein Aas giebt, so kann sie sich nur von Kaupen und anderem Geziefer ernähren; denn das Laub frisst sie nicht, wenn schon einige andere Siljiha- Avten den Zuckerrübenblättern sehr nachtheilig geworden sind. 5. Der äiusige Buntkäfer, Clerus formicarim L., ist seiner Form und Grösse nach aus beistehender Abbildung kenntlich; er ist schwarz, die beiden Haarbinden auf den Flügeldecken sind kreideweiss, die AVurzel letzterer und die grössere Hinter- hälfte des Halsschildes gelblich roth. Die Fühler sind keulen- förmig, wie bei der vorigen Art, was an unserer Abbildung nicht deutlich genug hervortritt. Dieses zier- liche Thierchen begegnet uns in Nadel- ^^s- 33. Wäldern, besonders auf Schlägen vom ersten Frühjahre an bis in den Sommer hinein sehr häufig, in Ameisenweise hin und herlaufend, als wenn es etwas suchte, denn nur hierauf, nicht auf sein äusseres Ansehen kann der wissenschaftliche Bei- name (formicarius) bezogen werden. Der ^^^^^^ formicarius nebst Käfer ernährt sich von allerlei Insekten, Larve und. Puppe, besonders von den hinter der Rinde der Fichten und Kiefern hausenden, eben so seine Larve, welche jedoch nicht an das Tageslicht kommt. Dieselbe ist 6 beinig, hat ein horniges Nackenschild, einige IJornfleckchen auf den beiden andern Thoraxringen, eine dergleichen Afterplatte, welche in 2 aufgerichtete Spitzchen ausläuft. Am Kopfe stehen drei- gliedrige Fühler und jederseits 5 Augen. Sie und ihre Puppe sind als nützlich mithin nicht zu verwechseln mit den hinter Rinde und in Bohrgängen lebenden forstschädlicheu Käfern. 6. Der g-emeiue Weichkäfer, Schneider, Aderlasser, Warzenkäfer, Cantharis fiisca L., welcher S. 93 unter den schädlichen genannt wurde, sei hier mit seinen zahlreichen Genossen nochmals unter den nützlichen aufgezählt, weil wenigstens die Larven dieser Thiere viel schädliches Geziefer 14* 212 Zweite Abtheilung. Fig. 34. verzehren und dadurch nützen, mag es auch ver- einzelt vorgekommen sein, dass die sich vorzugs- weise von Pflanzensäften nährenden, dabei aber immer auch räuberischen vollkommenen Insekten jene Säfte auf Kosten der jungen Eichentriebe sich verschaffthaben. Während alle genannten Käfer zu den fünf- zehigen gehören, wir unter den schädlichen auch zahlreiche vierzehige kennen gelernt haben, so soll nun zum Schlüsse auch der dreizehigen gedacht und als nützlich die Familie der Marien-, Blattlaus-, Frauen-, Bon nenwend käferchen (CoccinelUdae) erwähnt werden und zwar mag sie in allen Ständen repräsentiren 7. Der Siebeiip unkt, Cocckiella septempundataL. Er ist schwarz, beiderseits des Halsschildes mit einem gelben Flecke gezeichnet. Die hochgewölbten Flügeldecken sind roth und haben 7 schwarze runde Flecken, von denen der grösste, verkehrt herzförmige sich als beiden Decken augehörig dem Schildchen anschliesst und vorn beiderseits noch von je einem gelben Tupfen be- gleitet wird. Fig. 35. Coccinella septempunctata. Die Larve (a) ist breit lanzettförmig, nach hinten zu- gespitzt, mit 6 langen, beborsteten Füssen, der Körper gleich- falls mit langen Borstenhaaren versehen, welche auf Kopf und vordem Hingen zerstreut, weiterhin auf kugeligen Wärzchen pinselartig vereinigt sind. Die Warzen stehen in ganz l)estimmter Anordnung: 2 kleinere und 2 grössere auf dem zweiten und dritten Ringe, G kleinere in einer Querreihe auf jedem der folgenden Ringe und eben so viele an der Bauchseite. Die Haarbüschel sind vorherrschend schwärzlich, einige an der Seite sammt Flecken aui" den vordem Ringen orangegelb. Die Grund- Käfer. — Coccinulla soptcnipunctata. 213 färbe der Körperoberseite ist grauscbwarz, der grösste Tbeil des Kopfes und die Unterseite scbmutziggelb. Wie diese Larve und die aller übrigen Arten im Baue grosse Aebnlicbkeit mit manchen Chrysomelenlarven haben, so können auch sie einen gelben Saft aus den Körperseiten vordringen lassen und diirlen daher mit jenen nicht verwechselt werden, wovor der Umstand schützt, dass sie sich immer nur da finden, wo es Blattläuse giebt, von denen allein sie sich ernähren. Die gedrungene Puppe (b) ist eben so wie die der Aspen- blattkäfer an ein Blatt oder sonstigen Pflanzentheil aufgehängt, zum Theil in der abgestreiften Larvenhaut etwas versteckt, welche bei manchen Arten nur in einer Längsspalte auf dem Rücken reisst und die Puppe fast vollständig umhüllt. Die Puppe unserer Art ist orangegelb und reichlich schwarz gefleckt, immer mit der Rückenseite nach aussen gekehrt. Der Siebenpunkt und alle andern Arten ernähren sich, besonders im Larvenstande von Blattläusen und finden sich da- her um so zahlreicher da ein, wo sich diese Saftsauger ein- genistet haben. Sie überwintern als Käfer unter Laub, Gras- kaupen, hinter Baumrinde oft in zahlreichen Gesellschaften, beginnen im Frühjahre die Fortpflanzung und sind sammt ihren Larven den ganzen Sommer über zu sehen, weil sie wenigstens zwei Generationen haben. Die genannte und manche andere Art findet sich allerwärts, wo ihre Nahrung vorhanden ist, eine Reihe von Arten wird da- gegen nur im Walde angetroffen, wie die grösste aller, die Coccinella ocellata mit weiss umringten schwarzen, zahlreicheren Augenflecken auf den rothen Flügeldecken, die C. oUongoguUafa, gelb mit einigen weissen Längsstreifen auf den Flügeldecken, die C. 16-guttata gleichfalls gelb mit weissen runden Flecken und abstehenden Aussenräudern der Flügeldecken und viele andere, die sich weniger leicht mit ein paar Worten charak- terisiren lassen. Die halbkugeligen, glänzend schwarzen Arten, mit oder ohne rothe Zeichnungen auf den Flügeldecken, deren Seitenränder schmal abstehen, hat man unter dem Gattungsnamen Chilocoms von Coccinella abgeschieden. Dann sei noch einer Menge sehr kleiner dunkel gefärbter Thierchen gedacht, die in zahlreichen 214 Zweite Abtheilung. Arten besonders auf den Nadelhölzern leben und der Gattung Scymnus angehören. Sie und noch andere leben in derselben Weise und werden durch Vertilgung der Blattläuse und Blatt- sauger so ganz im Geheimen die Wohlthäter der Pflanzenwelt. II. Die Haiitflügler, Aderflügler, Iiiimeii. (Hymenoptera, Piezata — 2. Ordnung J Ein durchweg festes Hautskelet, ein in seinen drei Ringen verwachsener Brustkasten, allermeist 4 gleichartige, scheinbar nackte Flügel, die von verhältuissmässig wenigen Adern durch- zogen und von denen die vordem immer länger und breiter als die hintern sind, beissende Mundtheile mit stark entwickelter Zunge und fast immer drei Nebenaugen auf dem Scheitel, so wie endlich eine vollkommene Verwandelung charakterisiren diese in ihren Körperformen sehr mannigfaltige, in Bezug auf Lebens- weise interessanteste Ordnung der Kerfe. Der Kopf ist immer, wie durch ein dünnes Fädchen vor dem Mittelleibe angeheftet, höher oder tiefer, so dass er voll- ständig sichtbar bleibt, fast immer breiter als lang, bisweilen etwas würfelig oder kugelig in der Ansicht von oben. Mit wenigen Ausnahmen trägt er auf dem Scheitel 3 Nebenaugen und die Fühler auf dem vordem Theile seiner Fläche. Die Fühler sind gerade oder gekniet, weder auffällig lang noch kurz, in seltenen Fällen keulenförmig und überhaupt viel einförmiger gebaut als bei den Käfern. Die beissenden Mundtheile, namentlich auch die Kinnbacken sind kräftig entwickelt, obgleich sie in nur seltenen Fällen zur Zerkleinerung der eignen Nahrung benutzt werden, die vielmehr fast nur aus süssen Säften besteht und mit der Zunge aufgeleckt wird. Diese ist namentlich bei den sogenannten Blumenwespeu (Bienen), welche für ihre Brut Honig eintragen, auf Kosten der Unterkiefer, die eine mehr lederartige Scheide bilden, sehr ent- wickelt, wie beistehende Abbildungen ergeben, welche Unterkiefer und Unterlippe der darunter namhaftgemachteu Bienen darstellen. Hautflügler. 215 Am Mittelleibe, welcher in seinen drei Ringen vollkommen verwachsen ist, steht der erste, schmale Ring meist tiefer als der buclielig gegen ihn vorwaltende mittle Brustring und wird allgemein als Halskragen bezeichnet. Der mittle erscheint häufig durch zwei Läugsfurchen auf dem Rücken in drei Par- tien, die sogenannten Lappen getheilt, zeigt das Schildchen Fig. 36. Mundtheüe von Andrena labialis. Megachilc maritima. a Kinn , b Zunge , c Nebenzungen (paraglossae) , d Lippentaster — bei Andrena eingestaltig , bei Mcgachile zweigestaltig — , c der Unterkiefer, / seine Lade, g sein Taster. deutlich und meist auch ein dahinter gelegenes, ausgezeichnetes Höckerchen, welches man als Hinter schildchen (postscuteUiwi) unterscheidet. Der hinterste Brustring zcrtullt, sofern der Hinter- leib nicht angewachsen ist, in einen vordem, mehr wagrechten Rückentheil und in einen abschüssigen Theil, ersterer besonders 216 Zweite Abtheilung. Fig. 37. in vielen Fällen durch regelmässig gestellte Leisten in charak- teristische Felder gctheilt. Der Hinterleib bietet in Bezug der Anheftungsweise an den Mittelleib alle möglichen, auf S. 59 besprochenen Abänderungen dar, kann also angewachsen, sitzend, gestielt oder anhangend sein. An seinem Ende trägt er bei den Weibchen einen mehr oder weniger sichtbaren , als längerer oder kürzerer Schwanz erscheinenden Legl)ohrcr oder einen niemals sichtbaren Wehr- stachel, beide Apparate nach neuesten Untersuchungen höchst wunderbar, und für die Trägerin charakteristisch gebildet. Die Flügel und namentlich die vordem müssen etwas näher betrachtet werden, weil ihr Adernverlauf wichtige Unterscheidungs- merkmale abgiebt. Wir wählen hierzu den Flügel einer Blatt- wespe, weil in einem solchen der grösste Reichthum an Zellen vorhanden und diese Familie uns vorherrschend beschäftigen wird. Eine kleine Hornplatte, welche die äusserste Flügelwurzel bedeckt und in der Figur nicht gezeichnet ist, heisst das Flügel- Schüppchen (sqimmula). Das ver- verschieden gefärbte Hornfleckchen hinter der Mitte des Vorderrandes nennt man Flügelmal (stigma, m), die an ihm beginnende, den äussersten Vorderrand einnehmende Zelle ist die Ran dz eile, Radialzelle, welche wie hier, durch eine Querader in zwei Zellen (1, 2) ge- theilt sein und sogar an der Spitze mit einem Aderfortsatze, dem Anhange (a) versehen sein kann, welcher aber mit dem Vorderrande zu- sammen keine geschlossene Zelle zu bilden braucht, wie es nach der Abbildung scheinen könnte. Die Zellenreihe unter den Rand- zellen, höchstens vier an Zahl, heissen die Unterrand-, Cubitalzellen {c',c", c"',c""). Die darunter liegenden Zellen d', d" Mittelzellen, Discoidalzellen; d'" eine Aussenzelle und s', s" (Submedi alz eilen) interessiren uns hier weniger, wohl aber ist es von Wichtigkeit, sich zu merken, dass die beiden Adern r rücklaufende Adern heissen, die erste und zweite, wie immer von der Wurzel her gezählt, und dass es besonders darauf ankömmt, in welche der Unterrandzellen die Hautflügler. 217 einzelneu „münden". Die lanzettförmige Zelle (l) kommt nur im Blattwespenfliigel vor und bietet in ihrer Bildung Ver- schiedenheiten, welche der Beachtung werth sind. Dieselbe hat entweder eine schräge Querader (l) oder eine gerade Quer- ader (l,,,) oder gar keine, dann sagt man, sie sei „in die Schulter gemündet", oder sie ist eingezogen, in der Mitte zusammengezogen (l,,) , oder sie setzt sich nach der Zu- sammenziehung nicht als Zelle, sondern als einfache Ader fort, sie ist gestielt (l,). Bei vielen Schlupfwespen, wo überhaupt höchstens 3 Unter- randzellen vorkommen, deren letzte nicht einmal vollkommen geschlossen zu sein braucht, ist die mittelste sehr klein und mit dem überflüssigen Namen Spiegelzelle (areola) belegt worden, die überdies auch ganz fehlen kann. Bei diesen Thieren ist häufig die erste Unterrandzelle mit der ersten Mittelzelle ver- schmolzen, öfter mit Hinterlassung eines Aderansatzes, des „Nervenastes". Bei gewissen Aderflüglern (Gallwespen) fehlt das Randmal, bei andern eine oder beide rücklaufende Adern, ja bei gewissen, den kleinsten aller z. B. , welche die Familie der Chalcidier oder Pteromalinen bilden, ausser einer Unterrand- ader jegliches Geäder und mitbin jede Zelle. An dem Hinterflügel mit seinem stets einfacheren Geäder interessirt es uns nur, ob keine, eine oder zwei Mittel zellen vorhanden sind, d. h. durch Adern, ohne Zuziehung des Randes geschlossene Zellen. Bemerkt sei noch, dass der Vorderrand der Hinterfliigel meist feine, nur dem gut bewaffneten Auge erkennbare Häkchen trägt, die an der Unterseite des Hiuterrandes der Vorderflügel entsprechende Grübchen finden, so dass beim Fluge die beiden Flügel einer Seite durch Einhaken nur eine Fläche bilden. Manchen Aderflüglern fehlen die Flügel gänzlich, wie den geschlechtslosen Ameisen. Hinsichtlich der Lebensweise zerfallen die Hymenopteren in zwei grosse Gruppen. Die Einen legen ohne Bereitung eines Nestes ihre Eier a. an Pflanzen, von welchen sich die aus- geschlüpften Larven ernähren: Blatt wespen und Gallwespen; b. an oder in andere Insekten: Schlupfwespen, die in mehre Familien gegliedert sind, und die schmarotzenden Goldwespen. 218 Zweite Abtteilung. Bei allen diesen haben die Weibchen einen Legstatehel oder Leg- bohrer (Säge). Die Mitglieder der zweiten Gruppe bereiten für ihre Nachkommen mehr oder weniger künstliche Baue, welche aus Zellen bestehen, und tragen a. andere Insekten ein, von denen sich die Larve ernährt, Kaubwespen (Mordwespen, Ameisen, Faltenwespen), b. Honig: Blumenwespen, unter denen sich auch manche Schmarotzer befinden, welche die Arbeit des Einsammelns andern Immen überlassen. Die Weibchen dieser Gruppe führen einen giftigen Wehrstachel. Die Larven der Aderflügler sind der grossen Mehrzahl nach Ma- den, also fusslos, mit einem deutlichen, zwar nicht immer entschieden hornigen Kopfe, aber mit beissenden Mundtheilen, doch kommen bei denen, welche uns hier als forstschädliche interessiren, frei an Pflanzen lebende Larven mit 6 gegliederten Brustfüssen und solche mit Brust- und Bauchfüssen vor und zwar der grössten Anzahl, die eine Insektenlarve überhaupt haben kann, nämlich 22. Die fusslosen Larven entziehen sich unserem Blicke da- durch, dass sie schmarotzend in andern Insekten, verborgen in Gallen oder in den von den Weibchen angelegten Zellen und Nestern, wenige auch bohrend im Innern der Pflanzen leben, ohne Gallen zu erzeugen; sie tragen daher alle eine lichte, unbestimmte Farbe. Die mit Beinen versehenen leben in seltenen Fällen auch im Pflanzeninnern, bisweilen sogar Gallen erzeu- gend, meist aber äusserlich an den Pflanzen in einem gemein- samen Gespinnste oder zusammengewickelten Blättern (die sechs- beinigen), zumeist aber frei, und diese haben die meisten Beine und buntesten Farben. Die Puppen gehören den Mumienpuppen an, liegen aber sehr häufig in zarthäutigem, seidenartigen oder dichtem, perga- mentartigen Cocon, welches die Larve vor ihrer Verwandelung um sich spann. Man bedenke beispielsweise, dass die gemeinig- lich „Ameiseneier" genannten Leckerbissen für insektenfressende Vögel und das Futter der Goldfische die Puppen der genannten Hymenopteren sin4, dass die gelben oder weissen, eiförmigen Klümpchen an den a1)gestorbenen Bälgen der bekannten Kohl- weisslingsraupen die Puppen derjenigen kleinen Schlupfwespen darstellen, welche sich im Körper der noch lebenden Raupe Hautflügler. — Sägewespen. 21U ernährten, sich zur Verpuppimg an der Ausscnscite der Raupe herausbohrten und dabei ihr den sichern Tod bereiteten. Aus den gegebenen Andeutungen geht hervor, dass die Aderflügler im vollkommenen Zustande dem Forste niemals Schaden bringen — als einzige etwa zu gestattende Ausnahme werden wir die Hornisse kennen lernen — viele dagegen durch ihr Schmarotzerleben grossen Nutzen schaffen. Mehr oder weniger schädlich sind nur eine Anzahl Larven, welche den Blatt- und Holzwespen angehören, zu deren Betrachtung wir nun übergehen. Die Sägewespen (Blatt- und Holzwespen, Phjto- splieces, Pkyto2)haga) zeichnen sich durch den grössten Reichthum an Zellen in ihren Flügeln, namentlich das Vorhandensein der lanzettförmigen Zelle am Innenrande der Vorderflügel, und durch den vollkommen angewachsenen Hinterleib vor allen andern Hautflttglern aus. Der Kopf sitzt gerade vor dem Mittelleibe, nicht autfällig tief; der Halskragen bildet die Vorderwaud des Mittelleibes und liegt mit seinem Hinterrande in einer Ebene mit den übrigen Thoraxringen , diese stehen in enger Verbindung mit dem vorn nicht verengten, in seiner ganzen Fläche, der ganzen Hinterwand des Mittelleibes angewachsenen Hinterleibe, so dass der Körper hier mehr aus einem Gusse und plumper erscheint, als bei allen andern Ordnungsgenossen. Die Fühler sind niemals gekniet, die Punktaugen immer vorhanden, an den Mundtheilen die Zunge nicht vor den übrigen Partien entwickelt, dreizipfelig; die Kiefertaster sind 6(7)gliedrig, die Lippentaster 4(3)gliedrig. Zwischen Mittel- und Hinterrücken steht ein tiefer Quereinschnitt, und in den Seiten desselben je ein Rücken- körnchen, ein mehr oder weniger erkennbares, weissgcfärbtes Höckerchen. Der Hinterleib ist nie länger als doppelt su laug wie der Mittelleib und ihm im Umfange fast gleichkommend; er ist in den meisten Fällen drehrund, bei den Männchen stets etwas deprimirt (von oben nach unten breitgedrückt), nur bei Cepkus comprimirt. Beim M. pflegt er in einen flachen, wag- recht stehenden Bogen auszulaufen, während er in einer stumpfen 220 Zweite Abtheilung. Spitze beim W. endet, welches überdies eine säge- oder niesser- artige Legröhre trägt (Fig. 38 h), welche aus einer Läugsspalte am Bauche heraustritt und nebst ihren beiden Seitentheilen, den sogenannten Gräten, welche die Bewegungen beim Ge- brauche regeln, in der Ruhelage versteckt werden kann, in andern Fällen aber in ihrem, über die Hinterleibsspitze heraus- tretenden Futterale stets sichtbar bleibt. — Die Beine haben zwischen Hüften und Schenkeln einen zweigliedrigen Schenkel- ring (Trochanter), an den Schienen überall 2 Endsporen, die aber verschieden gestaltet sein können, an ein und der andern Schiene auch noch einen oder zwei höher stehende, sogenannte Scitendornen und an allen Füssen 5 Glieder mit mehr oder weniger erweiterter Sohle und einfachen oder gezähnten Krallen. Einige Knopf hornwespen ausgenommen, bemerkt man bei keiner Sägewespe ein auffälliges Haarkleid auf einem der Körper- theile. Wenige lassen beim Fliegen einen summenden Ton hören. Die Larven der Sägewespen weichen in ihrem Baue und in der Lebensweise von einander ab und wir haben in dieser Beziehung, denen überdies auch weitere Unterschiede der Wespen selbst entsprechen, drei Gruppen zu unterscheiden und näher zu betrachten: Blattwespen, Gespinnstblattwespen und Holzwespen. L Die Blattwespen (Tcnthredinea) entstehen aus 18 — 22- beinigen Larven, welche mit sehr wenigen Ausnahmen frei an Nadeln oder Blättern sitzen. Diese Larven, wegen ihrer Aehn- lichkeit mit den Schmetterlingsraupen, auch After raupen genannt, unterscheiden sich von jenen zunächst durch die grössere Anzahl ihrer Beine, indem der vierte Ring immer ohne solche bleibt (22), dann auch der vorletzte (20) und auch der drittletzte; es sinkt in diesem Falle die Gesammtzahl auf 18 herab; bleibt übrigens bisweilen fraglich, ob 18 oder 20 Beine, weil sie am zehnten Ringe manchmal so klein sind, dass mau sie leicht übersieht. Ueberdies haben die Bauchfüsse und Nachschieber an ihrer Sohle nicht in dem Masse entwickelte Borstenkränze, wie wir sie bei den echten Raupen finden. Ferner ist der Kopf immer gegen den querfaltigen Leib deutlich abgeschnürt, in seiner Form am besten mit einem runden Brode zu vergleichen, welches mit der Grundfläche dem Halsringe ansitzt, und nur jederseits llautäügler. — Blattwespeü. ij)»>l mit einem einfachen Auge versehen. Auch die SteUung der Afterraupen hat manch Charakteristisches: sie ruhen häufig iu schneckenartigen Windungen, andere garniren die Ränder der Blätter beim Fressen und nehmen eine fragzeichenförmige Stel- lung an, wippen in dieser Stellung auch mit der hintern Leibes- hälfte auf und nieder, wenn sie eine Gefahr abwehren wollen; alles Eigenthümlichkeiten, welche den Raupen abgehen. Von den Laubhölzern des Waldes sind es in erster Linie die Ellern, Weiden, Pappeln und Birken, weiter auch Eichen, Buchen und Eschen, welche von Blattwespenlarven augegriffen und dann in der Regel so weit aufgefressen werden, dass nur die Mittelrippen stehen bleiben, was an Büschen der Elleru, Weiden, Birken, weniger an Eichen und den andern darum besonders auffällig wird, weil die daran lebenden Arten in grössern Gesellschaften beisammensitzen und daher ganze Zweige, ja ganze Büsche entblättern. Der von ihnen augerichtete Scha- den ist jedoch wegen der untergeordneten Rolle, welche jene Pflanzen spielen und weil das Laub sich wieder ersetzen kann, von geringerer Bedeutung, weshalb die bezüglichen Arten nur anmerkungsweise in Folgendem erwähnt werden sollen, mehr um der Wissbegierde des Forstmannes Rechnung zu tragen. Dagegen werden die Beschädigungen anderer Arten an den Nadelhölzern darum besonders sehr empfindlich, weil sich diese nicht wieder ersetzen und weil diese Larven auch öfter in sehr bedeutenden Mengen auftreten. Sie werden daher auch aus- führlicher besprochen werden. Nach 5 — 6 Häutungen sind die Larven erwachsen, spinnen an der Futterpflanze, oder an der Erde unter der Streue, ab- gefallenem Laube, unter Moos ein Cocon um sich und werden darin während der Sommerzeit sehr bald zur Puppe und Wespe, während diejenigen der Wintergeneration im Cocon überwintern und sich etwa 14 Tage vor dem Erscheinen der Wespe in die Puppe verwandeln; denn keine Blattwespe überwintert als Ei, Imago oder Puppe, sondern immer als Larve im Cocon. Die Blattwespen sind bei Sonnenschein meist lebhaft, bei trübem Wetter mehr träger Natur imd viele lassen sich bei herannahender Gefahr mit angezogenen Beinen und Fühlern wie todt von ihren Ruheplätzen herabfallen. Sie nähren sich gleich lJ2^ Zweite Abtheilung. den ttbrigeu Aderflügleru von süssen Saften und finden sich daher besonders auf Bhimen (Dohlen) und blühenden Sträuchern oder da, wo zahlreiche Blattläuse ihre Umgebung mit den glän- zenden Saftentleerungen bedecken; einige grössere Arten der Gattung Tenthredo verschmähen es aber auch nicht, andere kleinere Insekten aufzufressen. Man trifft sie selten, aber häufiger als die meisten andern Ordnungsgenossen in Copula an und zwar an den Hinterleibsspitzen vereinigt und einander gegenüber- sitzend, und dabei hat sich denn ergeben, dass das M. öfter anders und lebhafter (bunter) gefärbt ist als das W. Die befruchteten W. legen ihre Eier meist nicht äusserlich an die Pflanzen, sondern schneiden die Blätter, besonders deren Mittelrippe oder andere weiche Theile, wie junge Triebe mittelst ihres immer in den Leib versteckbaren Legapparates an, so dass sie die Eier versenken. Diese dehnen sich mit dem in ihnen wachsenden Embryo aus und verändern Grösse und Form, ehe die junge Larve daraus hervorkommt. Buschhorn-, Kammhornwespe, Lophyrus Ltr., ist der Name einer Gattung, welche viele Arten ausschliesslich dem Nadel walde entnimmt, wo sie durch ihre Larven unter allen Aderflügiern den meisten Schaden thun. Die Gattung, welche die nächste Abbildung vergegenwärtigt, ist durch folgende Merk- male charakterisirt. Körper gedrungen. Kopf scheibenförmig, von vorn gesehen rund, von oben kurz, in seiner hintern Aushöhlung einen Theil des Prothoraxringes aufnehmend, so dass sich sein Hinterrand in der Mitte eng an den Mittel rücken anschliesst. Fühler (c) kammstrahlig beim M. , gezähnt beim W. (b). Brustkasten etwas breiter als der Kopf, vorn vom ersten Ringe nur eine grosse, nahezu dreieckige, licht gefärbte Platte als ,,Hals- k ragen" sichtbar; Mittelrücken gross, dreilappig, der Mittel- lappen beinahe herzförmig mit feiner Furche. Schildchen gross, breiter als lang, hinten bogenförmig steil abfallend. Hinterleib achtgliederig, beim W. eiförmig, etwas breiter und entschieden länger als der Mittelleib, beim M. niedergedrückt, etwas schmäler und kaum länger als der Mittelleib, an den Seiten gleichlaufend. Vorderflügel mit einer Rand- und vier TJuterrandzellen, die Querader zwischen der ersten und zweiten llauttiügler. — Blattwespen. Lophyrus. §2^ iu ihrer Innenhälfte sehr verwischt, Hintertiiigel mit 2 Mittel- zelleu. Schienen mit je 2 Enddornen, von denen der innere au den Hinterbeinen einiger Arten lappenartig erweitert ist; Fuss- glieder mit Haftscheiben, eine gleiche zwischen den in der Mitte gezähnten Klauen. Die Arten sind nicht immer leicht zu unterscheiden, besonders die fast ganz schwarz gefärbten Männchen. Die Larven der Buschhornwespen, deren Gestalt und Hal- tung aus Fig. 38 d zu ersehen, haben einen walzigen, schwach gerunzelten, nach hinten kaum merklich verdünnten Kiirper mit 22 Beinen, indem nur das vierte Glied fusslos bleibt. Der Kopf der meisten ist rund (e), hinten abgeplattet, bei einigen Arten ist er in der Vorderansicht länger als breit,, elliptisch, trägt jeder- seits ein einfaches Auge meist in einem Flecke, kurze, unschein- bare Fühler und sehr entwickelte Mundtheile: kräftige, an der Kaufläche gezähnte Kinnbacken, Kinnladen mit zwei Lappen, von denen der innere, das Kaustück hornig, trichterförmig und vorn gezähnt, der äussere kegelförmig ist, Sgliedrige Taster und Sgliedrige, kegelförmige Lippentaster. Die einzelnen Körper- ringe sind durch je 5 seichte Riefen in 6 schwache Querfalten zerlegt und entweder ganz glatt, oder dadurch gekörnelt, dass auf der ersten, dritten und sechsten Runzel eine Reihe fast mikroskopischer Dornenwärzchen steht; an den Körperseiteu und zwar etwas unter ihrer Mitte sitzen wulstig umrandet in der ersten Runzel jedes Gliedes mit Ausnahme des zweiten, dritten und letzten die Luftlöcher, hinter und unter ihnen mehre Warzen, durch welche einentheils, wie durch Hautfalten andererseits an der Anheftungsstelle der Beine sich auffälligere Unebenheiten zeigen, die Hautfalte, wie Hartig diese Linie nennt, welche die Rücken- von der Bauchseite trennt, sich als eine Reihe liegender Semikolons ( — — — ) darstellt und öfter dunkler gctarl)t ist, als die Umgebung, wie oft auch ein kommaartiger Strich ( '-) au der Wurzel der Beine. Unter Berücksichtigung der beiden Unterschiede der Kopf- form und der Oberhaut, so wie der Färbung lasseu sich die Larven der ausführlicher zu besprechenden Arten uach folgender Uebersicht unterscheiden : ''224: Zweite Abtheilung. a. Gekörnelte Afterraupen mit schwarzem, runden Kopfe: Lo2)Jii/rus similis, schwarz mit dottergelben Fleckenzeich- nungen; sehr bunt. L. rufus, dunkelgrau mit hellgrauen Streifen. b. Gekörnelte Afterraupen mit braunem, runden Kopfe: L. pini, schmutzig gelbgrün, auf dem Rücken bisweilen dunkler, mit schwarzer Hautfalte. L. pallidiis, schmutzig gelbgrtin mit dunkleren Rücken- und Seitenstreifeu. L. sückis, schmutzig hellgrün mit breiten dunkelgrünen Streifen. c. Glatte Afterraupen mit braunem, länglichen Kopfe: L. frutetonini, grasgrün mit dunkelgrünem, einfachen Rücken-, breiter Seitenlinie und weisser unterbrochener Hautfalte. L. virens, grasgrün mit doppelter dunkelgrüner Rücken- eben so breiter Seitenlinie und weisser Hautfalte. Die Puppen (g) ruhen in einem tonnenförmigen Cocon von pergamentartiger Beschaffenheit und auch bei ein und derselben Art verschiedener, von weiss durch grau, braun bis schwarz gehender Färbung, welche, wie in unserer Figur, an eine Nadel oder andern Pflanzentheil angeheftet sind, oder unter Moos, Streue etc. lose auf der Erde liegen. Die Lebensweise der näher zu betrachtenden Arten stimmt ebenfalls so überein, dass wir sie, um Wiederholungen zu vermeiden, gleichfalls vorweg in allgemeinen Umrissen geben können und bei den Einzelnen nur kleinere Abweichungen, wie etwa in der Erscheinungszeit, hinzufügen. Mit Ausnahme von 2 Arten, die hier übergangen sind (L. j^olytomus und hercijniac) und an Fichten leben, und einer dritten (L. jimiperi) an Wachholdern, fressen die Afterraupen der Buschhornwespen an Kiefern und zwar vorherrschend an Kieferngestrüpp, den in der Mark und Pommern sogenannten „Kusseln", an mehr oder weniger verkommenen Schonungen der Forsten, unterdrückten Bäumen der Stangenorte, immer mehr an den Randbäumen, als inmitten eines Bestandes, und nur dann, wenn sie in grössern Mengen vorkommen, gehen sie auch die Nadeln haubarer Hölzer an. Hauttlügler. — Blattwespen. Lophyrus. 225 Früh im Jahre erscheint die Wespe aus dem tiberwinterten Cocon, dessen Spitze sie wie ein Deckelchen in scharfem, kreis- runden Schnitte abgenagt hatte. Von Natur erscheint sie mehr träge als beweglich, besonders das W., doch fliegt sie bei warmem Sonnenschein auch gewandt umher und man hat schon bedeutende Schwärme um die Kronen der Bäume beobachtet. Es erfolgt besonders bei schönem Wetter die Paarung. Das M. nähert sich dem W. von hinten und beide befestigen sich mit abgewendeten Köpfen an ihren Hinterleibsspitzen, länger als eine Viertelstunde in Copula verharrend. Noch an demselben Tage oder am folgenden beginnt das W. mit dem Eierlegen. Unruhig läuft es mit vorgestreckten Fühlern an einer vorjährigen Nadel auf und nieder, fasst dann, von oben oder unten beginnend, mit den beiden Klappen, dem Futterale des Legbohrers (h) die Kante der Nadel und schneidet in diese mit dem gartenmesserartigen Bohrer bis etwa zur Mittelrippe, hat es dann eine Spalte geschaffen, welche für das Ei gros genug, so wird dieses gelegt und ohne den Bohrer herauszuziehen mit der Arbeit fortgefahren, bis eine Reihe von grösserer oder geringerer Anzahl in die Spalte gelegt ist. Gleich- zeitig mit dem Ei fliesst eine schleimige, mit den grünen Säge- spänen vermischte Masse aus, welche den Schnitt verkittet und eine graugrüne rhombische Fleckenreihe längs der von der Seite gesehenen Nadelkante bildet, sobald die Nadel mit Eiern belegt ist. Auf solche Weise werden 10 bis 20 Eier in eine Nadel gelegt, bis nach 12 — 16 Stunden deren 6 bis 12 an einem Triebe beschenkt worden sind. Durchschnittlich dürfte ein W. 120 Eier ablegen. Nach dem Brutgeschäft sterben beide Geschlechter schnell ; so lange sie sich noch nicht gepaart, also ihren Lebens- zweck nicht erfüllt haben, leben sie länger, aber doch verhält- nissmässig nur kurze Zeit. Diejenigen W., welche bis Ende Juli ihr Brutgeschäft treiben, nehmen immer vorjährige Nadeln dazu, von dieser Zeit ab werden die nun schon kräftiger ge- wordenen Nadeln der Maitriebe auch mit verwendet. Rasch geht die Entwickelung des Embryo von Statten, die Eier schwellen an, mit ihnen die Nadel, die Verkittung wird loser und je nach der Witterung in 14—24 Tagen nach dem Legen der Eier erscheinen die jungen Larven auf ihrer Geburts- Tasch eiib er g, Forstinsekten. I j 220 Zweite Abtlieiluiig. Stätte, sie l)egii]iien sogleich mit dem Fressen und bleiben als träge Thiere so lange dicht gedrängt beisammen, als ihnen Futter geboten ist, sind sie erst über halbwüchsig und bedürfen reichlicher Nahrung, so zerstreuen sie sich mehr und mehr. An- fangs fressen sie nur an den Kändern und lassen die Mittelrippe, welche wegen des unregelmässigen Frasses etwas gesägt erscheint, stehen. Diese bald vergilbenden und sich verbiegenden , ganze Zweigspitzen umfassenden Nadeln verrathen schon aus weiter Entfernung den Uebelthäter. Sind die Larven erst grösser, so verzehren sie, immerdar oben anfangend, die ganzen Nadeln bis zur Scheide. Die Excrcmeute erscheinen als kleine rhom- boedrische Stückchen, die aus gleichgerichteten Abnagsein zu- sammengeklebt sind. Der Frass der meisten Arten fällt normal zwischen Mitte Mai bis Mitte Juli, doch machen hiervon nicht nur einzelne Arten, sondern auch ein und dieselbe Art unter verschiedenen Verhältnissen und besonders dann, wenn sie sich übermässig vermehrt hat, eine Ausnahme. Während dieser Zeit häuten sich die Larven mehre Male (5— 6) und verändern dabei öfter ihre Farbe. Ist die Larve reif, so frisst sie einige Tage nicht mehr, sondern sucht sich einen passenden Ort zur Ver- puppung, dieser pflegt jetzt an den Nadeln, Zweigen oder in der Höhe am Stamme zu sein. Dann häutet sie sich zum letzten Male, wobei sie eine gedrungenere Form annimmt, wie sie (f) vorstellt. Sofort spinnt sie und verschwindet schnell hinter ihrem Cocon. Nach 14 Tagen Puppenruhe schwärmt die AVespe zum zweiten Male (im August), treibt das Brutgeschäft in gleicher Weise, nur dass jetzt auch diesjährige Nadeln mit Eiern beschenkt werden. Die Larven entwickeln sich in gleicher Weise, spinnen sich aber jetzt an der Erde ein und thun sie es in der Höhe, so ist dies ein Beweis, dass sie von Schmarotzern bewohnt sind. Im Cocon überwintert aber die Larve in der letzten Form (f), und erst 14 Tage vor dem Erscheinen der Wespe im Früh- jahre erfolgt die Verpupi)ung. So die normale Entwickelung, abnorme sind nicht selten, wie z. B. der von Hartig erzählte Fall, dass von 300 Cocons der ersten Generation die Hälfte nach 14 Tagen auskroch, die andere Hälfte erst Ende Juli des nächsten Jahres, also nach 12 monatlicher Larvenruhe, oder dass drei Jahre hinter einander Wespen von einer Larvengesellschaft Hautflügler. — Blattwespen. Lophyrus pini. 227 schwärmten, welche sich gleichzeitig versponnen hatten. Dies sind Erscheinungen, wie sie auch bei Schmetterlingen beobachtet worden sind und zu denjenigen Unregelmässigkeiten gehören, die wir nur als von der Natur gewählte Schutzmittel zur Er- haltung einer bestimmten Art an einem bestimmten Orte be- zeichnen können, die für den Forscher aber dazu angethan sind, die Aufstellung eines bestimmten Gesetzes zu erschweren. Feinde sind für Larve, Puppe und Wespe die Insekten- fresser unter den Vögeln, für die eingesponnenen Larven allein, M ä u s e und Eichhörnchen, für die Larven und Wespen die Libellen und endlich ist das Heer der Schmarotzerinsekten gross, welches aus den Tönnchen erzogen ist, namentlich den Gattungen Campoplex, Tryinlion, Cryptus unter den Schlupfwespen, den Raupenfliegen unter den Fliegen angehörig, die wir den Arten nach bei den verschiedenen Buschhornwespen auf- führen werden. Die Löcher, aus denen sich die Schmarotzer herausfressen, liegen stets an der Seite des Scheitels und bilden keinen Deckel auf diesem selbst. Bemerkt sei noch, dass bei grösserem Afterraupenfrasse die Raupen plötzlich von hinten her schwarz wurden und abstarben, dass sie ferner grosse Empfindlichkeit gegen die Witterungs- verhältnisse zeigen, zumal während der Tage der Häutung. Nach Besprechung der einzelnen Arten werden die Gegen- mittel aufgeführt werden. a. Enddornen der Hinterschienen nicht lappig erweitert beim W. 36. Die o'emeine Riefeniblattwespe , kleine ßlattwespe, Blattwespe, Lophyrus pini L., (Fig. 38), ist in ihrer Färbung so veränderlich, dass hier unmöglich alle die kleineren oder auf- fälligeren Abweichungen aufgezählt werden können (H artig nimmt deren 16 an). W. (b) blassgelb, Kopf, drei Flecke des Mittelrückens und Mitte des Hinterleibes schwarz oder schwarzbraun; Fühler 19- (18-, 20-)gliederig, in der Mitte am dicksten, braun mit gelblicher Wurzel; Enddornen der Hinterschienen von denen der übrigen Beine nicht verschieden. Puuktirung des Mittelleibes ziemlich schwach und weitläufig, des Schildchens sehr einzeln, des Hinterschildchens runzelig. Der Kopf ist braunschwarz mit 15* 228 Zweite Abtheilung. Ausnahme der Mundtlicile, öfter eines Fleckchens um die lichte Fühlerwurzel und mehr oder weniger des Hinterrandes. Am Thorax sind schwarz ein Fleck des Mittellappens in Form eines Fig. 38. Lophyrus pini. a Männchen, b Weibchen, c Fühler des ersten, d Kiefernzweig mit 4 Larven und pincm Cocon , e Larvenkopf, f Larve im Cocon , g Puppe, h Säge des Weibchens in 2 verschiedenen Yergrosserungen (nur d in natürlicher Grösse). Hautflügler. — Blattwespen. Lopbyrus pini. 229 sphärischen Dreiecks, ein länglich cilormigcr nach hinten recht- winkelig nach innen gehender Fleck auf jedem Seitenlappen, alle 3 können sich aber auch zu einem fast ganz schwarzen Mittelrücken vereinigen ; das Schildchen hat meist einen schwarzen Hinterrand, diese Färbung kann sich aber auch so nach vorn ziehen, dass die gelbe Grundfarbe nur als zwei neben einander stehende ovale Flecke auftritt. Der Hinterrticken ist schwarz, meist jederseits mit schmalem weisslichen oder röthlichera Flecke. An der Brust steht ein mehr oder weniger schwarzer Mittelfleck. Segment 3—6 einfarbig schwarz, meist auch die Mitte von 2 und 7 schwärzlich. Am schmutzig gelben Bauche sind einige Flecke der Afterklappe, mehr oder weniger auch die Hinterränder der Segmente schwarz oder schwärzlich, an den Beinen ein Fleck an der Aussenseite der Hinterhüften der Innenseite ihrer Schienen, deren Spitze und die Spitzen der Fussglieder dunkler als die blassgelbe Grundfarbe. Flügel glashell, Geäder braun, Mal röthlich gelb, wurzelwärts mit dunklerem Fleckchen. Lg. 8,5, Flügelspannung reichlich 18°"". M. (a) schwarz, an der nach unten umgeschlageneu Seite der ersten Rückenschuppe des Hinterleibes weisslich, Oberlippe und Muudtheile, meist auch Fühlerbasis und Flügelschüppchen licht, Beine gelblich mit schwarzen Schenkeln. Hiuterflügel an der Spitze stark getrübt. Die gedrungene Gestalt und die sehr ausgedehnte schwarze Färbung unterscheidet dieses M. von denen der andern Arten. Lg. kaum 6,5, Flügelspannung reichlich 16'"'^\ Diese Art ist allgemein in Deutschland, in Frankreich, Schweden, Russland verbreitet und von ihr rühren die aus- gedehntesten Schäden an der Kiefer her ; von ihr sind besonders auch neben der normalen doppelten Generation die abnorme lange Ruhe im Cocon beobachtet worden, wovon das Allgemeine einige Beispiele anführt. Larve eben so veränderlich, wie die Wespe. Sie ist rund- köpfig und gekörnelt, der Kopf ist braun, mehr oder weniger dunkelfleckig, so jedoch, dass die Nähte immer die Grundfarbe beibehalten, am meisten beständig dunkel sind die Mundtbeile und die runden Fleckchen um die Augen. Der staubartig schwarz gekörnelte Körper ist licht gelbgrün, grüngelb oder blassgelb, nur selten der ganze Rücken dunkelgrün wie eine Fichtennadel, 230 Zweite Abtheilung. die Brustfüsse haben an der Wurzel das liegende Komma ( -) die Bauchfüsse das Semicolon (•-) von dunkler Farbe, die nach dem Leibesende hin verwischter auftreten kann, es ist also nach der obigen Bezeichnungsweise die „Hautfalte" dunkel (als gutes Er- kennungszeichen ist diese dunkle Hautfalte auch der im Cocon ruhenden Larve eigen). Fast immer trägt das erste Segment dicht über und vor dem Luftloche einen schwarzen Punkt und nicht selten einen solchen auf den letzten Segmenten etwas über der Mitte in der Seitenansicht, Selten fehlt dem blassgelben Körper jede dunkle Zeichnung, Lg. über 25""'" bei reichlich 2mm Dicke. — Wegen ihrer Häufigkeit erscheint diese Larve in der ersten grossem Hälfte ihres Lebens vor allen andern gesellig in grossen Klumpen beisammen. Feinde. Aus den Cocons wurden erzogen an Schlupf- wespen: Phygaäeuon xttermiorum, pugnax, Cryptus leucosticficiis, flavüahris Htg., nuhecidatus Gr., pimctatus Utsh., Hemiteles arcator Gr., crassipes Rfsh., Pesomaclius cursifans Fah., Mctopius scabri- ciilus Htg., TrypJion calcator, imprcssus Gr., LopiJiyrorum, haemor- rJioicus, liicidulus, scutulatus, eqiies Htg., Icucostktus Bizh., Bennen- liampffi Tsclieck, Tcnthredinum Scharfenhg., Excnterus adspersiis, oriolus Htg., marginatorius Gr., Ophion merdarius, Campoplex argentatus Fab., retedus Htg., carhonarius Htsh., Mesochorns scu- tellatus Gr. , laricis Htg. , Etdoplms Lopliyronmi Htg. , Torynms obsoletus Ns — An Fliegen wurden erzogen: Taclüna Umaculata, gilva Htg., Plagia trepida Mg., Miisca stahnlans L. — Die Zahl der aufgetührten Arten würde wahrscheinlich etwas zusammen- schmelzen, wenn man sie alle vor sich hätte, da gewiss manche von den verschiedenen Autoren verschieden gedeutet worden sind, 37. Die ähnliche Biischhoriiwespe , Lopthyrus similis Htg., ist der vorigen so ähnlich, dass beide mit Sicherheit nur durch Zucht aus den sehr unähnlichen Larven unterschieden werden können. W. blassgelb, Kopf, Fühler durchaus, der Fleck des Mittel- rückens und Mitte des Hinterleibes schwarz oder schwarzbraun. Kopf mit Ausnahme des schmalen Vorderrandes am Kopfschilde ganz schwarz, an den schwach gesägten Fühlern nur ausnahms- weise die beiden Grundglieder licht; unter 35 Exemplaren haben nur 8 kein rein gelbes Schildchen und nur bei einem ist es Hautilüglor. — Blattwospcn. Lophyrus sinülis. 231 durchaus scliwarzbrauu und stark puuktirt; bei demsclheu »Stücke ist der Hinterkopf aber auch lichtbraun. Die 3 schwarzen Flecke des Mittelrückens sind etwas kleiner als bei L. pini, der schwarze Brustfleck fehlt so leicht nicht und die Beine sind durchschnitt- lich etwas dunkler schmutzig gelb. Lg. 8,5 Br. reichl. 18"'". M. in Gestalt und Grösse wie voriges, schwarz, am Kopfe nur Oberlippe und Taster, am Hinterleibe der Bauch bräunlich roth, das erste Segment am umgeschlagenen Theile nicht weisslich, sondern schwarz, die einzelnen Segmente mit nach der Spitze zu schmäler werdender schwarzer Einfassung. Beine mit Ausschluss der schwarzen Hüften einfarbig braunroth oder etwas lichter. Flügelmal auffallend dunkel, • Larve ruudköpfig und gekörnelt, schöngefärbt. Kopf und Brustfüsse glänzend schwarz, Körper grünlich schwarz und dottergelb : ein schwarzer, fein licht getheilter Rückeustreifen wird jederseits von zwei gelben, sonst eben so breiten Streifen eingefasst, die in den feinen Querriefen gleichfalls schwarz er- scheinen, von ihnen bis zu den Füssen ist der schwarze Grund reich mit drei Längsreihen unregelmässiger und verschieden grosser gelber Flecken gezeichnet, von denen die unterste Reihe aus den grössten Flecken besteht: der Bauch ist wieder blass- gelb. Die Umgebung der Luftlöcher und die Dornenwarzen sind am intensivsten gelb. Länge über 25, Dicke reichl. 2""°. Die Afterraupe kommt häufig mit der vorigen in Gesellscbaft vor und wurde in der Stettiner Gegend bei einem grossen Frasse zu 4 — 5 pCt. unter der Gesammtmasse gefunden, aber nur auf 30 — 40jährigen Stangen- und haubaren Hölzern. Ich fand sie hier gleichfalls auf Stangenhölzern in auffallender Menge und zwar am 27. August (1870), aber auch noch am 3. Oktober, von welchen, allerdings im geheizten Zimmer, vom 18. Januar 1871 an die Wespen auskrochen, aber erst vom 21. März ab die Weibchen, letztere in überwiegender Anzahl. Die Larven scheinen weniger empfindlich gegen die Witterungsverhältnissc zu sein als die der L. jnni. "Feinde. Erzogen wurden Campoplcx argcntatus Fab., Entedon canaliculatus Fürst und Tachina Mmaculaüi Jltg. Anmerkung. Die immer nur einzeln vorkommende Larve der grössten und Avegen des lebhaften Gelb auch 232 Zweite Äbtheiluut'. schönsten Lophyrus-h\i (L. iiemorum) steht der eben beschrie- benen nahe, ihr Kopf ist schwarz und braun, der Körper ist hell grüngelb, drei breite Längsstreilen sind schmutzig dunkel- grün, ihre dichten Querriefchen behalten aber die Grundfarbe. 38. Die roth«elb(' Buschhoriiwespe , Kicferiiblattwespe, Lophjnis rufiis Kl. W. ausgezeichnet durch die rothgelbe Farbe des gestreckten, fast cylindrischen Körpers, die sehr schwache Puuktirung des Mittelrückens und die 23gliedrigeu, stark gesägten Fühler. Diese und die Kinnbackenspitzen sind rothbraun, bis- weilen sind die 3 Flecken des Mittelrückens dunkler angedeutet, die Aussenränder der Seitenlappen, der Hinterrand des bisweilen rein gelben Schildcheus sind glänzend schwarz, ohne Glanz der Hinterrücken mit Ausschluss der gelben Rückenkörnchen und die Mittelnaht des Mittellappens am Mittelrücken. Die vordere Hälfte des Hinterleibes ist dunkler, die Wurzel bisweilen schwarz. An den rothen Beinen sind Hüften, Schenkelringe und Schienen- wurzeln am blassesten. Flügel gelblich getrübt, besonders die vordersten an der Spitze, das zarte Geäder braun, Mal und Randader gelb. Lg. 8,5, Flügelspannung 19"»". M. fast linienförmig , gestreckter als das jeder andern Art, glänzend schwarz, die ersten Bauchsegmente und Beine roth, die 23 — 25 strahligen Fühler beinahe doppelt so laug wie der Thorax. Flügel kaum getrübt. Mal undurchsichtig braun. Larve rundköpfig, gekörnelt. Kopf glänzend schwarz, Körper grünlich dunkelgrau mit fein lichter Mittellinie , dicht über den Luftlöchern eine noch dunklere Linie, unter ihr der Körper dunkelgrünlich grau gefleckt, Bauch und Bauchfüsse licht gclbgrün. Die Art gehört zu der gemeinsten, gesellig fressenden, wo sie einmal vorkommt, und geht auch an Schwarzkiefern. Sie Aveicht in der Lebensweise von den andern ab. Aus über- winterten Cocons erzog Hart ig die Wespen erst Mitte September und aus Larven, die zwischen Mai und Juni auf jungen Kiefern gefressen und sich Ende Juni eingesponnen hatten, erschienen die Wespen erst Anfangs Oktober, ein anderes Mal Ende August. Ich fing die Wespe, welche bei uns sehr vereinzelt vorzukommen scheint, auch erst den 3. Oktober. Ueberwintern nun die Wespen, oder die von ihnen abgelegten Eier, oder geben jene ohne Fort- Hautflügler. — Blattwespen. Lophyrus rufus, socius. 233 Pflanzung zu Grunde und überwintern bei nur einjähriger Gene- ration die Cocous? Feinde. Folgende Parasiten wurden aus den Cocons er zogen: Phyyachuon pteronormn^ Tnjplwn cißics, adsperms, Panis- cus oblomjopunctatus Htg. , Campoplex argenfatiis Fah. , Trenia- topy(jus discolor Holm., Tachina hitnacidata, gilva Htg. 39. Die «esellige Busehliornwespe , Kiefeniblattwesiie, LopJiyrus socius Kl. W. durch die Färbung und den gestreckten Körper der vorigen Art nahe, aber verschieden durch die stärkere Punk- tirung des Mittelleibes, die Einfarbigkeit des Hinterleibes und die kürzeren, lUgliedrigen Fühler. Der Körper ist bräunlich- roth, das Feld der Nebenaugen, drei Flecke des Mittelrückens, Hinterrand des Schildchens, Hinterbrustring mit Ausnahme seiner Rückenmitte, ein Fleck unter den Flügeln, meist auch an der Brust mehr oder weniger entschieden schwarz. Fühler rost- bis braunroth mit etwas hellerer Spitze. Beine roth, Wurzel der Schienen und Tarsen am lichtesten, Klauen schwarz. Flügel schwach getrübt, Geäder braun. Mal ungefärbt. Lg. 7,5, Flügel- spannung 16,5"™. M. schwarz, Muudtheile, Bauch und Beine braunroth, Fühler kürzer als der Mittelleib, 20— 21 strahlig, nur wenig kleiner als das W. und dem M. des L.frutetorum sonst sehr ähnlich, aber durch die röthlichen Mundtheile und durch starke, oft runzelige Punk- tirung des Metathorax davon unterschieden. Bisweilen ist der Halskragen röthlich gerandet. An den Beinen sind die Wurzeln der Hüften und die Klauen schwarz, die Schienenwurzel und die Tarsen am lichtesten (gelb). Larve sehr stark dornig schwarz gekörnelt mit dunkel- braunem, schwarz gezeichnetem, nach unten etwas verschmälertem Kopfe. Die Körperfarbe je nach den Altersstufen sehr veränder- lich. Die saftgrüne Grundfarbe wird durch breit dunkelgrüne Streifen stark verdeckt, welche in den Querriefen die lichte Grundfarbe beibehalten. Der Rückenstreifen ist doppelt, der Seitenstreif mit lichtem Saume über den Luftlöchern , darunter dunkelgrüne Flecke. Brustfüsse mit schwarzen Schildern. 234 Zweite Abtheilung. 8ie fressen gesellig auf juogen Kiefern feuchter Standorte bis Ende September und zeichnen sich durch besonders zierliche Stellungen und loses Sitzen aus. 40. Die Strauch -Buschhoriiwespe, Kieferiiblattwespe , Lo- phyrus frutetorum Fabr. W. weisslich gelb, Kopf vorherrschend, Fühler mit Ausschluss der äussersten Wurzel, Thoraxrücken meist mit Ausnahme der Seitenränder des Mittellappens und des Schildchens, Hinter- ränder vom zweiten bis vorletzten Rückensegmente des Hinter- leibes schwarz. Am Kopfe sind die Mundtheile, ein Fleck, welcher sich bis zu den Fühlern hinaufzieht und meist einige Fleckchen am Hinterrande licht gefärbt. Die Fühler sind 19- gliedrig. Die schwarzen Hinterränder des Hinterleibes vom zweiten Segment ab sind in der Rückenmitte oft so breit, dass sie die ganze Schuppe einnehmen und die lichte Grundfarbe nur an den Seiten auftritt, auch die Bauchschuppen können, jedoch viel schmäler, schwarz gerandet sein; der After ist licht, der Legbohrer immer schwarz. An den Hinterbeinen vorherrschend sind die Schienen und Tarsenspitzen , auch wohl die Schenkel dunkler als das Uebrige. Die Flügel sind wasserhell, sammt dem Male, das Geäder schwärzlich. Lg. 8, Flügelspannung 17'""'. M. schwarz, Mundtheile mehr oder weniger ausgedehnt, Hinter- leibsglieder vom zweiten an an den Seiten und am Bauche schmutzig roth, Beine röthlich gelb, ihre Schenkel vorherrschend röthUch, Hüften und Schenkelringe schwarz. Flügel glashell wie das Mal, Geäder braun, Spitzen der Hinterflügel etwas au- geräuchert. Fühler kürzer, als der Thorax, nur 19 strahlig. Larve glatt mit ovalem, grünen, schwarz gezeichneten Kopfe. Körper grün mit einfachem, schmalen Rückenstreifen, der höchstens bis zum zweiten Gliede getheilt erscheint und etwa dreimall)reitercn Seitenstreifen von bedeutend dunkler grüner Färbung. Die Hautfalte ist unvollkommen milchweiss gefärbt. — - Sie frisst gleichzeitig mit und in Gesellschaft der Afterraupe von L. inni vorherrschend an Stangenhölzern. Feinde. Aus den Cocons, die inwendig blutroth gefärbt sind, wurden erzogen: Tryplion fniktorum Btzh., Campo- plex anjentatiis Gr., Exenterus orioliis Hhj. — Tachma janitrix Htg. Hautfluglcr. — Blattwespen. Lophyrus pallidus. 235 Anmerkung. Exemplare mit ganz schwarzem Schildchen lassen sich nicht unterscheiden von schwarzschildigen Stücken der L. variegatus Htg., bei der das Schildchcn zwei lichte Fleckchen zu haben pflegt und die aus einer rund- und braun köpf igen Larve entsteht. b. Innerer Enddorn der Hinterschienen beim W. lappig erweitert. 41. Die blasse Busehhoruwespe, Riefernblattwespe, Lophyrus pallidus Kl. W. Die rothgelbe oder gelbrothe Grundfarbe der lebenden Thiere verbleicht nach dem Tode, so dass sie dann in demselben schmutzigen Gelb erscheinen , wie L. pmi. Am Kopfe sind dunkler als die Grundfarbe, braunroth: die Umgebung der Neben- augen und je ein Fleck am Innenrande der zusammengesetzten Augen, welche zusammen auch eine unvollkommene Querbinde bilden können ; Fühler rothbraun, an der Wurzel lichter, 1 8- bis 20gliedrig. Am Mittelleibe sind rückwärts die 3 gewöhn- lichen Flecke, der des Mittellappens öfter der Länge nach getheilt, das Vorderbrustbein und meist ein Fleck der Mittelbrust kastanienbraun. Am Hinterleibe hat das erste und letzte Segment die lichte Grundfarbe, während der Rücken der übrigen Schuppen an ihrem Endrande breit dunkelbraun sind, meist nur an den Seiten der Hiuterräne Gruppen reicblich im Walde vertreten sind, so werden doch die Raupen nicht aller von ihnen demselben wirklich schildlich. Die Tagschmetterlinge sind au den geknöpften Fühlern, den grossen breiten Flügeln, die alle 4 an der Zeichnung Theil nehmen und auch auf der Unterseite beschuppt sind, nicht selten schöner als auf der Oberfläche, sowie an dem sehr schlanken Körper zu erkennen. Sie tragen die Flügel in der Ruhelage mit den Oberseiten an einander geklappt, also aufrecht, fliegen nur bei Tage und entstehen aus mehr oder weniger eckigen Puppen, welche ohne Gespinnst aufgehängt sind. Meiner Ansicht nach ist die Raupe keiner Art für den Forst w^irklich schädlich ; doch mögen 3 Arten namhaft gemacht werden, deren IGfüssige Raupen gesellig leben und dann wenigstens durch ihren Frass an Waldbäumen auffallen, aber theilweise nur an Obstbäumen schädlich werden können. Der Baumweissling, Pieris cmtaegi L., kenntlich an den schwarzen Rippen, welche die dünnbeschuppten weissen Flügel durchziehen, entsteht aus einer unterwärts bleigrauen, oberwärts mit 3 schwarzen und 2 rothbraunen Streifen gezeichneten, licht behaarten Raupe, welche in den „grossen Raupeunesteru" über- wintert. Seit einer längern Reihe von Jahren gehört diese Art zu den Seltenheiten. Der grosse Fuchs, die grosse Blaukante, Vanessa pohjcUoros L., entsteht aus einer bläulich-schwarzen, an den Seiten und in einer verwischten Rückenlinie gelben Raupe, welche mit gelben, an den Spitzen etwas ästigen Dornen in regelmässigen Reihen bewachsen ist; sie lebt an Rüstern und Kirschbäumen. Der Trauermantel, Vanessa Anüoi)a L., ein Eckfalter wie der vorige, dessen sammetbraunen Flügel von gleich breitem gelben Saume eingefasst sind. Er entsteht aus eiuer schwarzen, mit einer Reihe rother Tupfen gezeichneten Dorneuraupe, welche auf Birken, auch an Weiden und Pappeln lebt. 286 Zweite Abtheilung. Von echten Schwärmern kommt nur einer in Betracht und zwjir der unansehnlichste von allen: 49. Der Riefernscliwäriiior. Fichteiisclnviirmer. das TiiiiiK'n- pfeil, Sphiix pinastrl L. (Fig. 50). Der spindellorniige, im Ver- gleich zu den schmalen Flügeln sehr kräftige Hinterleib, sowie die Tracht des ganzen Thieres erhellt aus der Abbildung; bemerkt sei nur noch dazu, dass dieRollzuuge lang ist und dass die Farben, Fig. 50. Kiefernschwärmer in allen seinen Ständen. braun, grau, schwarz und weiss, sich in der Weise vertheileu, wie unsere Figur es andeutet. — Juni. Die IGfüssigc Raupe (b) ist nackt, auf dem vorletzten Gliede mit einem Hörn versehen, wie die meisten Schwärmer- raupen, fein querfaltig und glänzend. In der ersten Jugend ist sie grünlichgelb, nur das Hörn und die Füsse sind schwarz, und Schmetterlinge. — Schwärmer. Sphinx pinastri. 287 der imverliältnissmüssig grosse Kopf braun ^ mit 2 dunklen Mondflecken gezeiclinet. Die erwachsene Raupe ist bräunlich- grün, 5mal in die Länge mehr oder weniger gelb gestreift, der Rückeustreifen in der Mitte rüthlichbraun , die rothen Luftlöcher schwarz geraudet; der Kopf ist hellbraun und hat 2 bräunlich- gelbe, nach hinten convergirende Streifen, das Hörn bräunlich- schwarz. Wenn man die Raupe anfasst, so schlägt sie heftig mit dem vordem Körpertheile um sich, versucht zu beissen und lässt eine braune Flüssigkeit reichlich aus dem Maule aus- fliessen. — Juli bis September an hohen Kiefern in ganz Europa, wo die Föhre vorkommt. Die Puppe (c) ist schwarzbraim , schwach glänzend, läuft in eine stumpfe, etwas gezähuelte und kurz gegabelte Afterspitze aus und hat vorn eine kurze, nasenartig, aber cylindrisch aus der Umgebung hervortretende Rüsselscheide. — September bis Mai des nächsten Jahres unter Moos in einer Höhlung im Bereiche des ßaumschirmes. Lebensweise. Besonders während des Juni sitzt am Tage der aus der über winterten Puppe geschlüpfte Schwärmer mit dachartig den Hinterleib deckenden oder halb klaffenden Flügeln an den Stämmen der Kiefern oder anderer Waldbäume, schwärmt in der Abenddämmerung mit lautem Schnurren vor den beliebten Blumen, wie Loniceren, Natterknopf, Seifenkraut, Nelken etc., seinen langen Rüssel zum Saugen hineinsteckend, und finden sich bei dieser Beschäftigung die Geschlechter zusammen, die sich während der Dunkelheit paaren. Das befruchtete W. legt seine Eier (d) in Partien von 10—15 an die Nadeln der Kiefern, meist hoher Bäume, aber auch junger in den Schonungen; man hat aber auch einzelne Raupen an Fichten und Weimuthskicfern gefunden. Nach 10—14 Tagen entwickeln sich die Raupen, benagen anfangs die Nadeln, fressen sie aber im vorgeschrittenen Alter auch von den Spitzen her ab, treiben ihr Wesen 8-10 Wochen, steigen, erwachsen, vom Baume herab und begeben sich nahe am Fusse des Stammes unter das Moos oder flach unter die Erde und werden hier nach wenigen Tagen zur Puppe. Feinde: Als Schmarotzer sind aus der Raupe erzogen die beiden Fliegeuarten PJiorocern concinnata Mg. und Exonsta vul- garis Fall, aus der Puppe die Schlupfwespen : Trogus lutorius Gr., •)g^ Zweite Abtheilung. Ichneumon hruniventris, insor'ms, laminatorius, Änomalon amictmn, pinastri Htg., Kliigii Htg. — Ein parasitischer Pilz, Botrytis Bassiana, bringt manchen Raupen gleichfalls den Tod (s. S. 2G8). Gegenmittel. Beim Sammeln der Kieferuspinnerraupen unter dem Moose der Bäume findet man die Puppen des Schwär- mers und diese sind dann einzusammeln. Die Glasflügler, Sesia, stehen in Körpertracht den Schwär- mern nahe, wegen der theilweise glashelleu Flügel und der gelben Zeichnungen aber noch näher gewissen Immen, mit denen die einzelnen Arten bei ihrer Taufe auch verglichen worden sind. Hinsichtlich ihrer Lebensweise können sie jedoch mit keinen von beiden verglichen werden, ihre IGfüssigen, lichtgefärbten Kaupen (s. Fig. 51b) leben nämlich bohrend im Stengel oder Wurzel- stocke verschiedenartiger, meist verholzender Pflanzen und ver- rathen ihre Gegenwart durch das Ausstossen der sägespänartigen Excremente. Je nach der Art hausen sie hier bei ein- oder zwei- maliger lieber Winterung, verwandeln sich dann in eine schlanke vorn mit einem zahnartigen Stirnaufsatze, an den Leibesringen mit Borstenkränzen versehene Puppen, welche mit dem Kopfe nach aussen nahe einem Schlupf loche in einer erweiterten Höhlung liegen und in der sommerlichen Jahreszeit meist des Morgens zwischen 8 — 10 Uhr den Falter entlassen, welcher alsbald auf das Laub der betreffenden Bäume sich in mehr oder weniger lebhaftem Fluge begibt und sich hier paart. Beim Ausschlüpfen nimmt der Falter, dessen Lebensdauer eine kurze zu sein pflegt, die Puppenhülse mindestens zur Hälfte ihrer Länge aus dem Verstecke mit hervor (Fig. 51 d). Ueber den Bau der Schmetterlinge sei noch bemerkt, dass ihre kurzen und verhältnissmässig breiten Hinterflügel mit Haft- borsten am Vorderrande, mit Schuppen dagegen niemals, die sehr schmalen und langen Vorderflügcl bei den meisten Arten nur rings um den Kand und auf der Querrippe mit solchen bedeckt sind, und zwar von goldgelbem, stahlblauen u. a. Metallglanze. Entsprechend sind auch die lang bespornten, schlanken Beine und der bei den meisten schmächtige Körper mit dichtem Schup- penkleide versehen und letzterer am Ende mit einem ausbreit- baren Fächer zierlicher Schuppenhaare. Die Augen quellen stark Schmetterlinge. — Glasflügler. Sesia apiformis. 2S\) hervor, auch die Nebenaugen sind gross, und die Fühler an der Ausseuhälfte verdickt, an der Spitze wieder verdünnt, mit einem Borstenbüudel, jedes Glied beim M. mit einem oder 2 Kammzähnen versehen. Es finden in der Bildung derselben und in der Form des Hinterleibes einige unbedeutende Abweichungen statt, welche neuerdings zur Abscheidung mehrerer Gattungen von der ur- sprünglichen Scsia Anlass gegeben haben. ' Der meist blauschwarze Hinterleib ist mit mehren gold- gelben oder einem rothen Ringe in der Regel verziert. Die IGfüssigen Raupen haben ein horniges Nackenschild, eine solche Afterklappe, einzelne Borstenhärcheu über den gelblichen Körper zerstreut und unterscheiden sich dem geübten Auge durch unbedeutende Abweichun- gen an Kopf, Nacken Schild und After- klappe. Weil mehre Arten häufig genug vorkommen und im gesunden Holze als Raupen bohren, so sind sie in forstlicher Hinsicht nicht ohne Be- deutung und verdienen hier eine nähere Besprechung. Es sind fol- gende 4: 50. DerHornissenschwärmer, Scsia (Trochüium) apiformis L. Zu der beige- gebenen Abbildung (Fig. 51.) des Schmetterlings braucht nur bemerkt zu werden, dass die lichten Stellen '^'- am Körper goldgelb, die dunklen ein- Sesia ai i. schliesslich der Fühler braun oder schwarzbraun, die Adern, Franzen aller Flügel und der Vorderrand der vordem nebst den Beinen rost£:elb gefärbt sind. Die Fühler enden in ein Borsten- Taschenberg, Forstinsekten. rj 290 Zweite Abtheilung. bündelchen und sind auf der Unterseite dicht eingekerbt ihrer ganzen Breite nach; die Rollzunge ist kurz und weich. — Juni. Juli. Die Raupe (b), zu deren Bildung nach den allgemeinen Vorbemerkungen und zu deren Abbildung nichts weiter hinzu- zusetzen ist, lebt tief unten im Stamme und in der Wurzel der Pappel, besonders der Schwarzpappel und Aspe. — August bis Mai des zweiten Jahres: von Schweden bis Sardinien, von England bis zum Altai. Die Puppe (c) ist dunkel rothbraun und ruht in einem Gespinnst aus Bohrspänen, aber auch in der Erde neben der bewohnten Wurzel. — Mai (Juni). Lebensweise. Der in Grösse und Färbung der Hornisse am nächsten stehende Schwärmer, dessen wissenschaftlichen Namen ich daher auch nicht wörtlich übersetzen möchte, sitzt im Juni oder Juli mit klaffenden Flügeln am Stamme aller Pappelarten, auch am Laube derselben und fliegt im Sonnenschein lebhaft umher. Man findet ihn in der Paarung an gleichen Stellen, der Regel nach dürfte diese jedoch in der Nacht vor sich gehen. Das befruchtete W. schiebt die dunkelbraunen Eier zwischen die Rindenschuppen tief unten am Stamme und die bald ausschlüpfende Raupe bohrt sich in den Stamm, geht auch in die stärkeren Wurzeln und haust hier bis zum Winter und das ganze nächste Jahr hindurch. Erst nach der zweiten Ueberwinteruug erfolgt ihre Verpuppung und zwar in der Regel im Grunde des Stammes, bisweilen aber auch in der Erde nahe bei der zuletzt bewohnten Wurzel. Die groben Sägespänen ähn- lichen Excremente quellen aus den Bohrlöchern hervor und zeigen die Gegenwart der Raupe an, doch lassen sie unbestimmt, ob sie es ist oder die Larve des grossen Pappelbockes (S. 193), welche ganz dieselben Wirkungen hervorbringt. Da die Raupe nur in Jüngern Bäumen lebt, so stört sie deren Wachsthum ent- schieden, ja es fehlt nicht an Beispielen, wo der Wind der- gleichen Stämme umgeworfen hat. Bei einiger Aufmerksamkeit bemerkt man, besonders in den Pappelalleen, das Vorhandensein der Raupen und von der letzten Hälfte des Juni ab die leeren Puppenhülsen in der untern Partie der Stämme oder an deren Fusse über die Erde vorsehend. Schmetterlinge — Glasflügler. Sesia tabanifovmis, culicit'ormis. '2\^\ Kommt mau nun in den spätem Morgenstunden, so wird man viele Schwärmer von den Stämmen ablesen und tödten können, welche entschieden ihre Eier noch nicht abgesetzt haben, ausser- dem lassen sich andere durch Abklopfen vom Laube herunter- bringen, wenn nicht gerade die Sonne scheint, und auf beide Weisen eine grosse Menge unschädlich machen. Dieses Gegen- mittel verdient den Vorzug vor dem Ausgraben der befallenen Stämme und Zerstören der Raupen, da sich jene in den meisten Fällen wieder erholen. • 51. Der Bremseiisch wärmer, Sesia (Sciapteron) tahaniformis Piott (S. asiUformis S.V.) zeichnet sich vor den übrigen Sesieu dadurch aus, dass die Vorderflügel in ihrer ganzen Fläche mit braunen, rostgelb gemischten, auf den Rippen blauschimmernden Schuppen bedeckt sind. Der Rumpf ist schwarzbraun, nach der Spitze blauschimmernd. Der Hinterleib mit 3 goldgelben Ringen (Hinterrand von Segment 2, 4 und 6) geziert und in einen Schwanzbüschel auslaufend, der beim W. 2 gelbe Strahlen hat. Gelb sind ausserdem noch die Beine von den Schienen an ab- wärts, ein Ring hinter dem Kopfe, die Unterseite der Fressspitzen und einige verloschene Fleckchen auf dem Mittelleibe. Vor jedem Auge steht ein weisser Haarfleck. Die Fühler des kleinern Männchens haben unterwärts eine doppelte Reihe von Kammzähnen. Lg. 18, Br. 34'"'". — Anfang Juni. Von Lievland bis Cypern, von England bis zum Ural. Die Lebensweise ist ganz dieselbe wie bei der vorigen Art: die Raupe lebt zwei Winter hindurch in den Stämmen jüngerer Pappeln und zwar meist etwas höher hinauf als die vorige Art (die sich indess auch nicht an die unterste Stamm- partie allein bindet), ausserdem ist sie auch aus den stärksten Wurzeln junger Espen erzogen worden. Die Erscheiuuugszeit des Schmetterlings ist eine kürzere und daher bestimmtere als bei voriger Art. Als Gegenmittel könnte nur das eben Gesagte wiederholt werden. 52. Der Mückeiischwärmer , Sesia culiciformis L., ist blau- schwarz, die Wurzel der Vorderflügel roth, ihr Vorder- und Aussen- rand breiter, der Innenrand schmal blauschwarz, beim M. mehr graubraun, der äussere Glasfleck ist hier gross; die Unterseite 19* 29^ Zweite Abtheilung. von der Wurzel l)is zur Mitte und der Mittelfleck am Saume der Vorderflügel sind rothgelb bis roth. Am Hinterleibe ist der Hinterrand vom zweiten, das ganze vierte Glied und ein Seiten- fleck an den beiden ersten roth, alles Uebrige sammt dem After- l)iischel blauschwarz, lichtgelb sind die Fussglieder, dunkler gelb ein Fleck unter den Flügeln die Unterseite der Taster, weiss der innere Augenrand. Die Fühler sind schwarz, auf der Unterseite lein quergekerbt, also gebildet wie beim Hornissenschwärmer. Lg. 14,5, Br. 24™"\ — Mai, Juni, von England bis Daurien und von Lappland bis Piemont und Krain im Süden. Lebensweise. Die Raupe lebt in Stämmen der Birken und Ell er n, besonders in den zum Ausschlagen abgehauenen Stumpfen, nicht selten in grösseren Mengen und ist vor der Ueberwinterung erwachsen; im April erfolgt die Verpuppung. Das Puppenlager macht sieht leicht kenntlich an den zum Schlupfloche hervorragenden Längsspänen, mit welchen der Gang stets ausgekleidet ist. 53. Der Raubflieg'eiiscliwärmer, Sesia asiliformis RoU. (cynipi- formis Esp. vespiformis S.V.) Flügel braun bef ranzt, die be- schuppten Stellen der vordem ockerbraun mit gelber Einmischung und blauem Schimmer, am hintern Fensterfleck der Innenrand und daran grenzende Vorderrand gelbroth, Körper mit den Glie- dern stahlblau, reichlich goldgelb gezeichnet, von gelber Farbe sind die Beine mit Ausschluss eines schwarzen. Schienenringes, die Taster mit Ausschluss einer schwarzen Aussenlinie, mehre Brustflecke, ein Ring hinter dem Kopte längs des Mittelrückens, die Deckschuppen, ein Fleck hinter dem Schildchen, auf dem Rücken des Hinterleibes der Hinterrand des 2., 4. und 6, Gliedes und beim W. der Afterbüschel oberwärts, beim M. der Hiuterrand des 7. Gliedes und der Afterbüschel unten. Auch hier sind die Innern Augenränder weiss. Lg. 14, Br. 25""'". — Mitte Juni bis Ende Juli an Eichen, in Mittel- und Südeuropa Und in Kleinasien, von England und Westfrankreich bis zum Ural, von der Südküste der Ostsee bis Sardinien. Lebensweise. Ich habe die Raupe nur zwischen Rinde und Holz der Eichenstumpfe in den Eichenschälschonungen an- getroffen und zwar oft sehr zahlreich um einen Stamm herum. Sie tiberwintert nur einmal, erwachsen in einem leichten Gew.ebe, Schmetterlinge. — Spinner. Cossus ligniperda. 293 das sie im April meist veiiässt, um sich in den Fugen der Rinde in einem festen Gespinuste zu verpuppen. Entschieden trägt sie ihren wesentlichen Theil mit bei, dass die alten Stöcke zu kräftiger Buschbildung bald untauglich werden. Feinde: Leskia aurea ist als Schmarotzer daraus erzogen worden. 54. Der Weideiibolirer, Cossus ligniperda Fab., gehört seiner Tracht nach zu den Spinnern, seiner Lebensweise nach zu den holzbohrenden Glasflüglern. Der Schmetterling hat die Farbe von lichter Baumrinde; denn seine runden dickaderigen Flügel, welche in der Ruhelage den Hinterleib dachartig bedecken, sind braungrau, weiss gewässert und von vielen, maschenartig ver- schlungenen dunkleren, zum Theil schwarzen Linien durchzogen, die Hinterflügel ziemlich einfarbig aschgrau. Der kleine, ein- gezogene Kopf mit seinen kammzähnigen , schwarzen Fühlern und mit einer sehr verkümmerten Rollzunge ist weissgelb, wie der nach innen schwarz eingefasste Vorder- und Hinterrand des Brustrückeus. Der graue, weisslich bandirte Hinterleib läuft beim W. in eine ausstreckbare, hornige Legröhre aus. Lg. 40, Br. 87°'"\ — Juni und Juli in ganz Europa, auch in Algerien, von der Westküste Europas bis zur Ostküste Asiens. Die IGfüssige Raupe erscheint von oben nach unten zu- sammengedrückt (deprimirt), fleischfarben oder röthlichgelb , auf dem Rücken hornbraun, nur der Kopf und fleckenartig das Nackenschild sind schwarz. Kurze Borstenhaare zerstreuen sich einzeln über den Körper. Die lebhafte Raupe verbreitet einen starken Geruch nach Holzessig und spritzt eine ekelhafte Flüssig- keit aus dem Maule, wenn sie gereizt wird. Lg. 90, Br. IS'^"'. So ziemlich 2 Jahre, vom Herbst bis zum zweiten Frühjahre in den Stämmen verschiedener Laubhölzer. Die Puppe ist rothbraun, in der hintern Hälfte lichter, hinten mit 2 breiten Endgriffeln, vorn mit einem Stirnzapfen versehen und ungemein rauh durch die Borstenkränze an den scharfkantigen Hinterleibsgliedern, also dem Wesen nach ebenso gebaut, wie die Puppen der Glasflügler und anderer stcngel- bohrender Raupen, die bei der Verpuppuug in ihrem Stengel bleiben. Sie ruht in einem Cocon von Holzspäuen am Ausgange eines Bohrloches; in selteneren Fällen verpuppt sie sich am 21)4: Zweite Abtheilung. Fusse des früher von ihr bewohnten Baumstammes in der Erde und ruht dann natürlich in einem Erdcocon. — Mai. Lebensweise. Man findet den trägen Schmetterling bei Tage an den Stämmen von Kopfweiden, Rüstern, Pappeln, Eichen, Ellern, Linden und verschiedener Obstbäume bis zu Mannshöhe hinauf, meist aber tiefer sitzend, und zwar so, dass der vordere Körpertheil von seiner Unterlage etwas absteht. In später Nacht muss die Paarung und das Eierlegen, also auch Umherfliegen stattfinden. Ich beobachtete noch nichts von diesem, kann auch keinen andern Gewährsmann dafür anführen. Das befruchtete W. klebt seine länglich runden, hellbraunen und schwarz gestreiften Eier mittelst einer eintrocknenden braunen Feuchtigkeit und der lang vorstreckbaren Legröhre unter Rinden- schuppen der genannten Bäume, ja auch der Kiefern, so dass sie so leicht nicht aufgefunden werden können. Dass es vor- zugsweise beschädigte Bäume wählt und so leicht keinen voll- kommen gesunden und glattschaligen , ist mehr als wahrschein- lich, und nur an Stellen, wo der Schmetterling in grossen Mengen haust, wie an den Rüstern um Paris, werden angeblich auch vollkommen gesunde Bäume angegangen. Weite Ausflüge unter- nimmt das W. bei seiner Trägheit nicht, man findet wenigstens die angebohrten Bäume beisammen und auch die Raupen in einem Baume bisweilen in beträchtlichen Mengen und von verschiedener Grösse, was darauf hindeutet, dass einmal bewohnte Bäume immer wieder bevölkert werden. Frey er zählte in einer alten Weide über 200 Stück Raupen, Bechstein fand sogar in einem Birnbäume deren 266. Boisduval nimmt an, dass jedes W. zum wenigsten 700 Eier lege. Im Laufe des Sommers kriechen die Räupchen aus, erscheinen zunächst rosenroth und auffällig stark behaart, bohren sich sofort zwischen Rinde und Holz ein, wo sie im laufenden Jahre ihre Gänge anlegen. Nach der ersten Ueberwinterung bohren sie tiefer, legen die Gänge im eigent- lichen Holze und zwar meist in der Längsaxe des Stammes an. Durch einen schräg nach unten und aussen führenden Gang wird der Koth hinausgeschafft, und seine Haufen am Fusse des Stammes verratheu die Gegenwart der Raupen. Mit der Zeit können mehre Raupen einen Stamm vollständig zerstören. Nach der zweiten Ueberwinterung ist die Raupe in der Regel bis zum Schmetterlinge. — Spinner. Cossus ligniporda, aesculi. 295 Mai erwachsen, spinnt sieb am Ende der Ausgangsröhre ein, so zwar, dass der Kopf der Puppe nach aussen liegt. Diese wird kurz vor dem Ausschlüpfen des Schmetterlings lebhaft, bohrt dabei mit dem Stirnzapfen das vorn nur lose Cocon durch, arbeitet sich mit dem vordem Körpertheile allmählich in das Freie, und wenn dann die Naht im Nacken reisst, um den Schmetterling zu entlassen, bleibt die halbe Puppenhülse ausser- halb sichtbar, zum sichern Anzeigen, dass hier vor Kurzem ein Weidenbohrer das Licht der Welt erblickte. Für gewöhnlich bekommt man die Kaupe bei ihrer ver- steckten Lebensweise nicht zu Gesicht und wundert sich wohl, wenn ausnahmsweise dieses ungeschlachte Thier über den Weg kriecht oder sich sonst wo blicken lässt. Dies kann seinen Grund nur darin haben, dass ihr der bisherige Aufenthaltsort nicht mehr behagt, ein Stamm ihr vielleicht zu eng war, oder dass sie einen Platz zur Verpuppung sucht, wenigstens ver- spannen sich die von mir einzeln auf solchen Wanderungen er- wischten Raupen in der Gefangenschaft immer sehr bald. Feinde, Man hat eine grössere Schlupfwespe, den Meniscus sctosus, so wie den Ichneumon pusülator und Mesostenus (jladkitor aus der Puppe erzogen; Spechte stellen den Raupen nach und Baumläufer wie Meisen den Eiern. Gegenmittel. 1. Die Schmetterlinge sind zu vertilgen, wo sie angetroffen werden. — 2. Latreille schlägt vor, die Basis der Bäume, an denen man das Ablegen der Eier erwarten kann, mit einer Lage von Lehm und Kuhmist, vielleicht auch mit Beimischung von Holzasche zu überziehen. — 3. Ein ein- zelner, stark bewohnter Baum ist am besten zu fällen und zu zerkltiften, um die Raupen zu tödten, damit die aus ihnen ent- stammenden Schmetterlinge nicht die Umgebung anstecken. Anmerkung. Das B 1 a u s 1 eb , Cossus aesculi L., dessen Raupe in ähnlicher Weise bohrend in verschiedenen Bäumen, auch in den stärkeren Aesten lebt, besonders in Espen, Eschen, Obstbäumen, richtet da, wo sie auftritt, denselben Schaden an, wie der Weiden bohrer, ist aber ein viel zu seltener Schmetterling, um wegen dieser Lebensweise als forstschädlich betrachtet werden zu können. 296 Zweite Abtheilung. Unter dem Namen der Spinner (Bonihyciäae) fasst man eine grosse Anzahl von meist mittelgrossen, aber auch ungewöhn- lich grossen Schmetterlingen zusammen, die breitfiügelig , dick- leibig, klein- und verstecktköpfig und vorherrschend eintönig in ihrer Färbung sind, diejenigen wenigstens, welche hier in Betracht kommen. Beide Geschlechter ein und derselben Art unterscheiden sich wesentlicher als in den meisten übrigen Gruppen. Das W. ist immer grösser, plumper und träger, seine Fühler sind borstig oder einfach gezähnt. Die Männchen sind schlanker im Hinter- leibe, haben mit oft langen Kammzähnen in 2 Reihen besetzte Fühler und ein lebhaftes, ja wildes Wesen. Die IGfüssigen Raupen der wenigstens hier in Betracht kommenden Arten tragen ein merkliches Haarkleid, leben min- destens in der Jugendzeit gesellig und fertigen vor der Ver- puppung ein Gespinnst, welches sie an Baumstämmen, zwischen einige Blätter oder sonst wo, meist aber über der Erde anheften. Dass ihnen das Spinnvermögen und Anfertigen von Cocons, welches ihnen den Namen eingetragen hat, nicht ausschliess- lich zukommt, bedarf nach den frühern Bemerkungen wohl kaum der Erwähnung. Gerade diese Gruppe ist reich an forstschädlichen Insekten, welche wir in Anbetracht ihrer Ueberwinterungsweise , ob als Eier, Raupe oder Puppe ordnen wollen: 1) Spinner, welche im Eistande überwintern, als Raupen mithin von der ersten Knospenentwickelung an den Bäumen und Sträuchern nachtheilig werden. 55. Der Schwammspiiiiier , Dickkopf, Roseiispinuer , die 8taiiiiuplialäiie , Bonibyx (Ocncira, Liparis) dispar L. Diesem Schmetterlinge gebührt sein wissenschaftlicher Name mit vollem Rechte, denn die beiden Geschlechter sind so verschieden von einander, dass der Unkundige sie für zwei Arten halten könnte. Das plumpe W. ist schmutzig weiss, am dickern Ende seines an sich schon dicken Hinterleibes mit brauugrauer Wolle be- kleidet, an den mit gabelig getheilten, massig langen Sägezähnen besetzten Fühlern und an den Füssen schwarz. Die Franzen aller Flügel sind schwarz und weiss gescheckt und jeder mit einem winkelartigen, schwarzen Mittelflecke versehen, überdies durchziehen die vordem 3 bis 4, mehr oder weniger scharf aus- Schmetterlinge. — Spinner. Bombyx dispar. 297 geprägte ZackeDbiiideu vou gleichfalls schwarzer Farbe. Lg. 43, Flügelspanuimg SO'""", aber auch kleiner imd grösser. Das bedeutend kleinere (24 und 45"'"' messende) M. fällt durch seine schwarzbraunen, in Folge der 2 Reihen lauger Kammzähne wie Hasenohren geformten Fühler auf. Kopf und Mittelleib sammt den Vorderflügeln sind graubraun, letztere wie beim W. von dunkleren, aber mehr verloschenen Zackenbinden Fig. 51. Schwammspinner. durchzogen und in der Fläche mit einem schwarzen Mondflecke und einem Punkte gezeichnet. Der Hinterleib ist hellgrau, ein- reihig schwarzgefleckt und an der Spitze zotteuhaarig. Die Hinterflügel sind braungelb, vor dem Saume dunkler und mit einem hakigen Mittelmonde' versehen, die Franzen aller schwarz und gelbbraun gescheckt. — Juli, August in ganz Europa, auch in Algerien, aber schon im Mai. In einigen nordwest- lichen Strichen Deutschlands (Holstein)., im Fürstenthume Wal- 298 Zweite Abtheilunjj. deck etc. kommt der Schmetterling gar nicht oder als Selten- heit vor. Die 16 füssige Raupe ist auf dem Rücken schwarzgrau und lichter marmorirt, an den Seiten und am Bauche hellgrau; über den Rücken zieht eine gelbgraue feine Längslinie, jederseits dieser eine Reihe AVarzen, die auf den 5 ersten Gliedern blau, auf den folgenden roth gefärbt sind. Neben denselben stehen nach aussen noch zwei Reihen kleinerer, mit dem Grunde gleichgefärbte Warzen, von denen die innere vorderste zapfen- artig nach vorn heraustritt. Allen diesen Warzen entspringen Büschel langer, vorherrschend weisslicher Borsteuhaare, welche an den Seiten wagrecht gerichtet sind und auf der empfindlichen Fig. 52. Raupe des Schwammspinners vor der letzten Häutung. Haut eines Menschen Entzündung veranlassen können. Der gelblichbraune, vorn doppelt schwarzgefleckte Kopf erscheint durch die nach vorn gerichteten, dichten Borstenhaare unmittel- bar hinter ihm noch grösser, als er an sich schon ist. Die männ- liche Raupe ist kleiner und dunkler und das Gelb in der Mittel- linie tritt mehr hervor. In der Jugend fällt ein weissgelber Rückenfleck im Nacken und ein kleinerer hinter der Mitte auf dem dunkleren Untergrunde besonders in die Augen, Lg. SO"'™. Vom ersten Frühjahre bis zum Juni. (Im unfreundlichen und bis dahin meist kalten Jahre 1871 waren sie noch Mitte Juli anzutreffen.) Schmetterlinge. — Spinner, ßombyx dispar. 299 Die Puppe ist vorn gerundet, hinten kolbig gespitzt mit breitem Aftergriflfel verseben, der in 2 ankerartige Dornen aus- läuft und am Grunde derselben noch kleinere Häkchen trägt. Sie ist braunschwarz, matt, mit Büscheln gelblicher Zottenhaare besetzt, sehr beweglich und ruht hinter einigen Fäden zwischen Blättern, Rindenschuppen der Baumstämme etc. — Juni. Lebensweise. Das W. ist ausserordentlich träge und sitzt mit dachförmig, den hässlichen Hinterleib bergenden Flügeln an Baumstämmen und Wänden, fliegt auch im Dunklen wenig, sondern lässt sich von dem lebhaften, schon bei Tage oft umhersausenden M. aufsuchen. Die Paarung erfolgt während der Nacht und hat mit Anbruch des Tages ihre Endschaft erreicht. Etwa 8 Tage später legt das W. seine kugelrunden, bräunlichen und glänzenden Eierchen in Kuchen, aber eingebettet in die braunen Haare seiner Leibesspitzc, welche mit der Zeit kahl wird, an Baum- stämme und Mauern. Diese grössern oder kleineren Häufchen haben das An- sehen von einem Stück Feuerschwamm und daher rührt der erste der obigen Namen. Ein W. legt 300 bis 500 Eier ab, meist an mehre Stellen. Im nächsten Frühjahre schlüpfen die Raupen aus, bleiben eine kurze Zeit auf ihrem Schwammlager, verlieren sich aber bald auf den Bäumen. Die an Mauern gebornen lassen sich an Fäden herab, an ihnen hängend, durch den Wind weiter wehen, um einen Baum zu erlangen und können mehre Tage ohne Nahrung sein, wenn ihnen das Loos beschieden, in den ersten Lebens- tagen noch keine aufgefunden zu haben. Dieselbe besteht in den Knospen und Blättern von Eichen, Pappeln, Weiden, Rüstern u.a., in den Gärten werden sie sämmtlichen Obst- bäumen, den Rosen und in ihrer Gefrässigkeit den verschiedensten Topfgewächsen, ja sogar einzelnen krautartigen Pflanzen schäd- lich. Wenn sie zeitweilig in grossen Mengen vorkommen, so kann man sie fressen und ihren Koth herunterricseln hören, wie einen sanften Regen. In Frankreich hatten sie vor Zeiten Puppe des Schwaramspinners. 300 Zweite Abtheilung. die Korkeiclienwälcler gewisser Gegenden so kahl gefressen, dass sie, neue Nahrung suchend, sich auf die Wanderschaft begaben, und dabei die Menschen aus ihren Wohnungen vertrieben. Seit einer Reihe von Jahren sind sie wenigstens in hiesiger Gegend nicht massenhaft aufgetreten, ja sie haben in einzelnen Jahren beinahe ganz gefehlt. Sind die Raupen erst halbwüchsig, so bemerkt man sie in kleinern oder grössern Gesellschaften in den Astgabeln und an der Unterseite der grössern Aeste sitzen, hier besonders, um sich vor anhaltendem Regenwetter zu schützen. Haben sie einen Baum kahl gefressen, so wandern sie aus, und man kann beobachten, wie sie sich auf dem Erdboden krümmen und winden, wenn sie keinen Weideplatz aufzufinden vermögen. Ende Juni, Anfangs Juli nach den normalen Witteruugsverhält- nissen, verschwinden sie allmählich und statt ihrer treten die vorher beschriebenen Puppen in der gleichfalls angegebenen Weise auf. Feinde. Den stark behaarten Raupen wird von den insektenfressenden Vögeln mit Ausnahme des Kukuks nicht eben sehr nachgestellt, von Schmarotzern unter den Glieder- thieren sind zu nennen: die Fliegen Exorista lucoriim M(j., Taclmia hclla Mg., T. (Phorocera) larvarum, concinnata, erythrostoma L.jCrassiseta, larvimola, nionacliae imdhimaculata, die Schlupfwespen Pimpla flavicans, instigator, Campoplcx conicus, diff'ormis, Micro- gaster melanoscelus , xmhescens, soUtarius und liparidis; auch hat man einen Fadenwurm in der Raupe gefunden. Laufkäfer, Wegwespen und andere Raubinsekten stellen ihnen gleichfalls nach. Gegenmittel. 1) Die leicht in die Augen fallenden „Eier- schwämme" sind sorgfältig von den Baumstämmen abzukratzen, die Eier zu sammeln und zu — verbrennen, aber in kleineren Partien in das Feuer zu werfen, weil sie explodiren. Hat man stehendes Wasser (Jauche) in der Nähe, so kann man sie auch hier am Rande durch etwas Erde beschweren und ersäufen. Zertreten lassen sie sich auf Waldboden und selbst festen Wegen ihrer bedeutenden Härte halber nicht; nimmt man aber ihre Zer- störung nicht gründlich vor, so ist ein Theil der auf das Sammeln verwandten Kosten weggeworfen. 2) Die Raupen sind, besonders wenn sie nach einem Regen- wetter unter den dicken Aesten zahlreich beisammensitzen, zu ScIiniettevlinKP. — Spinncv. Bombyx tietrita. 'M)l tödteu. Dies geschieht am besten mittelst der mit einem Hand- schuhe bekleideten Hand, oder eines alten Lappens, wenn mau keine Drahtbürste zur Verfügung hat. 3) Die leicht kenntlichen, festsitzenden weiblichen Schmetter- linge sind gleich bei ihrem ersten Auftreten zu tödten. Anmerkung. Der Heisternspinner, Bornhyx (Oc- neira, Li])aris) detrita Esp. Das in den Flügeln grössere M. ist durchaus bräunlichgrau, auf den Franzen verwischt lichter gefleckt und die Rippen mehr oder weniger dunkler durch- schimmernd. Der Rücken der in 2 Reihen lang gekämmten Fühler ist hellgrau. — Das W. ist durchaus braunschwarz, seine kurzen Fühler sind mit verhältnissmässig langen, an der Wurzel gabelig get heilten Sägezähnen besetzt. Lg. 12, Br. 33"^™ (auch kleiner), M. 14 und 29.5'"'^\ Die 16 füssige Raupe dieses unscheinbaren Spinners stimmt in Tracht und Bekleidung mit denen von Bomliyx dispar und monacJia, nur fehlen ihr die zapfenartig vortretenden beiden Warzen hinter dem Kopfe. Die massig langen, an den Seiten des Körpers weissen, auf dem Rücken der vordem, nament- lich des vierten Ringes und der hintersten Glieder untermischt schwarzen Haare stehen büschelweise auf vorherrschend blau- schwarzen Knospenwarzen. Sie bilden in gleichen Abständen 6 Längsreihen, 2 über den Rücken, eine jederseits über den Luftlöchern, vom vierten Gliede ab rot he Warzenreihe und eine über den Füssen; nur auf den 3 ersten Gliedern schiebt sich zwischen den Rücken- und Seiten warzen noch je eine ein. Zwischen den Rückenwarzen steht auf dem neunten und zehnten Gliede eine rothe, nackte Zapfenwarze. Die Haut- farbe des Rückens bis zu den Seitenwarzen ist bläulich schwarz- grau, etwas schwarz untermischt und durch eine schmutzig lichte Seitenlinie von der hellergrauen Unterseite scharf geschieden. Zwischen den Rückenwarzen ist der Grund mehr oder weniger weisslich, am schwächsten vom neunten Gliede nach hinten, am reinsten auf dem dritten und vorn auf dem vierten Gliede vor seiner schwarzen Behaarung. Das Rücken- gefäss ist weisslich, fein dunkel eingefasst, der Kopf bläulich- grau, hinten und um die Mundtheile schwarz, die Beine sind vorherrschend roth. 302 Zweite Abtheiluiig. ' Die Kaupen finden sich im Mai, aus überwinterten Eiern stammend, an Schäleichen und niederem Eichengebüsch, spinnen einige Blätter zusammen und hissen sie, uuregelmässig daran fressend, so ziemlich verschwinden. Ich habe sie hier an ver- schiedenen ihnen zusagenden Orten in dem uns benachbarten Forste seit einigen Jahren beobachtet und meine, dass sie den Eichenschouungen in ähnlicher Weise verderblich werden können, wie der weiter hinten zu besprechende Kothschwanz den Buehenschonungen. Der Schmetterling kommt aber noch sporadischer vor als dieser und daher kein Beispiel zu meiner . Keuntniss gelangt, dass die Raupe in wirklich bedenklichen Massen aufgetreten wäre. Im Juni und Juli ist die Puppe an den Weideplätzen der Raupe, zwischen den Blätterresten leicht versponnen, anzutreffen. Nach höchstens 14tägiger Puppen- ruhe erscheint der Schmetterling, welcher bei Tage wenig bcmerklich wird, wenn sich auch das M. aus dem Grase, dem niedern Gebüsch oder dem Laube auf dem Boden aufscheuchen lässt und etwas umherfliegt. Gegenmittel. Durch Abklopfen in einen untergehaltenen Schirm lässt sich die Raupe in grossen Mengen sammeln. 56. Die Nonne, der Fichtenbär, Fichtenspinner, Rothbauch Bomhyx (Psilum, Larta, Liparis) monacJui L. 4^ hat in Zeichnungsanlage und Lebensweise grosse Aehulichkeit mit dem Schwammspinner, nur sind sich hier die Geschlechter viel ähnlicher und der weibliche Hinterleib trägt keinen wolligen Endknopf, sondern läuft in eine weit vorstreckbare Legröhre aus. Bei beiden Geschlechtern sind die Vorderflügel kreideweiss und von unregelmässigen, mehr oder weniger in einander fliessenden, scharf gezeichneten, tief schwarzen Zackeubiudeu durchzogen; die Ilinterflügel lichtgrau, am Saume bindenartig dunkler, die Franzen aller Flügel regelmässig schwarz und weiss gefleckt. Kopf, Mittelleib und Wurzel des Hinterleibes sind auf weissem Grunde schwarz gefleckt. Der Hinterleib des M. in einen Afterbüschel endend und schmächtig, so wie der des Weibchens hinter seiner Wurzel ist schwarz und roscnroth, hier geringelt, dort gefleckt. Die kurzen schwarzen Fühler des W. tragen in 2 Reihen Sägezähne, die männlichen Fühler dagegen an grauem Schafte sehr lauge braune Kammzähne. Lg. Ib, Schinetterlingc. — Spinner. Bombyx inonacha. 303 Br. 38""" ^, die Grösse des umfangreichereD W. lehrt die Ab- bildung, Der Schmetterling ist nicht immer so scharf gezeichnet, wie hier, namentlich sind die Vorderflügel des M. nicht selten grau und dann die schwarzen Zackenbinden verwischter. Ausserdem Fig. 55 Eis. 54. kommen, wenn der Schmetterling sehr häufig, ganz schwarze Ab- änderungen vor ohne Zacken- binden, oder nur sehr undeutlichen beim M. Dieser auffälligen Va- rietät hat man den Namen B. eremita beigelegt. — Letzte Hälfte des Juli und August in Europa vom 60-42. Gr. n. Br. zwischen England und der asiatischen Grenze. Die lefüssige Raupe steht im Baue der des B. dispar sehr nahe, ist nur nach hinten etwas mehr verschmälert. Ihre Grundfarbe besteht in einem grünlichen oder mehr in roth ziehendem Grau, welches heller oder dunkler Nonnenraupe erwachsen , als Spiegel, Puppe, e Eier. 304 Zweite Abtheilung. erscheint, je nachdem weniger oder mehr schwarze Adern und Öchhmgenlinicn darauf vorhanden sind. Auf dem zweiten Gliede steht ein sammetschwarzer Querfleck, von welchem ein bräun- licher, etwas schmälerer Längsstreifeu über den Rücken bis zum vorletzten Gliede zieht; auf dem achten Gliede, so wie an dem Hinterrande des siebenten »und am Anfange des neunten ist er unterbrochen und durch ein sattelartiges, lichteres Fleck ersetzt. An den Hinterecken des Sammetfleckes steht je eine knopfartige Warze, den Anfang zweier Reihen solcher Warzen bildend, die auf jedem folgenden Gliede neben dem dunklen Mittelstreifen hinlaufen und ihn auf allen Gliedern mit Ausnahme des dritten und achten an den Seiten eckig erweitern. Diese Warzen haben die Grundfarbe und tragen ein Büschel kurzer, weisslicher Borstenhaare; auch im Nacken, d. h. am Vorderrande des ersten Gliedes stehen 2 Warzen, aber etwas näher beisammen. Ausser- dem laufen noch 2 Längsreihen ganz ähnlicher und eben so bekleideter Warzen an den Körpeiseiten hin, die auf jedem Gliede eine Querreihe, mit den ersteren zusammen von je sechs Warzen darstellen. Wie bei der Raupe des Dickkopfs steht die erste Warze der obern Seitenreihe zapfenartig nach vorn, ist mit längeren, nach vorn gerichteten Haaren besetzt und lässt den an sich dicken, in der Färbung vom Körpergrunde nicht ab- weichenden Kopf noch dicker erscheinen. Lg. bis 54"^"\ Die ganz jungen Räupchen sind schmutzig gelb und haben einen schwarzen Kopf, so wie einen breiten dunklen Mittelstreifen, jederseits der Mittellinie aber besonders helle Knospenwärzchen. — Vom ersten Frühjahre bis Juni (im ungünstigen Jahre 1871 fanden sich die Raupen noch am 20. Juli). Die Puppe fällt durch ihren lebhaften Bronzeglanz auf, ist vorn kolbig durch die aufgetriebenen Fühler- und Schenkel- scheiden und den buckelig erhabenen Thoraxrücken, verdünnt sich nach hinten allmählich und läuft in einen kurzen Zapfen aus, an dessen Spitze 2 nach aussen gebogene Häkchen stehen. Rücken und Bauch sind ziemlich dicht mit Büscheln gelbweisser Zottenhaare besetzt, die am Scheitel und Thoraxrücken durch wenige blauschwarze Büschel vermehrt werden. Sie ruht hinter einigen Fäden an Baumstämmen, auch zwischen den Laubblätteru Schmetterlinge. — Spinner. Bombyx monacha. 305 oder Nadeln ihrer Futterpflanze. — Ende Juni, Anfangs Juli (in normalen Zeiten) während 15—20 Tagen. Lebensweise, Die Entwickelung dieses Insekts ist eine ziemlich regelmässige und verzögert sich bei unfreundlichem Frühjahrs wetter höchstens um einige Wochen. Für gewiihnlich erscheint der Falter in der letzten Hälfte des Juli vier Wochen hindurch. Beide Geschlechter sitzen bei Tage an den Baum- stämmen und zwar meist in erreichbarer Höhe, das W. mit dachartig den Hinterleib deckenden, das M. mit mehr klaffenden Flügeln; denn es ist stets bereit, taumelnd aufzufliegen, wenn ihm eine Störung kommt, oder wenn die Sonne warm schemt, jedoch um sich bald wieder niederzulassen; sein Flug ist also weder so wild, noch so anhaltend wie derjenige der Dickkopf- männchen. Das W. ist viel träger, lässt sich jedoch auch bei Tage aufscheuchen. Im Dunkeln fliegen sie und zwar vor- herrschend die M. an den Stämmen auf und ab behufs der Paarung. Diese erfolgt während der Nacht, doch kann man aus- nahmsweise am andern Morgen ein Paar noch in Copula antreffen, wobei nach Schmetterlingsart die beiden Köpfe als die Pole der vereinigten Leiber erscheinen. Nach der Paarung dürften mehre Tage verstreichen, ehe das W. legt. Zu diesem Geschäfte sucht es in den Höhen, in denen es zu sitzen pflegt, aber auch tiefer und höher. Risse, Rinden- schuppen, Moos und Flechten der Baumstämme auf — die Arten werden nachher namhaft gemacht werden — , um mit Hilfe seiner lang ausstreckbaren Legröhre die Eier unter dieselben zu schieben, sie möglichst zu verstecken und vor Nässe zu schützen. 20 bis 50 Stück finden sich meist in kleinen Kuchen beisammen, fest angeklebt, aber ohne andere schützende Umhüllung; auch bis 150 Stück kommen beisammen vor, wohl das Maximum, welches von einem W. gelegt werden dürfte. Ist während der Legezeit das Wetter besonders schön, so kann man im Allgemeinen eine höhere und reichere Ablage erwarten, ist es dagegen unfreundHch und besonders windig, so werden die Eier an die tieferen Stamm- gegenden abgesetzt, bisweilen findet man sie auch am oder im Moose, nahe am Fusse der Bäume, sei es, dass das legende W. vom Winde herabgewehet wurde, sei es, dass der Drang zum T as eil e n berg , Forstinsekten. 20 306 Zweite Abtheilung. Legen zu gross war und eher befriedigt werden musste, als sieh eine passendere Stelle auffinden Hess. Das Ei (Fig. 55 e) ist kugelig, aber etwas gedrückt und in der Mitte schwach vertieft, glatt und anfangs rosenroth, später graubraun und vor dem Ausschlüpfen der Raupe schwach perl- mutterglänzend. Normal sind die Eier in der zweiten Hälfte des August alle abgesetzt und schlüpfen etwa zwischen dem 9. und 26. Mai des nächsten Jahres aus, obgleich auch schon am 19. April das Ausschlüpfen in einem einzelnen Falle beobachtet worden ist. Ihre Lebensdauer beträgt somit 7 — 8 Monate. Es ist von einigen Seiten mit Bestimmtheit behauptet worden, dass auch vor Winters die Raupen ihr Ei entlassen hätten, und seitdem ich dieselbe Erfahrung an B. Salicis gemacht, zweifle ich keinen Augenblick mehr daran, dass auch hier bei ausnahmsweise warmer Witterung eine Verfrühung vorkommt ; ob aber die Raupen nach der Ueber- winterung noch lebensfähig sind? Die zur angegebenen Zeit, oder bei günstigem Wetter und sonnigerer Lage schon Ende April ausgekrochenen Raupen bleiben 4 bis 6 Tage beisammen, ohne etwas anderes als die Eischalen zu gemessen. Man hat die aus einem Eiercomplex entsprossenen Räupchen, so lauge sie beisammen sind, „Spiegel" und ihr Aufsuchen und Tödten das „Spiegeltödteu" oder noch kürzer „Spiegeln" genannt. Wie die Raupen des Dickkopfs und vieler andern Schmetterlinge lassen sie sich an einem Faden herab, wenn sie gestört werden, oder auch von einem Orte zum andern an demselben durch den Luftzug fortwehen, damit sie als so zarte Fussgänger ihre Kräfte nicht zu sehr opfern und bedeutende Umwege ersparen. Sobald sie erst halbwüchsig sind, häogen sie sich nicht mehr au einen Faden auf, sondern spinnen erst wieder bei der Verpuppung. Wenn die Raupen einzeln vorkommen, sieht man sie bei Tage lang ausgestreckt an den Stämmen sitzen, da sie meist nur während der Nacht fressen. Auffällig wird ihr Gebahrcn zu Ende längerer Frassperioden , wenn sie zahlreich von Schmarotzern bewohnt sind. Diese kranken Raupen drängen sich in dichte Klumpen an die Stammspitzen der Bäume zusammen, so dass sie weithin sichtbar werden. Dergleichen Raupenklumpen fand mau dann, nachdem die abgetressenen Bäume gefällt waren, on Maden der verschiedenen Schmarotzer förmlich wimmeln. Schmetterlinge. — ' Spinner. Bombyx monacha. 307 Hinsichtlich der Nahrung ist die Nonnearaupe wenig wäh- lerisch, ursprünglich auf Nadeln, Kiefern und Fichten an- gewiesen, geht sie in gemischten Beständen auch ebenso gern an Eichen, Buchen, Birken, in den Gärten an Apfel- und Pflaumenbäume, in der Noth an Lärchen, Wachholder Rhus typhina, an Heidelbeerstauden u. a. Im Altdorfer Walde unfern des Bodensee's, wo Fichten dominiren, griff sie ebenso gern Tannen an und erst zuletzt die Kielern, kurz, es lässt sich gar nicht bestimmen, welchem Baume sie den Vorzug gibt, sondern nur erfahruugsmässig behaupten, dass sie den Fichten- wäldern bisher am meisten geschadet hat, was mit der geringeren Widerstandsfähigkeit der Fichte im Vergleich zur Kiefer zu- sammenhängt. Sie frisst ausserordentlich verschwenderisch, indem sie die Nadel in der Mitte oder noch tiefer anbeisst und dann das untere Ende derselben bis zur Scheide aufzehrt oder an den Laubhölzern die Basis des Blattes sammt dem Stiele auswählt. Durch die herabfallenden Nadelspitzen oder am Grunde abge- fressenen Laubblätter verräth sie leicht ihre Gegenwart. Meist schreiten ihre Verheerungen von den untern Aesten nach oben fort. Unter den Kiefern sollen es vorherrschend die 20 — 50- jährigen Stangenhölzer sein, welche am meisten von ihnen zu leiden haben. In der Regel entnadelt die Raupe die Bäume nicht ganz, frisst auch nur während eines Jahres in demselben Distrikte; dann wandert der Schmetterling weiter*), seine Eier an noch unversehrte Bäume legend, so dass die Raupe, wo sie sich ein- mal eingenistet hat, ein Revier von dem einen bis zu dem andern Ende zu durchfressen pflegt. Hierdurch wird die Raupe Veran- lassung zu starken Durchforstungen und Plänterhieben, somit zu übermässigen Luftstellungen der Bestände und daher auch für die Kiefernforsten ein sehr unliebsamer Gast. In dem uns benachbarten, gemischten Bestände kommen alljährlich Nounen- raupen und Schmetterlinge vor, aber noch nie seit mehr denn einer Mandel Jahren haben sie sich in bedenklicher Weise ver- mehrt, obschon meines Wissens nichts gegen das Insekt unter- nommen wird. *) Der folgende Bericht lehrt die Wanderung nach entfernteren Strecken und Herr Oberförster Fikert hat die Einwanderung nach der Insel Rügen aus Däne- mark oder Schweden constatirt. 2U* 308 Zweite Abtheilung. Nachdem die Raupe 8 — 10 Wochen gefressen, die Puppe höchstens 3 Wochen geruht hat, kommt der Schmetterling zum Vorscheine. Nach Darlegung der normalen Lebeusökonomie dieses Un- geziefers können wir es uns nicht versagen, ein abnormes Auf- treten desselben zu schildern und zwar wählen wir hierzu den von Prof. Willkomm gegebenen Bericht über einen Nonuen- frass, der alle frühern derartigen Erfahrungen weit hinter sich lässt und die ostpreussischen, lithauischen, masurischen und pol- nischen Fichtenwälder in entsetzlicher Weise heimgesucht hat. Die aktenmässigen Ermittelungen haben ungefähr Folgendes fest- gestellt : Am 29. Juli 1853 erschien im Schwaiger Schutzbezirke, dem südlichsten des Rothebuder Forstes, die Nonne mit einem Male in wolkenartigen Massen, vom Südwind herangetrieben. Binnen wenigen Stunden verbreiteten sich die Schmetterlinge auch über die angrenzenden Schutzbezirke und zwar so mächtig, dass z. B. die Gebäude der Försterei Razonnen von ihnen förmlich in- crustirt, die Oberfläche des Pillwungsee's von ertrunkenen Schmet- terlingen wie mit weissem Schaume bedeckt erschien. Im Walde ist man durch die umherfliegenden und die Bäume be- deckenden Schmetterlinge an das stärkste Schneegestöber erinnert worden. Die Menge der vom 8. August bis zum 8. Mai des nächsten Jahres auf Rothebuder Revier gesammelten Eier wog ca. 300 Pfund und umfasste etwa eine Anzahl von 150 Millionen Eiern, indem durchschnittlich ihrer 15,000 auf 1 Loth gehen. Ausserdem wurden in der Flugzeit 2 V2 Scheffel preuss. weiblicher Falter, ca. 1,500,000 Stück gesammelt. Trotz dieser energischen Massregeln waren selbst in den drei- bis viermal abgesuchten Beständen die „Spiegel" in solchen Mengen vorhanden, dass man sich überzeugen musste, kaum die Hälfte der abgelegten Eier in jenen 300 Pfund gesammelt zu haben. Dies durfte aber auch nicht Wunder nehmen; denn die Weibchen hatten gegen alle bisherigen Erfahrungen ihre Eier nicht nur an die Wurzeln und das Moos der Bodeustreue, sondern auch an die höchsten Wipfel der Fichten abgelegt, was natürlich das Sammeln ungemein erschwert hatte. Die meisten Eier fand man an alten Fichten (bis 2 Loth an einem Stamme), längs der Wurzeln und im Moose, Schmetterlinge. — Spinner. Bombyx monacha. 309 gar keine an den noch glattrindigen Fichten; auch au rissigen Birken und Hainbuchen, an jenen bis zu 6 Fuss, an diesen bis zu 10 Fuss Bodenhöhe hinauf, sowie in den mit Kiefern ge- mischten Beständen fand man Eier, an diesen, aber nur selten und bis zu 20 Fuss Höhe hinauf, während sie, wie bereits er- wähnt, an den Fichten bis zum obersten Wipfel reichten. Auch hatten neben den Menschen der Buntspecht (Plciis major) und Fink zur Vertilgung der Eier ihr Theil beigetragen und waren ausserdem zahlreiche CZer«s-Larven um die Eierhaufen beobachtet worden. Bis zum 18, Mai (1854) wurde das „Spiegeln" mit unzureichenden Kräften auf Anordnung der Kegierung vor- genommen, obschon man sich keinen bedeutenden Erfolg davon versprechen durfte. Die frisch aufgelaufenen Räupchen frassen zuerst auf den überall eingesprengten Hainbuchen und gingen erst nach der Entwickelung der Maitriebe auf die Fichten über, wo sie zunächst diese so stark benagten, dass sie vertrockneten. Die Fichtennadeln verzehrten sie ganz, die Kiefernnadeln aber frassen sie in gewohnter Weise von der Mitte an, die Birken an den Blattstielen. In den aus Fichten, Kiefern und Laubhölzern gemischten Beständen kamen die Kiefern erst dann an die Reihe, wenn die Fichten kahl gefressen waren, die Hainbuchen dagegen gleichzeitig mit den Fichten; waren die Nadelhölzer kahl, so blieben die eingesprengten Weiden, Aspen, Eschen, Ahorne u. a. dennoch verschont, wogegen Farrnkräuter und Beerensträucher von den Hungernden angefallen wurden; Bäume, unter denen sich Haufen der rothen Ameise (Formica rufa) befanden , blieben vom Raupenfrasse verschont. Ein am ß. und 7. Juni eingetretener Nachfrost schadete den Raupen sehr wenig; dagegen fielen sie ermattet von den Bäumen und wälzten sich unter deren Schirme, wenn sie einen Bestand kahl gefressen hatten ; denn nach einem entfernteren sah man sie nicht wandern. Hier wurden viele von den Fröschen gefressen, andere mochten nicht zur Ver- puppung gelangen, ausserdem zeigten sich bereits angestochene Raupen, weil unzählige Microgasteren sie umschwärmten. Ende Juli 1854 und im August wurden die Bestände noch massen- hafter von den Schmetterlingen bedeckt, als das Jahr zuvor. Zu ihrer Vertilgung zündete man, wie schon das erste Mal, an vielen Stellen grosse Leuchtfeuer an. Wenn auch diese Massregel nicht 310 Zweite Abtheilung. den gewünschten Erfolg hatte, so stellte sich doch heraus, dass die Schmetterlinge in den kahl gefressenen Orten, wo allein Leuchtfeuer unterhalten wurden, ihre Eier ablegten und nicht weiter flogen, so dass dann die Vertilgung der Eier durch Ver- brennen der abgeschälten Rinde leicht bewirkt werden konnte. Allein trotzdem grosse Massen von Schmetterlingen selbst in den Feuern umkamen, erschien doch die Eierablage 1854 so massen- haft, dass man vom Sammeln derselben absehen musste. Da man im vorangegangenen Jahre die Rindenschuppen bereits bei dem Eiersuchen abgelöst hatte, so sassen jetzt an den Fichten die Eierhaufen auf der ganzen Oberfläche, die förmlich damit incrustirt war, und konnten an solchen mit den Händen abge- strichen werden. Die Wipfel waren diesmal nicht damit belegt, wohl aber Kräuter aller Art, besonders die in Masuren viel gebaute gemeine Tabakspflanze (Nicotlana rustica)^ Giebel der Häuser und Bretterzäune blieben nicht frei von ihnen. Hatte man im vorangegangenen Jahre 5 Sgr. für ein Loth Eier zahlen müssen, um Aufsucher zu erlangen, so erboten sich jetzt die Leute das Loth für 4 Pfennige zu liefern, woraus sich ein Schlnss auf ihr massenhaftes Vorhandensein ziehen lässt. Unter diesen Umständen kam im Mai 1855 ein Raupenfrass zu Stande, wie er noch nie dagewesen und im forstwirthschaftlichen Interesse nie zurückgewünscht werden darf. Bis zum 27. Juni waren auf Rothebuder Revier über 10,000 Morgen Nadelholzbestände kahl gefressen, 5000 andere Morgen so stark angegangen, dass ein vollständiges Kahlwerden in Aus- sicht stand. Bis Ende Juli waren die meisten Fichten des ganzen Reviers kahl, dieselben auf einer Fläche von 16,354 Morgen bereits getödtct, die auf einer 5841 Morgen haltenden Fläche so gut wie todt und nur 4I.)32 M. blieben ziemlich verschont. Die bis zum September trocken gewordene Holzmasse wird auf 264,240 Massen- klaftern oder auf 16 Klaftern für den Morgen geschätzt. Die Raupen machten keinen Unterschied mehr zwischen Nadel- und Laubholz, noch zwischen den Altersklassen ; denn auch Fichten- schonungen, ja vorjährige und heurige Kulturen wurden von ihnen befallen und abgefressen, wobei sich herauszustellen schien, dass die Pflanzungen am meisten zu leiden hatten. An Jüngern Fichten und Kiefern krümmten sich die Wipfel unter der Last Schmetterlinge. — Spinner. Bombyx monacLa. 311 der Raupen bogenförmig und an allen Bäumen hingen die Aeste abwärts. Der Raupenkotb, welcher zuletzt den Waldboden 2 — 3 Zoll hoch, stellenweise bis 6 Zoll Höhe bedeckte, rieselte ununter- brochen gleich einem starken Regen aus den Kronen der Bäume hernieder. Dieser Bericht bezieht sich nur auf das eine, mehr- fach erwähnte Revier, umfasst also nicht den Gesammtschaden durch die Nonnenraupe für die oben genannten Gegenden. Feinde. Den Eiern stellen nach: Spechte und Finken, wie wir aus dem eben gegebenen Berichte ersehen haben , ent- schieden auch Meisen, Goldhähnchen, Baumläufer, Spinnen und die kleine Zehrwespe Teleas laeviusculus. Aus den Raupen wurden erzogen: dieFWegen Echinomyia fem, Tachina bimaculafa und larvarum , von Schlupfwespen : Ichneumon melano- cerus, raptorius, siigillatorius, flavaforius, P'mipla imtigator, exanii- nator, rufata, varicornis, Campoplex rupax und eine ganz schwarze Art mit theilweise röthlich-weissen Beinen, Xißonomus irrigator, Microgaster mdanoscehts, soUtarius, Orthostigma flaoipes, Perilikis imicolor-^ ferner wird sie von einem Faden wurme bewohnt. Den Raupen und Puppen gehen ausserdem*" nach der Calosoma sijco- plianta sammt seiner Larve, j euer wenigstens Ameisen, Spinnen, Baumwanzen. Den Schmetterling fangen einzelne der grösseren Libellen, Sperlinge, Fledermäuse, besonders aber auch Meisen, Finken und Schwalben. Gegenmittel. 1. Das Eiersammeln (Eiern) vom Sep- tember bis zum April ist nach Ratze bürg die vortheilhafteste Bekämpfung; denn: a. Es greift das Uebel an der Wurzel an. b. Es kann in einem Zeiträume von 8 Monaten vorgenommen werden, c. Es bedarf keiner Beaufsichtigung Seitens der Forst- beamten, sobald erst Leute angelernt sind und diesen durch Führung nach solchen Stellen, wo sie viele Eier linden und durch einen angemessenen Lohn (ä Loth ',4— '/o Thlr.), welcher Satz allmählich erniedrigt wird, Lust zur Arbeit gemacht worden ist. d. Es ist nur scheinbar theuer und eignet sich am besten, das aufgebotene Arbeitslohn nach dem erreichten Vortheilc zu nor- miren. e. Durch die Arbeit selbst werden die später nothwen- digen erleichtert, indem durch Beseitigung der Rinderschuppen das Eiern für das nächste Jahr und das Spiegelauffindcn bedeutend vereinfacht werden. 312 Zweite Abtheilung. Da die Eier, wie wir wissen, hinter ßindenschuppen an- geklebt sind, so bedarf es eines schneidenden Werkzeuges, um diese abzulösen und ausserdem eines Behälters, in welchem die aufgefundenen Eier möglichst bequem und vorsichtig eingesammelt werden; denn alle diejenigen, welche herunterfallen, entwickeln sich und schmälern somit den Arbeitslohn wie den Erfolg für den Forst. Das Abborken geschieht am besten mit einem kurz- klingigen Messer, welches für die höhern und dünneren Schuppen der Kiefern und für die stets dünnern der Fichten ausreicht ; für die kräftigen Rindenschuppen der untern Kiefernstammpartien kommt ein Meisel in Anwendung (Beile sind nicht zuzulassen). Der zweite Akt, das Sammeln der Eier, ertordert besondere Vor- sicht, weil sie leicht abspringen und verloren gehen. Zum Ein- sammeln wird ein Säckchen, das an einem Bügel befestigt sein muss, vorgeschlagen. Der Bügel könne aus einer Buchen- , Wach- holder- oder sonstigen Zwassel sein, müsse aber eine Ecke haben, wird von Hrn. Ratzeburg angegeben. Bequemer scheint mir ein Bügel von schwachem, Jedermann zugänglichem Draht, dem man jede beliebige Ecke geben kann, welche nöthig ist, um ihn an den Ritz anzudrücken, aus welchem man die Eier unmittelbar in das Säckchen zu kratzen hat. Ein noch besserer Sammel- apparat scheint mir eine Wein- oder grössere Arzneiflasche zu sein, in deren Hals man ein kleines Blechtrichterchen oder ein trichterartig gebogenes Kartenblatt etc. befestigt und diese grössere Mündung durch einen Einknick für das Einsetzen in den Ritz am Stamme geeignet macht. Beim Abnehmen der Eier hält man den Sammelapparat unter und schabt sie ohne Weiteres hinein, oder besser noch, man legt die etwas angefeuchtete Daumenspitze auf dieselben und schiebt gleichzeitig die Klingenspitze hinter sie und fasst sie auf diese Weise zwischen diese und die Finger- spitze. Jeder, auch der einfachste Arbeiter, wird nach seiner Bequemlichkeit eine Manipulation erfinden, wenn er nur weiss, wo er die Eier findet und dass er beim Sammeln derselben wo- möglich nicht eins verloren gehen lassen darf. Anfänglich suchen die Arbeiter am liebsten in bequemer Höhe (Brusthöhe) ab, doch bei gründlichem Eiern muss bis zum Fusse und mit Hilfe einer Leiter bis mindestens 15 Fuss vom Boden gesucht werden. In grössern nur mit Leitern erreichbaren Höhen wird die Arbeit ScLniütterlinge. — Spinner. Bombyx monaclia. 313 meist lohnender und au Kiefern wegeu der dort dünneren Riuden- schuppen auch bequemer. Es verstellt sich von selbst, dass in den Gegenden die meisten Eier zu finden sind, wo sich im Jahre vorher die meisten Schmetterlinge zeigten, nur nicht da, wo der Frass am stärksten war. Hat sich die Nonne bereits in bedeutenden Mengen gezeigt, so dass die Eier sehr zahlreich angetroffen werden, so scheint mir folgendes summarische Verfahren am Platze zu sein. Man breitet eine Plane etwa von Form eines Radmantels um den Fuss des Baumes so, dass sie gut um den Stamm schliesst und einige Fuss ringsum den Boden bedeckt. Dann wird von unten nach oben mit einem wiege- oder schnitzemesserartigen Instrumente die Borke abgeschnitten. Sie fällt auf die untergebreitete Plane und hier können nun Kinder die Stücke untersuchen und die Eier sammeln; der auf diese Weise geglättete Stamm wird nachher weiter revidirt , nachdem der Arbeiter seine Hände frei be- kommen hat. Bevor die Eier abgeliefert werden, müssen sie von den an- hängenden Rindenstückchen, von dem Moose und Staube gereinigt sein. Auf einem nicht zu tiefen Teller werden mittelst .vorsich- tigen Schwenkens und Blasens die "leichten Theile entfernt, wenn die gröbern vorher mit den Händen oder durch Sieben weg- gebracht worden sind. Nach der Ablieferung sind sie sobald wie möglich zu verbrennen, aber in kleinen Partien und auf einem freien Platze; denn sie explodiren heftig. Welche Eiermassen zusammengebracht werden können, er- sieht man aus obigem Berichte des Herrn Willkomm, ja wie Rossmässler erzählt, sind im Biesenthaler Reviere (Provinz Brandenburg) 1839 40 10 Centner Nonneneier gesammelt und das Loth auf 20,000 Stück berechnet wo: den. 2. Das Spiegeln, Tödten der jungen Räupchen (Spiegel), kann nur von Mitte April an bis in den Mai vorgenommen werden und ist darum unsicher, weil die Zeit des Auskriecheus und das Hervorkommen der Räupchen aus ihren Schlupfwinlvcln von der Witterung abhängt, weil es daher kommen kann, da s jetzt zahl- reiche Arbeiter ohne Beschäftigung UMhergehen und dann wieder für die zu beschleunigende Arbeit dl:; Kräfte fehlen. Am l)csten ist es, man beobachtet von Mitte .\pril ab an einem sonnigen 314 Zweite Abtheilung. und an einem schattigen Orte einige Eiernester; sobald sie einen starken Perlmutterglanz annehmen, erscheinen die Räupchen bald, kriechen hervor, bleiben aber noch 1 — 5 Tage auf der Ober- fläche der Borke sitzen und die Arbeiter müssen in Bereitschaft gehalten werden. Bei der Arbeit selbst ist nun folgendes zu beachten: a. Die Anstellung und Leitung der Arbeiter. Sollen sie ordentlich controlirt werden, so bedarf es nach Ratze- burg für 10, höchstens 15 Personen eines Aufsehers, der nicht selbst Hand anlegt, sondern den Fleiss und die richtige Hand- habung der Werkzeuge überwacht und hinter der Linie einzelne Bäume revidirt. — In Revieren, wo Stangenorte mit stärkerem Holze abwechseln, gebraucht man auf 10 — 15 Morgen einen Arbeiter, also auf 1000 — 1500 100 Arbeiter, wenn sie ein Mal durchgehen sollen. Da es aber nöthig, dass sie es öfter thun, um die nach und nach auskriechenden Spiegel zu vernichten, so können dieselben 100 Arbeiter nur 300 — 500 Morgen absuchen. Sie müssen nach 3 — 4 Tagen immer wieder denselben Strich nehmen. Kann man mit seinen Kräften alle 12 Tage denselben Ort von Neuem durchsuchen, desto besser. Es muss ferner darauf gehalten werden, dass die Leute beim Durchgehen möglichst gerade Linie halten, damit keine Stämme übersehen werden. Ausser Männern können auch Frauen und Kinder (letztere j'edoch nicht unter 12 Jahren) verwendet und diese je einem Erwach- senen zugesellt werden, damit sie die unterste Stammpartie absuchen. b. Die zweckmässigsten Werkzeuge bestehen in einigen Händen voll Werg oder alter Lappen (auch Moos), mit welchen die Spiegel am Stamme zerrieben werden, in einer 8 — 10 Fuss langen Stange, welche an ihrer Spitze mit demselben Material umbunden ist und von Denjenigen getragen wird, die in den obern Regionen die Spiegel zerstören. Sitzen die Spiegel tief in Ritzen, so muss ein Stäbchen, ein Messer, eine geeignete Rinden- schuppe zur Hand sein, damit man jenen beikommen kann. c. Bei den stärkeren Stämmen haben sich die Arbeiter ver- hältnissmässig länger aufzuhalten, als bei schwachen; denn an ihnen ist die Summe der Raupen nicht nur eine grössere, sondern sie sitzen auch höher und daher müssen einige Leitern nach- getragen werden. Jeder Baum muss ringsum besehen und dabei Sehmetterlinge. — Spinner. Bombyx monacha. 315 berücksichtigt werden, dass z. B. an starkem Holze die ersten Spiegel mehr oben sitzen, weil sie hier unter der schnell durch- wärmten schwächeren Rinde früher hervorgelockt werden, als aus den weiter unten hinter dicken Rindenschuppen gelegenen Eiern; an dem untersten Stammende pflegen die Spiegel am spätesten zu erscheinen, an Fichten zuweilen hier allein. Bei einer allgemeinen, nicht zu bewältigenden Verbreitung der Spiegel sind die werthvollsten Orte natürlich zuerst zu berücksichtigen und zu schützen. 3. Das Sammeln der Raupen, Puppen und weib- lichen Schmetterlinge im Juni, Juli kann erfolgreich nur durch „Anprallen'' an die Stämme und bei starken Kiefern auch an die untersten Aeste der Bäume ausgeführt werden; es fallen bei dieser Gelegenheit auch die meisten Puppen herab, die, wie wir sahen, hinter einigen Fäden au den Stämmen sitzen; die wenigen, welche höher in den Zweigen angesponnen sind, haben sich in der Regel als angestochen erwiesen. Das Sammeln des weiblichen Schmetterlings wird von v. Holleben an die Spitze gestellt und zwar mit vollem Rechte. Allerdings muss es vorgenommen werden, sobald sich der Schmetterling zeigt, also ein Frass eben erst beginnen soll. Herr v. H. deducirt ganz richtig, ungefähr so: was kann man wohl für einen einzigen weiblichen Falter mit Eiern im Leibe geben, wenn man später genöthigt ist, seine auf 6 folgende Jahre vertheilte Nachkommen- schaft zu verfolgen? oder wenn man beim Unterlassen dieser Verfolgung tausende und abertausend Stämme dem Tode preis- geben muss ? Die Nonnenweibchen lassen sich sehr bequem ein- sammeln und werden, sofern ihrer noch verhältnissmässig wenig vorhanden sind, auch bewältigt werden können, da ja das ur- plötzliche und massenhafte Auftreten wie bei dem oben erwähnten grossartigen Frasse zu den Seltenheiten gehört. Trübe Tage oder frühe Morgenstunden eignen sich am besten zum Einsammeln der Schmetterlinge, weil sie dann ziemlich fest sitzen und an diesen kann man sie mit Stangen aus unerreichbaren Höhen auch herabwerfen, ohne ihr Wegfliegen befürchten zu müssen. Den Unterschied zwischen M. und W. lernt aber sofort jedes zum Einsammeln angestelltes, selbst jüngeres Kind kennen. Im nächsten Jahre ist das Sammeln der W. fortzusetzen, wenn es nöthig sein 316 Zweite Abthcilung. sollte, und nur in dem Falle früherer Versäumniss oder eines schon weiter fortgeschrittenen Frasses sind die Vertilgungsmittel in der angegebenen Reihenfolge gründlich und so viele Jahre lang vorzunehmen, als die Verhältnisse dazu zwingen. Anzünden von Leuchtfeuern zum Selbstfangen der Schmetter- linge haben in keinerlei Weise einen Vortheil geboten. In gemischten Beständen sind die Verwüstungen erfahrungs- mässig nie so bedeutend als in reinen Nadelhölzern und hier sind es wieder die Fichten, welche vor den Kiefern zu leiden haben. Bei \^4, '/s , ja \/2 Verlust an Nadeln kann sich die letztere wieder erholen, während die Fichte mit wenigen von der Oertlichkeit bedingten Ausnahmen in diesem Falle entschieden abstirbt. Bei den abgestorbenen Fichten machte Herr v. Hol- leben noch die interessante Beobachtung, dass die Stämme schon von Weitem aussahen, als wenn sie bis zu einer Höhe von 75'" vom Boden aus tüchtig mit Wasser durchweicht worden seien, und als ob dasselbe nur an einzelnen grösseren oder kleineren Stellen habe eindringen und die durchweichte Borke dunkelbraun färben können. Verwundet man dergleichen dunkle Flecke, so findet man den Saft in vollständiger Auflösung begriffen und von den Stellen ein Schwarzwerden ausgehen, welches sich allmählich weiter verbreitet. Ja selbst am gefällten Holze erschienen diese Stellen wie Krebsschäden, welche durch das Behauen anfangs verschwinden, allmählichwiedersichtbar wurden und das behauene Holz als krank erscheinen Hessen. So weit darf man es jedoch gar nicht kommen lassen, sondern muss, sobald die Fichte in der oben angegebenen Weise, die Kiefer dagegen bis auf ver- einzelte Büschel entnadelt sind, bei beiden nicht mit dem Ein- schlagen zögern j damit sich nicht andere, weiter zerstörende Insekten, wie die Borkenkäfer etc., einnisten und ihrerseits die Zerstörungen fortsetzen ! 57. Der Eicheii-Prozessioiisspinner , Bonibyx (Gastropacha, Ctiethocampa) proccsslonca L. f. Das W. (Fig. 56) ist dünn bräunlich- grau beschuppt, über die Vorderflügel gehen 2 verwischte dunklere Querbinden, die äussere dem Saume ziemlich parallel und schmal, schärfer begrenzt, die innere steiler und verwischter, so dass das Wurzelfeld mit Ausschluss der Wurzel selbst dunkler erscheint; in dem am Innenraude verschmälerten Mittelfelde steht meist, Schmetterlinge. — Spinner. Bombyx processionea. 317 W^ /nr d JuJr, Weiblicher Eichen-Prozessionsspinner nebst Raupe. dem Vorderrande nahe gerückt, ein lichter Fleck und hinter der hintern Querliuie am Vorderrande noch ein dunkler Wisch. Die Hinterfltigel sind lichter und haben eine sehr schwache dunklere Querbinde, die als Fortsetzung der „. .., ^ ' " , Flg. ob. hintern des Vorderflügels erscheint. Der Mittelrücken ist zottig grau- braun behaart, der walzige bräun- liche Hinterleib endet in einen brau- nen, knopfartigen Büschel kurzer, dichter Haare. Die Fühler sind rostbraun, 2reihig gesägt. Lg. 15, Br. 37-"™. Das M. ist kleiner und schärfer gezeichnet. Die braungraueu Vor- derflügel haben 3 dunklere, deutliche Querbindeu, die dritte nahe der Wurzel und parallel der Innern, das Mittelfeld abgrenzenden, den dunklen Wisch hinter der hintern an dem Vorderrande ; ein lichter dahinter und die Flügelwurzel fast weiss. Die Hinterflügel sind schmutzig weiss und haben eine dunkle, am Afterwinkel fleckig endende Querbiude als Fortsetzung der hintern des Vorderflügels. Alle Franzen sind dunkler und heller gefleckt; die Fühler mit 2 Eeihen rostbrauner Kammzähne besetzt. Der Mittelleib ist grau ,und bräunlich zottig behaart, der schmäch- tigere, graubraune Hinterleib läuft in einen Afterbart aus. Lg. 9, Br. 31°^°^. — August, September. Lokal, zumal in Nord- deutschland, in der Ebene und den tieferen Stromthälern , in Preussen, Pommem, Mecklenburg und Holstein noch nicht beobachtet. Südlich bis Ligurien, westlich von Paris bis Livland und Ungarn, Lauenburg für Deutschland die nördlichste Grenze. Die 16füssige Raupe ist durchaus gleichdick, vom Bauche bis zu den Luftlöchern licht grünlich grau, dann licht bläulich grau und in einem breiten Streifen über den Rücken schwärzlieh; schildförmige Flecke, je einer auf jedem Glicde, bilden diesen Streifen. Ausserdem stehen auf jedem Gliede 10 rötblich-braune (die seitlichen lichter) Knospenwarzen, und zwar auf den 3 ersten in einer Querreihe, auf den folgenden sind dagegen die beiden 318 Zweite Abtheilung. mittleren etwas vorgerückt. Diese Warzen tragen lange und mebre sehr lange weisse Haarbüschel (Brennhaare, welche starke Entzündung auf der Haut des Menschen und auf den Schleim- häuten der Thiere erzeugen). Kopf gross und braunschwarz. Lg. 30'"™. Die jungen, eben ausgeschlüpften Raupen sind gelb und haben einen schwarzen Kopf, schwarzes Nackenschild, schwarze Beine, ausserordentlich lange schwarz und weisse Behaarung. — Gesellig vom ersten Frühjahr bis zum Juni an Eichen. Die Puppe ist gedrungen, fast tonnenförmig, hellbraun mit kantig vorstehenden Leibesringen und an dem etwas dunkleren stumpfen Ende mit 2 nach aussen gebogenen Haken besetzt. Sie ruht in einem papierartigen, schmutzigweissen Cocou, deren eine grosse Menge, bienenwabenartig fest mit einander verbunden, mit den Hinterenden dem Eichenstamme in tiefer Region angeheftet sind. — Juli. Lebensweise. Im August oder auch erst im September schlüpft der Schmetterling von 8 Uhr Abends bis gegen 11 Uhr aus und die sehr lebendigen Männchen fliegen, sowie ihi*e Flügel entfaltet sind. Es erfolgt alsbald die Paarung und dann der Tod der M. Das W. lebt noch so lange, bis es seine 150 — 250 Eier in Häufchen und lose mit einigen Afterhaaren bedeckt au die Rinde der Eicheustämme abgesetzt hat. Die verhältnissmässig kurze Lebensdauer und die Rindenfarbe der Schmetterlinge, sowie ihr verstecktes Ruhen bei Tage mögen Ursache sein, dass man sie ausserordenthch selten zu sehen bekommt, besonders wenn man an die sehr auffälligen und zahlreichen Gespinnst- ballen der Raupen denkt. Die Eier sind weisslich und etwas plattgedrückt, überwintern an den Stämmen und entwickeln sich in der Regel erst Mitte Mai. Die Raupen halten sich nicht blos wie die meisten andern, welche unter denselben Verhältnissen geboren werden, in dem ersten zwei Drittel oder drei Viertel ihres Lebens zusammen, sondern bis zur Verpuppung, die sie gleichfalls, wie wir sahen, in Gemeinschaft vornehmen. Das Interessanteste in ihrer Lebensweise besteht in dem prozessions- artigen Aufziehen nach und Abmarschiren von den Weideplätzen. Am Tage ruhen sie am Stamme, tiefer oder höher, gern auch in einer Astgabel, sitzen klumpenweise neben und über einander. Schmetterlinge. — Spibne»'. ßombyx processioncä. 319 Sobald aber der Abend kommt (gegen Sonnenuntergang), ziehen sie höher hinauf nach den Blättern, eine voran, eine zweite hart hinter ihr und so fort bis zu der letzten, im Gänsemarsch, wenn die Gesellschaft aus nur wenigen Gliedern besteht; ist sie grösser, so folgen nach der Anführerin 2 im zweiten Gliede und nach und nach mehre neben einander, so dass der Zug eine keilförmige Gestalt in seinem vordem Theile annimmt, sich nach hinten aber wieder mehr verschmälert. Die Anführerin ist keine bestimmte und kann wechseln während des Zuges. Ebenso verlassen sie gegen Morgen (zwischen 5 und 7 Uhr) den Weideplatz und knäulen sich wieder an der Rinde des Baumes zusammen. Dieser Ruheplatz wird wohl auch mit einigen losen Gespiunstfäden um- zogen und besonders dann, wenn die Häutung bevorsteht, welche sie gleichfalls auf dem Ruheplatze durchmachen. Die Häute bleiben an den Fäden hängen und werden mit der Zeit vom Winde zerzaust. In den ersten Wochen ihres Lebens haben die Raupen keinen bestimmten Ruheplatz, sie wählen ihn hier und da, später aber, wenn sie mehr als halb erwachsen sind, kehren sie an denselben, der zu einem wirklichen Neste wird, zurück. Dieses ist je nach der Menge der Raupen von verschiedener Grösse und verschiedener Form, hat aber immer aus einiger Ent- fernung das Aussehen eines knorrigen Auswuchses der Rinde. Es wird durch die in den Fäden hängen bleibenden Kothklümp- chen immer undurchsichtiger, enthält die nach der Häutung zurückgebliebenen Raupenbälge, welche bisweilen vollkommen gut erhalten sind, hat nach oben an der Seite einen Ausgang und befindet sich in sehr verschiedenen Höhen am Baume, bis- weilen nur einen Fuss vom Erdboden entfernt. Sind die Raupen zur Verpuppung reif, so verdichtet sich das Nest noch mehr durch Gespinnstf aden , und hinter diesem mit den Haaren der Raupe durchwebten Filze befinden sich dann die wabenartigen Cocons mit den Puppen. Bei dem normalen Vorkommen der Prozessionsraupe dürften die Gesellschaften, die zusammen marschiren, zusammen ruhen und sich zuletzt zusammen verpuppen, auch zusammen aus den Eiern gekrochen sein; sind sie aber in grössern Mengen an einer Stelle, so dass sie die Bäume vollständig entlauben und genöthigt sind, über den Boden zu kriechen, um neue Weide- 320 Zweite Abtheilung. platze aui'zusuchen, so mag es auch vorkommen, dass sich mehre Gesellsc halten vereinigen und dass dadurch bedeutend grössere Nester entstehen, als nach der Menge der bei einander abgelegten Eier zu erwarten wäre. Umgekehrt kommt aber auch bei wei- teren Wanderungen der Fall vor, dass einzelne vom Hauptheere versprengt werden und eine kleinere Kolonie bilden. Sind die Eichen abgefressen, so zwingt die Noth zu anderem Futter; es werden zunächst die benachbarten Laubhölzer angegriffen, ja mau hat sie ausnahmsweise über Feldfrüchte, wie Kartoffelkraut, Bohnen, Flachs, Kohl herfallen sehen (nach Herrn Nicolai' s Bericht). Die bewohnten Gespinnstballen bekommen im August ein rundes Loch nach dem andern, als Beweis, dass der Vogel ausgeflogen ist. Feinde. Den Eiern stellen entschieden dieselben Vögel nach, welche bei der Nonne genannt worden sind: Meisen, Goldhähnchen, Baumläufer, Spechte, den Raupen und Puppen, erstereu aber vorzugsweise der Kukuk (Herr AI tum fand 97 Raupen von Vs Vollwtichsigkeit bei der Sektion, nach- dem er etwa 10 Minuten lang dem Aufnehmen der Raupen seitens des Vogels zugesehen hatte), die Nester ausfresseud, Calosoma sycophantii und seine Larve. Ueberdies sind eine Reihe Schma- rotzer aus den Raupen erzogen worden , die Schlupfwespen : Pimpla instigator, examinator, Anomalon auritum, I^erilifus hrcvi- cornis, JPteromalus jjrocessioneae] Herr Ratzeburg erzog daraus die angeblich neuen Raupenfliegen Tacfiina ochracea, processioneae, iliaca. Gegenmittel zu Gunsten des Forstes. Das Eiern und Aufsuchen der Schmetterlinge ist hier nicht möglich, weil sich beide nicht auffinden lassen, wohl aber fallen die Gespinnstballen hinreichend in die Augen. Diese werden, wenn sie in grössern Mengen vorhanden, am sichersten mit Pechfackeln, die man, wenn nöthig auch an Stangen bindet, verbrannt. Sind sie einzeln, so stösst man sie herab oder zerdrückt sie besser gleich am Baume mit einer zweckmässigen Vorkehrung (einer an eine Stange befestigte Drahtbürste, einen möglichsten harten Ballen an der Spitie einer Stange). Sind die Puppen schon vorhanden, so empfiehlt sich am einfachsten das Abstossen und das Ver- brennen derselben, nachdem sie auf einen Haufen zusammen- Schmetterlinge. — Spinnei*. Botnbyx processiouea. 521 gebracht worden sind. Die hierbei beschäftigten Arbeiter haben sich die Gesichter einzufetten, den Hals durch in die Höhe geschlagenen Kragen, die Hände durch Handschuhe zu schützen, die Arme durch Zubinden der Aermel, die Füsse durch Ein- stecken der Beinkleider in die Stiefel oder ebenfalls durch Zu- binden; denn die loosen Haare, welche sich reichlich in den Nestern befinden, haben sehr unangenehme, gleich näher zu er- örternde Wirkungen. Gegenmittel zu Gunsten von Menschen und Vieh, welche in befallene Distrikte kommen; dieselben werden zum Theil unnöthig werden, wenn man die Vorsicht gebraucht, die von der Prozessionsraupe befallenen Gegenden gründlich ab- zusperren und weder Vieh darin weiden noch Menschen hinein- zulassen, die Erdbeeren, Himbeeren, Kräuter etc. suchen. Die zahllosen, ausserordentlich kleinen mit zahnrandigen Spitzen versehenen Brennhaare der Raupen sind zwar auf dem Körper der noch lebenden aus der Entfernung ohne Bedeutung, wohl aber die an den Bälgen nach den Häutungen in den Gespinnst- ballen zurückgebliebenen. Dieselben werden vom Winde weg geweht, bedecken die Blätter der Sträucher und Bodenpflanzen und fliegen zahlreich in der Luft umher. An und für sich würden die nur ausserordentlich feinen Stacheln auf der Haut und besonders auf den feinen Schleimhäuten, wenn sie ein- geathmet werden, einen unangenehmen Reiz und schwächere Entzündungen hervorbringen, nun enthalten sie aber noch einen ätzenden Stoif in ihrer innern Höhlung (Ameisensäure?) und wirken ganz ähnlich, wie die Härchen der Brennnesseln. Wenn ich mir, Behufs der Aufzucht, mit den Prozessionsraupen zu schaffen machte, so waren es zunächst die Stellen des Hand- rückens zwischen den Fingern und der Nacken, wo das Jucken und Brennen die Wirkungen jener Haare verrieth. Rothe Fleck- chen, gleich einem Friesel, sind dann die äusserlich sichtbaren Zeichen und stundenlang hält der höchst empfindliche Reiz auf die Haut an, welcher an den Augen und besonders in den innern Theilen noch viel empfindlicher auftritt. Schafe werden meist von Augenentzündungen und heftigem Husten befallen, eben so Kühe und Ziegen, bei denen auch noch innere Entzündungen und Hautbeulen hinzutreten. Das heftige Jucken T.ischeiiberg, Forstinsckteu. 21 M Zweite Abtheilutig. vermag die Thiere in wahrhafte Raserei zu versetzen und diö Wirkungen hervorzubringen, wie wir sie in den Berichten aus den südlicheren Theilen Deutschlands und aus Ungarn lesen, wo die berüchtigte Columbatzscher Mücke über das Heerdevieh herfällt: es rennt sich schliesslich zu Tode. Nicht minder ge- fährlich werden diese Brennhaare dem Menschen, besonders den Holzarbeitern, welche sie einathmen, oder durch ihre Mahlzeiten mit verschlucken, so dass also Jedermann alle Ursache hat, in ehrfurchtsvoller Entfernung von einem Distrikte zu bleiben, in welchem die Prozessionsraupe massenhaft verbreitet ist. Ist nun aber die Nähe solcher Distrikte nicht zu vermeiden, sind besonders Arbeiter mit der Zerstörung der Gespinnstballen beauftragt, so haben sie, wie schon früher bemerkt, ihre Körper- theile möglichst gegen den Einfluss der sie umgebenden Atmo- sphäre abzuschliessen und diejenigen, welche sich nicht ab- schliessen lassen, wie das Gesicht, mit Oel oder Fett zu bestreichen, weil dieses unempfänglicher gegen die Brennhaare macht, den Mund zu schliessen oder hinter einem vorgebundenen Tuche etc. zu athmen. Sind aber trotz aller Vor- sichtsmassregeln doch Entzündungen ein- getreten, so können bei leichten Fällen allerlei Hausmittel viel zur Linderung beitragen, als da sind: fleissiges Ein- reiben mit Oel oder Sahne (Reaumur empfiehlt dazu Petersiliensaft), Bähungen und Waschungen mit warmer Milch. Auch innerlich helfen zunächst und lin- dern mindestens den Reiz das Trinken von Oel oder Milch; ist Neigung zum Brechen vorhanden, so unterstütze man dieselbe durch die bekannten Hausmittel ; sind die Schmerzen in den Lungen oder im Unterleibe heftig und der Arzt nicht gleich zur Stelle zu schaffen, so werden 10 — 12 Blutegel für die betreffende Körper- stelle empfohlen und die Beförderung Uingclsi.inner und seine Raupe. dcS NachblutcnS. Jedenfalls ist CS Schmetterlinge. — Spiniler. Bombyx neustria, 323 gerathen, bei innerem Leiden, so bald es sein kann, ärztliche Hilfe 4n Anspruch zu nehmen ! 58. Der Riiiftelspiiiiier, Weissbucheii- , Zwetscheiispiiiner, Bonihyx (Gastropaclm) neustria L. Der ganze Körper, Fühler und Beine sind wie die Flügel gefärbt, und zwar entweder blass ockergelb, oder, jedoch seltener, mit Einmischung von roth, ge- sättigt rothbraun, die Franzen weissfleckig. Durch den Vorder- flügel ziehen 2 röthlichbraune Querbinden, die bei den dunk- leren Stücken heller, also gelblich gefärbt sind. Die innere dieser beiden Querbinden ist nahezu gerade, die äussere sanft gebogen, in .der Vorderrandshälfte nach aussen, in der Innen- randshälfte nach innen. Beide schliessen nicht selten, besonders beim W., ein dunkleres Mittelfeld ein, wie in unserer Abbildung. Lg. 18, Br. SS'"". — Juli überall in Europa, vom südlichen Lappland bis Calabrien und Kleinasien, von England bis zum Altai. Die 16füssige Raupe, wegen ihrer Färbung „Livreeraupe" genannt, hat lange, weiche Haare über den Körper zerstreut und einen graublauen Kopf mit 2 schwarzen Punkten, welche man für die Augen halten könnte, wenn sie jemals an dieser Stelle und in dieser Grösse vorkämen. Sie ist schlank, blaugrau und wird von 6 rothgelben, bunt eingefassten und etwas geschlän- gelten Längslinien durchzogen, von denen eine über den Luft- löchern, die beiden andern dicht neben einander beiderseits einer schmalen, etwas weisser grauen Mittellinie hinlaufen. Lg. 45'"'" bei durchaus gleichem Querdurchmesser. Das eben ausgeschlüpfte Räupchen ist ganz schwarz, in den Gelenkeiuschnitten bräunlich und mit sehr langen, bräunlichen Haaren besetzt. — April, Mai (Juni). Die Puppe ist bläulich braun, beiderseits stumpt und ruht in einem eirunden, dichten weissen, aber gelb durchstäubteu Gespinnste, welches die Raupe an Baumstämmen oder zwischen wenigen Blättern anheftet. — Juni. Lebensweise. Der Schmetterling entschlüpft für gewöhn- lich im Juli der Puppe und ruht bei Tage mit dachartig den Leib deckenden Flügeln an versteckten Orten, so dass man ihn im Vergleich zu seiner auffälligen und in grossen Mengen vor^ handenen Raupe nur selten zu sehen bekommt. Gleich nach 21* 324 JÜweite Abtheilung. der am Abend erfolgten Entwickelung suchen die lebhafteren Männehen die W. auf, es erfolgt die Paarung, welche man nie zu sehen bekommt, und kaum 8 Tage später beginnt das W. sein Brutgeschäft, indem es um die dünnen Zweige aller Arten von Obstbäumen, der Eichen, Weissbuchen, Rüstern, des Weissdorns, Schwarzdorns u.a. die Eier ringsum so fest anleimt, dass sie einen steinharten Ring von der grauen Farbe des Untergrundes und dem Ansehen unserer Fig. 58 bilden. Ihre Anzahl ist verschieden, kann sich aber bis auf mehre Hunderte belaufen. Im nächsten Frühjahre schlüpfen mit dem Schwellen der Knospen die Raupen aus, an solchen Stellen, wo die Frühlings- sonne besser durchwärmt, früher als an beschatteten. Sie spinnen einige Fäden, welche ihre Ruhestelle und die Wege kennzeichnen, auf welchen sie zum Frasse ausziehen, ja an den Zweigen eines Hainbuchenbusches Eier des sah ich in den Winkeln der Aestchen ein an 52'"'" langes, Spinners. <^ieselben verbindendes Gespinnst, obgleich sie ohne eigentliches Nest bis kurz vor der Verpuppung zu- sammen bleiben. Eine Gesellschaft kann ein grosses, dürres Eichenblatt auf einer Seite vollkommen bedecken, für gewöhnlich sitzen sie, wie die Raupen des Dickkopfes, gedrängt in den Astgabeln oder unter einem stärkeren Aste, auch sonst wo am Stamme, lassen sich gern von der Sonne bescheinen und schla- gen dann wohl in ihrem Behagen mit dem Vordertheile. des Körpers lebhaft um sich. Sie fressen zunächst die Knospen aus, so dass diese gar nicht zur Entwickelung gelangen können, später das junge Laub. Vor der Verpuppung zerstreuen sie sich; denn die Puppen werden nie so gedrängt beisammen gefunden (höchstens eine geringe Anzahl) wie man die Raupen zu sehen pflegt. Feinde hat der Ringelspinner und namentlich seine Raupe unter den Thieren eine Menge. Nach Bouche wären Finken und Sperlinge die grössten ihrer Feinde unter den Vögeln, erschöpft hiermit aber schwerlich dieselben, da die Insekten- fresser gewiss jene nicht verschmähen. Von Insekten sind mir, den Raupen nachstellend, bekannt geworden: die Fliegen Exo- rista lihatrix Fz., Tachina rustica Mg., die Schlupfwespen : Pimpla Schmetterlinge. — Spinner. Lombyx Salicis. 325 instigator, stercorator, flavipes, Oryxjtus cymmtor, 3Iesostenus ligator, Tryphon miistriae, Microgaster Gastropaclme BoiicM, Emyrtus tardiis, Pteromalus Zelleri; die Eier stechen an Teleas omdomm Boiiche und terebrans. Ueberdies suchen die beiden Laufkäfer Calosoma sycophanfa und inquisitor die Raupen zur Nahrung auf. Gegenmittel lassen sich nur gegen die Raupen anwenden, so lange sie in Menge an den Stämmen und Aesteu sitzen, hier werden sie a. am besten mit stumpfen Besen zerdrückt, b. durch eine Ladung Pulver ohne Pfropfen, welche man dicht unter ihnen abfeuert, zerschossen, was sich eben so bei den Dickkopfraupen anwenden lässt, so lange sie eine gleiche Stellung einnehmen. Fressen die Raupen an Büschen, wo sie sich höchstens auf einem Blatte ansammeln können, jedenfalls aber nicht in Menge auf keinem hinreichend festen Hintergrunde, welcher ihr Zerdrücken ermöglicht, so müssen sie, wo es nöthig scheint, abgeklopft werden. 59. Der Weideuspiuner, Atlasspiuuer, Riu^elfuss, Bomhyx (Liparis, Leucoma) Salicis L. Der ganze Schmetterling ist weiss, an den Flügeln atlasglänzend, am Hinterleibe schimmert die schwarze Hautfarbe mehr oder weniger durch, die Schienen und Tarsen der Beine sind schwarz geringelt, beim grösisern W. die Doppelreihe der Sägezähne an den Fühlern schwarzbraun, beim M. sind die langen, | doppeltgereiheten Kammzähne graubraun. Lg. 17, Br.45'"'". — Juli fast überall in Europa, von Lappland bis Mittelitalien, von England bis Peking. Die 16füssige Raupe ist durchweg gleich stark, an Bauch und Seiten grau, weiss und dunkler geädert, über den Rücken läuft ein braunschwarzes Längsband, welches seitlich fein unterbrochen, weiss oder gelb eingefasst und durch eine eben solche Fleckeureihe, meist ihrer 2 auf jedem Gliede in der Mittellinie ausgezeichnet ist. Ausserdem stehen in diesem Streifen auf jedem Gliede 2 rothe Knospen- warzen, ausserhalb des Streifens jederseits noch eine Längsreihc, Fig. 59. Männlicher Weidenspinner. 326 Zweite Abtheilung. vom vierten Gliede ab ein Paar kleinere über den Füssen, an den fusslosen Gliedern an gleicher Stelle, während sich auf den 3 ersten Eingen diese 3 seitlichen Warzen auf eine regelmässige Querreihe über den Ring yertheilen. Alle diese Warzen tragen gelblich weisse Haarbüschel, die am ersten Ringe nach vorn gerichtet sind und den grauen, vorn und hinten glänzend schwarzen, dicken Kopf umkränzen. Lg. bis 47™"". — Vom ersten Frühjahre (bisweilen schon vor Winters) bis Anfangs Juni. Die Puppe ist gedrungen, vom breiten Vordertheile nach hinten allmählich verjüngt, in einem langen, nm Ende wieder etwas verbreiterten Aftergriflfel auslaufend und gleichzeitig hakig beborstet. Sie ist glänzend schwarz, mehr oder weniger weiss oder gelb gefleckt und mit Büscheln goldgelber Zottenhaare bewachsen; ruht hinter einigen gelben Fäden an den Stämmen oder zwischen einigen Blättern, ganz so wie die Puppe des Schwammspinners. Puppenruhe etwa 3 Wochen. — Juni. Lebensweise. Die Schmetterlinge fallen im Juli ganz besonders an den Stämmen der Pyramidenpappeln unserer Land- strassen bei Tage auf; in der Dämmerung fliegen sie bisweilen dicht wie Schneeflocken, taumelnd umher und ihre Leichen oder Flügel bedecken den Boden zahlreich. Die befruchteten W. legen ihre Eier in kleineren oder grösseren Partien an die Stämme oder an Blattei-, jedes etwa 150 — 200 an Zahl. Diese Häufchen, 2 — 3 Schichten über einander, sind glänzend weiss, einem Speichel- flecke nicht unähnlich, da eine Art erhärtenden Schaumes sie festhält. In der Regel überwintern die Eier, doch kommen in besonders günstigen Herbstmonaten die Eäupchen auch vor Winter bisweilen aus und ziehen sich dann hinter Baumritzen, Rinden- schuppen etc. zurück, thun jetzt aber natürlich keinen Schaden. (Rathke bemerkt in seinen „Studien zur Eutwickelungs- geschichte der Insekten" St. E. Z. XXII. 233: Den 14. und 15. Juli 1848 krochen die Jungen aus den Eiern.) Ich sammelte am I.August (1872), nachdem 10 anhaltend heisse Tage gewesen waren, einige Eihäufchen ein und bemerkte am andern Morgen zu meiner nicht geringen Verwunderung auf dem einen derselben junge Räupchen. Für gewöhnlich kommen die Raupen erst im Frühjahre aus den Eiern und sind nie in grösseren Gesellschaften beisammen, finden sich überdies nur an Pappeln und Weiden, Schmetterlinge. — Spinner. Bombyx chrysorrhoea. 327 deren Blätter sie aber meist vollständig auffressen, nur den Stiel mit der Mittelrippe zurücklassend. Junge Stämmclieu können hierdurch von ihnen getödtet werden. Die Ueberreste der Blätter werden dann zum Puppeulager etwas zusammengezogen und die Bäume gewähren einen traurigen Anblick, wenn die Kaupen, wie gar nicht selten, in grossen Mengen gehaust haben. Feinde. Die Schmetterlinge werden Abends von den Fleder- mäusen gefangen, am Tage von den Sperlingen und ver- schiedenen andern Vögeln gefressen. In den Raupen leben die verschiedensten Schmarotzer, wie die Fliegen : Exorista hicorum 3Ig., Tachina riistica Mg., Phoroccra concinnata, die Schlupf- wespen: Ichneumon monoctonus, Pimpla instigator, varkoruis, stercorator, Pesomaclms ferchrator , Bracon circumscriptus , Ilogas pmerogator, Entedon vinulae, Pteromalus Bouchianus, cucerus, Halidaycmus. Gegenmittel. Dieses Insekt fällt im Stande der Eier, der Raupe und des Schmetterlings leicht in die Augen und da ist es am natürlichsten und rationellsten, die Eihäufchen, wenn sie in bedeutenden Mengen sich zeigen, am sichersten schon im August oder noch früher, abzukratzen und zu verbrennen. Durch Anprallen an dazu geeigneten Bäumen lassen sich auch Raupen und Schmetterlinge zu Falle bringen, um sie zu sammeln und zu tödten. Der Forstmann wird sein Augenmerk nur auf die Baumschulen zu richten haben, da er sonst mit diesem Insekt nicht in Berührung kommt. 2) Spinner, welche als Kaupen überwintern, die daher gleichfalls die erste Knospenentwickelung im Frühjahre beeinträchtigen, im Herbst dagegen von wenig Bedeutung sind. . 60. Der GoWafter, Weissrtoriispiiiiier, XestraupeiiftUttr, Bomhijx (Porthesia) chrysorrhoea L. f. Flügel und vordere Hälfte des Körpers sind schneeweiss, die Vorderflügel beim M. bisweilen in der Mitte und am Innenwinkel mit 2 schwarzen Tunkten gezeichnet, auf der Unterseite am Rande schwarzbraun. Die braunen Ftihlerzähne stehen an einem weissen Schalte. Der Hinterleib des M. ist grösstentheils, der des W. nur an der dick- wolligen, knopfartigen Spitze rothbraun. Lg. 20, Br. 34'"'°. Zweite Hälfte des Juni und Juli in ganz Europa, besonders 328 Zweite Abtheilung. Männchen und Raupe von Bombyx chrysorrhoea. Fig. (>o. ini südlichen und östlichen, während die Art im nordwestlichen Deutschland stellen- weise selten ist. In Algier gemein in den Korkeichenwäldern. Die 16 füssige Raupe ist grau- schwarz und roth geädert, überdies gelb- braun behaart. Diese Haare stehen in Büscheln auf Knopf- warzen, zahlreicheren auf den :»:==,<^^^i I 4 ersten Gliedern, in einer Reihe ^^^^ von 8 auf jedem folgenden Gliede; zwischen dem dritten und vierten Haarbüschel, von unten gezählt, findet sich auf jedem Gliede ein schneeweisser , haariger Längsfleck, die in ihrer Gesammtheit eine unterbrochene Längslinie darstellen. Die beiden mittelsten Warzen sind roth und bildem in ihrem Ver- laufe 2 rothe Läugslinien über den Rücken; auf dem neunten und zehnten Gliede steht zwischen ihnen noch ein rother Fleisch- zapfen. Lg. 36'""\ — '.August bis Mai des nächsten Jahres. Die Puppe ist schwarzbraun, hat eine scharfe Endspitze und liegt in einem braungrauen, die Haare der Raupe enthal- tenden Gewebe, welches zwischen Blättern befestigt ist. — Juni. Lebensweise. Die trägen Schmetterlinge sitzen bei Tage am liebsten im Laube der Bäume und Sträucher, aber auch an den Stämmen; am späten Abend fliegen sie behufs der Paarung umher. Das befruchtete W. legt nach 8 Tagen als sogenannte „kleine Schwämme", seine runden, schmutzig weissen Eier, eingebettet in die rostbraune Wolle der Hinterleibsspitze, an die Blätter der ver- schiedensten Obstbäume, der Rosen, von den Laubhölzern vor allen an die Eichen, Buchen, Hain- buchen, Rüstern, Pirus- und Mespilusarten. Diese „kleinen Schwämme" enthalten bis zu 275 Eier und unterscheiden sich durch dreierlei von den Eihäuten des Schwammspinners (S. 299): 1) sitzen sie nicht an den Stämmen, sondern an der Fig. 61. Eierschwamm von Bombyx chrysorrhoea. Schmetterlinge. — Spinner. Bombyx chrysorrhoea. 329 Rückseite der Blätter, 2) hat der die Eier schützende Filz eine lichtere, bronzegelbe Farbe, und endlich 3) ist die Gestalt eine ganz bestimmte, wie sie aus Fig. 61 ersichtlich ist. Nach 15 — 20 Tagen kriechen die Räupchen aus, sind grünlich gelb, durch schwarzen Kopf und Nacken und 4 Reihen schwärzlicher Punkte längs des Rückens ausgezeichnet, auch finden sich schon die 2 rothen Zäpfchen hinten angedeutet. In nächster Nähe des Schwammes beginnt ihr erster Frass. Sie benagen anfangs die Oberhaut des Blattes, und da es mit seinen Rändern etwas höher steht als mit der Mittelfläche, so ziehen sie von dem einen Rande zum andern Fäden, unter deren Schutze vor Regen und Wind sie die Fläche des Blattes abweiden, so dass nur ein Skelet von demselben übrig bleibt. Jetzt geht es zu dem Nachbarblatte, welches in gleicher Weise behandelt, und damit es nicht abfalle, mit mehren Fäden um den Stiel an den Schoss geheftet wird. Auch fangen die Räupchen schon an , sich eine ordentliche Wohnung für den Winter, die sogenannten „grossen Raupen- nester" zu bauen. Sie ziehen zu dem als Weideplatz dienenden Blatte durch Fäden ein zweites, ein drittes Blatt heran und fertigen sich eine oder mehre Kammern. Diese füttern sie in- wendig mit Seidengewebe aus und umwickeln sie von aussen mit zahlreichen Fäden. Das ganze Nest wird entweder an den Zweig festgebunden, oder die Stiele der dasselbe bildenden Blätter werden mit so vielen Fäden an den Zweig geheftet, dass man sie nur mit Gewalt davon lossreissen kann. Nie wird nun das Nest gänzlich von Raupen verlassen, einige findet man immer darin , während andere aus- und ein- wandern, von ihm aus wird der Weideplatz besucht, in ihm finden sie Schutz vor kalten Winden und heftigen Regengüssen. Im August häuten sie sich zum ersten Male, Mitte September hören sie auf, Nahrung zu sich zu nehmen; im Oktober kommen sie nur an sehr schönen Tagen aus dem Neste, um sich zu sonnen, und im November fallen sie in den Winterschlaf und halten jeden beliebigen Kältegrad in ihrem wohlverwahrten Schlupfwinkel aus. Im nächsten Frühjahre finden sich die Eierschwämme in der Mitte des Nestes, doch trifft man auch solche, denen sie fehlen, und man muss annehmen, dass dieselben von Raupen 330 Zweite Abtheilung. angefertigt sind, welche sich von der übrigen Gesellschaft ge- trennt haben. Anfangs April regen sich die Räupchcn für gewöhnlich, fressen die Knospen aus und sammeln sich vorzugs- weise an den der Sonne zugekehrten Zweigen an, spinnen auch auf ihren Weideplätzen, ohne das alte Nest gänzlich zu ver- lassen. Ende April beobachtete Schmidberger (in Oester- reich) die zweite, den 22. Mai die dritte Häutung, während diese nach Ratzeburg (ungefähr 4 Breiteugrade nördlicher) nicht vor Ende Mai erfolgt. Schmidberger beobachtete, dass die dritte Häutung von einem Theile der Raupen im alten Neste, von einem andern Theile in einem neuen Neste und von einigen ausserhalb jedes Nestes bestanden wurde. Die angegebenen Zeiten können sich je nach der Witterung um einige Wochen verschieben, so waren beispielsweise im ungünstigen Frühjahre und Sommer 1871 alle derartigen Raupen in ihrer Entwickelung gegen andere Jahre bedeutend zurück. Nach der dritten Häutung zerstreuen sich die Raupen, verlassen sogar den Baum ihrer Geburt und kriechen an sehr verschiedenen Pflanzen umher. Im Laufe des Juni verpuppen sie sich einzeln oder auch in kleinen Gesellschaften zwischen einem Knäuel von Blättern. Feinde scheint die Raupe verhältnissmässig wenige zu haben. Im Winter wird sie von den Meisen u. a. aus den Nestern geholt, eine Wanze Änona Castor saugt im Frühjahre die junge Raupe aus, ein Faden wurm (Filaria) schmarotzt in ihr, ferner von Schlupfwespen Torymus anejylielus, Pteromalus rotimdatus, Pinipla flavicans, examinator, instigator, die Fliege Phorocera concinnata, die Eier sticht eine Pteromaline an, welche Schmidberger BiploUpis chrysorrJweae genannt hat. Gegenmittel. Wie in den Obstgärten, so thun die Raupen besonders in den jungen Eichenschonungen bedeutenden Schaden, der am besten dadurch verhütet wird, dass man im Laufe des Winters die Nester einsammelt und verbrennt; sie sind aller- dings an den Eichen schwerer aufzufinden als an den Obst- bäumen, weil dort das trockne Laub sitzen bleibt, jedoch ver- rathen sie die Blätterknäule nicht schwer. Waren sie oder ein Theil derselben übersehen worden, so versäume man nicht im Mai, so lange die Raupen noch zusammensitzen, diese zu ver- Schmetterlinge. — Spinner. Bombyx auriflua, pini. 331 folgen und zu tödten, so lange sie unter den Aesten versammelt sind oder von den Gebüschen sie abzuklopfen, Anmerkung. Der Schwan, Gartenbirnspinner, Moschusvogel, Bonibyx (Porthesia) auriflua ist der dritte weisse Spinner, der dem vorigen zum Ver- wechseln ähnlich, nur am Hinterleibe '^' lichter, fast goldgelb behaart und am lunenraude der Vorderflügel länger be- franzt ist. Seine Raupe ist grauschwarz und roth geädert, auf 8 Warzen eines jeden Gliedes büschelweise schwarz behaart, hat die rothen Mittelwarzen ^^^.^^^^^ des Bomb, auriflua. auf dem Rücken des neunten und zehnten Ringes, so wie die schneeweissen Seitenflecke, die nur dem ersten und letzten Gliede fehlen, auf dem zweiten und dritten Gliede etwas verwischt auftreten, dagegen auf dem fünften quer über den Rücken gehen, fast alles so, wie bei der vorigen Raupe, aber charakteristisch für diese ist jeder- seits zwischen den Füssen und Luftlöchern eine unterbrochene zinnoberrothe Längslinie und eine breitere über den Rücken durch schwarz getheilte von noch lebhafterem Zinnoberroth. Auf dem ersten Gliede erscheint sie dreistreifig, auf dem vierten durch warzige Auftreibung des Rückens nach beiden Seiten auseinander gebogen und auf dem fünften unterbrochen, nur am Hinterrande des Gliedes zu einer Linie entwickelt. Erscheinungszeit und Lebensweise stfmmen mit der vorigen Art überein; das W. legt goldgelbe Eierschwämme und die Räupchen kriechen Ende August oder September aus, über- wintern aber nicht in einem gemeinsamen Neste, sondern vereinzelt in einem Rindenrisse, hinter einer Rindenschuppe, unter Moos, Flechten etc. in einem einhüllenden Gespinnst, treten daher im Frühjahre beim Frasse nicht gesellig auf und verlieren dadurch für den Forst so gut wie jede Bedeutung. 61. Der Riefernspiiiner, Föhrenspiniier, Spinner, Bomhyx (Gastropaclm, Lasiocamixi) pini L. :|:. Dieser grösste von allen hier in Betracht kommenden Spinnern ist in seiner Grundfarbe braun, mit starker Beimischung von grau, bisweilen aber auch in gelblich ziehend, Leib und Hinterflügel einfarbig, die Vorder- 332 Zweite Abtheilung. fliigel aber ungemein veränderlich, sowohl in der Grundfarbe, als in den Zeichnungen, nur constant ein weisses Pünktchen, etwas vor der Mitte ihrer Fläche. Das hellere und grössere W., meist mit gelblichem Scheine, hat in der Regel auf dem Vorder- flügel den Saum und eine Querbinde hinter dem weissen Punkte grau und zwischen der grauen Färbung eine unregelmässige, dunkelfleckig begrenzte Binde von der Farbe der Hinterflügel; die Wurzel ist entweder von derselben Farbe oder auch grau, oder die ganze Fläche hat den Farbenton der Hinterflügel und nur verwischt die dunklen Flecke als Grenze jener oben bezeich- neten Stelle. Die kurzen Fühler tragen an grauem Schafte eine Fig. 63. Bombyx pini 5, Raupe verschiedener Grösse. Doppelreihe lichter Sägezähne. Das M. ist immer dunkler und auf den Vorderflügeln schärfer gezeichnet, namentlich grenzt sich das Grau und das Braun schärfer gegen einander durch dunkle, fast schwarze Fleckenstreifen ab. Die Fühler tragen hier 2 Reihen Kammzähne. Der Saum aller Flügel verläuft in beiden Ge- schlechtern schwach wellenförmig. Lg. 34, Br. 84°"» W. — Juli in fast ganz Europa von Lappland bis Corsica, von England bis zum Altai; im nordwestlichen Europa nimmt sie an Häufig- keit ab und fehlt manchen Gegenden ganz (Braunschweig, Waldeck, Kurhessen, Eisenach, Barmen, Trier, Luxemburg, Freiburg i. Br.). Schmetterlinge. — Spinner. Bombyit pini. '-{38 Die Raupe, im Süden stellenweise „grosse Raupe" genannt, ist IGfüssig und gleichfalls in ihrer Grundfarbe ver- änderlich, aber unter allen Umständen nach der ersten Häutung an den stahlblauen Sammetflecken zu erkennen, welche auf dem Rücken des zweiten und dritten Gliedes quer stehen. Auf dem Rücken der übrigen Glieder sind lang ovale dunkele Flecken angedeutet und dadurch besonders markirt, dass ihre Umgebung durch anliegende silberglänzende Schuppenhaare lichter erscheint ; am meisten entwickelt sich diese dunkle Zeichnung auf dem achten Gliede, indem auf demselben ein dunkler, nach vorn offener spitzer Winkel mit seinen dicken Schenkeln bis in die Seiten des siebenten Gliedes vorreicht und zwischen sich die grösste helle Stelle des Rückens einschliesst. Die Grundfarbe besteht in dem Braun der SchmetterHngsflügel, welches auch bei den weiblichen Raupen lichter zu sein pflegt, als bei den männ- lichen. Zu Seiten der dunkleren Rückenzeichnuug stehen un- scheinbare Warzen mit kurzen Schuppen- und Borsteuhaaren, eine Reihe grosserer Warzen über den Beinen mit langen, lichten Borstenhaaren und eine Querreihe von Warzen hinter dem Kopfe, deren lange Haare, diesen umkränzend, nach vorn gerichtet und mit schwarz gefärbten untermischt sind. Im All- gemeinen sind die jugendlichen Raupen dunkler, als die er- wachsenen, während sie nach dem Ausschlüpfen schmutzig gelb und nach hinten verschmälert sind. — Mitte Augußt bis Juni des nächsten Jahres an Kiefern. Die schwarzbraune, schwach glänzende Puppe ist ziemlich cylindrisch, an beiden Enden stumpf gerundet, lebhaft und ver- borgen in einem papierartigen schmutzig weissen oder bräun- lichen Cocon, welches sich an den Polen etwas verdünnt und an den Zweigen oder Stämmen befestigt ist. — Ende Juni, anfangs Juli. Puppenruhe 3 Wochen. Lebensweise. Nach gewöhnlichem Verlaufe fällt die Schwärmzeit des Schmetterlings in die Mitte des Juli. Mau sieht dann die trägen Thiere mit dachförmig den Leib deckenden Flügeln an den Föhrenstämmen sitzen, bisweilen, aber selten, die lebhafteren M. auch bei Tage umherfliegen. Eine grössere Beweglichkeit, besonders der letzteren, beginnt erst mit ein- brechender Dunkelheit. Dass sie während derselben ausnahms- 334 Zweite Abtheilung. weise weitere Züge unternehmen müssen, geht aus einer Erfah- rung hervor, welche ich vor Zeiten machte, indem ich nämlich an der Glocke eines Kirchthurms in einer Gegend, welcher meilenweit die Kiefern fehlten, eine Partie Schmetterlinge in der Ruhe aufgefunden habe; auch Ratzeburg und v. Bernuth gedenken solcher Fälle, die auf eine Wanderung hinweisen. Das bisweilen massenhafte aber lokale Auftreten der Raupen mag in diesem Umstände eine Erklärung finden. Während der Nacht erfolgt auch die Paarung, welche längere Zeit beansprucht, denn man trifft bisweilen die noch verbundenen Pärchen am Tage an, mit den Köpfen diametral gegenüber; 6 bis 8 Tage später legt das befruchtete W. seine fast kugeligen, anfangs grünen, später grau werdenden Eier partienweise. Sie werden bis höchstens 50 bei einander einfach an die Rinde, oder zwi- schen die Nadeln und Zweige des Unterholzes angeleimt, und ihrer bis 200 und darüber von einem W. abgesetzt, dem der Hinterleib dann zusammenfällt und etwa nach 8 Tagen das Lebensende erschienen ist. Vermöge der Schwerfälligkeit, welche der mit Eiern erfüllte Hinterleib hauptsächlich bedingen mag, werden die untern Partien des Holzes zum Legen gewählt; er- fahrungsmässig haben beim Raupenfrasse die 60— 80 jährigen Kiefernbestände am meisten zu leiden gehabt, am wenigsten solche Kiefern, welche in etwas moorigem Boden erwachsen sind, da die auf trocknem Sandboden stehenden Bäume ihnen am liebsten sind; auch belegen sie jüngere und ältere als 60 — 80- jährige Bäume. In verhältnissmässig kurzer Zeit (man hat 13, aber auch bei ungünstigem Wetter 36 Tage, normal jedoch 20 — 25 Tage beobachtet) schlüpfen die Raupen aus, also etwa um die Mitte des August, fressen ihre Eierschalen ganz oder theil- weise auf, sind sehr beweglich und bäumen bald auf, um zu fressen, was bis zum Eintritt des Frostes ohne merklichen Nach- theil für die Bäume geschieht. Ende September, Anfangs Oktober steigen sie herab oder werden vom Winde herabgeworfen oder lassen sich an Fäden herab, wie es scheint, die kleinen früher als die grösseren, um das Winterquartier zu beziehen. Dieses befindet sich unter dem Schirme des Baumes, in nächster Nähe seines Stammes, sofern, wie gewöhnlich, Moos oder eine ordent- liche Streulage daselbst Vorhanden. Finden sie solche nicht unter Schmetterlinge. — Spinner, ßombyx pini. 335 dem Baume, so müssen sie dergleichen Stellen anfsucben. Dass der Natur nach unter den 60 — 80jährigen Bäumen die nöthige Streulage oder das gewünschte Moos angetroffen wird, mag den Grund abgeben, warum solche Bäume vorherrschend vom Raupen- frasse zu leiden haben. Man findet die Raupen im Winterlager nicht unter jeder Moossorte, sondern nur unter derjenigen, welche sich als Decke von der Erde abnehmen lässt, und hier liegen sie einzeln, zusammengerollt in einer Erdhöhle, nie mit Erde selbst bedeckt, sondern mit Moos oder von den Nadeln der Streue. Je nach ihrem Alter trifft man sie in verschiedenen Grössen, jedoch normal unter halbwüchsig, nicht selten so feucht, dass sie wie bethaut erscheinen, und in einer Schicht, welche selbst in einem gewöhnlichen Winter vom Froste getroffen wird. Durchschnittlich bis Ende März dauert die Wintererstarrung, dann erwachen die Raupen und bäumen auf, doch hängt dies von der Witterung ab und von dem Einflüsse dieser auf das Winterlager; in geschlossenen, dunklen Beständen, wo die Sonne schwer durchdringt und daher den Erdboden viel später er- wärmt, als z. B. an den der Mittagssonne zugekehrten Wald- rändern, dauert unter sonst gleichen Umständen der Winter schlaf auch einige Wochen länger. Wenn die Erdtemperatur ihrer Lagerschicht -f 1" beträgt, fangen sie an, sich zu regen, bei +5" wird das Steigen allgemein, dann aber ist die Luft- wärme durchschnittlich 4" höher; Nachtfröste halten sie beim Aufsteigen nicht zurück, wenn nur die Tageswärme circa -h 4" mittle Temperatur hat. Bei Nordwind, Nebel, Regen, Gewittern sind sie träger. Ausserdem hat man beobachtet, dass das Auf- lockern des Winterlagers ihr Aufbäumen beschleunigt. Sobald die Raupen an den Nadeln angekommen sind, fressen sie nicht gleich, sondern warten etwa 8 Tage, als wenn sie sich erst wieder an das Freileben gewöhnen müssten. Treten wieder einige rauhe Tage oder Nachtfröste ein, so drücken sie sich an die Zweige, kriechen hinter Rindenspalten etc., aber nie- mals wieder in das Winterlager zurück. Der Frass dauert nur bis gegen die Mitte Juni, und zwar mit wenigen Unterbrechungen einiger Tage, während welcher die Häutungen vor sich gehen. Gewöhnlich frisst die Raupe eine Nadel von der Spitze bis zur Scheide, dann die zweite Nadel desselben Paares in derselben 33ß Zweite Abtheilutg. Weise, ehe sie ein zweites Paar ergreift. Frisst sie auch die ►Scheide mit auf, was gleichfalls vorkommt, so vernichtet sie den Trieb für das nächste Jahr und wird dadurch wesentlich nach- theiliger, liatzeburg stellte genaue Beobachtungen an und fand, dass eine halbwüchsige Kaupe 5 Minuten braucht, um eine Nadel zu vertilgen, wenn sie sich nicht unterbricht, dass ferner eine normal sich entwickelnde Raupe, im Verhältniss zu ihrer Körpergrösse, wie sich das ganz von selbst versteht, immer mehr Nahrung bedarf und berechnet den Gesammtbedarf auf durch schnittlich 1000 Nadeln. Während eine junge Raupe nur kleine Stückchen aus der Nadel herausbeisst und kaum einen Unter- schied zwischen jungen und alten Nadeln macht, pflegt die grössere, in der eben angeführten Weise fressende Raupe vor- herrschend die alten Nadeln anzugreifen. Die erwachsene Raupe spinnt sich zwischen den Nadeln, oder am Stamme herabgehend an diesem ein und ruht etwa 3 Wochen als Puppe. Abgesehen von den Verschiebungen der Entwicklungszeit, welche bei allen Insekten vorkommen und theils und hauptsäch- lich von den Witterungsverhältnissen abhängen, dann aber auch von nicht weiter erklärbaren Entwickelungsanlagen einzelner In- dividuen, kommen noch allerlei Unregelmässigkeiten, zumal dann vor, wenn sich der Spinner in ungewöhnlicher Weise vermehrt hat, wenn ein Frass seiner Raupe besonders verheerend auftritt. In solchen Fällen der Ueberproduktion a. verwischen sich, wie auch bei andern Insekten, die Erscheinungszeiten der verschie- Stände vollständig und man trifft Eier, Raupen verschiedener Grösse, Puppen und Falter gleichzeitig, ja an einem und dem- selben Baume an und eine weitere Folge hiervon ist, dass ganz junge Raupen neben beinahe erwachsenen im Winterlager bei- sammen angetroffen werden können. Natürlich gehen die Un- regelmässigkeiten nicht so weit, dass das Insekt in einem andern als dem Raupenstande überwintern könnte, b. Es ist „Ueber- jährigkeit" oder „Uebersommern" der Raupen beobachtet worden, d. h. es ist vorgekommen, dass überwinterte Raupen sich nicht in der gewöhnlichen Zeit entwickelten, sondern erst nach einer zweiten Ueberwinterung. Wir kenneu bei andern Schmetterlingen eine abnorme mehrjährige Puppenruhe, warum sollte hier, wo Jahr aus Jahr ein Futter vorhanden, nicht auch einmal eine Sclimettorlinge. — Spinner. Bonibyx pini. 337 abnorm verlängerte Kaupeuzeit vorkommen können? Wir betrachten dergleichen Erscheinungen für ein besonderes Schutz- mittel zur Sicherung und zum Fortbestehen der Art an einer Localität und dürfen vielleicht hierin einen weiteren Grund finden, warum unbegreiflicherweise plötzlich an einer Stelle ein Insekt in ungewöhnlich grossen Mengen auftritt, c. Wenn Futtermangel eintritt, ernähren sich die Raupen auch von Fichten und Lärchen, nehmen aber ausser Nadeln keine andere Nahrung zu sich. Feinde. Der Schmetterling wird von den Fleder- mäusen, Eulen, Ziegenmelkern und den übrigen insektenfressenden Vögeln gern verzehrt, aber im Ganzen wenig von ihnen belästigt, nicht einmal von den erst genannten, gleichzeitig mit ihm flie- genden, weil er sich wenig im Freien zeigt und die Fledermäuse und Eulen nicht in sein Revier eindringen. Die Raupe ist schon mehrseitigen Verfolgungen ausgesetzt; sie wird gefressen von Heher, Pirol, Kukuk, Ziegen- melker, Elster, Krähe, Staar — Igel — Frosch — der Bandit (Ccüosoma sycophanta) und andere Laufkäfer sammt ihren Larven fressen nicht nur Raupen, sondern auch Puppen und Schmetterlinge, Baumwanzen, wie Cimex marginatus und rufipes, auch Ameisen zerstören manche junge Raupe. Die Zahl der in ihnen lebenden Schmarotzer ist nicht gering; denn es wurden aus ihr oder aus der Puppe erzogen die Schlupfwespen : Cryptus BaUeburgi, Pezomachus agilis, ciirsitans, pedestris, (die 3 letzten wahrscheinlich Schmarotzer von andern Schmarotzern) Ischnocerus marchkus, Ilcmitelcs arcator, fulüipes, Pinipla flavicans, mstlgator, Mussii, turionellm, Bernuthi, äidyma, Anonudon higuttatum, circumflexum , Ophion luteus, ohscurus, Pcmiscus tesfaceus, Micro- gaster nemoriim Hfg. und reconcUtus Ns., diese beiden sind es, welche mit ihren weissen Cocons den eingetrockneten Raupen- balg dicht überdecken, Perilitus unicolor Htg., Bogas Esenbecki. Entedon xantliopus Ns. (aus Puppen); von Fliegen wurden u. a. erzogen: Tcwhina Ummulata, Cyrtoneura (Miisca) stahidans und Musca qiiinquevittata. — Ein mächtiger Feind der Raupe ist ein Pilz, der die sogenannte Jsam-Epidemie bildet und 50— ÖO pCt. der Raupe zu Zeiten wegraffen soll. (s. S. 2(').S Note.) Tascli en l>e rg, Forstinsekten. 22 338 Zweite Ahtheilung. Die Eier werden von eleu Scblupfwespeu Chryf^olanqms solitarius, Encyrtus (Tdeas) cmhryophuijus Ilh). und Tclms plm- Inenanim (= laeviusculus) augestocbeu und das Ausschlüpfen der in grösserer Anzahl darin entwickelten Wespen durch ein kleines Löchlein angezeigt. Gegenmittel. Die Spinnerraupe ist neben der Nonne der gefährlichste Feind für die Kiefer and daher ein wachsames Auge auf sie sehr nöthig. Besonders sind es die GO— 80jährigen Be- stände oder in grössern Forsten auch jüngere Bäume, welche auf schlechtem Boden schlecht gedeihen, denen die Raupe zu- spricht. Darum sind solche Stellen, besonders, wie man meint, wenn lange heisse Sommer mit kalten Wintern wechseln, sorg- fältig zu revidiren. Zunächst hat man im Vorsommer bei den gewöhnlichen Waldarbeiten nebenher und besonders auf den blanken Wegen, über welche Kiefernäste hängen, auf den Koth zu achten, aber auch während des Winters, sofern der Boden frostfrei ist, unter den Bäumen nach Raupen Probesucheu zu veranstalten in der gleich näher zu beschreibenden Weise. Finden sich Raupen in bedenklicher Menge, d. h. mehre unter fast jedem Baume, so müssen entschiedene Vorkehrungen zu ihrer ener- gischen Vertilgung getroffen werden. Dieselben bestehen nun in Folgendem: 1) Sammeln der Raupen a. im Winterlager. Wie bereits erwähnt, überwintern die Raupen in verschiedener Grösse unter einer Moosdecke oder der Streu nahe dem Stamme des von ihnen bewohnten Baumes. Hier sind sie im ersteren Falle unter der Moosdecke auf der Erde, im zweiten Falle etwas mühsamer, meist aber zwischen der letzten und vorletzten Streu- decke zu finden. Die gesammelten Raupen sind abzuliefern, zu messen und das Mass mit einem gewissen Preise zu bezahlen, so jedoch, dass die kleinen Raupen einen höhern Preis erhalten, weil sie sonst von den Arbeitern als nicht metzend liegen ge- lassen werden und schliesslich durch Aufwand bedeutender Kosten doch der Zweck der Raupentilgung nicht erreicht wird. Dass sich dieses Sammeln im Grossen ausführen lässt, haben 1825—27 die Forstbeamten in Pommern bewiesen, wo während dreier Jahre mit einem Kostenaufwand von 12,181 Thalern, jedesmal gegen 2()(),0()0 Morgen abgesucht worden sind. Mit jener Summe Schmottfirlinge. — Spinner. Bnmbyx pini. 330 ist uach Hartig's Berechnung 100,000 Tbaler Schaden ver- mieden worden. Beim Sammeln im Winterlager fängt man in Zeiten an, da es bei gefrornem Boden oder viel Schnee nicht mijglich und man besonders dann Zeit vor sich haben muss, wenn viel Raupen zu erw^arten sind. Dieses Sammeln ist im ersten Jahre des Frasses mit Energie zu betreiben, kann aber oder muss sogar im Verlaute des Frasses unterbleiben, wenn sich ergibt, dass die Hälfte oder mehr als die Hälfte der Raupen von Schmarotzern angestochen sind. Wie man diesen Prozent- satz ermittelt, ist auf S, 268 mitgetheilt worden. Es kommt hierzu auch noch die dort erwähnte Filzepidemie, welche man dadurch zu Gunsten des Forstes verwenden zu können glaubt, dass man pilzkrauke Raupen nach Revieren verpflanzt, wo diese Krankheit noch nicht ausgebrochen ist. Die Sache hat gewiss etwas für sich und eine Ansteckung der gesunden Raupen durch die kranken ist höchst wahrscheinlich, nur hat die ganze Theorie den Uebelstand, dass die Krankheit schwer zu erkennen und mit Sicherheit dann erst, wenn ein Transport Raupen an den gesunden Ort etwas zu spät kommt. Ratze bürg schickte eine Partie Raupen als krank hierher an Prof. de Bary, dieselben lieferten aber sämmtlich vollkommen entwickelte ScÄnetterlinge. Sammeln der Raupen: b. beim Verlassen des Winterlagers durch Theerringe in dem Falle, wenn sie sehr klein überwintert haben und beim Probetheeren ein Stamm 5 — 6 Raupen ergeben hat. S. S. 29 etc. Sammeln der Raupen: c. durch Anprallen. Die Resultate der Sammlung unter a. werden nach der Geschicklich- keit der Arbeiter sehr verschieden ausfallen. Ich erinnere mich, vor Zeiten einem mit 8 Mann veranstalteten Probesuchen bei- gewohnt zu haben und dass ich allein mindestens eben so viel fand, wie jene 8 zusammengenommen, da sie bisher Sehen nicht gelernt hatten. Unter allen Umständen ist es aber nicht möglich alle Raupen zu finden, und es bleibt das Herabwerfen derselben durch Anprallen und das Zusammenlesen oder Auffangen in untergebreiteten Planen oder der damit verbundene Thecrring (S. 19) noch übrig. Zum Anprallen bedient man sich der aui S. 2ß näher beschriebenen Werkzeuge oder des Helms einer Axt, mit welchem man einige kräftige Schläge auf das Ende 34Ö :^weite AbtlieiiuTig. eines dicht am Stamme abgebrochenen Astes führt, wo die Schlag Wim de leicht überwallt wird, auch mit Steinkohlen - theer überstrichen werden kann. Natürlich ist bei dieser Sammel- methode diejenige Stärke des Holzes Vorbedingung, welche eine hinreichende Erschütterung ermöglicht. Ist ein solcher Ort mit Unterholz bestanden, so muss dies vorher geschlagen werden, weil sonst die herabfallenden Raupen an demselben hängen bleiben würden. Die unter a. — c. gesammelten Raupen werden in Gruben geschüttet, zerstampft und vergraben, wenn statt des Zerstampfens ein Tödten durch kochendes Wasser oder Wasserdämpfe oder durch directes Feuer nicht ausführbar ist, oder nicht beliebt wird. 2) Die Puppen werden, so weit sie erreichbar sind, ge- sammelt und gebrüht oder zerstampft und vergraben, wenn man sie nicht verbrennen kann. 3) Auch die Schmetterlinge werden im Juli (August) gesammelt, dabei in Körbe geworfen und dem Geflügel ver- füttert. Sie müssen natürlich vor dem Einbringen in den Korb zwischen den Fingern derb an Kopf und Mittelleib gedrückt werden. Da sie meist an der vor dem Wetter geschützten Stamm- seite sitzeif, so gehen die Arbeiter in Reihen, der Wetterseite entgegen, im Forste vor. 4) Raupengräben (s. S. 15) sind zum Schutze der Nach- barorte imd zum Fangen der wandernden Raupen anzulegen, da die Raupen nach andern Weideplätzen ausziehen, wenn sie durch Futtermangel dazu genöthigt werden. 5) Das Abbrennen des r aupen fräs si gen Ortes wird nur in ausserordentlichen Fällen, aber dann mit Vortheil ange- wendet, wenn der Frass noch ziemlich beschränkt ist, seine Weiterverbreitung aber in sicherer Aussicht steht. Man wartet trockne Tage ab, thürmt auf der Seite, von welcher der Wind kommt, Reisighaufen, trocknes Gras, Unkraut etc. auf und zündet diese an, nachdem vorher die Stellen, bis zu welchen abgebrannt werden soll, durch einen breit ausgehauenen Weg von der Um- gebung hinreichend isolirt worden ist und die nöthige Mann- schaft bereit steht, welche das Feuer in seinen Schranken hält. G) Das scharf Durchforsten der Stangenhölzer kann gleichfalls seineu grossen Vortheil haben, und zwar besonders Schmetterlinge. — Spinner. Boinbyx pinivora. 341 darum, weil dadurch den Raupen eine Partie unterdrückter und deswegen genehmer, übergipielter Stämme genommen wird, weil das Sammeln durch Anprallen dann an solchen Orten erleichtert wird und weil das hergestellte Durchstreichen der Lul't dem Schmetterlinge den Aufenthalt daselbst unliebsam macht. 3) Spinner, welche als Puppen überwintern und deren llaupeu daher den schon entwickelten Blättern nachtheilig werden. 62. Der Riefern-Prozessioiisspiiiner, Bombyx (Cncthocampa) pinivora Kuhlw. -{- ist dem der Eiche sehr ähnlich, meist etwas kleiner. Das lichter und matter gezeichnete W. hat auf den weissgrauen, schwach beschuppten Vorderflügeln mehr oder weniger gut entwickelte, dunklere Querbinden, und zwar eine oder zwei nahe der Wurzel, die letztere das Wurzelfeld begren- zend, eine wenigstens am Vorderrande angedeutete hintere Quer- linie als Begrenzung des Mittelfeldes, in welchem ein dunkles Mondfleckchen sichtbar, und eine halbe Querbinde unmittelbar hinter der vorigen im Saumfelde; dieses ist in der Nähe des Saumes fast weiss und die Frauzen sind hell und dunkel gefleckt. Die Hinterfiügel sind weiss, auf den Franzen verwischt dunkler gefleckt, besonders am Innenwinkel; Kopf und Mittelleib wollig, grau, der cylindrische Hinterleib rostgelblich grau, ebenso die zweizeilig sägezähnigen Fühler. Das kleinere M. ist schärfer gezeichnet, seine Hinterflügel wie beim W., die Vorderflügel dunkler grau, die Querbinden sciiarf, dunkel, beiderseits fast weiss begrenzt: eine nahe der Wurzel, zwei das Mittelfeld begrenzende, von denen die hintere aus dunklen Halbmonden besteht und in der Mitte schwach nach aussen vortritt, während die vordere fast gerade ist. Das Mittel- feld ist am Vorderrande des Flügels ungefähr 3 mal breiter als am Innenrande und trägt einen dunklen Mittelmond. Hinter der hintern Querbinde ein dunkler Wisch in der Vorderrandshälfte, der nach aussen weiss eingefasst ist. Alle Franzen heller und dunkler gefleckt. Der Leib ist zottig behaart, vorn grau, hinten mit starker Beimischung von braun. Die rostgelben Fühler zwei- zeilig kammzähnig. Die Vorderseite des Kopfes bildet l)ei beiden Geschlechtern eine schwarze, höckerige Längsschwiele, welche von den Seiten her durch die Kopfhaare mehr oder weniger 342 Zweite Abthcilung. bedeckt wird. Lg. 14, Br. SS™"» S- — April. Mai nur lokal und zwar in den Tiefebenen und dem Hügellande um das Ostsee- becken und etwas südliclier (Preussen, Pommern, Brandenburg — Dessau, Dresden etc.). Die Ißfüssige Raupe ist vorn und hinten unmerklich ver- dünnt, bläulichgrau und hellgraugell) gesprenkelt, am Bauche graugelb, an Kopf und Aftcrklappe schwarz, lieber den Kücken läuft eine ziemlich breite, dunklere, auf den 3 letzten Gliedern noch dunklere Strieme, in welcher auf der Mitte jeden Gliedes vom 4. — 11, ein querer Sammetfieck von ungefähr ovalem Um- risse steht. Ueber den ganzen Körper verbreiten sich behaarte Knospenwarzen, grössere und kleinere. Eine sehr grosse steht vor jedem Sammetfiecke, je eine an seiner Seite, kleinere da- hinter, so dass er fast rings von Warzen umgeben ist, über und unter den Luftlöchern steht noch eine Warze und über den' Füssen desgleichen, so dass diese Warzen 3 Längsreihen in den Körperseiten darstellen. Auf dem Rücken jedes der 3 ersten Glieder, denen der Sammetfieck fehlt, stehen 8 zum Theil un- deutliche Wärzchen in einer Querreihe , auf dem zwölften nur 6, sie alle haben eine mehr braunrothe Färbung. Die Behaarung besteht aus 4 Arten von Haaren: a. mikroskopisch feine, welche die Sammetfiecke bilden; b. kurze weissgraue, welche sich über den ganzen Körper verbreiten, e. längere, goldgelbe Borsten- haare, die sternförmig dieAVarzen um die Sammetfiecke bekleiden; d. sehr lange grauweisse auf den übrigen Warzen und vereinzelt zwischen den vorigen. Die Haare haben dieselben giftigen Eigen- schaften, wie die des Eichen -Prozessionsspinners. Lg. circa SO"""!. — Juni, Juli. Die Puppe ist gedrungen, nach vorn und binten stumpf gerundet, hier mit 2 kurzen geraden Afterdornen versehen , von Farbe hellbraun, an Kopf, Leibesspitze und in einer doppelten Rückenlinie dunkler; sie ruht gesellig in einem tonnenlormigen Cocon im Sande. — August bis zum folgenden Frühjahre. Lebensweise. Die Raupe erscheint im Juni und Juli, meist in Gesellschaft der Nonnenraupe, an den Zweigen der Kiefern klumpenweise und pflegen beim Fressen 2 Raupen an einem Nadelpaare gegenüber zu sitzen, ganz gleichmässig von der Spitze beginnend, dieselbe bis an die Scheide zu vertilgen. Schmetterlinge. — Spiuner. Lombyx iiiuivora, pityocampa. 343 8ie ziehen die zweijäbiigeii Nadeln denen des letzten Jahres- triebes vor und nur da, wo wegen grosser Kaupenniengen jene nicht mehr ausreichen, gehen sie an die Jüngern Triebe; auch an Wachholder und an den Blattstielen der Birken fressend sind sie gefunden worden. Sie ziehen zum Frasse hinter einander im Gänsemarsch auf. Ratze bürg will in diesem fadenförmigen Zuge einen Unterschied zwischen dieser Art und der Prozessiousraupe der Eiche erkennen, deren Züge keilförmig seien; ich kann dieser Ansicht darum nicht bei- stimmen, weil ich letztere Art, wenigstens in der Gefangenschaft, inmier nur im Gänsemarsche kriechen sah. In den Astgabeln, aber auch im benachbarten Gebüsche und an Steinen auf dem Boden finden sich die durch wenige Gespinnstfäden verbundenen Häute, welche der Wind bald wegweht, so dass die Häutungen hier also nicht in einem dichten Neste, wie bei der andern Art vor sich gehen, ausserdem werden auch keine Gespinnstballen an den Stämmen beobachtet, wohl aber auf dem dürren Sand- boden ein Gewebe, unter welchem die Raupen, im Sande ver- steckt ruhen. An gleicher Stelle erfolgt Ende Juli, Anfangs August die Verpuppung. Die filzgrauen Cocons finden sich jedoch nicht so regelmässig mit einander verbunden, wie bei dem Eichen-Prozessionsspinner an den Stämmen. Ein weiterer Unter- schied zwischen ihm und unserer Art in der Lebensweise besteht endlich noch darin, dass hier die Puppen, dort die Eier über- wintern. Letztere werden, wie es scheint, in Reihen an die Nadeln abgesetzt. Die Wirkungen des Frasses kommen etwa denen der Forleulenraupe gleich. Feinde. Ratzeburg erzog eine Raupenfliege, welche er Tachina processioneae genannt hat. Gegenmittel. Die Raupenklumpen sind mit den Zweigen, an denen sie sitzen, abzuschneiden oder sonst zu verfolgen, da den übrigen Ständen wegen ihrer Verstecktheit nicht beizukommen ist. Anmerkung. Der Pinien - Prozessionsspinner, Bonibyx (CtietJiocampa) iiiUjocampa L., mit welchem die vorige Art früher öfter vetAvechselt worden zu sein scheint, kommt nur im Süden Europas, im Mittelmecrgebiete vor, wie in Süd- tirol, Spanien, Portugal etc., und lebt als Raupe an den Pinieu, Roth- und Weisstannen. 344 Zweite Abtheilung. Fig. 05. Der Rothschwanz S 63. Der Rotlischwaiiz, Bucheiispiiiuer, Streekfuss, Bomhjx (Oryy'm, I)asycliira)i)udihmida L.-\-. Der Schmetterling ist schmutzig (röthlich) weiss, die Vorderfliigel siml braimgrau bestäubt, beim W. schwächer, als beim M. und haben zwei dunklere Querlinien, welche die gewöhnlichen 3 Felder abgrenzen. Die vordere ist fast gerade, die hintere geschlängelt, in der Innenhälfte wurzelwärts gebogen, in der Aussenhälfte gabelartig getheilt, im Saumfelde ist eine lichte, beider- seits verwischt dunkler eingefasste Wellenlinie angedeutet, im Mittelfelde ein Mondfleck, die Franzen dunkelfleckig, Hinterflügel reiner weiss mit verloschener Mittel- binde, solchem Mittelmonde und einem Flecke am Innenwinkel, die weisslichen Fühler tragen 2 Eeihen gelblicher Sägezähne. • Das M. ist eben so gezeichnet, aber schärfer, das Mittelfeld des Vorderflügels am dunkelsten, die Fühler in 2 Reihen lang kamm- zähnig. Lg. 23, Br. 52"'"^ ?, das M. kleiner. — Ende April bis Juni im grössten Theile Europas, besonders in seinen mittleren Breiten, von Petersburg und Schweden bis Mittelitalien, von England bis zur Grenze Sibiriens. Die Raupe ist 16füssig und gehört zu den sogenannten „Bürstenraupen", weil sie auf dem Rücken einiger Glieder bürsten- artig gestellte, oben gerade abgestutzte Haare trägt (s. Fig.). Sie ist eine der schönsten Raupen, hat eine rein citronengelbe Grund- Fig. 6G. färbe und Behaarung, oder zieht mehr in roth oder grünlich. Der Rücken des 4. — 7. Glie- des trägt je eine Haar- bürste, der des elften einen nach hinten ge- richteten pinselähn- Raupe und Puppe vom Eotbschwanze. liehen HaarbÜSchcl VOn schön rosenrother, oder bei den dunkleren Individuen von braunrother Färbung (daher der Name Rothschwanz); ausserdem ist der Körper auf Querreihen von Warzen gleichfalls behaart. Schmetterlinge. — Spinner. Bombyx pudibuuda. 345 Die Eiusclmitte zwischen den Haarbürsten (bei der ziisamnien- gerollten Raupe deutlich sichtbar) und je ein Seiteustreifen auf dem Riiclien des achten bis zehnten Ringes sind sammetschwarz. Das junge Räupchen ist gleichmässig , aber sehr lang behaart und erscheint in Folge von Querreihen schwarzer Wärzchen fast ganz schwarz, erst nach der zweiten Häutung treten die Bürsten auf. — Juli bis Oktober. Die Puppe ist vorn stumpf, nach hinten allmählich verdünnt und in einen zapfeuartigen Aftergriflfel auslaufend, den feine Hakenborsten krönen. Die Flügelscheiden sind stark gerippt, der Hinterleib und besonders der ganze Rücken mit gereihten weisslichen Zottenhaaren besetzt. Die rothbraune Grundfarbe ist in der vordem Hälfte etwas dunkler als in der hinteren. Sie ruht vom Oktober bis zum nächsten Frühjahr in einem durchschei- nenden, aber ziemlich dichten, mit den Raupenhaaren verwebten Gespinnste an der Bodendecke. Lebensweise. Der früher oder später, je nach der Witte- rung, der überwinterten Puppe entschlüpfte Schmetterling ruht mit dachartig den Leib deckenden Flügeln und weit vorgestreckten Vorderbeinen, die gleich den übrigen sehr wollig behaart sind, an Baumstämmen oder Pflanzen der Bodendecke. Sobald die Dunkelheit eingebrochen ist, verleugnet er seine Trägheit und fliegt zur Paarung umher. Das befruchtete W. legt seine weiss- lichen, etwas platten Eier vereinzelt an Baumrinde. Nach wenigen Wochen, etwa von Mitte Juli ab, kriechen die Raupen aus. Man trifft sie an den verschiedensten Laubhölzern und in der Regel einzeln an ; so fand ich sie hier meist nur an Eichen und Birken. In der ersten Jugend lassen sie sich, wie so viele Raupen an einem Faden herab, wenn ihr Standort erschüttert wird, im erwach- seneren Alter fallen sie bei dieser Gelegenheit zur Erde und kugeln sich zusammen, längere Zeit in diesem Scheintode verharrend. Im Oktober sind sie meist erst erwachsen und gehen dann zur Verpuppung an die Erdoberfläche. Weil ihnen ein mit Heide- kraut oder reicher Moosdecke bewachsener Boden die besten Schutzwinkel zu ihrer winterlichen Puppenruhe bietet, so finden sie sich in unerwünschter Menge auch meist nur an dergleichen Lokalitäten. Auf der Insel Rügen haust sie seit 200 Jahren und in 346 Zweite Abtheilung. welcher Weise, wird aus den folgenden Mittbeiliingen hervor- gehen, welche ich dem dortigen königl. OberförsterlierrnFickert verdanke. Der stärkste Frass des Eothschwanzes kam während des warmen Sommers 18B8 zu Stande, in welchem sämmtlichc Buchen der Stubbenitz auf einer Fläche von nahezu 2000 Hekt. schon zu Ende August vollständig entlaubt waren. Nach der ruchc kamen Ahorn, Eiche, Hasel und sämmtliches kleine Ge- sträuch, zuletzt Aspe, Erle, Lärche, Birke an die Reihe, selbst die Ränder der Fichtennadeln wurden befressen, dagegen Eschen gänzlich verschont, während bei einem frühern Frasse die Eschen vor den Erlen und Birken in Angriff genommen wurden. Wir haben hier wieder ein Beispiel (s. Nonne), dass bei massen- haftem Auftreten eines schädlichen Insekts gar keine Regel gilt für die von ihm anzunehmende Futterpflanze. Die Raupe war über den ganzen Waldkörper der Stubbenitz verbreitet; auffällig wurde ihr Frass zunächst nur da, wo grössere Massen vereinigt waren, breitete sich allmählich ringförmig aus und griff schnell um sich; denn sobald das Laub anfing lichter zu werden, ge- nügten 8 Tage, um 100 bis 200 Hekt. vollkommen kahl erscheinen zu lassen. Die Stämme waren jetzt dicht bedeckt mit auf- und abwärtskriechenden Raupen, welche vergeblich nach Nahrung suchten und zuletzt massenhaft auf dem Boden umkamen; denn sowie erst 3- 4 Raupen ringend an einander gerathen, hört jedes weitere Vorschrcitcn auf. An Oertlichkeiten, wo zwei Frassringe zu- sammenstiessen, war die Anhäufung eine so überraschende, dass man unter einer Buche zwischen 5 und 6 Scheffel sammeln konnte. Nur an 2 Oertlichkeiten von geringerer Ausdehnung reichte für eine Sehne des fortschreitenden Kreises die Nahrung bis zur Zeit der Verpuppung aus. Dort erfolgte dieselbe auch massenhaft in dem Bodenüberzuge, dem oben aufliegenden Laube und an den bemoosten Stämmen. Im Herbste ward die Bodendecke ab- geharkt, die Stämme wurden abgeschürft und das zusammen- gebrachte Material verbrannt. Im nächstfolgenden Frühjahre kamen von den an den Rändern der Frassstellen noch übrig gebliebenen Puppen 5^ „ zur Entwickelung, während bei frühem Gelegenheiten diese auf etwa 80" o berechnet wurden. Bericht- erstatter glaubt den Grund dieser Erscheinung in dem für Rügen ungewöhnlich kalten und schneearmen Winter suchen zu müssen Schmetterlinge. — Spinner. Bombyx pudibunda. 347 (5 Tage — 14 und — 16*^ R.). Ich möchte den Grund eher in der mangelhaften Rau})enernährung und den unruhigen, mit Störung verbundenen Verpuppungsverhaltnissen suchen, weil ich nicht annehmen kann, dass niedere Temperaturgrade allein im Stande sind, ein Insekt auf der Entwickelungsstufe zu tödtcn, auf der es von der Natur zur Ueberwinterung bestimmt ist. In den beiden folgenden Jahren war die Raupe so einzeln, dass sie nicht bemerkt wurde, 1871 zeigten sich einzelne kleine Frass- stellen und die Verpuppung erfolgte in dennoch nicht abgefallenen, von einigen Nachtfrösten gebräunten Blättern oben auf den Bäumen. 1872 gab es wieder grössere Flächen mit Kahlfrass, der aber weniger vom Rothschwanze herrührte, als durch Ver- einigung einer Anzahl ihrer gewöhnlichen, sonst mehr vereinzelten Begleiter, wie Bombyx huceiiliala , vinula, antiqua, gonosügma, Gcometra imsaria, hexapterata, ])roäro}nana, Tortrix viridana u. a. Nach 1868 hat sich überall auf den Frassstellen, die zeitig kahl wurden, ausserge wohnlich viel Trockniss gezeigt, mit der schnelles Anbrüchigwerden verbunden war, während sonst die Buche auf Rügen sich durch ihre Dauer auszeichnet und aus andern Ursachen abgestorbene Bäume noch viele Jahre fest bleiben. Dass der Kahlfrass den Holzzuwachs merklich beein- trächtigt, ist selbstverständlich, zumal der Johannistrieb gleich- falls abgefressen wird. Junge Pflanzen kümmern ihrer Jugend wegen sehr lange und auch darum, weil der Gras- und Kräuter- wuchs des Bodens in Folge der Düngung durch den Raupenkoth gewaltig wuchert. — Nach jedem Raupenjahre hat das Rothwild an Lunge und Leber zu leiden und vieles geht ein, ganz ent- schieden in Folge der vielen Raupenhaare, welche mit der Nahrung verschluckt werden. Feinde. Aus der Raupe, besonders aber aus der Puppe sind folgende Schlupfwespen erzogen worden: Pimjila indigator, pudihundae, Ichneumon Hartigi Bfzh., midticinctus (= alhogHttatus Gr.), Änomalon excavatum Rtzh., Cemphron alhipes. Aus den Eiern erzog Ratze bürg seinen Teleas ZeUersfedfi — Von Vögeln werden die Raupen nicht angegriffen, wohl aber die Puppen von dem Holzschreier und von den Krähen aufgesucht. Gegenmittel, a. Herr Fickert meint, dass die Er- ziehung gemischter Bestände (Buchen, Tannen, Fichten und 348 Zweite Abthciluüg. wenn sie wirklich Stand hält der Esche) als Vorbeugungsniittel dienen könnte. — b. Verfolgung* der Puppe im Winterlager. — c. Sammeln der Raupen durch Anprallen, sowie der Frass be- merklich wird und nicht solche Dimensionen hat, wie der von 1868. — d. Die Anlage von Theerringen hat sich bei dem Ab- bäumen der Kiefernraupen nicht bewährt und wird hier noch weniger wirksam sein, weil die Raupe nicht nur herabfällt, sondern, wie wir gesehen haben, sich auch auf den Bäumen ver- spinnen kann. Anmerkung 1. Der Birken-Nestspinner, Kir- schenspinner, Wollafter, Bonibyx lanestris L., ist bläulich braunroth, an den Hinterflügeln etwas lichter; die gestreckten vordem tragen eine feine weissgelbe hintere Querlinie, die schwach geschwungen und am Vorderrande etwas erweitert ist, einen rundlichen Mittelfleck und ein längliches Fleckchen an der Wurzel von derselben Farbe, die Hinterflügel eine ver- loschene gelbliche Mittelbinde. Kopf und Thorax haben die lichtere mehr lederbraune Farbe der Hinterflügel, der Hinter- leib die mehr braunrothe der Vorderflügel; er ist beim W. dick und endigt in einen bläulichgrauen, seidenglänzenden Wollknopf, beim bedeutend kleineren M. zottig behaart und in einen Schwanz auslaufend. Die rostgelben Fühler dieses tragen 2 Reihen langer Kammzähne, die des W. 2 Reihen kurzer Sägezähnchen. Lg. 20, Br. 42"""$, 15 und 34"'"' c^. Die löfüssige Raupe ist gestreckt, überall gleich dick, ihr Kopf klein, in der Jugend reiner schwarz, später braun- schwarz; auf dem zweiten bis elften Gliedc neben der Mittel- linie steht je ein rostbraunes Fleckchen kurzer, aufrechter und widerhakiger Sammethaare, ausserhalb eine Reihe lichter Fleck- chen. Der Körper ist mit langen, gelben Haaren massig dicht bekleidet, die aber nicht aus bemerkbaren Warzen entspringen. Sie lebt im Mai und Juni nesterweise an den Zweigspitzen der Birken, welche sie durch ihre Last tief herabbiegt, nachdem zeitig im Frühjahre das den überwinterten Puppen entsprossene W. seine in die Wolle der Afterspitze eingehüllten Eier dahin gelegt hatte. Auf Weiden, Schlehen, Eichen, Linden, Kirschen u. a. findet man die Raupe gleichfalls, jedoch sehener, da sie von allen andern Laubhölzeru der Birke den Vorzug zu geben Sctmetterlinge. — Spinner. Bombyx lanestris, bucephala. — Eulen. 34{) scheint, und es ist vorgekommen, tlass sie ganze Bäume voll- ständig entlaubt hat. Das Einsammeln der bewohnten Nester ist ein leicht ge"-en die Raupe anzuwendendes Mittel, wenn sie in bedenklicher Weise einmal vorkommen sollte. Anmerkung 2. Der Mondvogel, Gelbkopf, Lin- denspinner, Bonibijx (Fygaera) hucephala L., hat seinen ersten Namen von dem blassgelben, ledergelb gewölkten Mondfleck- chen, welches die Spitze der bleigrauen, mit 2 weit getrennten braunen Querbinden gezierten Vorderflügel einnimmt. Er lebt im Mai und Juni (Juli), einer in der Erde überwinterten Puppe entsprungen, seine Raupe von da ab bis zum Herbst an den verschiedensten Laubhölzern, wie Weide, Pappel, Birke Hasel, Eichengebüsch u. a. gesellig, zerstreut sich aber vor der Verpuppung. Die schwarzbraune Raupe ist schmutzig- gelb gegittert und schwach behaart. 8ie muss abgeklopft werden, wenn sie ausnahmsweise in bedeutenderen Mengen vorkommt: bei ihrer Grösse, welche der einer kleineren Kiefern- raupe nahe kommt, bedarf sie grosser Quantitäten Nahrung. Die Eulen oder E u 1 c h e u (Noduac) bilden eine ungemein artenreiche Familie meist nur mittelgrosser Nachtschmetterlinge, welche ungefähr in folgenden Merkmalen tibereinstimmen. Ihre starken, mittelgrossen Flügel werden in der Ruhe dachartig oder wagrecht auf dem Körper getragen. Die vordem, meist von düstern Grundfarben, haben die sogenannten „Eulenzeichnungen" welche bestehen können in den beiden Querlinien, der Wellen- und der Saumlinie, in der Ring-, Nieren- und Zapfenmakel des Mittelfeldes und in einer halben Querlinie im Wurzelfelde. Die- selben wurden auf S. 280 erläutert und kommen bei der einen Art mehr ausgeprägt vor, als bei einer andern. Die Hinterflügel nehmen, wie bei den Spinnern, so leicht nicht an den Zeich- nungen der vordem Theil, sind vielmehr meist einfarbig grau in den verschiedensten Tinten, höchstens am Saume bindenartig dunkler, doch kommen Fälle vor, wo sie lebhaftere Farben tragen (gelb, roth, blau) meist mit schwarzen Binden, oder wo sie in Farbenanlage und Zeichnung mit den VordcHIügeln eine gewisse Uebereinstimmung zeigen, dann al)er kann man annehmen, dass 350 Zweite Abtheilung'. solclic Ausnahmen auch durchg-reifendcr sind und die Schmetter- linge bei Tage fliegen. Der Kopf ist grösser und weniger tief gestellt als bei den Spinnern, die Rollzunge meist gut ent- wickelt, auf dem Scheitel stehen Nebenaugen; die Fühler sind borstenförmig, bei den Männchen nur weniger Arten merklich kammzähnig. Der Mittelleib ist meist glatt behaart, seltener wollig, dagegen nicht selten durch zierlich aufgerichtete Kämme oder Haarbüschel ausgezeichnet, die sich auch auf den Hinter- leibsrücken fortsetzen k()nnen. Der Hinterleib tritt weder durch seine Schwäche gegen die Flügelfläche in den Hintergrund, noch überwiegt er, wie bei den weiblichen Spinnern, ist drehrund oder deprimirt und pflegt bei den W. stumpf spitz, ja bisweilen in eine ausstreckbare Legröhre zu enden, bei den M. mehr stumpf oder abgestutzt. Abgesehen von den eben angeführten Unter- schieden beider Geschlechter unterscheiden sie sich in Färbung und Grösse weniger als diejenigen der Spinner, wenn auch bei vereinzelten Arten an den verschiedensten Körpcrtheilen noch gewisse Ge^chlechtsunterschiede vorkommen. Die Eulen sind mit geringen Ausnahmen nächtliche Schmetter- linge, welche bei Tage sehr verborgen sitzen und kaum je in der Copula angetroffen werden, die somit auch bei den am Tage schwärmenden des Nachts oder mindestens sehr versteckt vor- genommen wird. Die Raupen der meisten Eulen haben 16 Füsse und eine so schwache Körperbekleidung, dass man sie für nackt erklären kann, nur eine Gattung (Äcronicfa), gewissermassen den Ueber- gang von den Spinnern zu den Eulen bildend, macht durch merk- liches Haarkleid davon eine Ausnahme. Diese fertigen auch ein Gespinnst über der Erde, wenn sie sich verpuppen wollen, während die meisten andern sich in der Erde mit oder ohne Gespinnst verwandeln. Auch zeichnen weder Warzen noch Fleisch- zapfen die meisten Eulenraupen aus, höchstens Ilomfleckchen, welche die Stelle der ersteren vertreten. In der Lebensweise zeigen sie grosse Mannichfaltigkeit, doch lassen sich ein ver- steckter Aufenthalt, ein nächtliches Fressen und Vermeidung der Geselligkeit als vorherrschender Charakter derselben wohl be- hau])ten. Die Puppen sind dunkel gefärbt, spindelförmig und von den Sciltnettorlingo. — Eulen. Noctua aceris. 351 verschiedenen Arten schwer zu unterscheiden, am meisten noch in der Bildung und Bewehrung tter Leibesspitze, des Aftergritfels oder sogenannten Kremasters verschieden. Obschon eine nicht geringe Anzahl von Euleuraupen aui Bäumen und Gebüsch lebt, so sind doch nur verhilltniss- mässig verschwindend wenige vorübergehend als forstschädlich zu bezeichnen und höchstens vier Arten für unsere Zwecke der nähern Betrachtung werth. Bei dem grossen Heere sämmtlicher Eulen hat man sie auf zahlreiche Gattungen vertheilt, so zwar, dass manche Art bei den verschiedeneu Schriftstellern immer wieder unter einer andern Gattung auftritt. Ich werde dergleichen Namen in Klammern beifügen, während ich den ursprünglichen Gattungsnamen Noctua in erster Linie beibehalte. 64. Die Alun'iipfVilmotte, RosskasfanieiK^ule, Noctua (Acronicta) aceris W. F., ist ein höchst unscheinbarer Schmetterling von w^eiss- grauer Farbe. Die Vorderflügel haben die gewöhnlichen Euleu- zeichnungen auf diesem Grunde schwärzlich : eine verwischte vordere, sehr weit nach hinten gerückte hintere Querlinie, welche letztere aus einer Reihe Halbmondchen besteht, die sich in der Nähe des Innenwinkels stark wurzelwärts ziehen, nach aussen dunkler, nach innen lichter begrenzt sind und hier eine unvoll- kommenere zweite Beihe von Halbmondchen zeigen. Die Ring- makel ist kreisförmig und licht ausgefüllt, die grosse Nieren- makel nach innen fleckig dunkel ausgefüllt, die Zapfcnmakel erscheint als undeutlicher kurzer Pfeilstrich. Als Wellenlinie ist der Aussenrand der dunklen Begrenzung der hintern Querlinie zu betrachten; die Franzen sind zwischen den Kippen schwarz durchschnitten, diese gleichfalls mehr oder weniger dunkel; vor dem Innenwinkel steht ein schräger Strich, der die Bogen der hintern Querlinie durchschneidend und bis zur Mitte der Flügel- fläche sich fortsetzend die Gestalt einer Pfeilspitze annimmt (— ^). Ausserdem stehen am Vorderrande noch mehr kurze schwärzliche Schrägstriche. Die Hinterflügel sind auf den Rippen etwas schwärzlich, zwischen ihnen auf der Franzenwurzcl i)unkt- förmig ebenso gefärbt. Mittelrücken glatthaarig. Lg. 22, Br. 45mm^ _ j„„j überall, vom 60o bis 38«< n. Br. und in der andern Erstreckung von England bis zum Ural. Die Ißfüssige Raupe ist röthlich gelb, büschelweise zottig 352 Zweite Abtheiiuflg. weissgelb behaart, der Kopf und die Füsse sind schwarz, jener an der Stirn mit lichtem Hakenflecke ; über die Rückenmitte läuft eine Reihe schneeweisser, schwarz umringter Fleckchen, je einer auf dem 3. bis 11. Gliede, mehr oder weniger birnförmig von Gestalt mit nach vorn gerichteter Spitze; auf Glied 1 und 2 erscheint die weisse Zeichnung als Längslinie, auf dem 12. fehlt sie ganz und wird durch eine schwarze Längslinie ersetzt. — Juli bis September, Die Puppe ist gestreckt und schwarz; sie überwintert in einem mit Haaren durchwebten Gespinnste in der Nähe des Erdbodens. Lebensweise. Aus der überwinterten Puppe erscheint im Juni der Schmetterling und sitzt mit dachförmigen Flügeln an Baumstämmen. Das in der Nacht befruchtete W. legt seine haarig überzogenen Eier in Astgabeln und Rindenrisse. Vom Juli ab, besonders im August erscheint die Raupe auf verschie- denen Laubhölzern, besonders aber auf Eichen, Rosskasta- nien und Ahornen in städtischen Aulagen und Promenaden in solchen Mengen, dass sie die grössten Bäume vollständig kahl frisst. Spätestens im September geht sie von den Bäumen herab, verpuppt sich in einem aus ihren langen Haaren durchwebten Cocon hinter Rindenrisse, am Fusse der Baumstämme, oder geht an benachbarte Gegenstände, wo sie einen Schutzwinkcl findet. Feinde. Aus den Raupen oder Puppen wurden mehre Schlupfwespen erzogen: Eocetastcs sjh, Opliion costafns, Entedon larvarum, Eulox)hns ramkornis. Gegenmittel. Wenn man die Raupen in auffälliger Menge an den Bäumen und das Laub derselben schnell dahinschwinden bemerkt, so bleibt nichts weiter übrig, als sie durch Anprallen zu Falle zu bringen und sie auf den meist festen Promenaden- wegen todt zu treten oder andernfalls sie vom Rasen etc. ab- zulesen. Anmerkung 1. Die Eichbuscheule, Noctiia (Or- thoi^ia, Tacnwcampa) rrnäd W. V., eine unscheinbare Eule von rothgrauer oder aschgrauer Grundfarbe, mit mehr oder weniger dunklen Atomen (besonders das M.) bestäubt. Der Kopf und wollig behaarte Mittelleib sind wie die Vorderflügel gefärbt, der Hinter- leib aschgrau, wie die aschgrauen, heller befranzten Hinter- Schmetterlinge. — Eulen. Noctua cruda, instabilis. 353 flügel, beim M. in einem gelblich rotheu Afterbüschel, beim \V. in eine Legeröhre auslaufend. Die Zeichnung der Vorderflügel sehr undeutlich, beide Querlinien nur durch dunkle Fleckchen angedeutet, die hintere ausserdem durch einen neben den Punkten wurzelwärts gestellten lichteren Schein. Die Ring- makel ist klein, die Nierenmakel gross, beide etwas lichter umsäumt und letztere wenigstens im inneren Theile dunkler gekernt. Die Wellenlinie ist lichter als der Grund, dunkle Mondfleckchen zwischen den Rippen bilden die Saumlinie. Das kleinere M. ist in der Regel etwas dunkler, schärfer gezeichnet und mit kammstrahligen Fühlern versehen. W. 13 °"» lg., 33mm breit. Dieser Schmetterling erscheint zeitig im Frühjahre aus den überwinterten Puppen und fliegt auch im Sonnenscheine, um an den blühenden Weiden Honig zu saugen. Während des Mai frisst die Raupe an den jetzt eben sich entwickelnden Eichen und wird ihnen nachtheilig, wenn sie, wie nicht selten, massenhaft vorhanden ist. Sie ist grün mit schwarzen, kaum sichtbaren Wärzchen bedeckt, der grüne Kopf mit weissen und schwarzen Atomen bestreut. Ueber den Rücken zieht eine gelbliche, in den Gelenken sich etwas erweiternde Mittellinie, in den Seiten eine sehr feine Linie und über den Füssen ein sich in den Einschnitten verengender und auf dem lOten und IL Gliede bräunlich gefleckter Streifen mit dou Luftlöchern. Das erhabene elfte Glied ist durch einen sich in der Mitte er- erweiternden Querstrich gezeichnet. Die Raupe lässt sich nur abklopfen, wenn sie massenhaft vorkommt. Anmerkung 2. Die Mandeleule, das Chamäleon, Noctua (Orthosia, Taeniocampa) instabilis W. V. (incertu Hfng.), eine sehr veränderliche Eule, deren Grundfarbe vom bleichsten Aschgrau bis zum tiefsten Rostbraun alle Farbentöne durch- laufen kann. Die beiden Querlinien der Vorderflügel sind mehr oder weniger deutlich, die Makeln meist gelb umsäumt, die Ringmakel etwas langgezogen und schief, die Nierenmakel wenigstens in der Innenhälfte dunkel ausgefüllt, zwischen beiden geht ein Mittelschatten durch. Die Wellenlinie ist besonders scharf markirt, beiderseits sanft nach innen gebogen, wurzel- wärts neben ihr stehen 3 verwischte dunkle Flecke: am An- Taschenberg, Forstinsekten. io 354 Zweite Abtheilung. fange, vor der Mitte und am Ende. Die gezähnelten Franzen sind heller als der Grund, die Saundinie vor ihnen aus dunk- len Punkten gehildet. Die Hinterflügel haben einen dunklen Mittelmond und lichtere Franzen. Körper- und Fühlerbildung wie bei der vorigen und dadurch auch die Geschlechter unter- schieden. Der Schmetterling erscheint gleichfalls sehr früh im Jahre und seine Raupe frisst im Mai und Juni auf Rüstern , Linden, Eichen und verschiedenen Obstbäumen. Sie ist in der Regel grüngelb, über den Rücken läuft ein grüner, unbeständiger, besonders nach der letzten Häutung verschwun- dener Streifen und jederseits daneben ein breiter gelber, über- dies ziehen 4 Reihen gelber Pünktchen der Länge nach über den Körper. Sie verwandelt sich gleich der vorigen in der Erde. 65. Die Rieferneiile, Forleule, Eule, Nocttia (Tracliea, Pano- lis) 'piniperda Esp. 4^, ist eine von den bunteren, weniger düster o-efärbten Eulen und in den Zeichnungen nicht constant, die o-estreckten Vorderflügel haben eine in gelb ziehende, mehr oder weniger mit grau gemischte ziegelrothe Grundfarbe, die beiden Querlinien, von denen die innere nicht immer deutlich ausgeprägt ist bestehen aus Mondfleckchen, die an den zugekehrten Seiten dunkel, an den abgewendeten Seiten weiss gefärbt sind, aber nicht immer so scharf ausgeprägt, wie unsere Fig. 67 andeutet; die Querlinien nähern sich am inuern Flügelrande stark, die Rippen, Ring- und Nierenmakel sind weiss, mehr oder wenio-er mit grau gemischt, die Makeln etwas dunkler ausgefüllt. Im Saumfelde steht eine Reihe Tupfen von der reinsten Grund- farbe getrennt durch die weisslichen Rippen, deren Färbung all- mählich verbreitert sich auf die dadurch buntscheckigen Franzen fortsetzt. Eine Zapfenmakel lässt sich nicht unterscheiden, da- ge^^en die halbe Querlinie nahe der Wurzel. Kopf und Mittel- leib haben die Grundfarbe der Vorderflügel und unter ihrer woUio'en P>eklcidung auch weisse Haare. Der Hinterleib und die Hinterflügel sind braun, letztere saumwärts am dunkelsten, die Spitzenhälftc ihrer Franzen ist weiss. Die Fühler des W. sind fadenförmig, die des M. mit 2 Reihen kurzer Sägezähnchen besetzt, die wieder kurze Borsten tragen, ausserdem ist bei ihm die Hinterleibsspitze langhaarig. Lg. 15,5, Br. 37"^'" '^. — Schmetterlinge. — Euleft. j^octua pinipertla. 355 April, auch schon Ende März zwischen dem 62. bis 44. Grad n. ßr. von England bis Moskau in der andern Erstreckung-, besonders im nordöstlichen deutschen Flachlande. Die IGfüssige Raupe ist schlank und kaum nach hinten etwas verdünnt, von Farbe gelblichgrün, mitten über den Kücken zieht ein weisser Längsstreifen, unter den Luftlöchern, diese zum Theil aufnehmend ein orangener, nach unten dunkel besäumter und zwischen diesem und dem Mittelstreifen noch ein weisser, nach innen fein dunkel gesäumter. Der grosse, gewölbte Kopf ist licht braun, dunkler netzartig geädert und gefleckt. Die jungen Räupchen sind einfarbig grün, bei den Häutungen treten die Längsstreifen allmählich reiner weiss hervor und erst nach Fig. G7. Forleule nebst Raupe. der letzten die orangegelbe Farbe des untersten ; auch scheint die Zahl zu variiren, denn Ratzeburg erwähnt 5 weisse Streifen, eine am 28. Juli von mir gesammelte Raupe hat deren entschieden nur 3, überdies ist auch bei den halbwüchsigen Raupen das Grün bisweilen sehr intensiv. — Mai bis Juli auf Kiefern. Die Puppe ist glänzend braun mit gestutztem kurzen After- griffel, der an jeder Hinterecke ein stumpfes Spitzchen trägt; sie zeichnet sich aus durch eine quere Warze mitten auf dem Hinterleibsrücken von schwarzer Färbung und einem nieren- fiJrmigen Eindrucke am vordem Theile. unter Moos oder Streue. 23 August bis März 350 Zweite Abtheilung. Lebensweise. Die liübsclie Eule ersclieint zeilig im Jahre, bisweilen schon Ende März und fliegt einzeln auch an warmen Tagen zwischen den Kiefern umher oder nach den blühenden Weidenkätzchen, um Honig zu saugen. Ein allgemeineres Leben unter den Schmetterlingen beginnt aber erst in der Dunkelheit, während der sich die Geschlechter auch paaren, in der den Schmetterlingen eignen, öfter erwähnten Weise, jedoch werden hierzu wärmere Abende und Nächte vorausgesetzt. Das be- fruchtete W. klebt seine blassgrünen, rundlichen Eier mit ihrer platteren Seite zu sechs bis acht Stück, aber auch mehr in eine Reihe an die Nadeln und zwar in den Kronen der Bäume. Stangenhölzern giebt es den Vorzug, aber nicht etwa den schwäch- lich erwachsenen, sowohl in geschlossenen Beständen als auch in offenen Hölzern. Je nach der Witterung früher oder später, jedoch normal in der zweiten Hälfte des Mai schlüpfen die Räupchen aus, dieselben begeben sich sofort auf den sich eben entwickelnden Maitrieb und fressen sich durch die rothen Aus- schlagsschuppen bis zur Scheide der jungen Nadeln hindurch, ja sie fressen sich bisweilen so tief hinein, dass man sie kaum bemerkt, und sind auf diese Weise gegen die zu diesen Zeiten noch öfter eintretenden Fröste gesichert. Die angebohrten Triebe sterben schnell ab und es treten im nächsten Jahre Scheiden- triebe auf. Anfänglich fressen die Raupen nur kleine Bissen aus den Nadeln, später verzehren sie dieselben von der Spitze bis zur Scheide oder diese auch mit. In der Jugend kriechen sie spannerartig, spinnen auch, so dass mehre Nadeln zusammen- haften, und lassen sich am Gespinnstfaden herabhängen. Im Juli sind die Raupen erwachsen, gehen dann herunter, um sich im Bereiche des Baumschirmes, unter dem Moose, der Streue oder, wo beide mangeln, bis einige Zoll unter der Erde ohne Gespinnst zu verpuppen. Feinde. Schwarzwild und Drosseln suchen die Puppen im Lager auf und verzehren sie gern; die Insektenfresser unter den Vögeln den Schmetterling; als Vertilger der Raupen werden besonders genannt Buchfinken, Spechtmeisen, Kukuk, Häher, Staare, Krähen, Dachs und Fuchs unter den Säugethieren und Carabus -Arten und deren Larven, so wie Cicinäden unter den Insekten. Grösser noch ist jedoch die Zahl der Schmarotzer, Schmetterlinge. — Eulen. Noctua piniperda. 357 welche die Kaupe bewohnen und von denen eine Schlupfwespe. Banchus compressus sie nicht zur Verpuppung kommen lässt, sondern, wenn die Raupe in ihr Puppenlager gegangen ist, sich als Larve herausbohrt und ein schwarzes Cocon mit lichter Zone um die Mitte spinnt, um hier statt der Schmetterling.spuppe zu überwintern. Die Raupenfliegen Tac/ima (Nemoraea) puparum und glahrata Mg. (Exorista) Fera L. kommen noch im Sommer aus. Von Ichneumonen wurden ausser dem genannten noch erzogen: Ichneumon annulator, Hartigi, Ulunulatus, nkjritarius, scutellator, Troscheli, Pliygadeuon ahdouiinator (= commutatus) paclujmcrus, piniperdae, Cryptus Dianae (== seticornisj, sjjonsor (= filicornis), longipeSj Pimpla insUgator, Ophion luteus, merdarius, Änomalon xanthopms, Mesochorus hrevipetiolatus , BracJiistes noctuae, Pcrilitus imkolor. — Auch ist die Pilzepidemie (s. S. 268) bei dieser Raupe beobachtet worden. Gegenmittel 1. Das Sammeln der Puppen im Winterlager ist das einfachste Gegenmittel. Es kann damit begonnen werden, sobald die Raupen von den Bäumen sind und lohnt besonders an solchen Stellen, wo der Boden durch ehemalige Stocklöcher, welche mit Holzerde gefüllt sind, vorzugsweise locker ist; hier liegen die Puppen oft nesterweise. Wo es noch Bestände von Schwarzwild giebt, kommen Eule und Spanner nicht auf, weil die Schweine eifrig nach den Puppen dieser Schmetterlinge brechen. Wo zahme Schweine aufzutreiben sind, können diese das Puppensuchen besorgen oder wenigstens Nachlese halten — vor den Menschen darf man sie nicht suchen lassen, weil sie durch ihre Wühlereien jeden Anhalt zum Auffinden verwischen. — Im Oldenburgischen haben sich 58 Schweine vom •18. November bis 16. December ausschliesslich von den Puppen ernährt und dabei wohl befunden. Jedes Schwein frass nach der Berechnung täglich etwa 3 Kannen ä 3200 Stück, so dass also durch sie 16,206,200 Puppen vertilgt worden sind. 2) Sammeln der Raupen durch Anprallen (Ende Mai), wo es die Stärke des Holzes und der Untergrund erlauben, unterbreiten von Planen bleibt dabei immer sehr zweckmässig. Weil die Eule an Stellen besonders begünstigt wird, wo der Boden durch Holz gehörig gedeckt ist, hat man gemeint, wohl zu thun, wenn man das Unterholz wegschlägt, um ihr den Liel)- 358 Zweite Abtlieilung. lingsaufenthalt zu nehmen und vielleicht auch, um die Raupe bequem sammeln zu können. Allein direkte Versuche haben gelehrt, dass man hiermit keinen Vortheil erlangt, dass vielmehr eine grosse Menge von Raupen durch das werthlose Unterholz abgeleitet wird und die werthvollereu Staugen daher mehr schont. 3) Fang- und Isolirungsgräben haben sich gleichfalls bewährt und zwar in Verbindung mit dem Sammeln der Raupen durch Anprallen oder auch beim Wandern derselben aus Futtermangel. Gerieth doch auf der Berlin-Görlitzer Eisenbahn (1867) ein Zug in's Stocken, weil gerade die Eulenraupen in solchen Mengen über die Schienen zogen, dass alsbald die fettige Schmiere ihrer zerquetschten Körper die Schienen so glatt machte, dass die Räder nicht mehr griffen, sondern sich um sich selbst drehten, ohne die Last weiter zu befördern. Die Raupen des grossen Kohlweissliugs haben früher auf einer andern Bahn dieselbe Wirkung hervorgebracht. 4) Muss nach einem anhaltenden Kahlfrasse zum Hiebe ge- schritten werden, so sei man nicht zu eilig, da die Erfahrung gelehrt hat, dass sich die Bäume wieder erholen können, die „Spiesse" mit der Zeit verloren gehen und „Neuwipfel" entstehen. Dürftiger Boden oder Trockenheit nach dem Frasse können ungünstig einwirken und dann achte man auf folgende Punkte, welche den nahen Tod der Bäume verkündigen, die man daher besser vor ihrem Absterben wegnimmt: a. ob die Spiesse in einigen Jahren trocknen und abfallen oder buschig werden durch Scheidentriebe, b. ob sich „Rosetten" bilden, c. ob Harzketten am Stamme sichtbar werden. 66. Die Kiefernsaat-Eiile, liornfarbige Ackereule Nocfua (Ägrotis) valiigem St/sf. Ver. ist eine der lebhaftest gefärbten Acker- culen, indem die Zeichnungen der Vorderflügel auf dem licht- grauen Untergrunde scharf dunkel hervortreten, aber nicht bei allen Stücken gleich vollständig vorhanden sind ; der Regel nach pflegen die 3 Makeln deutlich zu sein und zwar eine grosse, schwarzbraune Zapfenmakel, eine kleine, in die Länge gezogene und querlicgende schwarz umzogene Ringmakel mit verwischtem dunklen Kerne und die grosse, schwarz umsäumte, dunkel aus- gefüllte Nierenmakel, zwischen beiden letzteren eine dunkle Ver- Schmetterlinge. — Eulen. Noctua valligera. 359 bindung von der Breite der Ringmakel. Im Saumfelde stehen 6 dunkle Keilflecke zwischen den Rippen, von denen die 3 innern etwas verwischter als die vordem sind und an welche sich nach aussen dunkle Wische ansetzen , meist durch weisse Fleckchen von den Keilflecken getrennt. Die Haumlinie besteht aus dunklen Halbmondchen zwischen den Rippen und die Franzen sind heller und dunkler mehrfach bandirt. Von den Querlinien ist die vordere nicht vorhanden, die hintere in den meisten Fällen eben nur angedeutet durch einige dunkle Mondfleckchen unter der Nierenmakel und durch etwas lichtere Bogen- linie saumwärts daneben, dicht hinter der Nierenmakel nach dem Vorderrande ziehend; dieser ist heller und dunkler gefleckt und bis- weilen ist auch das Mittelfeld am Inuenrande bis zur Zapfenmakel hinauf etwas dunkler als der übrige Grund. Kopf und Halskragen sind lichtgrau und dunkelbraun bandirt. Hinterleib und Hinterflügel einfarbig grau, diese mit dunk- lereu Rippen und dunklerem Mittelmond aber weisslichen Franzen beim W., dagegen weiss- lich mit Mittelmond und bindenartig dunklerem Rande beim M,, wo überdies die Fühler bis gegen die Spitze hin deutlich doppelt kamm- zähnig sind. Lg. 14, Flügelspannung 32,25'"'", — August von England bis zur Wolga zwi- schen dem 58. und 42 Grade u. Br.; auch in Nordamerika. Die 16füssige Raupe ist matt, bräunlich grau, hat einen braunen Kopf, ein kleines braunes, lichtdurchschnittenes Nackenschild und eine braune Afterklappe; es fallen am meisten an ihrem Körper die dunklen Luftlöcher, kaum aber die vier Hornplättchen auf, welche in Trapezform auf dem Rücken eines jeden Gliedes bei allen diesen Erdraupen stehen. — September bis Juni des nächsten Jahres, vorherrschend in Sandboden. Die Puppe ist hell röthlichbraun, kurz und endigt in zwei Gabelspitzchen, die an ihrem stumpfen Ende einen Kranz feinster Kiefernsaateule nebst Raupe. 360 Zweite Abtbeilung. Borstchen tragen; sie ruht clurchschnittlich 4 Wochen im Juli in einem Erdcocon. Lebensweise. Der Schmetterling erscheint im August und hält sich über Tage an der Erde verborgen, die Flügel mehr wagrecht dem Körper aufliegend als dachartig, findet sich aber auch im Sonnenscheine auf Distelköpfen saugend. Ich fing ihn in früheren Jahren gleichzeitig in beiden Geschlechtern an Wiesen- blumen in der späten Abenddämmerung. Bei diesen normalen Flügen aller Eulen erfolgt auch die Paarung, und das befruchtete W. legt seine Eier jedenfalls an den Grund verschiedener Futter- pflanzen oder an die Erde in der Nähe solcher. Das Futter dieser und der verwandten Erdraupen (ÄgroUs) besteht aber aus jungen Keimen von Gräsern und Gemüsepflanzen, aus Kar- toffeln, saftigen Wurzeln wie Rüben etc. und die Raupe hält sich bei Tage immer in der Erde bei der betreffenden Futterpflanze auf oder unter einem Steine und zwar in eingerollter Ruhelage, zieht einzelne Blätter derselben auch in ihr Erdloch hinab. Die normale Frasszeit fällt aber in die Nacht, während welcher sie aus der Erde hervorkommt und sich von oben in das Herz der Futterpflanze cinfrisst, es sei denn, dass sie in den Kartoffeln einen unterirdischen Lebensqucll gefunden hat. Die Wurzeln der Gräser, Kräuter und jungen Saaten der Bäume fressen diese Erdraupen der Regel nach nicht, sondern nur die zarteren Triebe. Die genannte, weil sie vorherrschend in Sandboden lebt, hat sich nun auch bisweilen an Kiefernsaaten vergriffen, die ihr an ihrem Aufenthalte vielleicht die einzige Nahrung boten, hätte sie Kartoffeln gefunden, würde sie sich von diesen entschieden lieber ernährt haben ; denn alle diese Raupen sind bis zu einem gewissen Grade omnivor. Wegen der späten Geburt überwintert unsere Raupe ziemlich klein und der von ihr im Herbst ange- richtete Schaden ist gewiss nicht der Rede werth, bedeutender kann er im nächsten Frühjahre werden, wenn sie in grösseren Mengen vorhanden ist. Bis gegen Ende Juni dauert derselbe, während des Juli liegt sie als Puppe in einem Erdcocon und im August fliegt der Schmetterling. Die Entwickelung dieser Art ist nach meinen Erfahrungen eine normalere als die anderer, allgemeiner verbreiteter und noch gemeinerer Ackereuleu, welche früher im Jahre fliegen. Sehmetterlinge. — Eulen. Noctua valligcra. 361 Feinde. Mir ist von Schlupfwespen nur der Cryptiis Sponsor bekannt geworden, er ist entschieden aber nicht der einzige Schmarotzer in der Raupe der Kiefernsaateule. Gegenmittel. Das Sammeln der fressenden Raupen bei Laternenschein würde das bequemste Vertilgungsmittel sein, wenn man die abgefressenen, theilweise auch umgefallenen jungen Pflänzchen bemerkt. Da jedoch kaum anzunehmen, dass der Schmetterling seine Eier an die junge Saat absetzt, so ist dem Frasse seitens der Raupe sehr leicht bei einiger Aufmerksamkeit vorzubeugen. Die Raupe überwintert in leichtem Sandboden, wie wir gesehen haben, wenn nun au solch' einer Stelle im Frühjahre gesäet oder einjährige Saat ausgepflanzt werden soll, so hat man sich vorher von der Gegenwart der Raupen zu über- zeugen. Dies dürfte nicht schwer fallen: a. man achtet auf die Unkräuter, ob sie gesund oder im Herzen befressen erscheinen und wird im letzten Falle in der Nähe der Wurzeln oder zwi- schen diesen die kleinen Räupchen auffinden, b. man beleuchtet im Dunkeln mit einer Laterne die Pflanzen und entdeckt die Raupen dann noch besser. Finden sich dieselben, so unterlässt man am zweckmässigsten die Aussaat oder Bestellung dieser Lokalität. Wenn erst die Raupen grösser sind, würden eingetriebene Schweine dieselben wesentlich vermindern. So viel uns bekannt, ist man nicht nur der Engerlinge, sondern auch der Erdraupen wegen von der frühem Praxis zurückgekommen, einzelne sterile Parcellen vor der Bestellung einige Jahre hinter einander an sogenannte „kleine Leute" aus- zuthun, damit dieselben durch Kartoflfelbau den Boden erst etwas cultiviren. Durch den Kartotfelbau nistet sich nämlich unter Umständen jenes erdbewohnende Ungeziefer leicht ein und ver- hindert dann das Aufbringen von Kiefernsaaten und Kiefern- Anpflanzungen. Anmerkung. Wie erfahrungsmässig vorübergehend die Raupe der Ägrotis vallujcra den Kiefernsaaten, (\\e A. scfictum den Fichtensaaten nachtheilig geworden, so können auch noch verwandte Erdraupen, aus denen die sogenannten Ackereulen Ägrotis (Noctua) entstehen, in ganz ähnlicher Weise auftreten. Es sind nämlich eine Reihe gemeinerer Ackereulenarteu für den Feld- und Gartenbau nachtheilig geworden. Ihre Raupen sind 362 Zweite Abtlieilung. schwer so zu beschreiben, schwer durch colorirtc Abbil- dungen so weit kenntlich darzustellen, dass man die sehr ähn- lichen Arten alle mit Sicherheit von einander zu unterscheiden vermöchte, in der Lebensweise stimmen sie aber alle unter sich und mit der Ägrotis vallhjera überein, wenn auch die Erscheinungszeit der Schmetterlinge nicht bei allen dieselbe ist und somit auch die Frasszeiten der Raupen sich um einige Monate bei den verschiedenen Arten verändern. Die gemeinsten und verbreitetsten sollen mit ihrer Erscheinungszeit hier wenig- stens namhaft gemacht werden: a. die Winter saateule, N. scgetum (Fig. 69) fliegt vom Mai bis zum Herbste und ihre Raupe frisst vom August bis zum April mit Unterbrechung ihrer winter- lichen Erstarrung; Fig. 69. Flg. 7U. N. scgetum nebst Raupe. N. exclamationis. b. die Kr euz würz - Acker e nie , N. exclamationis (Fig. 70) fliegt im Juni und Juli und ihre Raupe ist vom August biß zum Mai des nächsten Jahres thätig ; c. die rindenfarbene Ackereule, N. cortkea, ent- wickelt sich durchschnittlich 4 Wochen später als a. ; d. die schwärzliche Ackereule, N.fiimosa, fliegt im Juli und August und ihre Raupe lie))t den Sandboden, wie die N. valUgcra, ist aber schwer von der der Win- tersaateule zu unterscheiden ; Schmetterlinge. — Eulen. Noctua segetuni etc., aquilina. — Spanner. 3()3 e. die acll er braune Ackereule, N. aquilina, ist in den Zeiclinuugen der letzt genannten am ähnlichsten, ihr Untergrund aber nie so weissgrau, sondern grau- braun: sie fliegt im Juli und August. Ausser den genannten kann liir diese Gegend die eine, für eine andere Gegend wieder eine andere hier nicht ge- nannte, aber eben so lebende Raupe in Betracht kommen. Sie alle dürften jedoch nur in der Noth Nadel waldsaaten angehen, wie auch die braun und gelbgestreifte Raupe der iV.j?)/s< gewiss nur in Ermangelung anderen Futters an jungen Fichten gefunden worden ist. Die Spanner (Geometme) sind vorherrschend zarte Schmetter- linge, welche iusoiern eine gewisse Aehnlichkeit mit den Tag- schmetterlingen haben, als bei ihnen die Hinterflügel, wie dort, an^ den Zeichnungen der Vorderflügel theilnehmen , jedoch sind diese Zeichnungen anderer Art und bestehen vorherrschend aus zahlreichen Querbinden, fehlen aber auch gänzlich ; andere wieder erinnern durch den dicken Hinterleib der W,, den wollig behaarten Mittelleib und durch die kammzähnigen Fühler der M. an die Spinner. Der Kopf der Spanner ist ziemlich klein, seine Fühler sind, abgesehen von den eben erwähnten geringen Ausnahmen, borstig, niemals nach der Spitze hin verdickt, die Rollzunge ist wenig entwickelt, ja öfter ganz verkümmert. Die Spanner pflegen ihre Flügel in der Ruhe mehr oder weniger flach ausgebreitet zu tragen, sehr selten dachförmig und nie vollkommen aufrecht, wie die Tagschmetterlinge; sie fliegen vorherrschend in der Dunkelheit, einige jedoch eben so gern im Sonnenschein, und die meisten lassen sich wenigstens bei Tage aus dem Grase oder dem Gebüsch aufscheuchen, so dass sie für Denjenigen, welcher nicht auf das Sammeln ausgeht, entschieden sichtbarer sind, als die meisten Eulen. Mehr lässt sich wegen der Ver- schiedenheit in der äussern Erscheinung von den Spannern im Allgemeinen nicht sagen. Sehr charakteristisch dagegen sind die Raupen, aus denen sie entstehen und von deren den Raum durchspannenden Bewegungsweise die ganze Familie ihren deutschen und den wissenschaftlichen lateinischen Namen erhalten hat. Zwischen 364 Zweite Abtheilung. den Brustftissen und Nachschiebern bleiben nämlich die meisten Körperringe fusslos, so dass die Raupe, wenn sie die Brustliisse beim Fortkriechen aufgesetzt und die Nachschieber oder die wenigen Bauchfüsse davor nachgerückt hat, mit der Mitte ihres Körpers ein Schleife nach oben bildet, welche durch das Los- lassen der Brustfüsse und Strecken des Körpers wieder ver- schwindet. Viele ruhen auch gern in der Schleifenstellung, während andere wieder sich nur mit den Nachschiebern an- halten und den Körper steif ausstrecken, so dass diejenigen, welche durch ihre Färbung dabei begünstigt werden, genau wie ein dürres Aestchen aussehen. Die msisten sind walzig und schlank, manche jedoch auch durch warzenartige Erhöhung rauh, und stellenweise knotig, so gut wie nackt, höchstens nur sehr einzeln mit kurzem Borstenhaare besetzt, und vorherrschend zehnfüssig, indem das neunte Körperglied das einzige vor- handene Paar der Bauchfüsse trägt. Auch die Art der Verpuppung und das äussere Ansehen der Puppe ist bei den verschiedenen Arten sehr verschieden; denn die einen fertigen ein Gespinnst ausserhalb der Erde oder unter derselben, die andern heften sich, wie die Raupen der Tag- schmetterlinge, an ein Blatt und halten sich durch einen Gürtel um die Mitte des Leibes mit der Bauchseite an dasselbe ange- drückt, noch andere liegen frei in der Erde. Sie alle scheinen einen reichlicheren Feuchtigkeitsgrad zur Entwickelung zu bedürfen, wenigstens weiss der Schmetterlingszüchter, dass sich die Spanner verhältnissmässig am schwierigsten in der Gefangen- schaft erziehen lassen. Für den Forstmann kommen nur wenige Arten in Betracht, obschon ihrer genug im Walde geboren werden. Wir behalten an erster Stelle für alle den alten Gattungsnamen Geometra. 67. Der Riefern-, Föhreiispauner, Spanner, Geometra (Bu- ImIus. Fidonia) j)inuir'm L. 4^, ist ein bunter, in seinen beiden Geschlechtern nicht nur verschieden gefärbter, sondern auch in ein- und demselben, besonders dem weiblichen Gescblechte ver- änderlicher Spanner. Das M. ist in der Grundfarbe schwarz- braun, diese Farbe wird aber in der kleineren Wurzelhälfte der Vorderflügel durch fleckenartige lichtgelbe bis weissliche, nicht scharf begränzte Zeichnungen verdrängt, so dass man entweder Schmetterlinge. — Spanner. Geometra piniaria. 805 Fig. 71. 3 Längsflecke oder durch Quertheiliing 5 Flecke unterscheiden kann, auf den Hinterfliigehi ist die Grundfarbe am Vorder-, schmäler am Aussenrande und mehr oder weniger vollkommen in 2 schmalen Querbinden erhalten, während etwa '73 der Innen- fläche die gleiche lichte Färbung der Vorderflügel annimmt; die Franzen aller Flügel sind heller und dunkler gefleckt, der Rumpf ist mit in den beiden Farben gemischten Schuppenhaaren besetzt, so zwar, dass in der vordem Hälfte die dunkle, im Hinterleibe die gelbe vorwaltet Die braunen Fühler sind doppelt kammstrahlig. Die Unterseite der Flügel ist heller als die Oberseite und auf dem Vorderflügel die Grundfarbe gelb , die heller braune in einem Längsstrahle aus der Wurzelmitte, in zwei unvollkommenen Querbinden und einem von der Mitte ausgehenden den Mitteltheil des Saumes umfassenden dreieckigen Flecke vertreten ; auf dem ^ Hinterflügel sind mehr oder weniger zwei weissliche Längsstrahlen, die beiden Querbinden als Fortsetzung der im Vorderflügel und zwar vollkom- mener in brauner Farbe vorhanden, während der übrige Theil mit braunen Atomen dicht bedeckt ist. Das etwas ^ kräftigere, im Hinterleibe dickere W. mit borsten förmigen Fühlern (Fig. 71a) hat entweder auf hell rothbrauner Grundfarbe dunkler ungefähr dieselben Zeichnungen wie das M., jedoch meist verwischter, oder es lassen sich nur zwei dunklere Querbinden und auf dem Vorderflügel eine dunk- lere Spitze unterscheiden, oder der ganze Grund hat einen mehr graubraunen Ton, in welchem das Kothgelb mehr und mehr schwindet. Auch hier sind die Franzen aller 4 Flügel hell und dunkel gefleckt. Die Unterseite kommt der des Männchens näher; auf den braun und lichter gescheckten Hinterflügeln sind meist ein weisslicher Längsstrahl und zwei dunkle Querbinden zu unterscheiden, während die Vorderflügel ungefähr Farbe und Zeich- nung ihrer Oberseite tragen. Lg. 14, Flügelspannung 37,5'""\ — Kiefernspanner $, nebst Raupe und Puppe. 366 Zweite Abtheilung. Mai, Juni überall, wo Kiefern vorkommen, fast durch ganz Europa. Raupe (b) lOfü.ssig", nach hinten etwas verdünnt, glatt und glänzend, gelblichgrün mit weissem, den grossen Kopf treffenden Mittelstreifen, einen feineren, fein dunkler eingefassten Streifen jederseits, der ebenfalls auf dem Kopfe markirt ist, und einem breit gelben Streifen über den Füssen, die fein braunen Luft- löcher theils treffend, theils hart unter denselben ziehend; auf der bleicheren Bauchseite lassen sich auch 3 gelbliche, sehr fein dunkel eingefasste Streifen mehr oder weniger deutlich unter- schieden. Lg. bis 32™'". — Juli bis Oktober auf Kiefern. Puppe (c) anfangs grün, später glänzend braun, höchstens die gerippten Flügelscheiden noch mit grünlichem Schimmer, in ihrer Form aus der Abbildung ersichtlich, hinter dem After kugelig, fast concentrisch gerippt und mit ganzem oder gabelig gespaltenem Aftergriflfel endend. Lg. ca. 14'"°\ — Oktober bis Mai unter Moos und Streu im Schirme des Baumes. Lebensweise. Im Mai, gewöhnlich aber im Juni ent- wickelt sich der Schmetterling aus den überwinterten Puppen und da er in Stangenorten geboren ist, so sieht man ihn auch hier zwischen den Stämmen lebhaft umherfliegen im Sonnen- scheine oder an gewitterschwülen Tagen, selbst bei sanftem Regen. Es sind vorherrschend die Männchen, während die W. mit hochgehaltenen Flügeln in den Nadeln der untern Aeste zu sitzen pflegen. Der Flug ist ein lebhafter, dabei aber taumelnder und öfter sehr niedriger. Dass der Schmetterling aber nicht höher als 20 bis 30 Fuss fliegen könne, wie Ratzeburg an- führt, ist nicht begründet. Bei uns ist der Spanner ein stehender und sehr häufiger Bewohner des Kiefernwaldes, ohne durch den Frass seiner Raupe je verderblich zu werden und da ist mir einmal begegnet, dass er mich an einem schwülen, etwas feuchten Nachmittag in solchen Mengen umflog, dass el" förmlich unangenehm durch das Anstossen oder mindestens die grosse Annäherung an das Gesicht wurde. In den Zweigen erfolgt die Paarung, bei solchen lcl)haftcn Uraflügen auch bei Tage, der Regel nach aber wohl vorherrschend in der Dämmerung. Das befruchtete W. legt oben im Stangenhol/e (oder auch in den älteren Schonungen, aber auch in 50 — 120 jährigen Schmettevlingo. — Spanner. Oeoraetra piniaria. 3ß7 Beständen) seine Eier reihenweise an den Nadeln ab. Dieselljeu sind grün und glatt, auf der Überseite etwas eingedrückt und haben etwa nur die halbe Grösse eines Mobnkornes. Im Juli erscheinen die Räupchen, ihr Frass wird aber erst August bemerkbar. Derselbe findet mit Verschwendung statt, denn sie beissen die Nadeln in der Mitte durch und benagen den Stumpf unbedeutend. Die Maitriebe gehen sie nur dann an, wenn Mangel an einjährigen Nadeln eintritt. Im September sieht man sie häufig an einem Faden herabhängen und wieder an dem- selben hinaufklettern, zum Theil, wie es scheint, aus Vergnügen. Ende des genannten Monats oder im Oktober lassen sie sich vom Baume herab, oder kriechen am Stamme herunter, um sich unter dem Schirme des Baums zu verpuppen, jedoch findet man einzelne Raupen noch im November, selbst im December. So fand ich 1871, welches Jahr fast in seinem ganzen Verlaufe der Insekteuentwickelung nicht günstig war und dieselbe um Wochen verzögerte, noch am 4. November die Raupe nicht nur unver- wandelt im Puppenlager unter Moos, sondern auch einzeln frei an den Stämmen, obschou wiederholte Nachtfröste einen all- gemeinen und frühen Laubfall zur Folge gehabt hatten. Feinde. Weil der Spanner so ziemlich dieselbe Lebens- weise wie die Eule führt, so hat er auch viele Feinde mit der- selben gemein, sowohl Vögel, wie manchen Schmarotzer: Icli- neumon annulator, comitator, cxtinctus, Hartigi, nnjrifarins , Tro- scJirll, Phygadeuon curviis, Tolyspliincta velata, Glyptu lomjicauda, BancJms falcator, Änomalon canaliculatum, megartlirum. — Auch hier wurde die Pilz-Epidemie beobachtet, (s. S. 268.) Gegenmittel 1. Die Vertilgung der Puppen steht auch hier, wie bei der Kieferneule oben an und es erfolgt a) das Einsammeln durch Menschenhände vom November an, so lange der Boden noch frostfrei ist oder im Frühjahre, sobald die Moos- decke leicht abnehmbar geworden, zugleich mit dem Sammeln der Eulenpuppe. Es sind Fälle dagewesen (v. Bernuth), in denen ein Mann beim Probesuchen an einem Tage 11 Loth Puppen im Stangenholze sammeln konnte, 5 Loth in 50— 120 jährigen Beständen. In 2 Jahren (1861—62) wurden in jenen Revieren 1237 Pfund Puppen zum Kostenpreise von 399 Thalern gesanmielt. b) Durch Eintreiben von Schweinen, wo dergleichen verfügbar 368 Zweite Abtheilung. sind, welche allein, oder nach dem Sammeln mit Menschen- händen verwendet werden. Keinen gewünschten Erfolg hat hier das Anprallen und Gräbenziehen, auch nicht das Entblössen des Bodens von der Streue, um dadurch die Vertilgung vorzunehmen, ist rathsam. Nach einem Kahlfrasse ist im nächsten Jahre nicht sogleich zur Axt zu greifen, und abzuwarten, ob derselbe schlimmer wird oder Borkenkäfer sich einstellen, und auch dann thut man besser, nur mit dem Durchpläntern sich zu begnügen. Es sind oft noch so viele Stämme zu retten, dass aus denselben oder unter den- selben durch künftigen Anbau ein neuer Bestand hergestellt werden kann. Anmerkung. Bisweilen fressen unter den Raupen zahl- reich etwas kräftigere, sonst eben so gebaute Raupen von grüner Farbe mit weissen Längsstreifeu und mit dickem weiss- lichen Kopfe, der rothe Fleckchen und Punkte trägt. Sie verwandeln sich in gleicher Weise und ihre Puppen finden sich zwischen denen des Kiefernspanners. Sie gehören dem Ennomos oder Macaria litiiraria, einem angenehm blaugrauen Spanner mit spitzigeren Vorderfiügeln an, der aber zu unter- geordnet erscheint und in der Praxis vollkommen mit dem vorigen zusammenfällt, um hier einer ausführlichen Besprechung gewürdigt werden zu können. 68. Der kleine Forstspauuer, IHütheiiwiokler, Wiiiter- spaiiner, Spätliii«', Fresser, die Spanne, Reifniotte, Geomdra (ChimatoUa, Larcntia, Äcidalia) hrumata L., ist in seinen beiden Geschlechtern noch bei- weitem verschiedenartiger als der Kiefern- spanner. Das M. (Fig. 72 unten) hat zarte, schwach bestäubte Flügel von schmutzig staubgrauer Grundfarbe, deren vordere von mehren dunkleren Wellenlinien durchzogen werden, die in der Regel nicht so deutlich, wie in unserer Figur sind. Die lichteren __ Hinterflügel sind zeichnungslos, die Fühler Kleiner Forstspanner $ c? borstcuförmig. Lg. 10, Flügelspannung 31"^"\ Das staubgraue W. hat zum Fliegen untaugliche Stumpfe mit dunkler Querbinde, weissgefleckte, lange Beine und einen ziemlich Schmetterlinge. — Spanner. Gconietra brumata. 309 dicken Hinterleib — November, December sehr verbreitet und besonders im Norden gemein bis Schweden. Die lOfüssige Raupe kriecht grau aus dem Ei, ist aber nach der ersten Häutung gelblich grün, über den Rücken kaum merklich weiss gestreift und hat einen schwarzen Kopl' nebst schwarzem Nackenflecke. Nach der zweiten Häutung verliert sich das Schwarz, die Grundfarbe wird reiner grün und die weissen Rückenlinien treten deutlicher hervor. Nach der letzten Häutung hat die Raupe eine Länge von 26"^'", eine gelblichgrüne oder dunklere Grundfarbe, eine noch dunklere zarte, beiderseits weisslich eingefasste Rückeulinie, eine lichtere, zartere über den als dunkle Pünktchen erscheinenden Luftlöchern, einen hellbraun glänzenden Kopf und eine gewisse Derbheit in ihrer Consistenz. — Vom ersten Frühjahre bis spätestens zu Anfang des Juni. Die Puppe ist gedrungen und gelbbraun, hat am End- griffel 2 auswärts gerichtete Dörnchen und ruht in einem losen Cocon flach unter der Erdoberfläche. — Juni bis Oktober (November). Lebensweise. Um die Zeit des kürzesten Tages (hrnma, daher der Beiname hrumnfa) bis gegen Weihnacht hin, einer Zeit, in welcher das insektische Leben und beinahe die ganze Natur ausgestorben zu sein scheint, schlüpft dieser Schmetterling 'aus der Puppe. In mattem Fluge sieht man das M. , soweit es der Nebel und die Dunkelheit gestatten, umhertaumelu , bemerkt aber wegen der bald eingetretenen völligen Dunkelheit nicht, wie es ein am Baumstamme emporkriechendes W. aufsucht, um sich mit demselben zu paaren. Hierauf marschirt das letztere sehr gewandt nach den Zweigspitzen weiter, um an die schlum- mernden Knospen oder in deren Nähe seine sehr kleinen, aui" der Oberfläche punktirten Eierchen meist einzeln abzulegen. Die Laubholzart scheint ihm ziemlich gleichgiltig zu sein. Die im Frühjahre ausschlüpfenden Raupen werden vor allen Dingen den Obstbäumen in uusern Gärten im höchsten Grade vcrdcrbhch, indem sie die Knospen ausfressen und bisweilen jegliche Ernte mehre Jahre nach einander vernichten, wenn nichts gegen sie geschieht. Im Forste leiden vorherrschend die Eichen und Buchen durch den Frass, besonders in den Schonungen. Während des Fressens spinnt die Raupe massig um die Knospen- Tas eil e n b erg, Forstiiisekton. *■* 370 Zweite Abtheilung. spitze oder später, nm die sich eutwiclcelndeu Blätter und siud die trocken werdenden ßüscbelchen schon aus der Ferne kennt- lich. Anfangs Juni ist die Raupe gewöhnlich erwachsen, lässt sich au einem Faden herab, um in einer höchstens 80'"'" tiefen Erdhöhle die Verwandehmg zu bestehen. Feinde. Ausser den Insektenfressern unter den Vögeln, welche im Winter bei uns sind und die Eier absuchen, oder im Frühjahre die Räupchen ihrer Brut füttern, werden die Raupen noch heimgesucht vom Puppen raub er, von Baumwauzen und Schlupfwespen, wie Campoplex imgiUator, PcnUtus icfcricus, Microgaster aJbipcnnis imd carhomirms. Im nassen Frühjahre 1871 sah ich lauge Fadenwürmer (Filaria) einzeln aus dem After der Raupen herauskommen. Gegenmittel lassen sich im Forste entschieden nicht an- wenden und in den Obstgärten nur an den Bäumen durch An- legen von Theerringeu um die Stämme, welche während des November und December klebrig erhalten werden müssen. Anmerkung. Geometra (Cliimatobla) horeata Huhn, ist dem vorigen ausserordentlich ähnlich, die Vorderflügel des M. sind etwas schmäler, weissgrau mit bleich gelbbräunlicher Bei- mischung, besonders auf den Rippen, und mit 3 doppelten Quer- linien. Das W. ist etwas kräftiger als das vorige, heller gefärbt, silbergrau und hat längere, aber auch mit dunkler Querbinde gezeichnete Flügelläppchen. Die Raupe scheint besonders den Birken zuzusprechen; in Norddeutschland, vorherrschend den Odergegenden, in Meck- lenburg, in Schlesien etc. 69. I)«'r jiTosse Frostspanner , Blattiäuber, Entblätteier. Waldliiuleiispaiuicr, Geometra (Hihernia, Fidonia) defoliaria L. gehört gleichfalls zu den Arten, deren W. nicht fliegen können. Das M. (Fig. 73) hat grosse, dünnbeschuppte Flügel, deren vor- dere schlank und dreieckig, die hinteren keil-eiförraig sind, alle von hellockergelber Grundfarbe, dunkel aber fein gesprenkelt und mit einem dunklen Mittelmonde versehen. Die Vorderflügel ändern in der Zeichnung vielfach ab : eine breit rostbraune Ura- säumung begrenzt in der Regel ein lichtes, nach aussen und vorn geecktes Mittelfeld und füllt bisweilen das ganze Wurzelfeld aus. Die Franzen sind heller und dunkler gescheckt, die Fühler dop- Schmetterlinge. — Spanner. Gooraotra defoliaria. 371 pelt und laug' kammzähnig. Lg. 14, Fliigclspauuuug 41"'"\ Das plumpe, dicke W. hat kaum bemerkbare Fliigelstiimpreheu, borsten- förmige Fühler, lauge Beiue und ist auf licht ockergelber Grund- farbe des Körpers und der Beiue schwarz gefleckt. Lg. 11, Dicke. 4mni — Zweite Hälfte des Oktober und November; sehr verbreitet, wie es scheint, vorherrschend im mittlen und südöst- lichen Deutschland. Die lOlüssige Raupe (Fig. 74) ist schlank, in den Gelenken etwas eingeschnürt und lichtgelb; über den Rücken zieht ein mehr oder weniger lebhaft rothbrauner, breiter Streifen, an den Rändern fein schwarz und etwas bogig eingefasst, unter ihm im gelben Grunde, der bisweilen über den Brustfüssen durch die Rückenfarbe verdrängt wird, steht ein mehr oder weniger deutliches, dem Rücken gleichgefärl)tes Fleckchen mit dem weissen, schwarz umringten Luft- loche auf jedem Gliede, dem ein solches zukommt. Kopf rund und rothbraun. — Mitte April bis Mitte Juli. Die rothbrauue Puppe hat am Kopf- ende neben den Augendecken ein paar Knotenspitzchen, eine kurze, aber scharfe Spitze am Hinterende und dicke, quer- gestreifte Flügelscheiden, sofern sie dem M. angehört ; sie ruht in einer Erdhöhle, welche durch wenige Seidenfäden gehal- ten wird. — August bis halben Oktober. Lebensweise sehr übereinstimmend mit der des kleinen Frostspanners, nur erscheint der Schmetterling etwas früher, die Raupe verlässt die Futterpflanze etwas später, so dass die Puppenruhe hier ungefähr einen Monat kürzer ist, und ausser- dem lebt sie in ihrem späteren Alter frei an derselben , spinnt nicht mehr. Das träge M. sitzt bei Tage an den Stämmen, am Laube der Bäume oder unter todtem Laube an der Erde mit halb ausgebreiteten Flügeln, lässt sich aber durch eine Erschüt- terung seines ersteren Ruheortes auch bei Tage aufscheuchen und fliegt dann in gerader Richtung eine Strecke fort. Erst in der 21' Grosser Frostspanner $ (J Fig. 74. Raupe des gr. Frostspanners. 372 Zweite Abtheilung. Dunkelheit wird es lebhafter und sucht ein von unten am Stamme aulsteigendes W. Dieses legt dann bis 400 Eier einzeln oder in kleinen Gruppen an die Knospen oder deren Nähe. Jene sind röthlich weiss, später pommeranzengelb und länglich. Bei günstiger Witterung kriechen die Räupchen Mitte April aus und verbergen sich zwischen den sich entfaltenden Knospen, dieselben durch einige Fäden in der Entwickelung zurückhaltend und gleich- zeitig fressend. Gr()sser geworden, sitzen sie frei und zwar gern in der Stellung unserer Abbildung. Sie ist wie die Raupe des kleinen Frostspanners eine Verderberin der Obsternte und schadet im Walde am meisten den jungen Buchen, Eichen und Birken. Bei Erschütterung der Ruhestätte lässt sie sich an einem Faden herab, klettert aber auch an demselben wieder in die H()he, wenn sie sich sicher fühlt. In der zweiten Hälfte des Juli pflegt sie zur Verpuppung reif zu sein, welche, wie bereits erwähnt, in der Erde erfolgt. Feinde kann ich nicht namhaft machen, weiss aber, dass die Raupen häufig mit einzelnen weissen Tachinen eiern besetzt sind. Gegenmittel giebt es für den Forst hier so wenig, wie gegen den kleinen Frostspanner. Anmerkung. Zwei ähnliche Arten, deren W. gleichfalls nur Flügelläppchen haben, sind stellenweise sehr gemein und die Raupen verheerend an Birken beobachtet worden: a. die Geonictra (Ilibcrnia, Fidonia) auranUnria Ilühn. Das M. hat stum])fere Vorderflügel wie das vorige, dieselben sind rüthlich- gelb (goldgelb), fein rostbraun massig bestäubt und von 3 rost- rothen Querlinien durchzogen, von denen die beiden inneren einander sehr nahe und gerade verlaufen, die äussere vorn saumwärts schwach gebogen ist, mit einigen rostrothen Fleck- chen dahinter und einem solchen im Mittelfelde. Ilinterflügel bleichgelb mit den beiden hintern Querlinien, die aber auch sehr verwischt sein können, und einem Mittelfleckchen. Die Flügelläppchen des W. haljcn kaum ^ja Leibeslänge, lange Franzen und je eine dunkle Qucrlinie; seine Grundfarbe ist rostbraun. Erscheinungszeit und Entwickelung wie bei der vorigen Art. Schniütterlinge. — Siianncr. Gcometra iirogcmniaria, — Wickler. 373 Die Kaupc ist schlank, rotlihniuii und dunkler ^eniischt, auf dem Kücken des vorletzten Gliedes mit 2 Fleischzäplchen, längs des Rückens mit 2 Keilien gelber Pünktchen, welche auf den 3 ersten und dem vorletzten Gliede, weil gross, deutlicher sind, und mit 2 schwärzlichen Querstrichen in der Seite des fünften Ringes. b. Geomefra (Hihcrnia, Fidonla) profjemmaria llähn. hat die Gestalt und Grösse des vorigen, die Vorderflügel trübgelb, stark röthlich bestäubt mit 3, öfter auch nur 2 dunklern Quer- linien, indem die der Wurzel nächste fehlt und nur die ein Mittelfeld abgrenzenden vorhanden sind, von denen die äusserste in der vordem Hälfte saumwärts ausgebogen ist. Hinterflügel schmutzigweiss mit verloschener Mittellinie, alle Flügel mit dunklem Mittelpunkte. Weibliche Flügelstumpfe von mehr als halber Körperlänge, die vordem keilförmig mit schnabelartigem Innenwinkel und 2 dunklen Querlinien, die längeren hinteren mit noch weiter vorgezogenem Innenwinkel und einfacher oder doppelter dunkler Querlinie, der Untergrund bräunlichgrau. Diese Art fliegt im März und April, es überwintert also von ihr die Puppe. Die Raupe frisst auch an Eichen; sie ist schlank, schmutziggelb, hat eine rothbranne, weisslich einge- fasste Rücken- und Seitenlinie, feine röthliche Streifen da- zwischen auf den 4 ersten Gliedern, vom fünften bis zum achten 2 braune geschlängelte und unterbrochene Rückenlinien oder Flecke. Die Wickler, Blatt wickler (Tortricimi) haben ihren Namen darum erhalten, weil die 16füssigen Räupchcn vieler von ihnen durch einige Fäden ein oder mehrere Blätter der Futterpflanze zusammenrollen und in dieser Höhlung leben; aus ihr lassen sie sich bei Störung an einem Faden herab. Andere bohren aber im Holze, im Innern der Knospen oder Früchte und ist diese, wie jene Eigenthümlichkeit ihnen nicht ausschliess- lich eigen, sondern kommt besonders bei den Raupen der später zu betrachtenden Motten gleichtalls vor. Fast alle VVicklcrraupcn verpuppen sich an der Stelle, wo sie ihre Nahrung fanden. Die Wickler sind durchaus zarte Falter von sehr übereinstimmendem Baue. Die gestreckten Vorderflügel, häuflg metallisch glänzend 374 Zweite Abtheilung. und bunt in ihren Zeichnungen, haben einen kurzen Saum (Hin- terrand) und einen an der Wurzel bauchigen Vorderrand, mithin vorspringende ►Schultern, sie sind, wie man sich kurz ausdrückt, „geschultert". Ausserdem bieten sie noch manche andere, der Beachtung werthe Eigenthtimlichkeiten : nicht selten sind sie „geknickt", d. h. an der Querrippe, welche etwa auf der Grenze des Saum- und Mittelfeldes steht, beugt sich die Fläche abwärts, so dass der ganze Flügel keine genaue Ebene bildet und nament- lich die Mittelrippe etwas nach oben, die Saumflächc neben ihr sanft beulenartig vertieft erscheint. Bei vielen Arten ist ferner, aber nur im männlichen Geschlecht, der Vorderrand an der Wurzel umgeschlagen, eine Längsfalte bildend, und dadurch abgeflacht, bisweilen hier auch mit zurückgestrichener Behaarung besetzt. Hinsichtlich der Zeichnungen sei noch bemerkt, dass namentlich die Arten mit behaarter hinterer ]\Iittclrippe der Hin- terflügel am Vorderrande der vordem meist paarweise gestellte dunklere oder hellere Strichelchen „Vorderrandshäkchen" tragen (4 Paare von der Spitze bis zur Mitte), zum Theil kleiner werdend auch nach der Wurzel hin fortgesetzt. Man zählt sie von der Spitze her, weil sie da am regelmässigsten sind. Ein über dem Innenwinkel öfter vorkommender und durch andere, oft metallische Färbung ausgezeichneter Fleck heisst der „Spiegel"; er führt meist zwischen den Eippen eine vertikale Reihe dunkler Punkte oder Längsstriche und ist nach dem Vorderraude hin abge- schlossen, oder offen. Die zeichnungslosen, heller oder dunkler grauen Hinterflügel sind mehr gerundet als gestreckt und am Vorderrande mit einer einfachen bis dreifachen Haftborste ver- sehen, durch welche sie beim Fluge mit dem Vorderflügel ver- bunden bleiben. Alle 4 werden in der Buhe dachartig getragen und verbergen den Hinterleib. Aus dickem Grundgliede entspringen die einfach borstigen, die Flügelspitze nicht erreichenden Fühler ; die Taster stehen wenig vor, die Zunge rollt sich, ist aber ziemlich kurz; die Nebenaugen auf dem Scheitel sind deutlich. Will man die Wickler mit einer frühern Familie vergleichen, so könnte mau sie für eine verjüngte Form der Eulen ausgeben, und doch lassen sie sich wegen der gänzlich verschiedenen Zeichnungsanlagen ihrer Vorderflügcl nicht mit denselben A^er- wechseln. Die M. sind kleiner als ihre W., bisweilen auch etwas Schniettcrliuge. — WickltT. Turtiix Uuiiuliana. 375 anders gezeiclinct, haben einen dünneren, an der S[>itze diireli ein dichtes Haarbüschel verdickten Hinterleib, während dieser beim W. mehr spitz nach dem Ende verläult. Wie die genannten gehören sie zu den nächtlichen Faltern, welche sich jedoch aus Gras und Gebüsch aufscheuchen lassen, wenn man sie in ihrer Tagesruhe stört, und sind daher weniger unsichtbar als die Eulen. Obgleich sehr zahlreiche Arten an den verschiedensten Laub- hölzern leben und darunter recht gemeine, so werden doch vor- herrschend als schädlichere die Bewohner der Nadelhölzer zur Sprache kommen und selbstverständlich von ihnen nur diejenigen, welche öfter und in grössern Mengen, mithin verderblich auf- treten. Sie werden in erster Linie unter dem alten Gattungs- namen Tortvix aufgeführt werden und die neuen Namen in Klammern beigefügt und zwar vor allen derjenige, unter welchem sie H. v. Heinemann*) beschreibt, sodann aber auch der Ratzeburg' sehe Klammername, wie dessen deutsche Be- nennung. 70. Der Rieferiitriebwicltler, Tortrix (Retina,**) Coccijx) Bouüliana W. V. 4^. Die Vorderflügel sind gelblich ziegelroth, am Innenrande bleicher und werden in sehr veränderlicher Zeichnung von silberglänzenden Querwellen durchzogen, welche stellenweise bläulichen Schimmer haben. Es lassen sich meist 4 Wellenlinien unterscheiden, die in ziemlich gleichen Abständen verlaufen, die *) „Die Sclimetterlinge Deutschlands und der Schweiz". II. Abth. Bd. I., Hft. I. Die Wickler. Braunschweig lS(i3." **) Die Gattung Rellim ist nach Heine mann durch folgende Merkmale wissenschaftlich charakterisirt : im Vorderflügel entspringt Ast 4 und 5 der Längs- rippen aus einem Punkte; im Hinterflügel ist die hintere Mittelrippe an der Wurzel behaart und Ast G und 7 treten saumwärts aus einander. Hinsichtlich des Rippen- verlaufs und der Bezeichnung dafür sei ein für alle Mal bemerkt, dass in jedem Flügel 2 Hauptrippen aus der Wurzel kommen, von denen sich jede mehrfach ver- ästelt, diese heissen die Mittelrippcn und zwar die eine die vordere, die andere die hintere. Ihre Aeste werden von dem Innenrandc der Flügel her gezählt von 2, 3 u. s. w. an; diejenige oder diejenigen Rippen dagegen, welche am Innenrande etwa noch besonders aus der Flügelwurzcl entspringen, bilden Rippe 1, a., b. u. s. w., wenn es mehre sind. — Die Kaupen dieser Gattung leben in Knospen, Trieben oder Harzbeulcn der Nadelhölzer und die Falter entwickeln sich zwischen April und Juli. 376 Zweite Abtheilung. Fig. 75. beiden ersten, der Wurzel nächsten, verbinden sich stulcnartig vor dem Vorderrande, die dritte theilt sich meist nach vorne um sich später wieder zu vereinigen, und die vierte geht aus dem Innenwinkel vertikal in den Vorderrand, vor diesem sich gabelnd. Dann kommt meist noch eine feinere, mehr oder weniger unter- brochene weisse Linie vor dem Saume vor. Die Hiuterflügel sind bräuulichgrau, die Franzen aller hellgrau, an der Wurzel weiss und erscheinen an den Hinterflügeln entschieden viel heller als unser Bild darstellt. Der Kopf ist weisslichgelb, die Aussen- seite der Taster ziegelroth. Lg. 8, Flügelspannung 20,5 '""'. — Ende Juni, Juli von England bis Kussland, von Schweden bis in das südliche Europa, wo Kiefern wachsen. Die 16füssige Kaupe (h) ist in der Jugend dunkelbraun, später etwas heller, der verhältnissmässig kleine Kopf, das fein lichtgetheilte Nackenschild und die Hornflecke an den Brustfüssen sind glänzend schwarz. Die kurze, ein- zelne Körperbehaarung kommt nicht , aus bemerkbaren Warzen, höchstens b auf dem vorletzten Gliede lassen sich solche unterscheiden. Lg. bis 21 ™'". Vom September bis Mai des nächsten Jahres zwischen den Knos- pen und später in den Maitrieben der Kiefern. Die Puppe (c) ist schmutzig gelbbraun, hinten stumpf und daselbst rückwärts mit einem halben Stachelkranze besetzt. Die Stirn ist etwas gehöhlt und mit kammförmiger , bis zum Hinterkopfe reichender Hervorragung versehen. Lg. l'""'. — Juni in den Maitrieben. Lebensweise. Der Schmetterling, welcher in den letzten Tagen des Juni, vorherrschend aber während des Juli im jungen Holze, am häufigsten in dichten, auf leichtem Boden erwachsenen Kiefernschonungen von 10^14 Jahren geboren wird, sitzt bei Tage wenig bemerkbar zwischen den Nadeln und umschwärmt bei einbrechender Dunkelheit die Kronen seiner Geburtsstätte, hierbei erfolgt auch die Paarung und das befruchtete W. legt Tortrix Bouoliana nebst Ilaupc und Puppe. Schmetterlinge. — Wickler. Tortrix Bouoliana. 377 seine Eier einzeln zwischen die Knospen der Spitze. Diese frisst das im Spätsommer auskriechende Räupchcn noch an und ein massiger Harzausfluss verklebt dieselben; wenigstens sind sie stärker mit Harz umgeben als die gesunden. Hier überwintert die Raupe auch und wird erst durch ihre Thätigkeit bemerkbarer, wenn der Maitrieb länger geworden. Dann frisst sie öfter mehre benachbarte Triebe oder einseitig den einen vorherrschend unter dem Schutze des ausdringenden Harzes und einiger Gespinnst- fäden. Die weniger verletzten Triebe krümmen sich an der Spitze und dies um so auffälliger, je länger die Triebe werden, doch erholen sie sich allmählich wieder, richten sich an der Spitze wieder auf und die einseitige Frassstelle sondert allmählich Holz- masse ab; da aber die Beschädigung am Grunde erfolgte, der nicht getödtete Trieb lang ausschiesst und leicht umknickt, so entsteht eine Kniebeuguug nach der Seite, die nie verwächst und krüppelhafte Stämme erzeugt. So die nur angefresse- nen Triebe, derjenige aber, welcher vorzugsweise zerbohrt wird, fällt um und ganz ab, nachdem er braun und trocken geworden ist. Auf solche Weise wird eine vollkommene Kronenbildung verhindert und die Besenform durch die übermässige Entwicke- lung von Scheidenknospen hervorgebracht, welche die sogenann- ten „Kusseln" auszeichnet. An ihrer letzten Frassstelle verpuppt sich die Raupe und nach ungefähr vierwöchentlicher Puppenruhe erscheint der Schmetterling. Schonungen in der Nähe von Kusseln werden von dem Schmetterlinge sicher angeflogen, im Stangcn- holze kommt er nur vereinzelt und ohne bedeutenden Schaden vor. Auch ist der Frass in den Trieben von Pinus Strohiis, nigricans und pinaster, der Seekiefer, beobachtet worden, in welcher letzteren die Raupen in der Bretagne häufig ist und nicht selten die sämmtlichen Triebe eines Quirls zerstört. Feinde. Schmarotzerinsekten sind aus den kranken Mai- trieben in Menge gezogen worden : Plmpla Bouolianae, cxamumtur, plcmata, sagax, turionellae, variegata, Glyx)ta flavolincata, Lissonota Bouoliance, Prlstomerus vulncrator, Campoplcx alhklus, difformis, Uneolatus, Cremastus intcrruptor, Pesomaclms agilis, Orgiliis (Ischias) obscurator, Perilitus diliUus, Entedon turionum, Euhadison Icptocc- phalusHtg., Pteromalus brevicornis und von Raupenfliegen: Tacliina 378 Zweite Abtheilung. p'tUpennis Fall. Ferner wurde beobachtet, wie sich 0 h r w ü r m e r mit llaupen und Puppen zu schaffen machten. Gegenmittel gicbt es nicht, wenn sich der Wickler einmal in einer Schonung eingenistet hat; er bleibt dann Ins ihm das Holz zu alt oder bis die Schlupfwespen über ihn Herr geworden. Herr v. Bernuth, welcher viele Jahre lang mit diesem Feinde zu thun gehabt, ist zu dieser Ansicht gelangt. Zwei Jahre hintereinander wurden mit Aufgel)ot ansehnlicher Menschen- mengen durch Ausbrechen und Ausschneiden der bewohnten Triebe zahllose Eaupen und Puppen vertilgt, da jedoch der Frass fortdauerte und immer grössere Dimensionen annahm, unterblieb die weitere Verfolgung. Im vierten und noch mehr im fünften Jahre war der Wickler verschwunden, die jungen Kiefern, deren Spitzen wie Besenstiele in die Höhe standen, sahen freilich traurig genug aus. Jetzt, wo der genannte Herr mir darüber berichtet, machen sich die weiteren Folgen nur dem geübten Blick bemerk- bar und viele Pflanzen, welche dereinst den bleibenden Bestand bilden werden, waren früher vom Frasse verschont geblieben. Die Erziehung kräftiger, nicht zu gedrängter Orte, also die Berücksichtigung eines das Wachsthum fördernden Bodens wird auch hier als bestes Schutzmittel gegen den Kieferntriebwickler bezeichnet. Anmerkung 1. Der Kiefernquirl-Wickler Tortrix (Retina, Coccyx) duplana Huhn, kommt viel lokaler vor und könnte, was Form, Farbe und Lebensweise der Larve, welche gleichfalls in den Maitrieben, jedoch mehr in deren Spitzen- thcile bohrt, mit der vorigen Art verwechselt werden, die Ent- u'ickelung aber ist eine wesentlich verschiedene, sowie das Aussehendes Schmetterlings. Derselbe fliegt im April, gleich- falls nur in jungen Kiefern. Ende Juni, Anfangs Juli ist die * Kaupe zur Verpupp ung reif, diese erfolgt im Weideplatze und ihre Ruhe dauert fast volle 9 Monate. Der zarte Schmetterling hat durchschnittliche Grösse des vorigen, schmale, fast ])arallele Vorderflügel mit sehr schrägem Saume. Dieselben sind grau- braun und tragen ])räunlichgraue Wellenlinien, welche sich zu vier mehr oder weniger deutlichen Querbinden vereinigen, die Flügelspitze und der Kopf sind rostgelb, die Franzen blei- Schmetterlinge. — Wickler. Tortrix turionana, resiiiella. 379 grau, die Hinterfliigel saramt ihren Frauzeu liellgraubraim, alles glänzend. Anmerkung 2. Der Kiefernknospcn-Wickler, Tortrix {Retina, Coccyx) tiirmmim Ilühu. gleicht in Lebens- weise und Entwickelungszeit der T. Bouol'mna, in deren Ge- sellschaft er öfter vorkommt, weicht aber insofern ab, als die Raupe nur die Eudkuospe des Quirls und zwar auch in der Regel des Kronentriebes angreift, au Hölzern von 5 — 15 Jahren. Nach Heinemann soll die Raupe auch in der Mittelkuospe von P'miis picea leben. Durch derartigen Frass wird der Uebel- stand erzeugt, dass der Achsentrieb verloren geht und ein Seitentrieb die Stelle des Endtriebes vertreten niuss. Der Schmetterling hat die Grösse des genannten, kommt auch etwas kräftiger vor und hat braungraiie oder brauugelbe, im Saumfelde rostgelbe Vorderflügel, die von bleigrauen Wellen- linien quer durchzogen werden. Diese Bleiliuien häiifeu sich au der Wurzel und in der Mitte, so dass die Grundfarbe in 2 Querbinden, eine vor, die zweite hinter der Mitte auftritt ; im gelben Saumfelde stehen 2 bleigraue Linien, die sich im Innenwinkel zu einem V vereinigen. Die Hinterflügel sind beim M. weisslich mit grauer Spitze, beim W. grau mit rost- gelblicher Spitze; Kopf und Mittelleib rostgelb, letzterer nach hinten mehr grau, wie der Hinterleib. Es giebt noch 2 etwas kleinere, sehr ähnliche Wickler, der T. posticana Zeit, und sylvestrana Crt., die aber seltener sind. Anmerkung 3. Der Kieferngallen-Wickler, Tor- trix (Retina) resiuella L. (Cocajx rcsinana Rtzh.) ist eine fernere Art von gleicher Grösse, aber schwarzbrauner Grundfarbe der Vorderflügel. Dieselben sind von stark glänzenden bleigraueu Wellenlinien, die sich stellenweise fleckenartig gruppireii können, dicht quer durchzogen. Die llinterflügel sind gleich- falls sehr dunkelgrau, ihre Franzen fast weiss, Kopf und Mittcl- leib entsprechen der Grundfarbe der Vorderflügcl, nur die Schulterdecken haben sammt dem Hinterleibe einen entschieden grauen Schein. Der Schmetterling fliegt im Mai und Juni. Das befruchtete W. legt seine Eier unmittelbar unter die Knospen des nächst- jährigen Quirls junger Kiefern. Das dem Ei entschlüpfte 380 Zweite Abthcilung. Räiipcben nagt die Rinde ab, geht allmählich tiefer in das Holz und wird von aussen her durch einen Ueberzug des aus- fliesseuden, bis erbsengrossen Harzes bedeckt. Im ersten Jahre lallt die Harzbeule noch wenig in die Augen. Im folgenden treiben die Knospen, der Quirl dürfte aber, besonders an der Frassseite nicht die normale Länge der gesunden Triebe er- reichen und nun wird die Harzbeule auch grösser und bemerk- barer, denn sie kommt der reichlichen Hälfte einer schlanken Wallnuss gleich, ist schmutzigweiss von Farbe und weich, so lauge sie noch bewohnt ist. Nach der zweiten Ueberwiuterung ist im nächsten April (März) die Raupe zur Verpuppung reif und liefert nach wenigen Wochen Puppenruhe den Falter zu der angegebenen Zeit. Die erwachsene Raupe ist wachsgelb, Kopf, Halsschild und die Körper- Wärzchen mit je einem Borstenhaare sind dunkler, bräunlichroth. Sobald die Puppe sich mehr oder weniger beim Aus- schlüpfen des Schmetterlings herausgedrängt und ein rundes Loch mit ihrer Hülse zurückgelassen hat, fängt die „Galle'' an härter und spröder, zuletzt glasartig spröde zu werden, das Holz erzeugt sich unter ihrem Schutze allmählich wieder, und nach wenigen Jahren ist der Schade ausgeheilt, wenn er nicht bei grösserem Umfange den Quirl ganz vernichtete. Darum und weil das Insekt meist Seitentriebe angreift, auch nicht in zahlreichen Mengen aufzutreten pflegt, sind seine Wirkungen lange nicht in dem Masse uachtheilig, wie die weissen „Gallen" in die Augen fallend. 71. Der «rüiie Taniieii-, Volliiadel- Wickler , Ziegenmelker - tarbeiie Fichten- Wickler, Tortrix^-) (Sciaphila) Mdrionana Froh -\- Die Vordcrflügel sind an der Querrippe abwärts geknickt, am Grunde des Vorderrandes beim M. schwach umgeschlagen, asch- *) Tortrix im beschränkteren Sinne der neueren SchriftsteUer ist nach Heine- niann durch folgende Merkmale wissenschaftlich begründet: Ast 2 der Vorderflügel aus dem mittlen Drittel der hinteren Mittelrippe entspringend, Ast 7 in den Saum mündend, 7 und 8 entweder gesondert (wie bei den hier bcsiirochenen Arten) oder aus gemeinschaftlichem Stiele kommend. Die ilinterllügol haben Ast 4, Ast 6 und 7 gestielt oder aus einem Tunkte kommend; die hintere Mittelrippe unbehaart. Innere Sporen der Hinterschienen merklich länger als die äusseren. Spiralzunge vorhanden. Die zahlreichen Arten tiiegen meist im Juni und Juli, Schmetterlinge. — Wickler. Tortrix histrionana. ßgl grau mit leberbraiuieu Qiierstrichelcheii und ockergelben Bei- miseliungen, namentlich an den Rändern der dunkleren Partien. Charakteristiscli ist liauptsächlicb eine ockergelb unterbrochene, schwarzbraune Mittelbinde, welche durch diese Unterbrechung am Vorderrande einen einfarbig dunklen viereckigen Fleck bildet, während der Innentheil der Binde, der sich bis zum Innenwinkel erweitert, sich meist in Wellenlinien auflöst. Neben jenem dunklen Viereck am Vorderrande liegt saumwärts, von ihm durch eine lichte Doppellinie getrennt, ein gelblichweisser, nicht selten in die Grundfarbe übergehender Fleck, auf welchen weiter nach aussen abermals ein dunkler folgt, der häufig durch eine helle Linie getheilt und beiderseits durch lichte Häkchen eiu- gefasst ist. Die Franzen sind rostfarben und dunkel gefleckt; die Hiuterflügel dunkelgrau mit weisslichen Franzen. Der Kopf ist lichter als der Mittelleib, welcher mit Ausschluss der helleren Schulterdecken der Grundfarbe der Vorderflügel entspricht. Lg. 8, Flügelspannung 16,5™". Juni, Juli, im Harze, Thüringerwalde, Böhmen (besonders um Karlsbad, Ellenbogen), Würtemberg etc. Die 16füssige Raupe ist grün, reiner in der Jugend, etwas schmutziger im Alter, Kopf und Nackenschild schwarz, ersterer gross, letzteres vorn auch weiss gerandet ; die sparsame Körper- behaarung ziemlich lang aus unbedeutenden Wärzchen, die auf dem letzten Gliede in doppelter Reihe stehen. Länge 13 — 15""". April bis Juni in feinem Gespinnst zwischen Weisstannen- und Fichtennadeln. Die Puppe ist dunkelbraun, hat eine kaum vorspringende Stirn und einen dünnen Aftergriff*el mit 7 nach aussen geboge- nen Häkchen, 3 an der Spitze und je 2 seitlichen. Lg. 9 — 10 "^"^ Juni an dem Weideplatze der Raupe in dem Gespinnst. Lebensweise. Der Schmetterling fliegt im Juni und Juli und zwar an Fichten, den 12 — 30jälirigeu, oder an Tannen, vorherrschend in Mittelbeständen von 50— öOjährigen Bäumen. Das befruchtete W. legt seine grünlichen Eicrchen an die Futter- pflanze, wie aber, darin gehen die Ansichten der Beobachter auseinander, sowie in Bezug auf die Entwickclung derselben, und Ratzeburg lässt uns trotz der vielen Worte, die er diesem Gegenstande widmet, im Ungewissen. In der„Waldverdcrbniss" IL S. 15 etc. (1868) polemisirt er gegen die Behauptung Hrn. Koch's, 382 Zweite Abtheilung. da SS der Falter Je ein Ei in die Knospe lege, dieses, von einer Har/Aiber Wallung geschützt, überwintere, und dass die llänpchen sodann in den jungen Trieben fressen; dieser Ansicht hält er die frühere Mittheilung von Saxesen entgegen, sowie eine spätere von Hr. Bück, wonach sich 25 Räupchen am 20. Juli aus einem wachstropfenähnlichen Häufchen von Eiern ent- wickelt hätten. Trotzdem sagt er dann in den „Waldverderbern" S. 70 (1869), wo er auf jene Stelle in der „Waldverderbniss" verweist: die „Eier überwintern an Knospen". Den wahren Verhalt zu ermitteln, ist mir bei Mangel an eigener Erfahrung nicht möglich gewesen, obschon ich mich an zwei Persönlich- keiten gewendet habe, von welchen ich Aufschluss zu erhalten gehofft hatte. Die dem Ei nach dessen Ueberwinterung entschlüpfte Raupe frisst zunächst an den alten Nadeln der Haupttriebe bei Fichten und verspinnt dieselben. Sind die neuen Triebe hervorgebrochen, so greift sie auch diese unter den noch anhangenden Ausschlags- schuppen an, so dass die bis 55 ""^ langen Triebe öfter einseitig bis auf den Stengel abgefressen werden und sich krumm biegen. Ueberall spinnt die Raupe eine unvollkommene Röhre an ihrer Frassstelle, und man sieht nicht selten die Spitzen zweier Nach- bartriebe durch die Fäden verbunden. An den Tannen hat man die Raupe nur an den Maitriebeu fressend gefunden, nicht an alten Nadeln. Zur Zeit ihrer Reife (Juni) gewähren die Spitzen der befressenen Bäume einen andern Anblick : die ganzen Zweige sind wie mit dünnen Gardinen überzogen, in denen Nadelstückchen und Raupen umherhängen. Hier an diesen Frassstellen finden sich auch die Pup})en zwischen einigen Fäden mehr, von denen sie fest gehalten werden, und liefern nach wenigen Wochen Puppenruhe den Falter. Bei den Tannen vertrocknen die Triebe auch ohne Kahlfrass. Die Tanne ist besonders weich und empfindlich gegen die Sonne, die Maitriebe, deren Epidermis nicht selten mit angenagt wird, krümmen sich und werden braun und wenn ihnen mehre Jahre hintereinander auf diese Weise zugesetzt wird, besonders Avenn die Bäume noch nicht ausge- wachsen sind, so darf man sich nicht wundern, dass sie, ohne Zuthuu des Borkenkäfers, wie man anfangs annahm, bei Karls- SchTnottcrlin:?. — Wickler. Tortrix viridana. 3,S3 bad und in den Ellenbogeuer Waldungen masscnbal't zu Grunde gegangen sind. Gegenmittel. Weseutlicb ist die zeitige Entdeckung des scbUdlieben Insekts und die Beseitigung der inticirteu Bäume, da trotz zwiscbenliegender Felder Xacbbarorte angesteckt werden können. Vor dem Abtriebe untersuche man wohl, ob man es mit kranken oder wirklich todten Stämmen zu thuu habe und übereile sich im ersteren Pralle nicht mit dem Hiebe. Kehrt der Frass dann wieder, so hat Hr. Forstmeister Koch mit Vortheil folgendes Mittel angewendet. Die raupenfrässigen Bestände wurden im Mai durchforstet, das dabei gewonnene Reisig ver- theilte man in gleichen Haufen auf den gefahrlosen Stellen und zündete sie an. Durch das noch grüne Material wird ein dicker Rauch erzeugt, welcher sich in den Beständen lagert und nament- lich dann, wenn man sich feuchtes Wetter zu Nutzen macheu kann. Die Raupen fallen massenhaft von den Bäumen, können auch in das Feuer gekehrt werden und ein feiner Russ, welcher Zweige und Nadeln überzieht, verleidet den etwa noch oben ge- bliebeneu Raupen das Futter und vernichtet auch diese. 72. Der Eiclieiiwiekler, fwiiiiiwickler, Kahiieicheinvickler, Tortrix viridana L. -\- Die ziemlich überall gleich breiten Vorder- flügel sind lebhaft lichtgrün, im Saumfelde (unter der Lupe) fein gewürfelt, ihr äusserster Vor- derrand, Kopf und Taster *^^ gelblich, Hinterleib und Hiuter- flügel silbergrau, die Franzen aller Flügel gelblich weiss. Lg. 8, Flügelspannung fast 23-'". Juli sehr verbreitet, Eichenwickler nebst llaupe. in der Ebene und im Gebirge. Die IGfüssige Raupe (Fig. 76) ist nachbluten etwas ver- jüngt, schmutzig gelblichgrün von Farbe, an Kopf, Rändern des Nackenschildes, Brustfüssen, Afterklappe und den grossen Ilorn- wärzchen schwarz, die Haare selbst bräunlich. Lg. bis L5""". Im ersten Jugendalter ist sie grünlichgrau, nur längs der Rücken- mitte etwas dunkler, Brustfüsse, Kopf und Nackenschild sind glänzend schwarz. Mai, Juni an Laubholz, vorherrschend an Eichen. 384 Zweite Abtheilung. Die gestreckte Puppe ist brauuschwarz, hier und da in rotli ziehend, an jedem Hinterleibsringe mit 2 Kantenringen, der Aftergrififel ist querviereckig, zugeschärft und gezähnelt. Lg. bis ll'""\— Juni, Anfangs Juli zwischen Blattresten des Weideplatzes. Lebensweise. Aus den an die Eicheuknospen vom W. einzeln abgesetzten, daselbst überwinterten Eiern entwickelt sich je nach der Witterung früher oder später die Raupe, immer jedoch zu der Zeit, wenn die Eutwickelung der Knospen beginnt. Dieselben werden ausgefressen, die Blätter etwas besponnen und gleichfalls gefressen, so dass bei einem gründlichen Frasse Ende Mai die grössten Eichen, wie Eichenstangen und jüngere Schonungen vollkommen kahl sein können. Die Ge- spinnstfäden hängen dann in langen Fahnen von den Aesten und Zweigen und wehen im Winde, öfter auch an einem Faden eine Raupe, die sich herablassen oder am Faden wieder hinauf- klettern und auf diese Weise schneller ihren Ort verändern können als zu Fusse. Sind die Eichen kahl nnd die Raupen noch nicht reif zur Verpuppung, so nehmen sie auch andere Laubhülzer an, wie z. B. Hainbuchen, Linden u. a. (bei einem Frasse im Berliner Thiergarten 1863), Buchen in den ßernburger Forsten des Harzes. Die Verpuppung erfolgt für gewöhnlich am Weideplatze zwischen einigen zusammengesponnenen Blattresteu, finden sich deren nur wenige, so verwandeln sich die Raupen auch an den Aesten und Stämmen in den Rindenrissen, wo sie sich durch einige vorgesponnene Fäden befestigen. In dem an gewissen Raupen reichen Frühjahre 1872 fand ich in einer Kiefernschonung, an deren Rande sehr entblätterte Eichcn- büschchen standen, die kräftigen Maitriebe am 2. Juni mehrfach ihrer Länge nach zusammengesponnen, im Gespinnste sassen eine oder 2 verschiedene Wicklerraupen, noch zahlreichere Puppen, manchmal 3, 4 bei einander; wenige Tage nachher kroch aus denselben Tortrix viridmm. Durchschnittlich Ende Juni, An- fangs Juli schlüi)fen die Wickler aus, sitzen bei Tage an den Stämmen und am Laube, wo solches noch vorhanden oder fliegen, am lebhaftesten des Abends zur Paarung umher. Die befruchteten W. legen ihre Eier an die Knospen für das nächste Jahr. Die Re- production der Eiche ist sehr stark und meist werden durch den Maitrieb die gehabten Verluste an Laub ersetzt. Trotzdem ist Sotmetterlinge. — Wickler. Tortrix viridana, piceana. 385 durch den Frass der Höhentrieb des Baumes unterbrochen, die frischen Triebe können sich selten normal entwickeln und noch weniger bis zur Spitze verholzen. Feinde. Bei ausgedehnterem Auftreten dieses Insekts sind Krähen, Dohlen, Drosseln, Staare, Pirole, auch Sperlinge, Finken, Meisen, Spechtmeisen und Spechte als eifrige Verfolger der Raupen und Pupjen beobachtet worden, ferner haben sich Calosoma Inquisitor, Ohrwürmer Baumwanzen und Spinnen an den Verfolgungen betheiligt und überdies ist eine nicht unbedeutende Menge von Schma- rotzerinsekten aus den Puppen (Raupen) erzogen worden: IcJmeumon (Phaeogencs) stimulafor, Hemiteles areator, Pimpla üavicans, flavipes, (jraminellae, rufata, scanica, Glyiota cicatrkosa, Lissonofa pectoralis, Campoplex intermedius, Periliüis cinctelliis, Elachesfus obscuripes, Euloplms hombycicomis. Gegenmittel sind nicht anzuwenden; denn das Abkratzen und Zerdrücken der Puppen an den Stämmen mittelst stumpfer Besen dürfte nur einen sehr kleineu Theil von der zukünftigen Brut zerstören. Anmerkung 1. Der Nadel wickler, Tortrix piceami L. gehört zu den kräftigeren Arten. Die Vorderflügel sind am Vorderrande etwas geschweift, so dass die Spitze einen rechten Winkel bildet und der Saum vertikal verläuft, bis er sich in einem vollen Bogen zum Innenwinkel ^'S- "■ gestaltet. Die Fläche ist glänzendroth mit blauem oder grauem Schimmer, oder auch ockergelb, beim W. spar- sam rostbraun gegittert, mit einem rostbraunen drei- eckigen Vorderrandsflecke und rostbraunen, oft zerrisse- nen Zeichnungen. DieFranzen sind an der Flügelspitze dunkler, Hinterflügel beim W. an der Spitze wenigstens rostgelb, nach innen graulich, oder ganz rostgelb. Das kleinere M. hat weniger geschwungenen Vorderrand, weniger bauchigen Saum, keine Gitterzeichuuug auf den Vorderflügelu und graubraune Hinterflügel. In bei- den Geschlechtern entspricht die Körperfärbung der piceana. Farbe der Hinterflügel. Die gelbgrüne, IGfüssige Raupe hat einen kastanien- braunen Kopf, ein gelbes Nackenschild und schwarze Brust- Taschen berg , Foratinsckten. 25 38ß Zweite Abtheilung. füsse. Sie spinnt an Kiefern und Fichten einige Nadeln der Länge nach zusammen und ernährt sich im Mai und Juni da- von; während des Juli (August) fliegt der Schmetterling nach kurzer Puppenruhe zwischen den zusammengesponnenen Na- deln. Die Raupe dürfte nur in vereinzelten Fällen in solchen Mengen auftreten, dass sie vorübergehend schadet. Anmerkung 2. Der rostgelbe Eichenwickler, Tortrix (Teras) fernigcma W. V. ist ein weitverbreiteter und gemeiner Wickler mit gestreckten Vorderflügeln, deren Saum steil geschwungen und Färbung sehr veränderlich. Der Grund ist ockergelb bis bräunlichroth oder röthlichgrau, dunkel ge- sprenkelt und führt zwei braunrothe oder schwärzliche Flecke in der Mitte des Vorderrandes und einen dvitten (var.tripmictana) öfter damit zusammenhängenden zwischen beiden, etwas weiter in der Fläche. Diese Flecke sind bisweilen sehr schwach oder fehlen auch gänzlich. Franzen etwas lichter als der Grund. Die grauen Hinterflügel haben hellere Franzen. Nach meinen Er- fahrungen erscheint der Schmetterling trotz anderer wider- sprechender, von ßatzeburg sehr missverstandener Angaben im September, zu welcher Zeit man ihn bei uns zahlreich von Birkengebüsch herunterklopfen kann, überwintert unter abge- fallenem Laube und betreibt nach der Ueberwinterung bis zum April (Mai) das Brutgeschäft. Die grüne Eaupe mit schwarzem Kopfe und schwarzem Nackenschilde lebt während des Sommers auf Eichen, Birken, Buchen, Sauerkirschen, Ellern zwischen zusammengesponnenen Blättern, wo sie sich auch verpuppt. Im Erzgebirge hat sie (1860) 14 Acker 7jährige Eichen vollständig kahl gefressen. Anmerkung 3. Der grüne Weidenwickler, Earias (Halias) clorana Hb. Dieser zierliche Schmetterling steht in Grösse und Färbung dem Eichenwickler sehr nahe, wird aber neuerdings nicht mehr zu den Wicklern gestellt, sondern von den Einen zu den Spinnern, von den Andern zu den Eulen. Die lebhaft apfelgrünen Vorderflügel haben einen weissen, wurzelwärts verbreiterten und weniger scharf begrenzten Vor- derrand ; Kopf, einige Zeichnungen des grünen Thoraxrückens und Hinterflügel sind gleichfalls weiss, Fühler schwarz und weiss geringelt; Beine weiss mit grünem Anfluge, Hinterleib weisslich, Sehmetterlinge. — Wickler. Tortrix ferrugana, duplicana. 387 Die 16 fiissige Raupe veijiiug-t sich nach beiden Enden und ist sehr veränderlich in der Grundfarbe, vorherrschend graugrün mit hellbraunem Kopfe; über den Rücken läuft ein breiter hellerer Streifen, welcher von einer braunen, dunkler punktirten Linie eingefasst und an den Enden mit einigen schwarzen Strichen versehen ist. Sie lebt besonders im Juli, aber auch im Juni und August in und von zusammengespon- neneu, schraubenförmig aufsteigenden jungen Blättern mehrer Weidenarten (Salix mmhmlis, pentmidra); sie wird bisweilen verderblich, wie schon Bechstein und Scharf enberg in ihren forstschädlichen Insekten augeben und sich neuerdings wieder bestätigt hat. Aus überwinterten Puppen erscheint der Schmetterling im April, nach der Ansicht der Einen in zweiter Generation wieder im Juli, nach Anderer Meinung wäre nur eine Generation vorhanden, welche durch ungleiche Entwicke- lung das verschiedenzeitige Erscheinen bedinge. 73 a. Der dunkle FichteuriudenAvickler, Tortrix (Grapliolita)^) duplicana Zeit. {=^ dorsana Btsb. II. Taf. XII. Fig. 6) + Vor- derflügel am Saume unter der stumpfen Spitze schwach einge- zogen dunkelbraun, im Saumfelde durch gestreifte Wellenlinien mehr bronzeglänzend, in der Mitte des Innenraudes ein zapfen- oder halbmondförmiger, unvollkommen oder gar nicht der Länge nach getheilter Fleck, 4 Paare kurzer Häkchen hinter, ein Paar längere vor der Mitte des Vorderrandes weiss. Der Spiegel mit einer Reihe schwarzer Linien, nach innen dick mehr weiss und bläulich, nach aussen bleigrau eingefasst. Von der Innern Ein- fassung geht eine Bleilinie nach dem vierten Häkchenpaare, von dem zweiten Paare dagegen eine Bleilinie nach der Ein- biegung des Saumes, woselbst die Franzen weiss sind. Saum- linie schwarz. Hinterflügel dunkelbraun mit weisslichen Franzen. Gesicht und Taster grau. Man denke sich in der folgenden Fig. *) Die sehr artenreiche Gattung Grapholitha Tr, wird nach Heine mann wissenschaftlich in folgender Weise begründet: Der Mittelast der Vorderflügel ge- sondert Ton Äst 4 entspringend, die hintere Mittelrippe der Hinterflügel an der Wurzel oben aufstehend behaart, Ast 0 und 7 gestielt oder dicht an einander ent- springend, saumwärts auseinander tretend. Bei denjenigen hier zu besprechenden Arten, bei denen nichts anderes bemerkt ist, kommt in diesen Flügeln Ast 3 und 4 aus einem Punkte oder aus gemeinschaftlichem Stiele, der Mittelast ziemlich gerade und weit entfernt von Ast 4. 25* 388 Zweite Abtheilutig. die spitzwinklig gebrochene lichte Mittelbinde in der Mitte breit unterbrochen und den lunentheil etwas entschiedener weiss und man hat ein Bild von dieser Art, soweit ein Holzschnitt der- gleichen zarte Thiere wiedergeben kann. Lg. 6,5, Flügelspan- nung 16™™, — Juni, Juli besonders in Gebirgsgegenden in Jüngern Fichtenbeständen. Kaupe, Puppe und Lebensweise sind mir nicht aus eigener Anschauung bekannt. Da diese und die folgende Art von Saxesen in Ratzeburg's Forstinsekten (IL 216) unter dem irrthümlichen Namen dorsana zusammengefasst sind, die folgende im Harze die gemeinere war, so beziehe ich auch das dort über Raupen- und Puppenbeschreibung gesagte auf die fol- gende Art. In Lebensweise stimmen beide überein, so dass sie in der forstlichen Praxis als Fichtenriudenwickler, nicht aber als T. dorsana zusammengefasst werden können, da dieser Name von den verschiedenen Schriftstellern an noch 3 andere Arten vergeben ist, und die heutigen Entomologen denjenigen Wickler als T. dorsana F. anerkennen, dessen Raupe von grünen Erbsen lebt. Wir bringen daher das Weitere auch bei der folgenden Art bei. 73 b. Der geeckte Fichtenriudenwickler, Tortrix (Grapholitha) padolana Kulilw. Zell. {= dorsana JUzh. IL Taf. XII. Fig. 7) -j- (Fig,78). Dieser Schmetterling ist oliven- braun, in unserem Bilde im Wurzelfelde etwas zu dunkel gehalten, und aus- gezeichnet durch eine glänzend weiss- liche, in scharfe Ecke saumwärts vor- tretende doppelte Querlinie in der Mitte. Die lichten Häkchenpaare, 4 vor der Mitte, ein fünftes grösseres hinter der Mitte des Vorderrandes finden sich hier, wie bei der vorigen Art, dieses letzte Häkchenpaar verbindet sich hier aber Geeckter Fichtonrinden-Wickier mit dem weisslichenlnnenrandsflccke ZU nebst Ilaupc. . ., ,„. , , i i t einem spitzen Winkel und der Innen- randsfleck ist hier nicht, wie dort, scharf abgegrenzt und zapfen- artig, sondern undeutlicher inid besteht aus unregelmässigen, am Fig 78. Sclimetterlinge. — Wickler. Tortrix pactolana. 389 Innenrande doppelten und dreifachen, einen oder zwei dunkle Fleckchen einschliessenden Linie. Der Spiegel ist wenig auf- fallend, so lang wie breit, oben offen, au den Seiten mit Blei- linien eingefasst und mit einer oder zwei Reihen schwarzer Punkte gezeichnet. Die Fliigelspitze ist fein gelb bestäubt. Die Franzen haben eine scharf schwarze Theilungslinie und einen oder einige lichte Fleckchen, „Augenpunkte". Die Hinterflügel sind graubraun, mit grauen, an der Spitze weisslichen Franzen. Bisweilen wird die Zeichnung der Vorderflügel sehr undeut- lich und dann die Aehnlichkeit mit der in Anmerkung 1 er- wähnten T. strohilella sehr gross, von welcher sich unsere Art jedoch durch die breiteren Vorderflügel und die unregelmässige Doppellinie der Mitte unterscheidet. Grösse der vorigen Art, doch kommt diese nicht so klein und nicht so gross in ihren Extremen, wie jene vor, indem ihre Länge nur zwischen 5,25 bis reichlich 6™"^ schwankt, während dort die Grenzerf 5 und 7"^™ sind. . — Mai, Juni, besonders in Gebirgsgegenden in jungen Fichten. Die 16füssige Raupe (in der Figur zu dunkel gehalten) ist weisslich, oft in röthlich ziehend, am Kopf und Nackenschild hellbraun; sie hat auf der Mitte des letzten Gliedes eine Reihe paariger Wärzchen, aber keine Afterborsten und erreicht eine Länge von fast 11 '"'". — Vom Herbst bis zum April des folgen- den Jahres unter Fichtenrinde. Die schmutzigbraune Puppe ist am Ende der Flügelscheiden am breitesten und endet in einen stumpf gerundeten Aftergriffel mit einigen kurzen Borstenhärchen. Lg. G'"'". — Ende April, halber Mai hinter Fichtenrinde. Lebensweise. Nach Heineraann scheint die Flugzeit dieser Art vier Wochen früher als die der vorigen zu sein. Im Allgemeinen lässt sich der Juni und Juli als dieselbe bezeichnen. Nach der Paarung legt das W. seine Eier einzeln oder in sehr geringer Zahl an die Quirle junger Fichten, dabei meist die jüngsten Triebe verschonend. Zehn- bis 25jähriges Holz in der Höhe von 1,5—6"" scheint ihm zum Legen am liebsten zu sein. Der Frass hat sich übrigens in Horsten und Dickungen, in Stan- genholz, wie in verkrüppelten Büschen, in Pflanzungen, wie in 390 Zweite Abtheilung. Saaten, am meisten aber in den Horsten auf grossen Blösen gezeigt. Das dem Ei nach etwa 14 Tagen entschlüpfende Räiipchen frisst sich sofort ein und lebt zwischen den Quirlästen oder gleich unter denselben in der Bastschicht, indem es einen, oft um das Stämmchen herum und in die Breite gehenden Gang ausnagt, welcher sich mit flüssigem Harze füllt. Vor Winters ist die Ge- genwart des Feindes wenig merklich und höchstens durch die etwas erhobene Rinde angedeutet. Nach der Ueberwinteruug aber wird die Gegend durch Harzausfluss und die kleinern oder grössern, bis erbseugrossen braunen Kothklümpchen angezeigt, welche am Harze und an Gespinnstfäden anhaften, nachdem sie die Raupe aus dem Innern herausgeschafft hat; Kennzeichen, welche eine sorgfältige Beobachtung erfordern, daher vielfach übersehen, und nachher die über der ringsumgehenden Frassstelle vertrockneten Spitzen den Borkenkäfern Schuld gegeben wor- den sind. Nach wenigen Wochen Puppenruhe kriecht der Schmetterling aus, einen Theil der Puppenhülse aus dem Flugloche mit sich nehmend. Im Harze ist diese Art bisweilen gleichzeitig mit dem Fichten-Nestwickler (No. 74) aufgetreten. Feinde. Schlupfwespen sind nach Forstmeister Beling's Bericht viele erzogen worden, es werden aber keine namhaft gemacht ; Ratzeburg nennt nur 2 : Pinipla longisefa und Rogas flavipes. Gegenmittel lassen sich kaum anwenden. Da, wo der Frass Bäume getödtet hatte, wurden dieselben selbstverständlich fortgeschafft und verbrannt. An frischen Frassstellen mit dem Messer nachschneiden, um die Raupen zu tödten, ist bei ausge- dehnterem Frasse doch unmöglich durchzuführen. Anmerkung 1. Der Tann enz apfen Wickler, Tbr^na; (Grajoliolitha, Coccyx) ströbilella L. (strobilana). Dieser zarte Wickler hat olivenbraune an der Seite bronzefarbene, stark glänzende Vorderflügel; durch ihre Mitte zieht eine doppelte blei- graue Bogenlinie, von dem fünften Häkchenpaare am Vorder- rande ausgehend, dahinter eine dunkle Binde; vom vierten und dritten Häkchenpaare aus geht je eine Bleilinie, die sich zur Schmetterlinge. — Wickler. Tortrix strobilella, cosraophorana, Zobeana. 391 innern Begrenzung des Spiegels zu einer dicliern Linie vereinigen. Vom ersten Häkchen läuft eine kurzgebogene Bleilinie, die schwarze Saumlinie unter der Spitze durchbrechend, nach den Frauzen, vom zweiten desselben ersten Paares eine zweite \ för- mige Bleilinie, welch» vor dem Innenwinkel die Saumlinie durch- bricht (einen zweiten „Augenpunkt" auf den Franzen bildend). Die letzte begrenzt nach aussen den sonst nicht weiter ausge- zeichneten Spiegel, es sei denn, dass manchmal saumwärts eine dunkle Punktreihe angedeutet ist. Hinterflügel graubraun oder schwarzgrau mit weisslichen Franzen. Die Art gleicht in ge- wissen Stücken der vorigen, ist aber etwas kleiner und hat schinälere Vorderflügel. Sie erscheint im (April) Mai, halben Juni, und im Herbste frisst die gelblich weisse Raupe in den noch weichen Fichtenzapfen, bis 6 Stück in einem. Sie fressen zuerst das Mark der Spindel und geben später an die Samen, deren Ernte durch sie bedeutend beeinträchtigt werden kann. Die Verpuppung erfolgt sehr früh im Jahre. Es sind mehr- fach Fälle einer zweijährigen Generation beobachtet worden. Anmerkung 2. Der Kiefernbeulen -AVickler, Tortrix (Grapliolitlia, Coccyx) cosmopliorana Fr. Abermals etwas kleiner als der vorige, dunkel olivenbraun, die Vorder- flügel mit metallischen, bronzeglänzenden feinen und eben- solchen Streifchen der Grundfarbe in regelmässigem Wechsel überzogen und mit einer weissen, etwas nach aussen geboge- nen, in der Mitte mehr bleigrauen Mittelbinde versehen. Hinter ihr vier weisse Fleckchen am Vorderrande, von dem nächsten dieser eine etwas gebogene Bleilinie nach dem Innenwinkel, den Spiegel nach innen begrenzend, vom zweiten weissen Vorderrandsflecke eine zweite Bleilinie nach dem Innenwinkel, den Spiegel nach aussen begrenzend, dieser mit einer Reihe schwarzer Linien. Vom ersten Randhäkchen geht eine un- deutliche Bleilinie im Bogen nach dem Saume, durchbricht daselbst die schwarze Saumlinie und bildet in den Franzen einen „Augenpunkt". Die Franzen der Hinterflügel weisslich mit dunkler Theilungslinie. Juni (Ende Mai) in Kiefern, wo die grünlich ockergelbe Raupe ndt hell braunrotheni,Kopfe und Nackenschilde ganz ähnliche Galleubeulen, aber kleinere und nur einseitige veranlasst, wie Tortrix resincUa (No. 70, Anm. 3). 392 Zweite Abtlieilung, Anmerkung 3. Der Lärchenrindenwickler, Tor- trix (Grapliolitlia, Coccyx) Zebeana Btsb. hat fast die Grösse von T. BouoUana, dunkel schwärzlichgraue Vorderflügel mit einem tief schwarzen Flecke vor dem grossen, schwarz ge- strichelten, keilförmigen Spiegel, dem eine bläulichgraue, me- tallglänzende Einfassung auszeichnet. Die Vorderrandshäkchen sind klein und weiss, die Theilungslinie der Franzen (Saum- linie) dick schwarz, die der schwarzbraunen Hinterflügel weiss= grau. Der Schmetterling fliegt im Juni und seine bräunlich- graue Raupe mit schwarzbraunem Kopfe, Nacken- und After Schilde und einem höher als die übrigen gestellten, mit schwarzem Hornringe umgebenen letzten Luftloche, lebt in oder unter der Rinde des Stammes und der Aeste der Lärche in Schlesien (österr.) und Steiermark. Anmerkung 4. Der Aspenknotenwickler, Tortrix (GraplioWia) corollana Hüb. Dieser im Durchschnitt kaum 13°"" spannende Wickler hat braunschwarze schmale Vorderflügel mit sehr schrägem Saume und 5 weissen Häkchenpaaren am Vorderrande, vom ersten geht eine Bleilinie in kurzem Bogen nach dem Saume, die schwarze Saumlinie durchschneidend, die beiden folgenden stehen nahe beisammen und sind durch einen grössern Zwischenraum von dem ersten getrennt; das dritte entsendet eine wenig gebogene, dicke, fein weiss um- säumte Bleiliuie nach dem Innenwinkel als innere Begrenzung des Spiegels, welcher gross, keilförmig und von gelblichen und schwarzen Längslinien gleichmässig und unmittelbar vor dem Saume gebildet ist, das vierte und fünfte Häkchenpaar steht gleichfalls gedrängt und in weiterm Abstände von dem vorigen Doppclpaare und hängt mit dem vom Innenrande herkommen- den weissen Zeichnungen zusammen, welche eine mehr oder weniger deutliche vierfache, lichte, bleigrau aufgcblickte, nach aussen winkelig vortretende Mittelbinde darstellen, ausserdem stehen am Innenrande wurzelwärts noch einige parallele weisse Strichelchen. Die Hinterflügel sind braungrau, weisslich ge- franzt. Dieser kleine Falter fliegt im April und Mai und seine Raupe lebt in dünnen Zweigen der Aspen, wo sie etwas schwächere Kuotenanschwelluugen erzeugt, wie die Larven des kleinen Pappelbockkäfers (S. 195). Schmetterlinge. — Wickler. Tortrix grosstcryx virgo, im männlichen Geschlecht mit metallisch blauem Körper und blauen Flügelü, in dem weiblichen mit grünem Körper und braunen Flügeln. Die Larven der Libellen leben im Wasser, athmen durch Darmkiemen oder durch diese und Schwanzkiemen und haben eigenthümlich gebildete Mundtheile, die sie (Fig. e) weit vor- schnellen können, in der Ruhelage (d) aber wie eine Maske vor dem Gesichte tragen, so dass man dieselben schlechthin auch als „Maske" bezeichnet hat. Sie räumen unter ihren Mit- bewohnern, sich unter einander nicht schonend, in diesem Ele- mente eben so auf, wie die Imagos in den Lüften. Am zweckmässigsten kommen hier noch einige Wald- beschützer zur Sprache, die unserer Ordnung nicht angehören, sondern der für den Forst nicht als schädlich, sondern nur als nützlich in Betracht kommenden 5. Ordnung der Netzflügler (Nmroptera), zu welcher ich alle diejenigen Insekten rechne, welche vier gleichartige, häufig netzmaschige Flügel, bcis- sende Mundtheile haben imd eine vollkommene Verwandlung bestehen. 2. Die gemeine Flor fliege Clmjsopa vulgaris Schneid. (Fig. 86) vergegenwärtige die gemeinste Art der Flor fliegen, Gold äugen, Blattlaus fliegen aus der kleinen Lnterfamilie der Hemerobien (Hemer ohidae). Diese schlanken Thierchen 446 Zweite Abtheilung. mit 4 breiten, zierlich gegitterten und stark irisirenden Flügeln, welche den grünlichen Hinterleib dachförmig Überschleiern, und mit den goldiggrünen, weit vorquellenden Augen sind in Wirk- lichkeit weit zarter, als unsere Abbildung (a) sie erscheinen lassen. Sie suchen in Gartenstuben, hinter Fensterläden, in Mauerlöchern etc. und draussen in Baumlöchern, unter ab- gefallenem Laub oder an andern geschützten Orten während des Winters Zuflucht. Zeitig Fig. 86. im folgenden Jahre ver- lassen sie ihre sicheren Verstecke, die Geschlechter finden sich zusammen und alsbald legt das befruchtete W. seine gestielten weissen Eierchen gleich zarten Pil- zen vereinzelt oder mehre beisammen an ein Blatt, einen Zweig oder Baum- stamm (g, h), indem es die Hinterleibsspitze aufdrückt, dieselbe, einen Faden zie- hend, erhebt und den Faden mit dem Eie abschliesst. Nach wenigen Wochen spal- tet sich das Ei und die Larve kommt daraus her- vor, welche, wenn sie er- wachsen ist, das Ansehen von Fig. b hat und von ihrer Nahrung Blattlaus- löwe genannt wird. Sie ist sehr beweglich, streckt beim Fortkriechen ihre Hinterleibsspitze als Nach- schieber hervor und hat eigenthümlich gebaute Mundtheile. Die langen, zahnlosen Kinnbacken, welche eine kräftige Zange zu bilden scheinen, dienen nämlich nicht zum Beissen, sondern zum Saugen; sie sind hohl, an der Spitze offen und enthalten a Chrysopa vulgaris, b Larve, cPuppe von vorn, d von der Seite, e, f Cocon, g, h Eier (b, c, d, h vergrössert). Nützliche Netzflügler. — Chrysopa Tulgaris, Panorpa communis. 447 im Innern ein Pumpwerk. Mit ihnen saugen sie die Blattläuse aus, unter denen man sie da am siebersten antrifft, wo jene am gedrängtesten beisammeusitzen. Je uacb der Witterung sind sie, die auf schmutzig gelbem Untergrunde violettbraun Gefleckten, nach mehrmaligen Häutungen in kürzerer oder längerer Zeit er- wachsen, spinnen einige Fäden an ein Blatt (e) oder zwischen Nadeln (f), um sich selbst ein festes, pergamentartiges Cocon (f), in welchem die Verpuppung erfolgt. Die Puppe (c und d) ent- wickelt sich ebenfalls schnell, und durch ein Deckelchen (f) ent- schlüpft das vollkommene Insekt, welches auf Buschwerk tiberall häufig anzutreffen ist. Es kommen unter günstigen Verhältnissen entschieden mehre Generationen im Jahre zu Stande. Die Glieder der nahe verwandten Gattung Hemerobius sind kleiner, haben meist etwas behaarte, sehr steil dachförmig den Körper deckende Flügel und entstehen aus Larven, welche sich schützend mit den Bälgen der ausgesogenen Blattläuse umhüllen, nur den Kopf mit seinen langen Zangen freilassend. Sie sitzen manchmal so zahlreich an den Büschen und Bäumen, dass man sie für Blattläuse halten könnte, wenn eben jene Zangen nicht eines Andern belehrten. Manche Arten überwintern als Larven, denn man findet sie spät im Jahre zwischen Blattläusen (an Eichen) und so früh im Jahre wieder au eben knospenden Sträuchern, dass es nicht anders sein kann ; im Winterlager sind sie mir nicht vorgekommen. Sehr ähnliche Larven, aber mit gezähnten Kinnbacken, sitzen in trichterförmigen Sandlöchern, geben die libellenartigen, aber mit kurzen, geknöpften Fühlern versehenen Ameisen- \öw en(Myrmecoleon), die den Wald bewohnen, ohne als Beschützer desselben in Betracht zu kommen. Fig. 87. Weibchen Eier legend. Panorpa communis Mannchen. 3. Aus der Ordnung der Netzflügler wären als nützliche Insekten noch zu erwähnen die Skorpiouf liegen, deren 448 Zweite Abtheilung. gemeinste Art, Panorpa communis, (Fig. 87), sich auf Buschwerk raubend umhertreibt, sich durch ihre duukelfieckigen 4 Flügel, die schuabelartige Verlängerung ihres Kopfes und den gestreckten, gelb und braungefieckteu Hinterleib auszeichnet, welcher beim Männchen in eine knotige, nach oben und vorn übergebogene Haftzauge ausläuft; so wie die Kam eelh aisfliegen, das Schlangenköpfchen, deren gemeinste Art Uliapliidia ophio- psis (Fig. 88) an Baumstämmen nach Raub umhersucht und sammt ihrer hinter Kinde lebenden Larve die verschiedensten Insekten verzehrt. Diese Netz- flügler zeichnen sich durch den ausserordent- lich verlängerten, meist winkelig gegen Kopf und den übrigen Körper getragenen Vorder- Rhaphidia ophiopsis. bi'ustring aus , wodurch dem halsarHg nach hinten verengten, flach gedrückten Kopfe ungemeine Beweglichkeit verliehen wird ; der Hinterleib läuft beim Weibchen überdies noch in eine ziemlich lange, schwanzartige Legröhre aus. Die braunen Larven sind gestreckt, breitgedrückt ohne die Verlängerung des Prothorax und mit einem mehr vier- eckigen Kopfe versehen. Die gattungs- und artenreiche Familie der Frühlings- fliegen, Wassermotten etc. (Phrygancidae) sind gleichfalls zahlreich in Wäldern vertreten, ohne eine Bedeutung für die- selben zu haben; als Larven leben sie im Wasser, aber nicht frei, sondern in die mannichfachsten Röhren und Futterale ein- geschlossen, welche sie aus Sandkörnchen, Schneckenhäusern, Pflanzenabfällen der verschiedensten Art zusammenweben. VI. Die Sclinabelkerfe oder llalbdecker. [liliyncliota, Hemiptera — 7. Ordn.^ Die zahlreichen, in ihrer Körpertracht ungemein vielgestal- tigen Insekten dieser Ordnung erkennt man leicht an den Schnabel artigen Mundtheilen, welche nur zum Saugen dienen und in ihrer Einrichtung einige Aehnlichkeit mit dem Stechrüssel Schnabelkerfe, llhynchotä. 449 gewisser Fliegen haben, mit denen höchstens die winzigen Männ- chen der Schildläuse verwechselt werden könnten, weil diese nur zwei Flügel und dahinter je ein Schwiugkölbchen führen, während den Schnabelkerfen entweder vier Flügel und eine freie Vorderbrust oder auch gar keine zukommen. Ein zweites und letztes Merkmal, welches die Genossen dieser Ordnung vereinigt, wenn wir wieder- um die eben genannten, sonderbaren Männchen ausnehmen, besteht in der unvollkommenen Verwandlung. Die äusserlich sichtbaren Mundtheile bilden nur die Scheide des Saugapparates, welcher in Form von Borsten darin auf und nieder bewegt werden kann und bei gewissen Arten, beispiels- weise der Bettwanze einen empfindlichen Stich in das mensch- liche Fleisch zu versetzen vermag. Dieser Schnabel pflegt in der Ruhe der Kehle und der Brust angedrückt und bei den ver- schiedenen Arten von verschiedener Länge zu sein, entspringt ent- weder dem obern oder dem untern Kopftheile und nimmt eine senk- rechte Stellung gegen den übrigen Körper an, sobald er gebraucht wird. Die vier Flügel, welehe, wie bereits erwähnt, auch gänzlich fehlen können, sind von sehr verschiedener Beschaffenheit, ent- weder alle 4 gleichartig, zart und dünnhäutig, von nur sehr wenigen Läugsadern durchzogen, aber auch derb, lederartig und dann nicht selten bunt gefärbt und gezeichnet; oder es sind nur die vordem in ihrer ganzen Ausdehnung oder mit Ausnahme der dünnhäutigen Spitze in festere Flügeldecken verwandelt und bedecken die zusammengefalteten und eingeklappten dünnhäutigen Hinterflügel. Dergleichen Bildung kommt bei den Schild- oder Baumwanzeu und andern Landwanzen in ausgezeichneter Weise vor und veranlasste die wenig passende Bezeichnung „Halb- decker" für die ganze Ordnung. "Wo Flügeldecken vorkommen, greift eine gewisse Aehnlichkeit mit den Käfern auch dadurch noch Platz, dass der erste Vorderbrustring gegen die übrigen frei beweglich ist und ein „Halsschild'' bildet. Die Beine zeichnen sich vorherrschend durch Schlankheit aus, haben nur zwei oder drei Fussglieder und laufen in Krallen aus. In der Körpertracht herrscht grosse Mannigfaltigkeit und in der Lebensweise nur insofern Uebereinstimmung, als sich alle Schnabelkerfe von Flüssigkeiten ernähren, die entweder im Blute und Safte anderer Thiere, meist aber in Pflanzensäitcn I)estehen. Tasc h e n l> 0 r g , Forstinsekten. -J 450 Zweite Abtheilung. Die Larven führen dieselbe Lebensweise, wie die voll- kommen entwickelten Kerfe, unterscheiden sich aber durch den Mangel der Flügel von denselben und durch ein plumperes, unreifes Ansehen, welches sich besonders in den dickereu, aus weniger Gliedern bestehenden Fühlern, in den mehr schlottrigen Beinen und in den unreineren Farben ausprägt. Zu den Schnabelkerfen gehören u.a. die Schild-, Pflanzen- läuse, Blattflöhe, Cikaden und Wanzen, von denen ver- hältnissmässig sehr wenige für unsere Forsten schädlich, die zuletztgenannten in untergeordneter Weise nützlich werden. Fig. 89. ^^^M^ 83. Die Fichteiiquirl-Schildlaus, Coccus racemosus (Lccanmm rccceniosum) Rtzh. (Fig. 89.) Das reife W. erscheint Ende Mai als eine schmutziggelbe bis braune Blase von etwa 1,5™"" Durch- messer, welche an der Basis der vorjährigen Triebe und an den Nadelachseln 3 — lojähriger Fichten festgesogen sitzt. An der Bauch- seite bemerkt man fast in der Mitte den langen Schnabel und einige kleine Höcker, die verschwollenen Gliedmassen der Larve. Das noch kleinere, reichlich ein Millimeter lange M. (a) hat 2 Flügel, keine Schwingkolben, 2 die Länge des etwas kegelförmigen Körpers weit übertreffende Schwanzborsten und lange Fühler an dem vorge- streckten Kopfe. Sie sind so lang, wie dieser und der Rumpf zusammen- genommen und bestehen aus 9 blass rosenrothen Gliedern; dicht hinter ihnen stehen die zusammengesetzten Augen und hinter diesen, an der Kopfkante die Nebenaugen. Von den röthlichweissen Flügeln, welche S"'"" spannen, wird ein jeder durch eine röthliche Gabelader gestützt. Zwischen den Schwanzborsten steht das männliche Glied fast von der Länge des Hinterleibes Coccus racemosus. a Männchen, b Larve von der Bauchseite, stark vergrössert. Schnabelkerfe. — Schildläuse. Coccus racemosus. 451 als ein an seiner Wurzel stark verdickter Stachel hervor. Der Körper ist gelbbraun, der Mittelleibsrücken etwas dunkler, Augen, Nebenaugeu und 2 Fleckchen am Munde schwarz ; Beine bräun- lich gelb. — Ende Mai. Lebensweise. Wenn Ende Mai sich die M. aus den Puppen entwickelt und während ihres kurzen Lebens die W. befruchtet haben, so zeigt sich bei diesen bald nachher auf der Hinterseite des Rückens ein kleines Tröpfchen süsslicher Flüssig- keit, welche für Hymeuopteren der verschiedensten Familien eine grosse Anziehungskraft besitzt. Die W. schwellen immer mehr an bis zum Durchmesser von S""", werden dunkler bis fast schwarz. Die kugelige Umhüllung wird brüchig und ihr Inhalt ist zuletzt mit blass rosenrothen Eiern, wohl 1000 und mehr, angefüllt, aus denen unter dem Schutze der abgestorbenen Mutter nach 3 — 4 Wochen die Larven auszukriechen beginnen. Indem die abgestorbene Hülle sich hie und da an den Rändern zurück- zieht und Lücken entstehen lässt, wird den Lärvchen der Aus- gang eröffnet, jedoch dauert es längere Zeit, ehe sie sich nach den benachbarten Nadeln begeben; denn noch in der letzten Augusthälfte kann man einzelne Larven unter der mütterlichen Haut antreffen. Diese Larven sind ziemlich beweglich auf ihren 6 kurzen Beinen und fleischroth von Farbe. Die männlichen sind oval, sehr platt gedrückt, haben einen grossen Kopf mit Ggliedrigen, etwas behaarten Fühlern, welche über ein Drittel der Körperläuge betragen und mit je einem Auge nahe der Hinterecke. Von den 12 Leibesgliederu ist das erste am längsten, das letzte tief ausgerandet. Aus dieser Ausrandung tritt bei schwachem Drucke ein weicher Körper mit einem Borstenbüschcl hervor, welcher sich bei noch stärkerem Drucke in 5 leicht sich wieder vereinigende Borsten spaltet. Zu jeder Seite desselben ist eine Fleischwarze mit einer langen Borste sichtbar, wie dies Ratze bürg beschreibt und abbildet. Die Wurzeln der Beine und der Schnabel auf der Unterseite scheinen durch. Diese Larven bleiben über Winter an den Nadeln sitzen und sind mit einem zarten, wie von einer dünnen Zuckerschicht gebildeten Schildchen von gestreckter Form überzogen. Unter demselben werden sie nach der Ueberwinterung zur Puppe, deren Flügel- stumpfe bis zum Ende des zweiten Fusspaarcs herabreichen. 2'J • 452 Zweite Abtheilung. Die weiblichen Larven begeben sich vor Winters an die Wurzel der diesjährigen Triebe und in die benachbarten Nadel- achseln. Sie sind (Anfangs Mai) kugelig einförmig, blass fleisch- roth von Farbe, mit leinen Wolliäden besetzt und lassen allen- falls noch verschiedene Körperabschnitte erkennen. An der Bauchseite sieht man, wie unsere Abbildung (b) zeigt, die 6 Beine mit je 2 Fussgliedern und einer Kralle, von denen die vor- dersten weit von den beiden hinteren Paaren abgerückt sind, zwischen ersteren den Schnabel, vor ihnen die kürzeren, aber gleichfalls sechsgliedrigen Fühler und vor ihrer Wurzel je ein Auge. Von einer Geschlechtsöffnung führt ßatzeburg nichts an, er beschreibt zwar die Bewegungen des sich begattenden M. , was er aber damit meint, wenn er sagt, das M. sei mit seinem Penis „in eine Ritze zwischen zwei recht aufgeschwollenen W. hineingefahren" ist unverständlich. Feinde. In den blasenartigen Weibchen schmarotzt die Larve eines Anthribiden, welche ehedem zu den Rüsselkäfern gerechnet wurden, des Brachytarsus varius, ausserdem erzog aus den Larven und beschreibt Ratze bürg folgende kleine Zehr- wespen: Encyrtus Coccorum, duplicatus, mucronatus, Pamsema tenuis, testaceipes, tcstaceus, Euloj)}ms Coccorum, Pteromalus raccmosi. Gegenmittel. Trotz der zahlreichen Feinde, welche das Ueberhandnehmen dieses Saftsaugers verhindern, ist er dann und wann doch in solchen Mengen aufgetreten, dass die 3 — 15- jährigen, allerdings immer nur sehr kümmerlich erwachsenen Fichtenpflanzungen „ein förmlich schwarzes Ansehen erlangten", daher „die schwarze Krankheit", und die Bäumchen massen- haft abstarben; auch hat man diese Schildlaus bei Tharand im Gipfel alter, haubarer Fichten angetroffen. Aul älteren Stämmen stellte sich nachher der Borkenkäfer ein. Leider lässt sich gegen dieses Insekt nichts weiter vor- nehmen, als die befallenen Stämme weghauen, wenn es nicht genügt, die befallenen Zweige auszubrechen, welches letztere spätestens bis zur letzten Hälfte des Juni geschehen muss, weil von da ab die Larven ausschlüpfen und sich weiter über den Baum verbreiten. Die Mutterthiere sind auch von Kindern mit Erfolg abgesucht worden. Schnabelkerfc. — Schildläuse. Coccus qucrcus. vitis, cacti etc. 453 Anmerkung 1. Die Eichen- Schild laus, Coccus qucrcus Beaum. (Lecanium) dürfte noch verbreiteter als vorige Art sein ; denn man sieht die W. gleichfalls als braune Blasen, bisweilen von der Grösse einer kleinen Erbse, öfter massen- weise in den Eindeurissen älterer Eichstämme, aber auch an der glatten Rinde junger Bäume, ohne dass sie Schaden an- richten. Es giebt noch mehre Arten, die nach den Bäumen benannt, an denen sie sich gefunden haben, aber zum Thcil noch nicht hinreichend erforscht sind. Sie alle, so weit man sie näher kennt, stimmen in der Lebensw^eise mit der Fichten- quirl-Schildlaus überein und sind für die betreffende Pflanze ohne Bedeutung, es sei denn die Rebe nschild laus, Coccus vitis, welche ihre Eier in einen zähen, weissen Filz bettet, die 0 r a u g e n - S c h i 1 d 1 a u s , Coccus liesperidum L. an Lor- beeren, Myrten und anderen Pflanzen unserer Gewächshäuser, oder die Pfirsich-Schi 1dl aus, C. persicae L. an Pfirsich- bäumen, Pflaumenbäumen, Weissdorn u. a. Coccus ilicis L. wurde von Alters her unter dem Namen Chermes zum Roth- färben benutzt. Anmerkung 2. Bei andern Arten, deren Namen man nicht in Chcrmcs umgewandelt, sondern als Coccus hat bestehen lassen, behält das W. seine Beweglichkeit und Körpergliede- rung bei, die M., so weit man sie kennt, haben lOgliedrige Fühler, Schwingkolbeu und eine kürzere, nach unten gekrümmte Ruthe. Hierher gehört die Cochenille, C. cacti, die den Schellack liefernde 0. lacca und mehre Arten unserer Gewächs- häuser und im Freien wachsender Bäume. Andere zahlreiche Schildlausarten sind im weiblichen Geschlecht mit einem durch Ausschwitzung entstehenden ablösbaren Schildchen bedeckt und von B o u ch e unter dem Gattungsnamen Aspidiotus, Schild- träger vereinigt worden. Eine Reihe dieser sind für den Gärtner von Bedeutung, andere kommen an Weiden, wie Äspid. Salicis, mit geflügelten und ungeflügelten Männchen, an jungen Pappeln und Linden Ä. populi, an Birken A. hefidac u. a. anderwärts vor. — Manche dieser interessanten Thierc bieten auch dem Forstmanne ein reiches Feld zu Beobachtungen, aber keine Veranlassung, gegen dieselben einzuschreiten. 454 Zweite Abtheilung. 84. Die Fk-Iiteii-Rimlenlaus, Tannenlaus, Cliermes ahietis L., ist in ihren verschiedenen Formen an den beistehenden Figuren (90) zu erkennen und gehört zu denjenigen Pflanzeu- läusen (Aphidina), welche sich durch sehr kurze, fünfgliedrige Fühler, nur drei Zweigadern in dem Vorderfiügel, eine meist verloschene in dem Hinterfliigel auszeichnen, ausserdem hat man ihre Fortpflanzung durch Eier (nicht lebendige Geburten wie bei Aphisarten u. a.) beobachtet, aber noch keine Männchen, also auch keine Befruchtung ; denn die geflügelten Individuen, welche Ratzeburg für Männchen ansprechen zu müssen glaubte, sind nach zahlreichen anatomischen Untersuchungen von Leuckart als W. erklärt worden. Fig. 90. Ciicrmes abietis. a junge, b ältere Larve mit der abgestreiften Haut, c geflügeltes Insekt, d Galle (alles vergrössert). Durch ihr Saugen erzeugt diese Tannenlaus ananasartige Zapfen (d) mit oder ohne Nadelschopf an der Spitze, den ganzen oder nur halben Zweig einnehmend, welcher zuletzt verholzt und schwarz wird und nicht nur den Seitentrieb wesentlich beein- trächtigt, sondern auch das Absterben einzelner Zweige oder eine ähnliche Verkrümmung im Stamme erzeugen kann, wie Raupenfrass von Tortrix Boiwliana. Lebensweise. Im flügellosen Zustande, so gross wie ein Sandkörnchen überwintert die Rindenlaus imter dem Schutze eines weisslichen Wollkleides au der Wurzel der beschuppten, Schaabelkerfe. — Schildläuse. CLerraes abietis. 455 jungen Fichtenknospe. Im nächsten Frühlinge (schon im Ai»ril) trifft man sie au mit tief in die erwachende Knospe eingesenkte lu Schnabel, welchen Platz sie bis zu ihrem Tode nicht wieder ver- lassen dürfte, lieber der Stichwunde beginnt eine Wucherung des Zellgewebes in der jungen Nadel, welche allmählich schuppcn- förmig wird. In den nächsten 3 Wochen wächst die Tanneii- laus unter mehrmaligen Häutungen bis zu 2,25""" Grösse und beginnt nun das Brutgeschäft, d. h. sie legt nach und nach wohl bis 200 gestielte, gelbe Eierchen und überzieht dieselben mit weisser Wolle. Den ersten Eiern sind bereits die Larven ent- schlüpft, während die Mutter die letzten noch legt und dann stirbt. Das Ausschlüpfen beginnt ungefähr in der zweiten Hälfte des Mai, wenn der junge Trieb mit seiner Zapfenanlage aus den umhüllenden Schuppen bereits herausgetreten ist. Die jungen Lärvchen begeben sich zwischen die geschwollenen, dicht ge- drängten Nadeln nach der Spitze des Triebes, versenken ihre Schnäbel in die begonnene Missbildung, werden davon all- mählich überwuchert und sitzen schliesslich in zellenartigen Räumen innerhalb der zierlichen Zapfengalle, bis 20 Stück manchmal in einer Höhlung. Sie sind schlanker als die Stamm- mutter, auch mit Wolle, aber kürzerer, bedeckt, beweglicher als sie, nicht an eine Stelle angeheftet, häuten sich öfter, bekommen zuletzt Flügelscheiden (h), werden zu „Puppen", wie man sich der Analogie nach bei der vollkommenen Verwandlung wohl auch ausdrückt, und sitzen dann ziemhch unbeweglich, mit an- gezogenen Beinen, nur durch den eingebohrten Schnabel test- gehalten, an den Innenwänden ihrer Wohnung. Währenddem im Innern die ebengeschilderten Dinge vor- gehen, hat die fleischige Missbildung die Form angenommen, welche unsere Figur zeigt, und ist bei nicht selten lebhaft rother Färbung einer Erdbeere gar nicht unähnlich; theilweise ist sie auch grün mit mehr oder weniger gelbem Scheine. War der Stich des Mutterthieres ein mehr einseitiger, so geht die normale Entwickelung des Triebes auf der andern Seite ziemlich ungestört vor sich und der Zapfen erscheint nur als eine Längshälfte eines vollkommenen Zapfens. Allmählich erhärtet er, der Saft trocknet aus und die schuppenartig deformirtcu Xadcln lö. Flugweite, ist 460 Zweite Abtheilung. die kleinste, gemeinste und am längsten im Jahre fliegende Fle- dermaus. Die genannten umfassen aber lange nicht alle bei uns fliegenden Arten. Wie die Fledermäuse Insekten und darunter auch Ungeziefer verzehren, was da fliegt, so halten sich die kleinen insekten- fressenden Raubthiere mit ihrer rüsselartig verlängerten Schnauze und den kurzen Beinen, die Spitzmäuse, der Maulwurf und der Igel, welche hiermit geraeint sind, an das, was da kriecht und in der Erde wühlt. b. Die Spitzmäuse (Sorex), bekanntlich die kleinsten aller Säugethiere, haben nur in ihrer Körpertracht und Färbung Aehnlichkeit mit den eigentlichen Mäusen. Da die letzteren als Nager den Saatbeeten und jungen Schonungen nachtbeilig und verfolgungswürdig sind, jene dagegen nur vom Raube leben und daher manches Ungeziefer vertilgen, so liegt es im Interesse des Forstmannes, beide wohl von einander zu unterscheiden und die Spitzmäuse zu schonen. Der spitze Rüssel, die kurzen, äusser- lich kaum wahrnehmbaren Ohren, der kurze, dichtbehaarte Schwanz und die durchschnittlich geringere Grösse zeichnen die Spitzmäuse äusserlich vor den Nagern aus, überdies noch der wesentlich verschiedene Bau anderer Organe, von denen die Zähne obenan stehen. Die Spitzmäuse haben keine Nagezähne und keine Lücke dahinter, wie die Mäuse, Kaninchen und Hasen, sondern unmittelbar hinter den starken, zackigen Vorderzähnen, welche im Unterkiefer sehr wagrecht stehen, folgen einige ein- spitzige und dann 4 vielspitzige Backzähne. Ein eigenthümlicher Moschusgeruch, welcher besonders den Männchen während der Brunstzeit aus Drüsen an den Seiten des Rumpfes entströmt, hält Katzen, Hunde und viele andere Raubthiere ab, den Spitzmäusen nachzustellen. Die Spitzmäuse wühlen nicht, wie der Maulwurf, sondern wohnen unter Steinhaufen, Baumwurzeln, in verlassenen Mäuse- löchern und an ähnlichen Verstecken. Die gemeine Spitz- maus (Sorcx vulgaris) ist oben dunkelbraun, unten weisslichgrau und hat 5 einspitzige Lückzähne im Oberkiefer. Sie hält sich gern in der Nähe des Wassers auf, jagt aber nicht in demselben wie die der Fischbrut gefährliche Wasserspitzmaus. — Die Feld sp itzmaus (S. leucodon) hat einen weissen Bauch, dessen Farbe ■ Seschützer des Waldes. — Säugethiere. Sorex. Talpa. 4(5 1 sich scharf von der dimkelbraiinen Oberseite absetzt, nur 3 eiu- spitzige Lückzühue #ni Oberkiefer, aus dem Felle vorstehende Ohren und einen an der Wurzel verengten Schwanz, Sie kommt gern nach Regenwetter zum Vorscheine, um Regeuwürmer und anderes, durch die F'euchtigkeit herausgelocktes Ungeziefer zu jagen. Man kennt noch einige andere, aber wenigstens im Walde seltener vorkommende Arten. Massenhaft finden sich die S[)itz- mäuse überhaupt nirgends, weil sie unter sich sehr unverträglich sind und die schwächeren von den stärkeren oft todt gebissen werden ; denn sie sind kühne Thierchen, die selbst den grössern Mäusen auf den Nacken springen, ihnen das Blut aussaugen und sie dann auifressen. c. Der Maulwurf (Talpa europaea) ist seiner äussern Er^ scheinung nach hinreichend bekannt und namentlich durch die handförmigeu, zum Graben eingerichteten Vorderbeine charakte- risirt, auch weiss man allerwärts, dass er sich nur von unter- irdischen Würmern, Insekten und deren Larven ernährt und nicht von vegetabilischer Kost. Nur da, wo jene anzutreffen sind, findet er sich ein und räumt unter ihnen bei seiner grossen Ge- frässigkeit mit Energie auf; denn er kann nur sehr kurze Zeit Hunger ertragen. Trotzdem ward ihm hie und da eifrig nach- gestellt, weil man ihm die Art seines Jagens, das Durch- wühlen des Bodens, wobei er die Pflanzenwurzeln lockert und das Absterben junger Pflanzen bewirkt, nicht verzeihen kann. Der Bauer will sich seinen Wiesenboden nicht vom Maulwürfe uneben machen lassen, der Gärtner eifert gegen ihn und meint, was die Engerlinge übrig gelassen, zerstöre der unverdrossene Wühler eben durch seine Wühlereien, an einem dritten Orte macht er sich durch Zerstörung von Dämmen unmöglich. Wir wollen und können hier nicht untersuchen, ob für jeden gegebe- nen Fäll die Verfolgung des sonst nützlichen Thieres das einzige und rathsamste Mittel sei, um den von ihm angerichteten Scha- den zu verhüten, im Walde wird derselbe nie so gross sein, um den Nutzen auch nur annähernd aufzuwiegen, und darum ist er hier meines Wissens nie verfolgt worden ; im Gegcntheil hat man ihn an engerlingreiche Orte von anderwärts eingeführt. Dergleichen Versuche sind nur anznrathen und die Aussetzung von Prämien auf Erlangung lebender Maulwürfe würde manche 462 Zweite Abtheilung. vor dem Tode retten, weil man dann an solchen Orten, wo sie einmal beseitigt werden sollen, sieh meh^ auf das Wegtaugen der lebenden, als auf das Tödten der Thiere mit Vortheil ver- legen würde, d. Der Igel (Erinaceus europaeus), durch sein Stachelkleid vor allen bei uns lebenden Säugethieren ausgezeichnet, lebt oberirdisch und geht besonders des Nacht auf die Jagd. Seine Nahrung besteht in Mäusen, andern kleinen Säugethieren und Vögeln, sowie deren Eiern, in Fröschen, Käfern und Gewürm, ja man weiss mit Bestimmtheit, dass er die sonst wenig gesuchte Kienraupe verspeist. Seine Harmlosigkeit dem Menschen gegen- über, sowie seine Nützlichkeit sind allgemein anerkannt und darum wird er von keinem Vernünftigen verfolgt. Im Juli oder August wirft das W. 4 — 6, oder auch noch mehr Junge, die halbwüchsig den Winter verschlafen. e. Als Vertilger von allerlei Ungeziefer und daher für den Wald in dieser Beziehung nützlich müssen auch bezeichnet werden: das Wildschwein (Siis Scrofa) und in seiner Ermange- lung das Hausschwein, ferner der Dachs (Meles vulgaris), der gleichfalls ein trefi lieber Wurm- und Mäusefänger ist. Der Fuchs (Canis Vulpes) ist aus gleichem Grunde nützlich und aus mehr als einer Hinsicht das Ausgraben junger Füchse ver- werflich, denn diese thun weniger Schaden als Nutzen ; mag man die Alten um der Jagdschäden und ihres werthvollen Pelzes wegen niederschiessen. 2. Vögel. Es ist von allen Seiten anerkannt, dass der häufige Insek- tenschaden unserer Kulturpflanzen in Wald, Garten und Feld theil weise seinen Grund in dem Mangel der Insektenfresser unter den Vögeln hat, darum für die Interessenten allerwärts das Feldgesehrci : Schutz den Vögeln! Wie weit wir diese Forderung an den Foi-stmann stellen, wurde bereits S. 13 angegeben und es kommt hier nur darauf an, in der Kürze die für den Wald dadurch nützlichen Vögel, dass sie Mäuse und Insekten verzehren, unter den schädlichen auszusuchen und namhaft zu machen. Unter den Raubvögeln sind zunächst alle Eulen mit Aus- nahme des jagdschädlichcu Uhu zu nennen, von den Tagraub- Beschützer des Waldes. — Vögel. Falco. Corvus. 463 vögeln dagegen aiiszuscliliessen alle Edellalken, Habichte und Weihen (letztere in Mäusejahren zu schonen), so dass sich an die Eulen anreihen nur die Bussarde, der Mäusebussard, FaUo hutco und der rauclifüssige B. F. lagopiis, der Wespen- bussard F. (Pernis) ainvorus, der kleine Milan F. (Milvtis) ater, der Ro thfussfalk F. vesperünus und der Thurmfalk jP. tinunculus. Das Geschlecht der Krähen, Corvus, ist räuberischer Natur und vertilgt in Folge dessen viel Mäuse und Insektenungeziefer, besonders Engerlinge, lässt sich aber auch allerlei Diebereien auf dem Felde oder an Vogelnestern zu Schulden kommen. Für den Forst sind entschieden nützlich die 4 gesellig lebenden Arten : die Rabenkrähe, Feldkrähe oder der Rabe (C. coro)ie), einfarbig schwarz mit einem Schnabel von der Länge der Mittelzehe und hinten fast gerade abgestutztem Schwänze, die eben so gefärbte Saatkrähe (C. frugikgns) mit im Alter an der Wurzel grindigem Schnabel, der wenigstens die Länge des Laufs erreicht, die Nebelkrähe (C. cornix), die nur an Kopf, Vorderhals, Flügeln und Schwanz schwarz, am übrigen Gefieder aschgrau ist, und endlich die in altem Gemäuer, allen- falls in Feldhölzern nistende Dohle (C. moncdiüa)^ welche fin- den Forst am wenigsten unter allen in Betracht kommt. Die diebische Elster (C. pica) als Nesterzerstörer in der Nähe der Dörfer und in Feldhölzern berüchtigt, wird als wichtige Kien- raupeu-Vertilgerin, da, wo dieses Ungeziefer häufig ist, dem Schutze empfohlen. — Der Eichelhäher (C. glandar'ms) ist in gleicher Weise, wie die übrigen nützlich, obschon er es mei- sterhaft versteht, die keimenden Eicheln aus den Saatbeeten her- auszuholen ; hier ist er also zu verscheuchen, oder — zu schiessen. Der dumme Tannenhäher (C. carijocatactes), ein schwarz- brauner mit weissen Perlflecken versehener Vogel, frisst vorherr- schend Wespen und Bienen, schädigt überdies wie der Kreuz- schnabel den Ertrag an Nadelholzsaamen und verdient keine Schonung. Eben so wird der Kolkrabe (C. corax) durch seinen Jagdfrevel und das Zerstören von Nestern mehr nach- theilig als durch das Wegfaugen von Mäusen nützlich und dUrftc daher schon so verfolgt sein, dass er mit der Zeit inuner selte- ner wird. 464 Zweite Abtheilung. Den liabeuvögelu schliesseu sich als nützlich weiter an: der Pfiugstvogel, F ir o\{Orlolus (jalhtda) mid dev in Heerdeu lebende iStaar (Sturnus vulgaris), die beide als Uugeziefer-Ver- tilger längst bekannt sind und namentlich auch den behaarten Spinnerraupen wie denen von ^mi, piuühunda u. a. nachstellen. — In gleicher Weise werden die zu Zeiten verschiedenen Beeren nachgehenden Drosseln (Tiirdus) durch Vertilgung schädlicher Insekten nur nützlich und es wäre sehr wünschenswerth, wenn dieselben nicht mehr für „vogelt'rei" erklärt und in den Dohnen- stiegen weggefangen werden dürften, sondern wenn man den Förstern den durch solches Verbot entstehenden Ausfall an ihren an sich schon spärlichen Einnahmen auf andere Weise vergüten wollte ! Wie die Drosseln einige unserer schönsten Waldsänger stellen, so die eigentlichen Sänger, der alten Gattungen Si/lvia und Änthiis angehörig, nicht nur solche, sondern auch als Insek- tenfresser zugleich Beschützer des Waldes. Die meisten von ihnen halten sich nicht in grössern Forsten, sondern in isolirten Feldhölzern, in Gebüsch und Gärten auf. Nachtigall, Rotli- kehlchen, Rothschwänzchen, Blaukehlchen, Gras- mücken, Plattmönch etc. sind bekannte Namen. Die Wie- senschmätzer (Saxicola), Zaunkönig (Tro(jlodytcs parvtihis), Wiesen-, Wa 1 d p i p e r (Änthtis), Bachstelzen (MotaciUa) in mehren Arten, Fliegenschnäpper (Muscicapa), sowie die Schwalben (Ilirundo), Baumläufer (Ccrthia familiär is), der Kleiber (Sitta europaea), die artenreichen M e i s e n ('Pants) und Goldhähnchen (Regulus) schliessen sich als düunschnäbelige, dem Insekteufange nachgehende Sänger den vorhergehenden an. Die Würger {Lanius) vertilgen zwar Insekten und Mäuse, werden aber durch ihre Räubereien an jungen Nestvögeln mehr schädlich. Die finken- oder sperlingsartigen Singvögel mit kegelförmigem Schnabel sind mehr Körner- als Insektenfresser, dennoch in ihrer letzteren Eigenschaft, wenn sie Junge haben, mehr nützlich als schädlich, mindestens für den Wald. Hierher Sperlinge, Finken, Stieglitz, Zeisig, Ammern. Die Lerchen, ausser der Baumlerche {Alanda arhorca), kom- men für den Wald kaum in Betracht, sind aber für das Feld im Herbste als Vertilger von Unkräutersamen, welchen sie von Beschützer des Waldes. — Vögel. 465 der Erde aufpicken, von allerlei Insektenungeziefer, im Sommer und Frühjahre sehr nützlich und sollten nicht zum Dank dafür zu Nutzen der Leckermäuler weggefaugen werden. Folgende für den Forst sehr nützliche Vögel bilden durch ihre Fussbildung den Uebergaug zu den Klettervögeln: der Ziegenmelker oder Tagschlaf ( Caxyrimulgus eiiropaeus), ein nächtliches und darum wie die Fledermäuse sich nährendes und nützliches Thier, die Mauer- oder Thurm schwalbe, auch Segler genannt {Cyiisdus ajms), der Wiedehopf (l/^Jitjm epops), ein Hauptvertilger von Engerlingen, Werren und Heuschrecken, die Mandelkrähe {Coracias garrida), einer unserer schönsten deutschen Vögel durch sein blaugraues Gefieder, welches nur auf dem Rücken durch Zimmetbrauu vertreten ist und auf der Flügelunterseite in prächtiges Lasurblau übergeht. Während die beiden erstgenannten Vögel ihre Nahrung nur im Fluge fangen, sucht sie die Blauracke, wie der Vogel auch genannt wird, auf dem Boden zusammen. Der Wendehals {Yunx torqiiiUa), der Kuckuk (CuchIhs canorus) gehört zu den eifrigsten Vertilgern haariger Raupen und nützt hiermit wesentlich mehr als er da- durch schadet, dass seine Erziehung auf Kosten eines und des andern kleineu Insektenfressers erfolgt, der seine eigne Brut durch die Pflege des fremden Kindes zum Theil verliert. Die Spechte (Plciis) sind ausschliessliche Insektenfresser und stellen ganz besonders dem im Holze bohrenden und hinter Baumrinde lebenden Ungeziefer nach; sie bereiten andern Höh- lenbrütern, welche nicht die Kraft und Geschicklichkeit in Zim- mermannsarbeit besitzen wie sie, geeignete Brutstätten, indem jene die verlassenen Spechthöhleu für ihre Brüten in Anspruch nehmen. Gesundes Holz greifen die Spechte nicht an, wenn man auch an den von ihnen gehackten Löchern keine Spur von Insektenfrass entdecken konnte. Tauben und Waldhühner (Tetrao) sind als körner- und knospenfressende Vögel vorherrschend schädlich, dagegen alle Schnepfen (Scolopax), die verwandten Regenpfeifer (CJuir radrius) und der Kiebitz (Vanellus cristaüis) a\s reine Insekten- fresser nur nützlich, und es ist unerklärlich, dass immer noch die Kiebitzeier auf den Märkten feil gehalten werden dürfen; im Frühjahre 1872 nach Zeitungsnachrichten n)asscnhaft, man möchte sagen förmlich zum Hohne der in den letzten .Jahren so Tas cheu be rg , Forslinsekten. 130 466 Zweite Abtheilung. allgemein und bis in die Landtage hinauf ventilirten Vogelschutz- gesetze. Kranich (Grus cimreus), Reiher {Ärdea), verschie- dene einheimische Arten, und der schwarze Storch {Ciconia nigra) dürften als Mänsevertilger für den Forst nicht schädlich sein, die Reiher dagegen der Fischerei sehr nachtheilig, sowie der weisse Storch (Ciconia alba) überall da der Jagd, wo ihm durch Austrocknen von Sümpfen und Teichen die Frösche und das sonstige Wasserungeziefer fehlt. Entschieden gehört letzterer zu denjenigen Vögeln, deren Nutzen und Schaden für jede besondere Oertlichkeit sorgfältig erwogen sein will, ehe man sich für das Eine oder das Andere entscheidet. Die Schwimm- und Wasservögel kommen für den Forst so gut wie nicht in Betracht. 3. Amphibien. Die wenigen Schlangen, Blindschleiche, Eidechsen, Molche, Frösche und Kröten, die sich theils ausschliesslich im Walde, theils auch anderwärts aufhalten, sind sämmtlich In- sektenfresser und daher mindestens nicht schädlich, wenn auch ihr Nutzen durch Vertilgung des forstschädlichen Ungeziefers nicht hoch anzuschlagen sein dürfte. Sie alle sind mithin sammt den genannten Vögeln und Säugern zu schonen, denn dass man der allerdings giftigen, nur in Gebirgswäldern lebenden und da auch nicht eben häufigen Kreuzotter QVipera Berns) darum den Krieg erklären müsse, weil sie durch ihren Biss gefährlich werden kann, den Menschen nie aber zuerst angreift, sondern nur dann beisst, wenn sie gereizt, besonders unversehens getre- ten worden ist, finde ich kaum gerechtfertigt. Nachträge. Während des Druckes sind mehre interessante Beobachtun- gen und Erfahrungen veröffentlicht worden (Danckelmann, Zeitschr. V. 2 u. 3), aufweiche ich durch Herrn v. Bernuth freundlichst aufmerksam gemacht worden bin. Als Ergänzungen und bezie- hentlich als Berichtigungen des früher Mitgetheilteu sei hier Fol- gendes nachgetragen: Zu S. 181 Hylesinus micans. Das seit Jahren bedenkliche Auftreten dieses hinsichtlich seiner Lebensweise noch wenig bekannten Käfers in der Ober- Nachträge.. — Hylesinus niicans. 4ß7 försterei Thale des nördlichen Harzes, gab dem Forstcandidaten Herrn Ulrici Gelegenheit, denselben zu beobachten. Seine Mittheilungen bestätigen die oben ausgesprochene Ungleichheit in der Entwickelung, widerlegen aber die von mir angenommene Uebervvinterung im Puppenstande. Dieselbe erfolgt nämlich nur als Larve oder als Käfer. Am Eschenberge fanden sich (1871/72) ausschliesslich schwarze, also alte Käfer an und unter dem Wurzelknoten im Winterlager und zwar in gedrängten Familien von 30—80 Stück beisammen. In dieser Weise hielten sie sich trotz der vielfach warmen Witterung während des April und Mai. Erst mit Beginn des Juni vereinzelten sie sich, dem Brutgeschäfte nachgehend, und bohrten nicht blos die Wurzelknoten an, sondern besonders diejenigen Stämme bis zu einer Höhe von 0,5 — 1"', welche in Folge flühern Schälens durch das Wild reich an Ueberwallungs- stellen der Rinde waren. Im Laufe des Juni wurden die Eier abgelegt, die hieraus entstandenen Larven verpuppten sich im Juli, Anfangs August und die nach kurzer Puppenruhe erschie- nenen Käfer mögen überwintern. Es wurden aber auch schon am 17. Juli junge Käfer aufgefunden (sollten die Eier, denen sie ihr Leben verdankten, nicht schon im Mai abgesetzt worden sein ?). Am Feldberge fanden sich hauptsächlich Larven im Win- terlager, nur wenige Käfer, in beiden Fällen aber familienweise am Wurzelknoten. Die Larven wurden bis Ende Juni fressend beobachtet, gleichzeitig sehr vereinzelte Puppen. Ende Juli, Anfangs August erschienen die Käfer, welche das Brutgeschäft beginnen ; am 5. August wurde das Einbohren ihrerseits zum ersten Male bemerkt. Die den Eiern entsprossenen Larven gelten für die überwinternden. — Die Käfer verhielten sich wie die am Eschen- berge beobachteten, nur schritt die Entwickelung ihrer Brut lang- samer vor; denn am 5. August aufgefundene Larven hatten erst Vs ihrer vollen Grösse. Bis zum September wird auch von den letzten der Käfer entwickelt gewesen sein. Die ungünstigeren Verhältnisse, namentlich der Mangel an Schälholz, welcher hier die Thiere nur auf die der Sonne weniger ausgesetzten Wurzel- knoten anwies, werden als Verzögerungsgründe angesehen. Die sichern Resultate dieser Beobachtungen sind mithin folgende : 1. Im Juni und August werden die Eier gelegt, im ersten 30» 468 Zweite Abtheilung. Monate von den überwinterten Käfern, im zweiten von der neuen, den überwinterten Larven entstammenden Brut. 2. Das Leben der Somraerlarven (die von überwinterten Käfern entstehen) ist ein sehr kurzes, ihre Entwickelung eine sehr rasche ; das Leben der Winterlarven (die von den im Som- mer geborenen Käfern stammen) ein sehr langes. 3. Am 17. Juli wurden die ersten jungen Käfer beobachtet, welche von überwinterten Käfern stammten; am 5. August das erste Einbohren der den überwinterten Larven entsprossenen Käfer. Die Vermuthung liegt nahe, dass jene zeitig geborenen Käfer eine zweite Generation begründen, da sie hinreichende Zeit vor sich haben und da die den Winterlarven angehörenden Käfer ebenfalls sehr bald nach ihrer Geburt an das Brutgeschäft gehen. Ausserdem beobachten wir in der Entwickelungsgeschichte anderer Insekten Verfrühungen und Verspätigungeu gar nicht selten, so dass neben einer Generation dasselbe Insekt unter günstigen Umständen auch deren zwei zu Stande bringen k a n n, bietet doch der drei- und vierjährige Turnus der Flugjahre des Maikäfers eine sehr ähnliche Erscheinung. Direkt beobachtet ist aber eine doppelte Generation unseres Käfers noch nicht und wir können jene Frühgeburten eben so gut aus der ungleich- massigen Entwickelung desselben erklären, die sich hinreichend in der Ueberwinterung als Käfer und als Larve kund giebt. Merkwürdigerweise ist der Käfer nicht fliegend beobachtet worden, möglich, dass er während der Nacht die Brutstätten aufsucht, deren Auswahl auf S. 183 bereits näher bezeichnet worden ist. Der Muttergang ist aber selten wagrecht, wie dort ausgesprochen, sondern vorherrschend gebogen oder einmal bis zweimal knieförmig gebrochen. Die Eier (50 — 150) werden auf einen oder auf mehre Haufen gelegt, in die Biegung des Kniees oder an das Ende des Ganges. Die Larven fressen, gedrängt neben und voreinander mit ausgestrecktem Körper sitzend und von unten nach oben fortschreitend, so dass sie den obern, spitz nach vorn zugerun- deten Rand der Frassstelle wie Franzen garniren. Zur Verpup- pung geht die Larve in einem schwach geschwungenen Loth- gange wieder etwas zurück, ))is zum vierten Theile oder der Hälfte der hinter ihr verharzten, durch das beigemischte Bohr- mehl braun gefärbten Frassstelle. Auch die Puppen liegen hier Nachträge. — Hylesinus micans. Borabyx pini. 460 beieinander, jedoch ist jede von der andern durch eine, wenn auch nur schmale Zwischenwand getrennt. Hier bleibt auch der junge Käfer, nur wenn er zu überwintern hat, geht er bis zum Wurzelknoten zurück, falls er hinter der Borke des Stammes geboren ist. Grosse, nicht selten durchbohrte Harzgallen von weisser bis bräunlicher Farbe verrathen die Bohrstellen, weisses, krümeliges Harz am Fusse des Stammes, dem von einer alten Mauer abge- bröckelten Kalke täuschend ähnlich, bis die beigemengten Rin- dentheile bei fortgesetztem Frasse die weisse in eine braune Farbe verwandeln, zeigt die Frassstellen äusserlich an. Im Innern ist die Rinde platzweise gänzlich verschwunden, in Folge dessen stirbt der Baum meist allmählich ab, schnell dagegen, wenn sich der Frass ringsum erstreckt. Die befallene Wurzel geht unterhalb der Frassstelle meist zu Grunde und der ganze Baum dann, wenn mehre Hauptwurzeln angegriifen sind. Als wirksamstes Gegenmittel wird empfohlen, die befalle- nen Bäume mit möglichst ausgedehnter Gewinunng der Wurzel zu roden, die Stockpartie mindestens 30'" über dem äussersten erkennbaren Angriffspunkte des Käfers abzusägen und diese Stockenden möglichst bald anzubrennen. Nur bei warmer Witterung und wenn entschieden noch keine Küfer vorhanden sind, reicht das Entrinden aus. Das Verfahren beim Anbrennen ist folgendes: die Stubben werden nach Art eines Scheiterhaufens luftig über einander ge- legt und ab und zu mit dürrem Reisig durchsetzt. Dies wird dann unten an 2—3 Stellen angezündet und in kurzer Zeit schlägt eine mächtige, hauptsächlich von dem überaus reichlich ausgetreteneu Harze genährte Flamme empor. Trotz der mäch- tigen Flamme und der grossen Gluth ist der Brand ein sehr kurzer. (Ein Raummeter Masse vom Anstecken bis zum letzten Flämmchen brennt etwa ' •. Stunde.) Es verbrennt nur das Harz, die Rinde verkohlt und vertrocknet, während das Holz gar nicht angegrifien wird; alles thierische Leben aber in den Stubben ist vernichtet. Grosse Vorsicht wegen Feuersgefahr ist natürlich nötli.g! Zu S. 338, Bomhyx pini: Ein durch die Herren von Steuben und Göhren angereg- tes Verfahren, die Kiefernraupe durch „Eingraben und Ueber- erden im Winterlager" zu vertilgen, wird von Herrn Habeck 470 Zweite Abtheilung. (Güstebiese) näher beschrieben und in seiner Wirkung mit dem Theerringe verglichen. Probeweise hatte man (Anfangs 1868) in einem 60jährigen Bestände, der viele Raupen im Winterlager enthielt, an zwei Stellen von je V2 Morgen Flächenraura die Bäume auf der einen Seite mit 6 Zoll, auf der andern Seite mit 3 Zoll Erde im Um- kreise von 3 Fuss beworfen und die hierzu nöthige Deck-Erde aus seitwärts gegrabenen kleinen Löchern entnommen. Im Juni wurden gleichzeitig an diesen Stellen und auf einer comparativeu Theerversuchsfläche, auf welcher 3 Theeranstriche stattgefunden hatten, je 2 Bäume gefällt, um die Zahl der an jedem dennoch fressenden Raupen zu ermitteln. Von den übererdeten Stämmen kamen im Durchschnitte 6, von den betheerten 16 Stück Raupen auf den Stamm. Dieses dem Uebererden günstige Resultat sollte weiter ausgebeutet werden, da aber die Arbeiten durch Forststralarbeiter ausgeführt worden waren und man darum keinen Anhalt für den Kostenbetrag hatte, so wurden Ende des gejiannten Jahres weitere Versuche in diesem Sinne gemacht, welche sich aber zu kostspielig herausstellten, bis man zuletzt bei folgender Abänderung als dem zweckmässigsten Verfahren stehen blieb. 1. Für 3, 5 bis 7 Stück Stämme wird ein Loch gegraben, dessen Grösse sich nicht allgemein feststellen lässt, für die ein- zelnen Fälle aber bald herausgefunden wird. Bei Anfertigung desselben ist zu beachten a) dass es möglichst inmitten der Stämme liegt, für welche es bestimmt ist, b) dass die starken Wurzeln, auf welche man beim Graben trifft, nicht abgehauen werden. 2. Von diesen Stämmen nun ist der Bodenüberzug mit ca. 4cai Erde mittelst einer mit Eisen beschlagenen scharfen Schippe und zwar so weit der Schirm jedes Baumes reicht, abzunehmen und in das Loch zu werfen. Das wären also Kreise, deren Halbmesser für die starken Stämme durchschnittlich 1,57 ■" (5 Fuss), für mittle bis 1,25'° und für schwache bis 0,94™ be- tragen würden. Bei dieser Arbeit ist zu beachten a) dass die dem Loche entferntesten Stämme zuerst vorgenommen werden, b) dass das Gemülle und jeglicher Abraum, besonders auch in kleineren Vertiefungen, die oft mit Raupen erfüllt sind, mittelst eines schon gebrauchten, aber noch scharfen Reisbesens in d a Nachträge. — Bombyx pini. 47 j Loch gekehrt wird. Die bearbeitete Fläche muss zuletzt so klar aussehen, wie eine Scheuucntenne. c) Etwa liegen gebliebene Eaupen müssen zusammengelesen werden. 3. Ist die Grube bis 16 ^-^ (6 Zoll) vom Rande mit jenem Abraum gefüllt, — so gross aber miiss sie sein, dass dieser Kaum noch übrig bleibt — so wird sie mit der ausgeworfenen Erde voll gelullt, tüchtig festgetreten und so viel nachgefüllt, dass der Boden wieder eben wird. 4. Die von dem Loche übrig gebliebene Erde wird schliess- lich gleichmässig auf die blosgelegte Fläche um die Stämme vertheilt. Herr Habeck führt weiter aus, dass dieses Verfahren den Bäumen keinen Nachtheil gebracht habe und wenn ja aus ein- zelneu Wurzelbeschädigungen ein solcher abgeleitet werden könne, so stehe er nicht im Verhältnisse zu dem erlangten Vortheile. Im Winter 1870,71 wurde in einem ötangenorte von 37- bis 40jährigen Bäumen (mit nahezu 1500 Stamm pro Hektar), deren jeder nach dem Probesucheu 1526, nach dem Probetheereu im Frühjahre 6000 Raupen enthielt, obiges Verfahren in folgender Weise abgeändert: Aus jedem Loche wurde die Hälfte der dazu gehörigen Fläche 16*"" hoch, an den Stämmen 24'='" hoch über- erdet, während die andere Hälfte der Fläche abgeplaggt und der Abraum, wie vorher beschrieben, im Loche eingegraben wurde. In 70 — 90jährigen Beständen haben die Kosten für die Hektare 25 — 32 Männertagelöhne betragen. Bemerkt sei schliesslich noch, dass auf je 25,53 Ar (1 Mrg.) in den Eingrabungsbeständen auf 5 verschiedenen Stellen ge- theert und das Antheeren so lange wiederholt wurde, als noch eine Raupe aufstieg. Hierbei wurden durchschnittlich am Stanmie noch 9,1 Raupe gefangen (diejenigen Raupen, welche ausserhalb der abgeplaggten Stellen gelegen hatten). Auf einer Theerver- suchsstätte, wo der Theer fortwährend klebrig erhalten worden war, fanden sich durchschnittlich 36,5 Stück Raupen, welche übergekrochen waren am Stamme. Auch die beiläufige Bemerkung dürfte nicht ohne Interesse sein, dass nach angestellten Versuchen diejenigen Raupen, welche den Theer passirt hatten, sich fast immer normal verpuppten, wenn man sie nicht abnahm und dadurch zum Ringeln veran- lasste, während die sich ringelnden meist eingingen. 472 Zweite Abtheilung. Wir haben hier ein neues Verfahren kennen gelernt, dem Herr H. eine Zukunft verheisst, indem er sich der Hoffnung hingiebt, dass es die erste Stelle unter den bis jetzt bekannt gewordenen Vertilgungsmitteln einnehmen werde (zumal es Eule Spanner, Schwärmer mit in sich begreift). Meiner Ansicht nach ist das Verfahren nicht auf jeden Boden anwendbar und sodann setzt es eine Sorgfalt in der Ausführung voraus, welche aller- dings überall angewendet werden sollte, wo es sich um Ver- tilgungsniittel handelt, leider aber selten so zur Anwendung kommt, wie es unbedingt nöthig. Herr Hab eck hat alle Sorg- falt auf das „Eingraben und Uebererden" der Raupen verwandt und die besten Resultate erzielt, Herr Reyher, Middeldorpf u. A, auf den „Theerring" mit bestem Erfolge, und ich bin der Ueberzeugung, wenn jetzt ein Dritter der veralternden Methode „des Sammeins im Winterlager" seine volle Thätigkeit zuwenden, d. h. mit passenden Kinderkräften und der nöthigen Energie zu Werke gehen wollte; auch er würde für seine Methode den Preis in Anspruch nehmen. Dem Princip nach sind alle 3 Me- thoden gut, von der Art der Ausführung und von den örtlichen Verhältnissen hängt der Erfolg in erster Linie ab. Zu S. 410. Argyresthia lacvigatdla. Mittlerweile hat Herr Gebbers in der Versammlung des Harzer Forstvereins (Forstliche IJlätter von Grunert u. Leo N., Folge II. 4. p. 108) seine Beobachtungen über den von ihm als „Lärchentriebmotte" bezeichneten Feind des genannten Baumes mitgetheilt und trage ich hier als Ergänzung nach, was von der Raupe gesagt wird: In erster Jugend ist sie hellgelb, schwarz- köpfig und mit dunklem Längsstreifen auf der Hinterhälfte des Rückens gezeichnet, bei einer Länge von 1 """ so dick wie ein Zwirnsfaden. Das einzige Stück, welches im Mai noch unver- wandelt angetroffen wurde, war 6— T'"'^' lang, 0,5 — 0,7""" dick, schmutzig weissgrau von Farbe mit etwas rüthlichcm Schimmer und einigen dunklen Punktwärzchen auf dem Rücken, Kopf und Brustfüsse glänzend blauschwarz. Dritte Abtheilung. Vorkommen der scliädliclien Forstinsekten aii dun Pflanzen, und zwar: 1) an den Nadel liölz cm — 2) an den L a u b li ö 1 z e r n. Die Bestimmung eines Kerbthieres, d.h. die Ermittelung seines Namens ist unter allen Umständen und nicht blos für den Anfänger mit gewissen Schwierigkeiten verknüpft. Dass man einen Käfer, einen Schmetterling, eine Fliege vor sich habe, darüber dürfte man meist im Klaren sein, wenigstens erwecken die beiden ersten Ordnungen bei Vielen gewisse Jugcndcrinne- rungeu und in der Schule hat man vielleicht seiner Zeit auch gelernt, dass das Vorhandensein von nur zwei Flügeln das Kennzeichen für die Fliegen abgebe. Mit den andern Insekten Ordnungen hat es schon mehr sein Wesen. Vorausgesetzt jedoch, dass dem angehenden Entomologen die Ordnungen der Entoma geläufig seien, so ist er noch lange nicht am Ziele. Die Ord- nungen zerfallen in Familien, diese in Zünfte, Sippen oder wie sich die Unterabtheilungen sonst noch nennen mögen; die nie- drigste von diesen wird aus so und so vielen Gattungen (genus) und die Gattungen aus A r t e n (s/^cc/e^; zusammengesetzt. Sich hier zurecht zu finden ist selbst mit den besten lite- rarischen Hilfsmitteln in der Hand nicht immer leicht. Letztere stehen meist auch nicht zur Verfügung; denn solche, die alle lusektenordnungen in gleicher Vollständigkeit enthalten, giebt es 474 Dritte Abtheilung. nicht, weil ihre Anfertigung für einen, für zwei, ja für noch mehr Autoren wegen des erdrückenden Reichthums an zu ver- arbeitendem Material unmöglich wird. Es sind daher Special- werke für Käfer, für Schmetterlinge, für Hymenopteren etc. noth- wendig und auch diese lassen manchmal im Stiche und sind kostbarer Natur, zumal wenn sie für den Anfänger so erwünschte, gute Abbildungen enthalten. Das Gesagte gilt von den voll- kommenen Insekten, den Imagos ; grösser werden die Schwierig- keiten, wenn es sich um Larven handelt, wenn man erfahren will, welchem Käfer, welchem Schmetterlinge, welcher Blatt- wespe etc. die vorliegende Larve angehöre; denn von diesen unvollkommenen Zuständen sprechen allenfalls die Schmetterlings- werke, in allen denjenigen Büchern , welche andere Ordnungen behandeln, werden sie entweder mit tiefem Stillschweigen über- gangen, oder es finden sich nur ganz allgemeine Notizen. Jene Werke haben ja nur die Systematik im Auge, sie wollen die bestimmte Art durch eine gute (auch dies nicht immer) Beschrei- bung feststellen und mit dem ihr zuerst verliehenen Namen benennen. Der Praktiker, also der Forstmann, der Landwirth, der Gärtner, welcher die ihn specieller interessirenden Schädiger seiner Kulturen kennen lernen will, kann dergleichen Bücher höchstens zu seiner weiteren Belehrung, für den Anfang seiner Studien aber nicht gebrauchen. Wir haben versucht, dem Forstmanne für seine Zwecke ein Buch zu liefern und hoffen, dass es auch ein brauchbares sei, allein dazu bedarf es nothwendig dieser dritten Abtheihiug, in welcher für jede Baumart die an ihr lebenden schädlichen Insekten zusammengestellt, kurz charakterisirt und namentlich auch nach der Art ihrer Beschädigungen besprochen werden. Hierdurch ist ein Anhalt und erster Anfang gegeben. Die Maitriebe der Kiefer, um ein Beispiel anzuführen, liegen welk um. Aeusserlich findet sich kein Schaden, aber im Innern eine sie ausiVesseude Larve. Welchem Thiere gehört diese anV Um dies zu erfahren, wird die „Kiefer'' aufgeschlagen, es wird nachgesehen, was hier über die verschiedenen Arten der Beschä- digung und der Lebensweise der an ihr vorkommenden Feinde gesagt ist; man wird auch diese Erscheinung erwähnt finden und den Hinweis auf Tortrix Bouoliana. Die betreffende Stelle Feinde der Nadelhölzer, 475 in der zweiten Abtheilung schlägt man jetzt nach; vergleicht die Beschreibung mit der vorliegenden Raupe, überzeugt sich vun der Identität beider, erfährt, wie der Schmetterling aussieht, den man späterhin gleichfalls linden kann, und lernt die Lebens- geschichte des Wicklers kennen. Wie in diesem, so in allen andern Fällen. Auf weit umständlicherem Wege wäre die Bekanntschaft mit jenem Feinde nur möglich geworden, wenn man aus der Raupe den Schmetterling gezogen und den Namen desselben nach irgend einem Werke mühsam bestimmt hätte. Das angeführte Beispiel sollte den Werth dieser dritten Ab- theilung in das rechte Licht stellen ; es passt allerdings insofern nicht, als mit Hilfe der trefflichen Ratzeburg 'sehen Al)bilduugen in vorliegendem Falle die Bestimmung hinreichend einfach ge- wesen wäre. Die Bilder stehen aber nicht Jedermann zur Ver- fügung, auch liegen nicht in allen andern Fällen gleich charak- teristische Abbildungen vor. Hier und da ist in den allgemeinen Bemerkungen, welche den analytischen Tabellen bei jeder Baumart vorangeschickt worden sind, solcher Insekten gedacht, welche bisweilen in grösseren Mengen vorkommen und dadurch leicht auflallen, ohne jedoch das Wachsthum der betreffenden Futterpflanze im Wesentlichen zu beeinflussen. Wie schon früher (S. 7) erwähnt, ist der Begriff der Schädlichkeit ein sehr relativer und somit Consequenz bej der Auswahl der Insekten nicht gut möglich. Weil dieser Theil immer zuerst nachzuschlagen ist, wenn es sich um die Bestimmung eines Feindes handelt, er also gewisser- massen ein Lexikon bildet, so sind die Holzarten auch lexiko- graphisch angeordnet mit der dem Forstmanne nun einmal geläufigen Trennung von Nadel- und Laul)wald, welche für unsere Anordnung nicht nöthig gewesen wäre. I. Schädliche Insekten der Nadelhölzer. Die den Nadelwäldern gefährlichen Insekten sind nicht zahlreich, ersetzen aber durch die Häufigkeit ihres Auftretens und durch die Wirkungen, welche sie hervorbringen, reichlich die Ai-muth an Arten, so dass sie die weithin gefährlichsten Feinde für unsere Forsten abgeben, wobei der Umstand noch mitspricht/ 476 Dritte Abtheilung. dass die Nadelwälder vorherrschen. So betrugen in den sechziger Jahren, bevor die neuen Laudestheile in Betracht kamen, die k. preussischen Forsten an Nadelwaldungen 76 Prozent. Den genannten Hölzern cigeuthümlich sind nur die Mehrzahl der Bohrkäfer, einige Schmetterlings- und Afterraupen, weniger Rüsselkäfer und noch weniger Schnabelkerfe, ungefähr Va ihrer Bewohner sind omnivor und auch über die Laubhölzer verbreitet, die wurzelzerstörenden Engerlinge und Werren nicht einmal auf Holzgewächse beschränkt. Von den zahlreichen Bock- und Bohrkäfern verschiedener Gattungen, welche den Nadel- hölzern eigen sind, kommen die Einen zu zereinzelt vor, um wirklich schädlich werden zu können, während Andere wieder im mindestens halb todten oder im abgestorbenen Holze leben und somit allenfalls technisch schaden. Wenn es sich vorübergehend um einen Feind an auslän- dischen Nadelbäumen handelt, welche natürlich hier nicht auf- genommen sind, so wolle man die nächst verwandte inländische Art in den Tabellen nachschlagen und dürfte dann meist über das betreffende Vorkommen Aufschluss finden. Fichte, llothtanne, Schwarztanne, Pinus uhles L. {Picea excelsa Lh.) In einzelnen, aber seltenen Fällen verirren sich die Eule, der Spanner, der Kiefernmarkkäfer und mehre Ilolzfresser von der Kiefer auf die Fichte, sind jedoch hier in der Tabelle nicht aufgenommen worden. Eben so wurde die vereinzelt den Fichten k e i m 1 i n g e n nachtheilige Raupe der K i e f e r n s a a t - eule (s. S. 358) und die goldig braun und gelb der Länge nach gestreifte Raupe der Erbsencule, Noctua pist, welche aus- nahmsweise sich auch einmal an jungen Saaten vergriffen hat, mit Stillschweigen übergangen, weil eben einzelne, abnorme Er- scheinungen nicht hierher gehören. Diejenigen Kerfe, welche der Fichte für gewöhnlich nach- theilig werden, lassen sich durch folgende Tabelle ohne Schwierig- keiten auffinden ; die den Namen beigesetzten Ziffern weisen auf die Seitenzahl hin. Feinde der Nadelhölzer. — Fichte. 477 1 . Der Feind lebt und zehrt äusserlich an den ober- irdischen Theilen, ist also sichtbar 2. Der Feind lebt und zehrt innerlich, an den unter- irdischen Theilen, ist unsichtbar 14. 2. An Knospen, namentlich junger Bäume 3. An Nadeln 5. An Rinde der Zweige oder Stämme, vorherrschend des jungen Holzes 11. 3. Der Fresser ist ein Rüsselkäfer 4. Der Fresser höhlt die Knospen aus, verzehrt später auch die Nadeln und ist die zwanzig- füssige Blattwespenlarve des. . . Ncmatus ahietum 241 4. Der durchaus glänzend schwarze, an den Beinen vorherrschend rothe, in der Mitte der Deckschilde seine grösste Breite erreichende Otiorhynchus niger 119 Der pechbraune, durch gelbe Haare gezeichnete, schon von den Schulterecken an die grösste Breite erreichende, grössere . . . Hylobius abidis 102 Der pechbraune, durch mehr weissgelbe Haarflecke gezeichnete, kleinere Hylohius pinastri 110 5. Der Feind ist ein Käfer 6. Der Feind ist eine Larve mit mindestens sechs Beinen 8. 6. Mit geknieten, in einen zugespitzten Endknopf auslaufenden Fühlern und mit einem kurzen, viereckigen Rüssel 7. Mit geraden, in einen Fächer auslaufenden Füh- lern und mit einem Aftergriffel; eine der beiden Maikäferarten _ . Melolontha 73 7. Der Körper ist hinter der Mitte am breitesten, vorherrschend goldig grün beschuppt, geflügelt und weich McUdUtcs 127 Der Körper ist fast kugelig, braun oder grau be- schuppt, ungeflügelt und bedeutend härter Strophosomus coryli 125 8. Die Larve hat 20 Beine, frisst auch die Knospen aus , hat die grüne Farbe der jungen Nadeln und spinnt nicht Ncmatus ahkiiun 241 Die Larve hat 6 Beine, hinten 2 fühlerartigc Nachschieber, lebt gesellig in einem Gespinnste an den Quirlen ( 15— 2()jähr. Bäume) Lyda hypotrophca lA^ Die Larve hat 16 Beine, ist die Raupe eines Schmetterlinges ö. D. Die Raupe ist klein, nackt und gelbbraun; sie spinnt zwischen den Nadeln, von deren Mark sie sich ernährt Tortnx comitona :>J)J 478 Dritte Abtheilung. Die Raupe ist bedeutend grösser, merklich lang- haarig und spinnt nicht am Weideplatze 10. 10. Hat auf dem Rücken ihres braungrauen, schwarz geäderten Körpers im vordem Theile blaue, im hintern rothe Knospenwarzen . Bomhyx dispar 296 Hat auf dem Rücken ihres röthlich- oder weiss- grauen Körpers nur rothe Warzen Bomhyx nionacJia 302 11. Der Angriff auf die Zweigrinde erfolgt durch Saugen 12. Der Angriff auf die Zweigrinde oder die jungen Stämmchen erfolgt durch Fressen und veran- lasst Harzausfluss 13. 12. Durch die Verletzungen wachsen die Nadeln zu ananasartigen Missbildungen aus, welche an den Zweigen meist in der Quirlgegend auf- treten und sich durch regelmässige Querspalten öffnen, wenn die Thiere im Innern gereift sind Chermes ahictis 454 Durch die Verletzungen entstehen keine Missbil- dungeu; das Insekt erscheint aber in Form von braunen oder schwarzen Blasen, welche die Zweige der vorjährigen Triebe gedrängt überziehen Coccus ractmosus 450 13. Der Frass erfolgt an den Knospen, an der Rinde junger Triebe oder an der obern Stammgegend durch einen der unter 4 aufgeführten Rüsselkäter4. Der Frass erfolgt am untern Stammtheile, auch an der Wurzelrinde vorherrschend 2 — 5 jähriger Bäume und veranlasst unregelmässige, grindige Stellen Hylesinus cimicularius 177 14. In zapfenartigen Missbildungen 12. In den Tannenzapfen 15. In den jungen, sich krümmenden Trieben älterer Quirle, 8 — 20 jähr. Bäume, eine I6füssige, auch die Zapfen bewohnende Raupe der Dioryctria ahietdla 399 Zwischen Rinde und Holz 17. Im Holze 23. An den Wurzeln 24. 15. Der Frass veranlasst äusserlich keine Anzeigen von einem Feinde und wird ausgeführt von kleinen walzigen Bohrkäfern oder deren 6 füs- sigen Larven Andb'mm 93 Der Frass veranlasst äusserlich meist Krümmung des Zapfens und Harzausfhiss und wird aus- geführt von 16füss., höchstens 13'"'" langen Schmetterlingsraupen 16. Feinde der Nadelhölzer. — Fichte. Ajt) 16. Das Raupe heu frisst im weichen Zapfen das Mark der Öi)iudel und greift dann die reifen Samen an, überwintert im Innern und entwickelt sich zum iSchmetterliug-e, wenn die Zapfen zusammen- trocknen (also im Mai) .... Tortrix strobildla 390 Das Räupchen zerfrisst den Grund der Zapfen- scbuppen und dann die Samen, geht aber die Spindel nicht an und entwickelt sich Mitte Juni bis Juli Dionjdria ahietclht 399 17. Der Frass bildet einfache, höchstens 2G""" lange, verhältnissmässig breite Gänge an den Quirlen junger (10 — 25jähriger) Bäume, in der Regel nicht an den jüngsten Trieben; im Frühjahre verräth Harzausfluss mit Kothkrümchen, später das Abtrocknen der darüber befindlichen Zweige die Gegenwart der 1 6 f üssigen Raupe von Tortr. dnplkana 387 Der Frass bildet verworrene^ unregelmässige Gänge, ausgeführt von Käferlarven 18. Der Frass bildet regelmässige, zierliche Gänge, welche von einem Muttergange (s. S. 146) und dieser öfter von einer Rammelkammer ausgehen, unter der Rinde der Stämme meist höhern Alters verlaufen und sich schliesslich in kreis- runden kleinen Bohrlöchern nach aussen öffnen. Die Fresser sind Borkenkäfer und deren fuss- lose, querfaltige Larven 20. 18. Die nicht querfaltige, mit sehr kurzen Brustfüsseu versehene Larve geht bis zum Splint ; die Gänge sind mit Abnagsein und Koth wurstförmig er- füllt und öffnen sich in ovalen Fluglöchern nach aussen Tetropium luridnm 190 Die querfaltigen Larven sind fusslos und gehören Borkenkäfern an; ihre Fluglöcher sind kreis- rund und durch Harzausfluss das Ansehen ein mehr oder weniger grindiges 19. 19. Die Frassstelle ist an den Quirlästen und Stämm- chen junger Bäume und geht tiefer in den Splint, wenn sie dem Bostrychus ahictis angehört, oder oberflächlich, blos in Bast und Rinde, wenn sie vom B. pusillus herrührt, zweien Arten von geringerer Bedeutung, welche daher hier nur namhaft gemacht sein mögen. Die Frassstelle ist an dem Wurzelstocke und noch tiefer, an der Wurzel selbst älterer Bäume oder der Stangen, unter Rindenwulsten, wo der Saftandrang abnormeVerhältnisse hervorgerufen liat Ilyh;^. micam 175 480 Dritte Abtheiiung. 20. Die Muttergänge sind 4— 7 stralilige SterngÜnge, deren leicht geschwungene Strahlen von einer ßammelkammer auslauten und beiderseits von sich die Larvengänge entsenden, diese sind deutlich auf dem Holze sichtbar. In bis 40- jährigeu Stangen oder an dem Giptelende älterer Stämme Bostrychus chalcograplms 162 Die Muttergänge sind zweiarmige Wagegänge, von etwas schiefer, aber nie lothrechter Rich- tung, meist stark geschlängelt, bei 26 — 45'""' Länge fast über 19,5"^™ Breite erlangend und von gemeinsamer Kammelkammer ausgehend Hylcsmus polygraplms 169 Die Muttergänge sind ein- oder zweiarmige, geradlinige oder etwas geschwungene, nie stark geschlängelte Lothgänge, von denen die Larveu- gäuge ausgeben 2L 21. Die Lothgänge sind sehr kurz, höchstens 52"'"' laug, wegen unregelmässiger Verengungen und Einschnürungen darmähnlich, auch gabelförmig getheilt; die von ihnen ausgehenden Larven- gänge auifallend lang, unregelmässig vertheilt, vielfach sich verästelnd u. durchkreuzend: Ilylcs.palliatns 180 Die Lothgänge sind meist sehr laug und gerade oder leicht geschwungen, aber gleichbreit im Verlaufe, nicht darmartig 22. 22. Der Muttergang verläuft von der mit 2 kurzen Seitenästen versehenen Rammclkammer nach oben und unten, ist in der Regel zwei oder mehre Male yförmig geschwungen oder sonst gekniet, mehr als 2,25"^"' breit bei einer Länge von nicht selten 183'"'" und mit 2 — 4 Luft- löchern versehen. Die gedrängten Larvengänge, oft bis 105'""^ lang und am Ende über 2,25""" breit und nur oberflächlich den Bast treffend, laufen in der Mitte des Mutterganges wagrecht, weiterhin schräg nach oben und schräg nach unten Bostryclms laricis L')8 Der Mnttergang verläuft geradlinig und senkrecht, ' gabelt sich wohl auch am obern Ende, erreicht die Länge der vorigen, meist aber nur 52 bis 105""" und hat gleichfalls 2—4 Luftlöcher. Die sehr dichten Larvengänge halten alle eine vor- herrschend wagrechte Richtung ein: Bosfr. iypoijraplms 149 2). Der Fresser ist ein Borkenkäfer sannnt seiner Larve; erster geht bis 105™"* wagrecht in das Feinde der Nadelhölzer. — Pichte. Kiefer. ^^\ Holz verschiedenen Alters, arbeitet dann schwärz- lich werdende Gänge rechts und links um tlie Jahresringe; die Larven sitzen rechtwinkelig nach oben und unten dicht neben dem Mutter- gange BostrycJms lincattis 163 Der Fresser ist eine grössere Larve mit 6 warzen- artigen Auftreibungen an Stelle der sonst ge- gliederten Brustfüsse und mit einer Art von Schwanzspitze. Der kreisrunde Gang zieht sich etwa 30™'" als feiner Kanal in gerader Richtung in der äusseren Holzschicht lang, wendet sich, immer weiter werdend, in einer Bogenlinie nach innen und bildet hier eine unregelmässige Spirale; Verästelungen, wie vorher, finden nie Statt Sirex glgas 255 24. Der Feind lebt äusserlich an der Wurzel und frisst deren Zasern ab 25. Der Feind lebt hinter der Wurzel-, wie hinter der Stammrinde, besonders in den Wurzelstöcken 27. 25. Ist die fusslose Larve eines Rüsselkäfers : Otiorhynchus nigcr 119 Ist die 6 füssige Larve eines andern Insekts oder dieses selbst 26. 26. Der Fresser hat 6 lange Brustfüsse von gleicher Bildung und ist ein Engerling .... Melolontlm 73 Der Fresser hat 6 Beine, von denen die vordersten bandförmige Grabfüsse, die hintersten unvoll- kommene Springbeine darstellen : Gri/llotalpa vulgaris 434 27. Die fusslose Larve und der Käfer, die beide thätig sind, gehört einem Bohrkäfer an: Hylcsinus cimiculariuslll Die fusslose Larve gehört einem Rüsselkäfer an, der Gattung HyloUus 102. Riefer, Föhre, Tinus sylvestris L. Diese Holzart wird nicht von so vielen Borkenkäfern bewohnt, wie die Fichte, ist auch etwas widerstandsfähiger als diese, so dass sie weniger schnell durch Insektenschäden getödtet wird; doch hat sie drei Hauptfeinde: den Spinner, den Spanner und die Eule, welche ihr mehre Jahre so hart zu- setzen können, dass sie in einen Zustand versetzt wird, welcher sie verschiedenen Borkenkäfern genehm macht. Durch diese letzten werden die sogenannten „Nachkrankeiteu" herbeigeführt und die Zerstörungen beträchtlich. Tasche II bersj, Forstinsekteu. ol 482 Dritte Abtheilung. Abgesehen von den Raupen der genannten ^Schmetterlinge sind der Kiefer noch einige Wiciiler, besonders aber einige Afterraupeu der Blattwespengattung Lophyrns eigenthümlich, während sie andere Feinde mit der Fichte gemein hat. Nimmt man die weite Verbreitung der Kiefer hinzu und den vorwalten- den Anbau derselben: so darf es nicht Wunder nehmen, dass gerade an ihr die Insektenschäden schwer in das Gewicht fallen und die Vermehrung derselben in der Neuzeit besonders beklagt wird. Die Angriffe auf die Saatbeete, welche in verschiedener Weise und zum Theil zufällig vorkommen, sind auch hier in der Tabelle weggelassen worden, um eine zu grosse Weitläufig- keit zu vermeiden. Es sei über dieselben vorweg bemerkt, dass sie an den Wurzeln erfolgen können durch Engerlinge (S. 73) oder durch die Werre (S. 434), ferner durch nur in der Erde sich aufhaltende langwalzige Schnakenlarven mit hornigem Kopfe, welche der Gattung Tipula (Pacliyrli'ma S. 423) angehören, oder auch durch eine kopflose Fliegenmade, welche zu der artenreichen Gattung Änthomyia gehört (S. 425), oder endlich wohl auch einmal durch die Larve des sehr gemeinen Elateriden Ägriotes segdls (S. 90). Alle diese Larven sind auf keine be- stimmte Pflanzenart angewiesen, sondern auf die feinsten Wurzeln oder die Wurzelstöcke zarter Pflanzen und können daher unter Umständen auch den Erstlingspflanzen unserer Forsten verderblich werden. Aehnlich, aber wieder anders verhält es sich mit einigen Eulenraupen, 16füssige, erdfarbene Raupen, welche- sieh bei Tage verborgen halten und irrthümlich von den Schmetterlings- sammleru „Wurzelraupeu" genannt worden sind, sich aber nicht von Wurzeln, sondern von den Herzblättern der verschiedensten Pflanzen ernähren. Namentlich ist die Raupe der Noctiia valli- gera (S. 358) bisweilen in dieser Art den Kiefernsaaten verderb- lich geworden, doch nicht so specifisch, dass sie den ihr gege- benen Namen „Kiefernsaateule'' verdiente. Folgende Tabelle weist die Feinde der Kiefer nach, so wie die Ziffer hinter jedem Namen die Seitenzahl: 1. Der Feind lebt äusserlich von den oberirdischen Theilen, ist daher sichtbar 2. Feinde der Nadelhölzer. — Kiefer. 483 Der Feind lebt im Innern oder an der Wurzel, ist unsichtbar 23. 2. Er greift die Nadeln an 3. Er greift die Rinde der Stämme und Zweige oder die Knospen an, gehört zu den Rüsselkäleru 2 1 . 3. Ist eine Larve 4. Ist ein Käfer 15. 4. Die Larve hat 16 Beine, gehört also zu den Schraetterlingsraupen 5. Die Larve hat 10 Beine, ist gleichfalls eine scheinbar nackte, grüne Spannraupe mit lichten Läugsstreifen gezeichnet 9. Die Larve hat 6 Brustfüsse, hinten zwei fühler- artige Nachschieber und lebt in einem Ge- spinnste 10. Die Larve hat 22 Beine, lebt ohne Gespinnst, ist nackt und gekört als Alterraupe der Gattung Lophyms au 21. 5. Die Raupe ist nackt 6. Die Raupe ist merklich behaart 7. G. Sie trägt auf dem Rücken des vorletzten Gliedes ein nach hinten gerichtetes Hörn, ist mehrfarbig bunt und zuletzt 65—78""'" lang . Sphinx pmastrl 286 Sie trägt kein Hörn, ist grün, licht längsstreifig und zuletzt 40™°^ laug .... Noctua pinipcrdd 354 7. Die Haare stehen nicht auf Warzen, sind beson- ders in den Seiten langzottig, andere viel kür- zer, anliegend und Silberflecke bildend; der Rücken des zweiten und dritten Gliedes trägt einen stahlblauen Sammetfleck . . . Bouibyx pini 331 Die Haare stehen auf Kuospeuwarzen 8. 8. Der Rücken ist gleichmässig dunkel gefärbt, nicht viel anders als die Seiten und hat ausser dem lichten Rückengefässe keine auffällige Farbenzeichnung Bomhijx disjtar 296 Der Rücken der durchaus lichteren Raupe hat einige hellere Flecke, besonders aber aut dem zweiten Ringe einen sammetartigen Querfleck Bonihyx invnacha 302 Der Rücken des vierten bis elften Gliedes trägt je einen Sammetfleck von nahezu querovalen Umrissen • BomJn/x pini vom 341 9. Der Kopf hat als Fortsetzung der Körperzeich- uuug 3 helle Längslinien . . . Gcomrfyn jiiniaria '6{)i 31* 484 Dritte Abtheilung. Der Kopf ist auf grünlich weissem Untergründe braimroth gefleckt und punktirt: Ennomos liturariu 368 10. Die Larve lebt in kleinen Gesellschaften in etwas durchsichtigem, mit Koth durchwirkten Ge- spinnste, welches sich unterhalb des Maitriebes zwischen alten Nadeln befindet ; sie ist dunkel- grün, hellköpfig, auf dem Rücken in Querreiheu schwarz punktirt Lyda crijthroccphüa 248 Die Larve ist einsam, selten zu zweien beisam- men 11. 11. Das Gespinnst ist durch Kothklümpchen undurch- sichtig und findet sich unter dem Knospenquirle des Maitriebes an 2 — 4jährigen Kiefern: Lydci canqycstris 249 Das Gespinnst ist durchsichtig, weil kothlos und findet sich an den alten Nadeln 30— 80jährigen Holzes Lyda stellata 244 12. Die Afterraupe*) ist gekörnelt und hat einen runden Kopf 13. Die Afterraupe ist glatt, hat einen braunen läng- lichen Kopf, einen grasgrünen Körper mit doppelter dunkelgrüner Rückenlinie, eben so breiter dunkler Seitenlinie und weissen Haut- falten über den Füssen .... Lophyrus virens 236 13. Der runde Kopf ist schwarz, der Körper dunkel- grau, hellgrau längsstreifig . . . Lophyrus rufus 232 Der runde Kopf ist braun, oft dunkler gezeich- net 14. 14. Die veränderliche Körperfarbe ist vorherrschend schmutzig gelb, gelbgrün, über den Füssen, wenigstens den vordem ist eine schwarze Zeich- nung ( •♦^) Lop>Jiyrus p)ini 227 Die veränderliche Körperfarbe ist ähnlich der vorigen, Rücken und Seiten dunkel gestreift, über den Füssen aber keine dunkle Zeichnung Lophyrus pallidus 235 15. Der Kopf des iKäfers ist rüsselartig verlängert und trägt gekniete, an der Spitze keulenförmig geknöpfte Fühler 16. Der Kopf des Käfers ist nicht rüsselärtig ver- längert 14. 16. Der Rüsselkäfer ist geflügelt, grün beschuppt und mehr gestreckt Mdallites 127 *) Wegen der zahlreichen Arten, welche noch vorkommen können, vergleiche man S. 224. Feinde der Nadelhölzer, — Kiefer. 4g5 Der Rüsselkäfer ist imgeflügelt, l)raun oder grau- braim beschuppt und zwar sehr gedrungen, last kugelig Sffojjhosomns corylt (S. 125) oder Cncorhinus geminatus an einjährigen Pflanzen, oder mehr oval und grösser, einfarbiger grau : Brachydcrcs incanas 126 17. Der Käfer ist klein, höchstens 4,5°»™ lang, bräun- lich schwarz und hat fadenförmige Fühler. . Luperus pinkola 204 Der Käfer ist bedeutend grösser (15—33""") und hat an der Spitze fächerförmig ausbreitbare Fühler (Maikäfer) 18. 18. Die Hinterleibsspitze läuft in einen deutlichen Griflfel aus und die Flügeldecken sind roth- braun 19. Die Hinterleibsspitze ist gleichfalls von den Flü- geldecken unbedeckt, aber nicht griffelartig ausgezogen 20. 19. Der Aftergriffel spitzt sich allmählich stumpf zu und ist lang Mdolontlia vulgaris 73 Der Aftergriffel spitzt sich plötzlich zu und ist kürzer M. Mppocastani 84 20. Die Oberfläche des grossen bis SS"«"» messenden Käfers ist auf braunem Grunde weiss marmorirt: M. fullo 84 Die Oberfläche des höchstens 17,5 "^"^ messenden Katers ist einfarbig gelbbraun . . . üf . solstitialls 84 21. Die Fühler sind nicht deutlich gebrochen und der kleine blaue Rüsselkäfer ist hinter der Mitte am stärksten; er heisst Magdalis violaccus L. und ist als zu unbedeutend in der 2. Abtheilung nicht näher besprochen. Die Fühler sind deutlich gekniet, die Käfer pechbraun, fleckig oder bindenartig gelb ge- zeichnet 22. 22. Die Fühler sitzen nahe dem Mundwinkel . Uylohms 102 Die Fühler sitzen nahe der Rüsselmitte . . Pissodcs HO 23. Der Feind frisst innerhalb der Scheiden die Na- deln der Maitriebe (6— 15 jähriger Bäume) aus und ist eine winzig kleine, kopflose Mückenlarve Cccidomijia brach t/idaa 41^ Der Feind frisst in den Knospen oder Tricl)en des jungen Holzes 24. Der Feind frisst zwischen Rinde und Holz 28. Der Feind frisst im Holze 37. Der Feind frisst in den Zapfen 40. 486 Dritte Abtheilung. Der Feind frisst in oder an der Wurzel 41. 24. Der Frass wird von einem Borkenkäfer ausge- führt, welcher schon im April die vorjährigen Kronentriebe, sowie die Triebe der Seitenzweige unterhalb der Knospenquirle, 1,5 — 20™*" davon entfernt, anbohrt. Die Bohrlöcher sind von einem Walle ausgeflossenen Harzes umgeben. Von hier frisst der Käfer aufwärts kothlose Röhren bis unter die Knospen. Schwache Triebe brechen am Bohrloche ab: Hylesinus pini])crda 170 Der Frass wird von 16füssigen Wicklerraupen an jüngeren Stämmen ausgeführt 25. 25. Es entstehen durch den Frass sichtbare Defor- mationen; eine Harzgalle bis zu halber Wall- nussgrösse unterhalb des vorjährigen Quirls. In dieser zweijährigen Galle lebt die Raupe. Unterhalb des Knospenquirls wurde im Jahre vorher die Galle (schon im Juni) durch einen erbsengrossen und etwas grössern Harztropfen angefangen Tortrix resimlla 379 Es entstehen durch den Frass keine Deformatio- nen 26. 26. Die Raupe hat zu Ende des Sommers die Knospe und zwar meist die mittelste Knospe des Län- gentriebes, seltener des Quirles in 6 — 14jähri- gen, kräftigen Beständen ausgefressen, so dass sie sich nicht entwickeln kann und schwarzgrau erscheint. Es wird hierdurch die Achse des Baumes wesentlich beeinträchtigt: Tortrix turioiiaiia 379 Die Raupe lässt die Knospe zu einem Triebe ausschlagen, welchen sie ausfrisst 27. 27. Der noch ganz zarte Maitrieb wird von oben her ausgefressen, die in der Entwickelung begriffe- nen Nadeln bekommen ein krankes Aussehen und fallen ab; schliesslich welkt der Trieb, wird missfarbig und fällt gleichfalls ab. Der Schmetterling fliegt im April, etwa Anfangs Juli ist die Raupe verpuppt . . . Tortrix duiilana 378 Der schon mehr entwickelte Maitrieb wird von unten her durch die überwinterte Raupe bear- beitet; er kann absterben, überwindet aber meist den Frass, welcher dem des Hylesinus ])iniperda ähnlich, aber durch die Kothausfüllung der Röhre unterschieden ist, und wächst un- Feinde der Nadelhölzer. — Kiefer. 4g 7 regelmässig krumiu. Der Schmetterling Hiegt im Juli Tor (rix BuaolUuui 375 28. Der Frass bildet keiue regelmässigeu Gänge (keine Mutter- und Larveugänge) und wird nur von Larven ausgeführt 29. Der Frass bildet regelmässige, oft zierliche Mutter- u.Larvengänge(s.Ö. 146), welche vouBorkenkäfern und deren fusslosen Larven ausgeführt werden 3L 29. Die Frassstelle findet sich au den drei-, höchstens vierjährigen Quirlen 10 — 20iähriger Stangen, ist äusserlich durch Kindenauftreibung, auch etwas Harzausfluss und Kothkrümchen ange- zeigt und wird von 16füssigen Räupcheu aus- geführt, die auch in den Zapfen leben. Dlorydria ahictella 399 Die Frassstelle findet sich im Stamme von Stan- genhölzern, besteht aus einem geschlängelten, breiter werdenden Gange, der nach unten führt und mit Bohrmehl erfüllt ist ; er wird von fuss- losen Rüsselkäferlarven ausgeführt 30. 30. Der Gang geht von der Spitze des Stammes nach unten Pissodcs piniplülus 115 Der Gang geht meist vom untersten Quirle ab- wärts, oft bis zur Wurzel hinab, auf dem Splinte und der Rinde sichtbar wie vorher: Pissodes notatus 110 31. Die Muttergänge sind sternförmig 32. Die Muttergänge sind wagrecht oder etwas schief 33. Die Muttergänge sind lothrecht 34. 32. Der Sterngang besteht meist aus 3, selten aus 4 Strahlen, welche 90""°" lang sein können, stark geschlängelt sind, der eine ist in der Regel nach oben, die beiden andern nach unten ge- richtet; von ihnen gehen die Larvengänge sehr vereinzelt ab. Diese Gänge finden sich unter der Rinde von Kiefernpfianzen, der Stangen- hölzer und der Aeste älterer Stämme. Der KäHerHi/lcsinus (Denärocfonus) miiilniHs F((h., der früher nicht erwähnt wurde, ist nur 1,12""" laug an der Spitze der Flügeldecken etwas einge- drückt, aber nicht gezähnt, hier gewöhnlich braun, sonst grauschwarz, auf den Flügel- decken gestreift punktirt, die Punkte viereckig. Der Sterngaug besteht meist aus 5-7, selten aus 3 Strahlen, die bis 65'""' lang sind, sich unre- gelmässig schlängeln, an den Enden auch 488 Dritte Abtheilung. gabeln. Die nicht zahlreichen Larvengänge sind auf dem 8plinte deutlich sichtbar, beson- ders die Puppenhöhlen am Ende; sie kommen eben da vor, wo sich die vorigen finden: Bostryclms hidens 160 Der Sterngang ist 3 — östrahlig, die Strahlen oft bis 78'"°» lang und über 2,25""» breit, bei schwacher Rinde tief in den Splint einge- schnitten ; sie sind gerade oder sanft geschwun- gen, nie gegabelt. Die Larvengänge sind stark geschlängelt und bis ISO"»'»» lang, durchkreuzen oder berühren sich öfter und greifen nur schwach in den Splint ein. Sehr häufig sind sie aber vereinzelt, 3 — 4 mal breiter als die Muttergänge, meist muschelförmig ausgenagt, kurz, tief im Splint, ja in das Holz eingreifend und fast immer mit weissem oder bläulich- grauem Wurmmehle erfüllt. Besonders in den Gipfeltheileu des Stammes und der Achsel- gegeud starker Aeste alter dünnrindiger Stämme Bostryclms acuminatus 159 33. Der Muttergang stellt 2, mitunter sehr regel- mässig (' — -^ — ) verlaufende Arme von je 52»»»'»» Länge im Maximum dar und zwar im Kronen- theile der Stangenhölzer, aber auch 50 — 70j äh- riger Stämme hinter dünner Kinde. Der Gang schneidet tief in den Splint ein und entsendet einzelne, sich selten treffende und kurze (nur selten 26'»"»» lange) Larveugäuge, die sich mit ihrer Puppenwiege tief in das Holz einsenken. Die Fluglöcher sind wie mit Hühuerschrot ge- schossen. Der Käfer hat hinten keinen Ein- druck an der abschüssigen Stelle der Flügel- decken, ovale Augen; sein Halsschild ist vorn nicht kapuzenartig über den Hinterkopf gezogen Hylesinus minor 175 Der Muttergang ist weniger regelmässig, etwas schief gestellt, nur 26""»» laug, entsendet sehr vereinzelte Larvengänge und findet sich, scharf in das Holz einschneidend, unter der Rinde von Pflanzen und geringereu Stangen. Die Fluglöcher scheinen wie mit starken Steck- nadeln eingestochen. Der Käfer Bostryclms pityograplms Rtzh. wurde nicht näher beschrie- ben, er ist 2,25""»» lang und kleiner, schlank. Feinde der Nadelhölzer. — Kiefer. 4g() heller oder dunkler braun, kaum behaart, die Flügeldecken mit deutlichen, innen breiteren Punktreiheu und glatten ZwRchenräumen , an der abschüssigen Stelle mit erhabener Naht und am Umkreise aufgewulstet. Das Männ- chen hat eine goldgelbe Haarbürste auf der Stirn. H e n s c h e 1 traf den Käfer hinter Tannen- rinde in zierlichen 5-, aber auch 3- und 7-strah- ligen Sterngängen. 34. Der Käfer hat ein vorn etwas verengtes nicht kapuzenartig den Hinterkopf deckendes Hals- schild und am abschüssigen Theile der Flügel- decken keine Zähne. Den Lothgängen fehlt die Rammelkammer 35. Der Käfer hat ein vorn nicht verengtes, den Hinterkopf kapuzenartig deckendes Halsschild und am eingedrückten Ende der Flügeldecken mehre Zähne. Die Lothgänge beginnen von einer Rammelkammer 36. 35. Der Lothgang ist fast ganz gerade, beginnt mit einer Krümmung, ist selten über 78™"" lang und hat bis 4 Luftlöcher; die Larvengänge sind zahlreich, daher gedrängt und durchkreuzen sich oft; meist in wiudbrüchigem und liegendem ' Holze Hylesinus xmiipcrda 170 Der Lothgang ist kurz, bis 52™°^ lang, etwas schief gestellt und hat 2 — 3 Luftlöcher. Die ^ Larvengänge sind sehr gedrängt und dadurch der ganze Frass bisweilen verworren ; besonders im Wurzelstocke und am jungen Holze: Hylesinus atcr 17(5 36. Der Lothgang ist mehre Male /-förmig gebogen oder sanft gekniet und geht von der mit 2 kurzen Seitenästen versehenen Rammelkammer nach oben und unten; er ist ibei einer Länge von 183™™ und darüber 2,75™™ breit und hat 2—4 Luftlöcher. Die gedrängten, am Ende 2,75™™ breiten, oft bis 105™"' langen Larvengänge breiten sich schräg nach oben und unten aus und nur die mittlen halten eine voriierrschcud wagrechte Lage inne. Der Käfer, auch in jungen Kieferpflanzen gefunden., ist durch- schnittlich 4™™ lang Bostryclms luricis 158 Der Lothgang ist, so wie der ganze Bau dem vorigen sehr ähnlich, aber die Äfuttergänge ent- schieden breiter (gegen 3,37™™ und darüber. 490 Dritte Abtheilung. bei 314 — 393""™ Länge), die Larvengäuge sind sehr zahlreich und daher öfter verworren, be- sonders in dickborki^en Stämmen die Larven in einem Gange vereinigt. Der Käfer misst durchschnittlich 7°"" . ." . BostrycJms stenograplms 15G 37. Der Frass geschieht im Holze junger Pflanzen und jüngerer Stangen und ist von weniger Be- deutung, daher die betreffenden Schädiger in der zweiten Abtheilung nicht erwähnt sind 38. Der Frass geschieht in älteren Stämmen 39. 38. Die gelblichweisse bis ir"°Mauge Larve ist nieder- gedrückt und hftt einen für die Breite der ge- rundeten Thoraxringe stielartigen Hinterleib ohne Zange an dessen Spitze ; sie arbeitet einen bis 78™°^ langen, breiter werdenden geschlängelten Gang zwischen Bast und Splint, später in das Innere eindringend, welcher im Querschnitt einen langovalen Umriss hat. Sie gehört dem Pracht- käfer Antliaxia (Bujjrcstis) quadripmictata L. an und kommt nicht selten in Gesellschaft der querrunzeligen Rttsselkäferlarve von Magdalis violaceus L. vor; dieselbe frisst 8,75""" lauge, kreisrunde Gänge. 39. Ein kleiner , auf den Flügeldecken schwarz und gelbbraun gestreifter Borkenkäfer dringt durch ein Bohrloch von 1,13"'"' Durchmesser wagrecht in das Innere ein und arbeitet „Leitergänge" (S. 167) BostrycJms linmtus 1()3 Eine kleine, drehrunde Larve mit 6 Stummeltüsseu und einer Schwanzspitze arbeitet einen schlangen- artig nach innen sich unregelmässig windenden und weiter werdenden Gang, dessen Flugloch 2,25"'" Durchmesser, dessen Eingang aber nicht bemerkbar Sirex jiwemtis 251 Eine deprimirte, auf dem Rücken braune, 16- füssige Raui)e frisst unregelmässige Gänge und drängt reichliche Abnagsei und sägespänartige Kothklumpcn aus einem Loche hervor: Cossiisligni2Jcnia2d'd 40. In den zweijährigen Zapfen bohrt bisweilen die fusslose Larve des Pissodcs notatus 110 In den diesjährigen lebt die 16 füssige Raupe der Diori/cfria ahictella 399 41. Der Frass erfolgt von fusslosen Larven zwischen Rinde und Holz und erstreckt sich vom Stamm nach der Wurzel herab 42. Feinde der Nadelhölzer. — Kiefer. Lärche. 491 Der Frass erfolgt äusserlich an der Wurzel diircli 6 beinige Larven oder Imagos 43. 42. Die ungesellige Larve frisst geschlängelte, unrcgcl- mässige Gänge Hylobius ahietis 102 Die gesellige Larve gehört einem der unter 35 erwähnten Borkenkäfer an oder einer dritten Art, dem Uylesinus angastatus 179 43. Der Engerling, eine mit 6 gleich gebildeten Beinen versehene Larve eines der Maikäfer . . Melolontha 73 Die Werre oder ihre flügellose Larve mit ungleich- artigen Beinen Gryllotalm vulgaris 434 Lärche, Pinus larix L. (Larix decidiia MiU.) Nur wenige Kerfe sind der Lärche eigenthllmlich, die meisten hat sie mit andern Nadel- oder auch den Laubhülzern gemein. Wenn die an ihr beobachteten Beschädigungen hinter denen anderer Nadelbäume zurückbleiben, so liegt der Grund einmal darin, dass sie in den deutschen Forsten gegen Fichte und Kiefer hinsichtlich des Anbaues überhaupt bedeutend zurück- tritt und sodann dass wir sie nie in grössern geschlossenen Bestän- den antreffen, weil sie erfahrungsmässig, eingesprengt zwischen andern Holzarten, am besten gedeiht. Ein für den Entomologen angefertigtes Verzeichniss der auf der Lärche lebenden Insekten würde auch hier, wie bei allen andern Baumarteu, reichhaltiger ausfallen, als ein dem schützenden Forstbeamten dargebotenes. Dass die überall vereinzelt vorkommende grosse grüne, schön bunt gezeichnete Eulenraupe der Nockia (Calocampa) exoleta L. und die ihr nahe verwandte einfarbigere der N. (Caloc.) veüista, welche beide auf den verschiedensten Kräutern leben, erste, wenn es sein kann, auch einmal eine blühende Centifolie zerfrisst, letzte vorherrschend von Sumpfgräsern lebt, auch ein- mal Lärchennadeln gefressen haben; dass ferner die Bürsten- raupen der beiden Spinner Bombijx (Basyclüra) fascclhui L. und B. (Basych.) selenifica JEsp., jene von verschiedenen Laubliölzcrn oder Leguminosen, diese von letzteren allein lebend, gleichfalls aus- nahmsweise auf die Nadeln der Lärche übergesiedelt sind : kann keinen Grund dafür abgeben, sie hier näher zu besprechen. Wenn dagen in der Tabelle einige Blattwespen angeführt werden, so geschah es nicht ihrer Schädlickeit wegen, sondern nur darum, 492 Dritte Abtheilung. weil sie der Lärche eigenthtimlich sind, — Die den Namen bei- gesetzten Ziffern verweisen auf die Seiten. 1. Der Feind zehrt äusserlich von den oberirdischen Theilen, ist mithin sichtbar 2. Der Feind zehrt innerlich oder an der Wurzel, ist unsichtbar 10. 2. Er befrisst die Knospen oder die Kinde 3. Er befrisst die Nadeln 4. 3. Er ist ein Rüsselkäfer und zwar der Uylob'ms abietis 102 oder Pissodcs notatus 110 Er ist eine 16 füssige Raupe, welche die Knospen ausfrisst, roth macht, sich auch darin verpuppt Tmirix pinkölami 396 Er ist eine 20 füssige Afterraupe 9. 4. Die Nadeln sind missfarbig, eigenthümlich ge- kräuselt oder wie geknickt 5. Die Nadeln sind nur befressen oder gänzlich ab- geweidet, ohne krankes Aussehen anzunehmen 6. 5. Die jungen Nadeln sehen wie erfroren aus, weil eine kleine 16 füssige Raupe sie ausfrisst, welche sich in einem Säckchen ausgehöhlter Nadel- stückcheu verpuppt und Anfangs Juni die Motte liefert Tinea larkella 407 Die Nadeln sehen von Mitte Mai ab und später wie leicht beschneiet aus, in der Mitte gelb und geknickt in Folge einer an ihnen sau- genden, weiss wolligen Laus . . . Chermes laricis 456 6. Der Fresser ist ein Käfer, und zwar einer der Maikäfer, l)esonders aber . . Melölontlm solstitialis 84 Der Fresser ist eine Larve 7. 7. Eine 16 beinige, behaarte Spinnerraupe 8. Eine 20 beinige, nackte Afterraupe 9. 8. Die braungraue, schwarz geäderte, roth und blau bewarzte des Bonibyx dispar 296 Die roth- oder weissgraue, nur rothbewarzte der Bonihyx momicha 302 9. Die Afterraupe frisst vom halben Mai, den Juni hindurch bis in den Juli hinein an den Nadeln der jungen Triebe, ist anfangs schmutzig-, si)äter lebhaft grasgrün, wird wenig über 13""" lang und liefert ein glänzend schwarzes Blatt- wes'i)chen Ncmatns laricis Htg. Die Afterraupe frisst nach der vorigen, von Ende Juni bis Mitte August, meist nur an den Knospen, Feinde der Nadelhölzer. — Lärche, ^.qQ seltner an eleu diesjährigen Trieben, wird nahezu 26'""^ lang und ist auf dem Rücken grünlich- grau, an den Seiten heller, an Kopf, Brust und Beinen glänzend schwarz; sie liefert eine grössere schwarze Blattwespe, deren Beine, theilweise Hinterleibs mitte und Halskragenecke röthlich sind Ncniatus Erichsoni IIUj. Beide wurden in der zweiten Abtheilung mit Still- schweigen übergangen. 10. Der Frass geschieht im alten Holze und besteht in Leitergängeu (S. 167) . . . BosfnjcJms Uneatus 163 Der Frass geschieht im einjährigen Holze der Zweigspitzen, deren Knospen vertrocknen Argyresthia lacvigatclla 410 Der Frass geschieht zwischen Rinde und Holz der Stämme und Aeste 11. Der Frass geschieht an der Wurzel durcks^Ab- nagen, tödtlich für junge Pflanzen 15. 1 1 . Der Fresser ist eine 1 ßfüssige Wicklerraupe, welche an 4 — 10jährigen Lärchen unregelmässige Gänge anfertigt, an deren Ende sie sich in etwas er- weiterter Höhle verpuppt. Die bewohnte Stelle zeigt Rindenauftreibuug und nach Anfertigung des Flugloches (zweite Maihälfte) meist auch Harzausfluss, immer aber einen Theil der Fuppenhülse nach dem Schwärmen des Falters Tortrix Zebmim 3J>2 Der Fresser ist eine fusslose Larve sammt dem zugehörigen Borkenkäfer, welche meist in älteren Stämmen ziemlich regelmässige Mutter- und Larveugänge (S. 14(5) anlegen 12. 12. Der Muttergang ist ein zweiarmiger Wagegang, welcher am Spitzentheile des Stammes, jedoch selten auftritt Bostrychus curvkkns 15ö Der Muttergang ist ein Lothgang 13. 13. Der Käfer hat keine Aushöhlung am Ende der Flügeldecken. Der Muttergang wird höchstens 52™™ lang und hat ein darmartiges Ansehen, die Larvengänge sind nicht zahlreich, aber auf- fallend lang, vielfach gewunden und verschlungen Uylcsiniis paUitdiifi 180 Der Käfer hat ehie Aushöhlung am Ende der Flügeldecken und Zähnchen an deren Seiten- wänden 14. 14. Der Lothgang ist mehrfach /-förmig gebogen und 494 Dritte Abtheilung. geht von einer mit 2 Seiteuästchen versehenen Rammelkammer aus ; die gedrängten Larven- gänge laufen schräg nach oben, schräg nach unten, die mittleren aber ziemlich wagrecht : Bostr. laricis 1 58 Der Lothgang ist meist ganz gerade, von der bedeutenden Länge des vorigen, meist jedoch kürzer, die zahlreichen Larvengänge gehen alle nahezu unter einem rechten Winkel vom Muttergange ab Bostrijchus typographus 149 15. Der Fresser ist ein mit 6 gleichartigen Beinen ver- sehener Engerling Melolontha 73 Der Fresser ist die mit 6 ungleichartigen Beinen versehene Werre oder deren Larve : Gryllotalpa vulgaris 434 Tiinne, Weistanne, Edeltanne, Pinus picea L. (Ahies alba Mill.) Die Tanne, der Fichte in vieler Beziehung am nächsten stehend, aber schwerer zu erziehen und in den ersten 50 Jahren sparsam erwachsend, hat mit ihr auch manchen Feind gemein, obgleich verhältnissmässig mehr Kerfe zwischen Fichte und Kiefer, als zwischen Fichte und Tanne wählen; keines der vorherrschend schädlichen ist der Tanne eigenthümlich. Dass auch hier den Saaten ausnahmsweise die graue Erd- raupe der Noctua valligera (S. 358) verderblich geworden, sei im Voraus erwähnt, da dieselbe in der Tabelle nicht aufgenommen ; diese letztere verweist in den Ziffern hinter den Namen auf die Seiten in der zweiten Abtheilung. L Der Feind zehrt äusserlich von den oberirdischen Theilen, ist mithin sichtbar 2. Der Feind zehrt innerlich oder an der Wurzel, ist unsichtbar 9. 2. An den Knospen oder Trieben, auch an jungen Stamm chen 3. An den Nadeln 5. 3. Rüsselkäfer fressen Knospen, Rinde junger Triebe oder junger Stämmchen und erzeugen grindige Stelleu 4. Wicklerraupe, 16 beinige, frisst die Knospen aus Tartrix nigricana 396 Tannen laus, Chermes picrae Btsh. ist weiss- fiockig behaart, saugt an den Stämmen meist Feinde der Nadelhölzer. — Tanne. /<<)'', 00 — 90jähr. Tannen. Diese Läiisckrankheit beginnt mit dem Juni und äusert sich aniangs als liclitblauer Anflug. Da dieses Tliier in seiner Lebensweise schwerlich von der Fichten- laus (S. 454) abweicht, so ist es nicht näher besprochen worden. 4. Die Angriffe erfolgen an beliebigen Stellen, am häufigsten in 2 — 4jährigen Beständen: Ilylohlus nhictis 102 Die Angriffe erfolgen am Wurzelstocke (meist älterer Bestände) , aber in sehr vereinzelten Fällen Pissodcs hercymac 117 5. Die Fresser sind büschelig behaarte Spinner- raupen, welche am Weideplatze nicht spinnen 6. Die Fresser sind anscheinend nackte Wiokler- raupen, welche am Weideplatze spinnen 7. 6. Raupe graubraun, schwarz geädert, ohne weisse Flecke aut dem dunkleren Rückenstreifen ; mit rothen und blauenKnospenwarzen besetzt: JBomh/x dis2wr2dG Raupe roth- oder weissgrau, auf der Rückeulinie mit 2 lichten Flecken, nur mit rothen Warzen besetzt Bomhyx monachn 802 7. Die Wicklerraupe hat einen rothen Kopf und sitzt an der Spitze junger Triebe in einer matten- artigen, stricknadeldicken Gespinnströhre, sie gehört einer, weil unbedeutend, nicht weiter beachteten Art an Tortrix rufimitmna US. Die Wicklerraupe hat einen schwarzen oder schwarzbraunen Kopf nebst Nackenschild 8. 8. Ist einfarbig grün, lebhafter in der Jugend, schmutziger im Alter und frisst, ein Gespinnst fertigend, die Nadeln der 3Iaitriebe : Tortrix histrimiana 380 Ist gelblichbraun oder grün, hat 2 anders gefärbte Rückenstreifen, spinnt die Nadeln von der Spitze her in Form eines Nestchens zusammen und frisst sie besonders am Grunde aus: Tortrix comifana '^9'^ 1>. Der Feind sitzt zwischen Rinde und Holz 10. Der Feind sitzt im Holze als Larve 15. Der Feind sitzt an der Wurzel 16. 10. Er arbeitet unregelmässige Gänge und gehört als fusslose Larve einem Rüsselkäfer an 11. Er arbeitet regelmässige Mutter- und Larven- gänge (S. 146) 12. 11. Die geschlängelten, weiter werdenden Gänge ver- laufen den Stamm entlang .... Tissodes piaw 115 496 Dritte Abtheilung. Die geschlängelten, weiter werdenden Gänge ver- laufen vorherrschend am untersten Stammtheile nach Wurzelstock und Wurzel . Pissodcs Jicrci/nuic 117 12. Die Fluglöcher erscheinen wie mit starken Nadeln gestochen; die Muttergänge sind schwer zu unterscheiden und die Larvengänge stark zer- fressen, oder deutliche 8terngänge; die Arten haben keine Bedeutung 13. Die Fluglöcher erscheinen wie mindestens von der Grösse eines Mohnkorns; Mutter- und Larvengänge deutlich unterscheidbar 14. 13. Der 2,35'»'"^ lange Käfer kommt vorzugsweise an ganz jungen (aber auch an mittelwüchsigen Bäumen, an Fichten häufiger) vor; seine in einander fliessenden Gänge treffen die Rinde, selten den Bast, noch seltener den Splint: Bostr. 2^118111118 GU. Der noch kleinere Käfer arbeitet 5- (3-7-) strahlige Muttergänge, welche wie die Larvengänge scharf in das Holz einschneiden: Bostryclms p'dijograplms Iltsh. Der eben so kleine Käfer ist noch gedrungener, die Larven fressen platzweise, legen also keine Einzelgänge an : Bostryclms xnceae 158 14. Der Muttergang ist ein kurzer Lothgang (circa 27™™) breit und stellenweise eingeschnürt; die Larvengänge sind auffallend lang, nicht zahl- reich, verschieden in einander verschlungen. Die Spitzen der Flügeldecken sind beim Käfer nicht ausgehöhlt Hylesinus imUlatus 180 Der Muttergang ist ein ein- oder zweiarmiger, mehr oder weniger regelmässiger Wagegang, welcher häufig etwas schief steht; Puppen- wiegen tief im Holze. Käfer an den Spitzen der Deckschilde ausgehöhlt und gezähnt : Bostr. curvidens 156 15. Larve gross, mit 6 Stummelfüssen und Afterdorn; Gänge unregelmässig, immer weiter werdend : Sirea)gigas2bb Larve klein, fusslos, querfaltig, arbeitet Leiter- gänge (S. 147) Bostryclms lincatus 163 Larve bedeutend grösser, 1 Gfüssig, erzeugt Rinden- beulen, welche bisweilen um den ganzen Stamm gehen oder um einen starken Ast, aber keine Bedeutung haben, weshalb das Insekt nicht weiter berücksichtigt ist .... Scsia ccphiformis 0. IC). Die Wurzeln der jungen Stämmchen werden ab- gefressen 17. Feinde der Nadelhölzer. — Tanne. Wachholder. 497 Die Wurzeln älterer Bäume unter der Rinde be- wohnt von der tusslosen Rüsselkäferlarve des Hyloh'ms abietis 102 17. Der Zerstörer ist der Engerling mit seinen 6 gleichartigen Beinen Mclolontha 7H Der Zerstörer ist die Werre mit ihren 6 ungleich- artigen Beinen Gryllotalim vulgaris 434 Wachholder, Juniperus L. Diese strauchartigen, nur in seltenen Fällen bei der gemeinen Art, J. communis L., in Bäumchenform auftretenden Coniferen, der Gruppe der Cupressineen angehörig, haben für den Forst- mann wenig Bedeutung, wenn schon die zähen Stämmchen als Peitschenstäbe sehr gesucht sind und die im zweiten Jahre reifenden Beerenfrüchte als officinelle Gewächse einen gewissen Ruf haben. Der gemeine Wachholder ernährt mit seinen Nadeln und jungen Trieben verschiedene Raupen, den Motten, Wicklern und Spannern angehörig , von denen die Gidaria juniperata Hb. die verbreitetste und bekannteste Art, aber schwerlich, wie Ratze- burg meint, eine Abart der C. variata W.V. sein dürfte. — Eine Gallmücke , Cecidomyia juniperina Winertz erzeugt an den Zweigspitzen knospenförmige Gallen, indem 3 Nadeln deformirt werden und zusammenwachsen. Eine Blattwespe, Lophyrus juniperi L., ist ferner dem Wach- holder eigenthümlich, ihre 22füssige Larve fein gekörnelt und lauchgrün, mit 3 feinen Längslinien von dunklerer grüner Fär- bung, welche nach vorn undeutlich werden, und mit grünlich braunem, schwarz gezeichneten Kopfe; sie dürfte nie in solchen Mengen vorkommen, um schädlich werden zu können, — Auch ein Borkenkäfer, Ilylesinus juniperi lebt hinter der Rinde. Alle diese Notizen mögen zur Befriedigung der Wissbegierde für Diejenigen dienen, welche über das Bedürfniss des Forst- schutzes hinausgehen. Bemerkt sei nur noch, dass der Wach- holder kein Strauch ist, welcher gefährliche Nadelholzfeiude beherbergt und somit wichtigere Holzarten damit nicht anzu- stecken vermag. Weimuthskiefer, Finus sfrohus L. s. K i e f e r. T.tsch eiib er g, Forstinsekten. 32 498 Dritte Äbtheilung. II. Schädliche Insekten der Laubhölzer. Wie bereits erwähnt, ist die Zahl der lusekteuarteu, welche sieh von Laubhölzeru ernähren, beiweitem grösser, als die der Nadelholzbewohner, bei welchen wir, abgesehen von den wenigen specifischen , einer Reihe von Omnivoren Schmetterlingsraupen begegnet sind, welche auch hier wieder in Betracht kommen. Um ein bedeutendes grösser ist aber die Menge derjenigen, welche nur am Laubholze, nie an Nadeln leben. Diese alle hier vorzuführen würde für den Entomologen, nicht aber für den Forstschutzbeamten von Interesse sein; denn wenn auch zu Zeiten grössere Mengen von Arten durch ihr Zusammenwirken merklich nachtheilig auftreten, so kommen doch die ein- zelnen nicht in Betracht und konnten nicht näher für vorliegenden Zweck besprochen werden. Wenn dagegen in den folgenden Tabellen einiger auffallender Erscheinungen, besonders gewisser Deformationen (Gallen) gedacht wurde, die in ihrer Gesammtheit entschieden von Ein- fluss auf die gedeihliche Entwickelung einer Pflanze sein müssen, ohne im forstlichen* Sinne schädlich genannt zu werden: so geschah dies, um dem betreffenden Beamten über Dinge ein Urtheil zu verschaffen, die jedem Laien in die Augen fallen und allgemeines Interesse erwecken. In Betreff der aufgenommeneu Holzarten sei noch bemerkt, dass die feststehende Zahl der forstlich wichtigen überschritten und auch diejenigen Sträucher aufgenommen worden sind, welche sich allgemein als Unterholz verbreitet finden und als „Un- kräuter" bezeichnet werden konnten, wenn es eben Kräuter und keine Sträucher wären. Es ist immerhin von gewissem Interesse, zu wissen, ob dieselben als Ableiter oder im umgekehrten Falle als Lockspeise und Brutstätten für Insektenfrass dienen können, oder ob sie sich indifferent verhalten. Die Obstbäume sind da- gegen unberücksichtigt geblieben, weil sie den Forstschutz- beamten als solchen nichts angehen, weil ihnen eine besondere Feinde der Laubhölzer, — Ählkirsche. ^QfJ Aufmerksamkeit an einem andern Orte (Entomologie für Gärtner und Gartenfreunde etc. Leipz. 1871) von mir gewidmet worden ist und weil verliältuissmässig wenige Insekten ihnen aus- schliesslich zukommen. Die Ziffern hinter den Namen verweisen auf die .Seiteuzahl in der zweiten Abtheilung. Ählkirsche, Faulbaum, Prunus Padus L. Dieser früh im Jahre grünende Strauch, welcher stellenweise einen grossen Antheil au dem Unterholze nimmt, ist den Raupen- züchtern als beliebtes Futter bekannt für die sogenannten „Früh- jahrsraupen'^, d. h. diejenigen Eulenraupen, welche man im halb- oder ziemlich ganz erwachsenen Zustande nachihrcrUeberwinterung unter dürrem Laube antrifft und durch Harken und Ausschütteln desselben in einem alten Regenschirme leicht auffindet. Liefern somit die ersten Blattkeime einer grossen Anzahl von Eulen- raupeu erwünschte Nahrung, so ist das Heer der spater an den Blättern fressenden Schmetterlingsraupen von Spinnern, Spannern, Wicklern und Motten nicht minder mächtig und viele unter ihnen, welche an den verwandten Obstbäumen (Pflaume, Zwetsche, Aprikose, weniger schon der Kirsche) als Ungeziefer vorkommen. Aehnliches, wenn auch nicht in so ausgedehntem Maasse gilt von Käfern {Antlionomus druparum als Larve in Kirschkernen lebend, findet sich im Innern der Früchte unseres Strauches), Blattläusen, von denen die ApMs padi L. hier besonders zahl- reich auttritt, obschon sie in kleineren Kolonien auch an Cra- üiegus-Arten lebt, und von anderem Geziefer, so dass die Ahl- kirsche gewiss mit Recht als eine Brutstätte für zahlreiches Ungeziefer bezeichnet werden muss, ob gleichzeitig für döu Forst als Abieiter, dies zu entscheiden mag dem aufmerksamen Beobachter überlassen bleiben, dessen Heimath der Wald ist. Einer Schnauzenmotte T'mca(IIyi)ouomcuia) PadiZdl.L. (S.404) sei noch gedacht, welche in auffälliger Weise ihren Weideplatz mit weissen Gespinnstfäden überzieht und dieser Pflanze eigen- thümlich zu sein scheint. 32* 500 Dritte Abtheilung. Ahorn, Acer L. Von dieser schönen Holzgattung kommen besonders die folgenden 3 Arten in Betracht: Der Berg- oder Weissah orn, A. pseudoplatanus L. , der Spitzahorn, A. platanokles L. und der Feldahorn, Masholder, A. campestre L. Ausser diesen wilden Arten wächst vereinzelt, namentlich an sonnigen Fels- abhängen des Nahe-, Mosel- und Rheinthaies noch der drei- lappige Ahorn, A. monspessiüanum L., während sich etwa 4 weitere Arten (tataricum, saccharinum, das^carjnim und Negmulo) hie und da in Anlagen angepflanzt finden. Die Ahorne haben verhältnissmässig nur wenig Feinde. Ratzeburg bezeichnet die Wasserratte für die Wurzeln junger Pflanzen als so gefährlich, dass er in Gegenden, wo dieser Nager häufig, das Anlegen von Saatkampen widerrathet. Eben so werden die Spechte durch ihr Hacken für schädlich an diesen Bäumen erklärt. Von Insekten sind einige 60 Arten, vorherr- schend Schmetterlingsraupen und Blattläuse, als Bewohner der Ahorne bekannt, worunter die Elateridenlarve nicht inbegriffen, welche bisweilen, nach Hart ig, die Wurzeln der Saaten zerstört. Drei Borkenkäferarten Bostryclms domestlcus (S. 168), Bostr. dispar Hellw. und B. Saxescni BUK wurden am Ahorn beobachtet, von denen der erstere Leitergänge arbeitet , welche die Jahres- ringe durchschneiden und den Markstrahlen folgen. Zehn Schnabelkerfe, welche sämmtlich nach dem Ahorn benannt sind und von denen die Aphis xüatanoidcs Sclik., eine grosse grüne Blattlaus, vom Mai bis zum November in zahlreichen Kolonien die Unterseite der Blätter und Fruchtstände des Berg- und Feld- ahorns bewohnt, eine Schildlaus, Aleurodes acerls BoucM zu 20 bis 50 Stück an den Mittelrippen der Blätter saugt (bei Acer platanoides und campestre) und die vergilbten Blätter zum frühen Abfall veranlasst. Auffällig werden bisweilen oben auf den Blättern des Berg- ahorns grüne Gallen von kugelrunder Form und bis Erbsen- grösse; sie rühren von der Cijnips aceris Forst, her, sodann werden die Blattspitzen unregelmässig eingerollt und schwarz- fleckig durch die Wirkungen einer Gallmückenlarve: Cecidomyia irregularis. Die kleinen hornähnlicheu, im Innern mit Filz aus- Feinde der Laubhölzer. — Ahorn. Birke. 501 gekleideten Auswüchse auf der Blattoberseite, welche Bremi Ceratoncum vulgare genannt hat, rühren von einer winzigen Milbe aus dem artenreichen, noch wenig untersuchten Gcschlechte Phijtoptus her, so wie eine andere filzige Missbildung, welche man bisher für einen Pilz (Erineum acerinum) hielt. Von etwa 40 Schmetterlingsraupen gehört die Hälfte den Gross-, die andere den Kleinschmetterlingen an und unter diesen kommen mehre Minirraupen vor aus dem Geschlechte Nept'mda. Die in dem zweiten Abschnitte näher besprochenen Feinde des Ahorns fressen äusserlich an den Blättern und zwar ist: 1. Der Fresser ein Käfer, der Maikäfer oder seine nächsten Verwandten Melolontha 73 Der Fresser eine Eulenraupe 2. 2. Die Raupe ist stark behaart, gelb, auf dem Rücken mit einer Längsreihe Aveisser, schwarzumringter Fleckchen gezeichnet Noctiia aceris 351 Die Raupe ist nackt, sehr veränderlich gefärbt, vorherrschend dunkel gegittert auf weissem oder gelblichen oder grauem Untergrunde Nodua crmla 352. Birke, Betula Tourn. Die Botaniker unterscheiden ausser der gemeinen Birke, JBeüila alba L., noch mehre Arten und Abarten, die auseinander zu halten hier um so weniger geboten ist, als durch Beobachtungen noch nicht sicher gestellt worden ist, ob von den zahlreichen Birkenbewohnern unter den Insekten gewisse Arten dieser oder jener Birkenart eigenthümlich, oder ob sie alle auf allen Arten vorkommen können, was das Wahrscheinlichere ist. Unter den Käfern, welche die Blätter durchlöchern und ab- fressen, dadurch besonders jungen Birkenbeständen oft grossen Schaden zufügen können, herrschen die Rüsselkäfer (Rhi/n- cUtes, Bujllohms, Pohjdrosus u.a.) und die Blattkäfer in zahl- reichen Gattungen vor. An Schmetterlingsraupen zählt Kalte n- bach 129 auf, die mit geringen Ausnahmen von einigen Glas- flüglern und dem Weidenbohrer die Blätter vertilgen. Die Spinner, Motten und Wickler sind danach am reichsten vertreten (durch- schnittlich 27), nahe stehen die Spanner, dann kommen die Eulenraupen mit noch nicht 20 Arten, 2 Schwärmer und 2 Tag- 502 Dritte Abtheilung. Schmetterlinge mit dem allbekannten Trauermantel, Vanessa Antiopa (S. 285) und ein Zünsler (Herminia harhalis). Eine An- zahl geselliger Afterraupen (circa 8) fressen gleichfalls die Blätter ab, sammt vielen Eaupeu, glücklicherweise in einer spä- tem Jahreszeit und somit dem Baume und Busche zu kaum bemerkbarem Nachtheile; etwa ein Dutzend Blattläuse saugen an Blättern und jungen Trieben, so dass das Heer der äusser- lichen Feinde ansehnlich genug erscheint, gering ist dagegen glücklicherweise das bohrende Ungeziefer: ausser den wenigen Raupen einige Borkenkäfer nebst noch einigen Käferlarven, die sich aber mehr von todtem oder halbtodtem als von gesundem Holze ernähren. Die namhafteren Birkenfeinde lassen sich in folgende Ueber- sicht zusammenstellen : 1. Der Feind lebt äusserlich an den oberirdischen Pflanzenthcilen, spinnt bisweilen einige Blätter zusammen und ist also sichtbar 2. Der Feind lebt im Innern dieser Theile, wenig- stens durch sie vollkommen verborgen oder an den Wurzeln 21. 2. Er ist ein Käfer, welcher die Knospen, Blätter, bisweilen auch die Rinde der jungen Triebe frisst 8. Er ist eine Larve 10. Er ist eine der verschiedenen, nicht weiter er- örterten Blattläuse der Gattung Apliis, welche saugen. 3. Der Kopf des Käfers ist rüsselartig verlängert, letzterer also ein Rüsselkäfer 4. Der Kopf des Käfers ist nicht rüsselartig ver- längert 8. 4. Der Körper ist allenfalls behaart, aber nicht beschuppt, der Rüssel merklich lang und merk- lich dünner, wenigstens nach einer Dimension als der Kopf Rhijnchites 142 Der Körper ist beschuppt, der Rüssel kurz und etwa so dick, wie der Kopf 5. 5. Die Schuppen sind metallisch glänzend, lebhaft grün, graugrün oder kui)ferig 6. Die Schuppen sind grau oder braun, ohne Metall- glanz ; der Käfer benagt mit Vorliebe die junge Rinde 7. Feinde der Laubhölzer. — Birke. 503 6. Der Käfer ist gestreckt, lebhaft und einfarbig goldgrüu; die Ausseuränder der Flügeldecken verlaufen parallel FhjUoUus argentatus 124: Der Käfer ist hinter der Mitte erweitert, mehr graugrün oder kupferig und dunkelfleckig Polt/drosns cervinus 130 7. Der Käfer ist grösser als die vorigen (9,25"""), seine grauen Flügeldecken haben einen lang elliptischen Umriss .... Braclnjderes incanus 126 Der Käfer ist über noch einmal so klein, seine grau und bräunlich gefleckten Flügeldecken haben fast einen kreisrunden Umriss: Strophosonms coryli Vlb 8. Die Fühler enden in einen mehrstrahligen Fächer, wie beim Maikäfer 9. Die Fühler sind fadenförmig, das Halsschild und die Flügeldecken graulich gelbbraun, der Körper klein, reichlich 5"^°' Galleruca capreae 203 9. Hinterleibsspitze mit Aftergriffel . Melolontha vulgaris 73 Hinterleibsspitze ohne solchen ; Rücken des Käfers metallisch grün, mindestens schimmernd : 3Ielol. Frischi etc. 84 1 0. Die Käferlarve hat nur 6 Brustf lisse und ist auf weiss- lichem Untergrunde schwarzfleckig: Galleruca capreae 2i)^ Die Schmetterlingsraupe hat 10 Beine (Spann- raupe). Von den zahlreichen Arten sind die meisten für gewöhnlich in gefährlicher Anzahl nicht beisammen, es sind hier nur 4 erwähnt, welche aus überwinterten Eiern stammen und die jungen Blätter fressen II. Die Schmetterlingsraupe hat 16 Beine 13. Die Afterraupe hat 20—22 Beine und gehört einer Blattwespe an 19. 11. Die Spannraupe hat auf dem Rücken des vor- letzten Gliedes 2 Fleischzapfen, rothbraune Körperfarbe, 2 Reihen gelber Pünktchen längs der Rückenseiten und einen schwärzlichen Schattenstreifen in den Seiten des fünften Gliedes ; Gcomctra aurantiaria 372 Die Spannraupe hat nirgends Fleischzapfen oder Warzen 12. 12. Sie ist grösser, an der Unterseite gelb, auf dem Rücken deutlicher oder verwischter braun mit welliger schwarzer Umsäumung und hat einen rothbraunen Kopf; lebt frei . Geometra äcfohana 370 Sie ist kleiner, gclbgrün, erwach.scn reiner grün mit weissem Rückenstreifen und lebt fast bis zur 504 Dritte Abtheilung. Vollwüchsigkeit zwischen unvollkommen zu- sammengezogenen Blättern (Odergegend G. loreata S. 370) Geonietra hrumata 368 13. Die 16füssige Raupe spinnt an ihrem Weide- platze 14. Die 16füssige Raupe spinnt nicht an ihrem Weide- platze, höchstens im zartesten Alter 15. 14. Sie lebt einzeln zwischen zusammengezogenen Blättern, gehört einem Wickler an und zwar, wenn sie grün, an Kopf und Nackenschild schwarz ist, dem Tortrix ferrugam 386 Sie lebt gesellig in einem Neste an den Zweig- spitzen, welche sich zuletzt durch die Last weitherabbiegen, ist schwarzbraun mitSammet- flecken auf dem Rücken, daneben mit lichten Fleckchen gezeichnet, lang, aber ziemlich spar- sam gelb behaart (Juni) . . . Bomhjx lanestris 348 15. Die Raupe trägt ihre sternförmige Behaarung auf Knospen Warzen 16. Die Raupe trägt ihre Haare nicht auf Knospen- warzen 17. 16. Sie ist braungrau, schwarz geädert, auf dem Rücken nicht lichtfleckig, ihre Warzen sind vorherrschend blau, einige auch roth, besonders im jüngeren Alter Bomljyx dispar 296 Sie ist rothgrau oder gelbgrau, auf dem Rücken mit einigen lichteren Flecken versehen und rothbewarzt Bonihyx moiiacha 302 17. Die Haare stehen in Bürsten oder pinselartig bei- sammen, der vorn dickere Körper hat mehre Sammtstreifen in den Gelenken: Bonibyx i^udibimda 344 Die Haare stehen einzeln und der Körper ist durch- aus gleich stark 18. 18. Der Körper ist matt schwarz und dicht schmutzig gelb gegittert Bomhyx bucejyJiala 341) Der Körper ist bronzebraun, blau und gelbweiss längsstreifig Bomhyx neusfria 323 19. Die Afterraupe ist gross, grün und nicht anders gefleckt, 22füssig 20. Die Afterraupe ist auf gelbem Untergrunde in je zwei Reihen in den Seiten und einer am Bauche schwarzfleckig, auch der Kopf schwarz, 20füssig Nematus septentrioimlis 240 20. Sie ist gelbgrün und hat einen schwarzbraunen, beiderseits abgekürzten Rückenstreifen: Cimh.hchilae Zadd. Feinde der LaubliÖlzcr. — Birke. 5Q5 Sie ist gelbgrttn und hat keinen dunkleren Riickcn- streifen Cimhcx hicorum F. 21. Der Feind lebt als Larve zwischen zusammen- gesponnenen oder gerollten Blättern verborgen 22 . Der Feind lebt bohrend zwischen Rinde und Holz. Der lothrechte über 2,25™'^ breite, mindestens TS"""^ lange Muttergang ist mit einer Menge gereiheter Luftlöcher versehen, beschreibt häufig hakenförmig mit dem obern Ende einen weiten Bogen, entsendet zahlreiche, aber nie so regel- mässige Larveugänge, wie Eccopt. scohjtus in der Rüster. Die Puppenwiegen liegen in der Rinde Eccoptogaster Batzehurgl 188 Der Feind lebt bohrend im Holze 25. ■ Der Feind lebt fressend an der Wurzel 28. 22." Er ist eine der spinnenden Schmetterliugsraupen 23. Er ist eine fusslose Rüsselkäferlurve , welche in dem vom W. gefertigten Blattgehäuse lebt 24. 23. Die lOfüssige Raupe des schon No. 12 erwähnten kleinen Frostspanuers .... Geometra hriimata 368 Die IGfüssige Raupe des schon No. 14 gedachten Wicklers Tort rix ferrugana 386 24. Die Blattrolle ist cigarrenförmig und nimmt nur ein Blatt in Anspruch .... Rhynchites hetulae 143 Die Blattrolle nimmt in der Regel mehre Blätter in Anspruch, ist cigarren- oder quastenförmig, Rhl/ncMtis hehdetl S. 144 oder . Pohjdrosus cervinus 130 25. Die Bohrgänge sind regelmässig und werden von Bohrkäfern und deren Larven augelegt 26. Die Bohrgänge sind unregelmässig und rühren von 16füssigen Schmetterlingsiaupeu her 27. 26. Der gerade, mit einem im Durchmesser ca. 2,25'""' haltenden Bohrloche beginnend, geht gerade, durchsetzt die Jahresringe und entsendet beider- seits zahlreiche, bis 4,5"^'" lange Puppenwiegen. Die Fluglöcher sind wie mit ziemlich starkem Vogeldunst geschossen. Der Käfer ist gedrungen, bis fast 4,3""' lang, einfarbig schwarz, seltener bräunlich roth Bosfryvhns domcsticus 168 Der gerade (bis 105""» tief eindringende Mutter- gang biegt sich im Umkreis den Jahresringen nach und von da steigen die Pup])enwiegeu auf- und abwärts; die im Nachsommer fertige Brut kriecht durch den Muttergang heraus, welcher [auf [der Innenfläche schwarz wird. Der dem vorigen gleich grosse Käfer ist auf 506 Dritte Abtheilung. den Flügeldecken heller und dunkler gestreift Bostrychus Imeatus 163 27. Die Raupe ist gross, deprimirt, auf dem Rücken dunkler als au den Seiten und bewohnt nur stärkere Stämme, ihre Gegenwart wird durch dicke, aus dem grossen Bohrloche heraus- quellende Kothklumpen angezeigt: Cossus ligniperda 293 Die Raupe ist bedeutend kleiner, gelblich weiss und auf dem Rücken nicht dunkler: das Puppen- lager ist in den Stämmen, besonders den ver- kümmerten Wurzelstöcken öfter abgeschlageneu Birkengebüsches, durch die hervorragenden Längsspäne kenntlich, welche den unregel- mässigen Gang auskleiden; öfter mehre Stücke beisammen Sesia culidformis 291 Eine andere Art: S. splieciformis lebt in dem Wurzelstocke junger Birken, bohrt sich im zweiten Herbst in einen der jungen Triebe durch eine bis 105"'" lange Röhre und verpuppt sich hier im nächsten Mai. Während des Auf- enthaltes in dieser Röhre, wo immer nur eine Raupe angetroffen wird, verräth ein dicht tm dem Triebe hängender Kothballen die Gegenwart. 28. Der Zerstörer der Wurzel ist ein Engerling mit 6 gleichartig gebildeten Beinen .... Melolontlia 73 Der Zerstörer der Wurzel ist die Werre oder ihre Larve, deren Vorderfüsse bandförmige Grab- füsse darstellen Gryllatalpa vulgaris 434 Buche, Rothbuche, Fagus sylvaüca L. Dieser eben so nützliche, wie wegen seiner Schönheit all- gemein beliebte Baum hat im Verhältniss zu seiner grossen horizontalen und vertikalen Verbreitung nur wenig wirklich schädliche Insekten , obschon eine viel grössere Äfeuge an und in ihm lebt. Die meisten Buchen gehen im Jugendalter durch Insektenlrass zu Grunde, stattliche, aber alter schwache Stämme werden sehr langsam durch die grosse Zahl verschiedener im Innern bohrender Larven dem Lebensende nahe gebracht und um so zahlreicher bewohnt, je mürber das Holz geworden, je mehr entrindete faule Stellen äusserlich das nahende Ende an- zeigen. ■ Feinde der Laubhölzev. — Buche. 507 Dann und wann sind die Keimlinge durch den Frass von Rüsselkäfern zerstört worden, zu denen auch der in der zweiten Abtheilung nicht besprochene liniirte Grauriisslcr, Sitoms lineatus L. gehört hat. Dieser Käfer und manche andere ihm sehr ähnliche Art derselben Gattung, isi sehr gemein an Leguminosen, unter ihnen an Erbsen und Futterkräutern, wo er, wie er es an den Buchenkeimlingen gethan hat, die Samenlappen zcrfrisst oder das junge Stämmchen annagt, später sieht man ihn, ohne daselbst zu schaden, an Luzerne und andern Kleearten, die Blätter ringsum ziemlich regelmässig und bogenförmig ausranilen. Ohne eine ausführliche Beschreibung von ihm zugeben, will ich seine Gestalt hier vergegenwärtigen und nur dazu bemerken, dass der ganze Körper durch dichte Beschuppung grau oder grünlich grau, der Kopf, 3 Längsstreifen Fig- 9'- über das Halsschild und ein Zwischenraum um den andern, zwischen den Punktstreifen der Flügel- decken gelblich gefärbt sind. Andere, früher besprochene Rüsselkäfer können ihn bei seinem Zerstörungswerke unterstützen. An den Blättern fressen zahlreiche Spannraupen, von denen ausser den in der Tabelle aufgeführten nur die überall gemein oder mindestens stets sehr zahlreich vorkommenden Arten Cahcm 2msaria, Hihernia leucophaearia uandiaft gemacht werden sollen, mehre Wicklerraupen, wie die gemeine und omnivore Tortrix corijlana, laevigcma, zahlreiche Motten, darunter einige Blattminirer der Gattungen Lithocollefis und Ncpticiüa, ausser den allbekannten schädlichen Spinnerraupen noch manche andere, worunter die des schönen Nagelflecks, Aglia Tau, welches nur in Buchen- wäldern fliegl, so wie endlich mehre Eulenraujjen, sie konnten aber nicht näher besprochen werden, weil ihr Frass in vercin- zehen Fällen nicht einmal jungen Pflanzen merklich naclitheilig werden kann, im Allgemeinen aber von geringer Bedeutung ist. Bemerkt sei noch, dass die zwei häufigen Gallenarten auf den Bucheublättern von Gallmücken herrühren, welche daselbst als Puppen überwintern: die stumpfen, braunbehaartcn Galleu von der Cecidomyia annuliioes Htg. (piligera Lw) die zwiebcl- oder kegelförmigen glatten, harten und einseitig rothbäckigen von der C. fagi Htg. 508 Dritte Abtheilung. Unter den bohrenden Käferlarven herrschen Pracht- und Bockkäfer vor, dagegen sind nur sehr wenige Bostrychen beob- achtet worden, die aber meistentheils, wie bereits erwähnt, alters- schwache Stämme bewohnen, weshalb ihrer auch nicht weiter gedacht worden. Die erwiesen schädlichen Insekten enthält die nachfolgende Tabelle. 1. Der Feind hält sich äusserlich an den ober- irdischen Theilen auf und ist daher sichtbar 2. Der Feind hält sich im Innern dieser Theile oder an der Wurzel auf, ist daher unsichtbar 11. 2. Er benagt die Rinde ringförmig . . VesjM Crahro 255 Er benagt die Knospen der jungen Triebe und ist ein Rüsselkäfer 3. Er benagt die Blätter (oder Blattknospen, die- selben leicht zuspinnend) und ist eine Raupe 5. 3. Der kleine schwarze Käfer hat dicke Hinter- schenkel und kann wie ein Erdfloh springen; er benagt die Knospen, so dass die Blätter nachher verkrümmen, braune Räuder bekommen und wie erfroren aussehen .... Orchestes fagi 130 Der grössere, nicht schwarze Käfer kann nicht springen und hat einen dicken, kurzen Rüssel 4. 4. Der Käfer ist ungeflügelt, an den Flügeldecken fast kugelig Strophosomus conjU 125 Der Käfer ist geflügelt, gestreckt, mehr oder weniger parallelseitig, sein Rüssel gerundet ; er ist eine der Arten a, c, e der Gattung . Pht/llohius 123 5. Die Raupe hat nur 10 Beine, gehört einem nackten Spanner an und verzögert die Entwickelung der Knospe oder der bereits sich entfaltenden Blätter durch einige über sie gezogene Gespinnst- fädchen 6. Die Raupe hat 16 Beine, merkliche Behaarung, gehört einem Spinner an, spinnt aber nicht an ihrem Weideplatze 8. 6. Die Spannraupe ist glatt, ohne zahnartige Warzen oder Fleischzapfen 7. Die Spannraupe hat auf dem vorletzten Leibes- ringe zwei kegelförmige Fleischzäpfchen, ist rothgelb mit einer Mischung von dunkelbraun und grün Geometra aurantiaria 372 7. Die schlanke etwa (wie die vorige) 19,5™'" lange Raupe ist auf dem Rücken und am Kopfe Feinde der Laubhölzer. — Buche. 5()9 heller oder dunkler braun, die dunkle Farbe wird von einer etwas gesclilängelten schwarzen Linie beiderseits eingefasst, die auch bei blasser gefärbtem Eücken nicht fehlt, an den Seiten vom vierten Gliede an gelb mit braunen Wischen an den Luftlöchern .... Geomdm defoUaria 870 Die gedrungene Raupe (höchstens 15'"") ist saramt dem Kopfe gelblichgrün mit 3 noch lichtem Längsstreifen auf jeder Seite des Körpers, von denen nur die mittelste ununterbrochen verläuft; sie hält sich gern zwischen lose zusammen- gesponnenen, theil weise dürrgewordenen Blättern auf Geometra hruniafa 868 8. Die Haare der Raupe stehen auf Knospenwarzen sternförmig ausgebreitet 9. Die Haare der Raupe entspringen keinen Knospen- warzen 10. 9. Der dunkel braungraue, schwarz geäderte Rücken hat keine lichteren Flecken ; die Knospenwarzen sind zum Theil roth, zum Theil blau: Bombyx dispar 296 Der Rücken der überhaupt lichteren, roth- oder weissgrauen Raupe hat vorn und hinten einen fleckenartig helleren Schein und die Warzen sind sämmtlich roth BoniJn/x monaclia 802 10. Die langen Haare stehen vereinzelt, der schmutzig gelbe Körper erscheint schwarzbraun gegittert Bomhyx hncrpluda 349 Die langen Haare stehen bürsten- und pinsel- ähnlich, sind lichtgelb oder rothgclb, wie der ganze Körper, dessen Einschnitte, besonders zwischen den vordem Gliedern sammetschwarze Querflecke zeigen; ein rosenrother, lauger Haar- pinsel steht nach hinten auf dem vorletzten Ringe. Der gefährlichste Feind für Buchen- heister Bomhyx pndihundd 844 11. Der Feind lebt verborgen von Blattsubstanz und ist eine fusslose Rüsselkäferlarve 12. Der Feind lebt bohrend hinter der Rinde oder im Holze 14. Der Feind lebt an der Wurzel 16. 12. Die Larve minirt die Blätter in geschlängelten, immer weiter werdenden Gängen, welche miss- farbig werden, und verpuppt sich in diesem Qange Orehestes fayi 180 510 Öritte Abtheilung. Die Larve lebt in einem von der Mutter an- gefertigten Blattwickel 13. 13. Der Wickel ist cigarrenfürmig und besteht aus mehren Blättern Bhynchites hetuleti 144 Der Wickel ist geldrollenförmig und wird nur . aus dem Theile eines Blattes gelertigt : Ajioderus coryli 138 14. Er ist eine fusslose Larve, welche unregelmässige Gänge arbeitet, wenn sie aber ein regelmässeres Ansehen annehmen, nur hinter der Rinde vor- kommen 15. • Er ist eine fusslose Larve nebst dem zugehörigen Borkenkäfer ; letzterer fertigt Leitergänge (S. 167). Die Bohrlöcher sind wie mit Strick- nadeln gestochen .... Bostrychus domcstkus 168 15. Der hinter der Kinde liegende Muttergang ist sehr undeutlich und in der Richtung veränderlich, im Allgemeinen aber lothrecht, oder etwas schief (6,5 — yo™™ lang). Die Larvengänge sind sehr fein, fadenförmig, unregelmässig geschlängelt, häufig nach dem Muttergange zurücklaufend. Fluglöcher sehr fein und kreisrund. Die Larve ist querfaltig und nach innen etwas eingekrümmt, der Käfer pechschwarz oder braun: Bostryclms hicolor 168 Der hinter der Rinde im Bast und Splint ver- laufende, unregelmässig geschlängelte, zuletzt mit dem Tuppenlager in das Holz oder in die Rinde eindringende Gang beginnt ohne Bohr- loch und endet mit einem halbcylindrischen Flugloche. Die Larve ist hinter dem Kopfe stark erweitert, endet hinten mit einer Zange und der nach hinten etwas verengte, sehr ge- streckte Käfer ist metallisch dunkelgrün : Ägrilus viridis 86 16. Der Feind ist ein Engerling mit 6 gleich gebil- deten Brustfüssen Mdolontha 73 Der Feind ist die Werre oder ihre Larve, deren Vorderfü^se bandförmig erweitert und zuniGraben eingerichtet sind Gryllutalpa vulgaris 434 FJx'resche, Voj^elbeere, (luitschbecre, Sorhus (Pyrus) aucuparia Gärtn. Dieser durch sein Laub, seine Blütheu und Früchte an muthige, für den Forst unbedeutende, aber zur Einfassung von Gebirgsstrassen etc. beliebte Baum ernährt eine nicht unbe- Feinde der Laubhölzer. — Eberesche. Eiche. 511 deutende Menge von Insekten, von denen einige, besonders Microlepidopteren (Argyresthia , Lithocolldis) , Blattläuse, eine Blattwespe: Dineura ventralis Zacld. ihm und seineu sehr einzeln vorkommenden nächsten Verwandten eigenthümlich zu sein scheinen. Die übrigen Bewohner hat die Eberesche mit der Birke, der Gattung Pmmis, dem Weisdorn und andern Bäu- men aus dem Geschlecht Pi/rus gemein; keiner ist jedoch als wirklich schädlich beobachtet worden, vielleicht darum, weil man eben dieser Holzart keine eingehende Aufmerksamkeit geschenkt hat. Bemerkt sei noch, dass Herr Forstmeister Tisch- bein an den Wurzelfasern 52 — 78""" unter der Erde Gallen entdeckt hat, welche von einer Cynips-k\:i herrühren, welche er Pcdiaspis Sorhi genannt hat. Eiche, Quercus L. An keiner zweiten Pflanze leben so viele Insekten, wie an der Eiche; ernährt sie doch allein und ausschliesslich beinahe hundert Gallwespenarten, welche in Mitteleuropa beobachtet worden sind, von denen im Vorbeigehen einiger mit sehr auffallenden Gallen (S. 260) gedacht worden ist. Noch grösser ist das Heer der Schmetterlingsraupen, welches an dem harten, gerbstoff- reicheu Laube Geschmack findet, und in manchen Jahren (wie 1872) unter Beihilfe der Maikäfer das Stangenholz und Eicheu- gebüsch in einer Weise seines Laubes beraubt, dass es schwer hält, Ende Mai auch nur ein gesundes Blatt auf einer aus- gedehnten Waldfläche ausfindig zu machen. Es wur natürlich unmöglich, die hierbei betheiligten Raupen, besonders auch die zahlreichen Spannraupen im 2. Abschnitte näher zu besprechen. In der folgenden Tabelle sind aber auch nur die wenigen, an fast allen Laubhölzern vorkommenden Raupen auigcnonmien, welche dort besprochen worden sind. Dasselbe gilt von den zahlreichen Rüsselkäfern, von den Blattläusen u. a. Borkenkäfer kommen bohrend nur wenige Arten in der Eiche vor, dagegen leben von ihrem Holze zahlreiche andere Holzfresser, Bockkäferlarven, die Larven der Hirschkäfer u. a. Diese Alle jedoch weniger im gesunden, als im halbtodten und 512 Dritte Abtheilung. faulenden Holze, weshalb sie zwar das vollkommene Absterben alter Bäume beschleunigen, aber nicht in unserm Sinne als wirk- liche Feinde des Baumes bezeichnet werden konnten, wenn die hier gesteckten Grenzen nicht über die Gebühr erweitert werden sollten. Die wichtigsten Kostganger an der Eiche, namentlich der Stieleiche (Qu. Bobur), — die Traubeneiche (Qu. sessill- flora) wird mit weniger Vorliebe aufgesucht — lassen sich in folgende Uebersicht bringen: 1. Der Feind sitzt äusserlich an den oberirdischen Theilen und ist somit sichtbar 2. Der Feind sitzt verborgen in oberirdischen Theilen, in besonderen Wickeln, eigenthümlichen Defor- mationen (Gallen), bohrend im Innern oder an der Wurzel und ist also unsichtbar 21. 2. An Knospen oder Blättern 3. An jungem Holze 20. 3. Der Fresser ist ein Käfer 4. Der Fresser ist eine sechsbeinige, schwärzliche, etwas igelstachelige Käferlarve, welche die Blätter durchlöchert u. allmählich skeletirt : Ilaltica criicae 204 Der Fresser ist eine zehnbeinige, nackte Spann- raupe ö. Der Fresser ist eine sechzehnbeinige Schmetter- lingsraupe 11. 4. Der Kopf des Käfers ist nach vorn nicht rüssel- artig verlängert, seine Fühler erscheinen nicht gekniet 5. Der Kopf des Käfers ist nach vorn rüsselartig verlängert, wenn weniger deutlich, so sind doch die Fühler gekniet und keulenartig nach der Spitze hin verdickt 6. 5. Der grosse Käfer hat einen Fächer am Ende seiner Fühler, einen schwanzartigen nach unten gerichteten Aftergriffel an der Hiuterlcibsspitze und braune Flügeldecken ; er ist einer der beiden Maikäferarten, der gemeine oder Rosskastanien- Mdolontha 78 Der kleine Käfer hat fadenförmige Fühler, Spring- beine und auf dem Rücken eine stahlblaue oder grün schimmernde Färbung, frisst viel länger als die vorigen, indem er früher beginnt und später aufhört, seiner Larve die Fortsetzung überlassend Haltica erucoß 204 Feinde der Laubhölzer. — Eiche. 513 G. Der Küsselkäfer hat einen gestreckten Körper mit metallisch glänzendem Schuppenkleide, kurzen Rüssel, gebrochene Fühler 7. Der Rüsselkäfer hat einen sehr gedrungenen Körper ohne Schuppenkleid, rothe Flügeidecken und ungebrochene Fühler am Grunde des merk- lich langen Rüssels 8. 7. Der Rüssel ist stumpfkantig, seine Fühlergruben vereinigen sich auf der Unterseite, eine der Poli/drosus -Arten, namentlich . . Polydrosus micans 129 Der Rüssel ist rund und seine Fühlergruben sind nach der Augenmitte gerichtet, mithin nicht vereinigt, der Käfer lebhaft goldgrün beschuppt Phyllohius argentatus 124 8. Kopf hinten halsartig verengt; Flügeldecken ge- rippt Äpoderus coryli 188 Kopf hinten nicht halsartig eingezogen; Flügel- decken wie polirt .... AtteUdms curcidionoides 141 9. Die Raupe hat auf dem Rücken des vorletzten Gliedes 2 Fleischzäpfchen, ist rothbraun dunkler oder heller gemischt und mit 2 Reihen zum Theil verschwindend kleiner Rückenpunkte von gelber Farbe versehen . . . Geomdra aurantiaria 372 Die Raupe ist ohne Fleischzapfen und vorstehende Warzen 10. 10. Sie ist schlank, wie die vorige, vorherrschend leb- haft gelb gefärbt, auf dem Rücken mit einem breiten heller oder dunkler braunen Längs- streifen versehen, welcher sich durch eine wellige, fein schwarze Linie scharf gegen die lichte Grundfarbe abgrenzt . . Geometra d^foliarin o70 Sie ist gedrungen, kurz, heller oder dunkler grün und gelbgestreift; lebt fast bis zu ihrer vollen Grösse zwischen einem Büschel zusammen- gespounener, allmählich vertrocknender Blätter Geonietra hrumaia 368 11. Die Raupe ist merklich behaart 12. Die Raupe ist so schwach behaart, dass sie als nackt bezeichnet werden kann 17. 12. Die Haare stehen vorherrschend büschelweise auf mehr oder weniger deutlichen Knospenwarzen 13. Die Haare zerstreuen sich über den Körper minder regelmässig und entspringen nicht aus Knospen- warzen 16. 13 Die Haarbüschel sind alle gleichartig und ent- T a s c li e n l> e r g , Forstinsekten. oo 514 Dritte Abtheilurg. springen den Knospeuwarzen, ausser ihnen kommen keine andern Grnppirungen vor 14. Die Haarbüschel entspringen, wie vorher aus den Kuospenwarzeu, ausser ihnen finden sich aber noch andere, auffällige Gruppirungen 15. 14. Der Kopf der Kaupe ist mehr grau, im Nacken schwarzfleckig, eine blaugraue, durch die Mitte weisslich getheilteRückenhälfte schneidet scharf gegen die lichtere ßauchhälfte ab ; die Warzen haben die Farbe des Untergrundes, ihre Haar- bündel eine weisse Bomhyx dctrifa 301 Der Kopf der Raupe ist gelblich, schwarzbraun gegittert und schwarzbraun gefleckt, wenigstens bei der erwachsenen Raupe ist kein Unterschied zwischen einer lichten Bauch- und dunklen Rttckenhälfte, vielmehr ist der graue Körper sehr fein und dicht schwarzbraun marmorirt und geädert; die Warzen sind vorherrschend roth, in dem vordem Körpertheile blau, ihre weissen Haarbüschel vielfach mit schwarzen Borstenhaaren untermischt. Die Raupe wird bedeutend grösser als die vorige . Bombyx disjmr 296 15. Auf dem Rücken von Glied 4 — 7 steht je eine bürstenartige Gruppe gelber oder gelbbrauner Haare, ausserdem stehen pinselartige längere Haare an den Körperseiten, ein besonders auf- fälliger Pinsel aber von rosenrother Farbe auf dem Rücken des vorletzten Gliedes, stark nach hinten geneigt. Die Grundfarbe des Körpers ist gleichmässig gelb, die Einschnitte zwischen den Bürsten erscheinen als schön sammet- schwarze Querstreifen .... Bomhyx pudihumla 344 Auf dem Rücken von Glied 4—9 steht je ein schildförmiger Fleck von kurzen, dunkelbraunen Sammethaaren, die aus kleinen rothen Warzen kommenden Bttschelhaare sind sehr lang und weiss, die Rückenhälfte des Körpers licht grau- braun, die Bauchhälfte scharf abgegrenzt weiss. Die Raupe ist gesellig während ihres ganzen Lebens Bombyx processionea 316 Auf dem Rücken, aber zu jeder Seite desselben, steht vom vierten bis drittletzten Gliede ein längliches Fleckchen anliegender, kurzer Haare schnceweisser Farbe, welche leicht ausgehen. Der Körper ist sammt dem Kopfe mattschwarz, Feinde der Laubhölzer. — Eiche. 51') orangcgelb imregehnässig gefleckt, die aus rotlien Warzen entspringenden Haarbiiscliel des Rückens sind rostgelb, die der Körperseiten weiss Bomhijx chryfsorrhoea 327 10. Die gestreckte Raupe ist rostgelb und blau oder blaugrau längsstreifig, jene Streifen fein schwarz eingetasst, der Kopf graublau mit 2 schwarzen Flecken; sie stammt von überwinterten Eiern Bonibyx iwmfria 32)^ Die dicke Raupe ist schmutzig gelbbraun und grauschwarz gegittert; der schwarze Kopf hat • au der Stirn einen gelben Winkelhaken. Hier überwintert die Puppe, die Raupe erscheint da- her im Spätsommer oder Herbst: Bomhijx hmcphala 349 17. Die grössere, bis einige 30'""' lange Raupe lebt an Blättern und geht zur Verpunpung in die Erde 18. Die kleinere, kaum halb so grosse Raupe hält sich zwischen zusammengezogenen Blätter- büschelu auf und verpuppt sich auch hier 19. 18. Die sehr veränderliche Raupe hat einen schwarz- grauen, hell getüpfelten Kopf, Nackenschild und Afterklappe schwarz, erscheint auf grün- lich gelbem Grunde licht längsstreifig und auf jedem Gliede durch eine graubraune Querbinde auf dem Rücken heller und dunkler gegittert Nodua cruda 352 Die Raupe ist grüngelb auf dem Rücken in einem unbeständigen Mittelstreifen dunkler, daneben mit je einem breit gelben Streifen und mit 4 Längsreihen gelber Pünktchen besetzt: NocfHainstuhilis'^bS 19. Das schmutzig (gelb-) grüne Räupchen hat Kopf, Ränder des Nackenschildes, Brustfüsse, After- klappe und einige Wärzchen auf dem Körper schwarz, frisst im Mai .... Tortrix viridaua 383 Das grüne, am Kopf und Nackenschild schwarze Räupchen frisst im Juli . . . Tortrix fcrnujana 386 20. Der Feind saugt und ist eine der Blatt- oder Baumläuse, die in mehren Arten an der Eiche leben, besonders auffällig die grosse schwarze Eichen-Baum laus, Lachnus roboris L., welche statt der Saftröhren an den Seiten des Hinterleibes nach ihrem Ende hin je einen Höcker hat, lange Hinterbeine, die wie die 6gliedrigen Fühler behaart sind. Die glas- 516 Dritte Abtheilung. hellen Flügel der später ersclieinenden geflügelten Individuen haben mehre dunkle Zeichnungen (abgekürzte Querbinden) Juli bis Septeml^er. Der Feind frisst und ist ein gestreckter, weich- flügeliger Käfer der Gattung Cantlmm 92 2 1 . Der Feind, immer eine Larve, lebt in den Knospen, dieselben ausiressend, und ist eine IGbeiuige Raupe Tinea lutipcnndla 40 f) Der Feind lebt von Blattsubstanz, aber nicht äusserlich, sondern verborgen 22. Der Feind lebt in den Eicheln 25. Der Feind, eine Larve, oder auch der aus ihr entstandene Käfer lebt bohrend hinter der Kinde oder im Holze 26. Der Feind lebt an der Wurzel 33. 22. Die Blätter werden zum Theil in einen vertrock- nenden, geldrollenförmigen kurzen Wickel vom Weibchen eines Rüsselkäfers verwandelt und in diesem Wickel leben meist einzeln die fuss losen Larven 23. Die Blätter werden besonders auf der Unterfläche mit kugelrunden, plattgedrückten (hemdenknopt- förmigen) Auswüchsen behaftet; andere solche Auswüchse, Gallen genannt, kommen aus den Zweigwinkeln, Knospen etc. und bilden die Wohnungen einzelner oder mehrer fussloser Larven der Gallwespen Cynips 260 Die Blätter werden minenartig zwischen Ober- und Unterhaut ausgefressen 24. 23. Die Larve ist schmutzig weiss, eingekrümmt, ihr Kopf mit der Stirn nach vorn gerichtet Attelabus curculionoides 141 Die Larve ist dottergelb, in der Körpermitte winkelig wie zusammengeklappt, ihr Kopf ist mit den Fresszangen nach vorn gevichtet : Äjwd. cori/li V6H 24. Die Larve ist fusslos, weiss, in den Gelenken stark eingeschnürt und mit kleinem, braunen Kopf versehen Orchestes quercus 132 Die Larve hat 16, allerdings sehr kurze Beinchen, macht durch die unregelmässigen Minen das Blatt fast ganz braun und fleckenweise fast M-eiss Tinea compla'neUa 407 25. Die fusslose Larve gehört einem der beiden Eichel- bohrer an .... BaJanimis turhatus, glanclmm 137 Feinde der Laubhölzer. - Eiche. 517 Die 16 füssige Raupe des Eiche uwick 1er s Tort rix splcmlatia tit)3 26. Die Larve hat 16 Beine, ist also eine Raupe 27. Die Larve hat 6 Beine und bohrt nur in an- brüchigem Holze höheren Alters 28. Die Larve ist tusslos 29. 27. Die Raupe ist sehr gross, deprimirt, auf dem Rücken gebräunt, in der Jugend rosenroth; bohrt im Holze und wirft Bohrspäne aus Cossus l'Kjnipcrda 298 Die Raupe ist bedeutend kleiner, drehrund, durch- aus gelblich, lebt hinter der Rinde und wirft keine Bohrspäne aus; sie gehört der seltneren Sesia conopiformis mit vorherrschend stahlblauen Hinterbeinen an, oder der . . . Sesia asiliforniis 292 28. Die Larve ist klein, stark querfaltig und einge- krümmt, ihre Beine sind sehr deutlich und ver- hältnissmässig lang, ihr Körper mit kurzen Borstenhaaren dicht besetzt. Die Bohrlöcher meist an entrindeten Stellen und wie mit Hasen- schrot geschossen Anoliium tcssdlatnm 95 Die Larve ist sehr gross, deprimirt, nicht quer- faltig und eingekrümmt, nackt, auf dem Rücken der 7 mittlen Ringe mit rauhen, hornartigen Schildern bedeckt, hinter dem Kopfe mit plattem Nackenschilde; die Füsse ausserordentlich klein und leicht zu übersehen .... Ccramh'jx hcros 190 29. Die Gänge gehen in das Holz und sind Leiter- gänge (S. 167), die Bohrlöcher wie mit Nadeln gestochen; die Larven querfaltig und einge- krümmt. Die Käfer (Xylchorus Erich.) unter- scheiden sich dadurch von ßostri/chus, dass die Lappen der Kinnladen innen mit 30—40 sichel- artigen feinen Borsten diclvt bewimpert sind (Fg.92) und das erste Glied der Lippentaster blasig aufgetrieben ist, während bei B. dort h(»chstens 15 ziemlieh gerade und breite Ötachelzähne als lose Wimpern stehen 30. Die Gänge verlaufen hinter der Rinde 31. 30. Die abschüssige Stelle der Flügeldecken ist fa.st eben und zeigt mehre Körnchen, von denen die 4 grösseren mittlen fast ein recktwinkeliges Viereck bilden. Höckeriger Eichenholz "Borkenkäfer Bostrychus momKjmphHS F. Die abschüssige Stelle hat zu beiden Seiten der 518 Dritte Abtheilung. Naht 3 durch Furchen geschiedene Reihen sehr gedrängter Körnchen: Gekörnter Eichen- Borkenkäfer. Sonst sind beide Fig. 92. Arten sehr ähnlich : das Halsschild sehr laug und walzig, vorn plötz- lich gerundet, in der Mitte knopf- artig erhaben und mit zahlreichen Körnchen besetzt, hinten fein uud weitläufig punktirt. Die Deckschilde B dryographus. ^^^^^ ^^^^^' ^^^ "^^ Haltte langer, deutlich punktreihig und in den Zwischenräumen feiner punktirt. Erste Art ist meist 3,37°''^ laug, letztere etwas kleiner . . Bostrychus clryograpkus Er. 31. Die Larve ist drehrund, stark querwulstig und eingekrümmt. Die Gänge stellen Mutter- und Larvengänge dar 32. Die Larve ist hinter dem Kopfe merklich er- weitert, deprimirt, nicht eingekrümmt und endet hinten in eine kurze Zange. Besonders in Eichenheistern. Bohrlöcher nach oben fast geradlinig Ägrikis angustulus 89 32. Der wagrechte Muttergang höchstens 2,6'^'" lang und 2,25'""' breit, Larvengänge (30 — 40) gehen nach unten und oben und werden an den Enden bis 7,17""" breit; Puppenwiegen nur sehr ober- flächlich im .Splint sichtbar. Fluglöcher wie mit Vogeldunst geschossen, aber wegen der Rindenunebenheit schwer kenntlich. Käfer mit zugeschärftem Hinterleibe . Eccoptogastcr intricatus 1811 Der wagerechte Muttergang 5,2 — 7,8"" lang, die auf- und abwärts entsendeten Larvengänge sehr gedrängt, so dass bisweilen die ganze Rinde auf der Unterseite vollkommen zerfressen ist; Puppenwiegen nur im Baste. Der Käfer ist rotligclb, stark behaart und ohne aufsteigenden Hinterleib , . Bostrychus villosus 162 33. An den Wurzeln alter Eichen oder den aus- gefaulten von Eichenstangen zeigen sich, ohne zu schaden bis faustgrosse, vielkammerige Holz- gallen der Cynips radicis Fah. An den Wurzeln junger Bäumchen erfolgen (tödt- liche) Verletzungen durch Frass 34. 34. Der Fresser ist der eingekrümmte, mit 6 gleich- artigen Beinen versehene Engerling . . 3Idolontlia 78 Feinde der Laubhölzer. — Eiche. EUcr. jj\f\ Der Fresser ist die mit 0 ungleicliartigcn Beinen versehene Werrc oder deren h-AYWQ-.GnjllotalpaindcjariH 434 Eller, Erle, Almis Tourn. Dieser Baum oder Strauch, als gemeine oder Schwärz- en er (A. glutinosa) und graue oder Weis sei 1er (Ä. incana) unterschieden, wird von zahlreichen Insekten hcwohnt, welche sich der Mehrzahl nach von den Blättern ernähren, dadurch aber wesentlichen Schaden bisher nicht angerichtet haben. Es gehören dahin einige Blattkäfer sammt ihren Larven, die oranivorcn Küsselkäfer, mehre Blattwespenlarven, welche durch ihr geselliges Beisammensein mehr in die Augen fallen als manche Spann- und Mottenraupen, von denen einige und nicht blos der Gattung Lithocolldis angehörige die Blätter miniren. Von Grossschmetterliugen finden sich verhältuissmässig wenige Arten hier und namentlich kommen die sonst so gemeinen Spinnerraupen nur vereinzelt an Ellern vor. An saugenden Blattläusen und Blattwanzen fehlt es hier so wenig wie an andern Hölzern. Nach Ratze bürg hat HyloUus ahietis durch Befressen der Knospen im Forstgarten zu Neustadt -Eberswalde frisch gepfianzte, meist ausländische Arten der Gattung Alnns sogar getödtet, entschieden kein Grund, jenen Käfer für einen der Erle gefährlichen zu erklären. Bedeutsamer sind dagegen einige wenige durch ihr Bohren im Holze, zu denen die Larven eines nicht näher bezeichneten Buprestiden der Gattung A(pilus und des sicher nicht gemeinen Melasis flabelliconiis Fab. gehören können. Die früher näher besprochenen Arten, welche der Ellcr nachtheilig werden können, lassen sich nach folgender Tabelle übersehen : L Im Innern bohrt eine fusslose Larve, welche (Juli) durch austretende Bohrspäne ihre Anwesenheit verräth CnjptorhymJinti lapatlu l.i.i Aeusserlich werden die Angrifte unternommen, wenn auch der Angreifer nicht immer durch Freisitzen sichtbar ist 2. 2. Die Rinde jungen Holzes wird b<^suudcrs an der Weisserle ringsum abgeschabt . . • Vtsim crahro 2ob 520 dritte Abtheilung. Knospen oder Blätter werden benagt, durchlöchert, skeletirt 3. Blätter werden theilweise gerollt und die Rollen von fusslosen Riisselkäferlarven bewohnt 4. 3. Der auf der Blattoberfläche sitzende Fresser ist eine sehwarzgrüne 6 beinige Käferlarve oder der von ihr stammende blaue Blattkäfer: Ägelastica alni 201 Der Fresser ist ein Rüsselkäfer, beispielsweise . Phyllohius viridicollis 125 4. Der Wickel ist eine kurze, beiderseits geschlossene Rolle, welche nur einen Theil eines Blattes beansprucht, also in Mehrzahl an einem vor- kommen kann 5. Der Wickel ist cigarrenförmig und besteht aus einem ganzen Blatte oder einem Theile davon RhyncJiites hetulae 143 Der Wickel ist büschelig, weil er meist mehre Blätter beansprucht Rhynchites hetuleti 144 5. Die Larve ist schmutzig weiss, sanft eingekrümmt, mit vorstehender Ötirn . . ÄUelabus curculionoides 141 Die Larve ist dottergelb, in der Mitte fast win- kelig zusammengeklappt mit vorstehenden Fress- zangen Äpoderus coryli 138 Esche, Fraxinus excelsior L. An dieser Holzart fallen sehr wenige Insekten auf, noch wenigere werden schädlich. Die Rindenrosen, wie Ratzeburg die runden, grindigen Stellen nennt, welche nicht selten einen Stamm von oben bis unten in verschiedenen Grössen bedecken, sind krankhafte Rindenwucherungen, die kaum Einfluss auf das Holz üben und mit Insektenbeschädigungen nichts zu thun haben, wenn es schon auf den ersten Blick so scheinen kiinnte. Wurst- förmige Anschwellungen an der ^littelrippe der Fiederblättchen bilden die Wohnungen mehrer Larven der Cccidomyla fraxini und die kleinen, fast kugeligen, glasartigen Körperchen, welche man zuweilen an stark durchlöcherten Blättern antrifft, sind die Puppencocons eines zierlichen, fast kugeligen Rüsselkäfers, des Cionus fraxini, dessen Larve, an der Unterseite der Blätter sitzend, obwohl ohne Beine, aber kleberig, die Blätter durch- löchert hat. Einige Afterraupen leben gleichfalls an den Blättern Feinde der Laubhölzer. — Esche. Hainbuche. 521 und namentlich ist es die von Tenthredo {3Ionophadnus) atcrrima Kl., welche die Blätter bis auf die Mittelrippeu zerstört. Von den beiden Holzbohrern Cossus lignipcrda und acscidi kommt die Raupe der ersten zu vereinzelt in Eschenstämmen und die der zweiten überhaupt zu selten vor, um Berücksichtigung finden zu können. Auch einige Blattsauger {PsyUa, Ckada) werden, als zu unbedeutend, mit Stillschweigen übergangen. 1. Die Beschädigungen geschehen äusserlich 2. Die Beschädigungen geschehen durch BorkeukUler und deren Larven hinter der lÜude 4. 2. Die Rinde wird ringförmig abgeschält . Vespa crabro 255 Die Blätter werden von Käfern gefressen 3. 3. Der Käfer ist goldig grün, hat fadenförmige Fühler, weiche Flügeldecken, scharfen Geruch: Lytta vcsicaturia91 Der Käfer hat braune, härtere Flügeldecken, fächer- förmige Fühler, einen Endgriffel . . . Mdolontha 78 4. Die Muttergänge sind zweiarmige Wagegänge, besonders hinter der Rinde der Aeste und jüngeren Stämme, der Käfer ist graugefleckt Hylcsimis frarittc Abtheilung. a. Die Grau weide, S. c'merm L. oder Wasserweidc, S. aquatka Sinith. Die elliptiscb-verkehrt-eiförmigen oder lauzettlicb-verkehrteiföraiigeu Blätter dieses hohen Strauches oder Baumes sind graugrün, auf der Oberseite weich- haarig, unterseits kurzhaarig. Staubbeutel nach der Ent- leerung gelb. Diese sehr gemeine Art wählt den feuchtesten Standort. b. Saal-, Sohl- Werft weide, S. caprea L. Die eiförmigen oder elliptischen Blätter sind oberseits kahl, unterseits bläulichgrün und filzig, an der Spitze zurückgekrttmmt. Staubbeutel und Wuchs wie vorher. e. Geöhrte Weide, S. aurita L. ; Blätter verkehrt-eiförmig, au der Spitze zurückgebogen, oberseits weichhaarig, unter- seits bläulichgrün, filzig weichhaarig. Staubbeutel wie vorher. Besonders auf sumpfigen Wiesen und Torf- brüchen. d. Silberweide, S.cdhaL.; Blätter lanzettförmig, zugespitzt, beiderseits seidenhaarig, bildet die grössten und höchsten Stämme. Die Kätzchenschuppen fallen vor der Frucht- reife ab, während sie bei den meisten Arten stehen bleiben. e. Korbweide, S. viminalis L., hat die schmälsten Blätter, welche unterseits seideuhaarig-glänzend sind. Die schwarz- braunen Kätzchenschuppeu sind siiberweiss behaart, die Staubbeutel nach dem Ausstauben gelb. Wird zum grossen Strauche oder Baume. f. Kriech weide, S. repens L., in mehren Abarten, bildet auf Torf- und Moorwiesen einen niedrigen Strauch, dessen Hauptstamm unter der Erde kriecht. Die lineal-lauzett- lichen oder ovalen Blätter mit zurückgekrümmter Spitze sind unterwärts seidenhaarig oder grau. 2) Kahle, welche am vollkommen entwickelten Blatte nie Behaarung zeigen, am jugendlichen höchstens so schwache, dass nur die Lupe sie erkennen lässt. g. Bachweide, Purpur-, blaue Weide, S. purpt(/rea odti' liülix L. Blätter lanzettlich, nach vorn etwas verbreitert, unterwärts bisweilen bläulich, die Triebe ott schön purpur- roth. Die einmännigen Staubbeutel roth, nach dem Ent- leeren schwarz, h. Knack weide, S. fragilis L., hoher Baum, dessen zwei- jährige und ältere Zweige beim Druck von oben wie Glas aus den Achseln springen. Die Blätter sind lanzettlich und lang zugespitzt, die Staubbeutel zweimännig, die Kätzchenschuppen vor der Fruchtreife hinfällig. Feinde der Laubbölzer. — Weide. 537 i. Mandel weide, S. triandra oder amygdalina L. ist sehr variabel und hat ihren deutschen Namen von den Hlättern, die denen des Älandelbaumes am ähnlichsten sind. 3 Staub- g-elasse in der männlichen Blüthe. k. Lorbeer weide, S. j^cntamlm L. Fünf bis zehn .Staub- gefässe in der männlichen Blüthe, Kätzclicnschuppen hin- fällig, Triebe meist schön i)urpurroth, Blätter lorbecrartig. Hinsichtlich der vielen Kostgänger an der Weide sind die Arten der letzteren kaum unterschieden worden, obschon es ausser Zweifel ist, dass ein und die andere mit Vorliebe als Nahrungs- pflanze aufgesucht wird. Von den Blattfrcssern z, B. werden die breitblättrigen Weiden den schmalblättrigen vorgezogen, die Strauchform vor der Baumform. Abgesehen von den Omnivoren Schmetterliugsraupen kommen viele, wie Blattkäfer u. a, auch an Pappeln und Birken vor. Kaiteubach führt 217 Raupen an Weiden auf, darunter 131 der Grossschmetterliuge (zahlreicher Spinner und Eulen). Ver- hältnissmässig zahlreich und durch die Art ihres Frasses sehr auffällig sind die Afterraupeu, namentlich die der schwierigen Gattung Nematus angehörigen. Die meisten sitzen frei und gar- niren die Blätter, einige noch nicht sicher festgestellte Arten aber erzeugen bohnenartige Gallen an den Blättern oder holzige am Stengel. Zu ersteren gehören: Nematus caprcac L. (VaUlsukri Htg.J, interciis Gnd. (gdllarum Etg.J, iKdumuli litg., Micinus Blüh. (== vesicator Bremi, Hartigi Blüh.) u, a., zu letzteren Nematus amerimie L, (== Cryptocampus popid'i Htg.), deren Larve gesellig in haselnussgrossen und noch umfangreicheren Zweig- gallen von S. pentandra lebt, N. aiu/iistiis Utg. in der ^larkröhre einjähriger Schössliuge von S. vminaUs, hierdurch gallenartige Anschwellungen veranlassend, u. a. An Schnabelkerfen, also Blattläusen fehlt es den Weiden gleichfalls nicht und bekanntlich ist es die sich in ihre si)cicliel- artigen Excremente einhüllende Larve der Schaumcikadc, Aproplwra spumaria, welche die „thräneuden Weiden" in Scene setzt. — Nicht minder auflällig sind die gekräuseUcn, faustgrossen Büschel grüner Blattsubstanz, welche auch niclit die entfernteste Aehnlichkeit mit einem Blatte haben und mehren Gal Iniiickcn- arten ihren Ursprung verdanken, möglichenfalls denselben, welche jn ähnlicher Weise die Zitterpappeln verunstalten. (Es hat mir 538 Dritte Abtheilung. noch nicht gelingen wollen, ein Insekt daraus zu erziehen.) Man kennt bereits 17 Cecidomi/ia -Arten , welche, jede in ihrer Weise, Deformationen an Weiden hervorbringen. — Die Zahl der Rüsselkäfer, welche die Weidenblätter durchlöchern, ist nicht gering; eben so verfahren die Blattkäfer. Die bohrenden Larven und Käfer wollen an den Weiden wenig besagen ; denn die meisten von ihnen bewohnen das faulige Holz und bekanntlich hat der fast marklose Stamm einer alten Kopf- weide oder der knorrige Stock der alten Weidenstummel, wie sie beispielsweise unseren Saalufern folgen, immer noch Kraft genug, eine volle Krone und letztere ausgiebige Zweige zu Korb- arbeiten zu liefern, wenn nur der Zusammenhang zwischen Rinde und Splint nicht zu bedeutend verloren gegangen ist, was die hier nicht vorkommenden Borkenkäfer zu Wege bringen würden. Kaltenbach's Verzeichniss schliesst mit 395 Nummern ab und finde ich die eben erwähnte Schaumcikade nicht dabei. Die früher zur Sprache gebrachten Arten und wenige andere, besonders auffällige lassen sich tabellarisch in folgender Weise zusammenstellen: 1. Der Feind lebt frei an den Blättern u. ist sichtbar 2. Der Feind lebt zwischen zusammengesponnenen Blättern und ist eine löfüssige Wicklerraupe, wenn sehr häufig, einer der beiden blauschwarz oder braun und weiss gezeichneten Arten Tor^rw; salkella L. und corücmia Hb. angehörig, oder dem grünen Weidenwickler . . . Earias clorana 386 Der Feind lebt in den Knospen und ist gleich- falls eine IGfüssige Raupe . . . Tinea pygmmella 405 Der Feind lebt als mehr denn löfüssige After- raupe in Blattgallen 6. Der Feind lebt bohrend im Innern der Stämme oder Zweige 8. 2. Ist ein Käfer 3. Ist eine Larve 4. 3. Der Käfer hat fächerartige Blättchen an der Spitze seiner Fühler . . . Melolontha Frischi, pliilanthus 84 Der Käfer hat fadenförmige Fühler, eine stahlblaue oder grüne Oberfläche, aber keine Springbeine Phratora vitdlinae 200 4. Die Larve hat nur 6 Beine, ist auf dem Rücken vorherrschend schwarz und lässt beim Fressen die Oberhaut des Blattes stehen: Fhratora vUellifiae 200 Feinde der Laubhölzer. — Weide. 539 Die Larve hat 16 Beine und btischelige Behaarung auf Knospenwarzen 5. 5. Die Mitte des Rückens trägt eine Längsreihe weissgelber Flecken Bomhjx snlicis 325 Die Seiten des Rückens tragen eine Reihe weisser Fleckchen von anliegenden Haaren : Bomh. chrysorrkoca 327 Die Rückenpartie hat keine Auszeichnung, aber zu beiden Seiten hinter dem Kopfe tritt je eine zapfenartige Warze nach vorn heraus: Bomhijx disjMr 21)6 6. Die Blattgalle ist behaart, einfarbig hellgrün und • sitzt an der Unterfläche oder am Blattstiele, besonders bei S. caiyrea und xjentavKh-a. Kurz vor dem Laubfalle bohrt sich die Larve heraus, um in der Erde zu tiberwintern : Nematiis pcduncuU UUj Die Blattgalle ist nicht behaart und auf beiden Blattseiten sichtbar 7. 7. Die Gallen sind sehr zahlreich (3—9 an einem Blatte) bohnenartig und dickfleischig, grün, roth oder gelb, vom Juni bis Oktober. Die Larve geht zur Ueberwinterung in die Erde: Ncmatiis caimae L. Die Gallen sind wenig zahlreich (höchstens 3 an einem Blatte), blasenförmig aufgetrieben und länglich, grün, wie das Blatt oder an der Sonnenseite roth angelaufen, der Blattrippe parallel, den Rand nicht berührend. Die Larve verwandelt sich in der Galle oder in der Erde Ncmahis hdicmns DM. Die Gallen sind von der Grösse einer Bohne oder kleineren Flintenkugel, hoch roth, min- destens auf einer Seite, dünnwandig: Ncmatm nitnrns (aul. 8. Der Frass erzeugt äusserlich gallcnartige An- schwellungen 9. , -ir •• 1 Der Frass erzeugt keine äusserlichen Verände- rungen, wird aber durch ausgcstossenc Bohr- späne angezeigt 10. 9 Die mehr als 16füssigc Larve mit schwarzem Kopfe lebt gesellig in haselnussgrossen und grösseren Holzgallen an den Seiten oder Spitzen der Zweige von S. pentandra und venvaiulclt si^h dasefbst in dei/ . ..... Ne>»nus amcruu. L. Es scheinen dieselben Gallen zu sein, m welchen nachher die löfüssigen Raupen der Scstafonma- formis Bsp. bohren. Die fuss- und kopflose Made e'-'''C"f f/"S".^;, 'f, Anschwellungen des Rinden- und Uolzkoipeib 540 Dritte Abtheilung. von spindeliger Form und später von grindigem Ansehen Cmdomyia saliciperda 420 10. Die Larve ist eine 16ftiss. Schmetterlingsraupe IL Die Larve ist fussloss und gibt einen Käfer 12. IL Sie ist gross, deprimirt, auf dem Rüclien mehr oder weniger rothbraun, bewohnt besonders stärkere Stämme und überwintert mindestens zweimal Cossus lignlperda 293 Sie ist bedeutend kleiner, mehr drehrund, gelb- lich weiss, bohrt in Stämmen, bis zu den Wurzel- ästen hinab, so wie in den Zweigen und über- wintert nur einmal Sesia formiciformis Esp. 12. Die Larve ist merklich deprimirt, hinter dem ein- gezogenen Kopfe am breitesten, glatt und nicht eingekrümmt; bohrt im alten Holze: Äromia moscIiataldO Die Larve ist eingekrümmt, nicht deprimirt, stark querfaltig; sie bohrt in alten knorrigen Stöcken der Korbweiden, aber auch in den älteren Trieben Cryptorliyticlms lapathi 133 Weissbuche, s. Hainbuche. Weissdorn, Crataegus Oxyacantha L. (Mespilus Oxyacantha Gärtn.) Von diesem gemeinen, zur Anlage von Hecken sehr beliebten Strauche, welcher als Unterholz in den Laubwäldern stark ver- treten ist, lässt sich etwa dasselbe sagen, wie von dem Seh war z- dorn: auch er ist eine ergiebige Brutstätte für eine Menge von Ungeziefer, dem omninoren, wie demjenigen, welches die Obst- bäume aus der nächsten Verwandtschaft, Apfel- und Birnbäume angreift ; daher empfiehlt er sich wenigstens für Obstgärten nicht zu Umzäunungen. Wir finden am Weissdorn mehre Rüsselkäfer, namentlich aus der Gattung Bhynchitcs und den Kernobstfeind Antlwnomus immorum, von Faltern die Raupen des Baum- weisslings, Fieris cmtaegi, des Bombyx auriflua S. 331 und chrysorrhoea S. 327, der Biloba coeriileocephala und so manchen Blattwickler, welche an den Obstbäumen die Knospen im ersten Frühjahre abfressen, u. a. m. Da jedoch die Obstbäume ausser unserm Bereiche liegen und der Weissdorn für den Forst keine Bedeutung hat, so begnügen wir uns auch mit diesen Bemerkungen. Alphatetisclies lamenverzeicliiiiss. Aaskäfer, vierpunktiger (nützl.) 210 Acidalia s. Geometra Ackereule, adlerbraune 363 hornfarbige 358 rindenfarbene 362 schwärzliche 362 Äcronicta s. Noctua Afterrüsselkäfer 141 Agelastica aini 201 Agrilus angustulus 89 tenuis 89 viridis 86 Agrotis s. Noctua Ahornpfeilmotte 351 Aleurodes aceris 500 Amblyteles = Ichneumon 271 Ameise, rothe (nützl.) 261 Ammophila sabulosa (nützl.) 264 Amphibien (uützl.) 466 Anobium 93 abietis 97 angnsticoUe 97 longicorne 97 nigrinum 96 pini 67 tessellatura 95 Anomala s. Melolontha Anprallen 26 Anthaxia quadripunctata 490 No. 38 Anthomyia 424 rufipes 425 Apfelbaum- Gespinnstmotte 404 Aphis platanoides 500 Apoderus coryli 138 Argyresthia s. Tinea Amiantella 41 I laevigatella 410. 472 Aromia moschata 190. 540 No. 12 Aseraum striatum 193 Asilus (nützl.) 430 Aspen-Blattkäfer, grosser 107 kleiner 200 Aspen-Knotenwickler 392 Asphondylis 8. Cecidomyia Astynomus aedilis 190 Atlasspinner 325 Attelabus curculionoides 141 Balaninus 136 glandium 138 nucum 1 37 turbatus 137 venosus 138 Bandit (nützl.) 208 Baumweissling 285 Birkenfreund 144 Birken-Xestspinner 348 Birkensplintkäfer ISS Birkenstecher, blauköpfiger 145 schwarzer 143 Blastopbagus s. Ilylesinus Blattkäfer 197 Blattkräusler 143 Blattlausfliegc (nützl.) 445 Blattlauskäfer (nützl.) 212 Blatträuber 370 Blattroller 142 Blattwcspe 220 breitleibige 243 kleine 227 Blattwickler 373 Blaukante, gro-sse 285 Blausieb 295 Blumenfliege 424 Blüthenwickler 368 Bockkäfer 1S9 Bonibyx antiqua 523 No. 5 auriflua 331 542 Alphabetisches Nam enTerzeichniss. Borabyx bucephala 349 chrj'sorrhoea 327 detrita 301 dispar 296 lanestris 348 inonacha 302 neustria 323 pini 331. 469 pinivora 341 pityocampa 343 processionea 316 pudibunda 344 Salicis 325 Borkenkäfer 145 eigentliche 148 gemeiner 149 Tielzähniger 158 Bostrychus 14S abietis (Cryphalus) 479 No. 19 acuminatus 159 bicolor 163 bidens 160 chalcographus 162 curvidens 156 domesticus 168 dryophagus 518 No. 30 laricis 158 lineatus 163 monographus 517 No. 30 piceae 158 pityographus 4S8 No.33. 496 No. 13 pusillus(Aphanarthruni)479 No.l9. 496 stenographus 156 tiliae 527 No. 2 typographus 149 villosus 1 62 Brachyderes incanus 126 Braconiden (nützl ) 276 Brenisenschwärmer 291 Buchdrucker 149 Bucheinwickler 393 Buchenborkenkäfer, kleiner 163 Buchenliolzkäfer, grosser 168 Buchenrüssler, schwarzer 130 Buchenspinner 344 Buchenspringer 130 Buckelkäfer 93 Buntkäfer, emsiger (nützl.) 201 Bupalus s. Geometra Buprestidae 85 Buschhornwespe 222 blasse 235 gesellige 233 grüngelbe 236 rothgelbe 232 Calosoma (nützl.) Inquisitor 209 sycophanta 208 Cantharis s. Lytta fusca 92. 211 obscura 92 Carabus (nützl.) cancellatus 209 granulatus 209 Carpocapsa s. Tortrix Cecidorayia 418 albipennis 421 annulipes 422 brachyntera 419 Fagi 422 juniperina 420 pini 420 rosaria 423 salicina 423 saliciperda 420 • Tremulae 423 Cerambycidae 189 Cerambyx heros 190. 517 Chalcidier (nützl.) 276 Chalcophora Mariana 90 Chamaeleon 353 Chermes abietis 454 laricis 456 piceae 494 No. 3 Chilocorus (nützl.) 213 Chimatobia s. Geometra Chronik 43 Chrysomelina 197 Chrysopa vulgaris (nützl.) 445 Cimbex 243 betulae 504 No. 20 lucorum 505 Cionus fraxini 520 Cladius eucera 243 viminalis 243 Clerus formicarius (nützl.) 211 Cnethocampa s. Bombyx Coccinella (nützl.) 212 Coccus quercus 453 racemosus 450 Coccyx 8. Tortrix Coccyx herciniana 393 Coleophora s. Tinea Cossus Aesculi 295 ligniperda 293 Crabronea (nützl.) 264 Craesus s. Nematus Criocephalus rusticus 193 Criomorphus luridus 190 Cryptorhynchus lapathi 133 Cryptus cyanator (nützl.) 272 Curculio abietis 114 Alphabetisches Namenverzeichniss. r)43 Curculio ater 119 pini 102 Curculionina 99 Cynips 259 radicis 518 No. 33 Dasychira s. Bombyx Dendroctonus s. Hylesinus Dickkopf 29(5 Dickmaulrüssler braunbeiniger 123 schwarzer 119 Dioryctria abietella 399 Diplosis s. Cecidomyia Diptera 412 Drechsler 144 Driocoetes s. Bostrychus Earias clorana 386 Eccoptogaster carpini 522 No. 1 destructor 188 intricatus 189 multistriatus 188 pygraaeus 189 Katzeburgi 188 Scolytus 184 Eichelbohrer, grosser 138 kleiner 137 Eichenborkenkäfer, langhaariger 102 Eichen-Erdfloh 204 Eichenknospenmotte 406 Eichen-Prozessionsspinner 310 Eichenschildlaus 453 Eichensplintkäfer 189 Eichenspringrüssler 132 Eichenwickler, grüner 383 rostgelber 386 Elateridae 430 Enipis tessellata (nützl.) 431 Ennomos litturaria 368 Entblätterer 370 Erbseneule 476 Erdkrebs, Erdwolf 434 Erlenblattkäfer, blauer 201 Erlen Würger 133 Eschenbastkäfer, bunter l8l schwarzer 181 Eule 354 Eulen, Eulchen 349 Exenterus marginatorius (nützl.) 275 Fadenhorn-Nagekäfer 93 Falter 277 Fangbaum 10 Fanggraben 15 Fangknüppel-Stange 19 Feuer 28 Feuerschröter 85 Fichtenbär 302 Fichtenbastkäfcr, doppeläugiger 109 gelbbrauner 180 schwarzer 177 Fichtenblattwespe, braunschwarze 24 I gesellige 249 kleine 241 Fichtenbockkäfer, zerstörender 190 Fichtenborkenkäfer 149 scharfzahniger 159 sechszähniger 162 zweizähniger 160 Fichtcnholzwespe, gelbe 255 Fichten-Nagekäfer 97 Fichtennestwickler 393 Fichtenquirl-Schildlaus 450 Fichten-Eindenlaus 454 Fichtenrindenwickler, dunkler 387 geeckter 388 Fichtenrüssler, kleiner brauner 110 Fichtenwickler, ziegenmelkerfarbener 38ü Fichtenschwärmer 286 Fichtenspinner 302 Fichtenzünsler 399 Fidonia s. Geometra Fledermäuse (nützl.) 458 Florfliege, gemeine (nützl.) 445 Föhrenspanner 3(J4 Föhrenspinner 331 Forleule 354 Formica rufa (nützl.) 261 Frauenkäfer (nützl.) 212 Fresser 368 Frostspanner, grosser 370 kleiner 368 Fuchs, grosser 285 Galleruca cahnariensis 203 viburni 203 xanthomelaena 203 Gallmücken 418 Gallwespen 259 Oartenbirnspinner 331 Gartenlaubkäfer 84 Gastropacha s. Bombyx Gelbkopf 349 Geometra aurantiaria H72 brumata 3(18 defoliaria .■i7(t piniaria 3() 1 progemmaria 15 7.3 Qeonietrae 30;{ Geradflügler 131 Gerber 84 544 Alphabetisches Namenverzeichniss. Gespinnstblattwespe 2A'.\ rothköpfige 248 Gespinnstkiefeniblattwespe 244 Glasflügler 288 Goldafter 327 Goldauge (nützl.) 445 Grabwespen (nützl.) 264 Grapholitha s. Tortrix Grünhals 125 Grünrüssler 123 Grünwickler 383 Gryllotalpa vulgaris 434 Gymnognatha 431 Halbdecker 448 Halias clorana 386 Haltica erucae 204 Harzrüsselkäfer 117 Haseldickkopfrüssler 138 Haselnussbohrer 137 Hauen des kranken Holzes 37 Heisternspinner 304 Hemerobien (nützl.) 445 Hemiptera 448 Hibernia s. Geometra. Hirschkäfer 85 Hohlnadelwickler 393 Holzwespe 249 Hoplia s. Melolontha Hornisse 255 Hornissenschwärmer 289 Hügelameise (nützl.) 261 Hylastes s. Hylesinus. Hylesinus angustatus 179 ater 176 crenatus 181 cunicularius 177 fraxini 181 micans 181. 466 minimus (Dendroctonus) 487 No. minor 175 palliatus 180 piniperda 170 polygraphus 169 Hylobius abietis 102 pinastri 1 1 0 Hyponomeuta s. Tinea. Ichneumon castigator (nützl.) 271 Ichneumonen (nützl.) 265 Igel (nützl.) -162 Johanniskäfer 84 Isarthron luridura 190 Junikäfer 84 32 Käfer 69 fünfzehige 73 verschiedenzehige 97 vierzehige 99 Kahneichenwickler 383 Kameelhalsfliege (nützl.) 448 Kammhornwespe s. Buschbomwespe Kaukerfe 431 Kiefernbastkäfer schmaler 179 schwarzer 176 Kiefernbeulen -Wickler 391 Kiefern-Blattkäfer 204 Kiefernblattwespe s. Buschbomwespe gemeine 227 grosse 244 Kieferneule 354 Kieferngallen-Wickler 379 Kiefern-Harzgallmücke 420 Kiefernholz wespe, gem. 251 Kiefernknospen -Wickler 379 Kiefernmarkkäfer grosser 170 kleiner 175 Kiefernraotte, grosse 399 Kiefern-Nagekäfer 97 Kiefern-Prachtkäfer, grosser 90 Kiefern-Prozessionsspinner 341 Kiefernquirl -Wickler 378 Kiefernrüssler, grosser brauner 102 kleiner brauner 110 mittler 114 Kiefernsaateule 358 Kiefernscheidenraücke 419 Kiefernschwärmer 286 Kiefernspinner 331 Kiefernstangenrüssler 115 Kieferntrieb -Wickler 375 Kiefernzünsler, grosser 399 Kirschenspinner 348 Klopfkäfer 94 Klopfkeule 27 Knopfhornwespe 243 Körnerwarze (nützl.) 209 Kothsackkiefernblattwespe 249 Kreuzwurz-Ackereule 362 Kurzflügler, goldgezierter (nützl.) 210 Kurzhals, bestäubter 126 Kurzkopf, breitrüsseliger 125 Lachnus roboris 515 No. 20 Lärchen-Minirmotte 407 Lärchen-Rindenlaus 456 Lärchen-Rindenwickler 392 Lärchcntriebmotte 410. 472 Lärchenwickler, grauer 396 Alphabetisches Namen verzeichniss. 545 Lampra rutilans 90 Langhörner 1S9 Laphria (nützl.) 430 Larentia s. Geometra Laria s. Borabyx Lasiocarapa s. Bombyx Lasioptera s. Cecidomyia Laubholzrüssler 129 Laubkäfer 73 Frisch's 84 silberschuppiger 84 Laufkäfer (nützl.) 209 Lecanium s. Coccus Lepidoptera 277 Leucoma s. Bombyx Libellula depressa (nützl.) 443 Lina populi 197 tremulae 200 Linden-Prachtkäfer 90 Lindenspinner 349 Liparis s. Bombyx Longicornia 189 Lophyrus 222 frutetorum 234 juniperi 497 pallidus 235 pini 227 rufus 232 socius 233 yirens 236 Lucanus cervus 85 Luperus pinicola 204 Lyda 243 carapestris 249 erythrocephala 248 hypotrophica 249 pratensis 244 stellata 244 Lytta vesicatoria 97 Macaria lituraria 368 Magdalis violaceus 485 No. 21 Maikäfer, gemeiner 73 österreichischer 8-i Mandeleule 353 Marienkäfer (nützl.) 212 Maulwurf (nützl.) 461 Maulwurfsgrille 434 Melolontha aceris 84 albida 74 Frischi 84 fullo 84 hippocastani 84 horticola 84 pectoralis 84 Tasche nberg, Forstinsekten. Melolontha philanthus 84 solstitialis 84 vulgaris 73 Metallites 127 Metallrüssler 127 Microgaster glomeratus (nützl.) 276 Moldwolf 434 Mondvogel 349 Moosharken, Moosrechen 36 Mordfliege (nützl.) 430 Mordkäfer (nützl.) 208 Moschusbock 190 Moschusvogel 231 Motten 400 Mückenschwärraer 291 Nadelholzkäfer, liniirter 163 Nadelwickler 385 Nagekäfer 93 buntwürfeliger 95 dünnhalsiger 97 langhörniger 97 schwarzer 96 Nematus abietum 241 amerinae 539 No. 9 angustus 537 capreae 539 No. 7 Erichsoni 493 No.9 helicinus 539 No. 7 laricis 492 No. 9 pedunculi 539 No. 6 Salicis 241 septentrionalis 240 Nephopteryx abietella 399 Nestraupenfalter 327 Noctua aceris 351 aquilina 363 corticea 362 cruda 352 exclamationis 362 fumosa 362. incerta 353 instabilis 353 piniperda 354 pisi 476 segetum 362 valligera 35S Noctuae 349 Nonne 302 Nussbohrer 136 Nutzholzborkenkäfer 163 Oberea linearis 523 No. 2 ücneria s. Bombyx Orchestes fagi 130 35 546 Alphabetisches Namen verzeichniss. Orchestcs quercus 132 Org5'ia s. Bombyx Ornix s. Tortrix Orthoptera 431 Orthosia s. Noctua Otiorhynchus fuscipes 123 niger 119 picipes 123 Pachyrhina s. Tipula Paedisca s. Tortrix Paniscus testaceus (nütz!.) 274 Panolis s. Noctua Panorpa communis (nützl.) 448 Pappel-Bockkäfer, grosser 193 kleiner 195 Pappelstecher' 144 Pappel-Wolllaus 457 Pediaspis sorbi 511 Pemphigus bursarius 457 Pflasterkäfer 97 Pfeifenkäfer 144 Phratora vitellinae 200 Phycis abietella 399 Phyllobius 123 Phylloperta s. Melolontha Pieris crataegi 2S5 Pimpla instigator (nützl.) 273 Pinien-Prozessionsspinncr 343 Pissodes hercyniae 117 notatus 1 1 0 piceae 115 pini 114 piniphilus 115 Pithyophthorus s. Bostrychus Plattbauch 443 Polydrosus 129 Polygraphus pubescens 169 Porthesia s. Bombyx Potzenstecher 144 Prachtkäfer 85 dünner 89 grüner 86 schmaler 89 Probebäume 16 Psillura s. Bombyx Pteromalus pupavum (nützl.) 276 Puppenräuber (nützl.) 20S Pygaera s. Bombyx Pyralidina 39S Raubfliegen (nützl.) 430 ßaubfliegenschwärmer 292 Raupenzwinger 13 Rebenstecher, stahlblauer 114 Reifmottc 368 Reitkröte 434 Retina s. Tortrix Reutwurm 434 Rhagiura 193 Rhaphidia ophiopsis (nützl.) 448 Rhizotrogus s Melolontha Rbynchites 142 betulae 143 betuleti 144 coeruleocephalus 145 populi 144 Rhynchophora 99 Rhynchota 448 Ringelfuss 325 Ringelspinner 323 Rosenspinner 296 Rosskastanien-Eule 351 Rosskastanieu-Laubkäfer 84 Rothbauch 302 Rothfuss 344 Rüsselkäfer 99. 102 grosser schwarzer 119 Rüstern-Splintkäfer grosser 184 kleiner ISS Sackleiter-Blattwespe 243 Sägewespe 219 Sandwespe, gemeine (nützl.) 264 Saperda carcharias 193 populnea 195 Schaben 400 Schizoneura lanuginosa 457 Schlangenköpfchen (nützl.) 448 Schlupfwespen (nützl ) 265 Schmalbauch 124 Schmetterlinge 277 Schmiede 90 Schnabelkerfe 448 Schnake 423 Schnautzcnmotten 402 Schneeball-Fruchtkäfer 203 Schneider 21 1 Schnellkäfer 90 Schnepfenfliege, gem. (nützl.) 431 Scliwammspinncr 296 Schwan 331 Schwebfliege 1 la i ■ / -i i \ i.io „ , . -,• ? mondfleckige (nutzl.) 428 Schwirrfliege j o \ / Sciaphila s. Tortrix Scolytides 145 Scolytus s. Eccoptogaster destructor 184 Scymnus (nützl.) 214 Alphabetisches Namen vcrzoichniss. 547 Sesia apiformis 2S9 asiliformis 292 cephiformis 496 No. 15 conopiformis 517 No. 27 culiciformis 291 cynipiformis 292 spheciformis 506 No. 27 tabaniforrais 291 vespiforrais 292 Sichelwespen (nützl.) 274 Siebenpunkt (nützl.) 212 Silpha quadripunctata (nütz!.) 210 Sirex gigas 255 juvencus 251 Sitones lineatus 507 Skorpionfliege (nützl.) 447 Sonnenwendkäfer (nützl.) 212 Spätling 36S Spanische Fliege 97 Spanne 368 Spanner 363. 364 Sphegidae (nützl.) 264 Sphinx pinastri 2S6 Spindelbaum-Gespinnstraotte 402 Spinner 296. 331 Spitzmäuse (nützl.) 460 Spondylis buprestoides 193 Stammphalaene 296 Staphylinus caesareus (nützl.) 210 Stecher 142 Steganoptvcha s. Tortrix Strauch-Buschhornwespe 234 Streckfuss 344 Streuharken, Streureche n 36 Strophosomus coryli 125 Syrphus (nützl.) 42S Tachina fera (nützl.) 427 Taeniocampa s. Bombyx Tagschmetterlinge 285 Tannen-Borkenkäfer gekörnter 158 kleiner 156 kruramzähniger 156 Tannenknospenwickler 396 Tannenlaus 454. 494 No.3 Tannenpfeil 2S6 Tanuenwickler, grüner 380 Tannenzapfenwickler 390 Tanzfliegen (nützl.) 430 Telephorus 92 Tenthredo aterrima 521 Teras s. Tortrix Tetraneura ulmi 457 Tetranychus socius 526 Tetropium fuscum 193 luridum 190 T heerring 19 Tinea cognatella 402 complanella 407 evonymella 402. 404 laricella, laricincUa 407 lutipennella 406 malinella 404 padi, padella 404 pygmaeella 405 variabilis 404 Tineina 400 Tipula crocata 423 flavolineata 424 Tischeria s. Tinea Todtenuhr 94 Tomicus s. Bostrychus 188 Tortrix Bouoliana 375 comitana 393 corollana 392 cosraophorana 391 dorsana 387. 388 duplana 370 duplicana 387 ferrugana 3S6 grossana 393 histrionana 3S0 nigricana 396 pactolana 388 piceana 385 pinicolana 396 resinella, resinana 379 rufimitrana 495 No. 7 splendana 393 strobilella, strobilana 390 turionana 379 viridana 383 Zebeana 3^2 Trachea s. Noctua Trauermantel 285 Trichterwickler 143 Trochilium s. Sesia Trypodendron s. Bostrychus lieberer den 470 Ueberwachung der Gegenmittel 41 Ülmcn-Fruchtkäfer 203 Vanessa antiopa 285 polychloros 285 Vertilgungsmittel 15 Vespa crabro 255 Vögel (nützl) 462 Vollnadelwickler 380 548 Alphabetisches Namenverzeichniss. Vorau ssich t 39 Vorbeugungsmittel 10 Vor h e rsage 39 Waldameise (nützl.) 261 "Waldgärtner 170 Waldlindenspanner 370 "Warzenkäfer 2 1 1 "Weichkäfer, gemeiner 92. 211 düsterer 92 Weidenblattkäfer 200 Weidenholz-Gallmücke 420 Weidenknospenmotte 405 Weidenrüssler, bunter 133 Weidenspinner 325 Weidenwickler, grüner 386 Weissbuchenspinner 323 Weissdornspinner 327 Weisspunkt-Rüsselkäfer 110 Weisstannenrüssler 115 Werkholzkäfer 93 Werre 434 Wickler 373 Wintersaateule 362 Winterspanner 368 Wollafter 348 Wurzelknoten-Borkenkäfer 181 Xyleborus s. Bostrychus Xyloteres s. Bostrychus Xystobium pulsator 95 Zapfenwickler 144 Zehrwespen (nützl.) 265 Zweiflügler 412 Zwetschenspinner 323 Zünsler 398. Gedruckt bei E. Polz in Leipzig.